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npov 8, 12; 22, 13; 25, 30. 16 Die Peschitta schreibt eine Form, die "aufgehen" bedeutet, gibt aber manchmal auch die LXX-ÜbersetzWlg zu diesem Wort (Stendahl, aaO 106 Al). '1) d7te:v (ön) eingeleitet. 8, 17 bietet wieder eine y.!:ypa7tTIXL-Formel. 10, 34 richtet sich nach ß, 31, steht aber wie 7,42 in der Frageferm. Endlich findet sich in 12,34 die Zitatseinleitung lJ[J.e:LC; ~xoucra[J.e:v ~x TOi.) v6[J.ou (ÖTL) ... 2 1,17; cf 12,34; 8, 17; 7, 19. 49. 51; 18,31; 19,7, wobei natürlich hier und da der erste Teil des at.lichen Kanons gemeint sein wird.
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zum anderen den Anfang seines Auftretens in GaIiläa. Das Licht geht jetzt auf, da Jesus nach Galiläa in die Gegend von Kapernaum kommt. Das könnte MfL7tELII (LXX) so nicht ausdrücken 18 • In dem eil XWP'l' )(c.:t 0'1(LI~ .l}OCllcXTOU könnte ebenfalls eine Übersetzung, wie sie Ps 107,10 steht, wirksam sein (Ps 107,10 LXX: )(OC.&1)fLtlloL~ eil 0')(6TeL )(ocl O')(L~ .&OCllcXTOU). Mt hat auch vor v 16b ein )(ocl gesetzt, wo weder der masoretische Text noch die LXX eines bieten. Vielleicht geht es ihm auch in diesem )(OC( vor O')(L~ um eine Hervorhebung des geographischen Begriffes xwpoc 17 •
Das Zitat kann also als Ganzes weder auf den masoretischen Text noch auf die LXX zurückgeführt werden. Nichtsdestoweniger scheint es Kenntnis beider zu verraten. Vor allem aber spricht es selbst durch seine Form dafür, daß die Motive für diese Textbehandlung zum großen Teil im mt Kontext (Auftreten Jesu in GaIiläa als messianisches Ereignis) ihren Ursprung und ihre Ansatzpunkte haben. b) Mt 8,17 (Js 53,4) Gegenüber Markus (1,32-34) und Lukas (4,40-41) macht das Summarium zu den Heilungswundern Jesu bei Mt (8,16) einen gestrafften Eindruck; nur bei ihm gewinnt dieser Bericht über "Heilungen am Abend" den Charakter einer Zusammenfassung des vorher Berichteten. Dabei fällt auf, daß bei Mt die Formel 7tOL)«(AOCL~ 1160'OL~ (Mk 1,34; Lk 4,40) fehlt. Die Dämonenaustreibung wird gegen Markus und Lukas vor der Krankenheilung 18 genannt. Wenn aber in den Krankenheilungen Jesu der Ansatzpunkt für das Zitat vorliegt, dann erübrigt sich die These von JPBrown, Es muß aber mit der Möglichkeit gerechnet werden, daß die Version der Peschitta vom NT her beeinflußt worden ist. Auch in Lk 1, 78f wird eine ähnliche Interpretation sichtbar. 16 cf BLindars, aaO 198. Zum messianischen Charakter von &'IIOCTtAAELII s Str-B 11, 113; danach ist &'IIOCTOA1j in Lk 1, 78 wahrscheinlich messianischer Titel. 17 Im ganzon liegt in diesel' Formel Angleichung an die LXX vor. SchI!1t1;or, Mt, 115: "In der Beziehung des Genetivs .l}ocllcXToU auf X,WPOL und O')(LcX wird S (= LXX) wirksam." Zu den Varianten in den syrischen Ubersetzungen, die in die at.licho 'roxtgoschiohte gehören (syrS1n : "Traurigkeit", syrh: "Finstornis"), siehe Merx, Mt, 57f. 18 Die 8OCLj..L6\1LOC werden bei Mt 7t\le:UjJ.OCTOL genannt. Diese nicht weiter definierte Bezeiohnung taucht nur hier im NT auf. In Mt 10, 1; 12, 43. 45 kommt das ·Wort aus der Tradition (cf Mk 6, 7; aber Lk 9, 11, und Lk ll, 24. 26). In Mt 8, 16 wird das Wort vom Evangelisten stammen. Im Blick auf MY<Jl von einer "spiritualisierenden Tendenz" in der Darstellung der Heilungon Jesu zu sprechen (Strecker, aaO 151 AI), ist übertrieben. Das AOY<Jl ist von Mt 8, 8 her zu verstehen, hat also auch nichts mit einem Gegenüber
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das Zitat finde seinen viel adäquateren Platz schon vorher im Anschluß an die Heilung des Knechtes des Hauptmannes und die daran gefügten Worte Jesu (Mt 8,5-13)1°. Der Wortlaut des Zitats läßt sich nicht auf die LXX zurückführen. Auch der Versuch, hier eine alte LXX-Tradition nachzuweisen, muß als unhaltbar angesehen werden 20. Die mt übersetzung hält sich eng an den masoretischen Text. Mit ,xcr!}ev€LIx weicht Mt erheblich von der LXX ab, die hier einerseits "spiritualisierend" mit &fJ.CXp·rLcx übersetzt, andererseits auch sonst niemals acr&€v;;~CX für '7t! sagt 21 • Obwohl das Wort an dieser Stelle bei Mt Hapaxlegomenon ist, braucht das nicht zu befremden, "da acr&;;vE:iv für kranksein und acr.!};;v1j~ für krank ins Wörterbuch des Mt gehört" 22. Das gleiche gilt in verstärktem Maße für ACXf.Lß&v;;W 23 • Auch das zweite Verbum, das die LXX durch b8\)vcicr&cx~ (in Jes 53, 11 durch avcxcpepm) übersetzt, wird von Mt mit ßCXcrT&~;;W wiedergegeben 24. Am wahrscheinlichsten wird die Autorschaft des Mt für die Form dieses Zitats in der Übersetzung von U\~N:l~' durch Kcxl TO:~ v6crO\)~25. Es fiel schon früher auf (oben S 70), daß der Begriff v6cro~ in der Zusammenfassung (v 16) gegenüber Markus und Lukas fehlt .. Hier nun hat Mt ihn gebracht. Es ist überhaupt auffällig, wie im Umkreis unseres Zitates dies Wort sich häuft (4,23.24; 9,35; 10, 1). "Alle diese Stellen erweisen sich deutlich als Sammelberichte, die Mt selbst formuliert bzw (in 10, 1) durch eine eigene Wendung erweitert hat. Gerade sie bilden die Rahmenstücke, in die der Evangelist seine Komposition vom Wirken des Christus eingefaßt hat. Daraus folgt nicht nur, daß die übersetzung v6cro~ in Mt 8, 17 dem Sprachgebrauch des Evangelisten entspricht, sondern es ist auch sichtbar, daß sich diese übersetzung seinen kompositorischen und theologischen Absichten einfügt. Mt von Lehre und Werk Jesu zu tun (gegen Strecker, aaO 176); cf Held, Matthäus als Interpret. .. in: Überlieferung und Auslegung im Matthäusevangelium (2. Aufl) 1961, S 161. 19 JPBrown, NT St 8 (1961/62) 34. 20 KFElller, Die Vcrkündigung vom lcidcndcn Oottcslmecht 1934, 59ff. Zur Kritik siehc vor allem HWWolff, Jesaja 53 im Urchristentum (3. Aufl) 1952, 72 A 296; Stondahl, aaO 107 A 4. 21 Aber acr·!}e:v;;iv lmnn auf n,n zurückgehen: Ri 16,7.11. 17 ("schwach"); Hos 11,6 (1); Ez 34,4; Da 8, 27. 22 Schlatter, Mt, 283. 23 cf nur Mt 10, 38 gegenüber Lk 14, 27 (ßCXcrT&~e:W) und Mt 16,24 (cxrpm). Weitere Belege bei Schlatter, Mt, 282. In der LXX steht in Jes 40,24: 41, 16; 57, 13 für ~tQ.l ebenfalls )"CXILß&VE:~V. 24 cf Mt 3, 11; 20, 12; Schlatter, Mt, 283. 25 Bei Aquila lmd Symmachus wird l.l"n mit v6cro\)~ wiedergegeben (zu Strek· ker, aaO 66 A 3); die LXX übersetzt :lH~::l~ niemals mit v6cro~.
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übersetzt die Stelle ... sozusagen kontextgemäß : entsprechend dem von ihm gewollten Sachzusammenhang. Die so gewonnene Stichwortverbindung durch den Begriff v6aoe; schlägt eine Brücke von den Rahmenstücken mit ihrem summarischen Bericht über Jesu Heilen zur Darstellung dieser Heiltätigkeit im einzelnen (Mt 8, 2-17). Es bestätigt sich ... , daß das Zitat 8, 17 für das gesamte Wirken Jesu als Wunderheiland gilt." 26 Damit sollte deutlich sein, daß dies Zitat den Charakter eines "Summarium" hat. Zudem ist Mt 8, 17 ein weiteres Beispiel dafür, daß und wie der Evangelist die Erfüllungszitate vom Kontext her bearbeitet hat, so daß sie über ihren stichwortartigen Anknüpfungspunkt hinaus nun ihrerseits Auslegung des übernommenen Kontextes bieten. c) Mt 12,17-21 (Js 42, 1-4)
Die Einfügung dieses Zitates in seinen Kontext entspricht völlig dem Bild, das sich zu 8, 17 bot. Auch hier strafft Mt in 12, 15-16 gegenüber Markus (3,7-12) und Lukas (6,17-19). Wie in 8, 16 zeigt die knappe Ausdrucksweise (viele folgen - alle werden geheilt) das Summarienartige des Abschnitts. Dber 8, 16 hinaus gibt der Evangelist hier aber die Ermahnung Jesu an die Geheilten, ihn nicht offenbar zu machen (v 15b). Damit ist der Ansatzpunkt für das tVlX "A'llPW.&jj gegeben 27. Der Wortlaut des Zitats weicht gleichermaßen von allen bekannten Texten ab. v 18a ist eine Dbersetzung des hebräischen Textes gegen die LXX. Das )iT wird aufgenommen 28, während die LXX es fortläßt. Die Dbersetzung von ,~V durch ",,,re; ist so konstant (LXX, Targum ["~V], Theodotion 29 Aquila und Symmachus schreiben 80UAOC;), daß sie kaum als mt verstanden werden kann 30. Jedoch im Blick auf die Parallelen in Mt 3,17 und 17,5, wo beide Male im Gefolge des überkommenen Textes ut6c; steht, muß die 20 Held, aaO 247. Zur weiteren Tradierung der versohiedenen Textgestalten in 1 eIern 10, 4 (naoh LXX); Ign PoIl, 3 (naoh Mt) usw siehe Stendahl, aaO 106; EMassaux, Influenoe de l'Evangile selon saint Matthieu sur 111. litteratul'e ohr6tionne avant s!1int Irenee 1950, 99; KFEnler, 11.11.0 59f. 27 JPBrown will diosos Zitat in der dem Mt vorliegenden Redenquollo (Qmt) auf Mt 11, 25-30 folgen lassen, obwohl diese Verse nioht so ohne weiteros !1uf Qmt zurüokgeführt werden können; NT St 8 (1961/62) 34; of oben A 3. 28 Ebenso bei Theodotion, Aquila und Symm!1ohus. 20 Auoh in der patristisohen Literatur; of Massaux, 11.11.0 84f und 542. 30 So riohtig Lohmoyors Ausführungen zu dem mxrc;-Titel für Jesus auoh sein mögen (Gotteslmeoht und Davidssohn [2. Aufl] 1953, 8ff), so muß deswegen dooh nioht gleioh das ganze Zitat weder von Mt stammen nooh auoh vom Evangelisten an dieser Stelle eingeführt worden sein (so Lohmeyer, 11.11.0 8).
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übersetzung durch mXrt; als bewußte Aufnahme der in der LXX-Tradition vorliegenden Version aufgefaßt werden. Mt macht sonst keinen Gebrauch von diesem Titel; offensichtlich steht er 12, 18 nur deshalb, weil er auf den gehorsamen, "passiven" und "unscheinbaren" Charakter der Haltung Jesu hinweist, von dem im Kontext die Rede ist 31 • Daß diese Bevorzugung des mxrt;-Titels der LXX 32 vor dem ul6t; der Parallele in 3, 17 bewußt geschieht, wird dadurch unterstrichen, daß Mt gerade im weiteren Wortlaut durch 3, 17 (17, 5) beeinflußt zu sein scheint. Zunächst aber muß auf die völlige Isoliertheit hingewiesen werden, in der (l(!pE'l"L~m hier im Neuen Testament steht. Es ist ein Wort der LXX, ohne dort jemals eine Form von 1Cf1 zu vertreten, wie das hier geschieht. Wenn man auch mit GBarth 33 darin kaum eine vorwegnehmende übersetzung des ~"IM.::l sehen kann, so mag es trotzdem durch die Nachbarschaft von .,M.::l34 hier eingesetzt worden sein. In der Wahl der Worte 0 ~Y(l(Tnrr6t; (.1.01> für ,,'M.::l (LXX: 0 EKA€K't"6t; (.1.01> rund 8v €U86K'I)aEv ... für i1f1~" (LXX: 7\"poaelle;(l('t"o ... ) zeigt sich Mt nun aber abhängig von der Tradition in 3, 17 und 17, 5 35 • Der erste Evangelist erweist sich also in seiner Fassung des Zitats einerseits als selbständig, scheint aber andererseits auch Kenntnis der verschiedendsten Versionen zu haben. Am nächsten kommt ihm noch die Form, die Theodotion bietet. In der zweiten Vershälfte müssen zwei Abweichungen von der LXX hervorgehoben werden. Für das ~IlWK(l( der LXX schreibt Mt .&~aw. Möglicherweise folgt er damit einer Tradition, wie sie im Prophetentargum (l'm~ ~m,v ~ro"j' Ml,) vorliegt 36. Auch das ~,~, l~CCV' ~~~, des Targums würde eine Brücke zum mt ~7\"(l(yyeA€r abgeben können 37. Diese Verwandtschaft darf aber nicht überbewertet werden; denn einmal ist der Unterschied vom Targum auch hier noch spürbar, zum anderen zeigt Mt seine eigene Wort. wahl 38. Im Blick auf das Futur .&~aw kÖnnte auch das "Futur" ~,~" = 31 Zu diesem Titel cf weiter JJeremias, ThW V, SV; OCullmann, Petrus, Jünger, Märtyrer (2. Aufl) 1960, 74f; Idem, Christologie (3. Aufl) 1963, 50ff, dort siehe weitere Literatur. 3Z ZU der "kollektiven" Auslegung der LXX durch die Nennung von Jakob und Israel (nach JOB 44, lf. 21) cf Stendahl, 0.0.0 llO. 33 GBarth, aaO 118; of HJHoltzmann, Mt, 242; BWeiss, Mt, 234; Zahn, Mt, 454 A 68; Stendahl, 8,0.0 110. 34 In dor LXX sLüht hiut,ür (l(LpE'l"L~E~V moistons iM.::l. 35 Sl' 0pm: dt; 8v; C Dal Irlat: EV
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!X7t'(XYYEAtL (LXX: e;olcm) wirksam geworden sein. Da die LXX-übersetzung
einen "mechanischen" Eindruck macht, legt cX7t'(XYYE:AE! es nahe, in ihm eine absichtliche targumisierende übertragung des Evangelisten zu sehen 3D. v 19 ist "an interpretation rather than ... a translation"40. Gleich das erste Verb übersetzt Mt gegen die LXX (xE:xpcX;n'(XI) durch das befremdliche ep(crEI 41 . An dieser übertragung ist viel herumgeraten worden, und man hat immer wieder versucht, mit Hilfe der Peschitta (.::l~i~) eine Erklärung zu finden 42. Diese Brücke von der Peschitta zu Mt 12, 19 ist aber zu schwach, um tragfähig zu sein 43. Zudem hat Gärtner eine wesentlich einfachere und auch einleuchtendere Lösung vorgeschlagen. Danach kann das hebräische /,Vl auch eine "forensische" Bedeutung haben: "anklagen", "sein Recht fordern"44. Mt würde dann gerade in diesem Wort (oux ep(crEt) das hervorheben, was schon der Kontext anvisiert: Indem Jesus den jüdischen Anfeindungen ausweicht und dabei alle Kranken, die ihm folgen, heilt, leitet er daraus doch kein Recht auf eine Propaganda für sich ab, sondern beschränkt sich auf das Heilen als solches; dh Jesus bleibt ausschließlich mit seinem Heilandswerk befaßt. So verhilft er dem "Recht" für die Heiden, für alle, zum Siege. Mit xP(XUy!XcrEt übersetzt Mt das hebräische Ntt/~45. Das Wort kommt nur hier im ersten Evangelium vor 46 . Auch mit ouSe cXxoocrE:t TtC; eil T(X!C; 7t'A(XTd(Xtc; T~\I q:>OOIl~1I (Xu't'oü befindet sich der Evangelist in Spannung zur LXX, die das Passiv cXxOUcr.&~crETcxt und das einfache !!;oo wählt 47 . Auch sonst braucht Mt 80 Zur Bedeutung des Begriffes xplcrtc; und seiner Verwandtschaft mit 23,23 (= rechtes Verhalten gegen den Nächsten und J esu barmherziges Handeln) cf HBraun, Radikalismus II, 1957,25 A 9 und auch ThW III, 943, 14ff. 40 Stendahl, aaO 1U. n Für das NT hier Hapaxlegomenon. In der LXX vertritt es n,~ und n~~; es kommt dort etwa zehnmal vor. 42 Die These Nestles (Exp T XX [1908/09] 92f), zwischen dem hebr Ntt/\ und dem mt ep(crEt stehe do.s syrische .::l~".l, wurde im selben Band dieser Zeitschrift (S l40f) von Allen bestritten. Die Abhängigkeit des ep(crEt von syrischen Versionen wurde aufgegriffen von Stendahl, 0.0.0 111; zuletzt wandte sich BLindars (0.0.0 148) gegen Stendahl und sieht hier wieder einen übersetzungsfehler. 43 Man wird sich der Kritik Gärtners an Stendahl nicht entziehen können; cf Gärtner, Stud '1'heol 8 (1954) 20f; siehe auch HBraun, ThR 28 (1962) 122. 44 Gärtner, 0.0.0; cf 2 Kö 8,3.5; 6,26; Ex 22,22; zu epl~e:tll cf aber auch Sir 8,2; U, 9. 4~ Zu ergänzen ist hier ?lp, cf PAHdeBoer, Second Isaiah's Message (OT Studien XI HI56), 45; JMorgenstern, VT U (1961) 301. Die LXX übersetzt wieder reichlich "mechanisch" durch cX\I~crEt. 40 cf aber auch 15,22 vI und 25,6. In der LXX steht xPCXUY!X~Etll nur 2 Esr 3, 13 (Freudengeschrei) ; ~ xp(Xuy~ jedoch kommt häufiger vor. 47 cf Seeligmann, aaO 56.
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gern für 008d~ die Konstruktion 00 (Il~)' .. 'n~ (8, 28; 11, 27; 22, 46; cf 24, 4). Zu &'1 'l"<xr<; 1t'A<X'l"t!<X~~ ist Mt 6, 5 zu erwähnen. Es ist denkbar, daß Mt selbst für diese plastische Wiedergabe des hebräischen Textes verantwortlich ist. Das Targum bietet mit seiner Formulierung N'1:l:l 48 eine Interpretation, die der des Evangelisten nahekommt. In v 20 sind in den Substantiven K,xA<XlloV und A!VOV wieder schwache Anklänge an die LXX erkennbar 49 • Die beigefügten Adjektive jedoch weichen vom griechischen Alten Testament ab, ebenso wie das Verb K<X'I'e:,x~Et. Im ganzen bietet Mt gegenüber dem masoretischen Text und der LXX einen stark verkürzten Text. Er überspringt den Rest von Js 42,3 und den folgenden ersten Versteil, offensichtlich zur deutlicheren Herausarbeitung dessen, worauf es ihm hier ankommt 50. Ob das cruV'l"e:'I'PLIlIlEVOV zeigt, daß er die Version der LXX (cruV'I'p!<jIe:L) kannte pl K<X'I'lXYVUV<XL ist weder an den zehn Stellen, an denen es in der LXX steht, eine übersetzung von '1~tt/, noch taucht die hier bei Mt stehende grammatische Bildung 52 im griechischen Alten Testament auf. Im Neuen Testament steht das Verb nur noch bei Johannes (19,31. 32. 33). Für das K<X1t'v~~61le:vov der LXX schreibt Mt 'l"ucp61le:vov. Auch dieses Wort kommt sonst weder in der LXX noch im Neuen Testament vor 53 • Beide aber gehen mit ihrer übersetzung von ilil:l (= verlöschend) durch "rauchend" (cf Js 7, 4 LXX) über die Bedeutung des masoretischen Textes hinaus. Möglicherweise verbirgt sich hier eine gemeinsame targumisierende Tradition, Sicheres läßt sich aber kaum ausmachen 54. Bemerkenswert ist ferner die mt Formulierung !!
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1, 4 t:l!lt9~ n~.l' ~~~ zurückgeführt 65. Dagegen wendet sich Strecker 66. Er sieht in diesen Worten, falls Mt nicht eine Variante im hebräischen Text (n~.l') las, wie Schlatter 67 meint, eine freie übersetzung, die den Sinn von Js 42, 3b gut treffe und so v 3b und 4a miteinander verbinde und mische 68. Für diesen Rückzug auf das n~~, von v 3b läßt sich vielleicht auch die LXX-übersetzung el~ cX.).,1)jj.e~cxv geltend machen. Außerdem spricht der LXX-Wortlaut zu Hab 1,4 (Kcxl OU a\e~&;ye-rcx\ et~ .t).,o~ Kpt(LCX) nicht gerade für eine Heranziehung dieser Stelle. Eher leuchtet dann schon ein Vergleich mit der Art, in der Paulus (1 K 15, Mf) Js 25, 8 und Hos 13, 14 zitiert, ein. Man kann fragen, ob hier nicht eine traditionelle christliche Exegese vorliegt, deren sich Mt an dieser Stelle bedient hat 69 • Daß er jedenfalls an der Gestaltung des Wortlautes nicht gänzlich unbeteiligt ist, wird noch einmal durch &Kß&).,).,m unterstrichen. Da dies Verb bei Mt recht unterschiedlich gebraucht werden kann GO, ist anzunehmen, daß es auch hier auf Mt zurückgeht, so wie er in v 18 schon einmal das hebräische ~'::r1' mit &rrcxyye).,ei targumisierend wiedergegeben hatte. Im ganzen darf gesagt werden, daß Mt hier doch wohl eine ältere übersetzung des alttestamentlichen Textes verarbeitet hat. In v 21 begegnen wir einer überraschenden übereinstimmung mit der LXX, die Kilpatrick veranlaßte, in diesem Satz eine spätere, ergänzende Hand zu vermuten 01. Gewiß steht Mt hier in der "übersetzung" des hebräischen 1Mi,n" durch Kcxl (errl) -rcj> ov6(Lcx-r\ in direkter Beziehung zur LXX; denn alle anderen griechischen Zeugen schreiben.cj> V6(L!p62. Bestätigt wird das durch die übertragung von tl~,~ durch ~.&v'l); denn eine solche Wiedergabe bietet die LXX nur hier .und in Jas 41,5. Nach weit verbreiteter Meinung liegt nun in dieser LXX-Lesart eine Verwechslung von ~5 Rahlfs, ZNW 20 (1921) 186-189; Klostermann Wld Zahn zSt; Stendahl, aaO 113; Lindars, aaO 149f. 66 aaO 68 A 5. 6? Schlatter, Mt, 402. 68 Für dieses Verständnis entschieden sich die älteren Kommentatoren Bleek, HJHol~zm(l.nn, Allen, B"Veiss und neuerdings HKosmala, Hebräer-EssenerChristen 1959, 165. 50 Kosmala, aaO, sieh~ hier eine bewuß~e Textänderung in der Ar~ des Pescher, der "bei den Essenern üblichen Textdeutung" (116). 60 "Gewal~sam hinauswerfen", "treiben" (Mt 9,25; 21,12; 21,39; 22,17; 25,30); "aussenden" (9, 38); "herausnehmen" (7, 4f; 12,35; 13,52); "ausscheiden", "fallen lassen" (15, 17). 61 Kilpa~rick, aaO 94. Immerhin ist zu bemerken, daß auch hier die Übereinstimmung nicht vollständig ist. Mt läßt das errt der LXX fort. 62 Nur Justin folgt Matthäus (Dial CXXIII, 8).
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OVOtJ.OC mit v6tJ.oc; vor, die von Mt aufgenommen wurde 63 • Aber schon Ziegler
zweifelte an ihrer Richtigkeit und vermutete eher, daß schon der LXX ein entsprechender hebräischer Text zugrunde lag 64 • Er stellt zu Js 42,4 das parallele Material zusammen und weist auf die Häufigkeit des Motivs vom Harren der Inseln auf Jahwe im Jesaja-Buch hin 65 • Dabei ist Js 26,8 von besonderem Interesse; denn hier zeigt die LXX-Version eine deutliche Abweichung von dem Verständnis des masoretischen Textes 66 • Die gleiche Abweichung aber findet sich auch in der Jesaja-Rolle vom Toten Meer 1 QIsa. die nach 1'~!)W~ eine breite Lücke läßt und das Suffix der zweiten Person in dem Verb ~~~\1i? abstößt, so daß genau der Sinn der LXX entsteht. Ferner bietet 1 QIs" überraschenderweise statt des masoretischen 91il!?1 ein 1nim,1, so daß 1~W' und 1m1n, parallel nebeneinander zu stehen kommen 67. Eine ähnliche "Entwicklung" könnte durchaus in dem hebräischen Text vor der LXX stattgefunden haben. Ob man für die Übersetzung des C\\N durch €~V'7j ,,0. typically geographical and theological adaptation" der LXX in Anspruch nehmen kann 68, mag dabei auf sich beruhen. In jedem Fall besteht gerade wegen der Anlehnung dieses Verses an die LXX kein Anlaß, ihn dem Evangelisten abzusprechen. Er kann ihn gut, wie die zahlreichen Hapaxlegomena zeigen, einem schon vor ihm fixierten Text hinzugefügt haben. Mit der LXX war er dazu genügend vertraut. Abschließend läßt sich sagen: In dem Schweigen des ltoctC; von v 19 liegt der Anknüpfungspunkt des Zitats an den Kontext. Aber erst in den beiden Begriffen )(p(cr~c; und ~~v'7j (v 18 und 21) ist die Spitze der mt Aussage in diesem Prophetenwort zu sehen 69.
63 JJeremias, ThW V, 698; Ziegler, ed Isaias; JFischer, In welcher Schrift lag das Buch Isaias den LXX vor? (BZAW 56,1930) 12f; vderLeeuw, DeEbed Jahveh-Profetieen, 1956, 163. 6' JZiegler, Untersuchungen zur Septuaginta ... (At.liche Abh XII 3, 1934) 141. 66 aaO 140f: Jos 11, 10; 42,4; 51,5; 60,9; 26,8. 66 MT: 1U~~-1"I1~J:l 91il!1 ~U\1j? nlil~ 9't;;l~rr'~ njk ~I::!. 67 cf dazu JVChamborlain, The Functions of God as Messianic Titles ... VT 5 (1955) 369f. 68 Stondl1hl, aaO 114; cf Sccligmann, aaO 80. Zum klassisch on Gebrauch von ~Alt(~E~V mit Dativ cf BWeiss, Mt, 235. 69 Gewiß ist damit der Rahmen des Kontextes gesprengt. Aber 1. ist die Brücke zum'Kontext nicht so schmal, wie Strecker das annimmt (aaO 69), und 2. ist gerade erst mit dieser "Sprengung" des Rahmens, sofern er "Historie" Jesu ist, das Anliegen des ersten Evangelisten ganz ausgesprochen. Der Begriff "Überschuß", wie Strecker ihn verwendet, ist zur Charakterisierung von Mt 12, 21 denkbar ungeeignet (zu Strecker, aaO 83).
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d) Mt 13, 35 (Ps 78, 2) Der Einbau dieses Psalm-Wortes in Mt 13 zeigt, daß es dem Evangelisten dabei wieder um ein Summarium geht. Während Markus und Lukas in ihren Gleichnis-Kapiteln eng nebeneinander hergehen, zeigt sich Mt hier selbständig. Der Spruch über die Augenzeugenschaft der Jünger (Mt 13, I6f) fehlt bei Markus (cf Lk 10, 23f). Dort, wo Mt das Gleichnis vom Unkraut unter dem Weizen, das er allein hat, bietet, steht bei Marlms und Lukas eine Spruchsammlung, deren Elemente bei Mt verstreut sind 70. Lukas stimmt darin mit Mt 13,33 überein, daß er auf das Gleichnis vom Senfkorn das vom Sauerteig folgen läßt. In Mt 13, 34-35 geht Mt mit seinem Erfüllungszitat über Mk 4, 33-34 hinaus. Von v 36 an gibt er eine Sammlung von Gleichnissen, die bei Markus und Lukas fehlen. Der Schluß (Mt 13, 5lf) geht auf den Evangelisten zurück 71 • In dem Abschnitt, der hier besonders interessiert (Mt 13, 34-35), folgt Mt offenbar einer Tradition, die die Gleichnisse vom Senfkorn und vom Sauerteig mit dem Spruch über die Parabel-Methodik verband. In diesem Spruch Jesu begegnete dem Evangelisten der Begriff mxplXßoA"Ij, der zur Zitierung von Ps 78, 2 führte. Damit aber taucht die Frage auf, warum Mt diesen Abschluß nicht nach den von ihm hinzugefügten Gleichnissen (13,36-50) gebracht hat. Die Antwort lcann zunächst nur darin liegen, daß er das Wort über die Gleichnis-Methode schon als Abschluß einer Parabelsammlung vorgefunden hatte. Damit ist die Beobachtung zu verbinden, daß hinter 13,34f noch in einer anderen Hinsicht eine entscheidende Zäsur steht. Jesus hatte zu den 5XAO~ gesprochen (13, 2. 3. 10. 13.34 72 ), wobei die Gleichnis-Deutung sich nur an die Jünger richtete. In v 36 treten die ISXAo~ ab, und die folgenden Gleichnisse und Deutungen sind nur an die Jünger gerichtet. Weiter ist bemerkenswert, daß das Wort 7I"IXPIXßOA'lj nach v 35 verschwindet7 3 • Darin deutet sich eine Änderung in der Gedankenführung an. Inhaltlich erhält das seinen Ausdruck dadurch, daß bis 13,35 Parabeln vom Wachstum 74 des Himmelreiches erzählt werden, während 70 Mk 4,26/Lk 8, 10 (cf 11,33) = Mt 5,5; Mk 4,22/Lk 8,17 (cf 12,2) = Mt 10, 26; Mk 4, 23/Lk - = Mt 11,15 uö; Mk 4, 24/Lk 8,18 (cf 6,38) = Mt 7,2; Mk 4, 25/Lk 8, 18b (cf 19,26) = Mt 25, 29. 71 Bultmann, Tradition (3. Aufl) 1957, 358f. 7B Namentlich in v 34 ist ISXAo~<; Zusatz des Evangelisten. Zwn ISXAoc; in Mt 13 siehe Strecker, aaO 106. 73 Der Begriff taucht erst wieder in der Überleitungsformel 13, 53 auf; cf JJeremias, Die Gleichnisse Jesu (4. Aun) 1956, 78. H Darwn muß unerklärlich bleiben, warum Mt das Gleichnis von der selbstwachsenden Saat ausließ, wenn ihm unser Mk-Text vorgelegen hat.
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die folgenden Gleichnisse unter dem Gesichtspunkt der Gewinnung des Himmelreiches stehen. Es fragt sich, ob sich das Zitat dieser Komposition von Mt 13 anpaßt. Der Wortlaut des Zitats zeigt auch hier wieder Bekanntschaft mit der LXX und Freiheit von ihr, da es nur in seiner ersten Hälfte mit der LXX übereinstimmt. Bis auf das kollektive Verständnis von ?tQ~, das grammatisch korrekt und möglich ist 76, ist diese übersetzung auch naheliegend. Aber der kollektive Plural macht die Stelle für das mt Anliegen erst passend, dh es geht dem Evangelisten in diesem Zitat um Jesu Parabel-Predigt im ganzen. In der zweiten Vershälfte trennt sich Mt von der griechischen Bibel. Er übersetzt nVI~N mit ep€u~ofLcxt (LXX: rp.&€y~ofLCXt). VI~ln wird in der LXX zweimal (Ps 77, 2; 93, 4) durch rp&eyy€cr.&cxt 76 vertreten. Das mt ep€uy€cr&CXt gibt in der LXX einmal (Ps 18, 2) das Hiphil von 1I~~ wieder 77 ; dabei kommt die Bedeutung dem Sinn unserer Stelle recht nahe. Für das Neue Testament aber ist ep€uy€cr&CXt in Mt 13, 35 Hapaxlegomenon. Als Vorlage läßt sich also höchstens eine Bekanntschaft mit dem sonstigen LXXGebrauch von V~~ annehmen. IüxpufLfLe"cx meint bei Mt das hebräische 1'Il1'M (LXX: 7I"po(3A~fLcx't"CX). Kpu7I"ntV (und das passivische Partizip) steht in der LXX niemals für n"M, während 7I"p6(3A"I)fLcx immer n"M 78 wiedergibt. Mt ist hier also völlig frei von der LXX. Es liegt deshalb nahe, in dieser Vershälfte ein über den wörtlichen Anknüpfungspunkt hinausgehendes Interesse des Evangelisten zu vermuten. Tatsächlich ist XPU7l"'I"€t" bei Mt durchaus gebräuchlich (cf etwa 10,26) und erscheint sogar im Kontext von Mt 13 (v 44: 'OfLo[cx tcr't"!V ~ ßcxcrtAdcx ,.. iiJ" oupcx"iiJ" &"I)crcxup0 X€XPUfLfLe,,'P'" 8" €uPW" &v&pW7I"OC; lxpUljJg" 79). Bedenken wir nun, daß es gerade dieser "verborgene Schatz" ist, den Jesns in den Gleichnissen verkündigt, so ist auch anzunehmen, daß das Prophetenwort von diesem Kontext her seine Gestalt erhielt. Auch das mt &71"0 XCX'l"CXßOA'ijC; muß bei diesem Evangelisten verwundern; liegt ihm doch die LXX Stendahl, aaO 116 A 2; Aquila und LXX (Cod N*) haben den Singular. cI>'&eyy€cr.f)cxt steht sonst für .,~, (Imal), (3mal), 1J't?' (Imal), ~NtU (Imal), ~!:IM (1mal), deckt also alles Mögliche. In Ps 93,4 ist es zudem negativ (= "sich rühmen", "brüsten") gebraucht; ähnlieh steht es im NT, cf Act 4,18; 2 Pt 2,16. 18. 77 Sonst steht es noch für :lNtU (4mal), n~ (1mal). 78 Selten heißt n"M 7I"CXPCXßOA~ oder 7I"CXPOtfL!cx, 5mal cxt"tYfLcx, Imal 8!"I)YfLcx, Imal 75
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mv
8t~Y"l)crtC;. 79 ef auch Mt 11, 25; 5, 14; 25, 18. 25. Zu XPU7l"'I"€t\> allgemein cf HBraun, Radikalismus H, 20 A 5.
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(0;1'(' O;px7j~) von 19,4.8; 24,21 (im ganzen allerdings aus der Tradition) her viel näher als 0;1'(0 XIXTIX[30A7j~. Aber gerade der Gebrauch dieser Formel in 25, 34 zeigt, daß Mt sie heilsgeschichtlich-eschatologisch versteht. Es geschieht hier positiv genau dasselbe, was in Mt 13 negativ geschieht: Die ÖXAO~ werden für ihre Verstocktheit mit Unverständnis bestraft; darin liegt eine Vorwegnahme des eschatologischen Gerichtes. Aber auch auf der anderen Seite wird "eschatologisches Geschehen vorausgenommen"BO, wenn nämlich Jesus das von Anfang verborgene Himmelreich seinen Jüngern verkündet, so daß sie "verstehen". So erfaßt Mt 13,35 tatsächlich in eigentümlicher Weise die verhüllende Rede Jesu vor den ISXAo~ als eine Rede, die für die Jünger zugleich Verkündigung des Geheimnisses des Himmelreiches istBI.
e) Mt 21,5 (Js 62,11; Sach 9,9) Dieses Zitat bietet vor allem zwei Probleme: 1. Seine Beziehung zum Kontext veranlaßt zu der Frage, ob nicht der Kontext bei Mt weitgehend von dem Prophetenspruch her geformt worden ist; 2. Mt 21,5 ist ein Mischzitat aus Js 62, 11 und Sach 9,9. Im Unterschied zum ersten Evangelium wird in allen anderen Darstellungen des Einzuges Jesu in Jerusalem nur von einem Reittier Jesu gesprochen. Dagegen fehlt bei Mt sowohl die Notiz, daß auf dem 1'(WAO~ noch niemand geritten sei (Markus), als auch die ähnliche Bemerkung der LXX zu Sach 9, 9, es handele sich um einen 1'(WAO~ VtO~. überhaupt tritt der 1'(WAOC; bei Mt stärker in den Hintergrund; es geht hier vielmehr um die Eselin, die das Prädikat 8t8tfLtV7J erhält, das bei Markus und Lukas dem 1'(WAO\; zukommt B2 . Für das Verständnis des Verhältnisses zwischen Kontext und Zitat ist die Frage entscheidend: Wie ist das Vorkommen von Ilvo~ in v 2 und v 5 zu beurteilen ~ Im Zitat ist Ilvoc; die über die LXX hinausgehende übersetzung für ill~n. Da das die übliche Wiedergabe der LXX ist B3 , ist anzunehmen, daß övo~ in v 5 direkt aus dem masoretischen Text stammt B4 . Der weitere WortStrecker, aaO 106. cf Mt 13, 11 : Es ist den einen gegeben, den anderen nicht, das Geheimnis zu verstehen (cf v 5lf). Zum Ganzen siehe Gnilka, aaO 103. 82 Zu dem 1'(WAOC; und dem at.lichen Hintergrund für diesen Begriff bei Mit cf HWKuhn, ZNW 60 (1969) 82ff, dort 83f. 86ff; OMichel, NT St 6 (1959/60) 8lf. 83 'w~n wird in der LXX meist mit Ilvoc; (rund 70mal), sonst noch mit {mo~uy~ov (23mal) übersetzt. 8& So auch die Versionen von Aquila, Symmachus und Theodotion: tm[3t[37JXW~ tnt tlvov XlXt nWAov u!ov bVIX86c; (Aquila: t1'(L Ilvou Kat 7t~AOU u!oü bVIX8oü). 80
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laut des Zitates bestätigt das 85 • Im ganzen ist schwer zu entscheiden, ob Mt Ö'Io<; in einer griechischen "übersetzung zu Sach 9, 9 fand oder ob diese "übertragung auf ihn selbst zurückgeht 86 • Im Kontext geht Mt mit der Nennung der Eselin über MarkusJLukas hinaus, trifft sich aber in gewisser Weise mit Johannes (12, 14: b\l&p~o'l [Kontext]; 12, 15: XIX.&~ILE'IO<; eTd rr;WAO'l Ö'Iou). Da der gesamte Kontext bei Mt stark redaktionelle Züge trägt 87 , wird zumeist angenommen, der Bericht vom Einzug in J erusalem sei dem Zitat zuliebe bearbeitet worden 88. Das zwang zu der Annahme, Mt habe naiv-unbewußt den Parallelismus membrorum von Sach 9, 9 verkannt und aus dieser Stelle zwei Tiere herausgelesen 89. Folgerichtig mußte das aber wieder zur Leugnung einer Bekanntschaft des Evangelisten mit der alttestamentlich-hebräischen Poesieregel führen 90. Um dieser Konsequenz zu entgehen, ist da und dort angenommen worden, Mt folge hier einer Tradition, die im Zusammenhang der Einzugsgeschichte von zwei Tieren sprach: Der Evangelist habe den Parallelismus bewußt aufgenommen und die alttestamentliche Stelle nach der ihm vorliegenden Tradition verstanden 91. Einen eigenen Weg geht BLindars, indem er diese Art des ersten Evangelisten, die Dinge darzusteIlEm, nicht etwa als Verkennung der hebräischen Poesieregel versteht, sondern hier vielmehr die mt Weise zu erkennen glaubt, das markinische rr;WAO'l '1eo'l auszudrücken: Es gehe Mt um den rr;wAo<;, der noch nicht von seiner Mutter (~ Ö'Io<;) getrennt worden sei 92 • Aber auch bei diesem Lösungs-
,p
8S wird boi Mt beide Male übersetzt (sonst in allen anderen Versionen nur einmal!); für 'jll' bieten LXX wie Mt (auoh Aquila, Symmachus und Theodotion) rr;wAo<;. Einmal sagt die LXX für lll1~ \mo~oy~o'l. Mt könnte hierin seine Bekannt· schaft mit der LXX zeigen, indem er Ö'Io<; und \mo~oy~o'l gleichsetzt; cf EDFreed, JBL 80 (1961) 335f (A 35 lmd 36). 86 cf auch Gn 49, 11; wenn Mt die Verbindung dieser Stelle mit Sach 9, 9 (cf Stendahl, aaO 119 A 3; Kuhn, aaO 87) gekannt haben sollte, dann könnte er die Bezeichnung (;'10<; aus der Gn·Stelle entnommen haben. 8? cf das Material bei Strecker, aaO 73. 88 Literatur bei Nepper.Christensen, aaO 145 A 39 und A 40. 80 Zuletzt ausführlich bei Strecker, aaO 73f. Als eine Parallele wird Joh 19, 24 genannt; cf vVTrilling, Der Einzug in Jerusalem, Nt.liche Aufsätze (Festsehr f JSchmid) 19U3, 303ff, dort 304 (A 8); zu diesel' Stelle cf aber unten S Hi4 ff zur Stelle. 90 Strecker, aaO 76; Nepper·Christensen, aaO 14(3f. 01 Neppor.Christensen, aaO 147ff; Stcndahl, aaO 119f. Zu der Erscheinung einer exegetischen Aufspaltung des Parallelismus membrorum stehen auoh Pa.rallelen aus dem rabbinischen Schrifttum zur Verfügung: Str·B, Mt, 842. 92 BLindars, aaO 114.
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versuch bleibt - wie bei allen anderen - die Schwierigkeit des Satzes eKci~haOt;v e1tcivw Ot;VTWV unvermindert bestehen 03. Angesichts dieser Lage scheint es geraten, entschieden darauf hinzuweisen, daß die Verbindung der Geschichte vom Einzug mit Sach 9,9 nicht erst von Mt stammen kann, sondern schon die vorsynoptische Tradition geformt haben muß94. Während dort aber der Bezug auf Gen 49, lOf noch neben dem auf Sach 9, 9 gestanden zu haben scheint, hat Mt die Genesis-Stelle beiseitegelassen und die Beziehung zu Sach 9, 9 durch eine direkte Anführung des Propheten-Wortes unmißverständlich hervorgehoben. Bemerkenswert ist bei diesem Prozeß, daß Mt die LXX-überlieferung von dem 7tWAO'; VEO'; sowohl im Zitat als auch im Kontext fallen läßt 05, dafür aber von zwei Tieren spricht 96. Die beiden Tiere sind also das Motiv für die Anführung des Propheten-Wortes. Gewiß wird darin wieder das mt Interesse an den "äußeren Umständen"97 sichtbar, aber auch hier als Anknüpfungspunkt für eine weiter reichende Aussage über Jesus und seine Geschichte mittels des alttestamentlichen Spruches. In t80v - aoL folgt Mt der LXX und dem masoretischen Text. Danach aber läßt er einen Satz seiner alttestamentlichen Vorlage aus und geht sofort zu der LXX-Formulierung 1tpOt;Il.; Kd emße:ß1)KG>'; über. Bei Johannes ist diese Straffung des Textes noch verstärkt. Dort werden alle adjektivischen Näherbestimmungen des ßOt;a~Ae:v.; fortgelassen, so daß der Ton ganz auf diesem Titel liegt. Dieselbe Tendenz dürfte auch bei Mt vorliegen 98. Bei ihm erhält dieser König das Prädikat 1tpOt;ö.;. Ganz gewiß liegt hier eine auch sonst bei Mt erkennbare Aussage über Jesu "Niedrigkeit" vor, die allerdings gerade in den Erfüllungszitaten nicht isoliert werden darf, sondern letztlich zur Hoheit Jesu führt und eben darin das Miteinander und Ineinander der "historischen" und "eschatologischen" Eigenart des Lebens Jesu widerspiegelt°9. Jesus ist bei Mt in seinem Heilswirken für die "Mühseligen und Beladenen" der 1tpOt;ÖC; (11,29). Aber eben darin liegt auch seine Das wird von Klostermann (zSt) und BLindars (aaO 114) festgestellt. cf die A 82 genannten Aufsätze von Kuhn und Michel. 95 Das muß gegen Lindars (cf oben A 92) betont werden. 96 Die wahrscheinlichste Annahme ist also, daß hier eine wechselseitige Beeinflussung zwischen Kontext und Zitat vorliegt; cf Kilpatrick, aaO 94. 97 Strecker, aaO 75. 98 Zu dem Verhältnis zwischen Joh 12, 12ff und Mt 21, Iff cf EDFreed, JBL 80 (1961) 335ff und unten unter IV/C/2 zu Joh 12, 14f. DD cf Streckers Bestreitung solcher Aussagen zur Niedrigkeit Jesu bei Mt, womit er sich gegen Schlatter, Bornkamm und GBarth wendet (Strecker, aaO 74 und 173f). 03
Dt
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Erhabenheit. Statt von seiner "Niedrigkeit" sollte darum vielleicht besser von der "Verhüllung" Jesu gesprochen werden 100. Der Evangelist macht aus der Aufforderung an Jerusalem, sich zu freuen, einen Aufruf an Dritte, der Stadt den Einzug ihres Königs zu verkünden. Diesen Aufruf entnimmt er dem Propheten Jesaja (62, 11). Daß eine Verbindung zwischen beiden Worten nicht allzu fern lag und nach längerer Beschäftigung mit der Einzugsgeschichte im Blick auf die Erfüllung der Prophetenworte sich einfach ergeben konnte, zeigt der weitere Wortlaut von Js 62, 11. In dieselbe Richtung weist die Johannes-Parallele.. die ein ähniiches Bild bietep01. Wenn auch nicht geleugnet werden kann, daß solche Kombinationen in! mündlichen Umgang mit der überlieferung (also vor allem in der Predigt) schon entstanden sein können, so sollte doch gerade deswegen der Anteil der Evangelisten an solchen Kombinationen nicht zu niedrig veranschlagt werden 102 . Zudem gibt es in Mt 21 Anzeichen dafür, daß diese spezielle Verlmüpfung von Js 62, 11 mit Sach 9,9 ihren Grund in! Kontext der mt Einzugsgeschichte hat. Dieser Kontext weiß nämlich nichts von einer Freude der Stadt Jerusalem. Vielmehr entsetzt sich die Stadt über den Einziehenden (v 10; cf die folgenden Zusammenstöße Jesu mit Volksautoritäten bis hin zu Mt 23,37-39). Jerusalem hat seinem König nicht gehuldigt; deshalb sind v 9ft' auch der mitziehende II)(Ao<; und die Stadt scharf voneinander unterschieden (cf auch hierzu 23,39). f) Mt 26, 31 (Sach 13, 7) Dieses Zitat gehört nur sehr bedingt in unseren Zusammenhang. Aber wegen seiner Gestalt soll es hier wenigstens erwähnt werden. Im Verhältnis zu Markus (14,27) enthält es zwei Varianten: Die Umstellung von 1tp6ßa:.a: und S~a:()')(Qpmcr.f}·~cre.a:~ und den Zusatz .'ij<; 1totjJ.\I'fj<;. Gerade in diesen heiden Varianten stimmt das Zitat bei Mt nun aber mit der LXX (Cod A) überein 103. Stendahl weist die Ansicht, LXXA Q seien von Mt und Markus her 100 Gewiß wird die Verhüllung des Königs durch die Auslassung der Worte "gerecht und rettend ist er" (LXX) erheblich gesteigert (gegen Strecker, aaO 73 A 2; cf gegen Strecker auch die bei ihm aaO angeführte Literatur und darüber hinaus Trilling, Der Einzug in Jerusalem, [s A 89] 305f). 101 Zu der Zitatseröffnung bei Joh (12, 15a), die an Jes 40,9 (cf 35,4) an· klingt, siehe Rommes, aaO 167ff. 102 cf CSmits, aaO I, 125: "In het onderhavige geval (sc Mt 21, 5) hebben we een eenvoudige combinatie de gemakkelijk te vinden was." Zu dem Text des Zitats bei den späteren christlichen Schriftstellern cf Rommes, aaO 165ff; Bousset, Evangeliencitate, 35; Massaux, aaO 237. 497. 502. 520f. 103 In der ersteren Variante stimmt Mt auch mit LXXQ überein.
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beeinftußt, mit dem Hinweis auf ihre beachtliche Nähe zum masoretischen Text gegen über LXX D (1tOC'l"CX~OIl '1"011 1tOtILtIlCX gegen LXX B 1tCX'l"OC;CX'I"E ..oue; 1tOtfLtllcxC;) ab unu fragt, ob dann nicht auch die mt Futur-Form (1tCX'l"OC;w) in der LXX hätte wirksam werden müsscn 104 . Man kann zudem vertreten, daß die mt Wortfolge genausogut auf Kenntnis des hebräischen Textes beruhen könnte wie auch auf einer Tradition, die in LXXA Q sichtbar wird. Sollten die beiden LXX-Texte aber eine Verbesserung nach dem masoretischen Text bieten, dann muß der Zusatz 'l"iie; 1to(fLII'IlC; um so mehr befremden, als er über den masoretischen Text hinausgeht. Bei Mt könnte dieser Zusatz sehr wohl seinen Grund im Kontext des Zitats haben, in dem es um das Verhältnis der Jünger zu Jesus in seiner nun anbrechenden Passion geht. Sach 13,7 scheint überhaupt ein breiteres Interesse gefunden zu haben 105. In jedem Fall kann die mt Form dieses Propheten-Spruches an seinem Ort ohne Schwierigkeit aus dem Kontext des Zitats bei Mt erklärt und verstanden werden 106. g) Mt 27,91 (Sach 11, 12f; Jer 18,3; 39,6-9 LXX) Die Hauptprobleme liegen hier im Verhältnis des Zitats zum Kontext und in seiner Form, die von allen Vorlagen stark abweicht. Das Verhältnis zum Kontext ist von Strecker untersucht worden mit dem Ziel, die ursprüngliche Unabhängigkeit beider voneinander zu erweisen; nach ihm stammt auch dieses Zitat aus der vormatthäischen Zitatensammlung 107 . Strecker stellt zunächst im Anschluß an Kilpatrick 108 fest, daß der Abschnitt Mt 27, 3-10 sowohl nach seiner Einfügung in den größeren Zusammenhang (v lf) als auch nach seinem Stil auf den Evangelisten zurückgehp09. Zugleich aber zeigen nach ihm die vorkommenden Hapaxlegomena 110, daß "die Perikope in wesentlichen Aussagen vormatthäisch zu sein" scheint lll . 104 Stendahl, aaO 81; Cl' sieht in LXXA und Q "bearers of a Palestinian LXX tradition" (aaO 81). Dagegen nimmt Massaux (aaO 69f) im Anschluß an La· grange und andere an, LXXA sei von Mt abhängig (wie etwa auch Bal'n 5, 12). 106 cf CD XIX 7-9, wo aber die gemeinte Anwendung des Zitats nicht ein· deutig erkennbar ist; cf HBraun, ThR NF 28 (1962) 150. 106 Die Futur-Form 1tcx..oc;w ist christlich und beruht auf dem synoptischen Kontext; cf Stendahl, aaO 81 A 2 und 82f. 107 Strecker, aaO 76-80. 108 Kilpatrick, aaO 94. IOD Strecker, aaO 76f; Benoit, La Mort de Judas, Synoptische Studien (Fest. sehr f AWikenhauser 1953), 3 A 7. Die wichtigsten mt Elemente sind '1"6..&,
&pyuptcx, &.&00e;, cru IItjJn, &lIcxxwpdll, crUfLßOUAtOIl ACXfLß&'II&tll. 110 Strecker nennt cr'l"pe
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Strecker, aaO 77.
Obwohl er zugibt, daß vieles darauf hinweist, daß wichtige Elemente von Mt 27,3-8 nur in Verbindung mit Sach 11, 12f verständlich sind l12 , ist er der Meinung, ursprünglich habe ein Zusammcnhang zwischcn der Pe~ikope und dem Zitat, wie Mt es hat, nicht bestanden 113, und demgemäß seien die beiden wichtigsten Elemente, die dem zu widersprechen scheinen (Tp~ti KOVTa &:pyup~a und &:ypo.; TOÜ KEpap.€w.;), aus dem vormatthäischen Zitat vom Evangelisten in den vormatthäischen Kontext eingearbeitet worden. Zur Beurteilung dieser Fragen läuft also alles darauf hinaus, wie sich die Erwähnung der 30 Silberlinge und des Töpferackers je im Kontext und im Zitat zueinander verhalten. Die Nennung des Geldbetrages in 26, 15 ist für Strecker ein sicherer Hinweis darauf, daß Mt den Kontext nach Sach 11, 13 gestaltete, und zwar sowohl in 26, 15 als auch in 27,3, Nun liegt nach allgemeiner Meinung in 26,15 Einfluß der LXX vor (~crT1)cr(XV). Daneben erweist Mt aber durch TeX &:pyup~a gerade auch Unabhängigkeit gegenüber der LXX (&:pyupOÜ';) 114, Ganz ähnlich liegen die Dinge in 27,3. 9. Wenn die 30 Silberlinge schon aus der Sacharja-Stelle zu erklären sind 115, so deutet das &:pyup~a in 26, 15; 27,3.9 jedenfalls auf die Hand des Evangelisten hin u6 , Sollte aber dann &:pyup~(X in 27,9 nicht besser aus dem mt Kontext (26, 15; 27,3) verständlich zu machen sein 1 Strecker ist auch im Blick auf &:ypo.; TOÜ KEpa(J.tw.; der überzeugung, daß diese Worte aus dem Zitat in v 6 eingedrungen seien 117. Er argumentiert in der Weise, daß der Töpferacker in v 7 in Spannung zum "Blutacker" 112 Dazu nonnt Streoker (0.0.0 78): die 30 Silberlinge (v 3 und 9); den Töpfer. acker (v 7 und 10); die Wendung prljJtxt; ... d.; TOV va6v (v 5; auch Aquila und Symmachus sagen an dieser Stelle ptrrT€~v); T~(J.~ (v 6 und 9); d.; TOV Kopßav.xv, das auf "lll'il ,~ zurückgehen mag (cf Stendahl, aaO 124f, nach dem eino Toxtvariante des MT zugrunde liegt; cf die von Strecker, aaO 78A 6, angegebene Literatur). 113 Als Argumonto non nt Strockcr 1. das Verständnis dos "Töpfors", das im Zitat - anders als im Kontext - wörtlich zu nehmen sei; 2. die Tatsache, daß die Perikope die Verschmelzung mit der Jeremia-Tradition noch nicht kenne; 3. die Einleitungsformel. Man wird dieser Argumontation zustimmen können, sofern sie besagt, daß eine Verbindung zwischen dem Kontext und dem Zitat, wie Mt es anführt, vor der Arbeit des Evangelisten an dieser Stelle schwerlich bestanden hat. 114 Mt hält also offensichtlich den Begriff der Überlieferung (Mk 14, 11/ Lk 22, 5) absichtlich fest. Sein eigentümliches Verhältnis zur LXX zeigt Mt hier auch in der Aufnahme, aber doch völligen Uminterpretation der griechischen Verbform t!AtxßOV; cf Bleek, Mt, 451; Stendahl, aaO 125. 115 cf etwa KFFeigel, Der Einfluß des Weissagungsbeweises 1910, 43ff; Bult· mann, Tradition (3. Aun), 294. 116 cf zu &:PYUpLOV auch Zahn, Mt, 688 A 44. 117 Strecker, 0.0.0 80.
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in v 8 stehe, sofern die Nennung von zwei Ortsbezeichnungen den Gepflogenheiten der ätiologischen Lcgende widerspreche (cf etwa dagegen Act 1, l8f). Diese Argumentation überzeugt nicht; denn 0 «ypo~ TOÜ xepct(J.tw<; muß keineswegs ein "Eigenname" sein in der Art, wie Mt das für den Begriff "Blutacker" ausdrücklich feststellt (v 8). Darüber hinaus aber verlegt Strecker das traditionsgeschichtliche Problem in das seiner Meinung nach vormatthü,ische Zitat. Das bedeutct aber nur eine Verschiebung des Problems. DeHIl nun crhebt !lieh dio Frage, wio donn jene Ortsbozoichll\lllg überhaupt in das Zitat kommen konnte. Auch die Annahme einer Vermischung mit parallelen Jeremia·Stellen kann hier nicht weiterhelfen, es sei denn, daß eben doch eine Tradition bestanden hat, die von einem Acker des Töpfers wußte, der anläßlich seines Kaufes für den "Blutlohn " des Verräters den Namen "Blutacker" erhalten hat 118 • Die einfachste Erklärung bleibt deshalb die, daß es tatsächlich eine solche überlieferung gegeben hat und daß unter dem Einfluß dieser überlieferung das alttestamentliche Prophetenwort umgebildet wurde, so daß aus dem alttestamentlichen Text '~"it lil~' 'ltJit = xcX.&e~ ctUTOU<; et<; TO XWVe\)T~p~OV das mt ~lIwxctV ctUTa et~ TOV «Ypov TOÜ xepct(J.tw<; wurde. Wenn Stendahl mit der Bemerkung im Recht ist, daß in dem Wort '~'\ das als "Töpfer" verstanden wurde, das Verbindungsglied zwischen Sach 11,13 und Jer 18,3; 39, 6ft' in Mt 27, 9f vorliegt ll9 , dann ist es leichter vorstellbar, daß diese Verbindung auf Grund einer Töpferacker-Tradition zustande gekommen ist, als daß umgekehrt die überlieferung vom Töpferacker die Folge einer solchen Kombination von Zitaten gewesen istl 20 • Von hier aus wird auch die Zuweisung des ganzen Zitates an den Propheten Jeremia verständlich. Mt hatte auch hier ein Interesse daran, das Wort dieses Propheten hörbar werden zu lassen 121 • Er konnte diesem Anliegen um so mehr nachgeben, als ihm der hebräische Text des Zitates Sach 11, 12f, das er in der Überlieferung schon vorgefunden haben mag, mit .,~" eine Handhabe bot, die Sacharja-Stelle mit dem ihm besonders wichtigen jeremianischen Wort vom Ackerkauf zu verbinden.
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118 Zu dem hebr .,~" siehe JJeremias, Jerusalem zur Zeit Jesu (2. Aun) 1958, 57; CCTorrey, JBL 55 (1936) 247-260, der den Text "" gegenüber KonjekturVersuchen (cf dazu Strecker, aaO 78 A 6) verteidigt und ihn sachgemäß aufge. nommen sieht in dem Wortlaut von Symmachus und der LXX: XWVe\)T~p~OV und Aquila: 7rAcXO'T'1l~' Diese These Torreys wurde aufgegriffen von MDelcor, VT 12 (1962) 353ft'. 119 Stendahl, aaO 123 A 2. 120 cf Rommes, aaO 139ft'. 121 cf oben S 39.
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Danach lag für Mt das Motiv zur Anführung des ganzen Zitates in dem Geldbetrag und in dem Ackerkauf. Dieses Motiv ordnet sich wieder in die mt Art ein, äußere Daten des Lebens Jesu mit einem Erfüllungszitat zu versehen. Wie auch sonst, so reicht aber auch hier die Aussage des Prophetenwortes über ein bloß äußeres Moment hinaus. Das geht daraus hervor, daß Mt zwei Aussagen des Zitates offenbar besonders betont, nämlich 1. die Deutung der 30 Silberlinge als ·np.-/) Toil Te:Tt(L'1l(J.&VOU &V ht(L~aa.vTo altb u!ii\v 'lapa.~A IIl1d 2. don l:luhluUHlttz mit tloillOl' IlOl'VOl'llOhulIg deH göttlieholl Befehles. Der ·n(J.~-Satz macht den Eindruck, daß er nach dem masoretischen Text gebildet ist. Er zeigt eine wenn auch schwache Verwandtschaft mit Aquila und Symmachus; die LXX weicht dagegen stark ab 122. Mt geht jedoch über die beiden genannten Versionen hinaus mit den Worten altO u!ii\v 'lapa.~A, die für das hebräische Cö"V~ stehen. Eine solche Erweiterung eines Schriftwortes ist in den Targumen nichts Ungewöhnliches, wie ABaumstark gezeigt hat 123. Speziell die Gestaltung des Wortlautes, die die "Kinder Israel" zum "Verkäufer" Jesu und die Autoritäten eben dieses Volkes zu den "Käufern" Jesu macht, läßt sich nur auf dem Hintergrund der Gesamtkonzeption des Evangelisten von dem Verhältnis des jüdischen Volkes zu Jesus von Nazareth verstehen. Bemerkenswert dürfte sein, daß die Gestalt des Judas in 27, 3ff nur insofern interessiert, als er mit seiner Reue, seiner Geldrückgabe und seiner Selbstverurteilung von der Bühne abtritt und die Hohenpriester und Ältesten mit dem Blutgeld sich selbst überläßt. Die Frage, was sie das angehe, daß hier unschuldiges Blut verraten worden sei, findet ihre Antwort in dem Kauf des Töpferackers. Der Abschnitt blickt darum gar nicht so sehr auf das Ende des Judas, sondern vielmehr auf die Geschichte des Blutgeldes und seiner Verkettung mit Israel durch den Kauf des Töpferackers, der dadurch zum "Blutacker" wurde 124. Sollte hier also nicht doch ein spezifisch mt Anliegen sichtbar werden, das weit über die Art einer ätiologischen Legende hinausgeht 1 122 Offensichtlich liest sie statt "I'N eine Form von öN"I = aKcljJe:a.l}a.t; cf TJansma, Inquiry into ... Zech ix - xiv (OT Studien VII 1910) Iff dort 105. TtlL&v und TtlL~ vertreten auch in der LXX hin und wieder Formen der Wurzel 'P\ Aber auch die mt Fassung ist grammatisch "frei" vom MT ("lp'ö = {) nnlL'1lILt\lo~ als Genitiv-Bestimmung zu = TtlL~; '1'l'pl als 3. Person Plural TIIL~aa.\lTo).
"N
Biblica 37 (1956) 308. Die Versuohe, von der Bezeichnung "Blutacker" zu einer Charakterisie· rung eines Friedhofes zu gelangen (cf bei McNeHe, Mt, 408), sind für uns uninter· essant. Mt sieht diesen Namen entstanden aus dem Erwerb dieses Landstücks durch das "Blutgeld". 1Z8
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Der abschließende xetM-Satz wird meistens durch einen Hinweis auf ähnliche Wendungen des alttestamentlichen Kontextes (Xet! dm:v XUPLOC; 'ITp6C; fLE Sach 11, I3a) erklärt, wobei auch weiter entfernt liegende Formeln der LXX herangezogen werden 125. Demgegenüber meint Baumstark 126 , in diesen Worten das sonst im mt Zitat fehlende mn' 11'::1 in einer Verschreibung zu n,n' "::1 wiedererkennen zu können. Er ist damit schwerlich im Recht. Einmal ist die fragliche hebräische Vorlage trotz Baumstarks gegenteiliger Meinung in dem mt Kontext vorhanden 127. Zum anderen hätte Mt oder sonst jemand ein einfaches "::1 kaum mit einem solchen Satz, wie er unser Zitat abschließt, übersetztl 28 • Die Formel "::1 ist häufig in der LXX belegtl 2o • Und auv-r&.aaEw I30 dürfte zudem darauf hinweisen, daß Mt den Satz hier selber (Saeh 11, I3a wiedergebend 1) eingefügt hat. Wenn es aber der Evangelist war, der dem Schlußsatz seinen jetzigen Platz gab, dann dürfte auch darin seine Absicht deutlich werden, jener "geographischen" Angabe vom Töpferacker, der nun Blutacker heißt, ihren festen Platz in der Geschichte Jesu als Gottesgeschichte anzuweisen. Dabei werden zugleich die "Kinder Israel" in ihrer schuldhaften Ablehnung Jesu behaftet. So macht auch dies Zitat den Eindruck, daß es gerade in seiner "freien" Komposition vom Evangelisten stammtl 31 • 3. Zusammenfassung Die Untersuchung der Textprobleme der Erfüllungszitate bei Mt führt zu folgenden Ergebnissen. 126 Ex 9, 12; Num 8, 3uam; cf BWeiss, Mt, 478; Schlatter, Mt, 770; JKremer, Die Ril'tenallegorie im Buche Zacharias 1930, 25. 126 Biblica 37 (1956) 308. 127 V 5; ... dc; -rov vet6v; cf oben A 112. 128 Ket'&&' steht nur hier im NT, und fIoot deutet doch auf Sach 11, 13a. Wie Mt überdies die Formel "::1 versteht, zeigt die Erfüllungsformel (oben S 55f). Stendahl greift den Vorschlag Baumstarks auf und meint, hier eventuell ein Beispiel für eino Doppelinterpretation einer Variante des hebräischen Textes sehen zu können (aaO 123 Al; cf auch oben A 112). 120 Ex 9,12; 12,35; 36,8.12.14.29.34; 37, 19f; 39,11; 40, 19; Nu 15,36; 27,11. 23; cf Jor 33 (20),8 uö. Die Verbindung froilich, die BLindars (aaO 121) von Ex 9, 12 zu Sach 1I, 13 über das X(()VEU-r~PLOV der LXX herstellt, überzeugt nicht. 130 I:uv-r,xaaELV steht im NT nur in Mt 21, 6; 26, 19; 27,10 und ist sonst ausgesprochenermaßen ein Wort der LXX I 131 So auch CSmits, aaO I, 126: "De aanhaling is derhalve klaarblijkelijk een samenstelling van de Evangelist." Zum Problem der Schuld der Juden cf auch ebenda S 127; ferner Rommes, aaO 165.
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1. Die Erfüllungszitate lassen sich nicht auf bestimmte, uns bekannte Versionen des Alten Testaments zurückführen. Sie enthalten jedoch Elemente aus allen bekannten Textformen des Alten Testaments. 2. Die hier und da begegnenden auffälligen Hapaxlegomena lassen eine dem Evangelisten schriftlich vorliegende Form der Prophetenworte vermuten. Trotzdem fordern die immer wieder zu beobachtenden mt Eigentümlichkeiten an den Zitaten die Annahme, daß der Evangelist seine entsprechenden Vorlagen bO!trbeitet hat. 3. Das Verhältnis zwischen den Zitaten und ihrem Kontext ist durch eine gegenseitige Beeinflussung charakterisiert. Dabei bezieht sich die Einwirkung des Wortlautes der Zitate auf den Kontext meistens auf den äußeren Anknüpfungspunkt des Prophetenwortes an den Kontext. Eine Gestaltung der Textform des Zitats von seiner Umgebung her ist dagegen dort zu beobachten, wo das angeführte Prophetenwort gegenüber dem Punkt seiner Anlmüpfung an die evangelische Tradition einen "überschuß" bietet. 4. Das Anliegen der Erfüllungszitate darf daher keineswegs darauf eingeengt werden, daß sie an äußere Gegebenheiten des Lebens Jesu anknüpfen. Dieser Sachverhalt macht die Heranziehung der Erfüllungszitate zur Begründung einer "historisierenden" Tendenz des ersten Evangelisten, wie sie heute weithin üblich ist, fragwürdig.
B. Die Funktion der Erfüllungszitate
Auf Grund des im vorigen Teil erhobenen Tatbestandes ergibt sich natürlich die Frage nach der Herkunft der mt Erfüllungszitate. Antworten auf diese Frage sind häufig versucht worden. Aber dabei ist man eigentlich immer lediglich vom Wortlaut dieser Zitate ausgegangen. Infolgedessen wurden die Probleme ihrer Einfügung in das Mt-Ev kaum oder überhaupt nieht beriicksichtigt I. Deshalb muß, ehe eine Darstellung und Beantwortung der Frage nach der Herkunft dieser Zitatengruppe unternommen werden kann, ihre Stellung im Ganzen des Mt-Ev untersucht werden. Hier sind vor allem zwei Fragen zu beantworten: 1
cf oben S 17ff.
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1. Verbirgt sich hinter der Auswahl und der Abgrenzung der Zitate eine bestimmte Absicht 1 2. Läßt sich aus der Verteilung der Zitate über das Evangelium hin etwas über das kerygmatischo Ziel des Mt entnehmen 1 1. Die Auswahl und Abgrenzung der Erfüllungszitate
Zu diesem Punkt begegnet ein erster bemerkenswerter Zug der ganzen Zitatengruppe in der ErIüllungsformel. Es handelt sich darum, daß nur Zitate aus den Schriften der Propheten benutzt werden. In Mt 13, 35 wird Ps 78, 2 als 8~a TOÜ 7tPOCP~TOU gesprochen eingeführt. Alttestamentliche Stellen wie 1 Ch 25, lf und 2 Ch 29,30 zeigen, daß es nicht unmöglich war, ein Psalm wort als Prophetenspruch zu bezeichnen 2 • Dies Verständnis der PsalmsteIle in Mt 13, 35 ist aber ohne Frage abhängig von dem Zusammenhang, in dem das Zitat als Teil einer ganzen Gruppe von Zitaten, nämlich der durch die Erfüllungsformel charakterisierten Zitate, steht. Darüber hinaus ist die PsalmsteIle nach Mt ein Wort des Propheten Jesaja 3 • Man hat versucht, das Erscheinen des Prophetennamens an dieser Stelle als durch den jesajanischen Kontext (12, 17; 13, 14; 15,8) bedingt zu erklären 4, und zwar wohl mit Recht, wenn jener jesajanische Kontext auch besser in den Erfüllungszitaten 4, 14ff; 8,17; 12, 17ff5 gesehen wird. Blicken wir weiter auf den Inhalt des Zitats in Mt 13, 35, so ist festzustellen, daß es sich in Ps 78 um Verkündigung der Geschichte Israels handelt, also nicht etwa um eine Vorhersage von Zukünftigem. Damit wird ein weiterer Charakterzug der Auswahl der mt Erfüllungszitate berührt. Mt bringt lediglich Worte der alttestamentlichen Propheten, und zwar so, daß nun auch geschichtliche Aussagen der Propheten über Vergangenes von dem Evangelisten als Prophetie verstanden werden in dem Sinne, daß sie in gewissen Ereignissen des Lebens Jesu erfüllt worden sind. Am deutlichsten ist dieser Zug in Mt 2, 15, 18; 13, 35; 27, 9f. In der Auslegung dieser Stellen hat man daher immer wieder versucht, den hier auftauchenden Schwierigkeiten durch eine typologische Exegese zu entgehen 8. Es ist aber nicht glaubhaft zu machen, daß Mt in diesen Zitaten eine typologische David wird in Mt 22, 43 als Prophet vorgestellt. Zu den Prophetennamen in 13, 35 und 27, 9 cf oben S 32 A 28 und S 23 A 35. 4 cf Zahn, Mt, zSt. 6 cf dazu noch unten S 103. e Siehe CSmits, aaO I, zu den Stellen Mt 2, 15 (S 116), 13,35 (S 124), 27,9 (S 127); zu Mt 2 siehe aber vor allem DDaube, The New Testament and Rabbinie Judaism 1956, 190f. 2
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Gegenüberstellung (Israel als Gottessohn - Jesus als wahrer Gottessohn; der Prophet von Ps 78 als verheißender Verkündiger - Jesus als erfüllender Verkündiger usw) beabsichtigt hat. Jedenfalls läßt sich die Auswahl der in Mt 2 stehenden Erfüllungszitate nicht aus einer hier vielleicht noch durchscheinenden typologischen Konzeption der Kindheitsgeschichten Jesu erklären 7. Die Aussagespitze dieses Kapitels besteht nämlich keineswegs in jenem typologischen Hintergrund. Vielmehr geht es in Mt 1 und 2 um Josu Messianität. Dies Anliegen wird ua durchgeführt mittols des Datums der beiden Namen 'I'I)O"Oü~ und Not~(i)ptdO~8. Bemerkenswerterweise stellt Mt in beiden Kapiteln die einzigartige Beziehung schon des Kindes Jesus zu dem Gott Israels heraus: Jesus ist aus dem Geist gezeugt; sein Name ist Emmanuel; Gott nennt ihn "mein Sohn". Das Motiv für die Anführung von Hos 11, 1 in Mt 2, 15 liegt also in der geographischen Angabe "Ägypten" mit ihrem Bezug auf die Aussage "mein Sohn". Dabei ist der Charakter der alttestamentlichen Stelle als Reminiszenz an die Geschichte Israels völlig nebensächlich geworden. Von dem aus, was Mt hier zu verkündigen hat, ist ihm dies Prophetenwort eine Weissagung, die in der Flucht der Eltern Jesu mit ihm nach Ägypten erfüllt wurde. Analoges gilt auch für Jer 31, 15 in Mt 2, 18. Sowenig es dem Evangelisten 2, 15 um den geschichtlichen Auszug aus Ägypten geht, sowenig denkt er hier an das Exil. In diesem Zusammenhang bedarf es eines kurzen Blickes auf das Problem der sogenannten atomistischen Exegese in den Erfüllungszitaten. Bekanntlich nimmt der Evangelist wenig Rücksicht auf den ursprünglichen Sinn und Zusammenhang seiner Zitate. Dieser Zug, "daß man aus den Texten herausliest, was man vorhcr schon weiß"u, ist allerdings dem ersten Evangelisten nicht eigentümlich. Er kennzeichnet vielmehr die gesamte messianisch-eschatologische Exegese seiner Umwelt. Es muß jedoch an dieser Stelle Gewicht darauf gclegt werden, daß Mt nicht irgend etwas, was ihm gerade wichtig gewesen ist, in die alttestamentlichen Stellen hineinbzw aus ihnen herausgelesen hat, sondern daß er den Bezugspunkt dieser Stellen streng auf den überlieferten Stoff' der Geschichte Jesu von Nazareth beschränkt hat. Darüber hinaus geht es ihm in den Erfüllungszitaten überGegen Daube, 110.0; de Kruijf, al10 110--112. cf Stendahl, Quis et Unde? 1960, 100. Stendahl macht dort auf die Gleichheit der Formulierungen in Mt 1, 25 und 2, 23 aufmerksam. o RBultmann, Weissagung und Erfüllung (1949), in: Glauben und Verstehen 11, 1952, 163; für die Apokalyptik cf oben S 52 f, und für die exegetischen Methoden des Rabbinates oben S 46ff; dazu GDelling, Zeitverständnis 58; BMetzger, JBL 70 (1951) 305f; JDoeve, Jewish Hermeneutics ... , 1953. 7
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haupt nicht um eine Exegese des Alten Testaments. Er hat kein Interesse an dem, was Jesaja oder Jeremia damals gemeint hat. Sein ganzes Augen. merk ruht vielmehr auf dem, was diese Propheten damals im Namen Gottes gesagt haben. Diese Worte der Propheten nimmt er als Gottes "Kommentar" zu der Geschichte Jesu, so daß sie diese exegesieren. Mittels der Erfüllungszitate verkündigt Mt also das über Jesus als Messias überlieferte. Daran ist unter allen Umständen gegenüber jedem Versuch festzuhalten, in den Erfüllungszitaten einen exegetischen "Schriftbeweis" zu erkennen. Was die Abgrenzung der Erfüllungszitate betrifft, so scheint das Zitat in Mt 1,22 auf den ersten Blick dafür zu sprechen, daß der Evangelist hier eine Testimoniensammlung benutzt und daß er in ihr schon vorher festgelegte Perikopen vorgefunden hat. Wenn es nämlich richtig ist, daß die übersetzung des Namens Emmanuel wegen des Hapaxlegomenon fL€&epfL7jVeu6fLf;voV als vormatthäisch anzusprechen ispo, dann wäre das in der Tat ein Hinweis darauf, daß das ganze Zitat, wie Mt es bringt, vormatthä· isch ist und vom Evangelisten kaum einem vollständigen Text des Propheten Jesaja entnommen worden sein kann. Es darf aber nicht vergessen werden, daß ganz offensichtlich Js 7, 14 schon vor dem ersten Evangelium wie auch außerhalb von ihm mit der überlieferung von der Geburt und Erzeugung Jesu in Zusammenhang gebracht worden ist 11. In dieser Hinsicht nimmt Js 7, 14 keineswegs eine Sonderstellung unter den Erfüllungszitaten ein. Auch Mi 5, Iff wurde schon vorher auf die Herkunft Jesu aus Bethlehem angewendeP2. Das gleiche wird für Sach 9, 9 und die Einzugsgeschichte bzw für Sach ll, 12f im Blick auf die Verräterüberlieferung gelten 13. Es sind aber gerade die Erfüllungszitate, die verschiedene Schriftstellen miteinander kombinieren. Wir sahen zudem bei der Einzeluntersuchung dieser Stellen, daß die Kombinationen ihren Grund im Kontext haben und somit vom Evangelisten ad hoc gebildet sein dürften 14. Damit fällt auch auf Mt 1,23 neues Licht. Von den genannten Stellen (2,6; 21,5; 27, 9f) her muß allen Ernstes gefragt werden, ob die redaktionskritische Bemerkung zu dem Hapaxlegomenon fLe&epfL7jVeu6fLevov als ein 10
80 Strecker, aaO 56 A 3.
cf Lk 1,31; dazu ThdeKruijf, aaO 106 A 9. cf den Gebrauch der Stelle in J oh 7, 42. 13 Oben 8 82 und 84ff. 14 Siehe oben zu den Stellen. Das Bindewort 8aTI<; Mt 2, 6 ist übrigens auch ein Hinweis darauf, daß Mt die Verbindung von Mi 5, Hf mit 2 S 5, 2 formuliert hat; denn 8aTI<; steht 28mal bei Mt, 5mal bei Mk und 17mal bei Lk (24mal in den 11
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Acta).
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tragfähiges Argument für die Annahme einer hinter 1,23 stehenden Testimoniensammlung gewertet werden kann. Jedenfalls entspricht auch hier die Textkombination dem Interesse des Kontextes an dem Namen Jesu als dem Namen, der das mit dem so Genannten kommende Heil ausspricht. Somit sind die Textkombinationen in Mt 1,23 und den anderen genannten Stellen nicht zu untersohätzende Belege dafür, daß Mt seine Erfüllungszitate in ihrem alttestamentlichen Kontext nachgelesen und nach diesem Kontext auch bearbeitet hatl 5 • In Mt 8, 17 wird Js 53, 4a genau in dem Umfang zitiert, der dem Motiv der Anführung entspricht. Mit au'I'o,;, das für p~ stehtl 6, verrät Mt seine Kenntnis des LXX-Kontextes von Js 53, 4 17 • So riohtig es ist, daß in Mt 8, 17 keine passionstheologische Bedeutung eingetragen werden darf 18 , so unzweideutig folgt daraus aber auoh, daß Mt dieses Prophetenwort, wie es bei ihm steht, kaum einer Zitatensammlung entnommen haben kann. Wenn in einer solohen Sammlung auch ein Zitat aus Js 53 gestanden hat, dann war es 1. bestimmt umfangreicher als v 4 a und wurde 2. doch wohl aus passionstheologischen Gründen dort aufgenommen; denn das Verständnis dieser Stelle in Mt 8, 17 ist im gesamten Neuen Testament völlig einmalig 19 • Ein aufschlußreiches Beispiel dafür, daß und wie Mt seine Erfüllungszitate abgegrenzt hat, ist ferner Mt 12, 17ff. Wir sahen, daß der letzte Satz (v 21) in überraschender Weise mit der LXX übereinstinlmt, so daß !Glpatrick ihn als Glosse einer späteren Hand streichen wollte 20. 'Vir sahen aber auch, daß gerade dieser Zusatz das mt Gefälle des gesamten Zitates deutlich hervorhebt, so daß keinerlei Ursache besteht, diesen Schlußsatz dem Evangelisten abzusprechen und einer späteren Redaktion zuzuweisen. Auch wenn man Kilpatrick darin zustinlmt, daß Mt 12, 21 gegenüber den Versen 18-20 wegen seiner Abhängigkeit von der LXX den Eindruck eines 15 Für Mt 1,23 ist noch oinma.! darauf hinzuweisen, daß hinter der griechischen Namensauslegung die LXX-Tradition steht (Js 8,8. 10 LXX), die auch sonst für diesen Evangelisten kennzeichnend ist; cf unten S 104. 10 LXX: 00'1'0<;;; Aquila, Symmachus: (j~'I'w<;;; dazu Mt 1,21; 8,24; 11,14; 16,20. 17 cf die LXX-Version von Ja 53, 5. 7. 11. 18 Strecker, aaO Gß. 10 Zum Problem dor Stollo Js 53 im Urchristcnt,um sioho dio boi Stroclwr, aaO 66 A 4 angeführte Litera.tur. Eine vormatthäisehe Anwendung von Js 53, 4 auf Jesu Wunderheilungen ist mit nichts zu belegen. Zum Judentum in dieser Frage cf Strack-Billerbeek, Mt, 481. Die einzige Parallele (Ign Poil, 3) geht, da Ignatius auch sonst, wenn er den synoptischen Stoff zitiert, dem ersten Evangelium am nächsten steht, auf Mt 8, 17 zurück; cf Massaux aaO 99f. 20 Kilpatrick, aaO 94.
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Zusatzes macht, ist es bei der reichlichen Verwendung von Js 42, 1 in der synoptischen Tradition nicht verwunderlich, wenn Mt in seinem Zitat in 12, 17ff einem Text des Prophetenwortes folgte, der - unabhängig von der LXX - "had already attained a certain fixity in tradition" 21. Demnach hat Mt dem von ihm übernommenen Zitat aus Js 42, Iff, das der LXX nicht entsprach, den Satz Js 42,4 nach dem Wortlaut der LXX hinzugefügt. Er hat also den alttestamentlichen Kontext des Zitates gekannt und an läßlich der Anführung nachgelesen 22. Mit Mt 12, 17ff wird eine weitere Eigenart der Erfüllungszitate berührt, nämlich die Auslassung einzelner Wörter und Wortgruppen und die Zusammenziehung des alttestamentlichen Textes an bestimmten Stellen. In 4, 14ff bietet Mt den Text von Js 8,23 in gestraffter Form. Er ist deutlich bestrebt, die geographischen Angaben stichwortartig hervorzuheben, ein Verfahren, das genau dem Anknüpfungspunkt für dies Zitat entspricht. Darum kann auch die StrafTung der ersten Zitatshälfte in 4, 15 darauf hindeuten, daß die gesamte Abgrenzung dieser Perikope von Mt herrührt. Auch die Auslassung der Worte Nm vrol.:Jl p~'~ = 8(X(I(LOe; x(I(l a4>~(u1i (l(ö.6e; Mt 21,5 läßt sich im Rahmen des mt Anliegens verstehen. Offenbar geht es ihm hier um die Betonung der Armut und Demut Jesu 23. Ein ähnliches Motiv wird wohl auch zu der Kürzung des hebräischen Textes von Js 42, 1-4 in Mt 12,20 geführt haben. Diese Raffungen des ursprünglichen Wortlautes zeigen zwar zum Teil nur, daß der Evangelist an diesen Zitaten gearbeitet hat. Aber dabei wird auch sichtbar, daß er nicht mechanisch zitiert, vollends nicht ausschließlich aus einer Zitatensammlung, sondern daß er bewußt gesucht und abgewogen hat, und zwar auch auf Grund des alttestamentlichen Kontextes. Die überwiegende Mehrzahl seiner Erfüllungszitate hat Mt dem Propheten Jesaja entnommen. Es werden aus Jesaja zitiert: Js 7, 14 in 1,23 Js 8,23f in 4, 14ff Js42,lfT in 12,17ff Js 53, 4 in 8, 17.
Kilpatrick, aaO 94. cf auch 26, 31, wo Mt nach LXXA .'/je; rro(fLlI'I)C; zum überkommenen Zitatstext hinzufügt und damit möglicherweise zeigt, daß er eine solche Version des Sach-Textes kannte und nachgelesen hat; cf oben S S3f. 2S Stendahl, aaO 119. 21
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Dazu treten nooh Js 62,11 in Verbindung mit Saoh 9,9 in Mt 21,5 sowie das angebliohe Jesaja-Wort in 13,35, das tatsäohlioh ein Psalm-Wort (Ps 78, 2) ist. Somit stammt etwa die Hälfte aller Erfüllungszitate aus dem Jesaja-Buoh 24. Aus J el'emia zitiert der Evangelist: Jer 31, 15 in 2, 18 Jel' 18, 1 ff und Jer 32, ß ff (mit Saoh 11, 12f) in 27, 9f 25 • Aus Sacharja zitiert der Evangelist: in 21, 5 Saoh 9,9 Saoh 11, 12f in 27, 9 28 • Aus Hosea zitiert der Evangelist: Hos 11, 1 in 2, 15. Aus M icha zitiert der Evangelist: Mioh 5, 1. 3 in 2, 6 27 • (mit 2 S 5,2) Läßt das so gewonnene Bild irgendwelohe Sohlüsse zu 1 An einigen Stellen sind gewisse "Sohwerpunkte" unverkennbar. Ein deutlioher Sohwerpunkt liegt bei Jesaja (Kap 7; 8 und 42; 53; 62); ein weiterer ist bei Saoharja (Kap 9; 11; of 13) festzustellen. CHDodd hat solohe Beobaohtungen zur Grundlage einer eingehenden Untersuchung und Deutung des Zitatenmaterials überhaupt im gesamten Neuen Testament gemacht 28 mit dem Ergebnis, daß es im Urchristentum 24 über die Erfüllungszitate hinaus wird Jesaja bei Mt noch viermal direkt angeführt (3,3; 13, 14; 15,7; 21,13), wobei an den drei ersteren Stellen der Prophetenname genannt wird. Alle vier Zitate entstammen der Tradition, und in 3, 3 und 15,7 dürfte auch die Nennung des Prophetennamens vormatthäisch sein•. 15 Außerdem wird Jeremia bei Mt noch einmal zitiert (Mt 21, 13), und zwar mit Js 56,7 zusammen. Viermal findet sich eine indirekte Anspielung auf ein Wort dieses Propheten: Mt 7,22 (Jer 14, 14; 27, 15-Sondergut); 11, 29 (Jer 6, 16 - Sondergnt); 23,38 (Jer 22, 5 = Lk 13,35); 26, 28 (Jer 31, 31 = MI{ 14,24). 2U Sach 11, 12f wird allordings als Jor-Wort oingoführt. Darübor hinaus wird Sacharja bei Mt in 2(\, 31 zitiort (Sach 13,7 obon S 83f), wiihrond sich Bochsmal eine mehr oder weniger deutliche Anspielung auf Worte dieses Propheten findet: 19,26 (Sach 8,6 = Mk 10,27); 24,31 (Sach 2, 10 = Mk 13,27); 25,31 (Saoh 14,5 - Sondergut); 26,15 (Sach 11,12 - Sondergut); 26,28 (Sach 9, 11 = Mk 14,24). 27 Rosea wird noch in Mt 9, 13 und 12,7 direkt angeführt (beide Male Ros 6, 6). Mt 10, 21. 35. 36 (cf Mk 13, 12) wird auf Micha (7, 6) indirekt angespielt. 28 Dodd, According to the Scriptures 1953.
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schon sehr früh gewisse größere Zusammenhänge alttestamentlicher Texte gegeben habe, aus denen vornehmlich, unter Berücksichtigung des jeweiligen Kontextes, die Zitate geschöpft worden seien. An diesen Komplexen sei schon früh vom Kerygma her gearbeitet worden. Dodd stellt eine ganze Liste solcher Komplexe zusammen 29. Die oben genannten Schwerpunkte bei Jesaja und Sacharja entsprechen dem Bild der von Dodd aufgestellten alttestamentlichen Textzusammenhänge 30 • So erfährt Dodds These von den mt Erfiillung8zitatcn her eine gewisse Unterstützung. Trotzdem schränken einige Beobachtungen dieses Bild zumindest ein. 1. Sach 9,9 und 11, 12f, aber auch 13, 7 waren schon vor Mt mit bestimmten überlieferungen verbunden. Darüber hinaus wurden sie vom Evangelisten mit anderen Prophetenworten verknüpft. In Mt 27, 9f führte das sogar dazu, daß das Zitat dem Propheten Jeremia zugesprochen wurde. Diese Tatsacho zeigt, daß Mt sich - selbst wenn er solche größeren Komplexe, die schon vor ihm als Testimonienquellen in Gebrauch waren, benutzt haben sollte - nicht auf einzelne Textabschnitte beschränkt und danach ausgewählt hat, sondern den umfassenden Zusammenhang ganzer , Prophetenschriften im Auge hatte. 2. In den mt Erfüllungszitaten finden sich'keine Psalm-Stellen, während sie in Dodds Aufstellungen einen erheblichen Raum einnehmen. Man darf hier nicht auf Ps 78,2 in Mt 13,35 verweisen, weil einmal Mt dieses Wort Jesaja zuschreibt 31 und weil zum anderen dieser Psalm auch nach Dodd nicht in den Rahmen solcher Quellenstücke für Testimonien gehört 32. 3. Endlich lassen sich längst nicht alle Erfüllungszitate mit Hilfe der von Dodd angenommenen Testimonienquellen erklären. Das gilt vor allem für die drei Zitate aus Mi 5, 1ft'; Hos 11,1; Jer 31,15 in Mt 2 33 , aber auch von Ps 78, 2 in Mt 13, 35. Alle diese Stellen deuten vielmehr darauf hin, daß Mt sich bei der Auswahl seiner Zitate weder auf Testimoniensammlungen noch auf gewisse bevorzugte Textabschnitte des Alten Testaments festlegen läßt, sondern daß er, wo ihm solche "Sammlungen" vorgelegen haben mögen, über sie hinaus den großen Zusammenhang der prophetischen 0,0.0 107f. Daß auch dcr Umkreis von Hos 11, 1 nach Dodd ein solcher Testimonienkomplex gewesen sein soll, überzeugt na.ch dem Bild seines Vorkommens im N'l' freilich weniger; cf zu HOB 11, 1 Dodd, 0.0.0 75. 31 cf oben 8 32 A 28. 32 PB 78 wird boi Dodcl gar nicht behandelt. 8ein Vorkommen im NT (cf etwa J oh 6, 31; Act 8, 21; Apk 2, 17; 16, 4) kann auch kaum zu einer Untcrsuchung im Sinne der These Dodds ermutigen. 33 cf oben A 30. 20
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Schriften von der ihm vorgegebenen und von ihm verkündigten JesusTradition aus selbst auf ihren Weissagungscharakter und auf ihre je besondere Eignung hin befragte. Dieses Ergebnis entspricht dem Bild, das sich aus der Untersuchung des Textes der Erfüllungszitate ergab. Die Vorlagen der mt Erfüllungszitate sind mannigfach. Der Evangelist mag das Alte Testament in verschiedenen Versionen gelesen haben. Aber auch schriftliche und mündliche Traditionen zu einzelnen Schriftstellen sind hier und da nicht auszuschließen. Was die Frage der Auswahl der Zitate positiv angeht, so bezieht sich Mt betont auf die Schriften der Propheten. Innerhalb dieser Schriften liegen Schwerpunkte vor bei Jesaja sowie bei Sacharja und Jeremia 34• Jesaja und Jeremia werden demgemäß auch in der Erfüllungsformel genannt 35 • Damit ist der Boden für die Untersuchung der weiteren Frage vorbereitet, ob Mt die Erfiillungszitate mit einer bestimmten Absicht über sein Evangelium verteilt hat und, wenn ja, mit welcher. 2. Die Verteilung der Erfüllungszitate über das Matthäus-Evangelium Der Aufbau des Mt-Ev ist oft Gegenstand eingehender Untersuchungen gewesen l • Dabei führte die Beobachtung der fünf Redenkomplexe, die jeweils mit einer Abschlußformel enden (7,28; 11,1; 13,53; 19,1; 26,1), zu mehr oder weniger verschiedenen Deutungsversuchen 2. Unter anderem ist versucht worden, diese Fünfgliedrigkeit in Parallele mit dem Pentateuch zu deuten 3. Außer allem anderen, was kritisch gegen diesen Versuch zu sagen ist', ist hier hervorzuheben, daß sich die Erfüllungszitate auf keine
34 BLindars (aaO 272ff) untersucht die Vorliebe für prophetische Texte traditionskritisch und verweist dazu auf die jüdische Apokalyptik (aaO 276f) und die Texte vom Toten Meer (aaO 278ff). Interessant ist die 'l.'atsache, daß in den Testimoniensammlungen (4 QFlor; 4 QTest) bei weitem die Pentateuehstellen überwiegen. 35 cf dazu oben S 43f. 1 Eine der extremsten Untersuchungen in dieser Riehtung ist die von KThieme, Matthäus, der schriftgelehrte Evangelist, Judaica 5 (1949) 130ff, 161ff. '.rhieme findet im Mt-Ev einen "Dreierschritt", eine Fünfgliedrigkeit nach dom Pentateuch, eine achtfache Teilung nach acht Heilstagen und endlich eine Einteilung nach der Sieben·Zahl, die in den Seligpreisungen, don Bitten des Vaterunsers und den Weherufen ihr Vorbild habe; siehe seine Aufstellungen aaO 173. B cf die Literatur, die Strecker (aaO 147 A 2) hierzu anführt. 3 Begründet von BWBacon, Studies in Matthew, XVIff und 81. 4 Strecker, aaO 147 ~ 2.
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Weise in ein solches Schema einfügen lassen, da sie völlig beziehungslos neben jenen fünf. "Reden" stehen. Sie gehören ausschließlich den Erzählungsstücken des Evangeliums an 6. Dieser Tatbestand kann nur bedeuten, daß Mt mit den fünf "Reden" eben eine Gliederung nicht seines GesamtEvangeliums, sondern bestenfalls der Predigt Jesu, wie er sie bietet, anstrebte 6. Ganz anders verhält es sich, wenn man nach dem Aufbau des Geschichtsstoffs des Evangeliums fragt. Nach StendahP sind die fünf Teile des Evangeliums außer einer "Präambel" (in Kap 1-2) und einem "Epilog"8 (26,3 bis 28, 20) jeweils in einen Erzählungs- und einen Redenabschnitt unterteilt, und zwar folgendermaßen. Es entsprechen sich: 1. Mt 3, 1-4,25 und 5, 1-7,27 2. Mt 8, 1-9, 35 und 9, 36-10, 42 3. Mt ll, 2-12, 50 und 13, 1- 13, 52 (53) 4. Mt 13,54-17,20 und 17,22-18,35 5. Mt 19,2-22,46 und 23, 1-25,46. Aber auch diese Komposition hat in den Erfüllungszitaten keine klare Stütze. Nach ihr stände zwar in den Teilen I, 2 und 3 je ein Erfüllungszitat, aber nicht in den Teilen 4 und 5; dafür würde - völlig ungewöhnlich und unprogrammäßig - im Redestück von 3 ein Erfüllungszitat auftauchen. Offensichtlich darf also auch in dieser Richtung eine Absicht des Evangelisten hinsichtlich der Verteilung der Erfüllungszitate nicht gesucht werden. Läßt sich also sagen, daß die Erfüllungszitate einem Kompositionsschema im modernen Sinn 9 überhaupt nicht unterliegen, so fallen an ihnen doch einige Tatbestände auf, die eine Deutung verlangen. Es handelt sich 1. um die Häufung der Erfüllungszitate in der Vorgeschichte; 2. um das Fehlen von Erfüllungszitaten in der Passionserzählung; 3. um die Massierung von Jesaja-Zitaten im Mittelstück des Evangeliums (Kap 4-13).
6 Wobei auch der Kontext von 13, 35 als Geschichtsstoffzu verstehen ist. Trotzdem wird auch hieran deutlich, wie wenig sich hier zwischen "Wort" und "Tat" J esu trennen und unterscheiden läßt. 6 cf Strecker, aaO 130. 7 aaO 25. 8 Zur Kritik an dieser Disposition und vor allem an den Begriffen "Preamble" und "Epilogue" cf Strecker, aaO 147 A 2. D Auch andere Gliederungsversuche (siehe die Kommentare von Allen, Schlatter, Lagrange und Lohmeyer) lassen sich mit der Verteilung der Erfüllungszitate nicht konfrontieren.
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a) Die Stilelemente in 1,18-2,23 weisen darauf hin, daß Mt hier einer mündlichen Tradition seinen sprachlichen Stempel aufgedrückt hapo. Mit großer Wahrscheinlichkeit waren die einzelnen Erzählungen schon in der vormatthäischen Überlieferung miteinander verbunden l l , dürften aber auch in ihren Verknüpfungen vom Evangelisten bearbeitet worden sein. Nun zeigen die Einzelerzählungen nicht nur ein hohes Maß an "alttestament. lichen Sprach. und Stilelementen"12, sondern sie sind je mit einem Er. füllungszitat ausgestattet. Deshalb ist oft behauptet worden, diese Stücke seien als christliche Midraschim zu bestimmen 13. Hier ist indes wieder Vorsicht geboten. Da es zum Wesen des Midrasch im ~pätjudentum gehört, Aussagen der Schrüt aufzunehmen, um sie zu deuten, gerade das aber in Mt I und 2 nicht geschieht, wird man gut tun, mit der Verwendung des Begriffs Midrasch für diese beiden Kapitel sehr behutsam zu sein 14. Es geht in diesen Kapiteln ja nirgends um eine ,Aus. legung alttestamentlicher Texte oder Traditionen, etwa der Exodus·Tradi· tion 15. Die Sache verhält sich vielmehr genau umgekehrt. Die Geschichte Jesu wird vorausgesetzt, und prophetische Worte werden an sie heran· getra.gen, um sie im Sinne der Erfüllung prophetischer Weissagung zu interpretieren. Und wenn in der Tradition der Vorgeschichten da und dort eine midraschartige Methodik wirksam geworden sein mag, besagt das für die Erfassung des Anliegens, das Mt in den Erfüllungszitaten dieser Ka. pitel vorträgt, noch nichts. Insofern läßt sich von dem angeblichen Mi. drasch·Charakter der Vorgeschichte aus die Häufung der Erfüllungszitate in ihnen gerade nicht verstehen und begründen. 10 Kilpatrick, aaO 52ff. Dagegen äußert sich allerdings WLKnox, The Sources of the Synoptic Gospels (ed HChadwick) II, 1957, 123ff. 11 Im einzelnen siehe dazu Strecker, aaO 51ff; DBundy, Jesus and the First Three Gospels 1955, 29ff. 11 cf Mt 1, 21 mit Js 7, 14 aber auch Gen 17, 19 uä; 1, 21 b mit Ps 130, 8; 2, Iff mit Gn 49, 10; Nu 24, 17; Mt 2, 11 mit Ps 72, 10f; Js 60,6; Mt 2, 13 mit Ex 2,15 uä; Mt 2, 20 mit Ex 4, 19. 18 cf zB Daube, aaO 189ff und HCWaetjen, The Transformation of Judaism according to St. Matthew (DiBB Tübingen 1958) nach ThLZ 84 (1959) 145f. Gegen Waetjen cf Hummel, aaO 130 A 12. Zum weiteren religionsgeschichtlichen Vergleichsmaterial cf RBultmann, Geschichte der synoptischen Tradition (3. Aufl) 1957, 317ff. U Zum spätjüdischen Midrasch cf Strack, Einleitung in Talmud und Midras (5. Aufl) 1921, Kp XVff. 16 Man wird schon gar nicht mit Daube vermuten wollen, daß die gesamte evangelische Tradition in der midraschartigen Formung der Jesus.Überlieferung durch eine urchristliohe Passa.Liturgie ihren Quellort habe: Daube, NT St 5 (1958/59) 174-187. Zur Mosetypologie in Mt 2 of Strecker, aaO 51 und 147 A 2.
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Eng mit den traditionsgeschichtlichen Erklärungsversuchen verknüpft ist die Meinung, die Häufung der Erfüllungszitate in Mt 1 und 2 sei durch eine apologetische Tendenz dieser Kapitel bedingt. Apologetik soll danach schon im Stammbaum J!'lsu (1,1-17) enthalten sein, der am Beispiel der Frauen Thamar, Rahab, Ruth und Bathseba die Fragwürdigkeit der Abkunft Jesu aufdecken solle, damit in dem Bericht von der Empfängnis J esu durch den Heiligen Geist um so wirkungsvoller den gehässigen Verleumdungen der Juden über die Herkunft Jesu begegnet werden könne 1s . Da sich für die näheren Umstände der Empfängnis Jesu, seinen Aufenthalt in Ägypten und seine Beheimatung in Nazareth tatsächlich jüdische Polemiken nachweisen lassen 17, haben manche Ausleger das apologetische Moment für die Erklärung der gesamten Kindheitsgeschichten bei Mt in Anspruch genommen 1B • Demgegenüber ist aber auch darauf hingewiesen worden, daß sich über das Alter dieser Polemiken nichts Sicheres sagen läßt1 9 • Zudem bietet Mt selbst keinerlei Anhalt dafür, daß er sich gegen solche Angriffe zur Wehr setze 20. Nichts deutet darauf hin, daß er selbst die Frauen im Geschlechtsregister mit dem Makel, der 1, 19 andeutungsweise erscheint, im Zusammenhang gebracht hat. Was diese Frauen verbindet, ist vielmehr die Tatsache, daß sie keine Israelitinnen waren, aber doch in das Geschlecht der Erwählung und Verheißung, das mit Abraham begann, einbezogen wurden 21. Bei allem, was zur Traditionsgeschichte des Stammbaumes zu sagen sein mag 22 , bleibt doch die wesentlichste Aussage dieser "Liste", daß Jesus der Messias ist, in dem die Verheißungen Gottes an Abraham erfüllt wurden, und daß damit das Ziel der Geschichte Gottes mit Abraham (cf Gen 12,1 ff) erreicht ist 23 • Von hier aus liegt der Schlüssel zum Verständnis von Mt 2 So besonders Zahn in seinem Kommentar zu den Stellen. Celsus bei Origenes, Cels 1,38; ferner bSchab 104b. Zu bSchab 107b; bSota 47a siehe Zahn, Mt, 108A 4. Zu Nazareth sind Joh 1, 46; 7, 41. 52;jerSchab 15d 50 und die verächtlich gemeinte Bezeichnung Jesu als \illiJ zu vergleichen. 18 Zahn und Schniewind zu den Stellen; WGrundmann, Jesus der Galiläer und das Judentum (2. Aufl) 1941, 5 und 183f; MAlbertz, Die Botschaft des NT I/I 1947, 148; neuerdings auch ARCLeaney, The Birth Narratives in St Luke and St Matthew, NT St 8 (1962) 158-166. 19 Klostermann, Mt, 2; Bultmann, Tradition (3. Aufl) 1957,319. Eben diese Feststellung ist aber auch gegen die Parallelen aus der hellenistischen Welt zu treffen. 20 BLindars, aaO 261 sieht in diesen Zitaten "a previous apologetic of which Matthew lmows little or nothing". 21 So auch Hahn, Hoheitstitel, 243 AI; nach Klostermann und Schlatter. 22 Zur Analyse des Stammbaumes Jesu cf Hahn, aaO 242ft'. 23 Man braucht dazu die Zahlensymbolik (3mall4 = 6mal 7) nicht zu pressen 18 17
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in dem Gegenüber von Herodes und Jesus. Schon der Eingangssatz (2,1) stellt beide nebeneinander. Gewiß liegt dem Evangelisten hier "an dem (,historischen') Faktum der Geburt (Orts. und Zeitangaben!)" Jesu 24 . Aber darüber hinaus wählt er die Zeitangabe, weil er so auch den "Gegenspieler" deI! eben geborenen Messias einführen kann. Der Gegensatz zwischen beiden wird im folgenden mit Hilfe des ßCltO'IAe:u<;.Titels herausgestellt (2, 2f)25. Aus der Beantwortung der Fra.ge der Magier nach dem Geburtsort des neuen Königs der Juden (2, 2) bzw der entsprechenden Frage des Herodes nach dem Geburtsort des neugeborenen Messias (2, 4) 28 ergibt sich der nun ein· setzende Ablauf der Ereignisse, so wie ihn einerseits Herodes zu bestimmen versucht, wie ihn aber andererseits Gott tatsächlich bestimmt. In diesem Gegenüber, in dem sich der wahre Messias Gottes erweist, muß noch nicht der Grund für die Häufung der Erfüllungszitate in Mt 1-2 liegen; denn auch später steht Jesus oft genug in scharfem Gegensatz zu seinen Gegnern und erweist sich ihnen gegenüber als der wahre Messias, und doch fehlen in solchen Zusammenhängen Erfüllungszitate. Indes hat die Konfrontation von Mt 2 darin ihre Besonderheit, daß Jesus hier noch nicht so wie später selber handeln kann. Statt seiner, der noch Kind ist, muß deshalb Gott als Handelnder eintreten. Eines der Mittel, mit denen das in Mt 1-2 ausgedrückt wird, sind die Traumanweisungen Gottes an Joseph und an die Magier. Bezeichnenderweise sind in Kap 2 diese göttlichen Anordnungen stets mit einer Ortsveränderung für die Angesprochenen ver· bunden (2, 12. 13. 19. 22). Deshalb knüpfen auch die Erfüllungszitate dieses Kapitels an offenbar vorgegebene geographische Daten an. Die Häufung der Erfüllungszitate in Mt 2 ist also als literarisches Mittel zu verstehen, mit dessen Hilfe Mt auf seine Weise der Meinung Ausdruck gibt, daß schon in den Wegen des Kindes Jesus und darum in diesem Kinde selbst Gottes Plan, wie er durch die Propheten vorausgesagt worden ist, geschieht. Damit aber ist sichergestellt, daß sofort vom Anfang des Lebens Jesu an " ... Offenbarungsgeschehen einsetzt" 27. und zu stark auszudeuten. Klar ist, daß eine Ordnung als abgerundet zur Er· füllung kommend vorgestellt wird. 2& Streclcer, aaO 53. 26 Möglicherweise steht hinter dieser Gegenüberstellung in der Tradition der Gegensatz zwischen dem wahren und dem falschen Messias. Es gibt eindeutige Zeugnisse dafür, daß Herodes selbst messianische Ambitionen hatte; cf ThKeim, Jesus von Nazara I: Der Rüsttag 1857, 174.179.181. 382f. 28 Zum Verhältnis zwischen "König Israels" und "Gesalbter" cf Hummel, aaO 114. Danach gehören die beiden Titel eng zusammen und haben die gleiche Bedeutung. 27 Strecker, aaO 90. 101
b) Kommt man von den Kindheitsgeschichten her, so fällt das starke Zurücktreten der Erfüllungszitate in der Passionsgeschichte auf. Nur in 26,31 und 27, 9f liegen eindeutige Zitate vor, wobei 26, :il der synoptischen Tradition angehört und 27, 9f sich nur mittelbar auf die Passion Jesu bezieht. Nicht übersehen werden darf jedoch, daß der allgemeine Hinweis auf die Schrüterfüllung 26, 54. 56 nach der Erfüllungsformel gebildet ist. Diesem Sachverhalt entspricht in überraschender Weise das Bild bei den anderen Synoptikern. Auch bei Markus begegnen nur Ps 118, 22f und Sach 13, 7 als explizite Zitate innerhalb der Passionserzählung. Daneben stehen im Blick auf die Passion Jesu auch bei ihm nur allgemeine Hinweise auf die Schrüterfüllung (9, 12f; 14,21. 49). Bei Lukas ist diese Tendenz, Jesu Passion unter allgemeine Schrüthinweise zu stellen, noch verstärkt worden (Lk 18,31 neben Mt 20, 18/Mk 10,33; Lk 24, 25ft'. 32. 44ft'). Sach 13,7 fehlt bei Lukas. Dafür zitiert er über Mt und Markus hinaus Js 53, 12 (22,37). Nun zeigen aber die synoptischen Passionsberichte selbst, in welchem Maße sie sich als Erfüllung verstehen. Wie auch immer man diese Erscheinung beurteilen mag 2S , so wird doch nicht zuletzt hier der Grund dafür liegen, daß die Evangelisten sich in den Passionsgeschichten mit allgemeinen Bemerkungen über die Schrifterfüllung begnügt. haben. Ganz besonders trifft das für Mt zu. Das zeigt sich daran, daß er in verstärktem Maß die Schrift im Blick auf die Passionsüberlieferung zur Geltung gebracht hat 29 • So stellt er in 26,56 Jesu ganze Passion unter den Gesichtspunkt dcr Erfüllung der prophetischen Worte 30. Um so mehr muß es überraschen, daß gerade er die mannigfachen Möglichkeiten, innerhalb der Passionsgeschichten Erfüllungszitate zur Geltung zu bringen, nicht benutzt hat. Das spricht auch hier gegen das Recht der Meinung, diese Zitatengruppe habe in einem apologetischen Interesse des Evangelisten ihren Sitz im Leben. So liegt es am nächsten, nach den positiven Gründen zu fragen, die Mt dazu bewogen haben, die Erfüllungszitate in seinem Evangelium außerhalb der Passionsgeschichte einzusetzen. 28 Siehe KWeidel, Studien über den Einfluß des Weissagungsbeweises auf die evangelische Geschichte, Theolog. Studien und Kritiken 83 (1910) 83-109; 163 bis 195; dazu Goppelt, aaO 91 A 3. Siehe ferner KFeigel, Der Einfluß des Weissagungsbeweises .•. 1910, besonders 28f. 29 Das Material ist zusammengestellt bei N ADahl, Die Passionsgeschichte bei Matthäus, NT St 2 (1955/56) 23 A 3. 30 Damit ist zugleich deutlich, daß es ein unfruchtbares Unterfangen bleiben muß, wenn man die Anzahl der Erfüllungszitate irgendwie ausdeuten will (zu Rommes, aaO 162).
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c) Zwischen den beiden Polen des Evangeliums, der Kindheit und der Passion Jesu, stehen vier Erfüllungszitate, die in verschiedener Hinsicht unter sich eine Gruppe bilden (4, 14ff; 8,17; 12, 17ff; 13,35). Sie zielen alle jedes an seincr Stelle - auf Jesu öffentliches Wirken. Darüber hinaus handelt es sich bei ihnen allen um Summarien, dh sie beziehen sich jeweils auf einen breiteren Zusammenhang. So liegt Mt 4, 14ff zweifellos nicht nur das erste Auftreten Jesu im Blickfeld, sondern sein Auftreten in Galiläa überhaupt 3l . Ebenso ist 12, 17ff die Heilandstätigkeit Jesu eine beispielhafte Darstellung seines Wirkens überhaupt (cf etwa auch 8,4; 9,30)32. Hinsichtlich der beiden letzten Zitate 8, 17 und 13,35 genügt bereits der Hinweis auf den summarischen Charakter des Satzes, dem sie angefügt sind 33. Diese vier Zitate stehen außerdem im Zeichen der Hervorhebung der Universalität des Wirkens Jesu. Dabei fällt helles Licht auf die Hilfsbedürftigkeit derer, denen sich Jesus zuwendet (4, 14ff: die im Finstern und im Schatten des Todes Wohnenden; 8, 17: die Kranken; 12,20: die Verlorenen und die Heiden). Im übrigen ist darauf, daß diese vier Erfüllungszitate als Zitate des Propheten Jesaja in besonderer Weise Heilsweissagungen für die Verlorenen vom Hause Israel enthalten, bereits in einem früheren Zusammenhang aufmerksam gemacht worden 34. d) Die beiden restlichen Erfüllungszitate in 21,5 und 27, 9f haben mit 1,23 gemeinsam, daß sie schon mit ihrem jeweiligen Geschichtsstoff verbunden waren und diesen Stoff auch schon geformt hatten, ehe Mt sie in sein Evangelium einfügte und ihnen ihre jetzige Form gab. Im übrigen stehen sie in einer gewissen Spannung zu dem, was sich uns ergeben hat (Häufung der Erfüllungszitate in den Vorgeschichten, Fehlen dieser Zitate in der Passionsgeschichte, Summarien im Mittelstück des Evangeliums). Gerade sie belegen, daß Mt die Erfüllungszitate nicht in Verbindung mit einer bestimmten Disposition des Evangeliums über das Evangelium verteilt hat. Sie machen es im Gegenteil sehr wahrscheinlich, daß die Verteilung dieser Zitatengruppe über das Evangelium darauf beruht, daß der Evangelist bestimmten Daten des Lebens J esu ein besonderes Interesse zugewandt hat. Dieses Interesse besteht in der überzeugung, daß das Leben und Wirken Jesu als ein Ganzes der Offenbarung des Heiles Gottes für die Verlorenen vom Hause Israel ebenso wie für die Völker gilt. cf oben S 69f. cf oben S 75 A 54. 33 cf oben S 70f und 78. 3' cf oben S 43. Im Blick auf die Zitate selber mag auch darin eine Beziehung dieser Stellen zueinander bestehen, daß die beiden ersteren von Jesu Heilsgegenwart und -tätigkeit (in Aoristen) sprechen, während die beiden letzteren seine Heilspredigt (in Futuren) hervorheben. 31
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3. Der Sitz im Leben der Erfüllungszitate Bei Quellenuntersuchungen zu den synoptischen Evangelien sind die Er. füllungszitate des Mt.Ev stets als eine "Eigenart des Mt"l gewertet worden. Deshalb muß die Frage nach ihrer Herkunft gestellt werden. Die neuerdings wieder von Strecker vertretene Annahme einer schriftlichen Zitatensammlung, die der Evangelist vor sich gehabt habe, stützt sich zu einem guten Teil auf textliche Beobachtungen. In der englischsprachigen Forschung dient diese Hypothese weithin zugleich der Erklärung der unterschiedlichen Form der alttestamentlichen Zitate bei Mt 2 • Danach soll Mt im großen und ganzen die Zitate, die er von Markus übernahm, der LXX angeglichen habens. Die entscheidenden Schwächen dieser Argumentation liegen in ihren Voraussetzungen. Weshalb muß die Vorlage, die hier gefordert wird, eine Testimoniensammlung gewesen sein ~ Ganz abgesehen davon, ist aber auch im Blick auf die angebliche LXX-Redaktion der Zitate durch den ersten Evan· gelisten vor Einseitigkeit zu warnen. Die Ausnahmen von der angeblichen Regel, Mt habe die übernommenen Zitate der LXX angeglichen, sind bei ihm viel zu zahlreich, als daß es möglich wäre, hier von einer Regel zu sprechen. Weder in 3,3 noch in 15, 4b noch in 22, 44 ist der Text gegenüber Markus nach der LXX geformt worden. In 21, 13 ist ..iienv 'ro!e; ~-&ve:ow gegen die LXX und Markus fortgefallen 4. Wie unsicher die Beispiele für eine Angleichung an die LXX in 15,5. 8f; 22,32 uam sind, zeigt Streckers Behandlung dieser Stellen 6, obwohl er gerade das Gegenteil beweisen möchte. Eine mt Bearbeitung des traditionellen Zitatenmaterials in Richtung auf die LXX hin kann und soll indes nicht rundweg geleugnet werden. Sie darf aber nicht derart einseitig betont werden, daß daraus ein Unter. schied in der Behandlung der Zitate überhaupt und der Erfüllungszitate im besonderen konstruiert werden muß. Auf der anderen Seite sind auch in den Erfüllungszitaten viel zu starke mt Elemente vorhanden, als daß man sie ihrem Wortlaut nach einfach auf eine bestimmte schriftliche Quelle zurückführen könnte. Hier müssen Bultmann, Tradition (3. Aufl) 1957, 384. Es seien genannt FCBurkitt, The Gospel History and its Transmission (2. Aufl) 1907; WCAllen, ExpT XII(1900jOl) 187ff; Idem, Mt, LXII; Robinson, Mt, XVI; McNeile, An Introduction to the Study of the New Testament (2. Aufl) 1953; zuletzt Strecker, aaO. Etwas vorsichtiger WLKnox, The Sources of the Synoptic Gospels (ed Chadwick) II, 1957, 127 f. 3 Im einzelnen cf Allen, Mt, LXII und Strecker, aaO 21ff. 4 Zu den Gründen cf Strecker, aaO 110. 5 aaO 22; cf Stendahl, aaO 147f und 205. 1
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vor allem die Hervorhebung geographischer Angaben (2, 6. 15. 18; 4, 14ff), die Raffungen des alttestamentlichen 'l'extes (4, 14ff; 12, 17ff; 21,5), die Kombinationen verschiedener Schriftstellen (1,23; 2,6; 21,5; 27, 9f) und die zahlreichen redaktionellen Eingriffe in den Text der Zitate 6 genannt werden. Darüber hinaus ist zu betonen, daß auch die Erfüllungszitate deutliche Spuren der LXX tragen (1,23; 2,6.18; 12,21; 13,35; 21,5). So wird man den Erfüllungszitaten und der Frage nach ihrer Herkunft kaum gerecht, wenn man sie als Ganzes allein auf eine schriftliche Zitatensammlung zurückführt. Mag es auch möglich sein, "dat Mt in plaatsen als 2,23 en 27, 9. 10 gewerkt heeft en uitgegaan is van bekende en bestaande textgroepeeringen, mogelijk reeds onder een Stichwort bijeenverzameld", so ist doch auch das andere nicht zu übersehen; "Mt 27,9.10 is, gelijk alle vervullingscitaten in dit Ev., het geheel eigene en fijn doordachte werk van den Evang. zelf" 7. Die Herkunft der Erfüllungszitate aus einer Zitatensammlung ist außerdem deshalb unwahrscheinlich, weil solche Zitate im Passionsbericht fehlen. Es ist kaum denkbar, daß in einer christlichen Testimoniensammlung keine SchriftstelIen zur Passion Jesu standen oder daß der Evangelist solche Stellen übergangen haben sollte, zumal er auch die Leidensgeschichte von der Erfüllung nicht ausnahm. Mehr Beachtung verdient die Annahme, Mt stehe mi~ diesen Zitaten in der Tradition, die durch die targumisierende Paraphrasierung des hebräischen Textes gekennzeichnet ist. Vielleicht darf schon die eigenartige These Böhls, die neutestamentlichen Schreiber hätten neben der LXX auch eine "palästinische Volksbibel" benutzt, die eine aramäische übersetzung der LXX gewesen sei 8, in dieser Richtung verstanden werden. Die LXX selbst stellt ja schon eine Art Targum dar, und ihre übersetzung ins Aramäische würde nur eine weitere Targumisierung bedeuten können. Böhls These fand aber keine Zustimmung und keine Nachahmer 9 • Ebenso wird Zahn seine Annahme eines aramäischen Mt-Ev, in welchem "die alttestamentlichen Citate und Anspielungen in oft sehr freier aram Form gegeben
cf oben zu 1,23; 2,6; 4, 14ff; 8, 17; 12, 17ff; 13,35. NJHommes, aaO 165. Klar abzulehnen ist der Versuch, solch eine Testimoniensammlung als Vorlage einer breiteren Schicht von nt.lichen und urchristlichen Schreibern zu fixieren, wie ihn Harris (Testimonies I-II, 1916-1920) unternommen hatte. 8 EBöhl, Forschungen nach einer Volksbibel zur Zeit Jesu, 1873; Idem, Die at.lichen Zitate im NT, 1878. 9 cf Zahn, Einleitung II (2.Aufl) 1900, 315; Stendahl, aaO 182 A 2. G
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waren"lO, im Sinne solcher targumisierenden Tendenzen verstanden haben. Auch die These Bacons über die Sonderquelle des Mt, in die nach ihm unter anderem auch die Erfüllungszitate gehören und die er "Nazarene Targum" nennt, muß in ähnlicher Weise gesehen werden l l • Am konsequentesten untersuchte Baumstark 12 die mt Zitate aus dem Zwölfprophetenbuch nach Sprachelementen, wie sie auch in den Targumin, vor allem aber in den Fragmenten des altpalästinischen Pentateuchtargums 18 , zu beobachten sind. Er kommt zu dem Ergebnis, "daß dieselben (so die Zitate Mt 2,6. 15; 21, 5; 26, 31; 27, 9) einem verschollenen ältesten Prophetentargum ... entstammen, dessen hebräische Vorlage dem von den Samaritanern festgehaltenen Vulgärtext des Pentateuchs entsprach"14. An Baumstarks Untersuchungen ist die Frage erwägenswert, warum dieses älteste Prophetentargum dem Evangelisten (nach Baumstark dem aramäischen Mt) schon schriftlich vorgelegen haben muß. Baumstark beantwortet diese Frage mit einer sachlichen überlegung zum Zweck der Erfüllungszitate und mit einer textlichen Argumentation. Seine sachliche überlegung geht davon aus, daß die mt Erfüllungszitate "so unverkennbar als möglich einem an das israelitische Volk sich wendenden Schriftbeweis dafür dienen sollten, daß in Jesus von Nazareth der Messias erschienen sei, welchen dieses Volk - teilweise gerade auf Grund unter anderem eben jener einzelnen Texte erwartet. In dieser Lage mußte jede, ob nun bewußte oder unbewußte Änderung des Textbildes Gefahr laufen, von denjenigen, welche es zu überzeugen galt, entrüstet als Fälschung heiligen Schriftwortes zurückgewiesen zu werden. Ihr entsprach deshalb einzig und allein die wesentlich streng treue Anführung einer bestimmten Fassung des alttestamentlichen Textes, die den vorausgesetzten Leserkreisen geläufig war" 16. Ein altpalästinisches Prophctentargum würde nach Baumstark also eine solche möglicbe Fassung abgeben können. Die Voraussetzung dieser Argumentation unterliegt jedoch schwersten Bedenken, weil die mt Erfüllungszitate, wie schon die Erfüllungsformel erkennen ließ, dem Schriftbeweis des Spätjudentums nicht angehören. Zudem darf die antike Art zu zitieren - und Zahn, aaO 320. BWBacon, Studies, 156ff. 12 Baumstark, Biblica 37 (1956) 296-313; cf aber auch schon Baumstark, Geschichte der syrischen Literatur 1922; Idem, PeBi~tä. und palästinensisches Targum, BZ 19 (1931) 257-270; Idem, Neue orientalische Probleme biblischer Textgeschichte, ZDMG 89 (1935) 89-119. 13 PKahle, Masoreten des Westens II, 1930, 1-65; Idem, The Cairo Geniza, 1947; cf dazu auch Eißfeldt, Einleitung in das AT (3. Aufl) 1964, 946f. 14 Biblica 37 (1956) 313. 16 Biblica 37 (1956) 297. 10
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das gilt auch im Bereich des Schriftbeweises - keineswegs an modernen Maßstäben gemessen werden. Baumstarks textliche Argumentation ist infolge seiner Annahme einer aramäisohen Urfassung des Mt-Ev äußerst kompliziert. Es wird nicht recht klar, ob diese Zitate schon im aramäischen Mt-Ev jenem ältesten Prophctcntargum folgten oder ob die Textabweichungen der Zitate im griechischen Mt.Ev"eine ... durch den übersetzer geübte Exegese"16 darstellen. Im ganzen wird hier die Grenze der Möglichkeiten, ein altes Prophetentargum als alleinige schriftliche Vorlage für die Erfüllungszitate überzeugend nachzuweisen, doch recht deutlich. Vielmehr zeigt in der Tat etwa das y~ 'Iouaex Mt 2, 6, das Baumstark so sehr betont 17 , daß Mt in seinen Erfüllungszitaten "sein eigener Targumist"18 ist. Baumstarks Anliegen aber ist als solches positiv zu werten und aufzugreifen, daß nämlich die Erfüllungszitate stilistisch eine Verwandtschaft zu den alten jüdischen Targumin aufweisen. Da wir aber in die Entwicklung der Targume dieser Zeit keinen genügenden Einblick haben 19, scheint man den Eigenarten der Erfüllungszitate dort gerechter zu werden, wo in ihnen die Fixierung von mehr mündlichen Traditionen vermutet wird. Hier sind vor allem die Arbeiten von Kilpatrick und Stendahl zu nennen. Kilpatrick wendet sich in seiner Untersuchung der dem Evangelisten eigenen Stücke 20 gegen WSoltau und BWBacon. Soltau hatte die Erfüllungszitate einer Sammlung verschiedener Stoffe (etwa auch der Legenden um Petrus und Pilatus) zugeordnet 21. Kilpatrick folgt dieser Ansicht insofern, als nach ihm die Erfiillungszitate ihrer Form nach nicht vom Evangelisten, der mit der LXX gearbeitet habe, stammen können, sondern einer Quelle, die nicht von der LXX abhing, entnommen worden seien. Dagegen meint er nicht, daß diese Quelle dem Evangelisten schon schriftlich vorlag, da 1,21. 23; 2,6.15.18.23; 27,!)f Traditionen angehören, die vor Mt noch nicht schriftlich fixiert worden seien. "This conclusion, however, joined to the other, that tho evangelist had them from another source, points to unwritten tradition as supplying them." 22 Biblica 37 (1956) 306. Biblica 37 (1956) 306. 18 cf NKarnetzki, nach ThLZ SI (1956) 493. 19 Zur Frage nach den griechischen Targumbildungen vor der "Kanonisierung" der LXX cf Stendahl, aaO ISOf. 20 Kilpatrick, aaO 37 ff. 21 Außer Bacon (oben All) bewegt sich in dieser Richtung auch EKWinter, der die Erfüllungszitate einer bestimmten Redaktionsschicht zuordnet, nämlich der "kleinjakobäischen Schicht" unter Jakobus Minor (bis 62 n ehr): Judaica 9 (1953) 32f. 22 Kilpatrick, aaO 57. 16
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Während nun nach ihm die der LXX verwandten Zitate im Mt-Ev der Praxis der liturgischen Lesungen entstammen, kommen die von der LXX abweichenden Erfüllungszitate "from the stock quotations of the sermon" 23. Im ganzen gesehen kombiniert Kilpatrick also seine These vom homiletischliturgischen Hintergrund des Mt-Ev mit der Theorie von den Testimoniensammlungen 24. Dadurch aber veranschlagt er die eigene Arbeit des Evangelisten in den Erfüllungszitaten viel zu gering 25. Trotzdem ist an seinen Beobachtungen beachtenswert, daß I. "the use of these quotations has a history behind it" 26 und daß 2. diese Geschichte im Zusammenhang der urchristlichen Predigttätigkeit zu suchen ist. Dagegen kommt Stendahl schon hinsichtlich der redaktionskritischen Fragestellung zu anderen Resultaten. Einmal stellt er die LXX-Elemente der Erfüllungszitate heraus 27 • Darüber hinaus bieten die Erfüllungszitate nach ihm viel zu mannigfache Eigentümlichkeiten, als daß man sie einer vormatthäisehen Quelle zuweisen könne 28 • Stendahl will also auch auf die Erfüllungszitate das angewendet wissen, was Kilpatrick für andere Stücke des Evangeliums so sehr betont, daß diese Zitate nämlich im großen und ganzen auf der Arbeit des Evangelisten beruhen: "If we take ,the stockquotations of the sermon' to be pesher quotations instead of older translations with retained Semitic phraseology, we can maintain, even in the quotations, the ,non-sour ce thinking' of Kilpatrick" 29. Den formgeschichtlichen Ort für die Erfüllungszitate findet Stendahl in der exegetischen Arbeit am Alten Testament innerhalb eines christlichen Schulbetriebes. Eine vergleichbare Parallele sieht er in dem Schrifttum vom Toten Meer, vor allem im Habakuk-Kommentar (I QpHab)So. Durch diesen Vergleich schreibt er aber doch die Eigentümlichkeiten der Erfüllungszitate in bedenklicher Weise cinCl' anonymen Gemeinschaft bzw der rein selektiven Tätigkeit des Redaktors zu 31. Darüber hinaus muß an aaO 95. cf dazu Stendahl, aaO 205. Diesol' Mangel der Konzeption Kilpatricl{s wird symptomatisch daran deutlich, daß Kilpatrick auch die Erfüllungsformel mit den Zitaten zusammen einer vormatthäischen Tradition zuordnet. 26 aaO 57. 27 Stendahl, aaO 127. 28 Ebenda. 29 Stendahl, aaO 205. 30 cf oben S 12f. 31 cf oben S 16 A 35. Zur Kritik cf ferner HBraun, ThR 28 (1962) 155f; CdeBeus, Een onderzoek naar formulecitaten bij MattheuB ... NedThT 14 (1959/60) 401-419 (nach NTAbstr 5 [1960/61] 168f). 23
24
2.
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Stendahl die Frage gerichtet werden, ob zwischen Predigttätigkeit und exegetischem Schulbetrieb für das Urchristentum wirklich ein solcher Gegensatz konstruiert werden kann, daß gesagt werden darf, die Predigt sei nicht das "Milieu", in dem die mt Erfüllungszitate wuchsen und geformt wurden. Die Parallele 1 QpHab reicht kaum aus, so weitreichende Aussagen über die Herkunft dieser Zitate zu machen. Zu einer sachgemäßen Antwort auf diese Frage gehört doch auch eine Erfassung dessen, was in diesen Zitaten sachlich zur Sprache kommt 32. Diesen Aussagen der Erfüllungszitate soll im folgenden nachgegangen werden. Dabei soll versucht werden, über den Gegensatz von schulmäßigexegetischer und liturgisch. homiletischer Formung der Erfüllungszitate hinauszukommen zu einer sachgemäßeren Vorstellung ihres formgeschichtlichen Sitzes im Leben.
82 cf die Fragen, die PhVielhauer in seiner Besprechung des Buches von Stendahl stellt, ThLZ 81 (1956) 42.
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Teil III Die theologischen Bezüge der Erfüllungszitate A. Das Schriftverständnis der Erfüllungszitate Ehe auf das Schriftverständnis der Erfüllungszitate eingegangen werden soll, muß versucht werden, einen überblick über das Schriftverständnis des Mt-Ev überhaupt zu gewinnen. Außer den sonst von Mt verwendeten Zitatseinführungen (ytypomTGtt; OU)( &vtYVWTE; 0 .&eo~ e!"ev [15, 4]; einfaches T6 [19,18] oder tvGt [18,16]; MW(Jo'ijc; e!"ev [22,31]; AtyWV [22,43]) und den verschiedenen Formeln (in 3,3; 5,31 [uö]; ll, 10; 13,14; 15,7 uä) kennt Mt als Bezeichnung für das Alte Testament die Begriffe 0 vo!-'-oc;, 0 vOIl0C; )(Gtt 01 "POtp'ijTGtt (oder ähnlich) und Gt! YPGttpGtt (TOOV "POtp7jTOOV). Es sind vor allem diese Bezeichnungen, die uns zunächst beschäftigen müssen.
I. Das matthäisehe Schriftverständnis außerhalb der Erfüllungszitate a) "Das Gesetz und die Propheten" Viermal begegnet bei Mt die Bezeichnung VO!-'-OC; (5, 18; 12, 5; 22, 36; 23,23). Während der Begriff in 12,5 wohl einfach ein technischer Terminus für den ersten Teil des Alten Testaments ist, soll er an den übrigen Stellen eine Aussage über das Gesetz als sachliche Größe machen. Dabei wird schon an diesen Stellen eine Eigentümlichkeit des mt Gebrauches von v6!-,-0c; sichtbar: Der VOIl0C; wird stets in seinem größeren Zusammenhang und in seiner Beziehung auf die Propheten gesehen. Deutlich ist das Mt 5, 18, da dieser Satz noch ganz unter das Licht von v 17 gehört und von der dortigen Aussage nicht zu isolieren ist. Aber auch der Gedanke, der in diesem Vers selber ausgesprochen wird, daß nämlich das Gesetz gewiß und ganz geschehen werde!, weist in diese Richtung. Ebenso steht 22,36 in einer Weise im Zusammenhang mit dem programmatischen Satz 22,40, daß die Frage nach dem vornehmsten Gebot im Gesetz zu dem Spruch Jesu über das doppelte Liebesgebot, in dem das Gesetz und die Propheten "hängen", führt. Auch der wohl vormatthäisehe Spruch über die ßGtpuTepot TOÜ vO!-'-OlJ
1
UD
cf oben S 51.
(23,23)2 transzendiert mit seiner Trias Tj Xp(crLC;, 't"0 lA€OC;, Tj 7\'(cr'rLC; gerade ein absolutes Gesetzesverständnis des Mt; denn in dieser Trias klingen starke Elemente der alttestamentlichen Prophetie an 3. Diese Beobachtungen bestätigen sich an den Stellen, an denen Mt den für den Kanon der alttestamentlichen Schriften umfassenden Ausdruck "das Gesetz und die Propheten" verwendet (5, 17; 7,12; 22,40). An allen diesen Stellen geht es um die Gebotsforderungen der Thora. Mt 5, 17 und 7, 12 stellen in gcwisser Weise einen Rahmcn für die Bergpredigt dar, und 22,40 ist Jesu Antwort auf die Frage nach dem vornehmsten Gebot im Gesetz. Man kann durchaus fragen, ob die Formel "das Gesetz und die Propheten" an diesen Stellen überhaupt am Platze sei. Die Erklärung, Mt zeichne in diesen Worten lediglich ein Bild der Propheten, wie es etwa auch in PirqAboth 1, 1 vorliegt, wonach die Propheten Tradenten des Gesetzes sind, reicht nicht aus. Mt läßt nämlich an entscheidenden Stellen (in der Erfüllungsformel und dem gleich zu behandelnden Spruch ll, 13) ein völlig anderes Bild von den alttestamentlichen Propheten erkennen. Es ist deshalb nicht erstaunlich, daß hier und da mit der Möglichkeit gerechnet wurde, die Worte (xelt!) ot 7\'PO'P~'t"OCL seien an den genannten Stellen spätere Zusätze'. Zumindest ist es keineswegs ausgemacht, daß Mt in den überlieferungen, denen er hier folgt, die umfassende Formel "Gesetz und Propheten" vorfand. Die zahlreichen Parallelen zu diesen Logien Jesu im rabbinischen Schrifttum sind in diesem Zusammenhang recht aufschlußreich. In ihnen ist stets nur von der Thora die Rede 5 • Wie wenig formelhaft der erste Evangelist die Formel "Gesetz und Propheten" verwendet, zeigt endlich Mt ll, 13. Dio schwierigen Fragen zur Redaktionsgeschiehte des Abschnittes ll, 7-15 können hier nicht im einzelnen behandelt werclen 6 • Zu ll, 13 läßt sich LI!: 16,16 als synoptische Parallele anführen. Lukas hat darin den ursprünglicheren Wortlaut gewahrt, daß er auch hier das übliche 6 v6!-,-oc; xoct ot 7\'P0'P~'t"OCL bietet, während
cf dazu Strecker, aaO 136 A 4. Siehe etwa Mi 6,8; zu Xp(H<; cf auch Mt 12, 18. 20; GBornkamm, Enderwartung (überlieferung und Auslegung im Matthäusevangelium [2. Aufl] 1961,. 23f). , cf McNeile zu den Stellen. 6 bSohab U6a zu Mt 5, 17; bSchab 31a zu Mt 7,12; zu Mt 22,40 siehe die zahlreichen Belege bei Strack-Billerbeck, Mt, zSt; ebenso Allen und Schlatter zSt. 6 cf besonders GBarth, aaO 58ff; dazu Bultmann, Tradition (3. Aufl) 1957, 177f; Kümmel, Verheißung (2. Aufl) 1953, U4ff. 2
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Mt die Reihenfolge umkehrt? Wenn Mt aber seine Vorlage bearbeitet hat, dann kann nach dem Grund dafür gefragt werden. GBarth 8 sieht das Motiv für die Mt-Form darin, daß Mt den Sat.z, wie er bei Lukas (16, 16a) steht, unmöglich so habe übernehmen können, da diese Worte dem Alten Testament eine Bedeutung nur bis 7.um Täufer 7.uerkennen würden, während es dem Mt um die bleibende Gültigkeit des Gesetzes und der Propheten gehe: "Will er das Wort aufnehmen, so muß er es ändern, um ,Mißverständnisse' zu vermeiden. Daher wird auch die gewohnte Reihenfolge von Gesetz und Propheten umgekehrt." Ganz abgesehen von der Frage, ob hier Lk 16,16 nicht erheblich übcrint,erpretiert wird 0, ist es kaum statthaft, Mt immer wieder zu einem Anwalt für die "bleibende Gültigkeit des Gesetzes" zu machen. Natürlich steht auch diesem Evangelisten fest, daß das Gesetz mit Jesu Auftreten nicht einfach hinfällig geworden ist. Aber damit ist noch keineswegs die Spitze des mt Gesetzesverständnisses erfaßtl°. Es kommt Mt vielmehr darauf an zu betonen, daß das Gesetz geschieht. Und wie er in 5, 17 f; 7, 12; 22, 40 diesen Gedanken im Blick auf die Forderungen und Gebote des Alten Testaments ausführt, so spricht er 11, 13 von dem Alten Testament, das bis auf den Täufer prophezeit hat. In der Gestalt des Täufers wird die Grenze des weissagenden Charakters der alttestamentlichen Schriften sichtbar; denn nun, da J esus gekommen ist, geschieht die Schrift des Alten Testaments. Dabei kann Mt die Reihenfolge von Gesetz und Propheten umdrehen und spricht somit von den Propheten nicht mehr als von einem gewissen Teil des Schriftkanons. Er versteht und verwendet das Wort Prophet vielmehr in seinem sachlichen Sinn als Bezeichnung für einen bestimmten Menschen, der auf den Messias Israels hin prophezeit hat. Die Formeln "Gesetz" und "Propheten" sind für Mt also keineswegs technische Termini 11, sondern stets inhaltlich gefüllt mit dem, wovon gerade die Rede ist; dh aber, daß diese Füllung immer ausgerichtet ist auf das "Jetzt" und "Hier" der jeweils geschilderten Situation. Mt sieht demnach das Alte Testament wesentlich in seinem Bezug auf die Geschichte J esu.
7 Siehe Streckers Versuch, die ursprüngliche Tradition wieder herzustellen, aaO 167 A 4. 8 GBarth, aaO 60. 9 Trotz Barth bleibt auch die Deutung Conzelmanns möglich. Danach gelten für Lukas bis zum Täufer nur das Gesetz und die Propheten; nun aber gibt es auch die Predigt vom Gottesreich (Die Mitte der Zeit, 14). 10 cf oben S 5lf. 11 Bei Lukas sind sie als solche Termini zu verstehen; cf Lk 24, 25. 44.
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b) "Die Schriften" Die vier YPOtcpOtl-Stellen bei Mt zeigen, daß er nur den Plural Otl YPOtcpOtl gebraucht hat. Mt 21,42 dürfte mit seinem Plural auf Mt zurückgehen (Mk 12, 10: -r~v YPOtcp~v). In 22,29 befindet sich Mt in Übereinstimmung mit Mk 12,24, während er in 26,54 entweder einer Vorlage für diesen Spruch folgt oder - was wahrscheinlicher ist - den Satz nach 26, 56 formte. Im ganzen kommt der Bezeichnung Otl ypOtcpOtl bei ihm wenig Bedeutung zu. Die Formel meint das ganze geschriebene Alte Testament 12. Das ist auch typisch für das rabbinische Schrifttum: C'~U"l::l. Dieser einfache Plural ist im Rabbinat ebenso feste Tradition wie der Ausdruck tQ1\~iJ '~J;1:;> 13. Es ist vielleicht nicht zufällig, daß Mt die Formel gerade in 21,42 und 22,29 benutzt, da Jesus sich hier in scharfer Kontroverse mit seinen jüdischen schriftgelehrten Gegnern befindet. Nach 26,54-56 begreift Mt aber auch diesen Begriff unter den Gesamtaspekt seines Schriftverständnisses. Sofern "die Schriften" ausgerichtet sind auf die Erfüllung, sind sie ihrem Wesen nach Otl YPOtCPOtt -rwv repocp"1)-rwv. Das Gegenüber von Mt 26, 56 zu 26, 54 zeigt, daß der Evangelist in v 56 die Wendung Otl YPOtcpOtl von der Erfüllungsformel her wohl "auf den prophetischen Teil des Kanons eingeschränkt" hat1 4 , daß er darüber hinaus aber die ganze Schrift in einer eigentümlichen Ausrichtung auf die Prophetie versteht. So wird auch hier spürbar, daß das mt Schriftverständnis außerhalb der eigentlichen Erfüllungszitate im Zusammenhang mit diesen und ihrer Einleitungsformel gesehen werden kann und muß. 2. Die Aktualisierung der Schrift in den matthäischen Erfüllungszitaten Wir sahen, daß Mt (1n einigen Stellen genötigt war, seine Erfüllungs~ zitate von ihrem Kontext stilistisch so abzusetzen, daß ihr Charakter als Kommentar zu dem Berichteten erkennbar blieb 1. Diese Abtrennung zwischen Kontext und Zitat erreicht Mt durch das Sätzchen -roü-ro SI: (61-0\1) ytYO\lE\I. Sachlich macht dieser Vordersatz für alle Erfüllungszitate deutlich, daß es in ihnen um die Beziehung zwischen einem Geschehen (ytYO\lE\I) und einem Wort (-ro P"1)&t\l) geht. Im Zusammenhang mit der Erfüllung verliert das alttestamentliche Wort keineswegs seine Eigenständigkeit. Es wird Schrenk, ThW I, 75lf. Schrenk, aaO 750 f. 14 Hummel, aaO 134; cf auch oben S 30f und S 90ff. 1 cf oben S 22f. 12
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nicht einfach aufgesogen von dem neutestamentlichen Geschehen und dessen Darstellung durch den Evangelisten, sondern es wird gerade in seiner Eigenschaft als '1"0 P1)&~'1 (ono xup(ou) 8La 'l"OÜ npo
des AT ... 1923, 72; FBaumgärtel, Verheißung 1952, 86ff. 4 Nicht messianisch verstanden wurden sicher Ps 78, 2 und wohl auch Sach 11, 12f, wahrscheinlich aber auch Js 7, 14; cf Strack-Billerbeck zu den Stellen. 6 cf etwa die Diskussion über das Verständnis von Js 7,14 bei JJStamm, VT 4 (1954) 20-33; Idem, ZAW 27 (1956) 46-53; HWWolff, Immanuel, das Zeichen, dem widersprochen wird. Eine Auslegung von Jes 7,1-17 (Biblische Studien 23) 1959. 8 Zum Problem der "atomistischen Exegese" cf oben S 91.
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mentlichen Geschehen her, das als christologisches Geschehen erkannt ist, sind die alttestamentlichen ursprünglichen Sinnbezüge verhältnismäßig gleichgültig geworden. Es geht bei diesen Worten nur darum, daß sie einst von Gott durch diesen und jenen Propheten Israels gesprochen worden sind. Dabei aber tritt ihr Wortcharakter sehr stark in den Vordergrund. Es kommt auf die Worte des Propheten in ihrer Beziehung zum messianischen Geschehen an. Eben darin, daß dieser Bezug gefunden wird (in den Erfüllungszitaten in der Regel mittels stichwortartiger Anlmüpfung, "dh wortmäßiger übereinstimmung zwischen prophetischem Wort und der überlieferung des Jesus-Geschehens), ist das Prophetenwort als jetzt in der Geschichte Jesu aktuell, dh "wirksam" erkannt. Die Loslösung vom alttestamentlichen Kontext und Sinnzusammenhang kann zur Kombination verschiedener Schriftstellen führen (Mt 2,6; 21,5; 27, 9f). Und wenn im Blick auf Mt 2,6 und 21,5 auch eine gewisse Verwandtschaft der kombinierten Schriftworte nicht zu übersehen ist', so liegt der eigentliche Grund für diese Verbindungen doch in dem jeweiligen Kontext des Mt-Ev. Die Aktualisierung der Schriften in den ErfüllungszItaten zeigt sich also darin, daß einzelne Worte der Propheten aus ihrem ursprünglichen Zusammenhang herausgelöst und in eine Beziehung zu dem ChristusGeschehen gesetzt werden, die in dem reinen Wort - Charakter dieser Schriftstellen ihren Anhaltspunkt hat. Das hat für den Wortlaut sowohl des Zitates als auch des mt Kontextes tiefgreifende Folgen. b) Die Zitate und ihr neutestamentlicher Kontext Die Aktualisierung der Schrift hat zur Folge, daß Prophetenwort und evangelische Überlieferung einander beeinflussen. Indem das Prophetenwort das Jesus-Geschehen deutet, trägt es hier und da zu seiner Wortgestaltung bei. Das ist bei den Erfüllungszitaten nicht überall in gleichem Maße der Fall. Vor allem in Mt 1,18-25; 4,12-16; 21,1-5 uno 27,3-10 lassen sich solche Kontextgestaltungcn beobaohten. 1, 18fl' wird man in dem Ausdruck &V y()(a-rpt ~XOUCl()( ein "Virksltmwerden des Jesaja-Wortes (Js 7, 14) sehen dürfen. Ähnlich ist v 21 a (-rt~E-raL lle ulov xat XaAeClEL<; -ro IlvofJ.a aö-roü) zu beurteilen. Es ist jedoch nicht allszuschließen, daß diese Einwirkungen des Alten Testaments auf die neutestamentliohe Erzählung von 7 2 S 5, 2 spricht wie Mi 5, 1 ff von der Davidsherrschaft; J"s 62, 11 leitet eine Botschaft ein, die der von Sach 9,9 nicht unähnlich ist; die Deutung des Immanuel-Namens Mt 1,23 kommt aus dem Kontext der zitierten Stellen, nämlich aus Js 8, 8. 10 (LXX).
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Mt schon vorgefunden wurden 8. Bezeichnenderweise sind hier auch 21, 1ff und 27, 3 ff zu nennen, wo der überlieferte Stoff ebenfalls schon vor der Anführung eines Prophetenwortes durch Mt mit den betreffenden alttestamentlichen Stellen verbunden gewesen sein dürfte. In 21,5 mag die problematische Tradition von den zwei Reittieren Jesu im Zusammenhang mit dem Sacharja-Zitat stehen. Der mt Stil des Kontextes zeigt jedoch, daß Mt die Verbindung zum Zitat bewußt aufgenommen hat 9 • In Mt 27, 3ff ist zwar der Kontext in hohem Maße von Sach 11,I2f abhängig. Jedoch wird Mt diese Beziehung vorgefunden und hier und da ausgebaut haben 10. Ohne Frage liegt endlich in den geographischen Angaben Mt 4, 13 eine Einwirkung des Zitats aus Js 8,23 vor. Im ganzen ist festzustellen; Der Einfluß von den Zitaten her auf den Kontext ist in seiner Bedeutung für Mt nicht zu übertreiben. Wenn ein solcher Einfluß auch nicht übersehen werden kann, so erscheint er doch überwiegend dort, wo erwiesenermaßen eine Beziehung des Zitates zum Kontext auch außerhalb des ersten Evangeliums besteht, und betrifft stets die äußeren Anknüpfungspunkte, die Zitat und Kontext miteinander verbinden 11. Bezeichnender für Mt ist jedenfalls die umgekehrte Bewegung vom Kontext zum Zitat. Eine solche Gestaltung des Zitattextes liegt zweifellos in dem Plural xO:Äecrou~L'I Mt 1,23 vor 12 • In Mt 2,6 mögen die Worte y'ij '10680: auf den Einfluß des Kontextes zurückzuführen sein. Das Gleiche gilt in diesem Zitat wie auch in 21,5 und 27, 9f von den Textkombinationen mit anderen alttestamentlichen Stellen 13. Die Herausstreichung geographischer Namen in den Zitaten in Mt 2 und 4, 14ft'; 27,9f hat natürlich auch im Kontext ihren Ursprung. Deutlich ist die Wahl der 'Wörter mxpo:ßoÄ-!j und XExpuILf1.t'lO: 13, 35 auf Grund des Kontextes getroffen worden 14. Das gleiche läßt sich für die Wortwahl in Mt 8,17 zeigen 15. In diesem Zusammenhang kann auch das Problem des Umfanges der einzelnen Erfüllungszitate genannt werden; denn die Abgrenzung des Zitatausschnittes ist mehrfach unter Berücksichtigung des jeweiligen Anliegens des Evangelisten getroffen worden, so vor allem in den kurzen Zitaten cf oben S 92 und Lk I, 31. cf oben S 80ff. 10 cf oben S 84ff. 11 cf oben S 89 (Punkt 3). 12 cf oben S 58f. 13 cf oben S 60f. 83. 86f. 14 Ferner ist vielleicht auch die Formel &'1 'l"o:i~ 7tÄO:'I"E(O:L~ auf Grund des mt Kontextes gebildet worden; cf dazu Stendahl, aaO 113 und oben S 75. 15 cf oben S 7lf. 8
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2, 15; 8, 17; 13, 35. Aber auoh der Umfang, in dem Js 42, 1 ff bei Mt (12, 17ff) zitiert wird, läßt die Absioht des Evangelisten, die mit dem Kontext gegeben ist, erkennen. Diese kontextgemäßen Bearbeitungen der Zitate übersohreiten die unmittelbare Aussage des Kontextes, dh sie interpretieren den Kontext. Zusammenfassung: Die Aktualisierung der Sohrift besteht darin, daß der Evangelist ein bestimmtes Gesohehen (-roiho 1St OAO\l) in eine Beziehu~g zu dem Wort der alttestamentliohen Prophetie setzt. Die Prophetie des Alten Testaments ruht nach ::;einer Meinung nioht in sich selbst. Ihr Wesen ist es vielmehr, daß sie als duroh die Propheten gesprochenes Wort Gottes auf die überlieferte Geschiohte Jesu, des Messias, ausgerichtet ist. Das Verhältnis dieser Gesohichte zu jenem Wort äußert sioh darin, daß in der gegenseitigen Beeinflussung die Gestaltung des Zitatwortlautes vom messianisohen Gesohehen her gegenüber dem umgekehrten Vorgang überwiegt. Der Bezug der alttestamentliohen Sohriften auf ein Gesohehen ist für Mt also völlig durch eine Konzentration auf die Gesohiohte Jesu gekennzeiohnet1 6 • 3. Der Gegenwartsbezug der Sohrift naoh den Erfüllungszitaten a) Die Apokalyptik des Spätjudentums und die mt Erfüllungszitate Mit dem Schriftverständnis, wie es in den mt Erfüllungszitaten begegnet, befindet sioh Mt grundsätzlioh keineswegs allein. Er steht damit vielmehr in einem breiten Traditionsstrom, der sohon das christliohe Schriftverständnis vor Mt geformt hatte und der aus dem apokalyptisohen Spät judentum herzuleiten ist und seine Wurzeln bereits in der alttestamentliohen Apokalyptik (besonders Daniel) haben wird 1. Das gilt vor allem von der mt Konzeption, das Alte Testament habe im ganzen prophetisohen Charakter und sei als "Gesetz und Propheten" und als "die Schriften" auf die Erfüllung ausgeriohtet. In der spät jüdischen Apokalyptik tritt das prophetisohe Element des Alten Testaments, auoh seines ersten Teiles, der Thora, 10 Es erscheint von hier aus fraglich, ob man die mt Erfüllungszitate für eine mt Anschauung von einer "Heilsgeschichte" im herkömmlichen Sinn heranziehon l{ann. Wenn Mt überhaupt von einer Heilsgeschichte sprechen würde, so würde er daruntor ohne Frage die Geschichte Josu, des Mossias, verstehen. Eine Heilsgeschichte außerhalb dieses Geschehens, das mit J esu Geburt anhebt, kennt dieser Evangelist kaum. Vor der Geschichte J esu liegt für ihn die Prophetie als von Gott durch die Propheten gesprochenes Schriftwort (so ist auch 11, 13 zu verstehen). Mt kennt schon gar nicht eine "Heilsgeschichte" gegenüber einer "Profangeschichte" . 1 cf oben S 35ff und S 53 A 55 und 56.
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stark in den Vordergrund 2. Das liegt in der Hauptsache daran, daß sich die Apokalyptiker als legitime Fortsetzer der klassischen Prophetie verstanden haben 3 • Entscheidend aber für ihr Selbstverständnis gegenüber den alttestamentlichen Propheten ist ihre Meinung, sie hätten eine über die der alten Propheten hinausgehende Offenbarung von Gott empfangen, die freilich weitgehend auf jenen ersten Offenbarungen, die die Propheten erhielten, beruht. So werden dem über die Zahlen aus Jer 25, Uf sinnenden Daniel von Gott Offenbarungen betreffs der Bedeutung jener Zahlen zuteil (Da 9). Dieses Motiv kehrt verstärkt 4.Esr 12, 12 wieder, wo Gott dem Esra mehr als seinem Bruder Daniel offenbart. In eben der gleichen Klarheit wird dieser Gedanke 1 QpHab ausgesprochen. Der Lehrer der Gerechtigkeit ist nicht nur von Gott gesandt, "daß er alle die Worte seiner Knechte der Propheten deute"', sondern er weiß mehr als die Propheten: "Und Gott sprach zu Habakuk, er solle aufschreiben, was (da) kommt über das letzte Geschlecht; doch die Vollendung der Zeit tat er ihm nicht kund. Und wenn es heißt: damit eilen kann, der darin liest, geht seine Deutung auf den Lehrer der Gerechtigkeit, dem Gott kundgetan hat alle die Geheimnisse der Worte seiner Knechte, der Propheten ... (es folgt Hab 2,3) . .. Seine Deutung ist, daß die letzte Zeit sich in die Länge zieht und länger braucht als (nach) allem, was die Propheten gesagt haben; denn die Geheimnisse Gottes sind wunderbar."5 Wenn auch die Gegensätze zwischen der spätjüdischen Apokalyptik und dem Mt-Ev nicht übersehen werden dürfen 8, so wird man das Neue Testament und speziell Mt doch darin neben diese Apokalyptik stellen dürfen, daß bei beiden der alttestamentliche Text von einer bestimmten Gegenwart her frei behandelt wird. Für Mt bedeutet diese Gegenwart zunächst aber die Vergangenheit des Lebens Jesu. Seine unzweüelhafte Nähe zur spätjüdischen Apokalyptik läßt jedoch mindestens fragen, ob nicht seine Erfüllungszitate über die besprochene Aktualisierung hinaus einen Bezug zur Gegenwart des Evangelisten und seiner Leser haben. Das Prophetenwort und die Geschichte Jesu werden vom Evangelisten mit den Worten tvlX (ISmll~) TtAllP
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knüpft. Mit dieser Formel charakterisiert Mt das Geschehen, das er überliefert bekommen hat und nun weitergibt, als Erfüllung des Wortes Gottes. Das aber heißt: Das Geschehen um Jesus von Nazareth ist in keinem Falle ein zufälliges Geschehen. Es hat seinen Grund, sein "Motiv", in dem Wort Gottes, das dieses Geschehen als von Gott vorherverkündigt bezeichnet. Es ist also ein aus dem Willen Gottes erwachsenes und somit notwendiges und genau bestimmtes Geschehen. Diesen Tatbestand spricht der Evangelist aus, wenn er Jesus zu dem Jünger, der der Gefangennahme Jesu wehren will, sagen läßt: 1':W~ oov 1':A'l]pW.&wcrw at ypOt.<pod /In OÖTWC; Bei ye;vecr.&Ot.~ 7. Für den Evangelisten steht also hinter dem neutestamentlichen Geschehen Gott als der Wirkende, so wie er hinter dem alttestamentlichen Prophetenwort als der Redende stand. Mit anderen Worten: Die Verbindung der Geschichte Jesu mit dem Prophetenwort durch die Formel rvOt. 1':A'l]PW.&'jj •.• spricht aus, daß dieses Geschehen Offenbarung Gottes ist. Es ist erfüllendes Offenbarungsgeschehen gegenüber der Offenbarung Gottes durch das Wort der Propheten. Die Geschichte Jesu ist in ihren einzelnen Begebenheiten teleologisch (rvOt.) auf die Offenbarung Gottes ausgerichtet 8• Als erfüllendes Offenbarungsgeschehen ist die Geschichte Jesu nicht nur letzte und unüberbietbare Offenbarung Gottes 9, sondern Offenbarungsgeschehen in einem ganz prägnanten Sinn, den wir noch genau zu untersuchen haben werden. b) Der Skopus der Erfüllungszitate Nach allem Gesagten ist deutlich, daß die Charakterisierung des mt Anliegens in den Erfüllungszitaten durch den Begriff einer Historisierung der Geschichte Jesu diesen Zitaten nicht gerecht werden kann. Wir haben darum nach einem weiter gelagerten Skopus für die Erfüllungszitate zu suchen. 6 cf auch ThdeKruijf, aaO lO5f; RHummel, aaO 131. Eine Parallele zum apokalyptischen Judentum könnte in dem XExpUll-ll-evOt. von Mt 13,35 gesehen werden. Es ist zu fragen, ob hier das "Geheimnis", von dem im apokalyptischen Schrifttum häufig die Rede ist, gemeint ist (so weithin in der Forschung; cf HBraun, ThR NF 28 [1962] 125). Ein solches Verständnis von Mt 13, 35 aber ist abzulehnen; denn xexpull-ll-evOt. bezieht sich nicht auf einen verborgenen Sohriftsinn, sondern auf das verkündigte Gottesreich; cf oben S 79 und JJeremias, Die Gleichnisse Jesu (6. Aufl) 1962, 197-199. 7 cf dazu die Verbindung, in der dieses Wort bei Mt immer wieder mit der Schrift bzw dem Willen Gottes steht: 5, 18; 6, 10; 26,42. 8 Auch die Passiv-Form 1':A'l]PW&'jj deutet die Urheberschaft Gottes hinsichtlich der Erfüllung an; cf im AT etwa 2 eh 36, 20f und oben S 45. 9 Eine gewisse Parallele hierzu liegt in 1, 17 (cf dazu oben S 100 A 23) und auch Mt 11, Iff vor; cf Hummel, aaO 133f.
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Zunächst ist hier auf die oft bemerkte strenge Bezogenheit der Erfüllungszitate auf die Person und die Geschichte Jesu von Nazareth hinzuweisen. Diese Geschichte aber ist von allem Anfang an derartig, daß sie die Umwelt Jesu, das jüdische Volk, zu dem Jesus gesandt ist, miteinbezieht. Außer im Geschlechtsregister und in der Namensdeutung des Jesus-Namens (1,21) kommt das auch in den Erfüllungszitaten in hohem Maße zum Ausdruck. Jesus ist der "Gott mit uns", der von Gott bestellte Fürst Israels, das Licht derer, die im heidnischen Galiläa in der Finsternis wohnen. Er heilt "unsere" Krankheit und nimmt sich als der von Gott geliebte Knecht ohne Lärm "des zerbrochenen Rohres und des glimmenden Dochtes" in Liebe an und wird eben so für die Heiden das Recht aufrichten. Er verkündigt dem Volk das Geheimnis des Himmelreiches in Gleichnissen. Er ist der sanftmütige König Jerusalems. Dagegen ist zweimal nicht von J esus und seinem Werk, sondern vom menschlichen Tun die Rede. Rahel beweint ihre Kinder, die in Bethlehem ermordet wurden (2, 18). Die Obersten des Volkes nehmen den Verräterlohn und kaufen dafür einen Töpferacker (27, 9f). Der Unterschied dieser beiden Zitate von den anderen Erfüllungszitaten hat sich in der besonderen Gestalt ihrer Einleitungsformel niedergeschlagen. Trotzdem wird in 2, 18 und 27,9 noch einmal auf eine eigenartige, und zwar negative, Weise sichtbar, daß die Erfüllungszitate sich nicht nur auf die Person und das Werk Jesu konzentrieren, sondern dabei die Umgebung Jesu im Auge haben. Dazu kommt ein weiteres. Die Erfüllungszitate sprechen in erstaunlich hohem Maße von der engen Beziehung Jesu zu dem Gott, der durch die Propheten gesprochen hat. Was sich hier ebenfalls sogleich in dem EmmanuelNamen ausdrückt, das wird bestätigt durch die verhältnismäßig häufigen Gottessprüche, die diese Zitate bieten 10. Indem die Erfüllungszitate äußere Daten der überlieferten Geschichte Jesu aufnehmen und daran anknüpfen, deuten sie diese Geschichte als von Gott und zum Heil seines Volkes geschehen. Mt hat an der Geschichte Jesu darum ein Interesse, weil es ihm um die sachliche Bedeutung dicses Geschehens geht. Das Anliegen des Evangelisten in den Erfüllungszitaten ist darum erst mit dem Begriff des "Zeugnisses" von dem im Leben Jesu geschehenen Heil sachgemäß erfaßt. Diesem Zeugnis der Erfüllungszitate muß im folgenden nachgegangen werden. Für das mt Schriftverständnis aber ergibt sich an dieser Stelle die Tatsache, daß Mt die alttestamentliche Prophetie als ein literarisches Mittel 10
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2,6.15; 12, 17ff; 21,5; cf auch die Ich-Form von Ps 78, 2 in Mt 13,35.
für seine Verkündigung in Anspruch nimmt. Die alttestamentliche Prophetie ist also Mittel der christlichen Verkündigung 11. Sie ist damit dem ausschließlichen Anspruch durch das Judentum entnommen. Die Schriften der Propheten verkündigen nach Mt das Jesus-Geschehen als Gottes messianische Offenbarung und sind somit "christliche" Schriften.
B. Die christologischen Bezüge der Erfüllungszitate 1. Die christologischen Titel in den Erfüllungszitaten
überblickt man die in den Erfüllungszitaten erscheinenden Bezeichnungen für Jesus, so ergibt sich, daß es sich in ihnen weithin um Titel handelt, die sonst in1 Mt-Ev entweder überhaupt nicht mehr oder nur selten vorkommen. Zudem machen diese Titel den Eindruck, als seien sie nur wegen ihres Vorkommens in dem betreffenden Prophetenwort genannt. Endlich taucht in der ganzen Zitatengruppe kein einziger Titel zweimal auf!. Vier Zitate (2, 18; 8, 17; 13,35; 27, 9f) enthalten überhaupt keinen Titel für Jesus. Die bedeutenderen und gebräuchlichen Christus-Prädikationen (Christus, Menschensohn, Davidssohn, Herr) finden sich in den' Erfüllungszitaten nicht. Schon auf Grund solcher Beobachtungen läßt sich vermuten, daß die Erfüllungszitate ein spezielles Interesse des Evangelisten an christologischen Titeln nicht zeigen. Andererseits enthalten sie ein recht buntes Bild von Bezeichnungen für Jesus, darunter auch solche, die auch sonst auf ihn angewendet werden. Diese müssen zunächst untersucht werden. a) Traditionelle christologische Titel 1.
u!o~
'roG .&EOG (2, 15)
Jesus wird bei Mt zwölfmal "Sohn Gottes" genannt 2. Dazu treten die absoluten u!6~-Stellen3. Meist folgt Mt damit der Tradition'. An einigen Für <.las Gosct~ gilt iihnlicho9; cf obon S 110 tr. in 26,31 wird schon 2, 6 (ltOL!J.Ct(VELV) angedeutet; q:>iii<; steht zweimal in 4, 14ff, also im selben Zitat; u!6~ wird 1, 23 und 2, 15 jeweils anders gebraucht. Der (3Ct(nAEoc;-Tito) orschoint außor 21,5 schon im Kontext von 2,6; cf 2,2 und cf dazu unten S 125. 2 Mt 2,15; 3, 17; 4, 3. 6; 8,29; 14,33; 16, 16; 17,5; 26, 63; 27,40.43.54. 3 Mt 11, 27; 24, 36; 28, 10. Außerdem ist auf das häufige ltCt'r~P !J.ou hinzuweisen; 7,21; 10, 32f; 16,17; 18,10.19; 26, 29. 39 uö. 4 Nur in 12, 15f (cf Mk 3, 11; Lk 4, 41) scheint Mt den Titel eliminiert zu haben. Das wird im Zusammenhang mit dem bei ihm folgenden Zitat (ltCti~, cf unten) erfolgt sein. 11 1
IIoL!J.~v
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Stellen aber geht er über sie hinaus. Das gilt besonders für die Jüngerbekenntnisse (14,33 und 16, 16). In der Taufperikope hebt die Himmelsstimme den Sohnestitel proklamierend hervor (3, 17). In der Passionsgeschichte spielt dieser Titel ebenfalls eine erhebliche Rolles. Angesichts solcher Tatbestände muß man sich fragen, ob es nicht eine überspitzung der redaktionskritischen Fragestellung ist, wenn Strecker dazu meint: "Eine matthäische Eigenart läßt sich daraus ... nicht erschließen"6. Zumindest läßt Mt erkennen, daß der Titel uto<; ,oü .&eoü für ihn Jesu einzigartiges Verhältnis zu Gott betont, sofern Gott in und durch Jesus vollmächtig wirkt. Das gilt nicht nur für die trinitarisch gefärbten Stellen (11,27; 28,19), sondern auch für 3,17 und 17,5 und für die Bekenntnisformeln in 14,33 und 16, 16 7• Wie Mt Jesu Sohnesverhältnis zu Gott verstanden wissen will, zeigen aber auch die Kindheitsgeschichten : Jesus ist von seiner Erzeugung und Geburt an Gottes Sohn 8 ; als solcher ist er Emmanuel (1, 23). Auch 2, 15 denkt der Evangelist an den durch den Geist gezeugten Sohn Gottes. Damit aber stehen wir fraglos im Bereich urchristlichen Bekennens. Hier ist Jesus immer der von Gott gezeugte und proklamierte Sohn, zu dem sich seine Jünger bekennen, der aber von den jüdischen Oberen verworfen wird. So fügt sich der Titel "Sohn Gottes", wie er in den Erfüllungszitaten benutzt wird, dem sonstigen Gebrauch dieser Prädilration bei Mt ohne Spannung ein. Wenn dieser Titel bei Mt dem irdischen Jesus zugeeignet wird, so entspricht das im Blick auf 2, 15 der Eigenart der Erfüllungszitate, deren gezieltes Interesse, wie früher gezeigt ~rde, auf das Leben des irdischen Jesus gerichtet ist 9 • Der Irdische wird deshalb schon als Kind Sohn Gottes genannpo. 6
27,40.43 (eng verwandt damit ist 4, 3. 6); 26, 63; 27,54.
e Strecker, aaO 125. Merl{würdigerweise nennt Strecker 11,27; 24,36; 28, 19
überhaupt nicht. 7 Auch 24, 36 und die Schmähworte 27, 40. 43 lassen diese Eigenart des Soh· nestitels - freilich von der negativen Seite her - erkennen; cf auch OCullmann, Christologie des NT (2. Aufl) 1958, 282. 8 Dazu siehe Strecker, aaO 125. o cf oben S 118f. 10 Das traditionsgeschichtliche Problem braucht hier nicht im einzelnen auf· gerollt zu werden; es ist oft genug dargestellt worden; OCulhnann, aaO 276ff; FHahn, aaO 280ff; zum religionsgesohichtlichen Vergleiohsmaterial cf Bultmann, Tradition (3. Aufl) 1957, 316f; HBruun, ZThK 54 (1957) 256ff; OMichelOBetz, Von Gott gezeugt, in: Judentum, Urohristentum, Kirohe 1960, 3ff. Die Herkunft des Titels ist von der Traditionskritik bisher nicht befriedigend beantwortet worden; cf Bultmann, Theologie des NT (2. Aufl) 1958, 50f und die bei Hummel, aaO 115 A 25 angegebene Literatur. Falls bei Mt das hellenistische Verständnis vom .&eLo<; cI:\I~P auftauchen sollte (of 14,33), so ist es in den Erfül.
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2. 7tCXL<; ('raG .&eoü) (12, 18) Eng mit dem Sohnestitel ist Jesu Bezeichnung als 7tCXL~ verbunden. Als christologischer Titel steht das Wort bei Mt nur 12,18 11 • Wie eng der Evangelist 7tCXL<; und u!6~ nebeneinander sieht, zeigt sich darin, daß er Js 42, 1 auch in der übersetzung mit u16<; aufnahm (3, 17). Zudem hat er wahrscheinlich 12, 15f das überlieferte Dämonenwort über den u!oc; 'rOÜ .&eoü (Mk 3, 11; Lk 4,41) wegen des folgenden 1tIXL<;-Zitates ausgelassen. Man kann fragen, ob die Bezeichnung 1tIXL~ 12, 18 sich aus ihrem jetzigen Zusammenhang erklärt oder ob sie auf eine einfache übernahme einer Vor. lage (LXX, Theodotion 12) zurückzuführen ist. Bezeichnenderweise begegnet der Titel 1tIXLC; ('rOü .&eoG) in den anderen Evangelien überhaupt nicht. Wir finden ihn nur noch einmal an vier Stellen in der Apostelgeschichte (3,13.26; 4,27.30)13. Dabei ist Act 3,13.26 diese Prädikation mit Tod und Auferstehung Jesu verbunden 14 und steht darüber hinaus im Zusammenhang mit einer Mose-Propheten-Vorstellung 16 • Dagegen wird dieselbe Prädikation Act 4, 30 mit Machterweisen Gottes &V 'rij> ... cHlfl.eLIX XIX! 'rEPIX'r1X yLve(J.&IX~ 1)~cX 'rOÜ ov6f1.lX'r0<; 'rOÜ &yLou 1t1X~1)6C; (Jou 'I'Ij(JOü verknüpft. Darin wird hier ein enges Verhältnis des Knechtes zu Gott gera· de im Blick auf die Heilungswunder Jesu erkennbar. überhaupt fällt in den Acta-Stellen die Betonung "dein Knecht" auf. Dem entspricht der Gebrauch von 1tlXi~ bei Mt1 6 • Der Ton liegt auch bei ihm auf dem fl.ou. Jesus ist Gottes Knecht. Sein enges Verhältnis zu Gott lungszitaten jedenfalls nicht zu finden; cf unten S 129. Ebenso ist die jungfräuliche Empfängnis Jesu durch den Geist von Mt nicht zu einer Anschauung vom .&<:"10<; &.v~p ausgenutzt worden. 11 Sonst gebraucht Mt es nur im "profanen" Sinn als "Kind" (2, 16; 17,18; 21, 15; cf auch das bei ihm häufige n-1X~1)Lov) und "Knecht" (8, 6. 13; 14, 2). 12 SiElhe dazu JJeremias, ThW V, 682. 13 Bei den apostolischen Vätern noch Did 9f und 1 0159, 2-4; Barn 6, 1; 9, 2; Mart Pol 14,2, auch hier in liturgischen Stücken; cf ELohmeyer, GottesImecht und Davidssohn (2. Aufl) 1953, 26ff; UWilckens, Die Missionsreden der Apostelgeschichte (2. Aufl) 1963, 163ff. Zur Sache cf Hahn, aaO 386 A 2. 14 Zur Traditionsgeschichte von Act 3 siehe Hahn, aaO 385f. Danach werden die beiden mx'Lc;·Stellen "einEIr bestimmten Tradition entstammen" (385), was auch von Act 4,27 gelten wird (aaO 395). Lohmeyer führt (aaO 40-46) den Titel auf eine galiläische 7tlXic;-'1.'radition zurück, der besonders Mt nahestehe. Die Erfüllllngszitate werden von ihm ebenfalls dieser Tradition zugeordnet. Zur Kritik daran cf Hahn, aaO 66 A 1. 15 Hahn, aaO 385. 18 Auch in den Ebed.J ahwe·Liedern wird der Titel so verstanden. Das spricht gegen die Meinung von Hoolter (Jesus and the Servant, 1959, 109f), der Titel stamme nicht aus den Dtjs·Stellen, sondern habe in der Traditionsgeschichte erst zu ihnen hingeführt. 123
wird hier als bewußte Unterordnung unter Gottes Willen beschrieben 17, der von Gottes Seite das Wohlgefallen an diesem Knecht und, daraus resultierend, seine Beauftragung durch Gott entsprechen. Mt hat hier also vom Kontext her eine ältere Vorlage aufgenommen und sich zunutze gemachtl 8 • 3.
NIX~wplXro~
(2, 23)
Obwohl dieser Titel in keinem Prophetenwort steht, ist er dem Evangelisten als Herkunftsbezeichnung Jesu unentbehrlich, wie seine Verknüpfung mit der Erfüllung der Prophetenworte in Mt 2 erweist 19 • Es geschieht sicher nicht zufällig, daß der erstmals in der Kindheitsgeschichte erscheinende Titel noch einmal in der Passionsgeschichte auftaucht (26,71). Möglicherweise ist diese Herkunftsbenennung an dieser Stelle im Munde der Magd abwertend gemeint, während Mt in 2,23 mit Hilfe dieses Titels auf die besondere Hilfe und Führung Gottes verweisen kann, wie das ähnlich auch hinsichtlich des Namens Jesus gilt (1,21. 25)20. Wieder deuten andersartige Traditionen, die in der ApostelgeschicHte sichtbar werden 21, darauf hin, daß Jesu Bezeichnung als NIX~wplXro~ eigenes Gewicht hat und daß der Verweis auf die polemische Bezeichnung fül· Jesus als \i~~iJ, wie sie im babylonischen Talmud begegnet, als Erklärung für die Aufnahme des Titels bei Mt (2,23) nicht ausreicht. Im Gegenteil, es ist damit zu rechnen, daß diese Prädikation im Mt-Ev deshalb erscheint, weil sie bei seinen vorausgesetzten Lesern gebräuchlich war. Hier wird der Grund dafür liegen, daß Mt ein Interesse daran gehabt hat, diese Bezeichnung Jesu mit der Schrifterfüllung in Verbindung zu bringen, so daß auch in ihr Gottes längst vorherverkündigtes Heilswirken bezeugt wird. 4.
ßlXa~AEu~
(aou) (21,5)
Dieser Titel entstammt bei Mt, besonders in der Passionsgeschichte, weitgehend der Tradition 22. Charakteristischerweise nennen die Juden bei Mt
17 cf Schlatters Ausführungen zu Mt 4, 12 und 12, 15 (Mt, 113 und 401); Hooker, aaO 109; hinzuweisen ist hier auch auf Mt 8, 2ff. 18 cf dazu oben S 72ff. 19 Oben S 67. 20 Zum traditionsgeschichtlichen Problem cf ESchweizer, "Er wird Nazoräer heißen" (Judentum, Urchristentum, Kirche, 1960) 90ff. 21 cf Act 2, 22 mit dem 7tlXr~-Tite1 in Act 4, 30; dazu Act 3, 6; 4, 10 ua. 22 27,11. 29. 37.42; cf Mk 15,2.18.26.32.
124
den messianischen König nur ßOCO"~A€U~ 'IO"poc'~A 23, während Jesus von NichtJuden stets ßOCü~A€U~ -r:wv 'IouSoc(wv genannt wird, dh als profan-politischer König charakterisiert wird 2~. Das Nebeneinander beider Formeln darf aber nicht zu der Annahme verleiten, "König der Juden" sei bei Mt nicht messianisch zu verstehen. 'Was hier für die markinische Passionsgeschichte gilt 25 , trifft nicht weniger für die Passion bei Mt zu. Auch hier beherrscht der Titel "König der Juden" den Gang der Verhandlung vor Pilatus (27,11). Die eindeutige christologische Bedeutung des Titels wird jedoch bei Mt in dem Gegenüber dieses Titels zur Ablehnung J esu durch sein eigenes Volk besonders betont. Deshalb steht hier parallel neben der ßocO"~A€u~-Prädil{ation die Christus-Prädikation, und zwar im Sinne der christologischen Interpretation eben des ßOCO"~A€U~ 'IO"poc~A (cf Mt 26,63ff; 27, 11ff. 17. 22. 42). Der Bezug des christologisch verstandenen König-Titels auf die Ablehnung Jesu durch sein eigenes Volk liegt in überraschender Art und Weise auch 2, 1-3 und 21,5 vor. Beide Stellen sind zudem durch die Bezogenheit des Königstitels auf Jerusalem verbunden. Auf die Frage der Magier nach dem neugeborenen König der Juden erschrickt nicht nur Herodes, sondern auch "mit ihm das ganze Jerusalem" (2,3); ebenso gerät "die ganze Stadt" in Bewegung, als Jcsus unter dom Jubelruf des Volkos in sie einzieht (21,9f)20. Dieser gemeinsame Bezug auf Jerusalem wird unterstrichen dadurch, daß die ßocO"~Aeu~-Prädikation an beiden Stellen mit der Davidssohnschaft Jesu verknüpft ist 27 . Jesus zeigt sich allerdings in beiden Stellen als "verhüllter König". Das drückt sich in der Zitierung von Sach 9,9 aus. Der Jubelruf zur Freude in diesem Prophetenwort ist bei ihm ersetzt durch einen einfachen Verkündigungsauftrag 28 • Schon der ursprüngliche Prophetenspruch meinte die Demut des Königs 20 • Das wird durch Mt aufgenommen und ausgeführt 30. 23 Mt 27,42 = Mk 15,32. Bei Mk ist die Beziehung zum Messias expre~sis verbis ausgesprochen. Mt schreibt andererseits zweimal 'I'I)O"ou~ 6 A€y6~6VO<; Xp~0"-r:6~, wo Mit ßOCO"~A€U~ bietet; Mt 27, 17 und 27, 22. 24 Hahn, aaO 178f; Strecker, aaO 116 A 6. 25 Hahn, aaO 195f. 26 Es kann hier auch darauf hingewiesen werden, daß Jerusalem als die Königsstadt gilt. 27 In 2,6 zeigt das Micha·Zitat Josu Königtum a.n seiner Herkunft aus Da.vids Stadt (und Geschlecht). In 21, 8ft' ist diose Beziehung durch die Betommg der Davidssohnschaft des Einziehenden (v 9) sichergestellt. 28 cf oben S 83. 20 Hahn, aaO 140; danach weisen i"1~, Vt?iu, '~~ auf das Frömmigkeitsideal der demütig auf Gott Vertrauenden hin. 30 Oben S 82.
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b) Sonstige Bezeichnungen für J esus in den Erfüllungszitaten 'E!-,-!-,-IXVOU~A
(1,23)
Diese Bezeichnung wird dem Kind Jesus durch das Zitat aus Js 7,14 gewissermaßen als Name zugelegt (XIXAeOOU(Jtv), kommt aber als ein solcher Name im Evangelium nicht wieder vor. Schon von daher ist Vorsicht hin. sichtlich der Meinung geboten, dieser Name sei "vom Redaktor offenbar auf die Sendung Jesu an Israel gedeutet worden"Sl. Sowohl der unpersön. liehe Plural XIXAtoouOW als auch der Plural !-'-E.f}' 1J!-'-wv weisen über eine Be· schränkung auf die irdische Gegenwart Jesu bei Israel gerade hinaus. Das läßt sich in doppelter Hinsicht begründen: Erstens: Es wurde gezeigt, daß Mt die in 1, 23 ausgesprochene Vorstellung im Ganzen seines Evangeliums zum Tragen bringt, wenn er am Schluß den Auferstanuenen seinen Jüngern seine Gegenwart bis an die Vollendung ues Äons verheißen läßt (28,20)32. Neben diese Stelle tritt das Logion, das die Gegenwart Jesu denen zusagt, die e:t~ 'TO t!-'-ov (lVO!-'-1X versammelt sind (18,20). Wie auch immer die Beziehung zwischen 18,20 und 28,20 zu be· urteilen sein mag S3 , deutlich ist, daß beide Worte ihr Gewicht von der Er· höhung Jcsu hor erhalten. Was in 28, 16-20 offcn ausgesprochen ist, das zeigt sich in 18, 20 durch den "kultischen" Bezug, in dem der Spruch steht und der durch seine Parallelen im rabbinischen Schrifttum gesichert ist 34 • Bei dieser Gegenwart geht es um die Gegenwart des erhöhten göttlichen Kyrios bei seiner Gemeinde. Zweitens: Der Name Emmanuel bezeichnet die einzigartige Beziehung zu dem Gott Israels. Es handelt sich Mt 1, 23 also wieder um die Verkündi· gung eines Offenbarwerdens Gottes, die als Zeugnis des ersten Evangelisten zu der überlieferung über den Anfang der Geschichte Jesu tritt. ~YOU!-,-EVO~ - 7fOL!-,-~V
(2, 6; cf 26, 31)
In dem Sinn von 2, 6 begegnet ~YOU!-,-EVO~ sonst weder bei Mt noch über· haupt im Neuen Testament noch auch bei den apostolischen Vätern 35. Muß dieses Wort also im Zusammenhang von Mt 2,6 erklärt werden, so Strecker, aaO 213. Oben S 59. 33 Zur Diskussion cf Streckers Auseinandersetzung mit Trilling (Israel, 27f) aaO 213 A 3. 34 PirqAbot 3, 2; cf Schlatter, Mt, 558. 36 Der Titel ist in Mt 27 (achtmal) und 28, 14 Bezeichnung für Pilatus; cf sonst noch Mt 10, 18 (Mk 13, 9; Lk 20, 20; 21, 12). In 1 Cl ist er häufiger Titel für kirchliche und politische Amtsträger (cf dazu Hb 13, 7. 17. 24). 81
32
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fällt auf, daß es hier nicht für sich steht. Anstatt es nach der Micha-Vorlage einfach mit ,~.,tlJ'~ zu verbinden, bestimmt Mt es näher durch die Textkombination mit 2 S 5, 2 (LXX). Infolgedessen wird -IjYOU(.L€\lOC; durch die Worte rro~(.LIX\I€i TO\l A1X6\1 (.LOU TO\l 'IcrplXljA interpretiert. IIo~(.Llj\l ist in anderen christologischen Zusammenhängen durchaus gebräuchlich 36. Es entstammt dem Alten Testament und gehört dort der festgeformten, allgemein orientalischen Vorstellung an, daß der König ein von Gott eingesetzter Hirte für das Volk sei, so daß rro~(.LlXt\l€W (ilVi) geradezu "regieren" heißen kann 37 • Darum gehören -IjYOU(.L€\lOC; und rro~(.Lo:t\l€W mit dem Titel ßo:cr~A€VC; 'Icrpo:ljA für den messianischen König zusammen 38. So ist der Titel -Ijyou(.L€\lOC; in Mt 2,6 auf Jesu irdische Sendung an Israel bezogen zu verstehen. Wie der Evangelist dieses Herrscheramt Jesu ausgestaltet und verstanden wissen will, zeigen die Stellen, die Jesu Wirksamkeit auf den Bereich Israels beschränken (10, 6; 15, 24; cf 9,36; 18, 12 uä). An allen diesen Stellen erweist sich Jesu königliches Hirtenamt an Israel nicht nach der Art des orientalischen Herrscherabsolutismus, sondern als erbarmendes, nachgehendes Suchen dessen, was vom Hause Israel "verloren" ist. Insofern findet das messianische Hirtenamt Jesu seinen adäquaten Ausdruck in der rrpo:ih-ljC; des in Jcrusalcm einziehenden Königs (21,5; cf 11,27).
Auch diese Prädikation erscheint als solche nur 4, 14ff im Mt-Ev 39 • Für das Verständnis von rp<7>c; an dieser Stelle ist bemerkenswert, daß das 'Wort an einigen Lukas-Stellen in auffälliger Art und Weise mit der Antithese zwischen dem "Volk" und den "Völkern" verbunden ist. Zweifellos stehen dabei jeweils alttestamentliche Traditionen und besonders Jesaja-Worte (42, 6 und 49, 6) im Hintergrund. Diese Stellen haben nachweisbar auf Lk 2, 32 und Act 13, 47 (cf Act 23, 17 f. 23) eingewirkt. So wird man gut tun, auch Mt 4, 14ff in dem Zusammenhang solcher Prophetenworte zu ver· stehen. "Das Licht" ist schon für das Alte Testament und das Spät judentum ein fester Begriff der Messiaserwartung 4o • Wenn dieser Begriff bei Mt auch 36 Bei Mt begegnet es noch in dem Traditionszitat 26, 31 = Mk 14, 27 (Sach 13,7) und in Mt 9, 36 (= Mk 6, 34); Mt 25, 32 (Sondergut). 37 JJeremias, ThW VI, 485f. . 30 Nicht anders ist das Wort in Mi 5, 1ff gemeint und auoh verstanden worden (Strack-Billerbeck, Mt, 83). 30 In Verbindung mit J esus steht rp<7>c; nur noch 17, 2 (und 17, 5 rp syC); sonst wird es im ersten Evangelium anders gebraucht (5, 14. 16; 6,23; 10,27). 40 Strack-Billerbeck, Mt, 67; Idem, Lk, 428.
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nicht weiter verwandt wird, so stellt er 4, 14ff doch zweierlei heraus: In Jesus wird das göttliche Heil offenbar; aber dies göttliche Heil ist ausschließlich an ihn gebunden und wird darum nur denen zuteil, denen Jesus unmittelbar begegnet. Wenn er Nazareth verläßt und in die Gegend von Kapernaum kommt, so geht deshalb den in diesem Umkreis wohnenden Menschen das Heil Gottes auf, dh es wird ihnen zuteil. Man wird hier kaum noch von einer "Prädikation" für Jesus sprechen können 41 • Dennoch beschreibt 'Pw~ durch sein Erscheinen in einem Erfüllungszitat Jesu einzigartiges Verhältnis zu Gott im Sinne der Heilsbedeutung, die er in seiner Person für die hat, zu denen er kommt, also zunächst für Israel. 2. Das Werk Jesu nach den Erfüllungszitaten Ohne Zweifel hat Mt Leben und Werk Jesu betont unter den Gesichtspunkt seiner messianischen Sendung an Israel gestellt. Diese Eigenart, die sich am schärfsten 10, 6 und 15,24 ausdrückt!, wird, wie die Untersuchung der Titel Jesu in den Erfüllungszitaten erkennen ließ2, auch in diesen Zitaten aufgenommen und angewendet. Es zeigte sich aber auch schon, daß das Interesse des ersten Evangelisten an Leben und Werk Jesu in den Erfüllungszitaten mit einer theologischen Reflexion verbunden ist, die es unmöglich macht, dieses Interesse nur als "historisierend", dh an der Faktizität des Geschehenen interessiert, zu definieren. Es geht Mt darum, seinen Lesern deutlich zu machen, daß Leben und Werk Jesu messianisch sind und daß sich insofern in ihnen die prophetischen Verheißungen des Alten Testaments erfüllen. a) Das Wirken Jesu Jüngst ist von Strecker die Frage aufgeworfen worden, ob Mt Jesus vornehmlich als Christus in Niedrigkeit oder als Christus in Hoheit darstelle 3 • Da die Vertreter der 'rhese von der Niedrigkeit J esu besonders die Ern zT gilt das auch für die vorher gonannten Prädikationen. Es wird hier deutlich, daß Mt offenbar an diesen Titeln als solchen in den Erfüllungszitaten kaum ein selbständiges Interesse hat. Im wesentlichen machen sie auf die enge Beziehung zwischen J esUs und Gott aufmerksam. 1 Zur Frage über das Verhältnis dieser Stelle zu Mt 28, 19f cf Trilling, aaO 78ff; dort sind (8 81) die wichtigsten Lösungsversuche aufgeführt; cf auch Strecker, aaO 194ff. q cf oben S 121 ff. a cf die Kritik Streckers (aaO 73 A 2 uö) an GBornkamm und GBarth, Überlieferung und Auslegung im Matthäua-Evangelium (2. AufI) 1961.
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füllungszitate und ihr Bild von Jesus heranziehen 4 , haben wir auf dieses Problem hier einzugehen. Läßt sich von den Erfüllungszitaten aus tatsächlich von einer Niedrigkeit Jesu im Mt-Ev sprechen 1 GBornkamm sieht 4, 14ft'; 8, 17; 9,36; 12, 17ft· eine Abkehr des Mt von der hellenistischen Vorstellung des .&~io<; a:v1jp, insofern als J"esu Wunder "hier ... nicht mehr Manifestation des .&~iot; a:v1jp, sondern seines Erbarmens und seiner Niedrigkeit" seien 5. In seinem ersten Teil wird man diesem Urteil Bornkamms uneingeschränkt zustimmen können. Indes bleibt in bezug auf den zweiten Teil in Verbindung mit den genannten Stellen einiges zu fragen. Mt 8, 17 spricht von der Heilungstätigkeit Jesu. Der Evangelist interpretiert sie in dem Sinne, daß Jesus 't"0:<; &:cr.&~vdIX<; ~(J.wv t!AIXß~V XIX! 't"a<; v6crou<; eß&cr't"tXcrev. AIX(J.ß&V~LV und ßIXcr't"&~eLV können in diesem Zusammenhang nur "wegnehmen" und "forttragen" meinen 8 • J esus erfüllt hier also eine dienende Funktion. Trotzdem ist nicht zu übersehen, daß der Evangelist letztlich Jesu machtvolles Werk gegenüber der Krankheit bezeugt? Für ihn erweist sich Jesus in seinen Heilungen als der überlegenes. Das steht nicht im Widerspruch dazu, daß er hier Js 53, 4 zitiert. Das Interesse des Evangelisten gilt nämlich gar nicht der Niedrigkeit Jesu als solcher. Was ihn bewegt, ist vielmehr das leidenstheologische Verständnis von Js 53, das er gewiß gekannt hat D• Hier liegt für ihn der Grund, weshalb er Js 53,4 heranzieht: Er erkennt in dem machtvoll Heilenden in seiner Hingabe an die Leiden der Menschen um ihn her den leidenden "Knecht" Gottes und interpretiert den Heilenden mittels des Zitates als diesen "Knecht". Insofern stellt er Jesus gerade nicht als Niedrigen dar, sondern als den Vollmächtigen, der allerdings mit-leidend auf den Beweis seiner Majestät vor aller Augen verzichtetl°.
4 cf GBornkamm, aaO 30f. 34; Barth, aaO 97. U7ff; nicht so stal'k bei Held, aaO 250ff. ~ Bornkamm, aaO 34. 6 Schlatter, Mt, 282f; Held, aaO 248. ? Darauf weist auch der summarische Vers 16: e~tßIXA~V ••. Mycp (cf v 8!)
XIX! 7;&V't"IXt; ••• e.&~p&7r~t)cr~v.
cf Held, aaO 250. Schlatter, Mt, 283: "Damit sagt Mat nicht, daß J esus in J s 53 nicht noch anderes las." Daß Mt Js 53 auch passionstheologisch verstand, zeigt NADahl, NT St 2 (1955/56) 23 A 3. 10 Schlatter, Mt, 283: "Mit seinem heilenden Wirken geschah das, was Jesus das 't"IX7;ewoüv €IXu't"6v narmte." 8
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Ähnlich steht es mit 12, 17ff. Das Zitat bezieht sich auf das Schweigegebot Jesu an die Geheilten (v 16), und zwar in Verbindung mit seinem Ausweichen vor Nachstellungen der Pharisäer (v 14f). Es beleuchtet also nicht Jesu Heilungstätigkeit als solche, sondern die Tatsache, daß Jesus alle heilte, die zu ihm kamen, dies aber tat, ohne damit seine Person hervorhebende Demonstrationen zu verbinden oder von anderen verbinden zu lassen. Auch hier liegt also der Nachdruck nicht eigentlich auf der Vorstellung von seiner Niedrigkeit. Wohl aber rückt das Zitat Jesu Macht, die sich in seinen Heilungen ausdrückt, in den Gesamtzusammenhang seines Wirkens. Dieses steht allerdings im Zeichen seines Dienstes, wie er sein gesamtes Leben bestimmt. Der machtvoll Wirkende tut sein Werk in der "Verhüllung" und in der Stillell. Darüber hinaus ist Jesus aber nicht nur der "Knecht" Gottes, der in der Zurückgezogenheit wirkt, sondern auch der Knecht, der sich des "geknickten Rohres und des glimmenden Dochtes" liebevoll und heilend annimmt, wobei nicht zu übersehen ist, daß diese Ausdrücke nicht etwa das noch eben Lebende und der Pflege Bedürftige, sondern das gänzlich Verlorene und Verdorbene beschreiben. Damit stehen wir wieder vor der Frage nach dem Gegenstand der Sendung J esu. Es wurde schon gezeigt, daß dieser Gegenstand nach Meinung des Mt das Volk Israel ist1 2 • Dieses Volk aber erscheint in einem ganz bestimmten Licht. Es ist das im Finstern wohnende Volk der galiläischen Nordbezirke (4, 14f); es sind die Kranken und Verlorenen (8,17; 12,20). Darüber hinaus werden 12, 17ff die ~.(}\I"lJ mit Nachdruck aus dem Prophetenspruch übernommen. Das Verhältnis Jesu zu dem "Israel", zu dem er gesandt ist, läßt sich am besten mit dem Begriff der Barmherzigkeit umschreiben. Das zeigt sich nicht nur 1,21 und 1,23, sondern auch 2,6 in seiner Verbindung mit 1,21 und 9, 36 13 , sowie in der 7I"PIXO't'"lJ<; des Königs Israels (21,5; cf 11,29). Das damit geschilderte Werk des Messias an Israel entspricht in keiner Weise den pharisäischen und apokalyptischen Messiaserwartungen. Hier ist wirklich das empirische Volk Israel der Gegenstand der Sendung und des Werkes des erwarteten Messias; gemeint aber ist stets das Israel, das ge11 In ähnlicher Weise wird sich auch Mt 13,35 verstehen lassen. Die Verkündigung der "verborgenen" Dinge ist sicher eine Aussage über die Hoheit Jesu; das "Wie 1" dieser seiner Verkündigung (in Gleichnissen) verhüllt jedoch seine Hoheit. 12 cf oben zu Mt 2,6; 4, 14ff; 21,5 in der Einzeluntersuchung S 60ff. 67ff. 80ffund zu den Titeln S 121ff. 18 cf die Formel't'a 7I"p6ßIX't'1X Ta 1X7I"OAWMTIX Orl!.OU 'IO'plX~A in 10, 6; 15,24.
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setzestreu gelebt hat und lebtl 4 • Die Sünder haben in diesen Erwartungen nur Ausschluß und Vertilgung zu erwarten (cf PsSal 17,36). Für die genau umgekehrte Anschauung von dem Werk des Messias bei Mt spricht die auch außerhalb der genannten Erfüllungszitate begegnende Hinneigung Jesu zu den Kranken und Sündern Mt 8, lff; 9, lff. Nach Mt 8 trifft die erlmrmemle Liebe Jesu einen Aussätzigen und einen Heiden. "Beide stehen jenseits der heiligen Gemeinde, und beide waren nicht durch jüdische Willkür, sondern durch das Gesetz von ihr getrennt."16 Der Gegenstand des Wirkens Jesu ist also von Mt keinesfalls "historisierend" dargestellt worden. Der Evangelist meint vielmehr das "Kranke" und "Sündige" in Israel, eben "die verlorenen Schafe vom Hause Israel", wenn er von Jesu Sendung an Israel sprichtI 6 • Das wird noch unterstrichen durch ein weiteres CharakteristIkum der Sendung Jesu, wie die Erfüllungszitate sie beschreiben: Jesus ist als der zu Israel Gesandte der von seinem eigenen Volk verworfene Messias. In den Erfüllungszitaten kommt somit auch eine gewisse Polemik gegen das jüdische Volk zur Sprache. Besonders augenfällig ist diese Polemik in .den beiden Zitaten, die die Ablehnung und Verfolgung Jesu an ihren Folgen fixieren (2, 18 und 27, üf). Die Anfeindungen Jesu, die zur Ermordung der Kinder in Bethlehem führen, zeichnen von Anfang an das Bild des Weges Jesu. Er muß nach .Ägypten fliehen und in Nazareth aufwachsen. Und so ist das ganze Leben und Wirken Jesu begleitet von dieser Feindschaft bis hin zu dem Kauf des Blutackers für den Verräterlohn. In dieser Verwerfung durch Israel besteht ebenfalls und nicht zuletzt die eigenartige Verhüllung Jesu des Messias hinsichtlich scines Werkes an Israel. b) Der göttliche Auftrag Jesu im Licht der Erfüllungszitate Mitten in seiner Verhüllung tut Jesus für Mt sein machtvolles und sieghaftes Werk. Das fiihrt auf die Frage, ob die Erfüllungszitate nicht auch eine Aussage darüber machen, wo diese cigentlimliche Kombination von Machterweis und bewußtem Verzicht ihren letzten Grund hat. 14 cf dazu Hummel, aaO 139, wo auf PsSal 12,27 verwiesen wird: "Er läßt nicht zu, daß ferner Unrecht in ihrer Mitte weilc, und niemand darf bei ihnen wohnen, der um Böses weiß; denn er kennt sie, daß sie alle Söhne ihres Gottes sind"; cf ferner die bei Hummel, aaO 135f angegebenen Stellen. 16 Schlatter, Mt, 269. Damit soll nicht gesagt sein, daß diese Heilungen Jesu an Heiden die Heidenmission präjudizieren; vielmehr erweisen beide Fälle, daß, wo Jesus ist, auch das Heil gegenwärtig ist. 16 Das gilt gerade auch dann, wenn otxou 'IO'pO(~" ein Genitivus epexegeticus ist; Hummel, aaO 138.
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Als der durch den Geist Gottes in Maria Gezeugte und von ihr Geborene ist Jesus der "Gott mit uns" (1,23). Von hier her hat Mt mit Sicherheit auch verstanden, was bei ihm 2, 15; 3, 17; 17,5 über die Gottessohnschaft Jesu steht. Als der Sohn steht Jesus in einer direkten Beziehung zu Gott. Und als der "Knecht" Gottes steht er in einzigartiger Weise unter dem göttlichen Wohlgefallen (12, 18). Endlich erscheint er bei Mt als der von Gott bestellto königliche Hirte über sein, Gottes, Volk (2, 6). Dieser Aspekt kann sogar dazu führen, daß Israel, das Volk Gottes, gelegentlich sein, Jesu, Volk genannt wird (1,21), eine Erscheinung, die in der jüdischen Messianologie möglich und üblich war l7 • In alledem erscheint das Werk Jesu an Israel als das Werk Gottes an Israel. Jesus ist nicht nur der Emmanuel, sondern er handelt auch als der "Gott mit uns". Als der von Gott eingesetzte König und Hirte Israels wirkt er an seinem Volk. Seine Taten lassen zunächst erkennen, daß er in einzigartiger Weise mit Gott verbunden ist. Darüber hinaus machen sie für Mt offenbar, daß Gott selbst in ihm und durch ihn wirkt. Das Werk Jesu, wie sein Name es für den Evangelisten ausdrückt (1, 21), ist ursprunghaft und letztlich Gottes eigenes Werk (Ps 130,8)18. Jesu königliches Hirtenamt ist ebenfalls ursprunghaft Gottes Amt und TätigkeiV 9 • Und auch die Aufgabe des "Knechtes", wie sie in 12, 17ff beschrieben wird, sieht der Evangelist letztlich als das Werk Gottes an. Endlich gehört in diesen Zusammenhang die Beobachtung, daß erstaunlich viele der Erfüllungs zitate Gottessprüche in der Ich-Form darstellen 20. Derselbe Sachverhalt wird auch in der Erfüllungsformel ausge::-.prochen. Durch die Wendung tVot 7tA'l)pW&'ij wird das Geschehen, dem sie beigefügt ist, als eine durch Gott bestimmte Geschichte dargestellt, sofern in ihr geschieht, was Gott vorher durch die Propheten gesprochen hatte. Diese Geschichte ist also Gottesgeschichte und damit Offenbarungsgeschehen 21. Der entscheidende Grund dafür, daß Jcsu Werk das Werk Gottes ist, liegt nach den Erfüllungszitaten des ersten Evangelisten aber in dem Motiv der Beauftragung Jesu durch Gott. Besonders 2,6 (Mi 5, Iff; 2 S 5,2) und 12, 17ff (Js 42, Iff) betonen diesen Auftrag Gottes, dem Jesus
Dalman, Die Worte Jesu, 243f; Strack-Billerbeck, Mt, 68. Zu dem O'cf>~.. tV ist die Verbindung mit KUpt.. zu vergleichen (Mt 8, 25; 14, 30; cf 9, 22); cf dazu die Parallelen mit ~Al1JO'ov (Mt 9,27; 15,22; 17,15;20, 30f). 18 Für Mt wird das deutlich in 9, 36 (Ez 34,5 GottesspruchI). 20 cf oben S 120 A 10. 2l cf oben S 118f. 17
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folgt und den er ausrichtet. Auf Grund dieses Auftrages ist J esus der machtvoll heilende "Knecht" und der in Vollmacht herrschende "Fürst" und "König" Israels (8, 17; 12, 17ff; 2, 6). Aus eben diesem Auftmg Gottes heraus ist er aber zugleich der sich erbarmend zu elen "Verlorenen" neigende und in der Stille wirkende "Knecht" und der König der 7rpct!kl)~ (8,17; 12, 17tf; 21,5; 9, 3ß; 11,20)22. Hier liegt olme Zweifel ein wesentliches Interesse des ersten Evangel~sten an der alttestamentlichen Prophetie als dem einst durch die Propheten gesprochenen und jetzt in der Geschichte Jesu, des Messias, erfüllten Wort Gottes.
22 Auch 4, 14ff und 13,35 wird etwas von diesem Grund des hoheitsvollen und doch verhüllten Wirkens J esu, also von seinem göttlichen Auftrag, erkennbar. Die Offenbanmg des Verborgenen kann nach apokalyptischer Anschauung übrigens nur von Gott kommen; cf 4 Esr 4, 10 uö; 1 QpHab VII 4f. Für Mt cf hierzu 16, 17.
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Teil IV Die Eigenständigkeit des Matthäus-Evangeliums hinsichtlich der Erfüllungszitate A. Die Erfüllungszitate und das zeitgenössische Judentum Im Spät judentum werden herkömmlich 1 vor allem zwei Richtungen unterschieden, nämlich das rabbinische und das apokalyptische Judentum. Dazu ist das Schrifttum vom Toten Meer als eine ebenso eigentümliche wie komplexe Größe getreten. Will man die Eigenständigkeit des Mt-Ev erfassen, sofern seine Erfüllungszitate berührt sind, so müssen diese Zitate den drei genannten Ausrichtungen des Spät judentums gegenübergestellt werden. 1. Die mt Erfüllungszitate und das rabbinische Judentum Ohne Frage besteht eine gewisse Beziehung zwischen der exegetischen Terminologie des Rabbinates (i~~U~ il~ tI'Ii") und der mt Erfüllungsformel 2. Nachdem jedoch auch gezeigt werden konnte, daß Mt von dieser Terminologie unabhängig ist 3 , muß nun gefragt werden, wie sich das beiderseitige messianische Verständnis des Alten Testaments und seiner Anwendung zueinander verhält. Sowohl das Spät judentum als auch das Christentum sind überzeugt davon, daß das Alte Testament Prophetie enthält, die auf den kommenden Messias zielt. Das hat nach manchen Vorgängern neuerdings SLEdgar veranlaßt, die messianische Interpretation einzelner alttestamentlicher Stellen sowohl im Neuen Testament als auch im Rabbinat miteinander zu vergleiohen'. Deutlicher als die bisherige Forschung meint Edgar zu sehen, daß es im Grunde sehr wenig Gemeinsames gibt, was trotz grundsätzlicher übereinstimmung in der überzeugung vom Vorhandensein messianischer Weissagungen im Alten Testament die spezifisch messianische Interpretation im Rabbinat und im Urchristentum miteinander verbindet. Von den 59 Stellen des Alten Testaments, die nach Edgars Zählung im N euen Testa1 2
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cf Volz, Eschatologie, 9f cf oben S 49. Oben S 46ff. SLEdgar, NT St 5 (1958/59) 47-54.
ment. auf den Christus, seinen Vorläufer, den Täufer, oder auf die Tätigkeit der frühen Gemeinde bezogen werden, deutet das frühe jüdische Schrifttum nur 25 als messianisch, do.von aber nur fünf in einer mit den neutestamentlichen Parallelen vergleichbaren Weise 6 • Stellt man diesem Bild, das ja für das gesamte Neue Testament gelten soll, die mt Erfüllungszitate gegenüber, so ergibt sich, daß etwa die Hälfte der Erfüllungszitate auch im Judentum - zT zwar nur hier und da - messianisch verstanden worden ist 6. Mag nun Edgar mit seiner Gesamtschau im Blick auf das Verhältnis zwischen Rabbinat und Neuem Testament in dieser Frage im Recht sein oder nicht - für Mt muß also eine größere Nähe zum Judentum und damit wahrschein. lieh auch zu seiner messianischen Interpretation des Alten Testaments angenommen werden, als sie den meisten anderen neutestamentlichen Schriften zuzugestehen ist. Man darf sich aber durch diesen Eindruck nicht täuschen lassen. Einmal geht die gemeinsame messianische Deutung einzelner alttestamentlicher Stellen im Spät judentum und in den mt Erfüllungszitaten oft genug erheblich auseinander; zweitens versteht Mt auch Prophetenworte, die im Judentum ganz selbstverständlich aus ihrem ursprünglichen Zusammenhang heraus ausgelegt wurden, als in bestimmten Ereignissen des Lebens Jesu erfüllte Worte. Das gilt besonders von Js 7,14; 8,23; Jer 31,15; Ps 78,2 7• Schon damit tritt die Eigenart des ersten Evangelisten gegenüber dem rabbinischen Judentum hervor. In vollem Umfang wird sie allerdings erst erfaßt, wenn man auf die Konzentration der messianischen Deutung des Alten Testaments bei Mt auf Jesus und seine Geschichte aufmerksam wird 8. Ein ähnliches Verhältnis des Mt-Ev zum Rabbinat findet sich in der Frage der Behandlung des alttestamentlichen Textes hier und dort. So läßt sich eine beachtliche Nähe in der Textbehandlung der jüdischen Mi5 aaO 47f. Diese fünf Stellen sind Mal 3, 1; Js 11, 1; Jer 23, 5; Mi 6, 2; Sach 9,9 (woboi Jor 23, 5 allerdings im NT nicht vorlwmmt). 6 Bosondors wichtig sind ul1boi natürlich Mt 2, (j (Mi 5, 2) und Mt 21, 5 (Sach 9,9), cf Strack-Billerbeck zu den Stellen. Auch Hos 11, 1 wurdo im Judentum (auf typologischem Wege) messianisch gedeutet. Die messianische Deutung von Js 42, lff; 5:!; Sach 11,13 im H,abbinat woicht von dor des Mt orhoblich ab; cf Edgar, aaO 50f. 7 cf Strack-Billerbeck, Mt, 75; 160f. Bei den vielen Deutungen von Jer 31,16 ist von einem messianischen Verständnis der Stelle nichts zu spüren; cf StrackBillerbeck, Mt, 89f. 8 cf oben S 118f. Im Gegenüber dazu besteht im Rabbinat eine ähnliche Bindung der Propheten an die Thora des Mose. Die Propheten sind Tradenten und Ausleger der Tora (Abot 1,1); sie haben jedoch weder etwas von der Tora fortgenommen noch etwas hinzugefügt (Midr Rt 2, 4; Ex I' 42; siehe StrackBillerbeck, Mt, 601).
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draschim und in derjenigen der mt Erfüllungszitate feststellen, dies mit Einschluß gewisser Züge der targumischen Paraphrasierung 9 • Auf die Sache gesehen verfährt Mt in dieser Hinsicht allerdings so, daß es unmöglich ist, seine Art, in den Erfüllungszitaten das Alte Testament zu aktualisieren, mittels des Begriffs "Midrasch" zu charakterisieren. Während sich nämlich der Midrasch stets um das Verständnis einer Einzelstelle oder eines fortlaufenden Textzusammenhangs mit Hilfe sorgfältig erarbeiteter exegetischer Methoden bemüht, um sie zu aktualisieren, liegt hier für Mt keinerlei Problem. Was die als Prophetie verstandenen heiligen Schriften betrifft, so sind diese für ihn im Lichte der Geschichte Jesu von vornherein in ihrem letzten Sinn zugänglich. Darum ist er in erster Linie nicht so sehr an den heiligen Schriften als solchen interessiert als vielmehr an solchen Schrift- oder Prophetenworten, die selbst ihr prophetisches Verständnis nahelegen, sofern sie bereits ihrem Wortlaut und ihrem Literalsinn nach der Jesusüberlieferung in irgendeiner Weise entsprechen 10. Das kann, wie 4, 14ff etwa zeigt, so weit gehen, daß lediglich geographische Angaben als kerygmatisch relevant angesehen werden. Dieser Relevanz verleiht Mt dadurch einen Ausdruck, daß er geeignete Worte des Propheten mit der überlieferten Geschichte Jesu durch die Erfüllungsformel zusammenfügt. Mt besteht also auf der Einmaligkeit des Geschehens, auf das sich eine prophetische Aussage des Alten Testaments bezieht. Wo dagegen in den jüdischen Midraschim einmal eine berichtete Geschichte mit einem alttestamentlichen Wort begründet wird 11, da kann das betreffende Geschehen rein zufällig und jederzeit wiederholbar sein 12. Man wird also gut tun, mit der Charakterisierung der mt Erfüllungszitate als christliche haggadische D cf Wünsche, Beiträge zur Erläuterung der Evangelien, 1878, 350 j für das NT überhaupt siehe Doeve, aaO j GVermes, Scripture and Tradition in Judaism, 1961. Zur targumischen Paraphrasierung cf ABaumstark, Biblica 37 (1956) 296ff. 10 Hier wird der Grund für die Annahme liegen, die mt Erfüllungszitate enthielten cinzelne "Ansätze einet· rationalen Apologetik" (Goppelt, Christentum und Judentum im ersten und zweiten Jahrhundert, 1954, 182.) 11 cf etwa die bei Strftck-Billerbeck, Mt, 74 und Wünsche, aaO 10f angeführ. ten Beispicle. 12 Wünsche, aaO 10: "Einer solchen Hinweisung auf die Schrift nach einer vorausgegangenen Erzählung bedient sich öfters die historische Hagada, d.i. derjenige Teil des Talmuds, welcher, um die Glaubwürdigkeit der Propheten zu begründen und als unerschütterlich hinzustellen, poetische und symbolische Darstellungen als Orakel künftiger Ereignisse auffaßt, diese wie Parabeln und Fabeln componiert und dann mit den Worten schließt: :l'11:J' ~li1 N,n oder
N'1p C"p'." 136
Midraschim sehr vorsichtig zu sein 13. Wie man auch immer in der Frage haggadischer Traditionsbildungen in den Evangelien denken mag H - im ganzen läßt sich hinsichtlich der mt Erfüllungszitate sagen, daß nicht sie die primäre Grundluge der mit ihnen verbundenen Traditionen sind, sondcm daß sie umgcl<ehl't vom Evangelistcn sekundiir n.n die Überlieferung herungetrugen worden sind l4 •
2. Die mt Erfüllungszitate und die spät jüdische Apokalyptik Bei der Untersuchung der mt Erfüllungsformel konnte bereits festgestellt werden, daß sich am ehesten in dem apokalyptisch orientierten Spätjudentum Vergleichsmaterial hinsichtlich der christlichen Erfüllungsvorstellung findet!. Es wurde ebenfalls schon gezeigt, daß das Geschehen, auf das Mt in seinen Erfüllungszitaten abzielt, bestimmt und beherrscht wird von der Person und dem Werk Jesu 2 • Damit ist aber für das Verhältnis der mt Erfüllungszitate zur Apokalyptik ein entscheidender Punkt berührt. Das apokalyptische Schrifttum begreift sich als "Prophetie". In ihm wird die bisher abgelaufene Geschichte einer Autorität der Vorzeit als Weissagung in den Mund gelegt. Bis zur eigenen Gegenwart orientiert sich diese Weissagung also an dem bekannten tatsächlichen Geschehen der Vergangenheit, um dann in plötzlich ungenauen und mehr oder weniger phantastischen Schilderungen des eigentlichen Endes zu gipfeln 2". Dabei werden die überkommenen überlieferungen des Alten Testaments zwar literarisch in hohem Maße benutzt, aber nicht direkt zitiert. Obwohl die Apokalyptik dem Mt-Ev in der literarischen Verwendung des Alten Testaments als solcher nahesteht, trennt sich Mt gerade hier doch entscheidend von ihr. Denn für ihn ist das alttestamentliche Wort keineswegs die Quelle für die Darstellung der Geschichte, die er vorträgt. Die Jesusüberlieferung hat für ihn vielmehr ihr eigenes Gewicht. Sie wird nicht vom Prophctenwort überdeckt oder gar aufgesogen, wie das in der apokalyptischen Litemt.ur des Spät judentums weitgehend der l?ull ist. Eben ef oben S !)!)ff. Etwa die Bildung der Tradition von der Jungfrauengeburt aus Js 7, 14; so Harnack, Neue Untersuchungen zur Apostelgeschichte 1911, 10lff; oder ef auch das besondere Problem von Mt 21, 1 ff oben S 80ff. 15 cf oben S 99f. 13
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cf oben S 49ff. cf oben S 52. 2" cf dazu Hennecke, Neutestamentliche Apokryphen II (3. Aufl) 1964,410. 1
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diese Besonderheit des Mt·Ev der Apokalyptik gegenüber drückt sich in der expliziten Zitierung einzelner Prophetenworte aus. Nun kennt aber auch das rabbinische Judentum apokalyptische Traditionen, in denen das Alte Testament direkt zitiert wird 3. Wir erkannten schon, daß die l:l~~p'-Formel in der rabbinischen Literatur gelegentlich auch ein Geschehen mit einem Prophetenwort verbinden kann und daß die Passivformel l:l"pm an einzelnen Stellen, an denen es um eschatologische Aussagen geht, nahe an den mt Gebrauch von n),1jpw&ijvIXt heranfiihrt 4. Wenn man die zahlreichen Belege rabbinischer Aussagen über die eschatologisch-messianische Zukunft liest, so fällt gerade in der Zusammenstellung des Materials bei Strack-Billerbeck 6 der Unterschied zwisohen der sogenannten Apokalyptik und den esohatologisohen Aussagen des Rabbinats an einem bestimmten Punkt auf. Während die apokalyptisohen Schriften das Alte Testament eigentlich nirgends ausdrüoklioh anführen, wird in den einzelnen Äußerungen der Rabbinen fast jeder Ausspruch zur Eschatologie mit einem Wort aus dem Alten Testament belegt6. Man kann das Bemühen des spätjüdischen Schriftgelehrten spüren, die Ausführungen zu den "Tagen des Messias" bis in alle Einzelheiten des erwarteten Geschehens hinein mit dem Wort der Schrift zu belegen. Dabei folgt in der Regel das Zitat der Ausführung über die Endereignisse. Darin stehen solche eschatologischapokalyptisohen Aussprüche einzelner Rabbinen in der Tat den mt Erfüllungszitaten recht nahe. Es ist jedoch darauf aufmerksam zu machen, daß die hier begegnenden spät jüdischen Vorstellungen in hohem Maße von dem Gedanken an die Endzeit, die "Tage des Messias" und den "kommenden Äon", bestimmt werden'. 'Wenn das auch nicht in dem gleichen Grade wie in der Apokalyptik der Fall ist, so doch erheblich stärker als bei Mt. Das hängt ohne Zweifel damit zusammen, daß die esohatologischen Aussagen der Midraschim von der Zukunft reden B. Hier liegt der Punkt, an dem der Vergleich zwischen 3 Siehe dazu den Exkurs "Diese Welt, die Tage des Messias und die zukünftige Welt" bei Strack-Billcrbeclc, Kommentar zum NT IV/2, 799ff; dort besonders 857-968. « cf oben S 47f. ~ cf oben A 3. o Das ist besonders gut zu beobachten etwa bei Straek·Billerbeck, Komm IV /2, 862 f 864 ff 868 f. 7 Zu den sehr mannigfachen Vorstellungen von der zeitliehen Abfolge in der letzten Zeit (Tage des Messias und kommender Äon) im Rabbinat cf Strack· Billerbeck, Komm IV/2, 815ff und auch den Exkurs über die "Vorzeichen und Berechnung der Tage des Messias" (Komm IV/2, 978ft"). 8 Darum läßt sich für die betreffenden rabbinisehen Ausführungen auch kaum zwischen "Eschatologie" und "Apokalyptik" klar unterscheiden und trennen.
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spät jüdischer Eschatologie und der Erfüllungskonzeption des Mt·Ev und des Neuen Testaments überhaupt problematisch wird. Während das Juden· tum von den kommenden Tagen des Messias spricht, meint es eigentlich etwa das, was Mt und das Neue Testament überhaupt zu der eschatolo· gischen Wiederkunft des Menschensohnes überliefern 9. Dagegen meint der erste Evangelist dort, wo er von der Erfüllung spricht, die geschehenen Ereignisse des Lebens Jesu. Damit ist der fundamentale Unterschied in der Art des Gebrauchs der Prophetie zwischen den mt Erfüllungszitaten und den rabbinischen eschatologischen Aussagen genannt. Ferner lassen die den Ausführungen zur Eschatologie beigefügten Zitate erkennen, daß der Kontext, dh die Aussage des Rabbi zur messianischen Erwartung, aus der Exegese und dem Studium der betreffenden Schrift. stelle fließt. Das Schriftwort wird angeführt, um der gemachten Aussage den nötigen Schriftgrund zu geben 10. Daraus folgt natürlich, daß die Ver· knüpfung der messianischen Erwartung mit dem Alten Testament sachlich äußerst weit gespannt ist und sich keineswegs auf die Gestalt und das Werk des Messias beschränkt 11.
3. Die mt Erfüllungszitate und die Schriften vom Toten Meer Die mt Erfüllungszitate sind seit der Entdeckung der Schriften von Qumran mehrfach mit der Behandlung des Alten Testaments in diesen Schriften verglichen worden. Konsequent wurde diese Möglichkeit zuerst von KStendahl in Angriff genommen 1. Stendahl stellt die Erfüllungszitate dem Habalmk.Kommentar gegenüber. Dabei folgt er der Kritik an dem Begriff "Kommentar" für diese Schrift, weil "the realistic nature of the interpretation belongs rather to the characteristics of the midrash ... "2. o cf etwa Mt 24, 25ff.
In welchem Maße das der Fall ist, zeigt einmal sehr anschaulich Ex r 48 (l02d) (Strack-Billerbock, Komm IV/2, 93lf), wo Behauptungen über die Vergangenheit und direkt daneben über die messianische Zukunft mit "wie es heißt" durch ein at.liches Zitat bulegt werden; zum anderen wird das oben Gesagte deutlich an dor Formel" ... lind was ist der Schriftgrund ?", Posiq 144b (StrackBillorbeck, Komm IV /2, 930) edel' un dem einfachen "wollOr 1", cf Dt r 3 (201 a). Überhaupt gehöron dio hier bonutzton Zitiorformeln sämtlich der exegetisch on Terminologie an: cf i~t\Jtu i1~ uD. oder eine :lln~-Formel: Bacher, aaO I, 6 und 8f: Metzger, JBL 70 (1951) 298f. 11 Zu dieser Buntheit und Vielfalt cf Strack-Billerbeck, Komm IV/2, 880ff. 10
1 2
The School of StMatthew and its Use of the Old Testament 1954, 183ff. aaO 184: cf auch LHSilberman, Revue de Qumran 3 (1961/62) 323f.
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Er sieht in 1 QpHab eine besondere Art von Midrasch neben den halachischen und haggadischen Midraschim. Er nennt diese Art von 1 QpHab den "midrash pesher"3. Hier schon hat die Kritik an Stendahl angesetzt. So beanstandet LHSilberman die Verbindung von "Midrasch " und "Pescher" in ihrer Abgrenzung gegen den "midrash halachah" und den "midrash haggadah"4. Silberman weist darauf hin, daß, während "halachisch" und "haggadisch" auf den Inhalt ("content") des lVIidrasch deuten, der Begriff Pescher die Form ("structure") meine. In gewisser Weise drücke der Terminus "midrash pesher" also doppelt die Form der betreffenden Schrift aus und stelle demgemäß kein echtes Gegenüber zum halachischen bzw haggadischen Midrasch dar. Das treffe auch dann zu, wenn man versuchen sollte, die qumranischen Midraschim durch ihren eschatologischen Charakter von den rabbinischen Midraschim abzusetzen; denn die hier vergleichbaren Midraschim des Rabbinats seien mindestens teilweise ebenfalls eschatologisch ausgerichtet,5. Für Silberman besteht nun der entscheidende Unterschied zwischen Midrasch und Pescher "not in structure but in the absence of contemporizing content in the former"o. Die Eschatologie ist in den rabbinischen Midraschim nicht auf die Gegenwart bezogen. Das aber ist genau in 1 QpHab der Fall. Damit stehen wir vor dem Standpunkt des "Kommentators" von Qumran, der dem des Evangelisten Mt in dem Bewußtsein ähnlich ist, von einer erlebten Zeit zu sprechen, auf die die alttestamentliche Prophetie abzielt. Es kommt also weniger auf den Begriff Midrasch, dafür vielmehr auf den Begriff "Pescher" an. Lassen sich 1 QpHab und die mt Erfüllungszitate an diesem Punkte miteinander vergleichen 1 Stendahl hat einen solchen Vergleich hinsichtlich der beiderseitigen Textbehandlung vorgenommen mit dem Ergebnis, daß eine völlig gleiche Haltung gegenüber dem Prophetenwort vorliege, oie bis in methodische Einzelheiten hinein reiche 7; der alttestamentliche Text werde frei behandelt, so daß er der gewünschten Aussage diene. Auch diese Untersuchungen Stendahls sind nicht unwidersprochen geblieben. BGärtne1'8 wcndet sich erstens gegen den Vergleich der Texte der aaO 184. Silberman, aaO 328 A 10. 6 Silberman, aaO 329 A 10. o aaO 329. 7 Stendahl, aaO 194ft'. Besonderen "Wert legt Stendahl dabei auf die textlichen Eigentümlichkeiten in Mt 27,3ff. und 12, 17ff(aaO 196ff); cf obenS 74 A 42 und S 85 A 112. 8 Gärtner, Stud Theol 8 (1954/5) Iff. 3
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mt Erfüllungszitate und des Habakuk-Kommentares miteinander D und zweitens gegen den Gebrauch des Terminus Pescher für die Art, in der Mt das Alte Testament mittels seiner Erfüllungsformel zitiertl°. über diese Kritik hinaus ist darauf hinzuweisen, daß der Begriff ,w~ der exegetischen Terminologie angehört 11. Er antwortet auf die Frage nach dem Sinn der alttestamentlichen Stelle, der er zugeordnet ist. Dabei liegt in 1 QpHab eine Erldärung des Habakuk-Textes vor, die auf eine Offenbarung Gottes an den "Lehrer der Gerechtigkeit" zurückgeführt wird 12. Auch bei Mt geht es um den Erweis einer Offenbarung, wenn er die Propheten zitiert; und auch für ihn steht diese Offenbarung in einem Gegenüber zu der damals im Wort des Propheten gesprochenen Offenbarung Gottes. Aber hier liegt auch der Unterschied zwischen Mt und 1 QpHab. Die Deutung des fortlaufenden Textes in 1 QpHab beruft sich auf die Offenbarungen, die den Lehrer der Gerechtigkeit von Gott zuteil geworden o Zu der merkwürdigen Erscheinung in 1 QpHab I, 11; II, 16, daß eine Lesart des MT, die im Textteil des Kommentares in abweichender Form steht, im Auslegungsteil jedoch nach dem MT erscheint, die Stendahl zu der Annahme führte, der "Kommentator" mache hier eine doppelte Lesart exegetisch fruchtbar (eine Eigenart, die Stendahl auch bei Mt glaubt beobachten zu können, cf oben A 7), weist Gärtner darauf hin, daß in 1 QpHab häufig gewisse Wörter des Auslegungsteiles wortspielartig mit einem Wort des Habakuk-Textes lwrrespondieren. Gärtner nennt 1 QpHab III 2; IV 4; V 1. 2; VI 2; VII 10; VII 14; VIII 5.7, wobei V I dem Fall von I 11 sehr ähnlich ist. Ferner unterliegt nach Gärtner das Urteil Stendahls, der Prophetentext des "Kommentares" sei häufig eine adhoc-Bildung, schweren Bedenken angesichts der Zeugnisse, die dafür sprächen, daß die Gemeinde von Qumran einen eigenen Text der Kleinen Propheten besessen habe, der mit dem Habakuk-Text von I QpHab identisch war (aaO 5). 10 Gärtnor hebt hier den Unterschied hinsichtlich der Schrifterklärung im Schrifttum vom Toten Meer und im Mt-Ev hervor. Dabei macht er auch auf die apokalyptische Periodenlehre in den Qumran-Schriften aufmerksam (aaO 7 f; cf I QS III 13ff; CD II 9f [Jub 16,2]; I QpHab II 2; VII 13 [das mit Da 2, 28 verglichen werden kann] ua). Ferner umfasse die Schrifterklärung der QumranGemeinde stets größere Zusammenhänge, während Mt sieh auf die Person J esu konzentriere; man könne die Schriftdeutung des Mt eine "interpretatio punctualis" nennen (aaO 8). Der Peseher dagegen gehöre als Typus der AT-Auslegung in den Zusammenhang des apokalyptischen Verständnisses der at.lichen Geschichte Israels als Weissn.gung auf die Gegenwart (aaO 12). Und weil die Poseher-Auslegung entweder auf einem !wntinuierIichen Textzusammenhang fuße (so die Kommentare der Qumran-Gemeinde) oder aber aus vorher fixierten '.rextabschnitten herauswachse (so etwa die Damaskus-Schrift), sei der Terminus "Peseher" für eine Charaltterisierung der AT-Auslegung in den mt Erfüllungszitaten gänzlich ungeeignet (aaO 12). 11 Er taucht zuerst auf Qoh 8, I und Da 5, 15. 26 (ararn); cf dazu und zum weiteren Gebraueh Elliger, aaO 123ff. 12 cf 1 QpHab VII 4.
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sind und die deutlich apokalyptischer Natur sind 13. Sie bestehen darin, daß - von der vorläufigen Teiloffenbarung, die dem Propheten wurde, ausgehend - Gott den Lehrer der Gerechtigkeit weiterer und tieferer Offenbarungen würdigte. Von solchen Vorstellungen ist bei Mt nichts zu spüren. Er beruft sich für die Anführung seiner Erfüllungszitate nicht ein einziges Mal auf irgend eine Autoritätl 4 • Er sagt auch nichts von einer ihm persönlich zugeeigneten Sonderoffenbarung über den Sinn gewisser Prophetenworte. Vielmehr liegt die Offenbarung, von der er ausgeht, in Jesu Leben und in der überlieferung von der Geschichte Jesu. Der Offenbarung, die die Propheten empfingen, steht nicht eine Offenbarung an Mt als endzeitlicher Gestalt gegenüber. Bei ihm geht es vielmehr um das Verhältnis von Propheten-Wort und Christus-Geschehen, wobei aber in beiden ein und dieselbe Offenbarung ihren Ausdruck findet; denn für Mt haben die Propheten sehr wohl gewußt, wovon sie sprachen, auch wenn sie das, was sie weissagten, nicht sahen und erlebten 15. BGärtner 16 meint nun, wenn man das Mt-Ev schon mit dem Schrifttum vom Toten Meer vergleichen wolle, dann liege ein Vergleich mit der Daroaskusschrift wesentlich näher; denn 1. finden sich nach ihm in CD der rot Erfüllungsformel vergleichbare Einführungen von Zitaten; 2. in CD begegnen einzelne Zitate und nicht die Erklärung eines fortlaufenden Textes; 3. sowohl CD als auch Mt seien frei in der Textbehandlung der Zitate; 4. in beiden Schriften können Suffix und Tempus der Verben verändert werden. Es kommt hier besonders auf den ersten dieser Punkte an. Die Stellen, die Gärtner meint, mit der mt Erfüllungsformel vergleichen zu können, sind: CD IV, 13f: .,~~~ rU~~ ):1 ~1:1~n nllJtt,l '1:1 ~~ .,:1, .,ro~;:) CD III, 20f: .,~~, ~\:1~n '~i'ml '1:1 on, ~~ oljm .,ro~;:) Die beiden hier angeführten Prophetenstellen (Js 24, 17; Hes 44, 15) gehören in einen Zusammenhang, der apokalyptisches Gepräge trägV 7 • Dadurch, daß hier ein Geschehen mit expliziten Zitaten identifiziert wird, cf oben S 117f. J esus spricht zwar auch bei ihm von der Erfüllung (26, 54); dieser Spruch ist jedoch kaum als eine Stütze für seine eigene Art, das AT in den Erfüllungszitaten einzuführen, gedacht. 1& Das meint auch Mt 13,17. Die Propheten und Gerechten kannten das messianische Heil sehr wohl; sie sahen es nur nicht, da es noch nicht geschehen war, wie es nun, vor den Jüngern, geschieht. 18 Gärtner, aaO 14f. 17 cf CD III 13f; IV Bf lOr. 18
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stehen diese Anführungen den mt Erfüllungszitaten erheblich näher als der Habakuk-Kommentar. Es ist aber darauf hinzuweisen, daß sich diese beiden Prophetensprüche auf den treu gebliebenen Teil Israels (lU, 20ft") bzw auf den abtrünnigen Teil des Voll{es (IV, 13ff die Pharisäer P8) und ihr Schicksal in der letzten Zeit (Heil von Gott - Unheil von "Belial") beziehen. Ferner sind die hier auftauchenden Zitatseinleitungen nicht so sehr als "Formeln" anzusprechen, da sie an diesen Stellen recht vereinzelt stehen. c'pn kommt in dieser Bedeutung in CD nicht wieder vor le • Trotzdem wird in dieser Begrifflichkeit eine Verwandtschaft zur rabbinischen C"p?-Formel sichtbar. CD kommt zwar mit diesen beiden Stellen näher an die mt Erfüllungszitate heran als die exegetischen Schriften des Spätjudentums j aber es fehlt auch hier die klare Vorstellung von der Erfüllung im Sinne einer strengen Beziehung einzelner Prophetenworte auf ein durchgehendes Geschehen, das durch die Gestalt und das Werk des Messias bestimmt ist 2o • Endlich ist darauf hinzuweisen, daß die Betonung der "letzten Zeit", wie sie in den Schriften vom Toten Meer vielfach begegnet 21 , im Mt-Ev in dieser Form keine Entsprechung hat. Gewiß sind bei Mt einzelne Ansätze einer solchen Anschauung aufgenommen worden (1, 17) j der Evangelist hat sie aber nicht weiter ausgebaut, und sie spielen gerade im Umkreis der Erfüllungszitate keinerlei Rolle. Die Beziehung des Mt-Ev zu den Schriften vom Toten Meer muß, sofern die Erfüllungszitate berührt sind, dahingehend erläutert werden, daß, während man in dem Schrifttum von Qumran in hohem Maße eschatologisch dachte und sprach, sich in den mt Erfüllungszitaten das Interesse des Evangelisten nicht so sehr auf eine "Eschatologie" als vielmehr auf eine "Christologie" kOllzentriert 22 • 18 cf ASvdWoude, Die messianischen Vorstellungen der Gemeinde von Qumran 1958, 240f. 10 Ähnlich wird tnp gebraucht in CD XVI 5. 7 (= ein Gelübde einhalten, ausführen). zo Fitzmyer (11.11.0331 A 3) trennt sich hier mit Recht von dem Versuch Gärtners, CD mit Mt gleichzustellen: und auch Gärtner selbst verweist auf 1 Kö 2, 27 als sachgemiißere Vorlage für die mt Erfüllungsformel. Was Gärtners Argumentation mittels der Textbehandlung in CD angeht, so trifft die hier vorliegende froie Handhabung des at.lichen Wortlautes jedenfalls auch für 1 QpHab zu und dürfte überhaupt eine allgemeine Erscheinung in jenen Schriften scin, die von einem eschatologischen Bewußtsein getragen sind. Z1 cf etwa CD IV 8. 10: auch I llff: 1 QpHab I! 7: VI! 2 uva. za Hier liegt wohl das zweifellos berechtigte Moment des Anliegens Streckers, wenn er zwischen einem "eschatologischen" und einem "historischen" Motiv bei Mt unterscheidet. Ob freilich das Gegenstück zu dem eschatologischen Motiv mit dem Attribut. "historisch" sachgemäß beschrieben ist, muß im Blick auf die mt Erfüllungszitate zweifelhaft erscheinen; cf oben Teil I! und II!.
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B. Die matthäischen Erfüllungszitate innerhalb der synoptischen Tradition und der Apostelgeschichte 1. Die mt Erfüllungszitate und die synoptische Jesus-Tradition Wir haben gesehen, daß die Erfüllungszitate im ersten Evangelium zu dessen Sondergut gehören, und daß ihre Verlmüpfung mit dem überlieferten Kontext, wie sie jetzt im Mt-Ev vorliegt, als das Werk des Mt zu gelten hat!. An einigen Stellen ist noch nachweisbar, daß ein Bericht oder ein Datum aus der Geschichte Jesu bereits vor Mt mit einem Prophetenwort in Verbindung gebracht war. Bezeivhnenderweise ist das dort der Fall, wo das betreffende Zitat auch literarisch die stärksten Wirkungen auf seinen Kontext ausgeübt hat (1, 18ff; 21, Hf; 27, 3ff)2. Es kann also nicht mehr fraglich sein, daß Mt bei der Zitierung erfiillter Prophetenworte in dem überlieferungsstoff, der ihm vorlag, die Anhaltspunkte für die betreffenden Zitate fand. Das gilt selbstverständlich auch von den Anführungen, die er offensichtlich von sich aus dem synoptischen Stoff beifügte (2, 15. 18; 8, 17; 13, 35), auch dort, wo er sich im vorangehenden Kontext einen Stichwortanschluß erst geschaffen oder verdeutlicht zu haben scheint (4, 13ff). In diesem Zusammenhang ist die Frage zu stellen, warum Mt an einigen Stellen, an denen die überlieferung Ansatzpunkte für die Einführung eines bestimmten Prophetenwortes bietet, kein Erfüllungszitat einfügt. So versieht er die Worte Jesu über den Zweck der Gleichnisrede (13, 10-13 = Mk 4, 10-12; Lk 8,9-10), die schon in der vormatthäischen Tradition auf Js 6, 9f anspielten, mit keinem Erfüllungszitat. Wie Mt 13, 14f3 zeigt, lag es durchaus nahe, hier Js 6,9f mittels der Erfüllungsförmel zu zitieren. Die Antwort auf die Frage, warum Mt an dieser Stelle kein Erfüllungszitat bietet, kann nur in seinem umfassenderen Interesse an den Erfüllungszitaten gesucht werden. Es wurde gezeigt, daß das Mittelstück des Mt-Ev von den vier Summarien 4, 14ff; 8,17; 12, 17ff; 13,35 beherrscht w:ird 4 und daß diese Summarien besonders das Heilswerk J esu verkündigen 5. Ein Erfüllungszitat im Anschluß an 13, 10ff aus Js 6,9f (der Unglaube und die Verstockung Israels) würde diesen Rahmen der Summarien im 1 2
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cf oben S 33ff und Strecker, aaO 50. cf zu diesen Stellen oben S 115f. cf zu der ausdrücklichen Anführung von Js 6, 9f in Mt 13, 14f oben S 23f. cf oben S 103. cf oben S 43f.
Mittelstück des Evangeliums sprengen. Der Evangelist folgt also nicht mechanisch den Ansätzen, die ihm durch die überlieferung für eine Anführung bestimmter Prophetenworte geboten werden, sondern er verknüpft die Tradition nur dort mit einem erfüllten Prophetenspruch, wo dieser sich in den größeren Rahmen der Konzeption des Evangelisten von der Erfüllung einordnen läßt 6. Nur einmal findet sich im ersten Evangelium der Fall, daß ein Zitat, das mittels der Erfüllungsformel eingeführt wird, auch noch in einem anderen Zusammenhang des Evangeliums steht. Es handelt sich um Js 42, 1ft' einerseits in Mt 12, 17ft', andererseits in dem Wortlaut der Himmelsstimme bei Taufe und Verklärung Jesu 3,17 bzw 17,5. An beiden Stellen ist das angeführte Prophetenwort ein Bestandteil älterer Tradition 7, die der Evangelist bearbeitet hat. Dabei ist die Himmelsstimme in der Verklärungsgeschichte dem Wortlaut der göttlichen Proklamation in der Taufperilwpe völlig gleich 8. Wichtig für uns ist die Beobachtung, daß die Version des Prophetentextes an diesen beiden Stellen nicht ohne Einfluß auf den Wortlaut des Erfüllungszitates 12,18 geblieben ist. Sowohl a:yIX7t'1)'t"6~ als auch eU/loxe1:11 entsprechen in 12, 18 nicht dem Wortlaut der LXX, wohl aber dem der Himmelsstimme in 3, 17 und 17,5 9 • Man wird sich also dem Eindruck nicht entziehen können, daß die Wortwahl in 12,18 in gewisser Weise von dem traditionellen Text der Gottesstimme bei der Taufe und der Verklärung Jesu mitbestimmt ist. Andererseits sind aber auch gerade 3, 17 und 17,5 ein Hinweis darauf, daß Mt ihren Wortlaut in 12, 18 nicht einfach wiederholt. Dazu ist der Gebrauch von 7tIX1:~ (12,18) gegenüber u!6~ (3, 17 und 17, 5) zu eigentümlich. Es ergibt sich vielmehr der Eindruck, als sei dem Evangelisten durch die Tradition von der Himmelsstimme das Prophetenwort Js 42, 1ft' bekannt gewesen. Jedenfalls war er durch die feste Verankerung dieser Stelle in der synoptischen Traru.tion sicher mit ihr vertraut und wird sie eben darum auch in ihrem alttesta. Siehe auch zur Passionsgeschichte oben S 102. cf Mk 1, 11 und 9, 7; Lk weicht in beiden Fällen ab (3, 22; 9, 35), zeigt in 9, 35 aber mit €XAeAeYfLello~ einen eigenen Anklang an J s 42, 1 (LXX, 'l'heodotion, Aquila; cf oben S 73). b Immerhin ist der proklamative Charakter der Stimme in der Verklärungsgeschichte fester Bestandteil der Tradition, während cr in 3, 17 auf Mt zurückgehen dürfte, so daß man fragen kann, ob Mt diese Eigenart in 3, 17 nicht der Überlieferung (17,5) bzw der Js·Stelle entnommen hat. Jedenfalls bedingen 3, 17 und 17, 5 sich gegenseitig. 9 cf oben S 73. Am nächsten steht der mt Fassung noch Theodotion; zu seiner Formel 7tIX1:~ cf freilich J J eremias, ThW V, 682: Theodotion übersetzt danach '::lV stets mit 80ÜAO~, und nach Theodoret von Kyros tat er es auch hier bei J s 42, 1. 6
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mentlichen Kontext gekannt und nachgelesen haben, wobei ihm ihre weitere Aussage für den Zusammenhang von 12,15-16 wichtig und zur Zitierung geeignet erschien. Davon legt der übrige Zitatstext, der in 3, 17 und 17, 5 und auch in den synoptischen Parallelen dieser Stellen nicht mitangeführt wird, ein beredtes Zeugnis ab 10 • Im Markus-Evangelium wird zweimal ausdrücklich von der Erfüllung geredet (1,15; 14,49). Zu der zweiten dieser beiden Stellen wurde schon die Verbundenheit des ersten Evangelisten mit der hier auftauchenden Tradition, zugleich aber auch seine Eigenständigkeit ihr gegenüber dargestellt 11. Im Blick auf Mk 1, 15 ist nun aber hin und wieder behauptet worden, Mt sei durch die markinische Form der Anfangspredigt Jesu von der "erfüllten Zeit" zu seinem Erfüllungszitat 4, 14ff angeregt worden 12. Wie die Beziehungen hier auch immer liegen mögen, es ist nach allem Gesagten nicht zu bestreiten, daß Mt zu der Anführung von Js 8, 23f nicht durch Jesu Anfangspredigt, sondern durch die Tradition über sein Kommen nach Galiläa und sein Wohnen in der am See gelegenen Stadt Kapernaum veranlaßt worden ist. Und wie auch immer das Verhältnis zwischen Markus und Mt im Blick auf den Begriff )(1X~p6~ zu beurteilen sein mag 13 , Mt hat die "Erfüllung" nicht mit Zeitbegriffen in Verbindung gebracht. So sieht er in der "übergabe" des Täufers auch nicht so sehr das zeitlich-historische Datum des Auftretens Jesu in Galiläa, wie ,die Formulierung von Mk 1, 14 es nahelegt, als vielmehr den sachlichen Grund für Jesu Erscheinen in den Gegenden Galiläas 14 • Markus steht mit seiner Form der Anfangspredigt cf auch oben S 93f. cf oben S 30f. 12 cf die Kommentare zu den Stellen; nahegelegt schien das durch die synoptische Verbindung, die zwischen Mk 1,14 und Mt 4, 12 besteht; dazu siehe oben im Text. 13 Strecker (aaO 86f) stellt der mk "Dialektik des ,Schon jetzt' und ,Noch nicht'" des )(1X~p6<;-Begriffs (MIt 1, 15 neben 13,33) ein "historisierendes" Verständnis dieses Begriffs bei Mt (in Mt 26, 18 lasse )(1X~p6<; in seiner "Beziehung auf die Zeit Jesu ... eine uneschatologische Einordnung in die Historie erkennen", aaO 88; dagegen liege der Kairos in Mt 8, 29, wo er das Eschaton bezeichnet, "ausschließlich in der Zukunft", ebd) gegenüber. Zeigt aber nicht Mt 8, 29 ein beträchtliches Maß jener Dialektik eines "Schon jetzt" und "Noch nicht" ? Und hat der Ausdruck "meine Zeit" in Mt 26, 18 nicht auch ein anderes und weiter gelagertes Gewicht, als es mit einer "tmeschatologischen Einordnung in die Historie" gekennzeichnet werden kann? Tatsache ist jedoch, daß Mt zeitliche Begriffe nicht mit dem Terminus "erfüllen" und "erfüllt werden" verbindet; cf auch Mt 3, 16 und 5, 17. 14 Was die "Zeit" der Geschichte des AT angeht, so hat Mt auch in 11, 13 nicht so sehr ein Interesse an dem Zeit·Charakter dieser Geschichte als vielmehr an der Eigenart des AT als "Prophetie" (t",po(jl~T&:ualXv); cf oben S 111 f. 10
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Jesu (I, 15) der Apokalyptik und ihren Vorstellungen von der Erfüllung und Vollendung der Zeiten jedenfalls näher als Mp6. Fragt man also nach dem Verhältnis, in dem Mt hinsichtlich seiner Erfüllungszitate zur Tradition über das Leben Jesu steht, so ergibt sich: 1. Mt wird durch den Wortlaut der überlieferung von der Geschichte Jesu zur Anführung einzelner Prophetenworte angeregt. 2. Die Mt-Erfüllungszitate sind Sondergut des ersten Evangelisten. Besonders in seinen Summarien zeigt Mt, daß er mit ihnen über den tradierten Stoff hinausgeht. Die Tradition bietet dort, wo Mt seine Summarien anführt (4, 13ff; 8, lßf; 12, 15ff; 13, 34f), keine Zusammenfassungen dieser Art. 3. Bei seiner strengen Bindung an die überlieferung von der Geschichte Jesu zeigt Mt ein ausgesprochen sachliches Interesse an dieser Geschichte, das nicht mit zeitlichen Begriffen - wie etwa dem einer "Historisierung" - gekennzeichnet wcrden kann. Worauf dieses sachliche Interesse innerhalb der Jesus-Überlieferung besonders gerichtet ist, zeigt am besten ein Vergleich der mt Erfüllungszitate mit dem Gebrauch, den Lukas von der "Erfüllung" macht. 2. Die Erfüllungszitate und die Erfüllung bei Lukas Im Lukas-Evangelium werden keine Einzelheiten des überlieferten Lebens Jesu als Erfüllung bestimmter Prophetenworte dargestellt. Dennoch nimmt die Vorstellung von der Erfüllung bei ihm einen wesentlich breiteren Raum ein als bei Markus 1 • Einschlägige Stellen sind Lk 4, 17-21; 18,31; 22, 37; 24, 25-27. 44-47. Es fällt sogleich auf, daß nur zweimal (4, 17 ff und 22,37) regelrecht zitiert wird. In allen anderen Fällen handelt es sich um eine allgemeine Aussage über die Schrifterfüllung. Neben 7tA°l)poücrS'IXL (4, 21; 24,45) treten bei Lukas 7tA1)crS''ijVIXL (21,22) und T€A€cr.&'ijVIXL (18,31; 22,37) 2. Dieses reiche Vokabular scheint auf diesen Evangelisten zurückzugehen 3. 16 Zu MIt 1, 15 cf vor allem Dodd, According to the Scriptures 1953, 69 (Da 7,221). 1 Es geht wieder nur um elie Zitato und Stellen, die von der Erfüllung des AT in der Geschichte Josn sprochen. Dor Täufor ist bei Lk mit donsoJbon Prophetenworton gekonnzeichnot, die auch Mt und Mk anführen (cf Lk H, 4-6; 7,27; 16, 16); dazu tritt dio 1k Goburtsgoschichto dos Tiillfors (cf vor allom Lk 1, 17. 76; dazu KHHengstorf, Das Evangelium nach Lukas, NTD 3, 16f; Conzelmann, Die Mitte der Zeit [3. Aufl] 1960, 16ff). 2 7tA1)pOÜV steht bei Lk sonst noch 21, 24 und 22, 16 und 1, 20 (von dem Wort des Engels an Zacharias). 8 7tA1)cr.&'ijVIXL ist bei Lk ein häufiges Wort; auch auf die Holle, die die Formel 1le'L im dritten Evangelium im Blick auf unseren Zusammenhang spielt, ist hinzuweisen (cf Lk 9,22; 24, 26. 44; dazu siehe Grundmann, ThW II, 22ff).
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Bei den genannten Stellen handelt es sich aber ausnahmslos um Jesusworte, also um Aussagen, die dem Kontext angehören, und insofern um etwas, was sich von den mt Erfüllungszitaten grundlegend unterscheidet. Wie die traditionsgeschichtlichen Verhältnisse zu Lk 4, 16ff auch liegen mögen 4 , dieses Stück ist als Sondergut des dritten Evangelisten anzusehen. Der Erfüllungsbezug ist hier an das für Lukas typische a~fLEpov (v 21) gebunden. In ihm sieht HConzelmann 6 die historisierende Tendenz, die seiner Meinung nach für Lukas überhaupt bezeichnend ist. Nach Conzelmann liegt im Unterschied zu 2 K 6,2 (vuv )(o(LPOC; Eu7tp6a8;:)('I"oc;) nach Lk 4, 16ff das Heil vollständig in der Vergangenheit. "Die Heilszeit ist historisch geworden, ein Zeitabschnitt, der wohl die Gegenwart bestimmt, aber als Epoche zurückliegt und abgeschlossen ist." 8 Gewiß, man sollte den Unterschied zwischen der Darstellung des Lebens und Wirkens Jesu in den Evangelien und den Perspektiven der neutestamentlichen Briefliteratur nicht leugnen. Aber es bleibt doch zu fragen, ob der Unterschied so radikal ist, wie Conzelmann meint. ~~fLEPOV steht ja nicht nur Lk 4,21, sondern wird auch an anderen Stellen in charakteristischer Weise gebraucht (2, 11; 19, 5. 9; 23,43). Alle diese Stellen betonen nachdrücklich die Verbindung zum Heil zwischen Jesus und den Menschen, von denen jeweils geredet wird (die Hirten, Zachäus, der Schächer). ~~fLEPOV weist also mit Betonung auf das Heil hin, sofern es in Jesus "jetzt", dh für die beiden ersteren Stellen: nach der "Zeit der Erwartung" 7, erschienen ist. Damit aber gewinnt J s ß 1, lf als "heute" erfülltes Prophetenwort von Lk 4, 17-21 aus summarische und programmatische Bedeutung für das ganze Evangelium. Wenn man von Mt zu Lukas kommt, so fallt auf, daß die Erfüllung, die Lukas in 4, 16ff mit Hilfe von Js 61, lf ausspricht, erst wieder im Zusammenhang der Passion Jesu anklingt, um allerdings - wieder im Unterschied zu Mt - sogleich breit ausgeführt zu werden. Lukas ist der einzige Evangelist, der mit einer Leidensankündigung Jesu (Lk 18,31-33; cf Mk 10,32 -34/Mt 20, 17-19) das Motiv der Schrifterfüllung verbindet. Er ist weiter der einzige Evangelist, der in der Passionserzählung Js 53 zu Worte kommen läßt (22,37). Endlich ist die Rolle zu nennen, die der sogenannte Schriftbeweis in der Emmaus-Erzählung (24, 25-27) sowie in der Belehrung , cf dazu Conzelmann, aaO 25ff. 6 aaO 29f. 6 aaO 30. Das wurde von Strecker für das erste Evangelium und Bein Verständnis aufgenommen; Strecker, aaO 85 A 1. cf oben S 15 A 32. 7 cf Rengstorf, Lk, 49ff und 42: ",Heute' versichert (wie 4, 21; 19, 5. 9; 23,43), daß das ersehnte Heil nun wirklich erschienen ist."
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der Jünger durch den Auferstandenen (24, 44-47), zwei Stücken lukanischen Sondergutes, spielt. Diese Bezugnahmen auf die "erfüllte" Schrift stehen bei Lukas mit Ausnahm~ von 4, 16ft' stets in Verbindung mit zwei Momenten: 1. In ihnen liegt Reaktion bzw Unglaube der Jünger vor; 2. sie stehen im Horizont der .Passion und der Auferstehung Jesu. Während also Mt im Rahmen seiner Erfüllungszitate nur einmal, dort allerdings umfassend, das Leiden Jesu ausdrücklich unter die Schrifterfüllung stellt s, ist beim dritten Evangeli::;ten das Gegenteil der Fall. Nur 4, 16ft' charakterisiert er das L~ben und Wirken Jesu vor seiner Passion als Schrifterfüllung 9 • So entsteht der Eindruck, daß sich die Erfüllung der Schrift für Lukas auf Jesu Tod und Auferstehung konzentrierpo. Darin besteht ein Unterschied zu Mt, dessen Erfüllungszitate es gerade mit Einzelheiten des äußeren Ablaufes der Geschichte Jesu vor und außerhalb der Passion zu tun haben. Dieses Bild findet als typisch lukanisch seine Bestätigung durch die Apostelgeschichte. Hier nehmen besonders die in den ersten Kapiteln stehenden "Predigten" das Motiv der Erfüllung auf u . Jede dieser "Predigten" gipfelt im Zeugnis von Tod und Auferstehung Jesu. Dabei spielt eine beherrschende Rolle die Gegenüberstellung von menschlichem und göttlichem Verhalten 12. Stets wird das Verhalten der Juden scharf angeklagt, da sie in Jesus den Christus Gottes verworfen haben (2,23; 3, 14; 4, 11; 13, 27ff). Aber selbst dies widergöttliche Verhalten und Handeln steht für Lukas unter dem sich vollziehenden göttlichen Vorsatz und Willen 13. Damit ist das berührt, worauf es hier ankommt: Mit Tod und Auferweckung Jesu 8 Gegenüber den beiden ersten Evangelisten und ihrem Traditionsgut über den Verräter (Mt 26, 24/ Mk 14, 21; cf 18) ist Ut freilich in 22, 22 nicht ganz so bestimmt mit seiner Wendung XIXT,x '1'0 wpLcrfLevov; cf dazu Conzelmann, aaa 147f. 9 Bei beiden Synoptikern verbindet sich mit der Erfüllung auch das Bei: der Passion Jesu, allerdings ist das bei Lk in stärkerem Maße der Fall; cf oben A 3 (Mt 26, 54; Lk 18, 31; 22, 37; 24, 26. 44). 10 Die Auferstehung Jesu wird bei Mt nur 12, 39f; 16,4 mit dem AT in Ver· bindung gebracht, ohne daß von Erfüllung die Rede wäre. 11 Act 2, 14ff (besonders 22-24); 3, 12ff (besonders 18. 21ff); 4, 8-12 (besonders 11); 10, 34ff (besonders 43); 13, 16ff (besonders 27-29; 32-41); cf 4, 24-30 (besonders 25-28). cf zu diesen Stellen UWilckens, Die Missionsreden der Apostelgeschichte (2. Aufl) 1963. Wenn man auch geneigt sein mag, für diese Reden im ganzen einen stärkeren Traditionshintergrund anzunehmen, als Wilckens es tut, so wird man doch sagen müssen, daß Lukas für die Gestalt, in der diese Abschnitte uns heute vorliegen, verantwortlich ist. 12 Wilckens, aaa 121 zu Act 2, 22f; cf Act 3, 13-15; 4,10. 13 2, 23; 3, 18; 13, 27-29. Auch das llt Bei: findet sich in diesem Zusammenhang wieder, cf Act 17,3; 26,23; Wilckens, aaa 158.
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ist auch in der Apostelgeschichte die Vorstellung von der Erfüllung der Prophetie verknüpft. Dagegen wird Jeflu Wirken vor seinem Leiden (Act 10,36 bis 39a) kaum mit einem Hinweis auf die Erfüllung göttlicher Weissagungen belegt 14. Die Vorstellung von der Erfüllung umschließt aber bei Lukas über die Auferstehung Jesu hinaus auch das Pfingstereignis und die Zeit der Apostel. Was dort zu Pfingsten geschehen ist, hat nach ihm der Prophet J oel vorhergesagt (2,16), und die jetzigen Tage haben die Propheten geweissagt (3, 24): Das Ziel aller Geschichte sind die xp6vot .x7tOx!X-r!Xo"r,xoErol; 7ta:v-rrov WV eAaA'ljoEV 6 .&EO~ 8ta o-r6fLGt-rOI; -rWV cXy(rov cX7t' Gttwvol; Gtu-roü 7tpocp'lj-rwv (3,21)16. Diesem Sachverhalt von Act 3 und 4 entsprechen einzelne Aussagen des Lukas-Evangeliums, an denen TlA'ljpOÜV erscheint 16• Ein "Ausblick" im Sinne der Feststellung der Erfüllung, wie es hier vorliegt, fehlt bei Mt völlig. Denn 7tA'ljPOÜO.&Gtt und alles, was sich mit diesem Wort verbindet, ist für Mt der Geschichte des "irdischen" Jesus, so wie die Überlieferung sie darstellt, vorbehalten. Der Gebrauch, den Lukas in der Apostelgeschichte von der Erfüllung macht, ermöglicht einen lehrreichen Einblick in die Zusammenhänge, in denen sich das frühe Christentum mit der Erfüllung des Alten Testaments befaßt hat. Wo immer das Leiden und Sterben Jesu den Juden gegenüber verkündigt wird, spielt für Lukas die Vorstellung von der Erfüllung eine Rolle. In jedem der oben genannten Abschnitte der Apostelgeschichte "erscheint der Tod Jesu ... und bildet in deren Aufriß einen der zentralen Teile"17. Ebenso durchgängig finden sich die dazu korrespondierenden Aussagen über die Auferstehung und Erhöhung Jesu. An dieses eigentliche Christuskerygma wird in jenen Predigten die Rede von der Erfüllung geknüpft1 8 • In dieser Verkündigung der Geschichte Jesu, daß nämlich Jesus durch die Schuld der Juden getötet, aber von Gott auferweckt wurde, ist von der Erfüllung so die Rede, daß die Dahingabe und die Erhöhung J esu in dem Licht des göttlichen "Muß" erscheinen und sich nach längst er14 Immerhin ist zu bemerken, daß Aet 10,38 (ltXptOEV !Xu-rov 6 '&EOI; TlVe:0fLGt'l't cXy(Cjl ••• ) deutlich auf Js 61,1 anspielt und damit auf Lk 4,18 zurückweist; cf ferner Act 2, 22 (v 191); 13, 22f. U cf dazu Oepke, ThW I, 390. 18 Lk 21, 22 (ltA'ljO&!jVGtt, das neben 7tA'ljpro&!jVGtt und 'rEMO&!jVGtt stehen kann); 21,24 (TlA'ljpro&'ijV!Xt von den xGttpol e&vwv); 22, 16 (7tA'ljpro&'ijVGtt in bezug auf die Passa-Feier der Erfüllung ev 'I'1j ßGtOtAEtq: 'l'OÜ .&EOÜ ••• ). 11 Wilckens, aaO 108f; dort siehe auch das Stellenmaterial: 2, 22f; 3, 13-15; 5,30; 7,52; 10,40; 13, 27f. 18 Die "Erfüllung" kann aber auch in dem Teil erscheinen, der das ChristusKerygma anwendet (10,43; 13, 32f).
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gangenem Ratschluß Gottes vollzogen haben und daß in der Auferweckung Jesu Gott der jetzt lebenden Generation die den Vätern zugesagte Verheißung erfüllt hat (13, 32f). Hier liegt ohne Frage eine Beschäftigung mit dem Alten Testament und seiner Prophetie vor, die ausgeht von der Geschichte Jesu, die verkündigt werden soll und die mittels der Vorstellung von der Erfüllung verkündigt wird (cf 2,39; 3,20ff; 13,43). Es ist daran festzuhalten, daß sich diese Art der Predigt, wie sie in der Apostelgeschichte vorliegt, auf Jesu Tod und Auferstehung bezieht. Aber trotzdem dürfte sich hier ein wichtiger Hinweis dafür ergeben, in welcher Richtung der "Sitz im Leben" für die mt Erfüllungszitate und ihre besonderen Probleme vermutet und gesucht werden kann. Ganz offensichtlich handelt es sich in ihnen um die besondere mt Art der Verkündigung der Geschichte des Lebens Jesu, daß nämlich in dieser Geschichte im Blick auf die einzelnen Lebensstationen und Werke Jesu stets Gottes vorbedachter und einst durch die Propheten vorherverkündigter Ratschluß geschehen ist. Dabei wird durch die besondere Auswahl der Zitate erkennbar, daß es sich um den Heilsratschluß Gottes für sein Volk Israel handelt!°.
C. Die Erfüllungszitate des Matthäus-Evangeliums neben denen des J ohannes-Evangeliums Das Johannes-Evangelium steht, was die Erfüllungszitate betrifft, dem Mt-Evam nächsten. So ist es unerliißlich, die johanneischen Erfüllungszitate gesondert zu behandeln und sie auf eine etwaige eigene Anschauung über die Erfüllung des Alten Testaments in Jesus zu befragen. 1. Die johanneische Erfüllungsformel
Johannes benutzt zur Einführung einer Reihe seiner alttestamentlichen Zitate eine Formel, die der mt Erfüllungsformel im wesentlichen entspricht. Bei einer flüchtigen Durchsicht des Vorkommens dieser Erfüllungsformel bei Johannes fällt sogleich auf, daß der Erweis der Erfüllung- in der Geschichte Jesu sich nicht auf die Heranziehung der alttestamentlichen Schriften beschränkt, sondern sich auch auf Jesusworte bezieht!. Zunächst 19 Diese traditionsgesohiohtliche Parallelität zwischen den Acta-Reden und den mt Erfüllungszitaten hinsiohtlich der Anwendung der Erfüllungsvorstellung besteht auch dann, wenn die "Predigten" der Apostelgeschichte das Werk des Lk sein sollten. Dafür, daß die Erfüllung der Schriften auch schon vor LI. mit Jesu Tod und Auferstehung verbunden wurde, ist 1 K 15, 3f der klarste Beleg.
1
cf dazu unten S 173.
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sei nach sachlichen Gesichtspunkten ein überblick über Vorkommen und Form der johanneischen Erfüllungsformel gegeben: I. Auf alttestamentliche Schriftworte bezogene Zitatseinleitungen 1. Als Kommentar des Evangelisten Joh 12,38: Der Unglaube gegenüber Jesu "Zeichen" ['la 6 A6yo~ 'Haa'toIJ TOG ltpo'!rljTOIJ lt).'I)plll~n 8'1 EIltE'I (Js 53, 1) 12,39: ... 8n mx).~'1 EIltE'I 'Haa'ta~ (Js 6,9f) 19,24: Die Verlosung des Rockes Jesu ••• l'I<"t ~ ypacpij lt).'I)pCJl~n (Ps 22, 19) 19, 36: Jesu Beine werden nicht gebrochen, l:ye'lETo YcXP TaiSTa ['la ~ ypexcpij lt).ljplll~n (Ps 34, 21 ; Ex 12,46. 10; Num 9, 12) 19, 37: - sondern die Seite mit einem Speer geöffnet xexl mi).~v hepa ypacplj ).eYE~ (Sach 12, 10) 2. Als Worte Jesu Joh 13,18: Die Ankündigung des Verräters ?J.).).' Iva ~ ypacpij lt).'I)plll~n (Ps 41, 10) 17, 12: Das gleiche [va ~ ypacp~ lt).'I)plll.&n (ohne Zitatangabe) 15,25: Die Verantwortlichkeit der Juden vor Gott für ihre Feindschaft gegen Jesus ?J.).).' Iva lt).'I)Plll~'ii
0 A6yo~ 0 t'l Tijl '161LCj) ao-rw'l YEypalLfL€vo~ 8-r~
(Ps 69,5; 35,19) II. Auf Worte Jesu bezogene Zitats einleitungen Joh 18, 9: Jesu schützendes Treten vor seine Jünger in Gethsemane l'Ia ltA'I)Plll~'ii 0 A6yo~ 8'1 EIltE'I /)-r~ .•. (mit Bezug auf Joh 6,39; lO, 28f; 17,12) 18, 32: Die Todesart Jesu ['la
0
A6yo~
'I'I)aoG ltA'I)Plll.&'ij 8'1 efltEV Cl'I)fLaL'Illl'l ltoLep
~fLEA).E\I ?J.ltO~\I~axt~'1
~av&TCj)
(cf 3,14).
Dazu kommt noch Joh 19,28, wo die Erfüllungsformel nach Iva Tt).E~lll abgewandelt ist. Es handelt sich um eine Zwischenbemerkung des Evangelisten, die darauf aufmerksam macht, daß in dem Kreuzeswort ~1i ~ ypacp~
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Jesu 8~~w und in der Tränkung mit Essig die Schrift "vollendet", "erfüllt" ist 2 • Ferner gehört hierher, daß Johannes auch seinerseits zum Einzugsbericht das Prophetenwort Saeh 9, 9 (verbunden mit Js 40, 9) zitiert, wenn auch nicht mittels einer Erfüllungsformel, sondern mittels des bloßen xo:.&W~ eO"nv yeypO:[J.[J.tvov (12, 14) 3. Die johanneischen Erfiillungsformeln zeigen eine Reihe von Varianten, die nach ihrem Sinn befragt werden müssen. Vor allem schwankt das Subjekt in ihnen; es kann 7j ypo:q>1j, es kann aber auch 0 Myoc; sein. Dabei läßt sich leicht erkennen, daß der Evangelist immer dann 0 Myo~ sagt, wenn das Zitat im Blick auf seinen Fundort näher fixiert wird. So haben die beiden Stellen, an denen Johannes sich auf Aussprüche Jesu beruft, in der Zitatseinleitung den Begriff 0 Myo~ (8v d7tev bzw 'I'l)O"Oü), Joh 18,9. 32. Auch dort, wo der Name des betreffenden Propheten genannt wird (12,38) oder doch wenigstens eine umfassende Bezeichnung der alttestamentlichen Schriften (0 v6[J.o~ 0:&'t"wv 4 ; cf 15,25) geboten wird, steht 0 Myoc;. Dagegen sagt Johannes dann, wenn die Zitierungsformel keinerlei nähere Fundstelle angibt, einfach 7j ypo:q>1j. Ohne Zweifel meint er mit diesem Begriff an diesen Stellen den Schrift-Ort, die Schrift-Stelle 5 • Für die gesamte Schrift des Alten Testaments verwendet er den Plural o:! ypo:q>o:E (5, 39). Damit steht der vierte Evan2 Siehe dazu Bultmann, Joh, 522 A 2. Der Grund für die Abwandlung des Begriffs für die "Erfüllung" liegt zweifellos in dem betonten 't"e't"tAe;O"'t"O:L 19, 28 und 30 vor. Bultmann gibt (aaO 522 A 3) für diesen Wechsel keinen Grund an. Die Parallelen, die er bietet (Mart Pol 16,2 und Jos Ant XV, 4), besagen nicht viel (ebenso die von WBauer, Wörterbuch 1963, Sp 1602f). Man könnte sich darüber wundern, daß nicht (wie etwa Lk 18,31; 22,37) 't"eAe;O".&'ijvo:~ verwendet wurde, da ja auch 't"e't"tAeO"'t"o:~ auf 't"e:Ae;iv zurückgeht. Der Grund dafür kann nur darin gesehen werden, daß Joh das Verb 't"eAe;iv außer an diesen beiden Stellen nicht bietet, dafür aber öfters 't"e:Ae;~oüv schreibt (4,34; 5,36; 17, 4. 23 - bis auf 17, 23 stets von der Ausrichtung und Vollendung des Werkes, das Jesus von seinem Vater bekommen hat). In jenem 't"e;'t"tAe;O"'t"o:~ (19,30) sieht Joh die Vollendung des von Gott aufgetragenen Werkes ausgesprochen. Darum lag es für ihn nahe, wenn in der unmittelbaren Nachbarschaft dieses JesusWortes von der Schrifterfüllung gesprochen werden sollte, den Ausdruck zu gebrauchen, mit dem er sonst auch die Vollendung des göttlichen Werkes durch J esus beschreibt. 8 Außerdem werden wir auch J oh 2, 17 mit einbeziehen müssen. Dagegen steht bei 6, 31; 10,34; 6,45 kaum die Vorstellung von der Erfüllung im Hintergrund. Hier geht es jeweils um Streitgespräche zwischen J esus und seinen jüdischen Gegnern. Auch 7, 42. 38 sind den joh Erfüllungszitaten nicht an die Seite zu stellen (cf FSmend, ZNW 24 [1925] 148). , CHDodd, Historical Tradition in the Fourth Gospel, 1963, 38; StrackBillerbeck, Komm H, 542f. 5 Das läßt 19, 37 (hepo: ypo:q>1j) erkennen. Interessant ist die Tatsache, daß in 12, 39 (das auf ein A6yo~-Zitat folgt) ebenfalls das ypo:q>1j fehlt.
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gelist in der Gemeinschaft des übrigen Neuen Testaments und auch des Sprachgebrauches im Rabbinat 6. Auch in der Verwendung von 6 Myoc;; in diesem Sinne steht Johannes keineswegs isoliert da, sondern benutzt die übliche Begrifflichkeit, die auf das Alte Testament zurückgeht? Bezeichnend für J ohannes aber ist, daß 6 Myoc;; die Einheit zwischen dem alttestamentlichen Schriftwort und den Worten Jesu kennzeichnet, sofern auch von Jesu MyoC;; gesagt werden kann: tv<x 1tA"I)f)(u.&'ii 8 • In jedem Fall aber und das ist hier das Entscheidende - liegt in der Gestaltung der johanneischen Erfüllungsformel hinsichtlich des Wandels zwischen ij YP!X'P~ und 6 Myoc;; die absichtsvolle Arbeit des Evangelisten vors. Anders scheint es sich mit der sehr festen Formulierung tvcx 1tA"I)PCil.&"jj zu verhalten. Diese Formel varüertJohannes nur einmal (19,28; cf obenS 152f). Es fällt jedoch auf, daß er in der Mehrzahl der Fälle das Subjekt der Erfüllungsformel zwischen tvcx und 1tA"I)pCil&'ii stelltl°. Welchen Grund das auch immer haben mag H , dieser Sachverhalt zeigt, daß Johannes mit der Wendung tvcx 1tA"I)PCil.&7i frei umgehen kann. Nach allem Gesagten läßt sich die johanneische Erfüllungsformel für eine quellenkritische Bestimmung der damit eingeleiteten Zitate außerhalb des Johannes-Evangeliums kaum anführen lS • Wenn Johannes diese Zitatseinleitung auch in ihrer knappen griechischen Form (tv<x 1tA"I)PCil.&7i) gekannt haben mag 13 , so verwendet er sie doch im Zusammenhang seiner Erfüllungszitate so kontextgemäß, daß sie mindestens als ein Beleg dafür gelten muß, daß J ohannes die mit ihr eingeleiteten Zitate seinem Stoff von der Geschicht.e Jesu selbst beifügte. Es kann also nach der Anschauung gefragt werden, die hinter diesen Zitierungen des Alten Testaments im J ohannesEvangelium steht.
of Sohrenk, ThW I, 752. Zu Joh 19,37 cf Midr Ex 14, 3: .,~,~ "lJ~ ::m,~. Sohrenk, ThW IV, 112f. 8 Nebeneinander stehen Yj ypcx'P~ und 6 Myoc;; ('I"I)O"Oü) in Joh 2, 22; vergleichbar wiiren vielleicht Koll, 25 (Schrenk, ThW IV, 127, 7ff) und Hb 4,2, wo die Entscheidung nicht leicht fällt und vielleicht das AT und die christliche Botschaft nebeneinander gemeint sind (Schrenk, aaO 113,31). 9 Bultmann, Joh, 495 sieht in 18,9 und 32 das Werk des Redaktors. 10 Nur 15, 25 und 18, 9 steht die Wendung tvcx 1tA"I)pCil.&'ii zusammen. 11 Man könnte darauf verweisen, daß 15,25 und 18,9 auch darin übereinstimmen, daß die Formel das Zitat mit lS'n einführt. 12 cf Bultmann, Joh, 346 A 4 und unten S 167ff. 13 Das schließt ein, daß J oh ebenfalls - wie auoh Mt - ähnliohe Formulierungen der rabbinischen Terminologie gekannt haben wird; of dazu ASchlatter, Spraohe und Heimat des vierten Evangelisten, 1902, 123f. 6
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2. Der Text der johanneischen Erfüllungszitate Die Form der johanneischen Erfüllungsformel berechtigt dazu, an die so eingeführten Zitate die gleichen Fragen zu stellen, wie sie an die Erfüllungszitate des Mt-Ev zu stellen waren. Das macht es erforderlich, zunächst den Text der johanneischen Erfüllungszitate zu untersuchen. a) Jak 12,38 (Js 53, 1) Der Wortlaut des Zitats entspricht gen au dem der LXX und stimmt eben darin auch mit der Anführung der gleichen Stelle durch Paulus (R 10,16) überein, nur daß Paulus lediglich die erste Vershälfte von Js 53, 1 zitiert. Während die Jesaja-Stelle in RIO, 16 auf den vorhergehenden datz (v 16a) bezogen ist!, kann man zu Joh 12,38 fragen, ob Johannes Sieses Prophetenwort auf die "Reden" Jesu (v 36b) oder auf seine o"'lILe:io: (v 37) beziehen wollte. Das Wort, das zur Zitierung führte, dürfte OOK t~( (J't'E:UOV e:t~ o:o-r6v sein. Zudem kann Johannes die (J'I)ILdo: Jesu durchaus mit der &K01) von Js 53, 1 verbinden, da für ihn diese "Zeichen" Jesu "redende Taten sind", deren Aussagegehalt von Jesu Predigt nicht zu trennen ist 2 • Außerdem spricht das zweite Glied des alttestamentlichen Parallelismus von göttlichen Machttaten 3. Während es in R 10, 16 nur um die Wortverkündigung geht, Paulus sich also mit der Nennung der &K01) begnügen kann, legt Johannes offenbar Wert darauf, daß das Prophetenwort über den Unglauben klagt, der sich sowohl gegen die Predigt als auch gegen Gottes Machttatel1 wendet. Es sieht demnach so aus, als habe Johannes dieses Propheten wort seiner jetzigen Gestalt und seinem jetzigen Umfange nach (aus der LXX) hier eingefügt'. b) Jak 12,40 (Js 6, 9f)
In der gleichen Art wie 19, 36f fügt Johannes zu dem Jesaja-Wort aus Js 53 ein zweites Zitat hinzu 5. Der die beiden Zitate verbindende Satz führt über das im ersten Prophetenwort Gesagte hinaus, indem er das 1 Der in v 17 folgende Satz dürfte seiner Formulierung nach (~(J-rLC; - &K01)) von Js 53, 1 her gebildet sein. 2 Bultmann, Joh, 346. 3 Bultmann, Joh, 347 A I: "Der ßpo:X(wv bezeichnet nicht daneben etwas anderes, sondern charakterisiert die Predigt als göttliche Tat." 4 Zu Bultmann, J oh, 346 A 4. 6 Solche Aneinanderreihungen sind im NT nichts Seltenes, erscheinen in den Evangelien allerdings nur hier (als Erfüllungszitate) ; cf sonst etwa R 9, 25ff; 10, ISff; 11, Sff; Rb I, 5ff; 2, 12ff.
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OOK El't"(anuov durch OOK ijllUvcxv"t'o 8 beträchtlich verschärft. Die Formulierung IM; "t'OÜ"t'O ...
liegendste übersetzung sein mag. No~O'wO't\I, das an Stelle des O'uv6iO'~v der LXX steht, ist hier bei Johannes Hapaxlegomenon. Da es in anderen Zusammenhängen, die mit Js 6, 9f Verwandtschaft zeigen, vorkommt lS , läßt sich auch hier denken, daß Johannes in dieser übersetzung einer christlichen Tradition folgt. Eine echte Verwandtschaft mit der LXX wird in dem letzten Satz des Zitats vorliegen. Von den neutestamentlichen Zeugen hat nur Markus eine von der LXX hierin abweichende Form. Er bietet mit seinem &cpE.&7j C(u'\'o;;~ genau die Meinung des Prophetentargums: lH1~ i'1,~l'1tQ\'. Das hebräische H!)., (3. Person) "steht für das unbestimmte persönliche Subjekt = daß ihm kein Arzt mehr helfe"14. Was auch immer die Meinung der LXX bei ihrer übersetzung gewesen sein mag 16, diese deutliche Beziehung des N!)., - t&.O'C(O'.&(;(L auf Gott entspricht der Gesamtschau des vierten Evangelisten von dieser ProphetensteIle. über die ungläubigen Juden kommt Gottes Strafgericht und vollzieht sich in eben diesem Unglauben gegen den Messias und damit gegen die Sendung Jesu 16. In dem angehängten Satz (12,41), der gerade den zuletzt genannten Gedanken noch einmal unterstreicht1 7, spielt Johannes auf Js 6, 1 an und zeigt damit, daß er - ungeachtet der Frage, wieweit er in diesem Zitat einer schon vorgeformten christlichen Tradition folgt - den Kontext dieser Jesaja-Perikope kennt. c) Joh 13,18 (Ps 41, 10)
Es handelt sich hier um ein Zitat, das nach Johannes von Jesus selbst angeführt wird. Auch Markus hat dcn WorMaut der Psalm-Stelle in seine Erzählung der Passionsgeschichte (6 eO',fl(wv (.LE'\" €f1.0Ü Mk 14, 18) eingeflochten, und auch bei ihm spricht Jesus diesen Satz. Johannes ist also für die Auswahl diescr Psalm-Stelle für diesen Zusammenhang der Passionsgeschichte nicht verantwortlich. Andererseits scheint der Evangelist an der Gestaltung des Wortlautes nicht unbeteiligt zn sein. Der 'Text des Zitats weicht von der LXX ab l8 • Die johanneische übersetzung hält sich an den masoretischen Text. Dabei könnte die Wahl des cf Mk 8,17; 2 K 3, 14; 4,4; cf oben AlL KMarti, Das Buch Jesaja (KHCAT X) 1900,67. 1~ cf JZiegler, Untersuchungen zur Septuaginta des Buches Isaias 1934, 108f. 16 Subjekt zu t&.O'0f1.IX~ ist im Sinne des Joh Jesus, der Messias, so Bauer, Strathmann, Schlatter, Bultmann zSt. 17 cf Bauer, Joh, zSt; Bultmann, Joh, 346 A 6. 18 LXX: 6 tO'.IHwv &p'\'ou~ f1.0U, tf1.Ey&.AUVE\I err' tf1.& rrnpv~0'f1.6v. CHDodd, Tradition, 37, nennt diese LXX-Version "crude ,translation Greek' and barely intel13
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Wortes TPWYWV auf J ohannes zurückgehen 19. In n"rtpvcxv dürfte J ohannes einer Tradition folgen, wie sie sich auch bei Aquila und Theodotion gegen die LXX zeigt. Der Singular .xPTOV kann sich mit demselben Recht auf den hebräischen Text berufen wie der Plural, den die LXX bietet. 'ETc7jPEV e1\" t{J.t ist ohne Frage eine geschioktere übersetzung von .:lj2V '\11;:1, die aber dem Verständnis folgt, das auch die LXX aus dem schwierigen Konsonantenbestand des hebräischen Textes 20 herausliest. Johannes ist in diesem Zitat also wohl von der Tradition abhängig. Trotzdem hat er Ps 41, lO an dieser Stelle selbst eingefügt. Dafür spricht neben der Erfüllungsformel 21 die Wahl des Wortes 6 TPWYWV und auch das Verhältnis des Zitats zu seinem Kontext; denn es ist sowohl "rückwärts" durch den Gedanken der Furchtbarkeit dieses Verrats 22 als auoh "vorwärts" durch den verheißenden Hinweis Jesu auf den Jüngerglauben (v 19) in seinem johanneischen Kontext sinnvoll verankert. An dieses Zitat schließt sioh später der Satz Jesu (17, 12) an, in dem der Verräter als Ausnahme derer, die Jesus von seinem Vater erhalten und nicht verloren hat, genannt wird. Man wird hier am einfachsten einen Bezug auf 13,18 sehen, da Johannes auch in 17, 12 mit ij ypcxepij die SchriftStelle, nämlich Ps 41, 10, gemeint haben wird.
d) Jak 15,25 (Ps 69,5; cf 35, 19) Die elliptische Erfüllungsformel weist auch dieses Zitat als von J ohannes an dieser Stelle eingefügt aus. Wie in 13, 18 liegt ein Jesus·Wort vor. Das Zitat kann sowohl Ps 35, 19 als auch Ps ß9,5 entnommen sein, da die LXX an beiden Stellen {J.~aoüVTt~ {J.E 8WpE&V bietet, wofür in beiden Fällen der gleiche hebräische Text (C.ln \N')W) zugrunde liegt. Johannes macht aus dem Partizip ein Vcrbum finitum, wohl weil es sich um einen sehr kleinen Zitatsausschnitt handelt. ßWpE&V ist für J ohannes an dieser Stelle Hapaxlegomenon, und darum dürfte die Herkunft des Zitats trotz der ab· gewandelten Verbform aus der LXX gesichert sein. Der Anknüpfungspunkt besteht. für den Evangelisten in dem Motiv des {J.~aErV, das ab v 18 in diesem ligible". Zu dem {J.ET' e{J.oü
(~~
epl) cf Mk 14, 18; Lk 22,21; Bultmann, Joh,
364, A 10. 10 Das Wort steht bei ihm noch viermal in Kap 6 (54. 56. 57. 58) und sonst nur noch Mt 24,38. Dagegen schreibt Joh niemals ta.&[E~v. 20 ~'J hi heißt sonst nicht "erheben", und .:lPl1 kann auch das Adverb "bis zuletzt" meinen; cf GeseniuB, Wörterbuch sv "~ und .:lpV. 21 Bultmann, J oh, 29 A 1. 22 Die Handlungsweise des Verräters steht in schroffem Gegensatz zu der
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Abschnitt eine beherrschende Rolle spielt. ßwpe:&v unterstreicht für J ohannes dabei den Schuldcharakter des Hasses. Man wird Dodd 23 darin zustimmen müssen, daß Johannes bei der Anführung dieses Zitates eher an Ps 69,5 dachte, weil dieser Psalm in der (synoptischen) Leidensgeschichte häufig berücksichtigt S4 und von Johannes selbst in 2, 17 zitiert wird. e) Jolt 19,24 (Ps 22, 19)
Diese Psalm-Stelle ist schon vor Johannes in der synoptischen Passionsgeschichte auf die überlieferung von der Kleiderteilung ~ngewendet worden (Mt 27, 35/Mk 15, 24JLk 23,34). Dabei steht Johannes der mt Textform am nächsten 26. Mt 26 und Johannes bieten den LXX-Text, nach dem bei letzterem auch das gesamte übrige Zitat verläuft. Dodd 27 macht darauf aufmerksam, daß die Kleiderteilung in Joh 19, 23f im Unterschied von der synoptischen Darstellung völlig frei von einer alttestamentlichen Sprachfärbung sei und daß vielmehr - ähnlich wie in Joh 13, 18/Mk 14, 18 - das Zitat nach der Erzählung ausdrücklich angefügt werde. Trotzdem aber sei diese Tradition offensichtlich im Anschluß an die Psalm-Stelle gestaltet worden, da sie - ähnlich wie Mt 21, Iff das Prophetenwort aus Sach 9, 9 - dem Parallelismus membrorum des hebräischen Textes in der Darstellung des Geschehens Rechnung trage 28. Hier läßt sich aber mit demselben Recht auch anders argumentieren. Sollte man nach dem Sachverhalt, wie Dodd ihn sieht und darstellt, nicht erwarten, daß Johannes entweder in v 23 von dem !fLotT1aI-'6t; Jesu statt von seinem )(ITcilv sprechen würde oder aber den Psalm-Text entsprechend geändert hätte, so daß im zweiten Glied des Parallelismus XITcilv stünde 1 Es ist im Blick auf diese Frage doch wahrscheinlicher, daß Johannes eine Tat Jesu, die Beispiel fÜl' dus Tun der Jünger sein will (v 15 und 17). 23 Do<.ld, Trudition, 38. U cf Mt 27,34.48; Mk 15,36; ferner R 11, 9f; 15,3; Lk 23,35 und auch Joh 19,29. 26 81e:fLe:p(acxvTo (Mt/Joh) gegen 8ICXI-'E:p(~OVTCXI (Mk) und 8Icxl-'E:pl~61-'E:vol (Lk). ZB Offensichtlich vervollständigen ß 0 A(jl 1424al vgcl nach Joh 19, 24 die Anspiolung in Mt 27,35 zu einem vollen Zitat nach dem Muster der Erfüllungszitate, ohne allerdings das für diese typische MYOVTOt; zu geben. 27 aaO 40f. 28 Dodd (aaO 41 A 1) sieht darin "a secondary stage of the study of testimonies rather than ... the idiosyncrasy of one writer or another". FÜr dieses sekundäre Stadium der Testimonienbildung und -ausgestaltung verweist Dodd auf BLindars. Apologetic 1961.
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Tradition kannte, die von einem ungenähten Gewand Jesu wußte 29 , zumal dieser Zug der johanneischen Darstellung nicht gut aus Ps 22, 19 stammen kann 30. Zudem klingt die Sprache des Kontextes insofern nicht nach Johannes, als XLTWV wie auch &ppcxq>o~ und uq>cxvT6~ nur an dieser Stelle bei ihm stehen. Während EX TWV &vcu%e:v wegen Joh 8,23 möglicherweise als johanneische Wendung angesehen werden könnte, steht 8L' 8AOU in 19,23 völlig isoliert da 31 • Auch der Ausdruck ACXrxcXVe:w steht nur hier beim vierten Evangelisten. Der Bericht von der Kleiderteilung und -verlosung ist also vorjohanneisch und hat sprachlich mit dem Zitat nichts gemein. Diese Stelle ist also ein deutliches Beispiel für das, was schon zu Mt 21, lff vermutet wurde, daß nämlich der Evangelist die alttestamentliche Stelle hinsichtlich ilires Parallelismus nach der überlieferung, die ihm vorliegt, versteht. Beide Sätze des einen Psalm-Wortes sind seiner überzeugung nach in dem vorhergehenden Ereignis erfüllt worden. f) Jok 19,28/ (Ps 69,22)
Dieses Zitat gehört nur bedingt in den Rahmen der johanneischen Erfüllungszitate. Hier wird ein Kreuzeswort Jesu vom Evangelisten mit der Schrifterfüllung in Verbindung gebracht. Dadurch, daß Jesus das Wort 8LljiW ausspricht, wird die Schrift erfüllt. Johannes führt keine alttestamentliche Stelle ausdrücklich an, da ilin schon das eine Wort Ihljiw auf Ps 69,22 hinweist 32. "O~o~ macht diesen Bezug in v 29 vollends klar. Es handelt sich hier also um eine der sonstigen Form der johanneischen Erfüllungszitate gegenüber abgewandelte Anwendung der Erfüllungsvorstellung. Was die überlieferung erzählt, wird mit einem bloßen Hinweis auf die Schrifterfüllung versehen. Dieser Hinweis ist nicht nur ein Kommentar des Evan-
20 cf die Angabe bei Jesephus (Ant IH, 161), angeführt bei Schlatter, Der Evangelist Jehunncs, 349f, über den ungeniihten XLTWV des Hohenpriesters. 30 Zu den Erklärungsversuchen hinsichtlich des XLTWV siehe Bultmann, Jeh, 319 Anm 10. Bultmann wird durin recht haben, duß Joh lteinen solchen tieferen Sinn in dieser Geschichte gcsehen hat; ihm lwmmt os vielmehr fragles auf die Erfüllung dcs at.Jichen Wertes an. Neucrdings versucht Lindurs (l1.uO 2GB) wieder, eine Parallele zum Priesterrock (Opfertod Jesu) herauszustellen. 31 cf Ez 38, 8; zeitlich! 32 Zu dieser Stelle kann auch gefragt werden, ob Joh mit diesem einen Wort überhaupt auf eine bestimmte at.Jiche Stelle hinweisen wollte, ob der Ruf des Dürstenden also als "Zitat" gemeint ist (wie etwa Mt 27, 46 par); cf Feigel, Weissagungsbeweis, 37; Bultmann, Joh, 522 A 3; Dodd aaO 41; Schlatter, Joh, zSt.
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gelisten zu dem dargestellten Geschehen, sondern auch eine Aussage über Jesus. Dieser weiß33, daß sich nun auch diese Schrift in seinem Leiden erfüllen muß, und darum ruft er: "Mich dürstet!"34 g) Jak 19,36 (Ps 34,21; cf Ex 12,46. 10; Num 9, 12) Die Erfüllungsformel hat an dieser Stelle einen Vordersatz, der dem mt TOUTO 81: (ÖAO'J) yI:Y0'JE'J cntsprkht. Möglicherweise fügte Johannes ihn hier
ein, weil er zwischen die Erzählung der Geschehnisse, auf die die Zitate sich beziehen sollen, und die Zitate selbst eine Bemerkung eingeflochten hat, die den Zusammenhang zwischen Geschehen und Zitat unterbricht. Wenn jedoch die Verse 34 b-35 der kirchlichen Redaktion zuzuschreiben sind 3&, dann wird man den Sinn dieses Satzes mit Bultmann darin sehen müssen, daß hier zwei verschiedene Ereignisse (Tcxthc.<) mit zwei verschiedenen Zitaten belegt werden sollen 36. In beiden Fällen aber ist deutlich, daß die Zitatseinleitung ihre Gestalt dem Kontext verdankt 37 . Die alttestamentliche Stelle, auf die v 36 Bezug nimmt (bcrTOUV OU crUVTP~ ß~crETcx~ CXUTOÜ), ist nicht eindeutig festzustellen. Keine der in Frage kommenden Stellen wird in Joh 19,36 exakt wiedergegeben: Ex 12, 46: bcrTOÜ'J OU crU'JTptljl&T& ehe' CXUTOÜ (= v 10 LXX) Num 9, 12: OcrTOÜ'J OU crUV1'ptljloucrL',/ ocrc' CXUTOÜ Ps 34, 21: Kup~o<; cpuAacrcrEt rcavTcx Ta bcrTff. CXUTWV, ~V t~ CXUTWV OU crUVTptß~cr&Tcxt Für die beiden ersteren Stellen könnte das Gesamtbild des Satzes und die Passalamm-Vorstellung, die allerdings in Joh 19,36 doch recht in der Schwebe bleibt 3B , sprechen. Für die Psalm-Stelle läßt sich einmal die Passivform o-U'JTptß~cre:TCX~ anführen und zum anderen auf die Tatsache verweisen, daß die Psalmen besonders in den Passionsgeschichten der Synoptiker verwendet wurden 30. Eine Entscheidung darüber, welche Stelle gemeint ist, cf Joh 13,3; 18,4. Die Erklärungen, die der Tränkung Jesu symbolische Bedeutung geben wollt:m (der Durst stehe im - ironisiorenden - Kontrast zu Joh 4, 14; so zuletzt Lindars, aaO 2G8; dor Y~op müsse aus dor Pasrmlmnm-Vorstollung der joh Passionsgeschichte verstanden werden; Lindars, aaO 100f), sind ebensowenig liberzeugend wie die zu dem Gewand Jesu (cf oben A 30; cf Bultmann, Joh, fi22 A4). 35 ef Bultmann, Joh, IHG lind fi25f. 36 Bultmann, J oh, 529 A 8. 3? Bultmann, Joh, 516 weist auch diese Zitate der Quelle zu. 38 cf Bultmann, Joh, 524 A 8. Darum sollte darauf nicht zu großes Gewicht gelegt werden; tatsächlich spricht J oh eine solche Beziehung nirgends deutlich aus; cf Schlatter, Joh, 354; Dodd, Tradition, 43. 30 Das trifft zwar gerade für Ps 34 nicht zu; cf vielmehr seine Anwendung in Ll{ 1,53; 1 Pt 2,3; 3,10-12; Rb 12,14; und dazu Dodd, aaO 44. 33 34
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ist also schwer zu treffen. Dodd entscheidet sich für den Psalm, da dieser vom leidenden Gerechten handele, weil die Psalm-Stelle ferner im Gegensatz zu Ex 12 und Num 9 eine Verheißung enthält, und endlich, weil es rabbinische Traditionen gibt, die in Ps 34, 21 die Auferstehung angedeutet sehen, so daß ein christlicher Leser diese Stelle mit Jesu Auferstehung in Verbindung lu\.bc bringen können 40. Lindars sieht ebenfalls in Ps 34,21 die Quelle des Zitats, das jedoch von Johannes nach Ex 12,46 gestaltet worden sei. Dabei betont auch er das Motiv des Auferstehungsglaubcns 41 , dor aus der Vorstellung von der Bewahrung des Gerechten 42 durch Gott herauswachse. Ob freilich Johannes mit dieser Geschichte und dem angefügten Zitat die Auferstehung Jesu andeuten wollte, ist mindestens zweifelhaft. Ihm kommt es doch darauf an, daß in dem Verhalten der Soldaten diese Schriftstelle erfüllt wird, daß also nichts, was dem Gekreuzigten geschieht, bedeutungslos oder zufällig ist, daß vielmehr alles, was hier geschieht, in das Zeugnis hineingehört, von dem v 35 spricht 43 • Für die Annahme, die Tradition über das Zerschlagen der Knochen der Gekreuzigten stamme aus der Psalm- oder Exodus-Stelle, bietet der Text keinerlei Anhaltspunkt 44 • h) Joh 19,37 (Sach 12, 10) Dieses Zitat wird - entsprechend 12,39 - dem ersten direkt angefügt 45 • Der Wortlaut weicht erheblich von der LXX an. Diese übersetzt das hebräische "1" (= durchbohren, durchstoßen) durch XllTroPX7)crcxv"w (= sie tanzten zum Hohne, sie höhnten) und ,1tJ~ n~ durch <MI·' wv (= weil). Im ersteren Fall folgt die LXX ohne Frage einem anderen hebräischen Text und liest für "1": "1" (= sie sprangen, sie hüpften) 46. Der johanneische Text des Zitats ist also eine übersetzung des masoretischen Textes, wie er Dodd, aaO 43f. aaO 96. 42 Den kollektiven Singular (in Ps 34, 20f) versteht das NT als messianischen Titel: i'\'~ - IHxcxto~ (cf Act 3, 14; 7,52). 43 Das gilt selbstverständlich auch dann, wenn Joh 19,35 selmndäro kirchliche Redaktion soin sollte. 44 Für 6crToÜV steht im Text crXtA"I) , und für crUVTp(~ttV steht das Verb )(CXT40
41
CXYVVVCXL. 46 II&At\I stand schon 12,39; und wie Joh dort aussprach, daß derselbe Prophet beide Worte gesprochen hat, so sagt er hier: n&At\I tTtpcx ypcx
cf auch Mt 4,7; dazu Bultmann, Joh, 524 A 9. 46 Bultmann zSt; Dodd, aaO 44. Da Aquila, Theodotion und Symmachus ebenfalls t)(xtvTtiv verwenden, wird man für die LXX mit einem Lesefehler zu rechnen haben. 162
uns vorliegt. Die gleiche Sacharja-Stelle wird auch Apc 1,7 zitiert, und zwar mit denselben Wendungen I.Icj1€O".a-ot~ und EXX€VT€LV 47 • In Apc 1,7 wird die Stelle auf die Wiederkunft Jesu bezogen. Diese verschiedene Anwendung von Sach 12, 10 mag auf eine vorjohanneische Verwendung dieses Spruches hinweisen oder aber auf die enge Beziehung des vierten Evangelisten zur Apokalypse 48 • Dir) Personen, die mit dem Verbum I.Icj10VTot~ bezeichnet werden, bleiben eigenartig unbestimmt. Die Verben des Zitats bezeichnen ganz allgemein die menschliche Feindschaft gegen Jesus. Das I-Iauptinteresse richtet sich in diesem Zitat auf die Tatsache des Lanzenstiches. Dieser Lanzenstich erweist sich durch die Schrifterfüllung als ein Zeugnis für Jesu Messianität 4D • Neben diesen johanneischen Erfüllungszitaten sollen hier noch zwei Stellen, die außerhalb der Passionsgeschichten im Johannes-Evangelium stehen und nicht mit einer Erfüllungsformel eingeleitet werden, behandelt werden. Es handelt sich um Joh 2, 17 und 12,15 6
°.
i) Jok 2,17 (Ps 69, 10)
Der dieses Zitat einleitende Satz zeigt eine Reflexion des Evangelisten 61. Johannes versteht diesen Satz so, daß die Jünger sich erst später - nach der Auferstehung Jesu - an die übereinstimmung des Geschehens mit oer genannten Schriftstelle erinnern. Das wird dadurch unterstrichen, daß die zitierte Psalm-Stelle auch in 2, 17 schon auf die Passion Jesu zielt und nicht so sehr auf ein psychologisches Sich-verzehren 62. Der Wortlaut des Zitats entspricht der LXX mit der Ausnahme, daß die Verbform, die im Psalm ein Präteritum ist (\)n,~~ = XotTtCjlotytV f/-€), bei Johannes im Futur 63 steht, ein Sachverhalt, der seinen Grund fraglos darin hat, daß Johannes die Stelle als Weissagung auffaßte.
Auch Mt 24, 30 spielt vielleicht auf Sach 12, 10 an. cf dazu Dodd, aaO 45. 40 Es geht also nicht an, von der Zitierung von Sach 12, 10 abzusohon und zu behaupton: " ... the piercing of tho aide hus in itl'lolf no thoologiCi\1 significance for the ovangelist ... " (Do<1<1, uaO 45). Gorado dio 'l'atmwllO des Lunzonstich os hat <1io "thoologische" Bodeutung, <1aß dl1durch dio I::Ichrift erfüllt wurde. &0 Zu dem Täuferzitat (Joh 1,23) cf Schlatter, zSt und Dodd, aaO 46 A 1 und 252, wo Dodd auch auf die Parallele in 1 QS VIII 12ff hinweist. 61 cf Bultmann, Joh, 86 und 87 A 3; siehe auch unten S 173. 62 Bultmann, J oh, zSt. 63 Cjlciyo(J.ot~ ist ein hellenistisches Futur; cf BI-Debr § 74,2. 47
4S
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Ps 69 wird in der urchristlichen Tradition häufig zitiert 54. So stammte schon das Zitat Joh 15,25 aus Ps 69,5. Daneben ist besonders instruktiv, daß die zweite Hälfte dieses Psalm-Verses in R 15,3 von Paulus ebenfalls auf Christus angewendet wird in dem Sinne, daß Christus - gemäß Ps 69,10 - der Gcmcinde ein Vorbild der Demut ist, die nicht an sich selbst Gefallen findet. Offensichtlich bewegt sich Johannes darum mit der Anführung dieses Zitats im Rahmen des Gebrauches alttestamentlicher Stellen, die im Urchristentum auch sonst herangezogen wurden 55.
j) Jak 12,14/ (Js 40,9 j Sach 9,9) Die Geschichte des Einzuges Jesu in Jerusalem wird in Joh 12,14 durch den Satz xcd)-wc; 4:a'nv ye:YPIX(J.(J.tVOV mit der alttestamentlichen Weissagung verbunden. Der quellenkritische Sachverhalt stellt sich für Bultmann 56 so dar, daß die Verse 12f aus einer Vorlage des Evangelisten stammen und nachträglich durch die Verse 14f vervollständigt wurden. Dagegen sei v 16 sicher Eigentum des Evangelisten. Man könne 12, 14f kaum einer ldrchlichen Redaktion zuweisen, da dann dasselbe auch für v 16 und damit für 2, 17. 22 und 7, 39 gelten müsse. Der Wortlaut des Zitats stimmt mit den bekannten Versionen dieser Stelle nicht überein. Die Eröffnung des Prophetenspruches ist bei Johannes ersetzt durch eine Formel, die aus Jesaja stammt, aber schwierig zu fixieren ist 57 • Das Sacharja-Zitat entspricht in seiner ersten Zeile dem Text, den Mt bietet und den auch die LXX hat. Johannes läßt nur das angehängte enklitische aOI fort. Ferner besteht mit Mt darin eine übereinstimmung, daß nach der Anrede ein Stück des Prophetentextes ausgelassen wird. Während Mt aber das 7rpor.6c; der LXX mitanführt, entfallen bei Johannes alle drei Attribute des kommenden Königs. Das bei der LXX und bei Mt übereinstimmend auftretende 4:mße:ß"ljXWC; ist bei Johannes durch XIX&~(J.e:VOc; ersetzt 58. Die Bezeichnung für das Reittier war schon zwischen der LXX und Mt unstimmig. Johannes formuliert einfach zusammengezogen 7rWAOV IIvou 5o und steht damit in einer losen Verbindung zu Mt, der das Muttercf dazu Dodd, Seriptures, 58f; Lindars, aaO 98ff. J oh 2, 17 tritt damit in eine gewisse Parallelität zu 12, 38, wo ebonfl.l.lls eine Nähe zum Römerbrief feststellbar war; cf oben S 155. 60 Bultmann, Joh, 319. 67 Es kommen in Frage Js 40, 9; 41, 10; 44,2; cf Zeph 3, 16. Zu dem ganzen Komplex siehe Rommes, aaO 167ff. 68 Auoh das xor.l, das die LXX und Mt trotz ihrer Partizipialkonstruktion behalten, fällt bei Joh aus. 68 Joh sprioht von einem OV«PIOV. Dieses Wort steht nur hier im NT; Bult64
&6
164
tier 1I1/o~ nannte (Mt 21,2 und 5), es im zweiten Glied des alttestamentlichen Parallelismus dann freilich durch urro~uywl/ wiedergab. Man kann also von nicht vielen Gemeinsamkeiten zwischen den Textgestalten dieses Zitates bei Mt und J ohannes sprechen. Gerade deshalb muß es befremden, daß die Anführungen von Sach 9,9 im ersten und vierten Evangelium in zwei Punkten eine eigentümliche Verwandtschaft zeigen, ohne daß sie an diesen beiden Punkten völlig miteinander übereinstimmen. Es handelt sich erstens um die veränderte Eröffnung des Zitats, die in beiden Fällen dem Propheten Jesaja entnommen wurde, jedoch nicht dieselbe Stelle bei diesem Propheten meint. Zum anderen handelt es sich um die Kürzung des Sacharja-Textes. Diese Gemeinsamkeiten von Mt 21 und Joh 12 zwingen zu dem Schluß, daß - will man keine Bekanntschaft des vierten Evangelisten mit Mt 21,5 annehmen - es eine Tradition gab, die dieses Prophetemvort schon vor Johannes geformt hatte. Es gibt abor Anzeiohen dafür, daß Johannes die Sacharja-Stelle wörtlich so anführt, wie er sie vorfand. Seine Zitatseröffnung entspricht dem Sinn des Sacharja-Textes X1Xipe: mp6/lp1X (,~~ \,\~) eher als das mt e:tmx't"e: 't"n '&UY1X't"pt l:L81/, das sioh a,ls mt Bildung auf Grund des Kontextes begreifen ließ 60. Auch die stärkere Straffung bei Johannes könnte darauf hindeuten, daß dieser Evangelist einem schon mehr "abgeschliffenen" W'ortlaut der Sacharja-Stelle folgt 61 • Dagegen macht das Zitat bei Mt ganz den Eindruck, als habe der Evangelist es in der übersetzung der LXX nachgelesen und von dorther bearbeitet. Er hat die veränderte Zitatseröffnung übernommen, aber von seinem Kontext her nach Js 62, 11 formuliert. Er hat darüber hinaus das anredende eroE eingefügt wie auch das Attribut rrp1Xu~, das seinem Anliegen besonders entgegenkam. Endlich hat er den alttestamentlichen Parallelismus membrorum in sein Erfüllungszita,t aufgenommen, da ihm eine Tradition vorgelegen haben dürfte, die von zwei Reittieren sprach 62. mann (Joh a20 AI) fragt, ob "das Dominutiv wogcn dcs rrwAo,; im Zitat gewählt" soi. l!:s sollto hior jodoch bomorkt werden, daß zwischcn dom Kontext (Ol/<XPWI/) und dem Zitat (rrwAOI/ /ll/ou) ein doutlicher Unterschied in dor Formuliorung bosteht, wio 01' uns auch schon in iihnlichol' Weise Joh 19, 23ff. 32ft' bogognote. ,.yenn also auch dur Bogdff OI/<xpLrJI/ I1110h dom J':it,aL gowiihlL wordol1 sein sollte, so ist das Bomühon dos Evangolisten um oinon Wochsol in t10r 'vVortwahl nicht zu üborsohon. GG cf obcn S 83. 61 Das gleiche gilt für das farblose X1X'&~fLe:I/O~ und auch für die Zusammenziehung des Parallelismus membrarum zu der 'Wendung errt rrWAOI/ /ll/OU. 62 Vielleicht ist das /ll/OU in Joh 12, 15 und das Ol/<XPLOI/ in v 14 sogar ein Hin. weis darauf, daß es auch zur Einzugsgeschichte eine Tradition gab, die nicht
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Der Text der johanneischen Erfüllungszitate zeigt also ein sehr buntes und uneinheitliches Bild. Nimmt man die anderen Zitate des Evangeliums hinzu, so enthält das Johannes-Evangelium vier reine LXX-Zitate (2, 17; 10,34; 12,38; 19,24), fünf Zitate, in denen eine Verwandtschaft mit der LXX erkennbar ist (6, 31; 7,41; 15, 25; 19, 28; 19, 36)68, und fünf Anführungen des Alten 'l'estaments, die der LXX nicht entsprechen (12, 15; 12,40; 13,18; 19,37; 6,45)64.
3. Die Funktion der johanneischen Erfüllungszitate 0.) Die Auswahl der johanneischen Erfiillungszitate aus dem Alten Testament
Während bei Mt die Erfüllungsformel den für die Auswahl der mit ihr eingeleiteten Zitate bestimmenden Gesichtspunkt angab (Ih,x "OU 7l'PO'P~ ..ou), fehlt eine solche Aussage in der johanneischen Erfüllungsformel. Auch J 0hannes kann von dem A6yo~ 'Hcratou .. oi) 7l'p0'P·~'t'ou reden (12, 38); aber in 19, 37f zitiert er Sach 12, 10, ohne diese SteUe als Prophetenwort zu kennzeichnen. Dagegen fixiert er 15,25 den Fundort des Zitats (Ps 69,5) mit EV ..ij> v6/-L
cf oben S 153. In den verbloibenden Zitaten ist das Bild insofern ähnlich, als praktisch nur aus den Psalmen und den prophetischen Schriften zitiert wird (6, 31 = Ps 78,24; 6,45 = Js 54,13; 7,41 = Mi 5,1; 10,34 = Ps 82,6; cf 1,23 = Js 40, 3; 12, 13 = Ps 118, 25f). 3 cf Joh 19,36 = Ps 34, 21; Ex 12,46; Nu 9, 12; siehe auch 6, 31, wo neben der Psalm-Stelle auch Ex 16, 4. 13-15 mit genannt werden muß. 1
2
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der sonstigen Praxis der neutestamentlichen Schriften, die sich hauptsächlich auf die Psalmen und die Propheten beziehen 4 • Dieser Tatbestand läßt vermuten, daß der vierte Evangelist auch bei der näheren Auswahl seiner Zitate der christlichen Tradition folgt. Das zeigte sich schon bei den Textuntersuchungen zu diesen Zitaten 6. Es ist demnach deutlich, daß Johannes in der Auswahl seiner Zitate nicht selbständig ist. Der These Dodds von den Textzusammenhängen, aus denen die neutestamentlichen Schriften vornehmlich ihre Zitate schöpfen 6, kommt im Blick auf Johannes also eine beachtliche Wahrscheinlichkeit zu. Ferner beziehen sich die johanneischen Erfüllungszitate in der Hauptsache auf Textgruppen, die schon vor Johannes mit dem Leiden Jesu verbunden worden waren. Das trifft besonders für die beiden Leiclenspsalmen (Ps 22 und 69) zu, aus denen, rechnet man 2, 17 hinzu, allein vier Erfüllungszitate stammen. Aber auch 8ach 12,10 entstammt einem Zusammenhang, aus dem 8prüche wie 8ach 11, 12f (Mt 27, 3ft') und 13, 7 (Mt 26,31 par) zit.ierb worden sind. Daß der Kontext von .Ts 53, 1 im Urchristentum mit Jesu Leidensgeschichte verbunden wurde, bedarf keines Beweises. Ps 41 war zwar l1ur in Bezug auf v 10 mit der Passionstradition verbunden worden, und auch Ps 34 steht sonst (außer Joh 19,36) nirgends innerhalb einer Passionstradition. Aber man wird darauf hinweisen müssen, daß Ps 34, 16ft' ein Psalm des "leidenden Gerechten" 7 und eben darin mit den beiden Leidenspsalmen (22 und 69) verwandt ist. b) Die Verteilung der Erfüllungszitate innerhalb des Johannes-Evangeliums Das erste Erfüllungszitat des Johannes-Evangeliums findet sich 12,38, verhältnismäßig spät im Ganzen des Evangeliums. Die beiden hier zitierten Stellen sind einer Bemerkung angefügt, die die öffentliche Wirksamkeit Jesu zusammcnfaßt und die Rcaktion derer, vor dcnen Jesu8 wirkte, als Unglauben kennzeichnet (12,37). Bultmann weist diesen Satz !lIED
Cf die Aufstellung, die Dodd für seine "testimonies" bietet: Scriptures, 107. Von den acht Erfüllungszitaten sind alloin fünf auch sonst im NT nachweisbar (12,38.40; 13,18; 19,24. 28f, cf oben zu den Stellen); dazu kommen dio Zitato in 7,4lf; 12,13. 15. Die verbloibenden Anführungen des AT sind Stollen ent.nommen, U·llS dm'en Umkreis das NT l~uch SOllst zu zitieren pflegt; zu Ps 69,5 siehe Joh 2,17 und H 15,:l und die hitulige VOl'\l'endung dieses Psalms in elen synoptischen Passionsgesehiehtcn; cf Linc.lars, aaO 95 ff; Doc.lel, Scriptures, 57ff. - Zu Ps 34 cf oben S 161 A 39. - Zu Bach 12 cf Mt 24, 30; Apk 1,7; 20,9. o cf oben S 95f. 7 Dodd, Tradition, 43. Zu Ps 34, 21 cf auch Ps 69, 5. 4
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der sogenannten o'lj(.LeLct-Quelle zu und ist der Meinung, daß auch 12, 38 dieser Quelle angehöre 8 • Damit folgt er in gewisser Weise den Untersuchungen von AFaure, der die Behandlung der alttestamentlichen Zitate im Johannes-Evangeliul11 zur Grundlage einer Quellenkritik für das gesamte Johannes-Evangelium machte 9. Nach ihm sind zwei verschiedene Zitierungsmethoden in diesem Evangelium zu unterscheiden: Die erste (von Faure mit A signiert) reiche bis Joh 12, 16 und bestehe darin, daß die Zitate mit unterschiedlichen Formeln - meist einer Y&YPctTrTctL-Formel eingeleitet werden; die andere Methode (mit B gekennzeichnet) beginne in Joh 12, 38 und biete die nun stets auftretende Erfüllungsformel. Ein wesentlicher Punkt in Faures Argumentation sind überdies die beiden Doppelzitate 12,38.40 und 19,36. 37f. Hier erweisen sich für Faure die jeweils zweiten Zitate durch ihren LXX-Text als spätere Zusätze. Diesen Untersuchungen Faures ist FSmend entgegengetreten 10. Smend macht zunächst darauf aufmerksam, daß die beiden Zitatsreihen Faures nicht so einfach nebeneinander zu stellen seien. Von der Reihe Ableiben nach der notwendigen Ausscheidung von 8, 17; 10, 34; 7, 42; 12, 13; Ü, 31 ; 7, 38; 6, 45 nur noch 1, 23; 2, 17 und 12, 15 als den Erfüllungszitaten vergleichbare Anfühl'Ungen des Alten Testaments übrig 11. In diesen drei Zitaten aber zeige sich ein sachlicher Unterschied zu den Erfüllungszitaten, der die Benutzung einer besonderen Formel für die letzteren auch ohne die Zuhilfenahme einer Quellentheorie erkläre. "Während es sich bei den unter A genannten Stellen um Züge handelt, die dem Glauben der Christen keinen besonderen Anstoß erregen, liegt bei der Reihe B die Sache anders. Hier stehen Dinge zur Erörterung, die einer ganz besonderen Rechtfertigung bedürfen ... : Das Leiden Jesu, des Logos-Christus, und die Erfolglosigkeit seiner Arbeit, wie der Arbeit seiner JÜnger."12 Ist mit dieser Unterscheidung die Eigenart der johanneischen Erfüllungszitate sichergestellt? Neuerdings hat Dodd die johanneischen Er8
Bultmann, Joh, 346.
o AFaure, ZNW 21 (1922) 99ff. Bultmann folgt Faure nicht im ganzen,
sondern nur im Fall von Joh 12, 37f (siehe Bultmann, Joh, 78 A 4 und 346 A 4). 10 FSmend, aaO 150; cf Stcndahl, aaO 163: "On the whole John's way of quoting the OT ia consistent in its inconsistency." 11 Smend, aaO 148f. 12 Smend, aaO 149. Dem Argument Faures, die jeweils zweiten Zitate in den Doppelanführungen (12, 38ff und 19, 36ff) seien ihrer Textgestalt wegen spätere Zusätze, begegnet Smend mit dem Hinweis darauf, daß Joh in allen seinen Zitaten teils nach der LXX und teils frei von ihr zitiere; cf die vorige Anmerkung und oben S 166.
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füllungszitate untersucht mit dem Ergebnis: "There is no evidence to suggest that the selection 01' application of testimonies was dictated by distinctively J ohannine theological considerations ... ; and consequently no evidcncc that this was the work of the evangelist himsclf ... "13. Da Johannes in der Auswahl seiner Zitate genau dem entspreche, was auch sonst in den Evangelien üblich sei, darum liege in den Erfüllungszitaten nicht seine eigene Interpretation der Leidensgeschichte vor. Die in ihnen erscheinende I(onzeption über die Passion Jesu (leidender Gerechter, leidender Knecht und leidender Hirt) sei aller Wahrscheinlichkeit nach alt und aus "pre-canonical tradition" geschöpft 14. In mancher Hinsicht wird man Dodd zustimmen müssen. Es fragt sieh aber, ob man den Erfüllungszitaten des vierten Evangeliums jeden johanneischen Charakter absprechen kann. Wenn sie auch aus der Tradition entnommen wurden, so zeigt die Erfüllungsformel doch, daß Johannes sie selbst in sein Evangelium einfügte, daß er also ein besonderes Interesse an ihnen hatte 15. Kehren wir ;T,U 12,38 zurück, so ist die Möglichkeit, daß Johanncs das Zitat aus Js 53, 1 schon in seiner Anwendung auf Jesus vorfand, nicht von der Hand zu weisen. Andererseits ist aber auch nicht eindeutig zu beweisen, daß dieses Zitat schon vor Johannes mit dem angeblichen Quellenstück 12,37 verbunden gewesen sein muß16. In ihrer jetzigen Gestalt geht die Erfüllungsformel vielmehr offensichtlich auf Johannes zurück 17 . Sämtliche folgenden Erfüllungszitate stehen nun in einer mehr oder weniger engen Verbindung zur Leidensgeschichte 10. Diesem Tatbestand gegenüber muß auffallen, daß die beiden Zitate 2, 17 und 12, 15, die doch in den Rahmen der Erfüllung zu gehören scheinen, keine Erfüllungsformel aufweisen. Offensichtlich hat die Erfüllung bei Johannes doch einen ganz bestimmten Platz. Sie ist irgend wie an Jesu Leiden und Tod gebunden 19. Sie hat darum bei diesem Evangelisten auch einen bestimmten Aussagegehalt, dem wir uns nun zuwenden müssen. 13 Dodd, Tradition, 46; Dodd setzt freilich hinzu: " ... although of course there is (so far) no positive evidence that it was not." 14
al10 4Gf.
An der Bodoutsamkoit der Tatsache, daß die Erfüllungsformel erst von 12, 38 ab im vierten Evangelium steht, ist deshalb unbedingt festzuhalten ; ef Smend, aaO 149. 16 cf oben S 155. 17 Oben S 151 ff. 18 Näheres unten S 170ff. 19 Innerhalb der zweiten Hälfte des Joh·Ev (Kap 13ff) ist die nochmalige Häufung in Kap 19 (Kreuzigung) gar nicht zu übersehen. 15
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c) Die theologischen Bezüge der johanneischen Erfüllungszitate Wie gezeigt wurde 20, ist nach Smend die Anwendung der johanneischen Erfüllungszitate apologetisch bestimmt. "Hier genügt ein bloßer Hinweis auf das Alte Testament nicht; hier muß die Notwendigkeit des Geschehens viel schärfer betont werden, damit der Glaube sich an ihm nicht ärgert." 21 Folgt man dieser Konzeption Smends, dann wird man jedoch in der Tat geneigt sein, die hier auftretenden apologetischen Tendenzen, und damit auch die Erfüllungszitate als solche, einer vorjohanneischen Quelle zuzuordnen 22. Denn dem johanneischen Jesus, der bewußt in das Leiden und Sterben geht, entspricht eine solche apologetische Haltung, die das Glaubensärgernis fürchtet, sehr wenig 23. Es fragt sich darum, ob diese Zitate mit dem Begriff "Apologetik" zutreffend und hinreichend beschrieben werden können. Versucht man, die Aussagen der johanneischen Erfüllungszitate so zusammenzustellen, daß die sie verbindenden Elemente sichtbar werden, so ergibt sich eine erstaunliche Feststellung. Sieht man von 12, 38ff ab, so ist in keinem der folgenden Zitate Jesus oder Gott das Subjekt der Aussage. Sie handeln vielmchr alle von Jcsu Feinden und deren Handeln: 13,18: 15, 25: 19, 24: 19,28: 19,36: 19,37:
Der Verräter tritt IPich mit Füßen Sie hassen mich ohne Grund Sie teilen meine Kleider Sie tränken clen Dürstenden mit Essigwein Sie zerbrechen dem Gekreuzigten keinen Knochen Sie durchbohren den Gekreuzigten.
Die johanneischen ErfüHungszitate sprechen also nicht so sehr von Jesu Person und 'Werk, sondern von denen, bei denen .Jesus war,und von ihrer 20
cf oben S lß7f.
21
aaO 149.
22 Smends Argurnentation ist an diesem Punkt nicht recht verständlich. Er wehrt sich gegen den Einwurf, die apologetische Eigenart der Reihe B sei gerade oinos der Charaktoristika der von Faure postulierten Quelle, mit einem Hinweis auf Joh Hl, 28f. Hior beziohe sich dcr LVO( -rEAe:\CJl.&fj.Satz nicht otwa auf dio folgend on 'Wörtcr lhljiw odor /S~oc;, sondorn soi abhängig von dem vorhorgehonden /Sn-Satz, so daß zu übersetzen sei: "Er wußte, daß alles vollendet war, was sich nach der Schrift restlos vollenden mußte, und rief. .. " Abgesehen daven, daß dicse Auslcgung fraglich bleibcn muß, allein schon weil Yj YPO(rp'~ in 19,28 die Schriftstelle und nicht die ganze Schrift meinen wird (cf oben S 153), ist nicht einzusehen, inwiefern sie den obigen Einwand entkräften kann. 23 cf dazu etwa "Vß!\\1er, Joh, zu In, 28. Auch Bultmann (Joh, :~65 odor 346f) findet in don joh Erfüllungszitaten hier und da einen ursprünglich apologetischen Sinn.
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:I!'eindschaft gegen ihn. Davon heben sich in gewisser Weise die Zitate in 12, 38ff aus Js 53, 1 und Js 6, 9f ab. Sie reden in sehr scharfer Form von der Art und dem Ursprung des "weltlichen" Unglaubens. Die "Zeichen" Jesu haben in dem Zusammenhang der Erfüllungszitate nur insofern Bedeutung, als sie auf den Unglauben der "Welt" stoßen. Das Subjekt der Feindschaft gegen Jesus bleibt dabei merkwürdig unbestimmt. Schon in 12,40 wird das 't"OÜ Aaoü 't"o,J..ou der LXX (cf Mt 13, 15; Act 28,27; masoretischer Text illil CVi1) durch ein allgemeines ao't"wv ersetzt 24. Im Zusammenhang von Joh 15,25 ist es "der Kosmos" (v 18ff), der hinter dem Haß steht, von dem das Zitat redet. Und wenn der Kontext auch konkrete Angaben über die Feinde Jesu macht, so interessiert das in dem Zitat selber weniger 25 • Wichtig ist diesen Zitaten, was die Feinde J"esu ihm gegenüber tun, nämlich daß sie ihn verwerfen und töten. Von daher wird deutlich, daß 12, 38-40 für die Erfüllungszitate im weiteren Johannes-Evangelium grundlegende und beispielhafte Bedeutung hat. Indem 12,37 auf Jesu bisheriges Tun und Reden zurückweist, wird der Unglaube derer, vor denen Jesus wirkte 26, in seiner ganzen Schwere ('t"ocraü't"a) erkennbar. Dieser Saehver'halt im .Tohannes-lijvangelium iflt mit dem Begriff einer apologetischen Tendenz kaum richtig beschrieben. Eher müßte von einer scharfen Polemik gesprochen werden. Es ist aber zu fragen, ob der Begriff "Polemik" seinerseits das Wesen der johanneischen Erfüllungszitate völlig erfassen Imnn. Jedenfalls darf die gewiß vorhandene polemische Tendenz in ihnen nicht vereinseitigt werden; denn die Frage des ersten Zitates: ,,'Ver glaub~ unserer Predigt ... ?" (12,38) findet nicht nur eine negative Antwort, sondern führt auch im Zusammenhang dieser Zitate zu der Verheißung des Glaubens der Jünger. Gegenüber dem Mt-Ev liegt in den johanneischen Erfüllungszitaten darin eine Eigenart, daß zwei von ihnen innerhalb von Jesus-vVorten stehen (13, 18; 15,25; cf 17, 12). Sie stehen in einem Zusammenhang, der von 24 Ebenso war in v 37 nur allgemein von "ihnen" (e:fJ.7tpocr.l}e;v C(OTWV) die Hede. 2& Auch in 1:.1, 18 geht es weniger um diu Person des Verräturs als vielmehr um seine so grauenhane und unverstäncllichu, schreckliche Tat. 26 Daß diese Feinde J esu, der Kosmos, in den Juden repräsentiert seien, wird in den Erfüllungszitaten selbst nicht ausgesprochen; vielmehr werden auch die "Soldaten" und ihr Tun innerhnlb dur Schrifterfüllung begriffen. 27 cf Bultmann, Joh, 347 zu 12,38 und 40. Hiervon heben sich die im "ersten Teil" des Evangeliums angeführten Zitate, dio den Erfüllungszitaten als solchen durclutus verglichen werden können (2,17; 12,15; cf 1,23), tatsächlich klar und eindeutig ab.
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dem Trost redet, den Jesus seinen Jüngern für den Abschied gibt. In 13, 18ff wird ausdrücklich das Motiv der Anführung des Psalm-Wortes über den Verräter angegeben. Es ist ein Motiv, das noch häufig in den Abschiedsreden auftaucht 28 und auch sonst dies Evangelium beherrscht (cf 19,35; 20, 31): tva mO'Te:uTj't'e:. Auch in 15,25 zeigt der Kontext deutlich, daß über eine Polemik, die in v 24 enthalten ist, hinaus der eigentliche Zweck der ganzen Rede in der Tröstung der Jünger liegt. Sie teilen nicht nur Jesu Leidensgeschick (v 18. 20f), sondern sie werden auch seine Zeugen sein (v 26f). Auch die beiden Stellen, an denen die Erfüllungsformel Jesns-Worte meint (18,9. 32), weisen auf Zusammenhänge, die von der Bewahrung der Jünger handeln 29. Auch in 19,35 hat die Betonung der Feindschaft gegen Jesus ihr Ziel in der Erweckung des Glaubens bei den Angeredeten. Neben die Feindschaft gegen Jesus tritt also bei Johannes - auch im Umkreis seiner Erfüllungszitate - der Glaube der Jünger Jesu 30. über eine Polemilr gegenüber der "Welt" hinaus onthaltcn Jie johanneischen Erfüllungszitate also auch ein positives Anliegen, das sie als Verkündigung ausweist.
4. Die Erfüllungszitate bei Mt des bei Johannes a) Die Erfüllungsformoln des ersten und des vierten Evangelisten Ehe die mt und die johanneischen Erfüllungsformeln gegenübergestellt werden können, muß auf die sonstigen Aussagen des Johannes-Evangeliums zur "Schl'üt" eingegangen werden. Neben der Erfüllungsformel kennt Johannes auch andere Zitatseinleitungen 1. Außerdem finden sich bei ihm einzelne verstreute Aussagen über das Alte Testament. Dabei wird die Schl'üt 0 v6[J.oc; XIX! o[ 7tPO
29 30
cf Joh 14,29; 16,1. 4. 33; dazu Bultmann, Joh, 365 A 2. cf 6, 39; 10,29; 17,12. cf auch unten S 173.
1 In 1,23 ist Js 40,3 dem Täufer selbst in den Mund gelegt und wird nachtragend durch den Satz XIX&WC; d7te:v 'HO'atac; 0 7tPO
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in diesem Zusammenhang ist, daß das Gesetz mehrfach als der Nomos der Juden bezeichnet wird 3. Daneben sind die Stellen zu nennen, an denen das Gesetz auf Jesus als Messias bezogen wird. Zweimal heißt es von Mose, er habe von Jesus als von dem Messias geschrieben (1,45; 5,46). Im Zusammenhang von 5, 46 steht auch der Spruch über das Zeugnis der Schriften von Jesus. Außerhalb der Erfüllungszitate enthält das Johannes-Evangelium noch erstaunlich viele Aussagen über das Alte Testament, die die weissagende Bezogenheit der Schrift auf den Messias betonen. Dieser Eindruck wird noch verstärkt durch die drei Stellen, an denen J ohannes ausdrücklich darauf hinweist, daß der Bezug zwischen einzelnen Geschehnissen des Lebens Jesu und bestimmten Worten des Alten Testaments den Jüngern erst nach Jesu Auferstehung verständlich und einsichtig geworden sei 4 und daß diese Erkenntnis mit dem Glauben der Jünger zusammenhänge 5 • In 2, 17-22 wird darüber hinaus eine weitere Eigenschaft des johanneischen Schriftvcrstänunisses sichtbar. Neben das Wort der Schrift tritt das Wort Jesu. Auf beide richtet sich der österliche Glaube der Jünger (2, 22)6. Diese Eigenart findet auch in der Erflillungsformel einen Ausdruck, insofern als der Evangelist sie zweimal auf Jesusworte anwendet. Was den Vergleich zwischen dem Mt-Ev und dem Johannes-Evangelium hinsichtlich der Erfüllungsformcl betrifl't, so findet sich die mt Konzentration auf die Prophetie 7 in der johanneischen Erfüllungsformel nicht. Dem mt TO P''l%i:v 'M. T. Trp. entspricht im vierten Evangelium ~ yplXcp'~ bzw b A6yoc;;, verbunden mit 'Hcrcdou TOU TrPOCP~TOU, oder mit b EV T0 vO!l'P bzw mit 8v dm:v sc 'I-'lcrouc;;. Bei beiden Evangelisten findet sich dieser jeweilige Sprachgebrauch auch außerhalb ihrer Erfüllungsformeln. Die Passivform zu Mye:tv ist ein Sondergut des Mt 8 ; und Johannes kann auch sonst in seinem Evangelium ~ yplXcp~ (2, 22; 7, 38; 20, 9; cf 10, 35) und 6 Myoc;; (10, 35) 9 als Be3 "Unser Gesetz" (7,51; 19,7); "euer Gesetz" (8,17; 15,25; cf 7,19; 18, 31). 4 2,17-22; 12,16; 20,9; Bultmann weist 20,9 freilich der kirchlichen Redaktion zu. 5 Daß in diesem Zusammonhang das mcrTe:ue:tV oine orhebliche Rollo spielt, zeigen Stollen wie Joh 2,22; 20, 8f; cf 13, 19. Auch auf das Unverständnis der Jünger in der synoptischen Tradition (Mk 9, 32; Lk 18, 34 - von Mt nicht aufgenommen) kann hier verwiesen werden. 6 cf dio vorige Anmerkung. Ähnlichos gilt übrigens auch von dom Unglauben der Juden; cf oben S 17lf. 7 cf oben S 90ff. 8 cf oben S 40; dazu Mt 3, 3; 24, 15. o Damit steht Joh freilich keineswegs allein, cf Schrenk, ThW IV, 112; Bultmann, Joh, 297 A 2.
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zeichnung einer St.elle des Alten Testaments benutzen. Mt aber ist in der Nennung des Subjektes der Erfüllungsformel erheblich konstanter, wobei er möglicherweise der ro.bbinischen Formel ,~~~~ il~ folgt. Dem alttestamentlichen Wort steht das vom Evangelisten berichtete Geschehen gegenüber. Beide Evangelisten geben diesem Gegenüber gelegentlich durch einen ähnlich formulierten Vordersatz vor der sonst elliptischen Erfüllungsformel Ausdruck. Bei beiden wird dieser Vordersatz seinen Grund im jeweiligen Kontext haben 10. Neutestamentliches Geschehen und alttestamentliches Wort sind aufeinander bezogen durch die Formel tvC( 7t)'lJpcu.f)'ii. Im Blick auf diese Wendung bietet Johannes lediglich die eine Variante, daß das Subjekt des Satzes, dh der betreffende Begriff für das Alte Testament, zwischen ~VC( und 7tA"Y)PCU&7j tritt. Sonst werden diese Worte im Johannes-Evangelium völlig gleichförmig benutzt. Bei Mt dagegen erfährt die Konjunktion eine mehrfache Abwandlung zwischen rvC( und 87t cu<; , die ihren Grund im Bestreben des Evangelisten haben wird, die Gleichförmigkeit der Erfüllungsformel aufzulockern 11. Darüber hinaus aber befindet sich bei Mt zweimal statt der finalen Erfüllungsformel die Wendung -r6-re: €7tA"ljpW.&"Ij ••• (2, 17; 27, 9). Dabei handelt es sich um die beiden Erfüllungszitate, die sieh auch in anderer Hinsieht von den übrigen Zitaten dieser Gruppe unterscheiden. Denn im Kindermord durch den König Herodes und im Ackerkauf für den Verräterlohn durch das Synedrium verdichtet sich für Mt die ganze Feindschaft und Heimtücke des Königs und der Hohenpriester und Ältesten gegen Jesus den Messias Israels. Genau diese Feindschaft mit ihren Folgen hat der vierte Evangelist immer dann im Auge, wenn er ein Erfüllungszitat einführt. Den johanneisehen Erfüllungszitaten entsprechen bei Mt also am genauesten die beiden mit der Formel -r6-re: €7tA·fJpW'&"Ij ••• eingeleiteten Prophetenworte. Da Johannes seine Erfüllungszitate stets mit tvC( 7t"A"y)PCU&7j einführt, dabei aber immer die Feindschaft der "Welt" gegen Jesus fixiert, und da Mt andererseits an den Stellen, die diesem johanneischen Gebrauch der Erfüllung am genauesten entsprechen, die tvC(-Formel durch eine -r6n-Formel ersetzt, muß angenommen werden, daß die mt tvC(-Zitate sich in ganz bestimmter Weise von den johanneischen Erfüllungszitaten unterscheiden lassen.
10 11
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cf oben S 34f und S 161. cf oben S 36f.
b) Die Erfüllungszitate des ersten und des vierten Evangelisten Im Blick auf die Frage der Auswahl des Zitatenmaterials bei Mt und Johannes gibt es für beide Evangelisten Anzeichen dafür, daß sie von einer ihnen vorgegebenen Tradition bestimmt wurden. Bei Johannes weist die starke Benutzung der Leidenspsalmen, die auch in den synoptischen Passionsgeschichten eine beträchtliche Rolle spielen, auf solche überlieferungen, von denen er sich leiten ließ, hin. Neben den Zitaten aus diesen Psalmen finden sich in 12, 38. 40 und 19, 37 Stellen, die auch sonst im Neuen Testament verwendet worden sind. Auch das Mt-Ev bietet eine Reihe von Erfüllungszitaten, die schon vor seiner Niederschrift als Zitate aus dem Alten Testament bekannt und im Gebrauch waren l2 • Was in der überlieferung hier und da angelegt war, das hat der erste Evangelist jedoch selbst konsequent und in bestimmter Weise aufgenommen und ausgeführt. Das gilt nicht nur für die Zitate, deren neutestamentliche Bezugspunkte schon vormatthäisch waren (Js 7,14; Mi 5, 1ff; Sach 9,9; 11, 12f), sondern besonders für die Prophetensprüche, denen er innerhalb seines Evangeliums einen eigenen Beziehungspunkt zuweist. So hat die Benutzung von Js 42, 1-4 in Mt 12, 18-21 nichts mehr mit der Verwendung dieser Stelle in der Überlieferung (Mt 3, 17 und 17, 5) zu tun 13. Ähnliches muß inl Blick auf die eigenartige Anwendung von Js 53,4 in Mt 8,17 gesagt werden 14. Endlich verbindet Mt in 27, 9f das traditionelle Sacharja-Zitat mit der Überlieferung vom Ackerkauf bei Jeremia (Jer 18,3; 39,6-9 LXX). Mt geht also im Blick auf seine Erfüllungszitate beträchtlich über die ihm vorliegenden Traditionen hinaus. Von hier aus ist die Frage nach der eigentlichen Auswahl der Erfüllungszitate zu stellen. Bei Johannes stammt die überwiegende Zahl dieser Anführungen aus den Psalmen. Mt dagegen bietet nur eine Psalm-Stelle in seinen Erfüllungszitaten und charakterisiert diese ausdrücklich als ein durch den Propheten gesprochenes Wort (13,35). Die mt Erfüllungszitate enthalten ausgesprochenermaßen Prophetenworte. Es kann kein Zweifel daran bestehen, daß Mt die Propheten nicht so sehr als einen technischen Ausdruck für einen bestimmten Teil des Alten Testaments gebraucht, als daß es ihm hier vielmehr um ein sachliches Anliegen geht, wenn er die Erfüllung an' den ypa'1'at TWV 7I"pOq:>'7JTWV aufzeigt. Die Propheten sind ihm darin Repräscntanten des gesamten Alten Testaments, daß an ihnen der "pro12 13 U
cf oben S 92f. cf oben S 145. cf oben S 129.
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phezeiende" Charakter der alttestamentlichen Schrüten, der bis auf dcn Täufer reicht und auf das Kommen Jesu als Messias hinzielt (Mt ll, 13), am deutlichsten wird. Neben der Frage nach der Auswahl des Zitatenmaterials steht das Problem des Einbaues dieser Zitate in das Ganze des Evangeliums. Auch hier begegnet uns ein markanter Unterschied zwischen beiden Evangelien. Bei Johannes setzen die Erfüllungszitate erst in der zweiten Hälfte des Evangeliums ein 15. Sie beziehen sich vor allem auf den Unglauben gegenüber den Werken und Worten Jesu und auf die Feindschaft, die Jesus widerfährt. Folgerichtig sind sie darum besonders auf die Passionsgeschichte bezogen. Johannes befindet sich damit in gewisser Weise in Parallele zu Lukas, bei dem die Schrifterfüllung und das Leiden des Christus miteinander verknüpft sind 16. Demgegenüber liegt im Mt-Ev der Schwerpunkt der Erfüllungszitate und ihres Vorkommens gerade nicht in den Passionsgeschichten. Gewiß lassen Mt 26,54-56 und die Verstärkung des alttestamentlichen Hintergrundes der Passionserzählung erkennen, daß Mt auch diesen Teil der Geschichte Jesu mit unter die Erfüllung der Schrift gestellt wissen will. Aber ebenso deutlich ist, daß sein Interesse an der Erfüllung sich vor allem auf die Geschichte Jesu vor seiner Passion bezieht. Hier liegt eine Eigenart des Mt gegenüber eigentlich allen neutestamentlichen Zeugen. Es gibt wohl Anzeichen dafür, daß die Geschichte Jesu auch sonst hier und da im Lichte der Erfüllungsvorstellung dargestellt wurde 17; aber in der breit ausgeführten Form, wie sie in den mt Erfüllungszitaten vorliegt, begegnet die Vorstellung von der Erfüllung der Prophetie in Leben und Werk Jesu im Neuen Testament sonst nicht wieder. Darüber hinaus aber verknüpft Mt einzelne Begebenheiten des Lebens Jesu mit Erfüllungszitaten, um auf diese Weise über das jeweilige Ereignis der Geschichte Jesu etwas ganz Bestimmtes auszusagen. Dieses Interesse an äußeren Begebenheiten des Lebens Jesu ist bei ihm im Unterschied von Johannes überwiegend positiv. Während die johanneischen Erfüllungszitate die feindliche Reaktion auf Jesus und sein Werk seitens der "Welt" in das Licht der Prophetie rücken, beschreiben die mt Erfüllungszitate die Art Jesu und seiner Send1.ll1g 18 • Dabei wird immer wieder deutlich, daß cf oben S 167ff. cf oben S 147ff. 17 Hier ist der at.liche Sprachhintergrund mancher synoptischer Überlieferungen zu nennen; cf etwa Mt 11,5 = Lk 7, 22 sowie die Einzugsgeschichte oder auch die Kindheitsge8chichten. 18 cf oben S 128ff. 15 16
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hinter Jesus und seinem 'Werk Gott als der Wirkende steht. Während sich in den johanneischen Erfüllungszitaten also eine Messianologie ausspricht, die im Zeichen der Feindschaft der "Welt" gegen Jesus steht, findet sich in den mt Erfüllungszitaten eine Christologie, die von Gott und seinem in Jesus dem Messias erfüllend gewirkten Heilswillen gegenüber seinem Volk Israel bestimmt ist1 9 • Mit diesem Anliegen überschreitet Mt aber den Zusammenhang seiner Anknüpfungspunkte für die Erfüllungszitate. Daß er seine Erfüllungszitate an einzelne überlieferte Begebenheiten des Lebens Jesu anknüpft, muß nämlich noch nicht heißen, daß er in "rationalistischer" Art und Weise an der äußeren "Erscheinung" und nicht so sehr am "Wesen" des Werkes J esu interessiert sei 20 oder daß sein Interesse sich auf historisch und geographisch ferne Daten der Geschichte Jesu richte 21. Sondern indem er seine Zitate der überlieferung anfügt, interpretiert er die überlieferung, und diese Interpretation stellt das überlieferte Geschehen in das Licht der von Gott vorher-verkündigten Prophetie. Dadurch wird das Leben Jesu in seinen einzelnen äußeren Daten in der Weise transparent, daß in diesen Daten das Geschehen des Heilswillens Gottes an seinem Volk sichtbar wird. Die mt Erfüllungszitate machen also deutlich, daß der Bericht dieses Evangeliums über die Geschichte und das Leben J esu Verkündigung der geschehenen Offenbarung Gottes ist, in der die in den prophetischen Weissagungen des Alten Testaments gesprochene Offenbarung Gottes erfüllt wurde.
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20 21
cf oben S 131ff. cf LGoppelt, Christentum und Judentum, 182 A 9. cf Strecker, Der Weg der Gerechtigkeit, 1962.
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Zusammenfassung und Schluß Die traditions- und formgeschichtliche Bestimmung der Erfüllungszitate des Matthäus-Evangeliums Mit der Frage nach einer traditions- und formgeschichtlichen Bestimmung der mt Erfüllungszitate ist ein Problem von außerordentlich komplexer Natur berührt. Seit dem vorigen Jahrhundert gibt es eine Flut von Vorschlägen zur Beantwortung der Frage, wie das erste Evangelium seiner Form nach erfaßt werden könne. Dabei sind vor allem die Begriffe "Polemik", "Apologetik", "Didaktik" und "Liturgik" geltend gemacht worden 1. Sofern das ganze Evangelium betroffen ist, wird man zwischen diesen formgeschichtlichen Kategorien kaum genau unterscheiden können, sondern mit einem komplexen Bild zu rechnen haben; jedenfalls wird man sich hüten müssen, einzelne dieser formgeschichtlichen Bestimmungen "als einander ausschließende Gesichtspunkte zu betrachten"2. Es kommt nun darauf an, innerhalb dieses komplexen Bildes des Gesamtevangeliums eine möglichst genaue Bestimmung des traditions- und formgeschichtlichen Ortes der mt Erfüllungszitate zu gewinnen. Der Text dieser Zitate zeigt einmal beachtliche LXX-Spuren, zum andern zahlreiche Spracheigentümlichkeiten, die am besten durch dem Evangelisten vorgegebene (griechische) Textformen dieser alttestamentlichen Stellen zu erklären sind. Endlich bieten diese Zitate aber auch mancherlei Sprach- und Stilelemente, die nur als mt Bildungen, die auf Grund des jeweiligen Kontextes von ihm vorgenommen wurden, verstanden werden können 3. Aus diesen Tatbeständen und ihrer Beurteilung sind die drei wichtigsten Theorien zur Erklärung der mt Erfüllungszitate von Kilpatrick, Stendahl und Strecker' entnommen. Kilpatrick macht für diese Zitatengruppe besonders die liturgische Prcdigttätigkeit verantwortlich. Hierdurch erklären sich nach ihm am einfachsten die textlichen Eigentümlichkeiten dieser Anführungen des Alten Testaments gegenüber den übrigen Zitaten des Mt-Ev, die der LXX entsprechen cf den Überblick bei Trilling, Israel, 192ff. cf Trilling, aaO 195 8 Siehe dazu unsere Textuntersuchungen oben S 57-89. 4 BLindars ist darin neben Stendahl zu stellen, daß die Erfüllungszitate auch für ihn ihren Ort in dem "exegetical study at various church centres during the first century" haben (aaO 259). Neben Strecker aber steht er darin, daß er für die Aufnahme dieser Zitate in das Evangelium durch den ersten Evangelisten ein Motiv findet, das er mit "pictorial considerations" (cf aaO 260) umschreiben möchte; cf auch aaO 216 (zu Mt 2,15) und 217f (zu Mt 2, 18). 1
2
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und wohl den liturgischen Lesungen des Gottesdienstes entstammen. Zudem lasse sich so am besten die Tatsache verstehen, daß die Erfüllungszitate dem Evangelisten in mündlicher Tradition und Form vorgelegen haben müssen 5. Einen Schritt weiter geht Stendahl, wenn er in den Texteigenheiten dieser Zitate eine urchristliche exegetische Arbeit sicht, die er mit der des I-IabakukPescher vom Toten Meer vergleichen zu können meint. Die Methode des Redaktors ist danach eine rein selektive Behandlung und Wiedergabe des ihm vorliegenden exegetischen Traditionsmaterials. Nach Stendahl müßte Mt zu allen von ihm angeführten Prophetenschriften "Kommentare", vergleichbar dem Habakuk-Pescher, oder sonst irgendwie fixierte exegetische Traditionen besessen haben 6. Gegenüber einer solchen hypothetischen Annahme ist aber eher vorstellbar, daß dem Evangelisten Zitatensammlungen vorlagen, die mit den Sammlungen alttestamentlicher Sprüche vom Toten Meer (4 Qtest; 4 Qflor) , verglichen werden können. Diese Testimonien-Theorie hat Strecker mit allen Konsequenzen wieder aufgegriffen. Nach ihm enthalten die Erfüllungszitate keine mt Spracheigentümlichkeiten. Sie sind vom Evangelisten übernommen und mittels der Erfüllungsformel in ihren jetzigen jeweiligen Zusammenhang eingefügt worden, wobei sie lediglich zeitliche und geographische Angaben der Tradition mit der (beweisenden) Autorität des Alten Testaments untermauern sollen, so daß in ihnen eine historisierende Tendenz des Mt zutage trete. Der über das jeweilige unmittelbare Anführungsmotiv hinausgehende "überschuß" der Zitatsaussage muß dabei freilich der vormatthäisehen Zitatensammlung, deren 'Wortlaut Mt treu und genau wiedergibt, zugeschrieben werdenS. Alle diese Versuche enthalten zweifellos richtige Beobachtungen. Es muß jedoch nach den gewonnenen Einsichten mit einer umfangreicheren Gestaltung des Wortlauts der Erfüllungszitate durch Mt selbst gerechnet werden, als es in den drei genannten Lösungsversuchen zur Frage der mt cf Kilpatrick, Origins, 56ff 93ff. über Stendahl hinaus versucht Trilling, den formgeschichtlichen Ort für das Mt-Ev zu bestimmen. Die Versuche Kilpatricks und Stendahls weisen für ihn auf die große Komploxität dioser FfI1ge. lJ:r möchte dcshalb den Ort. des Mt-Ev in einer Gemeinde mit der Gesamtheit ihrer Lebensformen sehen. Im Blick auf die Erfüllungszitate jedoch kommt Trilling über Stendahl nicht hinaus. Obwohl er die Kritik an wesentlichen Punkten der Argumentation Stendahls anerkennt (aaO 196ff), sieht er in der Lösung Stendahls den besten der augenblicklichen Erklärungsversuche für die Herkunft und Art der mt Erfüllungszitate. Und schließlich lenkt er doch vollends in Stendahls Bahnen ein, wenn er einen "Kreis von schriftgelehrten Theologen" als Träger der im Mt-Ev vorliegenden Arbeit bestimmt (aaO 199). 7 Von deren Existenz wußte Stendahl, als er sein Buch schrieb, wohl kaum schon etwas. 8 aaO 84. 5
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Erfüllungszitate geschieht. Da aber bei einer Reihe von Erfüllungszitaten eine vormatthäische Anwendung des betreffenden Prophetenwortes nicht übersehen werden kann D, ist die traditionskritische Frage zu stellen, wo die Tätigkeit des Urchristentums zu suchen ist, in welcher die urchristlichen Zeugen mit der alttestamentlichen Prophetie in der Weise beschäftigt sind, daß hier und da auch diese und jene neue Textgestalt entsteht. Die von Stendahl beobachtete und als Lösung vorgeschlagene textliche Verwandtschaft der Erfüllungszitate mit den "Kommentaren" von Qumran, die zudem nicht unproblematisch istl°, reicht für eine Antwort auf die hier gestellte Frage kaum zu. Wenn hier einzelnes auch sachgemäß erklärt werden mag, so läßt sich doch die Gesamtheit der Erfüllungszitate, ihrer Textprobleme und ihres Einbaus in das Mt-Ev auf diesem Wege nicht verständlich machen. Deutlich wird das daran, daß die mt Erfüllungszitate und besonders ihre Einleitungsformel nicht an der Auslegung bestimmter Prophetenworte, sondern an der Auslegung der überlieferten Geschichte Jesu interessiert sind. Zudem muß gefragt werden, ob sich auf dem Boden des Urchristentums so unterscheiden und trennen läßt zwischen einer exegetischen und einer predigenden Tätigkeit. Auch die Hinweise auf die apologetische und polemische Wirksamkeit des Urchristentums mögen hier und da Einzelmomente der Erfüllungszitate des Mt-Ev richtig erfassen. Aber längst nicht alles, was diese Zitate an Besonderheiten bieten, läßt sich unter diesen Gesichtspunkten begreifen H. Ähnliches gilt von dem Hinweis auf ein didaktisches Interesse, das hinter diesen Zitierungen des Alten Testaments stehe. Die Tätigkeit des Urchristentums, die für die mt Erfüllungszitate vel'antwortlich ist, muß darum einen größeren Umfang haben, als er mit den genannten Wirkungsbereichen umschrieben ist. Andererseits wird man fiir diese Zitatengruppe auch nicht das Leben der Gemeinde des Mt in seiner Gesamtheit bestimmend sein lassen dürfen, wie es vielleicht im Blick auf das Gesamtevangelium möglich sein mag (Trilling, Streckel'). Es muß sich schon um eine ganz bestimmte Wirksamkeit innerhalb der urchristlichen Gemeinden handeln, die solche Zitate benutzte und formte. Hier bietet sich - was auch immer zu Kllpatricks These von einem liturgischen Hintergrund für das gesamte Mt-Ev zu sagen sein mag 12 - als 10 cf oben S 140f. cf oben S 115f und 144. zB wäre es unter solchen Umständen höchst merkwürdig und kaum vorstellbar, daß Mt in der Passionsgeschichte nicht die Gelegenheiten, die sich ihm hier vielfach geboten hätten, ergriffen haben sollte, um ein Erfüllungszitat einzuführen (cf oben S 100 und 102). 12 Zur Kritik cf Stendahl, aaO 21ff; Trilling, aaO 196. 9
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einfachste Lösung immer noch die Predigttätigkeit innerhalb des Urchristentums an. Das Interesse des Evangelisten an der Geschichte Jesu, wie es sich in seinen Erfüllungszitaten ausspricht, ist ja keineswegs ein irgend wie theoretisches, das mit einer "historisierenden Verwendung des Erfüllungsgedankens" 13 umschrieben werden könnte. Wenn Mt eine überlieferte Begebenheit aus dem Leben Jesu mit der Bemerkung versieht: (Toiho 31: I5Aov yeyovE;v) tva: 7t'A'lJpW.&'ii, dann empfängt das Verständnis dieses Berichtes eine bestimmte Ausrichtung. Und wenn diese Bemerkung 'zudem auf das Wort eines alttestamentlichen Propheten, das letztlich Gottes Wort ist, hinzielt, dann wird darin sichtbar, in welche Richtung der Evangelist jenen überlieferten Stoff verstanden wissen will. Im einzelnen wird die Art dieser Ausrichtung deutlich, wo Mt seine Erfüllungszitate so anführt, daß sie nicht nur "wörtlich" an die Jesus-überlieferung, der sie beig~ordnet werden, anschließen, sondern darüber hinaus das berichtete Geschehen nicht nur belegen, sondern auch auslegen und in bestimmter Weise verständlich machen. Sieht man sich diese über einen beweisenden Beleg hinausgehenden Aussagen der Erfüllungszitate an (sie werden ihn Emmanuel nennen, dh Gott mit uns; er wird sein Volk Israel weiden und regieren; den im Finstern und im Todesschatten ·Wohnenden erscheint ein helles Licht; er nimmt unsere Krankheiten und Schwachheiten hinweg; der mit Gottes Wohlgefallen autorisiertc Knecht Jahwcs crbarmt sieh in der Stille der Verlorenen und bringt so das göttliche Recht zum Siege für alle; er verkündigt das Geheimnis des Himmelreiches; er kommt nach Jerusalem als dcr König IHmcls in Nicdrigkeit), so ist wohl kaum /lU übcrsehen, daß solche Aussagen auf dem Boden christ.licher Verkündigung steherl. An wen ist diese Verkündigung gerichtet? Die mt Erfüllungs/litate beziehen sich mit Nachdruck auf Jmm Sendung an Israel. Man hat in ihnen darum auch eine Missionspredigt gegenüber Israel sehen wollen 14. Dem kann zugestimmt werden, soweit die traditionsgeschichtliche Herkunft dieses Gebrauches von der Erfüllungsvorstellung betroffen ist. Es ist aber dann darauf hinzuweisen, daß die Erfüllung der alttestamentlichen Prophetie im Zusammenhang mit der Missionspredigt gegenüber Israel sich zunächst auf die Leidens- und Auferstehungsgeschichte Jesu konzentriert Strecker, aaO 25 A 1. Gärtner, Stud Theol8 (1954/5) 23f. Für Strecker können diese Zitate neben ihrer Bedeutung als historisierende Fixierung zeitlich und räumlich ferner Ereignisse des Bias Jesu eigentlich nur noch anklagenden Charakter haben; sie würden danach das Heil zeigen, das Israel widerfuhr, von ihm aber verworfen wurde und damit der Vergangenheit angehört. 13
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haben wird 15. Demgegenüber stellt die Art, in der Mt der Erfüllungsvorstellung Ausdruck verleiht, eine eigene Weise der Verkündigung der Geschichte Jesu, des Messias, dar. Hier wird mittels der alttestamentlichen Prophetie die ganze Geschichte Jesu in ihren Einzelheiten von ihren Anfängen an als Offenbarung Gottes, und zwar als Heilsoffenbarung Gottes, verstanden und verkündigt. Es widerspricht dem Gesamtbild der mt Erfüllungszitate, wenn gesagt wird, Mt habe an dieser Heilsoffenbarung nur jenes "historisierende" Interesse, daß Israel seinen Messias verwarf und dadurch sein Heil verwirkte, gehabt1 6 • Von daher erhebt sich nun die Frage, wie Mt das Verhältnis Israels zur christlichen Gemeinde sieht. Diese Frage kann hier unmöglich in extenso behandelt werden. Wir müssen uns mit einigen Hinweisen begnügen und verweisen dazu auf die Arbeiten von WTrilling 17 und RHummeP8. Hummel sieht den mt IGrchenbegriff im Anschluß an GBornkamm 19 entscheidend "sub specie iudicü". Die IGrche ist für Mt darum nicht einfach die heilsgeschichtliche Ablösung des alttestamentlichen Gottesvolkes 20 • Die Kontinuität zwischen Israel und der IGrche bestehe wesentlich in dem beiderseitigen Besitz der Tora und illrer Auslegung 21. Ebenso wie die Kirche sei Israel "sub specie iudicü" gesehen und zerfalle dabei in eine verfolgte Minderheit und in eine verfolgende Mehrheit, die das ungehorsame, offizielle Israel darstellt 22. Mt sieht danach also Israel und die Kirche "parallel" nebeneinander, so daß Hummel auch "Ansätze - mehr freilich nicht - zum Gedanken einer wahren IGrche des Alten und Neuen Bundes, die erst im Endgericht offenbar wird", erkennen zu können meint2~. Wie gehören die Erfüllungszitate in dieses Bild hinein 1 Nach Hummel gehören sie eigentlich gar nicht hinein: "Das Verhältnis zwischen Kirche und Israel ist bei Mt nicht vom Gedanken der Heilsgeschichte her bestimmt, sondern von dem des Gesetzes und des Gerichtes. Der mt Schriftbewcis deutet die Geschichte Jesu, nicht die Existenz der eschatologischen Gemeinde, als Erfüllung der Geschichte Israels."24 Was aber heißt hier "Er15 Das zeigen die synoptischen Passionsberichte, vor allem die lk Darstellung des leidenden und auferstandenen Christus (Lk 24 und die Acta-Reden) und 1 K 15, 3f. 18 Das wird besonders in dem Gegenüber der mt Erfüllungszitate zu denen des Joh-Ev sichtbar; cf oben S 170f und 176f. 17 Trilling aaO 75ff 136ff. 18 Hummel, aaO 143ff besonders 153ff. 19 Enderwartung und Kirche im Mt-Ev, in: Überlieferung und Auslegung im Mt-Ev (2. Aufl) 1961, 13ff; cf besonders S 40. 20 Hummel, aaO 156. 22 aaO 158. 29 aaO 159. n aaO 157ff.
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füllung der Geschichte Israels" 1 Hummel führt diese Begrifflichkeit anläßlich der Behandlung der mt Erfüllungsformel und des mt Schriftverständnisses ein 25. Diesem Verständnis der mt Erfüllungszitate ist jedoch zu widersprechen; denn hier wird mit einem Zeit- und Geschichtsbegriff operiert. der inncrhalb der mt Rede von der Erfüllung nicht zu finden ist. Dem ersten Evangelisten geht es um die Erfüllung der Worte. die Gott durch die Propheten gesprochen hat. Das von den Propheten geweissagte Heilswort Gottes ist für Mt in der Geschichte Jesu Zug um Zug an den Menschen. bei denen Jesus war. geschehen. Ist die Gemeinde für Mt wirklich nur .,sub specie iudicü" neben Israel gestellt? Bieten nicht die Erfüllungszitate Anzeichen dafür. daß auch in der Darstellung und Bezeugung des Heils die Kirche neben Israel tritt 1 Nicht nur kommt in 12. 17ff (Js 42. 1ff) der .,universalistische" Gedanke des ersten Evangelisten deutlich zum Ausdruck 26 • sondern auch die Zusage des Auferstandenen und Erhöhten an die Jünger (28.20) läßt sich in ihrem Gegenüber zu 1.23 gar nicht anders verstehen. als daß der Gemeinde in der Verkündigung der Erfüllung der Prophetenworte das messianische Heil. das bei der irdischen Gegenwart Jesu. des Messias Israels. geschah. bezeugt wird als das Heil. das nun in der Gegenwart des auferstandenen und erhöhten Kyrios bei seiner Gemeinde diese seine Gemeinde bestimmt. Damit ist aber etwas Weiteres ausgesprochen. Die christliche Gemeinde besitzt nicht nur wie Israel die Tora und ihre Auslegung. sondern sie hat auch die prophetische Verheißung des Alten Testaments und deren rechtes Verständnis. daß diese Verheißung nämlich in der Geschichte Jesu erfüllt wurde. in ihrer Mitte. Weil die alttestamentliche Verheißung in der Geschichte Josu orfliUt wurde. ist sio für Mt in don Dienst der christlichen Verkündigung gestellt. Die mt Erfüllungszitate weisen deshalb die christliche Gemeinde immer aufs neue auf die Gegenwart Jesu. des Messias. bei Israel. seinem Volk. und damit auf dieses Volk hin. Israel aber wird in den Erfüllungszitaten auf die Gegenwart des Et'höhten bei der christlichen Gemeinde. in der nun die Verheißung des messianischen Heilswillens Gottes lebendig ist und wirkt und bezeugt wird. hingewiesen. 24 aaO 157; cf 159: .. Auch die Kontinuität zwischen der Kirche und Israel ist bei Matthäus nicht vom Gedanken einer von Gott gelenkten Heilsgeschichte. sondern vom Toragehorsam bestimmt." 25 aaO 129ft' und 134, wo er zu Mt 26.56 bemerkt: .. Die Passion Jesu ist der Abschluß der von den Propheten geweissagten Ereignisse und somit das Ende der Geschichte Israels. sofern sie von ihnen prophezeit worden ist." 28 cf oben S 76f und Trilling, aaO lO3f.
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16,17: 71 13, 5: 65 13, 7: 65
36,20f.: 119 36, 21: 45
1. Samuelbuch 1,23: 47 28, 15: 56
1. Esra 1,28: 56 1,47: 56 8, 32: 56
2. Samuelbuch 5,2: 60f., 95,115,127, 132
2. Esra 3, 13: 74 9, 11: 56
1. Königsbuch:' 2,27: 41,45,48, 143 6,12: 47 8, 15: 45ff. 8, 20: 48 8,24: 45,48 14,18: 56 16,17: 56
Nohomia 9,30: 56
2. Königsbuch 8,3: 74 8,5: 74 6,26: 74 14, 25: 49, 5U 17,1:3: 56 17, 23: 56 21,10: 56 24, 2: 56 I. Buch der Chronik 1l,3: 49 25, H.: 90 29,25: 50 ,W, 5: lHi 36, 15: 56 2. Buch dor Chronik 6,4: 46 6, 15: 46 29,30: 90 36, 12: 56
Psalmen 8,3: 24 18,2: 79 22: 167 22,19: 152,159f. 34: 167 34,16ff.: 167 34, 20f.: 162 34,21: 152, 16lf., 16ß 35,19: 152,158f. 41, 10; 152, 157f., 167 69: 164, 167 69, 5; 152, 158f., 164, 166f. 69,10: 163f. 69,22: 160f. 72, 10f.: 99 73, 14: 75 78: 91 78,2: 78,90, 114, 120, 134 78, 24: 166 82,6: 166 93,4: 79 107, 10: 69f. U8, 22f.: 24, 102 118, 25f.: 166 130, 8: 60, 99, 132 193
Prediger 8, I: 141 Jesaja 4,2: 65 6, 1: 157 6,9: 10 6,9f.: 23, 144, 152, 1551r., 171 7,4: 75 7, 14: 57-60, 94, 114f., 126,134, 137, 175 8,3: 58 8,8: 57, 93, 115 8, 10: 93, 115 8,23: 116 8, 23-9, 1: 67ff., 94, 134, 146 11, 1: 65, 134 11, 10: 77 24,17: 142 25,8: 76 26,8: 77 29, 13: 23 35, 4: 83 40, 3: 23, 166, 172 40,9: 83, 153, 164f. 40,24: 71 41, 5: 76 41, 10: 164 41, 16: 71 42, 1: 94, 123, 145 42,1-4: 9f., 94,117, 132, 135, 145, 175, 183 42,3: 75 42,6: 127 44,2: 164 49, 6: 65, 127 50,11: 29 51, 5: 77 53: 93, 129, 148 53, I: 152, 155, 167, 169 53, 4: 70ff., 93f., 129, 175 53, 5: 93 53,7: 93 53, 11: 71, 93 53, 12: 102 54, 13: 166 56,7: 95
194
57, 13: 71 60,6: 99 60,9: 77 61, lf.: 148, 150 62, 11: 80ff., 115, 165
Jermnia 6, 16: 95 6,26: 64 14, 14: 95 18,lff.: 95 18,3: 84, 175 22,5: 95 23, 5: 65, 134 25, 11 f.: 118 27, 15: 95 29, 10: 47 31,9: 62 31, 15: 63ff., 91, 95, 134 31, 20: 62 31,21: 64 31,31: 95 33,8: 88 33,15: 65 39, 6-9 (LXX): 84, 95,175 = 32, 6-9 44, 25: 45 Ezechiel 34,4: 71 34, 5: 132 35,6: 47 38,8: 160 38, 17: 56 44, 15: 142 Daniel 2, 28: 29, 141 5, 15: 141 5, 26: 141 8,27: 71 9: 118 9, 10: 56 9, 12: 47 9,27: 25 12, 11: 25, 35 Rosea 6, 6: 25, 95 11, 1: 62f., 91, 95, 135
11,6: 71 12, 10: 56 12, 14: 64 13, 14: 76
Micha 5, 1: 166 5,lff.: 34, 60f., 95, 115, 127, 132, 175 5, 2: 135 6, 8: 111 7,6: 95 Habakuk 1,4: 76 2,2ff.: 11 2,3: 118 Zephanja 3,16: 164 Haggai 1,1: 56 1,3: 56 2, I: 56 Sacharja 2, 10: 95 3,8: 65 6, 12: 65 7,7: 49,56 8,4: 47 8,6: 95 8,9: 56 9, 9: 80ff., 95, 115, 125, 135, 153, 159, 164f., 175 9,11: 95 11,12: 95 11, 12f.: 84ff., 95, 114, 116, 167, 175 11, 13: 85, 135 12, 10: 152, 162f., 166f. 13, 7: 25f., 83i., 102, 127, 167 14, 5: 95 Maleachi 3,1: 23,134
2. Neues Testament Matthäus I: II 1-2: 16,23,39,66, 99ff. I, 1-17: 100 I, 17: 119, 14-3 I, 18-25: 115, 144 I, 18-2, 23: 62, 99 I, 18: 29,62 I, 19: 100 1,20: 41 I, 20f.: 57 I, 21: 58, 60, 93, 107, 120, 124, 130, 132 1,22: 22,31, 33f., 37, 40f., 46, 57-60, 92f. I, 23: 15, 20, 57-60, 107, 115f., 12lf., 132, 183 1,24: 41 I, 24f.: 57 I, 25: 58, 66, 91, 124 2: 37,62,07,91,99, 116, 124 2,1-12: 19,99 2, 1: 60, 101 2,1-3: 125 2, 2: 39, 101, 121 2,2f.: 101 2, 3: 125 2, 4: 22, 28, 101 2,5: 32, 60 2,6: 15, 20ft'" 33f., 40f" 44,49, 60f., 67f., 105ff" 115f., 120f., 125ff., 130, 132, 135 2,8: 73 2, 11: 99 2,12: 101 2, 13: 41, 99, 101 2, 15: 15,22,26,31, 37, 40f., 62f., 07, 90, 105f., 117, 120, 12lf., 132, 144, 173 2,16: 123 2,17: 22, 32f., 37ff., 42f., 63ff., 07, 174 2, 18: 20, 03ff., 90, 105, 120, 121, 131, 144, 178 2,19: 41, 101 2,20: 99
2, 20f.: 61, 68 2,22: 101 2, 22f.: 67 2,23a: 38 2, 23: 15, 22, 26, 29, 32, 37,40f.,4~0~ 91,124 3, 1-4, 25: 98 3, 3: 20, 23, 25, 40ff., 49,68, 95, 104, 1l0, 173 3,9: 64 3,11: 71 3,13-4, 17: 39 3,15: 21,54,146 3,17: 73, 12lf., 123, 132, 145f., 175 4,3: 12lf. 4,6: 12lf. 4,7: 41,162 4, 10: 41 4, 12: 124, 146 4,12-16: 115 4,12f.: 67 4, 13ff.: 144, 147 4, 13: 38, 116 4, 14-16: 67ff., 90, 93, 103, 116, 121, 127ff., 133, 136, 144, 146 4, 14f.: 130 4, 14: 22, 26, 32f., 37, 40,43 4,15: 61 4, 15f.: 15 4, 16: 60, 127 5,1-7,27: 98 5,5: 78 5, 12: 53 5, 14: 79, 127 5,15: 58 5, 16: 127 5, 17: 21, 48, 110f., 140 5,17f.: 52,112 5, 18: 50ft'., 110, 119 5,21: 40 5,29: 36 5,31: 110 5, 33: 41 5,42: 28 6,5: 75 6, 10: 51, 119 6,22: 36
6,23: 69, 127 7,2: 78 7,4: 29 7, 4f.: 76 7,9: 29 7, 10: 29 7, 11: 64 7, 12: lllf. 7, 16: 59 7,21: 121 7,22: 95 8: 37,131 8, 1-9, 35: 98 8,lff.: 131 8, 2ff.: 124 8,2-17:72 8,5-13: 71 8,5: 68 8,6: 123 8,8: 70, 129 8, 12: 64, 69 8, 13: 123 8, 14: 38 8, 16: 37, 129 8,16f.: 147 8, 17: 22, 26, 32f., 37, 40, 43, 68, 70ff" 90, 93, 103, 116f., 121, 129, 130, 133, 144, 175 8, 24: 93 8, 25: 132 8,28: 75 8,29: 121, 146 8, 34: 37 9,lff.: 131 9, 1: 08 9,2: 64 9,10: 38 9, 13: 25,95 9,17: 59 9, 18: 38 9,22: 132 9,25: 76 9,27: 132 9,28: 35 9,35: 71 9, 30-10, 42: 98 9,36: 75, 127, 129f., 132f. 9,38: 41,76
195
LO, 1: 70f. 10, 6: 127 f., 130 10,15: 61,68 10, 18: 126 10, 21: 64, 95 10,20: 78f. 10, 27: 69, 127 10, 32f.: 121 10, 35: 95 10,36: 95 10,38: 71 11, 1ff.: 119 11, 1: 97 11, 2-12, 50: 98 11,2: 56 11,5: 75,176 11,7-15: ]11 11, 10: 40, 49, 110 11, 11: 23 1l,13: l1lf., 117, 146, 176 11, 14: 93 11, 15: 78 11,16: 28 ll,19 vi: 64,66 1l,24: 68 ll, 25: 41, 79 11, 27: 75, 12lf., 127 11,29: 82,95, 130, 133 12,3: 25,28 12, 4: 28 12,5: 25,29,110 12,7: 25,95 12, 14f.: 130 12,15: 37,124 12, 15f.: 72, 121, 123, 146 12, 15ff.: 147 12,16: 130 12,17: 22, 2il, 32f., :n, 40,43, 90 12, 17ff.: 9, 68, 72ff., UO, 93, 103, 117, 120, 129f., 133, 140, 144f., 175,182 12, 18: 111, 123, 132, 145 12,20: 111, 130 12,21: 7tH. 12,26: 29 12, 29: 29
196
12,35: 76 12,37: 29 12,39: 42 12, 39f.: 149 12,43: 70 12,45: 70 13: 37,78 13, I-52: 9/l 13,2: 78 13,3: 78 13, 10: 78 13,10-13: 144 13, 11: 80 13, 13: 38, 78 13, 14: 32,42, 90, 95,110 13, 14f.: 23ff., 144 13,15: 171 13, 16f.: 78 13,17: 53,142 13,33: 78 13,34: 37,78 13, 34f.: 78, 147 13,35: 22, 26, 31, 32f., 37, 43, 78ff., 90, 103, 116f., 119ff., 130, 133, 144, 175 13,36: 78 13, 36-50: 78 13, 39f.: 53 13, 42: 64 13, 44: 79 13,49: 53 13,50: 64 13, 5lf.: 78, 80 13,52: 76 13, 53: 78, 97 13, 54: 38 13,54-17,20: 98 14, 2: 123 14, 12: 38,73 14,30: 132 14, 33: 12If. 14,34: 61 14, 36: 37 15, 4: 25, 104, llO 15,5: 105 15, 7: 42, 95, 110 15, 8: 23ff., 90 15, 8f.: 104 15,17: 76 15, 22: 74, 132
15, 24: 127f., 130 15,26: 64 15,29: 69 16, 4: 42, 149 16,13: 38 16, 14: 44 16, 16: 12lf. 16, 17: 121, 133 16, 20: 93 16,21: 29 16,22: 35,52 16,24: 71 17,2: 127 17,5: 73, 121f., 127, 132, 145f., 175 17, 10ff.: 23 17,15: 132 17,18: 123 17,22-18,35: 98 17,25: 29 18: 51 18,7: 56 18, 10: 121 18, 12: 29, 127 18, 16: 110 18, 19: 121 18,20: 126 18, 21: 29 ll,25: 64 19,1:97 19, 2-22, 46: 98 19, 4: 25, 80 19,5: 25 19,7: 25 19,8: 25,35,80 19,18: 25, HO 19, 26: 35, 95 19, 29: 64 20,12: 71 20, 13: 28 20, 15: 29 20,17-19: 148 20,18: 102 20, 30f.: 132 21: 83, 165 21,lff.: 82, 116, 137, 144, 159f. 21, 1-5: 115 21,2: 80,165 21, 4: 22, 31, 32ff., 37 21, 5: 9, 26, 80ff., 103,
106, 115, 116, 120, 124f., 127, 130, 133, 135, 165f. 21,6: 88 21, 8ff.: 125 21, 9f.: 125 21, 9ff.: 83 21,9: 41 21, 10: 83 21, 12: 76 21, 13: 25, 42, 64, 95, 104 21, 15: 123 21, 16: 24f. 21,23: 28 21, 28: 29, 64 21,39: 76 21, 42: 24f., 29, 41. 113 22,12: 28 22,13: 69 22, 15: 37 22, 17: 29, 7fi 22, 24: 25, 64 22, 29: 29, 1l:1 22, 31: 25, 40, 4!), 11 0 22, 32: 25, 104 22, 36: 110 22,37: 41 22,40: II 0 ff. 22,42: 29 22, 43: 25, 29, 90, 11 0 22, 44: 41, 104 22,46: 75 23, 1-25, 46: 98 23,2: 30 23,23: 74, 1l0f. 23,27: 64 2B, 29ff.: 53 23, 32: 21 23, 36: 50 23, 37: 53, 64 23, B7-:l9: 83 23, 38: 95 23, 39: 41, 83 24: 51 24, 2-8: 50 24, B: 53 24,4: 75 24,9: ii9 24, 15: 25, 40, 42, 1n 24, 21: 35, 50, 80
24, 25ff.: 139 24, 30: 163, 167 24,31:95 24, 33f.: 50 24, 34f.: 51 24, 36: 12lf. 24, 38: 158 24, öl: 64 25,6: 35,74 25,8: 75 25,18: 79 25, 25: 79 25,29: 78 25, 30: 69, 76 25,31: 95 25,32: 127 25, 34: 80 26, 1: 97 26, 3-28, 20: 98 26,3: 28,38 26,4: 36 26, 15: 85, 95 26,16: 37 26, 18: 146 26, 19: 88 26, 28: 95 26, 29: 121 26, 31: 20, 25f., 41, 49, 60, 83f., 94, 102, 106, 121, 126, 167 26,36: 38 26, 39: 29, 121 26,42: 29, 119 26, 47-56: 27 26,54: 22, 32, 44, 66, 113, 142, 149 26, 54-56: 176 26, 56: 22, 26, 27ff., 32, :14,37, 40f., 44, 55, 102, ll:l, 183 26, 63: 121 f. 26,66: 29 26,69: 28 26, 71: 28, 124 26,75: 64 27, 1: 28 27,3: 28, Hf) 27, 3-8: 85 27,3-10: 84,115, 144 27,3ff.: 87,116,140, 167
27,5: 88 27, 6: 85 27,7: 85 27,8: 86 27, 9: 9, 22, 26, 37ff., 42ff., 59 27, 9f.: 84ff., 90, 105f., U5f., 120, 131, 174f. 27, 10: 41,88 27, 11: 39, 124f. 27,lIff.: 124 27, 17: 125 27,20: 28 27,22: 125 27, 25: 64 27,29: 124 27,33: 38 27,34: 159 27,35: 22,159 27, 37: 124 27,40: 12lf. 27, 41: 28 27,42: 124f. 27,43: 121f. 27,45: 36,69 27,46: 160 27,48: 159 27,54: 121f. 28, 2: 41 28,5: 41 28,8: 73 28,10f.: 73 28, 14: 35, 126 28, 16-20: 126 28,19: 128 28, 19f.: 12lf. 28, 20: 5B, 59, 12fi,
32f., 102, 121,
183
Mnrku8 1, 2: 42 1, ll: 145 I, 14: 14ß 1, 14f.: 14ß 1, 15: 54, I4ßf. 1,24: ß5f. 1,32-34: 70 2,3: ß4 3,7-12: 72 H, 11: 121, 12:1 4,12: 55 4,22: 78
197
4,23: 78 4, 24: 78 4,25: 78 4,26: 78 4, 33f.: 78 5,17: 37 5,23: 54 5,26: 36 6,7: 70 6,34: 127 6,52: 156 7,6: 24 7,27: 64 8,17: 156f. 9,7: 145 9,12: 55 9, 12f.: 102 10,27: 95 10,29: 64 10,32-34: 148 10,33: 102 12,10: 24, 113 12, 19: 54,64 12,24: 113 12,44: 36 13,4: 53 13,9: 126 13, 12: 95 13, 19: 35 13,27: 95 13,33: 146 14,11: 85 14, 18: 149, 157f., 159 14,21 : 102, 149 14,27: 25, 30, 83, 127 14,43: 27 14,43-52: 27ff. 14,49: 27ff., 34, 54f., 102, 146 15,2: 124 15, 18: 124 15,24: 159 15,26: 124 15,32: 124f. 15,33: 36 15,35: 69 15,36: 159
Lukas 1, 17: 147 1,20: 147
198
1, 31: 92, 116 19,26: 78 1,53: 161 20,20: 126 1,76: 147 20,28: 64 1, 78f.: 70 21,4: 36 1,79: 69 21,12: 126 2,11: 148 21,22: 147,"150 2,32: 127 21,24: 147, 150 3,4: 42 22,5: 85 3,4-6: 147 22,16: 147, 150 3,8: 64 22,21: 158 3,22: 145 22,22: 149 4, 16ff.: 67, 148f. 22,37: 53, 102, 147ff., 4, 17-21: 147 153 4,18: 150 23, 14: 28 4,21: 54, 148 23,28: 64 4,40f.: 70 23,34: 159 4,41: 121, 123 23,35: 159 5, 18: 64 23,43: 148 6,17-19: 72 23,44: 36 6,38: 78 24,25ff.: 102 7,22: 176 24,25-27: 147f. 7,27: 23,40, 147 24,25: 112 7,35: 64 24,26: 147, 149 8,16: 78 24,32: 102 8,17: 78 24,44ff.: 102 8,18: 78 24, 44-47: 147, 149 8,37: 37 24,44: 112, 147, 149 8,43: 36 9,1: 70 Johannes 9,22: 147 1, 17: 172 9,32: 173 1,23: 163,168,171f. 9,35: 145 1,45: 172 10, 23f.: 78 1,46: 100 11,13: 64 2,17: 153, 158, 163f., 11,24: 70 171 11,26: 70 2, 17-22: 173 11,29: 42 2,22: 153, 164, 173 11,33: 78 4,14: 161 12,2: 78 4,34: 153 12,3: 69 5,36: 153 13,34: 64 5,39: 153 13,35: 95 5,46: 173 14,27: 71 6,31: 96, 153, 166, 168, 16, 16: lllf., 147 172 6,39: 152, 172 16,27f.: 37 18,31 : 53, 102, 147, 149, 6,42: 29 153 6,45: 153, 166, 168, 172 18,31-33: 148 6,54: 158 18,34: 173 6,56: 158 19,5: 148 6,57: 158 19,9: 148 6,58: 158
7,19: 172f. 7, 3S: 153, 16S, 173 7, 39: 164 7, 41: 100, 166 7, 41f.: 166 7, 42: 23, 92, 153, 16S, 172 7,49: 172 7,51: 172f. 7,52: 100 8, 17: HiS, 172 S, 23: WO 9: 156 9,19: 29 9,39: 156 10, 2Sf.: 152 10,29: 172 10,34: 153, 166, 16S, 172 10,35: 173 11,57: 37 12, 12f.: 164 12, 12ff.: S2 12, 13: 166, 168 12,14: 81, 153, 165, 172 12, 14f.: 82, 164f. 12, 15: 9, 81, S3, 163, 165f., 16Sf., 171 12. 16: 164, 168, 173 12,34: 172 12,36: 155 12,37: 167,169,171 12,3Sff.: 170f. 12, 38: 54, 152f., 155, 156, 164, 166ff., 175 12, 39: 152, 162 12, 40: 155f., 166, 16S, 171, 175 12, 41: 157 13ff.: 169 13,3: 161 13, 18: 152, 157f., 159, 166,170f. 13,ISff.: 172 13,19: 158, 173 14,29: 172 15,15: 159 15,17: 159 15, 18: 158, 172 15,ISff.: 171 15,24: 172
15, 25: 152ff., 158f., 164, 166, 170, 172f. 15,26f.: 172 16, 1: 172 16,4: 172 16,33: 172 17,3: 153 17, 12: 152, 15S, 171f. 17,23: 153 IS.4: 161 18,0: 11i2ff., 172 18,31: 172f. IS, 32: 152ff., 172 19: 169 19,7: 172f. 19, 23ff.: 165 19,23f.: 159 19,23: 159, 160 19, 24: 22, SI, 152, 159f., 166, 170 19,2S: 152, 104, 166, 170 19, 28f.: 166 19,29: 159 19,30: 153' 19,31: 75 19,32: 75 19,32ff.: 165 19,33: 75 19, 34b-35: 161 19,35: 162,172 19,36f.: 155 19, 36: 50, 152, 16lf., 166, 168, 170 19,37f.: 168 19, 37: 152f., 156, 162f., 166, 170 19,39: 153 20, Sf.: 173 20,9: 173 20,31: 172
A postolgesch ichte 1, ISf.: Sß 2,14ff.: 149 2, 16: 150 2,19: 150 2, 22: 124, 150 2, 22f.: 149 2, 22-24: 149 2, 23: 149
2, 39: 151 3,6: 124 3, 12ff.: 149 3, 13: 123 3, 13-15: 149f. 3, 14: 149, 162 3, 18: 149 3, 20ff.: 151 3,21: 150 3,21 ff.: 149 3,24: 150 3,26: 123 4, S-12: 149 4, 10: 124, 149 4, 11: 149 4, IS: 79 4, 24-30: 149 4, 25-2S: 149 4,27: 123 4, 30: 123f. 5,30: 150 7,52: 150, 162 S,21:96 10, 34ff.: 149 10, 36-39a: 150 10,38: 150 10, 40: 150 10, 43: 149f. 13, 16ff.: 149 13, 22f.: 150 13,27f.: 150 13, 27ff.: 149 13, 32f.: 150f. 13, 32-41: 149 13, 39: 53 13,43: 151 13,47: 127 17,3: 149 23, 17f.: 127 23, 23: 127 26,23: 149 2S, 26f.: 24 2S, 27: 171 H.ärnol'brief 3,21:48 9, 25ff.: 155 10, 16: 155 10, 17: 155 10, 18ff.: 155 11, Sff.: 155
199
11,9f.: 159 12,6: 24 15,3: 159, 164, 167 1. Korintherbrief 2,9: 9 12, 10: 24 13,2: 24 13, 8: 24 14,6: 24 14, 16: 24 14,22: 24 15, 3f.: 151, 182 15, 54f.: 76 16, 17: 24 2. Korintherbrief 3, 14: 156f. 4,4: 156f. 6,2: 148 7,7: 64 Galaterbrief 6,2: 24 Philipperbrief 2,30: 24
Kolosserbrief 1,25: 153 1. Thessalonicherbrief 2, 16: 24 5,20: 24 2. Thessalonicherbrief I, 11f.: 37 1. Timotheusbrief
1, 18: 24 4, 14: 24 2. Timotheusbrief 3,8: 9 1. Petrusbrief 2,3: 161 2,14: 61 3,10-12: 161 2. 1, 2, 2,
Petrusbrief 20f.: 24 16: 79 18: 79
Hebl'äerbrief 1, 5ff.: 155 2, 12ff.: 155 4,2: 153 9,26: 53 12, 14: 161 13, 7: 126 13, 17: 126 13,24: 126 Jakobusbrief 2,10: 36 J ohannes.Apokalypso 1, 3: 24 1, 1: 29 1,7: 163, 167 2, 17: 96 4, 1: 29 11,6: 24 16,4: 96 19, 10: 24 20,9: 167 22,6: 29 22,7: 24 22,10: 24 22, 18: 24 22, 19: 24
3. andere Quellen Damaskusschrift I11f.: 143 113: 53 II 9f.: 141 II 20f.: 53 III 13f.: 142 III 20f.: 142 III 21: 56 IV 8i.: 142f. IV 10f.: 142f. IV 12-14: 53 IV 13: 56 IV 13f.: 142 IX 10r.: 53 XVI 5: 143 XVI 7: 143 XIX 7: 53,56 XIX 7-9: 84
200
Qumran 4 QFlor - : 179 I 15: 53 1 QpHab I 11: 141 II 2: 141 1I 5ft'.: 53 1I7: 143 II 8f.: 118 II 16: 141 III 2: 141 III 20ff.: 143 IV 4: 141 IV 13ff.: 14::1 V lf.: 141 VI2: 141
VII Iff.: 118 VII 2: 143 VII 4: 141 VII 4f.: 133 VII 10: 141 VII 13: 141 VII 14: 141 VIII 5: 141 VIII 7: 141 4 QTest - : 179 1 QS 13: 56 UI13ff.: 141 VIII 12ff.: Hi::l VIII 15: 56 VIII 16: 56
Josephns Antiquitates III 161: 160 XV 4: 153 Mischna, Talmud Pirqe Aboth 1,1: 111,135 3,2: 126 jSchab 15d: 100 50: 100 bBer 57b: 47 bSchab :na: 111 104b: 100 107b: 100 1160,: 111 bSota 470,: 100 Mekh Ex 17,13: 47 14,3: 154
Baruch 1, 21: 56 2,20: 56 2, 24: 56 14,12: 53 15, 2: 53 15,7: 53 40,3: 52 51, 2f.: 53 52,4ff.: 53 85,3: 53 85, 12: 53 4. Esra 4,10: 133 4,36: 52 4,40: 52 6,1-6: 50 7,44: 118 1l,44: 52 12,9: 118 12, 12: 118 12, 3r;: 118 12,42: 118 13,56: 118
23, 14: 50 27,24: 50 Psalmen So,lomos 12, 27: 131 17,36: 131 Sibyllinen III 9lf.: 50 In 97: 53 IV 47: 53 VII 31: 53 XI 162: 50 XIV 208f.: 50 XIV 299: 53
J esus Sirach proli: 56 8,2: 74 11,9: 74 12,6: 75 Test Benjamin In 8: 54 Bo,rnabasbrief 5, 12: 84 6, 1: 123 9, 2: 123
Assllmptio Mosis 11, all-38: iill
äthiop. Hcnochbuch 2,2: 50,53 5,2: 50 5,5: 52 9, 11: 50 10, 14: 53 10,17: 52 16,1: 52 18,16: 53 21,6: 52 25, 4: 53 52: 118 52,2: 50 60, 1-4: 118 67,6: 50 82, 1-2: lli:l 83, 9: 50 89, 51: 53 90,41: 50 90,41-42: 118 91, 1: 118 108, 1: lli:l
Justin Apol I 33, 1: 58 Dilll 36: 62 75: 62 100: 62 123,8: 76 126: 62
Tobit 14,5: 53
Jllbiläenbuch 16,2: 141
Martyrium des Polykarp 14, 2: 123 16, 2: 153
SNum 6,2: 47 SDt 11, 15: 47 Ex r 42: 135 48: 139 Dtr 3 (2010,): 139 Rtr 2,4: 135 Pesiq 144b: 13!J Midro,schim Seder Olam 27: 47
1. Clemensbrief - : 126 16,4: 72 59,2-4: 123
Diclache 9f.: 123 Brief des Igno,tius an Polykarp 1,3: 72,93
201
H. Stichwort-Register
Apokalyptik Apologetik Auferstehung J esu Ende, Endzeit Eschatologie Erfüllung Gemeinde (Jesu) Gesetz Israel Messias Midraseh Nasiräer Niedrigkeit (Jesu) Offenbarung Passalamm Passion(sthoologio)
49ff., 53, 117ff., 134, 137ff., 147, 170, 178 14, 100, 102, 178 123, 149f., 162f., 173, 181 15, 50, 52f., 13Sf., 140, 142f. 15f., 23, 25, 33, 30, 42, 49, 52f., 62, 99, 102, 105, 113f., 119, 124, 143, 145ff., !G9, 176, 181 ff. 59f., 126, 135, 164, 180, 182f. 50ff., 1l0ff., 131, 173, 182 44, 50, 02f., 05, 88, 90f., 103, 115, 120, 125ff., 130f., 141, 151,177,181ff. 100f., 100, 112, 114, 125, 127, 130f., 133f., 143, 157,173, 177, 182f. 13f., 99, 135ff., 138, 140 05f. 82 f., 123ff. 101, 103, l1Sf., 121, 120, 132, 14lf., 177, 182 101 03,102,105,122, 124f., 129, 148f., 163, 167, 109,170,181, 183
Predigt (Kerygma, Zeugnis, Verkündi13, 19f., 10Sf., 120f., 120, 149, 151, 155, 17lf., 177, 181ff. gung) 42ff., 54, 56, 63, 00, 90,92,97, 110ff., 115, 117ff., 132, 136, Prophet 14lf., 150, 166,175,181 134ff., 140, 154 Rabbinat 48, 49, 00, 92, 100f., 139, 148, 182 Sehriftbeweis 48, 52, 50, 99, 100, 117ff., 127, 134f., 143 Spätjudentum 37, 72, 78, 103, 144, 147 Summarien 23, 112, 135, 146, 163, 172, 176 Täufer, Joh. der 12, 58f., 61 ff., 69, 73ff., 87, 105ff., 136 Targum(isierung) Testimonien 11 f., 66, 69, 84, 92f., 96, 104f., 108, 179 02, UOf. 'rypologio Verhüllung 80, 83, 125, 130f. 23, 80, 144, 156 Verstoekung 53, 118, 126, 147, 153 Vollendung 115, 117, 174, 181, 183 Wort (Gottes)
202
Beiträge zur Wissenschaft vom Alten und Neuen Testament Fünfte Folge
Heft. 1: Siegfried Schulz Komposition und Herkunft der johanneischen Reden 1960. XI und 213 Seiten. Kartoniert DM 18,-
Heft 2: Georg ßraumann Vorpaulinische christliche Taufverkündigung bei Paulus 1962. 88 Seiten. Kartoniert DM 12,-
Heft 3: Richard Ernst Hentschke Satzung und Setzender Ein Beitrag zur israelitischen Rechtsterminologie 196:~.
180 Seiten. Kartoniort DM 18,-
Heft 4: Georg Sauer Die SprUche Agurs 196:3. 111i Seiton. Kart.oniert DM 1n,-
Heft 5: Siegfl'ied Herrmann Die prophetischen Heilserwartungen im Alten Testament Ursprung und Gestaltwandel 1966. VIII und 325 Seiten. Kartoniert DM 36,-
R eft 6: Marie-Louise Henry Glaubenskrise und Glaubensbewährung in den Dichtungen der Jesaja-Apokalypse 1967. 208 Seiten. Kartoniert DM 24,--
Heft 7 : Horst Dietrich Preuß Jahweglaube und Zukunfts erwartung 1068. 255 Seiten. Kartoniert DM 36,-
Heft 9: Frieder Schütz Der leidende Christus Die angefochtene Gemeinde und das Christuskerygma der lukanischcn Schriften 1969. 151 Seiten. Kartoniert etwa DM 24,-
Heft 10: Otto Böcher Dämonenfurcht und Dämonenabwehr Ein Beitrag zur Vorgeschichte der christlichen Taufe 1969. Etwa a60 Seiten. Kartoniert etwa DM 54,-
\MI W. KOHLHAMMER VERLAG STUTTGART