ATLAN 43 – Das letzte Versteck
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ATLAN 43 – Das letzte Versteck
Nr. 43
Das letzte Versteck von Hans Kneifel
Auf Te...
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ATLAN 43 – Das letzte Versteck
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ATLAN 43 – Das letzte Versteck
Nr. 43
Das letzte Versteck von Hans Kneifel
Auf Terra, den Welten des Solaren Imperiums und den Stützpunkten der USO schreibt man Mitte Dezember des Jahres 2408 Standardzeit. Die Auseinandersetzung zwischen der USO, der von Lordadmiral Atlan geleiteten galaktischen Ordnungsmacht, und der Condos Vasac, dem galaktischen Verbrechersyndikat, nähert sich unaufhaltsam ihrem Höhepunkt. Das Dunkel, das die mysteriösen Beherrscher der CV-Lenkzentrale so lange Zeit umgeben hatte, ist inzwischen fast völlig gelichtet. Der Planet »Residenz«, die Verwaltungswelt des Gegners, ist erobert worden. Gefangene sind verhört, wichtige Geheimunterlagen gefunden und bereits entschlüsselt worden. Lordadmiral Atlan und seine Spezialagenten Ronald Tekener und Sinclair M. Kennon haben noch ein übriges getan: Von »Residenz« aus wagten sie den Transmittersprung ins Ungewisse und erreichten Llgorak, den im Gervi-Taran-System liegenden Planeten der Geisterstädte. Jetzt, in der Gewalt ihrer Gegner, fliegen sie auf die Wohnwelt der Grossarts zu – auf DAS LETZTE VERSTECK ...
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ATLAN 43 – Das letzte Versteck
Die Hauptpersonen des Romans: Atlan – Lordadmiral und Chef der USO. Perry Rhodan – Der Großadministrator greift ein Sonnensystem an. Der Tschanor-Gos – Ein Meister der Intrige. Ronald Tekener und Sinclair M. Kennon – Spezialisten der USO. Solgo Arlan – Ein »großer« Mann von Siga. Suila von Skopar – Eine Frau nimmt Rache.
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ATLAN 43 – Das letzte Versteck Die riesige, unsichtbare und auf Verderben ausgerichtete Organisation der Condos Vasac war wie eine Hydra, der zwei Köpfe nachzuwachsen schienen, wenn man einen abschlug. Ein Drache, der aus unerfindlichen Gründen die friedliche Ausbreitung des Homo sapiens ins All hinaus bekämpfte und Feuer spie. Jahrzehntelang und länger hatte die United Stars Organisation ihre besten Spezialisten und ungeheure Geldmittel aufgeboten, um die Sabotage der Condos Vasac zu neutralisieren und Aktionen, die vorauszusehen waren, vor dem Ausbruch abzufangen. Männer wie Tekener und Kennon – und ungezählte andere aus allen Völkern des Menschen, der seinen Weg von der Erde, von Terra aus genommen hatte. Im Augenblick sah es so aus, als ob die letzten Köpfe der Schlange abgeschlagen würden. Es schienen keine mehr nachzuwachsen. War es der Todeskampf der Condos Vasac, der noch einmal sämtliche Kräfte mobilisierte, die ihr noch verblieben waren? Wenn ja, dann schlug der Drache mit aller Kraft um sich und versuchte, seine Krallen in alle Richtungen zu strecken und die Menschen in seiner tödlichen Umklammerung zu ersticken. Mitten in dieser Klammer des Todes waren Atlan, Tekener und Kennon. Allerdings: Jetzt galten sie als drei Akonen – Kereyn von Fahstra, Narvus Teyte und Vostram Ahuyle. Das große, walzenförmige Raumschiff, in dem sie sich zwar körperlich ungefährdet, aber einwandfrei als Gefangene befanden, flog seit etwa sechzig Minuten durch das Weltall. Bisher hatte es das System nicht verlassen; noch mehr – es hatte den zweiten Planeten Llgorak, den »Zornigen Riesen«, noch nicht allzu weit hinter sich gelassen. Der Flug ging mit relativ geringer Fahrt weiter. Bedeutung für uns. Abwehrtechnisch betrachtet, ist es doch absoluter Wahnsinn, jemandem, dem man mißtraut, den Flugplan klarzulegen.« »So ist es«, meinte Narvus Teyte grimmig, »entweder wollen sie uns Angst einjagen, oder sie meinen es tatsächlich so.« »Sie meinen es tatsächlich – so!« Die drei Männer wußten, was dieser Flug bedeutete. Sie waren in diesem langsamen Transportschiff gefangen und flogen einem Ziel entgegen, an dem sie zahllose Verhöre erwarteten und schließlich der Tod. Tekener murmelte: »Bevor wir sterben, ergeben sich sicher noch mehrere Gelegenheiten, diesen Ausblick in einen weniger unangenehmen zu verwandeln. Es ist nämlich so, daß ich mich auf meine sechs Monate Urlaub freue, und diesen Spaß möchte ich mir unter keinen Umständen von der Condos Vasac, von Akonen, Aras, Antis oder Grossarts verderben lassen. Im Augenblick weiß ich allerdings nicht genau, wie wir es anstellen, ein weiteres Mal zu entkommen.« Vostram Ahuyle betrachtete die Sternkonstellation. In seinem Gedächtnis und auch in dem zweiten Erinnerungsfundus des Akonen fanden sich keinerlei Erinnerungen an die Position. »Es ist nur klar, daß wir dieses Sonnensystem nicht verlassen haben!« sagte er und deutete auf die Sonne, die sich als hellster Stern auf dem Bildschirm abzeichnete. »Wenn die Geschwindigkeit nicht gesteigert wird, verlassen wir es auch nicht.«
1. Vostram Ahuyle, der Bioreproduktor und Gefäßchirurg mit dem glatten, roten Haar ging in der Kabine hin und her. Er öffnete scheinbar ziellos sämtliche Schiebetüren und berührte Gegenstände, blieb vor einem zweiten Bildschirm stehen und starrte die Sterne an. Die Sonne war zu einem großen Stern geworden. Die Instrumente im Robotkörper Ahuyles registrierten, daß dieser dritte Raum nicht abgehört wurde. Er ging zurück zu seinen Freunden und sagte: »Ich möchte wirklich wissen, ob die Terraner und die Roboter, von denen wir gehört haben, den Planeten Llgorak identifiziert haben oder ob sie auf Verdacht angegriffen haben.« Er machte ein kurzes Zeichen. Die Freunde verstanden. »Ob so oder so – die Robots dürften inzwischen zu Schrott geworden sein.« Teyte folgte seinem Freund in den abhörsicheren Raum. Sofort begannen beide Männer so leise zu flüstern, daß selbst hochempfindliche Mikrophone Schwierigkeiten haben würden. Sie versuchten, sich abzusprechen und ihre Aussagen zu koordinieren, so daß keine Panne passierte. Zwar hatten sie sich bereits vor dem Einsatz auf Residenz und lange genug auch in dem Gleiter unterhalten, aber inzwischen hatten sich die Dinge grundlegend geändert. »Diese eingeschalteten Bildschirme«, sagte Vostram. »Sie haben nur eine einzige
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ATLAN 43 – Das letzte Versteck Atlan war in den Raum hereingekommen und hob langsam eine Hand. »Der Flug soll lediglich Klarheit in das Vorgefallene bringen«, meinte er. »Die Condos Vasac oder die Herrscher der Grossarts werden uns pausenlos verhören. Solange wir verhört werden, leben wir.« Tekener schloß: »Und solange wir leben, gibt es eine Möglichkeit, zu entkommen. Wie steht es mit der Bewaffnung, Ken?« »Ich habe noch genügend Material, um einen kleinen Mond zu sprengen!« sagte der Halbrobot. Die zweite Stunde des Fluges begann. Während sich die Männer die Einzelheiten ihrer angeblichen Erlebnisse ausmalten und sich absprachen, um sich nicht gegenseitig zu widersprechen, bremste das Schiff zum erstenmal seine Fahrt stark ab. Die Männer wurden herumgewirbelt und zu Boden geworfen – Andruckabsorber schienen die Kräfte nicht ganz aufgefangen zu haben. Tekener sagte leise: »Das ist natürlich kein Linearflug, Freunde. Sie fliegen weit unterlichtschnell und ändern ständig den Kurs.« Er deutete auf den Bildschirm, auf dem die Sterne einen kreisförmigen Reigen vollführten und dann, als das Schiff wieder in eine andere Richtung schoß, als Bild stehenblieben. Narvus Teyte wisperte: »Außer Llgorak gibt es noch andere Planeten im System Gervi-Taran.« Es waren Mutmaßungen, aber je mehr sie sich unterhielten, je mehr sie jeden einzelnen Schritt nachvollzogen und sich auf die Fragen vorbereiteten, desto klarer wurde das Bild. Sie wußten auch, welche Phänomena bei einem Flug innerhalb des Linearraumes auftraten und brauchten nicht viel, um zu erkennen, daß das Schiff im Zickzack und unterlichtschnell durch das Sonnensystem flog. »Mit Sicherheit einem zweiten Planeten entgegen!« sagte Kereyn von Fahstra und strich das lange weiße Haar aus dem Gesicht. »Aber warum brauchen sie dazu mittlerweile fast drei Stunden?« erkundigte sich Narvus langsam. Vostram hob die Hand und schlenderte langsam hinüber in den großen Raum. Von dort aus rief er zurück: »Wir bekommen Besuch!« Kereyn und Narvus folgten und setzten sich auf die Ränder der Liegen. Die Schleuse wurde geöffnet und geschlossen; die entsprechenden Geräusche waren deutlich zu hören. Dann tauchten hinter der Sichtscheibe der innersten Tür drei Grossarts
in leichten Schutzanzügen auf, betraten den Raum und stellten sich in einer Reihe auf. Ihre riesigen Augen betrachteten ausdruckslos die drei Gefangenen. Narvus Teyte machte eine grüßende Bewegung und fragte kalt: »Was darf es diesmal sein, Freunde?« Er gab sich den Anschein eines Mannes, der mit seinem Leben abgeschlossen hatte. »Wir sind nur gekommen, um kurz mit Ihnen zu sprechen, Kereyn von Fahstra«, sagte einer der Grossarts. Er trug eine Übersetzungsanlage, die die Worte schlecht modulierte, aber gut verständlich von sich gab. »Bitte!« sagte Kereyn und schaute den Grossart an. War dies einer der legendären Gerzschkos? »Sie werden an einen anderen Ort gebracht und dort einer genauen Befragung unterzogen, ehe wir Sie wieder für andere Aufgaben einsetzen«, sagte ein anderer Grossart. »Bitte, verhalten Sie sich ruhig.« Mehr als erstaunt erwiderte Vostram: »Genau das tun wir. Wir bewundern die Pracht der Sterne, machen uns Gedanken über das Ziel und langweilen uns.« Der dritte Grossart ließ sich vernehmen: »Der Flug wird in mehr als drei Stunden vorüber sein, dann befinden Sie sich wieder in luxuriöserer Umgebung.« Vostram nickte mürrisch. »Schon gut. Wir sind bestens untergebracht. Gibt es innerhalb des Schiffes keine Aufgaben für uns?« Er blickte fragend von einem der Fremden zum anderen, aber er konnte nichts bemerken, was er nicht schon von früher gekannt hätte. »Nein!« war die Antwort. Die Grossarts drehten sich um, ließen die drei Akonen stehen und gingen den Weg zurück, den sie gekommen waren. Verblüfft fragte Kereyn: »Kann mir jemand sagen, was das zu bedeuten hatte?« »Auch hier ist die Antwort nein!« murmelte Narvus. »Gehen wir wieder hinüber und schauen uns die Sterne an. Erstens beruhigt es, zweitens erfahren wir vielleicht mehr über unser Ziel!« »Einverstanden.« Als die drei wieder in dem Raum ohne Mikrophone und Linsen standen, ging ein weiterer scharfer Ruck durch das Schiff. Vielleicht war der Pilot Linkshänder, dachte Tekener, als er sich fluchend vom Boden aufstemmte und irgendwo festhielt. Eine neue Kursänderung war die Folge dieses harten, materialvernichtenden Manövers.
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ATLAN 43 – Das letzte Versteck Die Unterhaltung ging weiter. Sie waren gerade bei der Frage angelangt, warum ihre Luftvorräte gerade kurz vor der Rettung durch die Roboter ausgegangen waren, als sich Kereyn unterbrach und auf den Schirm deutete. Er sagte alarmiert und unruhig: »Das Ziel?« »Vermutlich!« erwiderte der Galaktopsychologe Tekener trocken. »Was sonst?« Zwischen den Sternen tauchte ein Lichtpunkt auf. Er war, wenigstens in der Wiedergabe der Bildschirme, so groß wie die Sterne des Hintergrundes, aber weitaus heller. Ein Planet mit einer derart hohen Albedo schien unmöglich zu sein. Heller als ein Stern? Die drei Freunde betrachteten den näher kommenden Punkt schweigend und konzentriert. »Sechs Stunden sind vorbei!« bemerkte Tekener alias Teyte. Und der Punkt wuchs und wuchs, wurde immer heller, als sei er eine winzige, strahlende Sonne. Als weitere zehn Minuten vergangen waren, nach zwei Kursänderungen, die sich gegenseitig aufhoben, war deutlich zu bemerken, daß dieser Raumkörper weder eine Sonne noch ein silbernes Raumschiff in Kugelform war, sondern ein weitaus größerer Körper. Mindestens ein riesiger Mond. Kereyn von Fahstra kratzte sich unschlüssig im Nacken und meinte verblüfft: »Das Ding glitzert wie ein riesengroßes Schmuckstück.« »Vielleicht ist es die Krone des Sonnensystems«, sagte Narvus respektlos. Er bekam keine Antwort. Diese glitzernde Kugel, in der sich das Licht der Sonne brach, wurde immer größer. Als das Schiff eine weitere Wendung machte, erkannten die Männer, daß der Kurs einen gewaltigen Kreis beschrieben hatte. Sie waren zuerst von der Sonne weggeflogen, weit über die Bahn dieses phänomenalen Körpers hinaus, dann wieder zurück in Richtung des Zentrums. »Nein!« sagte Kereyn. »Wir haben einen anderen Kurs gehabt.« Sie einigten sich schließlich darauf, als die Schirme für einen Augenblick scharf abblendeten. Die Sonne war ins Blickfeld der Männer geraten. Sie war weitaus größer und leuchtete heller als beim Abflug von Llgorak. Also war dieser Planet wesentlich sonnennäher. »Bezeichnen wir ihn vorläufig als den ersten, innersten Planeten des Gervi-Taran-Systems!« beschloß Narvus die Diskussion.
Weitere zehn Minuten vergingen. Das Schiff näherte sich dem Planeten auf einer geraden Flugbahn. Das Bild wurde deutlicher, und jede Sekunde überraschte die Männer mehr und mehr. Der Planet schien aus Diamanten oder aber Myriaden winziger Spiegel zu bestehen. Er schien etwa erdgroß zu sein. Seine Oberfläche war mit Meeren, Gebirgen und Bergen, mit Ebenen und Flußläufen bedeckt, aber alles bestand aus Kristall oder reflektierendem Glas. Je näher sie kamen, desto greller wurde das Licht und desto mehr blendeten die Optiken ab. Narvus Teyte flüsterte gebannt: »Der Planet schimmert in allen Farben dieses Sonnenspektrums. Die Oberfläche muß ohne schützende Lufthülle sein. Und außerdem ist sie bemerkenswert.« Vostram flüsterte Atlan ins Ohr: »Soll ich einen Rafferspruch absetzen?« »Nein, noch nicht. Formulieren Sie ihn aber inzwischen!« »Klar!« Die Oberfläche des Planeten bestand – jetzt war es zu erkennen – aus Kristallen. Vielmehr aus Gebilden kristallischer Struktur, die aussahen, als wären sie in einer übersättigten Lösung gewachsen. Die einfallenden Sonnenstrahlen, die den Planeten trafen, wurden zu hundert Prozent reflektiert. Das Schiff änderte abermals seinen Kurs und flog dann den Planeten aus der Richtung der Sonne her an. Narvus Teyte sagte flüsternd: »Würde der Planet nicht unser Todesurteil bedeuten, könnte man sich an dem Anblick direkt erfreuen. Er ist – schön.« Jetzt sahen sie vor sich eine riesige Kugel. Sie war atmosphärelos, etwa erdgroß, und sie strahlte, als ob sie eine Oberfläche aus Diamanten besäße. Die Gebirgszüge sahen aus, als ob sie aus Kristallen gewachsen wären, jeder Berg aus einer anderen Form von wuchernden Kristallen. Die Linsen der Bildschirme blendeten abermals um einige Grade ab. »Sie landen!« Das Schiff hatte einen Umlauf vollendet und glitt aus der Sonne heraus auf den Planeten zu. Das Bild flutete nach allen Richtungen über die Ränder des Bildschirmes, und das Gelände, dem das Schiff zustrebte, wurde deutlicher, seine Einzelheiten größer. Jetzt konnten sie erkennen, daß zwischen den Bergen große und ausgedehnte Flächen waren, die allesamt in geometrische Formen einzuteilen waren. Es gab Dreiecke, Vierecke, aber weitaus häufiger
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ATLAN 43 – Das letzte Versteck waren Mehrecke, Oktagone und andere, die wie riesige Schneekristalle aussahen. Keine zwei Formen waren gleich, keine Form schien sich zu wiederholen. Wieder fragte Ahuyle: »Rhodan ist nur Lichtjahre entfernt. Wenn ich jetzt funke, kommt er, während wir landen. Dann werden wir leicht und schnell gerettet.« Kereyn erwiderte etwas schärfer: »Nein! Noch nicht. Hier im Schiff und dort unten gibt es hervorragende Ortungsanlagen. Denn dort liegt das Versteck der Herren der CV. Das ist sicher. Wir können jederzeit funken, aber noch ist der Augenblick nicht gekommen.« Vostram nickte. Es paßte ihm nicht, aber Atlan hatte recht, außerdem war er der Chef. Jetzt schwebte das Schiff nur noch mehrere tausend Meter über einem riesigen Fünfeck, dessen Kanten auswuchsen wie die Arme eines Seeigels. Sämtliche Ränder waren gerade, exakt und völlig plan. Der irrsinnige Schimmer, der von den Berghängen ringsum noch reflektiert wurde, erzeugte an jeder Kante ein Spektrum von leuchtenden, glutvollen Farben. Langsam senkte sich das walzenförmige Raumschiff. Jetzt leitete der Pilot keine waghalsigen Manöver mehr ein, sondern steuerte den langgestreckten Körper auf den Mittelpunkt des Fünfecks zu. »Ich kenne manches!« flüsterte Kereyn, der kopfschüttelnd auf die sterile, künstliche Landschaft schräg unter dem Schiff starrte, »aber einen solchen Planeten, dessen gesamte Oberfläche von kristallenen Bauten überzogen ist, konnte ich mir nicht einmal im Traum vorstellen.« Abermals ließ der Pilot das Schiff durchsacken und fing es behutsam in einigen hundert Metern Höhe ab. Jeder Berg, den die drei Männer sahen, war aus einer anderen Kristallkonstruktion aufgebaut. Soweit es erkennbar war, gab es Tausende von Arten, und jede Art »baute« sich eine Form. Einen Berg, gleichmäßig oder in harten, aber phantastischen Formen. Oder ein Flußbett, dessen Krümmung aus lauter kleinen Geraden bestand. Oder eine Ebene, die strenge geometrische Formen aufwies und offensichtlich eben wie eine Glasplatte war. Die Oberfläche wies keinerlei Bauwerke auf; natürlich konnte man von hier aus nicht erkennen, ob die kristallenen Berge etwa nicht ausgehöhlt waren und Öffnungen in den Weltraum besaßen, der an ihrer Oberfläche begann.
»Es muß trotz der hohen Abstrahlung sehr heiß sein!« bemerkte Vostram. »Eine MerkurSituation.« Der langsam rotierende Planet Merkur, der sonnennächste im irdischen System, wies ähnlich hohe Temperaturen auf. Er war ebenfalls atmosphärelos und nahe an der Sonne, so daß seine Oberfläche sich stark erhitzt hatte. »Ja. Das ist ein weiteres Rätsel!« bemerkte Narvus. »Wenn ich richtig geschätzt habe, so liegt der Äquatordurchmesser des Planeten zwischen denen von Erde und Mars, bei rund neuntausendsechshundert Kilometer. Halt! Was ist das?« Als sich, weil das Schiff landete, mehrere Berge gegeneinander perspektivisch verschoben und den Blick auf die Täler freigaben, entdeckten die Männer langgezogene Seen aus stumpfem Material. Waren es Bleiseen oder solche aus Zinn? »Jedermann, der die Grossarts kennt«, murmelte von Fahstra, »wird natürlich nach einem Planeten suchen, der ihrem Metabolismus am meisten entspricht. Hitze, hohe Gravitation, Methan, Ammoniak und Wasserstoff. Das führte zu der Täuschung durch Llgorak. Wenn das hier wirklich das Versteck ist, dann kann diese Oberfläche nichts anderes sein als eine weitere Täuschung, denn kein Grossart kann auf dieser Planetenoberfläche leben.« Tekener korrigierte: »Überhaupt kein Wesen kann hier leben, neben Seen von Blei und Zinn. Oder zumindest Dingen, die wie geschmolzenes Blei aussehen.« Die Verblüffung wuchs, als eine Durchsage im Interkosmo erfolgte. »Wir landen auf dem Planeten Rhaytr-Ozy. Bitte die Plätze besetzen.« In Terranisch wisperte Vostram: »Rhaytr-Ozy bedeutet Innere Burg. Ist das nicht beziehungsvoll?« Die Oberflächentemperatur wurde auf mehr als dreihundertdreißig Grad, und die Rotation der »Inneren Burg« auf rund siebzehn terranische Stunden geschätzt. Damit kamen die drei Freunde der Wirklichkeit sehr nahe. Sanft setzte das Schiff auf, ein leichter Ruck ging durch den langen Walzenkörper. Sie waren inmitten eines sonnenüberfluteten, heißen Plateaus von fünfeckiger Gestalt gelandet. Ringsum ragten sehr symmetrische, aber auch wild zerklüftete Kristallberge auf. »Und warum dann der Riesentransmitter auf Llgorak?« erkundigte sich Teyte, noch immer unter dem Eindruck der phantastischen
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ATLAN 43 – Das letzte Versteck Landschaft stehend. Wo sie gelandet waren, herrschte »Mittagssonne«, die senkrecht herunterstrahlte. Sie befanden sich also vermutlich am Äquator dieses erstaunlichen Planeten. »Nur deshalb«, erläuterte Vostram, dessen kriminologisch geschultes Hirn die Lösung gefunden hatte, »um ankommende Grossarts in einer geeigneten Lufthülle und entsprechender Sicherheit empfangen zu können.« »Dann müßte der Transmitter, von Vostram unbrauchbar gemacht, auch hierher senden können?« »Sicher. Aber nur, wenn die Grossarts direkt in ihrem Weiterleben bedroht werden. Sie würden dieses Mittel nur dann anwenden, und ich bin überzeugt, daß sie Möglichkeiten gefunden haben, die Transmitterschocks abzuschirmen.« Atlan lehnte sich an die Wand und wartete darauf, daß man sie holen und irgendwohin bringen würde. Während er die Augen schloß und daran dachte, daß Rhodan, würde er ins System einfliegen und angreifen oder versuchen, sie zu retten, ebenfalls völlig irritiert sein mußte. Er würde natürlich auch nach einem Jupiterriesen suchen und nicht nach einer Kristallkugel. Dann, als weitere leichte Erschütterungen durch das Schiff gingen, öffnete Atlan die Augen und sah auf den Schirm. »Landeplattform!« kommentierte Narvus. Inmitten des Fünfecks aus glatten Kristallen öffnete sich eine rechteckige Plattform und sank nach unten. Man sah deutlich die Ränder, die sich im Verhältnis zur Umgebung verschoben. »Nette Spielerei!« meinte Narvus. Ihm war trotz seiner Worte nicht sehr wohl. Das Schiff und die Plattform senkten sich langsam nach unten. Gebannt starrten die drei Männer auf die Schirme, deren Linsen wieder aufblendeten, nachdem die irrsinnige Helligkeit abgenommen hatte. Die Wände des Schachtes bestanden aus Energieprojektionen und aus gewachsenen Kristallen. Das Schiff passierte langsam eine erste Energieschleuse, deren oberste Decke sich hinter ihm wieder schloß. Scheinwerfer erhellten den Landeschacht. Eine zweite Energieschleuse, dann eine dritte. Schließlich, nach einer Zeit, die den Männern qualvoll lang erschien und nur fünfzehn Minuten dauerte, wichen die Wände zurück. Ein rötlich gelbes Licht breitete sich aus. Das Schiff rutschte in breiten metallenen Bahnen von der Landeplattform, die sich außerhalb des
Bildes wieder nach oben entfernte und die Energieschleusen passierte. Das Schiff stand im Hangar. »Wie tief sind wir gesunken?« fragte Kennon. Tekener grinste und sagte leise: »So weit, daß wir uns als Akonen ausgeben. In Metern ausgedrückt – ich würde eintausend Meter schätzen. Sie, Sir?« Atlan erwiderte: »Mehr als eintausend Meter. In Kürze werden wir erleben, was sie mit uns vorhaben.« Sie sahen, daß sie sich mit einigen anderen Raumschiffen der gleichen Form in einem riesigen Hangar befanden. Die Wände waren aus Kristallen aufgebaut, und sämtliche Einrichtungen waren in den strahlenden, reflektierenden Wänden untergebracht. Scheinwerfer und Portalkräne, Kanzeln, Gänge und Treppen, Rampen und Kabel. Und über allem lag der rötlich-gelbe Dunst der MethanWasserstoff-Ammoniak-Atmosphäre. Die USO-Spezialisten befanden sich in der Höhle des Löwen. Es war nur eine Frage der Zeit, wann der Löwe zubiß, wann die tödliche Umklammerung sich schloß.
2. Sie warteten abermals. Diesmal eine Stunde, dann kam ein drahtiger Akone, der einen Roboter dirigierte. Auf der Ladefläche des relativ primitiven Gerätes lagen die drei akonischen Schutzanzüge. »Sie werden«, sagte der Mann und wippte auf den Zehenspitzen, die Hand auf dem Griff einer imposanten Waffe, »diese Anzüge anziehen, mir folgen und sich von einem Kommando unserer Vorgesetzten in die Quartiere bringen lassen. Ist die Überraschung schon abgeklungen?« Kereyn verschränkte die Hände auf der Brust, stellte sich breitbeinig hin und erwiderte in eindeutig ärgerlichem Tonfall: »Was mich weitaus mehr stört, Freund, ist, daß Sie mit uns sprechen, als wären wir gefangene Terraner von einem der Kommandos dieses weißhaarigen Arkoniden oder seines heiratsunlustigen Freundes Rhodan. Halten Sie uns für Verräter?« Der Akone hatte ein schmales, längliches Gesicht; das Gesicht eines kleinen Mannes, der etwas zu schnell und zu rücksichtslos Karriere gemacht hatte. Seine Augen funkelten überrascht, als er entgegnete:
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ATLAN 43 – Das letzte Versteck »Ich halte Sie nicht für Verräter. Das ist aber unwichtig – viel wichtiger ist, was unsere Vorgesetzten von Ihnen denken.« »Und was«, fragte mit einem breiten Lächeln der Mann mit dem schulterlangen und auffällig gewellten roten Haar, »denken diese von uns?« Der Akone sagte knapp: »Das war bisher nicht zu erfahren. Folgen Sie meinen Anordnungen.« »Nur zu gern«, meinte Vostram und wuchtete einen der schweren Anzüge hoch. »Ich nehme an, diese Dinger hier sind bereits auf die entsprechenden Werte eingestellt, gesäubert und aufgetankt worden?« »Richtig.« Der Akone marschierte mit kurzen, schnellen Schritten energisch aus dem Zimmer. Hier, in unmittelbarer Nähe der Vorgesetzten, schien er seine gesamte Spannkraft wiedererlangt zu haben, während er bei dem vorherigen Besuch etwas abgespannt gewirkt hatte. »Vorsicht, nicht knittern!« murmelte Narvus fatalistisch. Sie zogen die schweren Anzüge an, halfen sich gegenseitig und führten eine Kontrolle durch. Es war so, wie der Akone gesagt hatte: Sämtliche Systeme waren überholt und die Anzüge gereinigt und aufgetankt worden. »Die Anzüge sind auf eine Verarbeitung von einhundertfünfzehn Grad eingestellt worden«, meinte Kereyn leise. »Das ist die erste wirkliche Information.« Sie verließen die Räume, passierten die Schleuse und wurden draußen von zehn Grossarts erwartet, die schwere Waffen in den Händen trugen und sie auf die Männer richteten. Die Außenmikrophone waren eingeschaltet – ein Grossart sagte: »Folgen Sie dem Anführer. Wir bringen Sie in die Wohnquartiere.« Daß die Grossarts Waffen auf sie richteten, kennzeichnete ihre Lage weitaus besser als jedes gesprochene Wort. Schweigend folgten Kereyn, Vostram und Narvus dem vorangehenden Grossart. Natürlich würden sie während dieses Marsches sehr genau festzustellen versuchen, wo sie sich wirklich befanden, und ob es für sie echte Möglichkeiten gab, zu fliehen und Rhodan zu benachrichtigen. Jetzt war es zu gefährlich. Zuerst verließen sie das Schiff. Was sie in den Korridoren, Rampen und Senkrechtverbindungen sehen konnten, war nichts Neues. Das Schiff war keine Sensation. Sie verließen es über eine ausgefahrene Rampe und befanden sich auf einem geriffelten
Kunststoffbelag, der unter ihren Schritten leicht federte. Überall waren Grossarts an der Arbeit. Eine gewisse Nervosität dieser Wesen konnte nicht übersehen werden. Die Männer und ihr zehnköpfiges Begleitkommando durchquerten schnell den riesigen Hangar, gingen unter den Energieanschlüssen und der gewaltigen Hydraulik des Schiffsaufzuges hindurch und eine lange, halbrund geschwungene Rampe hinauf, die sie in einen Gang mitten in der Kristallmauer brachte. Das bedeutete, dachte Kereyn, daß zumindest große Teile dieses Planeten aus Kristallen bestanden. Vielleicht die gesamte Schale, dicht über dem glutflüssigen Kern. Falls nicht der ganze Planet ein Kunsterzeugnis war. Über ihnen in dem Korridor verliefen schwere Druckleitungen mit großen Öffnungen. Von zentral gelegenen Kraftwerken wurden hier die Hitze, der notwendige Gasdruck und sicher auch die Zusammensetzung des Atemgases für die Grossarts besorgt. Die erste Schleuse. Ich verstehe sehr gut, dachte Kennon, hier gibt es offensichtlich viele Möglichkeiten. Das Gas entweicht entweder in den Raum hinaus, oder aber die Grossarts gehen wegen der notwendigen Lebensatmosphären für die Gäste kein Risiko ein. Die dicken Schleusenportale schlossen und öffneten sich. Wieder ein Korridor, angefüllt mit jenem nebligen Licht. Schweigend und schnell legten sie rund fünfhundert Meter zurück und passierten noch vier Schleusen. Dann deutete der Anführer auf einen Lift. Eine gläserne, sehr große Kugelkabine, die ihren eigenen Antrieb mit sich führte, lief in großen Zähnen und dicken Leitschienen, die aus den Kristallen geformt waren. Im Laufe der Zeit hatten die Grossarts vermutlich eine Technik entwickelt, die es ihnen gestattete, alle Höhlen, Gänge, Vertiefungen und nötigen Vorsprünge aus den Kristallen herauszumeißeln oder zu schneiden, vermutlich mit Ultraschallgeräten oder Strahlern. Der Lift hob sich langsam in die Höhe. Kennon registrierte und zählte genau mit. Sie fuhren an insgesamt sechsundsiebzig Wohnetagen vorbei. Jede Etage war eine Haltestelle des Lifts, bestand aus einem Korridor, der sich um den Lift herum stark verbreiterte. Sicher gab es unzählige Liftsysteme, schnellere und langsamere. Atlans photographisches Gehirn registrierte genau den
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ATLAN 43 – Das letzte Versteck Weg; er hätte schon jetzt, ohne nachzudenken, in den Hangar zurückgefunden. Noch immer lebten sie. Im siebenundsiebzigsten Stockwerk hielt der Lift. Sie verließen ihn durch eine gerundete Öffnung und marschierten wieder geradeaus. Überall sahen sie die wuchtigen Kästen und Leitungen der Klimastationen. Hier oben bestanden sie, nachdem zwei Schleusen passiert worden waren, aus einem anderen Material. Ein Fehler oder ein Ausfall in diesem System würde, dachte Kennon, jeweils nur ein engbegrenztes Gebiet betreffen – also war die gesamte Wohnfläche unterteilt wie ein Raumschiff. Die Gänge waren eckig, unpersönlich und fremdartig kühl. Schweigend ging es weiter, in ziemlich schneller Gangart. Endlich, nach etwa einer Stunde, erreichten sie eine Zone, in der das Licht gelb war. Jetzt hätten die Terraner ihre Schutzanzüge öffnen können, während vor der letzten Schleuse die Grossarts die Helme ihrer Anzüge geschlossen hatten. Der Gästetrakt! Man brachte sie in ein kleines, in sich geschlossenes System von Räumen, die riesige Fenster hatten. Als die Männer ihre Köpfe drehten und durch die Scheiben blickten, prallten sie verblüfft zurück. Die Zimmer waren genau am Rand eines Trichters gebaut, dessen Seitenwände eine Neigung von weniger als fünfundvierzig Prozent hatten. »Sehr apart!« sagte Kereyn laut. »Offenbar sind wir beliebte Gäste.« »Es wird sich in den nächsten Tagen herausstellen!« sagten die Grossarts. »Sie können sich überall bewegen, wo gelbes Licht herrscht. Dort, wo die Schleusen weiß sind, gehen sie in das Drucksystem unseres Volkes über und töten Sie.« Höflich verbeugte sich Kereyn und erwiderte: »Wir danken für diesen Hinweis.« Dann ließ man sie allein. Verglichen mit den Räumen im Raumschiff besaßen sie hier eine geradezu fürstliche Suite, die mit der Einrichtung eines terranischen Erste-KlasseHotels konkurrieren konnte. Die Wände bestanden auch hier – aus Kristallen. »Fühlen wir uns wohl!« sagte Vostram und begann, seinen Anzug auszuziehen. Kereyn legte seine Stirn an das durchsichtige Material und blickte hinüber zu den anderen Fenstern dieser Anlage und hinunter in den Park, der sich am Boden und an den Hängen dieses Trichters erstreckte.
Es schienen künstliche Pflanzen zu sein, oder eine Lebensform, die auf Silikonen beruhte. Jedenfalls war sie purpurn, weiß und schwarz und verwirrte das Auge. Wenn man lange in die sich bewegenden Pflanzen hinuntersah, wurde man schwindelig. »Weniger als zehn Millionen Grossarts werden hier kaum wohnen«, sagte Narvus laut. Kennon versuchte Abhöranlagen zu orten, aber diese Räume schienen zu einer lang zurückliegenden, glücklichen Zeit erbaut worden zu sein, in der man den Akonen noch vertraute und keine Abhöranlagen eingebaut hatte. »Also befinden wir uns tatsächlich in der originalen Steuerzentrale der Condos Vasac. Lange probiert, endlich erreicht. Um welchen Preis?« meinte Kereyn. »Sie sind ein Pessimist, Kereyn von Fahstra!« sagte Narvus laut und setzte sich in einen bequemen Sessel. Hier, unter der tarnenden, kilometerdicken Schicht der Kristalle, die einer geheimnisvollen Silikon-Evolution zu entstammen schienen, waren die Grossarts in Sicherheit. Sie hatten, das konnte Kennon feststellen, ein raffiniertes System ersonnen, um auch hier unten mit genügend heißer Atmosphäre versorgt zu werden. Die Blei- und Zinnseen an der Oberfläche waren mit Wärmetauschern versehen. Während die Bleiseen ihre Hitze in der kurzen Nacht des Planeten wieder abstrahlten, blieb das Zinn im geschlossenen Zustand. Die Temperatur betrug dann ein wenig mehr als 231 Grad Celsius. Vostram Ahuyle stand vor der raumhohen Panoramascheibe und betrachtete nachdenklich die riesige Anlage, die man vor sehr langer Zeit in die Kruste des Planeten geschnitten hatte. Durch ein System von Spiegeln und Linsen kam das Licht der gelben Sonne in den Trichter herein; die gesamte Decke bestand aus leuchtenden Kristallen, unter denen man sich mit einiger Phantasie einen Himmel vorstellen konnte. Die purpurnen Silikongewächse bewegten sich der Helligkeit entgegen. Alles sah sehr alt, sehr gepflegt aus. Kennon murmelte: »Vermutlich wurde hier vor Jahrhunderten die Condos Vasac gegründet. Also gibt es schon seit längerer Zeit Maahk-Mutanten.« Kereyn warf ein: »Das heißt, daß wir es hier mit einer wohlausgebauten Zentrale zu tun haben, in der Rechengehirne stehen, in der die Hilfsvölker arbeiten, die Akonen, Nachkömmlinge von
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ATLAN 43 – Das letzte Versteck Arkoniden, Aras, vielleicht auch Springer und Antis.« Ähnlich dem Innern von akonischen Trichterhäusern lagen in vielen Etagen rund um den Trichter die Wohnbezirke. Vermutlich lebten hier nur Wesen, deren Metabolismus so ähnlich war wie der der Terraner. Kennon stellte sich neben Atlan und führte mit den Instrumenten seines erstaunlichen Körpers Ortungen durch. Zuerst vergewisserte er sich, daß der Raum und alle seine Nebenzimmer nicht abgehört wurden. Dann stellte er fest, daß rund um ihre Räume die Kristallschicht ausgehöhlt war. Es gab Tausende von kleinen und großen Räumen, die würfelartig oder gerundet geformt waren. Wenn sich die Freunde vorstellten, daß es hier sämtliche Versorgungsanlagen geben mußte, Anlagen zum Warten oder zum Bau von Raumschiffen, Archive und so weiter, dann entstand vor ihrem inneren Auge ein Bild, das erstaunlich genug war. Ähnlich wie Quinto-Center ... Die Kruste eines Planeten war von Gängen und Räumen durchzogen wie ein Apfel von den Gängen der Maden. Millionen Lebewesen konnten sich hier mühelos verbergen, mitsamt den Sklavenvölkern. »Unglaublich!« sagte Kereyn. »Was haben Sie festgestellt?« »Unter anderem riesige Magazine, vollgepfropft mit Gütern aller Art, die für Humanoide zu gebrauchen sind.« Tekener wirbelte herum. »Wo?« »Dort drüben. Diese Richtung. Etwa einen Kilometer und leicht aufwärts.« Kereyn fragte weiter: »Können Sie feststellen, ob die Kristalle aus Silikon bestehen, Kennon?« »Ja. Warten Sie etwas.« Die drei Männer schälten sich aus den Anzügen, verstauten sie in Wandschränken und testeten vorher noch einmal die Systeme durch. Hier hatten die Roboter der CV beste Arbeit geleistet – die Anzüge konnten ihnen vielleicht noch einmal das Leben retten. Sie waren vollständig intakt und bestens ausgerüstet. Natürlich fehlten die Waffen völlig. Tekener sah zu, wie der Halbrobot begann, die Wand zu untersuchen und wandte sich an Kereyn. Mit leiser Stimme sagte Tekener: »Wir müssen etwas planen, Sir. Gibt es eine Möglichkeit für drei Männer, von diesem Planeten zu entkommen?« Kereyn erwiderte schroff:
»Ich sehe keine. Wir können uns nicht nach oben durchschlagen, ein Schiff oder eine Jacht stehlen und davonfliegen. Wir würden bereits auf dem Weg scheitern.« Tekener nickte. Mit dieser Möglichkeit hatte er nicht gerechnet, aber sie würden jetzt wieder alles durchdiskutieren. Die Unruhe und ein Gefühl der Todesangst, das noch nicht sehr stark ausgeprägt war, nahm zu. »Das fällt also flach. Wie steht es mit Kennons Signal an Rhodan?« Atlan erwiderte: »Nur als letzte Möglichkeit. Sozusagen dicht vor der Hinrichtung.« »Einverstanden. Was bleibt uns übrig?« »Warten!« Atlan lachte bitter. »Warten und die Aussagen in die Länge ziehen. Solange wir reden, sterben wir nicht.« Kennon war mit seiner Analyse fertig und drehte sich um. »Ist das alles, was uns zu tun bleibt?« fragte er in die Stille nach Atlans Worten. »Ja«, sagte Kereyn von Fahstra. Unter anderem hatte Kennon für den Wohntrakt der Nicht-Grossarts, der sich rund um den riesigen Trichter hinzog, eine komplette riesige Versorgungsanlage für Wasser und Atemluft orten können. Sie arbeitete irgendwo unterhalb des Bodens, dort, wo die Pflanzen wucherten, jene merkwürdigen silikonartigen Gewächse. Silikon ... Kennon überlegte ... vielleicht ist es möglich, die Kristalle auf eine Art zu beeinflussen, so daß sie sich verformten oder weich wurden oder ihre Kristallgitter-Struktur veränderten. Aber es fiel ihm kein Verfahren ein, das sie mit ihren geringen technischen Möglichkeiten anwenden konnten. »Machen wir uns erst einmal auf langes Warten gefaßt«, sagte er. »Es ist schon immer der Hauptbestandteil eines Verhörs gewesen, die Delinquenten durch Warten mürbe zu machen.« Die drei Männer machten sich ein kleines Essen zurecht, wuschen sich und tranken etwas, das wie Kaffee schmeckte, aber gänzlich anders roch und einen herben Nachgeschmack hinterließ. Dann warteten sie wieder. Die Einsamkeit und die Unsicherheit, die Ruhe und die Unmöglichkeit, sinnvoll zu handeln, quälten sie mehr, als sie es für möglich gehalten hätten. Ein halber Planetentag verging. *
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ATLAN 43 – Das letzte Versteck Kereyn von Fahstra versuchte beharrlich, sein »altes« Bewußtsein auszuschalten und zurückzukehren in die Erinnerungswelt des Akonen, in dessen Maske er steckte. Es war lebenswichtig. Er wartete auf sein erstes Verhör. Warum er glaubte, daß ausgerechnet er zuerst befragt würde, wußte er nicht – es war mehr als eine deutliche Ahnung. Aber es mußte eine Rettung geben. Selbst wenn Rhodan angriff, würden sie mit allen anderen zusammen sterben oder von den Kristallwänden erdrückt oder von den Kristallsäulen erschlagen werden ... Ein Geräusch unterbrach seine Gedanken. Die Luftschleuse öffnete sich, und zwei schwerbewaffnete Grossarts traten in den großen Wohnraum. Hinter ihnen, draußen im Korridor, sah Kereyn einen kleinen Robotbegleiter mit Spezialsitzen. Ein starker Geruch nach Ammoniak zog durch den Raum; Narvus nieste laut. »Sie sind Kereyn von Fahstra!« stellte einer der Grossarts fest. Er sprach in das Helmmikrophon des Anzuges, das mit einem Kabel mit einem tragbaren Translator verbunden war. »Ja, richtig«, sagte Atlan und stand zögernd auf. Er versuchte, sich gegen die Angst zu wehren, aber es half nicht viel. »Sie werden jetzt kurz befragt. Gerzschko-11 interessiert sich für Sie und Ihre Aussagen. Ihre Begleiter werden später gehört.« »Ich komme«, sagte Atlan und ging zum Wandschrank, in dem sein Schutzanzug hing. Tekener stand auf und half ihm in den schweren Panzer. Kurz bevor der Helm geschlossen wurde, sagte der falsche Narvus: »Denken Sie an uns, Freund. Sagen Sie nicht alles – wir wollen auch noch sprechen.« Wachsam verfolgten die Grossarts jede Bewegung, und die Mündungen der schweren Waffen schwenkten herum, als Kereyn an ihnen vorbeiging und neben dem Gleiter stehenblieb. Die Grossarts schlossen die Schleusentore, schwangen sich in die Sitze und ließen das Gefährt anschweben. Atlan dachte verzweifelt: In diesen verdammten Kristallen müßte sich ein Gang öffnen, der hinauf zur Oberfläche führt! Von dort könnten wir Rhodan anfunken ... Sein Extrasinn warnte deutlich: Keine sinnlosen Spekulationen. Das sind Wünsche, diktiert von der Furcht. Du verlierst den Kopf! Der kleine Gleiter summte einen Korridor entlang, bog dann nach links ab und umkreiste eine riesige Säule, die einen domartigen
Verteilerkreisel abstützte. Noch immer befanden sie sich in der Sauerstoffzone. Ein Gang an die Oberfläche! dachte Atlan verzweifelt. Die Kristalle müßten ausweichen, einen Hohlraum bilden ...! Der Gleiter hielt jetzt vor einer Schleuse an. Der Druck auf einen Knopf, und innen öffnete sich die Schleusentür geräuschlos. Als der Gleiter wieder anruckte, dachte Atlan wieder an diesen Fluchtweg. Irgendwie gingen seine Gedanken im Kreis, hakten sich fest, wiederholten sich ständig. Die Schleuse schloß sich, sobald der Gleiter in dem großen Raum verschwunden war, dann begannen riesige Pumpen den eingedrungenen Sauerstoff und Stickstoff abzusaugen. Atlan wußte, daß er eine Art der härtesten Bewährungsproben in seinem Leben zu bestehen hatte, trotzdem konnte er sich nicht aus der Fessel seiner überstürzten Gedanken befreien. Atlan, der Arkonide und Kereyn von Fahstra, der Akone ... Beider Bewußtsein hatte nur einen Wunsch: Einen Fluchtweg, groß genug für uns ... Einen Gang in der massiven Kristallstruktur ... Ein Gang ... Flucht ... FLUCHT! Als der Gleiter in die Wasserstoff-AmmoniakZone hineinschwebte, blinzelte Atlan erschrocken. Neben ihm in der glatten Wand bewegte sich etwas. Zuerst war es nur eine Erscheinung, die an Hitzeschlieren erinnerte. Dann stülpte sich ein Loch nach innen ein, wurde größer und berührte endlich mit seinem unteren Rand den Boden. Die Kristalle wichen zurück und verloren ihr seidiges glänzendes Aussehen. Mit überraschender Schnelligkeit hatte sich tatsächlich ein Gang geöffnet, der nach einigen Metern einen scharfen Knick machte und sich in der Tiefe der massiven Wand verlor. Atlan merkte, wie ihm der kalte Schweiß ausbrach.
3. Der Grossart hielt den Gleiter mit einem Ruck an; das Gefährt schleuderte, und die Insassen kippten beinahe aus den Sitzen. Die Schnauze des Gleiters schwang herum, und fassungslos starrten die drei Wesen in das Loch in der Wand. Die Grossarts schwiegen verblüfft, und Kereyn wandte alle seine Beherrschung an, um nicht vor Überraschung aufzuschreien. Waren diese Kristalle tatsächlich unansprechbar? Hatten sie
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ATLAN 43 – Das letzte Versteck ihm gehorcht, oder vielmehr seinem drängenden Wunsch? Das ließ sich durch einen zweiten Versuch klären. Jetzt schaltete Atlan rasend schnell. Die Grossarts durften auf keinen Fall merken, daß die Wünsche eines Menschen, beziehungsweise eines Akonen, die Kristalle beeinflussen konnten. Ich brauche keinen Gang! Jetzt nicht! dachte er intensiv. Die Kristalle ... schließen ... keine Öffnung! schrien seine Gedanken. Mit bemerkenswerter Geschwindigkeit schloß sich die Wand wieder, als sei sie eine plastische Masse, die unter innerem Druck gegen die Wand einer durchsichtigen Form prallte. Die Wandung des Korridors war nach einer Minute wieder geschlossen und sah aus, als habe sie sich niemals verändert. Atlan wollte sich den Schweiß von der Stirn wischen, aber seine Hand schlug gegen die dicke Helmscheibe. Der Extrasinn sagte: Das ist ein Weg zur Rettung! Silikone, dachte Atlan, während er den aufgeregten Dialog der Grossarts hörte, eine merkwürdige Lebensform, die man noch niemals enträtselt hatte. Sie verhielten sich offensichtlich wie ausführende Spiegelungen der menschlichen Wünsche. Während die Grossarts mit Desintegratoren und Ultraschallgeräten die Öffnungen hier geschaffen hatten, konnten seine Gedanken die Kristalle verformen. Die Grossarts starrten die glatte Wand an, schwiegen und setzten den Gleiter wieder in Betrieb. Kereyn nahm sich zusammen und versuchte, das Zittern seiner Finger zu unterdrücken. Er glaubte, man würde dem falschen Akonengesicht das Erschrecken und Erstaunen ansehen, aber die Grossarts drehten sich nicht einmal um. Die Fahrt ging weiter, durch Korridore und Gänge, über Abzweigungen und breite Verkehrswege, auf denen andere Gleiter verkehrten. Kereyn konnte es noch immer nicht fassen. Die leblos erscheinenden Kristalle hatten auf seine drängenden Gedanken reagiert. Das eröffnete Möglichkeiten, die noch vor Minuten reine Phantasie gewesen waren. Jetzt wich die Todesangst, die Furcht vor den langen Verhören ging dahin. Atlan beruhigte sich langsam, während der Gleiter aus einem Tunnel hervorschoß und in einer riesigen Halle anhielt. Sie wirkte wie ein gotischer Raum, von vielen Pfeilern gehalten und unterteilt. Überall war Licht in verschiedenen Farben,
das sich an den Kristallen der Decke und der Wände, die gezackt und ausgefasert erschienen, in Regenbogenfarben brach. Das Gefährt schob sich bis zu einem Viereck, das zwischen Säulen errichtet war, und dort hinein führte man den vermeintlichen Akonen. Schon nach einigen Metern sah Kereyn, daß er sich einem der elf Gerzschkos gegenüber befand. Ein leerer Raum. Einige Sessel, einige Robotinstrumente, einige fest installierte Maschinen. Ein weicher, weißer Bodenbelag. Eine riesige Trennscheibe, dahinter eine Art Schreibtisch. Dahinter saß ein alter, riesiger Grossart und starrte Atlan an. Dann sprach er. Seine Stimme kam von überall her. Die beiden Wächter, die Kereyn hierhergebracht hatten, schlossen das Schott und verschwanden. Kereyn und der Grossart starrten sich an, und jetzt mußte Atlan beweisen, daß er in der Lage war, sich von seinem eigenen arkonidischen Verstand und von seinen Erinnerungen als Lordadmiral zu lösen. »Nehmen Sie den Helm ab. Setzen Sie sich!« sagte die Stimme. Die Übersetzungsanlage schien ein Meisterwerk der Technik zu sein. »Jawohl«, sagte Kereyn mit genau der Menge Achtung, die er einem seiner Vorgesetzten entgegenzubringen hatte. Er nahm den Helm ab, schaltete die Anzugssysteme aus und setzte sich in den großen, schweren Sessel. Zwischen ihm und dem Grossart lagen etwa fünf Meter freier Raum, von der riesigen Scheibe halbiert. Von der Decke senkten sich Mikrophone und die Linsen einer Aufzeichnungsanlage. Dieser Grossart war einer der Elf des Regierenden Gremiums. Er hielt sich nicht lange mit Vorreden auf und begann das Verhör. Er stellte seine Fragen leidenschaftslos und kalt, und gerade das war es, was der Akone fürchtete. Solange keine Reaktion erfolgte, wußte er nicht, ob das, was er sagte, ihn entlastete oder belastete. »Sie waren im Hydra-System auf dem Planeten Residenz beschäftigt?« Sie waren allein. Ihre Stimmen wurden durch einen technischen Apparat über die Translatoranlage gefiltert und wiedergegeben. »Jawohl!« sagte Atlan. »Und dort mußten ich und meine Kameraden den Überfall der Terraner miterleben.« »Residenz ist verraten worden. Wer ist der Verräter?« war die nächste Frage. »Ich weiß es nicht. Keiner von uns, denn viele von uns starben und gerieten in
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ATLAN 43 – Das letzte Versteck Gefangenschaft. Wie auch ich und meine Freunde.« Die großen Augen des Gerzschko-11 zeigten keinerlei Reaktion. Atlan betrachtete die Gliedmaßen des Fremden und blieb angespannt, wachsam und nervös. »Berichten Sie. Lassen Sie nichts aus!« Atlan schilderte aus seiner Sicht den plötzlichen Überfall, den Versuch vieler Bewohner von Residenz, den Transmitter zu erreichen. Er schilderte, wie sie stundenlang in der Gefangenschaft der Terraner gewesen wären, wie es ihnen gelang, zu entkommen, sich zu verstecken und dann, in letzter Minute, den Transmitter zu erreichen. Dann hielt er inne. »Ich habe verstanden!« sagte der Grossart. »Wie konnten die Terraner von Residenz erfahren haben?« Kereyn sagte: »Wir hörten, da wir in unseren eigenen Räumen gefangen waren und die Bildschirme und Mikrophone bedienen konnten, einen Teil der Unterhaltung der Terraner mit. Die Organisation mit Namen Solare Abwehr, ein Instrument Perry Rhodans, hat durch AndroMaahks vom Hydra-System erfahren.« Der Maahk schwieg eine Weile. Kereyn blieb ratlos; keine Reaktion war erfolgt. Er war sicher, daß Techniker, Helfer und Psychologen jede seiner Antworten, jedes Zwinkern und jedes Wort zerlegten und auf seine Bedeutung untersuchten und gegen die Aussagen anderer abstimmen würden. »Wie kann es möglich sein, daß ein einzelnes Schiff vom Gervi-Taran-System erfahren hat und dort Roboter absetzte, einmal rund neuntausend, dann noch einmal eintausend?« »Ebenfalls durch die Andro-Maahks. Wir haben nichts gehört davon – aber aus einem Teil der belauschten Gespräche der Eroberer ging hervor, daß die gesamte terranische Flotte und viele Schiffe der Posbis Erkundungsflüge ausführten.« Der mutierte Maahk fragte: »Wie groß ist die Flotte des Feindes?« »Wir hörten Zahlen in der Größenordnung von mehr als einhunderttausend, zusammengerechnet.« »Über wieviel Einheiten verfügen die Posbis?« Atlan alias Kereyn zuckte die Schulter und murmelte: »Schätzungsweise fünfzigtausend Einheiten. Sie sollen über weite Teile der Galaxis zu Aufklärungsflügen verstreut sein oder verstreut gewesen sein.«
»Also ist dieses Robotschiff durch einen Zufall über Llgorak erschienen und hat sofort angegriffen?« Atlan erwiderte: »Ich kann keine andere Erklärung finden. Bedenken Sie bitte, daß wir nur Gesprächsfetzen aufgeschnappt haben. Wir mußten uns die Primärinformationen zusammensetzen. Natürlich ist hier die Möglichkeit des Irrtums besonders groß.« Eine Pause entstand. »Wie ist es möglich gewesen, daß Sie entfliehen konnten?« Kereyn von Fahstra berichtete, wie sie fieberhaft nach einem Ausweg gesucht und schließlich einen Kabelschacht gefunden hatten. Er schilderte sogar die Lage jenes Schachtes, es gab ihn wirklich. Hier mischten sich seine alten Erinnerungen auf perfekte Weise mit den neuen. Sie waren nur einige Stunden lang eingeschlossen gewesen, hätten dann den Raum verlassen und sich mindestens an fünf verschiedenen Stellen versteckt. Schließlich, als sie in der Nähe des Transmitterraumes gewesen waren und die Warnsignale bemerkt hatten, entschieden sie, alles zu wagen und brachen durch. »Und dann tauchten sie in der Relaisstation auf?« »Ja. Genauso war es.« Wieder entstand eine Pause, in der sich beide Gesprächspartner ansahen und schwiegen. Als der Zustand unnatürlich zu werden begann, fragte Gerzschko-11: »Sie sind zweimal unter verdächtigen Umständen mit dem Leben davongekommen. Die Fragen über das Chaos auf Llgorak stellen wir zu anderer Zeit. Sie wissen, welches Schicksal Sie erwartet?« Kereyn von Fahstra erwiderte: »Ja. Wir werden hier mit interessanten Aufgaben betraut und können endlich wieder arbeiten.« Jetzt schien Gerzschko-11 verblüfft zu sein. Er antwortete: »Sie irren. Wir werden aus Ihnen erfragen, was wir wissen wollen – nötigenfalls unter der Psychosonde. Dann werden Sie ausgeschaltet – Sie sind überflüssig, zudem ein Risiko. Sollten Sie der Exekution zuvorkommen wollen, wird es uns nicht ärgern.« »Ganz wie Sie meinen«, sagte Kereyn. »Darf ich die Unterhaltung als beendet betrachten?« »Sie können gehen. Man bringt Sie zurück.« Atlan verschwendete keinen Blick mehr auf den mutierten Maahk; ein zum Tode Verurteilter konnte sich leisten, den Richter zu ignorieren. Während er sich den Helm
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ATLAN 43 – Das letzte Versteck aufsetzte und ihn verschloß, dachte er an die Kristalle und daran, daß kaum etwas so heiß gegessen wurde, wie es der Koch zubereitet hatte. Er verließ den Raum, wurde von den beiden Wächtern eskortiert und in dem Robotgleiter zurückgebracht zu Narvus und Vostram. Schließlich lag er entspannt in seinem Sessel, streckte die Beine aus und schwenkte den Becher, den ihm Tekener gegeben hatte. »Ich bin soeben zum Tode verurteilt worden!« verkündete er heiter. Narvus Teyte starrte ihn an, als sähe er ein Gespenst. »Höre ich recht?« fragte er stockend. »Ja. Und euch wird es nicht anders ergehen. Aber ich habe die Zauberkraft meiner Wünsche entdeckt!« meinte der Arkonide und grinste freundlich. Vostram Ahuyle kam näher, blieb kopfschüttelnd und mit ernstem Gesicht vor dem Sessel stehen und fragte besorgt: »Können wir Ihnen helfen?« Kereyn schüttelte den Kopf und sagte: »Sie werden einen von euch zum Verhör abholen, dann den anderen. Schließlich, wenn wir alle drei ausgesogen worden sind, sterben wir. Dem werden wir natürlich zuvorkommen. Aber noch nicht gleich.« Ronald Tekener meinte sarkastisch: »Sie scheinen gelitten zu haben, Sir! Das, was Sie uns berichten, ist nicht gerade neu. Wie ist das alles zu verstehen?« Atlan sagte, noch immer grinsend: »In Wirklichkeit sind nämlich wir die Herren dieses Planeten. Wir wissen es natürlich nur noch nicht.« Sie blickten Kereyn an und schwiegen verwundert. Redete Atlan irre? Schließlich sagte er: »Tek! Stellen Sie sich vor diese Wand und denken Sie konzentriert. Formulieren Sie in Gedanken oder meinetwegen laut den Wunsch, die Wand möge sich auftun, damit Sie ins andere Zimmer hinübergehen können. Hören Sie nicht auf, bevor nicht die Kristalle ein Loch geschaffen haben!« Tekener setzte sich, schüttelte den Kopf und zwinkerte Atlan verständnislos an. »Ist Ihnen nicht gut? Was haben Sie durchgemacht während des Verhörs dieser verdammten Grossarts!« Atlan sagte trocken: »Das ist ein Befehl, Spezialist Tekener!« Tekener zuckte die Schultern, stand auf und stellte sich dicht vor die Wand. Er betrachtete die Struktur der Kristalle, die schöner war als jede Tapete, dann dachte und wünschte er, wie
es Atlan befohlen hatte. Schließlich, nach einigen Sekunden, hatte er sich genügend konzentriert. Dann keuchte er auf. »Die Wand ... sie bewegt ... ein Loch!« »Sehen Sie! Es war also kein Unsinn, was ich gesagt habe. Mir ging es nicht anders.« Während Tekener und Kennon das mannshohe Loch in der Wand anstarrten und dahinter die bekannte Einrichtung des Zimmers sahen, begriffen auch sie. Atlan berichtete, was ihm geschehen war. Er schilderte seine Überraschung, und schlagartig begriffen die Männer, daß sie soeben einen Fluchtweg gefunden hatten, der nicht mehr zu überbieten war. Sie konnten sich auf diese Weise mitten durch die Anlage der Grossarts auf die Oberfläche des Planeten begeben, vorausgesetzt, sie mußten keine senkrechten Stollen hochklettern. »Ich sehe Land!« sagte Kennon. »Soll ich jetzt funken?« »Nein«, sagte Atlan. »Noch nicht. Wir machen das viel effektvoller. Zuerst aber brauchen wir einen vorzüglichen Plan, der alles enthält, was wir zu unserer Rettung benötigen. Unter anderem natürlich auch die terranische Flotte.« Seit Jahrhunderten hatten die Kristalle ihr dumpfes Leben gelebt, unempfindlich und unveränderlich. Sie waren von den Arbeitskommandos der Grossarts pausenlos zerschnitten und ausgehöhlt worden und hatten sich nicht gewehrt. Aber ein Gedanke, ein dringender Wunsch eines Menschen hatte sie in Bewegung gesetzt. Sie verfügten also über eine eigene Art von Leben, das sich in keine Kategorie der Erfahrungen pressen ließ. Vostram Ahuyle fragte verblüfft: »Dann haben die Grossarts vor Jahrhunderten alle Angehörigen der Sklavenvölker hierhergebracht und sie gezwungen, ihnen zu dienen. Nach einigen Generationen war dann auch kein echter Zwang mehr nötig. Ist das nicht eine grauenhafte Vorstellung?« Kereyn murmelte heiser: »Sie hätten hören sollen, was der Grossart zu mir sagte. Er gab im kalten Ton bekannt, daß wir nach den Verhören nicht mehr gebraucht würden und uns ruhig selbst umbringen könnten, um dadurch den Grossarts die Arbeit zu sparen. Sagte er, fast wörtlich!« Kennon schränkte ein: »Wir dürfen die mutierten Maahks nicht mit menschlichen Maßstäben messen. Das Ziel der Monstren ist, so wahnsinnig es auch klingen mag, ihre abgestoßenen Häute in Sicherheit zu bringen. Diese Häute sind für die Maahks
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ATLAN 43 – Das letzte Versteck heilig, und sie versuchen, ihnen ein unendlich langes Leben zu sichern. Das aber kann nur gelingen, wenn die Häute unversehrt und unberührt von äußeren Einflüssen, wie zum Beispiel Transmitterschocks es sind, einem anderen Lebewesen überpflanzt werden können. Soviel wissen wir inzwischen.« »Ja, das ist richtig!« sagte Kereyn nachdenklich und sah zu, wie sich die Wand auf Kennons Wunsch hin wieder schloß. Das Loch verschwand schneller, als es entstanden war. So war es, dachte der Arkonide. Der religiöse Wahn – oder ein fast ans Religiöse grenzender triebhafter Drang der mutierten Maahks –, die Häute als das eigene Ich mit potentieller Unsterblichkeit ausgestattet anzusehen, sie in Sicherheit zu bringen oder ihnen einen gefälligen Gastkörper zu verschaffen ... das war der eigentliche Ursprung des Gedankens der Condos Vasac. »Alles andere war nur Mittel zum Zweck!« stöhnte Tekener auf. »Richtig!« Das Erbauen modernster Waffen wie beispielsweise die Transformkanone, die Herstellung einer Transmitterweiche oder ähnliche Großprojekte bedeuteten für die Condos Vasac nicht eigentlich viel: Es waren nur Stationen zum großen Ziel. Natürlich wollten sie auch die Vormachtstellung in der Milchstraße, denn sie erst sicherte der Condos Vasac (man konnte den Begriff jetzt mit »Grossarts« gleichsetzen!) die Möglichkeit, die Häute zu transportieren und zu deponieren. Die Hilfsvölker oder große Gruppen aus vielen Völkern wurden unbarmherzig geschult und unbedingtem Gehorsam unterworfen. Nachdem die ersten Generationen, die von hier aus operiert hatten, gestorben waren, traten die Kinder der Sklaven das Erbe an. Sie wußten nur zum Teil von den Grossarts. Die wenigsten von jener kleinen Gruppe kannten die Geschichte dieser Organisation. Und die meisten der Völker und Gruppen, die nicht von hier aus operierten, kannten nicht einmal die Grossarts selbst. Das war der Hintergrund für das Wirken der Organisation. »Es ist phantastisch und unverständlich, aber in seiner Art logisch«, sagte Kereyn von Fahstra. »Wir haben die letzten Mosaiksteinchen genau an die richtigen Stellen setzen können«, meinte Tekener. Sein Gesicht war unnatürlich bleich.
In diesen einsamen Stunden auf dem Kristallplaneten hatten sie die entsprechenden letzten Einsichten finden können. Das Ende der Condos Vasac schien nahe zu sein – aber noch lebten viele Millionen der agierenden Mutanten hier versteckt. Und nur drei Männer kannten die Wahrheit. Ronald Tekener: »Wir sollten uns ausruhen, während wir unseren Plan entwickeln«, sagte er. »Dann, im entscheidenden Moment, brauchen wir nur noch die Programmierung nachzuvollziehen. Was rechnen wir mit dem Fluchtversuch, der identisch ist mit ›losschlagen‹?« Sinclair Kennon: »Ich würde sagen, morgen in den Abendstunden, nach der Rechnung dieses Planeten. Ich bereite auch einen modifizierten Rafferspruch an Rhodan vor. Einverstanden, Sir?« Lordadmiral Atlan: »Auf alle Fälle erst nach dem nächsten Verhör. Ändern Sie den Spruch ab, so daß Perry genau weiß, was zu tun ist. Fordern Sie für uns entsprechende Hilfe an ... Sie wissen schon, wie ich es meine.« »Klar.« »Wir hängen also von den Silikon-Kristallen ab«, meinte Tekener. »Vermutlich werden sie mich zum nächsten Verhör abholen. Ich fiel wegen meiner ungezwungenen Redeweise auf. Wer wettet dagegen?« Niemand wettete dagegen. Sie warteten weiter. Aber jetzt waren ihre Gedanken nicht mehr von Todesfurcht erfüllt, sondern beschäftigten sich mit dem Plan, wie man mit der Hilfe von Kennons geortetem Großmagazin und der hilfreichen Kristalle entkommen und Rhodan alarmieren konnte. Irgendwann sagte Kennon: »Wißt ihr, daß morgen Weihnachten ist?« Tekener, aus seinen farbigen Gedanken gerissen, erwiderte schlagfertig: »Wir können ja Weihnachtslieder singen. Vielleicht bröckeln dann die Kristalle auseinander.«
4. Am nächsten Tag holten sie Tekener alias Narvus Teyte. Alles verlief so, wie Kereyn es geschildert hatte. Nur diesmal saß nicht Gerzschko-11 in dem Sitz des Inquisitors, sondern ein Grossart, der sich Gerzschko-9 nannte. Tekener, der zwischen zwei verschiedenen Einstellungen zu diesem Verhör schwankte, setzte sich
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ATLAN 43 – Das letzte Versteck unaufgefordert, warf sodann den Helm seines Anzugs auf den Boden und streckte seine Beine gemütlich aus. Dann sagte er kalt und beherrscht: »Findet die Exekution eigentlich hier statt, oder kann ich mich vorher noch von meinen Freunden verabschieden. Sie haben nicht weniger gut für Sie, Gerzschko, gearbeitet als ich. Was hätten Sie denn gern von mir gehört?« Der Grossart zeigte keine Reaktion. Er beherrschte sich mustergültig. Offensichtlich waren die Aussagen des zweiten Akonen doch wichtig. Tekener wußte, daß er den Bogen nicht überspannen durfte, aber in ihm tobte ein derart unsinniger Zorn, daß er selbst fürchtete, sich in entscheidenden Momenten nicht mehr richtig in der Hand zu haben. Außerdem merkte er, wie das überspielte Bewußtsein des echten Akonen langsam absorbiert wurde, wie die Erinnerungen ihm entglitten. »Die Wahrheit«, sagte der Grossart. »Die Wahrheit ist immer im Verstand des Fragenden«, erwiderte Tekener kühl, »so wie die wahre Schönheit im Auge des Betrachters ist. Welche Wahrheit und worüber möchten Sie hören, Chef?« Er starrte den Grossart aus harten, unversöhnlichen Augen an. Der Grossart würde wissen, daß Kereyn die letzten Sätze des Verhörs genau wiedergegeben hatte. Also wußte auch dieser Akone, daß er nach dem Verhör nutzlos geworden war und entbehrt werden konnte. »Wie kommt es, daß Sie als einzige drei Akonen aus dem Chaos der zusammenbrechenden Energiekuppel auf Llgorak entkommen sind?« Tekener erwiderte: »Das sind zwei Antworten. Erstens sind wir nicht entkommen, sondern unter den Trümmern begraben worden, und zweitens sind wir, alle drei, Männer von sehr schnellen Reflexen. Das ist auch schon in unserer Condos Vasac-Personalakte vermerkt worden. Sonst hätten wir keinen so hohen Rang innerhalb der Organisation erreicht.« »Sie sind nicht entkommen?« fragte der Gerzschko. »Was mir an Ihnen so gefällt«, sagte Tekener, »ist das völlige Fehlen von Humor. Wir hörten einige Terraner sprechen, als wir gefangen waren, beziehungsweise auch dann, als wir uns auf Residenz versteckten. Sie sagten, daß überall gesucht werden würde. Genau das sagte ich sowohl neben dem Transmitter auf Llgorak, als auch bei allen folgenden
Befragungen. Wir mußten also mit einem Angriff rechnen und bereiteten uns vor.« Der Grossart beugte sich vor, und seine Klauen taten etwas auf der Tischplatte. Tekener konnte es nicht genau erkennen. Er lächelte kurz. »Sie bereiteten sich vor? Worauf?« »Wir bereiten uns immer auf alles vor«, erklärte der Matheloge. »Schließlich sind wir keine Anfänger. Wir bereiteten uns auf die Möglichkeit vor, daß zufällig ein terranisches Schiff oder eines der vielen Verbündeten angreifen konnte. Wir waren sozusagen sprungbereit.« »Ich verstehe nicht.« »Nahm ich auch nicht an«, erwiderte Ronald trocken. Der Grossart brüllte mit einer Stimme, die sämtliche Lautsprecher klirren ließ: »Was erlauben Sie sich! Sie sind hier nicht der Fragende! Wir sind die Herren!« »Zugegeben«, meinte Tekener und hob beschwichtigend die Hand. »Aber das ist noch lange kein Grund, jegliche gute Manieren zu vergessen, Herr. Zu Ihrer Information: Wir rechneten damit, daß die Grossarts auf dem Planeten Llgorak unsere Warnungen nicht beachteten. Wir wollten nicht darunter leiden. Als wir das Raumschiff auftauchen sahen, sprangen wir in unsere Schutzanzüge, und mein Kamerad sprang aus dem Fenster hinaus und rannte davon. Die Trümmer holten uns ein und begruben uns.« »Das kann ich nicht glauben!« beharrte der Grossart. »Diese Häufung von Zufälligkeiten ist beängstigend und wird für Sie nicht ohne Folgen sein!« Wieder winkte Tekener ab. »Die Folgen sind bekannt, sonst wäre ich etwas zurückhaltender. Mein Kollege hat Ihrem Kollegen bereits detailliert berichtet, warum wir so spät von Residenz kamen. Hätten wir geahnt, wie überaus herzlich wir hier empfangen werden, hätten wir uns natürlich beeilt.« Sie starrten sich abermals an, und selbst der Gerzschko erschauerte ein wenig unter dem unbarmherzigen Blick des Akonen. Er schrie nicht mehr, sondern fragte ruhig: »Was geschah, als Sie das Raumschiff sahen?« »Wir schrien uns Warnungen zu, rissen die Schutzanzüge aus den Schränken und hatten sie gerade geschlossen, als die Schleuse zerschossen wurde und der Orkan in die Gästekuppel hineinfegte. Die Mehrheit Ihrer Angestellten tat dies offensichtlich nicht.« »Nein.«
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ATLAN 43 – Das letzte Versteck Offensichtlich wollte der Grossart einen Widerspruch zwischen den Aussagen provozieren und den Mathelogen einer falschen Aussage überführen. »Sie möchten sicher noch etwas fragen«, sagte Tekener. »Eine Frage mit Pointe. Eine Pointe ist das, was einem nicht einfällt, wenn man es am dringendsten braucht. Wie, zum Beispiel, warum wir drei Männer beinahe unter den Trümmern gestorben sind.« Der Grossart erkundigte sich unbewegt: »Warum sind Sie nicht gestorben?« Der Akone namens Narvus Teyte hob beide Hände, als wolle er sich für den Umstand entschuldigen, daß er noch am Leben war. Er sagte grimmig: »Weil Grossart-Roboter und ein Grossart, der eine Planierraupe fuhr, uns rechtzeitig entdeckten. Es war übrigens eine Maschine – wenn ich nicht sehr irre –, mit deren Hilfe die Geisterstädte auf Llgorak ausgebessert werden.« Der Grossart sprang auf, riß die Arme hoch und schrie: »Woher wissen Sie das? Wer hat es Ihnen erzählt?« Tekener schüttelte mißbilligend den Kopf und sagte: »Verschiedene Wesen sind gefährlich; es ist ihnen gleichgültig, was aus dem Kosmos wird. Wir hörten es im Kasino. Jeder Ara oder Akone wußte, daß Llgorak nur Tarnung ist.« »Das kann ich nicht glauben!« brüllte der Grossart. Wieder klirrten und krachten die Lautsprecher. »Sie lügen!« »Nun, wenn Sie es nicht glauben können – es tut mir leid. Jedenfalls unterhielten wir uns mit Korl rayt Ystroyn darüber, mit Kirkon C'hyman und anderen. Wie gesagt: Jeder wußte es.« Der Grossart war jetzt sichtlich verwirrt. Er setzte sich wieder, dann sprang er auf und bewegte sich hinter dem Tisch hin und her. Schließlich sagte er: »Sie können gehen. Sie werden wieder befragt – Sie und ihre verdächtigen Freunde.« Tekener fischte nach seinem Helm und erkundigte sich ironisch: »Was? Heute keine Todesdrohungen? Sie scheinen Ihr Programm nicht auswendig gelernt zu haben!« Der Grossart wirbelte herum, griff nach einer schweren Waffe, die vor ihm auf dem Tisch lag und zielte auf Tekener. In gespieltem Erstaunen hob Tekener die Arme. »Vorsicht!« warnte er. »Ich kann Sie töten!« tobte der Grossart.
»Sicher«, meinte Tekener versöhnlich. »Aber wenn Sie in das Glas Löcher schießen, wird meine Luft Sie umbringen. Außerdem zittern Sie vor Wut, und da zielt es sich schlecht, Gevatter!« Er drehte sich um, befestigte den Helm und schaltete die Anzugsversorgung ein. Dann wartete er an der Schleuse, bis die beiden Grossarts kamen und ihn wieder in das Sauerstoff-Gefängnis tief unter der Oberfläche des Planeten brachten. Tekener grinste in sich hinein; seine Wut hatte er abreagiert, und es war ihm auch noch gelungen, dem Grossart einen höllischen Schrecken einzujagen. Für Atlan, Ken und ihn bedeutete dies: Flucht. Kurze Zeit später war er wieder in ihrem gemeinsamen Wohnraum und sagte, kaum daß er den Helm geöffnet hatte: »Soeben habe ich unsere Gastgeber derart frustriert, daß Eile nottut. Wir sollten uns absetzen.« Während ihm Kennon wieder einen Becher dieses merkwürdigen, kräftigen Getränkes brachte, berichtete Tekener in einigen Sätzen, was vorgefallen war. Als Atlan Teile des Dialogs hörte, schüttelte er den Kopf und mußte schließlich grinsen. »Wir ergreifen die Flucht!« entschied er. »Kennon, bitte packen Sie aus, was wir brauchen.« Der Halbroboter hatte binnen kurzer Zeit seinen Körper geöffnet und die verschiedenen Waffen ausgepackt. Die Männer stiegen in ihre Schutzanzüge, und Atlan dachte konzentriert: Einen Gang. Aufwärts. Mit Treppenstufen ... Er stellte sich einen gewundenen Gang vor, der aufwärts führte und aus Stufen bestand, mit leuchtenden Kristallwänden. Nach einer halben Stunde gehorchten die Kristalle. Die Männer hatten sich ausgerüstet, hatten die Waffen zusammengesetzt und eine hochbrisante Sprengladung so gelegt, daß beim nächsten Öffnen der Schleuse eine gewaltige Detonation erfolgen würde. Sie konnte nicht allzuviel Schaden anrichten, würde aber eine ungeheure Aufregung und ein Chaos verursachen. Atlan sagte: »Wir versuchen, möglichst schnell an die Oberfläche zu kommen. Es ist sehr leicht, hier auf dem Planeten oben und unten zu unterscheiden – oben ist dort, wo der Kopf ist.« Tekener lachte; es klang etwas blechern über die Lautsprecher. »Hoheit belieben zu scherzen!« sagte er.
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ATLAN 43 – Das letzte Versteck Sie kletterten in den Gang hinein, der ihnen wie der Anfang einer Wendeltreppe vorkam. Als sie sich einige Meter weit entfernt und etwa dreißig Stufen hinaufgestiegen waren, dachte Tekener: Das Loch soll sich schließen ... Fast augenblicklich reagierten die Kristalle. Sie gaben keine eigenen Impulse ab, zeigten nicht, daß sie bewußtes Leben besaßen, aber sie verkleinerten den Durchmesser des gewundenen Ganges. Auch das Loch wurde kleiner. Nein! schrie Atlan in Gedanken auf. Wir werden erdrückt! Die Bewegung der Wand hörte auf, die Kristalle erstarrten. Die Technik muß noch gelernt werden! wisperte der Extrasinn. Atlan hob den Arm und murmelte: »Jeweils nur einer von uns äußert den Wunsch, ja?« »Sie?« »In diesem Fall – ich!« Er dachte daran, daß sich das Loch im Zimmer schließen sollte, daß aber der Korridor seinen Durchmesser unverändert beibehalten sollte. Dann dachte er intensiv an einen Weg, der unaufhaltsam nach oben führte. Dreißig Minuten später, als sie einem Gang gefolgt waren, der sich wie eine zerquetschte, teilweise aufrechtstehende Spirale in die Richtung der Magazine bewegt hatte, hielten sie inne. Sie waren wie Maden in einem Apfel, wie Holzwürmer in einer alten Truhe. Nur wesentlich aufgeregter. »Vorausgesetzt, wir werden in Kämpfe verwickelt«, sagte Kennon. »Das dürfen wir getrost voraussetzen, da es ungemein wahrscheinlich ist«, konterte Tekener. »Dann sind wir zwar bewaffnet«, sagte Atlan und lehnte sich an die Kristallwand. Es war kein Wunsch geäußert worden, die Wände blieben hart und gerade. »Aber unsere Anzüge werden ramponiert. Und die neuesten sind sie ja auch nicht mehr«, meinte Kennon. »Wir sollen also den von dir georteten Magazinen einen Besuch abstatten?« Tekener und Kennon wechselten einen schnellen Blick, dann nickte der Halbrobot. »Das meine ich.« »Sind wir auf dem rechten Weg?« erkundigte sich Atlan zweifelnd. »Meine Orientierung hat durch die vielen Krümmungen etwas gelitten.« Kennon blieb stehen und schien in sich zu versinken. Er schloß sogar die Augen. »Wir müssen dorthin!« sagte er.
Er deutete mit dem rechten Arm, der eine schwere Kombinationswaffe hielt, in die betreffende Richtung. »Was hindert uns?« »Die Windungen dieses Ganges?« sagte Atlan. »Wer denkt?« »Ich diesmal!« sagte Tekener. »Einverstanden. Aber denken Sie bitte gradlinig!« »Ich versuche es hart!« bestätigte Tekener und wünschte sich dringend, abgesehen von den sechs Monaten Urlaub, an die er im Moment nur höchst schemenhaft dachte, einen möglichst geraden und leicht abschüssigen Gang, der genau im Magazin herauskam und keinen Korridor der Grossarts kreuzte. Vor ihnen begannen sich die Kristalle zu bewegen, schichteten sich um, entwickelten neue Formen, gehorchten schnell und lautlos. Dann lagen etwa zweihundert Meter fast schnurgerader Weg vor den Männern. Kennon sagte spöttisch: »Aus dir, das sagte jüngst auch unser hochverehrter Chef, wird doch noch einmal ein guter USO-Spezialist.« »Sicher, sicher, Kleiner!« erwiderte Tekener und grinste zuerst Atlan, dann Kennon an. »Los! Weiter!« Unterschätzt die Gefahr nicht! Ihr wißt nicht, ob man durch die Kristalle orten kann! flüsterte eindringlich der Logiksektor. »Weiter! Schneller!« Sie gingen so schnell wie es ihnen die schweren Anzüge erlaubten, den geraden Gang im Kristall weiter. Sie schwiegen und hatten die Funkgeräte ausgeschaltet, aber die Waffen waren feuerbereit. Je weiter sie kamen, ohne Spuren zu hinterlassen, desto mehr Chancen hatten sie. Sie freuten sich geradezu, wieder einmal handeln zu können, aber den Fehler, die Gefahren zu unterschätzen, machte keiner von ihnen. Eine Viertelstunde später standen sie an einem leichten Knick. Von hier aus führte der künstlich geschaffene Gang wieder aufwärts und leicht nach rechts. »Sind wir noch richtig?« flüsterte Atlan. Sie verzichteten darauf, eine Probe der Luft zu machen; sie verließen sich auf die Anzugaggregate. Sie wußten, was sie terranischen Anzügen zumuten konnten, kannten aber nicht die Belastungsgrenzen der akonischen Druckpanzer. »Ja. Ungefähr. Was brauchen wir eigentlich aus den Magazinen?« Tekener wandte sich an Kennon.
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ATLAN 43 – Das letzte Versteck »Einen kleinen, leistungsstarken Gleiter, neue Anzüge, schwere Waffen und ein tragbares Funkgerät. Oder mehrere davon.« »Ausgezeichnet!« sagte Tekener. Sie liefen langsam weiter. Ihre Atemzüge gingen keuchend, und der Schweiß war so stark, daß die Automatik des Innern ihn nicht mehr richtig absorbieren konnte. Atlan versuchte, durch Drehen des betreffenden Schalters eine höhere Leistung herbeizuführen, aber das Gerät leistete nicht mehr, es lief bereits auf Maximallast. »Etwas langsamer. Solange Rhodan nicht alarmiert ist, eilt es uns nicht zu sehr!« Atlan blieb stehen und dachte mit brennender Intensität daran, daß sich der Gang schließen sollte, aber erst ab der Stelle, an der sie standen. Sie wollten nach vorn, nach oben ... hinten sollten alle Spuren verwischt werden. Fasziniert, immer noch staunend über das kaum Faßbare, erlebte er mit, wie sich die Kristalle ausdehnten und der Gang sich schloß. Dort, wo er eben noch gestanden hatte, war nur mehr eine glatte Wand. Die unmittelbare Drohung des Todes war von ihnen genommen worden, aber jetzt stand vor ihnen der Weg zur Oberfläche mit all seinen unbekannten Gefahren. Sie gingen noch eine Stunde lang, nachdem sie viermal die Kristalle beeinflußt hatten. Dann öffnete sich, zwanzig Meter über dem Boden, die Wand zu einem großen Loch. Die Männer standen nebeneinander und sahen in einen riesigen Saal hinein, dessen Decke mindestens hundert Meter vom Boden entfernt war. »Das Magazin!« sagte Kennon zufrieden. »Oder ein Teil einer noch größeren Anlage«, meinte Tekener. Sie rührten sich nicht und sahen aufmerksam hinunter auf die Massen der gestapelten Güter. Die Grossarts hatten hier entweder eine riesige Höhle geschaffen oder einen schon bestehenden Hohlraum innerhalb der dicken Kristallschale des Planeten ausgenutzt. Hundert Meter hohe, schlanke Kristallsäulen stützten die zerklüftete Decke ab. Überall waren Tiefstrahler angebracht, aber man sah keinen einzigen Wachtposten. Atlan blickte auf die Lämpchen des Testgerätes. »Sauerstoffatmosphäre!« sagte er knapp. Die Seitenlänge dieses ungeheuren Lagers betrug kaum weniger als dreihundert Meter. Die glatten Kristallwände verloren sich zusammen mit den Ketten der Beleuchtungskörper perspektivisch in der Ferne. Die einzelnen Güter, die hier in unabsehbarer Menge lagerten, befanden sich in
Hunderten von Blocks, sorgfältig aufeinandergestapelt. Es schien unmöglich, in absehbarer Zeit die benötigte Ausrüstung zusammenzusuchen – die Männer wußten nicht, wo sich beispielsweise Funkgeräte befanden und wo die Waffen. Es würde viele Stunden dauern. Tekener sagte: »Wir müssen zunächst einmal hinunter. Dann gehen wir einfach im Zickzack durch die Materialansammlung und nehmen mit, was wir brauchen. Die Gleiter stehen dort drüben.« Er deutete auf ein gigantisches Regal, in dem Gleiter übereinander und nebeneinander standen, von dünnen Kunststoffhäuten umgeben. »Meinetwegen!« sagte Atlan und dachte an eine Treppe, die parallel zur Wand hinunterführen würde. Er sah gebannt, wie sich die Kristalle in die gewünschte Form fügten. Noch während sich die Treppe bildete, dachte er an Korrekturen. Die Änderungen wurden durchgeführt, und in der Wand erschien eine rillenförmige Vertiefung, die schräg entlang der Stufen nach unten führte. »Sie haben noch immer nicht gemerkt, daß wir geflüchtet sind«, sagte Kennon. »Sonst würden wir bereits den Alarm hören.« »Sie haben recht. Los, hinunter!« sagte Atlan. Sie turnten nacheinander die Treppe hinunter, wandten sich scharf nach rechts und huschten unter dem grellen Licht zu den ersten Warenstapeln hinüber. Sie lasen, während sie zwischen den Stapeln verschwanden, die Aufschriften in den Symbolen der akonischen Sprache und in derjenigen der Aras und Antis. »Einen Gleiter, schnell!« murmelte Kennon. Er setzte seine Körperkräfte ein. Er nahm Atlan und Tekener bei den Armen und rannte schräg an einigen Stapeln vorbei. Dann schob er einen Gleiter vier Meter über den Boden, griff zu und zerfetzte mit einigen Rucken die halbdurchsichtige Plastikverkleidung. Während er sich um die Energieversorgung kümmerte und die Maschine nach kurzer Überlegung mit einigen Handgriffen startete, gingen Atlan und Tekener nach zwei Richtungen auseinander und lasen weitere Aufschriften. Schließlich knackte es in den Helmlautsprechern des Halbrobots, und Atlans Stimme sagte leise, aber scharf: »Hier sind akonische Druckpanzer. Mindestens zehntausend Stück.« Kennon schwang sich in den Gleiter und regulierte den Bodenabstand ein. »Wo?« fragte er. Atlan trat in den Gang zurück und winkte ihm.
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ATLAN 43 – Das letzte Versteck »Hier. Tekener?« »Ich finde gerade die Ersatzmagazine!« stellte Ronald fest. »Ich sehe Sie, Sir.« »Gut. Bringen Sie mit, was wir brauchen.« Von der einen Seite schwebte Kennon mit dem Gleiter auf Atlan zu. Der Arkonide zog drei neue Schutzanzüge der betreffenden Größe aus den Fächern, fetzte die dicke Umhüllung herunter und sah aus dem Augenwinkel, wie Tekener heranrannte, beide Arme voller originalverpackter Energiezellen, Hochleistungsbatterien, Magazine und Sauerstoffflaschen. Die Ladefläche des Gleiters füllte sich mit Ausrüstungsgegenständen. Sie wußten, was sie brauchten – kein Handgriff war zuviel. Sie brauchten noch: Funkgeräte mit hoher Leistung, Sprengsätze, schwere Waffen und Nahrungsmittel. Als sie sich kurz verständigten und suchend umsahen, fiel der Blick Kennons auf einen Gleiter, der in fünfzig Meter Höhe über die Stapel dahinschwebte und genau auf das Loch in der Wand und die schräge Treppe zuhielt. »Halt!« sagte der Halbrobot leise und deutete nach oben.
herunter und prallte gegen ein Regal, das zwanzig Meter hoch war. Würfelförmige, weiße Kästen, die vier Grossarts und der schmorende Apparat bildeten ein wirres Durcheinander, aber die Grossarts standen unverletzt auf und eröffneten das Feuer auf Kennon. Atlan schrie: »Zurückschießen!« Tekener zielte sorgfältig und feuerte langsam Schuß auf Schuß ab. Der erste Druckpanzer explodierte; Ammoniak, das bei minus dreiunddreißig Grad zu kochen begann, explodierte und brannte mit heller Flamme. Der zweite Grossart wurde von Kennon erschossen. Den dritten verfolgte Atlan im Visier seiner Waffe, bis er in günstiger Schußposition war. Dann feuerte er viermal hintereinander; am Fuße der Wand brach der Posten zusammen. Tekener erschoß den vierten, als er aus der Qualmwolke des brennenden Gleiters auftauchte. »Schnell aus diesem Magazin hinaus!« schrie Atlan. »Aber nicht ohne unsere Mitbringsel!« rief Tekener zurück. Sie rannten zurück zu ihrem Gleiter. Gleichzeitig sprangen sie in die Sitze, während Kennon die Maschine nach vorn schweben ließ. Ihre Blicke glitten suchend über die Aufschriften. Einmal beugte sich Tekener aus dem Gleiter, sagte: »Bremsen!« und als er den Arm zurückzog, befand sich ein kleines, tragbares Funkgerät in seiner Hand. »Brauchbar, mitnehmen!« sagte Atlan. »Mit Material brauchen wir nicht sparsam umzugehen, es ist noch genug da.« »Und sicher aus Steuergeldern finanziert!« meinte Tekener und lud acht Funkgeräte auf den Wagen. Als sie weiterschwebten, zwischen den Stapeln hin und her glitten, suchten und langsam alles fanden, was sie brauchten, zerfetzte Tekener die Verpackung, warf sie aus dem Gleiter und prüfte die Funktion der Geräte. Atlan konzentrierte sich auf die Decke und wünschte sich einen Tunnel, der schräg nach oben führte, aber keinen Methan-WasserstoffGang kreuzte. Dann wandte er sich an Kennon. »Wir verlassen das Magazin dort oben. Schräg hinter der Säule!« »Verstanden.« Tekener stellte, während der Gleiter schräg der Decke entgegenkletterte, eine Verbindung zwischen seinem Helmmikrophon und dem Speicher des eingeschalteten ersten
5. Noch waren sie nicht entdeckt. Das Summen des Gleiters, der unbeirrbar weiterflog und, soweit dies von hier unten zu erkennen war, mit vier Grossarts besetzt war, verschluckte Atlans Worte, als er sagte: »Kennon – schießen Sie die Maschine ab.« Der Halbrobot nickte, stellte sich breitbeinig hin und hob die schwere Waffe. Das Gerät knackte, dann verließ eine Kette von Blitzen den Projektor und versiebte die Unterschale des Gleiters. Augenblicklich explodierten dort Maschinen und Energiezellen. Rauch brach aus den Löchern hervor. Atlan schloß die Augen und konzentrierte sich auf das Loch in der Wand. Inzwischen hatte er genügend Übung darin, seine Wünsche den Kristallen »verständlich« zu machen. Während der Gleiter schräg dem Boden entgegenstürzte und Kennon seine Waffe auf Lähmstrahlung umschaltete, hastete Tekener um zwei, drei Stapel herum und ging in Deckung, seine Waffe im Anschlag. Das Loch in der Wand schloß sich, die Ecken der Stufen verschmolzen wieder mit der kristallenen Größe der Wand. Mit einem schmetternden Krach, gefolgt von einem schleifenden Geräusch, kam der Gleiter
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ATLAN 43 – Das letzte Versteck Funkgerätes her. Da beides akonische Erzeugnisse waren, paßten die Steckanschlüsse ausgezeichnet. Dann sprach er einen Hilferuf an Perry Rhodan, schaltete das Gerät ein und berührte den Sendeknopf. »Wir werden Spuren legen«, sagte er. »Aber in die falsche Richtung.« Kennon verstand und hielt an, als sie den höchsten Materialstapel erreicht hatten. Tekener stellte das eingeschaltete Funkgerät ab, das einen dauernden Text mit äußerster Sendeleistung abgab. Sollte jemand versuchen, sie zu orten, würde er zuerst auf das Funkgerät stoßen. Das würde eine Verfolgung entscheidend aufhalten. »Schneller!« murmelte Atlan. Als der Gleiter auf das große, dunkle Loch jenseits der Helligkeit des Saales zuschoß, ertönte ein Alarm. Es war ein auf- und abschwellendes Summen, daß die Mauern zu durchschneiden schien. »Jetzt beginnt die Jagd!« sagte Atlan. »Und jetzt strahle ich den Rafferspruch ab!« beharrte Kennon. Der Gleiter kletterte weiter. Das dunkle Loch schien in greifbare Nähe gerückt zu sein. Kennon strahlte den Rafferfunkspruch mehrmals hintereinander ab, aber die Hyperfunkgeräte in seinem robotischen Körper registrierten keine Antwort. »Die hilfreichen Kristalle«, sagte er, als die Maschine in das dunkle Loch hineinschoß, »scheinen die Impulse zu reflektieren. Ich habe keine Antwort von Rhodan. Aber von jetzt ab versuche ich es immer wieder.« »Gut. Einverstanden.« Der Gleiter passierte mit brummenden Maschinen das Loch in der Decke. Kennon hielt die Maschine an, alle drei Männer drehten sich um und schauten hinunter in die Halle. Hundert Meter unter ihnen strömten von allen Richtungen Grossarts und humanoide Gestalten in Druckpanzern auf die Stelle zu, an der die Trümmer des Gleiters und die Verpackung der Geräte brannten. Das Summen des Alarms hielt an. Vor ihnen erhellten sich die Kristalle. »Weiter. Wir haben nicht viel Zeit zu verschenken!« sagte Atlan. Er dachte intensiv an eine unversehrte Decke, an ein Loch, das sich geschlossen haben würde. Die Kristalle, Spiegelbildprojektoren und Ausführende menschlicher Gedanken zugleich, reagierten zufriedenstellend. Sie waren einseitige Telepathen: Sie reagierten auf menschliche Gehirnströme, antworteten aber nicht.
»Vorübergehend sind wir in Sicherheit«, sagte Atlan. »Die Grossarts werden nicht wissen, daß uns die Kristalle helfen. Aber immerhin hat meine Wachmannschaft gesehen, wie sich eine Wand veränderte, und es ist auch nicht auszuschließen, daß die vier Grossarts in dem abgeschossenen Gleiter das Loch in der Wand gesehen und darüber berichtet haben. Ganz so sicher sollten wir uns nicht fühlen.« Tekener seufzte und kommentierte: »Was ist in diesen Zeiten schon sicher?« Unermüdlich arbeiteten die Maschinen des kleinen, aber schwer beladenen Gleiters. Sie schoben das Gefährt mit den drei Flüchtenden den steilen Gang hinauf. Niemand wußte, welche Räume oder Gangsysteme neben, über oder unter diesem leicht gewundenen und gekrümmten Gang in der Kristallmasse existierten. »Ich fühle mich erst dann sicher, wenn ich die lieben Gesichter von Rhodans Flottenoffizieren oder unsere USOSpezialisten sehe!« sagte Kennon. »Und bis zu diesem Moment ist es, denke ich, noch lange hin!« sagte der Arkonide. Sie schwebten eine halbe Stunde lang schweigend durch die Kristalle. Bis zur Oberfläche war es noch weit – wie weit, wußte niemand. Es gab auch keine Möglichkeit, dies festzustellen, ohne daß man den Schutz des Verstecks verließ. »Der Alarm hat aufgehört!« stellte Kennon nach einer Weile fest. »Was nicht bedeutet, daß man uns nicht mehr sucht!« sagte Atlan. »Ich bin unschlüssig, was wir jetzt tun sollen.« Kennon sagte: »Wir haben zwei Möglichkeiten.« »Welche?« erkundigte sich Tekener. »Entweder wir versuchen, ständig innerhalb der Kristallmauern zu bleiben und auf diese Weise ziellos herumzuirren. Oder wir verlassen diesen Schutz vorübergehend und orientieren uns.« Es war klar: Man konnte von den Kristallen nicht besonders hohe Intelligenzleistungen erwarten, falls dieses Wort die Möglichkeiten exakt beschrieb, die diese Silikone hatten. Die Wünsche mußten, das hatten die Männer inzwischen feststellen können, exakt und nicht zu weitreichend sein. Wenn man sich lange Gänge nach oben wünschte, konnte man gefährliche Fehler provozieren. »Meldet sich Rhodan noch immer nicht?« fragte Atlan. Kennon schüttelte den Kopf. »Nein!« sagte er.
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ATLAN 43 – Das letzte Versteck Tekener aktivierte ein zweites Funkgerät, sprach einen ziemlich verworrenen Text und wartete. Schließlich, als der Gang endete, meinte der Arkonide: »Auf unserer Seite ist auf alle Fälle das Überraschungsmoment. Versuchen wir, diese Mauer zu durchstoßen und festzustellen, wo wir sind.« Tekener entsicherte seine Waffe. »Warum nicht?« fragte er. »Denken Sie das Loch, Sir?« »Ja!« erwiderte Atlan und veranlaßte die Kristalle, ein kopfgroßes Loch in den nächsten Raum zu bilden. Der Gleiter schwebte ruhig vor dem Ende des Ganges. Kennon saß am Steuer, und die Geräte seines Robotkörpers versuchten, die Isolierung der Kristallschichten zu durchdringen. Aber seine Ortung wurde beeinträchtigt; wie die Kristalle die Hyperfunksprüche reflektierten und kaum durchließen, so behinderten sie auch die Geräte. Er entdeckte undeutlich einen gewaltigen Hohlraum, der mit massiven Maschinen oder Aggregaten vollgestellt war. Keinerlei Bewegungen ... hier waren die Schichten besonders dick, im Gegensatz zum Sauerstoff-Gefängnis, wo er die Magazine klar hatte ausmachen können. Atlan schwang sich aus dem Sitz und dachte intensiv. Zwischen ihm und dem langen, dünnen Loch bildete sich ein schmaler Gang. Atlan verzichtete darauf, ihn breiter werden zu lassen, obwohl seine Schultern daran stießen. Er ging etwa zehn, fünfzehn Meter weit, dann spähte er durch das Loch, das nur etwas größer war als die Sichtplatte seines Helmes. »Darf man erfahren, was Sie sehen?« erkundigte sich Tekener. »Sofort! Kommen Sie her, Ronald!« Tekener ließ sich aus dem Sitz gleiten und nickte Kennon zu. Er hatte den Eindruck einer Gefahr, die auf sie wartete. Eines war ihm inzwischen klar. Sie konnten auf keinen Fall den Weg an die Oberfläche ohne menschliche Hilfe zurücklegen. Der Gleiter würde irgendwann zu langsam und zu wenig leistungsfähig werden. Er stapfte hinter Atlan her. Der Arkonide trat zur Seite, und Tekener spähte durch die Öffnung. »Ein Maschinensaal!« sagte er. »Anscheinend vollautomatisch. Ich nehme an, das ist eine der Stationen, in denen die Wärme herangeleitet und der Druck konstant gehalten werden. Ich sehe das an den Turbinensätzen dort drüben.« Atlan nickte und sagte halblaut: »Dasselbe habe ich gedacht. Sehen Sie den riesigen Stahltunnel?«
»Natürlich. Wir haben dieselben Ideen, Sir!« Die beiden Männer betrachteten ein Rohr, das aus einer Speziallegierung bestand und kerzengerade nach oben führte. Die direkten Isolierungen bewiesen schlüssig, daß es sich um die Leitung eines Wärmetauschers handelte. Irgendwo am anderen Ende dieses Tauschers mußte sich ein Bleisee oder ein Teich aus geschmolzenem Zinn befinden. Atlan entschloß sich und sagte: »Wir durchqueren den Raum und versuchen dann, senkrecht neben dem Rohr nach oben zu kommen!« »Wir sind bereit!« sagte Kennon. Atlan und Tekener gingen zurück zum Gleiter, setzten sich, und Atlan veranlaßte die Kristalle, einen Gang zu bilden. Noch während er daran dachte und sich vorstellte, wie sich die massive Schicht teilte, geschah es. Die Maschine setzte sich brummend in Bewegung und schoß hinaus in die Maschinenhalle. Kaum hatte sie die Kristallmauer verlassen, ertönte der zweite Alarm. Die beiden Männer entsicherten ihre Waffen, während Atlan sich einen senkrechten Tunnel wünschte. Er kam nicht mehr dazu, den Kristallen zu befehlen, den eben verlassenen Gang zu schließen. Der Alarm tobte durch die Halle. Kennon erhöhte die Leistung des Gleiters. In einer engen Kurve stieg die Maschine höher und höher. Drei Grossarts, die an einem bisher unsichtbaren Schaltpult gesessen hatten, eröffneten augenblicklich das Feuer. Tekener hielt die Waffe schräg aus dem Gleiter heraus, zielte und feuerte, während der Gleiter sich in dem Hagel der Strahlen weiter in die Höhe schraubte. Die ersten Schüsse trafen das Schaltpult und setzten es außer Funktion. Dann tötete Tekener die Grossarts. Atlan dachte: Der Gang soll sich schließen ... er soll sich schließen ... Wieder bewiesen die Kristalle, daß sie gehorchten. Kennon handelte augenblicklich, als er sah, wie sich die Öffnung der Decke schloß. Er ließ den Gleiter durchsacken, nur um wenige Meter. Atlan fluchte unterdrückt. Einer der Grossarts traf die Maschine und schmolz einen Teil der Bordwand weg. Tekeners Schüsse hämmerten nach unten. Eine Turbine begann zu kreischen. Aus zahlreichen geborstenen Leitungen entwichen Dampfwolken und bildeten lange Geysire, die nach allen Seiten fauchten und heulten.
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ATLAN 43 – Das letzte Versteck Auch der Gang, durch den sie hereingekommen waren, schloß sich. Atlan atmete durch und konzentrierte sich, während Kennon, mit einer Hand steuernd, mit der anderen die Waffe bedienend, einen weiteren Kreis zog. Hinter dem Gleiter wehte eine lange Rauchfahne her. Ein Gang in der Decke, neben dem aufwärtsführenden Rohr. So breit, daß unser Gleiter passieren kann! Lange Sekunden vergingen, während zehn Grossarts ihre Waffen nach oben richteten und drei Männer nach unten feuerten. In dem Maschinenraum breiteten sich Flammen und Rauch aus. Dann öffnete sich die Decke. Zugleich mit einem Schwall Rauch und giftiger Atmosphäre schob sich der Gleiter nach oben und verschwand. Tekener machte eine der erbeuteten Ladungen scharf, drückte den Auslöser und schleuderte das Paket nach unten. Schließt die Decke! schrien unhörbar Atlans Gedanken. Die von einer menschlichen Gehirnfrequenz ausgestrahlten Impulse oder Wünsche oder Gedanken waren intensiv genug, so daß die Kristalle abermals schnell reagierten. Je mehr die Gedanken von einem starken Gefühl, also der Todesangst, diktiert waren, desto schneller schlossen oder öffneten sich die Kristalldecken. Kaum hatte sich die Decke wieder geschlossen, wurde sie von einer ungeheuren Detonation erschüttert. »Ich weiß nicht, ob die Grossarts schwitzen oder frieren werden – auf alle Fälle haben wir ihr Luftsystem empfindlich gestört!« sagte Tekener. »Was ist mit unserem Gleiter, Freund Ken?« Kennon sah Atlan von der Seite an und sagte leise: »Wir sollten uns darauf gefaßt machen, daß die Maschine nicht mehr lange funktioniert. Vermutlich bricht in Kürze der Motor zusammen.« »Verstanden!« sagte Atlan. In diesem Fall mußten sie die Kristalle bitten, in dem senkrechten Gang einen Abstellplatz zu schaffen. Dann ging es wieder zu Fuß weiter. Plötzlich sagte Tekener laut: »Verdammt! Mein Anzug!« Der Gleiter kletterte mit wimmernder Maschine, einen Rauchfaden hinter sich herziehend. »Das auch noch!« stöhnte der Arkonide, nachdem er sich umgedreht und gesehen hatte, daß ein unbedeutender Streifschuß sämtliche
Schalter und Knöpfe am Gürtel von Tekeners Anzug zerstört hatte. Kennon fragte: »Wie lange hältst du noch durch, Tek?« »Vielleicht zwanzig Minuten!« sagte Tekener zwischen zusammengebissenen Zähnen. »Länger auf keinen Fall. Ich ertrinke gleich im eigenen Schweiß.« Das bedeutete, daß er den Anzug wechseln mußte. Innerhalb des Systems gab es nur giftige Gase, also jene Atemluft, die den Grossarts und ihrem Metabolismus entsprach. Also mußte der Gleiter abgestellt werden. Wie aber konnte sich Tekener umziehen, ohne zu sterben? Es gab hier nirgends Luftschleusen, und vorläufig durften sie sich aus dem Schutz der Kristalle nicht hinauswagen. Offensichtlich gehorchten die Silikone nur den menschlichen Wünschen und nicht denen der Grossarts, denn seit dem Tag, an dem diese Wesen den Planeten in Besitz genommen hatten, wäre sonst auch einer von ihnen auf diese überraschende Tatsache gestoßen. Minuten vergingen. Die Männer überlegten schweigend. Der Gleiter begann zu rucken, die knirschenden Geräusche unter der Haube wurden immer lauter. Schließlich sagte Kennon: »Wir müssen anhalten. Schafft einen Hohlraum, in den Tek hineingeht. Dort kann er den Sauerstoff seines Tanks ablassen und so den Ammoniakgeruch und das Methan aus dem Hohlraum blasen. Wenn das geschehen ist, muß er sich einschließen lassen. Verstanden, Tek?« Tekener erwiderte: »Selbstverständlich, Herr Ahuyle!« »Ich werde ...«, begann Atlan. Er konzentrierte sich. In dem Augenblick, als er seine Gedanken formulierte, sackte der Gleiter schwer durch, fing sich wieder und begann abermals zu steigen, stark rauchend und mit schwer arbeitenden Maschinen. Blitzschnell erschien in dem Schacht eine tiefe, ausgebuchtete Nische. Kennon hob die Hand, bewegte die Steuerung und setzte den Gleiter auf dem Boden auf. Neben ihnen ging es Hunderte von Metern gerade abwärts. Jenseits der leuchtenden Kristalle sahen sie den Schatten des Rohres und die Windungen der Isolierung. Kennon sagte leise: »Einen Absturz haben wir vermeiden können. Aber inzwischen ist garantiert der ganze Planet in Aufruhr und sucht uns. Einige Millionen
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ATLAN 43 – Das letzte Versteck Grossarts gegen uns – das ist ein Verhältnis, das mir nicht behagt.« Er ging zur Ladefläche und hob einen der schweren Anzüge herunter. Dann lehnte er ihn an die Kristallwand. »Sie haben Übung!« wandte er sich an Atlan. Atlan stellte sich einen Hohlraum vor, in dem sich ein erwachsener Mann mit Hilfe eines anderen umziehen konnte. Langsam erschien eine Kammer in der glatten Wand, mehr ein kleiner Raum mit einer schmalen Tür. Atlan korrigierte die Form und die Größe noch etwas und winkte dann. Tekener und Kennon stapften hinein. Dann hob Tekener die Hand und drehte das Notventil seines Sauerstofftanks auf. Ein knatterndes Fauchen ertönte, und der Sauerstoff jagte als Wolke aus dem Ventil. Atlan wünschte eine Verkleinerung der Öffnung in der Wand, und je kleiner das Loch wurde, desto schriller wurde das Fauchen des abgeblasenen Sauerstoff-Stickstoff-Gemisches. Als der Ton verklungen war, schloß Atlan die Öffnung. Nach seiner Berechnung standen jetzt Tekener und Kennon in einer ziemlich reinen Umgebung aus Sauerstoff und Stickstoff. Kennon würde Tekener helfen, möglichst schnell den schweren Druckpanzer zu wechseln. Sicherheitshalber testete Atlan seinen Panzer und stellte entsetzt fest, daß die Einstellung des energetischen Schutzschirmes, den sie bis jetzt nicht gebraucht hatten, beschädigt war. Eine Flucht mit Hindernissen. Bis jetzt aber hatten sie so viel Glück gehabt, daß ihr Vorrat davon verbraucht sein mußte. Atlan überlegte: Wie lange steckten die Männer schon in dem Hohlraum? Er beschloß, noch etwas zu warten.
Er setzte Tekener den Helm auf und befestigte die Verschlüsse. Sie rasteten klickend ein. »Fertig?« »Ja!« sagte Tekener, nachdem er die Lautsprecher aktiviert hatte. »Wir können weiter.« Sie testeten den Anzug durch, befestigten die Waffen am Gürtel, sahen noch, ob etwas vergessen worden war. Nichts. Es konnte weitergehen. Sie mußten so schnell wie möglich hinauf an die Oberfläche. Der Gleiter würde sie keinen Meter mehr weiterbringen können, er war zerstört. Aber die Ladeflächen waren voller Ausrüstungsgegenstände, von denen sie das meiste dringend brauchten. Tragen konnten sie weder die beiden Anzüge noch die anderen Magazine. Tekener dachte intensiv an eine Öffnung, und wenige Sekunden später standen sie neben dem ausgefallenen Gleiter. »Die Flucht geht weiter!« sagte Atlan. »Schwierig ist nur die Frage, auf welche Art!« Sie schauten den Gleiter an, warfen einen Blick in den Schacht hinunter und überlegten. Sie brauchten ein neues Fahrzeug. Freiwillig würden die Grossarts ihnen keines überlassen, also mußten sie eins erbeuten. »Niemand weiß, wo das nächste Depot ist!« sagte Atlan. Tekener befestigte einige Ausrüstungsgegenstände an dem breiten Gürtel, stimmte einige Schalter ab und sagte halblaut: »Suchen!« Sie nickten sich zu. Atlan dachte an einen breiten Gang zum nächstliegenden Raum, der etwa auf ihrer Ebene lag. Die Kristalle reagierten sofort darauf. Aber noch immer gaben sie kein anderes Zeichen. Sie waren tot, was diese Möglichkeit betraf. Sie hatten niemals geantwortet, nicht einmal auf telepathische Weise, und sie würden niemals antworten. Die drei Männer gingen so schnell, wie es die starren, schweren Anzüge erlaubten, den Gang hinunter. Nur Kennon brauchte sich nicht zu strapazieren, sein Robotkörper konnte weit größere Anstrengungen ertragen. »Wir müssen trotzdem schon ein ganzes Stück der Oberfläche näher gekommen sein!« bemerkte Atlan nach einigen Minuten. »Sicher. Aber wir wissen es nicht genau. Kann sein, daß wir einen Lift finden oder eine Schleuse nach oben!« erwiderte Tekener. »Auf alle Fälle brauchen wir die beiden neuen Anzüge und das Material! Denken Sie an die Umgebung, die dort oben herrscht! Es ist der Weltraum, wo er am heißesten ist.«
6. Es stank geradezu mörderisch. Ronald Tekener hustete und bemühte sich, nicht einzuatmen, aber er konnte nicht ohne Sauerstoff auskommen wie Kennon. Er stieg aus dem Anzug und horchte auf das Zischen der Sauerstoffflasche. »Hoffentlich ist das ... der erste Zwischen ... fall dieser Art!« keuchte er. Dann hustete er ausgiebig, während ihm Kennon half. »Lieber ein Feuergefecht als dieses Ammoniak!« »Ich ziehe Ammoniak vor!« sagte Kennon. »Halte keine Volksreden, zieh dich lieber etwas schneller um!«
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ATLAN 43 – Das letzte Versteck »Ich denke ununterbrochen daran!« bestätigte Atlan. Schließlich sahen sie Licht. Der Gang machte eine leichte Krümmung und hörte knapp über dem Boden eines mittelgroßen Raumes auf. Die Männer blieben stehen und sicherten mit feuerbereiten Waffen. Niemand befand sich in diesem Raum. »Es ist eine Art Werkstatt«, sagte Kennon und deutete auf die einzelnen Maschinen und Geräte. Desaktivierte Roboter standen an den Wänden und starrten die Eindringlinge aus blinden Linsen an. Die USO-Spezialisten brauchten sich nicht zu verständigen. Sie glitten in drei verschiedene Richtungen auseinander, öffneten Schleusen und Schotte. Plötzlich rief Kennon: »Hierher! Ich habe einen Gleiter! Ein Riesending!« Atlan und Tekener wirbelten herum und liefen schwerfällig in die Richtung, in der sie den Halbroboter wußten. Kennon saß bereits in einem schweren, schwarzen Gleiter, der eine feste Kuppel hatte. Er hantierte rasend schnell, setzte die Maschine in Gang und schwebte langsam auf die beiden Männer zu. »Hinein!« sagte er scharf. Die Männer griffen in die Holme und ließen sich vom Schwung in die Sitze ziehen. Als sie den Raum erreichten, aus dem sie gekommen waren, hatte sich die Szene verändert. Offensichtlich hatten sie eine Sperre durchbrochen, die Kennon nicht hatte orten können. Etwa dreißig Roboter kamen von allen Seiten auf den Gleiter zu und richteten schwere Waffen auf die Männer. Tekener hob die Waffe. Atlan schrie laut: »Halt!« Er lehnte sich zurück, und während er an eine weitere Verformung der Kristalle dachte, sagte er leise: »Prallfeldkapazitäten erhöhen, Ken!« Die Todesangst, hervorgerufen durch die Einkesselung durch die Robots, ließ die Kristalle in rasender Eile reagieren. Der gesamte Boden um den Gleiter schien sich plötzlich zu verändern. Über großen Hohlräumen brachen dünne Decken zusammen. Nur die Plastikschicht schien noch vorhanden zu sein. Bevor die Roboter zu feuern beginnen konnten, sackten sie durch und fielen senkrecht nach unten. »Los!« Mit aufheulender Maschine rammte der Gleiter einen der letzten Robots, Tekener feuerte hinterher, und in einer eleganten Kurve stieg der Gleiter hoch und verschwand in dem Loch
in der Wand. Kennon raste den Gang entlang, als wäre er auf einer breiten Gleiterpiste, aber seine robotisch gesteuerten Reflexe ließen nicht zu, daß die Maschine an die Wände des Ganges schrammte. »Ausgezeichnet!« sagte Atlan zufrieden. »Und jetzt werden wir ein weitaus schnelleres Tempo vorlegen.« »Mit dem größten Vergnügen!« sagte Kennon. Der Gleiter bremste scharf ab. Binnen weniger Minuten hatten die Männer die notwendigen Ausrüstungsgegenstände umgepackt. Der Gang schloß sich wieder, und ein anderer öffnete sich. Wieder führte er aufwärts. Zwanzig Minuten lang kletterte der Gleiter fast senkrecht hoch, dann hob Atlan die Hand. »Vermutlich befinden wir uns inzwischen in einem sehr hohen Berg. Haben Sie Rhodan erreichen können?« Sie waren nervös. Sie wußten nicht, wo sie sich befanden und wie die Verfolgung der Gegner aussah. Es war ihnen ohnehin schleierhaft, wie sie so weit hatten kommen können, ohne in ernsthafte Schwierigkeiten zu geraten. Der Gleiter schwebte jetzt in einer der vielen Kurven des Ganges, der sich um die senkrechte Röhre wand. »Nein. Er antwortete nicht. Es sind die Kristalle, die eine Sendung verhindern!« »Es ist verständlich, daß wir bisher nicht aufgehalten worden sind«, sagte Tekener. »Denn die Grossarts wissen nicht, wie und wo sie uns suchen sollen. Sie merken dann und wann, wo wir waren, aber das ist auch alles. Wie soll man einen schnellen Fisch im trüben Wasser orten, wenn das Wasser keine Ortung zuläßt!« Tekener grinste, und Kennon erwiderte: »Das werden sich die Grossarts auch fragen.« Wenn wir nur die Kristalle fragen könnten, in welcher Höhe wir uns befinden! dachte der Arkonide verzweifelt. Ihre Chancen sanken, sobald sie die schützende Schicht der Kristalle verließen. Andererseits würden die Grossarts sich keineswegs scheuen, Teile der Kristallwände mit Desintegratoren zu vernichten, wenn sie dahinter die Terraner beziehungsweise die flüchtenden Akonen wüßten. Seit mehr als drei Tagen befanden sich die USO-Leute auf dem Planeten hier. »Außerdem bekomme ich Hunger. Und schlafen müssen wir auch irgendwann!« gab Tekener nach einer Weile zu bedenken. »Gut. Stellen wir in einer Stunde fest, wo wir uns befinden!« sagte Atlan. Er lehnte sich zurück, schloß die Augen und schuf in seinen Gedanken ein Modellbild, das
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ATLAN 43 – Das letzte Versteck einen Schnitt durch den obersten Teil der Planetenkruste darstellte. Er projektierte einen Gang, der weiter aufwärts und nach draußen, in den Weltraum, führte. Er dachte an die senkrechte Röhre, daran, daß sich hinter ihnen sämtliche geschaffenen Öffnungen wieder schließen sollten. Auf diese Weise glitten sie höher und höher, in endlosen Windungen mit beträchtlicher Steigerung. Schließlich dachte Atlan an einen breiten Querstollen. Während das letzte Stück des Ganges sich hinter ihnen schloß, öffneten sich neben ihnen die Kristalle und schufen einen Gang, der fünfhundert Meter lang und völlig gerade war. Der Gleiter deutete mit der Spitze in diesen Gang und wurde schneller, je näher er dem fernen Licht am anderen Ende kam. War es schon die Sonne Gervi-Taran? »Machen wir uns auf alle Fälle auf einen Feuerüberfall gefaßt!« sagte Atlan, sah seine schwere Waffe an und schaltete sie auf Dauerfeuer. »In dem Augenblick, da ich über mir die Sterne sehe, wiederhole ich den Funkspruch wieder!« versprach Kennon, der unermüdlich und mit höchster Genauigkeit den Gleiter bis hierher gesteuert hatte. Sie erreichten das Ende des Ganges. Das Licht stammte nicht von der Sonne. Es waren die Tiefstrahler einer riesigen, leeren Schiffsschleuse. Nur Maschinen standen hier und zwei kleine Raumschiffe. Nichts und niemand bewegte sich. Der Gleiter hielt an, sobald sie das große, runde Loch erreicht hatten. Die Einsicht war einiges wert. Atlan faßte sie in Worte. »Wir befinden uns höchstens zweitausend Meter unterhalb der Planetenoberfläche. Das ist sicher. Darauf können wir unser Handeln abstimmen.« Atlan schwang sich aus dem Sitz, stellte die Sohlen der schweren Stiefel auf den Boden und spürte auf einmal alle seine Muskeln. Die Gelenke schmerzten. Obwohl die Anlagen der schweren Anzüge die Bewegungen unterstützten, obwohl weniger als ein g herrschte, ermüdete die lang andauernde Bewegung in den Anzügen kolossal. Im Augenblick beneidete er Kennon um einen Robotkörper. Der Arkonide stützte sich mit einer Hand an die Wand und ging bis zu dem Loch, das sich etwa einhundert Meter über dem Boden befand. »Mir ist nicht recht wohl!« sagte er.
»Warum nicht?« murmelte Tekener. »Weil es hier zu ruhig ist!« sagte Atlan. »Andererseits wissen wir nicht, auf welche Gebiete die Grossarts ihre Suche konzentrieren.« Kennon meinte: »Nehmen wir an, wir hätten es mit terranischen Gegnern zu tun. Dann können wir uns vorstellen, daß sie die Schleuse stark bewachen.« Aber es war nichts zu sehen. Die Augen des Arkoniden glitten über sämtliche Tore und Verstrebungen, sie versuchten, die halbe Dunkelheit jenseits der Tiefstrahlerbatterien zu durchdringen. Er achtete auf jede Bewegung. »Nichts!«, sagte er unbehaglich. Auch das Extrahirn schwieg. Kennon meinte nach einigen Minuten: »Ich wiederhole übrigens pausenlos den Rafferspruch an Rhodan. Jetzt hätten wir die meisten Chancen, ihn zu erreichen.« »Verstanden!« Atlan untersuchte jeden Winkel der riesigen Schleuse, soweit er seinen Augen zugänglich war. Er sah Roboter und Reparaturanlagen, sah die riesigen Lager des Aufzugs und die Verstrebungen, die Kanzeln und die großen Glasplatten, von denen aus man die Schleuse übersehen konnte, ähnlich wie er jetzt von seinem Standort. Wieder nichts. Endlich sagte der Arkonide, leicht unsicher: »Wir sollten es versuchen. Wie schnell kann dieser Gleiter um zweitausend Meter steigen, Ken?« Kennon überlegte kurz, dann sagte er: »Rund dreiunddreißig oder fünfunddreißig Minuten. Aber ich wäre für eine etappenweise Bewältigung dieser Distanz.« Sie mußten hinaus. Noch stundenlang hätten sie innerhalb der Kristallstrukturen schweben können, aber die Warnung beziehungsweise die Benachrichtigung an Rhodan mußte gefunkt werden. Gewißheit, daß Rhodan von dem kurzen Signal erreicht wurde, bestand nur, wenn man die Oberfläche des Planeten betrat. »Stimmen wir ab. Wagen wir es, in fünf oder meinetwegen auch zehn Sprüngen durch den riesigen Schacht zu fliegen?« fragte Atlan. »Ich bin dafür!« sagte Tekener. Rhodan konnte in einigen Stunden in der Nähe des Planeten sein. Das bedeutete für sie auch eine Verkürzung der Zeit, in der sie sich auf der Flucht befanden. »Ich auch!« stimmte Kennon zu. Atlan nickte entschlossen.
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ATLAN 43 – Das letzte Versteck »Los!« sagte er dann. Er ging schnell zurück zum Gleiter, setzte sich und schloß die transparente Tür. Kennon ließ die Maschine hochdrehen, gab die gesamte Leistung auf die Schwebeaggregate und schob dann den Vorwärtshebel ein. Der Gleiter schoß wie ein angefeuerter Speer aus dem Loch. Atlan dachte daran, wünschte es sich brennend, und das Loch schloß sich wieder. Er sagte nach zehn Sekunden leise: »Ich projektiere einen Schlupfwinkel. Dort oben, die Verlängerung der Fluglinie, Kennon!« »Ich richte mich danach!« Der Gleiter raste in riskantem Steilflug aufwärts. Kennon kontrollierte ständig sämtliche Instrumente, aber die Maschine funktionierte tadellos. Weit von ihnen, in der schroffen Wand des Tunnels, öffnete sich ein rundes Loch. Atlan schob das Fenster auf und beugte sich vorsichtig hinaus. Hier herrschte eine Grossart-Atmosphäre, die die Menschen umbrachte, wenn die Anzüge zerschossen wurden. Atlan starrte das Bild an, das sich ihm bot. Tief unter ihnen lag das Viereck des Schachtbodens. Noch immer bewegte sich nichts. Der Arkonide tastete mit seinen Blicken den gesamten Boden ab, er erwartete förmlich Bewegung und Kolonnen von Grossarts, die auf den einsamen Gleiter das Feuer eröffneten. Aber noch immer geschah nichts. Das kam Atlan unnatürlich vor. »Ich weiß nicht ...«, murmelte er. Der Gleiter erreichte den neu geschaffenen Absatz; Kennon drehte die Maschine über der Kristallfläche und stellte den Gleiter wieder mit der Spitze in die Richtung auf die gegenüberliegende Wand. »Geschafft!« sagte Kennon. Zufällig fiel Atlans Blick nach oben. Er zwinkerte überrascht, dann sagte er hastig: »Eine Falle. Sie kommen mit der Plattform von oben herunter. Schnell!« Schlagartig riß vor ihnen die Wand auf. Ein langer, senkrechter Spalt erschien. Die Plattform näherte sich sehr schnell. Die Männer waren überzeugt, daß die gesamte Fläche, auf der ein Schiff abgestellt werden konnte, von Grossarts mit riesigen Desintegratoren besetzt war. »Schnell! Drehen Sie den Gleiter!« rief Atlan und versuchte, die Geschwindigkeit der Plattform abzuschätzen. Kennon widersprach. »Nein! Ein neues Loch, Sir!« Atlan verstand. Seine Gedanken wirbelten durcheinander, als Kennon den Gleiter wieder
startete und weniger steil, aber dafür um so schneller quer über die leere Fläche schießen ließ. Zwanzig Meter unterhalb der Plattform erschien auf Atlans drängenden Wunsch hin ein großes Loch, in das der Gleiter hineinschwebte. Kennon bremste ab, und Atlan ließ das Loch schließen. Sie waren eingeschlossen. Aber waren sie auch in Sicherheit? Nach einigen Sekunden konzentrierte sich Atlan auf den Versuch, einen kurzen Gang und ein kleines Guckloch in die Wand zu formen. Er stieg wieder aus und ging schnell nach vorn. »Unser Trick wirkt!« sagte er. Das letzte Wort ging im Aufdonnern zahlreicher Geschütze unter. Die Plattform war gerade an dem Loch vorbeigeschwebt, gehalten von riesigen Zahnrädern und noch größeren Maschinen und Zähnen in der Kristallwand. Sie war voller Desintegratoren, die jetzt mit ihren Strahlen den Riß in der gegenüberliegenden Wand unter volles Feuer nahmen. Sämtliche Grossarts trugen schwere Raumpanzer und hatten die Schutzschirme eingeschaltet. Sie verhielten sich wie bei einem Angriff aus dem Raum. Gegenüber zerstäubte die Kristallwand. Eine ungeheure Flut auflösender Strahlen schlug aus den Projektoren und bohrte eine Masse riesiger Löcher in die Kristalle. Die Löcher reichten tief in das helle, irisierende Material hinein. Dann hielt die Plattform, und einige Geschütze begannen ein systematisches Feuer. Sie versuchten, über und unter, rechts und links des Spaltes, der jetzt abgerundet und viel größer war, die vermeintlich Flüchtenden zu treffen. Kennon sagte: »Wenn die Kristalle uns gehorchen, dann können wir sie auch veranlassen, die Plattform zu transportieren. Von unten aus können sie den gesamten Schacht ganz einfach kontrollieren. Deshalb müssen wir die Plattform unbeweglich machen, Sir. »Ja!« »Wir müssen jetzt innerhalb der Kristalle bleiben.« »Gut, ich kümmere mich darum«, sagte Kennon. »Ich weiß nicht, ob Rhodan mich erreicht hat, aber ich glaube, er muß unser Signal gehört haben. Es waren nur einige Energieschleusen und eine dünne Kristalldecke zwischen dem Sender und dem Weltraum.« Atlan murmelte: »Wir werden es erfahren.«
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ATLAN 43 – Das letzte Versteck Er dachte an einen weiteren Gang, der in leichten Kurven, wie eine in die Länge gezogene Spirale, nach oben führte, mit einer Steigung von fast siebzig Grad. Die Kristalle gehorchten. Diesmal jagte Kennon die Maschine mit aller Leistung und Geschwindigkeit durch die Kurven. Es war wie in einem Karussell oder wie in einem Flugzeug während eines Kunstfluges. Die Männer hielten sich fest, schwiegen und dachten an Rhodans Flotte und die vielen Maahk-Schiffe, die irgendwo warteten und keine Ahnung hatten, daß sie hier um ihr Leben kämpften. Als der lange Gang zu Ende war, als sie abschätzen konnten, daß sie nur noch eintausend Meter oder weniger von der Oberfläche entfernt waren, sagte Atlan erschöpft und einem Schwindelanfall nahe: »Wir sollten tatsächlich eine Pause einlegen. Noch können wir es uns leisten.« »An mir soll es nicht liegen!« meinte Kennon. »Ich bin belastbar.« Tekener schlug ihm mit dem gepanzerten Handschuh hart auf die Schulter des Schutzanzugs. Kennon trug den Anzug deswegen, weil er erstens doppelte Sicherheit garantierte, zweitens, weil er den Anblick seines sämtlicher Haut entkleideten Körpers nicht ertragen wollte. Aber er wußte, daß er sofort seinen Anzug, dessen Aggregate nur zum Teil aktiviert waren, beispielweise Tekener zur Verfügung stellen würde, wenn er damit dessen Leben rettete. »Ein Häppchen könnte nicht schaden, in der Tat!« meinte Tekener und dachte vorübergehend an seinen sechsmonatigen Urlaub. Die drei Männer schufen einen kleinen Raum, schalteten die Maschinen des Gleiters aus und diskutierten kurz. Dann öffneten sie das Ventil eines zusätzlichen Tanks, der im Gepäck war, und fluteten den Raum mit dem gewohnten Luftgemisch. Sie nahmen die Helme ab und grinsten sich humorlos an. »Es wird langweilig, finden Sie nicht auch, Sir?« fragte Tekener. Atlan starrte ihn an und sagte dann leise: »Ich bin kein Freund von Traurigkeit, aber manchmal gehen mir Ihre sogenannten kaltblütigen Scherze wirklich auf die Nerven.« Tekener zuckte die Schultern und öffnete zwei akonische Rationen, die sie gefunden und mitgenommen hatten. Die Condos Vasac, zeigte es sich, sorgte ganz gut für ihre Kommandooffiziere. Das Essen schmeckte tadellos. Zu Tekeners Bedauern fehlte der Sekt.
7. Der Planet befand sich in Aufruhr. Eine Zone von fünftausend Kilometern Durchmesser rund um den Wohnbezirk war zum Alarmgebiet erklärt worden. Dort wimmelte es von Grossarts und ihren Helfern. Sie alle waren schwer bewaffnet, standen untereinander in Verbindung und wurden in ihren Einsätzen koordiniert. Noch wußte, nach der gewaltigen Detonation im Wohntrakt, niemand, wo sich die Flüchtigen befanden. Das erste Zeichen war der Überfall auf das Materiallager. Die Suche und die Fahndung nach den drei Männern wurden um einige Ebenen des riesigen unterirdischen Netzes angehoben. Überall rannten und schwebten die Grossarts. Sie durchsuchten die Räume und die Korridore, fuhren mit den Liften höher hinauf. Es schien ihnen zuerst noch sicher zu sein, daß die Flüchtlinge nicht auf die Oberfläche des Planeten hinaus wollten. Dann wurde die erste Meldung von den Kristallen verbreitet, die sich schlossen und öffneten, offensichtlich unter den Wünschen der drei Akonen. Die weiteren Stationen der Flucht aber deuteten darauf hin, daß die Akonen die Oberfläche Rhaytr-Ozys erreichen wollten. Man alarmierte ein Sonderkommando, das mit schweren Fahrzeugen, kleinen Raumschiffen und schwerbewaffneten Gleitern ausgerüstet war. Etwa fünftausend Grossarts aus der EliteWachtruppe verteilten sich, nachdem sie durch die Startschächte der Raumschiffe und durch zahlreiche andere Ausgänge die Oberfläche erreicht hatten, über die kristallene Landschaft, die augenblicklich noch im grellen Licht Gervi-Tarans lag. Sämtliche Ortungsgeräte waren eingeschaltet, sollte sich ein Gegenstand, der größer war als ein Akonenkörper, auf der Oberfläche bewegen, so würde er mit großer Wahrscheinlichkeit geortet, gejagt und vernichtet werden. Natürlich wußten die Grossarts, daß eine Verfolgung auf der Oberfläche mit allen ihren Kristallbergen, den Schluchten und den Spalten, den Vorsprüngen und Metallseen, eine Sache war, die beiden, Verfolgern und Verfolgten, gleiche Chancen einräumte. Sie warteten unruhig, bis die Flüchtenden auftauchten. *
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ATLAN 43 – Das letzte Versteck »Er wartet jetzt schon fast zu lange. Das letzte Lebenszeichen bekam er von Llgorak.« Kennon und Atlan wechselten einen langen Blick, dann hob der Arkonide die Schultern. Es war eine sinnlose Geste, denn er stieß nur gegen die Polster im Inneren des Anzugs. »Sollen wir weiter?« fragte Kennon. »Noch nicht«, erwiderte Atlan. »Still.« In den Kristallen setzten sich Vibrationen nur schwach fort, aber jetzt hörten und fühlten Atlan und Kennon, daß sich die Landeplattform wieder nach oben schob. Ununterbrochen feuerten die Grossarts. Sie schossen völlig wahllos tiefe Löcher in die Wände. Der Gleiter befand sich etwa fünfzig Meter von der Innenwand des Startschachtes entfernt. Die Entfernung war zu klein, wenn ein schwerer Desintegrator eingesetzt wurde. Kurz bevor die Vibrationen gefährlich laut und erschreckend wurden, hörten sie ganz auf. »Sie sind vorbei und haben uns nicht entdeckt!« sagte Kennon. »Ich konnte sie orten.« Atlan nickte nur und sog an dem Mundstück des Schlauches, der mit dem Flüssigkeitsbehälter verbunden war. »Ich werde ebenfalls versuchen, etwas zu schlafen, Kennon!« sagte Atlan. »Sie warnen uns bitte rechtzeitig.« Der Plan, die eingeschalteten Funkgeräte abzusetzen und so die Grossarts auf eine falsche Spur zu locken, war fehlgeschlagen. Sie hatten gar nicht die Möglichkeit gehabt, einen anderen als den schnellen Fluchtweg einzuschlagen. Während Atlan und Tekener schliefen oder wenigstens so taten, kontrollierte Kennon langsam und methodisch den Gleiter. Er war die eine Hälfte ihrer Lebensversicherung. Einige Stunden lang erholten sich die Männer. Sie schliefen tatsächlich, und während dieser Stunden wich der Druck der künstlich aufgepfropften Erinnerungen ihrer Masken weiter von ihnen. Mehr und mehr trat ihr eigener Verstand klar und völlig unabhängig hervor und drängte das zweite Ich zurück und aus den doppelten Erinnerungen heraus. Atlan richtete sich auf, kam auf die Beine und bewegte prüfend seine Arme und Beine. »Flüchten wir also weiter!« sagte er. Er wirkte erholt und erfrischt. Augenblicklich erwachte Tekener und erwiderte: »Ich habe von meinem Urlaub geträumt – und von Rhodans Flotte.« Sie schlossen die Helme, schalteten die Innenversorgung ein. Atlan äußerte den dringenden Wunsch an die stumm
Um euch herum, unsichtbar für euch, läuft die Suche ab! sagte der Extrasinn. Lordadmiral Atlan saß neben dem stillgelegten Gleiter, hatte die Beine ausgestreckt und stützte den Oberkörper an das Metall der Verschalung. Tekener hatte einen Sessel umgeklappt und schien zu schlafen, denn seine Atemzüge waren lang und tief. Atlan ahnte, daß sie wieder einmal an einem entscheidenden Punkt angekommen waren. Dies ist die Keimzelle der Condos Vasac, dachte er. Von hier aus wurde und wird seit Jahrhunderten versucht, die heiligen Häute unsterblich werden zu lassen. Hier ist die Zentrale des Terrors. Wenn es uns gelingt, Rhodan zur Hilfe herbeizurufen, dann ist dieser Planet verloren, und mit ihm stirbt die Condos Vasac. Die Wut der Andro-Maahks wird so groß sein, daß sie den Planeten vernichten. Dann wäre dem furchtbaren Drachen der Kopf abgeschlagen. Soll Kennon allein versuchen, schnell zur Oberfläche zu kommen und dort funken? Auf keinen Fall! Er kann eure Lebensrettung sein! warnte der Logiksektor. Sie würden also zusammenbleiben. Nur ganz langsam beruhigten sich die gereizten Nerven und die strapazierten Muskeln. Atlan begann bedächtig, sämtliche Funktionen des schweren Anzugs durchzutesten. Er kontrollierte die Energievorräte, Sauerstoff, Wasser, die Projektoren des Abwehrfeldes. Tekener schlief wirklich. Atlan wußte, daß Ronald eine besondere Einstellung zu Gefahren hatte; aber daß jemand angesichts dieser Flucht in Ruhe schlafen konnte, das schien ihm doch bemerkenswert zu sein. Er dachte nicht daran, daß er selbst sich in ähnlichen Situationen nicht anders verhielt. »Kennon?« flüsterte der Arkonide. »Ja?« Die Antwort war ebenso leise. Atlan ahnte, daß der Halbrobot, dessen absolut menschlicher Verstand den härtesten Drücken widerstanden hatte, sich ebenfalls über die letzten Stunden dieser Jagd Gedanken machte und versuchte, ihre Chancen und ihr Vorgehen gegeneinander abzuwägen. Getrockneter Schweiß begann auf Atlans Händen und Gesicht zu jucken. »Haben Sie Rhodan erreicht?« Kennon erwiderte wahrheitsgemäß: »Keine Ahnung. Ich habe mehrmals gefunkt, aber keine Antwort erhalten. Die Kristalle absorbieren vermutlich auch die Sendeimpulse aus Rhodans Schiff.«
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ATLAN 43 – Das letzte Versteck gehorchenden Kristalle, einen spiralförmigen Gang bis dicht unter die Oberfläche zu bilden. Die Kristalle gehorchten abermals. Der Gleiter hob sich, wurde schneller und begann seinen Flug durch den Tunnel. Kennon raste, unermüdlich und perfekt steuernd, die unendlichen Windungen hinauf und setzte die Geschwindigkeit noch hinauf. Etwa fünfzig Meter von dem Startschacht der Schiffe entfernt, bohrten sie sich nach oben, dem Licht der fremden Sonne und dem Weltraum entgegen. Sie unterhielten sich nicht, sondern dachten nach. Schließlich endete der Gang. »Was jetzt?« fragte Tekener. »Wir sind dicht unterhalb der Planetenoberfläche, wie gewünscht!« erklärte Atlan halblaut. »Wiederum gibt es zwei Möglichkeiten. Wir halten uns versteckt, oder wir versuchen, auf die Oberfläche des Planeten hinaus zu flüchten.« Atlan nickte Kennon zu. »Es gibt eine dritte Möglichkeit!« sagte er leise. »Ja?« »Wir konstruieren einen Gang bis an die Oberfläche, Sie gehen hinaus und funken mit aller Kraft.« »Ich bin bereit!« meinte Kennon. Atlan dachte intensiv: Ein Stollen, der nur durch eine dünne Schicht Kristalle vom Weltraum getrennt ist. Möglichst waagerecht. Von hier aus. Wieder gehorchten die Kristalle lautlos und schnell. Kennon winkte Tekener, der hinter den Fahrersitz glitt, während der Halbrobot ausstieg und den Gang hinunterwanderte. Er brauchte nicht weiter als vierzig Meter zu gehen, dann sah er in der Fläche der Kristalle eine dunkle Rundung. Dahinter also war die Dunkelheit des Alls. Er blieb davor stehen und dachte nervös: Eine Öffnung, so groß, daß ich meinen Körper hindurchschieben kann. Nicht größer! Vor ihm zog sich ein spindelförmiger Spalt auseinander. Kennon sah vor sich die Sterne des fremden Himmels. Ein kleiner Vorsprung! Unter ihm bildete sich eine Zunge aus Kristallen aus. Kennon machte drei Schritte, dann stand er dicht unter dem symmetrischen, fast pyramidenförmigen Gipfel. Vor ihm fiel eine schräge, völlig glatte Fläche etwa viertausend Meter ab. Zwanzigmal jagten die ultrakurzen Impulse aus den Antennen des Halbrobots.
Jetzt mußte Rhodan die Signale empfangen. Kennon stand schweigend und unbeweglich. Während er auf eine Antwort wartete, versuchten seine Augen und die anderen Instrumente, die Dunkelheit zu durchdringen. Er konnte keine Bewegungen, kein Metall und keine Energieemissionen feststellen. War es möglich, daß die Grossarts hier oben nicht nach ihnen suchten? Schließlich hörte er, fern und gestört, das Signal aus dem Flaggschiff Rhodans. Er nickte zufrieden und ging durch den Spalt zurück zum Gleiter. Er sagte: »Ab jetzt warten wir nicht mehr vergeblich. Rhodan hat geantwortet.« »Was sagte er?« wollte Atlan wissen. Kennon entgegnete: »Nicht mehr als zwei Worte: Wir kommen!« Inzwischen hatten die versteckten Grossarts sowohl den Robotkörper als auch den Sender der Hypersignale geortet. Ungefähr hundert verschiedene Fahrzeuge starteten dem erkannten Ziel entgegen. Es war der spitze Gipfel des Berges. * In Rhodans Kabine war es im Augenblick still, aber der Anblick des Kommandierenden der hundertzwanzig Einheiten starken MaahkFlotte auf dem Bildschirm machte die Stille zu einer halben Drohung. »Ich sage Ihnen, Großadministrator Rhodan, daß dieser Kampf unsere Sache ist!« rief der Maahk. Die Übertragungs- und Übersetzungsanlagen arbeiteten fehlerfrei. Jedes Wort wurde verzerrungsfrei und richtig betont wiedergegeben. Rhodan saß in einem hochlehnigen Sessel. Vor ihm befanden sich Linsen, Kameras und Mikrophone. Der Großadministrator lächelte knapp und blickte in die leuchtenden Augen des fremdartigen Lebewesens. »Es ist nur zur Hälfte Sache der Maahks!« sagte er. »Nicht mehr!« Sein Gesprächspartner hob beschwörend einen Arm hoch und sagte mit unüberhörbarer Schärfe: »Großadministrator! Sie wissen genau, daß unsere beiden Völker einen Bündnisvertrag geschlossen haben. Im Rahmen dieses Vertrages steht es uns zu, diese Verräter am echten Maahktum zu bestrafen.« Rhodan hob eine Hand und sagte beschwichtigend: »Dieses Recht bestreitet Ihnen niemand, Kommandant! Aber es geht darum, daß wir
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ATLAN 43 – Das letzte Versteck seit Tagen ungeduldig auf ein Zeichen unserer drei Männer warten. Sie wissen wie ich, daß Lordadmiral Atlan versucht, die Keimzelle der Condos Vasac zu entdecken. Er kann inzwischen tot sein!« Seit einer Stunde unterhielten sich Rhodan und der Kommandierende. Die rund fünftausend Kampfschiffe von Rhodans Flotte warteten einige Lichtjahre von dem Gervi-Taran-System entfernt. Binnen einer Viertelstunde konnten die Schiffe im Alarmstart losrasen und ein Ziel anfliegen. Die Grobkoordinaten waren bereits gespeichert. Es handelte sich um das System der gelben Sonne, aber niemand war hundertprozentig sicher, daß auch der Geheimplanet der Condos Vasac mit dem Zornigen Riesen identisch war. Sie alle warteten auf den Rafferspruch, den Kennon senden sollte. Er würde die genauen Koordinaten und eine möglichst kurze persönliche Mitteilung enthalten. Die Maahks bestritten Rhodans Recht, einen Angriff zu fliegen. Rhodan wies darauf hin, daß er am Leben dieser drei Männer mehr als brennend interessiert war. »Aber Sie kämpfen doch nicht gegen entartete Maahks!« sagte der Kommandant. »Wir kämpfen für Ruhe und Ordnung in der Galaxis, vornehmlich in unserem Teil der Milchstraße!« sagte Rhodan. »Ich kann es nicht zulassen, daß Sie mit einhundertzwanzig Schiffen ...« »Einhundertzwanzig Großraumschiffe mit Elitebesatzungen!« rief der Maahk erbost aus. »Das ändert die Verhältnisse!« »Vergessen Sie nicht, daß auch die Grossarts und ihre Hilfsvölker Raumschiffe haben. Und zwar nicht die schlechtesten. Und falls Atlan und Kennon den Geheimplaneten entdeckt haben sollten, sind wir sicher, daß auch dort Elitebesatzungen stationiert sind. Sie haben es mit einer Art Heiligtum zu tun!« Der Maahk und Rhodan starrten sich schweigend an. Schließlich sagte der Großadministrator halblaut: »Wir streiten uns um Dinge, die nicht spruchreif sind. Wir warten nach wie vor auf das Signal.« »Wir sollten in das System hineinfliegen und dort alles, was sich bewegt, unter Beschuß nehmen!« sagte der Maahk zornig. »Das entspricht weder unserer Mentalität noch den Forderungen einer guten strategischen Konzeption!« sagte Rhodan geduldig. »Wir wissen nicht einmal genau, wozu dieser Robotangriff auf Llgorak geführt hat. Wir
kennen den Geheimplaneten nicht einmal. Warten wir doch den Funkspruch der USOSpezialisten ab!« Der Maahk bewegte sich ungeduldig. »Gut!« sagte er schließlich. »Mir ist nicht daran gelegen, mich mit Ihnen und den Terranern zu streiten. Einigen wir uns.« Rhodan stand auf und ging vor dem leuchtenden, dreidimensional wirkenden Bildschirm hin und her. Innere Unruhe und Zweifel am Gelingen des tollkühnen Planes von Atlan und seinen besten Männern plagten ihn seit Tagen. Und seit Stunden wurde der Zustand geradezu lastend. Rhodan nickte und sagte laut: »Einigen wir uns!« Der Maahk meinte drängend: »Unsere Schiffe greifen an. Sie unterstützen unsere Flotte! Nicht umgekehrt!« »Einverstanden«, sagte Rhodan, der zu ahnen begann, daß die Andro-Maahks gnadenlos und hart zuschlagen wollten. »Aber zuerst müssen unsere Männer in Sicherheit gebracht werden!« »Das kann ich Ihnen zugestehen!« erwiderte der Maahk. »Wie schön!« Auch der Maahk war unruhig. Er wußte, worum es ging. Und die Wartezeit seit dem ersten Signal, das sämtliche Erwartungen hochgespannt hatte, machte auch den Maahk nervös und reizbar. Schließlich setzte sich Rhodan wieder und sagte: »Wir warten also weiter auf das Signal. Wenn es nicht bald kommt, brauchen wir nicht damit zu rechnen, einen letzten Erfolg zu erzielen.« Der Maahk gestikulierte aufgeregt und rief: »Aber die Unterlagen, die in Residenz gefunden worden sind! Sie sagen doch deutlich, daß in diesem System ein Riesenplanet vorhanden ist. Dort müssen wir suchen.« Rhodan mißtraute diesen Thesen und wußte, daß nur ein eindeutig präzisiertes Signal von Atlan beziehungsweise Kennon die letzte Gewißheit verschaffen konnte. Er hob die Hand und sagte: »Ich möchte die Diskussion abschließen. Sobald das Signal eintrifft, starrten wir. Ihre Schiffe als erste, aber unsere Flotte behält sich vor, einzugreifen, wo immer es nötig ist. Einverstanden?« »Einverstanden!« sagte der Maahk. »Lassen wir die Funkverbindung bestehen?« »Ja, bitte.« Die Bildschirme in beiden Schiffen wurden dunkel.
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ATLAN 43 – Das letzte Versteck Rhodan ließ sich etwas zu trinken holen, setzte sich und rief nacheinander einige der Stationen seines Schiffes und anderer Schiffe an. Überall erfuhr er dasselbe. Die Mannschaften sämtlicher Flotteneinheiten bereiteten sich auf einen Alarmstart vor. Die Zeit schien seit Stunden geradezu stillzustehen. Am fünfundzwanzigsten Dezember, kurz nach Mitternacht – einige Mannschaften feierten ihr privates Weihnachtsfest – empfingen die Antennen der Schiffe ein Signal. Mächtige Verstärkeranlagen machten den schwachen Impuls hörbar. Die Entzerrer arbeiteten und sorgten dafür, daß der Text verständlich wurde; der Rafferfunkspruch hatte ihn auf einen Bruchteil der natürlichen Dauer zusammengedrängt. Dann sandten die Funkgeräte den Klartext in sämtliche Stationen aller Schiffe, und noch während die Lautsprecher aufheulten und die Maahks die Übersetzung hörten, nahmen die Schiffe Fahrt auf. Sie kannten das Ziel. Rhodan war aufgesprungen, als die Meldung durchkam. Sie lautete: »System Gervi-Taran. Erster Planet. Riesige Kristallschicht nur Tarnung. Haben Oberfläche erreicht. Nachthalbkugel.« Eine winzige Pause. »Keimzelle der Condos Vasac. Mindestens zehn Millionen Grossarts. Viele Hilfsvölker aller bekannten Arten. Wir werden verfolgt. Ende.« Die Koordinaten waren bekannt, gleichzeitig wurde der Irrtum bereinigt, daß Llgorak der gesuchte Planet war. Fünftausend Großkampfschiffe der Terraner beschleunigten mit höchsten Werten. Die Mannschaften nahmen ihre Plätze ein. Alarmsirenen gellten durch die Schiffe, die in vorbildlicher Formation davonfegten. Nur Sekunden später gingen die Geschwader der Andro-Maahks auf Kurs. Mehr als fünftausendeinhundert große Kampfschiffe rasten dem ersten Planeten, im Verschleierten System, entgegen. Das Ende der Condos Vasac schien nahe zu sein. Rhodan ließ die Bildfunkverbindung mit dem Kommandanten der Maahk-Schiffe in die Zentrale des Flaggschiffes umlegen, zog, wie alle anderen Besatzungsmitglieder, den Raumanzug an und fuhr in die Zentrale. Dort setzte er sich in seinen Sessel und betrachtete die Sterne auf der Panoramagalerie. Die Schiffe gingen geschwaderweise in den Linearraum und verließen ihn wieder, bereits
jenseits der Grenzen des Verschleierten Systems. Der erste, sonnennahe Planet wurde ausgemacht. Die Schiffe kamen von allen Seiten und kugelten den Planeten ein. Dann, die letzten Lichtminuten, wurden sie langsamer. Rhodans Teleportermutanten machten sich fertig. Und Gucky versuchte, die Gedankenimpulse von Atlan, Kennon und Tekener festzustellen. Unter den Schiffen, die den Planeten anflogen und die Kugelschale langsam schlossen, lag ein annähernd erdgroßer, irrsinnig leuchtender Planet. Selbst auf der Nachthalbkugel herrschte ein mildes Zwielicht; die Kristalle leuchteten phosphoreszierend. Sie beleuchteten den letzten Akt des Dramas. Tausende von Maahk-Mutanten verfolgten einen einzelnen schweren Gleiter mit drei Insassen.
8. Von dem Augenblick an, da die Grossarts das Raffersignal geortet hatten, verwandelte sich die dunkle, leicht strahlende Oberfläche des Planeten auf der Nachthalbkugel in eine Hölle. Kennon stieg in den Gleiter und sagte: »Los! Wir sind geortet worden!« Im gleichen Augenblick trafen mindestens zwanzig Desintegratorstrahlen auf den Gipfel des Kristallberges und lösten Teile davon auf. Binnen Sekunden sah die Kristallstruktur aus, als bestünde sie aus Wachs, das an zahlreichen Stellen weggeschmolzen war. Atlan dachte sofort: Ein großer Schacht, nach unten! Schnell! Fast augenblicklich rissen die festen Kristalle auf. Der Gleiter sackte ab, und erst nach einigen Sekunden hatte Kennon die Prallfelder und die Antigravprojektoren richtig eingeschaltet. Die längliche Maschine sank tiefer und tiefer, immer mehr hinein in den offensichtlich massiven Berg. »Das war knapp!« sagte Atlan und starrte nach oben. Langsam, sich drehend und überschlagend, fielen riesige Trümmer herunter. Ein Stück streifte mit einem schmetternden Schlag den Gleiter und schlug eine tiefe Schramme in die Verkleidung. Eines der Fenster bekam lange Sprünge. Tekeners Wunsch wurde von den Kristallen erfüllt. Er sagte laut: »Der Spalt soll sich über uns schließen! Schnell! Sonst erschlagen uns die Trümmer.«
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ATLAN 43 – Das letzte Versteck Das Fahrzeug war schätzungsweise zweitausend Meter gefallen, als sich der Spalt wieder schloß. Die Grossarts griffen den Berg systematisch an. Immer wieder sahen die drei Terraner, wie die Desintegratoren riesige Löcher brannten, wie Stücke aus der Kristallmasse herausgerissen wurden und nach unten fielen. Aber die Kristalle schienen keinerlei Schmerz zu empfinden, sie wehrten sich nicht. Atlan sagte: »Halt! Wir müssen aus diesem Berg hinaus und irgendwo anders Schutz suchen. Die Grossarts werden ihn in ein Sieb verwandeln.« Eine Höhle umgab sie jetzt, mitten in dem Pyramidenberg aus Kristall. Draußen wüteten die Geschütze der Grossarts. Atlan wünschte einen zweiten Spalt, der bis zum nächsten, engeren Tal führen sollte. Er stellte sich deutlich und plastisch ein Bild vor, wie der Gleiter schräg aus der Mitte des Berges nach unten raste und durch ein überhängendes Kristallstück eine winzige Schlucht erreichte, in der es dunkel war. Der Gang entstand, so wie es gewünscht worden war. Tekener riß den Gleiter herum und verschwand in rasender Fahrt nach unten. Es war eine gespenstische Szene. Sie glich einem rasend schnellen Flug in einer unglaublich zerklüfteten Schlucht, in die Mondschein fiel. Entlang riesiger Schroffen, überhängender Felsnasen, durch enge Kamine und Durchlässe. Meisterhaft steuerte Tekener, während Atlan und Kennon nach vorn und hinten sicherten. Der schnelle Flug dauerte nur einige Minuten, aber eine Desintegratorbatterie hatte genau in diesen Spalt eine Bresche hineingeschossen, und zwei kleine Gleiter stürzten sich selbstmörderisch in das Loch und rasten ebenfalls nach unten. Als Tekener bremste, um durch ein kristallenes Labyrinth hindurchzurasen, das sich vor ihnen aufgebaut hatte, sah er die Feuerbahnen, die dicht über die Kuppel des Gleiters fauchten und einschlugen. Hier herrschte jetzt das Vakuum des Weltraums – alle Luft, alles Gas war in den Raum hinaus entwichen. »Hinter uns!« rief er. »Wir werden verfolgt!« Kennon drehte sich, zielte mit seiner schweren Waffe und gab Dauerfeuer. Einer der Gleiter geriet aus dem Schußfeld, als das eigene Fahrzeug sich bewegte. Sekunden später, nach einer Serie von Detonationen, taumelte der fremde Gleiter. Funken und Rauch hinter sich schleppend, nach unten und wurde schneller
und schneller. Er schlug gegen die Felswand, zerbrach in mehrere Teile, die ihrerseits wie Meteore durch die Weite des Spaltes rasten. Atlan dachte: Der Fels soll sich über uns schließen! Über uns! Sie schicken sonst mehr Gleiter! Schnell schoben sich die Wände des riesigen Spaltes zusammen. Ein glühendes Stück wurde eingezwängt und eingeschlossen. Der zweite Gleiter schlingerte, während die Insassen pausenlos schossen. Unbarmherzig kamen die Wände näher. Dann schrammten die Flanken des feindlichen Fahrzeugs entlang der Klippen, die Maschine wurde brutal gebremst. Als sich die Kristalle schlossen, zerquetschten sie auch den zweiten, unzerstörten Gleiter. Einige Schüsse aus den Desintegratoren konnten das Verderben nur kurz aufhalten. »Und jetzt hinaus und ein besseres Versteck!« sagte Kennon. Der Gleiter wurde abermals schneller, veränderte seine Lage und sank dann mit dem Heck voran ab. Tekener trat den Fahrthebel voll durch, sah weit vor sich das Ende des Spaltes und hielt darauf zu. »Vermutlich konzentriert sich die Suche der Grossarts auf den oberen Teil des Berges!« sagte Atlan. So schien es auch zu sein. Die Fahrtgeräusche und der Umstand, daß jedes Geräusch den Umweg über Außenmikrophone und Innenlautsprecher nehmen mußte, verhinderten eine klare Analyse. Aber es sah so aus, als ob der Berg von Ketten schwerster Detonationen erschüttert würde. Die Kristallmasse besaß nicht die Struktur terranischer Felsen, aber einzelne Stücke im Innern der hallenartigen Ausbuchtungen brachen herunter, lösten kleine Steinlawinen aus und drohten, das Fahrzeug zu treffen. »Nicht zu schnell, Tek!« warnte Kennon. Über ihnen näherten sich die Wände, verkleinerte sich langsam der Durchlaß. Der Berg veränderte sich ständig. Die Grossarts schlugen tiefe Wunden und Breschen, und die Gedanken der Menschen schlossen wieder alles. Dann war der Gleiter an der Trennlinie zwischen Berg und freiem Raum. Tekener bremste scharf ab. »Wohin?« fragte er, während der Gleiter sich langsam unter einer riesigen Kristallkanzel hervorschob. Atlan deutete nach links und sagte: »Dort ist eine Schlucht. Weg von diesem Berg, möglichst weit.«
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ATLAN 43 – Das letzte Versteck Kennon stieß Tekener an und deutete auf die Steuerung. »Soll ich übernehmen?« fragte er. »Noch nicht. Erst, wenn wir in Sicherheit sind.« »Verstanden.« Tekener sah sich um, dann jagte er den Gleiter in den Bereich der größten Dunkelheit hinein, der sich ihm bot. Nur noch die Felswände strahlten leicht, als bestünden sie aus Phosphor. Einhundert Meter ... zweihundert ... dann näherte sich ein System riesiger, unglaublich zerklüfteter Torbögen, die in einer langgestreckten Doppelkurve verliefen und das Tal zwischen drei Bergen bildeten. Atlan starrte nach hinten und suchte nach Scheinwerfern, Explosionen und den Trümmern nach Desintegratorschüssen. Er sah die beiden kleinen Raumschiffe, als der Gleiter den ersten Bogen erreicht hatte und unter ihm verschwand. »Schaltet die Schutzschirme ein!« sagte er. Richtig! Gerade zum rechten Moment. Sie haben euch entdeckt! sagte der Extrasinn. Die Triebwerke der beiden Schiffe flammten auf, als die Piloten sich auf die Fersen der Flüchtenden hefteten. Gleichzeitig begann der Beschuß. Der erste Torbogen zerbrach in hundert Teile und fiel hinter dem Gleiter herunter. Dadurch versperrte er den Blick auf die Verfolger, verhinderte aber auch für einige Sekunden einen weiteren gezielten Schuß. »Wir müssen uns wieder verstecken!« schrie Atlan. »Am Ende dieses Tales. Schaffen Sie eine Öffnung in dem zerklüfteten Berg, Sir!« schrie Kennon zurück. Tekener flog schneller und schneller. Er zeigte jetzt seine Meisterschaft, ein solches Gefährt zu steuern. Er sah vor sich eine Serie halbrunder Öffnungen, die aber nicht in einer Linie lagen. Nacheinander passierte er, kaum den Weg erkennend, diese Tore. Hinter ihm hämmerten die Schüsse der beiden Schiffe in die Kristalle, und eine breite Bahn der Zerstörung kennzeichnete den Weg. Atlan schlug mit dem Kolben die Reste des zerstörten Fensters aus dem Rahmen, legte die Waffe an und zielte. Er wartete, bis eines der Schiffe schräg hinter ihnen war. Dann feuerte er. Schuß um Schuß verließ die schwere Waffe und traf in das Vorderteil des Raumschiffes. Glühende Fetzen flogen nach allen Seiten. Explosionen waren zu sehen und tauchten die Gegend in kurze, blitzähnliche Helligkeit. Ein lautloses Gewitter mit verschiedenfarbigen
Lichtern zog die Aufmerksamkeit anderer Suchkommandos auf die Flüchtenden. »Das Loch! Das Versteck, Sir!« schrie Tekener und dachte selbst an eine Höhle im Berg, der sich jetzt vor sie schob und sich gegen den schwarzen Himmel abzeichnete. »Ja, natürlich!« Atlan schoß noch immer. Das kleine Schiff geriet jetzt ins Taumeln. Der Pilot wagte ein wahnsinniges Manöver, beschleunigte voll und richtete den Kurs des Schiffes auf den Punkt aus, wo sich die Flugbahn des Gleiters und der Berg berühren mußten. Tekener dachte brennend und hochgradig erregt an die Öffnung. Es sah aus, als öffne der zerfurchte, zerklüftete Berg vor ihnen einen Rachen, aus dem kristallene Zähne hervorstachen. Auf diesen Rachen jagte Tekener zu, riß die Maschine um einen Strom niederbrechender Trümmer herum und wurde wieder schneller. Die Männer flogen fast aus den Sitzen. Dann, im Zusammenbrechen der letzten Felsbrücke, erreichte der Gleiter das Loch, fegte an den stalagmitenähnlichen Kristallen vorbei. Hinein in den dunklen Schlund. Das Schiff kam nur zwanzig Meter später an. Atlan schrie auf: »Schließen! Schließt den Berg!« Es war zu spät. Wie ein Meteor, glühend, zerfetzt und mit voller Kraft, schoß das Raumschiff zwischen den Kristallzähnen hindurch, rammte die Wand und detonierte. Der Gleiter, der von Tekener beschleunigt wurde, schlingerte. Ein Hagel brennender und glühender Trümmer raste hinterher und schlug ein. Über Atlan barst die Kuppel. Tekener wurde nach vorn geschleudert, als irgendwelche Metallstücke über und unter ihnen vorbeischossen. Alles geschah lautlos, aber der Berg bebte unter dem Aufprall und der Explosion. Warnlampen begannen im Instrumentenbrett aufzuleuchten, einige erloschen wieder. Atlan dachte fiebernd: Ein Gang. Rechts! Ein Gang, in dem wir uns verstecken können! Er sah weit vor dem Gleiter die Trümmer der Kristalle. Sie fielen nach allen Richtungen, als das andere Raumschiff zu feuern begann. Es hatte den Berg umrundet, zusammen mit anderen Flugzeugen, und jetzt kam es dem Gleiter entgegen. Tekener riß an der Steuerung und raste in extremer Fluglage in den neuen Gang hinein. Gleichzeitig dachten er und Atlan: Der große Gang, die große Öffnung soll sich schließen!
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ATLAN 43 – Das letzte Versteck Während sie im rechten Winkel zur ehemaligen Flugbahn weiterrasten, sahen sie ein, daß sie in höchster Gefahr waren. Zwei Warnlampen glühten in hellem Rot. Kennon wußte, daß diese die Energie betraf und einen Teil der Antigraveinrichtungen. Sie flogen weiter und geradeaus. Hinter ihnen gingen die Wände zusammen. Der Berg hatte sich geschlossen. »Ein Korridor oder ein Schacht nach oben?« fragte Kennon. Er wartete, bis Tekener den Gleiter abgebremst und abgestellt hatte. Dann wechselten sie die Plätze. Für den Augenblick hatten sie Ruhe. Sie sahen sich schweigend in die Augen, dann murmelte Atlan: »Es wird Zeit, daß Rhodan kommt. Ich weiß keinen anderen Rat mehr, als hier zu warten.« Tekener schüttelte leicht den Kopf und schaltete den Energieschirm seines Anzugs aus. Er lehnte sich gegen den zerbeulten Gleiter, dessen Flanken von langen und tiefen Kratzern beschädigt waren und dessen Dach eingedrückt war. »Wenn wir hier warten, finden sie uns. Das können wir uns nicht leisten.« Atlan fragte: »Wieder hinaus? Sie hetzen uns in den Tod. Mit dem beschädigten Gleiter kommen wir nicht mehr weit.« Der Arkonide sagte: »Wir müssen diesen Berg unbemerkt verlassen und uns ein besseres Versteck suchen, ebenfalls ohne daß sie uns sehen. Dort können wir dann Rhodans Ankunft abwarten. Ich will annehmen, daß er den Planeten findet.« »Es ist zu erwarten!« sagte Tekener. Sie beratschlagten, wo sie sich verstecken wollten, und auf welchem Weg das geschehen sollte. Auf keinen Fall durfte das Versteck zu weit innerhalb eines Berges liegen, denn sie würden, falls die Flotte angriff, nicht stundenlang durch Gänge hasten können, wenn der Gleiter ausgefallen war. »Gut. Hinunter, dann dicht unter der Oberfläche in den großen, spitzkegeligen Berg mit den vielen senkrechten Säulen. Dort dürften sie uns kaum suchen!« sagte Atlan. »Einverstanden.« Es war eine Entfernung von rund sieben bis acht Kilometern Luftlinie. Aber sie konnte sich vergrößern, wenn unvorhergesehene Zwischenfälle eintraten. Während die Männer die Fetzen der geborstenen Kabinenabdeckung aus dem Gleiter räumten, dachte Atlan an einen schrägen Korridor, der zum Fuß dieses Berges führte. Vor ihnen entstand der Hohlraum.
»Los! Jetzt konnte jede Minute die Flotte ankommen. Sie mußten es nur aushalten können, bis die Verfolger abgelenkt waren. Das war jetzt ihr Problem. Das Problem, das über Leben und Tod entschied. Der Gleiter wurde in Betrieb gesetzt und erhob sich zögernd um einige Handbreit. Kennon winkte ärgerlich ab, als Tekener auf die Warnlichter deutete. Die Maschine würde nicht mehr lange durchhalten. Dann fuhr Kennon ziemlich schnell etwa zweitausend Meter weit abwärts und hielt wieder an. »Hinaus oder nicht?« fragte er. Atlan erwiderte: »Wenn ich die Erschütterungen richtig deute, dann konzentriert sich das Feuer auf diesen Berg. Sehen wir nach.« Sie hatten den Versuch schon mehrmals unternommen. Er funktionierte auch jetzt. Die Kristalle gehorchten schnell und bildeten einen schmalen Gang, der eine kleine Öffnung zum Weltall hatte. Atlan sprang aus der Maschine, ging wenige Meter und steckte den Helm durch die kleine Öffnung. Er sah in eine tief eingeschnittene Schlucht hinein, deren Decke an den meisten Stellen überhing. Am anderen Ende der Schlucht stand der Berg, den sie sich als Versteck ausgesucht hatten. »Wir sind allein hier. Niemand vor uns, niemand über uns!« sagte Atlan. »Ich glaube, wir sollten es riskieren.« Der Vorteil lag in der Schnelligkeit dieses Verfahrens, mit der sie sich im freien Raum bewegen konnten. Kennon nickte. Atlan sorgte dafür, daß sie ihr Gefängnis verlassen konnten. Der Gleiter flog aus der Bergflanke in die Schlucht hinein und hielt sich ständig unterhalb der überhängenden Nasen und Kanzeln, der wildzerklüfteten Brocken und der schrägen Wände, die wie Schieferplatten wirkten. »Ein eigentümliches Leuchten geht von den Kristallen aus. Welch ein herrliches Feld für die Forschung könnte dieser Planet sein!« murmelte Tekener. Kennon antwortete nicht. Er steuerte den Gleiter. Immer mehr Aggregate fielen zeitweise aus. Er mußte alle seine Kraft und sein ganzes Können aufbieten, um den Apparat in der Luft zu halten. Aber im schnellen Zickzackflug hatten sie bereits die halbe Schlucht durchquert und sahen hin und wieder vor sich die steile Flanke des Berges. »Bis jetzt hatten wir Glück!« stellte Atlan fest. Es war ein merkwürdiger Berg, den die Kristalle hier geschaffen hatten. Vermutlich
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ATLAN 43 – Das letzte Versteck lag kein bewußter Plan vor, sondern damals, als im Entstehungsstadium dieses Planeten die Kruste erkaltet war, hatten die Kristalle nach einem besonderen Schema auskristallisiert. Es war ein Spitzkegel von fünftausend oder mehr Metern Höhe. Von unten, wo die Berghänge in die Täler übergingen oder sanft ausliefen, bis oben dicht unterhalb der Spitze bedeckten Kristallnadeln den Berg. Sie stiegen, in verschiedenen Größen und verschieden groß im Durchmesser, senkrecht in die Höhe und zielten auf die Sterne. Noch immer war hier die Sonne nicht aufgegangen, aber es kündete sich bereits weit vor den Flüchtenden ein leichter Schimmer an. Es würde keine Dämmerung geben, weil es keine Atmosphäre gab. Plötzlich würde es hell sein, und dann waren sowohl die Verfolger als auch die Verfolgten geblendet. Die Schlucht machte jetzt einige scharfe Bögen, denen der Gleiter mit aussetzendem Antrieb folgte. Kennon wartete nur darauf, daß die Maschine plötzlich durchsacken würde. Aber sie kamen bis an die Stelle, wo die Schlucht endete. Sie war hier durch eine Barriere jener Kristallnadeln gesperrt. Und im gleichen Augenblick, in dem der Gleiter durchsackte, begannen die versteckten Grossarts zu feuern. »Vor uns! Sie haben sich verborgen gehalten – ohne Fahrzeuge!« Atlan und Tekener feuerten nach rechts und links aus dem Gleiter mit ihren Waffen auf die nur schwer erkennbaren Gestalten. Die langen Mündungsblitze zuckten lautlos hin und her. Dort, wo die Männer eben noch geschwebt waren, löste sich der Kristall auf. Schwere Desintegratoren wurden herumgeschwungen und auf das neue Ziel gerichtet. Der Gleiter sackte um dreißig oder fünfzig Meter ab, dann fing ihn Kennon wieder auf und jagte ihn ohne Schonung vorwärts. Er rief: »Jede Sekunde kann das Ding ausfallen. Macht euch auf eine Bruchlandung gefaßt.« Atlan wußte noch nicht, an welcher Stelle er eine Öffnung schaffen sollte. Er wußte auch nicht, wo überall Grossarts und Akonen sich versteckt hielten. Der Gleiter war vorübergehend aus der Sicht der Verfolger geraten; riesige Kristallschroffen schützten ihn. Dicht über der nur meterbreiten Sohle der Schlucht jagte die Maschine vorwärts. Über ihr schossen die Verfolger in die Hänge hinein. »Schneller! Die Brocken erschlagen uns sonst.«
Atlan sah nach oben. Hinter ihnen krachte ein ständiger Hagel von hausgroßen Brocken in die Schlucht hinein. »Wenn doch dieser Planet endlich in die Luft gehen würde. Wenn die Kristalle einen eigenen Willen hätten, würden sie es nicht zulassen!« sagte Tekener, nur um das Schweigen zu durchbrechen. Wieder setzte der Antrieb aus. Gleichzeitig damit fielen die vorderen Prallfelder aus, und der Gleiter kippte nach unten. Wie durch ein Wunder richtete er sich wieder auf, schleifte über den Boden und kam dann endlich zur Ruhe. »Raus! Wir müssen zu Fuß weiter!« sagte Atlan alarmiert. Er dachte an einen Gang, der dicht neben ihnen begann, und die Wand der Schlucht öffnete sich. Keine Sekunde zu spät, denn ein riesiger Kristallbrocken krachte herunter und blieb hinter dem Gleiter liegen. »Die Anzüge!« sagte Kennon laut. Atlan und Tekener hasteten einige Meter in den Gang hinein. Kennon machte einige Sätze, schlug mit den Händen die Verkleidung zur Seite und riß sie mit seinen Robotkräften auf. Dann griff er nach den beiden Anzügen, raffte einige Magazine und Batterien an sich und raste zurück. Er trug die schweren Anzüge, als wären es Gebilde aus Schaumstoff. Er blieb stehen. Der Gang schloß sich. Als das Loch so groß war, daß Kennon gerade noch hindurchsehen konnte, sah er, wie ein zweiter Kristallbrocken den Gleiter zerschmetterte. Gleichzeitig rasten Akonen in Fluganzügen durch die Schlucht und näherten sich von allen Seiten dem verschwindenden Loch in der Wand. Kennon sagte deutlich: »Hinauf, weiter hinein, und im Zickzack weiter. Sir, wünschen Sie uns eine solche Treppe!« »Schon geschehen!« sagte Atlan. Tekener sorgte mit seinen Gedanken dafür, daß sich zwischen den Verfolgern und ihnen eine massive Kristallwand aufbaute. Die drei Männer, Kennon an der Spitze, hasteten eine Treppe hinauf, die aus einem Alptraum zu stammen schien. Sie führte in den Berg hinein. Gleichzeitig verlief sie mit starker Steigung und großen Stufen, die zugleich noch unregelmäßig waren, sehr steil aufwärts. Sie verband die rechte Seite der Schlucht mit der Flanke des Berges und führte genau zwei Kilometer weit in den Berg hinein. Die drei Männer rannten, stolperten und keuchten die Stufen hoch, bis sie nicht mehr konnten.
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ATLAN 43 – Das letzte Versteck Atlan beziehungsweise Tekener würden die Schiffe sehen, besonders nach dem ersten Maahk-Angriff, dachte Rhodan. Und dann würden sie sich einpeilen lassen. Kein Schiff brauchte zu landen – die Teleporter besorgten das. Das erste Maahk-Schiff raste heran und feuerte ununterbrochen. Es verwandelte einen großen Teil der Planetenoberfläche in eine zerstäubende, explodierende und glühende Wüste. Das geschah auf der Seite des seltsamen Berges, die dem Versteck der drei Männer abgewandt war.
»Dieser verdammte Planet!« keuchte Tekener. »Wir halten nicht mehr lange durch!« sagte der Arkonide. »Jetzt können wir uns noch keine Pause gestatten. Noch nicht!« sagte Kennon. »Aber ich weiß einen Ausweg.« Er hielt die Männer auf, wechselte die Aggregate aus, die er mitgenommen hatte. Die Anzüge stellte er einfach an die Wand. Tekener staunte. »Du willst uns doch nicht etwa tragen?« flüsterte er. Kennon grinste ihn an. »Warum nicht? Ich habe schon schwerere Terraner getragen!« Er winkelte die Arme an und ergriff beide Männer um die Hüften. Atlan dachte an eine Verbreiterung des Ganges. Und dann erlebten sie eine Art Traum ...
* Kennon hörte die Geräusche, maß ihnen aber eine andere Bedeutung bei. Er raste seit einer Stunde ununterbrochen die Treppe aufwärts. Es bedeutete für ihn kaum eine echte Belastung, da seine Muskeln nicht einen menschlichen Kreislauf belasteten. Die beiden anderen Männer schlossen die Augen, sonst wäre es ihnen schlecht geworden. Sie hingen mit den Köpfen nach unten und sahen sechzig Minuten lang nichts anderes als Stufen, die an ihren Augen vorbeirasten. Dazu kamen die stoßenden und schlagenden Bewegungen des rasenden Roboters. Er durchquerte unsichtbar die Schlucht, dann projektierte er eine weitere Treppe, die im Innern des Berges nach oben führte. Zweitausend Meter Höhenunterschied wurden in dieser Zeit überwunden. Schließlich dachte Kennon an einen Gang, der sie bis dicht an das Vakuum heranbringen sollte. Der Gang entstand vor ihm. Er raste ihn entlang, dann bremste er und stellte beide Männer wieder auf die Beine. Er grinste etwas, als er Tekener und Atlan festhielt. Ihnen schwindelte. Kennon sagte laut und verständlich: »Jetzt können wir beruhigt das Ende des Kampfes abwarten.« Er ging vorwärts. Vor ihm öffnete sich ein senkrechter Spalt. Er blickte hinaus und sagte: »Die Sterne.« Tekener und Atlan folgten ihm. Als sie in den schwarzen Himmel hinaufblickten, sahen sie das Feuer der Triebwerke des ersten Schiffes. »Und die Schiffe!« sagten sie. Plötzlich belebte sich der Himmel. Aus vielen unbeweglichen Punkten wurden plötzlich Raumschiffe, die sich rasend schnell bewegten und herunterstießen wie metallene Adler. Aber sie zielten nicht auf die Verfolger, sondern bombardierten wahllos den Planeten.
9. Während der erste Kreuzer der Andro-Maahks aus der Kugel herausstieß und in rasender Fahrt auf den Planeten herunterraste, erschien das dreidimensionale Bild des Kommandanten auf dem Bildschirm in der Zentrale. »Ich rufe den Großadministrator!« verlangte der Fremde. Rhodan sprang auf, klappte den Helm herunter und stellte sich vor die Linsen. »Ich bin hier. Was wünschen Sie, Kommandant?« Der Maahk sagte heiser: »Sie werden gemerkt haben, daß wir unseren ersten Angriff fliegen. Dort unten, direkt vor dem Schiff, das jetzt angreift, scheint ein Kampf oder eine Suche in Gang zu sein. Sie sollten Ihre Männer retten.« »Selbstverständlich«, sagte Rhodan. »Sie halten sich an unseren Vertrag?« »Vollständig. Wir greifen an, Sie helfen, falls nötig. Natürlich dürfen Ihre Schiffe alle notwendigen Rettungsmaßnahmen unterstützen.« Rhodan grinste sarkastisch, dann erwiderte er: »Verbindlichen Dank.« Seine Fernaufklärung hatte ebenfalls festgestellt, daß ein kreisförmiger Abschnitt der Planetenoberfläche in der Nähe des wandernden Sonnenaufganges ausgesprochen bevölkert war. Dort also konzentrierte sich die Suche nach den drei USO-Leuten. Er winkte dem Maahk und erkundigte sich. Gucky hatte zwar die Gedankenimpulse von Atlan feststellen können, aber es war ihm unmöglich, sie genau zu lokalisieren.
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ATLAN 43 – Das letzte Versteck »Rhodan ist da!« sagte Atlan. »Nehmen Sie Verbindung mit ihm auf!« »Selbstverständlich!« sagte Kennon und reagierte sofort. Er stand binnen Sekunden mit der Funkzentrale von Rhodans Flaggschiff in Verbindung. Während er funkte, ortete ihn eines der Raumschiffe der Grossarts. Es flog durch einen Hagel von Strahlen und Bomben heran. Tekener, der langsam nach vorn gegangen war, sah das Schiff und schrie: »Zurück! Das Schiff!« Sie rannten zurück in den Gang. Tekener riß seinen Freund mit sich und dachte in einer Mischung aus Wut und Resignation, aus übermenschlichem Gefühl der Angst vor den Strahlen, die sich jede Sekunde in seinen Rücken bohren würden, an eine Vernichtung dieses Planeten. Alles soll zusammenbrechen! dachte er, während er nach vorn stolperte und gegen Atlan prallte. Alles, alles! Das kleine Raumschiff der Grossarts wurde von einer Transformbombe der Terraner voll getroffen und explodierte zweihundert Meter vor der Bergwand. Die Nadelspitzen aus Kristall schmolzen in der ungeheuren Hitze.
Ein Teleportermutant erschien in der Kristallhöhle, griff nach der Hand eines der drei Männer und verschwand mit ihm. Zufällig war es Kennon. Druckabfall und Temperaturabfall wirkten zusammen. Kessel und Anlagen explodierten. Viele lebende Wesen wurden eingeschlossen. Materialien aller Art wurden von den Kristallen, die in Sekundenschnelle sämtliche Hohlräume ausfüllten, zerquetscht. Schleusen wurden zerschmettert. Kraftwerke explodierten und zündeten eine zweite Hölle in den Tiefen der Planetenkruste an. Der zweite Mann wurde abgeholt: Tekener. Rücksichtslos eröffneten die MaahkRaumschiffe das Wirkungsfeuer. Sie belegten jeden Meter des Kristallplaneten mit ihren tödlichen Geschossen und den Strahlen aus den Projektoren. Der Teleporter erschien ein drittes Mal und nahm Atlan mit sich. Dann begann die Vernichtung des Planeten. Die fünftausend Schiffe der Terraner zogen sich zurück und formierten sich. Noch einmal warnte der Maahk Perry Rhodan, einzugreifen. Im Rahmen des Bündnisvertrages, so lautete die Formel, ist es den Maahks gestattet, diese Schande ihres Volkes auf ihre Art zu tilgen. Rhodan hatte kein Mittel, die Maahks aufzuhalten und zu zwingen. Die terranischen Schiffe zogen sich von der Bahn des innersten Planeten zurück. Nicht zum erstenmal sahen die Terraner zu, wie ein Planet zerstört wurde. Die Maahks gingen rücksichtslos vor. Während ihre Schiffe Teile des Planeten bombardierten, drangen schwerbewaffnete Kommandos in die unterirdischen Anlagen ein und machten nieder, was sich ihnen in den Weg stellte. Meist aber trafen sie nur Zonen des Todes an – da es kein Gas und keine Wärme mehr gab, erübrigte sich ein Kampf. Überall wurden Bomben deponiert und ihre Zünder eingestellt. Die Fremden arbeiteten mit einer Eile, die geradezu erstaunlich war. Die Feuerwalze, die um den Planeten zog, verebbte nach einigen Stunden. Dann zogen sich die Schiffe wieder zurück, die ausgeschleusten Kommandos wurden an Bord geholt. Man sendete die Sprengformel und Tausende von Bomben detonierten. Sie zerrissen die Oberfläche des Planeten. Magma trat aus. Als die Maahk-Schiffe sich zu geordneten Formationen sammelten und zurückzogen, lebte auf dem Planeten nichts mehr außer
* Eine Art Wunder geschah. Während die Pseudosonne des vernichteten Schiffes aufglühte und diesen kleinen Teil des Planeten mit ihrem rötlichgelben Glanz überschüttete, während aus den Kristallen der Berge glühende Blitze zu schießen schienen, reagierte das tote Material auf den extremen Wunsch. Gerade, als sich der Gang geschlossen hatte und so die Trümmer des Schiffes und den blendenden Lichtschein versperrte, erschütterte ein gigantisches Beben diese Zone. Der Berg zitterte und bebte. Alle drei Männer wurden zu Boden geschleudert. Einige Aggregate der Schutzanzüge versagten. Dann versank ein Kreis von etwa fünf Kilometern Durchmesser im Boden. Wahnsinn! dachte Atlan. Die konsequente Fortführung der Wünsche an die leblosen Kristalle! sagte der Extrasinn. Im Inneren des Planeten war die Hölle los. Die Gase, die unter Hochdruck standen, heulten in das Vakuum hinaus und zerstoben im Weltraum.
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ATLAN 43 – Das letzte Versteck einigen Mikroben. Die Welt der Kristalle war vernichtet.
das auch Ihre Auffassung, Großadministrator?« Die beiden Partner standen sich wie Feinde gegenüber, und trotzdem waren sie Verbündete. Zumindest waren sie verbündet gewesen. »Sie haben recht«, sagte Rhodan und zwang sich zur Ruhe. »So ist es. Wir behalten uns, auch im Rahmen des Bündnisvertrages, folgendes vor: Wir werden mit allen Resten der Condos Vasac, wo immer wir sie treffen und entdecken, aufräumen. Das ist unser Problem. Ein Problem unseres großen Volkes. Sie haben kein Recht, sich hier einzumischen, falls wir es Ihnen nicht gestatten – Punkt vierundvierzig des Vertrages. Sie haben auch kein Recht, uns diese Abrechnung zu verbieten. Kennen Sie den Vertrag noch?« Rhodan lachte freudlos. »Ich habe ihn unterzeichnet«, sagte er. Der Maahk brachte das Äquivalent eines Lächelns zustande und hob feierlich beide Arme hoch. Er sagte langsam und halblaut: »Großadministrator! Sie haben allen Grund, sich zu freuen. Nein, nicht zu freuen, denn über einen solchen Schluß freuen sich Terraner nicht. Aber Sie können zufrieden sein, daß dieser heimliche und gefährliche Feind erledigt ist, für alle Zeiten. Wir sollten unsere Gedanken auf einer weniger harten Ebene austauschen.« Rhodan fühlte sich nicht besonders gut. Er hatte mitangesehen, wie ein ganzer Planet vernichtet worden war. Er wußte, daß die Maahk-Schiffe auch Llgorak vernichten würden. Noch wußte er nur aus einer Äußerung Atlans, daß dieser Planet eine großangelegte Tarnung gewesen war, nicht mehr. »Meinetwegen«, sagte er. »Wenn diese Ihre Aktion abgeschlossen ist, haben wir Gelegenheit dazu.« »An mir wird es nicht liegen!« sagte der Maahk und senkte die Arme wieder. »Wünschen Sie, daß die Verbindung vorübergehend getrennt wird?« »Ja, bitte«, sagte Rhodan. »Oder gibt es noch etwas Wichtiges?« »Nicht daß ich wüßte«, sagte der Maahk. »Ich grüße Sie, Großadministrator Rhodan.« »Ich grüße Sie, Kommandant!« sagte Rhodan. Dann ging er einige Schritte nach vorn, hob grüßend die Hand und schaltete die Verbindung ab. Es wurde Zeit, daß er sich, während die Flotte sich sammelte und aus dem
* Wieder unterhielten sich Rhodan und der Kommandierende Maahk miteinander. Rhodan sah ihn kopfschüttelnd an und murmelte: »Ich frage Sie, Kommandant, ob diese Menge von Grausamkeit und Erbarmungslosigkeit notwendig war? Ich bin nicht dieser Auffassung.« Er ging unruhig vor den Linsen hin und her. Hinter dem Weg der abziehenden Flotten verging der erste Planet dieses Systems. Wie die Ortungsstation eben gemeldet hatte, war der größte Teil der Flotte unterwegs, um den zweiten Planeten Llgorak, den Zornigen Riesen, zu vernichten. »Denken Sie an die vielen Morde, von anderen Dingen ganz zu schweigen, die auf das Konto der Condos Vasac gehen. War dies nötig, Großadministrator? Ich bin nicht dieser Auffassung.« Rhodan hob eine Hand. Er sah ein, daß er den Maahk nicht umstimmen konnte. »Wir haben unseren Teil des Vertrages erfüllt!« sagte er. »Kann ich Ihnen noch irgendwie helfen?« Die Augen des Kommandanten zeigten nicht, was in den Überlegungen dieses fremdartigen Lebewesens vorging. Aber der Maahk sagte: »Wir haben nicht unsere Artgenossen getötet, sondern wir haben eine Krebsgeschwulst dieser Milchstraße vernichtet. Ich bin für einen offenen, fairen Kampf, aber nicht für Morden und Spionage um einer fixen Idee willen. Wir können uns auf nichts anderes einlassen – wir haben Rhaytr-Ozy vernichtet.« Rhodan stöhnte: »Nicht nur diesen Planeten. Auch Llgorak!« »Richtig«, sagte der Maahk. »Wir müssen sicher sein, daß alle mutierten Maahks aus dem Volk meiner Ahnen vernichtet werden.« »Stellt Sie das zufrieden?« Der Maahk öffnete seinen Rachen und fauchte. »Ist ein Patient froh, wenn ihm ein Geschwür entfernt worden ist? Wir übernehmen auch noch die weitere Heilung. Auch das werden Sie nicht verhindern können.« »Nein, das kann ich nicht!« sagte Rhodan. »Ihre Männer sind gerettet?« Rhodan nickte. »Mit der Ausschaltung der beiden Planeten dieses Systems, mit der Besetzung von Residenz durch die Truppen des Arkoniden ist die Condos Vasac für alle Zeiten erledigt. Ist
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ATLAN 43 – Das letzte Versteck verwüsteten System Gervi-Taran abzog, um Atlan, Kennon und Tekener kümmerte. Er stellte fest, daß sie schliefen. Selbst Kennon brauchte für seinen Verstand eine lange Ruhepause,
Rhodans Flaggschiff herrscht Puritanismus erster Güte.« Er stellte sich unter die Heißluftanlage, kämmte sich sorgfältig, rasierte sich und fand sich, als die letzten Klänge des ersten Trompetenkonzerts verklungen waren, wesentlich wohler. Er zog einen Morgenmantel an und blickte sich suchend um. Auf dem Ablagefach neben der eingebauten Liege entdeckte er sein eigenes Feuerzeug und seine Zigarettenmarke. Er zündete sich eine Zigarette an, hustete kurz und setzte sich dann in einen riesigen Sessel. Irgend etwas fehlte ihm. Der Tag sollte würdig begonnen werden. Barockmusik ... dazu paßt nur Sekt! sagte er sich. Als er an die Flasche dachte, ging der Türsummer. »Herein!« rief er. Dann hustete er wieder und verfluchte die nikotinlosen Zigaretten. Das Schott öffnete sich, und eine Technikerin kam herein. Sie entsprach seiner Definition von »gutaussehenden Mädchen«. Tekener stand auf, und seine Augen weiteten sich, als der Blick die Flasche und das Glas trafen. Einen Augenblick vergaß er, daß er noch immer das Gesicht von Narvus Teyte trug. »Guten Morgen«, sagte die Technikerin und lächelte ihn liebenswürdig, aber nicht allzu sehr entgegenkommend an. »Ich soll beste Empfehlungen von Lordadmiral Atlan ausrichten, und der Sekt habe sich zufällig gefunden.« Tekener nahm die Flasche. Dann pfiff er durch die Zähne. Es war eine Marke, die zu den teuersten gehörte, die es gab. 1996er Bollinger, Extra Quality, Brut, Champagne, las er. Die Flasche war, selbst im Großeinkauf für die Flotte, kaum unter fünf Solar zu haben. »Trinken Sie mit?« fragte er, hielt das Glas gegen das Licht und öffnete absolut geräuschlos die Flasche. »Tut mir leid. Alkohol ist im Dienst verboten.« Tekener grinste breit, schoß sein strahlendstes Lächeln ab und erzielte keine Wirkung. »Meinen besten Dank«, sagte er. »Und falls Perry nach mir fragen sollte – ich bin wach und warte auf ein ungeheures Frühstück!« Sie nickte und meinte: »Ich werde es melden.« Sie ging hinaus, und Tekener blieb nur das Vergnügen, ihre Fesseln anzusehen und das Geräusch von Sekt zu hören, der in ein Glas floß und schäumte. Während die Trompeten schmetterten und die Beckenschläge durch die Kabine dröhnten,
10. Die Schiffsmannschaften, unter denen sich natürlich auch viele Gäste aus den Reihen der United Stars Organisation befanden, hatte lange genug auf das Signal Kennons warten müssen. Es brauchte nicht viel Phantasie, um sich vorzustellen, wie erschöpft diese Männer waren. Man hatte ihnen die besten Kabinen zur Verfügung gestellt. Die USO-Leute wachten wie die Kettenhunde über den Schlaf und die Ruhe der Freunde. Ronald Tekener erwachte in den ersten Stunden des sechsundzwanzigsten Dezember 2408. Er blinzelte, streckte die Hand aus und tastete nach einem Schalter. »Licht!« murmelte er. Er hatte einen Geschmack im Mund, als habe er sich seit zwei Wochen die Zähne nicht mehr geputzt. Er grinste, als er daran dachte, daß es ungefähr stimmte; es ist schwierig, sich in einem akonischen Druckpanzer die Zähne zu reinigen. Beim Grinsen taten ihm die Gesichtsmuskeln weh, und als er versuchte, sich aufzurichten, schmerzten ihn tausend andere Muskeln. »Was immer geschehen ist, geschieht oder geschehen wird – ich habe Urlaub. Sechs Monate ab heute!« sagte er sich leise und vermied, den Mund mehr als nötig dabei zu bewegen. Er richtete sich ächzend auf, schaltete mehrere Lampen an, sah sich um und bemerkte, daß er eine der wenigen Luxuskabinen für Gäste bewohnte. »Bei meinen Verdiensten um die Menschheit«, murmelte er, während er das Stereogerät einschaltete und barocke Musik aus Terras Vergangenheit auflegte, »steht mir auch äußerster Luxus zu.« Er stellte die Anlage sehr laut ein, hob die Bässe etwas an und schlurfte dann gebückt ins Bad. Dort legte er sich dreißig Minuten lang in heißes Wasser, versank im Badeschaum, dann duschte er zehn Minuten lang wechselnd heiß und kalt. Langsam hörten die Muskelschmerzen auf. »Prächtig, prächtig! Es fehlen nur noch Essen, feine Getränke und gutaussehende Mädchen«, murmelte er. »Letzteres ist unmöglich; in
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ATLAN 43 – Das letzte Versteck trank er Sekt, rauchte und zog sich an. Die USO-Leute hatten eine seinen Ansprüchen genügende Kleidung gefunden und bereitgelegt. Beim dritten Glas summte es wieder. »Vorsicht! Radioaktiv!« brüllte Tekener. Ihm war es völlig gleichgültig, wer draußen stand. Kennon schob sich, breit grinsend und ebenfalls noch in der Maske des Akonen Vostram Ahuyle, in den Raum. Er begutachtete den zweiten Sessel, ehe er sich vorsichtig niederließ. »Ich sehe, Herr Teyte, daß du ausgeschlafen bist!« bemerkte er. Am Tonfall und an den winzigen Gesten, die kaum sonst jemandem aufgefallen wären, merkte Tekener, daß sein Freund ausgeruht und ausgeglichen war. Ein Zustand, der nicht unbedingt immer herrschte. »Ich bemerke, Herr Ahuyle, daß du einen vorzüglichen Eindruck machst!« sagte Ronald. »Es ist ein Jammer, Ken, daß du die Freuden eines Glases Sekt vor dem Frühstück nicht würdigen kannst.« Ken grinste: »Dafür würdige ich den Glanz deiner Erscheinung und die barocken Klänge; du fühlst dich gut?« Ronald nickte langsam. »Ich fühle mich ausgezeichnet!« sagte er. »Schließlich haben wir, alle drei, unseren Erbfeind besiegt.« Ken sagte leise: »Die regulären Maahks haben beide Planeten in radioaktive Wüste verwandelt. Der Kristallplanet ist völlig zerborsten, und Llgoraks Geisterstädte wurden geschmolzen. Die Condos Vasac ist verschwunden.« »Nicht aus unseren Gedanken, aus unserer Erinnerung!« bemerkte Tekener. Als er den Rest aus der Flasche ins Glas schüttete, merkte er, daß seine Finger noch immer leicht zitterten. »Wo ist der Chef?« »Er wird bald kommen. Wir frühstücken mit Rhodan zusammen.« »Das ist wohl das mindeste für die Helden vom Gervi-Taran-System!« sagte Tekener. Dann ließ er sich von Kennon berichten, was nach ihrer Rettung geschehen war. Kennon war hervorragend informiert; vermutlich hatte er sich vor diesem Besuch lange in der Nachrichtenzentrale des Flaggschiffes aufgehalten oder einen anderen USOSpezialisten getroffen. Jedenfalls dauerte es eine Stunde, bis Kennon schloß: »Ich glaube, man wird uns jetzt einige Tage Urlaub genehmigen.«
Zu seiner Überraschung brach Tekener in ein langanhaltendes Gelächter aus. Schließlich sagte er atemlos: »Ken, mein Freund – unter einem halben Terrajahr machen wir es nicht. Ich kann mich bereits nicht mehr genau erinnern, was das ist. Urlaub. Wir werden unseren Sold, oder wie immer man diese schäbige Bezahlung nennt, ausgeben. An den schönsten, interessantesten und teuersten Plätzen der Galaxis!« Ken lachte. »Ich mache mit – vorausgesetzt, du gehst das Risiko ein, daß dich alle Mädchen stehenlassen, wenn ich vorbeikomme.« Tekener winkte ab. »Dieses Risiko nehme ich auf mich. Wann findet dieses Frühstück statt?« »Atlan will uns abholen!« sagte Kennon und nahm das Sektglas. Er roch lange daran und gab es Tekener wieder zurück. Eine halbe Stunde später, gerade bei den letzten Beckenschlägen eines barocken Konzerts, ging der Türsummer ein drittes Mal. Diesmal öffnete Kennon. »Guten Morgen, Sir!« sagte Tekener. Atlan sah ebenfalls erholt aus, trotz seiner Maske. Er rief in Tekener und Kennon nur noch schwache Erinnerungen hervor, als sie ihn als Kereyn von Fahstra identifizierten. Der Zellaktivator schien wahre Wunder gewirkt zu haben; Atlan hatte die Folgen dieses kräfteverzehrenden und in jeder Hinsicht erschöpfenden Spezialeinsatzes überwunden. Er wirkte tatsächlich wieder wie einknapp vierzigjähriger Mann, der vor Energie barst. »Guten Morgen. Wir haben eine abschließende Besprechung mit Rhodan«, sagte Atlan. »Sie findet in seiner Kabine statt, im Rahmen eines Frühstücks.« Er bemerkte Tekeners gerunzelte Stirn und fügte hinzu: »Ich habe für Kaffee und Kaviar gesorgt.« »Endlich jemand, der meine Probleme zu würdigen weiß«, sagte Tekener. »Wir haben gerade eine Diskussion abgebrochen.« Atlan setzte sich und betrachtete sinnierend die Sektflasche. »Worüber?« »Über die Erholungsfähigkeit und Erholungswürdigkeit von USO-Spezialisten. Außerdem hat Ken mit einer seiner eingebauten Rechenmaschinen nachgerechnet, wieviel Urlaub wir laut Arbeitsvertrag nötigenfalls einklagen können.« Atlan winkte ab und grinste breit. »Ich weiß«, sagte er. »Mindestens sechs Monate. Ist selbstverständlich bewilligt. Bei vollen Bezügen.«
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ATLAN 43 – Das letzte Versteck Tekener nickte und zeigte ein sehr zufriedenes Gesicht. »Schade«, erklärte er. »Damit entfällt jeder Zündstoff für ein gutes und langes Gespräch zwischen uns. Sie scheinen sich auch in bester Verfassung zu befinden, Sir?« Atlan wirkte plötzlich nachdenklich. Er sagte: »Ja. Ein Feind aus dem Dunkel ist besiegt, erledigt, verschwunden. Sie haben von den Maahks gehört?« »Ja. Alles, Ken erzählte es mir.« Ronald Tekener zündete sich eine zweite Zigarette an, trank den Sekt aus und schaltete die Stereoanlage ab. Sie verließen die Kabine, fuhren auf einigen der Laufbänder bis zu Rhodans großer Kabine und wurden begrüßt. »Vostram Ahuyle, Narvus Teyte und Kereyn von Fahstra ... diese Rollen sind jetzt vergessen!« sagte Rhodan und schüttelte ihre Hände. »Bitte, nehmen Sie Platz!« Kennon setzte sich dorthin, wo kein Gedeck stand. Ein schwerer, komplizierter Robot bediente. Die Kabine war hell, und auf einem riesigen Bildschirm stand eine Projektion der Erde; eine Landschaft, die Tekener nicht kannte. Weiße Pferde galoppierten durch Sand, Salzwasser und Dünen. Im Hintergrund erhoben sich Flamingoschwärme und flatterten durch das Bild. Rhodan sagte: »Wir brauchen keine langen Reden mehr zu führen – wir alle wissen, daß alles, was von der Condos Vasac noch übrig ist, Reste sind. Sie werden zum Teil von den Maahks aufgestöbert und vernichtet. Dagegen können wir nichts unternehmen – wir haben einen klar paraphierten Bündnisvertrag abgeschlossen und feierlich unterzeichnet. Vielleicht tauchen hier und da vereinzelte CVAgenten auf, aber die Gefahr ist ein für allemal gebannt.« »Dank der Mitwirkung der USO, um es schlicht auszudrücken!« sagte Atlan und begann herzhaft zu essen. Er entwickelte eine starke Konkurrenz zu Tekener. »Nur dank der USO«, sagte Rhodan. »Ich werde mich hüten, deine Verdienste herabzusetzen, Arkonide!« Atlan verschluckte sich beinahe. »Danke, Barbar!« sagte er. Das Flaggschiff und alle anderen Einheiten befanden sich im Linearraum. Sie rasten dem Ziel entgegen. Nur wenige Schiffe hatten in die Auseinandersetzung eingegriffen. Der Terra-Flotte folgten die Maahk-Raumer. Sie verließen diesen Sektor des Raumes und verteilten sich wieder in die gewohnten
Stellungen. Nur das Flaggschiff hatte den Planeten Residenz zum Ziel. Der Alarmzustand war längst aufgehoben, und die Besatzungen hatten allen Grund, sowohl ein verspätetes Weihnachten als auch das drohende Neue Jahr zu feiern. »Keine Ursache. Ich begrüße den Umstand«, sagte Atlan, »daß du jetzt eine Menge Steuergelder sparen kannst. Die USO wird zukünftig mit einem kleineren Etat auskommen, was nicht zuletzt Homer G. Adams freuen wird.« Rhodan lachte. »Das ist mein Ernst!« sagte Atlan. »Nur macht mir ein zweiter Punkt weitaus mehr Sorgen.« Tekener und Kennon verfolgten gespannt die Unterhaltung zwischen dem alten Arkoniden, der seit mehr als zwölftausend Jahren in die Geschichte der Menschheit eingriff und zwischen Rhodan, dem Großadministrator, der versuchte, den Weg der Menschheit in die Galaxis zu begleiten und zu steuern. »Welcher Punkt läßt dich nicht schlafen?« erkundigte sich Perry. »Die USO, so gern ich sie auflösen möchte ...« Er sah in Kennons und Tekeners Gesichter, hob abwehrend die Hände und fuhr fort: »Keine Sorge. Ich werde sie nicht auflösen, weil wir es nicht können. Also: Die United Stars Organisation hat ihren klassischen Gegner verloren. Was werden wir in den nächsten Jahrhunderten tun?« Rhodan stützte seine Unterarme schwer auf den Tisch. Zwischen den Fingern hielt er den Kaffeebecher. Er sagte, in plötzlichem Ernst: »Atlan! Ich nehme nicht an, daß du dir einbildest, der Weg der Menschen in die Milchstraße geht ganz ohne Gewalt, Verbrechen und Ähnliches vor sich. Die Natur der Menschen, und nicht nur seine – ist leider so beschaffen, daß es immer Verbrecher geben wird, Banden und solche Menschen, die einen Mord oder ein Eigentumsdelikt als Lösung eines Problems betrachten. Glaube nicht, daß die nächsten Jahrhunderte friedlicher als die vorhergehenden sein werden! Wir haben sicher keinen so mächtigen, raffinierten und rücksichtslosen Gegner mehr, der über ungeahnte Hilfsmittel und gewaltige finanzielle Mittel verfügt. Aber die USO wird weiterhin gebraucht.« Atlan lachte kurz und erwiderte: »Ich habe auch nicht angenommen, daß nun plötzlich aus allen Terranern oder deren Abkömmlingen Engel geworden wären. Ich weiß, daß wir weiter arbeiten müssen. Leider.«
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ATLAN 43 – Das letzte Versteck Rhodan lehnte sich zurück und fragte: »Du wirst weiterhin die USO leiten? Es ist mir viel daran gelegen.« Atlan ließ sich absichtlich lange Zeit mit der Antwort. »Ich werde weiterhin versuchen«, sagte er dann, »so schnell wie möglich Ungerechtigkeiten und Gewalt, Verbrechen und Betrug, Mord und alle anderen Dinge dieser Art aufzudecken. Ich spreche hier für Tausende von USO-Spezialisten, für eine gewaltige Organisation.« Rhodan erwiderte: »Du weißt, daß ich dir nicht dafür in dem Rahmen danken kann – nicht nur dir, sondern allen deinen Helfern –, wie es euch allen gebührt.« Atlan erwiderte trocken: »Es reicht schon, wenn du mir die Butter herüberreichst, Freund Rhodan. Ich werde es euch Barbaren schon zeigen, daß ich noch immer der alte bin.« Tekener bemerkte trocken: »Wir werden Ihnen dabei helfen, Sir!« Kennon lehnte sich zurück, wobei der Sessel knirschte und durchfederte. »Nach dem Urlaub, versteht sich!« sagte er. Die vier Männer um den Tisch brachen in ein befreiendes Lachen aus. Erst jetzt begriffen sie langsam, daß die Zeiten des großen, organisierten Verbrechens in der Galaxis mit
einiger Sicherheit vorbei waren. Während die Männer sich weiter unterhielten und aßen, ging der rasend schnelle Flug des Schiffes weiter. Es war wie ein Symbol, wie eine Hoffnung: Der Flug konnte in eine Zukunft führen, die ein wenig besser war, in der das Verbrechen weniger Chancen hatte. Man würde sehen ... * Die Hydra war tot. Die letzten Köpfe wurden abgeschlagen, und es wuchsen keine neuen nach. Das Gerücht verbreitete sich mit rasender Eile durch die Milchstraße – durch ihre besiedelten Teile. Zwar erfuhr kaum jemand Namen und wirkliche Begebenheiten, aber die Menschheit und viele andere Individuen vieler anderer galaktischer Völker atmeten auf. Der Kopf der Schlange war zertreten, und der giftige Feuerhauch des Drachen würde die Planeten nicht mehr treffen. Die Geschichte der Condos Vasac und ihrer halb wahnsinnigen Herrscher endete an dem Tag, an dem die Kristalle menschlichen Wünschen zum letztenmal gehorchten. ENDE
Weiter geht es in Band 44 der ATLAN-ebooks mit:
Die Schule der Attentäter von William Voltz Impressum: © Copyright der Originalausgabe by Pabel-Moewig Verlag KG, Rastatt Chefredaktion: Klaus N. Frick © Copyright der eBook-Ausgabe by readersplanet GmbH, Passau, 2003, eine Lizenzausgabe mit Genehmigung der Pabel-Moewig Verlag KG, Rastatt
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