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-COOH (C6Hs - COOH)
122
249
10.1 Grundklassen organischer Verbindungen
411
Die Ameisensäure (Methansäure), als einfachster Vertreter der homologen Reihe der AIkanmonosäuren, bildet wiederum eine Ausnahme. Hier ist die Carboxylgruppe mit einem H-Atom und nicht mit einem organischen Rest R verknüpft. Da sie gleichzeitig eine Aldehydgruppe enthält, nimmt sie eine Sonderstellung zwischen Aldehyd und Carbonsäure ein. Sie ist durch Oxidationsmittel zu CO 2 und H 20 oxidierbar und reduziert Tollens Reagenz. Die übrigen Monocarbonsäuren sind gegen Oxidationsmittel resistent. Da einige höhere aliphatische Carbonsäuren wie die Stearinsäure C l 7H3SCOOH und die Palmitinsäure C ISH31COOH Bestandteil der natürlichen Fette und Öle sind (s. Kap. 10.1.7), werden sie auch als Fettsäuren bezeichnet. Die Benennung der Alkansäuren erfolgt entsprechend der Nomenklaturregeln durch Anhängen der Endung -säure an den Namen der Stammkohlenstoffverbindung. Für die meisten Carbonsäuren werden, wie die obigen Beispiele bereits zeigen, Trivialnamen verwendet. In Tab. 10.7 sind neben der systematischen Bezeichnung auch jeweils die Trivialnamen der Säure und des zugehörigen Salzes angegeben. Die Eigenschaften der Alkansäuren resultieren zum großen Teil aus ihrer besonderen Struktur. Die Moleküle enthalten neben einer polaren Carboxylgruppe einen unpolaren Alkylrest unterschiedlicher Kettenlänge. Niedermolekulare Alkansäuren (CI ... C3) sind mit Wasser in jedem Verhältnis mischbar. Mit zunehmender Kettenlänge nimmt die Löslichkeit ab. Interessanterweise weisen Carbonsäuren im festen und flüssigen Zustand sowie in unpolaren Lösungsmitteln eine doppelt so hohe Molekülmasse auf, wie die aus ihrer Summenformel errechnete. Sie liegen als Dimere vor . Es bilden sich über H-Brückenbindungen verknüpfte Doppelmoleküle aus.
R-C
~ 0/ ... H- Q"<, "'-.,-
C-R
~
0H· . ·/0 .....
Die Wasserstoffbrückenbindungen sind auch der Grund für die relativ hohen Siede- und Schmelzpunkte der Carbonsäuren. In der Gasphase werden die H-Brücken gelöst und die Moleküle liegen wieder monomer vor . Carbonsäuren gehören zu den schwachen Säuren (Kap . 6.5.3.4). Innerhalb der homologen Reihen der aliphatischen Mono- und Dicarbonsäuren stellen jeweils die Anfangsglieder die stärksten Säuren dar. Mit zunehmender Kettenlänge nimmt die Säurestärke ab. Carbonsäuren protolysieren in wässriger Lösung unter Bildung eines Carboxylations und eines Hydroniumions (z.B. Essigsäure, GI. 6-75). CH 3COOH + H20
~
Carbonsäure (Essigsäure)
CH 3COO-
Carboxylation (Acetation)
+
H30+
Bei der Neutralisation von Carbonsäuren mit Basen entstehen Salze, z.B. entsteht bei der Umsetzung von Essigsäure mit Natronlauge Natriumacetat CH 3COONa (GI. 10-11). In wässriger Lösung liegt Natriumacetat protolysiert vor und reagiert alkalisch. CH 3COOH + NaOH Essigsäure
~
CH3COONa + H20 Natriumacetat
(l 0-11)
412
10 Chemie organischer Stoffe im Bauwesen
Ameisensäure ist eine farblose, stechend riechende Flüssigkeit, die aufgrund ihrer besonderen Struktur sowohl als Aldehyd als auch als Säure reagieren kann. Damit unterscheidet sie sich deutlich von den anderen Alkansäuren . Beispielsweise lässt sie sich durch Oxidationsmittel wie KMn04 zu Kohlendioxid und Wasser oxidieren. Sie besitzt wie die Aldehyde reduzierende Eigenschaften. Ameisensäure wird u.a. als Konservierungs- und Desinfektionsmittel verwendet. Essigsäure ist die wichtigste organische Säure. Wie die Ameisensäure ist sie eine stechend riechende, ätzende Flüssigkeit. In stark verdünnter Form (5...10%ig) kommt sie als Speiseessig in den Handel. Ihre Salze, die Acetate, sind gut wasserlöslich. Wasserfreie Essigsäure erstarrt bereits bei 16,6°C zu einer eisartigen, festen Masse (Eisessig) . Ist die Carboxylgruppe an einen Alkenylrest gebunden, liegen ungesättigte Carbonsäuren vor. Der einfachste Vertreter der Gruppe der ungesättigten Carbonsäuren ist die Acryl- oder Propensäure CH2=CH-COOH (Tab. 10.7). Sie bildet gemeinsam mit der Methacrylsäure CH2=C(CH3)-COOH das Ausgangsprodukt für die Herstellung von Kunststoffen (Polyacrylate und Polymethacrylate, Kap. 10.4.4.1). Die Ölsäure C17H33COOH, ebenfalls eine ungesättigte Carbonsäure, ist ein wesentlicher Bestandteil fetter Öle und zahlreicher Fette. Benzoesäure C6Hs-COOH, bei der die Carboxylgruppe an einen Benzolring gebunden vorliegt, ist die einfachste aromatische Carbonsäure. Sie wird als Konservierungsmittel in der Lebensmittelindustrie verwendet. Die Salze der Benzoesäure heißen Benzoate . Alkandisäuren (gesättigte aliphatische Dicarbonsäuren) enthalten zwei Carboxylgruppen im Molekül. Aufgrund von Wasserstoffbrückenbindungen zwischen den Molekülen sind alle Dicarbonsäuren bei Raumtemperatur fest. Der einfachste Vertreter der Alkandisäuren, die Oxalsäure, leitet sich strukturell vom Ethan ab (systematischer Name: Ethandisäure). Als zweiprotonige Säure bildet die Oxalsäure zwei Gruppen von Salzen: Hydrogenoxalate HOOC-COO- und Oxalate (COO)22-. Ca2+-Ionen bilden mit dem Oxalation schwer lösliches Calciumoxalat Ca(COO)2 (analytischer Calciumnachweis).
o ~COOH
~COOH a)
11
C2H s
1
rATC-O-CH -CH-C H
~
c)
249
C-O- CH2 -CH-C 4 H9
11
o
I
C2H s
Abbildung 10.3 a) Phthalsäure; b) Phthalsäureanhydrid; c) Phthalsäureester. Das in 10.3c) dargestellte Di(2-ethylhexyl)-phthalat (DEHP) ist der mit über 50% Produktionsvolumen wichtigste Weichmacher für Kunststoffe (Kap. 10.4.3.1).
Technisch wichtige aromatische Dicarbonsäuren sind die Phthalsäure (Benzol-I ,2-dicarbonsäure, Abb. 10.3a; Salze: Phthalate) und die Terephthalsäure (Benzol-1,4-dicarbonsäure; Salze: Terephthalate) . Phthalsäure reagiert beim Erhitzen unter Wasserabspaltung zu Phthalsäureanhydrid (Abb. 10.3b), das in großem Umfang zur Synthese von Farbstoffen und zur Gewinnung von Kunstharzen verwendet wird. Die Phthalsäureester höherer Alkohole (Abb. 10.3c) besitzen eine außerordentlich große Bedeutung als Weichmacher für Polyvinylchlorid. Die Phthalsäureester mehrwertiger Alkohole (z.B. des Glycerins) werden
413
10.1 Grundklassen organischer Verbindungen
zur Herstellung von Lackrohstoffen (Alkydharze) verwendet. Terephthalsäure ist einer der Ausgangsstoffe für Polyesterharze (Kap. 10.4.4 .2). Carbonsäureester (Ester). Eine der wichtigsten Reaktionen der Carbonsäuren ist ihre Umsetzung mit Alkoholen zu Carbonsäureestern unter Abspaltung von Wasser (Veresterung). Die Veresterung ist eine typische Gleichgewichtsreaktion, sie läuft säurekatalysiert ab. GI. (10-12) zeigt die Veresterung von Essigsäure mit Ethanol. Veresterung
Carbonsäure
+
Carbonsäureester
Alkohol
+ Wasser
Verseifung
(10-12)
.1'0
CH3 -C" Essigsaure
Ethanol
+
H20
0-C2Hs
Essigsaureethylester
Zur Erhöhung der Ausbeute an Ester muss das Gleichgewicht nach rechts, auf die Seite der Reaktionsprodukte verschoben werden. Dies geschieht entweder durch Erhöhung der Konzentration eines der Ausgangsstoffe (meist des Alkohols) oder durch Verwendung von konz. H 2S04 als Katalysator, da diese gleichzeitig das bei der Veresterung frei werdende Wasser bindet und damit dem Gleichgewicht entzieht. Durch Isotopenmarkierung mit 18 0 konnte nachgewiesen werden, dass das entstehende H20-Molekül aus der OHGruppe des Carboxylrestes und dem Proton der alkoholischen OH-Gruppe stammt (GI. 1012). Der systematische Name des Esters wird aus dem Namen der Carbonsäure, dem Restnamen des Alkohols und der Endung -ester gebildet. Ester sind keine Salze, sondern Molekülverbindungen. Trotzdem ist es in der Praxis immer noch gebräuchlich, den Ester auch nach dem Restnamen des Alkohols und dem Namen der Salze der Carbonsäuren zu benennen. Die Bezeichnungen Essigsäureethylester und Ethylacetat für das in GI. (10-12) gebildete Produkt werden gleichberechtigt verwendet. Ester niedermolekularer Carbonsäuren mit einfachen Alkoholen sind farblose, leicht entflammbare Flüssigkeiten mit einem meist angenehm fruchtartigen Geruch (Fruchtaromen). Essigsäuremethylester (Sdp . 57°C) und Essigsäureethylester (Sdp. 77,2°C) sind wichtige Lösungs- und Lackverdünnungsmittel. Die Rückreaktion von GI. (10-12), die Hydrolyse des Esters, wird als Verseifung bezeichnet. Dieser Name ist historisch entstanden, da bei der Spaltung von Fetten (Ester der Fettsäuren, s.u.) in alkalischer Lösung Seifen entstehen. Seifen sind Kalium- bzw. Natriumsalze der höheren Fettsäuren. Obwohl bisher nur Carbonsäuren betrachtet wurden, ist die Veresterung ein Reaktionstyp, der generell die Umsetzung von Säuren - also auch von anorganischen Säuren - mit Alkoholen umfasst. Betrachten wir die Reaktion eines Alkohols R-OH mit einer Halogenwasserstoffsäure HX (GI. 10-13) . Während in diesem Falle die OH-Gruppe des Alkohols abgespalten wird und mit dem Proton der Säure Wasser bildet, kann bei Sauerstoffsäuren wie der HN0 3 (GI. 10-14) die Wasserbildung wiederum aus der OH-Gruppe des Carboxylrestes der Säure und dem Proton der OH-Gruppe des Alkohols erfolgen. Setzt man Methanol mit
10 Chemie organischer Stoffe im Bauwesen
414
Salzsäure um, entsteht ein Halogenalkan (Alkylhalogenid) als Ester der Halogenwasserstoffsäure, im speziellen Falle Methylchlorid CH 3Cl. R
-10 H
+
Alkohol
H
1- X
(10-13) Ester
Säure
Wasser
Im Ergebnis der Umsetzung von Ethanol mit Salpetersäure (GI. 10-14) bildet sich Salpetersäureethylester (Ethylnitrat). (10-14) Ethanol
10.1.7
Salpetersäureethylester
Salpetersäure
Fette und Öle
Natürliche Fette und Öle besitzen den gleichen chemischen Aufbau, obwohl die einen im Allgemeinen bei Raumtemperatur fest und die anderen flüssig sind. Sie sind beide Triester des dreiwertigen Alkohols Glycerin mit langkettigen Carbonsäuren (GI. 10-15). Fette und Öle werden deshalb auch als Triglyceride bezeichnet. Die am Aufbau der Triglyceride am häufigsten beteiligten Carbon- oder Fettsäuren sind die Ölsäure C 17H33COOH, die Stearinsäure C 17H3SCOOH und die Palmitinsäure C 1SH31COOH (Kap . 10.1.6). Die einzelnen Fette und Öle unterscheiden sich vor allem hinsichtlich ihres Gehaltes an diesen drei Säuren. Einheitliche Trigylceride kommen in der Natur selten vor, in der Regel handelt es sich bei den Fetten und Ölen um komplexe Gemische von Triglyceriden mit jeweils drei verschiedenen Fettsäuren. H2C - 0 -
I
HC- 0 -
I
co -
C15H31
co - C17H35
H2C - 0 - CO - C17H33 Fett
+ 3 NaOH
--
H2C- OH
I
HC-OH
I
H2C- OH Glycerin
C15H31 COO +
C17H35 COO C17H33COO
- Na+
-
Na+
-
Na+
(10-15)
Seifen
Je höher der Anteil an Ölsäure ist, umso leichter wird das Fett flüssig (Schweine- und Gänseschmalz!). Manche Öle enthalten überwiegend die Ölsäure (z.B. Olivenöl ca. 83% Ölsäure) neben anderen stärker ungesättigten Fettsäuren (z.B. Linol- und Linolensäure). Überwiegen die gesättigten Fettsäuren, schmelzen die Fette bei wesentlich höheren Temperaturen (Rinder- und Hammeltalg). Erhitzt man ein Fett oder Öl mit Alkalilauge, z.B. mit NaOH, werden die Esterbindungen gespalten und es entstehen Glycerin und die Alkalisalze der Fettsäuren (Seifen). Die alkalische Esterhydrolyse wird deshalb als Verseifung bezeichnet (Kap. 10.1.6). Die Herstellung von Seifen durch Verkochen von tierischem Fett mit Pflanzenasche (enthält basische Alkalimetallcarbonate, Z.B. Pottasche K2C03) ist seit ca. 2300 Jahren bekannt und gehört zu den ältesten chemischen Prozessen. Unter dem Einfluss von Luftsauerstoff neigen Öle mit einem hohen Gehalt an mehrfach ungesättigten Fettsäuren (z.B. Leinöl) zur oxidativen Vernetzung, wobei sie verharzen.
10.1 Grundklassen organischer Verbindungen
415
Diese sogenannten "trocknenden Öle" finden daher in Firnissen, Ölfarben und Ölkitten Anwendung. Sie wirken als oxidativ trocknende Bindemittel (Kap . 10.4.5). Die zur Bildung der harzigen Produkte führende Vernetzung der Moleküle erfolgt an den Stellen, an denen sich die Doppelbindungen der ungesättigten Fettsäuren befinden. Wie bereits in Kap . 10.1.1.1 besprochen, besitzen die Mineralöle eine grundsätzlich andere chemische Zusammensetzung als die natürlichen Öle. Mineralöle fallen als Rohprodukte bei der Erdölraffination im Sumpf der atmosphärischen Destillation an. Sie werden in paraffinbasische (Hauptbestandteil Paraffin) und naphthenbasische (Hauptbestandteil Cycloalkane und Aromaten) Grundöle eingeteilt und finden vor allem als Schmieröle Verwendung . Fette können Beton korrosiv schädigen, da im alkalischen Milieu eine Verseifung der Triester erfolgt. Die freigesetzten Fettsäurereste binden die Calciumionen zu schwer löslichen Verbindungen (Calciumseifen). Das führt zu einem Aufweichen und zu einer Lockerung der Struktur (Kap . 9.4.2.1). Wachse unterscheiden sich von den Fetten dadurch, dass anstelle des dreiwertigen Alkohols Glycerin langkettige, geradzahlige Alkohole (C 16 bis C36) mit Fettsäuren verestert sind. Damit liegen keine Tri-, sondern Monoester vor. Beispielsweise enthält Bienenwachs als Hauptkomponente den Palmitinsäureester des Myricylalkohols (Gemisch der höheren Alkohole C30~lOH und C32~50H). Weitere Bestandteile sind - wie bei vielen anderen natürlichen Wachsen - Paraffine unterschiedlicher Kettenlänge.
10.1.8
Heterocyclische Verbindungen
In heterocyclischen Verbindungen (kurz : Heterocyclen) ist mindestens ein Atom des cyclischen Systems (Rings) ein Heteroatom, also ein Nichtkohlenstoffatom. Obwohl die Atome zahlreicher Elemente als Heteroatom in einem Ring auftreten können, handelt es sich in der Mehrzahl der Fälle um Sauerstoff-, Stickstoff- und Schwefelatome. Sind die Heteroatome Bestandteil eines aromatischen Rings, spricht man auch von Heteroaromaten .
o o o CJ Furan
Pyrrol
Thiophen
o
N
s
I
H
Pyridin
N
Wichtige fünfgliedrige heterocyclische Verbindungen sind Furan, Pyrrol und Thiophen. Da sich in diesen Fünfringen das freie Elektronenpaar an der Elektronendelokalisation im Ring beteiligt und zur Ausbildung eines n-Elektronensexterts beiträgt, liegen aromatische Systeme vor. Der wichtigste sechsgliedrige Heteroaromat ist das Pyridin. Von den heterocyclischen Systemen leiten sich zahlreiche weitere Verbindungen ab, in denen ein oder mehrere H-Atome des heterocyclischen Rings durch Kohlenwasserstoffreste oder funktionelle Gruppen ersetzt sind. Die in Tab. 10.5 aufgeführten cyclischen Ether Tetrahydrofuran und l,4-Dioxan sind der Gruppe der O-Heterocyclen zuzuordnen. Traurige Berühmtheit hat eine Verbindungsklasse erlangt, deren Grundstruktur aus einem zweifach ungesättigten sechsgliedrigen Ringsystem mit zwei Sauerstoffatomen (l,4-Dioxin oder p-Dioxin) und zwei annelierten Benzolringen besteht (dibenzkondensiertes p-Dioxin).
416
10 Chemie organischer Stoffe im Bauwesen
Die polychlorierten Dibenzo-p-dioxine (peDD) entstehen als Kondensationsprodukt von 2,4,5-Trichlorphenol bei technischen Prozessen. In geringen Mengen können sie sich auch bei Verbrennungsvorgängen in Müllverbrennungsanlagen, Diesel- und Benzinmotoren, häuslichen Kaminen oder Öfen, beim Grillen und im Zigarettenrauch bilden - also letztlich bei allen Verbrennungsvorgängen, bei denen organisch oder anorganisch gebundenes Chlor anwesend ist. In den Blickpunkt des öffentlichen Interesses sind die Dioxine durch den Chemieunfall in Seveso/Oberitalien im Juli 1976 gerückt, wo größere Mengen des extrem starken Gifts 2,3,7,8-Tetrachlorodibenzo-p-dioxin ("Seveso-Dioxin") freigesetzt wurden und zu einer Umweltkatastrophe bisher unbekannten Ausmaßes führten,
CIYy0~CI
CIA)l.O~CI
2,3,7,8 - Tetrachlorodibenzo-p-dioxin "Seveso-Dioxin"
Das umgangssprachlich als Dioxin bezeichnete 2,3,7,8-PCDD gilt als das stärkste künstlich hergestellte Gift. Es führt zu gefährlichen Hautausschlägen (Chlorakne) und hat sich im Tierversuch als krebserregend erwiesen. Ob es beim Menschen krebserregend wirkt, ist noch strittig. Wie zahlreiche Halogenalkane und chlorierte Aromaten , ist auch das 2,3,7,8PCDD inzwischen global verbreitet.
10.2
Organische Lösungs- und Verdünnungsmittel
Organische Lösungs- und Verdünnungsmittel sind wichtige Bestandteile von Beschichtungs- und Klebstoffen, von Kitten und anderen plastischen Massen. Wie aus Tab. 10.8 zu ersehen, handelt es sich in der Regel um niedermolekulare organische Substanzen, die den in Abschnitt 10.1 besprochenen Grundklassen organischer Verbindungen zuzuordnen sind. Die Wahl des im konkreten Fall zu verwendenden Lösungsmittels bzw. Lösungsmittelgemischs hängt von den folgenden Kriterien ab: • hohes Lösevermögen für das Bindemittel • ausreichende Verdunstungsgeschwindigkeit • möglichst hoher Flammpunkt (d.h. geringe Entflammbarkeit) • physiologische Unbedenklichkeit. Unter dem Flammpunkt (FP) versteht man die niedrigste Temperatur (in °C), bei der sich die aus der Flüssigkeit entweichenden Dämpfe bei Atmosphärendruck durch eine offene Flamme (oder andere Zündquellen) entflammen lassen. Bei dieser Temperatur erlischt die Flamme allerdings wieder, sobald die Zündquelle entfernt wird . Damit das Gemisch dauerhaft brennt, ist eine Temperatur erforderlich, die ungefähr 10°C über dem Flammpunkt liegt. Diese Temperatur wird als der Brennpunkt der Flüssigkeit bezeichnet. Der Flammpunkt wird zur Beurteilung der Brandgefährdung einer Flüssigkeit herangezogen. Je niedriger der Flammpunkt, desto stärker neigen die Flüssigkeiten zur Bildung explosiver DampfLuft-Gemische (z.B. Flammpunkt von Diethylether: -40°C, von Benzol: -11°C und von Benzin : ca. -26°C). Die Lösungsmittel wurden bisher hinsichtlich ihrer Mischbarkeit mit Wasser in zwei Gejahrengruppen unterteilt:
10.2 Organische Lösungs- und Verdünnungsmittel
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• Gefahrengruppe A: mit Wasser nicht oder nur begrenzt mischbar; • Gefahrengruppe B: mit Wasser mischbar. Diese Unterteilung ist mit dem Inkrafttreten der neuen Betriebssicherheitsverordnung (10/2002) - BetrSichV - am 01.01.2003 und dem gleichzeitigen Außerkrafttreten der Ver-
ordnung über brennbare Flüssigkeiten (VbF) weggefallen. Seitdem gelten für die Entzündlichkeit der Lösungsmittel nur noch die Einstufungen und Kennzeichnungen laut Richtlinie 671 548/EWG, was eine Vereinfachung und Harmonisierung im europäischen Gefahrstoffrecht bedeutet. Die Entzündlichkeitskriterien sind wie folgt festgelegt: • Flammpunkt « O°C und Siedepunkt von höchstens 35°C, Einstufung: "Hochentzündlich", Kennzeichnung: F+; • Flammpunkt-c 21°C aber nicht hochentzündlich, Einstufung: .Leichtentzündlich'', Kennzeichnung: F; • Flammpunkt 21.. .55°C, Einstufung: "Entzündlich", Kennzeichnung: ohne; • Flammpunkt> 55°C, keine Einstufung, Kennzeichnung: ohne. Physiologisch völlig unbedenkliche Lösungsmittel gibt es nur sehr wenige. Hat man die Wahl, sollte man stets ein Lösungsmittel mit einem hohen MAK-Wert, d.h. einer geringen gesundheitsschädigenden Wirkung, und einem hohen Flammpunkt verwenden. Die Toxizität des Lösungsmittels kann der Kennzeichnung auf dem Etikett bzw. dem Sicherheitsdatenblatt entnommen werden. Es gelten hier die Kriterien wie für alle Gefahrstoffe: "Sehr giftig" (Symbol T+), "Giftig" (Symbol T) und "Gesundheitsschädlich" (Symbol X n) . Außerdem sind unbedingt die Kennzeichnungen .Krebserzeugend", .Fortpflanzungsgefährdend", .Erbgutverändemd" oder "Sensibilisierend" zu beachten, die verschlüsselt in den R-Sätzen enthalten sind. Außer diesen reinen Toxizitätskriterien muss darauf verwiesen werden, dass ein Lösungsmittel auch ätzend (Kennzeichnung: C) sein kann oder die Haut, die Atemwege bzw. die Augen reizen kann (Kennzeichnung: X). Zum Schutz der Umwelt hat man inzwischen für eine Reihe von Stoffen die Kategorie "Umweltgefährdend" (Kennzeichnung: N) eingeführt. Das Lösungsmittel bewirkt eine molekulare Auflösung bzw. Verteilung des Bindemittels. Häufig werden dem Lösungsmittel aus Kostengründen oder zur Verdünnung des Bindemittels Verschnitt- bzw. Verdünnungsmittel beigemischt. Obwohl sie allein nicht in der Lage sind, das Bindemittel aufzulösen, verbessern sie die Verarbeitbarkeit von Beschichtungsstoffen unterschiedlichster Art. Ein glatter, porenfreier Anstrichfilm kann bei Verwendung von Verschnittmitteln allerdings nur dann entstehen, wenn sie schneller verdunsten als die Lösungsmittel. Anderenfalls fällt der gelöste Stoff während des Trocknens aus . Ölige Bindemittel lassen sich beispielsweise mit Terpentinölen oder Nitroverdünnung (Lösungsmittelgemisch aus Estern, Ethanol, Aceton, Toluol, Xylolen und Glycolderivaten) verdünnen. Für Ölfarben wird auch Leinölfirnis benutzt. Eine Übersicht über die Mischbarkeit der Lösungsmittel ist Abb. 10.4 zu entnehmen. Die lösende bzw . verdünnende Wirkung ist zeitlich begrenzt, da bereits mit dem Auftragen der Mischung Lösungs- und Verdünnungsmittel wieder zu verdunsten beginnen. Man geht davon aus, dass sich beispielsweise in einer lösungsmitte1haltigen Kunststoffdispersion der
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10 Chemie organischer Stoffe im Bauwesen
Lösungsmittelanteil durch Verdunsten innerhalb der ersten 24 Stunden um ca. 80% verringert. Bei der Verarbeitung lösungsmittelhaltiger Kleb- und Anstrichstoffe ist deshalb in Innenräumen für eine gute Belüftung zu sorgen.
Tabelle 10.8
Organische Lösungs- und Verdünnungsmittel
Bezeichnung
Formel
Kohlenwasserstoffe Benzin (z.B. n-Hexan) Cyclohexan Benzol Toluol Xylole Styrol
C nH2n+2 C6H12 C6H6 C6Hs-CH3
a
Löslichkeit ) in H 20 (g/I)
Dichte a) Flammpunkt (0C) (g/cnr')
-26 -10
MAK-Wert c) (mg/m')
CH 2= CH-C6Hs
0,013 0,050 1,77 0,47 0,2 0,24
CH 2Ch CHCh
20 8,2
1,3283 1,4832
360 50
CC4
0,8
1,5924
64
CHCI= CCI 2 C6HsCI
1,1 0,49
+28
1,4692 1,1058
270 47
CH 30H C2HsOH i-C 4H9OH CH 2OH-CH2OH CH 2OHCHOH-CH2OH
mischbar mischbar 95 mischbar mischbar
+ 11 +12 +27 +111 +160
0,7914 0,7894 0,8027 1,1131 1,261
260 1900 300 26
C2Hs-O-C2Hs
75
-40
0,7137 1200 (308/EG)
CH 3-CO-CH3
mischbar
-19
0,7908
1200
C2HS-O-CO-CH 3 86
-4
0,9020
1400
C4H9-O-CO-CH3 30
+19
0,8716
480
Methylmethacrylat (MMA)
CH 2 = C(CH3)-COOCH3 16
+8
0,944
210
Sonstige Schwefelkohlenstoff
CS 2
-30
1,2625
16
Chlorkohlenwasserstoffe Dichlonnethan Trichlormethan (Chloroform) Tetrachlormethan (Tetrachlorkohlenstoff) Trichlorethylen Chlorbenzol Alkohole Methanol Ethanol Isobutanol Ethylenglycol Glycerin Ether Diethylether Ketone Aceton Ester Essigsäureethylester (Ethylacetat) Essigsäurebutylester
(iso-Butylacetat)
C6~(CH3)2
2,2
-11 +7 +23 +31
a) bei 20°C; b) TRK = Technische Richtkonzentration; c) [UC 7].
0,6594 180 0,7785 700 3,3 (TRK)b) 0,8788 0,866 190 0,857-0,876 440 (221/EG) 0,909 85
10.3 Bitumen, Teer und Asphalt
Wasser
Methylethylketon (Sutanon)
419
Heptan
Essigsäureethylether
Abbildung 10.4 Mischbarkeit von Lösungsmitteln a) durchgezogene Linien: unbegrenzt mischbar; b) gestrichelte Linien: begrenzt mischbar; c) gepunktete Linien: wenig mischbar und d) keine Verbindung: nicht mischbar.
Die Gesundheitsgefährdung durch Lösungsmittel auf der Grundlage von aliphatischen und aromatischen Kohlenwasserstoffen, von Estern und Ketonen hängt mit ihrer hohen Flüchtigkeit und ihrem ausgezeichneten Fettlösevermögen zusammen. Durch Anreicherung im Organismus kommt es zu Schädigungen der Leber, der Nieren und des Zentralnervensystems. Aufgrund ihrer gesundheitsschädigenden Wirkungen geht die Industrie heute mehr und mehr zur Entwicklung und Produktion von lösungsmittelarmen bzw. -freien, wasserverdünnbaren Beschichtungsstoffen über, zu nennen wären Dispersions-Anstrichstoffe und Lacke mit Acryl- und Alkydharzen als Bindemittel.
10.3
Bitumen, Teer und Asphalt
Im täglichen Leben werden Bitumen und Teer immer noch verwechselt, obwohl sie sich in ihrer chemischen Zusammensetzung grundlegend unterscheiden (Tab. 10.9). Damit werden beim Umgang mit Bitumen noch heute Gefahren gesehen, die es nachweislich nur beim Umgang mit Teeren und Pechen gibt. Das betrifft insbesondere den Gehalt an polycyclischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK). Bitumen sind Bindemittel, die als Rückstand bei der Destillation von Erdöl anfallen, Teere entstehen bei der thermischen Zersetzung fossiler Brennstoffe, vor allem von Steinkohle (Steinkohleteer). Peche sind Rückstände, die bei der Destillation von Steinkohlenteer erhalten werden. Jahrzehntelang wurde sowohl im Straßenbau als auch im Bautenschutz Pech verwendet, jedoch als Teer bezeichnet. Im Umgangssprachgebrauch heißt es immer noch: "Die Straße wird geteert ..." , wenn eine Fahrbahn eine neue Asphaltschicht erhält. Dabei werden Asphalte seit den 80er Jahren nicht mehr mit Teerpechen , sondern mit bitumenhaItigen Bindemitteln produziert. Die Begriffsverwirrung ist unter anderem dadurch entstanden, dass bis 1983 sowohl Bitumen als auch Teer, Pech und Asphalt unter dem Oberbegriff "Bituminöse Stoffe" zusammengefasst wurden. Der Sammelbegriff "bituminös" wurde aufgehoben und durch den Begriff "bitumenhaltig" ersetzt. Damit soll eine Verwechslung von Bitumen mit der aus
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10 Chemie organischer Stoffe im Bauwesen
Gesundheitsgründen nicht mehr verwendeten Gruppe der Teere bzw. Peche verhindert werden. Tabelle 10.9 Gegenüberstellung von Bitumen und Teeren (Pechen)
Farbe Ausgangsstoff Herstellungsverfahren / ungefähre Herstellungstemperatur Hauptbestandteile BaP-Gehalt a) Phototoxische Reaktionen / Hautkrebsrisiko
Bitumen schwarz Erdöl Destillation / 350-40QoC
Teere, Peche schwarz Kohle Pyrolyse/ > IOOO°C
Asphaltene und Maltene max. 5 mglkg nicht bekannt/ nicht bekannt
PAK (polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe) ca. 5 glkg Teer kann in Verbindung mit SonneneinstrahlungHauterkrankungen bzw. Hautverfärbungen verursachen, teerverursachte Hautkrebserkrankungen werdenals Berufkrankheit anerkannt.
a)BaP Benzo[a]pyren, aromatisches 5-Ringsystem, krebserzeugend; s. Abb. 10.6.
10.3.1
Bitumen und bitumenhaltige Bindemittel.
Bitumen (lat. pix turnens ausschwitzendes Pech) ist nach DIN EN 12591 ein "nahezu nicht flüssiges, klebriges und abdichtendes, erdöl stämmiges Produkt, das auch im Naturasphalt vorkommt und das in Toluol vollständig oder nahezu vollständig löslich ist. Bei Umgebungstemperatur ist es hochviskos oder nahezu fest." Bitumen kommt in der Natur als Bestandteil von Asphalten und Asphaltgesteinen vor. Zu den bekanntesten Beispielen gehört der auf der Insel Trinidad gelegene Asphaltsee, dessen Bitumengehalt etwa 40% beträgt. Die Asphaltgesteine (z.B. Asphalt-Kalksteine) sind in langen geologischen Zeiträumen durch Verdunsten der leichter siedenden Anteile des Erdöls entstanden. Das für die Bitumengewinnung geeignete Rohöl wird in einer ersten Stufe nach Erwärmen unter Atmosphärendruck destilliert, wobei Benzin und die sogenannten Mitteldestillate (Petroleum, Gasöle) verdampfen und kondensieren. Unterzieht man in einer zweiten Stufe den Rückstand einer Vakuumdestillation, werden weitere Bestandteile abgetrennt (Schmieröle). Zurück bleibt ein hochsiedender braunschwarzer Rückstand, das Bitumen. Sein Härtegrad ist in gewissen Grenzen steuerbar, indem mehr oder weniger Destillatanteile "abgezogen" werden.
Chemische Zusammensetzung und Eigenschaften Die Bitumenbestandteile, die beim Lösen mit dem 30fachen Volumen n-Heptan ausfallen, also nicht löslich sind, nennt man Asphaltene. Die tiefschwarzen Asphaltene besitzen relative Molekülmassen über 1000, durch Micellbildung können sie sich auf über 50 000 erhöhen . Die in n-Heptan löslichen öligen, niedermolekularen Bestandteile werden als Maltene bezeichnet. Bitumen sind kolloide Systeme, in denen Bestandteile hoher Molekülmasse in einer flüssigen Phase aus Bestandteilen niedrigerer Molekülmasse dispergiert sind . Das
10.3 Bitumen, Teer und Asphalt
421
Dispersionsmittel besteht aus gesättigten KW und partiell hydrierten, kondensierten aromatischen Ringsystemen in dem hochmolekulare Asphaltene und Erdölharze kolloidal verteilt sind. Sie bilden die disperse Phase . Die dispergierten Teilchen liegen als MicelIen (s. Kap. 6.2.2.3) vor. Bitumen sind kolloide Systeme (meist Sole), die in öligen Maltenen dispergierte Asphaltene und Erdölharze enthalten.
Schicht Mr
=1000 Abbildung 10.5 Struktur der Asphaltene; Mr = relative MolekOlmasse.
Cluster Mr
=5000
Micellen M r = 50 000 bis 50 000 000
Auch Asphaltene bestehen aus hochmolekularen unpolaren und polaren Molekülteilen bzw. -gruppen, wenngleich die Verhältnisse aufgrund des komplizierten Aufbaus und der anspruchsvollen sterischen Struktur ungleich komplexer sind. Die unpolaren Molekülteile können kondensierte Aromaten, gesättigte Ringe oder Ketten sein. Die Anordnung der Asphaltene in den Micellen ist in Abb. 10.5 gezeigt. Die Stabilisierung der Asphalten-Micellen in der öligen Maltenphase erfolgt durch polare Aromaten niedriger Molekülmasse (Erdölharze). Die Erdölharze bilden eine Schutzschicht um die Asphalten-Micellen und bewahren sie auf diese Weise vor dem Ausflocken. Durch Einblasen von Luft (Oxidationsbitumen, s.u.) wird infolge einsetzender chemischer Reaktionen und Aggregationsvorgänge die Schutzschicht um die Asphaltene zerstört und die polaren Aromaten wandeln sich teilweise in Asphaltene um. Es bildet sich ein Asphaltengerüst aus, in dessen Hohlräume die Maltene eingelagert sind. Das Bitumen geht dabei aus dem Solzustand in eine gelartige Konsistenz höherer Härte über. Eigenschaften. Bitumen zeigen thermoplastisches Verhalten. Unterhalb des sog. Brechpunktes (BP) liegen sie in einem festen, spröden Zustand vor, oberhalb des Erweichungspunktes (EP) werden sie zunehmend flüssig . Im Temperaturbereich zwischen BP und EP weisen sie zähplastisches Verhalten auf. Dieser Bereich wird deshalb auch als Plastizitäts-
422
10 Chemie organischer Stoffe im Bauwesen
bereich oder .P lastizitätsspanne" bezeichnet. Für die Praxis ist es wünschenswert, dass der Gebrauchsbereich eines Bitumens mit seiner Plastizitätsspanne weitgehend übereinstimmt. EP und BP sind wichtige Temperaturpunkte für die praktische Anwendung von Bitumen, sie werden mittels spezieller Prüfverfahren bestimmt (s. Lehrbücher der Baustoffkunde). • Bitumen sind in Wasser praktisch unlöslich. Bei intensivem Kontakt mit Wasser oder Wasserdampf liegt die Löslichkeit von Bitumen zwischen 0,001...0,1%. Bitumen kann Wasser also nur in Spuren aufnehmen. Hinsichtlich seiner Wasserundurchlässigkeit übertrifft es eine Reihe von Kunststoffen, die sich als Korrosionsschutzstoffe bereits bewährt haben. Da Bitumen auch gegenüber Lufteinwirkung (02) beständig ist, gilt es als ideales Abdicht- und Korrosionsschutzmittel. • Gegenüber Lösungen von Salzen, aggressiven Wässern, Säuren und Laugen ist Bitumen, zumindest bei Normaltemperatur, weitgehend beständig. Seine Widerstandsfähigkeit gegen Chemikalien erhöht sich mit zunehmender Härte . • Bitumen sind in organischen Lösungsmitteln wie Schwefelkohlenstoff (CS 2) , Chloralkanen (z.B. CCI4 , CHCI3) , Benzol und Toluol sowie in Benzinen und Ölen löslich. Löslich bedeutet in diesem Zusammenhang, dass sich das zugesetzte Lösungsmittel mit den öligen Maltenen vermischt, d.h. in die kolloide Struktur "eingebaut" wird. Die Löslichkeit der Bitumen in gesättigten Kohlenwasserstoffen wie den Benzinen führt zu Zerstörungen der Asphaltdecke durch auslaufendes oder tropfendes Benzin auf Straßen oder an Tankstellen.
Physikalische Kenndaten der Bitumen. Niedrige Dichten: p = 1,07...1,10 g/cm' (25°C), die Dichte nimmt mit steigender Härte des Bitumens zu; niedrige Wärmeausdehnungskoeffizienten: 6 . 10-4 K- 1 im Temperaturbereich 15...200°C; niedrige spezifische Wärmekapazitäten: 1,7 J/g'K (O°C), 1,9 J/g'K (lOO°C); sehr geringe Wärmeleitfähigkeiten (im Temperaturbereich 0...70°C beträgt die Wärmeleitfähigkeit A = 0,16 W/m K). Die außerordentlich niedrigen Wärmeleitfähigkeiten sind für die hervorragende Isolierwirkung des Bitumens verantwortlich. Bitumensorten und Haupteinsatzbereiche. Nach der Herstellungsweise oder ihren Anwendungsgebieten werden verschiedene Bitumensorten unterschieden: Destillationsbitumen werden durch Destillation von Erdöl in mehreren Stufen unter vermindertem Druck bei Temperaturen zwischen 350...380°C erhalten. Es handelt sich um weiche bis mittelharte Bitumensorten, die bevorzugt als Bindemittel im Straßenbau Verwendung finden. Hochvakuumbitumen entsteht bei der Weiterbehandlung von Destillationsbitumen in einer zusätzlichen Bearbeitungsstufe im erhöhten Vakuum. Es weist eine harte bis spröde Konsistenz auf und findet vor allem als Bindemittel für Gussasphalt (Estriche) und bei der Produktion von Lacken, Gummiwaren sowie Isoliermaterial Verwendung. Oxidationsbitumen (geblasenes Bitumen) stellt man in speziellen Reaktoren her, indem man weiche Destillationsbitumen bei Temperaturen zwischen 230...290°C durch Einblasen von Luft oder Wasserdampf weiterbehandelt. Je nach eingesetztem Produkt, Temperatur und Blaszeit werden Bitumensorten mit verbesserter Kälte- und Wärmebeständigkeit hergestellt (höherer Erweichungspunkt). Verwendung: Dach- und Dichtungsbahnen, Klebemassen, Isoliermaterial.
10.3 Bitumen, Teer und Asphalt
423
Hartbitumen sind spezielle Oxidationsbitumen mit der harten bis springharten Konsistenz von Hochvakuumbitumen. Verwendung: siehe Hochvakuumbitumen. Polymermodifizierte Bitumen (PmB) werden durch chemische Vernetzung von Destillationsbitumen und Polymeren (z.B. Ethylenvinylacetat, Ethylenbutylacrylat, Styrol-Copolymerisate) hergestellt. Dabei verändern sich das thermo- und das elastoviskose Verhalten beider Komponenten. Anwendungsfelder sind besonders beanspruchte Verkehrsflächen im Straßen- und Flughafenbau sowie Dach- und Dichtungsbahnen. Durch den größeren Plastizitätsbereich der PmB verbessern sich bei ihrer Verwendung als Tränk- und Deckmassen solche Eigenschaften wie das Kaltbiegeverhalten und die Wärmestandfestigkeit der Bahnen . Besonders interessant ist der Einsatz von Trägereinlagen in Polymer-Bitumendachdichtungsbahnen und Polymer-Bitumenschweißbahnen. Neben den üblichen Trägereinlagen wie Jute- und Glasgewebe werden auch Bahnen mit Polyesterfaservlies hergestellt. Dadurch kann die Zugfestigkeit vergrößert und das Dehnverhalten verbessert werden . Die Verwendung von Bitumen als Baustoff reicht ca. 6000 Jahre zurück. Bereits die Sumerer, Babyionier und Assyrer benutzten Sand-Bitumen-Mischungen für unterschiedlichste Anwendungen. Ein gezielter industrieller Einsatz begann im 19. Jahrhundert mit der Zunahme des motorisierten Verkehrs . Hinsichtlich der Anwendbarkeit von Bitumen unterscheidet man die Heiß- und die Kaltverarbeitung. So wird z.B. bei der Herstellung von Bitumenbahnen das Bitumen mit Zuschlagstoffen bei etwa 160°C vermischt und bei Temperaturen zwischen 180 und 190°C auf das Trägermaterial aufgebracht. Der Einbau auf den Baustellen kann dann durch Schweißen mittels Propangasbrenner (Verarbeitungstemperatur -200°C, Bitumenbahn wird angeschmolzen und mit Untergrund verklebt) oder durch Einlegen in Heißbitumen (180 bis 230°C) erfolgen . Heißflüssige Bitumenmassen werden zum Verkleben von Dämmstoffen oder zum Verschließen von Fugen verwendet. Der mit Abstand größte Bitumenanteil (75 bis 80%) wird für die Herstellung von Walzasphalt für den Straßenbau verwendet. Daneben finden auch Gussasphalte als Estriche für Werkhallen, Parkdecks, im Wohnungsbau sowie für Deckschichten im Straßen- und Brückenbau Anwendung. Für die Kaltverarbeitung wird Bitumen entweder in Ölen oder organischen Lösemitteln gelöst (Bitumenlösungen) oder in Wasser dispergiert (Bitumenemulsionen). Bitumenlösungen. Bitumen können mit anderen Komponenten vermischt ("verschnitten" oder technisch korrekt: "gefluxt") werden . In Frage kommen bestimmte Fluxöle, früher: Verschnittöle (Erdöldestillate), oder niedrig siedende Lösungsmittel wie Benzine oder Benzol, die mit den Bitumenmaltenen mischbar sind. Im ersten Fall erhält man Fluxbitumen (früher: Verschnittbitumen). Die Fluxbitumen werden unter Zusatz schwer flüchtiger Fluxöle in Raffinerien neben der Produktion von Bitumen hergestellt, indem weiche Straßenbaubitumen mit bestimmten Erdöldestillaten bei etwa 100°C vermischt werden. Durch das Verschneiden wird die Viskosität der eingesetzten Bitumen deutlich herabgesetzt, so dass sie bei nur leichter Erwärmung verarbeitet werden können (Einbautemperatur: -60°C). Verwendung finden die Fluxbitumen im Straßenbau bei hohlraumreichen Decken (Verdunsten der Fluxöle muss gewährleistet sein!). Da diese Decken nur noch selten gebaut werden, ist die Anwendung von Fluxbitumen deutlich zurückgegangen. Werden zum Verschneiden von weichem bis mittelharten Straßenbaubitumen niedrig siedende Lösemittel wie Benzine verwendet, erhält man Kaltbitumen oder Bitumenanstrich-
424
10 Chemie organischer Stoffe im Bauwesen
mittel (Bautenschutz). Kaltbitumen sind schnell abbindend und dienen zur Herstellung von Straßenbaugemischen für den Soforteinbau (Bitumenanteil ca . 70 - 80%).
Bitumenemulsionen. Obwohl nicht wasserlöslich, verteilt sich in heißes Wasser eingerührtes Bitumen tröpfchenförmig. Es bildet sich eine Bitumenemulsion. Sind der wässrigen Lösung vorher keine Emulgatoren zugesetzt worden, kommt es sofort nach Beendigung des Rührvorganges zu einer Koagulation der Bitumentröpfchen. Sie fließen ineinander und bilden wieder eine zusammenhängende Masse. Zugesetzte Emulgatoren reichem sich an der Grenzfläche Bitumen/Wasser an und verhindern die Koagulation. Nach der Art der Emulgatoren wird zwischen einer kationischen und einer anionischen Bitumenemulsion unterschieden. Als kationische Emulgatoren kommen hochmolekulare Ammoniumsalze R-NH3+ cr und als anionische Emulgatoren Alkalisalze von Fett- bzw . Harzsäuren zur Anwendung. Die hochmolekularen Ammoniumsalze lagern sich an die Bitumentröpfchen an. Die geladenen NH3+-Gruppen sind vom Bitumentropfen weg zur wässrigen Lösung gerichtet und vermitteln die Wasserlöslichkeit der Tröpfchen. Durch die positive Aufladung der Bitumenkügelchen und die daraus resultierende Abstoßung werden sie im Schwebezustand gehalten. Alkalische Emulgatoren (anionische Emulsionen) führen zu einer negativen Aufladung der Oberfläche der Bitumenteilchen und damit ebenfalls zur elektrostatischen Abstoßung. Nach dem Verarbeitungsschritt (Vermischen mit Mineralstoffen) muss die Emulsion zerfallen (Brechen), damit die Bitumenteilchen so dicht wie möglich an die Gesteinsoberfläche gelangen und den Bitumenfilm ausbilden können. Der Brechvorgang wird sowohl durch die chemische Natur des Emulgators als auch durch die mineralische Zusammensetzung und Oberflächenbeschaffenheit des Untergrunds beeinflusst. Kationische Emulsionen sind besonders für den Einsatz auf einem silicatischen sauren Untergrund (z.B. Quarzit, Kiese) geeignet. Die sich ausbildenden elektrostatischen Wechselwirkungen zwischen den positiv geladenen Ammoniumgruppen und den nicht abgesättigten, negativ geladenen Sauerstoffatomen der Si04-Tetraeder des silicatischen Untergrunds sind die Ursache für die ausgezeichnete Haftung des Bitumenfilms auf der Gesteinsoberfläche. Die Fettsäurereste der anionischen Emulgatoren können durch basische Gesteine gebunden werden. Deshalb werden anionische Emulsionen bevorzugt für basische Gesteine, wie z.B. Kalksteine, verwendet. Darüber hinaus tragen noch Adsorptionsprozesse zur Filmbildung bei. Die Filmbildung ist dann abgeschlossen, wenn das Emulsionswasser vollständig verdunstet ist. Ein wichtiger Anwendungssektor für kaltverarbeitbare Bitumenprodukte ist die Abdichtung von Kellerwänden mit Bitumendickbeschichtungen vor allem im Wohnungsbau. Oft werden Bitumenvoranstriche zur Haftverbesserung vor dem Aufbringen von Bitumenbahnen aufgetragen. Bitumenhaftkleber werden zum Verkleben von Dachpappen, Dämmstoffplatten usw. eingesetzt. Für die Verarbeitung von lösemittelhaitigen Bitumenprodukten wie auch von Bitumenemulsionen wurde auf Anregung des Gesprächskreises BITUMEN vom Industrieverband Deutsche Bauchemie e.V. die Verwendung geeigneter Schutzhandschuhe empfohlen.
Mögliche gesundheitliche Auswirkungen bei der Verarbeitung von Bitumen. In ihrer MAK-Liste des Jahres 2001 hat die Senatskommission zur Prüfung gesundheitsschädlicher Arbeitsstoffe der Deutschen Forschungsgemeinschaft Bitumen (Dampf und Aerosol) als
10.3 Bitumen, Teer und Asphalt
425
hautresorptiv (wird durch die Haut aufgenommen) und krebserzeugend (Kategorie 2) eingestuft. Begründet wird diese Bewertung vor allem damit, dass im Bitumen polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) enthalten sind . Hier ist allerdings zu berücksichtigen, dass der Gehalt an Benzo[a]pyren (BaP, Abb. 10.6), das als Leitsubstanz für die polycyclischen aromatischen Kohlenwasserstoffe gilt, mit 2-3 mg/kg im Bitumen deutlich unter den 50 mg/kg liegt, ab denen Substanzen laut Gefahrstoffverordnung als krebs erzeugend gelten. Zum Vergleich: Teer enthält 5 g/kg BaP! Zudem werden die PAK nur bei Temperaturen deutlich über 100°C freigesetzt. Die Bewertung in der MAK-Liste stellt die Meinung der MAK-Kommission dar und ist rechtlich nicht bindend. Rechtlich bindend ist dagegen der Luftgrenzwert von 10 mg/nr' für Dämpfe und Aerosole aus Bitumen für die Heißverarbeitung, ausgenommen sind Arbeiten mit Gussasphalt (TRGS 900). Aus festem Bitumen im Straßenbelag, aus Dachbahnen, aus Isolieranstrichen u.ä. treten bei normalen Temperaturen praktisch keine Emissionen auf. Die MAK-Kommission bezeichnet ihre Empfehlung zur obigen Einstufung vor allem als Vorsorgemaßnahme. Sie soll solange Gültigkeit besitzen, bis endgültige Daten vorliegen, die eine Schadwirkung von Bitumendämpfen bestätigen - oder eben nicht. Für die Zukunft wird eine weitere Verringerung der Emissionen aus Bitumen bei der Heißverarbeitung erwartet, da gegenwärtig große Anstrengungen unternommen werden, die Misch- und Einbautemperatur von Asphalt bei gleichbleibender Qualität zu verringern. Dies würde darüber hinaus nicht nur den Energieverbrauch senken, sondern hätte auch geringere CO 2-Emissionen zur Folge. Alterung von Bitumen. Alterungsprozesse sind immer auf das komplexe Zusammenwirken unterschiedlicher Witterungs- und Umwelteinflüsse zurückzuführen (s .a. Kap . 10.4.7). Im Fall der Bitumen bzw. bitumenhaitigen Bindemittel sind in erster Linie UV-Strahlung, Luftsauerstoff und hohe Temperaturen verantwortlich. Vor allem bei Lichteinwirkung erfolgt in Gegenwart von Luftsauerstoff eine Oxidation der Kohlenwasserstoffe, was zu einer chemischen Veränderung der Oberflächenschicht führt ("chemische Verhärtung"). Zu einer Bindemittelverhärtung kann es auch durch geringfügiges Verdampfen der leicht flüchtigen Ölanteile bei erhöhten Gebrauchstemperaturen kommen ("physikalische Verhärtung "). So kann sich bei der Heißaufbereitung von Asphalt infolge von Oxidationsprozessen der Anteil an leichten Maltenen zugunsten höhermolekularer Asphaltene verringern. Die Folge ist eine ungünstigere Adhäsion des Bitumens an der Mineralstoffkörnung.
10.3.2
Teer und Pech
Teer (mittelniederdt. tere das zu Baum gehörende) ist ein aus verschiedenen organischen Verbindungen bestehendes, flüssiges bis halbfestes, tiefschwarzes bis braunes Gemisch, das durch trockene Destillation (- Pyrolyse: thermische Zersetzung bei hohen Temperaturen) von organischen Naturstoffen wie Stein- oder Braunkohle, Holz, Torf und anderen fossilen Brennstoffen gewonnen wird . Die chemische Zusammensetzung der entstehenden Teere ist je nach Ausgangsmaterial recht unterschiedlich. Steinkohlenteer ist beispielweise ein Gemisch aus weit über 1000 Einzelsubstanzen, 500 davon wurden mit Sicherheit identifiziert. Dazu gehören Benzol, Naphthalin, Phenol, Pyridin, Kresole, Indole, Anthracen, Phenanthren u. v. a. In die Diskussion sind die Teere in den 70-80er Jahren vor allem wegen ihres relativ hohen Anteils an polycyclischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK, s. Kap. 10.1.1.3) gekommen. PAK, vor allem Benzo[a]pyren (Abb. 10.6), gelten als krebserzeugend.
426
10 Chemie organischer Stoffe im Bauwesen
Größte wirtschaftliche Bedeutung besitzt nach wie vor der Steinkohlenteer - mit Abstrichen auch der Braunkohlenteer. Sie gehören beide zu den Hochtemperaturteeren. Steinkohlenteer wird bei der Verkokung von Steinkohle als tiefschwarze, viskose Flüssigkeit erhalten. Die bei der fraktionierten Destillation von Steinkohlenteer anfallenden Teeröle sind ölige Flüssigkeiten. Sie machen etwa 30% des Rohteers aus . Teeröle werden zur Gewinnung von aromatischen Verbindungen wie Naphthalin und Anthracen sowie zur Produktion von Heizölen, Imprägnierölen für den Holzschutz und zur Gewinnung von Ruß genutzt. Abbildung 10.6 Benzo[a]pyren (BaP) als Vertreter der polycyclischen aromatischen Kohlenwasserstoffe (PAK)
Teerpeche sind die zähflüssigen bis festen, teerartigen bis schmelzbaren Rückstände, die bei der Destillation der oben genannten Naturstoffe zurückbleiben. Peche sind Gemische aus hochmolekularen cyclischen Kohlenwasserstoffen und heterocyclischen Verbindungen mit mittleren Moirnassen bis ca. 30.000. Längerfristige Einwirkung von Teer auf die Haut kann Hautveränderungen hervorrufen, die im schlimmsten Falle zu Hautkrebs führen können. Wegen ihres Gehaltes an PAK sind die Teere und Peche in die Gruppe m der MAK-Liste (MAK-Liste mAl) eingestuft worden. Seit 1987 werden in Deutschland Peche als Bindemittel für technische Asphalte (evtl. auch in Kombination mit Bitumen) nicht mehr eingesetzt.
10.3.3
Asphalte
Unter Asphalten versteht man natürlich vorkommende oder technisch hergestellte Gemische aus Bitumen oder bitumenhaltigen Bindemitteln und Mineralstoffen. Naturasphalte sind durch Verdunstung der leichtflüchtigen Bestandteile des Erdöls und oxidative Polymerisation der schwerer flüchtigen Bestandteile unter eventuellem Einfluss von Mikroorganismen entstanden. Nach ihrem Bitumengehalt werden sie in Asphaitite, Seeasphalte und Asphaltgesteine unterteilt. Die als Straßenbelag eingesetzten Mischungen von körnigen Mineralstoffen und Bitumen werden als technische Asphalte bezeichnet. Als Mineralstoffe kommen entweder natürliche (Kiese, Sande, aus Felsgestein hergestellte Korngemische) oder künstliche Mineralstoffe (Hochofen- und Metallhüttenschlacke, Aschen) zum Einsatz. Asphalte zeichnen sich durch einen hohen Gesteinsanteil aus. Er liegt bei Asphalten für den Straßenbau etwa bei 95% . In baustofftechnischer Hinsicht wird zwischen ungebrochenen Mineralstoffen wie Kies und Natursand (Rundkorn) und gebrochenen Mineralstoffen wie Schotter, Splitt, Brechsand und Gesteinsmehlen (Brechkorn) unterschieden. Aufgrund der guten Benetzungseigenschaften des flüssigen Bitumens ergibt sich eine dauerhafte Bindung zu den Gesteinsflächen. Die Einzelkörner werden durch Bitumen zu einem dauerhaften Verbundmaterial "verkittet".
10.4 Kunststoffe
10.4
Ku nststoffe
10.4.1
Allgemeine Eigenschaften
427
Kunststoffe sind makromolekulare Werkstoffe, die ihren einstigen Ruf als .Ersatzstoffe" für Naturstoffe wie Kautschuk, Horn und pflanzliche Harze durch eine Reihe günstiger Eigenschaften und eine hohe Wirtschaftlichkeit lange widerlegt haben. Auf bestimmten Anwendungsgebieten sind die Kunststoffe den traditionellen Werkstoffen inzwischen weit überlegen. Dazu kommt der vergleichsweise geringe Energieaufwand bei der Herstellung von Kunststoffen im Gegensatz zu klassischen Metallen wie Aluminium und Eisen. Vergleicht man beispielsweise den Energieverbrauch für die Produktion gleicher Volumina Aluminium und Polyethylen, ergibt sich für Aluminium ein neunmal höherer Verbrauch [OC 5]. Zur Gewinnung des gleichen Volumens Stahl muss immerhin noch die dreifache Energiemenge aufgewendet werden. Obwohl im Bauwesen nach wie vor mineralische Baustoffe dominieren, findet heute bereits ein Viertel der Kunststoffproduktion der BRD im Bausektor Anwendung. Zu den herausragenden Eigenschaften des Werkstoffs Kunststoff zählen: • eine geringe Massendichte Mit Dichten im Bereich von 0,8 bis 2,2 g/cm' sind die Kunststoffe deutlich leichter als die Metalle, bei Schaumstoffen werden sogar Werte s 0,05 g/cnr' erreicht. • eine hohe Korrosionsbest ändigkeit Kunststoffe weisen gegenüber den meisten aggressiven Flüssigkeiten bzw. Chemikalien eine hohe Widerstandsfähigkeit auf (Ausnahme : Organische Lösungsmittel). eine niedrige Verarbeitungstemperatur und gute Verformbarkeit Die Verarbeitungstemperaturen liegen in der Regel unter 250°C. Es ist sowohl eine spanende als auch eine spanlose Verformung möglich. • eine geringe thermische und elektrische Leitfähigkeit. Die Mehrzahl der Kunststoffe weisen eine geringe thermische und elektrische Leitfähigkeit auf, weshalb sie für Isolations- und Wärmedämmzwecke geradezu prädestiniert sind. Andererseits können auch leitfähige Kunststoffe (Polypyrrol, Polyacetylen) hergestellt werden. Ihre Leitfähigkeit kann durch Dotieren (z.B. mit AsF s oder Natrium) auf Werte von etwa 104 S/cm, also in den Leitfähigkeitsbereich des metallischen Quecksilbers erhöht werden . Leitfähige Kunststoffe finden beispielsweise in metallfreien Batterien Anwendung.
Kunststoffe weisen allerdings auch eine Reihe nachteiliger Eigenschaften auf. Sie sind meist nur wenig wärmebeständig, leicht brennbar und altem schnell (Kap. 10.4.7). Darüber hinaus besitzen sie meist niedrigere Festigkeiten und eine deutlich höhere Wärmeausdehnung als die Metalle . Kunststoffe zeigen ein charakteristisches thermisches Verhalten. Entweder sind sie oberhalb einer bestimmten Temperatur plastisch erweichbar oder sie härten nach einmaligem Durchlaufen eines plastischen Zustands irreversibel aus. Deshalb werden sie auch als Plaste oder Plastik (engl. plastics) bezeichnet. Für Kunststoffe mit harzähnlicher Konsistenz verwendet man die Begriffe Kunstharze oder synthetische Harze , Reaktionsharze, Gießharze oder Lam inatharze. Reaktionsharze sind Kunstharze, die für sich oder durch chemische
10 Chemie organischer Stoffe im Bauwesen
428
Reaktion mit einer zweiten (evtl. auch mehr!) Komponente, z.B. einer Härter-, einer Beschleuniger- oder weiteren Harzkomponenten, zum eigentlichen Kunstharz aushärten. Bei den Reaktionsharzen handelt es sich meist um flüssige oder verflüssigbare niedermolekulare Harze (Grundharze) mit mittleren Molmassen im Bereich von 380 ...500 . Härter sind Stoffe oder Stoffgemische, die die Aushärtung des Grundharzes zum ausgehärteten Harz bewirken. Der neue Begriff Polymerwerkstoff schließt den Begriff Kunststoff vollständig ein. Ausgangsstoffe für die vollsynthetischen Kunststoffe sind vor allem Erdöl, aber auch Kohle und Erdgas sowie Kalk , Kochsalz, Wasser u.a.
10.4.2 Aufbau und Struktur Kunststoffe sind polymere Verbindungen (Polymere). Sie bestehen aus großen Molekülen (Makromolekülen), deren Molekülautbau durch wiederholte Aneinanderreihung bestimmter Struktureinheiten bzw. -bausteine beschrieben werden kann. Da es eine Reihe natürlicher Polymere, wie z.B. Cellulose, Eiweiße und Kautschuk gibt, bezeichnet man die Kunststoffe auch als synthetische Polymere. Dabei trifft man nochmals eine Unterscheidung dahingehend, ob die Makromoleküle durch Umwandlung makromolekularer Naturstoffe (halbsynthetische Kunststoffe , z.B. Celluloseacetat) oder durch Bildung aus niedermolekularen Verbindungen (synthetische Kunststoffe) entstanden sind. Den niedermolekularen einzelnen Baustein bezeichnet man als Monomer. Durch bestimmte Autbau- oder Bildungsreaktionen (Polymerisation, Polykondensation, Polyaddition, s.u.) werden Monomere zu Polymeren verknüpft.
a)
-0-
bifunktioneller Baustein
V
trifunktioneller Baustein
Abbildung 10.7 Schematische Darstellung a) linearer, b) verzweigter, c) vernetzter Makromoleküle gleicher Monomerbausteine (Homopolymere) .
Unterschiedliche Autbaureaktionen führen zu Makromolekülen mit unterschiedlichen Molekülmassen. Kunststoffe sind demnach keine einheitlichen Verbindungen, sondern besitzen eine Molekülmassenverteilung: Die mittlere relative Molekülmasse liegt bei den meisten Kunststoffen zwischen 10 000 und 300 000. Ihre Größe beeinflusst entscheidend die Eigenschaften und das Verarbeitungsverhalten der Polymere. Eine wichtige Größe in der Polymerchemie ist der Polymerisationsgrad. Dabei muss korrekterweise zwischen dem Polymerisationsgrad eines Makromoleküls und dem durchschnittlichen Polymerisati-
429
10.4 Kunststoffe
onsgrad der Gesamtheit der in einem Polymer vorliegenden Makromoleküle unterschieden werden . Der Polymerisationsgrad eines Makromoleküls gibt die Anzahl der Monomerbausteine pro Makromolekül an. Der Polymerisationsgrad eines Polymers entspricht dagegen dem Mittelwert des Polymerisationsgrads der in ihm vorliegenden Makromoleküle. Besitzt ein Kunststoff beispielsweise einen Polymerisationsgrad von 5000, so sind die Makromoleküle des Polymers aus durchschnittlich 5000 Monomermolekülen aufgebaut . Für den Aufbau von Makromolekülen gibt es unterschiedliche Möglichkeiten: Um aus Monomeren Makromoleküle zu bilden, müssen die Grundbausteine zumindest bifunktionell im Sinne der angestrebten Polyreaktion sein. Im einfachsten Fall erhält man ein lineares Polymer (Abb. 10.7a). Dagegen führen trifunktionelle Bausteine zu verzweigten und vernetzten Polymeren (Abb. 10.7b,c). Vernetzte Makromoleküle bilden ein dreidimensionales Netzwerk aus. In Abb. 10.7a wurde stillschweigend angenommen, dass es nur eine einzige Möglichkeit gibt, Monomerbausteine in eine Kette einzubauen. Häufig existieren jedoch mehrere Möglichkeiten, wie das Beispiel der Verknüpfung von Polystyrol zeigt (Abb. 10.8). Moleküle einer solchen Grundstruktur besitzen zwei reaktive Zentren, ein Zentrum am "Kopf" und eines am "Schwanz" des Moleküls. Die Makromoleküle können sich demnach durch Schwanz-Kopf-, Kopf-Schwanz-, Kopf-Kopf- und Schwanz-Schwanz-Verknüpfung aufbauen. Aber selbst bei einer einheitlichen Art der Verknüpfung gibt es wiederum jeweils zwei Möglichkeiten für das Monomer, sich an die wachsende Kette anzulagern : Da die Kettenmoleküle zwei verschiedene Seiten besitzen, kann sich das Monomer entweder von der "rechten" oder von der "linken" Seite an die Polymerkette anlagern. Die Folge sind Makromoleküle mit unterschiedlicher Anordnung der Seitenketten.
"
Kopf~
~
Abbildung 10.8 Schwanz
•••
~/
Unterschiedliche Möglichkeiten der räumlichen Verknüpfung von Styrol zu Polystyrol
••••• •• t Schwanz-Schwanz-
Kopf-Kopf-
Verknüpfung
Makromoleküle können aus einer einzigen oder aus mehreren Arten von Monomereinheiten bestehen. Im ersten Fall liegen Homopolymere (z.B. Polyethylen) vor. Sind zwei oder mehrere verschiedene Arten von Monomerbausteinen zu sogenannten Copolymeren mit-
430
10 Chemie organischer Stoffe im Bauwesen
einander verknüpft (Abb. 10.9), erhöhen sich naturgemäß die Variationsmöglichkeiten hinsichtlich der Struktur und der Eigenschaften des Kunststoffs: Je nach ihrer Verknüpfung unterscheidet man alternierende und statistische Copolymere (Abb . 10.9). Blockcopolymere entstehen, wenn entweder die Polymerisation der einen Komponente mit einer höheren Reaktionsgeschwindigkeit abläuft als die der anderen oder beide Polymerisationen zeitlich versetzt erfolgen. Zur Bildung von Pjropjcopolymeren kommt es, wenn eine zweite Komponente auf die Makromoleküle einer ersten als Seitenverzweigungen aufpolymerisiert wird. Indem sich die Seitenketten miteinander verbinden, erfolgt wiederum eine Vemetzung der Polymerketten. alternierende Copolymere statistische Copolymere Blockcopolymere
Abbildung 10.9 Arten von Copolymeren
Propfcopolymere
Die räumliche Anordnung der Substituenten einer polymeren Kette charakterisiert man durch die Taktizität (griech . taxis ordnen). Man unterscheidet zwischen einer isotaktisehen, syndiotaktischen und ataktischen Anordnung der Substituenten (Abb. 10.10). Bei isotaktischen Polymeren befinden sich die Seitengruppen alle auf der gleichen Seite, bei syndiotaktischen Polymeren abwechselnd auf der einen und der anderen Seite und bei ataktischen Polymeren statistisch verteilt auf beiden Seiten der Molekülkette angeordnet. Der Begriff der Taktizität spielt natürlich beim Polyethylen keine Rolle , wohl aber beim Polypropylen, wo eines der H-Atome durch eine CH 3-Gruppe ersetzt ist.
isotaktisch
Abbildung 10.10 Unterteilung verzweigter Polymerketten hinsichtlich ihrer Taktizität
syndiotaktisch
ataktisch
Makromoleküle sind je nach der Art und der Anzahl ihrer Bausteine sterisch mehr oder weniger kompliziert aufgebaute Moleküle mit einer großen räumlichen Ausdehnung. Es liegt deshalb auf der Hand, dass es den kettenförmigen, z.T. ineinander verschlungenen
10.4 Kunststoffe
431
bzw. zusammen geknäulten Makromolekülen nahezu unmöglich ist, sich regelmäßig im Raum anzuordnen und ein Kristallgitter zu bilden. Allenfalls ist es vorstellbar, dass sich innerhalb der ansonsten unregelmäßigen Molekülanordnung kristalline bzw. teilkristalline Bereiche ausbilden. Stark verzweigte und sehr unregelmäßig aufgebaute Makromoleküle sollten demnach vorwiegend amorphe Produkte mit einem geringen Anteil kristalliner Bereiche bilden. Ein hoher Anteil an kristallinen Bereichen ist nur zu erwarten, wenn lineare, möglichst wenig verzweigte Makromoleküle einen weitgehend regelmäßigen Aufbau aufweisen oder wenn unregelmäßig gebaute Ausgangsmoleküle in bestimmter regelmäßiger Weise im linearen Makromolekül miteinander verbunden sind. Zur Ausbildung regelmäßiger Strukturen kommt es insbesondere dann, wenn zwischen den einzelnen Makromolekülen zusätzliche intermolekulare Wechselwirkungskräfte auftreten, die zu einer gewissen Ausrichtung der Kettenmoleküle führen . Hier sind vor allem Wasserstoffbrückenbindungen zu nennen , wie sie sich Z.B. bei den Polyamiden ausbilden. Sind Carboxylgruppen im Makromolekül vorhanden, so können sich durch den zusätzlichen Einbau von Metallkationen wie Mg 2+ oder Zn 2+ elektrostatische Anziehungskräfte zwischen entgegengesetzt geladenen Ionen bzw. ionischen Molekülfragmenten ausbilden. Die relativ festen Ionenbindungen lockern sich jedoch bei höheren Temperaturen allmählich wieder, so dass sich, auch Ionomere genannte Kunststoffe, über die in der Kunststofftechnik gängigen Formgebungsverfahren für Thermoplaste verarbeiten lassen. Der Volumenanteil an kristallinen Bereichen im Kunststoff liegt in vielen Fällen zwischen 40...70%. Bei Polyethylen kann er je nach Herstellungsverfahren noch darüber liegen (bis 80%). Der theoretische Wert von 100% kann jedoch nie erreicht werden. Kunststoffe liegen stets als teilkristalline Polymere mit einem mehr oder weniger großen Anteil kristalliner Bereiche in einer ansonsten ungeordneten Molekülanordnung vor. Polymere mit einer weitgehend regellosen Anordnung der Makromoleküle (Filzstruktur) und einem geringen kristallinen Anteil werden vereinfachend als amorphe Polymere, solche mit einem hohen Anteil kristalliner Bereiche als kristalline Polymere bezeichnet.
10.4.3
Einteilung der Kunststoffe nach ihren thermischen und mechanischen Eigenschaften
10.4.3.1 Thermoplaste (Plastomere) Thermoplaste (griech. thermos warm, plastikos formbar) bestehen aus kettenförmigen oder verzweigten Makromolekülen, zwischen denen nur schwache intermolekulare Kräfte wirken. Je stärker die Verzweigung bzw. je sperriger die Seitengruppen, umso ungeordneter und stärker verknäult liegen die Makromoleküle vor (amorpher Thermoplast, Abb. 1O.11a). Zeigen die Kettenmoleküle eine mehr oder weniger starke Ausrichtung, liegen teilkristalline Thermoplaste vor (Abb. 10.11b), Kristalline Teilbereiche führen zu einer Verbesserung mechanischer Kennwerte, z.B. zu einer Erhöhung der Schlagzähigkeit. Im Gegensatz zu mineralischen oder metallischen Baustoffen, von denen jeweils zwei kondensierte Aggregatzustände (fest und flüss ig) exist ieren, werden bei den Thermoplasten in Abhängigkeit von der Temperatur drei kondensierte Zustandsformen unterschieden: fest (bzw . hartelastisch), weichelastisch und ölig-flüssig.
10 Chemie organischer Stoffe im Bauwesen
432
a)
b)
Abbildung 10.11 Strukturen thermoplastischer Kunststoffe: a) Thermoplast mit einem geringen Anteil an kristallinen Bereichen (amorpher Thermoplast); b) Thermoplast mit einem höherem Anteil an kristallinen Bereichen (teilkristalliner Thermoplast).
Amorphe Thermoplaste sind durch die Glasübergangstemperatur Tg (auch : Glastemperatur) charakterisiert. Sie kennzeichnet die Temperatur, bei der die amorphen Polymere im Verlauf der Temperaturerhöhung vom glasartig harten, spröden in einen zäh- bis weichelastischen Zustand übergehen. Die Beweglichkeit der Molekülketten nimmt zu und die intermolekularen Wechselwirkungen werden allmählich überwunden. Sind sie vollständig abgebaut, können die Molekülketten ungehindert aneinander vorbeigleiten. Der Kunststoff nimmt eine teigig-zähe bis ölig-flüssige Konsistenz an. Der Übergang aus dem thermoelastischen in den thermoplastischen Bereich ist durch die Fließtemperatur Tjgekennzeichnet, bei teilkristallinen Thermoplasten bezeichnet man diesen Übergang als Kristallitschmelztemperatur Tm. Die hochviskose Flüssigkeit (Schmelze) lässt sich verfahrenstechnisch durch Pressen, Extrudieren, Spritzgießen usw. verarbeiten. Ab einer bestimmten Temperatur Tz (Zersetzungstemperatur) erfolgt die thermische Zersetzung des Polymers durch Spaltung der kovalenten Bindungen im Makromolekül. Die Zustandsformen und -bereiche der Thermoplaste sind in Abb. 10.12 dargestellt. Es wird deutlich, dass bereits geringe Temperaturunterschiede eine Veränderung der mechanischen Eigenschaften bewirken können. Im thermoelastischen Zustandsbereich lassen sich die Thermoplaste umformen, Z.B. durch Biegen, Tief- oder Streckziehen, im thermoplastischen Bereich dagegen urformen (z.B. durch Gießen, Extrudieren, Kalandrieren) und schweißen. Kühlt man die Schmelze ab, wird unterhalb von Tg die Beweglichkeit und Drehbarkeit der Makromoleküle stark eingeschränkt und die intermolekularen Wechselwirkungskräfte werden wieder wirksam. Die Struktur wird praktisch "eingefroren". Man bezeichnet Tg deshalb auch als Einfriertemperatur. Im Gegensatz zu monomeren kristallinen Substanzen sind die Übergänge von einer Zustandsform zu einer anderen nicht exakt lokalisiert. Sie erstrecken sich vielmehr über ein mehr oder weniger breites Temperaturintervall. Man spricht deshalb besser vom Erweichungs(Einjrier)-, Fließ- und Zersetzungsbereich. Thermoplaste erweichen bei Erwärmung und sind im erweichten Zustand verformund verarbeitbar. Sie härten nicht aus. Thermoplaste können je nach ihrer chemischen Zusammensetzung bei Normaltemperatur im hartelastischen (spröden), im weichelastischen oder sogar im ölig-flüssigen Zustand vorliegen. Dies hat seine Ursache in unterschiedlichen Erweichungsbereichen. Thermoplaste sind in den meisten organischen Lösungsmitteln gut löslich, da die Lösungsmittel-
433
10.4 Kunststoffe
moleküle die schwachen intermolekularen Wechselwirkungskräfte zwischen den Makromolekülen überwinden können.
IZersetzung I Tz (Zersetzungsbereich) H Iteigig-zäher bis ölig-flüssiger Zustand I T,/ Tm (Fließbereich) H Izäh- bis weichelastischer Zustand I r. (Erweichungsbereich) H Ihartelastischer Zustand, glasartig I
Thermoplastischer Bereich Thermoelastischer Bereich
Abbildung 10.12 Zustandsbereiche und -formen von Thermoplasten
Durch den Zusatz von Weichmachern zu Thermoplasten (z.B. PVC) werden Elastizitätsmodul und Einfrier- bzw. Glasübergangstemperatur erniedrigt. Der thermoplastische Bereich wird zu niedrigeren Temperaturen verschoben. Das Fonnveränderungsvennögen und die elastischen Eigenschaften erhöhen sich. Die Härte nimmt ab. CI
I
H
I
H
Abbildung 10.13
I
- --T -T-T~······ H
H
CI
:
10'
Weichmachung durch Scharniereffekt.
o Schamiereffekt
o H
H
CI
I
I
I
,01 :
---6-6-6~ CI
H
.
H
Bei der Weichmachung eines Polymers verringert man gezielt die Wechselwirkungen zwischen den Makromolekülen. Das kann zum einen - was in der Praxis überwiegend angewandt wird - durch den Zusatz von Weichmachern erfolgen (äußere Weichmachung). Die polaren Gruppen des Weichmachers treten mit den polaren Gruppen des Kunststoffs (Ausnahme: Polyolefine, Kautschuke) in Wechselwirkung. Die kleinen, beweglichen Weichmachennoleküle (Dipole!) schieben sich zwischen die Kettenmoleküle des Kunststoffs, wo sie durch intermolekulare Wechselwirkungskräfte festgehalten werden. Auf diese Weise vergrößern sie den Abstand zwischen den Makromolekülen und verringern die zwischen ihnen existierenden Anziehungskräfte. Die Polymerketten werden aufgelockert und beweglicher.
434
10 Chemie organischer Stoffe im Bauwesen
Weichheit und Dehnbarkeit des Kunststoffs nehmen zu. Da vor allem die O-Atome aufgrund ihrer hohen Elektronegativität zu Polaritäten, d.h. zu Dipolen, führen (z.B. in den COOR-Gruppen), sind Carbonsäureester als Weichmacher besonders geeignet. Vorrangig werden Ester der Phthalsäure (Kap. 10.1.6) eingesetzt . Abb. 10.13 zeigt die Scharnierwirkung eines Phthalsäureestermoleküls. Das Molekül schiebt sich zwischen zwei PVCKettenmoleküle, wobei die Fixierung durch elektrostatische Anziehung zwischen partiell positiv geladenen H-Atomen der PVC-Kettenmoleküle und den partiell negativ geladenen O-Atomen der Estergruppe erfolgt. Die innere Weichmachung kann durch Copolymerisation erfolgen. Zum Beispiel wird Vinylchlorid mit Co-Monomeren mit raumfüllenden Seitengruppen (Acrylsäuremethylester u.a.) polymerisiert, wobei sich die Abstände zwischen den Makromolekülen vergrößern . Die Möglichkeiten zur intermolekularen Bindung verringern sich und die Kettenbeweglichkeit nimmt zu. Schließlich kann die Substitution der HAtome durch CH3-Gruppen bei Polyamiden zu einer Verringerung des Anteils an Wasserstoffbrückenbindungen führen. Damit sinkt der Anteil an kristallinen Bereichen. Wichtige Thermoplaste sind Polyethylen , Polypropylen, Polystyrol, Polyvinylchlorid, Polyacrylnitril, Polyacrylate und Polyamide.
10.4.3.2 Elastomere Elastomere (griech. elastos dehnbar, biegsam) sind polymere Werkstoffe, die aus weitmaschig vernetzten , linearen bis schwach verzweigten Makromolekülen bestehen (Abb. 10.14a). Durch kovalente und zwischenmolekulare Bindungen wird die freie Beweglichkeit der Kettenmoleküle zwar begrenzt, die Kettensegmente bleiben aber beweglich und können aneinander vorbeigleiten. Die Folge ist ein gummielastisches Verhalten der Elastomere. Wirkt beispielsweise auf ein Stück Gummi eine äußere Kraft, so werden die Molekülketten aus einer ungeordneten (statistisch wahrscheinlicheren) Position in eine geordnetere (statistisch unwahrscheinlichere) Position überführt. Beim Nachlassen der äußeren Kraft gehen die Makromoleküle in ihre verknäulte Lage zurück und der Gummi nimmt seine ursprüngliche Form wieder an. Die reversible Dehnung kann bis auf das Acht- bis Zehnfache der Ausgangslänge erfolgen.
a)
b)
Abbildung 10.14 a) We itmaschige Vernetzung der Makromoleküle in einem Elastomer und b) Anordnung der Makromoleküle in einem Duroplast.
Der Zustand der Gummielastizität erstreckt sich über den gesamten Bereich oberhalb der Glasübergangstemperatur Tg bis zur Zersetzungstemperatur Tz. Ein thermoplastischer Zustand wird zwischen Tg und Tz nicht durchlaufen. Demnach zersetzen sich die Elastomere, ohne vorher hochviskos-flüssig zu werden, also ohne zu schmelzen. Im Gegensatz zu den Thermoplasten ist keine plastische Verformbarkeit möglich . Elastomere können also weder wärmeverformt noch verschweißt werden. Die Glasübergangstemperaturen der Elastomere
10.4 Kunststoffe
435
liegen zwischen -100...-20°C. Unterhalb Tg sind die Elastomere hart und fest. Sie sind in den gängigen Lösungsmitteln kaum löslich, aufgrund der Einlagerung von Lösungsmittelmolekülen in das weitmaschige Netzwerk jedoch quellbar.
Elastomere sind Polymere mit einem kautschukartigen, gummielastischen Verhalten. Da sie keinen thermoplastischen Zustand durchlaufen, sind sie nicht wärmeverformbar. Zusätzliche chemische Bindungen zwischen den Makromolekülen erreicht man durch Zugabe vernetzender Verbindungen während des Polymerisationsprozesses oder durch Vulkanisation mittels Schwefel bzw. Schwefelverbindungen am fertigen Polymerisat. Durch die Vulkanisation von Naturkautschuk mit Schwefel wird beispielsweise eine schwache zusätzliche Vemetzung erreicht (Abb. 10.15). Die in den Makromolekülen noch enthaltenen Doppelbindungen spalten unter Einschub von Disulfidbrücken (-S-S-) zwischen je zwei Polymerketten auf, wobei sich in geringer Anzahl zusätzliche Bindungen zwischen benachbarten Ketten ausbilden . I
I
S
S
S
S
I
I
I
I
-CH 2 -CH-CH-CH -CH 2 -CH-CH-CH I 2 I 2
S
S
S
S
I
I
I
I
-CH 2 -CH-CH-CH -CH 2 -CH-CH-CH I 2 I 2
S
S
S
S
I I
Abbildung 10.15 Vernetzung von Makromolekülen mittels Disulfidbrücken (Vulkanisation)
I I
Auf dem Bausektor werden vor allem Siliconkautschuke (Abk.: SI, Kap. 9.2.4) und Polysulfidkautschuke (SR) als reaktionshärtende Elastomere eingesetzt. Polysulfidkautschuke bestehen aus Molekülsegmenten der allgemeinen Formel HS-(R-S-S)n-R-SH, in denen lineare Makromolekülketten über zwei oder mehrere Schwefelatome miteinander verbunden sind. Die zur Hydroxylgruppe homologe SH-Gruppe wird als Mercaptogruppe bezeichnet. Sie ist als endständige, reaktive Gruppe in der Lage, mit einem Härter zu reagieren, wobei sich unter Wasseraustritt Disulfidbrücken ausbilden (GI. 10-16). R-S-H + 0 + H-S-R
-
R - S - S - R + H20
(10-16)
Den zur Verknüpfung notwendigen Sauerstoff liefert das Härter- bzw. Vemetzersystem (z.B. Mn02 Braunstein). Die meist flüssig vorliegenden aliphatischen Polysulfide werden durch eine oxidative Vemetzung in hochmolekulare, gummielastische Produkte überführt, die im Bauwesen vor allem als Zweikomponenten-Dichtstoffe Anwendung finden. Als thermoplastische Elastomere bezeichnet man Verbindungen, die zwar bei Normaltemperatur ebenfalls gummielastisch sind, bei höheren Temperaturen jedoch wie Thermoplaste verarbeitet werden können. Damit fallen sie streng genommen nicht unter die in DIN
436
10 Chemie organischer Stoffe im Bauwesen
7724 gegebene Definition für Elastomere. Vertreter dieser Gruppe polymerer Werkstoffe sind Blockpolymere aus weichen, dehnbaren Segmenten niedrigerer Erweichungstemperatur (z.B. Polybutadien) und Segmenten, die entweder eine hohe Glastemperatur oder einen hohen Anteil kristalliner Bereiche besitzen (z.B. Polystyrol). Die thermoplastische Verarbeitung wird möglich, da die bei der Gebrauchstemperatur vernetzend wirkenden, harten Polymerblöcke bei höheren Temperaturen aufbrechen und die Makromoleküle beweglich machen. Die thermoplastischen Elastomere bilden das Verbindungsglied zwischen Thermoplasten und Elastomeren Die Thermoelaste bilden dagegen eine echte Untergruppe der Elastomere. Bei den thermoelastischen Werkstoffen handelt es sich um weitmaschig vernetzte Polymere, die nicht oberhalb der Glasübergangstemperatur, sondern erst ab 20°C (oder bei höherer Temperatur) bis zur Zersetzungstemperatur gummielastische Eigenschaften aufweisen.
10.4.3.3 Duroplaste (Duromere) Duroplaste (lat . duros hart, griech . plastikos formbar) bestehen aus Makromolekülen, die durch kovalente Bindungen fest zu einem engmaschigen Raumnetzwerk verknüpft sind. Sie liegen bei Raumtemperatur als harte, spröde Polymerwerkstoffe vor, die ihre starre Form und ihre mechanische Festigkeit bis zur Zersetzungstemperatur Tz beibehalten. Duroplaste sind plastisch nicht verformbar. Oberhalb von Tz geht die Festigkeit durch den Bruch der kovalenten Bindungen innerhalb und zwischen den Makromolekülen verloren. Intermolekulare Wechselwirkungen spielen eine untergeordnete Rolle. Allerdings führt auch Temperaturerhöhung unterhalb von Tz zu einer gewissen Erweichung der Duroplaste. Der Umfang der Erweichung hängt unter anderem von der Vernetzungsdichte der Makromoleküle und vom - wenn auch geringen - Anteil an intermolekularen Wechselwirkungskräften ab. Duroplaste sind in organischen Lösungsmitteln praktisch unlöslich, kaum quellbar und besitzen eine hohe thermische und chemische Widerstandsfähigkeit. Duroplaste sind Polymere, die nach einmaligem Durchlaufen eines plastischen Zustandes im Verlauf der Verarbeitungsprozesse irreversibel aushärten. In der Praxis sind die Ausgangsmaterialien der Duroplaste entweder feste vorgeformte Pressmassen aus Harzen (und evtl. Zusatzstoffen) oder hochviskose zähflüssige Reaktionsharze . Während erstere unter Druck und evtl. Hitze räumlich vernetzen und aushärten, benötigt man für die räumliche Vernetzung der Reaktionsharze eine Härterkomponente. Die endgültige Form des Duroplastes ist erst nach der Aushärtung erreicht. Der Prozess der Härtung ist irreversibel. Bautechnisch wichtige Duroplaste sind die durch Polykondensation entstehenden Aminound Phenoplaste und die Furanharze, die durch Polyaddition entstehenden Polyurethane und Epoxidharze sowie die durch vernetzende Polymerisation entstehenden ungesättigten Polyvinylester und ungesättigten Methacrylatharze (s. Kap. 10.4.4).
10.4.3.4 Hilfs-, Füll- und Verstärkungsstoffe in Polymeren Die unterschiedlichen physikalisch-chemischen Eigenschaften von Kunststoffen lassen sich nicht nur durch eine gezielte Beeinflussung von Struktur und Vernetzung der Makromoleküle bzw. durch Kombination verschiedener Polymere mit sich ergänzenden Eigenschaften
10.4 Kunststoffe
437
abwandeln, sie sind auch durch den Einsatz geeigneter F üll-, Hilfs- und Verstärkungsstoffe steuerbar. Füllstoffe sind feste, nichtreaktive Stoffe, die sowohl reaktionshärtenden Duroplasten und Elastomeren als auch Thermoplasten in sehr feiner Verteilung zugegeben werden und die nahezu alle Eigenschaften des Kunststoffs beeinflussen können. Man unterscheidet zwischen anorganischen (CaC03, CaS04· 2 H 20, BaS04, Quarz, Tone, Glimmer) und organischen (Holzmehl, Cellulose) Füllstoffen. Zu den Hilfsstoffen, die den Polymeren zur Einstellung günstiger Verarbeitungs- und Gebrauchseigenschaften in relativ kleinen Mengen zugesetzt werden, zählen vor allem Weichmacher (Kap. 10.4.3.1), Initiatoren, Beschleuniger, Katalysatoren und Inhibitoren, Antioxidantien, Stabilisatoren und Farbmittel. Initiatoren sind Verbindungen, die beim Erwärmen oder in Gegenwart eines Beschleunigers in Radikale zerfallen und dadurch eine Kettenreaktion (Kap. 10.4.4.1) auslösen können . In der Regel handelt es sich um Peroxide (H 202, Benzoylperoxid) und Persulfate, aber auch Azoverbindungen, wie z.B. 2,2'-Azoisobutyronitril, exakt: 1,1'-Dirnethyl-I , l '-dicyanazoethan (H 3C)2 (CN)C-N=N-C(CN)(CH3)2, finden Anwendung. Substanzen mit Initiatorfunktion werden in der Praxis wie auch in der baupraktischen Literatur mitunter unkorrekterweise als Katalysatoren bezeichnet. Zugesetzte Beschleuniger bewirken einen raschen Zerfall der Initiatoren. In Abhängigkeit von der gewählten Perverbindung werden Co(II)-Salze bzw . -Komplexe oder tertiäre Amine verwendet. Die Bildung der Radikale unter Zersetzung der Perverbindung erfolgt im Ergebnis einer Redoxreaktion. Katalytisch wirksame Substanzen finden vor allem bei der Härtung von Epoxidharzen (Alkohole, Phenole, tert. Amine) und Polyurethanen (Sn-Verbindungen, tert. Amine) Anwendung. Sie sollen die Geschwindigkeit der Härtungsreaktion erhöhen. Dagegen werden dem Reaktionsgemisch Inhibitoren zugesetzt, um radikalisehe Polymerisations- und/oder Vernetzungsvorgänge zu verzögern. Indem die Inhibitorsubstanzen - ähnlich wie die primären Antioxidantien (s.u.) - die entstehenden radikalischen Species binden, wird die Lagerstabilität der reaktiven Ausgangsprodukte (z.B . ungesättigte Polyester- und Methacrylatharze) erhöht. Antioxidantien (Antioxidationsmittel) sind chemische Substanzen, die unerwünschte, durch Sauerstoffeinwirkung und/oder andere oxidative Prozesse bedingte Abbauprozesse in den Kunststoffen hemmen bzw. verhindern sollen. Verantwortlich für den Polymerabbau sind in der Regel Radikale. Die primären Antioxidantien wandeln die durch Wärme, mechanische Beanspruchung oder auch durch Licht gebildeten freien Radikale um. Sie wirken als Radikalfänger. Meist handelt es sich um substituierte Phenole mit sterisch anspruchsvollen Gruppen, z.B. 2-tert.-Butylphenol. Sekundäre Antioxidantien (z.B. Phosphite Na 2HP03) zersetzen die Peroxide präventiv, d.h. sie verhindern von vornherein die Entstehung von Radikalen. Häufig werden primäre und sekundäre Antioxidantien kombiniert. Die als Stabilisatoren zugesetzten Stoffe sollen den Kunststoff vor Schädigungen durch Licht (vor allem UV-Licht der Wellenlängen 315 ...400 nm, UV-Stabilisatoren), durch Wärme (Wärmestabilisatoren) und durch Mikroorganismen (Biostabilisatoren) schützen. Die UV-Strahlung kann aufgrund ihrer hohen Energie zur direkten photolytischen Spaltung von chemischen Bindungen im Polymer fuhren . Bindungsspaltung, Radikalbildung und sich anschließende Autoxidationsprozesse bewirken eine Alterung der Kunststoffe (Kap. 10.4.7).
438
10 Chemie organischer Stoffe im Bauwesen
UV-Stabilisatoren zeichnen sich durch ein ausgeprägtes Absorptionsvermögen im ultravioletten Bereich aus. Die durch Absorption aufgenommene Energie wird anschließend als Wärme wieder abgegeben (strahlungslose Desaktivierung). Die Stabilisatorwirkung kann auch darin bestehen, dass die als UV-Stabilisatoren eingesetzten Substanzen Energie von elektronisch angeregten Makromolekülen aufnehmen. Sie "löschen" die angeregten Zustände des Makromoleküls (Löscher, engl . Quencher) und geben die Überschussenergie anschließend als Wärme wieder ab. In beiden Fällen wird eine photochemisch induzierte Zersetzung der Makromoleküle verhindert. Als UV-Absorber verwendet man substituierte Benzophenone (Benzophenon: C6H s-CO-C6H s) und Übergangsmetallkomplexe, z.B. des Nickels. Wo es das Anwendungsprofil erlaubt, kommt auch Ruß als UV-Absorber zum Einsatz. Bei Zusatz von Ti02 soll das hohe Reflexionsvermögen des Weißpigments genutzt werden. Die Alterung von Polymeren durch Wärmeeinwirkung (Sonneneinstrahlung, künstliche Wärmequellen oder heiße Gase bzw. Flüssigkeiten) wird in der Regel durch die vorhandenen Antioxidationsmittel minimiert. Die Stabilisierung gegen Mikroorganismen (Schimmel- und Mikrobenbefall) durch den Zusatz von Biostabilisatoren ist nur für einige bestimmte, bedingt beständige Kunststoffe wie Polyurethan, Polyvinylacetat oder Polyvinylalkohol bedeutsam. Mitunter führt erst die Anwesenheit von niedermolekularen Zusatzstoffen, z.B. von Weichmachern und organischen Füllstoffen, zu einer Instabilität gegenüber Mikroorganismen. Zur farbliehen Gestaltung werden dem Polymer Farbmittel zugesetzt. Der Begriff Farbmittel erstreckt sich 11. DIN 55 943 auf Pigmente und Farbstoffe. Pigmente sind in Lösungsund Bindemitteln praktisch unlösliche, meist anorganische Substanzen, die feinkristallin im Kunststoff dispergiert sind (Teilchengröße 1O-6...1O- 8m). Das wichtigste anorganische Weißpigment ist Titandioxid Ti02. Es verfügt über ein ausgezeichnetes Deckvermögen und ist witterungs- und chemikalienbeständig. Das wichtigste Schwarzpigment ist Ruß (amorpher Kohlenstoff). Hochwertige Rotpigmente sind Hämatit Fe 20 3, Mennige Pb304 und Cadmium-Rot Cd(S,Se); Blaupigmente sind Preußisch-Blau K[Fe IIIFelI(CN)6l (idealisierte Formel!) und Spinell-Blau CoAh04 und Grünpigmente Spinell-Grün (Co,Ni,Zn)Ti04 und Chromoxid-Grün Cr203. Lösliche organische Farbstoffe gibt es sehr viele . Sie liegen im Kunststoff molekular verteilt vor . Da ihre Deckfähigkeit deutlich geringer als die der Pigmente ist, besitzen sie zum Einfarben von Kunstharzen kaum Bedeutung. Als Verstärkungsstoffe kommen in erster Linie Glasfasern zum Einsatz. Durch die Einbettung der Glasfasern in die Polymermatrix lassen sich die mechanischen Eigenschaften, vor allem die Festigkeit und dadurch bedingt die konstruktive Belastbarkeit, deutlich steigern. Von bautechnischem Interesse sind vor allem glasfaserverstärkte Polyester- und Epoxidharze. Eine verstärkende Wirkung wird auch durch Zusatz von Kohlenstoff- und Textilfasern erreicht.
10.4.4
Einteilung der Kunststoffe nach ihrer Bildungsreaktion
Polymere werden durch Polymerisation, Polykondensation oder Polyaddition gebildet. Diese klassische Unterteilung der Bildungs- oder Aufbaureaktionen von Makromolekülen entspricht nicht mehr den neuesten IUPAC-Regeln. Als Polymerisationen (früher: Polyreaktionen) bezeichnet man heute zusammenfassend alle Bildungs- oder Aufbaureaktionen für Polymere, wobei eine Unterteilung in Additions- und Kondensationspolymerisationen erfolgt. Die Additionspolymerisation kann entweder als Kettenreaktion (früher: Polymeri-
10.4 Kunststoffe
439
sation) oder als Stufenreaktion (früher: Polyaddition) ablaufen. Im Rahmen des vorliegenden Buches wurde an der in der Bau- bzw. Baustoffchemie bis heute üblichen, traditionellen Klassifizierung der Kunststoffe in Polymerisate, Polykondensate und Polyaddukte festgehalten.
10.4.4.1 Polymerisationskunststoffe (Polymerisate) Unter einer Polymerisation versteht man die Bildung von Makromolekülen aus Monomeren mit reaktionsfähigen Doppelbindungen, ohne dass ein niedermolekulares Nebenprodukt abgespalten wird. Der entscheidende Schritt ist die Aktivierung der C=C-Doppelbindung. Sie kann durch Initiatorsubstanzen, aber auch durch Wärmezufuhr und Lichteinwirkung (UV- und sichtbares Licht) erfolgen. Durch .Entkopplung" der n-Bindung entstehen reaktionsfähige Radikale, die sich durch Reaktion mit weiteren Molekülen über kovalente Einfachbindungen verknüpfen und den Aufbau makromolekularer Kohlenstoffketten bewirken. Da sich während des Polymerisationsvorganges kein Reaktionsprodukt abspaltet, ist die elementare Zusammensetzung von Monomer und Polymer gleich . Die Polymerisation verläuft stets unter Wärmeabgabe, also exotherm. Damit sind die Polymerisate reaktionsärmer als die ungesättigten Ausgangsverbindungen. Die Polymerisation läuft als Kettenreaktion ab. Nach dem Reaktionsmechanismus unterscheidet man zwischen einer radikalischen, einer kationischen und einer anionischen Polymerisation. Im ersten Fall sind die Reaktionspartner Makroradikal und Monomer, im zweiten Fall Makrokation und Monomer und im letzten Fall Makroanion und Monomer. Welcher Mechanismus abläuft, hängt vor allem von der Elektronenverteilung im Monomermolekül ab. Die grundlegenden Reaktionsschritte sind jedoch in allen drei Fällen immer die gleichen: Kettenstart, Kettenwachstum und Kettenabbruch. Sie sollen am Beispiel der radikalischen Polymerisation von Ethen kurz erläutert werden : Kette nsta rt:
Kettenwachstum:
Kettenabbruch:
Ethen (Ethylen) ist die einfachste Ausgangsverbindung für eine Polymerisationsreaktion. Es reagiert bei 200°C und 2000 bar in Gegenwart von Spuren von Sauerstoff zu Polyethylen. Beim Kettenstart entstehen Radikale Ro, die im Folgeschritt an die C=C-Doppelbindung eines Ethenmoleküls addiert werden . Dabei entkoppelt das Radikal die n-Bindung der Doppelbindung und es entsteht ein neues Radikal.
440
10 Chemie organischer Stoffe im Bauwesen
Während des Kettenwachstums reagieren Alkylradikale mit weiteren Ethylenmolekülen zu neuen, stets um eine Monomereinheit verlängerten Radikalen . Im Ergebnis der fortgesetzten Kettenreaktion erhält man schließlich Makromoleküle, in denen mehr als 1000 Ethylenmoleküle miteinander verknüpft sind. Zum Kettenabbruch kommt es, wenn zwei Radikale rekombinieren, d.h. sich miteinander umsetzen. Indem sie eine kovalente Bindung ausbilden, verlieren beide Reaktionspartner ihren radikalischen Charakter. Als Initiator für die Startreaktion fungiert im betrachteten Falle (Synthese von Hochdruckpolyethylen) der diradikalische Sauerstoff (Kap. 5.4.2.1), bei anderen Polymerisationen werden vorwiegend instabile Peroxide (R-O-O-R - 2 R-O.) als Radikalbildner eingesetzt.
Bautechnisch wichtige Polymerisate: Die Polymerisate zeigen ein mehr oder weniger ausgeprägtes thermoplastisches Verhalten. Ihre leichte Verarbeitbarkeit und ihre vielseitigen Einsatzmöglichkeiten sind die Ursache für die dominierende Stellung solch wichtiger Polymerisationskunststoffe wie Polyethylen, Polypropylen, Polyvinylchlorid und Polystyrol.
A) Polyolefine und abgeleitete Verbindungen • Polyethylen (polyethen), PE
n Anzahl der verknüpften
Monomerbausteine
Die Herstellung von Polyethylen erfolgt überwiegend nach dem Hochdruck- oder dem Niederdruckverfahren. In Abhängigkeit vom jeweiligen Verfahren unterscheiden sich die Makromoleküle hinsichtlich Verzweigungs- und Kristallisationsgrad sowie Molekülmasse. Mit abnehmendem Verzweigungs grad und einer Verkürzung der Seitenketten wird der Anteil an kristallinen Bereichen größer und die Dichte des Polymers erhöht sich. Beim Hochdruckverfahren findet eine radikalisehe "Gaspolymerisation" bei Drücken zwischen 1000...3000 bar und Temperaturen um 200°C in Anwesenheit geringer Mengen an Sauerstoff statt. Der Sauerstofffungiert als Katalysator für die Startreaktion. Das anfallende PE (PE-LD; engl. LDPE Low Density Polyethylene) besteht aus verzweigten Makromolekülen, die einen relativ großen Abstand voneinander haben. Daraus resultiert eine gewisse Beweglichkeit der Makromoleküle, so dass PE-LD als ein weiches Material geringer Festigkeit und Dichte (p = 0,91 - 0,93 g/cnr') erhalten wird. Der Volumenanteil an kristallinen Bereichen liegt zwischen 40...55%. Die maximale Gebrauchstemperatur beträgt etwa 85°C. Bei Temperaturen zwischen 105...115°C beginnt PE-LD zu erweichen . PE-LLD (Linear Low Density) ist ein modifiziertes Hochdruckprodukt mit einem höheren Kristallanteil und einer günstigeren Zugfestigkeit. Beim Niederdruckverfahren wird Ethylen bei Normal- bzw. geringem Überdruck und Temperaturen< 100°C in Gegenwart von Ziegler-Natta-Katalysatoren (Gemische aus Li-, Be- oder Al-organischen Verbindungen und einem Übergangsmetallhalogenid, z.B. TiCI4, in einem inerten Lösungsmittel) polymerisiert (PE-HD; engl. HDPE High Density Polyethylene). Die Polymerisation findet im Unterschied zum Hochdruckverfahren an der Katalysatoroberfläche statt. PE-HO besitzt wegen der weitgehend linearen und unverzweigten Struktur seiner Makromoleküle eine höhere Dichte (p = 0,94...0,97 g/crrr'). Es weist einen höheren Kristallinitätsanteil (bis zu 80%) und eine höhere mechanische Festigkeit auf. Nie-
10.4 Kunststoffe
441
derdruckpolyethylen wird deshalb auch als Hart-PE und Hochdruckpolyethylen als Weich-PE bezeichnet. Die maximale Gebrauchstemperatur von PE-HD liegt zwischen 10...120°C, die Erweichungstemperatur bei etwa l30°C. Bei einem Mitte/druckverfahren (Philips-Petroleum-Comp.) wird Ethylen bei - 35 bar und 150...180°C in einem Lösungsmittel (z.B. Xylol) an Chromium(VI)-oxidlAluminiumsilicatKatalysatoren polymerisiert. Dabei entsteht ein fast vollkommen linear gebautes Polyethylen mit einem kristallinen Anteil von 65...75%. Dichte, Härte und Zugfestigkeit des Mitteldruck-PE liegen zwischen denen des Hart- und Weich-PE. Polyethylen ist ein transparentes bis milchig durchscheinendes (opakes) Material. Gegenüber verdünnten Säuren und Laugen sowie gegenüber den meisten Lösungsmitteln ist es weitgehend beständig. Es ist auch resistent gegenüber dem Angriff von Mikroorganismen. Von oxidierenden Säuren wird PE jedoch angegriffen. Durch UV-Strahlen und durch den Einfluss von Wärme werden in Gegenwart von Sauerstoff Alterungsprozesse ausgelöst (Kap. 10.4.7). Deshalb werden die PE-Sorten grundsätzlich mit Stabilisatoren produziert. Aliphatische und aromatische Kohlenwasserstoffe bewirken eine Quellung. PE-Formmassen lassen sich durch Spritzgießen, Extrudieren und durch Blasverfahren bearbeiten. Sie sind spanend verformbar und gut schweißbar. Polyethylen enthält keine Weichmacher. Verwendung : Folien, Dichtungsbahnen, Kabelummantelungen; Rohrleitungen für Trinkwasser, Abwässer und Gase; Behälter (Eimer, Wannen, Container, Mörtelkübel, Tanks), Tafeln, Rohrzubehör, Bodenverfestigungsgitter u.a. • Polypropylen (Polypropen), PP
+
+
CHz- CH I n CH3
Polypropylen unterscheidet sich vom Polyethylen durch eine Methyl-Seitengruppe. Im Ergebnis der Polymerisation von Propylen können die Methylgruppen isotaktisch, syndiotaktisch und ataktisch angeordnet vorliegen (Abb . 10.10). Die gleichmäßige räumliche Ausrichtung der CH3-Gruppen des isotaktischen PP führt zu einem Kristallinitätsanteil von 50...70% und einem im Vergleich zum PE erhöhten Erweichungsbereich (l 60...170°C). Deshalb ersetzt PP Polyethylen vor allem dort, wo es auf eine gute Wärmebeständigkeit ankommt. Die maximale Gebrauchstemperatur liegt bei etwa l30°C . Das durchsichtige bis milchig-trübe Material zeichnet sich durch eine besonders niedrige Dichte (p = 0,90 g/cnr') aus, was auf den Raumbedarf der Methylgruppen und die daraus resultierende geringe Packungsdichte der Makromoleküle zurückzuführen ist. Im Gegensatz zu PE ist seine Oberfläche hart und glänzend und lässt sich nicht mit dem Fingernagel ritzen. PP ist nicht spannungsrissempfindlich, versprödet unterhalb von O°C jedoch leicht. Wie Polyethylen neigt auch Polypropylen zu statischer Aufladung. Sie wird für bestimmte Anwendungszwecke durch den Zusatz von Antistatika vermindert. Polypropylen ist in seinen Eigenschaften dem PE ähnlich. Gegenüber verdünnten Säuren, Laugen, Salzlösungen sowie den meisten Lösungsmitteln ist es beständig. Von konz. H ZS04 und HN0 3 sowie von Wasserstoffperoxid HzOz wird es angegriffen. Nichtstabilisiertes PP ist empfindlich gegen Lichteinwirkung. Wie PE brennt es nach dem Entzünden mit einer nicht rußenden, einen blauen Kern aufweisenden Flamme unter Abtropfen weiter (Paraffingeruch). Verwendung: Rohre, Sanitärarmaturen, Beschläge, Folien, Haushaltgeräte.
10 Chemie organischer Stoffe im Bauwesen
442
• Polybutylen (Polybuten), PB
+
+n
CH2 - ? H CH2 I CH3
Wie Propen ist auch I-Buten durch stereospezifische Polymerisation in ein isotaktisches, teilkristallines Polymerisat überführbar, das in seinen Eigenschaften weitgehend dem Polypropylen ähnelt. PB besitzt eine Dichte von 0,915 g/crrr', seine Erweichungstemperatur liegt bei 100°C. Es zeichnet sich durch eine hohe Schlagzähigkeit und Festigkeit (auch bei höheren Temperaturen!) sowie eine hohe Spannungsrissbeständigkeit aus. PB ist gegenüber nichtoxidierenden Säuren, Laugen, Ölen, Fetten und den meisten organischen Lösungsmitteln beständig. Von oxidierenden Säuren sowie aromatischen und Halogenkohlenwasserstoffen wird es angegriffen. Polybutylen brennt wie PE und PP mit einer leuchtenden, nicht rußenden Flamme, die einen blauen Kern aufweist. Die Rauchschwaden riechen stechend nach Paraffin. Verwendung: Rohrleitungen, Behälterauskleidungen, Folien, Kabelisolation u.a. • Polyisobutylen (Polyisobuten), rm
?H 3 +CH 2 -
c
-t
I n CH3
Die Polymerisation des Isobutens fuhrt in Abhängigkeit vom Polymerisationsgrad zu klebrig-öligen bis kautschukartigen Produkten. Niedermolekulare Polyisobutylene sind bei Raumtemperatur viskose Flüssigkeiten, hochmolekulare Polybutylene (Molekülmassen bis 200 000) dagegen gummielastische, dem Kautschuk ähnliche Materialien (p = 0,92 g/cnr'), Die maximale Gebrauchstemperatur liegt bei 120°C, ab 380°C erfolgt Zersetzung. Von Säuren, Laugen und Salzlösungen wird PIB nicht angegriffen, wohl aber von Mineralölen und Benzin. Nach dem Entzünden brennt es mit leuchtender Flamme, seine Schwaden riechen nach verbranntem Gummi. Verwendung: Folien, Dachbahnen und Dichtungsbahnen (hochmolekulares PIB), Klebstoffe und Abdichtmassen (niedermolekulares PIB).
B) Polyvinyle und abgeleitete Verbindungen In den Vinylverbindungen CH 2=CH-R ist ein H-Atom des Ethylens (Kap. 10.1.1.2) durch unterschiedliche Reste R ersetzt, z.B. R = Cl: Vinylchlorid CH 2=CH-CI , R = Phenyl: Vinylbenzol (Styrol) CH 2=CH-C6Hs und R = Acetat: Vinylacetat CH 2=CH-OCOCH3 • Die einseitige Substitution eines oder beider Wasserstoffatome im Ethylen durch Atome oder Atomgruppen, die eine höhere Elektronegativität als Kohlenstoff aufweisen, fuhrt zu einer mehr oder weniger starken Polarisierung der Doppelbindung. Damit wäre eine ionische Polymerisation begünstigt. Ein ionischer Polymerisationsmechanismus ist aber nur bei Vinylethern anzutreffen, bei den Vinylhalogeniden und Vinylacetaten laufen die Polymerisationen dagegen radikalisch ab. Auf alle Fälle bewirken die unterschiedlichen Reste Reine Aktivierung der C=C-Doppelbindung, so dass Vinylverbindungen außerordentlich rasch po lymerisieren.
443
10.4 Kunststoffe
• Polyvinylchlorid, PVC
+
CH
2
-
CH
I
+ n
CI
Polyvinylchlorid ist neben Polyethylen und Polystyrol einer der am häufigsten verwendeten thermoplastischen Kunststoffe. Die Polymerisation des Vinylchlorids läuft in Gegenwart von Peroxiden als Initiatoren radikalisch ab. Im Ergebnis unterschiedlicher Polymerisationsverfahren (Suspensions-, Emulsions- und Massepolymerisation) fällt Polyvinylchlorid als Pulver bzw. in Form kleiner Perlen an. Um während der thermischen Verarbeitung des Roh-PVC (bei etwa 160°C) die Abspaltung von HCl zu vermeiden, werden ihm Stabilisatoren (z.B. anorganische Schwermetall salze, Metallseifen des Ba, Zn und Ca, Soda und AIkaliphosphate) zugesetzt. Man unterscheidet weichmacherfreies (unplasticized) Polyvinylchlorid PVC-U und weichgemachtes (plasticized) Polyvinylchlorid PVC-Po Ersteres wird als Hart-PVC und letzteres als Weich-PVC bezeichnet . Weichmacher sind der Schlüssel für die beeindruckende Vielseitigkeit des Kunststoffs PVC. Reines PVC ist ein ziemlich sprödes Material. Je mehr Weichmacher hinzugefügt wird, umso geschmeidiger wird es. Hart-PVC (PVC-U) Hart-PVC ist ein bei Raumtemperatur harter, polymerer Werkstoff, der zwischen 70...80°C in den weichelastischen Zustand übergeht. Seine Dichte beträgt 1,38...1,40 g/cm", Die maximale Gebrauchstemperatur liegt bei 60°C. Bei 170°C wird PVC-U ölig-flüssig und bei 230°C kommt es zur Zersetzung . PVC-U ist leicht einfärbbar, spanend verarbeitbar, schweißbar, verklebbar und zwischen 130...140°C verformbar. Bis zu einer Temperatur von ca. 60°C zeigt PVC-U gegenüber den meisten Chemikalien eine gute bis sehr gute Beständigkeit (Ausn.: konz. H2S04 und HN03) . In Ketonen, Estern, Chlorkohlenwasserstoffen und aromatischen KW wird PVC-V angequollen bzw. gelöst. Verwendung: Rohre für Wasserleitungen und Gasversorgung, Dränrohre, Bedachungen, Tafeln, Dachrinnen u.a. Weich-PVC (PVC-P) Die Eigenschaften von PVC-P hängen von der Art und der Menge des zugesetzten Weichmachers ab. Der Weichmacheranteilliegt zwischen 20...40%. Als Weichmacher kommen vor allem Phthalsäureester (Abb. 10.3) zum Einsatz . In Abhängigkeit vom Weichmacheranteil fallen Produkte von weichgummi- bis lederähnlicher Beschaffenheit an. Infolge der tiefen Einfriertemperaturen « -5°C) liegen die weichgemachten PVC-Sorten bei normalen Gebrauchstemperaturen im weichelastischen Zustand vor. Eine Urformung durch Extrudieren, Gießen, Tauchen, Streichen, Kalandrieren, Schäumen und Hohlkörperblasen ist oberhalb 150°C möglich. PVC-P lässt sich sehr gut schweißen. Bei einem Weichmacheranteil von 30...40% Dioctylphthalat (DOP) beträgt die Dichte des PVC-P etwa 1,3 g/cnr', Die chemische Beständigkeit des Weich-PVC ist naturgemäß geringer als die des Hart-PVC. Es ist stärker quellbar und leichter in organischen Lösungsmitteln löslich. Verlust des Weichmachers durch Verflüchtigung, Herauslösen oder mikrobiellen Verzehr der Weichmachermoleküle (z.B. bei bekiesten PVC-Flachdächern mit unzureichendem Gefälle und Pfützenbildung) führt zur Versprödung des Polyvinylchlorids. PVC ist schwer entflammbar . Es brennt in der Flamme gelb rußend, wobei der untere Flammenteil bei Anwesenheit von Cu grün gesäumt ist (Beilstein-Probe). Außerhalb der Flamme erlischt das PVC wieder.
444
10 Chemie organischer Stoffe im Bauwesen
Verwendung: Folien, Planen, Dichtungs- und Dachbelagbahnen, Fußbodenbeläge, Weichschaumstoff, Schläuche, Draht- und Kabelisolation u.a.
• Polyvinylidenchlorid, PVDC
t CH
2-
CI
I
C
I
-tn
CI
Polyvinylidenchlorid ist ein thermoplastischer, widerstandsfähiger, nicht brennbarer Kunststoff, der durch radikalisehe Polymerisation von Vinylidenchlorid CH 2=CCh hergestellt wird. PVDC weist einen hohen Anteil kristalliner Bereiche auf. Die Glasübergangstemperatur beträgt -19°C, bei etwa 200°C kommt es zur Schmelze . Aufgrund ungünstiger thermischer Eigenschaften werden für praktische Belange meist Copolymerisate unter Zusatz von Vinylchlorid (bis zu 20%) bzw. Vinylacetat (13%) und Acrylnitril (2%) hergestellt. Die Copolymerisate sind harte, unbrennbare, abriebfeste, wasserdampfundurchlässige, chemikalienbeständige Produkte. Ihr Erweichungsbereich liegt zwischen 100...120°C. Verwendung: Folien, Lackrohstoff, Fäden (Weichmacherzusatz!), Rohre, Siebe, Borsten, Dispersionen für Anstrichmittel.
• Polystyrol, PS
Polystyrol wird hauptsächlich durch radikalisehe Polymerisation (Kopf-Schwanz-Verknüpfung, Abb . 10.8) von Styrol in Gegenwart peroxidischer Radikalbildner hergestellt. Das Polymerisat ist ein harter, glasklarer Werkstoff geringer Schlagzähigkeit. Es besitzt eine glänzende Oberfläche, die allerdings nicht kratzfest ist. Die Sprödigkeit unterhalb der Glasübergangstemperatur ist auf die sterische Behinderung der Makromoleküle durch die Phenylgruppen zurückzuführen, Sie erschwert ihre Beweglichkeit. Reines Polystyrol (Homopolymerisat) besitzt eine Dichte von 1,05 g/cnr', Es erweicht zwischen 80...90°C und ist gut verformbar. PS lässt sich problemlos einfärben, spanabhebend bearbeiten, polieren und kleben. Gegenüber Säuren, Laugen, Alkoholen und Mineralölen ist es beständig, gegenüber den meisten organischen Lösungsmitteln jedoch unbeständig. PS brennt mit leuchtender, stark rußender Flamme nach dem Entfernen der Zündquelle weiter und verbreitet einen süßlichen Geruch (Styrol!). Unter dem Einfluss von UV-Licht erfolgt eine allmähliche Vergilbung des Polystyrols. Seine Festigkeit nimmt ab und die Oberfläche wird langsam matt. Verwendung: PS-Formmassen werden zu Haushaltgegenständen (Dosen, Behälter, Wegwerfgeschirr, Spielzeuge usw.) sowie zu Profilen, Beschlägen, Folien für Kabel u.a. verarbeitet. PS-Hartschaum. Enthält das Polymerisat in der Hitze vergasende Stoffe oder leicht verdampfende Lösungsmittel, entsteht ein geschäumtes Polystyrol (Schaumpolystyrol). Beim Erwärmen zersetzt sich das Treibmittel oder das Lösungsmittel verdampft. Zum Beispiel
10.4 Kunststoffe
445
setzen Azoverbindungen wie Azobenzol C6Hs-N=N-C 6H s in der Hitze Stickstoff N 2 frei, der das Granulat aufbläht. Die entstehenden Blasen und Poren behalten auch nach dem Erkalten ihre ursprüngliche Form bei, so dass sich ein Schaumstoff mit einer geschlossenen, zähharten Zellstruktur ausbildet. Eine weitere Möglichkeit besteht im Einpressen eines Treibgases in die PS-Schmelze im Extruder. Extrudergeschäumtes PS besitzt aufgrund einer kompakteren Zellstruktur eine höhere Festigkeit als ein durch zugesetzte Treibmittel geschäumtes PS.
Styrodur (BASF) ist ein extrudergeschäumtes Polystyrol. Als Treibmittel zur Herstellung geschäumter Kunststoffe wurden in der Vergangenheit nahezu ausschließlich FCKW verwendet, was auf die niedrige Wärmeleitfähigkeit dieser Substanzklasse zurückzuführen ist. Der in den kleinen Poren eingeschlossene Halogenkohlenwasserstoff erhöht das Wärmedämmvermögen des Schaumstoffs. Im speziellen Fall des Styrodur kam Dichlordifluormethan CChF 2 (R 12) in Verbindung mit einem Co-Treibmittel zum Einsatz. Aufgrund der in Kap. 5.4.2.2 diskutierten ökologischen Konsequenzen , die sich aus der Herstellung und der Nutzung von FCKW ergeben, stand (und steht) vor der chemischen Industrie die Aufgabe, diese Treibmittel schrittweise zu ersetzen. R 12 wurde 1990 zunächst durch den teilhalogenierten Fluorchlorkohlenwasserstoff H-FCKW 142b (CH3CCIFü ersetzt. 1996 erfolgte dessen Substitution durch CO2, obwohl die Wärmeleitfähigkeit von COrgeschäumtem Polystyrol (Styrodur C, BASF) über der von H-FCKW-geschäumtem Polystyrol liegt [OC 5]. Der Vorteil von Styrodur C-Platten besteht jedoch darin, dass sie im Gegensatz zu H-FCKW-geschäumten Platten nicht altem. Ihr Wärmedämmvermögen bleibt über Jahre nahezu konstant. Die Co-Treibmittel (vor allem Chloralkane) wurden aus toxikologischen Gründen durch Ethanol ersetzt. Verwendung : PS-Hartschaum wird als Dämmstoff zur Wärme- und Schalldämmung in der Bauindustrie sowie in der Kältetechnik eingesetzt, ferner als Verpackungsmaterial, Dekomaterial usw. In speziellen Brandschutzplatten ist geschäumtes Polystyrol mit wasserhaitigern Natriumsilicat kombiniert, das durch eine wasserdichte Epoxidharzschicht gegen Austrocknen geschützt ist (BASF). Bei Hitzeeinwirkung (Feuer!) blähen sich die dünnen Platten infolge der Zersetzung des PS und des frei werdenden Wasserdampfs auf und erzeugen eine unbrennbare, poröse Brandschutzschicht (Verwendung für Wände und Türen). Um die thermischen und mechanischen Eigenschaften des Homopolymerisats zu verbessern, wird PS mit anderen Monomeren copolymerisiert. Das sogenannte schlagfeste Polystyrol ist ein Styrol-Butadien-Pfropfcopolymer (Kurzzeichen: SB), dessen Butadienanteil zwischen 10...15% liegt. Die SB-Formmassen sind Zweiphasensysteme. Die gummiartigen Butadienteilchen (disperse Phase) sind im thermoplastischen Werkstoff Polystyrol (Dispersionsmittel) verteilt und verbessern dessen Schlagzähigkeit entscheidend. SB-Copolymere weisen allerdings eine geringere Alterungsbeständigkeit als das Homopolymerisat auf und neigen zur Versprödung . Für die Praxis wichtige Copolymerisate sind die Acrylnitril-Butadien-Styrol-Copolymerisate (ABS) und die Styrol-Acrylnitril-Copolymerisate (SAN). Das chemische Verhalten der Copolymerisate unterscheidet sich nicht grundlegend von dem der Reinpolymerisate, wenngleich sich die Unbeständigkeit gegenüber oxidierenden Säuren, Alkoholen, Estern, Aceton, aromatischen und Chlorkohlenwasserstoffen etwas erhöht. Verwendung der Copolymerisate : Rohre, Gehäuse für Telefonapparate und Radios, Geräteteile, Schutzhelme, Kfz-Teile usw.
446
10 Chemie organischer Stoffe im Bauwesen
Acrylharze (Acrylatharze) Acrylharze sind thermoplastische und wärmehärtbare synthetische Harze, die durch Homound Copolymerisation von (Meth)acrylsäureestern gewonnen werden . Reine Acrylharze basieren ausschließlich auf (Meth)acryl-Monomeren. Zur Copolymerisation setzt man Monomere wie Styrol oder Vinylester ein. Über die Wahl der Monomeren lassen sich sowohl Löslichkeits- als auch Filmeigenschaften (z.B. Härte) der Acrylharze breit variieren . Bei den Acrylharzen handelt es sich in der Regel um transparente, gegen UV-Licht beständige , nicht verfärbende Werkstoffe. • Polyacrylsäureester (Polyacrylate)
+
CH - CH 2
I
+ n
COOR
Polyacrylsäureester sind Polymere auf Basis von Estern der Acrylsäure HzC=CH-COOR, wobei R für lineare, verzweigte oder cyclische, gegebenenfalls auch funktionelle Substituenten (z.B. Hydroxy-, Amin- oder Epoxidgruppen) enthaltende Alkylreste steht. Polyacrylate entstehen durch radikalisehe Polymerisation. Sie fallen je nach Polymerisationsgrad als durchsichtige, farblose, viskose, evtl. klebrige Flüssigkeiten oder feste Produkte an. Ihre Einsatzmöglichkeiten werden durch ihre sehr niedrigen Glasübergangstemperaturen limitiert. Durch Copolymerisation mit Methacrylsäure, Styrol, Acrylnitril, Vinylchlorid oder Vinylacetat können ihre Eigenschaften verbessert werden . Verwendung: Elastische Harze (Acrylharze), Klebstoffe (Acrylat-Klebstoffe), Beschichtungen, Anstriche (Acrylat-Lacke), Imprägnierungen, Betonzusätze, Grundstoffe für Fugendichtmassen. • Polymethacrylsäuremethylester, PMMA (Polymethylmethacrylate)
Die Polymethacrylate (Polymethacrylsäureester) werden durch radikalisehe Polymerisation von Estern der Methacrylsäure HzC=C(CH3)-COOR (R = CH3, CzHs, C3H7, ... ) als amorphe, glasartig harte und transparente Kunststoffe ("organisches Glas") erhalten. Die technisch größte Bedeutung haben die Polymethylmethacrylate (obiges Formelbild) erlangt. Polymethylmethacrylate (p = 1,18 g/cm') sind glasklare polymere Werkstoffe (Acrylglas) hoher Härte und Festigkeit sowie hoher Wärme- und Witterungsbeständigkeit. Im Gegensatz zu Fensterglas sind sie auch für UV- Licht durchlässig . Sie sind hochglänzend , kratzfest und lassen sich gut bearbeiten (polieren , sägen, fräsen, bohren usw.). Sie können verklebt und verschweißt werden. Die Erweichungstemperaturen der PMMA-Polymere liegen zwischen 120 und 140°C. Bei etwa 150°C, also im thermoelastischen Bereich, können sie gebogen, gezogen bzw. tiefgezogen werden . PMMA sind beständig gegenüber verdünnten Säuren (s 20%), verdünnten Laugen, Benzin, Mineralölen sowie tierischen und pflanzlichen Ölen. Nicht beständig bzw. löslich bis quellbar sind sie in Benzol, Toluol, Estern, Ketonen, Chlorkohlenwasserstoffen sowie konz. Säuren und Laugen. PMMA brennt nach der Entzündung mit leuchtender, nicht rußender Flamme (blauer Kern) knisternd ab, wobei ein scharfer, fruchtartiger Geruch entsteht.
447
10.4 Kunststoffe
Verwendung: Verglasungen, lichtdurchlässige Platten, Stäbe, Rohre, Profile, Sanitärartikel; Sicherheitsglas (splitterfrei und schusssicher). Das bekannteste Polymethylmethacrylat ist Plexiglas (Fa. Röhm).
• Polyvinylacetat, PVAC
+
+ CH - CH2 I n O-COCH3
Durch radikalisehe Polymerisation von Vinylacetat CH 2=CH-0-COCH3 wird Polyvinylacetat erhalten. Die Polymerisate sind glasklare, spröde, licht-, wärme- und witterungsbeständige Thermoplaste mit Dichten zwischen 1,16 und 1,18 g/cnr' . Die Glasübergangstemperaturen der Polyvinylacetate liegen in Abhängigkeit von der relativen Molekülmasse zwischen 28...180°C. PVAC ist unlöslich in Wasser, löslich dagegen in vielen organischen Lösungsmitteln (Ester, Ether, niedere Alkohole, Halogenkohlenwasserstoffe u.a.). Aufgrund seiner geringen mechanischen Festigkeit kann PVAC nicht als Konstruktionswerkstoff eingesetzt werden. Verwendung: Bindemittel für Anstriche und Beschichtungen, zur Herstellung von Lacken, Klebstoffen und Spachtelmassen, Haft- und Kontaktmittel. Polyvinylalkohol lässt sich durch eine alkalisch katalysierte Umesterung von Polyvinylacetat mit Alkohol (vorzugsweise Methanol!) herstellen. Die makromolekulare Kette bleibt erhalten (GI. 10-17). Bei einer Umesterung wird der Alkoholrest eines Carbonsäureesters gegen einen anderen ausgetauscht. Dabei geht ein Ester in einen anderen über. Die Umesterung kann somit als eine Abfolge von Verseifungs- und Veresterungsreaktion angesehen werden.
+
+CH-CH 2 I n O-COCH 3 Polyvinylacetat
(10-17) Polyvinylalkohol
• Polyvinylalkohol, PVAL Handelsübliche PVAL sind weiß-gelbliche Pulver oder Granulate unterschiedlichen Polymerisationsgrades. Aufgrund der im Polymer enthaltenen polaren Ol-l-Gruppen sind die Polyvinylalkohole wasserlöslich und bilden schwach- bis zähviskose Lösungen. Trockener PVAL (p = 1,25...1,35 g/cnr') ist sehr spröde, weshalb mitunter Wasser oder weichmachende Substanzen (Ethylenglycol, Glycerin) zugesetzt werden . Mit Ausnahme einiger stark polarer Lösungsmittel wie Dimethylformamid und Dimethylsulfoxid ist PVAL in den meisten organischen Lösungsmitteln unlöslich. PVAL-Folien sind weitgehend undurchlässig für Gase wie N 2, O2, CO 2 und H2, jedoch durchlässig für Wasserdampf. Verwendung: Folien, Klebstoffe, Dichtungen, Schläuche u.a. Durch die polare OH-Gruppe sind sie als Schutzkolloide (Kap. 6.3.2) verwendbar. Durch Umsetzung von PVAL mit Butanal (Butyraldehyd C3H7 -CHO) entsteht Polyvinylbutyral, PVB, der technisch wichtigste Vertreter der Gruppe der Polyvinylacetale. Das Strukturelement der Polyvinylacetale besitzt die allgemeine Formel:
448
10 Chemie organischer Stoffe im Bauwesen
+CH 2 - CH -CH2-CH+ I I n o 0 <, CH/' I R
Für Polyvinylbutyral ist R = C3H7 • Die pulverförmig anfallenden PVB sind wasserunl ösliehe, amorphe, transparente Produkte, die in der Lage sind, zähe und feste Filme zu bilden . Verwendung: Folien als Zwischenschichten in Sicherheitsglasscheiben, Lacke und Klebstoffe, Anstrichmittel. . • Polyvinylether
+CH-CHd~ n
I
O-R
Polyvinylether entstehen überwiegend durch kationische Polymerisation von Alkylvinylethern CHz=CH-OR. Technische Bedeutung haben der Polymethylvinylether, PVM (mit R = CH3) , der Polylethylvinylether, PVE (R = CzHs) und der Polyisobutylvinylether, PVI (R = CHz-CH(CH3)z) erlangt. Die Polyvinylether besitzen in Abhängigkeit von Alkylrest und Polymerisationsgrad eine klebrig-flüssige bis feste, wachsartige Konsistenz. Sie sind in den meisten organischen Lösungsmitteln löslich . Polyvinylether mittlerer Molekülmassen besitzen eine außerordentlich gute Haftfähigkeit. Verwendung: Klebstoffe (z.B. auf Klebe- und Isolierbändern), wiederbefeuchtbare Papierklebstoffe (PVM) , Lacke u.a.
• Polytetrafluorethylen, PTFE
F
F
F
F
I fc-c+ I I n I
Polytetrafluorethylene entstehen durch radikalisehe Polymerisation von Tetrafluorethylen CFz=CF z. Die außerordentlich temperaturbeständigen Thermoplaste bestehen weitgehend aus linearen Makromolekülen und weisen einen hohen Anteil kristalliner Bereiche (bis zu 70%) auf. PTFE sind wasserabweisende und nicht brennbare Werkstoffe mit Dichten zwischen 2,1...2,3 g/cnr' . Der Kristallitschmelzpunkt dieser Polymere geringer Härte liegt bei 327°C. Oberhalb 400°C zersetzen sie sich unter Freisetzung fluorhaItiger toxischer Abbauprodukte wie Fluorphosgen (COFz) und Perfluorisobuten. Der Gebrauchsbereich der PTFE erstreckt sich von -200...+250°C, da sich über das gesamte Temperaturintervall ihre mechanischen und chemischen Eigenschaften kaum ändern . Außer der hohen Thermostabilität besitzen PTFE eine hohe Chemikalienbeständigkeit. Ein Angriff erfolgt nur durch Fluor, Fluorverbindungen bei erhöhten Temperaturen und verflüssigte Alkalimetalle. Verwendung: Wartungsfreie Gleitlager, Brückenlager, Dichtungen, Rohre, Folien, Platten, Beschichtungen für Küchengeräte (Teflon) und Isolationsmaterial.
449
10.4 Kunststoffe
10.4.4.2 Polykondensationskunststoffe (Polykondensate) Bei einer Polykondensation erfolgt die Bildung eines Makromoleküls durch Verknöpfung gleicher oder verschiedener Monomere unter Abspaltung kleiner anorganischer Moleküle (meist H 20 , seltener NH3, Hel). Strukturelle Voraussetzung für den Ablauf einer Polykondensation ist das Vorliegen zweier, meist endständiger reaktiver Gruppen im Monomermolekül. Durch die Abspaltung niedermolekularer Reaktionsprodukte verändert sich beim Übergang vom Monomer zum Polykondensat die elementare Zusammensetzung. Im Unterschied zur Polymerisation, bei der die Makromoleküle nach einem Kettenwachstumsmechanismus gebildet werden, läuft die Polykondensation nach einem Stufenmechanismus ab. Die Polykondensate entstehen stufenweise über stabile Zwischenprodukte, die die gleiche Reaktionsfähigkeit wie die Monomeren aufweisen. Zu jedem Zeitpunkt können Moleküle, so unterschiedlich ihre Größe auch sein mag, miteinander reagieren. Kondensationsreaktionen repräsentieren einen allgemeinen Reaktionstyp, der nicht nur in der organischen, sondern auch in der anorganischen Chemie anzutreffen ist (z.B. Kondensation von Kieselsäuren unter Bildung von Polykieselsäuren, Kap. 9.2.2).
Bautechnisch wichtige Polykondensate: Polyamide, PA. Durch Umsetzung von Diaminen und Dicarbonsäuren oder durch Polykondensation von Aminosäuren entstehen Polyamide. Sie werden sowohl zu Textilfasern als auch zu Werkstoffen verarbeitet. Zum Beispiel fuhrt die Umsetzung von Hexamethylendiamin H2N-(CH2)6-NH2 mit Adipinsäure HOOC-(CH2kCOOH zu einem Polyamid des Nylontyps (GI. 10-18). Die Anzahl der Kohlenstoffatome der Methylenkette einschließlich der Säureamidgruppe (-NH-CO-) wird zur Kennzeichnung des Polyamids herangezogen. Das in Reaktion (10-18) gebildete Polykondensat trägt die Bezeichnung PA 66 (Nylon). r----, n {H 2N - (CH2)s - N.+H + HOIOC - (CH2)4 - COOH } IL ...J
- (2n-1) Hp
•
H
H
0 0 11 11 ~ - (CH2)s - ~- C - (CH2)4 - C
t
1
(l0-18)
OH
n
Polyamide sind ziemlich harte, zähe, abriebfeste, farblose bis schwach gelbliche Thermoplaste, deren Oberfläche einen Glanz aufweist. Die hornartigen Stoffe besitzen aufgrund ihres relativ hohen kristallinen Anteils keinen breiten Erweichungsbereich, sondern einen mehr oder weniger scharf ausgeprägten Schmelzpunkt. Er liegt je nach PA-Sorte zwischen 185 und 255°C. Polyamide lassen sich verspinnen, gießen, pressen und spanabhebend bearbeiten. Von Nachteil für den Werkstoffeinsatz ist ihre Empfindlichkeit gegenüber Luftsauerstoff bei höheren Temperaturen (> 100°C) und gegenüber UV-Strahlung. Darüber hinaus nehmen sie in Abhängigkeit von der Luftfeuchtigkeit wechselnde Mengen Wasser auf (bis zu 10%). Gegenüber Alkalien und den meisten organischen Lösungsmitteln sowie Kraftstoffen und Ölen sind die PA beständig. Von konz. Säuren und starken Oxidationsmitteln
450
10 Chemie organischer Stoffe im Bauwesen
werden sie angegriffen. Polyamide brennen mit leuchtender Flamme unter Abtropfen (Geruch nach verbranntem Horn). Verwendung: Folien, Platten, Schrauben, Dübel, Beschläge, Dichtungen, Textilfasern u.a. Formaldehydkondensationsprodukte: • Phenol-Formaldehyd-Harze, PF (Phenolharze, Phenoplaste) entstehen durch Einwirkung von Formaldehyd auf Phenol im basischen bis schwach sauren Milieu . Die Substitution der H-Atome des Phenols kann in ortho- und in para-Stellung erfolgen. Durch intermolekulare Wasserabspaltung (Abb. 10.16a) entstehen zunächst lineare und verzweigte Makromoleküle (Vorkondensate). Sie besitzen einen niedrigen Polymerisationsgrad, die Polykondensation ist noch nicht abgeschlossen. Bei den Vorkondensaten handelt es sich um zähflüssige bis feste, pulverförmige thermoplastische Massen, die in der Regel mit Füllstoffen (Mineral- und Gesteinsmehle, Holzmehl, Textilfasern, Glasfasern u.a.) versetzt und anschließend mit Hilfe von Vernetzungsmitteln (Härtern) unter Druck oder durch Hitzeeinwirkung verpresst werden . Die Füllstoffe sollen die Kosten für den Kunststoff senken und seine mechanischen Eigenschaften verbessern.
Abbildung 10.16 Phenol-Formaldehyd-Harze : a) Bildung des Vorkondensats durch intermolekulare H20-Abspaltung ; b) Ausschnitt aus der vernetzten Struktur .
Die bei der alkalischen Kondensation anfallenden löslichen thermoplastischen Vorprodukte bzw. Vorkondensate werden Resoie (A-Harze) genannt. Sie gehen durch weitere Kondensation beim Erhitzen auf 150°C in Resitole (B-Harze) über, die kaum noch löslich und nur in der Hitze thermoplastisch sind. Durch Zugabe einer Säure als Härter werden die Resitole bei Normaltemperatur in unlösliche, schwer schmelzbare Formen überführt (Resite). Resite sind durch eine räumliche Vernetzung der Molekülketten (Abb. 1O.16b) gekennzeichnet. Bei der sauren Kondensation reagieren Phenol und Formaldehyd zu halbflüssigen, weitge-
451
10.4 Kunststoffe
hend löslichen Produkten (Novolake). Sie können durch Zusatz von Hexamethylentetramin ausgehärtet werden. Ein Phenol-Formaldehyd-Harz war der erste und lange Zeit einer der wichtigsten synthetischen Kunststoffe, der unter dem Namen seines Erfinders 1. H Baekeland als Bakelit bekannt geworden ist. Die geruch- und geschmacklosen Phenol-Formaldehyd-Harze besitzen den Nachteil, dass sie im Laufe der Zeit nachdunkeln. Deshalb werden sie vor der Weiterverarbeitung meist dunkelbraun oder schwarz eingefärbt. Die Harze sind widerstandfähig gegenüber Wasser und Chemikalien (auch organischen Lösungsmitteln!) und besitzen etwa die Härte des Kupfers. Verwendung: Wegen ihrer niedrigen elektrischen und Wärmeleitfähigkeit werden sie zur Herstellung von Isolatoren, Schaltern, Steckdosen usw . verarbeitet. Darüber hinaus finden sie Verwendung in Schichtpressstoffen, Holzspan- bzw. Holzfaserplatten. Die durch Zusatz von Säuren kalt härtenden Resoie sind Bestandteil einiger Kleb- und Schaumstoffe.
• Harnstoff-Formaldehyd-Harze, UF (Harnstoffharze, Carbamidharze) gehören zur Gruppe der Aminoplaste. Aminoplaste sind Kunststoffe, die durch Einwirkung von Aldehyden (meist Formaldehyd) auf Amine hergestellt werden können. Das Kurzzeichen UF leitet sich von Urea (griech.-lat. Harnstoff) und Formaldehyd ab . Bei der Umsetzung von HarnstoffH2N-CO-NH2 und Formaldehyd H-CHO entstehen unter entsprechenden Reaktionsbedingungen zunächst kettenförmige Moleküle (Abb. 10.17a) als Vorkondensate. Sie werden ähnlich wie die Phenolharze durch Erhitzen unter Druck vernetzt. Abb. I0.17b zeigt einen Ausschnitt aus der vernetzten Struktur eines Harnstoff-Formaldehyd-Harzes.
co - N-H
••• + H-N I
~
H
LH
a)
+ CH2 + ~
0
+ •••
H-N - CO - N-H ~
I
H.:.J
H
(-HP)
I
- N - CO - N - CH2 - N - CO - N - CH - N -
b)
I
I
CH
H
I
I
2
H
I
H
2
I
CH
I
2
- N - CH2 - N - CO - N - CH2 - N - CO - N -
I
I
Abbildung 10.17 Harnstoff-Formaldehyd-Harze: a) Bildung des Vorkondensats unter H20-Abspaltung ; b) Ausschnitt aus der vernetzten Struktur.
Harnstoffharze werden in der Regel mit Füllstoffen wie Holzmehl, Cellulose oder Textilfasern zu weißen Pressmassen verarbeitet, die sich durch Lichtechtheit sowie Geschmacks und Geruchlosigkeit auszeichnen. Allerdings sind sie hitze- und feuchtigkeitsempfindlich. Ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber Chemikalien entspricht der der Phenolharze. Problematisch ist die nachträgliche Abspaltung von Formaldehyd aus den Fertigprodukten. Die Emission von Formaldehyd aus Möbeln und Spanplatten führt zu einer teilweise beträchtlichen Belastung der Innenraumluft (s. Kap. 12). Verwendung: Bindemittel für Pressmassen (Sanitärbereich, Elektroinstallation), Bindemittel für Holzwerkstoffe, nichtelastische Schaumstoffe (Wärmedämmung). Die Kondensation
10 Chemie organischer Stoffe im Bauwesen
452
von Harnstoff und Formaldehyd in Gegenwart von Alkoholen (z.B. Butanol) führt zu hochwertigen Lackharzen, die als lösungsmittelbeständige, nicht vergilbende Einbrennlacke Anwendung finden. • Melamin-Formaldehyd-Harze, MF (Melaminharze) entstehen durch Polykondensation von Melamin (2,4,6-Triamino-1,3,5-triazin) mit Formaldehyd . Wie die Harnstoffharze gehören auch die Melaminharze zu den Aminoplasten. Aufgrund der drei freien Aminogruppen kann das Melamin bis zu sechs Formaldehydmoleküle anlagern.
Die Vorkondensate fallen als feinpulvrige, wasserlösliche Harze an. Sie vernetzen beim Erhitzen auf 120...l65°C zu unlöslichen, schwer schmelzbaren Produkten von guter Lichtbeständigkeit. Melaminharze sind glasklar, gut anfärbbar und übertreffen die Harnstoffharze in Bezug auf Wasser- und Temperaturbeständigkeit deutlich. Sie sind geruchsfrei und physiologisch unbedenklich. Verwendung: Mit Füllstoffen wie Gesteinsmehl, Holzmehl, Cellulose oder Textilfasern versetzt, werden die Melaminharze zu Pressmassen verarbeitet, die in der Elektroindustrie, Möbelindustrie (Deko-Platten, Deckfurniere), Rundfunk- und Fernsehtechnik Verwendung finden. Darüber hinaus werden sie als Rohstoffe für Lacke und Leime eingesetzt. Polyesterharze - Alkydharze • Lineare Polyester. Durch Polykondensation von zweiwertigen Alkoholen mit Dicarbonsäuren werden lineare Polyester erhalten. Der wohl bekannteste Vertreter dieser Gruppe von Kunststoffen ist das Polyethylenterephthalat, PET. PET entsteht durch Umsetzung von Ethylenglycol mit Terephthalsäure (GI. 10-19). n{
HO-
-
(2n-1) H20
(10-19)
Terephthalsäure
f
° 11
011
H O-
Aus PET werden vor allem Dichtungsbahnen für Bauwerksabdichtungen und Folien mit einer außerordentlich hohen Reißfestigkeit und Temperaturbeständigkeit hergestellt. PET wird außerdem zu Kunstfasern (z.B. Diolen) und Polyesterseilen verarbeitet. Aufgrund ihrer geringen Masse gewinnen PET-Flaschen für Getränke immer mehr an Bedeutung. Setzt man 1,4-Butandiol anstelle von Ethylenglycol mit Terephthalsäure um, erhält man Polybutylenterephthalat, PBT. PBTP besitzt ähnliche Eigenschaften wie PET.
10.4 Kunststoffe
453
• Vernetzte Polyester. Bei der Polykondensation eines drei- (z.B. Glycerin) oder höherwertigen Alkohols (Polyols) mit einer zweiwertigen aromatischen Dicarbonsäure oder deren Anhydrid bilden sich bei Temperaturen um 250°C vernetzte, schwer schmelzbare Kondensationsprodukte (Glyptalharze) . Setzt man pflanzliche Öle (z.B. Leinöl) oder Fettsäuren zu, bilden sich im Resultat der Polykondensation Alkydharze (ölmodifizierte Alkydharze). Dabei wird mindestens eine OH-Gruppe des Polyols mit einer Fettsäure verestert. Je nach "Ölbasis" unterscheidet man (luft)trocknende, halb- und nicht trocknende Alkydharze. Die Alkydharze bilden wetter- und wasserfeste, lichtbeständige Anstrichfilme, weshalb sie vor allem als Lackharze verwendet werden.
Ungesättigte Polyesterharze, UP, werden durch Polykondensation ungesättigter Dicarbonsäuren bzw . polyfunktioneller ungesättigter Carbonsäurederivate mit mehrwertigen Alkoholen erhalten. Die zunächst durch Kondensation entstehenden linearen und verzweigten ungesättigten Polyester fallen als glas ig-amorphe, feste Massen an. Indem man sie in einem polymerisationsfähigen Lösungsmittel wie Styrol löst, erreicht man eine Vernetzung. Die ausgehärteten UP liegen als vernetzte Polyester vor. Ihre Synthese stellt eine Kopplung von Polykondensations- und Polymerisationsreaktionen dar. Die Lösungen der ungesättigten Polyester in Styrol (Achtung: Styroldämpfe wirken reizend auf Augen, Atemwege und Haut!) bezeichnet man als Gieß- oder Reaktionsharze (auch: Laminarharze). Der Styrolgehalt kommerziell gehandelter Lösungen liegt zwischen 35 ...40% . Die Aushärtung kann je nach eingesetztem Härter und evtl. Beschleunigern bei höheren Temperaturen oder bei Normaltemperatur erfolgen. Durch Zugabe organischer Peroxide als Härter erfolgt die Polymerisation der Kondensate bei Temperaturen zwischen 80...160°C. Soll eine effektive Aushärtung unter 80°C erreicht werden, müssen Beschleunigersubstanzen, Z.B. Metallsalze, zugesetzt werden. Die vernetzten, ausgehärteten Polyesterharze sind harte, spröde, farblose und glasklare Werkstoffe, die sich leicht einfärben lassen . Sie sind beständig gegenüber Wasser, verdünnte Mineralsäuren und Alkalien, Salzlösungen sowie den meisten organischen Lösungsmitteln (Ausnahme: Aceton, Essigsäureethylester). Die mechanischen Eigenschaften der Polyesterharze können durch Glasfaserverstärkung verbessert werden (Glasfaserverstärkte Kunststoffe, GFK). Verwendung: Klebstoff (Zweikomponenten-Kleber), Polymermörtel und -betone, Gießharze, glasfaserverstärkte Polyesterharze (UP-GF). UP-GF finden im Bausektor Verwendung für lichtdurchlässige, ebene bzw. gewellte Platten und Tafeln für Fassadenbekleidungen, Wände und Decken; des Weiteren für Profile, Rohre sowie Bauelemente für Schwimmbäder.
Polycarbonate, pe, sind lineare Polyester, die durch Polykondensation von Derivaten der Kohlensäure mit Dialkoholen (Diolen) hergestellt werden. Von Bedeutung sind vor allem Polycarbonate auf der Basis aromatischer Dihydroxyverbindungen, hauptsächlich des 4,4'Dihydroxy-dimethyl-diphenyl-methans (Bisphenol A, auch: Dian, Abb. 10.18a). Durch Umsetzung mit Phosgen CI-CO-CI, dem Dichlorid der Kohlensäure, bilden sich unter Abspaltung von HCllineare Makromoleküle (Abb. IO.l8b). Die Bezeichnung dieser Kunststoffe als Polycarbonate geht auf die Gruppierung (-O-CO-O-, Carbonat: C032- ) zurück. Polycarbonate sind klare , durchsichtige, farblose bis schwach gelbliche, thermoplastische Kunststoffe, die in ihren mechanischen, thermischen und elektrischen Eigenschaften zahlreichen anderen Kunststoffen überlegen sind. PC sind hartelastische Stoffe, die sich polieren, spanend bearbeiten, kleben, schweißen und nageln lassen. Sie sind bis -100°C schlag-
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10 Chemie organischer Stoffe im Bauwesen
zäh und wegen ihres relativ hoch liegenden Erweichungsbereichs bis ca. 130°C einsetzbar. Polycarbonate sind beständig gegenüber Wasser, Salzlösungen, verdünnten Mineralsäuren, Kohlenwasserstoffen, Ölen und Fetten. Von bestimmten Chlorkohlenwasserstoffen, wie Z.B. CHzClz und CCI4, sowie von Benzol werden sie angequollen. Wässrige Lösungen von Alkalien und Ammoniak greifen PC an. Polycarbonate weisen eine ausgezeichnete Beständigkeit gegenüber Sonnenlicht, Witterungseinflüssen und radioaktiver Strahlung auf. Verwendung: Platten, Tafeln und Stangen, lichtdurchlässige Formplatten, Verglasungen, durchsichtige Geräteabdeckungen, Telefonzellen, CD und DVD u.a.m.
--. Q-i 0 ,. . --., ,. . --., Q-i 0 ,. .HQ-3
H+O
---'
C
I
C~
a)
Bisphenol A (Dian)
HQ-3
O+H + CI+C+CI + H+O '- - - ...J 11 L - - ...J
C
I
o
Phosgen
O+H
~
C~
Bisphenol A (Dian)
Abbildung 10.18 Polycarbonate: a) Kondensationreaktion von Phosgen mit Dian unter Abspaltung von Hel; b) Strukturelement des Kunststoffs.
Furanharze sind Polymere, die in der Hauptkette Furanringe (s. Kap. 10.1.8) enthalten. Sie werden durch Polykondensation von Furfurylalkohol (2-Furanmethanol) mit sich selbst oder mit Furfurol (a-Furfurylaldehyd), Formaldehyd, Harnstoff, Ketonen und/oder Phenol als Co-Monomeren hergestellt. Furanharze sind braune bis schwarze, viskose Flüssigkeiten, die unter dem Einfluss stark saurer Katalysatoren zu Produkten mit ausgezeichneten Gebrauchseigenschaften vernetzen. Kommerziell erhältliche Furanharze bestehen aus den entsprechenden Furfurylalkohol-Cokondensaten, denen zur Viskositätserniedrigung Reaktivverdünner wie Furfurol, Furfurylalkohol oder aromatische Aldehyde zugesetzt sind. Die Kalterhärtung erfolgt entweder mit Mineralsäuren (H3P04, verd. HZS04) , die als wässrigalkoholische Lösungen zugegeben werden, oder mit festen kristallinen aromatischen Sulfonsäuren. Sie können dem Harz in fester Form, z.B. im Gemisch mit den Füllstoffen, aber auch als wässrig-alkoholische Lösung, zugesetzt werden . Verwendung: Chemikalienbeständige Kitte und bei niedriger Temperatur härtende Klebstoffe. Glasfaserverstärkte Furanharze werden als Konstruktionsmaterialien mit hoher Korrosions-, Hitze- und Flammbeständigkeit für Behälter, Rohrleitungen und Reaktoren eingesetzt.
10.4.4.3 Polyadditionskunststoffe (Polyaddukte) Bei einer Polyaddition erfolgt die Bildung eines Makromoleküls durch wechselseitige Verknüpfung (Addition) unterschiedlicher Monomermoleküle mit je zwei charakteristischen Gruppen ohne Abspaltung von Nebenprodukten.
10.4 Kunststoffe
455
Wesentliche Voraussetzung für den Ablauf einer Polyaddition ist das gleichzeitige Vorhandensein eines Protonendonators und eines Protonenakzeptors. Eines der beiden sich verknüpfenden Moleküle muss demnach als Brönsted-Säure und eines als Brönsted-Base fungieren können . Als Protonendonatoren kommen vor allem Diole und als Protonenakzeptoren Diisocyanate mit reaktiven Isocyanatgruppen (O=C=N-) zur Anwendung. Die Protonen der beiden OH-Gruppen des Diols wandern jeweils zu einer Isocyanatgruppe, wobei sich das partiell positiv geladene H-Atom an das Stickstoffatom und das partiell negativ geladene Sauerstoffatom der Hydroxylgruppe an das Kohlenstoffatom der O=C=N-Gruppe anlagert. Dabei wird die n-Bindung der N=C-Doppelbindung gelöst (Additionsreaktion) und zwischen den beiden Monomerkomponenten bildet sich eine kovalente Bindung aus . Die in GI. (10-20) dargestellte Umsetzung eines Diisocyanats mit einem Diol zu einem Polyaddukt läuft bei der Darstellung von Polyurethanen (s.u.) ab.
n {HO-CH 2-CH2-OH Ethylenglycol
+
O=C=N-(CH 2)6- N=C=O} - 1,6-Hexandiisocyanat
t
° °t 11
O-C~-C~-O-C-~-~H~-~-C
H
H
(10-20)
11
n
Bautechnisch wichtige Polyaddukte: Polyurethane, PUR. Setzt man aliphatische Diisocyanate, z.B. 1,6-Hexandiisocyanat, und Diole wie Ethylenglycol (GI. 10-20) oder 1,4-Butandiol ein, erhält man überwiegend lineare Polyurethane. Sie besitzen ähnliche Eigenschaften wie die Polyamide. Durch Zusatz von Füllstoffen wie Ruß oder Metalloxide (AhO], Ti0 2) können ihre Gebrauchseigenschaften verbessert werden. Vernetzte Polyurethane entstehen durch Polyaddition von Diund Triisocyanaten (Gemische!) an höhermolekulare Alkohole bzw. verzweigte Polyester. Ihre Eigenschaften sind je nach Vernetzungsgrad über einen weiten Bereich variierbar. Sie fallen als harte, spröde Feststoffe oder als Elastomere (Polyurethanelastomere) an. PUR-Harze haften gut auf unterschiedlichen Untergrundmaterialien, altem nur geringfügig und werden von verdünnte Säuren und Laugen, Kohlenwasserstoffen sowie Ölen und Fetten kaum angegriffen. Konz. Laugen und Säuren lösen die Harze an. Entsprechend breit gefächert wie das Eigenschaftsspektrum ist auch das Verwendungsgebiet der Polyurethane. Verwendung: Fugenfüllstoff, Abdichtungen, Lackbindemittel, Klebstoffe, Gießharze, Spachtelmassen. Polyurethanschaumstoffe lassen sich in PUR-Weich- und PUR-Hartschaumstoffe unterteilen . Sie wurden in der Vergangenheit ausnahmslos durch FCKW (bes . CChF, R 11) geschäumt. Die Suche nach Alternativen machte schnell deutlich, dass es ein halogenfreies Treibmittel, das alle günstigen Eigenschaften der FCKW in sich vereint, nicht geben kann. So wurden je nach Schaumstofftyp anwendungsspezifische Ersatzlösungen entwickelt (s.a. PS-Hartschaum). Ein alternatives Treibmittel für die Weichschäume zu finden, war nicht schwierig. Führt man nämlich die Polyaddition in wässriger Lösung durch, kommt es unter Abspaltung von CO 2 zur Bildung von Diaminen (GI. 10-21), die als Vernetzerkomponente
456
10 Chemie organischer Stoffe im Bauwesen
wirken. Das freigesetzte Kohlendioxid besitzt blähende und schaumbildende Eigenschaften (chemische Schäummethode). (10-21) Für die Produktion der überwiegend als Wärmedämmstoffe eingesetzten PUR-Hartschäume ist heute vor allem Cyclopentan das Treibmittel der Wahl (BASF). Cyclopentan kommt hinsichtlich Siedepunkt und Wärmeleitfähigkeit den Anforderungen an ein FCKWErsatztreibmittel am nächsten. Klar ist, dass die zukünftige Entwicklung zu den CO 2Schäumen gehen wird. Wo mit CO 2 als Treibmittel die erforderlichen Schaumstoffeigenschaften nicht erreicht werden, kommen Kohlenwasserstoffe zum Einsatz. Nur in den wenigen Ausnahmefällen, wo die Verwendung unbrennbarer Treibmittel unabdingbar ist, wird man sich weiterhin auf die teuren, teilfluorierten Kohlenwasserstoffe (H-FKW) stützen müssen.
Epoxidharze, EP, sind härtbare, industriell hergestellte organische Verbindungen, deren Reaktivität auf den im Molekül befindlichen Epoxidgruppierungen beruht. Epoxide enthalten den Sauerstoff in einer cyclischen, aus drei Atomen bestehenden Etherstruktur, bei der ein Sauerstoffatom an zwei direkt miteinander verknüpfte C-Atome gebunden ist. - CH -CH-
"o
/
Epoxidgruppe
Die Grundharze entstehen durch Umsetzung von Epichlorhydrin (exakt: I-Chlor-2,3-epoxipropan) mit Diolen, zumeist aromatischen Dihydroxyverbindungen (Phenole), unter Zusatz von Alkalilauge. Als phenolische Komponente verwendet man hauptsächlich das bereits von den Polycarbonaten bekannte Bisphenol A (Dian, Abb. 10.18). Aufgrund der endständigen Epoxidgruppen sind die Grundharze (Abb . 10.19a) in der Lage, mit aminogruppenhaltigen Härtern zu reagieren (Abb . 10.19b). Zur Herabsetzung der Viskosität und Verbesserung der Gießbarkeit können den Epoxiden Reaktivverdünner zugesetzt werden, Z.B. Glycidether aliphatischer und aromatischer Alkohole, Glycidester höherer Carbonsäuren. Durch Polyaddition der Härterkomponenten an die Epoxid(grund)harze bilden sich vernetzte Makromoleküle, wobei ein harter Duroplast entsteht. Als Härter werden vor allem Di- und Polyamine mit reaktionsfähigen Aminogruppen verwendet. Ein heute häufig eingesetztes cycloaliphatisches Amin ist das Isophorondiamin (IPD). Die räumliche Vernetzung des EP-Grundharzes erfolgt über reaktive H-Atome des Amins, so dass im ausgehärteten Epoxidharz überwiegend tertiäre Amine vorliegen (Abb . 10.19b). Die Heißhärtung der Grundharze erfolgt bei Temperaturen zwischen 100...150°C mit sauren Härtern (z.B. Dicarbonsäureanhydride). Dabei werden Harze mit einer höheren Wärmebeständigkeit und günstigeren elektrischen Eigenschaften erhalten. Die spezifischen physikalisch-chemischen Eigenschaften der Epoxide hängen weitgehend von den verwendeten Ausgangs- und Füllstoffen ab. Die ausgehärteten EP-Harze sind relativ hart und abriebfest, chemisch sehr beständig und haften gut auf den verschiedensten Untergrundmaterialien. Breite Anwendung finden heute in der Baupraxis die Epoxidharzemulsionen (wässrige 2Komponenten-EP-Systeme). Die Besonderheit dieser Emulsionen, die wie die konventionellen EP-Systeme auf der Umsetzung von EP-Harz mit reaktiven Polyaminen beruhen,
10.4 Kunststoffe
457
besteht darin, dass mindestens eine Komponente wasserverdünnbar sein muss. Zur Bildung eines kolloiddispersen Systems werden entweder Dispergiermittel eingesetzt oder in die polymere Struktur des Harzes hydrophile Gruppen eingebaut (in der Paxis setzt man überwiegend Dispergiermittel ein!). Als Härter kommen wasserverdünnbare Polyaminoamide oder hydrophil modifizierte Epoxid-Amin-Addukte zum Einsatz . Der ungeschützte Einsatz von Epoxiden (Epoxidharze, Reaktivverdünner, Härter und ggf' l Lösungsmittel) kann neben Reizungen der Augen zu allergischen Kontaktekzemen führen (Handschuhe!). Verwendung: Lack- und Gießharze, Injektionsharz für Abdichtungen, Klebstoffe (Zweikomponenten-Kleber), Bindemittel zur Beschichtung oder zur Herstellung von Kunstharzmörtel und Kunstharzbeton (Kap. 10.4.6).
--
"'
••• -0- CH2 -yH-!CH 2 - ~ - CH2 OH \ ",
R
-1- y H-CH 2 -0-
•••
__ / OH
-,
tertiares Amin
Abbildung 10.19 a) Struktur eines Epoxid-Grundharzes; b) Reaktion der endständigen Epoxidgruppen eines Grundharzes mit dem Härter (z.B. Amin R-NH2 ) .
10.4.5
Kunststoffdispersionen
Kunststoffdispersionen enthalten in wässrigen, seltener nichtwässrigen Dispersionsmitteln fein verteilte thermoplastische Kunststoffe. Aufgrund der Größe der dispergierten Teilchen (ca. 10-7 .. . 3'1O-6m) liegen die Kunststoffdispersionen im Grenzbereich zwischen kolloidund grobdispersen Systemen (Kap. 6.3.2). Die im Bauwesen verwendeten milchig-weißen Dispersionen sind durch Teilchengrößen über 10-6m charakterisiert. Ein bläuliches bis bräunliches Aussehen weist auf Partikelgrößen zwischen 10-7 ... 10-6 m hin. Kunststoffdispersionen mit Teilchengrößen < 10-7 m erscheinen meist transparent. Der Polymeranteil wässriger Kunststoffdispersionen kann bis zu 55% betragen. Polymerdispersionen werden in Primär- und Sekundärdispersionen eingeteilt. Bei Primärdispersionen erfolgt die Polymerisation der monomeren Bausteine in der wässrigen Phase. Die Makromoleküle entstehen erst bei der Herstellung der Dispersion (Emulsions- oder Suspensionspolymerisation). Bei Sekundärdispersionen werden fertig "auspolymerisierte"
458
10 Chemie organischer Stoffe im Bauwesen
Kunststoffpartike1n in einem anschließenden Verfahrensschritt im Lösungsmittel dispergiert. Damit eine Emulsionspolymerisation ablaufen kann, müssen die Monomere zunächst mit Hilfe von Dispergiermitteln (Emulgatoren) in wässriger Lösung verteilt werden. In den entstandenen Tröpfchen erfolgt anschließend die Polymerisation zu langkettigen Makromolekülen. Die adsorbierten Dispergiermittelmoleküle richten sich an der Oberfläche der Kunststoffpartikeln entsprechend ihrer tensidischen Struktur so aus, dass sich die dispergierten Partikeln in Wasser abstoßen und nicht zusammenballen. Eine zweite Möglichkeit der Stabilisierung von Kunststoffdispersionen besteht im Zusatz von Schutzkolloiden (Kap . 6.3.2), z.B. von Polyvinylalkohol oder Cellulosederivaten. Bei den in Kunststoffdispersionen verwendeten Bindemitteln handelt es sich vor allem um Polyvinylacetate, Polyvinylpropionate, Polyacrylate und Acrylharze. Die aus der großen spezifischen Oberfläche der kolloiden Teilchen resultierende hohe Oberflächenenergie ist die Ursache für die gute Bindemittelwirkung der Kunststoffdispersionen. Die Verschmelzung der Polymerkugeln zu einem Film hängt vor allem von der Temperatur ab. Die Temperatur, bei der die Filmbildung einsetzt, bezeichnet man als Mindestfilmtemperatur. Sie liegt beispielsweise für PVAC (und Copolymere) zwischen 10 und 30°C und für Polyvinylpropionat (und Copolymere) zwischen 20 und 30°C. Eintrocknen einer Dispersion unterhalb der Mindestfilmtemperatur bewirkt einen weißen, opaken Film sehr geringer Festigkeit. Trocknet die Dispersion deutlich unterhalb der Mindestfilmtemperatur aus, fallt ein weißes Pulver an, ohne dass sich ein Film ausbilden kann. Ursache der Filmbildung und damit der Bindemittelwirkung ist das Wirksamwerden intermolekularer Wechselwirkungskräfte zwischen den sich bei der Verdunstung des Lösungsmittels annähernden Makromolekülen. Der Kunststofffilm ist umso fester, je langkettiger die dispergierten Makromoleküle sind. Durch zugesetzte Vernetzer werden zusätzliche kovalente Bindungen geknüpft. Man geht von drei Phasen der Filmbildung aus [OC 6]: a) Verdunstung und/oder Entzug des Wassers durch den kapillaren Untergrund führt zu allmählicher Einengung der Bewegungsfreiheit der Polymerteilchen; b) Teilchen nähern sich an, durch sich ausbildende Kapillarkräfte erfolgt Aneinanderpressen der Makromoleküle; c) Vollständige Verdunstung bzw. Entzug des Wassers durch kapillares Saugen des Untergrunds fuhrt zur Ausbildung eines geschlossenen Kunststofffilms. Redispersionpulver (Redispergierbare Pulver; in der Praxis meist kurz .Dispersionspulver"). Redispersionspulver können aus speziellen Dispersionsformulierungen durch Sprühtrocknung erzeugt werden. Die Pulver besitzen alle in der Ausgangsdispersion enthaltenen Bestandteile. Rührt man sie mit Wasser an, bildet sich wieder eine stabile wässrige Dispersion. Um zu vermeiden, dass bei der Herstellung der Dispersionspulver zu früh eine Filmbildung einschließlich irreversibler "Verklebung" einsetzt, umhüllt man die entstehenden feinen Pulverpartikeln mit einem wasserlöslichen Schutzkolloid, z.B. mit Celluloseetherderivaten. Man "bettet" die Makromoleküle sozusagen in eine wasserlösliche Phase ein, die bei Kontakt mit Wasser (Einrühren!) aufgelöst wird. Auf dem Bausektor werden Kunststoffdispersionen für Oberflächenschutzsysteme, Kunststoffdispersionsfarben, Dispersionskleber, kunststoffmodifizierte Zementmörtel, Reaktionsharzbetone bzw. -mörtel sowie für Spachtel- und Fugenmassen verwendet (dispersionsgebundene Baustoffe).
10.4 Kunststoffe
459
Kunststoffdispersionen gehören wie Bitumenemulsionen, Silane und Siliconharze zu den Beschichtungssystemen. Darunter versteht man allgemein flüssige bis pastöse oder pulvrige Stoffgemische, die aus folgenden Komponenten bestehen: • Bindemittel (niedrig- bis hochmolekulare Polymere; Silane, oligomere Polyorganosiloxane und Siliconharze; Bitumen) • Pigmente bzw. Farbstoffe (Kap. 10.4.3.4), • Lösungs- und Verdünnungsmittel (Kap. 10.2); • Hilfsstoffe (Dispergiermittel, Biozide, katalytisch aktive Substanzen) • Füllstoffe (Kap. 10.4.3.4) sollen unter anderem die Verarbeitbarkeit (Viskosität), die Diffusionsdichtigkeit und die Elastizität der Beschichtung beeinflussen. Von praktischer Bedeutung sind vor allem Quarz-, Schiefer- oder Dolomitmehle sowie Talkumpuder. Erfolgt die Härtung der Beschichtungsstoffe durch Verdunsten oder anderweitigen Entzug des enthaltenen Lösungs- bzw. Dispersionsmittels, liegen physikalisch trocknende Bindemittel vor. Erfolgt die Härtung durch chemische Vemetzung der Makromoleküle, spricht man von chemisch vernetzenden Bindemitteln. Ölige Bindemittel, z.B. in Ölfarben oder Ölkitten, enthalten mehrfach ungesättigte Fettsäuren (z.B. Leinöl, Kap. 10.1.7). Unter dem Einfluss von Luftsauerstoff erfolgt eine oxidative Vemetzung über die Zwischenstufe von Hyperoxiden zu festen polymeren Produkten (Linoxyn; auch : Linoxid). Diese trocknenden Öle gehören zur Gruppe der oxidativ trocknenden Bindemittel.
10.4.6
Beton mit Kunststoffen
Im praktischen Sprachgebrauch werden die Begriffe Kunstharzbeton bzw. Polymerbeton mitunter als Sammelbezeichnung für Werkstoffe aus Beton verwendet, in denen zur Verbesserung der Verarbeitungs- und/oder Gebrauchseigenschaften das hydraulische Bindemittel ganz oder teilweise durch Zusatzstoffe auf der Basis von Harzen, insbesondere Reaktionsharzen, ersetzt ist. Da sich ein Kunstharzzementmörtel hinsichtlich Verarbeitung und Eigenschaften grundsätzlich von einem Gemenge unterscheidet, das nur Kunststoff(e) als Bindemittel enthält, hat es sich aus baustofftechnologischen Gründen als notwendig erwiesen, zwischen beiden Fällen klar zu unterscheiden. In der Literatur hat sich folgende Einteilung von Betonen mit Kunststoffen durchgesetzt: Kunststoffmodfflzierter Beton
Zement und Kunststoffe erfilllen im Idealfall gemeinsam eine Bindemittelfunktion
Reaktionsharzbeton
Reaktionsharze sind das einzige Bindemittel
Kunststoffgetränkter Beton
Kunststofffiillt die Kapillarporen eines zementgebundenen, bereits erhärteten Betons.
Für kunststoffmodifizierte Betone wurde die Abkürzung PCC (Polymer Cement Concrete), für Reaktionsharzbetone die Abk. PC (Polymer Concrete) und für kunststoffgetränkte Betone die Abk. PIC (Polymer Impregnated Concrete) eingeführt. Im letzteren Fall werden die Kapillarporen eines bereits erhärteten Zementsteins mit unvemetztem bzw. unpolymerisiertem Kunststoff getränkt. Nach der Tränkung polymerisieren die Monomere bzw . Harz-
460
10 Chemie organischer Stoffe im Bauwesen
vorstufen in den Zementporen aus. Im Folgenden soll näher auf die wichtigen Klassen der kunststoffmodifizierten Betone und die Reaktionsharzbetone eingegangen werden .
10.4.6.1 Kunststoffmodifizierte Mörtel und Betone Versuche, die Eigenschaften des zementgebundenen Mörtels durch Kunststoffzusatz zu verbessern, datieren zurück in die 20er...30er Jahre des letzten Jahrhunderts. 1923 ließ sich der Engländer Cresson die Verwendung von Naturlatex unter Zusatz von Portlandzement patentieren. Der Zusatz von Kunstharzen auf der Basis von Polyvinylacetat (PVAC) zum Zementmörtel wurde ab den 50er Jahren systematisch untersucht. Heute stehen dem Anwender eine Vielzahl von Kunststoffen zur Modifizierung von zementgebundenen Mörteln und Betonen zur Verfiigung. Für eine Modifizierung werden die Polymere entweder in Form von Dispersionen oder als Pulver (Redispersionspulver) zugesetzt. Bis etwa 1970 wurden vor allem Dispersionen auf der Basis von PVAC eingesetzt. Sie haben sich jedoch wegen ihrer geringen Beständigkeit gegenüber dem basisch reagierenden Zementmörtel nicht bewährt (Quellerscheinungen, Verseifung der Polymere) . Die Alkalibeständigkeit ergibt sich somit als eine erste wesentliche Bedingung für den Einsatz eines Kunststoffs zur Modifizierung von Mörteln und Betonen . Das basische Milieu des Zementmörtels darf den Aufbau eines räumlich vernetzten Kunststoffs nicht behindern oder gar verhindern . Andererseits sollen die zugesetzten Kunststoffdispersionen die Zementhydratation nicht oder nur unwesentlich beeinflussen. Sie dürfen beim Anrühren des Mörtels nicht koagulieren , bei späterer Wasserbelastung nicht quellen und bei höheren Temperaturen keine korrosiv wirksamen Substanzen abspalten. Zur Modifizierung werden heute vor allem Dispersionen folgender Kunststoffe eingesetzt : Polyvinylpropionat (u. Copolymere), Polyvinylacetat-Copolymere, Polyacrylate und Acrylharze, Polyvinylchlorid (u. Copolymere), Polyacrylat-Acrylnitril-Copolymere, PolyacrylatStyrol-Copolymere. Neben den Dispersionen hat sich in der Baupraxis in den letzten Jahren zunehmend der Einsatz von Redispersionspulvern durchgesetzt. Man verwendet Trockenmörtel, bei denen der Zement (in der Regel Portlandzement), die Gesteinskörnung und die pulverförmigen Polymere neben evtI. weiteren Zusätzen bereits werkseitig gemischt werden. Die Anwendung ist problemlos . Das Risiko von Anwendungsfehlern, Z.B. durch falsche Dosierung bei Zugabe der Dispersion, wird minimiert. Filmbildung. Liegen die Temperaturen über der Mindestfilmtemperatur, bildet sich durch den Wasserentzug infolge Verdunstung, Zementhydratation und kapillaren Absaugens durch den Untergrund ein geschlossener Kunststofffilm hoher Zugfestigkeit aus. Er bewirkt eine zusätzliche Bindemittelwirkung. Wird die Mindestfilmtemperatur unterschritten, kommt infolge ungenügender Filmbildung kein Verbund zwischen Kunststoff, Zement und Gesteinskörnung zustande. In diesem Fall besitzen die Kunststoffpartikel lediglich die Funktion eines organischen Füllstoffs, der zudem die mechanischen Eigenschaften des erhärteten Mörtels oder Betons negativ beeinflussen kann. Vorteile kunststoffmodifizierter Betone. Die Modifizierung von Beton mit Kunststoff ist mit einer Reihe von Vorteilen verbunden , z.B. • •
Verbesserung der Verarbeitbarkeit des Frischmörtels Reduzierung des w/z-Wertes, Erhöhung der Dichtigkeit durch AuffiilIen des Porengefiiges
10.4 Kunststoffe
• • •
461
Bessere Haftung des Frisch- und Festmörtels z.B . auf Altbeton, Holz, PVC Verringerung des Blutens und des Schwindens des Festmörtels Bessere Biegezugfestigkeit.
Eine Erhöhung der Druckfestigkeit wird nicht erreicht. An dieser Stelle muss betont werden, dass mit einem Kunststoff niemals alle die oben angeführten vorteilhaften Eigenschaften realisiert werden können. Je nach Art und Gehalt des eingesetzten Polymers sind immer nur bestimmte Eigenschaften zu erreichen. Die epoxidharzmodifizierten Systeme, Abk. ECC (Epoxy Cement Concrete) bilden eine Untergruppe der PCC . Wie bereits in Kap . 10.4.4.3 ausgeführt, erfolgt die Bildung des Festkörpers beim Epoxidharz durch Reaktion des Grundharzes mit einem Härter. Zur Her stellung der ECC werden die in Wasser emulgierten Gemische aus EP-Grundharz und Härter dem Frischbeton bzw. -mörtel zugegeben. Die chemische Vernetzung von Grundharz und Härter, die unmittelbar mit der Mischung der Komponenten einsetzt, verläuft idealerweise parallel zur Zementhydratation. Trotz Unterschieden bei der Film- und Festkörperbildung sind die Eigenschaften von duroplastmodifizierten Mörteln und Betonen (z.B. Epoxidharz) denen der thermoplastmodifizierten (z.B . Polyacrylate, Polyacrylnitrile, PVC) vergleichbar. Anwendung von PCC: Instandsetzungsmörtel, z.B . Brückensanierung, Stützwände, korrodierter Stahlbeton.
10.4.6.2 Reaktionsharzbeton und -mörtel In Reaktionsharzbetonen wird die Gesteinskörnung allein durch ein Polymerbindemittel verkittet. Anstelle des Zementleims kommen flüssige Reaktionsharze zum Einsatz, die nach Zugabe von Reaktionsmitteln (Härter, Katalysatoren, Beschleuniger, Stabilisatoren u.a.) durch Polyaddition oder -kondensation bei normaler Umgebungstemperatur aushärten. Als reaktive Harze werden vor allem ungesättigte Polyester- und Acrylharze sowie Epoxid- und Polyurethanharze, als Gesteinskörnung Quarzsande und -mehle sowie künstlicher Korund (Elektrokorund) verwendet. Durch das breite Spektrum möglicher Füllstoffe können Polymermörtel und -betone mit sehr unterschiedlichen Eigenschaften hergestellt und den jeweiligen Erfordernissen angepasst werden Die Vorteile des Einsatzes von Polymermörteln und -betonen liegen in kürzeren Erhärtungsphasen (vor allem bei reaktionsharzgebundenen Mörteln und Betonen!), hohen Frühund Endfestigkeiten, höheren Dichtigkeiten, hohen Schlagzähigkeiten und Abriebbeständigkeiten sowie einem vernachlässigbaren Wasseraufnahme- bzw. Quellvermögen. Das Fehlen eines Kapillarsystems bewirkt eine gute Beständigkeit polymergebundener Mörtel und Betone gegenüber dem Angriff aggressiver Medien und prädestiniert ihren Einsatz in der Abwassertechnik und dem Unterwasserbau, des Weiteren zum Abdichten von Bauwerken gegen Feuchtigkeit (Korrosionsschutz), zum Ausbessern schadhafter Betonflächen (Reparatur- und Beschichtungsmärtel) sowie für Klebearbeiten. Die Wahl des jeweiligen Polymerbindemittels hängt für die konkrete Situation von Parametern wie Chemikalienbelastung, Verformungsverhalten, thermische Belastung und Haftung auf dem Untergrund ab. Eine Groborientierung zur Auswahl reaktiver Polymerbindemittel ist in Tab . 10.10 gegeben.
462
10 Chemie organischer Stoffe im Bauwesen
Härtungsvorgang. Der Grad der Vernetzung der Makromoleküle wird vom verwendeten Härtersystem, den eingesetzten Modijikatoren sowie der Temperatur beeinflusst. Modifikatoren greifen entweder in den Mechanismus ein, wobei sie zusätzliche Vernetzungen initiieren, oder sie verbleiben nach der Aushärtung zwischen den Makromolekülen und "lockern" das Netzwerk auf. Temperaturerhöhung führt generell zu einer höheren Vernetzung. Mit steigender Temperatur erhöht sich die Beweglichkeit und damit die Reaktionsfähigkeit der reagierenden Teilchen. Unterhalb einer Arbeitstemperatur von etwa 10°C kann der Vernetzungs- bzw. Härtungsprozess zum Erliegen kommen. In Analogie zu Zementmörteln findet auch bei der Erhärtung der Polymermörtel und -betone ein Schrumpfen statt. Ursache ist die Exothermie der Vernetzungsreaktion. Polymermörtel und -betone weisen nicht nur eine hohe Festigkeit auf, die Festigkeit wird auch in relativ kurzer Zeit erreicht. Zusatz von Beschleunigern sowie hohe Temperaturen verkürzen die Festigkeitsentwicklung. Tabelle 10.10 Orientierende Hinweise zur Auswahl des Polymerbindemittels [Oe 6]
Bindemittel
Hinweise für ihre Verwenduns
Durch Polyaddition aushärtende Reaktionsharze:
Epoxidharze (EP) Polyurethane (PUR)
gute Chemikalienbeständigkeit, geringe Schrumpfung, hohe Festigkeit hohe Dehnung, geringe Schrumpfung
Durch Polymerisation aushärtende Reaktionsharze:
Ungesättigte Polyesterharze (UP) Ungesättigte Methacrylatharze (PMMA) u, a. Vinylesterharze
gute Chemikalienbeständigkeit, hohe Festigkeit, hohe Schrumpfung gute Chemikalienbeständigkeit, hohe Reaktivität bei niedrigen Temperaturen, hohe Festigkeit, hohe Schrumpfung
Durch Polykondensation härtbare reaktive Polymerbindemittel:
Phenolharze
10.4.7
gute Chemikalienbeständigkeit
Alterung von Kunststoffen
Kunststoffe unterliegen Alterungserscheinungen, die in mitunter recht kurzen Zeiträumen wichtige Werkstoffeigenschaften, wie zum Beispiel die Oberflächen beschaffenheit, die Schlagzähigkeit, die Zugfestigkeit, die Reißdehnung, die Untergrundkorrosion, aber auch die Farbgestaltung signifikant verändern können. Natürliche Witterungs- und Umwelteinflüsse bewirken eine allmähliche Veränderung der chemischen Struktur der Kunststoffe, die letztendlich zum vollständigen Abbau der Polymere führen kann. Nachkristallisations- und Diffusionsprozesse verstärken den Polymerabbau. Ebenso wie für die Korrosion der Metalle und mineralischen Baustoffe gilt auch für die Alterung der Kunststoffe: Die einzelnen Witterungs- und Umwelteinflüsse wirken nicht
463
10.4 Kunststoffe
isoliert, sondern stets komplex. Deshalb lässt sich im speziellen Fall eben nicht klar entscheiden, ob die auftretenden Alterungsprozesse ursächlich auf die Einwirkung von Wärme, UV-Strahlen, O 2 bzw. 0 3, Feuchtigkeit, Schadgase oder etwa Mikroorganismen zurückzuführen sind. Tabelle 10.11 Bindungsenergien ausgewählter chemischer Bindungen [AC 3]
Bindung
Bindungsenergie
Bindung
(kJ/mol)
C=C C-C C-F C-Br C-O O-H Si- C
811 345 489 272 358 463 306
Bindungsenergie (kJ/mol)
C=C C-H C - CI C-S C-N Si- 0 Si- H
615 416 327 289 305 444 323
Wärme. Wie für alle anderen chemischen Reaktionen gilt auch für Abbaureaktionen, dass sich die Reaktionsgeschwindigkeit bei ansteigenden Temperaturen erhöht (Kap. 4.3.3). Dabei ist für den Abbauprozess nicht nur die Höhe der Temperatur, sondern auch die Dauer der Wärmeeinwirkung von entscheidender Bedeutung. Die mit steigender Temperatur zunehmende Wärmebewegung der Atome kann zu einem Auseinanderbrechen bzw. einem Abbau der Polymerketten bis hin zu den Monomeren führen . Diesen Prozess nennt man Depolymerisation. Einen depolymerisierenden Einfluss üben auch energiereiche Strahlung und Chemikalien aus . In der Mehrzahl der Fälle entstehen bei den Abbauprozessen Kettenfragmente unterschiedlicher Größe . Deshalb wird in der Literatur mitunter von Kettenfragmentierungen oder kurz von Fragmentierungen gesprochen. Letzterer Ausdruck ist allerdings unglücklich gewählt, da der Begriff der Fragmentierung in der organischen Chemie einem anderen Reaktionstyp vorbehalten ist. Der Abbau beginnt mit einem Bindungsbruch. Naturgemäß werden zuerst die chemischen Bindungen "gebrochen", zu deren Spaltung die geringste Bindungsenergie notwendig ist. Unter der Bindungsenergie eines Moleküls AB versteht man die Energie, die nötig ist, um AB in die Atome A und B aufzuspalten (zu dissoziieren) . Die Bindungsenergie entspricht demnach der Bindungsdissoziationsenergie. Bei mehratomigen Molekülen AB n erhält man die Bindungsenergie A-B als arithmetisches Mittel der Summe der ersten, zweiten, dritten bis n-ten Bindungsdissoziationsenergie des Moleküls AB n• Aufgrund ihrer vergleichsweise geringen Bindungsenergien (Tab. 10.11) beginnen die Abbaureaktionen halogenhaltiger Kunststoffe bevorzugt an den C-X-Bindungen (X = Cl, Br). Das erklärt die thermische Instabilität von PVC , dessen C-Cl-Bindungen nicht nur durch energiereiche UV-Strahlung, sondern auch durch Wärmeenergie gespalten werden können . Dabei bilden sich unter Abspaltung von Chlorwasserstoff C=C-Doppelbindungen aus (GI. 10-22) . Weitere HCI-Abspaltung führt zum Aufbau konjugierter Doppelbindungssysteme innerhalb der Makromolekülketten. Sie sind auf Grund ihrer spezifischen Absorptionseigenschaften verantwortlich für eventuell auftretende Verfärbungen (Vergilbung).
464
10 Chemie organischer Stoffe im Bauwesen
t-CH-CH-CH-CH 2-CH -3I
CI
rt- - -t 1
1
LH __C!J
CI
t1T
-. -HCI
n
(10-22)
t- CH- CH = CH- CH2 - CH-3I
I
CI
CI
n
Polyvinylchlorid
Die hohe Bindungsenergie der C-F-Bindung bildet die Ursache für die Thermostabilität des Polytetrafluorethylens. Dagegen ist die thermische Instabilität des Polyvinylalkohols und anderer Polymere mit Hydroxylgruppen auf zwei unterschiedliche chemische Reaktionen zurückzuführen, die einzeln oder kombiniert ablaufen können: Polyvinylalkohole sind in der Lage, unter Dehydrierung (Abspaltung von H2) in Ketone und unter Dehydratisierung (Abspaltung von H20 ) in ungesättigte Alkohole (AlkenoIe, GI. 10-23) überzugehen. Verantwortlich für die Instabilität der Alkenole ist die hohe Reaktivität der entstandenen Doppelbindungen. Die ungesättigten Alkohole zersetzen sich in Folgereaktionen. t CH- CH2 - C - CH2 - CH-t I
OH t
OH
OH~
Polyvinylalkohol
I
OH
n
(10-23)
Keton
CH - CH -CH-CH -CH~ 1 2 1 2 1 ~n OH
11
0
-
n H20
tCH-CH=CH-C~-CH-t 1
OH
1
OH
n
ungesättigter Alkohol
Bei Polymeren, die ausschließlich C-C- und C-H-Bindungen enthalten (z.B. PE, PP, PB und PIB) setzen die Fragmentierungsreaktionen bevorzugt an den Seitenketten ein.
VV'
(CH2)6
-
C - NH- (CH2)4 11
o
-+ HEl)
,f\/\,
Polyamid
Abbildung 10.20 Saurekatalysierter Abbau von Polyamiden am Beispiel von PA 66 (schematisch).
10.4 Kunststoffe
465
Kunststoffe enthalten in unterschiedlicher Zahl und Menge organische und anorganische Hilfs-, Füll- und Verstärkungsstoffe. Da organische Zusatzstoffe überwiegend niedrige Schmelz- und Siedepunkte aufweisen, kann bereits eine mäßige, jedoch länger andauernde Temperaturerhöhung zu ihrer teilweisen Verflüchtigung führen. Insbesondere das Verdunsten oder Herauslösen von Weichmachern bewirkt bei einigen Kunststoffen (z.B. Weich-PVC) eine merkliche Veränderung der Gebrauchseigenschaften (Versprödung). UV-Strahlung. Die UV-A-Strahlung (A = 315...400 nm) umfasst den Energiebereich von 380...299,3 kJ. Damit ist insbesondere der kurzweIlige Teil der UV-A-Strahlung in der Lage, eine Reihe von Bindungen photolytisch zu spalten (Tab. 10.10). Beispielsweise liegt die Energie von UV-Licht der Wellenlänge A = 320 nm (= 374,lkJ) sowohl über der Energie der C-C- als auch über der einer ganzen Reihe von C-Heteroatom-Bindungen. Als ausgesprochen beständig gegenüber UV-Strahlung erweisen sich die lichtdurchlässigen Polymethylmethacrylate und die Polytetrafluorethylene, was mit den relativ hohen Bindungsenergien der C-O- und C-F-Bindung begründet werden kann. Sauerstoff/Ozon. Im Sonnenlicht geht der unter normalen Temperaturen eher reaktionsträge Sauerstoff in Anwesenheit eines Farbstoffs als Sensibilisator in eine besonders aggressive, energiereiche Form über, den Singulett-Sauerstoff (Kap. 5.4.2.1). Der SingulettSauerstoff spielt aufgrund seines stärkeren Oxidationsvermögens eine wichtige Rolle bei der Autoxidation der Kunststoffe. Trotz zugesetzter Antioxidantien kann es zum Ausbleichen der Kunststoffe sowie zum Abblättern von Kunststoffüberzügen kommen. Die lichtinduzierten Veränderungen der Kunststoffstruktur werden an der Luft durch den Einfluss von Ozon noch verstärkt. Ozon addiert sich aufgrund seines hohen Oxidationsvermögens (EO = 2,075 V!) leicht an ungesättigte organische Verbindungen unter Bildung von Ozoniden. Das kann zu unerwünschten Vernetzungen bei Gummi und anderen Polymeren mit endständigen ungesättigten Gruppen führen, wodurch die Materialien spröde und brüchig werden . Wasser/Chemikalien. Gegenüber dem Angriff aggressiver Industriegase, Wasser bzw. saurer Lösungen und Salzlösungen sind Kunststoffe weitgehend widerstandsfähig. Das betrifft insbesondere Kunststoffe, die aus unpolaren C-C- und C-H-Bindungen aufgebaut sind. Polymere mit Heteroatomen in der Hauptkette bzw. in den Seitenketten, wie z.B. Polyamide, Polyurethane, Polyether, Polyester und Polycarbonate, werden von Säuren bzw. Laugen angegriffen. Die Stärke der Schädigung hängt von der Konzentration des Elektrolyten ab. Zum Beispiel unterliegt Polyamid, dessen Makromoleküle ursprünglich unter Abspaltung von Wasser entstanden sind (Polykondensation), der säurekatalysierten Hydrolyse . Im ersten Schritt lagert sich ein Proton an das Sauerstoffatom der Carbonylgruppe (C=O) an und anschließend wird ein Molekül Wasser an das nunmehr positive C-Atom addiert . Protonenwanderung und Bindungsbruch führen zu Kettenfragmenten mit Carboxyl- und AminoEndgruppen (Abb. 10.20). Polyamid kann das bei der Kondensation abgespaltene Wasser wieder einlagern, und es läuft zumindest teilweise die Rückreaktion der Kondensation, die Hydrolyse, ab. Das Auftreten von Spannungsrissen durch mechanische Zugbelastungen oder durch Eigenspannungen, die von Bearbeitungsprozessen herrühren, führt zu einer Verminderung der Festigkeit des Kunststoffs. Zu einer Rissbildung kommt es insbesondere dann, wenn der unter Einwirkung mechanischer Spannungen stehende Kunststoff in Kontakt mit polaren Flüssigkeiten (Alkohole, Ester, Amine und organische Säuren), wässrigen Lösungen ober-
466
10 Chemie organischer Stoffe im Bauwesen
flächenaktiver Stoffe oder bestimmten Gasen gerät. Dabei kann der Kunststoff in Abwe senheit mechanischer Spannungen gegenüber den genannten Chemikalien bzw . Gasen absolut beständig sein .
10.4.8
Klebstoffe - Fugendichtstoffe - Kitte
Klebstoffe. Unter Klebstoffen versteht man laut DIN EN 923 nichtmetallische Bindemittel, die sowohl über Adhäsion als auch über Kohäsion in der Lage sind, zwei Fügeteile zu verbinden ("Verkleben"). Die Haftung (Adhäsion) des Klebstoffs an der Oberfläche des zu verklebenden Fügeteils beruht auf der Wirkung schwacher zwischenmolekularer Wechselwirkungen und starker chemischer Bindungen. Chemische Bindungen treten jedoch nur bei wenigen Fügeteil-Klebstoff-Kombinationen auf, so z.B. zwischen Silicon(harz) und Glas, zwischen Polyurethan und Glas und zwischen Epoxid und Aluminium. Allerdings kann in diesen Fällen ihr Anteil bis zu 50% der gesamten Wechselwirkungen betragen. Die adhäsiven Wechselwirkungskräfte betreffen nicht nur die reinen Berührungsflächen von Klebstoff und Fügeteil (Adhäsionszone). Sie beeinflussen auch den Zustand des Klebstoffes in der Nähe der Oberfläche des Fügeteils, was z.B. zu einer Entmischung des Klebstoffs führen kann . In der sogenannten übergangszone können kleine Klebstoffbestandteile in Poren der Oberfläche diffundieren, die Zusammensetzung des Klebstoffs verändern und damit seine Funktionalität beeinträchtigen. In Abhängigkeit von der Art der Oberfläche, der Natur des Klebstoffs und den Härtungsbedingungen kann die Dicke der Übergangszone wenige nm bis einige mm betragen. In der sogenannten Kohäsionszone zwischen den Fügeteilen liegt der Klebstoff in seinem ursprünglichen Zustand vor. Zu den Kohäsionskräften tragen chemische Bindungen innerhalb und zwischen den Klebstoff-Polymeren (Vernetzung!), intermolekulare Wechselwirkungen zwischen den Klebstoffmolekülen sowie mechanische "Verklammerungen" zwischen den Klebstoffmolekülen bei. Die in Kap. 10.4.3 für die Kunststoffe vorgenommene Einteilung in Thermoplaste, Duroplaste und Elastomere ist bei den Klebstoffen wenig hilfreich, denn es gibt Z.B. verschiedene Polyurethanklebstoffe, die als Duromere, als Elastomere oder als Thermoplaste aushärten können. So bezieht man sich in der Regel auf den Abbinde- bzw . Härtungsprozess als Ordnungskriterium. Man unterscheidet physikalisch abbindende und chemisch vernetzende Klebstoffe. Einige wichtige Vertreter beider Gruppen sollen im Folgenden kurz vorgestellt werden [OC 8].
Physikalisch abbindende Klebstoffe: Schmelzklebstoffe (Hotmelts) sind bei Raumtemperatur feste , wasser- und lösungsmittelfreie Klebstoffe, die auf die zu verklebenden Teile im geschmolzenen Zustand aufgebracht werden. Sie erhärten nach dem Zusammenfügen der Teile, im Allgemeinen unter Druck, durch Erstarren der Schmelze beim Abkühlen. Der Klebstoff kann allerdings auch fest durch Auflegen als Folie oder Netz aufgebracht und anschließend heiß verpresst werden. Basisrohstoffe: Ethylen-Vinylacetat-Copolymere, Polyamide, Polyester u.a.; Anwendungsgebiete: Verpackungsindustrie, Holzverarbeitende Industrie, Fahrzeugbau. Lösungsmittelhaltige Nassklebstoffe (auch Kleblacke) enthalten in organischen Lösungsmitteln wie Aceton oder Dichlormethan gelöste Polymere. Geeignet sind polymere Vinylverbindungen, Natur- und Synthesekautschuk, PUR, Polyacrylate, Cellulosenitrat
10.4 Kunststoffe
467
(z.B. Handelsname UHU) u.a. Der Lösungsmittelgehalt beträgt etwa 75...85%. Die Erhärtung erfolgt wie bei den Dispersionen durch Verdunsten des Lösungsmittels. Löst das eingesetzte Lösungsmittel gleichzeitig die zu verklebenden Flächen an, ergibt sich eine besonders feste Verbindung zwischen den zu verklebenden Oberflächen und dem Klebefilm. Dieser ,,Anlöseprozess" wird beispielsweise beim Verkleben von PVC-Rohren mit Tetrahydrofuran-Klebstoff ausgenutzt. Ein ähnlicher Vorgang läuft beim Quellverschweißen ab. Die Überlappungsflächen von Dichtungs- oder Dachbahnen (z.B. PIB) werden mit einem Lösungsmittel angelöst, wobei sich ein Klebefilm aus gelöstem Polymer ausbildet. Die Bahnen fugt man dann unter leichtem Druck zusammen und nach dem Verdunsten des Lösungsmittels entsteht eine in sich homogene , stabile Klebeverbindung. Weitere Anwendungsgebiete: Verpackungs- und Druckindustrie, Haushaltklebstoffe. Kontaktklebstoffe enthalten in organischen Lösungsmitteln gelöste Elastomere wie z.B. Polychloroprene (Chloropren, Formel H2C=CH-eH(CI)=CH2) und Butadien-Acryl-Kautschuk. Der gummiartige Klebefilm wird erzeugt, indem der Kontaktklebstoff auf die beiden zu verklebenden Flächen aufgetragen wird und die Klebeflächen erst nach dem Verdunsten des Lösungsmittels kurzzeitig zusammengedrückt werden . Während also die Nassklebstoffe einen nassen Klebefilm verursachen und ihr Lösungsmittel erst während des Klebeprozesses entweicht, kleben Kontaktklebstoffe sozusagen "trocken" an. Anwendungsgebiete: Verkleben von Bodenbelägen und Schichtstoffplatten, Automobil- und Schuhindustrie. Wegen der gesundheitsgefährdenden Wirkung organischer Lösungsmittel werden von der Industrie zunehmend lösungsmittelarme bzw. -freie, wasserverdünnbare Klebstoffe entwickelt. Dispersionsklebstoffe (auch Klebedispersionen) enthalten im Dispersionsmittel Wasser nicht lösliche Thermoplaste, meist polymere Vinylverbindungen bzw. abgeleitete Copolymere, aber auch Elastomere (Natur- und Synthesekautschuk). Zur Stabilisierung der Dispersionsklebstoffe werden spezielle stabilisierende Substanzen bzw. Dispergiermittel zugesetzt. Der .Abbindeprozess" erfolgt durch Verdunstung des Wassers. Zugesetzte Füllstoffe sollen die Klebeeigenschaften verbessern. Anwendung: Holzverarbeitende Industrie, Verpackungs- und Schuhindustrie u.a. Zu den auf Wasser als Dispersionsmittel basierenden Klebstoffen (KS) gehören weiterhin a) KS auf Basis tierischer Bindegewebsproteine (Glutinleime), b) KS auf Basis pflanzlicher Naturprodukte (Stärkeleime: Mais, Kartoffeln, Reis; Methylcelluloseleime: Holz), c) KS auf Basis tierischer Eiweiße (Caseinleime: Milch) und d) PVAL-Leime. Die Ausbildung der Klebeschicht erfolgt durch Verdunstung oder Aufnahme des Wassers durch die Fügeteile . Haftklebstoffe nehmen innerhalb der Gruppe der physikalisch abbindenden Klebstoffe eine Sonderstellung ein. Sie binden nicht zu einem Feststoff ab, sondern bleiben zähflüssig. Haftklebstoffe liegen bereits "voll auspolymerisiert" in hochviskoser Form vor und werden in der Regel als Film auf ein flexibles Trägermaterial aufgebracht (z.B. für Klebebänder oder Etiketten. Der Begriff .Haftklebstoff" ist so zu verstehen, dass im Unterschied zu anderen Klebstoffen beim Fügen sofort starke Adhäsions- und Kohäsionskräfte wirksam werden. Als Basispolymere kommen spezielle Polyacrylate, Polyvinylether, Naturkautschuk sowie Styrol-Copolymere in Kombination mit entsprechenden Zusätzen (klebrig machende Harze, Weichmacher, Antioxidantien u.a.) zum Einsatz.
468
10 Chemie organischer Stoffe im Bauwesen
Chemisch härtende Klebstoffe:
Reaktionsklebstoffe (Reaktionsharzklebstoffe) härten durch chemische Reaktion aus. Nach der Art der Härtung, d.h. der dem entstehenden Polymer zugrunde liegenden Aufbaureaktion, können sie in Polymerisationsklebstoffe (z.B. Cyanacrylate, Methylmethacrylate, anaerob härtende Klebstoffe wie z.B. Diacrylsäureester von Diolen, Phenolformaldehydharze), Polykondensationsklebstoffe (z.B. Silicone, Polyimide, Epoxidharzklebstoffe) und Polyadditionsklebstoffe (z.B. Polyurethane) unterteilt werden . In der Praxis gebräuchlicher ist ihre Unterteilung nach dem Mechanismus der Aushärtung. Klebstoffe, die nach Mischung mit ihrem Reaktionspartner spontan, d.h. bereits bei Raumtemperatur reagieren, werden kommerziell als Zweikomponenten-K1ebstoffe (2-K) vertrieben, und zwar getrennt als "Harz" und als "Härter". Damit ist ihre Reaktivität sozusagen mechanisch blockiert. Erst vor dem Auftragen werden sie zum eigentlichen Klebstoff gemischt und erhärten dann zu festen, hochpolymeren Verbindungen. Zu den wichtigsten Zweikomponenten-Klebstoffen gehören die Epoxidharze, die ungesättigten Acryl- und Polyesterharze, die Polyurethane sowie die Siliconkautschuke. Sie werden für Verklebungen von Steinen, Betonen und Metallen verwendet.
Einkomponenten-K1ebstoffe (l-K) liegen bereits vor der Verarbeitung in ihrer endgültigen Mischung vor. Ihre Reaktivität ist allerdings - wenn man so will - chemisch blockiert. Solange nicht die zur Härtung erforderlichen Bedingungen vorliegen, kleben sie nicht. Die Reaktivität der zweiten Komponente kann entweder durch hohe Temperaturen und/oder durch Verdunsten des Lösungsmittels (z.B. Epoxidharze mit latentem, bei höheren Temperaturen aktivierbarem Härter) oder aber durch Anwesenheit von Luftsauerstoff bzw. Luftfeuchte aktiviert werden . Als Beispiel für letzteren Fall soll ein Cyanacrylat-Klebstoff auf Basis des 2-Cyanoacrylsäuremethylesters (GI. 10-24) angeführt werden. Initiiert durch Spuren von Wasser polymerisiert der Ester zu einem harten, hochmolekularen Polymer ("Sekundenkleber "). Zur Auslösung der Polymerisation reicht im Allgemeinen die in der Luft bzw. auf den zu verklebenden Flächen befindliche Feuchtigkeit. CN
I
n C=CH 2 I
COOCH3
2-Cyanoacrylsäuremethylester
t1 CN
I
C-CH
600CH:
(10-24)
n
Polymethylcyanoacrylat ("Polycyanoacrylatj
Die durch radikalisehe Polymerisation erhärtenden Einkomponentenkleber erreichen auch unter Luftabschluss ihre Klebwirkung (anaerob härtende Reaktionsklebstoffe). Als Initiatoren kommen Peroxide, z.B. Dibenzoylperoxid, zum Einsatz. Die Peroxide zerfallen bei erhöhten Temperaturen und leiten die radikalisehe Polymerisation ein. Ein häufig eingesetzter Grundstoff für anaerobe Klebstoffe ist Tetraethylenglycoldimethacrylat, TEGMA . Cyanacrylate werden zum Kleben von Gläsern aller Art, als Gewebeklebstoff und für Sprühverbände verwendet. Methylmethacrylate finden vor allem im Automobil- und im Schienenfahrzeugbau Verwendung.
10.4 Kunststoffe
469
Fugendichtstoffe (Dichtstoffe) sind Stoffe, die als spritzbare Massen in Fugen eingebracht werden und sie abdichten, indem sie an geeigneten Flächen in der Fuge haften . Fugendichtstoffe sind als Ein- und Zweikomponenten-Dichtstoffe im Handel. Den größten Marktanteil besitzen die Silicon-Dichtstoffe, gefolgt von Polysulfid-, Acryl- , Polyurethanund Butylkautschuk-Dichtstoffen. Auf die Wirkungsweise von Silicon-Dichtstoffen (Siliconkautschuke) wurde in Kap. 9.2.4 eingegangen. Die neueste Generation von Verfugungs- und Klebstoffen enthält sogenannte MS-Polymere. MS-Polymere (MS steht für modified silanes) wurden Anfang der 80er Jahre in Japan entwickelt (Kaneka Corp. Osaka). Seit dieser Zeit werden sie erfolgreich als Rohstoff für Hochleistungsdicht- und -klebstoffe eingesetzt, seit den 90er Jahren auch auf dem europäischen Markt. Am Beginn dieser sich rasant entwickelnden Produktgruppe silanmodifizierter Polymere (silan modified polymers, SMP) standen Polymere aus einer Polypropylenglycol-Hauptkette mit Dimethoxymethylsilyl-Vernetzungsgruppen (Abb. 10.21). Die Aushärtung erfolgt bei Umgebungstemperatur als Folge von Hydrolyse- und Kondensationsreaktionen (s. Abb . 9.13) . Ausgelöst wird der Vernetzungsprozess durch Luftfeuchtigkeit in Gegenwart eines Katalysators. Durch Verseifung der Methoxygruppen mit Wasser entstehen Silanoie und Alkohol (hier: Methanol) wird frei. Inzwischen setzt man Silane mit Ethoxygruppen ein, so dass ungiftiges Ethanol entsteht. Die SilanoIe vernetzen durch Kondensation zum Silicongerüst. Das gebildete dreidimensional verzweigte Netzwerk kann entweder als Polyether verstanden werden , wobei die Polyethereinheiten durch Siloxanbrücken verbunden sind - oder als Siliconketten, die durch Polyetherbrücken verknüpft sind.
Abbildung 10.21 Struktur eines silanmodifizierten Polymers (MS-Polymer): Polypropylenglycol-Hauptkette mit Dimethoxymethylsilyl-Vernetzungsgruppen
MS-Polymere sind besonders umweltfreundliche Produkte. Im Gegensatz zu PolyurethanDichtstoffen, die immer einen geringen Anteil an freiem, in höheren Konzentrationen gesundheitsschädigendem Isocyanat aufweisen, enthalten die MS-Polymere weder Isocyanate noch Oxime oder Lösungsmittel. Die Mehrzahl der am Markt erhältlichen Dicht- und Klebstoffe dieser Substanzklasse sind Einkomponentensysteme, mit der Luftfeuchtigkeit als zweiter Komponente. Der besondere strukturelle Aufbau von MS-Polymeren und ihr Aushärtungsmechanismus bieten dem Anwender eine Reihe günstiger Verarbeitungseigenschaften. Es kommt im Gegensatz zu Polyurethan-Dichtstoffen zu keiner Blasenbildung und die MS-Polymere sind selbst bei tiefen Temperaturen (bis ca. O°C!) gut ausspritzbar.
470
10 Chemie organischer Stoffe im Bauwesen
Die Netzstruktur des ausgehärteten MS-Polymers verleiht dem Dichtstoff
• eine ausgezeichnete UV-Stabilität Die Bindungsenergie der Si-O-Bindung im MS-Polymer ist mit 444 kJ/mol deutlich höher als die der leichter spaltbaren und daher weniger UV-beständigen C-N-Bindung (305 kJ/mol) der Polyurethan-Dichtstoffe. Die Polyetherketten, die das Rückgrat der MS-Polymere bilden, enthalten C-H- und C-O-Bindungen. Um vor allem die C-O-Bindung vor UV-Licht und Bindungsbruch zu schützen, werden UV-Absorber zugesetzt. • eine sehr gute Haftung auf unterschiedlichsten Baumaterialien MS-Dichtstoffe haften sehr gut auf Metallen wie Al, Messing, Stahl und Sn, auf Mörtel, Schiefer, Granit oder Keramikfliesen, auf den meisten Kunststoffen (nicht auf PE und PP!) sowie auf verschiedenen Holzarten. • stabile mechanische, insbesondere elastische Eigenschaften über die gesamte Lebensdauer . MS-Polymere sind mit den meisten am Markt erhältlichen Lack- und Farbsystemen überstreichbar. Silanmodifizierte Polymere bilden auch die Basis für Hochleistungsklebstoffe. Die unterschiedlichen Eigenschaften für die oben besprochenen Dichtstoffe einerseits und die Klebstoffe andererseits lassen sich durch Variation der Länge der Polymerketten und des Verzweigungsgrades einstellen. Die oft als "Silyl-Klebstoffe" bezeichneten Produkte können im Hoch- und Tiefbau, in der Automobil- und der Elektronikindustrie zum Einsatz kommen, d.h. in Feldern, in denen heute auch Epoxid- und Polyurethan-Klebstoffe verwendet werden. Es hat sich gezeigt, dass die elastischen Silyl-Klebstoffe die beiden letzteren hinsichtlich Alterungsbeständigkeit und Haftung auf schwierig zu verklebenden Untergründen deutlich übertreffen.
Kombination: silanmodifizierte Polymere - Epoxidharze. Kombiniert man silylmodifizierte Polyether mit Epoxidharzen (Mischungsverhältnis 2 : 1), erhält man nach dem Aushärten ein stabiles Polymersystem, das aus zwei in sich verzahnten Strukturbereichen besteht. Die Silyl-Polyether-Matrix sorgt für Flexibilität und Zähigkeit, während die eingeschlossenen Epoxidbereiche dem ausgehärteten Polymer seine besondere Klebfestigkeit verleihen. Neben der generellen Lösungsmittelfreiheit bietet dieser Klebstoff mehrere Vorteile: • schnelle Aushärtung bei Umgebungstemperatur • Verklebung ist über einen weiten Temperaturbereich stabil • exzellente Haftung auf zahlreichen Untergrundmaterialien • Unempfindlichkeit gegen verformende Spannungen. In den letzten Jahren hat es auf dem Gebiet der silanmodifizierten Polymere interessante Aktivitäten zur Modifizierung und Weiterentwicklung gegeben, mit dem Ziel, diese Produkte für spezielle Anwendungsbereiche "maßzuschneidern". So wurde z.B. die Propylengruppe -CH 2-CHrCH2- (propylene spacer) zwischen dem Si-Atom und der Polymereinheit (Abb. 10.21) durch eine Methylengruppe -CH 2- ersetzt (o-Silane, Wacker-Chemie GmbH Deutschland). Infolge elektronischer Effekte erhöht sich die Reaktivität der Alko-
10.4 Kunststoffe
471
xygruppen. Die Vernetzung bzw. das Aushärten des Polymers verläuft deutlich schneller. Inzwischen lassen sich zahlreiche Polymere durch den Einbau von Silanen feuchtigkeitsvernetzbar machen. Eine besondere Rolle spielen neben den Polyethern vor allem Acrylate, Polyester und Polyurethane.
Spachtel- oder Ausgleichsmassen (auch Spachtelkitte) sind zähplastische Beschichtungsstoffe, denen Füllstoffe, wie z.B. Kreide, Feinstsande und Schiefermehl, und/oder Pigmente zugesetzt wurden und die zum Ausgleichen von Unebenheiten des Untergrunds bzw. zum Füllen von Rissen, Löchern und sonstigen Beschädigungen verwendet werden. Als Bindemittel kommen Alkydharze, Epoxid- oder Polyesterharze, Polyurethane, Silicone, trocknende Öle, Bitumen, Leime, aber auch Gips und Zement zum Einsatz. Der Name Spachtelmasse geht auf das noch heute übliche Auftragen mit einem Spachtel zurück, inzwischen sind auch spritzfähige Spachtelmassen im Gebrauch. Kitte. Kitte sind kalt verarbeitbare, plastische Gemische aus trocknenden Ölen, Kunststoffen oder Bitumen und Füllstoffen. Sie erhärten zu festen, mehr oder weniger elastischen Massen, die evtl. auch eine gewisse Plastizität beibehalten können. Man unterscheidet: Leinölkitte. Erhärtung durch Linoxidbildung und Verharzung. Vertreter sind Glaserkitt: Gemisch aus Leinöl und Schlämmkreide, Verwendung: Verkittung von Glas und Holz; Mennigekitt: Gemisch aus Leinöl und Mennige (Pb 304) . Verwendung: Verkittung von Glas und Metall bzw . Metall und Metall; z.B. Einkitten von Wasch- und Toilettenbecken, Dichten von hanfumwickelten Gas- und Wasserrohren; Mangankitt: Gemisch aus Leinöl und Mn02. Verwendung: Abdichten von Gas-, Wasser- und Heizungsleitungen. Wasserglaskitte. Erhärtung durch Polykondensation der Kieselsäuren, Quarzbildung. Vertreter sind Wasserglas (Kap. 9.2.3 .1): Wasserglas kittet Glas- und Steingut, ist jedoch nicht wasserbeständig; Steinkitt: Gemisch aus Wasserglas, Schlämmkreide, Ziegelmehl, Zement oder Kieselgur; Mischung aus Wasserglas und Magnesia ergibt einen säurebeständigen Steinkiu; Metallkitt: Gemisch aus Wasserglas, Kreide und Zinkstaub. Die Bezeichnung Metallkitt bezieht sich auf den im Kitt enthaltenen metallischen Anteil und nicht auf das Material, zu dessen Verkittung er verwendet werden soll . Beim Kitten muss man den Kitt generell der Eigenart des zu verkittenden Gegenstandes bzw. Materials anpassen. Von Vorteil ist stets eine chemische Verwandtschaft zwischen beiden. So haftet Wasserglas besonders gut am chemisch verwandten Glas oder an Silicaten, da es zur Ausbildung kovalenter Bindungen kommt. Ansonsten beruht die Haftung der Kitte überwiegend auf der Ausbildung zwischenmolekularer Wechselwirkungskräfte.
Bitumenkitte. Zähviskose Lösungen von Bitumen mit oder ohne Füllstoffen. Verwendung zum Verkitten von Rohr- , Muffen-, Dach- und Pflasterfugen. Kautschukkitte. Gemische aus Natur- oder synthetischen Kautschuken, Bitumen und/oder trocknenden Ölen sowie evtl. Füllstoffen, die vor allem für Abdichtungen verwendet werden. Kautschukkitte kombinieren die Thermoplastizität des Bitumens mit der Gummielastizität des Kautschuks.
11
Holz und Holzschutz
11.1
Aufbau und Zusammensetzung des Holzes
Holz gehört zu den ältesten Bau- und Werkstoffen der Menschheitsgeschichte. Es kann zum einen direkt als Baurund- oder Bauschnittholz für Gerüste, Rammpfähle (Grundbau), Träger, Stützen sowie für Verschalungen und Zimmerarbeiten verwendet oder aber zu Holzwerkstoffen verarbeitet werden. Zu Holzwerkstoffen verarbeitetes Holz (Sperrholzplatten, Span- und Faserplatten) findet vor allem für Wand- und Deckenverkleidungen Verwendung. Der organische Baustoff Holz ist ein hartes festes Zellgewebe, das vom sogenannten Kambium (Bildungsgewebe) unter der Rinde erzeugt wird. Das Kambium bildet durch Zellteilung nach innen Holzzellen und nach außen Bastzellen, die unter der Rinde liegen . Es befindet sich damit an der Grenze zwischen Rinde und jüngstem Holz. Durch das Aufreißen der Rinde als Folge des Dickenwachstums des Holzes sterben die oberen, aufgesprungenen Schichten ab und es entsteht die Borke. Gleichartige Zellen bilden stets ein Gewebe, also einen Zellverband. Die vom Kambium erzeugten Zellen bzw. Gewebearten übernehmen unterschiedliche Aufgaben, die wichtigsten sind der Wasser- und der Nährstofftransport (Leitgewebe), die Speicherung der Nährstoffe (Speichergewebe) und die mechanische Festigkeit des Holzgefüges (Festigkeitsgewebe). Aufbau, Größe und Verteilung der Gewebearten sind von Holzart zu Holzart verschieden, sie beeinflussen sehr wesentlich die Eigenschaften des Holzes. Die unterschiedlichen Eigenschaften von Hölzern sind darüber hinaus auf eine unterschiedliche chemische Zusammensetzung zurückzuführen. Obwohl die Elementaranalysen verschiedener Hölzer eine auffallende Übereinstimmung zeigen (C : - 50%, 0 : - 43%, H: 6%, N und andere Elemente: - 1%), unterscheiden sich die chemischen Bestandteile je nach Art, Alter, Standort und Wachstum des Holzes zum Teil recht deutlich. Die Hauptbestandteile des Holzes sind : Cellulose ("Armierung")
40 ... 60%
Hemicellulose (Holzpolyosen)
15 ... 20% .
Lignin ("Beton")
15 ... 40%
Cellulose und Hemicellulose werden häufig unter dem Begriff Holzcellulose zusammengefasst. Die Cellulose bildet als Gerüstsubstanz den Hauptbestandteil der pflanzlichen Zellwände. Sie nimmt die Zugspannung auf, damit ist sie funktionell mit dem Bewehrungsstahl im Stahlbeton vergleichbar. Cellulose ist ein wasserunlösliches Polysaccharid der allgemeinen Formel (C 6H I20 j )n. Die Makromoleküle bestehen aus 500 ...5000 Glucosebausteinen (C 6HI206, Abb . l1.1a und b), die kettenförmig unverzweigt über Sauerstoffbrücken miteinander verknüpft sind (Abb. 11.1c) . Da sich innerhalb des Makromoleküls zwischen den OH-Gruppen (C-Atom 3) und den Ringsauerstoffatomen benachbarter Glucoseeinheiten Wasserstoffbrückenbindungen (intramolekulare H-Brücken) ausbilden, ist die freie Drehbarkeit um die verbrückenden C-OC-Bindungen stark eingeschränkt. Die Folge ist eine lineare Versteifung des Kettenmoleküls . Durch zusätzliche Ausbildung von Wasserstoffbrücken zwischen den kettenförmigen R. Benedix, Bauchemie, DOI 10.1007/978-3-8348-9944-6_11, © Vieweg+Teubner Verlag | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2011
11.1 Aufbau und Zusammensetzung des Holzes
473
Makromolekülen (intermolekulare H-Brücken) lagern sich etwa 60...70 Cellulosemoleküle zu den für die pflanzlichen Organismen typischen Mikrofibrillen zusammen. Die Hemicellulosen (Holzpolyosen) haben im Gegensatz zur Cellulose einen uneinheitliehen Aufbau. Sie bestehen aus Polysacchariden unterschiedlicher Hexosen (Sechsringzucker) und Pentosen (Fünfringzucker). Ihr Polymerisationsgrad beträgt 150...200, er liegt damit unter dem der Cellulose. Die Hemicellulosen dienen den Pflanzen teils als Gerüststoff, teils als Vorratsstoff. Sie sind von Schädlingen leicht angreifbar.
OH a)
H
VV'O~O\
b)
OH
HO~O~O\
Ho~o~d c)
HO~~OV\/'
Ausschnitt aus einer Cellulosekette
Abbildung 11.1 a) und b) unterschiedliche Darstellungsweisen der Ringform der Glucose (j3-D-Glucose); c) Ausschnitt aus einer Cellulosekette. Das Polysaccharid Cellulose ist durch Polykondensation von Glucosemolekülen entstanden. Die Kondensation (Abspaltung von Wasser) erfolgt über die OH-Gruppen der C-Atome 1 und 4 zweier benachbarter Glucosemoleküle.
Lignin ist eine chemisch äußerst kompliziert aufgebaute Verbindung, deren Struktur bis heute noch nicht endgültig aufgeklärt ist. Aus Untersuchungen an Coniferenligninen weiß man , dass es sich bei dieser Substanz um ein polymeres Oxidationsprodukt des Coniferylalkohols handelt (Abb. 11.2a). Am Aufbau des Lignins von Laubbäumen ist darüber hinaus Sinapinalkohol (Abb . 11.2b) beteiligt. Lignin bildet neben Hemicellulose den Hauptbestandteil der Kittsubstanz. Durch seine Einlagerung in das Cellulosegerüst erfolgt eine Versteifung der Zellwände. Man spricht auch von einer Verholzung. Als Kittsubstanz besitzt das Lignin die gleiche Funktion wie der Zementstein im Beton (Aufnahme der Druckspannung!). Abbildung 11.2 Komponenten des Lignins
a)
OH
Coniferylalkohol
b)
OH Sinapinalkohol
474
11 Holz und Holzschutz
Nadelholz enthält einen höheren Anteil an Lignin als Laubholz (z.B . Kiefer und Fichte ca. 29%, Linde und Zitterpappel ca. 18%). Das technische Problem bei der Herstellung von Cellulose bzw. Papier aus Holz besteht im Aufschluss des wasserunlöslichen Lignins. Der Aufschluss kann sauer (Sulfitverfahren, Aufschlussmittel: schweflige Säure, S02 und Calciumhydrogensulfit) und basisch (Sulfatverfahren, Aufschlussmittel: NaOH, Na2S u. Na2S04) erfolgen. Neben den drei gerade besprochenen Hauptbestandteilen enthält Holz immer Wasser und eine Reihe weiterer, meist in geringen Mengen vorkommende Nebenbestandteile (2...8%) wie Zucker, Stärke, Eiweiß, Harze, Wachse, Gerb- und Mineralstoffe. Sie können je nach Art und Menge ihrer Einlagerung die Eigenschaften und damit die Verwendbarkeit des Holzes merklich beeinflussen. Die Harze und Wachse besitzen eine erhebliche technische Bedeutung, z.B. für Firnisse, Bohnerwachs, Leime, Siegellack und pharmazeutische Präparate . Kiefern, Fichten und Lärchen sind besonders harzreich. Gerbstoffe, wie z.B. die Gallussäure (3,4,5- Trihydroxybenzoesäure) und deren höhermolekulare Kondensationsprodukte, schützen das Holz vor Pilzbefall. Deshalb ist gerbstoffreiches Holz (z.B. Eichenholz) beständiger. Laubhölzer sind generell gerbstoffreicher als Nadelhölzer. Schließlich sind im Holz unterschiedliche Mengen an Mineralstoffen enthalten. Sie werden in gelöster Form von der Pflanze über die Wurzelhaare mit dem Bodenwasser aufgenommen und bleiben beim Verbrennen des Holzes als Oxide, Carbonate, Phosphate oder Nitrate zurück.
11.2
Holzschutz
Holz ist als kapillarporöser Werkstoff hygroskopisch. Es kann solange Feuchtigkeit aus der Umgebung (in der Regel aus der Luft) aufnehmen oder wieder abgeben, bis sich ein Gleichgewichtszustand eingestellt hat. Dieses Gleichgewicht ist abhängig von der Temperatur, vom Luftdruck und von der relativen Luftfeuchtigkeit. Durch zu schnelles Austrocknen, zu geringe Wassergehalte in den Bäumen bei großer Trockenheit sowie plötzlich einsetzenden Frost werden im Holz innere Spannungen erzeugt, die zu Rissen führen können. Größe und Art der Risse beeinträchtigen die Verwendbarkeit des Holzes teilweise beträchtlich . Auch Harzquellen, d.h. im Querschnitt sichtbare, schmale Spalte, die sich mit Harz gefüllt haben, mindern die Festigkeit des Holzes und erschweren die Oberflächenbehandlung. Sie sind vor allem bei harzführenden Nadelbäumen anzutreffen. Durch den ständigen Einfluss von Niederschlagswasser kann die Oberfläche von Bauholz im Freien bis zu 0, I mm pro Jahr abgetragen werden. Die Zerstörung des Holzes durch Witterungseinflüsse (Wärme, K älte/Frost, Temperaturwechsel und UV-Strahlung) und durch chemische Einflüsse (Saurer Regen, Salzlösungen) tritt in ihrer Bedeutung jedoch weit hinter diejenige zurück, die durch lebende Holzzerstörer wie Insekten und Pilze hervorgerufen wird . Holzzerstörende Insekten befallen das Holz im Wald, auf dem Holzlagerplatz ("Frischholzinsekten") oder aber im bereits verbauten trockenen Zustand ("Trockenholzinsekten"). Zu nennen sind Käfer wie z.B. der Hausbock, der Gemeine Nagekäfer oder der Braune Splintkäfer. Sie befallen und zerstören Bau- und Werkholz. Borkenkäfer und Holzwespen gehören zu den Frischholzzerstörern. Sie greifen nur lebende kränkelnde Bäume bzw. frisch gefälltes Holz (> 20% Holzfeuchte) an. In den Tropen sind weniger die Käfer, sondern vielmehr Termiten die am meisten gefürchteten Holzzerstörer.
11.3 Holzschutzmittel
475
Hauptursache für einen Pilzbefall ist die Feuchtigkeit. Holz mit einem Feuchtigkeitsgehalt oberhalb des Fasersättigungspunktes (28 ...30% rel. Holzfeuchte) ist prinzipiell hinsichtlich eines Pilzbefalls gefährdet. Der optimale Feuchtigkeitsbereich für das Pilzwachstum liegt zwischen 30...50% rel. Holzfeuchte, unter gewissen Umständen kann aber bereits ein Befall bei Feuchten von 20% eintreten. In vollkommen trockenem oder vollkommen durchnässtem Holz (z.B. Mühlräder) laufen kaum Schädigungs- und Fäulnisprozesse ab. Ein weiteres Kriterium für die Entwicklung der Pilze ist die Temperatur. Das charakteristische Temperaturoptimum für das Wachstum der meisten Pilze liegt zwischen 20...25°C. Oberhalb und unterhalb des kritischen Temperaturbereichs für das Pilzwachstum (min. 3°C, max . 40°C verfallen die Pilze in eine Wachstumsstarre. Allen holzzerstörenden Pilzen ist gemeinsam, dass sie die Zellwände der Holzzellen abbauen und damit Fäulnis verursachen. So wird durch den Angriff von Braunfäule- und Weißfäulepilzen die Holzstruktur zerstört und damit die Festigkeit des Holzes stark gemindert. Das kann im Endstadium bis zur Pulverisierung des Holzes fuhren. Moderfäule durch Ascomyceten tritt vor allem an Hölzern mit ständigem Erdkontakt wie Masten, Pfählen und Schwellen auf. Die Folge eines Bläuepilzbefalls können Verfärbungen des Holzes und eine Zerstörung des Anstrichfilms sein . Auch Schimmelpilze verursachen Holzverfärbungen. Sie wachsen jedoch nur auf der Holzoberfläche, ohne tiefer in das Innere vorzudringen. Schimmelpilze benötigen Feuchtigkeitsgehalte oberhalb des Fasersättigungspunktes. Entzieht man ihnen die Feuchtigkeit, sterben sie ab und können abgebürstet werden . Obwohl gerade in jüngster Zeit vermehrt über Ansätze zu einer "rein biologischen Abwehr" des Angriffs von Pilzen und Insekten auf Holz nachgedacht wird, ist man gegenwärtig im Holzschutz immer noch auf den Einsatz von Chemikalien angewiesen. Und zwar sowohl von klassischen Holzschutzmitteln (HSM) wie anorganischen Salzen und Teerölen als auch von Neuentwicklungen wie den so genannten Schlupfverhinderungsmitteln oder den Chitinsynthesehemmern zur Bekämpfung holzzerstörender Insekten. Am letztgenannten Beispiel wird eine moderne Entwicklungsrichtung deutlich : Entwicklung von HSM , die spezifisch in den Stoffwechsel eingreifen und dabei das Gefahrenpotential für Nichtzielorganismen minimieren. Man unterscheidet generell zwischen baulichen und chemischen Holzschutzmaßnahmen. Auf den baulichen, d.h. konstruktionsbedingten Holzschutz, soll im Rahmen des vorliegenden Buches nicht eingegangen werden. Der Nutzen des Holzschutzes für den Menschen liegt auf der Hand . Er besteht in einer Ver1ängerung der Nutzungsdauer des eingesetzten Holzes und damit in der Werterhaltung. Dabei wird gleichzeitig ein umweltpolitischer Nutzen sichtbar: Durch HSM wird das Naturprodukt Holz zu einem vielseitig einsetzbaren Baustoff. Der Holzschutz ermöglicht die Verwendung einheimischer Hölzer mit geringerer Dauerhaftigkeit, vor allem die Verwendung der als nachhaltige Rohstoffe kultivierten und in ausreichender Menge zur Verfugung stehenden Nadelhölzer, obwohl sie im Unterschied zu einigen anderen einheimischen oder zu tropischen Hölzern weniger resistent gegen Holzschädlinge sind.
11.3 Holzschutzmittel Der Einsatz chemischer Holzschutzmittel richtet sich in erster Linie gegen biologische Schädigungen durch Insekten und Pilze. Holzschutzmittel enthalten demnach insektizide und fungizide Wirkstoffe, die auf Grund ihrer mehr oder weniger starken gesundheitsschädigenden Wirkungen nur dort eingesetzt werden dürfen, wo es der Einsatzzweck erfordert.
11 Holz und Holzschutz
476
Und auch dann nur unter Einhaltung der entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen, die in den technischen Merkblättern der Hersteller sowie den einschlägigen Vorschriften der Gefahrstoffverordnung vorgeschrieben werden. Holzschutzmittel sollten einer Reihe von Anforderungen genügen, z.B. - sicherer und lang anhaltender Schutz des Holzes vor schädigenden Organismen - Eindringtiefen möglichst> 10 mm, Beständigkeit gegen Auslaugen und Verdunsten, - Verträglichkeit der HSM wie auch des behandelten Holzes mit Metallen, Beschichtungs- bzw. Klebstoffen und anderen Baustoffen - weitgehende Geruch- und Farblosigkeit - möglichst geringe Umweltbelastung bei der Verarbeitung des HSM und durch das mit dem HSM behandelte Holz . Die heute auf dem Markt erhältlichen HSM sind in vier Gefahrdungsklassen (GK) mit folgenden Mindestanforderungen eingeteilt:
GKI
Iv
gegen Insekten vorbeugend wirksam
GK2
Iv P
gegen Insekten vorbeugend wirksam gegen Pilze vorbeugend wirksam (Fäulnisschutz)
GK3
Iv P W
gegen Insekten vorbeugend wirksam gegen Pilze vorbeugend wirksam (Fäulnisschutz) auch für Holz, das der Witterung ausgesetzt ist, jedoch nicht im ständigen Erdkontakt und nicht im ständigen Kontakt mit Wasser wie W, aber nur für im Kesseldruckverfahren imprägniertes Holz
(W)
GK4
Iv P W E
gegen Insekten vorbeugend wirksam gegen Pilze vorbeugend wirksam (Fäulnisschutz) auch für Holz, das der Witterung ausgesetzt ist (wie bei GK 3) auch für Holz, das extremer Beanspruchung ausgesetzt ist (im ständigen Erd- und/oder Wasserkontakt sowie bei Schmutzablagerungen in Rissen und Fugen)
(P) Ib M
gegen Pilze vorbeugend wirksam gegen Insekten bekämpfend wirksam Schwammsperrmittel
Für die angeführten Gefährdungsklassen gelten folgende Anwendungsbereiche: Holzbauteile, die durch Niederschläge, Spritzwasser und dergleichen nicht
beansprucht werden
GKI GK2
Innenbauteile bei einer mittleren relat iven Luftfeuchtigkeit bis 70% und gleichartig beanspruchte Bauteile Innenbauteile bei einer mittleren relativen Luftfeuchtigkeit bis 70% und gleichartig beanspruchte Bauteile sowie Innenbauteile in Nassbereichen, Holzteile wasserabweisend abgedeckt und Außenbauteile ohne unmittelbare Wetterbeanspruchung
11.3 Holzschutzmittel
477
Holzbauteile, die durch Niederschläge, Spritzwasser und dergleichen beansprucht werden Außenbauteile mit Wetterbeanspruchung ohne ständigen Erd- und/ GK3 oder Wasserkontakt und Innenbauteile in Nassräumen GK4 Holzbauteile mit ständigem Erd- und/oder Süßwasserkontakt, auch bei Ummantelung. •
Wasserbasierte Holzschutzmittel zum vorbeugenden Schutz von Holzbauteilen gegen holzzerstörende Pilze und Insekten
Tabelle 11.1 Schutzmitteltypen, Hauptbestandteile und Prüfprädikate nach dem Verzeichnis der Holzschutzmittel mit allgemeiner Zulassung (Stand : 01. Januar 2008)
Schutzmitteltyp Hauptbestandteile
Prüfprädikate
Anorganische Borverbindungen (Borsäure H 3B03, Borax Na2B407 . lOH20) CFB-Salze Bor- und Fluorverbindungen, Chromate Kupferoxid (CuO), Cu-Salze, Chromate CK-Salze Cu-Salze unter Zusatz von Arsenverbindungen CKA-Salze (Arsen(V)-oxid As 20s), Chromate Kupferoxid, Cu-Salze unter Zusatz von BorCKB-Salze verbindungen, Chromate Kupferoxid, Cu-Salze unter Zusatz von Silicaten, CKF-Salze Kieselsäure, Chromate Quat-Präparate Quaternäre Ammoniumverbindungen Quat-Bor-Präparate Quaternäre Ammonium-Bor-Verbindungen Chromfreie Cu-Präparate Cu-Verb indungen, Cu-HDO oder quaternäre Ammoniumverbindungen, z.T. unter Zusatz von Triazolen und/oder Borverbindungen Sammelgruppe Präparate, die in ihrer Zusammensetzung von den vorgenannten abweichen bzw. deren Wirksamkeit auf anderen Stoffen beruht (z.B. Propiconazol, Fenoxycarb, Deltamethrin, Permethrin).
Iv, P
Bor-Salze
Iv,P, W Iv, P, W,E Iv,P, W,E Iv,P, W,E Iv,P, W,E Iv, P, (W) Iv, P, (W)
Iv, P, W, (E)
Iv,P, W
Abbildung 11.3 Kupfer-HOO
Anwendung wasserbasierter HSM : Während anorganische Borverbindungen nur für witterungsgeschützte, nicht aber für durch Niederschläge, Spritzwasser und dergleichen beanspruchte Holzbauteile verwendet werden sollen (Auswaschung!), können chromatfixierte CFB-, CK-, CKA-, CKB- und CKF-Salze im Innen- und Außenbau bei unterschiedlicher Auswaschungsbeanspruchung eingesetzt werden. Die übrigen Präparate (s. Tab. 11) werden je nach ihrer Zusammensetzung im Innen- und Außenbau verwendet.
478
11 Holz und Holzschutz
Wegen der Toxizität des Chroms in der Oxidationsstufe +VI ist man in letzter Zeit zunehmend zu anderen Fixierungsmitteln übergegangen, z.B. zu Kupfer-lIDO (exakte Bezeichnung : Bis-(N-Cyclohexyldiazeniumdioxo)-Kupfer(II), Abb . 11.3). Holzschutzmittel in organischen Lösungsmitteln zum vorbeugenden Schutz von Holzbauteilen gegen holzzerstörende Pilze und Insekten Hauptbestandteile dieser Gruppe von HSM sind organische Fungizide und Insektizide, gelöst in organischen Lösungsmitteln (teilweise angefärbt) mit unterschiedlich hohem Gehalt an Bindemittel. Prüfprädikate: Iv, P und W. Zum Einsatz kommen als Fungizide z.B. Propiconazol und Diclofluanid und als Insektizide Carbamate (z.B. Fenoxycarb, Abb . 11.4a), Deltamethrin und Permethrin (Abb . 11.5). Anwendung: Innen- und Außenbau. •
•
Holzschutzmittel zum vorbeugenden Schutz von Holzbauteilen gegen holzzerstörende Insekten - ohne Wirksamkeit gegen holzzerstörende Pilze Hauptbestandteil dieser HSM sind organische Insektizide in organischen Lösungsmitteln (z.B. Deltamethrin) oder wasserverdünnbare organische Insektizide (z.B. Fenoxycarb). Anwendung: Innenausbau. •
Steinkohlenteer-Imprägnieröle zum vorbeugenden Schutz von Holzbauteilen gegen holzzerstörende Pilze und Insekten Hauptbestandteile sind Steinkohlenteer-Imprägnieröle der Klassen WEI-Typ Bund C nach der Klassifizierung des West-Europäischen Instituts für Holzimprägnierung (W.E.I.) mit einem Benzo[a]pyren-Gehalt bis zu höchstens 50 mg/kg . Prüfprädikate: Iv, P, Wund E. Anwendung: Nur für Holzbauteile im Außenbau; vorzugsweise für Holz mit starker Gefahrdung durch Auswaschbeanspruchung. •
Sonderpräparate ausschließlich für Holzwerkstoffe zum vorbeugenden Holzschutz gegen holzzerstörende Pilze Hauptbestandteile sind anorganische Borverbindungen, KF oder K-HDO . Prüfprädikat: P; Anwendung: Ausschließlich im Herstellwerk für Holzwerkstoffe.
a) Fenoxycarb
Abbildung 11.4
b) Lindan
Wirkstoffe lösungsmittelhaitiger Holzschutzmittel: a) Fenoxycarb , b) Lindan.
Lindan (chemisch Hexachlorcyclohexan) wurde jahrzehntelang weltweit im Holzschutz, aber auch im Pflanzen-, Vorrats- und Textilschutz eingesetzt. Von den acht stereoisomeren Formen ist allerdings nur ein Isomer, das y-Hexachlorcyclohexan (y-HCH, Abb. 11Ab), als Insektizid wirksam. Lindan ist lipophil und erweist sich als außerordentlich schwer abbaubar. Es tritt in die Nahrungskette ein, reichert sich im menschlichen Fettgewebe (Leber, Niere) an und kann zu schweren gesundheitlichen Schäden führen . In der BRD wurde Lin-
11.3 Holzschutzmittel
479
dan unter dem Eindruck des Seveso-Unglücks bereits 1977 verboten, in der DDR wurde die Lindan-Produktion im Jahr 1982 eingestellt. Seit 2002 gilt ein europaweites Lindan-Verbot. Lindan wurde als insektizider Wirkstoff für den Holzschutz vor allem durch die toxikologisch unbedenklicheren Pyrethrin-Abkömmlinge Permethrin, Deltamethrin und Cypermethrin ersetzt. Pyrethrin ist ein aus den Blütenknospen bestimmter Pyrethrinarten gewonnenes, sehr wirksames natürliches Insektizid. Durch eine gezielte Abwandlung des Stammsystems konnten weitere, noch wesentlich wirksamere Pyrethroid-Insektizide wie Deltamethrin und Permethrin (Abb . 11.Sb) hergestellt werden.
Deltamethrin
Perrnethrin
Abbildung 11.5 Insektizide auf Pyrethrin-Basis: a) Deltamethrin, b) Permethrin.
Wegen seiner ausgezeichneten pilz- und bakterientötenden Wirkung hat Pentachlorphenol (PCP) und sein Natriumsalz (PCP-Na) als Bestandteil unterschiedlichster HSM eine weite Verbreitung gefunden. Seit bekannt ist, dass dieser Stoff nicht nur fischtoxisch ist, sondern auch beim Menschen zu erheblichen gesundheitlichen Schäden führen kann, wurde mit der Pentachlorphenol-Verbotsordnung vom 12. 12. 1989 die Herstellung und Verwendung von PCP und dessen Salzen verboten. Da mit PCP behandeltes Holz über einen langen Zeitraum diesen Wirkstoff emittiert, stellen PCP-haitige Holzschutzmittel eine echte Altlast vieler Gebäude dar.
Wirksamkeit und Wirkungsdauer eines Holzschutzmittels hängen sehr wesentlich von der Wahl des Verfahrens zur Einbringung des Mittels in das Holz ab. Die einfachsten und mit Sicherheit bekanntesten Einbringverfahren sind das Streichen und das Spritzen (Sprühen) . Allerdings bleiben die Eindringtiefen in der Regel deutlich unter den geforderten 10 mm, meist liegen sie - in Abhängigkeit von der Holzart - zwischen 2 und 6 mm. Beim Tauchverfahren schwimmt das Holz in einem Tauchbecken im bzw. auf dem Holzschutzmittel. Die Eindringtiefen liegen ebenfalls unter 10 mm und es wird allenfalls ein Randschutz erreicht. Werden die Hölzer in offenen Trögen längere Zeit (einige Stunden bis Tage) untergetaucht gehalten, spricht man von einer Trogtränkung. Das Eindringen des HSM erfolgt hier durch die kapillaren Kräfte und die Diffusion im Zellgewebe, den hydrostatischen Druck der im Tränkgefäß über dem Holz stehenden Flüssigkeit sowie die Temperaturunterschiede der benutzen Tränkflüssigkeiten. Die eingesetzten anorganischen Salze dringen tiefer und gleichmäßiger in das Holz ein, der erreichte Randschutz ist effektiver als bei den vorhergehenden Verfahren. Großtechnische Verfahren, die zum Einbringen des Schutzmittels Überund/oder Unterdruck anwenden, fasst man unter dem Begriff Kesseldrucktränkung zusam men. In druckdichten Kesseln wird das Schutzmittel quasi in das Holz gedrückt bzw . gesogen . Varianten des Kesseldruckverfahrens sind die Volltränkung, die Spartränkung, die Wechseldruck- und die Vakuumtränkung. Welche Variante zum Einsatz kommt, hängt
sowohl von der Art des verwendeten Holzschutzmittels als auch von der Art des zu behandelnden Holzes ab. Kesseldruckverfahren können zu einer Durchtränkung der gesamten imprägnierbaren Holzsubstanz fuhren. Die Feuer- oder Flammschutzmittel sollen die Entzündung des Holzes verzögern und die Verbrennung des Holzes und damit die Ausbreitung des Feuers erschweren. Hinsichtlich ihres Brandverhaltens können die Feuerschutzmittel als feuer- bzw. flammenerstickend, verkohlungsfördernd sowie sperrschicht- und dämmschichtbildend klassifiziert werden.
Feuer- oder flammenerstickende Schutzmittel sind entweder a) kristallwasserhaltige Salze, die in der Hitze schmelzen und unter Wärmeentzug Wasser freisetzen oder b) Salze, die in der Feuerhitze andere flammenerstickende Gase abspalten, z.B. CO 2 aus Carbonaten oder Hydrogencarbonaten, S02/S03 aus Sulfaten oder Hydrogensulfaten und NH3 aus Ammoniumhydrogenphosphat: (Nl-Lt)2HP04 ~ 2 NH3 + H 3P04. Die gleichzeitig gebildete Phosphorsäure wirkt dehydratisierend, d.h. verkohlend.
Sperrschichtbildende Schutzmittel (Versiegelungsmiuel) . In der Hitze bildet sich auf dem Holz eine schwer entflammbare, dünne Sperrschicht, die den Zutritt des Luftsauerstoffs zum Holz erschwert. Im Holz ("aus dem Holz heraus") entsteht eine Holzkohleschicht, die wärmedämmend wirkt. Früher wurden als sperrschichtbildende Schutzmittel Wassergläser und Borate, heute werden Ammoniumpolyphosphate verwendet.
Schaumschichtbildende Schutzmittel sind Substanzgemische, die die Eigenschaften der verkohlungsfördernden und sperrschichtbildenden Schutzmittel kombinieren. Auf der Oberfläche des Holzes wird eine gut isolierende Holzkohleschicht erzeugt, indem man Substanzen auf das Holz bringt, die sich beim Erwärmen schaumig aufblähen, verkohlen und anschließend verfestigen. Zum Einsatz kommen Gemische aus schichtbildenden Komponenten ("Kohlenstoffspendern") wie Kohlenhydraten, Paraffinen oder Chlorparaffmen und aus blähenden und schäumenden Komponenten wie Polyphosphaten, Melamin, Harnstoff oder Dicyandiamid {NC-NH-C(NH2)=NH} sowie evtl. TiOrPigmenten.
12
Luftschadstoffe in Innenräumen
In den letzten Jahrzehnten haben gesundheitliche Beschwerden zugenommen, die in engem Zusammenhang mit dem Aufenthalt in Innenräumen bzw . Gebäuden stehen. Ausgasungen chemischer Substanzen aus Möbeln, Farben, Anstrichen und Baustoffen, Schimmelpilzbefall in Wohnungen, das Sick-Building-Syndrom und das Phänomen der "Schwarzen Wohnungen" sind - unter Berücksichtigung einer ansteigenden Aufenthaltsdauer der Menschen in Innenräumen - Anlass genug, das Problem der Innenraumbelastung mehr in den Focus des Gesundheitsschutzes zu rücken. Man geht heute davon aus, dass die Menschen ca. 90% ihrer Lebenszeit in Innenräumen verbringen. Davon entfallen etwa 2/3 auf die Wohnräume und wiederum davon der größte Teil auf das Schlafzimmer.
12.1
Einleitende Bemerkungen
Zu den Innenräumen gehören zunächst alle Räume in Gebäuden, die nicht nur zum vorübergehenden Aufenthalt von Menschen bestimmt sind , also alle Wohnräume vom Kel-
481
12.1 Luftschadstoffe in Innenräumen - Einleitung
ler bis zum Dachstuhl, darüber hinaus Büros und öffentliche Gebäude wie Kindergärten, Schulen, Sporthallen und Krankenhäuser. Im weiteren Sinne rechnet man auch mobile Fahrzeuginnenräume (Pkw, öffentliche Verkehrsmittel) zu den Innenräumen [UC 1]. Diese Definition bezieht sich aber nicht auf Arbeitsräume, in denen mit bestimmten Chemikalien umgegangen wird . Hier gelten spezielle Arbeitsschutzbedingungen für den Umgang mit Gefahrstoffen. Wenn es um Verunreinigungen der Innenraumluft geht, spricht man im Gegensatz zu Luftverunreinigungen am Arbeitsplatz (~ MAK-Wert, Kap . 5.4.2 .2.1) von Innenraumluftbelastung (engl. indoor air pollution). Im Gegensatz zum Arbeitsbereich halten sich in Innenräumen auch Personengruppen wie Kinder, alte und kranke Menschen auf, die als besonders empfindlich gelten . So sind Kinder einer etwa doppelt so hohen inhalativen Dosis, ausgesetzt wie erwachsene Menschen, da bei den Kindern das Verhältnis von Atemvolumen pro Minute zu Körpergewicht deutlich höher liegt. Tabelle 12.1 Konzentrationen einiger Bestandteile von Innenraumluft [UC 1] Stoff, Stoffgruppe Schwefeldioxid (SOz) Kohlenmonoxid (CO) Kohlendioxid (CO z) Stickstoffdioxid (NOz) Ozon (0 3) Formaldehyd (H-CHO) Benzol (C6!L;) Toluol C6Hs-CH 3 Halogenkohlenwasserstoffe a)
-
Konzentration in Innenräumen (in mg/m'') 0.02 ... 0,08 1 ... 10 500 ... 2000 0,02 ... 0,08 0,04 ... 0,4 0,01 ... 1 0,003 ... 0,03 0,02 ... 0,2 0,001
MAK (in mg/nr') 5 35 9100 9,5 0,2 0,62 8 a) 190
TRK Wert, s. Kap . 10.2
In Innenräumen gelten für den Abbau, die Umwandlung und den Transport der Schadstoffe einige Charakteristika, die sich von den jeweiligen Prozessen im Außenbereich oder in anderen Umweltmedien zum Teil deutlich unterscheiden. So sind einige wichtige Abbaumechanismen, wie sie im Außenbereich ablaufen, in Innenräumen zu vernachlässigen. Zu nennen sind der Abbau der Schadstoffe durch UV-Licht (Photolyse) und der hydrolytische Abbau von Stoffen (Reaktion mit HzO) . Eine Verdünnung der Schadstoffe, wie sie im Freien durch die Außenluft erfolgen kann, ist in Innenräumen nur eingeschränkt möglich. Im Gegenteil, durch das Adsorptionsvermögen der Stäube sowie der Möbel und Teppiche reichem sich schwer flüchtige Substanzen an ihrer Oberfläche an, was zu einer signifikanten Erhöhung der Konzentration dieser Schadstoffe führt. Mit dem Übergang zu einer effektiveren Wärmedämmung und zunehmend dichteren Fenstern hat sich der Austausch der Luft zwischen Innenraum und Außenbereich deutlich verringert. Dazu kommt, dass die Anzahl der Chemikalien, die über die Baustoffe, die Einrichtungsgegenstände und die Haushaltsprodukte in die Innenraumluft gelangen, in schwindelerregender Weise zugenommen hat. Die Folge ist, dass die Konzentration an bestimmten Innenraum-Luftinhaltsstoffen in der Größenordnung der MAK- bzw. TRK-Werte (Tab . 12.1) liegt und die entsprechenden Konzentrationen in der Außenluft (z.B. leicht flüchtige Halogenkohlenwasserstoffe, COz, CO, Formaldehyd und PCB) sogar teilweise übertrifft.
482
12 Luftschadstoffe in Innenräumen
12.2
Schadstoffe in Innenräumen und Gebäuden
Die Innenraumschadstoffe können zunächst über die Außenluft in die Innenräume gelangen. Quellen sind der Kfz-Verkehr und die Abgase bestimmter Gewerbe. Andererseits gelangen zahlreiche Chemikalien über Baustoffe sowie Einrichtungsgegenstände und Haushaltchemikalien in die Innenräume. Mögliche Quellen sind • • • • • • •
Einrichtungsgegenstände und Ausstattungsmaterialien (~ Lösungsmittel aus Klebund Imprägnierstoffen, Zusätze aus Dämmstoffen) Reinigungs-, Desinfektions-, Konservierungs- und Pflegemittel Produkte des Heimwerker- und Bastelbereichs (z.B. Farben und Lacke, Klebstoffe, Dichtungsmassen) Holzprodukte (Abgabe von Formaldehyd aus Spanplatten; Pentachlorphenol aus Holzschutzmitteln) Baumaterialien (Asbestfasern) Verbrennungsprozesse (Ruß, Kohlenstaub, Holzstaub; Stäube wirken als Trägermedien für schwer flüchtige organische Verbindungen s.u.) Mikroorganismen wie Pilze, Viren, Bakterien und Milben.
Die Emission von Schadstoffen kann vorübergehend oder dauerhaft erfolgen. Zu den vorübergehenden Emissionsquellen gehören Haushaltprodukte. Da sie meist regelmäßig verwendet werden, können sie trotzdem eine erhebliche Belastung der Innenraumluft bewirken. Baustoffe und Ausstattungsmaterialien geben dauerhaft über lange Zeiträume Schadstoffe ab. Die Schadstoffe der Innenraumluft kann man grob in anorganische und organische Vertreter unterteilen. Daneben spielen noch partikelgebundene bzw. partikuläre Schadstoffe (Asbeste, künstliche Mineralfasern, Schwebstaub) und mikrobielle Verunreinigungen (Schimmelpilze, Bakterien und Viren) eine wichtige Rolle. Anorganische Verbindnngen wie Stickoxide (NOx) und Kohlenmonoxid (CO) werden bei Verbrennungsprozessen freigesetzt, andere Gase (vor allem CO 2) fallen als menschliche Stoffwechselprodukte an. Die Verwendung asbesthaitiger Baumaterialien, vor allem aber zahlreiche, mitunter recht aufwändige Sanierungen haben zu hohen Asbestfaserkonzentrationen in der Atmosphäre und der Innenraumluft geführt. Es sei auch noch einmal auf das radioaktive Edelgas Radon verwiesen (Kap. 2.1.2), das aus dem Bauuntergrund in die Gebäude eindringen kann. Größte Bedeutung kommt den organischen Luftinhaltsstoffen im Innenraum zu. Sie werden meist in leicht flüchtige Stoffe (engl. volatile organic compounds, VOC) und schwer flüchtige Stoffe unterteilt. Vertreter der Gruppe der leicht flüchtigen organischen Verbindungen (Siedebereich < 260°C) sind n-Alkane (bis C I4) , Isoalkane und Cycloalkane, Olefine (z.B. I-Alkene bis C I4) , chlorierte Kohlenwasserstoffe, "niedere" Alkohole, Aldehyde, Ketone, Ester und Ether sowie Terpene. Diese Stoffe werden oft als Lösungsmittel für die unterschiedlichsten Produkte des Heimwerker- und Haushaltbereichs verwendet. Sie können aber auch aus Baumaterialien oder Einrichtungsgegenständen freigesetzt werden . Zu den mittel- bis schwer flüchtigen organischen Verbindungen (engl. semi volatile organic compounds, SVOC; Siedebereich >260°C) gehören die polycyclischen aromatischen Koh-
12.3 Schwarze Ablagerungen in Wohnungen ("Fogging")
483
lenwasserstoffe (PAK), Fungizide wie Pentachlorphenol (PCP) bzw . sein Natriumsalz (PCP-Na), Lindan (y-HCH) und DDT, polychlorierte Biphenyle (PCB) und Phthalsäureester (Weichmacher). Trotz ihrer Schwerflüchtigkeit können diese Verbindungen in der Raumluft in relativ hohen Konzentrationen auftreten. Häufig besitzen sie eine ausgeprägte Neigung zur Adsorption an Staubpartikeln und an Oberflächen von Tapeten, Gardinen sowie Einrichtungsgegenständen - womit diese selbst wiederum zu Sekundärquellen für diese Schadstoffe mutieren. Maßnahmen zur Verringerung der Innenraumbelastung. Sind die Quellen möglicher Belastungen erst einmal identifiziert, können sie entfernt oder zumindest in ihrer Wirkung reduziert werden. Um den Eintrag von Chemikalien in die Raumluft zu verringern, sollte der Einsatz überflüssiger Chemikalien (Haushalt-, Sanitär- und Heimwerkerbereich) vermieden werden, schadstoffarme Produkte (Möbel, Einrichtungsgegenstände, Elektrogeräte) angeschafft werden, Textilien vor dem ersten Tragen gewaschen - und nach einer chemischen Reinigung ausgelüftet werden. Der Heizungs- und der Garagenbereich sollte zu den Wohnräumen hin abgedichtet werden. Lösungsmittelhaltige Farben und Lacke sowie Verdünnerflüssigkeiten sollten nicht in den Wohnräumen gelagert werden. Um die Belastungen zu mindern, sollte regelmäßig gelüftet und der Staub entfernt werden, z.B. Staubsaugen bei offenem Fenster. Ist man finanziell dazu in der Lage, sollte man belastete Spanplatten, belastete Teppichböden und mit bioziden Holzschutzmitteln belastete Hölzer entfernen und durch schadstoffarme Produkte ersetzen. Wenn nicht, kann man die Emission belasteter Spanplatten (Formaldehyd!) durch Anstreichen der Oberfläche oder Bekleben mit Aluminium- oder Verbundfolie reduzieren. Mit bioziden Holzschutzmitteln behandelte Dachböden sollten gut gegen den Wohnbereich abgedichtet werden .
12.3
Schwarze Ablagerungen in Wohnungen ("Fogging")
Im Winter 1995/96 trafen beim Umweltbundesamt erste Anfragen nach den Ursachen plötzlich auftretender, rußähnlicher schwarzer Flecken und ölig schmieriger Ablagerungen auf Tapeten, Fensterrahmen, Steckdosen, Fliesen und anderen Einrichtungsgegenständen ein. Die schwarzen Ablagerungen bildeten sich innerhalb von Tagen bzw. innerhalb weniger Wochen. Selten war nur ein Raum betroffen, meist traten die schwarzen Flecken in mehreren Räumen einer bestimmten Wohnung auf. Im Sommer verschwinden die Ablagerungen häufig wieder, treten eventuell im nächsten Winter jedoch erneut auf. Das Phänomen der schwarzen Flecken wird in der Literatur als "Fogging" bezeichnet. Der Begriff stammt aus der Automobilbranche. Hier bezeichnet man die Ausbildung eines Films auf der Windschutzscheibe von Neufahrzeugen infolge von Ausgasungen schwer flüchtiger Bestandteile aus Kunststoftbauteilen als Fogging. Die genauen Ursache-Wirkungs-Beziehungen für das Auftreten dieser "Schwarzstaub-Ablagerungen" (Magie Dust) im Wohnbereich sind bis heute nicht vollständig geklärt. Es ist noch nicht klar, welchen Beitrag a) die Bewohner mit ihrem Wohnverhalten, b) die Beschaffenheit des Gebäudes und c) die Zusammensetzung der verwendeten Bauprodukte und Einrichtungsgegenstände im Einzelnen auf die Entstehung dieser schwarzen Ablagerungen leisten . Im Ergebnis zahlreicher Studien und Analysen sowie von Fragebogenaktionen vor allem durch das Umweltbundesamt können gegenwärtig eine Reihe von Ursachen für dieses Phä-
484
12 Luftschadstoffe in Innenräumen
nomen angegeben und grundsätzliche Zusammenhänge aufgezeigt werden. Folgende allgemeingültige Aussagen wurden erhalten: •
Die schwarzen Ablagerungen werden ausschließlich in der Heizperiode zumeist als schwarz-grauer, ölig-schmieriger Belag sichtbar. Häufig handelt es sich um neu gebaute oder sanierte bzw . renovierte Wohnungen. Kalte Wandbereiche, Wärmebrücken und die Art der Luftströmung sind entscheidende Faktoren beim Auslösen dieses Phänomens. Deshalb sind die Ablagerungen vor allem an Stellen hoher Luftbewegung, z.B. um den Heizkörper (Abb. 12.2 links), entlang der Wand, der Fenster und Gardinen, oberhalb der Heizquellen und an Stellen verminderter Oberflächentemperatur (Zimmerecken, Abb . 12.2 rechts) am stärksten.
• •
Eine Gesamtübersicht über mögliche Ursachen und Einflussfaktoren ist in Abb. 12.1 gegeben .
Schwarze Wohnungen Außenluft Dieselruß Plötzliche Staubablagerung
PAK SVOC Ruß
Verbrennungsprozesse • • • •
Kerzen Öllampen Ofenheizung Kamin
Kältebr ücken
Elektrostatik
Wohnverhalten
Luftfeuchtigkeit
Luftwechsel
Luftströmung
undichte Schornsteine im Mauerwerk
Temperaturgradient (Innen/außen)
Potentielle Primärquellen • Bauprodukte • Einrichtungsgegenstände
Abbildung 12.1 Fogging : Mögliche Ursachen und Einflussfaktoren [UC 9]
Die in der Literatur in den vergangenen Jahren beschriebenen schwarzen Ablagerungen im Wohnbereich hatten oft einen anderen Entstehungshintergrund. Es handelte sich vor allem um Ruß aus Schornsteinen und Kaminen, von Kerzen und vom Tabakrauch. Die Analyse der hier besprochenen Schwarzstaub-Ablagerungen ergab in nahezu keinem Fall Hinweise auf höhere Konzentrationen an Verbrennungsrückständen wie Z.B. Ruß oder polycyclische Aromaten. Da das Problem offensichtlich in Zusammenhang mit gerade erfolgten Bau- und Renovierungsmaßnahmen auftritt, müssen die Hauptgründe auf diesem Gebiete liegen. Die Hersteller zahlreicher Produkte des Bau- und Heimwerkerbereichs setzen vermehrt höher siedende organische Verbindungen ein. Damit steigt die Konzentration an mittel - und an schwer flüchtigen organischen Stoffen (SVOC) im Innenraum an. Besonders hoch ist sie im Winter bei Heizungsbetrieb und verminderter Lüftung. Mittels chemischer Analyse hat man
12.4 Sick-Building-Syndrom
485
vor allem längerkettige Alkane, 1angkettige Alkohole ("Fettalkohole", z.B. Tetradecanol, Hexadecanol, Octadecanol), gesättigte und ungesättigte Fettsäuren (Stearin- und Palmitinsäure, Ölsäure, Linol- und Lino1ensäure) und deren Ester sowie Phthalsäureester nachgeWIesen. Die mittel- und schwer flüchtigen organischen Verbindungen spielen beim Fogging eine extrem wichtige Rolle. Ihre Anwesenheit in der Innenraumluft genügt allerdings noch nicht, um Ablagerungen zu verursachen. Weitere wichtige Faktoren sind • • •
die baulichen Gegebenheiten (Wärmebrücken, Risse) die Raumnutzung (Verwendung zusätzlicher Emissionsquellen für SVOC wie Öllämpchen, Kerzen; Lüftungsverhalten) sowie sonstige raumklimatische und Witterungsverhältnisse (Luftfeuchtigkeit, Elektrostatik der Luft).
Um dem Auftreten der schwarzen Ablagerungen vorzubeugen, sollten emissionsarme bzw . emissionsfreie Produkte (Anstrichstoffe, Lacke, Klebstoffe) und Einrichtungsgegenstände verwendet werden. Da mittel- und schwer flüchtige Verbindungen offensichtlich eine der Hauptursache bilden, muss deren Freisetzung weitgehend vermieden werden. Renovierungen sollte man am besten im Frühjahr durchführen. Dann haben sich die anfänglichen Ausgasungen von Bauprodukten und Einrichtungsgegenständen bis zur nächsten Heizperiode stark reduziert. Abb. 12.2 zeigt schwarze Ablagerungen an exponierten Stellen im Wohnraum .
Abbildung 12.2
12.4
Fogging: Typische schwarze Ablagerungen über einem Heizungskörper (links) und in einer Raumecke (rechts).
Sick-Building-Syndrom
Seit Mitte der 70er Jahre wird über Beschwerden berichtet, die die Betroffenen auf einen Aufenthalt in Büros, gelegentlich auch in Schulen, Labors oder Krankenhäuser zurückführen. Wenn sie die betreffenden Gebäude verlassen, dann lassen meist auch die Beschwer-
12 Luftschadstoffe in Innenräumen
486
den nach. Bei erneutem Aufenthalt in den Gebäuden nehmen die Symptome wieder deutlich zu. Von Fachleuten wird diesem Beschwerdebild der Begriff "Sick-Building-Syndrom" (SBS) zugeordnet [UC 10-12]. SBS ist nicht als medizinischer Fachbegriff (Syndrom: ein sich stets mit gleichen Krankheitszeichen manifestierendes Krankheitsbild) zu verstehen. Vielmehr kennzeichnet SBS einen Komplex unspezifischer Symptome, ohne dass eine eindeutige Krankheit oder pathologische Parameter diagnostiziert werden können [UC 11]. Als Kriterium für das Vorliegen eines SBS gilt, dass mindestens 20...25% der exponierten Personen in einem Gebäude über folgende unspezifische Symptome klagen: • • • • • •
Reizungen der Augen-, Nasen- und Rachenschleimhaut Ermüdung, schwerer Kopf, Kopfschmerzen, Übelkeit, Benommenheit Konzentrationsschwäche Trockener Hals, Halsschmerzen, Husten Trockene Gesichtshaut, gerötetes Gesicht, Hautausschlag, Juckreiz und unspezifische Überempfindlichkeit.
Im Resultat einer umfangreichen US-amerikanischen Studie, in der 529 Gebäude hinsichtlich der SBS-Symptomatik untersucht wurden, ergab sich das in Abb. 12.3 dargestellte Ursachenspektrum [UC 11]. In etwa 50% der Fälle wurde als Ursache mangelnde Lüftung, in 20-25% der Fälle das Vorhandensein bestimmter Innenraumschadstoffe (s. Kap. 12.2), in 10% der Fälle bestimmte Außenluftschadstoffe und in etwa 5% der Fälle Schimmelpilze, Milben, Bakterien (stammen oft aus schlecht gewarteten oder falsch dimensionierten Klimaanlagen ~ verkeimtes Befeuchterwasser, Filterüberladung) diagnostiziert. Dazu kommen bürotypische Expositionen wie Bildschirmtätigkeit, Lärm und evtl. Passivrauchen.
• Reinigungsmittel
Abbildung 12.3
• Tabakrauch
Ursachenkomplex für das SickBuilding-Syndrom (Gewichtete Daten für 529 USGebäude, [UC 11)).
• Kleber
unzureichende Lüftung
Angesichts der benannten Ursachen wird das Dilemma eines eindeutigen kausalen Zusammenhanges zwischen Ursache(n) und Wirkung deutlich. Wie sollen Effekte, die auf eine unzureichende Lüftung zurückgehen, von denen abgetrennt werden, die auf verstärkte Emissionen - seien sie nun chemischer oder biologischer Art - zurückzuführen sind? Es ist auch derzeit noch ungeklärt, welche Rolle psychosoziale Gesichtspunkte bei der Entstehung von SBS spielen. Es ist durchaus möglich, dass die auf die oben genannten Ursachen zu-
487
rückgehenden Beschwerden durch psychischen Stress verstärkt - oder überhaupt erst ausgelöst werden (Mobbing am Arbeitsplatz!). Die Zahl der in Deutschland von SBS betroffenen Menschen liegt nach vorsichtigen Schätzungen bei 1 Million. Diese Zahl verdeutlicht die Notwendigkeit gezielter Maßnahmen, um dem Sick-Building-Syndrom vorzubeugen. Die häufigsten Maßnahmen sind ständiges Lüften in neuen oder frisch renovierten Gebäuden und die Gewährleistung einer günstigen Luftfeuchtigkeit. Sie sollte in "normalen" Büroräumen zwischen 50...65%, in klimatisierten Räumen bei 70% liegen. Treten Anzeichen für ein SBS auf, sollten die Betroffenen einen Arzt für Umweltmedizin konsultieren. Seine Aufgabe ist es, anband chemischer Analysen von Proben aus dem Büro oder den Wohnräumen, aber auch anhand von Fragen zum Betriebsklima oder zur Stimmung in der Familie einen Zusammenhang zwischen den Symptomen und potentiellen Ursachen zu finden. Das Sick-Building-Syndrom muss vom eher selten auftretenden Beschwerdebild "Duilding Related Illness" (DRI) klar abgegrenzt werden, obwohl es sich in beiden Fällen um gebäudebezogene Gesundheitsstörungen handelt. Beim BRI geht es um Beschwerden, die meist nur Einzelpersonen betreffen und die auf wohlbekannte Ursachen zurückgeführt werden können, z.B. auf Legionellen oder auf Schimmelpilze. Das SBS stellt dagegen ein kollektives Phänomen dar, das auf einen ganzen Ursachenkomplex zurückgeführt wird.
13
Recycling von Baustoffen
13.1
Allgemeine Bemerkungen
So unterschiedlich wie die auf dem Bausektor eingesetzten mineralischen und nichtmineralischen Baustoffe (s. Kap. 8 -10), so unterschiedlich sind die Baureststoffe (Bauabfälle), die am Ende der Nutzungsphase von Bauwerken, von Straßen usw. anfallen. Baureststoffe stellen im Hinblick auf das Gesamt-Abfallaufkommen in der BRD (2002: ca. 381 Mio. t.) mit 241 Mio. t den größten Anteil, nach Gewicht sind das etwa 65% und nach Volumen ca. 45 ...50% des Gesamtautkommens [AB 21]. Der Anfall an Baureststoffen lag Mitte der 90er Jahre noch bei etwa 300 Mio. Tonnen. Der Rückgang zu heute wird auf eine absinkende Bautätigkeit zurückgeführt, Der durch Recycling aufbereitete Anteil ist mit etwa 25% gleich geblieben. Die Verwendung von Recyclingmaterialien schont nicht nur unsere Umwelt und unsere natürlichen Ressourcen, sie hat sich auch Mitte der 90er Jahre in der Gesetzgebung niedergeschlagen. Am 07. Oktober 1996 trat das "Gesetz zur Förderung der Kreislaufwirtschaft und Sicherung der umweltverträglichen Beseitigung von Abfällen (Kreislaufwirtschaftsund Abfallgesetz, KrW-/AbfG)" in Kraft. Es regelt die Verpflichtung zur Abfallvermeidung und zur schadlosen Abfallverwertung. Eine Beseitigung von Abfällen kommt nur dann in Betracht, wenn eine Verwertung technisch nicht möglich oder wirtschaftlich nicht zumutbar ist. Das Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz formuliert die eindeutige Zielhierarchie: Vermeiden geht vor Verwerten und Verwerten geht vor Beseitigen. Zur Schonung der Ressourcen müssen Abfälle von vornherein vermieden bzw. minimiert werden. Unvermeidbare Abfälle sollen einer qualitativ hochwertigen Verwertung zugeführt werden. Nicht verwertbare Abfälle sollen durch Behandlung oder Ablagerung beseitigt werden, wobei Vermeidung und Verwertung immer Priorität vor der Beseitigung der Abfälle haben. Damit
488
13 Recycling von Baustoffen
verbunden ist eine Ausweitung und Differenzierung des Abfallbegriffs in Abfälle "zur Verwertung" und solche "zur Beseitigung".
13.2
Recyclingbaustoffe: Charakterisierung und Einteilung
Recyclingbaustoffe sind Materialien, die bereits mindestens einmal als Baustoff eingesetzt worden sind und nun für eine weitere Baumaßnahme verwendet werden sollen . Dabei können sie entsprechend dem neuen Verwendungszweck aufbereitet oder aber unaufbereitet eingesetzt werden. Recyclingbaustoffe fallen beim Rückbau, beim Aufbruch und Ausbau von Hoch- und Tiefbauten, von Straßen und Flughäfen, von Schienenwegen u.a. an. Es handelt es sich überwiegend um ungebundene Mineralstoffgemische, um hydraulisch gebundene oder bitumenhaltige Stoffe. Zu den ungebundenen Baustoffen zählen Schotter und Gleisschotter, Werksteine aus Natursteinen, Mineralstoffgemische, ungebundene Tragschichten u.a. Sie können im Allgemeinen mit geringem Aufwand der Wiederverwendung im Straßenbau zugeführt werden, vorausgesetzt sie sind nicht schadstoffbelastet. Zu den hydraulisch gebundenen Baustoffen gehören vor allem Beton, Stahlbeton, Fahrbahndecken, Bordsteine, Platten und zu den bitumenhaltigen Baustoffen vor allem Asphaltaufbruch und Fräsgut. Der Begriff Baureststoffe ist unter Zugrundelegung des KrW-/AbfG sowie in Anlehnung an die Verordnung zur Einführung des Europäischen Abfallkatalogs (EAKV) vom 13.09.1996 gleichzusetzen mit der EWC (European Waste Catalogue)-Nr. 17: "Bau- und Abbruchabfälle" . Sie werden unterteilt in: •
Bauschutt (EAK-Nr. 1701): Beton, Blähton, Erdreich, FliesenlKeramik, Gips, Kalkstein, Steinwolle und Ziegel. Bauschutt ist im Wesentlichen mineralisches Material, das vor allem bei Baumaßnahmen im Hoch- und Tiefbau anfällt. Er ist in der Regel heterogen zusammengesetzt und mitunter mit organischen Materialien verunreinigt. Bauschutt wird zur Zeit noch überwiegend deponiert.
•
Straßenaufbruch (EAK-Nr. 1703): bitumenhaltige und hydraulisch gebundene Stoffe, teerhaltige und mit Teer behandelte Stoffe, Pflaster- und Randsteine, Sand, Kies und Schotter. Straßenaufbruch entsteht beim Rückbau, Ausbau und der Instandsetzung von Straßen, Wegen oder verfestigten Flächen. Er besteht aus mineralischem Material, das entweder mit Bitumen oder Teer gebunden oder ungebunden beim Straßenbau verwendet wurde. Straßenaufbruch wird zu 60...70% wiederverwendet. Für die Verwertung von teerhaltigen Deck- und Binderschichten gelten gesonderte Vorschriften, s.u.
•
Baustellenabfälle (EAK-1707): Farben, Holz, Kabel, Kunststoffe, Lacke, Kleister, Metall, Pappe und Papier. Baustellenabfälle sind Baureststoffe, die bei Neubauten bzw. Sanierungen, dem Ausbau oder dem Abriss von Gebäuden anfallen. Sie enthalten, wie die obige Aufzählung zeigt, viele verschiedenartige Materialien.
•
Erdaushub (EAK-Nr. 1705): Lehm/Ton, Mutterboden, Sand und Kies, Steine.
13.3 Anforderungen an Baustoffe aus Recyclingmaterial
489
Der Erdaushub kann unbelastet oder durch Schadstoffe belastet sein. Unbelasteter Erdaushub besteht aus natürlichem oder bereits verwendetem Erd- oder Felsmaterial. Er fallt bei nahezu allen Bautätigkeiten an und muss als ein wertvolles Wirtschaftsgut betrachtet werden . Erdaushub wird praktisch vollständig wiederverwendet und nicht auf Deponien abgelagert. Ist der Erdaushub kontaminiert, fallt er in den Bereich der Altlastensanierung. Je nach Reinheitsgrad und Zusammensetzung wird er im Straßenbau, für Dammschüttungen oder für Lärmschutzwälle verwendet. Die einzelnen Gruppen waren prozentual am Gesamt-Baurestaufkommen 1997 (285 Mio. t) wie folgt beteiligt: Erdaushub 75,5%, Straßenautbruch 9,1%, Bauschutt 10,5% und Baustellenabfalle 4,9% [AB 22, 23]. Diese Aufteilung des Baurestaufkommens hat sich bis heute nicht wesentlich verändert. Der hohe Anteil anfallender Baureststoffe macht deutlich, dass eine Wiederverwertung unabdingbar notwendig ist. Deponieraum in diesen Größenordnungen ist nicht verfügbar. Die in großen Mengen verwendeten "Massenbaustoffe" wie Kies, Sand, Schotter oder Splitt können, wenn sie z.B. als ungebundene Tragschichtmaterialien eingesetzt werden, unbedenklich durch Alternativmaterialien aus dem Recyclingbereich ersetzt werden. Allerdings findet in diesem Bereich angesichts der enormen Mengen anfallenden Bauschutts nur ein geringer Teil der aufgearbeiteten Baustoffe Wiederverwendung. Lediglich 3% des Betonabbruchmaterials dienen der Herstellung von neuem Beton. Der größte Teil wird im Straßenbau oder im Tietbau als Verfüllmaterial verwendet. Hier handelt es sich immer noch hauptsächlich um ein Downcycling anstelle von Recycling, d.h. vormals höherwertige Baustoffe werden als minderwertigere Baustoffe wiederverwendet. Ein wichtiger Grund für diese unbefriedigende Situation besteht darin, dass es sich bei dem Abbruchmaterial in den seltensten Fällen um eine Monocharge (Beton) handelt. Um ein qualitativ hochwertiges Recyclat zu erhalten, ist jedoch ein Betonbruch notwendig, der frei von störenden Stoffen ist und der eine hohe Sortenreinheit aufweist. Erster Schritt in Richtung qualitativ hochwertiger Recyclate ist eine entsprechende Vorsortierung des Bauschutts im Rahmen eines selektiven Abbruchs. Die jeweilige Autbereitungstechnik hängt wesentlich von der Art und der Zusammensetzung des Eingangsprodukts und der beabsichtigten Qualität (Körnung, Kornverteilung, Reinheit) des Endprodukts ab. Bauschuttautbereitungsanlagen bestehen aus Zerkleinerungsanlagen (Brecher), Siebmaschinen, Magnetabscheidern, mechanischen Sortieranlagen (Windsichter, Schleuderbänder), Einrichtungen zur manuellen Sortierung und Förderanlagen zum Materialtransport. Zusätzliche Schutzeinrichtungen wie Entstaubungsanlagen und Filter sind möglich. Die Aufbereitungsanlagen können stationär und mobil betrieben werden. Details zum Autbau und zur Arbeitsweise von Bauschuttautbereitungsanlagen siehe [AB 25].
13.3
Anforderungen an Baustoffe aus Recyclingmaterial
Die Anforderungen an die Eigenschaften und die Nutzungsdauer von Bauwerken, die aus Recyclingbaustoffen errichtet wurden, müssen generell denen von Bauwerken entsprechen , für die konventionelle Baustoffe verwendet wurden. Verwendungskriterien für eine mögliche Anwendung von Recyclingbaustoffen sind [AB 22]: •
die technische Eignung (getrennte stoffliche, technische und technologische Eigenschaften des jeweils gültigen Regelwerkes )
490
• •
13 Recycling von Baustoffen
Wirtschaftlichkeit gegenüber konventionellen Baustoffen Umweltverträglichkeit.
Das Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz fordert die Abfallvermeidung und Ressourcenschonung und definiert allgemeine Anforderungen an die ordnungsgemäße und schadlose Verwertung. Grundsätzliche Verpflichtungen zur Verwendung von Recyclingmaterialien sind im Wasserhaushaltgesetz (WHG), im Bundesbodenschutzgesetz (BBodSchG) und im Bundesimmissionsschutzgesetz (BimsSchG) festgelegt. Allerdings lassen sich aus diesen Gesetzen keine konkreten Anforderungen an die Baustoffe ableiten. Hier sind die bundeseinheitlichen Regelungen der Länderarbeitsgemeinschaft Abfall (LAGA, [AB 24]) " Anf orderungen an die stojjliche Verwertung von mineralischen Reststoffen/Abfällen" maßgebend. Dieses Regelwerk trat 1997 in Kraft und beurteilt anband des im Feststoff oder im Eluat gemessenen Schadstoffgehaltes die Möglichkeit der Wiederverwendung aufbereiteter Baustoffe mit Schwerpunkt Bodenaushub, Straßenaufbruch und Bauschutt. Die Baureststoffe werden auf der Grundlage bestimmter Zuordnungswerte in sechs Einbauklassen eingeteilt (Abb. 13.1). Materialien der Klassen ZO bis Z2 sind grundsätzlich für den Erd-, Straßen-, Landschaftsbau u.ä. wiederverwendbar. Für Recyclingmaterialien der Klassen Z3 bis Z5 ist ein Wiedereinbau nicht zugelassen. Die Festlegung der zulässigen Einbauklasse erfolgt nach Verwendungszweck und Einbauort durch die zuständige Umweltbehörde. Die Zuordnungswerte werden auf der Grundlage der gemessenen Schadstoffgehalte ermittelt. Neben Arsen (ZO = 20) werden in den Feststoffen die Schwermetalle Blei (100), Cadmium (0,6), Chrom (50), Kupfer (40), Nickel (40), Quecksilber (0,3) und Zink (120), Kohlenwasserstoffe H18 (IR-spektroskopische Bestimmung von KW nach DlN 38409-H18; ZO = 100), polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe, PAK (1) und polychlorierte Biphenyle/PCB (0,02) bestimmt. In Klammern stehen jeweils die von der LAGA in den Technischen Regeln 11.104 Bauschutt festgelegten Zuordnungswerte (ZO) .Feststoffe für Boden", alle ZO-Werte sind in mg/kg angegeben. In den Eluaten ermittelt man zusätzlich die Sulfat- und die Chloridkonzentration sowie die elektrische Leitfähigkeit und den pH-Wert. 20
21
22
Zuordnungswert (Obergrenze der Einbauklasse)
1
25
1
Einbau/Ablagerung in Deponien
~
uneingeschränkter Einbau
24
23
eingeschränkter offener Einbau
~
eingeschränkter Einbau mit definierten techn, Sicherungsmaßnahmen
------. ------. ------. DeponieDeponieSonderklasse 1 (TA SieAbfall)
klasse 2 (TA SieAbfall)
abfalldeponie (TA Abfall)
Abbildung 13.1 Einbauklassen mit den dazugehörigen Zuordnungswerten (Quelle: LAGA)
Die Zuordnungswerte ZO bis Z2 sind als Obergrenze der jeweiligen Einbauklasse definiert. ZO bedeutet uneingeschränkten Einbau, Zl steht für offenen, eingeschränkten Einbau und
13.4 Bitumen- und pechhaltige Recyclingstoffe
491
Z2 für eingeschränkten Einbau mit definierten technischen Sicherheitsmaßnahmen. Somit werden für die Einbauklasse ZO die geringsten und für die Einbauklasse Z2 die höchsten Anforderungen gestellt. Die Einbauklasse Zl wurde nochmals unterteilt in ZU (ungünstige hydrogeologische Voraussetzungen) und Z1.2 (günstige hydrogeologische Voraussetzungen). Grundsätzlich gelten die ZU-Werte. Recyclingbaustoffe mit Z1.2-Werten dürfen lediglich in hydrogeologisch günstigen Gebieten (Abstand zum höchsten Grundwasserstand mind. 1 m; keine Wasserschutz- und Naturschutzgebiete) eingebaut werden, soweit dies die landesspezifischen Regelungen erlauben. Für die Zuordnungswerte Z2 gelten bereits sehr umfangreiche Auflagen und Einschränkungen. Weitere Details siehe [AB 24]. Für Recyclingbaustoffe wie auch für zahlreiche industrielle Nebenprodukte existieren schon seit langem Technische Lieferbedingungen (TL) sowie Merkblätter, in denen bautechnische Anforderungen und Mindestanforderungen an wasserwirtschaftliche Parameter festgelegt sind. Die Ländergemeinschaft Abfall hat die oben erläuterten Empfehlungen für die Verwendung solcher Straßenbaustoffe erarbeitet. Als Konsequenz der unterschiedlichen Umweltverträglichkeit der genannten Straßenbaustoffe erarbeitete die Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (FGSV) Richtlinien für die umweltverträgliche Anwendung von industriellen Nebenprodukten und Recyclingbaustoffen im Straßenbau (RuA-StB 01, Ausgabe 2001). Diese Richtlinien berücksichtigen neben der wasserwirtschaftliehen Verträglichkeit die Vorgaben des Bundesbodenschutzgesetzes im Hinblick auf den Einsatz von Recyclingbaustoffen und Nebenprodukten.
13.4 Bitumen- und pechhaltige Recyclingbaustoffe Bei Straßenbelägen geht man von einer durchschnittlichen Lebensdauer von 20...30 Jahren aus. Damit fallen durch ständige Erneuerung und Reparatur von Straßen große Mengen an Altasphalt und Fräsgut an. Eine Wiederverwendung ist dringend anzustreben . Den bei Baumaßnahmen von Straßen und Verkehrsflächen zurück gewonnenen Asphalt bezeichnet man als Ausbauasphalt. Er kann als Fräsasphalt (durch Fräsen kleinstückig gewonnen) oder als Aufbruchasphalt (durch Aufbrechen und Aufnehmen in Schollen gewonnen) anfallen. Die Wiederverwertung von Asphalten ist in den technischen Vorschriften ZTV Asphalt-StB und ZTVT-StB geregelt. Ausbauasphalte können a) entweder Bitumen oder b) PechlTeer als Bindemittel enthalten . Dass Bitumen und Peche (Teerpeche) sich nicht nur chemisch, sondern auch in ihrer Wirkung auf die Umwelt signifikant unterscheiden, wurde bereits in Kap. 10.3 besprochen. Jährlich fallen in der Bundesrepublik Deutschland etwa 15 bis 16 Mio. tAusbauasphalt an, etwa 12 Mio. t werden wieder verwendet. Bei (Bitumen)Asphalten geht die Entwicklung in Richtung einer fast 100%igen Wiederverwendung in Asphalt-Heißmischanlagen. Die Asphaltbefestigung wird durch Fräsen und/oder Aufbrechen abgetragen und in Heißmischanlagen gezielt mit zusätzlichem Mischgut verarbeitet (In Plant). Dabei können Asphalte hoher Qualität produziert werden. Im "Merkblatt für die Erhaltung von Asphaltstraßen, Teil B: Bauliche Maßnahmen-Rückformen der Fahrbahnoberfläche" ist die Wiederverwendung von Asphalt "Vor Ort" (In Place) geregelt. Sie kann nach 3 Verfahren erfolgen:
492
13 Recycling von Baustoffen
• • •
Rückformen der Fahrbahnoberfläche ohne Zugabe von zusätzlichem Material (Reshape) Rückformen der Fahrbahnoberfläche mit Zugabe von Material für eine zusätzliche Beschichtung - ohne Mischen (Repave) Rückformen der Fahrbahnoberfläche unter Zugabe von zusätzlichem Material, Vermischen von bereits vorhandenem mit neuem Asphaltmaterial (Remix).
Bei diesen drei Verfahren ist die Möglichkeit einer Qualitätsverbesserung ziemlich beschränkt. Das in der Praxis bevorzugte Verfahren ist das Rückformen mit Mischgutzugabe und Mischen (Remix). Pechhaltige Asphalte. Bis 1987 wurden im Straßenbau und bei der Bauwerksabdichtung Steinkohlenteerpeche (Peche) verwendet. Damit fallen jährlich große Mengen pechhaltiger Ausbauasphalte an, für deren Wiederverwertung aus Gründen des Umweltschutzes besondere Bedingungen einzuhalten sind ("Merkblatt für die Wiederverwendung pechhaitiger Ausbaustoffe im Straßenbau unter Verwendung von Bitumenemulsionen" (1993) sowie "Merkblatt für die Verwendung von Asphaltgranulat und pechhaitigen Straßenbaustoffen in Tragschichten mit hydraulischen Bindemitteln" (2002» . Teere und Peche enthalten einen relativ hohen Anteil an krebserzeugenden polycyclischen aromatischen Kohlenwasserstoffen und an Phenolen. Diese Substanzen können als Dämpfe emittiert oder durch Wässer eluiert werden. Da die Emission mit steigender Temperatur zunimmt, ist die für Ausbauasphalte übliche Wiederverwendung im Heißmischverfahren (s.o.) unter ökologischen und arbeitsmedizinischen Gesichtspunkten abzulehnen. Die Aufarbeitung pechhaltigen Straßenaufbruchs sollte auf kaltem Wege erfolgen. Dazu wurden Verfahren entwickelt, bei denen pechhaltige Ausbauasphalte mit Bitumenemulsionen oder hydraulischen Bindemitteln (oder Kombinationen beider) gebunden werden. Die auf diese Weise aufbereiteten Ausbaustoffe können als untere Tragschichten (oberhalb der Frostschutzgrenze), als kapillarbrechende Schicht und unterhalb von bitumenhaltigen Oberbauschichten, die eine wasserdichte Abdeckung gewährleisten sollen, eingebaut werden [AB 22]. Der Einsatz von teerhaltigem Straßenaufbruch verbietet sich in wasserwirtschaftlieh sensiblen Bereichen wie Grundwasserschutz- und Überschwemmungsgebieten.
13.5
Baustoffrecycling heute: Eine kritische Bestandsaufnahme
Als das Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz 1996 in Kraft trat, wurde der Grundsatz "Vermeiden vor Verwerten vor Beseitigen" als übergeordnetes Ziel für Wirtschaft und Politik verbindlich festgeschrieben . Die verstärkte Förderung der Kreislaufwirtschaft zur Schonung unserer natürlichen Ressourcen wurde als Hauptanliegen des neuen Gesetzes formuliert. Betrachtet man die aktuelle Situation auf dem Gebiet des Baustoffrecycling heute kritisch, so zeigt sich, dass das KrW-/AbfG nur wenig bewirkt hat. Sein untergeordnetes Regelwerk wird in den verschiedenen Bundesländern unterschiedlich ausgelegt und wissenschaftlich fragwürdige "Besorgnisgrundsätze" in Verbindung mit nicht einzuhaltenden Grenzwerten hebeln den Verwertungsanspruch aus [AB 26]. Zu den Leidtragenden dieses ökologischen (und bürokratischen) Konflikts gehört in erster Linie die Bauwirtschaft. Laut Arbeitsgemeinschaft Kreislaufwirtschaftsträger Bau (ARGE KWTB), eine
1995 gegründete freiwillige Brancheninitiative, die die (Kreislaufwirtschafts)-Interessen aller am Bau Beteiligten vertritt, fallen die Auswirkungen drastisch aus: •
•
• •
Verwertbare Abfälle werden auf kommunal geführten .Billigv-Deponien (die es nach den ursprünglichen Zeithorizonten der TA Siedlungsabfall heute gar nicht mehr geben sollte!) entsorgt. Technisch gut ausgestattete und nach höchsten Umweltstandards arbeitende Recyclingfachbetriebe werden in die Insolvenz getrieben . Damit verliert die deutsche Bauwirtschaft wertvolles, über zwei Jahrzehnte entwickeltes Know-how im Recyclingbereich - und darüber hinaus Arbeitsplätze. Große Mengen güteüberwachter Recyclingbaustoffe lagern auf Halde, da ihre Verwendung durch Bewertungsmodelle blockiert wird, die sich auf z.T. nicht nachvollziehbare Grenzwerte stützen. Bauausführende Firmen werden nach willkürlichem Ermessen zu Abfallerzeugern erklärt. Indem man diesen Unternehmen ungerechtfertigt Verantwortung, Pflichten, Risiken und zusätzliche Kosten überträgt, treibt man auch sie ins Aus.
In ihrem 2003 publizierten Positionspapier fordert die Arbeitsgemeinschaft Kreislaufwirtschaftsträger Bau, das überdimensionierte und z.T. widersprüchliche Ordnungsrecht auf ein anwendungsorientiertes Maß zu reduzieren und für die Behandlung von Baureststoffen ein bundesweit einheitliches und praktikables System zu etablieren [AB 26]. Im Sinne einer akzeptierten Kreislaufwirtschaft muss nach einem qualitätsgeprüften Recyclingprozess den Baustoffen der Produktstatus zugesprochen werden . Recycelte Baustoffe sind keine Abfälle mehr. Die Beibehaltung des Abfallstatus für Recyclingbaustoffe bis zu ihrem Einbau ist in der Praxis schwer vermittelbar und wirkt sich prinzipiell negativ auf ihren Absatz aus. Kreislaufwirtschaft im Bauwesen bedeutet Bauen, Rückbauen und verwertungsorientiertes Recycling . Kreislaufwirtschaft ist praktizierter Umweltschutz, da durch das Recycling und die Wiederverwendung von Baureststoffen natürliche Ressourcen geschont werden. Wer eine Wiederverwertung güteüberwachter Recyclingbaustoffe - durch welche Maßnahmen auch immer - verhindert, versündigt sich an unserer Umwelt und damit an nachfolgenden Generationen.
14
Hightech im Bauwesen: Anwendung der Nanotechnologie in Architektur und Bauwesen
Die Nanotechnologie gilt weltweit als die Schlüsseltechnologie des 21. Jahrhunderts. Für zahlreiche Industriebranchen wie etwa den Automobilbau, die chemische und pharmazeutische Industrie, die Informationstechnik sowie die optische Industrie hängt die künftige Wettbewerbsfähigkeit ihrer Produkte sehr wesentlich von der Erschließung moderner Technologien zur kontrollierten Erzeugung und Nutzung nanoskaliger Strukturen ab. Doch die Nanotechnologien bieten nicht nur den Hightech-Branchen, sondern auch den konventionellen Industriezweigen wie dem Bausektor erhebliche Entwicklungs- und Geschäftspotentiale. Der gezielte Einsatz nanotechnologischer Innovat ionen, die das Bauen schneller, flexibler, nachhaltiger und kostengünstiger machen, stärkt die Wettbewerbsfähigkeit der Bauwirtschaft - und schafft Arbeitsplätze.
494
14 Nanotechnologie im Bauwesen
14.1 Was sind Nanoteilchen? Die Nanowelt gleicht in vielem noch einem unbekannten Kosmos mit kaum vorstellbaren Dimensionen - und zwar unvorstellbar kleinen Dimensionen. 250 Mrd. Nanopartikel aus Ruß passen beispielsweise problemlos in den Punkt, der am Ende dieses Satzes steht. In der Nanowelt bewegen wir uns auf der Ebene einzelner Moleküle und Atome. Die Vorsilbe Nano entstammt dem griechischen Wort "nanos" (Zwerg), ein Nanometer entspricht dem millionsten Teil eines Millimeters. Schon 5... 10 Atome nebeneinander ergeben einen Nanometer. Eine Veranschaulichung dieser Größenverhältnisse zeigt Abb. 14.1.
Abbildung 14.1 Die Nanowelt im Größenvergleich. Links: Typische Nanopartikel (Silica(Si0 2)-Nanopartikel, www.furukawa.co.jp) verhalten sich zu einem Fußball wie etwa ein Fußball zur Erdkugel.
Die Nanotechnologie befasst sich mit Strukturen, die per Definition kleiner als 100 Nanometer sind . Das bedeutet, sie befasst sich sowohl mit dünnen, wenige Nanometer dicken Schichten als auch mit kleinsten Objekten oder Strukturen, deren Dimensionen im Bereich weniger bis einzelner Moleküle liegen. Die Besonderheit bei der Beschäftigung mit Nanopartikeln besteht darin, dass die Gesetze der klassischen Physik im Nanokosmos ihre Gültigkeit verlieren. Hier gilt die Quantenmechanik, nach der sich Eigenschaften von Stoffen nicht mehr kontinuierlich, sondern in Sprüngen (gequantelt) ändern. Die Nanomaterialien besitzen im Vergleich zu ihren gröber strukturierten Formen deutlich veränderte Eigenschaften, die physikalische und chemische, aber auch biologische Stoffcharakteristika betreffen. So ändern sich z.B. wichtige Materialeigenschaften eines Festkörpers wie elektrische Leitfähigkeit, Magnetismus, Fluoreszenzverhalten, Härte und Festigkeit signifikant mit der Anzahl und der Anordnung der wechselwirkenden Atome, Ionen oder Moleküle. Nichtleiter werden zu Leitern, Stoffe wechseln ihre Farbe wenn sie zu Nanopartikeln verarbeitet werden. Zum Beispiel variiert das Fluoreszenzverhalten des Cadmiumtellurids (CdTe) stark mit der Partikelgröße: Ein 2 nm großes CdTe-Partikel sendet grünes Licht aus, ein 5 um großes Partikel dagegen rotes. Auch chemische Eigenschaften hängen stark von der Strukturierung der Materialoberfläche ab. Je kleiner die Teilchen, umso größer ist das Verhältnis zwischen Oberfläche und Volumen, umso höher ist der Anteil an Oberjlächenatomen. Nanoskalige Strukturen weisen demnach ein deutlich größeres Verhältnis von reaktiven Oberflächenatomen zu reaktionsträgen Teilchen im Inneren des Feststoffs auf. Zum Beispiel enthält ein Partikel des Durchmessers 20 nm etwa 250.000 Atome, wobei sich 10% der Atome an der Oberfläche befinden. Verkleinert man das Partikel auf einen Durchmesser von 1 nm enthält es ca. 30 Atome, wobei der Anteil der Oberflächenatome nun 99% beträgt.
495
14.2 Innovationsfelder für Nanotechnologien
Durch die Nanostrukturierung ergeben sich somit völlig neue Möglichkeiten für die Entwicklung funktionaler Oberflächen, bei denen gewünschte Materialeigenschaften wie der Selbstreinigungseffekt bei Werk- und Baustoffoberflächen, eine verbesserte Kratzfestigkeit von Lacken, spezielle Effekte bei Farben und Lacken durch Einsatz von Nanopartikeln, Antireflexeigenschaften bei Gebrauchsglas und Displays, ein verbesserter UV- und Wärmeschutz sowie antibakterielle Eigenschaften von Werk- und Baustoffen gezielt auf den jeweiligen technischen Anwendungszweck zugeschnitten werden können.
14.2 Innovationsfelder für Nanotechnologien auf dem Bausektor Die Möglichkeiten zur Anwendung nanotechnologischer Innovationen erstrecken sich auf nahezu alle Bereiche des Bausektors, vom Rohbau, der Fassadengestaltung, der Haustechnik bis hin zur Innenausstattung. Selbst der Infrastrukturbereich (Straßen, Brücken, Kanäle) kann wesentlich von nanotechnologischen Prinziplösungen profitieren. In Abb . 14.2 sind einige Beispiele zur Anwendung nanotechnologischer Innovationen im Hausbau dargestellt. Selbstre inigende Ziegel
Innenausbau Ant ireflexsch ichten für Solarzellen
Funktionale Beschichtungen
Fassadendämmung
BrandgeschOtzte TOren, Fenster, Kabel
Abbildung 14.2 Anwendungsbeispiele der Nanotechnologie im Hausbau
14.2.1
Oberflächenfunktionalisierung
Einen Schwerpunkt der Anwendung der Nanotechnologie im Bauwesen stellt die Oberflächenfunktionalisierung von Fassadenflächen (Außen- und Dachfassaden) dar. Durch die Anwendung von Nanomaterialien lässt sich beispielsweise das Verhalten von Oberflächen gegenüber Flüssigkeiten gezielt einstellen, z.B. hydrophob, hydrophil oder oleophob (ölab weisend). Die wohl bekannteste Herangehensweise ist die Hydrophobierung der Fassadenoberfläche. Sie beruht in der Regel auf Beschichtungen mit Si-organischen (Kap. 9.2.4) oder fluororganischen Verbindungen. Auf wasserabweisenden Schichten (große Randwinkel u ; Kap . 6.2.2.2) perlt das Wasser ab und auf der Oberfläche anhaftende Schmutzpartikel werden abgespült. Durch eine chemische Modifizierung der Oberfläche können Randwinkel bis max. 110.. . 120° realisiert werden. Sollen höhere o-Werte - und damit eine noch
14 Nanotechnologie im Bauwesen
496
stärkere Wasserabstoßung - erreicht werden, muss die Oberfläche (mikro)strukturiert werden. Dabei gilt : Bei hydrophoben Oberflächen wird die Benetzbarkeit durch die (Mikro)Rauigkeit der Oberfläche reduziert, bei hydrophilen wird sie dagegen verbessert. Den Zusammenhang: Starke Wasserabstoßung durch Mikrostrukturierung der Oberfläche realisiert die Natur bei den Blattoberflächen einiger Pflanzen , z. B. auch der Lotuspflanze (Lotus-Effect ®). Der Tropfen liegt nur auf den äußeren Spitzen der Mikrostruktur auf, wobei Randwinkel um 1600 auftreten. Man spricht von ultra- oder superhydrophoben Oberflächen. Der Selbstreinigungsmechanismus stützt sich auf die minimalen Kontaktflächen zwischen Tropfen und Oberfläche (2 - 3%!). Die wie auf einer Bürste aufliegenden Schmutzpartikel werden vom abrollenden Flüssigkeitstropfen mitgenommen (Abb. 14.3b). Die Besonderheit der Blattstruktur besteht darin, dass auf der Noppenstruktur (die Noppen sind 5... 10 um hoch und 10... 15 um voneinander entfernt; Abb . 14.3a) noch eine zweite, sehr feine Nanostruktur realisiert ist. Dabei handelt es sich um kleine Wachskristalle (0 ca. 100 nm), die sowohl die Noppen als auch die Täler dazwischen überziehen.
a)
b)
Abbildung 14.3 a) Noppenstruktur des Lotusblattes (www.lotus.effect.com); b) Selbstreinigungsmechanismus an einer mikrorauen Oberfläche.
Die Übertragung einer solch komplexen Oberflächenstruktur auf technische Produkte zur Erlangung eines Selbstreinigungseffektes ist hoch kompliziert und äußerst anspruchsvoll. So wurden Anstrichstoffe entwickelt, bei denen durch Zugabe von SiOrMikropartikeln zu geeigneten Bindemitteln nach der Verarbeitung eine künstlich mikrostrukturierte Oberfläche erzeugt wird. Die 1999 auf den Markt gebrachte Fassadenfarbe Lotusan" wirbt beispielsweise mit dem oben dargestellten Selbstreinigungsmechanismus. Es hat sich in den letzten Jahren jedoch gezeigt, dass die gewünschte Selbstreinigung der Oberfläche nicht in dem Maße eintritt, wie erhofft . Die Tauwassertropfen sind so leicht und vor allem so klein, dass sie nicht abrollen können . Sie verbleiben im Mikrorelief und trocknen dort ab. Wenn sie lösliche Verschmutzungen aufgenommen haben, lagert sich der Schmutz in der Mikrostruktur ab und die Fähigkeit zur Selbstreinigung geht allmählich verloren. Hier ist die Lotuspflanze klar im Vorteil! Sie besitzt die Fähigkeit, ihre Oberfläche zu regenerieren. Wird die Grenzschicht beschädigt, erneuert sie die defekte Oberflächenstruktur innerhalb weniger Stunden bis die Selbstreinigung wieder funktioniert .
Titandioxid (Ti02)-Photokatalyse. Wie die Nutzung des gerade beschriebenen LotusEffects", so kann auch die Anwendung der Titand ioxid-Photokatalyse im Baubereich inzwischen schon als Klassiker bezeichnet werden . Gibt es doch inzwischen eine ganze Reihe
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kommerziell erhältlicher Produkte, die Titandioxid als Photokatalysator zur Zersetzung von Luftschadstoffen praktisch nutzen. Titandioxid gehört neben Verbindungen wie ZnO, ZnS, CdS und Fe203 zu den Photohalbleitern (Kap. 3.3.3). Es kommt in drei unterschiedlichen kristallinen Modifikationen vor, dem Rutil, dem Anatas und dem Brookit. Die thermodynamisch stabile Rutil-Modifikation findet als Weißpigment für Farben, Lacke , Kunststoffe und Keramiken sowie in der Lebensmittelindustrie breite Anwendung. Anatas ist thermodynamisch instabil, kinetisch jedoch stabil. Die Anatas-Modifikation wird aufgrund der im Vergleich zum Rutil deutlich erhöhten Photoaktivität nur begrenzt technisch verwendet. Für einen Einsatz als Photokatalysator ist Anatas geradezu prädestiniert. Abb. 14.4 zeigt das Energieniveauschema eines Halbleiterteilchens in der Darstellungsweise des Energiebändermodells. Bestrahlt man TiOrPartikel mit UV-Strahlung der Wellenlänge A;S; 390 nm (dieser Wert entspricht der Energie der Bandlücke zwischen Valenz (VB) - und Leitungsband (LB) des Ti0 2(Anatas), Eg = 3,2 eV), so reicht die Energie hv der Photonen aus, um die Bandlücke zu überwinden. Es erfolgt der Übergang eines Elektrons in das Leitungsband (e-LB), wobei im Valenzband ein Defektelektron (auch "Loch", h+VB) zurückbleibt (GI. 14-1). (14-1) Liegen die Redoxpotentiale potentieller Akzeptormoleküle (A) und Donormoleküle (D) innerhalb der Bandlücke des Halbleiters, kann eine Redoxzersetzung erfolgen. Die an die Partikeloberfläche migrierten Elektron-Loch-Paare können, falls sie nicht vorher rekombinieren, auf direktem Wege adsorbierte Schadstoffmoleküle zersetzen. Eine zweite Möglichkeit des Schadstoffabbaus kann über intermediär gebildete Radikale erfolgen. Durch die hohe Oxidationskraft der Löcher im Valenzband kann Wasser in einem Einelektronenschritt zum Hydroxylradikal -OH oxidiert werden. OH-Radikale gehören zu den effektivsten Oxidationsmitteln der Atmosphäre, ihre Oxidationskraft übertrifft die des Chlors und Ozons. Die photolytisch erzeugten Elektronen sind dagegen in der Lage, adsorbierten Sauerstoff zu Superoxidionen O2-- zu reduzieren. Aus den Superoxidionen können im Resultat unterschiedlicher Sekundärprozesse Wasserstoffperoxid (H20 2), Peroxyradikale (H0 2-) und wiederum Hydroxylradikale entstehen (Details s. [BC 16,17]). Q)
"2> Q)
c: W
Abbildung 14.4 Energieniveauschema eines Halbleiterteilchens (Energiebändermodell)
498
14 Nanotechnologie im Bauwesen
Über ein zweites faszinierendes Phänomen, das völlig unabhängig vom gerade beschriebenen photoinduzierten Schadstoffabbau existiert, wurde 1997 von Watanabe und Mitarbeitern berichtet [BC 16]: Eine Titandioxid-Oberfläche wird bei UV-Einstrahlung ultrahydrophil (Kontaktwinkel a < 10 ) . Das Wasser fließt auseinander und bildet einen flüssigen Film. Unterbricht man die UV-Bestrahlung, bleibt der niedrige Kontaktwinkel für einen, maximal zwei Tage erhalten, steigt dann jedoch langsam wieder an. Die Oberfläche wird wieder hydrophober. Die Ultrahydrophilie kann durch erneute UV-Bestrahlung wiedererlangt werden. Im Jahre 1994 kamen die ersten, gemeinsam vom japanischen Konzern TOTO Ltd. und der Universität Tokio entwickelten photokatalytisch aktiven Fliesen auf den japanischen Markt. Aufgrund ihrer nachgewiesenermaßen bakteriziden Wirkung wurden sie in Krankenhäusern (OP-Bereich), Kliniken und im häuslichen Sanitärbereich eingesetzt. Mit der Entdeckung der hohen Hydrophilie der TiOrBeschichtung bei solarer Einstrahlung wurden die Fliesen sofort für Außenanwendungen interessant und 2002 in ersten Bauwerken in Japan eingesetzt. Von beschichteten Keramiken zu beschichteten Gläsern ist es nur ein kleiner Schritt. Der international agierende Flachglashersteller Pilkington stellte 2002 das erste Bauglas Pilkington Aktiv™ mit dualaktiver (selbstreinigend und ultrahydrophil) Wirkungsweise vor. Photokatalytisch aktives, selbstreinigendes Glas kann für nahezu alle Außenanwendungen eingesetzt werden. Heute gibt es in Deutschland fast keinen Hersteller von Beschichtungs- bzw. Anstrichstoffen, der nicht in mindestens einem Produkt die Schadstoffzersetzung der photoaktiven TiOrPigmente nutzt. Daneben werden TiOz-modifizierte Dachziegel, TiOz-modifizierte Zemente für Fassaden und Straßenbeton zur Reduktion der hohen Konzentrationen an NO x und leicht flüchtigen organischen Verbindungen in Ballungsgebieten, Putze sowie Gegenstände für die Innenausstattung kommerziell vertrieben [18].
Thermische Isolierung. Als weiteres Anwendungsgebiet der Nanotechnologie muss die thermische Isolierung von Außenfassaden angeführt werden. Die Wärmedämmung von Außenfassaden ist ein wesentlicher Faktor in der Bauwirtschaft - und zwar sowohl im Hinblick auf Investitionskosten bei Neubauten und Gebäudesanierungen als auch hinsichtlich anfallender Betriebskosten. In Westeuropa wird der Markt für die thermische Isolierung in der Gebäudetechnik auf ca. 6 Mrd. Euro geschätzt [BC 19, 20]. Hier bietet sich ein Zukunftsmarkt für nanoporöse Materialien. Seit 1999 werden so genannte Vakuumisolatiouspaneele (VIP, Vacuum Insulated Panel) entwickelt. Diese Dämmplatten nutzen das Prinzip der Vakuumdämmung. Die Vakuumdämmung benötigt bei gleicher Dämmwirkung wesentlich geringere Dämmstärken als konventionelle Dämmstoffe. Als Dämmmaterial wird Aerosil" (Kap. 6.2.2.2), ein hochporöses, nanostrukturiertes Kieselsäurepulver verwendet. Platten aus feinteiliger, poröser Kieselsäure besitzen schon unter Normaldruck gute Wärmeschutzeigenschaften. Bereits ein moderates Vakuum von etwa 50 Millibar reicht aus, um das Wärmeleitvermögen des feinporigen Dämmmaterials weiter deutlich herabzusetzen. Die VIP bestehen aus Kieselsäureplatten, die in ein schützendes Vlies gepackt, anschließend evakuiert und in metallisierte gasdichte Kunststofffolien eingeschweißt werden. Ihre Wärmeleitfähigkeit beträgt nur ca. 0,004 W/m K. Ihre Wärmeschutzwirkung ist fast IO-mal besser als die herkömmlicher, am Bau eingesetzter Dämmmaterialien wie Polystyrol, Polyurethan, Glas- oder Mineralwolle. Das bedeutet: Statt z.B. 40 cm eines üblichen Dämmstoffs wie Polystyrol erzielen 4 cm Vakuumisolationspaneele den gleichen Wärmeschutz. Fazit: Schlankere Konstruktionen werden möglich. Die ersten Produkte erhielten im Juli 2007 ihre allgemeine bauaufsichtliche Zulassung.
14.2 Innovationsfelder fiir Nanotechnologien
499
Ein weiteres in den letzten Jahren entwickeltes Isolationsmaterial sind die so genannten Silica-Aerogele (z.B. Nanogel"). Silica-Aerogele, auch als "gefrorener Rauch" bezeichnet, bestehen aus einem nanostrukturierten, dreidimensionalen Netzwerk von SiOz-Partikeln. Die Partikel größe beträgt etwa 10 nm. Die Porosität dieser Gele kann Werte über 95% (!) erreichen. Fassadenelemente auf Basis von Silica-Aerogelen sind transparent im Gegenteil zu den in der Regel lichtundurchlässigen Vakuum-Dämmplatten. Aufgrund der Lichtdurchlässigkeit eignen sich diese Materialen sowohl für durchscheinende Gebäudefassaden als auch fiir Dachfenster. Die Aerogel-Fenster basieren auf Doppelverglasungen zwischen denen mit Aerogelgranulat gefiillte Polycarboxylat-Stegplatten eingebracht wurden . Die Dämmelemente weisen aufgrund der extrem hohen Porosität des Gels sehr gute Wärmeund Schalldämmwerte auf und bewirken gleichzeitig eine ausgezeichnete Grundhelligkeit mit angenehmem Streulicht. Im Hinblick auf modeme Fassadenfunktionalitäten muss auch die Anwendung von Latentwärmespeichern angefiihrt werden, wenngleich sich diese Entwicklungsrichtung noch auf dem Weg zur Nanostrukturierung befindet. Durch die Verwendung spezieller wärmespeichernder Materialien kann der temperaturausgleichende Effekt dicker Wände auf nur wenige Millimeter dicke Putzschichten übertragen werden. Das Prinzip ist leicht erklärt: Bei der Speicherung von Wärme tritt gewöhnlich im Speichermaterial eine Temperaturerhöhung auf. Diese Temperaturerhöhung verhält sich zur gespeicherten Wärmemenge proportional (Abb. 14.5). Da die gespeicherte Wärme zu fiihlen ist, wird diese Form der Wärmespeicherung alsfühlbare oder sensible Wärmespeicherung bezeichnet. Bei der latenten Wärmespeicherung wird die Wärme dagegen von einem Material gespeichert, bei dem ein Phasenübergang, z.B. vom festen in den flüssigen Zustand, erfolgt. Man spricht von Phasenwechselmaterialien (engl. Phase Change Materials, PCM). Nach dem Erreichen der Phasenübergangstemperatur bleibt die Temperatur trotz weiterer Wärmezufuhr solange konstant, bis das Speichermaterial vollständig geschmolzen ist (Abb. 14.5). Erst dann steigt die Temperatur weiter an. Die während des Phasenübergangs eingespeicherte Wärme bezeichnet man als "versteckte" oder latente Wärme.
Temperatur des PhasenObergangs
,
, ,,
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,, Abbildung 14.5 Temperaturverhalten eines sensiblen (gestrichelte Kurve) und eines latenten (durchgezogene Kurve) Wärmespeichers.
'----..------" latente warme des PhasenObergangs
eingespeicherte Wärmemenge
Für den Phasenübergang fest-flüssig entspricht die latente Wärme der Schmelz- oder Kristallisationswärme (Kap. 4.2.1). Latentwärmespeicherung ist ein aus dem Alltag gut bekanntes Phänomen, z.B. von so genannten Wärmekissen. Sie enthalten meist übersättigte
500
14 Nanotechnologie im Bauwesen
Lösungen von Natriumacetat-Trihydrat (CH 3COONa . 3 H 20) . Diese übersättigten Lösungen stellen den "geladenen Zustand" des Wärmekissens dar . Chemisch handelt es sich bei der Salzlösung um ein metastabiles System . Erst durch "Anstoßen" wird der metastabile Zustand gestört. Das Natriumacetat kristallisiert schlagartig aus und das System gibt (latente) Wärme an die Umgebung ab. Dabei handelt es sich sowohl um Kristallisations- als auch um Salzhydratbildungswärme. Durch das Anstoßen, z.B. durch Bewegung eines Stahlklickers oder durch Biegen eines Metallstreifens bzw . -plättchens, werden aktive Stellen erzeugt. Wahrscheinlich handelt es sich um Mikrorisse im Metall, die als Kristallisationskeime wirken können. Das neuerliche "Aufladen" erfolgt im heißen Wasser, wobei das feste Salzhydrat wieder in eine übersättigte Lösung übergeht. Ein zweites Beispiel für Latentwärmespeicherung stellt die Speicherung von Kälte im Eis dar. Latentwärmespeicher können in einem großen Temperaturbereich verwendet werden. Je nach Phasenumwandlungstemperatur und Anwendungsbereich werden Stoffe unterschiedlichster Substanzklassen als PCM verwendet, z.B. Salzhydrate und Salzhydratmischungen, wässrige Salzlösungen und Paraffine. Bei den auf dem Bausektor eingesetzten PCM-Materialien handelt es sich gegenwärtig vor allem um Paraffine (Paraffinwachse) mit Schmelztemperaturen zwischen -3 .. . 100 °C. Die Entwicklung geht jedoch in Richtung Salzhydrate, da bei ähnlichen Umwandlungsbereichen die gespeicherte Wärmemenge dieser Verbindungen die der Paraffme deutlich übersteigt. Für Anwendungszwecke werden die Paraffine in Kunststoff-Mikrokapseln eingebracht (0 der Kapseln 5...20 um), Durch diese Mikroverkapselung ergeben sich eine Reihe von Vorteilen: • Die Paraffine können nicht in den Baustoff gelangen und eventuell dessen Eigenschaften negativ beeinflussen. • Die Gesamt-Paraffinoberfläche ist aufgrund der geringen Größe der Kapseln sehr groß, damit wird ein optimaler Wärmeaustausch zwischen PCM und Baustoff ermöglicht. • Mikroverkapseltes Paraffin (Abb. 14.6) ist wie ein Pulver leicht und vielseitig einsetzbar, z.B. in Innenputzen und Spachtelmassen. Abbildung 14.6 REM-Aufnahme eines PCM-haltigen Gipsputzes: Die Mikrokapseln sind deutlich zu erkennen . Quelle: Fraunhofer ISE.
Steigt die Umgebungstemperatur an, wird das Paraffmwachs flüssig und Wärme wird gespeichert. Fällt die Temperatur wieder ab, wird das Wachs erneut fest und Wärme wird an die Umgebung abgegeben. Im Februar 2005 kam in Deutschland der PCM-haltige Gipsputz maxit clima® (Fa. maxit) auf den Markt. Die eingesetzten mikroverkapselten Paraffine sind auf eine Phasenwechseltemperatur von 24...26 °C eingestellt. Laut Hersteller nimmt der Spezialputz fünfmal mehr Wärme auf als ein herkömmlicher Innenputz. Eine 1,5 cm dicke Putzschicht mit maxit
14.2 Innovationsfelder für Nanotechnologien
501
clima'" weist demnach etwa die gleiche Wärmespeicherkapazität auf wie eine 7 cm dicke Gipsdielenwand. Wichtig ist, dass die durch sommerliche Überhitzungseffekte "aufgeladene" PCM-Putzschicht durch Nachtlüftung wieder "entladen" wird. Da Paraffine brennbar sind, wurde der PCM-Gipsputz wie auch die Knauf-Latentwärmespeicherplatte in die Brandschutzklasse B2 eingestuft. Durch Aufbringen einer feuerhemmenden Beschichtung (Dämmschicht) erfüllen beide Baustoffe die Anforderungen der Brandschutzklasse B1. Entwicklungsbedarfbesteht gegenwärtig noch hinsichtlich der Erhöhung der Lebensdauer der Mikrokapseln in zementgebundenen Baustoffen . Die Mikrokapseln dürfen weder beim Einmischen noch bei der Verarbeitung zerstört werden . Des Weiteren muss der erhärtete Baustoff eine nahezu beliebige Anzahl von Schmelz-Erstarrungszyklen überstehen, ohne dass er in seiner Stabilität beeinträchtigt wird. Es wäre ein technologischer Durchbruch, gelänge es Nano-PCM herzustellen - Z.B. als Nano-Komposite, die dauerhaft in die Zementmatrix eingebettet werden, ohne die Betoneigenschaften zu beeinflussen [BC 19].
14.2.2
Weitere Anwendungsfelder
Wenn man so will kann man den Zement als ältestes Nanotech-Produkt bezeichnen, denn bei der Hydratation dieses Bindemittels etwa im Beton entstehen nadelförmige, mikro- bis nanometerfeine Kristalle, die zusammenwachsen und die Festigkeit des Materials bewirken . Die Betontechnologie hat gerade in den Jahren nach 1990 deutliche Fortschritte gemacht, die vor allem auf die Entwicklung neuartiger, leistungsfähiger Betonzusatzmittel wie die modemen Fließmittel, aber auch auf Betonzusatzstoffe wie Mikrosilica zurückzuführen sind. Wie in Kap. 9.3.3.5 ausgeführt, beruhen Festigkeit und Dauerhaftigkeit zementgebundener Baustoffe auf einer möglichst dichten Mikro- und Nanostruktur der durch die Hydratation gebildeten C-S-H-Phasen. Je dichter die nadelige Struktur, umso dichter ist das Gefüge des erhärteten Betons. Durch Verwendung von Mikrosilica erreicht man eine wesentliche Verringerung des Porenvolumens sowie Veränderungen in der Kontaktzone Zementstein Gesteinskörnung (Kap. 9.3.3.3.1). Aufgrund der sehr hohen spezifischen Oberfläche kann Überschusswasser gebunden werden. Der Verbund wird verbessert, die Festigkeit erhöht. Die Verwendung von Nanomaterialien (Nanopulver, Polymerdispersionen) führt zu einer weiteren Verbesserung der Baustoffeigenschaften. Durch Anwendung von Nanosilica (z.B. Aerosil") mit einer Partikelgröße zwischen 5...50 nm wird eine noch optimalere Verdichtung der Mikrostruktur des Zementsteins erreicht. Die Nanopartikeln fiillen die Poren weitgehend aus, die Packungsdichte wird erhöht und der Verbund in der Kontaktzone ZementsteinJGesteinskömung wird weiter verbessert. Zusätzlich zu den physikalischen Packungseffekten (Füllerfunktion) wird durch die bei kleiner werdender Partikelgröße exponentiell ansteigende Oberfläche die puzzolanische Reaktivität wesentlich gesteigert. Als Beispiel soll die Umsetzung von Si02 mit Ca(OH)2 angeführt werden [BC 19]: Ist das Quarzmehl grob gemahlen, so läuft beim Mischen mit Ca(OH)2 ohne Wärmebehandlung keine chemische Reaktion ab. Mikrosilica dagegen, mit einer mittleren Teilchengröße zwischen 0,1... 0,15 um, reagiert innerhalb weniger Tage (bis Wochen) in Gegenwart von Wasser mit Ca(OH)2 zu den entsprechenden C-S-H-Phasen. Ein homogenes Gemisch aus Nanosilica und Ca(OH)2hat dagegen bereits nach 24 Stunden einen hohen Anteil an C-S-H-Phasen gebildet, so dass dieses Gemisch bereits als ein eigenständiges Bindemittel betrachtet werden kann.
14 Nanotechnologie im Bauwesen
502
Die genannten Vorteile machen Nanosilica zu einem idealen Zusatzmittel für moderne zementbasierte Bindemittel (hochfester und ultrahochfester Beton). Seine Anwendung spiegelt sich in verbesserten mechanischen Eigenschaften, insbesondere einer hohen Druckfestigkeit, in einer geringen Porosität und einer erhöhten Dauerhaftigkeit wider. Wie eingangs ausgeführt, nimmt die Bedeutung der Oberfläche mit abnehmender Partikelgröße zu. Die extrem große Oberfläche bei Nanopartikeln ist, wie gerade beschrieben, für eine Reihe vorteilhafter Eigenschaften wie die hohe Reaktivität und die sehr gute Wasserbindung verantwortlich. Um diese Eigenschaften zu entfalten, müssen die Nanopartikeln möglichst homogen in die jeweilige Formulierung eingebracht werden . Und genau hier liegt das Problem. Hinsichtlich der Auswahl und der Wirkung geeigneter Dispergiermittel besteht zur Zeit noch ein erheblicher Klärungsbedarf. Neben Nanosilica sind auch andere nanoskalige Oxide wie Fe203, Ab03 oder Ti02 als Betonzusatzstoffe denkbar. Abbildung 14.6 Räumliche Struktur einer Kohlenstoff- Nanoröhre (CNT) (www.3dchem.com/molecules).
Eine interessante Forschungsrichtung beschäftigt sich mit der Verwendung von Nanoröhren bzw. -fasern anstelle von Nanopartikeln. Für die Herstellung von Nanoröhren eignen sich vor allem schichtförmig aufgebaute Stoffe oder Polymere, von besonderem Interesse sind in diesem Zusammenhang Kohlenstoff-Nanoröhren (Carbon Nano Tubes, CNT; Abb. 14.6). Kohlenstoff-Nanoröhren weisen eine Reihe extremer Eigenschaften auf: Ihre Zugfestigkeit kann bis 50 GPa betragen, damit ist sie mehr als 20-mal so hoch wie die von Stahl. Ihr E-Modul liegt bei ca. 1000 GPa. Darüber hinaus besitzen sie eine etwa 1000-mal höhere elektrische Leitfähigkeit als Cu und eine hohe thermische Leitfähigkeit (bis zu 5.800 W/m K). Ihre Dichte beträgt rund 1,4 g/cnr' . Die Röhren aus Kohlenstoff haben einen Durchmesser von wenigen Nanometern. Sie sind damit etwa 50.000-mal dünner als ein menschliches Haar. Aufgrund ihrer extrem kleinen Abmessungen lassen sie sich wesentlich besser im Beton verteilen als übliche Stahl- oder Kunststoffbewehrungen. Da sich gezeigt hat, dass sie zusätzlich als Kristallisationskeime wirken, härtet der Beton schneller aus und erhält eine höhere Dichtigkeit. Die Druckfestigkeit von UHPC kann durch Zugabe von Kohlenstoff-Nanoröhren nochmals deutlich erhöht werden . Ein gegenwärtig noch zu lösendes Problem beim Verarbeitungsprozess betrifft die Dispergierbarkeit der CNT. Sie neigen aufgrund ihres hydrophoben Verhaltens in wässriger Lösung zur Clusterbildung. Interessante Anwendungsfelder ergeben sich für die Nanotechnologie auch im Bereich Fenster und Verglasungen. Durch Anwendung nanoskaliger Schichten bzw. Beschichtungen können der Wärme- und Sonnenschutz sowie das Reflektions- und Verschmutzungsverhalten der Glasscheiben (s. o. TiOrPhotokatalyse) gesteuert werden. Fenster (Glasflächen) sind wichtige Komponenten des (solaren) Bauens: Indem sie Sonnenstrahlung und Wärme in den Raum lassen, senken sie den Heizbedarf der Gebäude in der kalten Jahreszeit und ermöglichen im Winter passiv-solare Energiegewinne. Darüber hinaus
14.2 Innovationsfelder für Nanotechnologien
503
garantieren sie ganzjährig eine natürliche Beleuchtung und reduzieren so den Energieaufwand für elektrische Beleuchtung. Die hohe Licht- und Energiedurchlässigkeit großer Fensterflächen bringt jedoch auch Nachteile mit sich: Im Sommer kommt es zu Überhitzungen. Damit wird entweder eine aktive Klimatisierung erforderlich oder die Glasflächen müssen aufwendig abgeschattet werden, z.B. durch Jalousien, Stores oder Markisen. Künftig sollen schalt- oder regelbare Verglasungen dieses Problem lösen und die teilweise gegensätzlichen Anforderungen besser in Übereinstimmung bringen. Schalt- oder regelbare Verglasungen ändern ihre optischen Eigenschaften quasi per Knopfdruck (aktive Systeme) oder selbsttätig (reaktive Systeme). Je nach Aktivierung und Aufbau unterscheidet man folgende schaltbare Schichten:
• Elektrochrome Schichten Bei elektrochromen Verglasungen erfolgt die Schaltung durch elektrischen Strom. Dabei lässt sich die Transmission (Durchlässigkeit) der Verglasung entweder in mehreren Stufen (häufig 5) oder stufenlos verändern. Die Durchsicht bleibt immer erhalten. Unter Elektrochromie versteht man die Änderung der optischen Eigenschaften von Molekülen und Kristallen, insbesondere der Lichtabsorption, durch ein äußeres elektrisches Feld . Der Aufbau des elektrochromen Glases ist vergleichbar mit dem einer Verbundglasscheibe, die aus zwei TCO-beschichteten Gläsern (TCO = tranparent conductive oxide, Z.B. fluordotiertes SnOz) besteht (Abb. 14.7). An den Gläsern sind die elektrischen Anschlüsse montiert. Zwischen den beiden Glasscheiben des Glasverbunds befindet sich die aktive Schicht, bestehend aus Wolframoxid (W03, Elektrode) bzw. einem Li'
Randversiegelung
WO, Ionenleitfähiges Polymer Gegenelektrode ~ Li-Ionen
•
Li-W0 3-Farbzentren
TeO innen
Abbildung 14.7 Schichtaufbau einer elektrochromen Verglasung ; TCO = transparent conductive oxide , z.B. fluordotiertes Sn02 . Quelle: FLABEG
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14 Nanotechnologie im Bauwesen
Die geschilderten Vorgänge sind mit dem Lade- und Entladevorgang eines Akkumulators vergleichbar. Bei falscher Steuerung können hier ebenso Memory-Effekte auftreten und bei Überladung können die Elektroden geschädigt werden. Deshalb wird kommerziell für jede elektrochrome Scheibe ein Controller mitgeliefert, der eine ordnungsgemäße Steuerung von Ladung und Entladung garantiert. Je nach Größe der Scheibe kann ein vollständiger Umfärbevorgang bis zu 15 Minuten dauern. Bei Einsatz von W0 3 erreicht man eine intensive Blaufärbung der Verglasung. Durch Variation der elektrochromen Substanzen kann die Farbe des aktivierten Fensters verändert werden: Mo-dotiertes Nioboxid (Nb 20s-Mo) ~ grau; Li-dotiertes Nioboxid (Nb20s-Li) oder Nickeloxidffitandioxid (NiO-Ti02) ~ braun. Lebensdauer und Eigenschaften der elektrochromen Verglasung hängen wesentlich von der Zuverlässigkeit der Steuerungselektronik ab . Es wird eine Lebensdauer von 20 Jahren angestrebt. Mit elektrochromen Verglasungen kann die Energieeinstrahlung variabel gestaltet und Energie eingespart werden. Be i direktem Sonnenlicht gibt es allerdings keinen sicheren Blendschutz, eine mögliche Blendung wird nur stark reduziert. • Gaschrome (hydrochrome) Schichten Die Schaltung bei gaschromen Schichten erfolgt durch Kontakt mit einem Gas. Für die einzufärbende Schicht wird meist ebenfalls Wolframoxid verwendet, d.h. die gaschromen Schichten zeigen im abgedunkelten Zustand ebenfalls eine tiefblaue Färbung. Die Durchsicht bleibt wiederum erhalten. Die transparente Wolframoxidschicht befindet sich auf der Innenseite der Doppelverglasung. Die Einfärbung erfolgt aber nicht wie gerade beschrieben durch elektrischen Strom, sondern durch die Einlagerung von atomarem Wasserstoff. Durch den Kontakt mit dem Wasserstoff ändert die vorher "unsichtbare" WOrSchicht ihre chemische Zusammensetzung, färbt sich dunkelblau und streut zusätzlich das Licht. Der Wasserstoff entsteht wie folgt: Wasserdampf wird in einer Elektrolyse-Einheit durch Strom in Wasserstoff und Sauerstoff zerlegt. Der Wasserstoff wird katalytisch (Pt) in atomaren Wasserstoff aufgespalten. Durch Wechselwirkung des atomaren Wasserstoffs bzw. der gebildeten Protonen mit den O-Atomen der Wolframoxidschicht werden O-Fehlstellen im Gitter erzeugt. Sie sind die Ursache für die auftretende Farbänderung. Der sich bildende Wasserdampf entweicht. Die Lichtdurchlässigkeit der gaschromen Verglasung wird über die Wasserstoffkonzentration im Gasspalt der Verbundscheibe gesteuert. Entfärbt wird die aktivierte Schicht durch Überströmen mit atomarem Sauerstoff, der ebenfalls katalytisch erzeugt wird. Das Gasversorgungsgerät, das den Wasserstoff und den Sauerstoff liefert sowie das gebildete Wasser recycelt, wird idealerweise in die Fassade integriert. Für den Aufbau einer Wärmeschutzverglasung kann der gaschrome Zweischeiben-Verbund mit einer niedrig emittierend beschichteten Glasscheibe kombiniert werden. Je nach Gasversorgungssystem können Verglasungsflächen von bis zu 10 m 2 geschaltet werden. Die Einfärbung der Glaseinheit benötigt etwa fünf Minuten. Auch bei gaschromen Verglasungen ist ein vollständiger Blendschutz nicht gegeben. • Photochrome/photoelektrochrome Schichten Photochrome Gläser (oder Kunststoffscheiben) sind bekannt von selbsttönenden Sonnenbrillen. Bei Sonneneinstrahlung dunkeln diese Gläser in den Farben grau und braun ein, bleiben aber durchsichtig. Der Effekt der Abdunklung wird durch UV-Licht bzw. kurzwelliges sichtbares Licht hervorgerufen. In Abwesenheit von Sonnenlicht erfolgt die Aufhellung von selbst. Hintergrund der Ein - bzw . Entfärbung sind reversible Übergänge zwischen
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14.2 Innovationsfelder für Nanotechnologien
im Glas eingelagerten, mit Cu dotierten Silberhalogeniden (AgCl, AgBr). Durch Einstrahlung von Licht entstehen z.B. aus Silberchlorid (AgCl) Silber- bzw. Chloratome: ~
0
AgCI - - - Ag + Cl· Für die Eindunkelung sind die Silberatome verantwortlich. Diese Photoreaktion ähnelt dem Primärvorgang des photografischen Prozesses. Anders als im photografischen Material können aber in den photochromen Gläsern die Chloratome nicht wegdiffundieren und die Silberkeime nicht nennenswert wachsen. Dies verhindert die starre Borosilicatmatrix. Damit sind günstige Voraussetzungen für die Rückreaktion gegeben, die sowohl durch Licht als auch durch Wärme ausgelöst werden kann. Vorteile: Sehr einfacher Aufbau (keine TCO-Schichten), keine externe Spannungsversorgung notwendig, kein Problem mit Kurzschlüssen, in moderneren Systemen wird zum Einfärben kein UV-Licht mehr gebraucht. Photo chrome Gläser besitzen aber auch eine Reihe von Nachteilen: Die Ein- bzw . Entfärbung sind stark temperaturabhängig, die Gläser besitzen eine mangelnde Langzeitstabilität, einen hohen Absorptionsgrad im abgedunkeltem Zustand, sind nicht wie die oben besprochenen schaltbaren Gläser steuerbar und besitzen hohe Preise . Es gibt auch hier Neuentwicklungen (Kombination mit Farbstoffzellen), auf die aber nicht näher eingegangen werden soll.
Abbildung 14.8 Funktionsprinzip einer photoelektrochromen Schicht (Quelle: Fraunhofer ISE)
Bei photoelektrochromen Schichten (Abb . 14.8) wurden die Wirkmechanismen einer elektrochromen Schicht und einer elektrochemischen Solarzelle kombiniert. Eine Glasscheibe wird mit einer transparenten leitfähigen Schicht (TCO) und einer elektrochromen W03-Schicht belegt. Darauf bringt man nanoporöse TiOz-Partikeln, die mit einer Monolage eines Sensibilisierungsfarbstoffes bedeckt sind (Farbstoffzellel) . Die Poren und der Raum zwischen TiO z und Gegenelektrode sind mit einem festen Elektrolyten gefüllt, indem Lithiumiodid (Lil) gelöst ist. Als Gegenelektrode fungiert eine zweite , mit einer TCOSchicht bedeckte Glasscheibe. Die TCO-Schichten werden mit katalytisch aktivem Platin überzogen. Beide Elektroden sind über einen externen Schalter miteinander verbunden. Bei Absorption von Licht durch die Farbstoffmoleküle erfolgt ein Elektronentransfer auf die TiOz-Partikeln, die die Elektronen zum W03 weiterleiten. Dort wird das Wolfram reduziert und die photoelektrochrome Schicht färbt sich blau. Die oxidierten Farbstoffmoleküle werden durch die anwesenden Iodidionen gemäß 3 T ~ 13- + 2 e- wieder reduziert, wobei Tri-
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14 Nanotechnologie im Bauwesen
iodidionen (13-) entstehen. Überschüssige Lt-Ionen diffundieren durch die poröse Ti0 2Schicht in die WOrSchicht und sorgen für den Ladungsausgleich . Die photoelektrochrome Schicht wird über einen externen Stromkreis geschaltet: Ist der Stromkreis geöffnet, färbt sich die Schicht unter Bestrahlung blau. Wird der Stromkreis geschlossen, können die Elektronen aus dem W03 über den Schalter zur Gegenelektrode zurückfließen, wo das Platin die Rückreaktion des 13- zum F katalysiert. Gleichzeitig wandern die Lithiumionen in den Elektrolyten zurück. Die Schicht entfärbt sich - auch unter Bestrahlung, d.h die Lichtdurchlässigkeit kann sowohl bei Beleuchtung als auch im Dunklen durch Schalten wieder erhöht werden. Vorteile des photoelektrochromen Systems: Keine externe Stromversorgung notwendig, Ein- und Entfärbung können unabhängig voneinander optimiert werden, durch Schalten kann die Entfärbung auch bei starker Beleuchtung verringert werden. Die Schaltzeit beträgt etwa 15 Minuten. • Thermochrome und thermotrope Schichten Thermochrome Schichten wechseln die Farbe, wenn ihre Temperatur einen bestimmten Wert übersteigt. Für Verglasungen wird zurzeit dem Vanadiumpentoxid V20S das größte Potential zugemessen. In dünnen Schichten auf das Glas aufgetragen, ändert das V20S bei 68°C seine optischen Eigenschaften (von gelb nach grün; je nach Herstellungsverfahren sind auch andere Farbwechsel bekannt!). Erwünscht ist allerdings weniger eine temperaturabhängige Verfärbung im sichtbaren Bereich. Vielmehr wünscht man sich die Veränderung der optischen Eigenschaften im IR-Bereich, so dass Wärmestrahlung je nach Schaltzustand der Scheibe durchgelassen wird - oder eben nicht. Entwicklungsstand : Labormaßstab. Thermotrope Gläser gehen mit steigender Temperatur (selbständig) von einem klaren, lichtdurchlässigen in einen opaken, lichtstreuenden, weiß eingetrübten Zustand über. Bei den eingesetzten Substanzen handelt es sich um Zweikomponentensysteme wie KunststoffKunststoff (Polymerblend)- oder Kunstoff-Wasser (Hydrogel)-Kombinationen. Bei niedriger Temperatur liegt das System homogen und klar vor. Steigt die Temperatur an, kommt es zur Zusammenballung der Polymere. Durch diese "Entmischung" stellt sich eine erhöhte Lichtstreuung und eine diffuse Reflektion ein. Der Vorgang ist reversibel. Nachteile: nicht steuerbar, ungleichmäßige Eintrübung, langsame Reaktion.
I
Bis heute ist ein Durchbruch für eine breite kommerzielle Anwendung schaltbarer Gläser (ItSmart Windows") sowohl aus Kostengründen als auch aus technischen Gründen noch nicht absehbar.
Marktreif ist inzwischen die Entwicklung von Antireflexschichten für Flachglas, deren Aufgabe es ist, den Licht-Transmissionsgrad zu erhöhen. Die Antireflexeigenschaften beruhen auf einer nanoporösen Interferenzschicht aus Si02 oder Siliciumnitrid (SiNx) , die auf beiden Seiten des Glases aufgebracht wird. Die Reflektionsverluste, die üblicherweise bei 8% liegen, können bis auf etwa 2% verringert werden. Anwendungsfelder sind Photovoltaik-Module, großflächige Glasfassaden und Gewächshäuser. Obwohl noch einige weitere Beispiele für die Anwendung nanotechnologischer Innovationen in Architektur und Bauwesen zu nennen wären, Z.B. mit Nanopartikeln modifizierte Fliesenkleber, Nanocoating von Keramik und Holz sowie neue Flammschutzmittel mit optimiertem Eigenschaftsprofil, erscheinen mir die vorstehend beschriebenen Anwendungsfelder als besonders repräsentativ und zukunftsweisend.
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Sachwortverzeichnis Abbinden 329, 332f., 358 Abbindebeschleuniger 354 Abbindeverzögerer 353 Abgabe von Energie 77 Abgaskatalysator 129 abgebundener Gips 358 abgeschlossenes System 76 Abkühlkurve des Eisens 232 absolute Luftfeuchtigkeit 99 Absorption, von Strahlung 30 Abstandsfaktor 352 Abstoßungskräfte, elektrostatische 46 Abtrag, s. Stoffabtrag Abwasser 172 Acetaldehyd (Ethanal) 409 Acetat 190, 197, 200, 202, 411f. Aceton (Propanon) 409f., 418 Acetylen (Ethin) 397 Acetylide, s. Carbide Achterschale 49 Acrylate 410f., 446, 458, 468 Acrylharze 446, 458 Acrylnitril 445 Acrylsäure (Propensäure) 410 Actinoide 40 acyclische Kohlenwasserstoffe 391 Adhäsion 64, 138 Adhäsionskräfte 64, 138 Adipinsäure 449 Adsorption 89, 338 Aerosil 281,498 Aerosol 121 Aggregatzustand 1 Aggressivität der Atmosphäre (Korrosion) 121 Akkumulatoren 224 Aktivierungsenergie 85 Aktivität 181 Aktivität, radioaktive Strahlung 25 Aktivitätskoeffizient 181 Albit 66, 228 Aldehyde 407ff. Algizide 383 alicyclische Kohlenwasserstoffe 391 aliphatische Kohlenwasserstoffe 391
Alit 314 Alithydratation 324ff. Alkalibeständigkeit 460 Alkali-Kieselsäure-Reaktion 375f. Alkali-Mangan-Batterie 225 Alkalimetalle 39 Alkalipuffer 377 alkalische Lösung 186 Alkalimetallsilicate 282f. Alkalität, wirksame 377 Alkalitreiben, s. Alkali-KieselsäureReaktion Alkanale 407f. Alkandisäuren 412 Alkane 391ff. Alkanole 404f. Alkansäuren 41Off. Alkene 395ff. Alkine 396ff. Alkohole 150,403f. Alkydharze 453 Alkylreste 393 Allotropie 107 Alpaka 265 Alphastrahlung 24 Altersbestimmung 27 Alterung von Bitumen 425 von Kunststoffen 462 Aluminate 262 Aluminatphase 315 Aluminium 261ff. Aluminiumbronzen 263 Aluminiumhydroxid 262, 275 aluminothermisches Verfahren 263 Alumosilicate 109, 275, 286, 288 Ameisensäure (Methansäure) 412 Amine 401 Aminobenzol, s. Anilin Aminogruppe 401 Aminoplaste 451 Ammoniak 94, 104, 105 - basische Eigenschaft 105 - Puffer 201 Ammonifikation 104
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Sachwortverzeichnis
Ammoniumchlorid 198,202,370 Ammoniumion 104 Ammoniumnitrat 204,370 Ammonsalpeter, s. Ammoniumnitrat amorphe Stoffe 65, 142, 290 Amosit 284 Amphibolasbeste 287 Amphibole 284 Ampholyte (Säure-Base) 184 amphoter 42, 184f., 262 anaerob 105,382 Anfangsfestigkeit 342 angeregter Zustand 32 Angriffsgrad von Wässern 171 Anhydrit 66,322,329,355 Anilin (Aminobenzol) 401 Anion 7,228 Anionbase 184, 197 Anionenaustauscher 168 Anionsäure 184 anisotrop 67 Anlassen 237 Anmachwasser 171 Anode 213,227(,239 anodische Oxidation 213,227,228 anodischer Korrosionsschutz 260f. anorganische Bindemittel 305ff. Anorthit 66, 288f. Anreger 318, 360 Antioxidationsmittel, Antioxidantien 437f., 465 Anziehungskräfte - elektrostatische 46 - intermolekulare 62 Apatit 273, 355 Aquakomplexe 152, 173 Äquivalenzkonzentration (Normalität) 191 Äquivalenzpunkt 176, 189 Aragonit 66,272,307 Argon 98 aromatische Verbindungen 397ff. Arrheniussche Säure-BaseTheorie 181 Arylrest 398 Asbest 287
Asbestzemente 288 Aschen 320 Asphalte 426 Asphaltene 420 Assoziationskolloide 157 ataktisch 430 Atmosphäre 97 Atmosphärendruck - und Siedepunkt 145 Atmosphärentypen (Korrosion) 121 Atom 6 Atombau 21ff. Atombindung (Kovalenz) 48ff. Atomhypothese, Dalton 8 Atomkern 22 Atommasse - absolute 11 - relative 11 Atomare Masseneinheit 11, 541 Atommodell, Bohr 3Off. Atomorbital 32 Atomradius 40 Atomspektrum 30 Atomsymbol 5 Aufbauprinzip 36 Aufenthaltswahrscheinlichkeit 33 Aufläsen eines Salzes 151ff. Aufnahme von Energie 77 Aufstellen von Reaktionsgleichungen 74,208 Ausbauasphalt 491 Ausblühungen 384ff. Ausgleichsmasse 471 Auslaugung von Beton 365 äußere Weichmachung 433 Austenit 236 Autoabgase 129 Autoklav 146,356,364 Autoprotolyse des Wassers 185 Avogadrosche Konstante 12, 541 Bakelit 451 bakterielle Besiedlung 381 Balmer-Serie 31 Bändermodell, s. Energiebändermodell Bandsilicate 284
514
Bariumsulfat 164,273,437 Basalte 274 Basen 42, 181f, 186,205 Baseanhydrid 42 Basekonstante 194 Basestärke 192f. bas ische Lösungen 186 basische Oxide 42 Baufeuchtigkeit 309 Baugipse 355ff. Bauglas 294f. Baukalke 307ff. Baustähle 237 Bauschutt 488 Baustellenabfälle 488 Baustoffrecycling 487 ff. Bautenschutz 388f. Bauxit 344 Becquerel 25 Beilsteinprobe 443 Beizen 260 Beizinhibitoren 260 Belit 314, 315f. Belüftungselement 242 Benetzung 138 Benzine 394f.,4l8 Benzoesäure 412 Benzol 398f., 418 Bergkristal1 278 Beschichtungen 390,459,500 Beschleuniger 354f., 437 Besetzung von Orbitalen 36 Betastrahlung 24 Beton 332ff., 336, 338 Betoncarbonatisierung 378 Betonkorrosion 367ff. Betonkrebs 375 Betonverflüssiger 347 Betonzusatzmittel 347ff. Bewehrungsstahl (korr, Angriff) 378f. Bienenwachs 415 Bildungsenthalpie 79, 536 Bimsstein 274 Bindemittel 305ff.,459 Bindungsdissoziationsenergie 463 Bindungselektronenpaar 48
Sachwortverzeichnis
Bindungsenergie 463 Bindungslänge 40 Bindungspolarität 56 Bindungswinkel 51f., 132 biogene Schwefelsäurekorrosion 382 biogene Sedimente 276 Biokorrosion 241, 381 biologische Schädigungen 368, 380f. Biomineralisation 276 Biozide 383 Bittersalz 386 Bitumen 419ff. bitumenhaltige Bindemittel 419ff. Bitumenemulsion 424 Bitumenkitte 471 Bitumenlösung 423 Bläuepilze 475 Blei 267ff. Bleiakkumulator 226 Bleiglanz 273 Bleikristallglas 294 Blockcopolymere 430 Bodenfeuchtigkeit 258 Bodenkörper 160 Bodenkorrosion 244 Bogue-Formeln 316 Böhmisches Kristal1g1as 293 Bohrsches Atommodel1 28 Bor-Tonerde-Gläser 294 Borax 294 Boudouard-Gleichgewicht 233 Brandschutzglas 295 Branntkalk, s. gebrannter Kalk Bravais-Gitter 534 Brennen von Kalkstein 95, 307 Brennen der Zementrohstoffe 312 Brennstoffzelle 226 Bromierung von Doppelbindungen 395 Brönsted-Base 183 Brönsted-Säure 183 Bronzen 265 Brünieren 176 Building Related Illness (BRl) 487 Bürette 176 1,3-Butadien 396 Butan 392
Sachwortverzeichnis
Butanol 405 Butansäure, s. Buttersäure I-Buten 396 2-Buten 396 I-Butin (Ethylacetylen) 396 2-Butin (Dimethylacetylen) 396 Buttersäure (Butansäure) 410 Calcinierung 307 Calcit 307 Calciumaluminate 315, 328f. Calciumaluminatferrite 328f., 316 Calciumaluminatferrithydrate 33lf. Calciumaluminathydrate 330f. Calciumcarbid 397 Calciumcarbonat 274f., 307, 378 - Brennen 307 - Löslichkeit 166, 531 - Reaktion mit Kohlensäure 116 Calciumhydrogencarbonat 116, 167,369 Calciumhydroxid 161,308,324 Calciumnitrat 387 Calciumnitrit (Korr.inhibitor) 354 Calciumoxid 42, 308 Calciumphosphat 168,355 Calciumsilicate 310, 314f. Calciumsilicathydrate 323f. Calciumsulfat 165, 168, 355f. Calciumsulfat-Dihydrat 356 Calciumsulfat-Halbhydrat 356 Carbidion 397 Carbonate 114, 115f. Carbonathärte 167 Carbonatisierung, Luftkalke 309 Carbonatisierung, Beton 378 Carbonatisierungstiefe 379 Carbonatnachweis 114 Carbon Nano Tubes 502 Carbonsäuren 410ff. Carbonsäureester 413f. Carbonylgruppe 407 Carboxylgruppe 410 Cellulose 472 CEM(II)-Zemente 346 Cementit 235f. Chalkogene 39
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Chelate 174 Chelatkomplexe 174 Chemiegips 355 chemische Bindung 45ff. chemische Formel 6,392 chemische Korrosion (Metalle) 237ff. chemische Korrosion nichtmetallischer Baustoffe 368ff. chemische Reaktion 7,74ff. chemisches Gleichgewicht 90ff. chemisches Symbol 5 chemische Verbindung 6 chem. gebundenes Wasser 155,338,341 Chemisorption 89 Chlor 206, 210 Chloralkalielektrolyse 229 Chloralkane 401f., 418 Chlorbenzol 399,418 Chloridkorrosion 245,379f. Chloridnachweis 164 Chlorkohlenwasserstoffe 401, 418 Chlormethan (Methylchlorid) 403 Chloroform, s. Trichlormethan Chlorokomplexe 173f., 245 Chlorsilane 300 Chlorwasser 210 Chlorwasserstoff 182, 204 Chrom 269ff. Chromat 269 Chromatieren 258 Chromatreduzierer 269f. Chrysotil 284 Cobaltkomplexe 174 Copolymere 429 Coulombsches Gesetz 46 Cristobalit 279 CSH-Phasen 323ff. Curie 25 Cyanid als Ligand 173 cyclische Ether 407, 415 Cycloalkane 394ff. Cyclohexan 394,418 Cypermethrin 479 Dämmstoffe 294, 445, 455 Daltonsche Atomtheorie 8
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Daltonsches Gesetz der Partialdrücke 101 Dampfdruck - Lösungen 146f. - reines Wasser 143 Daniell-Element 213 DDT 400 Debye 56 Decan 392 Defektelektron 61 delokalisierte Bindung - Benzol 397 - Ozon 108 - Stickoxide 123 Deltamethrin 479 demineralisiertes Wasser 169 Denitrifikation 105 Depassivierung des Bewehrungsstahls 379 Depolymerisation 463 Desoxidation 234 Destillation 4 Detergentien, s. Tenside Deuterium 24 Diabas 274 Diagenese 275 diamagnetisch 106 Diamminsilber-Komplex 164 Diaphragma 213 1,2-Dibromethan 395 Dicalciumsilicat 310, 314f. Dicarbonsäuren 412 Dichlordifluormethan 403 Dichlordiphenyltrichlorethan (DDT) 400 1,2-Dichlorethan 396 Dichlorethene 395 Dichlormethan (Methylenchlorid) 403, 418 Dichromat 269 dichteste Kugelpackung 67 Dichtungsmittel 353 Dielektrizitätskonstante 152 Diene 396 Diethylether 406, 418 Diffusion 334 Diffusionschromieren 254
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Dihydrogenphosphat 205 Dimethylacetylen , s. 2-Butin Dimethylbenzole , s. Xylole Dimethylether 407 Dimethylketon (Aceton) 408,418 Dinasteine 299 Diole 404, 405 Diorit 274 Dioritporphyr 274 l,4 -Dioxan 407 Dioxine 416 Dipol 56, 132 Dipol-Dipol-Wechselwirkungen 62 Dipolmolekül 56f., 132 Dipolmoment 56 Diradikal 49, 106 Dispergiermittel, s. Tenside Dispersion 156ff. Dispersionsgrad 156 Dispersionskolloide 157 Dispersionskräfte 63 Dispersionsklebstoffe 467 Dispersionsmittel 141, 156 Disproportionierung 210 Dissoziation, elektrolytische 178 Dissoziationsgrad 178 Dissoziationskonstante 178 Distickstoffmonoxid 118 Dolomit 273,307 Dolomitkalk 310 Doppelbindung 51,395 d-Orbitale 34 Dotierung 61 Dreifachbindung 51, 396 dreiwertiger Alkohol 405,414 Dreiwegekatalysator 129 Druck - und chemisches Gleichgewicht 94 Druckfestigkeit von Beton 341 Dualismus, Welle-Teilchen 32 Duplex-System 253 Duraluminium 263 Duromere, s. Duroplaste Duroplaste 436 Dynamidonsteine 299
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dynamisches Gleichgewicht 91f., 143, 160 Echte Lösung 155 Edelgase 39 Edelgaskonfiguration 46 Edelstähle 248 edle Metalle 218, 219 EDTA 176 Edukte 7,74 einbasige (einprotonige, einwertige) Säuren 191, 204 Einbauklassen 490 Einfachbindung 50, 39lf. Einfriertemperatur 432 Einkomponenten -Klebstoffe 468 Einlagerungsmischkristalle 71 Einpresshilfen 354 einsäurige (einwertige) Basen 191 Einstreumenge 361 einwertiger Alkohol 404 einzähniger Ligand 174 Eis 133, 134 Eisen - analytischer Nachweis 176 - Darstellung 233 - pysikalisch-chemische Eigenschaften 231 Eisenerze 231 Eisen-Kohlenstoff-Diagramm 235 Eisenoxidhydroxid (Rost) 243 Eisenphosphat 257 Eisessig 412 Elastomere 434f. elektrische Leitfähigkeit 179f. elektrisches Potential 212 elektrochemische Spannungsreihe 214f., 218,220,533 elektrochem. Stromerzeugung 224ff. elektrochrome Schichten 503 Elektrode 211 Elektrodenpotential 214 Elektrolyse 227f. Elektrolyte 177f. elektrolytische Dissoziation 178 elektromagnetisches Spektrum 29
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elektromotorische Kraft 216 Elektron 21 Elektronegativität 54 Elektronenaffinität 41 Elektronendichte 33 Elektronengasmodell 59 Elektronenhülle 22, 28f. Elektronenkonfiguration 36 Elektronenoktett 48 Elektronenpaar 48 Elektronenpaarbindung 48 Elektronensprung 32 Elektronenübergang (Redox) 45 elektrostatische Anziehung 46 Elementarladung 21, 541 Elementarteilchen 21f. Elementarzelle 65 Elemente - chemische 5,38f. - galvanische 213 Eloxal-Verfahren 256,261 Emaillieren 256 Emulgatoren, s. Tenside Emulsion 157f., 424 Emulsionspolymerisation 457 Enantiotropie 232 endogene Kräfte 272 endotherme Reaktion 77 endothermer Lösungsvorgang 154 Energie - chemischer Reaktionen 75 - elektromagnetische Strahlung 30 - von Orbitalen 36 Energiebändermodell 59 Entglasung 291, 296 Entropie 82 Entsäuerung 307 Entschwefelung von Rauchgasen 125 Entstickung von Rauchgasen 129 Entzinkung 250 EP 456 Epichlorhydrin 456 Epoxide 456 Epoxidharze 456 Erdalkalimetalle 39 Erdalkalimetallsilicate 282, 314f.
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Erdaushub 488 Erdöl 394,419 Erdölharze 421 Ergussgesteine 274 Erhaltung der Masse 7 Erhärtung 332,358,462 Erosion 275 Erstarren 332, 338 Essigsäure (Ethansäure) 412 Essigsäure-Acetat-Puffer 202 Essigsäurebutylester 418 Essigsäureethylester 413, 418 Ester 413ff. Estrichgips 358 Ethan 392 Ethanal, s. Acetaldehyd 1,2-Ethandiol, s. Ethylenglycol Ethandisäure , s. Oxalsäure Ethansäure, s. Essigsäure Ethanol 404, 418 Ethen (Ethylen) 395 Ether 406ff. Ethin 396 Ethinylrest 397 Ethylacetat, s. Essigsäureethylester Ethylacetylen, s. I-Butin Ethylalkohol, s. Ethanol Ethylen (Ethen) 395 Ethylendiamin 174 Ethylendiamintetraacetat (EDTA) 176 Ethylenglycol (1,2-Ethandiol) 150, 405f.,418 Ethylgruppe (-rest) 393 Ettringit 329f., 372, 374 Ettringitbildung, verspätete 374 Eutektikum 71 eutektisches Gemisch 71 Eutrophierung 169 exogene Kräfte 272 exotherme Reaktion 77 exothermer Lösungsvorgang 154 extensive Größe 13 Fällen 163 Färben von Glas 294 Faradaykonstante 217[,221,541
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Faradaysche Gesetze 229 Farbmittel 438 FCKW 117, 402f., 455 Fehlingsche Lösung 409 Feldspäte 273, 288f. Ferritphase 316 Ferrosilicium 234 feste Lösungen (Mischkristalle) 70f. fester Zustand 64ff. Festgestein 273 Festigkeitsklassen 342 Festigkeit von Beton 341 Festigkeit von Polymermörteln und Polymerbetonen 461 Festkörper 64 Festkörperreaktionen 87 Fette 414 Fettsäuren 411 feuerfeste Steine 299 Feuerschutzmittel (Holz) 480 Feuerverzinkung 253 Filtration 4 Flächenkorrosion, gleichmäßige 248 flächenzentriert 66 Flammschutzmittel (Holz) 480 Fließbereich 432 Fließbeton 348 Fließmittel 348 Fließtemperatur 432 Flint 376 Fluate 390 Flugrost 244 Fluorchlorkohlenwasserstoffe 117, 402f.,455 Fluorkieselsäure, s. Hexafluorokieselsäure Fluorkohlenwasserstoffe (FKW) 111 Fluorosilicate 390 Fluorwasserstoff 64, 279 Flussmittel 298 Flussspat 273 Fogging 483 Formaldehyd (Methanal) 409,450 Formalin 409 Formel 6, 392 Formelumsatz 74
Sachwortverzeichnis
Formiate 410 fraktionierte Destillation 100 freie Enthalpie 82 freier Kalk 313,317,375 freie Kohlensäure 116 freie überschüssige Kohlensäure 116, 369 freie zugehörige Kohlensäure 116 freiwillig ablaufende Prozesse 82 Fremdstrom (Korrosionsschutz) 259 Frequenz 29 FriedeIsches Salz 380,381 Frigene 402 Frischbeton 336 Frischholzinsekten 474 Frostangriff an Beton 149 Frostschutzmittel 150 Frost-Tausalz-Angriff 150 Füllstoffe (Füller) 321,437,459 fungizide Wirkstoffe 383,477f. Furanharze 454 Gabbro 274 galvanische Zelle (galvanisches Element) 213 Galvanisieren 254 Gammastrahlen 24 Gangart 233 Ganggesteine 274 gaschrome Schichten 504 Gase - allgemeine Zustandsgleichung 10 - ideale Gase 9 - im chemischen Gleichgewicht 93 - Löslichkeit 100f. - reale Gase 9 Gasbeton, s. Porenbeton Gaskonstante 10, 221, 541 gebrannter Kalk 308 gebundene Kohlensäure 116 Gefrierpunkt 2, 135, 146 Gefrierpunktserniedrigung 146f. Gel 159f., 333, 339 gelöschter Kalk 308 Gelporen 335,339f. Gelwasser 339
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Gemenge, s. Gemisch Gemisch 3 Gerbstoffe des Holzes 474 Gerüstsilicate 288f. Gesamthärte 167 gesättigte Kohlenwasserstoffe 391ff. gesättigte Lösung 160 geschlossenes System 75 Geschwindigkeit einer Reaktion 83 Geschwindigkeitskonstante 84 Geschwindigkeitsverteilung 85 Gesetz der Erhaltung der Masse 7 Gesetz der konstanten Proportionen 7 Gesetz der multiplen Proportionen 8 Gesteine 273ff. Gesteinskörnung (früher: Zuschlag) 321,336,338,375L GFK 453 Gibbs-Helmholtz-Gleichung 82 Gips 273,322, 355L Gipserhärtung (-hydratation) 358 Gipsstein, s. Gips Gipstreiben 373 Gitterenergie 46 Gitterkonstanten 65 Glas (Definition) 290 Glaselektrode 188 Gläser 290ff. Glasfaserprodukte 294 glasfaserverstärkte Kunststoffe 453 Glaskeramiken 296 Glaskorrosion 295 Glassorten 292 Glasübergangstemperatur 432 Glasur 300 Glaubersalz 386 Gleichgewicht, chemisches 91ff. - Druckabhängigkeit 94 - Temperaturabhängigkeit 94 Gleichgewichtskonstante 92 - bei Fällungs- und Lösereaktionen 162 - bei Säure-Base-Reaktionen 194 Gleichgewichtsreaktionen 90f. gleichioniger Zusatz 165 Glimmer 284f. Glimmerschiefer 278
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Glucose 473 Glycerin (Propantriol) 150, 405f. , 414, 418 Glycerinester 414 Gneise 278 Goldschrnidt-Verfahren 263 Grad deutscher Härte 167 Granite 3,274 Grauwacken 276 grenzflächenaktive Stoffe 140ff. Grenzformeln, mesomere 108, 122, 123, 398 Grenzwerte für chemische Stoffe im Trinkwasser 170 Grenzwerte zur Beurteilung des Angriffsgrades von Wässern 172 grobdisperse Systeme 156 Grundwasser 131, 171 Grundzustand, elektronisch 32 Gruppensilicate 284 Gummielastizität 434 Gussschlacke 234 Haber-Bosch-Verfahren 94 Haftatom 174 Haftgrundvermittler 257 halbbesetzte Schale 38 Halbelement, s. Halbzeile Halbhydrat 356 Halbleiter 61 Halbwertszeit 26 Halbzeile (Halbelement) 211 Halogenalkane 401f. Halogene 39 Halogenkohlenwasserstoffe 400, 401 Haltepunkt 232 Hämatit 231,273 Harnstoff 451 Harnstoff-Formaldehyd-Harze 451 Härte des Wassers 166ff. Härtebereiche 167 Härtegrade nach Mohs 47 Härter 428,435,450,453,456,462,468 Hartgestein 273 Hart-PE 441 Hart-PVC 443
Sachwortverzeichnis
Harze 427, 450ff, 456, 459, 474 Hauptgruppen 39 Hauptquantenzahl 33 y-HCH, s. y-Hexachlorcyclohexan Hemicellulose 472 Henderson-Hasselbalch-Gleichung 201 Henry-Daltonsches Gesetz 101 Heptan 392 Hess, Satz von 81 Heteroatom 415 heterocyclische Verbindungen 415ff. heterogene Gleichgewichte 95f. heterogene Katalyse 89 heterogene Reaktionen 87 heterogenes Gemisch 3 y-Hexachlorcyclohexan (Lindan) 478 Hexafluorokieselsäure 390 hexagonal 66,534 hexagonal dichteste Kugelpackung 67 Hexamethylendiamin 449 Hexammincobalt(ill)-chlorid 173 Hexan 392 1,6-Hexandiisocyanat 455 Hinreaktion 91 Hochdruckpolyethylen 440 hochhydraulischer Kalk 3 11 Hochofen 223 Hochofenschlacke 234 Hochofenzement (CEM ill) 346 Holz 472ff. - chemische Zusammensetzung 472 Holzcellulose 472 Holzschädigungen 475 Holzschutz 474ff. Holzschutzmittel 475ff. homogenes Gemisch 3 homogene Katalyse 89 homologe Reihe 391 Homopolymere 429 Hornblenden, s. Amph ibole Hume-Rothery-Phasen 73 Hundsehe Regel 36 Hüttenbims 234 Hüttensand 234 Hüttenzemente 346 Hybridisierung 51f.
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Sachwortverzeichnis
Hybridorbitale 51 Hydratation 151ff., 173 Hydratation des Zements, s. Zementhydratation Hydratationsdruck 154,387 Hydratationsenthalpie 153 Hydratationswärme, s. Hydratationsenthalpie Hydrate 153,385 Hydrathülle 153 hydratisierte Ionen 151, 173 Hydratphasen des Zements 323ff. Hydraulefaktoren 310 Hydraulemodul 313 hydraulisch 310 hydraulische Kalke 310 Hydridion 43 Hydrogencarbonate 115, 167,369 Hydrogenphosphate 205 Hydrogensulfate 120, 203 Hydrogensulfite 120 Hydrolyse 198 Hydronalium 263 Hydroniumion 182 hydrophil 138, 140f., 158 hydrophile Kolloide 158 hydrophob 138, 140(, 158 hydrophobe Kolloide 158 Hydrophobierung 301,388f. Hydrophobierungsmittel 301, 388f. hydrothermale Prozesse 146, 364 Hydroxide 42, 205 Hydroxidion 181, 185 Hydroxylgruppe 403 hygroskopisch 154f., 203, 362, 390 Idealer Zustand eines Gases 9 Hlit 285, 296 Imprägnierung 388 Inchromieren 254 Indikator (Säure-Base) 187 Induktionskräfte 62 induzierter Dipol 62 Initiatoren 437 Inhibitor 90f., 260 Innenräume 480
Innenraumschadstoffe 488ff. innenzentriert 66 innere Energie 77 innere Weichmachung 434 insektizide Wirkstoffe 475f. Inselsilicate 284 intensive Größe 13 interionische Wechselwirkungen 180 interkristalline Korrosion 250 intermetallische Verbindungen 73 intermolekulare Bindungskräfte 62ff. intermolekulare Wechselwirkungen, s. intermolekulare Bindungskräfte iondisperse Systeme 156 Ion-Dipol-Wechselwirkung 62 Ionen 7 Ionenaustausch 168 Ionenbindung 45f. Ionengitter 46, 68f. Ionengleichung 208 Ionenladung 7 Ionenprodukt des Wassers 185 Ionenradius 40 Ionenverbindungen 6 ionischer Charakter einer Bindung 57 Ionisierungsenergie 41 Irdengut 298 Isobutan 393 Isobutanol 405f., 418 Isocyanat 455 isoelektronisch 104 Isolator 62 Isomerie 392,395 Isomorphie 70 Isopren 396 Isopropanol 405 isotaktisch 430 Isotope 23 isotrop 67 Jenaer Glas 293 Joule-Thomson-Effekt 100 Kali-Blei-Glas 294 Kalifeldspat 273, 288 Kali-Kalk-Glas 293
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Kalilauge, s. Kaliumhydroxid Kaliumcarbonat (Pottasche) 293,390 Kaliumchromat 207, 269f. Kaliumdichromat 207, 269f. Kaliumhydroxid 205 Kaliumnitrat (Kalisalpeter) 204,388 Kaliumpermanganat 207,209 Kaliumsilicat (Kaliumorthosilicat) 282 Kaliumsulfat 385 Kalke 307ff. Kalkablagerungen (Ausblühungen) 384 Kalkbrennen 95,307f. Kalkerhärtung 309 Kalkfeldspat 288 Kalkhydrat 308 kalkig gebundener Sandstein 276 Kalk( stein)-Kohlensäure-G leichgewicht 116 Kalklöschen 308 kalklösende Kohlensäure 117,369f. Kalkmilch 308 Kalkmergel 276f., 312 Kalkmörtel 308 Kalksalpeter 204,387 Kalksandstein 364 Kalkschiefer 278 Kalkseifen 371 Kalk-Soda-Verfahren 168 Kalkspat 307 Kalkstandard 3 13 Kalkstein 95, 274f., 307 Kalktreiben 375 Kalktuffe 277 Kalorimeter 79 Kanalstrahlen 21 Kaolin 287,296 Kaolinit 284 Kapillarität 139 Kapillarporen 339 Kapillarwasser 339 Katalysator 88, 129 Katalyse 88ff., 129,497 Kation 7 Kationenaustauscher 168 Katode 7,213,225,227,239 Katodenstrahlen 22
Sachwortverzeichnis
katodischer Korrosionsschutz 258ff. Kautschuk 435 Kautschukkitte 471 Keramik 297f. keramische Wolle 295 Kernladungszahl 23 Kesseldrucktränkung 479 Kesselstein 167 Ketogruppe 407 Ketone 407ff. Kettenreaktion 439 Kettensilicate 284 Kiesabbrand 312 Kiese 275, 279f. Kieselgel 280 Kieselglas 292 Kieselgur 276,281f. kieselig gebundener Sandstein 276 Kieselsäuren 279ff. Kieselsäureester 389 kinetische Energie 78, 86 Kitte 471 klastische Sedimente 276 Klebstoffe 466ff. klimawirksame Spurengase 117 Klinker (Ziegel) 298 Klinkerphasen 314ff. Knallgasgemisch 83 Koagulation 159 Kochsalz, s. Natriumchlorid Kohäsionsdruck 136 Kohäsionskräfte 64, 136 Kohlendioxid 95, 113f., 115,309 Kohlendioxid-Zyklen 115 Kohlenmonoxid 114 Kohlensäure 115ff. Kohlenstoff- Nanoröhren 502 Kohlenstoff-Silicium-Gruppe 39 Kohlenstoff-Uhr 27 Kohlenwasserstoffe 391ff. Koks 233 Kolloide 156ff. Komplexbildner, s. Ligand Komplexbildung 173 Komplexe, s. Komplexverbindungen Komplexometrie 176
Sachwortverzeichnis
Komplexbildungsreaktionen 173ff. Komplexverbindungen 173 Kompositzement (CEM V) 346 Komproportionierung 210 Kondensation (phys.) 143 Kondensationsreaktion 280, 300, 449 kondensierte Aromaten 401 Königswasser 220 konjugierte Doppelbindungen 396 konjugiertes Säure-Base-Paar, s. korrespondierendes Säure-Base-Paar Konstitutionsformel 392 Konstitutionsisomerie 392 Kontaktekzem (Zement) 269 Kontaktklebstoffe 467 Kontaktkorrosion 245ff. Kontaktwinkel 138 kontinuierliches Spektrum 29 Konzentration 13 Konzentrationskette 223 Konzentrationsmaße 13ff. Koordinationsgeometrie 175 Koordinationsverbindungen 173 Koordinationszahl 175 koordinative Bindung 173 Korallenkalk 276 Komgrenze 250 korrespondierendes Säure-Base-Paar 183 Korrosion, metallische 237ff. - Bewehrung 378f. - Erscheinungsformen 248f. - Typen 238 - Wesen 238 Korrosion nichtmetallisch-anorganischer Baustoffe 367ff. Korrosion von Natursteinen 388 Korrosionselement 239 Korrosionsgeschwindigkeit 240 Korrosionsinhibitoren 260,354 Korrosionsschutz 251ff. Korrosionsschutzpigmente 255f., 267 Korrosionsstrom 240 Korund 261f., 273, 363 kovalente Bindung 48ff. Kreide 276
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Kristalle 64 - Auflösung 151f. Kristallgitter 65 kristalline Hochofenschlacke 234 Kristallisationsgrad von Kunststoffen 431 Kristallisationsdruck 385 Kristallite 58, 72,250 Kristallitschmelztemperatur 432 Kristallstruktur 65 Kristallsysteme 66, 534 Kristallwasser 153 kritische Temperatur 145 kritischer Druck 145 kritischer Punkt 145 kubische Kristallgitter 66, 534 kubisch-dichteste Kugelpackung 67 Kunstharze 427 Kunststoffdispersionen 457ff. Kunststoffe 427ff. kunststoffgetränkter Beton 459 kunststoffmodifizierter Beton 459 Kupfer 264ff., 273 Kupfer-HDO 477 Kupferkies 273 Kupfernachweis 265 Kupfersulfat-Pentahydrat 154, 175,264 Ladung des Elektrons 21,535 Ladung des Protons 21,535 Ladung eines Ions 7 Ladungsbilanz chemischer Reaktionen 75, 208f. Ladungsdichte 33 Lanthanoide 40 latent-hydraulisch 318 Latentwärmespeicher 499f. Laugen (Basen) 42, 181f., 186, 205 Lavagesteine 274 Ledeburit 236 Leclanche-Element 224 Legierungen 70ff. Lehm 296 Leichtmetalle 261 Leinöl 255,414 Leitfähigkeit, elektrolytische I79ff.
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Leitfähigkeitsband (Leitungsband) 60 Lewis-Formel 48 Lichtabsorption 30 Lichtgeschwindigkeit 29, 541 Ligand 173 Lignin 472 Ligninsulfonate 347 Limonit 231 Lindan 478 lineare Makromoleküle 301,428 Linienspektrum 30 Linoxyn (Linoxid) 459 Liquiduslinie 71,235 Lithiumzelle 225 Lithopone 266 Lochfraßkorrosion 249 Lochleitung 61 Lockergesteine 273 Lokalelement 239,245 Löschkalk 308 lösender Angriff 369ff. Löslichkeit 160ff. - von Gasen 100f. - von Salzen 160, 531 Löslichkeitsprodukt 160ff. Lösungen 155ff. - Dampfdruck 146 - Gefrierpunkt 148 - Konzentration 13 - Siedepunkt 148 Lösungsenthalpie 154 Lösungsmittel 13, 152, 155 lösungsmittelhaltige Nassklebstoffe 466 Lösungsvorgang 151f[ Lotus-Effect" 496 Luft 97ff. - Zusammensetzung 97 - physikalisch-chemische Eigenschaften 99 Luftbindemittel, s. Luftkalke Luftfeuchtigkeit 99 Luftkalke 307 Luftporenbildner 352 Luftschadstoffe 119ff., 480 Luftverflüssigung 100 Lyman-Serie 32
Sachwortverzeichnis
Magerungsmittel 298 Magmatite 273 Magnesia 362 Magnesiabinder 362 Magnesiaestrich 363 Magnesiatreiben 375 Magnesit 362 Magnesiumcarbonat 167 Magnesiumchlorid 362,370,374 Magnesiumhexafluorosilicat 390 Magnesiumhydroxid 362,375 Magnesiumsulfat 385,386 magnetische Eigenschaften 106 Magnetit 231 Magnetquantenzahl 35 Makromoleküle 300,421,428 MAK-Wert 109 Maltene 420 Mangan 225,234,237,263 Marmor 277 Martensit 237 Masse - Atom 11 - Elektron 21 - molare 12 - Neutron 23 - Proton 21 Massenanteil 14 Massenprozent 14 Massenkonzentration 15 Massenwirkungsgesetz 91ff. - Anwendung auf Lösungsgleichgewichte 162 - Anwendung auf Säure-Base-Gleichgewichte 193 Massenzahl 23 Mauersalpeter 387 Mauerziegel 298 Maurerkrätze (Kontaktekzem) 269 Maxwell-Boltzmannsche-Geschwindigkeitsverteilung 85 mehrwertige (mehrbasige) Säuren 191, 196, 199,203,205 Mehrfachbindung 49,51,53,395 mehrprotonige Säuren, s. mehrwertige Säuren
525
Sachwortverzeichnis
mehrwertige (mehrsäurige) Basen 191, 199 mehrzähniger Ligand 174 Melamin-Formaldehyd-Harz 452 Melamin-FormaldehydSulfit-Harze 348 Membran 136, 188 Mennige 255,268 Mercaptogruppe 435 Mergel 276f., 310, 312 mesomere Grenzformeln 108, 122, 398 Messing 250, 265 Metallbindung 58ff. Metallgitter 67 metallische Korrosion 237ff. metallische Leiter 58 metallischer Zustand 58 Metallkomplexe, s. Komplexverbindungen metamorphe Gesteine (Metamorphite) 277ff. metastabil 162,322,356,362 Methacrylsäureester 446 Methan 52,98, 118, 39lf. Methanal, s. Formaldehyd Methangärung 118 Methansäure, s. Ameisensäure Methanol (Methylalkohol) 404f.,418 Methylacetylen, s. Propin Methylbenzol, s. Toluol Methylbutan (i-Pentan) 393 Methylchlorid, s. Chlormethan Methylenchlorid, s. Dichlormethan Methylgruppe (-rest) 393 Methylmethacrylat 418, 446 Methylorange 188 Methylphenylether 407 Methylpropan 393 2-Methyl-l-Propanol (Isobutanol) 405 2-Methyl-2-Propanol (t-Butanol) 405 Methylrot 188 MF 452 MicelIen 141,421 Microfibrillen 473 Mikrosilica 320 Milchsäure 172
Mindestfilmtemperatur 460 Mineraldämmstoffe 294 Minerale 272ff. Mineralöle 371,394,415 Mineralsäuren 205 Mischbarkeit 152 Mischelemente 23 Mischkristalle 70 MMA 418 Modifikationen 106, 232, 307 Modifikatoren 462 Molzahldifferenz 92 Mohssche Härteskala 47 Mol 12 molale Gefrierpunktserniedrigung 148 molale Siedepunktserhöhung 148 Molalität 148 molare Leitfähigkeit 180 molare Masse (Molmasse) 12 Molarität 16 Molekül 6 molekulardisperse Systeme 156 Molekülgeometrie 5lff. Molekülgitter 62 Molekülkolloide 157 Molekülmasse, relative 11 Molekülorbital (MO) 59 Molekülverbindungen 6 Molenbruch 18 Molprozent 18 Molvolumen 9,541 monoklin 66, 534 Monomer 428 Monosulfat 330,332,333,336,374 Montmorillonit 284 Mörtel 279,282,308, 323, 329, 332, 344,348,362,384,385,387,390 MS-Polymere 469 Muldenkorrosion 249 Mullit 298 Muschelkalk 276 Muskovit 284, 287 Nanosilica 321,501 Nanotechnologie 493 Na20-Äquivalent 13
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Naphthalin 401 Naphthalin-FormaldehydSulfit-Harze 348 Natriumacetat 197,202 Natriumcarbonat (Soda) 168,292 Natriumchlorid 197,204 - Elektrolyse 228 - Gittertyp 70 -Ionenbindung 45 Natriumhydroxid 205,229 Natriumnitrat (Natronsalpeter) 204 Natrium(ortho)silicat 282 Natriumsulfat 385ff. Natriumsulfit 128 Natron-Kalk-Glas 292 Natronlauge, s. Natriumhydroxid Naturkautschuk 435 natürliche Radioaktivität 24 Natursteine 273, 388 NA-Zemente 343 Nebengruppen 39 Nebengruppenelemente 40 Nebenquantenzahl 34 Nemstsche Gleichung 221ff. neutrale Lösung 186, 197 Neutralisation 182, 189 Neutron 22 n-Halbleiter 61 nichtbindendes Elektronenpaar 48 Nichtcarbonathärte 167 Nichtelektrolyte 177 Nichtmetalle 42 nichtrostender Stahl 237 Nickel 234,237 Nitrate 104, 204f., 370, 387 Nitrifikation 105 Nitrite 105 Nitrobenzol 401 Nitrosylchlorid 220 nivellierender Effekt 195 Normalalkane (n-Alkane) 391 Normalglas 292 Normalität 191 Normalpotential 215 Normalwasserstoffelektrode 215 Normalzementarten 346
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Normbedingungen 9 Normdichte von Gasen 13 Normfestigkeit 342 Norm-Reinheitsgrad 253 Novolake 451 Nucleonen 22 Nuclide 22 Nylon 449 Oberflächenenergie 136 Oberflächenbenetzung 138 Oberflächenschutz 388 Oberflächenspannung 137f., 141, 348 offenes System 75 Oktaeder 175 oktaedrischer Komplex 175 Oktetterweiterung 49 Oktettregel 48 Öle 371,414 Olefine 395f., 440 ölige Holzschutzmittel 478f. Olivin 272, 284f. Ölsäure 410,414 Opal 278, 376 opaline Sande 376 Opferanode 258 optisches Glas 294 Orbitale 32f. Orbitalbesetzung 36 Orbitalüberlappung 50 Ordnungszahl 23 organisches Glas 446 organische Verbindungen 391ff. Orientierungskräfte 62 Orthokieselsäure 279 Orthoklas 288 Orthophosphorsäure, auch Phosphorsäure 205 ortho-Stellung 399 Osmose 335 osmotischer Druck 335 Ostwaldsches Verdünnungsgesetz 195 Ostwald-Verfahren 122 Oxalate 412 Oxalsäure (Ethandisäure) 412 Oxide 42, 106f., 206
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Oxidation 206 Oxidationsbitumen 422 Oxidationsmittel 207 Oxidationsstufe, s. Oxidationszahl Oxidationszahl 43 oxidierende Säure 203,204,219 Oxidion 107 Oxidschicht 219,231,243,247,256, 261,264,266,268 Oxoniumion 182 Ozon 107ff. Ozonloch 110 Ozonschicht (Ozongürtel) 109 PA 449 Palmitinsäure 411, 414 Paraffine 394,500 Paraffinwachs 394,500 Parallelepiped 65 paramagnetisch 106 para-Stellung 399 Parathion 478 Partialdruck 93, 101 Partialladung 56, 132 Paschen-Serie 32 passiver Korrosionsschutz 253ff. Passivierung 219, 231, 237, 261, 269 Patina 264 Pauli-Prinzip 35 PB 442 PBT 453 PC 453 PCM 499 PE 440 Peche 426 Pectacrete 344 Pentan 392 Pentanatriumtriphosphat 169 Penten 396 Periklas 317,375 Periodensystem der Elemente 38ff. periodische Eigenschaften 40ff. Perlit 236 Permanganat 207,209 permanente (echte) Elektrolyte 177 permanente Wasserhärte 167
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Permethrin 477, 479 PET 452 Petrolether 394 PF 450 Pfropfcopolymere 430 p-Halbleiter 62 Phase 3 Phase Change Materials 499 Phasendiagramm des Wassers 145 Phasengrenze 145 Phasenumwandlung 78, 144, 494 Phenole 403, 406 Phenolat 406 Phenol-Formaldehyd-Harze 450 Phenolphthalein 188, 379 Phenylrest 398 Phosphate 205 Phosphatieren 257 Phosphor 233,237 Phosphorit 273,355 Phosphorsäure 205 photochrome Schichten 504 photoelektrochrome Schichten 504 Photokatalyse 496 Photon 30 Photosmog 111 Photosynthese 131 Phthalate 412 o-Phthalsäure 412 Phthalsäureester 412,434 pH-Wert 186 pH-Wert-Berechnung 198ff. pH-Wert-Messung 187, 188 pH-Wertskala 187 physikalische Verwitterung 275 phys. gebundenes Wasser 155,338,341 physikalischer Vorgang (physikalischer Prozess) 2 PIB 442 Pi (nj-Bindung 51,53,395,398 Pi (n)-Elektronen 395,398 Pi (n)-Überlappung 51,53 Pigmente 438 pK-Werte 194,532 Plancksche Konstante 30, 541 Plaste 427
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Plastizitätsbereich (-spanne) 421 Platin 89, 130 Plättchenstruktur der Tone 297 Plexiglas 447 PMMA 446 pOH-Wert 186 polare kovalente Bindung 54ff. polare Lösungsmittel 152 polare Moleküle 56, 132, 152 Polarisierung der Elektronenhülle 57 Polarität der Bindung 54ff. Polyacrylate, s. Polyacrylsäureester Polyacrylsäureester 446 Polyaddition 454 Polyaddukte 454ff. Polyamide 449 Polybutylen 442 Polycarbonate 453 Polycarboxylate 350 Polycarboxylatether 351 Polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) 401,419,425 Polyene 396 Polyesterharze 453 Polyethylen 440 Polyethylenterephthalat 452 Polyisobutylen 442 Polykieselsäuren 280 Polykondensate 449ff. Polykondensation 449 Polymerbetone 459 Polymerbitumen, s. polymermodifizierte Bitumen polymer cement concrete (PCC) 459 polymer concrete (PC) 459 polymer impregnated concrete (PIC) 459 Polymere 428 Polymerisate 439ff. Polymerisation 439 Polymerisationsgrad 428 Polymermodifizierte Bitumen 423 Polymethacrylsäuremethylester 446 Polymethylmethacrylate, s. Polymethacrylsäuremethylester Polymorphie 232, 279, 307 Polyphosphate 169
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Polypropylen (Polypropen) 441 Polysaccharide 473 Polystyrol 444 Polysulfidkautschuke 435 Polytetrafluorethylen 448 Polyurethan 455 Polyurethanschaumstoffe 455 Polyvinylacetat 447 Polyvinylalkohol 447 Polyvinylchlorid 443 Polyvinylether 448 Polyvinylidenchlorid 444 Porenbeton 364 Porenvolumen 338ff. Porenwasser 339 Porosität 338 Porphyrgesteine 274 Portlandflugaschezement (CEM 11) 346 Portlandhüttenzement (CEM 11) 346 Portlandit 324, 334 Portlandkalksteinzement (CEM 11) 346 Portlandkompositzement (CEM 11) 346 Portlandpuzzolanzement (CEM 11) 346 Portlandschieferzement (CEM 11) 346 Portlandsilicastaubzement (CEM 11) 346 Portlandzement (CEM I) 312ff., 346 Portlandzementhydratation 322ff. Portlandzementklinker 314ff. Porzellan 299 Porzellanerde 287,299 Potentialdifferenz 212 potentielle Elektrolyte 178 Pottasche, s. Kaliumcarbonat PP 441 ppb 15,98 ppm 15,98 Primärelemente 224 primärer Alkohol 404 Prinzip des kleinsten Zwanges 93 Propan 392 Propanal, s. Propionaldehyd 1-Propanol (Propylalkohol) 405 2-Propanol (lsopropanol) 405 Propanon, s. Aceton Propansäure, s. Propionsäure Propantriol, s. Glycerin
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Propen (Propylen) 396 Propensäure, s. Acrylsäure Propin (Methylacetylen) 396 Propionaldehyd (Propanal) 408 Propionsäure (Propansäure) 410 Propylalkohol, s. l-Propanol Propylen (Propen) 396,441 Propylgruppe (-rest) 393 Protolyse 183, 197 Proton 21, l8lf. Protonenakzeptor 183 Protonendonator 183 Protonenübertragung, s. Protolyse Prozentgehalt, prozentuale Zusammensetzung 14 PS 444 PTFE 448 Pufferlösung 201ff. PUR 455 Putzgips 357 Puzzolane 319ff. Puzzolanzement (CEM IV) 346 PVAL 447 PVE 448 PVC 443 PVDC 444 PVM 448 Pyrethrin 479 Pyridin 415 Pyrit 231 Pyroxene 274,284 Quadratisch-planarer Komplex 175 Quantenzahlen 33 Quarz 278 Quarzglas 292 Quarzite 276 Quarzkiese 279 Quarzporphyr 274 Quarzsande 279 Quellen des Betons 343 Radiale Aufenthaltswahrscheinlichkeit 33 Radienverhältnis von Ionen 69 Radikale 49, 106, 110, 122,439,497
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radikalisehe Polymerisation 439 Radikalkettenreaktion 439 radioaktiver Zerfall 24 radioaktive Strahlung 24 Radioaktivität 24ff. - von Baustoffen 26ff. Radiokohlenstoff-Methode 27 Radon 26ff. Randwinkel 138 Raoultsches Gesetz 147 Rauchgasentschwefelung 125ff. Rauchgasentstickung 129 Reaktanden, s. Edukte Reaktionsenthalpie 75f.,79 Reaktionsgeschwindigkeit 83ff. Reaktionsgleichung 74f., 90, 208 Reaktionsharzbeton 459 Reaktionsharze 427,446,453,455,456 Reaktionsklebstoffe 468 Reaktionswärme 76 REA-Gips 126 reale Gase 9 Redispersionspulver 458 Redoxampholyt 210 Redoxpaar 207 Redoxpotential 215 Redoxreaktion 206 Reduktion 206 Reduktionsmittel 206 Regenwasser 166, 187, 370 Reinelemente 23 reine Stoffe 2 relative Atommasse 11 relative Luftfeuchtigkeit 99 relative Molekülmasse 11 Resistenzgrenze 248 Resitole 450 Resoie 450 Resublimation 144 RGT-Regel 86 rhombisch 534 Ringsilicate 284 Rost 243 Rostschutz 252ff. Rostvorgang 240ff. Rostwandler 257
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Rückreaktion 91 Ruß 438 Rutherfordsches Experiment 21 Rutil 66,273 Salpeter, s. Kaliumnitrat Salpetersäure 104, 204, 369 salpetrige Säure 105, 123 Salzablagerungen (Ausblühungen) 384ff. Salze 182 Salzsäure 204,369 SAN 445 Sande 279 Sandstein 276 Sättigungskonzentration 162 Sauerstoff 106ff. Sauerstoffkorrosion 238, 240f., 245, 247 Sauische Regel 86 Säure 181ff. Säureanhydrid 42 Säure-Base-Reaktionen 181ff. Säure-Base-Titration 188 saure Gangart 233 Säurekonstante 194 saure Lösung 186 saure Oxide 42 Saurer Regen 124 saurer Smog 121 saure Salze 191 Säurestärke 192f., 532 schaltbare Verglasungen 502 Schamottesteine 298 Schaumglas 294 Schaumpolystyrol 444 Schichtsilicate 284 Schiefer 278 Schlacke 234, 318 Schlackenwolle 234 Schmelzdiagramme (Legierungen) 71ff. Schmelzdruckkurve 145, 147 Schmelzenthalpie, molare 78 Schmelzflusselektrolyse 228 Schmelzklebstoffe 466 Schmelzpunkt 2 Schnellzement 345
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Schrödinger-Gleichung 32 Schütteltest 365 Schutzkolloide 159f., 354, 361 schwache Basen 192 schwache Elektrolyte 178 schwache Säuren 192 Schwarze Wohnungen 483 Schwarzstaub 483 Schwefel 121,233,234 Schwefeldioxid 119ff. Schwefelhexafluorid 49 Schwefelkohlenstoff 418 Schwefelkreislauf 121 Schwefelsäure 120f., 196, 203f., 369 Schwefeltrioxid 120 Schwefelwasserstoff 382 schweflige Säure 120 Schwermetalle 231, 366 Schwerspat 273 Schwinden 297, 343 Schwindreduzierer 355 Schwingungsrisskorrosion 251 Sedimentgesteine (Sedimentite) 274ff. Seifen 140, 168,371,413,414 Sekundärelemente 224 sekundärer Alkohol 404 Seltenerdmetalle 40 semipermeable Wand 335 Serpentin 272, 287 Sicherheitsglas 294 sichtbares Licht 29 Sick-Building-Syndrom 485ff. Siderit 231 Siedepunkt 2, 146 Siedepunktserhöhung 148 Sigma (cr)-Bindung 50,54,395,397 Sigma (cr)-Überlappung 50 Silane 302f. Silberbromid 163 Silberchlorid 163 Silberiodid 163 Silbemitrat 164 Silica 320 Silicagel 280 Silicastaub 281, 320 Silicate 273, 282ff.
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Silicatklassen 283ff. Silicatverwitterung 275 Silicium 39,61, 278f. Siliciumdioxid 53, 273, 278f. Siliconate 303 Silicone 300ff. Siliconharze 301,303 Siliconkautschuke 304 Siliconöle 301 Sillimanit 299 Sillimanitsteine 299 Siloxane 303 Siloxankette 300 Sintern 87f., 297, 312 Sinterzeug 299 Soda, s. Natriumcarbonat Sol 159 Soliduslinie 71,235 Solvatation 153 Solvathülle 153 Solvens 153 Sommersmog 111 s-Orbital 33 Spachtelmasse 471 späte Ettringitbildung 374 Spaltkorrosion 251 Spannungsreihe 217f., 533 Spannungsrisskorrosion 251 Spektralanalyse 30 Spektrallinie 30 Spektrum 30 Spin 35 Spinelle 262 Spinquantenzahl 35 sp-, Sp2_, Sp3-Hybridorbitale 51ff. Spongiose 250 Stabilisatoren (Kunststoff) 437 Stabilisierer (Beton) 354 Stahl 234ff. Stahlbeton 378 Stahlkorrosion 247ff. Standardbedingungen 79, 215 Standardbildungsenthalpie 79 Standardelektrodenpotential 215 Standardpotential, s. Standardelektrodenpotential
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Standardreaktionsenthalpie 80 Standtest 365 starke Basen 192 starke Elektrolyte 178 starke Säuren 192 Stearinsäure 410, 411, 414 Steigvermögen, kapillares 140 Steingut 299 Steinholz 363 Steinkohlenflugasche 320 Steinkohlenteer 426 Steinwolle 295 Steinzeug 299 Stickoxide (NOx) 122 Stickstoff 103ff. Stickstoffdioxid 122 Stickstoff-Fixierung 105 Stickstoffmonoxid 122 Stickstoff-Phosphor-Gruppe 39 Stöchiometrie chemischer Reaktionen 74,208 stöchiometrische Berechnungen l8ff. stöchiometrische Wertigkeit 43 Stoffabtrag (Metalle) 244,248,262 Stoffbilanz chemischer Reaktionen 75,208 Stoffe lf. Stoffmenge 12 Stoffmengenanteil (Molenbruch) 18 Stoffmengenkonzentration (Molarit ät) 16 Straßenaufbruch 488 Stromschlüssel 214 Strukturformel 6, 392 Stuckgips 357 Stufenmechanismus 449 Styrodur 445 Styrol 396, 444 Sublimation 144 Sublimationsdruck 144 Sublimationsenthalpie, molare 79 Sublimationsdruckkurve 145 Substitutionsmischkristalle 70 Substitutionsreaktion 398 Sulfate 120,196,203,318,322, 355f., 369,372,385
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Sulfatnachweis 164 Sulfatträger 314 Sulfattreiben 372 Sulfide 273,382f. Sulfite 120 Summenformel 6, 392 Superverflüssiger 348 Suspension 4, 156f. Suspensionspolymerisation 457 Sylvin 273 synthetische Polymere 428 System 75 Talk 272, 284, 286f. Taumittel 150,353 Tausalze, s. Taumittel Teere 425 Teerpeche 426 Teflon 448 Temperatur, Abhängigkeit - chemisches Gleichgewicht 94 - Dampfdruck des Wassers 144 - Gasdruck und Gasvolumen 10 - Gefrier- und Siedepunkt 145 - Löslichkeit 161 - Reaktionsgeschwindigkeit 85 - Redoxpotential 221 temporäre Wasserhärte 167 Tenside 140f., 347, 348, 352, 424, 458 Terephthalsäure 412 Terrakotten 296 tert. Butanol 405 tertiärer Alkohol 404 TetracaIciumaluminatferrit 316f., 331 Tetracalciumaluminatferrithydrat 331 Tetrachlorkohlenstoff, s. Tetrachlormethan Tetrachlormethan (Tetrachlorkohlenstoff, Tetra) 40lf., 418 Tetraeder 51,52,133 Tetraederwinkel 51 tetraedrischer Komplex 175 Tetrafluorethylen 448 Tetrahydrofuran 407 Textur 272 Thermitverfahren 263
Sachwortverzeichnis
thermochrome Schichten 506 thermotrope Schichten 506 Thermoelaste 436 Thermoplaste 431ff. Thixotropie 159,297,323 Tiefengesteine 274 Titan 234,237 Titandioxid 66, 273, 496f. Titanzink 267 Titration 176, 188f. Titrationskurve 190 Tobermorit 326 Tollens Reagenz 409 Toluol (Methylbenzol) 399,418 Tone 296ff. Tonerde 261 Tonerdeschmelzzement (Tonerdezement) 344 Tongut 298 Tonkeramik 298ff. Tonminerale 283f., 296 Trachyt 274 Transportbeton 348 Trass 278, 319f. Trasskalk 311 Travertin 277 treibender Angriff 37lff. Treibhauseffekt 117 Treibmittel für Beton 263,364 Treibmittel für Kunststoffe 444, 455 Tremolit 284 Trennverfahren 4 Tricalciumaluminat 314,315,329,333 TricaIciumaluminattrisulfat 329f., 372, 374 Tricalciumsilicat 314f., 323, 334 Trichlorethylen 418 Trichlormethan (Chloroform) 402f., 418 Tridymit 269 Triester 414 Triglyceride 414 trigonal-planar 53 triklin 66, 534 Trinkwasser 170 Trinkwasserverordnung 170 Tripelpunkt 145
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Sachwortverzeichnis
Trisulfat, s. Tricalciumaluminattrisulfat Trockenelemente 225 Trockenholzinsekten 474 trocknende Öle 414,459 Trogtränkung 479 Tuffe 274 Übergangselemente 40 Übergangsmetallkomplexe I73ff. Überlappung von Orbitalen 50ff. übersättigte Lösung 162 Überspannung 228 ubiquitäre Stoffe 400 UF 451 Ultrahydrophilie 496, 498 Umformen 432 Umkehrosmose 170 unedle Metalle 218 ungepaarte Elektronen 49 ungesättigte Kohlenwasserstoffe 395ff. ungesättigte Lösung 162 ungesättigte Polyesterharze 453 unlegierte Stähle 237 Unordnung 83 unpolare Lösungsmittel 152 unpolare Moleküle 56, 152 Unterschale 34 UP 453 Uranzerfall 25 Urformen 432 UV-Absorber, s. UV-Stabilisatoren UV-Stabilisatoren 437 UV-Strahlung 110,437,465 Vakuumisolationspaneele 498 Valenzband 60 Valenzelektronen 39,41 ,59 Valenzschale 37,39,48 Valenzstrichformel 48 Van-der-Waals-Kräfte 62 Van't-Hoff-Faktor 148 Vanadium 234,237 Vaterit 307 Veralgung 383 Verbindungen, chemische 6 verbotene Energiezone 60 Verbrennung 107
Verbrennung fossiler Brennstoffe 118, 119 Verbrennungsenthalpie 82 Verdampfungsenthalpie, molare 79 Veresterung 413 Verflüssiger 347ff. Vergilbung 463 Verharzung 414 Verholzung 473 Vemetzung 301,414,429,434,436, 438f. Versprödung von PVC 443,465 Verseifung 371, 413f., 414 Verstärkungsstoffe 438,465 Verwitterung 275 verzinktes Stahlblech (Korrosion) 246 verzinntes Stahlblech (Korrosion) 245 . Verzögerer 353f., 361 verzweigte Makromoleküle 428 Vinylbenzol (Styrol) 396,399,442, 444f. Vinylchlorid 396,442, 443f. Vinylgruppe (-rest) 395 Viskosität 142 Vitrokerame 296 vollbesetzte Schale 38 Vorkondensate 450,452 Vulkanisisation 435 Vulkanite 274 Wachse 415,474 Waldschäden 124 Wärmebehandlung des Stahls 235 Wärmeleitfähigkeit 58,99f., 142 Wärmeleitzahl, s. Wärmeleitfähigkeit Wasser 13lff. - als Komplexligand 173 - als Lösungsmittel 151ff. - Assoziation 133 - Autoprotolyse 185 - Dampfdruck 143f., 154 - Dichteanomalie 134 - Dipolmoment 57, 132 - Gefrierpunkt 135, 146 - Härte 166ff. - Molekülstruktur 52, 132
534
- Phasendiagramm 145 - saure und basische Eigenschaften 186 - Siedepunkt 135, 145 - Wärmekapazität 142 - Wärmeleitfähigkeit 142 Wasserdampfdurchlässigkeit 302,389 Wasserglas 282 Wasserglaskalk 3 11 Wasserlöslichkeit von Salzen 531 Wasserstoff - Atomspektrum 31 - Isotope 24 - Standardpotential 214 Wasserstoffbrückenbindung 63f., 133 Wasserstoffion, s. Proton Wasserstoffkorrosion 238, 240f., 245, 246 Wasserstoffperoxid 21 1 Wasser-Zement-Wert (w/z-Wert) 340 Weichmacher 412,433,443 Weichmachung eines Polymers 433 Weich-PVC 443 Weißblech 245 Weißkalk 310 wellenmechanisches Atommodell 32 Welle- Teilchen-Dualismus 29 Wellmann-Lord-Verfahren 128 Wertigkeit, stöchiometrische 43 Wertigkeit von Säuren und Basen 191 Xylole (Dimethylbenzole) 399,418 Youngsche Gleichung 139 Zementarten 311, 343ff., 346 Zemente 311ff. Zementekzem, s. Kontaktekzem Zementerhärtung 332ff. Zementgel 333,339 Zementhydratation 86, 155, 322f., 332ff. Zementit, s. Cementit Zementklinker 314ff. Zementleim 323 Zementstein 323, 338f. Zentralatom 173 Zeolithe 289
Sachwortverzeichnis
Zerfallsreihe, radioaktive 25 Zersetzungstemperatur von Kunststoffen 432 Ziegel 298 Zink 246, 253, 266E Zinkate 266 Zinkcarbonat 266 Zinkchromat 267 Zink-Kohle-Batterie, s. LeclancheElement Zink-Kupfer-Element, s. DaniellElement Zinkphosphat 257 Zinkstaub 267 Zugabewasser 171 Zunder 231, 238 Zusatzmittel 347ff. Zusatzstoffe 321 Zusammensetzung der Luft 97ff. Zuschlag, s. Gesteinskömung Zustandsbereiche der Kunststoffe 432 Zustandsdiagramm Fe-C 285 Zustandsdiagramm des Wassers 145 Zustandsgleichung idealer Gase 10 zweibasige Säure 191, 203 Zweikomponenten-Klebstoffe 486 zweiprotonige Säure 191, 203 zweiwertiger Alkohol 405 zweizähniger Ligand 174 zwischenmolekulare Anziehungskräfte 62ff.
Anhänge
535
Anhang 1: Elemente, Symbole, Ordnungszahlen (OZ) und Atommassen (Ar) Element
Symbol
Actinium Aluminium Americium Antimon Argon Arsen Astat Barium Berkelium Beryllium Bismut Blei Bohrium Bor Brom Cadmium Cäsium Calcium Californium Cer Chlor Chrom Cobalt Curium Darmstadtium Dubnium Dysprosium Einsteinium Eisen Erbium Europium Fermium Fluor Francium Gadolinium Gallium Germanium Gold Hafnium Hassium Helium Holmium Indium Iod Iridium Kalium Kohlenstoff Krypton
Ac AI Am Sb Ar As At Ba Bk Be Bi Pb Bh B Br Cd Cs Ca Cf Ce CI Cr Co Cm Os Ob Oy Es Fe Er Eu Fm F Fr Gd Ga Ge Au Hf Hs He Ho In I Ir K C Kr
OZ
89 13 95 51 18 33 85 56 97 4 83 82 107 5 35 48 55 20 98 58 17 24 27 96 110 105 66 99 26 68 63 100 9 87 64 31 32 79 72 108 2 67 49 53 77 19 6 36
Ar
227 ,0278 26,9815 (241 ) 121,76 39,948 79,922 210 137,327 (249) 9,0122 208,9804 207 ,19 (264) 10,811 79 ,904 112,411 132,9054 40,078 (252) 140,115 35 ,4527 51,9961 58 ,9332 (244) (271) (262) 162,50 (252) 55,847 167,26 151 ,965 (257) 18,9984 223 157,25 69,723 72,61 196,9665 178,49 (269) 4,0026 164 ,9303 114 ,818 126 ,9045 192,217 39,0983 12,0112 83 ,80
Element
Symbol
Kupfer Lanthan Lawrencium Lithium Lutetium Magnesium Mangan Mendelevium Meitnerium Molybdän Natrium Neodym Neon Neptunium Nickel Niob Nobelium Osmium Palladium Phosphor Platin Plutonium Polonium Praseodym Proactinium Promethium Quecksilber Radium Radon Rhenium Rhodium Roentgenium Rubidium Ruthenium Rutherfordium Samarium Sauerstoff Scandium Schwefel Seaborgium Selen Silber Silicium Stickstoff Strontium Tantal Technetium Tellur
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Cu La Lr
Li
Lu Mg Mn Md Mt Mo Na Nd Ne Np Ni Nb No Os Pd P Pt Pu Po Pr Pa Pm Hg Ra Rn Re Rh Rg Rb Ru Rf Sm 0 Sc S Sg Se Ag Si N Sr Ta Tc Te
OZ
29 57 103 3 71 12 25 101 109 42 11 60 10 93 28 41 102 76 46 15 78 94 84 59 91 61 80 88 86 75 45 111 37 44 104 62 8 21 16 106 34 47 14 7 38 73 43 52
Ar
63,546 138, 9055 (262) 6,941 174 ,967 24 ,305 54 ,9381 (260) (268) 95 ,94 22,9898 144,24 20,1797 (237) 58,6934 92,9064 (259) 190,23 106 ,42 30,9738 195,08 (239) 209 140,9077 231,0359 (145) 200,59 226,0254 222 186,207 102,9055 (272) 85,4678 101,07 (261) 150,36 15,9994 44,9559 32,066 (266) 78 ,96 107,8682 28,0855 14,0067 87,62 180,9479 (99) 127,60
Anhänge
536
Terbium Thallium Thorium Thulium Titan Uran Vanad ium Wasserstoff
Tb TI Th Tm Ti U
65 81 90 69 22 92 23 1
V
H
158,925 204 ,383 232,0381 168 ,9342 47 ,88 238,0289 50 ,94 15 1,0079
Wolfram Xenon Ytterbium Yttrium Zink Z inn Zirkonium
W Xe Yb
Y
Zn Sn Zr
74 54 70 39 30 50 40
183,84 131,29 173 ,04 88,9059 65 ,39 118 ,710 91 ,224
Anhang 2: Molare Bildungsenthalpien ausgewählter Verbindungen a) Ve rbind ung AgCI (s) AgBr (s) Ag l (s) Ag 20 (s) AI20 3 (s) AICI 3 (s) A1 2(S04 h CaO CaCI 2 (s ) CaC12·6 H20 CaC03(s) Ca(OHh(s) CaS04(s) CaS04 . % H20 (s) CaS04 . 2 H20 (s) Ca(N0 3h (s) CaC 2 (s) CH 4 (g) C 2Hs (g) C 2H4 (g) C 2H2 (g) CsHs (I) CH 30H (I) C 2HsOH (I) CO (g) CO 2 (g) CuO (s) CU20 (s) CUS04(S) CUS04 ·5 H20 (s) FeO (s) Fe203 (s) Fe30 4 (s) FeC03(s) a)
~H
(kJ/mol) -127 -100 -62 -31 -1676 -704 -3442 -635 -796 -2607 -1207 -986 -1434 -1577 -2023 -938 -60 -75 -85 +52 +227 +83 -239 -278 -111 -394 -157 -169 -771 -2280 -272 -824 -1118 -74 1
Verbindung
~H
FeS04 (s) FeS04 ·7 H20 (s) FeS 2, Pyrit (s) HCI (g) HCI (aq) HN0 3 (I) H20 (g) H20 (I) H2S (g) KBr (s) K2C03 (s) KCI (s) KOH (s) K20 (s) MgC0 3 (s) MgCI 2 (s) Mg(OHh (s) MgO (s) MgS04 (s) MgS04 ·7 H20 (s) NaC I (s) Na2C03 (s) Na2C03 · 10 H20 (s) NaOH (s) Na20 (s) Na202 (s) Na2S04 (s) Na2S04 · 10 H 20 (s) NH 3 (g) NO (g) N0 2 (g) Si0 2, Quarz (s) S02(g) S03 (g)
(kJ/mol) -928 -3015 -178 -92 -167 -1 74 -242 -285 -21 -392 -1146 -4 36 -425 -361 -1096 -642 -924 -601 -1288 -3388 -411 - 1131 -4082 -427 -416 -515 -1318 -4324 -46 +90 +33 -911 -297 -396
Aylward, G.H., Findlay, T.J.v.: Datensammlung Chemie. Weinheim: VCH 1986; (g) gasförmig, (I) liquidus flüssig, (s) solidus fest.
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537
Anhänge
Anhang 3: Löslichkeiten einiger Salze (20°C) Verbindung
Formel
Aluminiumchlorid-Hexahydrat Aluminiumnitrat-Nonahydrat Aluminiumsulfat-18-Hydrat Ammoniumchlorid Ammoniumnitrat Ammoniumsulfat Bleichlorid Bleinitrat Bleisulfat Calciumcarbonat Calciumchlorid Calciumchlorid-Dihydrat Calciumchlorid-Hexahydrat Calciumsulfat-Dihydrat Eisen(lll)-chlorid-Hexahydrat Eisen(ll)-chlorid-Tetrahydrat Eisen(II)-sulfat-Heptahydrat Kaliumcarbonat Kaliumchlorid Kaliumdichromat Kaliumhydrogensulfat Kaliumnitrat Kaliumpermanganat Kaliumsulfat Kupferchlorid-Dihydrat Kupfersulfat-Pentahydrat Magnesiumchlorid Magnesiumchlorid-Hexahydrat Magnesiumsulfat-Heptahydrat Natriumcarbonat Natriumcarbonat-Decahydrat Natriumchlorid Natriumnitrat Natriumsulfat Natriumsulfat-Decahydrat
AICI3 • 6 HzO AI(N0 3h . 9 HzO Al z(S04h . 18 HzO NH4CI NH 4N0 3 (NH 4hS04 PbCl z Pb(N0 3h PbS04 CaC03 CaCl z CaCl z· 2 HzO CaCl z · 6 HzO CaS04· 2 HzO FeCI3 • 6 HzO FeCl z ·4 HzO FeS04 ·7 HzO KZC03 KCI KZCrZ0 7 KHS04 KN0 3 KMn04 KZS04 CuCIz · 2 HzO CUS04 · 5 HzO MgCl z MgCIz· 6 HzO MgS04 · 7 HzO NaZC03 NaZC03 • 10 HzO NaCI NaN03 NaZS04 NaZS04 . 10 HzO
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Löslichkeit (g/100g HzO) 45 ,6 75,4 36,4 37,6 187,7 75,4
1
52,2 4,1 . 10- 3 1,4 . 10- 3 83 128,1 (40°C)
74,S 0,204 91,9 62,4 26,6 112,3 34,2 12,5 51,4 31,7 6,4 11,1
77,0 20,8 55,5 54,6 35,6 29,4 21,7 35,8 88,3 19,2 28,0 (25°C)
538
Anhänge
Anhang 4: Stärke von Säuren und ihren korrespondierenden Basen (22 Oe)
pKs
Säure
- -10 - -10 - -9 - -6 - -3
HCI04 HI HBr HCI H2S04
-1,74
H3O+
-1,32 1,81 1,92 2,12 2,22 3,14 3,35
HN0 3 H2S03 HS04H3P04 [Fe(H2O)6]3+ HF HN02
4,75 6,35 6,92 7,20 9,25 9,40 9,51 10,40 11,74 12,36 12,90
CH3COOH H2C03 H2S H2P04NH/ HCN H4Si04 HC0 3H3Si04HPO/HS-
15,74
H20
-16 -23 -24
C2HsOH NH3 OW
~ ~
~ ~
~
~ ~
~ ~
~ ~
~ ~
~ ~
~ ~
~
~ ~
~ ~
~
~ ~
~
~
~
~
~ ~
~
~ ~
~
~ ~
~ ~
~ ~
~ ~
~ ~
~ ~
--
~
~
Proton +
Base
pK B
H+ H+ H+ H+ H+
+ + + + +
C104-
sr cr
-24 -24 -23 - 20 -17
H+
+
H20
15,74
H+ H+ H+ H+ H+ H+ H+
+ + + + + + +
N03HS03SO/H2P04[Fe(H2O)sOH]2+ FN0 2-
15,32 12,19 12,08 11,88 11,78 10,86 10,65
H+ H+ H+ H+ H+ H+ H+ H+ H+ H+ H+
+ + + + + + + + + + +
CH3COOHC0 3HSHPO/NH3 CNH3Si04 -
H+
+
OW
H+ H+ H+
+ + +
C2HsONH20 2-
r
HS04-
col-
H2SiO/P04 3S2-
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9,25 7,65 7,08 6,80 4,75 4,60 4,49 3,60 2,26 1,64 1,10 -1,74 - -2 - -9 - -10
Anhänge
539
Anhang 5: Elektrochemische Spannungsreihe mit den Standardpotentialen EO ausgewählter Redoxpaare Reduzierte Form Li K Ca Na Mg AI Mn Zn Cr Fe Co Ni Sn Pb
~ ~
~ ~
~
~ ~
~ ~
~ ~
~
~ ~
~ ~
~
~ ~
~ ~
~ ~
~ ~
~ ~
Oxidierte Form
+ ze-
Li+ K+ Ca 2+ Na+ Mg 2+ A1 3+ Mn2+ Zn 2+ Cr 3+ Fe2+ Co 2+ Ni2+ Sn 2+ Pb2+
+ + + + + + + + + + + + + +
2 H3O+
+ 2 e-
2
eeeeeeeeeee-
2 3 2 2 3 2 2 2e 2 e2 e-
EO (in V) -3,04 -2,92 -2,87 -2,71 -2,36 -1,66 -1,18 -0,76 -0,74 -0,44 -0,28 -0,23 -0,14 -0,13
- - -- -- - - - -- -- -- - -- - -- - - - - - - - - - - - - - - - --- -- - - - -- - H2 + 2 H20
~ ~
°
- - - - -- - - - - -- -- - - ------ - - - - - --- - - - - --- - - -- - ---- -Cu 21H202 + 2 H20 Fe2+ Ag Hg NO + 6 H20 2 ar Pt 6 H20 2 Cr3+ + 21 H20 2 Au Mn 2+ + 12 H20 Au 4H 2O 2 F-
er
~
~
~ ~
~
~ ~
~ ~
~ ~
~
~ ~
~ ~
~ ~
~
~ ~
~ ~
~
~
~ ~
Cu 2+ 12 02 + 2 H3O+ Fe3+ Ag+ Hg2+ N0 3- + 4 H3O+
+ + + + + + + + Br2 2+ Pt + + 02 + 4 H3O+ Cr20/- + 14 H3O+ + + CI2 Au3+ + + Mn04- + 8 H3O+ Au+ + + H202 + 2 H3O+ + F2
2 e2e 2 ee e 2 e3 e2 e2 e4 e6 e2 e3 e5 ee2 e2 e-
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+0,34 +0,54 +0,68 +0,77 +0,80 +0,85 +0,96 +1,07 +1,19 +1,23 +1,33 +1,36 +1,50 +1,51 +1,69 +1,76 +2,87
Anhänge
540
Anhang 6: Die 14 Bravais-Gitter
/
/
/
1/
a)
d)
e)
h)
m)
a) b) c) d) e) f) g)
c)
b)
g)
f)
/
/
V
V
i)
k)
n)
triklines Gitter, einfach monoklines Gitter flächenzentriertes monoklines Gitter einfach rhombisches Gitter basiszentriertes rhombisches Gitter innenzentriertes rhombisches Gitter allseitig flächenzentriertes rhombisches Gitter
0)
h) i) k) I) m) n) 0)
hexagonales Gitter trigonal-rhomboedrisches Gitter einfach tetragonales Gitter innenzentriertes tetragonales Gitter einfach kubisches Gitter innenzentriertes kubisches Gitter flächenzentriertes kubisches Gitter .
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Anhänge
541
Anhang 7 Relative Molekülmassen (Mr) bauchemisch wichtiger Verbindungen: Formel
Mr
Formel
Mr
H20 CO 2 Fe203 AI203 S02 S03 Si02 CaO Ca(OHh CaC0 3 CaCI2 CaS04 CaS04 ' 1/2 H20 CaS04' 2 H20 K20 KOH K2C0 3 KCI K2S04
18,0 44,0 159,7 102,0 64,1 80,1 60,1 56,1 74,1 100,1 111 136,2 145,2 172,2 94,2 56,1 138,2 74,6 174,3
MgO Mg(OHh MgC0 3 MgS04 Na20 NaOH Na2C03 NaCI Na2S04
40,3 58,3 84,3 120,4 62,0 40,0 106 58,4 142
C~
270,3 172,3 228,4 486,1 560,4 342,5 731,1 1254,6
C2S C3S C~F
C~H13
C3S2H3 CsSeH s Trisulfat
Fundamentalkonstanten: Größe Lichtgeschwindigkeit (Vakuum) Avogadrosche Konstante Plancksche Konstante Rydberg-Konstante Faraday-Konstante Elementarladung Atomare Masseneinheit Molare Gaskonstante Molares Normvolumen eines idealen Gases (Molvolumen) Normdruck Normtemperatur
Symbol
Wert
2,997925 .108 m. S-1 6,0220453.10 23 mor 1 6,626 076 . 10-34 J . s 1,09678 .105 cm- 1 96485 C· mol" 1 6021892 .10-19 C 1:660 5655 . 10-27 kg 8,314510 J/(mol . K) 22,41410 I· rnor' 101325 Pa = 1,01325 bar 273,15 K
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