T. Maccius Plautus
Aulularia Goldtopf-Komödie Lateinisch I Deutsch
Übersetzt und herausgegeben von Herbert Rädle
Philipp Reclam jun. Stuttgart
Powarad by LATINSCAN
RECLAMS UNIVERSAL-BIBLIOTHEK Nr. 9898
Alle Rechte vorbddten
1978 Philipp Reclam jun. GmbH & Co., Stuttgart
Die Aufführungsrechte für Bühne, Hörfunk und Fernsehen vergibt der Steyer Verlag, Münchner Strafle 18, 83395 freilassing Gesamtherstellung: Reclam, Ditzingcn. Printed in Gcrmany 2005 RECLAM, UNIVERSAL-BIBLIOTHEK und RECLAMS UNIVERSAL-lli!ll.IOTHEK sind eingetragene Marken
der Philipp Rcclam jun. GmbH & Co., Stuttgart ISBN 3-15-009898-X www.reclam.de
Aulularia Goldtopf-Komödie
Argurnenturn I Senex avarus vix sibi credens Euclio domi suae defossam mu!tis cum opibus aulam invenit, rursumque penitus conditam exanguis amens servat. eius filiam Lyconides vitiarat. interea senex Megadorus a sorore suasus ducere uxorem avari gnatam deposcit sibi. durus senex vix promittit atque aulae timens domo sublatam variis abstrudit locis. insidias servos facit huius Lyconidis qui virginem vitiarat ; atque ipse obsecrat avonculum Megadarum sibimet cedere uxorem amanti. per dolum mox Euclio cum perdidisset aulam, insperato invenit laetusque natam conlocat Lyconidi.
Argurnenturn IP Aulam repertam auri plenam Euclio Vi summa servat, miseris adfectus modis. Lyconides istius vitiat filiam. Volt hanc Megadorus indotatam ducere, Lubensque ut faciat dat coquos cum obsonio. Auro formidat Euclio, abstrudit foris. Re omni inspecta compressoris servolus Id surpit. illic Euclioni rem refert. Ab eo donatur auro, uxore et filio. >:· In
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akrostichischer Form.
Inhaltsangabe I Der geizige alte Euklio findet - er traut seinen Augen kaum - bei sich im Haus vergraben einen Topf mit viel Geld. Er verbirgt ihn wieder im Innern des Hauses und hütet ihn, bleich und außer sich vor Unruhe. Dessen Tochter war von Lykonides verführt worden. Inzwischen hält der alte Megadorus, nachdem ihm von seiner Schwester die Hei rat angeraten worden war, um die Hand der Tochter des Geizhalses an. Widerstrebend verspricht sie ihm der harte Alte. Da er aber um den Topf fürchtet, nimmt er ihn vom Haus fort und versteckt ihn an verschiedenen Orten. Der . Sklave des Verführers Lykonides belauert ihn. Lykonides bekniet seinen Onkel Megadorus, ihm die Frau zu überlas sen, da er sie liebe. Dann gelangt Euklio, nachdem er den Topf durch Oberlistung erst verloren hatte, unerwartet wie der in dessen Besitz und froh darüber gibt er seine Tochter dem Lykonides zur Frau.
Inhaltsangabe II Euklio, der einen Topf voll Gold gefunden hat, behütet ihn voll Angst und Pein mit allen Kräften. Dessen Tochter wird von Lykonides verführt. Megadorus will diese - auch ohne Mitgift - heiraten ; und um das zu erreichen, stellt er dem Euklio gern Köche samt dem Hochzeitsessen. Euklio fürchtet um sein Gold und versteckt es außer Haus. Ein junger Sklave des Verführers sieht alles und stiehlt das Gold. Jener gibt dem Euklio sein Eigentum zurück und wird von ihm beschenkt mit Gold, Gattin und - Sohn.
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Personae L a r F a m i 1 i a r i 5 prologus E u c 1 i o senex S t a p h y 1 a anus E u n o m i a matrona M e g a d o r u 5 senex S t r o b i 1 u 5 servus Congrio coct Anthrax L y c o n i d e s adulescens Servus Lyconidis P h a e d r i a virgo (Tibicinae) ,
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Scaena ATHENIS
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Personen H a u s g o t t (des Euklio), Prologsprecher E u k 1 i o , älterer athenischer Bürger S t a p hy 1 a , alte Sklavin des Euklio E u n o m i a , Schwester des Megadorus, Witwe M e g a d o r u s , älterer athenischer Bürger, Junggeselle S t r o b i 1 u s , Sklave des Megadorus C o n g r i o , Koch A n t h r a x , Koch Ly k o n i d e s , Sohn der Eunomia S k l a v e d e s Ly k o n i d e s (Name m der tJberliefe rung verdorben)
P h ä d r i a , Tochter des Euklio (Flötenspielerinnen) Schauplatz A then. (Bühnenbild: Links und rechts die Häu ser des Euklio - mit einem Apolloaltar - und des Mega dorus. Im Hintergrund der Tempel der Fides. Der linke Seitenausgang führt nach antiker Bühnenkonvention aufs Land, der rechte in die Stadt und zum Marktplatz.)
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Prologus Lar Familiaris. LAR. Ne quis rniretur qui sirn, paucis eloquar. ego Lar surn farniliaris ex hac farnilia unde excuntern rne aspexistis. hanc dornurn iarn rnultos annos cst quorn possidco et colo patri J avoque iarn huiius qui nunc hic habet, sed rnihi avos huiius opsecrans concredidit auri thensaururn clarn ornnis : in rnedio foco defodit, venerans rne ut id servarern sibi. is quoniarn rnoritur (ita avido ingenio fuit), nurnquarn indicare i d filio voluit suo, inopemque optavit potius eurn relinquere quarn eurn thensaururn cornrnostraret filio ; agri reliquit ei non rnagnurn rnodurn, quo curn Iabore rnagno et rnisere viveret. ubi is obiit mortem qui rni id aururn credidit, coepi opservare, ecqui rnaiorern filius rnihi honorern haberet quarn eius habuisset pater. atque illc vero rninu' rninusque irnpendio curare rninu'que rne irnpertire honoribus. itern a me contra facturn est, narn item obiit diem. is ex se hunc reliquit qui hic nunc habitat filiurn pariter moraturn ut pater avosque huiius fuit. huic filia una est. ea rnihi cottidie aut ture aut vino aut aliqui sernper supplicat, dat rnihi coronas. eius honoris gratia feci thensaurum ut hic reperiret Euclio, quo illarn facilius nupturn, si vellet, daret. narn compressit earn dc surnrno adulescens loco. is seit adulescens quae sit quarn cornpresserit, illa illurn nescit, neque cornpressarn autern pater. 8
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Prolog
Der Hausgott (aus Euklios Haus tretend)!. Damit sich kei ner wundert, wer ich sei, will ich es kurz sagen. Ich bin der Lar familiaris des Hauses, aus dem ihr mich habt treten sehen. Dieses Haus besitze und hege ich schon viele Jahre, schon für den Vater und Großvater dessen, der es jetzt be wohnt. [s] Der Großvater von diesem nun vertraute mir unter Beschwörungen einen Goldschatz an, ohne daß sonst jemand davon erfuhr. Er vergrub ihn mitten im Herd und bat mich dringend, ihn ihm zu beschützen. Und da er starb - so geizig war er -, wollte er nicht, daß dies je dem Sohn mitgeteilt würde. [to] Er wollte ihn lieber arm zurücklas sen, als daß er den Schatz dem Sohn gezeigt hätte. Er hinterließ ihm ein kleines Stück Land, damit er davon mit großer Mühe und elend leben sollte. Seitdem nun der ge storben war, der mir dies Gold anvertraut hatte, [ts] be gann ich zu beobachten, ob der Sohn mich mehr in Ehren halten würde als der Vater. Und der gab noch viel weniger für mich aus und zollte mir noch weniger Verehrung. Das vergalt ich ihm, denn er starb ebenso arm. [ 20] Der hinter ließ nun diesen Sohn, der jetzt hier wohnt und ebenso ge artet ist wie sein Vater und Großvater. Er hat eine einzige Tochter. Die opfert mir täglich Weihrauch oder Wein oder fleht immer irgendwie zu mir, schmückt mich mit Kränzen. Ihr zuliebe [25] habe ich es so eingerichtet, daß hier Euklio den Schatz fand, damit er, wenn er will, sie leichter ver heiraten kann. Denn ein junger Mann aus bestem Haus hat sie vergewaltigt. Der Jüngling weiß, wen er verführt hat. Das Mädchen kennt ihn nicht, und der Vater weiß nicht einmal von der Vergewaltigung. [3o] Ich werde es heute so 9
eam cgo hodie faciam ut hic senex de proxumo sibi uxorem poscat. id ea faciam gratia quo illc cam facilius ducat qui compresserat. et hic qui poscet eam sibi uxorem senex, is adulcscentis illius cst avonculus, qui illam stupravit noctu, Cereris vigiliis. sed hic senex iam clamat intus ut solct. anum foras extrudit, ne sit conscia. credo aurum inspicerc volt, nc surruptum sict.
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1,1 Euclio . Staphyla. EVC. Exi, inquam, age exi : exeundum hercle tibi hinc est 40 foras,
circumspectatrix cum oculis emissiciis. ST A. nam qur me miseram verberas?
EVC. ut misera sis atque ut te dignam mala malam aetatem exigas. ST A. nam qua me nunc caussa extrusisti ex aedibus? EVC. tibi ego rationcm reddam, stimulorum seges? 45 illuc regrcdere ab ostio. illuc sis vide, ut incedit. at sein quo modo tibi res se habet? si hercle hodie fustem cepero aut stimulum in manum, testudincum istum tibi ego grandibo gradum. so ST A. utinam me divi adaxint ad suspendium potius quidem quam hoc pacto apud te serviam. EVC. at ut scelesta sola secum murmurat ! oculos hcrcle ego istos, inproba, ecfodiam tibi, ne me opservare possis quid rerum geram.
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fügen, daß hier der Nachbar, ein älterer Mann, um ihre Hand anhält. Das werde ich zu dem Zweck tun, daß der, der sie verführt hat, sie leichter bekommt. Und der Alte, der um ihre Hand anhalten wird, ist der Onkel jenes jungen Mannes, [35] der sie nachts vergewaltigt hat, beim Ceres fest. - Aber hier im Haus schreit schon wieder wie gewöhn lich der Alte. Er stößt die alte Dienerin heraus, damit sie nichts bemerkt. Ich glaube, er will sein Gold inspizieren, ob es nicht gestohlen ist. Lar ab in Euklios Haus.
Erster Akt. Erste Szene Euklio jagt Staphyla aus dem Haus.
E u k 1 i o. Hinaus, sagte ich, los, hinaus ! Du sollst, beim Herkules, hier hinausgehen. [40] Du Schnüfflerin mit dei nen Glotzaugen. Er schlägt sie.
S t a p h y 1 a. Warum schlägst du mich Elende denn? E u k 1 i o. Damit du elend seist und, wie du es verdienst, ein miserables Leben verbringst. · s t a p h y 1 a. Aus welchem Grunde hast du mich jetzt denn aus dem Haus gejagt? E u k 1 i o. Schulde ich dir Rechenschaft, du Prügelsack? [45] Dahin ! Weg von der Tür ! Schau nur,2 wie sie daher schleicht. Aber weißt du, was dir blüht? Wenn ich heute, beim Herkules, einen Stock oder einen Prügel zu fassen kriege, werde ich dir deinen Schildkrötenschritt verlängern. S t a p h y 1 a (für sich). 0 wenn mich die Götter doch lie ber aufhängten3, [so] als daß ich dir bei solcher Behand lung dienen muß. E u k 1 i o. Was die Gaunerin nur vor sich hinzumurmeln hat ! Ich werde dir, beim Herkules, die Augen ausstechen, du Scheusal, daß du mir nicht mehr nachspionieren kannst.
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apscede etiam nunc - etiam nunc - etiam - ohe, istic astato. si hercle tu ex istoc loco digitum transvorsum aut unguem latum excesseris aut si respexis, donicum ego te iussero, continuo hercle ego te dedam discipulam cruci. scelestiorem me hac an u certo scio vidisse numquam, nimi'que ego hanc metuo male ne mi ex insidiis verba inprudenti duit neu persentiscat aurum ubi est apsconditum. quae in occipitio quoque habet oculos pessuma. nunc ibo ut visam, estne ita aurum ut condidi, quod me sollicitat plurumis miserum modis. STA . noenum mecastor quid ego ero dicam meo malae rei evenisse quamve insaniam queo comminisci ; ita me miseram ad hunc modum deciens die uno saepe extrudit aedibus. nescio pol quae illunc hominem intemperiae tenent: pervigilat noctes totas, turn autem interdius quasi claudus sutor domi sedct totos dies. neque iam quo pacto celem erilis filiae probrum, propinqua partitudo quoi appetit, queo comminisci ; neque quicquam meliust mihi, ut opinor, quam ex me ut unam faciam litteram longam, laqueo collum quando opstrinxero.
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1,2 Euclio . Staphyla. EUC. Nunc defaecato demum animo egredior domo, postquam perspexi salva esse intus omnia. redi nunciam intro atque intus serva. STA. quippini?
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Noch weiter weg mit dir! Noch weiter ! Noch ! - Halt, [55] da bleib stehen. Wenn du dich, beim Herkules, auch nur einen Finger oder einen Nagel breit von der Stelle rührst oder zurückschaust, bis ich es dich heiße, dann lasse ich dir sofort beibringen, wie es ist, wenn man gekreuzigt wird.4 (Für sich.) Eine größere Gaunerin als diese Alte, das weiß ich gewiß, [60] habe ich noch nicht gesehen und ich fürchte sehr, daß sie mich, wenn ich nicht daran denke, heim tückisch hereinlegt5 oder ausschnüffelt, wo das Gold ver borgen liegt. Dieses Schandweib hat auch am Hinterkopf noch Augen. Jetzt will ich gehen und nachsehen, ob das Gold noch unangetastet im Versteck liegt. [65] Das äng stigt mich Armen auf tausendfache Weise. Ab in sein Haus.
S t a p h y I a. Beim Kastor, ich kann mir nicht6 ausdenken, was ich sagen soll, daß meinem Herrn Schlimmes zugesto ßen ist, oder welcher Wahnsinn. So, in dieser Weise treibt er mich Arme oft zehnmal am Tag aus dem Haus. [70] Ich weiß, beim Pollux, nicht, welche Wahnidee den Menschen befallen hat. Ganze Nächte schläft er nicht und dann sitzt er am Tage wie ein lahmer Schuster im Haus, tagelang. Und ich weiß schon nicht mehr, wie ich die Schande seiner Tochter verbergen soll, deren nahe Niederkunft heran rückt. [75] Mir bleibt, glaube ich, nichts Besseres mehr übrig, als daß ich mir einen Strick um den Hals lege und aus mir ein langes i mache.
Zweite Szene Euklio kommt wieder aus dem Haus.
E u k I i o. Jetzt kann ich endlich erheiterten Sinnes das Haus verlassen, nachdem ich mich vergewissert habe, daß drinnen alles in Ordnung ist. [so) Geh jetzt wieder hinein und paß drinnen auf.
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ego intus servem? an ne quis aedis auferat? nam hic apud nos nihil est aliud quaesti furibus, ita inaniis sunt oppletae atque araneis. 85 EUC. mirum quin tua me caussa faciat Iuppiter Philippum regem aut Dareum, trivenefica. araneas mi ego illas servari volo. pauper sum ; fateor, patior ; quod di dant fero. abi intro, occlude ianuam. iam ego hic era. 90 cave quemquam alienum in aedis intra miseris. quod quispiam ignem quaerat, exstingui volo, ne caussae quid sit quod te quisquam quaeritet. nam si ignis vivet, tu exstinguere extempulo. turn aquam aufugisse dicito, si quis petet. 95 cultrum, securim, pistillum, mortarium, quae utenda vasa semper vicini rogant, fures venisse atque apstulisse dicito. prafecto in aedis meas me apsente neminem volo intro mitti. atque etiam .hoc praedico tibi, 100 si Bona Fortuna veniat, ne intro miseris. ST A. pol ea ipsa credo ne intra mittatur cavet, nam ad aedis nostras numquam adiit quamquam propest. EUC. tace atque abi intro. STA. taceo atque abeo. - EUC. occlude sis fores ambobus pessulis. iam ego hic ero. discrucior animi, quia ab domo abeundum est mihi. 105 nimis hercle invitus abeo. sed quid agam scio. n am noster nostrae qui est magister curiae dividere argenti dixit nummos in viros ; id si relinquo ac non peto, omnes ilico 110 me suspicentur, credo, habere aurum domi. nam veri simile non est hominem pauperem pauxillum parvi facere quin nummum petat. nam nunc quom celo sedulo omnis ne sciant,
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S t a p h y 1 a. Wtt rum denn nicht? - Ich soll drinnen auf passen? Etwa. daß nicht einer das Haus wegträgt? Denn hier bei uns ist für Diebe nichts anderes zu holen, so voll ist alles von Leere und Spinnweben. E u k 1 i o. Ein Wunder, daß Jupiter aus mir nicht deinet wegen [85] einen König Philipp oder Dareus macht,' du Erzhexe ! Ich will, daß jene Spinnweben mir bewacht wer den. Ich bin ein armer Mann, gewiß ; ich füge mich und trage, was die Götter geben. Geh hinein und schließ die Haustür. Ich bin bald wieder da.8 Laß ja keinen Fremden ins Haus hinein. [9o] Wenn jemand Feuer haben will, so will ich, daß es gelöscht wird, damit es keinen Grund gibt, dich anzubetteln. Also, wenn Feuer brennt, lösch es sofort. Dann, wenn jemand Wasser will, sag, es sei ausgelaufen. Was Messer, Beil, Mörserkeule, Mörser [95] und Gefäße betrifft, die die Nachbarn gerne pumpen, so sag, Diebe seien gekommen und hätten alles fortgeschleppt. Jedenfalls will ich, daß in mein Haus, während ich fort bin, niemand hineingelassen wird; und ich befehle dir sogar dies : Wenn selbst die Göttin Bona Fortuna käme, laß sie nicht hin ein.9 [100] S t a p h y 1 a. Beim Pollux, die wird sich hüten, hereinge lassen zu werden ; denn zu uns kommt sie nie, mag auch ihr Tempel in der Nähe sein. E u k 1 i o. Schweig und geh hinein. S t a p h y 1 a. Ich schweige ja und gehe. E u k 1 i o. Schließ bitte die Tür mit beiden Riegeln, ich bin gleich wieder da. (Staphyla ab ins Haus.) Ich martere mich ab, weil ich das Haus verlassen muß. [105] Zu ungern gehe ich weg, beim Herkules. Aber ich weiß, warum ich es tue. Denn unser Bezirksvorstand10 sagte, er verteile Geld unter die Leute. Wenn ich da fehle und es nicht bean spruche, werden alle, glaube ich, sofort den Verdacht haben, ich hätte Gold im Haus. [110] Denn es ist unwahr scheinlich, daß ein Armer ein Weniges geringschätzt und auf einen Pfennig verzichtet. Denn jedesmal, wenn ich es jetzt eifrig verheimliche, damit es nicht alle wissen, scheinen 15
ornnes videntur scire et rne benignius ornnes salutant quarn salutabant prius; adeunt, consistunt, copulantur dexteras, rogitant rne ut valearn, quid agam, quid rerurn gerarn. nunc quo profectus surn ibo ; postidea dornurn rnc rusurn quanturn potero tanturn recipiarn.
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II,l Eunomia. Megadorus. EUN. Velirn tc arbitrari rned haec verba, frater,
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rneai fidei tuaiquc rei caussa facere, ut aequorn est gerrnanarn sororern. quarnquarn hau falsa surn nos odiosas haberi ; narn rnulturn loquaces rnerito ornnes habernur, 1 25 nec rnutarn profccto repertarn nullarn esse aut hodie dicunt rnulierern aut ullo in saeclo. verurn hoc, frater, unurn tarnen cogitato, tibi proxurnarn rnc rnihique esse itern te; ita aequorn est quod in rern esse utrique arbitrernur 130 et rnihi te et tibi rne consulere ct rnonere ; neque occulturn id haberi neque per rneturn rnussari quin participcrn pariter ego te et tu rne facias. eo nunc ego secreto ted huc foras seduxi, ut tuarn rern ego tecurn hic loqucrer farniliarern. ME. da rni, opturna fernina, rnanurn. 135 EUN. ubi ea est? quis ea est narn opturna? ME. tu. EUN. tune ais? ME. si negas, nego.
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es doch alle zu wissen und alle grüßen mich freundlicher, als sie mich früher grüßten. [115] Sie treten zu mir, blei ben stehen, drücken mir die Hand, sie erkundigen sich nach meiner Gesundheit, fragen, wie es gehe, was ich treibe. Jetzt will ich meinen Weg fortsetzen. Danach werde ich, so schnell ich kann, nach Hause zurückkehren. Euklio ab nach rechts.
Zweiter Akt. Erste Szene Eunomia und Megadoms treten aus dessen Haus.
E u n o m i a. Ich möchte, daß du glaubst, Bruder, daß diese Worte [120] aus treuem Herzen kommen, und daß ich dabei dein Bestes will, wie es sich für eine leibliche Schwester geziemt. Ich weiß allerdings, daß man uns für gehässig hält. Denn wir werden verdientermaßen alle für sehr schwatzhaft gehalten, und es heißt, man habe noch nie eine stumme Frau gefunden, [125] weder heute noch in irgendeinem anderen Jahrhundert. Aber, Bruder, überlege dir doch dieses eine, daß ich dir am allernächsten stehe und du ebenso mir. Deshalb ist es nur recht und billig, daß wir, was wir uns beiden für ersprießlich halten - du mir, ich dir -, uns gegenseitig anraten zur Beherzigung. [130 J Nichts darf je verborgen bleiben, nichts dürfen wir aus Furcht verschweigen, ohne daß wir einander gegenseitig ins Ver trauen ziehen. Ich habe dich jetzt heimlich hier herausge führt, um eine vertrauliche Sache, die dich betrifft, mit dir zu besprechen. M e g a d o r u s. Gib mir, beste Frau, die Hand. [135] E u n o m i a. Wo ist sie? Wer ist denn die beste Frau? M e g a d o r u s. Du. E u n o m i a. Du, sagst du? M e g a d o r u s. Du willst es nicht sein? - Dann eben nicht. 17
EUN. decet tequidem vera proloqui; nam optuma nulla potest eligi : alia alia peior, frater, est. ME. idem ego arbitror, 140 nec tibi advorsari certurn est de istac red umquam, soror. E UN. da mihi operam amabo. Me. tuast, utere atque impera, si quid vis. EUN. id quod in rem tuam optumum esse arbitror, 145 ted id monitum advento. ME. soror, more tuo faci'. EUN. facta volo. ME. quid est id, soror, EUN. quod tibi sempiternum salutare sit : liberis procreandis ME. ita di faxint - EUN. volo te uxorem 150 domum ducere. ME. ei o ccidi ! EUN. quid ita? ME. quia mi misero cerebrum excutiunt tua dicta, soror : Iapides loqueris. EUN. heia, hoc face quod te iubet soror. ME. si lubeat, faciam. EUN. in rem hoc tuam est. ME. ut quidem emoriar priu' quam ducam. 155 sed his legibu' si quam dare vis, ducam : quae cras veniat, perendie, soror, foras feratur; his legibu' quam dare vis? cedo : nuptias adorna. EUN. cum maxuma possum tibi, frater, dare dote ; sed est grandior natu : media est mulieris aetas. 160 eam si iubes, frater, tibi me poscere, poscam. ME. num non vis me interrogare te? EUN. immo, si quid vis, roga.
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E u n o m i a. Du sollst bei der Wahrheit bleiben : eme » beste<< kann man nicht finden, Bruder, eine ist immer schlimmer als die andere. H M e g a d o r u s. Das glaube ich auch ; [140] und es steht fest, daß ich in dieser Sache dir nie widersprechen werde, Schwester. E u n o m i a. Schenk mir, bitte, deine Aufmerksamkeit. M e g a d o r u s. Du hast sie ; nimm sie in Anspruch und äußere deine Wünsche. E u n o m i a. Ich komme, um dir zu raten, was mir das Beste für dich scheint. [145] M e g a d o r u s. Schwester, das ist ganz deine Art. E u n o m i a. Was ich tue, tu ich gern. M e g a d o r u s. Worum geht es, Schwester? E u n o m i a. Um etwas, was dir ewig Nutzen bringt : Um Kinder zu erzeugen . . . M e g a d o r u s. Mögen die Götter es gewähren E u n o m i a . . . . sollst du heiraten. M e g a d o r u s. Mich trifft der Schlag ! E u n o m i a. Wieso? [150] M e g a d o r u s. Weil deine Worte mir Elendem das Hirn zerschmettern, Schwester. Deine Worte treffen mich wie Steine. E u n o m i a. He, tu nur, was deine Schwester sagt. M e g a d o r u s. Wenn ich Lust habe, werde ich es tun. E u n o m i a. Es ist zu deinem Besten. M e g a d o r u s. Ich möchte lieber sterben als heiraten. Nur unter folgender Bedingung will ich es tun : [155] Willst du mir eine geben, Schwester, die morgen kommt und über morgen tot hinausgetragen wird, dann her damit und richte gleich die Hochzeit. E u n o m i a. Ich kann dir eine geben mit überreicher Mit gift, Bruder. Aber sie ist schon älter, so im mittleren Alter. Ich halte auch um ihre Hand für dich an, wenn du es be fiehlst, Bruder. [160] M e g a d o r u s. Darf ich noch eine Frage an dich richten? E u n o m i a. Freilich, frage nur, wenn du etwas willst. 19
ME. post mediam aetatem qui media ducit uxorem domum,
si eam senex anum praegnatem fortuito fecerit, quid dubitas quin sit paraturn nomen pucro Postumus? nunc ego istum, soror, Iaborern demam et deminuam tibi. ego virtute deum et maiorum nostrum dives sum satis. 166 istas magnas factiones, animos, dotes dapsilis, clamores, imperia, eburata vehicla, pallas, purpuram nil moror, quae in servitutem sumptibus redigunt viros. EUN. die mihi, si audes, quis ea cst quam vis ducere uxorem? ME. eloquar. 170 nostin hunc senem Euclionem ex proxumo pauperculum? EUN. novi, hominem hau malum mecastor. ME. eiius cupio filiam virginem mi desponderi. verba ne facias, soror. scio quid dictura es : hanc esse pauperem. haec pauper placet. EUN. di bene vortant. ME. idem ego spero. E UN. quid me? num quid vis? ME. vale. 175 EUN. et tu, frater. - ME. ego conveniam Euclionem, si domi est. sed eccum video. nescio unde sese homo recipit domum.
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M e g a d o r u s. Wenn einer im Herbst seines Lebens eine Frau in mittleren Jahren nimmt, und sie als Alte dann von ihm als Altem zufällig schwanger wird, glaubst du nicht, daß man für den Sohn dann den Namen Nachzügler parat haben wird? Nun, diese Last will ich dir, Schwester, ganz ersparen. [165] Dank den Göttern und meinen Vorfahren bin ich nicht mittellos. Ich mache mir nichts aus großartiger Verwandtschaft, stolzem Getue, reicher Mitgift, Diener geschrei, Kommandostellen, Elfenbeinkarossen und purpur nen Gewändern,12 die die Männer ob der Ausgaben zu Skla ven machen. E u n o m i a. Sag mir doch, bitte, welche Frau du heiraten möchtest. M e g a d o r u s. Ich will's dir sagen. [170] Kennst du die sen alten Euklio aus der Nachbarschaft, den armen Schlucker? E u n o m i a. Ja, er ist kein schlechter Mann, beim Kastor. M e g a d o r u s. Mit dessen jungfräulicher Tochter möchte ich mich verloben. Bitte keine Einwände, Schwester. Ich weiß, was du sagen willst : sie sei arm. Diese Arme gefällt mir. E u n o m i a. Mögen die Götter ihren Segen geben. M e g a d o r u s. Das hoffe ich auch. E u n o m i a. Brauchst du mich noch? Hast du noch einen Wunsch? M e g a d o r u s. Leb wohl. [175] E u n o m i a. Auch du leb wohl, Bruder. Ezmomia ab nach rechts.
M e g a d o r u s. Ich will den Euklio aufsuchen, wenn er zu Hause ist. Aber da kommt er ja. Wer weiß, woher er kommt !
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II,2 Euclio. Megadorus. EUC. Praesagibat mi animus frustra me ire, quom exibam
domo ; itaque abibam invitus ; nam neque quisquam curialium venit neque magister quem dividere argenturn oportuit. 180 nunc domum properare propero, nam egomet sum hic, animus domi est. ME. salvos atque fortunatus, Euclio, semper sies. E UC. di te ament, Megadore. ME. quid tu? recten atque ut vis vales? E UC. non temerarium est ubi dives blande appellat pauperem. iam illic homo aurum seit me habere, eo me salutat blandius. ME. ain tu te valere? EUC. pol ego hau perbene a 186 pecunia. ME. pol si est animus aequos tibi, sat habes qui bene vitam colas. EUC. anus hercle huic indicium fecit de auro, perspicue palam est, quoi ego iam linguam praecidam atque oculos ecfodiam domi. ME. quid tu solus tecum loquere? E UC. meam pauperiem conqueror. 190 virginem habeo grandem, dote cassam atque inlocabilem, neque eam queo locare quoiquam. ME. tace, bonum habe animum, Euclio. dabitur, adiuvabere a me. die, si quid opust, impera. EUC. nunc petit, quom pollicetur ; inhiat aurum ut devoret. 195 altera manu fert lapidem, panem ostentat altera.
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Zweite Szene E u k 1 i o (von rechts kommend; für sich). Als ich von Hause fortging, sagte mir mein Sinn, daß ich umsonst gehe ; daher ging ich ungern. Denn es kam weder einer aus unse rem Bezirk noch der Vorstand, der das Geld hätte verteilen sollen. [180] Nun gehe ich schnell nach Hause, denn nur mein Leib ist hier, mein Geist ist zu Hause. M e g a d o r u s. Gesundheit und Glück sei dir stets be schieden, Euklio! E u k 1 i o. Gott zum Gruß, Megadorus. M e g a d o r u s. Wie geht's? Wie steht's? Gut? Alles wohl auf? E u k 1 i o (für sich). Es kommt nicht von ungefähr, wenn ein Reicher einen Armen mit Schmeichelworten anspricht. Der Mann da weiß schon, daß ich Gold habe, daher grüßt er mich so überaus schmeichelhaft. [185] M e g a d o r u s. Sagtest du, daß es dir gut geht? E u k 1 i o. Beim Pollux, vom Geld her nicht besonders. M e g a d o r u s. Nun, wenn du nur zufrieden bist, hast du genug, um gut zu leben. E u k 1 i o (für sich). Die Alte, beim Herkules, hat diesem einen Hinweis auf das Gold gegeben, ganz klar ; alle Welt weiß davon. Ich werde ihr die Zunge abschneiden und die Augen ausstechen, zu ·Hause. M e g a d o r u s. Was führst du denn für Selbstgespräche? E u k 1 i o. Ich beklage meine Armut. [190] Ich habe ein er wachsenes Mädchen, doch ist sie ohne Mitgift und daher nicht zu verheiraten. Ich kann sie nicht an den Mann bringen. M e g a d o r u s. Schweig, sei guten Mutes, Euklio. Sie wird eine Mitgift bekommen. Ich will dir helfen. Sag, wenn du etwas brauchst, nenne deine Wünsche. E u k 1 i o (für sich). Indem er mir Versprechungen macht, will er doch nur kassieren. Er giert nach meinem Gold, um es zu verschlingen. In einer Hand hält er einen Stein, in der anderen zeigt er ein Stück Brot. [195] Ich traue keinem
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nemini credo qui !arge hlandust dives p auperi : uhi manum inicit benigne, ihi onerat aliquam zamiam. ego istos novi polypos qui ubi quicquid tetigerunt tenent. ME. da mi operam parumper, si operaest, Euclio, id quod te volo de communi re appellare mea et tua. EUC. ei misero mihi, 200 aurum mi intus harpagatum est. nunc hic eam rem volt, scio, mecum adire ad pactionem. verum intervisam domum. ME. quo ahis? EVC. iam revortar ad te : nam est quod invisam domum ME. credo edepol, uhi mentionem ego fecero de filia, 205 mi ut despondeat, sese a me derideri rehitur; neque illo quisquam est alter hodie ex paupertate parcior. EVC. di me servant, salva res est. salvom est si quid non perit. nimi' male timui. priu' quam intro redii, exanimatus fui. redeo ad te, Megadore, si quid me vis. ME. haheo gratiam. quaeso, quod te percontahor, ne id te pigeat proloqui. 210 EUC. dum quidem ne quid perconteris quod non lubeat proloqui. ME. die mihi, quali me arhitrare genere prognatum? EUC. hono. ME. quid fide? E UC. hona. ME. quid factis? EVC. neque malis neque inprobis. -
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Reichen, der einem armen Menschen schöne Worte gibt. Wo er wohltätig Hand anlegt, vergrößert er den Schaden. Ich kenne diese Polypen, die alles, was sie berührt haben, auch festhalten. M e g a d o r u s. Hör mir ein wenig zu, wenn du Zeit hast, Euklio. Ich muß ein paar Worte mit dir sprechen über eine gemeinsame Sache, die mich und dich betrifft. E u k 1 i o (für sich). Weh mir Elendem ! [200] Mein Gold da drinnen ist mir schon gestohlen. Nun weiß ich, er will mit mir in dieser Sache einen Vertrag schließen. Aber ich muß einen Blick ins Haus werfen. Er läuft zu seinem Haus.
M e g a d o r u s. Wohin willst du? E u k 1 i o. Ich komme gleich zurück zu dir. Ich muß nur drinnen etwas nachsehen. Ab. M e g a d o r u s (allein). Ich glaube wirklich, wenn ich die Tochter und die Hochzeit mit ihr erwähne, wird er glau ben, ich verhöhne ihn. [205] Es gibt heutzutage keinen zweiten Armen, der sich karger hält. E u k 1 i o (kommt zurück; für sich). Die Götter retten mich, noch steht alles gut. Gut steht etwas, wenn es nicht verloren ist. Hatte ich eine Angst ! B evor ich ins Haus kam, war ich halb tot. (Laut.) Nun komme ich wieder zu dir, Megadorus, wenn du etwas von mir willst. M e g a d o r u s. Ich danke dir. Jetzt bitte ich dich, laß es dich nicht verdrießen, mir auf eine Frage Bescheid zu geben. [210] E u k 1 i o. Nur wenn du nichts wissen willst, was ich nicht sagen will. M e g a d o r.u s. Sag mir, was hältst du von meiner Her kunft? E u k 1 i o. Sie ist in Ordnung. M e g a d o r u s. Von meiner Zuverlässigkeit? E u k 1 i o. Sie ist gut. M e g a d o r u s. Von meinen Taten? E u k 1 i o. Weder schlecht noch unrecht.
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ME. aetatem meam scis?
E UC. scio esse grandem, item ut
pecuniam. ME certe edepol equidem te civem sine mala omni 215 malitia semper sum arbitratus et nunc arbitror. EUC. aurum huic olet. quid nunc me vis? ME. quoniam tu me et ego te qualis sis scio, quae res recte vortat mihique tibique tuaeque filiae, filiam tuam mi uxorem posco. promitte hoc fore. E UC. heia, Megadore, hau decorum facinus tuis factis facis, 220 ut inopem atque innoxium aps te atque aps tuis me inrideas. nam de te neque re neque verbis merui uti faceres quod facis. ME. neque edepol ego te derisum venio neque derideo, neque dignum arbitror. E UC. qur igitur poscis meam gnatam tibi? ME. ut propter me tibi sit melius mihique propter te et tuos. 225 EUC. venit hoc mihi, Megadore, in mentem, ted esse hominem divitem, factiosum, me item esse hominem pauperum pauperrumum; nunc si filiam locassim meam tibi, in mentem venit te bovem esse et me esse asellum : ubi tecum coniunctus siem, ubi onus nequeam ferre pariter, iaceam ego asinus in luto, 230 tu me bos magis hau respicias gnatus quasi numquam siem. et te utar iniquiore et meu' me ordo inrideat, neutrubi habeam stabile stabulum, si quid divorti fuat : asini me mordicibus scindant, boves incursent cornibus. hoc magnum est periclum, ab asinis ad boves 235 transcendere.
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M e g a d o r u s. Kennst du mein Alter? E u k I i o. Ich weiß, es ist gleich hoch wie dein Vermögen. M e g a d o r u s. Fürwahr beim Pollux, ich hielt dich mei nerseits immer für einen Bürger ohne Fehl und Tadel [215] und halte dich auch jetzt dafür. E u k I i o (für sich). Der riecht das Gold. (Laut.) Was willst du nun von mir? M e g a d o r u s. Da wir unsere Eigenheiten gegenseitig kennen, bitte ich - in meinem, deinem und deiner Tochter Interesse - um ihre Hand. Versprich sie mir. E u k I i o. He, Megadorus, du tust etwas, was deiner un würdig ist, [220] indem du mich, einen Armen, der weder dir noch den Deinen je etwas Böses tat, verspottest. Denn weder in Wort noch Tat habe ich es um dich verdient, daß du mich so behandelst, wie du es jetzt tust. Me g a d o r u s. Beim Pollux, ich komme weder, um dich zu verspotten, noch verspotte ich dich, noch glaube ich, daß du das verdienst. E u k I i o. Warum bittest du mich dann um die Hand mei ner Tochter? M e g a d o r u s. Damit es dir durch mich besser geht und mir durch dich und die Deinen. [225] E u k I i o. Mir kommt da in den Sinn, Megadorus, daß du ein reicher Mann bist, einflußreich, und daß ich ebenso ein armer, ein ganz armer Schlucker bin. Wenn ich dir nun meine Tochter gäbe, so käme mir das so vor, als ob du der Stier wärst und ich das Eselchen. Sobald man uns in das gleiche Joch spannte und ich die Last nicht in gleicher Weise tragen könnte, würde ich, der Esel, wohl im Schmutz liegen [230] und du, der Stier, würdest auf mich keine Rücksicht nehmen, grad als wäre ich nie geboren. Du wärest dann wohl grausam mit mir, und meinesgleichen würde mich verlachen. Nirgends hätte ich noch einen sicheren Stand, falls wir uns trennten. Die Esel würden mich mit ihren Zähnen zerfleischen, die Stiere mit ihren Hörnern auf mich losgehen. Es ist sehr gefährlich, von den Eseln zu den Stieren überzuwechseln. [235] 27
ME. quam ad probos propinquitate proxume te adiunxeris, tarn optumumst. tu condicionem hanc accipe, ausculta mihi, atque eam desponde mi. EUC. at nihil est dotis quod dem. ME. ne duas. dum modo morata recte veniat, dotata est satis. E UC. eo dico, ne me thensauros repperisse censeas. 240 ME. novi, ne doceas. desponde. EUC. fiat. sed pro Iuppiter, num ego disperii? ME. quid tibi est? EUC. quid crepuit quasi ferrum modo? ME. hic apud me hortum confodere iussi. sed ubi hic est homo? 244/245 abiit neque me certiorem fecit. fastidit mei, quia videt me suam amicitiam velle : more hominum facit ; nam si opulentus it petitum pauperioris gratiam, pauper metuit congrediri, per metum male rem gerit. idem, quando occasio illaec periit, post sero cupit. EUC. si hercle ego te non elinguandam dedero usque ab 250 radicibus, impero auctorque sum ut tu me quoivis castrandum loces. ME. video herclc cgo te me arbitrari, Euclio, hominem idoneum, quem senecta aetate Judos facias, hau merito meo. E UC. neque edepol, Megadore, facio, neque, si cupiam, copia est. ME. quid nunc? etiam mihi dcspondes filiam? EUC. illis 255 legibus,
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M e g a d o r u s. Je näher du dich durch nahe Verwandt schaft an rechtschaffene Menschen bindest, um so besser ist es. Gehorche mir, nimm meinen Vorschlag an und gib sie mir zur Frau. E u k I i o. Aber ich kann ihr keine Mitgift geben. M c g a d o r u s. Dann gib13 ihr keine. Wenn sie nur recht geartet ist, so hat sie Mitgift genug. E u k I i o. Ich sag das deshalb, damit du nicht glaubst, ich hätte Schätze gefunden. [240J M e g a d o r u s. Ich weiß, du brauchst mich nicht zu be lehren. Gib sie mir. E u k I i o. Nun gut. (Man hört ein metallenes Geräusch.) Aber - beim Jupiter, bin ich verloren? M e g a d o r u s. Was ist mit dir? E u k I i o. Was hat soeben wie Eisen geklirrt? Er läuft in sein Haus.
M e g a d o r u s. Ich lasse hier bei mir den Garten umgra ben. - Aber wo ist denn der Mensch? Er ist verschwunden und hat mich im ungewissen gelassen. Er mag mich nicht, [244/245] weil er sieht, daß ich um seine Freund schaft werbe. So machen es alle. Denn wenn ein Reicher sich um die Gunst eines Armeren bemüht, fürchtet der Arme die Berührung und verhält sich aus Furcht ganz falsch. Und wenn dann die Gelegenheit vorüber ist, ist es mit seinem Wunsch zu spät. E u k I i o (kommt aus seinem Haus und ruft noch hinein). Beim Herkules, wenn ich dir nicht die Zunge ausreißen lasse mit Stumpf und Stiel, [250] darfst du, ja sollst du mich dem ersten besten zur Kastrierung übergeben. M e g a d o r u s. Ich sehe, Euklio, du hältst mich für den geeigneten Mann, mit dem man trotz seines Alters Späße treiben kann. Das habe ich nicht verdient. E u k I i o. Beim Pollux, das tue ich auch nicht, Megadorus, und ich könnte es gar nicht, selbst wenn ich es wollte. M e g a d o r u s. Also was wird nun? Verlobst du mir nun deine Tochter? 29
ME. spanden ergo? EUC. spondeo. E UC. ita di faxint. illud facito ut ME. istuc di bene. memineris, convenisse ut ne quid dotis mea ad te adferret filia. ME. memini. E UC. at scio quo vos soleatis pacto perplexarier : pactum non pactum est, non pactum pactum est, quod 260 vobis lubet. ME. nulla controvorsia mihi tecum erit. sed nuptias num quae caussa est hodie quin faciamus? E UC. immo edepol optuma. ME. ibo igitur, parabo. numquid me vis? E UC. istuc. et vale. ME. heus, Strobile, sequere propere me ad macellum strenue. EUC. illic hinc abiit. di inmortales, opsecro, aurum quid valet ! 265 credo ego illum iam indaudisse mi esse thensaurum domi. id inhiat, ea adfinitatem hanc opstinavit gratia.
cum illa dote quam tibi dixi. -
II,3 Euclio. Staphyla. EUC. Ubi tu es quae deblateravisti i am vicinis omnibus
meae me filiae daturum dotem? heus, Staphyla, te voco. ecquid audis? vascula intus pure propera atque elue : 270 filiam despondi ego : hodie huic nuptum Megadoro dabo.
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E u k I i o. Unter den Bedingungen, [255] mit der Mitgift, die ich dir nannte. M e g a d o r u s. Du gibst sie mir also? E u k l i o. Ja. M e g a d o r u s. Mögen die Götter dazu ihren Segen geben. E u k I i o. Ja, das sollen sie. Denk aber daran, es wurde abgemacht, daß meine Tochter dir keine Mitgift bringt. M e g a d o r u s. Ich denke daran. E u k I i o. Aber ich weiß, was ihr gewöhnlich für Winkel züge macht: Ausgemachtes ist nicht ausgemacht, Nicht-Aus gemachtes ist ausgemacht, grad wie es euch beliebt. [ 260] M e g a d o r u s. Mit dir werde ich nie Streit bekommen. Aber gibt es einen Grund, die Hochzeit nicht gleich heute zu halten? E u k I i o. Nicht den mindesten. M e g a d o r u s. Ich gehe also und bereite s1e vor. Willst du noch etwas von mir? E u k I i o. Dies : Geh nur und mach's gut. M e g a d o r u s (in sein Haus rufend). He, Strobilus, folge mir schnell zum Fleischmarkt. Strobilus und Megadoms ab nach rechts.
E u k I i o. Der ist weg. Ihr unsterblichen Götter, ich rufe euch als Zeugen an : Was doch das Geld vermag ! [265] Ich glaube, der hat schon gehört, daß ich einen Schatz im Hause habe. Er giert danach, deshalb hat er auf dieser Ver schwägerung bestanden.
Dritte Szene E u k I i o (ins Haus hineinrufend). Wo bist du, die du schon allen Nachbarn ausgeplappert hast, ich würde meiner Toch ter eine Mitgift geben? He, Staphyla, dich rufe ich. Hörst du? Beeile dich und wasche die Gefäße drinnen rein. [270] Ich habe meine Tochter verlobt. Heut werde ich sie die sem Megadorus zur Frau geben.
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ST A. di bene vortant.
verum ecastor non potest, subit1.1m est nimis. EUC. tace atque abi. curata fac sint quom a foro redeam domum; atque aedis occlude ; iam ego hic adero. - STA . quid ego nunc agam? nunc nobis prope adest exitium, mihi atque erili filiae, 275 nunc probrum atque partitudo prope adest ut fiat palam ; quod celatum atque occultatum est usque adhuc, nunc non potest. ibo intro, ut erus quae imperavit facta, quom veniat, sient. nam ecastor malum maerore metuo ne mixturn bibam. -
II , 4
Strobilus. A n thrax. Congrio.
STR. Postquam opsonavit erus et conduxit coquos
tibicinasque hasce apud forum, edixit mihi ut dispertirem opsonium hic bifariam. AN. mequidem hercle, dicam propalam, non divides ; si quo tu totum me ire vis, operam dabo. CO. bellum et pudicum vero prostibulum popli. post si quis vellet, te hau non velles dividi. STR. atque ego istuc, Anthrax, aliovorsum dixeram,
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280
285
S t a p h y I a (aus dem Haus tretend). Mögen die Götter ihren Segen geben. - Aber, beim Kastor, das ist ja unmög lich, das ist allzu plötzlich. E u k I i o. Schweig und geh ! Sorg dafür, daß alles fertig ist, wenn ich vom Markt zurückkomme. Und schließ das Haus ; ich bin gleich wieder da. Euklio ab nach rechts.
S t a p h y I a. Was soll ich jetzt tun? Jetzt ist's bald aus mit uns, mit mir und des Herrn Tochter. [275] Jetzt ist es bald so weit, daß die Schande und die Niederkunft allen offenbar wird. Was bisher sorgfältig verborgen wurde, kann nicht mehr geheimgehalten werden. Ich werde hinein gehen, damit das, was der Herr befohlen hat, getan ist, wenn er kommt. Denn, beim Kastor, ich fürchte, ich muß übel mit Trauer vermischt trinken. Ab ins Haus.
Vierte Szene Strobilus kommt mit den beiden Köchen Anthrax und Con grio und zwei Flötenspielerinnen vom Markt. Sie tragen zwei Lämmer, andere Lebensmittel und Kochgeräte.
S t r o b i I u s. Nachdem der Herr eingekauft und zwei Köche [280] und diese Flötenspielerinnen auf dem Markt gemietet hat,14 gab er mir den Auftrag, diese Einkäufe in zwei Teile zu teilen. A n t h r a x. Mich, beim Herkules, das sag ich offen, wirst du nicht teilen. Wenn du willst, daß ich wohin ganz gehe, werde ich mir Mühe geben. C o n g r i o (zu Anthrax). Du reizendes und verschämtes Strichjüngelchen, [285] wenn dich nur einer wollte, dann würdest du dich ganz gewiß teilen lassen. S t r o b i 1 u s. Ich hatte es anders gemeint, Anthrax, nicht
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non istuc quod tu insimulas. sed erus nuptias meus hodie faciet. AN. quoiius ducit filiam? 290 STR. vicini huius Euclionis hinc e proxumo. ci adeo opsoni hinc iussit dimidium dari, coquom alterum itidemque alteram tibicinam. AN. nempc huc dimidium dicis, dimidium domum? STR. nemp' sicut dicis. AN. quid? hic non potcrat de suo scnex opsonari filiai nuptiis? 295 STR. vah ! AN. quid negotist? STR. quid negoti sit rogas? pumex non aeque est ardus atque hic est senex. ANT. ain tandem? ita esse dicis? ST R. tute existuma : ::::,,. existumat suam rem periisse seque eradicarier. 300 quin divom atque hominum clamat continuo fidem, de suo tigillo fumus si qua exit foras. quin, quom it dormitum, follem opstringit ob gulam. AN. qur? STR. ne quid animae forte amittat dormiens. AN. etiamne opturat inferiorem gutturem, 305 ne quid animai forte amittat dormicns? STR. haec mihi te ut tibi med aequom est, credo, credere. AN. immo equidem credo. STR. at sein etiam quomodo? aquam hercle plorat, quom lavat, profundere. A N. censen talentum magnum exorari pote ab istoc sene ut det, qui fiamus liberi? 310
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so, wie du es mir unterstellst. - Doch mem Herr macht heute Hochzeit. A n t h r a x. Wessen Tochter heiratet er? S t r o b i I u s. Die Tochter dieses Euklio hier aus der näch sten Nachbarschaft. [ 290] Ihm soll daher die Hälfte dieser Einkäufe gegeben werden, ein Koch und ebenso eine Flöten spielerin. A n t h r a x. Du meinst also : die Hälfte dahin, die Hälfte in dein Haus? S t r o b i I u s. So ist es. A n t h r a x. Wie? Dieser Alte konnte nicht mit eigenen Mitteln einkaufen für die Hochzeit seiner Tochter? [295] S t r o b i I u s. Ach was ! A n t h r a x. Was bedeutet das ? S t r o b i I u s. Was das bedeutet, fragst d u ? E i n Bimsstein ist nicht so trocken wie dieser Alte. A n t h r a x. Ist es wirklich, wie du sagst? S t r o b i I u s. Du kannst dich drauf verlassen . . . [Ein Vers fehlt.] glaubt er, daß seine ganze Habe vernichtet und er verloren ist. Ja, er appelliert ständig an die Treue der Götter und Menschen, [300] wenn auch nur ein wenig Rauch irgend wie durch die Latten seines Daches entweicht. Ja, wenn er schlafen geht, bindet er sich einen Sack vors MauJ.l5 A n t h r a x. Warum? S t r o b i I u s. Damit ihm nicht vielleicht im Schlaf em Hauch verlorengeht. A n t h r a x. Verstopft er auch die untere Gurgel, damit ihm dort im Schlaf kein Hauch verlorengeht? [305] S t r o b i I u s. Das kannst du mir, glaub ich, so sicher glauben, wie ich dir. A n t h r a x. Ja, ich glaub es dir. S t r o b i 1. u s. Aber weißt du, wie er es noch macht? Er weint laut, beim Herkules, wenn er Waschwasser ausgießen muß. A n t h r a x. Hältst du es für möglich, daß man von die sem Alten ein Talent Gold erbitten kann, um sich damit freizukaufen? [310]
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ST R. famem hercle utendam si roges, numquam dabit. quin ipsi pridem tonsor unguis dempserat : conlegit, omnia apstulit praesegmina. AN. edepol mortalem parce parcum praedicas. 315 STR. censen vero adeo ess' parcum et misere vivere? pulmentum pridem eripuit ei milvos : homo ad praetorem plorabundus devenit ; infit ibi postulare plorans, eiulans, ut sibi liceret milvom vadarier. 320 sescenta sunt quae memorem, si sit otium. sed uter vostrorum est celerior? memora mihi. AN. ego, ut multo melior. STR. coquom ego, non furem rogo. AN. coquom ergo dico. STR. quid tu ais? CO. sie sum ut vides. AN. coquos ille nundinalest, in nonum diem solet ire coctum. CO. tun, trium litterarum homo, 325 me vituperas? fur. AN. etiam fur, trifurcifer.
11,5 Strobilus. Anthrax. Congrio. STR. Tace nunciam tu, atque agnum hinc uter est pinguior cape atque abi intro ad nos. AN. licet. - STR. tu,
Congrio, hunc sume atque abi imro illo, et vos illum sequimini. vos ceteri ite huc ad nos. CO. hercle iniuria
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S t r o b i I u s. Beim Herkules, wenn du ihn bätest, dir sei nen Hunger auszuleihen, er wird ihn dir nie geben. Ja, un längst hatte ihm der Barbier die Nägel geschnitten : da las er alle Schnitzel zusammen und nahm sie mit. A n t h r a x. Beim Pollux, da prophezeist du mir einen auf knauserige Weise knauserigen Menschen. S t r o b i I u s. Kannst du dir vorstellen, wie knauserig er ist und wie elend er lebt? [315] Neulich entriß ihm ein Raubvogel ein Stück mageres Fleisch. Da läuft der Mann mit lautem Gejammer zum Prätor und fängt dort an, mit Schreien und Klagen zu fordern, daß der Vogel sich ver bürge, zum Prozeß zu kommen.16 Unzählige Geschichten könnte ich noch erzählen, wenn ich Zeit hätte. [320] Aber wer von euch beiden ist der Flinkere? Sag es mir. A n t h r a x. Ich, wie ich überhaupt viel besser bin. S t r o b i 1 u s. Ich meine im Kochen, nicht im Stehlen. A n t h r a x. Ich meine ja im Kochen. S t r o b i I u s (zu Congrio). Und was sagst du? C o n g r i o. Ich bin so, wie du siehst. A n t h r a x. Er ist ein Neuntagekoch : auf den neunten Tag pflegt er erst zum Kochen zu erscheinen. C o n g r i o. Du Vierbuchstabenmensch [325] beschimpfst mich? A n t h r a x. Selber ein Dieb und Dreimaldieb !
Fünfte Szene S t r o b i I u s (zu Anthrax). Sei du nun still, mmm hier das fettere Lamm und geh hinein zu uns. A n t h r a x. Bitte, gern. S t r o b i I u s. Und du, Congrio, nimm dieses Lamm und geh dort hinein ; und ihr folgt ihm. Ihr anderen kommt hierher zu uns. Anthrax und seine Gruppe ab ins Haus des Megadorus.
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dispertivisti : pinguiorem agnum isti habent. STR. at nunc tibi dabitur pinguior tibicina.
i sane cum illo, Phrugia. tu autem, Eleusium, huc intro abi ad nos. Co. o Strobile subdole, 335 huccine detrusti me ad senem parcissumum? ubi si quid poscam, usque ad ravim poscam prius quam quicquam detur. STR. Stultu's, et sine gratia est ibi recte facere, quando quod facias perit. CO. qui vero? STR. rogitas? iam principio in aedibus 340 turba istic nulla tibi erit : siquid uti voles, domo aps te adferto, ne operam perdas poscere. hic autem apud nos magna turba ac familia est, supellex, aurum, vestis, vasa argentea : ibi si perierit quippiam (quod te scio 345 facile apstinere posse, si nihil obviam est), dicant : coqui apstulerunt, comprehendite, vincite, verberate, in puteum condite. horum tibi istic nihil eveniet, quippe qui ubi quid surrupias nihil est. sequere hac me. CO. sequor.
II,6 Strobilus. Staphyla. Congrio. STR. Heus, Staphyla, prodi atque ostium aperi.
vocat?
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STA . qui
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C o n g r i o. Beim Herkules, du hast ungerecht geteilt. [330] Die da haben das fettere Lamm ! S t r o b i I u s. So soll dir jetzt die fettere Flötenspielerin gegeben werden. Geh nur mit dem da, Phrygia. Du aber, Eleusium, komm hier herein zu uns. C o n g r i o. 0 du hinterlistiger Strobilus, hast du mich hierhin zu dem Knausergreis abgeschoben, [335] wo ich, wenn ich um etwas bitte, mich eher heiser schreie, als etwas bekomme? S t r o b i I u s. Du bist dumm, und es lohnt sich nicht, dort etwas recht zu machen, wo doch alles, was man tut, ver geblich ist. C o n g r i o. Wieso? S t r o b i I u s. Du fragst noch? Weil von vornherein dort nichts im Haus ist, was dich ablenken könnte. Wenn du etwas verwenden willst, [340] mußt du es von dir aus mit bringen, damit du keine Zeit verlierst mit Bitten. Hier aber bei uns ist viel Wirbel und viele Leute, Geräte, Gold, Klei der, Silbergeschirr. Wenn da etwas abhanden kommt - und ich weiß, daß dir die Ehrlichkeit leicht fällt, wo nichts vorhanden ist [345] -, wird es gleich heißen : die Köche haben es mitgenommen ; ergreift sie, bindet, schlagt sie, werft sie in den Brunnen. Derartiges kann dir dort drüben nicht passieren, denn dort gibt es nichts zu mausen. Und nun komm mit ! C o n g r i o. ]a wohl.
Sechste Szene Strobilus führt Congrio und dessen Gruppe Haus.
zu
Euklios
S t r o b i I u s. He, Staphyla, komm her und öffne die Tür ! S t a p h y I a. Wer ruft? [350] 39
STR. Strobilus.
ST A. quid vis?
STR. hos ut accipias coquos tibicinamque opsoniumque in nuptias. Megadorus iussit Euclioni haec mittere. ST A. Cererin, Strobile, has sunt facturi nuptias? 355 ST R. qui? ST A. quia temeti nihil aHaturn intellego. STR. at iam adferetur, si a foro ipsus redierit. STA . ligna hic apud nos nulla sunt. CO. sunt asseres? ST A. sunt pol. CO. sunt igitur ligna, ne quaeras foris. STA . quid, inpurate? quamquam Volcano studes, 360 cenaene caussa aut tuae mercedis gratia nos nostras aedis postulas comburere? CO. hau postulo. STR. duc istos intro. ST A. sequimini. -
II,7 Strobilus. STR. Curate.
ego intervisam quid faciant coqui; quos pol ut ego hodie servem cura maxuma est. nisi unum hoc faciam, ut in puteo cenam coquant :
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S t r o b i 1 u s. Strobilus. S t a p h y 1 a. Was willst du? S t r o b i 1 u s. D aß du diese Köche in Empfang nimmst, die Flötenspieleein und die Einkäufe für die Hochzeit. Megadorus läßt dem Euklio das schicken. S t a p h y 1 a. Gilt denn der Ceres17 dieses Hochzeitsmahl, Strobilus? S t r o b i 1 u s. Wieso? S t a p h y 1 a. Weil ich nichts Berauschendes unter dem Ge brachten sehe. [355] S t r o b i 1 u s. Es wird schon gebracht werden, wenn er selbst vom Markt zurückkommt. S t a p h y 1 a. Wir haben kein Brennholz im Haus. C o n g r i o. Habt ihr Dachlatten? S t a p h y 1 a. Das schon, beim Pollux. C o n g r i o. Dann gibt's auch Brennholz, und du brauchst auswärts keins zu holen. S t a p h y 1 a. Was, Dreckskerl? Dein Handwerk ist zwar dem Vulkanus geweiht, aber willst du um eines Essens wil len und damit du deinen Lohn bekommst, [36D] unser Haus abbrennen? C o n g r i o. Durchaus nicht. S t r o b i 1 u s. Führe sie hinein. S t a p h y 1 a. Kommt mit. Staphyla mit der Gruppe des Congrio ab ms Haus des Euklio. Die Tür bleibt offen.
Siebente Szene S t r o b i 1 u s (nachrufend). Sorgt für das Essen ! (Für sich.) Ich will einmal nachsehen, was die Köche tun. Sie im Auge zu behalten, beim Pollux, ist heute meine Hauptauf gabe. Es sei denn, ich sorge dafür, daß sie das Essen gleich im Karzer kochen : [365] von dort holen wir das fertige 41
ind' coctarn susurn subducernus corbulis. si autern deorsurn cornedent si quid coxerint, superi incenati sunt et cenati inferi. sed verba hic facio, quasi negoti nil siet, rapacidarum ubi tanturn siet in aedibus.
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II, 8 Euclio. Congrio. EUC. Volui anirnurn tandern confirrnare hodie rneurn, ut bene haberern rne filiai nuptiis. venio ad rnacellurn, rogito piscis : indicant caros ; agninarn cararn, cararn bubularn, vitulinarn, ceturn, porcinarn : cara ornnia. atque, eo fuerunt cariora, aes non erat. taheo iratus illinc, quoniarnt nihil est qui ernarn. ita illis inpuris ornnibus adii rnanurn. deinde egornet rnecurn cogitare intervias occepi : festo die si quid prodegeris, profesto egere liceat, nisi peperceris. postquarn hanc rationern vemri cordique edidi, accessit anirnus ad rnearn sententiarn, quarn rninirno surnptu filiarn ut nupturn darern. nunc tusculurn erni et hasc' coronas floreas : haec irnponentur in foco nostro Lari, ut fortunatas faciat gnatae nuptias. sed quid ego apertas aedis nostras conspicor? et strepitust intus. nurnnarn ego cornpilor rniser? CO. aularn rnaiorern, si pote, ex vicinia pete : haec est parva, capere non quit. EUC. ei rnihi,
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Essen in Körben herauf. Wenn sie aber drunten aufessen, was sie kochen, bleiben die oben hungrig und die unten sind satt. Aber ich schwatze hier, wie wenn ich keine Arbeit hätte, wo so viele Diebe im Hause sind. [370] Ab ins Haus des Megadorus.
Achte Szene Euklio kommt mit einem Weihrauchgefäß und Blumen kränzen vom Markt zurück.
E u k I i o. Heute wollte ich mich endlich einmal erholen und mich wahlbefinden am Hochzeitstag meiner Tochter. Ich komme zum Fleischmarkt, frage nach Fischen. Man sagt mir, sie seien teuer, Lammfleisch teuer, teuer Rind fleisch, Kalbfleisch, Seefisch, Schweinefleisch : alles teuer. [375] Und es war um so teurer, als ich ja kein Geld habe. Zornig gehe ich von dort wieder fort, denn es gab ja nichts, was ich hätte kaufen können. So habe ich es allen jenen Schurken ordentlich besorgt. Dann begann ich unterwegs bei mir zu denken : Wenn du an einem Festtag etwas ver schwendet hast, [380] mußt du am Werktag darben, wenn du nichts gespart hast. Nachdem ich diese Überlegung mei nem Herzen und Bauch mitgeteilt hatte, schloß sich mein Inneres meiner Meinung an, nämlich die Tochter möglichst billig zu vermählen. Jetzt habe ich ein bißchen Weihrauch gekauft und diese Blumenkränze. [385] Man wird sie unse rem Hausgott auf dem Herd umhängen, damit er die Hei rat der Tochter glücklich macht. - Aber was sehe ich unser Haus offenstehen? Und drinnen ist Lärm. Werde ich Armer denn ausgeraubt? C o n g r i o. Hole, wenn es geht, einen größeren Topf aus der Nachbarschaft ; [390] dieser ist zu klein, es geht nicht alles hinein.18 E u k I i o. Weh mir, ich bin verloren, beim Herkules. Das
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perii hercle. aurum rapitur, aula quaeritur. nimirum occidor, nisi ego intro huc propere propero currere. Apollo, quaeso, suhveni mi atque adiuva, confige sagittis fures thensaurarios, qui [ in re tali iam suhvenisti antidhac. sed cesso priu' quam prosus perii currere.
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11,9 Anthrax. AN. Dromo, desquama piscis.
tu, Machaerio, congrum, murenam exdorsua quantum potest. ego hinc artoptam ex proxumo utendam peto a Congrione. tu istum gallum, si sapis, glabriorem reddes mihi quam volsus ludiust. sed quid hoc clamoris oritur hinc ex proxumo? coqui hercle, credo, faciunt officium suom. fugiam intro, ne quid hic itidem turbae fuat.
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III,l Congrio. CO. Attatae ! cives, populares, incolae, accolae, advenae
omnes, date viam qua fugere liceat, facite totae plateae pateant. 44
Gold wird mir geraubt, man sucht einen Topf. Ich bin zweifellos verloren, wenn ich nicht schnellstens hinein- und dazwischenfahre. Apollo, bitte, hilf mir, unterstütze mich, durchbohre die Schatzdiebe mit deinen Pfeilen, [395] der du schon früher in solcher Lage zu Hilfe gekommen bist. Aber was zögere ich hineinzustürmen, bevor ich ganz ver loren bin. Er stürzt in sein Haus.
Neunte Szene Anthrax tritt aus dem Haus des Megadorus, in das e r noch hineinspricht.
A n t h r a x. Dromo, schupp mir die Fische.19 Du, Machae rio, entgräte mir den Aal und die Muräne, so gut du kannst. Ich leihe hier aus der Nachbarschaft eine Back schüssel [ 400] von Congrio. Du, mach mir den Hahn da gefälligst glatter als einen gerupften Schauspieler.20 Aber was erhebt sich da in der Nachbarschaft für ein Geschrei? Die Köche, glaub ich wahrlich, sind in ihrem Element. Ich will mich zurückziehen, damit es nicht auch hier noch Arger gibt. [ 405] Ab ins Haus des Megadorus.
Dritter Akt. Erste Szene Congrio und die mit ihm gegangene Gruppe stürzen aus Euklios Haus.21
C o n g r i o. 0 je ! Ihr Mitbürger, Landsleute, Einwohner, Anwohner, Passanten alle, laßt mir einen Fluchtweg offen, macht die ganzen Straßen frei. Noch nie bis heute bin ich
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neque ego umquam nisi hodie ad Bacchas veni in bacchanal coquinatum, ita me miserum et meos discipulos fustibus male contuderunt. totus doleo atque oppido perii, ita me iste habuit senex 410 gymnasium ; attat, perii hercle ego miser, 41 1 " aperit bacchanal, adest, sequitur. scio quam rem geram : hoc 412" ipsu' magister me docuit. neque ligna ego usquam gentium praeberi vidi pulchrius, itaque omnis exegit foras, me atque hos, onustos fustibus.
III,2 Euclio. Congrio. EUC. Redi.
quo fugis nunc? tene, tene. CO. quid, 415 stolide, clamas? EUC. quia ad trisviros iam ego deferam nomen tuom. CO. quam ob rem? EUC. quia cultrum habes. CO. coquom decet. EUC. quid comminatu's mihi? CO. istuc male factum arbitror, quia non latu' fodi. EUC. homo nullust te scelestior qui vivat hodie, neque quoi ego de industria amplius male plus lubens faxim. 420 CO. pol etsi taceas, palam id quidem est : res ipsa testest ; ita fustibus sum mollior magi' quam ullu' cinaedus. sed quid tibi nos tactiost, mendice homo? EUC. quae res? etiam rogitas? an quia minus quam I aequom erat feci?
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zu Rasenden ins Bacchanal22 zum Kochen gekommen. So hat man mich Armen und meine Lehrlinge mit Prügeln übel zugerichtet. Alles tut mir weh, ich bin total verloren, so hat mich der Alte zum Ringplatz gemacht. [ 410] 0 je ! Beim Herkules, ich Armer bin verloren. Er stößt die Bacchanal tür auf, ist da, verfolgt mich. (Da Euklio nicht nachstürzt, wird Gongrio ruhiger.) Ich weiß, was ich tu, er selbst hat es mich gelehrt. (Congrio zieht sein Küchenmesser.) Noch nie23 hab ich Holz schöner zu spüren bekommen. So hat er uns alle aus dem Haus gejagt, mich und diese, beladen mit Prü geln. Er will weiter fort.
Zweite Szene Euklio kommt aus dem Haus.
E u k I i o. Komm zurück ! Wo willst du jetzt hin? Halt, halt ! C o n g r i o. Was schreist du, Tölpel? [ 415] E u k I i o. Weil ich dich bei den Trisvirn24 anzeigen werde. C o n g r i o. Weshalb? E u k I i o. Weil du ein Messer hast. C o n g r i o. Muß ich als Koch. E u k I i o. Warum hast du mir gedroht? C o n g r i .o. Das hab ich wohl schlecht gemacht, daß ich es dir nicht in die Rippen gestoßen habe. E u k I i o. Kein größerer Schurke als du lebt heute auf der Welt, keiner, dem ich lieber absichtlich ein größeres übel antäte25• [420] C o n g r i o. Beim Pollux, auch wenn du das nicht sagtest, wäre es klar : was vorfiel, spricht für sich ; ich bin nämlich durch Schläge weicher-geworden als ein Kinäde26• Aber was rührst du uns eigentlich an, du Bettelkerl? E u k I i o. Was? Du fragst noch? Habe ich etwa nicht nur getan, was recht und billig war?
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CO. sine, at hercle cum magno malo tuo, si hoc caput
sentit.
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EUC. pol ego hau scio quid post fuat : tuom nunc caput
sentit. sed in aedibus quid tibi meis nam erat negoti me apsente, nisi ego iusseram? volo scire. CO. tace ergo. quia venimu' coctum ad nuptias. EUC. quid tu, malum, curas utrum crudum an coctum ego edim, nisi tu mi es tutor? 430 CO. volo scire, sinas an non sinas nos coquere hic cenam? EUC. volo scire ego item, meae domi mean salva futura? CO. utinam mea mihi modo auferam, quae ad te tuli, salva : me hau paenitet. tuane expetam? EUC. scio, ne doce, nOVl. CO. quid est qua prohibes nunc gratia nos coquere hic 435 cenam? quid fecimus, quid diximus tibi secu' quam velles? EUC. etiam rogitas, sceleste homo, qui I angulos omnis mearum aedium et conclavium mihi pervium facitis? ibi ubi tibi erat negotium, ad focum si adesses, HO non fissile auferres caput : merito id tibi factum est. adeo ut tu meam sententiam iam noscere possis : si ad ianuam huc accesseris, nisi iussero, propius, ego te faciam miserrumus mortalis uti sis. scis iam meam sententiam. CO. quo abis? redi rusum. 445 ita me bene amet Lauerna, te iam, nisi reddi mihi vasa iubes, pipulo te hic differam ante aedis. -
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C o n g r i o. Hör auf! Das wird dir sehr zum Schaden aus schlagen, wenn ich kein Dummkopf bin. [ 425 ] 27 E u k I i o. Beim Pollux, ich weiß nicht, was später ist28 : jetzt fühlt's dein Kopf als Schmerz. (Er schlägt ihn.) Aber was hattest du denn in meiner Abwesenheit ohne meinen Auftrag in meinem Haus zu tun? Das will ich wissen. C o n g r i o. So sei einmal still : Wir sind gekommen, um für die Hochzeit zu kochen. E u k I i o. Was sorgst du Gauner dich darum, ob ich roh oder gekocht esse29, du bist doch nicht mein Vormund ! [ 430] C o n g r i o. Ich will wissen : läßt du uns hier das Essen kochen oder nicht? E u k I i o. Und ich will wissen, ob in meinem Haus das Meine30 unangetastet bleiben wird. C o n g r i o. Wenn ich nur meine Sachen, die ich zu dir gebracht habe, unangetastet wieder mitnehmen kann, dann bin ich zufrieden. Was sollte ich deine haben wollen? E u k I i o. Ja, ja, ich weiß Bescheid, brauchst mich nicht zu belehren. C o n g r i o. Was ist der Grund, warum du uns jetzt hin derst, das Essen hier zu kochen? [435] Was haben wir an ders getan oder gesagt, als du es wolltest? E u k I i o. Du fragst noch, Schurke, wo ihr mir alle Win kel meines Hauses und meiner Zimmer zu einem öffent lichen Durchgang31 macht? Wenn du am Herd gewesen wärst, wo du hingehörst, hättest du kein Loch im Kopf : das ist dir recht geschehen. [ 440] Und damit d u meine Mei nung endlich kennenlernst : wenn du noch näher hierher zur Tür kommst, ohne daß ich es dich heiße, mache ich dich zum elendesten aller Menschen. Euklio ab in sein Haus.
C o n g r i o. Wo gehst du hin? Komm zurück ! So wahr die Diebesgöttin32 mir helfe : wenn du mir meine Geräte nicht zurückgeben läßt, [ 445] mache ich dich durch ein Hilfe geschrei hier vor deinem Haus zum Stadtgespräch. - Was
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quid ego nunc agam? ne ego edepol veni huc auspicio malo. nummo sum conductus : plus iam medico mercedest opus.
III, 3 Euclio. Congrio. EUC. Hoc quidem hercle, quoquo I ibo, mecum erit, mecum
feram, neque isti id in tantis periclis umquam committam ut 450 siet. ite sane nunc intro omnes, et coqui et tibicinae, etiam I intro duce, si vis, vel gregem venalium, coquite, facite, festinate nunciam quantum lubet. CO. temperi, postquam implevisti fusti fissorum caput. EUC. intro abi : opera huc conducta est vostra, non 455 oratio. CO. heus, senex, pro vapulando hercle ego aps te mercedem petam. coctum ego, non vapulatum, dudum conductus fui. EUC. lege agito mecum. molestus ne sis. i cenam coque, aut abi in malum cruciatum ab aedibus. CO. abi tu modo. -
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soll ich jetzt tun? Fürwahr, beim Pollux, hierher bin ich unter einem schlechten Stern gekommen. Für eine Kleinig keit hat man mich gemietet, und nun muß ich schon mehr für den Arzt ausgeben.
Dritte Szene Euklio kommt mit dem Goldtopf unter dem Mantel aus dem Haus.
E u k I i o (für sich). Dies wird, beim Herkules, wohin ich immer gehen werde, bei mir sein ; dies will ich mit mir tra gen, und ich werde es nicht zulassen, daß es hier jemals in so großen Gefahren sei.33 [ 450] (Laut.) Geht jetzt nur alle wieder hinein, Köche und Flötenspielerinnen, führe, wenn du willst, sogar eine ganze Herde Lumpenpack hinein, kocht, macht und treibt um, so viel ihr Lust habt. C o n g r i o. Jetzt endlich34, nachdem du mir den Kopf mit dem Prügel voller Löcher geschlagen hast ! E u k I i o. Hinein mit euch. Man hat eure Arbeit gemietet, nicht euer Geschwätz. [ 455] C o n g r i o. He, Alter, ich werde wahrlich von dir Lohn verlangen fürs Geschlagenwerden. Ich war doch vorhin zum Kochen, nicht zum Geschlagenwerden gemietet wor den. E u k I i o. Du kannst ja mit mir vor Gericht gehen. Doch Frechheiten dulde ich nicht. Geh und koch das Essen oder scher dich aus meinem Haus zum Henker. C o n g r i o. Scher du dich nur ! Congrio und seine Gruppe ab ins Haus des Euklio.
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III,4 Euclio. EUC. Illic hinc abiit.
di inmortales, facinus audax incipit 460 qui cum opulento pauper homine rem habere aut negotium. veluti Megadorus temptat me omnibus miserum modis, qui simulavit mei honoris mittere huc caussa coquos : is ea caussa misit, hoc qui surruperent misero mihi. 465 condigne etiam meu' med intus gallus gallinacius, qui erat anui peculiaris, perdidit paenissume. ubi erat haec defossa, occepit ibi scalpurrire ungulis circumcirca. quid opust verbis? ita mi pectus peracuit : capio fustem, optrunco gallum, furem manufestarium. credo edepol ego illi mercedem gallo pollicitos coquos, 470 si id palam fecisset. exemi ex manu t manubrium. quid opust verbis? facta est pugna in gallo gallinacio. sed Megadorus meus adfinis eccum incedit a foro. iam hunc non ausim praeterire quin consistam et conloquar.
III,S Megadorus. Euclio. ME. Narravi amicis multis consilium meum
de condicione hac. Euclionis filiam laudant. sapienter factum et consilio bono. nam meo quidem animo si idem faciant ceteri opulentiores, pauperiorum filias ut indotatas ducant uxores domum, et multo fiat civitas concordior, et invidia nos minore utamur quam utimur, et illae malam rem metuant quam metuont magis, 52
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Vierte Szene E u k I i o. Der ist weg. - Ihr ewigen Götter, ein gewagtes Werk beginnt, [ 460] wer als Armer mit einem Reichen zu tun bekommt. Megadorus quält mich Armen jetzt auf jede Art. Er hat so getan, als schicke er um meiner Ehre willen die Köche hierher. Aber er hat sie hergeschickt, damit sie mir Armem das hier (er zeigt auf den Goldtopf) stehlen. Ebenso hätte um ein Haar mein Haushahn drinnen [ 465] - er gehört der Alten35 - mich zugrunde gerichtet. Da, wo der Topf vergraben war, begann er herumzuscharren und zu kratzen. Kurz, er brachte mich so in Wut, daß ich einen Prügel nahm und ihn totschlug, da ich ihn ja auf frischer Tat ertappt hatte. Ich glaube, beim Pollux, daß die Köche dem Hahn einen Lohn versprochen hatten, [ 470] wenn er das hier (deutet auf den Topf) entdeckt hätte. Doch hab ich ihnen das Heft aus der Hand genommen. Kurz : ich habe den Haushahn im Kampf erschlagen. - Aber siehe, da kommt mein Schwiegersohn Megadorus vom Markt ; ich kann an ihm jetzt nicht mehr vorbeigehen, ohne stehen zubleiben und mit ihm zu plaudern.
Fünfte Szene :\1 e g a d o r u s (von rechts kommend; ohne Euklio zu sehen). Ich habe vielen Freunden schon von meinem Plan
erzählt, [ 475] sie ohne Mitgift zu nehmen. Sie loben die Tochter des Euklio. Ich hätte weise und richtig gehandelt. Denn meine Meinung ist, wenn die übrigen Reichen es eben so machten wie ich, und ärmerer Leute Töchter ohne Mit gift .heirateten, [480] so herrschte unter den Bürgern weit mehr Eintracht, wir wären gegeneinander weniger mißgün stig, die Frauen würden Strafe mehr fürchten, als sie das 53
et nos minore sumptu simus quam sumus. 485 in maxumam illuc populi partem est optumum ; in pauciores avidos altercatio est, quorum animis avidis atque insatietatibus neque lex neque sutor capere est qui possit modum. namque hoc qui dicat >quo illae nubent divites 490 dotatae, si istuc ius pauperibus ponitur?< quo lubeant nubant, dum dos ne fiat comes. hoc si ita fiat, mores meliores sibi parent, pro dote quos ferant, quam nunc ferunt, ego faxim muli, pretio qui superant equos, sient viliores Gallicis cantheriis. 495 EUC. ita me di amabunt ut ego hunc ausculto lubens. nimi' lepide fecit verba ad parsimoniam. ME. nulla igitur dicat >equidem dotem ad te attuli maiorem multo quam tibi erat pecunia ; enim mihi quidem aequomst purpuram atque aurum 500 dari, ancillas, mulos, muliones, pedisequos, salutigerulos pueros, vehicla qui vehar.< EUC. ut matronarum hic facta pernovit probe ! moribu' praefectum mulierum hunc factum velim. 505 ME. nunc quoquo venias plus plaustrorum in aedibus videas quam ruri, quando ad villam veneris. sed hoc etiam pulchrum est praequam ubi sumptus petunt. stat fullo, phyrgio, aurufex, lanarius ; caupones patagiarii, indusiarii, 510 flammarii, violarii, carinarii; aut manulearii, aut murobatharii, propolae linteones, calceolarii; sedentarii sutores diabathrarii, solearii astant, astant molocinarii; petunt fullones, sarcinatores petunt ; 515 strophiarii astant, astant semul zonarii. iam hosce apsolutos censeas : cedunt, petunt
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jetzt tun, und wir lebten weniger aufwendig als jetzt. Das wäre sehr gut für den größten Teil des Volkes ; [485] nur mit wenigen Geizhälsen gäbe es Streit, deren Habgier und Unersättlichkeit weder ein Gesetz den Garaus machen kann, noch hat ein Schuster dafür einen Leisten. Da könnte nämlich einer sagen : >>Wohin sollen dann die Töchter mit reicher Mitgift heiraten, wenn man den Armen dieses Vor recht zuerkennt?<< [490] Sie sollen heiraten, wohin sie wol len, aber ohne Mitgift. Wenn das so geschähe, würden sie sich bessere Sitten als jetzt zulegen, die sie als Ersatz für Mitgift mitbringen könnten. Ich würde es noch so weit bringen36, daß Maultiere37, die teurer sind als Pferde, billiger wären als Wallache aus Gallien. [495] E u k I i o (lauschend). Mögen mich die Götter so gern haben, wie gern ich diesen sprechen höre. Zu hübsch hat er über Sparsamkeit gesprochen. M e g a d o r u s. Da könnte keine sagen : >> Ich habe dir eine Mitgift eingebracht, die viel größer war als dein Besitz. Daher ist es nur recht und billig, daß ich Purpurkleider und Goldschmuck bekomme, [soo] Mägde, Maultiere, Maul tierknechte, Wegbegleiter, Pagen und Kutschen zum Fah ren.«38 E u k I i o (für sich). Wie gut der die Verhaltensweisen vor nehmer Frauen kennt ! Ich wollte, er wäre Weibersitten meister-39. M e g a d o r u s. Heut sieht man, wo man hinkommt, mehr Wagen in den Stadthäusern als draußen, [sos] wenn man mal aufs Land kommt. Aber das ist ja noch wunderschön im Vergleich dazu, was sie an Aufwand verlangen. D a stehen Walker, Purpurfärber, Goldschmiede, Wollarbeiter, Händler mit Goldbordüren und mit Volants, Rot-, Violett und Braunfärber, [sto] Ärmelmacher und Salbenhändler, Verkäufer von Linnen und Stiefelchen, Stubenhocker Schuster für Pantoffeln und Sandalen, Malvenkleider macher; die Walker halten die Hand auf und die Flick schneider, [sts] die Büstenhalterverkäufer und die Gürtler stehen auch noch da. Schon glaubst du, sie seien bezahlt:
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treceni, quom stant thylacistae in atriis textores limbularii, arcularii. ducuntur, datur aes. iam apsolutos censeas, quom incedunt infectores corcotarii, aut aliqua mala crux semper est quae aliquid petat. E UC. compellarem ego illum, ni metuam ne desinat memorare mores mulierum : nunc sie sinam. ME. ubi nugigerulis res soluta est omnibus, ibi ad postremum cedit miles, aes petit. itur, putatur ratio cum argentario; miles inpransus astat, aes censet dari. ubi disputata est ratio cum argentario, etiam ipsus ultro debet argentario : spes prorogatur militi in alium diem. haec sunt atque aliae multae in magnis dotibus incommoditates sumptusque intolerabiles. nam quae indotata est, ea in potestate est viri ; dotatae mactant et malo et damno viros. sed eccum adfinem ante aedis. quid agis, Euclio?
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III,6 Euclio . Megadorus. E UC. Nimium lubenter edi sermonem tuom. ME. an audivisti? EUC. usque a principio omnia. ME. tarnen meo quidem animo aliquante facias rectius,
si nitidior sis filiai nuptiis. EUC. pro re nitorem et gloriam pro copia. qui habent, meminerint sese unde oriundi sient.
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sie gehen. Da halten 300 andere die Hand auf; im Atrium stehen Bortenwickler und Kästchenmacher herum. Man läßt sie heran, gibt ihnen Geld. Man glaubt, sie sind nun be zahlt, [520] da kommen die Safranfärber daher, oder irgend ein Galgenstrick ist immer da, der die Hand aufhält. E u k l i o (für sich). Ich würde ihn unterbrechen, wenn ich nicht fürchtete, er könnte dann aufhören, die Unsitten der Weiber aufzuzählen. So laß ich's denn. M e g a d o r u s. Wenn die Kleinigkeitenkrämer alle be zahlt sind, [525] kommt schließlich der Soldat daher und fordert die Wehrsteuer.40 Man geht und rechnet mit dem Bankier das Konto nach. Der Soldat steht mit leerem Ma gen daneben und glaubt, er bekomme das Geld. Wenn der Kontostand geklärt ist, stellt sich heraus, daß man selbst beim Bankier noch Schulden hat : [530] der Soldat wird auf einen anderen Tag vertröstet. - Diese und noch viele andere Unannehmlichkeiten und unerträgliche Kosten hat man bei Frauen mit großer Mitgift. Denn die Frau ohne Mitgift, die ist unter der Gewalt des Mannes. Frauen mit Mitgift aber bringen die Männer mit .Arger und Verlust unter den Boden. [535] (Er erblickt Euklio.) Aber da steht ja der Schwiegervater vor dem Haus. Wie geht es, Euklio?
Sechste Szene E u k 1 i o. Nur zu begierig verschlang ich deine Worte. e g a d o r u s. Hast du mich etwa gehört? E u k 1 i o. Alles von Anfang an. �1 e g a d o r u s. Meiner Meinung nach würdest du aller dings weit besser daran tun, dich schöner herzurichten am Hochzeitstag deiner Tochter. [540] E u k 1 i o. Glanz soll sein, wo Vermögen ist ; Großtun, wo überfluß. Wer etwas hat, der denke daran, woher er �
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neque pol, Megadore, rnihi neque quoiquarn pauperi opinione rnelius res structa est dorni. 545 ME. irnrno est quod satis est, et di faciant ut siet, et plus plusque istuc sospitent quod nunc habes. EUC. illud rnihi verburn non placet •quod nunc habes.< tarn hoc seit rne habere quarn egornet. anu' fecit palarn. ME. quid tu te solus e senatu sevocas? EUC. pol ego te ut accusern rnerito rneditabar. ME. quid est? 550 EUC. quid sit rne rogitas? qui rnihi ornnis angulos fururn irnplevisti in aedibus rnisero rnihi, qui rni intro rnisti in aedis quingentos coquos curn senis rnanibus, genere Geryonaceo; 555 quos si Argus servet, qui oculeus totus fuit, quern quondarn Ioni Iuno custodern addidit, is nurnquam servet. praeterea tibicinarn, quae rni interbibere sola, si vino scatat, Corinthiensern fontern Pirenarn potest. turn opsoniurn autern - ME. pol vel legioni sat est. 560 etiarn agnurn rniSI. EUC. quo quidern agno sat scio rnagi' curiosarn nusquarn esse ullarn beluarn. ME. volo ego ex te scire qui sit agnus curio. EUC. quia ossa ac pellis totust, ita cura rnacet. 565 quin exta inspicere in sole ei vivo licet : ita is pellucet quasi lanterna Punica. ME. caedundurn conduxi ego illurn. EUC. turn tu idern opturnurnst loces ecferendurn ; narn iarn, credo, rnortuost.
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stammt. Weder ich, Megadorus, noch irgendein Armer, beim Pollux, besitzt zu Hause mehr als man von ihm denkt. M e g a d o r u s. Im Gegenteil, du hast schon so viel, daß es reicht ; und die Götter mögen es dir erhalten ; [545] und mögen sie, was du jetzt hast, mehr und mehr segnen. E u k I i o (für sich). Das Wörtchen » was du jetzt hast<< ge fällt mir nicht. Der weiß so gut wie ich, daß ich das (er zeigt auf den Topf unter seinem Mantel) habe. Die Alte hat es ausgeplappert. Er will davonschleichen.
M e g a d o r u s. Was hebst du unsere Sitzung auf und schleichst allein davon? E u k I i o. Beim Pollux, ich dachte darüber nach, wie ich dich verdientermaßen belangen könnte. M e g a d o r u s. Wieso? [55o] E u k I i o. Wieso, fragst du? Du hast mir Armem alle Win kel im Haus mit Dieben angefüllt. Du hast 500 Köche mir ins Haus geschickt mit je sechs Händen nach Art des Ge ryon41. Selbst wenn Argus sie bewachte, der ganz aus Augen bestand [555] und den einst Juno der Io42 als Wächter bei gesellte, er könnte sie niemals bewachen. Ferner schicktest du mir eine Flöi:enspielerin, die mir ganz allein die pire nische Quelle43 bei Korinth, falls sie voll Wein wäre, aus trinken könnte. Und dann die Einkäufe . . . M e g a d o r u s. Ach was ! Die reichen sogar für eine ganze Legion. [560] Auch ein Lamm schickte ich. E u k I i o. Was das Lamm betrifft, so weiß ich ganz genau, daß es auf der ganzen Welt kein abgezehrteres Tier gibt. M e g a d o r u s. Mich würde interessieren, warum das Lamm kümmerlich sein soll. E u k I i o. Weil es ganz Haut und Knochen ist, so ist es abgezehrt. Ja man kann sogar bei lebendigem Leib seine Eingeweide sehen ; [565] es ist so durchsichtig wie eine pu nische Laterne. M e g a d o r u s. Ich ließ es dir zum Schlachten bringen. E u k I i o. Dann ist es am besten, du gibst es selbst auch zum Begraben weg ; denn es ist, glaube ich, schon krepiert.44
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ME. potare ego hodie, I Euclio, tecum volo. EUC. non potem ego quidem hercle. ME. at ego
570 mssero cadum unum vini veteris a me adferrier. EUC. nolo hercle, nam mihi bibere decretum est aquam. ME. ego te hodie reddam madidum, si vivo, probe, tibi quoi decretum est bibere aquam. EUC. scio quam rem agat : 575 ut me depqnat vino, eam adfectat viam, post hoc quod habeo ut commutet coloniam. ego id cavebo, nam alicubi apstrudam foris. ego faxo et operam et vinum perdiderit simul. ME. ego, nisi quid me vis, eo lavatum, ut sacruficem. 580 EUC. edepol ne tu, aula, multos inimicos habes atque istuc aurum quod tibi concreditum est. nunc hoc mihi factust optumum, ut ted auferam, aula, in Fidei fanum : ibi apstrudam probe. Fides, novisti me et ego te : cave sis tibi 585 ne tu immutassis nomen, si hoc concreduo. ibo ad te fretus tua, Fides, fiducia. -
IV,l Lyconidis Servus. L. S. Hoc est servi facinus frugi, facere quod ego persequor, ne morae molestiaeque imperium erile habeat sibi.
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M e g a d o r u s. Euklio, ich möchte heute mit dir trinken. E u k I i o. Beim Herkules, ich bin gar nicht zum Trinken aufgelegt. [570] M e g a d o r u s. Aber ich werde mir gleich einen Krug alten Wein herschaffen lassen. E u k I i o. Ich will nicht, beim Herkules, ich trinke grund sätzlich nur Wasser. M e g a d o r u s. Ich werde dich heute ordentlich betrunken machen, so wahr ich lebe, du Abstinenzler! E u k I i o (für sich). Ich weiß, was er vorhat. Er geht dar auf aus, mich unter den Tisch zu trinken. [575] Danach soll das, was ich hier habe, (er deutet auf den Topf) in eine andere Garnison versetzt werden. Das werde ich zu ver hindern wissen, denn ich will es draußen irgendwo ver stecken. Das will ich tun45, und er wird Mühe und Wein vergeblich aufgewendet haben. M e g a d o r u s. Wenn du mich nicht mehr brauchst, gehe ich jetzt baden, um dann zu opfern. Ab in sein Haus.
E u k I i o. Beim Pollux, mein Topf, fürwahr, du hast viele Feinde, [580] und auch das Gold, das dir anvertraut ist. Jetzt ist es für mich das Beste, ich bringe dich weg, mein Topf, ins Heiligtum der Treue<< .46 Dort werde ich dich schön verstecken. (Er geht zum Tempel der Fides.) Du, »Treue<<, kennst mich, und ich dich. Sei bitte auf der Hut, daß du dir den Namen nicht umkehrst, wenn ich dir das hier anvertraue47• [585] Ich will mich dir nahen, »Treue<<, auf deine Treue trauend. >>
Ab in den Tempel der Fides.
Vierter Akt. Erste Szene Der Sklave des Lykonides kommt von rechts.
S k I a v e. Ein braver Sklave48 handelt so wie ich, damit der Befehl des Herrn schnell und ohne Umschweife erfüllt 61
nam qui ero ex sententia servire servos postulat, 590 in erum matura, in se sera condecet capessere. sin dormitet, ita dormitet servom sese ut cogitet. [nam qui amanti ero servitutem servit, quasi ego servio, si erum videt superare amorem, hoc servi esse officium reor, retinere ad salutem, non enim quo incumbat eo impellere. quasi pueris qui nare discunt scirpea induitur ratis, 595 qui laborent minu', facilius ut nent et moveant manus, eodem modo servom rarem esse amanti ero aequom censeo, ut toleret, ne pessum abeat tamquam catapirateria.] eri ille imperium ediscat, ut quod frons velit oculi sciant ; quod iubeat citis quadrigis citius properer persequi. 600 qui ea curabit apstinebit censione bubula, nec sua opera rediget umquam in splendorem compedis. nunc eru' meus amat filiam huiius Euclionis pauperis ; eam ero nunc renuntiatum est nuptum huic Megadoro dari. is speculatum huc misit me, ut quae fierent fieret 605 particeps. nunc sine omni suspicione in ara hic adsidam sacra ; hinc ego et huc et illuc potero quid agant arbitrarier.
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wird. Denn wer als Sklave den Anspruch erhebt, dem Herrn nach Wunsch zu dienen, der muß an ihn zuerst, an sich zuletzt denken. [590] Wenn er aber schläft, soll er so schlafen, daß er sich dabei immer bewußt ist, ein Sklave zu sein. [Denn wenn er einem verliebten Herrn als Sklave dient, wie ich, und wenn er sieht, daß der Herr der Liebe ganz verfallen ist, dann ist es meiner Meinung nach Auf gabe des Sklaven, den Herrn bei gesundem Menschenver stand zu halten, nicht aber, ihn in seiner Neigung noch zu bestärken. Wie Knaben beim Schwimmenlernen einen Bin sengurt anlegen, [595] damit sie weniger Mühe haben, leich ter schwimmen und die Arme bewegen, so sollte meiner Meinung nach ein Sklave seinem verliebten Herrn ein Schwimmgurt sein, damit er aushält und nicht untergeht wie ein Senkblei.] 49 Der brave Sklave wird wohl die Be fehle des Herrn gewissenhaft studieren. Seine Augen sollen ablesen, was des Herrn Stirn will, und er soll sich beeilen, die Befehle schneller als ein schnelles Viergespann auszu führen. [6oo] Wer darum bemüht ist, der wird der Strafe durch den Ochsenziemer entgehen und wird nie mit eigener Hand Fußfesseln50 blankputzen. Nun liebt mein Herr die Tochter dieses armen Euklio, und jetzt ist ihm gemeldet worden, daß sie diesem Megadorus (er zeigt auf dessen Haus) zur Frau gegeben wird. Da hat er mich hierher ge schickt zum Spionieren, um zu erfahren, was hier vor sich geht. [605] Jetzt werde ich mich ganz unauffällig hier auf den Altar setzen.51 Von hier kann ich nach beiden Seiten gut beobachten, was sie tun. Er setzt sich auf den A ltar des Apollo.
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IV,2 Euclio. Lyconidis Servus. EUC. Tu modo cave quoiquam indicassis aurum meum esse
istic, Fides : non metuo ne quisquam inveniat, ita probe in latebris situmst. edepol ne illic pulchram praedam agat, si quis illam invenerit 610 aulam onustam auri ; verum id te quaeso ut prohibessis, Fides. nunc Iavabo, ut rem divinam faciam, ne adfinem morer quin ubi accersat meam extemplo filiam ducat domum. vide, Fides, etiam atque etiam nunc, salvam ut aulam aps te auferam : tuae fide concredidi aurum, in tuo luco et fano est situm. 615 L. S. di inmortales, quod ego hunc hominem facinus audivi loqui? se aulam onustam auri apstrusisse hic intus in fano Fidi. cave tu illi fidelis, quaeso, potius fueris quam mihi. atque hic pater est, ut ego opinor, huius erus quam amat meus. ibo hinc intro, perscrutabor fanum, si inveniam uspiam 620 aurum, dum hic est occupatus. sed si repperero, o Fides, mulsi congialem plenam faciam tibi fideliam. id adeo tibi faciam ; verum ego mihi bibam, ubi id fecero. -
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Zweite Szene Euklio tritt aus dem Tempel der Fides, wo er soeben seinen Schatz versteckt hat.
E u k I i o. Hüte dich, >>Treue<<, jemandem einen Hinweis zu geben, daß mein Gold hier ist : ich habe keine Angst, daß es jemand finden könnte, so gut liegt es versteckt. Für wahr, beim Pollux, da würde einer eine schöne Beute machen, wenn er den Topf voll Gold fände. [610] Aber ich bitte dich, " Treue<< , dies zu verhindern52• Jetzt will ich baden, um dann zu opfern, damit ich meinen Schwieger sohn nicht abhalte, meine Tochter sofort heimzuführen, wenn er sie holen läßt. Du, ''Treue<< , paß jetzt nur gut auf, daß ich meinen Topf gesund von dir zurückerhalte. Deiner Treue habe ich das Gold anvertraut, in deinem Hain und Heiligtum liegt es. [ 615] A b in sein Haus. Der Sklave eilt zum Tempel.
S k I a v e. Ihr ewigen Götter, von welcher Sache habe ich den Menschen da soeben reden hören? Er habe einen gold schweren Topf hier drinnen in dem Heiligtum der "Treue<< verborgen. Hüte dich, ich bitte dich, » Treue «, ihm treuer zu sein als mir. Das ist doch, glaube ich, der Vater der Ge liebten meines Herrn. Ich will hineingehen und das Heilig tum durchsuchen, ob ich das Gold irgendwo finde, [620] solange der beschäftigt ist. Wenn ich es aber finde, » Treue<< , will ich d i r e i n ganzes Fäßlein voll Honigwein als Opfer bringen. Das werde ich tun ; doch trinken werde ich es dann für mich. Er geht in den Tempel.
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IV, 3 Euclio. EUC. Non temere est quod corvos cantat mihi nunc ab
laeva manu ; semul radebat pedibus terram et voce croccibat sua : continuo meum cor coepit artem Jacere ludicram atque in pectus emicare. sed ego cesso currere.
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IV ,4 Ettclio. Lyconidis Servus. EUC. I foras, lumbrice, qui sub terra erepsisti modo, qui modo nusquam comparebas, nunc quom compares peris. ego edepol te, praestrigiator, miseris iam accipiam modis. 630 L. S. quae te mala crux agitat? quid tibi mecum est commerci, senex? quid me adflictas? quid me raptas? qua me caussa verberas? EUC. verberabilissume, etiam rogitas, non fur, sed trifur? L. S. quid tibi surrupui? EUC. redde huc sis. L. S. quid tibi vis reddam? EUC. rogas? L. S. nil equidem tibi apstuli. E UC. at illud quod tibi 635 apstuleras cedo. ecquid agis? L. S. quid agam? EUC. auferre non potes. L. S. quid vis tibi?
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Dritte Szene Euklio kommt aus seinem Haus.
E u k l i o. Es ist kein Zufall, daß mir der Rabe jetzt zur Linken schreit ; er scharrte die ganze Zeit auf dem Boden und krächzte ; [625] sofort fing mein Herz an, den Reigen zu tanzen und in der Brust emporzuspringen. Doch warum laufe ich nicht. Er läz1/t in den Tempel und erscheint mit dem Sklaven, den er mit Schlägen vor sich hertreibt, wieder auf der Bühne.
Vierte Szene E u k l i o . Heraus, du Regenwurm, der du soeben aus der Erde herausgekrochen bist, der du soeben noch nirgends zu sehen warst ; jetzt, wo du erscheinst, bist du verloren. Ich werde dich mir, beim Pollux, gleich ganz erbärmlich vor nehmen, du Gaukler ! [630] S k l a v e. Welcher Teufel reitet dich? Was habe ich mit dir für einen Handel, Alter? Was gehst du auf mich los? Was zerrst du mich fort? Was schlägst du mich? E u k l i o. Du Prügelwürdigster fragst noch, du doppelt und dreifacher Dieb ! S k l a v e. Was hab ich dir gestohlen? E u k l i o. Gib es gefälligst her. S k l a v e. Was soll ich hergeben? E u k l i o. Du fragst noch? S k l a v e. Ich habe dir nichts genommen. E u k l i o. Aber was du dir genommen hast, gib her. [635] Wird's bald? S k l a v e. Was ••wird's bald ?<< ? E u k l i o . D u bekommst es ohnehin nicht weg von hier. S k l a v e. Was ist los mit dir?
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EUC. pone
L. S. id quidem pol te datare credo
consuetum, senex. EUC. pone hoc sis, aufer cavillam, non ego nunc nugas ago. L. S. quid ergo ponam? quin tu eloquere quidquid est suo
nomine? non hercle equidem quicquam sumpsi nec tetigi. EUC. ostende huc manus. 640 L. S. em tibi, ostendi, eccas. E UC. video. age ostende etiam tertiam. L. S. larvae hunc atque intemperiae insaniaeque agitant senem. facin iniuriam mi annon? E UC. fateor, quia non pendes, maxumam. atque id quoque iam fiet, nisi fatere. L. S. quid fatear tibi? EUC. quid apstulisti hinc? L. S. di me perdant, si ego tui quicquam apstuli, 645 nive adeo apstulisse vellem. EUC. agedum, excutedum pallium. L. S. tuo arbitratu. EUC. ne inter tunicas habeas. L. S. tempta qua lubet. EUC. vah, scelestus quam benigne, ut ne apstulisse intellegam ! novi sycophantias. age rusum. -astende huc manum dexteram. L. S. em. E UC. nunc laevam ostende. L. S. quin equidem ambas profero. 650 EUC. iam scrutari mitto. redde huc. L. S. quid reddam? E UC. a, nugas agis, certe habes. L. S. habeo ego? quid habeo? EUC. non dico, audire expetis.
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E u k l i o. Leg's hin. S k l a v e. Das Hinlegen, Alter, kennst du wohl besser. 53 E u k l i o. Leg's bitte hin ; Schluß mit den Witzen, ich mache jetzt keine Possen. S k l a v e. Was soll ich hinlegen? Warum nennst du das Kind nicht beim Namen? Ich habe, beim Herkules, nichts genommen und nichts angerührt. E u k l i o . Zeig mir die Hände. [640] S k l a v e. Da sind sie. E u k l i o. Gut; dann zeig mir auch die dritte Hand. S k l a v e (für sich). Gespenster, Narrheit, Wahnsinn treiben diesen Alten. (Laut.) Du tust mir doch Unrecht. E u k l i o. Es stimmt : das größte Unrecht, weil du noch nicht baumelst. Und das wird bald geschehen, wenn du nicht gestehst. S k l a v e. Was soll ich dir gestehen? E u k l i o. Was hast du von hier weggenommen? S k 1 a v e. Mögen die Götter mich verderben, wenn ich etwas weggenommen habe, was dir gehört, [645] oder es auch nur nehmen wollte. E u k l i o. Los, schüttle deinen Mantel aus ! S k l a v e. Wenn du es willst. E u k l i o. Ich fürchte, du hast es unterm Hemd. S k l a v e. Taste, wo du willst. E u k l i o. 0 du Schurke, wie gnädig: damit ich nicht mer ken soll, daß du es weggenommen hast. Ich kenne die Schliche. Also noch einmal : zeig hier die rechte Hand. S k l a v e. Hier. E u k l i o. Jetzt zeig die linke. S k l a v e. Ich zeige sogar beide. [ 650] E u k 1 i o. Ich mag nicht länger suchen. Gib's heraus. S k l a v e. Was soll ich herausgeben? E u k l i o. Ach, du hältst mich zum Narren ; sicher hast du es. S k l a v e. Ich hab's? Was habe ich? E u k l i o. Ich sag dir's nicht, du möchtest es gerne hören. Nun das, was mir gehört und was du hast, gib her !
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id meum, quidquid habes, redde. L. S. insanis : perscrutatus es tuo arbitratu, neque tui me quicquam invenisti penes. EUC. mane, mane. quis illic est? quis hic intus alter erat tecum simul? 655 perii hercle : ill' nunc intus turbat, hunc si amitto hic abierit. postremo hunc iam perscrutavi, hic nihil habet. abi quo lubet. L. S. Iuppiter te dique perdant. EUC. hau male egit gratias. ibo intro atque illi socienno tuo iam interstringam gulam. fugin hinc ab oculis? abin hinc annon? L. S. abeo. EUC. cave sis te videam. 660
IV , S Lyconidis Servus. L. S. Emortuom ego me mavelim leto male
quam non ego illi dem hodie insidias seni. nam I hic iam non audebit aurum apstrudere : credo ecferet iam secum et mutabit locum. attat, fori' crepuit. senex eccum aurum ecfert foras. tantisper huc ego ad ianuam concessero.
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S k I a v e. Du bist von Sinnen. Du hast mich nach Belieben durchsucht und hast bei mir kein Eigentum von dir gefun den. Er wendet sich zum Gehen.
E u k I i o. Bleib stehen ! Wer ist dort? Wer war noch mit dir da drinnen? [655] (Für sich.) Beim Herkules, ich bin verloren. Der andere wühlt nun da drinnen, und wenn ich diesen loslasse, läuft er fort. Aber schließlich habe ich die sen ja schon durchsucht, er hat nichts. (Laut.) Du kannst gehen. S k I a v e. Jupiter und die Götter mögen dich verderben. E u k I i o. Ein netter Dank. - Ich werde hineingehen und deinem Spießgesellen gleich die Gurgel zudrücken. Willst du mir aus den Augen gehen? Gehst du oder gehst du nicht? S k I a v e. Ich gehe ja schon. E u k I i o. Laß dich bloß nicht mehr blicken ! [660] Euklio ab in den Tempel.
Fünfte Szene S k I a v e. Ich soll eines schlimmen Todes sterben, wenn ich dem Alten heute nicht einen Streich spiele. Denn hier wird er nicht mehr wagen, sein Geld versteckt zu lassen. Sicher wird er es gleich mit sich herausbringen und anderswo hin schaffen. Aha, die Tür knarrt.54 Da sieh, der Alte trägt das Gold heraus. [665] Ich will ein wenig hinter diese Türe treten. Euklio kommt mit dem Goldtopf unter dem Mantel aus dem Tempel. Der Sklave versteckt sich.
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IV ,6 Euclio. Lyconidis Servus. EUC. Fide censebarn rnaxurnarn rnulto fidern
esse, ea sublevit os rnihi paenissurne : ni subvenisset corvos, periissern rniser. nirnis hercle ego illurn corvorn ad rne veniat velirn qui indiciurn fecit, ut ego illic aliquid boni dicarn ; narn quod edit tarn duirn quarn perduirn. nunc hoc ubi apstrudarn cogito solurn locurn. Silvani lucus extra rnururn est avius, crebro salicto oppletus. ibi surnarn locurn. certurnst, Silvano potius credarn quarn Fide. L. S. eugae, eugae, di rne salvorn et servaturn volunt. iarn ego illuc praecurrarn atque inscendarn aliquarn in arborern indeque opservabo J aururn ubi apstrudat senex. quarnquarn hic rnanere rne erus sese iusserat ; certurn est, rnalarn rern potius quaerarn curn lucro. -
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IV,7 Lyconides. Eunomia. (Phaedria). LY. Dixi tibi, rnater, iuxta rnecurn rern tenes,
super Euclionis filia. nunc te opsecro resecroque, rnater, quod dudurn opsecraverarn : fac rnentionern curn aunculo, rnater rnea. EUN. scis tute facta velle rne quae tu velis,
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Sechste Szene
E u k 1 i o. Der » Treue« hätte ich die meiste Treue zuge traut, doch sie hätte mir um ein Haar das Maul ange schmiert. Wenn mir der Rabe nicht zu Hilfe gekommen wäre, wär's mit mir Armem aus. Ich wünschte sehr, beim Herkules, jener Rabe, der mir den Hinweis gab, möchte zu mir kommen, [670] damit ich ihm etwas Gutes sagen könnte ; denn ihm etwas zum Fressen zu geben55, hieße ja etwas wegwerfen. Jetzt sinne ich nur auf einen Platz, wo ich das verstecken kann. - Vor der Stadt ist ein abgelegener Hain des Silvanus voll dichtem Weidengestrüpp. Dort will ich einen Platz wählen. [675] Sicherlich kann ich dem Sil vanus eher trauen als der »Treue<<56. Euklio ab nach links.
S k 1 a v e. Recht so, recht so ! Die Götter meinen es sehr gut mit mir. Ich will gleich vorauslaufen und auf irgend einen Baum steigen ; von dort will ich beobachten, wo der Alte das Gold versteckt. - Doch hatte mein Herr mir be fohlen, hier auf ihn zu warten ; [6so] ach was, ich will lieber Strafe riskieren, wenn Gewinn mir winkt. Der Sklave geht ebenfalls nach links ab.
Siebente Szene Lykonides und Eunomia kommen von rechts.
L y k o n i d e s. Nun habe ich dir über Euklios Tochter alles gebeichtet, Mutter ; du weißt jetzt ebensogut Bescheid wie ich. Ich bitte dich nun erneut inständig, Mutter, worum ich dich schon lange gebeten hatte. Sprich mit dem Onkel darüber, liebe Mutter. [ 685] E u n o m i a. Du weißt, ich will, daß, was du willst, ge-
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et istuc confido a fratre me impetrassere ; et caussa iusta est, siquidem ita est ut praedicas, te eam compressisse vinolentum virginem. LY. egone ut te advorsum mentiar, mater mea? PH. Perii, mea nutrix. opsecro te, uterum dolet. Iuno Lucina, tuam fidem ! LY. em, mater mea, tibi rem potiorem video : clamat, parturit. EUN. i hac intro mecum, gnate mi, ad fratrem meum, ut istuc quod me oras impetratum ab eo auferam. LY. i, iam sequor te, mater. sed servom meum tStrobilumt miror ubi sit, quem ego me iusseram hic opperiri. nunc ego mecum cogito : si mihi dat operam, me illi irasci iniurium est. ibo intro, ubi de capite meo sunt comitia. -
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IV, 8 Lyconidis Servus. L. S. Picos divitiis, qui aureos montis colunt,
ego solus supero. nam istos reges ceteros memorare nolo, hominum mendicabula : ego sum ille rex Philippus. o lepidum diem ! nam ut dudum hinc abii, multo illo adveni prior multoque priu' me conlocavi in arborem indeque exspectabam, aurum ubi apstrudebat senex.
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schiebt, und ich hoffe fest, daß ich es von meinem Bruder erreichen werde.57 Es gibt Grund genug dafür, wenn es so ist, wie du sagst : daß du im Rausch das Mädchen überwäl tigt hast. L y k o n i d e s. Sollte ich dir gegenüber lügen, liebe Mut ter? [690] P h a e d r i a (hinter der Szene im Haus des Euklio ru fend). Ich bin des Todes, liebe Amme, bitte hilf mir, mein Leib tut weh. Juno Lucina58, beschütze mich ! L y k o n i d e s. Siehst du, liebe Mutter, besser als Worte beweist es die Tat : sie schreit, sie liegt in den Wehen. E u n o m i a. Geh mit mir da hinein, mein Sohn, zu mei nem Bruder. Ich will dir von ihm erwirken, um was du mich bittest. [695] L y k o n i d e s. Geh nur zu, ich folge dir sogleich, Mutter. Eunomia ab ins Haus des Megadorus
Aber ich wundere mich, wo nur mein Sklave ist, dem ich befohlen hatte, hier auf mich zu warten. Nun, ich denke mir : wenn er etwas für meinen Vorteil tut, brauche ich ihm nicht zu zürnen. Ich will also hier hineingehen, wo über meinen Kopf zu Rat gesessen wird. [7oo] Ab ins Haus des Megadorus.
Achte Szene Der Sklave des Lykonides kommt mit dem Goldtopf von links.
S k I a v e. Ich allein bin reicher als die Greifen59, die die goldenen Berge bewohnen. Ich bin der König Philipp60 denn die anderen Könige will ich gar nicht erwähnen, das ist ja doch nur Bettelpack. Das ist ein feiner Tag ! Denn als ich soeben von hier wegging, war ich viel früher dort als der Alte, [705] setzte mich viel früher auf den Baum und hielt von dort Ausschau, wo er sein Gold versteckte. Sobald
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ubi ille abiit, ego me deorsum duco de arbore, ecfodio aulam auri plenam. inde ex eo loco video recipere se senem ; ill' me non videt, nam ego declinavi paullulum me extra viam. attat, eccum ipsum. ibo ut hoc condam domum. -
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IV,9 Euclio. Lyconides. EUC. Perii, interii, occidi.
quo curram? quo non curram? tene, tene. quem? quis? nescio, nil video, caecus eo atque equidem quo eam aut ubi sim aut qui sim nequeo cum animo certurn investigare. opsecro ego vos, 715 mi auxilio, oro, optestor, sitis et hominem demonstretis, quis eam apstulerit. quid ais tu? tibi credere certurn est, nam esse bonum ex voltu cognosco. quid est? quid ridetis? novi omnis, scio fures esse hic compluris, qui vestitu et creta occultant sese atque sedent quasi sint frugi. hem, nemo habet horum? occidisti. die igitur, quis 720 habet? nescis? heu me miserum, misere perii, 721 • male perditu', pessume ornatus eo : tantum gemiti et mali maestitiaeque 722° hic dies mi optulit, famem et pauperiem. perditissimus ego sum omnium in terra ; 723° nam quid mi opust vita, qui tantum auri perdidi, quod concustodivi 724° sedulo? egomet me dcfrudavi animumque meum geniumque meum ;
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er weggeht, lasse ich mich vom Baum herunter und grabe den Topf voll Gold aus. Ich sehe den Alten zurückkehren : er sieht mich nicht, [710] denn ich bin ein wenig vom Weg seitlich abgegangen. - Herrje, da kommt er schon daher! Ich gehe und verstecke das im Haus. Der Sklave ab nach rechts.
Neunte Szene E u k 1 i o (von links auf die Bühne stürzend). Mit mir ist's aus, ich bin verloren, bin vernichtet. Wohin soll ich laufen? Wohin soll ich nicht laufen? Haltet den Dieb ! Wen? Wer? Ich weiß nicht, ich sehe nichts, ich irre blind umher ; wohin ich gehen soll, oder wo ich bin, oder wer ich bin, kann ich nicht sicher herausfinden. Ich beschwöre euch, bitte und flehe euch an, kommt mir zu Hilfe [715] und zeigt mir, wer ihn gestohlen hat. (Zu einem Zuschauer.) Was sagst du? Dir kann man glauben, denn ich sehe es dir am Gesicht an, daß du anstän dig bist. - Was ist? Was lacht ihr? Ich kenne euch alle, ich weiß, daß hier eine Anzahl Diebe sind, die sich verkleidet und geschminkt verbergen und dasitzen, als wären sie ehr liche Leute. Nun, hat ihn niemand von denen? - Du hast mich vernichtet. Sag doch, wer ihn hat. Weißt du es nicht? [no] - Ach, ich Elender, ich bin elend zugrunde gerichtet ; elend verloren, übel zugerichtet gehe ich umher. So viel Kchzen, übel, Leid hat dieser Tag mir gebracht, Hunger und Armut. Ich bin der Verlorenste auf der ganzen Welt. Was brauche ich noch zu leben, der ich so viel Gold verlor, das ich mit allem Eifer bewachte. Ich habe mich selbst um mein Glück und meine Lebenslust betrogen. Nun
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725" nunc eo alii laetificantur rneo rnalo et darnno. pati nequeo. 726 LY. quinarn horno hic ante aedis nostras eiulans conqueritur rnaerens? atque hicquidern Euclio est, ut opinor. oppido ego interii: palarnst res, seit peperisse iarn, ut ego opinor, filiarn suarn. nunc rn1 incerturnst abeam an manearn an adearn an fugiarn. quid agam? edepol nescio. 730
IV,l O Euclio. Lyconides. EUC. Quis homo hic loquitur?
LY. ego surn rniser. EUC. irnrno cgo surn, et rnisere perditus, quoi tanta mala rnaestitudoque optigit. LY. anirno bono es. EUC. quo, opsecro, pacto esse possurn? LY. quia istuc facinus quod tuorn sollicitat anirnurn, id ego feci et fateor. EUC. quid ego ex te audio? LY. id quod verurnst. EUC. quid ego de te dernerui, 735 adulescens, rnali, quarn ob rem ita faceres rneque rneosque perditurn ires Iiberos? LY. deu' rnihi irnpulsor fuit, is rne ad illarn inlexit. EUC. quo rnodo? LY. fateor pcccavisse rne et rne culparn commeriturn scio ; id adeo te oraturn advenio ut anirno aequo ignoscas rnihi. EUC. qur id ausu's facere ut id quod non tuorn esset 740 tangeres?
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erfreuen sich andere daran [725a] zu meinem Schmerz und Schaden. Das halte ich nicht aus.61 L y k o n i d e s (aus dem Haus des Megadoms tretend). Wer heult und lamentiert und jammert hier vor unserm Haus? - Aber das ist ja Euklio, wie mir scheint. Ich bin erledigt : die Sache ist heraus, er weiß, daß seine Tochter schon geboren hat. Nun weiß ich nicht, soll ich weglaufen oder bleiben oder zu ihm treten oder davonlaufen. Was soll ich tun? Beim Pollux, ich weiß es nicht. [730]
Zehnte Szene E u k I i o. Wer spricht hier? L y k o n i d e s. Ich bin's, ein Unglücksmensch. E u k I i o. Nein, das bin ich, und zwar elend verloren, da mich so viel Schmerz und Leid getroffen hat. L y k o n i d e s. Sei guten Muts. E u k I i o. Ich bitte dich, wie kann ich das? L y k o n i d e s. Weil - diese Tat, die deinen Sinn so sehr betrübt : ich habe sie begangen und gestehe es. E u k I i o. Was höre ich von dir? L y k o n i d e s. Was wahr ist. E u k I i o. Was habe ich dir denn Böses getan, junger Mann, [735] daß du so handeln konntest und mich und meine Nachkommen zugrunde gerichtet hast? L y k o n i d e s. Ein Gott trieb mich dazu, er hat mich hin gelockt. E u k l i o. Wie? L y k o n i d e s. Ich gebe zu, daß ich gefehlt habe und daß die ganze Schuld auf mir liegt. Deshalb komme ich, um dich zu bitten : sei gnädig und verzeihe mir. E u k I i o. Wie konntest du es wagen, was dir nicht ge hörte, zu berühren? [740]
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LY. quid vis fieri? factum est illud : fieri infectum non
potest. dcos credo voluisse; nam ni vcllent, non fieret, scio. EUC. at cgo deos credo voluisse ut apud me te in nervo emcem. L Y. ne istuc dixis. EUC. quid tibi ergo meam me invito tactiost? L Y. quia vini vitio atquc amoris feci. EUC. homo 745 audacissume, cum istacin te orationc huc ad me adire ausum, inpudens ! nam si istuc ius cst ut tu istuc excusare possies, luci claro dcripiamus aurum matronis palam, postid si prehensi simus, excuscmus ebrios nos fccisse amoris caussa. nimi' vilest vinum atque amor, 750 si cbrio atque amanti inpune facere quod lubeat licet. LY. quin tibi ultro supplicatum venio ob stultitiam meam. EUC. non mi homines placent qui quando male fecerunt purigant. tu illam scibas non tuam esse : non attactam oportuit. LY. ergo quia sum tangcre ausus, hau causificor quin eam 755 ego habcam potissumum. EUC. tun habeas mc invito meam? LY. hau te invito postulo; sed meam esse oportcre arbitror. quin tu iam invenies, inquam, meam illam esse oportere, Euclio. EUC. nisi refers LY. quid tibi ego referam? EUC. quod surrupuisti meum, -
so
L y k o n i d e s. Was soll nun werden? Es ist geschehen und läßt sich nicht mehr ungeschehen machen. Ich glaube, die Götter haben es so gewollt ; denn hätten sie es nicht gewollt, so wäre es sicher nicht geschehen. E u k I i o. Ich aber glaube, es war der Götter Wille, daß du bei mir in Fesseln langsam den Geist aufgibst.62 L y k o n i d e s. Sag63 so etwas nicht. E u k I i o. Was vergreifst du dich denn gegen meinen Wil len an meinem Eigentum? L y k o n i d e s. Wein und Liebe waren schuld daran.64 E u k I i o. Du frecher Kerl, [745] daß du es wagst, mit solchen Redensarten zu mir zu kommen, unverschämter Lümmel. Denn wenn das Gesetz wird, daß man solche Ent schuldigungen vorbringen kann, dann dürften wir künftig wohl am hellichten Tag und in aller t:Hfentlichkeit den Damen den Goldschmuck rauben, und wenn man uns später ergriffe, dürften wir nur zur Entschuldigung vorbringen, Wein und Liebe seien schuld daran gewesen. Da stünden Wein und Liebe in gar zu schlechtem Preis, [750] wenn es einem Betrunkenen und Verliebten erlaubt wäre, straflos zu tun, was ihm beliebt. L y k o n i d e s. Ich komme ja freiwillig zu dir, um dir Abbitte zu leisten für meine Torheit. E u k I i o. Mir gefallen Leute nicht, die, wenn sie etwas ausgefressen haben, sich zu entschuldigen suchen. Du wuß test genau, daß es nicht dein Eigentum war : dann mußtest du auch die Finger davon lassen. L y k o n i d e s. Aber da ich nun einmal gewagt habe, es anzurühren,65 will ich mich auch nicht davor drücken, [755] es zu besitzen als mein volles Eigentum. E u k I i o. Du willst gegen meinen Willen mein Eigentum behalten? L y k o n i d e s. Gegen deinen Willen nicht ; aber ich glaube, daß es mir gehören muß. Ich glaube, du selbst wirst finden, daß es mir gehören muß, Euklio. E u k I i o. Wenn du es mir nicht zurückbringst . . L y k o n i d e s. Was soll ich dir zurückbringen? .
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iam quidem hercle te ad praetorem rapiam et tibi scribam dicam. 760 LY. surrupio ego tuom? unde? aut quid id est? E UC. ita te amabit Iuppiter, ut tu nescis. LY. nisi quidem tu mihi quid quaeras dixeris. EUC. aulam auri, inquam, te reposco, quam tu confessu's mihi te apstulisse. LY. neque edepol ego dixi neque feci. EUC. negas? LY. pernego immo. nam neque ego aurum neque istaec 765 aula quae siet scio nec novi. EUC. illam, ex Silvani luco quam apstuleras, cedo. i, refer. dimidiam tecum potius partem dividam. tarn etsi fur mihi es, molestus non ero. i vero, refer. LY. sanus tu non es qui furem me voces. ego te, Euclio, 770 de alia re rescivisse censui, quod ad me attinet; magna est quam ego tecum otiose, si otium est, cupio loqui. EUC. die bona fide : tu id aurum non surrupuisti? LY. bona. EUC. neque eum scis qui apstulerit? LY. istuc quoque bona. E UC. atque id si scies qui apstulerit, mihi indicabis? LY. faciam. EUC. neque partem tibi ab eo quoiumst indipisces neque furem excipies? LY. 775 ita.
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E u k 1 i o . . . . das Eigentum, das du mir geraubt hast, so werde ich dich, beim Herkules, sofort zum Prätor66 schlep pen und verklagen. [760] L y k o n i d e s. Ich habe dir etwas geraubt? Von wo? Was ist es denn? E u k 1 i o. So sicher du es weißt, wird Jupiter dich strafen. L y k o n i d e s. Ich weiß es nicht, wenn du mir nicht sagst, was du suchst. E u k 1 i o. Den Goldtopf, sag ich, will ich wieder von dir haben, den du mir, wie du zugabst, weggenommen hast. L y k o n i d e s. Beim Pollux, das habe ich weder gesagt noch getan. E u k 1 i o. Du leugnest? L y k o n i d e s. Ja, durchaus ! Denn ich habe keine Ahnung, was für ein Topf und was für Gold das sein soll. [765] E u k 1 i o. Gib den Topf endlich her, den du aus dem Hain des Silvanus weggenommen hast. Los, bring ihn zurück. Ich mache gern mit dir halbe-halbe. Wenn du mich auch be stohlen hast, so will ich dir nichts nachtragen. Geh, bring ihn doch zurück. L y k o n i d e s. Du bist nicht ganz bei Sinnen, mich einen Dieb zu nennen. Ich glaubte, Euklio, dir wäre eine andere Sache zu Ohren gekommen, die mich betrifft. [770] Es ist eine wichtige Sache, die ich mit dir in aller Muße - wenn du jetzt Muße hast - besprechen möchte. E u k 1 i o. Sag auf Ehre und Gewissen : du hast das Gold nicht gestohlen? L y k o n i d e s. Ganz ehrlich nicht. E u k 1 i o. Und weißt auch nicht, wer es gestohlen hat? L y k o n i d e s. Auch das nicht, ehrlich. E u k 1 i o. Und wenn du es erfährst, wer es genommen hat, wirst du es mir sagen? L y k o n i d e s. Das will ich tun. E u k 1 i o. Und du wirst dir auch von dem, in dessen67 Hand es ist, nicht einen Teil geben lassen und den Dieb bei dir verstecken? L y k o n i d e s. Nein. [775]
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EUC. id si fallis?
LY. turn me faciat quod volt magnus
Iuppiter. age nunc loquere quid vis. L Y. si me novisti minus, genere quo sim gnatus : hic mihi est Megadorus aunculus, meu' fuit pater Antimachus, ego vocor Lyconides, mater est Eunomia. EUC. novi genu'. nunc quid vis? id volo 780 noscere. LY. filiam ex te tu habes. EUC. immo eccillam domi. LY. eam tu despondisti, opinor, meo aunculo. EUC. omnem rem tenes. LY. is me nunc renuntiare repudium iussit tibi. EUC. repudium rebus paratis, exornatis nuptiis? ut illum di inmortales omnes deaeque quantum est 785 perduint, quem propter hodie auri tantum perdidi infelix, miser. LY. bono animo es, bene dice. nunc quae res tibi et gnatae tuae bene feliciterque vortat - ita di faxint, inquito. EUC. ita di faciant. LY. et mihi ita di faciant. audi nunc1am. qui homo culpam admisit in se, nullust tarn parvi preti, 790 quom pudeat, quin purget sese. nunc te optestor, Euclio, ut si quid ego erga te inprudens peccavi aut gnatam tuam, ut mi ignoscas eamque uxorem mihi des, ut Ieges iubent. ego me iniuriam fecisse filiae fateor tuae Cereris vigiliis per vinum atque impulsu adulescentiae. 795 EUC. sat habeo.
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E u k 1 i o. Und wenn du lügst? L y k o n i d e s. Dann soll der große Jupiter mit mtr machen, was er will. E u k 1 i o. Das genügt mir. Und nun sage, was du willst. L y k o n i d e s. Falls du mich nicht gut kennst, nicht weißt, woher ich stamme : Dieser Megadorus ist mein Onkel ; mein Vater war Antimachus, ich heiße Lykonides, und meine Mutter ist Eunomia. E u k 1 i o. Ich kenne die Familie. Nun, was willst du, möchte ich wissen. [780] L y k o n i d e s. Du hast doch eine Tochter. E u k 1 i o. Ja, da drinnen ist sie. L y k o n i d e s. Die hast du, so viel ich weiß, memem Onkel versprochen. E u k 1 i o. Ganz richtig. L y k o n i d e s. Der gab mir nun den Auftrag, dir zu sagen, daß er sie nicht will. E u k 1 i o. Er kündigt die Verlobung, nachdem schon alles zur Hochzeitsfeier hergerichtet ist? Mögen ihn doch alle Götter und Göttinnen, soweit es geht, vernichten, [785] denn seinetwegen68 habe ich Unglücksmensch heute so viel Gold verloren. L y k o n i d e s. Sei guten Muts und schimpfe nicht. Sprich jetzt lieber Segensworte : Mögen die Götter geben, sage, daß die Sache sich für dich und deine Tochter zum Glück und Guten wende. E u k 1 i o. Mögen es die Götter geben. L y k o n i d e s. Und mögen sie es auch für mich geben. Höre, was ich jetzt sage. Kein Mensch, der eine Schuld auf sich lud, ist so minderwertig, [790] daß er, sobald er darüber Scham empfindet, sich nicht von dem Makel reinigen möchte. Ich bitte dich, Euklio : Wenn ich gegen dich oder deine Tochter in der Übereilung gefehlt habe, so verzeihe mir und gib sie mir zur Frau, wie es das Gesetz befiehlt. Ich gebe zu, daß ich deiner Tochter Gewalt antat am Ceres fest, betrunken und in jugendlichem Übermut. [795] 85
LY. qur eiulas, quem ego avom feci iam ut esses filiai nuptiis? nam tua gnata peperit, decumo mense post: numerum cape ; ea re repudium remisit aunculus caussa mea. i intro, exquaere sitne ita ut ego praedico. EUC. perii 800 oppido, ita mihi ad malum malae res plurumae se adglutinant. ibo intro, ut quid huiius verum sit sciam. LY. iam te sequor. haec propemodum iam esse in vado salutis res videtur. nunc scrvom esse ubi dicam meum Strolum [?] non reperio : nisi etiam hic opperiar tarnen paullisper; postea intro 805 hunc supsequar. nunc interim spatium ei dabo exquirendi meum factum ex gnatae pedisequa nutrice anu : ea rem novit. EUC. ei mihi, quod ego facinus ex te audio?
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V,l Lyconidis Servus. Lyconides. L. S. Di inmortales, quibus et quantis me donatis gaudiis !
quadrilibrem aulam auro onustam habeo. quis me est ditior? quis me Athenis nunc magi' quisquam est homo quoi di sint 810 propitii? LY. certo enim ego vocem hic loquentis modo mi audire visu' sum. L. S. hem, crumne ego aspicio meum? LY. videon ego hunc servom meum? L. S. ipsus est. L Y. haud alius est. L . S. congrediar. LY. contollam gradum.
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E u k 1 i o. Weh mir, was für eine Untat höre ich da von dir? L y k o n i d e s. Was lamentierst du, daß du durch mein Zutun am Hochzeitstag der Tochter schon Großvater wirst? Denn deine Tochter hat bereits geboren, neun Monate nach dem Fest : rechne nur nach. Daher ließ auch mein Onkel die Verlobung lösen, meinetwegen. Geh hinein und frage, ob es so ist, wie ich behaupte. E u k 1 i o. Ich bin ganz und gar verloren. [soo] Ein Un glück kommt doch nie allein. Ich will hineingehen, um zu erfahren, was daran Wahres ist. Ab in sein Haus.
L y k o n i d e s (ihm nachmfend). Ich folge dir sogleich. (Für sich.) Diese Sache scheint nunmehr fast im rettenden Hafen zu sein. Wo sich nun wohl mein Sklave herumtreibt? Ich finde ihn nicht, aber ich will hier noch ein Weilchen warten. [sos] Später will ich dem Alten da ins Haus fol gen. Inzwischen will ich ihm Zeit lassen, von der alten Amme seiner Tochter zu erfragen, was ich getan habe. Die weiß ja Bescheid.
Fünfter Akt. Erste Szene Der Sklave des Lykonides kommt von rechts auf die Bühne.
S k 1 a v e (für sich). Ihr ewigen Götter, mit welch großer Freude habt ihr mich beschenkt. Ich habe einen vierpfündi gen Topf voll Gold. Wer ist reicher als ich? Gibt es jetzt in Athen einen Menschen, dem die Götter gnädiger sind? [sto] L y k o n i d e s. Mir scheint, da hab ich doch soeben einen reden hören. S k I a v e. Hm, seh ich da meinen Herrn? L y k o n i d e s. Seh ich da meinen Sklaven? S k I a v e. Er ist es. L y k o n i d e s. Es ist kein anderer. S k I a v e. Ich will zu ihm hingehen. L y k o n i d e s. Ich gehe zu ihm hin. Ich glaube, er hat, 87
credo ego illum, ut iussi, eampse anum adiisse, huius nutricem virgm1s. 814/815 L. S. quin ego illi me invenisse dico hanc praedam atque eloquor? igitur orabo ut manu me emittat. ibo atque eloquar. repperi LY. quid repperisti? L. S. non quod pueri clamitant in faba se repperisse. LY. iamne autem, ut soles, deludis? L. S. ere, mane, eloquar iam, ausculta. LY. age ergo loquere. L. S. repperi hodie, 820 ere, divitias nimias. LY. ubinam? L. S. quadrilibrem, inquam, aulam auri plenam. LY. quod ego facinus audio ex te? L. S. Euclioni huic seni surrupui. L Y. ubi id est aurum? L. S. in arca apud me. nunc volo me emitti manu. L Y. egone te emittam manu, 825 seelerum cumulatissume? L. S. abi, ere, scio quam rem geras. lepide hercle animum tuom temptavi. iam ut eriperes apparabas : quid faceres, si repperissem? LY. non potes prohasse nugas. i, redde aurum. L. S. reddam ego aurum? LY. redde, inquam, ut huic reddatur. L. S. unde? LY. quod modo fassu's esse in arca. L . S. soleo hercle ego 830 garrire nugas. -
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wie geheißen, die alte Amme dieses Mädchens persönlich aufgesucht. [814/815] S k I a v e. Warum sage ich ihm nicht, daß ich diese Beute gefunden habe, und erzähl es ihm? Ich bitte ihn gleich, mich freizulassen. Ich geh und sag's. Ich fand . . . L y k o n i d e s. Was fandst du? S k I a v e. Nicht, was Knaben schreien, in der Bohne ge funden zu haben.69 L y k o n i d e s. Hältst du mich wieder mal zum Narren? Er
tut,
als wolle er gehen.
S k I a v e. Herr, bleib, ich will es gleich erzählen, hör zu. L y k o n i d e s. Los, also sprich. S k I a v e. Ich fand heute, Herr, übergroßen Reich tum. [820] L y k o n i d e s. Wo denn? S k I a v e. Einen vierpfündigen Topf voll Gold, sage ich. L y k o n i d e s. Was hör ich da von dir? S k I a v e. Dem alten Euklio hier hab ich's gestohlen. L y k o n i d e s. Wo ist das Gold? S k I a v e. Im Kasten bei mir. Jetzt will ich freigelassen werden. L y k o n i d e s. Ich soll dich freilassen, du Erzhai unke? [825] S k I a v e. Geh, Herr, jetzt weiß ich, was du mit mir vor hast. Beim Herkules, da hab ich ganz schön deine Gesin nung getestet. Du wolltest es mir gleich wegnehmen. Was tätest du, wenn ich den Fund gemacht hätte? L y k o n i d e s. Dein Possenreißen nützt dir nichts. Los, gib das Gold her ! S k I a v e. Ich soll Gold hergeben? L y k o n i d e s. Gib's her, sag ich, damit man's ihm zu rückgeben kann. S k I a v e. Woher es nehmen? L y k o n i d e s. Du hast ja selbst soeben zugegeben, es sei im Kasten. S k I a v e. Beim Herkules, ich mache manchmal solche Scherze. [830] Das sind so meine Redensarten. 89
ita loquor.
LY. at sein quo modo?
L. S. vel hercle enica, numquam hinc feres a me
�-
::·
(Fragmenta) pro illis corcotis, strophiis, sumptu uxorio. (EUC.) ego ecfodiebam in die denos scrobes. (EUC.) nec noctu nec diu quietus umquam eram ; nunc dormiam. (EUC.) qui mi holera cruda ponunt, hallec adduint.
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m
IV v
L y k o n i d e s . Und weißt du, was ich mit dir mache ? S k I a v e. Beim Herkules, du kannst m ich sogar umbrin gen, du wirst es nie von mir bekommen.
Hier bricht die handschriftliche Überlieferung ab. Aus Zita ten und den antiken Inhaltsangaben kann man jedoch den Ausgang des Stückes in den Umrissen rekonstruieren. Mega dorus bleibt wunschgemäß unbeweibt, die Sklaven werden vielleicht freigelassen. Euklio bekommt von Lykonides sein Gold zuriick. Angesichts der Unruhe, in die ihn der Besitz des Goldes gestürzt hatte, sowie der un erwarteten Redlich keit des Lykonides war Euklio am Ende wohl überzeugt, daß der Schatz ihm selbst nur weiter Unglück bringen wiirde und als Mitgift seiner Tochter wohl doch am besten aufgehoben wäre. Mit der Hochzeit des Lykonides und der Phädria findet das Stiick sein Happy-End. Das Ziel, das der Hausgott im Prolog der Handlung gesetzt hatte, ist somit erreicht. Vielleicht schloß das Stiick mit einer Ein ladung zu dem Festschmaus, den die Köche zubereitet hat ten. Ob sie, wie in Menanders Dyskolos, noch eimal zu ein em kurzen Possenspiel mit Euklio auftraten, bleibt offen. Soviel aus den Fragmenten zu ersehen ist, enthielt der Schlußteil noch einen Monolog des Euklio.
Frg. I: [Nehmt ihr das Geld] und kauft Safrankleider, Busenhalter und andern Weiberkram. Frg. III (Lindsay): [Das Gold ließ mir nie Ruhe] . Zehnmal am Tag grub ich es ein und aus. Frg. IV: Nie fand ich Ruhe bei Tag und Nacht; j etzt werde ich sch l afen. Frg. V: [Ich will es mir auch einmal gut gehen l assen] . Wenn man mir rohen Kohl vorsetzt, soll auch noch Herings soße dazugegeben werden.
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Anmerkungen
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Die Regiebemerkungen halten sich weitgehend an W. Ludwig, Antike Komöd ien, München 1 966. Die Namen der Personen dienen auch hier dazu, dem Pub likum das Wesen ihrer Träger 7. u veranschaulichen. Es bedeuten : Euklio : » von gutem Ruf•< (was er trotz seines Geizes ist) oder : »der gut Verschlossene<< ; Staphyl a : »\Veintraube«, ein Name, der zu den alkoholischen Neigungen der alten Sklavin (vgl. V. 355) paßt ; Megadoru s : » G roßgab « ; Eunom i a : » \Vohlzucht « ; Strobilus : »Kreisel« (so dreht sich ein rühriger Sklave) ; Anthrax : »Kohle « ; Congri o : »See-Aal « ; Lykonides : >> der Wolfsartige « (vielleicht dachte man an die Wildheit, die der junge Mann gegenüber Phädria bewiesen hatte) ; Phädri a : »die Strahlende « . ill�tc � illud ; sis � si vis. adaxin t : arch. Konj. Perf. (od. Fut. ex.) zu adigo. Kreuzigung war Sklavenstrafe. d�tit: arch. Konj. Präs. zu do. n oenttm = non. Philipp II. von Makedonien (359-3 36) und der Perserkönig Darius I. (521-486) werden nicht nur als beispielhaft reiche Könige genannt. Beide setzten auch Goldmünzen i n Umlauf, die noch nach ihren Lebzeiten weitergeprägt wurden, i n der ganzen antiken Welt gültig waren und ihren Namen trugen. Die persische Münze war der Dareikos (zu 8,4 g G � ld), ihre Nachfolger, die Philippeioi (zu 8,6 g Gold), waren im 2. Jh. v . Chr. das normale Goldgeld auch in Rom. 1 Philippeios � 20 attische Drachmen � 1 / 5 Mine (Ludwig) . Die Verse 89-104, wo »iam ego hic ero<< wiederholt wird, sind plautinische Zutat zum griechischen Original. Es handelt sich dabei - fast kasperltheaterhaft - u m l auter Variationen. Wohl eine sprichwörtliche Wendung ! Die attischen Bezi rke hatten eine Kasse für Ausgaben bei Opfern und Festen zur Verfügung. Aus ihr zahlte der Demarch an die M i tglieder des Bezirks, wenn sie das Theater besuchten oder an Festen teilnahmen, eine Entschädigung für Ausgaben oder VerdienstausfalL Die Witzeleien der Szene II, 1, die auf ein biederes Publikum gemünzt scheinen, passen nicht recht zum eher ernsten Cha rakter der Personen. Mit »Elfenbeinkarossen und purpurnen Gewändern« spielt
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Plautus wohl auf die Lex Oppia, ein Gesetz gegen den Frauen luxus aus hannibalischer Zeit an (vgl. Anm. 3 8 ) . dt
> piscis ceteros purga, Dromo ! « Es war im Altertum eine besonders unter Schauspielern ver breitete Sitte, daß man sich, beispielsweise mit Pechpflastern, alle Körperhaare entfernte. Die folgende Szene, eine typische Servus-currens-Szene, hat viel i\hnlichkeit mit Menander, Dysk. 81 ff., wo der Sklave Pyrrhias, verfolgt von Knemon, auf die Bühne stürzt. Bacchanal ist hier das Gebäude, wo die bacchischen Orgien von den Bacchantinnen gefeiert wurden. Männern war der Zutritt im allgemeinen verboten. Wegen wüster, z . T. ver brecherischer Ausschweifungen wurden die Feiern 1 86 v . Chr. durch einen inschriftlich e rhaltenen Senatsbeschluß nicht direkt verboten, aber streng geregelt. V gl. neqt<e t<sqt
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stehendes Beamtenkollegium, Vorsteher über die Gefängnisse i n Rom. Sie hatten auch über die ö ffentliche Sicherheit und Ruhe zu wachen.
2 5 faxim : arch. Konj. Perf. zu facio. 26 Ein Kinäde ist ein Mensch, der Unzucht mit sich treiben läßt ( »Weichling<<).
27 si sentit: bei Congrio im Sinne von » sol ange ich noch bei
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Bewußtsein bin << ; Euklio nimmt das » Fühlen << wörtlich im Sinne von » Schläge fühlen<< . fuat: a r c h . Konj. P r ä s . zu s u m . edim: arch. Konj. P r ä s . zu edo. mean = mea-ne . Das Motiv d e r diebischen Köche klang schon am E n d e von II, 5 an. Es ist ein Topos, hat hier jedoch eine strikte Funk tion. Euklio verdächtigt alle, sogar seinen Haushahn, es auf seinen Schatz abgesehen zu haben. Die Diebesgöttin Laverna besaß einen Altar auf dem Aventin. Euklio hat ein zärtliches, geradezu intimes Verhältnis zu sei nem Goldtopf. temperi : eigtl . zur rechten Zeit. pecz.Ziaris ist Adj. zu peculium. Damit ist i m röm. Recht ein Sondergut gemeint, das der Pater famil ias seinen Sklaven (oder Söhnen) überlassen konnte, ohne daß es in deren Eigentum überging. Umgangssprachlich verstand man darunter auch die Ersparnisse des kleinen Mannes. faxim : arch. Konj. Perf. zu facio. Die römischen Damen verwendeten Maultiere für ihre Kut schen. Sie waren eher knapp und daher teuer. Die viel römisches Lokalkolorit enthaltende Szene III, 5 spielt u . a . auf die Lex Oppia vom Jahr 2 1 5 an, ein Gesetz, das den Besitz von Prunkkarossen und teurer purpurgefärbter Gewän der verbot und nun offenbar wieder außer Kraft war. Abge schafft wurde es 195 v. Chr. (Vgl. Livius 34, 1-8). Gemeint ist das Amt des Gynaikonomos . Demetrios von Pha leron führte das Amt 3 1 7 v . Chr. in Athen ein. Die Stelle nimmt Bezug auf nicht mehr ganz deutliche römi sche Rechtsverhältnisse. Offenbar wurde manchmal der Sold an die Soldaten nicht - wie sonst üblich - durch die Aerar tribunen ausgezahlt, sondern direkt von bestimmten begüterten Bürgern an ihnen zugeordnete Soldaten. Geryon war ein im äußersten Westen wohnender dreileibiger Riese mit sechs Armen.
42 Io war die Tochter des Königs Inachos von Argos. Da Zeus
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sie liebte, verfolgte sie die eifersüchtige Hera, verwandelte sie i n eine Kuh und ließ sie von dem hundertäugigen Riesen Argus bewachen . Die pirenische Quelle war eine der berühmtesten Quellen des alten Griechenland . Moderne Ausgrabungen haben einen B runn enhauskomplex freigelegt. Schlachtlamm als Gegenstand von Witzeleien ist ein typisches burleskes Motiv. Vgl. Menander, Dysk. 438. faxo: arch. F u t . ex. zu facio. Fides, die Treue und Verläßlichkeit in privaten und öffent lichen Angelegenheiten, wurde in Rom seit alter Zeit als Göt tin verehrt. I m 3 . Jh. erhielt sie auf dem Kapitol einen eige nen Tempel . concredzt o : arch. f ü r concredo. Der Sklave des Lykonides - sein Name ist in der Überlieferung verdorben - wird vorgestellt als ein » s ervus fidus« ; der treue, wohlmeinende Sklave ist neben dem servus callidus, dem intrigierenden Sklaven, ein beliebter Bühnentyp. V. 592-598 hat Brix als Schauspielerinterpolation mit Recht ausgeschlossen. Sie haben hier keine Funktion. Sklaven wurden gelegentl ich zur Strafe in Fesseln gelegt, be sonders wenn sie einen Fluchtversuch unternommen hatten. Auf der Bühne stand gewöhnlich ein Altar des Apollo Agyi eus. Sklaven flohen gern zu Altären, w o sie Asylrecht ge nossen. prohibessis: arch. Konj. Perf. zu prohibeo. Obszöne Anspielung. Antike Türen hingen in Holzangeln. Als »01« diente Wasser. duim (perduim) : arch. Konj. Präs. zu do. Fide (oder Fidi) : arch. Gen. o d . Dat. impetrassere : arch. Inf. Fut. zu i mpetrare. Bei den Römern wurde Juno Lucina als Geburtsgöttin ange rufen, bei den Griechen neben Hera auch Artemis. Man stellte sich die Greifen im äußersten Osten vor. Sie nisten auf den goldhaltigen B ergen Indiens. Die aus dem orientalischen Kulturkreis stammenden Fabelwesen sind vier füßige Vögel von Wolfsgröße, mit den Schenkeln und Klauen eines Löwen und mit Adlerköpfen . Vgl. Anm. 7. Euklio e rlebt hier einen ähnlichen Zusammenbruch wie Demea gegen Schluß der Adelphen des Terenz (854 ff. ) . An derart i-
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gen Stellen berührt sich die Komödie (Menanders) mit der Tragödie (des Euripides) . Anspielung auf die im alten röm. Recht gegebene Möglichkeit zur privaten Deliktsverfol gung. Auf private Klage beim Ge richtsmagistrat beurteilte eine besondere Geschworenenbank (qu aestio) die Tat und gab d i e Verfolgung frei. dixis: arch. Konj. Perf. zu dico. I n der Neuen Komödie sind Vergewaltigungen ein häufig ver wen detes Motiv. Die hier und unten V. 795 vorgebrachte Ent schuldigung findet sich auch bei Menander, Samia 340 f. (Sandbach), und bei Terenz, Adelph. 470 f. Im lateinischen Text steht »eam«, was sich sowohl auf ,, filiam« (Tochter) wie auf » aulam« (Topf) beziehen kann. Diese Zwei deutigkeit geht in der Übersetzung verloren. Der Einsatz von »Eigentum« bleibt eine Notlösung. Vgl. Anm. 16. qt
Literaturhinweise A usgaben, Übenetzungen, Lexikon, Bibliog1·aphien
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Nachwort Anfänge der lateinischen Literatttr: Die römische Komödie
Rom hat der Nachwelt die griechische Kultur dadurch er halten, daß es nach seinem Sieg über das hellenistische Staatensystem diese Kultur erstmals auf die Grundlage eines festgefügten Staates stellte. Die römischen Feldherrn, die die Nachfolgereiche Alexanders zerstörten, waren an erkannte Philhellenen : Flamininus, der Sieger von Kynoske phalai ( 1 9 7 v. Chr.), Lucius Scipio, der von Magnesia ( 1 89), Fulvius Nobilior, der von Ambrakia (1 89) und Aemilius Paulus, der von Pydna ( 1 68 ) . Das bekannte Wort des Horaz »Graecia capta ferum victorem cepit et artes intu!it agresti Latio« wurde schon damals Wirklichkeit. Innerhalb weniger Jahrzehnte eroberte die griechische Sprache, Lite ratur und Kunst den römischen Westen. Nicht nur die römische Oberschicht beherrschte schon früh die griechische Sprache - der Senat ließ sich von griechischen Gesandten in deren. Sprache berichten, der Vater der Gracchen hielt in Rhodos eine griechische Rede, und Licinius Crassus, Konsul des Jahres 1 3 1 , sprach fließend mehrere griechische Dia lekte -, sondern auch bei der Unterschicht darf man, wie aus der Praxis der römischen Komödiendichter hervorgeht, ein hohes Maß von Kenntnis und Verständnis für griechi sche Verhältnisse in Staat und Familie, Religion, Mytholo gie und Sitte, ja sogar für griechische Wortspiele und Phra sen voraussetzen. Studienreisen nach dem griechischen Osten begannen. Auf einer solchen, der ersten ihrer Art, von der wir zuverlässig wissen, starb im Jahre 1 5 9 v. Chr. der Komödiendichter Terenz. In der Familie der Scipionen, dem Zentrum und Kristallisa tionspunkt des Philhellenismus, verband sich erstmals rö misches Wesen mit griechischer Lebensverfeinerung. Die Seipioneninschriften (um 250-1 39) sind durch ihre metrische 99
Form - Saturnier und Distichen - und durch ihre Stilisie rung - archaische Würde, fortschreitend zu antithetischem Spiel - unvergleichlich wertvolle Gradmesser der vordrin genden Hellenisierung (CIL J2 6 ff.). Als kennzeichnend für die Ausstrahlungskraft des Philhellenismus und für den all mählichen Sieg der griechenfreundlichen Partei in Rom kann die Tatsache gewertet werden, daß selbst Cato in sei nem Alter seine ablehnende Haltung revidierte : Er vermähl te seinen Sohn mit einer Schwester des Scipio (Plut. Cato mai. 20) und widmete sich selbst dem Studium des Griechi schen. Dennoch dürfen wir uns nicht darüber täuschen, daß der Hellenismus das nationale Römerturn zunächst nur wie ein Firnis überdeckte. Die lateinische Literaturgeschichte fängt an mit einem Grie chen, dem tarentinischen Freigelassenen Livius Andronicus. Außer einer Odyssee-Übersetzung (nach 249) war seine eigentliche Großtat die Herübernahme des attischen Drama, der Tragödie wie der Komödie. Ein Pfadfinder und Bahn brecher, hat er die ersten Schritte hin zu einer lateinischen Dichtersprache getan und war im Drama vor allem auf metrisch-musikalischem Gebiet schöpferisch. Den Dialog versmaßen der griechischen Komödie - jambischer Trimeter und trochäischer Tetrameter - gab er eine dem römischen Ohr genehmere Form und wurde so zum Schöpfer des Senars und Septenars. Er stand noch mitten in der lebendi gen Tradition der griechischen Komödiendichter der Nea : Philemon, Diphilos und Apollodar von Karystos waren seine Zeitgenossen. Wiewohl uns der Blick in die Einzelhei ten seiner Dramatik wegen der Lage der Überlieferung verschlossen ist, so läßt sich doch erkennen, daß schon Livius Andronicus für vieles Technische die Grundlagen schuf, auf denen Naevius, Plautus, Caecilius und Terenz weiterbauen konnten. Es ist z. B. höchst wahrscheinlich, daß schon An dronicus den Schauspielergesang aus der Tragödie herüber nahm, d. h. daß bereits er aus der in der Hauptsache ge sprochenen griechischen Komödie ein Singspiel gestaltet 1 00
hat. Es scheint daher berechtigt, wenn E. Fraenkel ihn als » Nomotheten des altrömischen Dramas« bezeichnet. Cn. Naevius aus Campanien war der erste Freigeborene unter den frühen römischen Dichtern. Von ihm sagt Momm sen mit Recht, daß er >>allem Anschein nach eines der merk würdigsten und bedeutendsten Talente in der römischen Literatur überhaupt« gewesen sei. In seiner Jugend war er noch neben Andronicus tätig, später neben Plautus, der je doch erst nach Naevius' Weggang aus Rom voll zur Gel tung kam (nach 204). Die Komödien des Naevius zeichne ten sich durch einen Freimut aus, der an die alte Komödie des Aristophanes erinnert und der den Dichter um seine bürgerliche Existenz brachte. Als er nämlich in seinen Stücken sich nicht scheute, einzelne Nobiles persönlich an zugreifen, mußte er ins Exil gehen. Plautus
T. Maccius Plautus ist der erste der altlateinischen Dichter, der sich auf eine einzige Literaturgattung, die Komödie, beschränkt hat. Er ist zugleich der erste - und neben Terenz einzige - altrömische Komödiendichter, von dem vollstän dige Werke auf uns gekommen sind. über das Leben des aus Sarsina in Umbrien gebürtigen Dichters besitzen wir außer dem Todesdatum ( 1 8 4 v . Chr.) nur spärliche, z. T. anekdotenhafte Nachrichten. Wir wissen nicht, wie er zu seinen vortrefflichen Griechischkenntnissen gelangte, welche Erziehung er genossen hat. Die einzige nicht nachträglich konstruierte Notiz über sein Leben geht auf einen Zeit genossen Ciceros, den Grammatiker Varro zurück (bei Gel lius 3 . 3 . 1 4) . Dort lesen wir, daß er einige seiner Komödien als Mühlensklave geschrieben habe, >> nachdem er sein gan zes Vermögen, das er durch seine Tätigkeit an der Bühne erworben hatte, in Handelsgeschäften wieder verloren hatte und so mittellos nach Rom zurückgekehrt war. Denn um seinen Lebensunterhalt zu erwerben, verdingte er sich hier bei einem Müller als Sklave zum Antrieb eines sogenannten 101
Göpelwerkes.« Welche »Tätigkeit an der Bühne<< ihm so viel Geld einbrachte, daß er damit immerhin im Handel spekulieren konnte, wird bei Varro nicht deutlich. Doch wird allgemein angenommen, daß er Schauspieler war. Denn der sichere Bühneninstinkt, mit dem er seine Stücke geschrieben hat, zeigt den erfahrenen Mann der . Theater praxis, nicht den Schreibtischdichter. Auch der als Nomen gentile des Dichters überlieferte Name Maccius, der wohl mit Maccus, dem Spaßmacher der altitalischen Volksposse (Atellane) zusammenhängen dürfte, wird als Hinweis ge deutet, daß er Schauspieler gewesen ist. Ihn, den geborenen Theatermenschen, machte die Begegnung mit der griechi schen Komödie zum Komödiendichter. Plautus hat in An lehnung an griechische Originale der >>Neuen<< und >>Mittle ren<< Komödie angeblich 1 30 Bühnenstücke geschaffen, über deren Echtheit früh eine lebhafte Diskussion entstand (Accius, Stilo u. a.). 20 Stücke, sowie 100 Verse der >>Vidu laria<< sind erhalten, was wohl den 21 von Varro (bei Gel lius 3 . 3 . 1 4) als sicher plautinisch bezeichneten Werken ent spricht. Die Chronologie der Stücke ist in keiner Weise sicher; nur Pseudolus (191 v. Chr.) und Stichus (200) sind durch Didaskalien bestimmbar. Inhaltlich reicht die Skala vom moralisch-sentimentalen Rührstück bis zur burlesken Szenenfolge. Im einzelnen handelt es sich um folgende Stücke : 1. Amphitruo : »Amphitryon<<. Tragikomödie bzw. Mythen travestie. Jupiter nähert sich Alkmene in Gestalt ihres Gat ten Amphitruo. Merkur erscheint als Diener Sosia. Grund lage für Vitalis von Blois, Rotrou, Moliere, Kleist. 2. A sinaria : >> Eselskomödie<<. Nach Demophilos. Lebhafte Burleske mit zwei Sklaven, einer jungen Hetäre, einer geld gierigen Kupplerin und einem verliebten Alten. 3. Aulularia: » Goldtopfkomödie<<. Nach Menander. Grund lage für Molieres L'Avare. 4. Bacchides: »Die Schwestern Bacchis<<. Nach Menanders �t� E!;mw:t
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junge Männer Geld, um die Hetären zu bezahlen, denen schließlich auch die Väter zum Opfer fallen. 5. Captivi: >>Die Gefangenen<< . Ein moralisches Lustspiel ohne Frauenrolle und Liebesintrige. Von Lessing übersetzt. 6. Casina : Nach Diphilos. Stark possenhaftes Stück, in dem Vater und Sohn um dasselbe Mädchen, Casina, rivalisieren. Der Vater muß sie, in einer Verkleidungsszene übertölpelt, schließlich an den Sohn abtreten. 7. Cistellaria: >>Kästchenkomödie<< . Nach Menander ; lük kenhaft erhalten. Im Mittelpunkt steht ein Kästchen, das Erkennungszeichen enthält, welche schließlich die Erken nung des Mädchens als Tochter des Nachbarn ermöglichen, so daß einer Heirat der Liebenden nichts mehr im Wege steht. 8. Curculio: »Der Kornwurm<<. Titel nach der Starrolle des Stückes, einem Parasiten, der sich überall durchfrißt. üb liches Intrigen- und Erkennungsstück. Typen mit anspre chendem Humor gezeichnet. 9. Epidicus: Kurzes Stück, verwickelte Intrige. Doppelte überlistung des Alten durch den Sklaven Epidicus. In der Erkennungsszene erweist sich die Geliebte als Halbschwe ster des Jünglings. 10. Menaechmi: »Die beiden Menaechmi<< . Verwechslungs komödie. Sosikles, alias Menaechmus, findet seinen Zwil lingsbruder Menaechmus in Epidamnus, nachdem Namens gleichheit und äußere .ili.hnlichkeit der beiden zu lustigen Verwicklungen geführt haben. Vorbild für Shakespeares Comedy of Errors. 1 1 . Mercator: »Der Handelsherr« . Nach dem Emporos des
Philemon. Rivalität zwischen Vater und Sohn um ein von einer Handelsreise mitgebrachtes Mädchen. Sieger bleibt der Sohn. Der Vater muß froh sein, daß seine Frau von dem Abenteuer nichts erfahren wird. 12. Mi/es gloriosus: »Der aufschneiderische Offizier<< . Dop pelspiel eines Mädchens, Prellung des Aufschneiders. Plau tus hat das Stück farbenprächtig ausgestattet und dabei dem Original, dem Aufschneider (Alazon) eines unbekann-
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ten Dichters, sicherlich noch manchen eigenen, kräftig kari kierenden Strich hinzugefügt. 1 3 . Mostellaria: >> Gespensterkomödie<< . Nach dem Phasma (Gespenst) des Philernen (?). Einem unerwartet heimkehren den Vater wird vorgegaukelt, das Haus, in dem sein Sohn gerade zecht, sei von einem Gespenst bewohnt. Das ab wechslungsreiche Stück ist zusätzlich belebt durch mannig fache Gesangspartien (Cantica) . 1 4 . Persa: >>Der Perser<< . Burleske mit Sklaven als Lieb habern, Verkauf eines orientalisch verkleideten Mädchens, Gelage auf offener Straße. Die Transponierung der Hand lung in die Sklavenwelt hat zu einer derben und zoten reichen Farce geführt. 1 5 . Poenulus: >>Der Punier<<. Autor des Originals nicht überliefert. Es ist jedoch belegt, daß sowohl Menander als auch Alexis eine »Karchedonios << betitelte Komödie verfaßt haben. Ein Karthager findet seine zwei geraubten Töchter wieder. 1 6 . Pseudolus: >>Der Sklave Pseudolus<< . Prellung eines Kupplers durch den das Stück beherrschenden Sklaven Pseudolus. Umstritten ist, ob hier Plautus Teile aus einer zweiten griechischen Vorlage eingearbeitet hat (Kontami nation). 1 7. Rudens : >>Das Seil«. Nach Diphilos. Erkennungsstück ; mischt Sentimentalität mit Komik und Spaß. Originelle Szenerie : Küste von Cyrene und Schiffbruch. 1 8 . Stichus : >>Der Sklave Stichus<<. Nach Menanders Adel phoi. Singuläre Aneinanderreihung loser Szenen : Warten zweier Ehefrauen, Heimkehr der Männer, E nttäuschung des Parasiten, Festgelage der Dienerschaft. Die besondere Struk tur des Stückes wie auch seine Kürze haben an starke Ver änderungen durch Plautus denken lassen, ohne daß ange geben werden könnte, wie er vorgegangen ist. 19. Trinummus: ·»Der Dreigroschentag<< . Nach Philemon. Ruhiges Lustspiel, reich an sentenziösen und erbaulichen Ermahnungen ; nur Männerrollen. Von Lessing bearbeitet. 20. Truculentus: »Der Grobian<< . Intrigenspiel um eine He täre und ihre drei Liebhaber. Den Titel verdient hätte die 1 04
Zentralfigur des Stückes, die Hetäre Phronesium, gewiß die raffinierteste und skrupelloseste aller plautinischen Frauen gestalten. Wer das Original des negativen Sittenbildes ver faßt hat, ist unbekannt. Was die Eigenart der plautinischen Komödie betrifft, so unterscheidet sie sich in Sprache, Stil und Atmosphäre ganz entschieden von den griechischen Vorbildern. Plautus hatte kein Interesse daran, die von ihm ausgewählten Originale als klassische Vorbilder zu betrachten, um sie möglichst genau zu vermitteln. Sie waren ihm nichts weiter als ein erprobter und brauchbarer Rohstoff, geeignet, um aus ihm Stücke zu gestalten, die den Beifall eines urwüchsigen Publikums finden, das Lachen der Menge erregen konnten. Selbst da, wo Plautus nur übersetzt, geht es ihm - anders als dem um eine Generation jüngeren Terenz - nie um Originaltreue, sondern um eine Umsetzung in eine für das römische Publikum eingängige Form. Er läßt Anspielungen auf griechische Sitten und Einrichtungen weg und trägt dafür römisches Lokalkolorit in die Stücke, behält jedoch stets griechische Titel, griechische Personennamen und Schauplätze bei, was den Komödien für den römischen Zu schauer den zusätzlichen Reiz des Exotischen verleiht. So wird von ihm Griechisches und Römisches amalgamiert, und es entsteht das phantastische Gebilde eines imaginären >>römischen Athen<< . Die Umgestaltung ging jedoch über sol che >>Romanisierung<< weit hinaus. Besonders zwei Grund tendenzen des plautinischen Kunstwillens lassen sich erken nen : die Verstärkung des komisch-lächerlichen und des musikalisch-rhythmischen Elements. Die griechische >>Neue<< Komödie war im ganzen zu einem Sprechdrama geworden, auf weite Strecken beherrscht vom jambischen Trimeter. Das Chorlied hingegen - bei Aristo phanes konstituierendes Element jeder Komödie - hatte sich zurückgebildet zu einem von der Handlung fast völlig losgelösten Zwischenaktintermezzo, für das der Dichter nicht einmal mehr einen Text schrieb. Lyrische Solopartien 1 05
einzelner Schauspieler kamen zwar vor - und wurden, wie auch die Chorgesänge, von Flötenmusik begleitet -, aber sie traten bei weitem zurück hinter den Sprechversen. Die Komödien des Plautus muß man sich hingegen eher wie eine Operette oder ein Musical vorstellen. Die jambischen Sprechverse machen bei ihm in der Regel nicht mehr als ein Drittel des Gesamtumfangs der Komödie aus. Das häu figste Metrum ist nicht mehr der Jambus, sondern der trochäische Septenar, ein Vers, » der unter Flötenbegleitung wohl in irgendeiner Form rezitativ vorgetragen wurde« (Ludwig). Dazu kommen, als drittes Element, die eigent lichen Gesangspartien. Das sind Arien, die als Soli, Duette oder Terzette vorgetragen wurden und die eine reiche me trische Vielfalt aufweisen. Es scheint, daß Plautus im Lauf seiner Schaffenszeit eine immer größere Vorliebe für der artige » Cantica<< entwickelt hat. Während uns allerdings von der rhythmischen Meister schaft des Plautus nur genaue metrische Analysen einen ge wissen Eindruck vermitteln können, spricht uns die Komik seiner Stücke unmittelbar an. Sie sind komisch im volks tümlichen Sinn, lebhaft, laut und possenhaft. Sie kennen nicht das feine Lächeln der Gebildeten, wie die Stücke Menanders und seiner Zeitgenossen, sondern das laute, ge sunde Lachen des einfachen Volkes. Oft greift Plautus zu kräftigen Jahrmarktsfarben. Denn sein Publikum kommt nicht mit literarischen Ambitionen ins Theater, sondern neigt dazu, der stärksten Attraktion nachzulaufen - und es ist vorgekommen, daß das Theater sich mitten im Stück leerte, weil sich draußen Akrobaten oder Seiltänzer einge funden hatten. Plautus erweitert seine Vorlagen oft im Interesse größerer Komik, grellerer Farben. Er spielt Far cenhaftes, Groteskes, Phantastisches breit aus, streut Wort witze und komische Klangspiele ein, erfreut durch Kalauer, lustige Metaphern und grobe Zoten. Drastisch-komische Rollen, wie die des intrigierenden Sklaven oder des schma rotzenden Parasiten, werden durch kräftige Zusätze ver stärkt. Während er so auf bestmögliche Bühnenwirksam106
keit bedacht ist, nimmt er andererseits gern in Kauf, daß durch derartige Eingriffe Charakterisierung der Personen und Logik des Handlungsablaufs gelegentlich zu kurz kom men. O ft pfropft er der Handlung, während er diese ge wissermaßen auf der Stelle hüpfen läßt, seine witzigen Ein fälle auf. Umgekehrt wird er auch Monologe oder Dialoge gekürzt haben, wenn er glaubte, sie seien für seine Zu schauer zu langweilig. Wenn ihm ein Original nicht ge nügte, konnte er es durch Hereinnahme einer lustigen Szene aus einer zweiten Vorlage bereichern. So hat er beispiels weise in den ernsthaft-moralischen Trinummus eine lustige Auftrittsrede eines Sklaven aus einem anderen Stück ein gelegt, ohne sich um die daraus resultierenden Unstimmig keiten weiter zu kümmern. Die Verfahrensweise des Plautus mag manchem Kritiker allzu unbekümmert, ja gewaltsam erscheinen. >>Es hat etwas Barbarisches, wie hier Stimmung und Gedanke der griechi schen Komödie zerstört wird« (Büchner) . Was Plautus allerdings an deren Stelle setzt, zeugt von großartiger ko mödiantischer Phantasie und überwältigendem Sprachver mögen. Ob Plautus Menander überträgt oder Diphilos oder einen der weniger bekannten Autoren : alles wird immer zu einem echten Plautus. Die sprudelnde Kraft seiner Sprache läßt völlig vergessen, daß es sich um ,, übersetzungslitera tur<< handelt ; alles erscheint wie aus einem Geist geschrie ben, wie von einem Autor. Nicht umsonst gibt daher der bereits zitierte Kritiker der Cicerozeit, der Grammatiker Varro, nach einem Vergleich der drei Klassiker der römi schen Komödie - Caecilius, Plautus und Terenz - dem Plautus >> in sermonibus«, d. h. in der Sprache, die Palme. Und von ihm stammt auch das Wort : >>Die Musen würden plautinisch reden, wenn sie lateinisch reden wollten.«
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Aulularia
Die Goldtopfkomödie ist die Bearbeitung einer (nicht er haltenen) Menander-Komödie. Sie ist ihrerseits das Vorbild geworden für Molieres Prosakomödie L'Avare (Der Gei zige), welche am 9. 9. 1 668 mit dem Dichter in der Haupt rolle im Palais Royal uraufgeführt wurde. Im Mittelpunkt der Aulularia steht der alte Geizhals Euklio. Er hat in sei nem Haus einen Goldtopf gefunden, von dem er sich unter keinen Umständen trennen will, der aber vom Hausgott Lar bereits als Mitgift für seine Tochter Phädria ausersehen ist. Als Euklio sich jedoch anschickt, sie ohne Mitgift an den reichen Nachbarn Megadorus zu verheiraten, führen die Hochzeitsvorbereitungen zu einer dramatischen Zuspit zung. Euklios Haus wird von den Köchen in einen ,,Tau benschlag« verwandelt, der dem mißtrauischen Alten als ein zu unsicheres Versteck für sein Gold erscheint. So ver sucht er, den Topf außer Haus zu verstecken, wird dabei aber beobachtet und schließlich bestohlen. Andererseits . füh ren die Hochzeitsvorbereitungen dazu, daß der junge Lieb haber Lykonides, der Euklios Tochter liebt und von dem sie auch ein Kind erwartet, endlich aktiv wird und um sie wirbt. Mittlerweile sieht der Zuschauer, der bereits mehr weiß als die Akteure, die Lösung des Knotens voraus. Er weiß nämlich, daß der Dieb des Goldes ein Sklave des Lykonides ist, der dann auch den Besitz des Schatzes sei nem Herrn verrät. Lykonides gibt endlich am Schluß, der aus Bruchstücken und zwei antiken Inhaltsangaben nur umrißhaft rekonstruierbar ist, in anständiger Gesinnung das Gold dem Euklio zurück, und dieser beschenkt ihn von sich aus mit dem Schatz, der ihm selber nur Unruhe und Angst gebracht hatte : ein etwas aufgesetzt wirkendes Happy-End, für das es Vergleichbares auch in den ver söhnlichen Schlußszenen des menandrischen Dyskolos und der terenzischen Adelphen gibt.
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Der Charakter des Euklio
Vier Akte lang wird so die Figur des Euklio, dieser ein schichtige, nirgends in sich widersprüchliche Charakter, ex poniert. Sein Denken kreist, wie aus fast all seinen liuße rungen hervorgeht, ständig um seinen Goldtopf. Angst vor einem möglichen Verlust und Mißtrauen isolieren ihn von der Umwelt. Euklio vermutet hinter jedem Wort eine List, in jedem Menschen einen Dieb, der es auf sein Gold abge sehen hat. Das beginnt bereits in der ersten Szene, wo er die alte Magd Staphyla aus dem Haus jagt. Wenig später ergeht es den Köchen ebenso. Euklios Mißtrauen wächst, je weiter das Stück fortschreitet, ins fast Gigantische und wirkt um so grotesker, als er damit auch jene überschüttet, die mit lauteren Absichten zu ihm kommen. In seiner Be sessenheit nimmt er eindeutige ßußerungen seiner Ge sprächspartner » SO mißtrauisch entgegen, daß sie zweideu tig werden, damit er sie wieder eindeutig nehmen kann, aber anders herum<< (Eder) . Als beispielsweise sein Nachbar Megadorus zu ihm kommt, um ihn um die Hand seiner Tochter zu bitten, faßt er dessen Freundlichkeit sofort als List auf: »M e g a d o r u s. Wie geht's? Wie steht's? Gut? Alles wohlauf? E u k I i o (für sich). Es kommt nicht von ungefähr, wenn ein Reicher einen Armen mit Schmeichel worten anspricht. Der Mann da weiß schon, daß ich Gold habe ; daher grüßt er mich so überaus schmeichelhaft.<< Wie hier lauscht Euklio auch sonst bei jedem, mit dem er spricht, darauf, ob er sich nicht >>Verrät<<, ob er nicht » ZU gibt<<, daß er von dem Gold weiß. Tatsächlich weiß nie mand davon außer Euklio ; im Versteck unter dem Herd wäre es durchaus vor Dieben sicher gewesen. Seine Angst jedoch macht ihn unvorsichtig, er trägt den Schatz mit sich herum auf der Suche nach neuen Verstecken. Und so kommt es, wie es kommen muß. Sein Charakter wird ihm zum Schicksal. Er wird mit dem Goldtopf beobachtet und schließlich bestohlen. All sein Sinnen und Trachten ist also vergeblich gewesen. Der Verlust bringt ihn schier um den
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Verstand. Sein Monolog nach Entdeckung des Diebstahls (IV, 9) ist sicherlich der Höhepunkt der Komödie. Stam melnd taumelt er auf die Bühne. Hilfesuchend wendet er sich ans Publikum, spricht einen einzelnen Zuschauer direkt an. Doch er erntet nichts als Gelächter und Ablehnung. Voller Verzweiflung ruft er schließlich aus : >>Ich bin der Verlorenste auf der ganzen Welt. Was brauche ich noch zu leben? [ . . . ] Das halte ich nicht aus ! << (V. 722 ff.) Der Monolog zeigt Euklio als einen Mann, der mit seinem Gold sich selbst, seine Identität, den Sinn seines Lebens und damit seine Lebenskraft verloren hat. Plautus - sicherlich in engem Anschluß an seine Vorlage - treibt hier sein Lustspiel bis hart an die Grenze von Furcht und Mitleid, das heißt der Tragödie. Und doch wirkt Euklio in grotesker Weise ko misch. Warum das so ist, läßt sich leichter erleben als er klären. Sicherlich hängt es mit der Neigung des Menschen zu Schadenfreude und Sichbesserdünken zusammen. Der alte Euklio ist für den Zuschauer der ganz Andere, einer, der man beileibe nicht sein will und den man durch Lachen in sich selbst zerstört. Der lateinische Text basiert mit wenigen Ji.nderungen auf der Plautusausgabe von W. M. Lindsay, Oxford 1 904. Dort findet sich auch das Verzeichnis der verwendeten Metren. Die Übersetzung soll bewußt dienende Funktion haben, das heißt : sie soll, wie es in einer zweisprachigen Ausgabe wohl zu rechtfertigen ist, lediglich den Zugang zum lateinischen Original erleichtern helfen. Herbert Rädle
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Verzeichnis der Metren Pro!. Iambici senarii 40-1 1 9 Iambici senarii 1 20-1 34 Bacchiaci tetrametri (sed 1 3 1 et 1 33 Bacchiacus dimeter cum Iambicis dimetris catalectis)
1 3 1 v ..L ..L I v v ..L ..L I I v v ..L v - 1 - ..L 133 ..L I.!J v 1 - ..L - 1 ! - ..L v - 1 - ..L vv 1 3 5-140 Iambici 1 4 1 Trochaicus septenarios 1 42, 1 42" et 1 44 Cretici 143 et 1 45 Ithyphallici 146 et 1 49-1 54 Anapaestici ( 1 5 3 Versus Reizianus?) 1 47-1 4 8 Bacchiaci tetrametri 1 5 5 Anapaestus monomerer cum Colo Reiziano 1 56-1 5 8 et 1 60 Versus Reiziani, i. e. Iambici dimetri aca talecti cum Colis Reizianis 1 5 9 (?) Bacchiacus trimeter cum Colo Reiziano ( v ..L ..L I v ..L ..L 1 - w v 0 1 1 - w v v v ..L 1 6 1 -279 Trochaici septenarii 280-405 Iambici senarii 406-4 1 2 Trochaici 4 1 2" Anapaestus di_meter catalectus 41 3-4 1 4 Iambici octonarii 4 1 5-445 Versus Reiziani 446 (?) Ionicus dimeter cum Colo Reiziano ( 1.!1 447-474 475-5 86 5 8 7-660 661-7 1 2 71 3-726 727-730
..L V V I ..L ..L V V I I - ..L V V ..L Trochaici septenarii Iambici senarii Trochaici septenarii, sed 660 octonarius Iambici senarii Anapaestici Trochaici
V
_
_
)
)
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73 1-802 803-807 808-823 824-826 827-83 1
1 12
Trochaici septenarii lambici septenarii Trochaici septenarii Trochaici dimetri catalecti Trochaici octonarii