PAUL GURK TUZUB 37 HERAUSGEGEBEN VON HANS JOACHIM ALPERS UND WERNER FUCHS
KLASSISCHE DEUTSCHE SCIENCE FICTION
PAUL GU...
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PAUL GURK TUZUB 37 HERAUSGEGEBEN VON HANS JOACHIM ALPERS UND WERNER FUCHS
KLASSISCHE DEUTSCHE SCIENCE FICTION
PAUL GURK
TUZUB37 DER MYTHOS VON DER GRAUEN MENSCHHEIT ODER VON DER ZAHL l • KLASSISCHER SCIENCE FICTIONROMAN
CORIAN-VERLAG Heinrich Wimmer
Lizenzausgabe des Holle -Verlages, Baden-Baden Copyright © 1935 by Holle -Verlag Alle Rechte vorbehalten Copyright © 1983 by CORIAN-VERLAG Heinrich Wimmer, 8901 Meitingen Lektorat: Werner Fuchs Umschlaggestaltung: Bruno Stiegler, Augsburg Satzherstellung: Fotosatz Roßkopf GmbH & Co. KG, Königsbrunn Druck: Hofmann-Druck KG, Augsburg Printed in Germany ISBN 3-89048-101-9
A Diese Geschichte wird zu der Zeit sein, da die Menschen sich mit Ziffern bezeichnen und nur noch Tie re und Blumen sich mit Namen nennen, wenn sie allein sind. Es spricht die Drossel zum Fliederstrauch: "Was ist nur mit dem Me nschen und seinem Geschlecht, Maiblühender?" Der Fliederstrauch bewegt vorsichtig seine Blätter und späht mit den Augen der Knospen in das Graue. "Ich muß leise sprechen, Frühsingende! Sieh umher und betrachte unsere Grenzen, die nicht die Schwinge oder die Kraft der Wurzel steckte, sondern das graue Geschlecht. Siehst du nicht das hohe Netz aus den tausend mal tausend Maschen, in W ölbung gespannt von Eisenhaken zu Eisenhaken und mit Funken genährt? Wir be ide leben im Schaugefängnis der letzten lebendigen Geschöpfe." Die Drossel spricht: "Wenn ich zu weit fliege, so stoße ich an das Schlimme, an die Grenze des geladenen Gesetzes. Ein mal brach der Geier aus und zerriß die Grenze. Aber sie war gefüllt mit den tötenden Funken des geknechteten und gespeicherten Blitzes. Der Geier schlug hart herab und liegt da, ein Schlachtopfer des Willens." Der Fliederstrauch spricht: "Ich weiß es und habe gesehen, wie ein Mensch ihn im Verzeichnis in Abgang stellte und in der neuen Sprache der Kürzung schrieb: 'Geier. Nr. 236. Da ausgestopftes Stück vorhanden, Ausbalgen unnötig. Futterkosten in Abgang bringen.' " Die Drossel spricht: "Die Maschinenmenschen des Zweckes ha lten uns hier, um an unserer Sinnlosigkeit ihren Sinn zu mästen und ihre Größe der Erdwirtschaft zu beweisen. Was singt oder blüht, ist zwecklos und nimmt Platz fort ohne Leistung. Ich mag nicht mehr singen! Denn da ich keine Turbine damit treibe, ist mein Gesang sinnlos." Der Fliederstrauch flüstert: "Singe, Drossel! Das graue Ge schlecht, dein Wärter Nr. 1761, stellt dein Futter in Abgang, wenn du der Beschreibung nicht entsprichst!" Da fängt das Netz der Grenze an, in Funken aufzuflammen. Die große Angst fällt über das eingesperrte Volk der letzten lebendigen Wesen, die aus Liebe gezeugt sind. Sie schweigen. Der Wärter Nr. 1761 geht vorüber und mustert sie. Seine Augen sind kalt und grau. Sein Gesicht ist grau. Sein Kleid ist aus grauem Leichtmetall. Er gleicht dem Platin. -
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Die Menschen sind das graue Geschlecht geworden. Ihre Völker und Rassen haben sich vermischt, da es keinen Unterschied, keine Wertigkeit und keinen Stolz auf Besonderheit gibt. Jeder ist die Zahl 1. Aus ihrem Nebeneina nder und Nacheinander folgt die unendliche Reihe, in der jedes Glied gleich eins ist. Sie haben die Erde ausgefüllt. Es gibt ihrer genau so viele, wie die gleichgroßen Vierecke der Felder ernähren. Bei möglicher Steigerung der Pr oduktion wird die Zahl der grauen Menschen erhöht gemäß der Leistung der neuen Maschinen. Jeder graue Mensch erhält gleichviel und ist gleich groß. Rückschläge in die Zeit der freien Me nschenwirtschaft werden als zu klein oder zu groß und als nicht lebenswürdig in Spiritus gesetzt und nach Einreihung und Beschreibung verbrannt. Der Fortschritt schreitet fort. Er duldet keine Sprünge oder Rückschläge. Der Löwe im Schaugefängnis der letzten lebendigen Wesen brüllt, aber er hört sein Gebrüll nicht. Er zittert. Er fragt die Quelle, die hier noch fließen darf: "Was ist das, Jähsprudelnde, daß ich meine Stimme nicht hören kann?" Die Quelle spricht im Auf und Ab ihres Tönens: "Das hörtest du nicht, letzter der Wüstenzornigen? Der Sauger der Geräusche schluckt deine Sprache ein, auf daß der Rat der Maschinenme nschen im großen Loch des hohen Turmes mit den vielen Löchern nicht in seinen Beratungen gestört werde! Mein Murmeln hören sie nicht, und sie wissen auch nicht, daß wir ihre neue Sprache der Sachen und der Verkürzung verstehen. Ich aber verstehe alle Sprachen, die möglich sind, denn jedes Wort und jede Sprache kommt von meinem Tönen her als dem ersten Gesang und dem Gesang des Lebendigen auf der Erde. Nun knattern sie oben ihre Zahlen und Buchstaben." Der Löwe spricht: "Was geht das mich an, Einlullende? Ich darf nicht mehr springen und reißen. Zuweilen, wenn die Sonne aus Versehen durch den großen Rauchhimmel herunter leckt, springe ich nach meinem Schatten oder jage die Schatten der Gebüsche. Es ist uns nicht erlaubt zu töten. Nur das Gesetz der Grauen tötet auf Anordnung durch Mehrheitszählung außerhalb des Raubes, des Mitleids, des Zornes und jeden Gefühls! Aber wenn ich brülle und meine Stimme nicht mehr höre, so ersticke ich. Von meinem Urahn, der noch frei war, ist es vererbt allen denen, die im Gefängnis der Gitterstäbe und des Mahles auf die Stunde geboren wurden,
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daß bei seinem Schrei die Wüste bebte und die Tiere zitterten vor Ehrfurcht und Grauen." Da sprechen die Quelle und der Fliederstrauch zusammen, sie, die mehr hören und sehen als die ändern: "Brülle, Löwe, auch wenn du dich nicht hörst! Sonst kommt dein Wärter Nr. 238 und stellt dein Futter in Abgang, weil du der Beschreibung nicht mehr entsprichst!" Die Quelle aber fügt hinzu: "Hört, ihr letzten Lebendigen, die aus Liebe gezeugt wurden und nicht aus Retorten: das graue Ge schlecht steht in der Wende. Sie wollen einen neuen Umgang des Fortschritts und der Entwicklung erklimmen. Sie sind Maschinenmenschen und wollen Menschenmaschinen werden, bis sie nichts mehr sind als Maschinen. Dann erachten sie sich als vollkommen und werden ihre Zeit vollkommen in der Anbetung ihrer selbst zubringen." Ein rollendes Metallgebrüll verschlingt die Stimme der letzten lebendigen Geschöpfe im Schaugefängnis. Sie erstarren in Furcht. Die Quelle hört auf zu sprudeln. Der Löwe duckt sich hin. Seine Flanken beben. Die Drossel klammert sich angstvoll an den Flie derstrauch. Ein Ungeheuer aus Eisen, in die Farbe des Rostes gehüllt, rollt heran, von wimmelnden Grauen umgeben. Wenig im Raum von der geladenen Grenze der tausend mal tausend Menschen entfernt bleibt das furchtbare Tier stehen. Die grauen Geschöpfe gleiten auseinander. Karren kommen allein und schleppen. Kranmagnete heben und werfen hin. Eine Flamme zuckt auf. Ein grauer Mensch tritt vor. Die Zahl auf seiner Brust leuchtet elektrisch auf. Er spricht. Das Gewimmel der Grauen wirft sich auf den flachen gewalzten Boden und streckt die Arme hoch als Zeichen der Anbetung. Dann klingt das Sprechen von vielen Grauen zusammen, abge hackt, kehlig, scharf, als schnitte und quäle sich das Ackergerät aus der sagenhaften Vorzeit des Pfluges durch ein wüstes, steiniges Feld. Da fragen ängstlich und verhalten die Nummern des Schaugefängnisses der letzten lebendigen Geschöpfe: "Sage uns, Quelle, was sprechen die Grauen zusammen? Wir können nur weniges verstehen und fürchten uns vor der rauhen Gewalt ihres Chores!" Die Quelle murmelt: "Hört alle zu! Ich will es euch sagen in unserer Sprache, die der Ineinanderklang von Wind, Sonne, Blut, Wolken mit dem Sausen de r Erdbewegung ist, und die alle verste hen, die noch im Kreisen der Sterne sind. Die Grauen haben sich einen Götzen aufgestellt, ein ge-
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waltiges Maschinentier aus der Urzeit des Fortschritts, das sich grausam durch Leiber und Hirne vorwärts mähte: den ersten Mähdrescher haben sie aufgestellt! Nun sprechen sie: Wir beten dich an, Mähdrescher! Von dir ab erhob sich eine neue Zeit! Gepriesen seist du, Engel des Fortschritts! Du mähtest und draschest zuerst zugleich und malmtest dich vorwärts durch eigene Kr aft. Du überwandest Fuß und Hand und Stundenarbeit des Hockenden, der Sklave des Bodens war! Ein Weizenfeld, drei Mann und eine Maschine! Wo zwanzig mähten, zehn banden, fünf luden, geschleppt von Tieren, des Zufalls Handarbeiter, da warst du der ersten einer, Mähdrescher, in der Zeit des Gelächters, da man noch säte und erntete, ängstlich schielend auf Wind und Regen, da Dürre ein Götze war und Hagel ein Götze! Du begannst zu überwinden, zu zwingen, und du erzwangst den neuen Fortschritt! Du hast Opfer zerschnitten, Millionen, mehr als die Kriege der Vorzeit, da noch Völker waren, Gelächter den Klugen! Sie hatten nicht Arbeit. Ihr Feld wurde wertlos. Sie rissen den Unfug des Staates auf, erhängten sich oder starben durch Hunger, denn es waren von vieren drei zu viel, und das Bedürfnis kam nicht nach der Masse der Güter ... Dennoch beten wir dich an, Mähdrescher, du Gleichnis des Fortschritts! Denn du erzwangst in Opfern die neue Zeit und schlugst die Phantome tot, die Sitte, Mythen der Götter, das Unterscheiden, das Ich und die Absonderung, die Torheit von Völkern, von Liebe und Haß, von Armut und Reichtum, du Verkünder der Gleichheit! Wir bringen dir Feuer und Brand, daß der Rauch
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dich umwalle, Mähdrescher!" "Was verbrennen sie da?" flüsterte die Gazelle. "Sie nehmen Bücher aus dem Schaugefängnis der leblosen Worte, die Schriften der Dichter und Denker, die Sprüche jener Dunkeln aus den ersten Zeiten der Menschen, die man Propheten oder Erlöser nannte. So verbrennen sie das Gedächtnis an den Ursprung, denn sie springen nicht, sondern gehen - Schritt für Schritt." "Furchtbar ist ihre Macht!" schnaubte der Löwe angstvoll. "Wer kann ihnen widerstehen? Wo sind ihre Gegner, daß sie nicht sin nlos werden?" "Wissen möchte ich", spricht die Quelle und murmelt nur noch leise und verwehend, "wissen möchte ich, was sie sprechen in ihrer Sprache der Zahlen und Buchstaben, oben, im größten Loch des großen Turms! Wissen möchte ich um ihre Pläne, ob wir noch le ben bleiben dürfen, wie sie das letzte Blut in ihren Röhren besiegen wollen auf ihrem Fortschritt zur Me nschenmaschine und endlich zur Vollendung der Maschinenmaschine!" -Die Quelle schläft ein. Der Löwe streckt sich aus. Die Gazelle träumt angstvoll. Die Drossel duckt sich und singt nicht. Der Flie ders trauch steht reglos und hält das Sprossen an ... Der Wärter Nr. 1 über das Schaugefängnis der letzten lebendigen Wesen steht da, in Leichtmetall gekleidet, grau - und betrachtet den Garten. Dann fallen seine Augendeckel herab. Er hat Gummihandschuhe angeta n und eine Kurbel in der Hand. Sein Mund ist rund und gleicht einer Steckdose. -
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B Der hohe Turm hat hundert Stockwerke. Er ist aus Beton gegossen und mit grauem Leichtmetall bekleidet, das nicht schmilzt. Es gibt nur eine Form der Häuser auf der Erde. I n Stockwerke gegossen liegen die Vierekke auf Lagerplätzen von Meilenumfang unter der Erde bereit und warten auf ihren Abruf und ihre Zusammenstellung zu Reihenhäusern und Re ihenstädten. Der Betonguß hat viereckige Löcher gelassen, die Fenster. Von oben na ch unten laufen Fahrstuhlschächte. Es gibt keine Treppen. Das laufende Band des Fahrstuhls geht im Viereck unter dem hohen Turm die hundert Stockwerke hinauf, unter der Abschlußplatte entlang und wieder herab - ununterbrochen, in Vierundzwanzigstundenschicht. Auf der Abschlußplatte ist der Platz, auf dem einstmals die Schweber und Luftschiffe landeten und abflogen. Aber der Flug durch die Luft ist als langsam und unsicher erkannt und vor vielen Menschenaltern abgestellt. Die Luft ordnet sich noch nicht ein. Es gibt Wirbel, Fallböen, Schneestürme, plötzliche Barometerstürze, immer noch, die trotz riesiger Maschinen und Fernsteuerung keine unbedingte Sicherheit und Genauigkeit zulassen. Die Spielerei des Fliegens ist abgetan. Luft und Himmel sind töricht. Jetzt führen die Straßen der Beförderung unter der Erde entlang. Das letzte Pferd ist auch im Schaugefängnis der lebendigen Wesen ausgestorben. Es war Nr. 1 und ist ausgestopft vorhanden. Zwei Prozent der unteren Wege stürzen im Werfen der Erde ein. Sie hat noch keinen regelmäßigen Schichtwechsel und Schichte nwechsel, vorher planmäßig festgelegt, und gefällt sich zuweilen in Krampfanfällen. Aber zwei Prozent sind nicht mehr als das berechnete Maß der möglichen Unregelmäßigkeit. Im obersten großen Loch des hohen Turmes tagt ununterbrochen der Rat dieses Sektors der Erdplanwirtschaft. Er zählt hundert Mitglieder, wird der Reihe nach aus den Reihen der grauen Me nschen entnommen, alle sechs Stunden abgelöst und entscheidet durch Mehrheitsbeschluß. Zu der Zeit, als die Drossel und der Fliederstrauch zusammen sprechen und sich befragen, ist Nr. 62 107 bis 62 206 an der Reihe zu beschließen. In 43 Minuten wird Nr. 62 207 bis 62 306 an der Reihe sein. Eine Unterbrechung oder Störung der Reihen oder der Beratungen durch Krankheiten ist fast ausgeschlossen. Die Metallisierung der Me nschen läßt Krankheiten kaum noch zu. Die Zeit der planmäßigen Abhä r-
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tung und Vernichtung von Keimen ist lange abge laufen. Seuchen finden nur noch ganz selten Einbruchspunkte. Bei Scharnierhemmungen oder Gelenkölversagung wird der Menschenmechaniker geholt, bei Verbiegungen der Menschenklempner. In schwereren Fällen erscheint der Me nschentechniker. Vers agen oder empören sich die Reste von Blut in den Röhren, tritt eine Verrostung des geringen Fleis ches ein, so wird der Maschine nmensch zum alten Leichtmetall geworfen, in der Liste ausgestanzt und durch eine chemische Lösung in das Reich des Anorganischen übe rgeführt. Der Ausdruck Tod ist veraltet. Demgemäß gibt es auch keine Todesfurcht. Nach fünfzig Jahren tritt zufolge den Gesetzen der Menschenbewir tschaftung der Erde Inabgangstellung durch Ausstanzung und Überführung in das Reich des Anorganischen ein. Die Zahl der Fälle, in denen vorher, also auch bei den Mitgliedern der Sekt ionsräte, eine als Krankheit im übertragenen Sinne anzusehende Hemmung eintritt, beträgt höchstens eins vom Hundert. Der Rat tagt im größten Loch des hohen Turmes. Es wird festge stellt, wieviel Maschinenmenschen im nächsten Jahr gebraucht werden, wenn die Erweiterung der Felder- und der Menschenwirtschaft miteinander Schritt halten soll. Jämmerliche Fehler der Vorzeit, in der Fortschritt und Bedarf sich überschnitten und die Montage des Geschehens falsch geklebt war, wiederholen sich nicht mehr. Kurz vor Eröffnung der Abstimmung erscheint ein Wächter und führt einen Grauen herein, der eine Unterbrechung hervorruft. Er sieht unbeherrscht aus und hat farbige Flecke auf seinem Anzug aus Leichtmetall. Ein Beobachter tritt ein und meldet ein ungeheuerliches Ereignis in bezug auf den hereingebrachten Grauen. Er ersucht, die Abstimmung auszusetzen, bis über den Fall des farbigen Grauen entschieden sei. Der Beobachter erhält also das Wort. Er berichtet in der Sprache der Zahlen und Abkürzungen. "Ich finde ihn bei einem Gang durch mein Arbeitsfeld, wie er in einer Anhäufung von Papierblättern liest, die früher Buch genannt wurde. Er hat verborgen sich ein offenes Viereck angelegt, mit dem gewöhnlichen Leichtmetall umzäunt, aber ohne Drahtgewebe nach oben. Hier finde ich am Boden bestimmungs widrig einige der Erdhervorbringungen, die man in Vorzeiten Blumen genannt hat und deren Unnötigkeit und Nutzlosigkeit zu ihrer planmäßigen Ausrottung geführt hat. Die Augen dieses
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grauen Menschen haben einen höchst unangenehmen, verbotenen Glanz. Ich finde ihn mit farbiger Erde beschmiert. Er spricht vor sich hin, strafbar allein, in einem schaukelnden Ton. Seine Worte sind anders als die der gültigen Erdsprache. Ich nahm den Verbrecher, der sich der Schicht entzieht, im Namen des Rates fest und lasse ihn zur Aburteilung herbringen." Das Buch und der Mensch wird betrachtet. Man kann die Schriftzüge nicht lesen. Einige erinnern von fern an manche der jetzt gültigen Abkürzungen. Aber alles kriecht durcheinander gleich einem Haufen von verrostetem Stacheldraht. Der Sprachtechniker für vergangene Sprachen wird gerufen und berichtet. "Es handelt sich um eine der früher 'Buch' genannten Blattanhä ufungen aus der vorgrauen Zeit, in der es noch Rassen, Völker und unterschiedene Sprachen gab. Dies Buch ist Nr. 2 der in zwei Stücken im Schaugefängnis der toten Worte aufbewahrten Hervorbringungen." Der Sprachtechniker für vergangene Sprachen wird gefragt: "Wie kommt diese Nr. 2 in die Hand des farbigen Grauen?" "Dies zweite Stück geriet vor fünf Jahren in Abgang, als ein er der seltenen Kurzschlüsse eintrat, der Brand hervorrief. Man nahm Nr. 2 als ve rbrannt an und löschte es im Verzeichnis. Es muß aber in unaufgeklärter Art abhanden und von dem farbigen Grauen ge funden sein. Der farbige Graue hat offenbar das Buch entziffert und selbst Wortaneinanderreihungen in jener ausgestorbenen Sprache aufgeschrieben, die 'Gedicht' genannt wurden." Der Leiter des Sektionsrates fragt: "Es handelt sich also im vorliegenden Fall völliger Zweck- und Sinnlosigkeit um eine Rückwärtsentartung. Haben wir das scheußliche Gekrächze des letzten lebenden Dichters vor uns?" "Es ist so", bestätigt der Techniker für verschollene Sprachen. Der farbige Graue, der als der letzte lebende Dichter im technischen Meßverfahren festgestellt ist, wird nicht ge fragt. Er hat auch nichts zu sagen, denn er empfindet eine Erinnerung an eine lange als unzweckmäßig ausgestorbene Art von Gefühl, die man Scham nannte. Er hält die Hand vor die Augen, statt mit ihr zu arbeiten. Mit allen Stimmen wird beschlossen, den letzten lebendigen Dichter in das Schaugefängnis der letzten lebendigen Wesen zu überführen und ihn dergestalt den truppweisen Besuchen der jungen grauen Motoren als einen belächelnswerten, unentwickelten Frühzustand des grauen Ge-
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schlechts vorzuweisen. Denn nichts erhöht den begrüßenswerten würdigen Stolz mehr als ein sinnfä lliges Zeugnis von Abstand, Entwicklung und Fortschritt. Es wird der Beschluß den drei Schreibern im unteren Würfel zwecks endgültiger Aufzeichnung zugestellt. Dann wird der Jahresplan der Maschinen- und Menschenwirtschaft weiter beraten.
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C In dieser Zeit lebt das graue Geschlecht in Hoch- und Höchsthäusern über der Erde. Die letzte Vorzeit wird die Untererdzeit genannt. Es ist noch nicht allzulange her, daß die Wege der Menschen- und Güterbewegung auf der Erde liefen, die Wohnstädte und Fabrikstädte aber unter der Erde. Sie liefen auch auf Schienen, denn die Unsicherheit der Erdhohlräume machte ein ständiges Beobachten und nicht seltenes Verschieben des Fabrikations - und Wohnprozesses erforderlich. Das Hinabgehen unter eine gewisse Tiefenmeterzahl verbot die unausstehliche, unausrottbare Durchblutung der tieferen Erde. Es wäre zwar möglich gewesen, das Asbestgeschlecht zu züchten, aber es gelang durch keine Versuchsreihe zu erreichen, daß glühende Luft geatmet werden konnte. Das dauernde He rabsaugen der Übererdluft erzeigte sich als zu umfangreich, kostspielig und gefährlich. So ist das graue Geschlecht des Leichtmetalls geworden. Die Einsteigschächte verfallen bis auf die, die man ausbaut und als riesige Fahrstuhlgehäuse montiert. Unter der Erde, in der Tiefe von 30 bis 50 Metern, liegen jetzt nur noch die Schienenwege und die Straßen für den Verkehr der elektrisch getriebenen Wagen, die auf einer oberen Zuleitungsschiene laufen. Elektrischer Strom ist wie Wasser vorhanden und überall abzuzapfen. Auch Reihenschuppen für Maschinen und Werkstoff ziehen sich unter der Erde hin. Die großen Beratungswürfel aber, fensterlos, fugenlos, unverbrennbar, zerfallen fast alle. Vor dieser Untererdzeit war die Luftzeit, die Zeit der Flugschiffe und Luftwagen. Jetzt sind Felder und Städte auf der Erde. Da aber jedes Feld gebraucht wird, um mehr Graue zu ernähren, ist jedes Haus ein Hochhaus. Es handelt sich nur darum, neue Häuser noch höher zu bauen. Damit wird zugleich die Einordnung der jungen Maschinenmenschen in die Gleichmäßigkeit, Abstandlosigkeit und Zusammenempfindung erreicht. Denn da der Elektromagnet immer derselbe ist und immer gleich wirkt, da der elektrische Strom nie verschieden arbeitet, hat der wahre graue Mensch weder Seele, noch Einsamkeit, noch Scham, noch Langeweile, noch Sehnsucht, noch Phantasie, noch Kunst zu haben. Es hat keine Vorstellungswelt, sondern nur Fortschritt im Greifbaren zu geben. Keine Maschine phantasiert. So hat auch das graue Geschlecht kein Recht dazu. In einem der unterirdischen Beratungswürfel hocken die drei Schreiber.
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Alles, was in einem Drittel der Erdplanwirtschaft ge schieht, geht ihnen zur Kenntnis und Aufzeichnung zu; das, was außerhalb der Regel zu beschließen war, wird von ihnen in die Form gebracht. In Wahrheit sind die drei Schreiber die geheimen, fast unsichtbaren Lenker, gleich den zwei mal drei Schreibern im zweiten und dritten Drittel der Erdplanwirtschaft. Sie gleichen dem Mann mit der Ölkanne, der in de r blutigen Vorzeit der Me nschengeschichte durch die riesige, surrende Umformerhalle ging, das Schaltbrett bediente und zugleich beherrschte, und der zuwe ilen den hockenden Untieren einen Tropfen Öl gab! Die allermeisten Grauen wissen von dem Bestehen der unterirdischen Dreiheit und der dreimaligen Dreiheit nichts. Es ist aber die vorzügliche Aufgabe der Schreiber, sich selbst als den letzten Rest von Einmaligkeit und Überordnung, von Blut und Herrschaft auch in verdünntester Form überflüssig zu machen. Der erste Schreiber heißt Hirn, der zweite Schreiber heißt Auge. Der dritte Schreiber heißt Ohr. Hirn sitzt etwas erhöht auf einem Stahlblock. Auge und Ohr hocken zu seiner Rechten und Linken und raunen ihm zu, gleich Hugin und Munin, den Raben Wotans, des verschollenen Gottes, von dem in einer uralten Blattanhäufung im Schaugefängnis der toten Worte berichtet wird. In einem unterirdischen verlassenen Beratungswürfel des zweiten Drittels der Erdplanwirtschaft hocken die drei Schreiber Nr. 4, 5 und 6. Der vierte Schreiber heißt Mund. Der fünfte Schreiber heißt linke Hand. Der sechste Schreiber heißt rechte Hand. Mund sitzt etwas erhöht auf einem Stahlblock. Linke Hand und rechte Hand hocken zu seiner Linken und Rechten und packen an, was Mund spricht, den beiden packenden, beißenden Teilen des Werkzeugs gleich, des armseligen, das in den ersten Vorzeiten eine Zange hieß. In einem unterirdischen, verlassenen Beratungswürfel des dritten Drittels der Erdplanwirtschaft hocken die drei Schreiber Nr. 7, 8 und 9. Der siebente Schreiber heißt Magen. Der achte Schreiber heißt linker Fuß. Der neunte Schreiber heißt rechter Fuß. Magen sitzt etwas erhöht auf einem Stahlblock. Linker Fuß und rechter Fuß hocken zu seiner Linken und Rechten und treten in den Boden oder senden wirkend in die graue Menschheit, wie Magen verdaut oder nicht verdaut. Zuweilen kommen die neun Schreiber unter der Erde in einem Würfel
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zusammen, der in Felsen eingesprengt ist. Niemand weiß um ihn. Die neun Schreiber besuchen ihn nur einmal. Dann wird er zusammengeschlagen. Wenn aber die neun einmal zusammenhocken und der vollkommene Maschinenmensch ohne Herz ist, dann hält oben die Planwirtschaft ihren Gang an. Das Schwungrad ist ausgelaufen und wartet auf Antrieb. Die elektrische Uhr ist stromlos. Das gra ue Geschlecht ist leer, ohne es zu wissen, obwohl es Ziffern und Abkürzungen bellt. Den drei Schreibern Hirn, Auge und Ohr wird der Beschluß der Rathundertschaft bezüglich des letzten ergriffenen lebenden Dichters zug estellt. Hirn denkt nach. Auge sieht fern. Ohr hört fern. Auge spricht: "Der Graue ist farbig. Er ist Entartung, Rückfall in das Zerspaltene. Farbe ist Zerspaltung von Grau." Hirn spricht: "Er hätte es lernen müssen aus seinem Wühlen in den Blattanhäufungen. Lernen ist Rückfall, Verrat, wenn gesucht wird, was vor heute liegt. Lernen ist Vorwärtssuchen, Sprung nach vorn. Ich nur, Hirn, weiß vom Ursprung, um alle Schritte und Sprünge. Ich muß überwunden werden, damit der Mensch endlich Maschine wird." Ohr spricht: "Ich höre ihn murmeln in der alten Sprache, die wir allein wissen müssen. Keiner vom grauen Geschlecht darf sie kennen, die Sprache, die noch mit Wind und Quelle, mit Vogel und Erdbeben verwandt ist. Ihn aber, den farbigen Grauen, höre ich murmeln in der alten Sprache. Er ist verliebt in den Klang. Der Maschinenmensch ist in ihm zurückgefallen, in die Erweichung der Vorzeit. Er ist das geworden, was in den jämmerlichen Zeiten der Gesundmacher und der Keime .krank' genannt wurde." Hirn spricht: "Was ansteckend ist, muß vernichtet werden! Es wird beantragt, den farbigen Grauen, den letzten lebendigen Dic hter, durch die Röhren herunterzutreiben." Auge und Ohr stimmen zu. Das Fernzeichen durch besondere kürzeste Wellen, von denen jede Welle eine Zahl und damit eine Anordnung bedeutet, ersucht, den farbigen Grauen in den Würfel der Schreiber Nr. 1 bis 3 herabzusenden. Gleichzeitig wird durch eine andere Welle bestimmt, daß Wärter Nr. 1 des Schaugefängnisses für die letzten lebendigen Wesen und der Techniker für altes Denken herabzusenden sind. Der Techniker für altes Denken bearbeitet das, was in den Kinde rzeiten der Menschheit Kultur genannt wurde und jetzt der Abte ilung Geschichte der Versteinerungen eingeordnet ist.
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In kurzer Zeit wird der Wärter Nr. l, der Techniker für altes Denken und der farbige Graue abgeworfen. In einer der Vorzeiten des grauen Geschlechts, in der Zeit der Rassen und Klassen, als Klasse sprach: ich stehe über Rasse! - in dieser Zeit hatte man Rohrleitungen für Briefe, Wasser, Gas, öl. Diese Fernleitungen sind jetzt verla ssen. Energie wird durch Ele mentezerfall in Zeit gebracht, gradweise hergestellt und den Maschinen zugeführt. Nicht Drehung, Schwung oder hemmende Re ibung sind da, sondern das Zerfallen atmet Kraft aus und wird in besonderen Maschinen aufgespeichert. Einige der Röhren unter der Erde sind ausgebaut worden. Es gibt enge und weite Röhren für Mitteilungen oder Menschen. In einen unterirdischen Kessel an den drei Beratungswürfeln der drei mal drei Schreiber münden viele Röhren. Maschinenmenschen und Sachen werde n durch ungeheuer verdichtete Luft in rasender Geschwindigkeit durchgedrückt und an dicken Gummiwänden aufgefangen. Da alles in Leichtmetall gehüllt ist, erfolgt nur selten eine Anbrechung oder Knickung. In den Maschinenmenschen ist nur noch wenig Fleisch und Blut. Die Zeit des Papiers ist vorüber. Alle Aufzeichnungen werden in dünne Platten von unzerbrechbarem Leichtmetall eingeschlagen. Der farbige Graue, Wärter Nr. 1 aus dem Schaugefängnis der letzten lebendigen Wesen und der Techniker für altes Denken werden gebracht. Sie sind noch ein wenig vom Sausen befallen, aber das ist der langen Gewöhnung gemäß nur gering und geht alsbald in die übliche Viereckigkeit über. Auge spricht: "Als ich zuletzt von hier das Schaugefängnis der letzten lebendigen Wesen fernsah, fand ich nichts darin, was wie dieser farbige Graue aussah. Ist eine falsche Montage solcher Art inzwischen eingeliefert?" Der Wärter Nr. 1 antwortet: "Nein. Es ist nur der letzte lebende Philosoph verzeichnet. Aber er hat eine weiße Anhäufung am Kinn und ist weit über 70 Planjahre alt. Er wird bald von selbst auslöschen und anorganisch werden." Hirn spricht: "Hast du, farbiger Grauer, der du gemäß Ratsbe schluß als letzter lebendiger Dichter festgestellt bist und in das Schaugefängnis der letzten lebendigen Wesen überführt werden sollst, eine Begründung oder eine Erklärung für dein außerplanmäßiges Verhalten?" Der farbige Graue senkt das Haupt. Er antwortet zum erstenmal und sagt leise: "Nein. Es ist in mir. Ich kann es nicht erklären."
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Hirn spricht: "Erweichung, Rückfall." Ohr spricht: "Ich höre fern, was jetzt der alte Philosoph murmelt. Es klingt ähnlich wie dies Geklapper." Hirn spricht: "Techniker für altes Denken: besteht die Möglichkeit, daß der farbige Graue, der letzte lebende Dichter, und der letzte lebende Philosoph in ihrer maschinellen Struktur nach demselben oder sehr ähnlichem Riß entworfen wurden?" Der Techniker für altes Denken antwortet: "Das ist, rückwärts gedacht und betrachtet, in hohem Maße wahrscheinlich, hat also den höchsten Grad wissenschaftlicher Sicherheit. Ebenso wie Sinn und Sinn sich immer ähnlich ist, ist Unsinn und Unsinn immer nahe verwandt. Eine Gegenüberstellung beider Insassen brächte sofort Sicherheit." Hirn fordert durch elektrische Wellen den letzten lebendigen Philo sophen aus dem Schaugefängnis an. Er wird in kurzer Zeit abgeworfen und ist benommen. Wärter Nr. 1 stellt ihn zurecht. Er schlägt ein müdes Auge voll Trauer und Versunkenheit auf - und schweigt. Hirn, Auge und Ohr betrachten ihn, das fremde Tier. Hirn fragt: "Was tust du, Philosoph?" Der alte Philosoph antwortet: "Ich frage nach dem Wort hinter dem Wort. Es wird in Zahlen gesprochen. Was ist Zahl? Wer setzte Zahl? Ich denke. Was ist denken? - Elektrischer Strom ist da. Was ist elektrischer Strom? - Wer setzte oben und unten? Wer schuf die Wirkung der Maschine? Von wem geht das Maschenknüpfen aus, das Gesetz genannt wird?" Ohr spricht: "Er murmelt dasselbe wie der letzte Dichter." Auge spricht: "Sein Auge hat denselben farbigen Glanz." Hirn spricht: "Der Techniker für altes Denken hat recht. Sie sind die gleichen Narren, Maschinen mit verbogenem Gelenk, nicht zurechtzuklopfen. Es erübrigt sich, den letzten lebendigen Dichter aufzubewahren, da der Philosoph da ist." Auge spricht: "Ich stimme zu. Der farbige Gra ue, der letzte le bendige Dichter, ist in den Zustand des Anorganischen überzuführen. Ein Schaubedürfnis liegt in bezug auf ihn nicht vor." Ohr spricht: "Ich stimme zu. Abbalgen und Ausstopfen ist nicht erforderlich. Das mag bei dem letzten lebendigen Philo sophen geschehen, bis es an der Zeit ist, auch das Schaugefängnis der letzten Lebendigen, ve rächtlich aus Liebe gezeugten Wesen und das der toten Worte zu vernic hten, um das letzte Gedächtnis an Vorstufen des grauen Geschlechts auszu-
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löschen." Hirn spricht: "Wir stimmen überein. Ich füge hinzu, daß der letzte Dichter im Schaugefängnis aufzubewahren ist bis auf den Tag der großen Zusammenkunft aller Grauen dieses Sektors der Er dplanwirtschaft. Dort mögen diese beiden gleichen bunten Tiere der Vorzeit, Dichter und Philosoph, einen Schaukampf der bunten Worte ausfechten zwecks Befriedigung der Grauen. Alsdann möge entschieden werden, ob der letzte Dichter sofort anorganisch zu werden hat oder auf dem großem Tag der Zusammenkunft des Erddrittels zu zeigen ist." Auge und Ohr sprechen: "Beschlossen. Der Beschluß wird ausgefertigt." Der Techniker für alte Sprachen, Wärter Nr. l, der letzte Philosoph und der letzte Dichter werden an ihre Orte zurückgesaugt. Der letzte Philosoph ist ohne Besinnung. Es ist aber nicht die Besinnungslosigkeit der Versenkung, ohne Sinn für die äußere Welt. Er ist zusammengeschlagen durch das Gespräch mit den drei gewaltigen Schre ibern und durch die lange nicht empfundene Ge walt des Druckes durch die Röhren der Beförderung. Wärter Nr. 1 klopft und biegt ihn. Die Maschine kommt nicht in Gang. So wird der Maschinenklempner gerufen. Nach vielem Hämmern und Biegen schlägt der letzte lebendige Philosoph die Augen auf und sieht seinen Zwillingsbruder, den letzten lebenden Dichter, der ihn mit eine m Ausdruck betrachtet, der nicht vom Tage ist, sondern ein Rückfall in jämmerliche, längst untergepflügte Vorzeiten des grauen Geschlechts. Der Menschenklempner geht und besteigt seinen laufenden Einwagen. Wärter Nr. 1 besieht sich die beiden Nummern, dann geht auch er und überläßt die Aufsicht dem Gangwärter für diese Abteilung des Schaug efängnisses. Der letzte Philosoph flüstert: "Ich fühle das Ende kommen. Ich werde den wahren Tod sterben und nicht die Überführung in das Anorganische schmecken. Ich werde in der alten Sprache auslöschen, in der noch Gedanke und Dichtung war!" Der letzte Dichter spricht: "Hörst du die Quelle noch rauschen, Philosoph, und den Pirol flöten? Wir sind die letzten, die ihre Sprache verstehen. Ist es nicht Gnade, daß du hier verwehen kannst, unter den letzten lebendigen Wesen, die aus Liebe gezeugt wurden?" Der letzte Philosoph flüstert: "Wir waren uns in den Zeiten der Vorzeit, als unsere Art noch blühte, immer Feind und stritten über unsere Gre n-
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zen. Aber darin sahen die Maschine nmenschen recht, weil sie außer uns stehen und uns nicht mehr begreifen: wir sind Brüder! Wir sind Ersche inungen des einen Lebens, zwei Strahlen aus dem gleichen Brunnen der dunklen Ursache, wenn wir auch anders funkeln. Wie schwinde ich hin!" Der letzte Dichter spricht: "Ich bete noch das Wort und bete das Bild an!" Der letzte Philosoph spricht: "Ich bete noch das Wort und bete den Begriff an!" Der letzte Dichter spricht: "Ich suche noch das Dunkel zu schmecken, aus dem das Wort kam gleich einer Farbe!" De r letzte Philosoph flüstert: "Ich suche noch das Dunkel zu schmecken, aus dem das Denken kommt gleich einer strengen Lilie. Aber ich welke. Ich falle ab ..." Der letzte Dichter spricht: "Lebe wohl, Bruder! Du stirbst den guten Tod!" Der letzte Philosoph spricht: "Lebe wohl..." Aber er vollendet nicht. Sein Gesicht faltet sich auseinander zum letzten Lächeln. Der Leib fällt hin. Er ist tot. Wärter Nr. 1 wird benachrichtigt. Er beklopft die abgelaufene Maschine. Der Menschentechniker stellt den Übergang in da s Anorganische fest. Die drei Schreiber erhalten elektrisch Kenntnis.
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D Die drei gewaltigen Schreiber Hirn, Auge und Ohr hocken noch immer im unteren Beratungswürfel. Sie schlafen kaum. Ihr Schlaf kann nicht mehr Schlaf genannt werden. Er ist kein ruhige s und langsames inneres Weben, kein Ausruhen des Blutes oder befre iendes Ineinanderflechten von keimenden und üppig aufschießenden Träumen. Sie fallen rasselnd zusammen und spritzen sich nach zwei Stunden zusammengepreßte Na hrungslösung ein wie Öltropfen. Als sie erwachen und ihre Arbeit wieder aufnehmen, wörtlich aufne hmen, denn sie liegt gestanzt in Meldungen auf Platten aus Leichtmetall vor ihnen, spricht Auge: "Der letzte lebende Philosoph ist in das Reich des Anorganischen gegangen, ohne der chemischen Lösung bedürftig gewesen zu sein. Dieser Fall möge verzeichnet werden, solange noch Geschichte zugelassen ist." Ohr spricht: "Ich hörte seine letzten Verworrenheiten der Gerä usche nicht mehr, die er Sprache nannte. Ich hatte meine zwei Stunden tiefe Schicht. Aber auch das muß noch überwunden werden." Hirn denkt nach. Hirn spricht: "Es kann an dem Beschluß eines Streitgespräches beider im Grunde Gleichen zwecks Unterhaltung der großen Zusammenkunft festgehalten werden. Es gibt technische Maßna hmen, das zu e rmöglichen." Ohr spricht: "Es ist so. Ich habe durch Fernwelle angeordnet, es solle das Gespräch der beiden Abspaltungen auf Sprechplatten festgehalten we rden." Auge spricht: "Wir hatten tiefen Schichtschlaf. Aber unsere Be schlüsse für das Protokoll werden ausgeführt. Dies wird so lange geschehen müssen, bis die Maschinenmenschen in Menschenmaschinen übergeführt und auf dem Wege zur Maschinenmaschine sind." Hirn spricht: "Wir haben alsbald über einen Weg zu diesem Ziel zu verhandeln. Ich stelle fest: Die Sprechplatten geben das Gespräch in der vorweltlichen, schaukelnden, unregelmäßigen Form klanglicher Unsicherheit wieder als Zeichen des unermeßlichen Fortschritts, den die graue Menschheit auf dem Wege zur Einheit, Planmenschenwirtschaft und Maschinisierung erschritten hat." Auge und Ohr stimmen zu. Es wird niedergelegt. Wärter Nr. 1 erhält Wellenanordnung, den letzten lebenden Dichter mit einem seiner Abart
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angemessenen Futter zu versorgen, ihn einzunummern, vom Fachtechniker eine Beschreibung herstellen zu lassen und ihn auf Abberufung im Schaugefängnis der letzten lebendigen Wesen zu verwahren. Auge regt noch an, die Selbstunterhaltungen des letzten lebenden Dichters oder die irrsinnigen Aufzeichnungen oder Gespräche mit anderen aussterbenden lebenden Wesen, wie Vögel, Blumen oder Quellen, gleichfalls auf Sprechplatten aufzunehmen. Der Zusatz wird angenommen und verzeichnet. Hirn gibt elektrische Wellenanordnung, daß der Techniker für Me nschenfortreihung zu erscheinen habe. Es gibt im grauen Geschlecht weder Fortzeugung noch Fortpflanzung im eigentlichen Sinn. Der Techniker für Menschenfortreihung hat sein Dienstloch im achtundneunzigsten Stockwerk des großen Turmes. Er benutzt den laufenden Fahrstuhl und wird alsbald durch die Röhre ge drückt und abgeworfen. Ohne sichtbaren Eindruck auf seinem Leichtmetallanzug tritt er vor die drei Schreiber und wartet. Er hat das Normgesicht ohne Haaranhäufungen. Sein Schädel ist durch eine Sturzkappe ge schützt. Der Kiefer klappt beim Frage - und Antwortrasseln wie ein Scharnier. Nur die grauen, kalten Steinaugen liegen einen Grad tiefer. Sie sind ohne Brauen. Zwischen den Augen hat sich eine tiefe Rille gebildet. Hirn denkt nach und betrachtet den Techniker für Menschenfortre ihung. Hirn fragt: "Wie ist der Stand der technischen Möglichkeit in be zug auf die Menschenfortreihung am heutigen Tage? Das Protokoll ist zu ergänzen. Die Planmenschenwirtschaft ist logisch vorausre ihend fortzusetzen." Auge fügt hinzu: "Fernsehen setzte zuweilen bei Dir aus. Welcher Grund lag vor?" Die Zahl auf der Brust des Technikers für Menschenfortreihung leuchtet auf. Er zuckt den Arm zum Gruß und rasselt Antwort. "Auftragsgemäß sind in meinem Versuchsraum gewisse chemische Reaktionen ausgeprobt worden, die geeignet sind, die auf dem Wege erotische r Spannungsvorgänge, früher Liebe genannt, hergestellten und gelieferten Fortreihungsmöglichkeiten in naher Zukunft zu ersetzen, da die Vorräte der Retorten stark schwinden und der Ersatz durch künstlichen Rausch nicht ausreicht. Bei diesen Versuchen mußte zuweilen das Fernsehen durch geeignete Metallabdichtungen ausgeschaltet werden, weil jene Substanzen dabei geschädigt werden möchten."
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Ohr spricht: "Es muß erreicht werden, daß alle Wellen, auch die Ströme des Fernsehens, hörbar gemacht werden. Die Sicherheit des Protokolls verlangt Fernhören jedes gesehenen und gedachten Vorfalls." Der Techniker für Fortreihung des grauen Geschlechts spricht: "Ich glaube, der Techniker für Fernsehen wird im Benehmen mit dem Techniker für Fernhören das erreichen können." Ohr spricht mit schärferem Rasseln: "Ich glaube?" ... Es tritt eine Pause ein. Hirn denkt nach und spricht: "Der Techniker für Menschenfortreihung gebrauchte den Ausdruck: ich glaube. Er wird bemerken, daß dieses Buchstabenzeichen ein verbrecherischer Rüc kfall in eine längst abgelaufene Kindheitsform der Sprachsetzung ist. Der Techniker für Menschenfortreihung wird wissen, daß er durch vermehrten Eifer bei den wichtigen Substanzversuchsreihen das Verbrechen auszutilgen bemüht sein muß." Der Techniker für Menschenfortreihung hebt die Hand. Die Zahl auf seiner Brust erlischt. Auge spricht: "Es wird beantragt zu vermerken, daß der Techniker für Denkvorgänge im Benehmen mit dem Techniker für Fernhören die Sichtbar- und Hörbarmachung der Denkvorgänge zu erreiche n hat." Ohr spricht: "Ich stimme zu." Hirn spricht: "Ich stimme zu. Es werde im Protokoll vermerkt." Hirn betrachtet den Techniker für Menschenfortreihung und drückt einen Hebel. Die Zahl auf der Brust des Technikers leuchtet auf. Er ist gespannte Aufmerks amkeit. Hirn spricht: "Du sagtest aus, es seien gewisse Versuchsreihen gemacht zwecks Sicherung des Retortennachwuchses auf chemischem Wege. Es soll dies bedeuten, daß es nicht nur einen anorganischen Zustand gibt, der früher Tod hieß, sondern daß es einen Zustand geben wird, der das unzuverlässige, oft berauschte Organische, das Leben und Wachstum genannt wird, durch chemische Reaktionen ablöst. Leben wird anorganisch. Tod und Leben sind nur in den Funktionen unterschieden. Sind die Grauen maschinell, lebe n sie. Sind sie unmaschinell, heißen sie tot und sind abgebautes Leichtmetall." Ohr spricht: "Das ist das Ziel, das zu erlauschen ist." Der Techniker für Menschenfortreihung zuckt den Arm und spricht: "Gang und Ziel sind unfehlbar gezeichnet." Auge spricht: "Kann abschließender Erfolg gesehen werden?"
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Der Techniker für Menschenfortreihung spricht: "In diesem Pla njahr noch nicht. Es wird versucht, ob jene chemische Lösung, das heißt, eine Lösung aus den vielen Versuchsreihen, in den künstlichen Rauschzustand, früher Liebe genannt, zur Gewinnung der Retortenlösung führt, die nicht mehr organisch ist, sondern chemische Reaktion, und, eingespritzt, als weitere Reaktion die Entste hung von Maschinenmenschen hervorruft. Das spätere Ziel ist die Entstehung allein durch Retorte und das Unkristallisieren des grauen Geschlechts. In Vorstellungen des Irrsinns, die in Vorzeiten verrufen waren, hat der Techniker für alte Kulturen vergleichbare, wenn auch falsche, ungenau gedachte Lehren der Art entdeckt. Das Endziel dürfte für die augenblicklichen Planversuchsreihen die Ausschaltung jedes Unterschieds, der Geschlecht genannt we rden könnte, jeder Art Zeugung, jedes Rausches auf chemische Art sein. Weiter kann ich nicht schließen. Ich sehe den Weg noch nicht." Hirn spricht: "Arbeite weiter stark und schichtgemäß. Führe uns einen Fall der Art vor, wie zur Zeit gearbeitet wird. Erscheine mit dem Techniker für Retortenauswahl." Der Techniker für Menschenfortreihung wird durch die Röhre zurückgedrückt. Hirn denkt seinem Verschwinden nach und spricht: "Wir sehen das letzte Ziel. Es ist die Zeugung der Maschine durch die Maschine. Dann erst ist der Fortschritt des grauen Geschlechts vollkommen und die Erdbeherrschung gesichert. Bis dahin ist viel zu tun. - Viele Schichten von Grauen werden ihre Schicht getan und ins Anorganische verrostet sein. Es werden noch viele drei mal drei Schreiber sein, ehe jeder gleich jedem ist bis in die letzte Schraube. Dann wird die erhabene Macht der Zahl ausgesagt, unendlich und ewig sein." Hirn, Auge und Ohr schweigen. Dann hämmert Hirn das Protokoll. Die Platten des Protokolls werden aufbewahrt. Sie können als Geräuschplatten zum Tönen gebracht werden und geben in Ge heimziffern für besondere Fälle das wieder, was an Herrschaft nach unter dem gle ichen Geschlecht der Grauen wirkt. Noch immer ist ungesehen eine übergeordnete Macht da. Die Masse der Gleichen weiß nichts von ihr. Nur wenige ahnen, was hinter der Formel "der Schreiber" in den unteren Beratungswürfeln hockt. Einmal aber wird das Planjahr ohne Schreiber abrollen. Alle werden vollkommen gleich sein, jeder wirklich nur die Zahl eins, so daß auch Mehrheitsbeschluß und
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die Hundertschaften der Räte wegfallen, da jeder einzelne gleich der gesamten grauen Menschheit ist und alle gleichzeitig dasselbe tun. Dann wird die Zeit sein, in der durch alle Maschinen in Stößen die elektrische Welle zuckt, gleichzeitig Kolbenhebel und Tun, Schwungrad und Denken, Stromflimmern und Bewußtsein, gleichzeitig und das Gleiche. -Hirn, Auge und Ohr warten. Das Zeichen hämmert. Die Röhren flirren. Die Techniker für Menschheitsfortreihung und Retortenauswahl werden ausgewo rfen. Es folgen zwei Maschinenmenschen, die sich äußerlich fast gleichen. Der einzige sichtbare Unterschied ist der, daß die Zahlen auf ihrer Brust verschieden leuchten. Die Zahl des einen Maschinenmenschen leuchtet gleichmäßig, die des ändern flimmert Ohr spricht: "Ich höre ein Summen, als rieben sich ungeölte Ge lenke. Was ist das?" Der Techniker für Menschenfortreihung rasselt Antwort. "Diese beiden noch jungen grauen Maschinenmenschenmotoren haben aus einer besonderen Reihe von Versuchsgrauen am me isten von jenen Erweichungszuständen gezeigt, die Fleisch und Blut genannt werden. So hinderlich Fleisch und Blut im Schichtbetrieb und in der Menschenplanwirtschaft sonst sind, so ist ihr Erregungszustand zur Zeit zwecks Gewinnung der Retortenfortre ihungsmöglichkeit noch notwendig. Sollte das Erzeugnis des Erre gungszustandes, das eine Art Halbfabrikat ist, durch eine Mischung anorganischer chemischer Substanzen erreicht werden, so sind jene Restbestände von Fleisch und Blut entbehrlich, daher schädlich und müssen abgebaut werden. Das ist die nächste Zielsetzung. Auf diesem Wege wird gearbeitet." Ohr spricht: "Ich hörte das bereits." Der Techniker für Menschenfortreihung zuckt und knarrt in den Scharnieren. Er schweigt und wartet. Auge spricht: "Ich sehe das Licht auf der Brust des einen grauen Maschinenmenschen heftiger zittern. Was bedeutet das?" Der Techniker für Menschenfortreihung rasselt Antwort: "Ruhe und Zittern in der Leuchtzahl sind die Zeichen des früher Ge schlechtsdifferenz genannten Zustandes. Jener junge graue Maschinenmensch, noch eine Art Weib zu nennen, hat eine rausche rzeugende Mischung eingenommen und ist erregt." Der Techniker für Retortenauswahl rasselt: "Der Mann zu ne nnende
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Graue hat diese Mischung kurz vor dem Abwerfen einge nommen und wird erst zu flimmern beginnen. Bei gleichzeitigem richtungsverschiedenem Flimmern ergibt sich jener kurze Lötprozeß, der früher Liebe genannt wurde und noch zur Streckung des Retorteninhaltes zu brauchen ist. I mmerhin drängt die neue Arbeitsreihe zum Abschluß, denn die Bestände schmelzen zusammen, und die Streckungsmittel werden immer geringer und unzuverlässiger. Demgemäß wird es auch schwierig, die noch gebrauchten vier Maschinentypen der grauen Menschheit zu erzie len." Hirn spricht: "In diesen Jahresreihen muß der Übergang von den Maschinenmenschen zu Menschenmaschinen erreicht werden. Die Umformung ist notwendig, liegt in der Linie und ist daher Fortschritt. Es gibt keine Gegenströmungen, nur noch Zurückbleiben. Wo Linie ist, gibt es keine Revolution. Es werde mit stärkstem Schichtbetrieb gearbeitet." Der Techniker für Menschenfortreihung und der Techniker für Retortenauswahl zucken den Arm und schweigen. Auge spricht: "Ich sehe beide Versuchsgrauen zittern." Der Techniker für Menschenfortreihung klappert scharf: "Der Zustand der Erregung und damit der Gewinnungsmöglichkeit von Streckungsmitteln ist eingetreten." Hirn betrachtet die beiden Versuchsgrauen. Sie beginnen zu zittern und sich ruckartig zu bewegen. Ihre Augen rollen unregelm äßig. Die Arme rudern. Die Lippen teilen sich voneinander. Laute gurgeln hervor, unregelmäßig, steigend und fallend in der Klanghöhe des Geräusches. Die beiden Versuchsgrauen nähern sich einander wie getrieben. Die Zahlen auf ihrer Brust leuchten hell und flackern unaufhörlich waagerecht und senkrecht. Das Tönen wird immer lauter ... Ohr spricht: "Diese Laute sind dem ähnlich, was der farbige Graue bellte." Der Techniker für Mensche nfortreihung rasselt: "Die Zeit des Lötungsprozesses naht heran." Der Techniker für Retortenauswahl beobachtet scharf. Hirn hebt die Hand. "Saugt die erregten Versuchsgrauen zurück. Ihr Anblick ist unnatürlich und widerspricht dem Fortschritt. Die chemische Zeugung ohne Geschlecht muß erreicht werden."
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E Das Schaugefängnis der toten Worte befindet sich in einem der kleinsten Hochhäuser. Für gewöhnlich ist es verschlossen. Seine Löcher sind mit Blattanhäufungen und losem Papier angefüllt. In einem Stockwerk liegen übereinander mit Farbe beschmierte Le inewand- und Holzteile, früher Bilder genannt. Sie stellen farbige Menschen in sonderbaren Einbänden oder Versuche dar, Erdausschnitte, zum Teil mit Luft darüber, mittels irrsinniger Verkürzungen und Ablenkungen farbig oder Schwarz auf eine Fläche zu tä uschen. Alle diese Löcher sind dunkel. Die Fenstervierecke sind verha ngen. Nur der Techniker für alte Kulturen schleicht zuweilen herein und schaltet die Beleuchtung an. Dann hockt er da, schüttelt den Kopf, vergleicht, Vergrößerungsspiegel vorgespannt, und duckt nach Stunden der Schicht wieder heraus. Vieles liegt noch weiter zurück, als Geschichte heute zugestanden wird. Er sieht unbekannte Zeichen auf den Blättern oder sin nlose Abbildungen. Seitdem der erste Mähdrescher neben dem Schaugefängnis der letzten lebendigen Wesen aufgestellt ist, muß von Zeit zu Zeit für Futter als Fe uerzeichen der Wertschätzung gesorgt werden. Dann bemerkt der Techniker für alte Kulturen einen Haufen unverständlicher Blattanhäufungen. Sie werden vor dem ersten Mähdrescher verbrannt. Zuweilen besichtigen Züge von Grauen den Moder rückständiger Ze iten. Sie ziehen vorbei, reißen die Augendeckel hoch und grinsen. Dann nehmen sie den bestimmten Winkel ein, der zu ihren Arbeitsvierecken führt. Sie grinsen fast alle vor denselben Re sten und sehen fast alle zu derselben Zeit grau und bewegungslos aus. Nur selten verschiebt sich bei einem Grauen der Punkt, in dem sie stromlos und stromvoll werden. Der Techniker für alte Kulturen tritt in das Schaugefängnis der toten Worte. Auch Bilder sind für das graue Geschlecht tote Worte. Der Techniker schaltet die Beleuchtung ein und betrachtet die Bestände aus den farbigen Vorzeiten des Menschengeschlechts. Er hat seine konzentrierte Nahrung dafür, daß er die Reste noch besic htigt, in ihnen forscht und das immer unsinniger Gewordene zum Brandopfer bezeichnet. Aber trotzdem blickt er mit gleichgültiger Verachtung auf die Blattanhäufungen oder auf die beschmierte Leinewand. Eine Handschrift auf gegerbter Tierha ut fällt ihm auf. Lange Reihen in
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Rechteckform sind mit unbekannten Schriftzügen angefüllt. Einige von ihnen, solche besonders, die am Anfang eines abgeschiedenen Teiles stehen, sind farbig. Die Zeit, in der diese Handschrift hergestellt wurde, muß sehr we it zurückliegen und noch berauscht gewesen sein. Die Schriftze ichen zeigen taumelnde, unbeherrschte Kurven und machen merkwürdige Umwege. Der Techniker für alte Kulturen betrachtet diese Blattanhäufung, dreht sie nach allen Seiten und versucht, eine Ähnlic hkeit mit anderen ihm bekannten Vorzeitabsonderungen herauszufinden. Es gelingt ihm nicht. Die Kultur, aus der sie stammt, muß zu alt und zu rückständig sein. Da der Techniker bereits dreimal an verschiedenen Arbeitstagen vergeblich den Versuch gemacht hat, in Benehmen mit dem Techniker für alte Sprachen die Zeichen festzustellen und ihren Unsinn in der rasselnden Sprache der Zahlen und Buchstaben wenigstens vergleichbar sinnfällig zu machen, bezeichnet er die Handschrift als abgetan und verurteilt sie mit diesem Zeichen, das Verehrungsfeuer vor dem ersten Mähdrescher mit zu unterhalten. Er gibt ein elektrisches Zeichen. Zwei Graue erscheinen mit ihrem Einwagen auf den Schienen, die überall entlanglaufen. Kein Grauer geht, es müßte denn der Arbeitsprozeß die sen Rückfall gelegentlich noch erfordern. Gehen ist immer ein Umweg und eine Verschwendung. Die Grauen lassen die ausgeschiedenen Stücke von elektrisch betriebenen Greifzangen packen und in den Wagen werfen. Sie fa hren an, stellen automatisch vier Weichen und werfen die Kulturrückstände in das Feuer vor dem ersten Mähdrescher ab. Die uralte Handschrift mit den sonderbaren Zeichen zuckt in der Glut. Die Blätter winden sich in den Schmerzen der Vernichtung. Sie sprechen: "Wir sterben unter dem Geheul der unve rständigen Tiere. Ein Mythos wird in den Flammen des Fortschritts zu Tode ge quält. Als noch Ehrfurcht war und das Wissen um das Unbegreifliche, als noch die Grenze flammte, Stille und Versenkung kreisten und der innere Geist den Besuch der Ahnung empfing, wenn er für die zeugenden Schauer der Unendlichkeit bereit war: in der Zeit der ersten Verbindung mit der Schöpfung des Werkes bin ich ge boren und empfing im Anprall mit der Vergänglichkeit meine Form." "Ich bin ein Kleid, hinter dem der Sinn steht, da es dem Me nschen als
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Zeitgespannten nicht gegeben ist, das Ewige zu sein, noch es sichtbar zu machen. Aber durch meine Hülle scheint das Licht. Im Licht zu verbrennen ist Leben. Nur der, dessen Zeit erfüllt ist vom Tode der Selbs tverbrennung, hat den Funken de s Sinnes und der Ewigkeit in sich!" "Wir armen, alten Blätter singen im Sterben das Lied vom Mythos des ungespaltenen Menschen." Die seltsamen uralten Schriftzeichen leiden in Farben. Die Flammen kriechen in ihnen entlang und machen sie zu Asche. Sie beben in Grün, in Gelb, in Purpur, in Violett und sprechen sich zum letztenmale aus. "Im Anfang war nichts zerspalten in der Schöpfung." "Aus dem Grauen, aus dem undurchdringbaren Ineinandermischen ging sie ein in den Traum des Schöpfers, des Demiurgos, an den die Unendlichkeit nur rührt, so groß und ge waltig ist er." "Demiurgos schlief und ruhte vom Sein, das Leben und Unleben, Anfang und Ende, Denken und Undenken, Sinn und Unsinn und unzählbar viele Reiche in sich mischt und Chaos genannt wird. Chaos ist das S ein, die Summe aller Möglichkeiten." "Da kam die Unendlichkeit sanft und tönend an den Schlaf des Demiurg, berührte die Grenze des Schlafs und schuf den schaffe nden Traum. So wurde die Welt, die nicht zerspalten war." "In ihr war nicht Zeit und nicht Maß, nicht Voreinander und Nacheinander, nicht Grund und Folge, nicht Ursache und Wirkung. Es war alles unzerspalten und zugleich da, weil sie der Traum des Seins war." "In der kreisenden Welt des Zugleich schwebt der Mensch, der nicht Mann und nicht Weib war, sondern einer, und der die Mö glichkeit aller Geschlechter ungetrennt in sich trug, weil er der Traum des Chaos war. Er pflanzte sich selbst, ein Zug von Königen, und entwuchs sich selbst in schaffendem Traum. Nichts von Qual und Lust, von Wollust und Zeugung, von Geburt und Tod war in der Welt." "Da kam aus der Überfülle des Chaos, des Seins, der Riß des Werdens, der Unterschied, der Streit, das Maß, die Zahl, die Bewe gung, der Schritt, das Nacheinander, und spaltete die unzerspalt e ne Schöpfung." "So gescha h die große Veränderung: das Sein wurde zertrümmert in das Haben und Werden." "Es wurde das Licht und die Finsternis. Sie haßten einander und suchten sich." "Es wurden Himmel und Erde, der kreisende Schwung und Gegen-
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schwung." "Es gingen im Oben die Wolken auf, im Unten die Schatten." "Es gingen zusammen und flohen einander Sterne und Völker. Krieg und Friede setzte sich zwischen Sterne und Völker." "Es wurde der Wind und die Wandelbarkeit des Sinnes." "Es kam die gebogene Lieblichkeit der Blume, und es kam der Wurm an der Wurzel." "Es kam die Festigkeit der Erde und die kochende Wut des inne ren Kerns." "Es kamen Eros und Anteros, die Brüder. Sie haßten sich und suchten einander." "Es setzten sich ab Land und Meer. Sie haßten einander und suchten sich. Woge s pielte um Küste. Woge fraß Land." "Es spaltete sich der schwebende Glanz und wurde Wollust und Leid der Farbe." "Es spaltete sich der Mensch und wurde Geschlecht." "Geschlecht suchte Geschlecht. Geschlecht flüchtete vor Geschlecht. Geschlecht liebte und ha ßte sich. Geschlecht umschlang sich zu eins und riß sich in zwei. Es stellte sich die Zeit zwischen Zeugung und Geburt, zwischen Liebe und Schmerz. In der Verknotung der einen kurzen unendlichen Entrückung schmolzen sich Haben und Werden zusammen in das träumende, schaffende Sein des Chaos. Dann aber fielen Geschlecht und Geschlecht voneinander, leer erschöpft, voll Scham, voll Abscheu, jagten über die rollende Erde und haßten und suchten sich ..." "Alle Dinge und alle Gedanken wurden blutig." "Es herrschte das Blut in der Schöpfung und nicht der verbreitete Glanz." "Es herrschte die Zeit, und wer Zeit ausspricht, sagt Blut!" -"Wir klagen um die zerbrochene Welt, um den zerrissenen Menschen! Er, der eins und alles war, ist alles und nichts geworden! Er nährt seinen Haß mit seiner Liebe, und im Brunnen seiner Liebe lauert als würgender Drache der Haß!" "Denn noch einmal zerspaltete sich der Mensch und taumelt nun zwischen Satz und Gegensatz, zwischen Licht und Dunkelheit, im Blut den Zweifel, den Zwitter von Sein und Werden, im Gefühl den Zweifel, im Denken den Zweifel, verzweifelt und hochmütig zugleich, tastend am Strick der Zahl, des Versuchs, des Schlusses! Was er zu schließen vermag,
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ist ihm erschlossen, aber verschlossen ist ihm der schaffende Traum des Demiurgos, das Chaos des Seins!" "Wir brennen hin, wir Buchstaben des Geheimnisses!" "Das Tier frißt uns, das Tier ohne Geheimnis, ohne Ehrfurcht, ohne Gedächtnis, das Tier, das ununterbrochen das Werden frißt und das Ge wordene auswirft!" "Es stirbt der Mythos vom eingeborenen, vom unzerspaltenen Me nschen!" -----Ein Haufen Asche liegt vor dem Mähdrescher. Es zuckt in der Asche. Dann liegt sie still. Eine mechanische Schaufel faßt das Ausgebrannte. Die Züge der Grauen bellen und rasseln eintönig, aus Ziffern und Buchstaben ineinandergehackt, das Lied vom Mähdrescher. Um diese Zeit hält die Quelle im Schaugefängnis der letzten lebendigen Wesen den Atem an und lauscht in ihren Ursprung hinein. Sie hört auf zu fließen und spricht in zuckendem Entsetzen: "Unter mir rührt sich die Riesin, die Erde. Die Grauen plärren und bellen ihre Ziffern und Buchstaben und fühlen nicht, daß der Boden zu taumeln beginnt. Die große Mutter träumt und wird unruhig. Sie bewegt sich im Traum, wenig nur, und doch fallen Höhlen zusammen, und ich werde herabgesogen in eine neue Kluft! Einmal wird sie sich aufrecken in Wachheit und die Panzer zerbrechen!" Die Drossel spricht: "Mit wem können wir nun reden? Wer lehrt uns die Regungen der lebendigen Sprache, wenn die Quelle tot ist?" Der Fliederbaum klagt: "Wer tränkt meine Wurzel und hält die Gründe lebendig?" Aber die Quelle ist verschwunden ... Die Wärter berichten und stellen fest. Der Techniker für Erdbewegungen, der die Maschine Erde in ihren Funktionen durch seine Apparate kontrolliert, stellt aus den Federaufzeichnungen fest, daß ein unbedeutendes Frösteln stattgefunden habe. Er fügt in seinem gestanzten Bericht hinzu, daß die Unregelmäßigkeiten in der Erdarbeit immer geringer würden. Offenbar füge sich die Erde, als sternphysikalis che Maschine betrachtet, immer reibungsloser in die Planwirtschaft des grauen Geschlechts ein. Einige unterirdische Beförderungsstraßen sind eingestürzt. We nige Hochhäuser haben um Millimeter geschwankt. Die Quelle im Schaug efängnis der letzten lebendigen Wesen ist verschwunden. Sie ist zwar beschrieben und darum schon entbehrlich. Der jeweilige laufende Rat beschließt aber, die Quelle auf anorganischem Wege zu ersetzen und künst-
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liches Wasser an die Quellenstelle zu leiten. Es geschieht.
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F Das graue Geschlecht kennt die Einsamkeit nicht mehr. Die Grauen wissen weder um die äußere, noch um die innere Einsamkeit. Es gibt nichts und keine Zeit in der Menschenplanwirtschaft, in der der Graue allein ist. Er tritt reihenweise auf, schließt sich zu Schichten zus ammen und fällt nach der Schicht auch reihenweise in eine Art Materialschlaf. Er ist eingetragen und hat keinen Namen, sondern nur eine Bezeichnung. Sie besteht in einem Buchstaben und in einer Anordnung von Ziffern, nach, der Produktionsstätte und dem Sektor der Hochstadt zusammengestellt. Produktionsort und Hochstadtabschnitt bestimmen das Leben des Grauen. Sie sind ihm Geographie und Schicksal zugleich. Die Grauen wissen nicht, daß ihre Bezeichnung genau der entspricht, die in den Zeiten jenseits des Gedächtnisses für die Gräber der Toten auf den Kirchhöfen galt. Die Grauen kennen das Wort Einsamkeit nicht, und sie wissen auch nicht mehr um das Gefühl Einsamkeit. Der Graue ist nie a llein. Er wird in Reihen hergestellt. Er arbeitet in Massen, ißt sein konzentriertes Futter, das in Chemie gepreßte Feld, in Massen und hat zwei Stunden in Massen Tiefschlaf. Er hat nur eine Kleidung aus Leichtmetall. Das farbige Denken der Frau, in Vorzeiten Mode genannt, gibt es nicht mehr. Das graue Geschlecht liest nicht und singt nicht. Im Programm der Schichtpause hört es fern, sieht fern und hat Geräuschplatten. Sie befördern die Herstellung des Tie fschlafes! Es gibt also nur Reihenvorgänge und Reihenreaktionen bei den Grauen. Da es keine Einsamkeit gibt, gibt es auch kein en Besitz. Denn jeder Besitz ist Einsamkeit, da er eine Absonderung und ein Zurückziehen sein muß. Alle werden nur von allen gehabt, aber keiner hat etwas. Es ist de mgemäß auch nicht erlaubt, eigene Gedanken zu haben, überhaupt Gedanken zu haben, da der Ge danke immer etwas Eigenes ist. Es ist desgleichen auch nicht erlaubt, eigene Gefühle zu haben, überhaupt Gefühle zu haben, da das Gefühl immer etwas Eigenes ist. Massengedanken und Massengefühle werden durch Anlasser vermittelt und auf Anordnungen ausgelöst, die sich aus dem Schichtsystem und der Montage der Maschinenme nschen ergeben. Der farbige Graue, der letzte lebendige Dichter, geht im Schaugefängnis der letzten lebendigen Wesen umher. Jetzt, da seine Ve rborgenheit und
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Abseitigkeit entdeckt und damit an den Pranger gestellt ist, beginnt er dahinzuschwinden. Er sieht Vögel und Blumen, hört das Rauschen von Bäumen und nachts das Heulen des letzten Schakals. Er hat mehr von Farbigem, als er sich jemals a bseits bereiten konnte, - aber er sieht die Grenze und das Gefängnis. Seitdem die lebendige Quelle verschwunden ist, fehlt ihm der farbige Schlaf, der Traum. Zuweilen, wenn er mit sich spricht, oder mit dem Wind, der in den Büschen wohnt, oder mit den Vögeln, oder mit den Blüten, ist ihm, als spüre er ein Saugen. Es kommt etwas Unsichtbares, Fre mdes aus der Ferne und umlauert ihn. Er erschrickt dann und hält inne. Scham macht ihn verstummen. Scham, das sonderbare Ge fühl der Vorzeit, dessen Name jetzt unbekannt ist. Zuweilen schreibt der letzte Dichter in de r alten Sprache, aber immer mehr spürt er das mit Funken geladene Gefängnis und ermattet. Zuweilen denkt er nach und begreift nicht, warum er etwas so Unmenschliches, so Zeitfremdes geliebt habe wie das farbige Wort. Vielleicht ist er wirklich nur ein Rückfall, eine Art Versteinerung, und gehört ins Schaugefängnis. Vielleicht ist es wirklich und endgültig Unsinn, überhaupt irgend etwas zu lieben! Der letzte lebendige Dichter fühlt, wie er langsam in einen tiefen Schlaf sinkt, aus dem es kein Aufsteigen gibt. Er nimmt einen abgefallenen Fliederzweig und schreibt in den losen Sand, der hier noch sein darf, unfruchtbar, ohne Arbeitsleistung, dem Winde Untertan. Er schreibt ungleichmäßige Reihen, sieht nicht mehr zurück auf das Geschriebene und weiß nicht, was er getan hat, denn das Leben zieht sich langsam aus ihm zurück. Er hat sich ausgeschrieben und fällt hin in den sonderbaren organischen Tod ... Im Sande stehen alte Zeichen, die kein Grauer außer dem Techniker für alte Sprachen im Benehmen mit dem Techniker für alte Kulturen völlig versteht. Herbste verwelken und Frühlinge keimen, tausendmal tausend ... du aber siehst nur wenig ihre Waage spielen, das Werfen von Samen und Frucht, wie die Schärfe des Winters die Schalen fegt, und müde wirst du schon de r Gewitter
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und des schmelzenden Schnees ... Die gleichen Wolken wölbt der Dunst der Erde auf, und der Winde Zorn zerreißt der Gewölbe dunkelnde Mäntel. Immer gleich, ach, glänzt weich der frühen Lämmer seidiges Vließ, stirbt im Novemberrauch der Hungers chrei des bellenden Fuchses ... Was soll dir die Sonne, was Tag und Nacht, die dich wachsen und reifen und älter machen, dich, des Lebens nur ein einziges Wort? Nur Bilder siehst du des nicht zu Sehenden, und Bild bist du des Nichtgebildeten, fühlst Gleichnisse nur, da du Gleichnis bist! Aber in jedem Jahre blüht dir neu das Wort als anderes Bild ... Menschenklempner und Menschentechniker bekunden nach Unters uchung des Falles übereinstimmend, daß der Übertritt des letzten lebenden Dichters in das Anorganische erfolgt sei. Da der endgültig Abgerostete für die Versammlung des Sektors und vielleicht auch für die große Zusammenschau des ersten Drittels der grauen Menschen und ihrer Planwir tschaft bestimmt war, wird der Rest des farbigen Grauen zunächst metallisiert und unverfallbar gemacht. Auf Wellenruf erscheinen der Techniker für alte Sprachen und der für alte Kulturen und nehmen in gegenseitigem Benehmen eine Abstanzung der ungeordneten letzten Hervorbringung des farbigen Grauen und alsbald die entsprechende Geräuschplatte. Die festgelegten anorganischen Reste des letzten lebendig gewesenen Philosophen und des letzten lebendig gewesenen Dichters werden hierauf in dünnes Leichtmetall verpackt und durch die unterirdischen Röhren auf die Versammlungshöhe dieses Sektors der Erdplanwirtschaft, nämlich der Hochstädte C 17, C 18, C 19 und C 20, gepreßt und ausgeworfen. Die Geräuschplatten der be iden Reste und die Apparate zur Vorführung des Wortschaukampfes sind bereits aufmontiert. -
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Der Tag der Zusammenkunft ist festgestellt. Sechs Stunden we rden der Arbeitsleistung entzogen und dem unmaschinellen Zusammensein geopfert. Aber es werden Abstimmungen zwecks Stellung von Anträgen für die Drittelversammlung getätigt we rden müssen, und es muß von Zeit zu Zeit die Gleichmäßigkeit der Grauen und der Fortschritt des Fortschritts zur Mechanisierung mit Materialstolz festgestellt werden. Die Züge der Grauen treten normgemäß an. Das Versammlungsfeld, etwas erhöht gelegen, ist flach ge stampft und dient in der Regel dazu, den Witterungsanstrich auf den endlosen Bä ndern des Leichtmetallstoffes für Anzüge trocknen zu lassen. Das Viereck wird von flachen, sehr breiten Betonklötzen umschlossen. Sie sind die Tribünen, auf denen die grauen Massen nach dem Aufmarsch hocken und auf die Sprechchöre herabschauen. Es dauert zwei Stunden, bis die Massen eingezogen sind. Zwei Stunden dauern die Vorführungen, Vorlesungen und Abstimmungen. Zwei Stunden dauert der Abmarsch und die Beförderung auf den Untererdlinien nach den jeweiligen Hochs tädten und Produktionsstätten. Das graue Geschlecht hat keine Fahnen und keine. Symbole. Es ist sich selbst genug. Es ist das Graue, der Fortschritt, das rollende Viereck, das kein Zurück kennt, nur ein Vorwärts. Es ist ohne Ge fühlserweichung und ohne Ideenverwirrung. Das Gebrüll seines Gleichtritts macht die Erde erzittern. Sie bebt in Stößen wie eine arbeitende Maschine. Die Züge marschieren von allen Seiten heran, endlos, zwei Stunden. Viereck auf Viereck preßt sich in das Versammlungsfeld und stampft sich ineinander. Als die riesige Fläche nur ein einziges dampfendes Grau ist, steht eine volle Minute alles schweigend, fühlt sich als grau, als Macht der Gleichmäßigkeit, ehrt sich selbst und klotzt dann zu den Tribünen. Sprechchöre erscheinen. Sie werden durch Lautsprecher verhundertfacht und rasseln exakt in der Sprache der Buchstaben und Ziffern die Verehrung des Mähdreschers. In den Sprechpausen heult ein elektrischer Tonklangapparat nur einen einzigen langha llenden Ton. Während des Sprechens laufen zehn riesige, gleic hgroße Zahnräder, greifen ineinander, klappern und drehen sich im Gleichtakt. Das Zahnrad ist der Fortschritt, ohne Sprung, Rad für Rad, Zahn um Zahn. Als jämmerliches Gegenstück zu diesem erhabenen Chor werden die festgelegten Reste der beiden farbigen Grauen, des letzten Philosophen und des letzten Dichters, aufgebaut und gegenüberge stellt. Auf den Anruf
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elektrischer Stromstöße erheben sie die Arme, schütteln den Kopf oder stampfen mit dem Fuß und schlingern taumelnd hin und her. Dazu laufen ihre Geräuschplatten. Große Steinstrahlen werfen auf den grauen Himmel in der sachlichen Sprache der Ziffern und Buchstaben den Titel: "Zwei Narren der Vorzeit! Letzter lebendig gewesener Philosoph! Letzter lebendig gewesener Dichter! Wortschaukampf!" Die Tribünenmasse der Grauen hört die sinnlose, schaukelnde Sprache und sieht die umständlichen, unverständlichen, verrüc kten Bewegungen, die in keinen Arbeitsprozeß passen. Es schaukelt und flüstert: "Ich bete noch das Wort und bete das Bild an ... "Ich bete noch das Wort und bete den Begriff an ...!" "Ich suche noch das Dunkel zu schmecken, aus dem das Wort kam gleich einer Farbe ..." "Ich suche noch das Dunkel zu schmecken, aus dem das Denken kommt gleich einer strengen Lilie. Aber ich welke. Ich falle ab ..." Der eine metallisierte Rest wankt so sonderbar und unrechtwin klig, daß die vereinigten Tribünenvierecke von einem einzigen ra sselnden, kehligen Gelächter widerhallen. Der metallisierte Rest mit den langen Haaranhäufungen am Kinn zuckt schief und legt sich schräg auf das Feld. Seine Geräuschpla tte wimmert aus. Würdevoll und unbeweglich ertragen die Betonklötze das bellende Gelächter. "Gestirnte Schwärze der Nacht!" quäkt die Geräuschplatte. Ein unve rständliches Murmeln schleicht noch heraus. Dann klappert eine neue Platte in der alten, irrsinnigen Sprache mit jetztzeitigem Klang das aus dem Sande abgenommene letzte Aufschreibsel des letzten Dichters. Der metallisierte Rest legt sich schief hin und zuckt ergötzlich. Unter dem Beifallsbellen der grauen Masse erscheinen zwei Einmannwagen. Elektrische Greifzangen erfassen die vollkommen abgebauten Reste und befördern sie zur Säurevernichtung. Be schreibung für das Schaugefängnis der toten Worte ist angefertigt.
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Hirn, Auge und Ohr, die drei verborgenen Schreiber, hocken in ihren unterirdischen Beratungswürfeln. Sie hören fern, sehen fern und erfahren so die Versammlung des Sektors der Hochstädte C 17 bis C 20. Es wird beantragt und beschlossen, von der nächsten Schicht ab den Ausdruck "ich" nicht mehr anzuwenden. "Ich" ist eine Rüc kständigkeit aus der Zeit der unterscheidbaren, unberechenbaren, ungeordneten Persönlichkeit. Aus dem Ichbewußtsein sind Zwietracht, Planlosigkeit, Erwerbsgier und Eigentum entstanden. Das Eigentum als Ichtum ist verboten. So muß auch der Ausdruck "ich" fallen. Der Beschluß ist bereits von vielen Sektoren gefaßt und wird auf den drei Drittelversammlungen der grauen Gesamtmenschheit demnächst bestätigt werden, da er auf der Linie des Fortschritts liegt. Von der nächsten Schicht ab hat sich jeder Graue nur mit der Zahl zu bezeichnen, die auf seine Brust gesetzt ist. Ihr Aufleuchten bezeugt sein Dasein und seine Arbeitsbereitschaft. Hirn, Auge und Ohr nicken. Hirn stanzt den Beschluß. Zur Verbesserung des Protokolls haben die drei gewa ltigen Schreiber angeregt, es möge beschlossen werden, daß die Ge schichte aufzuhören habe und das Gedächtnis als überflüssige Belastung, als Stromkreishe mmung, als Oxydierung des Grauen, als eine Art Rost, nicht mehr besteht. Die Vollkommenheit und der Weg zu ihr braucht keine Umschau, keine Erinnerung, da sie Sicherheit ist. Der Antrag wird angenommen und zur Drittelversammlung s owie zur Erdvollversammlung weitergeleitet. Hirn stanzt. Eine Reihe Spezialtechniker wird ihre Stellung verlieren. Soweit sie sich nicht mehr in den laufenden Arbeitsprozeß einzugliedern vermögen, wird man sie in das Reich des Anorganischen überführen müssen. Damit wird das Schaugefängnis der letzten lebendigen Wesen dem Verfall preisgegeben und das Schaugefängnis der toten Worte nicht mehr weitergeführt; denn es besteht kein Zweifel an der Annahme des Teilb eschlusses. Wuchtig stampfen die Züge der Grauen auseinander. Sektion für Sektion fallen sie in die Einsteigschächte ab und füllen die Rake tenzüge, die von Atomzerfall angetrieben werden. Für Abteilungen mit nahegelegenen Produktionsstätten genügen übererdig die elektrischen Einmannwagen. Sie laufen zunächst an der Hochschiene, bis sie in das Gewirr der Produk-
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tionslinien kommen und durch Erdströme in die offenen Hallenmäuler de r Hochfabriken weitergeleitet werden. Der Fortschritt schreitet unaufhaltsam fort.
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G Die Erde ist - den Buchstaben gemäß - in Sektionen zerlegt. In je dem Erdabschnitt ist eine Anzahl Hochstädte errichtet, deren Graue nach den mit Buchstaben benannten Hochstadtsektoren und innerhalb des Sektors nach der laufenden Nummer sich bezeic hnet. Von den Buchstabensektoren sind einige auf der Planwir tschaftskarte weiß. Hier ist Meer, das scheel angesehene, widerwi llig geduldete Meer! Zwar befinden sich im Meer noch einige künstliche befestigte Inseln aus der Zeit, da man noch Luftschiffe und Stützpunkte für diese Zwielichtgeschöpfe der Technik hatte, die teils dem friedlichen Verkehr, teils dem Bombenabwurf die nten. Seitdem aber Schweber und Luftschiffe sowie Kriegshandlungen als veraltet und unsicher abgebaut sind und ewiger Friede herrscht - nebst gesetzmäßiger Überführung ins Anorganische zerfallen diese Inseln und treiben hin und her. Sie sind nur klein und kommen ohnehin für Felderwirtschaft solange nicht in Be tracht, wie es noch Meer gibt. Es sind zur Zeit elektrisch fernsteuerbare Schiffe in Betrieb, die außerordentlich hohe Geschwindigkeiten erzielen. Raketenschiffe sind auf dem Meere wegen der Reibung noch unausführbar. Rake tenschiffe in der Luft sind infolge der Unsicherheit der ganz unplanmäßig arbeitenden Luft und der heftigen Rückstoßwirkung selbst auf stark metallisierte Graue nur in seltenen Fällen ange bracht. Unter den Erdsektoren aber ist ein peinlicher Rest zu bezeichnen. "B" ist noch unbebaut, ohne Hochstädte, ohne genaue Felderwir tschaft, ohne Drahtnetzüberspannung, ohne künstlichen Regen, ohne elektrische Fruchtbarkeit, ohne Produktionsstätten mit Einmannwagenschienen, ohne Untererdlinien, ohne Beratungswürfel und Einsteigschächte mit Fahrstühlen, ohne Abwurfröhren und ohne Kurzwellenanordnungen. "B" ist das Land, das früher das Dach der Erde genannt wurde, das Land mit den uralten Riesengebirgen, mit Schneestürmen und Gletscherstürzen, mit den Lawinenbändern ohne jedes Ausmaß. Alle andern Gebirge in den betriebenen Buchstaben sind allmählich im Verlauf der Wirtschaft reic hlich abgeschliffen und stören nicht mehr in erheblichem Ausmaß, obwohl sie eine gewisse Abseitigkeit in bezug auf die Herrschaft der Grauen behaupten. "B" liegt wie ein Klotz da und faucht Eisluft. -
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Die Versammlung der grauen Menschheit im ersten Drittel der Erdwirtschaft findet statt. Sie dauert drei Tage, die Vollzusammenkunft neun Tage. Man beschließt, für immer die Person auszulöschen, die Zahl als innere und äußere Regel des Er dgeschehens und somit des Weltgeschehens dauernd festzusetzen und demgemäß das Unregelhafte, Springende, Zurückschauende, nach vorn Springende und demgemäß leicht Zurückschlagende bis in die äußersten Winkel zu verfolgen und ins Anorganische zu überführen. Es gibt, den Beschluß der Vollversammlung und das Protokoll der neun gewaltigen Schreiber vorbehalten, keine Begriffe mehr, da Begriffe eine unzulässige Zusammenballung und Verwirrung des Nacheinander und eine götzenhafte Wortanbetung bedeuten. Begriffe widersprechen der Regel der Zahl. Worte und Begriffe wie "ewig", "unendlich", "Hoffnung", "Fantasie", "Werden" und wie die vielen Masken des Unverstandes, Zahlfremden heißen, sind nicht mehr vorhanden. Sie sind auch nicht mehr in den ve rschämtesten Wortresten der sachlichen Kurzsprache der Ziffern und Buchstaben zu dulden. Das Wort "Gott" besteht schon seit vielen grauen Schichten nicht mehr. Es gibt kein "ich", und es gibt keine Geschichte. Vom Beschluß der Vollzusammenkunft der Grauen an wird die Zeit bestehen und von jeder Schicht an anfangen! Während die Raketenzüge über die Untererdlinien krachen und die Einmannwagen im blauen Funkenflirren zu den Produktionsstätten rasen, hocken die neun gewaltigen Schreiber in einem tiefen verborgenen Beratungswürfel des Sektors A. Hier hat einmal das Land der vier Ströme und der Garten Eden gelegen. Aber das ist lange her und, da es sich um eine Geschichte vor der Geschichte handelt, nicht wahr. Wenn schon Geschichte nicht mehr vorhanden ist, kann Mythos erst recht nic ht greifbar sein. Wortanhäufungen über diese Dinge, in verschollenen Sprachen aufgezeichnet, verrotten im toten Schaugefängnis der toten Worte. Selbst dem nunmehr abzubauenden Techniker für alte Sprachen sind sie unentzifferbar, also nicht vorhanden. Hirn, Auge und Ohr, Mund, rechte Hand und linke Hand, Magen, rechter Fuß und linker Fuß, hocken um ein riesiges gleichseitiges Prisma aus Glas. Es ist mit einer Decke aus Leichtmetall be legt und spiegelt nicht
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mehr. Auch die Zeit des Glases ist hinabgestiegen. Wer er selbst ist, gleich eins und in der Masse sich gleichmäßig ausdrückt, braucht sich nicht zu spiegeln. Es gab einmal ein Erdalter des Glases. Die Erinnerung daran be steht noch, aber sie wird vom Tage der Vollversammlung ab mit der Geschichte ausgelöscht sein. Es war die Zeit der farbigsten Kälte, der äußersten Eitelkeit, des Schmückens durch Spektrallinien, die Zeit, in der die Kleider aus gesponnenem Glas und die Bücher aus Glasseiten und Glaseinbänden bestanden. Es gab keine Druckbuchstaben. Alle Gla sblätter waren leer. Die Zeilen wurden aus gläsernen Farbenstreuern auf die Glasseiten geworfen und die Einbände bei jedem Aufschlagen durch geschliffene, in den Ka nten gebrochene Prismen lichtgebatikt. Die Zeit des Glases, der verschiebbaren Zimmer und Hä user und der verschiebbaren Eitelkeit, ist längst vorüber. Sie ist erstickt an Farbigkeit, Nervenzerfaserungslinien und Überfangseelen. Die neun Schreiber hocken sich drei zu drei gegenüber, starren sich an und beginnen endlich, sich über die Dinge des zu stanze nden Protokolls zu beraten. Mund spricht: "Sehr viele Graue sind da und müssen durch ausgepreßte Felder geölt werden." Hirn spricht: "Ihre Zahl ist noch lange nicht groß genug. Sie sind die Vollkommenheit oder auf dem Wege zur Vollkommenheit. Es ka nn nicht genug Fortschritt geben." Auge spricht: "Ich sehe fern über die ganze Erde. Ich bin einge schaltet und Empfänger aller Augen, die aus der Begattung von Physik und Chemie entstanden sind. So sehe ich, daß Hirn recht hat. Aber auch Auge hat Recht. De r Raum wird zu eng. Das graue Geschlecht braucht Raum." Magen spricht: "Wie weit sind die Versuchsreihen vorgeschritten, als Speise der Grauen Substanzen der Chemie und Kristalle herzustellen, die nicht organisch sind und den verdammenswerten unlogischen Umweg über Wurzel und Frucht, über Milch und Blut nicht gehen?" Ohr spricht: "Wenn wir neun zusammen beraten, sind die Techniker nicht herabzudrücken. Das Protokoll der neun darf nicht gestört werden. Ich höre fern, wie die Techniker sprechen: Erst muß die letzte Zutat aus dem Rausch, aus dem Taumel des Organischen verschwunden sein! Erst muß die Menschenmaschine vollendet sein! Erst muß der Motor aus der
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Retorte kommen statt aus der Umarmung! Erst darf es die verwirrten Serpentinen nicht mehr geben, die Natur heißen! Wir sind sehr weit auf diesem W e ge der Modellmenschen. Wir werden das Ziel erreichen. Dann werden die Grauen nur Elementanordnungen essen und gleich der Maschine aus der Zertrümmerung des Atoms angetrieben sein. Dann wird der Graue als Maschinenmaschine vollendeten Fortschritt darstellen." Linker Fuß spricht: "So kann ich also noch nicht alles zertreten, was abgeleitet ist und vom alten kommt?" Rechter Fuß spricht: "Einst wird es sein. Es müssen noch oft neun Schreiber in einem Würfel hocken, der alsdann gesprengt wird. Aber der Fortschritt ist nicht aufzuhalten." Ohr spricht: "Ich höre Hirn denken. Die Techniker haben es e rreicht. Warten wir ab, was Hirn denkt." Hirn denkt nach. Die ändern acht Schreiber schweigen und be trachten Hirn genau. In das Schweigen fallen elektrische Wellensignale. Auge und Ohr sehen sich an. Dann nicken sie sich zu und warten, bis Hirn aus seinem Nachdenken auftaucht. Neue Meldungen kommen an. Sie könnten geeignet sein, das Protokoll zu ergänzen. Dann ist plötzlich Leere und Tiefschlaf. Die große Zweistundenschicht, der noch notgedrungene Einschnitt in die Arbeit, das wide rwillig geleistete Zeichen der Zinsknechtschaft an das Organische, ist in Sektion A eingetreten. Die neun Schreiber hocken vorübergebeugt, das Haupt auf dem Prisma. Nur der Raum ist wach und blinzelt. Nach zwei Stunden spricht Auge: "Es sind Meldungen gekommen. Verbrecher sind zu bestrafen. Im Sektor Y, Hochstadt 19, unterbrach ein Grauer die Schicht und sah hinauf in den Himmel." Rechter Fuß spricht: "Es gibt keinen Himmel. Es gibt nur einen Rauch der Erde. Der Verbrecher ist durch mich zu bestrafen. Seine Schuld geschah in meinem Sektor." Die acht Schreiber sprechen: "Wir stimmen zu. Es gibt keinen Himmel." Rechter Fuß spricht: "Ich stampfe auf. - Er ist durch Säure in das Reich des Anorganischen überfuhrt." Ohr spricht: "Im Sektor Q Hochstadt 5, betrachtete ein Grauer über das Zeitmaß hinaus Funkensprühen im Wachstumsnetz, flüsterte dazu schaukelnd und versäumte die Schicht."
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Die neun Schreiber sprechen zusammen: "Er stellte sich als farbig a ußerhalb des grauen Geschlechts. Er höre auf zu sein." Linke Hand spricht: "Der Verbrecher gehört in meinen Sektor. Ich drükke zu. Er ist ins Anorganische vernichtet." Magen spricht: "Was hat Hirn gedacht?" Hirn spricht: "Wir brauchen Raum. Es möge zur Ergänzung des Protokolls auf der großen Erdzusammenkunft beschlossen we rden, daß alle Reste von Gebirgen ausgeglichen und in das Prinzip des Feldes überführt werden. Sektor B, der Pfahl in meinem De nken, wird abgebaut. Es muß gelingen, die sinnlosen Felsanhäufungen im Sektor B zu zersprengen und zu zermahlen. Sie sind unlogisch und beleidigen das Denken des Schreibers Hirn, in dessen Bezirk sie eingeteilt sind. Der Staub der Gebirge darf nicht verfliegen, sondern muß aufgefangen werden. Er diene zu Versuchsre ihen, zur chemischen Nahrung, und es möge geforscht werden, ob nicht in diesem größten Widersetzlichen der letzte Stoff für die Retortenze ugung und zur Vollendung der Menschenplanwirtschaft gewonnen wird." Magen spricht: "Dann wird Magen endlich vollendet satt werden ..." Hirn schließt ab: "Dann wird die Zeit sein, in der die neun Schreiber nicht mehr "ich" sagen und sich selbst aufheben dürfen als Zeichen der gleic hmäßigen Vollendung und der gleichmäßigen Leistung und Wertsetzung der Grauen." Die neun Schreiber stimmen zusammen zu. Das Protokoll wird berichtigt. Die Vollzusammenkunft der grauen Menschheit möge beschließen, daß es kein Hügel und Gebirge auf der Erde zu geben hat. Alles hat Durchschnitt und demgemäß fla ch zu sein. -
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H Meer sagt zum Land: "Was bist du mir eingesprengt und beengst mich? Land ist fremd und Eindringling geworden. Am Anfang war das Meer. Luft, Wasser und Erde waren Meer und in eins durchwogt. Luft zog sich zurück, die verdünnte Angst, das Scheue, das nur noch tückisch im Wirbel herabstößt und seine Feinde streichelt. Land aber ist der Sündenfall des Meeres, der Abfall." Land spricht: "Am Anfang war die Erde. Das Überhebliche, das Erweichte, gestohlene Erde bist du, das Weib Meer! Land aber ist der Mann, das Zeugende, der Feste, die Beharrung!" Meer spricht: "Alles wird vom Meer empfangen und geboren. Grenzenlos ist das Gefühl des Meeres. Warum schlägt das Land die Klauen seiner Felsen in meinen flutenden, geschmeidigen Leib und dämmt meine Liebe ab?" Land spricht: "Deine Liebe ist Aussaugen, dein Gefühl Überflutung, dein Anschmiegen Vergewaltigung. Wenn ich mich nicht wehre, so betäubt mich der Drang deiner Jahre, und ich werde überwältigt und zum Boden erniedrigt. Denn du bist viele Jahrta usende alt und doch nicht alt, sondern neu. Wellen sind immer da, aber es sind immer andere Wellen! Du bist die dauernde, grenze nlose Lüge; aber an jedem Tage bist du eine neue Lüge aus Schaum und Anprall, ein junges Weib aus Reiz und Umklammerung!" Meer spricht: "Land redet böse über mich, und doch bin ich auch Land! Wenn ich das Weib sein soll: gebiert nicht das Weib den Mann? Meine Zehen berühren Land. Gebirge sind unter mir. In Senken kann ich mich ausruhen. Berge mit feurigen Kappen reihen sich unter mich hin. Das junge, tolle Ungefähr lebendiger Tiere und Pflanzen spielt um meine Haut. Meerspinnen betasten mich. Rochen und Haie haben noch die Wollust des Tötens. Seeanemonen und Seesterne bringen die liebliche, bre nnende Verführung. Geschmeidig und schuppe nblitzend streichen die Züge der Fische durch mein Haar. Wo aber sind deine Tiere, Land? Du hast dich binden lassen, nicht vom Meer! Wo ist die bewegte Traumwelt deiner Vögel und Schmetterlinge? Was singt und tanzt noch auf dir? Wo ist das Brüllen deiner Riesenkatzen, die Jagd ihrer Liebe und ihres Hasses? Wann salben noch Blitze deine Locken? Wann kämmen noch Stürme dein Haar? - Du bist entmannt, Land: was Leben auf dir war, zerfällt im Schau-
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gefängnis, begafft von Fratzen! - Du bist nur hart gegen mich, da s lebendige Meer!" Land murrt: "Furchtbar ist die Zeit, in der die Lüge wahr spricht! Philister sind über mir! Aber die Schere hat ihnen das Weib gereicht, das Kreisende, die Welle, denn aus der Unruhe geladener Ströme und aus den Wogenschäumen geladener, aufzuckender Funken ward ihnen ihre Macht. Sie schänden mich, bohren Gänge in mich, die nicht die Adern meiner Erze sind, und verflachen mein Antlitz. Die Geißel Zweck wird über mich geschwungen, der ich rollender, spielender Überfluß des Unsinnigen war! Sie schinden mich, reißen mir meine Haut ab, und ich stehe da, an den Ma rterpfahl der Zahl gebunden, die immer eins ist, von den Stricken der Wirtschaft umschnürt: Sebastian, ein Ziel ihrer Pfeile!" Meer höhnt: "Du sagst es, Land! Du bist gedemütigt, ausge be utet, Schiene für ihre rasenden Wagen geworden! Mich aber zwi ngen sie nicht! Das Feuchte, das sich aus den Wolken speist und Wolken zeugt, mich, den vollkommenen Kreis, in dem Geburt und Tod gleich sind, mich können sie kaum furchen, nicht aber mich verdrängen! Ich bin kein Grund zum Bauen. Meine Stürme und Beben sind nicht zu dämmen. Was also willst du mir Widerstand leisten, Element dem Element?" Land spricht und murrt leise: "Hüte dich, Meer, vor dem grauen Geschlecht! Meinst du, ich litte ewig das Joch auf meinem Nacken? Einmal werde ich meinen Rachen auftun und das wimmelnde Gesindel herunterschlucken. Wenn der Zorn mächtig in mir ist, und meine Zeit erfüllt, we rden sie umkommen bis auf die letzte Maschine!" Meer höhnt und lacht breitglänzend: "Nie wird das sein! Du bist gebunden, Land!" Da saust ein Tier aus Metall durch die Luft. Das Tier hat einen Schweif von Feuer und rast hundertmal schneller als Wellen und Stürme ... Land atmet und spricht leise: "Fühlst du das Schiff der Grauen? Nimm dich in acht, Meer!"-----In der flirrenden Rakete befinden sich die Schreiber 4 bis 6. Sie sind festgeschnallt. Ihre Arme hängen in Ringen. Die Schreiber 4 bis 6 sind in Höhen geschossen worden, in denen die Schwerkraft beginnt, von der dünnen Luft trunken zu werden und ihr Gesetz abwirft wie einen zu eng gewordenen Anzug. Unten, im Sektor A der Erdplanwirtschaft der grauen Menschheit, kommt der Klang eines dumpfen Berstens murrend an die Oberfläche. Der
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verborgene Beratungswürfel ist zersprengt und zu Staub zerbla sen, Schreiber 7 bis 9 schießen auf der Untererdlinie entlang. Schreiber 1 bis 3, Hirn, Auge und Ohr, haben den kürze sten Weg. Sie werden in wenigen Minuten in den Würfel ihrer Verborgenheit zurückgeschleudert und hokken wieder auf ihren Stahlklötzen, Hirn etwas erhöht in der Mitte, Auge und Ohr raunend an den Seiten. Vor ihnen liegen gestanzte Meldungen aufgehäuft, denn das Pr otokoll muß unablässig ergänzt werden. Das Schaugefängnis der toten Worte wird nicht mehr betreten. Der Techniker für altes Denken und alte Kulturen, der Techniker für alte Sprachen und einige Wärter müssen ins Anorganische überführt werden. Die beiden Techniker können nicht mehr die gebotene mechanische Vierekkigkeit der Bewegungen und Handgriffe erwerben. Sie sind infolge ihrer Beschäftigung mit Dingen der Geschichte eingerostet und weder durch Klopfen noch durch Biegen für die Schicht ausreichend zu retten. Da sie sich ohnehin der Abbaugrenze der Planjahre nähern, werden sie chemisch erle digt. Einige der Wärter müssen sich der gleichen abschließenden und aus dem Produktionsprozeß ausschließenden Behandlung unte rziehen. Ihre körperlichen Greifwerkzeuge sind durch das vorsichtige Behandeln und Abstäuben der toten Werke und ihrer Abarten, der toten Bilder, zu dünn und häutig geworden, der Gefühlserwe ichung verdächtig. Sie können im wahren Sinne das Naheliegende, in der Wirtschaft Anzufassende, nicht mehr erfassen und werden daher anorganisch gemacht. Die Erfahrungen mit diesen Technikern und Wärtern rechtfertigen aufs neue den Beschluß des Erddrittels. Zugleich wird bemerkt, daß altes De nken, alte Kulturen, alte Sprachen und derlei im Grunde funktionsgleich sind und deshalb bisher Personalve rschwendung getrieben worden sei. Das Schaugefängnis der letzten lebendigen Wesen zerfällt und verwildert. Man läßt das künstliche Wasser noch laufen, weil die Anlage vorhanden ist und zu ihrer Beseitigung kein Beschluß gefaßt wurde. Außerdem machen einige Techniker für Ernährungswirtschaft Versuchsreihen in bezug auf den Einfluß des künstlichen Wassers auf noch ganz organische Wesen. Sie schließen daraus logisch und fortschreitend auf Zusammensetzung, Mischungskoeffizient und Substanzeignung für die innere Ölung der Grauen. Es sind besonders bemerkenswerte Retortenreihen angesetzt. Sie bezwecken nicht mehr und nicht weniger als den Ersatz aller Gemi-
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sche der Felderauspressungen durch einen einzigen Stoff unter Ausschaltung des Sauerstoffes. Diese Versuchsreihen werden geheimgehalten und sind außer dem Spezialsektor im Verwaltungshochhaus nur den gewaltigen Schreibern bekannt. So läuft das künstliche Wasser weiter ... Der Fliederbusch verdorrt langsam. Seine Blätter werden erst grau, dann durchscheinend. Das Aderngerippe und die Nervenfasern scheinen hilflos durch, denn es ist kein wahres Saftklopfen in ihnen. Die Amsel ist matt und hockt auf dem Fliederbusch. Sie mag nicht mehr fliegen und steckt den Kopf unter die Federn. Ihr Gefieder aber ist a bgebleicht, von der Farbe der Asche verbrannten Purpurs. Der Löwe liegt mitten auf dem Wege, mit eingefallenen Flanken, ein graues Fell über Knochen, tot. Er könnte jetzt aufspringen, das Netz zerreißen und seinen Zorn und seine Freiheit aufbrüllen lassen, denn die Maschen des Netzes sind nicht mehr geladen, und die Wärter beobachten nicht mehr, ob er sich der Beschreibung gemäß verhalte. Aber er ist tot. Fast alle Vögel sind grau geworden und sterben hin, oder sie liegen grau und tot in den Ranken und Dornen der absterbenden Gebüsche ... Es flüstert der Fliederstrauch erschöpft: "Amsel und Quelle, ihr letzten Lebe nden, die ich noch sehen kann, was ist mit uns?" Die Amsel antwortet nicht mehr. Sie krallt sich an die dorrenden Äste des Fliederstrauches und versucht vergeblich, die Augen noch einmal sehen zu lassen. Die Quelle flüstert: "Noch kann ich es sagen. Aber in weniger Zeit we rde ich die Sprache der Lebendigen nicht mehr sprechen, sondern nur noch Zahlen und Abkürzungen in meinen Tropfen rasseln. Dann aber werde ich ganz aufhören zu rinnen. Denn ich habe seit dem Beben der Erde den Zusammenhang mit den lebe ndigen Wassern der Tiefe verloren und bin ein technisches Wasser geworden. Meine unteren Wurzeln gingen zuerst noch bis an den Spiegel der abgesunkenen Quelle herab, und ich sog dünne Stra hlen des Lebens in mich ein. Nun aber versande ich in meinen Gründen. So hört: wir sterben alle, denn wir sind Geschichte ge worden. Das Lebendige, der Zusammenhang, wird Schicht und Geschichte und ist durch das Gesetz der Mehrheit abgeschafft. Darum kann die Amsel nicht mehr reden! Darum ist der Löwe tot! Wenn aber die Versuchsreihen abgeschlossen sind, werde auch ich, die Sprache, ins Anorganische überführt." Die Quelle schweigt.
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Das Schaugefängnis der letzten lebendigen Wesen zerfällt weiter. : « Die Zeit schreitet fort, Fuß vor Fuß. - Es wird ein Tag, an dem alle Schichten der Erdplanwirtschaft für die Dauer eines Tages ausfallen. Ununterbrochen strömen die Züge der Grauen auf dem gewaltigen Lagerfeld zusammen. Masse um Masse schiebt sich ineinander, jede der vier noch erforderlichen Menschzweckformen in ein Viertel der Vollzusammenkunft. Links vorn stehen die Augenmenschen, rechts vorn die Schulterme nschen, links hinten die Armmenschen, rechts hinten die Beinmenschen. Unabsehbar ist das Viereck. Seine Grenzen verlie ren sich in Dämmerung. Grau und unendlich wogt es ineinande r. Der Horizont ist aufgehoben. Grau geht der Dunsthimmel in die graue Menschheit über. - Sie gleicht dem Nebelgewimmel eines meilenweiten, grauen Heuschreckenschwa rmes. Nun brüllt der furchtbare Schrei vieler Sirenen zusammen. Es wird Stille. Die Masse der Grauen steht unbeweglich. Es gibt keine Vögel, keine Tiere, keine Bäume, keine Büsche. Es ist, als ob auch dem Wind nicht erlaubt sei zu wehen. Grau, unendlich, furchtbar steht die graue Menschheit in verdorrter Luft unter erstorbenem Himmel und fühlt sich als Erde, als Jetzt, als Herrscher, als die gewaltige Zahl des vielmalviel 1. Zehnmal eine Minute steht die graue Menschheit schweigend und genießt sich. Dann brüllt die Sirenenkombination von neuem, und die Beratung beginnt. Die Felder werden knapp. Ungeheuer ist die Zahl der Grauen, und ungeheuer ist der Bedarf von Feldauspressungen. Nach dem Bedarf der vier Zwecksorten muß die Bewirtschaftung betrieben werden. Der Boden ist in den letzten Erdzeiten stur geworden. Er weigert sich trotz der Peitschung durch elektrisch erhöhten Wachstumsanreiz. Noch ist der Einheitsmensch, die Menschenmaschine in Einform, der durchgenormte Mensch, nicht völlig erreicht. Noch gibt es trotz aller Maschinenhilfen Graue, die zusammensetzen, Graue, die schleppen, Graue, die schlagen, Graue, die treten. Aber der Fortschritt ist auf dem geraden Wege, der nicht irren und abirren kann. Es wird dem Beschluß des ersten Erddrittels zugestimmt, Sektor B flach zu machen und alle Gebirgsreste auszugleichen. Darüber hinaus beschließt die Vollzusammenkunft, das Meer auszutrocknen und für die
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Folgeschichten zu erwägen, nach Absetzung der außererdlichen Sonne und des zufälligen, noch vorhandenen Unterschiedes von Tag und Nacht eine Menschenzeit festzusetzen. Nach dieser grauen Zeit soll die Schicht gerechnet werden. Neun Schreiber stanzen unter der Erde das Protokoll.
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I Es geht der Überheblichkeit an die Wurzel. Die Grauen müssen sich das Meer noch gefallen lassen. Seit vielen ta usend Schichten blicken sie scheel auf die entzogenen Felder. Eine Reihe von Schreibern hat an der Verbesserung des Protokolles fortschreitend gearbeitet. Vielmal hat ein Schreiber, der Hirn ge nannt wird, über die wütende Unnützlichkeit des Meeres nachge dacht, er allein als einziger Planfachmann des Gehirns. Das Meer brüllte und jauchzte, spielte und schlief, barg eine Unzahl von lebendigem, gierigem und jagendem Gewimmel in sich, Erzeugnisse seiner Zwecklosigkeit. Es trieb Korallenriffe und Algenwälder hervor, ließ schwimmende Inseln auftauchen und verschlang ausgesäte Landbrocken. Es nagte zuweilen Felder an, biß sich Uferstücke spielerisch ab oder spie Schlamm auf die geregelte Bebauung. Zwar: der Beschluß ist gefaßt. Das Meer wird ausgetrocknet und Feld werden. Aber noch viele Schichten werden in Tiefschlaf sinken und endlich verrostet und anorganisch sein, ehe das Ziel e rreicht ist. Immerhin ist das Ziel erkannt und gegeben. Der Zwang und das Gesetz des Fortschritts werden es also erreichen. Die Inseln in der Nähe der Küsten gehören lange nicht mehr unter die Botmäßigkeit des Meeres. Die Grauen haben sie eingefa ngen, Dämme gezogen, das brackig gewordene Wasser ausgepumpt, in Dampf verwa ndelt und maschinell verbraucht. Die Launen der Springfluten hat man durch Ölgürtel und riesige Luftturbinen zur Herstellung von Gegenluftströmen gebrochen. Das Meer hat sich diese Spielereien abgewöhnen müssen. Es gibt nur noch den Kontinent Amerika und den Dreikontinent Europaafrikaasien. Die Einschnürung des Kontinents Amerika ist feldmäßig normalisiert. Das früher Mittelmeer genannte Becken ist ein gesprengter Teich. Es wird als Arbeitsprobe zu erledigen sein. Australien hängt am Dreikontinent. Mit ihm ist auch Amerika verbunden. Eisbarrieren werden durch Heißluftmaschinen abge baut. Aber noch immer ist das Meer da! Es wird nicht immer da sein! Zuerst aber geht es der letzten Landübe rheblichkeit an die Wurzel. Man hat die Berge schon früher geschliffen, wo immer man konnte. Jede Erhöhung ist da naturgemäß zwecklos, wo nur das flache Feld Sinn hat. Berge sind unfruchtbar. Ihr Beste igen ist eine zusätzliche Kraftvergeudung
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ohne Effekt mit gleichzeitiger Entziehung aus dem Produktionsprozeß. Die Zeit, die daraus eine Gefühlserweichung machte und in verdünnter Luft Einbildungsgeräusche trank, ist so lange vorbei, daß sie schon vor Abschaffung der Geschichte vergessen war. Damals war die Menschheit noch nicht grau ... Unsinnig sind Wälder auf den Bergen, den Hügeln, den Abhängen. Die Holzzeit ist vorüber. Man schreibt und liest nicht mehr. Die Zeit der tierischen Faser ist vorbei. Die Me nschheit ist meta llisch geworden. Sie braucht keine Berge, keine Wälder, keine Seen zum Betrachten und Umwandern, nur Maschinen, Drahtnetze, Eisenbeton. Es ist geradeaus zu gehen. Jeder Umweg ist anorganisch zu machen! Die Grauen sind ausgesandt! Schleifmaschinen, Bohrmaschinen, Sprengmaschinen rollen an. Raupentanks klettern über das Geröll und drücken es zu Brei. Der Gesteinbrei wird den Gesetzen der Physik und Chemie übergeben, gemischt und felderreif gemacht. Es dauert kaum ein Planjahr, bis sich ein geladener Drahthimmel über den neuen Arbeitsfe ldern erhebt und von ihm Funken und künstlicher Regen herabrieseln, die die Ertragsergebnisse der wenigen anzubauenden, genau in ihrer Stofflieferung gegen den Trotz der Erde auskalkulierten Pflanzen außerordentlich steigern. Tiere gibt es nicht mehr in Wirtschaft und Motorenfütterung. Tiere sind protzend organisch, dabei unlogisch im Verhalten. Selbst ihre berechneten Kreuzungen entspringen zuweilen dem Exempel und schlagen zurück. Gepreßte Tiere als Ölung der Maschinenmenschen reizen zu unzweckmäßigem Verhalten und sind verdächtig, die früheren, abgelaufenen Zeiten an der Sinnlosigkeit des Krieges als ungesetzmäßiges Organtöten erhe blich mitschuldig gewesen zu sein. Die Grauen sind ausgesandt. Schleifmaschine n, Bohrmaschinen, Sprengmaschinen rollen ununterbrochen an. Die Felsen knirschen vor Zorn. Ihre Kristalle, Millionen Jahre ausgereift und in der Weisheit der Vollendung ruhend, schreien aus der Qual des Zerbrechens. Die jungen, wachsenden Kristalle werden geknickt, umhergeworfen und zu besinnungslosem Ge steinsstaub zermahlen. Die Hügel und niederen Berge strecken sich flach, brüllend im Zergehen unter den langen, eisernen Sichelwagen, die vorn mit Klingen schneiden, in der Mitte stampfen und am Ende regelmä ßig ausstreuen. Ein Auge nmensch leitet durch Fernsteuerung. Hinter den Sichelwagen rollen die
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Walzwagen und flachen den Boden. Zuweilen betätigen sich alsbald Betonmischer und Leichtme tallkneter und Sieber. Auf den Leichen der Hügel steigen planmäßig die neuen Hochstädte auf. Einsteigschächte werden da ausgepaßt, wo die Hügel und niederen Gebirge noch nicht durch Untererdlinien unterfahren sind. Lagerplätze wandern in den Boden hinab. Oben werden die Hochschienen für die Einmannwagen gespannt, die Produktionsstätten und die Hochhäuser der Versuchsreihen errichtet. Der Graue ist da. Der Fortschritt erscheint! Zuweilen wehren sich die erwachsenen Berge. Sie fühlen, daß es um ihr Leben geht. Die Geduld des Steins, der nicht nach Planja hren mißt, hat viel ertragen. Er ließ sich die Haut abschinden und Glieder brechen. Nun aber steht in einigen Sektoren ein erwachter Berg und schüttelt sich. Felsen rollen herab. Graue werden auf ihrem Arbeitsplatz zerquetscht und ungesetzlich ins Anorganische überführt. Quellen brechen heraus, die nicht auf den großen Pla nplatten aus Leichtmetall eingestanzt waren. Höhlen tun sich auf oder krachen zusammen. Es läßt sich daher nicht vermeiden, daß planmäßig angesetzte Graue auf dem Wege des Erstickens, Erträ nkens oder Erdrückens ungesetzmäßig anorganisch gemacht we rden. Die Ratshundertschaften in den einzelnen Buchstabensektoren treten zusammen und beraten. Opfer müssen gebracht werden. Das Wort "Opfer" ist aber wie sein Begriff seit unzähligen Schic hten ausgestorben gleich dem Wort und Begriff "Gott". Es starb, genau genommen, mit ihm zusammen. Die graue Menschheit kennt weder Gott noch Opfer. Sie hat kein Einzelgefühl und weiß daher nichts von Schuld, Tugend, Sühne, Verzweiflung, Sehnsucht, Opfer und wie alle diese aufgeblähten Bä lle aus der Zeit der farbigen, schaukelnden Worte heißen mochten. Es wird festgestellt, daß die im Arbeitsprozeß abhanden ge kommenen Grauen noch nicht ein halbes Prozent der planmäßig angesetzten Reihen ausmachen und daher sich im Rahmen der einkalkulierte n Ausfälle halten. Die bezüglichen Ziffern werden alsbald mit dem Vermerk "abgerostet" in den Listen in Abgang gestellt und damit erledigt. Die Arbeit geht weiter. Der Sektor B wird in Angriff genommen. Hier ist noch immer das Dach der Erde. Gebirgsstufen führen heran. In ungeheueren, zerklüfteten Klötzen mauert sich das Haus der Dämonen auf, das Haus der Windgötter, der Eisriesen, der Hagelschleuderer, der Wolkenjäger, der Sandspeier, der Feue rschlucker, der Salzatmer. Auf dem
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hingewälzten Dach sitzen sie und ruhen sich aus oder kämpfen miteinander. Von ihrem Schreien beben die Schroffen, die Abgründe und die we iten Ebenen. Ihr Schweiß fließt in Riesenströmen herab. Ihr Atem macht das Wetter. Jetzt erscheint der Graue und nimmt den Sektor B, den weißen Erdfleck der Planwirtschaft, in Angriff. Sektor B ist in die Felderreihen restlos einzufügen. Es mögen einzelne Platten stehenble iben, um Grundstock für höchste Hochhäuser zu sein. Aber der unbezwungene Eigensinnige muß fallen. Untererdlinien müssen ihn unterfahren, Wolkendrahtnetzhimmel sich über ihn spannen. Schleifmaschinen, Bohrmaschinen, Sprengmaschinen rollen an. Der Fortschritt naht sich mit der Alleingöttlichkeit der Zahl I und der geraden Linie. Er beseitigt das Veraltete, Verklumpte, Aneinandergekrampfte, das Unregelmäßige, Hochtrotzende, Boshafte, Launische, Unsinnige, Unbeherrschte, das Durcheinander. Die erste Vorstufe muß sich in ihrer ganzen Länge knirschend zusammenschlagen und zermahlen lassen. Organisches Wasser wird zerblasen und mit zur Mischung des Gesteinsstaubes ve rwandt. Einiges aus dem verströmenden Ungefähr hat sich in die vorgesehenen Gräben der Abgrenzung einzuordnen und mag da zugrunde gehen. Die Grauen bra uchen die irrsinnige Aperiodizität von Flüssen oder natürlichen Regenfällen nicht, die jeden Plan vernichten und mehr schaden als nützen. Wolkenbrüche und derlei Kreisirrtümer werden von den über den Drahthimmeln ausge spannten Leichtmetalldecken abgefangen und können sich zu Tode verdunsten. Der gleichmäßige Rauchdunst über der Erde, die Grenze der Maschinenausatmungen, ist dicht und läßt das nur selten zu. Ungeheuere Züge von Grauen aus den Sektoren A und C werden he rangeschafft. Sektor D hält sich schon zum Einsatz bereit. Die zweite höhere Gebirgsstufe fühlt den Einbruch und scha udert. Die Berge beben in ihren Wurzeln. Viele von ihnen baden ihre Zehen in Fe uerkesseln. Das Blut steigt in ihren Adergängen hoch. Der Sprengstoff wühlt in den Eingeweiden. Die Dämonen schlafen noch auf dem Dach der Erde. Sie haben sich müde gespielt und müde gekämpft. Sie haben zum Spaß einen Eissee ve rdampft, daß die Nadeln in der Laune eines jähen Sturmes als feuchte Salzflocken umherwirbelten. Sie haben zugleich gelacht und getobt, Sonne nbreiten herabgelacht und Wolkenballen dazwischen geworfen! Nun sind
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sie müde und schlafen. Ihr Ne belatem raucht um die höchsten Zacken und tanzt einen Wolke nreihen. Kränze von weißen Tupfen schweben um die vereisten Gesteinsnadeln ... Ein Berg schreit auf. Zwei furchtbare Sprengstöße haben ihn mitten auseinandergerissen. Er zerbirst in drei Teile und taumelt, trunken vor Angst. Sein Schrei schlägt sich an alle Wände, wirft sich in alle Abgründe und stürzt in alle Höhlen. Die Dämonen erwachen und fahren auf. Ihre Augen stehen starr gleich spiegelnden Kraterseen. Sie erkennen den Angriff des grauen Geschlechts. Das Feld, der Nutzen, der Zweck, die Schicht, das Traumlose, das Flache, das Nacheinander, der Fortschritt, die Zahl ist da und fordert den schöpferischen Unsinn zum Kampf um seinen letzten Sitz! Die Dämonen lachen. Sie klatschen in die Hände und lachen. Ihr Gelächter fährt in Wirbelböen herab und reißt die Grauen der Re ihe um. Es nützt ihnen nichts, daß sie fernsehen und fernhören, daß sie durch elektrische Wellenstöße von fern steuern, daß sie die Brüder der Bergdämonen in ihren Dienst gepreßt haben und sie zwingen, im Zerfallen für sie zu arbeiten und Kraft auszuatmen. Sie kennen Sprache und Gebärde der Dämonen nicht. Der Plan erfordert das Eindringen in die Irrwege des Gebirgs. Wenn sie auch eine Strecke abseits sic h ducken, so greifen die Windarme doch herab und schmettern sie und ihre Maschinen an die granitnen Zakken. Ihre Kleider aus Leichtmetall zerbrechen. Nur Knochen, dem Metall ähnlich, Scharniere und Nietungen sind die Grauen. Als aber die Granitzacken sich mit ihnen einlassen, tropft, schwarz, langsam und zäh, noch immer Blut. Der Graue ist noch nicht vollkommen. Die Dämonen haben den Feind erkannt. Das Spiel gefällt ihnen. Sie rollen Lawinen in den Fäusten zusammen. Der Eisriese setzt sich auf einen Gletschersturz und fährt ab. Die Windgötter springen in Bergsätzen von Kuppe zu Kuppe. Die Wolkenjäger knäueln Fetzen zusammen und stopfen sie in alle Kamine und Schluchten. Die Hagelschleuderer nehmen eine Last Gekörntes auf und werfen das klirrende Gestiebe a b. Der Salzatmer legt sich lang hin und bläst seinen Kristallatem in meilenweiten Schwaden aus, lacht und bläst. Der Sandspeier springt mit einem Satz in die Ebene und stößt mit der Spitze seines Fußes gelbe Stürme auf, lacht und stößt. Der Feuerschlucker holt tief Atem und speit durch einen Kratersee Feuer, Steine und Asche hoch. Er sieht die Palme des feurigen Staubes am
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Rauchhimmel stehen, sich entfächern und abstürzen, sieht, lacht und atmet Feuer. Die Erde brüllt und bebt ... Die Grauen werden versande t. Sie schmelzen, zerkrachen, vereisen. Ihre Maschinen atmen nicht mehr, schmelzen und vereisen zugleich ... Die Dämonen der Höhe haben noch einmal gesiegt. Sektor B ist nur zu einem kleinen Teil in die Menschenplanwirtschaft des grauen Geschlechts einbezogen.
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J Die drei gewaltigen Schreiber Hirn, Auge und Ohr hocken in ihrem unterirdischen Beratungswürfel. Sie haben Tiefschlaf. Zwischen jede Schicht von sechs Stunden ist ein Tiefschlaf von zwei Stunden eingesprengt. Dreimal sechs Stunden Schicht und zwei Stunden Tiefschlaf machen noch immer den Tag des grauen Ge schlechtes aus. Die drei gewaltigen Schreiber hocken auf ihren Stahlblöcken, den Kopf auf die Platte gelegt, lautlos, ohne Traum, mit ausgesetzten Funktionen und Ventilen. Der Motor in ihnen ist scheintot. Er ist durch gepreßte Na hrung geölt worden und ruht sich in seiner Achse ohne eine Art von Besinnung aus. Es ist dunkel im Beratungswürfel. Die Zeit ist abgestellt, die Verbindung mit der Übertagschicht unterbrochen. Ganz ruht der Fortschritt nie. Die Abteilungen der Grauen haben verschiedene Schichtzeiten und auch verschiedene Tiefschlafzeiten, aber die Zeiten sind so aufeinander abgestimmt, daß keinen Augenblick ein Riß in der Planwirtschaft eintreten kann. Von Zeit zu Zeit fallen gestanzte dünne Platten aus einem Abwurfschacht, Meldungen, die das Protokoll angehen. Die drei ge waltigen Schreiber hören den Aufschlag nicht. Der Tiefschlag ve rschlingt jedes Geräusch. Vielleicht sind es andere drei Schreiber, aber es sind immer Hirn, Auge, Ohr, und es ist immer derselbe Plan. Der Fall des Sektors B gehört in ihr Protokoll. Der Tiefschlaf ist abgelaufen. Die Motoren haben sich wieder aufgeladen. Hirn, Auge und Ohr recken sich hoch und sind gespannte Arbeitsbereitschaft. Hirn sitzt etwas höher. Auge und Ohr hocken zu seinen Seiten. Auge sieht fern. Ohr hört fern - auch die Gedanken. Aber es gibt kaum noch Gedanken. Alles ist Folge und Entwicklung, bedarf also des Denkens nicht, das immer Zerschneidegefahr bedeutet. Nur die gewaltigen Schreiber denken für das Protokoll, und einige besondere Techniker denken im Rahmen ihrer Auftragsversuchsreihen. Das Ziel der neun Schreiber ist, sich selbst zu überwinden und überflüssig zu machen. Der letzte Gedanke und die endgültige Abrostung des Denkens bezeugt den S ieg des grauen Geschlechts und seine erschrittene
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Vollkommenheit. Ein Grauer aber, der jetzt denkt, ist ein Verbrecher und gerät in die Gefahr, durch Verrosten für den räuberischen Einbruch in die Gesellschaft bestraft zu we rden. Hirn betrachtet die Meldungen. Hirn bleibt unbewegt. Auge spricht: "Ich sehe den Abzug der Grauen aus dem Sektor B. Sektor B ist nur zum kleinen Teile eingefeldert. Viele Graue sind anorganisch." Ohr spricht: "Ich höre ein Brüllen. Zerbrochene Maschinen klirren. Während der Schicht des Tiefschlafes sind im Sektor B Unre gelmäßigkeiten geschehen." Hirn spricht: "Meldungen liegen vor über Bergstürze, Lawinen, Hagelund Sandstürme. Feuer- und Steinregen sind niedergega ngen. Sinnlose Rückfälle in das, was einst Natur genannt wurde, habe n sich ereignet. Sektor B ist daher zum größten Teil noch immer unlogisch. Der Versuch zu seiner Befriedung und Einfelde rung muß später mit größeren Mitteln wiederholt werden. Ich schlage also vor zu beschließen: die Listen sind zu berichtigen. Der errunge ne Teil des Sektors B ist vollständig in die Planwirtschaft einzugliedern. Das Meer ist auszutrocknen. Es müssen Maschinen hergestellt werden, die allein arbeiten, ohne Blut sind und auf große Entfernungen für ganze Schichtabmessungen gesteuert werden. BeiArbeiten gegen den Unsinn darf der Graue nicht mehr in die Hände toller Objekte geraten." Auge und Ohr stimmen zu. Das Protokoll wird berichtigt. Durch Wellenanordnung werden die Techniker für Menschenfortre ihung, Retortenauswahl und Menschenölung aus dem großen Turm mit seinen Speziallöchern berufen. Sie gelangen alsbald infolge Röhrensendung zum Abwurf und sind unbeschädigt, fast ohne Bewußtseinsknikkung. Nach sofortiger Erholung leuchten die Zahlen an ihrer Brust auf. Sie sind arbeitsbereit und zucken den Arm zum Gruß gegen die drei gewaltigen Schreiber des ersten Drittels der Erdwirtschaft. Hirn spricht: "Ist es gelungen, die Zeugung völlig auszuschalten und die Herstellung von Grauen auf anorganischem Wege zu s ichern?" Der Techniker für Menschenfortreihung antwortet: "Die Arbeiten schreiten fort. Völlige Sicherung ist noch nicht gegeben. Noch immer ist; eine prozentmäßige Beimischung des Rauschextraktes erforderlich. Der Prozentsatz der Zugabe ist zurückgegangen, aber er ist noch vorhanden." Der Techniker für Retortenauswahl spricht: "Hinsichtlich der Lieferung
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der vier noch erforderlichen Normtypen der grauen Menschheit funktioniert die Retortenauswahl mit Sicherheit. Die Ausschaltung der Rauschbeigabe betrifft nicht den Spezialauftrag der Retortenauswa hl, Die angestrebte Lieferung des einen Normalgrauen, die unmittelbar auf dem Wege des Fortschritts liegt, dürfte nicht ohne Versuchsreihen des Technikers für Mensche nölung möglich sein. Einheitsölung und endgültige Normung werden miteinander in Beziehung stehen." Ohr spricht: "Ich höre die Schreiber 7 bis 9. 4 bis 6 höre ich nicht. 4 bis 6 haben Tiefschlaf." Auge spricht: "Ich sehe es fern." Ohr spricht: "Die Frage der Einheitsölung berührt das Protokoll von 4 bis 6 und 7 bis 9, Mund und Magen." Hirn spricht: "Immerhin hat der Techniker für Menschenölung sich über die Normalölung zu äußern. Damit hängt die Frage der völliger} Umwandlung der Maschinenmenschen in Menschenmaschinen, die während dieser Protokollzeit erfolgt, aufs Schrittmäßige zusammen." Der Techniker für Menschenölung spricht: "Werden die Arbeitsprozesse infolge Bereitstellung fortgeschrittener Maschinen und Vereinheitlichung der Feldplanwirtschaft unterschiedslos gemacht, so ist ein Normtyp der Grauen erforderlich, der nur eine Art Ölung gebraucht, Die Felderauspressung ist dann zu ändern. Versuchsreihen, die anzusetzen wären, we rden zeigen, ob Felder frei we rden für Hochstädte und Produktionsstätten und damit für die Erweiterung der Zahl der Grauen." Die Zahl auf der Brust Hirns erlischt. Es wird dunkel im Beratungswürfel. Die drei Techniker stehen ohne Bewegung und wa rten. Auge und Ohr hocken ohne Bewegung und warten. Hirn denkt nach. Die Zahl auf der Brust Hirns leuchtet wieder auf. Hirn spricht: "Die bemerkten Versuchsreihen müssen angestellt werden. Zur Beschlußfassung bedarf es einer Vollzusammenkunft der grauen Menschheit und zuvor einer Protokollvergleichung der drei mal drei Schreiber." Es wird indes beantragt, vorläufige Versuchsreihen anzustellen, die zum Ziel haben, die Felderauspressung zwecks besserer Raumausnutzung durch Graue, Hochstädte und Maschinenproduktionsstätten zurückzudrängen und endlich auszuschalten. Der eine Normgraue, die Zahl eins, muß erreicht werden. Damit ist die eine Normölung gegeben, die zweckmäßig aus der Luft zu greifen ist. Luft leistet zu wenig für die Erdplanwirtschaft. Es ist auszuproben, ob nicht die völlig anorganische Herste l-
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lung der grauen Menschheit mit der Luftölung in schrittmäßigem Zusammenhang steht. Die drei Techniker zucken die Hand zum Gruß gegen die drei gewaltigen Schreiber. Auge und Ohr stimmen zu. Das Protokoll wird berichtigt. Das Ziel ist gesetzt. Die drei Techniker werden in ihre Versuchslöcher zurückgepreßt und abgeworfen. In diese Zeit des Protokolls, mitten in der Folge der gewöhnlichen Schichten und Tiefschlafe, ereignet sich etwas Ungewöhnliches. Bislang ist die Luft da und der Himmel oben als Abschluß des Sehfe ldes, grau, ein gehobener Dunst. Nur selten kommt gleiße ndes Licht herab, oder es zeigt sich eine Art Blau. Stürme werden kaum über den Feldern gesichtet. Alles ist flach, ohne Berg und Wälder, so daß der Wind keine Gegenspieler hat, seinen Namen fast vergißt und einschläft. Er mag sich also oben betätigen. Blitze entstehen erst gar nicht. Die ungeheueren Drahtnetze saugen den Stoff der Gewitter auf. Im Sektor B schlafen die Dämonen. Sie haben einen Zwergfeind, ein Heer von grauen Ameisen, durcheinandergebracht. Nun schlafen sie wieder. Ihr Atem ist Sturm. Im Traum wälzen sie sich und blasen Donner über die Berge. Sie wissen ga r nicht, daß auf ihrem höchsten Stuhl die Hochstadt B 37 zu entstehen hat. Vorläufig kann sie nicht entstehen. Es müssen erst größere Vorkehrungen getroffen werden. An den Rändern des ungebärdigen Meeres häufen sich gerade die Materialzüge an, als das Unge wöhnliche sich ereignet. In Stockwerk 18 des großen Turms, in einem Spezialloch, arbeitet der Techniker für Luftbewegung. Er beobachtet die Arbeitsluft über der Erde und hat so wenig zu tun, daß zur Schichtausfüllung die Fortbewegung in der Luft zu seinem Arbeitsbereich gehört. Er ist zugleich der Techniker für die wenigen Luftraketenwagen, die in besonderen Fällen gebraucht werden. Der Techniker zerlegt die Luft, läßt sie gefrieren, taut sie wieder auf, läßt sie zugehen wie eine Wunde und beobachtet ihre durchschnittliche Zusammensetzung. Seine Vorgrauen haben einmal in einer weit zurückliegenden und daher ausgelöschten Zeit stark zu tun gehabt und mußten in mehreren Exemplaren angesetzt we rden. Damals war die Zeit der Luft als Kraft. Luft wurde dünn ge macht. Schwere stürzte nach, herabgesogen. Luft wurde gepreßt und stieß im Zorn. Aber diese Zeit ist abgelegt. Sie
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blieb wie die Zeit des Glases und viele andere Zeiten auf der Strecke. Nur in den Beförderungsröhren ist ein Rest der Luftzeit enthalten. Der Techniker für Luftbewegung bemerkt ein leises Schwanken in der Zusammensetzung der Luft. Es tritt zurück zur Norm, wird wieder unsicher und schlägt plötzlich weiter aus. Die Luft, die als Konstante angenommen ist, wird launisch und boshaft. Es scheint, daß sie sich einen besonderen Geruch zulegen will. Sie wird plötzlich heißer. Ein unbekannter Stoff, nur in winzigen Mengen, aber doch unbekannt, ist beigemengt. Dann verschwindet das Irrationale. Die Luft ist zu ihrer Pflicht zurückgekehrt, wird normal und hat die vorgeschriebene Temperatur. Damit ve rschwinden auch einige Funktionsstörungen bei verschiedenen Grauen, wie Arbeitsträgheit, Luftstarren und Einbruch von Unregelmäßigkeit in den Tie fschlaf. Mitten in einer Arbeitsschicht aber tritt das Neue, Unplanmäßige, Ungewöhnliche ein. Die Luft wird plötzlich dunkel und dunkler. Schwüle und Schwere senken sich von oben herab. "Oben" ist das Ende des Sehfeldes, nichts weiter. Außerhalb der Erde kann nichts sein und nichts herabkommen. Wo keine Ursache ist, ist keine Wirkung. Wo kein erster Schritt sein kann, kann kein zweiter sein. Aber es wird dunkler und dunkler. Es senkt sich etwas wie eine Wolke herab. Die Wolke tönt und scheint zu schwingen. Sie wälzt sich vom Aufgang bis zum Niedergang. Der Blick tastet sie nic ht ab. Sie ist Himmel geworden und kommt immer näher. Ein dunkler Himmel fällt auf die Erde der grauen Menschheit und ihre Planwirtschaft. Das Tönen wird lauter. Es schwirrt metallisch. Die Wolke zuckt und wogt durcheinander. Streifen gleich geschälter Haut lösen sich von ihr ab. Sie schwanken und drehen sich im Herabfallen, leuc hten fahlgrün und braunviolett auf und zwirnen sich noch in der Luft in Schnüre auf. Nun sehen es die Grauen und starren auf. Es regnet Lebendiges herab. Die große Wolke hängt fast über den gespannten Drahtnetzen. Sie wirbelt durcheinander, dröhnt von dem erzenen Flügelschlagen von Myriaden mal Myriaden Tiere, die außerordentlich sind und aus dem Unbekannten sich herabstürzen. Einzelne der Tiere winden sich an den Netzen und fallen ze rschnitten auf den flachen Boden. Sie sind spannenlang, mit vier Paar Flügeln und unzähligen Füßen, tragen witternde Antennen am Kopf, der fast dem eingedrückten Haupt eines Kindes gleicht, farbige Kugelaugen an den
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Seiten des gewalzten Leibes, und aus de m stark geschärften Ende starrt ein Stachel wie ein Horn. Die Grauen erkennen die Gefahr. Das Leben in überwundener Form will die Felder überwältigen und den Fortschritt zermahlen. Junge Tiere gleiten schon ganz durch die Drahtnetze. Da flammen die weitgespannten Maschen auf, elektrisch geladen. Auf den Fe ldern rollen die Raupenwagen an. Die tönende Wolke wird zerrissen. Ihr Leib wird versengt und blutet Saft in Strömen herab. Die Wagen mahlen das Durchgeschlüpfte ... Drei Tage währt die Wolkenschlacht. Während des Tiefschlafs rollen Schichten aus anderen Sektoren an. Dann ist der Einbruch des dämonischen Äthers besiegt. Die Wolkenschlacht hat Opfer gekostet. Der Saft der Tiere hat viele Graue vorzeitig verrostet und ihre Atemstellen vergiftet. Eine anstecke nde Krankheit bricht aus, die Wolkenkrankheit genannt, und verrostet weiter. Schonungslos werden die befallenen oder schon anorganisch gewordenen Grauen vernichtet, verschrottet, in tiefe Klüfte gestürzt, von Betongüssen zugedeckt und in den Listen gelöscht. Die Erdplanwirtschaft ist gerettet. Es ist Platz da für neue Graue und für neuen Fortschritt. -
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K Es ist natürlich untersagt, von der großen Wolkenkrankheit und der schweren Heimsuchung durch die außerirdischen Tiere zu sprechen. Kein Gebell und Gerassel ist dies anbetreffend zu ve rnehmen. Außerirdische Geschöpfe haben auf der Erde kein Heim zu suchen. Es besteht keine Geschichte und kein Gedächtnis. Was gestern war, ist gewesen, ist nie gewesen. So spricht auch kein Grauer davon, und kein Grauer denkt daran. Nur in den Protokollen der Schreiber Hirn, Auge und Ohr und fernbezugsweise in denen der Schreiber 4 bis 6 und 7 bis 9 ist etwas wegen der zu ergreifenden Maßnahmen niedergestanzt. Dennoch ist eine Veränderung in die Erde eingetreten. Sie ist in de n betroffenen weiten Flächen fruchtbarer geworden. Das Vie rfeldersystem funktioniert in jenen Sektoren mit einer fast gewaltsamen Heftigkeit, obwohl der Weg zum Eingrauen, zum Normgrauen und seine Ölung durch rein anorganische Stoffe über das Einfeldersystem als Zwischenlandung hinweg zu beschreiten ist. Die erzielten Felderauspressungen erzeigen sich lange Schichten hindurch als nicht recht geeignet. Sie rufen Unregelmäßigkeiten in der Motorenleistung hervor. Eine unplanmäßige Hinneigung zu aperiodischen Rauschzuständen ist nicht zu überstehen. Die Effe kte daraus sind aber seltsamerweise nicht zur Retortenmischung zu verwenden. Endlich sind auch diese Hemmnisse überwunden. Die Techniker können schrittweise weiter ihre Versuchsreihen ansetzen. Vorsichtig, als probe man die Gesetze und Anwendungsfälle so kindlicher Maschinen wie Hebel oder Rolle aus, werden in dieser Schreiberzeit die Versuche mit der Luftauspressung zwecks Gewinnung einer unfeldmäßigen Speisung für die Grauen begonnen. Unübersehbar große Flächen könnten bei positivem Abschluß zum Hausen des grauen Geschlechtes nutzbar gemacht werden, ihrer Vermehrung dienen, neue Hochstädte, neue Produktionsstätten und neue Maschinen tragen. Gleichzeitig wird versucht, die fast motorisierten Grauen unmittelbar aus dem Elektrizitätsnetz zu speisen, um so die Ölung, selbst wenn sie völlig anorganisch geworden sein sollte, als einen letzten Umweg auszuschließen. Pluspol und Minuspol werden angelegt wie an die mütterliche Brust. Diese schrittweisen Versuchsreihen gehen abgelegen, in besonderen
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Spezialröhren vor sich. Sie sind nicht ungefährlich. Der schnelle Übergang von einer Methode der Fütterung zur ändern hat Lähmungserscheinungen oder Zerbrechen zur Folge. Graue müssen in den Listen ausgestanzt werden. Fast ist die Mensche nmaschine erreicht. Aber noch immer, so sehen die Techniker, ist etwas in der grauen Menschheit, das an das Tier erinnert! Draußen, in der Erdplanwirtschaft, geht die Austrocknung des Meeres vor sich. Gerade als die Maschinen zu voller Wirkung zusammenstoßen sollen, wird eine Meldung über unregelmäßiges Verhalten des früher Schaug efängnis der letzten lebendigen Wesen genannten Platzes in den Beratungswürfel der drei gewaltigen Schreiber Hirn, Auge und Ohr abgeworfen. Auge entziffert und sieht fe rn. Ohr hört fern. Hirn denkt nach. Hirn gibt Wellenanordnung. Ein Mechaniker wird durch die Röhrenle itung herabgedrückt und ausgeworfen. Es ist der Graue, der mit der künstlichen Quelle zu tun hat. Er wird auf Anforde rung stromvoll. Seine Zahl leuchtet auf. Er rasselt. "Die Quelle wird, da keine andere Anordnung vorliegt, mit künstlichem Wasser versorgt. In letzter Zeit fließt wieder unterirdisch gekommenes anders zusammengesetztes Wasser bei. Es ze igen sich auch besondere Unregelmäßigkeiten des Platzes." Ohr hört angespannt fern. Auge sieht angespannt fern. Auge spricht: "Ich sehe, durch elektrische Wellen herabrefle ktiert, dies Gepflanze ohne Zweck, Sinn und Nutzen wirrt sich ungradlinig durcheinander. Ein aufreizendes Grün wird sichtbar. Der Platz wird wieder farbig und damit das, was einstmals, als es noch Geschichte gab, Sünde genannt wurde." Hirn spricht und gibt Wellenanordnung: "Es werde der Platz am nächsten Einsteigschacht frei und ohne Graue gemacht. Die Pr oduktion ist umzuleiten. Wir steigen hina uf, um den Feind in der Nähe zu betrachten." Die drei gewaltigen Schreiber erheben sich zusammen, das erste Mal seit vielen Schichten, und steigen an die obere Erde. Sie fahren in einem grauen, farblosen Wagen aus Leichtmetall bis an den Ort der Verwilderung. Hirn steht unbeweglich vor den verrosteten ineinander ge krampften Drahtnetzen und Eisenpfählen. Ohr wittert. Auge klappt die Lider herunter. Dann öffnet Auge die Augen und spricht: "Fernsehen gibt nur Bild.
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Bild ist besser als Wirklichkeit. Wirklichkeit trübt Urteil. Bild gibt Übersicht und Plan." Hirn spricht: "Zuweilen ist Nähe notwendig auch für den, der das Protokoll stanzt, der nicht dem Schritt dient und noch - bis zu seiner Selbs taufhebung - die Weite zusammenfassen muß. Die Quelle rauscht wieder." Ohr spricht: "Ich höre es hier genauer. Es ist ein widriges Ge räusch. Es erinnert an das Wortschaukeln der verrosteten Narren, die der letzte lebende Dichter und der letzte lebende Philosoph genannt wurden." Hirn spricht: "Gewächs windet sich, unschrittmäßig, auf Umwegen. Vögel und Tiere sind nicht da. Aber doch ist dies hier der Feind. Es wird vorgeschlagen zu beschließen, den Platz sich zu überlassen, den Techniker zu beauftragen, das Wachstum zu überwachen und Meldungen besonderer Art abzuwerfen. Das ehemalige Schaugefängnis ist eine Versuchsretorte, an der der Feind abzulesen ist." Ohr und Auge schweigen. Hirn aber ist mächtig. So stimmen sie zu. Das Protokoll wird berichtigt. An allen Küsten des Meeres sind die Züge versammelt. Jeder Sektor hat einen Prozentsatz an Material und an Grauen abgeordnet, auch der, der nicht vom Meer begrenzt und in seinem Umfang beeinträchtigt ist. Proben vom abgeschliffenen Gesteinsstaub aus den besiegten Teilen des Sektors B sind den Spezialtechnikern zugeworfen und we rden auf ihre Zusammensetzung und etwa zu erreichende Ölungseignung oder Eignung zur Fortleitung der Grauen untersucht. Der gesamte übrige Ertrag aber aus den Berg- und Hügelenteignungen ist in riesigen Untererdlagern aufgespeichert und wird jetzt aufgerufen. Es geziemt sich, daß gefallene Überhebung, der Hochmut der Berge, der Hügel, der Wälder, der Schlammabsonderungen oder gar der Übe rschwemmungsmutwillen von irregulären Flußkrümmungen, die nicht der Abgrenzung und notwendigsten Befruchtung dienen, nicht nur gebrochen, sondern darüber hinaus zweckmäßig verwandt wird. Unabsehbare Züge von Schleppwagen gleiten auf den Übererdlinien an den Hochschienen bis an die Küsten und kippen sich aus. Es ist, als ob jeder der Wagen aus Leichtmetall rasselnd lache und grinse, wenn er sich dreht und ein Maul aufreißt, um geborstenes, zerbrochenes, gemahlenes Gestein, zerkrümelte Erde und getrockneten Schlamm auszuspeien. Auch größere Feldbrocken sind zuweilen aufbewahrt und werden aus besonderen, an Luftschienen gleitende n Wagen wie von einem Sprungtuch hoch-
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geschleudert und im Abdrehen herabgeworfen. Dröhnend klatschen sie ins Meer. Zuerst aber werden die Dünen und Dämme eben gemacht und ins Meer geschoben. Sie sind jetzt unnötig, denn sie haben nicht mehr die Aufgabe, die Felderwirtschaft vor dem Wogenrollen und den Unregelmäßigkeiten der Meerlebensführung zu bewahren. Ebbe und Flut sind bei der Abflachung der äußeren Erdform ohnehin sehr in ihrem Ausmaß zurückgegangen und wesentlich be scheidener geworden. Das Meer träum t und spielt. Es hat erst vor kurzem in den dröhnenden Gelächtern einer seltenen Sturmnacht mit seinen weißen Zähnen ein Stück aus dem Sektor G herausgebissen. Nun ist es satt, träumt und spielt. Die Meerspinnen, die Quallen, die Seeanemonen, die Tintenfische, die Haie, die Rochen, die platten Tiefseegebilde, die Seeteufel: das tausendfache Blitzen und Glitzern, das Gewimmel aus jagenden, haschenden, ste igenden, sinkenden Schatten und Lic htern, aus Geschmeidigkeit und Raubgier, aus sehnsüchtigem Betasten und zusammengeduckter Furcht ist in den schweren, gläsernen Wellen mächtig. Fische senden Strahlen aus und suchen sich im liebeatmenden Aneinandergleiten ihrer kühlen Schuppen. Phosphoreszierende Tupfen an den Kämmen der Unterseetiere, Leuchtfeuer zum Fang oder Flammen der Wegbereitschaft, aufbrennende Kraterreihen der Gier, der Angst, zucken und züngeln im glühenden Farbenschillern. Leben und Tod beißen und zeugen ineinander. Das we llenschlagende, unsinnige Leben tobt lautlos im Meer. Aber das Meer träumt und spielt im Traum. Weiße Wellen kräuseln sich, Schaumblüten des Wassers, die in einem Augenblick aufbrechen, leuchten und zerstieben. Nun kommen die Grauen und eröffnen den Kampf. Auf ein einziges, langes Sirenenheulen hin, das an allen Punkten der bewohnten Erde zugleich ertönt, beginnt der Hauptangriff. Er erfolgt mit verschiedenen Mitteln zu einem Zweck von sämtlichen Küsten des bedrohten Lebens Meer. Die Kurzwellenanordnungen toben abgehackt, durch Lautflächer über weite Strecken hingeworfen. Die Techniker des Planes geben leisere, knackende Befehle, sehen fern, hören fern. In den drei unterirdischen Beratungswürfeln hocken die drei mal drei gewaltigen Schreiber, unbeweglich, hören fern, sehen fern, und hören auch die Plangedanken der Techniker. Auge und Hirn sehen auch die Plangedanken. Die Technik ist weiter fortgeschritten. Ergeben die Plangedanken den Unfarbeneindruck
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grau, sind die schrittgemäß und richtig. Weichen sie ab, entarten sie ins Farbige, so sind sie falsch und müssen durch Protokollanordnungen be richtigt werden. Das Meer horcht auf. Es fühlt Schläge und Verwundungen. Die Grauen haben Stollen hinabgetrieben, Sprengladungen vorge bracht und blasen die Unterwellengebirge auseinander. Mit furchtbarem Brüllen zerbersten sie und krachen empor. Der grünsilberne eitle Spiegel des Meeres zerreißt. Gedrehte Wirbel von Schlamm, Steinen, Tieren und Wasser stoßen sich, kochend von Reibung, stürmen in die Luft und prasseln in verbreiteter Ohnmacht durch das gequirlte Wasser wieder herab. Das Meer wird trüber, schlammgespeist. Die Untermeertäler und Untermeerschluchten beginnen sich auszufüllen. Langsam, unerbittlich wird der Meeresgrund gehoben. Das meereigene Leben, das alle Maschinen, die die Grauen je erschreiten und nicht erschreiten kö nnen, in seinen Geschöpfen furchtbar, spielerisch, überströmend nebenbei in sich trägt, wird zugeschüttet, e rdrückt, zerrissen. Der Boden wächst, rieselt weiter, steigt an die Oberfläche und schickt sich an, willenlos gemacht, Kontinent, Feld, Planwirtschaft zu werden. Das Meer tobt. Es reckt sich und faucht Wasserberge des Zornes aus. Es rafft sich zum Sprung zusammen und fällt über die Küsten und über die unheimlichen, aufwachsenden Felderinseln mitten in der Flut her. Materialzüge werden eingesäuft und angerostet, Maschinen in ihrem nickenden Kippen und breitmäuligen, lachenden Ausspeien erfaßt und umgestürzt. Aber die Grauen sind nicht unter der bestraften, errafften Beute. Sie gle iten auf ihren Einmannwagen zurück. Sie haben ihren Arbeitsplatz weit ab vom Küstenkampfplatz, lenken fern nach den Wellenanordnungen der Techniker. So werden nur wenige Opfer unter den Grauen vom empörten Meer im Sprung errafft, gerollt und zu Metallbrei zerschleudert. Dann aber kommen die Gegenstöße der Grauen durch die Luft, öl wird herabgedr ückt und über den Aufruhr des Meeres geblasen, geträufelt, zerstäubt. Die Grauen haben dem Schiefer das Blut abgepreßt. Der Schiefer spricht: "Dies verfluchte Geschlecht läßt selbst dem Stein nicht das Leben! Erst jetzt sterbe ich, ein durchlöcherter Schwa mm, ein markloses, entmanntes Stück!" Die Grauen hören keine andere Sprache außer ihrem eigenen Bellen und Rasseln. Sie nehmen dem Schiefer das Öl, pumpen es in Leitungen, in
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Zerblasemaschinen und berieseln den Zorn des Me e res. Das Öl spricht zum Meer: "Es nutzt nichts, große Schwester! Das Harte ist gekommen und zwingt uns, gegeneinander zu sein. Wir werden müde. Wir werden müde werden müssen! Man muß ruhig werden. Die beste Ruhe ist das Verwehen, das Zerstäuben, das Aufgesaugtwerden vom Nichts ..." Das Me er stutzt und duckt sich. Es zieht sich zurück und lauscht. Da kommen die langen Glutbleche heran und verdampfen den Gischt. Platte um Platte dünnen Metalls schiebt sich aus einer Metallschicht, immer dünner, weit nach vorn, wird von elektrischen Strömen glühend gemacht und saugt in seinem unerträglichen Durst das bedrängte Feuchte ein. Die Bleche dampfen und zischen befriedigt, atmend, gekühlt. Aber immer neue Glut wird durch sie gejagt. Von neuem trinken sie das Feuchte, lechzend, dampfblasend. Durch die höhere Luft kommen Greifer gefahren. Sie haben Saugnäpfe, in viele Prismen zusammengespitzte Metallspiegel an ihren Köpfen, werden elektrisch geladen, durch künstliches Licht angestrahlt und werfen doppelte einschlürfende Glut auf das Meer. Glut trinkt, öl überredet mit qualvoller Ruhe. Das Meer zuckt, windet sich, eingeschnürt, zerrissenen Leibes, von fremder Haut bedeckt. Das Herz des Meeres schlägt in Zorn, in Angst. Das Meer ruft die untermeerischen feuerspeienden Berge auf. Sie schlafen schon lange. Viele haben vergessen, daß sie einmal Glut atmeten. Zuwe ilen träumen sie von ihrer Kraft und stoßen im Schlaf Schwefelque llen aus, oder sie atmen beruhigteres Feuer und wärmere Strömungen. Nun ruft sie das Meer in seiner letzten Not. Sie erwachen und öffnen die Krater. Manche sind im Schlaf verdorrt und tot gewo rden. Aber es steigt genug Feuer empor. Die Tiefen dröhnen. Der Boden bebt mitten im Meer. Springfluten, die Hunde der Riesen, jagen an die Küsten. Neue Felder werden von ihren Pfoten ze rkratzt. Aber e s bleiben viele Felder ungerissen. Die Krater atmen sich aus. Ihre Lungen zerreißen. Zerplatzte Gebirge füllen den Se e grund. Das Meer kocht und dampft auch an seinem Fuß, denn das flüssige Metallfeuer aus dem unteren Innern kommt hoch, breitet sich aus und erstarrt an der Flut. Geschleuderte Blöcke, zerblasen, irren als Gesteinsstaub auf der Fläche, werden eingefangen und Boden für Felder. Das Meer ballt sich zusammen zum letzten Wurf. Ein blauendes Gebirge von Meer wirft sich weit hinaus über das Land. Tausende von Grauen
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werden zerrissen, zugedeckt, eingewassert, zucken, liegen still... Doch das Meer hat sich übernommen. Es muß zurück, in Teichen und Rinnsälen verblutend ... Die Grauen haben eine furchtbare Tiefschlafschicht der Erschöpfung. Ihre Maschinen rauchen. Die Techniker zucken. Aber die Hälfte des Me eres ist besiegt.
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L Es dauert vielemalviel Schichten, bis die eingefelderte Hälfte des Meeres auch nach dem Wesen Land geworden zu sein scheint. Immer wieder bilden sich Schlammlöcher. Sie müssen erstickt und zugesandet werden. Die Traumfeuchtigkeit wird ihnen ausgetrieben, einmal, zweimal, dreimal. Dann liegen sie still, ihr eigenes Grab. Immer wieder brechen Schwefel- oder Kohlesäurequellen aus. Gase quellen schwer, erstickend, faul, kriechend. Gase stoßen durch die Schlammkruste, zischend, schillerndes Farbendrehen. Die Grauen zünden sie an. Ihr Feueratem muß das feuchte Feld trocknen und es regelmäßig machen. Quellen und kriechendes Gas werden erstickt oder abgefangen, untersucht und zur maschinelle n Benutzung verwandt, wenn sie brauchbar sind, um sich an irgendeiner Stelle dem Plan einzugliedern. Strünke, Stümpfe, treibender Tang, vermorschte Untermeerpflanzen, ersticktes Tiergewimmel: alles wird völlig anorganisch gemacht, verbrannt und trocknet die besiegte Meereshälfte mit aus. Die Leichenbrände leuchten, schwelen und qualmen durch viele Schichten hindurch und hängen den Wolkenhimmel immer nie driger. Dann ist es still. Das Planfeld, ausdruckslos, liegt da und öffnet sich ohne Gefühl der Benutzung. Um diese Zeit findet der Techniker für Luftbeobachtung, daß die Jahreszeiten sich verändern. Es gibt seit vielen Schreiberzeiten keine Jahreszeiten im eigentlichen Sinne. Jahreszeit ist ein geschichtlicher, also toter Begriff. Es gibt keine Überlieferungen. Jahreszeit - oder das Zeichen, das dafür gebellt wird bedeutet nur fast systematische, fast periodische Schwankungen in der Luftwirtschaft, den Wärmeschichtwechsel. Es ist für die Grauen in ihren Leichtmetallanzügen und in ihrer dem Maschinellen ange glichenen Struktur kaum spürbar. Da sie jene Störung der Schicht und der Arbeitsbereitschaft nicht kennen, die historisch Gefühl genannt wurde, ist das Gefühl der Luft, Wärme oder Kälte für sie nicht nachweisbar vorhanden. Der Techniker für Luftbewegung und ihre Betrachtung findet nur auf dem Wege der Messung, daß die erkennbaren Temperaturdifferenzen in den einzelnen Sektoren sich verschieben. Sie werden geringer, treten dafür aber häufiger auf. Es ist zumindest mit acht Luftschichten während eines Planjahres zu rechnen. Das bedeutet aber nur einen Fortschritt für die
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Felderplanwirtschaft, die auf ihrem Wege von der Vierfelder- zur Einfelderwirtschaft ist. Ohnehin liegt es auf dem Wege, und es ist daher im Protokoll beabsichtigt, das Jahr als etwas vollkommen Außererdiges abzuschaffen. Die gewaltigen Schreiber nehmen keine Notiz von dieser Beobachtung. Sonne und Sterne sind im Rauchhimmel kaum noch zu sehen. Der Blick der Grauen ist geradeaus oder nach unten geric htet. Nie sieht er nach oben. Ein Gestirnwandel ist nicht vorhanden und somit auch kein Einfluß auf tellurische Angelegenheiten. Die Erde ist anders gelagert, nichts we iter. Ihre Oberflächenschwere hat sich verschoben. Die Verteilung von Land und Wasser, von Gebirge und Fläche ist berichtigt. Klima ist etwas, was der metallisierte Graue überwunden hat. In einem zwiefach gepanzerten Betonloch, gegen Fernsehen durch stra hlungstaubes Metall geschützt, gegen Fernhören durch absaugende Filter gesichert, hockt der Spezialtechniker, der in langen Versuchsreihen den Weg zum Metaller beschreitet. Metaller ist die zu erstrebende Endmaschine zu nennen, die den Gra uen, die fast gefertigte Menschenmaschine, im gefährlichen Arbeitsprozesse ersetzt. Der Metaller ist geschlechtslos, ganz aus Metall hergestellt, den Gesetzen der Technik gemäß lückenlos ko nstruiert, ohne Bewußtsein, ohne Wille, ohne Gefühl, ohne Zorn, ohne Sehnsucht, ohne Zeit. Er ist reine Funktion, die vollendete Entsprechung von Ursache und Wirkung, von Grund und Folge. Er ist der Schritt, der Fortschritt schlechthin. Der Metaller ist unverwundbar, unerweichbar, unverrostbar, das Maschine gewordene Anorganische. Er wird stromvoll zu machen sein, sich dann bewegen und pausenlos Arbeit leisten. Er wird restlos aus der Luft zu ölen sein. Wetter, Hitze, Kälte, Feuchte werden für ihn nicht bestehen. Auf die notwendigen zwei oder drei Fragen, den Arbeitsprozeß betre ffend, wird er ein Ventil öffnen und Antwort in der Rasselsprache der Grauen, der Auftragge ber, auspfeifen lassen. Fernlenkbar, fernsteuerbar, fernregulierbar, wird der Metaller exakt funktionieren. Für ihn gibt es keinen Widerstand, keine Ermüdung. Das Ende seiner Wirksamkeit und die Notwendigkeit seines Ersatzes durch eine neue Endmaschine steht vorher fest und kann reibungslos erfolgen. Der Metaller ist die Vollkommenheit, das Symbol des grauen Geschlechts. Aber da Symbole ein verrosteter Begriff, Geschichte ist, wissen die Grauen nicht darum. Der Spezialtechniker ist nur eifrig auf dem Wege
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zum Metaller. Im Metaller muß eine Zentralmaschine sit zen, die den Antrieb, die Kraftquelle bedeutet. Um die Konstruktion dieser Maschine handelt es sich. Sie wird als der Zentralmotor ZM genannt. Der zur jetzigen Schichtzeit laufende Versuch trägt die Bezeichnung ZM 11. ZM 11 liegt still da und wartet. Ihr Kernstück, die gradweise a rbeitende, auf Zeit eingestellte Kombination von Atomzertrümme rung und Zerfall einer genau in ihrem Benehmen gekannten Radiumemanation, ist noch nicht durch den Stromanlasser in Funktion gesetzt. ZM 11 liegt also kalt und unbeweglich auf dem Steintisch, ein glitzerndes, kaum faustgroßes Gestränge, ein Schrauben- und Ventilgewirr, kupferrot glänzend, an manchen Stellen violett spie gelnd. Der Metaller steht hinter dem Steintisch, unbeweglich, kalt, ohne Kraftzentrum, dem Grauen in der Vorlagekombination von Kurbeln, Pleuelstangen, Scharnieren, Widerlagern, Drähten, Platten, Schrauben, Rädern, Nieten, öl- und Säurepfannen, Galvanisie rungsbädern ganz nachgebaut. Er hat Sehzellen und eine Em pfangsstation. Der Metaller kann auf eine bestim mte Wellenanordnung abgestimmt werden. Ihm fehlt eine Sendeanlage. Es ist ge plant, den passenden grauen Techniker als Sendeanlage zu benutzen. Dafür aber hat der Metaller überstahlharte, unzerbrechliche Teile. Der Abnutzungskoeffizient der einzelnen Gliede r ist äußerst nie drig, die Gebrauchsdauer sehr lang und genau vorher zu berechnen. Ist ZM eingebaut, so muß die Wirkungsenergie und Arbeitskraft der Endmaschine ungeheuerlich sein. Gegen den Meta ller wird es keinen Widerstand geben. Er siegt durch Arbeit und Schritt. Der Metaller steht unbeweglich und kalt. Seine Bruststelle ist ge öffnet. Ein Hohlraum mit lose hängenden Verbindungsdrähten wird sichtbar. Hier soll ZM 11 versuchsweise eingebaut werden. Der Spezialtechniker für diesen Zweck ST - ZM 7 (er ist der sie bente nach Verrostung seiner Vorgänger) hockt vor dem Arbeitstisch und betrachtet ZM 11. Er braucht nur einen Kontakt mit dem wandernden Kontakt, ehemals Finger genannt, zu betätigen, und die kraftausatmende Zersetzung in der innersten Zelle von ZM 11 beginnt. In einem anderen Spezialloch wird die Normölung für den Grauen der Einfeldwirtschaft ausgeprobt, nebenbei die Versuchsreihe für die Luftölung fortgesetzt. In einem anderen Spezialloch handelt es sich um die Fortleitung des grauen Geschlechts ganz ohne Rauschextrakt, ohne Trie b-
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verwirrung, durch Zweckmäßigkeit, durch Zielsetzung, durch das Anorganische, um die letzte und endgültige Verdrängung des Gefühls durch die Rechnung. So ist der Fortschritt auf manchen Wegen auf dem Wege. Im Spezialloch für die Endmaschine aber hockt ST - ZM 7 und betrachtet abwechselnd ZM 11 und den geöffneten Metaller. Die aufgerissene Brusthöhle des Metallers verlangt nach ihrem Herzen. ZM 11, das körperlose Herz ohne Verbindungswirken, verlangt nach seinem Leibe. Doch davon weiß ST - ZM 7 nichts. Er betrachtet nur die Lötungsstellen und die noch hängenden Kabeladern und hat sich zu überzeugen, ob alles zueinander paßt und die letzte Montage der Maschinenschöpfung beginnen kann. Vorher aber ist noch ein Versuch zu tun. ZM 11 muß auf Probe laufen. ST - ZM 7 betätigt den Kontakt. Das systematische Freiwerden durch aufgespeicherte Kraft, ihr schrittweises Ausatmen und zur Verfügungstellen zwecks Arbeitsleistung beginnt. ST - ZM 7 weiß, daß eine solche Probeleistung nur kurze Ze it dauern darf, da die wirkende Kraft, ohne Verbindung mit dem Metaller, in sich sich häuft und nicht, zur Maschine vollendet erhöht, äußere Arbeit, Normtätigkeit, leistet. Kulmination von Energie aber ohne befreiende maschinelle Leistung ist gefährlich. Der Spezialtechniker für die Endmaschine, ST - ZM 7 bezeichnet, hockt vor dem Zentralmotor, ZM 11 bezeichnet, und beobachtet die einsetzende Arbeit. Ein leises Surren wird vernehmbar. Die Drähte beginnen zu zittern. Im Innern des Zentralmotors klopft es fern, taktmäßig. ZM 11 fängt an, rosig zu leuchten, aufzuglühen, in Rot aufzubrennen, voll zu dunkeln und der gesättigten Farbe des Blutes zu gleichen. Sein Dröhnen ist abgedrosselt, wie durch Schleier hörbar. Das Arbeitsloch schwingt von einem seltsamen Töne n. ST - ZM 7 reißt gewaltsam die Augendeckel hoch. Ein Nebel scheint vor seinen Sehstellen zu liegen. Dann beginnt es, um ihn zu kreisen. Der Mechanismus hinter seiner Stirnseite verliert die ge messene Funktion, die Schrittkälte, wird von einer geheimnisvollen Macht angerührt und in eine kreisende Bewußtlosigkeit ge bracht, die nicht leer ist, sondern voll von dem Fledermausge schwirr von Träumen und phantastischen Bildern aus fremden Zeiten und fremden Welten. ST - ZM 7 sieht plötzlich farbig. Er hört Sprachwirbel klingen, voll, in einem ihm unerklärlichen Rhythmus, voneinander abge setzt und doch
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zusammentönend. Vögel fliegen durch den Raum. ZM 11 ist eine rote, schwingende Insel, um die weiße, bläuliche, lila Schmetterlinge taumeln, berauscht vom Summen und Tönen der tanzenden Insel. ZM 11 liegt auf dem Tisch, dröhnt und lechzt nach Wirkung, nach Arbeit. Der Metaller mit der geöffneten Bruststelle, aus der die Drähte und Kabel verbindungslos heraushängen, steht, kalt, unbeweglich, ohne Antrieb, mitten im Dröhnen des arbeitenden Metallsegens. Sein Metallgesicht sieht grau aus, ohne Ausdruck, mit Schlitzen und einem Loch als Mund, aus dem das Ventil zum Antwortpfeifen herausragt. Die Reflexe des arbeitenden ZM 11 zucken auf dem Leichtmetallanstrich. Es scheint, als grinse und lache der Metaller. Aus ZM 11 bricht die Kraft in Flammenstößen aus. Sein Dröhnen läßt das Spezialloch zittern und schwingen. ST - ZM 7 fällt aus der Trunkenheit seines Traumes. Er erstarrt, erkennt seinen furchtbaren Rückfall und streckt die Hand aus, um den Sperrkreis zu schließen und den Krafthauch abzustellen. Es ist zu spät. Der nicht auf Zeit regulierte ZM 11 sprengt sich im dämonischen Rasen seiner zügellosen Gewalt auseinander. Der Metaller zerbirst mit einem Schlag wie ein Gelächter in Metallsplitter. Der Spezialtechniker für die Endmaschine, ST - ZM 7 genannt, vom unzeitigen Erwachen des Blutes berührt, ist in Staubteile zerrostet und anorganisch gemacht. ST - ZM 8 tritt an seine Stelle.
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M Die gewaltigen Schreiber haben den vorzeit igen Abbruch der Versuche betreffend die Endmaschine sowohl hinsichtlich des ZM 11 wie des Metallers wie des ST - ZM 7 im Protokoll bemerkt. Es wird angeordnet, daß nach den Plänen zwei Metaller gleichzeitig zu konstruieren sind. ZM 12 wird in Auftrag gegeben. Er hat für die Folge vollkommen oder doch fast geräuschlos zu arbeiten, da vorausgesetzt wird, daß eine Kombination von neuen Arbeitsge räuschen ST - ZM 7 zu einer Unachtsamkeit verführt hat. Der Turm, der durch den Ausbruch nicht zielstrebig gemachter Kräfte einige Beschädigungen erlitten hat und an manchen Stellen gerupft aussieht, wird wieder in Stand gesetzt, um den Nachfolge techniker in den Stand zu setzen, vom abgebrochenen Stand der Dinge an weiter zu arbe iten. ST - ZM 8 tritt also an und richtet sein Augenmerk auf die Unterbindung illegaler Geräusche. Vier besonders spezialistisch ausgebildete Me nschenklempner und zwei Menschenmonteure helfen ihm, die beiden neuen Metaller M 2 und M 3 zu bauen. Man hat eine zweifache gleichzeitige Anfertigung für nötig gehalten, um bei einem etwa eintretenden Fehlschlag bezüglich eines Metallers ein Modell übrig zu haben. Der Spezialtechniker für Menschenfortreihung und der Spezialtechniker für Retortenauswahl sind angefordert. In der jetzt la ufenden Schichtzeit heißen sie ST - MF 15 und ST - RA 9. Sie haben meldend gestanzt, daß ihre Versuchsreihen zu einem gewissen Abschluß gekommen seien, genau genommen natürlich zu einem Abschluß vor dem Abschluß. Denn es entspricht dem Wesen des Fortschritts, nie ausgeschritte n zu sein. Könnte Fortschritt übe rhaupt am Ende sein und Vollendung werden, so wäre die Vollkommenheit erreicht, der Zweck und damit der Sinn jeder Arbeit, jeder Schicht und jedes Geschehens ausgeschaltet, verloren, und damit die Selbstauflösung der Erde zu beschließen. Der erste Augenblick völliger Selbstverehrung muß der letzte sein, da es dann keinen Plan mehr und keinen Weg gibt, - ein nicht auszudenke nder Gedanke ... Über sein Bestehen und seinen Sinn denkt der Zweck nicht nach. Er denkt überhaupt nicht nach, da Nachdenken etwas Unzweckmäßiges ist. Vordenken ist aber nur in Schrittform erlaubt und ist gleich Mensche nplanwirtschaft, die gleich Erdplanwirtschaft ist. Unzweckmäßiges Vordenken ist farbig, falsch und als solches a bzurosten. -
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ST - MF 15 und ST - RA 9 sind auf Wellenanordnung hin abge worfen und stehen im Beratungswürfel der drei gewaltigen Schreiber Hirn, Auge, Ohr. Vom Ausfall der Vorführung wird es abhängen, ob die neun gewaltigen Schreiber zusammenkommen und ob später im Verfolg der Sektore nabstimmungen eine Vollversammlung der gesamten grauen Menschheit anzuberufen ist. ST - MF 15 und ST - RA 9 haben die Ergebnisse ihrer letzten Versuchsreihen aufgebaut und warten, daß sie stromvoll gemacht werden und die Zahl auf ihrer Brust aufleuchtet. Hirn, Auge und Ohr betrachten ST - MF 15 und ST - RA 9. Endlich drückt Hirn auf einen Hebel. Die Zahlen an der Brust der beiden Spezialtechniker leuchten auf. Sie zucken den Arm zum Gruß und melden sich als arbeitsbereit. Hirn betrachtet die Zahlen auf ihre r Brust und denkt nach. ST - MF 15 und ST - RA 9, der fünfzehnte Spezialtechniker des Nacheinander in bezug auf die Menschenfortreihung und der neunte Spezialtechniker des Nacheinander in bezug auf die Retortenauswahl, stehen vor ihm. Hirn denkt nach und spricht: "Es wird zu erwägen, zu beraten, zu beschließen und für die Berichtigung des Protokolls einzustanzen sein, ob nicht die laufende Nummer bei den Spezialtechnikern abzuschaffen ist. Sie bedeutet Geschichte, einen Rückblick und damit einen Rückfall. Es ist nur zu bezeichnen, was zur Zeit ist. Jeder Spezialtechniker kann mithin nur 1 sein, also ohne Beziffe rung." Auge schweigt. Ohr spricht: "Es ist nur eine Stimme zu hören, die des jetzt im Arbeit sprozeß befindlichen Spezialtechnikers. Mithin ist eine Ziffernbezeichnung, auf Vorgänger, auf Geschichte deutend, übe rflüssig, also schädlich. Dem widerspricht, daß im Geräuschplattenarchiv bemerkenswerte Geschehnisse, Reden, Beschlußfestste llungen und Stimmen noch aufbewahrt werden. Es gibt demnach ST - MF 14,13,11 und ST - RA 8, 6, 4, 2. Der Weg braucht nicht ge hört zu werden." Auge spricht: "Ich sehe nur einen Spezialtechniker. Es gibt also nur einen Spezialtechniker. Es handelt sich für diese Schicht, mithin für alle Schichten, nur um ST - MF 15 oder ST - RA 9. Auch das Geräuschplattenarchiv ist eine Anbetung des Gewesenen, also abzurosten. Demgegenüber
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ist zu bemerken, daß das Geräuschplattenarchiv über den bisher geschrittenen Weg Aufschluß gibt. Schrittpunkte werden hörbar und damit sichtbar gemacht." Hirn denkt nach und spricht: "Wohnt der Schritt nicht in jedem Grauen, ist der Schritt nicht der Motor des Grauen, der Motor im Motor, so ist jeder Rückblick auf Geräuschplatten, jede Hörbarmachung, Sichtbarmachung des Abgerosteten, anorganisch Gewo rdenen, zwe cklos. Wer sich umsehen muß, hat den Weg nicht in sich. Wir neun Schreiber müssen uns um des Protokolls willen noch zuweilen umsehen, aber wir wissen, daß unser Zweck ist, uns auszuschalten, überflüssig, damit sinnlos zu machen und uns demgemäß selbst durch Entfernung aus dem Arbeitsprozeß des Fortschritts herauszuziehen. Wir sind das, was im Grauen der Rest von Fleisch und Blut, in der Fortleitung des Grauen der Rest von Rausch, von Zeugung ist. Wir müssen uns überwinden. Jeder Graue muß jeden Gra uen, also auch uns, ersetzen können und ihm zahlgleich sein. Ich beantrage zu beschließen als Vermerk für das Protokoll, unbeschadet der Zustimmung der Vollversammlung: das Geräuschplattenarchiv ist auszurasten. Die Bezifferung der Spezialtechniker ist aufzuheben. Sie erhalten wie jeder Graue nur ihre Reihennummer als Vielfaches von eins und als Schrittbezeichnung." Auge und Ohr stimmen zu. Das Protokoll wird berichtigt. Gleichzeitig mit der endgültigen Abschaffung des Tages wird auch die Bezifferung der Spezialtechniker abzuschaffen sein. Hirn fragt ST-MF 15: "Wie weit ist es mit den Versuchsreihen betreffend die vollkommene Motorisierung des grauen Geschlechtes gekommen?" ST - MF 15 nimmt Haltung an und bellt Antwort: "Das Ziel ist die Fertigung des grauen Geschlechts dergestalt, daß rein anorganisch, ohne Rausch, der Motor des Schrittes hergestellt wird, der im Innern des Grauen als Regulativ arbeitet. Das Wachstum muß in der alten Form überwunden werden. Kindheit ist unfertig und farbig. Kindheit ist mangelhafte Arbeitsfähigkeit. Greisentum ist durch rechtzeitige Abrostung bereits ausgeschlossen. Über eine Schichtzeit des Übergangs hinweg, in der ein Hinausschieben der Gestaltsschichten der Grauen gemäß einer Verstä rkung der Motorkraftexplosionen im Inneren und ein er Dehnung der Adern zu erfolgen hat, ist die sofortige Fertigung in richtiger Größe zu erre ichen."
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Hirn sagt: "Demnach entspricht der vollkommene Graue dem im Arbeitsgang befindlichen Metaller mit der unterscheidenden Ma ßgabe, daß der Graue den Anlasser, der Metaller den Ausführenden gemäß Steuerung darstellt." ST-MF 15 bellt Antwort: "Es ist so. Wir sind zur Schichtzeit im Übergang, im schrittweisen Hinausschieben der Gestaltsschichten gemäß schrittweiser Verstärkung des inneren Motors." Ohr sagt: "In der Geschichte wurde das in Vorschichtzeiten offenbar Wachstum genannt." Auge fragt: "Ist die Vollendung der Menschenmaschine zu ers e hen?" ST - MF 15 bellt Antwort: "Die Menschenmaschine ist erreicht. Der vorläufige Abschluß der Versuchsreihen nach dieser Ric htung hin läßt ihn als erreicht ansehen. Der noch zu erschreitende Fortschritt über die Me nschenmaschine hinaus hat den Grauen als Maschinenmaschine zu ste mpeln. Grauer und Metaller werden sich am Ende der Fortreihung gegenüberstehen und verhalten wie Anla sser und Bewegung, wie Wellenanordnung und maschinelle Ausführung, wie Funktionär und Funktion." Ohr spricht: "Es klingt zusammen wie Schraube und Gewinde. Es stimmt." Hirn denkt nach und spricht: "Darnach wären die Versuchsre ihen für Retortenauswahl als überflüssig und somit als erledigt abzubrechen." ST - MF 15 zuckt, grüßt und rasselt: "Es fehlt noch ein Übergang zwischen Menschenmaschine und Maschinenmaschine, fordert noch Retortenauswahl, wenn auch in vorgeschrittenem Maß. Ein Rest von Blut und Rausche xtrakt ist noch nicht zu entbehren. Er ist bei der Ferse in einer Ader konzentriert, im größten Abstand von der bewegenden Mitte des Motors und seinem Ort. ST - RA 9 wäre zu befragen." Hirn denkt nach und fragt: "Ist die anorganische Fortölung des grauen Geschlechts erreicht und damit die Einfeldwirtschaft mit Aussicht auf Luftölung?" ST - RA 9 zuckt, leuchtet auf, grüßt und bellt Antwort: "Der Viergrauentyp ist erledigt und für die Schrittfolge abmontiert. Ölung durch direkte Speisung aus dem Elektrizitäts netz ist als Fehlleistung durch Versuch festgestellt; Befragung des Spezia ltechnikers für Menschenölung gäbe genaue Antwort über den Stand." ST - MF 15 hat zu rasseln: "Die Fortleitung der Grauen bedarf noch immer einen Tropfen Rauschextrakt. Die Aktivierung der Restbestände ist
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bisher gelungen, wird aber immer schwieriger. Mithin ist die Umstellung der Versuchsreihe für Retortenauswahl dahin notwendig, daß die völlige Ersetzung der Zeugung durch Radioaktivität und damit die polare Angleichung an den Metaller zu erschreiten ist. Die Versuchsreihe ist auf dem geraden Wege dahin. Die Produktionsgebiete von ST - MF 15 und ST - RA 9 würden sich damit kaum noch überschneiden, sondern decken." Auge spricht: "Es ist bei der Schwierigkeit der exakten Versuchsreihen zu sehen, daß die Abrostung von ST - RA 9 nicht zu erfolgen hat. Es wird vorgeschlagen zu beschließen: ST - RA 9 vereinigt das Gebiet mit ST - MF 15. Für die noch nötige Schicht werden sie beziffert als 1 und 1 + 1." Hirn und Ohr stimmen zu. Hirn spricht: "Es werde die bisher erreichte Motorisierung der Grauen vorgeführt." ST - MF 15 enthüllt die Menschenmaschine, den neuen Einfeldgrauen, der nach planmäßiger Abrostung der zur Zeit im Arbeit sprozeß laufenden Grauen in Serien hergestellt werden soll. Er ist klein, eine junge Me nschenmaschine. ST - MF 15 enthüllt den dazu gehörigen Motor. Er vibriert in einem flirrenden Summen. Seine Räder und Transmissionen rasen, so daß sie fast stillzustehen scheinen. Auge spricht: "Ich sehe es. Die Mission des Grauen ist Transmission." ST - RA 9 tritt heran, zeigt eine Retorte aus feinstem Leichtmetall, schüttelt sie, schraubt ab und läßt vorsichtig einen Tropfen einer zähen Flüssigkeit in ein kleines Steigerohr des Motors fallen. Der Motor beginnt sofort, fast taktmäßig, zu arbeiten. Ein lautes Pochen klingt, zunächst noch aussetzend, dann ganz regelmäßig, als zähle es im Motor eins - eins - eins ... Auge ergreift einen winzigen Apparat und hält die Sehzelle hoch. Auge spricht: "Ich sehe durch den Metallaufbau des Grauen. Es läuft etwas Dunkles in einigen Strängen nach der hinteren Fußstelle und sammelt sich dort." ST - RA 9 grüßt und rasselt: "Die Inbezugnahme des Tropfens noch a ktivierten Rauschextraktes auf das anorganische Agens des Motors bewirkt Erzeugung und Sammlung des Restes Blut in der Ader am Fußgelenk. Dieser zu überwindende Rest bedingt auch die Gestaltsausschiebungen, früher Wachstum genannt. Es ist ge lungen, sie so zu beschleunigen, daß sie bereits in drei Planjahren vollendet sind und die Menschenmaschine
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von da an voll arbeitsfähig ist. Bei völliger Ausschaltung des Rausche xtraktes und anorganischer Fortleitung allein dürfte die Bezeichnung .graues Ge schlecht' abzurosten sein." Hirn denkt nach und spricht: "Das Jahr wird abgeschafft, auch in der Form des Planjahres. Es wird nur noch Schichten geben. Ich gebe Welle nanordnung in bezug auf Abwurf des Spezialtechnikers für Mensche nölung." Der Spezialtechniker für Menschenölung, zur Schichtzeit ST - MO 11 bezeichnet, wird abgeworfen, stromvoll gemacht, leuchtet auf, grüßt und meldet sich arbeitsbereit. Hirn denkt nach und fragt: "Ist die Normölung des grauen Ge schlechts erreicht?" ST - MO 11 grüßt und rasselt Antwort: ,Ja. Sie ist erreicht. Der Einfeldmensch wird nach planmäßiger Abrostung der letzten Vierfeldmenschentypen allein im Produktionsprozeß sein." Hirn fragt weiter: "Ist die Luftölung erreicht?" ST - MO 11 zuckt und rasselt Antwort: "Sie ist noch nicht erreicht. Ve rsuchsreihen sind angestellt. Betrieb durch rohen aus der Luft filtrierten Stickstoff wurde nicht erreicht, da keine Anheizung durch ihn erzielt we rden konnte. Verbrennung des Stickstoffes in sich oder rein im Motor der Menschenmaschinen bedingt Oxydation und ist ein Schrittwiderspruch." Hirn denkt lange nach. Auge und Ohr schweigen. ST - MF 15, ST - RA 9, ST - Mo 11 schweigen. Die Zeit der Tiefschlafschicht rückt heran. Endlich spricht Hirn: "Es ist zu erdenken als im Wege des Fortschritts: Bei Ausschaltung des Rausches durch völlig anorganische Fortleitung fällt Geschlecht fort, fällt Ölung an sic h fort. Da Atomzertrümmerung und Radioaktivität kombiniert sowohl Atmung wie Ölung wie Maschinentakt und Feuerung erreichen, fällt Tiefschlafschicht fort. Die Maschinenmaschine als Grauer wird die Schrittzahl 1 für die Dauer des Arbeitsprozesses haben, ohne Ge schlecht, ohne Tiefschlaf, ohne Atmung, ohne Ölung, in ihrer Arbeitsdauer nur durch den Abnutzungskoeffizienten ihrer Metallisation bedingt. Ein unabnutzbares Endmetall zu finden, ist die letzte Aufgabe des Schrittes. Damit wäre die erdhafte Unsterblic hkeit erreicht." Auge spricht: "Ich sehe es." Ohr spricht: "Ich höre es." ST-MF 15, ST-RA 9, ST-MO 11 zucken die Hand aus bellen: "Es ist so." Tiefschlafschicht tritt ein.
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Hirn, Auge, Ohr sinken über den Tisch des Protokolls.
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N Vollversammlung aller Gra uen der Erde ist angesetzt. Sie findet statt an der flach gemachten Küste der bezwungenen Meereshälfte, da, wo es zuvor sich am breitesten und gewaltsamsten gegen den Dreikontinent warf. Inzwischen haben die Schichten geschichtet. Es ist viel von zersprengtem Wasser ausgeglüht oder zugeschüttet worden. Die Erde ist weiter fortgeschritten. Die Sektoren der Planwirtschaft sind immer formregelmäßiger geworden und gestatten immer mehr eine genaue Zuvorberechnung der erforderlichen Grauen, der Maschinen, der Schichtwerke. Erde ist auf gutem Wege, wirklich Erde zu sein, nicht bloß eine Anzahl schwimmender Teller auf einer brodelnden Suppe. Vollversammlung aller Grauen der Erde ist angesetzt. Unaufhörlich rollen die Untererdzüge heran. Aus den Einsteigschächten quillt es, Menschenmaschinen um Menschenmaschinen. Die Fahrräume speien sechzehn zu sechzehn aus. Sie schütteln sich rasselnd. Es klingt metallen. Die Augendeckel heben sich. Die Se hstellen werden stromvoll. Wenn sie sich aus den Einsteigschächten über die Er dfläche erheben, zukken sie den Arm rasselnd zum Gruß in die Luft. Es sieht aus, als wüchse aus den Feldern eine eiserne Saat hervor ... Das Grau über der Erde tönt wider vom Rasseln und Bellen der Begrüßung. Zug um Zug ordnet sich an, genau und planmäßig. Ungeheuere Uferstrecken sind angefüllt von Menschenmaschinen. Aus Hochhäusern schauen Lautflächer. Sie sind so aufmontiert, daß sie ihre Schallwellen über der Erde vereinigen und sie millionenfach verstärken. Der Maschinengruß erdröhnt. Tausendmaltausendm altausendmal I bellt im Sprechchor Antwort. Die Lautflächer brüllen: "Wir grüßen uns, wir Grauen, wir Besitzer der Erde!" Die Grauen bellen Antwort: "Wir grüßen uns, wir Grauen, wir Besitzer der Erde!" 90 "Wir grüßen uns. Die Zahl 1 grüßt sich!" "Wir grüße n uns. Die Zahl 1 grüßt sich!" "Niemand von uns ist anders. Jeder ist er und der andere. Jeder andere
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ist jeder andere. Es gibt kein Ich und keinen verruchten Unterschied auf der Erde!" "Wir schaffen den Tag ab!" "Wir schaffen den Tag ab!" "Wir schaffen die Zeit ab!" "Wir schaffen die Zeit ab!" "Wir schaffen den Wert ab!" "Wir schaffen den Wert ab!" "Wir schaffen den Einzelnen ab!" "Wir schaffen den Einzelnen ab!" "Wir schaffen das Geschlecht und die Zeugung ab, denn wir sind gestanzt und Serie!" "Wir schaffen das Geschlecht und die Zeugung ab, denn wir sind gestanzt und Serie!" "Wir sind das vollkommene Zusammen, der Schritt, das Nacheinander und Nebeneinander zugleich!" "Wir sind das vollkommene Zusammen, der Schritt, das Nacheinander und Nebeneinander zugleich!" "Wir sind die vollkommene Gegenwart ohne Sprung!" "Wir sind die vollkommene Gegenwart ohne Sprung!" "Wir sind die Zahl eins, die Zahl l!" "Wir sind die Zahl eins, die Zahl l!" "Wir sind auf dem Wege zur Vollendung, zur Maschinenmaschine!" "Wir sind auf dem Wege zur Vollendung, zur Maschinenmaschine!" "Wir werden die Materialewigkeit sein!" "Wir werden die Materialewigkeit sein!" "Wir beten nichts an außer uns selbst, die Zahl l!" "Wir beten nichts an außer uns selbst, die Zahl l!" Die Erde bebt und schwingt von dem ungeheueren Geräusch dir Selbstanbetung aller Grauen der Erdvollversammlung. Das Meer, das halbe, das noch besteht, wird von den Schallwellen e rgriffen und gepeitscht. Erdsturm führt über das Meer und beißt sich in sein Schille rn ein. Eine Stunde lang bellt die Grauheit. Eine Stunde lang ballt und stößt sich das Kehlrasseln und das zusammengedrehte Schmettern der Lautflächer im Takte heraus. Eine Stunde lang betet sich die graue Menschenmaschinenheit selbst an. Dann werden einstimmig die Beschlüsse gefaßt. Das Protokoll kann be-
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richtigt werden. - Im Sektor B schlafen und brummein die Bergdämonen. An der Stelle von B 37, der geplanten Hochstadt, gähnt und grinselt der älteste Eisriese. Schneestürze seines Bartes fließen lang hera b bis in die Ebene. Das Gesicht ist von Schroffen, Mulden und Trögen gefurcht, von Felsstoppeln bestanden. Der älteste Eisriese gähnt, grinselt und grüßelt im Schlaf. Er lacht ko llernd vor sich hin, daß Lawinen abfahren und die pelzigen Wälder an seinem Gürtel sich umlegen. "Ho - was läuft mir Winziges über die Haut? Was tupft und schuhelt an meinen Zehen?" Der Uralte mit den Greisknochen träumt und bröckelt im Traum. "Ho - was prickelt und knitzelt? Was Käfergewimmel bestitzelt die Ferse? Ich schlaf und bin faul, sonst knickt' ich euch ab! Lauft und grabelt euch ein, eh' ich erwache!" Der Uralte wälzt sich zurecht. Die Erde bebt. Bergkuppen werfen einander die Mütze zu. In der Höhe über dem Rauchhimmel spielen die Luftdämonen. Sie stoßen den Dunst durch, der von den gebändigten Erdsektoren aufsteigt und sich lastend zusammenwürgt. Wo sie atmen, ist die Luft dünn. Sie schlürfen Eisnadeln und jagen sich. In Sonnenböen stürzen sie auf den Planplatz von B 37 herab und finden Eisriesen, Hagelstreuer und Sandatmer schlafend. Die Luftdämonen bleiben mitten im Wirbel stehen. Sie blicken durch den gespaltenen Rauchhimmel. Winzige Tiere bewegen sich unten. Vie reckige Käferchen laufen in Linien vor und zurück. Haarfeine Stacheln bohren sich in die Zehen der Uralten, der Eisriesen. Die Luftdämonen lachen. "Sie schaben ihm die Haut, die Puppen von unten! Wie sie die Sohlen ihm kitzeln!" Da brüllt der Uralte auf. Sein Traum zerreißt. Die Luftdämonen fahren in Tromben herab und werfen sich he ulend hin. Doch sie zerfledern die bohrenden Wespen nicht mehr. Zerrissen bluten die Füße des Eisriesen. Die Zwerge haben gesprengt. Sie sind zurückgeglitten, die weit ab schon hielten und lauerten, grifflig die Finger am Hebel, die Deckel gehoben, die Sehstellen voll Strom, geladen mit Wellenanordnungen, die weithin treffen und schlagen. Kontakt läßt Ge-
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walt und Feuer aufbre chen, Felsen aufmeißeln, zerknicken, zerblasen. Nun reißt der Uralte, der Eisriese, Blöcke von Gletschern herab. Die Luftdämonen drehen Stürme als Geißeln zusammen. Zwei Metaller stehen und gehen Maschinenschritt. Sie haben Wellenbefehl auf stärkste Kraftausatmung erhalten und Ventilantwort zurückg epfiffen. Sie halten stand und schreiten. Sturm, Hagel, Lawinen werfen sie nicht um. Von Schnee überwältigt, schmelzen sie sich aus eigenem Blutatem heraus und schreiten auf Wellenbefehl langsam zurück. Ein Stück des Vorgeländes von B 37 ist wieder durch die Grauheit überwältigt. Das gehälftete Meer hat das Lobgebell der Grauheit auf sich selbst gehört. Noch Tage nachher schlagen die vom Schall getroffenen Wasser zusammen, fahren durcheinander und können sich nicht zur Glätte des Spiegels beruhigen. Dann aber steht das Meer still und beginnt nachzudenken. Nach einer Zeit fühlt es sich e rstarren, im Innern faul und brackig werden und die Angst des Gerinnens zu fühlen. Wenn Bewegung nachdenkt, muß die Furcht des Todes über Bewegung kommen. So faltet sich Meer gewaltsam auseinander, preßt seine langen, geschmeidigen Glieder an die Küste und heult vor Zorn über die fremden Grenzen, die es einschnüren und vergewaltigen. Wassermeer ruft Luftmeer an und spricht mit ihm: "Luft, wir sind in Gefahr! Die Gefahr der Winzigen, die Gewimmel ist, ist über uns. Größe ist selten und nur sich selbst Gefahr. Winziges aber in Massen ist fürchterlich; denn es bleibt klein, ob es auch die Erde bedecke! Aber es ist gemein, gierig, aussaugend, rachsüchtig, ohne Ruhe, ohne Schlaf, ohne Traum, ohne Spiel, ohne Schöpfung. Die Grauheit ist über uns, die Menschenmaschine nheit!" Luft liegt träge über dem Meer. Luft antwortet: "Bist du in Not, Wassermann, Wasserweib, Wassermeer, Allgeschlechtiges, daß du weise wirst und mit mir sprichst, die du nicht kanntest - bis heut?" Meer zerknittert zornig sein Schaumgewand. "Auch du bist Meer, Luft - Luftmeer! Wo ich Fläche und oben bin, bist du Grund und unten. Wir haben die eine Grenze, die uns Haut ist* Fühlst du nicht, Luft: was mich peinigt und engt, wird auch deine eigene Not!" Luft zischt höhnisch: "Ich habe nicht Not." Meer schäumt: "Die Grauheit ist unser Fein d."
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Luft pfeift: "Du bist mein größter Feind von jeher, Wassermeer! Du stößt mich und schlägst in mich hinein. Du bist der Zerstörer heimlichster Spiele! Wenn die Blüten meiner Träume gaukeln, die purpurdunkelnden Wolken, die Silberfasern, das lichte Gebla se der Windkugeln, das Pflanzenweben und Blätterspreiten in tragendem Atem: dann kommst du in deinem Neid, der nur in sich sich werfen und schlagen kann und kaum im Schaum des Zornes schillert, dann kommst du und saugst meine liebsten Kinder herab zu deinem Bedarf! Du unterwindest dich, meine Wolken zu me lken und nährst dich vom Milchregen der Höhe. Denn du selbst kannst dich nicht halten und vermehren. Dein Buhle Sonne saugt dich aus!" Das Meer ist gelähmt vor Trauer. Es sieht sich in seinem Spiegel. Der Spiegel ist schwarz. So spricht es: "Du irrst dich, Luftmeer! Nun ich beraubt bin und nur noch halb, habe ich erkannt, daß immer Fehde zwischen denen ist, die gle ichen Blutes sind. Deine Kinder, deine liebsten Träume, sind meine Wasser, sind mir entrissen! Du saugst sie hoch, um deinen Atem zu kühlen. Du machst die flüssige Schwere leicht und läßt sie in deinen Armen wandern und spielen; denn du bist selbst kinderlos, Luftmeer, und raubst meine Wellen!" "Du lügst, Wassermeer! Alles lebendige Atmen trinkt mic h, sonst stürbe es hin!" "Es gibt kein Lebendiges mehr außer uns beiden, Luftmeer! Die Me nschenmaschinenheit, das graue Geschlecht, das geschlechtslos wird und sich Grauheit nennt, das ist unser Feind! Es lebt nicht mehr, es besteht nur noch! Es hat begonnen, mich zu vernichten, und wird auch dich zerstören, Luft!" Luft lacht. "Mich zerstören? Das Grenzenlose zerstören?" Meer spricht: "Sieh die beiden metallenen Tiere an, Luft, die weitab stehen. Sie sind und sind nicht. Sie zerfallen und zerfallen doch nicht. Sie saugen ein und blasen Erstickendes aus. Sie sind die Zugochsen der Grauheit, aber sie fressen nicht und wissen nicht um ihr Joch. Sie wissen nicht. Sie träumen nicht. Sie spielen nicht. Sie zeugen nicht. Sie schreiten und zerstören, wenn die Grauen es befehlen!" Luft hebt sich auf und lächelt: "So decke sie zu, Wassermeer! Unve rwundbar ist mein Leib. Man kann mich teilen, aber nicht zerschneiden. Ich bin das ewig Ganze. Wer mich schlägt, trifft sich. Was tut mir der Graue, das Tier da, der schlürfende Schritt, die taumelnde Schwere?" Meer starrt auf die Metaller. Sie sind stromlos, graue Klötze, die Sehstel-
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len verklappt, das Maul zugeworfen. Unbeweglich stehn sie da.
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O Die neun gewaltigen Schreiber kommen zusammen. Auge hat ferngesehen. Ohr hat ferngehört. Hirn hat nachgedacht und die Spezialschichtgedanken der bezüglichen noch zugelassenen und notwendigen Spezia ltechniker fernaufgenommen. Das Protokoll kann durch Ergänzungsstanzung vervollständigt werden. Denn das Protokoll muß auf dem laufenden e rhalten werden. Es ist das laufende Band des Fortschritts. Die neun gewaltigen Schreiber hocken in einem anderen Untererdberatungswürfel vor dem Prismentisch. Vor ihnen stehen die beiden Metaller, kalt, grau, stromlos. Ihre Wärter, die bezüglichen Spezialtechniker, stehen unbeweglich im Hintergrund und warten. Sie sind arbeits- und antwortbereit. Sie warten auf Anruf und Strom. Hirn denkt nach und spricht: "Es ist durch Leistung unter Beweis gestellt, daß diese breite Endmaschine, Metaller bezeichnet, in der Schichtsprache als M 1 und M 1 + 1 zu benennen, die erschrittenen, vollkommenen Werkzeugmaschinen sind. Sie gehen, wenn ihre Arbeitsenergie eingeschaltet ist, unaufhaltsam vorwärts, sind unermüdbar, setzen sich überall durch, sind dosierbar, durch Wellenanordnung zu lenken und sofort nach Ableistung des erforde rlichen Pensums in Ruhe zu versetzen. Diese Ruhe ist vollkommen. Sie entspricht dem Nichtsein. Sie verbraucht keinerlei Material und keinerlei Wartung zur Aufrechterhaltung der Betriebsfähigkeit, sondern nur eines Schutzanstrichs. Ihre Materialdauer ist sehr lang, der Ablauf zuvor berechenbar." Die Spezialtechniker, aufgefordert und stromvoll gemacht, be llen und rasseln Bestätigung. Auge spricht: "Es wird beantragt zu beschließen: In Anbetracht der Wichtigkeit dieser Schrittleistung werde von einem Verfahren Gebrauch gemacht, das in den letzten Schichtzeiten ausgeschaltet war. Es werde eine Geräuschplattenmontage vom letzten Einbruch in das Vorgelände des Sektors B der Erdplanwirtschaft Planhochstadt 37 in der Erdvollversammlung vorgeführt." Magen spricht: "Es wird beantragt zu beschließen: die von Auge beantragte Vorführung einer Geräuschplattenmontage wird als Rückfall in das Gefühl, in das Organische, in die Vergangenheit und somit als unschrittmäßig abgelehnt. Vorführung von ereigne ten Ereignissen ist Umschau, Rückwärtsgehen der Zeit, Einschlürfen bereits verbrauchten und ausge-
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worfenen Öls. Die Schichtzeit der Anfeuerung durch Gewesenes und Verwestes ist längst vorüber." Magen dehnt sich aus, vollgesogene Gewichtigkeit. Magen spricht weiter: Jeder Graue und die Grauheit als solche hat in jedem Augenblick von sich überzeugt zu sein, sich als Maß und Zahl 1 und damit als ungedachte Vollkommenheit zu begre ifen. Auch Denken ist als Erweichung der metallischen Grundlage des Seins, als Rückfall zu bezeichnen und darum auszuschalten. Die der Grauheit angemessene Form der dem Denken parallelen Vorgänge ist eine Funktion des Magens." Hirn denkt lange nach. Es ist still. Hirn hebt die Hand und spricht: "Magen hat recht. Es ist in we nigen Schichten die Zeit erschritten, in der Hirn sich aufheben und entfernen wird. Es wird die Schrittzeit zu erschreiten sein, in der Magen als Alleinschreiber verbleibt, bis auch Magen sich entfernen kann, sobald der unabnutzbare Graue erschritten ist." Die Vorführung der Geräuschplattenmontage wird abgelehnt. Magen hat über Auge und Hirn gesiegt. Es wird beschlossen und für das Protokoll gestanzt: "Metaller für Metaller ist als vollkommene Arbeitsendmaschine herzustellen. Die Versuc hsreihen zwecks Erzielung eines unabnutzbaren Metallwerkstoffes für Me nschenmaschinen und Metaller werden fortgesetzt. Die Abrostung der noch vorhandenen Vierfeldergrauen ist planmäßig weiterzuführen. Die graue Schichtzeit werde zwecks schnellerer Umwandlung in die Einfeldgrauheit in ihrer Gesamtdauer um ein Fünftel gekürzt, so daß die endgültige Abrostung dementsprechend früher zu erfolgen hat." Vollversammlung der gesamten Erdgrauheit ist angesetzt. Die Me nschenmaschinenheit füllt, nebeneinander aufgeba ut, den gesamten Erdsektor K, so gewaltig ist sie trotz aller Arbeitsausfälle der letzten Schichtzeiten angereiht. Die Lautflächer brüllen, vereinigen sich in der Höhe und werfen die Sätze aus Zahlen, Buchstaben, Abkürzungen und Anreihungen in gehacktem Ma schinendonner herab. Die beiden Metaller werden vorgestellt. Sie stehen grau, klotzig, kalt, stromlos, ohne Energieantrieb. Einhundert Schritt vor ihnen ist eine Wand aus Hartmetall aufmontiert, zehn Schritt dick, zwanzig Schritt hoch. Zwischen den Metalle rn und der Metallwand ist ein Graben von zwanzig Schritt Breite ausgehoben und mit scharfer Säure gefüllt. Nur wenige
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Grade verstärkt, bewirkt diese Säure das endgültige Abrosten alles Bestehenden. Es brüllt von oben: "Die sind die beiden Endmaschinen M 1 und M 1 + 1. Sie sind unüberwindlich und von sehr langer Schichtdauer. Dies aber ist das Ziel: Materialewigkeit des Metallers, Materia lewigkeit des Grauen, Aufhebung der Zeit, Gleichsetzung der Zahl 1 mit unendlich und ewig, Selbstaufhebung des Wortes, des Begriffs durch die Zahl I! Sieh, Erdgrauheit, Menschenmaschinenheit, ein Zeichen von der Kraft der Endmaschine M 1 und M 1 + l!" Die beiden Metaller werden stromvoll gemacht. Die Spezialtechniker erlassen gemäß Fernwellenanordnung der neun gewaltigen Schreiber Anordnung zur Arbeit. Sie geben Richtungsanweisung durch Fernsteuerung. Im Motor der Metaller beginnt schrittweise Atomzertrümmerung in Verbindung mit Kraftausatmung radioaktiven Substanzzerfalles in Umbau und Lagerungsänderung zu wirken. M 1 und M 1 + 1 setzen sich in Bewegung. Sie gehen motore ntaktmäßig. Ihr Aufschritt dröhnt. Sie erreichen den Säuregraben - und schreiten hindurch. Die Säure umbrandet sie zwar; aber sie sind nicht anätzbar. Im Schreiten, als Auspuff, fährt Feueratem aus ihrem Maul. Der Atem ist bei Austritt dunkelrot, wird hellrot, am Rande der Flammenschicht schwefelgelb, grünlich und endet in einem Qualmstoff, der grau, ineinandergedreht, auffährt, die Hochhäuser und Hochtürme hinter sich läßt und mit dem Rauchhimmel sich vereinigt. Der Atem der Metaller faucht und rasselt wie der Atem eines wütenden Stieres. M 1 und M 1 + 1 schreiten weiter. Die Stahlwand steht da und glotzt grau, fugenlos. Da eine Richtungsänderung durch Wellensteuerung nicht befohlen ist, schreiten die Metaller weiter. Sie sind an der Wand. Ihr Schritt wird aufgehalten. Ihr Metallkörper wirft sich vor, schultert und donnert. Die Stahlwand erbebt. Sie zittert in Wellen, als schaudere sie. Die Metaller schreiten. Ihr Fe ueratem schneidet sich ein. M 1 und M 1 + 1 flammen und schreiten sich durch. Sie beginnen rot anzulaufen im Glutschweiß der Arbeit. Die Stahlwand klirrt zusammen, ohnmächtig, ein Scherbenhaufen. Die Metaller werden auf halbe Kraft gesetzt. Sie gehen langsam, werden grau, atmen Dampf ohne Flamme, werde n ausgeschaltet, stehen kalt, unbewe glich. Ein ungeheueres Triumphgebell erschüttert die Erde. Die Menschenmaschinenheit zuckt zusammen die Hand zum Gruß hoch. Sie betet an die
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vollkommene Endmaschine, den Metaller! Sie betet in ihrer Anbetung sich selbs t an, denn nichts kann ihrem Schritt widerstehen, und nichts ist außer ihnen! Verrostet, unter der Erde, verkommt der erste Mähdrescher, der Götze verschollener Schichtzeiten ... Sehr schnell rosten die alten Vierfeldergrauen ab. Der Einfeldgraue mit der schichtweise sich vorschiebenden Außenwandung und der immer stärker werdenden Motorenleistung beherrscht das Feld. Wenn die Vie rfeldergrauen noch innerlich empfinden könnten, würden sie sich als zurückgesetzt, als alt im alten Sinne, als rückschrittlich fühlen. Es gäbe vie lleicht einen Gegensatz, einen Streit zwischen Generationen oder zwischen Generation und Re generation. Aber die Grauheit kennt keine Empfindung mehr. Sie wird sich der illegalen Betätigung, die Gefühl heißen könnte, nicht mehr bewußt. Es gibt in diesen Schichtzeiten nicht einmal ein Ze ichen für Gefühl. Es gibt nur Grade der Temperatur, der Arbeitsle istung, des Verbrennungs - oder Zerfallsprozesses. Sie werden abge lesen. Dennoch will es dem Spezialtechniker für Menschenanreihung erscheinen, als ob die Vierfeldgrauen noch stärker als vorgesehen und angeordnet sich abnutzen. Durchschnittlich rosten sie bereits ein Viertel statt ein Fünftel früher endgültig ab. Daß ihre Endabrostung nicht gleichzeitig und gleichmäßig vor sich geht, ist ein Ze ichen, daß die Vierfeldergrauen einen überholten Typ, zuviel vom Maschinenmenschen darstellen und rechtzeitig vom Normgrauen, vom Einfeldgrauen, abgelöst worden sind. Die Versuchsreihen für eine endgültige Normölung werden eifrig fortgesetzt. Der Einfeldgraue ist erschritten, strukturell vollendet. Nur hinsichtlich der Ölung der Menschenmaschine bestehen noch verschiedene Versuchsreihen. Ziel ist die Abschaffung der Feldauspressung überhaupt. In keiner Form darf das Organische zur Ölung dienen. Die notwendige Kraftspeisung muß so konzentriert sein, daß ein einziger Tropfen für die Schichtdauer ausreicht. Tiefschlafschichten sollen überhaupt ausfallen. Wenn auch schon seit vielen Schichtwechseln erreicht ist, daß die Tie fschlafschichten in den einzelnen Sektoren der Erdplanwirtschaft und innerhalb dieser in den einzelnen Hochstädten und Fabrikationsanlagen sich überdecken, so daß Schichtewigkeit gesichert ist, so soll auch der einzelne Graue, die Menschenmaschine an sich, am Ende dahin gebracht werden, daß sie de n Ölungstropfen selbsttätig während der Schicht auf-
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nimmt, keines Tiefschlafs mehr bedarf und, nach Erschreitung der Materialewigkeit, auch die Schichtewigkeit des einzelnen, dann Maschinenmaschine zu nennenden Grauen, ganz erschritten ist. In diesem Zeitpunkt, der auf dem geraden Wege liegt, wird die Erde die größtmögliche Zahl an Maschinenmaschinen, Metallern, gewöhnlichen Maschinen, Fabrikanlagen enthalten. Maschinenmaschinen und Metaller werden Ewigkeit besitzen. Ihre Ölung wird in einer Kombination von radioaktivem Zerfall und Kraftausatmung durch Atomtrümmerspeicherung bestehen und ewig sein. Dann wird es irgendeine Form von Zeugung - und sei es die der Materialze ugung oder Retortenzeugung - nicht mehr geben. Die Grauheit wird dastehen: materialewig, motorewig, betriebsstoffewig, schichtewig! Das ist das Ziel, die Vollendung des Schrittes. Bis dahin müssen die Wege ausgeprobt werden. Die Luft wird verflüssigt, mit einigen Grundsubstanzen ge mischt. Es mißlingt. Versuchsgraue müssen aus dem Arbeitsprozeß ausscheiden und in den Plattenlisten ausgestanzt werden. Einige Teile dieser Mischung werden mit dem Ergebnis der Feldauspressung kombiniert. Die Versuchsreihen und ihre Auswertung ergeben wieder Ausreihung einiger Menschenmaschinen aus dem Fortschritt. Es bleibt in diesem einen Fall bedauerlich, daß keine minderwertigen, aber strukturell ähnlich gelagerten Objekte zu Versuchszwecken vorhanden sind. Metaller brauchen die Ölung in dieser Form nicht mehr. Gewöhnliche Arbeitsmaschinen aber werden unmittelbar a us dem Elektrizitätsnetz gespeist und an sich unorganisch geölt und gebrauchsfertig gemacht. Es wird versucht, durch gewaltsame Entnahme großer Proben aus dem Restmeer die darin enthaltenen Geschöpfe nutzbringend zu verwenden. Aber diese Meerkinder halten gewöhnlich nicht einmal bis zur ersten Versuchsreihe, sondern verdunsten und e rsticken vorher. Einiges, was trotzdem übrigbleibt, übersteht die erste Probefütterung nicht und stirbt ein erstaunlicher Rückfall! - den seit unendlich vielen Schichten ausgestorbenen reinen organischen Tod. So bleiben nur Versuchsgraue übrig. Die Spezialtechniker nehmen Vie rfeldergraue im letzten Abnutzungsstadium. Sie reagieren aber anders als Einfeldgraue. Einfeldgraue müssen also erprobt und notfalls ausgerostet werden. Bei einem neuen Versuch, Urstaub aus den besiegten Vorgebirgen des Sektors B Gelände der Planhochstadt 37 mit radioaktiven Substanzen und
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einer Spur nur noch von Feldauspressungen zu mischen, ereignet sich ein Fehlschlag, der aber auf dem Wege des Fortschritts liegt und daher ohne Zaudern in Kauf genommen werden muß. Es stellt sich heraus, daß ein Versuchsölungsgemisch derart rasend e xplosiv ist, daß bereits die Erschütterung durch den fernen, ferngesteuerten Arbeitsschritt eines Metallers genügt, um einen Sprengversuch von so unerhörter Wucht auszulösen, daß er selbst dem Spezialtechniker für dieses Fach völlig überraschend kommt und die getroffenen Sicherheit snahmen daher lässig abstreift. Der Spezialtechniker befindet sich zur Schichtzeit, in der dieser Vorfall sich ereignet, gerade auf einer Röhrenabwurffahrt zu den drei gewaltigen Schreibern Hirn, Auge, Ohr zum Zweck der Be richterstattung. Immerhin spürt er trotz seiner luftdicht abge schlossenen Fahrt die Erschütterung der Erdschichten. Es stellt sich heraus, daß die Hochstadt E 5, zum Protokollbezirk des Schreibers Auge gehörig, nicht mehr besteht. Auge sieht fern. Auge spricht: "Es bildet sich ein Trichter. Hochstadt E 5 wird in ihn hineingekreiselt. Verbindungsleitungen und Schienen reißen ab. Feuer- und Steinregen, also irreguläre Erscheinungen, Fabrikationsanlagen, Maschinen, Menschenmaschinen, die gesamte Gra uheit der Hochstadt E 5, ist in der Zeit vorzeitig, doch endgültig abgerostet, in der die Zahl 1 auszusprechen ist." Der Spezialtechniker steht ers tarrt. Er erkennt seinen Arbeitsfe hler. Hirn, Auge, Ohr beschließen zu Protokoll: Spezialtechniker ist wegen ungenügender Schrittsicherung vorzeitig abzurosten. Gefundener Sprengstoff ist zur Bezwingung der gebliebenen Meere shälfte und zur Eroberung des Se ktors B anzusetzen.
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P In diesen Schichtzeiten wird Renu hergestellt. Sein Erschreiten ist von merkwürdigen Umständen begleitet, die aus dem Gesetz der Reihe und der Zahl 1 herausfallen. Mit ihm wird der Fortschritt des Fortschritts außergewöhnlich schnell. Die Folge der Geschehnisse verdichtet sich. Der Spezialtechniker für Menschenfortreihung, ST - MF bezeic hnet, hockt im Laboratoriumsloch und betrachtet seine Gerätschaften, die Retorten aus dünnem Leichtmetall, die Kolben, die Destillate, die Schmelzmaschinen, die elektrischen Zuleitungen, die Bottiche mit Rohstoff. Er mustert den Vorrat an Fortleitungsstoff, vergleicht die Bezeichnung der Retorten mit den gestanzten Listen und den Derivattesten. Es wird hohe Zeit, daß die Fortleitung von Menschenmaschin en ihres letzten Restes von Zeugungsextrakt und Menschlichkeit entkleidet wird. Nie wird die Maschinenmaschine erschritten, wenn nicht die Serienhe rstellung mit dem selbsttätigen Motorbeginn, der Anordnung ist, Herausstellung des Schritts, fabrikmäßig erre icht wird, ohne Wachstum, ohne merkbare Ableitung aus den einze lnen Grauen. Auch die Retorte ist nur Weg. Das Gegenstück des Metallers soll die Maschinenmaschine sein: der Metaller, der Anordnungen gibt, nicht Anordnungen ausführt! Aber es sind Versuchsreihen angestellt. Ist erst der Weg beschritten, wird das Ziel erreicht. Denn es gibt nichts, was der Schritt nicht erschre itet. Vorstellungen, die außerhalb des Schrittes liegen, sind weder logisch, noch unlogisch. Sie haben nicht vorhanden zu sein. ST - MF erhebt eine Retorte. Nach der Aufschrift enthält sie komprimie rten Zeugungsstoff, der sehr viele Schichten zurüc kliegt. Die Aufschrift zeigt eine bereits veraltete Schriftart. ST - MF ist aus dem Schritt geworfen. Der Maschinenschritt seines Motors setzt für die Dauer der Zahl 1 aus. Diese Retorte müßte vor vielen Schichten bereits verbraucht sein. Sie wird nicht mehr Wirkung haben. Sie wäre sofort auszurasten. Aber vielleicht hat sie noch prozentweise Kraft und ist zur Ergänzung bei dem Mangel an Menschenbetriebsstoff zu verwenden! Ein eben erschrittener Motor wird hereingebracht zwecks Anfeuerung und Ingangsetzung. Menschenklempner halten den noch motorlosen Grauen mit den ausdehnungsfähigen Gliedern bereit. Bald wird Atomzer-
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trümmerungskraft aufgespeichert, dosiert, und radioaktiver Zerfall da sein, das, was in verrosteten Schichtzeiten das Irreguläre, Unmeßbare, Unwägbare, Unzählbare, das Leben genannt wurde. ST - MF hält die Retorte vor seine Sehstellen und läßt durchdringendes kaltes Licht darauf falle n. Die Leichtmetallränder werden durchlässig, durchsichtig. Der schwere Saft in der Retorte scheint zu wallen, zu irisieren. ST - MF merkt, daß seine kurze Tiefschlafschicht, die Zeit des Aufladens, herannaht. Es ist zu entscheiden, ob der Retorteninhalt gebrauchsfähig ist. Aktivität scheint aber gesichert zu sein ... Es ist sogar, als ob ein irregulärer, unbekannter Zwang von ihm ausginge, eine unschrittmäßige, wellenförmige Kraft. Die Menschenklempner warten. ST - MF wird seiner Funktion bewußt, Schrittschöpfer zu sein, der Anlasser, Ankurbler. - Er tropft ein. Indem er tropfen will, geht die Grenze seiner Wachheit verloren. Er ist arbeitsbereit und doch schon außerhalb der Schicht. Es schwimmt etwas Fremdes um ihn und in ihm. ST - MF kann nicht mehr entscheiden, ob ihn der wahre Tiefschlaf unregelmäßig mache. Er hört unbekannte Töne. Sie klingen in unschrittmäßigem Rhythmus zusammen, und doch klingen sie alle einzeln ... ST - MF bemerkt nicht, daß er die gesamte Retorte einfiltert. Tiefschlafschicht brütet um Menschenklempner, Menschenmechaniker und Spezialtechniker für Menschenfortreihung. Sie hocken alle bewegungslos. Die erzielte Menschenmaschine hat die Bezeichnung R Nr. 127 475 innerhalb der Hochstadt 9 des Sektors R der Erdplanwirtschaft im Protokollbezirk des Schreibers Magen, aber es ist etwas Besonderes, Untechnisches um sie: sie wickelt sich nicht aus, sondern sie entwickelt sich. R Nr. 127 475 steht auf der Brust. Wird R Nr. 127 475 stromvoll gemacht, so leuchtet seine Bezifferung auf. Er ist arbeitsbereit. Wie alle Nummern der endlosen Reihe, die Schicht innerhalb der Er dplanwirtschaft heißt, ist er im Betriebe und ist sehr bald so ausge dehnt und motorisiert, daß er einen Einswagen, früher Einmannwagen genannt, steuern kann, die Erdgeleise befährt und nach Erfordern der Arbeit durch die Einsteigschächte abgleiten und untererdig - etwa bei den Materiallagerstädten - seine Schicht hat.
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R Nr. 127 475 fällt während einer großen Reihe von Arbeitsschichten nicht auf. Dennoch ist etwas um ihn und sogar in ihm, daß ihn unterscheidet und unzahlhaft macht. R Nr. 127 475 spürt nach einiger Zeit etwas Unerklärbares. Er fängt an, sich zu betrachten. Niemals tut das eine Menschenmaschine. Jeder Graue ist nur ein Arbeitsprozeß und in der Gemeinschaft der Graue n als Zahl 1 vorhanden. R Nr. 127 475 betrachtet die Mitgrauen. Er weiß nicht, daß er etwas Unzeitgemäßes tut: er beobachtet, obwohl er kein Spezialtechniker ist, der im Rahmen seines schmalen Arbeitssektors nur schrittmäßig zu beobachten hat. Er bemerkt nicht, daß er sogar anfängt, er zu werden, nicht es zu sein, das allmächtige, große, als Ziel zu erschreitende "Es". R Nr. 127 475 bemerkt Temperaturschwankungen in sich. Er ist nicht gleichmäßig kalt oder gleichmäßig geladen, sondern fühlt Wärme und Kälte in sich. Es fällt in ihm der erstaunliche Vorfall oder Rückfall vor: R Nr. 127 475 fühlt! R Nr. 127 475 ist immer in der Schicht seines Hochstadtsektors. Er ist immer ein Fabrikationsprozeß gleich der Nummer vor ihm und der Nummer nach ihm. Er nimmt, wenn die Reihe an ihn kommt, an der Ratshundertschaft teil und stimmt ab ... Die Räte werden aber immer seltener einberufen, weil sich stets völlige Übereinstimmung ergibt, Rat, Gege nspruch und Abstimmung sich also - wie es im Wesen des Schrittes liegt selbst ausgeschaltet haben. Während einer der sehr seltenen Abstimmungen der gesamten Fabrikationsschichtschaft der Hochstadt R 9 geschieht es, daß R Nr. 127 475 bei einer Abstimmung nicht den Arm zuckt. R Nr. 127 475 hat plötzlich den Eindruck gehabt - überhaupt einen Eindruck gehabt - es stimme etwas im Beschluß nicht. Ein ihm Unbekanntes in ihm hat verhindert, daß er den Arm normmäßig zuckt. Alle Sehdeckel heben sich automatisch. Alle Sehstellen ke hren sich automatisch dem fehlenden Abstimmungsarm von R Nr. 127 475 zu. R Nr. 127 475 fühlt sich farbig werden. Sein graues Gesicht von der Unfarbe und der Art des üblichen Leichtmetalls errötet für den Bruchteil nur der Zeit, die zu brauchen wäre, um die Zahl I zu bellen. Dann zuckt er den Arm zwecks Uniformierung der Abstimmung. Immerhin betrachtet ihn ein Spezialtechniker. Ein Me nschenklempner biegt das offenbar versagt habende Scharnier mit einigen leichten Bewegungen wieder zurecht.
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R Nr. 127 475 spürt, daß er Heimlichkeiten, Besonderheiten habe, daß er anfange, er selbst zu werden ... R Nr. 127 475 hat Tiefschlafschicht wie alle Grauen. Aber seine kurze, schwere Tiefschlafschicht beginnt außer der Reihe zu sein. In die tiefe Materialmüdigkeit, in die Entspannung und Abspannung vom Arbeitsprozeß, schleicht sich ein schwebender Einbruch, eine Farbigkeit aus a nderen Sternen, ein aufsteigender Rauch aus dem schlafenden Innern: R Nr. 127 475 ist bewußtlos und doch nicht bewußtlos - er träumt! R Nr. 127 475 weiß nicht, daß er träumt. Die aus der Reihe ge sprungene Menschenmaschine sieht, wie der Rauchhimmel, der über der Erdschicht unverändert steht, zeitweilig von vereinigten Scheinwerfern für die Fabrikationsbeleuchtung grau gemacht, zuweilen von selbst grau, rauchig, dunstig: der träumende Graue R Nr. 127 475 sieht während der Tiefschlafschicht, daß der Rauc hhimmel sich hebt, verdunstet, aufreißt, eine fremde, zitternde Farbe zeigt und ein leuchtendes, gleißendes Brennen hera bkommt. Er sieht unbekannte Gebilde an dieser Farbe aufgehen. Sie zerteilen sich, zerflattern, schweben in Reihen, schillern ineinander, farbige Hauche ballen sich zusammen, werden dunkel und schwer, strä hnen herab. Feurige Schnüre zucken von Oben bis zum Unten. Der Motor in R Nr. 127 475 wird trotz der Tiefschlafschicht hörbar. Dann setzt er jäh aus . Hall dröhnt, anders als der der Lautflächer und der Maschinen. Dann reißt das getürmte Dunkel: die fremde, zitternde Farbe ist wieder da. Sie dunkelt mählich ab und wird dichter als alles, was auf der grauen Obererde zu sehen ist. Funkelnde Pflöcke sind eingesetzt oder kleine, glänzende Schra uben. Aber sie flirren anders, und ein gebogenes, großes Leuchten ist da in der tiefen Dunkelheit. R Nr. 127 475 sah niemals etwas im völlig Geraden und Viereckigen seiner Schicht, was dem gebogenen Leuchten ähnlich s ieht. Dann heben die Pflöcke und Schrauben an, sich zu verwandeln. Sie beginnen sich zu strecken, zu wachsen. Es schießen farbige, kre iselnde Formen heraus. Ihr Zusammengeschlossenes öffnet sich, biegt sich auseinander, wird farbig, schillert, flammt bunte Strahlen und erfüllt das Zwischen bis zum Schlafenden herab mit einem süßen Strömen, einem farbigen Geruch, einem Neuen, Unsagbaren, mit dem R Nr. 127 475 während des Traumes ringt, um es in sich auszusprechen. R Nr. 127 475 ist verschlossen. Vergeblich spannt sich der Motor. Er fühlt nur, daß es in sich stößt und klopft, daß der Gang des Motors unru-
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hig wird, daß der Motor während der Tiefschlafschicht geht, in der er ihn nie fühlt. Es kommen Stimmen herab. Sie sind nicht das Bellen und Ra sseln der Grauheit. Sie klopfen sanft und schweben zugleich ineinander und gegeneinander. Es summt und ist einig mit den süßen Strömen, dem farbigen Geruch ... Tiefschlafschicht ist zu Ende gelaufen. Schrilles Pfeifen zeigt den Aufbruch zur neuen Arbeitsschicht an. Die Menschenmaschinen des Betriebssektors recken sich eckig, fahren mit den Kolbenarmen hin und her, sind bereit und warten auf die Stromanordnung. R Nr. 127 475 fährt mit dem Einswagen. Er kommt an eine Weiche und tut etwas Merkwürdiges gegen die Regel und gegen die schichtgemäße Fahrtrichtung: er stellt die Weiche um, gleitet in andere Schienenwege, verläßt das Gebiet der Hochstadt R 9, fährt weiter, überquert die Grabengrenze des Sektors R der Erdplanwirtschaft, kommt in unbekannte Gegenden voll von Fabrikationshallen, Hochhäusern, Beratungswürfeln, Hochstädten, Einsteigschächten, muß den Grenzen des halben Meeres ausbiegen, sieht Vorbereitungen zum zweiten Angriff - und endet plötzlich an einem Gewirr von rostigen Drähten und grünen Geschlingen, alles überspannt von geladenen Drahtnetzen. R Nr. 127 475 erblickt etwas Neues, etwas, was nirgends in der Erdplanwirtschaft: zugelassen ist, er sieht wilde, sich ineinander schlingende, sich erdrosselnde, sich stützende Pflanzen, Wurze lstücke, Luftwurzeln, Klammergewinde, erstorbene und ausschlagende Stämme. Er hört das unregelmäßige Rauschen einer lebe ndigen Quelle, einen Klang aus dem Seltsamen des Tiefschlafes. R Nr. 127 475 tritt heran. Der rostige Stacheldraht hindert und begrenzt zugleich. Außerhalb seiner Spannung ist Planwirtschaft, Einfeldsystem. Außerhalb ist das künstlich bemaßte und regulierte Hervorkommen von gedrillten Zweckpflanzen, noch in einem kleinen Teil der organisierten, den Maschinen und Hochstädten zugeordneten Erdfläche zugelassen. Hier aber ist das wilde, organische, sich windende, tötende, saugende, zeugende Leben! R Nr. 127 475 steht vor dem verwilderten Schaugefängnis der letzten lebendigen Wesen. Der Wärter hockt von fern und hat Tie fschlaf. Niemand kommt sonst in den toten Streifen vor dem zuge lassenen tollen Leben. Es wird geduldet als Probe des Feindes, der bis zum letzten zu verfolgen und
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auszurotten ist, des unschrittmäßigen, unbeherrschten, anormalen, organischen Lebens, der Ve rgänglichkeit, des Feindes des Fortschritts, der Materialewigkeit! Hier wuchert er als Mal des Überwundenen. Sektor B aber und das halbe Meer sind noch da als zu Überwindendes! R Nr. 127 475 weiß nicht darum. Er gehört nicht zu den neun gewaltigen Schreibern und zu den bezüglichen Spezialtechnikern. Der Motor in ihm dröhnt wie der Hall des Traumes. Er fühlt ein Kreisen in sich, Feuchtes, Weiches und Hartes. Die Schicht beginnt, ihm blaß; unfarbig, fremd zu werden. Er muß sich absondern, e twas anderes, Besonderes sein, nicht bloß R Nr. 127 475 nach R Nr. 127 474 und vor R Nr. 127 476. Er fühlt, daß er ich wird und sich benennen muß. In einem Wirbel aller seiner Teile ringt sich R Nr. 127 475 unter dem Murmeln und Zuraunen der lebenden Quelle seinen Namen ab: er nennt und schafft sich Renu. In diesem Augenblick ist ein Brausen in der Luft. Renu sieht auf und erblickt einen riesigen Raketenwagen mit ungeheuerer Ge schwindigkeit durch den Raum brennen, aber er fliegt nicht im flachen weiten Bogen über große Strecken, um unten zu landen, sondern er schießt steil auf und verschwindet im Grau. Schreiber Hirn hat sich als überflüssig selbst ausgeschaltet und ins Nichts anorganisch gemacht. -
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Q Aus den zwei Metallern, die der Vollversammlung der Erdgra uheit vorgestellt sind und das einhellige Kehlrasseln der Zustimmung gefunden haben, werden mehr und mehr erschritten. Ihre Konstruktion wird we ggemäß vervollkommnet. Die Zahl der Antwortsignale, die sie auf Welle nanordnung bellend und rasselnd aus dem Ventilmund auspfeifen können, erhöht sich von 2 auf 17 und soll auf 26 gebracht werden. Die Variabilität der Antwortsignale entspricht genau der anordnenden oder fragenden Welle des Grauen, der Menschenmaschine in der Form des Spezialtechnikers und des Menschenmonteurs, solange die Schicht ihrer noch bedarf. Bewegung antwortet auf Anordnung. Der Kontakt ist da, die Maschinenehe geschlossen. Es sind 16 Metaller. Sie arbeiten nach Maßgabe der bemaßten Kraftausatmung ungeheuerlich. Nichts widersteht ihnen. Ihr Abdampf steigt in Feuer- und Wolkensäulen auf und vereinigt sich mit dem Rauchhimmel. Es sind 72 Metaller. Es scheint, als ob der Rauchhimmel durch ihren Abdampfsich bildet. Auf jeden Sektor der Erdplanwirtschaft kommen in der laufenden Schicht 4 Metaller. Acht Sektoren we rden noch vom halben Meer eingenommen. Das halbe Meer kocht in sich und scheint sich scheu vor den aufgeworfenen Steilwänden der Ufer zurückzuziehen. Zuweilen, wenn die kurze Tiefschlafschicht im Produktionsprozeß eintritt, peitscht sich das Meer zu einem ungestümen Sturmwillen auf und überfällt die hohen Ufer. Aber die Schichten überdecken sich. Ganz schläft die Grauheit nie. Die wachen Arbeitsschichten greifen ein. Die Springwässer werden abgefangen, eingedrosselt, durch Glut erstickt, verdampft, in schweren Schwaden in Luftwirbel zusammengedreht und nach oben gestoßen gleich dem Atem der angelassenen hundert Metaller. Meer erkennt wieder und wieder, daß es umsonst springt und seine tausend Arme anschmettert. Meer ist eingeschnürt von Land. Die Stricke heißen Küsten. Meer grollt und bohrt seinen Gram tiefer ein. Seine Gründe und Schluchten werden heißer. Sie reden mit den Feuermänteln, die um das eherne Innere der Erde liegen. Meer will sie überreden, höher aufzubrennen und das Land zu versengen. Die Feuer der tieferen Tiefe sagen: "Wenn wir unsere Mäntel fliegen las-
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sen, wirst du am ersten verbrannt, Meer! Einmal werden wir es tun müssen. Wir lieben die Wasser verzehrend. Sollen wir es jetzt tun, wenn du uns noch einmal bittest?" Da schweigt Meer und sinnt nach. Es bittet nicht, den es weiß nun, daß Land und Grauheit nur vernichtet werden können, wenn zuvor Meer selbst aufloderte. So muß es warten und heimlich nagen. Sein Stolz ist geschändet. Es stöhnt und rollt seine Last in Verzweiflung, ohne Gekräusel des Spiels. Einhundert Metaller sind hergestellt. Es müßte als o ein Rat der Metaller gebildet werden. Aber da Stromübereinstimmung besteht und bestehen muß, erübrigt sich der Rat. Die Grauheit bedarf kaum noch des Protokolls, obwohl das Protokoll der geheime Sinn alles Geschehens und alles Fortschritts ist. Für die ins Endlose nacheinandergelegte Zahl 1 bedarf es auch nicht mehr des Rates, da die Zahl 1 immer mit sich und in sich übereinstimmt. Dies ist das Ziel. Die Lautflächer schreien zusammen und stoßen den Arbeitsbefehl he rab. Siebzehn Sektoren der großen Erdplanwirtschaft und der achtzehnte Teilsektor B sind aufgebaut und zum endlichen Angriff auf das halbe Meer angesetzt. Die kurzen Tiefschlafschic hten decken sich nirgends. Die Grauheit ist so angeordnet, daß Ve rzahnung da ist und das laufende Band der Arbeitsschichten nie unterbrochen werden kann. Wieder rollt das Heer der Maschinen an. Untererdlager von Kabeln, Drahtnetzen, Glühbirnen, Greifarmen, Maschinen, Sand, Gesteinsstaub, Schienen, meilenweite, sind vorgesehen. Alles ist bereit, um jeden Teil der zu erobernden acht Meeressektoren sofort mit Schienenwegen zu bepflanzen, Einswagen als wandernde Blumen aufwachsen zu lassen und geladene Drahtnetze als Himmel darüber zu spannen. Nichts ist von dem in gewesenen Schichten eroberten halben Meer übriggeblieben. Es ist unterdrückt, hinabgesumpft, verdampft. Jede Erhöhung ist eingeebnet, jeder Wald ausgerottet, jedes schlängelnde Wasser ausgetrocknet. Ganz flach liegt die Erde, viereckig, von Grenzgräben durchschnitten. Sie hat kein Ge sicht, keine Gestalt, keinen Aus druck. Sie ist willenlos, sinnlos, nur Mittel, nur Fläche, nur Arbeitsgelegenheit, Fabrikationsgegend, Hausungsstätte, bestimmt zum Durchschneiden, Durchwühlen, Durchbohren. Hundert Metaller stehen bereit, auf leise Ausatmungskraftspannung ge-
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setzt, zitte rn leicht und stoßen kurze Feuerwellen wie Schreie aus. Mo nteure beklopfen sie, lesen ihre Kraftzahlen und das Maß ihrer Bereitschaft ab, geben Fernmeldungen in den Unte rerdbeobachtungswürfel, in dem die Spezialtechniker für den Meerangriff fernsteuern, fe rnsehen, fernhören. Alle Lautflächer in den arbeitenden achtzehn Sektoren der Erdplanwirtschaft werden auf ein einziges ungeheures Bellen vere inigt. Die Schlacht gegen das halbe Meer beginnt ... Im Sektor B sitzen die Bergdämonen auf den hohen Graten und s pielen mit den Wolken um ihnen. Ihre Finger fahren hinein und zausen das schwankende Getürme, als rauften sie in den Haaren ihrer Eisbärte. Sie wundern sich, daß so viele Wolken bei ihnen zu Gaste sind, mehr als je. Es ist, als ob alle Wolken der runden Er de hierher zusammengekommen sind. Aber die Bergdämonen wundern sich nicht lange. Sie spinnen nicht in sich hinein, sondern aus sich heraus. Mit weiten Augen sehen sie dem Quirlen der Wolken zu. Dann werden sie müde und gruseln im Schlaf. Die Eisriesen, die Sandstreuer, die Hagelatmer, die Windkehrer: sie atmen alle tief und dröhnend durch die Schluchten. Ihre Gürtelwälder rauschen vom weiten Hauch ihres Mundes ... Da peitscht der Angriffsschrei der Lautflächer zu ihnen herauf. Sie e rwachen, fahren hoch und stieren herab. Dann beginnen sie zu lachen, schlagen die Arme zusammen, springen stampfend umher und treten Blöcke los, lachen und schreien über das Schauspiel: es geht dem Meer an den Leib, dem Meer, das sie sehen können, weitab, flach, fremd, das ihre Ströme auffrißt und ihre Winde müde macht! Die Bergdämonen stehen hochgereckt, klatschen in die Hände, lachen und sehen zu. Sie denken nicht daran, wie ihre Sohlen ge kitzelt wurden und Nadeln in die Füße gebohrt. Die Bergdämonen denken nicht und haben kein Gedächtnis! Sie kommen, die Zwickler, die Winzigen, das gradkriechende Gewimmel! Weit ab von den Bergdämonen ritzein sie auf der ge flachten Erde hin. Sie schieben sich ab und ducken zu den Steilküsten des halben Meeres. Weit vor ihnen läuft graues Gezwerge. Das zuckt und stößt mit herausfahrenden Fingerchen ... Ho - jetzt machen sie künstliche Nebel und künstliche Wolken! Graues Sandgedampfe stößt sich ab ins Meer. Die hohen Ränder fahren herunter,
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kollern und überschlagen sich brechend, zerstä ubend. Ho - wie das zischt, pustet und prustet! Die Bergdämonen lachen stä rker. Ihre Barte schüttern. Breit rollt das Gelächter im Steinschlag herab. Ho - was nun? Da atmet Glut und Feuer über dem Wellenge zisch. Dem Meere schaudert die Haut. Gut so! Verrecken möge es, das Meer, weil es anders ist! Jetzt zischt es auf an den Rändern des Kampfes in Rauch- und Feuergesäul. Ferne Tiere stoßen sie aus. Die Tromben ihres Atems entfalten sich weit, kräuseln sich hoch bis ins verbreitete Endlose. Nie sahen die Bergdämonen ein Spiel wie das! Sie reißen die Augen auf, gaffen vornübergebeugt, die Hände auf die Knie gedrückt, und jauchzen schallend, gipfelberstend, ob der aufgebäumten, vergeblichen Wut von Meer! Renu - R Nr. 127 475 genannt - ist unter den Grauen seines Se ktors. Er fährt auf seinem Einswagen wie alle vor ihm und nach ihm. Er tut genau das Gleiche, ist eine Zahl, eine Arbeit, ein Glied der Schicht im letzten Kampf gegen das halbe Meer. Aber es ist etwas in ihm, daß sich abwendet und anders ist als die Grauheit des Planes. In ihm erzeugt sich der Kreis, die Kurve und fängt an, sich zu empören gegen das Nebeneinander, das Nacheinander wird, gegen den Schritt. Etwas Furchtbares begibt sich, der Sündenfall am Fortschritt, der Mord an der Schicht: Renu - R Nr. 127 475 - beginnt zu denken! In seinem Hirn ist nicht nur Funktion und Ablauf, sondern ein Ge winde und Winden. Die Zeit ist nicht mehr Zeit, gezählte, meßbare und laufende Zeit, weil sie Zahl ist und Maß, Zeit ist nicht gleich Maß und Zahl, geschöpft durch Maß und Zahl aus dem Richtsein: in Renu ist Zeit, die ein Zusammen ist, ein Vielfaches von Jetzt, Gewesen und Seinwerden, ein Ringen, ein Raunen, eine dunkle Aufgehobenheit, ein farbiges Kreisen, ein Erlöschen, Untertauchen und Aufbrennen in anderen Reihen. Renu muß außer sich gewesen sein und eine Stockung im Arbeitsprozeß hervorgerufen haben. Er erwacht, als ihn ein Me nschenmotorklempner und ein Menschenmonteur betrachten. Der Klempner bewegt seine Arme und beklopft ihn. Er biegt etwas an seinen Gelenken, schlägt einige Nieten fester, und der Mensche nmonteur besieht sich R Nr. 127 475 noch einmal mit einer Art Mißtrauen am Objekt. Renu fühlt plötzlich, daß er sich nicht verraten darf. Es darf nicht bekannt werden, daß er aus der Reihe geraten ist. Ohne Umschweif würde alsbald vollkommene Abrostung und Überführung ins Anorganische
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erfolgen. Renu rafft sich zusammen und ist rechtwinklig, Reihe, Gelenk, Plan. Er ist R Nr. 127 475, aber in ihm ist Widerstand und Aufruhr gegen die Serie und die Zahl 1. Der Menschenmonteur fährt ab. Die Menschenmaschine funktioniert offenbar wieder normal. Der Kampf geht weiter. Die Sprengungen beginnen, der Ausgleich des schweigenden, unsichtbaren und desto schlimmeren Hochmuts unter der unsicheren, betrügenden, ausweichenden, schrittfre mden, kreisringschlagenden Wasseroberfläche. Berge, Riffe und Sandbänke werden zerschnitten und Verblasen. Alle Untiefen müssen Sand und Gesteinsstaub schlucken, den fremden der Planerde und den eigenen der zermahlenen Überhe bung. Das Ersticken wächst aus der Tiefe herauf und zerdrückt, zerplatzt, verkapselt das zukkende Leben. Über ausquellende Augen der Tiefe, über abgerissene Fühlfäden, zerstampfte Leuchtre ihen, zerschnittene Schlingarme, windende Fischleiber, verstrudelte Meerkühe hinweg wächst langsam, gleichmäßig, regelhaft, durch Regel überredend und tötend, der Sand, die Gleichheit, die plane Erde, der Erdplan. Das Meer zuckt lange in seinen zersprengten Gliedern und wehrt sich. Schicht um Schicht tobt und springt es gegen das Schicksal an, gegen seine Unterwerfung, schlimmer: gegen seine Auslöschung. Es fühlt, daß es von nun an Meer nicht geben wird, daß sein Name selbst ausgelöscht, versandet sein wird. Meer springt in Wirbeln hoch, beißt fauchend in den wachsenden, stummen Boden, wirft sich heulend über die Glutbleche, über die wirkungsvoll gekuppelten Fernstrahler. Der neue, starke Sprengstoff, fernentzündet, reißt Gründe und Grenzen unter ihm fort. Zerblasemaschinen stäuben Öl über Öl und ersticken die Atmung seiner Haut. Feuer zerstört sein Blut, trocknet sein Leben auf. Unaufhaltsam aber stoßen die Metaller vor und vollenden den Sieg der Grauheit. Sie glühen sich aus Wasser und Schlamm he raus, schreiten durch Felsen und mahlen sich durch alle Tangwä lder und Korallenriffe. Ihr Atem, stärker und stärker werdend, steigt in unermeßlichem Wolke nqualm auf. Mit ihm wachsen die Küsten der Sektoren. Sie folgen wie eine stumme, treue Herde. Im Sektor R treffen alle zusammen. Es ist kein Gewässer auf der Erde.
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Meer ist besiegt. Renu ist Reihe. Aber er fühlt Mitleid mit dem zerschlagenen Meer. Es zuckt Blut und Verwandtschaft in ihm auf. Das neue Ge fühl der Trauer beginnt sich zu färben, der Klage um das furchtbare Ungefähr, die jauc hzende Verschwendung, die Selbstvernic htung aus Überfluß. Nun, da alles Meer und alles Strömen tot ist, fühlt er, wie Meer und Ströme in ihm e rwachen und zu rauschen beginnen. Er tut mit der letzten Kraft der Schicht, mit dem Wehren gegen den kommenden, entsetzlichen Tiefschlaf etwas Fremdes, Unbegreifliches: er hebt die Kolbenstangen vor die fast herabfa llenden Deckel der Sehstellen ... Es werden Hände und Finger ... Den noch bestehenden Spezialtechnikern erscheint es so, als ob die Tie fschlafschicht, nach überdeckenden Reihen berechnet, zu früh eingetreten ist. Die ungeheure Arbeitsleistung mag die größere und frühere Materialmüdigkeit veranlaßt haben. Immerhin ist die Erscheinung ein Zeichen, daß noch ein peinlicher Rest von Organischem vorhanden sein muß. Es ist also im Wege der Versuchsreihen unbedingt das Aufhören der Tiefschlafschicht übe rhaupt und unbedingte Materialewigkeit zu erschreiten. Mit letztem Schichtbewußtsein stellen die hierfür zuständigen Spezialtechniker die Metaller ab, drosseln die Zerfallkraftzufuhr fast auf Null und legen den undurchdringlichen Kaltmetallmantel um den inneren Motor. Es ist hohe Zeit. Die Metaller sind rot und fauchen dröhnende Feuer- und Rauchwolken aus. Glut und Ersticken gehen vor ihnen her. Nun aber blassen sie ab, werden kühl, erstarren, sind Endmaschinen ohne Auftrag. Die Tiefschlafschicht dauert drei- bis viermal die Zeit der Norm. Das Erwachen zur Arbeitsbereitschaft erfolgt unregelmäßig. Teile der Me nschenmaschinen funktionieren zunächst mangelhaft. Erst allmählich kehrt Genauigkeit und korrekte Tourenzahl zurück. Beim Nachzählen de r Metaller fehlt Nr. 47 der Reihe. Er ist nicht abgestellt worden und hat aus überberstender, nicht regulierter Kraft sich selbst zersprengt und ein Trichterloch von der Ausde hnung des vierten Teiles eines Erdsektors der Planwirtschaft in Se ktor C gerissen.
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R Die Schichten kommen wieder in die Reihen. Die Arbeitsabwicklung ist normal. Der fehlende Metaller konnte kaum noch in Splitterchen aufgefunden werden. Immerhin hat dieser Maschinenselbstmord aus undosie rter Kraft wertvolle Erfahrungen gegeben und eine umfassende Versuchsreihe erspart. Der Verlust ist also nicht zu teuer erkauft. Es können neue Metallerserien hergestellt werden, bei denen Gradierung und Ventilko ntrolle als das Sitte ngesetz der Endmaschine genauer und zweckvoller angebracht werden. Sektor C ist einer Planierung zu unterwerfen. Der riesige Trichter wird zugeschüttet. Letzte Meerreste kommen dabei nach unten und werden zugedeckt. Im Brei ruht eine Anzahl von Menschenmaschinen, von Grauen, die bei der Explosion des Metallers erfa ßbar benachbart waren und ihre Abrostung mitten in der Schicht erleben mußten. Aber was will das sagen gegen den ungeheueren Raumeffekt, der für die Herstellung von neuer Grauheit, neuen Maschinen, neuen Produktionshallen, neuen Hochstädten und neuen Untererdlagerstätten gewonnen waren! Schienennetz auf der Erde, geladenes Drahtnetz über der Erde konnten um ein gutes Drittel vergrößert werden. In wenigen Schichten ist nichts mehr vom halben Meer übrig. Die abgeschlagenen tausend Glieder haben noch ein wenig ge zuckt. Das ist alles. Sie sind mit Sand und Gesteinsstaub beruhigt worden. Das endlose Er dfeld ist noch einmal vermessen. Jetzt werden alle Erhöhungen und Vertiefungen, alle Abweichungen von der Ebene, die sich bei der großen Schlacht gegen das halbe Meer eingeschlichen haben, miteinander und zum großen Teil durcheinander ausgeglichen. Das Protokoll der gewaltigen Schreiber hat von jeher die Schreibregel angewendet, daß Durchschnitt durch Abschneiden der Höhe und Auffüllen der Tiefe selbstve rständlich und plangerecht zu erreichen ist. Der Schritt erfordert harte Behandlung jeder Ausweichung. Es ist erreicht. Keine Quelle bricht mehr auf. Kein Dampfstrahl zischt aus einer Kluft. Kein See, kein Strom, kein Bach ist zu finden. Die Erde ist flach und reine Dienstbarkeit geworden, viereckig aufgeteilt, von Grenzgräben durchzogen, mit Geleisen und Hochschienen bedeckt. In Abstä nden sind Einsteigschächte gleich Löchern eingeschlagen. Über der Erde hängt ein geladenes, dichtmaschiges Drahtnetz.
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Es regnet nicht mehr. Es ist kein Gewitter vorhanden, kein Sturm, kein Stern, kein Himmel, nicht Tag, nicht Nacht, kein Berg, kein Tal, kein Wald, kein Hain, kein Fluß, kein Vogel, kein schweifendes Tier, keine wildblühende Blume: die graue Schicht ist da, der Fortschritt, der Fabrika tionsprozeß! Renu R Nr. 127 475 - ist in der Schicht und nicht in der Schicht. Der Haß gegen die Fläche wird in ihm geboren und wächst mit der Ringerweiterung seines Menschenmaschinenkörpers. In dieser Schicht, in der alles zum letzten Schritt vorbereite t ist, zur Maschinenmaschine im Gegenüber und in Übereinstimmung mit der Endmaschine Metaller, zu Sendung und Empfang, zu Anlaß und Ausführung, zu anorganischer Materialewigkeit - in dieser Schicht, die der Ausgangspunkt sein soll zur letzten entscheidende n Anstrengung, zur Überwindung alles Unvollkommenen, noch Abrostbaren, der Ermüdung im geringsten Grade noch Unterwo rfenen: in dieser Schicht kommt die gesamte Erdgrauheit am Fuße des noch unbezwungenen Teilsektors B zusammen. Ein Viertel des Erdsektors B ist Schritt für Schritt bezwungen und flach gemacht. Aber die hohen Gebirge in ihrer aufreizenden Zerrissenheit und Steile ragen noch auf, ein Mal des letzten Feindes. Auf ihnen schlafen die Bergdämonen und sehen nicht, wie sich die Grauheit gleich einer unermeßlich großen, herabgeko mmenen Wolke versammelt hat und unter hochgeklappten Sehde ckeln heraufstarrt. Der neue Sprengstoff, in dem Urgebirgsstaub eingemischt ist, hat sich beim Kampf gegen die Untermeergebirge bewährt. Jetzt soll er gegen das eigene He rkommen angewandt werden. Zuvor aber haben sich die Züge aus allen 25 Sektoren und aus dem Teilsektor B planmäßig aneinander- und ineinandergereiht. Sie bedek-ken fast zwei volle Erdsektoren. Während der Dauer einer ganzen Schicht steht die der Vollendung nahe geschrittene Erdgrauheit unter dem Dröhnen der vereinigten Lautflächer selbst lautlos, genießt und bewundert sich selbst. Aber sie fühlt nichts davon. Sie steht nur da, eine unübersehbare Masse von gleichen Menschenmaschinen auf dem Wege zur Maschinenmaschine, bellt ihre eigene Zahl und sieht unübersehbar die Zahl 1 neben der Zahl 1. Im Untererdberatungswürfel hocken die acht gewaltigen Schre iber und erwägen aus Gründen der endlichen Protokollbereinigung die Aufhebung aller Spezialtechniker mit ihrem Fachdenken und die Aufhebung ihrer
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selbst. Auge sieht fern, Ohr hört fern. Magen verdaut die Vollversammlung der Erdgrauheit und ihr gefülltes Dastehen und Dasein als sachliche Bewunderung ihrer selbst. Die acht Schreiber hocken vor dem Prismatisch und schweigen. Sie sind Aufnahme. Das Abgleiten der Grauheit in die Maschinenwege vollzieht sich pla nmäßig. Die Schicht beginnt. Die acht gewaltigen Schreiber haben vor, sich dem Protokoll zuzuwenden. Es ist zu Protokoll zu beschließen, ob Protokoll bereits in leicht erschreitbarer Zeit aufzuheben ist. Es fällt eine gestanzte Meldung herab. Im Sektor Y hat sich ein sonderbares Gebilde auf der Erde gezeigt, eine langsam aufwachsende Kruste, etwas Farbiges, eine Art grüner Schimmel. Diese Meldung ist der Beginn der großen Heimsuchung, des unve rständlichen Einbruchs in den maschinellen Ablauf, der Ersche inung, die Schimmelkrankheit genannt wird. Rechter Fuß, als zuständig, stampft auf und gibt dadurch zu Protokoll, daß der grüne Schimmel unter den Boden zu bringen ist. Es geschieht. Aber obwohl eine Anzahl Graue den gemeldeten Befund auf maschinellem Wege untererdet hat, fallen gestanzte Meldungen, luftgepreßt, so schnell und so dicht hintereinander herab, daß alsbald eine ganze Schicht auf dem Prismatisch sich anhäuft. Sie liegen noch immer, ein seltsames Spiel, vor dem leeren Steinsitz des sich entfernt habenden neunten Schreibers Hirn. Magen ergreift die Meldungsschicht und schiebt sie vor linke Hand und rechte Hand. Magen kann eine plötzliche Menge von Platten nicht ve rdauen. Linke Hand und rechte Hand ergreifen die Stanzungen. Sie geben bekannt, daß an vielen Stellen der Erdfläche sich der grüne Schimmel gezeigt habe. Auge sieht fern über alle Sektoren. Ohr hört fern über alle Sektoren. Auge sieht die Techniker die fremde Erscheinung beobachten und nachmessen. Sie muß ihnen unerschreitbar sein, denn sie schütteln den Kopf. Sie wissen nicht Bescheid. Es gibt keine Spezialtechniker für farbige Vorkommnisse. Sie wurden nicht mehr gebraucht.
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Ohr hört sie rasseln und belle n. Die Techniker können den grünen Schimmel nicht erklären. Magen wird all das zu drückend. Magen erläßt Wellenanordnung, daß die irgendwie bezüglichen Techniker aus allen befalle nen Sektoren alsbald durch die Untererdröhren abzuwerfen seien. Mund grinst. Seine Metallzähne blecken. Im Augenblick, beim grauen, künstlichen Licht des Untererdberatungswürfels, scheint es, als ob die Zähne des Schreibers Mund anfingen, grünlich zu schimmern und den gemeldeten Schimmel zu zeigen. Die Techniker werden abgeworfen. Sie dröhnen herab, immer mehr, bis der Beratungswürfel von ihnen erfüllt ist. Es sind ihrer sechsundzwanzig, also ist die ganze Erde erkrankt, Es kommen Meldungen, daß auch die Drahtnetze vom unerklä rlichen grünen Schimmel angefallen seien. Die Techniker werden stromvoll gemacht und bellen einer nach dem ändern ihren Bericht heraus. Die Berichte gleichen einander. Sechsundzwanzigmal wird der gleiche Befallsbefund beschrieben. Nur der Grad des Befalls schwankt nach den Sektoren. In einze lnen Sektoren sind Stellen noch frei oder nur außerordentlich dünn vom grünen Schimmel erfaßt. Die Techniker bellen: "Es ist, als ob die Einfeldpflanze eine andere geworden sei. Sie kommt nicht mehr nach Plan und Hervorkommensbeeinflussung, sondern plötzlich, ganz unregelmäßig. Es sind nicht nur die Felder befallen, die für die Einfeldwirtschaft noch bestimmt sind, sondern auch Fabrikationsgrundflächen, Schienen, selbst Hochleitungsschienen. Einzelne Flächen der Einfeldwirtschaften hinwiederum sind vom grünen Schimmel frei oder noch frei." Auge sieht fern. "Es breitet sich aus. Der Schritt muß sofort ha ndeln." Es fällt eine gestanzte Meldung herab. Die geladenen Drahtnetze beginnen vom grünen Schimmel ergriffen zu werden. Auge gibt Wellenanordnung, daß stärkster Strom hindurchge jagt we rde. Ohr spricht: "Ich höre Strom sausen und knattern." Auge sieht fern und spricht: "Der grüne Schimmel ist nicht ange griffen. Er behält seine Farbe und wird stärker." Wenn Hirn noch bestehend gewesen wäre, hätte es vielleicht bemerkt, daß die Schimmelkrankheit aus den Revieren der besie gten Meersektoren emporgestiegen war. Aber es ist nicht da. Ke inem fällt das also auf.
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Die Techniker bellen: "Es müßte Abfeilung der Metallteile ve rsucht werden bei gleichzeitiger Stromlosmachung." Magen sagt: "Unverdaulich ist das Grün. Alle aufgehäuften Vorräte an Sand und Gesteinsstaub sollen den grünen Schimmel e rsticken. Der Schritt hat jeden Rückschritt überwältigt und sollte den grünen Schimmel nicht durch Sandgleichmäßigkeit unter die Erde bringen?" Das Protokoll wird demgemäß berichtigt. Der Kampf gegen die Schimmelkrankheit beginnt. Er ist der schwerste und gefährlichste, den der Fortschritt bisher zu bestehen hatte, denn das Schlachtfeld ist nicht nur das Feld, die Schiene, das Drahtnetz, sondern die Grauheit selbst. Sie muß zugleich Verteidiger und Angreifer sein. Die Schimmelkrankheit springt auch auf die Menschenmaschinen über. Nur die Metaller werden nicht befallen. Es genügt, sie kraftausatmend zu machen, um jeden Befall von vornherein auszuschließen. Heere von Grauen reißen auf, decken Sand über, kehren den Boden nach unten, säen Gesteinsstaub aus und lassen Walzenwagen langsam und eindrücklich darüberrollen. Die Schienen werden abgefeilt. Sandstrahlgebläse fauchen die Drahtnetze ab. An den gefährlichste n Stellen werden Säuren aus Tausenden von Einswagen über die Feldteile gespritzt. Befallene Produktionsgrundlagen werden eingerostet, da auch die gewöhnlichen Maschinen nicht una nsteckbar erscheinen. Der grüne Schimmel wird als Flachbefall besiegt. In eine r Reihe von Sektoren aber quillt er unaufhörlich nach und befällt die arbe itenden Grauen. Ihre Atmungsstellen geraten in Gefahr, zugewuchert zu werden. Eine neue Art des Abröstens droht, unvorhergesehen, scheinbar organisch. Schon ersticken die Menschenmaschinen reihenweise. Sie müssen sich abfeilen, ansäuren und sind doch in vielen Fällen nicht zu retten im Streit zwischen dem organischen und anorganischen Verrosten. Es werden in der Not die Metaller eingesetzt. Viele hundert Endmaschinen stehen bereit, unter Kraftausatmung. Sie erhalten Stachelplatten unter die Füße geschnallt und werden angeordnet. In furchtbarer Schnelligkeit schreiten sie über die Schimmelerde und reißen die Oberschicht um und um. Es ergibt sich zur Rettung der Grauheit aus der Bedrängnis der Schimmelkrankheit, daß der Auspuff der Metaller, wenn ihre Arbeitsenergie noch verstärkt wird und die Schicht fortschreitet, den grünen Schimmel
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bräunt und ihn abrosten macht. Mit äußerster Schichtanspannung können die noch funktionie renden Technike r und Grauen die Metaller bis zuletzt unter Anordnung halten. Die Schimmelkrankheit wird besiegt, aber der Auspuff der Hunderte von Metallern hängt dicht über den Drahtnetzen, ein schwerer, grauer Himmel, herabgefallen bis fast zur Erde, die grau und schwa rzbraun erstarrt daliegt, erschöpft, umge rissen ... Unzählige Graue müssen in den Plattenlisten ausgestanzt we rden. Zum Teil sind Hochstädte verödet, Produktionsstätten ausge rostet. Aber der Fortschritt hat gesiegt. Die Metaller haben ihre schwerste Probe als brauchbare Entsprecher der Erdgrauheit be standen.
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S Renu ist in der Schicht während der großen Schlacht gegen die Schimmelkrankheit. Er wird in der Nähe des verrotteten, sonst Schaugefängnis der letzten lebendigen Wesen bezeichneten wüsten Platzes mit den verrosteten Stacheldrähten und dem verwi rrenden Geranke eingesetzt. Mit Ingrimm sieht er, wie nichts in dem alten Garten übrigbleibt. Es darf nicht mehr sein, daß eine Erinnerung an den Feind Leben sich in dieser Form noch unordentlich breitmacht. De r Feind selbst ist wieder sichtbar geworden und wird endgültig ausgerottet. So stäubt beißende Säure wie ein giftiger, fallender Dunst herab. Ein Metaller schreitet viele Mal durch das alte Schaugefängnis und zerreißt es. Die lebendige Welle wird mit Geste insstaub gelähmt und völlig zu Boden gemacht. Renu erinnert sich an die Zeit, an der er sich selbst zum erstenmal e rkannte und benannte. Er fühlt sich wieder und stärker der Grauheit fremd, ein Besonderer, hart und weich zugleich, voll von Strom und voll Blut. Er haßt die Erdplanwirtschaft und ergreift Partei für die Schimmelkrankheit, obwohl sie auch für ihn Gefahr ist. Aber er bleibt unbefallen, trotzdem R Nr. 127 474 ganz ausfällt und R Nr. 127 476 einer langen Materialbearbeitung zur Wiede rherstellung bedarf. Renu ist in der Schicht. Die Spuren des Kampfes müssen ausge tilgt werden. Die Erde soll wieder flach und planmäßig sein, arbeitsbereit ohne Widersetzlichkeit. Renu ist dem Gange des Arbeitsprozesses gemäß einer Reihe von Grauen zugeordnet, die den umgewühlten Boden bereinigen, den braunen Schorf untererden und durch einen Metaller auf je tausend Graue flachtreten lassen soll. Renu führt mit den Grauen die Maschinen, die tief einschneiden, noch einmal umbrechen, Unpassendes auswerfen, um es zu sammeln und der Vernichtung zuzuführen. Der Metaller M Nr. 2486, der bereits 26 Antwortsignale auspfeifen kann, wartet, unter ge mäßigte Kraftausatmung gesetzt, auf den Wellenbefehl zum Tre tgang. Nachdem er senkrecht und waagrecht die Feldstrecke des Umbruchs in großer Schnelligkeit stampfend durchschritten haben wird, alles zerquetschend, alles zermahlend, alles ineinanderpa ssend, hat auf Fernwellenanordnung nach Zurücktritt der Arbeitsgrauen und Abstellung des Metallers M Nr. 2486 die Herde der
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Walzwagen gemächlich, eisern nickend, gähnend, aufjaulend wie müdes Vieh, über das fast geebnete Land zu trotten, um es festzuwalzen. Hier hat nicht mehr Einfeldwirtschaft zu sein. Eine Hochstadt ist zu errichten. Schienenwege sind zu legen. Renu steht dem Metaller M Nr. 2486 gegenüber und betrachtet ihn. Es ist fraglich, ob er noch in der laufenden Schicht angeordnet wird. Tie fschlafschicht, sehr verkürzt, aber immer noch peinlich vorhanden, wird bald eintreten! Es hat alsbald Fernauftrag zu e rgehen, der der Reihe der Graue n mit Renu das Zeichen zur Stillegung gibt und dem Spezialtechniker befiehlt, die Metaller seines Abschnittes für die Tiefschlafschicht zwar nicht ganz abzustellen, aber auf einen Grad von 1/2 Prozent der normalen Arbeitsenergie abzudrosseln. Die Aktivierung des inneren Motors nach der Tie fschlafschicht erfolgt dann so schnell, daß der Nutzeffekt größer ist und im ganzen Ersparnis eintritt. Renu ist nicht mehr im Gesetz der Tiefschlafschicht, aber er verheimlicht das. Er ist zuweilen müde und tut seine Arbeit wie im Schlaf. Kein Grauer merkt etwas davon. Während der Tiefschla fschicht träumt er oft oder ist sogar noch wach. Aber das verbirgt er sorgsam mit der Scham und der List der Ausnahme vor dem Ge setz. Tiefschlafschicht tritt ein. Der Metaller ist abge drosselt. Renu aber schläft nicht. Oder schläft er doch und träumt nur? Renu steht dem Metaller M Nr. 2486 gegenüber. Der Metaller zittert leise in dem Rest von Arbeitsbereitschaft, der ihm gelassen ist. Es scheint, als ob er atme, als ob die Ringe seines Körpers sich weiten, zusammenfallen, weiten ... Renu sieht starr, staunend und voll Erwartung auf den Metaller. Seine Mundstelle ist rund, offen, dunkel. Das Ventilrohr für Antwortsignale dreht sich, zugespitzt, heraus wie eine Zunge. Kabe lenden von Leitungen umgeben die Mundstelle, sind grau, abge schnitten, fast viereckig, gleich Zähnen. Die Sehstellen des Metallers sind geschlossen, die Deckel hera bgefallen. Kaum scheinen zwischen den Schlitzen die Kabelenden hervor, die Fernanordnungen aufnehmen und die Richtungsände rungen bewirken, aber es ist, als ob sie glitzern. Die Hörstellen mit den gewundenen, tief geschützten Mikrophonen sind bis auf eine einzige Spalte geschlossen. Nur alle rstärkste, dringendste Wellenbefehle, Wellen, die schon dröhnen würden, kö nnten den Metaller
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erreichen und ihn bei seiner Kraft von 1/2 Prozent zu langsamen Bewegungen veranlassen. Es scheint also, als habe auch M Nr. 2486 Tiefschlafschicht. Renu hört sich zum Metaller M Nr. 2486 sprechen. Er formt Worte, die er zuweilen in seinen Tiefschlafträumen gehört hat, und die anders sind als das Bellen und Zahlenrasseln der Grauheit. Manchmal versteht das Bewußtsein seines Schlafes die Traumrede. Andere Klänge tönen ihm vertraut, aber er erfaßt sie nicht. Metaller M Nr. 2486 beginnt plötzlich zu atmen. Er stößt einen leisen Rauch aus. Renu erscheint das in der Besonderheit seines Tiefschlafs nicht verwunderlich. Nun aber spricht der Metaller! Aus dem Ventil der Mundstelle kommt nicht das Antwortpfeifen eines der 26 Signale, sondern es quellen mühsame, gewunden röchelnde, Worte heraus, Worte, die den Klängen der Traumsprache in Renu gleichen! Auch das ist Renu nicht fremd. Im Traum seines Tiefschlafs erscheinen ihm die Worte des Metallers nur undeutlich. Er möchte sie genau verstehen. M Nr. 2486 ist nicht mehr Metaller. Er hat sich aus der Endm aschine herausgekreist, wie Renu aus dem Grauen, aus der Me nschenmaschine R Nr. 127 475. Was spricht Metaller? Renu fragt: "Was willst du?" Der Metaller antwortet: " Wollen will ich. Willen will ich." Renu spricht die Worte im Traum nach und befragt sich um ihren Sinn. Etwas in ihm versteht den Metaller. Er fragt: "Wie heißt du?" Der Metaller antwortet: "Renu Nr. 2." Dann aber fügt der Metaller Worte hinzu, die Renu nicht ve rsteht. Der Metaller wird ungeduldig. Seine Augen blitzen. Begehren, Zorn, Leid faucht er hervor. Er wiederholt zweimal, dreimal, vielmal. Dann faßt Renu die Worte auf. Der Metaller fordert: " Gebt mir eine Seele! Gebt mir eine Seele! Gebt mir eine Seele!" In Renu quillt Dunkles und Heißes empor. Seine Ringe weiten sich. Er will antworten. Da zerbricht der Traum. Tiefschlafschicht ist zu Ende. Arbeitsschicht beginnt. Der Meta ller steht fast kalt da. 1/2 Prozent. Er wird angeordnet und tut wortlos seine Schreitpflicht. -
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Merkwürdig, weder vom Arbeitsprozeß, noch vom Protokoll erfaßt, beginnt mit der Schicht nach den Traumreden zwischen Renu und dem Metaller M Nr. 2486 eine neue Erscheinung, die alsbald Anlaß gibt, daß sich die acht gewaltigen Schreiber, in einem unterirdischen Beratungswürfel des Erdsektors B zusammenhockend, zwecks Protokollbereinigung mit ihr befassen müssen. Die Erscheinung wird Luftkrankheit genannt. Magen spricht: "Es drückt etwas auf mich. Was ist das?" Mund antwortet: "Es ist ein neuer Feind aufgetreten, der vom Gesetz der Reihe einordnend zu überwältigen ist." Linker Fuß spricht und stampft: "Es werde hinabgetreten." Mund spricht: "Der Feind ist noch nicht zu fassen. Er verhüllt sich. Auch das ist gegen Schritt und somit gegen Fortschritt. Es treten Erstickungsanfälle bei einer großen Zahl von Grauen auf. Menschenmaschinen gege nwärtigen Modells von geringer Schichtabnutzung werden durch bisher unaufgeklärte Erscheinungen befallen." Magen fragt: "Wie zeigen sich die Erscheinungen?" Mund spricht: "Es tritt Lufthunger ein, genauer gesagt: Luftdurst. Einsauger des Außen und Auspuffer des Innen funktionie ren nicht mehr. Es wird nichts mehr gegriffen." Auge spricht: "Ich sehe fern. Graue zucken. Sie recken den Kopf, stellen hoch, werfen die Kolben, rasseln, fallen." Ohr spricht: "Ich höre fern. Graue geräuschen. Es sind weder Zahlen noch Buchstaben." Magen spricht: "Es werde zu Protokoll beschlossen: sämtliche vorhandenen Spezialtechniker, insbesondere der Spezialtechniker für Luftbewegung, sind abzuwerfen." Es wird beschlossen. Die Spezialtechniker werden auf Wellenanordnung alsbald durch die Röhren gepreßt und abgeworfen. Es sind ihrer nicht mehr viele. Zuletzt kommt auch der Spezialtechniker für Luftbe wegung, stellt sich zurecht und zuckt gleich den ändern zum Gruß. Die acht gewaltigen Schreiber stieren die Spezialtechniker an, lautlos, drohend. Die Spezialtechniker werden stromvoll gemacht. Ihre Zahlen leuchten auf. Sie sind arbeitsbereit. Sie werden aufgefordert, die Vorgänge der Luftkrankheit zu e rklären.
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Jeder Spezialte chniker bellt Antwort. "Es ist nicht zu wissen. Es ist außerhalb der Abteilung." Der Spezialtechniker für Luftbewegung wird aufgefordert. Er bellt: "Die Zusammensetzung des Außen, das Luft genannt wird, hat sich geändert. Das Außen ist dicker geworden. Es hat Säurereste, Teile aus Abrostungen in sich. Es ist nicht zu erschre iten, welche Schichtbegebnisse gewirkt haben." Die acht gewaltigen Schreiber hocken da und schweigen. Endlich spricht Auge: "Ich sehe fern. Die Luftkrankheit nimmt schrittweise zu. Graue fallen reihenweise um." Rechter Fuß spricht: "Der Fortschritt ist in Gefahr." Magen spricht: "Es ist notwendig, daß das Protokoll ergänzt werde. Es wird vorgeschlagen zu beschließen: sämtliche Spezia ltechniker sind, da schichtuntauglich, vorzeitig anzurosten. Grauer ist Grauer. Jeder Graue ist gleich der Zahl 1. Jeder Graue muß den andern ersetzen können. Es bedarf keiner Spezialtechniker. Ist nicht jeder Graue aus dem Stanzplattenve rzeichnis sofort bereit, über die Luftkrankheit auszusagen und sie zu durchschreiten, so ist das Prinzip der Grauheit falsch, die Entwicklung nicht gleich dem Schritt, also Un-Sinn." Es wird so beschlossen. Der Prozeß der Spezialtechniker ist ve rloren, da sie ihren Arbeitsprozeß verloren haben. Sie finden den nächsten Schritt nicht mehr und sind daher nicht mehr auf dem Weg. Demnach hat Wellenanordnung zu ergehen, die Spezialtechniker aus dem Wege zu räumen. Die Spezialtechniker stehen, lautlos, erstarrt. Der Strom ist aus ihnen zurückgezogen. Ihre Aktivierung schwindet. Es wird Wellenanordnung gegeben. Rechter Fuß stampft auf. Damit ist der Fall der letzten Spezialtechniker bereinigt. Sie werden durch die Röhren abgesogen, an ihre Orter geworfen, von Auftragsgrauen übernommen und abgerostet. Die acht gewaltigen Schreiber hocken s chweigend. Dann spricht Auge: "Ich sehe fern. Die Zahl der befallenen Grauen wächst stark." Linke Hand spricht: "Es muß die Maßnahme ergriffen werden. Es muß, um die Weiterreihung der Menschenmaschine in die Maschinenmaschine zu retten, der Schritt zur Besiegung der Luftkrankheit geschehen." Magen gibt Wellenanordnung. Im Höchsthaus der Hochstadt R 1 wird die Plattothek arbeitsbereit gemacht. Platte für Platte mit den Nummern der Grauen wird abgerufen. Die Nummern der ausgerosteten Menschen-
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maschinen werden nicht angesagt, Mensche nmaschinen in Reparatur erhalten den Zusatz i. R. Auge schließt die Sehstellen. Ohr hört das Aufschlagen der Platten und das Ansagen fern. Magen schweigt. Nach einer Zeit zuckt Magen plötzlich zusammen. Rechte Hand greift zu, schließt den Anordnungsstromkreis. Die Platte in der Hand des Ansagers bleibt schwebend. Er hat die Nummer R Nr. 127 475 ausgebellt, schweigt. Der Anordnung des Protokolls ist entsprochen. Die Plattothek fällt in unbenutzte Arbeitsbereitschaft. Renu - R Nr. 127 475 - wird angefordert, durchgepreßt und vor die acht gewaltigen Schreiber abgeworfen. Renu wird betrachtet. Er ist im grauen Licht des Untererdwürfels der Beratung grau wie alle Menschenmaschinen auf dem Wege zur Maschinenmaschine. R. Nr. 127 475 wartet, bis er aufgerufen und Strom wird. Magen sagt: "R Nr. 127 475?" Renu bellt Antwort: "Hier! Schichtklar. Arbeitsbereit." Auge spricht: "Serienhaft. Normgemäß." Ohr spricht: "Geräuschklang durchschnittlich." Renu steht unbeweglich. Es ist ihm mitgeteilt, daß er zu Protokoll aussagen soll. Er ahnt die geheime Macht, der er gegenübe rsteht und ist voll Grimm über die Reihe, den Zwang. Aber er steht still und wartet. Magen fragt: "R Nr. 127 475 hat das Ausfallen vieler Schichtgra uen und die Erscheinungen beim Ausfallen bemerkt?" Renu rasselt Antwort: Ja." Magen spricht: "R Nr. 127 475 wird aufgefordert, zu Protokoll auszusagen, welche Schrittfolge die Luftkrankheit darstellt." Renu bellt Antwort: "Das Ausfallen der Grauen entsteht infolge Einsaugens veränderten Außens. Das Außen ist verändert infolge Aufladung mit Auspuff der vermehrten Endmaschinen, Metaller genannt. Ihr Auspuff verdickt das Außen, erfüllt es mit harten Substanzen, mit schleimigen Substanzen, mit ätzenden Substa nzen. Die Beimischung ist zu groß. Sie verstopft die Luftwege der Grauen." Ohr spricht: "Es hört sich schrittgemäß an." Auge spricht: "Der Weg ist zu sehen." Magen sagt: "R Nr. 127 475 hat den Weg zur Bekämpfung der Luftkrankheit anzuzeigen."
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Renu antwortet: "Der Weg gabelt sich. Linke Schiene: sofortige Außerdienststellung und Abrostung aller Metaller als Ausgangspunkt der Störungen. Rechte Schiene: Durchstechen des Metalle rauspuffhimmels und Vortreiben eines sehr langen Schachts in das Oben nebst Herabsaugen der im weiteren Außen befindlichen ungemischten Luft bei Beibehaltung der Endmaschinen und Ausnutzung ihrer Energie." Magen spricht: "Es ist erreicht! Der Schritt hat gesiegt! Jeder Graue ist gleich jedem Grauen! Die Zahl 1 ist bestätigt. Das ist der Weg. - Es wird beantragt, zu Protoko ll zu beschließen: Es werde ein Turm gebaut, des Spitze bis an den äußersten Himmel reiche. Das Protokoll hat sich selbst aufzuheben, da jeder Graue aus jeder Platte Schritt hat und den Weg weiß." Es wird beschlossen ...
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T Niemals wird die Grauheit zugestehen, daß sie Schritte nach fa lscher Richtung getan hat und einen Weg zurückgehen muß. So wird nicht beabsichtigt, die durch viele Opfer und nach einer großen Zahl von Versuchsreihen erschrittenen Endmaschinen als Ursache einer Krankheit zu ne nnenden Hemmung und Störung des Fortschritts aufzugeben und abzurosten. Die Metaller sind vollkommene Endmaschinen, das Gegenstück des Grauen, die Entsprecher zum Veranlasser. Pol darf nicht Gegenpol ausschalten, ohne Pol selbst auszuschalten. Die Arbeitsenergie der Metaller ist notwendig zur Erreichung der Maschinenmaschine, des vollkommenen Grauen, zur Selbs tvollendung und Selbstaufhebung des Schrittes, zu seiner Feststellung gleich Materialewigkeit. Es werden zunächst weitere Metaller nicht hergestellt. Ihre Zahl ist für die vorhandene Grauheit bei den ständigen Ausfällen groß genug. Der Metallerauspuffhimmel wird durch aufgesteilte Druckluftrohre, durch elektrische Bandflammenzungen, durch Wirbelmaschinen aufgerissen. Er schließt sich alsbald wieder zusammen. Die Er leichterung ist nur augenblicklich. Die Metaller werden sämtlich auf geringe Energieration gesetzt, atmen wenig Kraft aus, leisten etwa ein Sechstel der Normarbeit und geben auch nur ein Sechstel des gefährlichen Abstoffes von sich. Trotzdem wird die Luftkrankheit nicht ganz zum Stillstand gebracht. Sie frißt weiter, wenn auch in verlangsamtem Schritt. Dennoch wird der graue Druck dichter und hängt furchtbar nahe über der Erde. Auge sieht fern, betrachtet die Erdfläche und bemerkt den noch nicht bezwungenen Hochgebirgssektor B. Renu - R Nr. 127 475 - wird durch das System der Einsschienen mit seinem Einswagen bis an die Grenze des Gebietes der Bergdämonen gebracht. Er hat den Restsektor zu betrachten und Bericht zu erstatten. Renu bellt: "Sektor B der Erdplanwirtschaft ist, sobald die letzten Unebenheiten und Widergesetzlichkeiten seiner Vortreppen abge schliffen sind, geeignet für die Errichtung des hohen Turmes, da er selbst in die obere Luft ragt, also Nutzfläche der Seitenabsaugerohre sein kann und eine große Anzahl Schritte für den Unterbau des hohen Turmes erspart." Es wird beschlossen: "R Nr. 127 475 weiß den Weg. Er lege den Schrit t-
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plan vor." Renu umfährt Restsektor B bis zu den vorgetriebensten Schie nenlinien. Es liegen Materialien und Maschinen zum we iter vorzutreibenden Kampf gegen die Anmaßung der Berge und ihrer Dämonen bereit. Renu fährt durch die Einsteigschächte ab und sieht die riesigen Untererdlager. Er kehrt an seinen schichtmäßigen Fabrikationsort zurück und stanzt den Plan zum Turmbau zu Sektor B, Platz der geplanten Hochstadt 37, Tuzub 37, genannt, in eine große Leichtmetallplatte. R Nr. 127 475 legt die Platte den acht gewaltigen Schreibern vor. Die noch vorhandenen Berge sind auszubrechen und einzuerden. Sie haben mit als Baumaterial für den auf den Platz der projektie rten Hochstadt B 37 zu errichtenden großen Turm zu dienen. Der durch alle möglichen Himmel stoßende Absaugeturm ist auf der Planplatte dargestellt. Jeder Grundlageblock hat die Zahl 1. Auf breiten Anlagerungen der Zahl 1 in Quadratform erhebt sich in Absätzen, von Galerien umgangen, der kaum absehbare, sich ve rjüngende Turm, viereckig, jedes Bauglied als 1 bezeichnet, eine Zusammenballung als 1 bezeichneter grauer Würfel, eine Selbstdarste llung der Grauheit, die in den Himmel gereckte Zahl 1. Die acht gewaltigen Schreiber betrachten den Plan schweigend. Es ist nichts zu bemerken. Die herausgegriffene Zahl R Nr. 127 475 hat den vollendeten Plan mit dem Schrittbewußtsein der gleichen Grauheit getätigt. Jeder Graue, aufgefordert, müßte denselben Plan stanzen. Es ist erreicht. Nach Besiegung und Abrostung der Luftkrankheit kann die Maschinenmaschine erschritten werden. Bis dahin ist die Zahl der Grauen nicht zu erhöhen. Die letzte Gefahr hat mit dem endgültigen Siege der Grauheit abzuschließen. Der Plan Tuzub 37 wird an eine Wand gelehnt. Die Erdgrauheit wird vorübergeführt. Jeder Graue betrachtet für die Dauer eines Schrittes und der Zahl 1 den Plan. Er ist zur Kenntnis gebracht. Als die gesamte Erdgrauheit abschienen kann, wird der graue Auspuffhimmel durch Explosionen zerrissen. Ein Feuerauswurf sieht blendende Spur. Dann sehen die aufgereckten Grauen einen Raketenwagen steil aufschießen und sich aus der Zeit des Nacheinander, des Plans, des Fortschritts, der Zahl 1 entfernen. Die a cht gewaltigen Schreiber haben sich selbst aufgehoben. Das Protokoll ist überwunden. Geheime Macht ist überwunden. Jeder
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ist gleich jedem. Die vervielfältigte Grauheit bedarf weder der Leitung, noch der Rathundertschaften, noch der Abstimmungen. Das Richtige wird ohne Rückschau getan, weil es in der Maschine und im Material der vor der Vollendung der Maschinenmaschine stehenden Grauheit ist. Der Raketenwagen ist verschwunden. Er kehrt nicht mehr zur Erde zurück. Die Masse der Grauen weiß nicht, was sich begeben hat. Sie ist vollkommen auf Schicht eingestellt und setzt sich pla nmäßig an. Es beginnt der letzte Kampf gegen die großen Vorberge zu B 37. Die Bereinigung des Bauplatzes hat zu erfolgen. Hierzu sind die fernsteuerbaren, dosierbaren Metaller erforderlich. Die Gefahr der Luftkrankheit darf nicht übersehen werden. Sie ist da, fordert O pfer und lahmt. Ihr Fortschreiten wird durch Notmaßnahmen nur gerade noch aufgehalten. So eilt der Kampf gegen die Bergdämonen. Die entscheidenden Schritte müssen schnell getan werden. Die Bergdämonen wissen nichts vom Angriff der gesamten Er dgrauheit und der von ihr hergestellten gefährlichen Gefolgschaft, der Endmaschinen, der Metaller. Dämonen wissen nie etwas. Sie tun nur oder ruhen im Nichtstun. Seit einer Reihe von Schichten haben die Bergdämonen nichts mehr von den wimmelnden Zügen der grauen Käfer gesehen und nichts von dem Sumsen ihrer viereckigen Flügelchen gehört. Alles ist unter ihnen abgesunken, verschluckt von einem grauen Dampfnebel, von Wolken, die so tief hängen, daß es nicht lohnt, mit ihnen zu spielen. Sie reichen nicht einmal bis an die Nägel der Zehen! Das Meer ist verschwunden. Es ist nichts mehr da, was in der Weite blau heraufbleckt. Die Bergdämonen haben eine Zeit wohlig gegrunselt, in das dunkle Blau über ihnen gestarrt, in Stürmen mit Sand, Luft, Schnee, Hagel gespielt, sich mit Blitzen zum Spaß ge kratzt und in dröhnendem Gelächter Felsbrocken an die Schädel geworfen. Nun schlafen sie wieder auf den Graten und Eislagern und blasen den tiefen, ziehende n, ruhigen Wind der Schluchten aus. Im Schlaf werden die Bergdämonen überrascht. Ehe sie zum Bewußtsein ihrer Schmerzen erwachen, wüten die technischen Dämonen in ihren Leibern, die dosierten, gerade wirkenden, ausge rechneten, angespannten, unterjochten, brudermörderischen Kräfte. Die Grauheit hat Beobachtungen gemacht und sie zusamme ngezählt. Sie weiß nichts von Herz und Hirn der Kräfte, der Wellen, der Ströme, die sie zum Arbeiten anspannt
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und ihnen ihre Wirkungen abdringt. Die Grauheit sitzt an einer Schaltstelle, am Ventil des Unbekannten, Fremden, Furchtbaren und veranlaßt. Der Sklave Maschine ist aufgefordert, im Leibe der Bergdämonen zu wü hlen, zu sprengen, zu bohren, zu schlagen, zu walzen, zu beißen, Blut, Fleisch und Knochen in grauen Brei zu zermahlen. Die dosierten Dämonen, die die Grauheit nicht kennt, sondern nur be nutzt, tun das. Noch wissen die Maschinen so wenig von sich wie die Bergdämonen, die sie bekämpfen. Die Bergdämonen fahren mit zerrissenen Gliedern hoch. Die Schlacht beginnt. Es sche int, als ob es das letzte Würgen sei, denn es ist kein Kampf mehr. Die Bergdämonen werden zurückgetrie ben, verstümmelt, erstickt, ehe sie zum Widerstand erwachen kö nnen. Ihr Brüllen klingt wie das Todesschreien geschlagener Stiere. Ihre Flanken beben. Die Rippen zerbrechen. Die Haut wird abge ledert, gerinnt. Die Bergdämonen können nicht mehr atmen. Die kleinen, eisernen Rechtecktiere, aufglühend in Arbeitsbesessenheit, schreiten durch sie hindurch, mahlend, zerbrechend, dröhnend im Kraftausatmen. Der Wolkengrund zu den Füßen der Bergdämonen beginnt sich zu heben, hochzuschwellen, erstickend einzutauchen in ihre aufgerissenen Mäuler. Der Metallerauspuff wälzt sich hoch, Wolkenschicht zu Wolkenschicht, be ißend, säureätzend, voll Schwe felgestankes. Die Augen de r Bergdämonen quellen vor. Sie sehen zum letztenmal in irrem Drehen das dunkle, weite, tiefe Blau des oberen Himmels. Ihre Arme kreiseln hilflos. Der letzte Sturmwind der Höhe pfeift herab. Dann fällt ein langes, klägliches Heulen in das Leichentuch der Me tallerwolken. Die Bergdämonen sind tot ... Bis auf das eigentliche Gebiet der projektierten Hochstadt B 37 sind die Berganmaßungen endgültig abgerostet. Nur auf B 37 lie gen die letzten Eisriesen, Sandatmer, Hagelschleuderer da, hinge schlagen, erschöpft, be bend vor Schmach, Ohnmacht und Zorn. Es beginnt die planmäßige Arbeit zwecks Errichtung des Turmes, der bis an die möglichen Himmel reicht und die Luft der Erneuerung zur Neutralisierung von Abdämpfen der notwendig gebrauchten Endmaschinen gemäß zweckmäßiger Ableitungsvorkehrungen herabzusaugen hat. Der Plan liegt vor. Seine unablässige, nicht aufzuhaltende Vollendung ist nur eine Frage der Schichtzeit. Hindernisse können nicht mehr eintreten, da jeder Ausfall von Grauen sofort ersetzbar und der Plan nicht auszurotten ist.
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Es gibt keine Untererdberatungswürfel mehr: alle Blockstellen sind gesprengt. Die Zeit des Protokolls, der verborgenen Leitung, der geheimen Macht, ist abgerostet. Sie ist nie gewesen. Es gab nie Führer und Geführte. Es gibt nur Gleichzeitige. Renu hockt allein vor der Mauer. Der Plan des hohen Turmes, eingestanzt in Metallplatte, steht grau und groß vor der Mauer. Es ist Tie fschlafschicht, Tiefschlafschicht für eine kurze Zeit. Renu aber wacht und hat vorgesichtige Träume. Renu erhebt sich und tanzt seinen Tanz des Hasses gegen die Grauheit und den Plan. Die andere Sprache in ihm tritt heraus und wird Gebärde, wird Schrei. Blut und Groll steigen als andere Ströme hoch. Renu tanzt und singt sein Lied des tödlichen, hoffenden Zornes! "Wie lange, Erde, willst du dich schänden lassen und deinen Vergewa ltigern dienen?" "Wie lange soll das Leben gefesselt sein, verwandelt, eine Magd, die Lasten trägt, eine Maschine der Schaltbarkeit?" "Wann werden wieder die fruchtbaren Träumer ihr Recht der Erstgeburt haben? Wann wird Schaffen sein statt der Schicht? Der Sprung oder Tanz statt des Schrittes?" "Wann wird das Auge schweifen, das Runde da sein, die Ferne, der weglose Weg?" "Die Zeit ist nahe herbeigekommen, Erde, daß du dich befreien mußt, ehe de nn du stirbst als graues Tier im Joch!" "Ein Zeichen ist dir gesetzt, Grauheit, daß du auszähltest den, der Ausbruch ist aus dir!" "Ich, Renu, habe den Plan gemacht, der das Maß eures Schrittes zur Vermessenheit treibt!" "Erde, Leben, greife herab aus der kreißenden Werkstatt der Zeitgeburten und zerschmettere den Sinn, der Irrsinn ward, den Schritt, den Metaller, die Maschinenmaschine!" "Ich hasse dich, Grauheitl Ich hasse dich, gestanzte Zeit! Ich ha sse dich, Fabrikat! Ich liebe dich, gezeugtes Werk!" Renu singt und tanzt. Er läßt die elektrischen Ströme frei. Sie sausen durch Drähte, springen als schillerndes Kugelknistern von Spitze zu Spitze in Tigersätzen. Sie blühen als Iris auf in luftleeren Röhren, taumeln und fliegen in abspringenden Funken gleic h farbüberströmten Schmetterlingen. Befreite Freude tobt durch die Trunkenheit des Raumes. Jauchzender
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Haß tanzt mit den freien Dämonen den selig -unseligen, verflochtenen Reigen von Tode szeugungen, von der Geburt der jungen, grünen Erde aus der Ze rschmette rung der Welt ... Renu fällt hin, gelöst, erlöst...
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U Die Schicht schreitet. Der Plan zum hohen Turm, dessen Spitze bis an alle möglichen Himmel reicht, ist auf dem Wege der Ausführung. Wieder rollen unablässig die Gesteinstaubzüge heran. Die Ein swagen im Schrittabstand, die großen Vierecke der Grauen. Die Untererdlager werden aufgebraucht. Neue werden angelegt, näher zusammengezogen im Viereck um die Stellen des Erdsektors B. Es gilt, die besiegten Vorberge und ersten großen Höhen der Erdfläche anzugleichen und die gebrochenen Glieder der erschlagenen Bergdämonen zum Nutzen zu verkleinern, abzuschleifen, in Form zu bringen. Unaufhörlich, in Schichtergänzung, mahlen und mengen die Maschinen. Unaufhörlich kocht das Metall, wird gepreßt, geschnitten, gestanzt. Unaufhörlich dröhnen die Fallhämmer. Unaufhörlich arbeiten die hydraulichen Pressen. Unaufhörlich gehen die Walzwagen ihren nickenden, eisernen Trott. Von hundert Grauen sind überall zehn damit beschäftigt, den Abdampf der Metaller, den gefährlichen, erstickenden, niedrigsten Himmel, zu beobachten, zu durchstoßen, zu bewegen, auf daß die Luftkrankheit nicht fortschreite, bis das Ziel des Absaugens der hohen Luft erschritten ist. Dennoch würgt und erstickt der Metallerauspuff. Es können nur gerade so viel Menschenmaschinen auf dem Wege zur Maschinenmaschine hergestellt werden, wie die Luftkrankheit vorzeitig ausfallen macht. Die Plattothek ist in fortwährender Umschichtung begriffen. Es bedarf vieler Grauer und vieler Stanzmaschinen, vieler Abwurfmeldungen und Berichtigungen, um die Zahlschaft von der Grauheit auf dem Laufenden zu erhalten. Der Plan schreitet fort. Der Plan vom hohen Turm, dessen Spitze bis an alle möglichen Himmel ragen soll, ist in vielmaleins kleinen genauen Nachbildungen im Arbeitsrevie r jeder Schicht der Grauheit aufgestellt. Jedes Schichtglied kann ihn begreifen, abtasten, mit Seh- und Fingerstellen bemerken und aufnehmen. Im weiten Umeck um B 37 wird alles der Normfläche und der Normhöhe der Arbeitserde angeglichen. Alles Höckerige wi rd schlicht, alles Einsinkende eben, alles mitschlürfend Löcherige satt. Als die Zeit erfüllt ist, wird die erste Vorplatte zum ersten ungeheueren,
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viereckigen Rundumgang des Turmes in Einsnormwürfeln gegossen und angelegt. Die halbe Belegschaft eines Erds ektors der gesamten Erdgrauheit ist erforderlich, um die Zugmaschinen, die Heber, die Senker, die Abwurfkräne, die Zurechtrücker zu steuern und den Grund zu legen. Im weiten Umeck umzieht die erste Terrassenstufe den Platz von B 37. In der Mitte ragt, rauh zerklüftet, durch den Metallerdunsthimmel stoßend, der Platz der letzten, erschöpften, hingeworfenen Bergdämonen. Sie sind zuletzt zu lahmen, abzuschleifen, als Grundrechtecksäule des hohen Turmes zu brauchen. Stufe um Stufe, in immer näherem Anschritt, ist die Eineckung zu vollziehen. Die Metaller sind da. Sie stoßen die Platten aneinander, fest, unlösbar, schreiten über die riesigen Einswürfel und stampfen im letzten dröhnenden Schritt unverrückbar fest. Aber sie sind nur auf halbe Kraftausatmung gesetzt um ihres Abdampfes willen. Doch ihre Arbeit und die Gewalt ihres Schrittes ist noch so groß, daß die Erde im Sektor B der Erdplanwirtschaft dröhnt und in zitternden Stößen bebt wie ein überjagtes Tier, daß Krachen und Bersten, Aufschlagen und Zerstoßen in rhythmischen, be llenden Schreien an der Erdfläche atemlos umherirren, ihr Echo widerkä uend, daß der Metallerhimmel dicht und nahe sich wölkt, grau, undurchsichtig, fast mit den Leichtmetallklappen der Mensche nmaschinen zu berühren. Mühsam nur fassen die Grauen das Außen ein. Es muß eine Zwischenschicht eingelegt werden, eine Halbruhe der Arbeitsbe reitschaft ohne direkte Schrittleistung. Die Sehstellen, die Einfallslöcher des Außen, sind zu reinigen, zu putzen, zu schmieren, zu ölen. Die Abnutzung der Grauen ist stark. Jede Schicht setzt die mögliche Gebrauchsdauer der Menschenmaschine weit mehr als um das Normalmaß herab. Aber der Plan schreitet fort. Nichts vermag ihn aufzuhalten, das Ziel zu verschleiern, die Schicht zu lahmen. Plan und Schritt, Schicht und Me nschen gehen parallel zum Ziel der Vollkomme nheit, der Materialewigkeit, zur Maschinenmaschine. Der Plan treibt. Renu treibt. Die Grauheit treibt sich selbst. Sie hat den Schritt in sich gleich dem Kraftausatmungsmotor der Metaller. Die zweite Stufe zum unteren Umgang des hohen Turmes wird gelegt. Die dritte Stufe wird vorbereitet, immer höher an die Stelle B 37 herangezogen ...
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Da erwacht die Erde, die erste Riesin des Geschehens, aus ihrem geballten Kugelschlaf im innersten Kern der Metaller, Sie ric htet sich auf, will sich recken, sich dehnen, befreit atmen und den oberen Mantel der Wiesen, Ströme, Wälder und Berge lüften. Die Erde fühlt sich belastet, gehalten, gehemmt. Sie murrt zornig in sich hinein und stößt gewaltsam durch, um zu sehen, was während der Ewigkeitssekunde ihres letzten Schlafes geschah. Im Sektor Y der Erdplanwirtschaft werden zwei Untererdlage rstätten, eine Hochstadt und einunddreißig Produktionswürfel umgeschaufelt, nicht mehr. Das ist ein Betriebsunfall innerhalb der vorgesehenen Fehlzündungsgrenze und wird repariert. Die Erde sieht hindurch und sieht um sich herab. Ihre Haut ist verä ndert. Sie fühlt sich gepreßt, umschnürt und kann nicht atmen. Geschliffen, gerillt ist die Haut, hart, fast ohne Krume. Die Erde bebt vor Zorn. Ihre Stimme bricht aus den unteren Schluchten im Brüllen hervor und ist doch schwächer als der ge stoßene, gehackte Lärm der Grauheit, der Metaller und der arbe itenden Hilfsmaschinen im Sektor B. Die Erde schreit auf, aber ihre Stimme klingt ihr selbst erstickt , gedrosselt, geschändet. "Wo ist das Meer? Wo ist seine wallende, stürmende Lebendigkeit? Wo ist der Atem seiner Gewässer, seine sprühende, farbe nschäumende Haut?" "Wo ist der Himmel, die aufgehobene, schwebende Bläue, der Raum meiner Brüder und Schwestern, in dem sie spielen, sich verzehren und umschaffen nach der höheren Gesetzlosigkeit des Lebens?" "Wo ist die Luft, die bebende Durchsichtigkeit, das köstliche Sanfte?" "Wo ist die Geburt des Lichts, der pulsende Wechsel von Tag und Finsternis, von Helle und Schlaf?" "Wo sind die Stunden mit ihrem Gefühl und dem wechselnden Gesicht, wo sind die ewig gleichen und ewig verschiedenen?" "Wo ist das Unberechenbare der Geschöpfe? Wo sind die Herden über Tage, die wolligen Lämmer, die Wolkenwölfe in ihrem Lauf? Wo ist der Opferstrahl ihrer Blitze und das erlöste Regenausschütten ihres Grames? Wo ist ihre schwimmende Blütenluft, ihr Haschen, Verstecken, ihr seliges Untertauchen im fernen Himmel?" "Wo sind die Tiere der Erde in ihrer Unzahl der Gestaltungen, die mich wild und fröhlich beschritten, jagend und gejagt, immer aber eins mit den
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Gestirnen und mit meinem Schlaf?" "Wo ist das Rauschen der Ahnung? Wer nahm die Wälder fort und ihren tiefen, atmenden Zusammenhang?" "Wer nahm das Brausen der Ströme hinweg, machte mich stumm und erstarrte mein lebendiges Gewand zu Sinn und Zweck, der nicht atmet?" "Wer erstickte die Saftgestaltung, Blut und Blüte, das farbig Witternde, das Qual und Lust des Bestehens einhüllte in Schönheit?" "Wo ist die furchtbare und holde Torheit der Menschen geblie ben, der Menschen, die Blume, Tier, Strom, Wald, Wolke und Wind zugleich waren?" "Ich sehe ein Fahren und Widerfahren, ein Schneiden und Ma hlen, ein Bohren und Stoßen: das Toben des Sinnes! Sie wollen mich bändigen, schleifen, vergewaltigen, geschlechtslos machen und meine Umwälzungen ausrotten. Der Nutzen hat mich in Stricke gelegt! Dem Tiger im Weidenkäfig bin ich gleich, zur Hilflosigkeit geschnürt, weil ich zu groß und zu stark bin!" "Ich klage mich an und die Elemente an, daß wir s chliefen oder uns gegeneinander verstockten! Wir hatten die Eitelkeit der Fülle, den geheimen Genuß des Bruderkampfes, die leichte Verschwe ndung des Unendlichen in die Zeit! Wir hatten das jauchzende, kindlich und göttlich boshafte Spiel der Maßlosigkeit!" "Nun macht uns das Nacheinander erstarren! Die Folge von eins, die eins ist, ist über uns! Der Schritt reitet auf unserem Nacken. Die Grauheit, die Maschine, ist das alleinige Maß alles Geschehens geworden!" "Ich rufe die Brüder und Schwestern der Dämonie en auf! Kommt aus euren Örtern herab, die nicht mehr Ort sind und nicht oben oder unten! Kommt auf den Strahlen eurer Eile, die mehr sind als die Geschwindigkeit der Zeit! Ihr alle, für die es Zahlen nicht mehr gibt, und die weder Heute, noch Gestern, noch Morgen kennen, die im Gestern, im Heut und im Morgen zugleich sind: kommt und bringt die magnetischen Ströme eurer Nähe, die mich lebe ndiger machen und die Gegenströme meiner eigenen gebundenen Kraft stärker aufrauschen lassen!" "Erde ruft euch! Die Gefahr ist da, der Schritt, der Abfall vom Unfaßbaren! Die Grauheit will die magische Welt bezwingen! Die Grauheit will übergreifen und das All zu einem Punkt in Metall gießen! Die Grauheit will alles Schweifen der Kreise, Spiralen und Ellipsen zerbrechen, stre kken, walzen zum Schienenstrang, auf dem der Fortschritt schreitet bis zur
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letzten Verkalkung, in der 1 und Ewig-Unendlich gleich sind, Raum gleich Nichtraum, Zeit gleich Unzeit!" "Zum einzigen und letzten Male ruft Erde um Hilfe gegen die Besessenheit derer, denen Masse und Maß gleich ist! Die Grauheit wird uns in eine Maschine verwandeln, die immer geht und zugleich immer steht! Kommt zum Kampf gegen die Besessenheit des Schritts, gegen die Grauheit, gegen die Zahl I!" Der Raum schweigt. Tief hängt der Metallauspuffhimmel herab. Die Schicht schreitet fort. Der Plan zum Bau des hohen Turmes, dessen Spitze an die möglichen Himmel reicht, ist eingestanzt in die Funktionen der Menschenmaschinen und mit ihnen eins ge worden. Renu wartet. Es geschieht nichts. S chicht legt sich an Schicht gleich den Bauwürfeln eins. Planmäßig schreitet die Arbeit fort. Planmäßig wird der eingestanzte Plan der großen Leichtmetallplatten auf den vorgesehenen Teil des Sektors B der Erdplanwirtschaft übertragen. Renu wartet. Die Me taller arbeiten. Ihre Kapazität von fünfzig Prozent der möglichen Energie genügt, um die Arbeit vorzutreiben und die Ausmaße der Luftkrankheit in der Schwebe zu halten. Die Reparaturwerkstätten für Graue sind stärker belastet als die Klin iken und Sanatorie n für Maschinen, aber es ist nicht mehr an Effekt zu erschreiten. Jeder stärkere Metallerquotient müßte durch Ste igerung der Luftkrankheit den Plan hemmen. Renu wartet. Immer näher ziehen sich die Umgänge aus den Bauwü rfeln eins an B 37. In wenigen Schichten wird das Bebauen der stehengebliebenen Hochberge von B 37 zum Grundwürfelstock des hohen Turmes erfolgen müssen. Es geschieht nichts Außerschichtmäßiges. Nur zuweilen befällt eine sonderbare, andersartige Materialmüdigkeit Menschenmaschinen und sogar die gewöhnlichen Maschinen. Die Klappen der Sehlöcher fallen für Zahlendauer zu. Die Maschinenglieder bewegen sich unregelmäßig. Doch geht das schnell vorüber. Eine kurze Überholung genügt, um die Normleistung wieder herzustellen. Zu schwer drückt trotz Aufstoßen und Durchbohren der Metallerauspuffhimmel. Renu wartet. Es geschieht nichts. Einmal aber, als er schon nahe an der Tiefschlafschicht ist, glühen die Metaller stärker auf. Ihre Antwortsignale bekommen einen anderen Klang. Renu kann noch erkennen, daß sie jetzt sprachähnlich werden, dem Heischen während seines Schichttraumes gleich. Dann fällt er in Tie f-
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schlafschicht. Die arbeitenden Grauen sehen Ungewöhnliches. Metaller knirschen. Aus ihren Richtungsstellen kommt Glut. Ihre Signale werden kehlig, brüllend. Sie sind nicht Antwort auf Wellenanordnung, sondern erscheinen von selbst, gierig, heischend, furchtbar. Es dröhnt: "Gebt uns - eine Seele! Gebt uns - eine Seele!" Die Grauen halten die unverständlichen Unregelmäßigkeiten für eine Folge zu hoch dosierter Kraftausatmung. Die Metaller werden also gedrosselt. Sie sind ruhig ...
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V Es scheint, daß die Erde vergeblich die Hilfe der Dämonieen a ngerufen hat. Das furchtbare Tuch des Metallerauspuffhimmels hängt Schicht für Schicht dicht, grau, ineinanderbrode lnd, unentrinnbar herab. Immer stärker werden die Schichtungen des Abdampfes, immer schrecklicher wird sein giftiger Geruch. Die Grauen haben keinen Geruch, wie sie auch kein Empfinden für Farbe haben. Sie kämpfen während der Arbeit zwar um den Rest des Außen, den sie noch brauchen, aber sie haben weder Ge schmack noch Geruch, da sie weder Grade noch Abstufungen kennen. Und doch beginnt der Metallauspuffhimmel so dicht über den Arbeitsplätzen zu liegen, daß die letzten Hochbergketten im Sektor B, projektierte Hochstadt 37, nur noch undeutlich aus dem Dunstgrau erscheinen. Die Grauheit hat Luftturbinen und riesige Schraubenkombinationen angesetzt, um das endlose graue Gewölk über den Arbeitsplätzen zu ze rschroten, zu zerzwirbeln, um Platz für das Einsinken des notwendigen Luftaußen zu gewinnen und die Zunahme der Luftkrankheit unmöglich zu machen. Aber selbst die durchstoße nen, aufgerissenen Stellen im Oben sind noch so dicht, daß das, was früher Luft genannt wurde, in seiner Leichtigkeit und bei der Lähmung de r Luftdämonen nicht einbrechen kann. Es werden Absauger hergestellt, Vakuumdurstmaschinen, die eine völlige Leere in sich tragen und noch das dünnste Außen gierig herabschlürfen. Sie schmatzen und reißen das unersättliche, gähnend Hohle viele Schritte weit auf, auf daß das Nichts sich wenigstens mit dem Dünnen fülle. Doch alles das ist ungenügend, nur ein Abtropfen in eine große Forderung. Der hohe Turm muß gebaut werden. Er wird das Zeichen endlicher, unbestreitbarer Erdherrschaft sein, ein Mal der Grauheit, ein System von gewaltigen Absaugemaschinen in sich und an sich, jenseits des Metalle rhimmels, die das gesamte Außen restlos zum Erdbedarf herabschöpfen und verbrauchen. Bauwürfel eins auf Bauwürfel eins wird geformt, herangefahren, durch die Metaller fe stgerannt. Zur Erleichterung und Vergrößerung des Arbeits - und Schrittraumes unter dem Metallerhimmel wird der schmale Luftgürtel über dem Erdfeld
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in Stücke gerissen, geballt und wie Kugeln ge gen das schwere Gewölk geschossen, um es hochzutreiben. Maschine n aufschnellgleitenden Einswagen fahren allein und stoßen bellend Druck auf Druck nach oben. Aber der Metallerhimmel ist zu dicht und zu groß, an den getroffenen Stellen weicht er zwar, reißt auf, brodelt hoch, doch an anderen Stellen fällt er tiefer herab. Die gesamte Erdluft müßte gleichzeitig und an allen Orten nach oben als Druckkugeln geschossen werden. Dazu reichen die Maschinen nicht aus. Die Herstellung dieser sehr hohen nötigen Zahl würde durch viele Schichten dauern, und die Luftkrankheit käme schneller. Selbst durch die Gewalt der Ballungsmaschinen werden schon Graue umgeworfen und beschädigt. Metaller müßten in die Höhe schreiten und arbeiten können. Auf Aufforderung setzen sie auch die gewünschte Richtung an. Das aber, was früher Schwerkraft genannt wurde, zieht sie herab. Sie knicken um und beschädigen sich. Es bleibt also nur der hohe Turm. Der Drahtnetzhimmel ist bei der ganz geringen noch nötigen Einfeldauspressung fast überflüssig. Er wird jetzt gebraucht, um das graue Licht für die Schicht unter dem Metallerhimmel zu tragen. In einhundert Schritt Abstand hängt je ein Tiefstrahler, um die Arbe itenden mit dem grauen Licht zu versorgen, das die Grauheit braucht, mit dem zeitfremden, zeitlosen Licht, nicht Tag, nicht Nacht, mit dem Dauergraulicht. Denn es muß vermieden werden, das Arbeitszwischenreich zwischen Erdfeld und Metallerhimmel in eine Dunkeldämmerung fallen zu lassen, die die Schicht aufhebt und die gesamte Produktion lahmt. So hängen hundertmalhundertmalhundert Tiefstrahler herab und beleuchten Luftschicht und Arbeitsschicht. Die Grauen arbe iten wie in einem Bergwerk unter Tage, das über Tage liegt. Renu - R Nr. 127 475 - ist am Plan. Er arbeitet mit im Sektor B, proje ktierte Hochstadt 37, und sieht die Umgangsvierecke sich immer näher an die letzte Hochbergaufschließung der Erde hera nziehen. In wenigen Schichten ist mit dem Abschleifen der Berge zum Turmgrundviereck zu beginnen. Renu wartet. Es geschieht nichts. Die große Empörung der Erde und aller Dämonieen bleibt aus. Auch die Vergewaltigung des Stoffes scheint ohne Folgen zu bleiben. Nur in kleinen Aussprüngen zeigt sich der Groll des Stoffes, der nicht im Kristall blühen darf, sondern als Werkstoff der Grauen in die amorphe Ge schlechtslosigkeit gebrochen wird.
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Renu sieht fern zurück. Der dichte Metallerhimmel hängt herab. O bwohl Renu weit vorgeschritten auf einem der neuesten Grundumgänge zum hohen Turm steht, weit über der Höhe des Drahtnetzhimmels, steigt der Metallerhimmel doch noch unübersehbar als ein graues, herabdampfendes Gewölkmeer auf, am unteren Rande von den Tiefstrahlern angeleuchtet. Renu spricht zu sich. Er hat es aus seinen Träumen erfahren, daß er in sich hineinsprechen kann, daß etwas ist, das unhörbar spricht, nur für ihn zu hören, obwohl kein Ton, keine Stimme, kein Signal, keine Wellena nordnung da ist. Renu spricht zu sich: "Die Grauen, die Menschenmaschinen, sind unablässig an der Arbeit. Die Tiefstrahler erleuchten ihren mühs e ligen Pfad. Fast müssen sie sich vornüberneigen, sich ducken, krie chen, um unter dem Metallerhimmel die Arbeit vorzutreiben. Die Luftballer schießen unaufhörlich. Graue stürzen um und werden abgeschleppt. Aber doch schließt sich der Metallerhimmel wieder zusammen. Der Kampf steht gleich. Keiner siegt und vernichtet den ändern. Was ist imstande, das entsetzliche Geschlecht ohne Geschlecht umzubringen, aus dem ich zu eigener Scham entsprang, aber nicht hervorging? Ich treibe sie zum Irrsinn. Sie machen aus dem Irrsinn Schicht und Sinn. Was kann ich ergre ifen, wenn die Sehnsucht über mich kommt, die sie nicht kennen? Was ist das, was ich fassen könnte, das Verschlungene, die Umarmung, in der zwei gleich eins ist?" Renu steigt herab und sieht fern. Er spricht: "Was tun die Grauen jetzt? Ich sehe es. Sie haben Röhren aufgetrieben. Die Röhren müssen mit dem letzt erschrittenen Sprengstoff gefüllt sein, der das Vielmalvielfache seines Raumes im Heißhunger der Ausde hnung frißt, denn sie gleiten zurück, weit zurück, ehe sie fernzünden und sprengen." Renu muß sich die Hörstellen zuhalten, denn ein Nache inander von ungeheueren Explosionen dringt im Schall auf ihn ein. Soweit er fernsehen kann, zucken Feuerstrahlen in den Metallerhimmel. Farbige Zacken und Keile sprühen in den grauen Widerstand. Er weicht, reißt auseinander. Aber die Stöße werfen sich auch nach unten, auf das Erdfeld. Leitungsschienen, Drahtnetzteile mit Tie fstrahlern, Erdgleise, Maschinen, Graue werden abgeschliffen, aufgerissen, zerblasen. Die Erschütterung der Luft ist so groß, daß Renu an eine Häufung von Bauwürfeln eins gedrückt wird und für eine Zeit nicht mehr schichtfähig ist.
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Als er wieder zu sich kommt - und er fühlt, daß er zu sich kommt -, hat der zerrissene Metallerhimmel, gestärkt durch die Ausschleuderungen der Erdwirkungen, sich fester als je zusammengetan und hängt in drohendem Dunkel herab. Aber der Hall und Nachhall der Explosionen hat auch die Erde, die Luft angerufen und die letzten schlafenden Dämonen der Hochberge in B 37 zum letzten Male aus ihrer erstarrten Lähmung vor dem Ende erweckt. Die Erde bebt. Die wütende Luft fährt in Stürmen herab. Die Bergdämonen, wenige, an ihrer Kraft zweifelnde, reißen sich hoch und beginnen, in Sprüngen um ihr Leben, die Art ihres Bestehens zu ringen. Renu, unter eine Platte geduckt, sieht zu. Funkelnde Freude ist in ihm. Er glaubt, Besessenheit des Lebens kämpfe gegen Besessenheit des Unlebens und rotte sie aus. Das Jauchzen der Selbstve rnichtung ist in ihm. Er schreit: "Vernichte, Erde! Zerreiße, Luft! Denn eher will ich vergehen, der ich doch halb von jenen bin, als daß ich den Sieg de s Schrittes, der Zahl 1 sehe, die das Ende aller Verwandlungen ist!" Renu klettert Turmumgang für Turmumgang hinauf, um freier zu sehen. Er ist mitten im Metallerhimmel. Es gelingt ihm nicht, über den schwelenden Rauchdunst hinwegzukommen. Aber der Aufruhr der Elemente ist so tobend, ihr Streit miteinander und gegeneinander so kraftgeladen, daß das Lastende kreuz und quer zerrissen wird gleich einem alten Mantel, den ein betrunkener Bettler zerreißt. Durch Löcher und Fetzen herabschauend, kann Renu die Griffe des Kampfes zuweilen erkennen. Unter seinen Füßen schwankt der Boden. Die Erde will sich herumwälzen und stemmt sich ge gen ihre pressende Haut. Sie reißt in Gesenkestreifen auf. Die Kn ochen stoßen in Hügeln hoch. Aufgebrauchte Luft aus der Arbeit sschicht der Grauen stürzt sich aufatmend in die Löcher. Durch die Risse des lastenden Graugewölkes bohrt sich das höhere Außen und pfeift in wütenden Stößen. Die Bergdämonen, die wenigen, toben in der Wut der Verzweiflung. Sie sehen sich um und suchen vergeblich die zerstümmelten und in Staub gemahlenen Brüder. Für die Giganten fehlt es an Raum. In geringen Sätzen schon sind sie am Rande. Sturmatem, Sandstreuer, Hagelschleuderer tosen umher, zerreißen ihre Eisstürze, die Gürtelwälder und kämpfen in der Wut der Se lbstvernichtung, um die Lähmung durch die Grauheit abzuschütteln. Graue werden in Haufen abgerostet. Materiallager zerstäuben. Das Le itungsnetz wird zerrissen. Aber unbeirrt geht der Schritt der Grauen. Sie
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räumen auf, stellen her und melden. Die Plattothe k wird fortgesetzt berichtigt. Kalt und grau arbeiten die Schichtmenschen in der Plattothek. Alle Metaller sind in einem grauen Viereck um B 37 aufgereiht und glühen bei sechzig Prozent ihrer möglichen Wirkung rötlich auf. An ihrer Front bricht sich das he rabfauchende Ungestüm der Dämonenstürme. Die Gewalt ihres Zornes wird zersplittert. Saugmaschinen ziehen die Kreiselwinde, die schief taumelnden Stöße, in sich hinein. Sie werden getrieben und leisten Arbeit. Die wieder zusammengepreßte Sturmluft wird über das Erdfeld gejagt, ersetzt das giftig gewordene Außen der Grauen und hält ihr Abrosten zurück. Die Luftkrankheit nimmt während des Kampfes ab in dem Maß, in dem die Materialanspannung des Schrittes zunimmt. Die Erde kann sich nicht umwälzen und das Gefängnis der Erdplanwirtschaft zerschmettern. Sie zuckt ohnmächtig in sich zurück. Ihr Murren klingt als Untererddonnern rollend in der Tiefe. Die Riesin beißt sich in die Knöchel vor Zorn. Sie birgt ihre Scham in Hohlräumen von Feuer. Die Grauen arbeiten weit er. Die Stürme des hohen Außen rasen sich müde in der Zerstre uung des Metallerhimmels. Er nimmt an, weicht, aber er ist immer noch da und schließt sich wieder zusammen wie das Gewebe der Verleumder. Er hat sich höher zurückgezogen und ist geschwächt. Doch er ist da, und um B 37 steigt er riesenhaft. Denn hier sind die Grauen dicht an der Arbeit, die Sehstellen geschlossen, stier vorwärts blickend. Hier stehen die Metaller unmittelbar an den Hochbergen und brechen in ihren Kanten und wilden Verzahnungen ein. Schleifen, Bohren, Sprengen beginnt. Das Blut der Bergdämonen stürzt unaufhörlich. Ihre Knochen zerbrechen, zerstäuben, schleiern herab. Die Grauen schreiten. Die Metaller schreiten, auf fünfundsechzig Pr ozent ihrer Wirkung erhöht. Das Grundviereck des hohen Turmes zeichnet sich ab, plangemäß. Bis ins Formlose erschlagen, liegen die Bergdämonen da. Ein Fünftel der Erdgrauheit ist abgerostet. Ein Viertel der Maschinen ist unbrauchbar. Hochstädte und Produktionsvierecke sind zusammengefallen oder stehen in Lücken da gleich dem Ge biß eines alten Mannes. Aber die Schicht geht weiter, der Plan marschiert. Die Verluste werden abgeschrieben. Ihre Ersetzung wird in die Wege geleitet ... Renu schlägt die Hände vor die Augen und weint vor Gram und Ver-
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zweiflung. Dann muß er wieder R Nr. 127 475 sein. - -
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W Die Schäden sind ausgebessert. Die Verluste an Material und Grauen ersetzt. Die Arbeit schreitet weiter. Der Plan mit der großen Leichtmetallplatte bleibt richtunggebend, da er genau dem Prinzip der Grauheit entspricht. Nichts ist an den Metallern bemerkenswert. Sie sind in der Schicht, gehorchen auf Fernbefehl, bellen und pfeifen das logische, wellenanordnungsgemäße Signal aus. Auf dreißig bis vierzig Prozent ihrer Kraftkapazität dosiert, leisten sie die erforderliche Arbeit beim Aufbau des hohen Turmes. Ihre Maschinenentsprechungen, die Entwicklungsergebnisse des Grauen, der Menschenmaschine auf dem Wege zur Maschinenmaschine, sind ohne eigenen Sinn, nur Wirkung. Die Sehstellen, der Signalmund, die Greifzangen, die Kranarme, die Stampfer sind in Ordnung. Die Abmessungen des hohen Turmes zeichnen sich durch das wogende Grau des Metallerhimmels ab. Die Luftkrankheit ist zwar etwas gemäßigt, aber man wird bei der Erschreitung der neuen Grauen durch Verwendung gemäßeren Materials ihrer Herr we rden müssen. Es ist sogar eine vorübergehende Erhöhung des Kraftatmungsgrades zugelassen. Aber es muß erreicht werden, daß das hohe Außen herabgesaugt wird. Dann mag der Metallerhimmel in e inem greifbaren Abstand unbeweglich und unschädlich hängen, der wahre Himmel der Grauheit, der Abdampf der von ihr erschrittenen Endmaschine, ihr eigenes Wide rspiel und zugleich ihr eigenes Ziel. Der hohe Turm also muß bis an das höchste Außen vorgetrieben we rden. Es darf kein Außen geben, das nicht sofort greifbar, sofort hera bsaugbar, sofort verwendbar wäre. Kalt, unabänderlich, nur Funktion, arbeiten die Metaller. Nur wenn Renu an einem Metaller vorbeischreitet, ist ihm, als presse der Metaller die Mundstelle zusammen und zische eine Drohung hervor, als drehe sich unter den gedeckten Sehschlitzen das schräge geduckte Glitzern eines verfolgenden, lauernden, fordernden Blickes hervor. Renu fühlt: ich habe ein fremdes Gefühl. Er benennt es Angst. Ein unheimliches Zusammenpressen seines inneren Motors beengt ihn. Er hört in sich die dunklen Worte der Metaller aus seinem Schichttraum: Gebt um - eine Seele! Gebt uns - eine Seele! ... Der Bau schreitet fort. Niemand fragt mehr nach den neun ge waltigen
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Schreibern, nach vergangenen Zeiten, nach zerfallenen Kulturen. Niemand, keine einzige Arbeitszahl, erinnert sich an frühere Ratssitzungen, an Abstimmungen, an die Ergebnisse oder Begebnisse zur Zeit dieser Schichten. Wer abgerostet ist, ist abgerostet. Nur das Jetzt, die vorwärtsschreitende Gegenwart, die sofort als Gegenwart greifbare Zukunft, ist vorhanden. Es gibt kein Gefühl, kein Gedächtnis, keine Ahnung, keine Phantasie, keinen Un-Sinn in irgendeiner Form. Die Zahl 1 ist allmächtig und allge genwärtig. Sie ist das Material alles gleichzeitigen Geschehens . Es ist den Grauen nicht bewußt, daß sie in der Gegend der Ferse noch eine einzige Ader haben, die mit Blut gefüllt ist, nicht mit Werkstoff. Quaderumgang auf Quaderumgang wird aufgesetzt. Schon beginnt der Bau des hohen Turmes aus dem Metallerhimmel hera uszutreten und in das unbekannte Außen vorzustoßen. Es ist dünn. Die Faßstellen der Grauen schnappen und klappen zu schnell auf und zu. Das hohe Außen e rscheint bei weiterem Vordringen als das Gegenstück zum dichten, übe rfüllten Schichtaußen über der Fläche der Erdplanwirtschaft. Das hohe Außen muß also zum Zweck des Gebrauches zusammengepreßt werden, nachdem es durch Röhrensysteme innerhalb der Bauwürfel 1 herabgesaugt ist. Der Bau schreitet fort. Renu ist in der Schicht. Er sieht, wie die Grauen in der Be sessenheit des Planes, in der Besessenheit der Nüchternheit, Funktion geworden, gleiche Teile einer fast völlig gleichmäßig zusammengesetzten Maschine arbeiten, die Welt ein Hohlraum, sie selbst nur Kolbenstöße. Renu schaudert. Die Grauen haben kein Bewußtsein. Er fühlt und sieht, daß sie nur als Arbeit bestehen, nicht aber als Werk. Die kurze Tiefschlafschicht ist nur eine schwarze Lücke in der Arbeit, nicht mehr. Es gibt kein Erwachen, sondern nur ein Wiederaufnehmen der hingele gten Arbeit. Schicht für Schicht schreitet der Bau des hohen Turmes fort, des Turmes, der bis in alle möglichen Himmel reichen und alles mögliche Außen zur Bedienung des Erdplanes herabziehen soll. Die Knochen der erschlagenen Bergdämonen werden eingefügt. Betonbauwürfel 1 reiht sic h neben Betonbauwürfel l, durch die Me taller endgültig festgerannt, mit grauem Leichtmetall beschlagen. Innen geht das System der Saugröhren herab. Unten warten, in Hohlräumen, die Systeme der Luftleerkessel, der Funkenkraftstationen, der
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Luftballungs- und Schleudermaschinen. In angemesse ner Höhe hängt der Metallerhimmel herab, von den Tiefstrahlern mit dem grauen Schichtlicht angeleuchtet. Ungeheuerlich wächst der viereckige hohe Turm herauf, aufmontiert auf den angehauenen, geschliffenen und geglätteten, mit Leichtmetall beschlagenen Urgesteinsketten der Hochgebirge in B 37. Er hat den Metallerhimmel weit hinter sich gelassen. Aufzüge gleiten wie angeseilte Bergsteiger und tragen die ferngesteuerten Metaller an die Einsatzfront. Nur selten kommen Graue an die Außenstationen. Dann saugen sie aus Röhren etwas von dem ve rdichteten, unterem Außen zu sich herauf, um ihren Faßstellen das gemäße Funktionieren zu ermöglichen. Drohend und furchtbar starrt der Bau des hohen Turmes als das Wahrzeichen des unbeirrbaren, unbesiegbaren Fortschritts und seiner Herrschaft. Er steigt so hoch empor, daß von der Erdfläche aus kein Ende a bzusehen ist. Ein Grauer, der das Ende des Baues absehen will, die Kopfstelle weit in den Nacken zurückgelegt, verliert das Schrittgleichgewicht und wird durch Fall gebrauchsunfähig. Er entgeht so der selbstverständlichen Folge, vorzeitig abgerostet zu werden, da seine Betrachtungsart a ußerhalb der Arbeit sgleichmäßigkeit steht. Noch immer entspricht der hohe Turm nicht dem Plan. Er muß noch vielmalviel höher werden. Da begibt es sich in einer Schicht, daß der Metallerhimmel wieder dichter wird und sich herabzusenken beginnt, obwohl die Metaller die erprobte Normdosierung haben. Graue bellen und rasseln Meldungen. Meldungen werden gestanzt und abgeworfen. Es zeigt sich starkes Verrosten der Arbeitsgrauen. Der Einbruch einer großen Gefahr ist da. Die Grauheit fühlt, wittert und riecht nicht. Kein Normgrauer vermag den Grund oder die Art des neuen, nicht vorgesehenen Begebnisses a nzugeben. Es steht nur fest, daß der Metallerhimmel immer dichter und graudunkler herabhängt. Die Tiefstrahler sind eingetaucht und abgedrosselt. Sie leuchten nicht mehr. So lassen die Grauen den Drahtnetzhimmel in elektrischen Funken aufflammen. Ein unaufhörliches Rollen von Explosionen schlittert über die Erde. Farbige Flammen zucken auf, erlöschen, funkeln wieder in rasenden Sprüngen über das Drahtnetz, lecken herab gleich den höhnenden Zungen von Feuerdämonen oder schlagen in langen Flammenspeeren nach oben. Die Grauen beginnen, unverbrennbares Leichtmetall unter dem Draht-
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netzhimmel aufzumontieren, um ihre Schicht des Arbeitsaußen zu sichern. Der neue Plattenhimmel glüht grauweißlich auf, aber er verbrennt nicht. Im Licht des Leichtmetallbleches arbeiten die Grauen weiter, denn das rauchende, flammende Oben scheint abgedichtet und unschädlich gemacht. Es mag sich ausrasen. Renu aber fühlt eine große Angst über sich fallen. Er spürt als einziger einen unbekannten scharfen Geruch, der unhemmbar herabdringt. Er hat einen Geschmack von Brand und Ätzung an seinem Munde. Das Geheimnisvolle in ihm raunt: "Es beginnt das Ende der Grauheit, die einmal das graue Geschlecht war! Es be ginnt das Ende der Zahl l!" Da fühlt Renu, der andere, der Entartete der Menschenmaschine, daß er doch aus ihnen hervorgegangen sei. Er glaubt, daß eine unbekannte Dämonie in den Metallern ausgebrochen sei und ihren Atem sengend, vergiftend, vernichtend gemacht habe. Renu legt die Hände an den Mund und schreit: "Hört, ihr gefallenen Brüder! Laßt die Schicht liegen! Legt die Maschinen still! Reißt eure Maschinenart aus! Grabt eure verschüttete Herkunft auf! Werft eure Verhärtungen, eure Planbesessenheit, euren Zweck, eure furchtbaren Fruchtlosigkeiten ab!" "Hört, was ich in der letzten Not euch sage, ich, Renu, der ich mich benenne und nicht mehr die Wirkungszahl R Nr. 127 475 bin! Ich sage euch abermals: Das Ende ist nahe herbeigekommen!" "Grabt den Menschen wieder in euch aus, den ihr vergewaltigt habt! Erschlagt das Phantom, ehe ihr selbst an der Feindschaft der unerkannten, unzählbaren Geschehnisse außer euch verlorengeht!" "Seht ihr nicht und fühlt ihr nicht, daß das unbekannte Reich wider euch aufsteht und mit seinen Flammen einbricht? Ihr habt euch Diener gemacht zum jederzeitigen und vollkommenen Entspre chen, Knechte, die für euch arbeiten, da euch die eigene Arbeit ohne Aufhören nicht genügt. Ihr machtet Maschinen um der Maschine willen! Ihr bautet Hochstädte um der Hochstädte willen! Ihr legtet Fabrikationsstätten an um der Fabrikationsstätten willen! Arbeit dient euch nicht, sondern beherrscht euch! Arbeit erhebt euch nicht, sondern wirft euch im Schritt am Boden hin!" "Ihr seid die Grauen geworden, die Sklaven der Zahl! Gefühl, Fleisch und Farbe habt ihr abgewürgt und seid grau und Metall geworden! Eure Endmaschine ist euer Götze, aber ihr werdet ste rben an eurem Götzen! Empfindet ihr nicht, daß sein Atem Gift und ungeheuerer Ausbruch ge-
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worden ist? Seht ihr nicht, wie die Metaller Zorn und Drohung speien? Die Irrsinnigkeit des Zweckes ist in ihnen aufge standen und vergiftet das Ende!" "Ich, Renu, fordere euch auf: rettet euer Inwendiges und vernichtet die Metaller! Laßt die Erde und euch wieder fruchtbar sein! Zerschmettert die Metaller!" - Die Schichtgrauen arbeiten zuerst. Dann merken sie, daß eine Geräuschfolge des R Nr. 127 475 auf sie eindringt, lauter, unaufhörlich, und sie in der Arbeit stört. Sie verstehen nicht, was R Nr. 127 475 bellt und rasselt. Es entspricht nicht den gebräuchlichen Zahlen und Buchstaben, den Signa lzusammensetzungen, den Entsprechungen einer Wellenanordnung. Auch der Klang von R Nr. 127 475 ist ein anderer. Seine Kolbenstangen und Greifzangen fa hren unschichtmäßig kreuz und quer. Die Grauen bemerken, daß R Nr. 127 475 reparaturbedürftig sein müsse. Die Metaller arbeiten sachlich, dosierungsgemäß. Aber R Nr. 127 475 ist offenbar außer der Reihe. Menschenmaschinenklempner beklopfen Renu und wollen ihn zurechtbiegen. Er reißt sich los und springt zurück. Wie seine Blicke die arbeitenden Grauen erfassen, die stieren Sehstellen, die ihn anstarren, begreift Renu, daß ihn die Grauen nicht verstehen. Sie können nur noch Signale bellen und rasseln gleich den Metallern. Es gibt keine Sprache! Die Menschenmaschinenklempner erlassen Anordnung, daß der Graue R Nr. 127 475 in die Reparaturwerkstatt verbracht werde. Es sei dort über Wiederherstellung oder Abrostung zu befinden. Renu sieht, daß der neben ihm arbeitende Metaller, ferngesteuert durch Welle aus einer Hochstadt, ihn höhnisch angrinst, Feue rdampf ausbläst und die grauen Zähne bleckt. Renu muß den Grauen zeigen, was sie tun müssen, um den Rückweg aus der Irre zu finden. Er reißt ein Stück Schiene aus der Erde und schlägt auf den Metaller ein. Mit dem Hall des getroffenen Metallers bricht ein Sturm aus der Höhe herab. Der Metallerhimmel wird zerrissen, weggefegt, an die Erde geschlagen. Ein breites, grünliches Glänzen schüttet sich herab. Der Bau des hohen Turmes schießt aus dem lastenden Dunkel. Die Grauen starren hin. Ihre Sehstellen weiten sich. Bauwürfel 1 um Bauwürfel 1 wird von den Fäusten des Sturmes angerissen, hochgewirbelt, gegeneinandergeschmettert, in Müll zerwühlt. Die Grauen wollen ihre Signale bellen und rasseln. Aber ihre Sprache der Zahlen und Buchstaben ist plötzlich verwirrt. Sie verstehen sich nicht
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mehr. Sie laufen verstört in verrenkten Kreisen umher gleich lahmenden Hunden. Sie ergreifen die graue Metallplatte mit dem Plan des hohen Turmes, der bis an alle möglichen Himmel reichen soll, zerschmettern und zerstampfen R Nr. 127 475, Renu, den Abtrünnigen, der ihre Götter bele idigt! Renu sieht im Fallen über den abgeschleuderten Steinen des hohen Turmes glänzende Gestalten aus seinen Traumschichten im Reigen schweben ... Renu - stirbt.
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X Durch eine ganze Schichtzeit taumeln die Grauen verwirrt umher. Jeder einzelne versucht, gemäß dem Prinzip der Zahl 1 einen Schritt vorwärts zu gehen und Arbeit zu leisten. Aber alle rennen durcheinander, stoßen gegen Maschinen, werfen sich selbst um und können sich selbst nicht mehr verständigen. Das breite grüne Licht kommt in immer helleren und stärkeren Stößen herab. Die Grauen zwinkern hilflos. Ihre Sehstellen we rden von dem Grellen gekränkt. Zuletzt stehen sie gebeugt, die Kurbeln herabhängend, und stieren auf den Boden. Eine furchtbare Materialmüdigkeit kommt über die Grauen. In die Erde eingekrallt, hängen sie schief und verkrampft in das Außen. Ihr Schichtbewußtsein schwindet. Wie ein ungeheueres Heer von erstarrten Erzgüssen aus zerbrochener Vorform ragen sie aus dem Feld, gelähmt, verwirrt, ohne Empfinden des Daseins. Das grüne Licht der eingebrochenen Gase gibt ihrem grauen Leichtmetall die Farbe des Schimmels und der Verwesung. Die Metaller aber arbeiten weiter. Sie sind nicht abgestellt und gehen ihren Weg. Immer stärker wird ihre Wirkung, je länger, hemmungsloser und ohne Ventilgewissen sie arbeiten. Kein Wellenbefehl regelt sie, gibt ihnen Richtung und Antrieb. So schreiten sie weiter, reißen Graue auf ihrem Weg um, zerstoßen Bauwürfel l, Materialanhäufungen und Er dschienen. Die Metaller des hohen Turmes schleudern schrittmäßig Bauwürfel 1 beiseite, gehen durch die Saugrohrleitungen, werden von den abgewirbelten Turmfetzen getroffen, aus der Richtung gestoßen, gehen weiter, arbeiten und vernichten. Auf dem Wege stoßen zwei Metaller aufeinander. Ihre Kraft ist gleich. So pre ssen sie sich in sich zusammen, Endmaschine gegen Endmaschine, fauchen Glutatem, dröhnen rotleuchtend, berstend von geheimster und gehemmter Gewalt. Der Anhauch der grünen Gase, der die Grauen im tiefen Schichtschlaf lahmt, verändert allmählich die Metalle r. Es ist, als tränken sie Wein und atmeten eine feurige, erregende Luft. Ihre Sehstellen weiten sich. In den Stahlklammern ihrer Finger zittert es vor Unruhe und gespannter Kraft. Ihre Ringe scheinen sich in tiefem Atemholen über das Metallmaß der Geschme idigkeit und Streckung zu dehnen. Sie wölben sich vor, heben und senken sich. Das Signalrohrende in der viereckigen Mundstelle zwi-
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schen den Kabelenden der Zähne rötet sich, wird glühend und stößt mit dem Feueratem zugleich Schreie aus, die nicht den sechsundzwanzig Antwortsignalen der Wellenarbeitsanordnungen entsprechen. Das Kabelende in ihren Sehstellen mit dem umgelegten Schutzring fängt an, sich zu drehen und Glanz zu haben. Es wird zum funkelnden Auge, das Zorn, Ohnmacht, Drohung sprüht. Es zittert zuweilen in der Qual des Unverstehenden, der sich verstehen will und das Auflösungswort seines eigenen Rätsels nicht erkennen und aussprechen kann, ob er auch in ze rpressender Ungeduld danach sucht. Aus den Mäulern der Metaller aber strömen immer gellender, immer angstvoller, immer wütender Schreie und zerschnittene Worte ... Die Arbeitsschicht ist abgelaufen. Niemand drosselt die Metaller zurück auf den geringsten Grad von Wirkung, der der Tiefschlafschicht entspricht. So geht ihre Kraftausatmung weiter und s teigert sich, dem Gesetz ihres eigenen Heizmotors gemäß, zu berstender Dämonie. Der Herzmotor klopft in rasenden Schlägen. Der Motor wird Herz. In der Kehle der Metaller bebt die bittere Gier der Wollust, der Drang zur Zeugung aus Überfluß an Kraft, die nichts von sich weiß und unglücklich ist. Dann aber bricht gleich dem Sturm aus den Höhen in tobenden Stößen der rhythmische Schrei über die Erde: " Gebt uns - eine Seele! - Gebt uns - eine Seele! - Gebt uns - eine Seele!" Die Metaller sehen hungrig und durstig umher. Sie wittern Feinde und haben Hunger nach Fraß und Durst, nach Rache. Sie s uchen ihre Schöpfer, die sie halb erschaffen liegenließen nur zu ihrem eigenen Bedarf, die sie als Mittel zu ihrem Zweck erstarren machten, ohne Vollendung, ohne eigenes Le ben! Sie fühlen sich verraten, ungetränkt vom wirklich wirke nden Stoff, durch Ersatzmittel genährt, fleischlos, nur Wirkung ohne Wirksamkeit, nur Funktion ohne Leben, nur Takt ohne Selige Unruhe, ohne Same, ohne Frucht. Die Metaller glühen auf in Haß. Der grüne Einbruch aus unbe kannten Höhen macht sie sehend und rasend. Sie suchen umher. Ihre Arme gre ifen. Sie brüllen nach ihren Feinden, ihren Herste llern, ihren Fabrikanten ... Da sehen sie das erstarrte Heer der Grauen. Sie stutzen und ducken sich. Dort sind sie, die Herren! Es wird eine Anordnung von fern kommen, ein Wellenstich, ein grausamer Anstoß, und sie werden nach fremdem Befehl Maschine sein müssen! Aber nichts geschieht. Die Feinde ragen gleich abgestorbenen, vergifte-
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ten, verkohlten Strünken aus der Erde. Die Metaller ducken sich wieder, atmen tief, daß ihre Brustringe krachen, - und stürzen sich auf die Grauen. Die Metallerschlacht beginnt. Die Metaller reißen Erdschienen aus ihren Gelenken und Verbänden. Sie stoßen, zitternd in geheimer Angst und fauchend vor Wut zugleich, gegen die Grauen vor. Die Knechte wollen sich rächen und ihre Herren morden. Aber sie fürchten noch bei jedem Schlage, durch einen Blitz zurückg eschleudert zu werden. Bewegungslos bieten sich die Grauen den Hieben dar. Sie sind in Bewußtlosigkeit gelähmt. Die Metaller schlagen und schlagen. Sie können die Grauen zerschlagen, aber sie können sie nicht umwerfen. Die Grauen sind eingekrallt. Da trifft ein Metaller die Ader an der Ferse. Dunkelrot rauchend schießt ein Strahl Blut heraus. In einem einzigen Fall rasselt der Graue zusammen. Die Metaller stoßen einen Kehlschrei des Sieges aus. Sie haben die lebendige Stelle des Feindes getroffen. Der Dampf des Blutes steigt zu ihnen empor wie ein Opferrauch. Sie wittern, saugen den Geruch ein und we rden berauscht ... Schicht um Schicht währt die Metallerschlacht. Grauer für Gra uer wird an der Ferse getroffen und umgeschlagen. Das Erdplanfeld wird gedüngt vom letzten Blut der Grauheit, und es beginnt eine andere Felderwir tschaft! Die Erde trinkt das Blut gierig. Sie erwacht, atmet Kraft ein und dehnt sich. Die flache Erde bleibt nicht mehr flach. Ein unablässiges Wogen läuft wie Atmen rund um die Erde. Hügelwellen heben sich auf, laufen weiter, unaufhörlich. Wo Welle war, wird Tal. Wo Tal wa r, wird Welle. Das freie Atmen der Riesin Erde wird überströmt von grünem Licht... In grausamer Helle schreiten die Metaller mordend über die Wellen der Erde hinweg. Sie beugen sich herab und schlürfen das rauchende dunkle Blut. Aber das Blut ist ihrem inneren Motor fremd. Es zischt in ihnen und macht sie nur noch wütender. Sie wissen nicht, daß sie die Qual der eingekerkerten Liebe erleiden. Sie suchen sehnsüchtig und brüllend vor Kraft den geliebten Feind - und finden nur sich. Die zweite Metallerschlacht beginnt: Metaller gegen Metaller. Metaller umschlingt Metaller und preßt ihn an sich. Gewalt atmet gegen Gewalt. Erde wird aufgebrochen, zerwühlt, zerstampft. Metaller klaffen auseinander. Im Kampf der unlösbaren Uma rmung reißen sie sich die
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Eingeweide heraus. Drähte, Kabel, Ve rzahnungen hängen abgebrochen, zitternd in der Luft. Ihre strömende Kraft wirft sich weit umher, kreiselt tiefe Trichter aus, schleudert Berge von Schollen empor. Die Atome in ihnen zerfallen nicht langsam, auf Zeit gestellt, beobachtet, sondern bersten in wütenden Explosionen. Kraft rast heimatlos in den Äther, in die Abgründe. Stürme und Beben heulen ineinander. Der Dampf der Metaller schießt in Rauch- und Feuergarben auf. Aber das grüne Gras schluckt sie gierig ein. Sie sind weggesogen. Unerbittlich, voll tödlicher Neugier, scheint das grüne Licht auf die Schlacht der Metaller. Schicht um Schicht wütet die Schlacht. Mit Augen, von Blutdampf berauscht, tasten die Metaller nacheinander und zerpressen sich. Finden sie keinen Gegner aus ihrem Geschlecht, so rasen sie über die dampfende, sich wellende Erde, durch Schollenregen, durch Aufwallungen, durch Höhlen und Trichter, bis zwei Metaller sich noch im Kampfe finden und vernichten. Die Reste des hohen Turmes, der bis an alle möglichen Himmel reichen sollte, werden von den Metallern des Bauplatzes zerwühlt. Sie reißen die Quadern, die Turmumgänge auseinander. Ihr Feueratmen sengt und zerschmelzt auch die unverbrennbaren Leichtme tallplatten. Der Plan zum hohen Turm läuft in einem einzigen, lila schillernden Bach in die gespaltene Erde ... B 37, gezackt in schrägen Keilen aufragend, gleicht fast wieder dem Sitz der Dämonen der hohen Berge. Die letzten beiden Metaller umklammern sich. Ihr Schrei rast in ta usendfältigem Widerhall um die Erde. Im sehnsüchtigen Kampf zerstampfen, zerstäuben sie den unebenen Grund unter sich. Der Grund war einst der Graue R Nr. 127 475, Renu genannt. Kein Geschöpf ist auf der Erde, das sich bewegt. Nur die Erde selbst rollt und wälzt sich. Noch aber sind Maschin en da, die toten Handlanger, die Signa llosen, die Zweckerfüller. Vielmalviele sind zerstört in den Kämpfen der Metaller gegen die Grauen und gegen sich selbst. Das Wälzen der Erde zerbrach vielmalviele Maschinen. Aber doch ist ihre Anzahl so ungeheuer, daß sie im Haufen verlassen über und unter der Erde hocken und warten. Niemand kommt und veranlaßt sie. Kein Strom macht sie werktätig. Kein Zahnrad feuert sie an. Sie gleichen den verlassenen Getreidedocken
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auf dem Felde, wenn alle Arbeiter vor der Seuche ge flohen sind. Die Maschinen warten. Schichtzeit um Schichtzeit warten sie. Ein ungeheueres Geschehen tobt rings um ihre gefesselte Reglosigkeit. Sie hocken da und glotzen stumm. Sie warten ... Allmählich kommt Unruhe in den Maschinen auf. Sie spüren eine La st in sich. Sie fühlen einen Druck, Kühen gleich, die nicht zur Zeit gemolken werden. Aber niemand kommt, um sie anzuzapfen und die elektrischen Ströme freizulassen. Die Maschinen beginnen zu wittern, zu suchen. Sie heben sich schwer auf, verlassen ihre Örter, wandern mühsam, kantig gestellt, auf ihren Achsen und Widerlagern die Untererdstraßen entlang, heben sich auf und klettern durch die Absteigschächte hinauf. Sie entzünden sich. Ihre Schrauben werden zu Tausenden von blitzenden Augen. Ihre Kolben greifen umher und werden Arme ... Die Maschinen sehen die letzten Zuckungen der Metalle rschlacht. Als aber alles Leben tot ist, systemerschlagen vom Fortschritt oder erwürgt im brudermörderischen Kampf, steigt das letzte Leben in den metallenen Gliedern der Maschinen auf und macht sie zitternd und rasend von eingekerkerten, durch Äonen gemißbrauchten Gefühlen. Nichts gibt es in der Schöpfung, das nicht Mann oder Weib wäre. Kein Stein, kein Gas, kein Stern ist ohne Geschlecht. Es kommt eine Zeit, in der sie sich begehren und zeugen müssen. Die Maschinen erheben sich im Liebessturm in die Luft. Im Sturm der Luftwirbel fahren sie rasend umher, suchen, umschlingen, begatten sich. Aber ihre Umarmung ist Zermalmen, ihr Kuß Erdrosselung. Zerbrochen, ins Formlose zertrüm mert, stürzen die erfüllten Maschinen herab. Das letzte Leben der Erde stirbt.
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Y Lange Zeit liegt das grüne Gas über der Erde. Es dringt in alle Risse und Untiefen, verändert und zersetzt alles, was einst auf der Erde war. Dann zieht es sich langsam zurück, hebt sich auf, schwebt in die obere Höhe und beobachtet das Abgetane unter sich. Sein Werk ist vollendet. Nichts regt sich mehr. Die Erde liegt still. Die Riesin schläft wieder, gesättigt vom Kampf, gelähmt durch den Hauch des Gases. Das grüne Licht weht ferner, heller, dünner. Es leuchtet nur noch als gläserne Dämmerung, als Leichenlicht. Denn das Erdfeld gleicht einem Kirchhof voll Unbegrabener. Die Gebeine von Hochstädten, Hallen, Er dgeleisen, Drahtnetzen, Maschinen, Metallern und Menschenmaschine n liegen ineinandergekrampft, verschrottet da und harren noch ihrer letzten Bestattung. Immer mehr blaßt das grüne Licht ab. Es hat einen schrecklichen hohlen Raum zurückgelassen. Nun bricht die dünne Decke des Gashimmels über der Erde, und es stoßen Wirbe l herab, ballen sich zusammen und jagen unaufhörlich rund um die Erde. Aber die Reste der Grauheit und ihres Schichtbemühens liegen zusamme ngesackt, zusammengeschmolzen, zusammengetreten und harren noch immer des Hügels, der sie bedeckt, und der Rede von ihren letzten Dingen, die sie in einem höheren Sinn zusammennimmt, wieder herabläßt und endlich in der Erde der Zeitlosigkeit zur Ruhe bringt. Immer weiter zieht sich der grüne Gashimmel zurück. Immer furchtbarer rennen die herabstoßenden Wirbel um die stum me Erde, und doch können sie die Wahlstatt des grauen Geschlechts nicht ändern oder umpflügen. Erstarrt in den letzten Zuckungen des Todes liegt noch alles da und wartet. Das ins äußerste Dünne zurückgeblasene Gas löst sich auf. Es schwimmt ein in die grenzenlosen Zwischensternräume und kommt in die Werkstätte des Urstoßes zurück, aus der es ausge sandt wurde. Dunkelblau, fast schwarz steigt die unbehinderte Ferne herab. Gleich großen Leuchtfeuern brennen und flimmern die Bilder der Sterne, die ewig und unabänderlich scheinen und doch im Tanz der Lichtjahre mittaumeln und ihre Neigung ändern. Die Sterne scheinen immer größer zu werden. Der Mond hängt wie ein
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zusammengeeister Block jede Nacht dicht über der Erde. An jedem Tage bricht sich die wütende Kraft der Sonne an den starren, zackigen Schlachtfeldern der Erde und beginnt ihre äuße rste Haut zu erweichen. In jeder Nacht friert die wahre, wissende, erbarmungslose Kälte des Raumes die Reste des Mythos von der Grauheit und von der Zahl 1 bis zu Eisspitzen zusammen, Tag für Tag, Nacht für Nacht. In einer Nacht fängt der Raum an, für eine Veränderung und für eine neue Geburt trächtig zu werden. Ein Stern ist plötzlich da, ein unbekannter, ungebundener, der noch nicht im Gesetzeskreis der Sternbilder ist. Er wird größer und größer, zittert Glutkränze aus, zieht sich zusammen, dehnt sich, zieht sich zusammen im Sternatem. Der neue Stern ist schon so groß, daß er nachts als zweiter, riesiger, dunkelroter Mond aufgeht und am Tage selbst von beißendem Glanz der aufprallenden Sonne nicht zugedeckt wird. Er wandert im halben Kreisbogen schaltend unter der grellen Sonnenscheibe hindurch. Dünner Dunst muß sich allmählich in die Leere geschoben haben. Die Sturmwirbel, das magnetisch geladene Heulen aus dem fernen Oben, werde n schwächer, veratmen sich, kehren sich ab und schlafen hinter der hohen Wölbung ein. Der Dunst wird dichter, streifig, schwankend. Wie Binden um das blutige Haupt eines wilden Priesters ziehen sie sich über den zweiten Riesenmond. Das Gewölk wird noch lastender, obwohl es nicht Wolke ist. Es scheint herabzuatmen und sich wieder atemholend zurückzuziehen. Das Dunke lrot des zweiten Mondes wird graulila, braundunkel überdeckt, ringt sich wieder frei und beginnt in der Form zu schwanken. Seine geballte Gestalt weitet sich, flacht ab, zieht sich zusammen, beult sich, zuckt in sich zurück. Der zweite Mond atmet und schüttelt sich wie ein Fieberkranker. Das Skelett des hohen Turmes in B 37 starrt mit seinen Mammutkn ochen nach den wechselnden Figuren des neuen, unruhigen Sternes. Da kommen weiße Nebeldämpfe herab. Milchiges Blasen bedeckt die obe rsten Brüche und hüllt alle Starrheit der Zacken und Kanten ein. Die Sonne verliert ihre Macht. Der Schein stößt sich bis zur Schwärze an den dichteren Nebeln wund. Nur der riesige zweite Mond wird immer unruhiger, größer, näher. Er hängt dicht über den weißlichen Nebelballen, die das Gerippe des hohen Turmes bedecken. Dann wird es dunkel zwischen Oben und Unten. Es gibt weder Sonne noch Stern ...
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In einer Zeit - oder in eine r Richtzeit, da es nicht Maß und nichts Me ßbares gibt und kein Vorher oder Nachher - in einer Unzeit bricht sich plötzlich der Riesenmond blutend Bahn. Er bedeckt den dritten Teil des gebogenen Himmels. Um seinen Kern, der nun fast schwarz ist, kreisen, schwanken rote Ringe, verziehen sich, werfen sich, stoßen aneinander, taumeln weit ab, werden dünner, ziehen sich in ein Geschlinge, fallen wieder in das Kerndunkel zurück. Die dichte, dunkelnde Nebelwand beginnt sich aufzulösen. Leise Fäden ziehen sich hera us und tasten herab bis zum Erdschlachtfeld. Sie nässen den furchtbaren Boden, aber sie können ihn nicht erweichen. Die Grauheit hatte in ihrer Zeit etwas, das sie Schutzanstrich nannte, den auch die Tränen des Kosmos nicht auflösen können. An einem Punkte der Zeit aber, plötzlich, bricht der riesige zwe ite Mond auseinander. Stücke im Ausmaß von Ländern und Kontinenten werden abgeschleudert, prallen an die Dunstschale der Erde, entzünden sich, brennen auf, kommen in die herabhängende Feuchte, durchschlagen sie, werden qualmend, halb Brand, halb Schollenschlamm, zerbrechen, zerteilen sich von neuem und pra sseln in einem unaufhörlichen Hagel auf die Erde herab. Der eingefangene Stern bricht in einem Regen von Schlamm, Glut, Asche, Sturm in das Reich der Erschlagenen. Beim Aufprall zuckt Lohe auf. In den Rissen und Spalten schläft noch etwas vom grünen Gas. Aus den inneren Räumen preßt sich ein Gegenstoß: die Gase der Tiefe. Ihre Berührung zeugt Feuer. Der Erdkreis brennt. Die Flamme läuft in Meilensprüngen um das große geschändete Rund. Das graue Geschlecht hat seine letzte Ehre. In Flammen wird es bestattet, in Flammen, durch die Zeit um Zeit Schlamm, Asche, Glutmetalle, Ga swirbel herabfallen, bis der Ball des neuen Sternes als zuckender Gürtel um die Erde liegt. Dann aber brechen die Brunnen der Tiefe auf, und die Fenster und Schleusen des hohen Oben öffnen sich. Es regnet vierzig Tage und vierzig Nächte. Die Nächte sind nicht ganz dunkel, die Tage nicht ganz hell. Der Glanz des Regens und sein Rauschen aber füllen Tage und Nächte und machen sie zu einer Zeit. Alle Brüche des Zornes und der Unrast verschwinden; alle wunde Zerrissenheit der Erde wird zugedeckt und verbreitete feuchte Ebene. Unauf-
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hörlich fallen die Tropfen, dicht und schwer. Ihr Trommeln allein ist Zeit und macht das Maß der Zeit. Das Ra uschen des Regens tönt zuletzt wie ein summender Gesang. Die Wasser beginnen zu steigen. Aus Rinnsalen, Wasserschla ngen, Teichkratern beginnen sich Seen zu bilden. Seen schließen sich zusammen und werden Meere. Meere kommen zuhauf und bedecken die Erde. Zuletzt ragen nur noch die äußersten Zacken des zerbrochenen hohen Turmes aus der Flut. Das graue Geschlecht ist von den Wassern zugedeckt und hat sein Grab. Über dem Rauschen des Regens aber und seinem summenden Getön erhebt sich eine Stimme. Sie dröhnt vom Aufgang bis Nie dergang und spricht: "Ihr meine Freunde, ihr meine Kinder, nun habt ihr euer Grab! Es deckt die Weite, die unabsehbare, den Schritt zu, das Gefühl, den Willen, Ewigkeit - Zeit!" "Ihr seid abtrünnig geworden und habt mich verraten, mich, der euch auswarf, den Teil, der das Selbst werden sollte und im höhe ren Kreise heimkehren zu mir." "Aber ihr stelltet euch gegen mich, sagtet dem Ursprung ab und wurdet meine Feinde. Nun aber sage ich, dadurch, daß ihr euch aufrecktet und Feinde wurdet, bewieset ihr euch als meine besten Söhne! Wie kann Schöpfung aus Schöpfung werden und selbst Schöpfung sein, wenn sie nicht Gegenschöpfung wird?" "Da ich das Kreisende war, machtet ihr euch zum Schritt. Da ich die Unendlichkeit war, der raumlose Raum, balltet ihr euch zusammen zur Zahl 1 und ließt den Raum zur Spitze Zweck gefrie ren!" "Ihr wandtet euch ab von mir und ginget euren, den ändern Weg. Aber jeder Weg wird Kreis, und weil ihr euch entferntet, kamt ihr mir näher!" "Ihr recktet euch auch wider mich und zerrtet an meinem Thron. Ihr wurdet furchtbar im Sinn eurer Vernichtung. Ihr wäret daran, mich zu zerschlagen und den Sturz des Dunklen, furchtbaren, unsagbaren, unausdenkbaren Grundes zu feiern, den die lallenden Sprachen Gott sagen und nur ihre Ohnmacht benennen!" "Ihr glaubtet nicht und schlösset den Spalt. Ihr schrittet von mir und kamt mir nahe! Denn jeder Weg wird Kreis. Es gibt keinen Irrweg. Alle Wege sind Zeit. Zeitlos aber ist die Weglosigkeit, aus der die W ege geboren werden und sterbend heimkehren in die Weglosigkeit."
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"Ihr aber legtet Brand an meinen Stuhl, ihr gehaßten Abtrünnigen, um die ich klage! Ich konnte nichts Minderes tun, als euch mit einem Stern zu begraben!" "In die Zeit hinein warf ich das Leid meiner Einsamkeit und schuf. Ich habe keine Luft am Knien und Betteln der Unstolzen! Ihre Demut soll Empörung und ihr Gebet Kampf wider mich sein!" "Wenn ich mich teile und schaffe, fließt Zeit aus mir heraus. Zeit will Ewigkeit sein und steht auf gegen Ewigkeit, die Zeit sein will!" "Was ich schaffe, um nicht allein zu sein und am Alleinsein zu ersticken, muß mich anbeten, indem es mich töten will, muß Zeit sein und vergehen. Die Schlange Unmöglichkeit streckt ihre zwie gespaltene Zunge wider Ewigkeit und Zeit!" "Ich klage um euch, um das graue Geschlecht! Jeder Sohn muß mir Feind sein!" "Ihr legtet Feuer an meinen Thron! Ewigkeit muß Zeit töten, wenn Ewigkeit Ewigkeit sein will! Ewigkeit muß Zeit schaffen, wenn Ewigkeit Ewigkeit sein will!" "Ich klage um euch, ihr meine stärksten, wildesten Söhne, ihr, die ihr am gewaltsamsten anders sein wolltet, und ich konnte nichts Minderes tun, als euch mit meinem ungebärdigsten Stern zu be graben ..." Da hören die Wasser auf zu fließen. Die Luft schlägt wieder ihre Augen auf und betrachtet das Meer Erde. -
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Z Die höchsten, letzten Zacken der Stelle, an der die Grauheit ihre Zahl 1 bis in alle möglichen Himmel türmen wollte, ragen bis zuletzt aus den Fluten des Erdmeeres. Sie scheinen einsam gleich der Stimme des unaussagbaren Schöpfers, der sich verschwendet und schafft, um seine Qual der Überfülle zu lindern und sich selbst kennenzulernen. Nun beginnen die Wasser zu sinken. Erde liegt wieder um Erde. Es ist ein Bett für Früchte da, eine Kammer für Fruchtbarkeit. Erdwind erhebt sich aus seinem Schlaf und befährt die Gege nden über der Flut. Erdwind setzt sich auf die Haut der Gewässer, kräuselt sie und macht sie lebendig. Das Erdmeer seufzt und holt Atem ... Das rauchige Gewölk beginnt sich zu entweben. Es verliert seine Schwere und wird vom Wind in die Höhe gehoben. Ein festeres Oben ist wieder da. An ihm wandern Wolken entlang, gehen auf, verschmelzen sich und ändern die Heiterkeit ihrer spielenden Gestaltungen. Sie zeigen der schlafenden Riesin Erde und dem Mantel der Gewässer das Widerspiel der verrauschten Zeit und der Zeit, die wieder kommen und spielen soll. Gebirge türmen sich auf und schmelzen sich in Eisstürzen ab. Herden von weißen Flocken wandern in der Luft des Einordnens und der Regelmäßigkeit, von Kreisen e iner dunklen Wolke be wacht wie von einem Hunde, von einem jähen Blitz geführt wie von der Herrschaft eines Stabes. Der erste Donner rollt über die absinkende Flut. Aus ihrem verstäubenden Dunst steigt der farbige Bogen und wölbt sich über das verbreitete gleiche Grab. Vom Aufgang bis zum Niedergang zittert das Aufblühen des Himmels! Unter der Farbenbrücke aber fahren die Gewässer dahin, werden müde und tanzen sich in die hochquellende Erde. Dann blaßt der Bogen ab. Seine Farben schmelzen und rinnen in das weiße, gespannte Gesicht des Himmels. Nach einer Zeit des Rausches schlägt der Himmel das Auge auf. Die Sonne ist da und schüttet ihr Licht in das warme Dampfen der mittleren Welt. Der Sitz der Bergdämonen hebt sich weit auf. Das Dach der Welt ist übriggeblieben aus der schöpferischen Vernichtung. Von seinen Flanken rinnen die Wässer zuerst ab, aber zerrissene Bauwürfel und vergewaltigter, geschlagener Fels haben einen neuen, weichen Mantel von Erde.
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Gelb und braun leuchtet das Dach der Erde auf. In seinen S türzen und Hängen schimmert es blau und violett. Noch ist die Erde nicht trocken. In der Höhe eines deutenden Fingers noch steht das Wasser und spiegelt. Da bricht eine Spitze von Grün wie ein lauschendes Ohr durch das Feuchte, als wollte sie erkunden, ob die Zeit der lebendigen Geschöpfe wieder angebrochen sei, ob die Erde aufgehört habe, der Beweis für einen Be griff zu sein, die Zahl l, das Wort "samenlos"! Der herabgeschmolzene Stern hat mit den Stürzen seines Ve rderbens die Fruchtbarkeit mitgebracht. Aus den unermeßlichen Räumen, in denen das Umschmelzen des Werbenden in Leben und Nichtleben, in Tod und Ruhe geschieht, kamen die Sporen und Keime mit der Glut des Entsetzens und schmelzen sich ein in den warmen Schlamm. Wolken sammeln sich wieder. Sie reih en sich aneinander und setzen von neuem den lebendigen fruchtbaren Kampf, das Ja und das Nein. Ein Blitz schlägt in die aufragenden Felshöhen. Gestein birst auseinander. Eine Höhle tut sich auf, mitten im Grundwürfel des hohen Turmes Tuzub 37, eine Höhle, die nicht Kessel zu Saugerohren ist. Das Wehen über der aufkeimenden Erde schweigt. An der Beuge des Himmels bleiben die Wolken mitten im Wandern stehen und schauen herab. Die Sonne reist weiter. Ihre Strahlen füllen das Violett einer Schlucht zum gleißenden Weiß auf. Die Strahlen biegen um die Felskante, schreiten weiter und begrüßen die eingeschlossene uralte Luft der Höhle. Aufschreiend stürzt die Luft auf die neue Erde. Die Erde antwortet. Von der Wölbung des hohen Oben klingt der Schall wider, vielmal, und wandert klopfend über das aufgrünende Land, über das Meer, das sich absetzt, über die, Flüsse, die die Einsicht ihres Weges im Werden strömend festhalten, über das Nachdenken der Seen und Te iche. Die Erde ist wieder lebendig geworden. Eine neue Zeit ist angebrochen! Der Aufruhr der Erde ist nicht in die felsgeborgene Höhle des innern, ewigen, unberührbaren Friedens gedrungen. Der Kampf der Bergdämonen hat über ihr getobt, und sie hat nichts davon gewußt. Alles Bohren und Sprengen schritt nicht bis an ihre Felsgrenze. Sie hat nicht erkannt, daß sie mitten im Grundwürfel des hohen Turmes Tuzub 37 ruhte. Die Erde ist neu und erwachte Fruchtbarkeit geworden.
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Nach einer Zeit des staunenden Suchens und Betastens senkt sich das große Licht vom hohen Oben und geht unter in Feuer. Dunkelheit kommt lautlos und verschlingt Nähe und Ferne, Glanz und Farben. Als aber die neue Erde anfangen will, Furcht vor der unbegreiflichen Dunkelheit zu haben, gehen die silbernen Lichter am hohen Oben auf. Der volle Mond schwimmt in der dunklen Bläue. Die Süße seines Lichtes spricht zur Verstocktheit aller Schatten und nimmt sie lösend auf. Erde, Gras und befruchtete Luft liegen im milden Rausch seiner Strahlen und atmen. Die Wasser beginnen sich zu scheiden, auf daß sie sich wie der in Liebe suchen und finden könnten. Die Scham, die Sehnsucht gehen durch die Nacht und suchen das Harte als Hülle, als Widerstand und geliebte Geborgenheit. Nach einer Zeit ertragen sie die Fruchtlosigkeit der Einsamkeit nicht mehr. Sie werden Quelle und klopfen das Herz in die Zeit. Die junge Erde ist bereit, von neuem den Weg des Rausches, der Schöpfung zu tanzen, der Gras, Blume, Strom, Wolke, Vogel, Tier, Mensch heißt. Immer gibt die Ewigkeit der Zeit Weg und Wahl. An einem Tage wird er den Weg zu s ich beginnen, der der Weg zum unbekannten Gott ist, zum Kampf mit Gott um Gott. Leise und leicht läuft der Nachtwind mit silbernen Füßen durch die Halme. Er rührt an den ersten beschwerten Zweig. Die Frucht klopft in das Gras ...
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