H. G. Francis Band 8
Tod für Terra Die Orathonen haben die Erde verlassen, nachdem sie sie systematisch geplündert hat...
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H. G. Francis Band 8
Tod für Terra Die Orathonen haben die Erde verlassen, nachdem sie sie systematisch geplündert hatten, um ihre Flotte auf den Tag der großen Auseinandersetzung mit den Laktonen auszustatten. Jetzt ist der Tag gekommen! Die Lakton-Flotte steht vor dem Sonnensystem. Sie muß jetzt angreifen, nachdem es Rex Corda gelungen ist, die fünf Super-Transmitter, die die Basis des orathonischen Versorgungssystems bildeten, zu zerschlagen. Sigam Agelon, der Flottenkommandeur der Orathonen, hat den Befehl gegeben, die Erde zu vernichten. Er will sich den Rücken für die entscheidende Schlacht mit den Laktonen freihalten. Wird Sigam Ageion diesen Mordbefehl aufrechterhalten? Rex Corda ahnt noch nichts von dem teuflischen Befehl des Featherhead.
Corda weiß, daß die Stunde gekommen ist, in der sich altes entscheiden muß. In dieser Stunde fühlt er keinen Triumph. Das Unbehagen will nicht weichen. Nur zu bald wird sich zeigen, wie berechtigt sein Verdacht ist. Die Schiacht um Terra bricht aus. Ihr Ausgang wird darüber entscheiden, was aus der Menschheit wird. Eine neue Epoche in der Geschichte der Menschheit bricht an. Das Wetterleuchten des „Galaktischen Zeitalters", das dem Atomzeitalter folgt, zeigt sich bereits am Horizont. Noch aber ist völlig offen, ob die Erde dieses neue Zeitalter jemals erleben wird. Der Vernichtungsbefehl Sigam Agelons droht, unseren Planeten in die Nacht der Ewigkeit zu schleudern.
Die wichtigsten Personen: Rex Corda . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . federführender Präsident der USA Jakto Javan . . . . . . . . . . . . . . ein Schento mit persönlichen Racheplänen Sigam Agelon . . . . . . . . . . . . . . . der Flottenkommandeur der Orathonen Der Schenna . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . bricht mit der Tradition Percip, Bekoval . . . . . . . . . . . . zwei Laktonen, die auf der Erde kämpfen
„Halt!" rief Rex Corda. Seine Stimme peitschte wie ein Pistolenknall durch die Stille. Oberst Polley trat fluchend auf die Bremsen. Die Reifen des Jeeps jaulten auf dem trockenen Asphalt. „Fahren Sie zwei Schritte zurück!" befahl Corda. Der Oberst legte den Rückwärtsgang ein und ließ den Motor aufheulen. Corda griff ins Steuer und drehte es nach links. Die scharfen Lichtbalken der Scheinwerfer schwenkten herum und rissen das Wrack aus der Dunkelheit. Das helle Licht spiegelte sich auf den scharfen Bruchkanten. „Stellen Sie den Motor ab!" Polley griff zum Zündschlüssel. Das Tuckern des Jeeps erstarb. Rex Corda stieg aus dem Fahrzeug. Die beiden Laktonen, Bekoval und Percip, die zusammen mit dem Kynother Ga-Venga auf den Rücksitzen hockten, folgten ihm ohne Kommentar. John Haick, der junge Wissenschaftler, blieb neben Oberst Polley sitzen. Er versuchte, Einzelheiten in der Dunkelheit zu erkennen. Doch es war nicht viel auszumachen. Vor ihnen lagen die Trümmer eines Hantelraumers. Es war eines der kleineren Raumschiffe der Orathonen. Die beiden Kugeln mochten ursprünglich nicht mehr als zweihundert Meter im Durchmesser gehabt haben. John Haick konnte das nur schätzen, denn die Wracks waren nicht mehr komplett. Das Schiff hatte sehr schwere Treffer erhalten. Grünes fauliges Moos, das sich an einigen Stellen über die Flanken der Trümmer zog, wies darauf hin, daß das Schiff seit den Tagen der Invasion hier lag. „Dorr-Klasse", sagte der kleine Kynother. „Das könnte genau das sein, was wir jetzt benötigen!" „Okay, wir werden es uns ansehen!
Bekoval und ich gehen allein", kam die entschlossene Stimme Rex Cordas aus der Dunkelheit. Sie ließ keine Proteste zu. Bekoval, der Laktone, nahm den Entscheid des jungen Präsidenten ohne Widerspruch hin. John Haick sah den laktonischen Offizier gestikulieren. Sekunden später tauchten Rex Corda und der Laktone in der Dunkelheit unter. Percip und GaVenga kehrten zum Jeep zurück. Rex Corda schob sich durch dichtes Gras bis an die Trümmer heran. Er horchte in den Spalt hinein, der sich vor ihm öffnete. Irgendwo tropfte Wasser über metallene Stege. Das scharfe Gekreisch von kämpfenden Ratten hallte an den Wänden des Wracks wider. Bekoval gab ein Zeichen. Corda nickte. Der Laktone schob sich an ihm vorbei. Eine kleine Lampe blitzte in seinen Fingern auf. Der dünne Strahl erhellte einen schmalen Gang, der ins Innere des Wracks führte. Der Präsident folgte dem Außerirdischen. Sie tasteten sich vorsichtig in das Schiff hinein. Ab und zu blieben sie stehen und horchten. Es schien keine Gefahr in dem Labyrinth zu lauern. Und doch fühlte Rex Corda eine seltsame drückende Unruhe. Er konnte sich nicht gegen das Gefühl, beobachtet zu werden, wehren. Da plötzlich sprach jemand vor ihnen. Es waren nur ein paar Worte, die keiner von ihnen verstand. Die Stimme schwieg so plötzlich, wie sie aufgeklungen war, als wäre sie mit dem Messer abgeschnitten. Die beiden Männer blieben atemlos lauschend stehen. Aus dem eintönigen Plätschern des herabrinnenden Wassers wurde das nachhallende Dröhnen einer immer wieder herabknallenden Faust. Plötzlich schnellte der Laktone sich vor. Er sprang gegen eine Metallwand, die zahllose Risse aufwies. Krachend stürzte das Hindernis zusammen. Für einige Augenblicke machte Rex
Corda zwei olivgrüne Gesichter aus. Zwei blitzende Augenpaare starrten sie aus dem Dunkel an. Dann wirbelten zwei Körper über sie hinweg, deren Muskeln aus Granit zu bestehen schienen. Corda taumelte zur Seite, stolperte und fiel. Seine Hände versuchten, die über ihn hinrasenden Beine zu packen. Vergeblich. Die dröhnenden Schritte verhallten im Nichts. Bekoval richtete sich ächzend auf. „Verdammte Grünhäute!" fluchte er. Er nahm die kleine Lampe an sich, die ihm entfallen war, und leuchtete Corda an. „Wir können froh sein, daß wir noch am Leben sind!" sagte er. „Orathonische Agenten pflegen im allgemeinen nicht lange zu zögern, wenn es um ihre Sicherheit geht!" Bekoval sprach bereits recht gut englisch. Corda konnte ihn ausgezeichnet verstehen. * „Bekoval! Corda!" Die energische Stimme Percips rollte durch die Gänge des Wracks. Rex Corda meldete sich. Er lief ein kleines Stück in dem Gang zurück und rief den Laktonen. Percip kam heran. „Ich hielt es für besser, nach Ihnen zu sehen, Sir", erklärte er. „Okay, Percip. Wir hätten Pech haben können. Sie haben die beiden Burschen also gesehen?" „Sie flüchteten auf unserer Seite. Sie gerieten in das Licht der Scheinwerfer. Ich denke, daß es Agenten waren!" „Bekoval ist der gleichen Meinung!" „Sie haben wirklich Glück gehabt, Sir. Wenn diese Männer Sie erkannt hätten, hätten sie Sie bestimmt getötet. Nachdem wir den Orathonen diese Schlappe beigebracht haben, dürften Sie der bestgehaßte Mann beim Feind
sein!" Rex Corda lächelte dünn. „Es wird Zeit, daß Ihre Freunde eingreifen, Percip", versetzte er. „Lange können wir uns nicht halten!" Percip legte Corda die Hand an den Arm. „Sir, ich bin fest davon überzeugt, daß unsere Flotte noch heute angreifen wird! Sie wird sich diese Chance, die sich ihr plötzlich bietet, nicht entgehen lassen! Nach der Zerstörung der SuperTransmitter ist unsere Ausgangsbasis in dieser Schlacht so gut wie nie zuvor!" Rex Corda nickte. Er gab dem Laktonen einen Wink, ihm zu folgen. Zusammen mit Percip kehrte er in das Innere des Wracks zurück. Wenige Minuten später stießen sie auf Bekoval. Der laktonische Offizier wartete in der Lücke, die er gebrochen hatte. Bekoval stand vor dem Stapel, den die Orathonen zurückgelassen hatten. Er hatte die meisten Kästen bereits untersucht. „Das meiste ist Verpflegung", sagte er. „Nur wenig technisches Gerät!" „Und wie sieht's dort aus?" fragte Corda. Er zeigte auf die Öffnung eines Gravo-Schachtes. Schmale Metallstege in der Wand führten in die Höhe. Das Metall blitzte vor Sauberkeit. „Ich war noch nicht oben." „Wir werden es uns ansehen", sagte Percip. „Bei Raumschiffen dieses Typs befindet sich die Funkbrücke oftmals in diesem Sektor. Wenn wir tatsächlich auf Agenten gestoßen sind, dann ist es durchaus möglich, daß die Funkgeräte noch zu gebrauchen sind!" Rex Corda lächelte skeptisch. Percip kletterte bereits in dem Gravo-Schacht nach oben. Corda und Bekoval folgten ihm. Sie waren sicher, daß die Orathonen jetzt noch nicht zurückkehren würden. Corda zählte die Stufen nicht, die sie in der Dunkelheit hinaufkletterten. Er
schätzte die Höhe, die sie überwanden, auf etwa zwanzig Meter. Dann schob sich Percip in einen seitlichen Gang. Corda hörte, daß er die Wände abtastete. Plötzlich flammte mattes Licht auf. Percip lachte dunkel. „Das ist ein Volltreffer!" formulierte er etwas ungeschickt. Er wies auf die zahlreichen Geräte, die in den Trümmern herumstanden. Zwischen zerrissenen und verbeulten Metallstreben, umgestürzten Funkgeräten und verkohlten Kabelsträngen blitzten neuinstallierte Geräte. „Es gibt wohl keinen Zweifel, daß diese Geräte nach dem Absturz des Schiffes eingebaut wurden", sagte Percip, als Corda und Bekoval neben ihm standen. „Wir haben Glück gehabt. Wir haben das Nest der beiden Featherheads ausgehoben!" Rex Corda nickte zufrieden. Er durchquerte den kleinen Raum und versuchte, die beiden Schotts zu öffnen, die die angrenzenden Räume versperrten. Es ging nicht. Beim Absturz hatten sie sich so verkeilt, daß sie jetzt nicht mehr zu bewegen waren. „Können Sie mit diesen Geräten umgehen, Percip?" „Natürlich, Sir!" „Können Sie die Lakton-Flotte damit rufen?" „Ich hoffe, daß ich das kann!" „Versuchen Sie es, bitte! Und wenn Sie können, dann veranlassen Sie den Angriff!“ versetzte Rex Corda. Seine Lippen preßten sich hart zusammen. Percip hantierte geschickt an den Geräten. Das Licht, das aus den Wänden kam, beleuchtete die Szenerie gespenstisch. Immer wieder horchten die Männer auf, wenn die Trümmer knackten und ächzten, wenn irgendwo im Inneren des Wracks eine Ratte schrie. Plötzlich erwachte ein Lautsprecher
zum Leben. Rex Corda konnte ihn nicht sehen. Er rauschte irgendwo hinter den Wänden oder unter den Trümmern. Erregte Stimmen krochen aus den Ecken. Die beiden Laktonen erstarrten. Sie horchten mit geschlossenen Augen. Nach wenigen Minuten sahen sie sich überrascht an. „Was gibt es?" fragte Corda. „Erzählen Sie doch schon!" Doch weder Bekoval noch Percip antworteten. Beide machten sich an einem Gerät in der hinteren Ecke der Funkbrücke zu schaffen. Es war ein Pult von fast zwei Meter Breite. Fingerdicke Kabel führten von ihm aus zu mehreren Bildscheiben, die in der Wand eingelassen waren. Zuckende Lichtreflexe liefen jetzt über die Scheiben. Es dauerte einige Sekunden, bis aus den Reflexen ein flimmerndes Lichtmuster wurde. „Was ist das?" erkundigte Corda sich. „Ich verstehe nicht, was ..." Percip hob die rechte Hand. Corda schwieg. „Die Lichtpunkte stellen Raumschiffe dar, Sir. Sie sehen die orathonische Flotte, die über der Erde steht. Sie formiert sich!" „Und? Heißt das, daß die Orathonen. sich auf die Schlacht vorbereiten? Bedeutet das, daß die Laktonen angreifen?" „Es sieht leider so aus, als wollten die Orathonen die Erde vernichten. Sir!" behauptete Percip. Er wies auf fünf fingerlange Reflexe auf den Bildschirmen. „Diese Formation der fünf Schiffe läßt kaum einen anderen Schluß zu." Er wies auf die Ecke, in der unter den Trümmern der Lautsprecher saß. „Die Orathonen sprachen von totaler Vernichtung!" Rex Corda wurde blaß bis in die Lippen. Er sagte nichts. Er starrte die Laktonen nur an. Plötzlich wurde er sich der ungeheuren Bedrohung bewußt. Für einige Augenblicke hatte er vergessen,
daß die Featherheads nicht völlig verschwunden waren. Die mächtigen Hantelraumer standen nicht mehr auf der Erde, aber sie hatten sich auch nicht aus dem Sonnensystem zurückgezogen. Ein Wort Sigam Agelons genügte, um die Erde wieder in seinen Griff zu bringen. Noch war nichts entschieden, absolut nichts! Das Schicksal der Erde war völlig offen. Der Menschheit blieb nichts als eine Hoffnung! Percip wies auf die Geräte. „Eine Hoffnung besteht noch, Sir! Wir konnten die Nachricht abfangen, die das Flaggschiff der Orathon-Flotte an die Kampfeinheiten schickte. Daraus geht hervor, daß Sigam Agelon einen Notruf nach Khara abgestrahlt hat!" „Nach Khara?" „Khara ist die Zentral-Welt des Orathon-Reiches. Von dort erhält die Flotte ihre entscheidenden Kommandos. Sigam Agelon hat sich mit diesem Notruf eine erhebliche Blöße gegeben. Er muß damit eine Niederlage zugeben, die er Khara wohl nur sehr schwer erklären kann. Es ist bisher noch nie vorgekommen, daß die Featherheads ihre Versorgungsbasen einbüßten!" „Und wie wird Khara reagieren?" „Es ist möglich, daß Khara sofort neue Super-Transmitter zur Erde bringt!" „Gibt es keine Möglichkeit, die Flotte von Khara aus zu versorgen?" fragte Corda. „Keine", behauptete Percip. „Die Reichweite der Transmitter ist auf einige Lichtjahre begrenzt. Daraus ergibt sich ja gerade die besondere Kampftaktik unserer Flotten. Weder die Orathonen noch wir können uns zu weit von den Versorgungsbasen entfernen, weil dann die Verbindung mit den Transmittern abreißt." „Gibt es keine Möglichkeit, stärkere Transmitter zu bauen?" „Es gibt sie", warf Bekoval ein.
„Aber der Energiebedarf der Transmitter würde dann die Leistung weit übersteigen. Von einer Reichweite von etwa fünf Lichtjahren an wird jeder Transmittereinsatz unsinnig!" Rex Corda ging quer durch den Raum und lehnte sich dann an ein Schott. „Was passiert, wenn Khara keine Unterstützung für Sigam Agelon schickt?" „Dann wird sich die Orathon-Flotte aus dem Sonnensystem zurückziehen", behauptete Percip. „Und . . .?" „Sigam Agelon würde nicht abziehen, ohne vorher die Erde vernichtet zu haben!" fügte Bekoval mit harter Stimme hinzu. * John Haick schaltete die Scheinwerfer ab. Im Osten zeigte sich bereits die Ahnung des neuen Tages. „Wir sollten das Gelände genau untersuchen", sagte John. „Die Featherheads könnten zurückkommen!" Oberst Polley, der nervös neben dem Jeep auf und ab gelaufen war, nickte heftig. Durch eine knappe Geste zeigte der leicht erregbare Offizier an, welches Gebiet er absuchen wollte. Er zögerte nicht lange, sondern ging sofort los. Ga-Venga, der Kynother, entschied sich für das Gebiet, in dem die beiden Orathonen verschwunden waren, während John Haick den südlichen Abschnitt sondieren wollte. Der Wissenschaftler sicherte den Jeep ab, soweit er das konnte, und ging durch das feuchte Gras zum südlichen Ende des Hantelraumers. Immer deutlicher zeichneten sich die scharfen Trümmer gegen den aufhellenden Himmel ab. John fragte sich beunruhigt, weshalb Rex Corda so lange im Wrack blieb. Er nahm sich vor, eine halbe Stunde zu warten. Dann wollte er ebenfalls in die
Trümmer steigen und Corda suchen. Vorsichtig umrundete er ein übermannsgroßes Trümmerstück, das aus dem Schiff herausgebrochen war. Wie erstarrt blieb er stehen, als er die beiden Gefiederten sah. Sie verschwanden gerade in diesem Augenblick hinter bizarren Bruchstücken, die ihrer Form nach zu dem Verbindungsarm zwischen den beiden Kugeln gehört haben mußten. John wirbelte herum und hetzte zum Jeep zurück. Halblaut rief er nach GaVenga und Oberst Polley, aber die beiden meldeten sich nicht. Waren sie bereits zu weit entfernt — oder waren sie den beiden Orathonen in die Hände gefallen? John Haick zögerte nur kurz, dann wandte er sich um und ging auf die Trümmer zu, in denen die beiden Fremden verschwunden waren. Er suchte den Boden mit den Augen ab, um irgend etwas zu finden, was er als Waffe gebrauchen könnte. Er fand nichts. Das Dunkel war noch zu dicht. John sah kurz zum Himmel, um abschätzen zu können, wann es Tag werden würde. Dabei erkannte er die unzähligen Raumschiffe der Orathonen, die wie Sterne über der Erde aufblitzten. Fünf Raumschiffe schwebten so tief, daß ihre Form erkennbar wurde. John erreichte die Trümmer. Er blieb stehen und horchte. Kein Laut verriet ihm, wo die Orathonen geblieben waren. Über ihm wuchs das Wrack auf. Es verhüllte jede Einzelheit mit gnadenloser Dunkelheit. John schob sich in das undurchdringliche Nichts. Er hoffte, daß sich seine Augen an die tiefe Nacht zwischen den Trümmern gewöhnen würden. Er streckte die Hände vor, um Hindernisse rechtzeitig erkennen zu können. Schritt um Schritt arbeitete er sich vor. Immer wieder stieß er mit den Beinen gegen scharfe Metallkanten. Immer
wieder blieb er stehen, beugte sich vor und lauschte. Wo waren die beiden Orathonen geblieben? Versuchten sie, Rex Corda aus dem Hinterhalt zu erledigen? Zehn Minuten lang tastete sich der Wissenschaftler durch das Gewirr, dann wurde ihm bewußt, wie sinnlos sein Unterfangen war. Er hätte Rex Corda auf dem gleichen Wege folgen sollen. Dann hätte er ihn viel eher erreicht. Nur so hätte er ihn warnen können. Er blieb stehen und riß die Augen noch weiter auf, weil er glaubte, eine Spur von Licht entdeckt zu haben. Er horchte seinem eigenen Atem nach. Er hatte sich getäuscht. Es gab kein Licht vor ihm. Er biß sich auf die Lippen, schob den rechten Fuß vor und streckte die Hände tastend aus. Seine Finger berührten ein kaltes Gesicht, in dem harte Muskeln zornig zuckten. * „Setzen Sie sofort einen Funkspruch an die Lakton-Flotte ab", bat Rex Corda den Laktonen. „Vielleicht ist das unsere einzige Chance!" „Genau das hatte ich vor, Sir!" antwortete Percip. Er hantierte an den Geräten, schaltete an zahlreichen Knopfkombinationen und kontrollierte fremdartige Skalen, die Corda nichts sagten. Bekoval tippte etwas in eine Zwölfertastatur und produzierte ein kompliziertes Lochmuster auf einem Plastikstreifen, der an der Seite des Gerätes herauskroch. Da hörte Rex Corda etwas, das nicht zu den Geräuschen paßte, die das tote Schiff bisher von sich gegeben hatte. Irgend etwas Hartes schabte über glattes Metall. Er zuckte zusammen, schreckte wie aus tiefen Gedanken auf. Er überlegte
kurz, ob er die beiden Laktonen stören sollte, entschied sich dann aber dagegen. Es gab jetzt nichts Wichtigeres als die Funknachricht an die LaktonFlotte. Je schneller die Laktonen angriffen, desto höher waren die Chancen der Erde. Lautlos kehrte Rex Corda zu dem Gravitations-Schacht zurück, der als Transportmittel innerhalb des Raumschiffes gedient hatte. Das transportierende Feld war erloschen. Das Licht aus der Funkbrücke hellte den Schacht nur wenig auf. Trotzdem konnte Rex Corda das winzige Stückchen Metall erkennen, das träge durch den Schacht trieb. Corda blieb ruckartig stehen. Seine Augen verengten sich. Er war versucht, den Metallfetzen heranzuholen, doch er widerstand der instinktiven Reaktion noch rechtzeitig. Wenn etwas in dem Schacht schwebte, dann konnte das doch nur bedeuten, daß das Transportfeld wieder stand! Hastig sah er sich nach den beiden Laktonen um, die angestrengt mit den Vorbereitungen für den Funkspruch beschäftigt waren. Den beiden Männern stand hier keine Einrichtung zur Verfügung, die ihnen diese komplizierten Arbeiten abnahm. Die Orathonen hatten nur einfache Geräte zurückgelassen, die die Agenten nicht mehr benötigten. Rex Corda konnte die Laktonen jetzt nicht stören. Lautlos schlich er sich bis an die Kante des Schachtes heran. Er preßte sich fest an die aufgebrochene Seitenwand, um einen möglichst kleinen Schatten abzugeben. Er bewegte sich unendlich langsam, um sich nicht zu verraten. Dennoch wurde sein Schatten zum Verräter. Da er das Licht im Rücken hatte, konnte er sich dem Schacht nicht unbemerkt nähern. Percip sagte etwas. Corda sah sich nach ihm um. Die bei-
den Laktonen beugten sich über ein Gerät im hintersten Winkel des Raumes. Percip schob gerade in diesem Augenblick die Plastikkarte in den Apparat. Sein Finger senkte sich auf einen weißen Hebel herab. Corda richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf den Gravo-Schacht. So sah er den eiförmigen Gegenstand gerade noch rechtzeitig. Das Ding kam langsam von oben herab. Es blitzte im Widerschein des Lichtes auf. Corda handelte wie unter fremdem Befehl. Er schnellte sich in den Schacht hinein, ohne zu überlegen, ob das Feld ihn tragen konnte oder nicht. Seine Arme reckten sich nach dem Ei. Die Finger packten das kühle Metall. Mit einem heftigen Ruck wirbelte Corda sich um seine eigene Achse — und schleuderte das Ei in den Schacht hinauf. Er sah es in der Dunkelheit verschwinden, trieb gegen die Wand und stieß sich kräftig ab, so daß er im Hechtsprung in die Funkbrücke zurückkehrte. Im gleichen Augenblick zerriß die donnernde Explosion die lastende Stille. Ein roter Feuersturm raste im Schacht herunter. Rex Corda erkannte eine Gestalt in der tobenden Glut. Sie wirbelte mit rasender Geschwindigkeit um ihre Längsachse. * Percip kümmerte sich um nichts. Wieder und wieder warf er den kleinen Hebel herum, um den wichtigen Funkspruch ins All hinauszujagen. Bekoval stürzte sich auf Rex Corda und half ihm hastig vom Boden auf. „Die Agenten?" rief er. Corda bestätigte. „Das Feld arbeitete, deshalb wurde ich überhaupt erst aufmerksam!" Mit knappen Worten erklärte er, was
vorgefallen war. Jetzt schaltete Percip die Funkgeräte ab. Besorgt beobachtete er die Radarschirme. Aus den Lautsprechern in den Ecken kamen erregte, laute Stimmen — und dann ein kurzer Befehl! „Wir müssen raus!" rief Percip. „Ein Offizier hat befohlen, eine Rakete auf uns abzufeuern!" Sein Arm ruckte hoch. Ein heller Blitz wuchs auf dem Radarschirm. „Sie kommt schon!" Rex Corda zögerte keine Sekunde. Er sprang in den Gravo-Schacht, krallte sich an die Streben, da das Feld wieder in sich zusammengefallen war, und kletterte in höchster Eile nach unten. Die beiden Laktonen folgten ihm. Sie ließen sich mehr fallen, als daß sie kletterten. Ihre harten Fäuste schlugen immer wieder in die Streben und fingen den drohenden Sturz in die Tiefe ab. Bei dem Depot der beiden Orathonen überholte Bekoval Percip und Corda. Das Licht seiner Lampe geisterte über die Gänge. Die drei Männer hetzten über die zersplitterten Metallplatten zum Ausgang hinüber, schnellten sich hinaus und rannten zum Jeep. Oberst Polley und Ga-Venga warteten auf sie. „Wir haben nichts gefunden!" berichtete Polley, noch bevor sie bei ihm waren. „Was war das für eine Explosion?" „Später!" keuchte Percip. „Starten Sie das Fahrzeug und fahren Sie so schnell, wie es überhaupt geht!" Die beiden Laktonen sprangen in den Jeep. Der Motor brüllte auf. „John ist noch nicht hier! Er muß im Wrack sein!" sagte Ga-Venga. Rex Corda, der auf den Vordersitz steigen wollte, trat zurück. „Das ändert alles!" sagte er. „Wohin ist John gegangen? Wo hat er gesucht?" Ga-Venga wies auf den Bezirk, den John Haick übernommen hatte. „Sie sind ein Narr, Corda! Es ist zu spät für uns!" brüllte Bekoval. Er packte
den Präsidenten an der Schulter und schleuderte ihn in den Jeep. Gleichzeitig befahl er Polley zu starten. Der Oberst ließ die Kupplung springen. „Sehen Sie doch!" Bekoval wies in den rötlichen Himmel hinauf. Ein silbern blitzender Punkt raste durch das Rot heran. „Die Rakete!" „Fahren Sie wie der Teufel!" befahl Percip. Oberst Polley begriff nicht alles, was geschah. Er sah nur die Rakete. Er preßte den Gashebel bis zum Anschlag durch. Der starke Motor des Jeeps heulte auf. Der Wagen riß sie nach vorn. Rex Corda fand keine Möglichkeit mehr abzuspringen. Wie von Sinnen starrte er auf das Wrack zurück. Sekunden später jagte der Jeep mit kreischenden Reifen um einen Felsblock, der neben der Bundesstraße aufragte. Die Rakete fiel aus dem Himmel herab. Mit blau glutenden Düsenstrahlen heulte sie auf die Trümmer zu. Corda konnte keine Einzelheiten erkennen. Zu schnell ging alles. Eben noch war die Rakete nur ein blitzender Punkt am Himmel, dann wuchs sie drohend an. Jetzt brüllte der Morgen auf, und ein orangeroter Feuerball loderte über dem Wrack auf. Der Boden zitterte unter der Titanengewalt. Heulend wirbelten einige Trümmerbruchstücke über die Felsen heran und bohrten sich krachend in den Boden. Eine schalenförmige Antenne, die nicht kleiner als der Jeep war, prallte mit ohrenbetäubendem Krach dicht neben dem flüchtenden Fahrzeug auf die Straße. Das glühende Gerät barst kreischend und verschleuderte winzige Metallfetzen, die häßlich jaulend über die Köpfe der Männer hinwegflogen. Auch jetzt hatten die Flüchtenden Glück. Keiner von ihnen wurde verletzt. Oberst Polley konnte seinen Jeep wenig später anhalten, als Rex Corda es ihm befahl. Die größte Gefahr war vorbei.
Ga-Venga spitzte die Lippen, stieß einige exotisch klingende Laute aus und grinste. Er kratzte sich in den blauen Haaren und stellte unwillig fest: „Was Sie auch machen, irgendwie wird es immer gefährlich für uns! Ist das eigentlich notwendig, Sir?" Der Senator lächelte kühl. Seine Augen schienen den Kynother nicht wahrzunehmen. Ga-Venga fröstelte. Er wandte den Kopf abrupt ab. „Kehren Sie um, Polley! Wir werden John suchen! Vielleicht hat er Glück gehabt!" Der Oberst zögerte einen kurzen Augenblick, bevor er das Fahrzeug wendete und zurückfuhr. Er glaubte nicht daran, daß jemand noch leben konnte, der sich im Wrack befunden hatte. Der Morgen war heller geworden. Es lag nicht nur an den Lichtfingern, die die Sonne über den Horizont streckte. Die obere Hälfte der rechten Hantelkugel glühte. Das Gras und die Büsche brannten überall dort, wo die Trümmer sich in den Boden gebohrt hatten. „Stop!" Rex Corda sprang aus dem Jeep. Er wich einem brennenden Busch aus und stakte steifbeinig zu der linken Hantelkugel hinüber. Im Licht des brennenden Raumschiffs war die einstige Kugel form noch besser zu erkennen, wenngleich erhebliche Teile fehlten. Percip und Bekoval folgten dem Mann, der die Verantwortung für die Vereinigten Staaten von Nord- und Südamerika übernommen hatte, als ein gigantischer Hantelraumer über Washington abstürzte und die Regierungsmetropole restlos vernichtete. Die einstige Hauptstadt Amerikas versank in glutflüssiger Erde, und mit ihr starben alle hochrangigen Politiker. Rex Corda, der als Beauftragter des Präsidenten in New York mit den Politikern der anderen Nationen der Erde verhandelte, überlebte als einziger. Er war der höch-
ste Repräsentant der Vereinigten Staaten, als die Erde in die Hand außerirdischer Mächte fiel und Opfer des mehrtausendjährigen galaktischen Krieges wurde. Vom Augenblick der Invasion an kämpfte Rex Corda gegen die Orathonen, die die Erde beherrschten. Jetzt, nach dem Abzug der Außerirdischen, war die Stunde gekommen, in der der Senator wieder politisch arbeiten konnte. Doch Corda war entschlossen, nicht eher zum NORAD zurückzukehren, bis er wußte, was aus John Haick geworden war. Nichts konnte ihn davon zurückhalten, seinen Freund zu suchen. Das wußten auch die beiden Laktonen Bekoval und Percip. Deshalb folgten sie ihm. obwohl sie überzeugt davon waren, daß das Wrack zum Grab für John Haick geworden war. Die Rakete war in die rechte Kugel des Hantelraumers geschlagen. Von dieser Kugel war nicht mehr viel übriggeblieben. Nur einige Stützleisten ragten aus dem nachglühenden Boden. Aufsteigende Blasen platzten zischend zwischen den weiß-gelben Trümmern. Ein kurzer Stummel des Verbindungsarmes bohrte sich in den Boden und stützte die zweite Kugel des Raumschiffes ab. Von dieser fehlte fast die gesamte obere Hälfte. Die sengende Hitze zwang die Männer, einen weiten Bogen zu schlagen. Percip blieb plötzlich stehen. Er klatschte die geballte Faust in die linke offene Hand. „Er könnte trotzdem Glück gehabt haben, Sir!" sagte er. Rex Corda blieb stehen. In seinem bleichen Gesicht zuckte kein Muskel. Fragend hob er die Augenbrauen. Der Laktone wies auf die spärlichen Reste des Raumers. „Es sieht so aus, als wäre die Rakete sofort beim Aufschlag explodiert. Sonst wäre der Schaden noch sehr viel größer
gewesen!" Corda nickte. „Vielleicht hat John die andere Kugel untersucht", versetzte er rauh. Er drehte sich um und ging in die bizarren Trümmer hinein. Wortlos folgten ihm die beiden Außerirdischen. Sie warfen sich einen stummen Blick zu. Bekoval schloß zu Corda auf. Wieder leuchtete er mit seiner Taschenlampe. Hier war es noch schwieriger voranzukommen als in der anderen Kugel des Hantelraumers. Hier herrschte ein unbeschreibliches Durcheinander. In diesem Bereich hatte der Hantelraumer seine schwersten Treffer erhalten, als die Laktonen ihn kampfunfähig schossen. Corda wollte gerade über eine Metallleiter steigen, als er den Orathonen entdeckte! Er packte die Hand Bekovals, als dieser ihn zur Seite schieben wollte. Der Laktone stieß einen dumpfen Laut aus und sprang neben Corda auf den Boden. Lautlos wie eine Katze schnellte sich Percip über das Hindernis. Er tauchte in das Dunkel neben Corda und verschwand zwischen den verbogenen und zerrissenen Trümmern. Das dünne Licht der Taschenlampe funkelte in den Augen des Orathonen. Rex Corda sah den dünnen Blutfaden im Mundwinkel des Außerirdischen. Der Agent stand breitbeinig über der reglosen Gestalt John Haicks. Der Wissenschaftler lag verkrümmt auf dem Boden. Sein Kopf baumelte über die scharfe Kante des aufgerissenen Gangsektors. Ein Fußtritt des Orathonen genügte, John in die dunkle Tiefe zu stoßen. Der Orathone schwankte. Seine Lippen zuckten. Da schnellte Percip aus der Dunkelheit heran. Seine Arme fuhren von beiden Seiten auf den Hals des Orathonen zu. Sie rissen ihn von den Füßen. Der Orathone taumelte kraftlos herum.
Zusammenbrechend kehrte er Rex Corda den Rücken zu. „Halt!" rief Corda, als Percip sich auf den Olivgrünen werfen wollte. „Es genügt!" Überrascht zögerte Percip. Corda erreichte ihn mit zwei Schritten. Er bückte sich und drehte den Orathonen herum. Ein handbreites Metallstück ragte aus dem Rücken des außerirdischen Agenten. Corda ließ den Orathonen zurücksinken und wandte sich John Haick zu. Er legte ihm die Finger an den Hals. Er lächelte, als er den Pulsschlag spürte. Bekoval räusperte sich. Corda sah ihn an und nickte. „Glück gehabt", bemerkte Bekoval holprig. Er wies auf einen aufgerissenen Schrank an seiner Seite. Corda erkannte die Reste eines Raumanzuges darin. Aber nicht das war das Wichtigste. Die scharfen Kanten des Schranks hingen voller schwarzer Fasern aus der Kombination, die der Orathone trug. Hatte der Agent bei der Explosion der Rakete den Körper John Haicks aufgefangen, als dieser gegen ihn geschleudert wurde? Die Spuren wiesen darauf hin. Rex Corda zog John vorsichtig hoch und legte ihn sich über die Schulter. Wortlos hoben Bekoval und Percip den Orathonen auf und schleppten ihn nach draußen. Auf dem Wege nach draußen kam John zu sich. Corda setzte ihn ab. Haicks Blicke klärten sich schnell. Er war nicht verletzt. * „Er wird nicht mehr lange leben", behauptete Ga-Venga. Er richtete sich auf und hob die Schultern. „Die Verletzungen sind selbst für diesen Burschen zu groß!" Der orathonische Agent starrte auf die Lippen des zwergenhaften Kyno-
thers. Seine Hände ballten sich zu festen Fäusten. Die Muskelstränge tanzten hektisch an seinen Oberarmen. „Flieht!" murmelte der Orathone. Er sprach englisch. Jeder verstand seine Worte. „Sigam Agelon wird diesen Planeten vernichten! Flieht!" Ga-Venga grunzte verächtlich. Er glaubte dem Orathonen kein Wort. Doch da hob der sterbende Agent mühsam die Hand. Er wies in den Himmel hinauf. Rex Cordas Blicke folgten dem Hinweis. Im Licht der aufsteigenden Sonne blitzten die Körper Tausender Raumschiffe über ihnen auf. Der Agent sah Corda an. „Sigam Agelon haßt dich, Terraner!" wisperte er. „Er wird alles tun, um sich zu rächen. Er wird ..." Olivgrünes Blut stürzte über die Lippen des Orathonen. Es unterbrach die Worte des Außerirdischen. Der Agent öffnete die Lippen nicht wieder, als der Blutstrom versiegte. Seine Augen brachen. Wieder sah Rex Corda in den Himmel hinauf. Würde die Erde sterben? Würde Sigam Agelon tatsächlich den Befehl geben, die Erde zu vernichten? Eine dumpfe Erschütterung lief durch den Boden. Die Erde zitterte und schüttelte sich. Ein eisiger Wind kam von Norden her. Er peitschte in kurzen, heftigen Böen über das Land. Schlug Sigam Agelon bereits zu? Bekoval bückte sich zu dem Orathonen. Er zog ihm die Strahlwaffe aus dem Gürtel. Bevor Rex Corda es verhindern konnte, schoß er auf den Featherhead. Der Tote verging in der Glut des Strahlers. Percip kreuzte die Arme vor der Brust und neigte den massigen Kopf. Die rote Kerbe auf seiner Oberlippe schimmerte metallisch. Ga-Venga nahm eine straffere Haltung ein.
Als der Glutstrahl des OrathonenBlasters erlosch, sagte Bekoval etwas in der Sprache seines Volkes. Ga-Venga übersetzte diesmal nicht. Corda verstand auch so. * Fünf Stunden später — am 21. August 1992 — lebte die Erde noch immer. Niemand wußte, weshalb Sigam Agelon seinen grausigen Befehl noch nicht ausführen ließ — aber jeder war ihm dankbar dafür. Die Erde hätte nicht die geringste Chance gehabt. Der Jeep hatte die Bundesstraße 50 zwischen Syracuse und Pueblo erreicht Die Fahrt wurde zu einer deprimierenden Demonstration für Rex Corda. Das glühende Land war verwüstet. Die Felder lagen in trockenem Staub. In den Städten lagerten hungernde Menschen an den Straßen. Tausendfache Hoffnungslosigkeit starrte dem Senator entgegen. Die Featherheads hatten alles mitgenommen, was sie zur Versorgung ihrer Flotte benötigten. Das waren nicht nur Maschinen, Raketen und Bomben, es waren auch die Nahrungsmittel der Menschheit. Ein Chaos drohte. Und überall im Land die glasigen Seen, die davon kündeten, daß an dieser Stelle ein orathonisches Raumschiff gestartet oder gelandet war und mit seinen Glutstrahlen das Antlitz der Erde versengte. Daneben lagerten Berge von Abfall und Unrat, den die Invasoren achtlos aus ihren Schiffen geworfen hatten. Die beiden Laktonen sahen starr nach vorn. Sie schienen nichts von dem Elend zu sehen, das über die Erde gekommen war. Ga-Venga zeigte sich erstaunlich erregt. Immer wieder glitt ein Fluch über seine Lippen, und seine Augen glitzerten voller Zorn.
Als der blaue Sonnengleiter nahte, lehnte der Kynother in einer Ecke des Jeeps und summte ein melancholisches Lied vor sich hin. Rex Corda fiel auf, daß Bekoval den Kynother zweimal ansprach — und in beiden Fällen keine Antwort erhielt. Das stimmte ihn nachdenklich. Rex Corda wurde erst auf den Sonnengleiter aufmerksam, als dieser den Jeep in weitem Bogen umkreiste. Oberst Polley stoppte das Fahrzeug. „Ich glaube, ich habe General Dingel erkannt!" sagte er. Rex Corda stieg aus. Der Gleiter landete mit leise zischenden Maschinen neben der Bundesstraße. General Jake Dingel stieß die Tür auf und sprang in den Sand hinaus. Er stampfte in straffer, militärischer Haltung über den verdorrten Boden. Sein hartes diszipliniertes Gesicht war sehr schmal geworden. Die Haut spannte sich straff über den Wangen. Der General trug eine neue saubere Uniform. In seinen Augen leuchtete die Freude, als er vor Corda stand und militärisch grüßte. „Sir, ich bin sehr glücklich!" sagte er heiser. Corda lächelte. Er wußte, wie diesem Offizier jetzt zumute war. Er drückte Dingel die Hand. „Sie haben es geschafft, Sir!" sagte der General. „Dafür versammelt sich jetzt die Flotte der Featherheads über der Erde, um uns den Rest zu geben! Wenn nicht noch ein Wunder geschieht, dann war alles umsonst!" „Sir! Das kann nicht Ihr Ernst sein!" stieß General Dingel erschrocken aus. „Sir, die Featherheads . . ." Rex Corda wischte den Rest des Satzes mit knapper Geste hinweg. „Wie haben Sie uns gefunden, Sir?" „Im NORAD konnten wir den Funkspruch auffangen und wenig später die
Rakete orten, die auf den Sender abgefeuert wurde. Wir vermuteten, daß Sie den Funkspruch abgesendet haben könnten!" „Okay, das Weitere ist mir klar. Oberst Polley, Sie fahren mit dem Jeep zum NORAD weiter. Wir fliegen mit dem Gleiter!" Polley nickte. Für ihn war es selbstverständlich, daß sie den Jeep nicht hier zurückließen. „Die Featherheads sind abgezogen, Sir", berichtete der General, als der Sonnengleiter abhob. Dankbar bedienten sich die erschöpften, abgerissenen Männer der Erfrischungen und Annehmlichkeiten des Gleiters. John Haick servierte ihnen einen kräftigen Whisky aus der Bordbar. „Sie haben keine Beobachter zurückgelassen. Nordamerika befindet sich wieder fest in unserer Hand!" Rex Corda hörte aufmerksam zu. „Was ist für die Reorganisation der Wirtschaft unternommen worden? Wie sieht es in den großen Städten aus? Konnte bereits etwas für die Versorgung der Bevölkerung getan werden?" General Jake Dingels hartes Gesicht entspannte sich etwas. Dingel schob seine Mütze höher in die Stirn hinauf und grinste. „Zahlreiche Depots sind den Orathonen entgangen, Sir. Es sieht nicht ganz so schlimm aus, wie es beim Anblick dieses Landes hier zu sein scheint!" Er wies auf die geplünderte verdorrte Landschaft unter ihnen. Rex Corda lehnte sich in seinem Sitz zurück. Er bemühte sich, jetzt alle unwichtigen Fragen zurückzudrängen. Die sich bietenden Probleme der staatlichen Ordnung mußten mit aller Energie angepackt werden. Niemand aber konnte jetzt schon sagen, ob die Maßnahmen auch sinnvoll waren. Noch drohten die Raumschiffgiganten Sigam Agelons über der Erde. Noch
galt der Befehl, die Erde zu vernichten! Wann kamen die Terroraktionen? Wann schlugen die Titanen orathonischer Kriegsführung zu? Rex Corda schloß die Augen. In diesen Momenten reifte ein Entschluß in ihm, der in seiner Kühnheit weit über alles hinausging, was jeder seiner Begleiter akzeptiert hätte. Rex Corda beschloß, das Machtpotential der Erde mit allen nur erdenklichen Mitteln soweit zu erhöhen, daß eine Situation wie diese niemals wiederkehren konnte. Nur eine Voraussetzung mußte dazu gegeben sein! Sigam Agelons Schreckensbefehl durfte nicht ausgeführt werden! * Corda musterte den hünenhaften Lithalonier, der in der Ecke des Raumes stand und die am Tisch sitzenden Beamten, Militärs und Wirtschaftler prüfend betrachtete. Kein Muskel zuckte im Gesicht Percips. Der Laktone zeigte nicht, ob die Ungewißheit an seinen Nerven zerrte oder nicht. Seine Augen blickten so kühl wie immer, und auf seinen Lippen lag sogar ein kleines amüsiertes Lächeln. Rex Corda fragte sich, welchen Eindruck diese Konferenz auf den Agenten von Lithalon machte. Percip war zwar Laktone, aber er war nicht auf Lakton geboren. Die rote Kerbe auf seiner Oberlippe wies deutlich darauf hin. Boyd Clifton, der Chef der von den Orathonen zerschlagenen CIA, gab mit knappen Worten einen Situationsbericht. Die Organisation baute sich mit der Disziplin, die schon vor der Invasion für sie kennzeichnend war, wieder auf. Die zahlreichen Büros und Stützpunkte des Geheimdienstes hatten die Arbeit bereits wiederaufgenommen und
sich gemeldet. Corda gewann den Eindruck, daß gerade diese Organisation hervorragende Arbeit leistete. Für Percip mochte das anders aussehen. Der Laktone mochte über die Dinge, die die Terraner als wichtig ansahen, lächeln. Er sah alles aus ganz anderer Sicht. Clifton schloß seinen Bericht mit dem Hinweis, daß die wichtigsten Televisionsstationen sich in der Hand der CIA befanden und zum Teil durch Militär abgesichert wurden. Corda wollte General Dingel das Wort erteilen, als Bekoval den Raum betrat. Der massige Laktone machte einen fahrigen, nervösen Eindruck. Seine Mundwinkel zuckten. Mit unsteten Blicken übersah er die Männer am Tisch, dann stampfte er zu Percip hinüber. Er flüsterte ihm etwas zu. Percip richtete sich ruckartig auf und sah Rex Corda an. Der Präsident erhob sich. Schlagartig verstummten die leisen Gespräche am Tisch. Alle Augen richteten sich auf Rex Corda, der zu den Laktonen hinüberging. „Was ist geschehen?" fragte er. Fatlo Bekoval schnaufte durch die Nase. Der herbe Geruch, der für die Laktonen typisch war, wies auf seine Erregung hin. Seine Intensität hing vom Gemütszustand der Laktonen ab. „Die Gefiederten bekommen Verstärkung!" knurrte Bekoval. Corda sah, daß dichter Schweiß auf der Stirn des Laktonen stand. „Damit mußten wir rechnen!" versetzte er. „Die Laktonen hätten längst angreifen müssen! Wo bleiben Ihre Freunde? Wollen sie warten, bis die Featherheads die Erde vernichtet haben?" „Wie können Sie jetzt so ruhig bleiben!" fauchte Percip mit ungewohnter Heftigkeit. „Begreifen Sie nicht, worum
es geht?" Rex Corda antwortete nicht. Er sah den Laktonen kühl an. Percip biß sich auf die Lippen. Er starrte dem Terraner in die klaren Augen und fühlte den Willen, der von diesen Augen ausging. Er beruhigte sich. „Die Orathonen erhalten neue SuperStationen, die per Hyper-Transport aus dem Zentrum der Galaxis herangeschleppt werden", erklärte Percip jetzt mit beherrschter Stimme. „Wenn es den Grünhäuten gelingt, diese Stationen auf der Erde zu verankern, dann war alles umsonst!" „Verdammt!" fluchte Corda. „Das hätte nicht kommen dürfen! Woher wissen Sie es?" Percip lächelte zu Boyd Clifton, dem CIA-Chef, hinüber. „Sie verfügen über einen ausgezeichneten Nachrichtendienst, Sir", sagte er in flüssigem, akzentfreiem Englisch, das er in erstaunlich kurzer Zeit gelernt hatte. „Ihre Leute haben alles, was sie nur konnten, aus den abgestürzten Raumschiffen unserer Flotte und der der Grünhäute ausgebaut. Hier im NORAD gibt es jetzt schon ausgezeichnete Ortungsgeräte. In Zusammenarbeit mit der Ortungskette an der Nordküste dieses Kontinents konnte der Anflug dieser Stationen erfaßt werden. Wir müssen damit rechnen, daß die Orathonen in spätestens zehn Stunden damit beginnen, die Stationen auf der Erde zu verankern." Rex Corda atmete auf. Er lächelte erleichtert. „Sie freuen sich?" wunderte sich Bekoval. „Ich habe doch auch einen Grund, nicht wahr? Wenn die Orathonen neue Super-Transmitter haben, dann werden sie die Erde vorläufig noch nicht vernichten! Wir haben also eine Gnadenfrist erhalten! Und darüber freue ich mich!"
Rex Corda kehrte zu seinem Sessel zurück und wandte sich an den Chef der Central Intelligence Agency, Boyd Clifton. „Wenn die Featherheads diese Stationen tatsächlich auf die Erde bringen wollen, dann werden wir uns dagegen wehren. Dazu benötigen wir Waffen. Was können Sie uns zur Verfügung stellen?" Clifton zeigte ein knappes Lächeln. „Wir konnten einiges aus den Wracks ausbauen, Sir", antwortete er. „Ich bin recht zuversichtlich!" Fatlo Bekoval schnaubte ärgerlich. „Sie stellen sich das zu leicht vor!" knurrte er und stampfte hinaus. Percip ließ sich neben Rex Corda in einen Sessel sinken. Der Hüne strich sich mit den Fingerspitzen über die rote Kerbe auf seiner Lippe. „Bekoval hat es nicht leicht", murmelte er. „Wir haben eine Nachricht unserer Flotte aufgefangen!" Corda beugte sich überrascht vor. „Und — wann greifen sie an?" Percip hob die Schultern. „Ich weiß nicht, Sir! Die Nachricht enthielt nur einen sehr scharfen Verweis für Bekoval. Das Oberkommando hat erst jetzt erfahren, daß Sigam Agelon der Flottenkommandant der Feindflotte ist. Bekoval hätte diese Nachricht viel früher weitergeben müssen. Aber wir wußten nicht, wie wichtig sie für Javan ist!" „Javan? Wer ist das?" „Jakto Javan ist Mitglied des Schenta! Er ist einer der vier wichtigsten Männer unseres Reiches! Wie ich erst jetzt erfuhr, verfolgt er Sigam Agelon seit Jahren, weil Sigam Agelon den Sohn Javans auf bestialische Weise ermordete!" Rex Corda überlegte fieberhaft. „Das könnte bedeuten, daß Jakto Javan hierherkommt, um Sigam Agelon zu jagen?"
* Jakto Javans Fingerspitzen lagen bebend auf den roten Kissen. Mit zorniger Ungeduld verfolgte er die Arbeit des Roboters, der die Fingernägel seines Herrn mit besonderer Sorgfalt bearbeitete. Jakto Javan war ein Laktone von imposanter Erscheinung. Der massige Kopf mit der scharfen Nase saß auf außerordentlich breiten, kräftigen Schultern. Blau glänzten die prächtigen Edelsteine auf seiner rechten Schulter. Sie waren als Symbol des laktonischen Sonnensystems angelegt. Jakto Javan sprang auf, als der Roboter seine Arbeit beendet hatte. Er warf sich einen dunkelgrünen Umhang über die Schultern und verließ den prunkvoll eingerichteten Raum, in dem er die letzte Stunde vor dem Start verbracht hatte. Ein blaues Licht über der selbsttätig aufschwingenden Tür zeigte ihm an, daß seine Raumyacht startbereit war. Als er die Tür durchschritt, näherte sich ihm ein Roboter. Es war ein Ba-3Modell, schlank, groß, mit bräunlichem stilisiertem Gesicht, das von den angesehenen Künstlern des Reiches entworfen worden war. Der Roboter trug eine weiße schlichte Kombination, die ihn als Diener auswies. Er verneigte sich leicht vor Jakto Javan und überreichte ihm die Note der Maduranen, in der ihm der Befehl übermittelt wurde, das Oberkommando über die Lakton-Flotte zu übernehmen, die im Terra-System kämpfen würde. Jakto Javan stieg in das Gravfeld und ließ sich von ihm über den weiten Raumhafen zur Yacht hinübertragen. Das Raumschiff des Adeligen war klein und schlank. Es hatte die Form einer Rakete. Langgestreckte Stabilisierungsflossen zogen sich von der Spitze des knapp zweihundert Meter hohen
Schiffes bis zum Heck hinunter und liefen hier in kräftigen Stützbeinen aus. Als Jakto Javan seine Yacht erreichte, erwiesen ihm die drei anderen Adligen des Schenta eine hohe Ehre, indem sie ihre Projektionen schickten. Aus dem Nichts heraus entstanden plötzlich ihre dreidimensionalen Abbilder vor der Zentralschleuse des Schiffes. Die drei Adligen, die zusammen mit Jakto Javan den Schenta bildeten, das Sprachrohr des gottgleichen Schenna, lächelten und nickten ihm zu. Javan blieb stehen und dankte mit knapper Geste. Dann glitt er über die Grav-Schiene in das Schott. Rotgekleidete Roboter präsentierten vor ihm schwere Strahlwaffen. Der Kommandant der Yacht empfing Jakto Javan in der Schleuse. Der Offizier hatte eine schwarze Kampfuniform angezogen, von der sich die blitzenden Edelsteine auf seinen Schultern scharf abhoben. In dem Gesicht Kert Torrs spiegelte sich der Stolz wider, den der Mann wegen des an ihn ergangenen Befehls empfand. Er grüßte militärisch knapp. Jakto Javan blieb stehen. „Wie groß sind unsere Chancen, Torr?" „Wir werden durchbrechen, Schento!" behauptete der Kommandant mit fester, überzeugter Stimme. Er ging neben dem hohen Politiker her, als dieser zum Zentralschacht hinüberging und auf die dünne Platte stieg, die im Grav-Schacht schwebte. Mit einem gedanklichen Befehl setzte er die Platte in Bewegung. Sanft trug sie die beiden Männer nach oben. „Die Kordon der Orathonen-Schiffe ist zwar dicht, aber nicht lückenlos. Außerdem müssen wir nicht gerade das Schlachtfeld durchstoßen!" Jakto Javans Augen verdunkelten sich. Die tiefe Sorge zeichnete scharfe Kerben in sein Gesicht. „Es steht schlecht um Lakton, Torr",
versetzte er leise. Der Schento beugte sich vor. Das straffe Gesicht spiegelte jetzt die Energie und die Disziplin wider, die die ungeheuren Leistungen dieses Mannes ermöglichten. „Aber wir werden gewinnen, Torr! Wir müssen einfach!" Jakto Javan verließ den Schacht und betrat die Kommandobrücke. Die Offiziere standen vor ihren Schaltpulten, von denen aus sie die Funktionen des Schiffes leiten und kontrollieren konnten. „Starten Sie!" befahl der Schento. Drei Minuten später jagte das schlanke Schiff mit heulenden Motoren in die Atmosphäre hinauf. Lakton versank unter ihm. Die Yacht Jakto Javans zog an den zahlreichen Funkfeuern der Kampfstationen vorbei, die den Planeten absicherten. Die blaue Energieglocke, die den Planeten in vierhundertachtzig Kilometer Entfernung schützend umgab, öffnete sich und ließ das Raumschiff durch. Sechzehn Minuten später tauchte die kleine Yacht in den Hyperraum. Sie verschwand aus dem geltenden RaumZeit-Gefüge und nutzte die besonderen physikalischen Gegebenheiten des Hyperraums, der dem Einstein-Kontinuum übergeordnet war, um seine Geschwindigkeit weit über die des Lichtes hinaus zu steigern. Jakto Javan raste auf den Gürtel zu, den der Erzfeind Laktons gezogen hatte. Die Orathonen beherrschten ein unvorstellbar großes Gebiet und schlugen jedes Raumschiff zurück, daß dieses Gebiet passieren wollte. An dieser Front verlor Lakton seine meisten Kampfschiffe in dem Feuer der Gigantwaffen Orathons. Die Featherheads setzten alle Kräfte ein, um zu verhindern, daß die beiden laktonischen Flotten sich vereinigten. Jakto Javan wußte genau, daß der Kurs seiner Yacht von den Orathonen
registriert wurde. Noch war es nicht gelungen, einen Ortungsschutz zu entwikkeln, der eine Entdeckung im Hyperraum unmöglich machte. Es würde von dem Können des Kommandanten Kert Torr abhängen, ob die Yacht unbehelligt durch den Sperrgürtel kommen würde. Jakto Javan war zuversichtlich. Auf der Brücke seiner Yacht stand einer der besten Kommandanten der Galaxis! * „Es ist soweit", sagte Rex Corda. „Soeben wird mir gemeldet, daß die laktonische Flotte am Rande unseres Sonnensystems aufgetaucht ist. In den nächsten Stunden wird es zu einer Schlacht zwischen den beiden Völkern kommen, in der auch unser Schicksal entschieden wird. Die Laktonen sind unsere Freunde. Die Erde wird diesem Volk helfen, so gut sie es kann!" Der Senator schwieg. Ungewöhnlicher Ernst zeichnete sein scharf geschnittenes Gesicht. Die Kamera schwenkte herum. Percip, der Laktone, geriet ins Bild. Dann schaltete das Studio um. Rex Corda sprang auf und eilte aus dem Raum. Er fieberte vor Ungeduld und Erregung, doch bis jetzt hatte er das nicht zeigen dürfen. Die TV-Station hatte die Sendung über Nord- und Südamerika verbreitet. Corda hoffte, daß sein Appell helfen würde, das Chaos auch dann zu vermeiden, wenn die Schlacht länger als nur einen Tag dauern sollte. Percip stürmte hinter dem Senator her, der auf das Dach der Station eilte und sich in den Militär-Gleiter warf, der dort auf ihn wartete. Als der Laktone eingestiegen war, stieg der Sonnengleiter sofort auf. Der Offizier am Steuer, ein junger Leutnant, beschleunigte mit Höchstwerten. Das Militärfahrzeug flog
schon nach kaum vier Minuten mit mehr als tausend Stundenkilometern nach Norden. Es landete eine halbe Stunde später knapp achtzig Kilometer südöstlich von Big-Sandy am Missouri. Der Leutnant setzte den Gleiter hundert Meter von den sechs Schächten entfernt auf. General Dingel erwartete Rex Corda und den Laktonen bereits. „Alles okay, Sir", meldete er. Er wies zu den Gipfeln der Berge hinauf, auf denen sich die großen Radarantennen drehten. „Die Stellungen sind bereit!" In höchster Eile liefen die drei Männer die Stahltreppen hinab, die zu den unterirdisch angelegten Depots führten. Rex Corda warf den drei schlanken Raketen, die in den Silos warteten, nur einen flüchtigen Blick zu. Die Raketen stellten die stärkste Waffe dar, die die Vereinigten Staaten aufbieten konnten — und war doch nur ein harmloses Geschoß für die Orathonen. Das mokante Lächeln Percips zeigte nur zu deutlich, was er von den Raketen hielt. „Mit diesen Dingern können Sie überhaupt nichts anfangen!" sagte er. „Es hat keinen Sinn, sie abzufeuern!" Rex Corda hob die Schultern. „Wir werden alles abschießen, was wir auf Lager haben, Percip! Ganz gleich, wie unsere Chancen dabei stehen. Wir können vielleicht einen Glückstreffer erzielen. Allerdings wäre mir auch wohler, wenn wir wenigstens atomare Sprengköpfe hätten!" Mehrere Offiziere stiegen aus den Schächten hervor, die noch weiter nach unten zu den elektronischen Steueranlagen führten. Sie gaben ihre Meldungen bei General Dingel ab, der sie mit sichtlicher Befriedigung entgegennahm. „Percip, nicht die einzelnen Waffen entscheiden, aber vielleicht die Summe aller! Wir können uns gegen die Orathonen nur durch eine Taktik der Nadelstiche wehren. Wenn eine Nadel trifft, dann genügt es! Vergessen Sie
nicht, daß wir Energiestrahler aus einigen Hantelraumern ausbauen konnten, die abgestürzt sind!" Percip lächelte noch immer. „Sie sind ein erstaunlicher Mann, Corda", versetzte der Mann von Lithalon. „Woraus schöpfen Sie Ihre Hoffnung?" Corda antwortete nicht. Er warf dem Laktonen nur einen kurzen Blick zu. Er ging zu den Offizieren hinüber, die diese Anlage wieder aktionsfähig gemacht hatten. Die Orathonen hatten diese Waffen nicht als vollwertig angesehen. In ihrer Verachtung für das in ihren Augen primitive System hatten sie sogar darauf verzichtet, die Raketen unschädlich zu machen. Sie hatten lediglich einen Teil des elektronischen Steuersystems zerstört. Es war sehr schnell zu ersetzen gewesen. „Sie kommen jetzt mit uns", sagte Corda zu den Offizieren. „Wir werden die Raketen bald abfeuern müssen!" Fünf Minuten später startete der Gleiter wieder. Keine Besatzung blieb zurück, obwohl die Raketen schußbereit auf den Basen lagen, obwohl die Radargeräte den Luftraum über dem Gebiet ständig kontrollierten. Der Sonnengleiter flog weiter nach Hinsdale. Dieses Gebiet glich einem Heerlager. General Dingel hatte das organisatorische Meisterwerk fertiggebracht, zehntausend Soldaten hierherzubringen, um das gesamte Gebiet um den abgestürzten Hantelraumer zu evakuieren. Die Trümmer des riesigen Raumschiffes lagen über mehr als dreißig Kilometer im Umkreis um die Absturzstelle verstreut. Eine der beiden Kugeln fehlte völlig, ebenso mehr als die Hälfte des Verbindungsarms. Von dem Rest der zweiten Kugel, die zweitausend Meter durchmaß, hatte sich der größte Teil in den Boden gebohrt. Nur ein geringer Teil ragte heraus. Dennoch erhoben sich
die höchsten Teile der zerbrochenen Kugel bis in eine Höhe von siebenhundert Metern. Als der Gleiter den Organisationsstab anflog, der sein Arbeitszentrum dadurch anzeigte, daß er zwanzig Militärgleiter kreisförmig um ein rotes Zelt angeordnet hatte, löste sich ein schwarzer Diskus aus den Trümmern des Hantelraumers. Percip sprang unwillkürlich von seinem Sitz auf. Er wies auf den Diskus, der schwankend und taumelnd aus etwa dreihundert Meter Höhe herabkam. Die Antriebsaggregate des Kleinstraumschiffes waren offensichtlich beschädigt, denn die roten Flammenstrahlen schossen stotternd aus den Düsenöffnungen an der Unterseite des Diskus. Es sah so aus, als ob der Raumer über dem Zelt des Organisationsstabes abstürzen würde. Aber als der Gleiter Cordas den Stab erreichte, setzte der Diskus doch überraschend sanft auf. Sekunden später sprang eine untersetzte massige Gestalt aus dem Schott und eilte zu dem Zelt hinüber. „Fatlo Bekoval!" stieß Percip überrascht aus. Auf halbem Wege stoppte Bekoval seinen Lauf ab. Er starrte zu dem gelandeten Gleiter Cordas hinüber. Plötzlich ging ein breites Lächeln über sein Gesicht. Bekoval rieb sich seine stumpfe Nase, dann winkte er energisch. Percip verließ den Gleiter hastig und eilte zu seinem Vorgesetzten hinüber. Corda verstand die Anweisung nicht, die Bekoval erteilte, aber er konnte sich denken, was Bekoval wollte. Percip lief zum Diskus hinüber, und wenige Augenblicke später begannen die Motoren wieder zu arbeiten. Die Triebwerke hoben den Diskus ab, schwankend und torkelnd stieg das Raumschiff auf und strich in nur
wenigen Metern Höhe nach Süden davon. „Ich habe ihm den Befehl erteilt, den Diskus zu sichern", erklärte Bekoval etwas holperig. Im Gegensatz zu Percip hatte er immer noch kleine Sprachschwierigkeiten. Das lag aber auch daran, daß Bekoval sich nicht sonderlich für die Sprache der Terraner interessierte. In den meisten Fällen sorgte GaVenga, sein Dolmetscher, für eine korrekte Übersetzung. „Wie sieht es hier aus?" forschte Corda. Bekoval lächelte spöttisch. „Ihr Terraner seid ein aufregendes Volk", sagte er. „Ich verstehe nicht! Was hat das mit meiner Frage zu tun?" fragte Corda. „Dies alles ist ein herrliches Abenteuer", schwärmte er mit unüberhörbarem Spott in der Stimme. „Ihr habt eine gewisse Ähnlichkeit mit unseren Vorfahren, die vor vielen tausend Jahren lebten." Jetzt lachte er tief in der Kehle. Es war ein eigentümliches Lachen, wie es Corda von dem Laktonen noch nicht kannte. Es war nicht nur Ironie in diesem seltsamen Gelächter. „Ich verstehe noch immer nicht!" versetzte Rex Corda kühl. Es mißfiel ihm, daß der Laktone sich so überlegen gab. „Es ist überliefert, daß unsere Vorfahren vor vielen, vielen tausend Jahren Besuch von einem anderen Volk bekamen, das die Raumfahrt beherrschte. Es bildete sich ein, diesem Volk gleichrangig zu sein — und mußte eine schlimme Niederlage hinnehmen!" Bekoval lachte mit blitzenden Zähnen. Seine Augen wurden ganz schmal, und sie schimmerten feucht. Rex Corda lächelte. „Es muß ein herrliches Gefühl sein, sich so überlegen zu fühlen, Bekoval", bemerkte er freundlich. „Ich hoffe, daß
Sie dieses Gefühl noch recht lange genießen können!" Bekoval blinzelte. Das Lachen verschwand in der sich glättenden Haut seiner Wangen. Er wußte nicht, wie er die Worte Cordas verstehen sollte. General Jake Dingel kam aus dem Zelt. Er blieb zögernd vor dem Eingang der Unterkunft stehen, ging dann aber doch zu dem Senator und dem Laktonen hinüber. „Sir, wir sind soweit fertig. Alles ist bereit. Wir können abziehen!'' Bekoval schien froh zu sein, daß sein Gespräch mit Rex Corda unterbrochen wurde. Er griff sich in den Halskragen und zerrte an dem Stoff seiner Kombination. „Sie glauben, daß wir die Schlacht verlieren!" behauptete er erregt. Rex Corda schob die Hände in die Taschen und zündete sich eine Zigarette an. „Ich weiß nicht, Bekoval", sagte er gelassen. „Wie sehr ist Ihre Flotte der der Orathonen unterlegen?" Bekoval richtete sich ruckartig auf. Sein Gesicht überzog sich mit tiefem Rot. Seine Fäuste fuhren vor. Die Finger krallten sich in die Aufschläge der schlichten Uniformjacke Rex Cordas. „Niemand ist uns überlegen!" keuchte er zornig. „Wir werden die Grünhäute aus diesem System fegen!“ Corda schüttelte vorwurfsvoll den Kopf. Er sah auf die Fäuste, die ihn hielten. „Ich wußte gar nicht, daß Ihre Nerven so schwach sind, Bekoval!" spottete er. „Ich glaubte, Beherrschung gehöre zu den großen Tugenden Ihres Volkes!" „Schweigen Sie!" zischte der Laktone aufbrausend. Ein Eishauch fuhr über das Gesicht Rex Cordas. „Sie sind Gast auf der Erde, Laktone! Vergessen Sie das nicht!" Er wischte die Hände des Außerirdischen mit
kühler Geste hinweg, drehte sich um und stieg in den Gleiter zurück, um den Räumungsbefehl für das Gebiet zu geben. Innerhalb der nächsten halben Stunde verließen alle Soldaten die fünfzig Kilometer durchmessende Zone, deren Mittelpunkt das abgestürzte Raumschiff der Orathonen war. Zu dieser Zeit kam auch die Meldung, daß die beiden Flotten aufeinander geprallt waren. Mit orathonischen Ortungsgeräten konnte weiterhin erfaßt werden, daß die Featherheads zwölf transportable Transmitter-Stationen in den Raum zwischen Erde und Mond gebracht hatten. Die ersten sechs Transmitter-Stationen senkten sich auf die nördliche Halbkugel der Erde herab. Rex Corda gab höchste Alarmbereitschaft für Nordamerika. Die Sekunden tickten unerträglich langsam der Entscheidung entgegen. * Der junge Offizier eilte lautlos durch die luxuriös eingerichtete Yacht, die das Privatschiff des Schentonen Jakto Javans war. Energetische Spezialfelder mäßiger Dichte schluckten das Geräusch seiner Schritte vollkommen. Als er die dick gepolsterten Doppeltüren erreichte, legte er seine Hand gegen den Rahmen. Er wußte, daß jetzt ein gedämpftes Licht in den Räumen hinter den Türen aufleuchtete. Er wartete. Nach zwei Minuten öffneten sich die Türen. Jakto Javan trat auf den Gang hinaus. Der Offizier nahm eine straffe Haltung an. „Wir erreichen die Gefahrenzone in wenigen Augenblicken", sagte er leise. Der Schento lächelte. Er schloß die Türen hinter sich und ging an dem Offizier vorbei. „Jetzt übertreiben Sie", schmunzelte
er. „In wenigen Augenblicken dürfte das Gebot, absolute Ruhe zu bewahren, wohl kaum noch aufrechtzuerhalten sein. Wir befinden uns nicht auf einem privaten Routineflug!" Der Offizier wollte etwas antworten, doch in diesem Augenblick fuhr ein mörderischer Ruck durch das Schiff. Es riß Jakto Javan von den Beinen. Er wirbelte über den Gang und prallte dröhnend gegen ein aus der Decke herabfahrendes Sicherheitsschott. Der Offizier fiel etwas weniger unglücklich. Er konnte sich im letzten Augenblick an einer vorspringenden Kante festhalten. Als das Schiff seinen Flug stabilisierte, da sprang der Offizier auf und eilte schreckensbleich zu dem hünenhaften Schento. Jakto Javan sah ihn an. Der Offizier blieb verblüfft stehen. Der Schento lächelte. Seine Augen blitzten. Elastisch sprang er auf die Füße, rollte einige Male mit den Schultern und eilte dann über den Gang davon zur Kommandobrücke. Fassungslos starrte der Offizier dem Schento nach. Er konnte die Reaktion Jakto Javans nicht begreifen. Er unterdrückte einen Hustenanfall, um störenden Lärm zu vermeiden, und lief dann ebenfalls zur Kommandozentrale hinauf. Javan stand hinter dem Kommandanten. Seine Hände krallten sich in die Lehne des Kommandosessels. Auf den Ortungsschirmen blitzten unzählige Sterne, von denen die meisten eine Hantelform hatten. „Der Sperrgürtel war noch nie so dicht!" sagte Kert Torr, der Kommandant, in diesem Augenblick. „Es wird knapp werden!" Plötzlich fuhren seine Hände vor. Sie warfen einige Hebel herum. Das Bild auf den Schirmen verrutschte. Für Sekundenbruchteile wurden die zahlreichen Blockadeschiffe der Orathonen zu
roten Streifen. Der Tod raste in Form von sieben grünen Streifen über die Bildschirme, um in sehr geringer Entfernung an der Yacht vorbeizuziehen. Und wieder schaltete Kert Torr in rasender Eile. Wieder und wieder zogen raketenförmige Hyperraumbomben mit blauen Feuerschweifen an der Yacht vorbei. Jakto Javan lächelte noch immer. „Sie sind ein ausgezeichneter Kommandant", sagte er mit klarer und ruhiger Stimme. Kein Muskel in seinem Gesicht zuckte. Seine Hände lagen ganz ruhig auf der Lehne des Kommandantensessels. „Bitte erlauben Sie mir den Hinweis, Schento, daß es gefährlich für Sie ist, jetzt nicht angeschnallt zu sein. Wir könnten einen weiteren Angriff abfangen müssen!" Der Schento zögerte lange, bevor er bedächtig zu einem freien Sessel hinüberging und den kleinen Hebel herumwarf, der ihn angurtete. „Wir müssen den Hyperraum verlassen", meldete Torr. Er lachte trocken. „Das wird die Grünen überraschen!" Jakto Javan richtete sich etwas auf. Seine Augen wurden schmal. Wollte Kert Torr ihm nur beweisen, daß er kein Risiko scheute? Das anlaufende Manöver grenzte an Tollkühnheit. Da fiel die Yacht auch schon aus dem übergeordneten Raum-Zeit-Gefüge. Jakto Javan fühlte ein unangenehmes Prickeln, das seinen Rücken überlief. Irgendwo im Heck des Schiffes rumorte der Antrieb Die Konverterbänke heulten hörbar auf. Und ein Zittern kroch drohend durch die Wandungen. Ächzend schwang die schlanke Yacht aus ihrem bisherigen Kurs. Javan behielt die Ortungsschirme im Auge. Kert Torr wies mit stummer Gebärde auf einen Punkt auf dem Schirm über seinem Schaltpult. Der Schento erkannte sieben breite Energiebahnen, die
sich an einem Punkt weit voraus trafen. Torr schaltete. Grüne und blaue Linien überzogen den Schirm. Eine grüne Linie durchzog das Zentrum der Energiebahnen. „Das wäre unser Kurs gewesen!" grinste der Kommandant. Im gleichen Augenblick kehrte das Schiff in den Hyperraum zurück. Für die Orathonen geschah noch mehr. Für die Featherheads existierten plötzlich zwei Yachten — eine im Hyperraum und eine im Normalraum. Als sie die Yacht im Normalkontinuum unter Feuer nahmen, änderte diese ihren Kurs. Die Raketen rasten vorbei. Die hochenergetischen Strahlgeschütze der gigantischen Hantelraumer verfehlten das flinke Ziel. Erst beim nächsten Angriff durchraste eine Gigant-Bombe die Yacht. Doch die Bombe explodierte nicht. Nachdem sie das kleine Raumschiff mit annähernd halber Lichtgeschwindigkeit durchbohrt hatte, konnten die Orathonen keinerlei Beschädigungen feststellen. Erst jetzt konzentrierten sie ihre Angriffe wieder auf die Yacht, die im Hyperraum mit vielfacher Lichtgeschwindigkeit auf das Terra-System zu jagte. Doch es war schon zu spät. Die Yacht hatte den Sperrgürtel durchbrochen. Wenig später verschwand die Projektion der Schentonen-Yacht aus dem Raum. Sie zerflatterte zuckend und löste sich auf. Das geschah in dem Augenblick, in dem eine automatische Rakete den von der Yacht ausgestoßenen Projektor zerfetzte. * Gegen sechzehn Uhr kehrte Percip zurück. Der Laktone eilte durch die breiten
Gänge und alarmierte Rex Corda mit seinem erregten Ruf. Corda beendete das Gespräch mit den beiden FBI-Agenten sofort. Die Agenten hatten ihn auf dem Flug von Hinsdale nach Süden erreicht, als er ins NORAD zurückkehren wollte. Es war gelungen, eine Nahrungsmittelfabrik, die von den Featherheads angelegt worden war, zu erobern. Die beiden primitiven Roboter, die die Anlage überwachten, wurden überwältigt. Rex Corda fing die Nachricht, die die Agenten ausgaben, ab und landete in Lead, am Rande des Harney-Parks im Westen South-Dakotas. Die Zwischenlandung hatte sich gelohnt. Mit größter Wahrscheinlichkeit konnte die Anlage für die Versorgung der eigenen Bevölkerung genutzt werden. Und jetzt kam Percip und teilte ihm mit, daß eine Super-Transmitterstation gelandet wurde! Das bedeutete, daß sie in der Nähe vieler kleiner Städte herabkam! Rex Corda stürzte ins Freie. Der Laktone stand neben dem Gleiter. Seine Hand wies in den Himmel hinauf. Corda hielt den Atem an. Die Station war gigantisch. Sie sah aus wie ein riesenhafter Diskus. An der Unterseite flammten zahlreiche Düsen. Mächtige Triebwerkswulste umgürteten den transportablen Transmitter. Darüber erhob sich eine flache Kuppel aus silbrigem Metall. Die Station würde südlich von Buffalo aufsetzen! Noch flog sie in sehr großer Höhe. „Sie müssen es wagen, Sir!'' rief Percip. Er fuhr zu Corda herum. Seine Augen flammten. „Sie müssen es versuchen! Das Ding darf nicht landen!" Corda zögerte nicht. Die Erde hatte nicht sehr viele Chancen! Kein Risiko war deshalb zu hoch! Er stürzte in den Gleiter, schaltete das
Funksprechgerät ein und gab das Codewort durch. Er verließ den Gleiter zwei Sekunden später. Zu diesem Zeitpunkt jagten bereits drei schlanke Raketen auf die Station zu. Aus der Gegend von Hinsdale röhrten mächtige Energiestrahlen in den Himmel hinauf. Jetzt erreichten die Raketen das Energiefeld, das die Station schützte. Corda ballte die Fäuste, als er sah, wie die Sprengsätze in harmlosen Explosionen zerschellten. Doch dann fraßen sich die Glutstrahlen von Hinsdale, die aus dem Hantelraumer kamen, durch die aufflammenden Energieschirme. Percip stieß einen gellenden Schrei aus. Während er herum wirbelte, den Siegesschrei auf den Lippen, barst der energetische Schutz. Die hochenergetischen Strahlen bohrten sich donnernd in die Unterseite der Super-Transmitterstation und zerfetzte sie. In einer brüllenden Explosion verging die Station. Nach allen Seiten Schossen die Trümmer davon, lodernd und aufglühend. Flüssige Glut regnete aus dem klaren Himmel herab, lange Rauchbahnen hinter sich herziehend. Haushohe Trümmerfetzen stürzten mit verheerender Wucht auf das Land hinab. Während Percip vorbehaltlos jubelte, blieb Rex Corda ernst. In seinen hellen Augen zeichnete sich keine Regung ab. Der Laktone konnte nicht erkennen, was der Senator dachte. Rex Cordas Blicke folgten den fürchterlichen Geschossen, die aus dem Himmel regneten. Überall flammten die Wälder auf. Percip packte Cordas Arm. Der Senator stöhnte unter dem eisenharten Griff. Der Laktone wies in den Himmel hinauf. Ein gigantischer Hantelraumer löste sich aus dem blassen Blau. Das Raumschiff war schwarz.
Zwei unfaßbar mächtige Energiebalken zuckten zur Erde hinab, zwei Glutstrahlen von titanenhafter Gewalt. Rex Corda fühlte, wie der Boden unter seinen Füßen erzitterte. Die Energiegeschosse schlugen dort ein, wo Hinsdale sein mußte, und dort, wo Big Sandy war. Von dort würde jetzt kein Angriff mehr auf eine landende Station der Featherheads erfolgen. „Kommen Sie! Wir kehren ins NORAD zurück!" sagte Corda zu dem Laktonen. Er stieg in den Sonnengleiter und startete die Motoren. Der Leutnant, der das Fahrzeug auf dem Flug nach Hinsdale gesteuert hatte, war bei General Dingel geblieben, um ihn zu unterstützen. Corda hoffte, daß die Sicherheitsmaßnahmen ausreichend gewesen waren. Percip winkte den FBI-Beamten kurz zu und stieg in den Gleiter. * Die schlanke Yacht Jakto Javans glitt federleicht in die offene Schleuse des Flaggschiffes. Mühelos nahm der Gigant das kleine Raumschiff auf. Als der Lärm der Motoren erlosch, öffnete sich die Schleuse der Yacht. Jakto Javan trat auf die ausgefahrene Rampe. Die Edelstein-Embleme auf seiner Schulter blinkten im Licht der zahlreichen Strahler. Der Schento sah auf die angetretenen Mannschaften herab. Scharfe Kommandos peitschten durch die weite Halle. Harte Stiefel knallten donnernd auf den Boden. Die kühlen Augen Jakto Javans leuchteten auf, als er die erregten Gesichter unter sich sah. Durch ein breites Spalier marschierte die Admiralität heran, angeführt von dem Kommandeur der Lakton-Flotte in diesem Sektor, Nomon Kelpoton.
Der Admiral betrat die Rampe, grüßte militärisch knapp vor Jakto Javan und blieb vor diesem stehen. Der Schento erwiderte den Gruß ebenso formvollendet und diszipliniert. Er wußte genau, was die Admiralität jetzt von ihm erwartete. Er wußte auch, was die aufmarschierten Mannschaften hofften. Nomon Keipoton war ein schlanker, fast schmal wirkender Mann, mit einem runden Rücken und hoher gebogener Stirn. Scharfe, tief eingekerbte Falten in seinem Gesicht gaben über seine disziplinierte, klare Persönlichkeit Aufschluß. Der Blick seiner braunen Augen irritierte etwas. Jakto Javan wußte, daß Keipoton Korrekturen an seinen Augen hatte vornehmen lassen müssen, um die Sehkraft zu verbessern. Laktonische Ärzte hatten winzige Plastiklinsen in die Augen eingepflanzt. Trotz seiner schmalen Gestalt war Nomon Keipoton auf den ersten Blick als Laktone zu erkennen. Obwohl er schmal und asketisch wirkte, blieben die Unterschiede zu einem Terraner auffällig genug. Der Admiral drehte sich neben Jakto Javan herum, als dieser ihm dies mit einer knappen Geste befahl. Er sah ebenso wie der Schento auf die Mannschaften und die Offiziere herab. Die Blickrichtung der beiden Männer führte genau zu dem hellen Bildschirm, der mehr als vier Meter hoch war. „Wie sieht es aus, Nomon Keipoton?" erkundigte sich der Schento leise. „Wie sind unsere Erfolge bei den ersten Kontakten mit dem Feind?" „Es gibt keine Erfolge!" erklärte der Admiral bitter. Javan sah ihn scharf an. „Keine Erfolge? Wie ist das möglich? Unsere Waffen sind denen der Orathonen nicht unterlegen!" In den Mundwinkeln des Flottenkommandeurs zuckte es. „Unsere Kampfmoral ist schlecht",
erklärte er. „Unsere Leute glauben nicht an den Sieg!" „Das wird sich ändern!" Keipoton richtete sich scharf auf. Ein eigentümliches Lächeln glitt über sein schmales Gesicht. „Davon bin ich fest überzeugt, Schento!" sagte er. Der Schento Jakto Javan bezog die Bemerkung auf sich. Er glaubte an seinen Erfolg. Er würde sich an die kämpfenden Laktonen wenden. Seine Rede stammte von den einflußreichsten Psychologen Laktons, die sie sorgfältig für diesen ganz bestimmten Zweck ausgearbeitet hatten. Jakto Javan wußte auch um seine Beliebtheit. Er wußte, daß allein seine Anwesenheit im Kampfgebiet schon anfeuernd und ermutigend wirken mußte. Nomon Keipoton hob die linke Hand. Eine winzige Kette wirbelte um seine Finger. „Der Schenna wird gleich zu uns sprechen!" kündigte er mit heiserer, belegter Stimme an. Jakto Javan erstarrte! Er fühlte sich wie benommen. Die Masse der starren Gesichter unter ihm verschmolz zu einem turbulenten Wirbel, der ihm die Sinne rauben wollte. Der Schento schwankte. „Der Schenna?" keuchte er ungläubig. „Sie wußten es nicht?" Der Flottenkommandeur starrte ihn verwirrt an. Jakto Javan stützte sich mit der rechten Hand an die seitlichen Verstrebungen innerhalb der Schleuse. Vor seinen Augen drehte sich alles. Dröhnende Glocken hämmerten monoton auf sein Hirn ein. Der Schenna brach mit der eisernen Tradition, die bis in die Anfangsgründe laktonischer Geschichte hinabreichte. Der Schenna, der vom Volk verehrt wurde wie ein Gott, trat in dieser Stun-
de an die Öffentlichkeit, da das laktonische Reich am Abgrund stand. Er griff ein, um der aufbrechenden Schlacht die entscheidende Wendung zu geben! Noch niemals hatte ein Schenna über die öffentlichen Kommunikationsmittel zum Volk gesprochen. Der Schento Jakto Javan kannte den Schenna, jenes gottgleiche Wesen, das an der Spitze des laktonischen Reiches stand. Der Schento war eines jener vier Sprachrohre, die der Schenna benutzte, um Lakton seinen Entscheid mitzuteilen. Aber jetzt warf der unsterbliche Führer Laktons seine ganze Persönlichkeit in die Waagschale, um das Reich vor dem endgültigen Untergang zu retten. Jakto Javan erschauerte vor dem heroischen Entschluß des Schenna. Angeschlagen und erschöpft stand die laktonische Flotte dem mächtigen Feind gegenüber, der sich weitaus besser auf diese Schlacht vorbereiten konnte. Nichts konnte der Flotte noch helfen. Lakton konnte kein einziges Raumschiff abstellen, weil es selbst jedes Schiff zur Abwehr der Flotten der Orathonen benötigte. Helfen konnte jetzt nur noch ein Wort! Das Wort des Schenna, des Unsterblichen von Lakton! Ein vieltausendfacher Schrei riß Jakto Javan aus seinem Gedankenwirbel. Er fühlte die harte Hand des Flottenkommandeurs Nomon Kelpoton an seinem Arm. Ächzend wischte er sich über die Stirn. Kein Gesicht, das sich ihm noch zuwandte, kein Augenpaar, das ihn noch sah. Der Bildschirm flammte in gleißenden Farben. Das Symbol laktonischer Staatsführung strahlte von dem dreidimensionalen Bild. Daraus erwuchs langsam das Bild des Schenna.
Ehrfürchtiges Schweigen senkte sich über die Masse. Das tausendfache Gemurmel erlosch. Jakto Javan hörte das nervöse Klikken der Kette neben sich, die Kelpoton um seine rastlosen Finger wirbelte. Er sah den Admiral an. Im asketischen Gesicht des Offiziers zuckte es. Die Augen schimmerten feucht. Jakto Javan biß die Lippen zusammen. Er selbst kannte den Schenna. Aber der Soldat neben ihm hatte immer nur seine Bilder gesehen. Der Schenna war ein fast sagenhaftes Wesen für ihn, dem er mit höchster Verehrung begegnete. Das Ereignis war noch weitaus bedeutungsvoller für Kelpoton als für ihn, den Shento! Und dann plötzlich verschwamm das starre Bild des Schenna mit dem lebenden. Das etwas runde Gesicht mit den schmalen dunklen Augen verriet überragende Intelligenz. Der dünne Bart, der wie ein dunkler Messerrücken über der Oberlippe schwebte, bewegte sich kaum, als der Schenna sprach. Die gelassene ruhige Stimme, aus der das Wissen und die Erfahrung aus Jahrtausenden erkennbar wurden, traf Jakto Javan bis ins tiefste Innere. Die Ansprache des Schenna war äußerst kurz und ohne Pathos, doch zum Teil undurchsichtig und schwer verständlich. Die Worte blieben für viele rätselhaft und geheimnisvoll. Kern der Rede war der Satz: „Es ist der Wille, der uns über die Völker der Galaxis erhebt. Er ist unsere stärkste Waffe! Wir haben sie abgelegt. Es ist unser ausdrückliches Gebot und unser Wille, daß diese Waffe wiederaufgenommen wird!" Die erschöpften, schon fast geschlagenen Soldaten neigten den Kopf zum Boden. Jakto Javan sah, daß die Schultern vieler Soldaten zuckten. Nomon Keipoton schüttelte sich wie im Fieber. Rührung drohte den hohen Of-
fizier zu übermannen. Das Bild des Schenna erlosch. Jakto Javan trat vor. Seine kalte klare Stimme peitschte in die Stille. „Ich, Jakto Javan, Schento im Dienste des unsterblichen Schenna, befehle den Angriff!" Die Masse fuhr herum. Unzählige Augenpaare starrten zu ihm empor. Und ein wilder, unkontrollierter Aufschrei ließ das Schiff erzittern. * Innerhalb weniger Stunden hatte sich das am Cheyenne schon wieder erheblich geändert. Das Gebiet glich einem Heerlager. Der amerikanische Staatsapparat baute sich mit verblüffender Geschwindigkeit wieder auf. Die Pioniere der Armee und die Spezialisten der verschiedenen Nachrichtenorganisationen arbeiteten fieberhaft an der Installation zahlreicher technischer Geräte, in deren Zentrum die starken Fernsehstationen standen. Als Rex Corda den Gleiter landete, fühlte er das Zittern des Bodens. Percip nickte ihm zu. „Die Schlacht!" sagte er. „Sie können sich kaum vorstellen, welche Gewalten in diesem Augenblick aufeinanderprallen! Auf beiden Seiten kämpfen mehr als zweihunderttausend Raumschiffe aller Klassen!" Rex Corda sah den Laktonen an, um aus seinem Gesicht zu erkennen, welchen Ausgang der Schlacht Percip erwartete. Doch Percip verriet nicht, was er dachte. Auch die Sondersinne des mutierten Hirns Cordas konnten nicht viel erfassen. Percips Haltung war von ruhiger Zuversicht bestimmt. „Kommen Sie!" Sie gerieten in das hastende, gehetzte Treiben im NORAD. Das Zentrum des neuerwachenden amerikanischen Riesen verbarg sich unter mehrfachen
dichten Gürteln aus Militärwachen, FBI- und CIA-Agenten. Hier kam niemand durch, der nicht dazu befugt war. Für Senator Corda gab es keine Kontrollen. In dem schlicht eingerichteten Raum, der für Corda reserviert war, warteten Bekoval und John Haick auf den Senator. Der junge Wissenschaftler Haick, der engste Freund Cordas, war bleich und nervös. Immer wieder wischte er sich das Haar aus der Stirn. Sein Kinn schimmerte bläulich, weil John Haick keine Zeit gefunden hatte, sich zu rasieren. Als Percip und Corda den Raum betraten, sprang John Haick auf und eilte den beiden entgegen. „Rex!" rief er erregt. „Zwei SuperTransmitter konnten zerstört werden, als sie gelandet wurden. Das ist zu wenig!" „Ich weiß, John. Aber was sollen wir tun? Wir haben keine Waffen mehr!" „Doch!" sagte Bekoval entschlossen. „Wir haben noch Reserven!" „Dieser Narr will mit einem Diskus starten!" knirschte John. Er ballte die Fäuste und knallte sie auf die Lehne eines Sessels herab, nachdem er sich in die Polster hatte fallen lassen. „Er will sich mitten in die Schlacht stürzen, zur Lakton-Flotte durchbrechen, um dort den Einsatz von Robotkreuzern zu erreichen!" „Ich verstehe nicht", sagte Corda. Er griff nach seinen Zigaretten. „Was wollen Sie damit erreichen, Bekoval?" Unwillkürlich sah er sich nach Ga-Venga, dem kynothischen Dolmetscher Bekovals, um. Aber das zwergenhafte Sprachengenie hielt sich nicht in diesem Sektor NORADS auf, wie John hastig erklärte. „Wir müssen die Transmitter zerschlagen! Wir müssen! Sonst können wir die Schlacht niemals gewinnen!" „Funken Sie Ihre Flotte an!" Bekoval
lachte bitter auf. „Das haben wir schon versucht, Rex", sagte John Haick. „Aber im Augenblick ist mit einem Funkspruch nichts auszurichten. Die Schlacht beeinflußt den Funkverkehr so stark, daß kein Funkspruch durchkommt. Die Störungen sind einfach zu groß. Wir nahen es bereits versucht!" Corda setzte sich und überlegte. Aber er fand ebensowenig eine Möglichkeit, mit den Laktonen Verbindung aufzunehmen, wie sie Bekoval und John gefunden hatten. „Und wie stellen Sie sich das vor, Bekoval? Was können Sie schon mit einem angeschlagenen Diskus erreichen? Wie können Sie annehmen, daß Sie mit diesem Wrack bis zu Ihrer Flotte durchstoßen können?" fragte Corda. Er sprang auf und musterte Bekoval scharf. „Was haben Sie wirklich vor, Bekoval?" Der untersetzte Laktone mit der stumpfen Nase und dem breiten, etwas plumpen Gesicht grinste breit. Er zeigte seine kräftigen rötlichen Zähne, und in seinen dunklen Augen blitzte es geheimnisvoll auf. Fatlo Bekoval, der auf Terra gestrandete Offizier Laktons, ging mit elastischen Schritten im Raum auf und ab. Immer wieder blitzte es in seinen Augen auf — spöttisch-überlegen und ein wenig boshaft. „Sie sollten mir lieber keine Ratschläge geben, Terraner", sagte Bekoval. Er schaukelte ein wenig mit den massigen Schultern, eine Geste, die seihe ungeheure Kraft verriet und sein unerschütterliches Selbstbewußtsein unterstrich. „Waren Sie schon im Raum?" „Natürlich nicht", antwortete Rex Corda kühl. Er beobachtete den Laktonen mit wachem Interesse. Er war von der Freundschaft dieses Mannes zu ihm überzeugt, nur wußte er immer noch nicht, ob Freundschaft aus der Sicht ei-
nes Laktonen das gleiche war wie die aus der Sicht eines Terraners! „Aber ich kann beurteilen, wie sinnvoll oder sinnlos das ist, was Sie vorhaben!" „Ich werde starten!" „Ich kann Sie nicht hindern, Selbstmord zu begehen!" Fatlo Bekoval grinste wieder. Er hob die Hand und spreizte die Finger abwehrend. „Ich habe nicht die Absicht, Selbstmord zu begehen!" Er sprach bereits viel flüssiger als sonst. Corda vermutete, daß dieser Offizier doch besser englisch sprechen konnte, als er zugab. „Aber wir müssen noch mindestens vier Transmitter zerstören, wenn wir den Nachschub der Orathonen wirksam unterbrechen wollen!" Er blieb stehen, sah Corda an und kam dann mit zwei sehr schnellen Schritten zu ihm. Die Muskeln zuckten in dem breiten Gesicht. Corda fühlte. wie erregt dieser Mann wirklich war. „Ich muß es tun — und ich werde es tun, Corda!" versetzte der laktonische O'ffizier hart. „Niemand wird mich davon abhalten!" Zu Percip herumfahrend, erteilte er einige Befehle in der Sprache seines Volkes, die Corda nicht verstand. * Sigam Agelon führte die Schlacht mit eiskalter Ruhe und scharfer Intelligenz. Er nutzte die Macht, über die er verfügte, mit beeindruckender Geschicklichkeit und mörderischer Kraft. Sigam Agelon, Flottenkommandeur der orathonischen Flotte, wußte sehr genau, was für ihn auf dem Spiel stand. Er durfte diese Schlacht nicht verlieren. Für ihn konnte es nur den Sieg geben. Nur ein Sieg über den Erzfeind, die Laktonen, konnte ihn endgültig wieder mit der FAMILIE aussöhnen.
Die orathonische Flotte fing den ersten Angriff der Laktonen in tiefgestaffelter Front auf. Sigam Agelon beobachtete die Schlacht von der Kommandobrücke des Flaggschiffes aus. Mächtige Holografen-Schirme boten ihm ein übersichtliches Bild von dem Kampf. Das Flaggschiff, ein Hantelraumer der Arca-Klasse, dessen Kugeln zweitausend Meter durchmaßen, bewegte sich in einer Kreisbahn um die Erde. Die laktonische Flotte passierte gerade in diesen Augenblicken die PlutoBahn. Sie bildete einen gigantischen Trichter aus mehr als hunderttausend Raumschiffen aller Klassen. Die schwersten Einheiten formierten eine riesige Spirale, die vom Ende des Trichters her bis zu seiner Öffnung wuchs. Sigam Agelon lächelte kalt, als er die Formation erkannte. Gelassen befahl eiserne Gegenmaßnahmen. Er jagte einen Hagel schwerster Raumminen in den Trichter und ließ sie in seinem Zentrum explodieren. Doch der Erfolg war nur gering. Sigam Agelon tarnte mit diesem Angriff seine tatsächliche Absicht. Er ließ die angreifende Flotte der Laktonen tiefer ins Terra-System eindringen. Dann plötzlich stürzten Tausende klei-. nerer schneller Kampfraumer aus dem Schatten der großen Planeten. Die „Draco-Werfer" traten überraschend in Aktion. Die Kampfraumer verfeuerten die chemische Vernebelungssubstanz in rasender Schußfolge vier Minuten lang. Ein gewaltiges Nebelfeld zog sich quer über die Stoßrichtung der Laktonenflotte, ein Feld, das auch die Radarschirme der Laktonen empfindlich störte und die Angreifer nicht erkennen ließ, was sich hinter dem Feld dichten Nebels verbarg. Jetzt bellte Sigam Agelon seine Befehle. Zweitausend Hantelraumer bezogen ihre Kampfposition vor dem vernebelten Feld, um jedes Laktonschiff ab-
zufangen, das sich durch dieses Nebelfeld wagte. Es dauerte nur wenige Minuten, bis die ersten Gigant-Kreuzer das dunkle, undurchsichtige Gebiet durchbrachen. Sigam Agelon gab das Feuer frei. Breite Energiebahnen zuckten lautlos durch das Nichts — doch sie zerfetzten die Raumschiffe der Laktonen nicht. Sie stachen hindurch — aber die Raumschiffe zerbrachen nicht. Sie flogen weiter, als wäre nichts geschehen. Es dauerte nur Sekunden, bis die Orathonen begriffen, daß der Feind sie narrte. Sie stellten das Feuer ein, um die Energien nicht an Projektionen zu verschwenden. Sigam Agelon verfolgte die Entwicklung mit Sorge und gelindem Schrecken. Die Projektoren der Laktonen konnten zu einem echten Problem werden. Er fuhr herum und bellte: „Auf jedes Objekt wird ein Probeschuß abgegeben. Wir müssen wissen, was Projektion ist und was Raumschiff!" Der Kommandant des Flaggschiffes wies mit unruhiger Hand auf einen kleineren Holografenschirm, der unter den mächtigen Beobachtungsschirmen über dem Steuerpult und der Kampfleitung angebracht war. Sigam Agelon biß sich auf die grünen Lippen. Dann fluchte er zornig. „Ich will den Sicherheitsoffizier dieses Schiffes sprechen! Sofort!" brüllte er. Dann starrte er mit zuckenden Lippen auf den Holografenschirm, auf dem deutlich zu erkennen war, daß zwei der transportablen Transmitterstationen bei der Landung vernichtet worden waren. „Corda!" knirschte der Flottenkommandeur, bevor er mit lauter Stimme seinen Vernichtungsbefehl gab: „Die Widerstandsnester zerschlagen! Sofort!" Sekundenbruchteile später zuckten gewaltige Energiestrahlen auf die Erde
hinab. Mit Genugtuung betrachtete der Adlige Sigam Agelon die weiß-gelben Glutseen, die auf dem Antlitz der Erde zurückblieben, als die Strahlen erloschen. Es würde nicht schaden, den Terranern einen kleinen Vorgeschmack auf das zu geben, was noch kommen konnte. Sigam Agelon schwor sich, daß er die Erde vernichten werde, wenn er in dieser Schlacht gegen Lakton unterlegen sein sollte. Noch brauchte er die Erde. Noch mußte sie die Flotte während des Kampfes versorgen. * Jakto Javan nickte befriedigt. Er blinzelte Admiral Nomon Kelpoton zu. „Das ist genau das Richtige", sagte er. „Wir müssen die Grünhäutigen mit Projektionen überschütten. Sie müssen auf jede Projektion feuern, um sicherzugehen, daß sie kein Raumschiff durchlassen. Das ist die einzige Methode, mit der wir das Energiereservoir unserer Freunde wirksam ausschöpfen können!" Er beugte sich ein wenig vor, um noch besser sehen zu können. Aber die Sicht blieb schlecht, trotz ausgezeichneter Apparaturen. Das Draco-Feld verbarg den Feind. Nur die immer wieder aufblitzenden Energiefeuer jenseits des Feldes ließen erkennen, wo die Raumschiffe der Orathonen standen. Die Bordgeräte errechneten die Position eines jeden Feindschiffes. Und dann traten die Waffen in Aktion, die von den Männern der Erde den Namen „Silent Mary" erhalten hatten. Kreischend nahmen die mächtigen Bordkanonen ihr Vernichtungswerk in Angriff. Die schweren Geschütze feuerten Geschoß auf Geschoß ab, jedes in einen vorher genau errechneten Bezirk — wo es mit tödlicher Sicherheit auf einen Hantelraumer stoßen mußte.
Die Geschütze befanden sich in einer metallenen Halbkugel, die nach allen Seiten drehbar war. Die Laktonen hatten das Rückstoßproblem so einfach wie verblüffend gelöst. Um den gewaltigen Rückstoß aufzufangen, der auftrat, wenn die zwei Tonnen schweren Geschosse abgefeuert wurden, wurde der Geschützturm auf eine Magnetschiene montiert, die über fast die gesamte Länge des Schiffsleibes lief. Die Halbkugel rast über diese Schiene, nachdem sie ihr schwerkalibriges Geschoß hinausgegeschickt hat, und wird durch immer stärkere elektromagnetische Felder abgebremst. Jakto Javan zuckte zusammen, als die „Silent Mary" das erstemal feuerte. Mit ohrenbetäubendem Kreischen tobte der Geschützturm über den Schiffsleib. Der Schento sah die hohen Offiziere an, die ihn umgaben. Ihre Gesichter leuchteten vor Erregung. Keine Spur von Erschöpfung war jetzt noch darin zu erkennen. Jakto Javan ertrug den Höllenlärm mit einem dünnen Lächeln. Schemengleich zuckten die hochexplosiven Geschosse durch das DracoFeld. Die Orathonen erfaßten die Raumwaffen erst, als diese das Feld verließen. Dann aber hatten sie bereits eine so hohe Geschwindigkeit, daß sie fast einhundert Hantelraumer erreichten, bevor diese ausweichen konnten. Jakto Javan erledigte beim ersten Angriff auf die Flotte der Hantelraumer 78 Raumschiffe. Sie gehörten alle der schweren Wonn-Klasse an. Damit versetzte er Sigam Agelon einen empfindlichen Schlag. Jakto Javan machte sich mit dieser Aktion in den ersten Minuten der Schlacht zum Helden dieser Auseinandersetzung. Der grandiose Erfolg machte die letzten Reserven bei den kämpfenden Raumsoldaten Laktons mobil. Ein Jubelschrei brandete durch die
Schiffe des unsterblichen Schenna. Die Laktonen stürzten sich in einen Begeisterungstaumel für ihren Flottenkommandeur Jakto Javan. Blindlings folgten sie seinen Weisungen. * „Versuchen Sie es noch einmal, bevor Sie starten!" bat Rex Corda den Laktonen Bekoval, der offensichtlich entschlossen war, sich mit einem orathonischen Beutediskus in das Schlachtgetümmel zu werfen. Bekoval war überzeugt davon, daß er nur vom Raum aus weitere Transmitterstationen vernichten konnte. „Versuchen Sie, ob Sie einen Funkspruch durchbringen!" „Es ist aussichtslos", knurrte der massige Laktone. Rex Corda hatte diesen Mann zunächst für fett gehalten. Er hatte sehr schnell begriffen, daß er sich gründlich geirrt hatte. Der Laktone trug keinen Gramm Fett am Leib. „Wie sieht es mit den Bordgeräten aus?" Corda wies auf den vom Rauch geschwärzten Diskus. Bekoval zuckte die Achseln. Er sprang die heruntergeklappte Rampe hinauf. Der Senator folgte ihm besorgt. Bekoval saß schon vor den Holografenschirrnen, als er die Zentrale erreichte. Die Finger des Laktonen tanzten erregt über die Steuergeräte. Doch umsonst. Nur zerrissene Farbmuster jagten über die Platte des Gerätes, das überzeugend dreidimensionale Bilder zu übermitteln vermochte. „Es hat keinen Zweck, Corda, glauben Sie mir!" sagte Bekoval. „Ich hoffe nur, daß meine Leute von sich aus auf den gleichen Gedanken kommen wie wir!" Rex Corda ging mit festen Schritten zu dem Pult hinüber, von dem aus die Ortungsgeräte zu steuern waren. Wahllos warf er einige Hebel herum. Er
wußte nicht, wie die Apparate zu bedienen waren. Bekoval kam zu ihm und schob ihn sanft zur Seite. Er schaltete die Geräte ein und steuerte sie aus. Glasklare Ortungssymbole erschienen auf den Bildschirmen. Plötzlich zuckten seine Hände vor. Er schaltete in rasender Eile. Rex Corda beobachtete, wie die hellen Ortungsreflexe eilig über die Bildschirme wanderten. Dann erkannte er den zigarrenförmigen Raumer, der sich der Erde mit rasender Geschwindigkeit näherte. „Das ist eines unserer Raumschiffe! Sie machen einen Durchbruchsversuch!" brüllte Bekoval erregt. Sein Kopf ruckte herum. Er starrte Corda an. „Sehen Sie! Sie versuchen es schon!" Fasziniert beobachtete Corda den Todesflug des Raumschiffes. „Ein robotgesteuertes Schiff?" „Ich bin ganz sicher, Sir!" Eine heiße Glutbahn jagte auf die Erde zu. Sie war als grauer Schleier auf dem Ortungsschirm zu erkennen. Bekoval schrie gepeinigt auf. Viel früher als Corda erkannte er, daß der Durchbruch nicht gelingen würde. Ganz plötzlich zuckten helle Reflexe auf den Kreuzer zu. Im nächsten Augenblick löste er sich in eine sich rasch vergrößernde Wolke aus flimmernden Reflexen auf. Bekoval schaltete das Ortungsgerät aus. „Es hat keinen Sinn", behauptete er. „Niemand könnte von außen durchstoßen, um hier auf der Erde die Transmitterstationen zu zerschlagen. Nur ich könnte eine Chance haben, weil man mich nicht als Feind erkennen wird!" „Und wie wollen Sie das überstehen?" fragte Corda. Der laktonische Offizier entblößte seine rötlichen Zähne. Spöttisch funkelten seine Augen. „Sie sollten sich wirklich nur um die Bewohner Ihres eigenen Planeten küm-
mern, Terraner! Nicht auch noch um die anderer Planeten! Sorgen Sie sich um Terra! Ich weiß allein, was ich zu tun habe!" Rex Corda trat zurück. Er musterte den Laktonen scharf. Er lauschte den emotionellen Strömungen Bekovals nach, doch im Augenblick erlitt Corda wieder eine Periode schwacher parapsychischer Leistung. Er erfaßte nur ein Allgemeinbild des Emotionalfeldes des Laktonen. Es reichte nicht aus, ihm genauere Informationen zu liefern. „Ich danke Ihnen, Bekoval", sagte Corda schlicht. Der Laktone fuhr wütend auf. „Ich tue nichts für Sie!" keuchte er verbissen. „Sie interessieren mich nicht! Ihr Planet ist mir ebenso egal wie Sie auch! Begreifen Sie das endlich! Mir ist das gleich! Mich interessiert nur das Schicksal meines Volkes!" Rex Corda lächelte. In seinen hellen Augen blitzte es amüsiert auf. „Sie sprechen wirklich ein ausgezeichnetes Englisch, Bekoval", versetzte er trocken. „Es wäre schade, wenn Sie es umsonst gelernt hätten!" Und jetzt lächelte der Laktone! Sein gespielter Zorn verschwand in denssich lösenden Muskeln seines breiten Gesichtes. „Lassen Sie mich allein!" forderte er rauh. * Bekoval hob den Diskus ab. Er warf nur einen sehr kurzen Blick auf den Holografenschirm, auf dem, er Rex Corda, John Haick und Percip erkannte. Die drei Männer beobachteten jede Phase seines Starts. Der Laktone zögerte einen kurzen Augenblick, bevor er mit entschlossener Bewegung den volltransparenten Raumhelm des orathonischen Raumanzuges über den Kopf nach vorn klappte. Die
Düsen, die ihn mit atembarem Gas versorgten, zischten ganz kurz auf. Bekoval ließ den Diskus steigen. Er gewann rasch an Höhe. Er wußte, daß er in wenigen Minuten schon in den Ortungsbereich der orathonischen Wachflotte über der Erde einfliegen würde. Von diesem Augenblick an sanken seine Chancen erheblich ab. Bekoval wußte das sehr genau. Seine linke Hand fiel auf eine der Außentaschen herab. Bekoval zog den Atem scharf durch die Nase ein. Vorsichtig schob er die Hand in die Tasche und beförderte eine Schachtel Zigaretten zum Vorschein. Dennoch klappte er den Helm des Raumanzuges jetzt entschlossen wieder zurück. Er wollte die Sauerstoffvorräte des Schutzanzuges so lange wie möglich schonen. Überlegend betrachtete er die Schachtel. Er öffnete sie zögernd und nachdenklich, während ein amüsiertes Lächeln um seine Lippen zucken wollte. Immer wieder sah er auf die Ortungsund Holografenschirme, um seinen Flug genau zu überwachen. Tiefer und tiefer drang er in die Zone ein, die von den Featherheads überwacht wurde. Der Diskus verließ die Atmosphäre der Erde. Plötzlich lachte Bekoval schallend auf. Er zog eine Zigarette aus der Schachtel und schob sie sich zwischen die Lippen. Aus der Tasche förderte er jetzt auch eine Streichholzschachtel. Nach einem weiteren Blick auf die Beobachtungsschirme riß er ein Streichholz an und hielt die Flamme an die Zigarette. Danach holte er tief Atem, während seine Augen vor Vergnügen funkelten. Beißend zog der scharfe Zigarettenrauch in seine Lungen.
Im nächsten Augenblick sprang der Laktone fluchend, krächzend, hustend und keuchend auf. Die glimmende Zigarette flog im hohen Bogen durch die Kommandobrücke. Bekoval krümmte sich vor dem Sitz und trommelte sich mit beiden Fäusten wütend auf die Brust, während ein Tränenstrom aus seinen Augen schoß. Als der Hustenanfall versiegte, klammerte er sich an das Instrumentenpult und starrte mit geröteten Augen auf die Kontrollen. Der Diskus war den Befehlen der Automatik gefolgt. Er befand sich bereits auf dem Kurs zum Mond. Doch Bekoval erkannte alles nur durch einen seltsam schweren Schleier, der vor seinen Augen wogte. Ein überraschend flaues Gefühl in den Knien drängte ihn in den bequemen Sessel zurück. Er wischte sich über die Augen und lauschte seinen taumelnden Sinnen nach, die seine Gedankengänge verwirrten. Er versuchte beglückt mit der Zunge zu schnalzen, doch es gelang ihm nicht. Seine Zunge lag schwer und ungehorsam in seinem Munde und entzog sich seinem Willen. Bekoval fand das nicht weiter schlimm. Er grinste vergnügt in sich hinein und stieß eine Reihe von glucksenden Lauten aus, während er sehnsüchtig nach der Zigarette schielte, die einen so frappanten Effekt erzielt hatte. Teilnahmslos jedoch beobachtete er das Wrack, das auf ihn zuraste, das innerhalb von Sekunden um das Mehrfache anwuchs. Der Laktone, der sich zu einem selbstmörderischen Unternehmen ins All gewagt hatte, klatschte sich auf den Oberschenkel, schlug die Beine übereinander und versuchte, seine immer wieder abirrenden Blicke auf den Holografenschirm zu konzentrieren.
„Es ist alles gutgegangen!" grinste er selbstsicher. „Ich habe die Grünhäutigen glatt überrundet! Jetzt kann kaum noch etwas schiefgehen!" Das hantelförmige Wrack füllte bereits den gesamten Bildschirm aus. Bekoval erkannte eine Reihe kleiner Gestalten in gelben Raumanzügen, die sich in panischer Eile aus dem Wrack lösten, aber er nahm sie nicht bewußt wahr. * „Ich verstehe das nicht!" preßte Percip durch die fast geschlossenen Lippen. „Was ist mit Bekoval passiert?" Der Diskus verschwand langsam aus dem Ortungsbereich. Deutlich aber konnten die Spezialisten der amerikanischen Luftwaffe erkennen, daß es zu einem Zusammenprall mit dem abgeschossenen Raumschiff der Orathonen kommen mußte, wenn Bekoval nicht im letzten Augenblick auswich. Danach sah es aber überhaupt nicht aus. Rex Corda schob den laktonischen Agenten aus der Raumüberwachungsstation am Hang des Cheyenne. Sie stiegen in einen wartenden Sonnengleiter und kehrten ins Hauptquartier im NORAD zurück. „Was können wir noch gegen die Super-Stationen unternehmen, Percip?" forschte Corda. „Nichts, Sir. Wir haben keine Waffen mehr. Wir müssen zusehen, wie die Featherheads sich breitmachen!" „Seien Sie bitte ehrlich, Percip", bat Corda. „Sagen Sie mir, welche Chancen Ihre Flotte hat! Wer wird siegen?" Percip lächelte unmerklich. In seinen Augen stand keine Antwort. Percip gab auch keine Antwort auf diese Frage. Der Mann von Lithalon schwieg — und Corda versuchte, daraus keinen Schluß zu ziehen. Aber er konnte sich nicht gegen die Gedanken wehren, die auf ihn
einstürzten. Er war überzeugt davon, daß Percip sich optimistisch geäußert hätte — wenn er einen Grund dazu gehabt hätte. Corda richtete sich energisch auf. „Kommen Sie, Percip. Wir werden sehen, ob wir nicht doch noch irgendwo auf der Welt ein paar Waffen auftreiben können!" Er wollte durch die breiten Stahltore ins NORAD gehen, doch in diesem Augenblick kam ihm Ga-Venga, der Kynother, entgegen. Der zwergenhafte Dolmetscher mit dem blauen Haar sah auf den ersten Blick wie ein Junge aus. Auch in seinen Bewegungen, die Sorglosigkeit vortäuschten, verriet sich seine Jugend. Doch Ga-Venga war weder sorglos noch sehr jung. Corda schätzte den Kynother auf etwa fünfundzwanzig Jahre. Der Kynother trug die Kleidung, für die er eine Vorliebe hatte: Eine schwarze Kombination mit einem flammend roten Brustkeil. Er blieb vor den beiden Männern stehen und stemmte seine kleinen Fäuste in die Hüften. Er bemühte sich sichtlich um eine ernste Miene, doch ohne großen Erfolg, denn die blauen Augenbrauen, die sich bis zu seinem runden Kinn herabzogen, gaben ihm ein etwas komisches Aussehen. „Mein Freund", sagte er in englischer Sprache zu dem Laktonen Percip. „Ich habe ganz den Eindruck, als heizten euch die Featherheads gehörig ein!" Percip blieb betroffen stehen. „Weshalb?" „Das Funkstörfeld über der Erde ist nicht mehr ganz so wirksam wie vorher. Wir konnten eine Nachricht auffangen." „Und — nun rede doch schon!" drängte Percip. „Es ist den Featherheads gelungen, ihre riesigen Umformerstationen in die Nähe der Sonne zu schleppen!" Percip erbleichte. Er warf Corda einen flüchtigen Blick zu, den dieser nicht
bemerken sollte. Doch der Senator war aufmerksam. „Was hat das zu bedeuten, Ga-Venga?" forschte er mit betont scharfer Stimme. „Erkläre! Schnell!" Ga-Venga hüpfte von dem linken auf das rechte Bein, musterte Percip boshaft und grinste Corda breit an. „Das bedeutet, daß die Chancen unserer Freunde noch weiter gesunken sind!" „Das freut dich?" keuchte Percip zornig. „Das steht nicht zur Debatte!" schmunzelte Ga-Venga. „Eine Tracht Prügel könnte euch nicht schaden!" „Schweig!" zischte der Mann von Lithalon. „Ich verstehe immer noch nicht alles", warf Rex Corda ein. Er griff nach der Schulter des Kleinen und forderte Ga-Venga energisch auf weiterzureden. Doch jetzt schaltete sich Percip ein. „Wenn das wahr ist, Sir, dann sieht es wirklich schlecht für uns aus. Unsere Hoffnung war bisher, daß es den Orathonen nicht gelingen würde, rechtzeitig neue Umwandler zu beschaffen. Wir haben die meisten Stationen zerstören können." „Welche Bedeutung haben die Stationen?" „Sie zapfen die Sonne an und versorgen die Raumschiffe der Orathonen mit Energie. Unsere Flotte hat dagegen keine Möglichkeiten, ihre Energieverluste auszugleichen. Das bedeutet, daß sie mit jedem Schuß geizen muß, um nicht vorzeitig zu unterliegen. Die Featherheads dagegen brauchen sich in dieser Hinsicht keine Sorgen zu machen. Ihnen steht die Sonne zur Verfügung. Das reicht, um eine Flotte zu schlagen, die doppelt so groß ist wie unsere. Die Erde ist verloren, Sir!" Er wandte sich ab und ging mit hängenden Schultern zum Sonnengleiter
zurück. Niedergeschlagen stützte er seine Arme auf das Fahrzeug. Mit blicklosen Augen starrte er in den Himmel hinauf. Immer wieder schüttelte er den Kopf. Er wollte es nicht wahrhaben. „Er gibt zu früh auf", knirschte GaVenga ärgerlich. Er klatschte die Hände zusammen. „Wir werden weitermachen!" „Okay — dann sage mir wie", versetzte Corda. „Wir werden weitersuchen. Vielleicht finden wir doch noch eine Möglichkeit, die Super-Transmitter-Stationen auf der Erde zu zerstören!" * Der Mann trat auf Rex Corda zu, griff in die Tasche und zeigte ihm eine kleine Plakette. „CIA, Sir!" sagte er. „Was gibt es?" „Sir, die Featherheads kehren zurück! Sie richten schon wieder neue Stationen und Fabriken auf der Erde ein. Gerade eben erhielten wir eine Nachricht von einem unserer Leute aus Salida. Er behauptet, dort habe sich ein Fabrikschiff niedergelassen. Es produziert Antriebsaggregate für die orathonischen Raumschiffe!" Plötzlich war Rex Corda hellwach. Er fuhr herum und rief Percip zu sich. Mit schleppenden Schritten kam der Laktone zu ihm. Seine Blicke verrieten seine ganze Hoffnungslosigkeit. Corda ließ den Agenten wiederholen. „Antriebsaggregate? Sind Sie ganz sicher?" forschte Percip. „Woher wissen Sie, daß es Antriebsmaschinen sind? Es können auch ganz andere Maschinen sein!" Der CIA-Mann schüttelte selbstsicher den Kopf. „Sie vergessen, daß wir mehr als einen Hantelraumer untersucht haben!" „Sie meinen die Wracks?"
„Natürlich!" bestätigte der Agent. „Ein unversehrtes Schiff ist uns bis jetzt noch nicht in die Hände gefallen!" „Das würde den Laktonen auch wohl kaum passen!" warf Ga-Venga grinsend ein. Percip warf ihm einen verweisenden Blick zu. Doch der Kynother ließ sich nicht beeindrucken. „Wenn das wirklich stimmt, Percip, dann haben wir doch noch eine Chance!" behauptete Corda. Percip nickte langsam und nachdenklich. „Sie sind ein ungewöhnlicher Mann, Mr. Corda", sagte er. „Ich hätte nicht geglaubt, daß Sie auf diesen Gedanken kommen würden." * Die Schlacht tobte mit erbitterter Wut im solaren Raum. Die Schlachtschiffe der feindlichen Flotten stürzten sich mit grausiger Konsequenz aufeinander, nur danach trachtend, den anderen zu vernichten. Die beiden Flotten boten alles an Waffen auf, was ihnen zur Verfügung stand. Der Hauptkampf verlief dennoch still und weniger auffällig als die „Nahgefechte", bei denen mit hochexplosiven Geschossen und hochenergetischen Strahlwaffen geschossen wurde. Beide Flotten zielten zunächst einmal darauf, den Feind kampfunfähig zu machen, um ihn erst darauf mit Energiewaffen zu vernichten. In diesem Kampf standen Lakton die besseren Waffen zur Verfügung. Jakto Javan, der Schento, setzte den „Energieverdunster" ein, um die feindlichen Schiffe mattzusetzen. Erst anschließend versuchte er dann, sie abzuschießen. Fasziniert beobachtete der laktonische Adlige, wie die hauchdünnen Plastikgespinste ins All hinausschossen.
Die kleinen kompakten Geräte, die auf der Außenhaut der Schlachtschiffe Laktons saßen, arbeiteten mit unerhörtem Eifer und in rasendem Tempo. Wie ein Gladiatorennetz flog das Gespinst hinaus und senkte sich in fast 2000 Kilometer Entfernung über ein vorbeirasendes hantelförmiges Raumschiff. Bevor dieses seine Waffen einsetzen konnte, schlang sich das Netz um die aufflammenden Schutzschirme und saugte die Energie auf wie ein Schwamm das Wasser. Die in das Netz eingebauten Kondensatoren sammelten die Energie, wobei sie wie Sonnen aufleuchteten, und machten sie unschädlich. „Feuer!" bellte Jakto Javan, als die empfindlichen Bordgeräte einen genügenden Energieabfall beim Gegner festgestellt hatten. Unerträglich kreischend jagte die „Silent Mary" über die Außenwand des Flaggschiffes. Das tonnenschwere Geschoß raste in den Raum hinaus. Es durchschlug die nunmehr äußerst schwachen Prallschirme des feindlichen Schiffes mühelos. Der Hantelraumer verging in grell flammender Glut. Das Geschoß traf die rechte der beiden mächtigen Kugeln und sprengte sie ab. Die andere Kugel trieb langsam auf Saturn zu. Jakto Javan sah, daß die Antriebsdüsen noch immer arbeiteten. Der Hantelraumer blieb auch mit nur einer Kugel noch manövrierfähig. „Gebt ihm den Rest!" befahl der Schento. Und wieder kreischte die „Silent Mary". Jakto Javan zuckte schmerzlich zusammen. Dann konzentrierte er sich wieder auf die Berichte, die von der Flotte eintrafen. Es waren fast nur Verlustmeldungen! *
Der Hantelraumer gehörte zu den kleineren Typen der Dorr-Klasse. Doch die Kraft, die in ihm wohnte, reichte aus, den Diskus Bekovals zu zerschmettern. Der Laktone kam allmählich zu sich. Die Giftmenge, die er zu sich genommen hatte, war nur gering. Sein kräftiger Körper verarbeitete sie schnell. So klärte sich der Geist Bekovals wenigstens soweit, daß er im letzten Moment erfaßte, was da auf ihn zuraste. Taumelnd lehnte er sich gegen das Instrumentenpult. Schlagartig wurde ihm klar, welchen schwerwiegenden Verstoß er sich geleistet hatte. Er hätte die Zigarette niemals anfassen dürfen. Bekoval konnte nichts mehr tun, um den Zusammenprall abzuwenden. Er warf sich in den Pilotensessel, schnallte sich blitzschnell an und stülpte sich den Raumhelm über den Kopf. Der Laktone konnte nicht einmal mehr eine Meldung zur Erde durchgeben. Der Hantelraumer klatschte gegen den Diskus und zersprengte ihn wie eine Seifenblase. Unbeeindruckt stürzte das brennende Wrack weiter durch den Raum, auf die Erde zu, während die Trümmer der Raumscheibe nach allen Seiten davonflogen. Bekoval hatte Glück. Er kam zu sich, als er allein in der Schwärze schwebte, fest an den Sessel geschnallt. Seine Beine schmerzten. Er tastete sie vorsichtig ab, konnte aber keine Verletzungen feststellen. Die nächsten Minuten verschwendete er, um ausgiebig über sich und seine Unvorsichtigkeit zu schimpfen. Dann erst versuchte er, sich zu orientieren. Er verwandte viel Zeit damit, herauszufinden, wo er sich befand und in welcher Richtung er sich bewegte. Er ermittelte, daß er sich auf einem Kurs befand, der ihn in die Nähe des Mars bringen würde — wenn er nichts
unternahm. Bekoval verschwendete nochmals einige Minuten, um ausgiebig zu fluchen, dann machte er sich daran, den Kurs zu korrigieren. Mit Hilfe der Korrekturstrahlen, die er mit sich führte, bremste er seinen Flug ab, lenkte ihn um und steuerte dann auf den Mond zu, der nur einige Zehntausend Kilometer von ihm entfernt war. Bekoval wußte das riesige laktonische Wrack in der Nähe des Mondes. Es war sein Ziel gewesen. Nach zwei Stunden Flug durch das Nichts entdeckte der Laktone das Wrack. Er beobachtete es sorgfältig und veränderte seinen Kurs immer wieder, bis er sicher war, daß er sich genau auf den Giganten zu bewegte. Das Wrack bestand nur noch aus dem Bug. Doch dieser war immer noch imponierend genug. Das Wrack war noch fast sechshundert Meter lang. Es bewegte sich langsam von der Erde fort. Es kam Bekoval entgegen, so daß sich seine Flugzeit rasch verringerte, als es ihm endlich gelungen war, den günstigsten Kurs einzuschlagen. Immer wieder sah Bekoval sich beobachtend um. Im Terra-System tobte die wilde Schlacht der Giganten. Immer wieder zuckten die mächtigen Energiestrahlen durch das Nichts. Immer wieder entstanden flammendrote Glutsonnen im All. Mehrfach glitten hantelförmige Raumschiffe in der Nähe des Laktonen vorbei, der in seinem Raumanzug zum Wrack hinüberschwebte. Bekoval entdeckte immer häufiger riesige Trümmerstücke, die mit ständig wachsender Beschleunigung auf die Erde hinabjagten. Kurz bevor er das Wrack erreichte, raste ein ausgeglühter Diskus in seiner unmittelbaren Nähe vorbei. Bekoval brach der Schweiß aus. Seine Situation war unhaltbar. Er sah
auf die Kontrollinstrumente. Sehr viele Reserven hatte er nicht mehr. Die Sauerstoffgeräte waren nur noch zu zwei Dritteln gefüllt. Plötzlich glitt ein Diskus auf ihn zu. Bekoval erschrak. Die Besatzung des Raumschiffes durfte ihn nicht bemerken! Sie durfte ihn nicht aus „Raumnot" retten! Nur noch wenige hundert Meter bis zu dem Wrack. Zögerte der Diskus? Änderte er seinen Kurs? Bekoval kaute nervös auf seinen Unterlippen. Er durfte nicht mehr lange warten. In wenigen Sekunden mußte er die Bremsstrahlen abermals abfeuern, um seinen Flug abzustoppen. Sonst würde er beim Zusammenprall mit dem Wrack zerschmettert werden! Bekoval hob die beiden orathonischen Bremsstrahler. Sie gehörten zur Ausrüstung des orathonischen Diskus. Da zog der Diskus vorbei! Bekoval atmete auf. Er sah dem Raumschiff der Orathonen nach. Er mußte noch etwas warten. Er durfte die Strahler nicht zu früh abfeuern. Nur zu leicht konnte der Energieblitz die Featherheads im Diskus aufmerksam machen. Rasend schnell verringerte sich der Abstand zwischen ihm und dem Wrack. Bekoval konnte nicht mehr länger warten. Er feuerte die Strahler ab. Beim nächsten Atemzug schon prallten seine Füße gegen das Wrack. Bekoval fing den Schwung geschickt ab, machte einen kleinen Satz und schwebte kopfüber in den bizarren Schlund, den ein orathonisches Geschoß in den Leib des Riesen gerissen hatte. Er klammerte sich an eine Metallstrebe, stoppte seinen Flug endgültig und sah dann nach dem Diskus. Das Raumschiff verlangsamte seinen Flug. Lange Glutstrahlen schossen aus den Düsen. Sie waren mißtrauisch geworden.
* Ga-Venga schüttelte den Kopf. Er verstand nicht, was Percip mit seiner Bemerkung gemeint hatte. „Ich verstehe nicht", sagte er. „Was hat dieses Fabrikschiff mit den Chancen der Erde zu tun?" „Das werden wir schnell herausfinden", antwortete Rex Corda. Er winkte den CIA-Mann zu sich heran, der ihm die Nachricht gebracht hatte. „Ich benötige einige Freiwillige. Sorgen Sie dafür, daß mir in einer Stunde zwanzig Mann zur Verfügung stehen." „Darf ich fragen, wofür, Sir?" Rex Corda lächelte. Er nickte. „Natürlich dürfen Sie das. Sagen Sie den Freiwilligen, daß wir versuchen werden, das orathonische Fabrikschiff an uns zu bringen." Er ging ins NORAD, um die notwendigen Vorbereitungen zu treffen. Der Lakton-Agent Percip und der Kynother Ga-Venga blieben in seiner Nähe. „Können Sie mir einen Vorschlag machen, Percip, wie wir in das Schiff kommen können?" fragte er, als er in Begleitung der beiden Männer seine Arbeitsräume betrat. Er versuchte, John Haick und Will Rimson zu erreichen. Er hatte kein Glück. Die beiden mit ihm eng befreundeten Wissenschaftler hielten sich nicht im NORAD auf. Sie leiteten wichtige Arbeiten beim Aufbau des Versorgungsnetzes des nordamerikanischen Raumes. „Bis jetzt kann ich Ihnen keinen Vorschlag machen, Sir", verneinte Percip. Ga-Venga schüttelte den Kopf, als Corda ihn ansah. „Jetzt sollte Tsati Mutara bei uns sein. Er könnte alle Probleme lösen", seufzte der Kynother. Rex Corda biß sich auf die Lippen, als Ga-Venga den Namen des Mutanten erwähnte, der seit seinem Einsatz gegen den letzten stationären Transmitter der
Orathonen auf der Erde verschollen war. „Ich sehe nur eine einzige Möglichkeit", versetzte der Senator langsam. Er sah Percip an. Der Laktone runzelte die Stirn. Überrascht erwiderte er den Blick. „Welche Möglichkeit, Sir? Wie wollen Sie die Energieschirme durchbrechen, unter denen auch dieses Schiff arbeiten dürfte?" Rex Corda zündete sich eine Zigarette an und inhalierte langsam. Ein leichtes Lächeln lag auf seinen Lippen. „Ich werde mich den Orathonen in die Hände spielen", sagte er. Ga-Venga verschluckte sich. Er hustete minutenlang. Als er den Anfall überwunden hatte, eilte er zu dem breiten Arbeitstisch hinüber und baute sich empört davor auf. „Was wollen Sie?" forschte er mit schriller Stimme. „Ich werde dafür sorgen, daß die Orathonen mich schnappen", schmunzelte Corda in einem Plauderton, der dem kleinen Kynother auf die Nerven ging. „Ich werde mich von den Orathonen finden lassen und mich ins Schiff bringen lassen. Dort werde ich meine Gegner überwinden, die Schutzschirme abschalten und meinen Freunden so Gelegenheit geben, ebenfalls ins Schiff zu kommen, um mir zu helfen." Ga-Venga lief blutrot an. Er schnappte nach Luft. Empört trommelte er mit den kleinen Fäusten auf die Schreibtischplatte. Rex Corda lächelte. Seine mutierten Hirnpartien nahmen die emotionellen Strömungen auf, die von dem Kynother ausgingen. Es waren Beweise tiefgehender Freundschaft. „Sie können nicht wirklich glauben, daß eine solche Aktion gelingen wird", schnaubte der Dolmetscher. „Sie wissen, daß das sinnlos ist." Corda wurde ernst. Er beugte sich vor und sah Ga-Venga in die Augen.
Sie waren von keiner bestimmbaren Farbe, sie schienen mal hell und mal dunkel zu sein, sie schienen die Farbe je nach Stimmung Ga-Vengas zu ändern. Genau konnte Rex Corda das auch nicht sagen. Ihm fiel nur auf, daß die Augen nie die Farbe hatten, die er eben noch darin zu sehen geglaubt hatte. „Die Chancen sind wahrscheinlich nicht so gering, mein Freund", versetzte er. „Versuchen müssen wir es." „Und was haben Sie dann erreicht?" erregte sich der Kynother. „Nichts, überhaupt nichts." „Wir können etwas erreichen. Wenn es uns gelingt, eine Bombe durch den kleinen Transmitter des Fabrikschiffes zu schleusen, können wir sie so programmieren, daß sie innerhalb einer der Super-Stationen explodiert." In den Augen des zwergenhaften Kynothers blitzte es hell auf. Die Mundwinke! zuckten. Ga-Vengas Blicke irrten ab zu Percip. „Jetzt hat es ihn gepackt", lächelte der Agent. Ga-Venga atmete mehrere Male tief durch. „Ja", gab er seufzend zu. „Ja, es hat mich gepackt. Aber ich sehe immer noch keine Möglichkeit, wie Sie, Sir, Ihren Plan durchführen wollen." „Wir werden alles genau durchsprechen. Dann werden wir auch eine Möglichkeit finden", beschloß Corda. „Wir müssen eine Möglichkeit finden, sonst hat Orathon die Raumschlacht schon gewonnen, und das bedeutete das Ende für uns." * Bekoval zog sich hastig ins Innere des Schiffes zurück. Er wußte, daß die Featherheads in dem Diskus jetzt mit Spezialgeräten suchten. Er mußte sich beeilen, damit er aus dem Bereich der Infra-Ortung herauskam.
Er schwitzte in dem Raumanzug, der nicht für ihn gemacht war und ihm deshalb nicht so paßte, wie ihm ein Schutzanzug eigentlich hätte passen sollen. Mit weit vorgestreckten Händen orientierte er sich, um sich den Raumanzug nicht an den zahlreichen Hindernissen zu zerreißen. Sobald er auch nur den kleinsten Widerstand an irgendeiner Stelle seines Körpers fühlte, verharrte er, um sich dann vorsichtig zurückzuziehen. Er tastete sich erneut vor, umging das Hindernis und glitt weiter. Die absolute Dunkelheit im Inneren des Wracks behinderte ihn maßlos. Die Schwerelosigkeit machte ihm nicht so viel aus. Als er glaubte, sich weit genug zurückgezogen zu haben, wartete er. Eine halbe Stunde blieb er in seinem Versteck, dann schaltete er die Helmlampe ein und sah sich um. Er befand sich auf einem der langen Gänge, die zum Bug hochführten. Geisterhaft glitt der helle Lichtkreis über das zerstörte Material. Bevokal machte sich auf den Weg zum Bug. Er zuckte heftig zusammen, als plötzlich ein weißer Raumanzug auf ihn herabsank. Er stieß sich zur Seite weg, überschlug sich und klammerte sich an den Rahmen eines offenen Schotts. Die Waffe in seiner Hand funkelte drohend. Doch dann senkte er sie und schob sie in die Schlaufe am Gürtel zurück. Der Laktone in dem Raumanzug war tot. Bekoval brauchte nicht zweimal hinzusehen, um das festzustellen. Er schwang sich herum und stieß sich von dem Schott ab. Mit ausgestreckten Armen flog er durch den weiten Gang. Ab und zu unterbrach er seinen Flug, um kleine Instrumente, die in der Wand versenkt waren, zu kontrollieren. Zu seiner großen Erleichterung konnte er feststellen, daß noch eine Mindestenergiereserve vorhanden war.
Er zwängte sich durch das halboffene Schott in die Feuerleitzentrale. Im Schalensitz kauerte der tote Feuerleitoffizier, der die Gesamtkontrolle über die Waffen des Raumschiffes hatte. Eine aus der Decke gebrochene Platte hatte seinen Raumhelm zerschlagen. Bekoval hob den Toten sanft aus dem Sessel und lenkte ihn zu einem der großen Schränke hinüber, in denen zahlreiche Strahlenwaffen und Reservetanks für die Raumanzüge untergebracht waren. Bekoval tauschte zunächst einmal seinen Sauerstofftank aus. Obwohl er keinen laktonischen, sondern einen orathonischen Raumanzug trug, klappte der Austausch auf Anhieb. Beide Rassen verwendeten das gleiche Prinzip, da es häufig genug vorkam, daß Schiffbrüchige auf die Luftreserven des Gegners zurückgreifen konnten und mußten. Danach schnallte sich der Laktone im Sessel des Chefkanoniers fest und begann mit der systematischen Kontrolle des Waft'ensystems. Dann schaltete er versuchsweise die Direktsichtschirme ein — und hatte Glück. Die dreidimensionalen Sichtschirme schalteten sich ein. Die Wiedergabe war jedoch sehr schwach, ein Zeichen dafür, daß nur noch wenig Energiereserven vorhanden waren. Jetzt erst fiel Bekoval auf, daß sich das Wrack langsam drehte. Das kam seinen Wünschen jedoch durchaus entgegen, half es ihm doch, Energie zu sparen, da er jetzt die Aufnahmesysteme der Sichtschirme nicht zu steuern brauchte. Bekoval benötigte eine halbe Stunde, um festzustellen, daß der Diskus verschwunden war. Die Orathonen suchten nicht mehr nach ihm. Das bedeutete, daß sie an einen Irrtum oder eine Täuschung glaubten, wie sie durchaus nicht unwahrscheinlich war. Sonst hätten sie in ihren Nachforschungen nicht nachge-
lassen. Bekoval entspannte sich. Jetzt erst gelang es ihm, sich vollständig zu konzentrieren. Er kontrollierte das gesamte Waffensystem durch, bis er herausgefunden hatte, daß noch dreiundzwanzig Raketen schußbereit auf den Rampen lagen. Die Energiegeschütze waren nicht mehr feuerbereit. Bekoval stieß auf das Waffensystem, das bei den Laktonen inzwischen den Namen Silent Mary erhalten hatte. Terraner, die in den Raumschiffen der Laktonen die Erde verlassen hatten, als die Orathonen erschienen, hatten bei der Konstruktion dieser Waffen mitgeholfen und ihr den Namen gegeben. Die Silent Mary war ein Raketenwaffensystem mit extrem hohen Rückstoßwerten. Der gewaltige Rückstoß konnte durch einen kleinen Trick aufgefangen werden. Lange Führungsschienen liefen über die Flanken der laktonischen Raumschiffe. Die außerordentlich durchschlagskräftigen Geschosse der Silent Mary wurden aus kuppelartigen Geschützständen abgefeuert. Der Rückstoß schleuderte diese Kuppeln über die Führungsschienen, auf denen sie dann durch ständig stärker werdende Magnetfelder aufgefangen wurden. Dabei entstand jenes unerträgliche Kreischen, das der Stillen Mary den Namen gegeben hatte. Bekoval, der seit den Tagen der Invasion auf der Erde geblieben war, kannte diese Waffe noch nicht, da sie erst während seiner Abwesenheit entwickelt worden war. Er hätte zwei Geschosse mit der Silent Mary abfeuern können, aber er wußte nicht wie. Also wandte er sein Interesse nur den Raketenstellungen zu, mit denen er umgehen konnte. Er verließ die Feuerleitzentrale und stieg zur ersten Rampe hinüber. Er fand die Anlage genau in dem Zu-
stand vor, den er erwartet hatte. Die zahlreichen Kurzschlüsse in dem elektronischen Feuerleitsystem hatten dazu geführt, daß die massiven Geschütztürme eingefahren waren. Jetzt stand keinerlei Energie zur Verfügung, mit der er sie wieder hätte ausfahren können. Bekoval kehrte sofort wieder um und besorgte sich in der Feuerleitzentrale einige Strahler. Mit diesen machte er sich an die Arbeit. Er begann die dikken Wände des Raumschiffes zu zerstrahlen. Für den ersten Geschützturm benötigte er eine Stunde, und er verschoß die gesamte Kammerladung seiner Strahlenwaffe. Bis auf einen kleinen Rest hatte er den Turm freigelegt. Jetzt brachte er eine kleine Sprengladung in den Spalt, um noch den Rest der Wandung wegzu sprengen. Er grunzte befriedigt, als das massige Schott unter dem Druck der Explosion in den Raum hinauswirbelte. Der Geschützturm lag frei. Für den nächsten Geschützturm benötigte er nur noch eine halbe Stunde, aber ebenfalls die gesamte Ladung eines schweren Strahlers. Beim darauffolgenden Schott, das sich ebenfalls elektronisch nicht öffnen ließ, verwandte der Laktone zwei Handstrahler gleichzeitig. Bekovals Erfolg zeigte sich sehr schnell. Schon nach fünf Minuten taumelte ein breites Schrottstück in das Nichts hinaus. Der massige Laktone mit dem plump wirkenden Gesicht öffnete noch zwei weitere Schotts, so daß die Geschütztürme frei waren. Insgesamt standen ihm jetzt fünf Abschußrampen zur Verfügung. Sie alle lagen auf der der Erde zugewandten Seite des Raumschiffwracks. Bekoval kämpfte mit verbissener Geduld weiter mit den Unzulänglichkeiten, die für ihn völlig ungewohnt waren.
Ihm wurde klar, wie schwer es für ihn und alle Laktonen wurde, wenn sie einmal ohne die Hilfe der umfangreichen Technik an eine schwierige Aufgabe herangehen mußten. Nach sechs Stunden harter Arbeit, während der die Raumschlacht zwischen den Laktonen und Orathonen mit unverminderter Wut tobte, hatte Bekoval die Vorbereitungen abgeschlossen. Er kehrte in die Feuerleitzentrale zurück und schaltete die Optik ein, um sich auf die Suche nach den transportablen Transmitter-Stationen zu machen, die der gehaßte Feind auf der Erde gelandet hatte. Die Erde wandte ihm die nördliche Halbkugel zu. Auf ihr entdeckte Bekoval in der folgenden Stunde vier Supertransmitter, die wie riesige Spinnen in einem weitgesponnenen Netz aus Beschikkungsanlagen kauerten und unersättlich von den Schätzen der Erde fraßen, um den Moloch Flotte zu versorgen. Bekoval lehnte sich im Sessel zurück und schloß die Augen. Er gönnte sich eine kleine Entspannungspause. Er dachte an Rex Corda. Er bewunderte diesen Mann, weil er mit aller Energie für die Erde kämpfte. Rex Corda war zunächst einmal für ihn nicht mehr als irgendein primitiver Planetenbewohner gewesen, so wie er Tausende auf tausend verschiedenen Welten kennengelernt hatte. Alle waren irgendwo auf irgend etwas stolz gewesen, alle hatten irgendwann ihr Interesse für die überlegene Technik der Laktonen gezeigt. Die meisten von ihnen erlebten einen schweren Schock bei ihrer ersten Begegnung mit den Laktonen, glaubten sie doch fast alle, ihre Welt sei Zentrum der Galaxis, sei Mittelpunkt allen Lebens. Aber die Bewohner dieses Planeten, der die Geburtsstätte Rex Cordas war, waren die ersten, die dem Laktonen
Bekoval Respekt eingeflößt hatten. Sie waren die ersten, die ihn überraschten und die er akzeptierte. Sie kämpften mit bedingungslosem Einsatz gegen die fremden Eindringlinge, sie wußten sich alle Vorteile zu sichern. Sie nutzten die Gegensätze der beiden Parteien aus. Sie waren nicht die ersten, die das taten. Die überwiegende Zahl der galaktischen Entwicklungsrassen hatten sich ähnlich verhalten. Bekoval richtete sich mit einem respektvollen Fluch auf. Diese Teufelskerle von Terra scheuten sich jedoch nicht, auch den Laktonen die Stirn zu bieten und ihre Ansichten fest zu vertreten, obwohl sie den gleichen Gegner hatten. Und damit unterschieden sie sich von allen Völkern, die Bekoval bisher kennengelernt hatte. Die Terraner waren die ersten, von denen Bekoval überzeugt war, daß sie in dem Galaktischen Krieg eingreifen könnten, um vielleicht eine Entscheidung zu erzwingen. Bekoval stöhnte. Er preßte die Lippen hart zusammen. Er wußte, daß es noch harte und enttäuschende Auseinandersetzungen zwischen Terra und der laktonischen Führung geben würde. Der Laktone schüttelte die Gedanken ab und schaltete rasch an den Geräten. Die letzten Vorbereitungen waren abgeschlossen. Ein kleiner Computer, der mit einem Minimum an Energie auskam, errechnete Bekoval alle Daten, die er benötigte, um die Raketen auf die Super-Stationen abschießen zu können. Der breite Nachtschatten zog über Nordamerika hinweg, als Bekoval sich auf den Weg zu den Geschütztürmen machte. Wenig später begannen die letzten Vorbereitungen. Bekoval arbeitete jetzt in fieberhafter Eile. Er wollte jetzt keine Zeit mehr verlieren, zumal sich die Zielpunkte jetzt dem errechneten Ideal-
punkt für den Beschuß näherten. * Percip gab sich alle nur erdenkliche Mühe, um Rex Corda ausführlich zu informieren, ohne ihn zu verwirren. „Sir, Ihre Chancen sind wirklich nur äußerst gering", unterbrach er seinen kleinen Vortrag wieder einmal. Corda winkte unwillig ab. „Percip, wir haben darüber genügend gesprochen. Die Aktion ist beschlossen. Sie wird durchgeführt. Jetzt geht es nur noch um das Wie — alles andere ist geklärt." Er erhob sich und ging um den kleinen Arbeitstisch herum zu dem Laktonen hinüber, der vor den Schaubildern stand. Die Zeichnungen zeigten das Innere eines Fabrikschiffes, wie es in dem Typ des bei Salida beobachteten Schiffes anzutreffen war. „Es hängt alles davon ab, wohin der Roboter Sie führt, Sir", fuhr Percip fort, als Corda neben ihm stand. „Es ist nicht ausgeschlossen, daß er Sie durch den Transmitter direkt zum Flaggschiff Sigam Agelons bringt." „Das wäre das Schlimmste, was mir passieren könnte", erklärte Corda unberührt. „Der Orathone würde mir bestimmt keinen Whisky zur Begrüßung anbieten." Percip lächelte fahrig. „Sie müssen versuchen, den Roboter auf der ersten Etappe Ihres möglichen Weges innerhalb des Schiffes zu überwinden", sagte er. „Wenn Ihnen das gelingt, könnten Sie folgenden Weg zur zentralen Schaltstation nehmen." Er führte einen Zeigestock über eine Querschnittzeichnung des Fabrikschiffes. Die zwanzig CIA-Agenten folgten den Erklärungen des laktonischen Agenten mit größtem Interesse. Sie waren für sie ebenso wichtig wie für Corda, denn sie würden Corda ins
Schiff folgen, sobald es ihm gelungen war, die Energieschirme auszuschalten, unter denen sich das Schiff verbarg. Dann mußten sie die neuralgischen Punkte dieses Schiffstyps kennen, um wirksam genug zuschlagen zu können. Rex Corda musterte die Männer, die seinem Aufruf so spontan gefolgt waren. Er hatte jeden einzelnen von ihnen darauf hingewiesen, wie gefährlich dieser Auftrag für sie war. Es war keiner dabei gewesen, der seine Meldung zurückzog. „Also schön", warf Corda ein. „Mir ist soweit alles klar. Hat sonst noch jemand Fragen?" „Sie sagten, Sir, daß sich nur Roboter und allenfalls höchstens ein Orathone zusätzlich an Bord dieses Schiffes befinden. Werden wir nur auf BronzeRoboter treffen? Gibt es auch andere Typen?" „Wir haben es mit etwa zwölf Bronze-Robotern zu tun, die alle bewaffnet sind", erwiderte Percip. „Ihre Organisation, die CIA, hat unsere MAS Magnet-Smash-Vorräte inzwischen wieder aufgefüllt. Wir haben also wirksame Waffen gegen die Roboter zur Hand." „Der Pferdefuß bei dieser Geschichte liegt woanders", warf Ga-Venga sichtlich gelangweilt ein. „Na los doch", ermunterte Corda ihn. „Nun erzähl schon." „Was machen wir, wenn die Roboter den Schirm nicht öffnen und statt dessen einige Orathonen mit einem Raumschiff erscheinen, um Sie mitzunehmen?" Rex Corda biß sich auf die Lippen. „Das wird nicht geschehen." Ga-Venga kicherte. Er stieß einige dunkle, singende Laute aus und begab sich dann wieder an seinen Platz zurück. „Ich möchte auch gar nicht an diese Möglichkeit denken, Sir", lächelte er, „Aber wir sollten sie nicht ganz über-
sehen, nur weil sie so ziemlich das Unglücklichste ist, was uns passieren könnte." Die Tür ging auf. Ein CIA-Agent sah herein. „Sir, es ist alles fertig. Sie können aufbrechen", meldete er, „Also gut. Wir starten", nickte Rex Corda. Er warf Percip einen kurzen Blick zu. Der Mann von Lithalon wich seinem Blick jedoch aus. Percip machte einen ungewöhnlich ernsten Eindruck. Für einen Augenblick glaubte Rex Corda sogar, so etwas wie Betroffenheit in den Zügen des Laktonen zu lesen. Ihm wurde unbehaglich. Ein unangenehmes Druckgefühl im Magen stellte sich ein. Er suchte seine Zigaretten und zündete sich eine an, dann ging er mit entschlossenen, harten Schritten aus dem Raum. * Bekoval stieß einen Freudenruf aus, als er es geschafft hatte. Die Raketenrampen waren so gerichtet, daß die schweren Geschosse in die richtige Bahn gelenkt wurden. Doch dann, als der Laktone gerade den Zündimpuls geben wollte, geschah es. Aus dem dunklen Nichts raste das glühende Wrack eines zertrümmerten Orathonen-Kreuzers heran. Bekoval sah es im letzten Augenblick. Er wirbelte herum, so schnell es die Schwerelosigkeit zuließ, und stieß sich energisch ab. Er glitt quer durch den Raketenstand und landete zwischen den armdicken Rohren eines Gasleitsystems, das im Nebenraum unter der Decke entlangführte. Er klammerte sich an die Rohre und stieß sich nochmals ab. Diesmal flog er durch ein offenes Schott hinaus auf einen Verbindungsgang. Er klammerte sich verzweifelt an einen Haftrahmen.
In diesem Augenblick wühlte sich das glühende Wrack mit dem halbzerbrochenen Verbindungsarm der Hantel in die Flanke des laktonischen Schiffes. Bekoval fühlte die fürchterliche Erschütterung, hörte jedoch nichts. Doch das Metall zeigte erschreckendes Leben. Es zitterte, wand und bog sich unter seinen Händen. Bekoval fluchte lange und ausgiebig. Alle bisherige Arbeit war umsonst. Die Raketen mußten erneut gerichtet werden. Die Eigenbewegungen des Wracks mußten abermals errechnet werden und auf die Bewegungen der Erde und die veränderte Entfernung zu dem Planeten abgestimmt werden. Der ideale Schußpunkt glitt höhnisch vorüber. Bekoval packte ein schwebendes Rohr und schleuderte es wütend in den Raum hinaus. Er mußte feststellen, daß von den acht Geschütztürmen nur noch fünf zu gebrauchen waren. Mit etwas Glück konnte er immer noch sechzehn Raketen abschießen. Fatlo Bekoval war fest entschlossen, dem Glück ein wenig nachzuhelfen. Er kämpfte wie ein Besessener mit den zahllosen Schwierigkeiten und mit der Zeit, die ihm plötzlich davoneilen wollte. * Das Fabrikschiff lag drei Kilometer vor Salida, an den Hängen des Pikes Peak. Es sah genauso aus, wie die Agenten es beschrieben hatten. Es glich einer mächtigen, schwerfälligen Walze. Die klobigen Antriebsaggregate saßen an den beiden Enden der Walze. Rex Corda setzte das Fernglas, durch das er das Fabrikschiff beobachtet hatte, langsam ab. Die plumpe Walze lag unter einem
grün schimmernden Energiefeld. Es sah nicht danach aus, als ob es irgendeine Möglichkeit gäbe, diesen Schirm mit den Mitteln, die ihnen zur Verfügung standen, zu brechen. „Es ist genauso, wie ich es mir vorgestellt habe", versetzte Rex Corda sehr grimmig. „Es gibt nur die eine Möglichkeit." Percip schwieg. Ga-Venga spielte betont gleichgültig mit einem MagnetSmash. „Also schön", sagte Corda. Er zog das Mikrophon des Gleiters zu sich heran und gab das Codewort durch, das die anderen Mitglieder des Stoßtrupps veranlaßte, zu seinem Gleiter zu kommen. Es dauerte nur wenige Minuten, bis alle bei ihm versammelt waren. Die immer wieder aufblitzenden Explosionen im All erhellten die Nacht. Immer häufiger stürzten die Trümmer abgeschossener Raumschiffe auf die Erde. Sie glühten sonnenhell auf, wenn sie durch die Atmosphäre rasten. Nadelfeine Lichtstreifen zuckten quer über den nächtlichen Himmel. Immer wieder. In allen Farben. Es waren die Energiestrahlen, die die beiden kämpfenden Parteien aufeinander schleuderten. Nur zu oft endeten sie in plötzlich aufflammenden Sonnen, wenn sie die Prallschirme der Raumgiganten durchbrechen konnten und die feindlichen Schiffe in gigantischen Explosionen zerfetzten. Keiner der Männer hatte einen Blick dafür. Auch Ga-Venga und Percip sahen nicht zum Himmel hinauf. Sie alle konzentrierten sich nur auf die eine Aufgabe — auf die Eroberung des Fabrikschiffes. Rex Corda umriß seinen Plan nochmals. Er sprach in kurzen, knappen Sätzen, die sich den Männern ins Gedächtnis einbrannten. „Das einzige geltende Signal ist der
Zusammenbruch des Energiefeldes", schloß er seine Ausführungen. „Es ist deutlich genug. Der Prallschirm leuchtet sehr hell. Wenn er erlischt, fliegen Sie sofort die Schleuse an, durch die ich ins Schiff gebracht wurde. Sie stürmen das Schiff und folgen mir in die Zentrale. Dort treffen wir uns. Alles klar?" „Wollen Sie wirklich keine Waffen mitnehmen, Sir?" fragte einer der Agenten. Corda schüttelte den Kopf. „Es wäre aussichtslos", sagte er. „Percip hat erklärt, daß elektronische Spione mich beim Betreten des Schiffes genauestens untersuchen werden. Sie würden jede Waffe entdecken und mich auf der Stelle töten. Nein — ich muß so einen Weg finden, meine Bewacher zu überwinden." Er zündete sich eine Zigarette an und inhalierte tief. „Sie gehen jetzt mit Ihren Gleitern so dicht wie möglich an das Schiff heran, wobei Sie in Deckung bleiben. Sie müssen das Schiff in Sekundenschnelle erreichen können, wenn es soweit ist. Wenn Sie es geschafft haben, nehmen Sie keine Rücksicht auf irgend etwas oder irgend jemanden. Auch nicht auf mich. Sie wissen, warum." Er warf seine Zigarette weg, und ein jungenhaftes Lächeln glitt über seine Züge. Die kristallklaren Augen leuchteten zuversichtlich auf. „Wir sehen uns bald wieder. Bis dahin, meine Herren! Lassen Sie mich nicht zu lange warten." Er stieg in den Sonnengleiter, winkte den Männern zu und startete. Kurz nach dem Start begann er mit den Vorbereitungen. Er zerriß seine Jacke an der Schulter und den Armen und beschmierte sein Gesicht mit bereitstehender Farbe. Schließlich brachte er sich mit einem Messer eine kleine, aber stark blutende Wunde an der Wange bei.
Dann ließ er den Gleiter aus der Dekkung kommen. Das Fahrzeug flog über einen flachen Bergrücken. Rex Corda stoppte es sofort und ließ es auf der Stelle schweben, um eventuellen Beobachtern den Eindruck großer Überraschung zu vermitteln. Dann erst flog er langsam weiter. Er näherte sich dem Raumschiff der Featherheads in zögernder Fahrt. Er glaubte, daß jetzt alles bei ihm lag. Er mußte annehmen, daß Bekoval bei dem beobachteten Zusammenprall mit dem abstürzenden Hantelraumer getötet wurde. Die Beobachtungsstation im NORAD hatte nicht das geringste Anzeichen dafür finden können, daß Bekoval noch lebte. Rex Corda rechnete nicht mehr mit einer Hilfe von dieser Seite, als er auf die häßliche Walze zuflog, die gefräßig an den Hängen des Berges lag und dem Erdinneren seine Schätze entriß. Er hoffte, daß die Orathonen nicht einfach auf ihn schießen würden, um das Problem aus der Welt zu schaffen. Er hoffte, daß es zumindest zu einer Verhandlung kommen würde. Aber niemand konnte das jetzt schon wissen. * Bekoval kämpfte verbissen und zäh. Er ließ sich nicht entmutigen. Es war ihm gelungen, alle Vorbereitungen, die er schon einmal getroffen hatte, zu wiederholen. Die Geschütztürme des Wracks waren einsatzfähig — aber es schien unmöglich, die Schlingerbewegungen des Wracks aufzuheben. Solange der zerstörte Laktonenkreuzer so taumelte, war es unmöglich, die Raketen gezielt auf die TransmitterStationen auf der Erde abzuschießen. Bekoval begann jetzt eine Idee zu verwirklichen, über die er schallend gelacht hatte, als sie ihm gekommen war.
Doch je länger er darüber nachgedacht hatte, desto sympathischer wurde sie ihm. Er schleppte alle Handfeuerwaffen, die er in dem Wrack auftreiben konnte, aus den Trümmern heraus und begann jetzt, sie vorsichtig in das Metall einzuschmelzen. Es dauerte sehr lange, weil er überaus vorsichtig zu Werke gehen mußte, wenn er sich bei dieser Arbeit nicht selbst in die Luft sprengen wollte. Die Energiekammern der Strahler durften nicht zu stark erhitzt werden. So schmolz der Laktone das Panzerglaskleid des Wracks nur leicht an und drückte, während das Metall rasch erkaltete, die Griffe der schweren Strahler in die glühende Panzerglaswandung. Die Waffe blieb darin haften. Bekoval kroch über die Haut des Wracks und befestigte eine Waffe nach der anderen. Anschließend zog er einen geschmeidigen Draht von einem Strahler zum anderen, wobei er ihn so befestigte, daß er die Waffe auslösen mußte, wenn er daran zog. Der Laktone war völlig erschöpft, als er an den beiden Enden des Wracks jeweils sieben schwere Strahler angeschweißt hatte. Bekoval stieß einen triumphierenden Schrei aus. Er hatte seinen Kampf gewonnen. Trotz aller Tücken und obwohl ihm keine ausgewogene Technik dabei geholfen hatte. Er riß die Hebel herunter und lauschte der Erschütterung nach, die durch das Wrack tobte. Er stieß sich ab, schwebte durch einen breiten Spalt ins All hinaus und starrte in Richtung Erde. Sieben Raketen jagten mit flammenden Heckdüsen auf den Planeten zu. Das war alles, was Bekoval aufbieten konnte. Weitere Schüsse konnte er jetzt nicht mehr abfeuern. Das wußte er sehr genau. Jetzt mußten die Featherheads
aufmerksam geworden sein. Bekoval interessierte sich jetzt nur noch für den Mond. Er schnellte sich in den endlosen Abgrund hinaus. Er trieb vom Wrack fort, wobei er den Mond ansteuerte. Er gab einige sehr kurze Schüsse aus den beiden Korrekturstrahlern ab, um seinen Sturz zu beschleunigen, und hoffte, daß die Lichtblitze nicht auffielen. Während er auf den Mond zu fiel, glaubte er zwei Diskusraumer zu erkennen, die bei dem nunmehr verlassenen Wrack auftauchten. Er lachte leise. * Der kleine Bildschirm erhellte sich. Rex Corda richtete sich unwillkürlich auf und stemmte sich mit dem Rücken fester in die Polster seines Sitzes. Jetzt mußte sich alles entscheiden. Das Gesicht eines Bronze-Roboters erschien auf dem kleinen Bildschirm. Der Roboter sah ihn nicht an. sondern sprach zur Seite. „Kehren Sie sofort um. Sie befinden sich in einem Sperrgebiet", forderte die kalte Stimme. Corda öffnete den Mund zu einer Entgegnung, mit der er den Roboter provozieren wollte, doch da sah dieser ihn schon an. „Befehl widerrufen“, bellte der Roboter. Das metallene Gesicht kam in Bewegung. Es bekam einen echten Ausdruck. Corda wußte, daß er elektronisch gesteuert war und keineswegs wirklichen Gefühlen entsprang. Er ließ sich nicht beeindrucken. „Stoppen Sie Ihre Fahrt unverzüglich, und verlassen Sie Ihren Gleiter. Kommen Sie zum Schiff. Lassen Sie alle Waffen zurück." Das Robotgesicht verzog sich. Die metallenen Lippen formten ein verblüffend herzlich aussehendes
Lächeln, das jedoch nicht über die Drohung hinwegtäuschen konnte. Corda bewegte sich nicht. „AC 17 ausrichten", befahl der Roboter. Rex Corda beobachtete, daß sich ein breites Schott im Mittelteil der Walze öffnete. Das schenkeldicke Rohr eines Energieprojektors schob sich flimmernd heraus. „Ich komme", rief Corda hastig. „Länger hätten Sie es sich auch wirklich nicht überlegen dürfen", lächelte der Bronze-Roboter. Rex Corda stellte die Motoren des Sonnengleiters ab, stieß die Tür auf und glitt hinaus. Das leuchtende Energiefeld leuchtete den Raum, den Corda durchschreiten mußte, hell aus. Er warf seine Zigarette weg, blieb stehen und steckte sich eine neue an. Dabei fühlte er den kühlen Druck des plastischen Polsters, das Percip dicht über seinem Bauch angebracht hatte. In diesem hautfarbenen Plastikkissen befand sich eine Handvoll E-Leiter-Paste, jene Masse, mit der Percip die elektronische Steuerung eines verschlossenen Diskusschotts getäuscht hatte. Es war die einzige Waffe, die Corda bei sich trug. Und er hoffte, daß die elektronischen Geräte, die ihn gleich durchleuchten würden, diese Masse nicht erfassen würden. Mit schleppenden Schritten ging er auf das Schiff zu, das unbeeindruckt weiterarbeitete. Die Energiekanone folgte ihm. Schußbereit leuchteten die Abstrahlfelder. Corda sah sich nicht um. Er hatte auch keine Augen für das Schiff. Er richtete seine Blicke vor sich auf den Boden und spielte den niedergeschlagenen, besiegten Mann. Für die Besatzung des Raumschiffes mußte es ganz echt aussehen. Sie mußten annehmen, daß er wirklich nur zufällig
in den Bereich ihrer Beobachtungsinstrumente geraten war. Fünf Meter vor dem leuchtenden Energieschirm blieb Rex Corda stehen. Er verzog das Gesicht und warf die Zigarette mit müder Gebärde fort. Sehr langsam hob er den Kopf, als er die Robotbeine sah, die in sein Blickfeld stampften. Wenige Meter von ihm entfernt stand ein Bronze-Roboter. Er trug einen Energiestrahler in der rechten Hand. Er zielte damit auf den Bauch von Corda. Plötzlich entstand ein breiter Riß im Prallschirm. Es war einfach ein Bezirk, in dem es nicht flimmerte und strahlte. Corda konnte den Roboter ungestört mustern. Jetzt bemerkte er, daß der Roboter sich durch ein eigenes Energiefeld schützte. Solange das so blieb, gab es keine Möglichkeit, ihn anzugreifen. Der Metallene streckte die Hand aus. „Kommen Sie, Mr. Corda. Sie werden erwartet." Corda wischte sich wieder über das Gesicht. Wie ein resignierender Mann hob er die Achseln und durchschritt die Lücke im Prallschirm. Hinter ihm schloß sich das Energiefeld. Rex Corda befand sich in der Hand der Orathonen. * Percip sah den Senator hinter dem Energieschirm verschwinden. Er glitt den kleinen Hang geschmeidig hinunter und winkte den Agenten, die neben ihren Gleitern standen. Ga-Venga kam langsam zu Percip. Er lächelte dünn. „Es mußte Corda sein, der das tat", sagte er in einem Ton, der den Vorwurf unüberhörbar machte. „Mein ständig witzelnder Freund macht sich plötzlich Sorgen?" wunderte
sich der Agent. „Was ist in dich gefahren?" „Es mißfällt mir einfach. Weiter doch nichts", antwortete der Kynother unzufrieden. Seine Finger fuhren der Linie nach, die seine bis ans Kinn herabziehenden Augenbrauen bildeten. „Wir hätten Corda nicht gehen lassen sollen." „Es wäre mir lieb, wenn du von jetzt ab schweigst, Ga-Venga. Es ist schon aufreibend, dich als Humoristen zu erleben, als Pessimist bist du unerträglich." Percip schnippte lässig mit den Fingern und ging an dem Kynother vorbei. Ga-Venga schüttelte sich, bohrte die kleinen Fäuste tief in seine Hosentaschen und stakte steifbeinig hinter dem Laktonen her. „Es hat geklappt", sagte Percip zu den CIA-Agenten. „Jetzt müssen wir warten. Wir gehen auf Startposition. Jede Truppe muß wirklich blitzschnell zustoßen können. Es ist durchaus möglich, daß Corda den Prallschirm nur für wenige Augenblicke öffnen kann. Diese müssen ausreichen." Percip lächelte aufmunternd. „Und verlieren Sie nicht die Geduld. Es kann sehr lange dauern, bis Corda soweit ist.“ Ga-Venga murmelte vor sich hin. Seine Stimme blieb leise, aber sie hob sich immer mehr, bis sein Selbstgespräch in einen eigentümlichen exotischen Gesang überging. Der kleine Kynother wandte sich um und stieg den kleinen Hang hinauf, um das Walzenschiff von der gleichen Stelle aus zu beobachten, von der auch der Laktone die Vorgänge verfolgt hatte. Die letzten zwei Meter kroch GaVenga auf dem Bauch, weil er sich vor dem Schiff verstecken mußte. Kaum hatte er den Aussichtspunkt erreicht, eine kleine Mulde mit dürren Büschen, schrie er erschreckt auf. Percip hörte den Schrei. Er ver-
stummte sofort. Erschreckt sah er zu Ga-Venga hinauf. Der Zwerg kugelte die Schräge hinunter. Er schlug mit den Armen um sich, um seinen Fall zu bremsen, aber es gelang ihm nicht. Genau vor den Füßen des Mannes von Lithalon blieb er schließlich liegen. Percip bückte sich, packte Ga-Venga am Kragen und hob ihn hoch. „Was ist los, Kleiner, eh?" „Roboter. Sie suchen das Gelände ab", stammelte Ga-Venga. „Mindestens zwanzig Roboter Sie kommen hierher. Sie sind sehr schnell. Wir müssen weg." Percip erschrak. Er rief den Agenten hastige Befehle zu. Sie stürzten in die Gleiter. „He, laß mich los", keuchte Ga-Venga, der noch immer am Arm des laktonischen Riesen hing. Percip ließ ihn einfach fallen. Der Kynother kugelte abermals über den Boden. Er schimpfte wütend, kam hoch und sprang in den Gleiter Percips. Er setzte sich hinter das Steuer und startete die Maschinen. Percip eilte zu dem Aussichtspunkt zurück. Er warf einen Blick in die Mulde, an deren Hang die Walze lag. Das Blut gefror ihm in den Adern. Fünf Roboter liefen mit wirbelnden Beinen genau auf ihr Versteck zu. Sie würden in wenigstens zwei Minuten dort sein. Es durfte nicht sein. Die Roboter durften sie nicht entdekken. Rex Corda wäre dann rettungslos verloren gewesen. Percip warf sich herum. Mit wilden Sätzen hetzte er zum Gleiter hinüber. Die anderen Gleiter mit den CIA-Agenten verschwanden bereits in den Felsspalten. „Los, Tempo", keuchte der Agent, als er sich in den Gleiter schnellte. Es war überflüssig. Ga-Venga beschleunigte so hart, daß Percip über die Sitze geschleudert wurde. „Gibt es etwas Besonderes, Lakto-
ne?" kicherte der zwergenhafte Kynother. „Oder weshalb tobst du hier herum?" Percip warf einen Blick zurück. Noch war kein Roboter zu sehen. Ga-Venga hatte noch zwanzig Meter bis zur nächsten Felskante zurückzulegen, hinter der sie sich verbergen konnten. Percip glaubte nicht daran, daß sie es schaffen würden. In diesem Augenblick ging im Süden eine Atom-Sonne auf. Percip hielt den Atem an. Wie von Sinnen starrte er auf den grellen Blitz. Doch dann schlug er die Hand vor die Augen, um nicht geblendet zu werden, als zwei weitere Sonnen im Süden aufgingen. Jetzt erschien ein Roboter auf der Kuppe der zerklüfteten Felsen. Hatte er sie entdeckt? Percip sah, daß der Roboter seine Aufmerksamkeit nach Süden richtete, dorthin, wo einer der transportablen Super-Transmitter stehen mußte. Percip begriff. Er stieß einen gellenden Schrei aus. „Bekoval", schrie er. „Das ist Bekovals Werk." Ga-Venga zuckte wie unter einem körperlichen Schlag zusammen. In diesem Augenblick drehte sich der Bronze-Roboter um. * Rex Corda ballte die Fäuste in hilfloser Wut, als er die zwanzig Roboter sah, die an ihm vorbeistürmten, durch den Prallschirm brachen und dann im Gelände ausschwärmten. Corda erfaßte, was das zu bedeuten hatte. Er hoffte nur, daß seine Freunde aufmerksam genug waren. „Gehen Sie in die Schleuse", befahl der Roboter, der ihn in Empfang genommen hatte.
Corda schob die Hände in die Hosentaschen und ging mit müde schleifenden Schritten in die Schleuse. „Stehenbleiben!" Die Schleuse schloß sich hinter ihm. Er stand allein mit dem Bronzenen in dem quadratischen Raum, dessen Seitenwände mit zahlreichen Instrumenten bedeckt waren. Die metallenen Hände fuhren über seinen Körper, tasteten ihn blitzschnell nach Waffen ab. Dann ging der Roboter um ihn herum, stellte sich rücklings an das innere Schleusentor und starrte ihn an. Die Linsen schienen aufzuglühen. Die Robotfinger glitten über einige Hebel an der Seitenwand. Corda fühlte nichts, aber er wußte, daß er jetzt von elektronischen Sensoren sehr genau durchsucht wurde. Es gelang ihm, nicht schneller als sonst zu atmen und alle Erregung zu unterdrücken. „Was gibt es denn noch, Robot?" fragte er mit belegter Stimme. ..Worauf wartest du?" Der Bronzene antwortete nicht. Er lächelte nur etwas. Seine bronzenen Hände stützten sich auf die schmalen Hüften. Der Roboter trug ein braunes hautenges Trikot, durch das alle Bewegungen des Metalls wie die von Muskeln erkennbar wurden. Endlose Sekunden verstrichen. Wieder glitten die Metallfinger über die Instrumente. Der Roboter zeigte keine Reaktion. Hatte die Elektronik das Plastikpolster mit der E-Leiter-Paste entdeckt? Plötzlich flog das innere Schott auf. Corda zuckte zusammen, doch nichts geschah. Der Roboter gab ihm einen befehlenden Wink. Die erste Hürde war genommen. Er wurde als waffenloser Gefangener in das Schiffsinnere geführt. Rex Corda schritt an dem Bronzenen vorbei und blieb hinter dem Schleusen-
tor stehen. Er versuchte gar nicht erst. etwas gegen den Roboter zu unternehmen, weil er wußte, wie sinnlos das war. Der Roboter schützte sich mit einem undurchdringlichen Prallfeld vor Angriffen. Wieder ein Wink. Corda gehorchte. Er ging den Gang entlang. Seine Augen glitten über die zahlreichen Schriften und Anzeigen an den Wänden, die ihm unverständlich blieben, da sie in der Sprache der Orathonen angebracht waren. Zu seiner Linken öffnete sich eine Tür. Der Roboter gab ihm überraschend einen Stoß in den Rücken. Rex Corda warf die Arme hoch, um Halt an der Tür zu finden. Zu spät. Er flog in die enge Kabine und stürzte auf den Boden. Er sprang sofort wieder hoch, aber die Tür hatte sich schon hinter ihm geschlossen. Rex atmete tief durch. Er sah sich in dem Verlies um, um sich zu orientieren. Der Tür gegenüber erhob sich eine milchige, halb durchsichtige Wand aus einem wabenförmigen Plastikmaterial. Corda versuchte, es mit einem Türschlüssel, den er in der Tasche trug, anzukratzen. Es ging nicht. Das Material war zu hart. Hinter der Wand war Licht. Corda erkannte darin die schattenhaften Umrisse zweier Gestalten. Links von der Tür erhob sich ein Regal, das über die ganze Wand lief. Die Borde standen voller blanker Kassetten. Rex Corda wollte eine herausnehmen, um sie sich anzusehen. Doch das ging nicht. Eine unsichtbare Wand aus Energie erhob sich vor dem Regal und verschloß deren Inhalt vor seinem Zugriff. Die Wand rechts neben der Tür bestand aus armdicken Rohren und Kabeln, die aus dem Boden wuchsen und
in der Decke verschwanden. Sie schmiegten sich so dicht aneinander, daß Corda nicht ein Stückchen Papier hätte dazwischenschieben können. Rex Corda ließ seine Blicke bis zur Decke hochwandern. Er biß sich auf die Lippen. Genau in der Mitte der Decke glänzte das Objektiv einer Kamera. Mit ihrer Hilfe konnten die Orathonen oder die Bronze-Roboter den Raum bis in den kleinsten Winkel hinein beobachten. Rex Corda verzog das Gesicht. E!r nahm seine Schlüssel, packte sie fest und sprang. Er schlug nach der Linse. „Unterlassen Sie das, Corda", rief eine Roboterstimme. Rex Corda lachte schrill und hysterisch wie ein völlig verzweifelter Mann. Er sprang abermals. Diesmal hatte er Glück. Das Objektiv zerschellte in unzählige Splitter. Zufrieden mit dieser Leistung grinste Corda. Er entwickelte eine fieberhafte Eile. Er riß sich das Plastikkissen vom Bauch und biß es an einer Ecke auf. Die scharf riechende Paste quoll heraus. Corda drückte die Öffnung neben den Kabeln an die Wand und zog einen dünnen Strich mit der E-Leiter-Paste zur Tür hin. Danach zog er einen zweiten Strich von der gleichen Stelle ausgehend über die niedrige Tür hinweg bis zu dem Punkt, der dem Ende des ersten Pastenstreifens gegenüberlag. Er begann jetzt an diesen beiden Punkten ein kompliziertes Muster mit der Paste an die Wand zu spritzen. Er arbeitete unter höchster Konzentration, wobei er sich ganz genau an die Anweisungen hielt, die Percip ihm erteilt hatte. Es dauerte nur dreißig Sekunden, bis er zwei Muster zu beiden Seiten der Tür aufgezeichnet hatte, die sich bis auf einige geringe Abweichungen völlig
glichen. Jetzt nahm er seine Schlüssel, die er schon benutzt hatte, um das Objektiv der Beobachtungskamera zu zerstören, umwickelte die Schlüssel sorgfältig mit dem isolierenden Plastikmaterial der Hülle, das wie echtes Leder aussah, und hieb mit aller Kraft auf die Kabel ein. Blaue Blitze verbrannten seine Fingerkuppen. Corda merkte es kaum. Er zog die Verbindungen mit der E-Leiter-Paste zu den Stellen, an denen er die Isolierung der Kabel durchgeschlagen hatte. Das Muster, das Corda gezeichnet hatte, glühte für wenige Sekunden strahlend hell in einem unheimlichen blauen Licht auf, das sofort wieder erlosch. Jetzt sahen die Striche, die Corda an der Wand gezogen hatte, so harmlos aus wie zuvor. Doch zwischen den Türpfosten bestand ein hochenergetisches Feld. Der Senator verschloß das halb entleerte Plastikkissen und drückte es sich gegen den Körper. Es saugte sich sofort fest. Die Tür sprang auf. Corda starrte in die drohenden Linsen eines Roboters. Die Handfeuerwaffe des Bronzenen fuhr hoch. Rex Corda warf sich blitzschnell zur Seite. Der Energiestrahl fuhr hautnah an ihm vorbei. Er riß ein kopfgroßes Loch in die halbtransparente Rückwand des Raumes. Rex Corda rollte sich geschickt in die Ecke des Raumes, die der Roboter nicht einsehen konnte. Sein Atem flog ihm heiß über die Lippen. Er hatte nicht damit gerechnet, daß der Roboter schießen würde. Aber jetzt gaben die Orathonen keinen Pardon mehr. Sie gingen kein Risiko mehr ein. Rex Corda suchte verzweifelt nach
einer Möglichkeit, aus dieser Situation herauszukommen. Er fand keine, weil es keine gab. Die Waffenhand des Roboters schob sich durch die Tür in den Raum hinein. Corda biß sich stöhnend auf die Lippen. Wenn der Roboter schoß, ohne selbst in den Raum zu kommen, dann war es vorbei. Das komplizierte Energiefeld griff nur das elektronische Hirn des Bronze-Roboters an, nicht aber die anderen Körperteile. Der Strahler schwenkte zu ihm herum. Die Hand zielte genau auf seine Brust. Rex Corda schluckte hart, als er sah, wie der Zeigefinger der Robothand sich um den Auslöser der Waffe krümmte. * Der Roboter war nicht schnell genug. Ga-Venga brachte den Sonnengleiter hinter die Felsen, bevor der Bronzene ihn entdeckte. Percip richtete sich schwitzend auf. Ga-Venga setzte alles auf eine Karte. Er hielt den Gleiter äußerst niedrig, so tief, daß er oft nur um Zentimeter über die scharfen Felsspitzen hinwegraste. Der Kynother wollte nicht gesehen werden. Deshalb trieb er das Fahrzeug rücksichtslos voran. Bis zur nächsten Felsecke waren nur fünfzig Meter zurückzulegen. Sie schafften diese Strecke schnell. Percip, der genau darauf achtete, sah, wie der Schatten des Roboters über die Felsen fiel, doch der Bronzene selbst tauchte nicht auf. Sie waren in Sicherheit. Percip ließ den Gleiter noch einen Kilometer weiterfliegen, dann befahl er Ga-Venga, ihn zu landen. Der Kynother setzte das Fahrzeug ab. „Und jetzt?" fragte er. „Jetzt gehen wir auf Robot-Jagd",
sagte Percip. Er hob einen Magnet-Smash hoch, eine laktonische Spezialwaffe zum Kampf gegen orathonische Roboter. „Wir haben nur zwei davon", gab GaVenga zu bedenken. „Das genügt. Einen für dich, einen für mich." Ga-Venga zuckte die Achseln. Er nahm den zweiten Magnet-Smash und überprüfte die Kammer. Siebzehn winzige Pfeile lagen darin. Sie wurden auf die Roboter abgeschossen. Beim Aufprall auf die Metallhaut zerstörten sie die Elektronik. Diese Waffe war sogar dann noch erfolgreich, wenn die Roboter sich mit einem Prallschirm schützten, sofern dieser nicht zu stark war. Das kam jedoch nur selten vor, da der Energiebedarf in Grenzen gehalten werden mußte, wenn man die Roboter nicht zu schwer bauen wollte. Nur Spezial- und Kampfroboter mit ihren im Kopf eingebauten Strahlern waren mit so starken Prallfeldern ausgestattet, daß sie unangreifbar wurden. Trotz der Magnet-Smashs blieb die Jagd auf die Roboter voller Gefahren. Die Jäger waren den Robotern durch bedeutend langsamere Reaktion weit unterlegen. Ga-Venga klopfte gegen den Sonnengleiter und folgte erst dann dem laktonischen Agenten auf seinem Weg zurück zum Fabrikationsschiff. „Tempo, Kleiner. Wir müssen uns beeilen", rief Percip. Ga-Venga gab keine Antwort. Er wußte selbst, daß es auf jede Sekunde ankam. Er lief Percip sogar voran. Nachdem sie einen Kilometer gelaufen waren, hieß Percip seinen kleinen Begleiter, langsamer zu laufen. „Noch nicht", keuchte Ga-Venga. „Soweit kann der Roboter noch nicht sein." Percip blieb stehen, um Luft zu holen.
Ga-Venga sprang um eine Felskante in der jetzt breiter werdenden Schlucht herum. Er lief dem Roboter genau ins Prallfeld. Es schleuderte ihn zurück und wirbelte ihn über den rauhen Fels. Atemlos blieb Ga-Venga liegen. Ein Strahler richtete sich gedankenschnell auf ihn. Ga-Venga schrie auf. Er wußte, daß ihn keine noch so schnelle Reaktion jetzt noch retten konnte. Doch da zischte der Magnet-Smash Percips auf. Die winzige Nadel knallte durch das Prallfeld und bohrte sich in den Metallpanzer des Bronzenen. Es kam zu dem erwarteten Zusammenbruch der komplizierten Elektronik. Der metallische Kopf zerbarst in einem blau-roten Funkenregen. Ga-Venga sprang auf und wischte sich mit dem Ärmel über das heiße Gesicht „Deine Reaktionen sind zwar sehr schlecht, Percip", keifte er erregt, „aber treffen kannst du immer noch. Schieß das nächste Mal schneller." Percip grinste behaglich. Er trat an den zusammengebrochenen Roboter heran und stieß ihn mit dem Fuß an. „Das nächste Mal werde ich überhaupt nicht schießen, sondern deine Reaktion abwarten, Giftzwerg." Ga-Venga schnaufte empört. Er ging an dem Laktonen vorbei, um die Jagd fortzusetzen. „Feine Jagd, das", schimpfte er. Percip packte seinen Arm und zog den Kynother blitzschnell in Deckung. Bevor der Dolmetscher sich abermals aufregen konnte, wies Percip auf die drei Roboter, die im Laufschritt durch die Schlucht herankamen. Noch konnten sie den zerstörten Roboter nicht ausmachen, da dieser hinter mehreren großen Steinen lag, die ihn vor den Linsen der nahenden Bronze-nt-
n verbargen. „Das ist schon besser", nickte GaVenga. Er stellte sich sorgfältig auf und richtete den Magnet-Smash. „Ich erledige zwei", kündigte er an. „Ich hoffe, es glingt dir, Laktone, den dritten abzuschießen." Percip lächelte nicht. Er konzentrierte sich ganz auf den bevorstehenden Kampf. Die Roboter mußten so schnell ausgeschaltet werden, daß sie keinen Funkruf mehr absenden konnten. * Rex Corda ließ sich lautlos fallen. Der Roboter schoß abermals. Und wieder fauchte der mörderische Glutstrahl an ihm vorbei. Er schlug lärmend in das Prallfeld vor dem Regal. Die Hitze schlug zurück. Corda fühlte, daß seine Kleider im Rücken Feuer fingen. Er wälzte sich auf den Rücken und erstickte die Flammen, bevor sie sich ausbreiten konnten. Er schlug mit beiden Fäusten gleichzeitig auf den Boden und zog die Füße dann laut scharrend zur Seite. Danach hielt er den Atem an und blieb still. Der Roboter durchschritt das Energiefeld. Corda sah, wie sich das Metall verfärbte. Es wurde plötzlich rot. Das Gesicht des Roboters erstarrte. Die Arme fuhren ruckartig hoch, vollführten jedoch keine sinnvolle Handlung. Dann krachte der Roboter zusammen. Er drehte sich langsam um sich selbst und fiel dann weit in den Raum hinein. Rex Corda stürzte sich sofort auf ihn und entriß ihm die schwere Strahlwaffe. Er sprang über den Roboter hinweg, zerschlug das erstarrte Pastenmuster neben der Tür und verließ sein Gefängnis. Der Gang lag ruhig und verlassen vor
ihm. Corda atmete auf. Er schloß die Tür und machte sich auf den Weg zur Zentrale. Ständig sah er sich um, aber es gab keinen Roboter, der sich ihm in den Weg stellte. Ungesehen erreichte er den vorderen Gravo-Schacht. Er sah hinein, bevor er in das tragende Feld stieg. Auch hier war kein Roboter zu sehen. Sanft trug ihn das Feld nach oben. Corda zählte die Stockwerke, wobei er sich auf das konzentrierte, was Percip ihm über diesen Raumschiffstyp gesagt hatte. Als er sich dem fünften Abschnitt näherte, sah er den Roboter, der an der Schachtöffnung vorbeiging. Corda zögerte keine Sekunde. Er verließ den Schacht. Lautlos setzten seine Füße auf dem Boden auf. Der Roboter entfernte sich schnell. Er wandte ihm den Rücken zu. Rex Corda konnte nichts von einem schützenden Prallfeld entdecken. Er hob den Energiestrahler, zielte — und dann schoß er. Der Roboter erstarrte mitten in der Bewegung, dann fuhr er herum und brach zusammen. Die Glut des Strahlers fetzte ihm die wichtigsten elektronischen Einrichtungen, die im oberen Teil des Rumpfes untergebracht waren, hinweg. Eine glutheiße Druckwelle fauchte durch den Gang. Corda sah sich hastig um. Es blieb alles ruhig. Der Gang war schmal. Zahlreiche Türen zweigten von ihm ab. Die Decke leuchtete aus sich heraus und erhellte den Gang. Rex Corda eilte zu dem zerstörten Roboter, schleifte ihn zur nächsten Tür und verharrte einen Augenblick. Irgendwo in der Nähe stampfte ein Roboter vorbei. Corda hörte seine schweren Schritte. Er preßte sein Ohr gegen die Tür. Er konnte keine Geräusche feststellen. Es
gab keine Klinke, sondern eine elektronische Entriegelung. Zwei grüne Knöpfe befanden sich in halber Höhe der Tür. Der Senator tippte mit den Fingerspitzen leicht dagegen. Die Tür öffnete sich sofort. Corda sah zwei vollgepackte Regalreihen, die blanke Metallkästen enthielten. Er schleifte das Roboterwrack in die Kammer, stieg darüber hinweg und schloß die Tür wieder. Auf dem Gang waren keine Spuren zurückgeblieben. Dies war ein Fabrikschiff, das ohne besonderen Luxus und ohne Bequemlichkeiten eingerichtet war. Hier gab es nur Metallböden ohne schallschluckenden Auflag. Das hatte den Vorteil, daß die winzigen Schleifspuren nicht auffielen, die Corda verursacht hatte. Er verschwendete keine weitere Sekunde. Er hastete weiter, die Waffe ständig schußbereit haltend. Er rechnete ständig damit, vom Alarmgeheul der Sirenen überfallen zu werden. Immer wieder glaubte er, die schweren Schritte eines nahenden Roboters zu hören. Wieder und wieder schien es so, als tauche unvermittelt ein Roboter vor ihm auf. Aber er täuschte sich immer wieder. Es gelang ihm, sein Ziel zu erreichen. Er öffnete die Tür und verschwand in dem Raum, in dem er für einige Zeit relativ sicher war. Es war ein Schaltraum, in dem sämtliche Kabelverbindungen, die von der Zentrale, von der Feuerleitzentrale, von den Laboratorien und von den Geschützkuppeln kamen, zusammenliefen. Rex Corda befand sich im Nervenzentrum des Walzenschiffes. Er nahm das Plastikkissen mit der ELeiter-Paste wieder hervor und bereitete alles vor. Dann machte er sich daran, die sorgfältig abgesicherten Schaltschränke zu öffnen. Er zerschmolz die elektronischen Sperren einfach mit dem
erbeuteten Strahler, den er auf minimale Energieabgabe justierte. Wenige Minuten später lagen die Schaltungen frei vor ihm. Kopfschüttelnd betrachtete der junge Senator das unglaubliche Kabelgewirr, das völlig unübersichtlich für ihn war. Er begann damit, bestimmte Bezirke der Schaltkästen, die Percip ihm angegeben hatte, sorgfältig mit der E-LeiterPaste auszufüllen. Er schaffte auch das in wenigen Minuten. Danach zog er dünne Verbindungen zu allen Zentren, die er gegossen hatte. Er löste kein einziges Kabel, um die Roboter nicht vorzeitig aufmerksam zu machen. Als er alle Vorbereitungen getroffen hatte, zerlegte er den Handstrahler, den er dem Roboter abgenommen hatte, in zwei Teile. Auch diese Arbeit hatte Percip ihm genau erklärt und an einem Strahler demonstriert, obwohl sie nicht gewußt hatten, ob es ihm gelingen würde, sich in den Besitz eines Strahlers zu bringen. Hätte Corda es nicht geschafft, hätte er einen anderen Weg wählen müssen, um den entscheidenden elektrischen Impuls geben zu können. Er hätte Kabelverbindungen trennen müssen. Jetzt löste er eine daumengroße Kammer aus dem Strahler und drückte sie vorsichtig in ein Pastenzentrum. Danach zog er den Nadeldraht aus der aufgebrochenen Waffe, wickelte ihn behutsam in ein kleines Plastikstückchen von dem Pastenkissen und drückte die Nadel dann kräftig in die dafür vorgesehene Öffnung der kleinen Kammer. Gleichzeitig sprang er zurück. Die großen Kabelkästen verwandelten sich blitzschnell in ein blaues Flammenmeer. Knatternd und krachend tobten die zuckenden blauen Stichflammen zwischen den Pastenzentren hin und her. Es dauerte nur einige Zehntelsekun-
den. Aber das genügte. Die Verbindungen brachen in sich zusammen, ohne daß es zu unkontrollierten Energieausbrüchen kam, wie es möglich gewesen wäre, wenn er einfach nur mit dem Strahler in die Kästen geschossen hätte. Rex Corda wußte, daß die Prallschirme jetzt nicht mehr bestanden. Percip konnte die CIA-Leute in das Schiff führen. Rex Corda ließ alles stehen und liegen, wie es war, und eilte zur Tür. Doch er brauchte sie nicht zu öffnen. Das tat ein anderer für ihn. Vor ihm stand ein untersetzter Orathone, der ihm mit verzerrtem Gesicht entgegenstarrte.
gelegen, den er ermittelt hatte. Bekoval lachte abermals auf. Das konnte dann nur bedeuten, daß er einige der Super-Stationen der Featherheads zerschlagen hatte. Die Chancen für Jakto Javan stiegen wieder. Bekoval warf sich herum, so daß er direkt auf den Mond sah. Sorgfältig begann er seinen Sturz abzubremsen. Er ging sehr sparsam mit der Energie um, die ihm zur Verfügung stand. Er wollte auf gar keinen Fall das Risiko eingehen, ohne Energien auf dem Mond zu landen. Ein Schuß mußte ihm immer noch bleiben. Eine Stunde nach der Explosion der Raketen auf der Erde setzte Bekoval seine Füße, auf den Erdtrabanten. Er landete im Mare Nubium.
* * Bekoval, der Laktone, stürzte in rasender Fahrt auf den Mond herab. Doch es störte ihn nicht, daß er so schnell flog. Er wußte, daß er seinen Sturz nach Belieben abstoppen konnte. Er beobachtete die Erde, die sich über ihm mit stoischer Ruhe um ihre Achse drehte. Der Laktone stieß einen Triumphschrei aus, als er die vier Atomexplosionen erkannte, die auf der nördlichen Halbkugel der Erde aufstiegen. Er konnte nicht erkennen, ob er mit seinem Raketenbeschuß wirklich Erfolg gehabt hatte. Aber er wußte, daß die Raketen die Erde erreicht hatten. Das bedeutete, daß es ihm gelungen war, die Sperrkette Orathons zu durchbrechen. Keiner von den Orathonen mochte damit gerechnet haben, daß aus so großer Erdnähe ein Angriff erfolgte. Das mochte seine Aktion begünstigt haben. Bekoval war ganz sicher, daß er die Geschütze richtig ausgerichtet hatte. Die Raketen hatten exakt auf dem Kurs
Ga-Venga zielte und schoß gedankenschnell. Die winzigen Geschosse aus dem MAS schmetterten in die Leiber der Bronze-Roboter und fällten sie. Wie der Kynother angekündigt hatte, traf er zwei Roboter, während der Laktone den dritten niederstreckte. Wenig später machten sie noch zwei weitere Roboter aus und schossen sie aus dem Hinterhalt ab. Irgendwo in der Ferne knatterte ein Maschinengewehr. Wie Percip später erfuhr, lagen dort drei CIA-Agenten mit zwei Robotern im Gefecht. Die Agenten konnten die Roboter nicht erledigen, aber sie lockten sie weiter und weiter von dem Fabrikschiff fort, um dann selbst mit dem Sonnengleiter so schnell zurückzukehren, daß die Roboter nicht schnell genug folgen konnten. Entscheidend für diesen guten Stand der Aktion war überhaupt, daß kein einziger Kampfroboter unter den Verteidigern der Walze, mit antigravitatorischen Mechanismen ausgerüstet, zur
Verfügung stand. So machte sich die größere Beweglichkeit der Agenten durch die Gleiter sehr stark bemerkbar. Ga-Venga und Percip stießen ganz in der Nähe des Fabrikschiffes auf einen Gleiter der CIA. Die Agenten winkten aufgeregt. „Percip! Das Prallfeld ist zusammengebrochen!" riefen sie. Der Laktone und der Kynother sprangen zu den Männern in den Gleiter. Percip zog das Mikrophon des Funksprechgerätes an die Lippen und gab das vereinbarte Kommando an alle durch. Drei Minuten später rasten vier Sonnengleiter mit Höchstfahrt auf die plumpe Walze zu. Die gleißenden Energiefinger zweier Robotwaffen schossen ihnen entgegen. Die Roboter trafen einen der Gleiter so schwer, daß dieser taumelnd über die Seite abkippte und stürzte. Doch niemand der Besatzung wurde ernsthaft verletzt. Bevor die beiden Roboter noch gefährlicher werden konnten, erledigte Ga-Venga sie mit dem Magnet-Smash, mit dem er durch das offene Fenster des Gleiters schoß. Der Agent am Steuer setzte den Gleiter direkt neben der Schleuse ab. Percip sprang heraus. Er schoß mit seinem Strahler — eine der zahlreichen in den Wracks gefundenen Waffen — auf die elektronische Steuerung der Schleuse. Das rot aufglutende Metall spritzte zischend zur Seite. Ga-Venga schleuderte das armdicke Drahtseil mit dem schweren Stahlhaken mit Hilfe zweier Agenten in die entstehende Öffnung. Der Sonnengleiter stieg auf und schoß mit scharfer Beschleunigung zurück. Das Seil straffte sich, es brummte wie eine Saite, dann flog das Schleusenschott donnernd auf. Die Männer sprangen hinein. In diesem Augenblick landeten auch die anderen Gleiter, und die Agenten
aus dem abgeschossenen stürmten heran. Sie alle drangen in das Schiff ein. „Wir müssen zuerst Corda rausschlagen", brüllte Percip, um die Männer an ihre vordringliche Aufgabe zu erinnern. Sie alle wußten, wo die Installationen waren, die Corda zerstört hatte. Sie wußten, daß sie in den fünften Sektor mußten. Und sie ahnten, daß der Senator dort jetzt in größten Schwierigkeiten steckte, da auch die Featherheads diesen Sektor zuerst nach ihm durchsuchen würden. Mit Percip und Ga-Venga an der Spitze stürzte sich die Gruppe in den Gravo-Schacht. Nur zwei Agenten blieben im unteren Sektor zurück, um den Weg abzusichern. Einer von ihnen trug den MAS Magnet-Smash von GaVenga bei sich, um Roboter abwehren zu können. * Rex Corda handelte mit kalter Entschlossenheit. Er sprang mit aller Kraft auf den Orathonen zu, schmetterte seine Waffe zur Seite und brachte ihn zum Sturz. Doch wie ein Dampfhammer fuhr die Faust des Featherhead von unten hoch. Sie traf Corda über dem Herzen, und sie schleuderte ihn quer über den Gang. Rex Corda versank in lähmende Dunkelheit. Nur ein verschwommener roter Fleck blieb, in dem er den Orathonen erkannte, der sich im Gang erhob und die Waffe auf ihn anlegte. Rex Corda fühlte das kleine Schlüsselbund in der Hand, das ihm schon so viele Dienste geleistet hatte. Mit einer verzweifelten Bewegung schleuderte er es in den verschwommenen roten Fleck. Das sich öffnende Bündel klatschte dem Gefiederten scharfkantig ins Gesicht und verletzte ihn am Auge. Er ließ die Waffe fallen und preßte die Hände vors Gesicht. Er taumelte.
Wenige Meter von ihm entfernt stemmte sich Rex Corda keuchend auf. Er wischte sich immer wieder über die Augen, um die Benommenheit zu verscheuchen. Dabei bemühte er sich, den Orathonen im Auge zu behalten. Ganz allmählich klärten sich seine Blikke. Aber auch der Orathone erholte sich. Er leckte sich die grünen Lippen und entblößte die scharfen Zähne. Er strich sich über die dichten, glänzenden Federn, die seinen Schädel eng bedeckten. Langsam bückte er sich nach seinem Strahler. Rex Corda sah, wie der Orathone die Justierschraube drehte. Er nutzte die winzige Chance, die sich ihm bot. Er stürmte los. Der Featherhead riß die Waffe hoch und zog durch. Corda ließ sich gedankenschnell fallen. Der Schuß röhrte über ihn hinweg und fraß sich hinter ihm in die Panzerglaswand. Corda prallte gegen die stämmigen Beine des Orathonen. Er warf sich um seine Längsachse — und fällte den Gefiederten. Der Energiestrahl erlosch, doch der Orathone ließ die Waffe nicht frei. Er stieß mit den Ellenbogen nach Corda und schleuderte ihn abermals von sich. Der Senator prallte gegen die Wand und sackte erschöpft zusammen. Diesmal fehlte ihm die Reserve, die ihn vorher auf die Beine getrieben hatte. Der Orathone wartete. Er gab ihm einen Wink mit der Waffe, um ihm zu bedeuten, daß er aufstehen sollte. Rex Corda drückte sich an die Wand und schob sich langsam hoch. Er beobachtete jede Bewegung seines überlegenen Gegners. Er hatte keine Chance gegen ihn, da er ohne Waffen war und dieser Muskelball ihm ohnehin kräftemäßig überlegen war. Der Mann mit dem olivgrünen Ge-
sicht und den schwarzen Federn auf dem Kopf trat dicht an ihn heran. Er drückte ihm die Waffe in den Bauch. Rex Corda sah auf den Gefiederten herab. Der Orathone war zwei Köpfe kleiner als er, aber seine Muskulatur auf einem Planeten entstanden, dessen Gravitationskräfte um die Hälfte höher waren als die der Erde. Dieser Planet hatte eisenharte, unüberwindliche Muskeln geformt. Der Außerirdische stieß einige Laute aus, die Corda nicht verstand. Die Sprache klang hart und brutal, sie hatte nichts Klangvolles für die Ohren eines Menschen. „Jede Minute, die du mir schenkst, Dicker, ist Gold wert", stöhnte der Terraner, dessen Sinne sich rasch klärten und dessen Kräfte zurückkehrten. Wieder sprach der Orathone. Diesmal kamen die Worte lauter und kürzer, es klang fast wie wütendes Bellen. Corda zuckte die Achseln. „Tut mir leid", sagte er. Er bemühte sich um ein Lächeln. Es fiel noch etwas gequält aus. Der Orathone trat einen Schritt zurück. Seine Augen blitzten abfällig. Rex Corda konnte sich nicht vorstellen, was der Gefiederte gemeint haben könnte, er wußte deshalb auch nicht, weshalb ihn die Verachtung traf. Der Strahler ruckte hoch. Blitzschnell glitten die olivgrünen Finger über die Justierung. Das Abstrahlfeld leuchtete grell auf. Rex Corda versuchte es abermals. Er lächelte — und gleichzeitig riß er mit aller Kraft das rechte Bein hoch. Seine Stiefelspitze sauste dem Orathonen mit verheerender Wucht in den Magen. Einen Terraner hätte dieser Schlag sofort gefällt. Den Orathonen erschütterte er nur. Die Waffe sank herab, und der Fremde taumelte. Mit glasigen Augen schlug er um sich, ohne die Über-
legenheit zu nutzen, die die Waffe ihm bot. Seine Faust traf Rex Corda. Sie schleuderte ihn quer über den Gang. Plötzlich erkannte Corda seine Chance. Mitten im Flug krümmte er sich zusammen. Als er auf den Boden prallte, rollte er sich geschickt ab, schnellte sich hoch und flog im Hechtsprung in die Öffnung des Gravo-Schachtes. Dabei gelang es ihm, die untere Kante mit dem Fuß zu berühren und sich einen kleinen Schwung zu geben. Er stieg im Schacht auf. Unter ihm gellte ein wilder Schrei auf, und die Glutbahn aus dem Strahler fauchte sonnenheiß in den Schacht. Die spontan aufsteigende Luft wirbelte Rex Corda bis an das obere Ende des Schachtes. Corda fing den Schwung geschickt ab, indem er sich mit den Beinen voran gegen die Begrenzung fallen ließ. Hier stieß er sich sanft ab, drehte sich im Fallen herum und glitt durch die Öffnung auf einen Rundgang im zwölften Sektor. Erst jetzt fiel ihm auf, daß die Alarm Sirenen im Schiff seit geraumer Zei wimmerten. Überall dröhnten schwere Schritte. In den Gängen und Hallen klangen harte, energische Kommandos auf. Rex Corda sah sich verzweifelt nach einer Möglichkeit um, sich gegen den Orathonen zu wehren. Auch hier zweigten zahlreiche Türen von dem Gang ab. Hohe, volltransparente Scheiben gewährten aber auch einen Blick auf eine gigantische Maschinenanlage. Corda entschloß sich für eine Tür, die neben diesen Scheiben war. Er eilte hinüber und öffnete sie. Sein Blick fiel in die mächtige Halle, in der kraftvolle Maschinen rumorten. Tief unter sich erkannte der Senator einige bronzene Gestalten. Die Tür führte zu einem schmalen Steg, der rund um die Anlage führte. In
gleichen Abständen verbanden weitere Stege diesen Rundlauf mit den Maschinen. Ein außerordentlich einfaches und klares System ermöglichte es, alle Maschinen mühelos über die Stege zu erreichen. Rex Corda erkannte die günstigen Voraussetzungen, die ihm hier geboten wurden, sofort. Er schlug die Tür hinter sich zu. schob sich eilig über den Steg, wobei er sich mit dem Rücken an die Wand drückte, und setzte dann mit zwei Riesensätzen zu einem kompliziert aussehenden Maschinensatz hinüber, um sich in dem Gewirr der Kabel und Leitungen zu verbergen. Er atmete zu früh auf. Als er zurücksah, stand sein Widersacher starr vor Überraschung in der offenen Tür, die auch ihn in diese Halle gelassen hatte, und sah zu ihm herüber. Die Waffe in seiner Hand schwankte. Er wagte es nicht, auf Corda zu schießen, weil er befürchten mußte, daß er die Maschine beschädigte. Er schob den Strahler in den Gürtel zurück und tobte den Steg entlang, warf sich herum, als er die erste Abzweigung erreichte, und jagte zu Rex Corda hinüber. Das heißt, er lief dorthin, wo er den Senator zuletzt gesehen hatte. Corda hatte sein Versteck verlassen und kam dem Featherhead entgegen. Als der Olivgrüne an ihm vorbeistürmte, streckte Corda den Fuß aus seinem Versteck hervor. Der Orathone stieß einen gellenden Schrei aus, er fiel über das ausgestreckte Bein, überschlug sich, rutschte über das spiegelblanke Metall der Maschine und schlidderte in den Abgrund hinein, der sich wenige Meter weiter auftat. Corda preßte sich an die Maschine in seinem Rücken. Er fühlte das Arbeiten des geheimnisvollen Aggregates in dem vibrierenden Metall. Er senkte den Kopf, als er den dumpfen Aufprall hörte, mit dem der Orathone hundert Meter
tiefer aufschlug. Er zögerte einen Augenblick, bevor er sich aus seiner Deckung löste, dann schob er sich jedoch zu der Kante vor, über die der Gefiederte gestürzt war. Tief unten standen vier Roboter und zwei Orathonen um den Toten herum. Sie alle starrten nach oben, dorthin, wo Rex Corda Sicherheit zu finden hoffte, solange Percip und Ga-Venga noch nicht zu seiner Entlastung erschienen. Er drehte sich um und suchte nach einem neuen Versteck. Dabei fiel sein Blick auf die klobige Waffe, die der Orathone bei seinem Sturz verloren hatte. Sie lag zwei Meter unter dem Versteck Cordas auf einer kleinen Plattform. Corda sprang sofort auf, schwang sich über die Kante, ließ sich fallen, fing den Schwung geschickt auf und riß die Waffe an sich. „Endlich", stieß er erleichtert auf. ..Das wurde Zeit!" Wesentlich gelassener als zuvor beobachtete er jetzt die Roboter und die Orathonen, die sich tief unter ihm auf den Weg zu ihm herauf machten, um ihn zu vernichten. So leicht sollten sie es nicht haben. * Obwohl er sich bemühte, ihnen zu entgehen, hatten sie ihn eine Viertelstunde später eingekreist. Sie kauerten in sicheren Verstecken und versuchten, ihn aus der Deckung zu locken. Corda blieb, wo er war. Er wußte, daß er das Gewirr der Maschinen nicht verlassen durfte. Doch die Roboter lösten sich jetzt aus ihren Stellungen und kamen aufrecht auf ihn zu. Alle vier Roboter gingen in einem flimmernden Feld, das sie sicher vor ihm schützte.
Corda biß sich auf die Lippen. „Das war es", murmelte er. Gegen diese Roboter konnte er nichts mehr unternehmen. Er wollte hervortreten, als plötzlich die Türen ringsum aufflogen. „Stehenbleiben", gellte ein Schrei. Rex Corda hörte die Magnet-Smashs aufzischen. Dann krachten die elektrischen Entladungen in den Körpern der Bronzenen, denen dieser Waffe gegenüber auch ihr Prallschirm nichts half. Die primitiven Waffen der CIAAgenten bellten auf, als die Orathonen sich nicht sofort ergaben. Dann war Stille. Percip lächelte kalt. „Das war es. Sir", rief er. „Das Schiff befindet sich in unserer Hand. Diese Roboter fehlten noch." Corda lehnte sich gegen die Maschine, die ihn bis jetzt gedeckt hatte, und zündete sich eine Zigarette an. „Was jetzt kommt, ist Ihre Arbeit, Percip." Der Laktone nickte lächelnd. „Die Grünhäute werden sich wundern. Sir." Der Senator kehrte über den Steg zurück. Percip, der sich auch in einem Schiff dieses Typs ausgezeichnet auskannte, führte sie zu der wichtigsten Station des Fabrikschiffes, der zentralen Schaltstation für die Produktionssteuerung und die Weiterleitung der fertigen Produkte in die Transmitter. Diese Anlage befand sich in einer anderen Halle der Walze. Percip führte die Gruppe durch die Gänge zu den Anlagen hinüber. Rex Corda war wie geblendet von dem ungeheuren, phantastischen Bild, das sich ihm bot. Im Zentrum der kugelförmigen Halle befand sich die Energiekugel — der Transmitter. Er schwebte frei im Raum, projiziert von zahlreichen Geräten, die das Feld umgaben. Von allen Seiten führten ausladende
Fließbänder an das Feld heran. Über die Bänder floß ein breiter Strom von blitzenden Gütern in das Feld. Die Maschinen stürzten in das Feld, glitten auf seinen Mittelpunkt zu, verloren dabei sichtlich an Substanz und verschwanden schließlich völlig. Das Feld wurde dabei in einem genau abgestimmten Rhythmus beschickt — nie trafen zwei Geräte auf einmal im Transmitter zusammen, obwohl alles rasend schnell ging. Rex Corda zählte in einer Minute über zweihundert Gegenstände, die durch das Transmitterfeld wanderten. Seine Blicke folgten dem Lauf der Beschickungsanlage. Sie fanden am Ende der Bänder ähnliche Energiefelder wie das im Transmitter. In diesen Energieglocken wurden die Produkte. Sie entstanden aus einem wirbelnden Leuchtfeuer heraus, das nichts als erbeutete Energie war, wie Percip erläuterte. Die Agenten verteilten sich rund um die Anlage. Zwei Gruppen von jeweils drei Mann machten sich auf den Weg, das Fabrikschiff bis in den letzten Winkel zu durchkämmen. Rex Corda begab sich mit Percip in einen Nebenraum. Er führte ringförmig um die Kugelhalle mit dem Transmitter herum. „Die Computer, die die Anlage steuern", sagte Percip. „Von hier aus werden das Produktionsprogramm und die Transmitterleistung bestimmt. Dies ist das eigentliche Herz des Schiffes." Er schritt die Front der Computer ab und erläuterte mit einfachen und gut verständlichen Worten, welche Geräte für welche Produktionszweige bestimmt waren und wie sie gesteuert wurden. Offensichtlich tat er das jedoch nicht nur, um Rex Corda über die Anlage zu informieren, sondern auch, um sich selbst zu orientieren, um eine Ausgangsbasis für sein Vorhaben zu finden. Plötzlich lachte er schallend auf.
„Hier", rief er. „Raketen. Das habe ich vorhin gar nicht gesehen." „Wird aber gemacht", meldete sich ein CIA-Agent. ..Ich habe es genau gesehen. Es sind Raketenköpfe, die da laufend in den Transmitter gehen." „Das ist genau richtig für uns", lächelte der Mann von Lithalon. Er drückte einige Knöpfe auf der Kontrolltafel des Computers. Dieser stellte seine Arbeit sofort ein und warf eine kleine Plastikkarte aus, die mit einem farbigen Muster überzogen war. Percip nahm eine unausgefüllte Plastikkarte, führte sie in einen anderen Computer und arbeitete eine volle Stunde sehr angestrengt daran. Rex Corda schrak plötzlich zusammen. Auch die anderen sahen sich unruhig an. Plötzliche Stille senkte sich über das Schiff. Ga-Venga stolzierte schmunzelnd durch eine Tür herein. „Was gibt es denn?" grinste er. „Es ist plötzlich so ruhig geworden", sagte einer der Agenten. „Ich habe mir erlaubt, endlich dafür zu sorgen, daß die verrückten Sirenen abgestellt werden. Mich machte dieses überflüssige Geheule allmählich nervös." Rex Corda lachte leise. Er hatte sich wirklich so sehr an das Alarmgeheule der Sirenen gewöhnt, daß er es zum Schluß gar nicht mehr hörte. Ga-Venga strahlte Fröhlichkeit aus, als er jetzt zu Corda kam. „Sir, ich habe mich in der Zentrale ein bißchen umgesehen", sagte er. „Und?" „Dort gibt es ausgezeichnete Geräte. Ich wollte wissen, ob die Orathonen gemerkt haben, daß wir ihnen ein Schiff abgenommen haben." „Und?" Rex Corda blieb ruhig und gelassen. Er wußte längst, was GaVenga ihm jetzt umständlich mitteilen wollte. Er wußte, daß alles in Ordnung
war, weil der Kynother sich sonst ganz anders verhalten hätte. „Die Featherheads sind so mit der Schlacht beschäftigt, daß sie einfach keine Zeit haben, sich um die Erde zu kümmern", fuhr Ga-Venga gewichtig fort. „Die Laktonen setzen ihnen ganz schön zu. Im Raum wimmelt es geradezu von Wracks. Das wird eine reiche Ernte für die Leute der Erde geben, Sir." „Wie meinst du das?" „Werden Sie nicht in den Raum fliegen und für die Erde sichern, was zu sichern ist? Wollen Sie die unersetzlichen Werte, die selbst die Wracks noch darstellen, untergehen lassen?" Er zwinkerte Rex Corda lächelnd zu. Dem Senator fiel auf, daß der Kynother zum Schluß so leise gesprochen hatte, daß Percip nichts von dem verstehen konnte, was Ga-Venga zu erzählen hatte. „Vielen Dank für den Tip, Kleiner." Ga-Venga verneigte sich spöttisch. „Sagen Sie mal", murmelte er. „Sir, ich habe gehört, daß ihr Terraner die Wände eurer Wohnungen mit buntem Papier beklebt?" „Ich verstehe nicht, Kleiner", sagte Corda überrascht, weil er sich mit wichtigeren Gedanken beschäftigte als denen, die Ga-Venga auftischte. „Meinst du Tapeten?" „Ist das Papier, das man an die Wand klebt?" Corda nickte. „Nicht möglich", kicherte der Kynother. „Was ist das für eine verrückte Welt, die buntes Papier an die Wand klebt. Ich glaube, ich lache mich tot, wenn ich das mal sehe." „Was macht man auf Kynoth, GaVenga?" Der Kynother antwortete nicht, weil Percip seine Arbeit jetzt abgeschlossen hatte und erregt aufsprang. Er eilte zu dem Computer hinüber, schob die
Karte, die er hergestellt hatte, hinein und legte seinen Zeigefinger auf den Knopf, der den Computer einschaltete. „Was haben Sie gemacht, Percip?" fragte Corda. „Ich habe ein etwas verändertes Programm aufgestellt", schmunzelte Percip. „Die Featherheads bekommen weiterhin ihre Raketenköpfe — nur haben sie keine Zeit mehr, sie abzuschießen, weil ich sie mit Zeitzündern ausgestattet habe. Das bedeutet, daß jede Rakete, drei Minuten nachdem sie den Transmitter passiert hat, explodiert." Er drückte den Knopf herunter. Der Computer lief rasselnd an. Corda drehte sich um. Durch ein Fenster konnte er in die Transmitterhalle sehen. Jetzt fand er auch das Band, das die Raketenköpfe transportierte. Er konnte nichts Besonderes an den Köpfen sehen. Er sagte es Percip. „Der Zeitzünder ist im Inneren", erklärte der Laktone. „Warten Sie nur ab. Es dauert keine zehn Minuten, dann ist in der Zentrale der Teufel los. Die Flotte wird Protest schreien." „Man sollte ein Programm aufstellen, das die Raketen in den SuperTransmittern explodieren läßt", versetzte Rex Corda. „Aber Sir. Dies ist viel wirksamer. Mit dieser Methode schalte ich innerhalb einer Minute Dutzende von feindlichen Raumschiffen aus. Jeder dieser Raketenköpfe geht im Munitionsdepot, wo er ankommt, hoch. Er explodiert mitten unter scharfen Bomben. Das zerfetzt die Hantelraumer der Orathonen wie Papier." Rex Corda stimmte nicht mit in das amüsierte Lachen des Laktonen ein. Er blieb ungewöhnlich ernst. „Es ist Substanz der Erde, was Sie da in den Raum hinausjagen, Percip", erinnerte Corda. „Ein Opfer muß die Erde bringen, Sir", rief Percip überrascht.
„Die Erde hat genügend Opfer gebracht, Percip. Nicht nur eines. Es wird höchste Zeit, daß die Laktonen Opfer bringen." „Sie sind ungerecht, Sir." Corda schüttelte den Kopf. „Es würde Ihnen wahrscheinlich überhaupt nicht behagen, Percip, wenn ich Ihr Kapital verwenden wollte, um damit die Rüstung meines Landes zu finanzieren. Es würde Ihnen wahrscheinlich überhaupt nicht passen, wenn ich Ihr Kapital für einen Krieg gegen eine andere Nation der Erde verpulverte." Der Mann von Lithalon preßte die Lippen zusammen. Er drehte sich um und ging zu dem Computer. „Schalten Sie ihn erst dann ab, wenn wir das Programm für die Super-Transmitter fertig haben", sagte Rex Corda. So lange steht Ihnen unser Kapital noch zu Verfügung." * Der Schento Jakto Javan ließ sich nicht anmerken, daß er mit seiner Kriegskunst am Ende war. In den letzten Stunden dieser Schlacht zeichnete sich immer deutlicher eine Niederlage der Laktonen ab. Der hohe Adlige peitschte seine Männer immer wieder und immer wieder zu Höchstleistungen an. Aber es lag nicht an den Soldaten der laktonischen Flotte, es lag nicht an den Kämpfern. Die wirkliche Ursache für die heraufziehende Niederlage war die mangelnde Energieversorgung. Immer häufiger kamen die Meldungen von den Kommandanten der einzelnen Kampfschiffe, daß sämtliche Vorräte aufgebraucht waren. Der zunächst leidenschaftliche Angriff der Laktonen auf das Terra-System wandelte sich allmählich in einen vorsichtigen Rückzug. Die Laktonen
feuerten schließlich nur noch, wenn sie sich ihres Erfolges absolut sicher waren. Sie verteidigten sich vor allem mit den Pseudo-Projektoren, mit denen sie fiktive Bilder ins All werfen konnten, die von der Ortung der Orathonen nicht als Projektionen erkannt werden konnten. Wollten die Orathonen feststellen, ob ihnen ein Gegner oder eine Projektion gegenüberstand, dann mußten sie angreifen. Doch Jakto Javan erkannte bald daß keine Kampftaktik helfen konnte, solange der Nachschub der Orathonenflotte nicht wirksam unterbrochen wurde. Je länger die Auseinandersetzung dauerte, desto mehr gewann der Schento die Überzeugung, daß die Featherheads gerade hier unverletzbar waren. Als in unmittelbarer Nähe des siebenten Planeten des Systems acht PithonRaumer in eine orathonische Falle liefen und vernichtet wurden, bereitete Jakto Javan den Rückzugsbefehl vor. Diese Klasse, die die größten Raumschiffe Laktons stellte, galt bisher als praktisch unbesiegbar. Jakto Javan zweifelte lange an dem Wahrheitsgehalt des Berichtes. Da überbrachte ihm Nomon Kelpoton, der vor ihm das Oberkommando gehabt hatte, die Nachricht, daß mehrere Super-Transmitterstationen auf der Erde vernichtet wurden. Die Versorgung der Orathonen kam ins Stocken. Zusammen mit dem Sehento kehrte der Admiral an den Kommandoleitstand des Flaggschiffes zurück, an dem die Meldungen aus der vordersten Linie der Front einliefen. „Unsere Männer haben Erfolg", rief Kelpoton. Er trug einen kleinen Elektronenschreiber zwischen den Fingern. In schneller Reihenfolge klapperten Plastikscheiben aus dem Computer. „Jede Karte bedeutet einen Abschuß", rief Kelpoton erregt. „Das ist
doch nicht möglich. Schento." Über dem Kommandostand flammte ein dreidimensionales Bild auf, das die Erscheinung eines abgekämpften, verschwitzten Laktonen wiedergab. „Wir brauchen kaum noch etwas zu tun", keuchte der Offizier. „Die Hantelraumer fliegen so auseinander. Wir haben keinen einzigen abgeschossen." Verblüfft sahen sich die Männer an. Niemand konnte sich vorstellen, welche Macht ihnen zur Hilfe kam. „Angreifen", beschloß Jakto Javan hart. „Wir werfen jetzt alles in die Schlacht, was wir noch aufbieten können. Wir müssen einige Planeten in die Hand bekommen, um unsere Schlagkraft wieder zu erhöhen." Nomon Kelpoton gab den Angriffsbefehl durch. Seine Stimme zitterte. Er wußte genau, daß dies der letzte Angriff sein würde, den die Flotte ohne Nachschubbasis führen konnte. Die immer noch gigantische Flotte der Laktonen formierte sich. Dann stach sie auf das Sonnensystem herab. Die Feuerleitoffiziere der Laktonen feuerten aus allen Rohren und mit allen Energiegeschützen, die noch ausreichende Reserven hatten. Sie waren entschlossen, alles in die Schlacht zu werfen, was dem Gegner Schaden zufügen konnte. Die Orathonen warfen sich ihnen in den ersten Augenblicken mit brutaler Wucht entgegen. Dann aber wich die Front schnell zurück, da mitten in der Orathonenflotte immer noch Raumschiffe explodierten, ohne von den Laktonen angegriffen worden zu sein. Siebzehn Terra-Minuten nach Beginn des Großangriffes faßten die Laktonen auf Pluto Fuß, weitere zwölf Minuten später landeten die ersten Lakton-Raumer auf dem Saturn. Die mächtigen Fabrikschiffe krallten sich sofort in den Planeten. Sie schickten die gleißenden Energiestrahlen in das Innere der Pla-
neten, dorthin, wo die benötigten Elemente geortet worden waren. Der Nachschub der Laktonen reorganisierte sich. Gleichzeitig stieg der Mut der Laktonen wieder. Sie hatten den Gegner gepackt, und sie ließen jetzt nicht mehr los. * Der Flottenkommandeur der orathonischen Flotte war nicht so leicht zu erschüttern. Er nahm die Meldung seiner Offiziere gelassen entgegen. Der Verlust einiger hundert Raumschiffe erschütterte ihn nicht sehr, selbst einige tausend verlorene Raumer hätten ihn nicht aus der Ruhe gebracht. Doch dann fielen drei Super-Transmitter auf der Erde aus. Sigam Agelon nahm die Meldung, die Stationen seien aus dem All heraus angegriffen worden, mit einem ungläubigen Lächeln zur. Kenntnis. Er zeigte, daß er dem berichtenden Offizier nicht glaubte. „Untersuchen Sie den Fall. Wenn die Raketen tatsächlich aus einem Wrack gekommen sind, dann muß noch jemand im Wrack sein. Holen Sie ihn heraus." Der Offizier hastete aus der Zentrale. Das Flaggschiff hing zwischen Mond und Erde im Raum. Das Wrack war sehr schnell und leicht zu erreichen. * Percip trat lächelnd an den Senator Rex Corda heran. „Ich muß Sie um Entschuldigung bitten, Sir", versetzte er. „Sie hatten natürlich recht, als Sie sagten, daß wir Laktonen das Kapital der Erde verpulvern. Sir, dieser Krieg dauert schon so lange, und er tobt schon ebenso lange auf dem Rücken unbeteiligter Völker, daß wir manchmal vergessen, wo die
Grenzen liegen." „Es ist gut, Percip. Wie weit sind Sie?" Der Laktone machte ein bedenkliches Gesicht. „Sir, ich kann den Transmitter und die Bomben so einstellen, daß sie einen oder mehrere Super-Transmitter zerstören." „Aber . . .?" dehnte Rex Corda. „Welche Bedenken haben Sie, Percip?'' „Ich habe das noch nie gemacht, Sir. Ich befürchte jetzt, daß die Explosion zumindest teilweise zurückschlagen wird. Dieses Schiff wird ebenfalls explodieren." Rex Corda, der soeben von einem Rundgang durch das Schiff in die Trans-mittersteuerung zurückgekehrt war, winkte abfällig ab. „Das soll uns nicht stören, Percip. Wir werden dieses Schiff sowieso sehr bald verlassen müssen." „Warum, Sir?" „Glauben Sie denn wirklich, Percip, daß die Featherheads jetzt nicht schon nach der Quelle der Zerstörung suchen? Sie können überzeugt sein, daß die Orathonen sich ihre Schiffe nicht ungestört zerstören lassen. Ich hoffe, es wird noch etwas dauern, bis sie uns gefunden haben." Percip erbleichte. „Ich hatte es vergessen, Sir", rief er. „Wir haben keine Zeit mehr zu verlieren. Wenn die Orathonen uns auf die Spur kommen, brauchen sie nur die auf der Erde stationierten Fabrikschiffe nach ihren Code-Nummern abzurufen. Das dauert vielleicht insgesamt eine Stunde, Wenn dieses Schiff sich nicht meldet, dann werden die Grünhäute hier sehr schnell erscheinen. Wir haben keine Zeit mehr, Sir." Rex Corda runzelte die Stirn. Er sah zur Uhr. Jetzt war er seit drei Stunden an Bord des Fabrikschiffes. Seit fast zwei Stunden flossen Zeitbomben in
den Transmitter. Ein großer Teil von ihnen mochte sein Ziel gar nicht erreichen. Aber die anderen richteten noch Zerstörung genug an. „Ich gebe Ihnen noch eine halbe Stunde, Percip. In dieser Zeit müssen Sie es geschafft haben. Lassen Sie die Bomben noch hier auf der Erde explodieren. In mindestens einem Super-Transmitter." Corda nickte dem Laktonen kurz zu und machte sich auf den Weg zur Zentrale des Schiffes. Hier stieß er auf drei CIA-Agenten, die die Anlage in den Griff zu bekommen suchten. Sie untersuchten sie vorsichtig und wagten vereinzelt einige Schaltungen. Als Rex Corda die Kommandobrücke betrat, sahen sie ihn enttäuscht an. „Sir, wir können nichts damit anfangen. Wir können nicht die einfachsten Geräte bedienen. Wir würden Monate benötigen, um das Schiff starten zu können." „Sie werden diese Zeit nicht mehr haben", erklärte Corda. „Sie werden das Schiff jetzt sofort verlassen." Er erstickte ihren Protest mit einer kurzen Erklärung. „Ich rechne damit, daß jeden Augenblick ein Feindschiff über uns auftauchen kann, das uns einfach zusammenschießt. Ein Feuerstoß aus den Energiekanonen genügt, um uns zu vernichten. Es ist unnötig, daß wir uns mit so vielen Männern im Schiff aufhalten." „Sehr richtig", rief eine dunkle Stimme hinter ihm. Ga-Venga trippelte aufgeregt in den Raum. „Sir, ich habe einige Funksprüche abfangen können. Ich war in der Funkzcntrale. Man ist bereits auf der Suche nach uns. Ich schätze, daß wir höchstens noch zehn Minuten Zeit haben, das Schiff zu verlassen." „Woher weißt du das, Kleiner?" Ga-Venga schlug sich gewichtig auf
die Brusttaschen, aus denen die Ecken mehrerer dünner Plastikscheiben heraussahen. „Die Orathonen haben einen Rundruf gesendet. Alle Fabrikschiffe müssen sich mit ihrem Code melden." Er grinste vergnügt und klopfte sich abermals auf die Taschen. „Hier ist er. Ich habe ihn gesendet. Das gibt uns noch etwas Zeit." „Wieviel?" forschte Corda. Ga-Venga hob die Arme. „Ich weiß es nicht. Die Gefiederten werden schnell herausfinden, über welchen Super-Transmitter unsere hübsche Sendung geht. Danach werden sie die Fabrikschiffe untersuchen, die diesen Transmitter beliefern. Ich kann nur schätzen, wie lange das dauern wird." Corda wandte sich an die Agenten. „Sie verlassen das Schiff unverzüglich. Nehmen Sie Ihre Kameraden mit. Wir folgen später." Er gab Ga-Venga einen Wink und eilte mit ihm zusammen zur Funkleitzentrale. „Wie steht die Schlacht, Ga-Venga?" Der Kynother antwortete nicht. Er setzte sich vor die großen Holografenschirme und horchte die Nachrichten ab, die die Flottenteile der Orathonen untereinander austauschten. „Die Laktonen haben jetzt auch die Monde des Jupiter erreicht", rief er ein wenig später. „Sir, die Laktonen sind im Vormarsch." Er drehte sich um und sah Corda ernst an. „Um so gefährlicher wird es jetzt für uns. Die Featherheads werden jetzt alle Mittel mobil machen, um die Störquelle in ihrer Versorgung zu beseitigen." „Komm! Zu Percip!" Sie eilten durch das Schiff zum Transmitter zurück, wo der Laktone fieberhaft an der Programmierung des automatischen Producters arbeitete.
* Bekoval glaubte, für ihn sei die Schlacht gelaufen. Er war wirklich davon überzeugt, daß er jetzt nur noch warten müsse, bis er abgeholt werde. Er merkte bald, daß er sich gewaltig geirrt hatte. Er hatte sich in einem tiefen Spalt am Rande eines zerklüfteten Berges versteckt und wartete unter einem kleinen Vorsprung, der sein Versteck überdachte. Neben ihm lagen noch vier Sauerstoffflaschen, die seinen Vorrat verlängerten. Er beobachtete die Schlacht, soweit er das mit bloßem Auge konnte. Er konnte nur feststellen, daß die Blitze ständig näher kamen. Immer größer und greller wurden die aufblitzenden Miniatursonnen in der Schwärze des Alls. Einmal sah Bekoval sogar einen Trakon-Kreuzer in Mondnähe vorbeiziehen. Er raste unter ständigem Beschuß auf die Erde zu. Seine Schutzschirme flammten ununterbrochen auf. Es gelang den Orathonen nicht, den Kreuzer abzuschießen, aber sie konnten ihn von seinem Vorstoß gegen die Erde ablenken. Fatlo Bekoval war so gebannt von dem Schauspiel, daß er die drei Raumscheiben völlig übersah, die von Süden her heraufkamen. Erst als ein Lichtreflex sein Versteck taghell ausleuchtete, schrak der Laktone auf. Für einige Atemzüge war er wie gelähmt. Die Raumschiffe der Gefiederten waren bereits auf fast tausend Meter an ihn herangekommen. Fatlo Bekoval wußte genau, wie man suchte. Die Orathonen tasteten jeden Quadratzentimeter dieses Gebietes mit wärmeempfindlichen Sensoren ab. Er drehte sich so schnell um, wie er bei der geringen Gravitation des Mondes konnte, und sprang vorsichtig zwischen die Klippen, zwischen denen er Schutz zu finden hoffte. Zurückblik-
kend sah er einen Diskus rasch näher kommen. Er fluchte wütend und schnellte sich verbissen weiter. Die tiefe Schwärze der Schlucht nahm ihn auf. Durch eine gezackte Öffnung konnte er nach oben sehen. Keine fünf Meter über ihm glitt der Diskus vorbei. Bekoval eilte weiter. Der Spalt öffnete sich. Der von Explosionen und Energieschüssen verunstaltete Sternenhimmel öffnete sich über ihm. Dicht über die scharfen Spitzen der Mondklippen hinweg zog der Diskus. Bekoval atmete auf. Doch da zuckte plötzlich eine Energiekanone auf. Der Blitz zischte hautnah an ihm vorbei. Bekoval erstarrte. Sie hatten ihn gefunden — und er saß in der Falle. Doch noch gab er nicht auf. Der Diskus glitt in einiger Entfernung wieder über den Bergkamm und kehrte dann im großen Bogen zu der ersten Anfluglinie auf sein Versteck zurück. Da entdeckte Bekoval eine Schlucht, die sich rechts von ihm öffnete. Sie war sehr schmal und schien endlos tief zu sein. Er zögerte keine Sekunde, sondern nutzte die minimale Chance, die er noch hatte. Er sprang in den dunklen Spalt hinein. Die geringe Mondgravitation ließ ihn gefährlich langsam absinken. Bekoval konnte zwei diskusförmige Raumschiffe ausmachen, die über den Klippen auftauchten. Dann sah er auch den dritten Diskus. Die Dunkelheit umschlang ihn. Er streckte die Hände aus und stieß die Beine betont gerade nach unten, um scharfkantigem Gestein so wenig Aufprallfläche wie möglich zu bieten. Nach endlos langen Sekunden prallten seine Füße auf scharfkantige Felsen. Bekoval fing sich weich federnd ab.
Sein Rücken rutschte über eine Wand. Er stieß die Hände nach den Seiten und klammerte sich fest. Sein Helmlautsprecher knackte und rauschte. Er hörte das gleichgültige Murmeln der Featherheads, deren Gespräche über den Holografen liefen und von seinem Helmgerät aufgefangen wurden. Sie sprachen über ihn. Sie wußten, daß er in dem Spalt war, hatten ihn jedoch im Augenblick aus der Ortung verloren. Sie beratschlagten jetzt darüber, wie sie ihn am besten erledigen konnten. Bekoval tastete sich vorwärts. Er wollte nicht an dieser Stelle bleiben, weil hier jeden Augenblick eine Bombe explodieren konnte. Minutenlang stießen seine Arme ins Nichts, während seine Füße dürftigen Halt fanden. Als seine Hände schließlich gegen eine steile Wand prallten, war das Ende der Schlucht erreicht. Bekoval begann sofort mit dem Aufstieg. Er war relativ leicht. Er sprang immer in kleinen Etappen nach oben. Das war nicht sehr gefährlich, weil er sich leicht wieder auffangen konnte. In seinem Helm steigerte sich das lästige Murmeln zu einem hitzigen Gespräch. Die Laktonen schlugen breite Breschen in die Front der Featherheads. Die olivgrünen Jäger in den diskusförmigen Raumschiffen der Orathonen sprachen von einem völlig überraschenden Kampfeseifer der Laktonen. Eine Festung nach der anderen ging auf den äußeren Planeten und deren Monden verloren. Ein Orathone mit heiserer, kreischender Stimme warf ein, Hauptursache für die augenblickliche Misere sei die Situation auf der Erde, wo nur noch eine geringe Zahl von Super-Transmittern arbeite.
Fatlo Bekoval grinste verzerrt. Stück um Stück kämpfte er sich die Wand hoch. Allmählich lichtete sich die Dunkelheit auf. Er konnte bereits einige Einzelheiten erkennen. Hundert Meter hinter ihm schwebten die drei OrathonSchiffe über dem Spalt. Jetzt zuckte ein blauer Blitz in die Tiefe hinab. Das Gestein leuchtete auf und erlosch sofort wieder. Bekoval schob sich über die Kante und glitt zwischen einige hohe Felsen, die ihn vor direkter Sicht schützten. Da gellte ein Schrei in seinem Helmgerät auf. Er verstand die Worte genau. „Dort ist er!" Er schnellte sich nach vorn. Hastete in fieberhafter Eile durch die dunklen Winkel und Spalten, hoffte verzweifelt, sich retten zu können. Ein Blitz schlug zwei Meter neben ihm in eine senkrecht aufsteigende Felswand. Bekoval sah das Gestein aufglühen, auseinanderfließen und erstarren. Er sah sich nach einem Ausweg um. Es gab keinen. Die Orathonen hatten ihn in einen Kessel getrieben, aus dem es keinen Ausweg gab. Es sei denn, er hätte den ungedeckten Weg über die abgrenzenden schroffen Berghänge genommen, wo sie ihn wie auf dem Präsentierteller hatten. Keuchend blieb er stehen. Der kalte Schweiß rann ihm beißend in die Augenwinkel. Der Laktone wußte nicht mehr, wohin er sich wenden sollte, um den Mördern zu entgehen, die in ihm den Schützen vermuteten, der die Raketen aus dem Wrack abgefeuert hatte. Er schaltete sein Gerät auf Sendung. „Ja", krächzte er mit trockenem Hals. „Ich war es. Und jetzt schießt schon." Er schaltete sein Gerät um und horchte. Eine tiefe Stimme, die einer befehlsgewohnten Persönlichkeit gehörte, re-
dete. In seiner Aufregung verstand Fatlo Bekoval zunächst nichts. Er glaubte, daß es der Schießbefehl sei. Er starrte mit flammenden Augen zu den drei Raumschiffen hinauf, die langsam auf ihn zutrieben. Da — als er den Tod erwartete — bogen die Raumscheiben ganz überraschend ab und stiegen mit stärkster Beschleunigung auf. Fatlo Bekoval sah, daß sie Kurs auf die Erde nahmen. Und da begriff er plötzlich. Es war von einem Fabrikschiff die Rede gewesen, das in die Hand des Feindes gefallen war. Die falsche Programmierung zerstörte ein Raumschiff nach dem anderen. Bekoval lachte sehr dunkel. Er ahnte, wer die Programmsteuerung geändert hatte. Doch dann verstummte er. Er hörte gerade eben den Rest des Befehls. Der Befehlsgewohnte ordnete Blitzanflug auf das erwähnte Fabrikschiff an und sofortige Vernichtung. Bekoval begriff noch nicht so recht, daß er in letzter Sekunde gerettet worden war. Er starrte zur Erde hinauf und sah die drei Raumschiffe der Orathonen auf den Planeten zurasen. Er konnte den nordamerikanischen Kontinent erkennen, der sich unter der blauen Atmosphäre rundete. „Verdammt", fluchte er und benutzte dabei die für ihn so ungewohnte englische Sprache * Percip arbeitete fieberhaft. Sein Gesicht war blaß und zeugte von der Erschöpfung des Mannes, der in höchster Konzentration an dem Computer arbeitete. Die Aufgabe, die Rex Corda ihm gestellt hatte, verlangte alles von ihm, was er zu geben imstande war. Aber er schaffte es innerhalb der
Frist, die Corda ihm gegeben hatte. Er warf dem Senator einen seltsamen Blick zu, als er seine Arbeiten abschloß. Auf dem Computer stand ein kleines, aber sehr einfaches Gerät, das Percip mit einer primitiven Uhr verbunden hatte. Ein einfacher Klammermechanismus hielt die Plastikscheibe, die das Programm gestalten sollte, über den Einwurfschlitz des Computers. „Es kann losgehen", seufzte der Laktone. „Wenn ich die Uhr einschalte, haben wir noch genau zehn Minuten Zeit, uns in Sicherheit zu bringen. Dann läuft das Programm ab." „Schalten Sie ein", sagte Corda entschlossen. „Wir können es uns nicht leisten, noch länger zu warten." Plötzlich flog die Tür auf. Einer der CIA-Agenten stürzte in den Raum. „Sir", schrie er erregt. „Wir haben drei Raumschiffe ausgemacht, die direkt auf uns zufliegen. Sie kommen aus der Richtung des Mondes." ,, . raus!" rief Corda. Er riß Percip und Ga-Venga mit. Sie hetzten die schmalen Gänge entlang, stürzten sich in den zentralen GravoSchacht und warteten fieberhaft darauf, daß er sie nach unten brachte. Jetzt rasten die Sekunden mit wahnwitziger Geschwindigkeit dahin. Ga-Venga stolperte und fiel, als sie aus dem Schacht sprangen. Er glitt in das Feld zurück. Corda sprang ihm nach. Er ließ sich gegen die Schachtwand prallen, so wie er es schon einmal gemacht hatte, als er die Orathon-Agenten überlistete. Er packte den Kynother und riß ihn mit sich. Sie kugelten aus dem Gravo-Schacht auf den Gang hinaus. „Danke, Sir", keuchte der Kynother atemlos. Corda trieb ihn vor sich her, weil er ihn nicht aus den Augen verlieren woll-
te. Sie erreichten das aufgerissene Schott in kürzester Zeit. Ein CIA-Mann wartete mit einem startbereiten Gleiter auf sie. Corda warf einen kurzen Blick zum Himmel, als die anderen in den Gleiter sprangen. Er erschrak, als er die drei Raumschiffe sah, die sich aus dem Mond heraus in die Tiefe stürzten. Er konnte deutlich sehen, wie sie größer wurden, ein überdeutliches Zeichen für die rasende Geschwindigkeit der Raumschiffe. Er sprang in den Gleiter. Der Agent startete. Die Beschleunigung preßte den Senator in die Polster. Wie gebannt beobachtete er die Raumscheiben. „Es wird mehrere Transmitter zerschlagen", behauptete Percip. .. Ich habe die Frequenz von drei SuperStationen erfassen können." „Vorausgesetzt, der Computer schaltet sich ein, bevor die Featherheads das Fabrikschiff zerschossen haben." Er wies auf die Raumschiffe, die sich wie Geier aus der Nacht herabstürzten. Da brach ein Vulkan an der Stelle aus, an der die Walze stand. Rex Corda sah es ganz genau, der erste Energiestrahl aus dem vordersten Diskus kam um den Bruchteil einer Sexunde später. Im nächsten Augenblick raste die Druckwelle heran und schleuderte den Sonnengleiter über die Berge in die liefen Schluchten hinein. Der Feuerorkan tobte über die Berge hinweg. „Es war ein Volltreffer", schrie GaYenga. „Ich weiß nicht . . .". murmelte Percip unsicher. Doch der Kynother packte seinen Arm und wies zu dem nach Süden offenen Schluchtausgang. Ganz fern am Horizont wuchs ein Atompilz auf.
„Dort stand doch ein Super-Transinitter — oder?" Rex Corda lehnte sich weit zurück. Seine Blicke glitten zum nächtlichen
Himmel hinauf. Jetzt hatten die Laktonen ihre Chance. Würden sie sie nutzen können?
E N D E
Pithon-Klasse: Die größten laktonischen Raumschiffe! Raketenförmig, 4060 m lang! Feuerrot. Landen trotz der ungeheuren Masse senkrecht, also auf dem Heck. Ausgleich durch Gravitationsfelder, die das Schiff stabilisieren. Diese Art der Landung wird wegen der kleinen Landefläche bevorzugt. Große Heckschleusen. Aber auch Ausschleusung von Gleitern und anderen Begleitschiffen aus höher gelegenen Schleusen. Durchmesser ca. 400 m, mächtige Landeteller. Antrieb mit Supermotoren, Hyperdrive. 5000fache Lichtgeschwindigkeit erreichbar. Das Eintauchen in den sog. Hyperraum verursacht ein leichtes Schwindelgefühl, ähnlich der Schwerelosigkeit, man scheint ins Bodenlose zu stürzen. Super-Transmitter: Kreisrunde Grundfläche von 200 m Durchmesser, darüber wölbt sich kuppelförmig das orangefarbene Transmitterfeld. Es erhebt sich bis in einhundert Meter Höhe. Es bildet keine Energieschale, sondern eine „kompakte" Energiehalbkugel, deren Intensität zum Zentrum immer mehr zunimmt. Durch den ST kann theoretisch eine unbegrenzte Menge geschickt werden. Vorausbedingung ist, daß die Gegenstation sie aufnehmen kann. Der ST ist so gebaut, daß z. B. über ein in das Feld führendes Fließband eine unendliche Kette von Gütern eingegeben werden kann, sofern das Fließband auf der Gegenstation auf ein gleichgeschaltetes Fließband stoßen würde, über das die Güter abfließen können. Oder ein Güterzug mit unbegrenzt vielen Waggons könnte in den ST fahren, wenn er auf der Gegenseite herausfahren könnte. Die Gegenseite ist jedoch i. A. immer nur ein kleiner Transmitter mit wenigen Metern Durchmesser. Ein Zug würde im Transmissionsfeld verschwinden. Je näher er dem Zentrum kommt, desto durchsichtiger würde er werden, bis er im Nichts verschwindet. Auf der Gegenseite erscheint er aus dem Nichts und wird immer deutlicher erkennbar, je näher er dem Rand des Feldes kommt. Ist die Gegenstation nicht groß genug für die eingeschickte Masse, dann wird diese zurückgeschleudert. Es kommt zu einer Katastrophe, da der Super-Transmitter seine Sendung nicht unterbrechen kann! Es gibt keine Sicherheitsschaltung, weil ein solcher Fall praktisch nur durch ein Attentat eintreten könnte. Dieses aber wird durch ein starkes Schutzfeld von vornherein unmöglich gemacht. SAT-Kugel: Lakton-Roboter, eine der gefährlichsten Waffen der Laktonen. Die Kugel besitzt einen Gravitationsantrieb, ein auf Laser basierendes Waffensystem und ein winziges Positronenhirn, das es zu eigenen Entschlüssen befähigt. Doppelte Faustgröße, also ungefähr 20 cm Durchmesser.