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Die einzigartige britische Fernsehserie jetzt als Goldmann Taschenbuch! Der phantastische Dr. WHO mit seinem unmöglichen Raumschiff auf Abenteuersuche im Weltall! Die Tardis strandet nach einem mysteriösen Triebwerksausfall auf dem nebelverhangenen Planeten Exxilon. Dort stößt der Doktor auf die Überlebenden einer gescheiterten Expedition von der Erde, die hier nach einem äußerst seltenen Metall suchen wollte, mit dem die Galaxie vor einer schrecklichen Raum-Seuche bewahrt werden könnte. Sarah entdeckt während dessen eine Riesenstadt und wird von den wilden Exxilons gefangengenommen. Aber damit nicht genug der Katastrophen – hinter allem stecken noch dazu die Todfeinde des Doktors: Die Daleks… DEUTSCHE ERSTAUSGABE
Aus der Reihe Dr. WHO sind im Goldmann Verlag erschienen: Dr. WHO und die Invasion der Daleks David Whitaker • 23611 Dr. WHO und das Komplott der Daleks Terrance Dicks • 23612 Dr. WHO und der Planet der Daleks Terrance Dicks • 23622 Dr. WHO – Tod den Daleks! Terrance Dicks • 23623
TERRANCE DICKS
TOD DEN DALEKS!
GOLDMANN VERLAG
Deutsche Erstausgabe Aus dem Englischen übertragen von Peter Tuscher Originaltitel: Dr. Who and the Destiny of the Daleks erschienen bei Target Books, W. H. Allen & Co.
Der Goldmann Verlag ist ein Unternehmen der Verlagsgruppe Bertelsmann Made in Germany • 7/90 • 1. Auflage © des Fernsehdrehbuchs 1979 by Lynsted Park Enterprises Ltd., London © des Romans 1979 by Terrance Dicks © der Serie »Dr. Who« 1979 by British Broadcasting Company © der deutschsprachigen Ausgabe 1990 by Wilhelm Goldmann Verlag, München Umschlaggestaltung: Design Team München Umschlagillustration: Target/Schlück, Garbsen Satz: IBV Satz- und Datentechnik GmbH, Berlin Druck: Eisnerdruck, Berlin Verlagsnummer: 23625 Redaktion: Christoph Göhler/SK Herstellung: Peter Papenbrok ISBN 3-442-23625-8
Prolog Er war ein toter Mann auf der Flucht. Blind und verzweifelt rannte er durch den wirbelnden grünen Nebel. In seinen kaputten Lungen kratzte es jedesmal, wenn er atmete. Er wußte, daß es nur wenig Hoffnung gab. Er war in einem Hinterhalt irgendwie von den anderen getrennt worden, und jetzt jagten ihn seine Feinde. Er warf einen Blick über die Schulter. Seinen Weg beachtete er nicht. Schemenhafte Gestalten huschten dicht hinter ihm durch die Dünen. Er rutschte auf einem lockeren Stein aus und fiel auf das Gesicht. Er rollte herum, kam wieder auf die Beine und rannte sofort weiter. Wieder schaute er sich um. Dieses Mal konnte er nichts sehen, aber er wußte, daß sie überall waren und ihn wie ein gehetztes Tier durch die Dünen trieben. Und während er rannte, blitzten Erinnerungsfetzen durch sein Gehirn. Die Auswahl für diese überaus wichtige Mission, der Abschied von Familie und Freunden auf der Erde, die Landung auf diesem isolierten Höllenplaneten. Und dann die Katastrophe. Eine so hervorragend ausgerüstete Expedition einer der am weitesten entwickelten Kulturen in der Galaxie war plötzlich vollkommen hilflos. Er erreichte einen kleinen, abgestandenen Tümpel und blieb stehen, um sich zu orientieren und plötzlich war da eine Gestalt mit schwarzem Umhang und Kapuze, wie ein Geist, direkt vor ihm. Er drehte sich um – da war noch einer, der ihm den Weg versperrte. Er wirbelte herum. Es tauchten noch weitere stumme Gestalten hinter ihm auf. Er griff nach der Sprengstoffwaffe, die an seinem Gürtel hing, und blickte sich herausfordernd um. Auf diesem Planeten
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war die Waffe vollkommen nutzlos, aber falls einer von ihnen nah genug herankam, konnte er sie als Prügel verwenden. Eine der stummen Gestalten bewegte sich ganz plötzlich, und er spürte einen Schlag in seiner Herzgegend. Er war nicht härter als ein schwerer Faustschlag, aber als er nach unten schaute, sah er den Pfeil in seinem Herzen. Weitere Pfeile drangen in seinen Körper, er taumelte nach hinten. Als er in den kleinen Tümpel fiel, platschte es laut. Als das dunkle Wasser ihn verschlang, war sein letzter, bitterer Gedanke, daß er versagt hatte. Seine ganze Mission war fehlgeschlagen, und aufgrund dieses Fehlschlags würden unzählige Millionen einen grauenhaften Tod sterben…
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Das Ende der Tardis Das Telefonhäuschen, das gar kein Telefonhäuschen war, jagte durch jene geheimnisvolle Leere, in der Raum und Zeit eine Einheit bilden. Im Innern des unglaublich großen Kontrollraumes war ein großer, weißhaariger Mann mit tiefgezeichnetem Gesicht, das sowohl jung als auch alt war, gerade dabei, die Instrumente nachzustellen. Im Kontrast zu der ultramodernen Umgebung war er mit altmodischer Eleganz gekleidet. Er trug enge Hosen, eine Jacke aus Samt und ein Rüschenhemd. Eine Tür ging auf, und ein attraktives, dunkelhaariges Mädchen trat ein. Sie trug ein sehr kurzes Strandkleid über einem Badeanzug aus dem zwanzigsten Jahrhundert und hatte eine große, gestreifte Badetasche bei sich. »Es ist alles hier drinnen, Doktor. Sonnenbrille, Sonnencreme, Schwimmflügel…« Der Doktor lächelte. »Sie werden keine Schwimmflügel benötigen, Sarah.« »O doch, das werde ich. Sie sagten, wir würden schwimmen gehen…« »Auf Florana können Sie nicht untergehen.« »Ich kann überall untergehen«, sagte Sarah pessimistisch. »Ich brauche zum Baden eine Schwimmweste.« »Das Wasser auf Florana ist sprudelig. Die Luftblasen werden Sie tragen.« »Klingt so, als ob man in einem Glas mit Badesalz schwimmen würde.« Der Doktor war ausgezeichneter Stimmung. »In Ordnung, Sarah, in Ordnung. Warten Sie nur, bis Sie Florana gesehen haben, den bezauberndsten Ferienplanet im ganzen Universum.« 9
Sarah war zerknirscht. Es war doch unfair, so mißtrauisch zu sein, wenn der Doktor in solcher Ferienlaune war. Sie konnte aber dennoch nichts daran ändern, daß sie sich fragte, ob die überschwenglichen Versprechungen des Doktors in bezug auf ihren Zielort eintreffen würden. Während ihrer relativ kurzen Raumschiffbekanntschaft mit dem Doktor hatte das Raumschiff TARDIS sie in eine besonders gewalttätige Ära des englischen Mittelalters gebracht und in ein London, das mysteriöserweise von Dinosauriern bewohnt war. Der Doktor hatte ihr versprochen, daß dieses Mal alles ganz anders sein würde. Als Entschädigung für diese angstvollen Erlebnisse brachte er sie jetzt auf den schönsten und friedlichsten Planeten der Galaxie. Sie bemerkte, daß auf dem Schaltpult der TARDIS ein rotes Licht flackerte. Weiter Lampen begannen aufzuleuchten, und die Nadeln der Instrumente schlugen heftig aus. Sie schaute den Doktor an, aber der starrte überglücklich in den Weltraum und dachte immer noch an die Schönheiten auf Florana. »Wenn ich diese langen goldenen Strände verlasse, fühle ich mich immer hundert Jahre jünger…« »Doktor…« »Und Florana ist deshalb so schön, weil es nicht wie Ihr eigener kleiner Planet zerstört worden –« »Doktor, soll diese rote Lampe so blinken? Und all die anderen?« Der Doktor drehte sich schnell um und sah, daß alle Alarmsignale auf dem Schaltpult der TARDIS aufleuchteten. Plötzlich hatte er es schrecklich eilig, sauste um das Pult herum und versuchte, alles wieder in Ordnung zu bringen. Eine Sicherung brannte durch. Es regnete Funken, und eine kleine Rauchwolke war zu sehen. Die Lampen in der Kontrollzentrale gingen aus. Sarah war offensichtlich verängstigt. »Was ist denn, Doktor, was geht denn vor?« 10
»Es scheint sich um ein Versagen der Hauptstromanlage zu handeln. Warten Sie, ich werde die Notanlage zuschalten.« Der Doktor schaltete einen Hebel nach unten, und auf einmal war alles wieder normal. Die großen Lampen gingen wieder an, die Warnlampen gingen aus. »Ist das eine Erleichterung«, sagte der Doktor. »Wenn die Notanlagen nicht funktioniert hätten, dann hätten wir richtige Schwierigkeiten gehabt.« Die großen Lampen wurden schwächer, und die Warnlampen auf dem Pult leuchteten wieder auf. »Es geht wieder los«, sagte Sarah. »Tun Sie etwas, Doktor.« Der Doktor beugte sich über das Schaltpult, dachte nach und runzelte die Stirn. Wenn die TARDIS so versagte, hieß das nur eins: Irgendeine Kraft von außen arbeitete gegen sie. Ein plötzlicher, harter Ruck veranlaßte ihn, sich am Pult festzuhalten; Sarah wurde herumgeschleudert. »Was ist geschehen, Doktor?« »Eines kann ich Ihnen sagen, Sarah. Wir sind gelandet.« Er deutete auf die Hauptanzeige, die sich bewegte, solange die TARDIS flog. Jetzt stand sie still. Nacheinander gingen die Warnlampen auf dem Pult der TARDIS aus, und die Zeiger der Instrumente krochen auf Null zurück. Die großen Lampen wurden immer schwächer, und es herrschte eine unheimliche Stille. »Es ist so, als ob die TARDIS stirbt«, sagte Sarah ganz leise. »Ich benutze jetzt lieber den Scanner – solange es noch genug Strom gibt, um ihn in Betrieb zu nehmen«, sagte der Doktor. Er schaltete das Gerät ein, und der Bildschirm des Scanners wurde hell. Das Bild war schwach und verschwommen, und das einzige, das sie sehen konnten, waren Sanddünen und wirbelnder grüner Nebel. Das Bild wurde ganz langsam schwächer, und schließlich war der Bildschirm wieder schwarz. »Faszinierend«, murmelte der Doktor. »Was ist an Nebel so faszinierend?«
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»Vielleicht war es der Nebel, der die TARDIS außer Betrieb gesetzt hat.« Das indirekte Licht an der Decke der TARDIS ging jetzt aus. Stück um Stück wurde die TARDIS von der Dunkelheit verschluckt. Schließlich brannte nur noch ein letztes Licht, das das Pult, den Doktor und Sarah ein klein wenig beleuchtete. Dann wurde auch dieses Licht immer schwächer. »Gibt es nicht noch eine andere Notversorgung?« fragte Sarah. »Doch, natürlich. Ich werde jetzt auf die Notanlage umschalten.« Er betätigte einen Hebel, und die Lampen gingen wieder an. Sarah lächelte erleichtert aber nicht lange. Fast unmerklich wurden die Lampen wieder schwächer. »Leere Batterie?« schlug Sarah nervös vor. »Kaum. Horchen Sie.« »Ich kann nichts hören.« »Genau. Ich auch nicht. Überhaupt nichts. Kein Klicken oder Ticken. Nichts. Die TARDIS ist lebendig, mehrere hundert komplexe Instrumente arbeiten fortwährend. Ihre Energiequellen sind unerschöpflich haben kein Ende.« »Nun, jetzt sind sie am Ende. Alles ist vollkommen tot.« »Es ist genau so, wie Sie sagen. Die TARDIS stirbt.« Der Doktor schaute sich in der Kontrollzentrale um, die jetzt fast ganz dunkel war; nur ein ganz schwacher Schimmer ging von der Lichtquelle in der Mitte aus. »Sarah, werfen Sie einen Blick in den Spind dort drüben. Ganz oben müßte eine Taschenlampe liegen.« Sarah öffnete den Spind und streckte ihre Hand hinein. Sie brachte eine riesige Taschenlampe zum Vorschein. Sie war sehr groß, mit schwarzem Gummi überzogen, so wie man sie in der Industrie verwendete. Sie schaltete sie ein, und ein Lichtstrahl fiel auf das Pult. Sarah fühlte sich umgehend besser – bis der Strahl der Taschenlampe langsam nachließ. Nach
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wenigen Sekunden war sie ganz erloschen, und die Dunkelheit kehrte zurück. Der Doktor durchstöberte einen anderen Spind. Er fand eine große, altmodische Lampe, von der Art, wie Minenarbeiter sie früher einmal benutzt hatten. Sarah gelang es zu lächeln. »Erzählen Sie mir nicht, daß Sie daran reiben werden, bis ein Geist erscheint.« Der Doktor hielt die Lampe an sein Ohr und schüttelte sie. »Im Gegenteil, ich werde etwas Licht auf unsere Lage werfen!« Er nahm eine Schachtel mit alten Schwefelzündhölzern aus dem Spind und zündete die Lampe an. Ein weiches gelbes Licht erhellte die nähere Umgebung. Sarah atmete erleichtert auf. »Puh, ein Hurra auf das gute altmodische Öl!« Der Doktor drehte den Docht hoch, und das Licht wurde heller. »Das ist besser. Aber ich glaube, wir gehen jetzt lieber nach draußen und finden heraus, wo wir sind.« Sarah warf ihm einen skeptischen Blick zu. »Ich wette, es ist nicht Florana!« Der Doktor reichte ihr die Lampe. »Halten Sie sie einen Augenblick, ja? Die Türkontrollmechanismen werden nicht funktionieren. Ich werde sie manuell öffnen müssen.« Er ging zu einer Schublade mit Werkzeug, die sich unten im Schaltpult befand, und nahm einen Eisenhebel heraus, der der Antriebskurbel eines alten Wagens ähnelte. Dann ging er wieder zu den Türen zurück, steckte die Kurbel in eine Wandöffnung und fing an zu drehen. Langsam öffneten sich die Türen, und grüner Nebel strömte in den Raum. Er schien die Luft zu kühlen. Sarah erschauderte in ihrem Strandkleid. Der Doktor öffnete die Tür noch etwas mehr und trat hinaus. Sarah folgte ihm nervös. Man konnte kaum etwas sehen. Die TARDIS war anscheinend inmitten von Sanddünen gelandet – ihre flachen, rundlichen Formen verschwanden im grünen Nebel. 13
Grobkörniger grauer Sand knirschte unter ihren Füßen, als sie sich vorsichtig von der TARDIS entfernten. Sarah zitterte. »Es ist so kalt…« »Kommen Sie«, sagte der Doktor. »Sehen wir uns ein bißchen um.« Eine Zeitlang wanderten sie durch die Dünen. Plötzlich sprang Sarah erschrocken zurück, denn eine schreckliche schwarze Gestalt zeichnete sich im Nebel ab. Der Doktor packte sie am Arm. »Alles ist in Ordnung, Sarah, das ist nur ein Fels.« Es handelte sich um eine Art Monolith, einen schwarzen Stein, in den eine phantastische Form gemeißelt war. Der Doktor ging los, um ihn genauer zu untersuchen. »Es könnte eine Art Statue sein oder vielleicht sogar irgendein ursprüngliches Lebewesen, das vor langem versteinert wurde.« »Ich war schon kurz davor, selbst zu Stein zu werden.« Der Doktor nahm eine Handvoll von dem schotterartigen Sand und zerrieb ihn langsam mit den Fingern. »Dieser Teil des Planeten scheint ziemlich tot zu sein, ich bezweifle, ob es hier in den letzten Jahrhunderten Leben gab.« »Nun, wenn Sie nicht vorhaben, sich hier niederzulassen und Kopfsalat anzubauen, ist das doch nicht allzu wichtig.« Der Doktor ignorierte sie. »Wenn der Rest des Planeten genauso aussieht, dann dürfte er ohne Leben sein.« »Hören Sie, Doktor, wir sind hier nicht auf irgendeiner Expedition zu wissenschaftlichen Zwecken. Alles, was wir wollen, ist, von hier zu verschwinden.« »Dem stimme ich zu. Aber um diesen Planeten zu verlassen, müssen wir ihn zuallererst verstehen.« »Weshalb?« »Denken Sie nach! Irgendeine gewaltige Kraft, die von diesem Planeten ausgeht, hat die Energievorräte der TARDIS aufgebraucht. Tja, entweder ist das ein natürliches Phänomen oder –« »Jemand oder etwas tut das absichtlich.« 14
Der Doktor nickte wie ein Lehrer, dessen Schüler endlich mit der richtigen Antwort aufgewartet hat. »Ganz genau.« »Tja, jetzt, da wir das geklärt haben, können Sie da nicht einfach die TARDIS reparieren und verschwinden?« »Sie begreifen nicht, Sarah. Das Problem liegt nicht in der TARDIS. Um von hier zu verschwinden, müssen wir das finden, was unsere Energie blockiert, und es dann neutralisieren.« »Und wie tun wir das?« »Im Augenblick habe ich nicht die leiseste Ahnung.« »Und bis wir das tun können, sitzen wir in der Falle? Sitzen für immer hier fest?« »So ist es«, sagte der Doktor fröhlich. »Und deshalb ist es besser, wenn wir bald anfangen.« »Was tun wir zuerst?« »Wir fangen damit an, daß wir die unmittelbare Umgebung untersuchen.« »In Ordnung«, sagte Sarah tapfer. Es fröstelte sie wieder, als sie sich die düsteren Dünen ansah, die in den grünen Nebel eingehüllt waren. Es war bitterkalt. »Obwohl ich für dieses Klima nicht gerade richtig angezogen bin, oder?« »Was?« Der Doktor stellte fest, daß Sarah immer noch ihr Strandkleid und ihren Badeanzug trug, die sie für die versprochenen Strände auf Florana angezogen hatte. »Um Gottes willen, Mädchen, gehen Sie, und ziehen Sie sich etwas Warmes an.« »In Ordnung. Aber Sie bleiben doch hier, Doktor, ja?« Der Doktor war vollkommen in die Untersuchung des schwarzen Monolithen vertieft. Er beleuchtete ihn mit seiner Öllampe. Sarah warf ihm einen verzweifelten Blick zu und eilte in Richtung der TARDIS. Der Doktor fuhr mit seiner Untersuchung fort. Der Monolith konnte einen natürlichen Ursprung haben. Es war ganz und gar 15
möglich, daß die wirbelnden Sandstürme die Steinsäule langsam in ihre jetzige, außergewöhnliche Form geschliffen hatten. Oder irgendeine Statue, die sich im Lauf der Zeit verändert hatte? Dann war da noch jene andere Theorie, die er Sarah gegenüber erwähnt hatte. Vielleicht handelte es sich um irgendeine Kreatur des Planeten, die zu Stein geworden war. Vielleicht war sie früher einmal eine der intelligenten Lebensformen des Planeten gewesen. Der Doktor, der tief in seine Spekulationen versunken war, bemerkte nicht, daß Gestalten in schwarzen Mänteln leise aus dem Nebel herausgetreten waren. Langsam pirschten sie sich an ihn heran…
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Der Hinterhalt Sarah glitt durch die zur Hälfte geöffnete Tür der TARDIS und tastete sich langsam zu dem Spind vor. Sie suchte ein paar Kleidungsstücke aus; dabei verließ sie sich nur auf ihren Tastsinn. Eine Hose, einen dicken Pulli, ein Paar bequeme Wanderschuhe und eine warme Jacke… In aller Eile begann sie sich umzuziehen. Der Doktor untersuchte immer noch den Monolithen, während hinter ihm schwarzgekleidete Gestalten näher kamen… Draußen vor der TARDIS blickte Sarah sich angstvoll um. Die Dünen mit ihren dunklen Nebelschwaden sahen genauso furchterregend aus wie zuvor, aber jetzt hatte sie das Gefühl, daß sie besser ausgerüstet war, um mit den unbekannten Gefahren fertig zu werden. Es konnte wohl kaum jemand von ihr erwarten, daß sie sich im Badeanzug mit einem fremden Ungeheuer auseinandersetzte. Sie schaute sich nach dem Lichtschein der Laterne des Doktors um, aber sah nur schwarze Dunkelheit und treibende Nebelschwaden. »Doktor!« rief sie. Keine Antwort. »Doktor! Sind Sie da?« Wieder Stille. Nervös rannte Sarah in Richtung Steinsäule los. Als sie loseilte, glitt eine schwarzgekleidete Gestalt hinter der TARDIS hervor, stand gelassen da und schaute ihr nach. Einen Augenblick lang sah es so aus, als ob sie einen Angriff plante, doch dann drehte sie sich um und ging leise auf die immer noch geöffnete Tür der TARDIS zu. Langsam befürchtete Sarah, daß sie den falschen Weg eingeschlagen hatte. Vom Doktor gab es keine Spur. Sie 17
konnte nicht einmal den Monolith ausmachen. Sarah, die voller Verzweiflung hoffte, daß der Doktor nicht allzuweit entfernt war, rief: »Doktor? Doktor, ich habe mich verirrt. Wo sind Sie?« Stille. Hinter sich hörte sie ein schwaches Trippeln. Sie drehte sich besorgt um, konnte aber nichts sehen. Da waren nur der Sand, der sich bewegte, und die Nebelschwaden. Sarah, plötzlich voller Panik, rannte los und lief direkt in etwas hinein, das sie festhielt. Sie schrie auf und riß sich los, aber es war nur ein struppiger Dornbusch, der sich in ihrer Jacke verfangen hatte. Sarah befreite sich und warf hektische Blicke um sich und bemerkte plötzlich eine große Gestalt, die eine Öllampe trug. Sie atmete erleichtert auf und rannte auf sie zu – dann blieb sie enttäuscht stehen. Das war ja gar nicht der Doktor. Es war der statuenähnliche Fels, wo sie ihn zuletzt gesehen hatte. Die Öllampe stand auf einem Felsvorsprung, der wie ein Arm ausgestreckt war. »Doktor!« rief sie. »Doktor, wo sind Sie?« Niemand antwortete. Sie trat an den Monolith und nahm die Lampe herunter. Als sie sie in die Hand nahm, bemerkte sie, daß sie klebrig war. Sie betrachtete ihre Finger genauer. Sie waren mit Blut verschmiert. Sarah ließ die Lampe fallen – sie ging aus. Nun stand sie wieder im Dunkeln. Sie stand einen Moment lang da und bekämpfte ihre Panik. Sollte sie losgehen und den Doktor suchen? In dieser nebligen Dunkelheit würde sie jedem Feind, der ihn angegriffen hatte, schutzlos ausgeliefert sein. Sie beschloß, zum Raumschiff zurückzugehen und zu warten. Dort würde sie sicher sein, und es bestand auch die Möglichkeit, daß der Doktor zurückkehrte, um nach ihr zu sehen. Wenn er das nicht tat, würde sie losziehen und ihn suchen, sobald es hell war. Sie blieb einen Augenblick lang stehen, um sich zu sammeln. Dann kehrte sie zur TARDIS zurück.
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Während sie die Strecke zurückeilte, hörte sie aus allen Richtungen seltsame Geräusche. Hin und wieder hatte sie den Eindruck, daß sie schwarze Gestalten sah, die durch die Dunkelheit eilten. Aber sie erreichte die TARDIS dennoch sicher und hielt an, um Luft zu schnappen. Sie nahm sich allen Ernstes vor, die Lage nicht noch zu verschlimmern, indem sie sich Dinge einbildete. Dann trat sie ein. Als sie in der dunklen Kontrollzentrale stand, war Sarah wütend auf sich selbst, weil sie die blutverschmierte Lampe nicht mitgenommen hatte. Nun mußte sie versuchen, eine andere zu finden und auch noch die Zündhölzer. Neben der Tür blieb sie einen Augenblick lang stehen und ließ ihren Blick über die Sanddünen schweifen. Sie hatte immer noch die vage Hoffnung, daß der Doktor zurückkehren würde. Aber er war nirgends zu sehen. Sie hörte Geräusche, die aus dem Nebel zu ihr herüberdrangen, und bemerkte, daß sie die Tür der TARDIS hatte offenstehen lassen. Sie ging zu dem Hebel hinüber, der immer noch in der Wandöffnung steckte, und fing an zu drehen. Sarah mußte ihre ganze Kraft aufbieten, um ihn zu bewegen. Sie war so sehr in ihre Aufgabe vertieft, daß sie die schwarze Gestalt nicht bemerkte, die aus ihrem Versteck hinter dem Schaltpult hervorkam… Plötzlich erhaschte sie das Geräusch einer Bewegung, und als sie sich umdrehte, sah sie eine fledermausähnliche Gestalt, die sich auf sie zu stürzen drohte und deren Augen böse unter einer Mönchshaube hervor funkelten. Ihre Hand lag immer noch auf der Kurbel. Sie riß sie heraus und schwenkte sie erschrocken der sich nähernden Gestalt entgegen. Die eiserne Kurbel fuhr auf die schwarze Haube nieder. Die Kreatur stieß einen schrillen Schmerzensschrei aus und ging zu Boden. Sarah drehte sich um und wollte losrennen, aber dank ihrer Anstrengung war die Tür jetzt wieder geschlossen. Hektisch
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rammte sie die Kurbel wieder in ihre Vorrichtung und drehte sie jetzt in die andere Richtung. Während sie die Kurbel drehte, behielt sie die Kreatur auf dem Boden argwöhnisch im Auge. Entsetzt sah sie, daß sie sich bewegte. Sie drehte die Kurbel immer schneller. Schon bald war die Tür weit genug geöffnet, um hindurchzukommen. Als sie auf die Tür zuging, erwachte die Kreatur plötzlich zum Leben. Sie machte einen Satz auf sie zu und packte ihren Knöchel mit einer dürren Klaue. Sarah zog die Kurbel heraus und hieb damit auf den knochigen Arm ein. Mit einem Schrei ließ sie sie los, und Sarah schlüpfte durch den Spalt und rannte in die Dünen hinaus. Während sie verzweifelt weiterrannte, bemerkte sie, daß es draußen heller geworden war. Der Nebel hob sich, und über ihr am Himmel waren die ersten blassen Anzeichen der Morgendämmerung zu sehen. Der Doktor wurde auf einem Pfad durch die Dünen geführt; zwei schwarzgekleidete Gestalten mit Kapuzen geleiteten ihn. Der, der vor ihm herging, zog ihn an einem Seil hinter sich her, welches als Schlinge um sein Genick gelegt worden war. Der Hintere trug eine Fackel. Der Doktor torkelte weiter. Jedesmal wenn er langsamer wurde, wurde er durch einen Ruck am Seil weitergezerrt. Sein Kopf hing herunter; die Wunde auf seiner Stirn blutete, und er bewegte sich wie ein Mann, der kaum mehr bei Bewußtsein war. Aber in Wirklichkeit ging es dem Doktor nicht annähernd so schlecht, wie er vorgab. Seine Kraft kehrte sehr schnell wieder zurück, und er übertrieb seine Schwäche absichtlich in der Hoffnung, daß seine Wachen nachlässig werden würden. Seine Gedanken kehrten schnell zu seiner Gefangennahme zurück. Er, der die leisesten Geräusche wahrnahm, hatte aufgesehen und der Fremde hatte sofort einen Satz gemacht. Seine klauenartigen Hände hatten sich ihm um den Hals gelegt. 20
Der andere war drahtig und unglaublich stark, aber als der Doktor erst einmal über die Überraschung hinweggekommen war, rechnete er sich aus, daß er in der Lage gewesen wäre, mit ihm fertig zu werden. In der Tat, er hatte sich schon befreit – aber dann hatte eine andere Kreatur die Messinglampe gepackt und ihm einen harten Schlag auf den Kopf verpaßt. Der Doktor hatte einen kurzen Blick erhascht, glühende Augen in einem verzerrten Gesicht gesehen – aber dann war die Lampe auf seiner Stirn gelandet, und er hatte das Bewußtsein verloren. Und jetzt war er hier, ein Gefangener dieser grauenhaften Gestalten. Wahrscheinlich brachten sie ihn zu ihrem Stützpunkt zurück. Der Doktor mußte sich befreien, bevor sie ihr Ziel erreichten. Mit den beiden würde er fertig werden, aber er wollte es nicht mit mehreren aufnehmen. Der Doktor paßte den richtigen Augenblick ab, gab ein mattes Stöhnen von sich, stolperte gekonnt und brach auf dem Weg zusammen. Der außerirdische Anführer riß heftig an der Schlinge, aber der Doktor bewegte sich nicht. Der, der die Fackel trug, kniete neben dem Doktor nieder, um ihn zu untersuchen, und hielt die Fackel an sein Gesicht. Zu seiner Überraschung stellte der Fremde fest, daß die Augen des Doktors weit geöffnet und wachsam waren. Eine knöcherne Faust schoß ihm mit wilder Kraft entgegen und versetzte ihm einen Kinnhaken, der ihn zu Fall brachte. Der Doktor kam sofort auf die Beine. Der zweite Fremde riß an der Schlinge und brachte ihn so zu Fall, aber der Doktor packte das Seil und riß es dem Fremden aus der Hand. Mit einem wilden Schrei ging er zum Angriff über. Der Doktor rollte nach hinten über und warf seine Beine hoch. Der Fremde flog ein gutes Stück durch die Luft und landete ein Stück weiter unten mit solch einem Aufprall auf dem steinigen Pfad, daß er die Besinnung verlor. Der Doktor stand auf und zog die Schlinge vom Hals. Er warf sie zur Seite, schaute seine Gegner zufrieden an und ging dann den Weg zurück, den er gekommen 21
war. Zuallererst mußte er Sarah suchen. Er hoffte nur, daß sie genug Verstand gehabt hatte, im Raumschiff zu warten… Aber Sarah hatte sich mittlerweile ein gutes Stück von der TARDIS entfernt; sie rannte über die Dünen, ohne genau zu wissen, wohin sie ging. Zuerst war es mehr als genug gewesen, dem Grauen im Kontrollraum zu entkommen. Aber jetzt dämmerte es ihr langsam, daß sie nicht einfach ziellos weiterrennen konnte. Sie mußte anhalten und einen Plan schmieden. Die Dünen ragten steil vor ihr auf. Mittlerweile war es hell genug, und sie sah, daß das Dünengebiet eine Art riesiger Mulde bildete – sie näherte sich deren Rand. Sie schleppte sich den Hang hinauf und fragte sich dabei, was auf der anderen Seite des steilen Abhangs lag. Als sie schnelle, schleppende Schritte hinter sich hörte, erstarrte sie. Nicht weit entfernt hatte der Wind eine Mulde in die nächstliegende Düne geblasen. Sarah verließ den Pfad, warf sich auf den Boden, rollte über und kauerte sich unter den Vorsprung, um Deckung zu suchen. Sie lag ganz still da und bemühte sich sehr, sich in den Sand zu buddeln. Von ihrem Versteck aus sah sie zwei schwarzgekleidete Gestalten in Kapuzen, die den Pfad hinauf und auf sie zu kamen. Sie kamen immer näher und hielten an. Dann berieten sie sich kurz und erregt. Einer von ihnen drehte sich um und rannte wieder den Pfad hinunter. Der andere zögerte einen Augenblick und folgte ihm dann. Sie wartete, bis sie außer Sichtweite waren, kroch dann aus ihrem Versteck hervor und versuchte zu verstehen, was geschehen war. Es war ganz offensichtlich, daß die Kreaturen sie verfolgt hatten und es war ebenso klar, daß sie nicht gewillt gewesen waren, den Pfad weiter hinaufzusteigen. Sarah beschloß, daß jeder Ort, von dem sich die Horrorgestalten mit ihren Kapuzen fernhielten, der richtige 22
Platz für sie war. Sie kletterte den steilen Weg so schnell sie konnte hinauf, und schon ein paar Minuten später stand sie auf der Spitze. Sie blieb stehen und riß erstaunt die Augen auf. Vor ihr breitete sich eine riesige Ebene aus glattem, ebenem Fels aus. Es wirkte so, als hätte jemand die Spitze eines Berges mit einem riesigen Hackbeil abgeschlagen. Inmitten des Plateaus lag eine Stadt. Ihre Gebäude waren aus weißem, glänzendem, marmorähnlichem Stein, und ihre Türme reichten bis in die dunklen Wolken hoch, die im grauen Morgenhimmel dahinzogen. Die Bauweise war ultramodern, nur glatte, gerade Oberflächen und in Quadrate eingeteilte, geometrisch regelmäßige Formen, die etwas von der überragenden Würde der Aztekentempel auf der Erde hatten. An die Stadt schloß sich ein riesiger Turm an, und oben, auf dessen Spitze, brannte ein Feuer, das in gleichmäßigem Rhythmus aufleuchtete und an einen überdimensionalen Leuchtturm erinnerte. Sarah stand eine Zeitlang einfach nur da und staunte ehrfurchtsvoll. Es gab auf diesem Planeten also doch eine Zivilisation. Vielleicht waren die Kreaturen, die sie angegriffen hatten, nur die Barbaren dieser Welt, die Wilden, die vor der Stadt herumschlichen und es nicht wagten, sich ihr zu nähern. Nur eine fortschrittliche, hochzivilisierte Rasse konnte einen Ort wie diesen bauen. Sicherlich würden sie ihr helfen, den Doktor zu retten, ihr helfen, die TARDIS zu reparieren, und sie dann auf ihren Weg schicken. Sarah, die erneut voller Hoffnung war, machte sich auf den Weg in die Stadt. Der Doktor versuchte in der Zwischenzeit, wieder zur TARDIS zurückzufinden. Unglücklicherweise glichen sich die Dünen so sehr, daß er nicht die geringste Vorstellung hatte, wie weit oder in welche Richtung seine Häscher ihn geschleppt hatten, während er nur halb bei Bewußtsein gewesen war. Jetzt hatte er den Dünenrand erreicht, ein Gebiet, das wild und zerklüftet und mit riesigen Felsblöcken übersät war; es waren die unteren 23
Abhänge eines Gebirgszuges, der das Gebiet umsäumte. Einen Augenblick erwog der Doktor die Rückkehr – diesen Weg war er zuvor sicherlich nicht gegangen. Aber wenn er das tat, dann ging er das Risiko ein, sich erneut zu verirren. Er beschloß, noch weiter hinaufzuklettern und so einen besseren Blick über die Gegend zu erhaschen. Mit etwas Glück war er dann vielleicht sogar in der Lage, die TARDIS auszumachen. Er begann den steinigen Pfad, der vor ihm lag, hinaufzusteigen. Der Weg stieg steil an und war, als er sich an der Vorderseite des Berges entlangwand, von hohen Steinwänden umgeben. Der Doktor marschierte unbeirrt weiter. Wenn er den direkt vor ihm liegenden Felsvorsprung erklettern und auf den Weg zurückschauen konnte, den er gekommen war… Plötzlich bemerkte er, daß er stehengeblieben war und sich vorsichtig umsah. Es war so, als ob sein Unterbewußtsein irgendeine Gefahr ausgemacht hatte und jetzt versuchte, ihn zu warnen. Er untersuchte den vor ihm liegenden Weg. Es gab weder Geräusche noch Bewegungen. Alles war normal. Er ging vorsichtig ein kleines Stück weiter und hielt wieder an. Da war ein Seil, das quer über den Pfad gelegt war. Ein paar lose Buschzweige verdeckten es. Es war ganz offensichtlich so hergerichtet worden, um jeden, der auf dem Pfad entlangging, zu Fall zu bringen. Er berührte es vorsichtig mit einem Finger. Es war gespannt, so wie die Sehne eines Bogens. Die Enden verschwanden in den Sträuchern auf beiden Seiten des Weges. Nachdenklich betrachtete der Doktor das Seil und trat dann zurück. Er nahm einen Fels von der Größe eines Fußballs auf und warf ihn mit Wucht auf den Pfad. Als der Stein auf das Seil aufschlug, donnerte es oberhalb des Berges, und ein riesiger Felsblock wurde auf den Pfad heruntergeschleudert – genau auf die Stelle, wo ein Fußgänger gestanden hätte, wenn sein Fuß das Seil berührt hätte. Der Felsblock rollte über den Weg und dann den Berg hinunter. 24
Primitiv, aber effektiv, dachte der Doktor, als das Donnern erstarb. Er fragte sich, welcher Art die anderen Fallen waren, die auf ihn warteten und plötzlich sprang ihn jemand von hinten an. Zuerst ging der Doktor davon aus, daß seine schwarzgekleideten Feinde ihn eingeholt hätten. Dann aber sah er, daß der Arm, der über seinem Hals lag, in ein silbergraues, plastikähnliches Material gehüllt war und daß das Messer, das sich seiner Brust näherte, aus einem einzelnen Metallstück gefertigt war – das Messer eines Mannes aus dem Weltraum. So interessant das alles auch war, es gab drängendere Probleme. Der Doktor drückte sein Kinn gegen die Brust, um sich gegen den Würgegriff zu wehren, packte die Hand seines Angreifers, die das Messer hielt, mit beiden Händen am Handgelenk, schlang ein Bein um den Knöchel seines Angreifers und warf sich nach hinten. Er fiel krachend zu Boden, sein Angreifer lag unter ihm. Aber die Wucht des Falls lockerte den Griff des Doktors. Der Angreifer rollte weg, sprang auf die Füße und griff jetzt an. Das Messer hielt er sehr tief. Als das Messer vor seinen Augen funkelte, griff der Doktor verzweifelt nach dem Handgelenk der Hand, in der sich das Messer befand, und erwischte es wieder. Aber der Doktor hatte immer noch eine ungünstige Lage; sein Gegner war gelassen, entschlossen und sehr stark. Er türmte sich über dem Doktor auf und schirmte das Licht ab. Das Messer näherte sich der Kehle des Doktors…
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Expedition von der Erde Plötzlich war da eine Hand, die das Messer auf die Seite drehte. Der Neuankömmling zerrte den Angreifer grob weg. »In Ordnung, Galloway, das reicht jetzt. Du siehst doch, daß er kein Exxilon ist.« Der Mann namens Galloway trat einen Schritt zurück. Die mörderische Wut wich langsam aus seinem Gesicht. »Aye, du hast recht. Aber es ging eben alles so schnell. Er ist in die Falle gelaufen, verstehst du, und dann kämpften wir schon miteinander…« Der Neuankömmling half dem Doktor auf die Beine. »Es tut mir leid«, sagte er barsch. »Wir hatten auf diesem Planeten hier eine ganz schön miese Zeit. Ein paar von uns sind getötet worden. Dan Galloway hier hat die Eigenart, erst anzugreifen und hinterher die Fragen zu stellen. Ach ja, mein Name ist übrigens Railton…« Der Doktor bürstete den Staub ab und schaute sich die beiden Männer genauer an. Galloway – das war der, der ihn angegriffen hatte – war groß und kräftig, mit einem breiten Brustkorb und großflächigen, behaarten Händen. Der zweite Mann war beträchtlich kleiner und einige Jahre älter. Sein Haar war schon etwas schütter, und sein Gesicht war von Sorgen gezeichnet. Beide trugen astronautenähnliche Uniformen mit militärischen Abzeichen, beide hatten Sprengstoffwaffen und Messer an ihren Gürteln. Galloway trug einen selbstgefertigten Bogen, wie der Doktor feststellte, der aus einer flexiblen Plastikstange gefertigt war. Ein Plastikköcher, der mit Pfeilen aus angespitzten Rohrstöcken gefüllt war, hing über seiner Schulter. Der Doktor rieb seine schmerzenden Stellen und sagte reuevoll: »Ich bin der Doktor. Ich kann verstehen, was Sie 26
empfinden, meine Herren. Ich bin selbst angegriffen worden, kaum daß ich angekommen war. Vielleicht können Sie mir sagen –« Galloway schaute den Weg hinunter. »Jemand bewegt sich«, flüsterte er eindringlich. »Kommt näher.« Alles in Railton spannte sich an. Der Doktor horchte. Hinter der Wegbiegung war ein schwaches Rascheln zu vernehmen. Railton bemerkte drängend: »Es ist besser, wenn Sie mit uns zum Stützpunkt kommen. Dort können wir uns in Sicherheit unterhalten.« Schon kraxelte Galloway über die Steine und ließ den Pfad hinter sich zurück. Railton ging ihm nach, und auch der Doktor folgte ihm. Kurz darauf waren die drei zwischen den verstreuten Felsen verschwunden. Minuten später erschien eine Gestalt im schwarzen Umhang. Andere folgten. Sie standen einen Moment lang da, und es schien fast so, als ob sie die Luft beschnupperten. Dann gingen sie los, über die Steine, und verfolgten ihre Opfer. Galloway ging voran. Mit außerordentlichem Tempo marschierte er durch die zerklüftete Landschaft. Er kehrte in einem weiten Bogen um, und schon bald liefen sie über den Rand eines kleinen Felsens, dort, wo die Steine die Dünen begrenzten. Galloway hielt auf eine kleine Nische in der Vorderseite des Felsens zu, und der Doktor bemerkte, daß eine kleine Überlebenskuppel aus Plastik vor dem Felsfuß errichtet worden war. Die Position war gut, denn der überhängende Fels bot Schutz und ebenso die beiden gegenüberliegenden Seitenwände einer V-förmigen Nische. Als sie auf die Kuppel zuliefen, schien ein Mann mit Pfeil und Bogen aus dem Erdboden aufzusteigen. Der Doktor schaute genauer hin und sah, daß genau vor ihnen ein Schutzgraben ausgehoben worden war. 27
Als der Wachtposten die beiden Begleiter des Doktors sah, nahm er Pfeil und Bogen herunter und lächelte sie fröhlich an. Er war bedeutend jünger als die beiden anderen, hatte braunes Haar und ein rundes, freundliches Gesicht. Railton winkte zurück. »In Ordnung, Peter, wir sind es nur. Wir haben einen Besucher dabei, aber er ist ganz nett.« »Hoffen wir!« murmelte Galloway. Er behielt den Doktor immer noch im Auge; seine Hand lag auf dem Messergriff. Railton ging als erster in die Kuppel und klopfte dem Wachtposten auf die Schulter, als er an ihm vorbeiging. »Paß gut auf, Peter. Dan hat dort hinten ein paar Bewegungen registriert.« Peter salutierte kurz. »Aye, Aye, Sir.« Er verschwand wieder in seinem Graben und ließ seinen Blick über das zerklüftete Erdreich, das vor ihm lag, schweifen. Der Doktor schaute sich in der Kuppel um. Er stand in einer großen, rechteckigen Kammer, die in verschiedene Bereiche aufgeteilt war. An den Wänden lagen Schlafsäcke, und in der Mitte war eine ungeordnete Ansammlung von halb geöffneten Kisten, die anscheinend eine Art Bergbauausrüstung enthielten. Neben den Kisten lagen selbstgebaute Waffen – Prügel, Speere, Steinschleudern, Pfeile und Bogen, die teilweise aus Stahl und Plastik, aber auch aus Holz und Stein gefertigt waren. Auf der gegenüberliegenden Seite der Kuppel waren Trennwände aufgestellt worden, die einen kleinen Kubus bildeten. Darunter lag ein schwer bandagierter Mann auf einer Art Bett. Eine junge Frau kniete neben ihm und stopfte eine Weltraumplane, die als Decke diente, fest. Als die anderen in Sichtweite waren, richtete sie sich auf und strich ihr blondes Haar aus der Stirn. »Wer ist das? Habt ihr Jack gefunden?« Railton antwortete nicht. Es war beklemmend ruhig. Dann antwortete Galloway brutal: »Aye, wir haben ihn doch gefunden. Er trieb in einem der Pools, war von Pfeilen 28
durchlöchert wie ein Igel.« Die junge Frau erschrak und atmete tief durch. Railton sagte sanft: »Wir haben ihn dort draußen begraben, Jill. Das schien das sinnvollste zu sein.« Das Mädchen nickte und versuchte den Schock zu verarbeiten. Sie schaute den Doktor an. »Und wer ist dieser Mann?« Galloway sagte: »Er nennt sich ›der Doktor‹. Wir haben ihn dort draußen gefunden.« »Das hier ist Jill Tarrant, Doktor«, sagte Railton. »Sie ist unser Bergbauingenieur. Der Junge, der draußen Wache schiebt, ist Peter Hamilton.« »Dann sind Sie also nur zu fünft?« »Wir waren einmal zehn«, sagte Galloway traurig. »Zwei sind im ersten Kampfgefecht umgekommen. Seitdem sind drei weitere erschossen worden.« Railton schaute den Mann auf dem Bett an. Er döste unruhig. »Das hier ist Commander Stewart, der Leiter unserer Expedition. Er wurde im ersten Kampf verletzt.« »Commander? Dann gehören Sie also zu einem militärischen Expeditionsteam?« »Zum Teil«, sagte Railton. »Miss Tarrant und ich sind Wissenschaftler. Der Rest sind M. W. C.« Der Doktor runzelte die Stirn. »M. W. C?« »Marine Weltraum Corps«, sagte Galloway. »Sie haben viele Fragen, Doktor. Vielleicht erzählen Sie uns jetzt etwas über sich? Woher kommen Sie? Und wohin wollten Sie, als ich auf Sie sprang?« »Zurück zur TARDIS – meinem Raumschiff.« Der Doktor gab eine kurze Zusammenfassung über seine Ankunft auf dem Planeten und den Hinterhalt, der ihn von Sarah getrennt hatte. »Ich hoffe ja nur, daß sie klug genug gewesen und im Schiff geblieben ist«, endete er. »Aber ich fürchte, daß Sarah einen
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Hang zur Eigensinnigkeit hat. Mittlerweile sucht sie mich wahrscheinlich schon.« »Dann ist sie mittlerweile schon tot«, sagte Galloway. Der Doktor sah ihn stirnrunzelnd an, und Railton sagte: »Es ist auch möglich, daß es ihr gutgeht, Doktor, solange sie vorsichtig ist. Die Exxilons sind in erster Linie Nachtmenschen.« »Exxilons? Ich gehe davon aus, daß das die Bewohner des Planeten sind – die unfreundlichen Herren in den Umhängen und Kapuzen?« Railton nickte. »Normalerweise kriegt man sie tagsüber nicht zu Gesicht. Vielleicht werden sie sie nicht finden.« »Solange sie nicht in die Nähe der verbotenen Stadt geht«, fügte Jill hinzu. »Die wird Tag und Nacht bewacht.« Düster meinte Galloway: »Aye, das stimmt. Jeden, den sie in der Nähe aufgabeln – den ereilt dieses Schicksal.« Durch seine Geste deutete er an, daß die Gefangenen ihren Kopf verlieren würden. »Wir haben gesehen, wie die Exxilons in der Nähe der Stadt Gefangene gemacht haben und sie in einen großen Keller gebracht haben, wo die meisten von ihnen leben«, sagte Jill. »Wir sind uns nicht sicher, aber wir glauben, daß sie geopfert werden.« Der Doktor hatte das Gefühl, daß all die Neuigkeiten ihn überwältigten. Aber es war absolut lebensnotwendig, daß er sie so schnell wie möglich verarbeitete. Je mehr er über den Planeten wußte, desto größer war die Chance, daß er Sarah fand und daß sie zusammen fliehen konnten. Er schaute die anderen an. »Ich bin gerade eben erst auf diesem außerordentlich unfreundlichen Planeten angekommen, und Sie sind offensichtlich schon seit einiger Zeit hier. Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie mir alles erzählen würden, was Sie wissen…«
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Sarah marschierte über das Felsplateau. Die Sonne stand jetzt hoch am Himmel. Sie war größer und auch näher als die Sonne auf der Erde. Sie strahlte von einem kupferfarbenen Himmel auf sie herunter. Die glatten Steine reflektierten ihre Strahlen. Sarah konnte deren Hitze durch die Sohlen ihrer Schuhe spüren. Erhitzt, müde und durstig stolperte sie weiter. Vielleicht war die Stadt ja eine Art Palast der arabischen Nächte, dachte sie. Dann würde es kühle Innenhöfe mit plätschernden Fontänen geben und weißbekleidete Aufseher mit kühlen Longdrinks in goldenen Bechern… Die Stadt war jetzt nicht mehr weit weg. Ihre weißen Gebäude waren so hoch, daß sie in den Himmel hochragten. Sarah hielt an und schaute sich wieder um. Trotz all der Schönheit hatte die Stadt etwas Unheimliches an sich. Es schien weder Fenster noch Türen oder Tore zu geben. Es schien so, als ob die Stadt blind wäre. Sarah eilte weiter. Das letzte Stück des kochenden Felsens schien endlos, aber schließlich erreichte sie die Mauern der Stadt. Sie waren weiß, glatt und vollkommen eben. Sie türmten sich über ihr auf und waren so lang, daß sie deren Enden nicht sehen konnte. Sarah ging direkt auf die Mauer zu und untersuchte sie neugierig. Aus dieser Nähe konnte sie erkennen, daß sie aus riesigen Felsblöcken bestand und daß die Nahtstelle, wo ein Block auf den anderen stieß, nur eine feine Linie war. Die Wand war so hell und sauber, daß man den Eindruck haben konnte, sie sei erst vor wenigen Stunden errichtet worden. Da waren weder Dreck noch Staub, keine Anzeichen des Alterns oder des Verfalls. Hier und da waren kunstvolle Muster in die Wand gemeißelt. Sarah streckte eine Hand aus und berührte eines der Muster direkt vor ihr. Der Block, in den es geritzt war, war glatt und warm und er kribbelte. Schnell zog Sarah ihre Hand zurück. Die Mauer war anscheinend mit einer leichten elektrischen 31
Ladung versehen. Vielleicht war das der Grund dafür, daß der Schmutz sich nicht absetzen konnte eine Art selbstreinigende Vorrichtung. Die Menschen, die diese Stadt gebaut hatten, mußten tatsächlich sehr fortschrittlich sein. Sie wünschte, sie wären in bezug auf Tore und Türen etwas großzügiger gewesen. Da war noch etwas anderes, das seltsam an dieser Mauer war – ein Geräusch, ein schwaches elektrisches Surren. Es schien so, als ob die ganze Stadt eine Art Leben hatte. Sie streckte die Hand aus und berührte die Mauer noch mal und hörte ein gutturales, wütendes Knurren. Sarah wirbelte herum. Eine Gruppe Gestalten in schwarzen Umhängen und schwarzen Kapuzen war hinter ihr aufgetaucht. Sie schaute sich nach einer Fluchtmöglichkeit um, aber sie war umzingelt. Erschrocken wich sie zurück, aber hinter ihr war die Mauer der Stadt und schnitt ihr den Fluchtweg ab. Die schrecklichen, alptraumhaften Gestalten näherten sich ihr, die dürren Hände ausgestreckt…
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Die todbringenden Neuankömmlinge Der Doktor mampfte eine Stange Nahrungsmittelkonzentrat und spülte es mit dem Wasser, das in einem Plastikkanister war, herunter. Währenddessen hörte er Railton zu, der von dem Planeten Exxilon und dessen seltsamen Einwohnern berichtete. Der Planet selbst war öde und unfruchtbar und bestand größtenteils aus Sanddünen, Felsen und Wüsten. Vegetation oder Tiere gab es nur sporadisch. In der Nacht war es eiskalt und neblig, tagsüber aber unerträglich heiß. Exxilon war ein sehr alter Planet, die meisten Quellen waren ausgetrocknet. Railtons Theorie ging dahin, daß der Planet früher einmal die Heimat einer außerordentlichen Rasse gewesen war, die dann ausgestorben oder vielleicht in eine andere Welt weitergezogen war. Sicherlich waren die heutigen Exxilons nicht mehr als grimmige Wilde. Sie hatten weder Kultur noch Maschinen irgendeiner Art, sondern lediglich die simpelsten Waffen und Werkzeuge. Anscheinend hausten sie in einem weitverzweigten Netzwerk von Höhlen, das den Planeten wabenähnlich überzog. Tagsüber hielten sie sich unter der Erdoberfläche auf und schienen hauptsächlich nachts herauszukommen. Sie waren extrem feindselig, widersetzten sich allen Versuchen der freundlichen Kontaktaufnahme und griffen jeden Fremden umgehend an. »Sie könnten so etwas wie die Stadt niemals erbauen«, schloß Railton. Der Doktor hatte seinen Nahrungsmittelwürfel aufgegessen und fragte sich, warum es noch nie jemandem gelungen war, daß diese erbärmlichen Dinge gut schmeckten. »Diese Stadt, über die Sie immer wieder sprechen… wie sieht sie denn aus?«
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»Reich mir mal die visuelle Akte, Jill. Wir haben hier ein paar Satellitenbilder, Doktor«, sagte er. Er reichte dem Doktor eine Reihe Fotos. Der Doktor studierte sie. Es handelte sich um Luftaufnahmen von meilenweitem steinigen Gelände, hin und wieder gab es einen See oder Tümpel, ausgetrocknete Seen und eine Art Binnenmeer. Vergrößerte Aufnahmen zeigten ganze Reihen von Gestalten in schwarzen Umhängen, die sich auf der Oberfläche des Planeten bewegten und in Höhlenöffnungen krochen, um sich dort zu verstecken. Und schließlich die Stadt, weiß, strahlend und riesig. Sie erhob sich gegen den kupferfarbenen Himmel. An einer Seite stand ein hoher Turm, in dessen Spitze ein Leuchtfeuer brannte. »Das scheint die einzige Gebäudeansammlung auf dem Planeten zu sein«, erklärte Railton. »Sie ist größer als hundert normale Städte. Das ist ein phantastischer Ort. Sie muß vor vielen tausend Jahren gebaut worden sein, und dennoch sieht sie immer noch brandneu aus.« Der Doktor studierte die Fotos. »Phantastisch, sicherlich. Sind Sie jemals drinnen gewesen?« Railton schüttelte den Kopf. »Wir haben es versucht, aber es gibt anscheinend keinen Eingang.« »Nicht, daß wir viel Zeit gehabt hätten, einen zu suchen«, sagte Galloway. »Die Exxilons haben jedesmal sofort angegriffen, wenn wir in die Nähe der Stadt gekommen sind. Wir sind gerade noch mit dem Leben davongekommen.« Der Doktor schloß die Akte und gab sie wieder zurück. »Und was ist mit unseren anderen Problemen? Verzeihen Sie mir, wenn ich es so direkt sage, aber Ihre Expedition scheint nicht gerade erfolgreich zu sein.« Railton nickte zustimmend. Seine Miene war düster. »Wir haben ähnliche Erfahrungen gemacht wie Sie, Doktor. Sobald wir in die Nähe von Exxilon kamen, haben die Instrumente
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ihren Dienst versagt. Es ist uns gelungen zu landen, ohne das Schiff zu beschädigen aber wir können nicht mehr starten.« Galloway explodierte. »Und so sitzen wir hier auf diesem stinkenden Planeten fest.« Er berührte die Sprengstoffwaffe an seinem Gürtel. »Unsere Waffen sind ebenso nutzlos wie das Schiff und die Exxilons schießen einen nach dem anderen von uns ab.« »Warum sind Sie denn überhaupt hierhergekommen?« Der Doktor warf einen Blick auf die verstreuten Kisten, die die Ausrüstung enthielten. »Eine Art Bergbauexpedition, oder?« »Wir sind wegen des Parriniums hierhergekommen«, antwortete Jill Tarrant. Sie sah den Doktor so an, als ob das alles erklärte. Der Doktor aber war verwirrt. »Parrinium?« »Das ist ein Mineral, Doktor, eine Art Spurenelement. Da es nur auf sehr wenigen Planeten zu finden ist, ist es außerordentlich kostspielig. Ein Detektorsatellit ist an diesem Planeten vorbeigeflogen und fand auf der Oberfläche große Vorräte. Hier ist es so verbreitet wie Salz.« »Verzeihen Sie, aber wozu brauchen Sie es?« Jetzt starrten ihn alle drei vollkommen erstaunt an. »Wo haben Sie sich denn versteckt, Mann?« fragte Galloway. »Oh, hier und da, an dem einen oder anderen Ort«, sagte der Doktor entschuldigend. »Ich fürchte, ich habe den Anschluß ein wenig verloren.« Jills Gesicht war todernst. »Die Erdkolonien in den äußeren Welten werden von einer grauenhaften Krankheit heimgesucht. Eine Art Weltraumpest. Keiner weiß, woher sie kommt und wie alles angefangen hat, aber die Kolonisten sterben zu Tausenden. Weitere Millionen werden sterben, es sei denn, wir helfen ihnen – und jede Stunde, die wir auf diesem Planeten festsitzen, verlängert die Liste der Toten.« »Parrinium kann diese Krankheit heilen?«
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»Vollkommen. Es heilt, und es verleiht Immunität. Aber wir benötigen es in großen Mengen, und wir brauchen es schnell. Wenn es nicht innerhalb eines Monats geliefert wird, ist es zu spät. Es ist uns gelungen, eine Notmeldung auszusenden, bevor die Energiezufuhr versagt hat. Wir haben sie gebeten, ein Hilfsschiff zu schicken.« »Die Nachricht ist nie eingetroffen«, sagte Galloway, »denn wenn sie eingetroffen wäre, hätten wir mittlerweile Unterstützung erhalten.« »Dann müssen wir annehmen, daß niemand kommt, und dementsprechend handeln. Wir müssen uns selbst helfen. Zuallererst müssen wir herauskriegen, wodurch die Energiequellen erschöpft wurden. Meine Theorie lautet, daß es etwas mit der Stadt und dem Leuchtfeuer zu tun hat. Sobald ich Sarah gefunden habe, sollten wir eine gemeinsame Expedition starten…« Galloway schnaubte vor Wut. »Jetzt warten Sie einmal einen Augenblick. Was gibt Ihnen das Recht, für uns Pläne zu machen?« »Meine Sorge um jene Millionen, die sterben«, sagte der Doktor schroff. »Ganz zu schweigen von unserem eigenen Leben. Bis jetzt haben Sie ja nicht gerade viel erreicht, oder?« Railton seufzte. »Ich fürchte, daß das wahr ist, Doktor. Ich persönlich würde mich freuen, wenn wir uns zusammentun würden.« Galloway deutete mit seinem Daumen auf den verwundeten Mann auf dem Bett. »Commander Stewart lebt doch noch, oder? Nun, ich nehme meine Befehle nur von ihm entgegen und sonst von niemandem.« »Ich rede nicht davon, daß ich Ihnen Befehle erteilen werde«, schnappte der Doktor. »Ich spreche von Kooperation und vom Überleben. Es ist also besser, wenn Sie –« Plötzlich brach er ab. »Hören Sie!« Weit über ihnen war ein schwaches Brummen zu hören. 36
Peter Hamilton jagte in die Kuppel, die Aufregung beraubte ihn fast seiner Sinne. »Das Hilfsschiff«, stotterte er. »Es ist da!« Sie alle stürzten aus der Kuppel und starrten zum Himmel hinauf. »Hast du es gesehen, Peter?« fragte Railton. »Nein… doch ich habe es gehört. Dort oben in den Hitzeschwaden… in Richtung Norden, glaube ich.« »Kommt wahrscheinlich in einer Spirale nach unten«, sagte Galloway aufgeregt. »Wir müßten es eigentlich jeden Augenblick wieder hören.« Und so war es auch, ein paar Minuten später war das leise Brummen wieder da. Es wurde immer lauter. »Da kommt es«, brüllte Jill. Hoch über ihnen funkelte eine strahlende Metallform zwischen den Wolken durch, um wieder im Dunst zu verschwinden. Peter Hamilton stand auf der Spitze des nächstliegenden Felsblocks. »Ich kann es sehen«, rief er. »Sie landen im nächsten Tal. Kommt schon!« Er rannte los, quer über die Steine, und die anderen folgten ihm. Auch der Doktor, den die allgemeine Aufregung gepackt hatte, ging ihnen nach. Als die kleine Gruppe verschwand, schlüpften zwei schwarzgekleidete Gestalten hinter einem nahen Felsblock hervor. Verstohlen krochen sie auf die Kuppel zu. Commander Stewart wälzte und drehte sich in seinem fiebrigen Schlaf. Der Schmerz, der in seinen Wunden brannte, und vor allem seine Sorge um die lebenswichtige Mission bekämpften die Drogen, die ihm verabreicht worden waren, und zerrten ihn zurück in die unbehagliche Schlaflosigkeit. Er fuhr mit der Zunge über seine trockenen Lippen und stöhnte: »Wasser… Wasser…« Ein Schatten fiel auf ihn, und er öffnete die Augen. Zwei schwarzgekleidete Gestalten beugten sich über ihn. Commander Stewart, zu schwach, um zu schreien, sah hilflos zu, wie sie sich auf ihn stürzten.
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Einer von Sarahs Häschern riß die Augenbinde von ihren Augen, und einen Augenblick lang glaubte sie, sie sei in einer Kirche. Das Dach wölbte sich hoch über ihrem Kopf, ein beißender Weihrauchgeruch verfing sich in ihrer Kehle, und der Raum war erfüllt von tiefem, volltönendem Gesang. Jetzt konnte sie schon besser sehen, und sie blickte sich benommen um. Sie befand sich in einer riesigen Höhle, nicht in einer Kirche, aber dennoch war deren Decke so hoch wie die einer Kathedrale. Sie wurde von lodernden Fackeln erleuchtet, die in regelmäßigen Abständen an der Wand angebracht waren. Unzählige Gestalten in schwarzen Umhängen drängten sich in ihr. Auf der anderen Seite der Höhle, genau gegenüber von etwas, das wie eine Tunnelöffnung aussah, stand ein niedriger Steinaltar. Die Wachen schleppten Sarah in seine Richtung. Jetzt, da sie ihren Häschern so nah war, konnte sie die Gesichter unter den Kapuzen erkennen. Doch der Anblick beruhigte sie nicht. Obwohl sie mehr oder weniger menschenähnlich waren, waren ihre Gesichter brutal, mißgeformt, degeneriert – mit geöffneten Mäulern, flachen Nasen und kleinen, eng beieinanderstehenden Augen, die teuflisch funkelten. Sie konnte die Angst und den Haß spüren, als die Menge sich ihr näherte. Vor dem Altar war ein freier Platz, und der Wächter zerrte Sarah in dessen Mitte. Danach trat er zurück. Hinter dem Altar stand einer der Außerirdischen auf einer erhöhten Plattform. Sein bestialisches Gesicht war alt und faltig, seine Kleidung war von besserer Qualität als die der anderen, und um seinen Hals hing eine funkelnde Kette mit einem barbarischen Muster. Er zeigte mit seinem langen knochigen Finger auf Sarah und fing an zu sprechen. Sarahs Gedanken kehrten zu der Vorstellung zurück, daß sie in einer Kirche war. In gewissem Sinne, so erkannte sie, stimmte dies auch. Sie war in einer Art Kirche, einem Tempel 38
der Religion, die diese seltsamen Wesen ausübten. Und nun steuerte der Priester seine Predigt bei. Obwohl sie die Worte nicht verstehen konnte, verdeutlichten der Tonfall und die Gesten des Priesters, was er sagte. Sie wurde irgendeines grauenhaften Verbrechens beschuldigt. Die Rede des Hohenpriesters brachte die Menge dazu, ihre wütende Zustimmung auszudrücken. Der Tonfall des Priesters änderte sich. Seine Stimme wurde tiefer und ernster, als ob eine Strafe verkündet wurde. Er zeigte auf Sarah, auf den Altar und seltsamerweise auf die Tunnelöffnung, die direkt dahinterlag. Zwei außerirdische Priester traten vor und trugen eine Art losen Umhang, der mit seltsamen Symbolen verziert war. Sie warfen das Tuch über Sarahs Schultern, packten sie an den Armen und zogen sie zu dem Altar hin. Auf einmal erkannte Sarah, was passierte. Sie sollte geopfert werden! Sie fing an, sich verzweifelt zu wehren, als sie sie zum Altar schleppten. Hamilton führte die kleine Gruppe über die felsigen Hügel. Sie marschierten schnell und drängten hoffnungsvoll voran. Ihre Aufregung verlieh ihnen neue Energie. Der Doktor, der den Schluß bildete, hatte dennoch das Gefühl, daß der ganze Optimismus ein bißchen übertrieben war. Diese zweite Expedition mußte mit denselben Problemen fertig werden, denen die erste ausgesetzt war. Aber er konnte ihre Erleichterung verstehen, jetzt, da sie nicht mehr länger allein waren, und ebenso ihre Freude darüber, daß sie Gesichter von zu Hause sehen würden. Sie kämpften sich auf die Spitze einer Erhebung. Peter Hamilton zeigte mit dem Finger hinunter. »Seht doch, da ist es.« Das Raumschiff war gerade im Begriff, auf der felsigen Ebene, die vor ihnen lag, zu landen. Die Flammen ihrer Bremsrakete gingen aus. Rauchwolken und Staub wurden aufgewirbelt und verbargen die Form des Raumschiffs. 39
»Kommt schon!« rief Jill und stürzte die andere Seite des Berges hinunter. Die anderen folgten ihr. Als sie das Raumschiff erreichten, hatte sich der Staub gelegt. Strahlend stand es inmitten der unfruchtbaren Ebene. Es hatte die normale Form einer fliegenden Untertasse, die interstellaren Schiffen eigen war. Peter Hamilton starrte es verwirrt an und wandte sich Railton zu. »Meiner Meinung nach sieht es nicht wie ein Schiff von der Erde aus, Sir.« »Vielleicht ist es irgendein neues Versuchsmodell diese neue Z-47, die sie gerade planten«, sagte Galloway. Aber seine Stimme klang nicht sehr überzeugt. Railton wischte den Schweiß von seiner Stirn. »Das ist keine Maschine des Weltraum Corps«, sagte er langsam. Der Doktor blieb still. Er stand nur da und blickte gedankenverloren auf das Schiff. »Was denken Sie, Doktor?« fragte Railton. »Ich glaube, wir werden es schon bald wissen.« Galloway starrte das Schiff beunruhigt an. »Warum kommen sie denn nicht heraus?« »Vielleicht müssen sie auch mit dem Energieverlust fertig werden, so wie wir«, wandte Jill ein. »Erinnerst du dich, wir konnten die Türen beinah nicht öffnen.« Peter hielt die Hände vor den Mund. »Kommt heraus, wer immer ihr auch seid«, rief er. »Die Begrüßungstruppe ist da.« Man konnte ein gequältes Zischen der hydraulischen Energie hören. Langsam, ganz langsam fuhr eine Landungsrampe aus dem Schiff, und die darüberliegende Tür öffnete sich. Zwei gedrungene Gestalten aus Metall glitten schnell die Rampe herunter. Zwei weitere tauchten im Türbogen des Schiffs auf. Jill Tarrant seufzte erschrocken auf. »Daleks!« Einer der Daleks, der im Türbogen des Schiffs stand, sprach mit der metallisch knarrenden Stimme, die der Doktor so lange
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schon kannte und haßte: »Die Menschen sollen exterminiert werden. Auf meinen Befehl hin schießen!« Die Daleks am Fuß der Rampe schwenkten ihre Waffen, um die kleine Gruppe in Schach zu halten. Railton rannte nach vorn und streckte flehend die Arme aus. »Warten Sie eine Minute«, rief er. »Bitte warten Sie. Sie können nicht…« Der Dalekanführer grunzte: »Feuer!«
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Waffenstillstand mit Schrecken Nichts geschah. Die Waffen der Daleks klickten metallisch. »Maximale Kraft«, brüllte der Anführer. »Feuern! Feuern! Feuern!« Wieder war das Klicken zu hören. Einer der Daleks drehte sich zu seinem Anführer um. »Waffen funktionieren nicht. Totaler Energiezusammenbruch in allen Stromkreisen der Ausrüstung.« Das sprachlose Erstaunen wurde durch das Gelächter des Doktors unterbrochen. »Na, na, na! Daleks ohne die Macht zu töten. Na, wie ist das denn?« Er spazierte auf die Rampe zu, und die Dalekwächter schwenkten sofort ihre Waffen, um ihn in Schach zu halten. Die Waffen waren nutzlos geworden. »Zurückbleiben! Zurückbleiben!« Man konnte in dem metallischen Klang eine Spur von Panik wahrnehmen. Der Doktor lächelte. »Und wenn ich das nicht tue, was werden Sie dann unternehmen? Hier sind Ihre Waffen nutzlos. Der Zusammenbruch der Energiezufuhr, der uns hierher verschlagen hat, hat auch Auswirkungen auf die Waffen.« »Der Zusammenbruch ist zeitlich bedingt. Die überragende Technologie der Daleks wird mit diesem Versagen fertig werden. Sie werden unseren Befehlen nachkommen«, sagte der Anführer der Daleks arrogant. »Sie sind nicht in der Position, Befehle zu geben«, antwortete der Doktor. »Das hier betrifft uns alle. Alle gleichermaßen – und wir sind alle hilflos.« Der Dalek reagierte auf diese höhnische Bemerkung mit einer der pathetischen und prahlerischen Reden, für die seine Spezies bekannt war. »Die Daleks sind die höchsten Wesen des
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Universums. Die Technologie der Daleks ist die fortschrittlichste im ganzen Kosmos.« Mittlerweile hatte Railton begriffen, daß seine Feinde wirklich hilflos waren. »Verschonen Sie uns mit der dalekschen Propaganda«, erwiderte er kühn. »Sie sind nicht besser dran als wir. Wir sollten uns zusammentun.« Die Ablehnung kam automatisch. »Die Daleks haben die Kooperation mit minderwertigen Wesen nicht nötig.« »Denken Sie darüber nach«, drängte Railton. »Wir sind fünf, und Sie sind nur vier. Dieser Planet wimmelt von feindlichen Außerirdischen, die nichts lieber tun als uns alle vernichten. Selbst die Arroganz der Daleks sollte von dieser Tatsache Kenntnis nehmen.« Einen Augenblick lang war es ruhig. Dann sagte der Anführer der Daleks: »Wir werden uns beraten.« Die Daleks, die in der Tür standen, verschwanden im Raumschiff. Die beiden Dalekwachen glitten die Rampe hoch und folgten ihnen. Railton wischte den Schweiß von der Stirn. »Nun, was halten Sie davon, Doktor?« Der Doktor hielt sich mit seiner Antwort einen Moment lang zurück. Railtons Initiative – der Vorschlag einer Allianz – hatte ihn doch überrascht, und jetzt dachte er schnell über mögliche Maßnahmen und Gegenmaßnahmen nach. »Das ist ein gewagter Plan«, sagte er langsam. »Und möglicherweise gehen sie ja sogar darauf ein. Aber dennoch rate ich Ihnen, ihnen nicht zu vertrauen.« »Das tue ich nicht«, sagte Railton grimmig. »Aber im Augenblick sind wir auf jede Hilfe angewiesen, die wir kriegen können.« »Wir brauchen die Daleks nicht«, sagte Galloway böse. »Es gibt nichts, das sie können und wir nicht allein besser hinkriegen.«
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»Zufälligerweise sind sie brillante Techniker«, antwortete der Doktor ruhig. »Ihr Erfindungsgeist hat sie zu einer starken Macht im Universum gemacht. Denken Sie daran.« »Genau«, stimmte Railton zu. »Wenn sie einen Ausweg finden, können wir ihn zu unserem Vorteil benutzen.« »Aber Daleks, Sir! Mein Vater ist in den Dalekkriegen umgekommen. Dan hat seine ganze Familie verloren. Die Idee, mit ihnen zusammenzuarbeiten, gefällt mir nicht«, sagte Peter unglücklich. »Dein Vater ist nur ein Mann gewesen«, erklärte Railton sanft. »Millionen werden sterben, wenn wir das Parrinium nicht von diesem Planeten wegschaffen können.« Er wandte sich dem Doktor zu. »Meinen Sie, daß sie zustimmen werden?« Der Doktor behielt die Tür des Raumschiffs im Auge. »Ich bin mir nicht sicher. Wir werden einfach abwarten müssen.« Der Anführer der Daleks stand plötzlich in der Tür des Raumschiffs. »Wir möchten weiter beraten. Sie werden der Sprecher sein. Kommen Sie!« Seine nutzlose Waffe war auf den Doktor gerichtet. Der Doktor zögerte noch; dann zuckte er mit den Schultern. Sie konnten ihm ja doch nichts antun. Er erkannte, daß es eine ganz neue Erfahrung war, ein Raumschiff der Daleks aus freien Stücken zu betreten, und so kletterte er gemächlich die Rampe hinauf. Die Zeit verstrich. Die anderen warteten und fragten sich derweil, was in diesem glänzenden Metallding vor sich ging. Peter nahm Galloway beiseite. »Was hältst du von dieser Kooperationsidee mit den Daleks?« »Es könnte klappen – eine Zeitlang.« »Ich glaube, Railton ist sanft geworden«, flüsterte Hamilton. »Aye, auch dumm. Ich kann dir sagen, der hat sogar Angst vor einem winzigen Salzstreuer. Ich habe sein Gesicht beobachtet, als sie aus dem Schiff kamen.« 44
»Da, sieh mal, unser Sprecher kommt zurück.« Der Doktor kam wieder die Rampe herunter. »Nun?« fragte Railton. »Was haben sie gesagt?« Der Doktor fuhr mit der Hand über das Kinn. »Sie sind immer noch sehr mißtrauisch, aber ich glaube, sie werden sich Ihrem Plan anschließen. Sie haben ja keine große Wahl.« Die Stimme des Doktors wurde eindringlicher. »Aber ich muß Sie warnen, wir müssen sie die ganze Zeit über im Auge behalten. Wir können ihnen nicht einen Millimeter weit über den Weg trauen.« »Ist es Ihnen gelungen herauszufinden, was sie hier tun?« fragte Jill. »Auf einigen ihrer Kolonieplaneten gibt es dieselbe Krankheit. Es scheint so, als ob auch die Daleks nicht immun sind. Sie brauchen das Parrinium ebenso wie Sie. Deshalb werden sie wahrscheinlich kooperieren.« Im Kontrollraum des Dalekschiffs ging die Schlußkonferenz zu Ende. »Wir stimmen zu«, brummte der Dalekführer. »Wir werden mit den Menschen so lange zusammenarbeiten, bis sie uns nicht mehr von Nutzen sind. Unser wahres Motiv für die Parriniumsuche muß geheim bleiben. Verstanden. Die Menschen müssen weiterhin glauben, daß wir nur vier sind.« Der Dalekführer drehte seinen Arm in die Richtung der anderen drei Daleks, die nicht zu sehen waren und von denen der Doktor und dessen Gruppe insofern nichts wußten. »Ihr werdet an Bord des Schiffes bleiben und die Waffenexperimente wie befohlen durchführen.« »Wir gehorchen.« Die drei Daleks glitten weg, und die anderen vier bewegten sich auf die Tür zu.
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Die Mitglieder der Expedition von der Erde warteten gespannt, als die Daleks die Rampe herunter auf sie zuglitten. Nur der Doktor schien ruhig zu sein. »Nun? Haben Sie sich entschieden?« »Im Moment existiert zwischen uns und Ihnen ein Waffenstillstand.« »Sehr gut. Es scheint so, als ob Sie endlich einmal vernünftig wären.« Der Doktor schien sehr überrascht zu sein. »Der Waffenstillstand endet in dem Augenblick, in dem die Energiezufuhr wieder gewährleistet ist.« »Wir stimmen zu«, sagte Railton ungeduldig. »Ich schlage jetzt vor, daß wir alle zu unserem Minengewölbe hinübergehen. In der Nähe haben wir reiche Parriniumvorkommen entdeckt und eine Kuppel errichtet, um das Erz zu veredeln. Doch ohne Strom ist das eine zähe Arbeit. Vielleicht können Sie einige technische Verbesserungen vorschlagen.« Einen Moment lang erwiderte der Dalek nichts. Der Doktor ging davon aus, daß es für einen Dalek schwer war, Befehle oder auch nur Vorschläge zu akzeptieren, die von jemandem vorgetragen wurden, den er als ein Mitglied einer untergeordneten Rasse anzusehen gelernt hatte. Dann sagte er: »Sehr gut. Gehen Sie voran. Gehen Sie!« Man konnte darauf vertrauen, daß es einem Dalek gelang, daß selbst eine Zustimmung wie ein Befehl klang, dachte der Doktor. Er folgte Railton und den anderen in die Dünen, und das Bewußtsein, daß dicht hinter ihm ein Dalek ging, war ihm doch unbehaglich. Sie hatten die Ebene verlassen und marschierten jetzt durch eine enge Schlucht in der Nähe der felsigen Berge, als ein Pfeil aus dem Nichts herausschoß und in Railtons Herz steckenblieb. Er starrte ungläubig und erstaunt hinunter und fiel dann tot zu Boden.
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Der Doktor brüllte: »In Deckung gehen!« und stürzte schutzsuchend hinter einen Felsblock. Mit einer Geste veranlaßte er die anderen, es ihm gleichzutun. Er suchte das umliegende Terrain ab, aber er sah nur die hohen Wände der Schlucht, die auf dem steinigen Abhang verstreuten Felsblöcke und die sanften Formen der entfernten Dünen. Keine Bewegung, kein Anzeichen von Leben. Plötzlich sah er, daß Jill Tarrant neben Railtons Leiche kniete. Sinnloserweise versuchte sie, den Körper in Deckung zu bringen. »Helfen Sie mir mit ihm«, schluchzte sie. »Doktor, helfen Sie mir.« Der Doktor stürzte neben sie. »Jill, lassen Sie ihn, er ist tot. Wir können ihm jetzt nicht mehr helfen.« Jill hielt Railtons Leiche fest. »Wir können ihn nicht hierlassen.« Ein primitiver Pfeil mit Steinspitze drang neben ihnen in den Boden. Der Doktor packte Jills Arm und brachte sie wieder an eine geschützte Stelle. Galloway schlängelte sich in seine Nähe und streckte den Finger aus. »Die Pfeile sind aus der Richtung gekommen, hinter diesen Felsen hervor.« »Haben Sie etwas gesehen?« Galloway schüttelte den Kopf. Ein zweiter Pfeilregen schwirrte auf sie zu, bohrte sich in die Erde und knallte gegen die Felsen. Der Doktor sagte: »Es scheint eine ziemlich kleine Gruppe zu sein. Wenn wir weglaufen, in verschiedene Richtungen, dann haben wir vielleicht eine Chance.« »Nur einen Augenblick, Doktor«, zischte Galloway wütend. »Ich stehe eine Rangstufe unter Railton. Deshalb habe ich jetzt die Befehlsgewalt.« Der Doktor blickte ihn ungläubig an. Die Starrheit des militärischen Denkens versetzte ihn nicht zum ersten Mal in Erstaunen.
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»In Ordnung, Commander. Geben Sie uns einen Befehl, der uns hier herausbringt«, sagte Jill Tarrant mit hysterischer Stimme. Galloway starrte sie böse an. Er wollte gerade eine wütende Antwort loswerden, als Peter Hamilton sagte: »Wenn ihr beide damit fertig seid, miteinander zu streiten dann seht euch einmal um.« Das taten sie auch. Eine Reihe Exxilons waren am Horizont aufgetaucht. »Dort drüben sind noch mehr«, sagte Hamilton. »Und dort drüben auch!« Links und rechts von ihnen standen Exxilons, und weitere blockierten die Schlucht hinter ihnen. Sie waren mit einer Anzahl von primitiven Waffen ausgerüstet – Bogen, Speeren, Prügeln, Steinäxten. Steinzeitwaffen, dachte der Doktor, aber auf diesem Planeten waren sie die einzigen, die überhaupt zählten. Galloways Hand fuhr zu der wirkungslosen Sprengstoffwaffe herunter, die an seinem Gürtel hing. »Die stehen da wie aufgereihte Enten. Wenn die Waffen nur funktionieren würden.« Er riß fast besinnungslos vor Wut den Bogen von seiner Schulter, legte den Pfeil an und schoß. Der Exxilon umklammerte seine Brust und fiel von einem nahe gelegenen Felsblock. Wütend schrie er noch ein letztes Mal auf. Der Doktor duckte sich, denn er erwartete als Antwort einen Pfeilhagel. Statt dessen rannten die Exxilons, die vor ihnen standen, aufgescheucht hin und her. Jemand wurde vor die kleine Gruppe geschoben. »Sehen Sie«, keuchte Jill. »Sie haben Commander Stewart!« Der verwundete Mann wurde von zwei Exxilons gestützt. Er war kaum bei Bewußtsein, sein Kopf baumelte auf seiner Brust hin und her. Ein dritter Exxilon hielt ein Messer an die Kehle des verwundeten Mannes. Die Botschaft war deutlich.
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»Das klärt die Situation für mich. Wir werden uns ergeben müssen. Jill?« sagte Peter Hamilton ruhig. Jill starrte den Commander an und nickte. »Was ist mit Ihnen, Doktor?« »Ich denke das auch. Wenn die einzige Alternative, die es zum Leben gibt, der Tod ist… Was ist mit unseren Dalekfreunden?« Die kleine Dalekgruppe hatte sich die ganze Zeit über passiv verhalten. Peter wandte sich ihnen zu und rief: »Wir werden uns ergeben. Was ist mit Ihnen?« Ein Dalek, der in der Nähe der Exxilons stand, rumpelte wütend auf sie zu. Er handelte mehr nach Instinkt denn nach Verstand. »Daleks ergeben sich nicht. Vernichten! Vernichten!« Seine wirkungslose Waffe klickte nur wütend. Umgehend schoß ein Pfeilregen gegen seine Metallhülle. In der metallischen Stimme lag Triumph. »Primitive Waffen gegen hervorragende Dalekabschirmung nicht effektiv!« Über ihren Köpfen donnerte es. Ein schwerer Felsblock rollte den Abhang hinunter, fiel auf den Dalek und warf ihn um. Ein Schwarm Exxilons warf sich auf den verwundeten Dalek. Mit Prügeln, Äxten und schweren Steinen droschen sie auf ihn ein. Die ungeheure Mißhandlung löste auch noch die Selbstzerstörungsanlage des Daleks aus. Plötzlich ging er in Rauch und Flammen auf, tötete den nächststehenden Exxilon und warf einige andere um. Die Überlebenden tanzten jubelnd um den rauchenden Metallklumpen und brüllten triumphierend. Der Doktor schaute die verbleibenden Daleks an. »Sie werden es doch besser machen wollen, oder? Was halten Sie jetzt von der Sache?« Der Dalekanführer erwiderte tonlos: »Zum Schein werden wir uns ergeben. Das wird uns erlauben, den Feind aus der Nähe zu betrachten.« »Das ist eine gute Erklärung. So kann man das Gesicht wahren. Nun, bringen wir es doch hinter uns!« Der Doktor trat 49
aus seiner Deckung heraus und hielt die Hände hoch. Die anderen folgten ihm. Die Exxilons kamen ihnen bedrohlich näher.
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Das Opfer Sarah war sehr erstaunt, daß sie immer noch lebte. Als sie zum Altar gezerrt worden war, war sie davon ausgegangen, daß es bis zu ihrem Ende buchstäblich nur noch ein paar Minuten dauern würde. Vermutlich würde der Hohepriester sein Messer mit der Steinklinge hervorzaubern, und das wäre dann das Ende. Tatsächlich war es aber ganz anders. Sie war auf dem Altar festgebunden worden; Seile, die an Armen und Handgelenken angebracht worden waren, erlaubten es ihr nicht, sich zu bewegen, während die Zeremonie ihren Lauf nahm und immer weiter fortschritt. Der Hohepriester hatte lange gesungen, und die Menge reagierte ebenfalls mit Gesang. Noch mehr Priester waren erschienen, um an der Zeremonie teilzunehmen. Sie war mit seltsamen Flüssigkeiten bespritzt worden, man hatte sie mit den unterschiedlichsten Waffen bedroht, und die Priester hatten endlose Strafpredigten gehalten. Sie schwenkten Weihrauchschalen über ihrem Kopf; der dicke, süß riechende Rauch wehte über ihr Gesicht und erstickte sie beinah. Der endlose Gesang und der Gegengesang schienen kein Ende zu nehmen. Es war mehr als seltsam, das über die eigene Opferung zu sagen, dachte Sarah, aber langsam überfiel sie eine grausame Langeweile. Und der Weihrauch benebelte ihre Sinne, was die Lage noch verschlimmerte. Plötzlich schwoll der Gesang zu einem Crescendo an und erstarb. Es war vollkommen still. Der Hohepriester beugte sich über Sarah, und benommen dachte sie, daß das sicherlich das Ende sein mußte. Seltsamerweise empfand sie keine Angst, sondern nur stummes Einverständnis.
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Aber das Opfermesser war immer noch nicht zu sehen. Statt dessen wurden die Seile gelockert, und sie wurde von dem Altar gehoben. Ihre Beine gaben nach, und ohne die Unterstützung zweier Priester wäre sie gefallen. Sie schleppten sie langsam in den hinteren Teil der Höhle. Duldsam ging Sarah mit ihnen. Sie hatte anscheinend keinen eigenen Willen mehr, und mehr als verschwommen erkannte sie, daß der Weihrauch eine narkotische Droge enthalten mußte. Aber das war auch egal. Sie mußte ja nur gehen, und dann kam alles in Ordnung… Die Menge trat zurück und bildete einen Gang. Sarah schritt zwischen den beiden Priestern geradewegs auf die schwarze Tunnelöffnung zu. In diesem Augenblick wurden der Doktor und seine Mitgefangenen in die riesige Höhle getrieben. Es war ganz offensichtlich, was geschah – der ganze Ort stank nach Opferung. Der Doktor riß sich von den Exxilonwachen los und rannte durch die riesige Höhle, noch bevor ihn irgend jemand davon abhaken konnte. »Halt!« schrie er. »Wohin bringen Sie sie?« Er packte den erstaunten Hohenpriester und wirbelte ihn zur Seite. Dann kämpfte er sich zu Sarah vor und schob den helfenden Priester weg. »Sarah, geht es Ihnen gut?« Benommen blickte Sarah zu ihm auf. Sie wollte ihm erklären, daß er die Zeremonie so nicht stören durfte – aber plötzlich wurde alles um sie herum schwarz, und sie fiel bewußtlos zu Boden. Als der Doktor niederkniete, um sie zu untersuchen, stieß der Hohepriester einen einzelnen, gutturalen Befehl aus, und die beiden Exxilons beugten sich über den Doktor und zerrten ihn weg. Ärgerlich stieß er sie weg und kämpfte darum, wieder zu Sarah zu gelangen, aber es schlossen sich noch andere Exxilons dem Kampf an. Sie drängelten sich wie riesige schwarze Ameisen um den Doktor, und das bloße Gewicht 52
ihrer angreifenden Körper zwang ihn zu Boden. Ein Steinprügel landete auf seinem Kopf, und er fiel bewußtlos nach hinten. Sarah wachte in einem Käfig auf. Zuerst eine Kirche, jetzt ein Zoo, dachte sie. Der Käfig war sehr geräumig. Er war aus Stangen gebaut worden, die vor einer Felsnische befestigt worden waren. Mehrere Personen waren mit ihr zusammen in diesem Käfig. Benommen betrachtete Sarah sie. Da war ein Mann mit dicken Verbänden, der bewußtlos in einer Ecke lag. Und noch zwei andere Männer, der eine jung und braunhaarig, der andere mit schwarzem Haar und kräftigem Körperbau; sie unterhielten sich leise. Auf der gegenüberliegenden Seite der Höhle drängten sich drei kompakte, metallische Gestalten. Und schließlich war da auch noch der Doktor, wie sie erleichtert feststellte. Er lag nicht weit entfernt, an die Höhlenwand gelehnt, und ein blondes Mädchen ungefähr in ihrem Alter untersuchte den Bluterguß auf seiner Stirn. Langsam und vorsichtig stand Sarah auf. Sie fühlte sich immer noch schwach in den Beinen, aber ihr Kopf war wieder klar. Sie ging zu dem Mädchen hinüber und kniete sich neben sie. »Geht es dem Doktor gut?« »Ich denke schon, er kommt wieder zu Bewußtsein.« Sarah rieb sich die Augen. »Was ist passiert?« »Erinnern Sie sich nicht?« »Es ist alles ein bißchen verschwommen. Sie haben mich irgendeine Droge inhalieren lassen.« »Nun, soweit ich mir einen Reim darauf machen kann, wollten sie Sie gerade opfern. Dann sind wir aufgetaucht, und der Doktor hat die Zeremonie unterbrochen. Er packte ihren Hohenpriester an den Armen – offensichtlich ist das ungefähr das schlimmste Verbrechen, das man auf diesem Planeten begehen kann. Ich fürchte, daß Sie beide bei unseren Gastgebern nicht gerade sehr beliebt sind.« 53
Sarah ließ ihren Blick durch die bevölkerte Zelle schweifen. »Wer sind Sie alle? Was tun Sie hier?« Das Mädchen lächelte müde. »Das ist eine sehr lange Geschichte. Für den Anfang, ich heiße Jill Tarrant…« Peter Hamilton schaute zur anderen Seite der Höhle hinüber. Der Doktor war jetzt wieder bei Bewußtsein, und er unterhielt sich leise mit den Mädchen. Dan Galloway deutete mit dem Kinn in seine Richtung und prustete wütend: »Der Mann ist verrückt, das kann ich dir sagen. Er hat sie allesamt gegen uns aufgebracht und jede eventuelle Chance vermasselt, mit ihnen einen Handel zu machen.« »Komm schon«, sagte Peter ruhig. »Er hatte doch keine Wahl. Noch ein paar Minuten, und das Mädchen wäre wahrscheinlich tot gewesen.« »Und dann? Sie geht uns nichts an.« »Das hier geht uns alle an. Was, wenn du oder ich geopfert worden wären? Erwartest du wirklich, daß alle dabeistehen und es zulassen?« sagte Hamilton. »Die Sache ist doch die, daß sie keine von uns ist. Wir haben den beiden gegenüber keine Verpflichtungen – sie gehören einfach nicht zu unserem Auftrag.« »Also du würdest sie einfach so sterben lassen?« Galloway beugte sich vor. »Du vergißt etwas, Peter. Unser Job ist es, das Parrinium zu kriegen, das Millionen von Menschenleben retten wird. Wenn ein paar Leute, die wir nicht einmal kennen, währenddessen sterben müssen nun, dann ist das einfach nur dumm.« Auch die Daleks hatten sich beraten, und jetzt glitt der Führer auf die beiden Männer zu. »Wir haben beschlossen, in welcher Richtung wir tätig werden. Wir werden den Exxilons unser Wissen und unsere Technologie anbieten, als Gegenleistung für ihre Unterstützung. Sie wären gut beraten, wenn Sie das auch täten.« 54
Galloway grunzte. »Aye, nun, alles ist ein Versuch wert. Bis wir die Ursache der Stromblockierung herausgefunden haben, wird keiner von uns von diesem Planeten verschwinden können.« Hamilton machte eine Kopfbewegung in Richtung Doktor und Sarah. »Was ist mit ihnen? Glaubst du, daß die Exxilons zustimmen werden, sie gehen zu lassen? Ich meine, wir müssen das bei dem Handel berücksichtigen…« Der Augenstiel des Dalekanführers drehte sich in seine Richtung. »Der Doktor ist ein Feind der Daleks. Das Mädchen interessiert uns nicht.« »Es scheint so, als ob wir wenigstens in manchen Punkten übereinstimmen…«, sagte Galloway ruhig. Der Doktor hatte sich – wie üblich – überraschend schnell erholt und hielt den beiden Mädchen fröhlich eine Vorlesung über die Natur von primitiven Gesellschaften. »Je primitiver die Gesellschaft, desto komplexer sind auch die Tabus. Das Opfer muß genau in der richtigen Reihenfolge vollzogen werden, alle Rituale müssen beachtet werden, Schritt um Schritt. Als ich auftauchte und alles unterbrach, hatten sie keine andere Alternative, als die Zeremonie zu beenden.« »Und was, glauben Sie, passiert jetzt?« fragte Sarah. »Ich fürchte, daß das, was sie mit Ihnen vorhatten, nur verschoben worden ist. Und wahrscheinlich wird es bei der nächsten Vorstellung zwei Stars geben.« Sarah versuchte ein Lächeln. »Nun, es ist ja immer nett, Gesellschaft zu haben. Jill, was ist denn los?« Jill starrte zu den anderen hinüber. »Galloway scheint mit den Daleks dick Freund zu werden. Ich weiß nicht, was er vorhat, aber das, was ich sehe, gefällt mir nicht.« Galloway und der Anführer der Daleks waren an das Gitter der Höhle getreten und versuchten anscheinend mit einem Exxilon-Priester Kontakt aufzunehmen. 55
Der Doktor sagte leise: »Ich habe so das Gefühl, daß es besser ist, wenn Sie sich nicht allzusehr um uns kümmern, Miss Tarrant. Wir sind anscheinend die Fliegen in einem Topf mit ziemlich fieser Salbe.« Nachdem ein Exxilon ziemlich lange geredet hatte, wurde eine Gittertür geöffnet, und Galloway und der Dalekanführer erhielten die Erlaubnis herauszugehen. Jill warf dem Doktor einen besorgten Blick zu. »Ich gehe davon aus, daß sie versuchen, irgendeine Art Handel abzuschließen – eine Möglichkeit für uns alle hinauszukommen.« »Wir alle?« Der Doktor schüttelte den Kopf. »Das ist nur Wunschdenken, meine Liebe. Die Daleks unternehmen garantiert nichts, um mir zu helfen. Und von Ihrem Freund Galloway erwartete ich auch nicht gerade viel.« In dem kleinen Labor im Raumschiff der Daleks ging gerade ein Experiment vonstatten. Die Erscheinung der drei Daleks, die im Schiff geblieben waren, hatte sich extrem verändert. Anstatt der jetzt nutzlosen Sprengstoffwaffen war eine neue Waffenart an den gedrungenen Metallkörpern angebracht worden. Es handelte sich um einen einfachen Gewehrlauf, unter dem ein Munitionsmagazin befestigt worden war. Auf einer Bank am anderen Ende des Labors stand eine Miniatur-TARDIS. Einer der Daleks ging in Schießposition. Es gab ein stakkatoähnliches Knattern, und dann schoß Rauch aus dem Gewehrlauf. Das Modell der TARDIS zerfiel in einen Regen aus winzigen Plastikteilchen. Der Dalek glitt zur Bank hinüber. »Zielmodell komplett zerstört. Ersatzwaffe funktioniert jetzt zufriedenstellend.« »Wir werden umgehend mit der zweiten Stufe unseres Plans fortfahren.« Die drei Daleks glitten aus dem Labor und den kurzen Gang hinunter, der zur Ausstiegsrampe führte. Schon bald
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marschierten sie auf dem Weg, den die Gefangenen zuvor beschritten hatten. Über ihnen, auf den Felsblöcken, tauchten zwei Exxilons auf, die beide mit Bogen bewaffnet waren. Sie schossen, aber die Pfeile mit den Steinspitzen prallten wirkungslos an der Metallhülle der Daleks ab. Der erste Dalek wirbelte sofort herum und zielte mit seiner Waffe. Man konnte das Rattern eines Maschinengewehrs hören, und kurz darauf wurden die Exxilons durch die Wucht der schweren Kugeln von den Felsblöcken geworfen. Sie krachten auf das steinige Erdreich direkt neben dem Weg und lagen wie zwei schwarze Klamottenbündel da. Gelassen sagte der erste Dalek: »Modifizierte Waffen haben sich als sehr effizient erwiesen, als sie in Aktion getestet wurden.« Die Daleks glitten den Pfad hinunter. Hinter ihnen versickerte das Blut der Exxilons im felsigen Boden. Die Gittertür öffnete sich. Galloway und der Anführer der Daleks traten ein, der Hohepriester der Exxilons folgte ihnen. Nach ihnen strömten noch weitere Priester in die Zelle. Der Hohepriester deutete auf den Doktor und Sarah. Die Priester packten die beiden und fingen an, sie aus der Zelle zu zerren. Jill Tarrant schrie: »Nein!« und versuchte sie aufzuhalten, aber ein harter Schubs von einem der Exxilons bewirkte, daß sie nach hinten taumelte. Hamilton wandte sich Galloway zu, als der Doktor und Sarah nach draußen geschafft wurden. »Dan, wir müssen doch etwas unternehmen.« Galloway schüttelte den Kopf. »Misch dich ja nicht ein. Wir müssen jetzt an uns selbst denken und weshalb wir hierhergekommen sind.« Hamilton packte ihn am Arm. »Was ist dort draußen geschehen, Dan? Worauf hast du dich eingelassen?« 57
Galloway riß sich los. »Es ist uns gelungen, uns mit den Exxilons zu unterhalten. Sie sprechen eine Art Galaktikdialekt, aber so verstümmelt, daß man ihnen kaum folgen kann. Schließlich haben wir einen Handel abgeschlossen, besser gesagt, der Dalek hat es gemacht. Die Exxilons waren anscheinend von ihren Waffen beeindruckt.« »Ein Handel, der die Opferung des Doktors und von Sarah einschließt, denke ich? Und du hast zugestimmt?« Galloway wandte sich ab. »Mir ist nichts anderes übriggeblieben.« Der Dalekführer kam zu ihnen herüber. »Die Exxilons weigern sich, die endgültigen Bedingungen zu diskutieren, bevor die unterbrochenen Opferungen nicht beendet sind. Wir werden ihnen folgen und es beobachten.« Die Daleks glitten aus der Zelle, und die Exxilon-Priester trieben auch Jill und Hamilton hinaus. Galloway wollte ihnen gerade folgen, als er hörte, wie eine matte Stimme seinen Namen rief. »Galloway…« Er drehte sich um und sah, wie Commander Stewart verzweifelt versuchte zu sitzen. Galloway ging hinüber und kniete sich neben ihn. Das Gesicht des Commanders war grau, und sein hektisches Atmen wurde von einem Kratzen begleitet. Es war vollkommen offensichtlich, daß die grobe Behandlung und seine Wunden für seine geschwächte Konstitution zuviel gewesen waren. Commander Stewart lag im Sterben. Mit rauher Stimme flüsterte er: »Ich habe alles mitangehört, Galloway. Sie sind nicht der Richtige, um diese Expedition zu leiten.« Galloway schaute dem sterbenden Mann, ohne mit der Wimper zu zucken, in die Augen. »Ich tue nur das, was notwendig ist, Sir. Ich werde das Parrinium bekommen, koste es, was es wolle.« »Sie sind jemand, der Ruhm sucht«, sagte die schwache Stimme. »Das war schon immer so. Ich habe Ihnen nie getraut. 58
Jetzt gebe ich Ihnen meinen letzten Befehl. Ich verleihe Hamilton einen Rang, der über dem Ihren steht.« Die Stimme war kaum mehr wahrnehmbar. Galloway legte seine Lippen an die Ohren des Commanders. »Sir, das können Sie doch nicht tun. Er ist einfach nicht hart genug.« »Das ist erledigt«, flüsterte Stewart triumphierend. »Peter Hamilton wird das Kommando übernehmen. Das ist ein Befehl… ein Befehl…« Stewarts Kopf fiel nach hinten. Ein Hustenanfall schüttelte den verwundeten Körper, und dann lag er regungslos da. Dan Galloway starrte auf den Leichnam des Commanders hinunter. Sie waren nie miteinander ausgekommen – was nicht hieß, daß Galloway mit irgend jemandem sehr gut auskam. Sie hatten oft Auseinandersetzungen über Galloways rücksichtslose Methoden gehabt, schon auf früheren Expeditionen, und Galloway hatte den Commander im Verdacht, daß er seine überfällige Beförderung verhindert hatte. Dan Galloway war ein sehr einfacher Mann. Er hatte seine ganze Familie in den frühen Dalekkriegen verloren, war als zerlumpter, armer Flüchtling aufgewachsen, hatte sich bei der ersten Gelegenheit beim Marine Weltraum Corps gemeldet und hatte sich von unten hochgearbeitet. Moral und Ideale waren der Luxus gewesen, den er sich nie hatte leisten können. Er konnte sich nur auf eine Art verhalten – was auch immer Dan Galloway dabei half zu gewinnen, das war auch gerechtfertigt. Sogar wenn das bedeutete, mit den Daleks zusammenzuarbeiten… Er fragte sich, ob Commander Stewart in bezug auf seine Motive recht gehabt hatte. Der Mann, der diese Expedition zu einem erfolgreichen Ende bringen würde, wäre ein Held auf unzähligen Planeten, würde den Rest seines Lebens reich und berühmt sein. Warum sollte nicht er dieser Mann sein? Es war ganz egal, die Motive waren vollkommen unwichtig. Diese 59
Expedition mußte erfolgreich sein. Nur die Ergebnisse waren es, die zählten. Aber nicht, wenn Peter Hamilton das Kommando hatte. Er war zu sanftmütig wie schon Railton und Stewart vor ihm. Der Gesang drang von draußen in die Höhle. Die Opferung war im Gange. Wenn das Mädchen und der Doktor erst einmal tot waren, dann würde er schon eine Möglichkeit finden, sowohl die Daleks als auch die Exxilons auszutricksen, und er würde das Parrinium von dem Planeten transportieren. Galloway zog die Weltraumdecke über das Gesicht des Toten. »Es tut mir leid, Commander«, sagte er leise. »Ich habe nicht verstanden, was Sie gesagt haben.« Er drehte sich um und verließ die Höhle.
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Flucht ins Ungewisse Sarah hatte das Gefühl, in einem immer wiederkehrenden Alptraum gefangen zu sein. Wieder stand sie vor dem Altar, wieder war sie von schwarzgekleideten Gestalten umgeben. Und wieder ertönten die tiefen, singenden Stimmen, und in der Luft schwebte der dicke, süße Gestank des narkotisierenden Weihrauchs. Der einzige Unterschied, der aber doch beträchtlich war, war die Tatsache, daß der Doktor jetzt an ihrer Seite war. Sie waren jetzt an dem Punkt, an dem der Doktor beim letzten Mal die Zeremonie unterbrochen hatte. Sarah schaute kurz zu ihm hoch und drehte ihren Kopf ganz leicht. Sollten sie jetzt losrennen? Der Doktor schüttelte den Kopf. »Noch nicht.« Zweifellos hatte der Doktor irgendeinen ausgezeichneten Plan. Tatsache war, daß der Doktor nicht die leiseste Ahnung eines Planes hatte, obwohl er mehr als verzweifelt versuchte, einen auszuarbeiten. Sein einziger Gedanke war, den Höhepunkt der Zeremonie abzuwarten, bevor sie etwas unternahmen. Er war sich sicher, daß er dem narkotisierenden Weihrauch widerstehen konnte, und es bestand ja immerhin die Möglichkeit, daß die Exxilons, die von ihrem eigenen Ritual doch teilweise hypnotisiert waren, vielleicht relativ langsam reagierten, wenn es darum ging, ihre Flucht zu verhindern. Was er jetzt aber ganz dringend brauchte, war eine Ablenkung. Jill Tarrant und Peter Hamilton beobachteten die ganze Szene mit ungläubigem Schrecken. Hamilton befand sich in einem Zustand quälender Unentschlossenheit. Er spürte, daß er nicht zusehen konnte, wie zwei Menschen geopfert wurden – dennoch gab es nichts, das er tun konnte, um zu helfen. Er warf Dan Galloway einen kurzen Blick zu, der nur dastand und die
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Zeremonie mit gelassener Miene beobachtete. Hinter ihm standen die drei Daleks. Im Augenwinkel bemerkte Hamilton eine Bewegung in der Nähe der Höhlenöffnung und drehte sich um, um einen Blick nach hinten zu werfen. Zu seinem Erstaunen standen dort drei weitere Daleks. Doch etwas war anders an ihnen, an ihren Waffen… Instinktiv brüllte er: »Paßt auf!« und schob Jill und Galloway auf die Seite. Das Donnern der Dalekschen Maschinengewehre warf ein Echo in der Höhle. Die drei Daleks schossen rücksichtslos in die zusammengedrängte Menge, und überall wurden die Exxilons von der Wucht der schweren Geschosse zu Boden gerissen. Sie rannten wie die Wilden herum und versuchten zu fliehen, aber die Daleks mähten sie reihenweise nieder. Die Höhle war erfüllt von dem lauten Knattern der Gewehre und den Schreien der Sterbenden. Obwohl der Doktor und Sarah ein Stück weit entfernt von den neu bewaffneten Daleks standen, schwirrten die Kugeln um sie herum. Der Exxilonpriester neben Sarah stolperte und fiel, Blut breitete sich vorn auf seinem Zeremoniengewand aus. Der Doktor ergriff Sarahs Hand und zog sie hinter den Altar. Er schaute sich nach einem Fluchtweg um. Es gab nur eine Möglichkeit. Er hielt Sarah immer noch an der Hand und zerrte sie quer durch die Höhle, an den Toten und den verwundeten Exxilons vorbei und dann in die Tunnelöffnung hinein. Sie rannten immer tiefer in die Dunkelheit, bis das Schlachtgeräusch hinter ihnen erstarb. Sarah stolperte und fiel hin. Sie fühlte sich ganz plötzlich vollkommen erschöpft. Während sie noch dalag und nach Luft schnappte, half der Doktor ihr, sich aufzusetzen. »Ruhen Sie sich nur einen Moment lang aus. Die Daleks scheinen uns nicht zu verfolgen, und die Exxilons haben ja offensichtlich andere Probleme.«
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»Diese Daleks«, keuchte Sarah. »Woher kommen sie? Sie sind doch nicht von hier, oder?« »Nein, sicher nicht. Die Daleks stammen ursprünglich von dem Planeten Skaro. Wahrscheinlich sind sie die technisch am weitesten entwickelte und dabei vollkommen rücksichtslose Lebensform in der gesamten Galaxie. Die Daleks sind alte Feinde von mir.« »Wenn sie Roboter sind, warum hat ihr Energiesystem dann keinen Schaden erlitten? Wie kommt es, daß sie sich immer noch bewegen können?« »Wahrscheinlich liegt das daran, daß sie in Wirklichkeit gar keine Roboter sind. Im Innern jeder dieser metallenen Hüllen ist ein lebendiger und vor Haß brodelnder Kern!« Der Doktor half Sarah auf die Füße. »Kommen Sie, es ist besser, wenn wir uns auf den Weg machen.« Langsam marschierten sie weiter. Die Exxilons, die immer noch am Leben waren, scharten sich erschrocken zusammen. Zwei der neu bewaffneten Daleks hielten sie in Schach. Der dritte Dalek erstattete dem Anführer Bericht. »Jeglicher Widerstand ist verstummt.« »Ich werde mit dem Hohenpriester sprechen. Bringen Sie ihn zu mir.« Als der Dalek sich entfernte, trat Galloway hervor. »Worüber werden Sie sich mit ihm unterhalten?« »Wir sind immer noch auf die Zusammenarbeit mit den Exxilons angewiesen. Doch jetzt werden sie zu unseren Bedingungen kooperieren.« »Was werden Sie unternehmen, wenn sie dem nicht zustimmen?« »Wir werden Geiselgruppen auswählen und so lange exterminieren, bis sie gehorchen.« Galloway nickte ziemlich unberührt. »Das sollte sie dazu bringen, so wie wir zu denken. Zuallererst müssen wir sie dazu bringen, Arbeitstruppen zu stellen, damit das Parrinium 63
gefördert werden kann. Dann müssen wir endlich mal die Energieblockade in Angriff nehmen –« »Ruhe. Ihr Rat wird nicht gebraucht.« »Jetzt warten Sie aber mal eine Sekunde«, begann Galloway wütend. »Wir haben uns darauf geeinigt zusammenzuarbeiten…« »Die Daleks haben die Befehlsgewalt. Sie werden gehorchen.« Wütend trat Galloway einen Schritt vor, und sofort zielte einer der Daleks, der die Exxilons bewachte, mit seinem Maschinengewehr auf ihn. Er senkte den Kopf. »In Ordnung, in Ordnung. Was immer Sie sagen…« Der Tunnel war endlos, und Sarah begann sich schon zu fragen, ob sie direkt auf den Mittelpunkt des Planeten zuhielten. Glücklicherweise war es nicht vollkommen dunkel. Hier und da waren leuchtende Kristalle in die Felswände eingesetzt, die eine Art gedämpftes Leuchten ausstrahlten. Als sie den Tunnel weiter hinuntertrotteten, blickte Sarah zum Doktor auf, der anscheinend in Gedanken verloren war. »Doktor?« »Was gibt es?« »Erinnern Sie sich an das ganze Theater dort hinten das war doch irgendeine Opferungszeremonie, oder nicht?« »Offensichtlich war das die Grundidee.« »Nun, soweit ich mich erinnern kann, sollte der Höhepunkt daraus bestehen, daß ich in diesen Tunnel geschickt werden sollte.« »So ist es.« »Nun, wie konnten sie mich denn opfern, wenn sie mich nur hier hereinschickten?« »Ah! Ich habe schon befürchtet, daß Ihnen das früher oder später in den Sinn kommen würde.« »Nun?« 64
»Nun was?« sagte der Doktor ausweichend. »Sie haben doch eine Vorstellung davon, was sie vorhatten?« »Ja, aber das ist nicht eine meiner Lieblingstheorien. Tatsächlich liegt mir überhaupt nichts daran.« »Kommen Sie, Doktor. Sie können sie mir genausogut erzählen.« »Wenn Sie darauf bestehen. Ich glaube, daß die Exxilons davon ausgingen, daß die Opferung für sie erledigt wird – von etwas, das im Tunnel lebt.« »So, als ob sie uns den geheiligten Krokodilen vorwerfen?« »So ist es. Natürlich kann ich mich irren…« Ein ohrenbetäubendes Heulen warf vom hinteren Teil des Tunnels sein Echo zu ihnen vor. Sarah erschauderte. »Doktor, wenn Sie das nächste Mal eine Idee haben, dann behalten Sie sie für sich, ja?« Jill Tarrant und Peter Hamilton warteten ignoriert und vergessen in einer ruhigen Ecke der Höhle und fragten sich, was vor sich ging. Die drei befreiten Daleks waren gegangen, wahrscheinlich kehrten sie zu ihrem Schiff zurück. Die drei bewaffneten Daleks waren zurückgelassen worden, um die anderen zu beaufsichtigen. Doch schon kurz darauf kehrten die ersteren wieder zurück, und jetzt waren auch sie mit Maschinengewehren ausgerüstet. Der Anführer der Daleks diktierte dem Hohenpriester seine Bedingungen. Dan Galloway stand ein bißchen abseits; er wagte nicht zu sprechen, versuchte aber dennoch verzweifelt, seinen Status als Alliierter der Daleks irgendwie aufrechtzuerhalten. Die Daleks und Exxilons entfernten sich, und Galloway kam herüber, um sich den anderen anzuschließen. Jill schaute ihn an. »Nun? Was haben deine neuen Freunde jetzt vor?« 65
»Oh, man hat sich über alles geeinigt. Wir haben den Handel mit den Exxilons zu Ende gebracht.« Hamilton lachte höhnisch. »Wir?« Galloways Gesicht wurde dunkelrot vor Wut. »Die Exxilons werden eine Arbeitstruppe stellen, die hilft, das Parrinium zu fördern. Dafür werden wir, zusammen mit ein paar Daleks, die Verantwortung übernehmen.« »Und was ist mit den anderen?« »Sie schicken eine Patrouille in die Stadt, um die Ursache der Stromblockade zu untersuchen.« »Und was springt für die Exxilons bei diesem Geschäft heraus?« »Oh, nicht viel.« »Erzähl es uns«, insistierte Jill. »Nun, es sieht anscheinend so aus, als ob die Exxilons Feinde haben – eine Art Splittergruppe, die aus ihren eigenen Leuten besteht. Wir haben uns darauf geeinigt, daß wir den Exxilons dabei helfen, sie auszuradieren.« »Du hast dich worauf geeinigt?« »Als Gegenleistung garantieren uns die Exxilons so viel Parrinium, wie wir brauchen. Wir werden Millionen von Menschenleben retten…« »Und wie viele wirst du dafür ermorden?« fragte Jill wütend. »Du kannst solche Bedingungen nicht akzeptieren!« »Das sind nur Exxilons, Primitivlinge«, antwortete Galloway ruhig. »Die zählen doch nicht.« Er zögerte. »Da ist noch etwas…« »In Ordnung«, keuchte Hamilton grimmig. »Erzähl uns den Rest. Wofür hast du noch deine Zustimmung gegeben?« Galloways Gesicht war schamrot. »Das ist der Teil, den ihr nicht mögen werdet. Dieser Kerl, den sie den ›Doktor‹ nennen… Die Exxilons möchten, daß er bestraft wird, und ebenfalls die Daleks. Er soll gesucht und zurückgebracht werden – tot oder lebendig.« 66
»Du bist vollkommen gewissenlos, nicht wahr, Galloway? Jetzt machen also auch die Daleks Jagd auf den Doktor«, sagte Hamilton schwach. Galloway nickte. »Ein paar von ihnen sind ihnen in den Tunnel gefolgt nur für den Fall, daß das, was dort unten lebt, ihn nicht zuerst in die Hände bekommt.« Der Doktor und Sarah gingen vorsichtig weiter. Der Doktor bemerkte, daß in den Felswänden immer häufiger Spalten auftauchten, aber sie schienen alle viel zu schmal zu sein, als daß sie eine Fluchtmöglichkeit boten. Wieder war das Echo des mysteriösen Geheuls zu hören. Sarah schaute beunruhigt zum Doktor auf. »Das klang schrecklich nah.« »Oh, nur eine Art unterirdisches Echo, denke ich.« »Wen versuchen Sie zum Narren zu halten?« »Mich selbst in erster Linie!« gab der Doktor zu. Wieder war das Heulen zu hören, dieses Mal noch lauter. Ein Stück weiter hinten im Tunnel hörten auch die Daleks, die die Verfolgung aufgenommen hatten, das Geräusch. Sie blieben einen Augenblick lang stehen und glitten dann schnell weiter. Der Doktor und Sarah kamen wieder an einer Spalte vorbei, die sich jedoch tiefer in die linke Felswand bohrte. Der Doktor warf im Vorbeigehen vorsichtig einen Blick hinein. Es war unmöglich abzuschätzen, wie tief sie war, aber er ging davon aus, daß sie zu schmal war, um irgendeine Lebensform zu beherbergen. Sie eilten weiter. Doch der Doktor hatte unrecht. Sobald er ein Stück weit weg war, tauchten eine Hand und ein Arm aus dem Riß auf. Die Hand war vollkommen weiß, so wie die einer Kreatur, die niemals das Licht sieht. Der restliche Körper dieser Kreatur war grau und quoll aus der Spalte wie Zahnpasta aus einer Tube. Sanft tapste sie den Tunnel hinunter, hinter Sarah und dem Doktor her. 67
Schließlich wurde der Tunnel breiter, und hinter einer Biegung lag auf einmal eine Kreuzung. Der Tunnel verzweigte sich hier und hatte nun drei Arme. Sie konnten einfach weiter geradeaus gehen, sie konnten der linken Abzweigung folgen oder den ebenso breiten Arm rechts nehmen. Das ist wie in einer alten Fabel, dachte Sarah. Es gab drei Möglichkeiten, zwischen denen man wählen konnte. Was, wenn nur einer der Tunnel in die Sicherheit führte und die anderen beiden den Tod bedeuteten? Wie sollten sie denn ihre Wahl treffen? Da es drei Möglichkeiten gab, konnte man nicht einmal eine Münze werfen. Wieder bebte die Luft aufgrund des verrückten Geheuls. Durch die Akustik im Tunnel schien es von allen Seiten zu kommen. Es war unmöglich zu entscheiden, aus welchem der drei Tunnel das Geräusch kam. »Ich kann hören, wie Ihr Echo ihre Zähne bleckt, Doktor«, sagte Sarah nervös. »Pure Einbildung hoffe ich!« Der Doktor horchte bewußt auf, als das unheimliche Geräusch wieder zu hören war. »Irgend etwas an diesem Geräusch ist seltsam. Es klingt mechanisch oder elektronisch. Ganz und gar nicht wie ein Tier.« »Das ist eine großartige Schlußfolgerung. Nun, welchen Weg schlagen wir ein?« Der Doktor deutete auf die linke Tunnelabzweigung. »Ich glaube, ich werde mich in dem hier ein bißchen umschauen.« »Gut!« Sarah trat vor. »Allein, Sarah.« »Allein?« »Ich möchte nicht, daß irgend etwas hinter mir diesen Tunnel herunterläuft und meinen Rückweg abschneidet. Wenn Sie hier aufpassen, dann können Sie mir eine Warnung zukommen lassen.« »Und wer wird mich warnen?« fragte Sarah entrüstet. 68
Der Doktor grinste. »Oh, Sie sind hier in einer guten, sicheren Position. Sie haben ja immer noch drei verschiedene Wege, die Sie einschlagen können!« Er hielt an der linken Abzweigung an. »Ich werde ungefähr eine halbe Meile weit gehen. Wenn es vielversprechend aussieht, werde ich zurückkommen und Sie holen.« »Und wenn nicht?« »Dann werde ich noch schneller wieder da sein, und wir werden einen anderen Tunnel nehmen.« Er nickte ihr zum Abschied zu und verschwand daraufhin. Nun war Sarah allein. Oder war sie das nicht? Sie hatte das Gefühl, daß sie ein leises Geräusch hörte – ein sanftes, kaum wahrnehmbares Tapsen. Sarah wirbelte herum und lauschte. Einen Moment lang war es ganz still, aber dann hörte sie das Geräusch erneut. Da war etwas, das aus dem Haupttunnel auf sie zukroch. Sie spähte in das Halbdunkel, aber da war nichts zu sehen. »Ist da jemand?« rief sie. Aber es gab keine Antwort. Doch plötzlich war das verrückte Heulen wieder zu hören. Sarah, die zwischen zwei Ängsten hin und her gerissen wurde, drehte sich um. Hatte der Doktor den falschen Tunnel genommen, und war er nun direkt in die Arme des Monsters gelaufen? Das Geheul erstarb. Die Stille kehrte zurück, und wieder hörte Sarah dieses sanfte Tapsen. Sie warf einen Blick über die Schulter und sprang erschrocken zur Seite. Hinter ihr im Tunnel stand eine geisterhafte graue Gestalt. Der Doktor war gerade bei einer scharfen Kurve im Tunnel angelangt, als er das Geheul wieder hören konnte. Dieses Mal war es wesentlich lauter als zuvor. Was immer es auch produzierte, es war jedenfalls sehr nah. Ganz offensichtlich hatte er den falschen Tunnel genommen. Der Doktor wußte natürlich, daß er zu Sarah zurückgehen sollte, aber seine Neugier trieb ihn weiter voran. Er konnte ja zumindest einen Blick auf das Ding werfen, bevor er den Rückzug antrat. Er 69
ging um die Biegung und plötzlich stand er einer enorm großen silbernen Schlange gegenüber. Sie hatte sich so hoch aufgerichtet, daß ihr abgeflachter Kopf mitten in der Luft über ihm hing. Ihr einzelnes Auge glühte feuerrot. Die gigantische Kreatur türmte sich über ihm auf. Der riesige, flache Kopf wiegte hin und her, als ob sie auf der Suche nach einem Opfer wäre.
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Bellal Der Doktor ging ganz behutsam rückwärts. Die silberne Schlange türmte sich noch höher auf und schwenkte den Kopf hin und her, so als ob sie ihn suchte. Sie stieß ein verrücktes, elektrisches Heulen aus. Der platte Kopf stieß plötzlich in seine Richtung, und nun stellte der Doktor fest, daß es sich ja überhaupt nicht um eine lebende Kreatur handelte. Sie bestand aus einer flexiblen, metallischen Röhre, und das rote Auge war in Wirklichkeit eine Monitorlinse. Das Ding war von unermeßlicher Länge. Es ging weiter und weiter, bis es in der Dunkelheit des Tunnels einfach nicht mehr zu sehen war. Also doch keine Schlange, dachte der Doktor, sondern irgendein mechanisiertes Gliedersystem so eine Art verlängerbare Sonde, die wahrscheinlich von der Stadt ausgeschickt worden war. Aber wenn dem so war, warum dann das Geheul? Um Eindringlinge abzuschrecken? Oder vielleicht diente der Lärm als eine Art Echolot, der die Anwesenheit von Eindringlingen ausmacht, indem die Schallwellen reflektiert werden… Der Doktor erhielt plötzlich eine ungewollte Bestätigung seiner Theorie. Die Sonde heulte wieder, und dann, als ob das Geräusch einen Fixpunkt ausgemacht hätte, glitt sie plötzlich in seine Richtung. Der Doktor wich aus und stolperte über einen losen Felsbrocken. Der Sturz rettete ihm das Leben. Die Sonde machte einen Satz wie eine Kobra, die angreift, und gebündelte Energie schwirrte über des Doktors Kopf hinweg und riß ein Stück Fels aus der Tunnelwand. Der Doktor rollte über, kam blitzschnell auf die Beine und rannte auf und davon. Die Sonde schlängelte hinter ihm her und gab derweil ein hungriges Stöhnen von sich. 71
Der Doktor raste um die Biegung, machte rechter Hand einen Felsspalt aus und zwängte sich hinein. Er zwängte sich so tief hinein, bis der Spalt zu eng wurde. Er sah, wie die glänzende Metallsonde an der Felsspalte vorbeischoß. Sie heulte wieder auf, hielt dann an und schwebte in der Luft. Anscheinend erkannte sie, daß sie ihr Opfer verloren hatte. Das rote Auge funkelte in der Dunkelheit, der abgeflachte Kopf schwebte in der Luft, auf der Suche nach dem Doktor… Sarah starrte die gräßliche Erscheinung erschrocken an. Sie machte einen Schritt nach vorn, und Sarah sprang schnell zurück. »Bleiben Sie weg! Bleiben Sie weg von mir…« Die Erscheinung sprach. »Bitte… haben Sie keine Angst.« Ihre Stimme war tief und sanft, fast kindlich. Während Sarah sich langsam vom Schock ihres plötzlichen Auftauchens erholte, erkannte sie, daß die Gestalt gar nicht so furchterregend war. Sie war sehr zierlich, kaum größer als ein Kind. Sie trug ein zerlumptes grünliches Kleidungsstück, das Arme, Beine und Körper so eng umspannte, daß es beim ersten Hinsehen so aussah, als ob es sich um die Haut dieser Kreatur handelte. Der Kopf war klein und rund, haarlos und hatte kleine Ohren und riesige, weit aufgerissene Augen. Das Gesicht war von einem matten, fischbäuchigen Weiß und schien schwach zu leuchten. Mit einer plötzlichen, eidechsenähnlichen Bewegung krabbelte die Kreatur näher an Sarah heran. »Ich möchte Ihnen nichts tun. Ich werde Ihnen helfen, wenn ich kann.« »Wer sind Sie?« flüsterte Sarah. »Man nennt mich Bellal. Ich bin ein Exxilon, ein Eingeborener dieses Planeten. Aber meine Leute haben nicht den gleichen Glauben wie jene anderen, diejenigen, die versuchten, Sie zu opfern. Sie betrachten uns als ihre Feinde.« Sarah fand, daß es schon schlimm genug war, auf diesem Planeten zu sein, auch ohne Vorlesung über die gegenwärtigen 72
politischen Verhältnisse. Aber die kleine Kreatur mit dem weißen Gesicht hatte seltsamerweise etwas Anziehendes an sich, und sie schien außerdem darauf bedacht zu sein, sie aufzuheitern. »Und wer sind Sie?« fragte sie. »Sind Sie ihr Feind?« Bellal schüttelte den Kopf. »Wir versuchen nur, die ganze exxilonische Rasse vor der Vernichtung zu bewahren. Aber wir teilen nicht ihren Glauben und huldigen auch nicht der Stadt, so wie sie es tun, und deshalb werden wir verfolgt und gezwungen, im geheimen zu leben, tief unter dem Planeten. Wir sind die unterirdischen Exxilons.« »Wie viele von Ihnen gibt es?« »Wir sind sehr wenige – wenige gegen so viele Feinde. Bitte, ich werde all Ihre Fragen beantworten, aber hier ist es viel zu gefährlich. Erlauben Sie mir, Sie an einen sicheren Ort zu bringen.« »Es tut mir leid, aber ich kann nicht von hier weg. Ich muß warten –« »Sie haben einen Begleiter? Wohin ist er gegangen?« Sarah deutete auf die linke Tunnelabzweigung. »Dort hinunter.« Bellal stieß einen alarmierten Pfiff aus. »Auf diesem Weg liegt der Tod.« »Dann müssen wir den Doktor suchen und ihn warnen. Bitte, kommen Sie mit mir.« »Wahrscheinlich ist es schon zu spät. Aber ich werde tun, was in meiner Macht liegt«, sagte er zögernd. Eine weitere kleine Kreatur, die äußerlich Bellal sehr ähnlich war, krabbelte aus der Dunkelheit. »Die Maschinenkreaturen aus dem Raumschiff… Zwei von ihnen… sie sind sehr nah.« »Maschinenkreaturen?« sagte Sarah. »Sie meinen Daleks?« Bellal packte Sarahs Arm und zerrte sie in die nächstliegende Felsspalte. Er und sein Begleiter drängelten sich 73
dicht hinter sie und schirmten sie mit ihren Körpern ab. Sarah bemerkte, daß ihre grauen Kleidungsstücke blendend mit den Tunnelwänden verschmolzen und so eine perfekte Deckung boten. Zwei Daleks kamen in Sichtweite. Sie hielten beim Anblick der drei Eingänge, die vor ihnen lagen, an. Einen Moment lang zögerten sie, ihre Augen drehten sich beunruhigt hin und her. Dann sagte der erste: »Wir werden getrennt weitersuchen. Die Flüchtlinge müssen umgehend exterminiert werden.« »Ich gehorche.« Die Tunnels warfen ein Echo der rauhen, metallischen Stimme zurück. Die Daleks trennten sich und gingen weiter, einer nach links, der andere nach rechts. Sobald sie außer Sicht waren, kroch Sarah aus ihrem Versteck. »Einer von den Daleks wird hinter dem Doktor hergehen. Wir müssen losgehen und ihn warnen.« Bellal packte ihren Arm und hielt sie zurück. »Das wird keinen Sinn haben. Sie müssen ganz leise sein, sonst werden wir alle getötet. Sie müssen verstehen… Es ist niemand da, der Ihrem Begleiter jetzt noch helfen könnte.« Der Doktor kam zu einer ähnlichen Erkenntnis. Auf seiner verzweifelten Suche nach Sicherheit war er direkt in eine Falle geraten. Er konnte nicht weitergehen, denn die Spalte war zu eng. Er konnte aber auch nicht zurück, denn die Sonde schwebte immer noch vor der Felsspalte und versuchte herauszufinden, was mit ihrem Opfer geschehen war. Der Doktor hatte gehofft, daß sie irgendwann einmal aufgeben und weggehen würde, aber er hatte ihre Ausdauer unterschätzt. Es handelt sich nur um einen Servo-Mechanismus von beschränkter Intelligenz, dachte er. Aber offensichtlich war er dahingehend programmiert, Eindringlinge auszumachen und zu vernichten und nicht aufzugeben, bis er sie gefunden hatte. Nicht einmal das beschränkteste mechanische Gehirn würde noch viel länger brauchen, um herauszufinden, daß es nur 74
einen Ort gab, wo der Doktor sein konnte. Und wenn er ihn erst einmal entdeckt hatte, dann mußte er nur einige wenige Energiebündel in die Felsspalte jagen, und das war dann das Ende. Es war ein Wunder, daß er ihn nicht schon ausgemacht hatte. Vielleicht verwirrte die Enge der Felsspalte seinen Echoloten. Doch plötzlich tauchte die Sonde auf, direkt vor der Spalte. Die rotäugige Linse glühte, als sie sich vorsichtig auf den Spalt zubewegte. Sicherlich würde sie ihn jetzt jeden Moment entdecken… Zu guter Letzt kam dann doch noch Hilfe, aber nicht von den Freunden des Doktors, sondern von seinen größten Feinden. Ein Dalek kam langsam den Tunnel heruntergelaufen, und die Sonde zog sich von der Spalte zurück. Sie drehte sich schnell um, um sich ihrer neuen Bedrohung zu stellen. Aus seinem Versteck in der Felsspalte heraus hatte der Doktor einen hervorragenden Aussichtsplatz, um die Konfrontation zu verfolgen. Der Dalek blieb abrupt stehen, als die schlangenähnliche, metallene Sonde über ihm in der Luft schwebte. Die Sonde schwebte über dem Dalek, ihr rotes Auge schien erstaunt zu blinzeln. Einen Augenblick lang beobachteten sich die beiden Metallmonster. Dann reagierte der Dalek wie erwartet auf die unbekannte Gefahr. Er stieß ein knarrendes »Exterminieren!« aus und eröffnete das Feuer auf die Sonde. Aber genau in demselben Moment traf die Sonde dieselbe Entscheidung, machte einen Satz nach vorn und beschoß den Dalek mit einem Energiestrahl. Blaue Funken explodierten lautstark, und der Dalek wirbelte herum. Dann prallte er gegen die Felswand wie ein wahnsinnig gewordenes Boxauto. Aber die Sonde wurde zur gleichen Zeit von ein paar Kugeln getroffen; in panischer Wut wogte sie im Tunnel hin und her.
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Der Dalek drehte sich blitzschnell um und versuchte, sein Maschinengewehr in die richtige Position zu bringen. »Ich werde angegriffen«, kreischte er. »Hilfe! Hilfe! Hilfe!« Noch bevor der Dalek zielen konnte, machte die Sonde schon wieder einen Satz nach vorn und beschoß den Dalek mit einem weiteren Energiestrahl. Er wurde herumgerissen und knallte gegen die Felswand. »Ein wirklich guter Schuß, Sir!« rief der Doktor erfreut aus. »Ein Treffer, ein wirklicher Treffer!« Er ging zum Spaltenende, um eine bessere Aussicht zu erhaschen. Mit wütendem Geheul richtete sich die Sonde zu voller Höhe auf. Dann machte sie einen Satz nach dem anderen und ließ einen Energiestrahlregen auf den geschlagenen Dalek niederprasseln. Der Dalek flog in die Luft. Hinten an der Weggabelung hörte Sarah das Kampfgetöse. Es wuchs zu einem Crescendo an, dann gab es in der Ferne eine Explosion und dann Stille. Sarah schüttelte Bellals Hand ab und ging voller Entschlossenheit auf den linken Tunnel zu. Bellal sprang geschwind vor sie und versperrte ihr den Weg. »Nein!« zischte er. »Ich muß herausfinden, was mit dem Doktor geschieht…« »Der andere Dalek wird hierher zurückkommen«, sagte Bellal verzweifelt. »Wir müssen weg.« »Der Doktor ist vielleicht verletzt. Ich muß los und ihn suchen.« »Sobald die Luft rein ist, werde ich ein paar von unseren Leuten losschicken, um ihn zu suchen«, versprach Bellal. »Aber jetzt müssen wir gehen…« Er wurde still. »Nein… es ist zu spät. Da kommt etwas auf uns zu… Schnell!« flüsterte Bellal. Er zog Sarah wieder in die Felsspalte hinein, wo sie sich schon zuvor versteckt gehalten hatten, und sein Begleiter kam ebenfalls angerannt, um sich ihnen anzuschließen. 76
Nervös behielt Sarah den Tunneleingang im Auge. Sie konnte hören, wie die Bewegung lauter wurde, ein Schatten tauchte auf und die Maschinengewehrmündung des Daleks wurde sichtbar… Sarah wich zurück und der Doktor trat mißtrauisch heraus, das Maschinengewehr hielt er im Anschlag. Sie schluchzte erleichtert auf, rannte nach vorn und warf sich in seine Arme. »Doktor, Sie sind in Sicherheit. Was ist denn geschehen? Ist es Ihnen gelungen, vor dem Dalek zu flüchten? Was haben Sie dort hinten gesehen?« Der Doktor grinste. »Immer mit der Ruhe, Sarah, eins nach dem anderen. Ich bin einer ziemlich häßlichen Röhre begegnet – einer Art Echolot.« »Einer Röhre?« »Ja, so ist es. Ich denke, daß sie zum Abwehrsystem der Stadt gehört.« Der Doktor lächelte. »Sie war aber nicht gerade verrückt nach mir, aber den Dalek hat sie unter aller Garantie gehaßt.« »Was ist also passiert?« »Sondenstadt – FC Dalek 1:0«, sagte der Doktor erfreut. »Sie hat den Dalek in seine Einzelteile zerlegt.« Er hielt das Maschinengewehr hoch. »Es ist mir gelungen, das hier aus dem Wrack zu bergen – das war eigentlich das einzige, was nicht beschädigt worden ist.« Er warf es auf die Seite, wo es klappernd liegen blieb. Bellal und sein Kamerad traten aus der Felsspalte, und der Doktor wirbelte herum. »Das ist schon in Ordnung, Doktor, das sind Freunde«, erklärte Sarah. Sie erzählte dem Doktor kurz von ihrem Zusammentreffen mit Bellal und seinem Kameraden. »Sie sagen, daß sie zu der Gruppe gehören, die sich den anderen Exxilons widersetzt.« »Wie geht es Ihnen, meine Herren?« fragte der Doktor höflich. »Sicherlich wäre es möglich, daß wir uns zusammentun.« 77
Der kleine Exxilon machte eine Art Verbeugung. »Wir werden versuchen, Ihnen zu helfen, Doktor. Mein Begleiter hier heißt Gotal –« Bellal hielt inne. Er rannte zu dem rechten Tunnel hinüber und stand da und horchte. »Ich glaube, ich höre etwas. Wahrscheinlich kommt der andere Dalek zurück.« Gotal ging unruhig vor dem Eingang des mittleren Tunnels auf und ab. »Hier entlang. Kommen Sie schnell!« Der Doktor und Sarah rannten in den Tunnel, und Bellal folgte ihnen. Kurz darauf waren alle vier in der Dunkelheit verschwunden. Ein paar Minuten später kam der zweite Dalek aus dem rechten Tunnel herausgelaufen. Er ging auf den linken Tunneleingang zu, blieb dann stehen, weil er anscheinend eine Bewegung ausmachte. Einen kurzen Augenblick lang zögerte er dann folgte er dem Doktor und seinen Begleitern.
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Die Verfolgung Die kleine Gruppe rannte den mittleren Tunnel hinunter. Gotal spielte den Anführer, der Doktor und Sarah waren dicht hinter ihm. Bellal selbst bildete den Schluß und blieb immer wieder stehen, um zu horchen. Der Doktor konnte rein gar nichts hören, aber er ging davon aus, daß Bellals Hörsinn dadurch, daß er lange unter der Erdoberfläche gelebt hatte, besonders fein ausgebildet worden war. Bellal eilte nach vorn und drängte sie weiter. »Machen Sie schneller. Der Dalek hat diesen Weg eingeschlagen und kommt immer näher.« In irrsinnigem Tempo jagten sie den Tunnel hinunter, bis Gotal urplötzlich anhielt. Der Weg war durch einen Steinfall blockiert. »Das ist eine Sackgasse«, sagte Sarah. »Wir sitzen in der Falle.« Bellal überprüfte den Schutthaufen mit geschultem Auge. »Nicht ganz. Sehen Sie! Dort oben auf der Spitze!« Er zeigte mit dem Finger darauf, und sie sahen den kleinen Spalt dicht unter der Felsdecke. Der Doktor überschlug die enge Öffnung. »Dort hindurch? Das werde ich nie im Leben schaffen!« »Das ist die einzige Möglichkeit«, erwiderte Gotal. Er begann den Felshaufen hinaufzuklettern, die anderen taten es ihm nach. Gotal schlüpfte mit Leichtigkeit durch den schmalen Schlitz. Er und seine Leute waren an den engen Raum unter der Erde gewöhnt. Selbst Sarah hatte keine allzu großen Schwierigkeiten. Doch der Doktor hatte wirkliche Probleme. Obwohl er dünn war, war er doch groß und breitschultrig, und sehr schnell erkannte er, daß es ihm beinah unmöglich war, sich durch die
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enge Öffnung zu quetschen. Mit verzweifelter Wucht zwängte er sich halbwegs durch den Spalt und dann blieb er stecken. »Beeilen Sie sich, Doktor«, drängte Bellal. »Der Dalek ist jetzt schon sehr nah.« Der Doktor streckte einen Arm aus. »Sarah, nehmen Sie meinen Arm, und ziehen Sie, ja?« Sarah packte den Doktor am Handgelenk und zog mit voller Kraft. Bellal preßte seine Schulter gegen den Doktor und schob mit erstaunlich viel Kraft. Sie alle zogen – und dann schoß der Doktor durch die enge Spalte wie ein Korken aus einer Flasche, genau in dem Moment, als der Dalek hinter ihnen auftauchte. Der Dalek blieb verdutzt vor dem Steinhaufen stehen – Daleks können nicht klettern. Wütend brüllte er: »Exterminieren! Exterminieren!« und jagte dem flüchtenden Bellal eine Kugelsalve hinterher. »Runter!« brüllte der Doktor. Sie warfen sich auf den Boden, und die Kugeln des Daleks pfiffen über ihre Köpfe. Sie heulten und schossen den Tunnel hinunter und ließen einen Regen aus Steinsplittern auf die Köpfe der Flüchtlinge niederprasseln. Der Doktor und seine Begleiter lagen mit dem Gesicht auf dem Boden, wie ein Patrouille, die im Niemandsland gefangen sitzt. Doch schließlich verstummte das Feuergetöse, und Stille kehrte ein. Entweder war dem Dalek die Munition ausgegangen, oder er war entmutigt davongelaufen. Vorsichtig reckte der Doktor den Kopf hoch. »Ich glaube, er ist jetzt weg. Sind alle in Ordnung?« Sie standen auf und klopften den Staub ab. »Wir können uns eine Weile lang ausruhen«, flüsterte Bellal. »Jetzt sind wir sicher – zumindest eine Zeitlang.« Der Doktor streckte sich wie eine Katze. »Vielleicht aber wir können uns einfach nicht noch länger im Untergrund verstecken. Erstens müssen wir für die TARDIS wieder Strom
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kriegen, und zweitens müssen wir alles tun, was in unserer Macht steht, um dem Team von der Erde behilflich zu sein.« Sarah lag natürlich sehr daran wegzukommen, aber sie war nicht gerade verrückt darauf, ihr Leben für Menschen aufs Spiel zu setzen, die sie im Stich gelassen hatten. »Die werden es schon hinkriegen, oder? Sie sind ja anscheinend mit den Daleks sehr gut Freund.« Der Doktor schüttelte den Kopf. »Im Moment vielleicht, aber glauben Sie mir – in dem Augenblick, in dem sie nicht mehr nützlich sind, werden die Daleks sie ohne jegliche Skrupel ausradieren.« Der Doktor seufzte bekümmert. »Ich wünschte nur, ich wüßte, was dort oben vor sich geht.« »Einer unserer Leute paßt auf, Doktor«, sagte Bellal. »Er wird mir schon bald Bericht erstatten. Kommen Sie, ich werde Sie zu unserem Stützpunkt bringen.« Der unterirdische Exxilon hieß Jebal, und er lag auf einer Düne, die das Minengebiet überragte. Er trug einen grobgewebten Umhang, der genau die Farbe des Sandes hatte, und so war Jebals zierliche Gestalt fast unsichtbar. Wie die meisten seiner Leute haßte er es, im Freien zu sein, vor allem während des Tages. Die stechende Sonne verbrannte seine zarte weiße Haut, und ihr helles Licht blendete seine empfindlichen Augen, die sich an das fortwährende Halbdunkel der Höhlen gewöhnt hatten. Er legte eine Hand über die Augen und spähte über den Dünenrand. Er versuchte herauszufinden, was da unten vorging. Eine kleine Gruppe Exxilons schlug mit einfachem Fabrikwerkzeug auf den harten Felsvorsprung ein. Nicht Jebals Leute, sondern die bösen Exxilons, die an der Oberfläche lebten. Zwei Fremde standen über ihnen. Einer war ein Mensch, der zu der Expedition von der Erde gehörte, bei dem anderen handelte es sich um eine dieser Maschinenkreaturen,
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einen Dalek. Sie waren in eine wütende Unterhaltung verstrickt. Der Dalek beobachtete die Arbeitstruppe, dann wandte er sich wieder Galloway zu. »Die Exxilons arbeiten viel zu langsam.« »Ja, und ich bin keineswegs überrascht. Mit der primitiven Ausrüstung, die sie verwenden…« Anscheinend war die Benutzung jeglicher moderner Ausrüstung gegen die Religion der Exxilons. Die elektrischen Bohrer waren sowieso nutzlos, wegen der Energieblockade, aber die Exxilons weigerten sich sogar, Pickel und Schaufeln zu benutzen, die das Team von der Erde hätte beisteuern können. Sie schlugen mit einer Anzahl von Steinzeitwerkzeugen auf den Parrinium-haltigen Stein ein, und so überraschte es kaum, daß die Arbeit unerträglich langsam vonstatten ging. Natürlich wußte der Dalek das alles, aber er interessierte sich nur für das Ergebnis. »Die Arbeiter müssen schneller machen, und die Anzahl der Arbeiter muß erhöht werden. Sie werden das in die Wege leiten.« »Das werden Sie tun«, brummte Galloway. »Dieser Hohepriester ist nicht gerade kooperativ, trotz all Ihrer Drohungen. Wir können uns schon glücklich schätzen, daß wir so viele Arbeiter bekommen haben.« Der Dalek wiederholte nach dieser Widerrede nur seinen Befehl. »Mehr Arbeiter! Mehr! Die Exxilons werden unseren Befehlen gehorchen.« »Und wenn sie das nicht tun?« »Dann werden Sie exterminiert. Gehen Sie, und erzählen Sie ihnen das.« Galloway drehte sich murrend um. »Ich spiele für Sie nicht den Botenjungen. Wir haben eine Vereinbarung getroffen. Wir sind eigentlich Verbündete.«
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»Zu jenem Zeitpunkt war das zweckdienlich. Nun ist es nicht länger notwendig. Sie werden nur so lange leben, wie Sie den Daleks dienen. Sie werden gehorchen!« Galloway hatte nichts dagegen, die Exxilons zu schikanieren und unter Druck zu setzen, vor allem dann nicht, wenn auf diese Weise die Arbeit schneller erledigt wurde. Aber als Botenjunge der Daleks zu fungieren, das verletzte seine Würde. »Ich werde es nicht tun, das kann ich Ihnen sagen. Gehen Sie doch selbst.« Das Maschinengewehr des Daleks wirbelte herum und zielte nun auf ihn. »Gehorchen Sie den Daleks«, quietschte er. »Gehorchen Sie! Gehorchen Sie!« Galloway starrte die Metallgestalt, die vor ihm stand, wütend an. Aber er wußte, daß er sich geschlagen geben mußte. Der Dalek würde ihn töten, ohne mit der Wimper zu zucken, wenn er zu dem Entschluß gelangte, daß er nicht mehr nützlich war. »In Ordnung, in Ordnung«, grunzte er. Er drehte sich um und ging in Richtung der großen Höhle. In der kleinen Höhle unter der Oberfläche des Planeten saßen der Doktor und Sarah beim Essen. Bellal und einige seiner Leute teilten die Mahlzeit mit ihnen. Das Mahl war nicht üppig – brackiges Wasser aus einem Steinkrug, etwas grobkörniges Schwarzbrot und ein paar verschrumpelte Früchte, aber es war besser als nichts, und der Doktor und Sarah griffen hungrig zu. Die kleine Gruppe Unterirdischer verschlang das Essen genüßlich, und Sarah schloß daraus, daß selbst diese einfachen Nahrungsmittel knapp waren. Die Höhle war in einen einfachen Eß- und Wohnbereich umgewandelt worden, der der Allgemeinheit diente. In den Nischen entlang der Wände standen Betten und grob behauene Stühle und Tische aus Stein. Es war ganz offensichtlich, daß für diese Exxilons und auch für diejenigen, die an der Oberfläche lebten, das Leben hart und primitiv war, ein 83
ständiger Kampf ums Überleben. Sarah verschlang den letzten Rest ihres Obstes und wandte sich Bellal zu. »Soweit ich mir einen Reim darauf machen kann, scheint diese Stadt die Ursache aller Probleme zu sein. Woher kommt sie? Wer hat das verdammte Ding erbaut?« »Sie wissen es nicht? Aber natürlich, wie sollten Sie auch? Wir selbst haben die Stadt erbaut, wir, die Exxilons«, sagte Bellal traurig. Sarah schaute sich in der Höhle um, die alle Anzeichen einer Kultur barg, die kaum über das Steinzeitalter hinausgekommen war. Sie erinnerte sich an die wilden Exxilons an der Oberfläche. Und sie dachte an die Stadt, strahlend, unnahbar und wunderschön, die hoch über die steinige Wüste aufragte. »Es tut mir leid, aber ich verstehe es nicht. Wie ist es möglich, daß Sie…« Beschämt hielt sie inne. Natürlich war Bellal sich bewußt, was sie dachte. »Die Exxilons sind nicht immer Wilde gewesen.« Seine Stimmlage änderte sich, wurde eine Art ritueller Gesang, als er die tragische Geschichte seines Volkes rezitierte. »Die Exxilons waren schon sehr alt, bevor auf der Erde das Leben begann. Unsere Vorfahren lösten die großen Geheimnisse der Wissenschaft. Sie bauten Maschinen, die durch den Weltraum reisten. Sie waren die am weitesten entwickelten Geschöpfe der Galaxie.« Der Doktor hörte ihm fasziniert zu. »Was hat ihrer Macht ein Ende bereitet?« fragte er vorsichtig. »War es Krieg?« Der Doktor hatte von allzu vielen Planeten gehört, auf denen herausragende wissenschaftliche Leistungen in hirnloser Selbstzerstörung geendet hatten. Bellal schüttelte den Kopf. »Nein. Dennoch ist es wahr, daß unsere Vorfahren ihre eigene Zerstörung in die Wege geleitet haben. Sie erbauten die Stadt.« Bellal sprach nicht weiter. Die Gefühle überwältigten ihn. Langsam aber wurde seine Stimme fester, und er fuhr fort. »Sie träumten davon, ihre Zivilisation 84
mit einer außerordentlichen Leistung zu krönen. Sie benutzten all ihr Wissen und all ihre Energie, um die größte aller Städte zu errichten, eine Stadt, die größer als jede andere im Kosmos sein würde – eine Stadt, die selbst die Zeit überdauerte.« »Nun, es sieht so aus, als ob es ihnen gelungen ist. Als ich sie gesehen habe, sah sie so aus, als ob sie erst gestern erbaut worden wäre«, fügte Sarah ein. »Sie verwendeten ihre wissenschaftliche Genialität und machten die Stadt zu einem Lebewesen, das sich selbst schützen und reparieren konnte, das die Energie, die es benötigte, direkt aus der Luft auf dem Planeten filterte und sie dann umwandelte. Unsere Vorfahren haben ihr sogar ein Gehirn gegeben«, fuhr Bellal fort. »Ich verstehe«, sagte der Doktor leise. »Die Stadt wurde also ein lebendiges Einzelwesen – größer und mächtiger als die vielen, die sie erbaut hatten.« Bellal nickte. »Ungefähr zu dem Zeitpunkt, als die Stadt fertig war, erkannte sie, daß nur eines ihre Perfektion schmälerte – die Exxilons, die untergeordneten Wesen, die sie geschaffen hatten. Unsere Vorfahren erkannten aber zu spät, daß sie ein Monster kreiert hatten. Sie versuchten die Stadt zu zerstören – aber sie setzte die Waffen ein, die sie ihr gegeben hatten, um sie zu zerstören. Die Überlebenden trieb sie hinaus und schloß dann ihre Tore für immer. Jetzt sind wir und die anderen, die sie oben gesehen haben, die einzigen Überlebenden. Wir sind Wilde geworden.« »Sie sind kein Wilder, Bellal«, sagte Sarah. »Doch zu den anderen kann ich nicht viel sagen. Warum sind sie so anders als Sie?« »Als die Stadt die Menschen von Exxilon ausstieß, wandten sich die meisten von Wissenschaft und Fortschritt vollkommen ab. Jede Kultur, jede Erfindung, Fortschritt jeder Art wurde total verboten. Sie lehnten die Stadt und das, was sie repräsentierte, ab. Freiwillig wurden sie Wilde. Aber obwohl 85
sie die Stadt hassen, fürchten sie sie gleichzeitig. Im Laufe der Jahre wurde sie ihr Gott – ein grausamer und ungestümer Gott. Sie beten ihn an, und sie opfern ihm.« »Ja, ich weiß«, sagte Sarah. »Wir sind ja beinahe in den Genuß gekommen.« »Aber Sie, die Unterirdischen, huldigen der Stadt nicht?« fragte der Doktor. »Wir hassen und fürchten sie, aber wir beten sie nicht an. Die Stadt verschlingt jegliches Leben und alle Energie von unserem Planeten und verwandelt ihn dadurch in eine Wüste. Sie vergrößert und entwickelt sich weiter, während wir, die Exxilons, vor ihren Mauern hungern und sterben. Jedes Jahr wird die Nahrung knapper, und wir werden weniger. Unser Ziel ist es, die Stadt zu zerstören. Wenn uns das nicht gelingt, wird unsere Rasse schon bald von diesem Planeten verschwunden sein. Nur die Stadt wird dann noch übrigbleiben.«
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Die Stadt greift an Dan Galloway schob mit seiner Spitzhacke einen Felsbrocken von der Größe eines Fußballs an den Felsblock, verpaßte ihm dann einen Stoß und rollte ihn zu Jill Tarrant hinüber, die ihn mit ihrem Hammer in kleine Stücke zerlegte. Hinterher wurden die Stücke, die den silbrigen Glanz des Parriniums aufwiesen, aussortiert. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund lief die Parriniumader in den Steinen, so daß eine ganz schöne Menge Stein kleingehackt werden mußte, um zum Erz vorzudringen. Mit einer automatisierten Minenausrüstung wäre das ein Kinderspiel gewesen, aber so war das eine ermüdende und öde Angelegenheit. Die drei Menschen erledigten den größten Teil der Arbeit. Die Exxilons, die große Angst vor den Daleks und nicht den geringsten Schimmer von methodischem, organisiertem Arbeiten dieser Art hatten, arbeiteten langsam und schlampig. Nachdem die Daleks festgestellt hatten, daß Drohungen nur bewirkten, daß sie noch weitaus schlechter arbeiteten, hatten sie befohlen, daß sich die drei Menschen an den Grabungen beteiligten. Galloway hatte getobt und protestiert, aber schlußendlich hatte er dann doch losgelegt. Es gab ja auch keine Alternative. Ein Großteil des Gesteins, in dem Parrinium zu finden war, war mit Treibsand bedeckt, und den Exxilons war aufgetragen worden, sie auszugraben. In ihren Bemühungen, zum Erz vorzustoßen, hatten sie eine riesige Mine ausgegraben. Drei Daleks überwachten die Ausgrabung von einem günstigen Aussichtspunkt über den Dünen. Bald tauchte der Anführer der Daleks aus der Richtung des Schiffs auf und trat zu den anderen, um mit ihnen zu reden. Den fünften Dalek, den Wissenschaftler der Expedition, hatte er zurückgelassen. Dieser 87
arbeitete angestrengt im Labor des Raumschiffs. »Sprengstoffladungen werden bald fertig sein«, verkündete er wichtigtuerisch. »Sie müssen am Leuchtfeuer oberhalb der Stadt angebracht und dann gezündet werden. Eine Dalekpatrouille wird in die Stadt eindringen, um die wissenschaftlichen Installationen zu untersuchen, während die Ladungen plaziert werden.« »Einverstanden.« Das war der zweite Befehlshaber. »Wird die Zerstörung des Leuchtfeuers die elektrische Energie im Schiff wieder restaurieren?« »Aller Logik nach ist das die Störquelle.« Unter ihnen entstand urplötzlich ein Durcheinander, und die Exxilons im unteren Teilstück des Schachtes stießen wilde Panikschreie aus und kletterten flink aus dem Loch. Einer der Daleks glitt die Düne hinunter. »Gehen Sie wieder an die Arbeit, oder Sie werden exterminiert!« Doch die vollkommen verstörten Exxilons schossen nur an ihm vorbei und jagten auf die Düne hoch. Galloway, Hamilton und Jill Tarrant, deren Neugier durch das Durcheinander erregt worden war, rannten zum Kraterrand und schauten hinunter. Jetzt waren fast alle Exxilons geflohen, bis auf einen, der voller Verzweiflung den Schacht hinaufkletterte. Jill starrte verwirrt in den Krater. Es schien keinerlei Grund für die plötzliche Panik zu geben – doch dann sah sie, daß sich ganz unten der Sand kräuselte, als ob etwas, das darunter war, sich bemühte herauszukommen… Plötzlich schoß eine riesige Metallschlange aus dem Sand und türmte sich hoch auf. Die Linse, die in den flachen Kopf gebettet war, glühte wie ein einzelnes, feuerrotes Auge. Peter Hamilton streckte die Hand aus und wollte dem geduckten Exxilonarbeiter helfen, aber die Hilfe kam zu spät. Die Metallschlange türmte sich auf, zögerte einen Moment lang und machte dann einen Satz auf den verängstigten Exxilon 88
zu. Energiefunken stoben, der Exxilon schrie auf und fiel tot in den Krater zurück. Hamilton und die anderen beiden zogen sich schnell zurück. Genau in diesem Augenblick tauchte der erste Dalek auf und eröffnete das Feuer. Falls eine Kugel die Metallschlange traf, dann richtete sie jedenfalls keinen Schaden an. Die Schlange sprang blitzschnell vor und jagte einen Energiestrahl in Richtung Dalek. Der Dalek wurde herumgewirbelt, rannte geblendet nach vorn und stolperte dann über den Kraterrand. Rauch quoll aus seiner Metallhülle. Als der Dalek explodierte, verschwand die Schlange ebenso schnell im Sand, wie sie aufgetaucht war. Weiter oben, in den Dünen, drehte Jebal sich um und schlich von dannen. Sarahs Kopf sank auf ihre Brust, während Bellal immer noch erzählte. Der Doktor hatte eine unersättliche Neugier für die Stadt entwickelt und bemühte sich, jede noch so kleine Information aus Bellal herauszuquetschen. Sarah, die leicht döste, sah, daß Bellal mit einem spitzen Stein eine Skizze in den Höhlenboden ritzte. »Das hier ist der Plan, Doktor«, sagte er. »Ich verstehe aber nicht, wieso Sie sich dafür interessieren.« »Jede Information ist wertvoll«, antwortete der Doktor. »Und diese Zeichen hier sind wirklich ganz besonders interessant. Sehen Sie sich das hier an, Sarah.« »Was?« Sarah schüttelte den Kopf, um wieder wach zu werden. »Bellal sagt, daß solche Markierungen in die Wände der Stadt geritzt sind.« »Das stimmt, ich selbst habe sie gesehen. Bedeuten sie denn etwas?« »Das tun sie tatsächlich, Sarah. Und ich habe sie früher schon einmal gesehen.« »Wo?« 89
»An den Tempelwänden in Peru!« »Das ist doch unmöglich.« Der Doktor strahlte. »Das hat man auch über die peruanischen Tempel gesagt. Sie sind eines der großen Wunderwerke der Erde. Jeder Wissenschaftler ist davon überzeugt, daß es unmöglich ist, daß eine primitive Rasse solch ein Wunderwerk gebaut hat. Nun, wir haben das Geheimnis gelöst.« »Haben wir?« Der Doktor drehte sich Bellal zu. »Sie haben gesagt, daß Ihre Vorfahren Reisende im Weltraum waren, als die Erde noch in einem primitiven Stadium war?« »So ist es.« »Dann müssen sie die Erde vor langer Zeit besucht und die Menschen gelehrt haben, wie man Bauwerke errichtet. Sie haben Spuren ihrer Kultur hinterlassen.« Sarah fand es außerordentlich schwierig, den Enthusiasmus des Doktors zu teilen. »Das ist ja alles sehr faszinierend, aber es wird uns doch nicht helfen, diesen Planeten zu verlassen. Was ist mit der Energie? Was verursacht ihren Ausfall?« Der Doktor lächelte. »Darauf komme ich noch zu sprechen, Sarah. Die Stadt erhält ihre Energie auf zwei Arten – durch Wurzeln im Erdreich und indem sie sie direkt aus der Luft absorbiert. Sobald irgend etwas auf diesem Planeten Energie produziert, zieht die Stadt diese Energie aus der Atmosphäre ich glaube, daß das durch das Leuchtfeuer in dem Turm geschieht.« »Und das hat die TARDIS lahmgelegt?« »Nun, grob gesagt, ja. Also, was wir tun werden, ist –« Einer von Bellals Leuten kam in die Höhle gerannt. »Eine der Maschinenkreaturen bei den Ausgrabungen ist von einer Sonde getötet worden.« Bellal war nicht gerade überrascht. »Die Stadt muß die Minenarbeiten als Bedrohung ansehen. Sie schlägt zurück.« 90
Der Doktor sagte: »Nun, ich muß schon sagen, das ist im Augenblick doch sehr nützlich. Dann ist also noch einer unserer Dalekfreunde erledigt worden, hm?« Er stand auf. »Kommen Sie, Sarah. Wir werden uns diese Stadt ansehen. Bellal, wollen Sie unser Führer sein?« Vor dem Parriniumsteinbruch fand ein lebhaftes Gespräch statt. Nachdem die Daleks den Exxilons mehrmals gedroht hatten, wurden sie wieder zusammengetrieben. Aber sie weigerten sich schlicht und einfach, die Arbeit an der gleichen Stelle wiederaufzunehmen, weil das Gelände angeblich zu nah an der Stadt lag. Nicht einmal die Maschinengewehre der Daleks konnten sie dazu bringen, ihre Meinung zu ändern. Schließlich waren die Daleks gezwungen gewesen nachzugeben, und ein neues Lager, das wesentlich weiter von der Stadt entfernt war, war gesichtet worden. Jetzt waren die Daleks gerade dabei, die Arbeiter auf den Weg zu schicken. Die Augen des Daleks drehten sich in Jill Tarrants Richtung. »Die Frau wird die Exxilonarbeiter begleiten. Die Menschenmänner bleiben hier.« Peter Hamilton trat neben Jill und legte schützend einen Arm um ihre Schultern. »Oh nein, so geht es nicht. Wir werden zusammenbleiben.« Sofort richteten die Daleks die Maschinengewehre auf ihn. »Sie gehorchen, oder Sie werden beide exterminiert.« Jill Tarrant wandte sich ab. »Es ist schon in Ordnung, Peter, jemand muß ja das Erz aussortieren. Mach dir keine Sorgen, ich kann schon selbst auf mich aufpassen.« Peter Hamilton wußte, daß es keine Alternative gab. Er mußte gehorchen, oder er würde sterben. Er ging zu Galloway hinüber, und Jill trat zu der Exxilongruppe. Der Dalekanführer wandte sich den restlichen Daleks zu. »Die Patrouille wird jetzt losgehen. Zwei Daleks werden in die
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Stadt eindringen und die wissenschaftlichen Untersuchungen durchführen.« »Wir gehorchen.« Die beiden Daleks machten sich auf den Weg. Der Führer drehte sich dem letzten Dalek zu. »Die männlichen Menschen werden Sie zum Turm der Stadt begleiten.« Galloway schaute den Dalekanführer wütend an. »Warum wir?« Der Anführer der Daleks deutete auf vier kleine Metallzylinder, auf deren Spitzen Instrumente eingelassen waren. Sie waren vor einiger Zeit aus dem Raumschiff der Daleks hierher gebracht und in der Nähe der Grabungen aufgestellt worden. Eine Rolle Magnetband lag daneben. »Sie werden die Sprengstoffladungen tragen und sie um das Leuchtfeuer herum anbringen.« Hamilton warf Galloway einen ironischen Blick zu. »Es scheint so, als wollten sie uns für sie die Drecksarbeit erledigen lassen. Du hast die Befehlsgewalt. Was sollen wir tun?« »Wir tun, was uns gesagt wird«, murrte Galloway. Keuchend fügte er hinzu: »Jedenfalls im Augenblick!« Der Dalekanführer folgte der Arbeitstruppe, und Galloway hob zwei Zylinder auf. Hamilton steckte die Magnetbandrolle in die Tasche und nahm dann die verbleibenden zwei Zylinder. Gefolgt von den Dalekwachen, gingen sie auf die Stadt zu. Der Anführer der Daleks wandte sich an Jill Tarrant und die Exxilonsklaven. »Die Arbeit wird bei der neuen Ausgrabungsstätte sofort aufgenommen. Bewegung!« Der Doktor stand am Rand der felsigen Ebene und starrte bewundernd zu der hohen, kompakten Stadt hoch. »Zweifellos ist das eines der siebenhundert Wunder des Universums.«
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»Warten Sie, bis Sie näher dran sind«, sagte Sarah. »Dann ist sie sogar noch beeindruckender.« »Dessen bin ich mir sicher. Aber Sie gehen nicht näher heran – dieses Mal nicht.« »Jetzt hören Sie, Doktor –« Der Doktor unterbrach ihren Protest und sagte: »Ich habe eine sehr wichtige Aufgabe für Sie.« »Sie versuchen nicht etwa, mich loszuwerden?« »Ganz sicher nicht. Denken Sie daran, wenn das Schiff der Erde nicht mit dem Parrinium von hier losfliegt, werden Millionen von Menschen in den anderen Welten sterben.« »Was soll ich Ihrer Meinung nach tun?« »Nehmen Sie Kontakt mit der Expedition von der Erde auf, und bringen Sie Galloway dazu, daß er mit uns zusammenarbeitet. Irgendwie muß er die Parriniumladung an Bord kriegen und sich für den Start vorbereiten, damit er, sobald die Energieversorgung wiederhergestellt ist, loslegen kann. Und denken Sie daran, auch die Daleks werden wieder Strom haben, und sie werden alles tun, was in ihrer Macht liegt, um den Start des Raumschiffs von der Erde zu verhindern. Ich kenne die Daleks schon seit langer Zeit, und eines sind sie garantiert nicht: medizinische Missionare.« Bellal war vorausgegangen, und er winkte ihnen ungeduldig zu. »Bellal wird anscheinend nervös, Doktor. Es ist besser, wenn Sie sich auf den Weg machen.« »Noch eine Sache, Sarah«, sagte der Doktor verlegen. »Wenn ich aus irgendeinem Grund nicht zurückkehren sollte, dann müssen Sie mit der Expedition zur Erde zurückfliegen. Dann werden Sie immerhin in Ihrer eigenen Welt sein, wenn auch nicht in Ihrer Zeit. Es tut mir leid, daß ich Sie in diese Situation gebracht habe.« Bevor Sarah antworten konnte, hatte er sich umgedreht und war Bellal hinterhergestürmt.
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Der Weg durch die felsige Ebene bei dieser unerträglichen Hitze war lang und ermüdend. Bellal war überraschend schnell; er jagte wie eine Eidechse über die kochenden Steine, und der Doktor hatte große Mühe, mit ihm Schritt zu halten. Doch endlich erreichten sie die Stadtmauer, und der Doktor stand einfach nur da und bewunderte die strahlend weißen Wände, die sich über ihm auftürmten. »Sie ist wunderschön«, keuchte er. »Für Sie vielleicht, Doktor. Für mich ist sie nur teuflisch. Sie saugt das Leben aus unserem Planeten aus.« Der Doktor legte ein Ohr an die Wand und hörte das gedämpfte Summen der mächtigen Maschinen. Er berührte einen der weißen Backsteine, der unter seinen Fingern kurz auflebte. »Berührungsempfindlich. Brillant. Einfach brillant.« Bellal führte ihn zu einem anderen Teilstück der Wand. »Sie wollten die Symbole sehen. Hier sind sie.« Der Doktor folgte Bellal und starrte die aztekenähnlichen Symbole, die in die Wände geritzt waren, bewundernd an. »Ich glaube, daß sie eine Art Botschaft darstellen«, sagte Bellal. »Schon oft habe ich versucht, sie zu interpretieren, aber all das alte Wissen ist verlorengegangen. Haben sie für Sie eine Bedeutung?« »Vielleicht«, murmelte der Doktor. »Vielleicht. Gibt es noch mehr? Es muß doch noch mehr geben?« »Sie gehen hier weiter.« Bellal brachte ihn zu einem Alkoven, der in die Wand eingelassen war. Er war gerade so groß, daß sie beide eintreten konnten, und seine Wände waren mit seltsamen Symbolen überzogen. Dieses Mal aber waren sie so weit unten, daß man sie berühren konnte. Der Doktor betrachtete sie genau. »Ich glaube, ich ahne etwas. Das hier ist eine Art Intelligenztest. Eines der Symbole paßt nicht…« Bellal sah zu, wie der Doktor über den komplexen Zeichen brütete und ab und zu seine Finger darüberfahren ließ. Da er merkte, daß er nicht helfen konnte, ging er zum Rand des 94
Alkovens hinüber und schaute sich um. Zwei Daleks liefen an der Wand entlang, kamen direkt auf ihn zu. Panisch duckte Bellal sich zurück. »Daleks, Doktor – kommen hier entlang!« Der Doktor spähte hinaus, und die Kugeln aus dem Maschinengewehr des Daleks pfiffen an seiner Nase vorbei. Er sprang zurück und zog Bellal mit sich. Bellal schnatterte vor Angst. »Wir sitzen in der Falle, Doktor. Gefangen! Sobald sie hier sind, werden sie uns niederschießen und wir können nicht fliehen!«
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Die Falle Der Doktor schaute die mit Symbolen verzierte Wand lange an und dachte angestrengt nach. Was Bellal gesagt hatte, war wirklich wahr. Falls sie den Alkoven verlassen würden, befanden sie sich direkt in der Schußlinie der Daleks. Der Versuch wegzurennen war hoffnungslos. Die glatten, weißen Wände und die steinige Ebene boten nicht die geringste Deckung. Im Augenblick bot der Alkoven ihnen noch Schutz, aber sobald die Daleks nahe genug waren… Er starrte die eingeritzten Symbole nachdenklich an. »Seien Sie leise, alter Freund. Ich versuche mich zu konzentrieren.« Die Daleks drangen in die Nische und schossen. Sie beschossen jeden einzelnen Zentimeter der Nische mit ihren Kugeln und hörten plötzlich auf zu schießen. Ihre Augen drehten sich überrascht hin und her. Der Alkoven war leer. Bellal konnte kaum glauben, daß er noch am Leben war. »Was haben Sie gemacht, Doktor?« »Sieht so aus, als hätte ich auf den richtigen Knopf gedrückt. Ich habe einfach das Symbol genommen, das nicht paßte, und bin mit meinem Finger an seiner äußeren Linie entlanggefahren.« »Und deshalb ist die Tür aufgegangen?« Der Doktor zuckte mit den Schultern. »Mir fällt keine andere Antwort ein.« Bellal schaute sich um und ließ die Umgebung auf sich wirken. Sie standen in einem kleinen, leeren Raum mit weißen Wänden. Menschliche Skelette lagen verstreut auf dem Boden.
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Bellal schaute sie erschrocken an. »Doktor, was ist das hier für ein Ort? Können wir wieder hinaus?« Der Doktor deutete mit dem Kinn auf die Skelette. »Dessen bin ich mir nicht sicher. Sie konnten es jedenfalls nicht.« »Dann sind wir also wieder in eine Falle gelaufen?« Der Doktor rieb sich am Kinn. »Das kann nicht sein. Das würde keinen Sinn ergeben.« Bellal zeigte auf die verdrehten Skelettgestalten. »Die sind anscheinend auch in die Falle gerannt, genau wie wir. Ein paar von denen liegen sicher schon seit mehreren Jahrhunderten hier.« Der Doktor dachte laut nach. »Ja… sie haben den ersten Intelligenztest überstanden und sind soweit gekommen… und haben beim zweiten versagt!« »Was für ein Test?« »Ich bin mir nicht sicher. Aber es muß einen geben. Das ist nur logisch!« Der Doktor stand mit dem Rücken an der Tür, durch die sie hereingekommen waren – eine Tür, die jetzt wieder vollkommen unsichtbar war –, und er durchquerte den Raum. Er ging über die strahlend weißen Knochen jener hinweg, die den Weg vor ihm zurückgelegt hatten. An der gegenüberliegenden Wand blieb er stehen, hob seine Hand und preßte die Handfläche gegen die glatte weiße Oberfläche. In demselbem Moment wurde die Wand heller und offenbarte ein extrem kompliziertes Muster. »Ausgezeichnet, genau wie ich es mir vorgestellt habe.« »Ich verstehe nicht, Doktor. Das ist doch nur ein Wandmuster.« »Aber nein, nein, es ist weitaus mehr als das. Das ist ein Labyrinth… ein Intelligenz- und Logiktest, den wir bestehen müssen, bevor wir tiefer in das Innere der Stadt eindringen können.« »Und wenn es uns nicht gelingt?« 97
»Dann bleiben wir wahrscheinlich so lange hier, bis wir unseren knöchernden Freunden gleichen.« Der Doktor stand brütend vor dem Irrgarten. »Nun denn, hier die Eingangsstelle, hier der Ausgang. Da die Wände auf Berührung reagieren, gehe ich davon aus, daß ich mit meinem Finger nur auf der richtigen Route entlangfahren muß.« Der Doktor starrte das Labyrinth äußerst konzentriert an. Irgend etwas sagte ihm, daß er nur eine Chance hatte. Falls sein Finger vom richtigen Pfad abkam, würde das Labyrinth langsam verschwinden, und die Ausgangstür wäre dann für immer verschlossen. Er legte den Finger auf den Anfangspunkt und fuhr langsam an der Wand entlang. In der Zwischenzeit versuchten die beiden Daleks in der Nische, in die Stadt zu gelangen. Allerdings nicht mittels eines einzigen intuitiven Gedankens, so wie der Doktor, sondern mit Hilfe der langsamen, kalten Logik der Daleks. Der erste Dalek fuhr mit seinen Augen über das Muster. »Computer gibt an, daß Symbole einen einfachen, logischen Test darstellen. Wir müssen herausfinden, welches Symbol nicht zu den anderen paßt.« Auch der zweite Dalek prüfte das Muster nach der gleichen Methode. »Ich werde eine Computerüberprüfung veranlassen. Jetzt sind alle Symbole registriert.« Während der innere Computer des Daleks die Information verarbeitete, surrte und klickte es ganz leise. Dann verkündete er triumphierend: »Symbol, das nicht paßt, jetzt isoliert.« Er deutete mit seinem Saugnapfarm auf das entsprechende Zeichen. »Das ist der Schlüssel.« Der erste Dalek glitt näher an die Wand heran und fuhr mit seinem Saugnapfarm an der Außenlinie des Symbols entlang. Eine unsichtbare Maschine summte, und eine Tür glitt leise auf. 98
»Dort!« sagte der Doktor mit siegessicherer Stimme. Sein Finger fuhr an den Ausgangspunkt des Labyrinths, das Muster verschwand, und eine Tür fuhr zurück, hinter der ein langer weißer Korridor lag. Bellal blieb ängstlich stehen. Doch plötzlich öffnete sich die Tür, durch die sie zuvor eingetreten waren. »Kommen Sie mit«, sagte der Doktor. »Die Daleks sind dicht hinter uns.« Sie liefen in den Korridor, und hinter ihnen schloß sich die Tür. Einen Augenblick später waren dann die Daleks in dem Raum. Ihre Augenstiele drehten sich in alle Richtungen. »Wände absuchen«, befahl der erste Dalek. »Wir müssen den nächsten Einlaß finden.« Der Korridor ging weiter und weiter, war endlos lang – doch dann wurde er breiter und bildete eine Art Halle. Auch der Boden hatte sich geändert. Ein komplexes Muster aus glänzenden roten und weißen Kacheln, auf denen seltsame Symbole eingelassen waren, lag vor ihnen. Bellal wäre einfach darübergelaufen, aber der Doktor hielt ihn zurück. »Bleiben Sie, wo Sie sind.« »Was ist denn?« »Ich glaube, das ist noch eine Prüfung. Die Menschen, die diesen Ort erbaut haben, scheinen mir nicht von der Sorte gewesen zu sein, die einfach nur so einen mit Ornamenten versehenen Fußboden haben.« Bellal schüttelte lustlos den Kopf. Von dem Augenblick an, wo sie die Stadt betreten hatten, hatten immer wieder neue Gefahren ihnen das Leben schwergemacht. »Ich verstehe es nicht. Was müssen wir denn dieses Mal tun?« Der Doktor lächelte. »Haben Sie je Venus, Himmel und Hölle gespielt? Nein, natürlich haben Sie das nicht.« Er zog einen Schallschraubenzieher heraus und stellte schnell etwas ein. »Hier werden wir ein wenig schwindeln.« Er kniete sich 99
neben das Muster und betrachtete jede Kachel einzeln. Der Schallschraubenzieher gab einen tiefen Summton von sich, der ab und zu von einem schrillen Pfeifton unterbrochen wurde. Der Doktor trat auf eines der roten Quadrate und kniete sich dann wieder hin, um die Kacheln, die vor ihm lagen, zu prüfen. »Nun denn, ich möchte, daß Sie mir ganz genau nachgehen. Treten Sie auf die Kacheln, auf die ich getreten bin und auf keine andere.« Der Doktor tat wieder einen Schritt nach vorn und drehte sich dann um, um Bellal zu führen. »So ist es richtig, alter Freund, immer mit der Ruhe. Zuerst das rote… jetzt überspringen Sie zwei Quadrate und gehen auf das weiße… das ist es, gut…« Schritt um Schritt führte der Doktor Bellal über das Muster aus roten und weißen Quadraten. Mit einem letzten Satz war er endlich auf der anderen Seite des Zimmers und streckte die Hand aus, um Bellal in Sicherheit zu bringen. »Ein letzter Sprung, guter Freund. Nun, das war es.« Er klopfte dem benommenen kleinen Exxilon auf den Rücken. »Da sind wir. Nettes kleines Spiel, finden Sie nicht?« »Ich verstehe es nicht, Doktor«, sagte Bellal irritiert. »War das nicht alles ganz unnötig?« »Oh, das glaube ich nicht«, antwortete der Doktor. Er griff in seine Tasche, holte eine alte Münze heraus und untersuchte sie. »Brauche ich fünf Piaster? Nein, natürlich nicht. Jetzt passen Sie einmal auf!« Der Doktor warf die Münze auf das riesengroße Schachbrett. Er hatte ein Quadrat gewählt, auf das sie nicht getreten waren. Elektrizität knisterte, es gab einen Funkenregen und dann eine Explosion. Als der Rauch sich gelegt hatte, sagte der Doktor: »Sehen Sie!« Die kleine Münze war jetzt ein formloser Metallklumpen. »Das hätte auch mit uns geschehen können, Bellal – nun, lassen Sie uns weitergehen und sehen, was für Überraschungen sie noch für uns bereithalten.«
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Die Tür glitt auf, und die beiden Daleks traten vorsichtig in den Korridor. »Mit Vorsicht weitermachen«, befahl der erste Dalek. »Dieses Territorium wird als feindlich eingestuft.« »Verstanden.« Die Daleks gingen langsam weiter und kamen dann schließlich in die weitläufige Halle mit den Kacheln, die im Karomuster angeordnet waren. Da die Daleks keinen Sinn für besondere Innenarchitektur hatten, war es ihnen auch nicht möglich, irgend etwas Ungewöhnliches an dem rot-weißen Karomuster auf dem Boden der Halle zu entdecken. Der erste Dalek glitt einfach weiter geradeaus und wurde mit wütendem Knistern zurückgewirbelt. Der zweite Dalek reagierte sofort und feuerte schnell mehrere Salven ab, deren Kugeln das Karomuster durchlöcherten. Ein Großteil der darunterliegenden elektrischen Leitungen, die den Tod brachten, explodierten. Der Dalek raste zielstrebig über den rauchenden Boden und blieb auf der anderen Seite stehen. Er taumelte benommen hin und her; Rauch drang aus dem unteren Teil seiner Hülle. »Schadensmeldung«, ordnete der zweite Dalek an. »Nichtleitende Schutzhülle teilweise ausgebrannt. Sensoren melden starke elektrische Spannung. Keine schwerwiegenden Beschädigungen – bin in der Lage weiterzumachen.« Der verwundete Dalek überquerte den beschädigten Boden und schloß sich seinem Kameraden an. Er meldete offensichtlich zufrieden: »Waffe so gebaut, daß sie humanoides Gewebe zerstören kann. Ineffektiv in bezug auf hervorragende Dalekschutzhülle. Wir werden weitermachen.« Der Dalek hatte sich erholt und glitt weiter, aber der erste Dalek befahl ihm: »Warten. Observieren. Wir müssen wissenschaftliche Daten sammeln.« Der von Kugeln durchlöcherte Boden setzte sich selbst wieder instand, genau vor den Augenstielen der Daleks, die beschädigten Kacheln gingen wieder in ihren früheren Zustand über. Die Daleks 101
beobachteten das ganze Spektakel unbeeindruckt. »Festhalten, daß die Stadt sich selbst instand setzen kann«, befahl der erste Dalek. »Weitermachen.« Gelassen gingen die beiden Daleks weiter. Der Doktor und Bellal sahen, daß der Korridor, den sie hinunterliefen, vor einer glatten Wand endete – aber als sie sich der Wand näherten, ging eine Tür auf und ließ sie in einen leeren weißen Raum eintreten, der dem glich, den sie betreten hatten, als sie in die Stadt gekommen waren – doch in diesem gab es wenigstens keine Skelette, die auf dem Boden herumlagen. Bellal schaute sich verzweifelt um. »Wir machen aber keinen Fortschritt, Doktor!« »Seien Sie sich dessen nicht zu sicher. Durch diese Stadt zu gehen ist so, als ob man in einem Lebewesen ist – in seinem Blutkreislauf. Immer noch besser als in seinem Magen, hoffe ich! Wir werden wie Mikroben behandelt, die eingedrungen sind. Aber dennoch nähern wir uns unaufhaltsam dem Herzen.« Als es dämmerte und der unheimliche Nebel langsam vom Boden aufstieg, beschloß Sarah, daß es an der Zeit war loszuschlagen. Sie schlüpfte aus dem kleinen Loch, daß sie in den Sand gebuddelt hatte, und warf vorsichtig einen Blick über die Dünenspitze. Die Minenarbeiten waren, als es dunkel wurde, zum Stillstand gekommen, und jetzt kauerten die Exxilonsklavenarbeiter in ihren schwarzen Kleidern um ein kleines Feuer. Ein Stück abseits konnte Sarah Jill Tarrant ausmachen, die müde auf einer flachen Düne lag. Offensichtlich döste sie. Von Galloway oder Hamilton gab es keine Spur.
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Eine einzelne Dalekwache patrouillierte über das Bergbaugelände. Sie zog immer wieder den gleichen Kreis um das Gebiet. Und eben diese Wache war schuld daran, daß Sarahs Mission hinausgezögert worden war. Bei Tageslicht hatte es keine Möglichkeit gegeben, mit der Expedition von der Erde Kontakt aufzunehmen, ohne gesehen zu werden, und deshalb hatte Sarah sich ein Versteck in den Sand gegraben und Schlaf nachgeholt. Doch jetzt war es an der Zeit loszulegen. Leise rutschte sie einen Dünenabhang hinunter. Jedesmal wenn die Dalekwache zu sehen war, erstarrte sie. Doch schließlich war sie dann doch bei dem dösenden Mädchen. »Jill«, wisperte sie. »Psst! Jill! Können Sie mich hören?« Jill Tarrants Kopf fuhr hoch. »Sarah? Wo sind Sie?« »Direkt hinter Ihnen. Sprechen Sie leise, und sehen Sie mich nicht an, wenn Sie es tun.« Sarah kroch auf dem Bauch näher an Jill heran, deren Körper ihr als Deckung diente. »Was ist mit Ihnen geschehen?« flüsterte Jill. »Wo ist der Doktor?« »Er ist in die Stadt gegangen. Er wird versuchen, dieses Leuchtfeuer abzuschalten. Er geht davon aus, daß das die Ursache der Energieblockade ist. Wo sind denn die anderen?« »Keine Ahnung. Die Daleks haben sie zurückbehalten und mich hierhergeschickt.« »Der Doktor hat mich mit einer Nachricht hierhergeschickt – aber wenn die anderen nicht da sind…« »Wir werden es auch ohne sie schaffen«, sagte Jill bestimmt. »Was möchte er von uns?« »Irgendwie müssen wir dieses Parrinium in Ihr Schiff schaffen und zum Start bereit sein, sobald die Energieversorgung wiederhergestellt ist. Wieviel Parrinium haben Sie gefunden?«
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Jill zeigte auf einen Stapel gefüllter Säcke. »Mehr als genug. Die Konzentration ist hier unglaublich hoch. Wenn es daheim auf der Erde verarbeitet wird, dann wird dieses Erz genug Parrinium hergeben, um die Weltraumpest für immer zu beseitigen.« »Wir müssen irgendwie eine Möglichkeit finden, es in Ihr Schiff zu kriegen«, sagte Sarah nachdenklich. »Mit einem Dalek, der Wache schiebt?« »Ich weiß… aber wir müssen es trotzdem versuchen. Lassen Sie mich nur einen Augenblick lang nachdenken.« Sarah lag regungslos da, behielt ihre Uhr im Auge und kontrollierte die Bewegung des patrouillierenden Daleks. Er machte seinen Rundgang nach einem gleichbleibenden System, was für die Mentalität der Daleks absolut kennzeichnend war. Er machte seinen Rundgang immer im gleichen Tempo. Sarah rechnete alles noch einmal durch und sagte: »Gut, ich bin fertig!« »Womit?« »Ich habe die Zeit des Wächters gestoppt. Er braucht ungefähr zwanzig Minuten für den ganzen Rundgang und über die Hälfte der Zeit ist er wegen der Dünen nicht zu sehen.« »Und?« »Nun, wenn wir ihn nicht sehen können, dann sieht er uns auch nicht. Wir haben jeweils zehn Minuten, in denen wir ungesehen arbeiten können. Nun denn, haben Sie irgendwelche leeren Säcke?« Jill nickte. »Gleich dort drüben ist ein riesiger Haufen. Eigentlich sollten wir morgen weiterarbeiten. Wieso?« »Sobald der Dalek außer Sicht ist, kriechen Sie dort hinüber und holen sie. Warten Sie, bis ich Ihnen ein Zeichen gebe.« Sarah hielt inne und beobachtete den Dalek. »Gut – jetzt!« Der Dalek verschwand hinter einer Düne, und Jill sprintete los, um die Säcke zu holen. Innerhalb weniger Minuten kam sie mit einem Haufen zurück, und zu dem Zeitpunkt, als der Dalek 104
wieder auftauchte, lehnte sie schon wieder unschuldig am Dünenhang. »Gut«, flüsterte Sarah. »Nun, sobald der Dalek nicht mehr zu sehen ist, fangen wir an, diese Säcke mit Sand aufzufüllen. Wir machen einen Haufen, der ebenso groß ist wie der mit den Parriniumsäcken.« »Aber wir können nur die Hälfte der Zeit arbeiten«, protestierte Jill. »Das wird die ganze Nacht lang dauern.« »Dann ist es doch besser, wenn wir gleich anfangen, oder?« Sarah begann mit ihren Händen, Sand in einen der leeren Säcke zu schaufeln.
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Der Alptraum Der Doktor brach die Durchsuchung des Raumes empört ab. »Nichts! Nicht ein einziger Hinweis. Und dennoch ist jeder Meter der Strecke durch diese Stadt sorgfältig geplant worden. Dieser Raum ist aus einem ganz bestimmten Grund hier.« »Vielleicht sind wir so weit gekommen, wie man wollte, daß wir kommen?« schlug Bellal vor. »Sollten wir nicht umkehren?« »Nein, es wäre fatal, jetzt aufzugeben – im wahrsten Sinn des Wortes, glaube ich. Wir werden einfach von vorn anfangen müssen.« Geduldig nahm der Doktor die Suche wieder auf, fuhr mit der Hand über jeden Zentimeter Wand und Boden, den er erreichen konnte, und versuchte einen Hinweis auf eine weitere Prüfung zu entdecken. Bellal tat es ihm entmutigt gleich, obwohl er wirklich nicht erwartete, den Erfolg zu haben, der dem Doktor versagt geblieben war. Dennoch fand gerade Bellal die Lösung. Er fuhr mit der Hand über einen Wandabschnitt, der schon von dem Doktor kontrolliert worden war. Doch dieses Mal reagierte die Wand. Ein winziger Lichtpunkt wurde plötzlich auf der Oberfläche sichtbar. Bellal wollte gerade den Doktor rufen, als das Licht in regelmäßigem Rhythmus zu pulsieren begann. Bellal erkannte, daß er weder sprechen noch seinen Blick abwenden konnte. Der Doktor hatte gerade zum dritten Mal einen Wandabschnitt abgesucht. Er schüttelte den Kopf. »Seltsamerweise habe ich das Gefühl, daß ich nicht dahinterkomme…« Bellal antwortete nicht. Der Doktor drehte sich um und sah, daß der kleine Exxilon auf ihn zukroch. Die Arme streckte er wie ein Schlafwandler von sich, die Finger krümmte er so, daß 106
sie wie Klauen aussahen. Bevor der Doktor überhaupt reagieren konnte, machte Bellal einen Satz durch den Raum und packte ihn an der Kehle. Der Doktor umklammerte die Handgelenke des Exxilons und versuchte sie wegzureißen. Doch Bellal hatte eine übernatürliche Kraft, und der Doktor spürte, daß er mit der Stadt kämpfte. Er starrte tief in Bellals glühende Augen und rief: »Bellal, tun Sie es nicht! Denken Sie daran, wo wir sind und weshalb wir hierhergekommen sind. Denken Sie nach! Wir sind in der Stadt, Bellal. Ich bin doch Ihr Freund. Ihr Freund!« Langsam verschwand der verrückte Blick aus Bellals Augen. »Was… was ist denn nur passiert?« schluchzte er. Der Doktor klopfte ihm auf den Rücken. »In Ordnung, alter Freund, jetzt ist ja alles vorbei. Was ist das letzte, an das Sie sich erinnern können?« »Da war ein Licht… es leuchtete immer wieder auf…« »Ich denke, daß sie testet, inwieweit wir in der Lage sind, unseren Verstand unter Kontrolle zu halten und sehen Sie nur, anscheinend haben wir die Prüfung bestanden.« In der Wand, vor der sie standen, öffnete sich eine Tür. Der Doktor schaute zu Bellal hinunter. »Glauben Sie, daß Sie weitergehen können?« »Nein…«, sagte Bellal schwach. »Aber ich weiß, daß wir es müssen.« Sie traten durch die Tür, die sich gleich wieder hinter ihnen schloß. Nur wenige Minuten später traten die Daleks in den leeren Raum. Obwohl es jetzt dunkel war, erhellten die in gleichmäßigen Abständen aufleuchtenden Blitze des Leuchtfeuers das ganze Gebiet. Es war unnatürlich hell. Hamilton und Galloway standen da und warfen einen Blick auf die beeindruckende Höhe des Turmes. Der Turm, der an die äußere Stadtwand 107
gebaut worden war, wirkte eher so, als ob er mit den Bauklötzen eines Kindes errichtet worden war. Ein riesengroßer Steinblock bildete die Basis, darauf stand dann ein etwas kleinerer Steinblock, auf welchem ein noch kleinerer stand, und so weiter und so weiter, bis zum allerobersten Steinblock, in dem sich das Leuchtfeuer befand. Aufgrund seiner Konstruktion wurde der Turm um so schmaler, je höher er wurde, und auf allen vier Seiten war so eine riesige Treppenflucht entstanden. Galloway wandte sich ihrem Wächter zu. »Wir sollen also dort hinauf?« »Der Mensch ist sehr wohl in der Lage zu klettern. Wenn Sie die Spitze erreicht haben, dann werden Sie die Sprengstoffladungen unterhalb des Leuchtfeuers anbringen.« Hamilton schaute zu dem riesigen, blinkenden Licht auf, das weit über ihnen in den Himmel hinaufragte. War es tatsächlich möglich, daß sie es mit Hilfe dieser vier kleinen Metallzylinder zerstören konnten? »Was, wenn wir uns wiegern, dort hinaufzuklettern?« »Dann wird das Mädchen exterminiert. Sie werden gehorchen.« Hamilton warf Galloway einen Blick zu, der abrupt nickte. Sie wanderten zum Turmsockel hinüber. »Sie werden die ganze Zeit über in Reichweite meines Maschinengewehrs sein«, warnte der Dalek. »Der Zeitmechanismus der Bomben ist schon eingestellt. Sie werden sie alle aktivieren und dann wieder herunterkommen. Wenn Sie das tun, werden Sie nicht sterben müssen.« »Dann fangen wir besser an«, sagte Galloway lustlos. Er legte die beiden Zylinderbomben auf den Boden. Hamilton tat es ihm gleich. Wenn er auf Zehenspitzen stand, konnte er gerade mal den Rand der untersten Stufe erreichen. »Du wirst mir hochhelfen müssen, Dan.«
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Galloway ging so tief in die Hocke, bis Hamilton einen Fuß auf seine Schulter stellen konnte, dann erhob er sich und hievte ihn auf den ersten Vorsprung. Als Hamilton oben war, reichte er ihm die vier Bomben, eine nach der anderen. Als sie sicher auf dem Vorsprung abgestellt worden waren, streckte Hamilton die Hände aus und zog Galloway nach oben. »Da bist du«, sagte er wütend. »Das machen wir jetzt ein paar hundert Mal, und dann sind wir auch schon auf der Spitze.« Dann nahmen sie die nächste Stufe in Angriff. Der Dalekwächter behielt sie im Auge. Die glatten weißen Korridore nahmen einfach kein Ende. Bellal schaute zum Doktor auf, der ruhig vorausging. Offensichtlich war er weder müde, noch hatte er Angst. Bellal, der müde und verängstigt war, sagte voller Hoffnung: »Wir haben eine ganz schöne Strecke ohne eine Prüfung zurückgelegt, Doktor.« »Ich glaube, daß wir uns dem Mittelpunkt der Stadt nähern.« »Dann sind wir jetzt vielleicht in Sicherheit?« »Darauf würde ich mich aber nicht verlassen. Ist es Ihnen nicht in den Sinn gekommen, sich zu fragen, warum die Stadt uns solche Prüfungen auferlegt?« »Was wollen Sie damit sagen?« »Die Stadt hatte mittlerweile hundertmal die Möglichkeit, uns zu vernichten. Aber statt dessen hat sie uns die Chance gegeben zu überleben, indem sie immer wieder unsere Intelligenz getestet hat.« »Genau, so ist es«, stimmte Bellal ihm zu. »Aber was soll das alles für einen Sinn haben?« »Vielleicht beweisen wir, indem wir diese Prüfungen bestehen, daß wir über eine Intelligenz verfügen, die nützlich sein könnte. Es ist doch sehr gut möglich, daß wir Kenntnisse
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haben, die sie zum Beispiel ihren Datenbänken zuführen könnte.« »Und danach?« »Die einzige Sache, die die Stadt bedroht, ist eine Entwicklung irgendeiner Intelligenz auf diesem Planeten, die außerhalb ihrer selbst liegt. Ich denke, daß sie intelligente Wesen mittels ihrer Prüfungen in die Stadt lockt und sie, nachdem sie deren Wissen übernommen hat, zerstört.« »Dann habe ich ja doch recht gehabt. Wir sind in eine Falle gelaufen.« »Ja, vielleicht. Aber denken Sie daran, Fallen können sowohl geöffnet als auch geschlossen werden.« Plötzlich befanden sie sich in einer Sackgasse. Die Lampen in dem Korridor fingen an zu pulsieren. Seltsam wirbelnde Farben zogen an ihren Augen vorbei, und sie vernahmen disharmonische elektronische Geräusche. »Was ist das, Doktor?« brüllte Bellal. »Was passiert nun?« »Ich glaube, daß das der letzte Test ist – ein Angriff auf unseren gesunden Verstand. Leisten Sie Widerstand, Bellal. Versuchen Sie, es nicht an sich herankommen zu lassen.« Die Realität, die sie umgab, begann sich aufzulösen, und vor ihren Augen flimmerte es, als Wände und Böden verdrehte, gekrümmte, vielfarbige Formen annahmen. Elektronische Schreie heulten durch ihren Verstand und vernichteten jeden einzelnen Gedanken. Bellal ließ sich auf den Boden fallen. Er schlang die Arme um den Kopf, zog die Knie zum Kinn hoch und rollte sich zusammen, bis er ein kleiner Ball war. Vergeblich versuchte er, die Lichter und Töne zu verdrängen. Der Doktor zwang sich jedoch, ohne zu blinzeln, in den schreienden Strudel des Wahnsinns zu starren. »Du bist eine Illusion«, brüllte er. »Du hast keine Substanz, keine Wahrheit. Du existierst nicht. Du existierst nicht!« Und dann war es vollkommen still. Die wirbelnden Lichter verschwanden, der Lärm verstummte, Wände und Böden 110
waren endlich wieder real. Der Doktor half Bellal beim Aufstehen. »Es ist alles in Ordnung«, sagte er ganz sanft. »Jetzt ist alles vorbei.« Bellal schaute dem Doktor über die Schulter. »Sehen Sie, Doktor«, hauchte er. Der Doktor drehte sich um. Eine Tür glitt vor ihnen in die Wand zurück. Dahinter lag ein riesengroßer Kontrollraum mit komplizierten Instrumenten und einem alles überragenden Schaltpult in der Mitte. Vor diesem Pult stand ein Stuhl, in dem eine weißgekleidete Gestalt saß. Sie saß vollkommen regungslos da, doch die Augen in dem mumifizierten Gesicht unter der Kapuze strahlten. »Der letzte Überlebende«, flüsterte der Doktor. »Vielleicht hat die Stadt ihn dabehalten, damit er ihr dient.« Er ging etwas näher heran, und die verschrumpelte Gestalt glühte und zerfiel zu Staub. Bellal sprang zurück und schrie erschrocken auf. »Unsere Schuld, fürchte ich«, sagte der Doktor. »Unser Eintreten hat einen Luftstrom bewirkt und das reichte schon aus, um die Oberflächenspannung, die ihn zusammenhielt, zu zerstören.« Die Tür fiel hinter ihnen ins Schloß und blockierte ihren Fluchtweg. Bellal schaute die komplizierten Instrumente an. »Ist das das Herz der Stadt?« »Das Herz, das Gehirn und das Nervensystem. Das hier müssen wir vernichten.« Bellal senkte ehrfurchtsvoll die Stimme. »Seit vielen tausend Jahren hat die Stadt alle Versuche erstickt, die ihr hätten schaden können. Können wir ihre Macht wirklich zerstören?« Auch der Doktor schaute sich um. »Ich glaube, daß es einen Weg gibt. Aber um sie zu zerstören, muß ich erst mehr über sie wissen.« Er ging durch den Raum, studierte die komplizierten
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Instrumente, die unruhigen Anzeigennadeln und die erleuchteten Meßgeräte. Er war äußerst konzentriert. Bellal schaute sich weiter um. Wie gewöhnlich fühlte er sich etwas verloren. Er wußte, daß er die ausgereifte Wissenschaft seiner Vorfahren niemals würde verstehen können. Er wanderte zur gegenüberliegenden Seite des Raumes hinüber, in der eine Anzahl Bildschirme in die Wand eingelassen worden waren. Als er sie anstarrte, wurden sie auf einmal durchsichtig. Sie wirkten wie Fenster zu einem sich anschließenden Zimmer, zu einem sehr dunklen Zimmer mit kriechendem Nebel. Bellal starrte fasziniert in den Nebel. Und während er zusah, zeichneten sich seltsame, monströse Gestalten hinter den Bildschirmen ab…
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Die Antikörper Bellal sprang erschrocken nach hinten. »Doktor, kommen Sie schnell!« Der Doktor kam zu ihm hinübergelaufen, und beide standen nur da und starrten fasziniert durch die Scheibe. Die gigantischen Gestalten wurden langsam größer, deutlicher, und sie begannen in etwa eine menschliche Form anzunehmen. »Ich fürchte, wir haben weitaus weniger Zeit, als ich dachte«, sagte der Doktor ernst. »Was ist denn, Doktor? Was passiert?« »Die Stadt produziert diese Kreaturen, um sich so selbst zu schützen – so wie Antikörper. Ich glaube, daß sie zu dem Entschluß gekommen ist, daß wir für sie eine Gefahr darstellen, und deshalb denkt sie sich Mittel aus, um uns zu neutralisieren.« Er drehte sich um und griff nach seinem Schallschraubenzieher. »Bellal, tun Sie mir einen Gefallen und behalten Sie sie im Auge. Warnen Sie mich, wenn es so aussieht, als ob sie voll entwickelt sind.« Der Doktor hechtete zum Haupt-Computerterminal und fing an, das Schaltpult auseinanderzunehmen. Peter Hamilton ignorierte seinen Muskelkater und zog sich auf den obersten Vorsprung des Leuchtfeuerturms hoch. Er schnappte nach Luft, streckte seine Hand hinunter und nahm die Bomben, die Galloway ihm hochreichte. Dann schob er sie weit vom Rand des Vorsprungs weg. Mit allerletzter Kraft half er Galloway hoch, der neben ihn auf den Vorsprung krabbelte. Einen Moment lang lagen die beiden Männern einfach nur da, schnappten nach Luft und erholten sich von der außergewöhnlich anstrengenden Kletterpartie. Das war wirklich eine alptraumähnliche Angelegenheit gewesen, die um 113
so schlimmer war, weil sich die Mühen andauernd wiederholt hatten. Immer und immer wieder hatten sie dasselbe getan, hatten sich und die Bomben die endlosen Stufen hinaufgeschleppt. Doch jetzt endlich waren sie oben angelangt. Alle paar Sekunden erhellte der Schein des blinkenden Leuchtfeuers die Gegend. Sie konnten die weitläufigen Gebäude und die Türme der Stadt sehen und die karge, felsige Ebene, die sie umgab. Sehr weit unten stand die winzige Gestalt des Dalekwächters, der darauf wartete, daß sie ihren Auftrag erledigten und wieder hinunterkamen. Hamilton schaute nach oben. Das eigentliche Leuchtfeuer stand auf einer Art Metallrahmen, ähnlich einem winzigen Eiffelturm, der aus dem Steinblock herausragte, auf dem sie jetzt standen. »Vier Stützpfeiler, vier Bomben«, sagte Hamilton. »Komm schon, wir bringen jetzt an jedem eine Bombe an, und dann steigen wir wieder ab.« Er fischte das Magnetband aus seiner Hosentasche und nahm es, um die Bombe am ersten Pfeiler zu befestigen. Er hob den Detonationsmechanismus hoch, schaltete ihn ein und drückte den Aktivierungskolben in die richtige Position. Dann kroch er zögernd auf dem Steinblockrand entlang und brachte die zweite und dritte Bombe an. Er wartete darauf, daß Galloway ihm die vierte und letzte Bombe reichte, aber Galloway schüttelte nur den Kopf. »Nein. Die hier nicht.« »Sieh doch, dieser Dalek beobachtet jede unserer Bewegungen.« Bestimmt stopfte Galloway den letzten kleinen Zylinder in seinen Kasack. »Aus dieser Entfernung kann er die Einzelheiten nicht wahrnehmen. Drei Ladungen werden das Leuchtfeuer ebenso zum Einsturz bringen wie vier. Das hier ist die einzige Waffe, die wir haben, und wir werden sie wieder mitnehmen. Jetzt komm schon. Denk dran, die Bomben ticken schon.« Galloway sprang auf den unteren Vorsprung, und 114
Hamilton folgte ihm. Zumindest würde der Abstieg einfacher sein. Er fragte sich, was Galloway mit der Bombe im Sinn hatte… Die Nächte auf Exxilon sind kurz, und als der Dalek auf seinem letzten Rundgang hinter der Düne auftauchte, dämmerte es schon leicht. Die Exxilonsklavenarbeiter schlurften schon zu den Minen hinüber, und der Dalek näherte sich dem Mädchen von der Erde, das schlafend unter seiner Decke lag. »Bei Morgengrauen wird die Arbeit wieder aufgenommen. Bewegung!« Niemand antwortete. »Bewegung!« wiederholte der Dalek erbost. Er streckte seinen Saugnapfarm aus und zog die Decke weg- aber da war nur ein Sandhaufen, der ungefähr die Gestalt eines Menschen hatte. »Die Menschenfrau ist entflohen. Ich habe versagt. Ich habe versagt. Sie muß gefunden werden.« Der Dalek suchte die ganze Gegend hektisch ab, aber Jill Tarrant war verschwunden. Bellal beobachtete die Gestalten hinter dem Bildschirm voller Unruhe. Sie waren jetzt nahezu vollständige gigantische, plumpe Versionen von einfacher, menschlicher Gestalt, mit massiven Gliedmaßen und verschwommenen, konturlosen Gesichtszügen. Sie wirkten wie überdimensionale Tonmänner, die für ein grauenhaftes Dasein zum Leben erweckt worden waren. Sie bewegten sich… Bellal rief: »Doktor, ich glaube, wir sollten jetzt gehen!« Der Doktor schaute von dem Wirrwarr aus abgeschraubten und wieder zusammengesetzten Schaltkreisen auf. »In Ordnung, Bellal, bin fast fertig.« Bellal ging hinüber und schaute ihm zu. »Was versuchen Sie denn da?«
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»Die Zeit war zu knapp, um die Stromleitungen des Leuchtfeuers zu finden und zu isolieren, was ich eigentlich vorgehabt habe. Und so benutzte ich also eine Art psychologischer Kriegsführung. Ich versuche, das Gehirn der Stadt zu verwirren und das einzufädeln, was Menschen einen Nervenzusammenbruch nennen.« »Wird das denselben Effekt haben?« Der Doktor verband die Leitungen eines anderen Schaltkreises über Kreuz. »Ich hoffe es doch. Ein Computer ist ein Ding, das logisch funktioniert. Mit paradoxen Situationen kann er nicht umgehen.« Bellal stand einfach nur da und schaute dem Doktor bei der Arbeit zu. Er bemerkte nicht, daß die riesigen Gestalten hinter dem Bildschirm jetzt tatsächlich lebendig waren und daß sich die Bildschirme leise öffneten. Die beiden Daleks hatten eine Reihe von irrsinnigen Lichtern und Geräuschen mit stoischer Gleichgültigkeit über sich ergehen lassen. Daleks haben eine so geringe Vorstellungskraft, daß es beinah unmöglich ist, sie zu hypnotisieren. Endlich war all die Aufregung vorbei, und eine Tür öffnete sich vor ihnen. Die Daleks glitten behend durch den Türbogen. Genau in dem Augenblick, als der Doktor seine Arbeiten beendete, fiel eine riesige, unförmige Hand auf Bellals Schulter und hielt ihn mit beängstigender Kraft fest. Einer der riesigen Zombies hatte ihn in seiner Gewalt. Er schrie auf, und der Doktor packte sofort Bellals anderen Arm und zog ihn weg. Als die Kreatur langsam auf sie zukam, zogen sie sich zurück. Doch noch mehr Zombies drängten nach vorn und bildeten einen undurchlässigen Halbkreis vor Bellal und dem Doktor. Sie zogen sich immer weiter zurück, quer durch den Kontrollraum, zwängten sich zwischen den Instrumenten 116
durch. Der erste Zombie bemerkte, daß ein Computer ihm den Weg versperrte, und warf ihn mit einem einzigen Stoß zur Seite. Sein dicker Arm war wie ein riesiger Prügel. Die anderen Zombies randalierten durch den Kontrollraum und zerstörten alles, was ihnen im Weg stand. Lichter zuckten, gingen an und aus, und die gequälten Maschinen jammerten laut. Der Doktor fragte sich, ob das das Ergebnis seiner eigenen Bemühungen war oder ob die Antikörper den Schaden anrichteten. Nicht, daß das noch wichtig gewesen wäre. Mittlerweile hatten die Zombies sie an die glatte Wand gedrängt. Sie kamen immer näher, die riesigen Hände weit von sich gestreckt. Eine Fluchtmöglichkeit gab es nicht. Wieder einmal wurde der Doktor von seinen Feinden gerettet. Die Tür ging auf, und die beiden Daleks glitten in den Raum. Beim Anblick des Doktors schrien sie triumphierend »Exterminieren!« und eröffneten das Feuer. Der Doktor und Bellal warfen sich auf den Boden. Die Kugeln der dalekschen Maschinengewehre pfiffen durch den Raum und bohrten sich in die massiven Zombiekörper. Die Kreaturen drehten sich um und gingen langsam auf ihre neuen Feinde zu. Die Daleks feuerten eine Serie wilder Salven ab, aber ihre Kugeln hatten keinerlei Auswirkung. Die Zombies zögerten einen kurzen Augenblick lang, nachdem sie von den Kugeln getroffen worden waren, und gingen dann zum Angriff über. »Schnell, Bellal«, brüllte der Doktor. »Das ist jetzt unsere Chance.« Sie schlängelten sich um die Kämpfenden herum. »Halt! Bewegen Sie sich nicht!« schrie der eine Dalek. Er wirbelte herum, wollte auf den Doktor schießen, aber plötzlich war der erste Zombie auf ihm. Er packte die Dalekwaffe mit einer Hand und bog sie langsam um, so daß sie wie ein Hufeisen aussah. Der Doktor und Bellal jagten durch die immer noch geöffnete Tür. 117
So schnell sie konnten, rannten sie den Korridor hinunter. Dann standen sie plötzlich vor einer der Schiebetüren, durch die sie gekommen waren. Sie schloß und öffnete sich immer wieder. »Die Kontrollmechanismen der Stadt funktionieren nicht mehr richtig«, sagte der Doktor und jubelte. »Es funktioniert, Bellal! Mit ein bißchen Glück funktionieren auch die anderen Fallen nicht mehr. Kommen Sie!« Sie rannten den Korridor hinunter. Weiter hinten, im Computerraum, mußten die Daleks sich vor den angreifenden Zombies zurückziehen. Zuerst hatten sie »Exterminieren!« geschrien, aber mittlerweile lautete das Motto »Rückzug! Rückzug!« Sie drehten sich blitzschnell um und rannten durch die offene Tür, um den Doktor und Bellal zu verfolgen. Die Zombie-Antikörper verfolgten sie unbarmherzig. Der Doktor und Bellal durchquerten den Alptraumraum ohne Verletzungen und Behinderungen. Sie hatten keine Probleme mit dem elektrifizierten Boden oder dem Raum, in dem die vielen Skelette lagen. Schließlich standen sie in dem Alkoven, durch den sie die Stadt betreten hatten. Bellal fiel keuchend gegen die Wand. »Ich habe ja nie geglaubt, daß wir wirklich fliehen würden, Doktor.« »Sprechen Sie niemals vom Sterben, Bellal«, sagte der Doktor. »Aber denken Sie daran, die Schlacht ist noch nicht gewonnen. Die Daleks werden alles tun, was in ihrer Macht steht, um die Mission von der Erde daran zu hindern, von diesem Planeten wegzukommen. Kommen Sie, wir sehen lieber nach, wie wir helfen können.« Der Doktor, der die Torturen anscheinend mühelos weggesteckt hatte, rannte geschwind über die Felsen. Stöhnend richtete Bellal sich auf und stolperte hinter ihm her.
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Hamilton und Galloway, ihre beiden Dalekwachen dicht hinter ihnen, marschierten in Richtung Minengebiet. Galloway hielt die Bombe immer noch unter seinem Mantel verborgen. Er war auf dem langen Rückweg still und mürrisch gewesen, und Hamilton fragte sich wieder, was er plante. Er warf schnell einen Blick auf seine Armbanduhr und fragte sich, wie lange es wohl noch dauern würde, bis die Bomben, die sie an dem Leuchtfeuer angebracht hatten, explodierten. Der Dalekanführer trat vor, um die Wache zu begrüßen. »Erstatten Sie Meldung.« »Sprengstoffladungen jetzt in Position. Detonation wird jeden Augenblick stattfinden, und dann wird es auch wieder Strom geben.« »Start umgehend vorbereiten«, befahl der Anführer. Peter Hamilton schaute sich um. Die Exxilonsklaven waren immer noch dabei, die letzten Säcke aufzufüllen, aber von Jill gab es keine Spur. »Wo ist das Mädchen, das Sie festgehalten haben?« Kurzzeitig war es ganz still. »Kommen Sie«, forderte Hamilton. »Sagen Sie mir, wo sie ist.« »Sie ist entflohen, während es dunkel war. Aber jetzt, da unsere Arbeit fast beendet ist, ist sie nicht mehr wichtig. Sie werden die Parriniumsäcke in unser Schiff laden. Bewegung!« Der Doktor und Bellal trafen gerade noch rechtzeitig am Dünenrand ein, um zu sehen, wie Hamilton und Galloway die letzten Parriniumsäcke zum Schiff der Daleks schleppten. »Die Daleks scheinen sich anscheinend auf den Abflug vorzubereiten«, sagte der Doktor nachdenklich. »Dann sind sie also ziemlich sicher, daß sie starten können. Ich frage mich nur, was sie getrieben haben.« Bellal warf einen Blick über seine Schulter. Die weißen Türme der Stadt strahlten weit hinter ihnen, und das große Leuchtfeuer blinkte immer noch auf. »Ich denke, daß wir 119
versagt haben, Doktor. Die Stadt scheint unbeschädigt zu sein. Schon bald wird sie den Schaden, den wir angerichtet haben, reparieren. Die Daleks werden jetzt mit der Medizin, die die Menschen brauchen, abfliegen, und wir haben nicht die Macht, sie aufzuhalten.« »Sie denken einfach nicht logisch, Bellal«, sagte der Doktor mit ernster Stimme. »Wenn die Stadt keinen Schaden erlitten hat, dann können die Daleks auch nicht starten. Nein, ich glaube, sie haben sicherlich –« Plötzlich hielt er inne. »Ducken Sie sich!« »Was ist denn, Doktor?« »Auf der anderen Seite der Düne, da kommt jemand…«
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Der letzte Sieg Bellal duckte sich. Der Doktor spähte über den Dünenrand, sprang hoch und schrie daraufhin sehr erfreut auf. »Sarah! Gott sei Dank, Sie sind in Sicherheit!« »Doktor!« Sarah kam die Düne heruntergerannt, Jill Tarrant war dicht hinter ihr. Alle begrüßten sich und redeten durcheinander. »Haben Sie Erfolg gehabt, Doktor?« fragte Sarah. »Werden wir wieder Energie haben?« »Dessen bin ich mir nicht sicher. Es wird eine Zeitlang dauern, bis die Auswirkungen zutage treten. Was ist mit Ihnen?« sagte er reuevoll. »Wir kommen gerade von dem Schiff der Erdexpedition«, antwortete Sarah triumphierend. »Jetzt ist alles vorbereitet. Wir können in dem Moment abheben, in dem wir wieder volle Energie haben«, sagte Jill. »Aber wir müssen noch Dan und Peter helfen. Denn ich kann das Schiff nicht allein steuern.« Der Doktor sagte: »Ich befürchte, daß das nicht gerade sehr einfach sein wird. Sie gehen gerade zum Schiff der Daleks.« Hamilton und Galloway trotteten die Rampe hoch und warfen die letzten Parriniumsäcke, die sie trugen, gerade durch die Tür. Sie hatten mehrmals hin- und herlaufen müssen, bis alle Säcke an Bord waren. Der Anführer der Daleks stand schon am Betriebspult. Hamilton warf seine Säcke einfach nur auf den Boden, aber Galloway fing an, die Säcke ordentlich aufzuschichten. Was hat er denn jetzt vor, will er sich bei den Daleks einschmeicheln, dachte Hamilton irritiert. »Komm schon, Dan«, sagte er. Galloway gab ihm ein Zeichen, daß er verschwinden sollte, und plötzlich fiel es Hamilton wie Schuppen von den Augen, was Galloway vorhatte. Er hatte ja 121
immer noch die Bombe und falls es ihm gelang, sie irgendwo auf dem Dalekschiff unterzubringen… Der Dalekwächter wartete unten an der Rampe. »Wo ist Ihr Begleiter?« »Ihr Anführer hat ihm aufgetragen, die Säcke aufzustapeln. Er wird jeden Moment herauskommen.« Der Dalek drehte sich gleichgültig um. Er suchte die Umgebung ab und hielt Ausschau nach den beiden Daleks, die in die Stadt gegangen waren. Hamilton warf wieder einen Blick auf seine Armbanduhr. Es dauerte sicherlich nicht mehr lange… Er legte seine Hand schützend über die Augen und schaute zu dem Leuchtturm hinüber, dessen Licht immer noch aufleuchtete – doch plötzlich verschwand es in einem strahlendweißen Blitz. In der Ferne war eine Explosion zu hören, deren Donner langsam über die Dünen zu dem Dalekschiff rollte. Der Dalekanführer sah, wie die Lämpchen auf seinem Schaltpult aufflackerten; er stellte nach einer Prüfung fest, daß es wieder Strom gab, und glitt zur Rampe hinüber. »Strom jetzt wieder überall vorhanden. Sie werden an Bord kommen.« Der Dalekwächter ging die Rampe hoch und folgte seinem Anführer in den Kontrollraum. Der Dalekanführer warf einen Blick auf das Schaltpult. »Wir werden jetzt damit beginnen, alles für den Start klarzumachen.« »Die Dalekpatrouille, die in die Stadt gegangen ist, hat sich noch nicht zurückgemeldet.« »Senden Sie ein Rückrufsignal aus, damit sie sich beeilen.« »Da ist niemand, der die menschlichen Gefangenen bewacht. Soll ich sie exterminieren?«
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»Nicht nötig. Sie werden ebenso wie alle anderen Lebensformen auf diesem Planeten sterben.« Der Doktor und seine Begleiter standen auf einem günstigen Aussichtspunkt in den Dünen und starrten auf die Stadt. Die Turmspitze war kaum mehr als ein zerfetzter Stumpf. »Sie haben den Leuchtturm zerstört«, flüsterte Jill. »Werden wir jetzt wieder Strom haben?« »Ich denke schon, Jill. Aber ich fürchte, es sieht so aus, daß die Daleks nun doch noch mit dem Parrinium abfliegen…« »Doktor, da ist noch etwas, das wir Ihnen nicht erzählt haben«, begann Sarah. Hinter ihnen ertönte eine metallische Stimme. »Bewegen Sie sich nicht, sonst werden Sie exterminiert.« Sie drehten sich um. Die beiden Daleks aus der Stadt hatten sie eingeholt. Der Doktor stellte äußerst amüsiert fest, daß das Gewehr des zweiten Daleks verbogen war und jetzt einem Hufeisen glich, das nach oben hin geöffnet war; der Dalek wirkte lustigerweise so, als ob er betrunken wäre. Aber das Maschinengewehr des anderen Daleks war voll funktionstüchtig und hielt die kleine Gruppe aus kürzester Entfernung in Schach. »Wir werden zum Schiff gehen«, befahl der Dalek. »Bewegung!« Als sie das Schiff erreichten, sahen sie, daß Peter Hamilton wartend davorstand. Der Anführer der Daleks kam aus dem Schiff, und die beiden Daleks, die in der Stadt gewesen waren, gingen an Bord. Der Doktor schaute den Dalekanführer kühn an, der jetzt allein mit den wenigen Gefangenen vor dem Schiff stand. »Nun, verlängern Sie die Qual doch nicht. Ich gehe davon aus, daß Sie vorhaben, uns zu töten?« »Solch ein Tod wäre doch viel zu einfach, Doktor. Sie werden auf diesem Planeten zurückgelassen und einen qualvollen Tod sterben.« »Was macht Sie denn so sicher?« 123
»Sobald wir gestartet sind, werden wir dieses Gebiet mit Weltraumpestraketen bombardieren. Sie werden schon infiziert sein, bevor Sie in Reichweite Ihrer Schiffe sind. Sie alle werden als Warnung für diejenigen sterben, die sich den Plänen der Daleks widersetzen.« »Wie sieht Ihr Plan genau aus?« fragte der Doktor neugierig. »Ich gehe davon aus, daß die Geschichte von der Pest auf den Planeten der Daleks reine Erfindung war.« »Korrekt. Die Daleks sind gegen diese Krankheit immun.« »Ja, wozu brauchen Sie dann das Parrinium?« »Wenn wir alle verfügbaren Parriniumvorräte besitzen, werden alle Erdkolonien sich uns ergeben, oder sie sterben an der Weltraumpest.« »Glauben Sie denn nicht, daß die Erde weitere Expeditionen schicken wird?« fragte Peter Hamilton wütend. »Jetzt, da die Energieblockade beseitigt ist, können wir in kürzester Zeit unzählige Schiffe hierherschicken.« »Ich gehe davon aus, daß die Daleks sich auch dieses Problems angenommen haben, Peter«, sagte der Doktor. »Sie vergessen diese Weltraumpestraketen.« »Korrekt, Doktor. Bevor irgendein Schiff von der Erde hier landen kann, wird sich die Pest so weit ausgebreitet haben, daß der ganze Planet verseucht ist. Dann werden weitere Landungen nicht mehr möglich sein.« Der Dalekanführer ging die Rampe hinauf, die Türen schlossen sich hinter ihm, und die Rampe wurde eingezogen. Ein tiefes Surren war zu hören, das Schiff hatte wieder Energie. Peter Hamilton schaute zu dem Dalekschiff hoch. »Was zum Teufel hat Galloway vor? Er sollte doch mittlerweile die Bombe angebracht haben und ausgestiegen sein.« Jill schaute ihn an. »Du meinst, Galloway ist immer noch da drinnen?«
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»Als ich ihn das letzte Mal gesehen habe, war er‹s. Wenn es ihm nicht gelungen ist, auf eine andere Art das Schiff zu verlassen – aber wenn er es verlassen hat, wo ist er dann?« Das Donnern des Dalekschiffs wurde lauter. »Wir haben jetzt keine Zeit, ihn zu suchen«, sagte der Doktor. »Wir werden die Raketendämpfe abkriegen, wenn wir uns nicht auf die Socken machen.« Der Doktor und Sarah rannten auf die Dünen zu, Bellal folgte ihnen. Hamilton packte Jills Hand und zerrte sie hinter sich her. Sie kletterten auf die nächste Sanddüne und beobachteten, wie das Dalekraumschiff auf einer Feuersäule in den Himmel aufstieg. »Jetzt hören Sie zu«, drängte der Doktor. »Wir müssen alle in unsere Schiffe und sofort starten. Es besteht die Chance, daß wir weg sind, bevor diese Raketen ihr Ziel erreichen.« »Aber die Daleks haben das ganze Parrinium mitgenommen«, schrie Peter. »Wir müssen welches besorgen.« Der Doktor schüttelte den Kopf. »Die Zeit reicht nicht, junger Mann –« »Es ist schon in Ordnung«, sagte Sarah. »Die Daleks haben gar kein Parrinium, Sie haben es! Jill und ich haben es in Ihr Schiff gebracht.« Peter schaute sie an. »Aber die Säcke, die wir in das Dalekschiff geschleppt haben?« »Sand«, sagte Sarah triumphierend. »Wir haben die ganze Nacht gebraucht, um sie aufzufüllen.« »Ausgezeichnet«, sagte der Doktor. »Sehr gute Arbeit. Darf ich Sie jetzt daran erinnern, daß wir immer noch der Bedrohung eines grauenhaften Todes ausgesetzt sind, wenn wir nicht abfliegen, bevor sie diese Raketen abfeuern? Sie beide, laufen Sie zu Ihrem Schiff jetzt!« Als sie losrannten, schrie Hamilton Jill zu: »Ich hätte Galloway niemals trauen dürfen. Ich selbst hätte die Bombe
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verstecken sollen. Er muß die Nerven verloren und sich den Daleks ergeben haben…« Im Kontrollraum verkündete der Anführer der Daleks: »Start der Pestraketen vorbereiten.« »Ich gehorche.« Der Dalek ging auf die andere Seite des Kontrollraums. Dan Galloway, der sich hinter den aufgestapelten Säcken versteckte, nahm die Bombe aus seinem Mantel heraus und schaltete den Zeitmechanismus auf ›Sofort‹. Er dachte an die Worte des sterbenden Commander Stewart. Einer, der nach Ruhm jagt, war er das wirklich? Galloway zitterte, atmete tief durch und schob den Hebel ans Ende. Der Doktor rannte durch die Dünen, schaute zu dem aufsteigenden Dalekschiff auf und sah, wie es als Feuerball im Himmel explodierte. Er blieb stehen. »Jetzt ist alles in Ordnung, he, ihr alle, kein Grund zu rennen. Wir haben jetzt unendlich viel Zeit.« Wenig später trat Hamilton zu ihm. »Das war Dan Galloway«, sagte er sanft. Der Doktor nickte. »Er hätte die Bombe so einstellen können, daß sie erst später explodiert, aber es wäre möglich gewesen, daß die Daleks sie gefunden hätten. Ich denke, er wollte auf Nummer Sicher gehen.« Langsam marschierten sie die Düne hinauf. Der Doktor drehte sich Jill Tarrant und Peter Hamilton zu. »Tja, jetzt liegt es an Ihnen beiden, das Parrinium dorthin zu schaffen, wo es gebraucht wird.« Sarah, die sich umgedreht hatte, um einen Blick auf die Stadt zu werfen, schrie plötzlich auf. »Seht doch!« Sie alle schauten hin. Vielleicht lag es an der Arbeit, die der Doktor am Computer erledigt hatte, vielleicht am Anschlag der 126
Daleks auf den Leuchtturm oder vielleicht sogar an ihren eigenen randalierenden Antikörpern, was es auch immer war, die Stadt starb. Ihre klaren, geometrischen Formen lösten sich in formlose Masse auf, die schmolz und sich über die Steine ergoß. Sarah fand, daß es wie ein kunstvolle Skulptur aus Eis aussah, die den Hitzeschwaden der Sonne ausgesetzt worden war. »Wir haben doch noch gesiegt«, flüsterte Bellal. »Die Stadt ist tot.« »In gewisser Weise ist es eine Schande«, sagte der Doktor. »Jetzt gibt es nur noch 699 Wunder im Universum.« Der Doktor und Sarah verabschiedeten sich und marschierten dann zu ihrem Raumschiff TARDIS. Der Doktor rieb sich die Hände. »Jetzt nach Florana, Sarah«, sagte er glücklich. »Ich könnte mir vorstellen, daß Ihnen nach alldem hier nach Urlaub zumute ist!« »Florana können Sie vergessen, Doktor«, antwortete Sarah bestimmt. »Konzentrieren Sie sich nur darauf, mich nach Hause zu bringen!«
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