S. Maibaum
M. Braun
B. Jagomast
Therapielexikon der Sportmedizin
K. Kuera
S. Maibaum M. Braun B. Jagomast K. Kuč...
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S. Maibaum
M. Braun
B. Jagomast
Therapielexikon der Sportmedizin
K. Kuera
S. Maibaum M. Braun B. Jagomast K. Kučera
Therapielexikon der
Sportmedizin Behandlung von Verletzungen des Bewegungsapparates
Mit Geleitworten von Dr. Sabine Bau, Stefanie Graf, Sebastian Kehl, Christoph Metzelder und Christian Wörns 2. überarbeitete und erweiterte Auflage Mit 91 Abbildungen
123
Dr. Stephan Maibaum Orthopädie – Kernspin – Nuklearmedizin Klinik St. Elisabeth Max-Reger-Straße 5–7 69121 Heidelberg Dr. Markus Braun Chefarzt der Klinik für Konservative Orthopädie und Rehabilitation BG Unfallklinik Duisburg GbR Großenbaumer Allee 250 47249 Duisburg
Bernd Jagomast Casa Vitale Praxis für Krankengymnastik, Osteopathische Medizin und Trainingstherapie Landfriedstraße 16 69117 Heidelberg Karel Kuera VitalCentrum TBB GmbH Pestalozziallee 12 97941 Tauberbischofsheim
ISBN-10 3-540-33522-6 ISBN-13 978-3-540-33522-1 2. Auflage Springer Medizin Verlag Heidelberg Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet unter http://dnb.ddb.de abrufbar Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes der Bundesrepublik Deutschland vom 9. September 1965 in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechtsgesetzes. Springer Medizin Verlag Ein Unternehmen von Springer Science+Business Media springer.de © Springer Medizin Verlag Heidelberg 2006 Printed in Germany Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutzgesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Produkthaftung: Für Angaben über Dosierungsanweisungen und Applikationsformen kann vom Verlag keine Gewähr übernommen werden. Derartige Angaben müssen vom jeweiligen Anwender im Einzelfall anhand anderer Literaturstellen auf ihre Richtigkeit überprüft werden. Planung: Dr. Rolf Lange, Heidelberg Projektmanagement: Hiltrud Wilbertz, Heidelberg Satz: Satz-Druck-Service, Leimen Umschlaggestaltung: deblik, Berlin Gedruckt auf säurefreiem Papier 19/2119wi – 5 4 3 2 1 0
Geleitwort
Es ist mir eine besondere Freude, ein Geleitwort für die neue Auflage des Therapielexikons der Sportmedizin zu schreiben. Gerade in diesem Jahr stellt unter anderem die Fußballweltmeisterschaft in Deutschland ein sportliches Großereignis mit höchsten Anforderungen an die medizinischen Betreuer dar. Aus eigener Erfahrung – als Sportlerin und als Ärztin – weiß ich die Komplextherapie und damit die Notwendigkeit des optimalen Zusammenspiels der verschiedenen Therapieansätze zu schätzen. Im Rahmen der neuen, verstärkt operativ orientierten Ausbildung zum „Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie“ besteht die Gefahr, dass die bisher überwiegend von Orthopäden durchgeführte konservative Therapie von Sportverletzungen in der Ausbildung nicht mehr ausreichend vermittelt wird. Für sportmedizinisch Interessierte ist ein Nachschlagewerk mit komprimiertem Wissen nicht nur in der Ausbildung hilfreich, sondern es sollte auch im Alltag Orientierung und Anleitung zum Handeln für den Nicht-Sportmediziner sein. Der lexikalische Aufbau erleichtert dabei ebenso wie die verständliche Sprache den Zugang zu den wichtigen Sachverhalten der Therapie der Sportverletzungen. Ich gratuliere den Autoren zu diesem gelungenen Werk. Dr. Sabine Bau
V
Geleitwort
Den Autoren danken wir für dieses verständliche Therapie-Lexikon, da es sehr hilfreich für Sportler, Trainer und Betreuer ist, Verletzungen zu verstehen und für die Heilungszeiten ein Gefühl zu bekommen. Breiten- und Profisportler profitieren zusammen mit ihren Therapeuten von diesem wertvollen Ratgeber, welcher Definitionen, Ursachen- und Symptombeschreibungen aufgezeigt und auch ein Leitfaden für therapeutische Maßnahmen ist. Dieses Buch ist ein kleiner Baustein des Engagement für Sportler unseres Mannschaftsarztes Dr. med. Markus Braun. Dem Autorenteam mit Dr. med. Stephan Maibaum, Dr. med. Markus Braun, Karel Kučera und Bernd Jagomast gratulieren wir zu diesem Werk und wünschen, nicht ganz uneigennützig, weiterhin viel Erfolg für die berufliche und persönliche Zukunft. Sebastian Kehl
Christoph Metzelder
Christian Wörns
VII
Geleitwort zur 1. Auflage
Dem Autorenteam mit Dr. Stephan Maibaum, Dr. Markus Braun, Karel Kučera und Bernd Jagomast möchte ich zur Herausgabe dieses Therapie-Lexikons herzlichst gratulieren. Insbesondere freue ich mich aber für meinen langjährigen Freund und ärztlichen Berater Dr. Stephan Maibaum, dass er mit dem Erscheinen dieses Buches seine Idee verwirklichen konnte, ein für jedermann verständliches Therapie-Lexikon zu verfassen. Für viele Sporttreibende wird dieses Nachschlagewerk eine große Hilfe sein, ihre Verletzungen besser einzuschätzen und die damit verbundenen therapeutischen Maßnahmen besser verstehen zu können. Den Autoren wünsche ich viel Erfolg mit ihrem Buch und den Lesern, dass sie mehr aus Interesse als durch Verletzungen veranlasst werden, in das Lexikon hineinzuschauen. Ihre Stefanie Graf
IX
Vorwort zur 2. Auflage
Körperliche Bewegung in Form von Sport dient der Vorbeugung von Krankheiten des Bewegungsapparates. Beim Sport kommt es aber auch zu Unfällen, Fehlbelastungen und Folgeschäden, welche durch vorbeugende Aufklärung des Sporttreibenden und durch optimale Therapie vermindert werden müssen. Dies soll durch dieses Lexikon erreicht werden. Die 2. Auflage zeigt die Notwendigkeit der schnellen, zielgerichteten Therapie nach eindeutiger Diagnosestellung auf, um Verzögerungen des Heilverlaufes zu vermeiden. In der Akutphase steht die entzündungshemmende, schmerzlindernde Therapie im Vordergrund. Sportärztlich können Spritzenbehandlungen eine wichtige Rolle spielen im Rahmen komplexer Therapiekonzepte. Dabei kommen krankheitsabhängig auch Kortisonpräparate zur Anwendung. Der Sportarzt muss die besonderen Wirkungen und Reaktionen kennen und die Dopingvorschriften beachten. Gleiches gilt für alle Anwendungen, insbesondere auch für Infusionsbehandlungen. Das Wichtigste bei allen sportärztlichen, physiotherapeutischen und sportpädagogischen Maßnahmen ist, die natürlichen Heilungsprozesse optimal zu unterstützen. Dies ist besonders im Hochleistungssport zu berücksichtigen. Leistungs- und Zeitdruck dürfen nicht zu fehlerträchtigem Aktionismus führen. Aus der Umgebung des Sportverletzten dürfen keine Störungen kommen, die den Heilverlauf verzögern. Die Autoren danken dem Grönemeyer-Institut für Mikrotherapie (Bochum) für die freundliche Überlassung der radiologischen Bilder. Heidelberg, im April 2006
Dr. Stephan Maibaum Dr. Markus Braun Bernd Jagomast Karel Kuera
XI
Vorwort zur 1. Auflage
Warum ein Therapielexikon für die Behandlung von Sportverletzungen des Bewegungsapparates? Bisher hat die nichtoperative (konservative) Therapie von Sportverletzungen in der Fachliteratur nur wenig Beachtung gefunden. Daher wollten wir ein Buch verfassen, dass diese Lücke schließt und gerade die konservativen Behandlungsmöglichkeiten in den Mittelpunkt stellt. Um eine leichte Auffindbarkeit der Einträge zu gewährleisten, haben wir uns für einen lexikalischen Aufbau des Buches entschieden. In diesem Lexikon werden detailliert Therapiekonzepte dargestellt, die weit über die üblichen Empfehlungen (beispielweise der Anwendung von Eis) hinausgehen. Die alltägliche Praxis zeigt, dass bei der Behandlung und Heilung von Sportverletzungen nicht nur der Arzt, sondern auch der Physiotherapeut und der Sporttherapeut einen wesentlichen Beitrag leisten. Genau dies wird in diesem Lexikon mit der sogenannten Komplextherapie besonders berücksichtigt. Sehr wichtig ist dabei die Zusammenarbeit und Absprache zwischen Ärzten, Physiotherapeuten und Sporttherapeuten, auf die in diesem Buch immer wieder hingewiesen wird. Mit vielen wertvollen Tipps, gerade in der Erstversorgung, richtet sich das Buch auch an sporttreibende Nicht-Mediziner und Trainer. Daher werden medizinische Fachbegriffe soweit möglich, verständlich beschrieben und erklärt. Die Empfehlung für die Anwendung bestimmter Medikamente und Substanzen basiert auf langjähriger Praxiserfahrung, stellt aber selbstverständlich keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit. Die Doping-Vorschriften für Berufssportler müssen dabei auf jeden Fall beachtet werden. Schon seit Jahren beschäftigen wir uns mit der Therapie von Sportverletzungen und sportmedizinischen Fragestellungen. Unsere Leidenschaft zum Sport hat zu der Idee geführt, unser Wissen aus dem Bereich der Sportmedizin, der Physio- und der medizinischen Trainingstherapie zusammenzutragen. Dieses Buch wäre jedoch nicht entstanden ohne die Inspiration von Bernd Reichenthaler (ProEdit GmbH, Heidelberg), der mich bei einem gemeinsamen Urlaub bestärkte ein Sportlexikon zu schreiben und durch seine Beziehung zum Springer-Verlag letztendlich den Anstoß
XIII
Vorwort zur 1. Auflage
zur Veröffentlichung des gesammelten Materials gab. Leider verschwieg er mir wieviel Arbeit in einem solchen Projekt steckt. Bedanken möchten wir uns bei den Mitarbeitern des Springer-Verlags. Besonderen Dank gilt Herrn Dr. Mager für die Verwirklichung unseres Projekts sowie Frau Dr. Blago für die vertrauensvolle Zusammenarbeit und zeitintensive redaktionelle Betreuung. Herrn Dr. Halt danken wir für die hervorragenden kernspintomographischen Aufnahmen. Zum Schluss möchte ich mich persönlich bei meinem ehemaligen Chef Prof. Dr. Hartmut Krahl und meinem jetzigen Kollegen Dr. Donaldo Arza bedanken, ohne deren Ausbildung und sportmedizinisches Wissen dieses Buch nicht hätte entstehen können. Heidelberg, im Januar 2001
XIV
Dr. Stephan Maibaum
Inhaltsverzeichnis
Hinweise zur Benutzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XIX Abkürzungsverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XXI Die Autoren. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XXIII Einführung: Was ist Komplextherapie? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Osteopathie und Sport . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
1 6
A Achillessehnenriss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Achillodynie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Adduktorentendopathie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Akuter Achselvenenstau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Akutes Kompartment-Syndrom . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Apophysenabriss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Arthrose, primäre . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Arthrose, sekundäre . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Außenbandriss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Äußere-Kapsel-Band-Verletzung am Sprunggelenk . . . . . . . . . .
9 11 14 16 16 18 19 21 21 21
B Bakerzyste . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bandlockerung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bandruptur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bandscheibenruptur, traumatisch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bandscheibenvorfall . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bankart-Läsion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Baseball-Finger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bauchmuskelzerrung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Beckenbruch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Blasenbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Blow-out Fracture . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Blumenkohlohr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Boxerknöchel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Brustbein-/Schlüsselbeinausrenkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
25 25 25 25 26 30 33 34 36 38 39 39 40 41
XV
Inhaltsverzeichnis
XVI
C Chondromalacia patellae . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Chronische Außenbandinsuffizienz am Sprunggelenk . . . . . . . Chronische Gelenkinstabilität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
45 45 46
D Discusriss am Handgelenk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
49
E Ellenbogengelenkinstabilität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ellenbogengelenkverrenkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Erguss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ermüdungsbruch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
51 52 54 55
F Facettensyndrom . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Femoropatellares Schmerz-Syndrom . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fersensporn, dorsal . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fersensporn, plantar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fingergelenkverrenkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fußballerknöchel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
61 61 61 61 62 63
G Gehirnerschütterung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gelenkmaus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Golferellenbogen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Golferrücken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Golferschulter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
67 67 68 69 70
H Haglund-Ferse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hallux rigidus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Halswirbelsäulen-Syndrom . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Handballerellenbogen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Handgelenkkapselverletzung, radioulnar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Handgelenkkapselverletzung, ulnocarpal . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hexenschuss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hill-Sachs-Defekt (Oberarmkopfimpressionsfraktur) . . . . . . . . . Hintere Kreuzbandruptur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hinteres Kompressions-Syndrom am Sprunggelenk . . . . . . . . . Hodenprellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hodentorsion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hoffa’scher Fettkörper-Läsion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hornhautschwielen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hüftgelenkganglion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
73 73 74 75 75 76 76 77 77 81 81 82 82 83 83
Inhaltsverzeichnis
I Impingement-Syndrom der (Sportler-)Schulter . . . . . . . . . . . . . Inneres Schienbeinkanten-Syndrom . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
85 88
J Jogger-Knie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jogger-Syndrom . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
91 93
K Kapselriss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kletterfinger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kniegelenkstrecksehnenabriss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kniekehlenzyste . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kniescheibenbruch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kniescheibenrückflächenandruck-Syndrom . . . . . . . . . . . . . . . . Kniescheibensehnenriss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kniescheibenspitzen-Syndrom . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kniescheibenverrenkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Knochenödem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Knochenvorsprünge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Knopflochdeformität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Knorpelabscherung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Knorpelerweichung, -schaden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kompartment-Syndrom, funktionelles . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kompressions-Syndrom der Brustkorbspitze . . . . . . . . . . . . . . . Kompressions-Syndrome der oberen Extremität . . . . . . . . . . . . Kompressions-Syndrome der unteren Extremität . . . . . . . . . . . . Kreuzdarmbeingelenk-Arthrose . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kreuzdarmbeingelenk-Blockierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kreuzschmerz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
95 97 99 102 103 105 107 109 112 112 113 113 114 115 116 116 117 118 118 120 121
L Lumbalgie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Lumboischialgie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
125 125
–M M. piriformis-Syndrom . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Meniskoid-Syndrom am Sprunggelenk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Meniskusverletzung am Kniegelenk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mittelfußbeschwerden bei Fußdeformitäten . . . . . . . . . . . . . . . . Mittelhandbruch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Morton Neuralgie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Muskeldefekt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Muskelfaserriss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Muskelkater . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
127 127 128 129 130 130 131 132 135
XVII
Inhaltsverzeichnis
XVIII
Muskelkontusion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Muskelkrampf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Muskellogen-Syndrome . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Muskelschmerzen, chronisch-unspezifisch . . . . . . . . . . . . . . . . . Muskelverknöcherung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Muskelzerrung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Muskuläre Dysbalance . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
136 137 137 138 138 139 139
N Nagelhämatom . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nasenbeinbruch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nasenbluten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
145 146 146
O Ohrmuschelblutgeschwulst . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Osteochondrose . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Osteochondrosis dissecans . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
147 147 147
P Patellasehnenriss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Peronealsehnenluxation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Pes anserinus-Syndrom . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Platzwunde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Pneumothorax . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
149 149 149 150 150
Q Querfortsatzbruch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
153
R Radfahrerleiste . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Reversible segmentale Funktionsstörung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ringbandverletzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rippenbruch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rotatoren-Intervall-Läsion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rotatorenmanschettenriss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
155 155 157 157 159 160
S Schädelbasisbruch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Schambeinfugeninstabilität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Scheuermann’sche Erkrankung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Schiefhals . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Schienbeinkopffraktur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Schienbeinstress-Syndrom . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Schleimbeutelentzündung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
161 161 162 163 164 165 165
Inhaltsverzeichnis
Schleimbeutelentzündung an der Schulter . . . . . . . . . . . . . . . . . . Schlüsselbeinbruch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Schnappende Hüfte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Schnellender Finger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Schulterdachenge-Syndrom . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Schultereckgelenksprengung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Schultereckgelenkverletzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Schultergelenkinstabilität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Schultergelenkverrenkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Schultersteife . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Schürfwunde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Schwimmerknie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sehnen-, Sehnenhüllen- bzw. Sehnenscheidenentzündung . . . . Sehnenansatzreizung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sehnenriss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sehnenschaden (chronisch) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seitenbandverletzung, isoliert am Kniegelenk . . . . . . . . . . . . . . . Seitenstechen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sesambeinentzündung/Sesambeinbruch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sinus tarsi-Syndrom . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Skidaumen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S.L.A.P.-Läsion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Snowboard Ankle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sportlerschulter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Springer-Knie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sprunggelenkbruch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sprunggelenkinstabilität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Strecksehnenabriss am Langfinger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Stressreaktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Syndesmosenruptur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
166 167 168 169 169 169 170 173 175 175 176 176 178 179 181 184 185 186 186 187 187 188 189 189 190 190 193 193 193 194
T Tarsal-Tunnel-Syndrom . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tennisbein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tennisellenbogen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tennisferse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tennisschulter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Thrombophlebitis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Thrombose . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tibialis-anterior-Syndrom . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tossy-Verletzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tractus-Syndrom . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
197 197 198 199 200 200 200 201 201 201
XIX
Inhaltsverzeichnis
XX
U Überbein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Übertraining, Sonderformen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Übertrainings-Syndrom . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Unterarmspeichenbruch, körperferner . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
203 203 204 206
V Verrenkung eines Gelenkes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Vordere Kreuzbandruptur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Vorderer Schien-Wadenbein-Bandriss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
209 209 214
W Wachstumsfugenkernabriss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wachstumsfugenverletzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Weiche Leiste . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Werfer-Handgelenk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wirbelbogenlösung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wirbelbruch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wirbelgleiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
215 215 216 218 218 218 219
Z Zahnverletzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
221
Anwendungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Glossar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Weiterführende Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
223 227 239
Hinweise zur Benutzung
KG
Krankengymnastik
MTT
Medizinische Trainingstherapie Schnittstelle zwischen Krankengymnastik und Medizinischer Trainingstherapie
→
!
Verweis auf synonymen Begriff besonderer Hinweis
kursiv Begriffserläuterung im Glossar ➡
Bemerkung
XXI
Abkürzungsverzeichnis
A. AC-Gelenk ADL’s ads a.p. ASTE BWS CT d ESWT ggf. HBO HKB HWS i.a. IE i.m. i.v. LBH-Region LWS MRT OP OSG PIR PST SC-Gelenk TENS UAG USG V. a. VKB Z. n.
Ampulle Acromioclavicular-Gelenk Activities of Daily Living an den Schmerzpunkt anterior/posterior (vorne/hinten) Ausgangsstellungen Brustwirbelsäule Computertomographie Tag Extrakorporale Stoß-Wellen-Therapie gegebenenfalls Hyperbare Oxygenation Hinteres Kreuzband Halswirbelsäule intraartikulär, d. h. in das Gelenk Internationale Einheit intramuskulär, d. h. in den Muskel intravenös, d. h. in die Vene Lenden-Becken-Hüft-Region Lendenwirbelsäule Magnet Resonanz Tomographie (Kernspin) Operation Oberes Sprunggelenk Postisometrische Relaxation Pulsierende Signal Therapie Scapuloclavicular-Gelenk Transkutane Elektrische Nerven Stimulation Unterarmgehstützen Unteres Sprunggelenk Verdacht auf Vorderes Kreuzband Zustand nach
XXIII
Die Autoren
Dr. Stephan Maibaum Facharzt für Orthopädie, Sportmedizin; Chirotherapie, H-Arzt Teamarzt von SG Kronau-Östringen (1. Handball-Bundesliga) Dr. Markus Braun Chefarzt der Klinik für Konservative Orthopädie und Rehabilitation BG Unfallklinik Duisburg GbR Mannschaftsarzt Borussia Dortmund Bernd Jagomast Diplomsportlehrer, Physiotherapeut, Osteopath Kooperierender Osteopath des Olympiastützpunktes Rhein-Neckar Karel Kučera Diplom-Sportlehrer und Fachdiplom-Sportlehrer Prävention/ Rehabilitation Sporttherapeut Orthopädie/Traumatologie DVGS e.V. Olympiastützpunkt Tauberbischofsheim
XXV
Einleitung Bernd Jagomast
Was ist Komplextherapie? Unter Komplextherapie verstehen wir eine umfassende Nachbehandlung, bei der sich unterschiedliche Berufsgruppen mit ihren jeweiligen fachspezifischen Möglichkeiten um die Rehabilitation des Patienten bemühen. Dies beinhaltet zum einen einen regen Informationsaustausch zwischen den behandelnden Therapeuten (Physiotherapeut, Sportlehrer, evtl. Osteopath) und Ärzten über patientrelevante Erkentnisse und zum andern gemeinsame Analysen bezüglich der weiteren Vorgehensweise, die in einen gemeinsamen therapeutischen Fahrplan münden. Ein solches Vorgehen hat den Vorteil, dass sich die jeweiligen Therapeuten auf die wesentlichen Aspekte ihres Fachwissens konzentrieren. Das heißt der Physiotherapeut kümmert sich primär nicht um den Haltungsaufbau oder allgemeine Kraftdefizite, wenn die hauptsächlichen Probleme des Patienten beispielsweise im Bereich des Bewegungsausmaßes von Gelenken oder im filigranen (segmentalen) Wirbelsäulenbereich zu suchen sind. Der Sportlehrer wiederum kann aufgrund seiner Ausbildung zum Sportwissenschaftler den Trainingsaufbau für den klassischen Muskelaufbau oder ein sportartspezifisches Training besser bestimmen und planen (während der Krankengymnast/Physiotherapeut durch seine spezifischen Techniken u. U. die Wege dafür frei macht).
In unserem Therapiekonzept bedeutet dies, dass sich jeder Therapeut in der zur Verfügung stehenden knappen Zeit auf das für ihn Wesentliche konzentriert und weitere Aspekte der jeweils anderen Berufsgruppe überlässt. Für die interdisziplinären Berührungspunkte richten wir eine Schnittstelle ein. Sie dient als Plattform für: ■ Übergabe der Patientendaten ■ Beschreibungen der Veränderungen gegenüber der letzten Sitzung ■ Informationsaustausch allgemeiner Art ■ gemeinsame Analysen ■ gemeinsame Planung des weiteren Vorgehens Ohne diesen intensiven Informationsaustausch ist der Erfolg der Komplextherapie nicht gewährleistet. Man könnte in diesem Falle die einzelnen Anwendungen ohne Einfluss auf den Therapieerfolg nicht nur personell, sondern auch räumlich von einander trennen. Die Schnittstelle als „Integrationspool“ sorgt dafür, dass das Ganze (die Komplextherapie) mehr ist als die Summe seiner Teile (die Einzelanwendungen). Wenn die Komplextherapie in einem breiteren Rahmen gesehen wird, werden der behandelnde Arzt und im Leistungssport der Trainer mit eingebunden. Dadurch ergeben sich zwei weitere Schnittstellen, wobei die erste – also die zwischen Arzt und Therapeuten – grundsätzlich vorhanden sein sollte.
1
Einleitung
Nach welcher Systematisierung gehen wir in unserer Komplextherapie vor? Wir unterteilen alle sportmedizinischen Krankheitsbilder vereinfachend in zwei Gruppen. Dies sind die akut-traumatischen und die chronisch-degenerativen (Abb. 1), wohl wissend, dass die eine oder andere Pathologie als „Grenzgänger“ dazwischen einzuordnen ist. Auch gibt es Krankheitsbilder, die in Abhängigkeit ihrer Entstehungsform entweder der einen oder der anderen Gruppe zuzuordnen sind (siehe z. B. „Impingement-Syndrom“ in Abb. 1). Im Anschluss an die Gruppierung stellt sich die Frage nach einer allgemeingültigen Charakteristik innerhalb der jeweiligen Gruppe. Gesucht werden gleiche Kriterien, anhand derer die Pathologien zur Zeit der Betrachtung beurteilt und die Defizite des Patienten somit transparent gemacht werden, um adäquate Behandlungsprogramme auszuwählen. Die Kriterien für die akut-traumatischen Krankheits- und Verletzungsformen, die regelmäßig zugeordnet werden können (quasi als zeitliche Schablone für
den Genesungsverlauf), sind die Wundheilungsphasen, die immer in ähnlicher Form vorliegen. Es werden in der Regel vier Phasen beschrieben, in denen nacheinander die Gewebeveränderungen im Laufe der Genesung stattfinden – von der Entzündung direkt bei Eintreten der Verletzung über die Eigenreparatur des Körpers und der Stabilisierung des neuen Gewebes bis zur Gesundung. Diese Phasen können in ein grobes zeitliches Schema eingefügt werden, wobei zwischen den einzelnen Phasen keine scharfen Abgrenzungen, sondern fließende Übergänge bestehen (Abb. 2). Es handelt sich hierbei um ein grobes Raster als Entscheidungshilfe für die Auswahl adäquater therapeutischer Maßnahmen. Immer werden auch individuelle Kriterien einbezogen, denn nicht bei jedem Patienten verhält sich der Genesungsverlauf bei ähnlicher Verletzung/Erkrankung identisch. Sich ausschließlich an ein zeitliches Raster zu halten birgt die Gefahr, dass Patienten entweder überlastet oder unterfordert sein können. Auch ist denkbar, dass ein am Knie operierter Patient durch falsches Verhalten im Sinne einer Strukturüberlastung beispielsweise auch in der dritten postoperativen
Pathologie
• • • • •
1. Akut - traumatisch
2. Chronisch - degenerativ
Beispiele
Beispiele
VKB-Ruptur Impingement - Syndrom Bandscheibenvorfall (NPP) Supinationstrauma OSG Z. n. Operation
Abb. 1. Erkrankungsformen in der Sporttraumatologie
2
• • • • •
Arthrose Impingement - Syndrom Bandscheibendegeneration Spondylolysthesis posttraumatische Instabilität
Was ist Komplextherapie?
Woche eine erneute Entzündung mit Schwellung und Erwärmung des Kniegelenkes entwickeln kann. Die Entzündungszeichen sind dann die entscheidenden Kriterien für die therapeutischen Ziele und Inhalte – d. h. trotz anbrechender vierten Woche nach Operation gelten die Ziele und Inhalte der ersten Phase der Wundheilung (Entzündungsphase). Es bedarf des entsprechenden Überblicks des Therapeutenteams, hier ausgewählte therapeutische Fahrpläne wieder zu kippen und einige Schritte zurückzugehen, um dadurch einen möglichst raschen Rehabilitationsverlauf zu gewährleisten. Grundsätzlich ist zu berücksichtigen, dass ein Patient mit geringerer Verletzung die jeweiligen Phasen schneller
durchläuft als der mit einem ausgeprägten strukturellen Schaden. Bei den chronisch-degenerativen Pathologieformen finden sich regelmäßig zwei Kriterien, mit deren Hilfe sich therapeutische Ziele und Inhalte innerhalb des therapeutischen Fahrplanes formulieren lassen (Abb. 3). Zum einen strukturelle Veränderungen am aktiven und passiven Bewegungsapparat, bei denen sich die grundsätzliche Frage eines therapeutischen Zuganges stellt. Bei der Arthrose kann das Fortschreiten der Knorpelzerstörung beispielsweise nicht verhindert werden, der Verlauf kann jedoch in Abhängigkeit des Grades der Zerstörung (Grad I–IV) mit therapeutischen Maßnahmen durchaus güns-
Phasen der Wundheilung Entzündungsphase
Proliferationsphase
Konsolidierungsphase
Remodulierungsphase
2. Tag
5. Tag
bis 21. Tag
bis 60. Tag
bis 360. Tag
vaskuläre Phase
zelluläre Phase
Synthetisierung neuer Kollagenfasern
Festigung der Resynthese
vollständige Regeneration
therapeutische Maßnahmen keine Belastung
reduzierte Belastung
volle Belastung
maximale Belastung
• • • •
Eis Kompression Hochlagerung Manuelle Lymphdrainage • Elektrotherapie
• passive Mobilisation im schmerzfreien Sektor • assistive Mobilisation • konzentrisch /exzentrisch mit reduzierter Belastung • Isokinetik • Stabilisation (isometrisch) • vorsichtige Dehnung • Physikaltherapie
• sukzessiver Belastungs- • von Vollbelastung zu aufbau im schmerzfreien Maximalbelastung • sportartspezifische BeBereich lastung • vermehrt Dehnen • vermehrt Exzentrik • Isokinetik • Stabilisation +++ • am Phasenende Vollbelastung
Ziel: Überwinden der Entzündungsphase
Ziel: Vermeidung der Zerstörung neuer Strukturen
Ziel: volle Belastbarkeit bei optimaler Koordination und Stabilität
Ziel: Erreichen des Maximalziels mit evtl. seitengleichen Werten
fließend Abb. 2. Kriterien der Therapie von akuten Krankheitsbildern
3
Einleitung
tig beeinflusst werden. Zum anderen funktionelle Veränderungen, die der Patient meist im Sinne eines Schmerzvermeidungsverhaltens zeigt, wenn er beispielsweise aufgrund einer mit Schmerz verbundenen arthrotischen Veränderung des Kniegelenkes hinkt (Schonhaltung). Diese Kompensationen müssen vom Therapeutenteam aufgedeckt und mittels Komplextherapie behandelt werden, um Folgeschäden zu verhindern (in der Regel reicht hier eine einfache physiotherapeutische Maßnahme nicht aus). Zusammenfassend kann das Vorgehen innerhalb der Komplextherapie folgendermaßen beschrieben werden: ■ Die Verletzung bzw. Erkrankung wird zunächst einer der beiden Gruppen zugeordnet: akut-traumatische Formen chronisch-degenerative Formen ■ Für jede dieser beiden Gruppen existieren folgende Kriterien, die helfen, die Hauptdefizite des Patienten transparent zu machen:
Abb. 3. Kriterien der Therapie von chronischdegenerativen Krankheitsbildern
ja
4
■
für die akut-traumatischen Formen die Wundheilungsphasen, die eine grobe Vorstellung der Reparationsvorgänge innerhalb der verletzten Struktur in einem zeitlichen Ablauf mit fließenden Übergängen vermitteln für die chronisch-degenerativen Formen die Unterscheidung in strukturelle und funktionelle Veränderungen und die Frage, ob therapeutische Maßnahmen greifen (s. Abb. 3) Aufgrund der Kenntnis der Defizite und einer „Rangliste“ ihrer Bedeutsamkeit (Was muss zuerst therapiert werden?) werden Ziele und Inhalte der therapeutischen Maßnahmen formuliert, die im Rahmen der Schnittstellen abgeglichen werden, so dass sich jeder Therapeut mit seinen Fähigkeiten auf das für seine Arbeit Wesentliche konzentrieren kann und gleichzeitig ein Maximum an Information über den Rehabilitationsverlauf von seinen Kollegen erhält. In diesen Informati-
Pathologie (Bsp. Arthrose)
strukturelle Veränderung (Knorpeldestruktion)
funktionelle Veränderung Kompensationsverhalten
Behandlung
Behandlung
nein
ja
Was ist Komplextherapie?
■
onsfluss sollte immer der behandelnde Arzt und u. U. der betreuende Trainer mit einbezogen werden (Abb. 4). Erst nach der Formulierung der Ziele und Inhalte und unter Berücksichtigung der anatomisch-biomechanischen Besonderheiten erfolgen physiotherapeutische Techniken bzw. die trainingstherapeutischen Belastungsformen (als anatomisch-biomechanische Besonderheit ist beispielsweise die Tatsache zu berücksichtigen, dass das körpereigene Transplantatgewebe bei Kreuzbandoperationen am Knie zwischen der sechsten und achten postoperativen Woche in Bezug auf seinen histologischen Umbau am schwächsten ist, die Belastung
in dieser Wundheilungsphase also entsprechend reduziert werden muss). Einerseits schafft man durch Systematisierung interne Rahmenbedingungen, die das therapeutische Arbeiten vereinfachen bzw. helfen, die Probleme des Patienten in jeder Phase seiner Rehabilitation besser zu verstehen. Andererseits werden im Gesundheitswesen angesichts leerer Kassen externe Rahmenbedingungen geschaffen, die Wirtschaftlichkeit einfordern, jedoch weniger der Vereinfachung der therapeutischen Vorgehensweise dienen. Die Vorgaben des Gesetzgebers und der Kostenträger konzentrieren sich derzeit aus durchaus verständlichen Gründen
Pathologie 1. Akut - traumatisch
2. Chronisch - degenerativ
Entzündungsphase
strukturelle Veränderung
funktionelle Veränderung
Behandlung
Behandlung
Proliferationsphase Konsolidierungsphase
ja
Reparationsphase
Arzt
Ss
KG
nein
Ss
MTT
Ss
Trainer
Ziele Inhalte Ss = Schnittstelle
Abb. 4. Informationsfluss zwischen behandelndem Arzt und jeweiligen Therapeuten (Krankengymnast/ Physiotherapeut, Sportlehrer)
5
Einleitung
auf die kurzfristige Einsparung von Kosten. Zeitliche Vorgaben sind jedoch nicht tauglich, wenn der Rahmen der therapeutischen Behandlungsmöglichkeit enden muss, bevor beispielsweise die angestrebte Beseitigung eines muskulären Defizites abgeschlossen sein kann, da muskelphysiologische Anpassungsprozesse entsprechend länger dauern. Die Komplextherapie ist aber an einem langfristigen therapeutischen Erfolg interessiert, der auch etwaigen Folgeerkrankungen entgegenwirkt. Die Wirtschaftlichkeit eines solchen Konzeptes basiert somit auch auf der Verhinderung möglicher Folgekosten. Hierfür stehen allerdings langfristige wissenschaftliche Begleituntersuchungen aus, die von Legislaturperioden unabhängig sind und helfen, diese Spätfolgen, die bei einigen Krankheitsbildern schon nachgewiesen sind, aufzudecken (so ist beispielsweise die sekundäre Meniskusschädigung bei Sportlern mit nicht operativ versorgtem Riss des vorderen Kreuzbandes ausreichend evaluiert). Die Rehabilitation von Leistungssportlern war schon immer eine ideale therapeutische „Spielwiese“. Wirtschaftlichkeit wird hier nicht in Therapieeinheiten oder Therapiekosten gemessen, sondern am Zeitpunkt des Wiedereintritts in den sportlichen Wettbewerb. Insofern lassen sich Ziele und Inhalte der Medizinischen Trainingstherapie bei Leistungssportlern früher und über längere Zeit mit Leben füllen, indem beispielsweise mit nicht betroffenen Muskelgruppen im Sinne der Aufrechterhaltung des konditionellen Status auf höchstmöglichem Niveau gearbeitet wird. Der Grundsatz der Komplextherapie jedoch, nämlich die optimale Zusammenarbeit eines therapeutischen Teams in einem Nachbehandlungskonzept, das auf einem Maximum an Informationsfluss basiert, hat
6
auch für den Freizeitsportler und „OttoNormalverbraucher“ seine Gültigkeit. Da die Behandlungstechniken und Belastungsformen in der Regel sehr spezifischer Natur sind und eher vom versierten Leser genauer betrachtet werden, haben wir auf eine globale „Eindeutschung“ der Begriffe verzichtet.
Osteopathie und Sport Im Rahmen eines Therapielexikons einer einzelnen, noch dazu sehr komplexen Therapieform wie der Osteopathie gerecht zu werden, ist nur schwer möglich. Dennoch wollen wir versuchen, ein Konzept vorzustellen, das in jüngerer Zeit unter Ärzten und Physiotherapeuten zu Recht auf großes Interesse stößt. Wir haben andere Techniken, wie beispielsweise die Manuelle Therapie, nicht explizit erläutert – warum also die Osteopathie? Die osteopathische Medizin nimmt eine Sonderstellung ein, da sie gerade durch ihre Komplexität vielen anderen Behandlungsansätzen überlegen sein kann – sofern wir Krankheits- und Verletzungsformen betrachten, die für sie auch in Frage kommen. Dies sind insbesondere solche mit funktionellen Störungen oder Kompensationsmechanismen, die auf andere Körperregionen oder sogar andere Körpersysteme übergreifen und durch herkömmliche Behandlungsstrategien nicht befriedigend behandelt werden können.
Was ist Osteopathie? Die Osteopathie ist ein ganzheitliches Behandlungsmodell, das vor ca. 130 Jahren von dem amerikanischen Arzt Dr. Andrew Taylor Still (1828–1917) entwickelt wurde. Durch den krankheitsbedingten Tod
Osteopathie und Sport
seiner ersten Frau und vier seiner Kinder erkannte Still die Grenzen der damaligen Schulmedizin, die im Wesentlichen durch Mangel an Kenntnissen geprägt war. Durch erneutes intensives Studium der Anatomie und Physiologie (Struktur und Funktion) gepaart mit den philosophischen Grundsätzen Stills entstand ein neues Behandlungskonzept, das bis heute weiterentwickelt wurde und wird, ohne seine Wurzeln außer Acht zu lassen. Die wesentliche Vorgehensweise der Osteopathie besteht darin, durch differenzierte palpatorische Techniken funktionelle Störungen in allen Körpersystemen zu erkennen und zu behandeln, um den Selbstheilungskräften des Organismus die Grundlage zur Gesundung zu schaffen. Die Anwendung osteopathischer Medizin setzt genaueste Kenntnisse der Anatomie und Physiologie voraus. Zu ihren Grundlagen zählen die Einheit des menschlichen Körpers, die wechselseitige Abhängigkeit von Struktur und Funktion und die selbstregulierenden Kräfte im Körper. Die moderne Osteopathie unterscheidet heute drei große Teilgebiete: 1. Die osteo-artikuläre (parietale) Osteopathie, die sich mit Dysfunktionen des Bewegungsapparates auseinandersetzt. 2. Die viszerale Osteopathie, die funktionelle Störungen der inneren Organe und deren Wechselwirkungen mit dem Gesamtorganismus behandelt. 3. Die craniosacrale Osteopathie, die sich u.a. mit den Schädelknochen, den Schädelnähten, der Liquorfluktuation (Bewegung der Gehirnflüssigkeit) und den so genannten reziproken Spannungsmembranen des Schädels und des Spinalkanals als bindegewebige Verbindung des Schädels (Cranium) und des Kreuzbeines (Sacrum) auseinandersetzt. Entwickelt wurde die craniosacrale Osteopathie in den 20er
Jahren von W. G. Sutherland, einem Schüler Stills. Diese Teilgebiete werden in der klassischen osteopathischen Medizin sowohl in der Befunderhebung als auch in der Behandlung integrativ angewendet. Die bestehenden anatomischen und physiologischen Relationen der einzelnen Körpersysteme werden immer berücksichtigt. Der Untertitel des vorliegendes Buches lautet „Behandlung von Verletzungen des Bewegungsapparates“ und im Rahmen der konservativen Versorgung von Sportlern stellen wir die Komplextherapie als ideale interdisziplinäre Vorgehensweise heraus. Dennoch sehen wir in unseren Praxen immer wieder Patienten, deren Symptome trotz adäquater Nachbehandlung nicht verschwinden. In einigen dieser Fälle wird die eigentliche Ursache des Problems nicht erkannt, weil sie u. U. in einem anderen Körpersystem liegt. Hier einige Beispiele: ■ So genannte pseudopektanginöse Beschwerden („Pseudoherzschmerz“) bei unauffälligem EKG finden ihre Ursache häufig in funktionellen Störungen der Gelenke der Brustwirbelsäule und/oder der Rippengelenke (sog. Blockaden). Der Organschmerz resultiert hier aus einem Problem des Bewegungsapparates und wird nach Lösen der Blockaden höchstwahrscheinlich nicht mehr auftauchen. ■ Ein funktionelles oder auch strukturelles Magenproblem (Ptose, Gastritis, etc.) kann auf dem Wege seiner vegetativen Versorgungsstrukturen (Nn. splanchnici majores/Th 6-9) Beschwerden im Bereich der Brustwirbelsäule hervorrufen, die je nach Problemstellung nach osteopathischer oder schulmedizinischer Behandlung des Magens verschwinden.
7
Einleitung
■
■
8
Es ist denkbar, dass die Ursache der Beschwerden im selben Körpersystem liegt, aber eben nicht am Ort der Schmerzsymptomatik. Ein Supinationstrauma des Sprunggelenkes kann das Wadenbein gegenüber dem Schienbein fußwärts versetzen (Kaudalisierung). Am oberen Ende des Wadenbeines setzt der Musculus biceps femoris an, der am Tuber ischiaticus des Beckenknochens entspringt. Auf dem Wege dieser mechanischen Kette, sind neben den ursprünglichen traumatisch bedingten Beschwerden am Sprunggelenk, die wir im Rahmen der Komplextherapie ausreichend behandelt haben, weitere Beschwerden am gleichseitigen Kniegelenk oder im Bereich des Iliosakralgelenkes möglich, die sich mittels diagnostischer Verfahren wie MRT nicht darstellen lassen und die ohne Korrektur der Kaudalisierung nicht verschwinden. Von großer Bedeutung können immer auch die Folgen lange zurückliegender Verletzungen, wie beispielsweise Schleudertraumata sein, die u. U. jahrelang kompensiert und beschwerdefrei sind und erst in Verbindung mit zusätzlichen Problemen eine Rolle spielen.
Diese Beispiele zeigen die Möglichkeit auf, den Sportler bei wiederkehrenden Beschwerden trotz adäquater Behandlung einem Osteopathen vorzustellen. Dies könnte bei der in diesem Buch vorgestellten Komplextherapie im Rahmen der Schnittstelle zwischen Arzt und Physiotherapeut geschehen. Je nach Befund sind ein bis drei Sitzungen in zeitlichem Abstand von zwei bis vier Wochen ausreichend. Welche der im Therapielexikon vorgestellten Krankheitsbilder für diesen Behandlungsansatz in Frage kommen, kann nicht pauschal beantwortet werden, sondern ist abhängig vom Behandlungsergebnis bei klassischer Vorgehensweise und dem Ergebnis einer eventuellen osteopathischen Befunderhebung. Daher haben wir auf eine gesonderte Kennzeichnung durch ein Icon verzichtet und es bei dieser allgemeinen Beschreibung belassen. Besondere Erwähnung sollen abschließend aber alle Verletzungen des Kopfes und des Kiefers finden, die aus osteopathischer Sicht eine craniosacrale Befunderhebung und eventuell eine Behandlung mittels craniosacraler Osteopathie erforderlich machen.
A Achillessehnenriss Synonyme Achillessehnenruptur, engl.: achilles tendon rupture. Definition Riss der Achillessehne. Entstehungsmechanismus ■ Riss nach schnellem Antritt, Auf- oder Absprung ■ bei degenerativer Vorschädigung auch durch Bagatelltrauma möglich ■ häufig zwischen 30. und 40. Lebensjahr ■ Vorbehandlung mit kristallinen Kortikoiden fördert Rissbereitschaft ■ selten direkte oder stumpfe Gewalteinwirkung oder scharfe Durchtrennung
Abb. 5. Klinisches Bild einer gesunden Achillessehnen-Taille
Symptome ■ hörbarer Knall, peitschenartiger Schlag, vermeintliches Gefühl, einen Tritt gegen die Sehne bekommen zu haben ■ das Einnehmen des Zehenstandes ist nicht möglich ■ tastbare Delle ■ Senken des Fußes gegen Widerstand abgeschwächt bis aufgehoben ■ bei Kompression der Wade ist die Senkung des Fußes nicht provozierbar (in Bauchlage z. B. zu testen mit sog. Thompson-Test) Therapeutische Maßnahmen Sofortmaßnahmen ■ P.E.C.H.-Schema (s. Anwendungen) ■ Entlastung an 2 UAG ■ nichts mehr essen und trinken Frische Rupturen sollten operativ versorgt werden; bei Kontraindikationen auch konservativ-funktionelle Behandlung mit einem Achillessehnenschuh
Abb. 6. Klinisches Bild einer gerissenen Achillessehne – die Taille ist nicht mehr erkennbar
oder einer Orthese für 6 Wochen möglich. Nach einer Operation erfolgt die Ruhigstellung für 7–10 Tage in einer Gipsschiene zum Abschwellen, ist Entlas-
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Achillissehnenriss
tung an 2 UAG, Beginn mit Komplextherapie. Tragen des Achillessehnenschuhes für weitere 5 Wochen (tagsüber) unter Benutzung der UAG, jedoch mit Teilbelastung (halbes Körpergewicht). Bei alter Ruptur oder chronischer Insuffizienz sind operative Maßnahmen wie Muskel-Sehnenplastiken notwendig.
A
Komplextherapie ➡
Entzündungsphase und Proliferationsphase sind bei zugänglichem Fuß gekennzeichnet durch entzündungshemmende Maßnahmen, wie Lymphdrainage, Kryotherapie und passive Mobilisation im schmerzfreien Bewegungssektor. MTT entfällt in diesen beiden Phasen.
Konsolidierungsphase KG Ziele ■ Trophikverbesserung ■ Detonisierung/Entkrampfung ■ Längung der Muskulatur/Elastizitätsgewinn ■ Kraftzuwachs ■ Zugewinn/Erhalt des joint-play des OSG und des USG ■ Stabilisierung ■ Gangbildverbesserung ■ am Phasenende sportartspezifisches Training Inhalte ■ Massagetechniken (v. a. Ausstreichungen und Knetungen) ■ Ultraschall ■ Querfriktion an der Nahtstelle/am Narbengewebe ■ Dehnung ■ Manuelle Therapie für das OSG und das USG
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■ ■
■
Kräftigung in offener und geschlossener Bewegungskette propriozeptives Training (aktive Stabilisierung durch rhythmische Stabilisation in der geschlossenen Bewegungskette) Gangschule
Informationsaustausch über das Bewegungsausmaß im schmerzfreien Bewegungssektor und über schmerzfreie Belastbarkeit.
MTT Ziel ■ Aktivierung des lokalen und allgemeinen Stoffwechsels ■ Erhaltung des schmerzfreien Bewegungsausmaßes ■ Kräftigung benachbarter Muskelgruppen ■ Kraftaufbau der Plantarflexoren im schmerzfreien Bewegungsausmaß ■ Kraftaufbau der Dorsalextensoren im schmerzfreien Bewegungsausmaß ■ Eingliederung der Plantarflexoren in funktionelle Bewegungsabläufe ■ Verbesserung der allgemeinen Ausdauer Inhalte ■ passive Isokinetik im schmerzfreien Bewegungsausmaß ■ Aqua-Jogging ■ Kraftausdauertraining der Plantarflexoren im schmerzfreien Bewegungsausmaß ■ Kraftausdauertraining der Dorsalextensoren im schmerzfreien Bewegungsausmaß ■ Schulung von Bewegungsabläufen in der komplexen Funktionskette ■ selektive Kräftigung der Oberschenkel- und Gesäßmuskulatur ■ Fahrrad-Ergometer-Training ■ Beginn mit selbstständigem Dehnen
A
Achillodynie
Remodulierungsphase KG
➡
I. d. R. keine KG mehr nötig; MTT steht deutlich im Vordergrund.
Informationsaustausch bezüglich der Bewältigung der sportartspezifischen Inhalte.
MTT Ziele ■ Kraftverbesserung der Plantarflexoren im vollen Bewegungsausmaß ■ Kraftverbesserung der Dorsalextensoren im vollen Bewegungsausmaß ■ Stabilisation der Sprunggelenke ■ Verbesserung der Bewegungskoordination beim Laufen ■ Steigerung der Koordination ■ Schulung weiterer Kraftfähigkeiten ■ Steigerung der Belastbarkeit bis zur Vollbelastung bzw. sportartspezifischen Belastung ■ Steigerung der allgemeinen Ausdauer Inhalte ■ Hypertrophietraining der Plantarflexoren ■ Hypertrophietraining der Dorsalextensoren ■ Kräftigung der Pronatoren und Supinatoren ■ Training von Bewegungsabläufen in der komplexen Funktionskette ■ komplexes Koordinationstraining für die unteren Extremitäten ■ selbstständiges Dehnen ■ Laufschulung ■ exzentrisches Training der Wadenmuskulatur (Isokinetik) ■ Reaktivkrafttraining der Wadenmuskulatur ■ Laufen zur Verbesserung der allgemeinen Ausdauer
Achillodynie Synonyme Achillessehnenbeschwerden, engl.: achillodynia. Definition Schmerzen im Bereich der Achillessehne durch unterschiedliche Krankheitsbilder, oft in Kombination auftretend: ■ Tendinitis: entzündlicher Reizzustand der Sehne ■ Tendinose: Nekrose, Kalkablagerung, Verknöcherung, Teilruptur der Sehne im Rahmen einer chronischen Tendinitis ■ Peritendinitis (Peritenonitis): entzündlicher Reizzustand des Sehnengleitgewebes ■ Peritendinose: Verhärtung und Verdickung des Sehnengleitgewebes im Rahmen einer chronischen Tendinitis ■ Insertionstendopathie (=Enthesiopathie): Sehnenansatzerkrankung durch Schleimbeutelentzündung (Bursitis subachillae und subcutanea), Knochenausziehungen (Haglundexostose), dorsaler Fersensporn, Nekrose, Teilruptur des Sehnenansatzes im Rahmen einer chronischen Tendinitis
Tendinitis Paratenonitis/ Peritendinitis Bursitis achillaea dorsaler Fersensporn
Abb. 7. Mögliche Sehnenveränderungen im Rahmen einer Achillodynie
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Achillodynie
Entstehungsmechanismus ■ Überlastung (z. B. harter Boden, hohe Trainingsintensität) ■ äußere mechanische Irritationen (z. B. neue Schuhe, Druck durch Fersenkappe, überbreite Schuhsohle) ■ neuromuskuläre Fehlsteuerung (hohe Spannung der Wadenbeinmuskulatur) ■ biomechanische Fehlbelastung (z. B. Sprunggelenkinstabilität, Hohl-, Senk-, Spreizfuß, Bewegungseinschränkung benachbarter Gelenke) ■ Stoffwechselstörung (z. B. Gicht) ■ mangelnde Erholungsphasen ■ virale und bakterielle Infektionen (z. B. Zahnwurzel) ■ Antibiotikaeinnahme (z. B. Gyrasehemmer) können zu entzündlichen Reizzuständen und chronischen Sehnenveränderungen führen.
A
Symptome ■ Schmerzen beim Abrollen des Fußes, besonders morgens ■ Druckschmerz, entlang des betroffenen Bezirks ■ Schwellung, Schneeballknirschen beim Heben und Senken des Fußes, ggf. Rötung (Tendinitis, Peritendinitis) ■ kolbenförmig aufgetriebene Sehne ca. 2–3 cm oberhalb des knöchernen Ansatzes am Fersenbein, Tendinose), ■ Rötung im Bereich des Achillessehnenansatzes (Insertionstendopathie) Therapeutische Maßnahmen Entzündlicher Reizzustand ■ Kühlung mit Eisbeutel 3–4×/Tag ■ feucht-kalte Umschläge (z. B. HyzumLösung), lokale Einreibungen mit japanischem Heilpflanzen-Öl (JHP), tagsüber je 3–4× ■ Ichtholan-Spezialsalben-Verband zur Nacht ■ Infiltration an das Gleitgewebe (ads) mit zunächst:
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■ ■ ■ ■
1 A. Meaverin dann: 1 A. Aethylsklerol 1 A. Lymphaden Hervert 1 A. Traumeel 1 A. Actovergin 1 A. Belladonna Homaccord bei Schmerzpersistenz z. B. alle 3 Wochen (maximal 3×) 4 mg Dexamethason Stichelung des betroffenen Gewebes mit einer dünnen Kanüle (27 Gauge) Fersenerhöhung 0,5 cm, Einlage nach Maß kortikoidhaltige Salbe, z. B. EcuralSalbe längere Laufbelastungen meiden
Medikamente. Enzym-Dragees 5×3/d für 14 Tage, Ibuprofen 600 mg 3×1/d für 14 Tage. Chronische Form ■ Akupunktur ■ ESWT (s. Anwendungen) ■ Röntgentiefenbestrahlung ■ Hyperbare Sauerstofftherapie (s. Anwendungen) ■ Lasertherapie Häufig zu späte Arztkonsultation, chronischer Verlauf mit nachfolgenden Operationen.
Abb. 8. Infiltration an das Gleitgewebe
!
A
Achillodynie
Komplextherapie (für die chronische Form) ■
Strukturelle Veränderungen ■ Auffaserung, Verdickung bzw. Verquellung im Sehnenbereich ■ Mikrotraumatisierung am KnochenSehnenübergang ■ Mikrotraumatisierung am Muskel-Sehnenübergang Funktionelle Veränderungen ■ Schmerzkompensation durch Vermeidung von exzentrischer und konzentrischer Belastung und passiver Dehnung (hier meist gravierende Veränderung des Gangbildes im Sinne der Verkürzung der Standbeinphase mit Vermeidung des Abrollens durch Außenrotation im Hüftgelenk bei Drehung über die Ferse. KG Ziele ■ Entlastung (passive Hilfsmittel wie Fersenkeil zur Unterstützung der Entlastung – jedoch temporär) ■ evtl. Entstauung ■ evtl. Verbesserung des joint-play im OSG und USG ■ Verbesserung des Gangbildes ■ Stabilisation der Sprunggelenke ■ sukzessive Steigerung der Belastbarkeit Inhalte ■ evtl. Manuelle Lymphdrainage ■ Ultraschall ■ Massage Unterschenkel (v. a. M. triceps surae und M. tibialis anterior) ■ Querfriktion an der Achillessehne ■ kräftige Ausstreichung der Plantaraponeurose ■ passive Dehnung im schmerzfreien Sektor ■ Manuelle Therapie des gesamten Fußes ■ einüben zunächst der Teilaspekte der Standbeinphase (evtl. unter Entlastung
im Gehbarren), dann der kompletten Phase in vollständiger Dynamik und voller Belastung aktive Stabilisierung durch rhythmische Stabilisation in der geschlossenen Bewegungskette
Informationsaustausch über aktives und passives Bewegungsausmaß, über Kraftwerte der betroffenen Muskulatur und gemeinsames Überprüfen der aktiven Stabilisation des Gangbildes (Laufbandanalyse) sowie Besprechen des weiteren Procederes.
MTT Ziele ■ Aktivierung des lokalen und allgemeinen Stoffwechsels ■ Tonusreduktion der Plantarflexoren ■ Kraftaufbau der Dorsalextensoren ■ später Kraftaufbau der Plantarflexoren ■ Stabilisation des oberen und unteren Sprunggelenkes ■ Reduktion von Schon-, bzw. Kompensationsbewegungen Inhalte ■ passive Isokinetik im schmerzfreien Bewegungsausmaß ■ Aqua-Jogging ■ Hypertrophietraining und exzentrisches Training der Dorsalextensoren ■ Kraftausdauertraining der Plantarflexoren ■ selbstständiges Dehnen der Plantarflexoren ■ propriozeptives Training auf unterschiedlichen Untergründen und in unterschiedlichen ASTE ■ Schulung von funktionellen Bewegungsabläufen unter Eingliederung der Plantarflexoren ■ exzentrisches Training (Isokinetik) der Wadenmuskulatur
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Adduktorentendopathie
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A
■ ■ ■
Training des Dehnungs-VerkürzungsZyklus Laufschulung Fahrrad-Ergometer-Training Laufen zur Verbesserung der allgemeinen Ausdauer
Adduktorentendopathie Synonyme Adduktorenansatzreizung, engl.: adductor lesion. Definition Chronische Reizung der Adduktoren im sehnigen Anteil bzw. sehnig-knöchernen Übergang. Entstehungsmechanismus Chronischer Überlastungsschaden, wiederholte Mikroverletzungen, oft bei Fußballern durch Schussbewegungen und Ballstoppen mit der Innenseite oder durch seitliches Grätschen. Auch durch harte Untergründe, schlechtes oder neues Schuhwerk (Stollen, Spikes) bedingt. Weitere Ursachen. Beckenschiefstand, Blockierung des Kreuz-Darmbeingelenkes, funktionelle Beckenringinstabilität, Hüftgelenkirritationen mit Bewegungseinschränkungen, Reizung der Symphyse (Schambeinfuge), Entzündungsherde im Körper (Zahnwurzel). Symptome ■ Schmerzen in der Schambeinregion, oft auch im betroffenen Muskel oder der Sehne ■ ggf. Schwellung ■ Anspreizen gegen Widerstand schmerzhaft ■ Abspreizen häufig schmerzend, mit Bewegungseinschränkung
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Therapeutische Maßnahmen ■ Weglassen der schädigenden Ursache (z. B. Stollenwahl) ■ Ausschluss einer → „Weichen Leiste“ ■ zur Nacht: Sitzbäder (z. B. LeukonaRheumabäder), danach Wärme konservieren mit feucht-warmem Wickel (s. Anwendungen) ■ Beinlängendifferenz ausgleichen (Einlagen oder Sohlenerhöhung) ■ in hartnäckigen Fällen: Infiltration ads mit Procain, Traumeel, Aethylsklerol (je eine Ampulle 3× innerhalb einer Woche), bei Beschwerdepersistenz Kortikoidgabe neben den Sehenansatz (z. B. Dexamethason) ■ HBO (Hyperbare Sauerstofftherapie), s. Anwendungen Medikamente. Muskelrelaxans 3×1/d, Enzyme 3×3/d für 8 Tage.
Komplextherapie ➡
In Abhängigkeit der Schmerzausprägung ist eine Belastungsreduktion bis zur Sportpause sinnvoll; insofern ist die Entzündungsphase i. d. R. durch Belastungsvermeidung gekennzeichnet (evtl. kann nach einer Woche mit leichtem Lauftraining und vorsichtigen schmerzfreien Dehnungen begonnen werden).
Häufig wird das Problem wegen Bagatellisierung verschleppt.
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Konsolidierungsphase Ziele ■ Schmerzreduktion ■ Elastizitätsgewinn/Dehnbarkeit ■ Belastbarkeit
KG
A
Adduktorentendopathie
Inhalte ■ Querfriktion im Schmerzbereich ■ passive Dehnung inkl. PIR ■ PNF ■ Widerstandsübungen am langen Hebel ■ gegen Ende der Phase sportartspezifische Teilaspekte mit gezielter dosierter Adduktorenbelastung Informationsaustausch über Schmerz und Belastbarkeit sowie schmerzfreies Bewegungsausmaß.
MTT Ziele ■ Tonusreduktion der Adduktoren ■ Erhaltung des schmerzfreien Bewegungsausmaßes ■ Steigerung des lokalen und allgemeinen Stoffwechsels ■ Kraftaufbau der Antagonisten ■ Abbau von Kompensationsbewegungen ■ Verbesserung der Stabilität der LBHRegion ■ Verbesserung der allgemeinen Ausdauer Inhalte ■ passive Isokinetik im schmerzfreien Bewegungsausmaß ■ exzentrisches Training (Isokinetik) der Abduktoren ■ Kraftausdauer-, bzw. Hypertrophietraining der Gesäßmuskulatur und der Abduktoren im schmerzfreien Bewegungsausmaß ■ Kraftausdauertraining der Abduktoren in funktionellen Ausgangspositionen ■ Training von funktionellen Bewegungsabläufen unter Eingliederung der betroffenen Muskulatur ■ Laufschulung ■ Fahrrad-Ergometer-Training
Remodulierungsphase ➡
Das Augenmerk liegt hier auf intensi- KG ver analytischer Dehnung, um Rezidive zu verhindern.
Die o. g. Dehnungen als Vorbereitung der intensiven, sportartspezifischen MTT.
Ziele MTT Erhaltung des vollen Bewegungsausmaßes ■ Kraftaufbau der Adduktoren im vollen Bewegungsausmaß ■ Verbesserung der Koordination ■ Training weiterer Kraftfähigkeiten der Adduktoren ■ Steigerung der Stabilität der LBH-Region ■ Kraftausdauer-, bzw. Hypertrophietraining der Bauch- und Rückenmuskulatur ■ Steigerung der Belastbarkeit bis zur Vollbelastung, bzw. bis zur sportartspezifischen Belastung ■ Verbesserung der allgemeinen Ausdauer ■
Inhalte ■ Kraftausdauertraining der Adduktoren ■ exzentrisches Training (Isokinetik, Slide) der Adduktoren ■ komplexes Koordinationstraining ■ Hypertrophietraining der Gesäßmuskulatur ■ Kraftausdauertraining der Abduktoren in funktionellen Ausgangspositionen ■ exzentrisch-konzentrisches Training der Adduktoren (z. B. mit Slide) ■ Sprünge, Sprints und Ausfallschritte vor- und seitwärts und Schrittsprünge
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Akuter Achselvenenstau
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A
■ ■
selbstständiges Dehnen Laufschulung Laufen zur Verbesserung der allgemeinen Ausdauer
Akuter Achselvenenstau Synonyme Paget-Schroetter-Syndrom, Achselvenenthrombose, engl.: Paget-Schroetter syndrome. Definition Mechanische Abflussbehinderung der Armvenen (Vena axillaris oder subclavia) durch einen akuten Blutpfropfen (Thrombose). Entstehungsmechanismus ■ nach anstrengenden Armbewegungen, z. B. Tennis, Turnen, Gewichtheben, Kegeln ■ häufig bei Jugendlichen ■ beim Gewichtheber besteht gelegentlich durch eine Hypertrophie der Halsmuskulatur ein Engpass-Syndrom (Thoracic-outlet-Syndrom, → Kompressions-Syndrom der Brustkorbspitze), welches ebenfalls zum Blutpfropfen in der Vene führt Symptome ■ Spannungsschmerz, Schweregefühl ■ Schwellung der Oberarm-/Schulterpartie ■ Pulsabschwächung ■ vermehrte Venenzeichnung über dem Brustmuskel (Musculus pectoralis) Therapeutische Maßnahmen ■ Kompressionsbandagierung ■ spontane Rückbildung der Beschwerden durch guten Umgehungskreislauf ist möglich
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■ ■
ggf. Gerinnungshemmung des Blutes durch Heparingaben im Einzelfall kann die Entfernung des Blutpfropfen (Thrombus) notwendig werden
Akutes KompartmentSyndrom Synonyme Engl.: acute compartment syndrome. Definition Bei den traumatischen KompartmentSyndromen sind zwei Formen zu unterscheiden. Ein drohendes KompartmentSyndrom besteht, wenn Gefühlsstörung und Lähmung diskret ausgeprägt sind und die Differenz zwischen (diastolisch arteriellem) Blutdruck und Muskellogendruck 20 mmHg nicht unterschreiten. Beträgt die Druckdifferenz weniger als 20 mmHg und sind die neurologischen Symptome voll ausgeprägt, so ist das Kompartment-Syndrom manifest. Abzugrenzen ist das chronische, funktionelle Kompartment-Syndrom (z. B. Langstreckenläufer) mit zunehmenden Schmerzen bei körperlicher Belastung aufgrund steigenden Muskellogendruckes bei zu enger Muskelhülle. Das funktionelle Kompartment-Syndrom kann in ein akutes übergehen. Entstehungsmechanismus Die Ursachen für das Auftreten von Kompartment-Syndromen sind vielfältig. Brüche, Gefäßverletzungen, Blutungen, Thrombosen und Entzündungen können zu einer Inhaltsvermehrung eines Muskelkompartmentes führen. In dem geschlossenen Raum einer Muskelloge führt dies zu einem erhöhten
A
Akutes Kompartment-Syndrom
Abb. 9. Druckmessung beim Kompartment-Syndrom
Abb. 10. Sonographiebild: Kompartment-Syndrom
Gewebedruck mit Verminderung der Gewebedurchblutung, welche eine Störung der neuromuskulären Funktion erzeugt. Insbesondere Mehretagenfrakturen oder Schwerverletzte mit massiven geschlossenen Weichteilverletzungen haben ein hohes Risiko. Komprimierende Verbände, Schienen oder fehlerhafte Lagerung können ein Kompartment verkleinern und so ebenfalls zu einer Störung der Mikrodurchblutung führen.
Abb. 11. Operative Entlastung beim Kompartment-Syndrom
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Apophysenabriss
Symptome ■ bohrender Schmerz, der mit Dehnung der betroffenen Muskulatur zunimmt ■ erstes Zeichen eines Nervenschadens ist meist eine Gefühlsstörung ■ eine Lähmung ist als Spätsymptom anzusehen ■ die Pulse sind in der Regel lange Zeit tastbar
A
Therapeutische Maßnahmen Operativ. Notfallmäßige Kompartmentspaltung.
! Nicht erkannte oder zu spät behandelte Kompartment-Syndrome können schwerwiegende Folgen haben, wie Muskeltod und nachfolgende Kontrakturen, Nervenschäden, Amputationen und in extremen Fällen Schockreaktion bis hin zum Multiorganversagen.
Abb. 12. Schalenförmiger Abrissbruch des unteren Sitzbeinastes (wurde konservativ ausbehandelt)
Symptome ■ plötzlich einsetzende, messerstichartige Schmerzen ■ Unfähigkeit eine Bewegung weiter auszuüben ■ Schwellung, Hämatom ■ eingeschränkte Funktion der benachbarten Gelenke
Apophysenabriss Synonyme Abrissfraktur, engl.: apophysis-avulsionfracture. Definition Knöcherner Ausriss einer Sehne oder eines Bandes im Jugendalter. Entstehungsmechanismus Kräftige, ruckartige Bewegungen beim Sport können zu Abrissbrüchen starker Sehnen und Bänder am Knochen führen. Knochenvorsprünge (z. B. Rectusfemoris-Abriss mit unterem, vorderen Darmbeinstachel beim Sprinter) sind Schwachstellen.
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Therapeutische Maßnahmen Akut. P.E.C.H.-Schema (s. Anwendungen) Konservativ. Bei kleinen Abrissbrüchen ohne großen Funktionsverlust: Teilbelastung unterhalb der Schmerzgrenze, frühfunktionell (z. B. kleinere Abrissbrüche des Oberschenkelstreckers und -beugers). Operativ. Bei großen Abrissbrüchen mit Funktionsverlust, bei knöchernen Achillessehnen- oder Patellasehnenabrissen. Nachbehandlung mit Komplextherapie.
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Arthrose, primäre
Arthrose, primäre Synonyme Degenerative Gelenkveränderungen, idiopathische Arthrose, engl.: primary arthrosis. Definition Missverhältnis zwischen Belastbarkeit und Belastung, wodurch es zum Untergang von Knorpelzellen kommt. Entstehungsmechanismus Die eigentliche Ursache für die Entstehung ist nicht bekannt. Symptome ■ Stadium 1: belastungsabhängige Schmerzen ■ Stadium 2: Bewegungsschmerzen ■ Stadium 3: Ruheschmerzen allgemeine Symptome: ■ Schmerzen ■ Kapselschwellung ■ Muskelverspannung ■ Muskelverkürzung ■ Gelenkerguss ■ Kapselschrumpfung und Bewegungseinschränkung ■ Deformität und Instabilität des Gelenkes Therapeutische Maßnahmen Akut ■ ggf. Punktion des Gelenkes ■ Infiltration von Dexamethason oder Triamcinilon (10–40 mg) intra- und periartikulär; danach kühlender Verband z. B. Zinkleimverband für 48 Stunden und Teilbelastung 2 UAG ■ Abschwellende Salbenverbände zur Nacht nach 2 Tagen
Chronisch. Hyaluronsäure in das Gelenk spritzen als sog. „Spritzenkur“ z. B. 5 i. a. Spritzen im Abstand von 10 Tagen; Kombination mit sog. Pulsierender Signaltherapie (PST) 10 Sitzungen in 2 Wochen (sehr hohe Kosten!). Medikamente. Diclofenac 75 mg 2×1/d für 8 Tage, Glucosamin-Chondroitinsulfat, Vitamin E. Orthopädische Hilfsmittel. Z. B. Einlagen, Schuhzurichtung mit Innen- (bei XBein) oder Außenranderhöhung (beim O-Bein), Pufferabsätze, Abrollhilfe, Führungsschienen, Bandagen, Gehstützen und Gehwagen. Selten im Alter auch orthetische Versorgung bei massiver Instabilität notwendig. Operative Möglichkeiten: ■ arthroskopisches Anbohren des defekten Knorpels nach Pridie oder Mikrofrakturierung und/oder Gelenktoilette ■ Knorpeltransplantationen (z. B. Mosaikplastik, autologe Chondrocytentransplantation (ACT)) bei örtlich begrenztem Knorpelschaden ■ endoprothetischer Ersatz z. B. künstliches Hüftgelenk (HTEP) oder Knieprothese (Schlittenprothese) Beim Sportler kann ein Knorpelschaden das Ende der Kariere bedeuten. Gerade in der Arthrosetherapie wird viel propagiert mit sog. „Neuentwicklungen“ z. B. PST, Knorpeltransplantation, Meniskustransplantationen) und damit auch zu früh Hoffnung gemacht. Eine Heilung ist z. Zt. noch nicht sichermöglich.
!
Medikamente. Diclofenac 75 mg 2×1/d für 8 Tage.
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Arthrose, primäre
Komplextherapie
A
Strukturelle Veränderungen ■ mehr oder weniger starke Destruktion des Gelenkknorpels (Grad I–IV) mit Verringerung des Gelenkspaltes ■ osteophytäre Ausziehungen, die strukturell das Bewegungsausmaß einschränken können ■ bei Bewegungseinschränkungen über lange Zeit (Beispiel: Streckdefizit im Hüftgelenk) kommt es zu echter Verkürzung der Muskulatur durch kompensatorischen Längenverlust ■ Sekundärdegeneration weiterer Strukturen durch die Schmerzkompensation (Schonhaltung) Funktionelle Veränderungen ■ mehr oder weniger deutliche Veränderung der Normomotorik (normale Alltagsbewegungen) durch Schonhaltungen, die Reizzustände in aktiven und passiven Strukturen hervorrufen (Muskulatur, Bandscheiben, Menisken etc.) KG Ziele ■ Entlastung der belasteten knorpeligen Struktur im Sinne der Schmerzreduktion ■ Verbesserung des Kraftwertes insuffizienter Muskulatur ■ Entlastung der überreizten Strukturen ■ Korrektur und Verbesserung der Funktionsbewegungen Inhalte ■ Manuelle Therapie (hier: v. a. Traktion, Kompression und translatorisches Gleiten) ■ Muskelkräftigung (z. B. M. glutaeus medius (isometrisch in Mittelstellung) bei Koxarthrose) ■ Querfriktion und andere Massagetechniken
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■
Bahnung und Erlernen zunächst von Teilaspekten einer komplexen Bewegung bis hin zum Gesamtbewegungsablauf (propriozeptives Training)
Informationsaustausch über Kraftwerte der relevanten Muskulatur, über das Bewegungsausmaß der betroffenen Gelenke sowie gemeinsames Überprüfen der Schmerzkompensationen (Schonhaltung).
MTT Ziele Erhaltung des schmerzfreien Bewegungsausmaßes ■ Tonusreduktion der hypertonen Muskulatur ■ Verbesserung der Koordination ■ Erhöhung des allgemeinen und lokalen Stoffwechsels ■ Verbesserung der ADL’s ■ Kraftaufbau der benachbarten Muskelgruppen ■ Verbesserung des Gangbildes ■
Inhalte ■ Dehnung der hypertonen Muskulatur ■ funktionelle Kräftigung der zu schwachen Muskulatur (i. d. R. der Gegenspieler der hypertonen Muskulatur) ■ Koordinationsübungen auf unterschiedlichen Unterlagen und in unterschiedlichen ASTE (propriozeptives Training) ■ Kraftausdauertraining in der geschlossenen Bewegungskette und auch selektiv ■ Aqua-Jogging ■ Training alltagsspezifischer Bewegungsabläufe ■ Oberkörper- bzw. Fahrrad-Ergometertraining
A
Äußere Kapsel-Band-Verletzung am Sprunggelenk
Arthrose, sekundäre Synonyme Erworbene Arthrose, engl.: secondary arthrosis. Definition → Arthrose, primäre Entstehungsmechanismus Ursachen sind bekannt: ■ Achsenabweichung, z. B. O-Bein oder X-Bein ■ anlagebedingte Veränderungen und Krankheiten ■ Überlastungen, Traumen, entzündliche Gelenkprozesse ■ stoffwechselbedingte und ■ hormonell bedingte Erkrankungen Symptome → Arthrose, primäre Therapeutische Maßnahmen ■ Grunderkrankung behandeln z. B. operative Achskorrekturen ■ symptomatische Therapieformen (siehe → Arthrose, primäre)
Definition Verletzung der Außenbänder und der Kapsel am Sprunggelenk. Entstehungsmechanismus Fuß knickt nach innen um, sog. Supinationstrauma (Abb. 13). Symptome ■ Schwellung manchmal bis Hühnereigröße der äußeren Kapsel unter dem Außenknöchel ■ nach einigen Stunden sind Schwellung des gesamten Fußes und Blaufärbung bis an die äußere Fußsohle und Wadenbein möglich ■ schmerzhafte Bewegungseinschränkung des Sprunggelenkes, insbesondere für das Senken und Einwärtsdrehen des Fußes ■ äußere Aufklappbarkeit und Sprungbeinvorschub vermehrt Therapeutische Maßnahmen Sofortmaßnahmen ■ P.E.C.H.-Schema (s. Anwendungen)
Außenbandriss → Äußere Kapsel-Band-Verletzung am Sprunggelenk
Äußere Kapsel-BandVerletzung am Sprunggelenk Synonyme Fibulare Kapselband-Verletzung, Außenbandruptur, engl.: damage of lateral collateral ligament of the ankle joint.
Abb. 13. Demonstrierter Unfallmechanismus beim sogenannten Supinationstrauma
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Äußere Kapsel-Band-Verletzung am Sprunggelenk
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A
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■ ■ ■
erst danach duschen (kurz und nicht warm) ggf. Gelenkpunktion, danach Infiltration mit 1 A. Traumeel i.a., falls keine Punktion 1–2 A. Traumeel i.v. oder an die äußere Kapsel Zinkleim oder Umane Schlickbindenverband, Mullbinde darüber ggf. Entlastung an 2 UAG (kein falscher Stolz bei sehr starker Schwellung) zur Nacht: Kryotherapie, Bein über Herzniveau lagern
des sportartspezifischen Trainings mit Tape bzw. einer Orthese möglich ■
■ ■ ■
Medikamente. Enzym-Dragees 5×3/d für 14 Tage, Ibuprofen 600 mg 3×1/d für 14 Tage.
Literaturergebnisse zeigen vergleichbare Erfolge nach operativer und konservativer Behandlung operative Risiken und Komplikationen (z. B. Infektion) Gipsruhigstellung nicht unbedingt erforderlich bei verzögertem Heilverlauf MRTKontrolle zum Ausschluss einer Knorpelläsion
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Komplextherapie
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sofortiger Abbruch der sportlichen Betätigung keine lange Steh- und/oder Gehbelastung (kein Discobesuch) kein Alkohol nicht heiß duschen bei Nichtbeachtung Verlängerung des Heilungsprozesses
In Abhängigkeit von der Schwellung an den folgenden Tagen: ■ z. B. Umane Schlickbinden- und Tapeverbände, nach Komplextherapie erneuern (Gefäß-Nervensituation beachten, d. h. nicht abschnürend wickeln) ■ Gehstützen mit Teilbelastung weiter benutzen Nach Abschwellung: ■ bei geringer Instabilität Tapeverband nicht mehr täglich erneuern, alternativ Orthese Tag und Nacht für 14 Tage tragen ■ bei ausgeprägter Instabilität Tape und Orthese kombinieren für 3–6 Wochen ■ bei reizlosem Gelenk ohne Schmerz, guter koordinativ-muskulärer Kompensation der in Heilung befindlichen Bänder ist eine sukzessive Aufnahme
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Entzündungsphase Ziele Abschwellung ■ Entzündungshemmung ■ Resorptionsunterstützung
KG
■
Inhalte ■ P.E.C.H.-Schema (s. Anwendungen) ■ Manuelle Lymphdrainage ■ passive Mobilisation Informationsaustausch über aktives und passives Bewegungsausmaß im schmerzfreien Sektor.
MTT Ziele Krafterhaltung nicht betroffener Muskelgruppen ■ Aktivierung des allgemeinen Stoffwechsel ■
Inhalte ■ Kräftigung der kontralateralen Extremität ■ Kräftigung der oberen Extremitäten und des Rumpfes
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Äußere Kapsel-Band-Verletzung am Sprunggelenk
■
Oberkörper-Ergometer-Training
Proliferationsphase KG Ziele ■ wie Entzündungsphase (wenn noch nötig) ■ Verbesserung des schmerzfreien Bewegungsausmaßes ■ aktive Stabilisierung unter Belastungsreduktion (propriozeptives Training überwiegt gegenüber dem Krafttraining) ■ reaktive Bahnung und Kräftigung der betroffenen Muskulatur ■ sukzessive Belastungssteigerung Inhalte ■ wie Entzündungsphase (wenn noch nötig) ■ passive Mobilisation, dann assistiv konzentrisch/exzentrisch ■ ASTE = Sitz bzw. Kavalierstand; Fuß auf stabiler oder instabiler Unterlage (Wackelbrett, Ballkissen etc.) ➡ Pat. soll Fußstellung beibehalten; der Therapeut übt unterschiedlich starken Druck auf Höhe Kniegelenk im Wechsel von allen Seiten ■ PNF (v. a. Fuß-Pattern für Mm. peroneii) ■ Belastungssteigerung bis Vollbelastung (volles Körpergewicht) Informationsaustausch über aktives und passives Bewegungsausmaß im schmerzfreien Sektor, über aktive Stabilisierungsfähigkeit sowie gemeinsame Beurteilung der Schonhaltung.
MTT Ziele ■ lokale Erhöhung des Stoffwechsels ■ Erhaltung des schmerzfreien Bewegungsausmaßes im oberen Sprunggelenk
■ ■ ■
Propriozeptionsschulung ohne Belastung/mit Teilbelastung Krafterhaltung nicht betroffener Muskelgruppen Verbesserung der allgemeinen Ausdauer
Inhalte ■ passives Durchbewegen (Isokinetik) im schmerzfreien Bewegungsausmaß ■ assistive Plantarflexion/Dorsalextension im schmerzfreien Bewegungsausmaß ■ Beinachsentraining in der geschlossenen Bewegungskette ■ Kraftausdauer- bzw. Hypertrophietraining der ipsilateralen Oberschenkel- und Gesäßmuskulatur ■ Aqua-Jogging ■ Training des Rumpfes und der oberen Extremitäten ■ Fahrrad-Ergometer-Training Konsolidierungsphase KG Ziele ■ volle Belastbarkeit und Stabilität im Stand ■ volle Belastbarkeit und Stabilität in der raschen Fortbewegung ■ Kraft- und propriozeptives Training im Verhältnis 1:1 ■ gegen Ende der Phase sportartspezifisches Training Inhalte ■ wie Proliferationsphase aber mit koordinativ anspruchsvolleren Unterlagen (Beispiel: ASTE = große Schrittstellung, vorderer Fuß auf Ballkissen, hinterer Fuß auf Skateboard) und zusätzlichen Bewegungsaufgaben (Ball prellen, werfen, fangen etc.) ■ kontrolliertes Laufen mit raschen Richtungswechseln
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Äußere Kapsel-Band-Verletzung am Sprunggelenk
■
A
■
Sprünge und Niedersprünge in Weichboden und auf Trampolin sportartspezifische Teilaspekte (Wurf-, Schussbewegungen etc.) unter erschwerten Bedingungen auf unebener Unterlage
wie oben
MTT Ziele ■ Propriozeptionsschulung unter Vollbelastung ■ Erhaltung und Stabilisierung des erweiterten, schmerzfreien Bewegungsausmaßes ■ Training funktioneller Bewegungsabläufe ■ Kraftaufbau der Plantarflexoren/Dorsalextensoren und Pronatoren ■ Krafterhaltung nicht betroffener Muskelgruppen ■ Verbesserung der allgemeinen Ausdauer Inhalte ■ Koordinationstraining auf unterschiedlichen Unterlagen und in unterschiedlichen ASTE ■ Dehnen der Wadenmuskulatur ■ Training der kompletten Beinstreckschlinge in der geschlossenen Bewegungskette ■ Gang- und Laufschulung ■ Hypertrophietraining der Pantarflexoren und der Dorsalextensoren ■ isometrisches Training der Pronatoren in unterschiedlichen Gelenkwinkelpositionen ■ Training des Rumpfes und der oberen Extremitäten ■ Aqua-Jogging ■ Beginn sportartspezifischer Belastung ■ Fahrrad-Ergometer-Training
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Remodulierungsphase ➡
I. d. R. keine KG mehr nötig; MTT steht deutlich im Vordergrund.
KG
MTT Ziele ■ Propriozeptions- und Koordinationsschulung ■ Erhaltung und Stabilisierung des vollen Bewegungsausmaßes ■ Training funktioneller Bewegungsabläufe ■ Kraftaufbau der Eversoren/Pronatoren ■ Reaktivkrafttraining der Wadenmuskulatur ■ Verbesserung der allgemeinen Ausdauer Inhalte ■ komplexes Koordinationstraining auf unterschiedlichen Unterlagen und in unterschiedlichen ASTE ■ Dehnen der Wadenmuskulatur ■ Training von Stops und Richtungsänderungen ■ Laufschulung ■ konzentrisches und konzentrisch-exzentrisches Training der Eversoren bzw. Pronatoren ■ konzentrisch-exzentrisches Training der Dorsalextensoren/Plantarflexoren ■ Reaktivkrafttraining der unteren Extremitäten ■ sportartspezifische Belastungen (auch unter erschwerten Bedingungen) ■ Joggen/Lauftraining zur Verbesserung der allgemeinen Ausdauer
B Bakerzyste
■ ■
→ Kniekehlenzyste
Bandlockerung → Chronische Außenbandinsuffizienz am Sprunggelenk
schmerzhafte Bewegungseinschränkung und Belastbarkeit seitenunterschiedliche Stabilität
Therapeutische Maßnahmen Abhängig vom betroffenem Gelenk, Alter des Patienten, ausgeübter Sportart, Leistungsniveau und Schweregrad der Verletzung konservative oder operative Behandlung. Komplextherapie ➡
Bandruptur Synonyme Kapsel-Band-Riss, engl.: ligament tear. Definition Komplette Kontinuitätsunterbrechung eines Bandes mit daraus resultierender Gelenkinstabilität (ein Teilriss unter 50% der Bandstruktur muss keine Instabilität zur Folge haben). Entstehungsmechanismus Durch Gelenkverdrehungen, -verstauchungen, -verrenkungen wirken große Kräfte auf den Bandapparat ein. Dadurch kommt es zu einem Überschreiten des normalen Bewegungsausmaßes des Gelenkes und der Verformbarkeitsgrenze eines Bandes. Es tritt eine Überdehnung und anschließende Bandzerreißung ein. Auch knöcherne Bandausrisse sind möglich. Symptome ■ plötzlicher starker Schmerz ■ Schwellung ■ Bluterguss ■ Druckschmerz ■ Gelenkerguss
Bei Ruptur von Strukturen, die das Gelenk passiv sichern, kommt es zwangsläufig zu Instabilität des betroffenen Gelenkes (passiv wie aktiv); häufig ist die Gelenkkapsel mitbeteiligt, was zwangsläufig zu Entzündungsprozessen und Gelenkerguss führt. → Bandlockerung → Chronische Gelenkinstabilität
Bandscheibenruptur, traumatisch Synonyme Bandscheibenruptur, engl.: disc rupture. Definition Zerreißung der Bandscheibe häufig kombiniert mit einem Bruch im Bereich der Wirbelsäule. Entstehungsmechanismus Überstreck-, Scher- oder Beuge-Zugverletzungen der Wirbelsäule können zur Bandscheibenruptur führen (z. B. Rasanztraumen wie Sturz beim Ski fahren, Skiflug, Reiten, American Football).
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Bandscheibenruptur, traumatisch
Symptome ■ örtlicher Druck-, Klopf-, Stauchungsschmerz ■ Knickbildung der Wirbelsäule in der Seitansicht ■ ggf. Prellmarken ■ Blutergüsse ■ neurologische Ausfälle bis zur Querschnittlähmung ■ Schock, Begleitverletzungen (Bauch, Lunge), lebensbedrohliche Ausfälle (z. B. Atemlähmung) bei einer HWSVerletzung
B
Therapeutische Maßnahmen Vorsicht, akuter Notfall! Beim geringsten Verdacht auf eine solche Verletzung notärztliche Versorgung notwendig, Immobilisation der Wirbelsäule! Sofortmaßnahmen gemäß ABC-Maßnahmen (s.a. Anwendungen), Transport in ein Wirbelsäulenzentrum (Hubschrauber). Komplextherapie ➡
siehe Procedere → Bandscheibenvorfall
Bandscheibenvorfall Synonyme Bandscheibenprolaps, Nucleus pulposusProlaps, engl.: disc herniation.
tritt aus dem Faserring aus (häufig im Rahmen von Bagatellereignissen, jedoch auch durch größere Kraftanstrengungen, z. B. beim Heben schwerer Gegenstände aus dem Rundrücken heraus bei vorgeschädigter Bandscheibe). Symptome In den Rückenmarkskanal vorgefallenes Bandscheibengewebe kann eine Kompression von Nervenwurzeln verursachen mit: ■ Schmerzen, Gefühlsstörungen und motorischen Ausfällen im entsprechenden Nervenversorgungsgebiet ■ Nervendehnungsschmerz (z. B. Schmerzen über das Gesäß bis in den Unterschenkel ausstrahlend beim Anheben des gestreckten Beines, der Langsitz kann nicht eingenommen werden) ■ Schonhaltung ■ schmerzhafte Bewegungseinschränkung der Wirbelsäule Therapeutische Maßnahmen Konservativ, akut ■ Bettruhe, entlastende Lagerung (z. B. Stufenlagerung bei der LWS) ■ Infusionstherapie zur Nacht in 500 ml NaCl (Kochsalzlösung 0,9%) mit: 1 A. Tramadol oder Acetylsalicylsäure 1 A. Vitamin B-Komplex 1 A. Valium 1 A. Magenschutz H2-Blocker 1 A. Urbason 50 mg ■
Definition Vorfall von Bandscheibengewebe durch einen Einriss des Faserringes der Bandscheibe. Entstehungsmechanismus Degenerativ bedingte Flüssigkeitsverluste des Faserringes führen zu Einrissen. Der unter Druck stehende Bandscheibenkern durchdringt die Risse und
26
■
■
Medikamente: z. B. Paracetamol 3×/d, Muskelrelaxans 3×/d 10 Tage (tagsüber) lokale Infiltrationsbehandlung mit: 1 A. Nacl 1 A. Triamcinolon 20 mg 1 A. Traumeel 1 A. Neuraltherapeutikum Interventionelle Therapie: tomographisch (CT, MRT) gesteuerte Nervenwurzel-, Bandscheibenbehandlung
B
Bandscheibenvorfall
Abb. 14. Im MRT gut sichtbarer Bandscheibenvorfall L5/S1 (Pfeil) und eingebrachte Interventionsnadel
Nach Abklingen der akuten Phase: Komplextherapie. Mit der Komplextherapie wird erst dann begonnen, wenn die akuten Beschwerden abgeklungen sind. Operativ, akut ■ beim Cauda-Syndrom (Reithosentaubheit, Lähmungen im Bereich beider Beine, Blasen-, Mastdarmstörung) ■ zunehmende, stark beeinträchtigende Lähmungen ■ ansonsten nur nach Versagen aller konservativen Therapien über mehrere Wochen bis Monate
! Es muss in jedem Fall überprüft wer-
den, inwieweit die sportliche Betätigung, und hier ist insbesondere der Leistungssport zu nennen, bei einem Bandscheibenvorfall fortgeführt werden kann.
Komplextherapie ➡
Die Entwicklung des Vorfalls ist eine chronische Degeneration der Bandscheibe, der eigentliche Vorfall und
Abb. 15. MRT gesteuerte Infiltration: Nacl und Triamcinolon 20 mg neben die Nervenwurzel und den Bandscheibenvorfall
➡
seine Symptomatik – sofern er nicht stumm verläuft – sind akut traumatisch. Der Verlauf ist nicht immer klassisch im Sinne der Übergänge von Phase zu Phase, sondern kann durch gelegentliche „Rückschläge“ mit Verstärkung der Symptome bestimmt sein.
27
Bandscheibenvorfall
Entzündungsphase
B
KG Ziele ■ Schmerzreduktion ■ Entkrampfung der Muskulatur ■ segmentale Stabilisation, wenn schmerzfrei möglich ■ Transfers Inhalte Lagerung
■
! In der Frühphase kein Schlingentisch mit starker Traktion.
■
Aktivierung des allgemeinen Stoffwechsels
Inhalte Haltungs- und Bewegungsschulung mit Fremd- und Eigenkontrolle ■ Kraftausdauertraining des M. latissimus dorsi, des unteren Trapezius und der Mm. rhomboidei in gesicherten Ausgangsstellungen im Sitz oder Halbsitz ■ Fahrrad-Ergometer bzw. OberkörperErgometer-Training (evtl. Liegefahrrad-Ergometer) ■
Proliferationsphase ■ ■ ■ ■
■
evtl. manuelle Traktion aus der hubfreien Ausgangsstellung Wärmetherapie, wenn tolerierbar Massage, wenn Lagerung schmerzfrei möglich ist willkürliche isometrische Anspannung des M. erector spinae in der Prolapsregion mit taktiler Hilfe (hier oft deutliche segmentale Instabilitätszeichen i. S. einer verzögerten und weniger kräftigen Kontraktion auf der Prolapsseite) Umlagerungen (Transfers) von der Rückenlage zur Seitenlage, zum Sitz, zum Stand und umgekehrt.
Informationsaustausch über Schmerzzustand, hier v. a. bezüglich der schmerzauslösenden Haltung, da diese in der MTT unbedingt vermieden werden soll (evtl. muss in Stufenbettlagerung am Zugapparat begonnen werden).
MTT Ziele ■ Verbesserung der Körperwahrnehmung ■ Haltungsverbesserung ■ Kraftaufbau der Schulterblattmuskulatur (in die Aufrichtung)
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KG Ziele Schmerzlinderung (evtl. noch durch Lagerung) ■ segmentale Stabilisation ■ Extensionsübungen ■ Entkrampfung der verspannten Muskulatur ■ Entlastung ■ Haltungskorrektur und Ausschaltung von Schmerzkompensationen ■
Inhalte evtl. noch Stufenbettlagerung ■ rhythmische Stabilisation in Rückenlage oder Seitenlage über lange Hebel (Arme/Beine) oder über Schulterblatt- und Beckenpattern (hier v. a. Bahnung der Mm. rotatores und multifidii, die durch die Schmerzsymptomatik auf Segmenthöhe reflektorisch an Koordinationsfähigkeit und somit an Stabilisationsfähigkeit verlieren ■ Extensionsübungen im Sinne von „pumping-up“ nach MCKENZIE ■ Querfriktion M. piriformis und M. quadratus lumborum (für LWS) sowie M. levator scapulae und M. scalenus medius (für HWS) ■
B
Bandscheibenvorfall
■
■
■ ■
Manuelle Therapie (v. a. Traktion, hubfrei evtl. schon segmentale Flexionsmobilisation möglich) Aufrichtung im Sitz (nach Zahnradmodell von BRÜGGER), evtl. mit Eigenkorrektur mittels Spiegel Wärmetherapie Elektrotherapie (hier v. a. detonisierend und schmerzüberdeckend – Mittelfrequenz, TENS etc.)
Informationsaustausch v. a. über die möglichen beschwerdefreien Übungshaltungen (abgestützter Sitz, freier Sitz etc.) und über die Tolerierbarkeit von Widerstandsübungen in den unterschiedlichen ASTE.
MTT Ziele ■ Kraftaufbau der Rumpfmuskulatur ■ weiterer Kraftaufbau der Schulterblattmuskulatur ■ Kraftaufbau der Hüftextensoren ■ Verbesserung der Propriozeption ■ Abbau von Kompensationshaltungen ■ Verbesserung der allgemeinen Ausdauer Inhalte ■ isometrisches Training der Rumpfrotatoren ■ isometrisches Training der Rückenmuskulatur in schmerzfreien Positionen ■ isometrisches Training der geraden Bauchmuskulatur in schmerzfreien Positionen ■ Kraftausdauertraining der Hüftextensoren im schmerzfreien Bewegungsausmaß ■ Haltungs- und Bewegungsschulung mit Fremd- und Eigenkontrolle ■ propriozeptives Training auf unterschiedlichen Unterlagen und in unterschiedlichen ASTE
■
■
Kraftausdauertraining des M. latissimus dorsi, des unteren Trapezius und der Mm. rhomboidei Fahrrad-Ergometer-Training
Konsolidierungsphase KG Ziele Stabilisation – zunehmend auch in stärker belastenden Ausgangsstellungen ■ segmentale Mobilisation ■ Kräftigung ■ Lösen der muskulären Verspannungen ■
Inhalte rhythmische Stabilisation jetzt auch im Sitz und Stand mit Widerstand am kurzen und langen Hebel ■ Manuelle Therapie – hier auch Flexionsmobilisation aus der Seitenlage (gegen Ende der Phase hubfreie Rotationsmobilisation) ■ PNF (v. a. Pattern mit overflow in die Rückenmuskulatur) ■ Massage und Elektrotherapie wie oben ■
Informationsaustausch hier v. a. bezüglich der Rotationsfähigkeit unter Belastung der Bandscheiben (Sitz und Stand) und vollem Bewegungsausmaß gegen Widerstand.
MTT Ziele ■ weitere Stabilisation der gesamten Wirbelsäule ■ weiterer Kraftaufbau der Rumpf-, Schulter- und Gesäßmuskulatur ■ weitere Verbesserung der Propriozeption und Koordination ■ Eingliederung des Rumpfes in funktionelle Bewegungsabläufe ■ Eingliederung des Rumpfes in sportartspezifische Bewegungsabläufe unter erleichterten Bedingungen
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Bandscheibenvorfall
■ ■
B
Verbesserung der ADL’s Verbesserung der allgemeinen Ausdauer
Inhalte ■ propriozeptives Training auf unterschiedlichen Unterlagen und in unterschiedlichen ASTE unter erschwerten Bedingungen ■ Hypertrophietraining des M. latissimus dorsi, des unteren Trapezius, der Mm. rhomboidei und der Hüftextensoren ■ Kraftausdauertraining der Hüftabduktoren in funktionellen Ausgangsstellungen ■ Kraftausdauer-, bzw. Hypertrophietraining der Rückenmuskulatur und der Bauchmuskulatur im schmerzfreien Bewegungsausmaß ■ Kraftausdauertraining der gesamten Rumpfmuskulatur durch Bewegungsabläufe in komplexen Funktionsketten ■ Training von sportartspezifischen Bewegungsabläufen mit Teilbelastung (reduzierter Bewegungsgeschwindigkeit etc.) ■ selbstständiges Dehnen ■ Training von ADL’s mit Zusatzbelastung ■ Kraftausdauertraining der Rumpfrotatoren ■ Bodyblade-Training der gesamten Rumpfmuskulatur (speziell Rumpfrotatoren) ■ Laufschule ■ Fahrrad-Ergometer-Training
wie oben MTT Ziele ■ volle Stabilität der gesamten Wirbelsäule bei funktionellen Bewegungsabläufen ■ volle Belastbarkeit und volle sportartspezifische Belastung Inhalte Hypertrophietraining der Rückenmuskulatur, der Bauchmuskulatur und der Gesäßmuskulatur ■ exzentrisches Training der Rückenmuskulatur ■ konzentrisch-exzentrisches Training der Rückenmuskulatur und der Bauchmuskulatur ■ konzentrisch-exzentrisches Training der Rumpfrotatoren ■ Kraftausdauertraining der Hüftabduktoren in funktionellen Ausgangsstellungen ■ selbstständiges Dehnen ■ Lauf- und Sprungschulung ■ Training von sportartspezifischen Bewegungsabläufen unter erschwerten Bedingungen, bzw. mit Zusatzbelastung ■ Laufen zur Verbesserung der allgemeinen Ausdauer ■
Bankart-Läsion
Remodulierungsphase KG
➡
➡
30
I. d. R. keine KG mehr nötig; MTT steht deutlich im Vordergrund (MTT hier auch i. S. der Rückenschule). Wenn KG erforderlich, dann gleiche Ziele und Inhalte wie in Konsolidierung.
Synonyme Knöcherner Pfannenausriss des Schultergelenks, engl.: bankart lesion. Definition Nach Schultergelenkverrenkung als Begleitverletzung, selten isoliert vorkommend.
B
Bankart-Läsion
Entstehungsmechanismus → Schultergelenkverrenkung. Symptome → Schultergelenkverrenkung Therapeutische Maßnahmen → Schultergelenkverrenkung Komplextherapie ➡
Je nach Größe des Traumas und Art der Versorgung (konservativ/operativ) kann es zu mehrwöchiger Ruhigstellung mittels Verbänden (i. d. R. 4 Wochen) und zu Lagerung im SchulterArm Verband (Gilchrist) kommen.
■
Lösen von muskulären Verspannungen des Schultergürtels
Inhalte passive Mobilisation im schmerzfreien Sektor jedoch unter Ausschluss der Außenrotation (i. d. R. 60° Abduktion und 60° Elevation) ■ Querfriktion an den Insertionsstellen (hier meist M. subscapularis) ■ Beginn der aktiven Stabilisierung durch rhythmische Stabilisation zunächst in der geschlossenen, dann auch in der offenen Bewegungskette, jedoch ohne Mobilisation ■ Massage des Schultergürtels ■ bei hartnäckigen Verspannungen auch Wärmetherapie ■
Entzündungsphase KG Ziele ■ Schmerzreduktion ■ schnellstmögliche Überwindung der Phase ■ Tonuserhalt Inhalte ■ Kryotherapie ■ evtl. schon isometrische Muskelanspannung Kein Informationsaustausch nötig, da Immobilisation. Proliferationsphase KG Ziele ■ Haltungskorrektur (Pat. meist in kompensatorischer Schonhaltung; hier: Protraktion Schulter und stärkere Kyphosierung der BWS) ■ Erhalt der Gelenkmobilität ■ Behandlung der Muskelansatzreizungen ■ Stabilisation
Informationsaustausch über passives Bewegungsausmaß und Durchführung der aktiven Stabilisierung zur Fortsetzung in der MTT.
MTT Ziele Erhaltung des schmerzfreien Bewegungsausmaßes ■ Verbesserung der Propriozeption ■ Verbesserung der Körperwahrnehmung ■ Kraftaufbau der Schulterdepressoren, -innenrotatoren, und der Schulterblattmuskulatur ■ Kraftaufbau der Rumpfmuskulatur ■ Kraftaufbau der Oberarmmuskulatur ■ Aktivierung des lokalen und allgemeinen Stoffwechsels ■
Inhalte passive Isokinetik der Schulterab-, -adduktion, der Schulterextension und -flexion und der Schulterrotation (maximal bis Nullstellung) im schmerzfreien Bewegungsausmaß ■ Kraftausdauer-, bzw. Hypertrophietraining der Rückenmuskulatur unter ■
31
Bankart-Läsion
■
B ■ ■
■ ■
Berücksichtigung der Verletzung (Aufrichtung) isometrisches Training der Schulterinnenrotatoren (in ca. 20° Abduktion) und der Mm. rhomboidei Kraftausdauertraining des M. biceps und M. triceps brachii Kraftausdauertraining des M. latissimus dorsi im schmerzfreien Bewegungsausmaß Fahrrad-Ergometer-Training Oberkörper-Ergometer-Training
■ ■ ■ ■ ■
■ ■
Konsolidierungsphase ■
KG Ziele ■ Verbesserung von aktivem und passivem Bewegungsausmaß (ab hier auch inkl. Außenrotation) ■ Kraftzuwachs ■ Stabilität ■ Lösen muskulärer Verspannungen des Schultergürtels ■ Ausschalten von Kompensationsbewegungen Inhalte Manuelle Therapie für Humeroskapulargelenk sowie AC- und SC-Gelenk ■ aktive Stabilisierung durch rhythmische Stabilisation in der offenen Bewegungskette ■ PNF (alle Pattern) ■ Haltungskorrektur (auch mit Spiegel) ■ analytische Dehnung des M. pectoralis major (auch MTT) ■
Informationsaustausch über Bewegungsausmaß und Reaktion auf Krafttraining.
MTT Ziele ■ Erhaltung des verbesserten schmerzfreien Bewegungsausmaßes
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weiterer Kraftaufbau der Rumpfmuskulatur Verbesserung der Propriozeption Abbau von Schonhaltung und Kompensationsbewegungen weiterer Kraftaufbau der Oberarmund der Schulterblattmuskulatur weiterer Kraftaufbau der Schulterdepressoren und Innenrotatoren sowie Kraftaufbau der Außenrotatoren Kraftaufbau der Schulterabduktoren und -extensoren Eingliederung der oberen Extremität in funktionelle Bewegungsabläufe Verbesserung der allgemeinen Ausdauer
Inhalte Kraftausdauertraining des M. latissimus dorsi und der Schulterinnenrotatoren (in ca. 20° Abduktion) im schmerzfreien Bewegungsausmaß ■ Hypertrophietraining der Rückenmuskulatur (Aufrichtung) ■ Kraftausdauertraining der Mm. rhomboidei, des M. serratus anterior und des unteren Trapeziusanteils ■ Haltungs- und Bewegungsschulung mit Fremd- und Eigenkontrolle ■ isometrisches Training des M. supraspinatus, des M. deltoideus und der Außenrotatoren (in ca. 20° Abduktion) in unterschiedlichen, schmerzfreien Gelenkpositionen ■ Hypertrophietraining des M. biceps und M. triceps brachii ■ konzentrisches, später konzentrischexzentrisches Training (Isokinetik) der oberen Extremität in geschlossener Bewegungskette (Schub- und Zugbelastung) ■ Stützarbeit mit Teilbelastung ■ selbstständiges Dehnen ■ Kraftausdauertraining von Bewegungsabläufen in komplexen Funktionsketten unter erleichterten Bedingungen ■
B
Baseball-Finger
■ ■
Oberkörper-Ergometer-Training Fahrrad-Ergometer-Training
■ ■
Remodulierungsphase
■ ■
KG
➡
I. d. R. keine KG mehr nötig; MTT steht deutlich im Vordergrund.
Inhalte PNF (hier v. a. auch endgradig in Flexion/Abduktion/Außenrotation sowie Betonung Außenrotation) Informationsaustausch nur bei Problemfällen nötig.
MTT Ziele ■ volle Belastbarkeit und volle sportartspezifische Belastung der oberen Extremität Inhalte ■ exzentrisches und konzentrisch-exzentrisches Training der gesamten Schultermuskulatur ■ Bodyblade-Training der Schultermuskulatur ■ Hypertrophietraining der Schulterdepressoren und der Schulterblattmuskulatur ■ Stützarbeit mit voller bzw. mit Zusatzbelastung ■ Reaktivkrafttraining der oberen Extremität in geschlossener und offener Bewegungskette ■ Training sportartspezifischer Bewegungsabläufe später auch mit Zusatzbelastung bzw. unter erschwerten Bedingungen ■ Hypertrophietraining der Schulterinnen- und Außenrotatoren in Neutralposition und in 90° Abduktion ■ exzentrisches Training der Schulteraußenrotatoren in Neutralposition und in 90° Abduktion
Überkopftraining der betroffenen Extremität selbstständiges Dehnen Oberkörper-Ergometer-Training Laufen zur Verbesserung der allgemeinen Ausdauer
Baseball-Finger Synonyme Fingerstrecksehnenabriss, Hammer-, Kricketfinger, engl.: baseball finger, drop finger, mallet finger. Definition Bruch des Endgliedes mit gleichzeitigem knöchernen Strecksehnenabriss. Entstehungsmechanismus Der Ball schlägt innenhandseitig an die Fingerspitze, und das Endglied des ausgestreckten Fingers wird nach hinten gebogen. Symptome ■ Schmerzen im Fingerendgelenk ■ Schwellung und Hämatom ■ Endglied kann nicht mehr gestreckt werden und hängt nach unten Therapeutische Maßnahmen Konservativ. Kühlung; Anlegen einer Stack’schen Schiene für insgesamt 4–6 Wochen. Medikamente. Diclofenac 50 2×1/d für 3 Tage. Operativ. Streckdefizite über 30° erfordern die Sehnennaht.
33
Bauchmuskelzerrung
Bauchmuskelzerrung Synonyme Engl.: strained abdominal muscles.
B
Definition Zerrung der geraden oder schrägen Bauchmuskulatur. → Muskelzerrung. Entstehungsmechanismus Durch plötzliche Kraftanstrengung, z. B. Aufschlag beim Tennis oder durch intensives Bauchmuskeltraining, durch direkte Gewalteinwirkung auch Risse möglich (s. Abb. 16ab).
a
Symptome ■ starke Schmerzen in der Bauchregion unmittelbar nach dem Ereignis, selten auch mit 24 h Verspätung ■ Schmerzen beim Husten, Lachen und beim Pressen auf der Toilette Therapeutische Maßnahmen Sportverbot in Abhängigkeit der Schmerzen ■ heiße Rolle, Moorpackungen ■ Rheuma-Bad ■ Wärmesalbe ■ Elektrotherapie ■ Infusion mit 2 A. Actovegin und 2 A. Traumeel in 250 ml NaCl-Lösung ■
Medikamente. Diclofenac 75 SL 1×1/d für 3 Tage.
b Abb. 16ab. Bauchmuskelteilriss in der unteren Bauchmuskelschicht des rechten Beckenkamms
der Bedeutung, wobei die Dauer dieser Pause stark von dem Ausmaß und der betroffenen Region abhängig ist (bis zu 2 Wochen). → Weiche Leiste Entzündungsphase
! Häufiges Vorkommen bei einer weichen Leiste.
Komplextherapie
Ziele ■ Entlastung ■ Reduktion der Entzündungszeichen Inhalte Ruhigstellung der Muskulatur durch Lagerung (hier Rückenlage mit aufgestellten Beinen) ■ evtl. Wärmebehandlung ■
Wie bei allen Muskelzerrungen ist eine deutliche Belastungsreduktion der verletzten Muskulatur von entscheiden34
KG
B
Bauchmuskelzerrung
Kein Informationsaustausch nötig. Proliferationsphase
■
■ ■
KG Ziele ■ in Abhängigkeit von der Defektgröße (Muskelfaserbündel sind betroffen) noch Ruhigstellung der Muskulatur unter strikter Vermeidung der Dehnung ■ nicht betroffene Muskelgruppen werden belastet ■ Elastizitätsgewinn der betroffenen Muskulatur Inhalte ■ Alltagsmotorik ohne Belastung der Bauchmuskulatur durch Dehnen (nach oben greifen mit Überstreckung der gesamten Wirbelsäule) ist hier möglich – gilt auch für sportliche Belastungsformen, die die Bauchmuskulatur ausklammern ■ leichte Querfriktionen gegen Ende der Phase und bei kleinen Defekten Informationsaustausch über die Belastbarkeit.
MTT Ziele ■ Aktivierung des allgemeinen und lokalen Stoffwechsels ■ Erhaltung des schmerzfreien Bewegungsausmaßes ■ Krafterhaltung nicht betroffener Muskelgruppen ■ Eingliederung der Bauchmuskulatur in funktionelle Bewegungsabläufe ■ Verbesserung der allgemeinen Ausdauer Inhalte ■ Fahrrad-Ergometer-Training ■ Oberkörper-Ergometer-Training
■
konzentrisches Training (Isokinetik) der Rückenmuskulatur im schmerzfreien Bewegungsausmaß Kräftigung der unteren Extremitäten isometrisches Training der Bauchmuskulatur in schmerzfreien Positionen Kräftigung der oberen Extremitäten unter Einbeziehung der gesamten Rumpfmuskulatur
Konsolidierungsphase KG Ziele ■ Elastizitätsgewinn ■ Kraftgewinn – am Ende der Phase volle Belastbarkeit Inhalte Querfriktion ■ Dehnung ■ Kräftigung der Bauchmuskulatur ■
wie oben MTT Ziele Kraftaufbau der Bauchmuskulatur ■ Erhaltung des schmerzfreien, falls möglich vollen Bewegungsausmaßes ■ Einbindung der Bauchmuskulatur in komplexe Bewegungsabläufe ■ Verbesserung der allgemeinen Ausdauer ■
Inhalte Bodyblade-Training der Bauch- und Rückenmuskulatur ■ Kraftausdauer- bzw. Hypertrophietraining der Bauchmuskulatur ■ Kräftigung der oberen bzw. unteren Extremitäten unter Einbeziehung der Rumpfmuskulatur ■ submaximales exzentrisches Training (Isokinetik) der Bauchmuskulatur ■
35
Beckenbruch
■ ■
B
weitere Kräftigung der Rückenmuskulatur Lauftraining
Remodulierungsphase
■ ■
ggf. blutiger Urin Benommenheit, Schock möglich
Bewusstlosigkeit,
Therapeutische Maßnahmen ABC-Maßnahmen (s. Anwendungen) ■ Infusion mit 500 ml NaCl (Kochsalzlösung) anlegen ■ nichts mehr essen und trinken ■ Notarzt verständigen oder sofortige Klinikeinweisung ■ Urinprobe mit Teststreifen auf Blut ■ je nach Bruchtyp konservative-frühfunktionelle Komplextherapie bei stabilen Brüchen oder operative Stabilisierung bei instabilen Brüchen ■ Sportpause zwischen 6 Wochen u. 18 Monaten ■
KG
➡
I. d. R. keine KG mehr nötig; MTT steht deutlich im Vordergrund.
MTT Ziele ■ volle Belastbarkeit der Bauchmuskulatur im vollen Bewegungsausmaß ■ volle sportartspezifische Belastbarkeit Inhalte exzentrisches Training der Bauchmuskulatur ■ Training des Dehnungs-VerkürzungsZyklus der Bauchmuskulatur ■ Training sportartspezifischer Bewegungsabläufe (auch mit Zusatzbelastung) ■
Komplextherapie ➡
Beckenbruch Synonyme Beckenringfrakturen, engl.: pelvic fracture. Definition Bruch des knöchernen Beckens (Mitverletzungen von Blase, Harnleiter, großen Gefäßen sind möglich). Entstehungsmechanismus Erhebliche Gewalteinwirkung: Sturz aus großer Höhe, Hochrasanztraumen (Bob-, Rodel-, Ski-, Automobilrennsportunfälle). Symptome ■ Schmerzen, Schwellung, Hämatom in der Leisten-, Gesäßregion ■ meist Geh- und Belastungsunfähigkeit
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Unterscheidung Beckenrandfraktur (Beckenstatik erhalten – konservative Nachbehandlung) und Beckenringfrakturen (stabil – konservative Nachbehandlung/instabil – operative Versorgung).
Entzündungsphase Ziele (konservative Versorgung) ■ evtl. Entlastung ■ Mobilität ■ Entstauungsmaßnahmen ■ Tonuserhalt Inhalte Bettruhe/Lagerung ■ am Ende der Phase passive Mobilisation der unteren Extremität im schmerzfreien Sektor ■ wechselrhythmisches Strecken und Beugen der Füße ■ isometrische Spannungsübungen ■
KG
B
Beckenbruch
Kein Informationsaustausch nötig, da keine MTT.
■
■
Proliferationsphase ■
KG Ziele ■ Mobilität ■ Belastungssteigerung ■ Kräftigung der Muskulatur der unteren Extremität ■ evtl. Gangschule unter Teilbelastung Inhalte ■ von passiver zu assistiver zu aktiver Mobilisation unter Teilbelastung ■ isometrische Spannungsübungen ■ PNF-Pattern im schmerzfreien Bereich – auch zur Anbahnung der Gangschule (auch mit Hilfsmitteln, wie Theraband etc.) ■ Gangschule auf dem Laufband mit Teilbelastung (Galgen und Hosenträgergurt oder Achselstützen) Informationsaustausch über Teilbelastung und Kraftwerte der relevanten Muskulatur.
MTT Ziele ■ Aktivierung des allgemeinen und lokalen Stoffwechsels ■ Erhaltung des schmerzfreien Bewegungsausmaßes ■ Kraftaufbau der Rumpfmuskulatur ■ Kraftaufbau der Glutealmuskulatur und der gesamten Beinmuskulatur ■ Verbesserung der allgemeinen Ausdauer Inhalte ■ passive Isokinetik der unteren Extremitäten in geschlossener Bewegungskette
■ ■ ■
aktiv-assistive, konzentrische Isokinetik der unteren Extremitäten in geschlossener Bewegungskette isometrisches Training der Rückenund Bauchmuskulatur Kraftausdauertraining der Glutealmuskulatur im schmerzfreien Bewegungsausmaß Kraftausdauer-, bzw. Hypertrophietraining der Oberschenkelmuskulatur Aqua-Jogging Fahrrad-Ergometer-Training (liegend!)
Konsolidierungsphase KG Ziele ■ Verbesserung der Mobilität ■ Verbessserung der Flexibilität ■ Kräftigung ■ Verbesserung des Gangbildes – Gangschule Inhalte Manuelle Therapie (neben der langhebligen passiven Mobilisation hier auch die kurzhebligen Mobilisationsformen, wie Traktion und Translation) ■ Dehnungen (hier v. a. der Adduktoren und Hüftbeuger) ■ PNF-Pattern zur Kräftigung der gesamten Muskulatur der unteren Extremität – auch zur Anbahnung der Gangschule ■ Beüben zunächst von Teilaspekten der Standbeinphase, dann Integration in das gesamte Gangbild ■
Informationsaustausch über Kraftwerte, Bewegungsausmaß der unteren Extremität sowie Analyse der Teilaspekte der Gangphasen.
MTT Ziele Erhaltung des schmerzfreien Bewegungsausmaßes
■
37
Blasenbildung
Weiterer Kraftaufbau der Rumpf- und Beinmuskulatur Kraftaufbau der Hüftabduktoren, Hüftextensoren und Hüftflexoren Schulung von ADL’s Verbesserung des Gangbildes Verbesserung der allgemeinen Ausdauer
■
Inhalte ■ Aqua-Jogging ■ dynamisches Kraftausdauertraining der Rücken- und Bauchmuskulatur im schmerzfreien Bewegungsausmaß ■ Hypertrophietraining der Oberschenkelmuskulatur ■ konzentrisch-exzentrisches Training der unteren Extremitäten in geschlossener Bewegungskette ■ Kraftausdauertraining der Hüftextensoren und Hüftabduktoren selektiv und in funktionellen Ausgangsstellungen ■ Kraftausdauertraining der Hüftflexoren selektiv und in der komplexen Funktionskette ■ Gangschulung mit Fremd- und Eigenkontrolle ■ Training von Alltagsaktivitäten unter erleichterten Bedingungen (speziell: Treppen auf- und absteigen bei reduzierter Stufenhöhe) ■ Kraft- und Ausdauertraining am Treppensteiggerät ■ selbstständiges Dehnen ■ Fahrrad-Ergometer-Training
■
■ ■
B
■ ■ ■
Remodulierungsphase KG Ziele ■ maximale analytische Kräftigung ■ evtl. noch Verbesserung des Gangbildes ■ sportartspezifisches Training Inhalte PNF-Pattern ■ Gangschule wie oben ■
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Integration von sportartspezifischen Teilaspekten und gesamten Bewegungsabläufen
wie oben MTT Ziele normales Gangbild ■ volle Beckenstabilität und Beweglichkeit ■ volle Belastbarkeit ■ Verbesserung der allgemeinen Ausdauer Inhalte Gang- und Laufschulung ■ Kraftausdauer-, bzw. Hypertrophietraining der Rücken- und Bauchmuskulatur ■ Hypertrophietraining der Hüftextensoren und -abduktoren selektiv und in funktionellen Ausgangsstellungen ■ selbstständiges Dehnen ■ Reaktivkrafttraining der unteren Extremitäten ■ sportartspezifisches Training ■ Laufen zur Verbesserung der allgemeinen Ausdauer ■
Blasenbildung Synonyme Engl.: bulla, blister. Definition Bildung von Blasen an mechanisch exponierten Körperstellen, die sich mit Flüssigkeit, z. B. Blut, füllen können. Entstehungsmechanismus ■ zu starker Druck oder Scheuerwirkung ■ schlecht sitzende oder nasse Socken
B
Blumenkohlohr
■ ■ ■ ■
Fremdkörper im Socken (z. B. Sandkörner vom Tennissand) auftragende Naht des Schuhs, neue Schuhe schlecht sitzende Verbände beim Erlernen einer neuen Sportart
Symptome ■ Belastungsschmerzen ■ blutige oder wässrige gefüllte Blase Therapeutische Maßnahmen ■ Desinfektion ■ Abpunktieren der Blase mit steriler Spritze, dadurch bleibt Hautschutz erhalten, d. h. die Haut nicht komplett entfernen, spülen mit Mercuchrom, danach mit Föhn trocknen ■ ggf. für die ersten 2 Tage Sofratüll/ Betaisodonna-Verband ■ Fußbäder mit Pernionium ■ Blasenpflaster bei drohender Blase
! Vorbeugung: ■ ■
Fußpflege, z. B. mit Hirschtalgcreme oder Vaseline Lederschuhe z. B. mit Vaseline einschmieren und über Nacht mit einem Schuhspanner weiten
Blow-out Fracture Synonyme Bruch des Augenhöhlenbodens, Orbitafraktur Definition Der Augapfel fällt in die Augenhöhle. Entstehungsmechanismus Auftreffen von Bällen, Boxschlägen auf die Augenhöhle.
Symptome ■ Auge liegt in Augenhöhle weiter hinten ■ Doppelbilder ■ Schwellung der Lider und Augenbrauen ■ Bluterguss an Lid und Augenbraue (Blaues Auge) und Bindehaut Therapeutische Maßnahmen akut: nasser, kalter Schwamm oder Handtuch danach: ■ weitere Diagnostik durch CT ■ zumeist operativ, selten konservativ → Craniosacrale Osteopathie
Blumenkohlohr Synonyme Ringer-, Boxerohr, engl.: cauliflower ear. Definition Unbehandelter Bluterguss zwischen Knorpel und Knorpelhaut (Othämatom), der zu einer Ohrmuscheldeformierung führt. Entstehungsmechanismus Ablösung der Knorpelhaut vom Knorpel durch Scherkräfte (Stöße, Schläge, Kopfpressgriffe). Symptome Prallelastische Ohrmuschelschwellung, Bluterguss. Therapeutische Maßnahmen ■ P.E.C.H.-Schema (s. Anwendungen) ■ Punktion, ggf. breite Inzision unter sterilen Kautelen und zirkulärer Druckverband für einige Tage, bei Wieder-
39
Blumenkohlohr
auftreten operative Hämatomausräumung und fixierende Naht
B Boxerknöchel Synonyme Bruch des 5. Mittelhandknochens, engl.: boxer’s fracture. Definition Schaftbruch des 5. Mittelhandknochens unterhalb des Köpfchens. Entstehungsmechanismus Folge von Handkantenschlägen beim Boxen, Karate oder Sturz auf die Griffhand beim Tennis, Squash, Hockey. Symptome ■ Schmerzen und Schwellung an der ellenseitigen Handkante ■ Hämatom ■ schmerzhafte Bewegungseinschränkung Therapeutische Maßnahmen ■ P.E.C.H.-Schema (s. Anwendungen) Konservativ. Gipsruhigstellung bei unverschobenen Brüchen für 4–6 Wochen (mit benachbartem Finger). Operativ. Bei Verschiebung der Bruchenden über 30°.
Entzündungsphase KG Ziele ■ Schmerzfreiheit ■ Entstauung ■ Erhalt der Fingerbeweglichkeit ■ Erhalt der Muskelkraft nicht betroffener Muskeln Inhalte Kryotherapie ■ Hochlagerung ■ aktive und passive Mobilisation aller nicht immobilisierten Finger ■ isometrische Anspannung und dynamische Muskelarbeit der nicht betroffenen Muskulatur ■
Informationsaustausch nicht nötig, da noch keine MTT möglich. Proliferationsphase Ziele wie oben Inhalte wie oben
■
Informationsaustausch nicht nötig, da noch keine MTT möglich. Konsolidierungsphase Gipsabnahme
➡
KG Ziele Erarbeiten des Gelenkspiels ■ Verbesserung des Bewegungsausmaßes ■ Verbesserung der Muskelkraft ■
Komplextherapie ➡
Gekennzeichnet durch Immobilisation im Gips (i. d. R. 4 Wochen).
Inhalte Manuelle Therapie (hier als translatorisches Gleiten der einzelnen Handwurzelknochen gegeneinander)
■
40
KG
■
B
Brustbein-/Schlüsselbeinausrenkung
■ ■
aktive und passive Mobilisation im schmerzfreien Sektor Arbeiten gegen Widerstand mit und ohne Kleingeräte; auch PNF mit Betonung Handgelenk und Finger
Informationsaustausch über Bewegungsausmaß und Kraftwerte der relevanten Muskulatur.
■ ■ ■ ■ ■
weitere Kräftigung der angrenzenden Muskelgruppen Eingliederung der Hand in funktionelle Bewegungsabläufe Steigerung der Stabilität der Mittelhand Steigerung des lokalen Stoffwechsels Verbesserung der allgemeinen Ausdauer
Inhalte Kraftausdauer-, bzw. Hypertrophietraining der Fingerextensoren und -flexoren ■ Hypertrophietraining der Unterarmmuskulatur ■ Training von Bewegungsabläufen in der komplexen Funktionskette der oberen Extremität ■ Fingerstütztraining mit Teilbelastung, dann mit gesteigerter Belastung ■ exzentrisches Training der Fingerextensoren und -flexoren ■ Reaktivkrafttraining der Fingerflexoren ■ IK-Training der Fingerflexoren in der geschlossenen Bewegungskette (Kletterwand) ■ Oberkörper-Ergometer-Training ■ Laufen oder Fahrrad-Ergometer-Training ■
MTT Ziele ■ Kraftaufbau der angrenzenden Muskulatur ■ Kraftaufbau der benachbarten Muskelgruppen ■ Aktivierung des lokalen und allgemeinen Stoffwechsels Inhalte ■ Kraftausdauer-, bzw. Hypertrophietraining der Unterarmmuskulatur ■ Hypertrophietraining des M. biceps brachii und des M. triceps brachii der verletzten Extremität ■ Oberkörper-Ergometer-Training ■ Fahrrad-Ergometer-Training Remodulierungsphase KG Ziele ■ wie oben (maximales Bewegungsausmaß als Endziel) ■ normale Kraftwerte als Endziel ■ Reintegration in den Sport Inhalte ■ wie oben mit erhöhten Widerständen wie oben
MTT Ziele ■ Kraftaufbau der Mittelhandmuskulatur
Brustbein-/Schlüsselbeinausrenkung Synonyme Sternoclaviculäre Luxation, engl.: sternoclavicular dyslocation. Definition Teil- oder komplette Verrenkung des Gelenkes zwischen Brustbein/Schlüsselbein.
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Brustbein-/Schlüsselbeinausrenkung
Entstehungsmechanismus Durch direkte Anpralltraumen und Stürze (z. B. beim Ski fahren, Rodeln, Bob fahren, Motorsport, Mountainbiking).
B
Symptome ■ Schmerzen beim Ein- und Ausatmen und Schulterbewegungen ■ Schwellung, ggf. Hämatomverfärbung ■ Druckschmerz im betroffenen Areal ■ Gefühl der Instabilität Therapeutische Maßnahmen P.E.C.H.-Schema (s. Anwendungen)
■
schnellstmögliche Überwindung der Phase
Inhalte ■ Kryotherapie ■ passive Mobilisation im schmerzfreien Sektor Informationsaustausch über das schmerzfreie passive und aktive Bewegungsausmaß.
Konservativ. Bei nicht ausgeprägten Luxationen abschwellende Maßnahmen mit Kühlung in den nächst folgenden Tagen, Ruhigstellung für einige Tage im Schulter-Arm Verband.
MTT Ziele Erhaltung des schmerzfreien Bewegungsausmaßes ■ Krafterhaltung nicht betroffener Muskelgruppen ■ Aktivierung des lokalen und allgemeinen Stoffwechsels
Medikamente. z B. Tramaltropfen 3×40/d, Diclofenac 50 3×1/d für 1 Woche.
■
■
■
Operativ. Bei kompletten vorderen oder hinteren Ausrenkungen.
! Ausschluss einer Lungen- oder Herzverletzung.
Inhalte passive Isokinetik in Schulterflexion/ -extension und Ab-/Adduktion im schmerzfreien Bewegungsausmaß ■ Kraftausdauer-, bzw. Hypertrophietraining der Rückenmuskulatur ■ Fahrrad-Ergometer-Training (evtl. freihändig) Proliferationsphase
Komplextherapie
KG Ziele Erhalt/Verbesserung der Mobilität (passiv) ■ Haltungskorrektur (Pat. meist in kompensatorischer Schonhaltung; hier: Protraktion Schulter und stärkere Kyphosierung der BWS) ■ Behandlung der Muskelansatzreizungen ■ Stabilisation ■ Lösen von muskulären Verspannungen des Schultergürtels ■
➡
Die ersten beiden Phasen können durch Immobilisation im Verband gekennzeichnet sein.
Entzündungsphase KG Ziele ■ Erhalt der Mobilität ■ Schmerzreduktion
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B
Brustbein-/Schlüsselbeinausrenkung
Inhalte ■ passive Mobilisation im schmerzfreien Sektor jedoch unter Ausschluss der Außenrotation ■ Manuelle Therapie (hier v. a. Traktion und dorsokaudale Translation) ■ Querfriktion an den Insertionsstellen (hier meist M. subscapularis) ■ Beginn der aktive Stabilisierung durch rhythmische Stabilisation zunächst in der geschlossenen, dann auch in der offenen Bewegungskette ■ Massage des Schultergürtels ■ bei hartnäckigen Verspannungen auch Wärmetherapie Informationsaustausch über aktives und passives Bewegungsausmaß und Durchführung der aktiven Stabilisierung zur Fortsetzung in der MTT.
■
■ ■
■
■
■ ■
isometrisches Training der Schulterabduktoren und der Schulterflexoren in schmerzfreien Positionen isometrisches Training der Schulteraußenrotatoren in Mittelstellung isometrisches Training des gesamten Schultergürtels in geschlossener Bewegungskette (Stütz und Druckbelastungen) Stütztraining auf unterschiedlichen Unterlagen und in unterschiedlichen ASTE Kraftausdauertraining des M. latissimus dorsi, des unteren Trapezius und der Mm. rhomboidei im schmerzfreien Bewegungsausmaß Oberkörper-Ergometer-Training Fahrrad-Ergometer-Training
Konsolidierungsphase KG Ziele Verbesserung von aktivem und passivem Bewegungsausmaß (ab hier auch inkl. Außenrotation) ■ Kraftzuwachs ■ Stabilität ■ Lösen muskulärer Verspannungen des Schultergürtels ■ Ausschalten von Kompensationsbewegungen ■
MTT Ziele ■ Erhaltung des schmerzfreien Bewegungsausmaßes ■ Verbesserung der Körperwahrnehmung ■ Abbau der Schonhaltung ■ weiterer Kraftaufbau der gesamten Rückenmuskulatur ■ Kraftaufbau der Schulterdepressoren und der Schulterblattmuskulatur ■ Kraftaufbau der Schulterrotatoren ■ Verbesserung der Propriozeption ■ Verbesserung der allgemeinen Ausdauer Inhalte ■ passive Isokinetik im schmerzfreien Bewegungsausmaß ■ Haltungsschulung mit Fremd- und Eigenkontrolle ■ aktiv-assistive, konzentrische Isokinetik der Schulterextensoren und -adduktoren und der Schulterinnenrotatoren
Inhalte Manuelle Therapie für Humeroskapulargelenk sowie AC- und SC-Gelenk ■ aktive Stabilisierung durch rhythmische Stabilisation in der offenen Bewegungskette ■ PNF (alle Pattern) ■ Haltungskorrektur (auch mit Spiegel) ■ analytische Dehnung des M. pectoralis major (auch MTT) ■
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Brustbein-/Schlüsselbeinausrenkung
Informationsaustausch über Bewegungsausmaß und Reaktion auf Krafttraining.
Remodulierungsphase ➡
B MTT Ziele ■ weiterer Kraftaufbau der Schulterextensoren, -flexoren, der Schulteradduktoren und –abduktoren ■ weiterer Kraftaufbau der Schulterinnenrotatoren und-außenrotatoren ■ weiterer Kraftaufbau der Schulterdepressoren und der Schulterblattmuskulatur ■ Verbesserung der Propriozeption ■ Eingliederung der oberen Extremität in funktionelle Bewegungsabläufe ■ weiterer Kraftaufbau der gesamten Rückenmuskulatur ■ Kraftaufbau der Brustmuskulatur ■ Verbesserung der allgemeinen Ausdauer Inhalte ■ Stütztraining auf unterschiedlichen Unterlagen und in unterschiedlichen ASTE ■ Hypertrophietraining des M. latissimus dorsi, des unteren Trapeziusanteils und der Mm. rhomboidei ■ Kraftausdauer-, bzw. Hypertrophietraining der Schulterinnen- und Schulteraußenrotatoren ■ konzentrisch-exzentrisches Training (Isokinetik) der oberen Extremität in geschlossener Bewegungskette ■ Kraftausdauertraining der Brustmuskulatur selektiv und in der komplexen Funktionskette ■ Kraftausdauertraining von Bewegungsabläufen in der komplexen Funktionskette ■ Kraftausdauertraining des M. deltoideus und M. supraspinatus ■ Oberkörper-Ergometer-Training ■ Laufen zur Verbesserung der allgemeinen Ausdauer
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I. d. R. keine KG mehr nötig; MTT steht KG deutlich im Vordergrund.
Ziele Verbesserung der Kraft in allen Bewegungssektoren
■
Inhalte PNF (hier v. a. auch endgradig in Flexion/ Abduktion/Außenrotation sowie Betonung Außenrotation und Innenrotation) Informationsaustausch nur bei Problemfällen erforderlich.
MTT Ziele volle Belastbarkeit und volle sportartspezifische Belastung des Schultergürtels und der oberen Extremität
■
Inhalte konzentrisch-exzentrisches Training der oberen Extremität in der geschlossenen Bewegungskette ■ konzentrisch-exzentrisches Training der gesamten Schultermuskulatur ■ Training sportartspezifischer Bewegungsabläufe zunächst unter erleichterten Bedingungen, später mit Zusatzlast bzw. unter erschwerten Bedingungen ■ Reaktivkrafttraining der oberen Extremitäten und des Schultergürtels in geschlossener Bewegungskette ■ Reaktivkrafttraining der oberen Extremität in der offenen Bewegungskette ■ exzentrisches Training, später konzentrisch-exzentrisches Training der Schulterinnen- und Schulteraußenrotatoren ■ Training von Bewegungsabläufen in der komplexen Funktionskette mit hohen Zusatzlasten ■
C Chondromalacia patellae → Kniescheibenrückflächen-Syndrom
Chronische Außenbandinsuffizienz am Sprunggelenk
a
Synonyme Chronische fibulare Kapsel-Band-Insufffizienz, engl.: chronic ancle instability. Definition Durch immer wiederkehrende Umknickverletzungen am Sprunggelenk, sog. Supinationstraumen, wird der äußere KapselBand-Apparat gelockert, so dass schon bei gewöhnlichen Alltagsbewegungen Umknickereignisse auftreten können. Symptome Je häufiger die Umknickereignisse auftreten, desto geringer werden die Symptome: ■ schmerzhafte Kapselschwellung am äußeren Sprunggelenk ■ positive Stabilitätstests: vordere Schublade (Sprungbeinvorschub), vermehrte äußere Aufklappbarkeit Therapeutische Maßnahmen Konservativ. Schuhaußenranderhöhung zur Reduzierung der Umknickneigung, Ausschluss eines Nervenschadens, Sklerosierungstherapie (s. Anwendungen), Komplextherapie. Operativ. Bei Versagen der konservativen Therapie anatomische Kapsel-BandRekonstruktion, ggfs. Bandplastik.
b Abb. 17. Äußere Aufklappbarkeit des Gelenkspaltes bei gelockertem Bandapparat im Röntgenbild a seitlich, b a.p.
Komplextherapie Strukturelle Veränderungen durch Mikrotraumatisierung des Bindegewebes kommt es zu einer Verlängerung des Bandes, wodurch es seine Aufgabe als passiver Stabilisator eines Gelenkes nicht mehr wahrnehmen kann
■
Funktionelle Veränderungen ■ als Folge kommt es zu aktiver Instabilität, d. h. das Gelenk wird i. d. R. auch
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Chronische Außenbandinsuffizienz am Sprunggelenk
durch die Muskulatur nicht mehr in seiner normalen Bewegungsbahn gehalten (als Folge beispielsweise am Sprunggelenk – häufiges Umknicken im Sport); → Chronische Gelenkinstabilität
C
KG Ziele ■ Anbahnung und Beüben einer optimalen aktiven Stabilität ■ bei Bedarf Unterstützung der passiven Stabilität mit Hilfsmitteln Inhalte propriozeptives Training durch rhythmische Stabilisation ■ propriozeptives Training mit Kleingeräten wie Wackelbretter, Ballkissen oder auf der Weichbodenmatte ■ Tapeverband oder Orthesen als passive Unterstützung ■
Informationsaustausch über Stabilisierungsfähigkeit und den etwaigen Gebrauch von Hilfsmitteln.
MTT Ziele ■ Kraftaufbau der gesamten umliegenden Muskulatur ■ Verbesserung der Koordination ■ Training von Bewegungsabläufen in der komplexen Funktionskette, zunächst mit Teil- dann mit Vollbelastung Inhalte komplexes Koordinationstraining mit hoher Variation der Anforderungen ■ Training von alltags- und sportartspezifischen Bewegungsabläufen (unter besonderer Berücksichtigung der Problematik) zunächst unter Teilbelastung, dann unter Vollbelastung ■ Training o. g. Inhalte unter Ermüdung ■ zusätzlich Kraftausdauer-, bzw. Hypertrophietraining der gesamten umlie■
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genden Muskulatur, insbesondere der Muskelgruppe, welche der nachgebenden Bewegungsrichtung entgegenwirkt
Chronische Gelenkinstabilität Synonyme Chronische Kapsel-Band-Insuffizienz, chronische Bandlockerung, engl.: chronic joint instability. Definition Instabile Gelenkführung mit unphysiologischen Bewegungsabläufen bis zu immer wiederkehrenden Verrenkungen. Entstehungsmechanismus Nicht verheilte Bandrupturen mit bleibender Strukturunterbrechung oder Überlänge leiten die Gelenkpartner nicht ausreichend. Die von den Nerven gesteuerte Eigenempfindung (Propriozeption) ist unterbrochen, dadurch auch das Zusammenspiel mit der gelenknahen Muskulatur. Symptome ■ wiederholte Wegknickereignisse und Verrenkungen des betroffenen Gelenkes mit Schwellungen, Gelenkergüssen ■ vorzeitige Arthrose Therapeutische Maßnahmen Abhängig vom betroffenem Gelenk, Alter des Patienten, ausgeübter Sportart, Leistungsniveau und Schweregrad der Instabilität. ■ äußere Stabilisatoren (Tape, ggf. Bandagen oder Schienen, Abb. 18) ■ bandplastische Operationen
C
Chronische Gelenkinstabilität
aktive Instabilität: die Muskulatur, die das Gelenk bewegt und stabilisiert, ist wegen eines Defektes innerhalb des Gelenkes oder innerhalb der Muskulatur selbst nicht in der Lage ein belastetes Gelenk adäquat zu führen – es kommt zu entsprechenden Ausweichbewegungen, die sich der bewussten Wahrnehmung entziehen und über einen längeren Zeitraum zu sekundären strukturellen Defekten führen können (am häufigsten betroffen sind die Gelenke der unteren Extremität); die aktive Instabilität wird durch die Beobachtung des betroffenen Gelenkes im Bewegungsvollzug oder unter statischer Belastung (z. B. Einbeinstand) festgestellt. ➡ Passive Instabilität hat i. d. R. aktive Instabilität zur Folge. ➡ Für die untere Extremität bedeutet dies meist die Unfähigkeit, in der Belastungssituation die Beinachse aufrecht zu halten (hierbei fällt bei gebeugtem Hüft-, Knie- und Sprunggelenk das Lot durch alle drei Gelenkzentren); am häufigsten kann eine Valgisierung (XBein-Stellung) beobachtet werden. ➡ Für die obere Extremität bedeutet dies i. d. R. die Unfähigkeit, eine aktive Bewegung des Schultergürtels oder den Stütz mit zentriertem Glenohumeralgelenk durchzuführen; meist steht der Gelenkkopf gegenüber der Gelenkpfanne zu hoch und/oder zu weit vorn. ➡ Das Procedere ist gekennzeichnet durch die entsprechenden Stabilisationsübungen, die das neuromuskuläre Zusammenspiel wieder herstellen sollen (propriozeptives Training); es ist zunächst weniger durch reines Krafttraining gekennzeichnet (Gelenke können trotz kräftiger Muskulatur aktiv instabil sein!). ■
Abb. 18. Kniegelenksorthese bei einem instabilen Kniegelenk, z. B. alte vordere Kreuzbandruptur
Komplextherapie ➡
■
Grundsätzlich können zwei Formen der Gelenkinstabilität unterschieden werden, die durch die anatomischen Strukturen und die physiologischen Vorgänge im Bereich des verletzten Gebietes bedingt sind: passive Instabilität: durch Verletzung der Strukturen, die das Gelenk passiv stabilisieren (also ohne wesentliche Arbeit der umliegenden Muskulatur), d. h. die anatomischen Grenzen sind erweitert, das Gelenk läuft u. U. außerhalb seiner normalen Bewegungsbahn oder -amplitude; die passive Instabilität wird mittels spezifischer passiver Gelenktests festgestellt, dabei zeigt sich das Joint-Play (Gelenkspiel; Shift; Gapping) unphysiologisch vergrößert.
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D Discusriss am Handgelenk Synonyme Discus triangularis-Läsion, engl.: discus lesion of the wrist. Definition Läsion der Knorpelscheibe im Handgelenk zwischen Elle und der körpernahen Handwurzelreihe. Entstehungsmechanismus Akut durch Überstreckmechanismus im Eishockey, chronisch durch stereotype Bewegungsmechanismen z. B. beidhändige Rückhand beim Tennisspieler, durch Kippbewegung beim Topspinschlag. Symptome ■ Schmerzen nach Belastung unterhalb des Griffelfortsatzes der Elle ■ ebenso Druckschmerz an dieser Stelle mit Schwellung
■
maximale Beugung des Handgelenkes bereitet Schmerzen
Therapeutische Maßnahmen Sicherung der Diagnose durch Kernspintomographie, ggf. Vorstellung beim Handspezialisten ■ Infiltrationskombination mit z. B. Procain Traumeel/Triam 10 mg ca. 2 ml an den Discus ■ danach Zinkleimverbände im Wechsel mit Elektrotherapie, Ultraschall und Manueller Therapie ■ bei Therapieresistenz: wiederholen der Infiltration und Ruhigstellung für 10 Tage in einer Gipsschiene ■ bei Sportaufnahme Tapeverband oder Handgelenksbandage, die nicht zu steif ist, z. B. Epx-Bandage ■ ggf. auch arthroskopische OP (s. Anwendungen) oder Lederhandgelenksbandagen nach Maß notwendig ■
Abb. 19. Infiltrationstechnik an den Discus
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E Ellenbogengelenkinstabilität
Komplextherapie Strukturelle Veränderungen bei passiver Instabilität i.-d.-R. ein posttraumatisches ligamentäres Problem (unfallbedingter Defekt des Bandapparates) ■ bei aktiver Instabilität ein propriozeptives Defizitsyndrom (die neuromuskuläre Verzahnung reagiert nicht belastungsadäquat) ■
Synonyme Chronische Kapsel-Band-Insuffizienz, chronische Bandlockerung des Ellenbogens, engl.: instability of the elbow joint. Definition Instabile Gelenkführung mit unphysiologischen Bewegungsabläufen bis zu immer wiederkehrenden Verrenkungen des Ellenbogengelenkes, meist nach hinten außen. Entstehungsmechanismus Nicht verheilte Bandrupturen mit bleibender Strukturunterbrechung oder Überlänge leiten die Gelenkpartner nicht ausreichend. Die nervengesteuerte Eigenempfindung (Propriozeption) ist unterbrochen, dadurch auch das Zusammenspiel mit der gelenknahen Muskulatur. Symptome ■ wiederholte Verrenkungen des Ellenbogengelenkes ■ Schwellungen ■ Gelenkergüssen ■ vorzeitige Arthrose Therapeutische Maßnahmen Abhängig vom Alter des Patienten, ausgeübter Sportart, Leistungsniveau und Schweregrad der Instabilität. ■ Kräftigung der gelenkstabilisierenden Muskulatur ■ äußere Stabilisatoren (Tape, ggf. Bandage) ■ bandplastische Operationen, meist hintere äußere Kapselraffung
Funktionelle Veränderungen das Gelenk kann in der offenen Bewegungskette und unter Belastung nicht in der Bewegungsbahn gehalten werden ■ in Stützsituationen (geschlossene Bewegungskette) „bricht das Gelenk weg“ ■
KG Ziele ■ Stabilisierungsfähigkeit in der offenen und geschlossenen Bewegungskette Inhalte ■ rhythmische Stabilisation in der offenen und geschlossenen Bewegungskette ■ Stütz auf unebenen Flächen mit steigender Belastung Informationsaustausch über Stabilisierungsfähigkeit unter Belastung.
MTT Ziele verbesserte Stabilität des Ellenbogengelenkes ■ Kraftaufbau der Oberarm- und Unterarmmuskulatur ■ Verbesserung der Propriozeption ■ Eingliederung des Ellenbogengelenkes in funktionelle Bewegungsabläufe ■
Inhalte Kraftausdauer-, bzw. Hypertrophietraining der Ellenbogenstrecker, Ellen-
■
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Ellenbogengelenkverrenkung
■ ■
■
■
E
■
■ ■
■
bogenbeuger und der Handgelenkstrecker und -beuger Kraftausdauertraining der Unterarmpronatoren und -supinatoren Kraftausdauertraining der Armmuskulatur in der geschlossenen Bewegungskette (Strecker und Beuger) konzentrisch-exzentrisches Training der Armmuskulatur in der geschlossenen Bewegungskette (Strecker und Beuger) Stütztraining auf unterschiedlichen Unterlagen und in unterschiedlichen Ausgangsstellungen Kraftausdauertraining von Bewegungsabläufen in der komplexen Funktionskette exzentrisches Training der Ellenbogenstreck und -beugemuskulatur später Reaktivkrafttraining der Armmuskulatur in geschlossener und offener Bewegungskette Oberkörper-Ergometer
a
Ellenbogengelenkverrenkung Synonyme Ellenbogenluxation, Verrenkung des Humero-Ulnar-Gelenkes, engl.: elbow joint dislocation. Definition Ausrenkung des Ellenbogengelenkes. Entstehungsmechanismus Sturz auf den gebeugten oder gestreckten Arm, oft kombiniert mit einem Bruch und Bandverletzungen (z. B. Fahrrad-, Reitsturz oder Kampfsportarten, im Vergleich zur Schulterverrenkung relativ seltene Verletzung).
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b Abb. 20. a Korrekte anatomische Gelenkstellung, b Verrenkung des Ellenbogengelenkes
Symptome ■ Schmerzen in der Ellenbogengelenksregion ■ Schwellung, Fehlstellung des Ellenbogens ■ aufgehobene Bewegung des Ellenbogens
E
Ellenbogengelenkverrenkung
Therapeutische Maßnahmen Konservativ. Kühlung, Ruhigstellung, Patient nüchtern lassen, keine selbstständigen Einrenkungsversuche, sofortiges Aufsuchen einer entsprechenden Klinik. Nach Röntgenkontrolle erfolgt die Einrenkung in Narkose und die Anlage eines Oberarmgipses für 2–4 Wochen
■ ■
■
■
Operativ. Bei begleitenden Frakturen, Gefäß-, Nerven- oder Sehnenverletzungen.
! Erneute Verrenkungen sind im Gegensatz zur Schulter relativ selten.
■
Dehnungen mit postisometrischer Relaxation Massagetechniken zur Lockerung der Muskulatur (auch Funktionsmassagen) Manuelle Therapie (hier: wenn Übungsstabilität vorliegt; bei Frakturen i. d. R. noch nicht zu Beginn der Phase) gegen Ende der Phase PNF rhythmische Stabilisation in offener und geschlossener Bewegungskette
Informationsaustausch über Bewegungsausmaß im schmerzfreien Sektor, aktive Stabilisierungsfähigkeit des Gelenkes und Übungsstabilität.
Komplextherapie ➡ ➡
Ruhigstellung über 2–4 Wochen (i. d. R. mittels Gipsverband). Das bedeutet, dass während Entzündungs- und Proliferationsphase weder KG noch MTT möglich sind; gegebenenfalls werden die angrenzenden Gelenke mobilisiert (Hand- und Schultergelenk).
Konsolidierungsphase
MTT Ziele Erhaltung des schmerzfreien Bewegungsausmaßes ■ Aktivierung des lokalen und allgemeinen Stoffwechsels ■ Verbesserung der Propriozeption ■ Kraftaufbau der Oberarm- und Unterarmmuskulatur ■
Inhalte passive Isokinetik im schmerzfreien Bewegungsausmaß (Streckung/Beugung) ■ passive Isokinetik im schmerzfreien Bewegungsausmaß (Pronation/Supination) ■ aktiv-assistiv konzentrische Isokinetik in geschlossener Bewegungskette mit reduzierter Belastung ■ isometrisches Training der Ellenbogenstrecker und -beuger in unterschiedlichen Positionen im schmerzfreien Bewegungsausmaß ■ konzentrisches Training der Handgelenkbeuger und -strecker ■ Kräftigung der Ellenbogenstrecker und -beuger der kontralateralen Seite (Cross-Over) ■ Fahrrad-Ergometer-Training ■
KG Ziele ■ Entstauung ■ Schmerzfreiheit ■ Verbesserung des Bewegungsausmaßes ■ Kraftanbahnung ■ Stabilisation Inhalte ■ Manuelle Lymphdrainage ■ Lagerung (ASTE über Horizontalen) ■ evtl. Kryotherapie ■ evtl. Ultraschall (Lösen von Verklebungen) ■ Querfriktion ■ passive Mobilisation im schmerzfreien Sektor
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Ellenbogengelenkverrenkung
Remodulierungsphase KG Ziele ■ Verbesserung des Bewegungsausmaßes ■ evtl. noch Schmerzlinderung (hier v. a. als Belastungsschmerz) ■ Verbesserung der Kraft Inhalte Manuelle Therapie inkl. Weichteiltechniken ■ Querfriktion ■ PNF (v. a. auch hold relax und contract relax) ■
E
■
■
■ ■
■
Informationsaustausch über Bewegungsausmaß und Belastungsintensität, die noch zu Schmerz führt.
MTT Ziele ■ Erhaltung des verbesserten Bewegungsausmaßes ■ weiterer Kraftaufbau der Oberarmund Unterarmmuskulatur ■ Eingliederung des Ellenbogens in funktionelle Bewegungsabläufe ■ weitere Verbesserung der Propriozeption ■ volle Stabilität des Gelenkes ■ Verbesserung der allgemeinen Ausdauer Inhalte ■ Kraftausdauer-, bzw. Hypertrophietraining der Ellenbogenstrecker, Ellenbogenbeuger und der Handgelenkstrecker und -beuger ■ Kraftausdauertraining der Unterarmpronatoren und -supinatoren ■ Kraftausdauertraining der kompletten Armmuskulatur in der geschlossenen Bewegungskette (Streckerkette und Beugerkette) ■ konzentrisch-exzentrisches Training (Isokinetik) der gesamtem Armmus-
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■
kulatur in der geschlossenen Bewegungskette (Streckerkette und Beugerkette) Stütztraining auf unterschiedlichen Unterlagen und in unterschiedlichen ASTE Kraftausdauertraining von Bewegungsabläufen in der komplexen Funktionskette später exzentrisches Training der Ellenbogenstrecker und -beuger (selektiv) Reaktivkrafttraining der oberen Extremität in geschlossener und offener Bewegungskette Oberkörper-Ergometer Fahrrad-Ergometer-Training oder Lauftraining
Erguss Synonyme Hydrops intermittens, engl.: effusion. Definition Flüssigkeitsansammlung im Gelenk unterschiedlichster Art und Entstehung. Entstehungsmechanismus Traumatisch, entzündlich-degenerativ, infektiös-bakteriell, stoffwechselbedingt (z. B. Gicht); abgezogene Flüssigkeit lässt Rückschlüsse auf Ursache zu: ■ blutig: traumatisch ■ urinfarben: entzündlich-degenerativ ■ eitrig: infektiös-bakteriell ■ bernsteinfarben: Gicht Symptome sehr starke Schmerzen ■ Bewegungseinschränkung ■ Gelenkkonturen verstrichen ■ Unwohlsein ■ Appetitlosigkeit ■
E
Erguss
Komplextherapie ➡ ■ ■
Abb. 21. „Tanzende Kniescheibe“; Zeigefinger auf Kniescheibe, Druck nach unten
■ ■
beim Knie tanzende Kniescheibe ggf. Fieber
Therapeutische Maßnahmen ■ Punktion zur Entlastung und Diagnosesicherung ■ bei V. a. Infektion (Notfall): Blutuntersuchung (Entzündungsparameter), Leukozytenzählung im Punktat, Abstrich, ggf. Antibiotikum, ggf. sofortige arthroskopische Spülung ■ Kältewickel ■ ggf. kurzfristige Ruhigstellung und Entlastung ■ Hochlagern über Herzniveau ■ zur Nacht: Umane Schlickbinden Medikamente. Diclofenac 50 3×1/d, Enzyme 5×3/d. Bei starken Schmerzen: Tramadol oder Metamizol – je 30 Tropfen.
!
■ ■ ■
jeder Erguss in jedem Alter ist zu untersuchen keine Wärme, kein Alkohol, kein Kaffee, kein Fleisch (Gicht) ggf. reduzierte Flüssigkeitsaufnahme
Gelenkergüsse bedingen immer grundsätzlich zwei Hauptprobleme: Bewegungseinschränkung durch die Kapselfüllung ein Defizit im Bereich der propriozeptiven Informationsübertragung (in alle Richtungen) und somit i. d. R. eine Störung der neuromuskulären Koordination (daraus ergeben sich unwillkürliche Abweichungen von den normalen Bewegungsmustern mit entsprechenden sekundären Überlastungssyndromen)
➡
Das Procedere wird bei den entsprechenden Pathologien beschrieben und hat drei Hauptintentionen: ■ Entzündungshemmung via P.E.C.H.Schema (s. Anwendungen) ■ Bahnung der korrekten Bewegung oder Haltung (propriozeptives Training) ■ Kräftigung der abgeschwächten Muskulatur ➡ Dieses Procedere gilt nicht für Gelenksinfektionen.
Ermüdungsbruch Synonyme Stressreaktion, Stressfraktur, Ermüdungsreaktion, engl.: stress fracture. Definition Überlastungsschäden des Knochens durch wiederholte und stereotype Beanspruchungen. Ist nur die Knochenbälkchenstruktur betroffen, spricht man von einer Stressreaktion (Abb. 23), ist die Knochenrinde mitbetroffen, spricht man von einer Stressfraktur (Abb. 24).
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Ermüdungsbruch
Häufiger ist die untere Extremität betroffen. Oft bei Langstreckenläufern, Triathleten, Tennisspielern und Fußballern. Entstehungsmechanismus Unphysiologische hohe Belastungsintensität im Wettkampf und Training führen zur „Zermürbung“ des Knochens (rezidivierende Mikrotraumen). Der Zusammenhang zwischen Knochenfestigkeit und hormoneller Konstellation ist bekannt. Im Gegensatz zur „traumatischen Fraktur“ ist eine komplette Kontinuitätsunterbrechung bei Stressfrakturen im Sport selten und zumeist liegt kein Unfallzusammenhang vor. Fußfehlformen (Knick-, Hohl-, Senkfuß) und ungünstige statisch-anatomische Vorgaben (OBein) haben eine große Bedeutung bei der Entstehung von Ermüdungsreaktionen der unteren Extremitäten ebenso wie Beinlängendifferenzen.
E
Symptome ■ Belastungsschmerzen zu Beginn ■ lokaler, teils starker Druckschmerz der betroffenen Region ■ lokale Knochenhautschwellung ■ Rötung des betroffenen Bezirkes Therapeutische Maßnahmen Bei Stressreaktionen ■ Entlastung der betroffenen Region (2 UAG) 3–6 Wochen ■ sportspezifische Trainingspause je nach Lokalisation ■ ESWT (s. Anwendungen) ■ begleitende Komplextherapie Bei Stressfrakturen Immobilisation im Brace (Kunsstoffgips) oder speziellen Schuh für 4–6 Wochen je nach Lokalisation ■ Entlastung(2 UAG) für 6–12 Wochen – je nach Lokalisation ■ ESWT (s. Anwendungen) ■
56
Abb. 22. Häufigste Lokalisation von Stressfrakturen
E
Ermüdungsbruch
Abb. 25. Im Röntgenbild: Ausgeheilte Stressfraktur im 3. Strahl des Fußes
Abb. 23. Im MRT: Stressreaktion des Innenknöchels bei einer Tennisleistungsspielerin, die 6 Wochen mit Spritzen erfolglos behandelt worden war, bei unauffälligem Röntgenbild
■
■
ggf. auch operative Stabilisierung im Mittelfußbereich, da in diesem Bereich die Durchblutungssituation ungünstig für eine konservative Behandlung ist begleitende Komplextherapie
Medikamente. Calcitonin-Nasenspray 2 Hübe pro Tag, Vit. D 3 1000 1×1 für 6 Wochen, Calcium 1000 Brausetabletten 1×1 für 6 Wochen, Bisphosphonat Tbl. oder Infusion
Abb. 24. Im MRT: Stressfraktur des Unterschenkels bei einem Marathonläufer
Prinzipiell ist zwischen einer Stressfraktur und einer Stressreaktion zu unterscheiden. Wichtig ist daran zu denken, dass es solche Verletzungen gibt und frühzeitig zur Diagnosesicherung eine MRT-Untersuchung oder Szintigraphie (Strahlenbelastung!) veranlasst wird, da das Röntgenbild oft unauffällig ist. Diese Verletzungen sind häufiger als man glaubt und diagnostiziert (ca. 2% aller Brüche).
!
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Ermüdungsbruch
Komplextherapie ➡
E
Proliferationsphase
Die Entwicklungsgeschichte von Stressfrakturen ist eher chronisch degenerativ, da es sich um eine Überlastungsfolge über einen längeren Zeitraum handelt; der Verlauf dieser Pathologie ab dem Moment der Fraktur ist gemäß seinem Charakter eher akut-traumatisch. ➡ Ermüdungsfrakturen können bei fast allen Knochen des menschlichen Skelettes vorkommen (s. Abb. 22); das Procedere unterscheidet sich nicht wesentlich von dem der traumatischen Fraktur und ist bei den entsprechenden Pathologien beschrieben – aus diesem Grunde soll hier lediglich eine allgemeine Vorgehensweise dargestellt werden.
Ziele ■ Schmerzreduktion ■ Abschwellung ■ Erhalt des Bewegungsausmaßes
Entzündungsphase ➡ Vorausgesetzt es liegt keine Immobilisation durch Verbände vor, die nicht abgenommen werden können.
■
KG Ziele ■ Schmerzreduktion ■ Entzündungshemmung ■ Abschwellung Inhalte P.E.C.H.-Schema ■ evtl. Manuelle Lymphdrainage ■ evtl. Elektrotherapie ■
Informationsaustausch nicht nötig, da i. d. R. keine MTT.
KG
Inhalte Kryotherapie ■ Manuelle Lymphdrainage ■ Manuelle Therapie ■ passive Mobilisation im schmerzfreien Sektor ■
Informationsaustausch über das mögliche schmerzfreie Bewegungsausmaß und eventuelle Belastungsfähigkeit.
MTT Ziele Erhaltung des schmerzfreien Bewegungsausmaßes ■ Aktivierung des lokalen Stoffwechsels ■ Krafterhaltung nicht betroffener Körperregionen ■ Kräftigung der kontralateralen Seite (Cross-Over) ■ Verbesserung der allgemeinen Ausdauer Inhalte passive Isokinetik im schmerzfreien Bewegungsausmaß ■ Kraftausdauer-, bzw. Hypertrophietraining der benachbarten Muskelgruppen ■ Hypertrophietraining der Muskulatur der unverletzten Seite ■ Ergometer-Training ■
Konsolidierungsphase KG Ziele Verbesserung des Bewegungsausmaßes ■ Stabilität ■
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E
Ermüdungsbruch
■ ■
Üben von Funktionsbewegungen unter Belastung Kraftanbahnung
■
■
Inhalte ■ Manuelle Therapie ■ Stabilisationsübungen mit Kleingeräten ■ analytisches Beüben von Teilaspekten der Funktionsbewegungen (auch mit Spiegelkontrolle), um diese dann zu einer komplexen Bewegung zusammenzusetzen ■ PNF Informationsaustausch über die Verbesserungen in allen Belangen sowie gemeinsame Analyse der Funktionsbewegungen.
MTT Ziele ■ Erhaltung des verbesserten schmerzfreien Bewegungsausmaßes ■ Kraftaufbau der unmittelbar beteiligten Muskulatur ■ Krafterhaltung nicht betroffener Muskelgruppen ■ Eingliederung der unmittelbar betroffenen Muskelgruppen in funktionelle Bewegungsabläufe ■ Verbesserung der allgemeinen Ausdauer Inhalte ■ aktiv-assistive konzentrische Isokinetik im schmerzfreien Bewegungsausmaß für die unmittelbar beteiligten Muskelgruppen
■ ■
isometrisches Training der unmittelbar beteiligten Muskelgruppen in unterschiedlichen Gelenkpositionen Training von Bewegungsabläufen in der komplexen Funktionskette Hypertrophietraining benachbarter Muskelgruppen Fahrrad-Ergometer-Training
Remodulierungsphase KG Ziele Optimierung der Funktionsbewegungen ■ evtl. noch Verbesserung des Bewegungsausmaßes ■
Inhalte Üben von Funktionsbewegungen unter erschwerten Bedingungen ■ Manuelle Therapie, falls nötig ■
MTT Ziele Steigerung der Belastbarkeit bis zur Vollbelastung bzw. bis zur normalen sportartspezifischen Belastung
■
Inhalte Hypertrophietraining der unmittelbar beteiligten Muskelgruppen ■ exzentrisches Training der unmittelbar beteiligten Muskelgruppen ■ Training von Bewegungsabläufen in der komplexen Funktionskette unter Ermüdung ■ Reaktivkrafttraining der unmittelbar beteiligten Muskelgruppen ■ Training sportartspezifischer Bewegungsabläufe mit Zusatzbelastung ■
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F Facettensyndrom ■
→ Reversible segmentale Funktionsstörung
■ ■
Femoropatellares Schmerz-Syndrom → Kniescheibenrückflächen-Syndrom
sagen Supertendin N Depot 1 ml ads (nicht in die Sehne) → Sklerosierungstherapie (s. Anwendungen) Lasertherapie ESWT
Medikamente. Enzyme 5×3/d; Diclofenac 50 3×1/d für 2 Wochen. Bei Versagen einer monatelangen konservativen Therapie operative Abtragung.
!
Fersensporn, hinterer (dorsal) Fersensporn, fußsohlenseitig (plantar)
Synonyme Engl.: calcaneal spur. Definition Spornartige Ausziehung am Achillessehnenansatz. Entstehungsmechanismus ■ sportliche Überbelastung ■ Fehlstatik ■ mechanische Irritationen, z. B. Schuhwerk (häufig bei Läufern) Symptome ■ Druckschmerz an der hinteren, oberen Fersenbeinkante ■ häufige Schleimbeutelentzündung ■ Fehlstellung des Rückfußes ■ Verkürzung der Wadenbeinmuskulatur
Synonyme Plantarfasciitis, engl.: plantar aponeuritis. Definition Spornartige Ausziehung am unteren, inneren Fersenbein. Entstehungsmechanismus ■ chronische Überlastung der kleinen Zehenbeuger, Senkfuß, hartes Trainingsterrain oder neues Schuhwerk führen zur Reizung der Sehnenplatte der Fußsohle (Plantarfaszie) ■ Blockierung des Wadenbeinköpfchens Symptome Druckschmerz an der inneren, unteren Fersenbeinumschlagskante ■ Belastungsschmerz ■ hinkendes Gangbild ■
Therapeutische Maßnahmen ■ Beseitigung der mechanischen Irritation ■ Laufbandanalyse, Einlagenversorgung mit Fersenweichbettung, -erhöhung ■ Infiltrationstherapie mit: 1 A. Meaverin, Pasconeural, Traumeel 1–2 ml ads 3× in 1wöchigem Abstand, bei Ver-
Therapeutische Maßnahmen Einlagenversorgung mit Entlastung des Druckschmerzpunktes durch Auffüllen mit Polyäthylenschaum
■
61
Fingergelenkverrenkung
Fersenbein
Fingergelenkverrenkung
Sprungbein
Synonyme Fingerluxation, engl.: finger dislocation. Definition Verrenkung vorwiegend des Mittel- und Endgelenkes mit Verletzung des KapselBand-Apparates. Fersensporn
Fettpolster
Abb. 26. Schematische Darstellung eines plantaren Fersensporns
F
Entstehungsmechanismus Sturz auf gestreckten Finger oder direkter Anprall eines Gegenstandes (häufig bei Ballsportarten und im Kampfsport). Symptome ■ Schmerzen ■ Hämatombildung ■ Fehlstellung, Achsabweichung mit Fingerverkürzung ■ aufgehobene Funktion im betroffenen Gelenk
Abb. 27. Typischer plantarer Fersensporn im Röntgenbild
■ ■ ■ ■ ■ ■ ■
Sportpause 10–14 Tage ggf. Infiltration mit Triamcinolon 20 mg/Procain je 1 ml ads Lasertherapie Sklerosierungstherapie (s. Anwendungen) 3× im Abstand einer Woche ESWT (s. Anwendungen) Akupunktur Röntgenentzündungsbestrahlung
Medikamente. Enzyme 5×3/d; Diclofenac 3×1/d für 2 Wochen.
! Im Röntgenbild ist ein Fersensporn häufig ein asymptomatischer Zufallsbefund.
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Therapeutische Maßnahmen sofortiges Einrenken noch am Unfallort, meist durch Längszug ■ Ruhigstellung des entsprechenden Gelenkes für 2 Wochen durch Schienung mit benachbartem Finger im Gips oder Tape ■ Tapeverband schützt vor erneuter Ausrenkung bei sportlicher Wiederaufnahme ■
Komplextherapie Entzündungsphase KG Ziele Entlastung durch Immobilisation (s. o.) ■ schnellstmögliche Überwindung der Entzündungsphase ■
F
Fingergelenkverrenkung
Inhalte ■ funktioneller Verband (Tape) ■ Kryotherapie Informationsaustausch nicht nötig, da keine MTT. Proliferationsphase KG Ziele ■ Erhalt der Beweglichkeit ■ Schmerzfreiheit
■
Steigerung der Stabilität des verletzten Fingergelenkes
Inhalte Kraftausdauertraining der Fingerstrecker und -beuger bzw. Handgelenkbeuger und -strecker ■ Schulung von funktionellen Bewegungsabläufen der gesamten Hand, bzw. Handgelenkmuskulatur ■ Fingerstütztraining der gesamten Hand, zunächst mit Teilbelastung ■
Remodulierungsphase Inhalte ■ passive und aktive Mobilisation im schmerzfreien Sektor ■ Kryotherapie siehe oben Konsolidierungsphase KG Ziele ■ volles Bewegungsausmaß ■ Kräftigung Inhalte ■ aktive und passive Mobilisation im schmerzfreien Sektor ■ Manuelle Therapie ■ PNF mit Betonung der entsprechenden Finger Informationsaustausch über den schmerzfreien Sektor und die erbrachten Muskelkraftwerte.
➡
I. d. R. keine KG mehr nötig; MTT steht KG deutlich im Vordergrund.
MTT Ziele Steigerung der Belastbarkeit bis zur Vollbelastung bzw. bis zur normalen sportartspezifischen Belastung Inhalte Hypertrophietraining der Fingerstrecker und -beuger ■ exzentrisches Training der Fingerstrecker und -beuger ■ Fingerstütztraining bis zur Vollbelastung ■ IK-Training der Fingerbeuger in der geschlossenen Bewegungskette (Kletterwand) ■ Reaktivkrafttraining der Fingerbeuger in der geschlossenen Bewegungskette ■
Fußballerknöchel MTT Ziele ■ Kraftaufbau der Mittelhand- und Unterarmmuskulatur ■ Eingliederung des verletzten Fingers in Bewegungsabläufe der kompletten Hand
Synonyme Ventrales Impingement, Vorderes Engpass-Syndrom des oberen Sprunggelenkes.
63
Fußballerknöchel
F
a
b
Abb. 28. Im Röntgenbild deutlich sichtbare knöcherne Veränderungen beim Fußballerknöchel a a.p. b seitlich
Definition Überlastung des vorderen Gelenkkapselanteils des Sprunggelenks mit knöchernen Veränderungen am Schien- und Sprungbein. Entstehungsmechanismus Auf stumpfen und harten Böden wird der Fuß stärker abgebremst, insbesondere beim Tragen langstolliger Fußballschuhe. Hierdurch wird das obere Sprunggelenk im vorderen Bereich stärker belastet. Zusätzlich führen wiederholte Sprunggelenksverstauchungen und -prellungen zu reaktiven knöchernen Ausziehungen. Durch die häufige Spitzfußstellung des Fußes beim Schuss wird die Sprunggelenkkapsel vorderseitig irritiert und bei der Fußhebung eingeklemmt.
64
Symptome Schmerzen im vorderen Anteil des Sprunggelenkes ■ Schwellung mit Druckschmerz, Verknöcherungen teils tastbar ■ eingeschränkte Fußhebung, schmerzhafte Fußsenkung ■ verplumpte Knöchelregion ■
Therapeutische Maßnahmen Akuter entzündlicher Reizzustand ■ ggf. Infiltration i. a. 1 A. Traumeel ■ lokale Umschläge mit Rivanol oder Hyzum-Lösung bei Schwellung Medikamente. Enzyme 5×3/d, Diclofenac 50 3×1/d.
F
Fußballerknöchel
Chronische Form ■ Infiltration mit Dexamethason (10 mg) oder Triamcinilon (10–40 mg) intraund periartikulär ■ Manuelle Therapie ■ Röntgenentzündungsbestrahlung ■ bei Beschwerdepersistenz arthroskopische, ggf. offene Abtragung der knöchernen Vorsprünge des oberen Sprunggelenkes
Ein „Fußballerknöchel“ kann im Rahmen jeder sprunggelenkbelastenden Sportart vorkommen. Bei chronischer Bandlockerung mit Sprunggelenkinstabilität kann eine Zunahme der Instabilität nach Entfernung der Verknöcherungen auftreten.
!
65
G Gehirnerschütterung Synonyme Commotio cerebri, engl.: concussion. Definition Reversible Funktionsstörung des Gehirns ohne nachweisbaren Strukturschaden nach Gewalteinwirkung. Entstehungsmechanismus Durch Sturz, Schlag, Stoß oder Beschleunigung des Kopfes kann es zu einer Fehlsteuerung des Nervensystems kommen. Symptome ■ Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Blässe ■ ggf. Benommenheit, inadäquate Reaktionen ■ Gedächtnislücke (Amnesie), z. B. Spielstand nicht gewusst Therapeutische Maßnahmen ■ ABC-Maßnahmen (s. Anwendungen) ■ Lagerung: leicht erhöhter Oberkörper (bei starker Sonneneinstrahlung soll der Verletzte im Schatten liegen, nicht unbeaufsichtigt lassen, Vitalfunktionen kontrollieren) ■ essen, trinken und Einnahme von Medikamenten sind zu unterlassen ■ Klinikeinweisung ■ craniosacrale Osteopathie
Gelenkmaus Synonyme Osteochondrosis dissecans, O.D., freier Gelenkkörper, corpus liberum.
Definition Umschriebene Erweichung und Herauslösung (freier Gelenkkörper) eines Knochen-Knorpelstückes aus einer Gelenkfläche auf der Basis einer aseptischen Nekrose (= örtliche Durchblutungsstörung). Entstehungsmechanismus Anlagebedingte Minderwertigkeit der Gelenkfläche, Traumen, Mikroembolien (Verschluss kleiner Blutgefäße durch einen Blutpfropf). Symptome ■ uncharakteristische, belastungsabhängige Schmerzen ■ ggf. Schwellungen ■ Ergüsse Gelenkblockierungen durch Einklemmung treten erst im fortgeschrittenem Stadium auf. Therapeutische Maßnahmen Abhängig vom Stadium (Beurteilung röntgenologisch und kernspintomographisch): Frühstadium: Entlastung bzw. Teilbelastung für 3–6 Wochen ■ Sportverbot für 3 Monate (Sprung-, Wurfverbot) ■ bei Reizerscheinungen des Gelenkes (Schwellung, Erguss, Schmerz) abschwellende Maßnahmen wie Kryotherapie, Hochlagerung, Salbenverbände ■ erneute bildgebende Diagnostik nach 6–12 Wochen ■ Spontanheilung insbesondere bei Kindern bis zum 12. Lebensjahr ist möglich ■
67
Gelenkmaus
Fortgeschrittenes Stadium: operative Verfahren ■ Anbohrung von knochenseits oder Knochenunterfütterung zur Revitalisierung des abgestorbenen Knochenareals, wenn die Knorpelfläche noch erhalten ist ■ Refixierung bei vital erscheinender Gelenkmaus (Fibrinkleber, Schraube oder Stifte) ■ Knorpel-Knochentransplantation ■ bei größeren Defekten Mosaikplastik ■ Knorpelzelltransplantation ■ Anbohrung von gelenkseits bei alten Knorpeldefekten zur Bildung von Faserersatzgewebe (Mikrofrakturisierung)
G
! In allen größeren Gelenken vorkom-
mend, häufig in Knie-, Ellenbogenund Sprunggelenken. Die entstehende Gelenkflächenunebenheit (leeres Mausbett) birgt die Gefahr einer Früharthrose in sich. Häufig beidseitiges Auftreten, aus diesem Grunde Gegenseite immer mittels MRT mit untersuchen.
Komplextherapie ➡
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Im Falle einer operativen Entfernung der Gelenkmaus läuft gelenktypabhängig das Procedere der akuten Traumatisierung des jeweiligen Gelenkes unter Berücksichtigung der entsprechenden Schwerpunkte der einzelnen Phasen (z. B. P.E.C.H.-Schema nach BÖHLER in der Entzündungsphase, Manuelle Therapie und passive Mobilisation im schmerzfreien Sektor in der Proliferationsphase, aktive Stabilisierung durch rhythmische Stabilisation in der geschlossenen Kette in der Konsolidierungsphase, maximale Kräftigung und sportartspezifisches Training in der Remodulierungsphase etc.).
Golferellenbogen Synonyme Epicondylitis ulnaris humeri, Werferellenbogen, Sehnenansatzentzündung der Unterarmbeuger (Handgelenk- und Fingerbeuger), engl.: golfelbow. Definition Entzündung am Ursprungsort einer oder mehrerer Sehnen des inneren Oberarmknorrens (Handgelenk- und Fingerbeuger). Entstehungsmechanismus ■ Abweichung des Gelenkwinkels (XFehlstellung) ■ stereotype Belastungsspitzen ■ Missverhältnis zwischen Belastung und Belastbarkeit ■ unsaubere Technik ■ neurogene Fehlsteuerung Symptome Schmerzen am Ursprungsort ■ Provokationstest pos., d.-h. umgekehrter Thomsen- u. Chair-Test (→ Tennisellenbogen) ■
Therapeutische Maßnahmen Akut ■ Ruhe, Schonung, Salbenverbände mit Enelbin-Paste zur Nacht und Dolobene/Spolera tagsüber für 3–5 Tage ■ Bürstenmassage mit alpha-Chymocutan-Salbe ■ Infiltration mit Dexamethason 10 mg ads, danach Zinkleimverband für 3 Tage ■ Kinesio Taping (s. Anwendungen) ■ ggf. Gipsschiene für 1 Woche Medikamente. Enzyme 5×3/d; Ibuprofen 400 3×1/d für 3–5 Tage.
G
Golferrücken
Chronisch ■ Lasertherapie ■ Kinesio Taping (s. Anwendungen) ■ ESWT (s. Anwendungen) ■ Röntgenentzündungsbestrahlung ■ operativ (→ Tennisellenbogen) ■ Feuerwickel (s. Anwendungen)
!
Auch an Nervenengpass-Syndrome denken.
MTT Ziele ■ Erhaltung des schmerzfreien Bewegungsausmaßes ■ Aktivierung des lokalen Stoffwechsels ■ Tonusreduktion der Handgelenkflexoren ■ selektive und komplexe Kräftigung der benachbarten Muskelgruppen ■ Steigerung der Belastbarkeit bis zur Vollbelastung Inhalte passive Isokinetik im schmerzfreien Bewegungsausmaß ■ Kraftausdauertraining und exzentrisches Training der Handgelenkextensoren im schmerzfreien Bewegungsausmaß ■ Kräftigung der Oberarm-, Schulterund Rumpfmuskulatur ■ exzentrisches Training (Isokinetik) der Handgelenkflexoren und -pronatoren ■ Kraftausdauer-, bzw. Hypertrophietraining der Handgelenkflexoren, -extensoren, -supinatoren und -pronatoren ■ zusätzliche Kräftigung der Ulnar- und Radialabduktion ■ selbstständiges Dehnen der Unterarmmuskulatur ■
Komplextherapie ➡
Eigentlich entzündlicher Prozess, vom Verlauf jedoch eher chronisch im Sinne eines Überlastungssyndroms.
Strukturelle Veränderungen evtl. Auffaserung der Ansatzsehne ■ evtl. Verklebungen der Sehnenscheiden ■
Funktionelle Veränderungen ■ Vermeidungsverhalten – bis hin zur Mobilisierungsunfähigkeit KG Ziele ■ Schmerzhemmung ■ Belastbarkeit Inhalte ■ u. U. konsequente Ruhigstellung ■ Kryotherapie ■ Querfriktion an den Ansatzsehnen ■ Dehnung ■ sukzessiver Belastungsaufbau im schmerzfreien Bereich Informationsaustausch über die Belastbarkeit und Muskelkraftwerte im schmerzfreien Bereich.
Golferrücken Synonyme BWS-/LWS-Syndrom, back.
engl.:
golfer’s
Definition ■ Blockierungen der kleinen Wirbelbogengelenke im Bereich der Brustwirbelsäule oder Blockierungen im Bereich der Rippen-/Querfortsatzgelenke sowie Bandscheibenschäden
69
Golferrücken
■
degenerative Veränderungen im Bereich der Bandscheiben, vorwiegend im Lendenwirbelsäulenbereich
Entstehungsmechanismus Mangelhafte Technik, falsche Schwungtechnik und Schläge in den Boden können ein BWS-Syndrom auslösen. Wechselnde Rumpfdrehungen beim Golfschwung, anhaltende Vorneigung bei längerem Üben und kurzen Schlägen, extreme Hohlkreuzhaltung der Lendenwirbelsäule am Schwungende bei Distanzschlägen führen zur Überlastung der Wirbelsäulenstrukturen und können ein akutes LWS-Syndrom auslösen.
G
Symptome Beim akuten BWS-Syndrom zeigen sich: ■ atmungsabhängige Schmerzen im Brustwandbereich ■ Druckschmerz der Rückenstreckmuskulatur und kleinen Wirbelsäulengelenke ■ schmerzhafte Bewegungseinschränkung (insbesondere Seitneigung und -rotation) Beim akuten LWS-Syndrom zeigen sich: ■ Druckschmerz der tiefen Rückenstreckmuskulatur ■ Schmerzen bei Rumpfvorwärtsbeugung, beim Positionswechsel (z.-B. vom Liegen in die sitzende Position) Therapeutische Maßnahmen Akutes BWS-Syndrom ■ manualtherapeutische Behandlung ■ Infiltration an den Schmerzpunkt mit Bupivacain 0,25% (Quaddelung) ■ Kinesio Taping ■ Wärmebehandlung, feucht-warme Wickel (s. Anwendungen)
70
Akutes LWS-Syndrom ■ manualtherapeutische Behandlung ■ Wärmebehandlung (feucht warme Wickel, s. Anwendungen), Fango-Packungen oder heiße Rolle ■ Infiltration in die betreffende Muskulatur (z. B. 1 A. Causat N B12) oder gezielt an die Wirbelbogengelenke mit einem Lokalanästhetikum/Cortison-Präparat (z. B. Bupivacain 0,25%, Dexamethason (10 mg) oder Triamcinilon (10–40 mg) intra- und periartikulär)) ■ Kinesio Taping ■ vor dem Schlafen: Rheumabad; ABCPflaster Medikamente. Ibuprofen 400 3×1/d, Muskelrelaxans 3×1/d für eine Woche. Bei länger anhaltenden Beschwerden Ausschluss einer Stressfraktur (besonders Anfänger)
Golferschulter Synonyme Engl.: golfer’s shoulder. Definition Die Golferschulter beschreibt entzündliche und degenerative Veränderungen: ■ 1. der langen Bizepssehne ■ 2. der Supraspinatussehne und ■ 3. im Schultereckgelenk Entstehungsmechanismus ad 1) Überbeanspruchung einer degenerierten Sehne (Bicepssehne), insbesondere beim Treffmoment des Balles ■ ad 2) insbesondere beim Aufschwung wird die Supraspinatussehne in die ■
!
Golferschulter
■
physiologische Enge zwischen Oberarmkopf, Schulterhöhe und Band (Ligamentum coracoacromiale) getrieben, so dass hier Mikrotraumen entstehen, die zur Entzündung der Sehne führen ad 3) beim Durchschwingen des Golfschlägers kommt es zu hohen Anpressdrucken im Schultereckgelenk mit chronischer Schädigung des Knorpels und der Knorpelscheibe, genannt Diskus, im Gelenkspalt
Symptome ■ ad 1) lokaler Schmerz in der sogenannten Bizepssehnenrinne, Schmerzen beim Rückführen und Innendrehen des Armes gegen einen Widerstand ■ ad 2) → Impingement-Syndrom der (Sportler-)Schulter ■ ad 3) schmerzhafter Bogen zwischen 100° und 130° Seitheben des Armes, das horizontale Heranziehen des Armes (Horizontaladduktion) ist schmerzhaft
G
Medikamente. Ibuprofen 400 3×1/d für 1 Woche. Chronisch ■ ad 1 und 2) Kinesio Taping Lasertherapie Akupunktur ESWT (s. Anwendungen) Röntgentiefenbestrahlung ■ Hyperbare Sauerstofftherapie (s. Anwendungen) ■ ad 3): lokale Infiltration z. B. Dexamethason (10 mg) oder Triamcinilon (10–40 mg) intra- und periartikulär ■ Korrektur der Schlagtechnik, Aufwärmund Dehnübungen vor jedem Abschlag, Vermeidung zu langer Trainings- und Übungseinheiten ■ Kräftigung der Oberarmkopfdepressoren Komplextherapie
Therapeutische Maßnahmen Akut. Lokale Eistherapie im Schulterbereich (Eislolly 20 min 3–4×/d, zur Nacht Enelbin (kalt) oder Kytta Plasma-Umschläge, ggf lokale Infiltration, z. B. Dexamethason (10 mg) oder Triamcinilon (10–40 mg) intra- und periartikulär
→ Impingement-Syndrom der (Sportler-) Schulter
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H Haglund-Ferse Synonyme Haglund-Exostose, engl.: Haglund’s deformity, adventions achilles bursitis. Definition Ausziehung des Fersenbeinknochens nach oben, hinten und außen, häufig in Verbindung mit einer Schleimbeutelentzündung im Ansatzbereich der Achillessehne. Entstehungsmechanismus Fehlstatik des Rückfußes, mechanische Irritation durch schlecht sitzendes Schuhwerk (z. B. Fersenkappe), Über- und Fehlbelastung der Achillessehne infolge von Funktionsstörungen des Hüft- und Kniegelenkes.
Symptome ■ Schmerzen, Schwellung, Rötung am oberen, hinteren, äußeren Fersenbein ■ Knochenrinde verdickt bis aufgetrieben ■ Fehlstatik des Rückfußes (X 10) Therapeutische Maßnahmen Querfriktion und Eis ■ Crash-ice-Behandlung 3×20-min/Tag ■ Infiltration mit Traumeel, Meaverin insgesamt 2 ml ads (3×, alle 2 Tage); bei Therapieresistenz 1 A. Dexamethason 4 mg u. 1 A. Meaverin ■ Einlagenversorgung mit Fersenweichbettung (z. B. mit Polyäthylenschaum), Korrektur der Rückfußfehlstatik nach Laufbandanalyse ■ Erweichung der Fersenkappe, Ausdehnung durch Orth. Schuhmacher ■ Lasertherapie ■ Röntgenentzündungsbestrahlung ■ operative Abtragung des Knochenspornes bei Versagen der konservativen Maßnahmen ■ physikaltherapeutische Maßnahmen wie → Fersensporn, dorsal ■
Medikamente. z. B. Ibuprofen 400 3×1/d für 8 Tage.
Hallux rigidus Synonyme Großzehengrundgelenksarthrose, engl.: damage of the first metatarsophalangeal joint. Definition Einsteifung des Großzehengrundgelenkes durch degenerative Veränderungen. Abb. 28. Im seitlichen Röntgenbild erkennbare hintere/obere knöcherne Ausziehung am Fersenbein
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Hallus rigidus
Entstehungsmechanismus ■ → Arthrose, primäre ■ sekundär: wiederholte Mikrotraumen, immer wiederkehrende Überstreckung und Stauchung mit chronischer Knorpelschädigung, vorwiegend beim Langstreckenlauf, Fußball, Ballett oder Tanzen Symptome Druckschmerzen über, innen und unter dem Großzehengrundgelenk ■ Belastungsschmerzen in der Fußabrollphase ■ Schwellung, Rötung, Deformität des Großzehengrundgelenkes ■ Bewegungseinschränkung insbesondere für das Heben der Großzehe ■ Schongang über die Fußaußenseite ■
H
Therapeutische Maßnahmen ■ eigenständige Mobilisation ■ Eisbehandlung ■ Röntgenentzündungsbestrahlung ■ starre Einlage über Großzehengrundgelenk reichend sowie Tieferlegen des Großzehengrundgelenkes ■ Abrollrampe in der Schuhsohle ■ ggf. Infiltration i.a. mit Supertendin Depot N 1 ml ■ Fußbäder mit Pernionium-Teilbad Medikamente. Z. B. Ibuprofen 400 1×1/d für 2 Wochen. Bei Versagen der konservativen Versuche operative Maßnahmen mit längerer Sportpause (3–4 Monate).
Halswirbelsäulen-Syndrom Synonyme Zervikalsyndrom, engl.: cervical spine syndrome. Definition Überbegriff für Beschwerden im Bereich der Halswirbelsäule aufgrund von degenerativen Erkrankungen oder funktionellen Störungen. Entstehungsmechanismus Auslösend sind Überlastungen oder Bagatellereignisse (z. B. bei Kampfsportarten, Turmspringen, Eishockey, Motorsport, Turnen); → Schiefhals Symptome ■ Schulter-Nackenschmerzen ■ Muskelhartspann ■ Bewegungseinschränkung Therapeutische Maßnahmen Halskrawatte 2–3 Tage, alternativ Wollschal oder Frotteehandtuch ■ feucht-warme Wickel (s. Anwendungen), warme Dusche, ABC-Pflaster ■ Kinesio Taping ■ zur Nacht warme Enelbin oder Kyttaplasma-Umschläge ■ flaches Kopfkissen ■
Medikamente. Ibuprofen 400 3×1/d, Muskelrelaxans 3×1/d. Komplextherapie
Komplextherapie ➡
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Hier keine Komplextherapie, sondern v.a. Manuelle Therapie (Traktion) zur Entlastung des Gelenkes.
→ Reversible segmentale Funktionsstörung → Schiefhals
Handgelenkkapselverletzung, radioulnar (Speichen-Elle)
H
Handballerellenbogen Synonym Engl.: handball goalie's elbow Definition ellenseitige Kapselbandläsion des Handballtorwarts Entstehungsmechanismus Durch immer wiederkehrende Mikrotraumen kommt es zur Schädigung der ellenseitigen Gelenkkapsel; typischerweise durch Stress auf die ellenseitigen Kapselbandstrukturen (sog. Valgusstress) beim Abwehren von Torwürfen. Symptome ■ zumeist chronisch ■ Druckschmerz an der ellenseitigen Gelenkkapsel ■ vermehrte Aufklappbarkeit in Streckung (instabile Gelenksituation) ■ Schwellung der ellenseitigen Gelenkkapsel Therapeutische Maßnahmen ■ Eisabreibungen ■ lokale Salbenverbände zur Nacht mit: Ichtholan-Salbe Umane Schlickbinden Lasertherapie lokale Infiltration an den ellenseitigen knochennahen Kapselbandansatz mit: 1 A. Aethylsklerol, 1 A. Traumeel, 1 A. Lokalanästhetikum insgesamt 3×, jeden 2.–3. Tag bei Versagen: Dexamethason 10 mg und Lokalanästhetikum 2× mit 10 Tagen Abstand Medikamente. Ibuprofen 600 3×1/d
Abb. 29. Ellenseitige Bandunterbrechung (Flüssigkeitsansammlung)
Komplextherapie → Ellenbogengelenkinstabilität → Ellenbogengelenkverrenkung
Handgelenkkapselverletzung, radioulnar (Speichen-Elle) Synonym Distales radio-ulnar-Gelenk (DRUG), körperfernes Speichen-Ellen-Gelenk
Zum Spiel mit zwei übereinander zu tragenden Ellenbogenbandagen Stresseinwirkung mindern.
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Handgelenkkapselverletzung, radioulnar (Speichen-Elle)
Entstehungsmechanismus Sturz von Snowboardern und Mountainbikern.
der streckseitigen Gelenkkapsel am os triquetrum mit Einklemmung des Kapselbandapparates.
Symptomatik ■ Schmerzen am körperfernen Handgelenk ■ Schwellung ■ Bewegungseinschränkung des Handgelenkes
Symptom ■ Schmerzen und Schwellung am ellenseitigen Handgelenkanteil ■ Bewegungseinschränkung Therapeutische Maßnahmen Infiltration mit Dexamethason 4–8 mg und 1 ml Lokalanästhetikum ads ■ beugeseitige Unterarmgipsschiene für 2 Wochen ■ bei Therapieversagen arthroskopische Operation mit Entfernen des eingeklemmten Gewebes ■ postoperative beugeseitige Gipsschiene für ca. 3 Wochen; Sportaufnahme nach 6 Wochen ■
Therapeutische Maßnahmen Operation notwendig, postoperative 6wöchige Ruhigstellung
!
H
MRT sichert Diagnose
Komplextherapie Manuelle Therapie unter Berücksichtigung der Mittelhandknochen und der distalen und proximalen Radioulnargelenke sowie der Membrana interossea → Boxerknöchel → Discusriss am Handgelenk
Handgelenkkapselverletzung, ulnocarpal (Elle-körpernahe Handwurzel) Synonym Sportlerhandgelenk; engl.: triquetral impingement ligament tear (TILT) Entstehungsmechanismus Nach einem Sturz oder kräftigem Schlag des Golfschlägers in den Rasen bei maximal überstrecktem oder überbeugtem Handgelenk kommt es zu einem Riss in
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Röntgen unauffällig; MRT sichert Diagnose
Komplextherapie Manuelle Therapie unter Berücksichtigung der Mittelhandknochen und der distalen und proximalen Radioulnargelenke sowie der Membrana interossea → Boxerknöchel → Discusriss am Handgelenk
Hexenschuss → Kreuzschmerz
!
Hintere Kreuzbandruptur
H
Hill-Sachs-Defekt (Oberarmkopfimpressionsfraktur) → Bankart-Läsion
Hintere Kreuzbandruptur Synonyme HKB- oder PCL-Ruptur, engl.: posterior cruciate ligament tear. Definition Riss des hinteren Kreuzbandes am Ursprung (oberschenkelnaher, proximaler Riss), in der Bandmitte (intraligamentär), selten knöchern am Unterschenkel, meistens komplette Kontinuitätsunterbrechung, seltener Teilruptur, isoliert oder als komplexe Kapselbandverletzung meist in Kombination mit einer Außenbandverletzung, Meniskusschaden und hinterer Kapselriss.
Abb. 31. Intaktes, spazierstockartiges hinteres Kreuzband im MRT (Pfeil)
Entstehungsmechanismus ■ Gewalteinwirkung von vorne auf den Schienbeinkopf bei gebeugtem Kniegelenk (z. B. „dashboard-injury“ bei Autounfällen) ■ Überstreckung ■ Überbeugung mit Unterschenkelinnendrehung ■ schwerer O-Beinstress Symptome ■ Schmerzen, Kapselschwellung, Gelenkerguss ■ Bewegungseinschränkung ■ spontane hintere Schublade (der Unterschenkel fällt bei 90° gebeugtem Knie nach hinten, s. Abb. 33)
Abb. 32. Gerissenes hinteres Kreuzband im MRT (Pfeil)
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Hintere Kreuzbandruptur
Operativ. Bei drittgradiger Instabilität (hinteres Gleiten >10 mm): Ersatz des HKB durch körpereigene Sehnen (Patella-, Quadriceps-, Graälis- oder Semitendinosussehne); bei chronischer Gelenkinstabilität mit giving way. Der operative Ersatz des HKB ist schwieriger als der des VKB, daher wird die Operationsindikation zurückhaltender gestellt. Die konservative Behandlung bei erst- oder zweitgradiger Instabilität kann gute Ergebnisse zeigen, jedoch ist das Arthroserisiko gerade beim Leistungssportler deutlich erhöht. Hier sollte bei zweitgradigen Verletzungen durch einen erfahrenen Operateur ein arthroskopischer Ersatz des HKB erfolgen. HKB-Rupturen machen zahlenmäßig etwa 1/10 der Kreuzbandrupturen im Vergleich zu den VKB-Verletzungen aus.
Abb. 33. Sog. hintere spontane Schublade des hinteren rechten Kniegelenkes
■ ■
H
positiver hinterer Schubladentest spontane Wegknickereignisse des Kniegelenkes („giving way“)
Therapeutische Maßnahmen Sofortmaßnahmen ■ P.E.C.H.-Schema (s. Anwendungen) ■ erst danach duschen (kurz und nicht heiß) ■ Traumeel 1–2 A. i.v. ■ bei massivem Erguss mit starkem Spannungsschmerz Punktion des Gelenkes ■ Zinkleim oder Umane Schlickbindenverband, Ruhigstellung (Schiene) ■ Entlastung (2 UAG) ■ zur Nacht: Kühlung, Bein über Herzniveau lagern ■ Schnellstmögliche weitere Diagnostik: Röntgen- und MRT-Untersuchung Medikamente. Enzym-Dragees 5×3/d, Diclophenac 3×1/d für 21 Tage Konservativ. Bei erst- oder zweitgradiger Instabilität (hinteres Gleiten <10 mm): spezielle Schiene mit Wadenpolster für mindestens 6 Wochen.
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!
Komplextherapie Entzündungsphase KG Ziele schnellstmögliche Überwindung der Phase ■ Entstauung ■ Muskelentspannung (Dekontraktion) ■ Anbahnen des neuromuskulären Zusammenspiels ■
Inhalte P.E.C.H.-Schema (s. Anwendungen) ■ Manuelle Lymphdrainage ■ Massage ■ propriozeptives Training im Sinne der rhythmischen Stabilisation (unbelastet aus der Bauchlage) ■
H
Hintere Kreuzbandruptur
Informationsaustausch nicht nötig, da noch keine MTT möglich. Proliferationsphase
! Kein Liegestütz aus der Rückenlage wegen hinterer Schublade. KG Ziele ■ Verbesserung des Bewegungsausmaßes ■ Schmerzfreiheit ■ Entstauung ■ Dekontraktion ■ Stabilisation Inhalte ■ Manuelle Therapie ■ Kryotherapie ■ Manuelle Lymphdrainage ■ Massage ■ Elektrotherapie zur Dekontraktion (hier: Mittelfrequenz) ■ Stabilisation in der offenen und geschlossenen Bewegungskette ■ P.E.C.H.-Schema als Hausaufgabe (s. Anwendungen) Informationsaustausch über Bewegungsausmaß, Schmerz und Stabilisierungsfähigkeit in der offenen und geschlossenen Bewegungskette.
MTT Ziele ■ Erhaltung des schmerzfreien Bewegungsausmaßes ■ Aktivierung des lokalen und allgemeinen Stoffwechsels ■ Verbesserung der Propriozeption ■ Verbesserung der willkürlichen Anspannungsfähigkeit des M. quadriceps femoris
■
Kraftaufbau der angrenzenden Muskelgruppen
Inhalte passive Isokinetik ■ aktiv-assistive, konzentrische Isokinetik in geschlossener Bewegungskette mit Teilbelastung (Bewegungsausmaß: 0°–60°) ■ Beinachsenstabilisation in der geschlossenen Bewegungskette mit Teilbelastung (Bewegungsausmaß: 0°–60°) ■ isometrisches Training des M. quadriceps femoris in unterschiedlichen Gelenkpositionen in der offenen Bewegungskette (Bewegungsausmaß: 0°–60°) ■ Kraftausdauer-, bzw. Hypertrophietraining der Wadenmuskulatur und der Gesäßmuskulatur ■ Kraftausdauertraining der Hüftabund Hüftadduktoren selektiv und in funktionellen ASTE ■ Aqua-Jogging ■ Oberkörper-Ergometer-Training ■
Konsolidierungsphase KG Ziele volles Bewegungsausmaß ■ volle Stabilisierungsfähigkeit ■ Kräftigung des M. quadriceps femoris ■ Verbesserung des Gangbildes ■ Detonisierung der wegen des Schmerzvermeidungsverhaltens hypertonen Strukturen ■
Inhalte Manuelle Therapie ■ rhythmische Stabilisation in der geschlossenen Bewegungskette ■ PNF ■ Gangschule mit Spiegelkontrolle ■ Querfriktion (hier v. a. im Bereich des Pes anserinus) ■ Massage ■
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Hintere Kreuzbandruptur
Informationsaustausch über Bewegungsausmaß, Schmerz und Stabilisierungsfähigkeit in der offenen und geschlossenen Bewegungskette.
H
MTT Ziele ■ Erhaltung des vollen Bewegungsausmaßes ■ Kraftaufbau des M. quadriceps femoris ■ weiterer Kraftaufbau angrenzender Muskelgruppen ■ Verbesserung der Propriozeption ■ Eingliederung des Kniegelenkes in funktionelle Bewegungsabläufe ■ Verbesserung der allgemeinen Ausdauer Inhalte konzentrisch-exzentrisches Training in geschlossener Bewegungskette (Bewegungsausmaß: 0°–60°) ■ Kraftausdauertraining der unteren Extremität in der geschlossenen Bewegungskette (Bewegungsausmaß: 0°– 60°) ■ Aqua-Jogging ■ Hypertrophietraining der Waden-, Gesäßmuskulatur und der Hüftab- und Hüftadduktoren selektiv und in funktionellen ASTE ■ Kraftausdauer-, bzw. Hypertrophietraining des M. quadriceps femoris in offener Bewegungskette (Bewegungsausmaß: 0°–60°) ■ selbstständiges Dehnen ■ Gang- und Laufschulung mit Fremdund Eigenkontrolle ■ Kraftausdauertraining der unteren Extremität auf dem TreppensteigGerät ■ Fahrrad-Ergometer-Training ■
80
Remodulierungsphase I. d. R. keine KG mehr nötig; MTT KG steht deutlich im Vordergrund. ➡ Wenn KG noch erforderlich, dann wie in Konsolidierungsphase (Bearbeiten des jeweiligen Defizites). ➡
s. o.
MTT Ziele Volle Belastbarkeit und volle sportartspezifische Belastung. Inhalte ■ exzentrisches und konzentrisch-exzentrisches Training (Isokinetik) des M. quadriceps femoris in der offenen Bewegungskette ■ konzentrisch-exzentrisches Training der unteren Extremität in geschlossener Bewegungskette ■ Reaktivkrafttraining der unteren Extremität ■ Kraftausdauertraining mittels sportartspezifischer Bewegungsabläufe ■ Kraftausdauer-, bzw. Hypertrophietraining der Kniegelenkbeuger zunächst mit proximalem, später mit distalem Widerstand ■ sportartspezifisches Training mit Zusatzbelastung ■ Laufen zur Verbesserung der allgemeinen Ausdauer
Hodenprellung
H
Hinteres KompressionsSyndrom am Sprunggelenk Synonyme Hinteres Impingement-Syndrom, posteriores tibiotalares Kompressions-Syndrom. Definition Kompression der Schienbeinrückseite gegen das Sprungbein häufig durch ein zusätzliches Knöchelchen (Os trigonum) oder ein Ganglion bedingt. Entstehungsmechanismus Wiederholtes Senken des Fußes führt zu einer Einklemmung der Sprunggelenkkapsel zwischen der Rückseite des Schienbeines des Sprungbeines und dem Fersenbein (z. B. bei Ballet-Tänzerinnen oder Fußballspielern). Symptome ■ Schmerzen an der Rückseite des Sprunggelenkes, insbesondere beim Senken des Fußes Therapeutische Maßnahmen ■ Tapeverband zur teilweisen Einschränkung der Fußsenkung ■ lokale Infiltration von 1 ml Triamcinolon 10 mg ads ■ operative Entfernung (arthroskopisch oder offen) der Gelenkinnenhaut, eines Ganglions und des Os trigonums
Komplextherapie ➡
Das Behandlungsprocedere entspricht dem der → Chronischen Gelenkinstabilität.
Abb. 34. Großer Knochenkern, Rückseite hinteres Sprunggelenk
Hodenprellung Synonyme Hodenkontusion, engl.: testicular contusion. Definition Prellung des Hodens mit zum Teil ausgeprägten Einblutungen in die Wandschichten des Hodens. Symptome ■ starke Schmerzsymptomatik durch die Dehnung der Hodenkapsel ■ Schwellung ■ erhebliche Blauverfärbung des gesamten Hodensackes bis in die Oberschenkelmuskulatur möglich Therapeutische Maßnahmen urologische Behandlung (Ultraschalluntersuchung, Urinprobe (Blut?), Rivanol und anästhesierende Salben-
■
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Hodentorsion
■
Umschläge mit Hochlagern des Hodens auf einem Hodenbänkchen Sport- und Wettkampfverbot
Medikamente. Voltaren 50 mg 3×/d, Phlogenzym 5×3/d für 7 Tage.
Hodentorsion Synonyme Engl.: testicular torsion. Definition Drehung des Hodens und des Samenstranges um seine Längsachse. Durch Strangulation der Blutgefäße kommt es zu einer Durchblutungsstörung mit Absterben von Gewebe.
H
Entstehungsmechanismus Ursache: vermehrte Beweglichkeit des Hodens. Auslösend können Bagatellereignisse sein (Körperdrehung, Abstieg vom Fahrrad) oder ein stumpfes Trauma im Genitalbereich. Symptome ■ ausgeprägte Schmerzsymptomatik im Hoden mit Ausstrahlung in den Leistenbereich und Unterbauch ■ Schwellung des Hodens ■ Übelkeit, Brechreiz, Erbrechen Therapeutische Maßnahmen Sofortiges Aufsuchen einer urologischen Klinik zur operativen Freilegung und Befestigung des Hodens! Notfallsituation!
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Hoffa’scher Fettkörper-Läsion Synonyme Hoffaitis, Morbus Hoffa, engl.: infrapatellar fat body. Definition Schwellung des Fettkörpers unterhalb der Kniescheibe. Entstehungsmechanismus ■ vorwiegend nach Sprungbelastungen, durch die Nähe zur Patellasehne ■ oft in Kombination mit einem Kniescheibenspitzensyndrom ■ selten traumatisch bedingt durch direkten Sturz oder Anpralltrauma ■ oft bei Frauen prämenstruell, durch Flüssigkeitszurückhaltung ■ gelegentlich nach arthroskopischem Eingriff, wenn der Fettkörper stark verletzt wurde oder die Arthroskopie (s. Anwendungen) sehr lange andauert Symptome ■ Schmerzen an der Vorderseite des Kniegelenkes, die bei Aktivität zunehmen ■ sichtbare und schmerzhaft tastbare Schwellung des Fettkörpers an beiden Seiten der Kniescheibensehne Therapeutische Maßnahmen Reduktion der Belastung ■ Kältetherapie, entstauende (s. Anwendungen) ■ Umane Schlickbinden zur Nacht, tagsüber Rivanol-Verbände ■ Mitbehandlung eines evt. → Kniescheibenspitzen-Syndroms ■ Röntgenentzündungsbestrahlung ■
Hüftgelenkganglion
Komplextherapie ➡
H
Hüftgelenkganglion
Procedere wie bei allen Kniegelenkläsionen, bei denen die aktive Instabilität im Vordergrund steht.
Synonyme Hüftgelenkkapselausstülpung, paralabrale Zyste; engl.: hip cyst Definition Flüssigkeitsgefüllte gutartige Geschwulst an der Hüftgelenkkapsel.
Hornhautschwielen Synonyme Hühnerauge, Clavus, engl.: clavus Definition Verhornung der Hand- und Fußinnenfläche. Entstehungsmechanismus Permanente Druckschädigung der Haut durch chronisch-mechanische Belastung z. B. in engem Schuhwerk oder durch anatomische Veränderungen. Therapeutische Maßnahmen ■ Druckentlastung an den Schuhen ■ Abtragen durch Fußpflegerin/-pfleger ■ ggf. Einlagenversorgung
a Abb. 35ab. Hüft-Arthrogramm mit Punktion des Ganglions
b
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Hüftgelenkganglion
Entstehungsmechanismus ■ durch abrupte Bewegungsmuster, z. B. maximale Hüftbeugung, kommt es zu einer Schädigung der Gelenkkapsel ■ durch Labrumschäden bei anatomischen Varianten (z. B. Hüftdysplasie) ■ durch chronische Reizung der Gelenkkapsel ■ durch erhöhten Gelenkdruck, z. B. Arthrose
bei anhaltenden Beschwerden: ■ unter MRT Kontrolle gezieltes Abpunktieren und Infiltration mit 20 mg Triamcinolon/Carbostesin ■ bei Therapieresistenz befundbezogene arthroskopische oder offene Hüftgelenkoperation
Symptome schmerzhaftes Spannungsgefühl in der Leiste, teilweise tastbare Schwellung ■ vorwiegend bei der Hüftbeugung kommt es zum Schmerz in der Leiste
Komplextherapie
Rezidivneigung
■
Therapeutische Maßnahmen akut: ■ Diclofenac 50 3×1/d ■ Ultraschall und Arthro-MRT genauen Lokalisation
H
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zur
→ chronische Gelenkinstabilität (untere Extremität) Kein Stress auf vorderes Kapselkompartment; langsame Belastungssteigerung in Richtung Extension
I schnabelfortsatz des Schulterblattes kommt es zu einer anatomischen Enge an der Schultervorderseite der Rotatorenmanschette
Impingement-Syndrom der (Sportler-)Schulter Synonyme Mechanisches Outlet-Impingement, subacromiales sekundäres ImpingementSyndrom, subcoracoidales Impingement, capsulo-ligamentäres Impingement, capsulo-tendinöses Impingement, posterior-superiores Impingement, engl.: impingement syndrome. Definition Sammelbegriff für eine Vielzahl von krankhaften Veränderungen, die zwischen der Unterseite der Schulterhöhe (Acromion), dem Schleimbeutel (Bursa subacromialis), der Rotatorenmanschette und dem Schulterhauptgelenk liegen. Entstehungsmechanismus ■ mechanisches Outlet-Impingement: Schulterdachenge durch eine anatomische Variante der knöchernen Schulterhöhe und der Bandverbindung zwischen Rabenschnabelfortsatz und Schulterhöhe (Ligamentum coracoacromiale) ■ subacromiales sekundäres Impingement-Syndrom, capsulo-ligamentäres Impingement: Rotatorenmanschettenschaden durch primäre, chronische Schulterinstabilität ■ capsulo-tendinöses Impingement: Verkürzung der hinteren Kapsel und Innenrotatoren, funktionelle Schwächung der Außenrotatoren durch mangelnde Koordination, ungenügende Technik, Trainingsrückstand oder rezidivierende Mikrotraumatisierung ■ posterior-superiores Impingement: chronische Schädigung der Rotatorenmanschette am hinteren Pfannenrand durch extreme Wurfpositionen, z. B. Handball, → Sportlerschule ■ subcoracoidales Impingement: Insbesondere bei weit ausladendem Raben-
Betroffen sind vor allem Wurfsportarten, Schwimmen, Rückschlagspiele wie Tennis oder Squash, Golf, Kraftsportarten wie Bodybuilding, Gewichtheben und Turnen. Symptome ■ Druckschmerz über den sogenannten Triggerpunkten der Schulter ■ Schmerzen beim Hochheben des Armes zur Seite und nach vorne zwischen 60° und 100° ■ nächtliche Ruheschmerzen ■ Angst vor bestimmten Bewegungsmustern, z. B. beim Tennisaufschlag oder vor dem Treffpunkt des Balles ■ spezifische Tests sind positiv Therapeutische Maßnahmen Akut ■ sportliche Belastungspause ■ Kryotherapie ■ bei stärkerer Schmerzsymptomatik: Infiltration mit je 1 A: Triamcinolon (10 mg) Bupivacain 0,25% subacromial (Abb. 36) und an den Schmerzpunkt (Abb. 37) Medikamente. Diclofenac 50 mg 3×1/d für 10 Tage. Nach Abklingen der Akutphase: Beginn mit Komplextherapie. In Abhängigkeit von der Schmerzsymptomatik langsames Aufnehmen der sportlichen Betätigung. Chronisch Infiltrationstherapie wie oben in 3 bis 4 monatigen Abständen ■ Hyperbare Sauerstofftherapie (s. Anwendungen) zur Durchblutungsverbesserung ■
85
Impingementsyndrom der (Sportler-)Schulter
I
Abb. 36. Infiltrationstechnik in den Schleimbeutel und i.a. subacromial
Abb. 37. Infiltrationstechnik an den Schmerzpunkt (ads)
Die operative Therapie ist erst beim Versagen aller konservativen Maßnahmen angezeigt. Sie besteht im wesentlichen aus einer Erweiterung des sogenannten subacromialen Raumes des Schulterdaches (Acromionunterseite) und der geschädigten Kapselstrukturen. Dies ist im Rahmen einer arthroskopischen Operation durchführbar.
zwischen Schulterblatt und Thorax und des subacromialen Gleitweges möglich ist. Bei Verletzungen, die ausschließlich ein Gelenk betreffen, sind immer auch die anderen zu prüfen und gegebenenfalls zu behandeln.
! Keine absolute Ruhigstellung wegen der Gefahr der Entwicklung einer „frozen shoulder“ (steife Schulter) mit langfristiger Einbuße der Gelenkfunktion infolge von Gewebsverklebungen.
Komplextherapie ➡
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Die Besonderheit in der therapeutischen Vorgehensweise bei Schulterverletzungen ist die Einbeziehung des gesamten Schultergürtels in die Behandlungsstrategie. Große Bewegungsamplituden des Armes sind nur möglich, wenn zum einen Shift- und Drehbewegungen in AC- und SCGelenk und zum anderen eine freie Bewegungsmöglichkeit der Gleitebene
Strukturelle Veränderungen ■ entzündliche Aufquellung der Schleimbeutel (Bursa subacromialis und Bursa subdeltoidea) ■ evtl. Auffaserung der betroffenen Muskelsehnen (M. supraspinatus bei subakromialem Impingement; M. subscapularis bei subcoracoidalem Impingement) ■ evtl. knöcherne Ausziehungen (Knochenhypertrophie aufgrund steter Kompression) ■ i. d. R. Atrophie des M. deltoideus ■ Bewegungseinschränkung im Sinne des Kapselmusters (hier: Außenrotation/Abduktion/Innenrotation) Funktionelle Veränderungen ■ Schmerzvermeidungsverhalten, hier im Sinne von permanentem Schulterhoch- und vorstand (protrahierte Schulter) und Ausweichbewegungen sowie Schonhaltung beim Anheben und Belasten des Armes
I
Impingementsyndrom der (Sportler-)Schulter
■
Instabilität in offener und geschlossener Bewegungskette (Stütz)
KG Ziele ■ Zentrierung des Oberarmkopfes in der Gelenkpfanne (nur dann ist eine optimale neuromuskuläre Koordination gewährleistet) ■ Entzündungshemmung ■ Schmerzreduktion und Schmerzfreiheit in der Funktion (Arm anheben und rotieren) ■ Schmerzreduktion und Schmerzfreiheit an den überlasteten Strukturen ■ gut koordinierte Bewegung ■ Stabilität ■ Kräftigung im schmerzfreien Sektor Inhalte ■ Manuelle Therapie (hier v. a. als dorsokaudale Translation = Zentrierung) ■ Kryotherapie ■ passive und aktive Mobilisation im schmerzfreien Sektor ■ Querfriktion (Cyriax) an den entsprechenden Muskelansätzen der Rotatorenmanschette (hier v. a. M. supraspinatus und M. subscapularis) ■ Bewegungsausführung mit Spiegelkontrolle (mit und ohne Widerstand mittels Theraband etc.) ■ propriozeptives Training i. S. der rhythmischen Stabilisation in der offenen und geschlossenen Bewegungskette (zunächst in der geschlossenen wegen der besseren muskulären Kontrolle durch Kokontraktion) ■ PNF-Pattern (auch mit Betonung Rotation). Informationsaustausch über schmerzfreies Bewegungsausmaß, Kraftwerte sowie gemeinsame Analyse des Schmerzvermeidungsverhaltens.
MTT Ziele ■ Erhaltung des schmerzfreien Bewegungsausmaßes ■ Aktivierung des lokalen Stoffwechsels ■ Verbesserung der Körperwahrnehmung ■ Bewegungs- und Haltungsschulung ■ Kräftigung der Rumpfmuskulatur (Aufrichtung) ■ Verbesserte Stabilisationsfähigkeit des Schultergelenkes ■ Kraftaufbau der Schulterdepressoren und der Schulterblattmuskulatur Inhalte passive Isokinetik in Extension/Flexion, Adduktion/Abduktion und Innen-, Außenrotation im schmerzfreien Bewegungsausmaß ■ aktiv-assistive, konzentrische Isokinetik (Adduktion und Extension) im schmerzfreien Bewegungsausmaß ■ Propriozeptions- und Koordinationstraining unter Fremd- und Eigenkontrolle ■ isometrisches Training der Schulterrotatoren in schmerzfreien Gelenkstellungen ■ Kraftausdauertraining der Rückenmuskulatur ■ Kraftausdauertraining des M. latissimus dorsi und des M. triceps brachii ■ Kraftausdauertraining des unteren Trapezius, der Mm. rhomboidei und des M. serratus anterior ■ Kraftausdauertraining in der geschlossenen Bewegungskette (Zug und Druck) ■ Stütztraining zuerst mit Teil-, dann mit Vollbelastung ■ Kraftausdauertraining von Bewegungsabläufen in der komplexen Funktionskette ■ später Kraftausdauer- bzw. Hypertrophietraining der Schulterextensoren ■ Kraftausdauer- bzw. Hypertrophietraining der Schulterflexoren und -abduk■
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Impingementsyndrom der (Sportler-)Schulter
■
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■ ■
toren (zunächst mit kurzem Hebelarm dann mit langem Hebelarm) Hypertrophietraining der Schulterinnenrotatoren und Schulteraußenrotatoren exzentrisches Training der Außenrotatoren in Neutralposition und in 90° Abduktion Oberkörper-Ergometer-Training Training von „Überkopf-Situationen“
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Inneres SchienbeinkantenSyndrom
Schienbeinkante; die dort ansetzende Muskulatur kann verhärtet und ebenfalls sehr druckschmerzhaft sein Schmerzen beim schnellen Antritt, beim schnellen Laufen und bei Sprüngen Schwellung, teilweise Dellenbildung am Rand des Sockens, ebenso ein bleibender Fingerabdruck Schmerzen nehmen zumeist unter Belastung ab, während sie sich beim funktionellen Kompartement-Syndrom verschlimmern beim funktionellen Kompartment: Drucksteigerung, z. B. der Wade
Therapeutische Maßnahmen Kältetherapie, entstauende (s. Anwendungen) Maßnahmen ■ zur Nacht: Thrombareduct 180.000 IE und Kyttaplasma-Verbände als Kombinationsgemisch ■ zunächst Sportreduktion bis Sportverbot ■ bei Drucksteigerung: operative Entlastung ■
Synonyme Shin-splint-Syndrom, Tibiakantensyndrom, Knochenhautentzündung, Tendoperiostose, funktionelles KompartementSyndrom des Unterschenkels, engl.: shinsplint-syndrome.
I
Definition Reizung der Knochenhaut an der inneren Schienbeinkante durch direkte oder indirekte Einflüsse. Seltener auch an der vorderen Schienbeinkante vorkommend. Entstehungsmechanismus ■ durch Überlastung, seltener traumatisch durch Schlag oder Tritt ■ anlagebedingte Fußfehlformen (Knick-, Senkfuß) und dadurch statisch bedingte Fehlbelastungen ■ Überbelastung kann durch schlechten körperlichen Zustand entstehen ■ Training mit Stollenschuhen auf hartem Boden, Spikes auf Tartan-Belägen, ständiges Kurven laufen ■ schlechtes oder neues Schuhwerk Symptome mittelmäßiger bis starker Druckschmerz im entsprechenden Areal der
■
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Medikamente. Muskelrelaxans 3×1/d; Enzyme 5×3/d; Ibuprofen 400 3×1/d für 2 Wochen. Weitere Behandlung zunächst Laufbandanalyse, um eine gestörte Fußführung auszuschließen, einschließlich Video-Druckmessplatten-EMG ■ entsprechende Schuhzurichtung und Einlagenversorgung; zumeist mit guter Aufrichtung des inneren Längsgewölbes und fersenumfassend ■ Fuß und Unterschenkel mit Eisbinden umwickeln, anschließend auf den Rücken legen, die Fußpitze zum Körper hochziehen und ca. 10 s diese Stellung halten. Dann 10 s Pause, 10malige Wiederholung, 4–5 Serien ■ danach Binde abnehmen und Schienbein mit Franzbranntwein einreiben ■
I
Inneres Schienbeinkanten-Syndrom
Abb. 38. Infiltration an die innere Schienbeinkante
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■ ■ ■
während des Tages ein z. B. mit Thrombareduct 180.000 IE bestrichenes Schaumgummistück auf die verletzte Stelle legen und mit elast. Binde anwickeln jeden 2. Tag Wadenbäder mit Pernionium-Teilbädern 3× täglich mit Xylocain-Pumpspray einmassieren Magnetresonanztherapie
Bei chronischen Fällen ■ Infiltration mit z. B. 1 A. Traumeel, 2 ml Bupivacain und 1 A. Aethylsklerol (jeden 2. Tag) ads, 3–5 Wiederholungen (Abb. 38) ■ ggf. auch 1 A. Dexamethason (10 mg) (Gefahr der Hautverfärbung und Hauteinziehung) ■ Lasertherapie (s. Anwendungen) ■ Sklerosierungstherapie (s. Anwendungen) ■ in ganz seltenen Fällen operativer Eingriff mit Deperiostierung und Fasziotomie
Komplextherapie ➡
Bei der Knochenhautentzündung ist i. d. R. keine Komplextherapie erforderlich. ➡ Das Procedere im einzelnen besteht aus: ■ Querfriktion an der betroffenen Stelle ■ Kryotherapie ■ evtl. funktionelle Verbände (bei der Schienbeinvorderkante haben sich zwei Tapezügel unterhalb und oberhalb der betroffenen Stelle bestens bewährt) ■ Detonisierung der Fußheber steht im Vordergrund ➡ Ist der Sportler in der MTT aktiv, findet ein Informationsaustausch über die Belastbarkeit und das Ansprechen der o. g. therapeutischen Maßnahmen statt, i. d. R. ist jedoch ein Pausieren bis zum Abklingen der Reizung ratsam.
! Immer eine Stressreaktion (→ Ermüdungsbruch) ausschließen.
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J Jogger-Knie ■
Synonyme Tractus iliotibial-Syndrom, knienahes Scheuersyndrom, Friktionssyndrom des Tractus iliotibialis, engl.: jogger’s knee. Definition Reizung der äußeren-körperfernen Muskelfaszie am äußeren, körperfernen Oberschenkelknorren, mit Schleimbeutelentzündung (Bursitis). Entstehungsmechanismus ■ Fehlstatik der Hüft-, Knie-, Sprunggelenke, meist bei O-Bein-Deformität ■ eine Schädigung des Tractus iliotibialis durch Überanstrengung (Abb. 39) v. a. bei Langstreckenläufern, insbesondere beim Training auf Asphaltstraßen mit abfallenden Straßenrändern oder
bei einseitigem Bahnentraining ohne Wechsel der Rundenrichtung neues Schuhwerk
Symptome Schmerzen an der Außenseite des Kniegelenkes während oder nach der Belastung v. a. beim bergab laufen ■ aktives Strecken des Knies aus einer Beugung von 90° heraus ist bei ca. 30° schmerzhaft, wenn der Untersucher Druck auf den äußeren Oberschenkelknorren ausübt ■ im MRT sichtbare Flüssigkeitsansammlung am Tractus iliotibialis (Abb. 40) ■
Therapeutische Maßnahmen Akut ■ Eisabreibungen mit Eislolly ■ Trainingsreduktion ■ Korrektur der Achsenstellung von Hüfte, Knie und Fuß durch Einlagen-
Abb. 39. Schematische Darstellung zur Entstehung des Jogger-Knies
91
Jogger-Knie
Abb. 40. Im MRT sichtbare Flüssigkeitsansammlung (hell) am Tractus iliotibialis
J
■
■
versorgung mit z. B. Außenranderhöhung nach Laufbandanalyse Infiltration ads mit l ml Triamcinolon 10 mg, 2 ml Bupivacain 0,25% zwischen den Tractus und den äußeren Oberschenkelknorren ggf. Infiltration wiederholen, wenn nach 3 Wochen keine Besserung eingetreten ist
! Ähnelt einer Außenmeniskus-Symptomatik, MRT Untersuchung.
Funktionelle Veränderungen ■ Schmerzvermeidungsverhalten, hier als Hinken und Instabilität in Valgus KG Ziele „weicher machen“ des Tractus iliotibialis ■ Entzündungshemmung am Tuberculum von Gerdi ■ Stabilisierungsfähigkeit in der offenen und geschlossenen Bewegungskette ■ Verbesserung des Gangbildes ■
Inhalte hartes Ausstreichen des Tractus iliotibialis im Verlauf ■ Querfriktion am Tuberculum von Gerdi ■ Kryotherapie am Tuberculum von Gerdi und am Oberschenkelknorren ■ rhythmische Stabilisation in der offenen und geschlossenen Bewegungskette ■ Gangschule mit Spiegelkontrolle ■
Komplextherapie Strukturelle Veränderungen sehr fester Tractus iliotibialis auf der betroffenen Seite mit starkem Zug an seiner distalen Insertion ■ evtl. Ansatzreizung des Tractus iliotibialis (Tuberculum von Gerdi) ■ Aufquellung des Schleimbeutels ■
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J
Jogger-Syndrom
Informationsaustausch über belastungsabhängigen Schmerz und gemeinsame Analyse des Schmerzvermeidungsverhalten. MTT Ziele ■ Spannungsreduktion des Tractus iliotibialis ■ Aktivierung des lokalen Stoffwechsels ■ Verbesserung der Propriozeption ■ Abbau der Schonhaltung und der Kompensationsbewegungen Inhalte ■ passive Isokinetik ■ konzentrisches Training der Hüftadduktoren ■ exzentrisches Training der Hüftadduktoren ■ propriozeptives Training auf unterschiedlichen Unterlagen und in unterschiedlichen Ausgangsstellungen unter Beachtung der Stabilisationsfähigkeit im Sprunggelenk und des Beckens ■ selbstständiges Dehnen der Hüftabduktoren ■ Kraftausdauertraining von Bewegungsabläufen in der komplexen Funktionskette ■ später Kraftaufbau des M. vastus medialis
Jogger-Syndrom Synonyme Jogger-Krankheit, Entrapement der A. femoralis, engl.: jogger’s syndrome. Definition Einengung der A. femoralis im Adduktorenkanal an der Oberschenkelinnenseite. Entstehungsmechanismus Bindegewebige Stränge im Adduktorenkanal führen bei Spannung der Adduktoren zur Einengung der Arterie, häufig bei Langstreckenläufern und Radrennfahrern. Symptome ■ krampfartige Schmerzen im Oberschenkel, vorwiegend innerer Strecker ■ rasche Ermüdbarkeit der Oberschenkelstrecker ■ Muskelhartspann ■ akute Gefäßverschlusssymptomatik möglich (plötzlicher Schmerz, Taubheit, Blässe, akute Muskelschwäche) Therapeutische Maßnahmen Senkung des Muskeltonus mit Muskelrelaxans 3×1/d ■ Fango, Unterwassermassage ■ Sportreduktion, ggf. auch völlige Einstellung notwendig (bis zu 12 Wochen) ■
Schwierig zu diagnostizieren und zu behandeln.
!
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K Kapselriss Synonyme Engl.: joint capsule rupture. Definition Im Rahmen einer Verstauchung oder Verrenkung erlittener Riss der Gelenkkapsel, häufig kombiniert mit Bandverletzungen. Entstehungsmechanismus Traumatisch durch direkte Gewalteinwirkung, typische Kapselrupturen treten bei Sprunggelenk- oder Fingergelenkverletzungen auf (Ballaufprall, Sturz, Verdrehung). Symptome ■ Hämatomverfärbung ■ Kapselschwellung ■ Bewegungseinschränkung Therapeutische Maßnahmen Akut ■ P.E.C.H.- Schema (s. Anwendungen) ■ Infiltration: z. B. 1 A. Traumeel intraartikulär (große Gelenke) ■ funktioneller Tapeverband ■ Zinkleimverbände, Umane-Schlickverbände, Schienung (Brace) Medikamente. z. B. Enzyme 5×3/d; Diclofenac 75 mg 2×1 für 2 Wochen.
! Anlagebedingte Verrenkungen führen oft zu keiner Kapselruptur. Gefahr der Bagatellisierung
Komplextherapie ➡
Bei Kapselrissen kommt es – unabhängig vom Gelenk – grundsätzlich zu massiven Störungen des komplexen
„Gelenkmilieus“, das für die korrekte Gelenkführung und -steuerung außerordentlich wichtig ist (propriozeptives Defizitsyndrom). ➡ Ein wesentlicher Faktor bei Kapselverletzungen ist demnach die Instabilität. → Chronische Gelenkinstabilität Entzündungsphase KG Ziele ■ Entzündungshemmung ■ schnellstmögliche Überwindung der Phase Inhalte P.E.C.H.- Schema (s. Anwendungen) ■ Ruhigstellung – auch mittels funktioneller Verbände (Tape) ■
Informationsaustausch nicht nötig, da noch keine MTT möglich. Proliferationsphase KG Ziele Entzündungshemmung bzw. -vermeidung ■ bestmöglicher Erhalt der Gelenkmobilität ■ Stabilisation ■ Atrophieprophylaxe ■ Schmerzdämpfung und Entlastung überlasteter Strukturen ■
Inhalte Kryotherapie ■ passive Mobilisation im schmerzfreien Sektor ■ rhythmische Stabilisation in der offenen und geschlossenen Bewegungskette unter Wegnahme der Belastung (Teilkörpergewicht) ■ isometrische Anspannung ■ Querfriktion an überreizten Sehnenansätzen ■
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Kapselriss
Informationsaustausch über das mögliche Bewegungsausmaß und die Stabilisationsfähigkeit. MTT Ziele ■ Aktivierung des lokalen Stoffwechsels ■ Erhaltung des schmerzfreien Bewegungsausmaßes ■ Verbesserung der Stabilisationsfähigkeit ■ Krafterhaltung der benachbarten Muskelgruppen ■ Aktivierung des allgemeinen Stoffwechsels Inhalte ■ passive Isokinetik in der geschlossenen Bewegungskette ■ isometrisches Training der angrenzenden Muskelgruppen in schmerzfreien Gelenkstellungen ■ Kraftausdauerbzw. Hypertrophietraining der benachbarten Muskelgruppen ■ propriozeptives Training mit Teilbelastung ■ Ergometer-Training unter Ausschluss der verletzten Struktur
K
Informationsaustausch über das mögliche Bewegungsausmaß und die Stabilisationsfähigkeit. MTT Ziele ■ Verbesserung der Stabilisationsfähigkeit ■ Kraftaufbau der angrenzenden Muskelgruppen ■ Erhaltung des schmerzfreien Bewegungsausmaßes ■ Eingliederung der verletzten Strukturen in funktionelle Bewegungsabläufe Inhalte aktiv-assistive, konzentrische Isokinetik in der offenen und geschlossenen Bewegungskette ■ Kraftausdauer-, bzw. Hypertrophietraining der angrenzenden Muskelgruppen ■ Kraftausdauertraining von Bewegungsabläufen in der komplexen Funktionskette ■ propriozeptives Training auf unterschiedlichen Unterlagen und in unterschiedlichen ASTE ■
Remodulierungsphase Konsolidierungsphase KG Ziele ■ bestmögliche Stabilisation ■ Entlastung überreizter Strukturen ■ Belastungssteigerung ■ analytische Kräftigung Inhalte Stabilisationsübungen im Sinne des propriozeptiven Trainings ■ Querfriktion an überreizten Sehnenansätzen ■ Üben von Funktionsbewegungen mit sukzessiver Belastungssteigerung ■ PNF ■
96
➡
I. d. R. keine KG mehr nötig; MTT steht KG deutlich im Vordergrund.
MTT Ziele maximale Belastbarkeit und maximale sportartspezifische Belastung
■
Inhalte Hypertrophietraining der angrenzenden Muskelgruppen ■ exzentrisches Training der angrenzenden Muskelgruppen selektiv und in der geschlossenen Bewegungskette ■ später Reaktivkrafttraining in der geschlossenen Bewegungskette ■
K
Kletterfinger
■ ■
Training von funktionellen Bewegungsabläufen mit Zusatzbelastung Training von sportartspezifischen Bewegungsabläufen
Kletterfinger Synonyme A-2-Ringbandverletzung, engl.: lesion of the anulare ligament. Definition Riss des Halteapparats der Beugesehne auf Höhe des Grundgliedes. Entstehungsmechanismus Durch die konstante Beugehaltung des Fingers beim Klettern kann die Beugesehne aus ihrer Sehnenscheide reißen (Abb. 41). Durch Abrutschen der Beine erfolgt ein dynamisches, ruckartiges Nachziehen des Fingers, was zu einer erhöhten Zugkraft der Beugesehne führt. Ebenso das Nachgreifen bei einem drohenden Sturz. Ring- und Mittelfinger sind besonders häufig betroffen. Kommt auch beim Football oder Rugby vor.
Symptome ■ Krachen oder Schnalzen beim Unfallereignis ■ schmerzbedingte Bewegungseinschränkung im Grundgelenk ■ Kapselverdickung des Fingergrundglieds ■ Hämatomverfärbung Therapeutische Maßnahmen Eislolly ■ Ruhigstellung in einer Stack’schen Schiene für 1–3 Wochen (Abb. 42) ■ Kissenlagerung zur Nacht, d. h. der Unterarm wird auf ein Kissen zur Abschwellung gelagert ■ Kletterverbot für 4–6 Wochen ■ Tapeverband zu Beginn der Wiederaufnahme des Kletterns ■
Medikamente. z. B. Enzyme 5×3/d; Diclofenac 75 mg 2×1 für 8 Tage. Selten operative Behandlung, sog. Ringbandplastik. Unbehandelte Ringbandverletzungen können zu lang anhaltenden Beschwerden führen – mit Sportpausen bis zu einem Jahr.
!
Komplextherapie Entzündungsphase Ziele Erhalt der Mobilität ■ Schmerzfreiheit
KG
■
Inhalte passive Mobilisation im schmerzfreien Sektor ■ Kryotherapie ■
Abb. 41. Schematisch demonstrierter Mechanismus für einen Kletterfinger
Informationsaustausch nicht nötig, da noch keine MTT möglich.
97
Kletterfinger
Ziele MTT ■ Kraftaufbau der Mittelhandmuskulatur ■ Eingliederung des verletzten Fingers in Bewegungsabläufe der kompletten Hand ■ Steigerung der Stabilität des verletzten Fingergelenkes
Abb. 42. Ruhigstellung in einer Schiene
Proliferationsphase KG Ziele ■ wie oben Inhalte wie oben ■ zusätzlich aktive Mobilisation (gegen Ende der Phase mit geringem Widerstand) ■
Informationsaustausch nicht nötig, da noch keine MTT möglich.
K
Konsolidierungsphase KG Ziele ■ maximales Bewegungsausmaß ■ Verbesserung der Muskelkraft Inhalte wie oben ■ Manuelle Therapie bei Bedarf ■ Arbeiten gegen kräftigen Widerstand (auch PNF oder geeignete Geräte, wie Therabandstrips etc.) ■
Informationsaustausch über Bewegungsausmaß und Kraftwerte, sowie evtl. schmerzhafte Bewegungseinschränkungen.
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Inhalte Kraftausdauertraining der Fingerstrecker und -beuger und Handgelenkstrecker und -beuger ■ Schulung von funktionellen Bewegungsabläufen der gesamten Handbzw. Handgelenkmuskulatur ■ Fingerstütztraining, zunächst mit Teilbelastung ■
Remodulierungssphase I. d. R. keine KG mehr nötig; MTT steht KG deutlich im Vordergrund. ➡ Sind noch Defizite des Bewegungsausmaßes vorhanden, ist Manuelle Therapie die notwendige Maßnahme. ➡ Die Verbesserung der Muskelkraft kann mit den unterschiedlichsten Kleingeräten im Rahmen der MTT verbessert werden.
➡
wie oben
MTT Ziele Steigerung der Belastbarkeit bis zur Vollbelastung bzw. bis zur normalen sportartspezifischen Belastung. Inhalte ■ Hypertrophietraining der Fingerstrecker und -beuger und Handgelenkstrecker und -beuger ■ exzentrisches Training der Fingerstrecker und -beuger
K
Kniegelenkstrecksehnenabriss
■ ■
■
Fingerstütztraining bis zur Vollbelastung IK-Training der Fingerbeuger in der geschlossenen Bewegungskette (Kletterwand) Reaktivkrafttraining in der geschlossenen Bewegungskette
Kniegelenkstrecksehnenabriss Synonyme Quadrizepssehnenruptur, engl.: quadriceps tendon rupture.
ma auf die angespannte Sehne können zur Zerreißung führen. Häufiger jedoch treffen Bagatellereignisse wie abrupte, unkontrollierte Bewegungen auf vorgeschädigtes Sehnengewebe. Symptome ■ plötzlicher Schmerz ■ deutliche Schwellung ■ Hämatom ■ Delle im Rissbereich ■ Kniescheibentiefstand ■ aktives Strecken nicht möglich, z. B. Anheben des Beines von der Untersuchungsliege Therapeutische Maßnahmen P.E.C.H.-Schema (s. Anwendungen) ■ Entlastung an 2 UAG ■ nichts mehr essen und trinken ■ sofortige Einweisung in eine entsprechende Klinik zur operativen Sehnenrekonstruktion ■
Definition Riss der Kniegelenkstrecksehne oder Abriss am oberen Kniescheibenpol. Entstehungsmechanismus: Plötzliche Anspannung der Kniegelenkstreckmuskulatur mit hoher Kraft (z. B. bei Absprüngen) oder ein direktes Trau-
Sportfähigkeit nach 12–16 Wochen.
!
Abb. 43. Sonographiebild: Dunkle, echoarme Zone gibt Hinweise auf eine Einblutung in die Kniegelenkstrecksehne
99
Kniegelenkstrecksehnenabriss
Informationsaustausch nicht nötig, da noch keine MTT möglich. Proliferationsphase
Abb. 44. Klinisches Bild einer Kniegelenkstrecksehnenruptur
KG Ziele ■ evtl. noch Entzündungshemmung ■ Schmerzlinderung ■ Erhalt der Mobilität ■ Anbahnung der propriozeptiven Fähigkeiten gegen Ende der Phase ■ Erlernen des Gehens mit Unterarmgehstützen Inhalte wie oben ■ zusätzlich Manuelle Lymphdrainage ■ propriozeptives Training im Sinne der rhythmischen Stabilisation in der geschlossenen Bewegungskette mit reduziertem Körpergewicht (z. B. sitzend auf der Behandlungsliege, Fuß leicht auf Bodenkontakt; der Therapeut gibt von beiden Seiten am Kniegelenk Widerstand, der Patient soll die Stellung halten) ■ Gangtraining mit Unterarmgehstützen ■
K
Abb. 45. Operativer Befund einer Kniegelenkstrecksehnenruptur
Komplextherapie Entzündungsphase KG Ziele ■ Entzündungshemmung ■ Schmerzlinderung ■ Erhalt der Mobilität Inhalte P.E.C.H.-Schema (s. Anwendungen) ■ passive Mobilisation im schmerzfreien Sektor (auch mit Motorschiene) ■
100
Informationsaustausch über bewegungs- und belastungsabhängigen Schmerz sowie über Bewegungsausmaß und Stabilisierungsfähigkeit in der geschlossenen Bewegungskette.
MTT Ziele Aktivierung des lokalen und allgemeinen Stoffwechsels ■ Erhaltung des schmerzfreien Bewegungsausmaßes ■ Verbesserung der Propriozeption ■ Kräftigung benachbarter Muskelgruppen ■ Kräftigung der kontralateralen Seite (Cross-Over) ■
K
Kniegelenkstrecksehnenabriss
Inhalte ■ passive und aktiv-assistive, konzentrische Isokinetik in der geschlossenen Bewegungskette im schmerzfreien Bewegungsausmaß ■ Kraftausdauertraining in der geschlossenen Bewegungskette im schmerzfreien Bewegungsausmaß mit Teilbelastung ■ Aqua-Jogging ■ Kraftausdauer-, bzw. Hypertrophietraining der Wadenmuskulatur, der Gesäßmuskulatur und der Hüftadduktoren und Kraftausdauertraining der Hüftabduktoren ■ Hypertrophietraining der kontralateralen Kniegelenkstreckmuskulatur Konsolidierungsphase KG Ziele ■ Schmerzfreiheit (hier: belastungsabhängiger Schmerz) ■ Lösen der muskulären Verspannungen ■ Verbesserung des Bewegungsausmaßes ■ Verbesserung der Stabilisierungsfähigkeit in der geschlossenen Bewegungskette ■ Verbesserung der Kraftfähigkeit in der offenen Bewegungskette ■ Verbesserung des Gangbildes Inhalte ■ Querfriktion im OP-Bereich ■ Massage des M. quadriceps femoris ■ Dehnungen – auch mit postisometrischer Relaxation ■ rhythmische Stabilisation in der offenen und geschlossenen Bewegungskette ■ PNF ■ Gangschule Wie oben; zusätzlich gemeinsame Analyse des Schmerzvermeidungsverhaltens im Gangbild.
MTT Ziele ■ Aktivierung des lokalen und allgemeinen Stoffwechsels ■ Erhaltung des schmerzfreien Bewegungsausmaßes ■ Verbesserung der Propriozeption ■ Abbau von Kompensationsbewegungen ■ Kraftaufbau der Kniegelenkbeugemuskulatur ■ Kraftaufbau des M. quadriceps femoris ■ Eingliederung des M. quadriceps in funktionelle Bewegungsabläufe ■ weiterer Kraftaufbau benachbarter Muskelgruppen ■ Verbesserung der allgemeinen Ausdauer Inhalte ■ Kraftausdauertraining in geschlossener Bewegungskette mit Vollbelastung ■ konzentrisch-exzentrisches Training in der geschlossenen Bewegungskette ■ Kraftausdauer-, bzw. Hypertrophietraining der Kniegelenkbeugemuskulatur ■ isometrisches Training des M. quadriceps femoris in unterschiedlichen Gelenkpositionen in der offenen Bewegungskette ■ propriozeptives Training auf unterschiedlichen Unterlagen und in unterschiedlichen ASTE ■ Training von ADL’s (treppauf/treppab gehen etc.) zunächst unter erleichterten Bedingungen (z.B. höhenreduzierte Stufe) ■ Kraftausdauertraining funktioneller Bewegungsabläufe ■ Aqua-Jogging ■ Kraftausdauertraining des M. quadriceps femoris in der offenen Bewegungskette im schmerzfreien Bewegungsausmaß (unter Beachtung der möglichen retropatellaren Problematik) ■ weitere Kräftigung der Hüftabduktoren und -adduktoren selektiv und in funktionellen ASTE
101
Kniegelenkstrecksehnenabriss
■ ■ ■
selbstständiges Dehnen weitere Kräftigung der Gesäß- und der Wadenmuskulatur Fahrrad-Ergometer-Training
■
■ ■
Remodulierungsphase ■
KG Ziele ■ maximales Bewegungsausmaß ■ maximale Funktionalität in Alltagsbewegungen (wie Treppensteigen etc.) ■ maximale Belastbarkeit Inhalte Inhalte nach Bedarf wie oben ■ u. U. zusätzlich Manuelle Therapie am Kniegelenk ■ Üben der Alltagsbewegungen – auch unter erschwerten Bedingungen (Treppensteigen auf der Stufe mit gleichzeitiger Arbeit gegen Widerstand durch Zugapparat/Theraband)
■ ■
weitere Kräftigung der Gesäß-, Waden, der Kniegelenkbeugemuskulatur und der Hüftabduktoren und -adduktoren Laufschulung Reaktivkrafttraining der unteren Extremitäten Training sportartspezifischer Bewegungsabläufe zunächst unter erleichterten Bedingungen, später unter erschwerten Bedingungen selbstständiges Dehnen Laufen zur Verbesserung der allgemeinen Ausdauer
■
wie oben
K
MTT Ziele ■ Erhaltung des vollen Bewegungsausmaßes ■ weiterer Kraftaufbau des M. quadriceps femoris ■ Steigerung der Belastbarkeit bis zur sportartspezifischen Belastung Inhalte konzentrisch-exzentrisches Training in geschlossener Bewegungskette ■ exzentrisches Training des M. quadriceps femoris in offener Bewegungskette ■ konzentrisch-exzentrisches Training (Isokinetik) des M. quadriceps femoris in offener Bewegungskette ■ Hypertrophietraining des M. quadriceps femoris in offener Bewegungskette ■
102
Kniekehlenzyste Synonyme Baker-Zyste, Poplitealzyste, Hydrops, engl.: baker cyste. Definition Ein- oder mehrkammrige, durch eine Kapsel abgeschlossene sackartige, gutartige Geschwulst mit dünn- oder dickflüssigem Inhalt an der inneren Kniekehlenregion. Sie kann angeboren sein oder infolge eines Kniebinnenschadens entstehen. Entstehungsmechanismus Durch chronische Reizung des Kniegelenkes mit Ergüssen und erhöhtem Innendruck (z. B. Meniskusverletzung; bei einer chronisch-rheumatoiden Arthritis) kommt es zu einer Kapselausstülpung. Symptome ■ schmerzhaftes Spannungsgefühl in der Kniekehle bei entsprechender Größe der Zyste ■ Kniegelenkstreckung endgradig eingeschränkt
Kniescheibenbruch
K
Abb. 46. Sonographische Darstellung einer Kniekehlenzyste a im Längsschnitt b im Querschnitt
a
■
■ ■
prall-elastischer „Weichteiltumor“ in der Kniekehle, manchmal bis Tennisballgröße teilweise schon im Alter von 6–8 Jahren vorhanden Riss der Zyste kann muskelfaserissähnliche Schmerzen der Wadenbeinmuskulatur verursachen
Therapeutische Maßnahmen ■ bei Spannung und Druckgefühl: abziehen der Flüssigkeit (Punktion) ■ Infiltration mit 1 A. 10 mg Triamcinolon und 1 A. Traumeel ■ Zinkleimverband Medikamente. Ibuprofen 400 3×1/d für 10 Tage.
! Die Zyste füllt sich zumeist wieder,
da keine Ursachenbeseitigung durchgeführt wurde. Deshalb: Arthroskopische Kniebinnensanierung bei Rezidiv trotz 3maliger Punktion oder bei anhaltenden Beschwerden über 6 Monate mit offener Entfernung der Zyste. Rheumatische Genese und Gicht abklären lassen.
b
Komplextherapie ➡
➡
Die Hauptproblematik besteht postoperativ häufig aus einem propriozeptiven Defizitsyndrom (→ Chronische Gelenkinstabilität). Bei Bewegungseinschränkungen kommt neben einem operativen Eingriff im wesentlichen die Manuelle Therapie zum Tragen.
Kniescheibenbruch Synonyme Patellafraktur, engl.: patella fracture. Definition Bruch der Kniescheibe, Einteilung: Quer-, Längs-, Schräg-, Stern-, Mehrfragmenttrümmerfrakturen, knöcherne Polabrisse.
103
Kniescheibenbruch
Entstehungsmechanismus Meistens durch direktes Trauma bedingter Bruch der Kniescheibe, z. B. durch einen Tritt oder direkten Sturz auf das Kniegelenk.
■
Symptome ■ Schmerzen ■ Prellmarke, Schwellung, Bluterguss ■ Kniegelenkdeformität mit Dellenbildung ■ Unfähigkeit das Kniegelenk zu bewegen, insbesondere keine aktive Streckung
Operativ. Instabile, offene, stark verschobene Brüche mit großer Abweichung der Knochenfragmente (meistens Querbrüche), Trümmerbrüche.
Therapeutische Maßnahmen P.E.C.H.-Schema (s. Anwendungen) ■ Entlastung ■ nichts mehr essen und trinken ■ sofortige Einweisung in eine Klinik ■
Konservativ. Nur bei stabilen Brüchen ohne größere Abweichung der Knochenfragmente (meistens Längsbrüche): ■ Ruhigstellung in einer Mecronschiene für 4–6 Wochen ■ Bewegung des Kniegelenkes auf einer passiven Bewegungsschiene ■ Teilbelastung für 4–6 Wochen ■ Thromboseprophylaxe
K
Abb. 47. Klinischer Befund eines Kniescheibenbruchs
104
begleitende entstauende Kältetherapie zur Reduktion der Schwellung
Medikamente. Enzyme 5×3/d, Diclofenac 75 mg 2×1 für 10Tage.
Häufig verbleibt ein Knorpelschaden, der die Langzeitprognose entscheidet.
Komplextherapie ➡
Das Procedere entspricht nach der Immobilisation dem der → Chronischen Gelenkinstabilität, richtet sich i. d. R. nach der Belastungsvorgabe des behandelnden Arztes und ist abhängig von der Entscheidung für eine konservative bzw. eine operative Nachbehandlung (hier insbesondere des Osteosyntheseverfahrens). ➡ Zusätzlich steht hier bei Belastungsfähigkeit die Patellamobilisation (auch als Kompressionsbehandlung) im Vordergrund.
!
Kniescheibenrückflächen-Syndrom
K
Abb. 48. Operativer Befund
KniescheibenrückflächenSyndrom Synonyme Femoro-patellares-Schmerzsyndrom, Chondromalacia patellae, femoro-patellares Malalignement, engl.: patellar chondropathia. Definition Sehr häufige, nicht vollständig geklärte typische Erkrankung, vorwiegend im Jugendalter (bei Mädchen häufiger als bei Jungen), mit Schmerzen im Bereich der Kniescheibe und Spontanheilungstendenz. Entstehungsmechanismus Missverhältnis zwischen Belastung und Belastbarkeit. Häufig mit knöchernen Veränderungen: ■ z. B. anlagebedingten Veränderungen der Kniescheibe (Dysplasie) ■ X-Beine mit muskulären Dysbalancen an der Innenseite des Oberschenkels (M. vastus medialis) ■ anlagebedingte Bandlaxizität, z. B. Überstreckbarkeit der Gelenke ■ Funktionsstörung der Lendenwirbelsäule ■ chronische Mandelendzündungen
Symptome ■ Schmerzen meistens nach sportlicher Belastung ■ Schmerzen beim treppab gehen oder bei längerer Beugung des Knies (z. B. Autofahrten, Kinobesuch oder Inliner in der Abstoß-Phase) ■ Patient gibt an, im Knie Schmerzen zu haben ■ Druckschmerz an der Patellaspitze und der Kniescheibenrückfläche ■ Kniescheibenanpress- oder Verschiebeschmerz (Zohlen-Zeichen) ■ Verdickung des Hoffa’schen Fettkörpers ■ sandförmiges Reibegeräusch hinter der Kniescheibe bei zunehmender Beugung ■ oft Mädchen im Alter zwischen 13 und 18 Jahren ■ Überstreckbarkeit des Kniegelenkes ■ X-Beinfehlstellung ■ Verkürzung des Streckapparates ■ Schwäche des innenseitigen Kniegelenkstreckers (M. vastus medialis) ■ anlagebedingte Bindegewebsschwäche ■ Hypomobilität kleiner Wirbelgelenke der LWS, Nervendehnungszeichen („umgekehrter Lasegue“) für L3- und L4-Nervenwurzel positiv ■ häufige Mandelentzündungen
105
Kniescheibenrückflächen-Syndrom
Therapeutische Maßnahmen Zunächst immer konservativ-funktionell; mit Ende des Wachstums oft Spontanheilung. ■ Salbenverbände zur Nacht z. B. Enelbin, Umane Schlickbinden, ZinkleimVerband ■ mehrmals tägliche Kryotherapie ■ Kältetherapie, entstauende (s. Anwendungen) ■ Sportpause ■ Fahrrad fahren (Ergometer)
Sehr schwierig zu behandelndes Krankheitsbild, da mehrere Komponenten wie Verkürzung der Kniegelenkstrecker, Schwäche des M. vastus medialis, statische Fehlformen (X-Bein) und Bindegewebsschwäche zu berücksichtigen sind.
!
Komplextherapie Strukturelle Veränderungen degenerativer Knorpelverschleiß im Sinne einer Retropatellararthrose ■ angeborene Fehlformen der Patellarückfläche („Jägerhutpatella“ etc.) ■ Patelladysplasie (Fehlstellung der Kniescheibe in ihrem Gleitlager mit u.-U. zu großer Druckkomponente nach außen) ■ Muskelatrophie (hier v. a. M. vastus medialis des M. quadriceps femoris) als Folge von verminderter Belastung ■
Medikamente. z. B. Diclofenac 75 mg für 3–5 Tage; Glucosamin-Chondroitinsulfat-Präparate Bei Sportaufnahme: Kniegelenkbandage, die die Kniescheibe nach innen zieht oder alternativ entsprechende Tapezügelung ■ Absatznegativierung oder Ballenrolle zur Verlagerung des Körperschwerpunktes nach hinten ■ PST (s. Anwendungen) ■ Kinesio Taping (s. Anwendungen) ■ bei häufigen Anginen evtl. Mandeln entfernen ■
K
Operative Maßnahmen sind nur bei Fehlschlagen der konservativen Therapie über 6 Monate indiziert: ■ arthroskopischer Weichteileingriff (laterales release d.-h. äußere Kapselspaltung) ■ offene Weichteileingriffe im Wachstumsalter (z. B. OP nach Ali-Grogius) ■ offene knöcherne Eingriffe nach Wachstumsabschluss (z. B. OP nach Elmslie)
106
Funktionelle Veränderungen unphysiologische Kniefehlstellung unter Belastung als Schmerzvermeidungsverhalten (meist in Valgusstellung); daraus resultieren Sehnenansatzreizungen auf der gelenknahen Unterschenkelinnenseite (Pes anserinus) und Kompressionssymptomatik auf der Außenseite (überwiegend Außenmeniskus) ■ Gangbild gekennzeichnet durch Hinken ■
KG Ziele Schmerzreduktion ■ Patellamobilisation ■ Verringerung des Anpressdruckes ■ Anbahnung der Vastus-medialis-Kräftigung durch propriozeptives Training ■ Verbesserung des Gangbildes ■
Kniescheibensehnenriss
Inhalte ■ Kryotherapie ■ evtl. Ultraschall ■ Querfriktion an den überreizten Ansatzstellen des Pes anserinus ■ analytische Dehnung des M. rectus femoris ■ Manuelle Therapie hier als Patellamobilisation (Translation und Kompressionsbehandlung) ■ propriozeptives Training mit Kleingeräten unter Widerstand (Zugapparat, Theraband, Therapeut) ■ Gangschule mit Spiegelkontrolle (hier v. a. auch Treppensimulation, da die zunehmende Beugung im Kniegelenk mit Vergrößerung des retropatellaren Anpressdruckes ein Hauptproblem darstellt) Informationsaustausch über Schmerzsituation (ab welchem Beugewinkel im Kniegelenk der Schmerz beginnt) und über die Form des Schmerzvermeidungsverhaltens; gemeinsames Analysieren des Gangbildes.
MTT Ziele ■ Aktivierung des lokalen Stoffwechsels ■ Entlastung des femoro-patellaren Gelenkes ■ Abbau der Schon-, bzw. Kompensationsbewegungen ■ Kraftaufbau des M. quadriceps femoris, hier hauptsächlich des M. vastus medialis ■ Verbesserung der Propriozeption und Koordination ■ Verbesserung der allgemeinen Ausdauer Inhalte ■ Kraftausdauer- bzw. Hypertrophietraining der Kniegelenkbeugemuskulatur
■
■ ■
■
■ ■
■
■
K
(falls keine Schmerzen im Bereich des Pes anserinus) Beinachsentraining auf unterschiedlichen Unterlagen und in unterschiedlichen ASTE selbstständiges Dehnen Kraftausdauertraining der unteren Extremität in geschlossener Bewegungskette im schmerzfreien Bewegungsausmaß (Beinachsenstabilisation) konzentrisch-exzentrisches Training (Isokinetik) in geschlossener Bewegungskette im schmerzfreien Bewegungsausmaß Kraftausdauertraining der Hüftgelenkabduktoren in funktionellen ASTE isometrisches Training des M. quadriceps femoris in strecknahen Gelenkpositionen und unterhalb 70° Kniebeugung konzentrisch-exzentrisches Training des M. quadriceps femoris in strecknahem Bewegungsbereich (ca. 0°–20°) Fahrrad-Ergometer-Training (Sattelhöhe beachten) oder Treppensteig-Gerät unter Beachtung der Kniegelenkbeugung
Kniescheibensehnenriss Synonyme Patellasehnenruptur, Kniescheibenbandriss, engl.: rupture of the patella tendon. Definition Riss der Kniescheibensehne oder Abriss am unteren Kniescheibenpol. Entstehungsmechanismus Plötzliche Anspannung der Kniegelenkstreckmuskulatur mit hoher Kraft (z. B. bei Absprüngen) oder ein direktes Trauma auf die angespannte Sehne können zur Zerreißung führen. Häufiger jedoch
107
Kniescheibensehnenriss
Abb. 49. Gesunde Sehnentextur der Patellasehne im Sonographiebild
Abb. 50. Sonographiebild einer gerissenen Patellasehne mit echoarmer Zone (Sehnenschaden: Degeneration; nach rezidivierenden Mikrotraumen, Kortikoid-Injektionen)
K
treffen Bagatellereignisse wie abrupte, unkontrollierte Bewegungen auf vorgeschädigtes Sehnengewebe. Symptome ■ plötzlicher Schmerz ■ deutliche Schwellung ■ Hämatom ■ Delle im Rissbereich ■ Kniescheibenhochstand ■ aktives Strecken nicht möglich (Anheben des Beines von der Untersuchungsliege nicht möglich)
108
Therapeutische Maßnahmen: ■ P.E.C.H.-Schema (s. Anwendungen) ■ Entlastung ■ nichts mehr essen und trinken ■ sofortige Einweisung in eine entsprechende Klinik zur operativen Sehnenrekonstruktion Sportfähigkeit nach 12–16 Wochen.
!
Kniescheibenspityen-Syndrom
K
Abb. 51. Sonographiebild. Dunkle echoarme Zone unter der Patellaspitze als Hinweis für eine Flüssigkeitszunahme der verbreiterten Sehne
Komplextherapie ➡
Das Procedere entspricht nach einer Immobilisation von 4–6 Wochen (Zustand nach Operation) dem der → Chronischen Gelenkinstabilität, ergänzt durch das des → Kniescheibenspitzen-Syndroms.
KniescheibenspitzenSyndrom Synonyme Patellaspitzen-Syndrom, infrapatelläre Insertionstendopathie, engl.: jumper’s knee. Definition Entzündliche Reizung der Kniescheibensehne am unteren Pol der Kniescheibe. Oft mit Knochenhautentzündung der Kniescheibe und einer Verdickung des Fettkörpers (Hoffa’scher Fettkörper) verbunden.
Entstehungsmechanismus ■ häufig bei Hoch- und Weitspringern, sämtlicher Bewegungsmuster, bei denen die Sehne am Knochen starken Zug- und Scherbeanspruchungen unterliegt ■ Fehl- und Überlastungen führen zu Mikrotraumen in der Sehnenansatzzone ■ statische Fehlbelastungen durch Hüft-, Knie-, Sprung- und Fußgelenkfehlstellungen ■ muskuläres Ungleichgewicht zwischen Beuger und Strecker des Kniegelenkes, wobei der Strecker oft kontrakt ist ■ Knorpelschaden der Kniescheibe Symptome Akut ■ starke Schmerzen an der Kniescheibenspitze ■ Überwärmung und Rötung ■ Schwellung ■ Hoffa’scher Fettkörper verdickt Stadieneinteilung: ■ 1. Stadium: Schmerzen nach Belastung
109
Kniescheibensehnenriss
■ ■ ■
2. Stadium: Schmerzen bei Beginn und nach Ausübung der Belastung 3. Stadium: wegen der Schmerzen keine Belastung möglich 4. Stadium: Teilriss der Sehnenstruktur
Therapeutische Maßnahmen Akut ■ Reduktion der Belastung bis hin zum Sportverbot ■ Kryotherapie 5–6× täglich ■ Hyzum-Umschläge tagsüber mit Schwamm und elastischer Binde anlegen (Kältetherapie, entstauende siehe Anwendungen), zusätzlicher Kühleffekt durch Eisbeutel 15–20 min ■ zusätzlicher Kühleffekt durch Eisbeutel 15–20-min ■ zur Nacht Umane Schlickbinden
Abb. 52. Infiltrationstechnik beim Patellaspitzensyndrom
■
■ ■
Medikamente. Enzyme 5×3/d, Ibuprofen 400 3×1/d für 5 Tage.
■ ■ ■
Postakut ■ Kältetherapie, entstauende (s. Anwendungen), Ichtol-Bäder ■ japanisches Heilpflanzen-Öl jeden morgen 10 Tropfen verreiben ■ tagsüber und nachts die gleichen Verbände wie unter akut ■ Entzündungsbestrahlung ■ ggf. Hyperbare Sauerstofftherapie (s. Anwendungen)
K
Medis. Nach einer Woche Reparil-Dragees 3×2 täglich für eine weitere Woche. Chronisch Sport unterhalb der Schmerzgrenze möglich ■ Therapien wie unter postakut ■ nach dem Training sofort feuchtkalte nasse Umschläge ■
110
■
Sklerosierungstherapie (s. Anwendungen) jeden 3. Tag (Abb. 52), insgesamt 5× Kinesio Taping (s. Anwendungen) Akupunktur ESWT (s. Anwendungen) Röntgentiefenbestrahlung Hyperbare Sauerstofftherapie (s. Anwendungen) Ultraschall
Prinzipiell keine Cortison-Spritzen verabreichen, um kristalline Ablagerungen an der Sehne zu vermeiden. Ein erfahrener Therapeut kann auch 1–2mal ein mikronisiertes kristallines Cortison z. B. Dexamethason injizieren bei streng paratendinöser Applikation. Ferner sind durchzuführen: ■ Laufbandanalyse ■ Schuhüberprüfung und ggf. Einlagenversorgung mit Sohlenerhöhung (sog. Absatznegativierung) ■ Klettbandage (Fa. Sporlastig) und Tapen während der Sportausübung können ausgetestet werden.
K
Kniescheibenverrenkung
! Ultraschall und MRT (Ausschluss Patellasehnenteilriss und Knorpelschaden der Kniescheibe) sollten immer durchgeführt werden. Oft sehr lang anhaltendes Krankheitsbild, das für den Sportler sehr lästig ist. Im Stadium 4 oder bei persistierenden Beschwerden wird ein operativer Eingriff notwendig; Sportpause nach OP ca. 3–4 Monate.
■
(s. a. → Chronische Gelenkinstabilität) PNF
Informationsaustausch über Schmerz und Belastbarkeit sowie gemeinsame Analyse des Schmerzvermeidungsverhaltens. MTT Ziele Aktivierung des lokalen Stoffwechsels ■ Entlastung der Kniegelenkstrecker ■ Tonusreduktion der Kniegelenkstrecker ■ Verbesserung der Propriozeption ■ Abbau der Schon- und Kompensationsbewegungen ■ später Kraftaufbau des M. quadriceps femoris ■
Operativ. Ausschneidung des geschädigten Sehnenbezirkes bei Therapieresistenz, Anbohrung der Kniescheibenspitze, anschließend 3–4 Wochen Knieimmobilisationsschiene in Streckstellung und Teilbelastung, dann 2–4 Monate Rehabilitation. Komplextherapie
Inhalte passive Isokinetik im schmerzfreien Bewegungsausmaß ■ exzentrisches Training (Isokinetik) der Kniegelenkbeuger ■ Kraftausdauer-, bzw. Hypertrophietraining der Kniegelenkbeuger (sofern kein Schmerz an der Patellaspitze aufgrund von Dehnreiz) ■ Kraftausdauertraining der Streckmuskulatur in der geschlossenen Bewegungskette mit Teilbelastung im schmerzfreien Bewegungsausmaß ■ Beinachsentraining auf unterschiedlichen Unterlagen und in unterschiedlichen ASTE ■ exzentrisches Training (Isokinetik) der Kniegelenkstrecker im schmerzfreien Bewegungsausmaß in der offenen Bewegungskette ■ konzentrisch-exzentrisches Training (Isokinetik) der Kniegelenkstrecker in der offenen Bewegungskette ■ Kraftausdauertraining funktioneller Bewegungsabläufe ■ sportartspezifisches Training und Reaktivkrafttraining ■
Strukturelle Veränderungen ■ entzündliche Prozesse am KnochenSehnenübergang ■ evtl. Atrophie des M. quadriceps femoris Funktionelle Veränderungen Schmerzvermeidungsverhalten, hier als Hinken und propriozeptives Defizitsyndrom mit Schmerzkompensation in Valgusstellung
■
KG Ziele ■ Schmerzhemmung ■ Entzündungshemmung ■ Stabilisationsverbesserung ■ evtl. Kräftigung des M. quadriceps femoris Inhalte ■ Querfriktion an der Patellaspitze ■ Kryotherapie mit kleinem Lolli (aus aufgeschnittenen Einwegspritzen) ■ rhythmische Stabilisation in der offenen und geschlossenen Bewegungskette
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Kniescheibenverrenkung
Kniescheibenverrenkung
Komplextherapie ➡
Synonyme Patellaluxation, engl.: patella dyslocation. Definition Die Kniescheibe springt spontan (habituell) oder unter Gewalteinwirkung (traumatisch) aus ihrem Gleitlager; meist nach außen. Entstehungsmechanismus Bei der sogenannten spontanen Kniescheibenverrenkung spielen anlagebedingte, anatomische Gegebenheiten eine Rolle (z. B. eine zu kleine oder zu hoch über dem Kniegelenk stehende Kniescheibe oder eine zu flache Gleitrinne am Oberschenkelknochen, die für eine mangelhafte Führung verantwortlich ist). Bei der traumatischen Verrenkung kommt es durch Sturz oder gewaltsame seitliche Einwirkung auf die Kniescheibeninnenseite zu einem Herausspringen derselben.
K
Symptome ■ starker Schmerz ■ Kniescheibe steht seitlich neben dem Knie, Einrenkung (oft spontan) ■ Unfähigkeit das Kniegelenk zu bewegen Therapeutische Maßnahmen Kryotherapie ■ Entlastung des betroffenen Beines ■ nichts essen und trinken ■ ggf. Einrenkung durch Arzt ■ Kernspintomographie zur Abklärung von Begleitverletzungen und OP-Planung sinnvoll ■ In der Regel arthroskopische Operation mit Retinaculumnaht, ggfs. Knorpelfixierung, -glättung
Das Procedere ist in beiden Fällen (habituell, traumatisch) weitestgehend identisch (da postoperativ ebenfalls eine akute Entzündungssituation vorliegt). ➡ Das Procedere entspricht dem der → Chronischen Gelenkinstabilität.
Knochenödem Synonyme Knochenkontusion, engl.: bone bruise. Definition Lokale Durchblutungsstörung und Flüssigkeitsansammlung des Knochens. Entstehungsmechanismus ■ Tritt gegen den Knochen; Umknickereignis des Sprunggelenkes; Stauchungsmechanismus und Sturz, v. a. bei Kontaktsportarten ■ häufig Sprungbein und Kniegelenk Symptome zunächst Schwellung der Weichteile und des betroffenen Gelenkes ■ Gelenkerguss ■ Hämatombildung ■ Bewegungseinschränkung ■ Belastungsbeschwerden ■ Kopfschmerz an betroffener Stelle ■
■
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Therapeutische Maßnahmen Akut ■ P.E.C.H.-Schema (s. Anwendungen) ■ Umane-Schlickbindenumschläge ■ Entlastung an 2 UAG Danach weitere Entlastung des Gelenkes mit UAG bis zu 3–4 Wochen bei ausgeprägtem Befund
■
Knopflochdeformität
■
Hyperbare Sauerstofftherapie (s. Anwendungen)
! Die Verletzung lässt sich nur durch das MRT erkennen. Aus einem Knochenödem kann sich eine → Gelenkmaus entwickeln.
Knochenvorsprünge
■
■
lokale Infiltrationstherapie zunächst mit Procain isoliert 2 ml ads (ca. 3– 4mal), bei Resistenz mit z. B. mikrinisiertem Bexamethasol 10 mg, 1 ml Abtragung des vorstehenden Knochens bei Versagen der konservativen Therapie
Knopflochdeformität
Synonyme Exostosen, Überbeine, engl.: exostosis.
Synonyme Engl.: buttonhole deformity.
Definition Von der Knochenoberfläche nach außen gerichtete Knochenneubildung, die anlagebedingt ist oder auf eine reaktiv vermehrte mechanische Belastung zurückgeführt werden kann.
Definition Ausriss der Sehne des M. extensor digitorum communis über dem Mittelgelenk.
Entstehungsmechanismus ■ angeboren ■ Reaktion auf chronische Zug- oder Druckbelastung: häufig am Fußrücken bei Sportarten mit wechselnden Bodenbelägen (Tennis), durch sehr enges Schuhwerk (Ski fahren, Eiskunstlauf) oder Überlastung (Ballett, rhythmische Sportgymnastik)
K
Entstehungsmechanismus Verrenkung; Überbeugung des Mittelgliedes des Fingers vorwiegend bei Ballsportarten. Symptome ■ Schwächung der Streckung im Mittelgelenk ■ im weiteren Verlauf Überstreckung im Grund- und Endgelenk und Beugung im Mittelgelenk
Symptome ■ viele Knochenvorsprünge bleiben symptomlos ■ Druckschmerz, begleitende Schleimbeutelentzündung ■ Rötung, begleitende Funktionsstörung bei Sehnenirritation ■ schmerzbedingte Fehlbelastung z. B. Mittel- u. Vorfuß Therapeutische Maßnahmen ■ Ausweiten des Schuhs ■ Kühlung
Abb. 53. Schematische Darstellung einer Knopflochdeformität
113
Knopflochdeformität
Therapeutische Maßnahmen Operativ. Frische Verletzung beim Sportler, ohne OP Gefahr der Gelenkeinsteifung durch Weichteilkontraktionen. Konservativ. Mit dynamischen Schienen und Tapeverbänden.
! Eine Knopflochdeformität kann auch bei einem Rheumatiker auftreten durch chronisch entzündliche Gewebeschädigung.
Abb. 54. OP-Bild eines begrenzten Knorpelschadens an der inneren Oberschenkelrolle
Komplextherapie → Fingergelenkverrenkung
Knorpelabscherung Synonyme Engl.: flake fracture.
K
Definition Ausgestanzte Knorpelläsion im Grenzgebiet der Knochen-Knorpel-Schicht (Abb. 54). Entstehungsmechanismus Direkte Gewalteinwirkung (Scherkraft) auf den Knorpel (z. B. Kniescheibenverrenkung). Symptome ■ Schmerzen ■ Schwellung ■ Erguss ■ Bewegungs-, Funktionseinschränkung Therapeutische Maßnahmen Akut ■ P.E.C.H.-Schema (s. Anwendungen)
114
Abb. 55. Knorpeltransplantation durch Mosaikplastik
■
Weitere Maßnahmen sind von Ausmaß und Lokalisation des Schadens abhängig
Ziel: Wiederherstellung der Knorpeloberfläche durch operative Eingriffe wie Knorpelrefixation oder Knorpeltransplantation, z. B. durch Mosaikplastik (Abb. 55) oder ACT (s. Anwendungen). Entfernung der Knorpelstücke und Knochenanbohrung nur, wenn keine Rekonstruktion möglich ist.
Knorpererweichung, -schaden
K
Knorpelerweichung, -schaden Synonyme Chondromalazie, engl.: chondromalacia. Definition Erweichung und Defekte des Gelenkknorpels unterschiedlicher Schweregrade. Entstehungsmechanismus Die Belastung übersteigt die Reparationsvorgänge des Knorpelgewebes. Anlagebedingt minderwertiger Knorpel, äußere Einflüsse (z. B. wiederholte Mikrotraumen, Gelenkinstabilität, Fehlstatik), die das Knorpelgewebe dauerhaft schädigen.
a
Symptome ■ Belastungs-, Bewegungs-, Ruheschmerz ■ Reiben, Knirschen ■ Kapselschwellung ■ Schnapp-Phänomene, Blockierungen ■ Funktionseinschränkung b Abb. 56ab. Nach Trauma Knorpelknochenablösung an der Oberschenkelinnenseite beim Profifußballer
Komplextherapie → → → →
Kniescheibenverrenkung Kniescheibenrückflächen-Syndrom Kreuzdarmbeingelenk-Arthrose Kreuzschmerz
Therapeutische Maßnahmen dosierte Belastung ■ Verbesserung der Rahmenbedingungen (z. B. Vermeidung von Hartplätzen) und Ausgleich von Achsenfehlstellungen im Gelenkbereich (z. B. Innen- oder Außenranderhöhung am Schuh) ■ Infiltration mit Hyaluronsäure 3–5× in wöchentlichen Abständen i.a. oder innerhalb von 3 Wochen ■ → Kniescheibenrückflächen-Syndrom ■ bei dauerhaften Alltagsbeschwerden, trotz 6monatiger konservativer Behandlung arthroskopischer Minimaleingriff ■
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Kompartment-Syndrom, funktionelles
! Hohe Rate der Selbstheilung bei Ju-
gendlichen auch bei langjährigem Verlauf.
Komplextherapie Abb. 57. 3-D-CT-Rekonstruktion einer Halsrippe li ➡
Hier v. a. im Sinne der Nachbehandlung einer → Chronischen Gelenkinstabilität.
Kompartment-Syndrom, funktionelles Abb. 58. Röntgenbild einer Halsrippe
→ Inneres Schienbeinkanten-Syndrom ■
Kompressions-Syndrom der Brustkorbspitze
■ ■
Synonyme Neurovaskuläres Kompressions-Syndrom, engl.: thoracic outlet syndrome.
K
■ ■
Definition Kompression von Leitungsbahnen (A. und V. subclavia und des Plexus brachialis) im Bereich oberhalb der äußeren ersten Rippe. Entstehungsmechanismus Hervorgerufen durch anatomische und funktionelle Varianten: angeborene Halsrippe (Abb. 57, 58), schlecht verheilte Schlüsselbeinbrüche, Muskelverletzungen mit Einblutungen und Gefäßanomalien. Symptome ■ vielfältig und abhängig vom jeweiligen Läsionsort und der geschädigten Struktur (Arterie, Vene, Nerv)
116
■ ■
beim weiblichen Geschlecht: zumeist sehr schlanke Patienten beim männlichen Geschlecht: zumeist übertrainierte Sportler Schmerzen im Bereich der Schulter, der Hals-Ohren-Kieferregion Schmerzen nach starker sportlicher oder beruflicher Belastung im Arm bei Drehbewegungen des Kopfes zur Gegenseite oft Verschlimmerung Kältegefühl, nächtliches Einschlafen und Kribbeln in den Fingern 4 und 5 rasche Ermüdbarkeit bei Überkopfsportarten mit Blässe der Hände und Schweregefühl
Therapeutische Maßnahmen Ruhe und Sportpause ■ in seltenen Fällen wird z. B. die erste Rippe operativ entfernt ■
Schwierig zu diagnostizierendes Krankheitsbild, oft wird nicht daran gedacht.
!
Kompressions-Syndrome der oberen Extremität
Komplextherapie
■
→ Kompressions-Syndrome der oberen Extremität ■
Kompressions-Syndrome der oberen Extremität Synonyme Nervenengpass-Syndrome, engl.: compression syndroms of the upper extremity. Definition Läsionen der peripheren Nerven der Arme mit Störungen des Gefühls, der Motorik und Gewebeschwund. Entstehungsmechanismus ■ Schnitt- und Stichverletzungen, Quetschungen, Zerrungen und dauerhafte Druckschädigungen, z. B. durch Klettern, Fahrrad fahren, Reiten, Ringen, Motorradsport ■ rheumatische Erkrankungen ■ Fehlstellung eines Gelenkes ■ hormonelle Dysregulationen ■ angeborene Veränderungen Symptome Beispiele ■ N. suprascapularis-Syndrom: Schmerzen am äußeren und hinteren Anteil der Schulter, Nachtschmerzen, Muskelminderung und Kraftlosigkeit der Schulteraußenrotatoren (z. B. bei Volleyballspielern und anderen Überkopfsportarten) ■ Sulcus-ulnaris-Syndrom: Gefühlsminderung, Ameisenlaufen des Kleinfingers und Teilen des Ringfingers, Kleinfingerballenmuskelminderung (Wurfdisziplinen, Kraftsport)
■
■
K
Supinatorenlogen-Syndrom: Schwäche der Unterarmstrecker, Druckschmerz unterhalb des Speichenköpfchens (Sportkletterer, Turner, Gewichtheber) Pronator-teres-Syndrom: Schwäche und Gefühlsstörung von Daumen, Zeigeund Mittelfinger, sowie Gefühlsstörung der Hälfte des speicheseitigen Ringfingers; Schmerzen bei Streckung im Ellenbogen und gleichzeitiger Einwärtsdrehung (Wurfdisziplinen, Handball, Karate) Karpal-Tunnel-Syndrom: Ameisenlaufen in den Fingerspitzen D2–4, nächtliche Schmerzen, Gegenstände können nicht gehalten werden, Kraftlosigkeit, Ausstrahlung bis in den Ellenbogen oder die Schultersehnen möglich Loge de Guyon-Syndrom: Daumenballenmuskelminderung, Gefühlsstörung wie bei dem Sulcus-ulnaris-Syndrom (Radrennfahrer)
Therapeutische Maßnahmen Ruhe, Sportpause ■ Infiltration mit 1 ml Triamcinolon 10 mg und Procain 1 ml an die Engpassstelle anschließend Ruhigstellung für 8 Tage ■ TENS-Gerät ■
Medikamente. Vitamin-B-Komplex Tbl. 3×1/d, 2 Wochen Falls die konservativen Therapien keinen Erfolg haben, muss eine operative Nervenfreilegung und Entlastung in Erwägung gezogen werden (Neurolyse).
Komplextherapie ➡
Ist der Engpass muskulär bedingt, wird i. d. R. mit Querfriktion und Dehnung des entsprechenden Muskels behandelt.
117
Kompartment-Syndrom, funktionelles
➡
Die Symptomatik besteht i. d. R. in ausstrahlenden sensiblen Störungen (Kribbeln). ➡ Folgende klassische muskulär bedingte Engpass-Syndrome können behandelt werden: ■ Skalenus-Syndrom (→ KompressionsSyndrom der oberen Brustspitze): hier wird der gesamte Nervenstrang des Plexus brachialis komprimiert; i. d. R. als Ausstrahlung in den kleinen Finger und den Ringfinger (Ulnaris-Syndrom) ■ der gleiche Plexus kann vom kleinen Brustmuskel komprimiert werden (M. pectoralis minor) (→ Kompressions-Syndrom der oberen Brustspitze) ■ der M. supinator unterhalb der Ellenbeuge kann den N. medianus einengen ■ der „Klassiker“ im Bereich der unteren Extremität ist der M. piriformis, der Teile des Ischiasnervs komprimieren kann (die Ausstrahlungen konzentrieren sich hier auf den Gesäßbereich mit Tendenz zur Kniekehle auf der Oberschenkelrückseite)
K
➡
Der Engpass kann auch knöchern bedingt sein, wie beispielsweise bei der „Halsrippe“ (→ KompressionsSyndrom der oberen Brustspitze) oder der knöchernen Nervenwurzelverlegung direkt an den knöchernen Austrittslöchern der Wirbelsäule (Osteophytose).
KreuzdarmbeingelenkArthrose Synonyme Engl.: sacroiliac joint overuse injury. Definition Verschleiß des Kreuzdarmbeingelenkes, oft mit Entzündung der Bandstrukturen. Entstehungsmechanismus Durch Überlastung und wiederholte Mikrotraumatisierungen bedingter Schaden des Kreuzdarmbeingelenkes. Immer wiederkehrende stereotype Bewegungsmechanismen wie z. B. Torsionsbewegungen beim Tennis (Aufschlag) oder Golfen haben hohe Belastungsspitzen im Kreuzdarmbeingelenk zur Folge. Symptome ■ Schmerzen im entsprechenden Gelenkabschnitt ■ funktionelle Beinverkürzung, segmentale Funktionsstörung ■ verhärtete Rückenstreckmuskulatur
Kompressions-Syndrome der unteren Extremität → Tarsal-Tunnel-Syndrom → M. piriformis-Syndrom → Radfahrerleiste Abb. 59. Deutliche Gelenkspaltverschmälerung des rechten Kreuzdarmbeingelenkes durch überbrückende Verknöcherung (Pfeil) im CT
118
K
Kreuzarmbeingelenk-Arthrose
■
schmerzhaft eingeschränkte Beweglichkeit des Kreuzdarmbeingelenkes und der Wirbelsäule
Therapeutische Maßnahmen ■ Chirotherapie ■ Infiltration an die Bänder und in die Kreuzdarmbeinfuge mit 5 ml Bupavacain 0,5% und 2 ml Triamcinolon 10 mg, bei anhaltenden Beschwerden über eine Woche ■ gezielte tomographische (CT, MRT) Infiltration an die Bänder und i.a. mit Bubivacain 0,5% 5 ml und 2 ml Triamcinolon 10 mg ■ bei vorübergehender Linderung Sklerosierungstherapie (s. Anwendungen) ■ entsprechende Schuh- und Einlagenversorgung zur Dämpfung ■ ggf. Lendenstützmiederversorgung Medikamente. Bei Bedarf Ibuprofen 400 3×1/d.
! Röntgenologische, computertomographische und kernspintomographische Diagnosesicherung, letzteres zum Ausschluss anderer Ursachen wie z. B. Bandscheibenvorfall L4/5 oder L5/S1.
Komplextherapie → Arthrose, primäre → Kreuzdarmbeingelenk-Blockierung Strukturelle Veränderungen Knorpeldegeneration mit Verschmälerung des Gelenkspaltes, knöcherner Randzackenbildung und subchondraler Sklerosierung ■ entzündliche Prozesse im Bereich von überlasteten Strukturen durch das Schmerzvermeidungsverhalten (v. a. Sehnenansatzreizungen) ■
■
Sekundärdegenerationen der darüber oder darunter liegenden Gelenke aufgrund des Schmerzvermeidungsverhaltens (s. funktionelle Veränderungen)
Funktionelle Veränderungen Veränderung des Gangbildes in der Belastungsphase (Hinken) aufgrund des Schmerzvermeidungsverhaltens ■ Veränderung der Haltung aufgrund des Schmerzvermeidungsverhaltens (z. B. Rumpfvor- oder seitneige) ■
KG Ziele Entlastung der Gelenkstrukturen ■ Schmerzreduktion ■ Entlastung der aufgrund des Schmerzvermeidungsverhaltens überlasteten bzw. überreizten Strukturen ■ Verbesserung des Gangbildes ■ Verbesserung des Bewegungsausmaßes ■ Haltungsverbesserung bzw. Haltungskorrektur ■
Inhalte ■ Manuelle Therapie ■ aktive und passive Mobilisation im schmerzfreien Sektor ■ Querfriktion an den hauptsächlich betroffenen kontrakten Muskeln (hier v. a. M. quadratus lumborum, M. piriformis, M. iliopsoas, M. pectineus) und den überreizten Sehnenansätzen (hier v. a. im Bereich des Pes anserinus) ■ Massage der kontrakten Muskulatur (hier v. a. M. erector spinae und Adduktoren) ■ Dehnungen, auch als Eigenübung (hier v. a. M. quadratus lumborum, M. piriformis, M. iliopsoas und Adduktoren) ■ Gangschule (zunächst werden Einzelaspekte der Standbeinphase beübt, die
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Kreuzarmbeingelenk-Arthrose
■
dann in das Gesamtgangbild integriert werden) Erarbeiten einer korrekten Haltung, auch mit Spiegelkontrolle (z. B. nach BRÜGGER)
Informationsaustausch über Belastungsschmerz, Bewegungsausmaß sowie gemeinsame Analyse des Schmerzvermeidungsverhaltens.
■
■ ■ ■
■
K
MTT Ziele ■ Erhaltung des schmerzfreien Bewegungsausmaßes ■ Aktivierung des lokalen Stoffwechsels ■ Verbesserung der Körperwahrnehmung ■ Abbau von Schonhaltung und Kompensationsbewegungen ■ Kraftaufbau der Hüftstrecker und Hüftabduktoren ■ Kraftaufbau der Rumpfmuskulatur bzw. der Schulterblattmuskulatur ■ Verbesserung der allgemeinen Ausdauer Inhalte ■ passive Isokinetik der unteren Extremität in geschlossener Bewegungskette ■ Kraftausdauertraining in geschlossener Bewegungskette (nach Beseitigung funktioneller Bewegungsstörungen) ■ Aqua-Jogging ■ konzentrisch-exzentrisches Training (Isokinetik) der unteren Extremität in der geschlossenen Bewegungskette ■ Kraftausdauer-, bzw. Hypertrophietraining der Kniegelenkbeugemuskulatur der betroffenen Seite ■ isometrisches Kraftausdauertraining der Hüftextensoren selektiv und in funktionellen ASTE ■ isometrisches Kraftausdauertraining der Hüftabduktoren selektiv und in funktionellen ASTE
120
■ ■ ■ ■
später exzentrisches und konzentrischexzentrisches Training der Hüftstrecker bzw. Hypertrophietraining der Hüftstrecker Haltungs- und Bewegungsschulung unter Fremd- und Eigenkontrolle selbstständiges Dehnen Kraftausdauer-, bzw. Hypertrophietraining der Mm. rhomboidei, des M. latissimus dorsi, des unteren Trapeziusanteils und des M. erector spinea Kraftausdauertraining der schrägen Bauchmuskulatur Schulung von ADL’s Gang-, Lauf und Sprungschulung Fahrrad-Ergometer-Training später Treppensteig-Gerät und Laufen zur Verbesserung der allgemeinen Ausdauer
KreuzdarmbeingelenkBlockierung Synonyme Segmentale Funktionsstörung des Kreuzdarmbeingelenkes, SIG-Blockierung, engl.: restricted movement of sacroiliac joint. Definition Funktionsstörung im Sinne eines eingeschränkten Gelenkspieles im Kreuzdarmbeingelenk. Entstehungsmechanismus Akut. Unvorhergesehene Bewegung und Krafteinwirkung (Tritt ins Leere, Verheben), Kälteeinwirkung.
Kreuzschmerz
Chronisch. Ungünstige statische Voraussetzungen (Beinlängendifferenz), wiederholte Mikrotraumatisierungen und Überlastungen. Symptome Schmerzausstrahlung über die Gesäßregion und den hinteren Oberschenkel bis in die Kniekehle, positive manualtherapeutische Tests. Therapeutische Maßnahmen ■ Chirotherapie ■ Infiltration an die Bänder und in die Kreuzdarmbeinfuge mit 5 ml Bupivacain 0,5% und 2 ml Triamcinolon 10 mg, bei anhaltenden Beschwerden über eine Woche ■ Infiltration unter tomographischer Kontrolle (CT, MRT) mit z. B. Triamcinolon 10 mg 2 ml und Bubivacain 0,5% 5 ml in das Gelenk ■ bei vorübergehender Linderung Sklerosierungstherapie (s. Anwendungen) ■ Kinesio Taping (s. Anwendungen) ■ Ausgleich der Fehlstatik
! Ausschluss rheumatischer Erkrankun-
gen, degenerativer Veränderungen oder Bandscheibenerkrankungen bei „dauerhafter“ Blockierung. Des weiteren sind andere Krankheitsbilder wie Reizungen von Bändern und Sehnenursprüngen auszuschließen.
Komplextherapie ➡
Bei Rezidiven eventuell Manuelle Therapie und Gangschule zur Vermeidung von funktionellen Fehlbewegungen.
K
Kreuzschmerz Synonyme Lumbalsyndrom, Lumbalgie, schuss, engl.: low back pain.
Hexen-
Definition Schmerzen im Bereich der Lendenwirbelsäule und des Kreuzbeines. Entstehungsmechanismus Meist auf dem Boden von degenerativen Veränderungen kommt es zur mechanischen Überlastung und Reizung verschiedener anatomischer Strukturen (Gelenkkapsel der kleinen Wirbelgelenke, Knochenhaut der Wirbelkörper, hinteres Längsband, Rückenstreckmuskulatur, Bandscheibe, Kreuzdarmbeingelenke u. v. a.). Schwäche oder Verletzung der Rückenstreckmuskulatur, Unterkühlung, vor allem nach starkem Schwitzen, Beckenschiefstand durch unterschiedliche Beinlängen, Wirbelsäulenverbiegung, Beckenkippung nach vorne infolge Bauchmuskelschwäche und Verkürzung der Hüftbeugemuskeln, Senk-, Spreizfüße, u. v. a. tragen ebenfalls zur Reizung mit entzündlicher Reaktion von Wirbelsäulenstrukturen bei. Symptome ■ tiefer Rückenschmerz, in schweren Fällen mit Steh- und Gehunfähigkeit ■ Schmerzen im Verlauf der Rückenstreckmuskulatur mit Verhärtung ■ Fehlhaltung (Oberkörpervorneigung) ■ Blockierungen des Kreuzdarmbeingelenkes (→ KreuzdarmbeingelenkBlockierung) und der kleinen Wirbelgelenke ■ starke Bewegungseinschränkung der Lendenwirbelsäule
121
Kreuzschmerz
Therapeutische Maßnahmen ■ körperliche Schonung, ggf. Bettruhe mit Stufenbettlagerung ■ Wärme, z. B. feucht-warme Wickel (s. Anwendungen) ■ Infiltration: je nach Schmerzursprung, direkt an die Wirbelbogengelenke, Kreuzdarmbeingelenke oder Bänder-, Sehenansätze ■ Infiltration unter tomographischer Kontrolle (CT, MRT) mit Triamcinolon 10 mb 2 ml und Bubivacain 10,5% 5 ml in das jeweilige Gelenk ■ alternativ Cortisonpräparat i.m. ■ Infusionstherapie, z. B. je 1 A. Vitamin B12, Aspisol, Tramal 50, Valium 10 mg u. 50 mg Decortin in 250 ml Kochsalzlösung (ambulant nur mit mehrstündiger Beobachtung, Fahruntüchtigkeit) ■ Kinesio Taping
Abzugrenzen vom reinen Kreuzschmerz ist das Wurzelreizsyndrom mit Ausstrahlung ins Bein, entsprechend des Nervenversorgungsgebietes und neurologischer Defizite (z. B. auf dem Boden eines Bandscheibenvorfalles) sowie das pseudoradikuläre Syndrom mit Schmerzausstrahlung über die Gesäßregion bis z. B. in die Kniekehle. Kreuzschmerzen finden sich gehäuft beim Kunstturnen, Kraftsport, Schwimmsport, Rudersport, bei der Leichtathletik, im Skisport und bei Schlagsportarten.
Komplextherapie Strukturelle Veränderungen die häufigste strukturelle Veränderung des chronischen Rückenschmerzes ist die Arthrose der kleinen Wirbelgelenke, die chronisch-degenerative Veränderung des Knorpels an den Wirbelgelenken, → Arthrose, primäre ■ muskuläre Kontrakturen ■ evtl. Muskelverkürzungen bei Fehlhaltung über einen längeren Zeitraum ■ Sekundärveränderungen an weiteren Strukturen wegen Schmerzvermeidungsverhalten ■ schmerzbedingte Atrophie der Rückenmuskulatur ■
Medikamente ■ bei leichteren Schmerzen: Aspirin C Brausetabletten 2×1/d ■ bei starken Schmerzen: zusätzlich Muskelrelaxans, Paracetamol 1000 3×1/d ■ bei sehr starken Schmerzen: zusätzlich Tramadol 100 Tbl., 1–2/d oder alternativ Metamizol Tropfen 3×20 ■ Magenschutzpräparat
K
Weiterbehandlung mit Komplextherapie. Schmerztherapie (Medikamente), Infusions- bzw. Infiltrationstherapie werden so lange fortgeführt, bis die akuten Beschwerden rückläufig sind.
122
Funktionelle Veränderungen ■ Veränderung der Haltung ■ haltungs- und belastungsabhängiger Schmerz mit entsprechendem funktionellem Schmerzvermeidungsverhalten (schmerzhaft sind insbesondere Hyperlordose und Rotationen des Rumpfes mit Kompressionskomponente der betroffenen Gelenke) ■ aktive Instabilität
!
Kreuzschmerz
KG Ziele ■ Entlastung der betroffenen Strukturen ■ Lösen der Kontrakturen ■ Längung der verkürzten Muskulatur ■ Verbesserung der Haltung ■ Verbesserung der Muskelkraft der atrophierten Muskulatur ■ Verbesserung der Stabilisierungsfähigkeit Inhalte ■ Manuelle Therapie mit den entsprechenden Weichteiltechniken ■ Wärmetherapie ■ Massagen ■ Querfriktion (v. a. der Muskeln, die am häufigsten kontrakt sind: M. quadratus lumborum, M. piriformis) ■ Haltungskorrektur, auch mit Spiegelkontrolle (z. B. nach BRÜGGER, wobei eine Übertreibung der Rumpfaufrichtung jenseits einer individuellen Lordose eher kontraproduktiv ist!) ■ Muskelkräftigung (z. B. mittels PNF, mit dem Theraband etc.) ■ segmentale Stabilisierung mit taktiler Hilfe Informationsaustausch über Schmerzprovokation (hier v. a. bei Hyperlordosierung/Hohlkreuz) und Kraftwerte der relevanten Muskeln.
MTT Ziele ■ Verbesserung der Körperwahrnehmung ■ Haltungsverbesserung
■ ■
■ ■
K
Stabilisierung der Wirbelsäule Abbau der Schon-, bzw. Kompensationshaltung und der Kompensationsbewegungen Eingliederung des Rumpfes in funktionelle Bewegungsabläufe Verbesserung der allgemeinen Ausdauer
Inhalte ■ Haltungs- und Bewegungsschulung mit Fremd- und Eigenkontrolle ■ Kraftausdauertraining des M. latissimus dorsi, der Mm. rhombiodei und des unteren Trapeziusanteils ■ isometrisches, später dynamisches Training der Bauchmuskulatur, (insbesondere des unteren Anteils) ■ isometrisches Training der Rumpfrotatoren ■ isometrisches, später dynamisches Training der Rückenmuskulatur (unter Vermeidung der Hyperlordose) ■ isometrisches, später dynamisches Training der schrägen Bauchmuskulatur ■ Kraftausdauer-, bzw. Hypertrophietraining der Gesäßmuskulatur und Kraftausdauertraining der Hüftgelenkabduktoren selektiv und in funktionellen ASTE ■ Kraftausdauertraining der Rumpfmuskulatur durch Bewegungsabläufe in komplexen Funktionsketten ■ selbstständiges Dehnen ■ Fahrrad-Ergometer-Training (Haltung beachten)
123
L Lumbalgie → Kreuzschmerz
Lumboischialgie ➡
Gegenüber den Beschwerden der Lumbalgie (lokaler Schmerz im Bereich der unteren LWS) ist die Lumboischialgie durch ein zusätzliches Ausstrahlen des Schmerzes in die untere Extremität charakterisiert (radikuläre oder
pseudoradikuläre Schmerzsymptomatik), bei dem es sich sehr häufig um ein M. piriformis-Syndrom handelt (muskuläre Kompression des Ischiasnerves durch den M. piriformis); die Behandlungsschwerpunkte entsprechen denen der Lumbalgie mit besonderer Berücksichtigung der möglichen Ursachen der Ausstrahlung (M. piriformis-Syndrom, Blockierung des Kreuzdarmbeingelenkes, Blockierung der Facettengelenke etc.). → Kreuzschmerz → Reversible segmentale Funktionsstörung → M. piriformis-Syndrom
125
M M. piriformis-Syndrom Synonyme Kompressions-Syndrom des N. ischiadicus. Definition Durch längeren erhöhten Gewebedruck im Bereich des M. piriformis ausgelöste Kompression des N. ischiadicus. Entstehungsmechanismus Muskuläre (Verspannung des M. piriformis) oder knöcherne Veränderungen, Sehnen und Sehnenscheidenentzündungen können zu einer mechanischen Reizung des N. ischiadicus führen. Symptome ■ Schmerzausstrahlung in das Gesäß und die Kniekehlenregion ■ bei 90° Hüftbeugung, Außenrotation und leichtem Anziehen des Beines werden Schmerzen in der Gesäßregion verspürt Therapeutische Maßnahmen ■ Manuelle Therapie ■ Infiltration des M. piriformis (Triamcinolon 10 mg und Mepivacain 1%) Medikamente. Vit. B-Komplex
Komplextherapie ➡
Meniskoid-Syndrom am Sprunggelenk Synonyme Impingement-Syndrom am Sprunggelenk, engl.: meniscoid syndrome. Definition Verdickung der Gelenkinnenhaut des oberen Sprunggelenkes. Entstehungsmechanismus Gelenkinnenhautschwellung und Vernarbung oft nach äußerer Kapsel-BandRuptur am oberen Sprunggelenk. Symptome ■ langwierige, belastungsabhängige Schmerzen nach Ausheilung einer Außenbandverletzung am Sprunggelenk ■ örtlicher Druckschmerz ■ häufig Einklemmungsphänomen beim Ein- und Auswärtsdrehen des Fußes ■ Bewegungseinschränkung für das Heben des Fußes Therapeutische Maßnahmen ■ Infiltration mit je 1 ml Carbostesin und Traumeel i.a ■ bei weiter anhaltenden Beschwerden z. B. Dexamethason (10 mg) oder Triamcinolon (10 mg) 1 ml i.a. ■ Manuelle Therapie, v. a. Traktion ■ bei völligem Therapieversagen arthroskopische Operation
I. d. R. keine Komplextherapie nötig.
Die Behandlungsschwerpunkte sind: Querfriktion an der Muskelinsertion ■ Dehnung inkl. PIR ■ Eigendehnung ■ Ausschalten funktioneller Konflikte, wie Fehlhaltungen, falsche Bewegungsausführung und Gelenkblockierung → Kreuzdarmbeingelenk-Blockierung ■
127
Meniskusverletzung am Kniegelenk
Meniskusverletzung am Kniegelenk Synonyme Engl.: meniscus lesion. Definition Schädigung der Knorpelscheibe zwischen Oberschenkelrolle und Schienbeinplateau des Kniegelenks auf degenerativer oder traumatischer Basis. Häufiger ist der innere Meniskus betroffen als der äußere. Abb. 60. Gerissener Innenmeniskus im MRT
Entstehungsmechanismus für das Kniegelenk ■ traumatisch durch Verdrehmechanismus des Kniegelenkes, wobei sich der Unterschenkel meist am Boden fixiert nach außen (Innenmeniskus) bzw. nach innen (Außenmeniskus) gegenüber dem Oberschenkel verdreht ■ bei degenerativem Vorschaden durch Bagatellereignis (z. B. beim Aufstehen aus der Hocke) Symptome ■ messerstichartige Schmerzen an der Innen/Außenseite des Kniegelenkes ■ Schmerzen, ziehen oft in die Kniekehlenregion ■ plötzliche Blockaden mit Streck- und Beugehemmung ■ Kapselschwellung ■ Gelenkerguss
M
Therapeutische Maßnahmen ■ bei starkem Erguss: Punktion ■ ggf. Infiltration mit 1 A. Traumeel ads ■ Zinkleimverband ■ ggf. Teilbelastung für 3 Tage an 2 UAG ■ Kryotherapie ■ Hochlagern
128
Abb. 61. Gerissener Innenmeniskus in der Arthroskopie
Abb. 62. Intakter Innenmeniskus in der Arthroskopie
Mittelfußbeschwerden bei Fußdeformitäten
■ ■
Salbenverbände tagsüber (VoltarenEmulgelverbände) nach 3 Tagen i. d. R. arthroskopische Operation (Meniskusnaht oder Teilentfernung)
Medikamente. Diclofenac 3×1/d für 8 Tage.
!
■
bei Blockierungen: sanfter Versuch der manuellen Reposition, jedoch ist die kurzfristige arthroskopische Meniskussanierung erforderlich zur Vermeidung rezidivierender Einklemmungen mit Knorpelschädigung
Komplextherapie ➡ ➡
I. d. R. arthroskopische Versorgung Das Procedere ist – wie bei allen arthroskopischen Operationen am Kniegelenk – durch die Wundheilungsphasen und die Bearbeitung der phasentypischen Hauptdefizite charakterisiert (Entzündungsproblematik, aktives Stabilisationsdefizit, Kraftdefizit etc.) → Vordere Kreuzbandruptur
Mittelfußbeschwerden bei Fußdeformitäten Synonyme Metatarsalgie, engl.: metatarsal problems. Definition Sammelbegriff für Schmerzen im Mittelfußbereich durch Fehlstellungen der Füße, seltener durch Ermüdungsbrüche, Mittelfußköpfchen-(M. Köhler) oder Nervenerkrankungen (Morton Metatarsalgie).
M
Entstehungsmechanismus Infolge von Lauf- und Sprungbelastungen kommt es zu hohen Beanspruchungen der Zehen-, Mittelfuß- und Sprunggelenke. Durch anatomische Normabweichungen (Spreiz-, Senk-, Knick-, Hohlfuß) und Sehnen-, Muskelschwäche treten dann Fehlbelastungen und frühzeitige Überlastungen auf. Gelenkentzündungen und Schleimbeutelentzündungen im Fußbereich entstehen, selbst Achillessehne, Schienbeinvorderkante, Knie-, Hüftgelenk, die Leiste und sogar die Wirbelsäule können nachfolgend in Mitleidenschaft gezogen werden. Schuhwechsel, Spikes, häufiges Training auf verschiedenen Bodenbelägen (Asphalt, Sand, Asche, unebener Untergrund) sind häufig Auslöser der Beschwerden. Besonders gefährdet sind Leichtathleten, Springer, Werfer, Tennisspieler. Symptome ■ brennender Schmerz im Bereich des vorderen Mittelfußes sohlenseitig, meist kopfwärts des zweiten bis vierten Zehengrundgelenkes ■ Schwielen ■ Anlaufschwierigkeiten ■ Schongang Therapeutische Maßnahmen Akut ■ Sportreduktion bzw. Sportpause von 8–10 Tagen ■ entzündungshemmende Umschläge, z. B. mit Hyzumlösung und Rivanolumschläge ■ Fußbäder, z. B. Conzentrin und Perinonium Badezusätze ■ Salbenverbände zur Nacht, z. B. Enelbin Paste ■ Röntgenentzündungsbestrahlung ■ Infiltration im Bereich der Mittelkopfenden, z. B. 1 A. Traumeel
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Mittelfußbeschwerden bei Fußdeformitäten
Medikamente. Diclofenac 3×1/d für 8 Tage. Nach Abklingen der akuten Beschwerden ■ Laufbandanalyse und entsprechende Einlagenversorgung ■ Fußgymnastik, z. B. 10 m auf dem Fußaußenrand vor- und zurückgehen, danach auf dem Innenrand, dann auf den Fersen und schließlich auf den Fußspitzen
! Große Bedeutung kommt dem Schuh-
werk zu, dieses muss passgerecht sein. So sollte auf die Schnürung geachtet werden, dass sie sich nicht weiter als 2 Finger breit zusammenziehen lässt. Nur dann ist ein ausreichender Halt des Rückfußes garantiert. Beim Kauf müssen beide Schuhe anprobiert werden. Dabei sollte man möglichst die Strümpfe tragen, die auch im Sport verwendet werden. Die Fersenkappe muss gut anliegen und einen guten Fersenhalt bieten. Nasse Schuhe ziehen sich häufig zusammen, d. h. bei verstärkter Schweißneigung nach dem Sport immer einen Schuhspanner benutzen.
M
Komplextherapie ➡ ➡
Mittelhandbruch → Boxerknöchel
Morton Neuralgie Synonyme Engpass-Syndrom des Vorfußes, Nerven-Kompressions-Syndrom (Nn. digitalis dorsales), Morton-Neurinom, engl.: Morton’s neuralgia. Definition Mittel-, Vorfußschmerzen durch eine bindegewebige Verdickung von einem oder mehreren Zwischenzehennerven. Entstehungsmechanismus Auslösend sind häufig zu enge Schuhe im Vorfußbereich, oft liegen Fußdeformitäten vor (z. B. Spreizfüße). Häufigste Lokalisation ist der Zehenzwischenraum 3/4. Symptome ■ brennende, elektrisierende Schmerzen im Vorfußbereich („Drang, Schuhe ausziehen zu müssen“) ■ Klammer-, Zangengriff des Vorfußes schmerzhaft
Keine Komplextherapie erforderlich. Als mögliche therapeutischen Ansätze können Manuelle Therapie und hartes Ausstreichen der Plantaraponeurose zum Einsatz kommen; damit werden das Gelenkspiel der einzelnen Mittelfußknochen gegeneinander normalisiert und etwaige hohe Spannung gelöst (auch am Periost der Metatarsale als Ansatzstelle der Aponeurose). Abb. 63. Schematische Darstellung der Lokalisation des Morton Neurinoms
130
Muskeldefekt
M
Abb. 64. Im MRT sichtbares Morton Neurinom nach vorheriger venöser Gabe eines Kontrastmittels in die Vene
■
ggf. Gefühlsminderung im 3. Zehenzwischenraum
Therapeutische Maßnahmen ■ Einlagenversorgung mit Wiederherstellung des Quergewölbes ■ passende, bequeme Schuhe ■ Training der Fußmuskulatur ■ Infiltration mit z. B. Carbostesin 0,25% und Triamcinolon 20–40 mg bei anhaltenden Beschwerden 3× in 2wöchentlichen Abständen in den betroffenen Zehenzwischenraum; bei weiterer Persistenz über 2 Monate Sklerosierungstherapie (s. Anwendungen), ggf. operative Entfernung des betroffenen Nervenabschnittes
! Ausschluss eines Ermüdungsbruchs durch MRT
Muskeldefekt
aus und imponieren teilweise als Vorwölbung. Zu unterscheiden von der falschen Muskelhernie, die als Vorwölbung über einer geschwächten Muskelhülle (Fasziendecke) beobachtet wird. Entstehungsmechanismus Oft durch direkte Gewalteinwirkungen in den Faszienbereich größerer Muskelgruppen. Zumeist nach größeren Muskelfaserrissen (Muskelbündelrissen). Symptome Heraustreten und Vorwölben des Skelettmuskels nach Anspannen des Muskels, am häufigsten im Bereich der Oberschenkelstrecker und -beuger zu sehen. Therapeutische Maßnahmen Oft entsteht kein funktionelles Problem, so dass auch keine entsprechende Therapie notwendig ist. Kommt es zu einer Irritation der Muskulatur mit Behinderung der Kontraktion, muss über eine Operation nachgedacht werden.
Synonyme Muskelhernie, engl.: muscular hernia. Definition Durch einen Defekt in der Muskelfaszie (Hülle) treten Teile des Skelettmuskels
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Muskelfaserriss
Muskelfaserriss
■ ■
Synonyme Engl.: muscle fiber rupture.
■
sportliche Tätigkeit kann nicht mehr weitergeführt werden Dellenbildung, ggf. Hämatomverfärbung Anspannung des Muskels gegen Widerstand ist schmerzhaft
Definition Zerreißung, Konturunterbrechung einzelner oder mehrerer Muskelfasern eines Muskels. Entstehungsmechanismus Akut einsetzendes Ereignis durch z. B. unphysiologische Kontraktion des Muskels im gedehnten Zustand mit Überschreitung der Elastizitätsgrenze, seltener durch direkte Gewalteinwirkung. Begünstigende Faktoren: ■ Übertraining ■ Infektionen (auch viral bedingte Erkrankungen wie Pfeiffersches Drüsenfieber berücksichtigen, Zahnstatus) ■ Ernährung (Eindickung des Blutes durch zu geringe Flüssigkeitsaufnahme, Vitamin-, Mineralien-, Spurenelementemangel) ■ gestörte Innervation (bandscheibenbedingte Nervenirritation im Bereich der Lendenwirbelsäule)
Abb. 66. MRT: Muskelfaserriss im linken Oberschenkelstrecker
Symptome ■ plötzlicher, messerstichartiger Schmerz, heftiger als bei der Zerrung
M
Abb. 65. Deutliche Hämatomverfärbung der Oberschenkelrückseite
132
Abb. 67. Fächerförmige Infiltration i. m. um den verletzten Bezirk mit mehreren Nadeln
M
Muskelfaserriss
Abb. 68. Ultraschall: Muskelfaserriss im linken Oberschenkelstrecker
Therapeutische Maßnahmen Sofortmaßnahmen ■ 10–20 min Eispackung großflächig, alternativ Kompression mit nasskaltem Druckverband (Binde in Eiswasser tränken, anlegen, darüber crash ice im Plastikbeutel mit Binde fixieren) ■ erst danach duschen (kurz und nicht heiß) ■ Infiltration mit: Traumeel, Actovegin, Mepivacain 1% je 1 A. i.m. ads (ggf. nach Hämatompunktion), Traumeel alternativ i.v. 1–2 A., Magnesium i.v., Vitamin E oral oder i.m. ■ kühlender Druckverband (z. B. Schaumgummi mit Spolera oder Dolobene getränkt mit einer elastischen Binde anwickeln, darüber zusätzlich einen Eisbeutel anlegen), Hochlagern des Beines ■ Teilbelastung (2 UAG) ■ keine lange Steh-, und/oder Gehbelastung, kein Alkohol ■ ausreichend trinken (Apfelsaftschorle, Elektrolytgetränk zur Vermeidung von Flüssigkeitsmangel und Bluteindickung)
■
zur Nacht Umane-Schlickbindenverband
Medikamente. Muskelrelaxans 3×1/d, Enzyme 5×3/d; Elektrolyt-, Spurenelemente- und Vitaminsubstitution Folgetage: Komplextherapie. ■ tagsüber: entlastender Verband mit Tape und elastischer Binde ■ Fersenerhöhung mit Schaumstoff bei Waden-Muskelfaseriss ■ Infiltrationen und Injektionen wiederholen am 2. und 4. Tag ■ ggf. Hyperbare Sauerstofftherapie (s. Anwendungen), bei großen Defekten Je früher die Behandlung einsetzt, desto besser gestaltet sich der Heilverlauf (2–6 Wochen).
!
Komplextherapie ➡ Das
Hauptproblem ist die Bagatellisierung der Verletzung mit erneuter Verletzung eines dann größeren Muskelanteils.
133
Muskelfaserriss
➡
In Abhängigkeit der Größe der betroffenen Muskulatur ist mit Sportpause zu rechnen.
Entzündungsphase KG Ziele ■ Entzündungshemmung ■ Schmerzhemmung ■ schnellstmögliche Überwindung der Phase Inhalte ■ P.E.C.H.-Schema (s. Anwendungen)
! Keine Massage. Informationsaustausch nicht nötig, da noch keine MTT möglich. Proliferationsphase
M
KG Ziele ■ Schmerzhemmung ■ Entstauung ■ Erhalt der Mobilität und Trophikverbesserung (v. a. Abtransport von Schlackestoffen) ■ wie oben Inhalte ■ Kryotherapie ■ Manuelle Lymphdrainage ■ aktive und passive Mobilisation im schmerzfreien Sektor ■ normale Bewegungen im schmerzfreien Bereich sind möglich Informationsaustausch über Schmerzprovokation und Belastbarkeit.
MTT Ziele ■ Krafterhaltung nicht betroffener Muskelgruppen ■ Aktivierung des lokalen und allgemeinen Stoffwechsels ■ Erhaltung des schmerzfreien Bewegungsausmaßes ■ Tonusreduktion der betroffenen Muskulatur (Schutzspannung) ■ Eingliederung der betroffenen Muskulatur in funktionelle Bewegungsabläufe Inhalte ■ passive Isokinetik im schmerzfreien Bewegungsausmaß ■ selektive Kräftigung der benachbarten Muskelgruppen ■ Kraftausdauer-, bzw. Hypertrophietraining angrenzender Muskelgruppen ■ konzentrisches und exzentrisches Training der muskulären Gegenspieler ■ Training funktioneller Bewegungsabläufe mit Teilbelastung ■ Aqua-Jogging ■ Fahrrad-Ergometer-Training Konsolidierungsphase KG Ziele ■ wie oben ■ Verbesserung der Muskelgleitfähigkeit ■ gegen Ende der Phase Belastungssteigerung Inhalte ■ wie oben ■ gegen Ende der Phase leichtes Dehnen ■ Beginn mit Widerstandsübungen ■ Massage ■ am Ende der Phase Querfriktion im Bereich des Narbengewebes ■ evtl. Wärmetherapie wie oben
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Muskelkater
MTT Ziele ■ Erhaltung des vollen Bewegungsausmaßes ■ Kraftaufbau der verletzten Muskulatur ■ Einbindung der verletzten Muskulatur in komplexe Bewegungsabläufe ■ Verbesserung der Koordination ■ Verbesserung der allgemeinen Ausdauer Inhalte ■ Kraftausdauertraining der betroffenen Muskulatur ■ selbstständiges Dehnen ■ Aqua-Jogging ■ Kraftausdauertraining funktioneller Bewegungsabläufe mit Vollbelastung ■ komplexes Koordinationstraining ■ exzentrisches Training (Isokinetik) der betroffenen Muskulatur mit niedriger Intensität ■ Fahrrad-Ergometer-Training
■ ■
M
Training o. g. Inhalte unter Ermüdung Laufen zur Verbesserung der allgemeinen Ausdauer
Muskelkater Synonyme Engl.: muscle stiffness. Definition Schmerzhafte, bewegungseinschränkende Steifheit in Muskelgruppen, die innerhalb von 1–3 Tagen nach ungewohnt intensiver, längerer körperlicher Belastung, verbunden mit einer erheblichen Spannung, auftritt. Entstehungsmechanismus Mikrotraumatisierung der Muskelfibrillen nach ungewohnter Belastung; oft nach längerer Trainingspause.
Remodulierungsphase KG
➡
Wie oben mit Belastungssteigerung bis zur Maximalbelastung.
wie oben
MTT Ziele ■ volle Belastbarkeit der verletzten Muskulatur im gesamten Bewegungsausmaß, auch unter Ermüdung ■ volle sportartspezifische Belastbarkeit Inhalte ■ exzentrisches und konzentrisch-exzentrisches Training der verletzten Muskulatur ■ Reaktivkrafttraining der verletzten Muskulatur ■ Training sportartspezifischer Bewegungsabläufe
Symptome ■ Muskelschmerzen. ■ Steifheit meist 1–3 Tage nach der Belastung Therapeutische Maßnahmen ■ Saunagänge ■ lockernde Gymnastik ■ Ermüdungsbad ■ Nawa fluid-Einreibungen ■ Flüssigkeitszufuhr ■ luftdurchlässige Trainingskleidung Medikamente. Enzyme 5×3/d für 5 Tage. Elektrolyt-, Spurenelemente- und Vitaminsubstitution
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Muskelfaserriss
Muskelkontusion Synonyme Muskelprellung, Pferdekuss, engl.: horse kiss. Definition Schlag auf die kontrahierte Muskulatur. Entstehungsmechanismus Flächig auftretende Gewalt auf die zusammengezogene Muskulatur (z. B. Schlag oder Tritt, vorwiegend Oberschenkelaußenseite).
Symptome ■ Weichteilschwellung ■ hartes, druckschmerzhaftes, flächenhaftes Areal der betroffenen Muskulatur ■ Blaufärbung der Haut möglich (Hämatom) Therapeutische Maßnahmen Sofortmaßnahmen ■ 10–20 min Eispackung großflächig ■ erst danach duschen (kurz und nicht warm) ■ Infiltration mit: Traumeel und Arnica i.m. ads (nach Hämatompunktion), besser i.v. 1–2 A. ■ kühlender Druckverband (z. B. Schaumgummi mit Arnicasalbe getränkt mit einer elastischen oder einer Acrylastic Binde anwickeln, darüber zusätzlich einen Eisbeutel anlegen, Hochlagern des Beines (1–2 Nächte) Medikamente. Enzyme 5×3/d, Muskelrelaxans 3×1/d für 5 Tage, Elektrolyt-, Spurenelemente- und Vitaminsubstitution Ab 2. Tag: ■ isometrische Anspannungsübungen mit elastischer Binde im Bewegungsbad ■ zur Nacht Enelbin-Pastenverband
M
Ab 3. Tag: ■ Beginn mit Lauftraining ■ ggf. schon Mannschaftstraining möglich Keine heparinhaltigen Salben, keine Wärme (innerhalb der ersten 3 Tage). ■
Abb. 69. Im MRT sichtbare Einblutung in den M. intermedius
136
■
keine Massagen (fördern die Einblutung und Myositis ossificans circumscripta posttraumatica) Gefahr eines → Akuten KompartmentSyndroms; darum Bein nicht zu hoch
!
M
Muskellogen-Syndrome
lagern, Druckverband darf nicht abschnüren, Patient aufklären über sofortige Verbandabnahme und Arztbesuch, wenn der Schmerz zunimmt oder Gefühls-, Motorik- und Durchblutungsstörungen auftreten
Komplextherapie ➡
Das Hauptproblem ist – wie bei allen Muskelverletzungen – die Bagatellisierung der Verletzung mit erneuter Verletzung eines dann größeren Muskelanteils.
→ Muskelfaserriss → Muskelzerrung
Muskelkrampf Synonyme Engl.: muscular spasm. Definition Unwillkürliche, schmerzhafte Muskelkontraktion unterschiedlicher Stärke und Dauer. Entstehungsmechanismus Muskuläre Übermüdung, psychischer Stress, Elektrolytmangel, neuromuskuläre Fehlsteuerung. Symptome ■ schmerzhafte Spannungserhöhung der Muskulatur, dadurch wird das anatomische Profil deutlicher sichtbar ■ die Muskulatur ist steinhart, zumeist Wadenbeinmuskulatur beim Fußballer, aber auch bei Ringern u. Judokas durch sog. „Abkochen“, um eine Gewichtsklasse niedriger zu starten
Therapeutische Maßnahmen Sofortmaßnahmen ■ aktives und passives Dehnen der betroffenen Muskulatur ■ falls Krampf nicht beherrschbar, Stich mit einer desinfizierten Nadel mitten in den Muskelbauch ■ hilft dies auch nicht, kann Procain 5 ml (z. B. Causat N) i.m. ads gespritzt werden Danach ■ Verband mit nassem in Eiswasser getränkten Schwamm für 10–15 min ■ Flüssigkeitszufuhr (Apfelsaftschorle) ■ ggf. elektrolythaltige Infusionen (500 ml mit 1 A. Glucose 50%) ■ Elektrolyt-, Spurenelemente- und Vitaminsubstitution ■ Wärme (Fango zur Nacht oder hot pack) ■ Blutbild (Elektrolyt)-Kontrolle bei häufigerem Auftreten – zum Ausschluss eines Elektrolytmangels und Hämatokritbestimmung ■ Ausschluss eines Diabetes mellitus ■ Sportaufnahme relativ schnell wieder möglich, d. h. ggf. Folgetag Medikamente. Enzyme 5×3/d, Muskelrelaxans 3×1/d Oft in Wettkampfsituation, selten im Training (Stresssituationen). Keine Salztabletten – diese führen zu Magenkrämpfen und außerdem Harndrang, was die Krampfbereitschaft noch mehr fördert.
!
Muskellogen-Syndrome → Akutes Kompartment-Syndrom
137
Muskelschmerzen, chronisch-unspezifisch
Muskelschmerzen, chronisch-unspezifisch Synonyme Myalgie; engl.: myalgia Definition Muskelschmerzen; verminderte Muskelbelastbarkeit Entstehungsmechanismus ■ bei bestehenden Erkrankungen, z. B. orthopädisch bedingte Fehlbelastung (Fußstatik) ■ bei Infekten, z. B. Pfeiffersches Drüsenfieber, Borreliose ■ Elektrolytstörungen ■ Stoffwechselerkrankungen, z. B. Harnsäureüberproduktion; Schilddrüsendysfunktion ■ Medikamentennebenwirkungen, z. B. bei Antibiotikum ■ entzündliche Prozesse, z. B. Weisheitszähne ■ Störung des Säure-Basen-Haushalt, z. B. durch zuviel Industriezucker, falsche einseitige Ernährung ■ unbekannte Nahrungsmittelunverträglichkeit, z. B. M. Sprue ■ Durchblutungsstörungen ■ toxischer Sauerstoffmangel, z. B. Koffein, Nikotin, Schlafmangel ■ Mangelnde Regeneration
M
Symptome ■ immer wiederkehrend auftretende Muskelprobleme, z. B. rezidivierende Zerrungen, Muskelkrämpfe, Verspannungen des Muskels ■ kein typischer "traumatischer Muskelfaserriss" Therapeutische Maßnahmen Internistische und orthopädische Abklärung; Befundbezogene Therapie
138
Muskelverknöcherung Synonyme Myositis ossificans posttraumatica; engl.: ossifying myositis. Definition Verknöcherung von Muskelgewebe durch Umbauvorgänge nach ausgeprägter Muskelverletzung mit Einblutung. Entstehungsmechanismus Es besteht die Veranlagung bei einigen Menschen nach Muskelprellungen mit größerem Bluterguss knochenbildende Zellen im Muskelgewebe zu entwickeln. Aufgrund einer unsachgemäßen und in einer Frühphase beginnenden Massage wird der Verknöcherungsprozess gefördert. Symptome ■ Druckschmerz ■ tastbare Verknöcherung ■ Druck- und Spannungsgefühl bei Anspannung der Muskulatur ■ Zunahme des Muskelumfanges ■ Muskelverkürzung ■ Bewegungseinschränkung im zugehörigen Gelenk Therapeutische Maßnahmen Medikamente. Z. B. Enzyme 5×3/d, Muskelrelaxans 3×1/d, Indometacin 50 3×1/ d für 4 Wochen unter Magenschutz. 6–8wöchige Sportpause, aktive Bewegung im schmerzfreien Bereich ist vorsichtig möglich, Trainingsbeginn erst 2–3 Monate nach Auftreten der ersten Krankheitssymptome. Bestrahlung bei röntgenologisch sichtbarer Verknöcherung nach 3 Wochen.
Muskelzerrung
M
Monate nach Stillstand des Verknöcherungsprozesses durchgeführt werden (unauffällige Entzündungsparameter, alkalische Phosphatase und Knochenszintigramm). Nach operativer Abtragung häufig Wiederauftreten der Verknöcherung, daher postoperative Bestrahlung; alternativ Indometacin 3×50 mg/d für 3 Wochen.
a
Komplextherapie → Muskelfaserriss → Muskelkontusion → Muskelzerrung
Muskelzerrung Synonyme Engl.: muscular strain. Definition Einfache Muskelläsion durch eine Störung der Tonusregulierung, Überdehnung einzelner Fasern ohne nachweisbaren Gewebeschaden. b Abb. 70. CT-3-D-Rekonstruktionsbild einer Myositis zwischen Schien- u. Wadenbein. a von oben, b von vorne
! Wenn sich erhebliche Bewegungs-
einschränkungen und Probleme im Alltag einstellen, sollte eine operative Entfernung der entsprechenden Verknöcherung durchgeführt werden. Dies sollte jedoch frühestens 6
Entstehungsmechanismus Meist langsam zunehmender Schmerz im Muskelbauch, zunächst ohne Bewegungseinschränkung, auch plötzlich ziehende Schmerzen sind möglich (z.-B. beim Sprinten, häufig bei Leichtathleten und Fußballern, in der Regel ohne Gegnerkontakt). Symptome Schmerzen bei Muskelanspannung gegen Widerstand, Dehnungsschmerz, Belastungsschmerz.
139
Muskelzerrung
Therapeutische Maßnahmen Sofortmaßnahmen ■ 10–20 min Eispackung großflächig ■ lokale Infiltrationstherapie mit Meaverin, Actovegin und Traumeel ■ kühlender Druckverband (z. B. Schaumgummi mit Arnicasalbe getränkt mit einer elastischen oder einer Acrylastic Binde anwickeln, darüber zusätzlich einen Eisbeutel anlegen ■ ggf. Teilbelastung an Gehstützen ■ Vit. C, B12, Zink, Magnesium i.v. und Vit. E i.m. ■ ausreichend trinken (Apfelsaftschorle, Elektrolytgetränk zur Vermeidung von Flüssigkeitsmangel und Bluteindickung) ■ keine lange Steh- und/oder Gehbelastung (kein Discobesuch), kein Alkohol Medikamente. Enzyme 5×3/d, Muskelrelaxans 3×1/d für 5 Tage.
Entzündungsphase KG Ziele schnellstmögliche Überwindung der Entzündungsphase ■ bestmöglicher Erhalt des Bewegungsausmaßes ■ Entstauung ■
Inhalte ■ zunächst Ruhigstellung ■ P.E.C.H.-Schema (s. Anwendungen) ■ Manuelle Lymphdrainage ■ ab dem 3. Tag aktive und passive Mobilisation im schmerzfreien Sektor Informationsaustausch über Schmerzgebiet und den belastungsabhängigen Schmerz.
MTT Ziele Krafterhaltung nicht betroffener Muskelgruppen ■ Aktivierung des lokalen und allgemeinen Stoffwechsels ■
■
■
M
■
Komplextherapie am Folgetag, Wiederholen der Injektionsbehandlung am 3. Tag kein Einsatz von Schmerzmitteln in der Behandlung von Muskelverletzungen, damit Symptome nicht überdeckt werden auch nach ausgestandener Verletzung Nachbehandlung mit Dehnübungen, Elektrotherapie und Massage für 1 Woche
Inhalte ■ Kräftigung der kontralateralen Seite ■ Kräftigung benachbarter Muskelgruppen, falls schmerzfrei möglich ■ passive Isokinetik im schmerzfreien Bewegungsausmaß Proliferationsphase
Komplextherapie ➡
Das Hauptproblem ist – wie bei allen Muskelverletzungen – die Bagatellisierung der Verletzung mit erneuter Verletzung eines dann größeren Muskelanteils. ➡ In Abhängigkeit der Größe der betroffenen Muskulatur ist mit Sportpause zu rechnen.
140
Ziele ■ wie oben ■ Erhalt der Muskelelastizität ■ evtl. Entstauung ■ Belastungssteigerung
KG
M
Muskelzerrung
Inhalte ■ wie oben ■ Massagen (erst nach Abklingen der Entzündungsphase, sonst Gefahr der → Muskelverknöcherung ■ evtl. Manuelle Lymphdrainage ■ Dehnungen ■ Arbeiten gegen Widerstand (mit und ohne Geräte, wie Theraband); auch PNF wie oben
MTT Ziele ■ Aktivierung des lokalen und allgemeinen Stoffwechsels ■ Krafterhaltung nicht betroffener Muskelgruppen ■ Tonusreduktion der betroffenen Muskulatur (Schutzspannung) ■ Eingliederung der betroffenen Muskulatur in funktionelle Abläufe ■ Erhaltung des schmerzfreien Bewegungsausmaßes Inhalte ■ Kraftausdauertraining und exzentrisches Training der muskulären Gegenspieler im schmerzfreien Bewegungsausmaß ■ Kräftigung der benachbarten Muskelgruppen selektiv ■ Kräftigung der angrenzenden Muskelgruppen ■ Training funktioneller Bewegungsabläufe mit Teilbelastung ■ selbstständiges Dehnen ■ Aqua-Jogging ■ Fahrrad-Ergometer-Training
Konsolidierungsphase KG Ziele ➡ Wie oben mit Belastungssteigerung; gegen Ende der Phase sportartspezifisches Training. ➡ Schwerpunkt Kraftausdauer. Informationsaustausch über Kraftwerte und noch bestehende Defizite, wie Instabilitäten bzw. Kompensationsbewegungen i. S. eines Schmerzvermeidungsverhalten.
MTT Ziele Erhaltung des vollen Bewegungsausmaßes ■ Kraftaufbau der betroffenen Muskulatur ■ Einbindung der betroffenen Muskulatur in komplexe Bewegungsabläufe ■ Schulung der Propriozeption und Koordination ■ Verbesserung der allgemeinen Ausdauer ■
Inhalte ■ Kraftausdauertraining der betroffenen Muskulatur ■ selbstständiges Dehnen der betroffenen Muskulatur ■ Aqua-Jogging ■ Kraftausdauertraining funktioneller Bewegungsabläufe ■ komplexes Koordinationstraining ■ exzentrisches Training (Isokinetik) der betroffenen Muskulatur mit niedriger Intensität ■ Laufen zur Verbesserung der allgemeinen Ausdauer
141
Muskelzerrung
Remodulierungsphase KG Ziele ➡ Wie oben mit Belastungssteigerung. ➡ Schwerpunkt Maximalkraft. MTT Ziele ■ volle Belastbarkeit der verletzten Muskulatur im gesamten Bewegungsausmaß ■ volle sportartspezifische Belastbarkeit Inhalte ■ exzentrisches und konzentrischexzentrisches Training der verletzten Muskulatur ■ Reaktivkrafttraining der verletzten Muskulatur ■ Training sportartspezifischer Bewegungsabläufe ■ Training sportartspezifischer Bewegungsabläufe unter Ermüdung ■ Laufen zur Verbesserung der allgemeinen Ausdauer
wechselstörungen, nach Gelenk- oder Muskelverletzungen, nach Operationen. Symptome ■ Spannungserhöhung und Muskelverkürzung der tonischen Muskeln, z. B. M. rectus femoris-Verkürzung (Kniestrecker). Daraus resultiert: Kniescheibenhochstand; → Kniescheibenspitzen-Syndrom ■ Schwächung der phasischen Muskeln, z. B. M. vastus medialis-Schwäche. Daraus resultiert: schlechte Kniescheibenführung; → Kniescheibenrückflächen-Syndrom Therapeutische Maßnahmen ■ Behandlung der Ursache
Komplextherapie ➡ ■
■
Muskuläre Dysbalance
M
Synonyme Muskuläres Ungleichgewicht, engl.: arthro-muscular disequilibrium. Definition Missverhältnis zwischen Muskelgruppen, häufig zwischen Agonisten und Antagonisten (z. B. Kniegelenkbeuger und -strecker). Entstehungsmechanismus Kontraktion oder Schwächung einzelner Muskelgruppen durch Über- und Fehlbelastungen, im Rahmen von Allgemein- oder Nervenerkrankungen, Stoff-
142
Zwei Formen sind möglich: Dysbalance zwischen symmetrisch angelegter Muskulatur mit gleicher Funktion (Beispiel: Rückenmuskulatur) Dysbalance zwischen Agonist und Antagonist (Beispiel: der Kniestrecker – als Schussmuskel im Fußball – überwiegt überproportional gegenüber den Beugemuskeln)
Strukturelle Veränderungen ■ evtl. Atrophie der schwächeren Muskulatur (auch Hypertrophie der zu starken Muskelgruppe) ■ Tonusverlust der schwächeren Muskulatur ■ Muskelkontraktur ■ Muskelverkürzungen ■ Haltungsveränderung (Bsp.: skoliotische Haltung) ■ Gelenkdegeneration
M
Muskuläre Dysbalance
Funktionelle Veränderungen ■ einseitiger Funktionsverlust (hat häufig biomechanische Überlastungssyndrome, wie ungewollte Rotationskomponenten der Wirbelkörper gegeneinander zur Folge) ■ Veränderung von Bewegungsabläufen (Gelenke werden nicht in ihren normalen Bewegungsbahnen belastet) KG Ziele ■ Tonusausgleich (Wiederherstellen des muskulären Spannungsgleichgewichtes) ■ Druckentlastung fehlbelasteter Gelenke ■ Koordinationsschulung i. S. des propriozeptiven Trainings Inhalte ■ analytische Dehnung der hypertonen Muskulatur und analytische Kräftigung der hypotonen Muskulatur ■ evtl. Manuelle Therapie zur Druckreduktion von Gelenken (hier v. a. Traktion) ■ propriozeptives Training auch als Hinführung zum sportartspezifischen Training ■ evtl. Dauerdehnlagerung bei echter Verkürzung ■ Haltungsschulung
Informationsaustausch über die Defizite (Kraftdefizit, Längendefizit, Funktionsdefizit).
MTT Ziele ■ Kraftaufbau der zu schwachen Muskulatur ■ Tonusreduktion der kontrakten Muskulatur ■ Verbesserung der Koordination ■ Abbau von Schonhaltungen und Kompensationsbewegungen Inhalte ■ Hypertrophietraining der zu schwachen Muskulatur ■ exzentrisches Training der nicht hypertonen Muskulatur ■ Kraftausdauertraining von funktionellen Bewegungsabläufen ■ selbstständiges Dehnen der hypertonen Muskulatur ■ komplexes Koordinationstraining
143
N Nagelhämatom Synonyme Subunguales Hämatom, engl.: hematoma beneath the nail. Definition Blutung unter einem Zeh- bzw. Fingernagel. Entstehungsmechanismus ■ überlange Nägel ■ Quetschung durch Tritt oder Ball ■ enges oder neues Schuhwerk ■ Fremdkörper im Schuh ■ Fremdkörperinkorporation
Abb. 71. Blaufärbung des Großzehennagels vor Nagelentfernung
Symptome ■ heftiger Schmerz ■ Druck- und Spannungsgefühl ■ Klopfen u. Pochen unter dem Nagel ■ Blauverfärbung Therapeutische Maßnahmen ■ Entlastung des „Blutergusses“ durch Bohrung mit einer sterilen Kanüle (Nadel) durch den Nagel nach vorheriger Desinfektion, danach Verband mit Betaisodonna-Salbe ■ Nagel auswachsen lassen ■ bei immer wiederkehrenden Hämatomen erfolgt die Nagelentfernung, Sofratüll-Gaze-Auflage und Betaisodonna-Salbe, Schutzverband für einige Tage
Abb. 72. Nagelbett nach OP
Abb. 73. Entfernter Nagel
145
Nasenbeinbruch
Nasenbeinbruch Synonyme Bruch des Os nasale, engl.: fracture of nasal bone. Definition Bruch des Nasenbeines, meist mit Entstellung der Nasenform (Schiefstand, Sattel-, Plattnase). Entstehungsmechanismus Bruch des Nasenbeines durch ein direktes Trauma beim Kampfsport und bei Sportspielarten mit Gegnerkontakt. Symptome ■ Schwellung ■ Bluterguss ■ Nasenverformung ■ Schmerz Therapeutische Maßnahmen Bei starker Deformität schnellstmögliche Einrichtung des zerbrochenen Nasengerüstes durch qualifizierten Arzt in Lokalanästhesie oder Kurznarkose, anschließend Fixation durch Pflasterzügel.
! Immer an einen zusätzlichen Bruch des Nasennebenhöhlengebietes denken (Stirn-, Siebbeinhöhle), da eine aufsteigende Entzündung der Hirnhaut entstehen kann.
N
Nasenbluten Synonyme Epistaxis, engl.: nose bleed.
146
Definition Blutung aus der Nase. Entstehungsmechanismus Blutung aus der Nase nach Einreißen von einem oder mehreren Blutgefäßen durch ein direktes Trauma beim Kampfsport und bei Sportspielarten mit Gegnerkontakt. Häufig treten auch spontane Blutungen auf, dabei ist an Allgemeinerkrankungen zu denken (Bluthochdruck, Gerinnungsstörung, Infektion, Blutarmut). Symptome ■ Blutung aus der Nase Therapeutische Maßnahmen Selbstbehandlung 1. aufrecht sitzende Haltung 2. Nasenflügel mit Daumen und Zeigefinger zusammendrücken (10 min) und Kopf nach vorn gebeugt halten 3. Watte oder Mullkompresse in das Nasenloch vorsichtig einschieben 4. Eisbeutel in den Nacken und auf die Nasen-, Stirnregion Nach 10–15 min sistieren 90% aller Blutungen von selbst, bei anhaltender Blutung trotz Durchführung der genannten Maßnahmen muss ein Arzt aufgesucht werden. Ärztliche Behandlung ■ Kompresseneinlage (z. B. Tapotamp) mit abschwellenden Nasentropfen oder gefäßverengenden Substanzen wie verdünntes Adrenalin ■ HNO-ärztliche Behandlung (Balloneinlage, Hitzeverödung) ■ danach evtl. craniosacrale Osteopathie
O Ohrmuschelblutgeschwulst → Blumenkohlohr
Juvenile Osteochondrosen sind aseptische Knochennekrosen (=örtliche Durchblutungsstörungen) des Wachstumsalters, am häufigsten sind: Morbus Scheuermann (Wirbelkörperdeckplatten), Morbus Osgood-Schlatter (Schienbeinkopfvorsprung), Morbus Calve-Legg-Perthes (Hüftkopf).
!
Osteochondrose Komplextherapie Synonyme Engl.: osteochondrosis. Definition Knochen- und Knorpeldegeneration, typischer Begriff für Verschleißerscheinungen an der Wirbelsäule (Osteochondrosis intervertebralis: Bandscheibenraumverschmälerung mit reaktiver Verhärtung und Verdichtung der angrenzenden Wirbelkörperboden- und deckplatten). Entstehungsmechanismus Normaler Alterungsvorgang, der sowohl durch Über- und statische Fehlbelastung als auch durch zu geringe Belastung beschleunigt werden kann. Wenn keine deutlichen Beschwerden vorliegen, hat eine Osteochondrose keinen Krankheitswert.
➡
Wie bei allen chronisch-degenerativen Veränderungen der Bandscheibe (ohne Bandscheibenvorwölbung oder -vorfall) kommt es auch bei der Osteochondrose zu segmentaler Instabilität und mechanischen Überlastungskonflikten der Wirbelgelenke. → Kreuzschmerz → Reversible segmentale Funktionsstörung
Osteochondrosis dissecans → Gelenkmaus
Therapeutische Maßnahmen Vorbeugung ■ sportärztliche orthopädische Untersuchung zum Ausschluss statischer Störungen ■ Rückenschule
147
P Patellasehnenriss
■ ■
→ Kniescheibensehnenriss
■ ■
Peronealsehnenluxation
keine lange Steh-, Gehbelastung (kein Discobesuch) kein Alkohol nicht heiß duschen bei Nichtbeachtung Verlängerung des Heilungsprozesses
Medikamente. Enzyme 3×5/d, Diclofenac 50 3×1/d für 14 Tage.
Synonyme Engl.: dislocation of the peroneal tendon.
Konservativ. 2 Wochen Unterschenkelgips, danach 4 Wochen Unterschenkelorthese.
Definition Herausspringen der Peronealsehnen aus der Führungsrinne unter dem Außenknöchel.
Alternativ. Operative offene Rekonstruktion der Sehnenscheide und des knöchernen Bettes; Nachbehandlung: Gipsschiene bis zur Wundheilung (ca. 10–12 Tage) unter Entlastung, danach Sprunggelenksorthese (z. B. Aircast, Medicalpush) für noch weitere 4 Wochen mit Teilbelastung.
Entstehungsmechanismus Durch eine gewaltsame Fußaußendrehung, -abspreizung, -außenrandhebung kommt es zum Riss der Sehnenscheide und einem Gleiten der Peronealsehnen über die Außenknöchelspitze. Vorkommen: Ski fahren, Fußball, Laufen, Tanzen, Eislaufen. Symptome ■ Schmerzen an der äußeren Knöchelregion ■ Weichteilschwellung ■ Sehne springt ggf. beim Heben und Senken des Fußes über den Außenknöchel Therapeutische Maßnahmen Sofortmaßnahmen ■ P.E.C.H.-Schema (s. Anwendungen) ■ erst danach duschen (kurz und nicht warm) ■ Infiltration mit: 1 A. Traumeel ads, alternativ 1–2 A. i.v. ■ Entlastung an Gehstützen (kein falscher Stolz bei sehr starker Schwellung) ■ zur Nacht: Kühlung, Bein über Herzniveau lagern
Krankheitsbild wird oft übersehen! Vorkommen häufig in Kombination mit einer Kapsel-Band-Verletzung.
!
Komplextherapie → Chronische Gelenkinstabilität (hier: Nachbehandlungsprocedere wie Verletzung des Sprunggelenkes)
Pes anserinus-Syndrom → Sehnenansatzreizung
149
Platzwunde
Platzwunde ■
Synonyme Gewebedefekt, engl.: gash. Definition Defekt des schützenden Deckgewebes (Haut) infolge einer stumpfen Gewalteinwirkung. Entstehungsmechanismus Äußere Gewalteinwirkung, wobei die stumpfe Kraft senkrecht auf die Haut einwirkt. Therapeutische Maßnahmen ■ Säuberung, Desinfektion ■ Infiltrationsanästhesie mit z. B. Mepivacain ■ Wundausschneidung (nach Friedrich) ■ Primärnaht (innerhalb von 8 Stunden): Fadennähte, Klammern, steriler Verband ■ Wundverschluss ohne Naht: Kleber, z. B. Dermabond, Steristrip ■ Tetanusschutz
Pneumothorax Synonyme „Pneu“, engl.: peumothorax.
P
mit zunehmender Luftansammlung (= Spannungspneumothorax) offen: eröffnete Brustwand, Außenluft und atmosphärischer Druck dringen in Rippenfellspalt, totaler Kollaps des Lungenflügels, Lebensgefahr!
Symptome ■ geschlossener-, Spontanpneumothorax: plötzlich auftretender Brustkorbschmerz mit Atemnot ■ Spannungspneumothorax: zunehmender Brustkorbschmerz und Atemnot, Blaufärbung der Lippen, Schock, Lebensgefahr! ■ offener Pneumothorax: lebensbedrohliche Atemnot, schlürfendes Geräusch ein- und ausströmender Luft Therapeutische Maßnahmen ■ geschlossener-, Spontanpneumothorax: Drainage des Brustkorbes für 3–5 Tage zur Ausdehnung der Lunge und dadurch Verklebung des Lungenlecks ■ Spannungspneumothorax: sofortige Druckentlastung mittels Drainage (Bülau-Drainage) oder dicklumiger Kanüle (3. ICR, Medioklavikularlinie) zur Umwandlung in einen Pneumothorax ■ offener Pneumothorax: sofortiger luftdichter Verschluss der Wunde mit sterilem Verband zur Umwandlung in einen geschlossenen Pneumothorax ■ sportliche Belastung nach 6–12 Wochen je nach Schweregrad
Definition Luft im Rippenfellspalt. Komplextherapie Entstehungsmechanismus ■ Spontanpneumothorax: Platzen eines überblähten Lungenbläschens (Emphysem) ■ traumatisch: Lungenverletzung ■ geschlossen: meist kleiner Lungenkollaps, Gefahr eines Ventilmechanismus
150
➡
Kein klassisches Krankheitsbild für ein Behandlungsprocedere im Sinne der Komplextherapie; hier stehen eine intensive Atemtherapie und Mobilisationstechniken im Vordergrund, die
Pneumothorax
eine optimale Entfaltung der Lungenflügel ermöglichen. ➡ Zusätzlich werden Kräftigungsübungen der rumpfaufrichtenden Muskulatur durchgeführt (hier bedeutet Schmerzvermeidungsverhalten das Vermeiden
P
einer tiefen Inspiration/Einatembewegung und somit das Vermeiden der Rumpfaufrichtung). ➡ Ist die Bülau-Drainage gezogen, wird ein sukzessiv gesteigertes Ausdauertraining begonnen.
151
Q Querfortsatzbruch Synonyme Engl.: transverse process fracture. Definition Bruch der seitlichen Fortsätze am Wirbelkörper. Entstehungsmechanismus Eine Biegebelastung der Wirbelsäule durch eine schnelle Beschleunigung oder einen direkten Aufprall kann zum Bruch eines oder mehrerer Querfortsätze führen (häufig Rasanztraumen beim Automobilsport, Reiten, Turnen, Fahrrad fahren, Cross-Check beim Eishockey, Sturz nach Paragliding).
■ ■
Prellmarken, Hämatom schmerzhafte Bewegungseinschränkung der Wirbelsäule
Therapeutische Maßnahmen ■ körperliche Schonung ■ Belastung unterhalb der Schmerzgrenze ■ leicht verdauliche Kost Medikamente. Diclofenac 50 für 14 Tage 3×1/d. Bei sehr starken Schmerzen Tramadol oder Metamizol je 30 Tropfen Ausschluss einer Bauchorgan-, Nierenverletzung.
!
Komplextherapie Symptome ■ heftige Rücken- und Flankenschmerzen
→ Wirbelbruch
153
R Radfahrerleiste
Reversible segmentale Funktionsstörung
Synonyme Engpasssyndrom der Leiste Definition Bildung von Bindegewebe in der Gefäßwand der A. iliaca externa. Entstehungsmechanismus Durch die permanente Körperhaltung kommt es zur Krümmung der besagten Arterie. Symptome Subjektives Gefühl von geschwollenem Oberschenkel. Therapeutische Maßnahmen Chirurgische Intervention
! Schwierig zu diagnostizieren (spezielle Gefäßdarstellung sog. DSA digitale Subtraktionsangiographie).
Synonyme Blockierung; im Volksmund: „Wirbel ausgerenkt“, engl.: restricted movement. Definition Reversibel gestörte Funktion eines Gelenkes im Sinne einer Bewegungseinschränkung; die zum Gelenk gehörende Muskulatur ist auf neurophysiologischem Wege entsprechend der Richtung der Bewegungseinschränkung verspannt. Die Funktion der dem Gelenk segmental zugeordneten Gewebe und inneren Organe kann beeinträchtigt sein. Entstehungsmechanismus Gelenk, Bandscheibe, Muskulatur und nervöse Steuerung sind Teile von Regelkreisen, die in den Gesamtorganismus eingebettet sind. Wahrscheinlich ist die Blockierung die Störung eines Regelkreises. Die Ursache kann in jedem einzelnen seiner Bausteine liegen. Symptome → Kreuzschmerz → Schiefhals Therapeutische Maßnahmen Nach Anamnese, manueller und röntgenologischer Untersuchung besteht die Indikation zur Manuellen Therapie nur bei einer diagnostizierten Blockierung. Zur Anwendung kommen Weichteiltechniken, Mobilisation und Manipulation nach schmerzfreiem Probezug. Es darf nie gegen eine schmerzende Barriere behandelt werden!
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Reversible segmentale Funktionsstörung
! Eine Röntgenuntersuchung der betroffenen Region ist ein Teil der Gesamtuntersuchung. Hierdurch können Kontraindikationen aufgedeckt werden.
Komplextherapie (Hier lediglich bei chronisch-degenerativer Vorerkrankung, ansonsten ist häufig die einmalige Manuelle Therapie inklusive der dazugehörenden Weichteiltechniken ausreichend). Strukturelle Veränderungen ■ Verschleiß der Bandscheiben mit Höhenminderung ■ daraus resultierend ein Sintern der Wirbel aufeinander (unphysiologisches Annähern zweier Wirbel in einem Bewegungssegment, was zu Arthrose der kleinen Wirbelgelenke führen kann) ■ durch den Schmerz kommt es zu reflektorischer Verspannung der segmental zugeordneten tiefen Rückenmuskulatur Funktionelle Veränderungen ■ erhebliche Druckerhöhung im Bereich der Facettengelenke mit Veränderung des normalen propriozeptiven Milieus ■ Schmerzvermeidungsverhalten im Sinne einer Seit- und Vorneigung der Wirbelsäule um die betroffenen Gelenke zu entlasten ■ aktive Instabilität auf der betroffenen Seite (bei willkürlicher Kontraktion der symmetrisch angelegten Muskulatur reagiert die vom Schmerz betroffene Seite deutlich verzögert und mit geringerer Spannung); → Muskuläre Dysbalance
R
KG Ziele ■ Schmerzfreiheit ■ Druckentlastung der Facettengelenke ■ Detonisierung der verspannten Muskulatur
156
Inhalte ■ evtl. Wärmetherapie ■ evtl. Elektrotherapie ■ Manuelle Therapie (der Stellenwert dieser Maßnahme ist hier besonders hoch, da die Facettengelenke segmental entlastet werden können) ■ Massagetechniken Informationsaustausch über belastungsabhängigen Schmerz, die schmerzhafte Bewegungsrichtung (meist in Extension und/oder Rotation im Sinne des Facettenschlusses) sowie gemeinsame Analyse der schmerzbedingten Schonhaltung.
MTT Ziele Tonusreduktion der verspannten Muskulatur ■ Aktivierung des allgemeinen Stoffwechsels ■ Entlastung der betroffenen Strukturen ■ Verbesserung der Körperwahrnehmung ■ Abbau der Schonhaltung und der Kompensationsbewegungen ■ Kraftaufbau der Rumpf- und der Hüftmuskulatur ■ Kraftaufbau der Schulterblattmuskulatur und der oberen Rückenmuskulatur in die Aufrichtung ■ Verbesserung der allgemeinen Ausdauer ■
Inhalte ■ exzentrisches Training (Isokinetik) der vorderen Rumpfmuskulatur im schmerzfreien Bewegungsausmaß ■ Haltungs- und Bewegungsschulung mit Fremd- und Eigenkontrolle ■ isometrisches Training der Bauchmuskulatur ■ isometrisches Training der Rückenmuskulatur, später Kraftausdauertraining der Rücken- und Bauchmuskulatur
R
Rippenbruch
■
■ ■
■
■
■ ■
■
isometrisches Training der Rumpfrotatoren, später Kraftausdauertraining der Rumpfrotatoren Hypertrophietraining der Rückenmuskulatur Kraftausdauer-, bzw. Hypertrophietraining der Hüftextensoren und Kraftausdauertraining der Hüftabduktoren Kraftausdauertraining des M. latissimus dorsi, des unteren Trapeziusanteils und der M. rhomboidei später exzentrisches und konzentrischexzentrisches Training der Rückenmuskulatur Lauf- und Sprungschulung Kraftausdauertraining funktioneller und sportartspezifischer Bewegungsabläufe Fahrrad-Ergometer-Training, später Laufen zur Verbesserung der allgemeinen Ausdauer
Ringbandverletzung → Kletterfinger
ge, große Gefäße und Nerven, Bauchorgane) können mit verletzt sein. Symptome ■ Brustkorbschmerz verstärkt bei Bewegungen, Atmung und Husten ■ Druckschmerz der betroffenen Rippe(n) ■ ggf. tastbares Knochenreiben ■ Blut erhusten Therapeutische Maßnahmen Schmerztherapie steht im Vordergrund; Kinesio Taping (s. Anwendungen). Medikamente. z. B. Diclofenac 3×50 mg/ d, bei Bedarf Tramadol (3×20 Tropfen/ d). Atmungsschmerz kann zur Schonhaltung mit Minderbelüftung der Lungenbläschen und Sekretanschoppung führen, eine Lungenentzündung kann die Folge sein.
!
Rippenserienfraktur. Brüche dreier oder mehr Rippen auf einer Seite. Brustkorbinstabilität, paradoxe Atmung und nicht ausreichende Atmungsleistung können eintreten. Eine Überdruckbeatmung zur inneren Schienung kann erforderlich werden.
Rippenbruch Komplextherapie Synonyme Rippenfraktur, engl.: rib fracture.
➡
In Abhängigkeit der Schwere der Verletzung unterschiedliche Belastungsnormativa in der Rehabilitation.
■
Rippenserienfrakturen – evtl. einher gehend mit Lungenverletzung, → Pneumothorax; Erstversorgung in der Klinik mit schonenden Bewegungsübungen und Atemtherapie
Definition Bruch eines Rippenknochens. Entstehungsmechanismus Stumpfe Brustkorbverletzung durch Anprall, Ein- oder Zusammendrücken des Brustkorbes. Am häufigsten betroffen sind die Rippen 5–9, innere Organe (Lun-
157
Rippenbruch
■
Einfachfrakturen – evtl. Unterstützung durch Kompressionsverband; die inhaltlichen Schwerpunkte liegen hier im schmerzfreien Atmen und der schmerzfreien Mobilität des Thorax und der oberen Extremität
Entzündungsphase KG Ziele ■ Verbesserung der Atmung ■ Erhalt der Mobilität des Thorax und der oberen Extremität Inhalte Atemtherapie (durch taktile Reize: Beatmen der betroffenen Bereiche) ■ aktive und passive Mobilisation im schmerzfreien Sektor (Rumpf und obere Extremität) ■
Informationsaustausch nicht nötig, da noch keine MTT möglich.
Proliferationsphase KG Ziele ■ wie oben ■ Krafterhalt ■ bei konservativer Behandlung deutliche Belastungssteigerung gegen Ende der Phase (3.–4. Woche) Inhalte ■ wie oben ■ PNF (hier v. a. Schulterblattpattern und Armpattern in Inspirationsrichtung – Flexion, Abduktion, Außenrotation)
R
Informationsaustausch über schmerzabhängige Belastbarkeit (Bewegungsausmaß der oberen Extremität und des Rumpfes).
158
MTT Ziele Aktivierung des allgemeinen Stoffwechsels ■ Krafterhaltung benachbarter Muskelgruppen ■ Kraftaufbau der Schulterblattmuskulatur ■ Kraftaufbau der Rumpfmuskulatur ■ Verbesserung der allgemeinen Ausdauer ■
Inhalte ■ Oberkörper-Ergometer-Training ■ passive Isokinetik der oberen Extremität im schmerzfreien Bewegungsausmaß ■ Kraftausdauertraining der Ellenbogenstreck- und beugemuskulatur ■ Kraftausdauertraining der Mm. rhomboidei, des M. latissimus dorsi und des unteren Trapeziusanteils ■ Fahrrad-Ergometer-Training Konsolidierungsphase Ziele ■ wie oben ■ Kräftigung
KG
Inhalte ■ wie oben ■ PNF mit gesteigertem Widerstand ■ Stützfunktion – auch mit Widerstand, z. B. mittels Schulterblattpattern wie oben
MTT Ziele weiterer Kraftaufbau der Rumpfmuskulatur ■ weiterer Kraftaufbau der Schulterblattmuskulatur ■ Eingliederung des Rumpfes in funktionelle Bewegungsabläufe ■
Rotatoren-Intervall-Läsion
Verbesserung der allgemeinen Ausdauer
■
Inhalte ■ Oberkörper-Ergometer-Training ■ Kraftausdauertraining der Mm. rhomboidei, des M. latissimus dorsi und des unteren Trapeziusanteils ■ Kraftausdauertraining der Brustmuskulatur ■ dynamisches Kraftausdauertraining der Bauchmuskulatur im schmerzfreien Bewegungsausmaß ■ dynamisches Kraftausdauer-, bzw. Hypertrophietraining der Rückenmuskulatur im schmerzfreien Bewegungsausmaß ■ Kraftausdauertraining der Rumpfrotatoren ■ Kraftausdauertraining von Bewegungsabläufen in komplexen Funktionsketten ■ Rumpfstabilisation bei Bewegungen der oberen Extremitäten ■ Beginn sportartspezifischer Bewegungsabläufe ■ Fahrrad-Ergometer-Training
■
■
■
■ ■
R
exzentrisches und konzentrisch-exzentrisches Training der Bauch- und Rückenmuskulatur Reaktivkrafttraining der vorderen und seitlichen Rumpfmuskulatur Kraftausdauertraining sportartspezifischer Bewegungsabläufe, später unter erschwerten Bedingungen, bzw. mit Zusatzbelastung Lauf- und Sprungschulung Laufen zur Verbesserung der allgemeinen Ausdauer
Rotatoren-Intervall-Läsion Synonyme Engl.: pulley lesion Definition Läsionen im Bereich des Rotatorenintervalls an der Aufhängeschlinge der langen Bizepssehne zwischen Supraspinatusund Subcapularissehne.
Entstehungsmechanismus ■ traumatisch oder degenerativ. Sturz auf den nach hinten gestreckten Arm bei maximal nach innen rotiertem I. d. R. keine KG mehr nötig; MTT steht Arm deutlich im Vordergrund (hier im Sinne der maximalen Kräftigung ge- ■ immer wiederkehrende Mikroschädigung, z. B. Tennisaufschlag, Handballgen Widerstand und Ausdauerbelaswurf tung mit großen Atemvolumina).
Remodulierungsphase KG
➡
MTT Ziele ■ weiterer Kraftaufbau der o. g. Muskelgruppen ■ Vorbereitung auf Lauf- und Sprungbelastungen ■ volle Belastbarkeit einschließlich sportartspezifischer Belastungen
Symptome ■ Schnappphänomen der Bizepssehne ■ Spezieller Test positiv wie z. B. O'BrianTest ■ Schmerzen bei hoher Außenrotation ■ Druckschmerz in der Rinne der Bizepssehne
Inhalte ■ Hypertrophietraining der Bauch- und Rückenmuskulatur
Therapeutische Maßnahmen zumeist operativ; primärer Versuch über Komplextherapie
159
Rotatoren-Intervall-Läsion
Komplextherapie → Impingement-Syndrom der (Sportler-)Schulter → Rotatorenmanschettenriss
Rotatorenmanschettenriss Synonyme Rotatorenmanschettenruptur, engl.: rotator cuff lesion. Definition Kompletter Riss oder Teilriss des Sehnenmantels der Rotatorenmuskulatur (am häufigsten Supraspinatussehne) des Oberarmkopfes. Entstehungsmechanismus Frischer, traumatischer Riss durch erhebliche Krafteinwirkung, z. B. durch Sturz auf den ausgestreckten Arm oder direkt auf die Schulter (Fahrrad, Mountainbike, Reitsturz). Häufiger sind degenerative Veränderungen verantwortlich für (Teil-)Risse. Symptome ■ bei frischem, traumatischen Riss reißender Schmerz, Schwellung ggf. mit Hämatomverfärbung ■ kompletter Riss: aktive Armabspreizung (Supraspinatussehne) oder seltener Außendrehung (Infraspinatussehne) bzw. Innendrehung (Subscapularissehne) sind aufgehoben ■ bei chronischem Schaden: Ruhe- und Nachtschmerz, schmerzhafter Bogen zwischen 60°–90° Seithebung
R
Therapeutische Maßnahmen Akut ■ P.E.C.H.-Schema (s. Anwendungen)
160
Medikamente. z. B. Diclofenac 50 3×1/d für 14 Tage. Subakut ■ Beginn mit Komplextherapie ■ Quaddelung mit Scandicain 1% 1– 2 ml Chronisch: ■ Infiltration ads mit 1 A. Traumeel u. 1 A. Scandicain 1% Indikationen zur operativen Rotatorenmanschettenrekonstruktion: ■ frischer Riss, aktiver Patient mit deutlichem Funktionsausfall und Schmerz ■ älterer Riss, deutlicher Funktionsausfall und Schmerz, trotz intensiver KG über 6–12 Monate
Komplextherapie ➡
Behandlungsschwerpunkte sind Schmerzfreiheit vor Stabilisierungsfähigkeit vor Kräftigung. ➡ Klassisches Nachbehandlungsprocedere der akut-traumatischen Schulterverletzung. ➡ Durch die Mitbeteiligung der kapsulären Strukturen immer auch Gefahr der „frozen shoulder“. ➡ Bei Ruptur des M. supraspinatus ist das exzentrische Training der weiteren Rotatoren (M. infraspinatus und M. subscapularis) von entscheidender Bedeutung, da diese in diesem „Muskelarbeitsmodus“ an der Zentrierung des Gelenkes bei Abduktion und Elevation und damit an der Stabilisierungsfähigkeit des Gelenkes maßgeblich beteiligt sind (der M. supraspinatus hat diesen beiden gegenüber eine deutlich geringere Bedeutung. → Bankart-Läsion → Chronische Gelenkinstabilität
S Schädelbasisbruch Synonyme Schädelbasisfraktur, engl.: basal skull frakture. Definition Knochenbruch des Schädelgrundes. Entstehungsmechanismus Stumpfe Gewalteinwirkung auf den Schädel, wobei häufig Schädelkalottenbrüche in die Basis einstrahlen, bevorzugt in das Felsenbein. Symptome ■ Bewusstlosigkeit ■ Blutung aus Mund, Ohren, Nase ■ Austreten von Nervenwasser aus Nase oder Ohr ■ Übelkeit, Erbrechen ■ Erinnerungslücke Therapeutische Maßnahmen ■ ABC-Maßnahmen (s. Anwendungen) Eine offene Schädel-Hirn-Verletzung muss in eine geschlossene verwandelt werden durch Verschluss der harten Hirnhaut, da sonst Entzündungsgefahr besteht (Hirnhautentzündung, Hirnabszess). Die weitere Therapie ist abhängig von der Schwere der Gehirnverletzung und den neurologischen Defiziten. ■ Im Anschluss an die Akutmedizin evtl. craniosacrale Osteopathie
Schambeinfugeninstabilität Synonyme Beckenringlockerung, Symphysen-Syndrom, Osteochondrosis pubis, Symphysitis, engl.: pubic symphysis instability.
Definition Chronische Lockerung des Beckenringes im Schambeinfugenbereich mit reaktiven Verspannungen der beckenstabilisierenden Muskulatur. Entstehungsmechanismus Scherkräfte, die auf die Schambeinfuge wirken, z. B. beim Spreizschritt (Fußballer). Überlastung und rezidivierende Mikrotraumen führen zu einer entzündlichen Reaktion im Bereich der Schambeinfuge und der entspringenden Adduktorenmuskulatur an den Schambeinknochen. Eine Lösung des Schambeinfugenfaserknorpels und knöcherne Umgebungsreaktionen (Ausziehungen, Auflösungen) (→ Knochenödem, -stressreaktion) treten mit auf. Symptome ■ Druckschmerz der Schambeinfuge ■ Schmerzen im Bereich der ansetzenden Oberschenkel- und Bauchmuskulatur ■ einbeiniges Hüpfen schmerzhaft ■ ggf. Beinlängendifferenz Therapeutische Maßnahmen ■ Sportpause ■ physikaltherapeutische Maßnahmen: entspannende Massage, Wärme-, Friktionsbehandlung der entspringenden Adduktorenmuskulatur und -sehnen im Akutstadium, danach Kräftigung der stabilisierenden Muskulatur; ggf. Tragen eines Beckengurtes ■ Einlagenversorgung nach Laufbandanalyse und Überprüfung der Beinlänge ■ Infiltration mit z. B. 1 A. Dexamethason (10 mg) in den Bereich der Adduktorensehnenursprünge ■ Sklerosierungstherapie der Schambeinfuge ■ Beckengurt tragen für 4–6 Wochen
161
Schambeinfugeninstabilität
Medikamente. Enzyme 5×3/d, Muskelrelaxans 3×1/d für 5 Tage. Diclofenac 50 3×1/d für 10 Tage.
Gute Prognose, Erkrankungsstillstand nach Wachstumsabschluss.
!
Komplextherapie
Scheuermann’sche Erkrankung Synonyme M. Scheuermann, Adoleszentenkyphose, engl.: Scheuermann’s juvenile kyphosis. Definition Wachstumsstörung der Deck- und Grundplatten der Wirbelkörper mit fixiertem Rundrücken der Brustwirbelsäule und seltener Flachrücken der Lendenwirbelsäule. Entstehungsmechanismus Ursache unbekannt. Minderbelastbarkeit der Deck- und Grundplatten der Wirbelkörper führt zu Einbrüchen von Bandscheibengewebe, Keilwirbel entstehen in der BWS, verbreiterte Flachwirbel in der LWS. Betroffen sind vorwiegend jugendliche Leistungssportler: Turner, Ruderer, Leichtathleten (Flop-Springer).
Strukturelle Veränderungen Keilwirbelbildung im Bereich der Brustwirbelsäule mit z. T. erheblicher Vergrößerung der Brustwirbelsäulenkrümmung (Kyphose) ■ radiologisch nachweisbare sogenannte Schmorl’sche Knötchen (Durchtritt von Bandscheibenmaterial durch Deck- und Grundplatten der knöchernen Wirbelkörper) ■ evtl. Verkürzung des M. pectoralis major ■
Funktionelle Veränderungen Alle funktionellen Folgen, die mit einer verstärkten Kyphose der Brustwirbelsäule und einer protrahierten Schulter einhergehen (allg. Haltungsproblematik, Bewegungseinschränkung im Schultergelenk in Flexion, Abduktion, Außenrotation, im Extremfall inspiratorisches Defizit) KG Ziele Haltungskorrektur im Sinne der Aufrichtung der Brustwirbelsäule ■ Kräftigung der die Wirbelsäule stabilisierenden Muskulatur (Schulterblattstabilisatoren) ■ evtl. Verbesserung der Atmung in Einatemrichtung (inspiratorisches Defizit) ■
Symptome ■ bei einem Drittel der Fälle treten Rückenschmerzen auf ■ fixierter Rundrücken der Brustwirbelsäule, seltener Flachrücken der Lendenwirbelsäule Therapeutische Maßnahmen Im akuten-floridem Stadium: ■ Sportpause ■ die Indikation zum vorübergehenden Tragen eines Korsetts sollte sehr zurückhaltend gestellt werden und richtet sich im wesentlichen nach röntgenologischen Veränderungen (über 50° Rundrücken), eine operative Korrektur stellt immer eine Ausnahme dar.
S
162
Inhalte ■ PNF (v. a. symmetrische Armpattern in Flexion, Abduktion, Außenrotation, und Schulterblattpattern) ■ Dehnung des M. pectoralis major ■ Atemübungen – am besten in Verbindung mit den o. g. PNF-Pattern
Schiefhals
Informationsaustausch über die maximal mögliche Rumpfaufrichtung sowie über die o. g. Defizite.
■
■ ■
MTT Ziele ■ Aktivierung des allgemeinen Stoffwechsels ■ Verbesserung der Beweglichkeit der Brustwirbelsäule (primär Extension) und der oberen Extremitäten ■ Verbesserung der Körperwahrnehmung ■ Kraftaufbau der Schulterblattmuskulatur (Aufrichtung) ■ später Kraftaufbau der gesamten Rumpfmuskulatur zur Stabilisation der kompletten Wirbelsäule in physiologischer Position ■ Kraftaufbau der Hüft- und Beckenmuskulatur ■ Haltungs- und Bewegungsverbesserung ■ Verbesserung der allgemeinen Ausdauer Inhalte ■ Oberkörper-Ergometer-Training ■ Automobilisation der Brustwirbelsäule primär in die Extension (später auch Rotation) und selbstständiges Dehnen der Brustmuskulatur ■ propriozeptives Training in unterschiedlichen ASTE und auf unterschiedlichen Unterlagen ■ Haltungs- und Bewegungsschulung mit Fremd- und Eigenkontrolle ■ Kraftausdauertraining der M. rhomboidei des M. latissimus dorsi und des unteren Trapeziusanteils ■ Kraftausdauertraining des M. erector spinea mit fixierter LWS zunächst isometrisch, später dynamisch konzentrisch, exzentrisch und konzentrischexzentrisch
S
Kraftausdauer-, bzw. Hypertrophietraining der Hüftextensoren und Kraftausdauertraining der Hüftabduktoren Kraftausdauer-, bzw. Hypertrophietraining der Bauchmuskulatur Fahrrad-Ergometer-Training bzw. Laufen zur Verbesserung der allgemeinen Ausdauer
Schiefhals Synonyme Torticollis, Blockierung, Halswirbelsäulengelenkblockade, im Volksmund: „Halswirbel ausgerenkt“, engl.: restricted movement of the cervical spine. Definition Schiefstellung des Kopfes mit Seitneigung und Drehung; → Reversible segmentale Funktionsstörung Entstehungsmechanismus Abrupte Kopfbewegung, Kälteeinwirkung (Unterkühlung nach Schwitzen, nasse Haare und kühle Witterung, Klimaanlage); → Reversible segmentale Funktionsstörung Symptome schmerzhafte Bewegungseinschränkung des Kopfes und der HWS ■ Verspannung der HWS-Muskulatur ■ verminderte Beweglichkeit eines oder mehrerer kleiner Wirbelgelenke ■ Kopfschmerzen ■
Therapeutische Maßnahmen ■ Kinesio Taping (s. Anwendungen) ■ Chirotherapie nach Röntgendiagnostik ■ Quaddelungen mit Bupivacain 0,25% ■ CT-gesteuerte Injektion der kleinen Wirbelgelenke, 0,5 ml Mepivacain 1%
163
Schiefhals
■ ■
+ 0,5 ml NaCl 0,9%, 1 ml Triamcinolon 10 mg ggf. Halskrause für 1–3 Tage Komplextherapie
Medikamente. Muskelrelaxans 3×1/d, Diclofenac 50 3×1/d für 5 Tage, Tramadol oder Metamizol – je 30 Tropfen bei starken Schmerzen
! Unterscheide: ■
■
■
angeborener muskulärer Schiefhals durch bindegewebige Verkürzung des M. sternocleidomastoideus weitere Ursachen: Erkrankungen des Ohres, Auges, Nasen-Rachenraum, Entzündungen oder Tumore, psychische Einflüsse → Bandscheibenvorfall
Komplextherapie → Reversible segmentale Funktionsstörung
Schienbeinkopffraktur Synonyme Tibiakopffraktur, engl.: fracture of the tibia head. Definition Randabbrüche, Plateau-, Luxations- oder Trümmerbrüche des Schienbeinkopfes, einseitig oder innen- und außenseitig mit Beteiligung der Gelenkfläche.
S
Entstehungsmechanismus Direkte Gewalteinwirkung von innen, außen oder axial. Dabei üben die Oberschenkelrollen Scher- oder Kompressionskräfte auf den Schienbeinkopf aus. Häufig handelt es sich um ein komplexes
164
Abb. 74. Äußere Schienbeinkopffraktur im Röntgenbild a.p.
Knietrauma mit Verletzung des Bandapparates, der Menisken, der Weichteile und des Oberschenkelknochens. Symptome ■ starker Schmerz ■ Kniegelenksdeformität ■ Schwellung ■ Hämatomverfärbung ■ ggf. neurologisches Defizit mit Gefühlsstörung zwischen erster und zweiter Zehe; häufiger aufgrund eines → Akuten Kompartment-Syndromes als durch eine isolierte Nervenverletzung! ■ schmerzhaft eingeschränkte Beweglichkeit und Belastbarkeit Therapeutische Maßnahmen Akut ■ P.E.C.H.-Schema (s. Anwendungen) ■ Entlastung an 2 UAG
Schleimbeutelentzündung
S
Operativ. Sofort bei Gefäß- Nervenverletzungen, Kompartment-Syndromen, offenen und instabilen Brüchen. Komplextherapie → Vordere Kreuzbandruptur
Schienbeinstress-Syndrom → Inneres Schienbeinkanten-Syndrom
Schleimbeutelentzündung Synonyme Bursitis, engl.: bursitis. Abb. 75. Z.n. operativer Versorgung einer äußeren Schienbeinkopffraktur mit Schraubenosteosynthese im Röntgenbild a.p.
■ ■
nichts essen und trinken ggf. Schienung
Konservativ. Gelenkergüsse werden abpunktiert zur Verminderung von Knorpelschäden, Hochlagerung, Kühlung. Nicht verschobene, stabile Brüche erhalten nach Abklingen der akuten Phase passive Bewegungsübungen auf der Motorschiene, nach Abschwellung folgen aktive Bewegung und 10 kg Teilbelastung für 6–8 Wochen. Mecron-Schiene für 2–3 Wochen. Medikamente. Diclofenac 50 3×1/d, Tramadol oder Metamizol – je 30 Tropfen bei starken Schmerzen, Thromboseprophylaxe mit Heparin s.c.
Definition Entzündliche Veränderung eines Schleimbeutels mit Flüssigkeitsansammlung. Entstehungsmechanismus ■ traumatische Eröffnung eines Schleimbeutels mit drohender Infektionsgefahr (z. B. Gasbrand) ■ mechanische Belastung ■ Anpralltraumen oder Schläge mit Einblutung (Hämobursa) ■ chemisch durch Metaboliteneinlagerung (Kalk) ■ stoffwechselbedingt bei Gicht Symptome ■ Schmerz ■ Rötung ■ Überwärmung ■ prallelastische Schwellung ■ Belastungsschmerz und Funktionsstörung des betroffenen Gelenkes
165
Schleimbeutelentzündung
Therapeutische Maßnahmen Akut ■ operative Ausräumung eines eröffneten Schleimbeutels und anschließende Ruhigstellung für 10 Tage ■ bei geschlossener Verletzung P.E.C.H.Schema (s. Anwendungen) ■ Blutergüsse werden unter sterilen Bedingungen punktiert, anschließend Kompressionsverband ■ Ruhigstellung (3–5 Tage Gipsschiene) ■ Kryotherapie ■ abschwellende und entzündungshemmende Verbände (z. B. Rivanol) Medikamente. Z. B. Enzyme 5×3/d, Diclofenac 50 3×1/d für 1 Woche; bei Gicht Allopurinol 300 mg abends; ggf. Breitbandantibiotikum nach Punktion; ggf. Thromboseschutz. Bei Verdacht auf eine bakterielle Entzündung: Blut-, Punktatuntersuchung auf Bakterien und Antibiotikaresistenz, bei Bakteriennachweis und bleibender Entzündung operative Entfernung. Chronisch Schonung ■ ggf. Punktion ■ bei Persistenz operative Ausräumung ■ bei infiziertem Schleimbeutel Rivanolumschläge ■ Gipsschiene für einige Tage ■ Antibiotikum für 3 Tage ■ ggf. operative Sanierung ■
! Schleimbeutel dämpfen Sehnen gegen darunter liegende Knochen und können auch an mechanisch belasteten Stellen neu entstehen. Bursitiden treten am häufigsten auf an: Ellenbogen, Schulter, Ferse, Kniescheibe und Hüftgelenk.
S
Komplextherapie → Schleimbeutelentzündung an der Schulter
Schleimbeutelentzündung an der Schulter Synonyme Bursitis subdeltoidea, Bursitis subacromialis, engl.: acromial bursitis. Definition Reizzustand des Schleimbeutels zwischen Rotatorenmanschette und Schulterdach bzw. M. deltoideus. Entstehungsmechanismus Entzündungsreaktion auf das Durchbrechen eines Kalkherdes aus der Rotatorenmanschette (bei Tendinitis calcarea) in den Schleimbeutel oder im Rahmen eines Impingement-Syndromes. Symptome ■ oft spontan über Nacht stark zunehmende Schmerzen in der Schulter bis in den Unterarm ausstrahlend ■ hochgradige schmerzhafte Bewegungseinschränkung ■ Schwellung der Weichteile am Schultergelenk Therapeutische Maßnahmen Akut ■ Eisbeutel oder Kältepackung (3–4×/d 10–20-min) ■ Infiltration der Bursa mit Dexamethason (10 mg) subacromial oder 2 ml Triamcinolon 20 mg und Scandicain 1% und 1 ml Bupivacain 0,25% Medikamente. Z. B. Diclofenac 50 3×1/d, Tramadol oder Metamizol – je 30 Tropfen bei starken Schmerzen.
166
Schlüsselbeinbruch
Chronisch ■ 3malige Cortison-Infiltrationen sind durchaus möglich in 4wöchigen Abständen ■ alternativ orale Cortison-Kur für 3 Wochen ■ ESWT (s. Anwendungen) ■ Lasertherapie (s. Anwendungen) ■ Röntgenentzündungsbestrahlung ■ bei Therapieresistenz über 6 Monate arthroskopische Bursektomie (Schleimbeutelentfernung) und Erweiterung des sogenannten subacromialen Raumes des Schulterdaches (Acromionunterseite)
S
a
! Kalkdepot in der Rotatorenmanschette (Tendinitis calcarea) oft Zufallsbefund, der Schmerz wird erst durch den Einbruch des Kalkes in die Bursa hervorgerufen. Vorsicht! Keine Ruhigstellung wegen der Gefahr der Schultersteife. b
Komplextherapie
Abb. 76. Ruhigstellung in einem Rucksackverband a von vorne b von hinten
➡
Bei der Schleimbeutelentzündung ist i. d. R. keine Komplextherapie erforderlich. ➡ In der physikalischen Therapie kommen Kryotherapie, evtl. Ultraschall und Elektrotherapie zum Einsatz; ist der Schleimbeutel unterhalb des Acromions am Schultergelenk betroffen (Bursa subacromialis), ist eine entlastende Manuelle Therapie angezeigt, bei der die Raumenge als Mitursache der Schleimbeutelentzündung gelöst wird (bei entsprechenden Schulterproblemen ist in diesem Falle eine Komplextherapie durchaus angezeigt, → ImpingementSyndrom der (Sportler-)Schulter). ➡ Bei sehr gelenknahen Schleimbeuteln kann deren Entzündung zu → Chronischer Gelenkinstabilität führen (auch
hier ist das Schultergelenk am häufigsten betroffen).
Schlüsselbeinbruch Synonyme Klavikulafraktur, engl.: fracture of the clavicle. Definition Knochenbruch des Schlüsselbeines.
167
Schlüsselbeinbruch
Entstehungsmechanismus Sturz auf den ausgestreckten Arm oder auf die Schulter, selten direkte Krafteinwirkung auf das Schlüsselbein, z. B. durch Schlag. Symptome ■ Schmerzen ■ Schwellung, Hämatom, Fehlstellung sichtbar ■ federndes Gefühl an der Bruchstelle Therapeutische Maßnahmen Konservativ. Bei geschlossenen, reponierbaren Brüchen: ■ P.E.C.H.-Schema (s. Anwendungen) ■ Rucksackverband (Abb. 7): Kinder 10 Tage, Erwachsene 2–4 Wochen, Acromionverband bei Brüchen am äußeren Drittel des Schlüsselbeines ■ frühfunktionelle Nachbehandlung Medikamente. Tramadol oder Metamizol – je 3×30 Tropfen, Diclofenac 3×1/d für 5 Tage; bei Kindern und Jugendlichen Paracetamol 250 bzw. 500 mg 2×1 Operativ. Bei zu stark verschobenen, offenen, konservativ nicht fixierbaren Brüchen; bei Gefäß-Nerven-Verletzung: ■ Plattenstabilisierung, ggf. Zuggurtung bei Brüchen am äußeren Drittel danach: Schulterarmverband (KlettenDesault) bis zur Wundheilung (10 Tage), danach: frühfunktionelle Nachbehandlung.
! 80% der Brüche liegen im mittleren Drittel und werden konservativ behandelt.
S
Komplextherapie ➡
168
Procedere wie → Bankart-Läsion (zu Beginn Mobilisation aus dem Verband heraus, Elevation limitiert auf 60°).
Schnappende Hüfte Synonyme Schnellende Hüfte, Coxa saltans. Definition Ruckartiges, oft schmerzhaftes Springen der Oberschenkelfaszie (Rollhügel) über den großen Knochenvorsprung am Oberschenkelknochen mit der Folge einer Schleimbeutelreizung (Bursitis trochanterica). Entstehungsmechanismus Ursachen. Anlagebedingte Bindegewebsschwäche, Fehlstellung der Hüfte mit ausladendem Rollhügel, Beinlängendifferenz, psychische Komponente wird diskutiert. Auslösend können neues Schuhwerk, falsches Training, Überlastung und weitere Faktoren sein, die durch das Tractusschnappen zu einer permanenten Reizung am Oberschenkelrollhügel führen. Häufig sind junge Mädchen und Läufer betroffen. Symptome ■ chronische, schmerzhafte Schleimbeutelentzündung an der Hüftaußenseite ■ fühlbares, oft hör- und sichtbares schnellendes Überspringen der Oberschenkelfaszie über den Rollhügel ■ oft selbstständig provozierbar durch den Sportler ■ Seitneigung zur Gegenseite im Stand erzeugt Schmerz aufgrund der Faszienanspannung ■ Bewegungsschmerz der Hüfte Therapeutische Maßnahmen ■ Gehschule (Videoganganalyse bzw. sportspezifische Technikanalyse) ■ lokale Infiltrationstherapie: zunächst mit Bupivacain 0,25% 10 ml ads, bei Persistenz mit einem Gemisch aus Lokalanästhetikum/Cortisonpräpa-
Schultereckgelenksprengung
rat (z. B. Dexamethason (10 mg) oder Triamcinilon (10 mg)) 2–3-mal alle 14 Tage, bei persistierenden Beschwerden; Sklerosierungstherapie (s. Anwendungen) In seltenen Fällen ist eine Operation (Bursektomie, Tractopexie, Z-Plastik) notwendig. Komplextherapie ➡
I. d. R. keine Komplextherapie nötig; Querfriktionen, Dehnungen und das Beüben der funktionellen Defizite (z. B. Gangschule) sind die therapeutischen Inhalte der Wahl.
Schnellender Finger
S
Symptome ■ druckschmerzhaftes, hartes Knötchen unmittelbar am Grundgelenk des entsprechenden Fingers ■ plötzliches Schnappen des Fingers bei zunehmender Beugung oder Streckung im Fingergrund- oder Daumengrundgelenk ■ Schwierigkeiten beim Versuch den Finger aktiv maximal zu strecken oder maximal zu beugen, teilweise kann der Finger nur noch mit Hilfe der anderen Hand gebeugt oder gestreckt werden Therapeutische Maßnahmen ■ Injektion von 0,5 ml z. B. Dexamethason (10 mg) in die Beugesehnenscheide neben die Sehne ■ in den meisten Fällen bringt diese Behandlung keinen definitiven Erfolg und die Sehnenscheide bzw. das Ringband muss operativ gespalten werden (relativ kleiner Eingriff)
Synonyme Tendovaginitis stenosans, engl.: trigger finger. Definition Schnappen des Fingers beim Bewegen, Beuge- und Streckhemmungen sind möglich. Entstehungsmechanismus Eine Entzündung des Sehnengleitgewebes und eine knotige Verdickung der Sehne in Höhe des ersten Ringbandes entstehen durch Überlastung oder Verschleißveränderungen. Der Knoten schnappt bei Bewegung durch das zu enge Ringband (häufig bei Kletterern, jedoch nicht zu verwechseln mit dem Kletterfinger).
Schulterdachenge-Syndrom → Impingement-Syndrom der (Sportler-) Schulter
Schultereckgelenksprengung → Schultereckgelenkverletzung
169
Schultereckgelenkverletzung
Schultereckgelenkverletzung Synonyme AC-Gelenkverletzung, Tossy-Verletzung, engl.: injury of the acromioclavicular joint. Definition ■ Zerrung der Bänder (Tossy 1) ■ Riss eines Bandes (acromioclaviculäres Band) (Tossy 2) ■ Riss zweier Bänder (acromioclaviculäres und coracoclaviculäres Band) (Tossy 3) Entstehungsmechanismus Sturz auf den ausgestreckten Arm oder direkt auf die Schulter, z. B. beim Mountainbiking, Sturz vom Pferd oder Eishockey. Symptome ■ Schmerzen in und um die Schultereckgelenksregion ■ schmerzbedingte Bewegungseinschränkung der Schulter ■ ggf. oberflächliche Hautabschürfung ■ Schwellung ■ Blauverfärbung der umgebenden Muskulatur ■ scheinbares Höherstehen des äußeren Schlüsselbeines (Tossy 2) durch Tiefertreten des Schulterblattes mit der Schulterhöhe ■ federndes äußeres Schlüsselbein, sog. Klaviertastenphänomen (Tossy 3) Therapeutische Maßnahmen Sofortmaßnahmen ■ Kryotherapie ■ Rucksackverband zur Schmerzlinderung durch Ruhigstellung (s. Abb. 76). Wiederherstellung der Gelenkform und Heilung der Bänder wird hierdurch nicht erreicht.
S
170
Abb. 77. Klinisches Bild einer Tossy 3 Verletzung mit Höherstehen des äußeren Schlüsselbeinendes
a
b Abb. 78. Röntgenologisches Bild einer Tossy-Verletzung a gesunde Seite b verletzte Seite
■
Prüfung auf Gefühl und Durchblutung (Puls am Handgelenk, Hautfarbe)
Tossy 1: konservativ-frühfunktionell mit Rucksackverband oder Gilchrist für 8–10 Tage bis zum Abschwellen.
S
Schultereckgelenkverletzung
Tossy 2: konservativ-frühfunktionell, siehe Tossy 1; Lagerung zur Nacht: Handgelenk auf Kissen lagern, damit dieses höher als der Ellenbogen liegt. Tossy 3: konservativ-frühfunktionell möglich; operativ v. a. bei Überkopfsportarten, u. a mit Drähten, Platten oder resorbierbarer Kordel.
Komplextherapie
! Bei operativer Versorgung ist die Abspreizung des Armes auf 6–8 Wochen auf 90° limitiert.
Entzündungsphase KG Ziele ■ Entzündungshemmung ■ bei Bedarf Entstauung ■ Erhalt der maximal möglichen Beweglichkeit des Schultergelenkes im schmerzfreien Sektor (s. o.) ■ schnellstmögliche Überwindung der Phase durch Vermeidung der Gelenkreizung durch endgradige Mobilisation bzw. zu starke Traktion oder Kompression Inhalte ■ P.E.C.H.-Schema (s. Anwendungen) ■ bei Bedarf Manuelle Lymphdrainage ■ passive Mobilisation im schmerzfreien Sektor ■ Schulterblattmobilisation ■ vorsichtige schmerzfreie Manuelle Therapie des Humeroskapulargelenkes (nicht das AC-Gelenk wg. Hypermobilität)
Informationsaustausch über passives und aktives Bewegungsausmaß.
MTT Ziele ■ Erhaltung des schmerzfreien Bewegungsausmaßes ■ Krafterhaltung der Rumpfmuskulatur ■ Kräftigung der kontralateralen oberen Extremität (Cross-Over) ■ Aktivierung des lokalen und des allgemeinen Stoffwechsels Inhalte ■ passive Isokinetik im schmerzfreien Bewegungsausmaß (Abduktion und Flexion) ■ Kräftigung der Rücken- und Bauchmuskulatur unter Berücksichtigung der Verletzung ■ Kräftigung der Mm. rhomboidei, des M. biceps und M. triceps brachii der unverletzten Seite ■ Fahrrad-Ergometer-Training Proliferationsphase KG Ziele ■ Reizvermeidung ■ Verbesserung des schmerzfreien Bewegungsausmaßes Inhalte ■ Vermeidung der Gelenkreizung s. o. ■ Manuelle Therapie für das Humeroskapulargelenk ■ rhythmische Stabilisation in offener und geschlossener Bewegungskette Informationsaustausch über aktives und passives Bewegungsausmaß.
171
Schultereckgelenkverletzung
MTT Ziele ■ Erhaltung des verbesserten schmerzfreien Bewegungsausmaßes ■ Kraftaufbau der benachbarten Muskelgruppen ■ Kraftverbesserung der Rumpfmuskulatur (Aufrichtung) ■ Aktivierung des lokalen Stoffwechsels ■ Verbesserung der Propriozeption ■ Haltungsschulung ■ Kraftaufbau der Schulterblattmuskulatur ■ Verbesserung der allgemeinen Ausdauer Inhalte ■ Kraftausdauertraining der Adduktoren und Extensoren im schmerzfreien Bewegungsausmaß ■ Kraftausdauer-, bzw. Hypertrophietraining des M. biceps und M. triceps brachii der verletzten Extremität ■ Haltungs- und Bewegungsschulung mit Fremd- und Eigenkontrolle ■ weitere Kräftigung der Rücken- und Bauchmuskulatur ■ Zug- und Druckübungen mit Teilbelastung in geschlossener Bewegungskette ■ Kraftausdauertraining des M. latissimus dorsi der verletzten Seite im schmerzfreien Bewegungsausmaß ■ Kraftausdauertraining des unteren Trapeziusanteils, der Mm. rhomboidei und des M. serratus anterior ■ Oberkörper-Ergometer-Training ■ Fahrrad-Ergometer-Training Konsolidierungsphase
S
KG Ziele ■ volles Bewegungsausmaß aktiv und passiv ■ volle Belastbarkeit und Stabilität ■ Kraftaufbau ■ gegen Ende der Phase sportartspezifisches Training
172
Inhalte ■ Manuelle Therapie für Humeroskapulargelenk, AC-Gelenk und SC-Gelenk mit freiem joint-play ■ rhythmische Stabilisation (Isometrie) ■ PNF Informationsaustausch über noch vorhandene Schmerzen, das Bewegungsausmaß und eventuell vorhandene Kompensationsbewegungen im Sinne des Schmerzvermeidungsverhaltens.
MTT Ziele Erhaltung des vollen Bewegungsausmaßes ■ weitere Verbesserung der Propriozeption ■ weitere Kräftigung der Schulterblattmuskulatur ■ Kraftaufbau der Schulterrotatoren, -extensoren, -flexoren und -abduktoren ■ Eingliederung der verletzten Schulter in funktionelle Bewegungsabläufe ■ Verbesserung der Schulterstabilität in „Überkopf-Situationen“ ■ Verbesserung der allgemeinen Ausdauer ■
Inhalte ■ Kraftausdauertraining der M. rhomboidei, der Schulterinnen- und -außenrotatoren ■ Kraftausdauertraining des M. latissimus dorsi ■ Kraftausdauer-, bzw. Hypertrophietraining der Schulterextensoren, -flexoren und -abduktoren ■ Steigerung der Stütz-, Zug- und Druckarbeit bis zur Vollbelastung ■ Bodyblade-Training der Schultermuskulatur
Schultergelenkinstabilität
■
■
■ ■ ■ ■ ■ ■
Kraftausdauertraining von Bewegungsabläufen in der komplexen Funktionskette exzentrisches Training (Isokinetik) der Schulteraußenrotatoren, der Schulterflexoren und der Schulterabduktoren Training sportartspezifischer Bewegungsabläufe mit Teilbelastung selbstständiges Dehnen Training von „Überkopf-Situationen“ Oberkörper-Ergometer-Training Fahrrad-Ergometer-Training Laufschulung
Remodulierungsphase KG
➡
I. d. R. keine KG mehr nötig; MTT steht deutlich im Vordergrund.
MTT Ziele Volle Belastbarkeit und volle sportartspezifische Belastung. Inhalte ■ Steigerung des „Überkopf-Trainings“ ■ exzentrisches und konzentrisch-exzentrisches Training der oberen Extremität in der offenen und geschlossenen Bewegungskette ■ Training der Reaktivkraft für die Muskulatur der oberen Extremität in der offenen und geschlossenen Bewegungskette ■ Kraftausdauertraining sportartspezifischer Bewegungsabläufe ■ Training sportartspezifischer Bewegungsabläufe mit Zusatzbelastung
Schultergelenkinstabilität Synonyme Anlagebedingte (habituelle, willkürliche) und posttraumatisch rezidivierende Schultergelenk(sub)luxationen.
S
Definition ■ unidirektional: vordere (am häufigsten), hintere, obere, untere Instabilität: nicht ausreichende Gelenkführung in eine Richtung aufgrund struktureller Veränderungen (flacher Pfannenrand, abgerissene Pfannenlippe, überdehnte Kapsel, Rotatorenmanschettenläsion) ■ multidirektional: Instabilität in mehrere Richtungen Entstehungsmechanismus ■ habituell: anlagebedingt wiederholte Luxationen ■ willkürlich: bewusst auslösbare Ausrenkung, oft psychogene Teilursache ■ posttraumatisch rezidivierend: aus primärem adäquaten Trauma resultierend oder durch stereotype Bewegungsmuster, wiederholte Mikrotraumen (Handballer-, Wasserballerschulter durch häufiges Hineingreifen des Gegenspielers in den Wurfarm), sog. Werferschulter Symptome ■ unphysiologische Bewegungsabläufe provozieren Schmerzen ■ Schnappphänomene ■ Luxationen bei alltäglichen Bewegungen über der Horizontalen Therapeutische Maßnahmen Konservativ. Komplextherapie. Operativ ■ z. B. offene OP nach Bankart (Rekonstruktion der vorderen Kapsel und der Pfannenlippe), häufig kombiniert mit T-Shift der Kapsel nach Neer (T-förmige Eröffnung der Kapsel und anschließende Naht der übereinander gezogenen Kapselenden) ■ alternativ: arthroskopische Refixation der Pfannenlippe (Metallanker), ggf. Kapselschrumpfung (Vaporisateur), sog. Kapselshrinking
173
Schultergelenkinstabilität
Beginn der Komplextherapie richtet sich nach der operativen Versorgung.
Informationsaustausch über Instabilitätsgrad, provozierbare (auslösbare) Instabilität und die Muskeldefizite.
Komplextherapie
! Limitierte Außenrotation nach operativer Versorgung. Strukturelle Veränderungen ■ Veränderung des Kapsel-Band-Apparates im vorderen Bereich mit Tendenz zur Subluxation des Oberarmkopfes i. d. R. nach vorne/unten ■ häufig entzündliche Prozesse im Bereich der Muskelansatzstellen (hier v. a. M. subscapularis) Funktionelle Veränderungen ■ Schmerzvermeidungsverhalten im Sinne des Schulterhochvorstandes, v. a. beim Abspreizen und Anheben des Armes ■ Funktionsbewegungen werden u.U. vorzeitig unwillkürlich blockiert (muskulär gebremst), um die maximale Instabilitätsstellung zu vermeiden KG Ziele ■ Schmerzfreiheit ■ Stabilität ■ Muskelkraft Inhalte ■ Querfriktion an den entzündlichen Muskelansätzen ■ Ultraschall ■ aktive Stabilisierung durch rhythmische Stabilisation in der offenen und geschlossenen Bewegungskette ■ PNF (hier neben den klassischen Armpattern auch Schulterblattpattern und Betonung der defizitären Muskulatur)
S
174
MTT Ziele ■ Verbesserung der Körperwahrnehmung ■ Verbesserung der Propriozeption ■ Abbau der Schonhaltung, bzw. der Kompensationsbewegungen ■ Kraftaufbau der Schulterblattmuskulatur ■ Kraftaufbau der Schulterrotatoren (unter Berücksichtigung der postoperativen Kontraindikationen) ■ Kraftaufbau der Rumpfmuskulatur (Aufrichtung) Inhalte ■ Haltungs- und Bewegungsschulung mit Fremd- und Eigenkontrolle ■ Kraftausdauertraining des M. latissimus dorsi, des unteren Trapeziusanteils, des M. serratus anterior und der Mm. rhomboidei ■ Kraftausdauertraining der oberen Extremität in der geschlossenen Bewegungskette ■ Kraftausdauertraining der Schultergelenkrotatoren ■ Bodyblade-Training der Schultermuskulatur ■ Kraftausdauer-, bzw. Hypertrophietraining der Rückenmuskulatur ■ exzentrisches und konzentrischexzentrisches Training der oberen Extremität in offener und geschlossener Bewegungskette ■ Reaktivkrafttraining der oberen Extremität in offener und geschlossener Bewegungskette ■ Oberkörper-Ergometer-Training
Schultersteife
Schultergelenkverrenkung Synonyme Schultergelenkluxation, Schultergelenksubluxation (Teilausrenkung), engl.: joint dislocation of the shoulder Definition Ausrenkung des Schultergelenkes: vordere (97%) mit möglichen Begleitverletzungen (Bankart-Läsion: Pfannenrandverletzung, Hill-Sachs-Läsion: Oberarmkopfimpressionsfraktur), selten hintere, untere, obere. Entstehungsmechanismus ■ traumatisch: 30% direktes Trauma (Schlag auf Oberarm), 70% indirekt (Sturz auf Arm) ■ atraumatisch: willkürlich, erworben (durch rezidivierende Mikrotraumen bei angeborener Bandlaxizität), anlagebedingt (habituell) Symptome ■ sichere Luxationszeichen: Gelenkkontur aufgehoben, leere Pfanne, schmerzhaft federnde Fixation des Armes
■
S
schmerzbedingt aufgehobene Beweglichkeit
Therapeutische Maßnahmen Akut ■ P.E.C.H.-Schema (s. Anwendungen) ■ sanfte geschlossene Reposition (Vorsicht! Gefahr der Gefäß-Nerven-Verletzung) in Kurznarkose, besonders bei Erstereignis notwendig Danach: Arthroskopische, ggf. offene Operation bei jungen Sportlern, ansonsten 3 Wochen Immobilisation im Schulterarmverband (Gilchrist).
Komplextherapie ➡
Procedere wie → Bankart-Läsion
Schultersteife Synonyme Adhäsive Kapsulitis, engl.: frozen shoulder. Definition Schmerzhafte aktive und passive Bewegungseinschränkung der Schulter. Entstehungsmechanismus Gelenkinnenhautreizung, -entzündung, mit anschließender Narben-, Bridenbildung und Kapselschrumpfung ■ primär, idiopathisch (unbekannt) ■ sekundär: posttraumatisch, postoperativ, nach Immobilisation, bei Verschleiß, HWS-Syndrom, Schlaganfall, Herzinfarkt, Tumore
Abb. 79. Schultergelenksluxation nach vorne, unten im Röntgenbild a.p.
Symptome primär: ■ Schmerzphase: Ruhe-, Nachtschmerz
175
Schultersteife
Versteifungsphase: zunehmende Bewegungseinschränkung bei abnehmenden Schmerzen ■ Reparationsphase: nach ca. 6 Monaten wieder langsame Steigerung des Bewegungsausmaßes, nach 1–2 Jahren Ausheilung Sekundär: schlechtere Prognose mit bleibender Bewegungseinschränkung. ■
Therapeutische Maßnahmen Frühphase: ■ Kryotherapie ■ ggf. arthroskopische Kapsellösung (Adhäsiolyse) (Langzeitergebnisse fehlen) Spätphase: ■ Komplextherapie ■ Suprascapularisblockaden ■ Triggerpunktinfitrationen ■ Narkosemobilisation ■ ggf. arthroskopische Kapsellösung (Adhäsiolyse) ■ Debridement, arthroskopische Erweiterung des subacromialen Raumes, ggf. auch offene Operation Medikamente. Muskelrelaxans 3×1/d, Diclofenac 50 3×1/d in der Schmerzphase, orales Kortisonschema (40, 30, 20, 10 mg à 5 Tage)
Komplextherapie ➡
Procedere wie → Impingement-Syndrom der (Sportler-)Schulter mit deutlichem Schwerpunkt auf Manueller Therapie.
Definition Oberflächlicher Gewebsdefekt der Haut (Epidermis). Entstehungsmechanismus Schräg oder flach auftretende Gewalt mit Durchtrennung der Haut; Sturz auf Aschenplatz, Hallenböden, Kunststoffrasen, auf Kreide-Linien, bei Radrennfahren. Symptome Brennender Schmerz, schmieriger Belag, kaum Blutung. Therapeutische Maßnahmen ■ Säuberung mit H2O2 oder Saflon und Ausbürsten von Fremdkörpern ■ Sofratül-Gaze-Auflage mit Betaisodonna-Salbe ■ sterile Kompresse, lockeres Anlegen einer elastischen Binde ■ offene Wundbehandlung (öfter Luft an die Wunde lassen, tägliche Verbandwechsel) ■ Tetanusschutz abklären, ggf. Auffrischung mit Tetagam i.m.; ggf. Simultanimpfung mit Tetanol/Tetagam i.m.
Schwimmerknie Synonyme Innere Kapsel-Band-Reizung am Kniegelenk, engl.: swimmer’s knee. Definition Reizung des inneren Kniegelenk-Kompartimentes.
S
Schürfwunde Synonyme Engl.: excoriation.
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Entstehungsmechanismus Durch die Technik des Brustschwimmens kann eine Reizung des inneren Kniegelenk-Kompartimentes entstehen (sog. Valgusstress = X-Beinstress).
S
Schwimmerknie
Symptome ■ Schmerzen an der Innenseite des Kniegelenkes auf Höhe des Gelenkspaltes, aber auch am oberen und unteren Innenbandansatz ■ Schwellung der inneren Kniegelenkkapsel ■ ggf. Überstreckschmerz Therapeutische Maßnahmen ■ P.E.C.H.-Schema (s. Anwendungen) ■ tagsüber Anästhesin-Salbe, nachts Kytta-Balsam ■ Reduzierung der Brustschwimmtechnik z. B. Pullboytraining ■ Infiltration z. B. mit 1 A. Triamcinilon (10 mg) periartikulär und 1 A. Mepivacain 1% ads Medikamente. Enzyme 3×1/d für 5 Tage.
Komplextherapie
Strukturelle Veränderungen ■ evtl. entzündliche Prozesse mit Aufquellung an den Ansatzstellen der betroffenen Muskulatur ■ Degeneration des Außenmeniskus ■ bei habitueller Patellaluxation Gefahr der arthrotischen Degeneration der Kniescheibenrückfläche und des Gleitlagers des Oberschenkelknochens; → Kniescheibenrückflächen-Syndrom Funktionelle Veränderungen ■ aufgrund des Schmerzes keine korrekte Bewegungsausführung im Sport möglich ■ Veränderung des Gangbildes im Sinne eines Schmerzvermeidungsverhaltens (hier Verstärkung des X-Beines in der Standbeinphase → Chronische Gelenkinstabilität) KG Ziele Schmerzreduktion bzw. Schmerzfreiheit ■ Entlastung der überlasteten/überreizten Strukturen ■ Verbesserung des Gangbildes ■ Anbahnung der korrekten sportlichen Bewegungsabläufe ■
➡
Mechanismus: durch die Ausführung der Schwunggrätsche des Brustschwimmens kommt es in der Hauptbelastungsphase zu extremer Valgusstellung (X-Bein) im Kniegelenk in Verbindung mit maximaler aktiver Außenrotation des gebeugten Unterschenkels mit Überlastung/Überreizung der Muskelansatzstellen am inneren Gelenkbereich (Muskeln des Pes anserinus) und Kompression des Außenmeniskus; tritt der Schmerz auch im Gehen auf, kommt es zu den klassischen Kompensationsbewegungen des instabilen Kniegelenkes (→ Chronische Gelenkinstabilität) mit Verschlechterung der Grundproblematik. ➡ Möglich sind auch → Kniescheibenspitzen-Syndrom und habituelle Patellaluxation (→ Kniescheibenverrenkung).
Inhalte ■ Kryotherapie ■ Elektrotherapie (hier v. a. Ultraschall am Pes anserinus) ■ Querfriktion am Pes anserinus ■ Manuelle Therapie (hier v. a. Traktion) ■ aktive Stabilisierung durch rhythmische Stabilisation in der geschlossenen Bewegungskette ■ Gangschule ■ sportartspezifisches Training (siehe MTT, auch Aqua-Jogging)
177
Schwimmerknie
Informationsaustausch über Schmerzprovokation und gemeinsame Analyse des Schmerzvermeidungsverhaltens sowie der Stabilisierungsfähigkeit.
■
■ ■
MTT Ziele ■ Aktivierung des lokalen Stoffwechsels ■ Verbesserung der Propriozeption ■ Abbau der Kompensationsbewegungen ■ Kraftaufbau der Unterschenkelinnenrotatoren und der Kniegelenkbeuger ■ Kraftaufbau der Hüftadduktoren und Hüftabduktoren ■ maximale sportartspezifische Belastbarkeit Inhalte ■ passive bzw. aktiv-assistive, konzentrische Isokinetik der unteren Extremität in geschlossener Bewegungskette im schmerzfreien Bewegungsausmaß ■ propriozeptives Training auf unterschiedlichen Unterlagen und in unterschiedlichen ASTE ■ Aqua-Jogging ■ Bewegungsschulung mit Fremd- und Eigenkontrolle in geschlossener Bewegungskette ■ Kraftausdauertraining der Hüftabduktoren in funktionellen Ausgangsstellungen ■ Kraftausdauertraining der unteren Extremität in der geschlossenen Bewegungskette ■ konzentrisch-exzentrisches Training (Isokinetik) in der geschlossenen Bewegungskette ■ Kraftausdauer-, bzw. Hypertrophietraining der Kniegelenkbeugemuskulatur und der Hüftadduktoren ■ Kraftausdauertraining der Unterschenkelinnenrotatoren
S
178
exzentrisches Training der Hüftadduktoren und der Kniegelenkbeugemuskulatur exzentrisches Training der Unterschenkelinnenrotatoren Kraftausdauertraining des sportartspezifischen Bewegungsablaufs
Sehnen-, Sehnenhüllenbzw. Sehnenscheidenentzündung Synonyme Tendinitis, Peritendinitis, Tendovaginitis, engl.: tendinitis, tendovaginitis. Definition Entzündung der Sehne und/oder der Sehnenhülle bzw. Sehnenscheide als Zeichen einer Überlastungsreaktion. Entstehungsmechanismus Häufig betroffen sind die Achillessehne, die Sehne des Musculus supraspinatus, die Beuge- und Strecksehnen am Handgelenk, die Fußhebersehnen und die Kniescheibensehne. Ursache sind meist Mikrotraumen durch: ■ zu intensives Training ohne ausreichende Regeneration ■ fehlerhafte technische Ausführung von Bewegungsabläufen ■ fehlstatische körperliche Voraussetzungen ■ ungünstiges Material, z. B. Schuhe, Hallenböden ■ falsche Trainingsmittel, z. B. Bleiwesten beim Niedersprungtraining und bei Strecksprüngen ■ ungewohnter Bewegungsablauf bzw. Neuerlernen einer Technik
Sehnenansatzreizung
Symptome ■ Belastungsschmerzen, die bei chronischen Beschwerden nach dem Aufwärmen wieder verschwinden können ■ sogenanntes „Schneeballknirschen“ bzw. Sehnenreiben ■ Druckschmerz ■ Schwellung mit Rötung Therapeutische Maßnahmen Akut ■ Kryotherapie ■ Salbenverbände zur Nacht mit Diclofenac und Arnica als Gemisch ■ tagsüber cortisonhaltige Salbe 3× täglich ■ entlastende Tapeverbände Medikamente. Enzyme 5×3/d für insgesamt 5 Tage. In schweren Fällen gegebenenfalls auch Ruhigstellung, z.-B. Gipsschiene notwendig. In Abhängigkeit vom Schweregrad Sportreduktion bis Sportpause notwendig. Chronisch ■ Infiltrationstherapie mit: 1 A. Bupivacain 0,25% 1 A. Traumeel 1 A. Actovegin bei Therapieresistenz zusätzlich 1 A. Dexamethason 4 mg (3 Anwendungen) ■ Lasertherapie (s. Anwendungen)
! Bei reinen Sehnenentzündungen ist die Wirkung von entzündungshemmenden Medikamenten, z. B. Voltaren oder Ibuprofen eher wirkungsarm, da es sich um ein nur wenig durchblutetes Gewebe handelt. Bei Entzündungen des Sehnengleitgewebes sprechen entzündungshemmende Medikamen-
S
te durch die überschießende Durchblutungssituation besser an. Bei allgemeiner Therapieresistenz über 3 Monate ist eine operative Revision zu empfehlen. Komplextherapie → Achillodynie → Golferellenbogen → Impingement-Syndrom der (Sportler-) Schulter → Kniescheibenspitzen-Syndrom → Tennisellenbogen
Sehnenansatzreizung Synonyme Insertionstendinosen, engl.: insertion tendopathy. Definition Krankhafte Veränderung der Sehnenansätze oder Ursprünge als Folge mechanischer Überlastungsvorgänge oder Fehlbelastungen, in der Regel akut mit Bewegungsschmerzen. Häufige Insertionstendopathien: Tennisellenbogen, Golferellenbogen, Patellaspitzen-Syndrom, → Pes anserinus-Syndrom (innerer Schienbeinkopf). Entstehungsmechanismus Durch Fehlbelastung, insbesondere bei sich ständig wiederholenden Zugspannungen, kommt es immer wieder zu Entzündungsreizen im Sehnenansatzgebiet. Dadurch entsteht eine Mikrotraumatisierung mit einem Sauerstoffmangel. Symptome ■ Schmerzen am Sehnenansatz
179
Sehnenansatzreizung
■ ■ ■ ■
Kraftlosigkeit des zugehörigen Muskels Verspannung und Verkürzung des Muskels mittlere bis stärkere Schmerzsymptomatik, je nach Schweregrad begleitende Schwellung und Überwärmung, tastbares Reiben (sog. Schneeballknirschen), insbesondere bei der Kniescheiben- und Achillessehne
Therapeutische Maßnahmen Akut ■ für einige Tage Sportpause
■ ■
tagsüber entstauende Kältemaßnahmen zur Nacht Salbenpacks mit Diclofenac und Arnica.
Chronisch ■ Lasertherapie (s. Anwendungen) ■ Kinesio Taping (s. Anwendungen) ■ Entlastende Verbände mit Tapeverbänden. Alle 2 Tage drei- bis sechsmalige Infiltration mit Traumeel 2 ml und/ oder Pasconeural 1 ml. Bei strenger Indikationsstellung auch KortikoidKristallsuspension mit Dexamethason
Spina iliaca ant. sup. – M. tensor fasciae lat. • Sprinten – M. sartorius • Radfahren • Turnen
Processus coracoideus – M. coracobrachialis – M. biceps brevis
• Wurfdisziplinen • Rückschlagspiele
Os pubis ramus sup. – M. rectus abdominis • Krafttraining
Pecten ossis – M. adductor longus
• Fußball
Tuberculum pubicum • Laufsport – M. rectus abdominis • Langlauf – M. adductor brevis • freie Technik • Hallenspiele – M. gracilis
Epicondylus humeri radialis bzw. ulnaris – M. extensor carpi – M. extensor digitorum – M. extensor carpi radialis brevis bzw. – M. flexor carpi ulnaris – M. flexor digitorum superf. – M. palmaris longus
• Tennis • Fechten • Klettern • Rudern
med. Femurkondylus – M. adductor magnus • Fußball – Innenband • Alpin-Ski
medialer Tibiakopf
• Wurfdisziplinen • Golf • Hantelsport
– Pes anserinus – Innenband
• Fußball • Alpin-Ski
oberer Patellapol – M. quadriceps
• Sprungdisziplinen • Fechten • Gewichtheben
unterer Patellapol – Lig. patellae
a
Processus styloideus radii bzw. ulnae – M. brachioradialis • Rückschlag– Kollateralbänder spiele • Golf • Kanu
S
• Sprungdisziplinen • Hallensport/ • Volleyball
dorsale Tibiakante – M. tibialis post.
• Laufsport • Ballsport
mediale Tibiakante – M. flexor dig. long.
Abb. 80. Häufige Insertionstendinosen a der oberen und b der unteren Extremität
180
b
• Lauf- und Sprungdisziplinen • Ballsport • Ballett
Sehnenriss
S
Abb. 81. Infiltration an einen Teil des Ansatzes der Tibialis posterior Sehne des rechten Fußes
(10 mg) und Mepivacain 1% 2 ml 1–3× in 2–4 Wochen Abstand an der Sehne.
! Niemals in die Sehne spritzen, Rupturgefahr!
Komplextherapie → Tennisellenbogen → Golferellenbogen → Kniescheibenspitzen-Syndrom
Sehnenriss Synonyme Engl.: tendon rupture. Definition Ruptur bzw. Teilruptur einer Sehne meist bei bestehenden degenerativen, traumatischen oder toxischen Vorschäden. Entstehungsmechanismus ■ Bagatellereignisse („aus heiterem Himmel“, ohne Vorankündigung, ohne Unfall) wie z. B. schnelles Anlaufen oder Abbremsen
Ursachen: altersbedingte Durchblutungsstörung, wiederholte Mikrotraumen, Stoffwechselerkrankungen (z. B. Gicht). ■ seltener sind direkte Gewalteinflüsse (Schlag oder Tritt) oder plötzliche Maximalbeanspruchung, wenn die Muskelkraft höher als die Sehnenreißfestigkeit ist (z. B. Missverhältnis zwischen Sehnen- und Muskelquerschnitt beim Bodybuilder) Symptome ■ heftiger, messerstichartiger Schmerz ■ ggf. peitschenhiebartiges Rissgeräusch ■ Schwellung durch Hämatom, zusammengezogener Muskelbauch ■ Funktionsverlust betroffener Muskeln und Gelenke Therapeutische Maßnahmen Beispiele für operativ versorgte Sehnenrisse: ■ → Achillessehnenriss ■ → Kniescheibensehnenriss (Patellasehne) ■ → Kniegelenkstrecksehnenabriss (Quadrizepssehne) ■ körperferner Oberarmbeugesehnenriss (Bizepssehnenriss) ■ Supraspinatussehnenriss (wenn der Defekt größer als 3 mm ist)
181
Sehnenriss
Beispiele für nicht operativ versorgte Sehnenrisse: ■ körpernaher Oberarmbeugesehnenriss (Bizepssehnenriss) ■ Pectoralissehnenriss ■ Supraspinatussehnenriss (wenn Defekt kleiner als 3 mm ist)
Komplextherapie (Am Beispiel des zweiköpfigen Oberarmmuskels/Bizepssehnenriss). Vergleiche auch → Schultergelenkinstabilität. Entzündungsphase
Inhalte ■ wie oben ■ zusätzlich Manuelle Lymphdrainage ■ propriozeptives Training im Sinne der rhythmischen Stabilisation in der geschlossenen Bewegungskette (Widerstände aus dem Stütz mit Forderung der Bizepsaktivität) Informationsaustausch über bewegungs- und belastungsabhängigen Schmerz, Bewegungsausmaß und Stabilisierungsfähigkeit in der geschlossenen Bewegungskette.
MTT Ziele Aktivierung des lokalen Stoffwechsels ■ Erhaltung des schmerzfreien Bewegungsausmaßes ■ Kraftaufbau der benachbarten Muskelgruppen ■ Tonusreduktion des M. biceps brachii ■ Kraftaufbau des M. biceps brachii und M. triceps brachii ■ Krafterhaltung der kontralateralen oberen Extremität (Cross-Over) ■ Verbesserung der allgemeinen Ausdauer ■
KG Ziele ■ Entzündungshemmung ■ Schmerzlinderung ■ Erhalt der Mobilität Inhalte ■ P.E.C.H.-Schema (s. Anwendungen) ■ passive Mobilisation im schmerzfreien Sektor Informationsaustausch nicht nötig, da noch keine MTT möglich. Proliferationsphase
S
KG Ziele ■ evtl. noch Entzündungshemmung ■ Schmerzlinderung ■ Erhalt der Mobilität ■ Anbahnung der propriozeptiven Fähigkeiten gegen Ende der Phase
182
Inhalte ■ passive Isokinetik in offener und geschlossener Bewegungskette der oberen Extremität im schmerzfreien Bewegungsausmaß ■ Kraftausdauertraining in geschlossener Bewegungskette ■ isometrisches Training des M. biceps brachii und M. triceps brachii in unterschiedlichen, schmerzfreien Gelenkpositionen ■ Kraftausdauer, bzw. Hypertrophietraining der Unterarmmuskulatur ■ exzentrisches Training des M. triceps brachii
S
Sehnenriss
■
■ ■
Hypertrophietraining des M. biceps brachii und des M. triceps brachii der nicht betroffenen Seite Oberkörper-Ergometer-Training Fahrrad-Ergometer-Training
Konsolidierungsphase KG Ziele ■ Schmerzfreiheit (hier: belastungsabhängiger Schmerz) ■ Lösen der muskulären Verspannungen ■ Verbesserung des Bewegungsausmaßes ■ Verbesserung der Stabilisierungsfähigkeit in der geschlossenen Bewegungskette ■ Verbesserung der Kraftfähigkeit in der offenen Bewegungskette ■ Verbesserung der Funktionsbewegungen Inhalte ■ Querfriktion – v. a. an der Rotatorenmanschette ■ u. U. noch Kryotherapie ■ Massage (hier v. a. auch den Schulterblattbereich und gesamten SchulterNacken-Bereich) ■ Dehnung – auch mit postisometrischer Relaxation ■ Stabilisationsübungen aus dem Stütz auf unebenen Flächen mit Widerstand am Arm durch den Therapeuten ■ PNF (v. a. Schulterblattpattern, gegen Ende der Phase auch Armpattern mit Betonung des M. biceps brachii) ■ Üben der Funktionsbewegungen wie oben
MTT Ziele ■ Erhaltung des erweiterten Bewegungsausmaßes ■ Verbesserung der Propriozeption
■ ■ ■ ■ ■
weiterer Kraftaufbau des M. biceps brachii und des M. triceps brachii Kraftaufbau der Schulteradduktoren und -depressoren weiterer Kraftaufbau der Unterarmmuskulatur Eingliederung der oberen Extremität in funktionelle Bewegungsabläufe Verbesserung der allgemeinen Ausdauer
Inhalte ■ propriozeptives Training ■ Kraftausdauer-, bzw. Hypertrohietraining des M. biceps brachii und des M. triceps brachii in offener Bewegungskette ■ Kraftausdauertraining der oberen Extremität in geschlossener Bewegungskette (Flexion und Extension) ■ exzentrisches Training (Isokinetik) in geschlossener Bewegungskette (Flexion) ■ konzentrisch-exzentrisches Training (Isokinetik) in geschlossener Bewegungskette (Flexion und Extension) ■ Kraftausdauer-, bzw. Hypertrophietraining der M. rhomboidei, des unteren Trapeziusanteils sowie des M. latissimus dorsi und des M. serratus anterior ■ Kraftausdauertraining von Bewegungsabläufen in der komplexen Funktionskette ■ Hypertrophietraining der Handgelenkbeugemuskulatur und Handgelenkstreckmuskulatur, bzw. der Unterarmpronatoren und -supinatoren ■ selbstständiges Dehnen ■ Oberkörper-Ergometer-Training ■ Laufen zur Verbesserung der allgemeinen Ausdauer Remodulierungsphase Ziele ■ maximales Bewegungsausmaß
KG
183
Sehnenriss
■ ■
maximale Funktionalität in Alltagsbewegungen (wie Anheben von Lasten etc.) maximale Belastbarkeit
Inhalte ■ nach Bedarf wie oben ■ u. U. zusätzlich Manuelle Therapie am Schultergelenk ■ Beüben der Alltagsbewegungen – auch unter erschwerten Bedingungen (hier v. a. die Simulationen mittels PNF-Pattern) wie oben
Ziele maximale Belastbarkeit (bis zur maximalen sportartspezifischen Belastung)
■
Inhalte ■ exzentrisches Training (Isokinetik) des M. biceps brachii und des M. triceps brachii in offener Bewegungskette ■ konzentrisch-exzentrisches Training (Isokinetik) des M. biceps brachii und des M. triceps brachii in offener Bewegungskette ■ Reaktivkrafttraining der oberen Extremität in geschlossener und offener Bewegungskette ■ Kraftausdauertraining sportartspezifischer Bewegungsabläufe ■ weiteres Hypertrophietraining des M. biceps brachii und des M. triceps brachii sowie der Unterarmmuskulatur ■ selbstständiges Dehnen ■ Training sportartspezifischer Bewegungsabläufe unter erschwerten Bedingungen ■ Laufen zur Verbesserung der allgemeinen Ausdauer
S
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Sehnenschaden (chronisch) Synonyme Engl.: chronic tendon injury. Definition ■ Tendinitis: entzündlicher Reizzustand der Sehne ■ Tendinose: Nekrose (Gewebetod), Kalkablagerung, Verknöcherung, Teilruptur der Sehne im Rahmen einer chronischen Tendinitis ■ Peritendinitis/Paratenonitis: entzündlicher Reizzustand des Sehnengleitgewebes ■ Peritendinose: Verhärtung und Verdickung des Sehnengleitgewebes im Rahmen einer chronischen Tendinitis ■ Insertionstendopathie (= Enthesiopathie): Sehnenansatz- und Ursprungserkrankung Entstehungsmechanismus Primärer Sehnenschaden: Länger andauernde Druck- und Zugwirkungen auf die Sehne und Ansatzzone ohne ausreichende Regenerationszeit führen zur Überlastung und rezidivierenden Mikrotraumatisierungen. Sekundärer Sehnenschaden: Stoffwechsel-, Durchblutungsstörungen, neuromuskuläre Fehlsteuerung (z. B. erhöhte Muskelspannung), toxische Schäden (z. B. Infiltrationsbehandlung), angeborene Strukturschwäche Symptome ■ Schmerzen bei Belastung, häufig Besserung nach Aufwärmphase ■ Druckschmerz, entlang des betroffenen Bezirks ■ Schwellung, ggf. Rötung (Tendinitis, Peritendinitis, Insertionstendopathie), Schneeballknirschen bei Bewegung (Peritendinitis)
Seitenbandverletzung, isoliert am Kniegelenk
■ ■
kolbenförmig aufgetriebene Sehne (Tendinose) Schleimbeutelentzündung (Insertionstendopathie)
Therapeutische Maßnahmen Akuter entzündlicher Reizzustand ■ Kryotherapie 3–4×/Tag ■ feucht-kalte Umschläge (z. B. HyzumLösung), lokale Einreibungen mit japanischem Heilpflanzen-Öl tagsüber je 3–4× ■ Ichtholan-Spezialsalben-Verband zur Nacht ■ Infiltration an das Gleitgewebe: 1 A. Traumeel 1 A. Bupivacain 0,25% 1 A. Actovegin bei Therapieresistenz zusätzlich 1 A. Dexamethasonhydrogenphosphat 4 mg (3 Anwendungen) alle 4 Wochen, Stichelung des betroffenen Gewebes mit feiner Kanüle Medikamente. Enzyme 5×3/d, Imbuprofen 400 3×1 für 14 Tage. Chronische Form ■ Akupunktur ■ ESWT (s. Anwendungen) ■ Röntgenentzündungsbestrahlung ■ Hyperbare Sauerstofftherapie (s. Anwendungen) ■ Sklerosierungstherapie (s. Anwendungen)
! Zunächst immer konservativer Behandlungsversuch; abhängig von der betroffenen Sehne ist bei Beschwerdepersistenz eine Operation angezeigt. Keine Infiltration in die Sehne!
Komplextherapie → Achillodynie
S
Seitenbandverletzung, isoliert am Kniegelenk Synonyme Innere oder äußere Kollateralbandverletzung, Ruptur des Ligamentum collaterale mediale oder laterale, engl.: isolate injury of the ligamentum collaterale mediale or laterale. Definition Isolierte Verletzung des inneren oder äußeren Seitenbandes. Häufiger betroffen ist das innere Seitenband. Entstehungsmechanismus Das streng seitliche Wegknicken (Distorsion) des Kniegelenkes führt zu einer isolierten Verletzung des inneren oder äußeren Kniebandes (z. B. beim Ski fahren: Pflugtechnik des Anfängers). Symptome ■ Schmerz am oberen bzw. unteren Innen- oder Außenbandansatz ■ Schwellung im Bereich des Bandverlaufes ■ ggf. Gelenkerguss, Hämatomverfärbung ■ verstärkte Aufklappbarkeit des Kniegelenkes in 20° Beugung, vermehrte Aufklappbarkeit auch in Streckung weist auf zusätzliche Verletzung der hinteren Kapsel hin Therapeutische Maßnahmen ■ P.E.C.H.-Schema (s. Anwendungen) ■ Ruhigstellung des Kniegelenkes in einer Schiene ohne Gelenk in 10° Beugung abhängig vom Instabilitätsausmaß bis zu 3 Wochen; danach Schiene mit Gelenk Beugung/Streckung 90–10–0 bis einschl. 6. Woche ■ Teilbelastung an 2 UAG je nach Schmerz und Instabilität
185
Seitenbandverletzung, isoliert am Kniegelenk
■
liegt keine Instabilität vor kann mit einer Bandage behandelt werden; eine Entlastung ist nicht notwendig
Die operative Bandnaht ist bei Innenbandverletzung nicht erforderlich, da die konservative Therapie gleich gute Ergebnisse zeigt. Drittgradige Außenbandverletzungen sollten operativ rekonstruiert werden. ■ Ausschluss von Begleitverletzungen, z. B. Meniskus, durch MRT; bei einem Riss ggf. arthroskopische Meniskussanierung
Therapeutische Maßnahmen ■ in vorwärts gebeugter Stellung langsam laufen; Gehpause ■ betontes Ausatmen ■ nicht nach Nahrungsaufnahme laufen
Sesambeinentzündung/ Sesambeinbruch Synonyme Sesamoiditis, Sesambeinfraktur, engl.: fracture of the sesamoid bone.
Komplextherapie ➡
Das Nachbehandlungsprocedere entspricht dem der Kniegelenkverletzung, die mit Instabilität des Gelenkes einhergeht, → Kniegelenkstrecksehnenabriss
Seitenstechen Synonyme Engl.: side stitch Definition Vorzugsweise beim Laufen, seitliche, häufiger links als rechts auftretende, stechende Schmerzen im Oberbauchbereich. Ursache nach wie vor unklar (evtl. Zwerchfellkontraktionen, Irritationen des Bauchfells im Milz- oder Leberbett.
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Entstehungsmechanismus ■ unzureichendes Aufwärmen ■ voller Magen ■ schlechte Atemtechnik
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Definition Entzündung oder Bruch der kleinen Sesambeinchen, die sich unterhalb des Großzehengrundgelenkes befinden. Entstehungsmechanismus ■ Überlastungsreaktion vorwiegend bei Läufern, Hallensportarten und Kunstrasen ■ Ermüdungsfraktur nach Überlastung ■ Bruch durch direktes Trauma (beim Fußballspielen, Sturz aus größerer Höhe) Symptome ■ Schmerzen an der Großzehe, zumeist 1. Zwischenraum, zwischen der Großzehe und der 2. Zehe ■ Schwellung, Rötung ■ Zehenspitzengang schmerzhaft Therapeutische Maßnahmen Entzündung ■ Kältetherapie, entstauende (s. Anwendungen) ■ Hyzum-Umschläge ■ lokale Injektionsbehandlung mit 1 A. Bupivacain 0,25%/Traumeel je 1 ml (ads)
Skidaumen
Einlagenversorgung mit Limitierung für die Beugung der Großzehe
■
Medikamente. Diclofenac 50 3×1/d für 8 Tage
■
■
Bruch ■ Kältetherapie, entstauende (s. Anwendungen) ■ Hyzum-Umschläge ■ Tapeverband ■ Vorfußentlastungsschuh und Entlastung an Gehstützen für 3 Wochen ■ Einlagenversorgung mit steifer Sohle für 4 Wochen
! An Röntgen denken: Sesambeinspe-
S
Druckschmerzen im äußeren, hinteren Spalt zwischen Sprung- und Fersenbein Instabilitätsgefühl im Rückfuß
Therapeutische Maßnahmen ■ Infiltration in den Sinus (Spalt) mit Traumeel/Bupivacain 0,25% je 2 ml ■ bei Therapieresistenz mit Dexamethason (10 mg) ■ KG: Kräftigung der Peronealmuskulatur ■ Manuelle Therapie mit Extensionsbehandlung Selten operative Gewebeentfernung aus dem Sinus tarsi.
zialaufnahmen!
Skidaumen Sinus tarsi-Syndrom Synonyme Engl.: sinus tarsi syndrome.
Synonyme Abriss des ellenseitigen Seitenbandes, Ringerdaumen, Boxerdaumen, engl.: skier’s thumb.
Definition Schmerzen im Sinus tarsi (Spalt zwischen Fersenbein und Sprungbein) an der Außenseite des unteren Sprunggelenkes.
Definition Abriss des ellenseitigen Seitenbandes, teils knöchern, mit vermehrter ellenseitiger Aufklappbarkeit am Daumengrundgelenk.
Entstehungsmechanismus Nach Umknickereignissen des Sprunggelenkes (→ Äußere Kapsel-Band-Verletzung am Sprunggelenk) verbleibende Instabilität und Narbenbildung im unteren Sprunggelenk (häufig Ursache für einen verlängerten Heilungsprozess nach äußerer Kapsel-Band-Ruptur).
Entstehungsmechanismus Sturz auf den abgespreizten Daumen, wobei die Hand sich noch am Skistock befindet (Abb. 82), häufig vorkommend auch beim Hockey und Baseball.
Symptome Schmerzen am Fußaußenrand, besonders beim Stehen und Laufen
■
Symptome ■ Bewegungs-, Stauchungsschmerz ■ Schwellung am Grundgelenk ■ ggf. Hämatomverfärbung ■ abnorme Aufklappbarkeit des Daumengrundgelenkes ellenseitig
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Skidaumen
■
■
Abb. 82. Vermehrte Aufklappbarkeit des Gelenkspaltes ellenseitig im Röntgenbild (gehaltene Aufnahme)
Therapeutische Maßnahmen Konservativ. Daumeneinschlussgips oder Daumengrundgelenkorthese für 6 Wochen. Operativ. Die Wiederherstellung des Bandapparates ist wegen Gefahr der verbleibenden Instabilität und der daraus resultierenden Arthrosegefahr vorrangig.
!
■
■
Diagnostik: gehaltene Aufnahme in Lokalanästhesie, bei Aufklappbarkeit über 20° im Seitenvergleich ist eine Operation angezeigt Vorbeugung: UCL-Protector, eine bandageähnliche Vorrichtung wird in den Ski-Handschuh eingebaut, auch für andere Sportarten (Baseball, Hockeytorwart, Mountainbiking) geeignet
Komplextherapie ➡
S ■
188
Der Skidaumen gehört zu den Pathologien, die nicht mit einer Komplextherapie nachbehandelt werden; nach der Immobilisationsphase liegen die Schwerpunkte der Nachbehandlung in: der Verbesserung der Beweglichkeit mittels Manueller Therapie und vorsichtigen Dehnungen (auch in Ver-
■
bindung mit postisometrischer Relaxation) der Verbesserung der Mobilität innerhalb des schmerzfreien Bewegungssektors mittels aktiver Mobilisation der Verbesserung der Muskelkraft hier v. a. durch PNF (es werden die isolierten Bewegungsrichtungen betont: Flexion, Extension, Abduktion, Adduktion) der Verbesserung der Funktionsbewegungen durch gezieltes Üben mit Kleingeräten (Therabandstrips, Softball für Faustschluss etc.)
S.L.A.P.-Läsion Synonyme Obere Schultergelenk-Kapselläsion; engl.: superior labrum from anterior to posterior. Definition Je nach Schädigungsmuster gibt es 4 Einteilungen nach SNYDER. Entstehungsmechanismus Durch immer wiederkehrende Mikrotraumen wird der obere Anteil der Pfannenlippe geschädigt. Symptome ■ z. T. diffuse Schmerzen, besonders bei Überkopfsportarten ■ z. T. spezielle Tests positiv, wie z. B. O'Brian-Test Therapeutische Maßnahmen Je nach Einteilung und Schädigungsmuster: ■ Snyder 1: konservativ mit Komplextherapie) ■ Snyder 2–4: arthroskopisch operativ, danach Komplextherapie ■ Sportverbot 3–4 Monate nach OP
S
Sportlerschulter
Definition Bruch des seitlichen Vorsprungs des Sprungbeines. Entstehungsmechanismus Häufiger im Softboot, bei Fußhebung in Verbindung mit Einwärtskantung des Rückfußes.
a
Symptome ■ Schmerzen ■ Schwellung ■ Bewegungseinschränkung Therapeutische Maßnahmen Akut ■ P.E.C.H.-Schema (s. Anwendungen) ■ bei unverschobenen Brüchen konservative Behandlung mit Unterschenkelgips oder Stabilschuh für 4–6 Wochen ■ operative Versorgung bei verschobenen Brüchen notwendig Komplextherapie nach OP
b Abb. 83ab. Disloziertes Labrum (S.L.A.P. II-Läsion) beim Basketballer. Operative Versorgung durchgeführt
Röntgen oft nicht ausreichen; CT erforderlich
!
Komplextherapie Komplextherapie → Impingement-Syndrom der (Sportler-) Schulter → Rotatorenmanschettenriss
→ Sprunggelenkbruch
Sportlerschulter Snowboard Ankle Synonyme Fraktur des processus lateralis tali
Synonyme Werferschulter; ventrale Instabilität; engl.: throwing shoulder; dead arm syndrome
189
Sportlerschulter
Definition Schulterschmerzen, die durch wiederholte, sportspezifische Überkopfbelastung entstehen. Entstehungsmechanismus 2 Theorien: 1. Durch verkürzte Strukturen der hinteren Gelenkkapsel kommt es zu einem Höhertreten des Oberarmkopfes und damit zu einer Schädigung der Rotatorenmanschette. Dadurch wiederum wird die zirkuläre Kapselstruktur (sog. Bremsklotz) geschädigt (s. capsulotendinöses Impingement). 2. Durch die wiederholte hohe Außenrotations-Seitwärtshebung der Schulter kommt es zu Schädigungen (sog. Mikrotraumen) der vorderen Gelenkkapsel und zu einer gewissen Pseudoverrenkung (→ Schultergelenkinstabilität). Symptome Stechender Schmerz im Moment der maximalen Ausholbewegung; hindert den Athleten, seinen Wurf (z. B. Handball) oder seinen Aufschlag (Tennis) mit der schnellstmöglichen Geschwindigkeit durchzuführen. Positiver Relocationtest. Therapeutische Maßnahmen Akut ■ primär sog. Arthro-MRT, d. h. Kernspintomographie mit i. a. Kontrastmittelgabe ■ nach Arthro-MRT Komplextherapie über 3 Monate, insbesondere bei Kontraktur der hinteren Muskel-KapselStrukturen ■ Operation bei Therapieversagen oder gravierenden strukturellen Schäden an der Gelenkkapsel und am Labrum (zu erkennen im MRT)
S
190
Arthroskopisches Debridement; Revision der Rotatorenmanschette; Raffung der Gelenkkapsel je nach Sportart bis zu 6 Monate Pause
Komplextherapie → Impingement-Syndrom der (Sportler-) Schulter → Rotatorenmanschettenriss
Springer-Knie → Kniescheibenspitzen-Syndrom
Sprunggelenkbruch Synonyme Sprunggelenkverrenkungsbruch, Sprunggelenkluxationsfraktur, Malleolarfraktur, Knöchelfraktur, engl.: ankle joint fracture. Definition Brüche des Außen- oder Innenknöchels mit oder ohne Bandverletzung am oberen Sprunggelenk, bei einer bimalleolären Fraktur sind beide Knöchel betroffen. Ein Volkmann-Dreieck ist ein Abriss der hinteren unteren Schienbeinkante. Die Einteilung nach Weber gibt Aufschlüsse über eine Verletzung des Bandapparates zwischen Schienbein und Wadenbein (vorderes und hinteres Syndesmosenband):
!
S
Sprunggelenkbruch
■
■
■
■
Weber A: Außenknöchelfraktur unterhalb der Syndesmose ohne Bandschaden Weber B: Außenknöchelfraktur in Höhe der Syndesmose, vorderes Syndesmosenband gerissen Weber C: Außenknöchelfraktur über der Syndesmose, mit möglicher Verletzung der Syndesmosenbänder Maisonneuve-Fraktur: hohe Weber CAußenknöchelfraktur mit Verletzung der Membrana interossea bis hoch zum Frakturspalt
Entstehungsmechanismus Ein- oder Auswärtsknickung des Fußes mit oder ohne Ein- oder Auswärtsdrehung der Fußspitze. Symptome Schmerzen, deformierte Sprunggelenkkontur, Schwellung, Hämatomverfärbung, schmerzhafte Bewegungseinschränkung und Belastungsunfähigkeit. Therapeutische Maßnahmen Konservativ. Nicht verschobene Knöchelfrakturen (Weber A), die perfekt anatomisch wieder einrichtbar sind und während der Heilungsdauer unverschoben bleiben, mit Unterschenkelliegegips für 10 Tage, danach Unterschenkelgehgips für weitere 4 Wochen oder Spezialschuh und Teilbelastung für 6 Wochen. Operativ. Verschobene Knöchelfrakturen werden anatomisch rekonstruiert und durch eine Plattenstabilisierung fixiert. Der Kapsel-Bandapparat einschließlich der Syndesmose wird genäht (Weber B u. C). Wenn trotzdem keine ausreichende Gelenkstabilität besteht (gerissene Membrana interossea) muss die Syndesmose durch eine Stellschraube gesichert werden.
Ziele der Behandlung sind eine exakte Rekonstruktion des Knöchelgabelabstandes, übungsstabile, längenausgeglichene Plattenstabilisierung des Wadenbeins als Grundlage einer funktionellen Nachbehandlung und Readaptation der Bänder unter physiologischer Spannung.
Komplextherapie Entzündungsphase (hier kann die Behandlung aus der Gipsschiene heraus erfolgen) Ziele Abschwellung ■ Schmerzfreiheit ■ Erhalt der Mobilität
KG
■
Inhalte ■ P.E.C.H.-Schema (s. Anwendungen) ■ passive Mobilisation im schmerzfreien Bereich ■ Manuelle Lymphdrainage Informationsaustausch nicht nötig, da noch keine MTT möglich.
Proliferationsphase (s.o.) Ziele ■ wie oben
KG
Inhalte ■ wie oben wie oben Konsolidierungsphase (gekennzeichnet durch 4 Wochen Gips und Teilbelastung)
191
Sprunggelenkbruch
KG Ziele ■ wie oben ■ Erlernen des Gehens mit Unterarmgehstützen Inhalte ■ wie oben ■ Gangschule (zunächst nur Abrollbewegung mit Bodenkontakt, dann Teilbelastung) Informationsaustausch über Teilbelastung.
MTT Ziele ■ Aktivierung des lokalen und allgemeinen Stoffwechsels ■ Erhaltung des schmerzfrei möglichen Bewegungsausmaßes ■ Kraftaufbau der Plantarflexoren ■ Kraftaufbau benachbarter Muskelgruppen ■ Kräftigung der kontralateralen Seite ■ Verbesserung der allgemeinen Ausdauer Inhalte ■ passive Isokinetik im schmerzfreien Bewegungsausmaß ■ Kraftausdauertraining der Plantarflexoren im schmerzfreien Bewegungsausmaß ■ Training der unteren Extremität in geschlossener Bewegungskette ohne Plantarflexion mit Teilbelastung ■ Kraftausdauer-, bzw. Hypertrophietraining der Oberschenkel-, der Gesäßmuskulatur und der Hüftadduktoren und Kraftausdauertraining der Hüftabduktoren ■ Aqua-Jogging ■ Hypertrophietraining der kontralateralen Unterschenkelmuskulatur ■ Fahrrad-Ergometer-Training mit Fersenkontakt
S
192
Remodulierungsphase
KG
Ziele ■ Stabilisationsfähigkeit ■ maximales Bewegungsausmaß ■ maximale Kraft ■ maximale Stabilisierungsfähigkeit ■ Rückführung in den Sport Inhalte ■ Manuelle Therapie zur Verbesserung des Bewegungsausmaßes ■ weitere Steigerung der Belastung mit dosiertem Widerstand durch den Therapeuten (PNF) bis zur Vollbelastung und Hinführung zum Sport ■ propriozeptives Training durch rhythmische Stabilisation in der geschlossenen Bewegungskette (mit und ohne Kleingeräte) ■ sportartspezifisches Training (Üben selektiver Bewegungsmuster unter Vollbelastung) Informationsaustausch über Bewegungsausmaß, Belastbarkeit und Koordinationsfähigkeit.
MTT Ziele ■ Verbesserung der Propriozeption ■ weiterer Kraftaufbau der Unterschenkelmuskulatur ■ Eingliederung des verletzten Sprunggelenkes in funktionelle Bewegungsabläufe ■ Kraftaufbau der Fußpronatoren und -supinatoren ■ allmähliche Steigerung der Belastbarkeit bis zur Vollbelastung bzw. bis zur normalen sportartspezifischen Belastung
Stressreaktionen
Inhalte ■ Kraftausdauertraining von Bewegungsabläufen in der komplexen Funktionskette ■ isometrisches, später dynamisches Kraftausdauertraining der Dorsalextensoren ■ isometrisches, später dynamisches Kraftausdauertraining der Fußpronatoren und –supinatoren ■ Training von ADL’s ■ propriozeptives Training auf unterschiedlichen Unterlagen und in unterschiedlichen ASTE ■ Hypertrophietraining der Plantarflexoren und Dorsalextensoren ■ exzentrisches Training der Plantarflexoren und Dorsalextensoren ■ konzentrisch-exzentrisches Training der Plantarflexoren und Dorsalextensoren ■ Gang- und Laufschulung ■ Reaktivkrafttraining der unteren Extremität ■ Kraftausdauertraining sportartspezifischer Bewegungsabläufe, zunächst unter erleichterten Bedingungen, später unter erschwerten Bedingungen ■ Laufen zur Verbesserung der allgemeinen Ausdauer
Sprunggelenkinstabilität → Chronische Außenbandinsuffizienz am Sprunggelenk
S
Strecksehnenabriss am Langfinger Synonyme Hammerfinger, engl.: rupture of the extension aponeurosis of the middle finger. Definition Teils knöcherner Ausriss der Strecksehne über dem Endgelenk. Entstehungsmechanismus Ausgelöst durch plötzliche passive Beugebeanspruchung aus der aktiven Streckstellung heraus, vor allem bei Ballsportarten, Geräteturnen, Kampfsport oder durch Bagatelltraumen der vorgeschädigten Sehne. Symptome ■ Schmerzen, Schwellung, Hämatom an der Endgelenkstreckseite ■ leichte Beugestellung des Endgelenkes (Endglied hängt) ■ aktive Endgliedstreckung gegen Widerstand nicht möglich Therapeutische Maßnahmen Konservativ. Stack’sche Schiene (Plastikstreckverband über das Endgelenk hinaus zur Ruhigstellung 6–8 Wochen, das Mittelgelenk bleibt beweglich). Operativ. Nur große, knöcherne Sehnenausrisse mit Gelenkbeteiligung.
Stressreaktionen → Ermüdungsbruch
193
Syndesmosenruptur
Syndesmosenruptur Synonyme Engl.: rupture of syndesmosis. Definition Zerreißung der sprunggelenknahen straffen Bandverbindung zwischen Schien- und Wadenbein, Hauptbänder sind die vordere und hintere Syndesmose, häufig in Kombination mit einem Bruch des Sprunggelenkes. Entstehungsmechanismus Verdrehung des Sprunggelenkes (Fußhebung und Außendrehung)
a
Symptome ■ Schmerzen und Schwellung über der Syndesmose und vordere bzw. hintere Sprunggelenkkapsel ■ Squeeze-Test pos. (sog. „Kneifzangenschmerz“ beim Zusammendrücken von Schien- und Wadenbein) ■ Syndesmosentest pos. (forcierte Hebung und Außendrehung des Fußes stark schmerzhaft im Syndesmosenbereich) ■ Schmerzen bei Belastung, Fußhebung oder Außendrehung Therapeutische Maßnahmen Akut ■ P.E.C.H.-Schema (s. Anwendungen) ■ ggf. OSG-Punktion, danach Infiltrationstherapie Traumeel i.a., falls keine Punktion 1–2 A. i.v. ■ Zinkleim oder Umane Schlickbindenverband, Mullbinde darüber und stabilisierender Tapeverband ■ Entlastung an Gehstützen (kein falscher Stolz bei sehr starker Schwellung) ■ zur Nacht: Kühlung, Bein über Herzniveau lagern
S
194
b Abb. 84ab. Hintere Syndesmosenläsion, Knochenödem und leichtere Fehlstellung des Wadenbeins
Medikamente. Enzyme 5×3/d, Diclofenac 50 3×1/d für 14 Tage. Vorsicht: ■ sofortiger Abbruch der sportlichen Betätigung
Syndesmosenruptur
■ ■ ■ ■
keine Steh-, Gehbelastung kein Alkohol nicht heiß duschen bei Nichtbeachtung Verlängerung des Heilungsprozesses
Isolierter Syndesmosenriss Konservativ. Gipsruhigstellung 10–14 Tage (10° Fußsenkung), danach funktionell weiter mit Unterschenkelorthese und Scheinschrittbelastung für 2–4 Wochen, dann Belastungsaufbau über 2 Wochen. Operativ. Bei erheblicher Abstandsvergrößerung zwischen Schien- und Wadenbein, Stellschraube (nach 6 Wochen Entfernung), Sportpause 10–12 Wochen.
S
Komplextherapie ➡
Bei konservativer Versorgung 10–14 Tage Gips. ➡ Operative Versorgung mittels Syndesmosennaht und Syndesmosenschraube. ➡ Kriterium für die Wahl der Versorgung (konservativ/operativ) ist die Gelenkstabilität. ➡ Das Procedere entspricht dem des Außenbandrisses (→ Äußere KapselBand-Verletzung am Sprunggelenk), jedoch ist bei der Versorgung mit Syndesmosenschraube die Bewegungseinschränkung in Dorsalextension dringend zu beachten.
Kombinierte Verletzung. operative Stabilisierung des Bruches und Syndesmosennaht, Sportpause 12–16 Wochen
! Als isolierte Verletzung leicht zu übersehen! Meist wird nur eine Außenbandruptur diagnostiziert, die nach 6 Wochen noch Beschwerden bereitet und Belastungsschmerzen verursacht (treppab gehen, laufen). Dann kann eine Operation erforderlich werden. Die Syndesmosenruptur in Kombination mit einem Bruch ist eine sehr schwere Sprunggelenkverletzung.
195
T Tarsal-Tunnel-Syndrom Synonyme Engpass-Syndrom, Nerven-Kompressions-Syndrom des N. tibialis, engl.: damage of the nerve tibialis. Definition Irritation und chronischer Schaden des N. tibialis posterior unterhalb des Innenknöchels im Tarsaltunnel unter dem Führungsband der Zehenbeuger (Retinaculum flexorum). Entstehungsmechanismus ■ traumatisch: nach Fuß- oder Sprunggelenkverletzungen, wiederkehrende Mikrotraumen (z. B. exzessives Sprungtraining) ■ statisch: z. B. starker Knick-Senk-Fuß Symptome ■ Schmerzen, besonders nachts (Bettdecke stört auf dem Fuß) ■ Kribbeln, Ameisenlaufen an der inneren Fußsohle ■ Druckschmerz hinter dem Innenknöchel ■ Belastungsschmerz, besonders Fußhebung Therapeutische Maßnahmen ■ Korrektur der Fehlstatik (z. B. Einlage zur Entlastung des inneren Fußgewölbes) ■ Salbenverbände mit Diclofenac- und Arnicasalbe als Gemisch ■ kurzfristige Ruhigstellung in hartnäckigen Fällen ■ Infiltration mit Lokalanästhetikum z. B. 2–5 ml Bupivacain 0,25% 3× pro Woche ads bis zu 10mal ■ Infiltration mit z. B. 1–2 ml Bupivacain 0,25%, Dexamethason (10 mg) oder Triamcinilon (10 mg) 3× in wöchentlichen Abständen ads
■
Manuelle Therapie zur Entlastung (Traktion), dann Gangschule
Medikamente. Vitamin B-Komplex 3×2/d, Diclofenac 50 3×1/d für 2–3 Wochen. Bei Versagen der Therapie über 2–3 Monateoperative Dekompression (Freilegen) des Nervs.
Tennisbein Synonyme M. gastrocnemius-medialis-Läsion, Muskelriss des Musculus gastrocnemius, engl.: tennis leg. Definition Abscherung des muskulären Teiles des inneren oberflächlichen Wadenmuskels von der Achillessehne im Bereich des Muskel-/Sehnenüberganges. Entstehungsmechanismus Rasche Beschleunigungsmanöver (konzentrische Belastung) und abruptes Abbremsen (exzentrische Belastung) im Tennis führen zu Maximalbelastungen des inneren Wadenmuskels. Bodenunregelmäßigkeiten, fehlendes Aufwärmen, schlechte Kondition, Ermüdung sowie nicht ausgeheilte Verletzungen sind weitere Risikofaktoren. Symptome ■ beim Laufen, besonders beim Stop oder schnellem Richtungswechsel plötzlich stechender Schmerz in der Wade ■ extremer Druckschmerz ■ ggf. Hämatomverfärbung. ■ senken des Fußes gegen Widerstand und Zehenspitzenstand schmerzhaft oder nicht mehr durchführbar
197
Tennisbein
■
in Bauchlage bereitet das Anziehen der Ferse zum Gesäß gegen Widerstand Schmerzen
Therapeutische Maßnahmen Akut ■ P.E.C.H.-Schema (s. Anwendungen) ■ Tapeverband, über dem Verband kann weiter mit Eisbeutel gekühlt werden ■ Teibelastung unterhalb der Schmerzgrenze, ggf. mit 2 UAG ■ zur Nacht: z. B. Diclofenac- und Arnicasalbe ■ Infiltration mit: Traumeel, Actovegin, Mepivacain 1% je 1 A. i. m. ads (ggf. nach Hämatompunktion), Magnesium i.v., Vitamin E oral oder i. m. ■ ggf. i.v. 1–2 A. Traumeel Postakut ■ für 3–4 Wochen Unterschenkel-Spezialschuhe Medikamente. Enzyme 5×3/d für 8 Tage. Ab 1. Tag: Beginn mit Komplextherapie. Am 3. Tag ggf. Wiederholung der Infiltrationstherapien.
Komplextherapie → Muskefaserriss → Muskelzerrung
T
198
Tennisellenbogen Synonyme Epicondylitis radialis humeri, Sehnenansatzentzündung der Unterarmstrecker, engl.: tennis elbow. Definition Entzündung am Ursprungsort einer oder mehrerer Strecksehnen des äußeren Oberarmknorrens (Handgelenks- und Fingerstrecker). Entstehungsmechanismus ■ Missverhältnis zwischen Belastbarkeit und Belastung des sehnigen Ursprungs der Hand- und Fingerstrecker. 10–15% der Tennisspieler klagen über Beschwerden im Bereich des äußeren Oberarmknorrens. Freizeit- und Amateurspieler dabei wesentlich mehr als professionelle Tennisspieler. Zumeist treten die Beschwerden jedoch bei Nicht-Tennisspielern auf, z. B. Sekretärinnen, Dreher u.-ä. Berufe ■ neurogene Fehlsteuerung z. B. Halswirbelsäulenerkrankungen ■ Blockierung Oberarm-Speichenköpfchengelenk Symptome ■ Schmerzen beim Heben von Gegenständen. ■ Druckschmerz am äußeren Oberarmknorren ■ typische Provokationstests mit Schmerzen beim Strecken des Handgelenkes gegen Widerstand; beim Strecken des Mittelfingers gegen Widerstand (Thomsenscher-Handgriff), Chair-Test – das Anheben eines Hockers mit einwärts gedrehtem Unterarm – ist nicht möglich
Tennisferse
Therapeutische Maßnahmen Akut ■ Ruhe, Schonung, Salbenverbände Diclofenac- und Arnicasalbe für 3–5 Tage ■ Bürstenmassage mit alpha-Chymocutan-Salbe ■ Infiltration mit z. B. 1-2 ml Bupivacain 0,25%, Dexamethason (10 mg) oder Triamcinilon (10 mg) ads, danach Zinkleimverband für 3 Tage ■ ggf. Gipsschiene für 1 Woche ■ Manuelle Therapie
T
Abb. 85. Infiltration ads an den Oberarmknorren beim sog. Tennisarm
Medikamente. Enzyme 5×3/d, Diclofenac 50 3×1/d für 3–5 Tage. Chronisch ■ Feuerwickel (s. Anwendungen) ■ Lasertherapie (s. Anwendungen) ■ Kinesio Taping (s. Anwendungen) ■ Röntgenentzündungsbestrahlung ■ ESWT (s. Anwendungen) Wenn alle konservativen Maßnahmen ausgeschöpft sind, besteht die Indikation zur OP, dabei werden das schwartig veränderte Sehnengewebe herausgeschnitten und die einstrahlenden Nervenfasern unterbrochen (OP nach Hohmann-Wilhelm modifiziert nach Nirschl). Danach 7–10 Tage Ruhigstellung in einer Oberarmgipsschiene und Beginn mit Komplextherapie; Erfolgsrate ca. 70–75 %.
Abb. 86. Anschließender Zinkleimverband
Komplextherapie ➡
Das Procedere entspricht dem → Golferellenbogen (hier jedoch an den Ansatzstellen der Streckmuskulatur).
! Mögliche Ursachen beseitigen z. B.
beim Tennisspieler: ■ Technik der Rückhand überprüfen ■ Griffstärke, Alter der Saiten, Bespannungshärte ■ Bälle (Druck) überprüfen ■ auch an Nervenengpass-Syndrome denken
Tennisferse Synonyme Engl.: tennis heel. Entstehungsmechanismus Durch Überlastung im Bereich des unteren Sprunggelenkes kommt es zu einer geringfügigen Instabilität. Hauptursache
199
Tennisferse
ist das sehr wechselhafte Terrain bei den Tennisspielern. Symptome ■ kein eindeutiger Schmerzpunkt ■ Belastungsbeschwerden in der Knöchelregion ■ vermehrte Instabilität im Bereich des unteren Sprunggelenkes ■ X-oder O-Rückfußfehlstellung (meist „X“) Therapeutische Maßnahmen Korrektur der statischen Missverhältnisse durch Laufbandanalyse und entsprechende Einlagenkorrektur, wobei meistens die Bettung des inneren Fußgewölbes zur Reduktion der Einwärtsknickung und zur besseren Führung des Fersenbeines notwendig ist.
Komplextherapie → Chronische Gelenkinstabilität → Chronische Außenbandinsuffizienz am Sprunggelenk
Tennisschulter
200
Symptome Rötung, Überwärmung, sehr schmerzhafter derber Venenstrang. Schmerzen treten v. a beim Wechsel vom Liegen zum Stehen auf. Therapeutische Maßnahmen Mehrmals täglich Rivanol-Umschläge, kombiniert mit einer hochdosierten heparinhaltigen Salbe, Kompressionsverband nach den Umschlägen. Dexamethason/ Diclophenac je 1 Ampulle i.m. ggf. täglich. Medikamente. Enzyme 5×3/d, Ibuprofen 400 3×1/d für 1 Woche.
Synonyme Blutpfropf, Phlebothrombose, akute tiefe Venenthrombose, TVT, engl.: thrombosis.
Thrombophlebitis
T
Entstehungsmechanismus: An den Beinen durch Trauma oder Immobilisation meist bei Varikose, an den Armen durch Injektionen oder Infusionen.
Thrombose
→ Sportlerschulter
Synonyme Venenwandentzündung, engl.: thrombophlebitis.
Definition Blande Entzündung der oberflächlichen Venen, die mit einem Thrombus einhergeht.
Periphlebitis,
Definition Gerinnung von Blut in einem Gefäß (meist Venen) mit Blutpfropfbildung. Betroffen sind meistens die tiefen Beinvenen mit der Gefahr der Lungenembolie und des postthrombotischen Syndroms mit chronisch venöser Insuffizienz.
Tractus-Syndrom
Entstehungsmechanismus Virchow'sche Trias: Veränderungen der Gefäßwand, der Blutzusammensetzung und der Strömungsgeschwindigkeit. Risikofaktoren: höheres Lebensalter, Übergewicht, Operationen, Vollnarkose, Trauma, Immobilisation, Tumorleiden, Entzündungen, orale Antikonzeptiva (4fach erhöhtes Risiko, in Kombination mit Nikotin 7fach), Schwangerschaft, Drogen, frühere Beinvenenthrombosen. Symptome Spannungsschmerzen der Wade, Kniekehle oder Leiste mit Schwellung und Ödem, Venenerweiterung, Wadenschmerz bei der Tastuntersuchung, Fußsohlendruckschmerz, Fieber. Therapeutische Maßnahmen 7–10 Tage Bettruhe bei isolierter, leistennaher oder Mehretagenthrombose, Beinhochlagerung, tägliches Wickeln der Beine mit Kurzzugbinden zur Kompression, Antikoagulation: mit unfraktioniertem Standardheparin (Bolus 5000 IE i.v., gefolgt von 30.000–40.000 IE/24 h i.v. oder 500 IE/kg s.c. in 2 Gaben, Ziel-PTT: 1,5– 2,5fach erhöht), mit niedermolekularem Heparin (175–200 anti-Faktor-Xa IE/kg
T
verteilt auf 1 oder 2 s.c. Gaben), überlappend nach 1–4 Tagen orale Markumarisierung für 3–12 Monate in Abhängigkeit von der Thromboseausdehnung, bei Rezidiven langfristig. Operative Thrombusausräumung (Thrombektomie) und medikamentöse Thrombusauflösung (Thrombolyse) kommen selten zur Anwendung. → Akuter Achselvenenstau
Tibialis-anterior-Syndrom → Inneres Schienbeinkanten-Syndrom
Tossy-Verletzung → Schultereckgelenkverletzung
Tractus-Syndrom → Jogger-Knie
201
U Überbein Synonyme Ganglion, engl.: ganglion. Definition Gutartige, zystische Geschwulst an einer Gelenkkapsel, Meniskus oder Sehne, gefüllt mit fadenziehendem, klaren Schleim. Entstehungsmechanismus Gewebeneubildung (ganglioplastischer Tumor), besonders häufig im Bereich des Handgelenkes, der Fingerbeuger und des Fußes, seltener an einem Meniskus. Symptome ■ Bewegungsschmerzen im Bereich des betroffenen Gelenkes ■ prallelastische, runde Geschwulst ■ Berührungsempfindlichkeit ■ örtlicher Druckschmerz Therapeutische Maßnahmen Punktionsversuch (wenn möglich unter sonographischer Kontrolle) und Kortikoidgabe (Infiltration mit z. B. 1–2 ml Bupivacain 0,25%, Dexamethason (10 mg) oder Triamcinilon (10 mg)). Operative Entfernung bei Schmerzen und mechanisch ungünstigen Voraussetzungen. Bei einem Meniskusganglion ggf. nur Stichelung des Ganglions und keine komplette Meniskusentfernung.
Übertraining, Sonderformen
Definition Durch Trainingsphasen mit hoher Intensität und fast ausschließlicher Kohlenhydratverbrennung kann bei ungenügender kohlenhydratreicher Nahrungsaufnahme zunächst eine Glykogenverarmung der Arbeitsmuskulatur, später auch der nicht beanspruchten Muskulatur, einschließlich des Leberreservoirs auftreten. Symptome ■ mangelndes Beschleunigungsvermögen ■ Schmerzen in den Armen beim Laufen ■ langsames Joggen und Kurzsprints bis 8 Sekunden unverändert möglich Zentrale Symptome: ■ häufiges Gähnen ■ Heißhungergefühl (Hungerast) ■ Stimmungslabilität ■ Konzentrationsstörung ■ Einschlafstörungen Therapeutische Maßnahmen Mindestens 10–14 Tage Trainings-/Wettkampfreduktion bei gleichzeitiger Kohlenhydratmast, auch unter Zufuhr von glykogenanreichernden Konzentraten, Kalium und vermehrter Flüssigkeitsaufnahme. Medikamente. Immunmodulatoren wie z. B. Ecchinacin scheinen einen positiven Effekt zu haben.
■
■
Synonyme Leerer „(glykogenverarmter)“ Athlet, engl.: overtraining.
nicht selten finden sich neurotische Entwicklungen wie Depressionen, Magersucht oder Bulimie Ausschluss viraler Infektionen z. B. Pfeiffersches Drüsenfieber
!
203
Übertrainings-Syndrom
Übertrainings-Syndrom
U
Synonyme Engl.: staleness. Definition Chronische, jedoch reversible Überlastung des regelmäßig trainierenden Sportlers, charakterisiert durch länger dauernden Leistungsabfall, verminderte Belastbarkeit, schnellere Ermüdung und erhöhte Krankheitsanfälligkeit. Während sich das Übertraining bei Ausdauersportarten in einer generalisierten Reaktion mit Einschluss der neurovegetativen Funktionen bemerkbar macht, äußert es sich bei den mehr Kraft-, Schnellkraft- und schnelligkeitsbetonten Sportarten zuerst in einer Häufung von Verletzungen und Überlastungsschäden und erst später mit psychoreaktiven Auffälligkeiten. Entstehungsmechanismus Summe übermäßiger Reize: zu hartes Training, private oder berufliche Stressbelastung, häufiges Reisen, nicht auskurierte Erkrankungen, zu wenig Regeneration, zu wenig Schlaf, unausgewogene, falsche Ernährung. Hauptfehler im Bereich des Trainingsprozesses: ■ Regeneration vernachlässigt ■ Anforderungen zu schnell gesteigert ■ zu großer Belastungsumfang maximaler und submaximaler Intensität ■ zu hohe Intensität im Ausdauertraining ■ zu rasche Erhöhung der Belastung nach Zwangspausen (Verletzung, Krankheit) ■ übermäßig forcierte Technikschulung ohne ausreichende aktive Erholung ■ Übermaß an Wettkämpfen ■ Häufung von Misserfolgserlebnissen ■ übersteigerte Zielsetzung
204
Ungünstige psychische Voraussetzungen: ■ hoher Erwartungsdruck mit Versagensangst ■ Konflikt mit ehrgeizigen Eltern oder Trainern ■ Partnerschaftsprobleme ■ Schwierigkeiten in der Schule oder im Beruf Krankheiten mit eher schleichendem Verlauf: ■ Herderkrankung im Nasen-/Rachenbereich, z. B. chronische Nebenhöhleninfekte, Zahnherde ■ Viruserkrankung, z. B. Pfeiffersches Drüsenfieber ■ chronische Magen-/Darm-Störungen mit Elektrolyt- und Flüssigkeitsverlusten, z. B. Unverträglichkeitsreaktionen, die bei Leistungssportlern auffallend häufig vorkommen Falsche Lebensweise: ■ chronisches Schlafdefizit ■ unzureichende Ernährungsbedingungen ■ Alkohol, Nikotin, Psychostimulanzien, Anabolika Symptome Sie ergeben sich aus der Fehlfunktion folgender Systeme: ■ starke Stimmungsschwankung, Antriebslosigkeit, Schlafstörungen (in der Regel Einschlafstörungen, seltener Durchschlafstörungen), Konzentrationsstörungen ■ Verschiebung hormoneller Reaktionen, Verhältnis von aufbauendem Testosteron zu abbauenden Hormonen (Cortisol) verschiebt sich zugunsten der abbauenden Hormone, dadurch auch vermehrte Schweißneigung ■ Stresshormone können entweder übermäßig erhöht oder stark erniedrigt sein (ebenfalls starkes Schwitzen)
Übertrainings-Syndrom
■
■
■
U
im Ruhepulsverhalten, d. h. auffällig hoher Ruhepuls, vermehrte Neigung zu Kollapszuständen bei plötzlichem Lagewechsel, erhöhte Ruheatmung (sogenannte Hyperventilation)
Symptome infolge Fehlfunktion des Muskel-/Energiesystems: Muskelschwäche, Krampfneigung, Verletzungsneigung, Sehnenansatzprobleme, Koordinationsstörungen, Gewichtsabnahme Veränderungen von Laborparametern: Elektrolytverschiebung mit Kaliumund Magnesiumerniedrigung, Veränderung im Säure-/Base-Haushalt mit pH-Abfall, Anstieg der Muskelenzyme, konstante Harnstofferhöhung, hormonelle Verschiebung (siehe oben) Symptome infolge Fehlfunktion des Herz-/Lungensystems: Veränderungen
Prinzipiell unterscheidet man zwischen zwei Erscheinungsformen des Übertrainings-Syndroms: Therapeutische Maßnahmen Die Behandlung des Übertrainings muss immer individuell auf den Einzelnen abgestimmt werden. Die nachfolgende
ÜBERTRAINING Basedowoid (Sympathikoton) Überwiegen der „Erregungs“-Symptome, häufig jugendliche Sportler, auf kürzeren Ausdauerstrecken, leicht erkennbar, „dramatischer“ Verlauf, häufig Verletzungen, kurzfristige Behandlung.
Addisonoid (Parasympathikoton) Überwiegen der „Hemmungs“-Symptome, häufig erfahrene, ältere Sportler, auf langen Ausdauerstrecken, schwer erkennbar, „schleichender“ Verlauf, häufig Überlastungsschäden, langfristige Behandlung.
Abb. 87. Erscheinungsformen des Übertrainings
Abb. 88. Ursachen des Übertrainings
Fehlerhafter Trainingsprozess
➧ ÜBERTRAINING Falsche Lebensweise: Ernährungsdefizit, Nikotin, Alkohol, Schlafdefizit.
Krankheit: Herderkrankungen, Infekte, Magen-, Darmstörungen.
Psychische „Stress“-Belastung: Schule, Familie, Partner, Trainer.
205
Übertrainings-Syndrom
Übersicht soll lediglich eine Hilfestellung in der Vorgehensweise anbieten. ■ Wettkampfpause: je nach Schweregrad 2–6 Wochen, manchmal auch länger ■ Trainingsreduktion ■ Arztbesuch: Diagnostik von Verletzungen, Überlastungsschäden und Ausschluss zusätzlicher organischer Erkrankungen ■ aktive Erholung: Gymnastik, Spiele, Regenerationsläufe, Schwimmen, vollwertige Kost, Milieu-, Klimawechsel ■ physikalische Therapie: dämpfend, entspannend, bei Übererregung, z. B. Sedativbäder Massagen: anregend, aktivierend bei Hemmung, z. B. Reizergüsse,CO2Bäder, UV-Reize
U
Medikamente. Elektrolyt-, Spurenelemente- und Vitaminsubstitution für 6 Wochen; Brottrunk 1–2× täglich für 3 Wochen; Aminosäureninfusionen Säure-Basen-Haushaltsregulation. ■
■
■
206
medizinische Therapie: Behandlung von Verletzungs- und Überlastungsschäden Ausgleich von verletzungsdisponierenden Faktoren, z. B. Fehlstatik bei Fußdeformität Substitutionsbehandlung bei vermehrtem Verschleiß, z. B. Elektrolyte medikamentöse Therapie, symptomorientiert Psychotherapie, z. B. autogene Trainingsformen laborchemische Abklärung erforderlich auf: Antikörper gegen Ebstein-Barr-Virus (Pfeiffersches Drüsenfieber) Antikörper gegen Zytomegalie Antikörper gegen Candida Antikörper gegen Chlamydien pH-Wert-Bestimmung im Urin
Unterarmspeichenbruch, körperferner Synonyme Distale Radiusfraktur, Radiusfraktur loco typico, Handgelenkbruch, engl.: Colles fracture. Definition Biegungsbruch der handgelenksnahen Speiche (häufigster Bruch des Menschen). Entstehungsmechanismus Sturz auf das überstreckte Handgelenk. Symptome ■ schmerzhafte Schwellung der Handgelenksregion mit aufgehobener Beweglichkeit ■ Bajonettfehlstellung der Hand Therapeutische Maßnahmen ■ Ruhigstellung in Dreieckstuch oder Schiene ■ nichts mehr essen und trinken ■ Kühlung ■ Transport in die Klinik Stabile Bruchformen werden im Unterarmrundgips für ca. 6 Wochen ruhig gestellt, oft muss der Bruch noch in Narkose eingerichtet (reponiert) werden (Röntgenkontrollen 1., 3., 11. Tag). Instabile Brüche werden operativ mit Drähten oder Platten stabilisiert, offene Brüche mit einem äußeren Spanner. Wegen der Tendenz der Abkippung der Bruchfragmente wird Indikation zur OP großzügig gestellt.
!
U
Übertrainings-Syndrom
Komplextherapie Nach übungsstabiler Operation, ansonsten Gipsimmobilisation. Entzündungsphase KG Ziele ■ Entzündungshemmung ■ Schmerzfreiheit ■ Erhalt der Mobilität Inhalte ■ Kryotherapie ■ Manuelle Lymphdrainage ■ passive Mobilisation im schmerzfreien Sektor (zunächst die angrenzenden Gelenke in vollem Bewegungsausmaß, dann Pronation und Supination) ■ aktives Üben (Handgelenk isoliert auch gegen geringen Widerstand) Informationsaustausch nicht nötig, da noch keine MTT möglich.
Proliferationsphase KG Ziele ■ Belastungssteigerung in der dritten Woche ■ Aktivierung des Narbengewebes Inhalte ■ wie oben ■ ab der dritten Woche aktives Üben mit geringen Widerständen ■ Narbenbehandlung nach Fadenentfernung (i. d. R. am 10. Tag postoperativ) Informationsaustausch über Belastbarkeit.
MTT Ziele ■ Aktivierung des lokalen und allgemeinen Stoffwechsels ■ Erhaltung des schmerzfreien Bewegungsausmaßes (Hand-, und Ellenbogengelenk) ■ Kraftaufbau der Unterarmmuskulatur ■ Kraftaufbau der Oberarmmuskulatur ■ Kraftaufbau der Rumpfmuskulatur ■ Verbesserung der allgemeinen Ausdauer Inhalte ■ passive Isokinetik im schmerzfreien Bewegungsausmaß (Hand- und Ellenbogengelenk) ■ aktiv-assistive, konzentrische Isokinetik der oberen Extremität in geschlossener Bewegungskette mit Teilbelastung ■ isometrisches Training der Handgelenkbeuger -und strecker ■ Kraftausdauertraining des M. biceps und M. triceps brachii ■ Kraftausdauertraining des M. erector spinea, der Mm. rhomboidei, des unteren Trapeziusanteils und des M. latissimus dorsi ■ Oberkörper-Ergometer-Training ■ Fahrrad-Ergometer-Training Konsolidierungsphase KG Ziele ■ wie oben ■ Verbesserung der Kraft bei Alltagsmotorik ■ Integration sportartspezifischer Bewegungsabläufe Inhalte ■ wie oben (wenn nötig noch Manuelle Lymphdrainage) ■ sukzessive Steigerung der Belastung (PNF mit Betonung der Pronation/ Supination)
207
Unterarmspeichenbruch, körperferner
■
U
Üben isolierter sportartspezifischer Bewegungsmuster und Zusammensetzen zu komplexen Bewegungsabläufen
■
■
wie oben
MTT Ziele ■ Erhaltung des verbesserten Bewegungsausmaßes ■ Verbesserung der Propriozeption ■ weiterer Kraftaufbau der Unter- und Oberarmmuskulatur ■ Eingliederung der oberen Extremität in funktionelle Bewegungsabläufe ■ weitere Kräftigung der Rumpfmuskulatur ■ Verbesserung der allgemeinen Ausdauer Inhalte ■ propriozeptives Training auf unterschiedlichen Unterlagen und in unterschiedlichen ASTE ■ Kraftausdauer-, bzw. Hypertrophietraining der Handgelenkflexoren und -extensoren ■ Hypertrophietraining des M. biceps und M. triceps brachii ■ Kraftausdauertraining der oberen Extremität in geschlossener Bewegungskette (Zug-, Druck- und Stützarbeit) ■ Kraftausdauertraining von Bewegungsabläufen in der komplexen Funktionskette ■ Kraftausdauertraining der Handgelenkpronatoren und -supinatoren
208
■
Kraftausdauertraining des M. erector spinea, des unteren Trapeziusanteils, der Mm. rhomboidei und des M. latissimus dorsi Oberkörper-Ergometer-Training Laufen zum allgemeinen Ausdauertraining
Remodulierungsphase ➡
I. d. R. keine KG mehr nötig; MTT KG steht deutlich im Vordergrund.
MTT Ziele Steigerung der Belastbarkeit bis zur Vollbelastung bzw. bis zur normalen sportartspezifischen Belastung. Inhalte ■ konzentrisch-exzentrisches Training (Isokinetik) der Handgelenkflexoren, -extensoren, -pronatoren und -supinatoren ■ Kraftausdauertraining von sportartspezifischen Bewegungsabläufen ■ konzentrisch-exzentrisches Training (Isokinetik) des M. biceps und M. triceps brachii ■ Training der oberen Extremität in der geschlossenen Bewegungskette mit Zusatzbelastung ■ Reaktivkrafttraining der oberen Extremität in offener und geschlossener Bewegungskette ■ Training sportartspezifischer Bewegungsabläufe unter erschwerten Bedingungen
V Verrenkung eines Gelenkes
■ ■
Synonyme Luxation, engl.: joint dislocation. Definition Unvollständiger (Subluxation) oder vollständiger (Luxation) Kontaktverlust gelenkbildender Knochenenden. Das körperfernere Knochenende wird als das luxierte bezeichnet. Man unterscheidet traumatische und anlagebedingte (habituelle) Verrenkungen. Sie kommen auch in Kombinationen mit Brüchen vor. Entstehungsmechanismus Je nach Körperregion unterschiedlich. Die häufigsten Verrenkungen im Sport sind: ■ Schultergelenkverrenkung nach Sturz, z. B. Skifahren, Mountainbiking ■ → Kniescheibenverrenkung nach Verdrehtrauma ■ → Ellenbogengelenkverrenkung beim Judo, Ringen ■ Sprunggelenkverrenkung nach Sturz aus großer Höhe z. B. Paragliding, Klettern, Fallschirmspringen Symptome ■ Schmerzen, Schwellung, Bluterguss, Funktionsverlust (unsichere Luxationszeichen) ■ Gelenkkontur aufgehoben, leere Pfanne, schmerzhaft federnde Fixation (sichere Luxationszeichen) Therapeutische Maßnahmen Richten sich nach dem betroffenen Gelenk: ■ P.E.C.H.-Schema (s. Anwendungen) ■ Ruhigstellung des Gelenkes in einer Schiene ■ nicht essen und trinken ■ Transport in ein Krankenhaus
■
nach Röntgendiagnostik Reposition (Wiedereinrenkung) in Narkose Ruhigstellung nach Reposition Komplextherapie
Auf Gefäß- und Nervenverletzungen achten.
!
Komplextherapie → Kniescheibenverrenkung → Schultergelenkverrenkung
Vordere Kreuzbandruptur Synonyme Kreuzbandriss, ACL-Ruptur, engl.: anterior cruciate ligament rupture. Definition Riss des vorderen Kreuzbandes, häufig am Ursprung (oberschenkelnaher, proximaler Riss) und in der Bandmitte (intraligamentär), selten knöchern am Unterschenkel (v. a. bei Jugendlichen). Meistens komplette Kontinuitätsunterbrechung, seltener Teilruptur. Entstehungsmechanismus Komplexer Verdrehmechanismus des Kniegelenkes: ■ meistens Außenrotation-Abspreizung des fixierten Unterschenkels kombiniert mit gegenläufiger Innenrotation des Oberschenkels (Kontaktsportarten) ■ grundsätzlich auch durch Überstreckung oder in Beugestellung (Skifahrer in Eiformhocke) möglich
209
Vordere Kreuzbandruptur
■ ■
V
■ ■
Traumeel 1–2 A. i.v. Zinkleim oder Umane Schlickbindenverband, ggf. Ruhigstellung (Schiene) Teilbelastung (2 UAG) zur Nacht: Kryotherapie, Bein über Herzniveau lagern
Medikamente. Enzyme 5×3/d, Diclofenac 50 3×1/d für 8–10 Tage. ■ ■
Abb. 89. Vordere Kreuzbandruptur im MRT
Symptome Akut (frische Ruptur) ■ oft hörbares Rissgeräusch („Plop“) ■ Schmerzen, Schwellung und Erguss, individuell unterschiedlich von geringer bis massiver Ausprägung meist innerhalb von 24 h ■ Einschränkung der Beweglichkeit, typische Risszeichen, z. B. positive Schublade in strecknaher Stellung (nach Lachman) und 90° Beugung, die jedoch bei einer frischen, schmerzhaften Verletzung häufig nicht sicher prüfbar sind Chronische, vordere Instabilität spontane Wegknickereignisse des Kniegelenkes („giving way“) Therapeutische Maßnahmen: Sofortmaßnahmen ■ P.E.C.H.-Schema (s. Anwendungen) ■ erst danach duschen (kurz und nicht heiß)
210
sofortiger Abbruch der sportlichen Betätigung kein Alkohol
!
Schnellstmögliche weitere Diagnostik: ■ Röntgen- und MRT-Untersuchung ■ bei massivem Erguss mit starkem Spannungsschmerz: Punktion des Gelenkes ■ operative Versorgung nach Rückgang der Schwellung Seit über 10 Jahren wird die Indikation zur OP wegen der verbesserten OP-Technik, der komplexen Nachbehandlungsmöglichkeiten und der besseren Kenntnis der Heilungsprozesse großzügig gestellt. Es werden in aller Regel körpereigene Sehnen verwendet und der Eingriff erfolgt in arthroskopisch gestützter Technik. Komplextherapie ➡ ➡
■
In der Regel operative Versorgung. Das Procedere bei konservativer Nachbehandlung gegenüber der operativen Versorgung mit Kreuzbandersatzplastik ist bezüglich der inhaltlichen Schwerpunkte ähnlich, jedoch sind postoperativ zwei Faktoren zusätzlich zu beachten: die durch den morphologischen Umbau bedingte Schwäche des Transplan-
!
V
Vordere Kreuzbandruptur
Entzündungsphase KG Ziele ■ Entzündungshemmung ■ Erhalt der Mobilität ■ Anbahnung des M. quadriceps femoris – wenn nötig (häufig kann nach einer Operation der Muskel aufgrund eines propriozeptiven Defizitsyndromes nicht willkürlich angespannt werden) ■ schnellstmögliche Überwindung der Phase ■ Erlernen des Umganges mit Unterarmgehstützen (schmerzabhängig sollte gegen Ende der Phase bzw. innerhalb der ersten Woche der Proliferationsphase das Gehen ohne Unterarmgehstützen möglich sein)
Abb. 90. Vordere Kreuzbandplastik mit Patellasehne unter arthroskopischer Sicht
■
tats zwischen der 6. und der 8. postoperativen Woche (muss bei der Belastungsgestaltung v. a. in der MTT berücksichtigt werden) die zusätzliche Behandlung des → Kniescheibenspitzen-Syndroms, das bei Kniescheibensehnentransplantat nicht selten auftritt (jedoch keine Aussage für die Effektivität dieser Methode macht)
Inhalte ■ P.E.C.H.-Schema (s. Anwendungen) ■ zusätzlich Manuelle Lymphdrainage ■ passive Mobilisation im schmerzfreien Sektor ■ zur Anbahnung des M. quadriceps femoris schiebt der Therapeut die Kniescheibe des max. möglich gestreckten Beines fußwärts, der Patient soll die Kniescheibe aktiv wieder kopfwärts ziehen) ■ Manuelle Therapie (hier v.-a. Patellamobilisation und vorsichtige Ventralmobilisation der Tibia zur Verbesserung der Beugung und Streckung im Bereich 0°–90°) ■ Gangschule mit Unterarmgehstützen (Dreipunktegang zur Entlastung des operierten Beines) Informationsaustausch nicht nötig, da noch keine MTT möglich.
211
Vordere Kreuzbandruptur
Proliferationsphase
V
KG Ziele ■ wie oben (bei der Verbesserung der Beugung mittels Manueller Therapie ist zu beachten, dass der Patient das Kniegelenk lediglich bis zum ersten Spannungsgefühl beugen darf – erst in der Konsolidierungsphase spielt die Schmerzgrenze eine Rolle) ■ Verbesserung der aktiven Stabilisierungsfähigkeit – unbelastet ■ Verbesserung des Gangbildes ohne Unterarmgehstützen Inhalte ■ wie oben ■ rhythmische Stabilisation in der geschlossenen Bewegungskette (der Patient hat unbelasteten Fußkontakt aus der Bauchlage bzw. dem Sitz an der Bankkante) ■ Gangschule (Üben der einzelnen Phasen und Integration in das komplexe Bewegungsmuster) Informationsaustausch über das schmerzfreie Bewegungsausmaß und gemeinsame Analyse des Schmerzvermeidungsverhalten (Hinken).
MTT Ziele ■ Aktivierung des lokalen und allgemeinen Stoffwechsels ■ Erhaltung des maximal möglichen Bewegungsausmaßes ■ Verbesserung der Propriozeption ■ Abbau der Kompensationsbewegungen ■ Kraftaufbau der Kniegelenkbeugemuskulatur ■ Kraftaufbau der benachbarten Muskelgruppen ■ Verbesserung der allgemeinen Ausdauer
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Inhalte ■ passive Isokinetik der unteren Extremität in der geschlossenen Bewegungskette im möglichen Bewegungsausmaß ■ aktiv-assistive, konzentrische Isokinetik der unteren Extremität in der geschlossenen Bewegungskette im möglichen Bewegungsausmaß ■ Kraftausdauertraining (Isokinetik) der Kniegelenkbeugemuskulatur im möglichen Bewegungsausmaß ■ selektives Kraftausdauertraining der Hüftab- und -adduktoren ■ Kraftausdauer-, bzw. Hypertrophietraining der Waden- und Gesäßmuskulatur ■ Aqua-Jogging ■ Oberkörper-Ergometer-Training Konsolidierungsphase KG Ziele ■ weiterhin Verbesserung der Beugung (die volle Streckung sollte erreicht sein) ■ Verbesserung der aktiven Stabilisierungsfähigkeit ■ Verbesserung der Alltagsmotorik (i. d. R. ist das Treppensteigen noch problematisch) ■ evtl. Schmerzlinderung bei belastungsabhängigem → KniescheibenspitzenSyndrom ■ evtl. Schmerzlinderung im Bereich der Ansatzstellen der medialen Kniegelenksstabilisatoren (Pes anserinus), gilt als Hinweis für aktive Instabilität Inhalte ■ Manuelle Therapie (zur Verbesserung der Beugung v. a. Patellamobilisation nach kaudal aus der maximal möglichen schmerzfreien Beugung) ■ Stabilisierungsübungen mittels Kleingeräten und Widerstand am Kniege-
V
Vordere Kreuzbandruptur
■
■ ■
lenk durch den Therapeuten (im Sinne der rhythmischen Stabilisation) ähnlich wie in der Gangschule werden auch bei Übungen zur Verbesserung weiterer Alltagsbewegungen wie das Treppensteigen zunächst einzelne Elemente geübt, die dann zu einem komplexen Bewegungsmuster integriert werden Querfriktion an der Patellaspitze Querfriktion an den oben beschriebenen Muskelansatzstellen
wie oben
■
■
■ ■
■ ■ ■
MTT Ziele ■ Aktivierung des lokalen Stoffwechsels ■ Erhaltung des verbesserten Bewegungsausmaßes ■ Verbesserung der Propriozeption ■ Kraftaufbau des M. quadriceps femoris ■ Eingliederung des betroffenen Kniegelenkes in funktionelle Bewegungen ■ weiterer Kraftaufbau benachbarter Muskelgruppen ■ weiterer Kraftaufbau der Kniegelenkbeugemuskulatur ■ Verbesserung des Gangbildes ■ Verbesserung der allgemeinen Ausdauer Inhalte ■ Kraftausdauertraining der unteren Extremität in der geschlossenen Bewegungskette (konzentrisch und konzentrisch-exzentrisch) ■ Aqua-Jogging ■ isometrisches Training des M. quadriceps femoris (falls kein PatellaspitzenSyndrom!) mit distalem Widerstand Bewegungsausmaß 90°–60°, mit proximalem Widerstand Bewegungsausmaß 60°–0°
■
Kraftausdauertraining der Hüftab- und -adduktoren selektiv und in funktionellen ASTE (falls keine Pes anserinus Problematik!) Kraftausdauer-, bzw. Hypertrophietraining der Kniegelenkbeugemuskulatur (falls keine Pes anserinus Problematik!) Hypertrophietraining der Waden- und Gesäßmuskulatur Kraftausdauertraining von Bewegungsabläufen in komplexen Funktionsketten Gangschulung mit Fremd- und Eigenkontrolle Training von ADL’s selbstständiges Dehnen Fahrrad-Ergometer-Training (falls kein Kniescheibenspitzen-Syndrom!)
Remodulierungsphase I. d. R. keine KG mehr nötig; MTT steht KG deutlich im Vordergrund. ➡ Sollte Krankengymnastik dennoch durchgeführt werden (bei noch bestehenden Instabilitäten), kann hier auch in der offenen Bewegungskette trainiert werden (i. d. R. mittels PNF-Beinpattern).
➡
wie oben
MTT Ziele ■ volle Belastbarkeit und volle sportartspezifische Belastung Inhalte ■ Kraftausdauer-, bzw. Hypertrophietraining des M. quadriceps femoris in offener Bewegungskette mit distalem Widerstand Bewegungsausmaß 90°–60°, mit proximalem Widerstand Bewegungsausmaß 60°–0°
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Vordere Kreuzbandruptur
■ ■
V ■ ■
■
■
■
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Hypertrophietraining der Kniegelenkbeugemuskulatur Kraftausdauer-, bzw. Hypertrophietraining der Hüftabduktoren- und adduktoren selektiv und in funktionellen ASTE Hypertrophietraining der Waden- und Gesäßmuskulatur konzentrisch-exzentrisches Training (Isokinetik) der Kniegelenkbeugemuskulatur konzentrisch-exzentrisches Training der unteren Extremität in der geschlossenen Bewegungskette konzentrisch-exzentrisches Training des M. quadriceps femoris in der offenen Bewegungskette Reaktivkrafttraining der unteren Extremität in der geschlossenen Bewegungskette
■ ■ ■
■
Laufschulung Kraftausdauertraining sportartspezifischer Bewegungsabläufe Training sportartspezifischer Bewegungsabläufe unter erschwerten Bedingungen Laufen zur Verbesserung der allgemeinen Ausdauer
Vorderer SchienWadenbein-Bandriss → Syndesmosenruptur
W Wachstumsfugenkernabriss
Wachstumsfugenverletzung
Synonyme Apophysenabriss, Abrissfraktur, engl.: apophysis-avulsionfracture.
Synonyme Epiphysiolyse = Epiphysenlösung, Epiphysenfraktur, engl.: epiphysis injury.
Definition Knöcherner Ausriss einer Sehne oder eines Bandes.
Definition Verletzungen der Wachstumsfuge ohne Gelenkflächenbeteiligung (Epiphysenlösung) oder von der Gelenkfläche ausgehend (Epiphysenfraktur); die gebräuchlichste Einteilung der Wachstumsfugenfraktur stammt von Aitken Typ I–III.
Entstehungsmechanismus Kräftige, ruckartige Bewegungen beim Sport können zu Abrissbrüchen starker Sehnen und Bänder am Knochen führen. Knochenvorsprünge (z. B. Rectus femoris Abriss mit unterem, vorderen Darmbeinstachel beim Sprinter) sind Schwachstellen. Symptome ■ plötzlich einsetzende, messerstichartige Schmerzen ■ Unfähigkeit eine Bewegung weiter auszuüben ■ Schwellung, Hämatom ■ eingeschränkte Funktion der benachbarten Gelenke Therapeutische Maßnahmen Akut. P.E.C.H.-Schema (s. Anwendungen) Konservativ. Bei kleinen Abrissbrüchen ohne großen Funktionsverlust: Teilbelastung unterhalb der Schmerzgrenze, frühfunktionell (z. B. kleinere Abrissbrüche des Oberschenkelstreckers und -beugers). Operativ. Bei großen Abrissbrüchen mit Funktionsverlust, bei knöchernen Achillessehnen- oder Patellasehnenabrissen. Nachbehandlung mit Komplextherapie.
Entstehungsmechanismus ■ Scherkräfte ■ Scherkräfte mit Biegemomenten ■ Stauchungs- und Knickungskräfte Symptome ■ Belastungsschmerz ■ Schwellung, Erguss, Hämatom ■ aufgehobene Gelenkfunktion ■ das Kind lässt den Arm herunter hängen oder belastet das Bein nicht mehr Therapeutische Maßnahmen Akut. P.E.C.H.-Schema (s. Anwendungen) Konservativ. Epiphysenlösung, Bruch vom Typ Aitken I (metaphysäres Fragment): Schlauchverbände, ggf. Gipsruhigstellung. Operativ. Bruch vom Typ Aitken II. Bei Gelenkbeteiligung handelt es sich um eine sehr schwere Verletzung, da es zu einem frühzeitigen Verschluss der geschädigten Wachstumszone kommen kann und eine Wachstumsstörung resultiert.
!
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Weiche Leiste
Weiche Leiste Synonyme Chronischer Leistenschmerz, Rectus-Adduktoren-Syndrom, Fußballerleiste, engl.: inguinodynia.
W
■
■
■
Definition Der Begriff der weichen Leiste beinhaltet einen erweiterten Leistenkanal, Schwäche der schrägen Bauchmuskulatur und der zugehörigen flächigen Sehnen, eine chronische Sehnenursprungsentzündung der Adduktoren und ggf. eine Mitbeteiligung des Hüftbeugers sowie Schambeinfugeninstabilität. Entstehungsmechanismus Schnelle Bewegungen wie Sprinten, Schießen oder Ballstoppen mit der Fußinnenseite oder Abspreizbewegungen des Beines führen zu Verletzung und Überlastung der Adduktoren, des Hüftbeugers und der Bauchmuskulatur einschließlich des Leistenkanals. Symptome Schmerz in der Leistenregion, ggf. verstärkt durch Husten, Niesen oder Pressen (Drucksteigerung des Bauches), entlang dem Leistenband in die Bauchmuskulatur, in die Adduktoren oder Hoden ausstrahlend ■ Druckschmerz im Ursprungsgebiet der Adduktoren in Schambeinnähe, am Ansatz der geraden oder schrägen Bauchmuskeln sowie im erweiterten Leistenkanal ■ Bewegungsschmerz der Hüfte und des Rumpfes ■
Therapeutische Maßnahmen ■ Korrektur einer Beinverkürzung und eines Beckenschiefstandes
216
■
Korrektur einer Blockierung im Kreuzdarmbeingelenk durch Manuelle Therapie Sitzbäder mit Leukona Rheumabad für ca. 20 min, anschließend in ein Leinentuch und in eine Wolldecke einwickeln und 20-min ruhen (warme Wickel) Infiltrationen an den Ansatz der Adduktoren, z. B. mit Actovegin, Traumeel, Aethylsklerol je 1 ml und Mepivacain 1% 2 ml, 3–5 Anwendungen (jeden 3. Tag) begleitende Komplextherapie
Ein erweiterter schmerzhafter Leistenring bedarf der operativen Korrektur, wenn Therapieresistenz länger als 3 Monate vorliegt. Ausschluss einer Ermüdungsreaktion im knöchernen Anteil des unteren Beckenringes mittels MRT.
!
Komplextherapie Strukturelle Veränderungen Kontraktur des Hüftbeugemuskels ■ evtl. Verkürzung des Hüftbeugemuskels (Streckdefizit auf der betroffenen Seite) ■ Kontraktur der kurzen Adduktoren ■ evtl. Kontraktur der Bauchmuskulatur ■
Funktionelle Veränderungen ■ Schmerzvermeidungsverhalten (hier als Hinken und Rumpfvorneige, um den Hüftbeuger anzunähern) Ziele ■ Schmerzminderung ■ Lösen der Kontrakturen ■ Längung der verkürzten Muskulatur ■ Korrektur des Gangbildes
KG
Weiche Leiste
W
Inhalte ■ Querfriktion an den tastbaren Anteilen des M. iliacus, des M. iliopsoas, des M. pectineus und der Ansatzstellen der Bauchmuskulatur ■ analytische Dehnung ■ Eigendehnung ■ evtl. Dauerdehnlagerung im Schlingentisch ■ Gangschule mit Spiegelkontrolle Informationsaustausch über Schmerzzustand (v. a. Belastungsschmerz), Bewegungsausmaß und Dehnungstoleranz
MTT Ziele ■ Tonusreduktion der Hüftbeugemuskulatur ■ Erhaltung des schmerzfreien Bewegungsausmaßes ■ Aktivierung des lokalen und allgemeinen Stoffwechsels ■ Kraftaufbau der Gesäßmuskulatur, der Hüftabduktoren und der Rückenmuskulatur ■ Eingliederung des vergrößerten Bewegungsbereiches in funktionelle Bewegungsabläufe Inhalte ■ passive Isokinetik in geschlossener Bewegungskette mit maximal möglicher Hüftstreckung ■ exzentrisches Training (Isokinetik) der Gesäßmuskulatur ■ Kraftausdauertraining der gesamten Streckerkette in geschlossener Bewegungskette bis zur maximal möglichen Hüftstreckung ■ Kraftausdauer-, bzw, Hypertrophietraining der Gesäßmuskulatur ■ Kraftausdauertraining der Hüftabduktoren und der Rückenmuskulatur selektiv und in funktionellen ASTE
a
b Abb. 91ab. Teilabriss der Sehne des M. add. longus vom Schambein als Teilursache einer sich entwickelten weichen Leiste
■
Kraftausdauertraining von Bewegungsabläufen in der komplexen Funktionskette
217
Werfer-Handgelenk
Werfer-Handgelenk Synonyme Engl.: dorsal wrist syndrome.
W
Definition Reizung, entzündliche Reaktion des Kapsel-Bandapparates am Handgelenk. Entstehungsmechanismus Durch wiederholte, übermäßige Überstreckung des Handgelenkes, wobei der Kapsel-Band-Apparat und teilweise die Strecksehnen unmittelbar vor dem 2. und 3. Mittelhandknochen irritiert werden. Symptome ■ Schmerzen am Handrücken und bei Überstreckung des Handgelenkes ■ Schwellung am Handrücken Therapeutische Maßnahmen ■ Sportpause für 2–4 Wochen ■ bei akutem Befund oder therapieresistentem Verlauf Ruhigstellung im Gips mit Fingereinschluss ■ Infiltration mit 1 ml Mepivacain 1%/ Traumeel ads, bei Therapieresistenz Infiltration mit z. B. 1–2 ml Bupivacain 0,25%, Dexamethason (10 mg) oder Triamcinilon (10 mg) ■ Tape-Verband oder Lederbandage bei Wiederaufnahme der Sportbelastung zur Vermeidung der Überstreckung des Handgelenkes
Wirbelbogenlösung Synonyme Spondylolyse, engl.: spondylolysis. Bezüglich des Beschwerdebildes (lokaler Rückenschmerz) und des Nachbehandlungsprocederes wie → Kreuzschmerz.
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Verstärkte Probleme im Sport können bei Bewegungsmustern auftreten, die eine starke Überstreckung (Hyperlordose/Hohlkreuz) der Wirbelsäule erfordern (Angriffsposition beim Volleyball, Tennisaufschlag, Turnen, rhythmische Sportgymnastik etc.).
Wirbelbruch Synonyme Wirbelfraktur, engl.: spinal fracture. Definition Bruch des Wirbelkörpers und/oder des Wirbelbogens und/oder der Wirbelfortsätze im Bereich der Hals-, Brust- oder Lendenwirbelsäule. Stabil (90%): Bänder intakt, Knochenbälkchen des Wirbelkörpers eingesunken. Instabil: kompletter Berstungsbruch, Verschiebung von Wirbelkörpern zueinander, Zerreißung des Bandapparates und der Bandscheibe. Entstehungsmechanismus Überstreckungs-, Überbeugungsverletzungen, stauchende Gewalt, direkter Aufprall. Symptome Lokaler Schmerz, Bewegungsschmerzen, örtlicher Druck-, Klopf-, Stauchungsschmerz, Knickbildung, ggf. Prellmarken, Blutergüsse, neurologische Ausfälle bis zur Querschnittlähmung, Schock, Begleitverletzungen (Bauch, Lunge). Therapeutische Maßnahmen Notfall. Immobilisation, i.v. Zugang, neurologischen Befund kontrollieren, nüchtern lassen, schnellste Diagnose-
W
Wirbelgleiten
stellung durch Röntgen- und CT-, ggf. MRT-Untersuchung. Operativ. Offene Verletzungen, Querschnittlähmung, progrediente neurologische Ausfälle, nicht reponierbare Ausrenkungen und Brüche. Konservativ ■ stabiler Bruch: Bettruhe, Thromboseprophylaxe, isometrisches Rumpfmuskeltraining, nach ca. 1 Woche Aufrichtung und zunehmende Mobilisation des Patienten; Rückenschule ■ instabiler Bruch: wenn keine Operation möglich ist, 6–8 Wochen Bettruhe oder Mobilisation im Rumpfgips Medikation. Ibuprofen 3×1/d, ggf. Tramadol-Tropfen.
Wirbelgleiten Synonyme Spondylolisthese, Olisthese, engl.: spondylolisthesis. Definition Verschiebung des Wirbelkörpers mit Bogenwurzeln, Querfortsätzen und oberen Gelenkfortsätzen gegenüber dem darunter liegenden Wirbel. Entstehungsmechanismus Die Ursache ist unbekannt. In Anteilen des Wirbelbogens ist Knochen durch Bindegewebe ersetzt (Wirbelbogendefekt = Spondylolyse), dies sind Schwachpunkte. Überstreckende sportliche Belastung der Wirbelsäule stellt einen ungünstigen mechanischen Faktor dar. Daher wird das Wirbelgleiten überproportional oft bei Speerwerfern, Kunst-
turnern, Ringern und Delphinschwimmern beobachtet. Am häufigsten ist der 5. Lendenwirbel betroffen (80%). Symptome Kreuzschmerzen, teils mit Ausstrahlung in die Beine; ggf. Hohlkreuz, „Sprungschanze“ (Dornfortsatzstufe); zu 50% asymptomatischer Zufallsbefund im Röntgenbild. Therapeutische Maßnahmen Konservativ ■ Komplextherapie ■ halbelastisches Stützmieder ■ im Kindesalter Rumpforthese für 6–12 Monate – je nach „Gleitvorgang“ Operativ. Nur bei Versagen der konservativen Therapie, neurologischen Ausfällen, Gleiten über 50% und Progredienz im Kindesalter. Häufig ist ein schubweiser, progredienter Verlauf in der Kindheit möglich, daher sind 6–12-monatige Kontrollen auch bei beschwerdefreien Patienten angezeigt. Nach dem 20. Lebensjahr kommt es oft zum Stillstand des Gleitvorganges. Überstreckende Belastungen der Wirbelsäule müssen unterbleiben. Bei Beschwerden Sportpause, einschließlich Schulsport.
!
Komplextherapie ➡
Bezüglich des Beschwerdebildes (lokaler Rückenschmerz) und des Nachbehandlungsprocederes wie → Reversible segmentale Funktionsstörung bzw. → Kreuzschmerz. ➡ Verstärkte Probleme im Sport können bei Bewegungsmustern auftreten, die eine starke Überstreckung der Wirbelsäule (Hyperlordose/Hohlkreuz) erfordern (Angriffsposition beim
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Werfer-Handgelenk
Volleyball, Tennisaufschlag, Turnen, rhythmische Sportgymnastik etc.); dadurch kann u. U. die Gleitmechanik verstärkt werden.
W
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➡
Ausgleich von → Muskulären Dysbalancen.
Z Zahnverletzung Synonyme Definition Verletzung der Zahnkrone oder Zahnwurzel oder Zahnverlust.
Therapeutische Maßnahmen Sofort Aufsuchen eines Zahnarztes! Bei Zahnverlust Zahn in einem mit Speichel durchtränkten Taschentuch aufbewahren.
!
Komplextherapie Entstehungsmechanismus Durch Zusammenprall mit dem Gegner oder durch Sportgeräte.
→ Craniosacrale Osteopathie
Symptome ■ Zahn-, Kieferschmerzen ■ Blutung ■ Zahn(teil)verlust
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Anwendungen
Extrakorporale Stoß-WellenTherapie (ESWT)
ABC-Maßnahmen Definition ■ A = Airway ■ B = Breathing ■ C = Circulation Sofortmaßnahmen einer Wiederbelebung (Herz/Lunge) in der Reihenfolge Airway, Breathing und Circulation, d. h. Freimachen der Atemwege, Beatmung und Wiederherstellung der Kreislaufzirkulation.
Arthroskopie Synonyme Gelenkspiegelung, engl.: arthroskopy.
Definition Berührungsfreie Zertrümmerung von Kalk mit gerätetechnisch erzeugten Stoßwellen. Dieses Verfahren wird zur Schmerztherapie von knochennahen Weichteilschmerzen, z. B. Sehnenansatzentzündungen, und bei Verkalkungen eingesetzt. Therapeutische Maßnahmen In der Sportmedizin wird diese Therapieform angewendet bei ■ Tennis- und Golferellenbogen ■ Sehnenansatzentzündungen und Verkalkungsherden an der Schulter ■ plantarem Fersensporn ■ Achillodynie
Definition Endoskopische Gelenkdarstellung vorwiegend in Knie-, Schulter-, Sprung-, Ellenbogen- und Handgelenk.
Feucht-warme Wickel ■
Therapeutische Maßnahmen Verschiedene therapeutische Operationsverfahren in den einzelnen Gelenken sind möglich u. a.: ■ Meniskussanierungen und Kreuzbandersatzplastiken (Kniegelenk) ■ Gelenkkörperentfernungen (Ellenbogengelenk) ■ Raumerweiterungen (Schultergelenk) ■ Schleimhautentfernungen (Sprunggelenk)
■
■
■
schmerzhafte Stelle am Rücken mit wärmender Salbe, z. B. Trauma 302 Salbe einreiben großes Frotteehandtuch auf einer Liege ausbreiten, Heizkissen oder Wärmflasche auflegen, darauf eine Plastikfolie und schließlich ein mit heißem Wasser (ca. 50°) getränktes Frotteetuch der Verletzte legt sich mit dem Rücken auf diese Packung und zieht das erste trockene Handtuch über dem Bauch zusammen danach lässt man die Wärme bei leicht angezogenen Beinen bzw. aufgestellten Kniegelenken 20 min einwirken
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Anwendungen
Feuerwickel
Kältetherapie, entstauende ■
■ ■ ■ ■ ■ ■ ■
heißes Wasser (ca. 50°) über betroffene Stelle fließen lassen wärmende Salbe (z. B. Rödler 302) auftragen darüber feuchtes Frotteetuch darüber Plastikfolie darüber Heizkissen oder Wärmflasche 15–20 min einwirken lassen 3× täglich
Hyperbare Sauerstofftherapie (HBO) Synonyme Hyperbare Oxygenation, Sauerstoff-Überdrucktherapie. Definition Durch Einatmen von Sauerstoff in einer Überdruckkammer wird die SauerstoffTransportkapazität des Blut durch Vermehrung des im Bluts physikalisch gelösten Sauerstoffs gesteigert und damit die Sauerstoffkonzentration in den Geweben erhöht. Therapeutische Maßnahmen Die HBO kann in der Sporttraumatologie bei folgenden Verletzungen angewendet werden: ■ Muskelverletzungen ■ Sehnenansatzentzündungen ■ Knochenödemen (Bone bruise)
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■
Frotteehandtuch oder Schwamm mit eiskalter Hyzumlösung (2 Esslöffel der Lösung, verdünnt in einem halben Liter Eiswasser) tränken, auf die schmerzende Stelle legen und mit einer elastischen Binde anwickeln von außen wird der Kühleffekt durch einen Eisbeutel (Plastikbeutel mit einem halben Liter Wasser sowie 10 Eiswürfeln) verstärkt; 20 min wird so gekühlt, 3–4× täglich
Kinesio Taping Synonyme Funktionstaping Definition Kinesiologie = Bewegungslehre; Tape = Klebeverband Behandlung mit Klebeverbänden Wirkungsweise Es wird angenommen, dass das Tape positive Einflüsse hat auf: ■ Schmerz- und Hautrezeptoren ■ Blut- und Lymphgefäßsystem ■ Muskelansätze ■ Gelenkfunktion ■ unbewusste Körperwahrnemung (Proprioception) Besonderheit: ■ luft- und feuchtigkeitsdurchlässig ■ kann mehrere Tage getragen werden ■ wasserbeständig ■ verursacht selten Allergien
Anwendungen
Lasertherapie Synonyme Opton-Laser Definition Laseranwendung ist eine Behandlung mit energiereichem Licht. Wirkungsweise ■ schmerzlindernd ■ stoffwechselanregend ■ abschwellend Anwendungsbereiche ■ Fersensporn ■ akute/chronische Sehnenreizung (z. B. Epicondylitis)
■
schmerzlindernd: ca. 10 min Eisbeutel oder Abreibung (Muskelverletzung) und ca. 20 min Eisbeutel oder Abreibung (Gelenkverletzung)
C = Compression ■ Kompressen in Gefrierfach legen und bei Bedarf mit elastischer Binde anwickeln als Druckverband H = Hochlagern Niemals Kälte direkt auf der Haut anwenden, Erfrierungsschäden, immer elastische Wickel oder Tuch auf die Haut legen. Vorsicht auch bei der Anwendung von Eissprays, da die Hauttemperatur zu schnell abgekühlt wird und dann Gewebeschäden entstehen können.
!
P.E.C.H.-Schema Synonyme Sofortmaßnahmen, Primärbehandlung, engl.: R.I.C.E. Definition P = Pause E = Eis ■ 10–20-min Eisapplikation mit Plastikbeutel und Eiswürfeln, alternativ Schwamm in Eiswasser tränken und kühlenden Druckverband mit elastischer Binde anlegen (Schwamm verhindert, dass Hohlräume entstehen und somit weitere Einblutungen vermieden werden; Wirkung: Muskeltonus senkend, 20–30 min Anwendung ■ Muskeltonus anregend: Abreibung mit Eislolly
Pulsierende Signaltherapie (PST) Definition Auf die Gelenke und Gelenkknorpel gerichtete elektromagnetische Felder beschleunigen die Stoffwechselvorgänge. Therapeutische Maßnahmen In der Sportmedizin können folgende Erkrankungen behandelt werden: ■ Sehnenerkrankungen ■ Arthrosen ■ Bandscheibenschäden ■ Achillodynien ■ verzögerte Knochenbruchheilung
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Anwendungen
Sklerosierungstherapie Lösung aus: ■ Phenol: 0,5% ■ Glucose: 25% ■ Glycerin: 25% ■ Aqua dest.
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Lokalanästhetikum (Procain). Verhältnis 30:70 (Lösung: Procain), 3× im Abstand einer Woche ads. Alternativ: 3 ml Scandicain 1% und 7 ml Glucose 40%, davon 0,1 ml–0,5 ml je nach Grösse der zu behandelnden Region ads.
Glossar
ABC-Maßnahmen Sofortmaßnahmen einer Wiederbelebung (Herz/Lunge) in der Reihenfolge Airway, Breathing und Circulation, d. h. Freimachen der Atemwege, Beatmung und Wiederherstellung der Kreislaufzirkulation Abduktion Abspreizung, eine Extremität (Arm, Bein, Finger) wird auf der Horizontalebene vom Körperzentrum entfernt Abduktoren die Muskeln, die das Bein bzw. den Arm auf der Frontalebene von der Körpermitte entfernen Adduktion Anspreizung, eine Extremität (Arm, Bein, Finger) wird auf der Horizontalebene dem Körperzentrum angenähert Adduktoren die Muskeln, die das Bein bzw. den Arm auf der Frontalebene an die Körpermitte annähern ADL’s „Activities Of Daily Living“ sind Alltagshandlungen wie Treppen steigen, aus dem Sessel oder dem Bett aufstehen, sich anziehen, sich waschen etc. Agonist Funktionsmuskel (Bewegung ausführender Kniestrecker, der Antagonist ist hier der Kniebeuger) aktiv-assistive Isokinetik gerätegesteuerte Muskelarbeitsform (Isokinetik), bei der der Patient die von dem Gerät durchgeführte Bewegung seines Körperteiles mit reduzierter Muskelkraft unterstützt aktive Instabilität die Muskulatur ist nicht in der Lage, das Gelenk in seiner normalen anatomisch-biomechanischen Bewegungsbahn oder Haltung zu stabilisieren (aktive Stabilisierung, passiver Stabilisator)
aktive Mobilisation der Patient führt eine Übung ohne Unterstützung durch Geräte bzw. Therapeuten selbstständig durch aktive Stabilisierung die Muskulatur, die das Gelenk in seiner anatomischbiomechanischen Bewegungsbahn oder Haltung stabilisiert, wird mittels gezielter und funktioneller Übungen trainiert aktive Stabilisierungsfähigkeit die Fähigkeit der stabilisierenden Muskulatur, ein Gelenk in seiner anatomischbiomechanischen Bewegungsbahn oder Haltung zu stabilisieren analytische Kräftigung Kräftigung, die überwiegend einen definierten Muskel bzw. eine definierte Muskelgruppe betrifft analytisches Dehnen Dehnung, die überwiegend einen definierten Muskel bzw. eine definierte Muskelgruppe betrifft Ansatztendopathien Sehnenerkrankungen an ihren knöchernen Ansatzstellen (Ansatztendinitis ist beispielsweise deren Entzündung) Antagonist der muskuläre Gegenspieler (Kniebeuger, der Agonist ist hier der die Bewegung ausführende Kniestrecker) Aqua-Jogging spezifische gelenkschonende Wassertherapieform, bei der mittels Auftriebshilfe und unter Reduktion des Körpergewichtes im Wasser in unterschiedlichen Formen gelaufen werden kann
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Glossar
arthroskopische Operation sog. „minimalinvasive Operation“, bei der lediglich zwei kleine Zugänge – einer mit einer Kamera, ein zweiter mit dem Operationswerkzeug – an den Operationsort gebracht werden; der Arzt verfolgt das Geschehen an einem Monitor (Gegensatz: offene Operation) assistiv der Patient unterstützt den Therapeuten bzw. ein Gerät beim Bewegungsvollzug Atemtherapie spezifische krankengymnastische Therapieform zur Unterstützung der Atmung bei entsprechenden krankheitsbedingten Einschränkungen in Ein- bzw. Ausatmung
mit folgendem Sprung auf einen zweiten Kasten) – mit dem Vorteil der erhöhten muskulären Kraftentfaltungsmöglichkeit nach exzentrischer Phase (muskelphysiologisches Prinzip) Dekontraktion das Lösen einer muskulären Verkrampfung mit therapeutischen Mitteln (Dehnung, Querfriktion, etc.) Detonisierung das Verringern der muskulären Spannung mit therapeutischen Mitteln distal vom Körperzentrum entfernt gelegen (Gegensatz: proximal) dorsal rückseitig liegend
Atrophie Muskelminderung, i. d. R. aufgrund von Immobilisation oder Erkrankung (korrekt: Hypotrophie) Atrophieprophylaxe das Verhindern der Umfangsabnahme des Muskels mit therapeutischen Mitteln Bodyblade blattfederähnliches Gerät zur Verbesserung der aktiven Stabilisierungsfähigkeit eines Gelenkes Dauerdehnlagerung die Dehnlage des Muskels wird über einen Zeitraum von ca. 30 min bis zu 2 h statisch und mit Hilfsmitteln wie Schlingentisch gehalten, um eine echte Längenzunahme des Muskels zu bewirken (neue, in Serie geschaltete Bausteine des Muskels – sog. Sarkomere – werden angelagert) Dehnungs-Verkürzungs-Zyklus Bewegungsfolge, die zunächst durch abbremsende, dann beschleunigende Kräfte gekennzeichnet ist (exzentrisch-konzentrisches Training wie beispielsweise Niedersprung vom Kasten
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Dorsalextensoren die Muskeln, die den Fuß bzw. die Hand anheben (strecken) dorso-kaudal rückseitig und fußwärts liegend Dreipunktegang Gehen mit Unterarmgehstützen, wobei drei Kontakte auf der Unterfläche die Technik ausmachen – zunächst die Unterarmgehstützen gleichzeitig, dann das verletzte Bein, dann das gesunde Bein (s. a. Zweipunktegang) Elevation hier: Anheben der Schultern bei hängenden Armen (Elevation des Armes ist das Anheben nach oben; Gegensatz: Depression) Entstauung angestaute Gewebeflüssigkeit – i. d. R. als Entzündungsreaktion (Lymphe, Blut) – wird mit spezifischen therapeutischen Techniken, wie Manuelle Lymphdrainage, Kompression oder Lagerungen aus dem Gewebe in die entsprechenden Körperbahnen entstaut
Glossar
Entstauungsmaßnahmen Manuelle Lymphdrainage, Kompression und La-gerungen sind die spezifischen therapeutischen Maßnahmen bei angestauter Gewebeflüssigkeit ESWT Extrakorporale Stoß-Wellen-Therapie. Die zur Schmerztherapie eingesetzte Stoßwellentherapie ist ein relativ neues Behandlungsverfahren. Es wird zur Therapie von knochennahen Weichteilschmerzen, z. B. Sehnenansatzentzündungen, und bei Verkalkungen eingesetzt. Man unterscheidet niedrig-, mittel- und hochenergetische Anwendungsformen. Anwendung findet sie in der Sportmedizin bei Tennis- und Golferellenbogen, Sehnenansatzentzündungen und Verkalkungsherden an der Schulter, dem plantaren Fersensporn und Achillodynie Eversoren/Pronatoren Muskeln, die eine Eversion als kombinierte Fußbewegung, bestehend aus Dorsalextension, Abduktion und Pronation durchführen; Pronatoren sind hier die Muskeln, die den Fuß über die Kleinzehenseite nach außen drehen Extension xion)
Streckung (Gegensatz: Fle-
Extensoren alle Muskeln, die Streckbewegungen durchführen exzentrisches Training Training der Muskulatur durch nachgebende (abbremsende) Arbeitsweise exzentrisch–konzentrisches Training wiederholtes Üben von Bewegungsfolgen mit abwechselnd nachgebenden und überwindenden Muskelaktionen – Reihe von Dehnungs-Verkürzungs-Zyklen
Facettenschluss das Annähern der Gelenkflächen der Wirbelsäule i. S. einer Kompression; beidseitig bei Überstreckung (Hyperlordose), einseitig bei Rotation auf der jeweils gegenüberliegenden Seite Fingerextensoren die Muskeln, die die Finger strecken Fingerflexoren die Muskeln, die die Finger beugen Flexion Beugung (Gegensatz: Extension = Streckung) Flexionsmobilisation eine therapeutische Bewegung in Beugerichtung Flexoren die Muskeln, die Beugung durchführen Frakturrisiko Risiko bruchs
des
Knochen-
frozen shoulder krankhafte Veränderung an der Gelenkkapsel des Schultergelenkes mit Verlust der Fähigkeit, den Arm zu heben (häufig Bewegungseinschränkung i. S. des Kapselmusters) geschlossene Bewegungskette auch: geschlossene (Muskel-) Kette; wenn sich punctum fixum distal befindet, wie in der Standbeinphase der unteren Extremität, bzw. dem Stütz der oberen Extremität Handgelenkflexoren die Muskeln, die das Handgelenk beugen Handgelenkextensoren die Muskeln, die das Handgelenk strecken
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Glossar
hubfrei Ausgangsstellungen, bei denen die Wirbelsäule nicht durch das Körpergewicht belastet wird (Rücken-, Seit- und Bauchlage, Vierfüßlerstand) Hüftabduktoren die Muskeln, die das Bein im Hüftgelenk auf der Frontalebene von der Körpermittellinie entfernen = abspreizen Hüftadduktoren die Muskeln, die das Bein im Hüftgelenk auf der Frontalebene an die Körpermittellinie annähern = anspreizen Hüftextensoren die Muskeln, die das Bein im Hüftgelenk strecken Hyperbare Sauerstofftherapie (HBO) HBO steht für Hyperbare Oxygenation. HBO ist in der Medizin eine übliche Abkürzung für diese Therapieform. Hyperbar kommt aus dem Griechischen und bedeutet „Überdruck“. Bei der Behandlung wird die Sauerstoffmenge, die im menschlichen Blut und in den Geweben physikalisch gelöst vorkommt, um ein Vielfaches erhöht. Der Patient atmet während der Behandlung 100% medizinischen reinen Sauerstoff bei einem Druck, der über dem normalen Luftdruck liegt. Dazu muss sich der Patient in einem druckfesten Raum aufhalten. Die HBOTherapie wirkt sich in der Sportmedizin günstig aus auf Entzündungen der Knochen, der ursprungs- und ansatznahen Sehnen und auf hartnäckige, vernarbte Muskel-Probleme. Sie führt im Prinzip zu einer Verbesserung der Sauerstoffversorgung. Die HBO kann in der Sporttraumatologie bei folgenden Verletzungen erfolgreich angewendet werden: Muskelverletzungen, Sehnenansatzentzün-
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dungen und Knochenödemen (Bone bruise) Hyperlordose Überstrecken in Halsoder Lendenwirbelsäule über die biomechanische Neutralstellung hinaus (i.-d.-R. ist die Lendenwirbelsäule gemeint) Hypersupinationsstellung Extremstellung in den Sprunggelenken mit angehobener Großzehenseite (bei Bodenkontakt Stehen auf der Fußaußenkante); häufigste traumatisierende Stellung der Sprunggelenke hypertone Muskulatur zu hohe Ruhespannung der Muskulatur Hypertrophie Umfangszunahme der Muskulatur (Gegensatz: Atrophie) Hypertrophietraining Trainingsform, die die Umfangszunahme der Muskulatur zum Ziel hat; sie arbeitet mit mittleren Intensitäten zwischen 60 und 85% der Maximalkraft bei mittleren Wiederholungszahlen (8–12) und unvollständiger Pause hypotone Muskulatur die physiologische Ruhe- bzw. Halte- und Arbeitsspannung der Muskulatur ist verringert IK-Training Training der intramuskulären Koordination ohne Muskelzuwachs durch 85–100% Intensität; gekennzeichnet durch hohe Intensität und kurze Belastungsdauer bei geringen Wiederholungszahlen (1–6) sowie regenerativer Pausenzeit Infiltration spritzen
Substanz in das Gewebe
Glossar
Infusion Flüssigkeitsgabe in das venöse Gefäßsystem mit Nährstoffen und Medikamenten Insertion Ansatzstelle der Sehne am Knochen Inspirationsrichtung bezogen auf PNF-Pattern ist hier die Aufrichtung des Brustkorbes über die Arm- bzw. Schulterbewegung mit automatischem Anheben der Rippen gemeint; sie bewegen sich somit in Einatemrichtung inspiratorisches Defizit zu geringe Einatemfähigkeit (meist wegen Schmerz, oft aufgrund funktioneller biomechanischer Konflikte an den Rippenwirbelgelenken oder Rippenbrüchen) insuffiziente Muskulatur zu schwache, nicht funktionelle Muskulatur ipsilateral auf der gleichen Seite gelegen
joint-play Bewegungsspiel: die passiven Bewegungsmöglichkeiten der Gelenkspartner gegeneinander, wie Translation, Kompression, Traktion Kapselmuster definierte Bewegungseinschränkungen für jedes Gelenk, ausgelöst durch krankhafte Veränderungen an den Gelenkkapseln, wie entzündungsbedingte Verklebungen (für das Schultergelenk beispielsweise Außenrotation, Abduktion, Innenrotation – die Bewegungseinschränkung schreitet in dieser Reihenfolge fort) kaudal vom Körperzentrum fußwärts liegend Knochenhypertrophie abnorme knöcherne Ausziehungen des Knochens, i. d. R. dort, wo Kompression auf den Knochen wirkt (Osteophytenbildung) Kompensationsbewegungen Ausweichbewegungen im Sinne der Schmerzvermeidung
Isokinetik computergesteuerte Bewegungsform mit vorher festgelegter konstanter Bewegungsgeschwindigkeit, die in Alltagsbewegungen nicht vorkommt (in Alltagsbewegungen erfolgt auf Erhöhung des Kraftaufwandes eine Beschleunigung des Körperteiles, das bewegt wird); wegen Fehlen der Beschleunigungskräfte gute Therapieform v. a. in der Frührehaphase; am angeschlossenen Monitor können mittels Verlaufskurven die erzeugten Kräfte kontrolliert werden (mit permanent angepasstem Widerstand)
Kompression Druck (hier: therapeutischer Druck der Gelenkpartner aufeinander, um die Ernährungssituation des Gelenkknorpels zu verbessern)
isometrische Anspannung/isometrisches Training gehaltene Muskelspannung, ohne Gelenkbewegungen mit variablem Spannungsgrad
konzentrisch-exzentrisches Training Üben von Bewegungsfolgen mit abwechselnd überwindender und nachgebender Muskelarbeitsweise
kontrakte Muskulatur Muskulatur
verkrampfte
Kontraktion hier: Muskelanspannung Kontraktur Muskelverkrampfung kontralateral auf der gegenüberliegenden Seite gelegen
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Glossar
Kryotherapie Überbegriff für alle Formen der Eis- bzw. Kälteanwendungen. Wärmeentzug der Haut mit z.-B. Eislolly, Eismassagen, Eisbädern, Kältesprays, Kältepackungen, Kältetücher, Kaltluft und Stickstoff. In der Entzündungsphase kann man mit Eisanwendungen die Einblutungen und Ansammlung von Gewebewasser limitieren Kyphose Wirbelsäulenkrümmung vom Körperzentrum weg, physiologisch angedeutet in der Brustwirbelsäule Kyphosierung die Wirbelsäule bzw. Abschnitte der Wirbelsäule werden mit Konvexität nach hinten gekrümmt (Krümmungsscheitel weist nach hinten) Längung gegenüber der Dehnung handelt es sich hier um echte Längenzunahme der Muskulatur durch Dauerdehnlagerungen Lordose Wirbelsäulenkrümmung zum Körperzentrum hin; typisch für Halsund Lendenwirbelsäule Manuelle Lymphdrainage spezifische physikaltherapeutische Technik zur Entstauung von entzündungsbedingten Körperflüssigkeitsansammlungen im Gewebe Manuelle Therapie spezifische krankengymnastische Technik für die Wirbelsäule und Extremitätengelenke, um vorübergehende Bewegungseinschränkungen zu beheben, oder Gelenke zu entlasten (Techniken, wie Traktion, Kompression und Translation kommen zum Tragen) medial innen liegend (Gegensatz: lateral)
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Mikrofrakturierung Bei der Mikrofrakturierung (Chondroplastik) werden mit Hilfe eines speziellen Instrumentariums kleine Löcher im Bereich der Knochen-Knorpelzone kreiert, um die Bildung eines Ersatzknorpels zu beschleunigen. Die Löcher werden in einem Abstand von 3–4-mm gesetzt. Dabei bleibt die Kontur der Knochenplatte unter dem Knorpel erhalten. Durch die Perforation der Knochenlamelle kommt es zur Ausbildung eines Blutpfropfs, der als Leitschiene für das Einwachsen von Bindegewebszellen und der Ausbildung von Faserknorpel dient. Diese Methode ist im Vergleich mit anderen Methoden die am wenigsten traumatisierende und technisch einfachste Methode. Allerdings kann sich bei dieser Technik kein hyaliner bzw. hyalinartiger Knorpel bilden Mikrotraumatisierung sehr Verletzung von Geweben
kleine
Mosaikplastik Knorpel-KnochenTransplantation. Bei der Knorpel-Knochenzylindertransplantation werden einzelne oder mehrere Knochenzylinder mit einem speziellen Instrumentarium aus einer weniger belasteten Stelle des betroffenen Gelenks ausgestanzt und in die Zone des Knorpeldefekts eingesetzt. Die Größe der Zylinder richtet sich nach der Größe des zu versorgenden Knorpeldefektes. Diese Technik ist prinzipiell arthroskopisch durchführbar. Bei großen oder schwer zugänglichen Defekten ist eine weiterreichende Gelenköffnung notwendig. In den Räumen zwischen den Zylindern bildet sich ein Ersatzknorpel aus Muskelkontraktur Muskelverkrampfung
Glossar
neuromuskuläre Koordination geordnetes Zusammenspiel zwischen Gehirn bzw. darunter liegenden Steuerungszentren im Rückenmark und der Muskulatur, um eine zielgerichtete Bewegung präzise durchzuführen neuromuskuläres Zusammenspiel s. neuromuskuläre Koordination obere Extremitäten die Arme offene Bewegungskette Bewegungskette über mehrere Gelenke, bei der das Punctum fixum körpernah ist (z. B. die untere Extremität in der Schwungbeinphase, bzw. die obere Extremität in Wurfsituation) Orthesen Hilfsapparate zur Gelenkstabilisation und therapeutischen Bewegungslimitation P.E.C.H.-Schema ein von BÖHLER entwickeltes Sofortprogramm bei plötzlicher Verletzung zur Eindämmung der Entzündungsreaktion: P steht für Pause (Bewegungsabbruch durch Immobilisation) E steht für Eisapplikation C steht für Kompressionsverbände H steht für Hochlagerung passive Instabilität passive Gelenkstabilisatoren, wie Knochen, Bänder und Kapseln sind so verändert, dass sie dem Gelenk keinen Halt und keine Führung geben – das Gelenk ist instabil (bei der aktiven Instabilität ist ein Defizit in der muskulären Ansteuerung für die Instabilität verantwortlich) passive Isokinetik das isokinetische Trainingsgerät bewegt Körperteile ohne Muskelaktivität des Patienten (s. auch passive Mobilisation)
passive Mobilisation Durchbewegen von Körperteilen durch Geräte bzw. den Therapeuten, ohne Muskelaktivität des Patienten passiver Stabilisator Strukturen, die Gelenke aufgrund ihres Vorhandenseins innerhalb biomechanischer Grenzen halten können (Bänder, Gelenkkapsel, bindegewebige Verstärkungszüge) Pathologie hier im Sinne von Erkrankung periartikulär um das Gelenk herum Plantarflexion Beugung des Fußes vom Körperzentrum weg = Fußsenkung Plantarflexoren die Muskeln, die den Fuß vom Körperzentrum wegbewegen PNF propriozeptive neuromuskuläre Fazilitation. Krankengymnastische Technik, mit der das neuromuskuläre Zusammenspiel gefördert (angebahnt) bzw. verbessert wird (bei peripher-, wie zentralnervösen Störungen; hier auch bei propriozeptivem Defizit durch Sportverletzungen oder Operationen); die Bewegungsmuster der PNF werden auch Pattern genannt postisometrische Relaxation (PIR) Entspannung von Muskulatur unter Ausnutzung des physiologischen Prinzips, dass ein Muskel im Anschluss an isometrische Anspannung ein geringeres Maß an Ruhespannung aufweist; Dehnungen nach PIR sind besonders effektiv i. S. der Detonisierung der betreffenden Muskulatur
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Glossar
Pronation/Supination auch: Pronosupination; hier: die Drehungen des Unterarmes, wobei die Supination die Handfläche bei dem im Ellenbogen um 90° gebeugten Arm nach oben dreht, die Pronation dreht die Handfläche nach unten (Pronation und Supination beschreiben ebenfalls Bewegungen des Fußes) Pronatoren die Muskeln, die den Unterarm in Pronation drehen Propriozeption s. propriozeptives Milieu propriozeptive Informationsübertragung Informationsfluss aus den Rezeptoren, die in den Gelenken und deren unmittelbaren Weichteilumgebung liegen (Bänder, Muskulatur); für koordinierte Bewegungen oder Haltungen unerlässlicher „feed-back-Mechanismus“, dessen Fehlen zwangsläufig zu Gelenkinstabilität führt propriozeptives Defizit Defizit in der propriozeptiven Informationsübertragung; führt zwangsläufig zu aktiver Instabilität propriozeptives Milieu hierunter versteht man den normalen Informationsfluss zwischen den Gelenkrezeptoren und den Weichteilrezeptoren auf der einen, und den Steuerungssystemen in Gehirn und tiefer liegenden Strukturen des Rückenmarkes auf der anderen Seite, der wesentlich für normale Gelenkstellungen bei Bewegung oder Haltung verantwortlich ist (s. auch propriozeptive Informationsübertragung und propriozeptives Defizit) propriozeptives Training durch gezielte Reizung der Gelenkrezeptoren und der unmittelbar umliegenden
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Weichteilrezeptoren mit spezifischen therapeutischen Techniken wird dem Koordinations- und Stabilisationsdefizit aufgrund von Verletzung oder Erkrankung entgegengewirkt (s. auch propriozeptives Defizit). Im Sinne einer Überkorrektur werden Hilfsmittel wie Wackelbretter, Weichbodenmatte und Ähnliches eingesetzt; des weiteren unterstützt der Therapeut den Bewegungsablauf, indem er diesen mit seinen Händen führt und ein Abweichen von der Bewegungsachse verhindert; danach übt der Sportler selbstständig mit Spiegelkontrolle Protraktion hier: klassische Fehlstellung des Schultergelenkes nach vorn (inkl. Kyphosierung der Brustwirbelsäule) proximal dem Körperzentrum nah gelegen (Gegensatz: distal) pseudoradikuläre Schmerzsymptomatik ausstrahlende Schmerzen, die denen der echten Nervenwurzelirritation sehr ähnlich sind, jedoch eindeutig andere Ursachen haben PST Pulsierende Signal Therapie. Elektromagnetische Felder können unter bestimmten Voraussetzungen Heilungsprozesse fördern. Durch die PST auf das Gelenk und den Gelenkknorpel werden die Stoffwechselvorgänge beeinflusst. Es soll eine Aktivierung der natürlichen Heilungskräfte der Gelenke und des Bindegewebes bewirken und den Wiederaufbau im betroffenen Gebiet steigern. Folgende Erkrankungen können in der Sportmedizin behandelt werden: Sehnenerkrankungen, Arthrosen, Bandscheibenschäden, Achillodynien, verzögerte Knochenbruchheilung
Glossar
Punktion unter keimfreien Bedingungen wird mit einer Kanüle Flüssigkeit aus einem Gelenk gezogen (sondiert) Quaddelung Lokalanästhetikum wird streifen- oder kreisförmig mehrfach in die Haut gespritzt
rhythmische Stabilisation auch: „Timing For Emphesis“; einer der unterschiedlichen PNF-Techniken, mit deren Hilfe durch Widerstandswechsel an einer Extremität v. a. Koordinationsund Stabilisationsfähigkeit geschult werden
Querfriktion physikaltherapeutische Technik, bei der durch tiefe Reibung i. d. R. an Sehnen und immer quer zum Faserverlauf diejenigen Rezeptoren gereizt werden sollen, die bei Überschreitung eines Schwellenwertes zu einer reflektorischen Muskelentspannung führen (Golgiorgane)
Rotatorenmanschette die Ansatzsehnen am Oberarmkopf; sie umhüllen diesen manschettenartig und führen im Schultergelenk im Wesentlichen Rotationen durch bzw. stabilisieren das Schultergelenk beim Heben des Armes durch Zentrierung des Oberarmkopfes in der Gelenkpfanne
reaktive Bahnung krankengymnastische Techniken nach propriozeptivem Defizit durch Unfall oder Erkrankung, bei denen durch gezielte Reizung der Rezeptoren, die für koordiniertes Bewegen und koordinierte Haltung verantwortlich sind, diese Bewegungen und Haltungen gefördert und verbessert werden (s. auch rhythmische Stabilisation)
Schlingentisch krankengymnastisches Gerät zur Entlastung v. a. der Wirbelsäule sowie der verletzten Extremitäten, meist mittels Traktion, aber auch zur Eigenmobilisation (Krafttraining gegen Federn oder Gewichte)
Reaktivkraft Fähigkeit, in einem Dehnungs-Verkürzungs-Zyklus die größtmögliche Kraft zu entwickeln Reaktivkrafttraining Training der Reaktivkraft Refixation operatives Wiederbefestigen abgerissener Strukturen, wie beispielsweise Sehnen nach Abrissen retropatellar auf der Rückseite der Kniescheibe befindend Rezidiv Wiederauftreten einer Verletzung/Erkrankung
Schmerzkompensationen Ausweichbewegungen bzw. -haltungen zur Vermeidung eines bewegungs- oder haltungsabhängigen Schmerzes Schulterabduktoren die Muskeln, die den Arm im Schultergelenk auf der Frontalebene von der Körpermitte entfernen = abspreizen Schulterblattadduktoren die Muskeln, die das Schulterblatt der Wirbelsäule annähern = anspreizen Schulterdepressoren die Muskeln, die den Schultergürtel senken Schulterextensoren die Muskeln, die den Arm im Schultergelenk auf der Sagittalebene nach hinten führen
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Glossar
segmental bezogen auf ein Bewegungssegment der Wirbelsäule, das aus zwei benachbarten Wirbeln mit ihren hinteren Gelenkverbindungen und einer dazwischenliegenden Bandscheibe besteht segmentale Mobilisation eine isolierte passive Mobilisation innerhalb eines Bewegungssegmentes der Wirbelsäule, die so in der Alltagsbewegung nicht vorkommt; s.-a. Manuelle Therapie segmentale Stabilisation die aktive (muskuläre) Stabilisation im Bereich eines bzw. einiger weniger Bewegungssegmente der Wirbelsäule durch spezifische Techniken des Physiotherapeuten, die bei anderen Kräftigungsübungen in dieser Form nicht vorkommt skoliotische Haltung Haltung mit seitlichen Verkrümmungen der Wirbelsäule Slide Gerät, das eine schlittschuhlaufähnliche Bewegung ermöglicht Sonographie Ultraschalldiagnostik Stabilisationsübungen bei Stabilisationsübungen geht es im wesentlichen um das (Wieder-) Erlernen eines achsengerechten Belastens (Beispiel: keine Achsenabweichung – wie X-Bein – beim Treppensteigen) subchondrale Sklerosierung Knochenverdichtung unterhalb des Knorpels als 1. normale Körperreaktion auf vermehrte Belastung (z.-B. Schienbeinkopfsklerosierung bei Langstreckenläufern) 2. einen der vier röntgenologischen Nachweise der Arthrose mit Weiß-
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zeichnung der unter dem Gelenkknorpel befindlichen Knochenstruktur (die anderen drei sind die Verschmälerung des Gelenkspaltes als Zeichen der Knorpelzerstörung, die Geröllzysten und die schnabelförmige knöcherne Ausziehungen als Antwort des Knochens auf unphysiologischen Druckreiz) Subluxation Teilverrenkung eines Gelenkes (beispielsweise der Kniescheibe gegenüber dem Oberschenkelknochen) Supination für den Unterarm: den im Ellenbogen 90° angewinkelten Unterarm so drehen, dass die Handfläche nach oben zeigt; für den Fuß: den Fuß so drehen, dass die komplette Großzehenseite innen angehoben wird (Gegensatz: Pronation) Supinatoren die Muskeln, die im Unterarm oder im Fuß eine Supination durchführen Tapeverband funktionelle Verbandstechnik, wodurch verletzte Strukturen teilimmobilsiert werden; der Verband stützt, schützt und entlastet, z. B entlastende Verbände für Muskulatur und stützende Verbände für Gelenke TENS Transkutane Elektrische Nerven Stimulation, Form der Elektrotherapie. Durch variable Einstellung von Intensität, Frequenz und Impulsbreite kann eine individuelle Schmerzbehandlung erfolgen. Wird auch bei Muskelminderungen z. B. nach Operationen angewendet Tonuserhalt Erhaltung des normalen Spannungszustandes der Muskulatur
Glossar
Tonusreduktion Verminderung der Ruhespannung der Muskulatur durch geeignete therapeutische Maßnahmen (s. auch PIR und Querfriktion)
Unterarmpronatoren die Muskeln, die den im Ellenbogen um 90° gebeugten Unterarm so drehen, dass die Handfläche nach unten zeigt
Tonusverlust der Verlust der die Funk- Unterarmsupinatoren die Muskeln, die den im Ellenbogen um 90° gebeugtion aufrecht erhaltenden muskulären ten Unterarm so drehen, dass die Hand Ruhespannung nach oben zeigt Traktion therapeutischer Zug an einem untere Extremitäten die Beine Körperteil (Ziel: Entlastung) Transfers Lagewechsel (Beispiel: vom Liegen zum Sitz, vom Sitz zum Stand; vom Rollstuhl in den Sessel etc.)
Valgus x-förmige Achsabweichung (z. B. X-Bein bezogen auf das Kniegelenk)
Translation Verschiebebewegung zweier Gelenkspartner gegeneinander
Ventralmobilisation passive Mobilisation innerhalb der Manuellen Therapie, wobei ein Gelenkpartner bauchwärts bzw. nach vorn bewegt wird
Trophikverbesserung Verbesserung des für die Zellernährung bedeutsamen Stoffflusses innerhalb der Gewebe (Blut- und Lymphbahn) Ulnar- und Radialabduktion auch: Ulnarduktion und Radialduktion; Bewegung der Hand zur Kleinfingerseite (Ulna/Elle) bzw. zur Daumenseite hin (Radius/Speiche) Ultraschall physikaltherapeutische Technik aus der Elektrotherapie, bei der ein Schwingkopf mit Kontaktgel über der zu behandelnden Körperpartie gekreist wird (mit gleichbleibender oder wechselnder Frequenz; auch unter Wasser/ subaqual), wobei diese mechanischen Impulse an sog. Grenzflächen, wie beispielsweise Knochen, reflektiert werden und zum Lösen von entzündungsbedingten Verklebungen beitragen können
Weichteiltechniken alle physikaltherapeutischen Maßnahmen, die an den Weichteilen wie Muskeln oder bindegewebigen Strukturen ansetzen, die das betroffene Gelenk oder die Wirbelsäule betreffen (Beispiel: Massage, Querfriktion etc.) Zentrierung des Gelenkes die Gelenkpartner stehen physiologisch-biomechanisch optimal zueinander – sie sind kongruent; nur so ist ein optimaler Bewegungsvollzug gewährleistet Zweipunktegang Gehen mit Unterarmgehstützen, wobei zwei Kontakte auf der Unterfläche die Technik ausmachen – zunächst die Unterarmgehstützen gleichzeitig mit der verletzten Extremität, dann das gesunde Bein; s. a. Dreipunktegang
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