SPÄTE TEXTE ÜBER ZEITKONSTITUTION
HUSSERLIANA EDMUND HUSSERL MATERIALIEN
BAND VIII
SPÄTE TEXTE ÜBER ZEITKONSTITUTIO...
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SPÄTE TEXTE ÜBER ZEITKONSTITUTION
HUSSERLIANA EDMUND HUSSERL MATERIALIEN
BAND VIII
SPÄTE TEXTE ÜBER ZEITKONSTITUTION (1929–1934) Die C-Manuskripte
AUFGRUND DES NACHLASSES VERÖFFENTLICHT VOM HUSSERL-ARCHIV (LEUVEN) UNTER LEITUNG VON
RUDOLF BERNET, ULLRICH MELLE UND KARL SCHUHMANN †
EDMUND HUSSERL SPÄTE TEXTE ÜBER ZEITKONSTITUTION (1929–1934) Die C-Manuskripte
HERAUSGEGEBEN VON
DIETER LOHMAR
A C.I.P. Catalogue record for this book is available from the Library of Congress.
ISBN-10 1-4020-4121-7 (HB) ISBN-13 978-1-4020-4121-1 (HB) ISBN-10 1-4020-4122-5 (e-book) ISBN-13 978-1-4020-4122-8 (e-book)
Published by Springer, P.O. Box 17, 3300 AA Dordrecht, The Netherlands.
www.springeronline.com
Printed on acid-free paper
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INHALT
Einleitung des Herausgebers
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . xiii
SPÄTE TEXTE ÜBER ZEITKONSTITUTION (1929–1934) DIE C-MANUSKRIPTE C2 Nr. 1 Nr. 2 Nr. 3
Nr. 4
Nr. 5 Nr. 6
Nr. 7
Das Urphänomen des Strömens als Zeitigung verharrender Einheiten. Ich als anonymer Urpol der Einheit aller Zeitigungen . . . . . . . Notwendige Stufen der Zeit- und Weltkonstitution . . . . . . . . Das Urphänomen der lebendigen Gegenwart. Ihr Wesen als starre Form eines Prozesses, in dem die Zeitlichkeit konkreter Individuen konstituiert wird . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Das „Urphänomen“ – wie komme ich dazu? Der lebendige Strom der Bewusstseinsgegenwart wird in der transzendentalen Reduktion zum Urphänomen, dem Urfeld der Erfahrung für die transzendentale Phänomenologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Wiedererinnerung in der strömenden Gegenwart . . . . . . . Ich als konkretes Thema. Mein mundanes Selbstverständnis als konkretes Ich in der Welt. Die Primordialreduktion und der Aufstieg der Konstitution bis zur gemeinsamen Welt . . . . . . . . . . . . „Ich“ durchdacht von der lebendigen Gegenwart aus . . . . . . . a) Das konkrete Ich mit seinen Habitualitäten, Interessen, idealen Zielen und seiner Faktizität . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Ich in meiner Urmodalität und den nachmodalen Implikationen .
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6
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13 17 17 20
C3 Nr. 8
Das Ego der Epoché. Die lebendige Gegenwart als Kern des Weltphänomens und die Horizonte der Vergegenwärtigung, der Kern des eigentlich Wahrgenommenen . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. 9 Mein transzendentales Sein als konkrete urlebendige Gegenwart. In der phänomenologischen Reduktion finde ich mich im strömenden Leben als konkretes Ich in verschiedenen Modi meiner Zeitlichkeit . Nr. 10 Grundstrukturen der konkreten Subjektivität . . . . . . . . . . .
24
29 35
vi
inhalt
Nr. 11 Einheit des Ich bei streitenden Tendenzen . . . . . . . . . . . . Nr. 12 „Erleben“. Die Struktur des Erlebens in Bedeutsamkeiten . . . . . Nr. 13 Reduktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Reduktion der Welt auf das Weltphänomen und Reduktion des mundanen Ich auf das reine Ich und das strömende Leben als den absoluten Boden aller meiner Geltungen . . . . . . . . . . . b) Das transzendentale Ich als Pol von Affektion und Aktion. Wachheit und die Verlebendigung von schlafenden Habitualitäten im konkreten Ich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Konstituierte Welt. Das konkrete Ich ist als zeitigend-gezeitigtes auf gegenwärtige, vorgegebene Welt gerichtet . . . . . . . . . d) Die ‚Breite‘ der lebendigen Gegenwart im strömenden Sein: Anfangen, Aufhören und Wandel von Gegebenheiten . . . . . . e) Die Funktion des Ichpols in der konkreten Zeitigung und die Mit-Gegenwart der Anderen . . . . . . . . . . . . . . . . f) Was ist uns von der Welt gegenwärtig, was ist von ihr vergegenwärtigt? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. 14 Zugleich-Sein und räumliches Koexistieren auf dem Hintergrund der starren Zeitform . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. 15 Der strömende Wandel in der zugleich seienden Weltgegenwart . . . Nr. 16 Notiz: Zu verschiedenen Methoden und Stufen der Reduktion . . . Nr. 17 Zum Aufbau der lebendigen Gegenwart nach impressionalen, reproduktiven Feldern. Interesse . . . . . . . . . . . . . . . . a) Aspekte der lebendigen Gegenwart: Hyle, Akt, Intentionalität, Gegenwärtigung und Vergegenwärtigung . . . . . . . . . . . b) Der Aspekt der praktischen Interessen: Die Ausbildung der Korrelation von Interessen und Welt-Gegenständen beginnt in der instinktiven Intentionalität der ‚ersten Kindheit‘ im Mutterleib . . Nr. 18 Notiz: Zu Einheit, Kontinuität und Widerstreit von Sinnesfeldern . . Nr. 19 Konstitution „immanenter“ Daten bzw. eines immanenten Zeitfeldes. Die strömende Dauer in der Form des Wandels . . . . . . . . . . Nr. 20 Hyletische Urströmung und Zeitigung . . . . . . . . . . . . . . a) Die Wandlung in ein Neues als Urverschmelzung von Urimpression und retentionaler Wandlung . . . . . . . . . . b) Konstitution konkreter Dauereinheiten in konkreten Impressionen. Gegenwart als konkrete Gegenwart . . . . . . . c) Die objektiven, weltlichen Zeitmodalitäten . . . . . . . . . . d) Noten. Die Ordnung der Rückfrage . . . . . . . . . . . . . e) Das Durchscheinen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
37 38 40
40
41 49 51 53 61 62 65 68 70 70
73 76 78 80 80 83 85 85 87
C4 Nr. 21 Vergangenheits- und Zukunftshorizonte. Schlaf und Erwachen. Die Unvorstellbarkeit des Todes des transzendentalen Ich . . . . . . .
89
inhalt a) Approximative Erinnerung der Vergangenheit im Gegensatz zum offen-unentschiedenen, verbildlichenden, nur quasi-erfüllenden Ausmalen der Zukunfts-Entwürfe . . . . . . . . . . . . . . b) Vergangenheits- und Zukunftshorizonte in der lebendigen Gegenwart. Fortschreibung der Retention auf die Zukunft . . . . c) Müdigkeit, Schlaf und Geweckt-Werden des Ich meiner Erwerbe und praktischen Zwecke. Der Tod des transzendentalen Subjekts ist nicht konstituierbar . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
vii
89 93
96
C6 Nr. 22 Form der Methode der Gewinnung der Wesensform der Welt in endlos-offenem Progressus der Enthüllung der Horizonte = Form der Methode zu einer „Weltanschauung“ als Wesensanschauung . . . . Nr. 23 Vorstoß zu einer Methode des Abbaus, des radikalen Abbaus der vorgegebenen Welt im Rückgang zur strömenden Gegenwart und systematischer Abbau dieser Gegenwart. Aufdeckung von Kernstrukturen in der immanenten Zeit und der Konstitution der Natur Nr. 24 Notiz: Stufen des Bewusstseins-von . . . . . . . . . . . . . . . Nr. 25 Notiz: Formstrukturen der lebendigen Gegenwart . . . . . . . . . Nr. 26 Notiz: Haben eines Dinges, eines Sehdinges, einer Erscheinung, Haben eines Empfindungsinhalts. Haben eines Psychischen, indem man selbst ist . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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C7 Nr. 27 In der transzendentalen Reduktion werde ich zum Zuschauer des mundanen Ich. Die Reduktion auf die Kernsphäre der Wahrnehmungsgegenwart unter Ausschluss von Erinnerung und Zukunft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. 28 In der transzendentalen Selbstzeitigung des Ich konstitutiert sich die Transzendenz der Welt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. 29 Notiz: Weckung von Horizonten. Affektion und Aktion . . . . . . Nr. 30 Das transzendentale Ich als Zuschauer und die Welterscheinung. Selbstdarstellung und Mitmeinung. Reduktion auf das selbstdarstellende, rein Wahrnehmungsmäßige . . . . . . . . . . Nr. 31 Urmethode der Phänomenologie. Das Interesse am Universum des Subjektiven in der Epoché . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. 32 Die Selbstzeitigung des transzendentalen Ego. Epoché, Reduktion auf die strömende Gegenwart und primordiale Reduktion: Das Primordium als Stätte der Konstitution der weltlichen Zeitmodalitäten Nr. 33 Das Einbrechen einer Erinnerung in einen durchgehenden Wahrnehmungsverlauf kann zur ‚Verdeckung‘ der Wahrnehmung führen (und umgekehrt). Die Reduktion auf letzte Perzeptionen im Sinne hyletischer Daten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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123 125
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viii
inhalt
Nr. 34 Reduktion auf reine Selbstwahrnehmung, auf meine Wahrnehmungsgegenwart unter Einklammerung von Erinnerung und Erwartung . . Nr. 35 Notiz: Reflexion auf meine Möglichkeiten im Rahmen der Reduktion auf die strömende Gegenwart . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. 36 Reduktion auf das Ego der reinen Selbstwahrnehmung . . . . . . . Nr. 37 Notiz: Die Enthüllung des Seinssinnes und der zeitlichen und räumlichen Gegebenheitsweise der Welt . . . . . . . . . . . . . Nr. 38 Notiz: Simultane und sukzessive Konfiguration . . . . . . . . . . Nr. 39 Ich selbst und die Welt in meiner Wahrnehmung in strömender Gegenwart . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. 40 Ad Thema und Epoché. Auch in reiner Selbstwahrnehmung bleibt die Welt universaler Horizont . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. 41 Die invariante Zeitform des urströmenden Lebens in allen Modi der Welt- und Selbstwahrnehmung . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. 42 Notiz: Primordiale Reduktion . . . . . . . . . . . . . . . . .
136 138 139 141 143 144 146 148 153
C8 Nr. 43 Die Endlichkeit des primordialen Ego . . . . . . . . . . . . . . a) Steigerung und Minderung der Kräfte des primordialen Ich und die Limesgestalten von Geburt und Tod . . . . . . . . . . . . b) Die immer endliche induktiv-apperzeptive Erweiterung meiner und unserer Räumlichkeit und Zeitlichkeit . . . . . . . . . . Nr. 44 Notiz zum Verhältnis von Naturhistorie und Erinnerungsvergangenheit in der primordialen Sphäre . . . . . . . Nr. 45 Notiz: Die innere Erweiterung meiner Erinnerungsvergangenheit, der meines Lebens, durch intersubjektive Konstitution . . . . . . . . . Nr. 46 Das Zusammenwirken von Monaden in der Weltkonstitution . . . . a) Die Instinkt-Intentionalität der Monaden . . . . . . . . . . . b) Die gemeinschaftliche Konstitution von Zeit, Raum und Welt als Zusammenwirken von Monaden interpretiert . . . . . . . . .
154 154 159 166 168 169 169 171
C9 Nr. 47 Der Aufbau des Geltungsgefüges der raumzeitlichen Welt im Zusammenspiel von Ich und Wir . . . . . . . . . . . . . . . . 178 C 10 Nr. 48 Das Ich als Pol der Affektionen und Aktionen. Exzerpt von U10–U17 Nr. 49 Die Zeitigung in ihren „Leistungen“. U11–U24 . . . . . . . . . a) Methodische Besinnung auf die regressive und progressive Analyse der Weltkonstitution . . . . . . . . . . . . . . . b) Bloße Abhebung, ichlose Affektion und Aktionen des Ich . . . c) Die Struktur der Zeitigung von Aktivität und Affektion . . . .
. 183 . 185 . 185 . 188 . 196
inhalt
ix
d) Exkurs über traumlosen Schlaf . . . . . . . . . . . . . . . . 199 e) Die Konstitution des identischen Vollzugs-Ich im Wandel seiner Vollzüge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 200 C 11 Nr. 50 Konstitution der Zeitmodalitäten. Die menschliche Welt als Welt der Zwecke in Abgrenzung gegen die Welt der Tiere . . . . . . . . . a) Primordiale Reduktion auf das strömende Jetzt, in dem sich die Zeitmodalitäten konstituieren. Die objektive Naturzeit ist in subjektiver Orientierung gegeben . . . . . . . . . . . . . . b) Die Welt als Universum des wahrhaft Seienden und als Universum der Zwecke in Abgrenzung zur Welt der Tiere, die keinen Erkenntnis- und Zwecksinn besitzen . . . . . . . . . . . . . c) Das Tier und seine Wahrnehmungswelt im Wandel und als fortseiend im bloßen Wiedererkennen . . . . . . . . . . . . Nr. 51 Identifikation in der primordialen Sphäre und in der Gemeinschaft . Nr. 52 Konstitution und Urstiftung praktischer Möglichkeiten bis hin zum Vollzug der Epoché. Die Voraussetzung aller Konstitution und Handlung im Vor-Seienden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. 53 Der Übergang von phantasierten Möglichkeiten zum praktischen, verwirklichenden Willen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. 54 Antizipation von Vermöglichkeiten . . . . . . . . . . . . . . . Nr. 55 Die Rolle der Erinnerung und Wiederholung bei der Konstitution identischer Einheiten in der Zeitsukzession . . . . . . . . . . . . a) Die Funktion von Erinnerung, Wiederholung, Kinästhesen und Antizipationen für die Konstitution der identischen Substrate . . b) Die gemeinschaftliche Konstitution der objektiven Welt und der Weltzeit in Handlung und Sinngebung . . . . . . . . . . . . c) Die genetische, aufsteigende Konstitution der Welt des Kindes im Gegensatz zur historischen Entwicklung der Erwachsenenwelt . .
204
204
208 212 215
220 226 229 232 232 236 241
C 12 Nr. 56 Zeitigung. Schwierigkeiten der Scheidung reeller und intentionaler Analyse, und zwar in Beziehung auf die reflektive Erfahrung vom Erlebnisstrom . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 244 C 13 Nr. 57 Konstitution von Bekanntheit und Neuheit aufgrund der Ähnlichkeitsassoziation. Anfänge der Weltkonstitution im Interessenleben des Ich, beginnend beim Instinkt-Ich . . . . . . . 249 Nr. 58 Notiz zu Deckungs- und Verschmelzungsphänomenen, Gleichheit und Ähnlichkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 254
x
inhalt
Nr. 59 Notiz zu Örtlichkeit und Qualität als Konstituentien von Verschmelzung und Diskretion . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. 60 Instinkte in ihrer universalen Einheit und in der Ordnung der Enthüllung. Der Instinkt der Objektivierung als ein Sonderinstinkt . Nr. 61 Konstitution der Welt in der lebendigen Entwicklung und ständigen Bewährung relativer Geltungen und ihre Harmonisierung in der Gemeinschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. 62 Retention, Protention und Ich-Aktivität in der Wiedererinnerung. Identifizierbares individuelles Sein als Voraussetzung der Wiedererinnerung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. 63 Das instinktive Streben nach Erfüllung in den Kinästhesen, im „Genießen“ und im Interesse . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. 64 Über das Phantasie-Ich und das Wiedererkennen . . . . . . . . . a) Der Zusammenhang von Phantasie-Ich und wirklichem Ich in seinen zeitlichen Horizonten . . . . . . . . . . . . . . . . b) Der Unterschied zwischen Wiederholung der Wahrnehmung als Moment jeder Wiedererinnerung und wiederholter Wahrnehmung, die durch Wiedererkennen eine Erinnerung weckt . . . . . . . c) Wiedererkennen als Urfunktion der Zeitigung (Vergangenheit und Zukunft) im instinktiven Leben . . . . . . . . . . . . . . .
256 257
259
264 272 274 275
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C 14 Nr. 65 Die Konstitution der einheitlichen, objektiven Weltzeit durch Nahund Fernvergangenheiten, analogisiert mit der Konstitution des Körpers durch Nah- und Fernerscheinungen . . . . . . . . . . . 288 C 15 Nr. 66 Urassoziation und Urzeitigung in der hyletischen Sphäre . . . . . . 295 C 16 Nr. 67 Über die Fortgeltung meiner theoretischen Überzeugungen und praktischen Vorhaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Besinnende Wieder-Aktualisierung meiner Vorhaben . . . . . . b) Behalten und Fortgeltung von Überzeugungen bei Unterbrechung der Wachheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. 68 Das Bleibende im personalen Sein und im Miteinandersein . . . . . a) Modi des Versinkens von Akten (und ihren Geltungen) im „Unbewußten“, ihre Abhängigkeit von der Aktivität des Im-Griff-Haltens in der lebendigen Gegenwart . . . . . . . . . b) Bleibende Interessen, Instinkte und Gewohnheiten des Einzelnen und der Gemeinschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. 69 Lust- und Unlust-Affektion in der Ursphäre . . . . . . . . . . .
300 300 305 310
310 314 318
inhalt Nr. 70 Der Instinkt der „Neugier“ und andere Interessen als Motive für die spezifische Zuwendung zu den affizierenden Objekten oder hyletischen Daten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. 71 Die Herausbildung kinästhetischer Systeme in der instinktiven Trieberfüllung. Instinktives Streben als Moment der Affektion . . . Nr. 72 Versuch einer Unterscheidung zwischen Affekten und Gefühlen der Lust und Unlust . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. 73 Die Stufen vom ursprünglichen Begehren bis zur intersubjektiven Objektwelt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. 74 Die konstitutiven Stufen des Aufbaus höherstufiger Objekte von der Uraffektion bis zur vollen intersubjektiven Welt. Konstituierende und erfahrende Akte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. 75 Handeln, positives und negatives Begehren, Lust, Unlust . . . . . . Nr. 76 Notiz zur reinen Reflexion als vergegenständlichender Zugang zum Strömen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. 77 Reduktion auf das Ego und Reduktion auf die lebendige Gegenwart . Nr. 78 Notiz zum Ich als Ausstrahlungszentrum meiner Akte . . . . . . . Nr. 79 Das Ich in der lebendigen Gegenwart (U25–U36) . . . . . . . . . . a) Verzeitlichung meiner Akte. Verleiblichung und Vermenschlichung des Ego in der primordialen Sphäre . . . . . . . . . . . . . b) Geltungserwerb und Modifikationen der Fortgeltung durch das Ich c) Gefühl und Affektion. Ihr Bezug zum Ich in der lebendigen Gegenwart . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . d) Über das ästhetische Wertgefühl . . . . . . . . . . . . . . . Nr. 80 Perzeption und Apperzeption in der Dingwahrnehmung . . . . . . Nr. 81 Konstitution der einheitlichen Zeitlichkeit durch Wiedererinnerung. Das Originäre im Subjektiven überhaupt . . . . . . . . . . . . . Nr. 82 „Meine“ Subjektivität, mein Ich . . . . . . . . . . . . . . . . a) Die Einheit und Meinigkeit des Bewußtseins meiner selbst, der Welt sowie der Anderen . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Reflexion in der Originarität und in der Vergegenwärtigung . . . Nr. 83 Über intermonadische Weltkonstitution in Generativität und Tradition. Der Konnex mit fremden Völkern . . . . . . . . . . . Nr. 84 Notiz zur Einfühlung in Personen meiner und anderer Gemeinschaften Nr. 85 Notiz zur erinnernden Vergegenwärtigung und alterierenden Gegenwärtigung in der Weltkonstitution . . . . . . . . . . . . . Nr. 86 Notiz zu Deckungsphänomenen in der Wiedererinnerung und in der Phantasie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. 87 Probleme des Unbewußten. Ist das Versinken in der Retention begrenzt oder unbegrenzt? . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
xi
323 326 330 331
335 340 342 342 343 344 344 348 350 354 356 359 362 362 365 369 372 373 375 376
C 17 Nr. 88 Individualität in Zeitlichkeit und Kausalität . . . . . . . . . . . 377 a) Kausalität und Individualität bei physischen Gegenständen, Kulturobjekten und bei psycho-physischen Subjekten . . . . . . 377
xii
inhalt
b) Die seelische Individualität des Psychischen . . . . . . . . . . Nr. 89 Die Stufen der Konstitution bis zur vollen, gemeinschaftlichen Weltzeit Nr. 90 Transzendentale Zeitigung der objektiven Welt . . . . . . . . . . a) Welt-Zeitigung als Leistung der transzendental-intersubjektiven Konstitution . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Die Aktivität des Ich in praktischer Weltgestaltung . . . . . . . c) Die intersubjektiven, geistigen Sinne in den besonderen kommunikativen Umwelten . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. 91 Analyse der Zeitigung der Welt. Verharren im Wandel der strömenden Zeitigung und objektiv-zeitliches Verharren des realen Seins in seinen Veränderungen . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. 92 Die Welt in der Einstimmigkeit und Modalisierung der Erfahrung . . Nr. 93 Das Verharren von Weltlichem . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Verharren im strömenden, sich wandelnden Währen und Verharren als objektive Veränderung . . . . . . . . . . . . . b) Zur „lebendigen Gegenwart“ der Welt mit dem Horizont der gesamten Vergangenheit und Zukunft . . . . . . . . . . . . Nr. 94 Wie konstitutiert sich die Einheit der fortdauernden Welt über die Pausen des Schlafs hinweg? Schlaf, Geburt und Tod als Konstitutionsprobleme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. 95 Der einzelpersonale, lernende Aufstieg der Person vom transzendentalen ‚Kind‘ zum wachen Gemeinschaftssubjekt. Das Erwachsen der teleologischen Idee echter Menschheit auf dem Boden der invarianten Form der Welt . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. 96 Hineinwachsen in die Gemeinschaft im verstehenden Mitvollzug. Gemeinschaftliche Weltkonstitution über die Unterbrechungen der Wachheit hinaus, mit den Grenzfällen Geburt und Tod . . . . . . . Nr. 97 Die Konstitution von fernen, unzugänglichen Zeiten (Steinzeit, Sternengeburt und -tod) durch die Idealisierung des Vermögens vermittelter Kunde von Anderen . . . . . . . . . . . . . . . .
384 388 390 390 394 398
403 409 411 411 414
417
430
435
443
Chronologische Ordnung der Manuskripte . . . . . . . . . . . . . . 447 Nachweis der Originalseiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 451 Namenregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 455
EINLEITUNG DES HERAUSGEBERS
Die C-Gruppe enthält 17 Konvolute mit Forschungsmanuskripten Edmund Husserls, die zwischen Oktober 1929 und September 1934 entstanden sind. Sie behandeln die Zeitkonstitution und Themen, die damit in Zusammenhang stehen. Der unmittelbare Anlass für Husserls intensive Beschäftigung mit den Themen der Zeitanalysen lässt sich nur schwer bestimmen. Ein wichtiger Impuls hierfür war wohl die Veröffentlichung von Edmund Husserls Vorlesungen zur Phänomenologie des inneren Zeitbewußtseins im Jahr 1928.1 Da darin lediglich Husserls frühe phänomenologische Zeitanalysen einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden, sah sich Husserl dazu gedrängt, auch seine weiterführenden Analysen zum Zeitbewusstsein, die 1917 und 1918 in Bernau entstanden waren, zu veröffentlichen.2 Ab 1928 versuchte er, mit Hilfe seines Privatassistenten Eugen Fink die Bernauer Manuskripte zur Publikation vorzubereiten.3 Die Bemühungen, die Bernauer Manuskripte in eine konsistente und druckfertige Form zu bringen, fallen in eine Zeit intensiver Arbeit an anderen Publikationsvorhaben. In den Jahren 1928 und 1929 redigiert Husserl den Encyclopaedia Britannica Artikel und die Amsterdamer Vorträge, er gestaltet die Pariser Vorträge für die französische Übersetzung sowie die deutsche Fassung der Cartesianischen Meditationen.4 Außerdem verfasst Husserl die Formale und transzendentale Logik, die 1929 erscheint, und arbeitet mit L. Landgrebe an einem „zweiten logischen Buch“, das schließlich 1939 unter 1 Der Text ist in kritischer Neuausgabe im Band X der Husserliana, Zur Phänomenologie des inneren Zeitbewußtseins (1893–1917), hrsg. von R. Boehm, Den Haag 1966, erschienen. 2 Schon im Herbst 1927 fragte Husserl R. Ingarden, ob er die schwierige Aufgabe der Bearbeitung der Bernauer Manuskripte übernehmen wolle. Vgl. die Darstellung R. Ingardens in E. Husserl: Briefe an Roman Ingarden. Phaenomenologica 25, Den Haag 1966, 154. 3 Vgl. die Edition Die Bernauer Manuskripte über das Zeitbewusstsein (1917/18), hrsg. von R. Bernet und D. Lohmar, Husserliana XXXIII, Dordrecht / Boston / London 2001. 4 Husserls Entwürfe zu dem ‚Encyclopaedia Britannica Artikel' sind in Husserliana IX, Phänomenologische Psychologie. Vorlesungen Sommersemester 1925, hrsg. von W. Biemel, Den Haag 1962, abgedruckt (S. 237–301), ebenso wie die ‚Amsterdamer Vorträge' (S. 302–349). Die ‚Pariser Vorträge' wie auch die deutsche Fassung der Cartesianischen Meditationen wurden von S. Strasser in Husserliana I, Den Haag 1950, veröffentlicht.
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einleitung des herausgebers
dem Titel Erfahrung und Urteil posthum erscheint.1 Ab 1934 beginnt er mit der Konzeption der Krisis-Schrift.2 Hiermit ist fast schon das Ende der letzten Phase von Husserls Analysen der Zeitkonstitution erreicht. Es gibt allerdings vereinzelte Hinweise darauf, dass er die C-Manuskripte im Jahr 1935 und eventuell auch noch später zur Hand genommen hat.3 Die Vorbereitung der Bernauer Manuskripte für den Druck durch E. Fink, der seit 1928 Husserls Privatassistent war, schien zunächst gut voranzugehen. In den Jahren 1931 und 1932 berichtet Husserl über den guten Fortgang des Publikationsvorhabens. Husserl schlägt Fink sogar 1933 vor, dass die „Schrift über die Zeit“ unter beider Namen erscheinen soll.4 Husserl kündigt dann erstmals Ende 1933 an, dass er ausser dem „I. Band“ mit den Untersuchungen aus der Bernauer Zeit einen zweiten Band plant, der „Zeituntersuchungen seit 1930“ enthält und „etwa Ende 1934“ erscheinen soll.5 Es handelt sich dabei um einen Band, dem die hier veröffentlichten C-Manuskripte zugrunde lagen und der jetzt Teil eines Werkes über den 1 Der Text der Formalen und transzendentalen Logik. Versuch einer Kritik der logischen Vernunft findet sich in kritischer Neuausgabe von P. Janssen in Husserliana XVII, Den Haag 1974. Erfahrung und Urteil erschien 1939 im Academia Verlag in Prag (Jetzt: Meiner Verlag, Hamburg 1999). 2 Vgl. zu Husserls umfangreichen Projekten der Spätzeit die „Einleitung des Herausgebers“ von Iso Kern zu Husserliana XV, Zur Phänomenologie der Intersubjektivität. Texte aus dem Nachlass. Dritter Teil 1925–1935, Den Haag 1973, S. XXXIV–LXVI. Zu dem Verlauf der Arbeit an der Schrift Die Krisis der europäischen Wissenschaften und die transzendentale Phänomenologie. Eine Einleitung in die phänomenologische Philosophie vgl. die „Einleitung des Herausgebers“ W. Biemel in Husserliana VI, Den Haag 1954, und die „Einleitung des Herausgebers“ R.N. Smid zu dem Band Die Krisis der europäischen Wissenschaften und die transzendentale Phänomenologie. Ergänzungsband. Texte aus dem Nachlass 1934–1937, in Husserliana XXIX, Dordrecht / Boston / London 1993, S. XI–LXV. 3 Dafür sprechen auch Husserls gelegentliche interne Verweise auf den Umschlägen der Manuskripte unter Gebrauch der im März 1935 festgelegten und heute noch gebräuchlichen Signaturen der Manuskripte, vgl. hier C 10, Bl. 1a; C 11, Bl. 18a; C 13, Bl. 1a; C 16, Bl. 109a; C 7, Bl. 28a; C 8, Bl. 1a und C 4, Bl. 14b. Bei den ersten Arbeiten zur Sichtung und Ordnung des Husserl‘schen Nachlasses, die im Hinblick auf dessen Bewahrung im Jahr 1933 unternommen wurden, waren – wohl wegen der noch laufenden Arbeiten an diesen Projekten – weder die Bernauer Manuskripte der Jahre 1917/18 (später: Gruppe L) noch die Zeituntersuchungen aus der späteren Gruppe C mit aufgenommen worden. In der Ordnung vom März 1935 wurde die Gruppe C jedoch aufgenommen. Vgl. hierzu S. Luft: „Die Archivierung des husserlschen Nachlasses 1933–1935.“ In: Husserl Studies 20 (2004), 1–23. 4 Vgl. R. Bernet und D. Lohmar: „Einleitung der Herausgeber“ in Husserliana XXXIII, XXIV–XXIX. 5 Vgl. den Brief von Husserl an Cairns vom 15.11.1933 (in: Edmund Husserl: Briefwechsel. Band IV. Die Freiburger Schüler. Hrsg. von K. Schuhmann in Verbindung mit E. Schuhmann. Husserliana Dokumente III, Dordrecht / Boston / London 1994, Bd. IV, 32 ff.), den Brief Husserls an Cairns vom 9.12.1933 (Husserliana Dokumente III, IV, 38 f.) und den Brief Husserls an Landgrebe und Patoˇcka vom 8. 12. 1933 (Husserliana Dokumente III, IV, 319).
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„Ursprung der Zeit“ werden soll. Von nun an wird die geplante Veröffentlichung der Bernauer Manuskripte öfter als „I. Band“ bezeichnet, z. B. als „I. Band des Werkes über den Ursprung der Zeit (von Dr. Fink aufgrund von Manuskripten aus der Zeit von 1905–1932, aber von Fink selbständig erarbeitet)“.1 Die Ordnung der Konvolute C 1 bis C 17 entspricht überwiegend der Folge ihrer Entstehung.2 Die in den einzelnen Konvoluten zusammenliegenden Texte sind daher in einigen Fällen thematisch relativ homogen. Einen solchen thematischen Schwerpunkt haben z. B. das Manuskript C 2, das die strömende lebendige Gegenwart als Urphänomen untersucht, und das Manuskript C 3 mit der methodischen Reduktion auf die lebendige Gegenwart; C 7 beschäftigt sich vornehmlich mit Analysen aus dem Gesichtspunkt der reinen Selbstwahrnehmung (d. h. ohne Erinnerung und Erwartung); C 11 untersucht hauptsächlich die Konstitution der praktischen menschlichen Welt und C 13 ist thematisch um das instinktive Streben zentriert. Aber selbst bei diesen thematisch relativ homogenen Konvoluten würde eine inhaltliche Charakterisierung durch ein Gesamtthema vielen Texten nicht gerecht werden. Dies gilt insbesondere für die umfangreichen Konvolute C 16 und C 17, bei denen es unmöglich ist, alle Einzeltexte unter einen gemeinsamen Obertitel zu bringen, obgleich C 16 einen Schwerpunkt in der ichlichen Konstitution der Zeit und C 17 einen solchen in der gemeinschaftlichen Konstitution der objektiven Weltzeit aufweist. Es bietet sich daher eine nach Themen und inhaltlichen Anknüpfungen an andere Projekte Husserls geordnete Inhaltsübersicht an. So wird z. B. der enge Zusammenhang der C-Manuskripte mit den Bernauer Manuskripten schon daraus deutlich, dass viele wichtige Themen dieser Manuskripte in der Gruppe C noch einmal in geänderter Perspektive aufgenommen werden: So wird das Thema der Individuation vielfach erneut aufgegriffen und die in Bernau begonnenen Analysen zur zeitlichen Konstitution des Ich rücken ins Zentrum der Untersuchungen.3 Auch andere Themen, die für die Bernauer Zeit charakteristisch sind, finden sich wieder, z. B. das Problem der
1 Vgl. den Brief Husserls an Farber vom 18.6.1937 (Husserliana Dokumente, III, IV, 83). Im Juli 1934 schlägt Husserl Fink vor, eine von ihm selbst verantwortete Ausarbeitung vorzunehmen, vgl. den Brief von Husserl an Fink vom 21.7.1934 (Husserliana Dokumente III, IV, 93 f.). Nach 1934 äußert Husserl in seinen Briefen nur noch gelegentlich die Hoffnung auf einen baldigen Abschluss des Projekts. 2 Vgl. hierzu die Zeittafel, hier 447. 3 Zum Thema der Individuation vgl. z. B. die Texte Nr. 3, 4, 46, 51, 52, 56, 62 und 88. Zu den Analysen des Ich und der Zeitigung als ichliches Geschehen vgl. Fussnote Nr. 24.
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unendlichen Regresse1 und das komplexe Zusammenspiel von Protention und Retention.2 Relativ zentral sind auch die weiterführenden Analysen zur Funktion von Erinnerung und Wiederholung bei der Konstitution der objektiven Zeit.3 Husserl zielt also auf eine umfassende Analyse aller Stufen der Zeitkonstitution, die er in den Vorlesungen zur Phänomenologie des inneren Zeitbewußtseins (1904/05) angefangen und in den Bernauer Manuskripten fortgeführt hatte. Ein großer Teil der Manuskripte der Gruppe C dient zur Weiterführung und Vertiefung ihrer Analysen. Gelegentlich zeigt sich auch die Absicht, verbliebene systematische Lücken zu füllen.4 Die Analysen der Vorlesungen zur Phänomenologie des inneren Zeitbewusstseins und große Teile der Bernauer Manuskripte konzentrieren sich auf die eher formalen Strukturen des inneren Zeitbewusstseins, d. h. auf die in Protention und Retention ausgedehnte Gegenwart und auf den Ursprung und Hintergrund des hyletischen Urstroms. Dagegen wird in den C-Manuskripten die ichliche Zeitkonstitution im Lebensmedium der konkreten lebendigen Gegenwart untersucht und eine Aufklärung aller Konstitutionsstufen im Übergang von der ausgedehnten und stetig lebendig fließenden Gegenwart des erlebenden Subjekts zur objektiven, gemeinschaftlich konstituierten Zeit angestrebt.5 Dieser Übergang von der subjektiven, immanenten Zeitlichkeit zur objektiven Zeit wurde in den Bernauer Manuskripten nur gelegentlich thematisiert.6 Andere systematische Desiderate, wie die wichtigen Analysen zur Zeitlichkeit der idealen Gegenstände, sollten der geplanten Publikation der Bernauer Manuskripte vorbehalten bleiben.7 Es gibt ferner deutliche Anknüpfungen an die Themen und Probleme der Cartesianischen Meditationen. Dies zeigt sich schon darin, dass in fast allen Texten der Gruppe C die Primordialreduktion ausdrücklich vollzogen ist oder zumindest erwähnt wird. Viele Analysen betreffen die Konstitution 1
Vgl. hierzu Text Nr. 46 b) und 49 b). Vgl. z. B. die Texte Nr. 3, 21 b), 28, 32, 54, 55, 67, 69 und 79 c). 3 Vgl. hierzu Nr. 5, 19, 20, 33, 55, 56, 62, 66, 81 und 85. 4 Das Motiv des Lücken-Füllens wird in Husserls Briefen an Grimme vom 3. 2. 1932 (Husserliana Dokumente III, III, 92 f.) und vom 4. 2. 1933 (a. a. O., 96) erwähnt. 5 Vgl. hierzu z. B. die Texte Nr. 2, C 2 / 7–9 (= Husserliana XXXIV, 298–301), Nr. 3, C 3 / 3–4 (= Husserliana XXXIV, 185–188), Nr. 9, 13, 20, 21, C 5 / 2–5 (= Husserliana XXXIV, 162–173), Nr. 32, 50 a), 56, 64 c), 65, 88–91 und 93. 6 Vgl. zur Zeitlichkeit von Erfahrungsgegenständen z. B. die Texte Nr. 16, 19 und 20 in Husserliana XXXIII. 7 Einige Texte zu diesem Themenbereich wurden dann in Erfahrung und Urteil publiziert, z. B. die §§ 63–64, vgl. hierzu D. Lohmar: „Zur Entstehung und den Ausgangsmaterialien von E. Husserls Werk ‚Erfahrung und Urteil'“, in: Husserl Studies 13, 1996, 31–71. 2
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der Zeit innerhalb der Primordialreduktion.1 Auch die Konstitution des Ich innerhalb der primordialen Sphäre gilt es aufzuklären, wie sich z. B. das Ich verzeitlicht, verleiblicht und schließlich vermenschlicht.2 In anderen Manuskripten wird die Primordialsphäre lediglich als bereits überschrittener Ausgangspunkt angenommen und die Konstitution einer gemeinsamen Zeit in der Gemeinschaft untersucht;3 dabei ergeben sich Berührungen und Überschneidungen mit der Analyse der Konstitution einer gemeinsamen Welt.4 Die spezifisch egologische Fragerichtung der Cartesianischen Meditationen wird ebenfalls wieder aufgenommen, so dass sich eine Reihe von Texten in verschiedener Hinsicht mit der Konstitution des Ich beschäftigen. Ausgehend von der lebendig strömenden Gegenwart, steht vor allem die Selbstkonstitution und Selbstzeitigung des transzendentalen Ich – ebenso wie die schon genannte Verleiblichung und Vermenschlichung – im Mittelpunkt vieler Texte.5 Husserl analysiert das Ich im Hinblick auf seine Funktion als Pol von Aktionen und Affektionen,6 ebenso wie das Verhältnis von transzendentalem und mundanem Ich.7 Die besondere Verfassung des individuellen Ich, in dessen monadischem Bewusstsein sich die Welt konstitutiert, wird in verschiedenen Hinsichten untersucht, so etwa im Hinblick auf seine Instinktstruktur8 sowie seine Lustund Unlustempfindungen.9 Ebenso werden der Kräfteverlust im Einschlafen, in Krankheit und Alter behandelt.10 Daneben kommen die Grenzfälle der Konstitution, z. B. Schlaf, Geburt und Tod, als problematische Anfangs- und Endpunkte der subjektiven Konstitution immer wieder in den Blick.11 Das Ich wird jedoch nicht nur im Sinne eines zusätzlichen Themas mit in die Zeitanalysen hineingenommen, sondern es erweist sich in der Reduktion auf die lebendige Gegenwart als das Lebens- und Leistungszen1
Vgl. hierzu etwa hier die Texte Nr. 43–46 vom Oktober 1929 und die Texte Nr. 6, 28 und 32. Vgl. z. B. hier den Text Nr. 79. 3 Vgl. hierzu die Texte Nr. 6, 47, 61, 68, 91, 94–97 und C 17 / 2–6 (= Husserliana XV, 331–336), sowie die Texte Nr. 19 und C 17 / 18–27 (= Husserliana XV, 337–350). 4 Vgl. z. B. die Texte Nr. 61, 83, C 16 / 93–100 (= Husserliana XV, 357–368) und C 16 / 101–103 (= Husserliana XV, 574–579). 5 Vgl. hierzu die Texte Nr. 1, 6, 7, 11, 48, 78, 79, 82, C 16 / 86–92 (= Husserliana XV, 350–357) und C 16 / 101–103 (= Husserliana XV, 574–579). 6 Vgl. hierzu die Texte Nr. 13, 29, 48, 49, 67, 69–71, 74, 79, 82, 88 a) und 97. 7 Vgl. hierzu die Texte Nr. 27 und 30. 8 Vgl. hierzu die Texte Nr. 57, 60, 63, 70 und 71. 9 Vgl. hierzu die Texte Nr. 69, 72 und 75. 10 Vgl. hierzu Text Nr. 43. 11 Vgl. hierzu hier die Texte Nr. 21, 43, 46, 67 a), 95 und 96. 2
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trum der Zeitkonstitution.1 Für die meisten Analysen der C-Manuskripte ist die Reduktion auf die Erlebnisdimension der lebendigen Gegenwart daher charakteristisch, sie zeigt sich hier als die eigentliche Mitte der ichlichen Zeitkonstitution. In vielen Manuskripten der Gruppe C finden sich auch methodologische Überlegungen, so richtet sich Husserls Blick z. B. auf die verschiedenen reduktiven Methoden der Phänomenologie und ihr Verhältnis zueinander, d. h. auf die transzendentale Reduktion, auf die primordiale Reduktion und den Rückgang auf die strömende lebendige Gegenwart, die in den CManuskripten immer wieder als „Reduktion auf die lebendige Gegenwart“ bezeichnet wird, sowie auf die Reduktion auf reine Selbstwahrnehmung bzw. reine Wahrnehmung.2 Die Arbeit an den C-Manuskripten endet im Jahr 1934 etwa zu der Zeit, als Husserl die ersten Manuskripte zu Die Krisis der europäischen Wissenschaften und die transzendentale Phänomenologie verfasst. Einige Vorarbeiten zur Krisis setzen sich dann noch mit der historischen Zeit der Gemeinschaft und den tradierten Idealisierungen am Beispiel der neuzeitlichen Naturwissenschaft auseinander.3 * Die Texte der Manuskriptgruppe C werden hier in der Ordnung abgedruckt, in die sie von Husserl selbst gebracht wurden und im Husserl-Archiv in Löwen aufbewahrt werden. Nur an wenigen Stellen war eine Umordnung der Blätter erforderlich. Die Querverweise Husserls werden in den Fußnoten dokumentiert. Die Überschriften der Texte wurden vom Herausgeber relativ ausführlich formuliert, um eine inhaltliche Orientierung zu ermöglichen. In den Überschriften konnten zu einem kleinen Teil auch Formulierungen von Husserl selbst integriert werden; diese Teile stehen dann außerhalb der spitzen Klammern, die die Hinzufügungen des Herausgebers anzeigen. Die 1 Vgl. hierzu die richtungweisenden Untersuchungen von K. Held: Lebendige Gegenwart. Die Frage nach der Seinsweise des transzendentalen Ich bei Edmund Husserl entwickelt am Leitfaden der Zeitproblematik. Phaenomenologica 23, Den Haag 1966. 2 Vgl. zur Bezeichnung „Reduktion auf die lebendige Gegenwart“ z. B. Ms. C 3, Bl. 25a (= hier S. 35) und Bl. 38b / 39a (= hier S. 50), Ms. C 16, Bl. 2a (= hier S. 300) und Bl. 60a (= hier S. 342), Ms. C 7, Bl. 28a (= hier S. 136), sowie weiterhin zur transzendentalen Reduktion die hier abgedruckten Texte Nr. 13, 16, 31, 32, zur primordialen Reduktion die Texte Nr. 32, 42, 43 und zur Reduktion auf die reine Wahrnehmung die Texte Nr. 30, 33, 34, 36 und 40. 3 Vgl. die ersten Vorarbeiten zur Krisis-Schrift in: Die Krisis der europäischen Wissenschaften und die transzendentale Phänomenologie. Ergänzungsband. Texte aus dem Nachlass 1934–1937, hierin der Teil I. Vorstudien (August 1934 bis November 1935), Husserliana XXIX, 1–99, sowie die „Einleitung des Herausgebers“ von R.N. Smid, a. a. O., XVI–XXIV.
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Einteilung der Manuskripte in Texteinheiten richtet sich weitgehend nach den materialen Vorgaben wie z. B. der Paginierung Husserls. Dem Charakter einer Materialien-Ausgabe entsprechend wurden sämtliche Texte der Gruppe C abgedruckt, d. h. auch solche Blätter und Passagen, in denen sich Husserl erst im Thema und im Themengebiet orientiert („Warmschreiben“). Diese Passagen finden sich oft am Anfang von Husserls Manuskripten und sind in einem „Telegramm-Stil“ geschrieben oder bieten im ungünstigsten Fall lediglich eine Themen-Wanderung an. Auch finden sich relativ viele Einzelblätter und sehr kurze Texte mit ähnlicher Charakteristik und einem inhaltlich geringen Beitrag. Diese Texte, die in eine kritische Edition wohl nicht aufgenommen worden wären, sind zur Orientierung des Lesers schon in der Überschrift als „Notiz“ gekennzeichnet. Die Texte der Gruppe C wurden von Husserl nach der Niederschrift nur zum Teil noch einmal überarbeitet, so dass viele grammatikalische Irrtümer stehen geblieben sind. Offensichtliche grammatische und orthographische Fehler wurden stillschweigend korrigiert und die Interpunktion gegebenenfalls dem Satzsinn entsprechend neu gestaltet. Generell wurde versucht, grammatische Unebenheiten zuerst mit Einfügungen in spitzen Klammern, und nur dann, wenn dies nicht möglich war, durch Eingriffe in den Text zu beheben. Diese notwendigen Korrekturen werden in den Materialienbänden normalerweise nicht dokumentiert, Ausnahmen wurden nur bei Texteingriffen gemacht, die zu unterschiedlichen Lesarten Anlass geben könnten. Veröffentlicht wird hier der gültige Text, nur an einzelnen Stellen wurden inhaltlich bedeutsame, gestrichene Passagen in den Anmerkungen wiedergegeben. Die Zeittafel verzeichnet sämtliche Manuskripte der Gruppe C, d. h. auch diejenigen, die bereits in anderen Bänden der Husserliana veröffentlicht worden sind. Die Manuskripte sind nach dem üblichen Verfahren datiert, d. h. vorrangig wurden Husserls eigene Angaben als Grundlage für die Datierung herangezogen. Nur in wenigen Fällen musste diese (manchmal nachträgliche und auch unsichere, bisweilen von ihm selbst bereits mit Fragezeichen versehene) Selbstdatierung einer anderen Angabe weichen. Undatierte Manuskripte wurden nach der Datumsangabe auf Umschlägen und benachbarten Konvoluten zeitlich eingeordnet, wenn nicht eindeutige Daten post quem oder ante quem andere Datierungen erforderten. Wo solche Angaben fehlten, wurde nach inhaltlichen und allgemeinen formalen Gesichtspunkten datiert. Alle Zeitzuweisungen, die aus irgendeinem Grund zweifelhaft erschienen, wurden mit einem Fragezeichen versehen. Eine Reihe von Texten aus der C-Gruppe, die bereits in anderen Bänden der Husserliana aufgenom-
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men worden sind, wurden sowohl in die Zeittafel aufgenommen als auch in dem Nachweis der Originalseiten aufgeführt. Dies dient der Orientierung derjenigen Leser, die die Manuskripte ihrer Entstehungzeit oder ihrer ursprünglichen Ordnung folgend studieren möchten. Noch ein Wort zur Publikationsweise: Da auf längere Sicht eine kritische, auch andere Textgruppen des Nachlasses berücksichtigende Ausgabe von Husserls späten Zeitanalysen nicht möglich ist, erscheinen die CManuskripte, das Kernstück dieser Analysen, in einer Materialien-Ausgabe. Das Ziel dieser Publikation ist es, diese wichtigen Manuskripte, deren Veröffentlichung von vielen Seiten seit langem erwartet wird, in einer zuverlässigen Form zugänglich zu machen und so der Erforschung von Husserls später Zeitlehre eine solide Grundlage zu bieten. * Abschließend einige Worte des Dankes. Ich danke den Leitern der Husserliana-Ausgabe Prof. Dr. R. Bernet und Prof. Dr. U. Melle, sowie den Direktoren des Husserl-Archivs der Universität zu Köln, Prof. Dr. K. Düsing und Prof. Dr. K.E. Kaehler für ihr Vertrauen und die stete Unterstützung meiner Editionsarbeit. Luc Claessens (Leuven) hat wichtige und gründliche Vorarbeiten an den Transkriptionen geleistet, auf die ich zurückgreifen durfte. Hierfür sei ihm ausdrücklich gedankt. Allen Mitarbeitern der Husserl-Archive zu Leuven und Köln, die mir auf vielfältige Weise geholfen haben, möchte ich ebenfalls meinen herzlichen Dank aussprechen. Ich danke Herrn Dr. Mario Egger, Klaus Sellge und Frau Anja Solbach vor allem für Korrektur- und Kollationsarbeiten. Bei der zuweilen sehr schwierigen grammatikalischen Korrektur des Textes war Dr. Dirk Fonfara behilflich. Besonders hervorheben möchte ich auch den Beitrag von Siegfried Rombach, der die zum Teil sehr komplizierte inhaltliche Gliederung und die Überschriften mit gestaltet hat. Sehr herzlich danke ich auch Frau Monika Heidenreich für ihre stets sorgfältige Mithilfe bei der Erstellung der Druckvorlage und bei der Korrektur der Druckproben. Köln, im Februar 2005
Dieter Lohmar
C 2
Nr. 1 Das Urphänomen des Strömens als Zeitigung verharrender Einheiten. Ich als anonymer Urpol der Einheit aller Zeitigungen1 Die2 Umwelt, die Erfahrungswelt, in der wir leben, die Welt, wie sie in erfahrender Anschauung im wachen Leben beständig für uns in originaler Geltung ist, das heißt „selbst da“, wahrnehmungsmäßig, ist uns in unabänderlicher Notwendigkeit in einem beständigen Fluss gegeben, immerfort als sie selbst, als die eine und doch immerfort anders gegebene, in einem unaufhörlichen Wandel der subjektiven Gegebenheitsweisen, der Erscheinungsweisen, ein Wort, das in vager Weise viele Wandlungsrichtungen bezeichnet. Das Urphänomen hinsichtlich der Welterfahrung, der Welterkenntnis – darin beschlossen das Urphänomen für jede Erfahrung und Erkenntnis von einzelnen Weltobjekten – ist der Heraklitische Fluss der subjektiven Welthabe, des subjektiv vorgegebenen Weltlichen, ob es sich bewegt oder ruht, sich wie immer verändert oder unverändert bleibt. Doch gehört auch dies in den Heraklitischen Fluss der Welthabe, dass diese in strömenden Erscheinungsweisen als die eine und selbe Welt erscheinende Welt in sich selbst strömend sei; Welt „im Strom der Zeit“ ihre invariante raumzeitliche Form erhaltend im unaufhörlichen Strömen der Zeitmodalitäten, als Welt der Realitäten (realer Substanzen) sich verändernd, aber in ihren Veränderungen sich in der Weise des Verharrens identisch erhaltend. Das „Urphänomen“ des Strömens ist das Phänomen aller Phänomene, alles für uns in irgendeinem Sinne Seienden, – denn alles ist im urphänomenalen Strömen als darin „sich gebend“ und in einem weitesten Sinn in 1 Das Ms. C 1 ist veröffentlicht als Text Nr. 38 in Hua XV, S. 666–670. Die Aufschrift auf dem Umschlag Bl. 1/27 von C 2 bezieht sich auf die Texte Nr. 1–7: Zeit. g. September und Oktober 1931 und 1932. – Rückgang zur urtümlichen Gegenwart. Zur Ausarbeitung I – Ich als konkretes Thema der Selbstauslegung. Ichprobleme, durchdacht von der lebendigen Gegenwart aus. 14.9.1932. 2 Rb.: August, 1931.
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strömenden Modis als Selbiges verharrende Einheit. Auch wenn wir, genauer: wenn ich auf das urphänomenale Strömen hinschaue, so ist es selbst als „das“ im urphänomenalen Strömen in sonderbarer Weise auf sich selbst bezogen. Zu diesem Urphänomen müssen wir auch rechnen das beständige Gegenüber von „Ich“ und Für-das-Ich-jeweils-Seiendem. Doch ist das nicht zureichend charakterisiert, sofern es sich nicht um ein wechselseitiges Gegenüber handelt. Jeweils ist „alles, was für mich ist“ urphänomenal strömend gegeben – dieses, Was-für-mich-Ist, besagt: aktuell für mich da sein, darauf gerichtet sein, mir gegenüber, jedoch so, dass das Ich, dem all das gegenüber ist, „anonym“ ist. Es ist nicht seinerseits „gegenüber“, wie das Haus mir gegenüber ist. Und doch, ich kann ja mich auf mich selbst richten.1 Dann ist aber wieder gespalten das Gegenüber, in dem das Ich auftritt mitsamt dem, was ihm gegenüber war, also ihm gegenüber das gegenüber auftretende Ich und sein Gegenüber. Dabei bin ich, das „Subjekt“ dieses neuen Gegenüber, „anonym“. Dass dem aber so ist, das sehe ich eben durch diese gleiche Reflexion,2 mit deren Vollzug ich zugleich mir gegenüber finden kann das Ich, das soeben anonym war, mit seinem Gegenüber. So reflektierend und immer wieder reflektierend finde ich immer wieder Gegenüber-Seiendes und Ich, finde dasselbe Ich in diesen Reflexionen, finde das Immer-Wieder des Reflektierens und Reflektieren-Könnens selbst als Gegenüber des Ich, das ein und dasselbe ist, wie es auch immer gegenüber gesetzt sein und zu dem dabei anonymen Ich reflektiert werden mag. Ich finde in diesem beständigen Sich-Spalten des Ich und Sich-dann-wieder-Identifizieren ein3 Ich, das ich als Urpol, als ursprünglich fungierendes Ich bezeichne, und das dem Ur-Ich zum Gegenüber, zum Seienden gewordene Ich und den Umkreis dessen, was für dieses und für mich als anonymes Ich als Nicht-Ich da ist, darunter die Welt außer mir, in dieser andere Ich, weltlich als leiblich waltende, mit Naturkörpern, den körperlichen Leibern verbundene Ich und alles sonst Weltzugehörige, das ist, aber nicht ein Ich in sich trägt. Doch wenn ich so reflektiere und Mannigfaltiges mir gegenüber finde als anderes Ich, so bin ich doch einzig schlechthin Ich, Ich, der alles und jedes, was für mich ist, im Gegenüber hat und haben kann, auch die Anderen, und dass sie in sich alles und jedes sich gegenüber haben können. 1 2 3
Rb.: Reflexion. Rb.: Iteration der Reflexion. Rb.: Ur-Ich.
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Ich als fungierendes Ich gehe allem Für-mich-Seienden vorher und bin immerzu fungierendes Ich, und nur als fungierendes finde ich Andere als Seiende im Fungieren, indirekt aus meinem Fungieren. Ich bin der Einzige. Was immer für mich ist, ist mir eigen aus der Einzigkeit, in der ich fungiere. Aber was für mich ist, ist als Einheit im urphänomenalen Strom meines fungierenden Lebens; und jeden Puls dieses Lebens, sowie ich diesen als seiend im „Gegenüber“ habe (darauf gerichtet bin), finde ich selbst wieder als Einheit, als im Strömen Verharrendes und verharrend, während seine Erscheinungsweisen, seine subjektiven Modi, in denen es sich mir darstellt, bzw. erscheint, sich abwandeln. Alles und jedes ist Einheit im Strömen, das aber in verschiedenen Stufen, derart selbst, dass das als Veränderung für mich Seiende selbst wieder im Strömen von Erscheinungsweisen als dieselbe Veränderung, dieselbe bald so, bald so erscheinende, gegeben ist, und ebenso Unveränderung gegeben ist (z. B. die eines stetig verbleibenden und qualitativ völlig unveränderten körperlichen Dings) mir gegeben ist im Strömen seiner Erscheinungsweisen, also in einem Wandel, in einem Sich-Verändern (ganz anderen Sinnes). Alles für mich Seiende ist für mich erfahren und erfahrbar in dem ihm zugehörigen Strömen. Dieses Strömen ist seine Zeitigung, und als Gezeitigtes hat alles Seiende, im Strömen seiner Gegebenheitsmodi verharrend, seine Weise, zeitlich zu sein, seine Zeitform und seinen Zeitinhalt, und hinsichtlich der Zeitform seine strömenden Zeitmodalitäten. Ich bin – ich lebe, und mein Leben ist eine ungebrochene Einheit der urströmenden Zeitigung, in der alle mannigfaltigen Zeitigungen geborgen sind. Also eine ungebrochene Zeitigung umspannt alle für mich seienden Zeitigungen, die so alle auf mich bezogen und in dieser Beziehung einig sind. Alle ihre Unterscheidungen, all ihr Nacheinander und Außereinander, und in welchem zeitlichen Sinne immer, sind beschlossen in mir, sofern das für mich Seiende für mich nichts ist denn als „Erscheinungseinheit“, als Einheit erscheinender, mannigfaltiger und im urphänomenalen Strom einiger Lebensmomente. Ich – das sagt hier zunächst nur der Urpol „seines“ Lebens, seines Urstromes, worin alle Einheiten, die da seiende heißen, als verharrende Einheiten sich zeigen.
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manuskript c 2 Nr. 2 Notwendige Stufen der Zeit- und Weltkonstitution
Der1 Urstrom der lebendigen Gegenwart ist die Urzeitigung, in welcher der letzte Ursprung der raumzeitlichen Welt und ihrer Form der Raumzeitlichkeit liegt. Sofern sich zeigt, dass Zeitigung und Zeit, somit auch seiende Gegenständlichkeit, seiende Welt, verschiedene Stufen haben, auf denen je in besonderem Sinne von Sein als Zeitlich-Sein, von einem Seinsuniversum als „Welt“ und von Zeit selbst gesprochen werden kann, ist zu sagen: Zeiten, Gegenstände, Welten jedes Sinnes haben letztlich ihren Ursprung im Urströmen der lebendigen Gegenwart – oder, besser, im transzendentalen Ur-Ego, welches sein Ur-Leben als urströmende Gegenwärtigung und Gegenwart lebt und so in seiner Weise Sein hat, Sein in einer Urzeitigung, welche im Strömen eine Urzeit und eine Urwelt konstituiert. Alle diese Ausdrücke, die die Worte Zeitigung, Zeit, Welt, damit auch Gegenstand, enthalten, sind, wo sie nicht mundan verwendet werden, von einem Sinne, der erst aus der in notwendiger Konsequenz geübten transzendentalreduktiven Methode sich herausstellt, also der natürlichen Sprache völlig fremd ist. Selbstverständlich beruht die Sinnesänderung bzw. -erweiterung auf wesensmäßigen Unterscheidungen und Gemeinsamkeiten. Indessen, das hindert nicht, dass nicht ein grundwesentlicher Unterschied hinsichtlich der Zeiten und Gegenstandswelten dieser „Stufen“ bis zur Zeit und Welt im natürlichen Sinne besteht, und zwar zwischen der Urstufe, d. i. dem Urboden, auf dem alle höheren Stufen fundiert sind, und diesen Stufen insgesamt. In formaler Allgemeinheit besagt die Rede von „Stufen“ der Weltkonstitution (darin beschlossen der Konstitution der objektiven Zeit, der RaumZeit) Folgendes, und zwar in Berücksichtigung der als Stufen konstituierten Zeiten und Welten: Die immerzu strömend vonstatten gehende Welterfahrung des transzendentalen Ich ist eine kontinuierlich vollzogene Seinsgeltung des Sinnes Welt, eines Sinnes, in dem Welt jeweils mir gilt als die dieser Erfahrung. Die jeweilige Sondererfahrung dieser oder jener Objekte ist Erfahrung im Rahmen der Totalerfahrung, sie sind erfahrene im Welthorizont. Diese unter dem Titel Welterfahrung – transzendentale Welterfahrung – vollzogene Leistung impliziert in Verborgenheit eine Stufenfolge von Leistungen, in denen die Totalleistung (diejenige, wodurch Welt „für mich ist“) fundiert ist, d. h. welche notwendig in Vollzug sein müssen, damit diese Endleistung 1
Rb.: 1931, Anfang September.
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zustande kommt. Sie sind also stets in ihr konkret beschlossen. Jede hat ihren Sinn und ihre Seinsgeltung, aber in diesem Fundierungszusammenhang haben sie nicht den Modus der Endgeltung, sondern eben der fundierend dienenden, unmittelbar für die nächst höhere Stufe, mittelbar für die höheren Stufen. (Diese sekundäre Vollzugsweise (im bloßen Durchgang) macht es, dass diese Seinsgeltungen und ihre Sinngehalte „übersehen“ werden. Jedes Sehen als Auf-etwas-Hinsehen hat den Modus der Endgeltung. Es bedarf also einer „statischen“, das fertige Gebilde des Seinssinnes (des Sinngehaltes in der Seinsgeltung, des Für-mich-Seins des und des „Inhalts“) auslegenden Geltungsanalyse und in Korrelation der Auslegung der die Seinssinne in jeder Stufe und schließlich im Ganzen leistenden Erfahrung (Erfahrungsstufe und Totalerfahrung). Das gibt einen ersten transzendentalen Sinn von „Weltgeschichte“, den der statischen Weltkonstitution, ein im Strömen der Welterfahrung statthabendes Geschehen einer vielgestaltigen Geschehensstruktur, durch deren Leistung als einer Motivationsleistung das ganze Geschehnis für uns ist, oder dessen Geschichte in diesem Fundierungszusammenhang von Leisten und Leistung liegt und in der statischen Phänomenologie enthüllt und ausdrücklich wird. Das alles aber (das ist der Sinn dieses „Statischen“) vor jeder Frage nach einer Genesis, nach einer Werdensgeschichte der Welt in der transzendentalen Subjektivität und ihrer hier uns noch unbekannten transzendentalen Zeitlichkeit.) Was wir von den fundierenden Stufen in formaler Allgemeinheit gesagt haben, befasst, wenn wir die beschreibenden Ausdrücke (insbesondere die Rede von „Vollzug“, von „Gelten“) nicht in einem prägnanten Sinne verstehen, auch die Ur-Stufe. Sie bezeichnet dasjenige Sein der transzendentalen Subjektivität mit jenen Strukturen (denen ihres Wasgehaltes), die für alle Konstitution schon vorausgesetzt sind. Aber hier ist nun der große Unterschied, dass alle höherstufigen Seinssphären und Zeiten aus aktiven Sinnbildungen entspringen, dass sie mit ihrem jeweiligen Sinngehalt durch aktives Sich-Richten, Interesse-Nehmen, zielgerichtet Tätig-Sein vom Ich her zu ihrem Seinssinn als Geltungseinheiten kommen, während Aktivität überhaupt und als solche doch ihre „Voraussetzungen“ hat, „Bedingungen ihrer Möglichkeit“, die nicht selbst durch Aktivität entspringen. Schon das müssen wir ja unterscheiden: das, was Akte als Sinnleistungen zustande bringen, in welchen Aktverflechtungen und Aktfundierungen auch immer, wodurch dann der jeweilige abschließende Akt seinen Sinn als geltenden (dem aktiven Ich geltend) „in sich trägt“, andererseits das strömende Sein der Akte selbst, der Aktverflechtungs- und Aktfundierungseinheiten selbst. Das leistende Tun ist selbst seiend, abgesehen von dem, was „darin“ als
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seiend zur Geltung kommt und demjenigen Seinszusammenhang angehört, der (bestenfalls) erfahren ist, aber nicht das erfahrende Leben selbst ist und das darin erfahrende Ich selbst ist. Jeder Akt liegt im einheitlichen Strom des transzendentalen Lebens, darin ein strömend-verströmendes Sondermoment. Und dieses einheitliche Leben hat seine Wesensstruktur, an die alles Sonderleben, darunter die Akte, gebunden ist. Alle transzendentalen Fragen, auslaufend von der nach dem transzendentalen Sinn der Welt, führen offenbar letztlich zurück auf die Frage nach dieser Wesensstruktur bzw. auf dieses Ursein oder Urgeschehen des konkret lebendigen transzendentalen Bewusstseinsstromes und das in ihm erlebende Ich, das Ich aller transzendentalen Akte, aller transzendentalen Leistungen.1
Nr. 3 Das Urphänomen der lebendigen Gegenwart. Ihr Wesen als starre Form eines Prozesses, in dem die Zeitlichkeit konkreter Individuen konstituiert wird Der2 urphänomenale konkrete Gegenwartsstrom, die transzendentale Subjektivität in der Urgestalt ihres Seins, ist urströmende Gegenwart, in der Seinsform des strömend Verströmens doch Gegenwart und immer wieder Gegenwart; ein beständiger Wandel und eben darin in Beständigkeit sich konstituierende Gegenwart; wie wir hören werden, „Gegenwart“ in einem uneigentlichen Sinne. Denn ihr eigenes Sein als transzendentales Sein in der Urgestalt ist nicht etwa in einem normalen (obschon erweiterten) Sinn eine Gegenwart als strömend verharrendes Zwischenstück für eine mitströmende Vergangenheit und Zukunft. Gleichwohl ist das Wort aus bald verständlichen Gründen unvermeidlich. Wir gebrauchen den unterscheidenden Ausdruck konkrete urtümliche („urphänomenale“) Gegenwart. Sie ist in der Tat das „Urphänomen“, auf das alle transzendentale Rückfrage in der Methodik der phänomenologischen Reduktion zurückleitet. In ihr treten die Wahrnehmungen auf – ja in einem gewissen Sinne ist sie selbst in ihrer Totalität und in allen konstituierenden (ihr Sein ausmachenden) Bestandteilen, in ihren jeweils abgehobenen Erlebnissen und Erlebnismomenten 1 Die Bl. 7a–9b von C 2 sind veröffentlicht als Text Nr. 20 in Husserliana Bd. XXXIV, S. 298– 301. 2 Rb.: Nota Bene.
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Wahrnehmung. Denn was dieser Totalsphäre wirklich reell zu Eigen ist, ist bewusst, und zwar im Modus der Originalität bewusst, und dasselbe gilt von ihr selbst als Totalität. Das heißt nicht: Sie ist wahrgenommen in dem Sinn einer primär oder sekundär „aufmerkenden“, nur auf das Wahrgenommene gerichteten Aktivität. Wenn ich in transzendentaler Einstellung, also theoretisch interessiert und aktiv, auf dieses mein transzendentales Ur-Ego, auf meine transzendentale Urgegenwart zurückgehe, so entspricht diesem Zurückgehen transzendental reduziert ein transzendental urgegenwärtiger Prozess, und dieser schließt ab mit einem transzendentalen Aktus (in dieser Urgegenwart), in dem, als einem gewahrend wahrnehmenden, Urgegenwart gegenständlich ist. Nun wird man aber einwenden: gegenständlich gewordene, wahrgenommene, wie überhaupt zum Zielpunkt (Gegenpol) eines vom Ichpol her darauf gerichteten Aktes gewordene Gegenwart (und gewordene Einzelerlebnisse dieser urphänomenalen Sphäre) ist gegenständliche in einem Bewusstsein, einem Akt, der selbst nicht gegenständlich bewusst ist. Was wir also als letztlich Seiendes, als Urseiendes in Anspruch nehmen unter dem Titel urphänomenale Gegenwart, das ist gerade dadurch, dass es für uns „Phänomen“ ist, nicht das Letzte. Und wieder könnte man sagen: Ich weiß doch nur aus der Reflexion von meinem transzendentalen Leben. Wie kann ich überhaupt von einem solchen, von einer Urgegenwart sprechen, die nicht gegenständlich ist, die vor-wahrgenommen ist? Wie kann ich vom urphänomenalen Sein sprechen, das doch, sowie ich das tue, bewusst ist und zugleich sagen, dass es für das Ich, auf das es als seinen „Pol“ zurückbezogen ist, anonym ist? Wie ist diese Anonymität zu verstehen und die des Ich selbst, das wir als Pol der Akte herausstellen und von da als Pol auch der „intentionalen Erlebnisse“, die Nicht-Akte sind? Wie wir dabei auf „Vermöglichkeiten“ des Ich kommen und was es selbst ist? Wie können wir überhaupt eine Methode rechtfertigen, die uns dieses Ur-Ego, diese urphänomenale Sphäre zu Eigen macht, so dass wir sie überhaupt als urphänomenal bezeichnen können? – Das alles ist nicht Sache des Anfangs. Der Rechtfertigung, der Selbstverständigung der Methode muss die naiv geübte Methode vorangehen, und selbst das, dass es so sein muss, muss nachträglich einsichtig gemacht werden. Auch die Methode ist natürlich in ihrem absoluten Sein transzendentales Vorkommnis und gehört selbst mit als das in die urphänomenale, also anonyme Sphäre. Das urphänomenale Sein als lebendig strömende Gegenwart ist originaliter bewusst, ist ein Feld originaler Gewahrungen, Wahrnehmungen, nach allem, was sie komponiert. Sie hat eine in verschiedenen Richtungen zu verfolgende wundersame Struktur, vor allem diejenige, die sie als strömend
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charakterisiert. Ihr Grundwesen ist, sich als das nunc stans eines einheitlichen Strömens durch eine anonyme Kontinuität von intentionalen Modifikationen eines Urmodus zu konstituieren, die ihrerseits nicht starrseiende, sondern selbst strömende ist. In diesem Strömen ist ein stehendes und bleibendes Ur-Jetzt als starre Form für einen durchströmenden Gehalt konstituiert und als Urquellpunkt aller konstituierten Modifikationen. Konstituiert ist aber in eins mit der starren Form des Urquellenden das Ur-Jetzt, eine zweiseitige Kontinuität von ebenso starren Formen; also im Ganzen ist konstituiert ein starres Kontinuum der Form, in dem das Ur-Jetzt urquellender Mittelpunkt ist für zwei Kontinua als Zweige der Abwandlungsmodi: das Kontinuum der Soeben-Gewesenheiten und das der Zukünftigkeiten. Dies aber ist eine stehende und bleibende Formkontinuität für das sie Durchströmende, als durchströmend immerzu Mitkonstituierte; und im Durchströmen dieser Form ist eine wundersame Synthesis in beständigem strömendem Gang, in der sich als individuelles Sein konstituiert, was jetzt urquellend auftritt, was, das Formensystem der Soeben durchlaufend, immerfort dasselbe verbleibt, aber dasselbe in kontinuierlich anderen Modis des Soeben. Ich übergehe, wie es mit der Konstitution der Identität des als künftig Kommenden, in der konkreten Gegenwart Bewussten steht: Diese Wesensstruktur ist genau ausgelegt unter dem Titel der „Phänomenologie des inneren Zeitbewusstseins“.1 Besser gesagt: Es ist die phänomenologische Konstitution, die das Sein der urphänomenalen Gegenwart als solcher ausmacht. Dabei differenziert sich vermöge dieser Analyse der Begriff der Originalität, also der wahrnehmungsmäßigen Gegebenheitsweise. Wir unterscheiden die urimpressionale Gegebenheitsweise des als Jetzt urquellend Auftretenden von den retentionalen und protentionalen, und wir unterscheiden zugleich dieses Urimpressionale und diese Retentionen und Protentionen bzw. diese ganze Kontinuität in ihrem strömenden Verlauf von dem, was darin originaliter gegeben ist; auf der letzteren Seite das Urwahrgenommene in seiner urwahrgenommenen Form des Ur-Jetzt, ferner das doch originaliter Gegebene der Retentionen, das Soeben-Gewesene, in seiner original ihm zugehörigen jeweiligen Form des Soeben usw. Heißt alles original Gegebene wahrgenommen, so ist auch das Soeben-Gewesene wahrgenommen; bzw. es ist wahrgenommen, dass das Individuelle, in seiner Punktualität abstrakt betrachtet, das im Punkt Jetzt auftritt, jetzt ist, alsbald ins Soeben gewandelt 1 Vgl. E. Husserl: Vorlesungen zur Phänomenologie des inneren Zeitbewusstseins. Husserliana Bd. X.
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und im Wandel dieses Soeben ins Soeben vom Soeben usw. als dasselbe verharrt, als dasselbe im Wandel seiner Zeitmodalitäten. Eben dadurch konstituiert es dasselbe, aber als individuellen Punkt und unterschieden von jedem im kontinuierlichen strömenden Fortgang kontinuierlich neu sich konstituierenden Punkt in der verharrenden Form Ur-Jetzt und Soeben usw. Es konstituiert sich durch diese Weise kontinuierlicher Synthesis kontinuierliche Dauer, in der jede Phase identischer Zeitpunkt ist, es konstituiert sich eine identische Zeitform mit identischen Zeitpunkten als Phasen dieser Form und identischen „konkreten“ Einheiten, die als individuelle Einheiten in der Form sind, je ihre Dauer haben, die in dieser Form verharrt und in ihrem Gegebenheitsmodus zeitmodal ist, in dem kontinuierlichen Wandel der Zeitmodalität Zeitdauer als verharrende konstituierend. Originaliter gegeben sind diese Zeitmodalitäten als solche und die Zeit selbst, darin die Zeitdauer selbst des Dauernden bzw. das Dauernd-Sein. Aber wesensmäßig kann sich Einheit nur konstituieren (und wesensmäßig muss sich Einheit konstituieren) in der Weise, dass der gesamte Inhalt jedes Ur-Jetzt eine Mehrheit von abgehobenen Einheiten koexistent konstituiert, die im Strömen der Zeitmodalitäten je eine Weise ihres Fort-Werdens haben. Als das muss im erfüllenden Inhalt Kontinuität der Ähnlichkeit statthaben. Es müssen inhaltliche Bedingungen der Assoziation nach Koexistenz und Sukzession erfüllt sein. Wesensmäßig konstituiert sich in der strömenden konkreten Urgegenwart Zeit und Dauer in der Zeit nur als Form konkreter Individuen, koexistenter und sukzedierender. Da diese immer schon konstituiert sein muss, wenn wir die Struktur der Urgegenwart entfalten, so muss von diesem als dem für uns Ersten die Rückfrage statthaben.
Nr. 4 Das „ Urphänomen “ – wie komme ich dazu? Der lebendige Strom der Bewusstseinsgegenwart wird in der transzendentalen Reduktion zum U r p h ä n o m e n , d e m Ur f e l d d e r E r f a h r u n g für die transzendentale Phänomenologie Reflexion auf mich als Ich der Welt, derer ich jeweils bewusst bin als der mir geltenden, als in der ich menschlich lebe; radikale Reflexion ist Epoché – Ich als transzendentaler Zuschauer meiner selbst als gewöhnliches Ich, als menschliches; der Welt und meiner selbst bewusst, Sein in universaler
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Erfahrung, den Blick gerichtet auf das Bewusstseinsleben, worin ich Weltliches und Welt überhaupt habe, worin ich im Besonderen auch mein Sein als menschlich-personales Subjekt bewusst habe, und so, wie ich es jeweils habe. „Natürlich“ reflektierend finde ich mich als Ich (das menschliche Person ist) auf die Welt und mich selbst in Ständigkeit bezogen, und zwar in einem Strom von Bewusstseinsweisen, dabei in einem strömenden Fortgang von Erscheinungsweisen und in wechselnden Geltungsmodis – darin Leben, das ich als psychisches Bewusstseinsleben von der Welt bezeichne, oder als Vorstellungsleben (mit allen meinen ichlichen Verhaltungsweisen), finde ich als einen Strom, ständig in dieser Form Strom oder stehend-strömender Gegenwartsverlauf von „Vorstellungen“, von Bewusstseinshaben, Geltungsweisen etc., stehend-lebendiger Strom. Von ihm sage ich aus: Er ist mein ständiger psychischer Bewusstseinsstrom, mein Strom, des Menschen Strom, worin ich auf alles außer mir und alles, was mir überhaupt als weltlich gilt, bezogen bin. Als Psychisches hat es seine psychophysische Verflechtung etc. Dazu gehört nun auch alle auf mich in meiner Menschlichkeit bezogene Apperzeption, die mannigfaltigen Erscheinungsweisen, in denen ich mir leiblich und psychisch erscheine, die wechselnden Geltungen, wechselnden Urteile und Wertungen, die sich auf mein menschliches Dasein und Sosein beziehen. In transzendentaler Epoché umfasse ich in einem Schlage mein und der Welt Sein in allen seinen wie immer zu wiederholenden Apperzeptionen und Geltungen, und das Universum dieser natürlichen Geltungen in eins klammere ich ein. Ich habe nun statt der Welt das „Weltphänomen“ und statt des Menschen und des psychischen Ich dessen Phänomene. Und nun habe ich dieses Phänomen als transzendentales Ich, und zwar als strömendes Phänomen, und für mich als phänomenologisches Ich ist – und phänomenologisierend – das mein Urphänomen, mein Urfeld der „Erfahrung“, und es soll Boden sein für meine urteilende Erkenntnis, für meine Phänomenologie.
Nr. 5 Die Wiedererinnerung in der strömenden Gegenwart Rückfrage1 von der vorgegebenen Welt als im Zeitstrom der subjektiv erscheinenden Welt. 1
Rb.: Abschrift von Zettelchen von 1931, IX. 2 Blätter.
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Das Erste: Die Welt ist mir als gegenwärtige Welt gegeben, die gegenwärtige als gegenwärtige ihrer (Welt-)Vergangenheit und Welt-Zukunft. Also die Welt im Strömen dieser Gesamtmodalität Gegenwart, Vergangenheit, Zukunft; identische Welt in identischer Zeit. Aber die Welt ist ursprünglich wahrnehmungsmäßige, in der Gegebenheitsweise gegenwärtige Welt, und zwar als mir in meiner Gegenwart erscheinende; sie ist lebendige (Welt-) Gegenwart in einem (bewusstseinsmäßigen) in Erscheinungsweisen verlaufenden Strömen, in welchem impliziert ist die soeben gewesene Gegenwart (darin wieder in kontinuierlicher Implikation deren Soeben-Gewesen etc.). Das aber im Strömen. Also, wir haben strömende Totalgegenwart. Die strömende Totalgegenwart hat verschiedene wesensmögliche Gestalten. In der bisherigen Beschreibung ist keine Rede, also abstrahiert von Wiedererinnerungen und Wiedererinnerungshorizonten und von allen sonstigen Vergegenwärtigungen überhaupt. Die Zeit des Erlebens: Die Erlebnisgegenwart wird zur Vergangenheit; im Wandel ihres Vergangenseins, ihres immer weiter Zurücksinkens in die Vergangenheit verbleibt sie dieselbe an derselben Stelle der Zeit. Ebenso gilt für die Weltzeit: Jede Weltgegenwart „vergeht“, aber die Zeitstelle ist identisch im Wandel des Vergangenseins; das Sein, das gegenwärtige Sein ist also ein strömender Grenzpunkt für die Reihe der Zeitmodalitäten von Vergangenheit, deren jede selbst im Verströmen ist. Sosehr, dass in diesem modalen Strömen das, was jetzt Gegenwart ist, identisch bleibt, in dieser Identität identische Zeitstelle behält, als Titel sozusagen ihrer Individualität – so heißt doch so reden, eine Zukunft auslegen, und zwar in der strömenden Gegenwart ein Tun vollziehen, das die Vergangenheit erzeugend konstruiert als eine kommende, zukünftige, und das in einer Erzeugungsweise, in welcher das Erzeugte iterativ durch künftige Wiedererinnerungen identifiziert wird und werden kann. Das geschieht in der strömenden lebendigen Gegenwart, also dadurch, dass Wiedererinnerung freitätig vollzogen wird, dass in der Form der Wiederholung eine neue Wiedererinnerung zum Vollzug kommt, welche das im Soeben noch modifizierte lebendig Gegenwärtige (diese Wiedererinnerung) ihrem „Sinne“ nach identifiziert mit dem der neuen, lebendig gegenwärtigen Wiedererinnerung. Die lebendige Gegenwart hat ihr totales Soeben (strömende Kontinuität), sie hat aber ein Jetzt, das nicht Momente des Soeben enthält, so wenig als Zukunftsmomente: Sie hat eine „Urimpression“. Strömende Gegenwart ist sonderbar geeinigt, lebendige Zeitigung, von der Urimpression ausströmende
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Zeitmodalitäten und darin Zeit: Das impressionale Jetzt, darin strömend und im Strömen Eines. Aber die strömende Gegenwart ist auch Gegenwart des Verströmens und Abströmens und Zuströmens. Es sind zugleich bewusst Jetzt und die Kontinuität der Gewesenheiten und der lebendig protentionale Horizont – und dieses Zugleich ist strömendes Zugleich. Aber total als Gegenwart trägt sie strömend eine lebendige retentionale Vergangenheit und Zukunft in sich, und in jedem Moment ihres totalen Strömens kann man von Urzeit sprechen. Wandel der Zeitmodalitäten und in diesem Wandel verharrend die Einheit einer Zeitordnung zeitlicher Geschehnisse, die in fester Ordnung ihre bleibende Lage und Dauer haben. Wir haben hier auch Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft, wir haben einen „Bewusstseinsstrom“ – aber „lebendig strömende Gegenwart“ ist nicht Bewusstseinsstrom. In der lebendig strömenden Gegenwart kann Erinnerung an eine Gegenwart auftreten, und „ich“ kann mir Einheit einer Zeit als Zeit der Erlebnisse, der Akte etc. konstruieren. Urströmen ins Dunkle – Urwandlung der Zeitigung, Ursprung der Zeit, in welcher objektivierte Weltzeit ist. Denn das Urströmen objektiviert als Bewusstseinsstrom des Menschen und mit allem darin Objektivierten und so iterativ. Die Urwandlung ist, absolut gesprochen, in keiner Zeit, die allererst in ihr entspringt. Ich sage, jetzt tritt eine Wiedererinnerung auf, nachher kann eine auftreten, ich kann in der Wiedererinnerung auf das Auftreten der Wiedererinnerung wieder zurückkommen, ich identifiziere die Wiedererinnerung durch ihre Zeitmodalitäten und gebe ihr also eine identifizierbare Zeitstelle. Und wieder: Ich spreche von diesem Prozess des Identifizierens in der urlebendigen Gegenwart; ich überschaue die lebendige Gegenwart und ihr Strömen, und mich wiedererinnernd gehe ich auf die versunkene lebendige Gegenwart zurück. Ich durchlebe die Wiedererinnerung, und die vergangene Gegenwart als solche versinkt, ich komme wieder darauf zurück, und so habe ich eine Einheit der Zeit vor Augen, worin die lebendigen Gegenwarten strömen und in diesem Strömen das Strömen der Zeitmodalitäten dieser Zeit.
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Nr. 6 Ich als konkretes Thema. Mein mundanes Selbstverständnis als konkretes Ich in der Welt. Die Primordialreduktion und der Aufstieg der Konstitution bis zur gemeinsamen Welt Ich,1 als der ich Welt habe, meine mir einstimmig geltende Welt, mir geltend als Welt wirklicher und möglicher Erfahrung, mir geltend mit wechselndem Bestand an Seiendem in meinem erfahrenden Leben, meinem Weltbewusstseinsleben – ich kann mein Leben überschauen, meine erfahrende Welt-Habe im Laufe meines Lebens und dieses Leben selbst mit all dem Meinen; da finde ich meine Wahrnehmungserscheinungen, meine Wiedererinnerungen etc., meine möglichen Erfahrungen, meine unanschaulichen Bewusstseinsweisen, meine Vorhaben, mein Mich-Richten und Micherinnerungsmäßig-ausgerichtet-Haben etc., meine Einfühlungen als Weisen, wie ich Andere habe. Ich finde meine Weisen, wie etwas Weltliches in Mannigfaltigkeiten für mich dasselbe ist, und dasselbe als in seiner Zeit: in seiner Gegenwart, und zwar in Mannigfaltigkeiten, die meiner Gegenwart zugehören, in seiner Vergangenheit, die für mich in meinen Vergangenheiten sich darstellt und darin als Einheit der Selbigkeit mir gewiss ist. Ich finde dabei auch, wie dieses Selbe dasselbe ist für die in meinen Erfahrungen mir bewusst werdenden anderen Menschen; sie werden mir erfahrend bewusst als Personen durch einfühlende Vergegenwärtigungen, mir dadurch durch Erfahrung und Bewusstsein geltende als für sich selbst in ihrem eigenen Leben seiend, darin Welt habend und dasselbe wie ich erfahrend etc. Ich kann dann in dieser für mich seienden Welt (als seiend für die in meiner Einfühlung Eingefühlten und ihrerseits als selbst Einfühlenden, etc.) für mich unterscheiden das mir primordial Gegebene und das den mir sich einfühlungsmäßig bekundenden Anderen primordial Gegebene – das, was jeder primordial von derselben Welt erfährt (jeder aber der für mich in Geltung stehenden Anderen). Ich täusche mich über das Sein von Anderen – aber zu meinem Leben gehört in allen Lebenszeiten ein Bestand von Anderen, die mir in Einstimmigkeit ständig gelten als für mich seiende und so durch alles Leben hindurch. So wie ich mein Sein ständig habe und mit allem, was ich bin, so habe ich aber 1 Aufschrift auf dem Umschlag 16/20: Gut. Selbstauslegung: Ich, das Ich meines Bewusstseinslebens als konkretes Thema.
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darin impliziert die Anderen, und zwar als mit mir Kommunizierende, nur dass das Für-mich-Sein der anderen Subjekte (als Subjekte, als implizierte) einen sekundären Charakter hat und im Einzelnen nicht nur über Sosein, sondern über Sein Modalisierungen möglich sind. Und dieses Für-mich-Sein meines „Wir“ aus mir und meiner ständigen Seinsgeltung ist in dieser oder ist in meinem Bewusstseinsleben und meiner Habitualität gegeben. Alles, was für mich weltlich ist, ist es in mannigfaltigen Bewusstseinsweisen; jede ist als mein Erleben, worin Weltliches erlebt ist, in irgendeinem Modus der Geltungs- und Erscheinungsweise für mich. Ich bin als ständig für mich seiend in ständiger Seinsgewissheit meiner selbst. Ich bin als ständig für Seiende seiend, genauer so in der Seinsgewissheit von für mich seienden Anderen, als welche für sich selbst sind und für welche ich in Seinsgewissheit bin. Zu unterscheiden ist das konkret volle Ich mit allen seinen aktuellen und habituellen Geltungen, worin auch diejenigen gehören, die es unter dem Titel Einfühlung, Fremderfahrung, Gewissheit vom Mitsein Anderer als der meinen habe. In meinem konkreten Sein, in meinem konkreten eigenen zeitlichen Leben, sind die Anderen, die für mich sind, für mich seiende als was und wie sie mir gelten. Andererseits unterscheide ich: Ich in primordialer Reduktion, ich abstrahiere von den in der Einfühlung liegenden Geltungen Anderer (ähnlich wie wenn ich innerhalb meiner eigenen Sphäre abstrahierte von den Erinnerungsgeltungen, die meine Vergangenheit in Geltung setzen).1 Dann habe ich primordiale Leiblichkeit, primordiale Natur; fremde Leiber werden dann meine primordialen Körper, die als fremde Leiber bei Aufhebung der primordialen Abstraktion zur Geltung kommen. Die Mitgeltung von Anderen besagt jetzt zugleich, dieser Körper ist in ihrer Primordialität ihr einziger Leib und ist zugleich für mich seiend – so fängt der gemeinsame Seinssinn Natur an, sich zu zeigen. Er setzt die Seinsgeltung der Anderen voraus, motiviert durch die Seinsgeltung meiner primordialen Natur – die nicht im wirklichen Sinne Natur ist. In meinem eigenen Sein, in welchem ich alles für mich Seiende als mir aktuell und habituell Geltendes habe (auch mich selbst und mein Leben, all das, worin etwas immer als seiend für mich geworden ist und ist als Einheit von Mannigfaltigkeiten etc.), finde ich den Motivationsweg, in dem Welt als Universum der Objektivität für mich den Sinn dieser Objektivität gewinnt 1 Ich mache also mich selbst konkret, und zwar in der Universalität meines Bewusstseinslebens, als worin ich Welt in Geltung habe, zum Thema; dann wäre darin beschlossen mein Thematisieren.
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und immerfort hat.1 Ich finde mein primordiales Sein in meinem primordialen Leben, in meiner primordialen Vermöglichkeit, es zu dirigieren, darin als primordiales Gebilde meinen ständigen Leib als mein Organ und als Körper in der körperlichen Natur, die durch mein sinnlich wahrnehmendes Walten wahrgenommen wird und wahrnehmbar ist, ich selbst ständig auf diese Leiblichkeit und durch sie auf sich selbst und Natur sonst als äußere Natur bezogen; dabei als Ich, das nicht als Natur, sondern in anderer Weise die Mannigfaltigkeiten von sinnlichen Erscheinungen „hat“, als deren Einheit Natur erfahren ist usw. Und dieses „Subjektive“, indem es in sich die Natur trägt als mir im einstimmigen wirklichen und vermöglichen Ablauf der subjektiven Gegebenheitsweisen in Seinsgewissheit geltende, ist die Grundlage der Motivation für die Seinsgeltung, die Andere für mich haben, bzw. der vor-objektiv seiende Leib, ich darin waltend, die äußere Natur – aber als Einheit meiner Erscheinungen – fundiert die Seinsgeltung fremder Leib, worin fremdes Ich waltet und fremde – nämlich seine – Einheiten von Erscheinungen als Natur in Geltung hat, und damit für mich „unsere Natur“, gemeinsam für mich und diesen für mich motiviert seienden Anderen. Damit erwächst für mich in motivierter Weise das für uns Objektive, nämlich gemeinsame Natur, aber auch mein Leib als nicht nur Leib, worin ich walte, sondern auch für ihn (den für mich zur Seinsgeltung gekommenen Anderen), „ein“ Leib, nicht sein, sondern mein Leib, worin aber das „Mein“ schon den Sinn wie in der Wechselrede hat, nämlich Ich als sein Anderer und zugleich als Ich für mich selbst; so ich als im Leibe waltend und dadurch in der Natur als innerhalb dieser Natur – schon der Natur für uns beide – ständig mit diesem körperlichen Leibe „einig“, so wie er und sein körperlicher Leib in dieser selben Natur objektiv ist; – ich psychophysischer Mensch, er psychophysischer Mensch, Mensch als das Objektive, das für beide gilt, für jeden in seiner subjektiven Weise, für jeden durch Einfühlung in eigener Subjektivität den Anderen implizierend.2 Die Motivation geht nicht durch allmähliche Summation neuer Anderer, die nach und nach in meinen Erfahrungskreis treten, fort, sondern nur so weit, bis Apperzeption als „Übertragung“ des schon Bekannten auf ähnliche Fälle fungieren kann. Wesentlich ist noch das Sich-Vergemeinschaften der Aktivität in dem Erfahren und Handeln und die Motivation der Mittelbarkeiten der Anderen der Anderen im Und-so-Weiter. 1
Rb.: Indem ich mein eigenes Sein in der Reflexion zum Thema mache. Rb.: Das ist vorsichtig zu verstehen. Doch nicht psychophysisch im naturwissenschaftlichen Sinn, in dem der künstlichen natürlichen Einstellung. 2
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Wenn ich mich besinne, finde ich mich natürlich immer als Menschen unter Menschen und in einer außermenschlichen Welt.1 Alles in allem, ich finde die Welt vor als Universum des objektiv Seienden, dem ich und meine Mitmenschen zugehören, und in dem alles Seiende für mich und jedermann, jeden Menschen, Gegenstand möglicher Erfahrung ist, für uns alle als dasselbe erkennbar, in Wechselverständigung, die auch Wechselbereicherung ist in seinem wahren Sein und in der, jeder Sondersituation angemessenen, relativen Wahrheit bestimmbar, so wie wir Menschen selbst für einander. Wir sind menschliche Bewusstseinssubjekte für die objektive Welt und zugleich Objekte in ihr, und als das finden wir uns jederzeit. Aber wenn ich das sage und unter uns sage, so darf ich doch nicht übersehen, dass ich es bin, in dem das Gesagte Seinssinn hat, Gemeintes, Erfahrenes und Erfahrbares, Eingesehenes oder Einsehbares, von daher allein Sinn und Recht schöpfend. Darin beschlossen aber, so wie das Sein der Welt überhaupt, so das Sein von „uns“, zu denen und unter denen ich hier spreche, wobei das Sprechen selbst mitsamt dem Publikum, dem es als Anrede gilt, das ist, was es für mich ist, als meine Seinsgeltung, in der rein eigenen inneren Motivation entsprungen. Mache ich mir klar, wie ich selbst bin als dieses Ich all seiner Geltungserwerbe, alles und jedes für mich Seienden, und enthülle ich die Motivationswege, die rein in mir, in diesem Mir liegen, und in denen Welt als ständig für mich seiende nichts anderes ist als mein ständiges Motivat, so erkenne ich, dass diese Frage nach dem Wer nicht besagt die Frage nach der menschlichen Person, welche vielmehr ein Motivat im ständigen, lebendig fungierenden Motivationszusammenhang dieser Ursubjektivität ist. Dieser Wer bin ich selbst und doch nicht ich im gewöhnlichen Sinne, sofern ich in diesem gewöhnlichen Sinne Ich sagend schon über ein Endgebilde meines letztlich fungierenden Ich spreche, das überhaupt, um sich auszusprechen, schon fungieren muss. Das Fungieren und fungierende Ich ist aber, während es das ursprünglich lebendige ist, verborgen, unthematisch. Es wird erst zugänglich durch eine ganz eigenartige Reflexion, durch die Urmethode aller philosophischen Methoden, die transzendentale Reduktion.
1 Rb.: Mich besinnen auf das, was überhaupt ist. Seinsbesinnung. Im Mich-Besinnen vollziehe ich die natürliche Einstellung als die meiner Wir-Gemeinschaft, die unserer gemeinschaftlichen Weltgeltung. Mich-Besinnen auf das, was ist, auf Welt, hat aber sich gegenüber das MichBesinnen auf mein und unser In-der-Welt-Leben als unsere jeweilig fungierenden Subjekte, die „lebenden“, auf Welt hin lebenden weltlichen Subjekte, sofern fungierend als sie im thematischen Feld Objekte haben oder sich mit ihnen beschäftigen.
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Nr. 7 „ Ich “ durchdacht von der lebendigen Gegenwart aus. a) Das konkrete Ich mit seinen Habitualitäten, Interessen, idealen Zielen und seiner Faktizität Urtümlich1 strömendes Leben meines urtümlichen Ich-lebe. Urmodus strömend-lebendige Gegenwart als meine apodiktische Originalität, darin „Ich“ urmodal, urmodale Aktivitäten und urmodales Entspringen von Habitualitäten; im Strömen Urzeitigung von Einheiten, die noch nicht Seinseinheiten sind. Im Strömen abgeleiteter Modus: vergangenes strömendes Leben (strömende vergangene Gegenwart), meine vergangenen Einheiten, Affektivitäten, Aktivitäten, vergangene der damals ursprünglich gewordenen Habitualitäten. Ich, das jetzt in lebendiger Gegenwart originaliter, urmodal Seiende, bin dasselbe Ich meiner Vergangenheiten – ich trage sie als vergangenes Leben und vergangene Habitualitäten, Ich der Vergangenheit, intentional in meiner urmodalen Gegenwart. Im Strömen habe ich kommendes Strömen. Im Ichbin habe ich das Ich-werde-Sein „vor mir“. Ich trage auch meine Zukunft in mir als Horizont von Möglichkeiten, in denen ich sein werde. Ist aber Vergangenheit allein strömend wache Vergangenheit und Zukunft allein strömend wache Zukunft? Ich bin strömend in Welthabe, in Habe einer strömend für mich seienden Welt (in strömend erfüllter Zeitlichkeit). Ich bin weltlich lebend, im Strömen wach, ständig Welt apperzipierend und mich als Menschen in der Welt etc., so andere Menschen als in dieselbe Welt hineinlebend, Apperzeption von Welt vermöge der wiederholenden Auslegung identischer Meinung und vermöge der Bewährung. Strömendes Leben in Passivität und Aktivität (wacher Ichlichkeit) als strömend dasselbe Ich (Person) in sich tragend. In doppelter Weise: dasselbe Ich, das jetzt Habitualitäten hat aus aktiven Erwerben, jetzt ursprünglich aktiv erwerbend, aber darin zugleich aus früheren, in ihm implizierten Erwerben – es bleibt sich entweder treu, es ist in seinem tätigen Leben in ichlicher Konsequenz, oder nicht. Die gegenwärtig urmodale Geltung impliziert eine Erbschaft von früheren Geltungen. Tätigkeiten der Wiederholung: Ich kann meine Vergangenheit erwecken, und nur dadurch ist 1 Aufschrift auf dem Umschlag Bl. 21/26: „Ich“ durchdacht von der lebendigen Gegenwart aus. 14.9.1932 Rb.: 14.9.1932 Nota bene, (folgende Seite).
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sie für mich als Vergangenheit, und in der Erweckung und „Wiederholung“ entspringt bewährende Bestätigung und Streit. Ich in der Tendenz, im Selbsterhaltungsstreben, auf Einstimmigkeit mit mir gerichtet – hinsichtlich der Vergangenheit. Aber es ist nicht getrennt Vergangenheit und Zukunft. Gegenwärtiges Ich ist auf Zukunft gerichtet, und vergangenes Ich war früher auf Zukunft gerichtet gewesen. Jedes Sich-Richten auf Vergangenheit geschieht aus einem Interesse der Zukunft. So war es immer. Ich bin aber das jetzt und nur jetzt „wirkliche“ Ich. Ich bin urmodal das Ich, das jetzige, im Jetzt wirklich geltende, Interessen hat und jetzt ihre Einheitlichkeit hat. Dazu gehören die „von früher her erworbenen“ Interessen, „die früheren mir jetzt noch geltenden“. Ich, der ich jetzt bin, wie ich bin, jetzt auf künftige Aktion gerichtet, auf künftige Erwerbe, künftiges Sein, und von da aus Weckung, dienende Tätigkeiten der Besinnung und Umwertung. Ich bin, ich habe eine ausweisbare Vergangenheit als mein strömendes „früheres“ Leben, wie es „in der Tat“ war, impliziert in mir als explikabel in ursprünglicher Vermöglichkeit. Ich bin als identisches, in meiner Stromzeitlichkeit verharrendes Ich der personalen Habitualitäten, der jeweiligen Interessen, die im Nacheinander die meinen sind und waren, vor mir den Horizont der künftigen Interessen. So bin ich aber, bald konsequent, bald inkonsequent, bin bald im Sinne des Ich-Seins und Aktivlebens das Ich, das, indem ich ständig bin, ständig anders „sein sollte“, letztlich und total hinsichtlich dessen, das mein ständiges totales Telos war und ist, bald im Widerstreit gegen meinen „wahren“ Seins- und Lebens-„Willen“. Ich, das InteressenIch, das ich jetzt wirklich bin, bin in einstimmiger Deckung der Interessen mit meinem vergangenen Ich; soweit bin ich derselbe, als ich meine Interessen noch in Geltung habe – personal verharrend soweit identisch verharrend in meiner Zeit, sonst in Widerstreits-Deckung, derselbe in Modalisierung seines Gerichtet-Seins. Ich trage in meinem gegenwärtigen Leben1 meine unselige, unwahre, widerspruchsvolle Existenz, Faktizität – aber auch in mir die Idee meines wahren Seins, mein Sein-Sollen und eben damit die ideale Vermöglichkeit der Selbstkritik, der Kritik dieser Faktizität, an jeder zeitweiligen Stelle die Vermöglichkeit und Vorstellbarkeit des anderen TunKönnens, die den ganzen weiteren Lebenslauf anders bestimmt hätte, wenn ich so getan hätte. (Ich – das aktive Ich der Einstimmigkeiten, relativ in Einstimmigkeit und auf Einstimmigkeit gerichtet.) Das Sein und Leben, worin Ich-Sein statthat, zu seinem Sein kommt und immer schon Sein habend, ist Sein, das auf Sein vorgerichtet ist, so dass Leben 1
Das gibt verschiedene Begriffe von Habitualität und Leben.
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Aktivleben in sich trägt (in einem uneigentlichen Korrelativsein: Leben ist auf Leben-Werden gerichtet). Dieses Gerichtet-Sein als kontinuierliches kommt zu kontinuierlicher Erfüllung im Einzelnen; alle einzelnen Ziele stehen in Horizonten möglicher Ziele, aber unbekannte, unerschlossene, aber hinterher werden vergangene Möglichkeiten bekannt und die gewollten aufgehoben, aber zu keinem letzten Ende. Jedes Ende, jede Erfüllung ist Durchgang, Korrektur und neue Wahl; aber in dieser kontinuierlichen „Verendlichung“ lebt eine ideale „Teleologie“, ein kontinuierliches Streben zu einem universalen Lebensmodus der Echtheit in wahrer relativer Verendlichung, zu einer Kritik der faktischen Verendlichung als der unwahren, aufbrechend durch das Sich-Offenbaren von Unstimmigkeiten. Die „Unseligkeiten“ sind peinlich, nicht sein-sollend, wider den Lebenswillen als ständig auf Einstimmigkeit, auf Wahrheit gerichteten. Offenbare Unstimmigkeit wird notwendig korrigiert, wird durchstrichen, und das sagt, im „Ich bin“ nicht geduldet, verworfen und das Korrigierte in Geltung gesetzt und in das ins Unendliche relativ seiende Ich aufgenommen; und darin motiviert schließlich Rückschau und Vorschau und den expliziten Willen des Ich, überhaupt künftig nur sein zu wollen als wahres Ich, das in allen seinen Stellungnahmen und Stellunghaben sich treu bleiben will, sich bewusst diese Treue und eine entsprechende Ordnung seines Lebens zum Ziel stellend. Aber das Ich ist nur im Wir, und notwendig wird das „Wir“ ins Unendliche relativiert und im Gemeinschaftlichen, in der Weite der Wir-Bildung auftretenden Vergemeinschaftung zu einem allpersönlichen Wir, das echtes Wir sein soll. Ein bloßes Korrelat aber ist die wahrhaft seiende, wahrhaft und für immer und für jedermann identische Welt. Seiende Welt in Unendlichkeit ist konstruktive Antizipation und Vorverlegung des Idealisierten; sie ist nicht wirklich, sie ist nur unendliches Telos unserer Freiheit. Danach haben wir in der Apodiktizität des Ego die Grundscheidung: I. 1) mein strömendes Leben und Ich-Identität als die Ich-Polarisierung aller Aktivität, an der die Akte und Habitualitäten bald einstimmig oder zeitweilig einstimmig sich über eine Zeit erstreckend, bald unstimmig sich zerstörend haften; 2) das eigentliche menschliche Ich, das Ich, dem sein ganzes Leben zum Lebensfeld geworden ist, mit dem Willen zur Einstimmigkeit, ein echtes Ich als Idee der in sich einstimmigen und sich einstimmig wollenden Persönlichkeit; II. Aber nun das Ineinander der Monaden, die Notwendigkeit einer ebensolchen doppelten Konstitution des Wir, des „Wir“ in der faktischen
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Vergemeinschaftung (der Ich nach 1) und des erwachenden allmenschlichen und allmonadischen Horizontes des universalen Gemeinschaftslebens und des Willens als Gemeinschaftswillens, eine universale personale Einstimmigkeit, Echtheit als All-Person zu sein; ihr Korrelat wäre aber eine wahrhaft (konkret) seiende Welt. b) Ich in meiner Urmodalität und den nachmodalen Implikationen Urmodal: Im Ich-bin, im Ich-kann, im faktischen Ich-tue ist beschlossen das weitere Ich-kann; und im Besonderen, Ich-kann: mein Sein, meine Implikationen auslegen in ihrer Wahrheit; ich vollziehe eben universale phänomenologische Besinnung, in der ich alles, auch diese Vermöglichkeit herausstelle. 1) Urmodal stehendes-strömendes Leben und darin meine urprimordialen Implikationen, erste Schicht der Weltkonstitution, die meine urmodale Eigenheit bzw. meine Ur-“Monade“ ausmachen. Darin der urmodale Ichpol. 2) Intentionale Implikationen meiner nachmodalen Abwandlungen von meinen urmodalen Eigenheiten; die Implikation fremder Eigenheiten, fremder Ichpole (konkreter fremder Monaden), in der meinen, und ihres intentionalen Ineinander, nun aber auch meiner Monade als Einer unter den Monaden, als Eine ist sie nicht mehr die Ur-Monade. 3) Implikation der Totalität des Universums der Monaden mit ihren Ichpolen, jede als identische in allen Implikationen, in allen intersubjektiven Akten in ihrer universalen inneren Implikation. Ich fungiere als Pol der Akte und Habitualitäten und in Gemeinschaft, aktuell und potentiell – das Miteinander der personalen Ich. 4) Darin ist wieder impliziert als „Idee“ unser aller wahres Sein, und als Idee die Monadentotalität und ideale personale Totalität als Totaleinheit einer Wahrheit; Echtheit aus meiner Freiheit in Konnex mit aller Freiheit, andererseits auch Seinswahrheit, die zunächst davon geschieden ist. 5) Zu meiner Wahrheit gehört als Korrelat die wahre Welt; sie ist wahrhaft seiende Welt (als Idee) für die Allheit der in mir implizierten Monaden und monadischen Ich. Empirisch-faktisch ist sie intermonadisch konstituierte, noematische Einheit, relativ stimmig, relativ unstimmig. Ausscheidung der einzelnen Unstimmigkeiten in den jeweiligen Verständigungsgemeinschaften als „abstoßend“ und mit der Antizipation der Möglichkeit, immerfort durch Korrektur sich intersubjektiv einigen, eine empirisch einstimmig vermeinte Welt erlangen zu können, und so in beliebiger Erweiterung des
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Kreises der in die Verständigungsgemeinschaft aktuell eintretenden Anderen.1 Welt als Natur, Welt als faktische Geisteswelt – jede in ihrer relativen „Wahrheit“, Welt als wahre und echte Welt, Welt echter Menschen, die die Sachenwelt, die außermenschliche, zur konsequenten Echtheit (der korrelativen echten Menschentums) zu gestalten streben. Auch das ist intentionales Implikat im universalen lebendigen Leben. In meiner Ur-Monade impliziert, aber in der Ordnung der Implikationen ein Spätes – damit endend, dass seiende Welt eine im strengen Sinne, rein als Idee, ein für alle Mal und für immer seiende, ideal-identische in ihrem Seinssinn verharrende äquivalent wäre mit der Idee echter Allpersonalität. Diese Ordnung muss genauer überlegt werden. ad 2) Mit der Implikation der fremden Monade habe ich schon mitimpliziert empirisch gemeinsame Welt als Einheit sich korrigierender Einstimmigkeit (einer relativen, ins Unendliche). In der Konstitution der faktisch zunächst mitgegenwärtig daseienden Anderen ist schon in Gang der Horizont der in offener Vielheit als mögliche und wirkliche vorauszusetzenden weiteren Anderen; die Endlichkeit ist offene Endlichkeit, implizierend weitere Monaden, weitere Menschenwelt als gemeinsame. Das empirische Streben nach Selbsterhaltung, nach Befriedigung, und äquivalent nach Einstimmigkeit, ist schon intersubjektives Streben nach intersubjektiver Einstimmigkeit, in mir und dann in der implizierten Gemeinschaft lebendig und forttreibend zu bewusstem Willen auf Einstimmigkeit, woraus hervorzugehen bestimmt ist der Wille zur Besinnung und zur universalen Besinnung, zur Seinserkenntnis (theoretisches Interesse), schließlich zu universaler Besinnung, zu universaler Wissenschaft, diese selbst forttreibend zu intersubjektiver Kritik und Wahrheit als fortschreitender universaler Selbstbesinnung der Menschheit – radikal die transzendentale Subjektivität selbst, sich selbst fortschreitend enthüllend in einem echten und konkretesten Wahrheitssinn, und den Wahrheitssinn einer echten Welt – als von der bewusst daraufhin gerichteten und auf ihre eigene echte Wahrheit gerichteten transzendentalen Subjektivität zu gestalten. Impliziert ist in dieser Ordnung die universale Wirklichkeit – aber auch das Universale der Möglichkeiten, impliziert ist die Struktur, die möglich macht, durch alle erdenklichen Möglichkeiten (Erdenklichkeit ist Impli-
1 Das ist freilich sehr kompliziert. Zu den Unstimmigkeiten insbesondere gehört die Unstimmigkeit der miteinander in Spannung tretenden nationalen Umwelten etc.
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kation) hindurchgeht, und impliziert ist die Faktizität selbst in der Faktizität meiner strömenden monadischen Gegenwart. Impliziert auch mein Schlaf, in meinem jetzt wachen strömenden Sein meine frühere Unwachheit des Seins und meine Geburt, wie als Zukunft der wachen Zukunft meinen Tod? Meine strömend-lebendige Gegenwart, die urmodale, trägt alles Erdenkliche in sich; sie ist die urzeitliche, überzeitliche „Zeitlichkeit“, die alle Zeit als verharrend-seiende Zeitordnung und Zeitfülle in sich trägt. Kann ich je angefangen haben? Hat Angefangen-Haben Sinn, wenn nicht als Haben in einer Zeit? Ich kann ein erstes „Erwachen“ haben und ein letztes „Erwachen“ – aber einen Anfang als strömend „lebendige“ Gegenwart? Ohne sie hat nichts überhaupt Sein und so die in ihr implizierten Anderen und die Welt mit menschlicher Geburt und menschlichem Tod. Menschen sind Objektivierungen von Monaden; mein stehend-strömendes Leben als Monade ist Ur-Monade, und in ihr schon Implikat ist meine Monade als Eine im Monaden-All, worin jede meinesgleichen ist, als das in mir als Wahrheit seiend Implizierte; jedes ist von sich aus letztlich Urmonade, mich, nämlich die meine, und jede andere implizierend. Jede hat ihre erste Wachheit, Anfang ihres affektiv-aktiven „Lebens“, ihres personalen Ichs, und jede hat ein Ende ihres personalen Lebens; ihre Wachheiten, mit Schlafpausen in den Wachheiten, mit Tun und Leiden, mit allem patenten Bewusstsein und seinen latenten Sedimentierungen. Kann aber, was in einer Monade impliziert ist, als alles Sein in sich tragend, einmal nicht sein? Dazu folgende Überlegung.1 Das Impliziert-Sein meiner Vergangenheit in meiner strömenden Gegenwart, das Impliziert-Sein der anderen Monade in meiner Monade, in meiner strömenden Gegenwart: Implikation als transzendental simultane. Aber nehmen wir nun an, der andere Mensch stirbt, sein Leib ist „entseelt“, hört auf, Leib zu sein. Der seelischen Lebensdauer in der Weltzeit entspricht die fremde Lebensdauer anderer Monaden. Monade in ihrem transzendentalen Lebensstrom: Er hat also Anfang und Ende nach Leben und Sein, dazu zeitliche Erstreckung in der transzendentalen Zeit. Ich, dies ist intermonadisch, und so ist meine Lebensdauer mit der der anderen Monaden (ganz wie in der Weltzeit) in Modis der Simultaneität, der totalen und partiellen etc.2 Nun könnte man einwenden, das betrifft Leben als Leben der Affektion und Aktion, und Leben in den in Wachheit sich als nachmodalen Gestalten 1 2
Rb.: Titel siehe unten. Rb.: Das Problem der monadischen Geburt und des monadischen Todes.
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bekundenden Schlafpausen; und es betrifft danach das personale, das ichliche Sein und Für-andere-Sein, eben das in räumlich-weltlicher Apperzeption als Sein von menschlichen Personen und personalen Gemeinschaften vorgegeben ist. Gibt es Motive, kann es solche geben, welche eine weitere Modalität des absoluten Seins als möglich und als notwendig erscheinen lassen? Hat die transzendentale Intersubjektivität, als Allsubjektivität der Weltkonstitution, nicht auch ihre „Pausen“? Gibt es Analoga von Schlaf (Unbewusstem)? Aber jetzt nicht die Kommunikationslosigkeit irdischer Monaden und eventuell Mars-Monaden (innerhalb der universalen Simultaneität), hinsichtlich der Zeitfolge völlig vernichtete Lebendigkeit der Tradition, die dann doch wieder durch archäologische Entdeckung und Interpretation verlebendigt werden kann. Das sind das ganze Niveau der transzendentalen Weltinterpretation transzendierende (metamundane-transzendentale) Fragen. Auch wird da von Bedeutung sein die tiefste Auslegung der verschiedenen Modi der Selbstkommunikation und Kommunikation mit Anderen, in der Simultaneität und Sukzessivität.
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Nr. 8 Das Ego der Epoché. Sommer 1933 Die lebendige Gegenwart als Kern des Weltphänomens und die Horizonte der Vergegenwärtigung, der Kern des eigentlich Wahrgenommenen 1 Das2 Erste, dessen ich bedarf, ist die Auszeichnung des egologischen Feldes im prägnanten Sinne. Der Anfang ist: Ich vollziehe vollbewusst die Epoché. Dabei bin ich auf mich selbst als sie Vollziehenden gerichtet und finde als darin beschlossen anstatt der in natürlicher Weise für mich schlechthin seienden Welt das „Weltphänomen“, die in der Enthaltung vom Seinsglauben doch erscheinende und geglaubte Welt als solche. In dieser Einstellung bin ich nicht in natürlicher Weise Welterfahrender und doch Erfahrender – all das erfahrend, was soeben bezeichnet worden ist3 – und doch, ich bin Erfahrender, genauer gesprochen, und als Erstes, ich bin kontinuierlich Wahrnehmender, kontinuierlich nehme ich mich, mein Die-Enthaltung-Üben, darin mein Weltphänomen wahr. Das alles in eins ist für mich als strömend-lebendige Gegenwart. Es ist indessen in den Beständen der lebendig-strömenden Gegenwart, in der ich mich in der Einstellung der Epoché finde – also innerhalb meines „wahrnehmungsmäßig“ für mich seienden Lebens – zu unterscheiden:4 Wir können unter ihnen Gegenwarts-Bestände nach Art der Vergegenwärtigungen haben, aber auch Nicht-Vergegenwärtigungen, Wahrnehmungen.
1 Die Bl. 3–4 von C 3 sind als Text Nr. 11 veröffentlicht in Husserliana XXXIV auf den S. 185– 188. Die Aufschrift auf dem Umschlag Bl. 1 /82 bezieht sich auf die Texte Nr. 8–20: I. Urströmende Gegenwart und Zeitigung. Weltzeitigung durch Zeitmodalitäten. Zeitigung III. C 3. Die Aufschrift auf dem Umschlag Bl. 2 / 17 bezieht sich auf den Text Nr. 8: Strömend lebendige Gegenwart (darin auch Chiavari) Durchsehen zur Ausarbeitung I. 1930 Sommer und Herbst. 2 Rb.: Σ. 3 Rb.: Hier muss scharf unterschieden werden! Vorerst spreche ich von natürlicher Einstellung. 4 Rb.: Bestand der urphänomenalen Gegenwart.
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Wie ist das zu verstehen, da doch die gesamte strömende Gegenwart wahrnehmungsmäßige ist, dass wir nun abermals in einem offenbar besonderen Sinne von Wahrnehmungen und Nicht-Wahrnehmungen sprechen müssen? Überlegen wir. Wenn eine Vergegenwärtigung jetzt eintritt, so ist sie selbst gegenwärtig, als das ein Wahrnehmungsmäßiges, etwas, das in Blickrichtung auf sie als gegenwärtig im prägnanten Sinne, dem der erfassenden Wahrnehmung, wahrgenommen ist. Aber in ihr als Vergegenwärtigung-von ist etwas vergegenwärtigt, und im in die verströmte Vergangenheit Gerichtet-Sein ist die Blickrichtung des Ich auf dieses vergangene Etwas gerichtet. Diese Blickrichtung des Ich ist selbst ein Gegenwärtiges und ist dabei nicht erfasst. Das Vergangene, hier denken wir an ein Vergangenes oder Kommendes, Ich-tue oder Ich-kann (z. B. ich habe mich zur Epoché entschlossen, oder ich war mir bewusst, dass ich in einen Horizont eindringen kann). Es ist also in meinem lebendigen Präsenzbestand vergegenwärtigt, aber nicht selbst ihm zugehörig. Offenbar gehören hierher schon die Horizonte, die zunächst unerschlossen jeder Gegenwartssphäre zu Eigen sind; sie sind gewissermaßen latente Vergegenwärtigungen, in ihnen sind innerhalb der strömenden Gegenwart die wahrnehmungsmäßigen Horizonte bewusst, die selbst nicht dieser Gegenwart zugehören. Es scheidet sich uns also dasjenige der Gegenwart (des wahrnehmungsmäßigen strömenden Bestandes), das Horizontbewusstsein ist, und dasjenige, was darin als Horizont selbst vergegenwärtigt, aber nicht anschaulich, in explizierenden Wiedererinnerungen usw. vergegenwärtigt ist. Das ist also eigentlich das Erste1: ein Kern der lebendigen Gegenwart, der nicht Horizont ist, und ein solcher, der Horizont ist. Innerhalb dieses Kernes aber können wieder Vergegenwärtigungen, jetzt explizierte, übrigens offenbar nicht nur absichtliche, sondern auch unabsichtliche, nicht nur erfassende, sondern auch nichterfassende, auftreten; wir haben also abermals und in jenem ersten Kern zu unterscheiden: wahrnehmungsmäßig Gegenwärtiges, das in sich selbst nicht mehr vergegenwärtigt, und solches, das es tut. Aber nun müssen wir diese Unterscheidungen noch sehr wesentlich ergänzen und in einem ähnlichen, aber doch wesentlich neuen Sinn in weiteren Unterscheidungen fortführen.2 Die erfahrene Welt als jetzt erfahrene ist für das transzendentale Ich in strömender Gegenwart jedenfalls wahrnehmungsmäßig gegebene, nur dass 1 2
Rb.: Horizontbewusstsein und Nicht-Horizont. Nach fortführen Rb.: Cf. 62 Fortsetzung. Weiter von 62 ab.
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zugleich in dieser selben Gegenwart sie auch in Form von Vergegenwärtigungen1 erfahren sein kann. Versuchen wir, mindestens in einem ersten rohen Anhieb die Struktur des transzendentalen Weltphänomens, so wie es in meiner transzendentalen Gegenwart gegeben ist, zu beschreiben, so finden wir als Erstes in dieser Gegenwart ein Wahrnehmungsfeld als Gesamtinbegriff dessen von der Welt, was im Jetzt wahrnehmungsmäßig („leibhaft da“) gegeben ist. Das Wahrnehmungsfeld ist transzendental in sich charakterisiert als Gegebenheitsweise der Welt und nicht bloß als Gegebenheitsweise des im Feld in eins Wahrgenommenen. Das Feld weist über sich hinaus, es ist bewusst sozusagen als wahrnehmungsmäßiger Ausschnitt aus der Welt, es hat einen „Horizont“ des plus ultra, der nicht wahrgenommen, der überhaupt nicht explicite bewusst ist. Jede Einzelheit, jedes Sonderfeld, das eventuell nachträglich bewusst wird für das transzendentale Ich, hat dann einen ebensolchen Charakter, seinen „Horizont“ – einen Außenhorizont, wie wir sagen wollen. 1)2 Zu diesem Horizont gehört, roh gesprochen, ein mehrfaches evidentes „Ich kann“: Ich kann in ihn eindringen in Richtung der Vergangenheit oder in Richtung der Zukunft, oder ich kann in die Mit-Gegenwart eindringen, von der Orientierungsstruktur innerhalb der Wahrnehmungsgegenwart geleitet in ihren mannigfaltigen Orientierungsrichtungen in das plus ultra eindringend. Damit deuten sich schon vielerlei Beschreibungen vor: Das Eindringen ist ein Zur-Weckung-Bringen und ein Verwirklichen des zur Weckung Kommenden durch Vergegenwärtigung, – durch Wiedererinnerungen (Rückerinnerungen), Wiedervergegenwärtigungen von Vergangenem, durch Vor-Erinnerungen (Vor-Vergegenwärtigungen von Künftigem), MitErinnerungen, Vergegenwärtigungen von Mitgegenwärtigem der Welt. 2) Halten wir uns innerhalb der Wahrnehmungsgegenwart unter Absehen von ihren Außenhorizonten, also an das wahrnehmungsmäßig Gegebene von der Welt, so ist es, wie die strömend transzendentale Gegenwart überhaupt, ein Strömend-Einheitliches und muss als das Thema der Beschreibung werden. Die strömend konkrete Wahrnehmungsgegenwart, zunächst mit den Horizonten bzw. dem einheitlichen ungeschiedenen Gesamthorizont, heißt strömend vermöge der Unterschiede, die ich als transzendentalphänomenologisierendes Ich, wie in der lebendigen transzendentalen Gegenwart überhaupt, so an ihm machen kann, Unterschiede des Jetzt, des Soebengewesen und des Kommend. Das konkrete Weltphänomen als mein 1 2
Rb.: Hier. Das Weltphänomen in meiner transzendentalen Gegenwart. Rb.: 1). Dazu auch der (fehlende) Innenhorizont. Er wird erst 72 = Bl. 8b eingeführt.
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jetziges Phänomen ist Phänomen von der Welt im Jetzt.1 Aber das ist zweideutig. Im Urphänomen des Strömens liegt, dass ich im Zugleich ein Jetzt, ein Soeben-Gewesen und ein Soeben-Kommend unterscheide und dass dieser Bestand des Zugleich eine Einheit ist, die – als konkrete phänomenale Gegenwart bezeichnet – strömt. Im Strömen ist2 stetig ein Außenhorizont mit da, der wie der unterschiedene Gehalt des „Zugleich“ sich strömend wandelt – all das in besonderen und enthüllbaren Strukturen. Wir3 haben also in der konkreten Gegenwart einen abstrahierbaren Kern eigentlicher Gegenwart als eine ausgezeichnete Phase im Strömen, die die Gegenwart bezeichnet, die kein Soeben und Kommend mehr in sich schließt, sondern reine Gegenwart.4 Es ist dann zu beschreiben, wie im Strömen das zentrale reine Jetzt der Gegenwart stetig ins Soeben vergeht, dieses selbst Modi des Soeben durchläuft etc., und wie schließlich und im Strömen immerfort der „dunkle“ Außenhorizont das Soeben in sein unterschiedsloses Dunkel aufnimmt; wie dann aber Wiedererinnerungen in dieses Dunkel eindringen und in der Gegenwart neben ihrem lebendigen Wahrnehmungsverlauf das Erlebnis des Vergangenen, die vergangenen Wahrnehmungsgegenwarten als solche, herstellen können; ähnliche Strukturprobleme und -beschreibungen hinsichtlich des Kommenden. Umgrenzt man abstraktiv den Kern der „eigentlichen“ Wahrnehmungsgegenwart von der Welt (immer als transzendentales Phänomen), so ist nun die Frage nach der Struktur dieses Kerns,5 – eine Struktur, die in der Abwandlung des Hauptmodus eigentliche Wahrnehmungsgegenwart in „soeben“ gewesene Gegenwart usw. wiederkehrt, nur sozusagen mit neuen Vorzeichen, mit einem abgewandelten Formsinn, so ergeben sich vielerlei neue Strukturscheidungen. Bezeichnen sich, genau besehen, schon mit den angedeuteten Unterscheidungen der inneren Zeitigung im konkreten Gegenwartsphänomen neuartige Horizonte als „innere“6 (die zum Strömen und Gegebenheitswandel im Strömen gehörigen „Verweisungen“, Intentionalitäten), so kommen wir von da alsbald zu neuen Unterschieden mit neuen Innenhorizonten. 1
Rb.: Strömen. Rb.: Konkrete Gegenwart. 3 Rb.: Kern der konkreten Gegenwart. 4 Rb.: „Reine“ Gegenwart. Zentrale Momente reiner „Weltgegenwart“, in gewisser Weise Urimpression von der Welt. Zeitigung im Strömen. 5 Rb.: Struktur des Kerns. 6 Rb.: Innerer Horizont. 2
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Wir gehen hier in einer bestimmten Richtung vor, um in dem eigentlichen Gegenwartskern des Phänomens Welt (oder dem eigentlichen Wahrnehmungsfeld von der Welt, das das Mitmoment Jetzt-von-ihr-mir-eigentlicherscheinend bezeichnet) abermals einen Kern der Eigentlichkeit zu unterscheiden. Zu diesem Felde gehören – in welcher Koexistenzstruktur immer – diese oder jene erscheinenden Weltobjekte. Jedes und so das eigentliche Gegenwartsfeld im Ganzen ist „eigentlich“ nur wahrnehmungsmäßig gegeben von einer „Seite“.1 Die „Seite“ ist Seite von dem Wahrgenommenen und im ersten Sinne „eigentlich“ Wahrgenommenen als solchem. Nur die „Merkmale“, innere Objektbestimmungen, die sie befasst, sind in einem neuen, strengeren Sinne „eigentlich“ wahrgenommen, wirklich als „leibhaft selbst“ Gegenwärtiges „vom“ Objekt charakterisiert. Dieses „von“ bezeichnet offenbar einen neuen „Innenhorizont“; die Seite lässt sich nach den anderen Seiten befragen, sie weist auf Möglichkeiten der Enthüllung in Möglichkeiten (auch meinen Vermöglichkeiten) der künftigen Wahrnehmung und Vermöglichkeiten der Vergegenwärtigung vor, mit zugehörigen Wesensformen. Verfolge ich den Gang des Strömens in der konkreten Gegenwart, so geht durch die Folge der Seiten das Einheitsphänomen der Wandlung der Seite in Seite hindurch, dabei aber auch hindurch das Einheitsphänomen desselben sich von verschiedenen Seiten zeigenden Dinges – solange es im Felde eben leibhaft erscheint. Aber2 nicht nur das. Im festhaltenden Blick auf irgendein Merkmal, z. B. ein körperliches der Gestalt oder Farbe, das im stetigen Wandel der Seite stetig als eigentlich wahrgenommenes verbleibt, so erscheint es zwar als dasselbe, aber als dasselbe in stetig verschiedenen Gegebenheitsweisen, in verschiedenen Perspektiven. Also, das eigentlich erscheinende Merkmal hat selbst wieder ein in noch eigentlicherem Sinn Eigentliches, in einem radikaleren Sinne eigentlich original Gegebenes: die Perspektive als Perspektive von diesem Merkmal.3 Und nun hat diese Perspektive mit dem „von“ seinen Horizont; nur dass jetzt die Perspektive nicht mehr selbst Bestandstück des Weltlichen, des Objekts ist, das „erscheint“, sondern etwas, wodurch die Selbsterscheinung des Objektmerkmals verwirklicht ist. Dieses „durch“ deutet auf eine eigene Richtung des Rückgangs der Auslegung des Wahrneh-
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Rb.: Seitengegebenheit in einem erweiterten Sinne. Rb.: Perspektive. 3 Rb.: Perspektive auch in einem erweiterten Sinne zu verstehen – die Körperlichkeit ist ja nicht vorher herausabstrahiert worden. 2
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mungsphänomens von Welt und weltlich Einzelnem. Wir bleiben bei diesem, soweit das direkte Phänomen-Sein von Weltlichem in Frage ist. Natürlich ist bei dem Wandel der Seitengegebenheiten und der Beschreibung der synthetischen Einheit, die dabei erscheint, auch das eigentümliche Verhalten des Feldganzen besonders zu beachten – wie in seinem Wandel sich ein erweitertes Feld, eine erweiterte Gegenwart von der Welt im strömenden eigentlichen Gegenwärtigen von der Welt synthetisch konstituiert, wobei im Übergang Objekte aus der eigentlichen Präsenz austreten und neue eintreten.
Nr. 9 Mein transzendentales Sein als konkrete urlebendige Gegenwart. In der phänomenologischen Reduktion finde ich mich im strömenden Leben als konkretes Ich in verschiedenen Modi meiner Zeitlichkeit 1 Konstitution2 der „immanenten Daten“ in der strömenden „immanenten Wahrnehmung“ – und die Probleme der strömend lebendigen Gegenwart. Der immanente Gegenstand ist im immanenten Wahrnehmen als seiende Wirklichkeit „beschlossen“, er „konstituiert“ sich selbst im strömenden Wahrnehmen.3 Das Konstituieren ist gewissermaßen ein Sich-selbstAufbauen. Phase für Phase des Gegenstandes tritt in die Urpräsenz, macht alsbald einer neuen Phase Platz, die sich nun verwirklicht usw. Aber man muss vorsichtig sein. Phänomenologische Reduktion hat mich von der natürlichen Naivität befreit. Nunmehr bin ich nicht mehr für mich seiend mit dem natürlichen Sinn menschliches Ich in der Welt. So bin ich für mich nicht in Geltung; und doch bin ich noch für mich. Ich erfahre mich als „reines Ich“ auf mich selbst gerichtet und bestrebt, mich als dieses transzendentale Ich auszulegen, auf mich als Seiendes. 1 Die Bl. 10–16 von C 3 sind als Text Nr. 7, in Husserliana XV, S. 99–110 abgedruckt. Die Aufschrift auf dem Umschlag Bl. 18/24 bezieht sich auf den Text Nr. 9: Strömend-lebendige Gegenwart. Das immanente Zeitfeld. Konstitution immanenter Daten. Konstitution der strömenden Dauer. 1930. November. Zur Ausarbeitung II. 2 Rb.: 1–4 zur Ausarbeitung. Aus November 1930. 3 Rb.: Konstitution der immanenten Daten. Dazu besonders +1 – +3 = hier Text Nr. 19 Konstitution der strömenden Dauer.
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Ich erfasse mich in ersten Auslegungen als zeitlich seiend in einer strömenden Zeitigung, d. i. in einem kontinuierlichen dahinströmenden Selbsterfahren, Wahrnehmen, mir originaliter Selbsterscheinen, und zwar in der Form meiner jetzt strömenden seienden Gegenwart bzw. der lebendig strömenden wahrnehmungsmäßigen Seinsweise. In dieser Gegenwart vollziehe ich Erinnerungen, und durch sie stellt sich mir in meiner lebendigen Gegenwart meine Vergangenheit als meine selbst gegenwärtige, also als strömendwahrnehmungsmäßig Gewesen-Sein dar, und ähnlich habe ich gegenwärtig vor mir mein kommendes selbst Gegenwärtigsein, meinen Horizont der Zukünftigkeit. Ich finde mich in meiner mir eigenen Zeitlichkeit und finde mich als identisches Ich meines zeitlich als jetzt gegenwärtig, als vergangen und als künftig sich darstellenden Seins. Diese strömend sich wandelnden Modi stellen gleichwohl identische Gehalte meines zeitlichen Seins dar, und zwar das, was meine Zeitlichkeit selbst ausmacht als sich in dem Wandel dieser Modi darstellende. In dieser Hinsicht sehe ich, dass zwar Gegenwart im Wandel in Vergangenheit und immer neue Vergangenheit übergeht, aber dass das als „Jetzt“ Auftretende durch alle seine Vergangenheitswandlungen hindurch identisch bleibt in seiner Individualität, deren identische Form der Zeitpunkt ist. Und so verharrt im Strom der Zeitmodalitäten und als die in ihrem Wandel als identisch sich konstituierende Form die immanente, die mir als identischem Ich zugehörige Zeit, und zwar mit dem sich stellenmäßig identifizierenden Inhalt, dem in meiner Zeitigung mein verharrendes subjektives Sein ausmachenden Inhalt. Freilich unterscheidet sich dabei meine in den strömenden Vergangenheitsmodis konstituierte identische Vergangenheit und meine in der strömenden Verwirklichung des Kommenden beständig antizipierte, aber im Wechsel der Zukunftsmodi als identisch antizipierte Zukunft, also, was ich bin, als Ich-bin- Gewesen, und was ich bin, sofern ich seinwerdend bin. Das Strömen konstituiert strömend identische Gewesenheit und identisches Sein-Werden – Gewesen-sein-Werden; und der Unterschied ist nun selbst im Strömen. Was schon als vergangen erledigt ist, bleibt starr; was noch nicht erledigt ist, als erst werdend, d. i. Antizipation des starren Seins als Sein-Werden, in kommender Leistung der Erledigung.1 Und dabei ist dieses Kommen ein Reich von vielen Möglichkeiten und wesensmäßig nicht und in keiner Gegenwart fest bestimmt. Das Anders-Kommen als „vorausgesehen“
1
Rb.: Identisch dasselbe gewesen, mannigfaltige Vergangenheiten.
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ist immerzu offene Möglichkeit, und das Vorausgesehene hat wesensmäßig unbestimmte, sich in der Verwirklichung erst voll bestimmende Gehalte. Unzerbrechliche Gewissheit ist nur das Ich; Ich, der ich in der Evidenz des ‚Ich bin‘ stehe, eine „erledigte“, eine festbestimmt seiende Gewesenheit habe – wir sagen gewöhnlich Vergangenheit; Gewesenheit ist Gewesenheit in strömenden und in Abhebung wechselnden Vergangenheiten – und vor mir eine in Verwirklichung strömend begriffene Zukunft, als ein Bereich bei aller Vorzeichnung unbestimmter Möglichkeiten doch soweit bestimmter Zukunft, dass sie in der Gewissheit des kommenden Sein-Werdens die feste Form des schon wirklichen Seins, die einer kommenden starren Vergangenheit hat. Indem1 ich solche Auslegungen mache, spreche ich vom Strömen, der lebendig strömenden wahrnehmungsmäßigen Gegenwart, von den strömend sich wandelnden subjektiven Modis der in der strömend lebendigen Gegenwart sich darstellenden Vergangenheiten und Zukünftigkeiten; davon, dass in dieser Gegenwart die Retentionen und Fern-Erinnerungen mannigfaltig sich wandeln und wechseln als Erinnerungsmodi, in denen je ein und dasselbe Gewesene als in verschiedenen Weisen subjektiv Vergangenes (etwa in der Rede ferner und ferner Vergangenes) bewusst ist. Wenn ich so immerfort von meinem2 zeitlichen Sein spreche und von den subjektiven Erscheinungsmodis, bewusstseinsmäßigen Modis, indem diese erfüllte Zeitlichkeit, die die meine ist, mir bewusst gemacht wird, so stehe ich vor der Schwierigkeit, dass doch auch diese Bewusstseinsmodi, dass dieses Strömend-Sein, in welchem mein zeitliches Sein „erscheint“, sich darstellt und ursprünglich evident wird, das meine ist; von mir aus gesprochen: dass ich nur bin als in diesem strömenden Leben lebend und vermöge der besonderen Strukturen dieses Lebens zeitliches Sein für mich habe in den allgemein beschriebenen Eigenheiten. Aber wie steht es mit dem Sein dieses Strömens, mit der „strömend lebendigen Gegenwart“, mit den in ihr auftretenden Wiedererinnerungen etc.? Indem ich auf sie reflektiere, sie kennenlerne, ihr Sein und Sosein mir zueigne, sie wiederholt identifiziere – sind sie nicht selbst seiend als zeitlich seiend, identisch in einer Zeitstelle, die in verschiedenen Erinnerungsmodis bzw. Modis wechselnden subjektiven Vergangenseins als dieselbe erfahren wird? Auf die strömend lebendige Gegenwart hinblickend finde ich sie als gegenwärtiges Strömen vor. In ihr erscheint wechselnd zunächst im Modus 1 2
Rb.: Mein Sein als lebendige Urgegenwart. Statt meinem Ms. unserem.
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der Urpräsenz etwa ein Tondatum; im Wandel der Retention erscheint es als dasselbe soeben vergangene, im Wandel der Vergangenheiten als dasselbe gewesene und in dieser Selbigkeit als zeitlich dasselbe (dieselbe Zeitstelle). Aber richte ich den Blick auf das Verströmen der Retentionen, auf die wiederholten Wiedererinnerungen (die vielfältigen Vergangenheiten von demselben Tondatum), auf die ganze strömende Gegenwart mit all diesen subjektiven Erscheinungen-von, so ist ein jedes erfassbar, was unter solchen Titeln steht, als für mich Seiendes. Dasselbe, das ich jetzt als gegenwärtig wahrnehme, was ich nachher als soeben vergangen und in immer neuen Vergangenheitsmodis bewusst habe und eventuell anschaulich wieder und wieder erfahre; und zu dieser Selbigkeit, derselben Gewesenheit, gehört je ihre Zeitstelle eben als Form der Gewesenheit, als Individualform, als Form der Einmaligkeit des Seins, des als dieses einmalig identischen Seins – gegenüber der Mannigfaltigkeit strömender Gegebenheitsweisen. Es ist klar: Reflektiere ich auf mich unter phänomenologischer Reduktion und erfahre mich als der ich bin, so erfahre ich mich in einer ersten Schicht. Ich erfahre mich als in einer ersten und notwendigerweise nur in einer ersten und in einer bloß relativen Seinsweise, als Ich der immanenten Zeit in einem ersten Sinne. Dabei dienen die im Blick stehenden Modi des Strömens und der strömenden Konstitution als bloßer Durchgang; sie fungieren als subjektive Erfahrungsweisen und werden als das dabei fungierende „bloß Subjektive“ sozusagen beiseite geschoben; sie werden nicht selbst thematisch als für das ‚Ich bin‘ in neuer Weise konstitutiv. Ähnlich etwa, wie der Naturforscher die Natur als sein objektives Seinsfeld und Forschungsfeld dadurch hat, dass er alles Subjektive, die wechselnden Erscheinungsweisen von der Natur als „bloß Subjektives“ beiseite schiebt und, wo er darauf stößt, es bewusst aus seinem Thema ausschließt. Aber die konkrete Subjektivität, die mein Dasein in der phänomenologischen Reduktion ausmacht, gewinne ich durch erneute thematische Reflexion. Ich erfahre mich als die im strömenden Leben seiende und in diesem Leben mich in der ersten Zeitlichkeit konstituierende Subjektivität. Mein immanent-zeitliches Sein im angegebenen ersten Sinne ist dann Konstituiertes in dem Sein der reflektiv höheren Seinsschicht, in derjenigen, in welcher ich als in strömender Gegenwart Lebendes und in ihr durch die mannigfaltigen, ihr wesensmäßig zugehörigen Erscheinungsweisen mich im immanent zeitlichen Sein als synthetische Einheit konstituiere. Ich gehe, mit anderen Worten, zurück auf mein radikaleres subjektives Sein, das nicht übergelagert ist in einem eigentlichen Wortsinn (der abgenommen ist der raum-zeitlichen Seinssphäre) über das immanent-zeitliche Sein im ersten
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Sinn, sondern es als „Konstituiertes“ in sich trägt. Diese Inexistenz muss in ihrer Eigenartigkeit verstanden, gesehen werden. Das Konstituierte ist nicht reell im Konstituierenden; das Wahrnehmen hat das Wahrgenommene nicht wie ein Ding seine Stücke in sich. Die unmittelbare Selbstgebung der UrWahrnehmung ist ein Modus der Erfahrung, der neben sich die wesensmäßig zugehörigen anderen Modi, die der Retention, der Wiedererinnerung etc. hat, und nur als Einheit dieser mannigfaltigen Modi, in deren Synthesis als Identitätseinheit erfahren, ist das Seiende in der Tat als Seiendes erfahren – hierbei ist zuzuziehen das Bewusstsein des Horizontes möglicher Erfahrung als Felds, d. h. immer wieder darin eindringen, die Identifikation immer wieder fortführen zu können. Das erforderte aber eine besondere Erörterung. Ich bin in meinem strömenden Leben, ich bin, wie weiterhin sichtlich wird, nicht dieses strömende Leben selbst; aber nur in dieser Seinsform strömenden Lebens und den darauf erst bezüglichen Vermögen, Strebungen, Verwirklichungen bin ich, der ich bin. Nun ist das strömende Leben aber, wie wir sagten, selbst wieder nur seiend als Einheit von Bewusstseinsmannigfaltigkeiten; oder anders ausgedrückt, es zeitigt die erste immanente Sphäre, aber es ist selbst in einer Zeitigung, und so immer wieder – wir stehen in einer Iteration, und man wird Sorge haben, in einen vermeintlich widersinnigen unendlichen Regress hineinzugeraten. Zunächst muss ich gelten lassen, was ich in ursprünglich erfahrender Evidenz sehe, und so ist eine Grunderkenntnis, und eine erste der Phänomenologie, dass im Ich-bin der phänomenologischen Reduktion mein Sein, und apodiktisch, erfahren ist, aber so, dass ich, die Konkretion dieses Seins auslegend, den Gang einer iterativen Reflexion durchschreiten muss und mein Sein vorfinde als Identisches einer iterativ und in der Iteration sich doch alleinheitlich verknüpfenden Selbstzeitigung, in der Zeitigendes selbst nur ist als Gezeitigtes.1 (Wie steht es mit raumzeitlicher Erfahrung als der Zeitigung, durch die weltlich real Seiendes in seiner Form der Zeitlichkeit – der Raumzeitlichkeit – sich konstituiert. Hier ist zweierlei zu unterscheiden: die intersubjektive Objektivität der Welt als Welt für alle Menschen bzw. als Welt, die in der transzendentalen Intersubjektivität konstituiert ist, aber doch für mich, den Erfahrenden, der Welt wahrnimmt und aus seiner originalen Erfahrung her konstituiert und aus der Konstitution (die er in sich vollzieht) der für ihn Anderen als dieselbe Welt in sich Erfahrenden. 1
Zum folgenden Absatz eine Null am Rand.
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Meine Erfahrung von Dingen und zunächst meine direkte Wahrnehmung derselben,1 bei Abstraktion von mitseienden Anderen (als für mich aufgrund von Fremderfahrungen seienden) als Ichsubjekten für dieselben Dinge, ist als mein wahrnehmendes Erleben zum Bereiche meiner reinen Subjektivität und näher meines strömenden Lebens gehörig, wie auch die darin auftretenden Einfühlungen und die davon abgeleiteten Bewusstseinsweisen; dies aber rein als mein Erlebnis genommen unter Epoché von dem darin als seiend gesetzten transzendenten Sein der Anderen und mittelbar der von ihnen herstammenden intersubjektiven Bedeutungen. Halten wir uns an unsere „primordialen“ Wahrnehmungen und Erfahrungen und an ihre in Form der Einstimmigkeit verlaufenden Synthesen, in denen je dieselben Dinge und schließlich dieselbe Natur sich konstituiert, so sind die verlaufenden Erfahrungen immanente Zeitlichkeiten in der Einheit meiner in iterativimmanenter Zeitigung sich für sich selbst konstituierenden transzendentalen Subjektivität (meines konkreten Ego). In diesen Synthesen konstituiert sich nun Naturales als ein der Immanenz transzendentes Seiendes. Die Wahrnehmung ist als „äußere“ ein die Immanenz transzendierendes Erlebnis, aber das nur als Moment der universalen synthetischen Naturerfahrung, die in meiner transzendentalen Subjektivität nicht nur ein wirklicher Verlauf ist, sondern in ihrer Weise als Verlauf für mich immanent konstituiert ist, obschon nicht als ein aktuelles Erlebnis. Unter dem Titel Immanenz stehen nicht nur die wirklich jetzt als lebendig strömend bewussten Erlebnisse meines transzendentalen Ich, sondern auch die Erlebnishorizonte mit dem zugehörigen Vermögensbewusstsein, dem Sie-Auslegen-Können und den in ihnen „dunkel“ vermeinten Ablauf meines vergangenen Erlebens und den meines kommenden enthüllen zu können. Ich bin für mich Ich eines zeitlichen Lebens, das der lebendigen Gegenwart entquillt, aber in ihr auch als zusammenhängenden Niederschlag die ganze immanente Zeitlichkeit bekundet. Jede Dingwahrnehmung als momentanes Erleben steht nicht nur in dem ganzen Lebenshorizont meiner immanenten Zeitlichkeit, sondern ist Moment eines darin in besonderer Weise konstituierten Horizonts wirklicher und zudem möglicher Erfahrungen, dessen Enthüllung mein besonderes „äußeres“ Erfahren, mein wirkliches und mögliches, zutage bringt, in dessen einstimmigem Zusammenhang dieselbe Natur, dieselben jeweilig einzelnen Naturdinge erfahren sind bzw. erfahren waren, wahrgenommen waren, möglicherweise hätten von mir wahrgenommen werden können, als kommende vorerfahren waren etc.) 1
Nach derselben folgt im Ms. gibt mir.
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Nr. 10 Grundstrukturen der konkreten Subjektivität 1 Grundstruktur2 der singulär-konkreten Subjektivität – psychologisch der Seele in ihrem reinen Eigensein, transzendental der transzendentalen Subjektivität, als der primordialen, nämlich des transzendentalen Ego, und der transzendentalen „Einzelsubjektivität“ (Monade) im höheren Konkretum der transzendentalen Intersubjektivität. 1) Wir unterscheiden: Das Ich und sein Leben: Wir sagen, ich bin, der ich bin, in meinem Leben. Und dieses Leben ist Erleben,3 seine reflektiv als einzelne abzuhebenden Bestandstücke heißen rechtmäßig Erlebnisse, sofern in ihnen irgendetwas erlebt ist. Sie haben den Wesenscharakter, in sich etwas bewusst zu haben. Aber das Ich ist „Subjekt“ des Bewusstseins.4 Subjekt ist dabei nur ein anderes Wort für die Zentrierung, die alles Leben als Ich-Leben, und somit lebend etwas zu erleben, etwas bewusst zu haben, hat. 2) Wie ist das Ich Zentrum dieses „erlebenden“ Lebens, wie ist es erlebend? Es ist von dem, dessen das Bewusstsein bewusst ist, affiziert, folgt der Affektion, oder ist etwa von einem Affizierenden hingezogen, festgehalten und genommen … Und nicht nur das, das Ich erlebt und lebt als waches Ich aktiv, lebt in einen Erlebnishorizont, in einen Horizont des Erlebten, des Für-es-Seienden, hinein, und dieses Hineinleben, dieses In-wacher-AktivitätSein ist besonders geartet. Der Seinshorizont ist Interessenhorizont, und die Einzelakte sind nicht zusammenhangslos, sie sind im Ich nicht nur überhaupt zentriert, sondern hängen verkettet zusammen zur Einheit eines strebenden Lebens, und besonders solche Verkettungseinheiten hängen dann wieder zusammen in oft 1 Die Aufschrift auf dem Umschlag Bl. 25–52 bezieht sich auf die Texte 10–13: März 1931. Zur Ausarbeitung. Reduktion auf die lebendige Gegenwart als der letzte absolute Boden aller meiner Geltungen. Strukturen der lebendigen Gegenwart: 1) passive Assoziation, 2) Die Aktstruktur, ausführlich 1b bis 5 Wachheit und Unwachheit („Schlaf“), Habitualität, Wiedererinnerung an einen Akt und noch die Überzeugung haben. Aktmodi; 3–6. Habitualität und Aktivität. Wachheit, Erwachen, Schlaf. 3) 6 ff. Das Ich und die konstituierte Welt. Das transzendentale „die Welt konstituieren“, die „Ständigkeit“ der Konstitution. Wahrnehmungsfeld. Schichten und Stufen der Zeitigung als Strukturen in der lebendigen Gegenwart. Alle Auslegung selbst innerhalb der lebendigen Gegenwart, 10–12, Stufen der Zeitigung. 12 ff. Ich, Ichzentrierung, Fragen des Ich. 14b, Patenz – Latenz: Sedimentierung, Weckung. 2 Rb.: Gut. Anfang der Ichprobleme. 3 Rb.: Leben als Erleben. 4 Rb.: „Subjekt“.
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verborgenen Weisen.1 Das Ich ist „bewusst“ auf Einheit eines Zieles in vielen ihm zugeordneten, hinstrebenden, an das Ziel wirklich heranführenden, ihm näherbringenden Akten gerichtet; bewusst ist das Ich durch sie hindurch auf das Ziel und auf die Mittel als Vermittlung des Zieles gerichtet. Aber auch in der Weise dunklen Strebens hat das Ich Richtung-auf, wo das Ziel unklar vorschwebt; und doch so, dass was geschieht vom Ich her, in einer Weise geschieht, dass es relative Strebenserfüllung erfährt, in ihr ein Näher-, ein Weiterkommen in der dunklen Zielung erlebt oder auch ein unbefriedigendes Verfehlen, Gehemmtsein. 3.) Aber hier sind doch unterschiedene Strukturen – a.) Bewusstseinsleben als Erleben in dem obigen Sinn, Bewusstsein-von; b.) das Ichstreben in seinen positiven und negativen Modis, oder seinen aktiven und affektiven, ist „durch“ das Bewusstsein auf das Bewusste gerichtet (in den Modis des Gerichtetseins etc.) und der Aktus oder Affektus etc. des Ich ist gewissermaßen ein vom identischen Ichpol (diese Identitätsstruktur eigens herauszustellen) auslaufender (oder in ihm mündender) Richtungsstrahl, als ein Erfahrbares an sich. 4) Aber wenn wir diese Worte gebrauchen, so sehen wir: Dasselbe Ich kann eben statt geradehin auf Bewusstes gerichtet zu sein, auch auf das Gerichtetsein, auch auf den Richtungsstil, auf sich selbst als Pol gerichtet sein; also in höherer Stufe haben wir wieder ein Bewusstseinsfeld, das der Reflexion (ein „erlebtes“ Seinsfeld), wieder Ich und Gerichtetsein. So iterativ. 5) Grundstruktur2: Zum Wesen des Ich gehört ein unterstes Erleben, das die Voraussetzung ist für alles reflektierende, mit einem untersten Bewusstseinsfeld, und als Feld des im untersten Sinne geradehin reflexionslosen Bewussthabens, und auf das, was da bewusst ist, Gerichtetsein, dabei den zugehörigen Horizont als Lebenshorizont haben, wobei in diesem naiven Geradehin-den-primären-Gegenständen-und-Gegenstandshorizonten-Zugewendetsein als Dahinleben, das strebend fungierende Leben selbst und das strebende Ich selbst anonym ist. 6) Weiteres Thema: Strebensmodi und Vermögen, Modi des Tuns des „passiv“ sich auswirkenden Strebens, des Tuns im niedersten Sinne, dann des Tuns im höheren Sinne, das willentliche etc. Das Ich als Zentrum der Vermögen. 1 2
Rb.: Aktus des Ich und Akthorizont – Horizont in einem korrelativen Sinn. Rb.: Schicht des untersten Lebens des Ich – gegenüber den Reflexionen.
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7) Ferner: Das Vermögens-Ich, das strebende, könnende, ungehemmte und gehemmte, die Hemmung überwindende etc. vollzieht, in sein Bewusstseinsfeld hineinlebend, „Leistungen“, gewinnt Ergebnisse, schafft immer neue Formen des Für-es-Seins und Bewussthabens des Seienden. 8) Das Bewussthaben und seine Modi, die Struktur der Subjektivität, auf Seinsfelder gerichtet zu sein und wesensmäßig ein unterstes Seinsfeld zu haben – progressiv-genetisch Seinsfelder zu bilden und zuunterst (oder oberst) eine Welt zu konstituieren, die für es ist als vorgegebenes Reich seiner „Selbsterhaltung“, die höheren Felder in ihrer Einheit und Rückbezogenheit auf das Grundfeld Welt.
Nr. 11 Einheit des Ich bei streitenden Tendenzen Vom Ich sagen wir, dass es auf etwas gerichtet und darauf gerichtet ist, dass es „Subjekt“ von Akten ist. Eng damit zusammengehörig heißt es, dass es sich richten kann, dass es Subjekt von Vermögen ist. Jedem Akt entspricht ein Vermögen. Wie steht es mit dem Gerichtetsein-auf-Etwas, aber auch Affiziert-seinDavon? Tendenz auf „das Ich hin“, im Aktus, Tendenz vom Ich auf das Etwas, die Tendenz auf etwas hin sich auslebend, erfüllend.1 Explikation – Synthesis von Tendenzen-auf, in „partialer“ Deckung. Das Etwas wird als dasselbe bestimmt. Aber das sekundäre Bemerken und Sich-Bestimmen (eventuell); einheitliche Tendenz höherer Stufe, die durch die eine und niedere Tendenz hindurch auf A und B geht, primär auf A und im Modus ‚Nebenbei‘ auf B, sich primär und eigentlich in der Explikation von A auswirkt und ein wenig von B mitgreift. Modi der Synthesis von Tendenzen, eine Tendenz durch Tendenzen hindurchgehend. Viele Tendenzen in der Einheit einer Tendenz. Haupttendenzen und Nebentendenzen, viele Tendenzen, in deren jeder eine einzige Richtung sich durchhält, in einer Mannigfaltigkeit von Explikationen. Auch streitende Tendenzen. All-Einheit von Tendenzen in „einem Ich“ – alle Tendenzen haben eine gewisse synthetische Einheit der Tendenz. Ein Ich, eine Einheit des Gesamtstrahles, der Gesamtintentionauf (d. i. Bewusstsein-von), Einheit des Bewusstseins nicht eine einheitliche
1
Rb.: Statt Tendenz besser Hinstreben, Aktstrahl-auf.
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tabula rasa, ein einheitlicher Sachstrom, sondern uni-versale Einheit von Intentionen, von Richtungen und Gegenrichtungen. Es fragt sich nun, wie von der Synthesis aller intentionalen Richtungen aus die Einheit des Ich zu verstehen ist. Kommt hier in Frage die Wesenseigenheit, dass die Tendenzen zwar mannigfaltig-einheitliche sind, dass aber diese Einheit noch ihre Besonderheit hat? Zunächst, ein Aktus ist jeweils und immer der herrschende und durchherrscht die Sonderakte (die Sondertendenzen, die aktive werden), durch sie hindurch geht die Erfüllung. Voran geht die Affektion und sie schlägt um in die Zuwendung und nun in Aktion. Der „Umschlagspunkt“ ist Anfang des Aktes und der vielstrahligen Zerspaltung in die untergeordneten Akte. Aber wie weit reicht nun diese Art der Einigung, obschon sie immer da ist, die selbst noch der genaueren Klärung bedarf? Bin ich nicht zugleich Ich mannigfaltiger Interessen, von denen jetzt nur eines sich als herrschendes auslebt? 1) Aktive Richtungen, die Intention als Richtung auf ein Ziel, das Ziel ist ein relatives, wo es durch Explikation sich verwirklicht; und die Synthesis seiner relativen Enden, in denen die Gesamtintention sich voll-endet. Aber ein Ziel, das in dieser Weise sich in Relativität und durch relative Enden hindurch erstreckt und eventuell immer neue explizit fordert, kann sich mit anderen Zielen vereinen. Richtung auf eine Mehrheit oder Richtung durch eine Mehrheit, deren jede Einzelheit eine Richtung bezeichnet und eine Mannigfaltigkeit der Auswirkung. Von Seiten des Zieles – ein Ziel kann sich erweitern durch Hinzunahme neuer Ziele in eine Einheit der Zielung. Wie organisieren sich alle Ziele zur Einheit, oder müssen sie das nicht?
Nr. 12 „ E rleben “1 Die Struktur des Erlebens in Bedeutsamkeiten 1) Das Ich in seinem ichlich strebenden Leben (das Ich in der „personalen“ Selbsterhaltung) ist bezogen auf seine Umwelt als sein Betätigungsfeld, sie ist der beständige intentionale Horizont des natürlichen menschlichpersonalen Daseins. 1
Rb.: Einzelnes Blatt. Erleben.
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2) Die natürliche Umwelt „erscheint“ in Erfahrungserscheinungen des erfahrenden Lebens; „durch“ Erscheinungen erlebt das Ich Weltlichkeiten, sein Erleben ist Weltliches-bewusst-Haben, darauf Durch-Erscheinungengerichtet-Sein – aber auch in einem korrelativen Doppelsinn, was das Ich als Substrat personaler Eigenheiten sich im Dahinleben und In-der-WeltLeben sich personal zueignet, z. B. eine neue Kenntnis oder Erkenntnis, die es sich zueignet, einen bleibenden Erwerb als sein personales Eigentum etc. Aber da tritt die Bedeutsamkeit auf, das für mich Wichtige, das, worauf ich Wert lege und nun als mir personalen Wert eigen habe. Also da gerate ich in ein anderes Thema hinein; der gewöhnliche Begriff des Erlebens bezieht sich vorwiegend wohl auf Bedeutsamkeiten. Erlebt ist, was irgend auf mich „Eindruck“ machte und ich mir darum zugeeignet habe, dann weiter, was ich erstrebte und was mir wichtig war, und wichtig war mir dann auch, dass ich es verfehlte oder dass ich es durch Widerstand hindurch erzielte etc. Lassen wir das Problem dieser Wichtigkeit oder Bedeutsamkeit und die besondere Einheit, die mein strebendes Leben in der habituellen Synthesis meiner Bedeutsamkeiten hat, und meine personale Struktur, die dem entspricht. In einer davon absehenden Weise kann man zunächst alles, was für mich aktuell ist, meine Umwelt, die für mich seienden Dinge als mir bewusst werdend, als erlebt bezeichnen und mein Bewusstseinsleben als Mannigfaltigung des Erscheinens (der Erscheinungen), als erlebendes Leben. Die Frage ist dann hinterher, was Bedeutendes und Unbedeutendes, Erfasstes, Bewährtes, Fallengelassenes und Außer-Bedeutung-Gesetztes für eine Weise der Strukturbildung ist. Es unterscheidet sich ein verschiedenes Begründen, „Bewähren“, das Sich-Wiedererinnern und Im-GedächtnisHaben, und zwar in Seinsgeltung haben (oder modifiziert in durchstrichener Geltung, überhaupt Modalisiert-Haben). Bin ich für Sein speziell interessiert, so ist bewährte Geltung für mich von Bedeutung, das Wahrhaft-Sein ist mein Interesse, ist für mich „wichtig“. Endziele – Zwecke, ihre Verwirklichung ergibt ein für mich Wichtiges, als das ist es im Voraus erstrebt. Strebensziele sind Wichtigkeiten. Ein Ziel fallen lassen, ein anderes bevorzugend, ist, es außer Wichtigkeit setzen, als bedeutungslos beiseite schieben, das bevorzugte ist mir wichtiger und eventuell jetzt allein wichtig. Das wählende Bevorzugen und Fallenlassen, das passive Strebensleben, sein strebendes Erfassen und passiv Bevorzugen, passiv über anderes hinweggehen, es fallenlassen. Aber Wichtigkeit in einem tieferen Sinne. Überschau über mein Leben in Einheit für mich als Zusammenhang meiner bleibenden Wichtigkeiten; ein Leben, zu dem ich dauernd stehe und stehen kann. Bewegung dieser Wichtigkeiten, das ethische Leben.
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manuskript c 3 Nr. 13 Reduktion a) Reduktion der Welt auf das Weltphänomen und Reduktion des mundanen Ich auf das reine Ich und das strömende Leben als den absoluten Boden aller meiner Geltungen
1) Wir nehmen die phänomenologische Einstellung ein, wir reduzieren auf das transzendentale Ego, auf das strömende Lebendigsein, das Ich, als das ich bin, das Subjekt aller Geltungen ist, durch die alles und jedes, was für mich ist, auch ich selbst, eben für mich ist, mir gilt. In der Einklammerung der für mich seienden Welt und alles für mich im Voraus als seiend Geltenden werde ich zurückgeführt auf das Ich, für das die Welt Geltungsphänomen ist. Die Epoché hinsichtlich der Welt verschließt sie als im Voraus gültigen Urteilsboden und eröffnet die Urteilsweise über die Welt, rein als wie sie jeweiliges Phänomen ist für mich, als das Ich, das dieses Phänomen hat, und kontinuierlich hat, als Geltungsphänomen. Das transzendentale Ich ist als das nicht vorgegeben, nicht im Voraus schon als das geltend, aber es tritt in der radikalen Epoché in Geltung in der Erkenntnis, dass die Reduktion auf das Phänomen zwar mein Menschsein in der Welt inhibiert (in seiner urteilsmäßigen Setzbarkeit), aber mich immer noch in Setzbarkeit lässt als „reines“, in seinem reinen Eigenwesen gefasstes Ich. Mit anderen Worten: Das Einklammern meiner selbst als Menschen lässt mich entdecken das strömend-seiende Leben, in dem Welt, in dem ich, Mensch, weltlich seiend, mich als Mensch unter anderen in der Welt seienden, in strömenden Erscheinungsweisen, in wechselnden Modis der Geltung „mir“ bewusst ist und fort-während bewusst ist. Unvermeidlich1 heißt es da „mir“ und mein Leben, worin …, und heißt es: Dasselbe Ich und Leben gehörte, wenn ich Welt schlechthin setze, auch zum Menschen, der ich selbst bin. Ich kann auch sagen, was mir, dem Menschen, als seine menschliche, rein innerliche lebendige Gegenwart eigen ist, und dann in der Raumzeitlichkeit der Welt seine Stelle hat, eben dasselbe verbleibt, als durch die Epoché unberührt, als eine aller Weltlichkeit entnommene absolute Setzbarkeit übrig, als strömend seiende Gegenwart, als der absolute Boden aller meiner Geltungen, auch derjenigen, durch die ich für mich als Mensch gelte. 1
Von Unvermeidlich bis übrig, als in eckigen Klammern, Rb.: Vorsichtiger!
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Diesen Boden allein behalte ich übrig, wenn ich mir jede Frage, was Welt ist (die schon als seiend vorausgesetzt ist und in betätigter Geltung), versage und schließlich frage, wie in diesem urströmenden Sein, dieser urströmenden Gegenwart Weltliches und Welt selbst zu bleibender Geltung kommt, wie, mit welchem in ihr auftretenden Inhalt oder Sinn, in welchen Geltungsmodalitäten, in welchen Modis vorübergehender oder verharrender, empirischer oder apodiktischer Geltungen. Nicht über die Welt urteile ich, sondern über mein urlebendiges Sein und die darin vermeinte, geltende „Welt als solche“. Nicht die vorgegebene Welt nehme ich hin in ihrem Vorgegebensein und Sosein, sondern ich mache das Vorgegebensein von Welt und von dieser Welt als seiender und soseiender zum Thema, genau in ihren strömenden Modis, in denen das Mir-vorgegeben-Sein, das mir so und so Geltende, so und so Sich-Bewähren besteht. Mit anderen Worten, Welt ist für mich ein beständig-lebendiges Vorurteil und in gewisser Weise das Universum aller meiner Vorurteile im natürlichen Leben. Ich betätige radikale Vorurteilslosigkeit, indem ich zurückfrage nach der Urstätte aller meiner Urteile, aller meiner selbst erworbenen oder traditionell übernommenen und schließlich auch der mir durch Unausdrücklichkeit zunächst verborgenen und mich doch bestimmenden Selbstverständlichkeiten, deren universaler Titel die Welt ist. Diese Urstätte ist meine lebendig strömende Gegenwart, das strömende Leben, in dem alles Für-mich-Gelten und darin Für-mich-Sein auftritt, als Ding, als Vorgang, als anderer Mensch, als Ich, Mensch selbst unter den anderen, auch universal als Welt, in der ich lebe, wobei all das nun rein so genommen werden soll denn als mein subjektives Phänomen, als wie es auftritt, und als nichts anderes denn als Moment dieses Lebens selbst.1 b) Das transzendentale Ich als Pol von Affektion und Aktion. Wachheit und die Verlebendigung von schlafenden Habitualitäten im konkreten Ich 2) Betrachten wir dieses transzendentale Ego, oder betrachte ich mich, als wie ich allen meinen Vorurteilen, allem für mich Seienden, voranzusetzen bin, als Urbedingung für ihren Seinssinn für mich, so finde ich mich als strömende Gegenwart. Das Ich-bin, ich bin des und jenes bewusst im weitesten Sinne, den auch der Verlegenheitsausdruck „Ich denke“ (das und jenes) bezeichnen wollte (wohin das Ich-fühle, Ich-will usw. gehört) ist ein Ich-bin im lebendigen Strömen, und dieses ist Strömend-gegenwärtig1
Vgl. weiter unten über das urphänomenale Strömen 72 gemeint ist wohl Bl. 39b, hier S. 50 f..
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Haben und strömende Gegenwart selbst – eine zunächst schwer zu fassende Zweiseitigkeit – wie denn die analytischen Deskriptionen in dieser Ursphäre ihre Schwierigkeiten haben. Das Bewusstseinsleben – originales Bewussthaben in der lebendigen Gegenwart (dabei auch Bewussthaben in originaler Vergegenwärtigung, Wiedererinnerung, Voranschauung), auch im Modus des Quasi. Demgegenüber das nichtoriginale Bewussthaben. Immanenz – jedes Bewussthaben ist selbst original bewusst; Zeitigungsstufen, Verwandlung, verströmend Sich-Wandeln der ersten Originalität in das Soeben etc. Dann original gegenwärtige Vergegenwärtigung, selbst wieder verströmend, original gegenwärtiges Leerbewusstsein usw. Dieses Leben ist zunächst egologisches Leben und als mein, des sich Besinnenden, Leben, – ein konstituierendes Leben. „Konstituieren“ ist kontinuierliche und diskrete Synthesen immer wieder herstellen; dabei ist es ichzentriertes Leben der Passivität, Affektivität und Aktivität. Das Leben ist umspannt von einer universalen Wesensgesetzmäßigkeit der Passivität: der Synthesis der Assoziation. In ihr entspringen immer wieder neue synthetische assoziative Einheiten, die „Daten“ der immanenten Zeit als Form der Einheiten der Immanenz und der sich konstituierenden Einheit des Erlebnisstromes. Aber die sich in dieser Sphäre auszeichnenden Erlebniseinheiten, die da weltliche Wahrnehmungen heißen, weltliche Erfahrungen, weltlich bloße Meinungen konstituieren, die Einheiten der Weltlichkeit und das Weltuniversum als ihre universale Einheit, diese Einheiten beruhen in ihrer Konstitution wesentlich auf Aktivitäten des Ich, wobei in die Konstitution miteintreten die im immanenten Leben des Ich als mitseiend konstituierten fremden Ich und ihre immanenten Erlebnisse. Einheiten konstituieren sich immerfort in vielen Stufen aus Einigung, und Einigung kann besagen einen sukzessiven Prozess, aber auch eine simultane Einigung, in der schon Einigung und Einheit ist, freilich erst im sukzessiven Prozess fortdauernde Einheit konstituierend. So ist der Bewusstseinsstrom in jeder Phase schon Einheit der Koexistenz und doch Einheit des konkreten Stromes erst durch die Stromsynthesis der Phasen. Im1 wachen Leben ist das Ich wach als Ich, als identischer Pol der Affektionen und Aktionen, die im wachen Leben auftreten als wechselnde immanente Daten, als Erlebnisse. In ihnen und im Ich als in ihnen lebendes, in den Affektionen in Sonderheit gewecktes, in den Aktionen wachtätiges, liegt das eigentlich Wache im wachen Ich-Dasein und Ich-Leben. Aber dieses 1
Rb.: Wachheit.
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eigentlich Wache ist nichts für sich, es ist, was es ist, auf dem Untergrund der Unwachheit. Im konkreten Ich liegt eine Grundschicht des „Schlafes“.1 Aber wie das wache Ich als Pol (und als durch sein jeweiliges Leben bestimmter Pol: ich in meinem Leben), identisch dasselbe Ich ist, nur bald so, bald so wach lebend, so ist es auch, soweit es schlafendes Ich ist, dasselbe Ich. Alles, was für mich oder „in“ mir wiedererweckt werden kann, aber nicht wiedererweckt ist, ist im Schlaf; darunter all mein in „Habitualität“ noch fortbestehendes Mir-Gelten, Für-mich-real-Sein, Mir-bekannt-Sein, Mir-eigen-Sein als Theorie, mir eigen als mir zugeeignetes Schönes, als mein Werk, meine Tätigkeit, als mein Entschluss. An all dergleichen denke ich jetzt nicht, bzw. es ist jetzt keine wirkliche, keine wach verlaufende Aktivität. Es ist auch nicht bloß gewesene Aktivität; das ganze Reich dessen, was mir jetzt, mir, dem wachen Ich, gilt, das Ganze meiner Überzeugungen, aber der jetzt nicht betätigten, gehört zur Sphäre des „schlafenden“ Untergrundes.2 Das ist so zu verstehen: Jeder Aktus ist ein In-Geltung-Setzen oder AußerGeltung- oder sonstwie Modalität eines In-Geltung-Setzens; fassen wir es allgemein unter dem Titel „In-Geltung-Setzen“. Das mir Geltende ist meine Überzeugung als In-Geltung-Gesetztes (in seinem jeweiligen Modus), nicht nur in dem Moment, in dem ich „neu“, eben mit dem „neuen“ In-GeltungSetzen, dem erstmaligen, die Überzeugung mir gebildet habe (Urstiftung). Ist dieser Aktus dahin, so kann ich für das, was er in Geltung setzte, eventuell wieder wach werden, darauf zurückkommen. Nehmen wir als ersten und Grundfall für die Klärung an, dass ich mich des vergangenen Aktus und seiner Endleistung (sie mag eventuell aus einer sehr komplizierten Aktivität erwachsen sein), dass ich mich der Überzeugung als Gebilde aus dem mich überzeugenden Tun wiedererinnere. Dass ich mich meines Ich und meines Tuns als vergangen wiedererinnere, besagt aber nicht, dass ich im jetzigen Aktus des Affiziert-Werdens und Mich-wiedererinnerndZuwendens und im3 eventuell expliziten Prozess des wiedererinnernden Vergegenwärtigens auf das vergangene Ich und den Aktus gerichtet bin. Gerichtet bin ich normalerweise auf meine frühere Überzeugung, z. B. die Wahrheit, die ich gewonnen habe, den Entschluss, den ich gefasst habe (Willensüberzeugung), obschon diese in der Wiedererinnerung als Gebilde des Aktus „bewusst“ ist. 1 2 3
Rb.: Unwachheit. Habitualität. Rb.: Habitualität. Statt im Ms. den.
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Reflektiere ich aber „in“ der Wiedererinnerung, d. i., richte ich mich (wie ich kann) auf das Ich-denke des betreffenden Gedankens, auf das MichEntschließen, in dem es zum Entschluss (der Willensstellungnahme bzw. Überzeugung) gekommen ist, so finde ich mich als dasselbe Ich, dasselbe, das aktiv war, und jetzt (obschon anders) noch aktiv, wach ist. Und ich finde: ich war und bin noch. Ich lebte und lebe noch.1 Die lebendige Gegenwart, eine Wachstrecke „im Strömen“ und die vergangene Gegenwart (in ihrer vergangenen Wachheit „wieder“ vergegenwärtigt) sind durch einen „dunklen“ Zeitraum, eine „Ferne“ getrennt, die je nachdem, wie ich in den wiederholten Erinnerungen verschiedene Fernen erprobe, bald „größer“, bald kleiner ist. Meine aktuelle Gegenwart hat einen Horizont dunkler, versunkener Vergangenheit. Ich kann ihn erhellen durch Wiedererinnerung, und die Wiedererinnerung bietet ihr Vergangen als zu diesem Horizont gehörig. Sie selbst vergegenwärtigt ihre vergangene Gegenwart ebenso mit einem Horizont. Zu diesem gehört eine Zukunftsstrecke, der meine Gegenwart und ein Zwischen ihr und jener Vergangenheit angehört, ein Zwischen, das schon vergangen ist und für die vergangene Gegenwart noch (unerfüllte) Zukunft ist, jetzt aber für mich in Form jenes „Zwischen“ erfüllte, erledigte Künftigkeit jenes Vergangenen. Ich kann dieses „Zwischen“ und kann so, zwischen jeder wiedererinnerten Vergangenheit und dem Jetzt, das Zwischen durch kontinuierlich fortgehende Wiedererinnerung dessen, „Was nachher und nachher gekommen ist“, enthüllen. So lerne ich den Vergangenheitshorizont meiner Gegenwart in der Aktivität der zurückspringenden und dann wieder kontinuierlich vorgehenden Erinnerung kennen und die Kontinuität meiner Vergangenheit, meiner, sofern ich kontinuierlich darin das identische Ich als identischen Ichpol aller vergegenwärtigten Gegenwarten, aller vergangenen finde, in jeder als Ausstrahlungspunkte der Akte, in jeder in der Weise der „Lebendigkeit“ der Gegenwart verströmend ins Dunkel, in jeder aber verbleibend als die des identisch verharrenden Ich, das als identisches immer neue Akte vollzieht usw. So lege ich auch die passiven Untergründe aus und ihre Weise, ohne zu affizieren doch zu sein usw. Was nun die Akte anlangt und ihre Geltungsleistungen, so ist ihr Sein im Modus der Gegenwart Strömend-verströmend-Sein, dabei sich stetig wandelnd nicht im Wachheitsmodus zunächst, sondern im
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Rb.: Ich habe noch die Überzeugung.
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Modus der Urzeitigung und ihrer Anschaulichkeit.1 Ist ein Akt ein aus mehreren Akten synthetisch (polythetisch) gebautes Aktganzes, so ist Folgendes zu beachten: Vom wachen Ichpol strahlen sozusagen mehrere einheitlich verbundene Strahlen aus, ein Strahlenbündel – es ist ein auf Einheit vielfältiger Leistung konzentriertes Ich. Jeder Strahl (untergeordneter Sonderakt) verbleibt bis Abschluss des Gesamtaktes trotz der zeitigenden Modifikation und der seiner erledigten Teilaktion (des Erledigt-Habens dessen, was sein Teil war) noch gegenwärtiger Akt, noch mit in Funktion. (Das „noch“ in Funktion besagt seine eigenartige Modifikation, die nicht bloß Übergang in Retention, in das Soeben-Gewesene ist.) Ist der Akt vollendet, d. i. ist seine Leistung vollendet, so sinkt sie ins Dunkel; der passiven Zeitigungsgesetzlichkeit gemäß verschwindet nicht nur die „Anschaulichkeit“, sondern es verfließen die inneren Abhebungen. Nun kann dieses Versinken in den retentionalen Modus, statt eine bloße Akt-Passivität zu sein, wie wenn ich ein anderes in Angriff nehme und das Aktgebilde „fahrenlasse“, auch beseelt bleiben von Aktivität, in der Weise, dass ich etwa auf das Ergebnis (etwa den gebildeten Gedanken) gerichtet bleibe oder mich nachträglich und dann in einem Strahl aktiv darauf richte. Sie kann schon verströmt sein und ich kann schon anderem zugewendet gewesen sein und kann doch zurückkehren, kann den Blick zurückrichten; sei es, weil es in aktiver und eigentlicher Retention in Form des Noch-imGriff (Noch-nicht-ganz-Fahrengelassen) verbleibt, und zurückgeht; sei es, dass vom Verströmten neue Affektion ausgeht, und ich auf das nah Zurückliegende wieder zurückgehe: was, wie bei jeder Affektion eines Gebildes, Affektion zur Reaktivierung ist. Also hinsichtlich der Aktivität unterscheidet sich 1) die aktuelle Aktivität, in der das Ich gerichtet ist auf Aktergebnisse mit Modis des Ergreifens, und Greifens, Fungierens, 2) die vorübergegangene Aktivität, in der das Ergebnis fahrengelassen ist, aber noch in Geltung, 3) in denen das Ergebnis bzw. die Leistung außer Geltung (modalisiert) ist. Ich finde es wieder, es ist noch dasselbe; mich und mein ursprüngliches Erzeugen in der Wiedererinnerung finde ich, und mich, dasselbe Ich, das ich noch jetzt bin und noch dasselbe in Geltung hat, in Geltung als das jetzige Ich, das „mitgeht“ („anerkennt“, aber in der Weise der Übernahme „ohne weiteres“). So auch bei Fern-Wiedererinnerung. Ich war – war das Ich, das eine Geltung vollzog. Aber diese Geltung ist nicht ein vorübergehendes Erleb1
Rb.: Aktstruktur und Aktmodi.
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nis und der Erlebnisstrom steht nicht nur unter der Gesetzmäßigkeit einer Möglichkeit der Erlebnis-Wiedererinnerung, in der die Reihen abgelaufener Erlebnisse, darunter der Akterlebnisse, eben im Modus des Vergangenseins wieder sichtbar würden. Was sagt das: Eine reproduzierte Geltung hat noch Geltung? Innerhalb der lebendigen Gegenwart verstehe ich die Noch-Geltung, nämlich als die Kontinuität des Aktes selbst von seinem Einsetzen an bis zu seinem Zu-Ende-Kommen in seiner konstituierenden Leistung, und dann an dem Noch-im-Griff-Bleiben dieser Leistung, mit dem Wieder-auf-dieEinheit-zurückgehen-Können und sie im Modus „wieder“ restituieren und identifizieren zu können.1 Zurückgehend kann ich auch den Unterschied sehen zwischen dem Modus des Festhaltens innerhalb eines polythetischeinheitlichen Aktes höherer Ordnung (des Festhaltens in einer Funktion für höhere Leistung, zu der die soeben vollzogene und erworbene beiträgt) und dem Modus des Den-Erwerb-noch-Habens, obschon er, die zur Habe gewordene Leistung, fahrengelassen ist aus dem Griff, da das Ich nun in eine neue Aktivität eingetreten, in einem neuen Vorhaben begriffen ist.2 Das sind aber noch nicht alle Unterschiede. Ich kann, was ich erworben habe, für jetzt stehen lassen, weil mich etwas ganz anderes an sich zieht, – nicht stehenlassen wie eine noch unbenützte, aber „eventuell“ zu benützende, nämlich als Prämisse zu benützende, Tatsache in einem einheitlichen Erkenntnis-Leisten (wobei das Beiseite-Gestellt oder Stehen-Gelassen noch fungiert), sondern so, dass ich aktiv noch auf das Stehengebliebene gerichtet bleibe und es noch in Funktion halte im Absehen auf weitere Leistungen, aber ihren Vollzug, meine dahin gerichtete Aktivität, unterbrochen habe – etwa fortgerissen durch die Affektion eines außerhalb stehenden Gegenstandes, mir ihn, und was mit ihm vorgeht, anzusehen. Er gehört vielleicht einem anderen Interessenkreis an, der für mich noch gilt. Aber eben das ist erst verständlich zu machen. Aber verständlich ist schon so viel, dass die jeweilige Aktgeltung in der strömenden Gegenwart ein Verharren hat, oder dass der Aktus sich zwar wandelt, aber in diesem Wandel doch ein Verharrendes hat als Aktus, als „Funktion“ des Ich. Genauer überlegt: 1) Der ursprüngliche eigentliche Akt, einsetzend mit dem Sich-Richten des Ich auf Affizierendes und sich spaltend in Einzelakte, die einheitlich fungierend die Gesamtleistung, das Aktergebnis 1
Rb.: Das ist Neu-Vollzug der Geltung. Rb.: Das Ich in der abgeschlossenen Einheit einer Betätigung, einer Ichfunktion (eventuell in der Funktion eine frühere einheitliche Funktion wieder aktivierend, wiederholend = die Geltung „erneuernd“). 2
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konstituieren; 2) die retentionale Modifikation, in die er schon in seinem Verlauf eingeht, sofern das aus dem Ichpol ausstrahlende Tun (sowie schon das auf ihn einstrahlende Affizieren) als Erlebnisvorgang auftritt, d. i. die Zeitigungsmodi annimmt, also sein immanentes Sein hat als kontinuierliche Abwandlung der Retention. Jeder Akteinsatz setzt schon strömenden Untergrund voraus und was darin schon als Einheit konstituiert ist; von solcher Einheit geht die Affektion aus. Doch beschränken wir uns jetzt natürlich auf den Gehalt der lebendigen Gegenwart an in ihr ursprünglich Konstituiertem, an solchem, was darin „selbst“ als Einheit auftritt. 3) Was wir als Ergebnis des Aktes (fundierendes Ergebnis jedes untergeordneten Aktes für die Konstitution des Gesamtergebnisses) bezeichnen, ist das Was, das Intentionale als solches, der Geltungssinn (Satz). 4) Auf ihn ist der Strahl des Geltens, die Setzung gerichtet, bei den polythetischen Akten auf die einzelnen Sätze bis zu dem als Ende, als Abschluss charakterisierten1; die einzelnen bauen sich aufeinander oder schließen sich aneinander, sie sind verbunden zur Geltungseinheit eines polythetischen Ganzen, in Hinsicht auf die Setzungs-Strahlen eines im Ich zur Einheit eines Ganzen verbundenen Strahlenbüschels. 5) In dem Modus der Ursprünglichkeit entspringen die Strahlen aus dem Ich im prozesshaften Nacheinander, mit dem ausgezeichneten EinsatzEntspringen, wobei der erste Strahl urspringend vorschießt mit dem Charakter des Anfangs und einem Vorhorizont, der auf weiter zu Leistendes vorweist; und wieder ist der letzte Strahl nicht einfach letzter, sondern als Schluss ausgezeichnet. Aber im Gang dieses Prozesses hat jeder neue Strahl seine Funktionsstelle, so wie korrelativ in den gesetzten Sätzen jeder Satz. Er ist eingeflochten in ein Ganzes. Der Gesamtsatz einer solchen Vielgliedrigkeit kann dann in einer nachkommenden (in der vielgliedrigen vorangegangenen Setzung fundierten) einstrahligen Setzung gesetzt werden. Aber nicht ist er darum zu einem einfachen Satz geworden, und so, als ob er ursprünglich monothetisch setzbar wäre. Die schlichte Setzung und der schlichte Satz ist und bleibt fundierte Setzung; und das besagt, dass ich jederzeit (hier in der lebendigen Gegenwart) von der einstrahligen Setzung zurückgehen kann als einer „intentionalen Modifikation“ der ursprünglichen auf diese selbst. Der polythetische Satz allein ist der Satz selbst, ist die ursprüngliche und eigentliche Meinung, auf die die einstrahlige Setzung intentional zurückweist. 1 Rb.: Bei einem deduktiven Schluss ist es so, dass das Endglied als solches in Funktion erwächst. Aber dann findet Ablösung statt, es erhält den Stempel der Für-sich-Geltung.
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Es geht also ein Wandel vor, wenn ich den Satz, nach der Bildung rückblickend, in einem Blickstrahl „in Anspruch nehme“. Ein Wandel geht schon vor, auch wenn das nicht geschieht, durch den bloßen Wandel, der während des Verlaufs des eigentlichen Aktes schon vermöge der immanenten Zeitigung stattfindet, und nach ihm durch die Wandlungen, die1 teils durch sie (als2 Verwandlung des gesamten Akterlebnisses, so wie es beim endlichen Abschluss des Aktes ist, in eine einheitliche Retention, als stetige retentionale Abwandlung) weiter verlaufen. Aber auch neuartige Akt-Verwandlungen kommen in Frage. Deutlicher gesprochen: Wir hatten bisher nur im Auge die ursprünglich-eigentliche Aktivität, das ursprüngliche und eigentliche Tätigsein. Dasselbe besagt ursprünglich und eigentlich Auf-etwas-sich-Richten und -gerichtet-Sein, Auf-etwas-sein-Absehen-Haben, was für das Ich das Woraufhin des Leistens ist, was in diesem Woraufhin „aus“ ihm hervorgeht und nun in seinem Erfüllungsmodus selbst da ist. Im Gang des ursprünglichen Aktes ist es notwendig so, dass mit dem Einsatzpunkt noch nichts eigentlich da ist; die vorangehende Affektion kehrt sich um in den Einsatz der Richtung-auf, die ihren Anfangspunkt der Leistung erreicht, aber nun so lange kontinuierlich fortgeht, bis ein Abschluss erreicht ist. Das ergibt zunächst einen einfachen Akt, dessen Einfachheit nicht besagt, dass er ein abstrakt momentanes Erlebnis ist. Auch das schlichteste Erfassen eines mich vom Hintergrund her affizierenden Wahrnehmungsobjektes hat eine gewisse immanent-zeitliche Breite, in deren Kontinuität ich es etwa sehend aufnehme. Darin liegt schon eine Kontinuität des Leistens, die in einem immanent-zeitlichen Wandel vonstatten geht als eine kontinuierliche Synthesis des in jeder Phase Geleisteten, und dies als intentionale Synthesis schafft Einheit des Gesehenen, sich verschiedentlich „Darstellenden“ usw. Wenn nun ein Akt fortgeht in seiner Kontinuität und in Diskretion, in fungierenden Sonderakten verlaufend, so vollzieht sich, sagten wir, kontinuierlich die retentionale Abwandlung, und nach dem Abschluss haben wir das Ganze des Aktes in der Form der Abgelaufenheit gezeitigt und somit in der des Soeben-Gewesen, wobei jeder Teilakt und jede Phase desselben ihr eigenes und verschiedenes Soeben-Gewesen hat. Darin liegt: Jede Phase dieser Zeitigungsweisen betätigt den Aktus dieser Phase als ausstrahlendes Tun mit seinem relativen „Ergebnis“ des Ich, aber im Soeben-Vergangen, also das Ich ist das vergangene und die Leistung die vergangene, und das Geleistete als solches vergangen. 1 2
Nach die folgt im Ms. er. Im Ms. schließt die Klammer nach weiter verlaufen.
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c) Konstituierte Welt Das konkrete Ich ist als zeitigend-gezeitigtes auf gegenwärtige, vorgegebene Welt gerichtet 3) Nehmen wir den Normalfall aller Ichbetätigung, nämlich den ursprünglich vorangehenden, von dem jeder andere Fall Abbiegung (im weitesten Sinne „Reflexion“) ist. Er besteht darin, dass das Ich der lebendigen Gegenwart auf das primäre Wahrnehmungsfeld bezogen ist. Auf irgendetwas darin ist es in seiner Aktivität gerichtet, damit beschäftigt; aber das SichBeschäftigen ins „Erleben“ tretend und sich als Erlebnis zeitigend ergibt die Zeitigung des Ich als des sich beschäftigenden.1 Das sagt doch: Es ist als sich zeitigend. Im urphänomenalen Sein dieses Zeitigens ist das Urkonstitutive: Ich, seine Akte in ihrem Rhythmus gezeitigt. Aber es ist immer schon Apperzeption im Spiel. Es ist immer schon ein affizierender und noch nicht affizierender Untergrund da, das Wahrnehmungsfeld, wo nicht gar Erinnerungsfeld und Erinnerungsfolgen einbrechend hinzukommen, und dann Unterlagen für Beschäftigungen bilden: Das konkrete Ich-Sein (das des wachen Ich) ist die lebendige Zeitigung mit dem Ichpol, dem Zentrum der Affektionen und Aktionen; Pol auch der noch unterminierten Instinkte, des Gestimmtseins, das aber seine besonderen Schwierigkeiten hat. Das ursprüngliche Ich und das ihm urspringend Eigene ist untrennbar eins mit dem zunächst primär für es Seienden, Gezeitigten als solchem bzw. mit der lebendigen Zeitigung, in der dieses gerade sich einheitlich konstituiert (wobei es seinen Horizont hat, der auf frühere Zeitigung verweist, die noch außer Frage ist). Diese Urlebendigkeit als „beständige“ Konstitution, beständige Zeitigung, ist Zeitigung, durch die alles und jedes, was für mich das aktuell Gegenwärtige ist, ist, was aber richtig verstanden oder begrenzt werden muss. Die Welt, die für mich da ist, als wie sie mir jetzt gilt, ist im Jetzt, in einer ihm, das ist der lebendigen Gegenwart, zugehörigen Zeitigung. Dies setzt voraus einen schon konstituierten Seinssinn, wodurch die Gegenwartswelt für mich Welt im Modus der jetzt gegenwärtigen ist und des Näheren der für mich jetzt in originaler Weise als Wahrnehmungsfeld, eventuell Erinnerungsfeld usw. vorgegebene ist. Und darin bin ich weltlich beschäftigt; dazu habe ich, in den Welt-Horizont hineinreichend, Gedanken, Leervorstellungen, Urteilsgedanken etc. 1
Rb.: Das „Transzendenz“, das Weltlichkeit Konstituieren.
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Nicht nur Außenwelt ist konstituiert, sondern mein Leib, ich, Mensch in der Welt, ich als Mensch mit Anderen in Konnex, ich als Mensch Gedanken bildend, als gebildete schon habend, Anderen mitteilend, von Anderen übernommen oder nach Übernahme umgebildet etc. In der lebendigen Gegenwart habe ich auf sie reduzierend (Abbau) die1 Vorgegebenheit der Welt als lebendig-gegenwärtige Vorgegebenheit, genau wie sie in dieser Lebendigkeit Vorgegebenheit ist. Die Welt ist vorgegeben – vorgegeben als ein lebendig strömendes Wie der totalen Gegebenheitsweise. Aber dabei ist zu unterscheiden: 1) die urlebendig strömende Zeitigung, in der sich die „Erscheinungsweisen“ der Dinge, der Wahrnehmungsumgebung etc. mit allen ungeklärten Horizont-Vor- und Rückdeutungen immanent verzeitigen; und 2) eben diese immanente Koexistenz und Sukzession von gezeitigten Erscheinungen bzw. die Erlebnisströme der Gesamterscheinungen von der Welt im Ganzen. Lebendige Zeitigung ist „Leistung“, ist ein Erwerben von Einheiten. Diese Einheiten sind hier die Welterscheinungen, die als Erscheinungen-von in demselben Strömen (urzeitlichen) Einheit, Raumdinge, dingliche Dauer im Modus des Wie der Gegebenheitsweise konstituieren. Die erwerbende Zeitigung ist nicht das Gezeitigte, hier das Immanente. Nun aber ist das Paradox, dass auch die Zeitigung sich zugleich selbst verzeitigt, dass lebendige Gegenwart selbst wieder, als gegenwärtige lebendige Gegenwart, in soeben gewesene lebendige Gegenwart kontinuierlich überleitet usw. Auch diese Paradoxie muss zur Klärung kommen. 4) Aber habe ich nun das Ich, das wache der lebendigen uroriginalen Gegenwart, als der lebendige Pol und das Ich aus der Zeitigung als zeitliches Ich? Als das ist es in der konkreten Zeitlichkeit, der gezeitigten Zeitlichkeit, konkretes Ich, als lebendig gegenwärtiges (jetzt seiendes) und als lebendiges „hinter“ sich habend seine Kontinuität der modifizierten lebendigen Gegenwarts-Ich, der soeben vergangenen in ihrer Folge und vor sich die kontinuierliche Zukünftigkeit seiner Jetzt. Ich,2 jetzt, im lebendigen Moment, im urphänomenalen „strömenden“ Dasein habe schon ein vorgegebenes Feld von „Seiendem“; ich habe es durch das, was ich in der Form lebendig-gegenwärtiger „Darstellung“,3 Erscheinungsweisen (Intentionalität) habe. Diese als total, nämlich alle Sondererscheinungen einheitlich befassend, bildet eine einheitliche Schicht in der 1 2 3
Vor die Vorgegebenheit steht im Ms. [die immanente lebendige Gegenwart ich habe darin]. Rb.: Das urphänomenale Strömen. Nach „Darstellung“ folgt im Ms. habe.
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konkreten lebendigen Gegenwart. In deren Strömen strömt diese Schicht, und in ihrer Gesamtheit, sowie nach ihren Sondererscheinungen, verläuft sie in intentionaler Deckung – so sagen wir hinterher auslegend, wobei wir, was als strömende Deckung ist, in einem Außereinander, nämlich als Sukzession von Erscheinungen als Erscheinungen von derselben Einheit ausbreiten. Im urlebendigen Strömen ist keine Folge der Deckung „ausgebreitet“; im Strömen ist eine Einheit der Koexistenz, aber eben im Modus strömenden Wandels bei strömender Deckung. Im Seinsfeld treten Ereignisse auf, figuriertes Nacheinander von Auftretendem und Vorübergehendem zum Beispiel, es erklingt eine Melodie. Dieser Vorgang ist nicht das Strömen, in dem er sich als Vorgang lebendig konstituiert, das Harrende in der Kontinuität der retentionalen Abwandlungen – jeden Ton als den einen soeben verklingenden und dann noch als verklingenden „bewusst“ sich erhaltenden, während der zweite erklingt und fortklingt, „zurücktritt“ usw. d) Die ‚Breite‘ der lebendigen Gegenwart im strömenden Sein: Anfangen, Aufhören und Wandel von Gegebenheiten Der1 Prozess des lebendigen Sich-Ausbreitens des neu Auftretenden in der lebendigen Gegenwart hat, wenn wir uns zu besinnen anfangen, schon Breite und in dieser Breite eine Stelle des Quellpunktes Jetzt der Breite; diese ihrerseits ist Quellstrecke für die im Verströmen entspringenden gewandelten Breiten. Abwandlung in der Form „immer neues Quell-Jetzt“, sein Verquellen als Hinausrücken und sich Modifizieren in sein Soeben, also in der „neuen“ jetzigen Breite, an späteren Stellen „erscheinend“. Aber in diesem Vorgang als Lebendigkeit des doppelten Jetzt (Gegenwart) vollzieht sich die lebendige Konstitution der Einheit, die, wenn sie aktiv erfasst ist, nach dem und jenem in unverbrüchlicher Gewissheit bleibt, als das immerfort eine und selbe, das nur in die Vergangenheit rückt. Diese Gewissheit ist lebendige Gewissheit – ich höre den Ton, ich setze ihn als den einen dauernden, mir aktiv das kontinuierliche Eine als kontinuierlich eines2 zueignend, es ergreifend und kontinuierlich im Griff haltend, und weiter aktiv dabei bleibend in Retention dieser ganzen gewordenen Einheit oder es im neuen Vollzug des weiteren Tones sekundär behaltend, etc.3 1 2 3
Rb.: Ad 8. Beilage zu 1–15. Nach eines folgt im Ms. sich. Ende der Beilage; dazu Rb. m. Blaust. vor 8?
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Im urphänomenalen Strömen haben wir also die Breite der Stromschicht, die für eine Breite konstituierenden Daseins darstellend ist, darin das Einsetzen von Neuauftretendem, des durch eine Einsatzdarstellung auftretenden Neuen, nun im Strömen sich wandelnd unter Deckung des Dargestellten. Und so haben wir diese ganze breite Stromschicht in strömender Deckung nach dem „Vermeinten“, „Bewussten“, zugleich unter Neueinsetzen von Einzelheiten und Verströmen von anderen ins Dunkle und Unabgehobene. Aber dieses Strömen wird „ausgelegt“ zu einem Prozessus.1 Im affektiven „Feld“ (z. B. Tonfeld) haben wir Abgehobenheiten und immer wieder ein Neuauftreten von Abgehobenheiten, immer wieder „Ereignisse“. Andererseits, vom Ich her oder ichlich, obschon nicht vom Ich „dirigiert“, haben wir sekundäre Vorkommnisse, die sich alsbald als Erlebnisse verzeitigen, so die Ichakte, aber auch jedes unwillkürlich eintretende Affiziertwerden, sowie jede unwillkürliche Kinästhese und jedes analog Kinästhetische im weitesten Sinne. Das sind sekundäre Vorkommnisse der lebendigen Gegenwart, im konkreten Strömen unmittelbar eins mit dem Erscheinenden und den Erscheinungen des Untergrundes der Totalerscheinung des für das Ich schon Geltenden (bzw. mit dem zu unterst affizierenden Untergrund oder, noch konkreter, dem Feld, von dem die primären Affektionen ausstrahlen). Die Wesensform des strömend eine immanente Zeitsphäre Konstituierens ist eine, und was durch das Strömen sich in eins konstituiert, ist Immanentes konstituierend, konstituierend in seinen Modis des Jetzt, des Soeben usw.; und im Durchströmen dieser Modi koexistierend in der zu konstituierenden identischen immanenten Zeitstelle. In der immanenten Sphäre vollzieht sich die Konstitution von nichtimmanenten Gegenständen; ein vom Ich inszenierter, also kinästhetischer Verlauf „bedingt“ einen Verlauf in der alleruntersten, der rein hyletischen Sphäre, die in ihren hyletischen Feldern durch pure Assoziation ein Feld der Koexistenz ist. Die beständige kinästhetisch-hyletische Koexistenz hat die „Bedeutung“ angenommen eines kinästhetisch-hyletischen (ichlich-nichtichlich) verbundenen Weil bzw. Wenn – So. Sie trägt einen Horizont von ichlich-kinästhetischen Möglichkeiten von dem betreffenden k an sich und einen korrelativen Horizont von „zugehörigen“, bedingten hyletischen Möglichkeiten, bzw. die Koexistenz ko – ho hat den Horizont der von da ausstrahlenden Möglichkeiten von Erscheinungen-von als Nachsätzen ihrer entsprechenden 1
Rb.: Ruhendes Verharren, Bewegung, Veränderung, Vonstatten-Gehen.
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k, und im bestimmten Verlauf der k. Den Erwartungshorizont der kommenden Erscheinungen – diese aber polarisiert, in kontinuierlich einheitlicher Konstitution hinleitend zum Optimum. Doch da ist noch vieles zu sagen. Jedenfalls, alle Transzendenz-Konstitution in der Immanenz beruht auf bestimmten Weisen des „Eingreifens“, des unwillkürlichen (reaktiven, reflexmäßigen) und aktiven Eingreifens des Ich. Nun ist das Ich ja überhaupt waches Ich, und der Untergrund eines Feldes von schon Seiendem ein Feld für das Ich und für es nur seiend aus spezifisch ichlichen Quellen, und das muss durch systematischen Abbau geklärt werden; darunter, dass das funktionierende Ich anonymes ist in seinen Funktionen, und dass, was für es seiend ist, ursprünglich es ist aus einer Aktualität, die ihrerseits verflochten ist mit nicht-aktuellen Kinästhesen und vielleicht Gefühlen. Ichliche Aktivität setzt Passivität voraus – ichliche Passivität – und beides setzt voraus Assoziation und Vorbewusstsein in Form des letztlich hyletischen Untergrundes. e) Die Funktion des Ichpols in der konkreten Zeitigung und die Mit-Gegenwart der Anderen Das Ichliche objektiviert sich durch Reflexion. Es zeitigt sich in der urassoziativen Zeitigung, wie schon gesagt, ineins mit und ungetrennt von dem untersten Hyletischen. Wie ist in dieser konkreten Zeitigung der Ichpol beteiligt? Im Strömen der lebendigen Gegenwart ist er der identisch verharrende Pol im Wechsel der immanent zeitlichen Vorkommnisse. Ich sagte immer: Dieses pure „Ich“ ist abstrakt, konkret ist es nur durch den Gehalt der strömenden Gegenwart. Die Auslegung, das Sich-in-sich-selbst-Entfalten der strömenden Gegenwart in Form eines Vorgangs, eines im Nacheinander verlaufenden Ereignisses, vollzieht sich wieder in einer, und zwar einer kontinuierlich sich anschließenden, strömenden Gegenwart, und so in infinitum. Das passivassoziative Sich-von-selbst-Entfalten und -Auslegen verfolge ich in der auslegenden Aktivität. Aktiv auslegend finde ich eine Kontinuität (kontinuierliches Nacheinander) von modifizierten strömenden Gegenwarten in der strömenden Gegenwart, die diese Modifikationen umspannt und sie umspannt als strömendes Außereinander. Dieses ist dann wieder auszulegen als Außereinander von solchen Kontinuitäten von strömenden Gegenwarten; so, wenn immer ich weiter auslegen wollte. Habe ich nämlich ausgelegt, so kann ich, während das Ausgelegte strömt und im Strömen immanente Identität zeitigend konstituiert, mit dem Ich-
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blick überschauen, durchlaufen. In jeder Phase kann ich reflektiv auf das „Ichliche“ reflektieren, auch sonst in der jeweiligen Gegenwart quasi leben und, während sie sich retentional abwandelt, sie betrachten als die eine, und ich kann im Durchlaufen der kontinuierlich verschiedenen Gegenwarten ihre Identität finden – die Identität „strömende Gegenwart“ als absolut verharrende identische Form, aber individuelle Form im Wandel des Inhalts. Einerseits kann ich dann Gegenwart verfolgen als dieselbe, „nur“ im Modus der Zeitstelle Soeben, Vorhin etc. gewandelt, aber als kontinuierlich zusammenhängende Identität mit der unmodifizierten, aktuell strömenden Gegenwart, die nun apperzeptiv charakterisiert ist als die, die den Sinn hat solcher Auslegung, also als die, die sich selbst implizit kontinuierlich wandelt in ihr Soeben, das nachher zu thematisieren ist, und immerzu mit sich identisch ist und bleibt. Sie ist strömend, strömend mit sich selbst identisch, mit sich selbst, sofern sie verströmt und wieder neu strömt, von der vorentworfenen Zukunft her Inhalt bekommt, d. i., ihn „vor“ sich hat als herankommende neue Gegenwart etc. Ist das Identische, die voll konkrete Gegenwart (das lebendig konkrete immanente Jetzt in seiner kontinuierlichen, lebendigen Identität des Verharrens desselben lebendigen Jetzt in dieser Kontinuität als sich abwandelnd im Inhalt, aber verharrend als dasselbe Sich-Abwandelnde) etwas anderes als dasselbe Ich, das identisches ist, indem es konkrete Gegenwart ist, und es ist, indem es sich wandelt in konkret gegenwärtig Gewesenes, etc.? Und darin wieder: Haben wir nicht eine Scheidung zwischen spezifischem Ich und Nicht-Ich, dieses aber zu mir als Feld gehörig, jenes als die Einheit des spezifisch Ichlichen in seiner lebendigen Gegenwart, das Identische im subjektiven Verhalten zum Feld und identisch im zeitigenden Wandel dieses Verhaltens? Aber was wäre nun die spezifisch ichliche individuelle Form? Eine ganz andere als die Feldform? In der lebendigen Gegenwart gehen die Kinästhesen vorüber, das unwillkürliche „Ich bewege“, ebenso die Affektionen. Die Aktionen gehen vorüber und sie haben in der immanenten Zeit keine Identität, sondern sind eben immer wieder andere. Natürlich, sie assoziieren sich. Aber ist das spezifische Ich eine bloße assoziative Einheit?1 Das verzeitigte konkrete Ich, das explizierte Strömen, das strömend sich passiv assoziativ explizierende, das Strömen der retentionalen Kontinuität vom Jetzt bis ins verklungenste Soeben. 1 Rb.: Bis 12 = Bl. 45a, hier S. 57 f. Übersicht über die in der lebendigen Gegenwart sich vollziehende Zeitigung aller Zeiten.
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Als „Jetzt“ haben wir Doppeltes: 1) Das Jetzt des Urfeldes (bzw. des Weltfeldes), darin etwa verlaufe ein Vorgang, sagen wir, das Ertönen einer Melodie. Darin haben wir einen jetzt gegenwärtigen Ton bzw. die jetzt strömend-verströmende Tonphase, von da aus seine Vergangenheiten in ihrer Folge, aber als solche in ihren Modis des Soeben. Eben das macht den neuen Punkt. 2) Der jetzt erklingende Ton ist jetzt einig mit der Kontinuität der Modi des Soeben. Diese ganze Kontinuität, in der das Tonjetzt eine Phase ist, hat die Eigenheit des Jetzt. Diese Querkontinuität ist die konkret lebendige Gegenwart, als strömend lebendige. Strömend konstituiert sie in lebendiger Selbstdeckung ihrer Intentionalität eine selbst strömende intentionale Einheit. So z. B. die der Melodie. Konstituiert ist der jetzt gegenwärtige Ton als fortdauernd, als jetzt während-fortwährend, und so jeder soeben vergangene Ton als der (eine, selbe) seiner Vergangenheit, und die ganze Melodie als gegenwärtiger, währendfortwährender Vorgang, identisch in seiner Zeitgestalt und in der Zeitstellenordnung und in ihrer Ausfüllung mit Tonqualität, identisch im Wandel der strömenden Wandlung der zeitigenden Erscheinungsweisen. Indem wir diese Kontrastierung vollzogen haben, reflektierten wir auf das Strömen und richteten unseren Blick auf die im Strömen als Folge, als Vorgang sich ausbreitenden Erscheinungsmodi der identischen Töne und ihrer Vergangenheiten (ihrer Zeiten). Sowie wir das tun, haben wir eben wieder einen identischen Vorgang, den der zeitigenden Tonerscheinungen, und für das ganze Feld den der zeitigenden Erscheinungen des Gesamtfeldes (der hyletischen Daten bzw. der raumweltlichen Gesamterscheinungen). Und wiederholt sich das nicht wieder? Wir haben dabei doch auch das Hinachten, das doch nicht nichts ist, sondern selbst Erlebnis, als das in Verzeitigung? Alles Erschaute ist wesensnotwendig gezeitigt und in strömender Zeitigung, und das Erschauen selbst in Reflexion ist selbst wieder gezeitigt und in Zeitigung. Natürlich ist das nur Zeit und Zeitigung in der Lebendigkeit, und von da aus ist dann zu fragen nach der weiteren zeitigenden Leistung einer „an sich“ seienden Zeit1, durch das Funktionieren der Wiedererweckung der versunkenen Vergangenheit, der „Kinästhese“ der Wiedererinnerung usw. Dabei ist aber zu bedenken, dass es wieder die lebendige Gegenwart ist, in der sich das ursprüngliche Funktionieren, dasjenige, in dem die fernere 1
Rb.: Ursprünglich lebendige Zeitigung, ihr gegenüber die der Zeit an sich.
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Vergangenheit und ebenso die Zukunft für mich sichtlich und verständlich wird, in ihrem Sein und mit dem Sinn des ‚an sich‘, abspielt. Kommen wir dann nicht schließlich darauf, dass auch das Verborgene der Sedimentierung und Weckung sich immerzu in der lebendigen Gegenwart als der konkreten Subjektivität abspielt, und dass ihr strömendes Sein als strömendes Konstituierendes alles und jedes für mich Seiende, an sich Seiende in seiner Zeitlichkeit-an-sich, konzentriert enthält? Sie ist eben, was sie ist (in ihrer Seinsweise), als lebendig konstituierende und darunter, was selbst ihr zugehört, als eventuelle Potenzialität desjenigen Konstituierens, wodurch sich Weltkonstitution enthüllt, und Welt selbst zur positiven und dann transzendentalen Erkenntnis kommt. Da1 ist auch jeder Andere, jedes andere Ego Transzendental-strömendesGegenwart-Sein, in mir konstituiert als strömend mit-gegenwärtige Subjektivität, die konkret selbst ist, strömende lebendig konkrete Gegenwart, sowie in mir konstituiert ist strömend meine eigene Zeitlichkeit des Seins als vergangenes Sein, als konkrete strömende Gegenwart, und so für jede Vergangenheit. Aber Vergangenheit ist eben das Vorübergegangene und nur seiend als Vergangenheit von Gegenwart. Mitgegenwart, Appräsenz ist selbst Mitquellpunkt von Vergangenheiten. Der Andere ist in mir mitgegenwärtig. Ich absolut, als lebendig strömend seiende konkrete Gegenwart, habe seine Gegenwart als Mitgegenwart, als Appräsentativ-sich-als-er-selbstbekundend-in-Mir, aber auch ihn selbst bekundet als mich in Selbstbekundung habend in ihm, in seiner lebendigen Gegenwart konstituiert in der Weise der Mitgegenwart. Ich bin als strömende Gegenwart, aber mein Für-mich-Sein ist selbst in dieser strömenden Gegenwart konstituiert – lebendige Gegenwart ist sich selbst als lebendige Gegenwart konstituierend und eventuell sich konstituierend in wissenschaftlicher Weise. Das wissenschaftlich ausgelegte Sein ist zunächst lebendige Wissenschaftlichkeit, und niedergeschlagen in der lebendigen Gegenwart ist sie in ihrer Potenzialität hinfort erweckbar, identifizierbar etc. Der Andere ist für sich ebenso, aber sein Für-sich ist zugleich mein Fürmich, in Form meiner Potenzialität der Appräsentation. Aber er selbst ist appräsentiert in mir und ich in ihm. Ich trage alle Anderen in mir als selbst appräsentierte und zu appräsentierende und als mich selbst ebenso in sich tragend.
1
Rb.: Die Anderen in mir.
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Ich bin Subjekt für alles, was ist, und Subjekt für alle, die selbst wieder Subjekte sind für alles, was ist, darin mich beschlossen. Die absoluten Subjekte spiegeln nicht bloß, sondern sie tragen Andere selbst, aber als selbst appräsentierte in sich, so wie ich (und dann jedermann) vergangenes Sein selbst, aber als vergangenes, in mir trage1. Und da solche Vergangenheit nichts ist ohne lebendige Gegenwart (so wie Welt nichts ist mit all ihrer objektiven Zeitlichkeit als extensive Unendlichkeit, als seiend aus lebendiger Gegenwart, und daher Gegenwart für sie ein weltlicher Modus ist und verbleibt), so ist auch Mitgegenwart-Sein von Anderen in der Ursprünglichkeit der Einfühlung, einer Miterinnerung statt einer Wiedererinnerung, ein Selbsterinnern der Anderen. Sein von Anderen ist als Sein einer anderen lebendigen Gegenwart bezogen auf meine Gegenwart. Mitsein von Anderen ist untrennbar von mir in meinem lebendigen Sich-selbst-Gegenwärtigen, und diese Mitgegenwart von Anderen ist fundierend für weltliche Gegenwart, die ihrerseits Voraussetzung ist für den Sinn aller Weltzeitlichkeit mit Weltkoexistenz (Raum) und zeitlicher Folge.2 Nun von neuem. Wie steht es mit dem „Ich“, Ich bin, Ich war, Ich werde sein – weltlich, in transzendentaler Reduktion: Bin ich da Anderes, ich, der ich bin, als das, was oben als strömende (transzendentale) Gegenwart bezeichnet war? Ich bin in der Ursprünglichkeit dieses strömenden Lebens als strömenden Konstituierens. Alles, was ich darin als Konstituiertes habe, habe ich als solches in Geltung und es ist meine bleibende Habe – ich bin in Bezug auf die Anderen, die ich bleibend in Geltung habe oder als offene Potenzialitäten für zu gewinnende bleibende Geltungen, und die ich so habe als mitkonstituierende etc., so dass meine konstituierte Habe unter dem Titel Welt gemeinsame Habe ist der strömend-seienden Intersubjektivität. Darin mitbeschlossen ist das für mich und für uns bleibende Sein unserer selbst als vergangener, künftiger, als in der Zeit Seiender – konstituiert als bleibende Habe in der urströmend seienden Intersubjektivität. Hier haben wir den ersten Begriff der Ichzentrierung, oder wir haben das Ich als Zentrum, nämlich für alles Seiende der Welt und für sie als Weltuniversum, und wir haben das Ich als Zentrum für alle, wie für weltliche, so für immanente Zeitlichkeit (bzw. Wir als allheitlich subjektives Zentrum), nämlich als das Ichzentrum, das den Sinn zeitlicher Gegenwart gibt, das in der Gegenwart der Zeit steht und worauf vergangene und künftige Zeit sinnhaft bezogen ist. 1 2
Statt in mir trage im Ms. in sich trägt. Rb.: Cf. 10 = Bl. 43a, hier S. 54 f..
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Die Weltzeit hat den Sinn als seiend nur als seiend (Gegenwart) in Relation zu der aktuellen Gegenwart der Subjekte, nicht als in ihr zufällig gegenwärtig seiender, sondern als die ursprünglich strömende Gegenwart seienden Subjekte im ursprünglichen strömenden Miteinandersein und konstitutiv Welt habend. Wir haben (wir, die strömend seienden) diese Welt selbst in strömender Gegebenheitsweise als strömend gegenwärtige Welt, die strömend ihr Vergangen hinter sich, ihre Zukunft vor sich hat, und die in diesem Strömen immerzu identisch ist und verbleibt. Der Doppelsinn von Gegenwart – konstituierte Gegenwart und konstituierende Subjektivität als urquellende Lebendigkeit – wird eine passende Terminologie fordern! Das vergangene Ich, das Ich in den Modis des Soeben im gegenwärtigen Ich, der Ichstrahl der Betätigung auf die verharrende Einheit gerichtet; sie verharrt, sie dauert in dem Strömen der Erscheinungsweisen. – Zweideutig: Der stehende Punkt des Jetzt und sein Schwanz der Soeben als Modifikationen der früheren Jetztpunkte, dieser Punkt des „strömend“ wie der Schwanz „strömend“ ist, strömend lebendige Gegenwart. Nicht strömend ist die Form des Strömens als Gegenwart mit ihrem Formpunkt Jetzt, der Einheit und der Formkontinuität der Soeben. Strömend ist die erfüllte Form, d. i. das Urphänomen, und zu ihm gehört die von mir aufgewiesene Mehrdimensionalität, die selbst eine strömende ist und auch als Mehrdimensionalität eine „verharrende“, nämlich nichtströmende, Form hat. Aber das Ich hat Gegenwart, konstituierte Gegenwart, Erfahrungsfeld. Wie hat es sie? Sie hat als „Kern“ die ursprüngliche wahrnehmungsmäßige Gegenwart. Es hat auch innerhalb seiner Gegenwart Vergangenheit und dabei ursprünglich vergegenwärtigte, ursprünglich erinnerte. Es hat ursprüngliches Soeben. Es hat ursprünglich konstituierte ontische Gegenwart als dauernde, als unverändert verharrende, als dauernde in Veränderung, also sie hat verharrende Koexistenz in Veränderung und Unveränderung. Sie hat das Eintreten in die Gegenwart, das Vorübergehen, Austreten, Prozesse, Sukzessionen von Einheiten. Veränderung – bei Explikation, Merkmale treten auf, verschwinden gegenüber kontinuierlicher Veränderung. Das Ich, Ich, der ich bin, „in“ der strömenden Gegenwart, das Wahrnehmungsfeld „im Auge“, als wahrnehmungsmäßig da, darin den Blick gerichtet auf dies und jenes, strömend-verströmend. Das Einheitliche im Strömen, die Strahlen dahin, auf eines, Verharrendes, ein verharrender Strahl. Das eine Ding verharrend als dauernd, der eine Strahl dauernd. „Dann“ neue Einheit, aber der Strahl modifiziert.
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Ist die strömend-lebendige Subjektivität im Besitz ihrer konstituierten Welt, so ist sie selbst in gewisser Weise und gleichsam verdoppelt. Sie ist als strömende Gegenwärtigung und weltlich konstituiert als strömend weltlich seiende Gegenwart und Mittelpunkt der beiden Zweige der orientierten Zeit, Vergangenheit – Zukunft. Nun gehen wir aber dazu über, von der konkreten transzendentalen Subjektivität, von dem konkreten Sein als strömendem Gegenwärtigen (der transzendentalen, also absolut verstandenen „Seele“) zu unterscheiden das transzendentale Ich, das transzendentale oder absolute, das der menschlichen Person entspricht, bei dem reifen Menschen, bei dem „unentwickelten“ Kind, also die δναµις. Ich, der mich besinnende Mensch, finde mich in transzendentaler Reduktion als (vollentwickeltes) transzendentales Ich. Was ist das? Als wache, strömend gegenwärtige „Seele“ oder konkret volles Ich bin ich wache Seele durch die spezifische ichliche Struktur gegenüber der Struktur der Vorgegebenheit der Welt. Oder vielmehr: Transzendentales Ich ist ein Relatives, eine ichliche Struktur gegenüber dem, was dem Ich vorgegeben ist und womit es sich als Ich zu schaffen macht, woran und womit es sich betätigt. Das transzendental-phänomenologisch eingestellte Ich ist ein Ich höherer Stufe, das vorgegeben hat als das zu Betrachtende das natürliche Ich und das Weltphänomen. In der lebendig urströmenden Seele, der wachen, haben wir das lebendig urströmende Ich. Die „Seele“ selbst heißt konkretes Ich, weil eine Seele, wenn sie reines Thema ist, in Richtung auf das Ich (das in ihr ein besonderes ichliches Leben hat) apperzipiert ist, wobei ihr Untergrund selbstverständlich mit da ist und eventuell als Untergrund derselben auch thematisch wird. Zu diesem ichlichen Leben gehört das Affiziertsein, vom Affizierenden mehr oder minder hingetrieben sein, angezogen und antwortend hinhören, also sich zuwenden und sich am Vorgegebenen, sich in seiner Weise lebendigvorichlich in der Unterschicht des Konstituierenden, beschäftigen. Dieses Sich-als-Ich-Konstituieren ist nicht gerade zu verstehen als Selbstgebung der Wahrnehmung oder Erinnerung. Es fehlt hier überhaupt eine ergänzende Betrachtung. 1) Wir haben ursprüngliche Konstitution in der patenten strömenden Seele, und von der wissen wir natürlich durch Aktivität. Ein höherstufiges, diese Patenz schon voraussetzendes Wissen ist das der Sphäre des „Unbewussten“, ein die sedimentierte Sphäre enthüllendes Wissen – und auch da haben wir zu sprechen von ursprünglicher Konstitution, wenn wir sagen dürfen, dass die sedimentierte Intentionalität noch zeitigend weiterläuft. Als Zweites haben
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wir dann die Weckung, Verlebendigung. In ihr konstituiert sich das Geweckte als solches, ein Stück einer lebendigen Konstitution, und geht dann eventuell über in eine Wiedererinnerung. Hier kommt das Ich in Frage mit seiner wachen Intentionalität. Das Gewecktwerden kann sich in der außerichlichen Lebendigkeitssphäre abspielen, als Weckung durch Assoziation (von einem ichlich lebendigen Interesse her mitbestimmt). Aber das Ich wird für dieses Geweckte geweckt, es wird affiziert und wendet sich zu, bezieht das Erinnerte ein in seine Beschäftigung. Hier schließt sich Affektion auf das Ich hin und Aktion und dann eventuell immer neue Aktion aneinander, und so hat das Ichliche überhaupt einen besonderen Zusammenhang. Das sagend haben wir schon die zeitliche Auslegung im Auge, die Zeitigung gibt in der lebendigen Seele immerfort im strömenden Sein eine strömende Ausbreitung, als Ereignisfolge. Aber in der lebendig gegenwärtigenden Gegenwart habe ich nicht ein bloßes Nacheinander, sondern das urströmende Jetzt und die verströmten Akte sind nicht nur verströmt, Vergangenheiten, sondern jetzt in Geltung, in ihrer Zeitigungsweise modifiziert und vergangen als vergangene Gegenwart – aber das, was sie setzten, ist jetzt „im Griff“, ist jetzt „noch“ Gesetztes. Also in dem urströmenden konkreten Jetzt, der Seele, liegen nicht nur als strömende Erlebnismomente originale Geltungs-, Setzungsstrahlen und retentionale Abwandlungen solcher, sondern „verharrende“, nämlich durch diese Abwandlungen hindurch verharrende Jetzt-Setzungen. Extensiv zeitlich gesehen ist das ein Nacheinander, insofern im strömenden Sein. Im stehenden und bleibenden Jetzt, das so nur heißt als lebendiges strömendes Jetzt, ist jede Abwandlung einer neu einsetzenden Setzung eine lebendige Wandlung, in der jedoch die abgewandelte Setzung im Jetzt „wirkliche“ Setzung ist. Was besagt dieses ‚wirklich‘? Natürlich kommen hier die Modalisierungen in Frage. Dieses Ichliche, das da Aktus heißt (auf vorangehende Affektionen bezogen), hat verschiedene Modalitäten. Unter ihnen einen Urmodus Gewissheit. (Ich stehe jetzt vor der Frage, wie sich in der lebendigen Gegenwart die Abscheidung eines spezifischen Ich als Einheit spezifisch ichlicher Affektionen und Aktionen vollzieht. Die Frage bleibt stehen mit dem bloßen Angang:)
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f) Was ist uns von der Welt gegenwärtig, was ist von ihr vergegenwärtigt? Auf der einen Seite habe ich in der lebendigen Gegenwart als waches Ich das mir „gegenwärtige“ Weltfeld – das besagt in gewöhnlicher Rede nicht gerade den Bereich der Welt (der mir geltenden), der mir bewusst ist als zeitlich gegenwärtige Welt bzw. als das mir von der zeitlich gegenwärtigen gerade Bewusste. Ich kann mir jetzt gerade in Form von Wiedererinnerungen vergangenes Weltliches, ein Bereich vergangener Weltgegenwart „gegenwärtig“ sein lassen. Wir sprechen uns oft so aus, und zwar hinsichtlich der weltlichen Vergangenheit: „Das ist mir noch gegenwärtig“, „Das ist mir nicht mehr gegenwärtig“, also in dem Sinne: „Das ist mir in meiner lebendigen Gegenwart hinsichtlich der – vergangenen – Welt wirklich bewusst (erinnert) oder nicht. „Von der Welt ‚gegenwärtig‘„ – darin müssen wir also scheiden. Ich, der Welt bewusst, sage: Wann immer ich mich besinne, bin ich der Welt bewusst. Darin liegt, in meiner lebendigen Gegenwart kann ich mir andere lebendige Gegenwarten, gegenwärtige, aber frei abgewandelte vergangene, künftige oder in diesen Modis abgewandelte vergegenwärtigen. Dabei ist die lebendige Gegenwart in der Weise geändert, dass ich in ihr unterschieden und in eins habe: Gegenwart, die nicht vergegenwärtigte (und als das in modifizierter Weise bewusste) ist, und vergegenwärtigte Gegenwart, wobei die Vergegenwärtigung und das Vergegenwärtigte als solches selbst mit eintritt bzw. mit gehört zur nicht vergegenwärtigten, der aktuellen Gegenwart. Sage ich und vollziehe ich allgemein: Ich kann in jeder lebendigen Gegenwart mir andere lebendige Gegenwarten vergegenwärtigen, frei erdachte oder erinnerte usw., so ist es klar, dass ich dabei nicht bloß eine oder mehrere singuläre Vergegenwärtigungen in der lebendigen Gegenwart habe, sondern ein in ihnen sich explizierendes „Allgemeinheitsbewusstsein“, und dass dieses „allgemeine Meinen“ und das darin vermeinte Allgemeine selbst auftritt in meiner lebendigen Gegenwart. Und wieder ist es klar, dass alle diese Modifikationen der Vergegenwärtigung, die Beliebigkeitsabwandlung (des „Sich-Denkens“), der allgemeinen Meinung, auch schon als vergegenwärtigte in Vergegenwärtigungen auftreten können, bzw. dass ich in meiner lebendigen Gegenwart mir frei erdenken kann Vergegenwärtigungen, in denen andere Vergegenwärtigungen vergegenwärtigt sind, in denen sie Exempel für vergegenwärtigte Allgemeinheiten sind, Allgemeinheiten, die jetzt bewusst sind als solche, die in einer wirklichen oder möglichen Wie-
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dererinnerung gedachte, in der wiedererinnerten lebendigen Gegenwart in einem „damaligen“ allgemeinen Meinen Gemeinte usw. Alle hier fraglichen Modifikationen von lebendiger Gegenwart und darin aktuellen Bewusstseinsweisen können iterativ in immer neuen Stufen eingeschachtelt auftreten, aber in der Modifikation der Einschachtelung selbst mitgehörig in die der lebendigen Gegenwart, die jetzt in der Tat gegenwärtig und unmodifizierte ist, die meine jetzige Wachheit ausmacht.
Nr. 14 Zugleich-Sein und räumliches Koexistieren auf dem Hintergrund der starren Zeitform 1 Die2 subjektive Wahrnehmung der einheitlichen Zeitordnung erfolgt in starrer Gesetzlichkeit so, 1) dass eine aktuell lebendige Gegenwart mit Jetzt, Soeben und Kommend in strömendem Wandel (urströmend) diese Form starr erhält; aber jede Phase verströmt, das Jetzt in das Soeben, das Soeben in das weitere Soeben, „kontinuierlich“, das „Kommende“ in das des immer näher gegenwärtigend Kommend bis in das Nun-Sein, Jetzt-Sein. In diesem Strömen konstituiert sich zunächst im Rahmen der lebendigen Gegenwart durch einigende Deckung Einheit, „dasselbe“,3 in den wechselnden Modis des Künftig, des Jetzt, des Vergangen, das aber in dieser Selbigkeit im Verströmen selbst verströmt, aus dem „Sichtfeld“ der ganzen lebendigen Gegenwart (als „Wahrnehmungsfeld“) verschwindend. Aber sie ist immer erfülltes Wahrnehmungsfeld, und zwar kann das Seiende dabei entweder kontinuierlich fortwähren, also in neuen Phasen des Jetzt und Künftig immerfort auftreten und so immer neue Phasen seiner Dauer (Gegenwartsdauer) zeitigen – oder es kann aufhören. Aber das Gegenwartsfeld ist weiter ausgefüllt durch anderes einheitlich gegenwärtig Seiendes, das schon vorher mitgegenwärtig war und mitwahrgenommen, oder das zugleich mit 1
Die Aufschrift auf dem Umschlag Bl. 53 / 60 bezieht sich auf die Texte Nr. 14–16: Wohl 1931. Nicht präzis. Zu Lebendige Gegenwart und Konstitution der Welt. Das kann nur so brauchbar werden, dass die leitende Frage so formuliert wird: Wie kommt die reale Welt, vorweg verdeutlicht als zeiträumliche, in dieser Zeiträumlichkeit zur Selbstgegebenheit; wie sieht das Wahrnehmen von weltzeitlichem Sein und von Welt als Universum erfüllter Zeit aus? 2 Rb.: Methodisch nicht klar. 3 Rb.: Das ist nicht eine konstitutive Analyse, sondern allenfalls vorsichtig gefasst ein Stück Wahrnehmungsanalyse.
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dem Währen des einen anfängt; das wahrnehmungsmäßige Gegenwartsfeld birgt als während Seiendes im Zugleich. Zugleich besagt für zwei Seiende, dass sie beide währen, sie währen, indem jedes, abstrakt betrachtet, ein urquellendes Jetzt ist mit seinen lebendig strömenden Gewesenheiten und Künftigkeiten. Aber dabei braucht sich nicht die ganze Form des einen und des anderen zu decken, insofern das eine früher, das andere später angefangen hat, und dann wieder das eine, sei es später oder früher aufhört. In diesem lebendigen Strömen, in dem das wahrnehmungsmäßige Gegenwartsfeld seine starre Form erhält, die der identischen Gegenwartszeitlichkeit in der Urform, und als im strömenden Wandel der ausfüllenden Gehalte dieser Modi strömende objektive Gegenwart konstituiert, versinkt das Objektive und bleibt doch seiend, während zugleich neues Seiendes in das Feld eintritt. Es bleibt – in der Gegenwartssphäre kann Wiedererinnerung auftreten als Modus des Wieder-Zurückkommens auf das nicht mehr Präsente und im Strömen wieder Ergriffene. Die Wiedererinnerung kann sich in der lebendigen Gegenwart wiederholen (auch in willkürlicher Aktivität) und eine jede kommt auf dasselbe zurück, obschon auf dasselbe in verschiedenen Vergangenheiten als eben immerfort strömend vergehenden. Diese Form der möglichen Identifizierung und Immer-wieder-Identifizierung durch wiederaufweckende, auf dasselbe zurückkommende Wiedererinnerungen ist ebenfalls eine starre Gesetzlichkeit. So haben wir eine strömende uns gegenwärtige und vergegenwärtigte Zeit, mit einem Horizont, einer Potenzialität offener möglicher weiterer Vergegenwärtigungen, in der alles für uns seiende Weltliche zum ursprünglichen Bewusstsein kommt (mit den wesensmäßig zugehörigen Fundierungsstufen dieser Ursprünglichkeit, als jeweils primärer und sekundärer). Aber innerhalb dieser Form des strömenden subjektiven Geschehens, in dem ich allein Welt habe und haben kann, vollzieht sich im Inhalt ein Unterschied in der Weise des Durchströmens der Form, das, was wir Veränderung und Unveränderung nennen. Doch fehlt vorher Wichtiges. Es hat aber die starre Form der strömenden Gegenwart zwei Seiten: 1) die eine, die wir beschrieben haben, ist die Form des urquellenden Gegenwartspunktes und der Kontinuität seiner Vergangenheiten und Zukünftigkeiten; aber eine zweite Formstruktur betrifft die Koexistenz. ad 1) Das jeweils Seiende hat seine Dauer, als die sukzessive Einheit der Zeitpunkte, deren jeder aus dem strömenden Wandel des Inhaltes in der Form Jetzt in denselben Inhalt in der Form Soeben usw. entsprungen ist,
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oder vielmehr durch den Wandel des konkreten (mit Inhalt erfüllten) Jetzt in das gewesene konkrete Jetzt, während zugleich ein neues Jetzt mit neuem Inhalt sich anschließt. Die Dauer ist eine Folge von Zeitpunkten, deren jeder seine Fülle hat, und so ist sie Dauer des Objektes. Aber mehrere Objekte dauern, und die Dauern aller Objekte, die in der Einheit der stömenden Gegenwart stehen, gehören zu einer und derselben strömend sich konstituierenden Zeitmannigfaltigkeit (Sukzession) als Strecken. Diese ist identisch eine, die Dauern zweier Objekte sind Strecken in derselben Zeitpunktmannigfaltigkeit und je nachdem sind sie disjunkte Strecken oder Strecken, die ein Stück identisch gemein haben. Dieselbe Strecke kann also verschiedene Füllen haben, durch die dieselbe Dauer oder Stücke einer Dauer, diejenige dieses und zugleich jenes Objektes sein kann. Alle Objekte, die einer und derselben Gegenwart angehören, sind in ihr vermöge ihrer Dauern entweder in gesondertem Nacheinander oder in einem partiellen Zugleich, das partiell Nacheinander ist, oder in einem völligen Zugleich, sofern sie in jedem Punkt ihrer Dauer übereinstimmen, also identisch dieselbe Totaldauer haben. Zur Wesensmöglichkeit dieser Art objektiver Koexistenz in der lebendigen Gegenwart und dann überhaupt sich objektiv konstituierenden Gegenwart und insbesondere zur Wesensmöglichkeit dafür, dass mehrere Weltobjekte in irgendeiner Strecke der einen Zeit koexistieren und damit dieselben Zeitpunkte und Zeitstrecken mit denselben objektiven Gehalten besetzen können, gehört die Koexistenz-Form der Räumlichkeit. In jedem Zeitpunkt eines Objekts hat seine Fülle, sein zeitlicher Was-Gehalt, eine „räumliche Extension“. Darin liegt, jedes Objekt hat in sich schon in jedem Zeitpunkt ein Gebiet der Gleichzeitigkeit; seine Fülle in diesem Zeitmoment ist verteilt auf ein Außereinander, und zwar wiederum auf ein stetiges, als Punktmannigfaltigkeit mehrerer Dimensionen zu erkennendes. Und das Außereinander ist es, das es ermöglicht, dass dieselben Zeitpunkte mehrere Füllen haben, dass dasselbe Objekt Bestände des Zugleich haben kann, eben nur im extensiven räumlichen Außereinander. Das bestimmte Außereinander, die räumliche Gestalt des Objektes, ist hier als Mitfülle des Zeitpunktes gedacht. In der Kontinuität der Dauer (entspringend aus dem Währen) kann die Fülle, also kann auch die Raumgestalt nicht anders als kontinuierlich die Dauer erfüllen, sei es, dass sie kontinuierlich von Punkt zu Punkt die gleiche bleibt, sei es, dass sie, wenn die Form des Außereinander es gestattet, (die wir noch nicht ausgelegt haben) sich kontinuierlich wandelt.
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Gleichzeitigkeit von mehreren Objekten, jede mit ihrer Dauer und schon mit ihrer eigenen inneren Gleichzeitigkeit als Extension, wird nun wieder dadurch möglich oder hat darin sein Wesen, dass die der einen und anderen zugehörigen räumlichen Erstreckungsextensionen (Gestalten) außereinander sind. Das Außereinander schließt die Identität in irgendeinem Zeitpunkt, in irgendeiner Zeitstrecke, aus, und zwar auch eo ipso die Identität irgendeines Teiles der räumlichen Erstreckung des einen und anderen Objekts. Die Totalzeit mit der Allheit der ihr zugehörigen Zeitobjekte hat also die Eigenschaft, dass zu jedem Zeitpunkt ein einheitliches Außereinander gehört, dem alle einzelnen Objektgestalten, Extensionen, sich einordnen. In der Kontinuität der Zeit haben alle momentanen Extensionen, als zu einheitlich dauernden Objekten gehörig, die Bedingungen der Kontinuität zu erfüllen. Dieselbe räumliche Extension, die ein Objekt hat in der Kontinuität seiner Dauer, kann nie ein anderes haben. Aber warum sagen wir dieselbe und nicht gleiche? Oder umgekehrt: Ist es nicht selbstverständlich, dass, was dem einen eigen ist, verschieden sein muss von dem des anderen; also die Fülle, das Was des einen ist höchstens gleich dem des anderen. Aber ist nicht auch der Zeitpunkt und die Zeitdauer die des einen und wieder die des anderen Objektes und doch identisch eins?
Nr. 15 Der strömende Wandel in der zugleich seienden Weltgegenwart Das Sukzession konstituierende Strömen ist als zeitliches Sein von WeltKonstituieren in einer gewissen identifizierenden kontinuierlichen Deckung. Wir betrachten die Leistung dieses Prozesses abstrakt, wenn wir ausschließlich den Blick richten auf die Weise, wie die Struktur der Stromphasen nach Jetzt und den Soebenheiten im Strömen das erfüllte Jetzt überführt in seine Vergangenheiten und die Vergangenheiten in der Stromphase in ihre Vergangenheiten etc. Derart nämlich, dass wir nach der Struktur des Jetzt (und dann auch aller Vergangenheiten etc.), nach dem also schon Inhaltlichen, nicht weiter fragen. Sowie wir das tun, sowie wir also nach dem jetzt zusammen, zugleich jetzt Seienden fragen, erfassen wir eine neue Seite, in der dasselbe Strömen, das zeitigende, Reales zeitigt. Formaliter betrachtet haben wir in eins mit der objektiven Sukzession und in ihr objektives Zugleich und im Zugleich Einig-Sein konstituiert; oder dauerndes Sein von Objekten als
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zugleich seienden und von Objekten, die in sich selbst schon ein Zugleich in sich tragen in der Weise von Teilen, von Stücken, die zwar unselbständig sind, aber doch von derselben Art sind, wie selbständige Objekte. Vermöge der Formstruktur des Außereinander wird in der objektiven Zeitlichkeit, die in jeder Phase Mehrheit offenlässt,1 eben die zu jedem Jetzt gehörige im zeitigenden Strömen identische Raumform, sie wird in dem allgemein zeitigenden Strömen sozusagen in verschiedenen Weisen durchströmt vom Inhalt. Die Raumform starr-bleibend ist eine mehrdimensionale Mannigfaltigkeit, einig mit der sukzessiven Mannigfaltigkeit in der Weise einer einheitlichen Mannigfaltigkeit, von der die Zeit eine Dimension ist. Im Strömen der Zeitigung ist Strömen des jetzt gegenwärtig seienden Gegenständlichen als Wandel dieser Gegenwärtigkeit unter Erhaltung der gegenständlichen Identität erlebt. Aber diese Identität ist nicht einfach Identität des gegenwärtigen Zeitinhalts. Dies sind die Gegenstände in einem zeitlichen Wie, Gegenstände in jeweiligen „Zuständen“. Im zeitigenden Übergang der Gegenwart in neue Gegenwart geht gegenständlicher Zustand in neuen gegenständlichen Zustand über, in einer synthetischen Kontinuität, vermöge derer sich darin dasselbe Reale konstituiert. Dieses Übergehen ist einerseits Übergehen in neue Raumstellen (Bewegung und Deformation) und Übergehen von Fülle der raumzeitlichen Form in neue Fülle, als Zustandswandel, als Veränderung desselben. Versuchen wir zunächst in der Erfahrung lebend den Blick festgerichtet zu behalten auf das Strömen der zeitweltlichen Modalitäten und ihre weltliche Synthesis, in der Welt ihre Weltzeit hat. In jedem Momentan-Jetzt des Strömens der Weltgegenwart, der konkret einigen im Strömen, haben wir eine Kontinuität von Phasen. Das Momentan-Jetzt ist die Phase des Strömens. Diese Phase hat als Inhalt das Mannigfaltige, das in diesem Moment, jetzt, „zugleich“ ist, und dieses Zugleich ist das Zugleich im Strömen, und zwar das In-demselben-Modus-des-Strömens-Sein, dem des Jetzt. In diesem Urmodus des Strömens haben wir weltlich in eins „zugleich“ die jetzt seiende Welt mit den diesem Jetzt zugehörigen Zeitmodalitäten, also das volle Kontinuum der Zeitmodalitäten. Wir haben in diesem kontinuierlich-einheitlichen Zugleich2 also als eine einzige Phase ein Jetzt, das Welt-Jetzt, das Jetzt von der allzeitlichen Welt, 1 Rb.: Konstitution von Veränderungen und Einheiten der Substanz der Veränderungsmöglichkeiten. 2 Nach Zugleich folgt im Ms. haben wir wohl versehentlich nicht gestr.
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als ihrer Gegenwart, nach den übrigen Phasen im Zugleich, was von ihr als ihr jetzt-vergangen und ihr künftig-kommend ihr zugehört. Betrachten wir das Welt-Jetzt, also das Moment der (perzeptiv-anschaulichen) Weltgegenwart, so ist sie ein Außereinander, innerhalb dessen das Unterscheidbare zugleich ist, – zugleich zur Weltgegenwart gehörig. Dieses Zugleich ist im Strömen, welches in der in ihm kontinuierlich waltenden Identifizierung objektive Sukzessionszeit konstituiert und in jeder Zeitstelle Gleichzeitigkeit. Andererseits liegt in ihm Verschiedenes, das zugleich ist, und das Zugleichsein von Verschiedenem verharrt im Strömen.1 Alles weltlich in einer originalen Gegenwart Seiende, also Zugleich-jetztSeiende hält sich in einer universalen Form Raum. Alle Einzelheiten sind nicht nur verschieden, sondern außereinander im Raume. Im Strömen der Zeitmodalitäten konstituiert sich die einheitliche Zeitwelt und nicht als starre Welt, die in allen Zeitpunkten, also in allen gewesenen Gegenwarten und künftigen, nur absolut identisch dasselbe wiederholte. Vielmehr, die Welt im Strom der Zeitmodalitäten ist eine Welt identisch „verharrenden“ Seins, realer Substanzen, verharrend in den Veränderungen des Seienden. All diese Welt hat ihre Seienden, aber die starre Form der Raumzeitlichkeit, eine starre Sukzessionszeit, der Zeit von real Seiendem, Seiende, die als solche räumlich sind mit identisch verbleibendem Raum.
1 Nach Strömen gestr. bzw. spielt sich in seinen verschiedenen Sonderformen innerhalb einer einzigen starren Form ab. Die Form des Außereinander. Ich sage noch nicht Raum, weil zunächst nur abgehoben wird die zum Moment des zeitkonstituierenden Strömens gehörige starre Form des Außereinander, die erst im zeitkonstituierenden Strömen (als nicht bloß Zeit, sondern zeitlich seiendes Konstituierendem) Raum und in weiterer Folge inhaltlich räumliche Realitäten, Raumwelt konstituiert. Im Strömen zeigt sich die Welt, konstituiert sich als erste, als Urform, die identische sukzessive Zeitlichkeit – als erste, nicht etwa in dem Sinn eines selbst in irgendeinem Sinn zeitlichen Vorangehens, sondern in dem Sinn, dass, wie immer im Strömen Verharrendes sich konstituiert, notwendig eine identische Sukzession konstituiert wird, oder dass jedenfalls das kontinuierlich Verharrende die Form Zeit hat, wie immer es mit dem Was des Verharrenden sonst stehen mag. Doch ist zu sagen, dass Verharrendes im Strömen nicht eintönig ist, sondern, wie ohne weiteres zu sehen, sehr mannigfaltig. Aber da hebt sich sofort ab dieser eintönige, starre Strahl, Zeitform und Inhalt, der da ist und zeitlich ist, seine Zeitstelle identisch erhaltend.
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manuskript c 3 Nr. 16 Notiz: Zu verschiedenen Methoden und Stufen der Reduktion
1) Das1 Weltphänomen reduziert auf Primordialität. Methode: Die Sinnschichten, die Andere voraussetzen, ausschalten. Die Sinnschichten der primordialen Welt – Natur kein Leib; Zweckdinge höherer Stufe. Natur setzt Leib voraus, aber Leib ist auch Natur. Sie sind irgendwie verflochten. Das Phänomen der reduzierten Welt – in lebendiger Gegenwart, Einheit strömender Mannigfaltigkeiten. Wie kann man diese intentional „analysieren“? Mannigfaltigkeiten von Erscheinungen, Welterscheinungen, die erscheinende Welt als solche, als Phänomen, als Geltungssinn, mir geltend als Mannigfaltigkeit von Dingen, Realitäten. Primordial: verharrende, bleibende Raumzeitlichkeit als Form; Vielheit von Realitäten, den „Weltobjekten“; zunächst rein wie Welt in der strömend-lebendigen Gegenwart erscheint, und was darin erscheint: 1) Was heißt da „erscheint“? Wahrnehmungssphäre, Reduktion auf das, was Wahrnehmung bietet. 2) Sinnschichten sonstiger Art abgeblendet. Was ist da „selbstgegeben“? Weltliche, strömende Wahrnehmungswelt, in sich einstimmig eventuell unter Korrekturen; Überschau des Stromes der Weltphänomene. – 3) Fundierend vorher: Mein Ego in seinem immanenten Leben und meiner Selbstzeitigung, die ich als konsequente Selbstgeltung vollziehen kann; also Reduktion auf das urströmende Leben und das Ich als lebend, sich betätigend, aber auch das als phänomenologisierendes Ich es thematisch macht, Aktivitäten vollzieht, erkennt, und erkennt, dass seine Akte selbst ins strömende Leben sich einfügen etc. Also Reduktionsstufen: 1) Urstrom. 2) Im Urstrom Intentionalität als die Welt durch Erscheinungen und sonstige Meinungen bewusstmachende, Bewusstseinsweisen von Welt, die im Strömen synthetisch sich einigen – in der Überschau über den Strom verharrende Welt durch Korrektur. Fortgeltung, Habitualität, aufgehobene Geltung dessen, was im Strömen selbst neu zur Geltung kommt – andererseits aufgehobene Geltung, die bloß Fortgeltung von früher her ist. Wahrnehmung als Selbstgebung, als bewährende und entwährende. Reduktion auf die Intentionalität der Wahrnehmung. Einheit einer lebendigen Gegenwart als eine lebendige Weltgegenwart, ein Weltfeld („Aus1
Rb.: 2 Bl.
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schnitt“) selbstgebend – das in der lebendigen Gegenwart von der Welt Wahrgenommene. Das was in einer Kontinuität von lebendigen Gegenwarten (also mittels der Wiedererinnerungen), (dann Vorerinnerungen und Mitgegenwartserinnerungen) von der Welt wahrnehmungsmäßig bewusst geworden und bewusst werdend ist; Voranschaulichkeit der Welt als zukünftig, als voraussichtlich kommend und als Mitgegenwart, aber nicht Wahrnehmungsgegenwart, das Antizipierte in jeder Wahrnehmungsgegenwart. – Aber das gehört schon zur Analyse der Wahrnehmungsgegenwart. Die Welt als Vielheit, strömende wahrnehmungsmäßige Vielheit von Realitäten, in der Wahrnehmung verharrend einzelne Realität oder Realitätengruppen im Wandel der Erscheinungen; im Wandel Einheit, Einheit des Realen, mit dem Sinn verharrend in Unveränderung und Veränderung. Die im Wandel erfahrene Einheit kann – im Wandel – als Veränderung wahrgenommen werden (z. B. Bewegung), aber so, dass dieselbe und gleiche Veränderung in verschiedenen subjektiven Wandlungen wahrnehmbar ist; die Erscheinungswandlungen in doppelter Form, von selbst verlaufend, ohne mein Eingreifen oder von mir her ins Spiel gesetzt, so für Ruhe, so für Veränderung und für alles, was „objektiv“ in Geltung ist und bleibt. Erscheinungen und Erscheinungswandlungen, Strom der Erscheinungen. Erscheinung besagt nicht urströmendes „Leben“, sondern im strömenden Leben bewusst seiender Gegenstand-im-Wie. Z. B. Ding als Ding in der Nähe, Ding als Fernding. Objektive, sachliche Bestimmungen des Dinges als die, in denen es als es selbst gilt, und „subjektive“ Bestimmungen des Dinges als mir in der immanenten Zeit, mir etwa soeben, jetzt so und so erscheinend, Erscheinungen selbst, als Einheit der Geltung und Bewährung. Stufenweise Implikation, die Geltungseinheit „Gegenstand im Wie“ kann selbst wieder fundiert sein in „Gegenständen im Wie“ unterer Stufe (Erscheinungen in Erscheinungen). Analyse der Fundierungsstufen: Der Endsinn Ding ist stufenweise fundiert, er hat Sinn, Seinssinn als Unterstufe. Das letzte Seiende ist Einheit von relativ Seienden, die noch nicht den Sinn weltlich seiend erreichen. Notwendig: Übergang der intentionalen Explikation des Endsinnes „Welt“ in seine Sinnesstufen. Regressive Sinnanalyse (Analyse der Sinngebung, der Sinnaufstufung) und progressiver Aufbau, progressive Untersuchung, wie Sinn Seinssinn ist, als geschlossen zu denkender, und in der Tat geschlossen immer fungierend, Synthesis der Einstimmigkeit mannigfaltiger Erscheinungen.
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manuskript c 3 Nr. 17 Zum Aufbau der lebendigen Gegenwart nach impressionalen, reproduktiven Feldern. Interesse a) Aspekte der lebendigen Gegenwart: Hyle, Akt, Intentionalität, Gegenwärtigung und Vergegenwärtigung
Zunächst der weitere Begriff der lebendigen Gegenwart, die aktuelle in ihrer schwierigen Struktur aus der verborgenen immanent-assoziativen Zeitigung (die inaktive); im aktuellen Strömen unterscheiden wir als unterste Struktur: 1) den hyletischen Kern (Hyle dann unterscheidbar in Urhyle (Hyle im älteren Sinn der Ideen) und Hyle im erweiterten Sinne des impressional oder wahrnehmungsmäßig weltlich Erscheinenden überhaupt)1 – des aus Aktivität seienden, wie sich später zeigt; 2) die in den Kern und im Besonderen in irgendwelche Komponenten desselben hineinreichenden ichlichen „Richtungen“, Akt-Intentionalitäten („Interessen“). Doch der Titel Hyle im erweiterten Sinne führt auf das Konstitutive, in dem selbst „niedergeschlagen“, in sekundäre Passivität gewandelte, Aktivität liegt. 3) Zur lebendigen Gegenwart gehören wesensmäßig Akte (beim wachen Ich) in der Form lebendige Akte im Urmodus des Vollzugs und Aktualitätsmodifikationen der Art wie versinkende und behaltende Akte, im Nochvollzug lebendige Akte, die „noch“ im Vollzug sind, noch setzen, noch im Griff halten, oder dem Griff entlassen etc.2 Sub 2): Es kommen in der urtümlichen Gegenwart auch Akte vor, aber Akte brauchen nicht urtümlich lebendig zu sein. Ich kann in Erinnerung versunken sein und auf nichts letzttümlich, letztoriginal, uraktuell gerichtet, z. B. mit nichts aus der lebendig gegenwärtigen Hyle beschäftigt sein. Aber diese ist von der Art der Auffassungsdaten der erscheinenden umweltlichen Wahrnehmungsgegenwart, mit ihren transzendierenden Apperzeptionen. Andererseits gehören dann zur lebendigen Gegenwart des wachen
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Rb.: In umgekehrter Ordnung! Rb.: Wir müssen scheiden: 1) Urgestalt der Akte in dem Sinn von Akten, die in der lebendigen Gegenwart, die durchaus urtümliche ist, (original) als sie selbst urtümliche Komponenten sind, original unmodifizierte; 2) solche, die modifiziert sind. Die urtümlich lebendigen, originalen haben Vollzugsmodalitäten, darin die unmodifizierte, die Urvollzugsgestalt, und die Vollzugsmodifikationen. „Lebendige Akte“ ist leider zweideutig. 2
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Ich jedenfalls auch letztoriginale uraktuelle Akte, nämlich die sich in seine Vergangenheit und Zukunft einlassenden oder in die „Mit“-gegenwart und wieder in die sonstigen „möglichen Erfahrungen“, die nämlich zu meiner wirklichen Vergangenheit und Zukunft gehören, und endlich das neustufige Reich der „Einfühlung“, der Vergegenwärtigung der Anderen und ihrer lebendigen Gegenwart usw. Es ist also jetzt als Bestand der urtümlich lebendigen Gegenwart ausdrücklich zu scheiden; die Terminologie ist hier sehr schwierig. Das urtümliche, aktuelle Ich als Ichpol der aktuellen Gegenwart. 1) Das für es primär-geradehin Zugängliche, das Urgegenwärtige, der Kern, die impressionale Gegenwart, das, worauf es primär geradehin eventuell erfasst, womit es sich ebenso beschäftigt, – das für es im ersten Sinn Gegenwärtige. 2) Aber das Ich in seinen Akten (und Aktualitätsmodifikationen seiner Akte) ist seiner selbst und dieser Akte bewusst, und kann auf sie in neuen aktuellen (reflektierenden) Akten reflektieren. Sie bilden dann seine sekundäre Gegenwart und werden kenntlich als konkret eins mit dem urimpressionalen Kern und ergeben also mit ihm eine erweiterte impressionale Gegenwart. Impression – das nicht Reproduzierte. 3) Dann die zur lebendigen Gegenwart gehörigen Bestände der verschiedenartigen und verschiedenstufigen Vergegenwärtigungen – also es kontrastiert sich in ihrer Impression eine „Reproduktion“. Als Reproduktionen gehören sie der Gegenwart an und sind durch reflektive Akte dem Ich zugänglich. Alles Gegenwärtige ist wahrnehmungsmäßig gegeben und eventuell gewahrend wahrgenommen und so auch die Reproduktionen. Nennt man das Impressionale das so Gegenwärtige, das Wahrnehmungsmäßige, dann haben wir innerhalb des weitesten Begriffs der Impression die Scheidung zwischen Impression im engeren Sinne (NichtReproduktion) und Reproduktion. Aber nicht nur die Reproduktionen sind zugänglich. Sie reproduzieren, vergegenwärtigen das Nicht-Gegenwärtige, Nicht-Impressionale. Sie zerfallen in primordiale ursprüngliche Reproduktionen (von Eigenem, Meinem) und in „einfühlende“, verstehende Reproduktionen. Alle ursprüngliche Reproduktion reproduziert eine konkrete Impression, also als ursprünglich meine „frühere“, mit meinem Ich, meinen Affektionen und Aktionen, meinem impressionalen Kern etc. – alles im Modus des früher vergangenen, nicht des retentional vergangenen (des Soeben), das zudem erst durch Übergang in eine entsprechende Reproduktion (Wiedererinnerung) sich als vergangen explizit für mich konstituiert.
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Aber eben dies macht aufmerksam darauf, dass wir in den Eigenreproduktionen als ursprünglichen scheiden müssen zwischen Reproduktionen von soeben Vergangenem, der Retention, auch der schon leergewordenen ferneren Retention, und der Vergangenheit im gewöhnlichen Sinne dessen, was schon „hinter mir zurückliegt“, dem Fernen, dem Schon-„unlebendig“Gewordenen.1 Dies lebendig und unlebendig ist noch sorgsamer zu beschreiben. Gegenwart reicht so weit, als wir von einer noch für uns „aktuellen“ Wirklichkeit sprechen. Das hat aber verschiedenen Sinn, verschiedene Weiten, und bezieht sich hauptsächlich auf die Praxis. Auf das noch Aktuelle können wir jederzeit, während wir in der Gegenwart, der kernhaften, interessiert und betätigt sind, zurückblicken als in ein kontinuierlich ihr zugehöriges Vorhin, noch für unser jetziges Interesse in Betracht kommend etc. – Darüber nachher. Die Vergegenwärtigung als solche meiner Urimpression, und zwar durch Wiedererinnerung, ergibt mir als vergegenwärtigt den früheren Kern, die darauf bezogenen Ichakte etc., aber auch die darauf beziehbaren Ichvermögen. Aber es kommen auch meine jetzigen Vermögen in Frage, sofern ich jetzt ausgebildete Vermögen der Reflexion habe, die ich „damals“ noch nicht hatte und nur dadurch die fundamentale Leistung der Reflexion in der Wiedererinnerung, des Ins-Spiel-Setzens möglicher „vergangener Wahrnehmungen“ und möglicher (vergangener möglicher) Wiedererinnerungen etc. vollziehen kann. Auch hinsichtlich der Zukunftsreproduktion, der vorerinnernden, haben wir offenbar die Unterschiede zwischen der nahen Zukunft, die je nach dem besonderen Begriff von lebendiger Gegenwart noch zu ihr gehört oder nicht gehört – und der fernen Zukunft. Von Wichtigkeit ist, dass in der Kontrastierung von primären, primordialen (ursprünglichen, als mir Eigenes reproduzierenden) und einfühlenden Reproduktionen, zwar Wiedererinnerung und Vorerinnerung gleichgestellt sind, dass aber die Wiedererinnerungen ursprünglicher reproduzieren als Vorerinnerungen, als welche vorverbildlichend sind. Im Gebiet der „Einfühlung“ haben wir wieder mancherlei Unterschiede der Ursprünglichkeit, so in der Einfühlung selbst (dem analogisierenden Appräsentieren von Anderen) und in den mittels dieser Einfühlung sich konstituierenden Apperzeptionen. Überhaupt ist der Begriff der Apperzeption näher zu überlegen in Beziehung zu den obigen, vorläufig gemachten Unterscheidungen. 1
Rb.: Lebendige und unlebendige Retention.
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b) Der Aspekt der praktischen Interessen: Die Ausbildung der Korrelation von Interessen und Welt-Gegenständen beginnt in der instinktiven Intentionalität der ‚ersten Kindheit‘ im Mutterleib Betrachten wir die praktischen Zeitigungen, die praktisch verstandene „Gegenwart“, Vergangenheit und Zukunft. Die praktische Gegenwart, die Gegenwart für den Menschen als Person im personalen Dasein ist der Bereich des aktuellen und sich aktuell auswirkenden Interesses in seiner vielgestaltigen synthetischen Einheit. Das befasst, was man gerade vorhat, was man jetzt aktuell erwägt, um sich erst zu entscheiden, was man plant, nachdem man zur Entscheidung gekommen ist, die verschiedenen möglichen Wege erwägend, auch nach ihren Werten, ihren größeren oder geringeren Mühen etc., es befasst ebenso, was man aktuell handelnd, fortlaufend und die Ergebnisse in synthetisch einheitlicher Leistung befassend, vollzieht – all das mit den zugehörigen Relevanzen und Irrelevanzen. Dabei hat man auch zurückgestellte, ältere, noch nicht ausgewirkte und fortgeltende Interessen, in Rücksicht auf welche mancherlei aus dem lebendigen Strom des strömend mundan Gegenwärtigen „von Interesse wird“. Es fällt besonders auf, wird ins Auge gefasst und man behält es im Auge. Es wird „gemerkt“, ins „Gedächtnis“ aufgenommen, „eingeprägt“ als ein jetzt, in Hinsicht auf das momentan aktuelle Interesse, nicht in Betracht kommend, aber wohl für das frühere etc. Hat es einen Sinn zu scheiden: Interesse am Seienden, am Sein-Sollenden oder Seinsinteressen, Interessen des Gemüts, praktische Interessen? Was sind Akte des Interesses? Ist ein Momentanwahrnehmen ein Akt des Seinsinteresses? Man spricht auch von Momentaninteressen. Ein „Gegenstand“ weckt momentan mein Interesse. Es hält nicht an, ich lasse ihn wieder fahren, und das sagt nicht: einem anderen Interesse jetzt lieber folgen – wie wenn ich das Interesse für jenen Gegenstand „zurückstelle“, während ich es bewahre. Ich lasse ihn fahren, ich behalte ihn nicht im Interesse, also vielmehr das Interesse lasse ich fahren, lasse ich sich verflüchtigen. Aber ist das nicht relativ? Natürlich besteht hier „Relativität“. Interesse überhaupt ist bald minder vorzügliches, bald vorzügliches Interesse. „Interessant“ ist das, was ein vorzügliches Interesse zu wecken und zu behalten befähigt ist und das tut, wenn man es „packt“. Das „volle Menschenleben“ nach Goethe – „wo ihr es packt, ist's interessant“. Ist nicht die Welt, „unsere“ Welt, überhaupt interessant, obschon nicht für jeden und nicht immer von wirklich vorzüglichem Interesse? Andererseits
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ist sie als universale, als diese unsere individuelle Welt in ihrer offenen Unbestimmtheit und doch individuellen Bestimmtheit, nicht das universale Feld aller Sonderinteressen und als das selbst im Interesse? Da wird man aber ernstlich fragen müssen: Geht Seiendes, und geht Wert, Zweck und Mittel, all das, das ja wieder als Seiendes für uns da ist (Heißt es Seiendes als Sein?), vorher, dem Interesse erst nachfolgen müsste, – oder ist Seiendes immer schon Korrelat eines Interesses? Das würde sagen: Die Konstitution von Seiendem, von Gegenständen (die sind oder in Seinsmodalitäten bewusst sind) ist nichts anderes als Konstitution von Interessen. Weltvorgegebenheit besagt: Ein universales Interesse ist gestiftet und hinfort individuelle Form aller Interessen. „Intentionalität“ geht voran in der „Genesis“. Wenn man „intentionale Erlebnisse“ (psychische Phänomene Brentanos) definiert als Erlebnisse, in denen „das Ich sich auf ein ‚intentionales Objekt‘ bezieht“, und wenn man dabei beachtet, dass unter dem Titel Objekt immer Seiendes (oder eine Modalität von Seiendem) steht (gegen Brentano!), so passt diese Definition, mindestens ihrem Typus nach (in dem sie wohl verschieden gestaltet werden könnte), nur auf das Bewusstseinsleben des Menschen in der Menschheit und der Menschheit innerhalb der allen vorgegebenen Welt.1 Von der „ersten“ Kindheit sagen wir, dass sich in ihr und für sie die „Weltvorstellung“ erst bilden muss; und Weltvorstellung besagt hier die schon für das Kind der zweiten Kindheit geltende Welt als die jeweils schon seiende, die Umwelt, in die es hineinlebt, auf die zu es lebt, wertet, strebt, betrachtet etc. und in der es ist, in der die Anderen schon sind als Gegenstände und auf die die anderen Subjekte des Hineinlebens, Hineinwirkens, des Beschäftigtseins sind als Subjekte, die im Miteinander, das Kind inbegriffen, immer neu Seiendes konstituieren, die Welt immer neu gestalten. Aber hat das Kind in der ersten Kindheit gar kein Interesse, gar kein Seiendes? In ihm vollzieht sich seine Welt, sein Ich, und seine strömende konkrete Gegenwart ist sozusagen der Mutterleib, in dem sich aus einem embryonalen Urkeim durch embryonale Stufen hindurch schließlich die erstkindliche Welt ausbildet und zur Geburt kommt. Die Welt selbst also hat Kindheit und wächst heran zur reifen Welt – „im“ Menschenkind und in seinem Menschenwachstum – aber freilich die 1 Rb.: Die Welt ist schon vorgegeben. Apperzeptiv tritt ein Seiendes uns entgegen, es berührt das Gemüt, es wird Thema der Beschäftigung, wird in unser praktisches Interesse, das habituell herrschende, einbezogen.
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Weltkonstitution ist nicht Sache dieses einzelnen erwachsenden Menschen, sondern der Intersubjektivität erwachsender und schon erwachsener Menschen – wobei sich das Spiel, analogisch gesprochen, wiederholt. Was uns hier interessiert: am Kind erster Kindheitsperiode haben wir schon instinktive Intentionalität vor einer Interessenintentionalität in Bezug auf Seiendes im eigentlichen und vollen Sinne. Aber alsbald vollzieht es die Bildung von Interessen, von bleibend Seiendem und immer neue Apperzeptionen gemäß dem schon relativ Seienden. Stiftung von apperzeptiven Typen, stufenweise, ohne volles Sein abzuwarten; also Vorstufen von bleibend Seiendem, von Seiendem aus Interesse, wobei das Interesse sich selbst intentional modifiziert, sofern die Apperzeption fungiert, und das Interesse nur als flüchtig oder als bloße Affektion auftritt. Dazu bedürfte es konkreter Analysen. Aber so fortschreitend verbleibt erst noch Raum für verschiedene Stufen und neben schon Seiendem (wenigstens einer wirklichen Vorstufe) auch Intentionalität, die noch nicht so gestaltet ist. Die Leistung der ersten Kindheit ist aber: Das vorgegebene Seinsuniversum als Universum alles schon Seienden und in der ganzen Zeit als Seinshorizont, das Universum aller Interessengebilde, die schon sind und sein werden, das Universum aller natürlichen Interessen des Ich. Dazu Interessenorganisationen – Unterschiede der erledigten Interessen, der bleibenden Habe (das schon Seiende) und die eigentlichen Interessen, die der dauernden Vorhaben, der Zwecke und Zwecksysteme, Lebenszwecke, und der auf sie als bereitstehende und bereitgehaltene Mittel bezogenen besonderen Haben mit den bevorzugenden Weckungen, und der lebendigen Zwecksysteme, der Personalität leitenden Vorhaben. Die schon seiende Welt – das Universum des jeweils Erledigten. Wir haben aber eine doppelte Habitualität: die Habitualität des schon Seienden und die Habitualität der noch leitenden Zwecke und uns als menschliche Personen und echte Menschen leitende Lebenszwecke als Zwecksysteme, als Zweckhorizonte und Akthorizonte, Rahmen für Systeme künftiger Handlungen. Auch der Begriff Horizont spaltet sich. Horizont der Situation – geweckt ist ein Lebensinteresse als Horizont, in dem sich die momentanen Tätigkeiten halten; geweckt in anderer Weise ist der ganze Welthorizont, sofern Welt immerzu da ist. Dazu gehören wichtige und viel weiter reichende Unterscheidungen und Analysen.
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manuskript c 3 Nr. 18 Notiz: Zu Einheit, Kontinuität und Widerstreit von Sinnesfeldern 1
Die2 Wiedererinnerung anschaulich gemacht reproduziert ein früheres Wahrnehmungsfeld, das sich assoziativ deckt mit dem aktuellen Wahrnehmungsfeld. Diese beiden Anschauungen sind in der lebendigen immanenten Gegenwart unverträglich. Ist die eine da, so drückt sie die andere hinunter in die Verdeckung. Aber das ist ein Phänomen, das erst gründlich in Frage gestellt werden muss. Achten wir auf die koexistierenden und als das assoziativ konstituierten Sinnesfelder, das für sie zeitigende Strömen und die konstituierten Sukzessionen, die vermöge ihrer verharrenden Form in assoziativer Deckung sind, und dadurch Einheit eines Strömens sind, eines zweiseitigen, und einer Sukzession mit kontinuierlicher Simultaneität der beiden Seiten.3 Das Heterogene kann sich nicht stören. Heterogenität besagt ja, dass keine simultane Deckung (Ähnlichkeit) statthat. „Widerstreit“ setzt Deckung voraus, vor allem zeitliche Deckung, entspringend aus der sich in völliger Gleichheit deckenden Form der Zeitigung. Inhaltliche Deckung, die Ähnlichkeit (bzw. Gleichheit) dessen, was da als zeitliche Einheit „da und dort“ simultan ist. Widerstreit ist also etwa möglich zwischen Optischem und Optischem, zwei Fälle, Verschmelzung und Streit. In der urströmenden stehenden Gegenwart, dem absoluten Leben meines Ich, haben wir Urverschmelzung, die Einheit begründet, und Ursonderung (Urkontrastierung, Uruneinigung), die nicht Einheit, sondern Abständigkeit, Differieren begründet. Abständigkeit von Einheiten, Mehrheit im Zusammenwirken mit der Einheit schaffenden Verschmelzung. Zum Urbau des urphänomenalen Lebens (des urströmenden) gehört, dass es als zeitigendes Strömen eine strömende „Urkoexistenz“, und zwar als diese eine kontinuierliche Simultanverschmelzung, ist, die in der Form Urjetzt, retentional soeben, protentional kommend in kontinuierlicher Abschattung ist. Im Strömen deckt sich kontinuierlich dieses Urzeitfeld in 1 Die Aufschrift auf dem Umschlag Bl. 68 / 81 bezieht sich auf die Texte Nr. 18–20: Rückfrage zur Hyle. Hyletische Urströmung und Zeitigung. 17.X.1931. 2 Rb.: Diese beiden Blätter 7 und 8 sind ein Bruchstück für sich. 3 Rb.: Konstitution von Feld und als erstem Zeitfeld.
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seiner Form, und zwar in Kongruenzdeckung (völlige Gleichheit). Und zugleich geht im Strömen durch die retentionalen Abwandlungen hindurch diejenige intentionale Verschmelzung, welche in kontinuierlicher Deckung die erste Zeit als Form von Einheiten konstituiert. Diese kontinuierliche Deckung ist aber so, dass sie Einheiten der Veränderung und Unveränderung konstituiert. Aber solche Einheiten können sich nur konstituieren und eine Zeitform dieser Einheiten, das ist eine Form, in der simultane und sukzessive Einheiten verharrend als unverändert und verändert (verharrend in Veränderlichkeit), als seiend, kann sich nur konstituieren, wenn in jeder konkreten Lebensgegenwart es so ist, dass die Form des Urjetzt Form ist für eine inhaltlichsimultane Verschmelzung, die Einheit einer Kontinuität ist: ein Feld, z. B. das optische Feld. Auch hier haben wir Form und Inhalt zu unterscheiden: Die Form der simultanen Verschmelzung, in der alle Phasen urimpressionale sind, erhält sich in der sukzessiven Deckung (abgewandelt in allen Retentionen, also auch in ihrer simultanen Kontinuität), in starrer Deckung, während der Inhalt sich wandelt. Eben darin gründet die Auszeichnung der Form, dass sie als eine einzige und immer dieselbe da und erfassbar ist (so wie alle Form, die sich als zur Zeitigung gehörig als Zeit verschiedener Stufe, als Sukzessionszeit und als Simultanzeit konstituiert). Die Form ist Form für einen Inhalt dadurch, dass auf dem Boden einer durchgehenden Kontinuität Diskontinuität möglich ist. Die simultane Verschmolzenheit, die simultane Einheit kontinuierlicher Abwandlung, die das optische Momentanfeld ausmacht, konstituiert im Strömen die Feldform als Ortskontinuum, wenn man hier schon von ‚Orten‘ sprechen kann, da Orte nur Orte sind für einheitliche Gegenstände, die Ort haben, eventuell den Ort verändern, an verschiedenen Orten sind und an ihnen gleich, ähnlich oder unähnlich sind usw. Es fragt sich, ob Form einer simultanen Ähnlichkeitskontinuität schon alles sagt. Innerhalb dieser Form stehen nun Inhalte. Was liegt darin Neues? Im Feld hebt sich ein Datum für sich ab, eine Diskontinuität, ein Bruch der Kontinuität ist ausgezeichnet, eine Sonderkontinuität setzt ein und wird selbst wieder gebrochen.
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manuskript c 3 Nr. 19 Konstitution „ immanenter “ D aten bzw. eines immanenten Zeitfeldes. Die strömende Dauer in der Form des Wandels
Immanente1 Daten sind im immanenten Wahrnehmen originaliter gegeben, darin treten sie selbst sozusagen leibhaft auf. Somit kann man doch sagen: „Sie sind in dem Sie-Wahrnehmen reell enthalten“, ähnlich wie in einem Ganzen, etwa einem physischen, seine physischen Teile enthalten sind. So sagte ich wohl noch in den Ideen. Indessen, man muss vorsichtiger sein und beachten, dass die reelle Inexistenz, wie sie das Beispiel physischer Inexistenz illustriert,2 grundverschieden ist von der „intentionalen“ Inexistenz des Wahrgenommenen in der Wahrnehmung „von“ ihm. Sehen wir ab vom Unterschied zwischen gewahrender Wahrnehmung (in der ich auf das Wahrgenommene thematisch gerichtet bin und es als selbst gegenwärtig erfasse) und der nicht gewahrenden Wahrnehmung, in der das Wahrgenommene zwar selbst gegenwärtig erscheint, aber nicht erfasst ist, so ist jedenfalls Wahrnehmung ein konkretes Erlebnis in der Form „strömende Wahrnehmung“, in der sich das Wahrgenommene seinerseits strömend als es selbst gegenwärtigt (ursprüngliche Präsentation). Nehmen wir als Beispiel für ein immanent Wahrgenommenes ein rein Subjektives! Es ist konkrete Gegenwart.3 Ohne hier in tiefere Analysen einzugehen, erkennen wir doch sofort, dass in dem Strömen nur eine Phase eigentlichst gegenwärtige ist, die Phase der Urpräsenz, und indem sie verströmt, damit in einen neuen Modus, den des Soeben-gegenwärtig-Gewesenen, übergeht. Die Dauer ist in der konkreten Wahrnehmung, im Fluss von urpräsentierenden Phasen, als Dauer zwar gegenwärtige, wahrgenommene Dauer, aber doch gegenwärtig seiende mit Momenten und Strecken der Verflossenheit, die in eins mit der jeweils urpräsenten Phase kontinuierliche Soeben-Gewesenheit ist; und es ist klar, dass sie wesensmäßig nur so selbst gegenwärtig sein kann, als im lebendigen Fluss, unter Abwandlung der Urpräsenz in Modi des Soeben, die ein Kon1
Rb.: November 1930, zur Ausarbeitung. Rb.: Umgekehrt! 3 Nach Gegenwart gestr. Gefühl, so baut sich das konkrete gegenwärtige Gefühl, also strömend in Phasen des Wahrnehmens von ihm auf, und zwar als ein in diesem Aufbau extendiertes Gefühl, in einer Extension, die den Charakter einer strömend sich fortdehnenden „Dauer“, und einer wahrnehmungsmäßigen, aber als das eben strömend gegenwärtigen Dauer hat. 2
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tinuum, aber selbst ein sich abwandelndes, des Soeben bilden, und so doch eine Gegenwart, die der strömenden Dauer in ihrem urpräsenten Sein, herstellen. Die strömende Wahrnehmung ist in jeder Phase ihres Strömens eine gewandelte; in jeder ist das Wahrgenommene nicht nur als Dahin-Dauerndes, sondern als das ist es wahrnehmungsmäßig, ist es als selbst gegenwärtig gegeben, als das aber „baut“ es sich im strömenden Dahinwahrnehmen Phase für Phase auf.1 Seine Selbstgegenwart, sein Selbstdasein ist sich ursprünglich selbst zeitigendes, und das besagt, im Strömen Phase für Phase zur Präsenz bringend, wodurch die Dauer aber selbst als strömendes Fortdauern zur Präsenz kommt. Es scheidet sich dabei, wie wir merken, das Zur-Präsenz-Kommen der Phasen und ihr Nun-präsent-Sein, aber auch das Zur-Präsenz-Kommen der Dauer selbst und ihr Präsent-Sein; desgleichen unterscheiden sich beide Unterschiede voneinander. Es ist auch klar, dass all das und, wie wir gleich sehen werden, noch Weiteres, selbst mit als Wahrgenommenes, als Zurwahrnehmungsmäßigen-Gegenwart-Gehöriges in Anspruch zu nehmen ist, während zugleich eben dies ihren Sinn verschiebt. Die Präsenz der Dauer, in ihrem Wesenscharakter als Fortdauer, als Dahinwähren des Gefühls in strömend-lebendiger Dauer, ist nicht ein starres totes Dasein, in der alle Phasen in der Kontinuität der Dauer schon im Selbstdasein sind und verbleiben. Die lebendig gegenwärtige Dauer ist „lebendig“ in Form der Urtatsache des Wandels, des selbst als wahrnehmungsmäßige Präsenz, also in originaler Gegebenheit, auftretenden Wandels, in dem vielerlei zur Abhebung zu bringen ist. Die in diesem Wandel des strömenden Hindauerns präsente Dauer ist des Näheren so eigentümlich charakterisiert, dass sie als Extension erscheint, aber „jeweils“ nur in einer Phase „wirklich und eigentlich“ sich als selbst gegenwärtig darstellt. Aber diese Phase des jetzt Verwirklichten ist „urquellende“ Phase. Ihr Jetzt-Sein ist Sein im Aufquellen und Verquellen, und dabei so, dass das Verquellen ein stetiges Modifizieren bedeutet, welches das wirklich und eigentlich Präsente (das urpräsente Jetzt-Seiende) in ein nicht mehr Urpräsentes, in ein Soeben-Gewesen wandelt, wobei aber zugleich und stetig sich ein neues Urpräsentes anschließt, aufquellend und ebenso wieder verquellend und woran abermals ein neues im Modus des urquellenden Jetzt sich anschließt und so weiter. Dieser in der bleibenden Form der Urpräsenz jetzt statthabende „Wandel“, dieses „Überströmen“ von Urpräsentem in Urpräsentes im originalen Bewusstsein der verharrenden Form Jetzt, und wieder das zugehörige Verströmen des Urpräsenten in 1
Rb.: Konstitution der lebendig-strömenden Dauer.
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sein Soeben-Gewesen, aber auch dieses Soeben-Gewesen in sein Soebengewesenes-Gewesen (in ein modifiziertes Gewesen als ferneres Gewesen), in ebenfalls identischer Form verharrend, konstituiert „fortlaufend“ die lebendig strömende Dauer als original gegenwärtige. Konstituiert ist die eine, die individuelle, identische Dauer, indem in der verharrenden Form eines urquellenden Jetzt und der verquellten Gewesenheiten, der verflossenen Urquellungen, dieselbe Dauer in ursprünglichem Werden durch fortgehendes Quellen und Verquellen als lebendig gegenwärtiges Werden erscheint, wobei in jedem Moment die im Werden schon gewordene Strecke der Dauer, das, was von ihr schon verwirklicht ist, in der verharrenden Form, doch mit immer neuen „Erscheinungsweisen“ sich „darstellt“. Im Prozess urquellend-verquellenden Werdens tritt jede Phase der Dauer zunächst als urquellende auf und verbleibt in allen Modifikationen des Verquellens bewusst als dieselbe, sich eben in immer neuen Weisen, in immer neuen Modis der Gewesenheit als dieselbe erhaltend. Und so ist im strömend, und zwar durch Urquellen und Verquellen bewusst, und zwar als lebendige Gegenwart bewusst werdenden, Dahindauern, jede Strecke der jeweils verwirklichten Dauer verharrend als Einheit von kontinuierlich immer neuen Erscheinungsweisen, Erscheinungsweisen, die selbst Kontinua von Erscheinungsweisen der Phasen sind, als deren kontinuierliche Einheit sich die Dauer gibt. Indem wir so beschreiben, uns rein an das haltend, was die wahrnehmungsmäßige Gegebenheit eines immanenten Datums uns zeigt, kommen wir auf erwartete Komplikationen und Vielfältigkeiten der Art und des Sinnes des strömend lebendigen Sich-Wandelns.
Nr. 20 Hyletische Urströmung und Zeitigung a) Die Wandlung in ein Neues als Urverschmelzung von Urimpression und retentionaler Wandlung Die1 hyletische Urströmung2, das Urimpressionale in seiner Ständigkeit der Wandlung, und zwar der Wandlung, dergemäß der Modus Urimpressionalität ständig bleibt, oder der Wandlung, in der 1) das Urimpressionale in 1 2
Rb.: 17.10.1931. Verbesserung. Statt hyletische Urströmung Ms. Urströmung hyletisch.
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ein neues Impressionales sich wandelt, aber so, dass das alte „ausweicht“; 2) das „Ausweichen“ ist Wandlung der Urimpressionalität in Retentionalität, während doch im Gehalt Totaldeckung statthat.1 Was die erste Wandlung, die Wandlung von Urimpression in Urimpression anlangt, so ist das auch eine Deckung. Das Impressionale ist ein Feld, eine Verschmelzungseinheit der impressionalen Simultaneität und hat seine identisch verharrende Form, ein Wort, das noch Doppeltes einschließt: die spezifische Feldform für je ein hyletisches Feld und die qualitative Wesensgemeinschaft, z. B. der visuellen Gattung, die notwendig erhalten bleibt. Aber ist nicht auch der Urmodus Impression als solcher ein Moment der Gemeinsamkeit, der Verschmelzung, das Deckung ermöglicht, also Einheit der Koexistenz zwischen heterogenen Feldern wie dem visuellen und taktuellen schafft? So hätten wir also ein verharrendes Allgemeines (Form) der Impressionalität und für jedes Feld die Feldform und das, was Inhalt dieser Form nun ist, das Qualitative. Ein Feld kann impressional „schwarz“, „still“, „leer“ sein, aber es ist in Wahrheit notwendig qualifiziert und konkret da, nur eben in einer besonderen Fülle und ohne innere Abhebungen. Felder haben voneinander keine wirkliche Abhebung. Abhebung, Sonderung, Abstand, Kontrast hat nur innerhalb eines Feldes seine Möglichkeit. Die beiden Urwandlungen sind in der Ständigkeit des Wandels einig, untrennbar. Die Wandlung zur Retention ergibt ein mit der neuen Impression simultanes Soeben. Die ständige Wandlung betrifft aber auch dieses Soeben (bzw. die Retention wandelt sich in Retention von der Retention und so ständig fort). In jedem Moment der Urwandlung haben wir eine totale Simultaneität des Moments, also eine strömend seiende Simultaneität einer Urimpression (bzw. eines Urimpressionalen mit seiner urimpressionalen Simultaneität, des im urmodalen Sinne jetzt hyletisch Seienden) als Randphase eines simultanen Kontinuums von Retentionalitäten (bzw. retentionalen Soeben in ihrer mittelbaren Intentionalität sich abstufend). Ich versuche nun, die spezifisch zeitigende, die retendierte Wandlung als so etwas wie Verdeckung unter „Durchscheinen“ zu verstehen, eine Verdeckung, die in ihrer Mittelbarkeit Mittelbarkeit des Durchscheinens ist und darin eine Gradualität der fortschreitenden „Verdunklung“ hat. Verdeckung ist also so etwas wie Überschieben und Überschobensein, das gezeitigte jeweilige simultane Kontinuum des Jetzt-Zugleich der Modi des Soeben (der
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Rb.: Die beiden Urwandlungen.
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urimpressionalen Gegenwarts-Jetzt) wäre also das simultane Übereinander, hinsichtlich dieser Modi einig, verschmolzen.1 Aber im Urwandel, im ständigen Strömen vollzieht sich Verschmelzung der retentional also verdeckend ineinander übergehenden Simultanfelder. Es geht über die urimpressionale Gegenwart in ihr Soeben, dieses in sein Soeben usw. (Die schiefe Strömung der Figur, die alle „Punkte“ der momentanen Simultaneität parallel verschieft.) Das ist die Strömung des „Vergehens“, in welcher sich die urimpressionale Momentangegenwart kontinuierlich in Vergangenheit verwandelt und immerfort weiter so versinkt. Das vollzieht sich in totaler Deckung des zeitlichen „Inhaltes“. Im Strömen geht andererseits Urimpression in neue Urimpression über, und dieser Übergang ist es, der, modifiziert als Retention und ständig sich retentionalisierend, die Bewegung ausmacht, die im ständigen Simultanfeld gegeben ist als Unveränderung oder Veränderung, ursprünglich in der Ständigkeit des Übergangs in immer neue Urimpression, unter ständiger Erhaltung jedes momentanen Übergangs in der Weise der Verzeitigung, die den Übergang und sein „Ergebnis“ aufbewahrt, kontinuierlich zurückschiebt, während sich ein Neues an seine Stelle schiebt, das aber selbst schon den Modus des Zurückgeschobenen (als das Erledigte) hat. Das „Ergebnis“, das besagt, Wandlung in ein Anderes, Neues, ist nur möglich als inhaltliche Verschmelzung. Das ist so zu verstehen: Der Übergang von Urimpression in Urimpression besagt in Wahrheit, dass die neue mit der unmittelbar retentionalen Wandlung der früheren sich simultan einigt, und diese simultane Einigung nun selbst wieder sich retentional wandelt usw. Die simultane Einigung ist aber nur möglich als inhaltliche Verschmelzung; also eine inhaltliche Urverschmelzung findet statt zwischen Impression und der unmittelbaren Urretention in der Simultaneität beider, und das geht nun in Ständigkeit weiter für jeden Moment und in ihm als unmittelbare inhaltliche Verschmelzung. Das Verschmelzen und sein Ergebnis wandelt sich alsbald und in jedem Moment ins Retentionale und bleibt in diesem Modus Verschmelzung. Aber indem das so fortgeht und als Prozess eine sich erweiternde Simultaneität herstellt, und schon hergestellt hat, haben wir den einheitlichen Prozess der Verschmelzung, die als inhaltliche diese ganze Simultaneität betrifft. Zu jeder urimpressionalen Gegenwart (als momentan, jetzt gegenwärtige) gehört „ihre“ Momentanvergangenheit, d. h. das mit ihr simultane Konti1
Rb.: Das wird aber erst auf 5 = Bl. 79, hier S. 87 f. erörtert.
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nuum des jetzt Vergangenen. Das ist für jedes hyletische Feld für sich genommen nicht nur ein Kontinuum der retentionalen Form nach, sondern ein konkretes, inhaltliches Kontinuum. Eine Einheit der Verschmelzung verbindet in stetiger Vermittlung das momentan Urimpressionale mit den retentionalen und kontinuierlich verschiedenstufigen Abwandlungen der früheren Impressionen. Diese momentane Simultanverschmelzung ist aber ständig strömend und ist im Strömen beständig sich durch „Zurückschiebung“ (Retention) und durch ständig neue Impression inhaltlich wandelnd, aber auch ständig durch Verschmelzung verschmolzene Simultaneinheit in verschmolzene Simultaneinheit überführend, ein Überführen, das selbst ein Zusammenschmelzen ist. Es vollzieht sich natürlich in der Simultaneität höherer Stufe, welche jede Simultaneität mit der soeben gewesenen verbindet, nur dass hier die jeweils momentane Simultaneität die soeben gewesene selbst in sich trägt. b) Konstitution konkreter Dauereinheiten in konkreten Impressionen. Gegenwart als konkrete Gegenwart Aber nun müssen wir unterscheiden die Totaleinigung und die besonderen inhaltlichen Verschmelzungen, welche konkrete Dauereinheiten konstituieren, als verharrende Einheiten, verharrende Veränderung bzw. Unveränderung, verharrend in ihrer Dauer mit Anfangen und Enden und dem Währen, dem Durch-die-Dauer-sich-verändernd-oder-unverändert-Verbleibens. Im impressionalen Momentanfeld haben wir nun sich durch besondere Simultanverschmelzungen zusammenschließende und abhebende Einheiten, die im Strömen, zwischen Strömen und Verströmen konkret fortdauernde, während der Dauer immerfort impressionale (wahrnehmungsmäßige) Einheiten „aufbauen“, konstituieren. Und die Konstitution einer Einheit besagt Konstitution einer im Strömen verharrenden impressionalen Gegenwart. Ein Gegenwartsbegriff ist der einer Momentanimpression, das ist eine bloße Abstraktion. Ein anderer Gegenwartsbegriff ist der konkrete, bezogen auf konstituierte konkrete Objekte, deren konkrete Gegenwart die eines im Strömen sich bildenden und abhebenden Währens, Dauerns ist, ein fortwährendes Wahrnehmen, Impressional-Haben, in dem das Wahrgenommene nicht das bloße Gegenwartsmoment ist, sondern das Verharrende (identisch Dauernde) durch seine Dauer hindurch, ursprünglich impressional seiend als ständig seiend in der Ständigkeit seines Werdens. Konkrete Gegenwart (wirkliche Gegenwart gegenüber gegenwärtiger Vergangenheit), konkrete Wahrnehmung (konkrete Impression – womit gegenüber Wahrnehmung
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angedeutet ist, dass keine Aktivität im Spiel ist), dauernd Gegenwärtiges, anfangend (schließlich endend und damit nicht mehr seiend), unverändert oder verändert Verharrendes – das alles gehört zusammen. Demgegenüber haben wir konkrete Vergangenheit, d. i. vergangene konkrete Gegenwart, vergangenes, erledigtes Dauern, mit vergangenem Anfang nicht nur, sondern auch Ende, Nicht-mehr-Sein im Werden, also aktuell Dauern, sondern vergangenes Sein als vergangenes Anfangen, Fortdauern und schließlich Geworden-Sein und nun als geworden immer weiter „zurücksinken“.1 In der Weise, wie in der urimpressionalen Gegenwart simultane Urverschmelzungen jener Art entspringen, momentan in einem Schlage Einheiten und Mehrheiten auftreten lassen, und in der Art, wie die immer neu auftretenden strömend sich verschmelzen, gründet die Konstitution von konkreten fortdauernden Einheiten, die fortdauernde Impressionen sind (noetisch – noematisch), sodass „Impression“ nicht mehr den Momentansinn hat: Das Konkretum, das in Impression sich ursprünglich konstituiert, ist im Urströmen Werdend-Seiendes. Seiendes im Ursinn ist Seiendes in ursprünglicher konkreter Gegenwärtigung, In-ursprünglicher-konkreter-ImpressionSein, Jetzt-wirklich-Sein, – im Kontrast zu Seiendes als ursprüngliches gegenwärtiges Gewesen-Sein. Seiendes, jetzt gegenwärtig seiend (im Urwerden), ist (wirkliches) Dauern, und Dauern ist Verharren in Unveränderung und Veränderung, was jetzt erst Sinn hat. Die Zeitigung der konkreten Gegenwart als impressionale Gegenwart von verharrenden Einheiten und Mehrheiten in der hyletischen Sphäre ist die erste und ursprünglichste Zeitigung der Zeitmodalität Gegenwart, und danach der Zeitmodalität Vergangenheit. Zeit und Zeitmodalität sind Formen für „Objekte“, für konkret seiende, die in „Seinsmodalitäten“ sind, d. h. aber jetzt in Zeitmodalitäten, in der Urmodalität der eigentlichen Wirklichkeit des Seins, d. h. der besonderen währenden (in unserer hyletischen Sphäre impressionalen) Gegenwart und der Gewesenheit bzw. Künftigkeit, von der wir zunächst nicht sprechen. Von Seinsmodalitäten in dem anderen Sinn von Gewissheitsmodalitäten ist hier noch keine Rede, auch nicht davon, wie das Gewesen-Sein, das Vorübergegangen-Sein dazu kommt, negativ als Nicht-Sein, und zwar Nichtmehr-Sein angesprochen zu werden.
1 Rb.: Schon vorige Seite! Konstitution der konkreten, fortdauernden Einheiten – fortdauernde Impression.
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c) Die objektiven, weltlichen Zeitmodalitäten Ist die Welt konstituiert, so ist sie in höherer Stufe Welt von verharrenden Objekten, ursprünglich seienden als gegenwärtig fortdauernden, währenden. Auch hier ist Gegenwart als Zeitmodalität bezogen auf das strömende Währen, indem, und zwar in jedem Moment, in jeder Phase der Urzeitigung eine Mannigfaltigkeit von Einheiten ihr Momentan-Sein hat, das aber Moment eines konkret dauernden, verharrenden Seins in Unveränderung und Veränderung ist. Es zeigt sich nun bald, dass wir auch hier zurückgeführt werden auf die Urzeitigung der transzendentalen Subjektivität und in ihr auf meine egologisch reduzierte Zeitigung und erst von da auf die intersubjektive. Ich komme nun da auch für mich und dann für „jedermann“ auf die Konstitution der mundanen Zeitmodalität Gegenwart durch „Impression“, durch „Wahrnehmung“. Aber hier kommen wir darauf, dass die mundanen Objekte sich als „transzendente“ konstituieren, dass wir mundane Gegenwart konstituiert haben durch Wahrnehmung, durch die eine Objektsphäre impressional gegenwärtig ist, ein urmodales GegenwärtigSein (und in diesem Sinne mir „wirklich gegenwärtig sein“), in Relation worauf eine „Mitgegenwart“, eine intentional modifizierte, konstituiert ist; und zwar hat das Objekt in sich selbst sein eigenes impressional von ihm Gegenwärtiges und sein Mitgegenwärtiges (also eine eigenwesentliche Mitgegenwart), und zudem seine ihm äußere Mitgegenwart, in eins mit dem ganzen Wahrnehmungsfeld (impressionalen Feld), die die Gesamtheit der jeweils zur impressionalen Sphäre gehörigen Objekte befasst. Dementsprechend hat die Zeitmodalität Weltvergangenheit, Beziehung auf die retentionale (und wiedererinnerungsmäßige) Vergangenheit; aber das subjektive Vergangen hat seine Mitvergangenheit. Wie sich nun diese objektiven weltlichen Zeitmodalitäten subjektiv konstituieren (und durch sie mundane Zeit selbst) und welche Rolle dabei die hyletische Ursphäre und ihre konkrete Zeitigung spielt, das ist natürlich das große Problem der Weltzeitigung. Auch in der Welt haben wir natürlich Entstehen und Vergehen von Objekten konstituiert – hier durch Zerstückung und Verbindung; Frage der Urobjekte, der „einfachen“ ungeteilten; das schon in der hyletischen Sphäre. d) Noten. Die Ordnung der Rückfrage Von der schon gezeitigten Welt als Welt der Erfahrung, in ihrem Erfahrungssinn; Welt in Zeitmodalitäten, im Urmodus Gegenwart gegenwärtige
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Welt, als Welt der ursprünglich gegenwärtigenden Wahrnehmung, in strömender Wahrnehmung, „subjektiv“ fortwährend, fortwährend seiende konkrete Weltgegenwart; darin unterschieden eigentlich Wahrgenommenes und „Mit“-Wahrgenommenes als mitgegenwärtig Geltendes, innere und äußere Mitgegenwart usw. Rückfrage vom Geltenden, als der Welt, ins Phänomen gesetzt, zum Subjektiven und den verschiedenen Stufen des Subjektiven. Rückfragend kommen wir auf die hyletische Sphäre als das letzte NichtIchliche. Aber vorher natürlich Rückfrage von dem vollen Weltphänomen und seiner ontischen Auslegung auf den passiven Kern der Welt, auf die „bloße“ Natur. Der Mensch, psychisches Wesen in der Welt – Absehen von allen psychischen Subjekten; verbleibt die Natur, die passiv verläuft, d. h., da alle Aktivität psychisch ist, ist diese wegabstrahiert; also nicht, dass keine Aktivität in der Welt wäre und natürlich schon Geschehen von Aktivität geleitet wäre, sondern reine Blickrichtung auf die res extensa etc.; darauf bezüglich die Frage der Konstitution, die konkreter dann wird zur Konstitution der beseelten Natur, der kultivierten Natur, der weltlichen personalen Gemeinschaften, der Entwicklung, der Geschichte von dem jeweils seiend Gewordenen etc. Von der „bloßen Natur“ kommen wir auf das Hyletische und auf die transzendental strömende Gegenwart in der entsprechenden Abstraktion, gegenüber dem konkret Hyletischen. Affektivität und die Affektivität des Ich etc. Kann ich vor der Abstraktion nicht auf die strömend-transzendentale Gegenwart zurückkommen? Ich als Welt-Habender – Welt als Phänomen, Ich im strömenden Jetzt etc. Aber kommt man da, in dieser Allgemeinheit und ohne Auslegung, zu einem brauchbaren Anfang?1 Ist man, beschränkt auf Natur, zum „Subjektiven“ zurückgekommen, so ist das erste die Scheidung der hyletischen Felder, in denen sich die Natur „darstellt“, „abschattet“. Hier muss nun unterschieden werden: Das jeweilige Feld ist eine „Welt“ von verharrenden Daten. Was macht die Einheit eines Datums und Mehrheit von Daten, und was macht Einheit des Feldes aus, was das „Verharren“ eines Datums, strömende Gegenwärtigung, das Strömen, die Zeitigung, durch die Einheit sich konstituieren kann als konkrete Einheit? Das erste ist die Vorgegebenheit der konkreten Einheiten und Mehrheiten; das zweite die ideelle Aufhebung dieser Konkretionen, ideelle Konstruktion des Sinnesfeldes ohne Objekte. Ferner, ein neues Problem ist, wie mehrere Sinnesfelder zu einheitlicher Zeitigung kommen sollen mit ihren Objekten und im Grenzfall objektlos. 1
Rb.: Methodische Frage.
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e) Das Durchscheinen1 Aber nun zurück zur „Verdeckung“ als Datum der Retentionalität. Das Verdeckte „scheint durch“, und das Durchscheinende ist selbst Verdeckendes und hat sein Durchscheinendes usw. Sind das nicht bloß neue Worte bzw. Worte mit einer Bildlichkeit, die selbst nur durch die Lehre von der Intentionalität ihren ursprünglichen Sinn gewinnen kann? Das Gute des Bildes liegt darin, dass es auch die Seite „Verdeckung“, das Undifferenziert-Werden, das schließlich Ganz-unanschaulich-Werden, Durchschimmern, DurchgeahntWerden symbolisiert. Aber symbolisiert es auch die Weckungsphänomene? Das völlig Verdunkelte, das eben nicht wirklich mehr Durchscheinende, wäre nichts im Phänomen. Was heißt das aber? Hier haben wir aber ein Zeitfeld, eine immer fortgehende Bildung einer im Jetzt simultanen Vergangenheit, und in diesem Felde ist nun Fernassoziation, Paarung, Konfiguration am Werke – im „Unbewussten“ bzw. vom „Bewussten“ ins Unbewusste hinein. Wie umgrenzt sich von der einigenden Assoziation aus gesehen eine konkrete Gegenwart, deren impressionale Urgegenwart die Kraftquelle der Einigung, aber auch der Affektion ist? Urstiftung der Verschmelzung als Einheitsbildung im stehenden Urjetzt; im Strömen Fortpflanzung der Verschmelzung bzw. Einigung durch die dem Strömen entströmende retentionale Kontinuität, in eins mit der impressionalen Randphase.2 Im Strömen immer „neue“ Randphase und immer neue Gegen-Randphase des äußersten Soeben, das aus der strömenden Urphase in ihrer kontinuierlich ähnlichen Inhaltlichkeit entströmt ist. Kontinuierlich werdende Deckung, lebendiges Verschmelzen, gewordene Deckung als simultane und die Simultaneität im Ganzen als Simultan-Einssein selbständig im lebendigen Verschmelzen der kontinuierlichen Wandlung des Ganzen. In diesem Urprozess erwächst konkrete zeitliche Einheit, ein gegenwärtiges Datum. Aber nun haben wir auch in der ursprünglichen und wieder in der durch Zeitigung erworbenen Simultaneität Paarung, Mehrheitsbildung, Konfiguration: die Einheiten, jede in sich abgeschlossen. Wodurch bilden sie eine Gesamteinheit, die eines Feldes und die der Felder im Miteinander, eben die Einheit einer zunächst impressionalen Koexistenz? In einem Feld haben wir Unmittelbarkeit der Verschmelzung, kontinuierlich innerhalb der Phasen einer Einheit, aber auch „unmittelbare“ Verschmelzung zweier „aneinander grenzender“ Einheiten. Die „Unmit1 2
Rb.: Die 1 = Bl. 74 b, hier S. 81 f. aufgeworfene Frage. Rb.: Siehe frühere Darstellung.
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telbarkeit“ ist hier das Sich-unmittelbar-voneinander-Abheben, Kontinuität der Angrenzung und so besonderer Verschmolzenheit, und doch nicht diejenige Kontinuität der innerlich einigenden Verschmelzung, die in sich eben ungeschiedene Einheit macht (die also als Ureinheit keine Gliederungen kennt). Dieser Unmittelbarkeit entspricht eine Mittelbarkeit, die der Trennung durch Vermittelndes, wobei das Totale zwar mit dem getrennten Einen und Anderen je Angrenzendes ist. Hier haben wir ein Nebeneinander von Mehrerem, im Nebeneinander stetig Verbundenem und in der Mittelbarkeit Getrenntem. Aber das Getrennte hat dann noch seine besonderen Verschmelzungen, seine Paarungen, Gruppierungen. Paaren können sich auch Angrenzende, nämlich aufgrund ihrer Ähnlichkeit, aber es gibt ausgezeichnete Paarungen, Gradualitäten der Paarung, der Ähnlichkeitsgradualität entsprechend. Natürlich hat diese Gradualität affektive Bedeutung. Ich meinte nun, das alles bezieht sich auf je ein Sinnesfeld, Feld aus universaler hyletischer Ähnlichkeitsverschmelzung. Nun hat aber auch die Wandlung der Zeitigung selbst, als eine besondere Ähnlichkeit, die Kraft, Verschmelzung zu begründen, d. i. die zeitliche Koexistenz der Sinnesfelder und ihrer Einheiten schaffend. Sie spielt natürlich auch ihre Rolle in der Zeitigung eines Sinnesfeldes, aber da nur als ein Moment.
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Nr. 21 Vergangenheits- und Zukunftshorizonte. Schlaf und Erwachen. Die Unvorstellbarkeit des Todes des transzendentalen Ich a) Approximative Erinnerung der Vergangenheit im Gegensatz zum offen-unentschiedenen, verbildlichenden, nur quasi-erfüllenden Ausmalen der Zukunfts-Entwürfe Die1 universale2 Selbstbesinnung, letztlich als Wissenschaft, als Phänomenologie. Wir und unsere Umwelt, wir als transzendentale Subjektivität und als weltkonstituierende, in der wir uns menschlich objektivierend uns in der Welt finden, in die Welt als Personen hineinleben und Selbsterhaltung üben. Die einzelpersonale Selbsterhaltung im gemeinschaftspersonalen Weltleben; die personalen Gemeinschaften als Einheiten höherer Ordnung und der Sinn ihrer Selbsterhaltung. (Aufklärung der Idee Selbsterhaltung und ihrer Stufen.) Selbsterhaltung in der schon vorgegebenen Welt. Das wache Leben als strebendes Leben; die wachen Ichsubjekte schon für sich konstituiert als Weltsubjekte; das erfahrende, gewahrende etc. Streben bloß im Dienst. (Die menschlichen Zwecke, die reifen Menschen, die Organisation der „Interessen“, der Zwecke des reifen Menschen.) Der reife Mensch hat „seine Zukunft vor sich“, die Ganzheitsvorstellung des künftigen Lebens, des Hinfortseins als Person in Richtung auf ihren 1 Gestr. Inhaltsangabe auf dem Umschlag: TT , 23 Bl. August 1930 (vor der Abreise nach x Chiavari). Bl. 14 (bei 21) und 21–23 die genannten Bl. 14, 21–23 und ‚zu 23‘ befinden sich in Ms. C 6, Bl. 2, 3–5 und 6. Allgemeine Form der Methode für die Gewinnung der Wesensform der vorgegebenen Welt als Welt möglicher Erfahrung und ihrer Konstitution, also der transzendentalen bzw. psychologischen Form. Wesen des Menschen und seiner menschlichen Umwelt. Abbau radikal. Rückgang auf die lebendige Gegenwart und Abbau dieser Gegenwart. Die „Kerne“ in ihren verschiedenen Stufen. Von 20 an besonders zu beachten. Inhalt. Darin auch Strukturanalyse der lebendigen Gegenwart. Besonders von 20 ab. 2 Rb.: VIII, 1930 August. Praktische Normen.
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„Lebenszweck“, der die Mannigfaltigkeit von Einzelzwecken organisiert. Aber hat jeder Mensch einen „Lebenszweck“? Jeder Mensch hat explizit ausgebildet die Vorstellung seiner universalen Zukunft (auch wenn er keinen einheitlichen Lebenszweck vor sich hat). In welcher Art? Ist das eine bestimmte, eine eindeutig feste Voraussicht der künftig für ihn seienden Umwelt und der Tatsächlichkeit seines künftigen Verhaltens zu ihr in Tun und Leiden? Natürlich nicht. Die Zukunft überhaupt, die für mich ist, die meiner Außenwelt in ihrer Weise, wie sie für mich in Zugangsorientierung (Nah und Fern, Rechts und Links etc.) ist, für jede künftige Gegenwart, ist nicht in der lebendigen Gegenwart so konstruierbar, wie in ihr meine vergangene Umwelt und mein vergangenes Leben, Verhalten, in ihr ist als ein für alle Mal seiend; als worauf ich mich in der Gegenwart immer wieder besinnen, das ich immer wieder als dasselbe wiedererkennen und bestimmen kann.1 Die Gesamterinnerung meiner Vergangenheit und irgendwelcher einzelnen Strecken oder Vorgänge kann unbestimmt und ihrem So-Sein nach zweifelhaft oder bloß vermutlich sein, ich kann zwischen mehreren Möglichkeiten, wie es war, schwanken, aber ich kann meiner Vergangenheit klärend nachgehen, ich kann meine Wiedererinnerungen immer vervollkommnen und, was „wirklich war“, schließlich herausbekommen. Meiner Freiheit, meinem Vermögen (Ich kann), das freilich oft genug gehemmt ist, unterliegt die Annäherung an das, was schon an sich, im Voraus ist (dass es das ist, unterliegt, wie sehr ich sonst zweifelhaft sein mag, durchaus keinem Zweifel). Also der Gang von Erinnerungsgegebenheiten im Modus geringer Klarheit und inhaltlicher Fülle zu solchen im Modus der größeren. Die Grenze ist (obschon eine ideale) die vollkommen klare Erinnerung als originale Selbstgebung des Vergangenen als solchen, und zugehörig die Evidenz der wiederholenden Identifizierung mit dem: Ich kann immer wieder im Modus „es selbst, wie es war“ identifizieren. Demgegenüber ist das Seinwerdende in einem ganz anderen Verhältnis zu meinem Ich-kann der strömenden Gegenwart. Es ist hier zu bemerken wie meine Vergangenheit als Reich meiner Wiedererinnerung zwar vergangene Welt mir vergegenwärtigt, aber nicht vergangene objektive Welt schlechthin, sondern vergangene Welt als wie sie mir bewusstseinsmäßig gegeben war, so wie sie mir erschien, um meinen so und so erscheinenden Leib orientiert nach Nah und Fern, nach Rechts
1 Rb.: Wie in der gegenwärtigen Rückerinnerung Vergangenheit und wie im Vergleich dazu in der Vorerinnerung Zukunft gegeben ist.
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und Links, als beschränktes Wahrnehmungsfeld mit einem unerschlossenen Horizont der momentan unwahrgenommenen, aber wahrnehmbaren Ferne usw. Jeweils habe ich von der objektiven Welt in einem Zeitpunkt nicht nur diese äußerliche Wahrnehmung mit ihrem Horizont, sondern sonstige Bewusstseinsweisen, Anschauung von jetzt unwahrgenommenen und doch jetzt seienden Dingen, Menschen etc. oder unanschauliche Vorstellungen von ihnen usw. Dann gehören natürlich in meine Erinnerungssphäre diese betreffenden Vorstellungen, also nicht die objektive Mitgegenwart schlechthin, sondern die von mir vorgestellte, als objektiv seiend gesetzte, mir mit dem und dem Sinn geltende als solche. Ebenso hinsichtlich der Vorerinnerung, Vorerwartung, des Vor-Wurfes, des Projekts meiner Zukunft, wie ich sie in der jeweiligen lebendigen Gegenwart habe oder haben kann. Meine Zukunft enthält meine künftige Umwelt als wie sie für mich erscheinende, gemeinte, mir geltende, sich mit dem und jenem Merkmal beständig mir bietende ist, bald so, dass es sich im weiteren Zukunftsgang, im Übergang in ausweisende Erfahrung als wirklich seiende ausweist, bald so, dass sie sich in Schein auflöst usw. Zu meinem Leben gehört seine, die Vergangenheit, für mich erscheinend, für mich als seiend geltend, dann weiter „eine Zeit lang“ bestätigt geltend, dann aber durchstrichen als Schein. Nun, die Zukunft ist Vor-Wurf der Vergangenheit, also gilt da Ähnliches. Wie steht es nun mit der Bestimmtheit und Seinsgewissheit meiner Zukunft, so wie ich sie in meiner strömenden Gegenwart vorfinde und eventuell frei tätig als künftig Seiendes mir evident mache? In der Gegenwart habe ich mein aktuelles Können. In ihr habe ich und betätige ich mein Vermögen, meine Vergangenheit herauszustellen, sie mir, als wie sie die meine war, zur selbstgebenden Evidenz zu bringen. Das Gewesensein stellt sich wirklich und im Immer-Wieder identifiziert als ein subjektives Sein heraus. Es gibt a priori Vergangenheit als eine Sphäre wirklichen Seins. Zu jeder Vermutung, zu jedem Zweifel gibt es eine Entscheidung in Form gewissen Seins, nämlich der wirklich gewesenen Vergangenheit; jedem Schein entspricht ein wirkliches Sein. Das wirkliche Sein ist eine apriorische Norm, eine Idee, der ich mich freitätig annähern, die ich gelegentlich verfehlen kann, aber mit der apodiktischen Gewissheit, dass sie doch als Limes ist, dass sie ihre leeren, freitätig herzustellenden einstimmigen und immer vollkommener annähernden Gegebenheitsweisen hat. Wie nun aber hinsichtlich der Zukunft? Meiner Zukunft. Ihre anschauliche Gegebenheitsweise in der Gegenwart ist „Vorerinnerung“, Vorverbildlichung. Diese kann vollkommen klar sein, klar gestaltet werden. Aber gibt
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sie ein künftig Seiendes als künftige Wirklichkeit, als eine Gewissheit aus selbstgebender Evidenz, die das seiende Ganze immer wieder als das eine und selbe, einzige zu erkennen gestattet? Die1 Zukunft, wie sie für mich in jeder Gegenwart durch mein Vermögen der Vorerinnerung zugänglich ist, ist kein Feld originaler Erfahrung, einer Selbstgebung von Künftigem als einer für mich jetzt in der jeweiligen Gegenwart erreichbaren bzw. idealiter erreichbaren Wirklichkeit.2 Es handelt sich dabei um eine Wesenssachlage. Die Zukunft kann in Glaubensgewissheit mir bewusst sein, aber diese Gewissheit ist doch eine grundwesentlich andere als die für das Vergangene. Wir sagten schon, in Modis der Unbestimmtheit, Unklarheit, Zweifelhaftigkeit, Nichtigkeit, einer bloßen Möglichkeit in einem Spielraum gleichberechtigter Gegenmöglichkeiten, kann auch Wiedererinnerung auftreten; aber all das hat bei ihr eine andere Bedeutung und Rolle als für die Vorerinnerung. Sie ist eben prinzipiell Vorverbildlichung. Sie entwirft ein „Bild“, wie es kommen dürfte, wie es zu erwarten ist, nach der Urbildlichkeit, die in Gegenwart und Vergangenheit liegt. Sie entwirft nur „Möglichkeiten“ und lässt immer noch andere Möglichkeiten offen. Sie kann jede Möglichkeit ausmalen, aber sie kommt prinzipiell nicht über ein Ausmalen hinaus. Auch eine Wiedererinnerung kann unbestimmt und unsicher sein, auch da kann ich mir Möglichkeiten ausmalen und daneben andere Möglichkeiten, in den Rahmen der noch unklaren Wiedererinnerung hineinpassend. Aber da gibt es notwendig Entscheidung, eine Erfüllung der Erinnerungsintention durch Anschaulichwerden der Erinnerung, worin das Erinnerte das wirklich Vergangene, das Es-selbst ist; während die Ausmalungen, die verbildlichenden Vorstellungen nicht erfüllend sondern quasi-erfüllend, eben verbildlichende sind. Ihr anschaulicher Gegenstand gibt sich nicht als das Vergangene selbst, sondern als Ansatz, wie es eventuell sein oder aussehen könnte, als Lückenbüßer, aber nicht als Urbild, als selbstvergegenwärtigte Vergangenheit in ihrer Wirklichkeit. Während ich hier das Vermögen der Erfüllung der Erinnerungsintention betätigen, strebend und wollend auf das Es-selbst hinarbeiten kann, mich also annähern und schließlich es erreichen kann, habe ich hinsichtlich der Zukunft nur das Vermögen der Verbildlichung, aber nicht
Rb.: Nota bene cf. 5 = hier Bl. 6a. Rb.: Dem Voraus-Sein der Zukunftserinnerung gegenüber dem Sein der Vergangenheit in der Rückerinnerung – Vorverbildlichung, keine wirkliche Selbstgebung. 1 2
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einer in einem Es-selbst zu verwirklichenden Intention – solange es sich um die ferne Zukunft handelt und nicht die unmittelbare, die soeben kommende. Wir sagen, genauer besehen, am richtigsten: b) Vergangenheits- und Zukunftshorizonte in der lebendigen Gegenwart. Fortschreibung der Retention auf die Zukunft Betrachten1 wir die lebendige Gegenwart; in ihr ein Kernbestand an schlichter (intentional-unmittelbarer) hyletischer Wahrnehmungsgegenwart. Sie ist strömende Gegenwart und „verläuft“ tendenziös als stetige Erfüllung, sie ist stetige Tendenz auf das kontinuierlich Nächstkommende, das kontinuierlich alsbald sich einstellt, eben als Erfüllung. Das Strömen ist Urphänomen, es ist nicht ein explizites Nacheinander. Zum Urphänomen des Strömens gehört auch ein Steigerungsphänomen (ein Phänomen steigender „Größe“, eine Gradualität), nämlich das Kürzer- oder Längerwährende oder das im Fortwähren immer länger Währen („Dauern“). Die konkret strömende Wahrnehmungsgegenwart (Kerngegenwart)2 fängt an mit dem Erwachen in jeder Wachperiode, und die Steigerung des Währens geht fort bis zum Maximum – etwa vollendeter Tag, also bis zum Einschlafen. Diese Währungsdauer des Urphänomens kann das Gefühl mitbestimmen: „Es dauert unerträglich lange.“ Betrachten wir nun die Gegenseite. Die Wahrnehmungsgegenwart ist nicht nur strömend-fortströmende, d. i. vorwärts zukunftsgerichtet, in sich also die ursprünglichste Zukunft, die also in der lebendigen Gegenwart selbst liegt, tragend; sie ist ja andererseits verströmend, nicht protentionale, sondern retentionale Modifikation dieses Gerichtetseins. Also da hat die Rede von Richtung nicht mehr den tendenziösen Sinn, oder einen solchen nur sekundär. Tendenz ist Tendenz auf etwas hin, in der Gegenwart liegt das Auf-die-Zukunft-Hin (natürlich ist hier nicht gemeint ein Tendieren, nicht ein willensartiges Ich-Streben); im „Soeben“ liegt ein Soeben-auf-dieZukunft-hin-Gewesen-Sein, als eine Modifikation.
1 Rb.: Von hier: Betrachtung der lebendigen ontischen Gegenwart als Gegenwartsphänomen der Welt für mich. Im Weiteren wird ohne weiteres daraus die urhyletische Gegenwart. Aber es fehlt der systematische Weg der Reduktion auf die Kerngegenwart Natur und von da aus auf die Urhyle, wie andererseits die Abhebung der ichlichen Gegenwart und so der Urwahrnehmungssphäre als Urstrom der passiven Zeitigung. 2 Rb.: Heißt das hyletische Gegenwart oder Naturgegenwart?
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Vielleicht ist es korrekt zu sagen, dass die hyletische Gegenwart ursprünglichst affiziert, dass sie das Erst-Affizierende ist und dass der affektive Zug in Richtung auf Erfüllung geht. Das an sich Zweite ist dann die Affektion aus den Horizonten. Auch der Zukunftshorizont hat dann affektiven Vorzug vor dem Erinnerungshorizont. Dann hätten wir also im Tendenziösen die Unterscheidung von protentionalem Strömen in urphänomenaler Erfüllung und stetig protentionaler Intention, den stetig protentionalen Horizont vorzeichnend. Andererseits, das retentionale Verströmen als abklingende und damit stetig modifizierende Abwandlung des jeweilig erfüllenden Jetztpunktes. Auch Verströmen des protentionalen Vorintendierens und sich in der Form Jetzt Erfüllens. Und das Verströmen, das Abklingen, verströmt selbst stetig, klingt selbst ab, ohne Ende, stetig an Fülle und Abgehobenheit verlierend bis zur völlig leeren Ununterschiedenheit; was nicht heißt, dass dieses Null überhaupt Null ist, ins Nichts überführend. Das Ich kann nun, das ist sein ursprüngliches Vermögen, den Blick voroder zurückrichten, durch die urphänomenale Wahrnehmungs-, Kerngegenwart, in die Zukunft, wie sie urphänomenal als Horizont in impliziter Intentionalität vorläuft und ebenso in den retentionalen Horizont. Dieser urphänomenale zweiseitige Horizont heißt hier Horizont in Bezug auf den Kern, die strömende Kerngegenwart (schlichte Wahrnehmungsgegenwart, urimpressional). Aber beide Horizonte sind in einem anderen Sinne ausgefüllt, nämlich mit sekundärer Intentionalität, der zum Jetzt (zu jedem Punkt des Jetzt und zum konkret strömenden Urimpressionalen) gehörigen Kontinuität des Soeben-Bewusstseins, die selbst strömende Mitgegenwart ist und ebenso für die gesamte Kontinuität der Protention. Dazu haben wir die dunklen unlebendigen Fernhorizonte, den der wiedererweckbaren erinnerungsmäßigen Vergangenheit und der vorzuverbildlichenden Zukunft. Beide Horizonte erweisen ihr Dasein durch die Möglichkeit des Hineinfragens, durch mögliche Affektion und explizite Wiedererweckung, Wiedererinnerung usw. Nehmen wir die volle Gegenwart1, also nicht nur die urimpressionale, sondern, was von diesem Kern unabtrennbar ist, die beschriebenen Horizonte dazu, so haben wir in ähnlicher Weise zu sagen: Strömend geht Gegenwart in Gegenwart über, fortströmend wirft sie vor ihre Protention und geht in die neue über durch stetige Erfüllung. Das betrifft jetzt den ganzen Aufbaustil; aber hier versinkt „retentional“ die volle Gegenwart, diese volle, in ein
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Rb.: Volle Gegenwart.
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„dunkles“ Soeben, und das Kommende ist hier auch dunkel. Oder haben wir verschiedene Schichten der „Dunkelheit“ zu unterscheiden, da doch das Strömen lebendiges ist? Ferner ist zu bemerken: Die Kernstruktur der lebendigen Wahrnehmungsgegenwart konstituiert ihrer Besonderheit entsprechend eine Kernstruktur in der Retention, eine im Strömen sich konstituierende frische Vergangenheit (z. B. die einheitliche Melodie, die im retentionalen Wandel konstituierte Einheit ist). Es erwächst dann eventuell ein sukzessives Ganzes, das Gegenwart im erweiterten Sinne heißt1, die gegenwärtig erklingende Melodie. Diese „frische Vergangenheit“ wirft ihre Struktur als Zukunft vor. Gemäß der konstituierten Vergangenheit ist die Zukunft horizontmäßig vorgezeichnet, und vorgezeichnet ist sie, indem die Abwandlung der retentionalen Bewusstseinsweise ins Protentionale als konstituierende Bewusstseinsweise auftritt. Assoziative Urgesetzmäßigkeit, – das ist eine passive Vorzeichnung des Künftigen als passiv Erwartungsmäßigen. Erwartungsmäßig, das sagt: In aktivem Sich-Richten auf diese passive Vorgegebenheit und Vor-Doxa hat das Ich zu warten, dass sich das Vorgezeichnete durch Verwirklichung, durch erfüllende Gegenwärtigung selbst einstelle; alles als künftige, als fernere, eigentliche Zukunft Vorgezeichnete kann sich nur erfüllen, indem es zu seinem uroriginalen Selbst kommt als lebendig gegenwärtiges in der lebendigen Gegenwart, der einzigen Verwirklichungsstätte überhaupt.2 Innerhalb der Vorerinnerung, solange sie diesen Modus behält, gibt es keine Erfüllung, während die Wiedererinnerung in ihrem Modus ihre Erfüllung hat, nämlich für das Vergangensein. Das Vergangensein ist Sein; es ist, was es ist, als Seiendes seiner Zeitstelle, der Stelle der identisch konstituierten vergangenen Zeit, nämlich als Zeit meines subjektiven „immanenten“ Vergangenen. Die Zukunftszeit meines Daseins ist eine uneigentliche Zeit, mein künftiges Dasein, das, was ich in der jeweiligen Gegenwart im Voraus meine und in der Vorerinnerung mir klar mache, ist ein uneigentliches Sein. Künftigkeit steht nicht gleich der Gewesenheit, das „Ich werde sein“ nicht dem „Ich war“ gleich, das „Ich werde leben“ nicht dem „Ich habe gelebt“3.
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Rb.: Gegenwart im erweiterten Sinne. Rb.: Die apodiktische als allgemeine Form vorgezeichnete Zukunft und damit die „apodiktische Präsumtion“ „einer“ Zukunft ist prinzipiell nur eine Stätte der Verbildlichung (mit Ausnahme derjenigen lebendigen, in Erfüllung, in Verwirklichung begriffenen Zukunft in der konkreten Gegenwart). 3 Rb.: Cf. 1–3 = Bl. 2–4, hier S. 89 ff.. 2
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Das Letztere ist ein für alle Mal entschieden („an sich“, als Idee) und ist, während ich ursprünglich gegenwärtig lebe, immer wieder durch Erinnerung ausweisbar, und zwar in ursprünglicher Selbstgebung. Aber während ich bin, in ursprünglicher Gegenwart bin, weist sich ursprünglich nur aus, eben durch Selbstgebung, die unmittelbarste Zukunft, keine andere als die, die in der Gegenwart selbst liegt und im Fortströmen die, die in ihr sich stetig verwirklicht. Die weite und ferne Zukunft aber, die von meiner Vergangenheit her oder sonstwie induktiv vorgezeichnet ist, ist, solange sie eben Vorzeichnung, solange sie bloß vorerinnerungsmäßig gegeben ist, Präsumtion. Ich weiß nicht gewiss, ob ich leben werde; wenn ich es erlebe und erlebt habe, dass ich lebe, nur dann kann ich zweifellose Gewissheit haben oder eine wirkliche Erfahrungsgewissheit. Wirkliche Erfahrung der Zukunft, selbstgebende, gibt es über die unmittelbare der Gegenwärtigung hinaus (wodurch die Zukunft aufhört, Zukunft zu sein) nicht. c) Müdigkeit, Schlaf und Geweckt-Werden des Ich meiner Erwerbe und praktischen Zwecke. Der Tod des transzendentalen Subjekts ist nicht konstituierbar Nur das ist apodiktisch absolut gewiss, dass zu jeder (wachen) Lebensgegenwart ein Zukunftshorizont, ein Vorglaube und eine Vorzeichnung von Zukunft gehört. Es ist evident, dass das konkrete Aufhören, natürliche Aufhören der lebendig strömenden Gegenwart, nicht als eine Tatsache, nicht als ein Seiendes, als ein Erfahrbares denkbar ist. Was ja hieße, dass ich dieses Aufhören konstatieren und immer wieder als Aufhören identifizieren könnte, also eben nicht, dass das Aufhören aufgehört hätte und nach dem Aufhören ein Vergangenes hätte usw. Lauter Unsinn! Aber ist das nicht paradox: lebend in strömender Gegenwart seiend, muss ich unweigerlich glauben, dass ich leben werde, wenn ich doch weiß, dass mein Tod bevorsteht. Sagt die Notwendigkeit des Vorglaubens anderes, als dass ein Aufhören überhaupt „undenkbar“ ist? Ist das nicht dasselbe wie „unvorstellbar“? Vorstellung ist ja mögliche Erfahrung. Was kann dann also heißen: Ich weiß nicht früher, ob ich leben werde, als bis ich wirklich lebe? Weiß ich nicht, dass es undenkbar ist, dass ich nicht leben werde? Und „Ich lebe“, heißt das nicht: Ich lebe als Mensch, ich lebe in die vorgegebene Erfahrungswelt hinein? Wie ist es transzendental? Es ist für jedes besondere Leben mit besonderen abgehobenen Zukünftigkeiten denkbar, dass es nicht eintrete. Innerhalb der apriorischen, transzendental vorgezeichneten Form der Zukunft als notwen-
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dig präsumierter Gegenwart und daraus entspringender Vergangenheit tritt dann etwas ein als anderes, mit dem das jetzt faktisch Präsumierte streitet. Die invariable Wesensform meines transzendentalen Bewusstseinslebens in ihrer Allgemeinheit als zeitliches Leben (immanente Zeitform) lässt sogar die Möglichkeit offen, dass Welterfahrung ganz und gar sich abwandle und die Form der Welterfahrung verliere. Nur das ist „undenkbar“ für mich, dass ich transzendental aufhöre1. Aufhören als Mensch in der objektiven Welt, sterben, während Andere leiblich fortleben, das bedarf einer anderen, nicht hierher gehörigen Auslegung. Aber es ist schon vorauszusehen, dass „Sterben“ mit der „Undenkbarkeit“, Unvorstellbarkeit des Aufhörens eines transzendentalen Seins verträglich sein muss. Welchen anderen Sinn mag das Aufhören haben als den eines vorstellbaren Aufhörens eines Bewusstseinslebens im besonderen Sinne – eines Aktlebens? Das kann nur Folge sein des Aufhörens aller Mannigfaltigkeiten der Erfahrung. Hier ist freilich manches fraglich. Wovon hängt die Möglichkeit des Verweilens in Wiedererinnerungen und des Spiels mit Phantasien ab? Wovon die Möglichkeit eines Zukunftstrebens, eines auf Ziele, auf künftige Verwirklichung gerichteten tätigen Lebens? Das Letztere setzt eine Zukunft voraus mit Mannigfaltigkeiten, und zwar solchen, deren Änderung (in einem Rahmen praktischer Möglichkeiten) für mich im Vermögen liegt. Jedenfalls2 zunächst das Aufhören der künftigen Mannigfaltigkeiten, der Vorzeichnung eines mannigfaltigen Zukunfthorizontes, ist in gewisser Weise vorstellbar, und so als Folge3 der Schlaf (der tiefe, aktlose, abhebungslose) und der Tod in dem besonderen inneren Sinn (wenn das Tod heißen darf), der nichts anderes wäre als ein Schlaf, aus dem kein Erwachen herausführt. Der Kern der lebendigen Gegenwart, die strömende Urimpression schreibt wesensmäßig in eins mit der Konstitution der frischen und dann ferneren identischen Vergangenheit eine nähere und fernere Zukunft vor. In ihr liegt die Quelle aller Mannigfaltigkeiten. Wie kommen wir zum Limes oder vielmehr zum Aufhören?
1 Rb.: Die transzendentale, strömende Gegenwart hat in apodiktischer Notwendigkeit in jeder Phase die invariable Form: Präsumtion von Zukunft, und konkret-kontinuierlich ist die Form kontinuierlichen Seinwerdens als künftige seiner Vergangenheit festgelegt. Aber im Strömen, gemäß dieser korrelativ verharrenden Form, kann im Sondergehalt des als künftiges Sonderereignis faktisch Präsumierten die Wandlung des „anders“ statthaben, das natürlich in seinem „Anders-Eintreten“ darum doch die invariante universale Form nicht verletzt. 2 Rb.: Beilage I–II = Ms. B I 13, 107–108. Im weiteren über Schlaf. 3 Rb.: Als Folge: Der Schlaf selbst ist Schlaf des Interesses, der Ichaktivität.
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Urphänomenal gehört zur Urimpression der Unterschied (der unausgelegte) des Gleichmäßigen und des Ungleichmäßigen, des Gleichmäßigen als mit sich selbst konkret Gleichen (Unveränderten), des Ungleichmäßigen als mit sich kontinuierlich konkret Ähnlichen, ferner des Ungleichmäßigen als einen Sprung, ein eine Abhebung bildenden; und das in eins mit dem urphänomenalen Dauern, was z. B. als lebendig strömende Urimpression ergibt einen abgehobenen Ton mit diskretem Anfang und Ende, etwa als Strecke des in sich selbst gleichen. Dazu die urphänomenale Koexistenz des Heterogenen; so das Heterogene des Gesichts- und „Tastsinnes“. Ich1 kann mir nun variiert vorstellen, dass die Mannigfaltigkeit, die im Strömen der Urimpression in urphänomenaler Form sich konstituiert, immer einförmiger wird, so kommen wir an den Limes der Einförmigkeit. Aber nicht, als ob das zum Einschlafen notwendig gehörte, wie sehr wir Vereinfachung, Verarmung wirklich herzustellen suchen, um das Einschlafen zu erleichtern. Wir können ja, wenn wir wollen, den Leib bewegen etc. und so wach bleiben, dadurch ja Mannigfaltigkeiten erhalten; Erinnerungen können uns verfolgen etc. Denkbar ist das Einschlafen wie ein Hase. In der Müdigkeit ist alles Tun eben mühsam, unlustig. (Die affektive Kraft lässt nach2. Schließlich reagiert das Ich nicht mehr.) Jedes Interesse erlahmt und stirbt ab. Das hat also zwei Seiten: die Anteilnahme des Ich und die mannigfaltigen Erfahrungsgegebenheiten. Mannigfaltiges Leben, Lebenszukunft vorzeichnend, Lebensvergangenheit konstituierend, ist noch nicht waches, noch nicht interessiertes, strebendes Leben, als das auf die Zukunft, die urgegenwärtige und die fernere gerichtet und durch sie hindurch, durch Zukunftsinteresse auf das Reich der erinnerungsmäßigen Vergangenheit. Da jedenfalls die notwendige, wenn auch nicht zureichende, Bedingung des Interesses die passiv mannigfaltige Lebensgegenwart als Kern ist, so hat der hier als Limes vorstellbare Fall der Einförmigkeit Bedeutung. Das schlafende Ich3 – Ich, das Zentrum von Interessen – ist das interesselose Ich, das „passive“. Hierbei ist die Frage: Ist der passive Untergrund, der sich passiv zeitigende, affektionslos im eigentlichen Sinne oder heißt Af-
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Rb.: Schlaf. Rb.: Ist das ganz richtig? Schon das Affiziert-Werden ist in der Müdigkeit peinlich, alle Reize stoßen ab, instinktiv wendet man sich ab, zieht sich von ihnen zurück. Schlafinstinkt, ein Streben sich in sich zurückzuziehen, eventuell Schlafen wollen. 3 Rb.: Also Schlaf ist Schlaf des Ich, des Zentrums der Affektion und Aktion. Das Ich schläft, es folgt keiner Affektion, es verharrt in Passivität. Alle Interessen bleiben, aber unbetätigt, sie ruhen. Das Ich ist in absoluter Ruhe, das Strebens-Ich, das Willens-Ich. 2
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fektionslosigkeit Unwirksamkeit der Affektion? Ist eine affektive Tendenz immer da? Nur, dass das Ich “müde” ist, ihr zu folgen. Und wie ist es mit dem Schwinden der Mannigfaltigkeiten von „Abgehobenheiten“, ist eine abhebungslose Kontinuität nicht auch tendenziös, aber ist die „Kraft“ dieser Tendenz an der Null-Grenze bzw. ihr ganz nahe, wie ein Null der Intensität? (Besser sage ich für Affektion, die Sache der „Daten“ ist Eindringlichkeit, Aufdringlichkeit, während das Wort Affektion besser ichlich genommen, also dem ‚Reiz‘ gleichgesetzt wird.)1 Ferner, zur Ergänzung der möglichen Reduktion, Verarmung der Mannigfaltigkeiten in der Passivität ist folgendes zu bemerken: 1)2 Wenn wir von einem urimpressionalen Kern (also formal gesprochen einer Materie, Hyle) sprechen, so kommen wir offenbar in der tiefsten Schicht (nämlich „vor“ dem Kern „äußerer“, mundaner Wahrnehmung bzw. darin wieder der naturalen Wahrnehmung als tiefster Schicht) auf die Hyle im Sinne der Ideen, als Kern von „Empfindungsdaten“. Diese aber gehören verschiedenen „Sinnen“ an, sie sind von „heterogenen“ Gattungen. 2) Kontinuität und die oben bezeichneten urphänomenalen Vorkommnisse gibt es in jedem genos für sich. Im urimpressionalen Kern koexistieren die verschiedenen Kontinua, sie sind assoziativ beständig einig und bilden in dieser Art eine kontinuierliche, vielschichtige, urimpressionale Koexistenz. Wie steht es nun mit der Unterschiedslosigkeit in jeder Gattung, und ist nicht unter dem allgemeinen Titel „Unterschiedslosigkeit“ wiederum zu unterscheiden Unterschiedslosigkeit in allen konstituierenden Sinnesgattungen zugleich und solche bloß in einzelnen Gattungen? Z. B. ein unterschiedsloses, hinströmendes Rot, aber das Rot ist im visuellen, assoziativ einheitlichen optischen Empfindungsfeld. Es ist über das Feld unterschiedslos verbreitet. Das Feld selbst hat keine Eingrenzung, kein Optisches, von dem es sich abheben könnte; ebenso eine unterschiedslose andere optische Qualität etc. Sind so die möglichen Interpretationen des Schlafes, der Geburt, des Todes gegeben? Kann man sagen, Schlaf ist das Versinken eines einzelnen transzendentalen Subjekts in eine dauernde Inaktivität,3 während das ohne 1 Rb.: Affektion und Reiz: Unwirksamkeit der Affektion auf das Ich. Das Ich ist für sie verschlossen. Sie preisen sich gleichsam an, haben mehr oder minder Affektivität im einen Sinn, aber auf Seiten des Ich ist das Neue, dass sie mehr oder minder Reiz üben, mehr oder minder Interessen ansprechen, oder „herrschenden Interessen gemäß“. 2 Rb.: Kern – Natur – Hyle. 3 Bzw. in ein dauerndes Unzugänglichsein des Ich für affektive Reize? Das Ich, das affektive Reize empfindet (zu dem die Eindringlichkeiten vordringen können), ist aktiv: Kampf der Reize,
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Ichbeteiligung, oder was dasselbe: bei völlig erlahmtem Interesse, fortgehende Sich-Konstituieren seines unteren Erlebnisstromes unberührt bleibt? Natürlich ist da ein besonderes Problem dies: Die notwendige Hyle konstituiert sich als urimpressionaler Bestand. Wie steht es nun aber mit der aus dem früheren wachen Leben, dem Interesseleben, dem aktiven, stammenden Objektivierung, der apperzeptiven Verweltlichung der Hyle? Und zwar in der lebendigen Gegenwart, der Verwandlung derselben zur mundanen Wahrnehmung, zu Aspekten von Dingen etc.? Die pure Hyle ist in einem gewissen Sinne ichlos, die „Auffassung“ derselben, wodurch sie Erscheinung von Mundanem ist, ist Ichleistung; in den mundanen Auffassungen stecken „implizit“ als Erwerbe die früheren Aktivitäten: die Interessen. Wie ist es nun, wenn ich einschlafe und eingeschlafen bin, was ja zudem seine Stufen hat, und wenn die mundane Umgebung nicht völlig verschwunden ist, insofern als die Hyle nicht völlig unterschiedslos geworden ist: Wenn ich eingeschlafen bin, sind da noch Erscheinungen-von, Aspekte-von etc. bewusstseinsmäßig da? Es ist natürlich zugleich das Problem des „völlig unbeachteten“ Hintergrundes, des zur Präsenzsphäre gehörigen, aber auch des sedimentierten retentionalen und protentionalen Hintergrundes. In gewisser Weise schlafe ich relativ zu diesen Hintergründen. Die hyletische Eindringlichkeit, Zudringlichkeit weckt das Ich, das schon Menschen-Ich ist, also in seiner Habitualität den Erwerb der Welterfahrung hat. Die Weckung geht von der hyletischen Mannigfaltigkeit aus; geweckt werden aber die ichlichen Erwerbe und die ichlichen Vermögen – die Erwerbe der alten aktuellen Interessen, der alten Zwecke, Willensziele in ihrem synthetischen Zusammenhang, die erledigten Ziele durch Erwerbe, aber auch die noch unerledigten, auf die alten Erwerbe sich gründenden Zwecke, Interessen, bezogen auf den weltlichen Zukunftshorizont, der der Form nach und als universale Apperzeption selbst kontinuierlich wirksamer Erwerb ist.1 Die umweltliche, schon die hintergrundmäßige Weckung kann eine stärkere oder minder starke sein, in größere oder geringere Schichten und
Kampf, Streit der Interessen; aktuelles Interesse, vorherrschendes, zeitweiliges, andererseits momentan einbrechendes; ein Reiz bricht „störend“ ein. 1 Rb.: Die Willensrichtungen des Ich – die Geltungen, die „erledigten“ Willensziele sind aber noch Willensziele; das ‘erledigt' ist ein Willensmodus und momentan Willensakt, stiftet bleibende Willensrichtung im Ich, und sie bleibt auch als erledigte – sofern nicht Modalisierung auftritt.
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Tiefen hineinreichen; in gewisser Weise geht sie endlos ins Ganze, in einem Male, aber horizontmäßig und innerhalb des Horizontmäßigen in Stufen der „Verwirklichung“ – nicht der anschaulich enthüllenden, sondern abgehobenen, gestaltete, spezielle Affektionen hergebend. Das Vage hat schon in sich gegenständlichen Sinn, aber vagen, sich immer reicher eventuell abzeichnenden Sinn, in diesem Wandel aber doch denselben Sinn, in verschiedenen Modis der Abzeichnung, des deutlicher werdenden Sinnes. Geweckt ist das Ich, das Subjekt der Interessen, ich als der ich jeweils bin, als der, der ich das und das in meinem bisherigen Leben „erfahren“ habe, das und das Sinnliche gesehen etc., das und das Dingliche kennengelernt, das und das geplant, wirkend gestaltet, das und das jeweils im Vorhaben noch halte, jeweils also als Ich meiner praktischen Zukunft (meiner praktischen Gegenwart, was eben auf das Praktische, das Künftige geht und für das Vergangene nur interessiert sein kann in der Relevanz für die Gegenwart, die Gegenwart der Zukunft ist. Das ist die spezifische Zeitigung des Ich, dass es für sich und durch sich selbst konstituiert ist als einheitliches InteressenIch, Willens-Ich, und als das immerfort weiter sich konstituierend und nur so Wirklichkeit habend. Es ist jetzt wirklich wie es ist, d. i. es „hat“ praktische Zukunft, seine Ziele in ihm geltenden Möglichkeitshorizonten, und hat in Einheit damit Vergangenheit einstimmig geltend, noch relevant für Zukunft).1 Ich also „am Anfang“ in der natürlichen Interpretation, bei meiner Geburt, habe noch keine Weltlichkeit und Welt für mich, noch keine Weltzukunft, in der ich etwas vorhaben könnte. Ich habe keine Zukunft, weil ich keine Vergangenheit habe – im normalen Sinn einer weltlich-umweltlichen Eigenvergangenheit in ihrer Form bestimmter Mannigfaltigkeit. Solche Vergangenheit ist mein Erwerb, aber auch freier Besitz – im Vermögen, sie wieder zu erinnern und sie als immer wieder dieselbe und in dieser Identität bewährbare zu erkennen. Andererseits, meine Zukunft im Vermögen, sie als Feld meiner praktischen Möglichkeiten zu antizipieren in Vorerinnerungen, sie zu wollen, sie zu erwarten, sie aktiv zu gestalten als kommende, als sich in der Gegenwart endgültig verwirklichende, gelingende, misslingende etc. Doch nach der Lehre von der Konstitution haben wir vorher noch Stufen, vorangehend der vollen Konstitution einer Welt. Das Ich, das abstirbt – im Abschluss des Absterbens der „Grenzpunkt“ Tod. Das Ich hat hier also den Erwerb seines ganzen Lebens in sich. Heißt
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Rb.: Dazu Beilage ß1-ß2 = Ms. B I 13, 109–110.
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das, es schläft das Ich nur ein, es stockt nur, wie im „tiefen Schlaf“, der Fortgang der konstitutiven Welterfahrung und des ganzen Interessenlebens der weltlichen Praxis, jeder Praxis? Es stockt nur mein Leisten. In meiner Erfahrung: ein Mensch dort im Sterben – im Schlafen. Den Schlafenden wecke ich, ich schüttle ihn etwa leiblich, ich rufe ihn laut etc.; der Leib, Index für psychophysische Reize, Index für eine Gesetzmäßigkeit der Bindung seiner hyletischen Abhebungen an die organische Leiblichkeit in ihrem naturalen objektiven Sein; und zwar eine solche Gesetzmäßigkeit, dass die immanent-zeitliche Ordnung, Gruppierung der hyletischen Daten mundane Apperzeption ermöglicht. Ins Transzendentale übersetzt: Hyletische Daten in Mannigfaltigkeit, d. i. in Abgehobenheit, stehen unter transzendentalen Bedingungen für mich und jedes für mich schon seiende Ich, für uns, die wir weltlich konstituiert sind und sollen so sein können. Leiblicher Tod des anderen Menschen hebt für meine Erfahrung die Möglichkeit auf, ihn als weltlich seiendes Ich bzw. als mitseiende transzendentale Subjektivität in meiner Welt erfahren zu können. Kann ich sagen, für ihn selbst, der darum weiter noch ist, sind nur die Bedingungen des Daseins in dieser Welt, derselben, die ich habe, aufgehoben? Und umgekehrt, für mich könnte das Sterben darin bestehen, dass diese Bedingungen aufgehoben sind. Dies kann so verstanden werden, dass diese Bedingungen nur eben die der Ermöglichung der mundanen Apperzeptionen sind, also unter dem Titel „Leib“ stehen, aber nicht Bedingungen für das Sein der Subjektivität selbst und das Auftreten hyletischer Abgehobenheiten. Der Tod für das transzendentale Ich kann bedeuten: Es verliert „Leiblichkeit“, es verliert Weltbewusstsein, es tritt aus der Weltregelung heraus. Aber wie ist das denkbar – für das fortdauernde Ich? Das Eintreten in die Weltregelung besagt, dass das Ich mit einer Urpräsenz beginnt, in der hyletische Abgehobenheiten in solcher Regelung auftreten und mit solchen affektiven Kräften, dass das Spiel der assoziativ-aktiven konstitutiven Genesis beginnen und fortgehen kann. Natürlich hat das ähnliche Verständnisschwierigkeiten: Kann das Ich ein Bewusstseinsdasein mit einer hyletischen Urpräsenz ohne alle Abhebung als Präexistenz haben, und wie steht es dann mit den Gründen der Abhebung, mit der affektiven Kraft etc.? Bleiben wir bei der Erwägung der Vorstellbarkeit des subjektiven Daseins nach dem Aufhören der Weltregelung. Was kann das sagen? Das Ich ist nicht „bei sich“, es hat nichts vor, es hat ja keine Welt vor sich, es hat keine Erinnerung an seine früheren Interessen bzw. seine frühere Umwelt
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mit ihren Vorhaben. Wäre es schlafend, so könnte es geweckt werden; es wäre dann seines Leibes und seiner Umwelt sofort wahrnehmungsmäßig bewusst1; das hyletische Feld hätte entsprechende Abgehobenheiten und Koexistenzen, Verlauf der Daten in eins mit kinästhetischen Verläufen, alsbald wäre die mundane Apperzeption in Bewegung, die Aktivität des Ich mit der geweckten früheren, impliziten Aktivität, das Ich-bin-hier, in meiner Umwelt, im Reiche meines Ich-habe und Ich-kann, meiner auf das Künftige gehenden Vorhaben, meiner Vergangenheit; im Ich-bin liegt mein Ich-war etc. Der Tod ist kein Schlaf; im Moment, wo er eintritt, ist mein ganzes weltliches Dasein, mein Ich-bin zu Ende. Ich kann nicht mehr eine Erinnerung an das, was ich war, was ich erfahren, gedacht, entworfen, für die Zukunft vorgehabt hatte, haben, denn wesensmäßig setzt die mundane Wiedererinnerung voraus, dass ich meine mundane Gegenwart habe, in der ich für mich menschlich-leiblich bin.2 In all dem, in dem Leben, in dem ich weltbezogen bin, liegt beschlossen: nicht ein bloßes Ich, dem eine Mannigfaltigkeit ichlosen Seins gegenüber ist, sondern in allem, zunächst in allem Wahrnehmend-Haben steckt schon ichliches Streben, Tun, Vermögen etc., und in der Gegenwart auch unter dem Titel Erwerb vergangenen Intendierens und Erzielens und des auf nähere und auf fernere Zukunft (antizipiertes Analogon der vergangenen Erwerbe) Gerichtetseins. Gäbe es ein Erwachen vom Tode als eine Art Schlaf, so besagte das Erwachen, als das Ich, das sich noch seines weltlichen Daseins mindestens erinnert, aber nicht mehr sich in der Welt findet, ein Unausdenkbares, oder mit anderen Worten: Ein mögliches Erwachen oder Wachbleiben und doch nicht In-der-Welt-Sein ist ein Nonsens, oder Tod wäre kein „Bruder“ des Schlafes, sondern gar nichts anderes als ein Schlaf. Was kann es da sonst für eine Möglichkeit geben, wenn die ausgeschlossen ist, dass ich, der ich bin, ich, das Subjekt meiner erworbenen Apperzeptionen und meiner erworbenen Vermögen, noch nach dem Tode bin? Ist es etwa denkbar, dass mein weltliches Sein sich kontinuierte mit dem Abbruch dieses Daseins in Form einer „neuen Geburt“, als einen neuen Anfang einer Konstitution, in der eine neue Welt ist, und etwa gar mein Ich in einer neuen Welt sich konstituierte?
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Rb.: Es hätte eben einen Leib und lebte leiblich, obwohl schlafend. Rb.: Ist das begründet worden?
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Also dieselbe sich forterhaltende „Monade“ auch mit demselben „Ichpol“, aber so, dass dieser sich zu verschiedenen personalen Ich konstitutiv entwickelte, oder dass die eine und selbe Monade sich zu verschiedenen Menschen objektivierte und mit anderen Monaden in Konnex tretend neue Welten konstituierte? Aber ist das wirklich denkbar? Nun, dann müsste es in seiner Möglichkeit realisierbar, es müsste als Möglichkeit ausweisbar sein. Für wen? Für mich, der ich mich in mein Leben und Sterben hineinphantasierte, und zwar in ein Sterben proponierten Sinnes, und mir klar mache, dass ich dessen innewerden und es ausweisen könnte. Oder so, dass ich das an Anderen durchzuführen versuchte, was aber wohl nur eine Abwandlung des ersteren Versuchs wäre. Aber ist das bei genauerer Überlegung nicht ein klarer Widersinn? Wie könnte ich, aus der Einheit meiner Menschlichkeit in eine Geburt überspringend, wobei diese ganze Einheit absolut vergessen ist, und nun ein neuer Mensch werdend, jemals mich eines anderen erinnern, Zugang zu einem anderen Ich-Sein und Ich-Leben finden als zu dem dieses neuen Menschen? Aber kennen wir nicht aus der Psychiatrie das Phänomen der Depersonalisation, der verschiedenen und wechselnden Ich bei einem und demselben pathologischen „Menschen“? Aber hier ist zu beachten: Es müsste abgeschieden werden die Frage, ob in unserer Welt bei Erhaltung der Identität eines organischen Menschenleibes die Möglichkeit besteht, dass die Seele dieses Leibes aufhört und unmittelbar anschließend oder nach einer Pause eine ganz andere Seele, wie sie normalerweise nur bei einem anderen Leib und nicht in der Kontinuität eines physiologisch-leiblichen Lebens zu erwarten ist, anhebt und fortdauert. Es ist ferner sehr wichtig zu unterscheiden: 1) ein Mensch, der sich selbst als Menschen in unserer Welt findet (und darin sich mit uns versteht), ändert plötzlich seinen personalen Charakter und verliert plötzlich die personalen Erinnerungen seines Berufslebens etc., und wird so ein ganz anderer Mensch dieser Welt; 2) ein Mensch ändert sein Bewusstseinsleben in eins natürlich mit seiner Habitualität, seinen personalen Eigenschaften etc., aber so, dass er sich nicht einmal mehr als Mensch dieser selben Welt erfährt – er findet sich noch als Menschen, aber einer total anderen Welt. Im ersteren Fall geht durch alle Depersonalisation hindurch ein gewaltiger Bestand menschlicher Kontinuität – der Mensch ist in der Tat noch derselbe, er hat bewusstseinsmäßig noch denselben Leib, noch dieselbe Umwelt etc. Der ganze Strom der Weltkonstitution in seiner Genesis von der Urkindheit an und in seiner unaufhörlichen Umbildung geht doch fort, wenn auch in
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einer gewissen Schicht (die das Problem der Depersonalisation ausmacht) ein Bruch statthat. Nicht zum mindesten ist aber aus den Augen zu verlieren, dass das Fundament aller Erwägungen von Möglichkeiten, die zur transzendentalen Subjektivität gehören, das Ich-bin im gewöhnlichen Sinne ist, und dass die phänomenologische Reduktion uns zunächst keine andere transzendentale Subjektivität gibt als unsere eigene, zunächst meine eigene und von meiner lebendigen Gegenwart aus, dann die der für mich konstituierten Anderen. Dabei bin ich im Voraus der, der ich diese Erfahrungswelt habe, mit dieser strömenden Welterfahrungsgegenwart etc., und „wir“ sind Menschen in dieser Welt – von da aus ist die gesamte für mich erdenkliche transzendentale Subjektivität vorgezeichnet, von uns aus und unserer Welt – vorerst von uns in der fundamentalen Normalität reifer Menschlichkeit, der entsprechend die Erfahrungswelt für uns die normale ist. Aber dann die intentionalen Abwandlungen der normalen Menschlichkeit in verschiedenen Richtungen: die Kindlichkeit, das tierische Dasein in den verschiedenen Stufen intentionaler Entfernung, die pathologischen Anomalitäten und endlich die Grenzphänomene: die embryonale Kindlichkeit bei dem Menschen, dann analogisch bei den Tieren; die pathologischen Limesfälle. Die Urquelle der „Anschauung“ für alle Möglichkeiten eines transzendentalen Subjekts liegt aber immer in mir selbst, in den Abwandlungen meiner eigenen Innerlichkeit. Möglichkeiten durch Abwandlungen ergeben sich auch in höherstufiger „Intuition“ als Limesfälle. Die Einfühlung, die Appräsentation fremdsubjektiven Seins, ist eine analogisierende Apperzeption. Ich verstehe den Anderen, und zwar als meinesgleichen. Das wird korrigiert, wird gemindert, wird erhöht etc. Es wird zu einem Ähnlichkeitsrahmen, in dessen Mitte ich stehe als das passend abzuwandelnde Urbild. Und so verstehe ich das Kind, ebenso das Tier, und dann komme ich immer wieder darauf, dass das Fehler ergibt, dass das so nicht geht und ich es verfehle im Handeln. Das embryonale Kind kann noch keine Welterfahrung im normalen Sinne haben, es kann seinen Leib und sich als Menschenkind noch nicht erfahren. Ebenso kann das Tier nicht einfach die gleiche Umwelt haben, und wenn es mich versteht, wie ich es, dann haben wir dieselbe Welt und doch wieder nicht dieselbe, so wie wir Menschen sie untereinander und die Tiere derselben Spezies sie untereinander haben. Da bedarf es, von der Fremderfahrung geleitet, einer vorsichtigen Abwandlung der Analogie, um Erfüllungsmöglichkeiten herzustellen. Im gewöhnlichen Leben bedarf man dessen nicht, man braucht nicht ein wirklich anschauliches Einverstehen, es genügt, dass man vage
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versteht und dazu induktive behavioristische Erfahrung hat, wonach man weiß, wessen man gewärtig sein muss.1
1 Auf dem hinteren Umschlag Bl. 14b findet sich folgende, gestr. Inhaltsangabe: T T . August x x 1930 (Beilagen 16.XII.31), C 4. Hauptinhalt: Wie in der lebendigen Gegenwart Vergangenheit und Zukunft konstituiert ist. Will man die Idee der menschlichen personalen Selbsterhaltung klären, so ist die erste Frage, wie der Mensch überhaupt in seinem Leben, in seiner strömenden lebendigen Gegenwart, Einheit seines ganzen Lebens konstituiert hat – darin Einheit seiner totalen Zukunft und Vergangenheit. Ausführliche Erörterung des fundamentalen Unterschieds: Wie Wiedererinnerung die eigene Vergangenheit selbst gibt und wie Vor-Erinnerung die eigene Zukunft nicht selbst gibt, sondern nur vorverbildlicht: 12-3. Das dient der Überlegung: Wie in der lebendigen Gegenwart Vergangenheit und Zukunft konstituiert ist. Über die Struktur der lebendigen Gegenwart einige (aber nicht in systematisch ausgebauten Entwürfen) Ansätze. Das führt 52 zu der Frage des möglichen Aufhörens des Lebens (Leben als Interessenleben) und auf die Fragen der möglichen Interpretationen von Schlaf, Tod, Geburt. Desgleichen zur Frage der Denkbarkeit einer „Weltvernichtung“ durch Auflösung der intentionalen Weltkonstitution. Darüber Beilage I–II (vom 16.XII.31) gemeint ist wohl B I 13, Bl. 107– 108. Dabei ist leitend die Klarheit darüber, dass alle Weltkonstitution Leistung des Interesses, des Willens, der Scheidung bleibender Geltung und ständige Neu-in-Geltung-Setzung ist. Wichtige Bemerkungen über Abhebung, Eindringlichkeit, graduelle Affektion auf das Ich, über kontingentes Apriori, über Mehrheitsbildung und Mehrheitsaffektion, über Verhältnis von Affektion und Aktivität, über den Sinn von bleibenden Erwerben, über Modi der Aktivität als Willensmodi, darunter die Modi des Erworbenseins, über Misslingen und Modalisierung, über Wahrheit des Ich (Selbsterhaltung) als Idee und korrelativ Wahrheit der Welt als Idee. Wichtige Beilagen ß1-ß2 gemeint ist wohl B I 13, Bl. 108–110 haben Thema Schlaf und Tod. Elementares.
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Nr. 22 Form der Methode der Gewinnung der Wesensform der Welt in endlos-offenem Progressus der Enthüllung der Horizonte = Form der Methode zu einer „ Weltanschauung “ als Wesensanschauung1 Es2 scheint gar leicht, die vorgegebene Welt zu variieren – rein als Erfahrungswelt – ästhetisch – und frei Weltmöglichkeiten bildend überzugehen zur Erschauung des Wesens möglicher Welt überhaupt. Aber die originale Gegebenheit der Welt in der Form der schlichten Wahrnehmung ist nur ein Anfang; die Welt ist gegeben, aber mit einem unerschlossenen Horizont. Die Wesensanschauung reicht nur so weit als die Anschauung der exemplarischen Möglichkeiten. Oder: Das Wesensallgemeine, das ich vor der Enthüllung oder nur bei relativer Enthüllung gewinne, kann zwar ein wirklich Erfasstes sein, aber in seiner Allgemeinheit beschlossen ist auch der Horizont, und die Variation variiert zwar den Horizont, aber nur als leere Präsumtion. Es ist danach ein „unendlicher“ Weg der immer vollkommeneren Enthüllung der Horizonte, der Herstellung immer weiter in die Konkretion hineinreichender Möglichkeitsanschauung, wobei der Weg darin bestehen muss, die Intention auf Einheit und Identität der Welt von Möglichkeit zu Möglichkeit festzuhalten und auf die universalen (totalen) „anschaulichen“ Strukturen auszugehen, in ihrer Art synthetischer Selbstkonstitution; dann innerhalb der Totalstruktur die allgemeinsten Spezialstrukturen. Was man gewinnt, ist immer wieder ein Allgemeines, das neue Besonderung durch Befragung der unbestimmt gebliebenen Horizonte offen lässt. 1 Die Aufschrift auf dem Umschlag 1 / 9 bezieht sich auf die Texte Nr. 22–26: Aus TT = Ms. C 4. August 1930. Erster Anfang eines methodischen Abbaus der urphänomenalen Gegenwart, zugleich als Methode des Abbaus der vorgegebenen Welt als solcher und der Rückfrage auf die subjektiven Erscheinungsweisen anstelle der Methode einer Ontologie der Erfahrungswelt und dieser als transzendentaler Leitfaden. Urstrukturen der lebendigen Gegenwart: Hyle, ichliche Struktur, Primordialität etc. Stufen der Zeitigung: Urzeitigung, Naturzeitigung, Weltzeitigung. Stufen der Kerne. 2 Rb.: Aus TT = Ms. C 4. August 1930.
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Wir sind nie fertig mit den Selbstverständlichkeiten dieser Welt; in der äußerlichen Selbstverständlichkeit, der der schlichten, aber nach Horizonten unenthüllten Erfahrung, treten uns Typen entgegen, wie organische Wesen, menschliches Kind als Neugeborenes und als Embryo, Tiere und tierische Anfänge, anomale Menschen und Tiere, Pflanzen, die für die Praxis des alltäglichen Lebens hinreichend bekannt sind oder es werden können, aber ihre unerschlossenen, rätselhaften Wesenstiefen haben. Diese Tiefen sind die, sich in vager (obschon in ihrer Art sich bestätigender) Erfahrung bekundenden, psychischen Innerlichkeiten. Wie ist das Psychische, eine universale Struktur der Welt, als einer wesensmöglichen? Problem einer universalen (mundanen) Psychologie und Problem ihrer möglichen Methode. Wesenslehre von meinen Möglichkeiten („egologisch“), Wesenserkenntnis der reinen menschlichen Seele überhaupt als meinesgleichen (eidetische Innenpsychologie), und zwar des Menschen in der Normalität – ich selbst in meinen normalen Möglichkeiten und im normalen Zugleich, das da heißt normaler reifer Mensch.1
Nr. 23 Vorstoß zu einer Methode des Abbaus, des radikalen Abbaus der vorgegebenen Welt im Rückgang zur strömenden Gegenwart und systematischer Abbau dieser Gegenwart. Aufdeckung von Kernstrukturen in der immanenten Zeit und der Konstitution der Natur Gehen2 wir methodisch allen diesen „Bedeutungen“ nach, d. i. den intentionalen Horizonten, den über schon wirklich selbst Gegebenes hinaus meinenden Bewusstseinsweisen. 1) Wir gehen aus von der strömenden Gegenwart, oder vielmehr, ich gehe von der meinen aus, von der, in welcher ich mich mit dem Einsatz der Epoché finde, und die in voller Konkretion genommen in gewisser Weise das an sich Erstzusetzende ist, allumfassend, insofern sie auch meine Vergangenheit oder Zukunft als die mir jetzt geltende „befasst“ und so 1 Die an diesen Text anschließenden, von Husserl als „15–20“paginierten Blätter finden sich in E I 4, 30–35 (abgedruckt als Text Nr. 6 in Husserliana Bd. XV, S. 81–90). 2 Rb.: Von hier.
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alles, was in irgendeiner Weise der „Transzendenz“ mir gilt. Als Erstes bin ich für mich, der ich jetzt bin und bin ich für mich auch vergangenes Ich, dasselbe, das auch früher war, so bin ich das aus meiner gegenwärtigen „Meinung“, eventuell mich meiner wiedererinnernden Erfahrung, die zum Bestande meiner strömenden Gegenwart gehört. Dasselbe gilt offenbar für die Welt als von mir erfahrene, mir überhaupt in welchem Sinngehalt immer, gegenwärtig geltende. 2) Die konkrete strömende Gegenwart reduziere ich systematisch durch einen „Abbau“. Ich reduziere auf die urimpressionale immanente SachGegenwart, auf die „ichfremde“, nämlich die immanente Hyle (Empfindungssphäre). Dazu ist Folgendes zu überlegen: Der Beginn mit der Einstellung auf die konkrete strömende Gegenwart besagt Einstellung auf den konkreten Strom, mein konkretes StrömendSein, als einem kontinuierlich wahrnehmungsmäßigen. Im Strömen finde ich in verschiedenem Sinne strömend Gegenwärtiges, und zwar originaliter Gegenwärtiges, eben durchaus und nur Wahrgenommenes, ob ich darauf besonders gerichtet bin oder nicht. Ich habe jetzt die und jene Wiedererinnerungen, Vorerwartungen, verstehe Reden usw. Das sind die strömende Gegenwart „transzendierende“ Erlebnisse, „intentional“ sie übersteigend. Die Wiedererinnerung vergegenwärtigt, sie macht Vergangenes, etwa ein vergangenes Wahrnehmen, Nichtgegenwärtiges bewusst. Aber sie selbst ist ein Erlebnis in der strömenden Gegenwart, sie selbst ist bewusst als originales Erlebnis, als originaliter selbst-gegenwärtig verströmend. Und so ist alles und in jedem Sinne für mich als transzendent Bewusste so bewusst in einem selbstgegenwärtigen, einem strömend-wahrnehmungsmäßigen Erlebnis, einer Komponente der strömenden Gegenwart. Man kann wohl zunächst auch so vorgehen, dass man die Wesenstatsache, dass Wahrnehmungsgegebenheit in der konkreten Präsenz transzendiert, und wie sie das tut, allmählich aufklärt. Zunächst fassen wir Posto in dem universalen Strom durchgängiger selbstgegebener Gegenwart, und dabei seien wir noch nicht klar darüber, dass die universal dahinströmende mundane Wahrnehmung mit ihrer mundanen Gegenwart eine transzendierende sei. Wir reduzieren also auf die strömende Wahrnehmungsgegenwart. Wir schließen zunächst die Seinssetzung der vergegenwärtigenden Erlebnisse aus, lassen aber alle gegenwärtigenden in Geltung. Wir haben dann also in Geltung die Wiedererinnerungen als gegenwärtigte Erlebnisse, aber auch das mundane Gegenwartsfeld, soweit es wahrnehmungsmäßig-strömend Gegebenes ist. Oder wir fangen an:
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1) Die Setzung der Welt ist wahrnehmungsmäßige, aber wir unterscheiden: das eigentlich Wahrnehmungsmäßige von ihr, das wahrnehmungsmäßige reale Feld, und das Mitgemeinte. Wir finden an der Weltwahrnehmung den Außenhorizont als eine strömende Mitmeinung, die selbst als Erlebnismoment zur Wahrnehmungsgegenwart gehört, aber nicht hinsichtlich des darin vermeinten Weltlichen. 2)1 Dann reduzieren wir dieses Wahrnehmungs-Feld durch Aufweisung der Innenhorizonte und kommen schließlich darauf, dass mundane Wahrnehmung ganz und gar transzendent ist, obschon in der eigentümlichen Weise, dass sie, in einer Relativität präsentierend, ein relativ eigentlich Wahrgenommenes und eigentlich Nicht-Wahrgenommenes unterscheiden lässt, für die Welt und für jedes einzelne Ding von neuem und in neuer Weise und in beständiger Relativität. In diesem „Abbau“ kommen wir zurück auf den urimpressionalen Gegenwartsstrom, der ausschließlich rein Wahrgenommenes in Geltung belässt und in sich enthält in eingeklammerter Form, alles nicht rein Wahrgenommene, und dabei in sich enthält als rein Wahrgenommenes das wahrnehmende und jedes sonstige Bewusstsein, und zwar als das von einem nicht rein Wahrgenommenen und eventuell überhaupt nicht Wahrgenommenen. Diese urimpressionale strömende Gegenwart der konkreten Urpräsenz hat dann folgende allgemeinste Struktur: a) das phänomenologische Residuum der eigentlich wahrnehmbaren Seiten von mundanen Realitäten etc., nämlich die Empfindungshyle, die Urhyle in ihrer eigenen Zeitigung; b) das „Ich“ mit allen offenen und verborgenen ichlichen Beständen, dahin gehörig: allen Beständen der weltlichen Auffassung, allen Beständen der weltlichen „Verweisung“, des weltlich Horizontmäßigen, der weltlichen Vergegenwärtigung usw. In dieser Hinsicht bedarf es weiterer Scheidungen. Die Urhyle in ihrer eigenen Zeitigung ist der sozusagen ichfremde Kern in der konkreten Gegenwart. Wir hätten dann zu sagen: Im Strömen der konkreten Urpräsenz zeitigt sich stetig die rein immanente Zeit als die Urzeit, in der das urindividuelle Sein ist. Wir setzen damit in Geltung den reinen Erlebnisstrom, das erste „Transzendente“ gegenüber der urimpressionalen, strömenden Gegenwart der konkreten Urpräsenz. Durch die immanente Zeit geht kontinuierlich hindurch das hyletische Feld, das also der hyletische Kern (Stoff) der urimpressionalen Sphäre ist. 1
Rb.: Reduktion auf rein Wahrgenommenes.
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Gehen wir nun über zu anderen „Transzendenzen“. Wir können jetzt ausgehen von der konkreten immanent zeitlichen Sphäre (einem ersten Universum in einer ersten Zeitlichkeit), die dem Strömen der konkreten Gegenwart entquillt und in ihr immerfort intentional „impliziert“ ist. In dieser strömenden Immanenz, sich explizierend in der expliziten immanenten Zeit, bekundet sich „die“ objektive Welt, und zwar sagt das, es geht durch die immanente Zeit kontinuierlich hindurch eine darin erfahrene Welt, oder, es gehört zur Struktur der strömenden Gegenwart eine kontinuierliche mundane Wahrnehmung. Dem urhyletischen Kern entspricht jetzt ein neuer Kern, eine neuartige Hyle: Das ist in der strömenden Präsenz das naturale Wahrnehmungsfeld und in der mundanen Allzeitlichkeit (bzw. in der Welt als erfüllter Zeit) die universale Natur. Die Empfindungshyle fungiert als „Auffassungsmaterie“ für die Wahrnehmung der naturalen Hyle, und die Auffassung ist hier ein neuer und näher zu erforschender Modus der zugleich gegenwärtigenden und vergegenwärtigenden Funktion. Die „Natur“ ist Kern, Materie (Hyle) der Welt als erfahrener – ein Kern, der „Vergeistigung“ annimmt und im Weltbewusstsein vorweg schon hat; aber die objektive Natur ist nicht aufgrund der einheitlichen Hyle schlicht konstituiert, sondern erst konstituiert ist der primordiale Kern, durch den für mich der Sinn Natur in erster Stufe sich konstituiert. In der Stufe vor der Natur: Geht auch die Konstitution der Hyle (Zeitigung des Empfindungsdatums) an sich voraus der Konstitution des konkreten Erlebnisstroms als eines einheitlichen Seinsfeldes?1 Das ist noch näher zu überlegen. Ferner: Der naturalen Zeitigung, und zwar der an sich ersten, der primordialen, entspricht im Kern primordialer Natur sozusagen der Kern der naturalen Zeitigung, d. i. die strömende naturale Wahrnehmung (als Kern jeder mundanen Wahrnehmung) usw. In diesem Wahrnehmungskern ist dann beschlossen der hyletische Urkern als Auffassungsmaterial – aber diese ganze Zeitigung ist selbst schon konstituiert, nämlich mit Rücksicht auf die Urzeitigung des Empfindungsmaterials und seiner Auffassung. Ferner: Für die Zeitigung der Natur in der Primordialität bzw. in meiner immanenten Sphäre stoßen wir noch einmal und schon früher auf einen Kern, nämlich in der primordialen Natur ist mein Leib ausgezeichnet und für die primordiale Kernwahrnehmung, für Naturwahrnehmung, die Leibwahrnehmung. Die Natur zeigt sich als raumzeitliche Natur und der Raum 1 Rb.: Warum Vorausgehen? In allem Wandel, aller eventuellen Schichtung des Erlebnisstroms, liegt notwendig beschlossen die Kernkonstitution.
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in Orientierung um meinen Leib und seiner ausgezeichneten Erscheinungsweise. In der strömenden Urpräsenz haben wir unabänderlich immer schon Leibwahrnehmung, und so in der Zeitigung der immanenten Zeit geht durch diese ganze Zeit kontinuierlich hindurch mein Leibwahrnehmen, synthetisch identisch denselben Leib allzeitlich konstituierend. So geht es dann weiter, aber freilich auch immer komplizierter. Konstitution der objektiven Welt vermöge der Konstitution der Anderen, die aber nicht immer in der Urpräsenz durch auf sie bezogene Wahrnehmungen vertreten sein müssen, während doch in allem konstituierten Mundanen die „Bedeutung“ der Objektivität zugehört. Aber alles Weltliche und so vor allem die Anderen liegen doch im Bereich möglicher Wahrnehmung, möglicher Erfahrung; und für die Konstitution der Welt als Welt wirklicher und möglicher objektiver Erfahrung spielt für mich (und dann für jedermann entsprechend) der eigene Leib die zentrale, die Kern-Rolle, aber die anderen Leiber sind dann doch sekundäre Zentra der objektiven Naturalisierung, – die objektive Natur ist auf das offene Universum der Leiber bezogen.1
Nr. 24 Notiz: Stufen des Bewusstseins-von Das „Ich“ („Person“) als Zentrum der Intentionalität, andererseits das strömende Leben, in dem sich alle „Affektion“ und „Aktion“ immanent passiv verzeitlicht, sich in einer „passiven Intentionalität“ konstituiert2. Die „Stromzeitlichkeit“, in der die hyletischen Einheiten, ihre „Auffassungen als“, die „Erscheinungen von“ (z. B. von Steinen, von realen Gegenständen überhaupt), aber auch die spezifischen Ichakte als konstituierte Einheiten auftreten. Wir haben also „Bewusstsein von“ in verschiedenem Sinn und in verschiedener Fundierungsstufe: 1) Das ursprünglichst zeitigende Bewusstsein, in dem durch die Urimpressionen (Urpräsentationen), Urretentionen und Protentionen sich „immanente Daten“ (die Empfindungsdaten, mit ihren Gefühlsmomenten, auch die Triebmomente, alles in der Weise des innerst Zeitlichen) konstituieren, aber auch die Erscheinungen-von, die Ichakte, 1 Rb.: Dann weiter die Personalisierung, die Vermenschlichung in eins mit der sich humanisierenden Welt als gemeinschaftliche, soziale und Kulturwelt etc. 2 Rb.: Mittelbar auch die Vermögen, die Interessen.
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alles, was überhaupt zeitlich-innerzeitlich eins ist. 2) Akte. Das eigentliche Bewussthaben, Darauf-Gerichtetsein des Ich. Das Bewusstsein sub 1) ist uneigentliches Bewusstsein, ist keine „Intention“. Problem dieser Uneigentlichkeit und warum es mitgerechnet wird als „Bewusstsein von“. Schon die rückgreifende Reflexion, die es entdeckt, macht aus der retentional konstituierten Einheit eine intentionale.
Nr. 25 Notiz: Formstrukturen der lebendigen Gegenwart Das Kernfeld der lebendigen Gegenwart in seiner Formstruktur, die verharrt, während die lebendige Gegenwart konkret im Strömen ist. Wir haben die Struktur: 1) urimpressionale Quellphase des absoluten Jetzt, Kontinuität der retentionalen Verströmungsform, Kontinuität der protentionalen Fortströmungsform; 2) das Gesetz der individualisierenden Besonderung dieser Form. Doch größere Genauigkeit. Das urgesetzliche Strömen ist Strömen der konkreten Gegenwart. In dieser ursprünglichen Stromkontinuität, Kontinuität der Sukzession unterscheiden wir die Momentangegenwart als Urquellphase für die abklingenden Phasen des Soeben-konkreteGegenwart-Gewesenen und des Kommenden. Aber wo sonst als in der jeweiligen konkret lebendigen Gegenwart finde ich die soeben vergangene Gegenwart als solche etc.?1
Nr. 26 Notiz: Haben eines Dinges, eines Sehdinges, einer Erscheinung, Haben eines Empfindungsinhalts. Haben eines Psychischen, indem man selbst ist Ergänzung:2 Ich nehme wahr, ich habe Erinnerungen, ich setze damit eine Welt. Dahin gehört mein Leib und die äußeren Dinge und in gewisser Weise ihr eigener 1
Rb.: Im Bisherigen ist von Akten und vom Ich der Akte keine Rede gewesen. Hinweis zur Datierung: Das Bl. 8 ist nach Schrift und Papier zu urteilen wohl vor 1910 entstanden. 2
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Körper, auch meine „Seele“. Ich habe die und die Dingerscheinungen, ich habe die und die Empfindungen: Mir steht das Rot, das Warme usw. selbst da. Ebenso, ich habe die Sehdinge, ich habe schließlich die Wahrnehmungserscheinung, ich habe das Bewusstsein: leibhaft steht mir dieses Tintenfass da etc. Ich bin auch zornig, oder fröhlich, bin betrübt etc.; ich habe nicht den Zorn als Gegebenheit ganz in dem Sinne, wie ich im Leibhaftigkeitsbewusstsein das Ding da habe. Der Zorn steht mir nicht so gegenüber, so wie mir das Ding gegenübersteht. Ich sage „Ich bin zornig“, nicht „Ich bin dinglich“. Ich bin aufmerksam, ich bin denkend, ich denke, ich empfinde. Das „Haben“1 der Farbe etc. – das gehört zum Ich. Doch kann man auch sagen: Im Zorn, im Aufmerken, im Denken kann ich leben, ohne darauf zu achten und es zum Gegenstand zu machen. Tue ich Letzteres, so ist es auch ein Gehabtes. Aber es bleibt der fundamentale Unterschied: Ein Empfindungsinhalt ist ganz anders, wenn er gehabt ist als ein Gegenüber, als ein Zorn oder eine Freude oder ein Glauben, obschon das Gemeinsame besteht, es ist Gegenstand für das Subjekt.2 Das Vergegenständlichen, als GegenstandMeinen, zum Gegenstand-Machen ist schon in seiner schlichtesten Form eine Funktion der Spontaneität des „Denkens“. Das ist etwas Durchgehendes, Allgemeines. Was ist es nun aber mit dem Unterschied des Gehabtseins eines Empfindungsinhalts, eines Tones z. B., und dem eines Zornes, und eines Subjektiven im psychischen Sinne (eines Bewusstseins jeder Art)?
1 Rb.: Haben als Thematisch-Haben – Haben als reellen Bestand des psychischen Seins, ob thematisch oder nicht, ob Erlebnis oder Habitus. 2 Rb.: „Ich empfinde, ich werde durch Empfindungsinhalte affiziert“ ist zu unterscheiden von dem „Ich habe den Empfindungsinhalt selbst“. Das Gegenständlich-Haben ist selbst ichlich. Empfindungsdaten sind nicht-ichlich, sind ich-fremd; wieder für Transzendenz: Dinge sind ichfremd, fremde Personen, fremde ichliche Erlebnisse sind ichlich.
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Nr. 27 In der transzendentalen Reduktion werde ich zum Zuschauer des mundanen Ich. Die Reduktion auf die Kernsphäre der Wahrnehmungsgegenwart unter Ausschluss von Erinnerung und Zukunft1 Die2 transzendentale Reduktion als Reduktion auf mein transzendentales Ego in seiner unausgelegten „stummen“ Konkretion – die erste Wesensschau und Deskription, die der allgemeinsten ständigen Formstruktur des transzendentalen Ego, ist die des ständigen Strömens. Ich versuche folgendes Vorgehen: Als Ego im philosophierenden Anfangen habe ich durch den ersten Einsatz der Epoché: mich als Ich, das in der Weltgeltung, im Weltleben ist, das darunter das menschliche Ich in Geltung hat, das handelnd sich als handelnder Mensch und das Handeln als anthropologisches Vorkommnis in der Welt apperzipiert. Als transzendentaler Zuschauer dieses natürlich eingestellt lebenden Ich – des transzendentalen, finde ich mich als Ich der universalen Weltwahrnehmung; wie ich selbst, das hier thematisch geworden ist, ist diese seine Weltwahrnehmung transzendental. Ich finde zunächst dieses strömende Weltwahrnehmen, worin das Wahrgenommene, die Welt, genauer, die jetzt für mich seiende Welt, ist, die Welt in ihrer strömenden ständigen Gegenwart als Wahrnehmungsgegenwart. Unterscheidung des strömenden Wahrnehmens mit dem von ihm untrennbaren Wahrgenommenen als solchem, andererseits der für das transzendental wahrnehmende Ich wirklich seienden, sich in Wahrheit ausweisenden
1 Die Aufschrift auf dem Umschlag Bl. 1 / 27 bezieht sich auf die Texte Nr. 27–42: Juni, Juli 1932. Von der Epoché aus eine Reduktion auf das primordiale Sein des Ego als urtümliches Strömen. 1) Die Enthüllung der Selbstzeitigung, die im Strömen selbst sich vollzieht – Retentionalisierung; 2) die zweite Selbstzeitigung durch Erinnerungen. 2 Rb.: Nota Bene.
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Welt. Reinerhaltung des Transzendental-Subjektiven: Strom der Weltwahrnehmung – als Wahrnehmung der wahrnehmungsmäßigen Weltgegenwart „als solcher“. Diese Wahrnehmungsgegenwart ist freilich eine bald weitere, bald engere (die „Minute“, die „Stunde“ usw.). Wenn ich auf das strömende Wahrnehmen (das „Noetische“) achte, so merke ich, dass ich dabei einerseits zwar von Wahrnehmung der Gegenwart spreche (z. B. ich nehme wahr, dass ich jetzt in der Vormittagsarbeit bin – das natürlich transzendental reduziert), andererseits dass ich darin unterscheide zwischen Wahrnehmung und Vergegenwärtigung (im Beispiel: das jetzt eigentlich wahrnehmungsmäßige Arbeiten und das Wiedererinnern an die früheren Studien der Vormittagsarbeit); mein strömendes Wahrnehmen des Inhaltes Vormittagsarbeit ist ständig von solchem Seinssinn (dem in diesem Wahrnehmen als wahrgenommenes Seiendes Geltenden), dass er einen ständigen und strömenden Geltungshorizont in sich birgt, welcher in Wiedererinnerungen sich auslegt, Wiedererinnerungen, die dann ohne weiteres mitrechnen, wenn ich vom Wahrnehmen dieses Gegenständlichen spreche. Es ist und bleibt für mich Wahrnehmen desselben, wenn ich das Bedürfnis habe, mir klar und deutlich zu machen, „was da das wahrnehmungsmäßig Gemeinte“ ist, wie es sich auslegt – durch Wiedererinnerungen und eventuell Vorerinnerungen etc. Nun, statt in dieser Weise weltliche Wahrnehmung einer Wahrnehmungsgegenwart zum Thema zu machen und es schon in seiner noetischen Struktur auszulegen, somit in ihr selbst wieder Wahrnehmen und Erinnern zu unterscheiden, nehme ich unausgelegt das Wahrnehmen in Bausch und Bogen sozusagen. Ich gehe nun so vor, dass ich darauf hinweise, dass solch ein strömendes Wahrnehmen, in welchem ich eine Wahrnehmungsgegenwart meine, sich verbinden kann mit einer Erinnerung, welche diese Gegenwart „übersteigt“, und so überhaupt mit einer „Erinnerung“ irgendeines Typus. Im Strömen des transzendentalen Lebens als Weltbewusstseinslebens habe ich jedenfalls strömende Weltwahrnehmung mit Weltgegenwart, zudem aber auch Welterinnerungen, dadurch Bewusstsein von Weltvergangenheit und Weltzukunft. Nun könnte einsetzen die Frage nach der strömenden transzendentalen Weltwahrnehmung mit ihrer Weltgegenwart und aufgezeigt werden die Relativität von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft und die Ausscheidung der erinnernden Vergegenwärtigungen durchgeführt werden. Es kann dabei schon gezeigt werden, dass Weltgegenwart immer einen Bewusstseinshorizont von Weltvergangenheit und -zukunft hat, als Horizont möglicher Wie-
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dererinnerungen und Vorerinnerungen, wie auch in Hinsicht auf räumliche Gegenwart den Horizont der Miterinnerungen. Nun Reduktion auf die „reine Wahrnehmungsgegenwart“ – „Ausschluss“ der Mitfunktion der Erinnerungen – als Kern des Erfahrungsbewusstseins von der Welt. Also Abstraktion an der Welt als transzendentalem cogitatum des transzendental erfahrenden und in einem gewissen weiten Sinne wahrnehmenden cogito von der Welt, – in welcher Abstraktion außer Geltung bleibt die Erinnerungsvergangenheit, die Erinnerungsmitgegenwart, die Erinnerungszukunft, und übrig bleibt die Welt in der strömenden puren Wahrnehmung, als pure strömende Weltgegenwart, und zwar aus dieser puren Wahrnehmung. In dieser Kernsphäre kann nun zunächst die Wesensstruktur des stehenden oder ständigen Strömens, der verharrenden Form des transzendentalen Ego, erforscht werden als Erlebnisstrom oder Bewusstseinsstrom, ohne des Näheren auf die Beschreibung des Bewusstseins als solchen einzugehen. Hier wird also die urtümliche Selbstzeitigung des transzendentalen Ego nachgewiesen und später erst gezeigt, dass, was als Erinnerung ausgeschieden worden ist, mitgehört in dieses Strömen, oder dass konkretes Ego urtümlich konkretes Strömen ist mit einem Kern beständiger Weltwahrnehmung, und zwar purer Wahrnehmung. In dieser Urzeitigung haben wir Urgegenwart, Urvergangenheit, Urzukunft als konstituierte, selbst zeitliche Modalitäten, ihrerseits strömend und im Strömen die identische Zeit konstituierend. Vergangenheit ist hier retentionale Vergangenheit und nicht Wiedererinnerungsvergangenheit – es muss erst aufgewiesen werden, wie eins zum Anderen steht bzw. wie die Erinnerungsmodalitäten nur dadurch Zeitmodalitäten sind, dass sie in gewisser Weise auf die retentionalen zurückbezogen sind. Aber im Grunde ist die Urzeit noch nicht ernstlich Zeit, sondern nur Vorstufe der Zeit als Koexistenzform. Im ständigen Urströmen vollzieht sich die Selbstkonstitution des Ego als strömend verharrende Einheit. Innerhalb dieser Form scheidet sich das passive und das aktive (spezifisch ichliche) Strömen bzw. in dem Konstituierten, in der Zeitform das Passivsein und passive Verlaufen in der Zeit und das aktive und überhaupt ichliche Geschehen als Affektivität und Aktivität.
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manuskript c 7 Nr. 28 In der transzendentalen Selbstzeitigung des Ich konstitutiert sich die Transzendenz der Welt
„Selbstzeitigung“ als Leistung des urtümlichen Strömens ist ein gefährliches Wort. Das Strömen als solches zeitigt nicht. Zeit ist Koexistenzform. Als transzendentaler Zuschauer kann ich mich auf das pure Strömen einstellen, auf das stetige Abklingen der Urimpressionen. Vollziehe ich dann nicht eine ursprüngliche Identifikation: „Dasselbe, das da ‚abklingt‘“, dasselbe unverändert Verharrende, aber sich in immer wieder anderen Modis Darstellende“. Ich halte fest – der Ton verklingt, ich halte ihn, meine ihn kontinuierlich, ihn denselben, im Wandel der Versinkung. Was ist das, dieses „Tönen“, er seiend, mit der Impression ins Dasein tretend und dann verschwindend, aber fortseiend, nicht als Ton, sondern als vergangener Ton? Ist das sinnvoll als „hyletisches Datum“ bestimmt, das Bestandstück des Stromes ist? Freilich, ich brauche immerzu zweierlei: das strömende Feld der „Erlebnisse“, worin ständig ein Feld Urimpression, abklingend in die Retention, vor sich Protention, – andererseits das Ich, das von daher affiziert ist und zu Aktion motiviert. Aber ist das Impressionale nicht schon apperzeptive Einheit, ein Noematisches vom Ich her, und führt die Rückfrage nicht immer wieder auf eine apperzeptive Einheit? Was1 ist wirklich Selbstzeitigung? Wenn ich das urtümliche Strömen – das Ego in seiner Urtümlichkeit – unausgelegt überschaue und identifiziere, als das ständig strömende Ego, so tue ich das als Zuschauer. Was ist das für eine „Apperzeption“, für ein In-Geltung-Setzen und ursprünglich Identifizieren? Unausgelegt habe ich die strömende Weltapperzeption, in welcher das thematische Ego kontinuierlich identifiziert, und im Rahmen des Einheitsbewusstseins vielerlei Sonderakte, darunter „urteilende“ Identifikation und sonstige Synthesen, vollzieht. Ich, der Phänomenologe, schaue zu. Ich schwimme mit. Ich vollziehe Wiedererinnerungen, Wiederholungen, Identifikation neuer Stufe und Art. Dann: Sie vollzieht nicht das Ego im Thema? Sagt man, jede solche Wiedererinnerung oder Wiederholung ist doch zugleich eine solche des Ego in seiner Weltlichkeit, so ist zu bedenken, dass
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Rb.: ad Note gemeint ist wohl Bl. 4 oder Bl. 6.
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das transzendentale Ich seine transzendentale Betrachtung wiedererinnert, also ein neues Wiederholen statthat. Die transzendentale Reflexion ist eine universale Modifikation der Natürlichkeit. Aber sie ist doch ein reines Wahrnehmen des konkret strömenden Ego und ein wiederholendes Betrachten; das konkret Strömende ist strömende universale Apperzeption und universale Einheit der Geltung konstituierend, eine noematische Einheit. Reflektierend sehe ich das Strömen und die darin strömend konstituierte Einheit, mit allem, was dazu gehört; ich lege das konkrete Ich aus, zuschauend reflektierend. Was charakterisiert aber Wiedererinnerung als solche bloß reflektierende Wiederholung? Auffällig1 ist dabei, dass wir ohne weiteres geneigt sein werden zu unterscheiden: Vielfältige Vergegenwärtigungen vergegenwärtigen ein im Allgemeinen vielfältiges Gewesensein meiner, im Allgemeinen, denn es können auch verschiedene Vergegenwärtigungen dasselbe „Ich war“ vorstellig machen. Desgleichen, was schon oben berührt wurde: Die vielfältigen Vergegenwärtigungen können auftreten als Vergegenwärtigungen geradehin, als schlichte, aber auch als Vergegenwärtigungen verschiedener Stufe und beliebig höherer, sofern das direkt Vergegenwärtigte ein Vergegenwärtigen vergegenwärtigen kann, das selbst wieder seine vergegenwärtigte Vergangenheit (oder Zukunft) in sich trägt, die mitgilt, als ob sie geradehin Vergegenwärtigte wäre, wie es in der Tat auch sein könnte usw. Aber all solche Bemerkungen übersteigen schon, was direkte und erste Analyse auslegt. Denn wenn z. B. mehrere Vergegenwärtigungen als dieselbe Vergangenheit vergegenwärtigend erkannt werden, so ist es offenbar eine Synthesis der Identifikation, die diese Erkenntnis leistet, eine Synthesis, die selbst ein auf Vergegenwärtigungen bezogener neuer Modus strömenden Lebens darstellt, der erst wie jeder Modus als Strukturbestand im Strömen aufgezeigt werden muss. Leitidee, dass in der Tat der Urstrom meines Ich-bin selbstzeitigend ist, aber nur durch Erinnerungsbewusstsein als Bewusstsein-von, als Intentionalität, eigenes Sein als zeitlich existierend zustandekommt. Nehmen wir nun als Neues darauf Rücksicht, dass im strömenden Ich-bin, im urtümlichen Leben, das mein Primordium ausmacht, nicht nur eine Selbstzeitigung dieses Lebens statthat und die darauf bezügliche Intentionalität, sondern dass die abgehobenen Lebensmomente, die wir auch als transzendentale Erlebnisse bezeichnen, eine zweite Intentionalität zeigen, nämlich sofern
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Rb.: Als Note.
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sie nicht nur strömend sind, sondern Welt bewusst machen.1 Urtümlich lebend (im stehend Strömen) bin ich meiner „bewusst“ als gegenwärtiges, vergangenes und künftiges Ich-lebe, Ich, das transzendentale Ich. In diesem Leben bin ich aber bewusst der Welt – die ich, das transzendentale Ich, nicht bin, die in meiner transzendentalen Urzeitlichkeit, der sich im ständigen Strömen als Selbstkonstitution zeitigenden, nicht vorkommt, ihr gegenüber ichfremd ist, transzendentales Nicht-Ich ist. Welt ist zeitlich seiend, sie ist selbst nichts anderes als erfüllte Zeit – Weltzeit, Raumzeit. Also gegenüber der transzendentalen Zeit eine zweite Zeit, so wie die Intentionalität, durch welche Welt bewusst ist, nicht diejenige ist, durch die ich für mich selbst als immanent zeitlicher (transzendental zeitlicher) bewusst bin. Die transzendentalen Erlebnisse, die ihr transzendental-zeitliches Sein haben (dank der transzendentalen Selbstzeitigung) sind zeitigend für eine neue Zeit bzw. für ein neues Sein, eben das in der zeitigenden intentionalen Leistung dieser Erlebnisse sich in der Transzendentalität konstituiert, aber sie selbst „transzendiert“.
Nr. 29 Notiz: Weckung von Horizonten. Af f e k t i o n u n d A k t i o n Die apperzeptive Intentionalität als den Strom transzendierend in ihren noematischen Einheiten. Der Strom und das Zeitfeld der „Immanenz“, das Erlebnisfeld, die Erlebnisse als weltliche Apperzeptionen, als Seinsgeltungen in einem Horizont des vermöglichen Könnens bzw. der noematischen Vermöglichkeiten. Wie sind die Horizonte immanent zeitlich? Das Erlebnis als Wahrnehmen von diesem Sessel. Nacheinander denselben Sessel in verschiedenen Erscheinungsweisen sehen, die Synthesis der Identifikation, das kontinuierliche Einheitsbewusstsein im Kontinuum des Erscheinungswandels. Das Meinen des „Ich“, das In-Seinsgeltung-Haben und Seinsgeltung in kontinuierlicher Identifikation aktuell-aktiv Vollziehen – das alles aber erlebnismäßig im Strom. Alle Modifikation des „Noch in Geltung“ ist zugleich Erlebnismodifikation in der eindimensionalen Stromwandlung, im stehend-ständigen 1 Aber ist das nicht Schein, diese zweierlei Intentionalität? Ist die angebliche Selbstzeitigung des Strömens überhaupt Selbstzeitigung? Was ist wirklich Selbstzeitigung?
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Strömen ein „Bewähren“, ein Behalten desselben bloß in der „Deckung“ der Assoziationsmodifikation. Aber ist das Identifikation? Oder ist es nicht so, dass, was da sich stetig modifiziert, irgendeine Ichintentionalität ist, dass aber das Ich im sich notwendig Modifizieren des Erlebnisses seine „Richtung“ behält, seine Stellungnahme in sich aufbewahrt. Aber die Stellungnahme kann sich modalisieren. „Zusammenhang“ des Ich mit dem Feld der Erlebnisse. Ich in der Wachheit im Felde meiner aktuellen, wachen Apperzeptionen. Das Feld der „Erlebnisse“. Aber das stehende Strömen als stehender Wandel: stetiges Aufleuchten einer totalen Impression, stetiges Versinken, Sich-Abmindern, Abklingen. Das impressionale Erlebnis: In ihm ist das Ich uraktiv, aber in der Aktivität hat es seinen verborgenen Könnenshorizont. Als zur Apperzeption gehörig ist er in Funktion – in Weckung. Im Versunkenen gibt es Modi der Aktivität und immer neue Weckung, ichlich. Das Ich der Akte ist Ich der habituellen Interessen, und jedes Noematische ist Interessengebilde. Die ichlichen Geheimnisse der Wiedererinnerung – Weckung der versunkenen Retention, Weckung im Ich, ihre Retention – aber Affektion, ichliche „Wiederholung“ der Aktualität der Apperzeption, Wieder-Aktualisieren. Wiedererkennen, die geweckte Apperzeption als „dunkel“, im Modus der Noch-Geltung, im Übergang in die Wiederholungsform eine Identifizierung des noematisch Gemeinten. Das Ich in Gemeinschaft mit seiner vergangenen Aktivität, aktuell gegenwärtiges Ich und „wiedererwachtes“ vergangenes Ich; Mit-sich-selbst-in-Gemeinschaft-Sein, In-Gemeinschaft-Treten zu sich selbst in seiner einheitlichen Zeitlichkeit. Die Aktivität im Modus des Nachgebens, des Folgens der Affektion. Dieses Geschehen kann zum willentlich aktiven werden, ich will mich wiedererinnern. Aber Apperzeption hat ihren Vermöglichkeitshorizont. Die aktuelle Apperzeption und die mögliche Apperzeption (mögliche Erfahrung). Affektion von Seiten geweckter möglicher Erfahrung (die selbst ihre Vermöglichkeitshorizonte im Modus Möglichkeit in sich schließen). Das AnschaulichWerden der Vermöglichkeiten als mögliche Erfahrung und das willentliche Sich-den-Horizont-Klarmachen – äußere Wahrnehmung, das Wahrgenommene, in Seinsgeltung implizit horizonthaft geweckt das System der möglichen Erfahrungen und darin ihre noematische Einheit als von mir zu verwirklichender in wirklichen Erfahrungen; Sich-klar-Machen, das Wirklichsein im Sosein, das Aktualisieren der möglichen Erfahrungen ist ihre Vermöglichkeit, das Das-wahr-sein-Verwirklichen, als es selbst in der Erzeugung der wirklichen Erfahrungen: „Verwirklichungen“ der möglichen Erfahrungen.
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Was ist das für eine „Intentionalität“, die unter der Flagge „Retention“ läuft? Ist es eigentlich eine Intentionalität? Ein stetiges Ineinander der Modifikation, des von …, von etc. habe ich; aber es fehlt doch die eigentliche Intention. Was da strömt, ist aber „Bewusstsein-von“, ist wirkliche Intentionalität, ist Ichleistung, Affektion und Aktion des Ich in sich bergend, aktiver Erwerb, Vorhabe, Vermöglichkeitshorizont etc. Was da „strömt“ ist z. B. als Einzelheit herausgenommen das „Erlebnis“ Tischwahrnehmung. Im Strömen passiert, rein als Strömen betrachtet, nichts anderes als Urassoziation, in welcher Erlebnisse Einheit der Simultaneität und der Sukzession bewähren. Alles Sichrichten und Gerichtetsein des Ich setzt „Erlebnisse“ voraus, setzt innere und äußere, simultane und sukzessive Assoziation voraus, durch die die Erlebnisse in einem universalen simultan-sukzessiven Felde einig sind. Das Sichrichten, das Affiziertwerden ist selbst wieder im Strom bzw. im Feld auftretendes Erlebnis, also mitgehörig zu dem Bereich dessen, was mein Ich affizieren kann und mein mich tuend Richten bestimmt und so in infinitum. Ich bin Ich – Zentrum der Ichlichkeiten, aber ich bin nur als Ich eines Feldes von assoziativ verbundenen Einheiten, in das alles ichlich Gezeitigte einströmt und assoziative Zeitlichkeit hat. Ich bin. Ich als Zentrum der Aktion und Affektion, Ich als fühlendes Ich – bin ich auch strömend seiend, durch strömende Assoziation gezeitigt im Felde? Bin ich simultan mit irgendwelchen Erlebnissen oder auch sukzessive, assoziative Einheit unter assoziativen Einheiten? Ich bin Subjekt meiner Vermögen, meiner „Bewusstseinsweisen“, meiner Geltungen, meiner intentionalen Objekte mit ihrem intentionalen Horizont, der ein Vermögenshorizont ist. Ist auch mein Ich intentionales Objekt mit Horizont etc.? Aber ich kann doch mich mit mir beschäftigen etc. Apperzeptionen passiv verlaufend – das Geschehen im Erlebnisfeld, „Vorgänge“ darin. „Verharrende Erlebnisse“ – unverändert verharrende, sich verändernde – was davon wirklich erlebnismäßig ist – Apperzeption als ichlich, ich kann „unwillkürlich“ oder willkürlich, vermöge Affektion und Aktion eingreifen, während doch stets der Modus des Feldes und seines eigenen Geschehens in „Unveränderung“ und „Veränderung“ erhalten bleibt.
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Nr. 30 Das transzendentale Ich als Zuschauer und die Welterscheinung. Selbstdarstellung und Mitmeinung. Reduktion auf das selbstdarstellende, rein Wahrnehmungsmäßige Ich als transzendentaler Zuschauer: Das urtümliche Strömen des wachen Ich. Rückfrage: Leistung des Ich im „Felde“ der gezeitigten Zeit. Das Erste der Zeitigung – der urtümliche Strom, „immanente“ Zeitigung, „Erlebnisfeld“. Wie zeigt sich in höheren Stufen das Ichliche? Doch nicht nur als Geschehen in der immanenten Zeit. Da ist eine große Unklarheit, ja mehr noch, da ist das Wichtigste nicht gesehen und der ganze Ansatz bedenklich, ja falsch. Ich – Nicht-Ich. Ich und Nicht-Ich habe ich im Weltphänomen, und transzendental habe ich transzendentales Ich und Weltphänomen – transzendentales Ich und Menschen-Ich als Phänomen und dieses „in der Welt“. Als transzendentales Ich habe ich strömende „Gegenwart“, mitströmend transzendentales Leben, das Erleben von Welt ist, immerfort Welt in Geltung. Ich bin im „Glauben“, ich bin, indem ich Meinung habe, Gewissheit, Gewissheitsmodalitäten habe, dieses Ich-bin-Habend ist ein „Ich bin habend eine Habe“. Ich bin in einem Leben, einem zeitlichen Leben, das Erleben-von ist: als erlebend bin ich Ich von Seinsgeltungen in Geltungsmodis. Das strömende Bewusstseinsleben, die cogitationes als die der cogitata.1 Aber Ich bin in ihnen der „Denkende“, und ich bin in ihnen das Vollzugs-Ich denkender Vollzüge in Vollzugsmodis; das Ich in seiner ichlichen Seinsweise des „Denkens“. Das „immanente“ Zeitfeld – das Wachfeld, nicht als Weltfeld, sondern als immanentes Feld des Wachlebens, darin die „erste“ immanente Wahrnehmungs-Gegenwart, darin ferner die Vergegenwärtigung meiner Urgegenwarten; darin ferner die Einfühlungen als die Modifikationen, in denen je mein immanentes Feld mit allen seinen möglichen Modis von Gegenwärtigungen und Zeitigungen überhaupt als „Analogon“ anschaulich wird und ein Anderer zur Geltung für mich kommt. Konstitution einer universalen primordialen Immanenz – schließlich auch intersubjektive Immanenz, – aber durch Ichleistungen und es sind Erschei1
Rb.: Was verbirgt diese Rede von cogitata?
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nungen-von. Darin habe ich primordiale Welt, primordiale impressionale Weltgegenwart, primordiale Mitgegenwart, -vergangenheit, -zukunft der Welt. 3) In der Immanenz, in der strömenden transzendentalen Gegenwart, habe ich auch Einfühlung, die alterierende Modifikation. 1) Das Erste ist das formal Allgemeinste des Strömens, das urtümlich stehende Strömen, darin die strömende „Zeitigung“ des immanenten Stromes. Beiderseits Form und Gehalt („Darstellung“ und dargestellte Einheit). 2) Nun ist die Frage nach dem Inhalt in dieser Form der Ständigkeit des immanenten Strömens, also die allgemeinste Struktur des Inhaltes – Form im neuen Sinne, die des Inhalts. Das Nächste ist zu sagen: Das Strömende ist das noetische Weltphänomen, darin beschlossen die strömenden Partialphänomene, die des einzelnen Weltlichen. Allgemeine Beschreibung; wie ist sie anzufassen?1 Ich, der transzendentale Zuschauer, beschreibe: das Wahrnehmungsmäßige. Schon strömend-stehende Urgegenwart ist Wahrnehmungsmäßiges – „rein“ wahrnehmungsmäßig. Darin aber die Scheidung Impression und „Idee“ = Vergegenwärtigung. Ebenso konkreter: der rein wahrnehmungsmäßige Inhalt „Weltphänomen“, rein wahrnehmungsmäßig die Welterscheinungen und ihre synthetische Einheit „Welterscheinung“ – als Erlebnis, worin Welt bewusst ist und selbst erscheint. Einzelweltliches Objekt: die mannigfaltigen Erscheinungen als Erscheinungen von demselben und bezeichnet als „Wahrnehmungen“ von dem weltlichen Objekt. Das strömend „Wahrgenommene als solches“ und seine eigene Synthesis. Reduktion auf das rein „Wahrgenommene“ des Erlebnisstroms, der seinerseits Wahrnehmen von Welt ist, auf die reine Weltwahrnehmung im Gehalt der immanenten Wahrnehmung (im „Erlebnisstrom“) als Strom der Erlebnisse, die ihrerseits Wahrnehmungen von Weltlichem sind. Die Unterscheidung zwischen eigentlicher Perzeption und Perzipiertem, eigentlicher Selbsthabe-von, Selbstdarstellung von Weltlichem und Mitmeinung. Das kann sagen: „Gedanken“, Urteile, Vorhaben, Zweckbestimmungen in Betreff des Wahrgenommenen und demgegenüber das, was dabei als Kern Selbsterscheinung ist. Auch Wiedererinnerungen an dasselbe. Strom der „eigentlichen Wahrnehmung“; dann wieder die Unterscheidung zwischen eigentlicher Wahrnehmung der wirklich erscheinenden Seite und Mitmeinung anderer Seiten. Zur Wahrnehmung als Wahrnehmung von 1 Rb.: Transzendentale Schau – Quelle der Bildung der transzendentalen Apperzeptionen des Phänomenologen.
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dem Objekt – der Einheit in ihrer Selbstdarstellung durch die mannigfaltigen synthetisch verbundenen Erscheinungen – gehören Wahrnehmungshorizonte: gegenüber den „Auflagen“ von „Meinungen“. Reduktion auf das rein Wahrnehmungsmäßige im neuen Sinne, d. h. Schichtung im Wahrnehmungsmäßigen der konkreten Immanenz (der strömenden Gegenwart), abstraktive Reduktion auf den Formgehalt, in dem Welt wahrnehmungsmäßig und in Reinheit zur Selbsterscheinung kommt. Aber hätte ich nicht schon früher Ich und Strom in Beziehung setzen können, mindestens nachdem ich den konkreten Strom als Strom der Welterfahrung, des Weltbewusstseins überhaupt näher bestimmt hatte? Ganz am Anfang steht aber doch die Epoché und das Ego, das Subjekt des Weltphänomens ist. Habe ich also nicht gleich am Anfang: Reduktion auf Strom und strömende „Immanenz“ – aber alsbald den Doppelsinn der Reduktion auf reine Wahrnehmung – Doppelsinn von strömender Gegenwart: Schicht der urimpressionalen Wahrnehmung (in der keine Vergegenwärtigung mitfungiert). Aber ist es nicht besser, das erst von der Weltwahrnehmung her rückgehend zu beschreiben: Schichtung der immanenten Gegenwart, die rein wahrnehmungsmäßig strömt, aber in sich eine Unterschicht Wahrnehmung hat und eine Schicht von Vergegenwärtigungen.
Nr. 31 Urmethode der Phänomenologie. Das Interesse am Universum des Subjektiven in der Epoché In der Epoché habe ich das Weltbewusstsein und die bewusste Welt modifiziert, eben im Modus des Enthaltens vom natürlichen Weltleben in allen seinen Interessen. Ein neues Interesse soll betätigt werden, das Interesse am Universum des Subjektiven, worin Welt für mich ihren Seinssinn hat, worin also mein menschliches Sein selbst seinen Seinssinn gewinnt. Ich will mein Sein und Leben kennenlernen, wodurch Welt als diese für mich ist und in ihrer Jeweiligkeit, in der sie für mich diese ist, im Wechsel der Bewertungen nach Sein und Schein, im Wechsel zwischen sicherer Gewissheit, Zweifelhaftigkeit, bloßer Möglichkeit, Wahrscheinlichkeit usw., im Wechsel subjektiver Wahrnehmungserscheinungen, subjektiver Gegebenheitsweisen als Wahrnehmung, als Wiedererinnerung, als Vorerwartung usw.
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Ich will zurückgehen auf mein subjektives Meinen, Erscheinen, MirGelten und so weit, dass ich das Subjektive in einer reinen Schau fasse. In der Natürlichkeit vollziehe ich immerfort Wahrnehmungen, Erinnerungen, Urteile, Wertungen, Handlungen als Akte, als neue Geltungen, neue Meinungen auf dem Grund der alten Geltungen. Welt ist immerzu vorgegeben. Alle Wahrnehmungen, in denen alle sonstigen Geltungen wurzeln, sind adperzipiert. All dergleichen klammere ich ein. Ich will ausschließlich Selbstgeschautes unter Ausschluss alles Mitgeltenden in Geltung setzen. Ich fange mit einer reinen Schau, einer reinen, adäquaten Wahrnehmung an und gewinne durch sie neue ursprüngliche Apperzeptionen, die ich mir selbst als transzendentales Ich erwerbe und erworben habe; ich begründe für mich ein neues Leben – ein Leben aus ständiger reiner Schau, und von da aus sich fortbegründend ein Leben in „transzendentaler Apperzeption“ unter ständiger systematischer Ausbildung transzendentaler Apperzeptionen.1 Es bedarf also einer sorgfältigen Beschreibung der Urmethode der Phänomenologie, des methodischen Denkens aus reiner Schau und in der Systematik der transzendentalen Leistungen als Bildungen immer neuer transzendentaler Apperzeptionen – der transzendentalen Evidenz – und deren Festlegung in Begriffen und Urteilen als transzendental reinen Wahrheiten. Das transzendental-phänomenologisierende Ich (und nachher das transzendentale Wir) kommt in diesem Tun zu einer neuen Selbstschöpfung, einer Umschaffung des natürlichen Ich zu einem Ich radikal reinen Selbstbewusstseins, in radikaler und letzter Wahrheit, und damit zu einer radikalen und letzten Welterkenntnis, Allerkenntnis.2
1 „Transzendentale Apperzeptionen“, die das phänomenologisierende Ich von der reinen Schau aus ständig neu erwirbt. 2 Die Bl. 14–17 sind als Text Nr. 26 in Husserliana Bd. XXXIV auf S. 384–390 abgedruckt.
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Nr. 32 Die Selbstzeitigung des transzendentalen Ego. Epoché, Reduktion auf die strömende Gegenwart und primordiale Reduktion: Das Primordium als Stätte der Konstitution der weltlichen Zeitmodalitäten 1 1) Reduktion2 auf das „absolute Primordium“. Ich in der Epoché – als Zuschauer des strömenden Ich-bin-der-WeltBewusst, im einheitlichen Bewusstsein seiende Welt; strömend bin ich ihrer in immer neuen Bewusstseinsmodis, immer neuen Gegebenheitsmodis bewusst. Reduktion auf dieses Strömen, auf diese Bewusstseinsweisen, in denen Weltliches und Welt selbst als Selbiges und Seiendes, Geltendes, Gewisses bewusst ist. Im Strömen ist Weltgegenwart bewusst – wahrnehmendes Bewusstsein; ist Weltvergangenheit bewusst – in Wiedererinnerungen. Weltwahrnehmung und Welterinnerung in der Einheit des Jetzt-Strömens, der strömenden Gegenwart. Im Strömen das kontinuierliche Fortdauern des Wahrnehmens, z. B. dieses Papiers; das dauernde Sein des wahrgenommenen Papiers – im dauernden kontinuierlich jetzt währenden Wahrnehmen desselben. Dieses dauernde Wahrnehmen, etwa dauernd zugleich mit einer Wiedererinnerung an ein Gestern mit der gestrigen Dauer, Zeit, aber die Wiedererinnerung jetzt dauernd. Wahrnehmung und Wiedererinnerung im Jetzt-Strömen als seine Momente, in denen es sein totales Dauern, Währen hat. Nun aber dieses nicht psychologisch! Die Weltwahrnehmung universal – darin beschlossen meine Selbst-Mensch-Wahrnehmung, als strömendes ständiges Welt-wahrnehmungsmäßig-in-Geltung-Haben – die transzendentale Weltwahrnehmung. Aber, das transzendentale Weltbewusstsein als strömendwährend. Im Primordium scheidet sich Wahrnehmung von Weltlichem und Welt und Vergegenwärtigung von Weltlichem und Welt – und zwar im simultanen Währen. Vielleicht ist es das Erste vor der Einführung dieser Scheidung, im Ausgang von der ständigen Weltwahrnehmung das Sein des Strömens als ständi1 Die Aufschrift auf dem Umschlag Bl. 18 / 26 bezieht sich auf die Texte Nr. 32–33: Selbstzeitigung des transzendentalen Ego. 2 Rb.: 9. VII. 1932.
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ges Währen, als währende Gegenwart aufzuweisen. Ständige Weltwahrnehmung beschließt Einzelwahrnehmung – im strömenden Wandel anfangend, fortdauernd, verschwindend; im strömenden Totalzusammenhang eins nach dem Anderen, aber im Ganzen wie im Einzelnen ein Währen und im Währen ständige Gegenwart, die ständig in das Soeben verströmt und ständig ein Kommend vor sich hat, das zum jetzt Wirklichen wird und als Wirkliches jetzt Verwirklichtes eines soeben noch Kommenden ist. Wir haben im Primordium also eine strömende Weltwahrnehmung, die in der Epoché als ein ständiges Währen eines einheitlichen Wahrnehmens ist, ein fortwährend Wahrnehmen. Als fortwährendes ist es in der ständigen starren Form Jetzt-Soeben-Kommend und in der ebenfalls invarianten Form des stehend stetigen Wandels des jetzt wirklichen Wahrnehmens eines Momentes ins Soeben, des Soeben ins Soeben von Soeben etc., wie andererseits des stetigen Wandels des Kommens und Übergehens in jetzt wirkliches Wahrnehmen. Innerhalb dieser Gesamtform sind Sonderwahrnehmungen im währenden Sein, strömend, verströmend bzw. hereinströmend, aber als Sonderwahrnehmungen anfangend zu währen und endend und nach dem Enden nicht mehr jetzt während, sondern nur verströmend, dadurch mit den anderen Sonderwahrnehmungen strömende Sukzession bildend. Immerzu ist aber das Ganze währende Gegenwart, und sie währt danach so, dass nicht alle Sonderwahrnehmungen verströmt sein können, vielmehr in der Einheit eines Wahrnehmungsjetzt, als des jetzt verwirklichten, dies und jenes Sonderjetzt von Sonderweltlichem simultan verwirklicht ist. Das Jetzt birgt ein Jetzt-Zugleich – ebenso jedes Soeben der Gesamtwahrnehmung sein Soeben-Zugleich usw. Obschon wir, wie bald zu sehen, damit nur eine Schicht des Primordiums einer freilich rohen Analyse unterzogen haben, können wir schon Wichtiges sichtlich machen. Das „primordiale“ Ego als urtümlich seiend im Fort-Währen hat ein doppeltes Jetzt-wirklich-Sein und darin ein doppeltes Sondersein in Simultaneität. 1) Jetzt wirklich ist die momentane totale Wahrnehmung, und in dieser sind simultan jetzt wirklich die diesem Momentanjetzt zugehörigen Sonderwahrnehmungen (Wahrnehmungen natürlich als Momente des Primordiums, also nicht ihr wahrgenommenes Weltliches). 2) Die Totalwahrnehmung ist als momentan jetzt wirkliche Wahrnehmung eine Phase im urtümlichen Strom. Ein einzelnes Wahrnehmen, das soeben zu Ende ist und weiter stetig verströmt, bleibt bewusst als verströmend. So auch ist das Bewusstsein von der ins Soeben verströmten Wahrnehmung jetzt noch wirklich und ist simultane Wirklichkeit in eins mit jeder jetzt wirklichen
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Wahrnehmung, obschon die „vorübergegangene“ Wahrnehmung jetzt nicht wirklich ist. Wir haben also im Primordium nicht nur die Einheit der momentanen wirklichen Wahrnehmung, sondern in Einheit mit ihr das retentionale Bewusstsein, das vom Soeben, und das protentionale, das vom Soeben Kommende. Aber das Soeben ist nicht eins, sondern ein ganzes Kontinuum von einer ständigen Form, das im strömenden Wandel invariant verharrt, wie überhaupt das simultane Kontinuum der Gesamtform, in der das Jetzt als Übergangsphase der beiden Kontinua der Soeben und der Kommenden bewusst wird. Das Primordium ist Strom, stehendes Strömen, Strömen in ständiger invarianter Form, das aber in wundersamer Weise, so dass im Strömen sich doppelte Gegenwart konstituiert: die Gegenwart des betreffenden weltlichen Wahrnehmens und die Gegenwart dieses Wahrnehmens in Simultaneität mit den Retentionen und Protentionen von den soeben verströmten oder soeben heranströmenden Wahrnehmungen. Die eine und andere Gegenwart ist fort-währende Gegenwart, im Währen ständige Gegenwart eines ständigen Kontinuums von Soeben-Gewesenheiten: also ein mehrdimensionales Kontinuum von verharrender Form im Strömen, eine mehrdimensionale Gegenwart, die simultan in allen Phasen ausgefüllt ist und im Strömen besteht in einer Lebendigkeit der intentionalen Modifikation dieser Totalität. Das „primordiale“ Sein, als Sein im ständigen Strömen, charakterisiert sich als Sein im immer neu Sich-selbst-Modifizieren, das in eins in jeder linearen, in jeder punktuellen Phase Sich-selbst-Modifizieren ist und ein ständiges Aus-Modifikation-entsprungen-Sein. Als „Primordium“ bin ich im Strömen verharrrende vieldimensionale Gegenwart; in dieser Gegenwart ist kontinuierlich meine primordiale lebendig strömende Vergangenheit „vergegenwärtigt“ und ebenso meine primordiale Zukunft. Ich bin darin im urmodalen Jetzt Welt wahrnehmend, aber zugleich bin ich Welt wahrgenommen habend in stetiger simultaner Modifikation; so bin ich fortdauernd Welt wahrnehmend und kontinuierlich wahrgenommen habend, wahrgenommen gehabt habend usw. In jeder Gegenwart als Phase genommen, und so in stehender, fortwährender Gegenwart, bin ich so, dass ich mein gegenwärtiges Sein transzendiere. Wirklich und konkret bin ich als ständige Gegenwart; das ist mein konkretes Sein. Aber es ist konkretes Strömen, als das enthält es die Kontinuität der intentionalen Modifikation des momentanen Urmodus Jetzt. Im Urmodus habe ich selbst wieder eine Simultaneität, das, was jetzt wirklich ist, ist als Primordium in der momentanen unmodifizierten Wirklichkeit, die
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im Strömen sich kontinuierlich modifiziert. Die momentane unmodifizierte Wirklichkeit, das Totale meines momentanen Jetzt-wirklich-Seins, enthält wieder einen Urmodus. Es ist Weltwahrnehmung, die die Welt momentan ursprünglich gegenwärtigt. Dieser Urmodus ist Grenze einer Simultaneität von intentionalen Abwandlungen; die Abwandlung als Bewusstsein ist jetzt wirklich, aber in ihrer abgewandelten Intentionalität macht sie das eigene Nicht-Jetzt bewusst; das Nicht-Jetzt transzendiert das Jetzt, im Besonderen das Bewusstsein vom Nicht-Jetzt. So ist die Kontinuität der intentionalen Abwandlungen eine stetige Kontinuität, in welcher Transzendenz ursprünglich bewusst wird, und dieses Transzendente ist immerzu Bewusstsein; immerzu ich selbst als Primordium, nicht als der ich bin, sondern der ich war. In der ganzen Kontinuität bin ich momentane und relativ konkrete Gegenwart, gegenwärtiges urwirkliches Primordium, das in sich ursprünglich Vergangenes und Künftiges ursprünglich konstituiert; und so bin ich als urmodale Gegenwart mit mir als konkret seiend in meiner Zeitlichkeit in kontinuierlicher Gewesenheit und Zukünftigkeit in Gemeinschaft, trage mein zeitliches Sein in meiner Gegenwart. Diese Gegenwart als fortdauernde ist stetiges Strömendsein, strömend immerzu Gegenwart-Sein, das zeitliches Sein als gegenwärtige Vergangenheit und Zukunft in sich konstituiert hat und immerzu strömend konstituiert, derart dass Gegenwart zu neuer Gegenwart wird, dass Gegenwart überströmt ins Soeben, dieses ins Soeben vom Soeben usw. Ich bin im strömenden Schaffen von Transzendenz, von Selbsttranszendenz, von Sein als Selbstvergangenheit und Selbstzukunft und von Selbstgegenwart, die im Wandel aus der Transzendenz der Selbstzukunft übergeht als ständiger Erfüllungspunkt, indem diese Transzendenz sich in eigentliche Immanenz wandelt. Die Gegenwart konstituiert sich in einer Erfüllungsintentionalität, in der allein das „intentionale Objekt“ mit dem Bewusstsein von ihm, das ist, dem Kommend-im-Erfüllungspunkt simultan einig ist. Ich bin – ich bin im Währen, der ich bin, und bin als das immer schon in dieser Seinsart einer vielfältigen kontinuierlichen Transzendenz meines urmodalen Seins als Jetzt. Momentane Urwirklichkeit, die im Strömen erwachsene Vergangenheit und Zukunft schon in sich hat, also schon selbst Transzendenz in sich trägt; und ich bin im Strömen, im Strömen vollzieht sich kontinuierlich ein Selbsttranszendieren, nämlich ein Konstituieren einer Vergangenheit, in der, was soeben aktuelle Gegenwart mit allen ihren Momentantranszendenzen war, eine Modifikation erfährt, darin als neue Gegenwart jene vorgängige Gegenwart transzendierend konstituiert hat und so immer im Strömen immer
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wieder. Es fehlt natürlich die Beschreibung der intentionalen Deckung und transzendenten Einheitsbildung: die Strömung ist kontinuierliche Genesis, in der durch Verströmen Einheit konstituiert wird und stehende Gegenwart gewahrt bleibt, in welcher ständig niedergeschlagene Geschichte der Genesis liegt in den geschichtlichen Modifikationen. Dies ist das „Primordium“ in seiner ersten Zeitigung, in seiner ersten Seinsweise des Schaffens von zeitlicher Transzendenz, die in stehender Gegenwart ursprünglich konstituiert wird und immer schon konstituiert ist; „konstituiert wird“ – im Fortströmen, im Konstituieren immer neuer Gegenwart und neuer Zukunft aus der schon konstituierten Vergangenheit; „und immer schon konstituiert ist“, sofern immer schon Vergangenheit in der Gegenwart ihre sie urstiftende intentionale Modifikation hat und diese immer schon Zukunft vorgezeichnet hat, also in der Gegenwart Zukunftsbewusstsein schon Bestandstück ist. Wie kann das Primordium noch weitere Zeitigung leisten? Diese erste Zeitigung war die durch das unaufhörliche Strömen als invarianter Seinsform des Primordiums zustande kommende, eine kontinuierliche Zeitigung. Alle „Leistungen“ als Bewusstseinsleistungen des Ego, das nichts als Primordium ist, müssen sich eben in diesem vollziehen; die kontinuierliche Urzeitigung schafft zeitliche Einheit, also transzendentes Sein in der kontinuierlich intentionalen Deckung der intentionalen Modifikationen von demselben, sich aus dem Urmodus genetisch Ableitenden. Das strömende Sein des Primordiums ist Sein durch kontinuierliche Urvergegenwärtigungsmodi – Vergegenwärtigungsmodi der ersten Stufe. Gehen wir aber auf das Urjetzt zurück, das sich in diesen Modis (retentionalen und protentionalen), abgewandelt hat und abwandelt, so hatten wir bevorzugt als Inhalt desselben die strömende ständige Weltwahrnehmung. Aber diese braucht nicht allein dies Jetzt auszumachen. Während ich in der Ständigkeit der Weltwahrnehmung lebe, kann ich zugleich Erinnerungen haben, Rückerinnerungen, Vorerinnerungen. Als Momente im Urjetzt, das sich retentional und protentional abwandelt, nehmen sie an dieser Wandlung teil und sind im Strömen stets koexistent mit den Abwandlungen der Weltwahrnehmung, so wie sie im Urjetzt mit ihm simultan gegenwärtig sind. Mit den Erinnerungen beginnt sozusagen ein neues Kapitel des Themas Selbstzeitigung und durch Selbstzeitigung Weltzeitigung. Zunächst, zum Urjetzt gehört jedenfalls Weltwahrnehmung, die sich als solche von der Erinnerung jeder Art grundwesentlich unterscheidet. Diese ist in einer ganz anderen Weise Vergegenwärtigung von Nichtgegenwärtigem,
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in der Urgegenwart im urgegenwärtigen Bewusstsein selbst seiend, aber in sich auf nicht-gegenwärtiges Bewusstsein transzendierend. Also auch darin transzendiere ich mich selbst, und das Transzendente ist wiederum mein eigenes Sein, aber im Modus Vergangenheit – Erinnerungsvergangenheit, wie wir zunächst sagen. Andererseits ist Rückerinnerung eben nicht eine intentionale Modifikation, die in stetigem Strömen, das mein Primordium ausmacht, entspringt bzw. entsprungen ist, und wenn intentionale Modifikation ein Bewusstsein heißen soll, das in sich auf ein Bewusstsein verweist, aus dem es sich ableitet, aus dem es entsprungen ist, so haben wir zunächst noch keine Aufweisung für dergleichen. Wir können bisher nicht sagen, dass Erinnerung in diesem Sinne intentionale Modifikation ist. Oder, was dasselbe heißt: dass diese Erinnerungsvergangenheit an uns – die Frage ist, woher – so selbstverständlich ist, als eine Gewesenheit meiner selbst, die notwendig aus der Gegenwart, die sie vorstellig macht, der vergangenen, herausgeboren ist und geworden ist; wir werden ja gleich sagen: Die Gegenwart, als sie Gegenwart war, musste nach dem Gesetz des Verströmens versinken und wurde zu einer Vergangenheit, auf die ich hinterher rekurrieren kann, deren ich mich erinnern kann und eventuell erinnere, und so weist jede Erinnerung auf das Urwerden der Vergangenheit durch Retentionalisierung zurück; auf die Weckung derselben, die dann als anschauliche Wiedererinnerung nur vergegenwärtigt, was ursprünglich Gegenwart war und nur versank ins Unbewusst-Werden. Jedenfalls in der Urgegenwart tritt die Erinnerung, treten verschiedene Erinnerungen als Diskretionen auf, als einzelne Erlebnisse, die wie andere Erlebnisse ihre stetige retentionale Abwandlung erfahren. Diese Abwandlung liefert nicht neue Erinnerungen, sondern kontinuierliche Retentionen von der einen und selben Erinnerung.
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Nr. 33 Das Einbrechen einer Erinnerung in einen durchgehenden Wahrnehmungsverlauf kann zur ‚ Verdeckung ‘ d er Wahrnehmung führen (und umgekehrt). Die Reduktion auf letzte Perzeptionen im Sinne hyletischer Daten 1) Rückgang von der Epoché zum konkreten Strom mit dem Weltphänomen. 2) Betrachten wir den konkreten immanenten Strom, der sich ständig zeitigt als das erste Ontische gegenüber dem ersten Noetischen (Strom der Zeitmodalitäten). In diesem ersten Ontischen – auch ein Strom, der der „Bewusstseinserlebnisse“ und ihrer Erlebniszeit – haben wir die Welterscheinungen, dann die „reinen“ Wahrnehmungserscheinungen, aber auch Wiedererinnerungserscheinungen, natürlich auch als belegende, sprachlich geformte Gedanken etc. 3) Reduktion auf Wahrnehmungserscheinung der Welt; aber da fällt uns auf, dass der Erlebnisstrom eine Eigentümlichkeit hat; er verläuft eine Strecke und dann „bricht eine anschauliche Vergegenwärtigung ein“, und zwar eine anschauliche Wiedererinnerung, in welcher das Wiedererinnerte ein wiedererinnertes Erlebnis ist, das als solches einer konkreten wiedererinnerten Gegenwart angehört; wiedererinnerte Gegenwart ist wiedererinnerungsmäßig konstituiert in wiedererinnerten Zeitmodalitäten, zugehörig dem wiedererinnerten stehenden Strömen mit allen Eigenheiten eines solchen. Aber während dieses Verlaufs ist der ursprüngliche, nicht wiedererinnerungsmäßige, der wahrnehmungsmäßige Verlauf nicht tot. Was besagt da das „Durchbrechen“, und was besagt die unvermeidliche Rede, die Wiedererinnerung gehöre selbst zum wahrnehmungsmäßigen jetzigen Erlebnisbereich, sie sei selbst ein gegenwärtiges und nicht vergegenwärtigtes Erlebnis, sie vergegenwärtige, aber das in ihr Vergegenwärtigte sei vergangen, das Vergegenwärtigen sei gegenwärtig. Ich kann in Wiedererinnerungen verloren, versunken sein, dann habe ich nichts von Wahrnehmungsgegenwart, sie ist „verdeckt“. Und doch habe ich sie auch noch, eben als verdeckte. Umgekehrt: Eine Wiedererinnerung „taucht auf“, aber sie ist nicht „lebendig“ genug, sie ist durch Wahrnehmung verdeckt, aber eben wieder „verdeckt“. Abstrahieren wir von dem Vorkommnis der Vergegenwärtigung, von dieser Schicht der Verdeckung, so hätten wir eine unverdeckt strömende Totalwahrnehmung bzw. einen Erlebnisstrom in einer wahrnehmungsmäßi-
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gen „Ursprünglichkeit“, eine wahrnehmungsmäßig erfüllte Zeit in wahrnehmungsmäßigen Zeitmodalitäten. Sie ist ein beständiges Einheit-Konstituieren durch Assoziation, aber einer Assoziation, die in der „ersten Ursprünglichkeit“ (der immanenten) konstituierend waltet, als ständiges uroriginales Strömen in verschiedener Hinsicht durchgehende Kontinuität der Verschmelzung ist, und durch sie Einheit schafft in der Kontinuitätsform der uroriginalen Zeit, innerhalb deren Sondereinheiten „Erlebnisse“ sind. In der vergegenwärtigenden Modifikation der Wahrnehmung, wenn wir sie abstraktiv für sich und in „sichtreicher“ Lebendigkeit entfaltet nehmen, „wiederholt sich“ Ständigkeit des Strömens mit allen seinen Leistungen. Es ist Assoziation in Modifikation, eine modifizierte Zeit, eine vergegenwärtigte, in der Wiedererinnerung eine erinnerte konstituierend. Beiderseits ist die Assoziation Einigung durch „Identitätsdeckung“ oder Deckung in Fernselbigkeit, d. i. Gleichheit oder Vereinigung bei Ähnlichkeitsabwandlung. Aber nun ist zu sagen: Die gesamte abstraktiv herausgenommene „impressional-originale“ Zeitsphäre ist meine jetzige totale Weltwahrnehmung, Wahrnehmung von der Welt im Zeitmodus Weltgegenwart. Ebenso also jede Welterinnerung, konkret voll genommen, wird zur Wiedervergegenwärtigung einer vergangenen Weltgegenwart. Welt ist aber raumzeitliche Welt; Wahrnehmung von Weltlichem in apperzeptiver Wahrnehmung; die raumzeitliche Koexistenz, die da wahrnehmungsmäßig ist, ist nicht eine immanente, rein wahrnehmungsmäßige Zeitigung, wie auch ein einzelnes Raumobjekt nicht Einheit eines „Erlebnisses“ ist. Also eine neue Reduktion wird notwendig. Das Erlebnis der raumweltlichen Wahrnehmung ist Wahrnehmung des Dinges durch „Apperzeption“. Wie reduzieren wir auf reine Perzeption, wie befreien wir uns abstraktiv von den „Horizonten“, von Vergegenwärtigungen als mitfungierenden? Hier zeigt sich ein Stufenbau von apperzeptiven Funktionen, und in dem Abbau, der immer neu relative Perzeption ergibt, kommen wir auf letzte Perzeptionen, die nicht mehr apperzeptive sind: die hyletischen Felder und Daten. In der letzten hyletischen Ursphäre gibt es Identifizierung nur bei kontinuierlich sich differenzierender intentionaler Modifikation, es ist die intentionale Modifikation der „Retention“, die stetige Entgegenwärtigung, könnten wir sagen, die als Ähnlichkeitsabwandlung strömend Sukzession der Zeitigung ausmacht und in dieser Sukzession prozesshaft stetig Identitätseinigung herstellt. Aber das gilt nur in der Zeitigung der hyletischurwahrnehmungsmäßigen Sphäre – als uroriginale Zeitigung, und in der Modifikation der entsprechenden Vergegenwärtigung.
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Vor dem eben angedeuteten Abbau haben wir im Strom die Grundschicht pure Weltwahrnehmung. Was ist das für eine Assoziation und wie fungiert sie, dass sie uns in der strömenden immanenten Assoziation, als Erlebnisstrom weltlicher Wahrnehmung eine wahrgenommene Welt zustandebringt? Aber zunächst betrachten wir das, was immanent als Strom vorliegt. Aber nun tritt uns unter dem Titel der Verdeckung und der Gegenwärtigung in der Modifikation, die da Wiedererinnerung heißt, eine völlig neuartige Assoziation und mit ihr eine neuartige Zeitigung entgegen. „Vergegenwärtigung“ ist eine sehr wechselnde intentionale Modifikation (das bald klare, bald unklare Vergegenwärtigtsein), die in diesem Wechsel – einem selbst kontinuierlich statthabenden – dasselbe vergegenwärtigt. Diese Kontinuität bildet, solange Vergegenwärtigung in Gang ist, eine Schicht der lebendigen urtümlichen Strömung, die assoziiert ist mit der Schicht der uroriginalen, der ursprünglich wahrnehmungsmäßigen Strömung. Oder zwei Zeitigungen sind in Deckung, eine originale und eine modifizierte, vergegenwärtigte. In dieser Deckung liegt Einigung, aber nicht Identifizierung, als ob die Zeit dieselbe wäre – ähnlich wie in einer Paarung in der originalen Gegenwartssphäre eine Deckung liegt, aber zugleich eine Diskretisierung. Wie steht es aber mit dem, was wir oben „Verdeckung“ nannten? Die Verbindung durch Paarung ist eines, die Widerspannung, der Streit des Vergegenwärtigungsfeldes mit dem Wahrnehmungsfeld, des strömend konstituierenden Vergegenwärtigens mit dem strömend konstituierenden Wahrnehmen, ist ein anderes. Und in diesem Widerstreit ist doch beides eins. Aber das ist nicht so einfach. Die Wahrnehmung verläuft, und während des Verlaufes an einer Stelle taucht eine Wiedererinnerung auf, zunächst ganz unklar, bricht ein, das Vergangene wird „geweckt“. Während des retentionalen Ablaufes, während eine sukzessiv konfigurierte Folge noch verklingt, kann eine Wiedererinnerung einsetzen. Wir haben da vordem die Schicht des Verklingens.
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manuskript c 7 Nr. 34 Reduktion auf reine Selbstwahrnehmung, auf meine Wahrnehmungsgegenwart unter Einklammerung von Erinnerung und Erwartung1
In der natürlichen Einstellung: 1) Ich bin mir selbst wahrnehmungsmäßig gegeben. Ich vollziehe eine Reduktion auf reine Selbstwahrnehmung, auf das, was ich von mir selbst finde ausschließlich als Wahrgenommenes und Wahrnehmbares. Dahin gehört die Struktur: Bewusstsein und darin immer auch Wahrnehmen von Raumwelt und in dem Bewusstsein bewusste bzw. wahrgenommene Welt „rein als solche“. Aber darüber hinaus noch anderes. Z. B. gehört dahin auch mein Wille, jetzt nichts als rein Wahrgenommenes zur Geltung zu bringen.2 Besser so: In der rein reduzierten Selbstwahrnehmung habe ich Weltbewusstsein, darin notwendig wahrnehmendes. Vergegenwärtigendes Welt1 Die Aufschrift auf dem Umschlag Bl. 28 / 47 bezieht sich auf die Texte Nr. 34–42: Mitte Juni 1932. Über Reduktion auf lebendige Gegenwart durch „reine Selbstwahrnehmung“. Zu lesen. Auch ad Thema und Epoché. Überhaupt lebendige Gegenwart, Selbstzeitigung. C 7. Das Konvolut im Umschlag Bl. 28 / 47 wurde wohl in Unordnung gebracht (vgl. die gestr. Aufschrift: Unklares Durcheinander). Husserl hat versucht, die richtige Ordnung der Blätter wieder herzustellen. – Anm. d. Hrsg. 2 Nach bringen. gestr.: Betrachte ich näher mein jeweiliges Wahrnehmen, so finde ich, dass ich jeweils von „der“ Welt mehr meine als das, was ich von ihr „eigentlich“ wahrnehme. Dies Darüber-hinaus-Meinen gehört untrennbar zu dem Wahrnehmen von der Welt, welches ich reduziert (das ich eben rein als wie es jetzt mir selbst wahrnehmungsmäßig eigen ist) in Geltung habe. Ich habe, wie ich sehe, zwei abstraktiv unterscheidbare Komponenten im Weltwahrnehmen, die „eigentlich“ wahrnehmende, die von der wahrgenommenen Welt eigentlich Wahrgenommenes bietende und die Komponente des darüber Hinausmeinens, in der von der Welt als jetzt mitseiend gilt, was nicht „eigentlich“ selbstwahrgenommen ist. Ich sage, hinsichtlich der Horizontkomponente der reduzierten Weltwahrnehmung, ich habe eine Komponente originärer Selbstgebung von Weltlichem, deren Korrelat das subjektive, für mich Selbstgegebene und zwar „direkt“, „impressional“ Selbstgegebene ist; und eine Horizontkomponente hinsichtlich derselben. Habe ich eventuell eine oder mehrere anschauliche Wiedererinnerungen, die zu ihr eben in die Beziehung treten (und zwar innerhalb meiner reduzierten Selbstwahrnehmung), dass ich sage: vom subjektiven Geltungshorizont der jetzt wahrnehmungsmäßigen Welt und dem darin der Welt als jetzt seiender Zugemeinten, enthüllt die betreffende Wiedererinnerung ein Bestandstück. Wiedererinnerungen also sind Bestandstücke. Wir hätten also in der reduzierten Selbstwahrnehmung die Weltwahrnehmung (darin beschlossen einzelne weltliche Wahrnehmungen). Dieses selbst lässt eine Reduktion zu, auf eigentliche Weltwahrnehmung und Horizontbewusstsein und zudem hätten wir hinsichtlich der Wahrnehmungswelt in der reduzierten Selbstwahrnehmung Wiedererinnerungen an Weltliches. Und vielleicht sonstige Wiedererinnerungen, dazu andere Vergegenwärtigungen, sei es auf Welt bezogen oder nicht bezogen, wie z. B. Vor-Erwartungen.
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bewusstsein tritt dazu, verbindet sich damit als den jeweiligen Horizont eventuell enthüllend, offenbar, und auch dieses Hinzutreten und Enthüllen, Auslegen ist zu meiner Selbstwahrnehmung gehörig. Nun ist zu bemerken, dass ich, mein Selbstbewusstsein auf reine Selbstwahrnehmung reduzierend, auch hinsichtlich meiner selbst zwischen eigentlicher Selbstwahrnehmung und Vergegenwärtigungen meiner selbst unterscheide, und ich muss überlegen, was Reduktion auf Selbstwahrnehmungsmäßiges eigentlich besagt. Ich bin mir bewusst als zeitlich seiend. Reduziere ich auf Selbstwahrnehmung, so reduziere ich auf meine Wahrnehmungsgegenwart. Die Wiedererinnerung bringt mir meine vergangene Gegenwart und nicht meine wirklich jetzige zur Selbstgegebenheit. Aber sie selbst als mein jetziges Erleben ist Bestandstück meiner wahrnehmungsmäßigen Gegenwart und ebenso jedwedes sonstige Selbstbewusstsein, das nicht Selbstwahrnehmung ist. Im Bereich der Selbstwahrnehmung liegt als wahrgenommen und wahrnehmbar jedwedes Selbstbewusstsein, jede Wiedererinnerung, Erwartung, jedwedes abzielende, zwecksetzende Meinen und Tun usw. Aber Reduktion auf Selbstwahrnehmung soll besagen: Nur was Selbstwahrnehmung, wirkliche und mögliche, als Wahrgenommenes oder Wahrnehmbares beibringt, soll zur Geltung kommen, in Beschreibungen dienen, die ich eben als solche innerhalb der Reduktion vorhabe. So bringe ich jedwede Wiedererinnerung, weltliche oder Selbsterinnerung, jedwede Selbstvergegenwärtigung und jedes Selbstbewusstsein sonst in Anschlag ausschließlich als Selbstwahrgenommenes, in Selbstwahrnehmung als mir eigen seiend zur Geltung Gebrachtes. Dagegen soll ausgeschlossen bleiben all das, was die Wiedererinnerungen und sonstige Bewusstseinsweisen zur Geltung bringen; oder anders ausgedrückt: statt wie sonst, wenn ich Wiedererinnerungen durchlebe, ich das Wiedererinnerte in gleicher Geltung habe wie das Wahrgenommene und somit in meinen urteilenden Tätigkeiten in gleicher Weise behandle, soll jetzt in meinem phänomenologischen Vorhaben eben nur das Selbstwahrgenommene in Seinsgeltung gesetzt und prädikativ thematisch gemacht werden. Alle sonstigen, nicht selbstwahrnehmenden Bewusstseinsweisen, sollen nur als Selbstwahrgenommenheiten zur Seinsgeltung kommen, eben als Bestände meines wahrnehmungsmäßigen Seins, nicht aber hinsichtlich dessen, was sie bewusst und in normaler Einstellung in Geltung haben. Offenbar gehört es aber selbst zu meinem gegenwärtigen Sein, immer als rein wahrnehmungsmäßiger Gegenwart, dass die jetzt etwa auftretende und verlaufende Wiedererinnerung hinsichtlich meiner Vergangenheit den und den Inhalt hat, z. B. dass sie unter anderem Wahrnehmung von den und
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den Weltobjekten war, und dass sie diesen Inhalt jetzt in der Zeitmodalität Eigenvergangenheit und in der Geltungsmodalität Gewissheit „meint“. Die Wiedererinnerung „meint“ das, und ich, sie normal vollziehend, bin dann der wirklich in dieser Seinsgewissheit lebende – aber jetzt in der Reduktion heißt es: Zum Bestande der reinen Selbstgegenwart gehört ausschließlich diese Wiedererinnerung und all das, was „in ihr gilt“. Dieses in ihr auf die Vergangenheit bezogene Gelten (mir Gelten) gehört zu meiner Gegenwart und nur als das bringe ich es in Anschlag. So unternehme ich es ausschließlich, die reine Selbstgegenwart zur Geltung und zum Wort zu bringen, und zunächst mir apodiktisch gewiss zu machen, dass alles, was ich hinsichtlich Vergangenheit, hinsichtlich Zukunft meiner selbst meine und sage, was jeweils Meinung und Sage ist, ich als Bestand der reduzierten Selbstwahrnehmung finden muss, wenn ich eben reflektierend Selbstwahrnehmung vollziehe und diese reduziere; aber auch dass alles, was ich je sonst meine und sage, es mag Natur oder Geist, Mensch oder Tier, Himmel oder Erde, Gott oder die Engel betreffen, nach Meinung und Gemeintem als solchem zur jeweiligen reinen selbstwahrnehmungsmäßigen Gegenwart gehört.1
Nr. 35 Notiz: Reflexion auf meine Möglichkeiten im Rahmen der Reduktion auf die strömende Gegenwart Ich reduziere auf mein strömendes gegenwärtiges Sein, d. i. ich verhalte mich rein wahrnehmend, stetig, aber ich reflektiere auch und ich bleibe wiederholt reflektierend, ich betätige mich auch sonst z. B. in der Weltlichkeit, aber Reduktion übend an der Weltgeltung, an meinem menschlichen Handeln und Tun. Ich vollziehe dabei ein Zurückkommen auf das, was ich früher erfuhr, und ich kann auch auf meine soeben vollzogene Reflexion in ihrer NochLebendigkeit reflektieren und sie zu meiner lebendigen Gegenwart zugehörig erfassen. Ich kann ferner auch von dem, was ich jetzt tue, übergehen zu dem mir vorstellig Machen, was ich tun könnte, Möglichkeiten entwerfen, Möglichkeiten abwandeln im Fluss des fortgehenden Lebens – und dieses Können und Entwerfen als zu ihm gehörig reflektiv erfassen, aber auch von da aus Möglichkeiten meines verlaufenden Lebens in seinen Verlaufs1
An das Bl. 30 b schließt sich eventuell inhaltlich das Bl. 33 a = Nr. 36 an. – Anm. d. Hrsg.
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möglichkeiten konkret umgestaltet denken. Ich kann dasselbe mit1 meinen wiedererinnerten strömenden Gegenwarten tun. In reduktiver Einstellung – der transzendentalen Epoché – kann ich strömendes Leben erfassen – es ist aber nie so erfasst meine gesamte Lebensgegenwart. Ich könnte auch sagen: Reflektiv in der Epoché mich zum Thema machen ist eo ipso Selbstwahrnehmung und Wahrnehmung meines transzendentalen Selbst. Und es hört nicht auf, dieselbe Wahrnehmung zu sein, wenn ich die Reflexion selbst reflektiv wahrnehme und so im Fortgang des Wahrnehmens eben mein eigenes wahrnehmungsmäßiges Sein kontinuierlich und schrittweise nach seinen Wirklichkeiten und Möglichkeiten aufweise: mir aufweise. Diese Möglichkeiten gehören selbst zu meinem Sein, zu meinem selbst gegenwärtigen – untrennbar. Mich selbst wahrnehmend sind sie notwendig mitgemeint, also in ihrer Weise mitwahrgenommen, sowie meine Vergangenheit. Was ist dann strömende Gegenwart?
Nr. 36 Reduktion auf das Ego der reinen Selbstwahrnehmung 2 Mich besinnend auf mich selbst vollziehe ich eben „Selbstbesinnung“, Selbstbewusstsein, und Klarheit suchende Selbstanschauung, Selbstwahrnehmung, Selbsterinnerung, Selbstdenken usw. vollziehe ich, aus welchen Motiven immer, eine Reduktion auf reine Selbstbesinnung, ich kann auch sagen, reine Selbsterkenntnis, deren Ziel also in der Beantwortung, und zwar Erkenntnisbeantwortung, der Frage liegt: Wer bin ich selbst in meinem reinen Eigenwesen? In den Rahmen solcher reiner Selbstbesinnung gehört eine Reduktion auf reine Selbstwahrnehmung, durch sie reduziert sich das Erkenntnisziel des reinen Selbst auf meine reine Selbstgegenwart, meine urtümlich strömende lebendige Gegenwart. Freilich, reduzierend und nun das Reduzierte, diese strömende Gegenwart Schritt für Schritt in den in ihm aufweisbaren Sonderheiten in Geltung setzend, habe ich eben dieses Tun des In-Geltung-Setzens, konkreter: das reduzierte Wahrnehmen mit all dem, was zum reduzierenden Tun gehört, nicht selbst als mitaufgewiesen in der strömenden reinen Selbstgegenwart. 1 2
Statt mit Ms. von. Das Bl. 33 a schließt sich eventuell inhaltlich an das Ende von Text Nr. 34 an. – Anm. d. Hrsg.
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Aber sowie ich „reflektiere“ auf dieses Tun, meinen Blick zurückwendend, finde ich es vor und finde dann auch vor das „so kann ich immer wieder“. Es ist jeweils zwar unwahrgenommen, aber wahrnehmbar, für aktuell thematisierende Wahrnehmung bereit, und wird so mitthematisch – und thematisierbar als Bestand meines eigenen Seins als strömend urtümliche Gegenwart, in der ich bin und für mich bin, iterativ aktuell gegenwärtig und mit einem Horizont iterativen gegenwärtigen Könnens und dann aktuell GegenwärtigWerdens dessen, was ich bin und mit der jeweiligen wirklichen Aktivität schon bin. Aber im Grunde überschreiten wir damit doch die reduzierte Selbstgegenwart. Hier taucht das Methodenproblem auf: In „Naivität“ reduziere ich, in der Absicht, die urtümliche Gegenwart zu beschreiben und so von ihr, von meinem so reduzierten Selbst, Erkenntnis, bleibendes Wissen zu gewinnen. Aber im Strömen fließt diese Gegenwart und bietet immer wieder andere Bestände. Sage ich das aus, so überschreite ich schon die faktische strömende Gegenwart. Ich veränderte die Wiedererinnerungen an Vergangenes. Ich komme in wiederholender Weise auf dasselbe Vergangene zurück, also identifizierend und unterscheidend aufgrund von Akten, Bewusstseinsweisen, die in ihrer Seinsgeltung die reduzierte Sphäre überschreiten. Zudem: Ich will ja doch nicht über dieses momentan Selbst-Wahrgenommene Bescheid haben, ich will allgemeine, wesensallgemeine Erkenntnis gewinnen für die Struktur einer lebendigen Gegenwart überhaupt, über ihre unbedingt-allgemeine Form und die Form ihrer Möglichkeiten in dem strömenden Wandel. Welchen Sinn hat also die Reduktion auf das Ego der reinen Selbstwahrnehmung? Wie reduziere ich, dass ich Wesenseinsichten über meine strömende urtümliche absolute Selbstgegenwart finde – als diejenige, in der alles passiert, was urtümlich mein Eigen ist, all mein Gelten, all meine Seinssinn schaffende Leistung, in der ich für mich selbst bin, der ich bin, und in der alles, was für mich ist, aus mir, aus meinem „absoluten“ Sein als Strömend-gegenwärtig-Sein Sinn gewinnt?
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Nr. 37 Notiz: Die Enthüllung des Seinssinnes und der zeitlichen und räumlichen Gegebenheitsweise der Welt So1 finde ich faktisch, mich besinnend, die Welt, die für mich ist, in der ich lebe: Diese Welt ist für mich seiende in einem Kern der Erfahrenheit und einem Horizont von Unerfahrenem. Die Horizonthaftigkeit eignet allem, was ich als wirklich Erfahrenes, als wirklich Erfasstes und zu Erfassendes in Anspruch nehmen kann. Alles hat seinen inneren und äußeren Horizont, als Potentialität, dass es als Mitseiendes, Mitgeltendes zur erfahrenden Auffassung gebracht werden könnte. Selbstbesinnung, nämlich Besinnung hinsichtlich der Welt als der mir jeweils rein aus Erfahrung geltenden besagt hier: systematische Enthüllung der Horizonte, Enthüllung des Seinssinnes Welt eben als der jeweils aus Erfahrung geltenden, der in der Horizonthaftigkeit als Mitmeinung geborgen ist. Vollziehe ich, wie hier selbstverständlich, die Befragung der Horizontmeinung in Hinsicht auf das Allgemeinste, so zielt sie auf das Formal-Allgemeine dieser Welt als jeweilige Erfahrungswelt für mich überhaupt, als wie ich sie also jetzt finde und immer wieder gefunden habe und finden werde bzw. muss finden können. Die Welt als für mich jeweils erfahrene, und alles, was ich als weltlich erfahre, hat zeitliche Gegebenheitsweise. Die Urgestalt derselben (der Urmodus) ist die als strömende Wahrnehmungsgegenwart mit der strömend ihr zugehörigen Horizonthaftigkeit, derjenigen der Zeitmodalitäten.2 1 Rb.: Die ersten Blätter etwas umgeformt, obschon kaum verbessert. 15. I. 1931. Brauchbar. Anfang mit der immanenten und darin konstituiert weltlichen Zeitigung. 2 Auf der Rückseite von Bl. 34b gestr. Text: Von strömender Wahrnehmungsgegenwart spreche ich hinsichtlich der Welt, als wie sie von mir wahrgenommen ist. (Leider ist eine eindeutige Bezeichnung kaum zu finden.) Andererseits aber auch von mir, dem wahrnehmenden Ego. Auf mich selbst reflektierend und pure Selbstwahrnehmung übend, finde ich mich vor als seiend in strömender Gegenwart. In ihr, in meinem Jetzt, liegt mein Weltwahrnehmen mit seinem wahrgenommenen Weltjetzt. Es kann gemeint sein mein konkretes Jetzt, Ich-Jetzt, konkret verstanden als der jetzt Welt Erfahrende. Ist andererseits auf die Erfahrungswelt der Blick gerichtet, so habe ich hinsichtlich ihrer das ontische Jetzt, das in meinem konkret-lebendigen Jetzt original erfahrene Weltjetzt. Zu diesem gehört ein ontischer Gegenwartshorizont, eine ontische miterfahrene Gegenwart (darin z. B. die und jene anderen Ich etc.), ferner eine ontische Mit-Vergangenheit und ein Horizont ontischer Zukunft. Im ontischen Jetzt, in strömend-erfahrener Zeitlichkeit, in dem strömenden Wandel der Zeitmodalitäten Gegenwart, Vergangenheit usw. ist dabei in ständiger Weise „konstituiert“, im ständigen Einheitsbewusst-
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Nun zunächst: Was in jeder lebendigen Gegenwart als Individualform vorfindlich ist, in jeder Gegenwart finde ich als Simultanform den „Wahrnehmungsraum“ von der Welt, das „Wahrnehmungsfeld“, und zwar als kontinuierlich gegenwärtiges. Ich finde ihn als kontinuierliche weltliche Wahrnehmungsgegenwart in meiner kontinuierlichen „egologischen”, „subjektiven“ Gegenwart, und des Näheren in einer spezifisch ihm zugehörigen subjektiven Gegenwart. Ich finde als dies die kontinuierliche Einheit raumweltlicher „Erscheinungen“, in welchen kontinuierlich weltliche Gegenwart erscheint. Nähere Beschreibung dieser Korrelation von Erfahren und Erfahrenem, Wahrnehmung und Wahrgenommenem.1 Was in jeder Gegenwart in gleicher Weise als Form vorfindlich ist, ist des Näheren das Wahrnehmungsfeld als Feld von räumlichen Objekten, von res extensae, und in der Kontinuität der Sukzessivität jede res, verharrende Einheit, nach deren Einheitsstruktur innerhalb der Mehrheitsstruktur zu fragen ist. In dieser Kontinuität gibt es eine Synthesis der zu jeder Phase gehörigen momentanen Wahrnehmungsräume und der synthetischeinheitlichen Form Wahrnehmungsraum, die sich fortgesetzt synthetisch erweiternd als Form für die Mehrheit, die räumliche Konfiguration der in den Phasen wahrnehmungsmäßig erscheinenden Einzeldinge ist, als kontinuierlich verharrende, aber aus dem Felde als jeweilig erscheinende heraustretend, wieder eintretend etc. Das verharrende Ding selbst als ruhend oder sich verändernd. Das Subjektive: die Erscheinungen – in ihrer „subjektiven“ Zeitlichkeit. Die Erscheinungen in ihrer Beziehung zu den Kinästhesen – das führt auf das Vermögens-Ich. Das Ichliche überhaupt. Akt, Vermögen, Habitualität, Erwerben, Behalten.
sein erfahren die Weltzeit bzw. die zeitlich seiende Welt, derart, dass dasselbe zeitlich Seiende, das jetzt ist, dann vergangenes ist, und immer weiter vergangenes usw. Andererseits Ich als der die Welt selbst wahrnehmende, bin auch zeitlich seiend. Andererseits Ich selbst als das Ich, worin Welt erfahren ist, habe mich als konkret-egologisches Jetzt und dieses Jetzt hat keine Mitgegenwart, aber eine zum jeweiligen Jetzt gehörige Vergangenheit und Zukunft; genauer hätte ich zu sprechen von dem stehend-strömenden Jetzt und der stehend-strömenden Horizontvergangenheit, enthüllt aber in der fortströmend-stehenden konkreten Gegenwart (was aber seine Bedenklichkeiten mit sich führt). 1 Statt Erfahrenem im Ms. Erfahrenes und statt Wahrgenommenem Ms. Wahrgenommenes.
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Nr. 38 Notiz: Simultane und sukzessive Konfiguration Innigkeitsgradualität der Paarung, der Konfiguration für bloße immanente Daten – Gradualität der Ähnlichkeit bis zur Gleichheit. Für Lokaldaten gibt es keine Gleichheit. In der Simultaneität Gradualität unter kontinuierlicher Verschmelzung zur extensiven Einheit. Problem der Innigkeit der Konfiguration bei apperzipierten Einheiten. Wahrnehmungsfeld und Versinken. Wahrnehmungsfeld in der Simultaneität des urquellenden Jetzt – die urimpressionale Simultaneität (in der hyletisch-urimpressionalen Sphäre: Einheit je eines hyletischen Feldes). Simultaneität der retentionalen Momentan-Kontinuität – die mit dem urquellenden Jetzt und seiner urimpressionalen Simultaneität Einheit einer Momentansimultaneität ausmacht. Aber hier liegt das Problem der Reichweite dieses Momentanfeldes. Ist im stehenden Strömen diese strömende Totalität der immanenten Gegenwart ein begrenztes Feld von einer endlichen verharrenden Feldform, ein stehendes „Jetzt“ mit einer stehenden Kontinuität von retentionalen Differenzen – wie steht es mit dem „unbewusst“ Gewordenen, dem völlig Versunkenen? Ist es aus dem formfesten Feld „verschwunden“? Was ist das Schwinden der Retention? Retentionen als Momente der Simultaneität, Retention als „Bewusstsein von“. Hat die Retention den Charakter eines „Datums“ in der Simultaneität, so wie in der urimpressionalen Feldsphäre eine Phase im Feld, der Form nach also im kontinuierlichen Lokalfeld Lokalphase, so im erweiterten Gegenwartsfeld, Feld der Retention bis zum Jetzt (und der Protention), und die einzelne Retention eine Lokalphase dieses Feldes? Aber gibt es hier eine Gradualität gegen den Limes Null? Verschwindet also im kontinuierlichen Schwinden schließlich im stehenden Strömen jede der retentionalen Intentionalitäten, wobei aber in jedem Moment starr bleibt die Simultankontinuität der retentionalen Grade bis zum Null, das dabei ein Ende macht, aber keine Grenze, die gegen anderes abgrenzt? Die Retentionen als „Erscheinungen von“, die „Identität“ des „Erscheinenden“, des retentional Bewussten. Stetige „Identitätsdeckung“ und doch Verarmung in der „Abgehobenheit“, Verarmung in der unterschiedlichen Darstellung des Dargestellten. Haben die retentionalen „Daten“, Erlebnisse eine eigene Ähnlichkeit, Ähnlichkeitsabwandlung, Ähnlichkeitsverschmelzung? Was heißt das?
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Jedes urimpressionale „Datum“ hat im urimpressionalen Feld seine Lokalität. Die Lokalitäten haben ihre eigenen Verschmelzungen, die das Feld ausmachen. Darin fundiert: die Verschmelzungen des Lokalisierten zu abgehobenen Einheiten, zu Daten im Feld. Hinsichtlich der Retentionalität: Jedes impressionale Datum (und jedes seiner lokalisierten Momente) hat im Strömen seine Retentionalität, so dass mit jedem urimpressionalen Lokaldatum ein eigenes retentionales Urdatum und retentional abklingende Kontinuität einhergeht (als seine retentionale Abwandlung). Aber alle zu den verschiedenen simultanen Lokaldaten der Urimpression im Strömen gehörigen Momente in einheitlicher Kontinuität sind völlig gleich und als das verschmolzen, und so ist die einheitliche Form des zeitlichen Zugleich eins mit dem urimpressionalen Feld. Dieses Zugleich wandelt sich stetig ab zum Null.
Nr. 39 Ich selbst und die Welt in meiner Wahrnehmung in strömender Gegenwart Von strömender Wahrnehmungsgegenwart spreche ich hinsichtlich der Welt, als von mir wahrgenommener. Andererseits aber auch von mir als dem wahrnehmenden Ich. Ich bin im strömenden Wahrnehmen der Welt und bin überhaupt in strömendem Bewusstseinsleben, das mannigfaches Bewusstseinsleben und darin bewusstseinsmäßiges Erleben von Weltlichem und von Welt überhaupt ist – darin wieder in einer Besonderheit strömenden Erlebens, eben das Wahrnehmende. Ich bin so in strömender Gegenwart nach Aussage meiner Selbstwahrnehmung. Auf mich selbst reflektierend habe ich reflexives, habe ich Selbstbewusstsein, und darin in Sonderheit selbstwahrnehmendes und reine Selbstwahrnehmung bevorzugend, nur sie zur Geltung bringend, also ausschließlich und rein auf das wahrnehmungsmäßig von mir Gegebene, als Ich selbst originaliter hinblickend und es zu Wort bringend, finde ich vor mich selbst in Form strömender Selbstgegenwart. In ihr liegt dann als Komponente meines strömenden erlebenden Seins das strömende Welt-Wahrnehmen, in meinem strömenden Jetzt das JetztWelt-Wahrnehmen und darin wieder als Wahrgenommenes (im Wie der wahrnehmungsmäßigen Gemeintheit) das Welt-Jetzt. Zu diesem, reduziert auf das eigentlich und wirklich Wahrgenommene gehört ein Mitgemeintes: zur wirklich wahrgenommenen Weltgegenwart ein Gegenwartshorizont,
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eine weltliche Mitgegenwart als mitgemeinte, aber nicht wirklich selbstgegebene Welt-Gegenwart; ferner einen Horizont mitgeltender Weltvergangenheit und mitgeltender Weltzukunft. In meinem strömenden Wahrnehmen habe ich als wahrgenommene Welt aber Welt in einer strömenden Zeitigung, zeitliche Welt, aber in strömendem Wandel von Zeitmodalitäten – Gegenwart, Vergangenheit, Zukunft –, und in einem strömenden Wandel von Zeitigungsweisen, gemäß den ständig sich wandelnden Modis, dem Wahrnehmungsmäßigen nach eigentlich Wahrgenommenem als Eigentlichselbst-Gegenwärtig sich Darstellendem und horizonthaft Mitgemeintem. In diesem strömenden Wandel ist aber in ständiger „Konstitution“ die Weltzeit bzw. die für mich, und zwar im Wahrnehmen, zeitlich seiende Welt. Ständig geht durch den Wandel des Bewussthabens Einheit des Bewusstwerdenden. Dasselbe, das im zeitlichen Gegebenheitsmodus Jetzt auftritt, ist verströmend bewusst als Vergangenes und Immer-mehr-Vergangenes und doch als Dasselbe, in dieser Selbigkeit seine identische Zeitstelle erhaltend. Und so überhaupt: Wahrgenommen heißt „die“ Welt, dieselbe in ihrer selbigen Zeit, während diese Selbigkeit sich im Wahrgenommenen modal strömend darstellt. Andererseits: Ich, das diese Welt selbst und in ihren Zeitmodalitäten wahrnehmende Ich, bin selbst, und zwar für mich selbst zeitlich und aus einer Selbstzeitigung zeitlich. Reflektierend finde ich mich in den Zeitmodalitäten Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft, und zwar selbstwahrnehmungsmäßig als strömende Gegenwart und strömend mit einem beständigen Horizont, worin beständig, obschon in wechselnder Weise, meine Vergangenheit und Zukunft mitgemeint ist. Aber gehen wir hier nicht zu flüchtig über dieses Gleichförmige hinweg; dass Welt und ich selbst in Zeitmodalitäten erfahren sind, die Welt in der Weltwahrnehmung als strömende Weltgegenwart, ich in der Selbstwahrnehmung als strömende Selbstgegenwart: So stoßen wir bald vor auf das nie herausgestellte, geschweige denn systematisch ausgelegte „Urphänomen“, in dem alles, was sonst Phänomen heißen mag und in welchem Sinn immer, seine Quelle hat. Es ist die stehend-strömende Selbstgegenwart bzw. das sich selbst strömend gegenwärtige absolute Ich in seinem stehend-strömenden Leben, einem Leben, das ständig strömendes Erleben, Intentionalität, Bewussthaben ist, stehend-strömende Seinsgeltung in vielerlei Modalitäten und Modalitäten sehr verschiedenen Charakters und Sinnes in sich tragend, Seinsgeltung mit Inhalt oder Sinn, der selbst in den Gehalt des Strömenden hineingehört.
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manuskript c 7 Nr. 40 Ad Thema und Epoché. Auch in reiner Selbstwahrnehmung bleibt die Welt universaler Horizont
Ich bin wahrnehmend auf mich gerichtet, rein auf mich selbst als den, den ich wahrnehme, und so wie ich mich wahrnehme. Wahrnehmen ist die Bewusstseinsweise, in welcher das darin Bewusste sich als es selbst zeigt. Es zeigt „sich“, als ob es riefe: Ich bin selbst da, originaliter, ganz unmittelbar ich selbst; also Sich-selbst-Zeigen ist nicht allererst ein Sich-Bezeugen, wenn das Wort erklingt, das auf ein indirektes Bekunden durch irgendwelche „Zeugen“ verweist. Überhaupt ist Wahrnehmen Wahrnehmend-bei-etwasselbst-Sein, hat aber im Korrelat des Es-Selbst als wahrgenommenem auch das „Dasein“. Wahrnehmend bin ich des Wahrgenommenen als Seienden gewiss, nur ist es gegenüber anderen Seinsgewissheiten Gewissheit mit dem Inhalt eben, in dem eben das „Seiende“ als selbst daseiend gegeben ist. Kein sich näherndes Meinen, kein leeres Vor-Meinen, kein Vor-Ahnen, kein Analogisch-sich-Darstellen in Symbolen, in Bildern, kein Sich-Anzeigen, sondern eben Bewusstsein von der Sache selbst, von dem Selbst, das hier das Bewusstsein ist. Selbstwahrnehmen nun besagt, da das Selbst hier schon das Ich-Selbst ausdrückt, mich selbst Wahrnehmen, im Mich-selbst-Zeigen Mir-selbst-inneSein. Und ich, als dieses Für-Mich, bin für mich originaliter Daseiender. Es soll aber die Wahrnehmung reine Selbstwahrnehmung sein. Das sagt, ich will in diese Seinsgewissheit nichts mit aufnehmen, was in Selbstwahrnehmung nicht wirklich und eigentlich wahrgenommen ist. Alle Mitmeinung, die darüber hinausgehend mir in gewöhnlicher Ich-Rede, in welcher ich mich als ich, diesen Menschen, apperzipiere, Wahrnehmungsinn zuteilt, setze ich also „außer Spiel“, außer Vollzug, derart, dass ich also meine aktuelle Seinsgeltung, als diejenige, die ausschließlich meine mich selbst betreffenden Urteile bestimmen soll, einschränke. Aber nur über mich und über mich in dieser Einschränkung will ich urteilen, bzw. nur darauf mein Wahrnehmen und mein reines Wahrnehmen richten und darin Wahrgenommenes als seiend in Geltung setzen. Es scheint zunächst, dass ich die Weltwahrnehmung, die ich als mich besinnendes, also waches Ich immerzu im Gang habe, zunächst einschränke auf die Wahrnehmung des besonderen realen Objektes, das ich, ein Mensch unter anderen realen der Welt, bin, und nun weiter die Wahrnehmung dieses realen Objektes einschränke
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auf das, was von ihm in reiner Wahrnehmung zur wirklichen Selbstgebung kommt. Ich bedenke nun aber Folgendes: Ich kann freilich ein einzelnes Objekt zum „ausschließlichen Thema“ machen, ich kann freilich mein Wahrnehmen und Urteilen zeitweilig einschränken auf ein Objekt und tue es ja ohnehin immer wieder im Fortgang des wahrnehmenden Lebens, wo eben ein Objekt mich speziell, und wie ich zu sagen pflege, just „ausschließlich“ interessiert. Aber diese Ausschließlichkeit besagt keineswegs, dass die übrige Welt nicht mit in Geltung ist und im Voraus das Seinsfeld, das in ständiger Seinsgewissheit für mich geltende, als das, worin dieses ausschließlich Interessante ist. Jedes Erfahrungsobjekt in aktueller Erfahrung ist im Erfahrungs-“Glauben“, d. i. in der Seinsgewissheit der Erfahrung, hier der ursprünglichen, der Wahrnehmung, in der ihm zugehörigen „Form“ der Raumzeitlichkeit, d. i. als in seiner zeiträumlichen Stelle seiend in Geltung; und in seinen eigenwesentlichen Beschaffenheiten (seinen inneren Eigenschaften) liegt doch schon, dass sie an dieser Stelle seiend sind als kausale, als durch die Realien außer ihnen (ihren „Umständen“) kausal bestimmt. Man merkt also, dass das Für-sichSein eines Objektes als aus Erfahrung Geltendes notwendig in Mitgeltung hat die Welt außer ihm, dass also, so wie die Totalerfahrung, in welcher Welt als Totalität erfahren ist, die Geltung der einzelnen weltlichen Objekte einschließt in der totalen Geltung, so auch umgekehrt, nur in anderer Weise, jede einzelne Erfahrungsgeltung die totale einschließt. Auf dem beständigen Grunde der Totalgeltung ist allein eingeschränkte Erfahrung, Sondererfahrung, als heraushebende, eventuell herausabstrahierende, denkbar. Demnach mich als Menschen ausschließlich betrachten und nach dem fragen, was von mir zu eigentlicher Wahrnehmung kommt, das heißt noch nicht, in ernstlichem Sinne die Welt „außer Betracht“ lassen. Ein ganz anderes ist eben das „ernstlich außer Betracht lassen“ der Welt in ihrer Totalität, während ich sie doch unweigerlich wahrnehme als waches Ich, das solches Außerbetrachtlassen übt. Aber ist das nicht ein Widerspruch, da doch Wahrnehmen Seinsglauben des Wahrgenommenen ist, also das einheitliche Wahrnehmen des wachen Lebens mit all seinen Verflechtungen von Sonderwahrnehmungen, worin die Welt wahrgenommen wird, obschon in jeweils wechselnden Wahrnehmungsfeldern mit wechselnden Einzelobjekten (als dem jeweils von „der“ Welt eigentlich Wahrgenommenen), ist immerfort daseiend, das Universum, worin alles ist, auch geltend als Universalform der Raumzeitlichkeit, worin alles Seiende seine Stelle hat? Indessen, so wahr das ist, so wahr ist es auch, dass es möglich ist, jeden Vollzug der Weltgeltung, also aller Wahrnehmung in
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eins zu inhibieren. Sowie ich mit irgendeinem weltlichen Objekt beschäftigt für Weltliches interessiert bin, also in jedwedem theoretischen oder praktischen Tun, ist schon, wie oben gezeigt, die Welttotalität in Mitgeltung; wie natürlich überall da, wo ich in universaler Einstellung die Welt im Ganzen (etwa als Wissenschaftler, als Ontologe im alten Sinn) als Thema habe. Schalte ich aber jedes Weltinteresse aus, setze ich es außer Spiel – ähnlich wie ich auch innerhalb der Weltlichkeit Interessen, die ich habe, doch zeitweilig außer Spiel setze, z. B. während der Berufsarbeit das politische Interesse, während der erziehlichen Fürsorge das Berufsinteresse usw. – so verbleibt mir, und zwar in der theoretischen Einstellung des Philosophierenden, immer noch ein universales Thema: Ich selbst, und jetzt nicht Ich, der Mensch, das in der Raumwelt und in den kausalen Zusammenhang ihrer Realitäten eingeflochtene Seiende. Wie ist nun einzusehen, dass in der Tat diese Epoché hinsichtlich des Geltungsvollzugs der universalen Weltgeltung und vor allem der universalen Erfahrung, der immerfort im wachen Leben betätigten Weltwahrnehmung, durchzuführen ist in der Weise, dass nun erst recht ein Erfahrungsfeld und damit ein Urteilsfeld übrig ist, oder vielmehr, dass nun ein völlig neues Feld sich eröffnet, dass immerfort neue Seinssetzungen und Feststellungen von Seinsinhalten ermöglicht werden, die von Anfang an und immerfort frei bleiben von dem Vollzug der Seinssetzung der Welt, in der alle naivnatürliche Aktivität sich hält?
Nr. 41 Die invariante Zeitform des urströmenden Lebens in allen Modi der Welt- und Selbstwahrnehmung Welchen1 egologischen Zeitpunkt ich betrachte, ich finde die immer gleiche Form, die zeitigend-gezeitigte Form meines Lebens als sich immerfort wiederholende. Gerade durch diese – kontinuierliche – Wiederholung wird jeweils im Quellpunkt Jetzt zeitliches Dasein kontinuierlich als Einheitliches konstituiert. Die lebendige, ursprüngliche Wiederholung ist kontinuierlich ursprünglich bewährende Wiederholung, auch die Wiederholung bewährend – so ist zeitliche Konstitution. Mein zeitlich ursprüngliches Sein, mein Sein als 1
Gestr. Rb.: Anfang mit der immanenten und darin beschlossen objektiven Zeitigung.
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zeitigend-gezeitigter Lebensstrom (und darin Ich als Zentrum, als Ich dieses Stroms), ist konkret als die kontinuierlich erfüllte invariante Zeitform. Der Gehalt, der Weltwahrnehmen ausmacht, als der darin gezeitigte, als dieser egologische Gehalt, hat selbst wieder, als weltzeitigend, invariante Form und Gehalt. Genauer: in der Schicht meines urströmenden Lebens, die mein stetes Weltwahrnehmen ausmacht, ist die für mich seiende Welt mit der Weltzeit konstituiert, in den weltzeitlichen Modalitäten und ihrem Gehalt, vermöge dessen Welt selbst für mich ist als erfüllte Zeit, aber sich weltzeitlich modal darstellend, oder darstellend im strömenden Wandel erfüllter zeitmodaler Form, die als Form selbst invariant bleibt. Anders wiederholt: Ich mich besinnend finde mich vor als erlebendes Ich, und sehe ich zunächst ab davon, dass in diesem Erleben eben Welt für mich da ist, so finde ich den allgemeinen Strom meines erlebenden Lebens in seiner abstrakten Formeigentümlichkeit. Auf diesen erlebenden Strom und seine Form kann ich jeweils den reflektiv erfassenden Blick richten und ihn auslegen. Also ich finde nun die Modi dessen, was ich meine immanente egologische Zeitlichkeit nenne, mein „jeweiliges Jetzt“, meine kontinuierlich verströmende Soeben-Gewesenheit und ebenso1 den Horizont des SoebenKommenden. Dieses Formale ist so in dem Strömen invariant verharrend, und eben dadurch ist es als Form auch kontinuierlich identisch bewusst, im kontinuierlichen Strömen mit sich selbst in Deckung und vermöge derselben abgehoben. Immanente Zeitigung ist kontinuierlich „ursprünglich assoziative“ Deckung und dadurch invariante, immerzu notwendige Konstitution einer notwendig abgehobenen konstituierten Einheit. Aber der Inhalt dieser Form wechselt, und im Kontrast zur kontinuierlichen Deckungseinheit hebt sich ab der differierende Inhalt. Im Strömen ist in eins invariante Form und variierender Inhalt und schafft so verbleibende konkrete Einheit als dieselbe sich inhaltlich verändernde. In der Immanenz meines strömenden Ego finde ich kontinuierlich mich in meiner lebendig erlebenden Gegenwart und in dieser direkt erfahrungsmäßigen Gegenwart habe ich Bestände der Simultaneität. Ich bin jetzt, in meinem jetzt strömenden Leben erfahrend, denkend, fühlend, so und so, wie auch immer, tätig, leidend usw. Ich jetzt, der Besinnende, habe in diesem original bewussten, immanenten Leben natürlich auch das besinnliche Tun, worin also alles soeben Konsta1
Nach ebenso folgt im Ms. auf für.
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tierte thematisch bewusst wird, und dazu rechnet dann auch selbst wieder dieses besinnliche Tun selbst. Wie das geschieht und geschehen kann, dieses Sich-auf-sich-selbst-Zurückbeziehen und das Auf-das-Rückbeziehenselbst-sich-rückbeziehende-Tun ist natürlich ein Problem – zunächst aber ist es noch nicht an der Reihe. Genug, es geschieht offenbar. Ich schied oben mein konkretes Sein, so wie es als erlebendes bewusst ist, erfahren ist, wenn wir unter Erfahren das originaliter Bewusst-Haben verstehen, und zwar unabhängig davon, ob darauf ein erfassender Blick gerichtet ist oder nicht. Wir haben also von vornherein Gebrauch von diesem Unterschied gemacht, von der Möglichkeit, von dem Vermögen (dem Ich-Kann) der erfahrend-erfassenden Reflexion; und wenn wir das besinnliche Vollziehen dieser Reflexion, wie wir abermals können, auf schon vollzogene erste Reflexion richten, also in der Wiederholung, so schlägt sich dann alsbald das erste Reflektieren mit seinem Gehalt dem konkret lebendigen Ich in seiner originalen Gegenwart zu. Wir scheiden nun diese originale Gegenwart selbst von der im erlebenden Leben (im Strom des Ich-lebe erlebend) erlebten Weltgegenwart. Die originale lebendige Gegenwart ist das, was von mir im konkreten Jetzt wirklich erfahren ist, und das ist es, wie wir sagten, in einem Horizont der Nichterfahrenheit. In dem, was als Welt bewusst ist, haben wir wieder den Unterschied des von der Welt eigentlich, original Erfahrenen und dem Erfahrungshorizont. Hier1 gilt der Satz: Meine konkrete Gegenwart hat jedenfalls die Form originaliter erfahrenen Erfahrens, jedenfalls die Form wahrgenommenen Wahrnehmens.2 Weiter: Erfahrungsweisen, welche intentionale Modifikationen der Wahrnehmung sind, brauchen nicht aufzutreten als abgehobene Erlebnisse. Jedenfalls aber, ob sie es tun oder nicht, es ist ein Bereich der „Selbstwahrnehmung“, in dem keine solche Modifikation auftritt. (Jede Wiedererinnerung z. B. hat jedenfalls einen Hintergrund, einen mitverbundenen Bereich von Wahrnehmung). Das gilt nun ähnlich für das erfahrende Weltbewusstsein: In meinem egologischen Erfahrungsbereich, als dem meines original Fürmich-selbst-bewusst-Seins, finde ich mich als Welt erfahrend. Es ist undenkbar, dass ich in Selbstbesinnung mich nicht finde als in meinen Erlebnissen Welt erfahrend und darin wieder in einem notwendig verlaufenden, einem kontinuierlich strömenden Wahrnehmungsfeld. Wie immer noch Erinnerun1 2
Rb.: Beilage ad 1b = hier S. 149 f.. Rb.: Paradox!
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gen, noch Abwandlungsmodi der Wahrnehmung auftreten mögen, ein Weltfeld als Wahrnehmungsfeld ist notwendig da. Notwendig ist, ebenso wie hinsichtlich meines immanenten Wahrnehmungsfeldes, so hinsichtlich dieses in der Immanenz intentionalen Wahrnehmungsfeldes, der näher auszulegende Horizont – ein Horizont der Nicht-Erfahrenheit, aber Erfahrbarkeit, wie die Auslegung zeigt. Ehe wir weiter gehen, eine Scheidung: Für mein konkretes Ego und für die Welt (beiderseits) scheiden wir unter dem Titel Erfahren-als-originalBewussthaben einen Doppelsinn. Erfahren, in einem ersten Sinn originaliter bewusst, ist das Wahrgenommene. Es ist der Urmodus der Originalität, z. B. hinsichtlich dessen, was in der lebendigen egologischen Gegenwart als Welt erfahren ist, das Wahrnehmungsmäßige – konkret das jeweilige Wahrnehmungsfeld. Aber eine anschauliche Wiedererinnerung, z. B. eine jetzt lebendig anschauliche wiedererinnerte Melodie, ist in ihrer Weise auch originaliter bewusst. Ich erinnere mich an sie selbst. Aber dieses Erinnern ist ein in gewisser einzigartiger Weise mittelbarer Modus des Irgendetwas-als-es-selbst-Bewussthabens. Es ist ein Bewussthaben, in dem eine Modifikation von Wahrnehmung „impliziert“ ist. Es liegt darin das Vergangensein, das Wahrgenommen-gewesen-Sein, und zugleich ein Als-ob-ich-es-wieder-Wahrnehme, während ich es jetzt nicht wirklich wahrnehme. In der konkreten egologischen Gegenwart habe ich statt eines schlichten Wahrnehmens der betreffenden Melodie ein Mich-Erinnern an sie, und dieses Erinnern ist in dieser Gegenwart seinerseits originaliter, und zwar wahrnehmungsmäßig, bewusst. In und mit ihm ist aber ein egologisch Vergangenes, nämlich „mein früheres Wahrnehmen der Melodie“ bewusst. Also, wir haben in eins, und zwar nicht nur für das in der egologischen Gegenwart weltliche Erfahren, eine unterschiedene Uroriginalität als Wahrnehmung und eine sekundäre als Wiedererinnerung, sondern diesen Unterschied auch hinsichtlich der konkreten lebendigen Gegenwart als reiner Erfahrungsgegenwart. Wir sehen auch, dass der auf Weltliches bezogene Grundunterschied der Erfahrenheit – Wahrnehmung und „intentionale Modifikation“ von Wahrnehmung1 – nur dadurch statthaben kann, dass er eingeflochten ist in einem entsprechenden konkreten egologischen Unterschied, dem egologischer Wahrnehmung und intentionaler Modifikation von ihr.2 1 2
Rb.: Besser ausdrücken! Nach von ihr gestr.: Um die Untersuchung zu vereinfachen, versuchen wir zunächst von den
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Aus1 dem vorhin Angeführten entnehmen wir, nur formulierend, einen Hauptsatz auf, und zwar dieser: Ich bin in stehendem Strömen als kontinuierlich mich selbst Erfahrender, d. h. für mich selbst als ich selbst originaliter Bewusster – aber, wie oben gesagt, in einem Horizont von Nicht-selbstErfahrenem. Wir wollen nun unser systematisches Vorgehen von „Reduktionen“ bestimmen lassen. Eine erste Reduktion ist die, in der ich als besinnlich Erfassender rein den Blick auf das Erfahrungsfeld richte, auf den strömenden Bereich dessen, was mir eigen ist als mein (strömend) Erfahrenes, und zwar rein nach dem von mir Erfahrenen. Also was von mir bewusst, mir zugleich als zu mir gehörig bewusst, aber nicht als es selbst, als erfahren gegenwärtig ist, bleibt außer Betracht. Fürs Zweite aber reduziere ich auf Urerfahrung, auf Wahrnehmung. Ich nehme mich also relativ konkret als in Wahrnehmung gegeben. Reduktion auf mich selbst als das „reine“ Ich des reinen Ichlebens, als worin all mein Bewussthaben, wahrnehmendes, erinnerndes etc. von allem und jedem liegt, das für mich in irgendeinem Sinn und irgendeinem Modus des Mir-Geltens ist. Also, was immer für mich seiend ist, mir als das gilt, je gegolten hat oder gelten wird, ist in meinem Gelten Mir-Geltendes, in meinen Bewusstseinsweisen den oder jenen Sinn habend oder annehmend, in dem es gilt. Ich reduziere auf dieses universale Bewusstseinsleben, das mein Leben ist, das ich rein als solches zur Geltung bringe, konkret, so wie es bewussten, vermeinten Sinn und Modus der Geltung, z. B. Gewissheit, Zweifelhaftigkeit etc. in sich trägt. Ich reduziere – ich bringe nur dieses in Anschlag, „bringe nur dieses zur aktuellen Geltung“, in Weisen der Erfahrung, der Wahrnehmung, der Vergegenwärtigung etc. Was heißt das aber: Nur dieses „zur Geltung bringen“?
intentionalen Modifikationen der Erfahrung abzusehen, also das egologische Leben auf das erfahrende im Modus der Wahrnehmung zu reduzieren. 1 Rb.: Reduktion auf Wahrnehmung.
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Nr. 42 Notiz: Primordiale Reduktion Man weiß noch nichts von Primordialität, die hier durch die Forderung der Wahrnehmung (der korrelativen Wahrnehmung) doch innegehalten ist. Unbestimmt bleibt dabei vieles: alles, was nicht Korrelat des Wahrnehmungsfeldes „von der Welt“ ist. Das Ich und die hier ausgezeichneten Vermögen und Kinästhesen haben wir schon. Aber nicht das konkret-menschliche Ich, das weltlich lebt, handelt, mit der Welt sich beschäftigt. Nur so weit können wir es (oder müssen es?) hereinziehen, als wir innerhalb der egologischen lebendigen Gegenwart und möglicher Gegenwart überhaupt stehen (zunächst faktisch vergangenen und künftigen); und „Reduktion“ besagt hier Ausschluss des Horizonthaften, das über die korrelativ strömende Wahrnehmung hinausgeht. Diese Reduktion ergibt aber in der Tat das Primordiale – vor jeder Einführung der transzendentalen Anderen. In aller Erfahrung und bei allem Erfahren bin ich dabei, leiblich, mein Leib ist durch diese Zeit und Welt hindurch immer Zentrum. Mein Leib, mein waltendes Ich ist im Leibe und dadurch in der Welt, die ich erfahre, und die ich hier rein als erfahrene (wahrnehmungsmäßige) betrachte. Ich als Mensch in dieser Primordialität. Die anderen Menschen im Rahmen meiner Erfahrung. Hier fängt ein Neues an, und von da kommen wir sofort auf die Erfahrungswelt im neuen Sinne unserer Welt, unserer als Menschenwelt, aber als mitmenschlicher der Erfahrung. Dann wird alsbald der Raum zum menschlichen Territorium, zum Wohnplatz etc., und wir betreten den Boden der Geschichte.
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Nr. 43 Die Endlichkeit des primordialen Ego a) Steigerung und Minderung der Kräfte des primordialen Ich und die Limesgestalten von Geburt und Tod1 Das Problem der Konstitution der Welt als zeiträumlicher realer Welt, die psychologische und die transzendentale, fordert den Ausgang vom Faktum dieser Welt, und dieses Faktum muss erst in seiner statischen Sinneskonstitution enthüllt werden. Der Seinssinn als höchst kompliziertes Gebilde liegt faktisch vor: Wie sieht die Sinnbildung, die statische Sinngebung aus? Das Erste dabei ist die Sinnesstruktur der lebendigen Gegenwart bzw. der Erfahrungswelt in der Zeitform der gegenwärtigen. Und notwendig ist dabei wieder die Reduktion auf das primordiale Ego. Wir erörtern hier ein bedeutsames Problem, das der Endlichkeit2 dieses Ego. Es handelt sich hier um Anfang und Ende des weltlichen Lebens dieses Ego, natürlich in seiner primordialen Umwelt, deren Konstitution eine eigene Sache ist. Geburt und Tod also von innen her „gesehen“, als Limesfall. Was den Anfang anlangt, so ist davon auszugehen, dass sich für das weltlich lebende Ego, und offenbar wesensmäßig, die für es seiende Welt ihrem Sinne nach immer erweitert als immer neu gegenwärtige Welt, die also in Richtung auf die Zukunft sich erweitert durch die fortschreitende Erfahrungsgenesis. Andererseits, denken wir uns als in die Vergangenheit rückschreitend, so finden wir, dass jede vergangene Gegenwart, welche uns Erinnerung aufweckt, eine sinn-ärmere ist. Jede Gegenwart hat über das eigentlich Wahr-
1 Die Aufschrift auf dem Gesamtumschlag Bl. 1 / 22 bezieht sich auf die Texte Nr. 43–46: C 8, Oktober 1929, und η. Zur Konstitution der intersubjektiven Welt in den universalen Zugangsformen der „unendlichen“ Zeit und des unendlichen Raumes. Transzendentale Zeitlichkeit und transzendental konstituierte Weltzeitlichkeit (und ebenso -räumlichkeit). 2 Rb.: Bis Endlichkeit, Anfang und Ende des weltlichen Seins. 4
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genommene, über das eigentliche Wahrnehmungsfeld hinaus einen Sinn, 3a, 2 der auf eine frühere Erfahrungsgenesis zurückweist. So zurückgehend kommen wir auf eine ständige Verarmung und kommen auf einen Limes1. Zunächst auf ein Erfahrungs-Nahfeld, in dem für den immer schon bisher konstituierten Leib alle Gegenstände im Zugriff erreichbar sind und die Sichtbarkeit keine weitere Bedeutung hat als Index für diesen Zugriff. Aber diese Nahsphäre hat noch als Kern den Leib, in seiner Zurückbezogenheit auf sich selbst, und hat als Ich das armselige, bloß im Leibe waltende, armselige Ich mit den zugehörigen Vermögen. Denn mit der Reduktion der Natur jeder Vergangenheitsstufe auf das, was vorangegangene Genesis geleistet hat, verarmt natürlich auch das Ich. Aber schließlich muss sich auch der Leib in seiner Wahrnehmbarkeit und Verfügbarkeit konstituiert haben in einer Genesis. Wir kommen notwendig auf den Anfangslimes des Ich, den es selbst „erschaut“ hat, rückschreitend in seine eigene Genesis als der seiner als leiblich seiendes Ich und als Ich-Mensch (noch bevor der Mensch als Gegenpart andere Menschen hat, also der Plural einen Sinn hat). Da wesensmäßig die Genesis in Gang ist, sowie das Ich wach ist, d. i. ein Wahrnehmungsfeld hat (obschon noch nicht ein Dingfeld), so haben wir als Limes das erwachende Ich, das zu einem „Leben“ erwachende und sich für sich selbst weiter so konstituierend, dass es – für sich, bewusstseinsmäßig – zum Menschen-Ich wird. Diese reduktive Betrachtung braucht noch nicht transzendental zu sein; in natürlicher Einstellung heißt das: Der Mensch hat wesensmäßig eine psychologische Genesis, in der er sich allmählich kennen lernt als Mensch und kennen lernt die Welt, und zunächst als Nahwelt und dann als Fernwelt. Das alles haben wir in einer abstraktiven Schicht des Sinnes Mensch, der sich als Mensch in der Welt und die Welt als Umwelt erfährt, verfolgt und die fundamentale Einsicht gewonnen, dass innerpsychologisch zu jedem Menschen und zu mir selbst, wenn ich mich egologisch befrage, ein Anfang gehört in der Form erwachendes Ich, das noch nicht Ich im menschlichen natürlichen Sinn ist, noch nicht eine Umwelt hat und Ichsubjekt der Umwelt ist, was alles es sich erst erwerben muss. Natürlich besagt der Anfang als „erwachendes“ Ich und eines wachen Lebens nicht Geburt im generativen Sinn. Stellen wir jetzt die Frage der egologischen Zukunft und ihres eventuellen Endes,2 also dessen, was nachher dem generativen Tod entsprechen 1 2
Rb.: Lebensanfang als Limes, („Geburt“ – egologisch). Rb.: „Tod“, Altern egologisch.
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muss. Als weltliches Ich habe ich meinen Leib mir als Leib gebildet, ich habe seine Organe als beherrschbar kennengelernt und diese Beherrschung im Allgemeinen gelernt: Er ist nun mein Organ – für mein In-die-WeltHineinleben-und-Hineinwalten. In meinem Weltleben lerne ich durch ihn die Natur praktisch beherrschen, und in den verschiedenen Richtungen dieses Strebens und Erwirkens den Leib ins Spiel setzend, bilde ich ihn in besonderen Weisen aus oder mich aus – als Tischler, Schlosser etc., ich lerne die „Handgriffe“, d. i. meine Hand verfeinert sich in gewissen Richtungen als Organ, und so der ganze Leib in verschiedenen Betätigungsrichtungen. Ich nehme körperlich fortgesetzt an „Kräften“ zu, ich kann und könnte immer mehr. Aber diese körperliche Kraft heißt genauer leiblich-seelische, zumal auch ich es bin, der die Kräftebildung dirigiert, der für die außenweltliche Praxis die Pläne entwirft, die Aufgaben stellt und in der Ausführung oder zum Zwecke der Ausführung den Leib in der betreffenden Hinsicht „ausbildet“ und seinerseits seine „geistigen Kräfte“ ausbildet. Die leibliche und geistige Kraft kann zeitweise wieder verfallen, ich komme außer Übung, ich muss mich neu trainieren, um wieder auf die alte Höhe zu kommen. Oder ich werde krank, ich verletze mir den Finger, verbrenne mich etc.; mein körperlicher Leib muss eine normale Verfassung haben, damit ich mit ihm „etwas kann“, überhaupt und im Besonderen, damit ich in meinen schon erworbenen Kräften nicht reduziert werde, und nicht nur mit denen der leiblichen Organe der außenweltlichen Praxis, sondern auch in „geistiger“ Hinsicht. Es ist also sehr wohl denkbar, dass mein Leib „immer verfällt“, und dass mein Leben als Weltleben nicht mehr ein normales ist, nicht mehr stetig, oder mit gelegentlichen Störungen und dann doch im Ganzen fortschreitet, sondern von einem Wendepunkt oder einer „Reife“-Periode ab allmählich immer verarmt, leiblich und geistig, was ja auch untrennbar ist. Zwar eine gewisse Genesis findet immerfort statt, da dem Ich immer neues weltlich Apperzipiertes begegnet, aber mit der Abnahme seiner Kräfte verengt sich die Umwelt, die gegenwärtige, sofern die Sphäre der Zugänglichkeiten sich verkleinert (die relativen „Entfernungen“ werden immer größer), die Sphäre der Werkgebilde, die noch zu entwerfen und auszuführen wären, sich mindert, womit sich die praktische Zukunft verengert. Aber auch die Vergangenheit engt sich durch Abnahme der Erinnerungskraft, als der Kraft der Verfügbarkeit über die Vergangenheiten, ein. Im faktischen Leben finden wir die Periodizität von Schlafen und Erwachen, wobei das Erwachen zugleich Erwachen über eine verfügbare Erin-
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nerungssphäre ist, die (abgesehen von den Träumen, die im traumleeren Schlaf, wie wir meinen, ganz fehlen) mit der neuen Wachsphäre sich synthetisch vereinigt in der Form: eine Erfahrungslücke, eine erinnerungslose Sphäre ist dazwischen, in der doch die Dinge und Vorgänge weiterdauerten, „da“, sie als dieselben, nur ereignismäßig vorgeschrittene „noch da sind“, „noch fortlaufen“. In der möglichen Entkräftung, im Altern bietet sich als ein möglich seiendes Ende ein traumloser Schlaf ohne ein mögliches Erwachen. Genauer: Das für sich selbst weltlich konstituierte Ich könnte, von der Erfahrung der Erkrankung und Kräfteeinschränkung aus, sich im fortgesetzten „Altern“ finden als einer Art fortschreitender Erkrankung, als deren Ende vorgezeichnet wäre: nichts mehr sehen, hören usw., also auch nichts mehr weltlich können; schließlich nichts mehr in Erinnerung haben als Weltvergangenheit und somit auch als Weltzukunft. Aber kann es nicht aus diesem „Schlaf“ doch einmal „erwachen“? Erwachen hieße, das Ich hat noch seine Erinnerungsniederschläge im „Unbewussten“, und sie werden von neuem geweckt, derart, dass also auch wieder eine neue Gegenwart wahrnehmungsmäßig da sein kann als eine dingliche Gegenwart in eins mit der dinglichen oder weltlichen Vergangenheit. Ist ein Abbau der Kräfte, auch der apperzeptiven, in einer Weise denkbar und motiviert, dass ein völliger Neuaufbau notwendig wäre, um das weltliche Ich als solches wieder erstehen zu lassen – statt dass ein Kräftefond erhalten bliebe, nur zeitweise ohne die Motivationsbedingungen seiner Verwirklichung, der nur fortgebildet und erhöht werden müsste? Das Ich kann sich nicht sehen, der Leib zerfällt und es fehlen die psychophysischen Bedingungen des Lebens in der Welt, und ist der Leib zerfallen, dann ist es kein organischer Körper mehr, es müsste ein neuer gebildet werden, und das wäre ein neuer Mensch. Es erfährt zwar die Umbildung des Leibes als alterndes „Erkranken“, aber kein Zerfallen, es kann nicht die Leiche und die Verwesungsprodukte etc. erfahren, dazu bräuchte es ja seinen Leib, es müsste Welt-Ich vor dem Ende sein.1 Seine Welt ist die durch seinen Leib zugängliche, setzt also allzeit den schon konstituierten Leib voraus. Seine alternde und erkrankende Wandlung lässt ihn immer
1 Rb. Deutlich: Schrittweises Zerfallen des Leibes wie das Zerfallen, Sich-verwesend-Auflösen einer Hand, des Fußes etc. wird erfahren, solange noch Leib in Form gesunder Organe lebendig fungiert. Das Zerfallensein des ganzen Leibes kann nicht mehr erfahren sein. Nur ein Limes als der des fortschreitenden Zerfallens ist vorgezeichnet, mit dem Ende: Nichts mehr erfahren können.
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noch Leib sein; funktionsfähiger Leib ist nötig, und wirklich fungierender ist nötig, wenn überhaupt Welt da sein soll für das Ich, ob nun mehr oder weniger zugänglich. Sie bleibt, was sie war, als was sie gilt, wenn nur im Auf und Ab der Kräftebildung und -rückbildung ein Horizont des WiederGesundens vorgezeichnet ist. Im wirklichen Schlaf habe ich meinen Leib, nur sozusagen kaltgestellt; alle Aktivität ist unterbunden, nichts affiziert oder affiziert so, dass Reaktionen erfolgten. Wie aber im Sterben? – Hier liegt das Geheimnis. Sollen wir sagen, es wäre eine Rückbildung all der assoziativen Konstitution möglich, in der sich Leib und Umwelt konstituiert hat? Das Ich also hat bewusstseinsmäßig keinen Leib mehr und keine Umwelt, weder aktuell erfahren noch potenziell erfahrbar, weil es auch die tiefste Gedächtnisschicht verloren hat – aber wie ist das denkbar? Und ist dann etwa das Ich wieder das Ich des Anfangs? Aber dann müsste es „erwachendes“ sein, affiziert durch abgehobene Empfindungsdaten. Oder noch nicht waches Ich, wie das des Anfangs vor dem Anfangen (wenn das einen Sinn hat), noch ohne Abgehobenheiten, ein völlig in sich ungeschiedenes Sein oder Leben. Aber wieder fragen wir, hat das einen Sinn, oder gehört nicht zum Wesen des Ich das Auf-etwas-Hinleben, auf dies und jenes, auf Unterschiedenes, und ist nicht Ich eine Polarisierung des Lebens, das Gegenpole in einem konstitutiven Prozess der Gegenstandsbildung voraussetzt? Jedenfalls nur vom konkret entwickelten Weltleben aus können wir alle Möglichkeiten als Sinnabwandlungen und als solche, die Sinn haben, gewinnen. Und so versuchen wir ja methodisch in einer gewissen Abstraktion die Limesfälle zu konstruieren, die sich selbst als solche im Weltleben konstitutiv aufweisen lassen, sei es als Notwendigkeiten, wie das Erwachen der „Geburt“ (im uneigentlichen Sinn), sei es aus dem Gang des konkreten Lebens als Limes des „Alterns“, so wie es von innen her sich zeigt. Müssen wir da nicht sagen, so genommen findet sich in letzterer Hinsicht nichts Weiteres als Abnahme aller Vermögen, darunter vor allem aller Erinnerungsvermögen, darunter in fortschreitendem Maße Abnahme des Wiedererkennens, des apperzeptiven Erkennens der vertrautesten Typen von umweltlichen Dingen und schließlich überhaupt von Dingen als solchen, auch des Leibes als Leibes, der Hand als Hand und als das, womit man das und jenes tun kann, das Abnehmen der Affektivität, immer größere Unfähigkeit, Empfindungsreizen zu folgen, Unfähigkeit, sich selbst als Ich zu kennen als Subjekt von Vermögen und Pol von Affektionen und Aktionen, die eben auch immer verschwunden sind – schließlich als Limes Aufhören allen Bewusstseinslebens und damit auch des Ich als Identitätspol dieses
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Lebens und der zugehörigen Vermögen? Das wird wohl die beste Fassung des Limes-Gedankens sein. b) Die immer endliche induktiv-apperzeptive Erweiterung meiner und unserer Räumlichkeit und Zeitlichkeit Die Konstitution der Welt, und zwar der primordialen, ist so, dass sich ihr weltlicher Seinssinn, ihr Inhalt als Welt im Fortschreiten des sinngebenden Lebens fortgesetzt erweitert. Wie ist dieses Sich-Erweitern zu verstehen? Sind die alten Gegenwarten einfach dahin und die neuen neue, nur eben sinnreichere? Aber was geht dieser Reichtum die früheren Gegenwarten an? Also ein Problem, wie es motiviert ist, dass die „erweiterten“ Sinne der späteren Gegenwarten den früheren zugutekommen müssen. Für das Kind der Frühzeit ist der Raum und die räumliche Welt sehr eng (natürlich nicht begrenzt in einem Sinne, der an Raumgrenzen denken lässt); für dieses Ich ist nicht von „der“ Welt nur ein kleines Stück als Nahsphäre bekannt, sondern ein plus ultra hat noch keinen Sinn. Aber indem eben der Raum als Form von bekannt werdenden Dingen sich immer wieder „erweitert“, erhält er auch für die Vergangenheit die Bedeutung eines weiteren Raumes, als er damals bekannt war. Die späteren Weiten erweitern auch für die Vergangenheit die damals engeren Weiten. Auf jeder „Stufe“ habe ich einen Bestand bleibender Dinge, eine bleibende Räumlichkeit mit Dingen erfüllt, eine im Raum sich bewegende und verändernde Dingsphäre, mit meinem stets verbleibenden Leib, als frei beweglich im waltenden Tun den Platz wechselnd. „Gehe ich weiter“, vollziehe ich eine Mannigfaltigkeit leiblichen Tuns gewisser Art, so habe ich eine neue Nahsphäre, die zum Teil dieselben Dinge hat wie die frühere, zum Teil neue. Aber ich kann dieses leibliche Tun umkehren, ich kann an meinen alten Platz zurückkehren – die neue Nahsphäre geht in die alte über, und nach Belieben wieder die alte in die neue. Dadurch konstituiert sich eine weitere Raumsphäre, und vermöge des iterativen Stils jede Raumsphäre in gleicher Art als eine solche, die immer wieder erweitert werden kann, und jede darin beschlossene frühere als solche, die hätte erweitert werden können und die im Zurückgang auf sie den späteren Sinn übernehmen müsste. Genau überlegt stückt sich nicht der Raum zusammen, sondern wir haben eine Synthesis von Nahsphären unter Identifikation von gemeinsamen Dingbeständen, eine Synthese in der Abwandlung, die die Einheit einer fortschreitenden Erfahrung einer sich zeitlich konstituierten Koexistenz
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und als eine immer umfassendere, Wahrnehmungsobjekte mitumfassende, Räumlichkeit gibt. Jeder anschauliche Raum dabei könnte endlich gedacht werden, wenn eben über ein abgeschlossenes Raumdingfeld, etwa ein Zimmer, nie hinausgegangen würde und nie hinausgegangen worden wäre. Aber sobald das oft geschieht in der Weise des „Immer-Wieder“-Hinausgehens und sich der Stil des Hinausgehens und Immer-wieder-hinausgehen-Könnens als Raumhorizont niederschlägt, ist, was jeweils als Nahfeld erfahren ist, eben als das eines endlos offenen Raumes erfahren. Und bin ich wieder in dem Zimmer, das früher meine Welt war, so ist es eben Zimmer im weiten Raum, und ebenso, wenn ich in „Gedanken“ dahin zurückkehre in die Vergangenheit, in der es mir als die ganze Welt galt. Die später gebildete oder fortgebildete Apperzeption überträgt sich auf die frühere. Ich hätte schon damals darüber hinausgehend Raum erfahren können, wie ich es später wirklich tat. Diese Rückwirkung auf vergangene Seinsgeltung, diese Rückübertragung später erworbener Apperzeptionen, Kenntnisse, Korrekturen auf Erinnerungsbestände ist eine universale Tatsache und muss sorgsam aufgeklärt werden. Es ist eigentlich nicht wahr, dass ich, was ich später tat und konnte, früher auch hätte tun können. Ich kann mir denken, dass ich damals schon weiter gegangen wäre etc., aber das hat nun nicht den Charakter einer bloßen Phantasie. Das muss also aufgeklärt werden und ist weiterhin unser Thema. Bei solchen Untersuchungen bedarf es beständig der Methode abstraktiven Vorgehens, zunächst durch Absehen von den Sinneskomponenten der wirklich geltenden Welt, die durch das Mit-Dasein von Anderen motiviert sind. Es ist die Frage, wieweit man mit der egologischen Sinneskonstitution reicht, und ob, wenn man mit einer Aufklärung stecken bleibt, nur die Aufhebung der Abstraktion helfen kann. Was ist rein aus den Quellen der primordialen Sphäre motiviert? Ich betrachte das Historische in der primordialen Welt, und dabei führen die Fragen der „Historie“ des Seinssinnes dieser Welt auf die Limesprobleme; „Geburt“ rein von innen gesehen als erwachendes Ich, das für sich noch nicht Menschen-Ich ist, noch nicht Ich in einer realen Umwelt, und Tod als Aufhören des Bewusstseins-Ich als solchen, als Limes des Alterns oder eines „Erkrankungs“-prozesses, der kein Altern ist. Das ist „Historie“ im Sinn von konstitutiver Genesis. Ein anderer Begriff von Historie ergibt sich innerhalb der schon für das Ich seienden Welt, einer Welt, die als gegenwärtige schon offenen Raumhorizont hat und einen in jede vergangene Gegenwart apperzeptiv zurückübertragenen.
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Wie steht es mit der Zeitlichkeit? Hier kommt die historische Struktur der physischen und organischen Natur in Betracht, innerhalb dieser durchaus schon raumzeitlichen Welt, also die in allen Phasen, zunächst der Erinnerungsvergangenheit, Raumwelt ist, und zwar offen endlos räumliche. Es fragt sich, ob die Endlichkeit des primordialen Ego die Bedeutung hat, dass auch die Raumzeit nur endlich konstituiert ist. Dass die Wiedererinnerung nur endlich sein kann und die erinnerungsmäßig gegebene Welt auch, zugerechnet ihre offene Mitgegenwart im Raum, jede Erinnerungsstelle, ist selbstverständlich. Aber wie kann Welt über die Erinnerungssphäre hinausreichen? Hinsichtlich der Raumhorizonte vollzog sich die – nicht ganz aufgeklärte – apperzeptive Rückprojektion. Es ist dabei zu bedenken: Ist einmal eine „Welt“ als Nahwelt verharrenden Seins konstituiert, so kann die Erinnerung an vergangene Welt diese nur als schon verharrende vorfinden, und darin liegt, dass sie, in die Erfahrung tretend, schon war. Verharrend-Sein ist Werden in einem weiten Sinn, der UnverändertBleiben als Grenzfall des Sich-Veränderns in sich schließt. Und Werden in diesem Sinn ist schon In-die-jeweilige-Gegenwart-hinein-geworden-Sein. So gehört zu jeder Erinnerungsgegebenheit schon ein apperzeptiver Horizont von zeitlicher Vergangenheit. Aber wie weist er sich in seinem Gehalt aus, wie kommt er dazu, ein Horizont der Zugänglichkeit zu sein, in dem Seiendes aufweisbar ist und sich in der fortgesetzten Bestimmung bewährt? Anders ausgedrückt: Ist die apperzeptive Übertragung eine solche, die Seiendes dadurch vorzeichnet, dass ein Zugangsweg, ein Weg der Selbstgebung, der einstimmigen Ausweisung, horizontmäßig mitvorgezeichnet wäre? Dieselbe Frage haben wir offenbar für die apperzeptive Mitgegenwart in der erinnerungsmäßigen „Welt“ – die apperzeptive Übertragung kann doch nicht die mir später erwachsenen Zugangsmöglichkeiten und somit Möglichkeiten von mir aus herzustellender Erfahrung auf die frühere so ohne weiteres übertragen. Wie kann es zu einer für mich seienden Mitgegenwart in jeder Vergangenheit kommen, wie aber auch zu einer für mich seienden „Vorvergangenheit“ kommen? Hier hilft in etwa die historische, und zwar naturhistorische Typik im zeitlich werdenden Sein der Welt. Sie zeichnet von einer Gegenwarts- und Erinnerungswelt, in der Einheit der wirklichen Erfahrung genommen, mindestens eine vergangene und mitgegenwärtige naturhistorische Typik vor. Nicht nur die allgemein typische Weltstruktur für jede Gegenwart ist vorgezeichnet – das „Weltbild“ –, sondern schon das primordiale Ego könnte so etwas wie Geologie und Paläontologie treiben und, wenn auch dürftig,
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Typisches, und zwar Sondertypisches der Vorvergangenheit, rekonstruieren, und dabei auch für individuell Einzelnes, wie eine Versteinerung eines Knochens, seine vergangene organische Individualität, aber nur nach ihrer individuellen Typik, eine „Erfahrung“ gewinnen. Sie tritt dann in die Einheit der naturhistorischen Gesamterfahrung und hat in ihr Möglichkeiten der Bewährung oder korrigierender Umgestaltung oder Durchstreichung.1 Ebenso gibt es mit Rücksicht auf sie eine Vorzeichnung der Zukunft und eine solche, die für mich praktisch wird und eine praktische Zukunft möglich macht. Aber näher überlegt steht hier unter dem Titel des Naturhistorischen nicht der engere Umkreis der konkret anschaulichen Umwelt der naturhistorischen Disziplinen. Denn allgemein gesprochen: Die Welt hat einen induktiven Stil, nicht nur im Besonderen biologisch oder geologisch als „naturhistorische“ Welt, in den ich eingreifen kann. Ich pflanze in der Gewissheit, dass das Gepflanzte wachsen wird in der zugehörigen Typik, nur dass, was da wird, unter Bedingungen des Gedeihens oder Verderbens steht, die ich induktiv erkennen kann und vorsorgend beeinflussen. Aber ganz weit gefasst: Das Induktive ist die konkrete, durchaus induktive Typik der Erfahrungswelt, induktiv gemäß ihrer ganz ursprünglichen Sinnbildung. Im induktiven Stil liegt eo ipso ein Allgemein-Historisches. Jeder Fluss ist in der Erfahrung historisch. Ihn sehend erfasse ich ihn als fließend aus einem Geflossensein von irgendwoher – zuletzt werde ich auf eine Quelle verwiesen, aber von da aus doch wieder weiter verwiesen. Im Kleinen wie im Großen ist eine konkrete „Naturgeschichte“ da, und im Geschehen der Erfahrungswelt jeder Phase herrscht dann auch eine induktiv-kausale Typik bedingender Umstände, der nachgegangen werden kann. Konkret ist alles unter Umständen und passiv; schon drängen sich Regelmäßigkeiten in Koexistenz und Sukzession der Umstandskonstellationen für Sein und Geschehen auf. Das heißt: Eine Typik in dieser Hinsicht konstituiert sich bewusstseinsmäßig für das Ich und ist bis zu einem Grade immer schon konstituiert. Und das bestimmt hinsichtlich der Gegenwart das handelnde Eingreifen, das ja von einer konkreten gegenwärtigen Situation ausgeht und sie typisch schon aufgefasst haben muss, um eingreifend Veränderungen erwägen und durchführen zu können. Es scheidet sich aber, wie man sieht, die erfahrende und praktische Umwelt (die praktische im weitesten Sinn, wohin auch die erfahrende gehört), oder die Umwelt, die wirklich durch Erfahrung als für mich daseiende zugänglich und mir als gegenwärtige, mir handelnd zugängliche ist, gegenüber 1
Rb.: Cf. das früher Gesagte über unorganische und organische Naturhistorie.
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der konstituierten Zeitwelt überhaupt. Nicht alles ist und war wirklich zugänglich, obschon immerzu ein offener Seinshorizont als Horizont der Zugänglichkeit konstituiert ist. Doch es bedarf da größerer Differenzierung. Ich habe zu jeder Zeit meine bestimmte Erfahrungsumwelt und habe in Bezug auf sie meine Vermögen und eine besondere Sphäre des in ihr Erfahren- und Handeln-Könnens. Im Fortgang der Erfahrung bereichert sich die Erfahrungswelt nach ihrem Seinssinn und erweitert sich als Feld meiner möglichen Praxis, aus der ihr, wenn sie wirklich geworden ist, immer neue Bestimmungen zuwachsen. Meine erfahrende Praxis reicht jetzt weiter, auch weiter zurück in Mitgegenwart und Vergangenheit als früher, wo ich noch eine Welt geringerer Erfahrungskenntnis hatte. Es kommen dabei auch die Zunahmen und Abnahmen der Kräfte in Betracht, Gesundheit und Krankheit, Neubildung von Kräften aus den Urkräften, Verfallen von gewonnenen Kräften etc. Die Welt ist und bleibt für alle Zeit, die zu ihr gehört, aber sie ist in verschiedenem Maße bekannte und beherrschte bzw. zu beherrschende, in verschiedenem Maße frei zugängliche und zu gestaltende, gewesene bis jetzt, wo ich stehe. In der Beweglichkeit, in der beständigen Synthesis der Erfahrung habe ich Welt immer wieder in neuem Seinssinn (und praktischem Sinn, Sinn aus personaler Bedeutsamkeit); aber in der Synthese konstituiert sie sich für mich als dieselbe Welt, und im Fortschreiten der Erfahrungskraft als diejenige, die ich besser kennenlerne, derart, dass ich auch nach Erfahrungsmöglichkeiten mein vergangenes Ich überrage. Vom Jetzt und Hier aus habe ich Zugänge zu vergangenem Sein gewonnen, die ich früher bei damaligen Situationen und Kräften nicht haben konnte. Was ich jetzt erst an Horizonten des Seins und an bestimmtem Sein konstituiere als früher vergangenes, als mittelbar erfahren mit Horizonten der frei möglichen oder mindestens bedingt möglichen Bewährbarkeit, das „war immer schon“ Seiendes, nur „wusste“ ich davon nicht. Und so auch für die seiende Zukunft. Dabei aber bleibt über das schon für mich Seiende hinaus ein Welthorizont, nur umzeichnet durch eine ganz allgemeine Struktur von möglicherweise Seiendem, das in der Erfahrung (in der im jetzigen Sinn sehr erweiterten Bedeutung von Erfahrung) mir begegnen könnte, während es an besonderen Seinsvorzeichnungen fehlt und zugehörigen mitvorgezeichneten Zugangshorizonten, so dass es offen steht, ob es überhaupt ist, ob die Welt und wie sie über meine Bestimmtheit hinaus ist. Eine offene Möglichkeit gehört zur wirklich erfahrenen und wirklich schon als seiend ausgewiesenen und näher bestimmten Seinssphäre: Dass in der Form der räumlichen Realität neue und wieder neue Realitäten als seiend
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zugänglich werden könnten. Auch eine offene Präsumtion dafür, dass das wirklich werden dürfte, dass wirklich noch Seiendes, Unbekanntes ist. Aber nun kommt die Endlichkeit des Lebens und der Kräfte doch mit in Wirksamkeit. Von jeder Gegenwart aus, in der die Welt mit diesem Horizont schon zur Geltung gekommen ist, muss ich nach dem Stil der bisherigen Erfahrung erwarten, dass neue Realitäten in meinen Erfahrungskreis treten, also dass der unbestimmt präsumierte Welthorizont implizit als möglich Präsumiertes Seiendes hergeben wird, von „selbst“ und aktiv, dass ich erfahrend und geleitet vom Erfahrungsstil der Welt ihre Horizonte „erschließen“ kann, d. i. immer wieder Seiendes finden könnte und immer wieder es thematisch bestimmen könnte. Aber meine Kräfte sind beschränkt und die Zeit meines Lebens ebenfalls. Konstituiert ist schon egologisch der Unterschied zwischen Lebenszeit und Weltzeit, erstere ein bloßer Ausschnitt aus der letzteren. Es bleibt unbestimmt, wie weit Welt wirklich reicht, obschon sie einen geformten Raumhorizont hat für Zugangsmöglichkeiten, mit denen sich neues Reales in neuen Raumstellen als Wirklichkeit konstituieren und der schon seienden Welt als ihr zugehörig, und dann von vornherein zugehörig, einfügen kann. Die Unendlichkeit der Welt ist diese Offenheit, diese motivierte Möglichkeit neuer Erfahrungen und erfahrender Ausweisungen. Diese Unendlichkeit, hier als äußere gedacht, hat ihr Gegenstück in der inneren Unendlichkeit, die zu jedem einzelnen Realen gehört. Sie ist begrenzt durch den Umfang meines „Ich kann“. Der Raum ist als realer konstituiert mit meinem jeweiligen Allseitig-ihn-erschließen-Können, und dieses Können hat seinen eigenen subjektiven Horizont, der zwar nicht voll exakt umgrenzt ist, aber doch einen endlichen Limes hat. Damit begrenzt sich auch die Reichweite der induktiven Erfahrung, die ich betätigen und durch die ich eine räumliche Mitgegenwart und, der „Naturhistorie“ in Hinsicht auf die Vergangenheit nachgehend, eine Vorvergangenheit vor meinem Leben als seiend eröffnen könnte und ebenso Seinsvorzeichnung der Zukunft gewänne. Es ist nicht gesagt, dass die Welt unendlich in ihrer Zeiträumlichkeit ist, sondern nur, dass, wenn ich normal bei Kräften bin und bleibe, nämlich wenn ich auf ein künftiges Leben, in Erinnerungserbschaft der Vergangenheiten verbleibend, rechnen kann und rechnen kann auf Erhaltung und eventuell Steigerung meiner Kräfte, ich noch fortgesetzt ein Mehr an real Seiendem der schon für mich wirklich seienden Welt zuschlagen würde. In jeder solchen Gegenwart habe ich einen gewissen endlichen, durch präsumtive Gewissheit ausgezeichneten, obschon unbestimmten Seinshorizont, der aber zugleich eine weitere Offenheit mit sich führt: Voraussichtlich wird mein weiteres normales Leben, sei es aus
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Aktivität oder aus Passivität, die Sphäre des für mich weltlich Seienden erweitern, und je länger mein Leben währt, umso mehr. Umso mehr kann ich auch dessen gewiss sein, durch frei tätiges (theoretisches) Erfahren ein immer größeres Reich von Seiendem jedes Zeitmodus zu erreichen. Aber das Leben ist und bleibt doch endlich, und so auch die wirklich seiende Welt, die immerhin durch ihren Horizontstil und den Seinsstil einer räumlich-zeitlichen Welt auch das Wenn-So mit sich führt. – Die Welt, die für mich Erfahrungswelt ist, und das ist die einzige, die Sinn für mich haben kann, ist nicht ein für alle Mal abgeschlossen, vielmehr funktionell abhängig von meinen Kräften und der Länge meines Lebens. Immerzu ist dabei zu unterscheiden wirklich Erfahrenes und noch nicht Erfahrenes, relativ Ausgewiesenes und noch nicht Ausgewiesenes. Überall ruht Seinsbewusstsein und Seinsaussage auf präsumtiven Gewissheiten in Beziehung auf mein Ich-könnte, dessen ich gewiss bin, obschon auch in ihm Präsumtives liegt. Horizonte sind in verschiedener Schichtung immer dabei; aber es ist ein Unterschied, ob etwas Unerfahrenes für mich ist als etwas, das ich ausweisen „könnte“, oder ob Unerfahrenes überhaupt noch nicht für mich ist, in präsumtiver Gewissheit, und stattdessen die bedingte Gewissheit: Wenn meine Kräfte gesteigert würden, wenn mein Leben immer weiter und weiter sich dehnen würde, dann würde ein Neues und neues Ich-kann-in-Erfahrungen-Eingehen von neuem erwachsen, und es würden nach dem Stil meines erfahrenden und in Erfahrung konstituierenden Lebens dann auch präsumtive Gewissheiten sich eröffnen. Treten wir nun von der transzendentalen Egologie in die transzendentale Soziologie über bzw. vom abstraktiv solipsistisch gedachten Ego zur Menschengemeinschaft und ihrer Welt, so erweitert sich für mich als Ego (und dann für jedes Ich) in neuer Weise die seiende Welt, die nun einen intersubjektiven Seinssinn annimmt. Dabei erweitert sich auch die Naturhistorie in ihrer weltliches Sein mitkonstituierenden Funktion und verflicht sich mit der jetzt neu in Frage und in eben solche Funktion tretenden Geisteshistorie, natürlich als soziale Menschheitshistorie verstanden. Im primordial betrachteten Ego hatten wir die Synthesis der Nahwelten zur Einheit derselben, im fortgehenden Leben erfahrenen Welt, unter beständiger Rückprojektion der Apperzeptionen oder rückgreifender Sinngestaltung. Sowie Andere für mich da sind und Gemeinschaft hergestellt ist, vollzieht sich eine Synthesis meiner Wahrnehmungswelt als Nahwelt mit der des Anderen und so überhaupt eine Synthese meiner, für mich konstituierten Welt mit der für den Anderen konstituierten. Auch diese Synthese führt zur
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konstitutiven Erweiterung. Was dem Anderen zugänglich ist, wird mittelbar auch für mich zugänglich, obschon jeweils innerhalb gewisser, wandelbarer Grenzen. Und so auch umgekehrt. Das betrifft zunächst meine Gegenwart und die der mir gegenwärtigen Anderen. Es überschieben sich aber auch die Vergangenheiten, und eine „weiter zurückreichende“ Vergangenheit des Anderen wird mir durch ihn zugänglich. Überhaupt ist zu zeigen, wie sich eine intersubjektive raumweltliche Zeitlichkeit konstituiert. Wie mein Leben zwischen „Anfang und Ende“ sich als Zeitstrecke einordnet in die für mich naturhistorisch konstituierte weiterreichende Zeit, so ordnet sich die Zeit eines jeden Menschenlebens in die eine intersubjektiv konstituierte Weltzeit ein. In ihr hat jeder seinen Anfang als Mensch und sein Ende, seine Geburt und seinen Tod. Das gewinnt jetzt den zweiseitigen Sinn, den biophysisch generativen der biophysischen Geburt etc., den innerseitigen, aber auch den psychophysischen Sinn. Übrigens auch in der primordialen Sphäre hat mein Leibkörper als organisches Wesen seinen Anfang, da jeder Organismus seinen Anfang hat und in der Generationskette steht, auch primordial. Vor diesem Anfang kann ich nicht in der Weltzeit angefangen haben. Ich bin Mensch, wenn sich in mir mein Leib als für mich verfügbar konstituiert hat und er so für mich da ist.
Nr. 44 Notiz zum Verhältnis von Naturhistorie und Erinnerungsvergangenheit in der primordialen Sphäre Genauer1 überlegt muss werden das Verhältnis von Geisteshistorie und Naturhistorie in der vereinten Konstitution der fernen Weltvergangenheit und -zukunft. Reduziere ich die Welt, ihren bekannt-unbekannten Sinn abbauend, auf meine primordiale Sphäre, so bedarf es hierbei der Klarlegung, wie es mit der Offenheit dieser reduzierten historischen Welt hinsichtlich der Gegenwart (und in der Gegenwart ihre räumlichen Fernen), der Vergangenheit und Zukunft steht, wo alle diesbezüglichen Sinnbildungen auf dem Wege über die Anderen nun verschlossen sind.
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Rb.: X, 1929. Zu den -Blättern = hier Text Nr. 43.
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Hier habe ich schon „Naturhistorie“, die Typik der Gewordenheiten des natürlich Werdenden, Pflanzen (Tiere sind als psychische Subjekte ausgeschlossen) etc. Erfasste ich das naturhistorisch Generative in meiner wirklichen Erfahrungssphäre, warum soll ich nun nicht, da mir in jeder Lebensphase das Generative zugleich in verschiedensten Werdensstufen gegeben war, zur Apperzeption einer unendlichen Vergangenheit kommen? Welche Phase ich auch anschaulich mache, sie hat denselben Stil, weist also auf Vergangenheit naturhistorisch zurück, der Baum auf Samen, die Samen auf frühere Bäume etc. Wie würde sich diese Vergangenheit nun aber unterscheiden von einer Erinnerungsvergangenheit? Ich hätte zwar über eine gewisse Grenze hinaus keine wirkliche Erinnerung, aber es wäre doch eine Erinnerung-als-Ob oder Als-ob-Mitgegenwart von solchem im Als-ob-Erinnerten. Ich hätte keine wirkliche Erinnerung mehr, aber das Naturhistorische erzählte mir sozusagen, was ich damals gesehen hatte oder hätte sehen können. Aber wie verhält es sich mit meiner „Endlichkeit“, und welchen Sinn hat eine „unendliche“ Vergangenheit der Welt, wenn ich selbst Anfang und Ende habe? Welche Rolle spielt das Generative? Ist es notwendig Bestandstück einer konstituierten Welt, wenn eben Ich und jedes Ich eine Welt im vollen Sinn einer zeitlich unendlichen Welt erfahrbar haben soll? Warum sollte die bloße „Naturhistorie“ dazu nicht genügen? Und muss das Generative die eigentliche Bedeutung der Zeugung und dergleichen haben? Zum Wesen eines transzendentalen Ich gehört Endlichkeit der „Ontogenie“? Und dadurch „Endlichkeit“ des Lebens – jedenfalls dem Anfang nach, während von innen her das Aufhören, die Unmöglichkeit, unendlich fortschreiten zu können, nicht so leicht als wesensmäßig einzusehen ist. Wie steht es mit der Verkörperung in „geistiger“ Hinsicht? Was ist das für eine „Einheit des Lebens“, die durch die Generationen hindurchgehen soll?
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manuskript c 8 Nr. 45 Notiz: Die innere Erweiterung meiner Erinnerungsvergangenheit, der meines Lebens, durch intersubjektive Konstitution
Mein Leben wird zum Menschenleben in der Welt, vor dem schon meine Eltern lebten, und vor denen die Voreltern, und so überhaupt die Vorfahren. Mein Leben in seiner offenen Endlosigkeit ist doch in der objektiven Welt nach objektiver Raumzeitlichkeit endlich. Es wird aufhören als Menschenleben in der Welt. Ich werde sterben. Zur Welt gehört Leben und Tod der ihr zugehörigen Menschen. Meine Erinnerungsvergangenheit ist zwar ohne Ende, aber sie ist Erinnerung an Weltliches. Mein Leben ist Weltleben, gegenwärtiges und erinnerungsmäßiges. Wie komme ich dazu, die unbestimmte, weltleere Vergangenheit, die nicht durch Erinnerung besetzt ist, auch ohne meine Erinnerung zu besetzen? Nun, ich bin mit Anderen in Gemeinschaft, die mit mir dieselbe Welt mit Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft gemein haben, und sie „erinnern mich“, und wenn es ihnen nicht gelingt, sie haben Erinnerungen als die ihren von mir „erfahrbar“, und die gemeinschaftliche Vergangenheit besetzt sich mit ihren, und ebenso umgekehrt ihre Vergangenheit mit meinen Erinnerungen. Sie haben aber auch Erinnerungen eines Horizontfeldes meiner Vergangenheit, das ganz unbesetzt ist mit aufweckbaren Erinnerungen, und sie ihrerseits erinnern sich an meine Geburt als Mensch in der Welt. Nämlich um Weltliches wahrzunehmen, sind Bedingungen zu erfüllen, und möchte ich auch Wahrnehmungen im Mutterleib gehabt haben, so doch nicht solche, die weiterreichen, und zum Wahrnehmen gehört ein Leib mit ausgebildeten, von mir frei beweglichen Organen. – Schließlich eine Vergangenheit, die für die Anderen erinnerungsmäßig gewesen ist, in der ich überhaupt kein Mensch war in der Welt. Mein Erinnerungsfeld ist also als das einer Welterinnerung begrenzt, und ebenso dann mein Zukunftsfeld als Feld meines Weltlebens, das zu meinem wirklich gelebten gegenwärtigen und vergangenen werden wird. In weiterer Folge, jeder wird geboren und stirbt, und das bedeutet, jeder wird als Mensch geboren, damit beginnt sein Leben als Mensch, d. i. als welterfahrendes und in „die“ Welt hineinlebendes Leben überhaupt, und mit dem Tode endet es. Leben und Tod sind in der objektiven Zeit und begrenzen das zeitliche Dasein jedes Menschen, seine menschliche Dauer, die wie jede objektive Dauer ihr Verhältnis der Koexistenz, der Überschiebung, der Länge und
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Kürze hat usw. Diese einfachen Dinge muss man also ebenfalls genau aus der Erfahrung auslegen und auf ihre transzendentalen Quellen zurückführen. Eine Erstreckung von außen her, nämlich einer Zeit über meine Lebenszeit hinaus bzw. die Konstitution meiner Lebenszeit als einer beschränkten in der zeitlich weiterreichenden Welt haben wir kennen gelernt durch Naturhistorie (vor der Philosophie und Wissenschaft), also von Seiten des Leibes als Naturkörpers innerhalb der sich durch Geologie etc. zurückerstreckenden und vorerstreckenden Natur.
Nr. 46 Das Zusammenwirken von Monaden in der Weltkonstitution a) Die Instinkt-Intentionalität der Monaden Die angeborenen Instinkte als eine Intentionalität, die zur ursprünglichen Wesensstruktur des seelischen Seins gehört. Jede Tierspezies hat die ihren; aber nicht nur nach Spezies unterschieden in der instinktiven Ausstattung, sondern Instinkte sind auch individuell differenziert, sind in der Erfüllung, z. B. in der geschlechtlichen Liebe, als gerade auf dieses Individuum einzig bezogene charakterisiert. Die Instinktintentionalität der Monaden gehört zu ihrem weltlichen Sein und Leben, ihre Erfüllung ist weltlich gerichtet. (Freilich ist, wenn wir an Leibniz denken, erst zu fragen, ob nicht jedes monadische Leben, und in der Ganzheit seines Lebens, weltkonstituierend ist, ob also tierischer Lebensanfang und -ende nur die Bedeutung der leibnizschen Involution und Evolution haben. Aus der zeitweise als einzelliges Wesen lebenden Monade wird eine tierische, aus der tierischen eine menschliche Monade, in ihrer Individualität bleibt sie erhalten, nur dass keine Einheit des „Bewusstseins“ durch die Kontinuität hindurchgeht – wobei das Problem wäre, wie das denkbar ist ohne Bruch der Individualität.) Halten wir uns in der anschaulich zugänglichen Sphäre des tierischen Daseins. Wir können sagen: Es treten auch mit dem ontogenetischen Werden in den Altersstufen Artungen von Instinkten auf (oder auch, Instinkte haben ihre Keime, ihr Sich-Ausgestalten in typischen Formen). Von außen gesehen haben wir das „Tendenziöse“ der biophysischen Entwicklung in ihren „Entwicklungsstufen“, in ihrem Stufenstil: Kindheit,
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Pubertät, Reife, Alter etc. Und da haben wir das biophysisch Tendenziöse des typischen Werdens, den naturhistorischen Stil. Von innen gesehen haben wir eine intentional motivierte Entwicklung einer „Person“, mit Erwachen und Sich-Ausgestalten unter Sich-Auswirken von Instinkten der personalen, der seelischen Ontogenese und Phylogenese. In eins haben wir konkrete tierische Ontogenese und Phylogenese, je nach den Spezies verschiedene Formen der Geschlechtlichkeit und der Fortpflanzung bzw. des ontogenetischen Selbsterhaltungsstils, der Erneuerung, des Wachstums (seelisch des Bewusst-den-höheren-Stufen-Entgegenlebens und Sich-nach-ihnen-zu-gestalten-Strebens). Jeder ist dabei teils auf sich selbst, teils auf die Anderen, auf seine Lebensgemeinschaft, und schließlich auf eine offene Menschheit oder Tierheit hin angelegt und bewusst gerichtet. Das Kind will wie die „größeren“, „mehr seienden oder könnenden“ Kinder, dann auf die reifen Frauen und Männer hin werden und auf der „Höhe des Lebens“ immer auf der Höhe bleiben, aber vom „drohenden“ Alter sich möglichst frei halten, es verlangsamen – den Tod will niemand „normaler“weise (aber dazugehörige Probleme!). Die Mutter mit ihren Mutterinstinkten „lebt im Kinde“, sie ist in ihrer Weise auf sein EntwicklungWerden gerichtet; es will in ihm das normale Werden auf seine Reife hin. Der Mann ist mit seinen Geschlechtsinstinkten auf die Frau, die Frau auf den Mann gerichtet, damit beide auf Familiengründung gerichtet, mag Familie dann welche Form immer haben. Usw. Die tierische Monade lebt in Gemeinschaft, in einer tierischen Gesellschaft in einer konstituierten Weltzeitlichkeit. Gewesene und künftige Genossen sind freilich nicht so wie im ausgezeichneten Fall der menschlichen Monade im wachen Bewusstseinsfeld – aber doch im Instinktfeld sozusagen. In der Gegenwart hat das höhere Tier seine Genossen in der Typik der Entwicklungsstufen, mit Geburt und Tod (unter Einschränkung). Der Mensch hat einen Zeithorizont der Vergangenheit mit vergangenen Menschen und der Zukunft mit künftigen, wobei jeder seine Lebenszeit hat und die Lebenszeiten verschieden in der ganzen Zeit liegen etc. Zugehörig die Geisteshistorie aufgrund der verschiedenen möglichen Weisen geistiger Bekundung gewesener Anderer, die nicht erinnerungsmäßig in der Wahrnehmungssphäre des die Historie erschließenden Ich gelegen waren. Der natürlich menschlichen Historie entspricht eine transzendentale Historie. Die Monaden sind in ihrem primordialen immanent zeitlichen Sein aufeinander bezogen in Form der transzendentalen Bekundung und der gemeinsamen Weltkonstitution, sich als in historischem Menschenzusammenhang findend. Der objektiven Zeit entspricht, transzendental betrachtet,
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für das Monadenall eine Form ihrer statischen und genetischen Weltkonstitution, also ihres Füreinander- und Miteinanderseins in fortschreitend sich entwickelnder Zugänglichkeit. Jede menschliche Monade tritt, „als Mensch geboren werdend“, in die Gemeinschaft der Weltkonstitution ein und tritt aus mit dem menschlichen Tod. Gemeinschaft der Weltkonstitution besagt, dass jede der beteiligten Menschenmonaden in der menschlich seienden Welt sich am menschlichen Leben in der Welt beteiligen kann, dass jede in der Welt objektiv-real vorfindlich ist als menschliche Seele mit menschlichem Seelenleben, ineins mit menschlichem Leib natürlich. Andererseits hat aber jede Monade vor dem Geborenwerden ihr außerweltliches Leben, wie nach ihm, wenn meine Limes-Analyse richtig ist. Nehmen wir die kühne Leibniz-Brentanosche Interpretation mit herein, so wäre jede Monade in allem ihrem Leben weltkonstituierend und weltzugehörig. Geburt und Tod wäre ein Relatives in dieser Funktion, etwa ähnlich wie die „Geburt“ und der „Tod“ eines Vereins eine Form der Weltlichkeit in eine andere verwandelt und fundiert ist in den letzten Einheiten sozialer Gruppenpersonalitäten, den einzelnen Menschen. Eine und dieselbe Monade wäre also eine Strecke weit als mehrere, als eine im pflanzlichen Organismus fungierende Monade und eventuell als Einheit der Pflanze, wieder als tierisches oder menschliches Ich konstituiert, durch Eigenheiten ihres Lebens selbst in der Monadengemeinschaft, die also in ihrer transzendentalen Zeitlichkeit, der jede einzelne Zeit der einzelnen Monaden zugehört, immerfort eine und dieselbe Welt mit derselben objektiven Zeit konstituierte. Das müsste aber systematisch ausgelegt und zur vollen Klarheit gebracht werden, inwiefern es denkbar und vermutlich ist. Es ist aber klar, dass es als denkbare Wirklichkeit, eventuell als wahrscheinliche oder gar wesensnotwendige Tatsache voraussetzt, dass Menschen in der Menschenwelt konstituiert sind als Vernunftwesen, welche den Sinn und den Erfahrungsgehalt (den fortschreitende Erfahrung schafft) zur Ausweisung bringen. Ich, der die Möglichkeiten Erwägende, bin Mensch und muss Mensch sein und gehöre notwendig zur Welt, deren notwendigen Sinn ich klarstelle. b) Die gemeinschaftliche Konstitution von Zeit, Raum und Welt als Zusammenwirken von Monaden interpretiert Der Aufbau einer weltkonstituierenden Subjektivität (und ihrer Welt) in ihrer inneren Aufeinanderbezogenheit durch Weltkonstitution, darin seiend als Menschen durch Konstitution verweltlichter Subjektivität.
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Ausgang 1) von der gegenwärtigen Welt, meiner, dieses Menschen Welt, und der aus mir erschlossenen Menschengemeinschaft, personal-menschliche Welt, und der in ihr stufenweise sich unterscheidenden Abwandlung als ichlicher Tierwelt – desgleichen Ausgang von der Naturhistorie, in der Natur als Welt der Äußerlichkeit sich erschließt, von der psychophysischen Natur, die mir das Sich-Entsprechen von Äußerlichkeit und intentionaler Innerlichkeit zeigt. In dem Erschließen der Kontinuitäten erwachsen sich erschließende Apperzeptionen der psychophysischen Parallelen. Das gesamte organische Leben als Leben im psychischen Sinn. Gemeinschaftswelt der Menschen in mir, der als Menschen auf primordialem Grund konstituierten, und somit die erste personale Welt, und die alle Wahrheit in sich, in ihren Horizonten befassende. Der Mensch ist der Träger der Wahrheit. Aufbau der Organismen aus Monaden – kommen wir auf letzte psychophysische Einheiten, letzte Organismen? 2) Synthesis aller monadischen Umwelten, in ihr verschiedene Tiefenstufen, nach Analogie der Synthesis der menschlichen Umwelten zur objektiven Welt. Alle haben Bewusstsein verschiedener Stufe von derselben Welt und sind dadurch bewusstseinsmäßig aufeinander bezogen, im weitesten Sinne vergemeinschaftet. Alle haben ihr Instinktleben, Instinkte der Selbsterhaltung, als weltlich lebend und in Gattungsinstinkten als lebend in spezifischer Gemeinschaft mit ihren Gattungsgenossen und mit Abwehrinstinkten gegenüber anderen Spezies – was noch nicht genügt. Aufeinanderbezogenheiten innerer Art, instinktiv, in denen die Monaden gemäß der Form der Raumzeitlichkeit abgestuft nach Nähe und Ferne aufeinander mannigfaltig abgestimmt und in intentionaler Beziehung stehen. 3) Jede Monade hat ihre immanente Zeitlichkeit, und in ihr ist ein Anfang als Anfang des In-Beziehung-Tretens zu anderen Monaden in der Verweltlichung, in der objektiven Zeit. Diese ist zugleich eine Form der Koexistenz (im erweiterten Sinn) der Monaden, ihrer Gemeinschaft. Tritt die Monade als neuer Akteur auf und tritt schließlich wieder ab? Sie war also früher nicht und ist nachher nicht, wenn Sein und Nichtsein eben realzeitliches Sein ist? Der Anfang ist in der Immanenz der Monade ein Limes ihrer weltzeitlichen Selbstkonstitution. Ein „Vor“-Anfang – hat das einen Sinn, kann es einen haben? Limes der Selbstkonstitution ist Limes des Entwicklungsaufbaues des Kindes, des ganzen Menschen in der Welt. Könnte man sagen, dass das kein Anfang des Seins ist, sondern eben nur des Sich-weltlichEntwickelns und In-der-Welt-Seins, und dass also auch die Koexistenz der Monaden weiter reicht als die Weltlichkeit, so könnte man versuchen, das so
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zu interpretieren. Sein der Monade ist In-sich- und Für-sich-Sein in einer nie anfangenden und nie aufhörenden Selbstkonstitution in immanenter Zeitlichkeit. Eine besondere Gestalt dieser Konstitution, die einen Anfang und ein Ende hat, ist die verweltlichende Konstitution, in der die Monade eine umweltlich lebende wird und bewusst andere Monaden, als weltliche Realitäten konstituiert, erfährt, zu anderen in Beziehung tritt. Die Monaden einzeln haben ihre immanente Zeitlichkeit und ihr immanentes Sein, die Monaden zusammen haben eine intermonadische Zeitlichkeit, eine Form der Koexistenz, die im Rahmen der Weltkonstitution als „realisierte“ Monaden ihre Weltzeit ist, die aber, ins Monadische zurückübersetzt, transzendentale Zeit ist, Form der transzendental-subjektiven Koexistenz. Aber in der realisierenden Verweltlichung und der Weltzeit kommen nur die Lebensstrecken der Monaden zur Verweltlichung, nur sie sind als menschliche und sonstige „Seelen“ in der Raumzeit. Die transzendentale Zeit1 mit dem transzendentalen Sein deckt sich nach dem Verweltlichen mit der Weltzeit. Diese hat natürlich keine Lücken, sie ist vollkommen geschlossene Unendlichkeit. Aber in der Enthüllung der transzendentalen Konstitution und in dem Rückgang auf die absolute Subjektivität, zu der sie gehört, zeigt sich, dass jede Seele – transzendental betrachtet – Realisierung einer Monade ist, aber nur nach dem Stück ihres Lebens. Diese Realisierung ist aber nicht Sache dieser Monade allein, sondern aller Monaden. Die Allheit der Monaden ist, was sie ist, in einer universalen monadischen Kausalität, die eine intentionale und teleologische Kausalität in sich und für sich ist; sind sie doch zugleich füreinander und im Füreinander voneinander abhängig. Der reale Raum2 ist, wie die objektive (reale) Zeit für die Monaden in transzendentaler Enthüllung, eine Form der monadischen Gleichzeitigkeiten in der monadischen Zeitfolge, wieder über die Lebensstrecken hinausreichend. Der realen räumlichen Nähe und Ferne der Menschen entspricht eine transzendentale, die wie die räumlich reale mit der Kausalität wechselt. b) Aber hier kommt noch eine andere Nähe und Ferne in Betracht. Monaden sind unmittelbar in Gemeinschaft – sie haben Gemeinsamkeit aktueller Welterfahrung im Füreinander der Wechselverständigung. Sie sind demgegenüber in mittelbarer Gemeinschaft, wenn sie erst durch passive oder aktive Veränderung ihres Platzes zu Unmittelbarkeit kommen. Monaden sind in diesem Sinn unmittelbar einig, wenn sie eine gemeinsame Nahwelt haben in Gemeinschaft der Wahrnehmung. Weiter auch: Sie haben eine direkte 1 2
Rb.: Transzendentale Zeit. Rb.: Transzendentaler Raum.
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Gemeinsamkeit des Lebens, wenn sie auch eine gemeinsame Erinnerungsvergangenheit und Lebenszukunft haben. Im noch weiteren Sinne: Sie sind direkt aufeinander bezogen in der Einheit eines gemeinsamen Weltlebens, wenn sie füreinander in der Einheit einer Welt, als ihnen allen direkt und gemeinsam zugänglicher, verweltlicht direkt zugänglich sind. Doch das ist nicht präzis genug. Wir Menschen miteinander sind in solcher Gemeinschaft, dass jeder den anderen unmittelbar apperzipiert als dieselbe Welt mit denselben Dingen etc. erfahrend, die er selbst erfährt. Die Welt, die mir selbstgegeben ist in Wahrnehmung, Erinnerung etc. ist nicht nur überhaupt dieselbe, die ein Anderer erfährt, sondern erfahren als dieselbe, die der Andere ebenso direkt erfährt (in Selbstgegebenheit der Wahrnehmung und Erinnerung und in einer Erwartung, die in solche Selbstgegebenheit übergeht). Tiere sind intentionale Modifikationen der Menschen und als solche indirekt erfahren hinsichtlich ihres Seelischen, also auch als Tiere und nicht als Körper. Die tierische Umwelt ist, als wie sie tierisch erfahren ist, eine intentionale Modifikation der menschlichen. Tiere derselben Spezies untereinander haben wieder Gemeinschaft in analogem direktem Sinn wie wir Menschen. Aber noch eine andere Mittelbarkeit ist wichtig. Organismen bauen sich aus Organismen auf. Wir kommen auf elementare, einfache Organismen, wie solche auch als für sich lebend vorkommen. „Höhere“ organische Gebilde als organische Individuen mit eigenen organischen Eigenschaften und Leistungen sind also fundierte Einheiten. Sie sind nicht nur Haufen von Organismen und Verbindungen von solchen, irgendwie nur aneinander gebunden, sondern sie sind in solchen Verbindungen, dass das Ganze ein organisches Individuum ist. Es liegt nahe, nach der seelischen Seite das Entsprechende anzusetzen: Es gibt niederstes seelisches Sein und demnach niederste Monaden, und es gibt solche transzendentale „Verbundenheit“ in solchem räumlichzeitlichen Zusammen, dass darin die Seelen höherer Stufe fundiert sind, und transzendental-räumlich-zeitlich, dass Monaden höherer Stufe in solchen der niederen fundiert sind. Und so eventuell in vielfacher Fundierung, die immer „höhere“ Monaden möglich macht. Diese Fundierungen sind transzendentale Kausalitäten, und das Höhersein besagt höhere und in verschiedenem Sinn höhere intentionale Leistungen (Sinn- und Seinskonstitution). Nehmen wir an, dass jeder Zelle meines Leibes eine Monade entspricht, derart dass sie, solange sie biophysisch lebend ist, sie auch psychisch, in der Welt seelisch lebend wäre. Das sagte, sie wäre psychophysisch wie ein Tier
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in der Welt, sie hätte bewusstseinsmäßig eine Umwelt, die ihr subjektiver Aspekt von der Welt, unserer Welt und aller Welt, ist. Also ich wäre in Gemeinschaft mit jeder Zellenseele wie mit den Tierseelen. Da ich als Mensch in der Welt nur leben kann, während mein organischer Leib lebt und darin jede Zelle, oder vielmehr das Zellensystem, unter Zellenwechsel freilich lebt, so wäre mein seelisches Sein auch fundiert in diesem Seelensystem und in der Erhaltung seiner Systemform. Damit1 ist aber nicht gesagt, dass die Konstitution eine unmittelbare, die unmittelbar erfahrende Wechselverständigung sein muss. Wenn die körperlichen Leibeszellen Monaden sind, so führt auf sie eine sehr mittelbare Analogisierung. Bei den höheren Tieren ist die intentionale Modifikation noch leichte anschauliche Wandlung; anders schon bei dem Tieferherabsteigen in die Tierwelt. Eine allgemeine analogische Apperzeption ist bloß Index für den ganz unbestimmten Horizont näherer Bestimmungen, die in der Ordnung der Stufenfolge der Tierheit allmählich herabsteigend geklärt werden müssen. Hier ist es nun außerordentlich wichtig, sich über diese Kausalität klar zu werden. Es dürfte richtig sein, gemäß meiner alten Überzeugung, dass Koexistenz von Monaden nur möglich ist vermöge einer konstituierten Welt, und so allgemein belassen, wäre dann allgemein festzustellen, dass Monaden – im Plural –, ohne dass die gemeinsame Weltkonstitution schon Kausalität der Monaden bedeuten muss, eben kausal voneinander abhängen müssen. Was die eine in sich (sei es auch in niederer Stufe) konstituiert, muss auch für die andere da sein, ihr Leben ist also wechselseitig voneinander bestimmt. Natürlich haben wir andere Fragestellungen, wenn wir von unserer seienden Welt zu ihren Wesensmöglichkeiten fortschreiten und von da aus korrelativ fragen, was für Seelen und innerseelische „Kausalitäten“ dann bestehen müssen. Hier müssen wir aber vom transzendentalen Boden, dem der phänomenologischen Reduktion, aus fragen, was, wenn im transzendentalen Ego andere Egos einfühlbar sein sollten, unter dem Titel gemeinsame Welt wesensnotwendig ist und wesensmöglich. Kommen wir notwendig auf dasselbe Wesen „Welt“? Und wie ist es mit der Kausalität der Monaden? Sie hat ihre Wesensgesetzmäßigkeit und lässt andererseits das Faktum offen, wie auch in der natürlich vorgegebenen Welt die realen Kausalitäten. Jede Monade hat ihr kausales Wesen, zunächst als Potenzialität überhaupt, in 1 Der Text von Damit bis müssen. steht am Rand von Bl. 20b. Es ist die Fortführung der Einf. am Rand von der Vorderseite des Blattes (Bl. 20a) und steht hier daher vor dem letzten Paragraphen der Vorderseite, Bl. 20a.
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Kausalität mit anderen Monaden treten zu können, wozu eine allgemeinste Wesensform gehört. Nicht reinlich geklärt ist die Frage, ob eine Monade solitär sein könnte, ob es sein könnte, dass nur eine Monade allein ist, also auch nur erkannt und erkennbar ist für sich selbst. In Gesellschaft seiend, ist dann die Frage, in welchem Sinn eine jede Monade kausale Individualität hat, wozu doch gehören wird, dass sie nur sein kann in der Art, dass sie, obschon wieder in Wesensform, kausale Eigenart entwickelt – wenn sie erwachte Monade ist, d. i. schon wirklich in die Weltkonstitution eingetretene (erwacht als Seele, was also ein besonderer Begriff von wach ist). Es scheidet sich also Kausalität des Wachwerdens oder Kausalität der „Geburt“ der Monade bzw. Kausalität des Todes und Kausalität innerhalb des Lebens in einer Spezies der Weltlichkeit, im Leben kausale Eigenart (z. B. seelische überhaupt oder personale) erwerbend und auswirkend (bei menschlichen darunter jene Kausalität, die ich im spezifischen Sinn Ich-Du-Kausalitäten, spezifisch interpersonale nannte). Andererseits hat jede Monade überhaupt als Monade ihre Potenzialitäten des Kausiertwerdens überhaupt, und eventuell besteht das Wesensgesetz, dass zu jeder in gleicher Weise (als Monade überhaupt) diejenige kausale Eigenart gehört, dass sie zur Einheit einer zu konstituierenden Welt in ihrem „ganzen Leben“ fungieren muss, und dass sie darin bald konstituiert ist als reales Tier oder als Pflanze, und bald als diese, bald als jene – nur dass immer eine kompossible Welt konstituiert sein muss. Das sind leibnizsche Gedanken, hier als transzendentale Möglichkeiten phänomenologisch in Frage gestellt. Aber nun ist zu berücksichtigen, dass man nicht so allgemein von einem Kommerzium der Monaden sprechen darf. Die transzendentale Zeitlichkeit hat, wie die reale, die Form Gegenwart, Vergangenheit, Zukunft und in dieser Form impliziert eine „homogene“ Zeit. Leben in der Welt tritt als Geburt real auf in der Welt, und zwar ursprünglich in der jeweiligen Gegenwart, und ebenso ist Tod ein Gegenwartsereignis als kausale Folge, sagen wir, unter den jeweils zur Gegenwart gewordenen Umständen. Wir sagen aber auch in seelischer Hinsicht und speziell in personaler: Plato übt jetzt wieder auf uns Denkende eine lebendige Wirkung. Wir müssen schon natural und dann erst recht transzendental die universale Kausalität klären, die eine Welt, eine physische Natur, eine Geisteswelt real einheitlich macht, und transzendental, die einer Monadenallheit transzendental-kausal Einheit gibt. Die Monaden sind transzendentale Substanzen, bezogen auf ihre transzendentale Zustandszeitlichkeit, auf ihr Leben. Aber nur das spezifische Leben, das sich verweltlichte, enthält per-
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sonale Einheiten als sich entwickelnde aus Passivität oder aus Aktivität, aus Unfreiheit oder Freiheit – wenn nicht jede Monade vielerlei Speziesleben hat, wobei noch der leibnizsche Gedanke einer transzendentalen „Entwicklung“ in der „Seelenwanderung“ zu bedenken wäre. Jede Monade ist individuell als Monade und ist unzerstörbar, ob sie auch in animalischer Weise sich objektivierend zu leben beginnt im Zusammenhang der universalen monadischen Kausalität oder ihr Leben endet und nun tot ist. Sie ist auch als tote Seelenmonade in ihrem eigenen Sein. Den Limes des Erwachens stellen wir ja, obschon nur als Limes, notwendig doch als Leben vor, ein Leben, in dem nichts „passiert“, in dem keine Entwicklung statthat. Entwicklung ist animalisch-seelische Entwicklung, die einzige, die wirklich erfahrbar ist und direkt erkennbar.1 Aber der Erkennende ist ein Mensch und nicht ein Tier, und die Wesensnotwendigkeit der Erkennbarkeit des Seins, also auch des absoluten monadischen Seins, fordert eine Kausalität der Monaden, in der sie nicht nur überhaupt Welt konstituieren, sondern eine Menschenwelt „im Laufe der Zeit“. Von diesen Allgemeinheiten muss man aber wieder loskommen und die Struktur der Welt nach ihren konkreten Wesensnotwendigkeiten befragen und nach den Wesensnotwendigkeiten der generativen Entwicklung, der Geisteshistorie und Naturhistorie und nach dem, was darin sich, wenn eben menschliche Geisteshistorie für eine Welt und für ein Monadenall in der Form der transzendentalen Zeit möglich sein soll, mit dem Erwachen von menschlicher Erkenntnis an monadischen, besonderen Wesensnotwendigkeiten bekundet.
1 Rb.: Ist das aber nicht denkbar, so käme das in Betracht für die Möglichkeit, dass eine Monade mehrere Entwicklungen, mehrere Personalitäten konstituierte (Depersonalisation).
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Nr. 47 Der Aufbau des Geltungsgefüges der raumzeitlichen Welt im Zusammenspiel von Ich und Wir1 Die2 Vorgegebenheitsstruktur der Welt – in meiner, in unserer strömenden Gegenwart als der jeweilige Gegenwartsmodus der Welt (Welt als Welt jeweiliger Gesamtwahrnehmung). Die starre Form dieser Wahrnehmungsstruktur, der perzeptiven Präsentation der Welt – das ist eine Erscheinungsstruktur und zugleich Geltungsstruktur, sofern jede Komponente, jede einzelne Wahrnehmung von Weltlichem, die darin beschlossen ist, ihre Seinsgeltung hat und das Ganze der Gesamtwahrnehmung ein Ganzes der Geltung ist, fundiert in den einzelnen Geltungen: Geltung der Koexistenz, der einen Gegenwart. Diese starre Form ist aber eine Form, in der sich Wandelbarkeit, aber eben gebunden an Wesensmöglichkeiten zeigt. Die Weltgegenwart hat die Form: Raum objektiv orientiert von hier aus, gegenwärtiger jeweils erfüllter Raum. Zeitlich dieselbe Raumorientierung „von hier aus“, aber mit neuen realen Gehalten, im lebendigen Wandel, der lebendig räumliche Gegenwart macht in lebendig strömenden Erscheinungsmodis der Perspektiven. Geltende Welt, geltender perzeptiver Ausschnitt mit Sondergeltungen, Modi der Erscheinung, in denen Geltung liegt, das Gegenständliche als Sinn, das ist Geltungsstruktur und Geltungssynthese, Geltungsfundierung. Fundiert ist die Gesamtgeltung in den Partialgeltungen, und die Fundierung in den einzelnen Geltungen ist weiter zu verfolgen. 1) Die Welt als Welt der Erfahrung (normal-intersubjektiv) in ihrem ontischen Sinn. 1 Auf der Umschlagmappe des Ms. C 9 Aufschrift von Husserl: Vorgegebenheit der Zeitmodalitäten in der vorgegebenen Welt. Aufschrift auf dem Umschlag Bl. 1/6: Ad Vorgegebenheitsstruktur der Welt hinsichtlich der Zeitmodalitäten. Die jeweilige Weltgegenwart, die Form Raum, korrelativ die Struktur der Weltwahrnehmung als Erscheinungsstruktur und Geltungsstruktur. Die Orientierungsmodi des Erscheinenden. Inhaltsverzeichnis erwünscht. 2 Rb.: Vor I.
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2) Die orientierte Welt, die von mir, von meiner Gegenwart, von meinem Leib und meinem Jetzt aus orientierte Welt, nach Nah und Fern, dabei nach Rechts und Links, Oben und Unten, Vorn und Hinten. 3) Die orientierte Welt in ihren Erscheinungsweisen, Seitengegebenheit und die Seite in ihren Perspektiven, die Nah- und Ferngegebenheit, zu jeder Ferne Seitengegebenheit in Perspektiven, also die konkrete subjektive Gegebenheitsweise der Erfahrungswelt. Die Erfahrungswelt in ihren Erfahrungsmodis konkret, wie sie in der erfahrenden Subjektivität als seiend in Geltung ist. Die Geltung, der Erfahrungsglaube, gerichtet auf den ontischen Sinn und je nachdem auf ihn schlechthin oder auf ihn in Orientierungsbestimmungen nach 2). Die Geltung, der Erfahrungsglaube ist aber Geltungsstrahl vom Ich her (wenn es aktive Erfahrung ist) durch die konkrete Erscheinung hindurch, oder besser, er ist ein struktureller Modus Seinsgewissheit der „Erscheinung“, die selbst nicht Ziel des Geltungsstrahles ist. Dieser geht auf den noematischen oder gegenständlichen Sinn, der als das in dieser Erscheinungsweise das Erscheinende als solches, das Geltende ist, das Woraufhin, wobei aber im Wandel der Erscheinungen, die synthetisch zusammenstimmen, dieses synthetisch Identische dasselbe Erscheinende ist, das kontinuierlich Erscheinende. Das Erscheinende ist Geltendes, aber als jeweiliges der Erscheinung betrachtet, Erscheinung im Wie der Erscheinungsweise – betrachtet in der Reflexion. „Thematisch“ ist das, worauf das Ich gerichtet ist, und ist es das, so ist das Ich in einer „Einstellung“, in der es kontinuierlich identifiziert und das Identische als seiend festhält, im Griff hält als Identisches seiend, bis auf weiteres. Dabei also Kontinuität der korrelativen Deckungssynthese des Ich als desselben (aber nicht als Woraufhin, sondern dessen, was gerichtet ist und sich richtet) und Richtungsstrahl vom Ich auf den identischen Gegenstand in seiner aktuellen und vorgezeichneten Identifizierung. Das ist eine besondere Paarung, aber nicht eine gegenständliche. Dabei aber verläuft die Erscheinungsreihe, tiefer gesehen das Erleben, worin selbst wieder die Erscheinungsreihe sich konstituiert, als das Leben des Ich, das in einzigartiger Weise erlebend, Erscheinungen durchlaufend (und doch nicht dieses Leben und diese Erscheinungen thematisierend) den darin „liegenden“ gegenständlichen Sinn thematisiert – die Identitätspaarung ist eine auf den Gegenstand hin, selbst ein Verharrendes im Wechsel der Erscheinungsweisen. Danach sieht man schon, dass die Welt als Welt der Erfahrung, als die aus Erfahrung her geltende ihre Vieldeutigkeit hat. Die Welt ist eine kontinuierlich synthetische Einheit mannigfaltiger ontischer Geltungsstrahlen,
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aktueller und potenzieller (bzw. aus früherer Aktivität und Apperzeption her modifizierter) Geltung. Die Welt – das ist eine ontische Geltung, eine Geltung der einzigartigen Form universal-ontischer Geltung. Aber sie gilt mir, dem sie Erfahrenden, in meinem erfahrenden Leben, und sie gilt „uns“, meinem „Wir“ und zugleich jedem Ich dieses Wir. Sie ist das uns „intersubjektiv“ identisch geltende Universum. Als Universum der Geltung ist sie geltend in subjektiven Weisen, und dazu gehört schon, dass sie in „Ausschnitten“ und in Einzelheiten eigentlich, expressis verbis geltend ist, dabei wieder nur in besonderen „eigentlich“ erfahren ist usw. Ich kann nun dieses Universum (diese alleinheitliche) Geltung nach den subjektiven Modis des Baues aus einzelnen Geltungen verfolgen, die sie als universale, oder deutlicher totale (da das Wort universal, so trefflich es ursprünglich sinnvoll bezeichnet, zu abgeflacht worden ist), in sich fasst, aber als offene unendliche Allheit immer nur in Form von „Ausschnitten“ mit Horizonten; das Einzelne ist hier also Weltliches. Die Welt ist als Welt der Erfahrung notwendig in der invarianten Form gegenwärtige (zeitlich gegenwärtige), vergangene, künftige Welt, und das gehört zur Welt selbst – also intersubjektiv und trägt in sich die Beziehung auf die Intersubjektivität selbst als gegenwärtige etc. Die zeitliche Gegenwart ist nun wieder gegeben als subjektive räumliche Gegenwart. Das hat Beziehung auf mich und mein Wo und in verschiedener Weise. Und dieses Wie der räumlichen Gegenwart, obwohl ontisch, subjektiviert nun weiter die zeitliche Gegenwart und die zeitliche Orientierungsweise überhaupt; denn damit kommen die invarianten Strukturen der Gegebenheitsweise, des für mich, des für uns Koexistierenden in Frage. Was ist von dem Universum räumliche Gegenwart, und wir können auch sagen, was ist von der objektiven Raumzeitlichkeit im besonderen Sinne für mich wirklich gegebener Raum, gegebene Zeit? Der Raum selbst gehört zur Welt selbst und ist zwar nicht real und Universum von Realem, aber doch Moment des Seins der Welt („Form”). Diese universale Form ist allein nach einem Ausschnitt wirklich gegeben als jeweils eigentlich erfahrener Raum (und ebenso hinsichtlich der Zeit). Und nun Form für die jeweils wirklich gegebenen Realitäten bzw. für den „Ausschnitt“, den raumzeitlichen Ausschnitt als Form eben der endlichen Allheit, der Allheit der „wirklichen“ Gegenwart. Hier habe ich also solche Ausschnittsgeltung, das einheitlich geltende Ausschnittsuniversum, aber in Horizontgeltung das „Übrige“ der Welt, und nun den Wandel der Ausschnitte und ihrer Horizonte, und im Wandel die
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einheitlich durchgehende Geltung dieselbe Welt oder die Welt in diesen Gegebenheitsweisen. Nimmt man schon die Modalisierungen mit, so hat man auch diesen Wandel, der dann zur Frage führt: Wenn die Welt als die eine, fortgehende, sich erhaltende Geltung ist, wie gilt sie (oder kann sie gelten) als Universum des Seienden, wenn als seiend Geltendes zweifelhaft werden, durchstrichen werden kann und muss? Wie ist sie dann die eine und selbe Welt und allzeitlich eine? Als das kann ihr nur zugehören, was keine zeitweilige Geltung hat, sondern Ein-für-alle-Mal-Geltung, Endgültigkeit. Bei all dem ist von keiner Seitengegebenheit die Rede, von keinen perspektivischen Erscheinungsweisen, von keinen Empfindungsdaten, Auffassungen etc. Hier haben wir nur das Ich und das Wir als Subjektpole bezogen auf die weltlichen Gegenstandspole. Betrachten wir die konkrete, verwirklichte Gegenwart näher, so finden wir im Ausschnitt die Orientierungsmodi – oder, statt der ersten Orientierungsmodi in der subjektiven zeitlichen Folge der Ausschnittlichkeit, die neue der spezifischen Orientierung nach Nah und Fern, und diese wieder nach den Orientierungsrichtungen „um mich herum“, um uns herum. Dann haben wir statt Raum „Raum um mich herum“ in seinen „Richtungen“ und dazu auch die Zeitfolge im Ausschnitt um mich herum in zeitmodalem Sinn orientiert. Die ontische Geltung ist jetzt genommen in einem Wie der Modi der Ferne oder Nähe, mit den Gradualitäten der Wahrnehmungsgeltung als Selbstdarstellung, der Bestimmtheitsfülle des Selbst. Das unvollkommene Selbst impliziert die annähernde Vervollkommnung, die Möglichkeit als Vermöglichkeit. Die starre (invariante) modale Struktur der konkreten, nämlich in den Erscheinungsweisen gefassten, ontischen Geltung ist eine Form der gesamten Geltungsausschnitte, die bestimmt, wie sie beweglich ist hinsichtlich der Ausfüllung, und zwar als Struktur, welche die wandelbare Gegebenheitsweise und Geltungsweise jedes Ontischen regelt und so regelt, dass es identifizierbar ist, als eins im Wandel erfahrbar, aktiv und passiv. Jeder solche Wandel ist als Erfahrung vom Selben kontinuierliche Einheit mannigfaltiger Geltung und das ist Selbstdarstellung, und Einheit des selbst Daseienden als Selben ist fundierte Geltung in dem Kontinuum der unterscheidbaren Einzelgeltungen, deren jede aber im Verlauf auf die Potenzialität des weiteren Verlaufs antizipierend verweist. Die einheitliche Geltung eines on ist schon fundiert, aktuell und potenziell, und jede relative Ferne ist mittelbar als implizierende. Das geht so weiter, auch wenn wir in die perspektivische Darstellungsweise eingehen, sofern wir das on als das sich perspektivisch bei Annäherung
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und Entfernung und im Wandel der Orientierungsweisen derselben darstellende Selbige im Auge behalten. Wir können freilich den Blick wendend auf die „Erlebnisse“ uns thematisch richten, auf die „Wahrnehmungen“ und dann umgekehrt nach Ich und nach dem, wovon sie Wahrnehmungen sind, fragen. So auch, wenn wir von unseren originalen Erfahrungen aus übergehen in die einfühlungsmäßigen Gegebenheitsweisen der Übernahme. Das alles ist „subjektiv“. Schließlich Betrachtung der konkreten Subjektivität mit immanentem Leben, Ich und Gegenstandspol, deren Habitualitäten etc.
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Nr. 48 Das Ich als Pol der Affektionen und Aktionen. Exzerpt von U10-U171 Exzerpt2 U10: Zur Urgegenwärtigung (urtümlicher Strom) in der Wachheit gehört schon das Ich in Ich-Affektion und -Aktivität. Das Affizierende sind die schon konstituierten Einheiten (In der Rückfrage werden wir geführt auf die letzte Affektion, die der immanenten Daten). Konstituiert ist immer schon die Welt; Kernwelt als Universum wirklicher Wahrnehmung; Regressiv: Aufweisung des Unterschiedes zwischen anonym fungierendem Ich der Affektion und Aktionen gegenüber dem thematischen. U11: Regressiv ferner: Aufweisung, dass Aktivität stets Affektion voraussetzt. Rückgang von dem immer schon konstituierten Ich, das als solches schon Ich in Funktion voraussetzt, also Affektion, auf den reinen Ichpol und überhaupt auf das Vorseiende (das Universum der „Inaktivität“). Dieser reine Ichpol, also als bloß durch den ganzen Lebensstrom hindurchgehende Einheit, Einheit aus passiver Zeitigung, gegenüber der Hyle in ihren Schichtungen, ebenfalls verharrend. Von ihr aus Affektionsstrahlen – vom Ich Aktionsstrahlen. U12: Identisches Ich mit Affektions- und Aktionsstrahlen als ständige Schicht im Lebensstrom, also hyletische (ichfremde) Schicht und ichliche Schicht. In der hyletischen Schicht: Einheitskonstitution und Einheit affiziert das Ich; Aktivität, antwortend: die Einheit, das Woraufhin, Zielpunkt. Jedes „Erlebnis“, konkret genommen, ist zweiseitig, Ich-Seite und Seite des Ichfremden, Schicht des Reizes bzw. des Woraufhin (Form) und Schicht des „Inhaltes“, dessen, was da Reize übt oder Ziel ist: die Einheit. 1 Die Aufschrift auf dem Gesamtumschlag Bl. 1 / 19 bezieht sich auf die Texte Nr. 48 und 49: U11–24. C 10. Das gehörte zum Komplex der urtümlichen Gegenwart! 2 Der Text ist eine Zusammenfassung der Bl. U -U . Vgl. hierzu die Ausführungen auf C 10, 10 17 Bl. 5–11= hier Text Nr. 49, die die Husserlschen Pagina U1–10, U11-U17 tragen. Die Blätter mit Husserls Paginierung U1-U6 befinden sich im Ms. B I 30. Weitere Blätter mit der Husserlschen Signatur U finden sich im Ms. C 16/62–63 und C 15/2–4.
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U13: Aber auch die Akte heben sich ab, üben Reize, somit wird das Ich sich auch eventuell auf sie, seine Ichakte, richten – Reflexionsakte, Unterschied der jeweils fungierenden Akte von den thematisch gewordenen Akten. Durch Reflexion Identifizierung von fungierendem und thematischem Ich. Reflexion zeigt das Affizierende als zeitlich und mit einer Vergangenheit. Reflexion auf einen Akt, Einsatzpunkt des Aktes etc. Nur der Reflexion verdanken wir all das Herausgestellte oben. U14: Reduktion auf die unterste Thematik, auf diejenige, die im Thematisierten nichts von Ichlichem enthält. Gradualität der Affektion; Reizkraft Null, ein Reiz, der nicht das Ich anruft – demgegenüber anrufender Reiz, eigentliche Affektion (erster Modus von „eigentlichem Bewusstsein“); dieser Voraussetzung für die „Antwort“ des Ich, für den Aktus (Bewusstsein im prägnanten Sinn). Unterscheidung. Unterscheidung zwischen ichlicher Abgehobenheit und Unabgehobenheit und sachlicher Abgehobenheit. Diese Voraussetzung für jene. Eigentliche Affektion in ihrer Gradualität: Gradualität der Aufdringlichkeit, Übertönen von Affektion durch Affektion. Wettstreit der Affektionen; die übertönten kommen nicht zu Wort; von denen, die zu Wort kommen, nur einzelne, denen sich das Ich zuwendet. Modi der Attention. Das Thematische, das, wobei das Ich in verschiedenen Modis ist, womit es sich beschäftigt. Das Implizite im Thema – die implizite affizierenden Momente (für die es kein Ohr hat), letztlich die impliziten Null-Affektionen – das dem Ich „Unbewusste“. In der Totalität der strömenden Gegenwart eine Totalität von Nullaffektion, das totale Null: Hintergrund des Unbewussten. Doch deutlicher als im Text: Es ist zu scheiden das in den jeweiligen Themen Implizite, Affektionslose, das aber doch eben im Thema implizite zu Wort kommt, andererseits außerhalb des Themas, der Hintergrund (Nacht des Unbewussten), aber ein Hintergrund, der doch affektiv werden kann. Wachbewusstsein immerzu, Bewusstsein im eigentlichen Sinn, immerzu ein thematischer Bereich (Tag). Das Thematische hat seinen inneren Nullhorizont und seinen äußeren. Verschiedene Begriffe von Hintergrund: 1) das absolut Unbewusste, das absolute Null; 2) das „Unbeachtete“, obschon „Merkliche“, affizierend, nicht mit seiner Stimme durchdringend; 3) das, womit das Ich zu tun hat, nicht primär, sondern nur „noch“ zu tun hat. U15: Kleines Blatt. Nähere Ausführungen: Explikation folgt den Graden der Aufdringlichkeit etc. In der lebendigen Gegenwart eine Einheit aktueller Thematik, Einzelthemen, Implizites, Dunkles. Außerhalb der aktuellen Thematik ein Hintergrund: 1) außerthematisch und doch affizierend.
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2) Nullaffektion – Die Affektion noetisch und noematisch. Die Ichakte und das in ihnen fungierende Ich sind immer und notwendig affizierend. Also Notwendigkeit der Selbstaffektion. U16: Anschlag. Das fungierende Ich mit seinen Akten und all seinen eigentlichen Affektionen – korrelativ das Universum des Thematischen – ist in der strömenden urtümlichen Gegenwart, also strömend ständig ‚abgehoben‘, oder ständig (da das Wort nicht passt) gehoben, geschieden von der Nacht des Unbewussten. Das Reich des „Bewusstseins“ – der Affektivität und Aktivität. Aufgaben der Erschließung dieses Reiches – die verschiedenen Modi der Aktivität etc.; das Formal-Allgemeine im Aufbau von Akten nach niederer und höherer Ordnung, darin die verschiedenen Modi der Aktion. Arten von Akten etc., ebenso Affektion, voraffektive Intentionalität. U17: Rückfrage von der „Welt“. Wie Welt für mich ist – zunächst jedenfalls, ich habe dieses und jenes vor Augen, bin dafür interessiert. Wahrnehmen, sich erinnern als Akte im Interesse (das Allgemeinere: „Erlebnis“). An Beispielen, wie an Akten des Wahrnehmens, Urmodi des Aktvollzuges (thematische Modifikationen). Ebenso „formal“: Modi der Affektion, Einheit mehrerer simultaner Affektionen im Ichzentrum. Andererseits eventuell Assoziationen der affizierenden Einheiten.
Nr. 49 Die Zeitigung in ihren „ Leistungen “ U 11 - U 24 a) Methodische Besinnung auf die regressive und progressive Analyse der Weltkonstitution 1) Die1 Epoché führt auf die konkrete strömende Gegenwart mit dem konkreten Weltphänomen, auf die strömende Gegenwart in ihrem Urströmen. Sie ist so etwas wie ein Stehendes und Bleibendes, aber als „strömende Gegenwart“. Ferner: 2) Die weitere Leistung ist die Immanenzkonstitution, die „lebendige“ Immanenz als erste ontische Zeitigung schafft (ursprünglichste immanente Zeit); aber2 1 Rb.: Anfang! 1931 September. Bei dem Bl. 4 mit Husserls Signatur U 1–10 könnte es sich ebenfalls um eine Zusammenfassung der als U1-U10 bezeichneten Blätter handeln. – Anm. d. Hrsg. 2 Rb.: Das bloße Strömen konstituiert zunächst nur Vor-Seiendes, Einheit.
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3) in eins damit den dunklen Horizont schafft, 4) die Zeitigung von eigentlich immanentem Sein und einer Allzeitlichkeit des Seins – das Dunkel, den Horizont erschließender Wiedererinnerung und seinsmäßige Ontifikation durch Wiedererinnerung und aktive Synthesis und Ausbildung eingeübter Vermögen des Immer-wieder und des Vermögensbewusstseins der Beliebigkeit des Immer-wieder.1 5) Indem wir die konstituierten Einheiten als aus aktiver Identifizierung und Vermögensbildung stammend ansehen, als eigentlich „seiend“ konstituiert sein lassen, müssen wir einer neuen Korrelation gedenken, nämlich zwischen diesen Seinseinheiten und dem konstituierenden Ich. Es sind nun neue Weisen der Konstitution und neue konstituierte Einheiten in Frage. Zunächst noch zu 4) gehört, dass zu jeder lebendigen urgegenwärtigenden Gegenwart (als der des wachen reflektierenden Analytikers) schon das Ich mit Ichaffektion und Ichakt gehört. Hier ergibt sich, dass alle Affektion von schon konstituierten Einheiten ausgeht und letztlich werden wir da geführt zur Affektion der immanenten Daten, die freilich immer schon „Auffassung“ erfahren haben. Das auf Affektion reagierende Ich ist immer schon konstituiert als identisches, „stehendes und bleibendes“ Ich „für“ seine Welt, die für es schon total konstituierte. Konstituiert ist für es ein Universum von Seiendem-überhaupt als ihm überhaupt Geltenden, und dieses zurückbezogen auf seinen Kern, das Universum der Welt als Welt wirklicher und möglicher Erfahrung. Darin wieder in der jeweiligen lebendigen Gegenwart das Universum wirklicher Erfahrung, das der wirklichen Wahrnehmung. Vermittels der Wiedererinnerungsaktivität, der Rekonstruktion der Vergangenheit unter Korrektur, ist die Welt in der Erfahrung überhaupt zu gewinnen und als Welt meiner Erfahrung und, über die wirkliche Erfahrung hinaus, der durch sie horizonthaft vorgezeichneten, vermöglichen Erfahrungen – meiner in der Stufe der Primordialität, dann intersubjektiv, also das gibt die bekannte große Reihe konstitutiver Probleme. Also, sowie wir in die aktive Konstitution eingehen, kommen wir auf Ichprobleme, in Korrelation Ichpol und ontischer Pol bzw. Welt.2
1 Rb.: „Passive“ Einigung, Affektion und Aktion, Konstitution von Seienden. Weiteres cfr. unten. 2 Rb.: Die Welt als Universum der einstimmig fortzuführenden Erfahrung ist für jeden normalen reifen Menschen, kann man sagen, wirklich konstituiert, eben als ausgebildete Vermöglichkeit, immer weiter erfahren zu können – das ist der „Weltbegriff“ des natürlichen menschlichen Lebens; der alltägliche Sinn „Welt“ geschöpft aus der im Verwirklichen dieses Prozesses des „Immer-wieder usw.“ erwachsenden beweglichen „Weltanschauung“ oder erfahrungsmäßigen Anschauung von Welt.
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Zu Zwecken der Ermöglichung einer aufsteigenden (progressiven) methodischen Forschung, mit der urmodalen Gegenwart anfangend, abstrahieren wir vom Ich als fungierendes Ich in Affektion und Aktion. Das können wir freilich nur methodisch darum tun, weil wir schon in regressiver Betrachtungsweise gelernt haben zu sehen, dass so etwas wie Ichreflexion ein Anonymes erschließt. Also zunächst, regressiv haben wir zu unterscheiden zwischen dem thematischen Ich und dem anonymen. Wir müssen dann auch aufweisen, dass Aktivität Affektion voraussetzt, und wir kommen schließlich darauf zurück, dass auch das Ich der Seinskonstitution unterliegt, dass ihm als immer schon Konstituierten, obschon jeweils anonymen, zugrundeliegt ein reiner Ichpol, dass die Ontifizierung des Ich immer schon ein Ich in Funktion voraussetzt, das seinerseits der Affektion bedarf, um zu fungieren und auch für die Ich-Ontifikation zu fungieren. Regressiv gehen wir also schrittweise zurück auf eine unterste Konstitution von Einheiten als VorSeienden (auf das Universum des Vor-Seienden), darunter letztlich auch urmodale Gegenwärtigung und Gegenwart und darin urmodales Ich. Dieses Universum der Inaktivität (Passivität in einem bestimmten Sinn) ist für die konkrete, immer schon fungierende Aktivität des aktiven und dabei als seiend apperzipierten Ich „vorausgesetzt“ – eben als passive Zeitigung von Vor-Seiendem1. Dahin gehört auch, dass das Ich, als identischer Pol aus Passivität, schon eine durch den ganzen Lebensstrom hindurchgehende Einheit und doch nicht in diesem Strom ein Erlebnis ist. (Diese Einheit ist freilich auch (in der Anonymität) immer schon und immerfort apperzipiert als ontisches Ich, aber ähnlich wie alle im Erlebnisstrom passiv konstituierten Momente je in ihrer Weise „aufgefasst“ sind, z. B. die Empfindungsdaten in verschiedenen Auffassungsstufen, so dass sie erst künstlich durch Aufwickelung der intentionalen Leistung, durch Abschichtung aller Auffassungsstufungen, hervortreten als passiv gezeitigte Einheiten, als vorseiende – wie schließlich auch die Auffassungen selbst (gegenüber dem aufgefassten Ontischen).) Eben durch solche regressive Abschichtung und progressives Ins-Spiel-Setzen der ontifizierenden Aktivitäten bauen wir die Konstitution der Welt, und zunächst der primordial reduzierten, auf. Mit der Einführung des Ichpols der ersten progressiven Stufe2 haben wir die Urzeitigung desselben, und zwar sogleich als die eines identisch
1
Statt Vor-Seiendem im Ms. Vor-Seienden. Rb.: Das Vor-Seiende: Verharrendes, Ich-Pol und Hyle, Affektion von der Hyle, Aktivität daraufhin. 2
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„verharrenden“ Pols gegenüber der sozusagen ichfremden hyletischen Totalschicht und ihrer eigenen Schichtungen. b) Bloße Abhebung, ichlose Affektion und Aktionen des Ich Dieses Gegenüber besagt zugleich, dass auf das identische Ich die Affektionsstrahlen und von ihm aus die auf die Einheiten gerichteten Aktionsstrahlen (Modi der Aufmerksamkeit) gehen und die verschiedenen Beschäftigungsweisen, die Weisen syn-thetischer Aktivitäten und aktiver Konstitutionen etc. Das ergibt ihm gegenüber einerseits das identische Ich, sich als identisches in erster Ursprünglichkeit zeitigend, indem eine ganze Schicht der Affektions- und Aktionsstrahlen als Schicht des Lebensstroms sich zeitigt, dessen identisches Zentrum das Ich ist, und konkreter in diesem affektiven und aktiven Leben lebendes. Andererseits ist zu beachten, dass Affektion (in ihren verschiedenen Modis und, selbst, der Ontifikationsstufe gemäß, verschieden modifiziert) ein Modus ist, der die vor-ontische Konstitution angeht, wie denn Abhebung fast ein Gegenwort ist für Affektion, freilich ohne dass wir die Scheidung aufheben könnten zwischen Inhaltlichem, was Bedingungen der Affektion herstellt, und der Affektion als dem Ichlichen selbst. Wäre Abhebung notwendige und hinreichende Bedingung der Affektion, so müsste jedes Abgehobene überhaupt schon affizieren. Das habe ich oft überlegt. Es kann aber nicht richtig sein, darauf weist schon die Explikation hin. Die Abhebung des Totum schafft einen Kraftzuwachs, durch den partielle Affektion erst explizit wird und dann eventuell zur aufmerkenden Zuwendung führt. Man wird vielleicht scheiden müssen das Für-das-IchSein jedes abgehobenen Inhalts und das eigentliche Affizieren, wodurch der Inhalt sich dem Ich entgegenhebt, dasselbe „aufruft“. Das verschwimmende, unvollkommen Abgehobene kann merklich werden, kann vorher affizieren, aber es muss erst Kraft gewinnen. Jedenfalls haben wir so eine Zweiseitigkeit im (wachen) Lebensstrom, die überlagert ist, fundiert ist in der Zweiseitigkeit, die schon in der Konstitution des Vor-Ontischen (der abstraktiv Vor-Aktiven) liegt, (sofern wir da ja die Urzeitigung haben und das darin gezeitigte und einen Lebensstrom, der schon abgehobene „Erlebnisse“ hat und „in“ ihnen das Erlebte, die gezeitigte Einheit).1
1
Rb.: Vor-Ontisch? Warum nicht einfach hyletische Schicht und ichliche?
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Jetzt aber haben wir diesen immanenten Erlebnisstrom1 ineins mit der ichlichen Schicht, wobei die Affektion nicht äußerlich aufgelagert ist dem jeweiligen vorontischen Erleben, sondern als sein ichlicher Modus, dessen einheitskonstituierende Leistung in allem und jedem „hindurchgeht“, und so, dass sich damit konstituiert „die Einheit affiziert das Ich, übt auf dasselbe Reize“, die Einheit, die ja nichts ist als Einheit des einigenden Konstituierens. Und ebenso dann, in umgekehrter Richtung im vorausgesetzten Fall, der Antwort des Ich durch Aktivität: das Erlebnis nimmt die Form an des aktiven, das Erlebte, die Einheit, die Form des Worauf-ich-gerichtet-Bin, des Richtpunktes. Jedes Erlebnis, also nun konkreter ein zweiseitiges, hat eine Ichseite und eine ichlose, ichfremde, bzw. jede Einheit die Doppelschicht, Schicht des Reizes bzw. des Richtpunktes („Form“) und die des Was dieser Form, der Einheit, die da Reize übt oder das Woraufhin der Richtung ist. (Nun könnten wir das natürlich nicht wissen, wenn es, obschon selbst vorseiend, nicht konstituiert wäre und somit in seiner Weise ebenfalls das Ich, denselben Ichpol affizieren könnte und thematisch werden könnte – und so in infinitum. Also die Selbstkonstitution der transzendentalen Subjektivität führt auf die schönen unendlichen Regresse, mit denen ich schon in Bernau fertig zu werden versuchte. Wir würden da sagen, nicht jede Abhebung ist affektiv. Zunächst: Das strömende Leben in seiner Doppelseitigkeit (auf der einen Seite, als ichliche Mannigfaltigkeit, zugleich auftretende Affektion, und andererseits mehr oder minder komplexe und in der Komplexion modal abgewandelte Aktionen) untersteht der Wesensgesetzmäßigkeit der Assoziation, dabei der Urassoziation als „passiver“ Zeitigung. Auch die Seite der Aktivität ist in dem Bann der Zeitigung, unterliegt dem Wandlungssystem der Retention und Protention; nur dass wir zu scheiden haben, die der Unterschicht in sich und die Diskretionen der oberschichtigen Affektionen und Aktionen.) Wir hätten zunächst zu unterscheiden Ichpol und Hyle und hätten zunächst im Auge die konstituierten hyletischen Einheiten als Affektionsund Aktionspole des Ich. Aber nun ist weiter zu bemerken: Das2 Ich als Pol tritt in der urmodalen Gegenwart auf eben nur als Pol der jeweiligen Affektionen und Aktionen und in eins mit den Gegenpolen, den affizierenden Einheiten und den auf sie gerichteten Akten, wobei sie eben den Charakter von Richtpunkten haben. Was in der lebendigen Gegenwart auftritt in einem Modus der Abgehobenheit (und darin sind als sich abhe1 2
Rb.: hyletischen! Rb.: 26.9.31.
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bende die Akte besonders bevorzugt), das kann affektiv werden und zum Richtpunkt werden, und somit wird das Ich auch affiziert von seinen Akten und richtet sich das Ich eventuell in einem neuen, einem reflexiven Akt auch auf Akte. Im wachen Leben haben wir zu unterscheiden die mannigfaltigen fungierenden Akte1 und den identischen Ichpol als fungierendes Ich, „identisch“ nicht durch eine aktive Identifikation, sondern durch die „passive“, eben nicht durch einen eigenen Akt hergestellte Synthese der Einheitsdeckung, andererseits die thematisch gewordenen Akte, thematisch in Akten höherer Stufe mit dem in ihnen fungierenden Ichpol. Durch die Reflexion werden die Akte und wird die sie polarisierende Synthese bzw. der Ichpol thematisch und in mehrfach zurückgehender Reflexion die Identität zwischen fungierendem und thematischem Ich thematisch. Dass das Ich als Pol von Akten thematisch ist, sagt ja, dass das Fungieren thematisch ist, und in weiterer Reflexion auf die dabei thematisierenden Akte werden sie und ihre Pole thematisch als die jene früheren Akte und ihr Ich thematisierenden, und zugleich die Identität des Ich in verschiedenen Modis des Fungierens und Thematisch-Seins. Das gilt für alles Affizierende und Thematisch-Werdende: Dass das Affizierende vor dem Thematisch-Werden bewusst war, ist Ergebnis nachkommender Reflexion und Identifizierung. Aber wesentlich ist dabei: Richte ich mich auf ein Affizierendes, so finde ich es als Zeitliches und mit einer Vergangenheit, richte ich mich auf das Ichliche, so finde ich die Affektion der Einheit in der Vergangenheit und dann den Einsatzpunkt des Aktes in Richtung auf die Einheit, eine Strecke also inaktiver Affektion und dann von diesem Einsatzpunkt an fortgehender Aktus der Richtung-auf. Nur davon her „weiß“ ich etwas von all dem; und ebenso, nur durch passende Reflexion davon, dass das thematische Ich ein fungierendes Ich hinter sich hat. In iterativer Reflexion und in der Einstellung auf das Allgemeine der Form sehe ich die allgemeinen Wesenslagen. Weiter sehe ich auch, dass die urmodale Gegenwart eine unterste Thematik hat, nämlich das Thematische, worauf das Ich geradehin gerichtet ist, das aber nichts von thematisiertem Ich und Ichlichem enthält. Wesensmäßig ist dieses, wenn es erfasst ist, abkünftig. Es ist aus Reflexion entsprungen, und zwar so, dass letztlich vorangegangen sein muss eine Thematik geradehin, die noch nichts von thematischer Ichlichkeit enthält. In dieser an sich ersten Thematik ist das thematisierende Ich anonym mitsamt seinen Akten. Nun 1 Rb.: Fungierende Akte machen thematisch – um selbst thematisch zu werden, brauchen sie höher fungierende Akte.
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ist die Thematik geradehin selbst abkünftig, nämlich von einer Affektion geradehin, und diese von einer voraffektiven Weise der Vor-„Bewusstheit“ dessen, was Affektion übt. Da Affektion sich als Graduelles zeigt (Grade des Interesses in1 einem gewissen ursprünglichsten Sinn), so könnte man von einem Null-Grad der Affektion sprechen. Dies, könnte man sagen, ist nicht nichts, sondern ein Limesfall, der der Reizkraft Null, welche steigerungsfähig ist bis zu einem „1“, der zu einem das Ich in Sonderheit aufrufenden Reiz, einer Affektion im engeren Sinn geworden ist (erster Modus eigentlichen „Bewusstseins“). Null-Reiz hat für das Ich keine „Abhebung“ in dem ichlichen Sinn, der den negativen Modus der Aufmerksamkeit ausmacht. Dies wäre dann seinerseits die Voraussetzung (als Anruf, Anspruch) für den Aktus des Ich als „Antwort“ (Bewusstsein im prägnanten Sinn). Die ichliche Abhebung hat ihre Voraussetzung, ihr Korrelat in der gegenständlichen, die ichliche Unabgehobenheit (das „Unbewusst“-für-mich-Da) in der sachlichen Unabgehobenheit (das inhaltliche Verschwimmen). Dann müsste aber geschieden werden zwischen der Affektion selbst, die durchdringt, und derjenigen, die durch andere Affektionen übertönt wird. Dabei müssen wir offenbar innerhalb der „1“ eine neue Gradualität, die der Aufdringlichkeit einer Affektion konstatieren, die im Miteinander größer und geringer, aber auch gleich sein kann. Es müsste gesagt werden, dass Affektionen der Klassifikation „1“ – eigentliche, gegenüber den Nullfällen – sich hemmen können, in Streit miteinander stehen können, und in dieser Hinsicht also Modalitäten haben. Alle eigentlichen Affektionen rufen an, aber jeweils kommen nur einzelne merklich zu Worte, und darunter wieder nur diese oder jene, denen das Ich sich zuwendet, für die das Ich ein Ohr hat. Wir unterscheiden in jedem Thema, aber auch schon in jedem eigentlich für sich Affizierenden (sofern es ein Ganzes ist) implizite Themen, implizite affizierende Momente (bzw. Affektionen) und schließlich implizite Nullaffektionen, ein Implizites, aber Unbewusstes. Damit ist in der Gesamtheit der Themen und Sonderaffektionen der lebendigen Gegenwart ein Gesamtes an Null-Affektionen und Null-Implikaten abgesteckt. Alle NullImplikate eines Ganzen sind in ihm zu einem in sich ungeschiedenen Null verschmolzen. Aber außerhalb aller thematischen und wirksam affizierenden Einheiten verbleibt noch ein Reich des Unbewussten. Alle zugehörigen Affektionen (aber wir müssen wohl auch sagen, alle koexistierenden NullAffektionen) in ihrer Unabgehobenheit und korrelativ alle unabgehobe1
Rb.: Gradualität der Affektion.
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nen Inhaltlichkeiten in ihren Konstitutionen verschmelzen zu einem totalen Null, zu einem Hintergrund des „Unbewussten“, des nach allen seinen „Komponenten“ aber auch im Ganzen Sprachlosen, einer Nacht, die stumm ist, die keinen Anruf übt und keinen Anruf in sich birgt. Doch sehen wir, dass jedes für sich „Bewusste“ sein eigenes implizites Dunkel hat. Aber aus dieser „Nacht“, dieser leeren Stelle können jeweils Stimmen vorbrechen dadurch, dass die Null-Kraft einer Affektionskomponente Kraftzuwachs erfährt. Zudem: Im wachen Bewusstsein ist niemals bloße Nacht, sondern es ist immerzu ein Zutage. Das Unbewusste ist stets ein bloßer Hintergrund, obschon ein in seiner Weise anonymer, schweigender, völlig unmerklicher für das Stimmengewirr der Anrufe. Für das prägnant Bewusste, das Thematische, haben wir neben dem inneren und äußeren Null-Horizont den zweiten Hintergrund des Unbeachteten, obschon Merklichen, des Abgehobenen, des Affizierenden, aber nicht mit seiner Stimme durchdringenden. Dann den dritten Hintergrund, das, dem sich das Ich zuwendet, hat noch anderes um sich, mit dem es „noch“ zu tun hat. Zur näheren Ausführung: Innerhalb eines Affizierenden liegende implizite, unabgehobene Momente sind im Ganzen verschmolzen, derart dass sie, ihre Null-Affektionen, zu einer totalen Null-Affektion verschmolzen sind. Es können aber auch innerhalb eines Ganzen abgehobene Momente, merkliche, unbemerkt sein, durch Vordringlichkeit anderer, das Aufmerken des Ich zwingender (das Ich zu-sich-zu zwingender). In der Explikation eines Gegenstandes kommen der Reihe nach immer neue Momente, die sich zunächst aufdrängen, zu Wort und Gehör. In der ersten geraden Erfassung des Ganzen sind sie schon in ihm da, aber vorerst übte das Ganze seine überwiegende und vielleicht notwendig überwiegende Aufdringlichkeit (so bei Eigenschaften letzter konkreter einzelner Realien). Die Explikation folgt den Graden der Aufdringlichkeit. In jeder lebendigen Gegenwart haben wir einen Bereich aktueller Thematik, der alle aktuellen Themen befasst. Dieser beschließt in seinen Einzelthemen die aufrufenden Affektionen, die zur weiteren Thematik berufenen oder mindest eben aufrufende, dazu einen innersten Hintergrund, eine in ihnen jeweils implizierte Sphäre des völlig Dunklen, „Unbewussten“. Aber zudem hat jede lebendige Gegenwart einen außerhalb aller thematischen Gegebenheiten liegenden Hintergrund in dem Sinne 1) des Außerthematischen, aber noch eigentlich Affizierenden, 2) eines Hintergrundes der Null-Affektionen, also beides so verstanden, dass wir die inneren Implikate der Themen außer Spiel lassen.
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Vielleicht ist es nützlicher zu sagen (statt eigentliche Affektionen): für sich „wirksame Affektionen“ gegenüber den „unwirksamen“ Null-Affektionen. Die Affektion ist noetisch ein Modus der konstitutiven Intentionalität und noematisch ein Modus der intentionalen Einheit bzw. des Gegenstandes, der eventuell als seiender in einem Seinsmodus bewusst ist. Die konstituierende Intentionalität, hier allgemein verstanden als das Bewusstsein im allerweitesten Sinn, von dem sogar das „Null“ des Bewusstseins, das Unbewusstsein ein Modus ist, ist selbst im Strom der lebendigen Gegenwart konstituiert. Sie ist selbst abgehoben oder nicht abgehoben, das Ich affizierend für sich oder nicht affizierend. Ein Akt ist notwendig affizierend, und das Ich, das in den Akten als ihr Deckungspol auftritt, ist eben damit ebenfalls immer affizierend. Es kann nicht fungieren, ohne sich selbst, sich als fungierendes, zu affizieren.1 Das fungierende Ich und die Ichakte, sowie der Gesamtbereich der für sich wirksamen Ichaffektionen und korrelativ der Bereich der thematischen und „sich aufdrängenden“ Einheiten und Seinseinheiten (das Vorontische und Ontische dieses Reichs des „Bewussten“), ist also scharf geschieden von der „Nacht“ des Unbewussten, des Für-mich-Seienden als In-seinemSinngehalt-mir-Geltenden oder Für-mich-Seienden als konstituiert und doch nicht für mich eigentlich geltend – beides unbewusst.2 Sind das leere Behauptungen? Welche Rückfrage und Auslegung, die als evidentmachende etwas von Selbstgebung haben muss, führt zu solchen Annahmen? Zunächst muss das Reich des Bewusstseins3 aber besser als bisher erschlossen sein. Es kommt hier darauf an, in konkreten Studien, wie ich sie teils in der Sphäre der thematisch erfahrenden und denkenden Akte, teils in der der handelnden vollzogen habe, die verschiedenen4 Modifikationen zu verfolgen, die, was wir einen Akt des Ich nennen, ein Erlebnis, das Vollzug einer „Thesis“ eines Themas ist, annehmen kann. Wir können auch sagen, Akte (und eventuell ein und derselbe Akt) haben verschiedene Modi des Vollzugs (des ichlichen). Und dazu in Beziehung steht, dass innerhalb der Einheit eines Aktes, in welchem verschiedene Akte zur Akteinheit kommen, diese, den einheitlichen Akt fundierenden Glieder, „während“ des einheitlichen Aktus ihre Vollzugsweise ändern und bei seinem Vollendetsein 1
Rb.: Notwendige Selbstaffektion des fungierenden Ich. Rb.: Das Reich des Unbewussten. 3 Rb.: = das Reich der Aktivität und Affektivität. 4 Rb.: Das gehört also auch zur Begründung einer formalen Bewusstseinslehre, darin einer formalen Logik. 2
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und im Vollendungsmodus Weiterwähren, sie abermals ändern. Der Aktus als Aktus. Es kommt einerseits darauf an, das formal Allgemeine solcher Wandlungen, denen alle Akte überhaupt unterliegen, auch alle, sofern sie (was selbst zum formal Allgemeinen gehört) Akte höherer Ordnung aufbauen können (das ist natürlich ichliche Leistung, Aktion), als Aktglieder, als fundierende Akte, bzw. als ganze Akte annehmen können und müssen, zu erforschen. Andererseits kommt es darauf an, die verschiedenen Weisen, wie das Ich aktiv ist, die verschiedenen Arten von Akten selbst in ihren Eigenheiten zu erforschen, sofern sie notwendig zum Wesen eines Ich in einem ganzen Ichleben gehören. Endlich kann offenbar nicht ein Akt für sich allein erforscht werden, sofern eben seine tiefere Erforschung es ist, die alsbald auch zurückleitet auf Affektion und ihre verschiedenen Weisen bzw. auf die voraktiven Intentionalitäten überhaupt. Regressiv haben wir es immer zu tun mit dem Gang der Rückfrage vom Phänomen Welt aus, und zwar für mich, dem wachen, mich besinnenden Ich, von meinem Weltphänomen aus, als dem, das ich und wie ich es habe, d. i. wie Welt für mich ist, wie sie für mich da und bewusstseinsmäßig da ist. Ich sage mir etwa: Sie ist es jedenfalls in der Weise, dass ich dies oder jenes in Sonderheit vor Augen habe, mit dem ich mich irgendwie beschäftige, sei es auch nur dafür interessiert, zu sehen, wie es ist, es kennen zu lernen, etwa aus bloßer Neugierde, oder es kennen zu lernen, weil ich etwas damit „vorhabe“, einen Zweck verfolgend und im Rahmen des „praktischen“ Interesses davon so weit Kenntnis gewinnen will, „Erfahrung“ gewinnen will (was dasselbe besagt und auf das, wie es ist, geht), wie es für mich als dieser praktisch Interessierte eben von Interesse ist. Dann ist das „Ich nehme wahr“ oder „ich vergegenwärtige“ mir die Sache in der Wiedererinnerung, mir in ihr überlegend, wie es ist, und dann aus früherer Wahrnehmung und wahrnehmungsmäßig fortschreitender Kenntnis ist, ein Aktives, ein einheitlicher Aktus und als das ein „Erlebnis“, das anfängt, fortwährt und endet – in der immanenten Zeitlichkeit seiend in der Weise eben des Währenden. „Erlebnis“ ist alles in der immanenten Zeitlichkeit Währende und in seiner Sonderheit Währende, d. i. sich Abhebende, gleichgültig ob es aus Reflexion stammt oder nicht und in welcher Reflexionsart und Reflexionsstufe es sich darbietet oder bieten könnte. Es1 wären nun am Beispiel der explikativen Wahrnehmung Urmodi des Vollzugs2, der „thematischen“ Modifikation aufzuweisen, von vornherein 1 2
Rb.: 27.9.31. Rb.: Das Formale der Affektion.
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aber auch aufzuweisen, wie der thematische Vollzug einen Einsatz hat, von dem aus zurückgeschaut und die vorthematische affektive Strecke erfasst werden kann, und die Mehrheit von Affektionen in der Simultaneität. Die mehreren Affektionen haben ihre besondere Verbundenheit, Einheit, im Zusammentreffen im Ichzentrum. Sie können nacheinander erlebnismäßig auftreten, haben aber, einmal aufgetreten, ihre Dauer und Simultaneität. Diese Verbindungsweise ist eine solche für sich, obschon sie andererseits zusammengehen kann mit einer „Assoziation“ der affizierenden Einheiten bzw. ihrer Intentionalitäten. Sind diese selbst ohne assoziative Deckung, so wird Verbindung der affizierenden Einheiten nur hergestellt durch die Verbindung der Affektionsstrahlen im Ichpol. Dass in den Affektionen und ihren Affektionsinhalten (Gegenständen) selbst wieder Modi der Thematik und Affektion impliziert sein können, werden wir noch sehen. Es ist aber zu zeigen, dass möglich ist und letztlich vorausgesetzt eine Synthesis purer Affektion, die dem In-sich-Zusammenhangslosen, Beziehungslosen Verbindung schafft durch bloß simultanes Anrufen des Ich. Die assoziative Einheit von gesonderten Einheiten (selbst anzusehen als assoziative Verschmelzungen) ist noch nicht eine Einheit für sich – noch nicht eine alleinheitliche Konfiguration, die Totalität einer Konfiguration; eine solche Verbundenheit ist aber wie gesagt zu unterscheiden von der ichlichen Verbundenheit als affektiver Einheit der je für sich affizierenden Einheiten. Was ‚sachlich‘ sozusagen ohne Ichbeteiligung eins ist, also jede assoziative, all-einheitliche Konfiguration, das übt auch eine Affektion. Wir haben dann die von Seiten des konfigurativen Ganzen geübte Affektion und zugleich diejenige von den konfigurierten einzelnen Teilen geübten mehreren Affektionen. So wie sachlich das Ganze Ganzes der Teile ist, so ist affektiv die Affektion des Ganzen ein Ganzes der einzelnen Affektionen, und zwar explizit. Mit anderen Worten: Der Konfiguration der Sachen entspricht nicht nur die Konfiguration der Affektion. Eine Einheit der Konfiguration aller Affektionen muss sich unter allen Umständen bilden, auch wenn die Affizierenden „sachlich nichts miteinander zu tun haben“. Denn Affektion ist selbst ein „Erlebnis“, und alle Affektionen sind als solche „ähnlich“. Sie assoziieren sich durch Paarung. Aber nun ist es ein Besonderes, dass ein gegliedertes konfiguratives Ganzes, dessen Glieder für sich affizieren, auch als Ganzes affiziert. Wenn ein Paar simultan auftritt, so affiziert es notwendig als abgehobenes Paar einheitlich und zugleich affiziert jedes darin je abgehobene Einzelne. Es ist klar, dass die Affektion des Paares als Paarungseinheit schon die Affektion der gepaarten Glieder einschließt, dass wir also nicht gesondert
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haben Affektion der Glieder und Affektion des Paares. Und doch ist nicht minder klar, dass wir nicht etwa ein bloßes Paar von Affektionen haben. Also Affektionen können nicht bloß als solche assoziativ einig sein, oder, was gleich gilt, bloß durch simultanes Zusammentreffen im Ich1 einig sein. Sie können2 auch einig sein in der Weise einer Affektion, die mehrere Affektionen in sich hat. Das ist der Fall, wo die Affizierenden an sich selbst Einheit haben oder gewonnen haben. Affiziert irgendetwas und tritt nun in die urmodale Gegenwart ein neues Affizierendes, das mit dem ersten sich unmittelbar paart, so baut sich alsbald oder vielmehr zugleich damit ein Ganzes der Affektion auf, eine Affektion von Affektionen als Teilen. Würde das neu Auftretende zunächst ungepaart bleiben und erst durch eine inhaltliche Veränderung zu einer ähnlichen werden, sich also gepaart angliedernd, so würde das bloße Paar von Affektionen zeitlich übergehen in das Neuartige, in das Ganze einer Affektion, die Affektionen als Teile enthält. In der Einheit einer lebendigen Gegenwart sind immer mannigfaltige Affektionen. Alle sind jedenfalls durch Zentrierung im Ichpol und assoziativ einig. Außerdem sind innerhalb dieser losen und wandelbaren Verbundenheit mannigfache Sondereinigungen als affektive Ganzheiten – Ganze als Affektion, Ganze nach dem Inhalt. c) Die Struktur der Zeitigung von Aktivität und Affektion Ein3 Aktus als Ausstrahlung des Ichpols hat seine Zeitigung des Urquellens und kontinuierlich retentionalen Verströmens. Das Urquellen ist aber, sagte ich schon oben, ein anderes als das der vor-aktiven Daten. Ebenso für Affektion. Vielleicht ist der haltbare Sinn von U19 folgender: Wann immer ich reflektiere, finde ich mich „in Bezug auf“ Etwas, als Affiziertes bzw. Aktives. Das, worauf ich bezogen bin, ist erlebnismäßig bewusst – es ist für mich etwas schon als ‚Erlebnis‘, damit ich mich darauf beziehen kann. Indem ich es tue, 1 Rb.: Ergänzung: Das Problem des Instinktes als Prinzip der „Assoziation“ von Affektionen. Geruch- und Hungertrieb, das Gefühls- und Trieb-Ich affiziert. Ist das affektive Gesetz, das hier auf dieser Seite formal ausgesprochen ist, selbst ein formales Instinktgesetz? Also: Es fragt sich, wieweit dieser theoretische Einschlag trägt, bloße Konfiguration von einzeln Affizierenden – ist das der einzige Typus der Begründung einheitlicher Affektion? Gibt es nicht einheitliche „Instinkte“, die affektiv besagen, dass gewisse Affektionen instinktiv zusammengehören, also eine besondere synthetische Einheit haben? 2 Rb.: Müssen sie? 3 Rb.: (Überarbeitung).
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indem das Affiziertwerden eingeht und indem die Aktivität ins Spiel tritt, wird Affizieren und Agieren selbst zum Erlebnis, von da kann nun wieder Affektion ausgehen, darauf Aktion sich beziehen usw. Zur Aktivität und Affektivität gehört immerzu als Voraussetzung ein Erlebnisstrom in seiner Zeitigung. Das Ich fungiert im Affiziertwerden, im Tun, es ist ständiges Zentrum, von dem aus und auf das hin. Und es ist ein Eigenes, das „aus ihm Entquellen“ und im Entquellen sich „erlebnismäßig Zeitigen“. Ebenso Reize-Erfahren und dieses ichliche Reize-Erfahren-Zeitigen als in den Erlebnisstrom vom Ich aus Eintreten. Darin liegt nun eine Relativität: Durch Ichleistung, vom Ich her, vermöge des Ich, erwachsen Erlebnisse und Einheitsgebilde. Jedes so Erwachsene hat seine „Geschichte“. Kommen wir da nicht zurück auf Ur-Erlebnisse, die noch nicht ichlichen Bestand haben? Aber so, wie das im Text steht, ist keine Aufweisung vollzogen und kein Gang der Rückfrage gezeichnet. Auch das soeben Angedeutete ist natürlich zu vage, als dass es schon brauchbar wäre. Das Ich in seiner ursprünglichsten Ursprünglichkeit ist nicht in der Zeit, hier der beständig als lebendige urmodale Gegenwart sich zeitigendengezeitigten Gegenwart. Zwar1 scheiden wir in dieser das Ichzentrum, als Zentrum der ichlichen Affektions- und Aktionsstrahlen, von dem, was sie immer schon als die intentionalen Einheiten (bzw. seiende Gegenstände) voraussetzen, als das, wovon die Affektionen ausgehen, und auf das die Akte sich richten. Aber nach dem, was wir uns klar zu machen versuchten, liegt in diesem ganzen Reich des gezeitigten (und wie wir wissen, selbst wieder in Stufen zeitigenden) Seins nicht dasjenige Ich, das dem Gezeitigten in den gezeitigten Icherlebnissen vorangehen muss. Ist das alles richtig, so werden wir scheiden müssen bei jedem Akte in seiner ursprünglichen Zeitigung als Erlebnis die Erlebnis-Impressionen bzw. die Erlebnisretentionen und -protentionen und die eigentlich urquellenden, auch ichlich quellenden Aktmodi, nämlich als Modi der Vollzugsweisen, die dem fungierenden Ur-Ich selbst zugehören.2 Ein erster und ganz ausgezeichneter Vollzugsmodus des Aktes ist das Einsetzen, das ursprüngliche Ins-Spiel-Setzen des Aktes, womit seine Erlebniszeitigung alsbald beginnt, so dass der Einsatzpunkt zeitlicher Anfangspunkt des Erlebnisses in der immanenten Zeit wird. Im Fortgang der Aktion haben wir einen kontinuierlich gewandelten Modus, der zeitlich sich darstellt als das zeitliche Fortwähren des Akterlebnisses. 1 2
Rb.: Das ist schon etwas besser als im vorigen Blatt. Rb.: Vollzugsweisen des fungierenden Ich.
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Aber natürlich ist dabei zu unterscheiden das in jedem Jetzt „Urimpressionale“ des Akterlebnisses und dementsprechend ein stetig abgewandelter Modus in der Fortführung (abgewandelt durch das Woraufhin1 des Aktes, z. B. des Erfahrenen), aber mindestens dem allgemeinen Vollzugsmodus nach unterschieden vom Einsatzpunkt, andererseits das Fortdauern, Währen des Akterlebnisses, das sich zeitlich Hinerstrecken, das Mitleistungen der Retention und Protention voraussetzt. Die eigentliche aktive Gegenseite ist hier das „kontinuierliche“ AktivSein des Ur-Ich und was dabei den Retentionen und Protentionen urichlich korrespondiert. Das Ich „selbst“ in seiner kontinuierlichen Aktion ist behaltendes Ich, hat in sich also doch eine Art Zeitigung. Es lässt den Einsatzmodus nicht einfach fahren, aber es behält, was er in den Urgriff bringt, „fortdauernd“ noch im Griff, so wie es andererseits kontinuierlich gewandelt Neues ergreift. Das „Noch im Griff“ selbst modifiziert sich, es bedeutet ichliche Vollzugsweisen als Modifikationsstrom. Die kontinuierlich einheitliche Aktion ist also von einer strömenden vollzugsmodalen Struktur, durch die allein Kontinuität, Einheit eines Aktes möglich wird, und eine Erlebniszeitigung ist parallel laufend. Es ist zu bedenken, dass das Behalten im Ich selbst, dass das „DabeiBleiben“, sich Fortbeschäftigen mit immer neuen sachlichen Momenten, nicht identisch ist mit dem, was sich im Erlebnis, im Gegenwartsfeld, nun nicht mehr durch Ichbeteiligung zeitigt, obschon aus dem Ich entquellend. (Dann müsste ich also wohl den vorhin ausgesprochenen Satz verbal korrigieren (von U19), dass das Ich2 erst durch die immanente Zeitigung des aus ihm entquellenden Aktes sich zeitigt.) Die urströmende Gegenwart, als immanente Sphäre verstanden, ist durchaus schon Nicht-Ich, und alles, was in ihr konstituiert ist und sich fortkonstituiert, ist Nicht-Ich in verschiedenen Stufen. Die Konstitution von vorontischem Zeitstrom, vorontischem Seienden in der Seinsform (Koexistenzform) der Zeit ist die erste Stufe der Ontifikation oder Objektivierung, deren oberste Stufe die natürliche Welt ist, und in gewisser Weise die alleroberste das phänomenologische Erschließen, ein sich immer weiter erschließendes absolutes Seinsall. Das ist von der ersten bis zur letzten Stufe und mit allen dabei fungierenden Korrelationen Nicht-Ich. Das aber, 1
Rb.: Ur-Ich = fungierendes Ich. Rb.: Die Korrektur von U19. Sie besteht darin, dass das Ich in sich selbst eine Zeitigung gewinnt, abgesehen von der miterfolgenden Erlebniszeitigung seiner Akte. 2
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obschon darin das Ich in den verschiedenen Stufen objektiviert, versachlicht, verweltlicht-verzeitlicht auftritt. Zeit im normalen Sinn, die in der Rückfrage und erschließenden Arbeit des phänomenologischen Ich immer neuen Sinn, und doch innerhalb einer Wesensgemeinschaft sich haltenden, annimmt, ist und verbleibt Koexistenzialform, und zwar ist Koexistierendes ohne Weiteres Sachliches, Seiendes in seinem Seinsfeld, das als das Zeitform hat, je die der Stufe. All das ist nicht-ichlich statthabende und erfasste „Konstitution“. Aber diese steht nicht in der Luft. Dieses ganze urströmende Geschehen ist nicht totes Geschehen, sondern ichliche „Leistung“ ist der innerste Motor. Die darin so reichlich gezeitigte ichliche Affektion und das mannigfaltige Gewebe der Ichakte, all das, so wie es in der Versachlichung auftritt, ist nicht die urtümliche ichliche Leistung, die wir freilich unvermerkt stets mitverstehen, und, wo wir von aktiv entsprungenen Gebilden sprechen, stets mit unterlegen. Also: Konstitution von Seienden verschiedener Stufen, von Welten, von Zeiten, hat zwei Urvoraussetzungen, zwei Urquellen, die zeitlich gesprochen (in jeder dieser Zeitlichkeiten) immerfort ihr „zugrundeliegen“: 1) mein urtümliches Ich als fungierendes, als Ur-Ich in seinen Affektionen und Aktionen, mit allen Wesensgestalten an zugehörigen Modis, 2) mein urtümliches Nicht-Ich als urtümlicher Strom der Zeitigung und selbst als Urform der Zeitigung, ein Zeitfeld, das der Ur-Sachlichkeit, konstituierend. Aber beide Urgründe sind einig, untrennbar und so für sich betrachtet abstrakt. d) Exkurs über traumlosen Schlaf (Es ist zu früh, hier an den „traumlosen Schlaf“ zu erinnern und den Versuch, ihn als völlige Bewusstlosigkeit zu interpretieren. Vielleicht ist es noch zu zeigen, dass es sich dabei um eine „Ermüdung“ und „Lähmung“ der Aktivität im prägnanten Sinn handelt, um einen Null-Modus des Vermögens der Aktivität, der also vorangehende wirkliche Aktivität schon voraussetzt (und zwar das Vorangehen rein im innersten Ich verlaufend verstanden). Sowohl Aktivität als auch die mit ihr beständig verflochtene Affektivität setzen1 im Ich eine Kraft, eine Frische, ein Vermögen voraus, das seine Gradualität hat. Je größer diese „Frische“, um so größer der Horizont, oder sozusagen die Reichweite der Affektion, und um so größer ist die Kraft der Affektionen selbst, sich (unbeschadet ihrer eigenen Relativität der Vorzüglichkeiten (Grade der Abhebung)) Gehör zu verschaffen. Aber wie 1
Rb.: Kraftquellen des Ich; Frische und Wille.
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weit wir damit reichen und wiefern das Ich noch in besonderer Weise aus sich und in anderem Sinn Kraftquellen hat und Kraft als Wille einzusetzen vermag, das sind große Fragen, die hier nicht überlegt werden können.) e) Die Konstitution des identischen Vollzugs-Ich im Wandel seiner Vollzüge Urströmendes und urkonstituierendes Nicht-Ich – ist das das hyletische Universum je sich konstituierend und stets schon konstituiert habend, ein zeitigend-zeitliches Urgeschehen, das nicht aus Quellen des Ich, das also „ohne Ich-Beteiligung statthat“? Aber das Ich ist immer dabei in der Wachheit als affiziertes der Abgehobenheiten und als irgendwie immer aktives (in der Unwachheit, im völligen ‚Unbewusstsein‘, in Aktlosigkeit, das ist absolute Ichpassivität als Modus des Ich). Und eben hier haben wir oder hatten wir die Urgesetzlichkeit aufzuweisen (und hoffentlich oben aufgewiesen), nach der sich mit der urtümlich hyletischen Schicht sozusagen vermählt eine versachlichte, sachlich-verzeitigte ichliche Schicht der verzeitlichten Affektionen und Aktionen. Nun hätten wir aber im Ich und in seiner spezifischen Ichlichkeit eine der Form nach genau parallele Zeitigung für die Akte: die der retentionalen und protentionalen, der einsetzenden und aussetzenden etc. Vollzugsmodalitäten. Der Einsatz des Aktes, auftretend erlebnismäßig, nimmt die sachliche Gestalt des identischen Soeben-Gewesenen im Wandel der Soeben an, den der Ur-Vergangenheit. Aber Ich, der Identische meines Aktus, bin „jetzt“ und nur „jetzt“ und bin in meinem Sein als Vollzieher jetzt noch der Vollzieher des Einsatzes, aber im Modus des „noch“ und so in der ichlich strömenden Modifikationskontinuität der soeben verströmten Aktphasen in ihren Modis. Im Strömen habe ich freilich in eins mit den strömenden Sachgehalten und ihrer sachlichen Zeitlichkeit auch die sachlich zu betrachtende Schicht der gewesenen Aktphasen. Aber sie sind nicht bloß gewesen, und der Akt ist nicht ein Dauerndes so wie der Ton etwa, mit dem ich hinhörend beschäftigt bin. Und auch ich bin nicht kontinuierlich dauernd wie dieser Ton, kontinuierlich dauernd in diesem dauernden Akterlebnis. Ich, das aktuelle wirkliche Ich, bin jetziges Ich, in dem Hinhören allerdings kontinuierlich bei dem Tonjetzt und im Wandel der Zeitmodalität des Tönens auch kontinuierlich bei dem konstituierten dauernden Ton und in allen Phasen der Gewesenheit gewesenes Dabei. Aber diese Verzeitlichung darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass ich ichlich-kontinuierlich-strömend jetzt und nur jetzt bin, und jetzt bin
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als alle als Vergangenheiten erscheinenden Aktphasen jetzt in kontinuierlich modaler Wandlung vollziehend. Es hat, was ich in Geltung setzte, nicht nur gegolten und ist jetzt vergangene Geltung, sondern es ist gegenwärtige Geltung in einer modalen Wandlung, die wesensnotwendig Hand in Hand geht mit der Konstitution als vergangen. Also1 wirklich eine doppelte Retention, die sachliche Zeit konstituierende und die ichliche Retention der „Geltung“, retentionale Modifikation des Vollzugs, die im Jetzt in ihrer Weise eben Vollzug ist. Bei jedem Akte, auf den wir in reflexiver Erfahrung gerichtet sind, finden wir also 1) fürs Erste die zeitliche Unterschicht des „Gegenständlichen“, worauf der Akt gerichtet ist. 2) Fürs Zweite als Oberschicht den immanent zeitlichen Akt selbst in seinen, Phase für Phase sich auf die Phasen der Unterschicht beziehenden, Akt-Vollzügen, die so in eins mit der Unterschicht verzeitlicht sind. 3) Wir finden aber eigentlich auch verzeitigt das stehende und bleibende2 Vollzugs-Ich während des Aktes, eben das in jedem Jetzt des Aktes, den wir uns da lebendig vergegenwärtigen, der identische Vollzieher ist durch alle für ihn jeweils jetzt fortgeltenden Vollzugsmodi. 4) Das alles ist, wenn wir uns eines Aktus wiedererinnern, vergangen, und so verzeitlicht sich selbst das Vollzugs-Ich. 5) Und verzeitlicht sich es nicht auch darin, dass der Akt eben zu seinem Ende kommt und ich aufhöre, sein Vollzieher zu sein? Während ich mich doch erinnere, ihn soeben vollzogen zu haben, und dann ihn wiedererinnernd beliebig erneuern kann. Das aber wird uns bald sehr viel weiter führen. Wir werden ja nicht vergessen: Mein Aktvollzug und mein vollziehendes Ich ist vergangen, und doch ich bin nicht vergangen, ich bin noch; und bin ich nicht noch und in eventuell neuen Modis auch in Hinsicht auf das vergangene Vollziehen jetzt „Vollziehendes“? Ja, alles verzeitlicht sich in einer Art Versachlichung, auch das vollziehende Ich und die Folge seiner Vollzüge, selbst das in jeder Phase des Aktes alle bisherigen retentionalen Phasen im Vollzug haltende und so ichlich behaltende Ich, unerachtet ihrer Modifikationen, in gewisser Weise auch der protentionalen Vollzüge, die nicht bloß sachlich protentional sind, sondern den Charakter von antizipierenden Vollzügen haben, und im Jetzt in dieser Modifikation wirklichen Vollzügen. Aber sieht man nicht auch in dieser Verzeitlichung, dass das stehende und bleibende Ich während des Aktes nicht ein durch den Akt als erfüllte Zeitdauer hindurch in gleichem Sinn Dauerndes ist, wie ein Zeitliches dau1 2
Rb.: Doppelte Retention, ichliche Retention der Geltung. Rb.: Das ist das „aktuelle“ Vollziehen gegenüber dem Nachher-Gelten ohne Vollzug.
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ert, sondern dass es selbst ausdehnungslos während der sachlichen Dauer Identisches ist, stehendes und bleibendes Jetzt im Wandel seiner Vollzüge? Dadurch, dass sich strömend das Sachliche als Dauereinheit konstituiert, konstituiert sich mit das kontinuierliche Gerichtet-Sein und zugleich an jeder Stelle das In-Gesamtvollzug-Halten der verzeitlichten Vollzüge des identischen Ich. So haben wir, über die Dauer verbreitet, Ich als Vollzugseinheit (mit seinem Vor-Horizont des Vollzugs) und immer neues Ich als Vollzugseinheit, und scheinbar ebenso, wie wir in einer Tondauer denselben Ton haben, sich in der Dauer phasenhaft ausbreitend. Aber die Identität des Ich ist nicht die bloße Identität eines Dauernden, sondern die Identität des Vollziehers1, und wenn schon sich auch eine Dauereinheit konstituiert, so bleibt es ein einzigartiges Eigenes, was da Identität des Vollziehers heißt. Aber inwiefern ist dabei von einer eigenen Ichzeitigung der Vollzugsmodi im wirklich aktiven Ich zu sprechen? Das Ich hat Bewusstsein von der Kontinuität seiner Vollzüge und ihrer jetzigen, und zwar kontinuierlich jetzigen, Einheitsgeltung, also von der Einheit seiner Aktion, als seiner, des stehenden und bleibenden Ich, fortwährenden Aktion in eben dieser fortwährenden, im identischen Jetzt konzentrierten Geltung. Das ist doch nur möglich durch die eigentliche, die sachliche Stromzeitigung als lebendig sich konstituierende Unterschicht, und dabei durch jene beständig sachliche Zeitigung der Ichvollzüge, in der es selbst in der Hyle und die Aktzeitlichkeit Stelle in der Sachzeit hat, und dauerndes Dabei- und Beschäftigtsein hat. Das ist gewiss. Aber die fundamentale Wichtigkeit der Unterscheidungen zeigt sich dann doch alsbald darin, dass die Sedimentierung aller lebendigen Zeitigung natürlich auch befasst die Zeitigung des Ich und seiner Akte, dass aber das Ich, das immer jetzt ist und jetzt bleibt (als stehendes und bleibendes Jetzt ist es gar kein Jetzt im sachlichen Sinne) als dieses Lebendige, dieses „Über“-zeitliche, das Ich aller Vollzüge ist, die es eben noch in Vollzug hat und zudem Ich der sedimentierten Vollzüge – aber freilich nur der, die für es noch Geltungen sind, die es nicht preisgegeben hat etc., während sie doch als zeitliche Sedimente keine Änderung erfahren können.2 Noch3 dieses muss ich notieren: Ich habe früher immer unterschieden die passive, nämlich nicht-ichliche Intentionalität und im Besonderen die
1 2 3
Rb.: Das ist der „Ichpol“. Rb.: Fortsetzung: 25 gemeint ist wohl U25 = C16, 62a = hier Text Nr. 79. Rb.: Exkurs.
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inaktive, und die aktive, und zwar so, dass ich sagte, wenn ein1 intentionales Erlebnis zu einem aktiven wird, so ist das eine neue Vollzugsweise, Passivität und Aktivität seien „Vollzugsmodi“. Und korrelativ ist die intentionale Gegenständlichkeit einmal unerfasster „Hintergrund“ und das andere Mal erfasst, Aufgemerktes, „Gegenstand“ der Beschäftigung. Der Ichstrahl der Aktion gehe eben durch die vordem passive Intentionalität hindurch auf den intentionalen Gegenstand, und dieses Hindurchgehen sei ein neuer Modus, ein Vollzugsmodus der Intentionalität. Indessen, das sind doch bedenkliche Redeweisen. Nur das aktive Ich vollzieht eigentlich, nämlich ein Ich-tue, es beschäftigt sich. Wo die Gegenständlichkeit schon aus Aktivität konstituiert ist (Welt), da haben wir in der Tat Änderung der Vollzugsmodi, da in jeder Erfahrung eine Reaktivierung statthat und jede „Hintergrunderfahrung“ sedimentierter Modus ist in einer ideellen Urkonstitution. Wie ist es aber bei hyletischen Daten?
1 Rb.: Aktlos-passive Intentionalität kein Vollzugsmodus gegenüber der entsprechenden aktiven Intentionalität. Eigentlicher Begriff des Vollzugs nur für Akte zulässig.
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Nr. 50 Konstitution der Zeitmodalitäten. Die menschliche Welt als Welt der Zwecke in Abgrenzung gegen die Welt der Tiere 1 a) Primordiale Reduktion auf das strömende Jetzt, in dem sich die Zeitmodalitäten konstituieren. Die objektive Naturzeit ist in subjektiver Orientierung gegeben In2 der primordialen Reduktion der Welt „verschwinden“ aus der thematischen Sphäre Menschen und Tiere, die Kulturwelt, die Welt, auch die Natur als objektiv-intersubjektive, von jedermann in Konnex mit jedermann erkennbare und aussagemäßig, urteilsmäßig bestimmbare Welt. Es verschwindet natürlich auch die Sprache in ihrem eigenen Sinn, wie alles MenschlichHistorische. Wie steht es mit der reduzierten Natur (mit ihren seienden Körpern und mit dem, was von meinem menschlichen Dasein übrig bleibt? 1 Die Bl. 1–16 des Ms. C 11 sind veröffentlicht in Hua XV, S. 148–170. Die Aufschrift auf dem Umschlag Bl. 18/31 bezieht sich auf die Texte Nr. 50 und 51: September 1934. Nota Bene. Zeitigung. Welt des Menschen. Seiendes und Zeit. Zeitigung der für den Menschen seienden zweckhaften Welt. Mensch und Tier. Das Identifizieren und Unterscheiden in der Anschaulichkeit. Unvollkommene Bestimmtheit in dieser Sphäre anschaulichen Wiedererkennens, speziell im Rahmen der Erinnerung. Funktion der Identifikation der ganzen Erinnerungsreihe und der Identifikation der Erinnerungsfelder als die ihrer Stelle in der Reihe. In der Vollwelt: Das anschauliche Wiedererkennen ergibt einen Gehalt, der in der objektiven Zeiträumlichkeit unbestimmt ist. Bestimmtes Seiendes erfordert die Konstitution eben der Zeitlichkeit als des Stellensystems für alle jene Gehalte. Zeit als Form der Individuation – der möglichen individuellen Bestimmbarkeit von Seiendem für jedermann, so dass Gleiches und „Identisches“ sich trennt und ein Einziges konstituiert ist. Endlichkeit des natürlichen Lebens, Einheit einer Menschheit – Einheit einer Tierspezies. Die Abnormalen im menschlichen Raum. Die Normalen und Anomalen im tierischen Raum. C 11. 2 Rb.: Zeitigung der Welt, konkret. Insbesondere nachher: Welt des Menschen, Seiendes, Zeit und Zeitigung der für den Menschen seienden und zweckhaften Welt. Mensch und Tier verglichen. September/Oktober 1934; gut.
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Die „Natur“ reicht offenbar weiter als mein Wahrnehmungsfeld und irgendein Wiedererinnerungsfeld und Vorerinnerungsfeld (Erwartungsfeld), das gerade wirklich anschaulich ist. Oder vielmehr: Ich muss unterscheiden, indem ich die Natur im objektiven weltlichen Sinn primordial reduziere: das, was von der Natur für mich jeweils wirklich anschaulich – primordialanschaulich gegeben ist, und das, was primordial in Mitgeltung bleibt als primordial anschaubar.) Ich erhalte durch Reduktion das jetzt Anschauliche der „Natur“, und dieses Jetzt ist ein stehendes Jetzt. Meine Anschauung oder der Inbegriff dessen, was an „Körpern“ anschaulich ist, ist ein strömender Inbegriff. Zunächst hätte ausdrücklich gesagt werden müssen, dass durch die Reduktion aus der objektiven Natur als nun allein in Geltung zu Setzendes wieder ein Universum von „Körpern“ wird, aber von Körpern, die vermöge der Geltungswandlung ihren Sinn reduziert haben, also ebenfalls in Anführungszeichen zu setzen sind. Des Weiteren ist dieses Strömende, dieser Urwandel im Jetzt zu beschreiben – in meiner primordialen Einsamkeit, in der ich nichts von Anderen, von Welt und Sozialität „weiß“. Freilich, der Urwandel als solcher ist ein Urphänomen, aber ich kann doch erfassen, festhalten, identifizieren, unterscheiden, auf das Festgehaltene wiederholt zurückkommen, es wieder vergegenwärtigen und das wiederholt – und dass ich so tue und tun kann, das kann ich selbst wieder ebenso behandeln. Ich im primordialen strömenden Jetzt unterscheide:1 mich und meine Akte und Vermögen, und das, worauf sie sich „beziehen“, das Naturale, auf das ich geradehin gerichtet bin, erfassend etc. – und das reflektiv und nur reflektiv zu Erfassende, d. i. erst aufgrund geraden Erfassens in „Rückwendung“ zu Erfassende. Ich finde, so tätig, im währenden Jetzt dies und jenes, und zwar in zeitlichen Modis. Urmodus ist das Selbst-da der Gegenwart, von Seiten des Ich „Wahrnehmung“, abgewandelter Modus Vergangenheit und nochmals Zukunft, in ichlicher Hinsicht Erinnerung und Erwartung. Aber da sind verschiedene schwierige Beschreibungen nötig: Fortwährend habe ich ein Wahrnehmungsfeld, aber im Währen mit „Kommen“ und „Verschwinden“ von Wahrgenommenem, in der geraden Richtung von „Körpern“. Im Wahrnehmungsfeld unerfasster, aber mitgeltender, aber auch mitanschaulicher Hintergrund des im Urmodus Erfassung Anschaulichen.
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Rb.: In der Primordialität das geradehin anschaulich Erfasste und das Ich-Reflektive.
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Dann: Das Wahrnehmungsfeld hat seinen Horizont Vergangenheit und Zukunft in Urform der Retentionalität etc. Davon wieder unterschieden das Festgehaltene, das Noch-im-Griff-Bleibende, aber nicht mehr in dem darauf gerichteten Ichblick Stehende etc. Dann das Wiedererinnern, Wiederzurückgehen des Gerichtetseins bzw. des Erfassens und dann fortwährend Gerichtetseins als Erinnerung – dann der Unterschied zwischen anschauender Wiedererinnerung und nicht-anschauender, erstere im Charakter der „Wiederholung“ der „versunkenen“ Wahrnehmung, als Wahrnehmung im „Als-ob“. Die Erinnerung und so auch die Wiederanschauung der Erinnerung ist notwendig Erinnerungsmodifikation eines ganzen Wahrnehmungsfeldes, das eventuell als Ganzes wieder anschaulich wird, aber nur ausnahmsweise. Wenn ich mich zurückwende auf etwas ohne Anschauung, so habe ich dieses Etwas in seinem Feld. Wird es anschaulich, so kann das übrige Feld mehr oder minder unklar anschaulich sein und nur im Grenzfall das ganze voll anschaulich. Im währenden Jetzt ist notwendig und fortwährend ein Wahrnehmungsfeld, auch wenn, was nicht immer der Fall sein kann, anschauliche Erinnerungsfelder auftreten im Nacheinander, bald Rückerinnerungen, bald Vorerinnerungen, aber auch Vergegenwärtigungen von Mitgegenwärtigem. Diese Zeitlichkeit ist selbst als Vor und Nach und Zugleich im Währen erfassbar. Es unterscheidet sich aber die Zeitlichkeit der „Natur“ und die Zeitlichkeit der Ichakte, überhaupt der ichlichen Bewusstseinsweisen, auch der nicht als erfassend oder sonstwie als gerichtet charakterisierten. Hier haben wir also in der primordialen Reduktion ichliche Zeit – Sukzession und Simultaneität des „Welt“ habenden, weltlich affizierten, mit Weltlichem beschäftigten Ich, des seines „Bewusstseins“-Lebens, und „Weltzeit“, zunächst Naturzeit. Es ist wichtig, diese Doppelheit zur Untersuchung zu stellen. Die „Natur“ und ihre Zeit ist gezeitigt in der primordial-subjektiven, primordial „immanenten“ Zeit (bei der natürlich noch einmal nach ihrer Zeitigung im urtümlichen Währen gefragt werden kann). Jeder Körper ist Substrat von Eigenschaften, und zwar res extensa, und hat raumzeitliche Konnexion, Raum als Form der Konstanz (Simultaneität) und die Sukzessionszeit als Form der Sukzession, die Konnexion räumlicher Gestalt und zeitlicher Dauer. Das sagt: eigenschaftlich eine Gestalt, die eine Stelle im Raum hat etc. Der Körper ist als Substrat seiner Eigenschaften, ist mit allen seinen „Eigenschaften“, die sein „eigenes Wesen“ ausmachen, „in“ der Raumzeitlichkeit. Er ist in der Natur, dem Universum der Körper, welche
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in der einen Zeit Dasein haben, und je nach ihren Sonderkonnexionen und deren möglichen Teilen etc. Das alles gilt in der Primordialität. Subjektiv ist jeder Körper in den Zeitmodis Gegenwart etc. hinsichtlich der Sukzessionszeit gegeben, und hinsichtlich der Simultanzeit, also räumlich, in den Modis Hier und Dort. Die Naturzeit ist in subjektiver Modalisierung – Orientierung – bewusst. Alles primordial (im jetzigen Sinne) Bewusste ist bewusst als „Gegenstand möglicher Erfahrung“ – es ist vermöglicherweise anschaubar. Aber hier gilt es vorsichtig zu sein, die naturale Gegenwart reicht weiter als die „wirklich anschauliche“ Gegenwart. Von der naturalen Gegenwart wird „wirklich perzeptiv anschaulich“, jetzt, mein Wahrnehmungsfeld. Momentan anschaulich wird da ein Inbegriff von Körpern. Aber sie werden ja nur „einseitig“, in „Perspektiven“ anschaulich. Oder besser umgekehrt, in Perspektiven, wenn darunter Dinganschauung als Nahding und als Fernding bedeutet wird, und jede solche Perspektive ist in Seiten gegeben, Seiten des Nahen, Seiten des Fernen. Und dann wieder die Unterschiede der Sinnendinge. Da haben wir also verschiedenes Auffassen. Das „eigentlich“ Anschauliche – das etwa visuelle „Anschauungsbild“, das man vielleicht als Totalempfindung benennen mag, und dieses hat als Horizont Möglichkeiten und Vermöglichkeiten der stetigen Abwandlung, in der das „Bild“ kontinuierlich „wahrgenommen“ wird als „Erscheinung“ und Erscheinung vom selben Körper. Da hat also Anschauung, näher Wahrnehmung, einen zweiten Sinn: originäre Erfassung von Identischem, sich in den „Erscheinungen“ darstellend. Das „Empfinden in sich“: Dabei ist abstrahiert von der „Auffassung“, hingeblickt auf das, was sich ändert im originalen Bewusstsein von demselben Körper, demselben in seinen Seiten, in seiner Nähe und Ferne gegeben. Eben dies alles ist also im ersten Sinne nicht „wahrgenommen“; wie auch die Veränderung, auch das „Verschwinden“ der „Empfindung“, der Erscheinung von der Seite, das Nacheinander der erscheinenden und verschwindenden Seiten. Andererseits ist Erscheinung-von das Erste, und erst in der subjektiven Reflexion auf den Wandel und unter Identifizierung der unterscheidbaren darstellenden Inhalte haben wir „Empfindungsbilder“, als Bilder jedoch nur vermöge der Auffassung. In diesem Wandel der identifizierenden (das Eine selbstgebenden) Wahrnehmung wird der Körper als dieser selbe, als identisches Substrat seines eigenschaftlichen Wesens in Veränderung und Unveränderung, in Bewegung und Ruhe erschaut; und dabei kann sich und wird sich im Allgemeinen
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das Wahrnehmungsfeld selbst wandeln, nach den subjektiven Modis des „Eintretens“ und „Verschwindens“, so wie der Wandel der Perspektiven, indem er „Rückseiten“, also vom Ding selbst Wahrgenommenes verschwinden und Neues auftreten lässt, also im Ding selbst ein Auftreten und Verschwinden erzeugt. Ferner unterscheiden wir den subjektiven Wandel, der von selbst erfolgt (etwa in Bewegung des Dinges), oder den wir, unser Wahrnehmen dirigierend, erzeugen aus unserem Vermögen, und dabei den möglichen Grenzfall, dass ich vermöglich eingreifend „Scheinruhe“ gewinne. Dann ist zu bemerken: Das Subjektive als mein leibliches Sehen etc., meine Kinästhesen, das Ich-bewege, das Organ bewegend, das Mich-Bewegen der Lokomotion, mit der allgemeinen Wandlung der Perspektivierung, der Orientierung des Hier und Dort, wobei der Körper identisch bleibt, und jeder Körper, die ganze Natur in ihrer Offenheit und doch Endlichkeit, was genauer zu beschreiben wäre. Aber was mich jetzt interessiert: Ist damit Raum und Zeit bzw. Natur, in der jeder Körper sein bestimmtes Dasein hat in seiner Unterschiedenheit von jedem anderen, und zwar in seiner Einmaligkeit, Individualität, vollkommen bestimmt und bestimmbar? b) Die Welt als Universum des wahrhaft Seienden und als Universum der Zwecke in Abgrenzung zur Welt der Tiere, die keinen Erkenntnis- und Zwecksinn besitzen Die Natur ist Natur für mich als Menschen-Ich, und als das bin ich in primordiale Reduktion getreten. Als menschliches Ich habe ich meinen Lebenshorizont, mein Leben als intentionales Leben, in sich ständig bezogen auf den Welthorizont, den Horizont der um mich herum, um meinen Leib orientierten, mir in Erkenntnis und Praxis zugänglichen, verfügbaren Umwelt – meiner raumzeitlichen Welt. Ihr gehört mein Leib selbst und gehöre ich als im Leib die Organe bewegend, auch meine Stelle im Raum lokomotiv bewegend an, ebenso in ihm Stoßbewegungen übend, Widerstand erfahrend und überwindend, leiblich in die raumzeitliche Naturgegenwart eingreifend. Die Welt ist für mich ein Universum von Seienden, für mich durch Kenntnis und Erkenntnis verfügbar, als Welt wirklicher und möglicher Erfahrung, ständig mir gegeben in Wahrnehmung, Erinnerung, induzierender Antizipation – anschaulich als Vorverbildlichung, ständig dabei Seiendes bewusst und anschaulich in sich tragend, aber ständig in der Weise anschaulicher Habe und eventuell Erfassung von Selbigem, das über sich hinausmeint und gilt, als das Eine und Selbe, von dem ein Kern angeschaut und das Mitgemeinte,
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Mitgeltende, Antizipation ist, als vermöglich zur Anschauung zu bringen, wobei aber statt solcher Erfüllung auch Enttäuschung eintreten kann – eine selbst mitbewusste, mitgeltende Möglichkeit. Dazu die Vermöglichkeit der Bewährungsaktivität mit Entscheidung, Bejahung, Verneinung etc. Das Seiende als das nach Ja und Nein zu Entscheidende und immer wieder zu Entscheidende, als Wirkliches im beliebig wiederholten „Ja, so ist es“ zu Entscheidende (auf dem Grund des ständig anschauenden Lebens in seiner Normalstruktur als einer ständigen Konstitution-von in normaler Einstimmigkeit, von Verharrendem in einem Universum von Verharrendem), ist so immer wieder zur Geltung und Erfüllung zu bringen, während doch im Einzelnen enttäuschende Modalisierungen eintreten – die vertraute Vermöglichkeit, Sein und Nicht-Sein zur Entscheidung zu bringen, Zweifel zu lösen, diesbezügliche Fragen zu beantworten, die Modalisierungen aufzulösen in Seinsgewissheiten (darunter auch als besonders bevorzugt: die Vermöglichkeit, Nichtseiendes nicht schlechthin auszustreichen, sondern das in das Ganze der Einstimmigkeit anzupassende Seiende, das statt des scheinbaren, nunmehr nichtigen Seins anzusetzende Wirkliche herauszuerkennen).1 Die anschauliche Welt – das anschaulich Gegebene und in seinem bestimmt-unbestimmten Seinssinn geltende Universum, ein vager Horizont mit einem Kern der einheitlichen Einstimmigkeit und einer mehr oder minder vagen, relativ bestimmten und im Großen unbestimmten induktiven Antizipation – erhält den Sinn einer an sich seienden, einer durch die höherstufige Leistung bewährender, Kritik und Entscheidung durchführender, in Frage stellender und Fragen entscheidender Erkenntnis herauszugewinnenden Seinswahrheit. Die Welt, Umwelt, ist vorweg gewiss geworden als für mich, für uns, endgültig entscheidbares Universum von wirklich Seiendem, von endgültig mit „Ja, das ist und so ist es“ Erkennbarem; als eine Welt, die idealiter so aus der „zwischen Sein und Schein bzw. induktiven Sein und Nicht-Sein schwebenden“, ihrem Kern nach faktisch anschaulich verlaufenden Welt der Erscheinungen und Induktionen, in der so viel NichtSeiendes als Seiendes gilt, vor allem in dem induzierten nicht oder nicht mehr Anschaulichen, herauszupräparieren ist im erkennenden „Denken“ 1 Das kann offenbar einen verschiedenen Sinn haben; verschiedene Arten von „Schein“, verschiedene Weisen der Durchstreichung – verschiedene Stufen der „Apperzeption“. Letztlich aber entspricht jedem Schein irgendein Seiendes, eventuell ist dort nichts, aber irgendwo anders ist etwas, das in psychophysischer Bezogenheit auf meinen Leib und auf mich, als wie ich meine Auffassungshabitualitäten habe, ein Scheinbild bewirkt. Es ist auch nicht zu vergessen dann die immer schon vorgegebene Typisierung. Es kann die Täuschung sehr gewöhnlich darin bestehen, dass zwar „dort ein Reales ist“, aber nicht des vermeinten Typus.
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auf dem Grund der Anschauungswandlungen, dass es in dieser kein „Nicht“Seiendes mehr gibt, oder dass es in ihr nur das Ja-Sein und nicht das NeinSein gibt.1 Auf der Erkenntnis beruht alle spezifisch menschliche Praxis, die in Konzeption von Zwecken und in Zwecktätigkeiten verlaufende. Das Tier hat nicht eine Welt mit dem Erkenntnissinn und Zwecksinn wie der Mensch, eine Welt, die an sich ist, wahre Wirklichkeit aus der durch bloß unsere Anschauung subjektiv erscheinenden und naiv geltenden, durch Erkenntnistätigkeit zu gewinnenden. Doch offenbar setzt schon diese Rede von der bloß subjektiv erscheinenden Welt die Sinnbildung wahre Welt, Welt der Erkenntnis voraus. Dabei ist noch nicht an so etwas wie wissenschaftliche Wahrheit und an die wahre Welt als Zwecksinn einer universalen Welterkenntnis zu denken. Es ist auch gleich darauf hinzuweisen, dass hier das genetische Problem ist, wie Erkenntnis bzw. wahrhaft Seiendes sich ausbreitend und zugleich durch apperzeptive Übertragung, durch Homogenisierung zu einer Erkenntniswelt führt, wie zunächst wohl Umwelt möglicher Praxis, als praktisch nach Zwecken gestaltete und zu gestaltende, und Welt der Erkenntnis sich deckt – aber zunächst wohl einen zur Gesamtanschauung der Welt gehörigen Fernhorizont offen lässt als nicht in die normale Praxis und für die praktische, seinsmäßig fragliche Welt einbezogen und somit noch nicht als seiend – doch ist auch zu sagen, dass, sowie der Fernhorizont die Neugier bewegt, schon die apperzeptive Übertragung einsetzen wird. Das Tier „lebt in der bloßen Gegenwart“. So sagt man. Aber das kann doch nicht meinen, dass das Tier wie der Mensch eine raumzeitlich „seiende“, eine „wirklich“ seiende Welt bewusstseinsmäßig hat (nämlich in eben diesem Sinne), obschon es, von „bloßen Instinkten“ beherrscht, nur für die konkrete Gegenwart Interesse hat, darin beschlossen die nächste, noch lebendige Vergangenheit und nächste Zukunft. Gemeint darf nur sein, dass das Tier zwar eine uns ähnliche, auch in Perspektivierung als Einheit von Erscheinungen erscheinende Gegenwart hat, und von ihr aus in retentionaler und einigermaßen auch anschaubarer Vergangenheit und Zukunft, und gleichwohl nicht Welt als Welt möglicher Erkenntnis, vermöglicher Bestimmung 1 Wir haben in der Rede von Sein und Nicht-Sein genauer besehen also zwei Stufen: 1) Das „Seiende“, zu dessen Sinn schon gehört die Entscheidbarkeit als ja-wirklich, als endgültige Bewährbarkeit; 2) Das dabei letztlich vorausgesetzte Seiende als einstimmige Einheitsgeltung, die aber jeweils in Unstimmigkeit übergehen kann. Eben das motiviert das Streben nach Bewährung und schafft, was genauer zu klären ist, das Bewusstsein allgemeiner und notwendiger Entscheidbarkeit hinsichtlich der Welt. Das betrifft hauptsächlich das weite Reich der Induktion. Der Mensch dringt in die Horizonte ein, erschließt, aber das weite Reich des für ihn bekannten und erschlossenen Seienden erfährt Modalisierung etc.
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nach wirklich und unwirklich, eine Welt von Seienden, die nach Zwecken zu gestalten ist. Der Mensch ist als Mensch Subjekt seiner jeweiligen Zwecke und in1 seiner höheren Stufe in menschlicher Sozialität lebend, Subjekt von „Lebenszwecken“. Als Mensch lebt er in seiner, in relativ fester Normalität geformten Umwelt, und das ist für ihn seiende Welt mit Personen und Sachen, seiend mit den aus Zwecktätigkeit erworbenen Zwecksinnen, eventuell in Gebieten seiend in Zwecklosigkeit, aber als eventuelles Material für künftig zu fassende Zwecke, und wenn nicht, so „unbrauchbar“, unnütz. Es ist einzusehen, dass damit die Welt als wirklich seiende (erkennbar nach wahrem Sein) eine andere Zeitlichkeit hat und nach Seinssinn geänderte Zeitmodalitäten. Die in der ständig unterliegenden Schicht der „Welt“-Anschauung liegenden Zeitmodalitäten (hinsichtlich der Simultaneität, Räumlichkeit, und der Sukzessivität, sukzessiver Zeitlichkeit) haben ja intentional den Sinn von Erscheinungen wirklichen Seins, und damit der wahren Zeit, angenommen, der der wirklichen oder wahren Welt an sich. Das Tier hat in der Wachheit sein ständiges Wahrnehmungsfeld, ähnlich wie wir, im Wandel seiner Wahrnehmungseinheiten, der Gegenstände als Erscheinungseinheiten, eintretend und austretend, mit dem offenen Horizont der in vermöglicher leiblicher Bewegung (kinästhetischer Bewegung) unbestimmter zu begegnender neuer Gegenstände oder auch der wiederbegegnender schon bekannter. Schon bekannt: Das Tier erkennt wieder und doch (so konstruieren wir das Tier), wie vermittelt das Wiedererkennen sein mag, es ist nicht Erkennen im Sinne des Menschen – wie denn zwar der Mensch auch, und in seiner menschlichen Intersubjektivität sein Reich freilich außerordentlich erweiterten Wiedererkennens verschiedener Abwandlungsstufen hat, aber darüber hinaus sehr viel mehr: die Auffassung als seiende Wirklichkeit, die wahre ist, das ausgebildete Vermögen, alles Weltliche, ihm bestimmt oder unbestimmt bewusst werdend, als Erscheinung von wahrer Wirklichkeit anzusehen und als etwas, dessen Wahrheit man methodisch verwirklichen kann, als etwas, das man nach seiner Wahrheit, nach dem, ob es ist und was es ist, und zwar in Wahrheit ist, befragen kann, und die Frage sei zu entscheiden. An sich sei es entschieden, was wirklich ist und nicht ist. Das Tier hat keine Fragen und somit keine Antworten.
1 Rb.: Menschliche Sozialität ist nicht eine Herde, sondern eine verbundene und offene Gemeinschaft von seienden Personen und wieder Menschengemeinschaften; Stämme unter Stämmen, Völker unter Völkern.
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Es erkennt, d. i. es vollzieht Wiedererkennen, Identifikation verschiedener Weisen und Stufen; was es dabei als dieses und Eines, Selbiges in Gewissheit hat, das kann ihm entschieden sein. Aber ein Absehen auf Wahrheit, die Thematik der Wahrheit, Methode der Bewährung etc. hat es nicht, oder, wie wir auch sagen müssen, auf die erste Wiedererkennungswelt der Anschauung baut sich aus einer neuen Leistung – der des „Denkens“ – die Apperzeption aller Weltgegebenheiten als nach wahrer Wirklichkeit bestimmbar und als entscheidbar nach Wirklichkeit und Schein. Mitteilungen,1 die ein bleibendes Dasein haben – Dokumente, Denkmäler, nachverstanden ergeben sie Anschauungen, „Erinnerungen“ – aber das genügt nicht. Die Frage ist nun die nach Wann und Wo, worin eo ipso auch die Personalität und Historizität beschlossen ist. Denn alle Raumzeitbestimmung führt ja schließlich auf das hic et nunc zurück. c) Das Tier und seine Wahrnehmungswelt im Wandel und als fortseiend im bloßen Wiedererkennen (Das Tier und die Schlafperioden. Inwiefern hat es Zwischenzeit? Nachtzeit zwischen Tagzeiten? Versteht das Tier in der Herde die Genossen als schlafende und wachende?) Das Tier und seine Wahrnehmungswelt im Wandel und als fortseiend aus bloßem Wiedererkennen. Das Tier, umherschweifend: Es kommt nach längerer Zeit, und nicht bloß im Hin und Her etwa des Tages, auf den alten Jagdplatz zurück. Es erkennt ihn, die alte Umgebung, wieder als die unveränderte mit den unveränderten Dingen. Die Zugvögel, die wiederkehren, die alten Nester beziehen, die wiedererkennend identifizieren das identisch Bekannte im Sich-Bewegen, im Wandern, die eine Welt, mit bekannten und unbekannten Dingen. Wiedererkennen im Übergang von Gleichem zu Gleichem – die aber als Glieder von Mehrheiten konfiguriert sind: Gleiches und lokal Unterschiedenes. Wiedererkennen in der Sukzession: Erinnerung an etwas in seiner Umgebung, „dasselbe“ jetzt in der neuen Umgebung. Dasselbe – wie kommt es zum Unterschied von individuell Identischem gegenüber Verschiedenem (nicht so Identischen), aber Gleichem (dem anders „Selben“, dasselbe nur noch einmal, in Wiederholungen)? Wie unterscheidet man Ähnliches, und 1
Rb.: Dazu gehörig.
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nicht dasselbe, von Ähnlichem, aber Selbigem, das sich inzwischen verändert hat? Wiedererkennen, Wiedererinnern an solches, dessen man sich nicht, als durch wahrgenommene Veränderung anders geworden, vernichtet, erinnert, Zurückkehren und wieder wahrnehmungsmäßig Finden, es in der neuen Wahrnehmung Wiedererkennen – wie die Höhle, das Nest, worin man „lebt“ – das gehört immerfort zum Dasein und zur Habe einer wiedererkennbaren Welt, gegeben als Wahrnehmungsfeld im Wandel des daraus Verschwindens und Neu-Eintretens, des bei kinetischem Wandel Wiederfindens des Verschwundenen etc. So ist „Welt“ weiter als das momentane Wahrnehmungsfeld, sie ist ein Feld möglicher Erfahrung von der wirklich wahrnehmungsmäßigen aus. Ist es für uns Menschen wesentlich anders? Der Mensch als Subjekt seiner Habe, als der sich Zwecke setzt und in ihrer Erfüllung Eigentum gewinnt, für ihn bleibende Nutzobjekte, die zu ihrer1 Zeit unter zugehörigen Umständen nutzbar verwertet werden. Nutzwerte (zunächst für den einzelnen Menschen, aber das ist abstrakt). Der Mensch in der Sozialität – das Mein und Dein. Das Interesse der Unterscheidung zwischen Gleichem und Verschiedenem (individuell). Der Mensch in der menschlichen Sozialität, die keine Herde ist, die Sozialität als Einheit der Herrschaft, Herrschaft über eine Menschheit, die menschheitliche Zwecktätigkeit, kulturbildend, lebt mit Besitztümern: Kulturland, Kulturobjekte, Kulturmaterialien und -gebilde, gemeinschaftlicher und einzelpersonaler Besitz von Gütern, Haus und Feld, Wald oder Garten, aufgespeicherte Güter, Fundgruben für wertvolle Materialien etc.2 Auch Menschen als Haussklaven gegenüber den Herrenmenschen, die Herren über Menschen wie Herren über ihre Güter sind. Die Herren in der Herrschaftsordnung: die Regierenden. Regierung als Ordnung der Freiheit der Bedürfnisbefriedigung, der freien Verfügung über Güter, aber auch der Güterbildung, über ihren Verbrauch, ihren Austausch, Überlassung als Geschenk oder unter Entgelt durch vorgezogene Güter. Das Tier hat im menschlichen Sinne kein Eigentum, keine Zwecktätigkeit, kein Land, kein Haus, keine Gesellschaft, keine Herrschaft und Regierung, kein Handeln und keine Normen, keine Ordnungen des Handelns durch Regierung. 1 Rb.: Wenn es für mich Zeit ist, wenn ich seiner bedarf. Jede Habe ist habituell im Willen, hat Seinssinn aus der fest bleibenden willentlichen Gerichtetheit des Ich. 2 Besitz, Habe hat also immerfort einen intersubjektiven, einen sozialen Seinssinn, der auf den herrschaftlichen „Schutz“ des Eigentums zurückweist. Der herrschaftliche Wille ist wider die Störung der habituellen Willensgerichtetheiten gerichtet, und sofern alle willentlich unter dem Herrschaftswillen leben, haben sie das Geltungsbewusstsein des normativen Willens.
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Der Mensch als Glied seiner Sozialität, und zwar eines Staatsvolkes – eine an sich bestimmte, aber jedem Einzelnen teils bekannte, teils unbekannte Menschenvielheit, für jedermann doch zugänglich, jedermann mit seinem Boden, seinem Besitz, seiner Arbeitsstätte, seinen Werkzeugen, seinen Ferien etc., jedermann „rechtmäßig“ gewährleistet in der durch Regierung geordneten Gemeinschaft. Hier gibt es das Interesse der Ortsbestimmung und Zeitbestimmung zur individuellen Bestimmung unter Unterscheidung der Menschen, der Güter, der Stätten innerhalb des gesamten Territoriums und das Bedürfnis der Unterscheidung und Bestimmung durch die Regierenden und durch die Glieder der Sozialität (die „Bürger“) selbst. Aber schon bei kleinen Herrschaftseinheiten, den menschlich-generativen Familien und Stämmen, wo noch jeder jeden kennen lernen kann, erwachsen notwendig Unterschiede von Mein und Dein und Streit darüber, also auch Interesse an raumzeitlicher Bestimmung der Erkenntnis verharrender Dinge als solcher in supponierten Zeiten, die man nicht selbst in kontinuierlicher Wahrnehmung derselben Dinge durchlebt hat, während andere es haben und Auskunft darüber geben können. Dazu nun das Dasein menschlicher Gemeinschaften neben anderen, unter anderen Herrschaftsordnungen lebenden Gemeinschaften, Stamm unter Stämmen, Volk unter Völkern, jedes ist Volk seiner Kultur, seines Territoriums, seiner Habe, unter seinen Gesetzen. Die Städte, die Dörfer, die einzelnen Häusergruppen, die verbindenden Wege und miteinander selbst zu verbindenden Wege, auf denen sie von jedem Ort und jedermann zu erreichen sind. In der Gemeinschaft kennt jeder seine nähere Umgebung, es besteht aber auch Verkehr, und die weiter gereist sind, kennen sich aus oder können die Einheimischen befragen. Zunächst bedarf es keiner besonderen Fixierung, ebenso hinsichtlich der Zeitfolge – man kann Erkundigungen von entsprechend aus eigener Anschauung Erfahrenen einziehen, die ihrerseits wissen. Um zu wissen, haben sie nicht nur gedankenlos gelebt und sind dahin und dorthin gegangen, sondern haben absichtlich auf das Erfahrene und seine zeiträumlichen Lagen und seine Erscheinungsweisen geachtet und sie sich gemerkt, um sie immer wieder stellenmäßig und inhaltlich identifizieren zu können. Der Mensch als zwecktätiger hat notwendig Interesse am „Kosmischen“, nämlich an demjenigen, das sein territoriales Kulturleben bestimmt und von da aus in seine Erfahrung tritt: Wind und Wetter, Wolkenausbrüche, Erdbeben, Einbrüche von Flutwellen des Meeres etc. Diese ursprünglich mythisch apperzipierten Mächte fördern oder hemmen beständig mit Er-
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folg und Misserfolg seine Lebenspraxis. Außerordentliche Ereignisse prägen sich tief ein, ebenso aber auch das Typisch-Wiederkehrende und das immer wieder Gleiche und als identisch Erkannte und Festgehaltene – Sonne und Mond, Planeten, der Fixsternhimmel – daran sich knüpfend allgemeinsame Zeit- und Ortsbestimmung – andererseits die Ortsbestimmung bezogen auf die Einheit der allgemeinsamen Erde, des All-Territoriums, auf dem alle Menschen leben, in das sich ihre Kulturterritorien einordnen.
Nr. 51 Identifikation in der primordialen Sphäre und in der Gemeinschaft Individuell-identische1 oder nur gleiche Körper, aber individuell verschiedene. In der Anschaulichkeit – primordial reduziert. Nur wenn ich während der kontinuierlichen Wahrnehmung auf ein soeben gewesenes und nicht mehr anschauliches Moment (das Vorderseitige ist Rückseite geworden) zurückgehen würde, wenn ich etwa, für dieses Moment interessiert, es behalte, festhalte, während es „seine“ Anschaulichkeit eingebüßt hat, wenn ich dann ein anschauliches Erinnerungsbild gewinnen würde, mir sein früheres Aussehen (als ob ich es sehen würde) vergegenwärtige und den Gang der sich strömend wandelnden Anschauung bis zum Jetzt sozusagen erweitere, gewinne ich die Evidenz desselben ruhenden oder sich bewegenden, unverändert oder veränderlich Verharrenden. Das einheitlich visuell Anschauliche hat auch einen Horizont von NichtVisuellem. Ich kann zum Tasten übergehen, zur Einheit der Tastanschauung bei offenen Augen als kontinuierliche „Erfüllung“ des kontinuierlich vom Visuellen indizierten Taktuellen, wie umgekehrt dieses anschaulich als Erfüllung gegeben ist des kontinuierlich vom Taktuellen her Indizierten. Die Augen schließend und wieder öffnend habe ich immer wieder Einheit visueller Anschauung und da einsetzend, wo sie als Erfüllung indiziert ist, in ständiger Mitgeltung. Was nicht anschaulich ist, gilt mit als indiziert oder mittelbar induziert, und zwar als vermöglich immer wieder aktualisierbar, als das Mit-Da evident Machende. So hat auch das ganze Wahrnehmungsfeld seinen Horizont vermöglicher Aktualisierung, auch die, die Hintergrund zu erfasstem Vordergrund macht. 1
Rb.: September 1934?
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Das Feld ist ein Inbegriff von Gegenständen vermöglicher Aktualisierung ihres Seins, als Einheiten in Schichten wirklicher und in Schichten antizipierter, induzierter, vermöglicher Anschauung. Dazu gehört auch, dass ich rückgreifend in ferneren Wiedererinnerungen mir gegenständliche Einheiten vergegenwärtigen kann und dabei die von ihren Erinnerungsanschauungen induzierten möglichen Erfahrungen herstellen kann – mögliche Erfahrungen selbst als Erfahrungen ihrer „damaligen“ vermöglichen Möglichkeiten. Denn dank der Indizierung der Erinnerungen in Richtung auf ihre stetige Erfüllung im Fortgang als1 Quasi-Erneuerung der Wahrnehmungskontinuität gewinne ich die Erinnerungskontinuität bis zur Gegenwart, und mit der stetigen Indizierung der zu jeder Phase und im Kontinuum gehörigen möglichen Wahrnehmungen. Korrelativ, ich gewinne einen offenen Gesamtinbegriff von gegenständlichen Einheiten, und nicht nur als eine Menge, sondern als Einheit – als eine in der Wandlung freilich sich subjektiv in der Gegebenheitsweise für mich sich wandelnde Konstellation von Gegenständen als solchen, die als Erscheinungseinheiten verharren, sich dabei verändern oder nicht verändern, sei es von selbst, sei es von mir aus durch handelndes Eingreifen. Aber heben wir die primordiale Abstraktion auf und damit die Beschränkung auf mein Reich des anschaulichen Wiedererkennens, mein originales Wiedererinnern, Induzieren. Im Konnex mit Anderen haben wir eine gemeinsame Welt – aber wieweit kann ich einfühlend Anschauung von dem gewinnen, was die Anderen erfahren? Durch die Intersubjektivität habe ich und haben wir wechselseitig eine Welt wirklicher und möglicher Erfahrung, die über die jeder primordialen „Welt“ der Einzelnen hinausreicht. In der primordialen Welt kann ich nur sehr unbestimmt induzieren – antizipierend wiedererkennen, wie ich es auch nennen könnte. In der intersubjektiven Welt kann mir der Andere mitteilen, was er sieht und ich nicht sehe, was er gesehen hat, welche Vorgänge er beobachten und welche bestimmten Induktionen er machen konnte – die für mich nicht bestanden. Und dazu kommen die Mittelbarkeiten: Durch Mitteilungen, die er selbst von Anderen empfangen hat, die sie selbst wieder von Anderen empfingen etc., und die mir nun als vermittelte Mitteilungen zukommen. Und so für jedermann. Da haben wir also Modifikationen von Wiedererkennungen, von 1 Rb. Aber hier schon muss unterschieden werden: das anschaulich Wiedererkennbare (direkt Anschauliche) durch wiederholte Vergegenwärtigung und das die zeitliche Stelle Wiedererkennen der Erinnerungsreihe als Reihe unterschiedener und identifizierbarer Gegenstände, bzw. Gegenstandsfelder.
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Erinnerungen, von Induktionen als Erkennungen und darunter Induktionen höherer Stufe. Ebenso wie „Mitteilung“, Übermittlung, nicht gemeint als gerichtete Mitteilung, Dokumentierung durch Kulturobjekte, objektive Ausdrücke anderer Art. Nun wird man sagen, auch das Tier lebt gesellschaftlich und versteht „Mitteilungen“, wahrnehmende Rufe etc. Ja, die Hauptsache ist da: Konstitution individuell identischer Gegenstände als intersubjektiv identifizierbare – nicht nur durch Anschaulichkeit, sondern durch Konstitution einer intersubjektiven Stellenzeit mit festbestimmten Stellen, fest für jedermann unterscheidbaren und identifizierbaren. Das ist das Hauptthema der objektiven Weltkonstitution. Vergleiche die beiden folgenden Blätter als kleine Anfänge. Noten: Die Welt als Universum der immer wiedererkennbaren und unterscheidbaren, intersubjektiv für jedermann im Konnex mit jedermann identifizierbaren „realen“ Gegenstände, der letzten Substratgegenstände. Der Konnex als jedermann in Allheit umspannend kommt zustande durch Mitteilung im weitesten Sinn und Nachverstehen, Übernahme unter Kritik, Korrektur. Das ist also vorausgesetzt. Lebenszeit des Einzelnen – Allzeit, Weltzeit, das Generative. Idee einer prädikativen Wahrheit für „jedermann“ und korrelativ des wahren Seins von Realem – wissenschaftliche Wahrheit, das wissenschaftlich Seiende, methodische Bestimmbarkeit1 von wahrem Sein, methodische Herstellung von prädikativer, „objektiver“ Wahrheit für Reales setzt voraus eine „Technik“, Methodik der Ortsbestimmung – Ort in der Sukzessionszeit und Ort in der Räumlichkeit, in der Simultanform; und Möglichkeit der Identifikation, Explikation und Bestimmung des zeitlichen „Inhalts“, als welcher vorstellbar ist an jeder raumzeitlichen Stelle und sonach in seiner Anschaulichkeit und ihrer Quasi-Diesheit „allgemein” unbestimmt ist. Identifizierung des Inhalts, seine Explikation und Bestimmung seines Seins und Soseins, ist vorausgesetzt für die Stellenbestimmung, durch die er bestimmt wird als individueller. 1) Allem voran die anschauliche Endlichkeit mit ihrem Anschauungshorizont, individuell, meine anschauliche Sphäre, primordiales Weltfeld der wahrnehmbaren Gegenwart, Wahrnehmungsfeld, Erinnerung, nicht das momentane Wahrnehmungsfeld, die Identifizierbarkeit, Explizierbarkeit in dieser Sphäre, Ich in Konnex rein mit mir selbst. 2) Einfühlungskonnex, in wirk1 Rb.: Methode, verstanden als eine τεχνη, eine „gelernte Kunst“ – das bezeichnet einen besonders konstruierten Seins- oder Wahrheitstypus.
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licher Einfühlung mitgegenwärtiger Anderer (Normaler) in anschaulicher Mitgegenwärtigkeit. Das Wechselverständnis in der „Herde“, die wirklich anschauliche gemeinsame Umwelt. 3) Mitteilung durch Sprache, wo Sprache bewährbaren, direkt bewährbaren Sinn erhält, im beweglich-endlichen Raum der anschaulichen Umwelt, Gegenwart, aber auch gemeinsame Vergangenheit etc. 4) Das vorwissenschaftliche Leben mit dem Horizont einer durch Mitteilung möglichen, erweiterten Welt in Korrelation zu einer eben auch dadurch konstruierten weltlichen, identifizierbaren Menschheit. Dabei wird dem Bedürfnis der Bestimmung, der Identifikation und Unterscheidung der nicht selbst anschaulich daseienden Gegenstände und Personen, und der Bestimmung überhaupt von Gegenständen für Andere, die andere Erinnerungen etc. haben, zu genügen sein: Durch relative Orts-, Zeitbestimmungen in Relation zu Gegenständen, über die man schon in ihrer eigenen Identität einig ist, nach vorheriger Bestimmung ihres „Inhalts“, der ja „allgemein“ ist, nämlich unbestimmt nach Lokalität, durch die er erst bestimmt sein könnte als dieser individuelle. Das Erste für eine beschreibende Mitteilung ist, das Anschauliche selbst in seinem inhaltlichen Wesen explizierend zu beschreiben – dann aber seine raumzeitliche Stelle zu bestimmen; wie ja auch konstitutiv Welt als individuelle sich nur durch die Stellenzeitigung konstituiert. Wie haben die Strukturbeschreibungen der verschiedenen Stufen zu laufen? Das wäre ein Erstes, die Welt als Universum individueller Realitäten, als „Tatsache“ zu bestimmen, in Relativität objektiv. Man ist schon in seiner Menschheit, in einer zugehörigen durch Mitteilung, durch Sprache ermöglichten Menschheit und Umwelt. Und das ist ein vorgegebener Horizont möglicher Bestimmung, die in der Praxis ihre natürliche Methode hat. Schon im primordialen Konnex mit sich selbst: Man erinnert sich, man hat quasi wieder die Wahrnehmung und darin nicht ein abstraktes, sondern konkretes Dieses. Was ist das für ein Dieses, was für eine Unbestimmtheit hat es nach Ort und Zeit, wo es doch in dieser Hinsicht vollbestimmt zu sein scheint? Das Erinnerte: quasi wieder da; aber ich weiß doch oft nicht, „wann“ das war. Die Stelle in der Erinnerungsordnung, die identifizierbar ist und jedes einzelne Moment und Phase identifizierbar macht nach seiner Vergangenheitsstelle. Das Dieses ist Eines, Konkretes, in seinem, diesem Erinnerungsfeld, aber Erinnerung ist schwankend, unklar, und Dieses ist schwankend, unbestimmt nach dem Feld. Ist schon konstituiert die Folge der Tage, heute, gestern, vorgestern etc. als bestimmte Folge, kann ich sagen: vorvorgestern; zweifelnd: vor drei Tagen? Ich habe aber
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meine schon immer verfügbaren „Punkte“, Stellen, vorerst der heutige Tag, in ihm die Mahlzeiten, Vormittag, Nachmittag, auch Stand der Sonne etc. Erinnerungserlebnisse, die ich in beliebiger Wiederholung identifizierte und wieder identifizierbar habe im Vermögen, darunter ausgezeichnete, nach denen ich Vor und Nach bestimme im ständigen Horizont der Erinnerung; Erinnerungskontinuität bis zur Gegenwart als vermöglich herstellbares Nacheinander. Der anschauliche Inhalt mitsamt seinem Dies ist „in jede Stelle zu versetzen“. Immer die Form „Quasi-Wahrnehmung“, in der alles „Vorstellung“ ist. Aber dazu die andere Diesheit – das Wann und Wo, das nicht selbst anschaulich im ersten Sinn ist. Hinsichtlich der Anschauung brauche ich Durchlaufen, Wiederholen, Identifizieren, hier habe ich auch Abstände, Strecken etc. Den Ort im Wahrnehmungsfeld, Abstand im Wahrnehmungsfeld – auch das beruht eigentlich auf Durchlaufen, auf Aktivität der Wiederholung etc., aber demgegenüber das Wann und Wo in der (Idee der fest konstituierten) „Zeiträumlichkeit“, die Anschauung überschreitet. Das kehrt wieder in der anschaulichen Umwelt für uns, für meine historische Menschheit. Anschaulichkeit1 ist ein vieldeutiges Wort. Vielfache Fundierungen treten hervor. Aufeinanderfolgen des Wiedererkennens, Durchlaufen der Wiedererkannten, Identifizierten. Aber ein Neues ist das Die-Folgen-als-FolgenIdentifizieren, die Gesamtfolge als Gesamtfolge und die „Größe“ der Folge, die Abstände und Größen der Abstände – das konstituiert sich ganz anders. Betrachtung in meiner Primordialität. Dann Betrachtung in der schon auf Mitteilung beruhenden intersubjektiven Welt – zunächst als solche, wie sie im Leben (abgesehen von allem Wissenschaftlichen, auch den wissenschaftlichen Zeitbestimmungen) vorgegeben ist, wozu gehört, dass an „allbekannten“ und dokumentierten, tradierten „Tatsachen“, historischen Ereignissen etc. und konkreten räumlichen Orten Nullpunkte oft gelegentlich relative Bestimmungen haben können.
1
Rb.: Konstitution der identischen Zeitfolge und in ihr der identischen Stelle.
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manuskript c 11 Nr. 52 Konstitution und Urstiftung praktischer Möglichkeiten bis hin zum Vollzug der Epoché. Die Voraussetzung aller Konstitution und Handlung im Vor-Seienden1
1) Die praktische Möglichkeit, die ich habe, die für mich eine seiende ist, habituell, im Kreis meiner praktischen Möglichkeiten. 2) Bewusstsein einer praktischen Möglichkeit, auch als eine praktische Affektion, als ein praktischer Reiz, etwas zu tun, eben das mir als praktisch möglich vor Augen2 Stehende. 3) Wie entspringt, in welcher Urstiftung, das Bewusstsein praktischer Möglichkeit, und wie entspringt die praktische Möglichkeit als seiende, fortdauernd für mich seiende, über die ich verfüge als die für mich seiende? Ad 2) Das Bewusstsein einer praktischen Möglichkeit ist doch ein Bewusstsein, in dem sich vergegenwärtigt ein Tun, ein Handeln. Es ist nicht bloß Wiedererinnerung an ein Gehandelt-Haben und eine Vorerinnerung des Handeln-Werdens. Es ist aber auch nicht eine „bloße Vorstellung“ eines Handelns, eine bloße Phantasie, und zwar als Phantasie meiner Handlung von einem phantasierten Anfang bis zum Ende. Die praktische Möglichkeit enthält in sich praktische Beziehung zu meiner aktuellen Gegenwart, als äußere Handlung zu meinem Leib und meiner leiblichen Nahwelt, so wie sie für mich gegeben ist; auch wenn die Handlung z. B. als Reise ihren Anfang hat, morgen vom Bahnhof, so ist zugehörig das Jetzt für das Morgen, das Dasein und Leben bis morgen in der vertrauten Weise des Selbstverständlichso-von-mir-und-für-mich-verlaufen-Werdens, das verbleibende Sein meiner Wohnung als hier, für den Bahnhof als dort draußen, das Hingehen-Werden etc.
1 Die Bl. 32–42 des Ms. C 11 sind veröffentlicht in Hua XV, S. 174–185. Rb.: 1931. 25/XII. I–VI. Die Aufschrift auf dem Umschlag Bl. 44/57 bezieht sich auf die Texte Nr. 52–54: Ichaktivität und Apperzeption als Seinskonstitution. Wichtig. Elementare Intentionalausführungen. Zu ρ1– ρ11 = C 11/59–69 = hier Text Nr. 55 und denselben Themen. Wie das Bewusstsein einer für mich seienden praktischen Möglichkeit entspringt. Später auch Allgemeines zur Lehre von der Genesis der Apperzeptionen aller Stufen – und von „Aktivität“, vorerst Wille, praktische Möglichkeit, Handlung und Verwirklichung der Seinsüberzeugung, „Urteil“, verwirklichende Erfahrung, Enthaltung von Seinsüberzeugung. Konstitution von Seiendem aus Aktivität (Willen), Wille im weitesten Sinn und im gewöhnlichen Sinn, Handeln im erweiterten und weitesten Sinn und im engeren Sinn. Urteilen und Handeln. Ad ρ1–ρ11. 2 Rb.: Wichtig I – V.
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Aber das alles ist für die praktische Möglichkeit der Reise nicht bloße Phantasie. Es ist offenbar positionale Vergegenwärtigung, und als anschaulich durchgeführte ist sie Selbstgebung der praktischen Möglichkeit. Dabei kehrt in dieser Vergegenwärtigung jeder mögliche Modus der wirklichen Handlung wieder. Im Handeln kann ich auf einen Widerstand stoßen, auf eine Hemmung. Ich falle hin, breche mir ein Bein, ich kann nicht weiter. Hier entspringt in der Handlung das Nicht-Können als Bruch. Aber auch ein anderes Modifizieren: Ich verfehle den Weg, ich vergreife mich, es tritt anderes ein als vorgesehen, auch etwa dadurch, dass der Zug entgleist, ohne dass „ich versage“. Das kehrt wieder in der positionalen Vergegenwärtigung: Ich durchlebe die praktische Möglichkeit, also als ob ich handelte, während dieses AlsOb also nicht bloße Phantasie ist, und während dieses vorschwebenden „möglichen“ Handelns stoße ich auf eine Hemmung, nicht eine beliebig phantasierte: Ich stoße auf eine Stelle des „Nicht-Könnens“, auf etwas, das im schon Seienden nicht geändert werden kann, auf etwas, das „über meine Kraft“, über mein Können geht, auf eine voraussichtliche Folge der ersten Schritte meines Handelns, die einem habituellen Willen widerstreitet oder die ich vorschauend alsbald nicht will. Ich habe also im ursprünglichen, wirklichen Handeln ein fortgesetztes Können als das kontinuierliche „Es geht“, als das kontinuierlich sich erfüllende Wollen selbst im Modus des Tuenden, Handelnden; und den Bruch des Nicht-Könnens, Nicht-weiter-Könnens, als Eintretens einer nicht-gewollten, im Handeln mitgewollten Folge, derart dass dieser implizierte Wille und damit der einheitliche Handlungswille aufgehoben wird. Eventuell wenn dieser erste Wille nicht schon eigentlich Wille, Willensgewissheit ist, tritt Hemmung als Zweifel ein. Dann heißt es: Soll ich? Ich weiß nicht, ob ich kann; oder eventuell: Ich kann das nicht, wenn es nicht an meiner fehlenden Kraft liegt, sondern wenn ich es in dieser Hinsicht kann, aber vermöge des Widerspruchs mit einer Willensgewissheit, in der ich bin und bleibe, aufgeben muss. Hier treten also Verschiedenheiten hervor: 1) Das Können als KraftHaben, als Überwindung von Widerständen durch Anspannung der Willenskraft, einer Art Intensität, und Nicht-Können als Bruch des Willens durch einen „unüberwindlichen Widerstand“. 2) Andererseits Hemmung des Willens durch Streit mit einem anderen Willen, der standhält in seiner Gewissheit, und natürlich kann es auch umgekehrt sein: Mein jetziger Handlungswille hält stand und der störende wird durchstrichen. Eventuell kann er aber einbezogen werden in die Handlung – ich mache den Umweg, ich nehme
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das Störende mit in Kauf, nehme, was ich ursprünglich nicht wollte und ausdrücklich ablehnte, mit in den Willen. Ich ändere also meine Handlung und in ihr mein ursprüngliches Vorhaben. Aber auch das Zulassen einer üblen Folge ist ein In-den-Willen-Aufnehmen. Es liegt darin eine Modalisierung, das Gewollte, aber mit Gewolltem Streitende wird als das durchstrichen und zum Mitgewollten. Auch dabei Zeitverteilung. Das tritt in der Einheit einer Handlung auf, als Modus des Handelns, als in ihr auftretende Modalisierung, als eventuelles Negativum der Handlung, es gehört zur Praxis im weiteren Sinn, die Sache des Willens in seinen Modis ist. Was als Handlung, als einheitliche ungestörte und gestörte, ungehemmt fortgehende oder gehemmte, wirklich geworden ist, eben dasselbe kann auftreten in der Form des Bewusstseins, und letztlich des anschaulichen Bewusstseins einer praktischen Möglichkeit als möglicher Handlung. Jede Handlung eines neuen Typus ist offenbar urstiftend für eine ihrem Typus entsprechende praktische Möglichkeit. Doch kann ich auch aufgrund von früheren Handlungen bzw. praktischen Möglichkeiten neue praktische Möglichkeiten konstruieren. So tun wir in der Tat beständig im Erfinden von Methoden bzw. im Überlegen, wie wir ein fern liegendes „Ziel“ unserer Wünsche erreichen, das doch kein Willensziel sein kann, solange wir nicht den Weg dahin, eine mehr oder minder gegliederte Handlung dahin, in praktischer Möglichkeit konstruiert haben. Dass wir ganz allgemein ähnliche Handlungen ausgeführt haben, das ergibt noch nicht die bestimmte, praktisch mögliche Handlung. Die müssen wir konstruieren. Das Konstruieren ist Konstitution des Seins der praktischen Möglichkeit und ist selbst ein Handeln, und ihm entspricht natürlich auch wieder (da es wie jedes Handeln urstiftend ist für einen Typus praktischer Möglichkeit) die praktische Möglichkeit, praktische Möglichkeiten zu erwägen, und so in beliebiger Stufe praktische Möglichkeiten zu konstruieren. Zweierlei Urstiftungen treten hier auf und sind nah verbunden: 1) Die Handlung stiftet das nunmehr bleibende, seiende Ergebnis. 2) Sie stiftet aber auch die Möglichkeit solcher Ergebnisse, und darin liegt die dem Typus der Handlung entsprechende praktische Möglichkeit. Denn die Möglichkeit des Ergebnisses ist die Möglichkeit der entsprechenden Handlung, und sie hat, diese Möglichkeit, ihre eigene Wirklichkeit ursprünglich in der Anschaulichkeit der möglichen Handlung, im Bewusstsein des Tun-Könnens (in erster Ursprünglichkeit meines Tun-Könnens). Ferner: Urstiftung von einmaligen, individuell einzigen Ergebnissen als bleibenden (zuhöchst von realen, raumzeitlich verharrenden). Jedes Ergeb-
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nis ist verharrend als erinnerungsmäßig „wiederholbar“. Aber Wiederholbarkeit der bloßen Wiedererinnerung ergibt als Ergebnis dieser erfahrenden Handlung Vergangen-Sein. Und die damit begründete praktische Möglichkeit ist die eben der Möglichkeit der wiederholenden erinnernden Konstitution, der wiederholenden Erfahrung als Wiedererinnerung, und zugleich der praktischen Möglichkeit, iterierend wiederholen zu können. Ein Anderes ist die Konstitution eines verharrenden, während seines Seins immer wieder wahrnehmbaren Realen. Das Wahrgenommene ist hier apperzipiert in einer praktischen Möglichkeit, von der Wahrnehmung aus systematisch von Wahrnehmung zu Wahrnehmung in einer synthetisch wahrnehmenden Handlung fortschreiten zu können. Aber genauer gesagt: Ich apperzipiere es als in einem System praktischer Möglichkeiten fortschreitenden Wahrnehmens, die selbst wieder in praktischer Möglichkeit, in Einheit einer höherstufigen Handlung verknüpfbar sind. Und wieder gehört dazu, dass diese vermögliche Handlung oder eine Handlung aus diesem System, und darin jede, sich immer wieder erneuern könnte und in der Erneuerung als wirkliche Wahrnehmung jede solche Wahrnehmung mit den Wiedererinnerungen an die früheren zur Synthese der Identifikation bringen könnte: Es wird so konstituiert die individuelle Identität des Realen. Ein Neues ist die Konstitution von Handlung bzw. Handlungsergebnissen auf dem Boden schon seiender Welt. Das schon Seiende wird umgestaltet durch das Handeln in seiner realen Individualität in eine geänderte, und zunächst eine naturale Sache, eine res extensa, ein Reales hinsichtlich der dieses Extensiv-Seins. Wieder ein andersartiges Handeln ist das in der Kommunikation der Subjekte, das ausdrückende, mitteilende Handeln und das soziale Handeln, das Sich-Verabreden, Sich-mit-Anderen-Verbinden-zu-dem-und-Dem. Durch solche Untersuchungen eröffnet sich die Universalität des Aktivseins, Tätigseins, des „Willens“ und die Konstitution von Seiendem jeder Stufe durch den „Willen“ – freilich eine überwältigend große Aufgabe für eine ernstliche Durchführung. Denn dazu gehört eine überaus schwierige Konsequenz der Rückfrage und damit der Rückfrage in die urstiftende Genesis aller Apperzeptionen: Seiendes aller Stufen kann nur erfahren sein in Apperzeptionen, und so setzt letztlich Seiendes Vor-Seiendes voraus, das erst von dem entwickelten Ich der Apperzeptionen (und dem Wir) in der rückschauenden Erfassung und Rückübertragung der schon gebildeten Apperzeptionen selbst als Seiendes erfasst werden kann, als seiendes VorSeiendes, als immer wieder methodisch zu Rekonstruierendes und zu Identifizierendes, und doch als etwas, das „war“, bevor es apperzipiert war. Ebenso
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auch das Ich selbst und Wir selbst als vor-seiend. So liegt auch vor der Natur die vor-seiende Hyle, die noch nicht einmal identifizierte, vor der Handlung die vor-seiende Kinästhese, vor der vermöglichen Wiedererinnerung die vorhergehende, noch nicht vermöglichte, und so überhaupt vor der vermöglichen Wiederholung die vor-vermögliche, ebenso vor der Seinsaffektion die Vor-Seinsaffektion. Darin liegt: Der „Wille“, der seinskonstituierend ist, hat hinter sich ein Ursprünglicheres, das Streben, Hinstreben, Strebend-inProzess-Überführen als das Streben erfüllend, im Vor-Willen, Vor-Handeln ein Vor-Ergebnis offerierend, weiter nach sich ziehend, ein ichliches Streben zu wiederholen, ein gelegentlich ungehemmt in Wiederholung Überführendes, aber auch gehemmt etc. Urvorkommnisse, welche Voraussetzungen aller ursprünglichsten Stiftung von Apperzeptionen sind und in ihrer Weise, gleich den hyletischen Daten, zur Teleologie der Seinskonstitution, der universalen Seinskonstitution gehören. Natürlich auch: vor dem seienden Ich und Wir das Vor-Seiende. Um da durchzudringen, müssen wir alle Modi und Stufen der Apperzeptionen befragen und abbauen lernen. Als entwickelte Menschen, Ich und Wir, haben wir Wahrnehmung, Wiedererinnerung, Vorvergegenwärtigung (als Vorveranschaulichung von Zukunft und Mitgegenwart), einfühlende Vergegenwärtigung, Vergegenwärtigung praktischer Möglichkeit – alles als Positionalitäten und alle sich durchdringend. Dann die Quasi-Positionalitäten, die Phantasiemöglichkeiten, Quasi-Möglichkeiten konstituieren und selbst wieder eine Sphäre modifizierten Seins, modifizierter Wiederholungen etc. sind. Alles das fungiert zusammen in verschiedenen und sich immer wieder überhöhenden Stufen und schafft doch radikal eigenartige Modi der Gegenwärtigung und Vergegenwärtigung, Urmodi und iterativ abzuwandelnde. Jede Abwandlung, wie z. B. selbst eine pure Phantasiemöglichkeit, liefert ein Seiendes neuer Stufe, das als Seiendes seine Selbstgebung hat, seine Weise der Zeitigung als gegenwärtig, vergangen und künftig, also seine Weisen der Wahrnehmung, der Erinnerung etc. Dabei scheidet sich aber die reale Welt (dazu das in der realen Welt Realisierte, sozusagen der Realität Annektierte) und das Reich der Idealität, die des nicht-individuellen, nicht zeitlich individuierten Seins und doch auf Welt, auf Zeitlichkeit zurückbezogenen Seins. Unter den Hauptproblemen haben wir dann die Klärung der Leistung, die da Epoché heißt, der Epoché, die hinsichtlich einzelnen Seins oder besonderer Seinssphären statthat und natürlich wieder einen Seinsmodus schafft, den des gewöhnlichen „Phänomens“; und der universalen Epo-
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ché, die alles schon Seiende umspannt, also alle apperzeptiven Leistungen „ausschaltet“, alle Geltungen im Voraus, alles, was ich mir erworben habe, meine ganze Habitualität der Willensstellung, alle Habe und darauf gegründete Vorhabe. Dasselbe besagt: Ich, der ich bin als persönliches Ich, als Ich von Stellungnahmen (Stellunghaben), als Ich, das Stellung hat aus eigener (und intersubjektiver) Tradition, enthebe mich aller Tradition. Was macht die Weltgeltung aus, wenn ich ein Einzelnes als „bloßes Phänomen“ in Geltung setze? Diese Weltgeltung, ist das noch ein Aktvollzug des Weltbewusstseins? Hier kommt in Betracht, dass jede Geltung, die ich vollziehe, ihren Vollzug nicht einbüßt, wenn ich einen neuen Akt in Vollzug setze, obschon der frühere Akt seinen Modus ändert. Er ist nicht mehr der Akt im Modus des leistenden Tuns, sondern im Modus des behaltenden Habens der Geltung, im Modus der festgehaltenen, der noch geltenden, obschon nicht mehr ursprünglich kontinuierlichen In-Geltung-Setzung. Jede Erfahrungsgeltung hat ihre apperzeptiven Horizonte, und diese sind in Mitgeltung – ein Ding erfassend-auffassend meine ich in erster Linie dieses in seinen eigentlich erfahrenen und horizonthaft mitgemeinten Eigenheiten. Aber in weiterer Vermittlung meine ich es als seiend in seinem totalen Zusammenhang und seinen Vermittlungen – Außenhorizont. Und das Ding In-Phänomen-Setzen hieße, wenn die ganze Seinsgeltung außer Vollzug gesetzt würde, die als Mitmeinung dabei ist, die ganze Welt außer Geltung setzen. Aber so ist es doch nicht nötig. Aber wie ist die Schichtung zu verstehen? Wie ist auch Modalisierung im Einzelnen zu verstehen? Ein Geflecht der Geltungen unter einzelnen Unstimmigkeiten und dann wieder Stimmigkeit? Ein ebenso Sich-einzeln-Enthalten: Einzelne Beschaffenheiten, aber auch einzelne Substrate als seiende – eine solche Zentrierung kann modalisiert und der Epoché unterworfen werden, während die übrigen Geltungen, Zentrierungen ungeschoren bleiben. Wie ist aber eine universale Epoché möglich? Eine universale Modalisierung ist nicht möglich. Ist eine einzelne Epoché möglich? Wie ist ein universaler Horizont in Geltung, „im Vollzug“, und wie wird er außer Vollzug gebracht? Ich kann mich aktiv richten auf das HorizontSein. Ich kann auf den Hintergrund achten, ihn durchlaufen, ihn in seiner Einheitlichkeit erfassen als bewusst seiend und dann den Vollzug aufgeben. Wie ist die Urstufe vor aller apperzeptiven Konstitution? Also noch keine apperzeptive Antizipation der Handlung in Form der praktischen Möglichkeit, als Vormodus des Willens, also schon Geltung? Die Urhyle mit der Urkinästhese. Sagen wir: ein einheitliches zielloses „Tun“, in eins mit einer ungeschiedenen Totalität der Hyle.
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Ursprünglich ist das wache Ich gerichtet – auf die totale, ungeschiedene Hyle in Form der „reinen“ Kinästhese, die nichts anderes ist als Ichrichtung, einheitliches Tätigsein, das wir hinterher Tätigsein im Durcheinander der Kinästhesen (dabei denken wir schon an die partiellen) nennen. Dieses ungeschiedene Gerichtetsein auf die ungeschiedene Hyle ist ein kontinuierlicher Wandel, in dem sich die sich mitwandelnde Hyle als Einheit erhält. Nun geht aber alsbald Unterscheidung vonstatten auf dem beständigen „Boden“ der verharrenden Einheit. Sie ist in starrer Verschmelzung, verschmolzener Selbstdeckung. Es bilden sich Sondereinheiten, die in sich geschlossenen verschmolzenen Sinnesfelder in beständigem Zusammen mit den ihnen zugehörigen Sonderkinästhesen, also Wirksamkeit der Assoziation, der passiven, der HyleFelder, und der Sonderaffektion derselben, der Sonderaktivität, sich auf das Feld richtend. Dann bilden sich wieder Sonderabhebungen, Reize übend (sc. das Gefühl bestimmend), zu den Sonderabhebungen, etwa im visuellen Feld wieder besondere Kinästhesen aus der totalen visuellen Kinästhese, „gehörig“. Usw. Dabei entspringen in dieser Urstufe immer neue Apperzeptionen, in der Wiederholung „Identifikation“ und neue „Richtungen“ des Ich, um die in der wiederholten Deckung abgehobenen Kinästhesen zu verwirklichen als im Voraus im Charakter praktischer Möglichkeit auftretende.
Nr. 53 Der Übergang von phantasierten Möglichkeiten zum praktischen, verwirklichenden Willen Wirkliche1 Handlungen – mögliche Handlungen – Handlungen, die ich kann, also praktisch mögliche. Mögliche Handlungen als phantasie-mögliche, als vorstellbare, aber darum noch nicht etwa praktisch-mögliche. In der Phantasie kann ich mir mögliche Handlungen „konstruieren“. Aber die elementaren Handlungen (die Sonderhandlungen bei zusammengesetzten) müssen dann ihrem Typus nach aus dem wirklichen Handeln vertraut sein. Aber nicht auch das allgemein Typische solcher Zusammensetzung? Hinsichtlich der physischen Handlungen (ich als „allein“ Handelnder) 1
Rb.: 26. XII. 31.
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ist stets vorausgesetzt die Vertrautheit meines Leibes als praktischen Organs, die elementaren Tätigkeiten des leiblichen Stoßens, Hebens, Schlagens, die Tätigkeiten mit den einfachen Werkzeugen etc. In den sozialen Tätigkeiten, die Tätigkeiten des Mitteilens, des SichVerabredens, des Herrschens und Dienens etc. Und dabei sind Typen der Kombination schon längst bekannt. Im Rahmen der Ähnlichkeit mich haltend kombiniere ich in der Phantasie. Mich in die Phantasiewelt versetzend bin ich abgewandelt als Phantasie-Ich – mit meinen Phantasie-Erwerben aus Phantasie-Tätigkeiten –, das Abwandlung meines Ich ist. Abwandlung innerhalb meiner typischen Habitualität. Das Problem ist also: Wie entspringt Phantasie aus Wirklichkeit, Phantasievergegenwärtigung aus positionaler, wie Phantasie-Aktivität aus wirklicher Aktivität? Also, vorher muss wirkliche Aktivität studiert werden, nämlich wenn die aus ihr entspringende mögliche Aktivität, und dann auch praktisch mögliche, als Ableitung studiert werden soll. Aber im wirklichen Handeln hat das Ich vor dem Einsetzen des Willens, also des Handelns selbst, schon seine Vorhabe in Form der praktischen Möglichkeit, die es bejaht, und eventuell eine Mehrheit von praktischen Möglichkeiten, zwischen denen es wählt, die eine bejahend, die anderen im Willen verneinend. Die praktische Möglichkeit ist dabei keine bloße Phantasie. Das Handeln hat in der Weltlichkeit immer seinen praktischen Boden, das ist, schon seiende Wirklichkeit und darauf fundiert, also darin verwurzelt, eine Möglichkeit, eine „Vorstellung“ einer Seinsänderung, und zwar als „ich verändere“ willentlich, handelnd. Aber diese Vergegenwärtigung, eine Abwandlung der Erinnerung, ist das schon eine praktische Möglichkeit in dem Sinne, wie sie eine Handlung einleitet? Eine anschauliche Vorstellung von einem mir möglichen „Ich tue das und das“ ist, sagte ich, keine Phantasie, aber wie nun, wenn es vorgestellt sein soll als meine – wirklich – praktische Möglichkeit? Die Vorstellung, den Schrank dort zu heben, auf meinen Schultern gehoben hinauszutragen, kann ich mir machen, aber nicht als praktische Möglichkeit. Sie widerspricht der subjektiven Schwere des Schrankes für mich, dem Widerstand bzw. der Größe der Kraftanspannung, die mir zu Gebote steht. So kann ich ja bei Anderen so vieles als ihr Können nachverstehen im Bewusstsein, dass ich es selbst nicht kann. Auch habe ich Anschauung von meinen früheren praktischen Möglichkeiten, die jetzt für mich es nicht mehr sind. Also, in der praktischen Möglichkeit liegt offenbar mehr als dieses sich phantasierende Umdenken der Wirklichkeit, etwa dass ich, der jetzt hier
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schreibend sitze, aufstehe, hingehe, den Schrank aufhebe etc. Vielmehr liegt darin ein neuer positionaler Akt, ein Willensmodus, der seine intentionale Modifikation in einem handelnden Willen hat. Dieser ist hier fundiert in der praktischen Möglichkeitssetzung (der Gewissheit für mich, der praktischen Möglichkeit), und zwar tritt er in Kraft durch Bejahung dieser Möglichkeit, eine Bejahung, welche aus der praktischen Möglichkeit die praktische Verwirklichung „macht“, bzw. die praktische Vorhabe überleitet in die praktische Verwirklichung. In ihr erwächst das nun Wirkliche, das Ergebnis, und verharrt nun als meine Habe, die ihr dauerndes Sein hat in der praktischen Möglichkeit des „Immer wieder“, der Wiederholung des Willens im Modus des Erfüllten, also im letzten Modus, der immer noch Wille ist. Beirrend ist, dass eine praktische Möglichkeit selbst wieder ein Seiendes ist für mich bzw. dazu für mich wird oder werden kann, das aber durch eine neue Willensaktivität, die der Wiederholung und Identifikation der praktischen Möglichkeit. In dieser Art wird auch aus einer bloßen Phantasie als Aktus eine Habe, das Seiende-als-Ob, die Phantasiemöglichkeit als bleibende Habe – wenn ich auf ihre wiederholbare Identifikation mitgerichtet bin, und damit auf ihren Identitätserwerb für meine „Welt“, für mein Reich des Identischen als Identifizierbaren. Wille zu Erwerben von Identischem als dem immer wieder Identifizierbaren, das ist „Urteilen“, doxa. Dieser Wille in aktueller Erfüllung ist Erfahrung und Erfahren. Aus jedem Akt, der sich erfüllt, entspringt sein Ergebnis, die Habe, aber für mich wissentlich Seiendes und im Reich meiner gewussten Welt: durch den Willen, das Erworbene immer wieder identifizieren zu können, immer wieder erkennen, unterscheiden zu können, es bleibend zu haben in der Erkenntnis, fixiert, so dass ich es in seinem Fürsich-Sein zur Verfügung habe. Unverwechselt, dass es ist, und wie es ist, unterschieden fixiert von jedem anderen. Hier liegen die Schwierigkeiten der Theorie der urteilenden Meinung und Erkenntnis, denn jeder Erwerb hat ja seine Habitualität, ist ja identifizierbar. Erste1 Stufe: Affektion und Aktion mit Zuwendung, praktische Möglichkeit, fiat, Vorhabe, Erfüllungsprozess, Ergebnis. Während der Handlung eventuell Affektion von den früheren Ergebnisstadien, Rückblick, eventuell Wiedervergegenwärtigen, oder nach dem Fertigsein wiederholend Aktivieren, z. B. in Wiederanschauung der Erinnerung und Identifikation. Das in Akten. Das erste Verharrende als wiederholbar Identisches.
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Rb.: Note.
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Zweite Stufe: Mit der Apperzeption erwächst auch Modalisierung, also das Nicht-Können, praktische Möglichkeit, in der Handlung wird sie bejaht, aber kommt zunichte. Das geht schon in die Erfahrung ein, Enttäuschung in der erfahrenden Aktion, Streben nach einem „wirklichen“ Können, das in der Handlung sich bewährt. Wille zur Veranschaulichung, das Sich-erinnern-Können, auch das gelingt nicht immer. Erfahrende Identifikation und ihr Misslingen. Das Problem der Übung in allen Aktsphären. Reaktivierung des Identischen in seinem Identitätszusammenhang als Zusammenhang der Bewährung. Verwechslung, Vermischung von Erinnerungen, das Sich-Merken, Intensität der Zueignung. Der Wille, sich etwas zu merken, der Wille, identifizieren und unterscheiden zu können und das Identische als Identisches zu Eigen zu haben, fest unterschieden, im wohlgeübten Können, und stets bewährten, als immer wieder frei Verfügbares. Urteilende Tätigkeit, beobachtendes Erfahren in der Einstellung des Sichmerken-Wollens, verbunden mit der Absicht, zu fixieren die Ergebnisse der Erfahrung. Von da aus die höheren logischen Tätigkeiten. Die Welt und das Handeln in der Welt, allgemein das In-der-Welt-Leben und in erster Stufe naiv. Dazu Einstellung auf Bewährung und Wahrheit – Aktivitäten der Bewährung. Wissenschaft: berufsmäßig auf Bewährung eingestellt sein – universale Wissenschaft. In der ersten Stufe: Das Ergebnis ist meine Überzeugung – ich habe die Überzeugung, ich habe die Meinung, besagt nicht den Aktvollzug, aber ich kann wiederholt dasselbe als mir Geltendes erkennen in einer Wiederholung, die nicht wirklich anschauliche Reaktivierung sein muss.
Nr. 54 Antizipation von Vermöglichkeiten Ich nehme A wahr, es erinnert mich an B, lenkt mich dahin, lenkt mein Gerichtetsein von A auf B. Ich antizipiere das Wahrnehmen von B und mich aktuell hinwendend (kinästhetisch) verwirkliche ich dieses Wahrnehmen, ein aktives, erfassendes, ursprüngliche Gegenwart konstituierendes Wahrnehmen. Das Antizipieren des Wahrnehmens ist ein Wahrnehmen-Können, und dieses vermögliche Wahrnehmen verwirkliche ich im entsprechenden Tun. Das Können ist Antizipationsform des Tuns, es ist eine intentionale Mo-
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difikation von Aktivität, also selbst ein „Modus“ derselben, der ichlichen „Intention“, des Gerichtetseins. Das braucht nicht als Vermöglichkeit in den Urmodus der Aktivität überzugehen, aber wenn ich nicht gehemmt bin oder selbst mich hemme (Enthaltung), dann überströmt das Können in sein Tun. Die Hemmung kann darin bestehen, dass vielerlei Antizipationen miteinander konkurrieren, so z. B., wenn die außer B sonst noch im Wahrnehmungsfeld mitgegenwärtigen B', … affizieren. Das ganze Wahrnehmungsfeld, Feld der wahrnehmungsmäßigen realen Gegenwart, ist selbst ein Zusammenhang durch ein Aneinander-Erinnern und zu aktuell durchlaufender Wahrnehmung der Konfiguration der einzelnen B'… Werden-Können. Das jeweils Erfasste hat schon seine verbundene Mannigfaltigkeit von Antizipationen von vermöglichen Wahrnehmungen. Geht das Wahrnehmen des Gliedes A in das Wahrnehmen etwa des B über, so verwandelt sich die erstere Wahrnehmung in einen neuen Modus. Das A ist nicht primär erfasst und in Ursprünglichkeit der Richtung darauf expliziert. Das Ganze dieser ursprünglichen Aktivität hat sich verwandelt in eine Vermöglichkeit, es restituieren zu können. Voran liegt „Empfindung“, visuelles Feld etc. Die Paarung der Wahrnehmungsobjekte bzw. der Objekte in ihrer Erscheinungsweise ist Verbindung der Apperzeptionen bzw. der apperzipierten Einheiten als raumzeitliche Konfiguration, und zwar als raumzeitlich originale Gegenwart im weltlichen Horizont. Die Apperzeptionen – die eine Apperzeption ist erfassende Wahrnehmung, selbst eine Synthese von elementaren „Apperzeptionen“ in Bewegung, ein Durchlaufen von Erscheinungen als Verwirklichung der soeben in der vorangegangenen Erscheinung aktuell gewesenen Vermöglichkeiten und in dem Prozess, der immerzu apperzipiert und perzipiert, das Perzipierte behält und Einheit einer allseitigen Kenntnis desselben herstellt. Aber im Feld sind die mitgegenwärtigen Dinge horizonthaft, obschon die Apperzeption einen Urmodus hat hinsichtlich der Empfindungsdaten, aber nicht Urmodus als Perzeption in Apperzeption. Vielmehr sind sie als eigentlicher Wahrnehmungs-„Hintergrund“ geweckte Vermöglichkeit, aktuell wenn ich diese Vermöglichkeit als solche aktualisiere, und das darin antizipierte Ziel natürlich mit darauf gerichtet, und dann eventuell Aktualisierung der „möglichen Wahrnehmung“ als wirklicher. In allen Stufen gibt es die ständige Wandlung der Retention, Modifikation der Abhebung, der Verschmelzungen etc. – in der lebendigen Gegenwart – aber es gibt auch die Unterschiede des Gerichtet-Seins auf das Jetzige, auf das Versinkende, auf das Kommende; in der Richtung auf die Gegenwart das
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Behalten und insofern ein „Noch“-Gerichtet-Sein. Aber ich richte mich nun primär erfassend bzw. bei ihm bleibend etwa auf den soeben vergangenen Ton, während er „vergeht“. Oder eine Melodie ist abgelaufen, ich bleibe aber in meinem Interesse bei ihr, ich wiederhole sie, wenn ich nicht gehemmt bin. Richtung auf das Versunkene ist ein modal verwandeltes Tun und als das ein Können, ein Auf-das-Gekonnte-mich-Richten – ich kann mich zurückhalten, ich kann auch, anstatt mich willkürlich zu hemmen, gehemmt sein. Gebe ich mich hin, so verwirkliche ich, ich reaktiviere. Aber hier führt die Wiederholung, die Reaktivierung zu einer Wiedererinnerung. Ein anderer Fall: Eine gegenwärtige Melodie, eventuell erst nachdem sie ganz retentional geworden ist, erinnert mich an eine ähnliche oder „dieselbe“, als früher einmal gehörte. Das „Wiedererkennen“. Die gegenwärtige, als in der retentionalen Verwandlung einheitlich konstituierte und als fortdauernd erfasste, weckt einmal „denselben“ passiv-aktiven Prozess im „ein ander Mal“. Wir sagen: kontinuierliche Verschmelzung, Abhebung, Ferndeckung (oder passive Paarung, Fernverschmelzung), trotz der vollen Verdunklung, sowie im beschränkten Fall der beiderseitigen Klarheit, „Helligkeit“. Das jetzt aktiv Gerichtet-Sein, aktiv Kontinuieren der gegenwärtigen Melodie bzw. im Dabei-Bleiben paart sich (in einem neuen Sinne, nicht als bloße Passivität) mit dem „früheren“, dunklen Gleichgerichtet-Sein, und in dieser Paarung wird es affektiv. So wie ein soeben dunkel Gewordenes durch das (aber interessierte) Gerichtet-Sein affektiv wird zur Wiederholung, so wird ein „früher“ dunkel Gewordenes und nun im Dunkel Eingeschmolzenes affektiv, es hebt sich mir entgegen, und zwar als meine Potenzialität, mein Tun-Können und, wenn keine Hemmungen entgegenstehen oder Selbsthemmung als Enthaltung, so kommt es zur Reaktivierung als Erinnerung. Interesse an der Melodie – besonderes, fesselndes Interesse für eine Stelle – Wiederholung derselben. Ebenso: Protention und Gerichtet-Sein auf die Zukunft; hier mit der doppelten Aktivierung, der vorerinnernden und der Wahrnehmung.
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manuskript c 11 Nr. 55 Die Rolle der Erinnerung und Wiederholung bei der Konstitution identischer Einheiten in der Zeitsukzession1 a) Die Funktion von Erinnerung, Wiederholung, Kinästhesen und Antizipationen für die Konstitution der identischen Substrate
Konstitutionsweg2 von der lebendigen Gegenwart zur Welt von substrathaft Seienden. „Seiendes“ und identifizierendes Wiedererkennen. 1) Einheit von zeitigenden Darstellungen in der Kontinuität der Retention und Protention. Darauf-gerichtet-Sein, Erfassen, Verharrend-Haben, das protentional neu Kommende aufnehmen, Im-Zurücksinken-Haben, ImGriff-Haben; 2) Wiederholung. Von einem ursprünglich erwerbenden Annehmen zurückgehen auf Gewesenes, oder nach Abschluss der Wahrnehmung Wiederholen in Erinnerung. Wiederholt wiederholen, Kette der Wiederholung und Identifikation, Wiedererkennen. Die Wiedererinnerung ist selbst Einheit von gegenwärtigen zeitigenden Darstellungen (Wahrnehmung höherer Stufe), versinkend so wie ein Wahrgenommenes. Selbst wiederholbar in einer neuen Wiedererinnerung und in der Bildung der Kette, kann jede Wiedererinnerung Wiedererinnerung der vorigen Wiedererinnerung sein. Ich kann aber einfach eine Wiedererinnerung anreihen an eine frühere Wiedererinnerung usw. und im Festhalten des je Erinnerten Einheit desselben wiederholt Erinnerten haben. Dann habe ich eine wirkliche Wiederholung (wiederholte „Wahrnehmung“ von demselben Vergangenen). Diese Wiederholungskette kann ich selbst wiedererinnern und die Wiedererinnerung wiederholen und erhalte eine Kette höherer Stufe, ähnlich wie ich eine einfache Wiedererinnerung wiederholt wiedererinnern kann und eine Kette
1 Aufschrift auf dem Umschlag Bl. 58/70: Dezember (Weihnachten) 1931. Sehr wichtig. ρ – 1 ρ11. Konstitutionsweg von der elementaren Struktur der lebendigen Gegenwart zur Konstitution von Einheiten in ständiger Zeitigung, dann zu Substrateinheiten mannigfaltiger Erscheinungen in einer Welt mit Weltzeit – Universum von Substraten, Weg ständiger „Wiederholung“. Dazu die näheren Ausführungen zur Lehre von der Apperzeption, von urteilenden und handelnden Akten vom 25. XII. 31, in kleinen Blättern. 2 Rb.: Weihnachtstage 1931; Wichtiges.
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der Wiederholung von Erinnerungen an dieselbe Erinnerung gewinne und dies als Eines (Wiedererinnerung selbst nenne ich besser nicht Wiederholung?). 3) „Dunkle“ Erinnerung, Wiederholung desselben dunkel Erinnerten, aber alle anschauliche Erinnerung hat Grade der Klarheit, hat ihre relative Dunkelheit mit einem Limes der Klarheit. Wie die Wahrnehmung, so ist die Wiedererinnerung Position (Gewissheit). Das graduelle Klarer-Werden ist graduelle Selbstgebung der Vergangenheit, und dieser Prozess ist selbst in der urlebendigen Gegenwart „wahrgenommen“ als Kontinuität verschiedener Erscheinungsweisen von derselben Vergangenheit, eben in der Einheit eines Klarer-Werdens derselben Vergangenheit. Diese normale Weise als einstimmige Einheit der Position – derselben in der Einheit einer graduell klarer werdenden Wiedererinnerung relativ zur Selbstgebung kommenden Vergangenheit. Aber während der Klärung kann Widerstreit eintreten, Modalisierung, Durchstreichung, nämlich Auseinandertreten von „vermischten“ Wiedererinnerungen. In der vollkommenen Klarheit Einstimmigkeit und in der Wiederholung der Klarheit Wiederholung und Identifikation des Vergangenen selbst. Im Zurücksinken in die Unklarheit verbleibt das Durchstrichene durchgestrichen und in seiner Ausscheidung in einen anderen Erinnerungszusammenhang, zu einer anderen Vergangenheit gehörig. 4) „Ich habe immer geglaubt, es ist so, es war so; – es war aber nicht so.“ Getrennte Erinnerungen. Gestern hatte ich eine Erinnerung, ich erinnere mich an frühere Erinnerungen, unanschauliche und relativ anschauliche, sie gelten mir, jetzt tritt eine völlig klare auf, mit Modalisierung, Durchstreichung, Auseinanderschiebung. Nun werden alle früheren Erinnerungen in meiner Gegenwart zu durchstrichenen. Sie sind jetzt erinnerte, als das sind sie in Geltung, aber in ihnen selbst, in dem, was sie zu vergangenen Erinnerungen jetzt für mich macht, ist eine Geltung, die ich nicht wie sonst noch habe, sondern durchstreiche. Also ähnlich wie bei einer kontinuierlichen prozesshaften Erinnerung, die zur Klarheit kommt: Nicht die dunkle Erinnerung wird klar, sondern das dunkel Erinnerte, die dunkle Erinnerung geht in Einheit über in eine klare, und das ist ein erfüllendes Wahrnehmen der Vergangenheit. Das aber ist selbst nur eigentliches Wahrnehmen, nur als völlig klares, als ein Im-Modus-dieser-Klarheit-oder-Wahrnehmung-dasErinnerte-als-es-selbst-„ursprünglich“-erstehen-Lassen, konstitutiv. Das gewöhnliche anschauliche Erinnern ist ein schwankendes, ein bruchstückhaftes Konstituieren, Wiederabbrechen, Wieder-von-einer-Stelle-Anfangen und doch Identifikation – wenn nicht schon da Unstimmigkeiten auftreten.
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5) All das sind selbst Vorkommnisse in der lebendigen Gegenwart, selbst dafür ist iterativ das Gesagte anwendbar. Alle Wiederholungen und Vorkommnisse der Wiederholung durch Wiedererinnerungen und wiederholende Ketten sind für mich Seiendes als Geltendes, und nachkommende Erinnerung kann zu „Täuschungen“ führen. Streben nach Überwindung der Unstimmigkeiten und nach Herstellung der Einstimmigkeit – im Allgemeinen habe ich ein Reich der Vergangenheiten als für mich seiend, gelegentlich als das unliebsame Anomale, Zweifel und Schein; Streben nach Korrektur und allgemeiner Einstimmigkeit. 6) Gegenüber den passiv auftauchenden Erinnerungen verschiedener Stufe sind diese Wiederholungen Aktivitäten und die Korrektur Sache des Willens. Dieser setzt wohl voraus, dass ganz ursprünglich das Unklar-Gewordene, das schon retentional Versunkene und unklar Auftauchende „von selbst“ in instinktivem Tun, Streben zur Klarheit kommt. Daraus wird dann das Bewusstsein praktischer Möglichkeit, die Vorhabe, klar zu machen, und im Falle der Unstimmigkeit, der eventuell schon im Unklaren „gefühlten“ Unstimmigkeit, in der vollkommenen Klärung, im Gang zum Selbst, Einstimmigkeit herzustellen. So habe ich ein „Ich kann“-mich-Erinnern (nämlich meiner Erinnerung Klarheit-Schaffen. Ein Anderes ist es auf höherer Stufe, ich kann indirekt darauf setzen, dass ich eine Erinnerungsweckung erhalte in einer bestimmten Richtung auf Vergangenes etc., nachdem ich schon die Erfahrung habe, dass gewisse Erinnerungen an zu Erinnerndes zuverlässig sind – Knopf im Tuch). Ich kann Erinnerungen wiederholen, ich kann Modalisierungen, die auftreten, bestätigen und meine Erinnerungen verbessern, ich kann eine Einstimmigkeit der Wiedererinnerungen gewinnen. Das „Ich kann” habe ich als praktische Antizipation, aber das Tun ist Erweis des wirklichen Könnens. Auch das Ich-kann-eine-Wiederholung-beliebig-Fortführen, iterativ, ist eine Könnens-Antizipation oder praktische Antizipation, die ihre Notwendigkeit hat und doch nicht die Notwendigkeit, dass sie ausführbar ist; ich kann ja plötzlich gehemmt werden. Ich kann selbst zur Klarheit kommen, zur Einstimmigkeit. Muss ich aber zur Identität einer erfüllten Zeit, einer seienden Vergangenheit kommen, mit lauter Seiendem, das ein für alle Mal ist, was es ist, war, wie es war? Im Faktum komme ich nie voll dazu, aber insoweit doch, dass ich eine erfüllte Vergangenheit habe in der Einheit einer einstimmigen Seinsgeltung und als bekanntes Vorkommnis einen vereinzelten Bruch und die praktische Gewissheit, dass ich zur Klarheit kommen kann, „wie es wirklich war“. Ich kann auch Erinnerungen nicht nur von einem identischen Vergangenen, sondern einer Mehrheit verschiedener Vergange-
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ner ordnen, mehrfach in Ordnung durchlaufen. Ich kann darin zweifelhaft sein, ich merke, dass das Nacheinander nicht stimmt, ich kann aber auch in dieser Hinsicht Klarheit schaffen, nämlich Einheit einer Erinnerungsfolge in der Einheit einer Klarheit und letztlich Einheit einer kontinuierlichen Wiedererinnerung, die alle diese Erinnerungen befasst und schließlich zur impressionalen Gegenwart führt. 7) So ist es im Leben. Ich habe immer schon erfüllte Sukzessionszeit, und es geht nun, wie es geht, bald in Stimmigkeit (obschon Unklarheit), bald in Unstimmigkeit und Korrektur. Aber diese ganze Ausführung war eine abstraktive Vereinfachung. Wir haben nur von einer Zeit und Zeitigung (in der urtümlichen Gegenwart), von Sukzessionen, von geordneten Vergangenheiten gesprochen. Und somit hatten wir keinen Raum und keine Raumdinge. Aber natürlich setzen sie schon sukzessive Zeitigung voraus. Ich sehe diese Lampe – natürlich im Bewusstsein des Ich-Kann: Wahrnehmungsreihen, Erscheinungsreihen inszenieren, in denen ich sie, dieselbe, mir in ihren verschiedenen Seitenbestimmtheiten ansehe. „Ich kann“, und das erwächst schon aus einem kinästhetisch wiederholenden Gerichtetsein und in Linien der Befriedigung – der optimalen Steigerung. Da erwächst also die praktische Antizipation, sich erfüllend im Handeln – im Normalfall der Unveränderung, wie wir voraussetzen, im unwillkürlichen Wechsel der Kinästhesen (Wechsel der relativen Lage) Erneuerung des Strebens nach dem Optimum. Bald Misslingen, bald Gelingen und Bevorzugung sich konstituierender abgehobener kürzester Wege, und von Wegen von jeder kinästhetischen Lage zu jeder anderen. Misslingen, wiederholtes Gelingen trotz dem Misslingen zwischendurch schafft Übung, es erwächst ein Vermögen im prägnanten Sinn, ein neuartiges Können in der Sicherheit des Gelingens im Horizont des Misslingens: Ich kann und ich kann auch nach Belieben wiederholen und immer wieder gelingend erzielen – dieses Selbe als Ziel. Hier habe ich beliebig wiederholbare und beherrschte Sukzessionen – praktische Vermöglichkeiten der Erzeugung von Wahrnehmungsreihen, kulminierend in demselben Optimum, und Systeme von solchen Reihen, kulminierend in einem integralen Optimum. Konstitution eines identischen Substrats von identischen Bestimmungen, jede als optimal konstituierbar, immer wieder und in beliebiger Folge und als Bestimmung, worin das Substrat ist. Für die Konstitution des Substrats, insbesondere des Substrates als verharrend in Veränderungen, bedarf es aber anders gerichteter Aufweisungen und ebenso für die Konstitution einer
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Koexistenz von Dingen als verharrenden Substraten von veränderlichen Eigenschaften. Das gilt allgemein: Koexistenz und substanzielle Existenz als Existenz unter substanziell koexistierenden Existenzen beruht vor allem auf dem Vermögen, im geübten, „vertrauten“ Können, eine Handlung immer wieder mit demselben Ergebnis zu vollziehen und solche Handlungen zu der Einheit einer Handlung mit einem systematischen Ziel verbinden zu können. Es scheidet sich dann das Nacheinander praktischer vermöglicher Wahrnehmungen, der kontinuierlichen und gesonderten, der Erscheinungen von dem Substrat und seinen Bestimmungen, von diesem Substrat selbst, das während der Wahrnehmungen und ihrer Pausen, ihres kinästhetischen Verlaufs oder in kinästhetischer Ruhe dauert, dauernd dasselbe ist und koexistiert in der Einheit eines Veränderungszusammenhangs mit anderen Substraten, räumlich-realen; jedes an seinem Ort. Die Koexistenz ist die von Identitäten in verschiedener Örtlichkeit. Aber es konstituierte sich Veränderung und Verharren in der Veränderung der Dingeinheiten und eine Zeit dieser Veränderung und Ruhe gegenüber der Zeit der Wahrnehmungen, eine Zeit der wahrgenommenen Dinge, und dann eine Handlung (praktische Möglichkeit, praktisch geübtes Vermögen, Vorhaben, Verwirklichung) als Behandeln von Dingen in der dinglichen Zeit. b) Die gemeinschaftliche Konstitution der objektiven Welt und der Weltzeit in Handlung und Sinngebung Es ist dann die Frage: Wie konstituiert sich stufenweise die objektive, die raumzeitliche Welt? Wie konstituieren sich, fundiert in Dingsubstraten, die psychophysischen Substrate, die Menschen und Tiere als weltliche Realitäten? Wie Ich selbst als Reales? Wie konstituiert sich mein psychophysisches Dasein als örtlich im Raum unter den Dingen, unter den Realitäten? Offenbar nachdem Andere schon konstituiert sind, nicht nur als Andere, sondern als andere Menschen, seiend als Substanzen ihres Ortes, seiend als beweglich in der Bewegung, identische Einheiten ihrer „Qualitäten“, dabei psychophysisch „zweiseitig“ etc. Transzendental gehe ich den Anderen vorher, für die empirische Konstitution gehen die anderen Menschen meinem Sein als Menschen vorher. Wenn ich mich als Menschen ursprünglich anschaulich erfahre, sehe ich mich an, als ob ich dort ein anderer Mensch wäre. Meine gewöhnliche „Selbstanschauung“ hat noch eine intentionale Schicht, die nicht nur meinen Leib als räumlich-örtlich erfahren, sondern auch die
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Substanzialität des Psychophysischen verwirklichen muss, als Analogon der anderen Menschen: apperzeptiv. Zum Sich-Konstituieren von alltäglichem Dasein der Realitäten in der Einheit ihrer raumzeitlichen Koexistenz und in der Einheit einer Welt gehört natürlich all das, was vorhin für eine bloße Erinnerungswelt gesagt war. Nur ist die Sache mit den Wiederholungen etc. durch die Realitätenapperzeption, und gar darin die psychophysische, viel komplizierter. Das Streben nach Einstimmigkeit führt auch zu dem nach Sicherung, nach Fixierung, nach Fixierung durch Aussagen und Fixierung der Aussagen selbst. Schließlich Wille zur Wissenschaft. Welt ist der universale Titel für die intersubjektiv konstituierte Koexistenz von Realitäten – darin ist alles für uns Seiende direkt oder indirekt beschlossen: als menschliches und tierisches Psychisches im psychophysischen Zusammenhang, als ideales Gebilde denkender Menschen, die sich wechselseitig verstehen als dasselbe bildende oder erworben habende etc. Dabei tritt also das innerliche und äußerliche Handeln aller Stufen, soweit es eben apperzeptiv konstituiert, identifiziert ist und im Horizont beliebiger Wiederholbarkeit habituell erworben ist, weltlich auf, und zugleich verändert es eingreifend die Welt, erweitert sie um neues Seiendes. So werden die Menschensubjekte zugleich Zeitrealitäten und zugleich zu Gruppen von Realitäten und von Seienden überhaupt, immer aufgrund von schon Seiendem, von schon seiender Welt. Immer steht gegenüber Handeln, worin Seiendes zur Aktualität kommt, und dieses selbst, in verschiedener Weise, wenn Seiendes zu „zufälligem“ Wahrnehmen kommt als etwas, das schon für die Intersubjektivität ist, an sich ist, ob es wahrgenommen wird oder nicht, oder in neustiftendem Handeln als umbildendem Ergreifen von Seiendem aus schon Seiendem. Und immer gleicht sich das Gegenüber dahin aus, dass Handeln selbst Seiendes ist, zum seienden Menschen gehörig und mit ihm in der Welt seiend: in Gegenwart, Vergangenheit oder Zukunft. Immerzu gilt wesensmäßig: Im Handeln ist das „Werk“, das Erwirkte im Prozess seiner Werkphasen bis zum Ende hin, das Bewusste. Die Handlung im ontischen Sinne, das, was sich dabei ichlich abspielt, das Ich selbst natürlich als Pol inbegriffen, das Tun selbst in seinen Modis (Willensmodis), ist „unbewusst“. Nun ist im Ichlichen bei dem äußeren „Handeln“ und jedem äußeren Tun, wie bei dem bloß wahrnehmenden Betrachten, eine Vielschichtigkeit der Funktion (d. i. eben des Tuns). In der äußeren Handlung liegt, wenn sie unmittelbar ist (gegenüber den mittelbaren, z. B. beruflich Käufe und Verkäufe abschließen), also in der wahrnehmungsmäßigen Umwelt sich abspielt, eine Kontinuität des
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Wahrnehmens des identischen Wahrnehmungsobjektes in seinem unveränderten und dann veränderlichen Verharren – mit der höheren Schicht des verändernden, schaffenden Tuns der äußeren Handlung selbst. Im weiteren Wortsinn liegt also in Form des Wahrnehmens schon ein „Handeln“ zugrunde, ein Handeln, das, wo es physische Wahrnehmung ist, nichts schafft, sondern nur „erfasst, was schon da ist“. Dieses SchonSein kommt natürlich nicht durch das wahrnehmende Tun zustande. Was da ursprünglich zustande kommt, ist, wie in jedem Tun, das Getane als solches, so wie es im Tun sich verwirklicht, und das ist hier die Erfüllung der wahrnehmungspraktischen Apperzeption (oder ihrer praktischen Vermöglichkeit, praktische Antizipation). Das räumlich Reale, das Seiende dieses Sinnes, habe ich damit noch nicht verwirklicht, nämlich dadurch, dass ich überhaupt wahrnehme und wahrnehmend expliziere. Mit anderen Worten: Es ist noch eine weitere praktische Antizipation da, die der Vermöglichkeit der Wiederholung und Identifizierung, und zudem die Vermöglichkeit, im Übergang zu den konstituierend apperzipierten Dingen und ihrer Verwirklichung wieder zurückkehren zu können in vertrauter geübter Weise (in geübtem Vermögen), und so immer wieder Eins und das Andere und jedes in seiner Stelle identifizieren zu können. Freilich, die Sache kompliziert sich, wenn wir von einem Wahrnehmungsfeld unverändert verharrender Dinge zu einem sich verändernder Gegenstände übergehen. In all dem haben wir Ontisches, d. i. Ergebnis als selbst verwirklicht und einbezogen in das Vermögen der beliebig wiederholenden Identifizierung, die ihrerseits Vermögen zur Verwirklichung höherer Stufe, des Identischen als solchen, besagen. Dann aber haben wir Ontisches unterer Stufe und höherer Stufe, die untere als bloßen Durchgang der Aktivität und ihres im gewöhnlichen Sinn praktischen Vorhabens. Das praktische Interesse ist Interesse, das „letztlich“ auf etwas hinauswill: Neues Seiende schaffen; und das liegt in der obersten Stufe. In allen Stufen aber haben wir eine anonyme Ichseite. Man darf dieses Anonyme nicht verwechseln mit dem, was Durchgang ist, oder das Unbewusste nicht verwechseln mit dem, was nicht das eigentlich Erhandelte oder die eigentliche Handlung ist. Und dann haben wir in dieser noch die Unterscheidung zwischen dieser Stufe, Zwischenstadien des Werks, und der Endstufe, z. B. das vollendete Werk. Eigentliche Handlung – eigentliche Vorhabe, eben die, auf die ich im gewöhnlichen Sinn handelndverwirklichend gerichtet bin. Eine Handlung auf einem schon durch frühere Handlungen erworbenen Seinsboden, dabei erfordert die Handlung immerfort verwirklichende Tätigkeiten für das schon Seiende (Verwirklichend-Sein für mich gegenwärtig, für die höheren Vorhanden-Sein), sie schaffen nichts
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„Neues“ – eigentliche Handlung schafft Neues, urstiftend. Das Neue ist Umwandlung dessen, was schon ist. Das sagt nicht Veränderung. Innerhalb jeder Weltvorstufe (jede ein Seinsuniversum) haben wir Veränderung; jede höherstufige Konstitution schafft umgewandeltes Seiendes, übersteigend die Bereiche alter Veränderungen. Das Charakteristische der vollkonstituierten Welt, unserer Welt, ist, dass jede neue Urstiftung als eigentliche Handlung innerhalb der einen im Voraus seienden Welt bleibt und ein ihr schon Seiendes nur verändert, verändert freilich in einer Weise, die Seiende neuen Sinnes zwar mitschafft, aber solche, die eben von vornherein zum Horizont der Welt gehören, und das neu Zugewachsene auch als Weise der Veränderung durch Kausalität gilt. So nicht nur, wenn einfache Hebel zu Maschinen zusammengebaut werden, also innerhalb einer Einheit eines Sinnestypus, aus Werkzeugen höhere Werkzeuge, sondern das ist schon eine „Veränderung“, wenn aus einem „sinnlosen“ Stein, einem „bloßen Naturding“, ein Werkzeug, eine Statue, ein Kulturobjekt wird. Die Möglichkeit der Vergeistigung und unbekannt geistigen Sinn schon zu haben gehört zu allem. Also hier haben wir das Problem im Wesentlichen gelöst: Wie charakterisiert sich die „Welt“ als die nicht bloß faktische, sondern wesensmäßige höchste Stufe, abschließende Stufe aller erdenklichen Konstitution? Die Konstitution vollzieht sich in einer Typik, die zunächst so etwas wie Wiederholung ist, Bildung immer neuer Apperzeptionen, immer neuer Seienden aus Praxis und Immer-wiederKönnen, immer neue Praxis auf einem Boden, der als schon konstituiert für die Subjektivität schon ist. Aber von den unteren Stufen geht das Seiende nicht in die höhere Stufe ein, die ja nicht Seiendes schafft, das zu dem Seinsfeld der unteren Stufe gehört. Dieses hört auf, Seiendes zu sein, sondern wird Erscheinung, die unerfüllte Vorweisungen hat. Die letzte Weltstufe ist die, wo Welt einen offen unendlichen Horizont und Seinssinn hat, der alles je zu Gestaltende schon in diesem Horizont, Sinnesform vorgezeichnet hat. Alles, was sich als Seiendes neu konstituiert, ist schon im Voraus seiend in der Raumzeitlichkeit, ist schon im Voraus Natur und darüber hinaus vergeistigte Natur, und ist überhaupt so, dass es nur die schon seiende Welt erweitert (so dass alles vordem Seiende weiter ist in der Seinsform der Allzeitlichkeit und Allräumlichkeit, mit irgendwelchen Weisen wirklicher und möglicher Vergeistigung). Andererseits: Das Neue tritt zwar „zeitlich“ erst ein, aber es tritt in die reale Raumzeitlichkeit ein, die als unendlicher Horizont des künftigen Seins eben schon jetzt ist: künftiges Sein, nur unbekanntes, physisches Sein, irgendwie geistig oder zu vergeistigen.
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Da kommt dann das Problem der Determination des Künftigen, nah zusammenhängend mit dem Problem der Determination, die im Sinn der personalen Substanzialität steckt, und der Substanzialität überhaupt – allzeitliches Verharren. Doch zunächst: Im Tun ist das eigentliche Tun das ichlich Anonyme, aber ich bin für mich doch und die Anderen sind für mich schon als psychophysische Welteinheiten konstituiert, und gehört dazu nicht auch das Anonyme? Ich kann reflektieren – dieses Ich-kann ist schon ein Erwerb und ist schon in der psychophysischen Apperzeption als vermögliche Selbsterfahrung, psychologische Selbsterfahrung ausgebildet. Während ich irgendwie weltlich tätig bin und handelnd mit irgendetwas beschäftigt, bin ich mit im Wahrnehmungsfeld des schon Seienden, bin immer da, ich bin nur nicht handelnd mit mir, sondern mit diesen Dingen da beschäftigt – es sei denn, dass ich mich selbst behandle. Ich reflektiere auf mich, als wie ich da lebe, wie ich aufmerksam werde, wie ich orientierte Umwelt habe, wie ich meinen Leib tätig bewege etc. Ich bin immer der Mensch, und ist nicht alle Reflexion schon geleitet von ausgebildeten Vermögen, in der Vertrautheit? Ich habe immer meinen Horizont – einen Horizont der Affektion. Kann mich anderes affizieren als ein schon Seiendes oder Vermögliches? Die Weckung weckt praktische Möglichkeiten, die ich in Zuwendung zu aktuellen mache, in Akten der Ausführung und ihrer Verwirklichung, Erfüllung. Doch man wird einwenden können, warum sollte nicht auch ein neues Können sich ausbilden können und das reflektierende Ich auf neue, früher nicht konstituierte ichliche Momente aufmerksam werden können? Aber was immer es da sich zueignet, es wird immerzu dem menschlichen Ich zugeschlagen, das Neue ordnet sich der menschlichen Seele ein und überträgt sich dann alsbald wieder auf die fremden Menschen. Eben diese Psychologisierung des Subjektiven hebt das Gegenüber von konstituierender Subjektivität und Konstituiertem auf und schafft die Möglichkeit, alles Anonyme in dem schon geschaffenen Rahmen der Menschlichkeit einzufügen und so der Welt. Das gilt dann auch z. B. für alles Neue, wo das sich entwickelnde Kind alle früher ungeahnten menschlichen Gemeinschaftsformen kennen lernt (objektiven Geist hat es ja schon in primitiver Form). Jede neue Weise der Gemeinschaft ordnet sich der intersubjektiven Welt ein und so jeder verständlich werdende höhere Menschentypus und jede menschliche Entwicklung in der Geschichte. Wir Späteren und Entwickelten sagen von der Welt des Primitiven, sie sei dieselbe wie die unsere.
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c) Die genetische, aufsteigende Konstitution der Welt des Kindes im Gegensatz zur historischen Entwicklung der Erwachsenenwelt Es ist ein fundamentaler Unterschied: 1) zwischen der aufsteigenden Konstitution, die sich genetisch in jedem einzelnen Ich von Neuem (als Wickelkind) vollziehen muss, bis zur Stufe der Welt, und 2) der Konstitution, die sich als Entwicklung in der Welt selbst abspielt: Entwicklung der einzelnen Person (von der kindlichen Weltperson an), der vergemeinschafteten Person als Personenverband, als geistig-menschliche Institutionen, als humanisierte Natur, Sachkultur – als historische Entwicklung. In der vorweltlichen Entwicklung, die zur Welt erst emporsteigt, besteht die Entwicklung in der Umbildung des jeweiligen Seinshorizonts, der zum „Seienden als solchen“ gehört. Seiendes ist Verharrendes in einem Koexistenzfeld, verharrend in Veränderungen, vermöglich vorgezeichneter Form und in anderem Sinn verharrend, ob wirklich erfahren oder nicht. Aus Seiendem als Seiendem seiner Horizontform und seines Seinsfeldes entwickelt sich neuartiges Seiendes, neuartiges Seinsfeld. Die Wandlung nimmt zwar das Alte in sich hinein, aber so, dass das Alte einen neuen universalen Horizontsinn aufnimmt, eine neue Horizontschicht, so dass das Alte in der Vollkommenheit seiner Selbstgebung nun eine bloße Erscheinung wird, sofern es (wie sein ganzes Horizontfeld als Feld vermöglicher Selbstgebung) konsequent apperzipiert ist mit dem neuen Horizontsinn, der bei bloßer Selbstgebung des Alten unerfüllt ist, aber mitbedeutend. Wenn dagegen Welt konstituiert ist, dann ist schon der Totalhorizont ausgebildet, und alle Konstitution hat jetzt nur die Möglichkeit der Erweiterung der bestimmten Vorzeichnung und der Neubildungen in einem voll ausgebildeten Horizontstil oder ontologischen Stil. Ist das Kind einmal Menschenkind, so lernt es nur die Welt kennen und lernt nur, in der Welt handelnd, aus Weltlichem Weltliches machen. Und ist einmal, historisch gesprochen, ein primitives Menschentum da und lebt es generativ in Form einer historischen Entwicklung, so lernt diese historische Menschheit von „der“ Welt immer mehr kennen, sie immer weiter und besser zu behandeln, zu kultivieren, immer neue gesellschaftliche Verbandsformen im gemeinschaftlichen Handeln (dem des Sich-Vergemeinschaftens in Bezug auf Gemeinschaftszwecke) auszubilden – aus den primitiven. Die Welt erhält einen immer reicheren Sinn und hat doch immerfort eine allgemeine ontologische Form, zu der auch alle Entwicklungsmöglichkeiten gehören.
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Aber dieses letzte Blatt (ρ9) erfordert noch wichtige Ergänzungen. 1) Die Wickelkindstufe führt zwar zur Welt von Realitäten in der Raumzeitlichkeit, des Real-an-sich-Seienden-für-Jedermann. Aber wie steht es mit dem Horizont offener Seinsmöglichkeiten dieser Welt des eben zum Weltsein, aber nun erst „Kind-in-der-Welt-Sein“ Erwachenden? Wie weit reichen Spiele der kindlichen Phantasie und die darin für das Kind möglichen Weltmöglichkeiten? Alle Weiterentwicklung vollzieht sich so, dass der kindliche Horizont sich mit immer reicheren Vorzeichnungen ausstattet. Das Kind gewinnt neuartige Apperzeptionen auf dem Grund seiner alten, es gewinnt nicht nur neue Bekanntschaften, sondern damit auch für den Horizont, als den der offenen Möglichkeiten, neue Bekanntschaften von Typen möglichen Seins. Das geht nun freilich immer weiter als Entwicklung des Menschen und der Menschheit überhaupt und damit der Welt der Menschheit. Denn die Welt, die für den Menschen jeweils ist, ist das Universum des ihm individuell Bekannten, aber im Horizont der ihrerseits typisch bekannten Möglichkeiten. Hat der Mensch schon einen Menschheitshorizont in geschichtlicher Entwicklung, und deutlicher gesprochen, schon ein Weltbewusstsein durch eine, die Entwicklung enthüllende, Historie, so hat er auch konkret vor Augen, wie in der Entwicklung völlig neuartige Typen von Bekanntheiten erwachsen, wie für ihn in der Welt neuartige Weltgegenständlichkeiten zur Geltung kommen, wie also sein Welthorizont neue Sinnesvorzeichnung erhält. Ebenso aber, wenn der Mensch in einer breiten Gegenwart lebt, in der die vordem stabil verharrende Welt in ihrer stabil verbleibenden Horizontalität in stürmischen Weisen sich revolutioniert, dadurch, dass eben unerhört Neues wird und für ihn weltbestimmend wird. Wie immer, alle und jede Entwicklung des Menschen und seiner Welt untersteht dem Wesensgesetz, dass retrospektiv die Erwerbe der späteren Horizonte (oder Entwicklungsstufen) der Welt in die früheren zurückprojiziert werden: „Der Mensch niederer Stufe hat dieselbe Welt wie wir, die ihm bewusst werdende ist nicht eine andere, sondern dieselbe wie die unsere, aber sein Bewusstsein von ihr, sein Verständnis für sie, seine Weltkenntnis ist unvollkommen.“ Er lernt die Welt, die ist, immer besser kennen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass seiende Welt nicht nur die Welt der Gegenwart und Vergangenheit ist, sondern auch die der Zukunft: also die allzeitliche Welt, die Welt der Zeit selbst, die sich zeitmodal und für den Menschen in seinen beschränkten Apperzeptionen darstellt. Aber wenn dem auch so ist, muss doch auch geltend gemacht werden, dass ein wesensmäßiger Einschnitt zu beachten ist zwischen Kind und Erwachsenem, also in jeder individuellen Entwicklung eines Menschen (und dann auch
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eines Tieres), zwischen der zweistufigen Kindlichkeit (Wickelkindlichkeit, der weltlichen Kindlichkeit, der eigentlichen Menschenkindlichkeit) und der reiferen Menschlichkeit. In der zweiten Stufe ist schon Welt, aber eben für die Welt des menschlichen Ich und Wir macht es einen Grundunterschied, ich meine den zwischen der Welt des Kindes und des Erwachsenen, des Ausgereiften. Das Kind ahnt, „weiß“ in seiner Art, dass der Erwachsene vieles kennt und weiß, was ihm selbst unbekannt ist. Und doch hat Welt als das All dessen, was es schon kennt und was es mit Hilfe der Erwachsenen erfahren und kennen lernen wird, noch nicht den Horizontsinn des Erwachsenen. Natürlich ist, wenn wir Erwachsenen sprechen, Welt immer gemeint als Welt für uns Erwachsene alle, Welt der „Intersubjektivität“, der vergemeinschafteten Erfahrung der Erwachsenen. Zu dieser Welt gehören die Kinder, aber nicht als Mitsubjekte, als durch ihr erfahrendes Leben diese Welt mitkonstituierende in ihrer Seinsstruktur, sondern, ähnlich wie die Tiere, in einer gewissen sekundären Weise, in gewisser Weise als Mitsubjekte und doch nicht mitrechnend. Kinder sind für die Erwachsenen und in ihrer Welt diejenigen Subjekte, die erst in die schon seiende Welt der Erwachsenen hineinwachsen, um später, reif werdend, ihren reifen Weltsinn mitzugestalten. Die geschichtliche Welt ist dann die Welt der Erwachsenen in ihrer eigenen Entwicklung. Möge sich in ihr auch wiederholen – aber im Gleichnis – die Stufe der kindlichen Menschheit mit ihrer kindlichen Welt selbst, und Stufen der „Reifung“, wenn nicht gar die Stufe der reifen Welt, des zum Vernunftmenschentum erwachten Menschen, so ist doch der Einschnitt offenbar zu machen und muss mit leitend werden für die Problematik der Konstitution der Welt und der positiven Wissenschaften, die sich natürlich immer schon auf eine Erwachsenenwelt beziehen. Aber dann ist Mit-Rücksicht in ihnen genommen, obschon ohne klare Auslegung der darin gründenden Problematik, auf den universalen Horizont möglicher Entwicklungen der reifen Menschheit – wir Vernunftmenschen, wir wissenschaftliche Menschen. Ist es nicht naiv zu meinen, dass wir alle künftigen Möglichkeiten schon entwerfen und Endgültiges über Welt ins Unendliche aussagen können etc.?
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Nr. 56 Zeitigung. Schwierigkeiten der Scheidung reeller und intentionaler Analyse, und zwar in Beziehung auf die reflektive Erfahrung vom Erlebnisstrom Die Reduktion auf die reine Subjektivität, wie wir sie bisher verstanden, lässt aber noch andere Reduktionen offen, so die innerhalb dieser reinen Subjektivität verlaufende Einstellung auf den Strom der immanenten Zeitlichkeit und des in dieser Form verlaufenden faktischen Lebens mit seinen in der zeitlichen Individuierung von dem Bewusstsein unabtrennbaren Korrelatgehalten. Wie ist dieser Unterschied zwischen meiner reinen Subjektivität schlechthin und meinem reinen Erlebnisstrom genauer zu begründen?1 In der Einstellung auf Ich und mein Bewusstseinsleben habe ich vor mir als Thema das „natürliche“ Ich, das auf „die“ Welt in seinem Bewusstsein bezogen ist. Ich habe eben keine andere Ichsetzung als eine solche, die auch Weltsetzung im Voraus und in eins damit in Geltung hat. Bleibe ich dabei, zunächst Reduktion auf die bloße Originalsphäre vorangehen zu lassen, so tritt für Welt originale Welt ein, zunächst finde ich da etwa originale Natur. Was ist nun in der neuen Epoché unter dem Titel „Ich, ich habe Bewusstsein und Bewusstsein von der Natur, diesen Dingen“ erfahrbar? Alles natürlich Erfahrene, aber so wie es Erfahrenes ist, im Wechsel der Zeitmodi des Jetzt, Soeben-Gewesen, des Kommend, als Einheit eines Dauernden, nach jeder Phase „Identisches“ in den wechselnden zugehörigen Modis, in Wiedererinnerung und wiederholter Wiedererinnerung, neue Modi und in ihrem Wechsel wieder als dasselbe bewusst, und zwar erfahren, in Geltung. Sogar der Wechsel ist in solcher Weise erfahren, wiederholt erfahrbar und
1 Rb.: Insbesondere die Schwierigkeit der Scheidung reeller und intentionaler Analyse in Bezug auf die reflektive Erfahrung des Erlebnisstroms.
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in der Wiederholung, dem neuen Wechsel, als identisch erfahren und erfahrbar und so in infinitum. Diese Erfahrung ist undurchstreichbar, solange sie ursprünglich-lebendig im Zug ist. Ist eine Wiedererinnerung in Frage, ein Vergangenes, das nicht Rückgriff auf ein Retentionales, „Soeben“-wahrgenommen-Gewesenes ist, so kann ich es als „Vergangenes“ wiederholt in seinen subjektiven Modis ablaufen lassen und finde es in diesem Wechsel identisch, aber als Identisches, das den Charakter vergangenes Identisches hat. Ich kann aber auch die jetzige Wiedererinnerung, das Erlebnis dieser Vergangenheit, dieses vergangenen Identischen, betrachten und auf sie wiederholt zurückkommen, wobei jede Wiederholung ein gegenwärtiges Erlebnis ist, dann ist sie ein Seiendes schlechthin, Identisches, das ein Jetzt war und dann in einem neuen Jetzt ein Vergangenes war und ein weiter Vergangenes war und in allen diesen subjektiven Modis dasselbe ist, dasselbe Zeitliche. Usw. Ebenso habe ich die Modi der räumlichen Erfahrungsgegebenheiten als zeitliche Gehalte – das Erfahrene und die wechselnden „subjektiven“ Modi des Erfahrenen als darin Identischen, Modi der Originalität, Modi der Geltung, Modi der Anschaulichkeit, Modi der Antizipation etc. und doch „Identisches“ hinsichtlich der Glieder des Wechsels, der selbst eine Einheit ist, Einheit ihrer Synthesis, ihrer „Deckung“. Ich betrachte dieses „Leben“ der Geltung und Habe von „immanent“ Aufweisbarem immerzu in meiner jeweiligen Gegenwart, aber auch in der gegenwärtigen Erinnerung oder Antizipation. Ich weise auf das fließende Bewussthaben „meiner“ Vergangenheit, meiner Vorerwartung, meiner Meinungen und ihres Gemeinten jeder Art, meiner Preisgaben von vorangegangenen Geltungen oder Meinungen, meine Wandlungen von Meinungen in Vermutungen usw. Ich nehme heraus die Fälle, wo ich ein Naturobjekt in Geltung habe als wahrgenommen und dann weiter immer wieder in Erfahrung als in Gewissheit seiend; ich bevorzuge diesen Modus. Ich frage: Wie sehen die subjektiven Modi aus, in deren Synthesis Gewissheit sich forterhält, in deren Indexen, in deren „anomaler“ Abwandlung Modalisierung eintritt. Wie sieht das aus – erfahrenes Ding, erfahrene Welt im Gang des Erfahrens, wie das Erfahren als Dieses in der Synthesis von Erfahrungen, im Charakter Gewiss-seiende-Natur Erfahrenes, wie ein beliebig weit fortgehendes Erfahrungsleben solchen Gehalts „seiende Natur“, wie mein abgelaufenes Leben mit dem Gehalt dieser Natur mit diesen Dingen, „soweit ich mich dessen erinnere“ usw.? Aber nicht nur Natur erfahre ich, ich
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denke auch, ich fühle, ich bin bald passiv, bald aktiv, ich strebe, ich „wirke“ in die Welt, in die Natur hinein etc. Ich betrachte all dieses Subjektive in gleicher Weise. Aber ist das eine Endlosigkeit in der Erfahrung aus Reflexion, da jede Reflexion selbst Erfahrenes ist und ihre subjektiven Modi hat, die ich zur Erfahrung bringen kann, und so in infinitum? Ich beginne mit der Natur, die ich erfahre, und mit den subjektiven Modis, in denen sie erfahren ist, mit denen ihre Erfahrungsgehalte auftreten. Das „fließende“ Wahrnehmen des einen und selben Erfahrungsdinges, auftauchende Wiedererinnerungen desselben als früher Erfahrenen, willkürliches Rückgreifen in der Retention etc.; vielerlei als Subjektives erfahren, und erfahrenes, aber dasselbe erfahrene Ding, nur in verschiedenen Modis. Horizont, Seinsgewissheit des Dinges – Horizont künftiger Erfahrungen, wirklicher und möglicher. Rückgewendeter Horizont – früherer wirklicher und möglicher Erfahrungen. Der immanente Horizont des ganzen Lebens, als in originaler Erfahrung Erfahrbaren bzw. Erfahrenen. Die originale Zeit als die Form alles Erfahrbaren meiner originalen Sphäre.1 Der Zeitstrom meiner Erlebnisse – darin der Erlebnisse, die da subjektive Modi von naturalen Objekten heißen – die Zeit der Objekte (die originale Zeit), die naturale Zeitdauer mit ihrem zeitlich bestimmten (individuierten) Gehalt. Intentionaler Seinssinn in dem subjektiven Strom, in zugehörigen subjektiv-zeitlichen Erlebnissen – als Sinn irreeller geltender Sinn, in solchen Erlebnissen gesetzt durch eine „bleibende Geltung“, eine Setzung des Ich, die einen offenen Horizont endloser Erfahrungsmöglichkeiten „bewusst hat“, in der Vormeinung, dass „dasselbe“ auch immer wieder erfahrbar bleibt und immer wieder sich bestätigen wird. Innerhalb der originalen Sphäre: Ich vollziehe, ich bin aktiv, ich betätige aktiv Wahrnehmung und Erfahrung, mache zum Erfahrungsthema und dann Denkthema. Ich betätige aktiv die äußere Erfahrung, ich setze mit dem offenen Horizont der ideellen Fortgeltung. In der natural bezogenen Epoché inhibiere ich diese Tätigkeit als zuschauendes Ich, und jedes Vollziehen äußerer Erfahrung ersetze ich durch die Erfahrung von dieser Erfahrung als immanentes Erlebnis und durch die Aufweisung der habituellen Richtung des Ich als habituelles In-Geltung-Haben, bezogen auf die offene Endlosigkeit möglicher Erfahrung von entsprechender Struktur der Einstimmigkeit. 1
Rb.: Originale Zeit.
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Aber meine thematische Erfahrung vom Ich und Bewusstsein ist in ihrer Art selbst Stiftung einer Fortgeltung – eines bleibenden Seins, des Seins des Immanenten. Die Reduktion auf die immanente Sphäre in der Faktizität ihres immanent zeitlichen Seins, Strom der Erlebnisse. Ich,1 der Philosophierende, übe da eine reflektive Aktion, setze dadurch ein Universum von Erfahrenheiten in thematische, und das ist, bleibende Geltung. Ich werde zum Ich, für das die Ergebnisse dieses Tuns zu bleibendem und jederzeit wieder für mich verfügbarem, wieder zugänglichem und identifizierbarem, anerkennbarem Besitz werden – zu einem Universum des Seins. Gehört zu meinen Erlebnissen, als diesen nun für mich seienden, bleibend geltenden, auch das bleibende Gelten als seiend? Oder fragen wir so: Wenn ich das Erlebnis einer äußeren Wahrnehmung in dieser thematischen Sphäre zum Gegenstand „immanenter Wahrnehmung“ mache, so gehört die Horizontsetzung über das eigentlich Wahrgenommene hinaus mit zu ihr. „Enthülle“ ich diese Wahrnehmung nach ihrem intentionalen Bestand, und zwar als mein jetziges Erlebnis und in seiner jetzigen Seinsmeinung, so komme ich auf neue Erlebnisse und sage doch, dass, was sie als Enthüllung zeigen, dasselbe sei, was im alten Erlebnis implizit enthalten, was darin gemeint war. Wir sagen auch, das in der Meinung in noetischer Hinsicht Implizierte sei eine offen endlose Möglichkeit von neuen Meinungen, in denen sich auseinander legt, was die gegebene Meinung meint. Wir sagen, in Geltung habe ich und gerichtet bin ich erfahrend nicht nur auf das, was ich „eigentlich“ erfahre, sondern auch auf Gehalte möglicher Erfahrung, die über die direkte Enthüllung meiner Meinungen hinausgehen. Diese seien „unbestimmt“, erst in einer wirklichen Erfahrung würden sie hervortreten, aber diese sei vieldeutig, und die Unbestimmtheit meiner gegenwärtigen Horizontmeinung befasse diese ganze Vieldeutigkeit als einen Horizont von Möglichkeiten, während doch gemeint sei, dass eben wirkliche Erfahrung eintreten wird oder von mir her ins Spiel gesetzt werden könnte, die dann ihre wirklichen Gehalte als eine dieser im Voraus unbestimmten Möglichkeiten zeigen müsste, eine einzige Möglichkeit verwirklichend. Das ist ein kompliziertes Getriebe von neuen Gedanken, die ich an meine Wahrnehmung anknüpfe und die doch zu ihr als „Auslegung“ gehören. 1 Rb.: Reine Betrachtung des Stroms der Erlebnisse – in dieser Betrachtung spreche ich mich über das Intentionale dieser Erlebnisse aus. Aber diese Enthüllung als intentionale Enthüllung ist keine reelle Analyse. Schwierigkeiten der Scheidung von reeller und intentionaler Analyse.
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Gewiss, sofern ich dafür eine Evidenz habe, muss ich sagen, das jeweilige einzelne Erlebnis der Wahrnehmung als Vorkommnis in der immanenten Zeit, als dieses individuelle, hat diese Eigenheit. Aber vollziehe ich bloße Erfahrung von diesem Vorkommnis und bloße reelle Explikation des darin an „reellen“ Einzelmomenten Aufweisbaren (reelle Analyse als Analyse der „inneren Sinnlichkeit“), so finde ich all diese „intentionalen“ Bestände nicht. Intentionale Explikation ist nicht Analyse des immanent wahrnehmungsmäßig Gegebenen als solchen, ist nicht reelle Analyse. Dazu ist noch Folgendes zu bedenken. Nicht jede erinnerungsmäßige Gegebenheit eines Erlebnisses als meines vergangenen ist, wenn dieses Erlebnis eine Meinung, eine Geltung vollzieht, z. B. als Wahrnehmung eines Naturobjekts, eine Erinnerung an dieses Objekt, an den ihn betreffenden Vorgang, an sein So-gewesen-Sein etc. Dies würde besagen, dass ich jetzt nicht nur eine Wiedererinnerung an die vergangene Geltung habe, wie sie zum damaligen Erlebnis gehörte, sondern jetzt noch „der Meinung bin“, dass ich nicht nur jetzt das Wiedererinnerungserlebnis und das in ihr Wiedererinnerte – das Erlebnis – in Geltung habe, sondern dass mein gegenwärtiger Glaube durch die Wiedererinnerung auf das wiedererinnerte intentionale Objekt geht und sich so der wiedererinnerte Glaube und der gegenwärtige decken. Darin liegt, dass ich auch anerkennen muss, dass ich auch künftig, wenn die Wiedererinnerung oder eine gleichgerichtete wiederkehren würde, ich diese Mitgeltung vollziehen müsste. Ich sehe, dass ich, einmal für das Gewesen-Sein jenes Objekts und Vorgangs entschieden, seiner gewiss, durch diese Gewissheit bleibend bestimmt bin, und dass es erst besonderer Motive bedarf, diese Gewissheit zu modalisieren. Sie ist eben nicht Sache des zufälligen zeitlichen Erlebnisses, sondern bezeichnet eine „bis auf weiteres“ zu mir gehörige διεσις und von dem erstmaligen Gewiss-Werden her eine Regel für künftige Wiedererinnerungen und ihre zeitliche Struktur. Ich kann also meinen Erlebnisstrom von der momentanen Gegenwart ausgehend in seine Vergangenheit hinein verfolgen und – ideell gesprochen – als unendlichen Strom enthüllen und habe da ein Feld reeller Erfahrungsanalysen. Im reellen Betrachten dieser Zeitsphäre kann ich auch gewisse Zusammenhänge finden unter dem Titel Synthesis zwischen diesem und jenem intentionalen Erlebnis. Aber finde ich so, was intentionale Analyse zutage fördert? Schon das einzelne Erlebnis, sofern es z. B. Wahrnehmung von diesem Tisch ist mit den und den, sei es eigentlich wahrgenommenen oder vorgemeinten Bestimmungen, gibt mir das Problem: Kann solch ein intentionaler Bestand durch reelle Analyse gefunden werden, bzw. wie weit kann man das gelten lassen?
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Nr. 57 Konstitution von Bekanntheit und Neuheit aufgrund der Ähnlichkeitsassoziation. Anfänge der Weltkonstitution im Interessenleben des Ich, beginnend beim Instinkt-Ich1 Das2 evident Vorgezeichnete, zur Wahrnehmung Kommende ist im Rahmen der typischen Gesamtauffassung, in der jedes wahrgenommene Reale, auch wenn es ein Neues ist, verstanden ist, das also stets ein Bekanntes ist. Doch ist das nicht eine eigene „Vorstellung“, oder ein eigener Gedanke, ein eigener Zug am Erscheinenden, nämlich der, der seinem gegenständlichen Inhalt zugehörte. Allgemein gesprochen: Bekanntheit3 ist ein, und zwar ein ganz allgemeiner, Bewusstseinsmodus, in dem irgendetwas bewusst ist, und zwar ist es nicht ein Geltungsmodus (Gewissheit etc.), sondern ein Modus dessen, was da gilt. Es ist kein Moment, das diesem Was als Wasgehalt selbst zugehört, kein eigenschaftliches Moment oder Teil, keine ontische Verbindung, Form oder Relation, sondern ein subjektives Wie der Habe, die natürlich irgendwie in thematischen Modis auch gegeben ist. Bekanntheit ist aber eine vielfältige Weise in der Habe eines Inhalts; es gibt verschiedene Bekanntheitsmodi. Alle sind sie Modi in der universalen Horizonthaftigkeit, aber besondere, in besonderer Weise horizonthaft. Ich merke hier noch an, dass die vage Rede von Gefühl nicht selten so weit gebraucht wird, dass sie alle subjektiven Modi, alle Modi in eins befasst, in denen, was jeweils thematisch ist (in welchen thematischen Modis immer), bewusst ist. Im Thematischen ist es ein verschiedener „noematischer“ Charakter, also dem nicht gut Ausdruck gegeben ist durch die Rede von „Bekanntheitsqualitäten“. 1 Die Aufschrift auf dem Umschlag Bl. 1/17 bezieht sich auf die Texte Nr. 57–61: Bekanntheit und Neuheit. Wiedererkennen. Assoziation. Instinkt – Uraktivität. Instinkt und universale Teleologie, sich auswirkend als Weltkonstitution. Etwas unsicheres Herumtasten, nicht ausgereift. Januar und Februar 1934. Retention, Wiedererinnerung, Ichaktivität, identisches Ich. Zur Zeitkonstitution. 15/16. II. 1934. C 13. 2 Rb.: Januar 1934. 3 Rb.: „Bekanntheit“.
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Horizont1 als universaler Bewusstseinsmodus ist ein Gegentitel zu thematischem Bewussthaben, zur intentio, auf etwas als etwas gerichtet sein, in irgendeinem Geltungsmodus gerichtet sein. Hier bedarf es aber näherer Überlegung. Horizont besagt einen Modus des Bewussthabens, aber gegenüber der Intention im Richtungssinn einen Gegenmodus von „Intentionalität“; was nicht eigentliche Intention ist, führt in eine solche über, vermöglich. Ich kann „jedes Horizonthafte befragen“ „nach seinem unthematischen Sinn“. Was liegt hier wirklich vor? Mir mutet sich etwas als bekannt an. Gerichtet bin ich etwa auf einen Gegenstand, diesen Sessel hier, ich sehe ihn mir an etc. Ich expliziere wahrnehmend sein wahrnehmungsmäßiges Was, den Bestimmungsgehalt; die ständige Bekanntheit, ob sie den Modus der individuellen Bekanntheit hat oder der allgemeinen, während mir dieses Individuum neu ist, wird dabei nicht expliziert. Sie geht durch alles hindurch. Es mag sein, dass ich zugleich sage bzw. ohne Rede dessen bewusst werde „Eine so geschweifte Armlehne ist mir unbekannt, ist neu.“ Dann haben wir eine allgemeine Bekanntheit und innerhalb derselben zugleich einen Bruch der Bekanntheit. Das Neue fügt sich dem allgemeinen Bekanntheitsstil, dem Gesamtstil Sessel ein, und zugleich weicht die Lehne von ihm ab. Vor allem ist zu beachten, dass, wenn wir von Modis der Bekanntheit sprechen, Neuheit selbst ein solcher Modus ist, und zwar ein negativer Modus, der notwendig einen Untergrund der Positivität, der Bekanntheit im schlechthinnigen Sinne, voraussetzt. Doch ist das selbst ein großes Thema, der Aufbau der Bekanntheitstotalität und der ihr eingeordneten Situationsbekanntheiten, und in Beziehung darauf alle die entsprechenden Modi der Unbekanntheit. Verbleiben wir aber bei der Frage, wie Bekanntheit als Intentionalität anzusprechen ist oder vermöglich auf eine Intentionalität verweist, und setzen wir oben Ausgeführtes fort: Bin ich auf etwas wahrnehmend gerichtet, so ist dieses Etwas bekannt, aber ich bin nicht auf das Bekanntsein gerichtet. Gerichtet bin ich auf all das, was ontisch eigenschaftlich und relational in diesem Etwas gemeint ist. Die Bekanntheit in ihrem bestimmten Modus (Modus der einstimmigen Gesamtbekanntschaft als Sessel, die durch alle expliziten und impliziten ontischen Bestände hindurchgeht, oder aber im Bruch an einer Stelle, so dass sie ein eigenschaftliches Moment als neu auszeichnet) ist ein Charakter des Inhalts, verteilt in Sondercharakteren auf die inhaltlichen Teile und Mo1
Rb.: „Horizont“.
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mente. Ich kann mich auf diesen Charakter nun richten oder auch auf seine einzelnen Charaktere. Was geschieht? Ich werde in meine Vergangenheit, ins Reich meiner Erinnerungen zurückgeführt, und zwar in Erinnerungen, in welchen dasselbe bzw. ein Gleiches, Ähnliches oder verschiedene Fälle von Solchem wahrgenommen gewesen waren. Was liegt da, genauer überlegt, vor? Das retentional versunkene Ähnliche, das nunmehr Vergangene, wird aufgeweckt, wird wirksam affektiv, es erfolgt Zuwendung. Aber wir werden natürlich sagen müssen, auch wenn ich auf das Ontische und nicht auf seine Bekanntheit gerichtet bin, Bekanntheit selbst ist überall Ähnlichkeitsassoziation, ist Geweckt-Sein von Ähnlichem. Im passiven Urströmen als ständigem retentionalem Wandel gibt es nicht nur diese stetige Assoziation, stetige Verschmelzung unter Einheitsbildung, sondern auch Assoziation als Konstitution der Zeitlichkeit der Einheiten als seienden nach Koexistenz und Sukzessionszeit individuiert. Bekanntheit, Gewecktheit von Ähnlichem und dank der Ähnlichkeitsverschmelzung (Paarung) ein Relationscharakter. Analog, wenn etwas in einer Konfiguration steht, so brauche ich darauf nicht zu achten, aber als ihr Glied hat es seinen Relationscharakter. Achte ich darauf, so heißt das, ich wende mich der Verbundenheit mit den anderen Gliedern zu, die Konfiguration wird thematisch in der Einstellung auf dieses Glied und ihrer Weise, im Ganzen zu sein. So steht ein Ähnliches mit Ähnlichem in der Einheit eines Wahrnehmungsfeldes in Ähnlichkeitskonfiguration, eventuell mit verschiedenen Gegenständen zugleich, die zudem in verschiedenen Richtungen liegen (diese verschiedenen Richtungen sind dabei selbst wieder ähnlich und konfiguriert), in wahrnehmungsmäßiger Koexistenz zunächst, in der sie alle als wahrnehmungsmäßig-da, zugleich-da sind – als Onta, und sie sind dabei, ob sie „beachtet“ sind oder nicht, d. h., ob sie Pole des aktuellen IchInteresses sind, oder unbeachtete Hintergrundgegenständlichkeit als Hintergrundskonstellation. Ist ein Einzelnes (einer Konfiguration) im Pol, in der „Richtung“ des Interesses auf das, worauf ich „hinwill“ oder durch das ich hindurchwill, so hat das mitkonfigurierte Ähnliche einen ausgezeichneten und einheitlichen Hintergrundscharakter (Ich meine die durch die Apperzeption des Poles bestimmte Ähnlichkeit als solche desselben artmäßigen Typus). Ich habe es gewissermaßen mit im Auge, in einer besonderen Weise der Affektion, ohne dass sich das Interesse eigentlich teilt (und schwächt), so in etwa gibt es doch Interessenverteilung. „Nebenbei beachtet“ ist vieldeutig. Hier meint es nicht, dass eine Einheit des Interesses, das Einheit eines Zieles hat, seine Interessenvermittlung und -teilung in sich
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hat, dass seine Erfüllung durch vermittelnde Pole hindurchgeht, die in der Zeit verteilt sind auf koexistierende und sukzedierende Vermittlungen in der Erfüllung. Da gibt es dann immer den Unterschied zwischen dem, was jetzt gerade „seine Zeit hat“, gerade diesen vermittelnden Zweck zu verwirklichen, vermittelnd an diesem nutzbaren Objekt einzugreifen, während anderes schon im Feld ist als zeitweise zurückgestellt, nebenbei beachtet, derart, dass das Beachten einen Interessenstrahl besagt, der in der Einheit Richtung des gesamten, auf das Endziel ständig gerichteten Interesses hat. Das Nebenbei-im-Auge-Haben, Nebenbei-beachtet-Sein einer bloßen Ähnlichkeitskonfiguration als solcher ist davon also scharf zu scheiden. Offenbar muss sie mitbemerkt sein, in der besonderen Weise einheitlich für uns da, wenn sie sich allmählich aufbaut aus ins Bemerken tretenden Teilmehrheiten. Schließlich haben wir das ganze Wahrnehmungsfeld als Gegenstandsfeld, ein totaler wahrnehmungsmäßiger Hintergrund, gemäß seiner Sonderkonfiguration in konfigurativen Gliederungen als ein wahrnehmungsmäßiger Hintergrund, als das in gewisser Weise Interesselose, mit Ausnahme des jeweils aktuell „Interessierenden“. Aber tiefer eingesehen ist auch Hintergrund ein Titel überhaupt für Interessenmodi. Alle Gegenstandskonstitution vollzieht sich im Zusammenspiel von Affektion und Aktion. Das Leben ist immer schon Interessenleben, in seiner konstitutiven Entwicklung ursprünglich geleitet vom Instinkt, und dann von Interessen, die schon aus Interessenaktivität entsprungene Affektionen affizierender Onta voraussetzen. Diese sind Interessengebilde. Die ursprüngliche Erzielung als Weg zum Ziel und vollendet im Ziel, im strömenden Leben – das allgemein retentionaler Wandel ist. Darin gibt es aber die Einheit des Sich-Entwerfens, erfüllende Sonderinteressen in dem Wandel der Ichmodi, des als zwar erzielt Geltenden und dann in eins mit der retentionalen Wandlung Noch-Geltenden, Fort-Geltenden, und so für das Ganze der Ichaktivität. Nach der Erzielung „versinkt“ dieses Ganze, es läuft die doppelseitige Retentionalität, auf der Ichseite die des Behaltens und Habens, fort. Aber das Ich ist immerzu wach, es wird immer von neuem affiziert und erzielt; das, was dabei geschieht, ist nicht isoliert, und nicht nur darin, dass es in der Einheit eines retentionalen Stroms neu ersteht als ursprünglich lebendige Erzielung und dann ins Endlose versinkt, während alsbald Neues sich anschließt. Ständig fungiert Assoziation, und darin liegt ständige Wiederholung, ständige Ähnlichkeit und Ähnlichkeitspaarung. Auf
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der Urstufe ist das Ich Instinkt-Ich mit unenthüllten instinktiven Zielen. Der Instinkt durchläuft verschiedene Modi, er erfüllt sich, und nun ist das Erfüllungsziel patent und als erzielt in seinem patenten Sinn auf dem patent gewordenen Weg. Der Instinkt ist damit nicht zu Ende, er nimmt neue Modi an – ich bin weiter immerfort Instinkt-Ich, und immerfort geht der Prozess der Enthüllung als Aktprozess weiter – Modus des neuen Hungers, Modus der neuen Erzielung auf ähnlicher „passiver“ Unterlage. In der neuen Erzielung liegt Bewusstsein der Wiederholung. Der neue Fall ist nun bekannt. Er ist in Paarung getreten zu dem versunkenen und noch retentional versinkenden ersten Fall. Dasselbe besagt, das Alte ist geweckt, und in der Ähnlichkeitsdeckung hat das Neue den Sinn des Alten in sich aufgenommen als Verähnlichung, als assoziative Übertragung, die mit der einsetzenden Paarung einsetzt und vom Einsatz aus Zukunft vorzeichnet. Ich bin dasselbe Ich, ich bin noch im Instinktwillen, und in der Wiederholung, im Ähnlichen, will ich, als der ich bin, noch dasselbe, jetzt in der wiederholten Ursprünglichkeit, originaliter. Aber wie sehr ständige Wiederholung ihre Rolle spielt, so bleibt es nicht bei bloßer Wiederholung. Assoziation fungiert in verschiedener Weise. Instinkt ist Eines und doch Mannigfaltigkeit von Sonderinstinkten, die konkurrieren können und doch nicht preisgegeben, sondern nur zeitweise zurückgestellt werden. Wir haben auch aus der Zeitigung Koexistenz – in der Passivität der Sinnesfelder und ihrer jeweiligen Konstellationen von „Daten“, noch nicht von Seiendem, die Paarung und assoziative Übertragung von Ichzielung und Erzielung in der Simultaneität, vielfältige Affektion und subjektiver Vorzug vermöge der Gegebenheitsweise des einen, während das andere aus assoziativer Übertragung den Sinn von „Speise“ und dergleichen hat. So schreitet das Leben fort. Die durch Konstitution neu erworbenen Interesseneinheiten sind Urstiftungen vermöge der wesensmäßigen Wiederholung durch simultane und sukzessive Assoziation auf dem Grunde der Fortgeltung, die durch „Versinken“ nicht verschwunden ist, mit ihrem WegZiel-Sinn. Nun aber die Hemmungen, die Negativitäten. Die Hemmung, selbst bereitliegende Nahrung zu sich zu nehmen aus instinktiver Furcht. Das Misslingen; Motivation zu anschaulicher Erinnerung. Der ungestillte Hunger weckt assoziativ, weckt den vergangenen und seine Erfüllung, schafft Anschauung als Quasi-Wahrnehmung und Quasi-Befriedigung als Ersatz, der alsbald Aktivität des Suchens etc. in Bewegung setzt. Von solchen triftigen Anfängen aus, der Aufbau der Welt als im strömenden Leben strömend bewegliche Geltung, korrelativ der Aufbau des
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Interessen-Ich, des Ich, das immerfort seine mannigfaltigen und doch einheitlich verbundenen Interessen hat, Interessen in Betreff der immer schon für es seienden Welt, seiend in beweglicher aktueller Gegebenheit von wahrgenommenen, erinnerten, erwarteten Onta, als mit welchen das Ich immer neu seinen Interessen dienen, an denen es neue Interessen gewinnen kann, und das alles in der Welthabe einer Horizonthaftigkeit, deren Beweglichkeit und Sinn das große Problem ist. Im Strömen ist das Ich Identisches im Wandel seiner Interessen, im Wandel seiner Vermögen. Als reifes Ich hat es an der Welt, der für es in Horizonthaftigkeit seiend-geltenden, sein Affektionsuniversum. Die für es seienden, z. B. für es anschaulich gegenwärtigen, Seinseinheiten in dem subjektiven „für das Ich jeweils Gelten“ sind es, die sich in der subjektiven Zeit assoziieren. Am „Anfang“ gibt es ein instinktives Streben in ersten Richtungen der Erfüllung, wodurch es sich in der Art seiner Ziele enthüllt und zielgerichtete Aktivität erwächst, sowie habituelle Erwerbe und immer neues Erwachen von Bedürfnissen von bestimmtem Zielsinn. In diesem fortgehenden Interessenleben und Im-Interessenerwerb-schon-Haben und In-FortgeltungHaben-unter-Korrektur bleibt das Ich, was es war, Ich der „Instinkte“, der ursprünglich nur jetzt entwickelten, mit Zielvorstellungen ausgestatteten Strebungen, immer neuen besonderen Zielen, immer höherer Entwicklung der Interessen. Und doch: Das Ich ist dasselbe, es ist Einheit eines Strebens, das in ihm treibend ist, ein totaler Instinkt, sich in allem Aktleben auswirkend, enthüllend und doch durch alle Vorhabe und Habe hindurch weiter treibend, neue Erfüllung bringend, mit denen sich das, worauf das Ich „hinauswill“, neu enthüllt.
Nr. 58 Notiz zu Deckungs- und Verschmelzungsphänomenen, Gleichheit und Ähnlichkeit Bekanntheit, Erkanntheit, Wiedererkanntheit, Wiedererkanntheit als Gleiches, als Ähnliches seines Artmäßigen, Typischen; die Ähnlichkeit selbst als „ungefähre“ Gleichheit, also Modus der Gleichheit; volle Gleichheit als reine Wiederholung, ein besonderer und Grenzmodus. In der Ähnlichkeit spreche ich von „Ferndeckung“ (Assoziation), im Übergang von „kongruierender Deckung“ mit den Modis Kongruenzver-
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schmelzung, in der keine „Differenz“, kein „Abstand“ fühlbar ist, oder: In der Kongruenz-Situation ist die Zweiheit (Paar) zur schlichten Einheit geworden. Der andere Modus, der seine Gradualität hat, ist der, dass zwar Einheit zustandekommt, aber im „Gefühl“ der Differenz. In der Explikation können sich dann wieder scheiden gleiche Explikate und differente, und hervortreten, dass es diese differenten „machen“, dass die Ganzen, und schon vor der Explikation, differieren. Schon im Modus der Ferndeckung (Verschmelzung von Ferne) tritt Gleichheit und Ähnlichkeit im Allgemeinen hervor. Diese Verschmelzungen können als (mehr oder minder) glatte genannt werden oder allseitige, totale Verschmelzungen. Demgegenüber haben wir Kongruenzen, Verschmelzungen unter Abständigkeit, unter Differierung, die Einheit aufhebt und eine Zwei-Einigkeit zwar herstellt, aber unter wechselseitiger Verdrängung in Verdeckung. Dabei kann einem Teilstück nach völlige Vereinheitlichung (in Gleichheit oder NahÄhnlichkeit) statthaben. Im Strom der Retention strömende Verdeckung der Urgegenwart (Urwahrnehmungsfeld – hyletisches Feld) durch totale Ähnlichkeit. Wie steht es aber mit Diskretionen, sich abhebenden Stücken im Feld, in der Assoziation der Simultaneität? Hier haben wir ursprüngliche Diskretion als Abständigkeit innerhalb einer verbindenden (Konkretion, Verschmelzung noch herstellenden) Ähnlichkeit, die durch das ganze Feld hindurchgeht und es zu einer konkreten Einheit macht. Auf dem Grund der Konkretion gibt es also mehrere, in sich geschlossene Konkretionen, die abständig sind. Was macht aber eine in sich geschlossene Konkretion aus? Kontinuität, als erstes Ortskontinuität, unmittelbare örtliche Nachbarschaft in simultaner Verschmelzung, dann fortgehend in der Verschmelzung der unmittelbaren weiteren Nachbarschaft etc. Diese Kontinuität lässt keine Diskontinuität offen. Aber Ort ist nur Örtlichkeit von Qualität. Örtlichkeit und Qualität sind nicht assoziiert, sind nicht „konkret“ aus Konkreszion, aus Verschmelzung. Verschmelzen kann nur, was in dem anderen Sinn konkret ist, örtliche Qualität. Assoziativ bestimmend sind beide Seiten, Örtlichkeit schafft Einheit des Feldes als Ortsfeldes von Qualitäten. Dadurch, dass die Qualitäten notwendig Örtlichkeiten haben, haben sie unmittelbare und mittelbare Nachbarschaft und Möglichkeiten der qualitativen unmittelbaren oder distanzierten Verschmelzung, aber auch Möglichkeiten für Verschmelzungsbrüche, für die andersartige Abständigkeit oder Differenz. Mit der örtlichen Kontinuation von Nachbar zu Nachbar in Unmittelbarkeit kann Hand in Hand gehen kontinuierliche qualitative
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Gleichheit; eine Assoziation nach örtlicher Nähe und Ferne, abgestuft aber nach ständiger Gleichheit. Es kann aber auch statt voller Gleichheit Ähnlichkeit statthaben und Ähnlichkeit sich in den Qualitäten selbst abstufen.
Nr. 59 Notiz zu Örtlichkeit und Qualität als Konstituentien von Verschmelzung und Diskretion Die unmittelbare Ähnlichkeit in der Kontinuität von Ort zu Ort, also im unmittelbaren Aneinander, kann zur Einigung führen, aber die örtlich abstehenden Qualitäten haben qualitative Distanz. Aber auch unmittelbar angrenzende Qualitäten können zwar Ähnlichkeit haben (und müssen sie in einem Ortsfeld haben), aber doch Diskretion, qualitative Differenz. Die Ortsverschmelzung ist nicht aufzuheben, und es erwächst Abhebung. Die Orte, an denen Diskretion statthat, haben Auszeichnung, sie haben in der Feldkontinuität einerseits Kontinuität und andererseits (qualitative) Diskontinuität; konkret hat die örtlich bestimmte Qualität den Charakter der Kontinuität und Diskontinuität in eins, Einheit und Aufhebung der Einheit. Dazu ist aber weiter zu erklären: „Punkt“ ist nichts für sich, Grenzlinie. Betrachten wir statt Simultaneität Sukzession: homogene Kontinuität – „plötzliches“ Eintreten von Sprüngen, oder umgekehrt. Retentionalisierung als Verdeckung in kontinuierlicher Folge. Ort in der Sukzessivität in kontinuierlichem Wandel, d. h. im Strömen unmittelbar neue Gegenwart und mittelbar verdeckend, was soeben Gegenwart war. Müssen wir nicht unterscheiden die kontinuierliche Wandlung ins Soeben, Soeben von Soeben etc. und kontinuierliche Verdeckung? Wir haben ein ständiges Entströmen von kontinuierlich unvermittelten und vermittelten Zeitstellen.
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Nr. 60 Instinkte in ihrer universalen Einheit und in der Ordnung der Enthüllung. Der Instinkt der Objektivierung als ein Sonderinstinkt1 Genesis.2 Intentionalität. Das Ich in Modis der Intentionalität, im Trieb, im Befriedigtsein und Unbefriedigtsein, von Erfüllung zu neuen Erfüllungen fortstrebend; jede Erfüllung relativ, jede mit einem Horizont der unerfüllten Leere. Instinkt. Am „Anfang“ unenthüllt. Relative Befriedigung im Fortgang sich bereichernd, schließlich sättigend. Jede Phase Begehren, erfülltes und alsbald neues Begehren, neue Erfüllung, jedes Nachlassen Entbehren, so in Kontinuität. Stadium des Satt-Seins als Modus des Trieb-Ich, als Erstrebensmodus. Im genießenden Begehren (im Essen) ständige Abnahme der Intensität des Begehrens (im Modus der Erfüllung, die das Genießen macht!). In der Sattheit hat das Begehren als Genuss seine Null-Intensität, es verklingt in der Retentionalität. Dieses Null ist nicht Aufhören des Ichaktes, eben vermöge der Retention, es ist im Modus des Behaltens, ohne Begehren. Aber auch dieser Modus der begehrungslosen Sattheit hat seine Gradualität des Absinkens zu seinem Null. Dieses Null hat aber seine Dauer in Zeitweiligkeit, es wandelt sich in seine Negativität. Sein Charakter seiner aus erfülltem Begehren entsprungenen Begehrungsstille, der zufriedenen Sattheit, wandelt sich in Hunger, in Erwachen eines sich steigernden „entsprechenden“ neuen Begehrens. Instinkt als allgemeiner Ausdruck für verschiedene Sonderinstinkte. Jedes Begehren eines Sonderinstinkts hat seine spezifische Richtung, seinen spezifischen Charakter des Genusses, seine spezifischen Erwerbe, seine spezifische Sattheit. Das ist die Lustqualität entsprechend der Begehrungsqualität. Es scheidet sich dann in der Erfüllung, im Genuss, das verschiedene Hyletische als Kern von der gleichartigen, aber sich nach der Hyle differenzierenden Qualität. Z. B. verschiedene Speisen – aber Speiselust, Hunger nach Speise, Wohlbehagen der Sattheit als Essens-Sattheit, Enthüllung des 1 Die Aufschrift auf dem Umschlag Bl. 9/13 bezieht sich nur auf Text Nr. 60: Anfang Februar 1934. Genesis (Eine Probe-Überlegung). Instinkte in ihrer universalen Einheit, in der Ordnung der Enthüllung – Instinkt der Objektivierung als ein Sonderinstinkt. 2 Rb.: Konstruktion der Genesis der Fundierungen im entwickelten Ich. Zettel, Anfang Februar 1934. Von Fink als eine Interpretation der kindlichen Entwicklung, die wir als reife Menschen in der Welt machen, bestritten.
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betreffenden Instinkts, und in eins damit macht das Ich selbst Erfahrung von den verschiedenen Speisen, davon, dass der Hunger auf eine Speise geht, und differenziert Hunger „auf“ diese oder jene Art Speise. Koexistenz und Konkurrenz der Sonderinstinkte in ihren Auswirkungsmodis. Jeder Instinkt ist unsterblich, nur ist er in verschiedenen Modis der Verwirklichung. Konkurrenz besagt Widerstreit von Begehrungen – so können schon innerhalb eines Instinkts koexistierende Reize und geweckte Begehrungen streiten, und dann auch solche verschiedener oberster Begehrungsgattungen, verschiedener Instinkte. Im Spiel der Instinkte: das Wiedererkennen, Identifizieren, Unterscheiden – vor einer schon konstituierten „Objektivität“ aus Erscheinungen. Wiedererkennen eines Datums als Inhalt eines Genusses, während man satt ist. Reiz zum Begehren, Aufleben des Begehrens, wenn man nicht mehr vollkommen satt ist. Ordnung der Instinkte in der Auswirkung und im Gang der Enthüllung. Kann man von einem ursprünglichen Instinkt der „Objektivierung“ sprechen? Interesse an Sinnesdaten in Sinnesfeldern – vor der Objektivierung Sinnesdaten als Kern von Begehrungen nach Nahrung – dieser Instinkt als erster in der Ordnung der instinktiven Aktivitäten hat keine Objekte als thematisch zu verwirklichende. Sollen wir als zweiten Urinstinkt (nach der Ordnung der Verwirklichung auf dem Weg lebendig begehrender Intention und Erfüllung) den Instinkt der Objektivierung setzen? Das Nahrungsbedürfnis ist befriedigt. Sinnesdaten (welche keine Kerne von Nahrungsbegehrungen sein sollen) üben einen Reiz, ziehen an. Hier ist die Frage, wie die unwillkürliche Kinästhese mitspielt, und mit dem Wandel des Datums so zusammen, dass sich beides verbindet, und in der Form der Konstitution von Erscheinung mit Erscheinungseinheit, korrelativ mit einem zugehörigen willkürlichen und geregelten kinästhetischen Verlauf als motivierend für die ihm entsprechende, als Motivat ablaufende Erscheinungsreihe mit dem Ende des „Es selbst“. Hyletische „Passivität“, kinästhetisches „Ich tue“, Tun als vom Ich aus verlaufende qualifizierte Kontinuität eines „Ich tue“, „wodurch“ die Abwandlung des Datums erfolgt; in der Abwandlung bildet sich vermöge der Antizipation des „Besten“ als das in der Ähnlichkeitsreihe ablaufenden, aber sich ihm annähernden Ähnlichen, Guten, aber minder Vollkommenen, das Durchscheinen, das Erscheinen des Endes in Graden der „Annäherung“. Übung in Wiederholung, Wiedererkennen von Erscheinungseinheiten, Übertragung durch Ähnlichkeit.
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Jedes abgehobene Datum des Sinnesfeldes apperzipiert als „Objekt“. Das Wahrnehmungsfeld mit seiner Konfiguration abgehobener Daten als Konfiguration von Objekten aufgefasst. Konstitution eines Objektwahrnehmungsfeldes nicht nur statisch, sondern auch dynamisch; Objekte verschwinden und kommen wieder als dieselben. Objekte in Ruhe und in Bewegung, Objekte in Veränderung. Unveränderung als Urmodus und nachher als Grenzfall von Veränderung. Weiterer Ausbau der Objektwelt als (primordiale) Natur – aber nur eine Strecke. Natürliche Verflechtung der Objektkonstitutionen der Sinnesfelder, dasselbe sich in verschiedenen Sinnen zeigend. Konstitution der Mitmenschlichkeit, des Miteinander und der Geschlechtsinstinkt. Die primitivsten personalen Akte, „Gefühle“, Begehrungen, Erfüllungen, bezogen auf Mutter, Pflegerin, Amme, Familie etc. Wie überall Negatives: instinktive Furcht, nicht Zuneigung, sondern personale Abneigung (auch bei Speisen Abgestoßensein, Ekel). Verflechtung der Dingobjektivierung mit der personalen Einfühlung, aber auch mit der Leistung des Nahrungsinstinkts (Mitmenschen objektiv – als Körper, aber mit ihnen die in ihnen und durch sie waltenden Subjekte; Körper als Speisen). In all dem: Die (nicht-objektivierenden) Instinkte, bald in Auswirkung, bald gestillt; konstituiert eine Objektumgebung, die Objektkerne, die „Bedeutung“ von Gütern haben, je nachdem instinktiv Bedürfnis erregend, erregen-könnend. Wechsel der Haltung, dadurch Mitmenschen in personalem Konnex und Ich als in meinen Wünschen etc. beteiligt, und Mitmenschen als Umgebung, als Objekte, die da sind, wie Speisen, wenn ich nicht hungere. Das Problem der Ausbildung der doxa, der puren umweltlichen objektiven Seinsgeltung unter Abstraktion von begehrend Beteiligt-Sein oder Beteiligt-sein-Können oder nicht.
Nr. 61 Konstitution der Welt in der lebendigen Entwicklung und ständigen Bewährung relativer Geltungen und ihre Harmonisierung in der Gemeinschaft Die Welt ist an sich, in ihr die Natur an sich, in ihrer ontologischen Form, darin die Form der Raumzeitlichkeit, in welcher alle Realitäten stellenmäßig eindeutig bestimmt koexistieren: für jeden Zeitpunkt gilt, dass ein Reales Inexistenz im Raum hat etc.
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Transzendental: Die Welt ist die in der strömenden Lebendigkeit der transzendentalen Subjektivität sich konstituierende Geltungs- und Bewährungseinheit, strömend sich konstituierend in der Weise einer einheitlichen intentionalen Zeitigung, in ihr immerzu Fortgang von urmodal einsetzenden Akten mit urmodalen Erzielungen, die bald ungehemmt sich auswirken, teils Hemmung erfahren. Dazugehörig das jeweils intentional Erzielte und im Fortgang zu neu einsetzenden Akten Verwandlung der alten Akte und ihrer Ergebnisse in Behaltungen in unaufhörlich sich wandelnden Modis. Alle neue Aktivität ruht auf dem Grund einer Passivität und Rezeptivität, d. i. auf dem Grund der aufbewahrten Erwerbe, des Vermögens ihrer Weckung und Rezeption als Wiederaktivierung. Alle Aktivität ist Aktivität im Horizont, in dem die wirklichen und möglichen Ziele liegen. Das universale Leben, transzendental-konkrete Einheit der Intentionalität, Einheit der intentionalen Habe im Strömen, im Gang immer neuer Konstitution von Habe, neuer Erwerbe, unter begleitender Intention auf Einstimmigkeit, auf Beseitigung der Hemmungen, auf Beseitigung der Modalisierung in Überführung in neue Einstimmigkeit. Transzendentaler Instinkt – in einem Sinn die durch die Totalität der Intentionalität des Ego hindurchgehende universale Tendenz – die ständige universale Teleologie. In der Einheit des teleologischen, des konstituierenden Lebens ist ständig konstituiert, aber konstituiert sich auch fort, die Welt, in welcher die konstituierende Subjektivität sich immerfort selbst verweltlicht findet. Im Konstituieren der Welt entwickelt sich das konstituierende Ich als Ich seiner einstimmigen Geltungen, als das immerfort in der Einheit eines Fortstrebens zu immer weiter reichenden universalen Geltungseinstimmigkeiten und damit zur Fortentwicklung seines eigenen Ichseins; worin auch liegt, zu immer vollerer, immer besser standhaltender universaler Befriedigung. Diese Entwicklung in ihrer jeweiligen Entwicklungsgestalt (ihrem Stadium) und der strömenden Aktualität ihres Fortgangs tritt objektiviert in dem menschlichen Entwicklungsstreben (und so in allem animalischen) auf. Hinsichtlich der konstituierten Welt als sich fortkonstituierender haben wir die ständige Horizonthaftigkeit, dazu die Vermöglichkeit, die jeweilige geltend-seiende Welt als die „wirklicher und möglicher“ Erfahrung (Erfahrungseinstimmigkeit) zur „Anschauung“ zu bringen und darin die Wesensgestalt zu erfassen, die ontologische, in der Welt wirklich ist als eine der Möglichkeiten, in die als Kern eingeht das jetzt als bekannt und induktiv bestimmt wirklich Geltende, der Kern wirklicher Erfahrung und Induktion, freilich selbst mit einem Element der Möglichkeit, nämlich was davon bei
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künftiger Modalisierung sozusagen sich als wirkliche Wirklichkeit halten lasse. Aber zunächst ist Welt als Lebensumwelt (als vorwissenschaftliche) konstituiert. Auch ist nicht eine systematische Besinnung, als systematische Anschaulichmachung des Seinssinnes Welt nach Faktum und Möglichkeiten durchgeführt, vorauszusetzen bzw. gar eine Ontologie als Wesensgestalt möglicher Welt entworfen oder auch nur Ziel; also diese durch alles faktische Weltleben hindurchgehende, in ihrer Weltapperzeption „liegende“ ontologische Struktur ist beständig impliziert durch einen „Vorwurf“, Protention des schon Konstituierten, und ist im schon Konstituierten implizit liegender Erwerb. Wenn die Wissenschaft, und zuunterst die Naturwissenschaft, aufgrund dieser umweltlichen ontologischen Struktur eine höhere wissenschaftliche Welt und Weltstruktur konstituiert, so glaubt sie damit der Relativität aller Umweltlichkeiten und ihrer Offenheiten eine absolute Form gegenüberzustellen, die ins Unendliche geht, die bei aller künftigen Konstitution innegehalten bleibt und alle erdenklichen modalisierenden Verwandlungen im Gang zur Einstimmigkeit zu rekonstruieren gestattet. Wie hätte die anfangende universale Wissenschaft (die Philosophie), deren Aufgabe doch entstanden war durch ein „theoretisches“ EindringenWollen in die Offenheiten der bekannten Lebensumwelt und im Willen zur Universalität als Erkenntnis der Universalität – wie hätte sie anders vorgehen können, als anschaulich das „verharrende Sein“ im Wandel der Möglichkeiten zu verfolgen und so schließlich auf die universalen ontologischen Strukturen zu stoßen? Durch sie gewinnt sie die Idee des ständigen wahren Seins der Welt und den Anspruch auf notwendige Erkenntnis. Aber sie kommt zu diesem Anspruch in einer Naivität der Methode, mit der ihre Paradoxien zusammenhängen und die jedenfalls im Voraus keine bindende Erkenntnis ergeben, keine zweifellos aufgehellte Regel der Methode, wie wirkliche und mögliche Erfahrung in der Konstitution für immer und notwendig fortlaufen muss. Die Konstitution zum Thema zu machen ist, die wirkliche, erfahrungsgeltende Welt in ihrer Offenheit, und überhaupt in ihrem subjektiven Wie der Geltung, zum Thema zu machen, in der Art ihrer Horizonthaftigkeit, zunächst in der Art, wie mögliche Aktivität der Erfahrung vorwärtskommt und allein kommen kann, und in der Art, wie Erfahrung immer wieder Möglichkeiten eröffnet, immer wieder durch Wirklichkeiten Möglichkeiten erschließt, um neue Möglichkeiten zu eröffnen, als dann im Spielraum vorgezeichnete, also vieldeutig protentionale. Was theoretische Einstellung und Wissenschaft leisten, was sie vorhaben, was sie ergeben können, ist dann erst die Frage, und eine Frage, die ständig voraus-
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setzt, dass das konstituierende Leben und seine verschiedenen Aktivitäten fortlaufen (nur dass sie zeitweise da und dort durch die wissenschaftliche Einstellung gehemmt und dann wieder gelenkt werden). Das Erste ist hier notwendig die Besinnung auf die Weise, wie „die“ Welt als die eine und selbe Welt in Geltung ist und in Geltung sich erhält, wie Welt in Geltung ist in der ursprünglichen Weise der Erfahrung, und zwar der Erfahrung von wechselndem einzelnem Realen und Erfahrungsfeldern von Realem, wie dann aber jede solche Geltung eines Einzelnen im Erfahren (woraus alle Erfahrungskenntnis und alle unanschaulichen Vormeinungen stammen) ihre Relativität hat: auf die erfahrenden Subjekte; dasselbe Objekt von mir, von Anderen erfahren und Vergemeinschaftung der Geltung im Miteinander erfahren, dabei immer in der Relativität Erfahrenes in der Offenheit hinsichtlich des horizonthaft von demselben Objekt Noch-nichtErfahrenen. Wieder: Die hier und durch alles hindurchgehende Modalisierung, das Mit-sich-uneins-Werden, das Durch-Zweifel-und-Negation-Hindurchgehen, das Immerfort-möglicher-Herstellung-der- Einstimmigkeit-gewiss-Sein. Ferner die Relativität der wahrnehmungsmäßigen Merkmale auf die Leibessinnlichkeit, die Rückbezogenheit der Seinsgeltungen von allem Naturalen auf die der Leiblichkeit und ihr Fungieren in der Wahrnehmung. Usw. Wir stehen hier in der Aktivität der Erfahrung und der in Erfahrung gründenden Induktion als meiner, als unserer, als Vermöglichkeit eines jeden, als mein und unser Erwerb in ständiger Relativität. In der Erfahrungsgemeinschaft und Bewusstseinsgemeinschaft ist Welt immerfort subjektiv orientierte Welt (zunächst Natur) in Relativitäten des Nah und Fern, auch in subjektiver Gestalt der Offenheit, der Bekanntheit – Unbekanntheit, unbestimmter, aber bestimmbarer Möglichkeit etc. Vor der Wissenschaft herrscht aber schon im menschlichen Bewusstseinssubjekt, herrscht im natürlichen Menschheitsleben die Überzeugung, dass zwischen subjektivem Gelten und Geltendem einerseits und objektiv richtigem Gelten bzw. einem dem Subjektiven entsprechenden wahren Sein zu scheiden und dass es möglich sei, wahres Sein subjektiv bzw. intersubjektiv auszuweisen. Die Aktivität der Erfahrung, der induktiven Vorerwartung, der rückblickenden Erinnerung etc. vollzieht das Subjekt nicht bloß geradehin. Es ist immer schon und oft genug motiviert gewesen, darauf von der Modalisierung her zu reflektieren, insbesondere in der Vergemeinschaftung. Eigenes Ich und eigener Leib, als worin ich walte, durch den ich nicht nur wahrnehme, sondern auch umweltlich natural ändernd einwirke, in Konnex mit anderen
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Ich, als welche in ihren Leibern walten etc. – überall ist Seiendes, das mir schlechthin als Weltliches gewiss ist, Seiendes aus meiner Geltungsaktivität, aus unserer gemeinschaftlichen, und mir, ebenso jedem geltend, als bewährbar, als in Frage zu stellen, in seinem Sein auszuweisen als Sein für uns alle, mit der Möglichkeit evtl. der Täuschung, des Nichtseins, des Nichtseins dann für alle etc. All das sind Erwerbe aus Aktivitäten, schlichte und höherstufige, wobei doch trotz der Intersubjektivität, die da im Voraus der Rahmen ist, doch diese selbst für mich und dann für einen jeden auf Akte und Akterwerbe verweist. Weltbesinnung führt uns zurück auf die mannigfaltigen Modi der Erfahrungsaktivität und auf die auf Erfahrung beruhenden Aktivitäten, alle in Geltung setzend und Geltung auf Geltung gründend. Geltung ist mit Geltung einstimmig verbunden oder sie wird unstimmig. Immerfort bin ich ein Ichsubjekt in ichlicher Vergemeinschaftung sich wissend (aber voneinander selbst nur wissend aus Geltungsaktivitäten in der Weise der Fremderfahrung) und gerichtet jeweils auf ihnen Geltendes, das ein Geltungserwerb ist, zu dem jeder neue Akt neu beiträgt. Die Frage nach der Geltungsfundierung, nach dem ganzen Geltungssystem ist also auch die nach der Subjektivität, die ständig Geltungsleistungen vollzieht und Geltungserwerbe schon hat – Konstitution der Welt als die für die Subjektivität seiende, als die aus ihren Geltungsaktivitäten seiende. Aber dieses Erste ist doch so gemeint: Welt ist uns wesensmäßig horizonthaft geltende, und der Horizont ist Geltungshorizont mit dem jeweiligen Kern perzeptiver Geltung, die wir aber, so eng wir sie nehmen, noch scheiden in eigentlich selbstgebende Wahrnehmungsgewissheit und ihren Sinn mitergreifende Horizontgeltung – alles Horizonthafte aber ist Vermöglichkeit, zu neuen Erfahrungen überzugehen, von denen aus neue Vorzeichnungen erfolgen, mit neuen Wegen bewährender wirklicher Wahrnehmung, darüber hinaus immer Leerhorizont ohne bestimmte Vorzeichnung, aber immer mit dem Sinn möglicher Erfahrungswege mit dann zugehörigen unbekannten, unbestimmten Vorzeichnungen. Welt im strömenden Gang des erfahrenden Lebens ist für uns Lebende. Sie ist, das heißt: Wir sind in Erfahrungen und von da aus in Seinssetzungen, zugleich in einem wohlausgebildeten Vermögen möglicher Erfahrungen, möglicher Induktionen, möglicher Bewährungen usw., dem wir von jeder Stelle aus Folge geben können, sei es Fort-Erfahrung dirigierend nach nächst eröffneten Möglichkeiten als vorgezeichneten, sei es in infinitum die Möglichkeiten und von da aus, wenn sie kämen, ihre Vorzeichnungen, ihre Möglichkeiten und so fort als Weltanschauung zu konstruieren.
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Ein offenes, iterativ zu eröffnendes, zu veranschaulichendes System von Seinsgeltungen, die den Bau der strömenden Weltgeltung als den der Geltungseinstimmigkeit (in einer der disjunkten Möglichkeiten) ausmachen. Also immer gilt dabei Welt – ich bin in der Weltgeltung, ich habe den Horizont als Vor-Wurf der möglichen Geltungen und der eine Einheit der Einstimmigkeit in sich tragenden. Und jede solche Geltungsanalyse hebt einzelne Geltungen heraus auf dem Boden der Weltgeltung. Gegebenenfalls einzelne wirkliche und mögliche Erfahrungen, die in ihrem Sinn Erfahrung von Weltlichem sind, von etwas aus der Welt. Ich, der Erfahrende (und ebenso jeder Andere als Mit-Ich), bin dabei Menschen-Ich, habe in Geltung meinen Leib, der zur Welt gehört; durch ihn nehme ich wahr etc.
Nr. 62 Retention, Protention und Ich-Aktivität in der Wiedererinnerung. Identifizierbares individuelles Sein als Voraussetzung der Wiedererinnerung1 Wiedererkennen2 steht in der Einheit der Retention, die von meiner Gegenwart ausströmt. In ihr habe ich das wahrgenommene A, assoziativ weckend das „frühere“, in der verklingenden Retention noch fortströmend sich wandelnde A'. Aber die Art der Retention ist Ständigkeit der Verdeckungskontinuität, und auch die Weckung ist Weckung in der Verdeckung. Das im Wiedererkennen Geweckte ist verdeckt. Dabei haben wir aber Unterschiede. Die bloß passive Assoziation und ihre „Weckung“ ist zu unterscheiden von der Weckung der Aktivität von der gegenwärtigen Aktivität her. Nur das ergibt Wiedererinnerung als Wiederwahrnehmung, Wiederaktivität. In der Gegenwarts-Wahrnehmungssphäre habe ich Hintergrundobjekte. Hier in der „Koexistenz“ als Zusammen-Gegenwart habe ich passive Weckung in Diskretion auf dem Grund der Kontinuität des Feldes (letztlich Kontinuität der Sinnesfelder), Kontinuität der Verschmelzung und Diskontinuität als Bruch der Verschmelzung, Abhebung von diskontinuierlichen Einheiten, und Ähnlichkeitsassoziation (Fernweckung, Fernverschmelzung). Das alles hat hier offen, unverdeckt statt. Sagt man: „Das Ähnliche erinnert 1 Die Aufschrift auf dem Umschlag Bl. 18/29 bezieht sich auf die Texte Nr. 62 und 63: 15. II. 1934. Wiedererinnerung, Retention und Ichaktivität, Identität des Ich. – Zur Zeitkonstitution. 2 Rb.: Nota Bene. 15. II. 34.
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an das Ähnliche“, so betrifft das nicht diese bloße Assoziation, sondern die Aktivität; der aktiv erfahrene Gegenstand (das Aktive im Verwirklichen) leitet mich zu dem inaktiv gegenwärtigen Ähnlichen im Hintergrund hin, nun die passiv verwandelte Aktivität, in der er ursprünglich Seinssinn hatte, zu reaktivieren. Und diesem Motiv eventuell folgend gehe ich in ein plurales Wahrnehmen ein, ein synthetisch verbindendes, kolligierendes Aneinanderknüpfen unter Behalten. So in der konstituierten Welt, Ich als im Wahrnehmungsfeld affiziert und mich darin aktiv bewegend, aber da spielt schon Abwandlung der Wiedererinnerung ihre Rolle. In der sukzessiven Assoziation haben wir retentionale Verschmelzung, Abhebung, Einheitsbildung, Fernverschmelzung unter Verdeckung, einmal in der Sphäre, in der Gegenwart sich konstituiert als fortdauernd wahrgenommen, dann in der Sphäre, welche Vergangenheit von Nichtgegenwärtigem konstituiert. Die in der Gegenwart stehende Aktivität weckt aktiv die in der Vergangenheit verdeckte und in der Retentionalisierung verwandelte Aktivität im Ähnlichen. Eben damit wird „die Verdeckung aufgehoben“, oder besser, die Zuwendung wandelt sich erfüllend in „Wiederholung“, worin eine wiederholte Gegenwart als „anschauliches Bild“ und „wiederholte“ Aktivität (ein Modus wirklicher Aktivität) eintritt: Wiedererinnerung. Danach müsste man sagen: Auch „einbrechende“ hintergründliche Wiedererinnerungen (Erinnerungsbilder) haben ihr Motiv in einer, wenn auch momentan zurückgestellten, aber doch lebendigen Aktivität. Das Affektivwerden von Verdecktem kann auch von Nebeninteressen aus und indirekt motiviert sein; auch von schon wirklichen (anschaulichen) Wiedererinnerungen her. Da ist noch viel zu erwägen. Einfallende Erinnerungsanschauungen im Hintergrund? Traum? Dadurch, dass die Wiedererinnerung auf Ähnlichkeitsassoziation und Weckung von der aktuellen Gegenwart (oder schon aktuellen Wiedererinnerung) aus beruht, erklärt sich das Zurückspringen-Müssen in die Vergangenheit und nicht kontinuierlich in die Vergangenheit „Zurückströmen“Können. Kontinuierlich von einer im Sprung wieder anschaulichen Vergangenheit aus, in der ich im „Als-ob“ wiedererfahrendes Ich bin, gehe ich der Zukunft entgegen, indem ich, die Wiedererinnerungsaktivität vollziehend, fortdauernd die „damalige“ Aktivität vollziehe, im Als-ob-Vollzug bleibe. Ursprünglich: Im Strömen habe ich strömende Gegenwart mit Erfüllungsphase, den retentionalen und protentionalen Horizont – im Strömen die Intention (die ganze) sich retentionalisierend, das Jetzt in eins damit in seine Retention übergehend, die Protention sich kontinuierlich erfüllend
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(bestimmend). Dieses strömende Geschehen selbst sich in dieser Struktur und in ihrem jeweiligen Inhalt retentionalisierend und protentionalisierend, als jeweiliges Jetzt (konkret mit seinem Horizont) erfüllend. Eben damit ist im Strömen zu unterscheiden die momentane Totalretention, Jetztphase und Totalprotention vom Strömen dieses Ganzen selbst und in Retentionen dieses Ganzen etc. So versteht sich, dass auch jede retentionale Phase Erfüllung ist, ebenso jede protentionale Phase, verstanden als Gesamtretention und erst recht als eine Phase davon. Jede Totalphase ist eben „jetzt“, jede hat ihre Totalprotention als Moment des Jetzt, aber als Zukunfts-„Intention“ etc. Im normalen Gegenwartsleben ist der Aktstrahl des Ich stetig in die Zukunft gerichtet, indem er in das Kernjetzt, das die Aktintention Erfüllende, stetig gerichtet ist, eben als worin das Erstrebte sich verwirklicht. Wird „eine“ Vergangenheit geweckt und wieder lebendig, so lebt das Ich „wieder“ aktiv in ihr; das gesamte strömende und in Akten (von konkreter Gegenwart in konkrete Gegenwart etc.) In-die-Zukunft-Leben ist „wiederholt“. Es entdeckt, was verdeckt schon im retentionalen Strom ist, strömend in stetiger Wandlung der Selbstverdeckung blieb. In der Wiedererinnerung lebe ich der Zukunft entgegen in stetiger Protention; und wie Protention ist: nächst Vorgezeichnetes, unvollkommen bestimmt, sich erfüllend, aber oft im „anders“ (obschon eben innerhalb einer allgemeinen ontologischen Form); der Fernhorizont vage. (Die retentionale Vergangenheit ist verdeckt, aber nicht „vage“, unbestimmt!) Das alles wiederholt sich mit seinen Vorzeichnungen etc., es wiederholt sich, es ist ja schon alles „gewesen“, es ist in strömender Retention erhalten und nur entdeckt. Aber die Entdeckung hat ihren Gang in die Zukunft, das Entdecken als Wiedererinnerung ist ein Geschehen und ein Aktprozess des gegenwärtigen Ich in seiner konkreten Lebensgegenwart. Freilich so, dass diese ihr Originalfeld hat, das aber durch die Erinnerungsanschauung (total oder partiell) verdeckt ist. Dabei ist das der Wahrnehmungssphäre und dem originären Zukunftstreben zugehörige Interesse „hinuntergedrückt“ (gehemmt oder, wenn Tätigkeit fortgeht, doch abgewandelt, „mechanisch“ fortgehend). Die gegenwärtige Aktivität des Ich im Fortgang der kontinuierlichen Wiedererinnerung ist ein Gang von der Aktivität im Modus Wieder-Wahrnehmen, Wieder-in-Gegenwart-Sein, in die Zukunft – in die gewordene Zukunft; im Wiedererinnern jetzt aktuell tätig, tätig in der intentional abgewandelten Form wieder-tätig, habe ich einen Zukunftshorizont im Modus Wieder. Aber nicht nur habe ich in der jetzigen aktuellen Wiedererinnerung den unerfüllten Erwartungshorizont mit der jeweiligen Vorzeichnung, aber noch unerfüllt als
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Vorzeichnung. Nicht nur habe ich meine erstrebte, bestenfalls (im Einzelnen, eben in der Vorzeichnung) erhoffte und doch unbekannte, unbestimmte, „ungewisse“ Zukunft. Vielmehr: Die Zukunft ist ja schon geworden, ist schon ganz bestimmte, ist eben schon geschehene Vergangenheit, als das „Spätere“ gegenüber dem „Früheren“. Aber das gibt zu denken. In der jetzt bestimmt erinnerten Vergangenheit, in der Tätigkeit, im Quasi-in-die-Zukunft-Leben in der Quasi-Gegenwart weiß ich doch schon, ich, das Gegenwärtige im Erinnerungsmodus aktivierend, was nachher gekommen ist, wie das Intendieren sich erfüllt hat, wie es zu bestimmter Gegenwart (bestimmt eventuell im Modus Anders und doch im Rahmen der ontologischen Form) gekommen ist; und wenn ich, mich in die Erinnerung kontinuierlich einlassend, eben in der verwandelten Weise kontinuierlich aktiv bin, weiß ich doch im Voraus von der geschehenen Zukunft, ich habe meinen Zukunftshorizont zwar als Horizont, aber als im Voraus bekannten und ganz bestimmten Horizont im Modus Erinnerung, im Modus Wieder. Ich habe nicht an der Stelle zwar einen Horizont des Wieder, aber einen noch unbestimmten, ungewissen, dass ich warten müsste, was da nun kommen wird. Ich weiß fortstrebend schon im Voraus und kann ja auch ohne wirkliche Anschauung in den Horizont eindringen, vorspringen; ich bin gerade noch in der Erinnerung des Planens – ich springe vor ans Ende, an das der Verwirklichung, und da verweilend mache ich es zur aktiven Wiedererinnerung. Gehen wir zurück zu der aktuellen, nicht verwandelten konkreten Gegenwart, so ist ihre konkrete Struktur nicht ein bloßes Nebeneinander, das retentionale Verströmen der konkreten Gegenwart ist in jeder Phase nicht ein bloßes Nebeneinander, das strömend als Ganzes und in jeder Phase kontinuierlichen Wandel der Verdeckung hat. Vielmehr ist der Wandel der totalen Retention ein solcher, dass in ihm eine beständige und immer neue Synthesis statthat, die dem Ganzen (abgesehen von dem Sinneswandel, den es durch kontinuierliche Retentionalisierung erfährt) von dem kontinuierlich „Neuen“ her aus der Aktivität Sinn gibt. In jeder konkreten Gegenwart (als Moment der ständigen strömenden Urgegenwart) haben wir den „Kometenschwanz“ Retention, andererseits Protention mit dem Erfüllungspunkt Jetzt verwirklicht (von der Protention). Im Strömen tritt offenbar die neu eintretende Erfüllung in ständige Synthesis mit der sich wandelnden Protention; und der protentionale Horizont einer Phase, im Strömen sich retentionalisierend, bleibt nicht bloß dieser protentionale Horizont, sondern er tritt in Synthesis mit dem, was ihm später Erfüllung gibt, und mit dieser Synthesis retentionalisiert er sich.
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Doch wird man wohl sagen, dass hier die Aktivität Vorrang hat und die Synthesis primär die Aktivität angeht, also Ichsynthesis mit sich selbst in seiner Aktivität ist und der passive Untergrund daran Anteil gewinnt. Die Aktivität des Ich ist protentional gerichtet, in die Zukunft, unmittelbar und in komplizierten Entwürfen mit künftig zu vollziehenden Akten. Ist nun Erfüllung zustande gekommen, so erfüllt sich ja eigentlich der „frühere“ Akt, obschon er jetzt noch im Modus Behalten lebendig ist. Dem „versunkenen“ Akt, der „vergangenen“ Intention ist durch Synthesis der Erfüllungssinn zugeeignet und verbleibt ihm. Der Erfüllungsprozess braucht nicht kontinuierlich abzulaufen als Einheit einer Handlung etwa. Mag dazwischen, zwischen Intention und Erfüllung, was immer sonst an anderen Aktionen sich einschieben, die Erfüllung geht in die vergangene Intention ein, d. h. die Synthesis schafft zwischen der „vergangenen“ Intention (der in Retention begriffenen und so immerzu weiter zur strömenden Gegenwart gehörigen) und der „späteren“ Erfüllung eine Verbindung, es ist eine bleibende Synthesis hergestellt, also die Folge und Verkettung von Akten, in der durch aktives Behalten einigenden Aktivität. Wird eine frühere Gegenwart aufgedeckt, bin ich im Vollzug der zu ihr gehörigen Aktivität, im „Wieder“, so „bin ich wieder“ das in die Zukunft hineinstrebende, ungewiss entwerfende etc. Ich. Aber ich bin doch zugleich das Ich, das schon die Erfüllung erlebt, den Plan verwirklicht hat, ich bin es jetzt, ich habe es nicht in aktueller Wiedererinnerung, aber es ist beschlossen im retentionalen Horizont, in der wirklichen retentionalen Verdeckung, die zu meiner jetzigen Gegenwart mitgehört. Es ist darin die Retention des erfüllenden Ichaktes, die nicht ein Behalten im Sinne des Im-Griff-Haltens ist, aber doch ein abgewandelter und verdeckter Ichmodus, der synthetisch bezogen ist auf den anderen retentionalen Aktmodus, den der „früheren“ Intention, so dass diese nicht mehr bloße Intention ist, sondern bloße Intention in eins mit „späterer“, „gewordener“ Erfüllung als der ihren. Oder es ist frühere Vergangenheit zugehörig zu früherer Gegenwart, mit dem von der „späteren“ Gegenwart her zugewachsenen Sinn: so und so Zukunft geworden. Ist für mich nun eine vergangene Gegenwart geweckt, bin ich in ihr jetzt im Modus „Wieder“ aktiv, so hat mein Tun nicht bloß den Modus Wieder, weil es eine entsprechende Retention ent-deckt. Was motiviert mein fortgesetztes Weiter-Tun, warum ist es nicht ein Überantwortetsein der Reproduktion entlang der Retention, ein passives Sich-gehen-Lassen im Grunde? Warum gehe ich Stücke und dann mit Siebenmeilenstiefeln über dunkle Strecken zu neuen Erinnerungen etc.? Mein Interesse von dem aktu-
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ellen Jetzt aus und seinem Sich-Auswirken weckt das frühere Ich-Interesse (etwa nach Ähnlichkeit: „Wie habe ich mir damals geholfen?“); und von da geht das Interesse auf die „damalige“ Erfüllung in der gewordenen Zukunft, der Synthesis folgend, die in der Verdeckung schon in meinem Gegenwartshorizont liegt. In dieser ständigen, im Strömen ständig neu werdenden, sich erweiternden Synthesis aller meiner in der konkreten strömenden lebendigen Gegenwart liegenden Akte, der Akte in allen patenten und latenten Modis, bin ich das identische Ich und stets aktuelles Selbst, Ich in der Patenz, in der Wachheit, in den ursprünglichen verwirklichenden Akten und ihren eigenen Modis der wachen Aktualität, zentriert um den jeweiligen Urmodus des Primär-wach-auf-etwas-Gerichtet-Seins, primär auf etwas hin. Das1 urtümliche Strömen ist ständiges urtümliches Konstituieren; darin ist konstituiert der „Bewusstseinsstrom“ in seiner urtümlichen Zeitlichkeit. Freilich ist das wohl zu verstehen: Es ist eine Vor-Zeit, die noch keine Form von Gegenständen ist für das in diesem Bewusstseinsstrom lebende Ich, von ihm nicht als ein Zeitstrom, was besagt, eine gegenständliche kontinuierliche Sukzession, „vorweg“ gegeben, als das nicht erfahren und erfahrbar – obschon vom phänomenologisierenden Ich in der Rückfrage aufweisbar in einer eigentümlichen Abstraktion und nur von ihm aus herzustellenden Identifikation, die Gegenständlichkeit nachkommend schafft. Es ist als VorSein unerfahrbar, unsagbar; sowie das Unsagbare bzw. Unerfahrbare aufgewiesen, also doch erfahren und zum Thema einer Aussage wird, ist es eben ontifiziert. Der Bewusstseinsstrom (in dieser Weise als wie ein Zeitstrom nachbedeutet) ist in sich selbst ein zeit-, gegenständliche Zeit, konstituierender. Das Ego, im „Bewusstseinsstrom“ wach tätig, ist damit gegenständlich Seiendes zeitigend; es erwirbt sie, erwirbt aufgrund der Assoziation in „Übertragung“ neue Gegenstände, als ob es sie ursprünglich erworben hätte, gewinnt Gegenstände in Gegenstandsfeldern als solchen von ähnlichen Gegenständen, in offenen Gegenstandshorizonten, erwirbt vermöge der wiederholbaren und identifizierbaren gegenständlichen Erfahrung in Seinsgewissheit, aber modalisierbar, korrigierbar etc. Alle diese Tätigkeiten verlaufen im Strom, sich darin retentionalisierend, aber ihre Erwerbe bleiben für das stehende Ich in der stehenden konkreten Gegenwart behalten, verfügbar für die Bildung neuer Erwerbe als „Material“, ihr gegenständlicher Sinn in Form nachträglich fortschreitender Erfahrung, an die alter Erfahrung und alterworbenen Seins wieder1
Rb.: Dazu neue Überlegung: 16. II. 34. Nicht viel wert.
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anknüpfend und sie erweiternd, sich wandelnd, und dabei identifiziert u. dgl. Immerfort findet Überbrückung des fortströmend sich extendierenden Kontinuums der Retentionalisierung der momentanen konkreten Gegenwart (und zugleich Protentionalisierung) durch passive Assoziation und die ichlichen Synthesen und deren fortgehende Verflechtungen statt, einerseits in der Verdeckung, die zur Retentionalisierung gehört. In der ständigen Wachheit mit den patenten Akten: ständig das „Wahrnehmungsfeld“, die Wach-Gegenwartssphäre mit den wach erfahrenen Gegenständen, erfassten und hintergründlichen. Aber diese patente Erfahrung besagt: Ist das Ego im Erwerben, wo es schon erworben hat, dann ist das Hyletische als Urmaterial nicht mehr ebenso bewusst wie früher, wie denn das Ich nicht mehr das Ich des unenthüllten Instinkts ist und erster Enthüllungsvorprozess. Das schon Erworbene spielt in seiner Retentionalität mit. Zunächst durch die Verflechtung aktiver Behaltungen in der konkreten Gegenwart und dem in ihr stehenden Ich (Synthesis der Behaltungen in der Weise einer fortlaufenden Zusammengeltung für das Ich, als jetzt „lebendig“-gegenwärtiger Ineinsgeltung). Im Wandel der Kinästhesen ein erstes Fungieren der Retentionalisierung, „Verschwinden“ aus der urimpressionalen Gegenwart, „Rückkehr“ des Verschwundenen in entsprechender Umkehr der Kinästhese; das „Verschwundene“, lebendig Behaltene, „kehrt zurück“, d. i. es wird als dasselbe in der Wiederholung der Kinästhese wiedererkannt. Wie das? Erste „Wiederholung“ und dann übertragende Wiederholung in der Koexistenz etc. (Das Neue hat im Retentionalen ein „Gleiches“, mit dem es assoziiert ist, und in dieser „Deckung“ deckt sich auch das, was ich „damit tätig erzielt habe“ als Besseres und Bestes, es legt sich auf, oder meine Zuwendung zum Jetzigen hat schon in sich die Abwandlung meines Tuns und Ergebnisses, gewandelt zum Wunsch, zur Intention, sich eventuell ungehemmt auswirkend als Tun. Was im Vordem instinktiv getan worden ist, im instinktiven Nachgehen einer Linie des Besseren und beim Besten befriedigt Halt machen, es genießend haben, das wird nachher zur enthüllten Intention, d. i. zum Streben auf ein Bestes, zum „bewussten“ Streben, das Ziel ist dabei das verwandelt jetzt Übertragene des früheren Tuns. Aber jetzt haben wir die Intention und ihr Sich-normalerweise-Auswirken und in der Retention das retentionale frühere Gleiche, ein „Außereinander“. Im Gegenwärtigen haben wir aber nicht ein zweites bloß Gleiches, sondern in der intentionalen Modifikation des Früheren das Frühere impliziert: Erfahrung im Wiedererkennen.)1 1
Rb.: Alles ganz unzureichend.
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Zunächst ist noch keine Individuation verständlich gemacht, sondern nur Wiedererkennen und weiter wiederholtes Wiedererkennen, das selbst in die Retention eingeht (als Wiedererkennen und seine Wiederholung, auch wohl das Tun des „Ich-wiederhole-Dasselbe“, dasselbe Ergebnis, denselben guten Erwerb im wiederholten Tun). Ich tue aber und erwerbe auch anderes und wiederholend. Hier kreuzt sich zweierlei. Wie komme ich zu einer Mehrheit, diesem einen für mich Zusammengelten, was eine Verbundenheit anzeigt, zu einer Koexistenz von Simultanem, aber auch Sukzessivem? Simultane Paarung und in der wachen Gegenwart schon Übertragung, dann Paarung in der Retentionalität (der höheren), deren Phasen Wachgegenwarten sind, und dann Ferndeckungen und Übertragungen, die kreuz und quer gehen. Wiedererkennen hat jetzt diese vielfache Beziehung auf Retentionalität und ihre Simultaneitäten. Wir haben Verschiedenes, Ähnliches und Gleiches im Zugleich und von da aus im Nacheinander, schließlich sozusagen Koexistenzen, aber wie eine an sich verharrende simultane Koexistenz in der wachen strömenden Gegenwart sich verzeitigend als Sukzession von An-sich-Seiendem, das immerfort nur bekannt wird, aber Wiedererkanntes im Typus ist. Und alles im Wandel der Einzelheiten an sich doch als eine „raumzeitliche“ Welt – Form der Raumzeitlichkeit, Form der Kausalität – als der gewohnheitsmäßig verharrende Stil. Es muss erst Seiendes konstituiert sein als An-sich-Seiendes, damit ein Wiedererkennen als dasselbe oder Erkennen als nicht dasselbe im normalen logischen Sinn möglich ist, und damit Wiedererinnerung den Sinn haben kann der Wiedererinnerung an „individuell dasselbe“ (ob nun Physisches oder Psychisches, oder Menschen und Menschheiten), muss individuelles Sein als An-sich-Sein konstituiert sein. Aber noch allgemeiner: Es handelt sich um die Konstitution von diesem und jenem als An-sich-seiend in die Wahrnehmungssphäre, die der aktuellen Gegenwart von An-sich-Seienden, eintretend, wie z. B. der Satz von der Winkelsumme als jetzt originaliter, in originaler Aktivität einsichtig „erfahren“ oder in Wiedererinnerung als Wiederholung des „früheren“ beweisenden Einsehens, „der“ Satz, dieser, an den ich mich erinnere etc. Jedes Seiende steht in der Zeit (der Koexistenz-Sukzessionszeit) als Form des Seienden in seinem Seinsall. Alles An-sich-Seiende (das Seiende im wirklichen Sinn) ist Seiendes der Welt. Das individuell Seiende in der Welt der Individuen, der Realitäten mit der ontologischen Struktur, die ihr zugehört. Jedes ideal Seiende hat seine Seinsallheit, und dabei ist die Totalität alles
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Idealen überhaupt nicht eine Welt neben der realen Welt, sondern in ihr fundiert, so dass das Universum des Überhaupt-Seienden eines ist, das Reales und Ideales jeden Sinnes befasst. Nur darf man sich das Ideale nicht wie eine zweite Gattung von Realitäten, wie etwas im Grunde Gleichartiges, nur Fundiertes denken, bloß als das, was zum An-sich überhaupt „formaliter“ gehört, das rein logisch-ontologisch ist, alles Seiende (Reales und Ideales) umspannend. Aber damit kommt die Problematik der Fundierung des Idealen als logische Geltung-für etc.
Nr. 63 Das instinktive Streben nach Erfüllung in den Kinästhesen, im „Genießen“ und im Interesse Instinktives Tun (Kinästhese) und ein Prozess der Steigerung des Interesses, des Dabeiseins und sich im Ähnlichkeitswandel im „Genießen“ steigern; Wertsteigerung durch eine Ähnlichkeitsabwandlung, in starrer Ähnlichkeitsassoziation durch die retentionale Kontinuität hindurch, unter ständig erfassendem und behaltendem Ich, also Einheit eben eines Aktus, gerichtet auf A. Die Kinästhese, fortgehend, lässt das Gewonnene zum behaltenen Verschwundenen werden, während neues A', A” da ist, instinktiv „interessierend“, affizierend (was instinktiv auf ebensolche Wertsteigerungen ginge).1 Aber das primäre Interesse bleibt noch bei A, das retentional bewusst ist als Ende des retentional verwandelten Aktus des Wertgewinnens. Dieses Behalten ist ein intentional gewandelter Modus des früheren Aktes im Modus des Am-Ende-Seins und Habens (Genießens) (im Übrigen natürlich Fortsetzung des dem Akt selbst in seinem Erfüllungsgang einwohnenden Behaltens). Der Akt, in dieses Behalten übergehend, ist noch kontinuierlich weiter derselbe Akt in geändertem Modus. Das „genießende“ Haben ist gewandelt in Unbefriedigung, genauer, in eine Gefühlsleere, in ein „Vermissen“ des „Verlorenen“ (Ausdrücke, die aber schon mehr bedeuten als hier gemeint werden darf). Das ursprüngliche instinktive Streben, das in Kinästhesen sich ausströmt, ist allgemein-unbestimmt auf solche Erfüllung unmittelbar gerichtet (dass es durch das noch weiter läuft, nämlich nur eine relative Endbefriedigung erzielen kann, ist hier noch nicht bewusst, empfindlich und 1
Rb.: Nicht nur Verschwinden, sondern auch Wertabnahme!
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patent geworden). Also das „Vermissen“ ist „Vermissen von etwas, worauf ich ständig hinauswill“. Das kann nur sagen: Das Ende der Erfüllung war keine „Sättigung“, keine Wandlung in ein „Interesselos“-Werden, indem die affektiven Reize der anderen Daten alsbald wirksam werden (Daten im Feld, das Feld einheitlich in Datenabhebung, in der Einheit eines gefühlsmäßigen Bewussthabens – Modus vor der Zuwendung, vor einem fühlenden Dabeisein, Haben und im Tun besser und schlechter Haben – Heraushebung des Auffallenden als Vor-Gefühl des jetzt den Instinkt unmittelbar in Erfüllung Bringenden –, das sind notwendige Anfangsüberlegungen). Wird das Erfasste uninteressant, so geht zwar die Intention erst recht auf Steigerung, aber Anderes ist, als affizierend, obschon unerfasst, schon da und lenkt das Interesse ab. Somit ist der Akt nun nicht mehr weitergehend durch seinen Behaltensmodus. Dieser wandelt sich, das Ich ist in ihm nicht als vermutendes auf „Wiederheranbringen“ gerichtet. Solange es noch unabgestumpft im Interesse ist beim Verschwundenen, ist das instinktive Streben auf Erfüllung gerichtet. Das Worauf lag im originalen Aktgang der „Besserung“, und in diesem Gang liegt „erstmalig“ schon Enthüllung des instinktiven Worauf, in kontinuierlicher Intentionalität. Jede Phase des Besseren ist Enthüllung, aber zugleich Un-Erfüllung, Durchgang der fortgehenden instinktiven Intention. Ist diese Erfüllung-Enthüllung abgebrochen durch Verschwinden, so geht die Intention kontinuierlich weiter in der Verwandlung: als Wunsch, der auf das verschwundene „Ende“ geht und sich eventuell erfüllt in der Form der Wiedergewinnung, also notwendig als Ende eines neuen, steigernd darauf hinführenden und dann über das Genießen hinaus fortzuführenden Prozesses. In solcher Erfüllung haben wir einen ursprünglichen Modus der Wiederholung als Wiederhabe – des Verlorenen, noch Intendierten, aber nicht mehr Gehabten – in der Einheit eines Aktes. Die Wiederholung misslingt, oder ich gerate in ein Hin und Her der Kinästhesen, in denen schließlich die Wiederholung gelingt, wieder verloren geht, wieder einmal gelingt. Nun erwächst in der Assoziation der Kontinuität der Kinästhesen Abhebung der sich wiederholenden Strecken und ihrer Richtungen; im gegebenen Fall, in dem ein Datum thematischer Ausgang ist, Konstitution des Zusammengehörigen von bestimmten Kinästhesen und Wiederanfang, Wiederhaben des Datums, von dem das Optimum zu erreichen ist mit der zugehörigen, fortsetzenden Kinästhese. „Angeboren“ ist der Zusammenhang zwischen Kinästhese und Feld, durch Übung zu beherrschen. Doch das alles klarzustellen und zur Konstitution derjenigen Verfügbarkeit und Identifizierung bzw. zum mehrfachen Wiedererkennen zu kommen, in dem ein konstantes Wahrnehmungsfeld von bleibend seienden und
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veränderlichen, beweglichen, raumzeitlichen Individuen geworden ist, und dann weiter über die Primordialität hinaus eine Welt, das ist ein gar weiter Weg. Zunächst für simultane Koexistenz das Wiedererkennen unter Übertragung: Ich verliere, was ich habe, aber ich gewinne ein anderes Ähnliches. Es rückt in sein Optimum. Ich habe verloren und halte es noch fest, es vermissend, aber zugleich wird ein Neues wirksam affektiv, drängt sich auf und wird ähnlich aktiv apperzipiert. Die Übertragung, eine Modifikation der Wiederholung, als ob ich wiedergewinne, Wiederhaben im Als-ob. Die ursprüngliche Affektion instinktiv, die jetzige Feldaffektion schon apperzeptiv, leistend-erzielende Aktivität antizipierend. Enthüllter Instinkt in verschiedenen Modis. Erworbener Besitz – Reich der Habe. Das „Erwerben“ = Vermögen, es immer wieder (es als dasselbe wiedererkennend) zu genießen, zum Selbst-Da zu bringen, dann darüber hinaus für neue Absichten zu verwerten. Reich des nicht nur selbst ursprünglich Erworbenen, sondern als analog, als wiedererkennbar, als verfügbar bereit zu haben.
Nr. 64 Über das Phantasie-Ich und das Wiedererkennen1 Von2 der Welt geht, als schon vorgegebener Zeitwelt, die Rückfrage aus, und diese wird notwendig schließlich zur Rückfrage nach Genesis. Wichtig ist, dass das Genetische elementar sich charakterisiert als Wiedererkennnen etc., und dessen Aufklärung ist hier das Hauptthema. Zeitigung3 – das ist die Konstitution von Seiendem in Zeitmodalitäten. Seiendes, gegenwärtig Seiendes mit Vergangenheit desselben Seienden, künftig sein werden desselben. So ist im ursprünglichen Sinne Seiendes = eine ursprünglich konkrete Präsenz. Es ist dauernde Präsenz, die als unselbständige Komponenten im Strömen der Präsenz Vergangenheit und Zukunft „einschließt“. Seiendes konkret kann aufhören, und vergangenes Seiendes 1 Die Aufschrift auf dem Umschlag Bl. 30/47 bezieht sich nur auf Text Nr. 64: Wichtiges, aber schwierig und zu überdenken. Konstitution von Seiendem in Zeitmodalitäten als Modalitäten eben des Seins. Konstitution also von Gegenwart, Vergangenheit, Zukunft: von Seiendem aus Vorseiendem. Wiedererkennen als Urfunktion der Zeitigung. Zeitigung. März; Msc. gegen Ende März 1934. 2 Rb.: 26. III. 34. 3 Rb.: Zum Inhalt. März 1934.
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besagt vergangene konkrete Präsenz, entsprechend künftige konkrete Präsenz. Wie konstituiert sich Seiendes im Feld von koexistenten Seienden und im Sukzessionsfeld als dem der teils kopräsenten Seienden, teils nacheinander Seienden, nacheinander in Vergangenheit und nacheinander im SeinWerden? Wie konstituiert sich die Zeitordnung von ursprünglichen und modifizierten Präsenzen und die Verhältnisse der sich teils deckenden, teils überschiebenden Dauern? a) Der Zusammenhang von Phantasie-Ich und wirklichem Ich in seinen zeitlichen Horizonten Im1 Faktum habe ich mein faktisches Wahrnehmungsfeld, meinen faktischen Vergangenheits- und Zukunftshorizont, meinen faktischen Horizont der mir vertrauten Freunde, Eltern, Mitsubjekte überhaupt und die gemeinsame faktische Umwelt mit ihrer Offenheit, bei Offenheit der zugehörigen Mitsubjekte. Zum Faktum gehört, dass ich mich erinnern, wiedererkennen, einfühlen etc. kann und darin in meinen Seinsgeltungen gebunden bin, als Ich, der ich eben bin, der ich bin, also Subjekt meiner Vergangenheit und vergangenheitlichen, von meinen generativen Genossen in meinen Einfühlungen mitbestimmten Welt. Fingiere ich irgendetwas um, was geschieht da also mit den Horizonten? Kann ich mich denn in Stücken umfingieren, bin ich nicht ein absolutes Konkretum, das nur konkret ist und sein kann? Sowie ich irgendetwas umfingiere, ist das Ich überhaupt umfingiert. Aber freilich ist da eine Schwierigkeit. Bin ich dann ganz umfingiert? Ich bin doch nur partiell umfingiert. Mein jeweiliger Horizont ist eine befragbare Potenzialität. Der Horizont, der zur Fiktion gehört, wie steht es mit ihm? Ich, das nun umfingierte Ich, habe als das eine geänderte Vergangenheit – im Als-ob. Aber kann ich diese und wie kann ich sie befragen? Es ist doch nicht so, dass ich, wenn ich fingierend mich in einer fiktiven Landschaft finde, mich als Ich in der Fiktion auf meine Vergangenheit besinnend ebenso wie als wirkliches Ich, eine ganz bestimmte Vergangenheit als die seiende der seienden Gegenwart finde2, nur das alles im „Als-ob“. Vielmehr: Ich, der Fingierende, obschon jetzt in der Fiktion versunken und verloren, bin noch notwendig mit da. Mein „Selbstbewusstsein“ als wirkliches Ich ist nur „verdeckt“, eben durch das Selbstbewusstsein als fingiertes Ich, ein 1 Rb.: März 1934. Der Ausgang war: Wie komme ich durch freie Variation zum Eidos Welt und Ich? 2 Rb.: Darin die bestimmten für mich daseienden Anderen, mit dem bestimmten Konnex.
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fingiertes Selbstbewusstsein. Lebe ich reell in der Gegenwart, in der für mich als Wahrnehmungsfeld unmittelbar aktuellen, so liegt in ihrem Seinssinn als Gegenwartsausschnitt „aus der Welt“ (das „von“ ihr mir jetzt wahrnehmungsmäßig Gegebene) eben das Welthaftigkeit Machende, jetzt völlig „Verdeckte“, der Horizont, der doch seine Weisen der Auslegbarkeit hat, seine Weisen der Enthüllung durch synthetische Zusammenhänge anschaulicher Seinsgeltungen. Darin ist beschlossen meine gesamte Vergangenheit mit ihren vergangenen Wahrnehmungsfeldern und Horizonten, aber auch in den Horizonten die Anderen und ihre Horizonte, ferner auch meine jetzige (in den enthüllten Vergangenheiten ebenso meine jeweilig frühere) Zukunft, als die mir jetzt geltende, und auf mir künftig begegnende Andere rechnend. Enthülle ich diesen Zukunftshorizont, so ist er offenbar von ganz anderer Art als der der Vergangenheit (hinsichtlich des in ihr wahrnehmungsmäßig und in bestimmten besonderen Seinsgeltungen aktuell Gewesenen). Hinsichtlich der Zukunft, als die, die ich wahrnehmungsmäßig haben werde, als künftige Aktualität des Als-Gegenwart-auftreten-Werdenden, bin ich zugleich gebunden und frei. Das „Bild“ einer künftigen subjektiven Gegenwart hat eine „Vorzeichnung“, und diese bildet doch nur den Rahmen für freie Möglichkeiten; ich habe einen Spielraum des möglicherweise Kommenden, aber disjunktiv, irgendeines davon, das ist gewiss. Es ist Freiheit in einer allgemeinen Bindung und somit nicht ganz freie Phantasie, die frei heißt als ungebundene. Das betrifft auch jede unwahrgenommene, aber mitgemeinte Gegenwart, soweit sie Momente der Unbekanntheit hat und damit der spielraummäßigen Offenheit; und in neuer Weise natürlich die Einfühlung, das Offene und Unbekannte vom anderen Ich sowie die entsprechenden Zukunfts- und Mitgegenwartshorizonte in meiner Vergangenheit.1 1 Nach Vergangenheit. gestr. Text dazu Rb.: Unzureichend! Beilage.: Auch hier haben wir Phänomene der Verdeckung. Enthüllte Vergangenheit – als anschaulich gewordene vergangene Gegenwart, verdeckt, solange volle Anschaulichkeit herrscht, die aktuelle Gegenwart, jede Schichtung der Anschaulichkeit besagt Durchdringung in der Spannung der Verdeckung und Verdeckungstendenz – ähnlich wie im Wettstreit der Sehfelder. Genauer: Es kommt auf die Sinnesfelder an, und entscheidend für die Verdeckung ist die Lokalität im Sinnesfeld. Vergangenheit wird anschaulich aus Weckung, Weckung von gewissen Beständen des Interesses im Ausgang von Wiedererkanntem, Weckung von der Gegenwart und ihrem Interesse her oder Weckung aus einer nach Interessenbeständen schon geweckten Vergangenheit her. Vom jeweiligen „lebendigen Interesse“ geht die Weckungstendenz fort in der Diskretion der Ähnlichkeitsassoziation. Rb.: Zum Feld gehört ein Interessenrelief. Was Relief des Interesses ist, das jetzt Relevante, das, woraufhin kein sekundäres Gerichtetsein des Ich geht (Strebensrichtung). So wird bei Fernweckung Überleitung des Interesses nicht in dem Feld, sondern in Fernassoziation, nicht das ganze Feld eigentlich geweckt, sondern ein darin jetzt Relevantes. Gleichzeitige Weckung
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Kehren wir aber zurück zum Problem des Phantasiehorizonts des Ich in der Phantasie, in dem ein weltlich Gegenwärtiges, und damit konkret eine weltliche Gegenwart, zum Ansatz kommt und zunächst bestimmt vorgezeichnet ist, was zu ihrer Apperzeption gehört: Es sind Nah-Fern-Erscheinungen, Erscheinungssinn habend mit Beziehung auf Kinästhesen als Vermöglichkeiten, sie zu wandeln, so dass das Ferne nahe gebracht werden kann. Die Kinästhesen sind schon leiblich gefasst, das Feld ist ein Dingfeld in Orientierung um den Leib als Wahrnehmungsleib und praktischen Leib, als Affektionsund Aktionszentrum. Das Phantasiefeld in seiner Quasi-Geltung als Phantasieansatz (schließlich wie jeder Ansatz) verdeckt – hier verdeckt es das Ernst-Feld der betreffenden Wahrnehmungsgegenwart oder Erinnerungsgegenwart. Andererseits hat das Phantasiefeld eine weitere Horizontzone und schließlich als Horizont das, was das Phantasie-Ich als Ich konkret machen würde. Aber nun achten wir auf den wesentlichen Kontrast der Weisen, wie das wirkliche Ich und wie das Phantasie-Ich Horizontbewusstsein haben. Das, was für mein ernstliches Ich im gegebenen Fall der Apperzeption den Horizont ausmacht, ist in meinem wirklichen Selbstbewusstsein impliziert; und es ergibt, wenn wir die jeweilige Totalapperzeption nehmen, ihren Totalhorizont ineins mit ihr selbst, mein konkretes jeweiliges Totalbewusstsein, d. h. alles befassend, obschon implizite, was ich selbst, wie ich bin, jetzt in mir explizierbar liegt. Wenn nun in dieser Weise mein ernstliches Ich, als ich, der ich bin, ständig die universale Vorgegebenheit für alles Gegebene von Beständen aus verschiedenen Vergangenheiten führt zu abwechselndem Durchbruch unter Verdeckung, aber auch zu Durchdringung in Widerstreit, aber auch zu „gewährenlassender“ Verschmelzung in ein Bild, in dem die Spannungen aus Verdeckung kraftlos geworden sind, oder, wenn wir es uns gefallen lassen, es hinnehmen, als ob es so gewesen wäre. Schließlich, hinsichtlich der vorgezeichneten jeweiligen Zukunft ist es ja ebenso. Von der Vergangenheit her ist die Vorzeichnung vieldeutig, die verschiedenen Weckungstendenzen stehen in Streit, eventuell aber, wenn das Interesse nicht stark genug ist, treten Verschmelzungen ein. Wir haben ein Zukunftsbild, aber bei aktivem Eingehen in dasselbe zeigt es sich, dass darin Momente verschmolzen und zu scheiden sind, die erwartungsmäßig nicht zu vereinen sind. Aber solche Verschmelzungsbilder können im Als-Ob, als Phantasie genommen werden. Diese Hinnahme ist ein Modus des Geltens, eben Quasi-Positionalität, „Annahme“, ich stehe damit auf dem Boden einer fingierten Vergangenheit oder Mitgegenwart oder Zukunft oder Fremdvergegenwärtigung. Wie habe ich eine völlig freie Phantasie? Doch nicht in Richtung auf die aktuelle Wahrnehmungsgegenwart, sie einzelweise umfingierend und schließlich total? Das Märchen, die Legende als Erzählung: „Es war einmal“. Ein Erzählen, das selbst erzählt, was ihm erzählt worden ist, und das selbst in Mittelbarkeit als „Sage“, aber das selbst schon im Als-Ob. Wie ist es im spielerischen Phantasieren, in der Muße, wo die aktuellen Interessen zur Ruhe gebracht werden? Wie beim spielerischen Tun, Zeichnen, Modellieren oder Bewegungsspiel, in welchem das Spielziel ein Als-ob-Ziel und nicht ernst ist? Statt Zukunftserwartungen Zukunftswünsche, Zukunftsbefürchtungen. Das kann eine Form sein für Phantasieannahmen und -ausmalungen … Rb.: Abgeschlossen 26./III. 1934.
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und implizite Mitgemeinte darstellt, ist es ganz anders mit dem PhantasieIch, das als phantasiertes prinzipiell nicht konkret gegeben und vorgegeben sein kann, sondern immer nur nachgegeben als vom Phantasieansatz her leer Mitgesetztes, aber in einer Linie, die ich nur erfüllen kann durch eine freie, obschon nicht völlig freie Fiktion. Meine Phantasiewelt mit dem Phantasie-Ich ist auch in meiner Phantasieverlorenheit mein konstitutives Geltungsgebilde, meine Phantasiewelt mit meinem, des wirklichen Ich, fiktiven Ich. Ich im Strom meines urtümlichen Seins, in jeweiliger Aktivität lebend, in ihr hingerichtet auf mein Ziel, ihm hingegeben, hier hingegen den angenommenen Gebilden der Phantasie. Das ist selbst nicht anders im Fall, wo ich reflexiv auf mich selbst gerichtet bin, primär oder sekundär. Ich als letztlich fungierendes (wie als reflektierendes) bin auch dabei in ursprünglicher Selbstvergessenheit, bin im Modus eben des An-das-zielmäßige-Ganze-Hingegeben-Seins. Dazu gehört auch die als Phantasie, im Modus Als-ob „verwandelte“ Aktivität. Zur Verwandlung gehört verwandelte Apperzeption mit verwandeltem, primärem Horizont und in der Verwandlung die Potenzialität, das Phantasie-Ich fiktiv in immer neuen Annahmen, in immer neuen Umwelten einstimmig aufbauen zu können – zu einem einstimmig zu fingierenden. Im primären Horizont bin ich gebunden durch besondere Vorzeichnungen, die auch schon Rahmen für freie Fiktionen als Ausfüllungen sind. In sehr viel höherem Maß ist das der Fall für die offene Vergangenheit und Zukunft, aber auch für die gesamte offene Mitgegenwart und die in offener Endlosigkeit anzusetzenden und fingierbaren – durch Fiktion erst als Mitmenschheit festen Sinn erhaltenden – anderen Menschen. Ich bin in dem mir Eigenen – ich bin konkret in meinem urtümlich strömenden Sein, und ihm gehört zu das Ganze der expliziten und impliziten Geltungen, die als Vergangenheit niedergeschlagen sind und ihren Horizont der Künftigkeit des Strömens und Künftig-in-Geltung-Setzens haben, und zudem die Seinsgeltung durch den Konnex hindurch. Ich, der transzendental Lebende, bin in meine Zukunft transzendental hineinlebend, aber konkret seiend, und fertig, der ich bin in meiner Gewordenheit und all ihrem geltungsmäßig intentional Gesetzten, so wie es das ist, in seinen horizonthaften Unbestimmtheiten und dem intentionalen Ineinander der Horizonte. Nun aber gehört dazu mein eventuell freies Fingieren von Welt, mir faktisch die Weltwirklichkeit und mein weltliches Dasein (und wieder mein, das konstituiert habende und konstituierende Transzendentale), Leistung durch Fiktion, Versinken-Lassen, überfliegend, und das ist selbst iterierbar. Aber Phantasie spielt eine beständige, konstitutive Rolle schon in den Stufen des
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Ernstlebens und ernstlicher Weltlichkeit in allen apperzeptiven Horizonten: Mit-Gegenwart, Zukunft, Einfühlung, also alles, was zur Konstitution der Welt für alle gehört. Also Phantasie, Aktivität des Annehmens in der Geltungsform des Alsob, als beständige Funktion der Weltkonstitution, als beständige Funktion, um apperzeptive Horizonte, um Möglichkeiten der Zukunft, auch Möglichkeiten im Anders-Sein gewinnen zu können. In all dem: Ich in meinen Möglichkeiten; darin immer beschlossen: Vermöglichkeiten. Ich bin in meiner Urtümlichkeit stehend strömende „Passivität“ von absolut invariabler Struktur; invariabel ist auch dies, dass ich ständig Ich der Affektivität, Aktivität, „vorstellendes“, „fühlendes“, „wollendes“ Ich bin, das in der Urtümlichkeit des konkreten Strömens Zeitigung und Zeitlichkeit ineins ist, und so, dass gezeitigt immerfort ist eine aktuelle Gegenwart (mein impressionales, mein Jetzt-Sein, meine jetzt wirklich vollzogene Aktivität), mit meinem Vergangenheitshorizont und Zukunftshorizont. Aber Zeitmodalitäten haben ihre genetische Konstitution auf dem Weg zur Weltzeit-Konstitution. Hinsichtlich der Urtümlichkeit ist natürlich zu unterscheiden die Urtümlichkeit meiner, des Rückfragenden von der konstituierten Welt, meiner, des reifen, mich besinnenden Ich, und die Urtümlichkeit aus der weiteren Rückfrage, die durch die Enthüllung der Genesis rekonstruierte Urtümlichkeit des „Anfangs“ der konstitutiven Genesis. Meine verborgene Vergangenheit, Vergangenheit im dunklen Horizont. Aktleben, aktiv Gerichtet-Sein – in die Zukunft, das Woraufhin ist Künftiges. Auf Wahrgenommenes aktiv Gerichtet-Sein ist auf UrimpressionalesKünftiges im Modus der Erfüllung ständig Gerichtet-Sein. Auf HintergrundGegenwärtiges: der Affektion folgen und künftig explizierend dabei sein, auf Vergangenes gerichtet sein. Affiziertsein von Gewecktem: Gerichtet-Sein auf kommende Wiederholung, als Erinnerung, dann auf wiederholte Gegenwart als ständig kommende Erfüllung in Wiederholung. Auf Zukunft gerichtet sein, Zukunft als Horizont, der seinen Sinn zeigt in der Vorvergegenwärtigung, und zwar, als ob es eine Erinnerung wäre, eine Wiederholung einer ständig sich abspielenden Gegenwart.
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manuskript c 13 b) Der Unterschied zwischen Wiederholung der Wahrnehmung als Moment jeder Wiedererinnerung und wiederholter Wahrnehmung, die durch Wiedererkennen eine Erinnerung weckt
Einfache Gegenwart – ein Ton, bei dem ich ständig wahrnehmend bin. Nacheinander: Ein Tönen, eine Einheit an sich endet, und ein Anderes, ein anderer Ton, ein Knall, ein Geräusch fängt an und endet, dann wieder ein anderer. Hingegeben dem Neuen habe ich noch behalten das „Vergangene“. Meine einzelnen Aktivitäten des Perzipierens sind nicht getrennt, zusammenhangslos. Ich bin kontinuierlich aktiv in einer Einheit des Wahrnehmens, und in der Aktivität des neuen Wahrnehmens noch modifiziert aktiv als behaltend. In der Aktivität der Wiedererinnerung: wiederholende Aktivität des ersten Tones, des zweiten usw. Aber „wiederholt“ sich die Aktivität des Nacheinander-Wahrnehmens nur als wie ein neues NacheinanderWahrnehmen? Nachdem ich ursprünglich wirklich wahrgenommen habe, ist doch nicht nur Ton für Ton mein retentionaler Erwerb, und zwar als aktiv meine eigene, eben erworbene Habe, und als das retentional versunken. Die einzelnen Aktivitäten vereinheitlichen sich schon durch die ichliche Retentionalität, die erste, die des Noch-Habens, Behaltens ohne eigene Aktivität. So Behaltenes entsinkt aber dem Griff wieder. Demgegenüber schafft Einheit eines Interesses Behalten als Festhalten und mit dem neuen In-eins-Halten – zunächst kollektiv, aber das ist nur die Form für die stets leitenden „Richtungen“ des Ich – Instinkt. Die vereinheitlichte Aktivität hat so, obschon sie einzeln auf je einen Ton gerichtet war, einen vereinheitlichten aktiven Erwerb geschaffen: eine sukzessive Mehrheit (Konfiguration). Wird der erste Ton affektiv als erworbener und aktiv als wiederholende Erinnerung, so wird die Mehrheit affektiv, und die wiederholende Aktivität strebt fort. Die erinnernde Wiederholung ist anders auf Zukunft gerichtet als die originäre Urstiftung der Mehrheit, der tonalen Sukzession: In der Einheit des Interesses für diese Konfiguration sind wir nicht bloß am einzelnen Ton auf seine kontinuierliche Gegenwartserfüllung gerichtet, sondern in der Wiederholung des Tones auf die ganze Sukzession als wieder zu verwirklichende gerichtet; das Ich im Gerichtet-Sein ist mindestens fortgezogen, hat die ganze Sukzession als Erwartungshorizont, als antizipierte Sukzession kommender Erinnerungen. Ist das nicht die urtümlich stiftende Konstitution einer Zukunft im gewöhnlichen Sinne, als Antizipation eines man-
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nigfaltigen Einheitlichen von „fern“, zukunftsfern Herankommens? Also, Zukunft muss sich überhaupt erst konstituieren, so die Zeitmodalitäten überhaupt. Nehmen wir jetzt an, es wiederhole sich im gewöhnlichen Sinne ein zweites Mal die Wahrnehmung der betreffenden Tonfolge (der gleichen).1 Ich nehme aktiv den ersten Ton wahr. Aber ich bin doch der Inhaber meiner Erwerbe, und diesen Ton „kenne ich schon“, habe ich schon erworben. Notwendig erkenne ich ihn wieder. Der versunkene Erwerb taucht auf in stetiger „Deckung“ mit dem neu Wahrgenommenen in dessen Gang der wiederholenden Aktivität. Deckung ist eo ipso Verdeckung, Einheit von Deckendem und Gedecktem: das ist ein Urmodus des Intentionalen. Stetige Deckung ist also Einssein im Bewusstsein, dass Deckendes Verdecktes hat. Das Deckende ist selbst anschaulich, das Gedeckte verhüllt – zur Anschauung zu bringen. Hier ist es nun so: Ein zweites Wahrnehmen desselben ist in sich selbst „wiederholendes“ Wahrnehmen oder ist, konkret genommen, zugleich Wahrnehmen und Erinnern, Verschmolzen als Deckung. Wiedererkennen ist in Form des Wahrnehmens, als ihm verschmolzen, ein Modus des Erinnerns (des „Wiederholens“). Und demgemäß haben wir auch hier nicht bloß den ersten Ton in Wieder-Wahrnehmung, im Wiedererkennen, sondern die Antizipation der ganzen früheren, einheitlich interessierenden, als Mehrheit einheitlich konstituierten Tonfolge, Vorerwartung einer Fernzukunft. Es verdecken sich dabei auch die protentionalen Horizonte der neuen Wahrnehmung und der verdeckten. Tritt der zweite Ton ein, so tritt er in Erfüllung dieser Erwartung ein. Und nun ist zu bedenken, dass die Konfiguration selbst wirksam ist, als ein Ganzes, das seinerseits vorzeichnet – die Erwartung hat selbst ihre Gradualität; je weiter die Erfüllung fortschreitet, um so stärker die Erwartung. Andererseits aber nun ist zur Geltung zu bringen, dass wiederholende Wahrnehmung sich doch wieder von der bloß erinnernden Wiederholung dadurch unterscheidet, dass die erwartete Zukunft nicht eintreten muss; die Erwartung wird enttäuscht, es tritt anderes ein.
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Rb.: Wiedererkennen.
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manuskript c 13 c) Wiedererkennen als Urfunktion der Zeitigung (Vergangenheit und Zukunft) im instinktiven Leben
Die Weckung der Erinnerung – primäre, ursprüngliche Aktivität, auf urimpressionale Gegenwart, auf die erst-ursprüngliche Gegenwart gerichtet – stetig auf das Gegenwärtige als urkommend stetig gerichtet, ein Neues einbrechend, aber schon unterbrechend, was soeben aufgehört hat, „Enttäuschung“, besser, Bruch der kontinuierlichen Erfüllung der Vorschau des Kommenden, andererseits aber Wechsel der Affektion. Es geht weiter, mich interessiert aber anderes, ich höre auf den Ton nicht mehr hin, mich affiziert und interessiert ein visuelles Datum. Aktleben des Ich im Ich einig; Versinken als Verschwinden der passiven Einheitsbildung und Einheit, ichliches Behalten – Modus des Noch-Haltens, aber nicht bei Auffassung des Neuen und thematische Beschäftigung mit dem als Thema Behaltenen, des thematisch Verbindens, des Dazu-Zählens, des Kolligierens. Aber ein Zusammenhang auch bei nicht-kolligierender Verknüpfung. Das Ich im Leben hat immer schon einen Zukunftshorizont, insofern als eine Aktfolge, vielfältige Aktivität vorgezeichnet ist als Fernzukunft. Aber es bleibt doch, dass Vorzeichnung jeder Zukunft von der ursprünglichen Gegenwart und von der erworbenen Vergangenheit her bestimmt ist. Ich in meinem konkret-urtümlichen gegenwärtigen Sein bin nicht bloß als Ich der impressionalen passiv-aktiven Gegenwart, sondern Inhaber meiner gesamten erworbenen Vergangenheit in ihrem strömenden und sich von der impressionalen Gegenwart her bereichernden Sein. Das Neue der seiend-kommenden stetigen Gegenwart, und die Neubildung von thematischen Sukzessionen und Kollektionen, ist in „Deckung“ mit der, aus welchen Motiven auch immer, geweckten ähnlichen Vergangenheit. In der Deckung ist die Aktivität nicht nur neue Aktivität, sondern in eins zugleich „erinnernde“ Wiederholung der früheren Aktivität. In dieser erinnernden Wiederholung haben wir nicht zu sehen eine parallele erinnernde Aktivität, nur irgendwie „verdeckt“, als ob sie in ihren Linien wirklich und explizit vonstatten gehen würde, also als gewöhnliche Erinnerung, welche als urtümliche Gestalt der Vergegenwärtigung eben Vergangenes, vergangene Impression (nicht impressional Gegenwärtiges) zur Selbstgegebenheit bringt. Jetzt aber wird impressionale Gegenwart, im Wiedererkennen nämlich, als Wiederholung von Vergangenem, aber nicht selbst aktuell Vergegenwärtigtem, bewusst. Die gegenwärtige Aktivität mit ihrem gegenwärtigen Inhalt ist in sich bewusst als Verähnlichung, als Wiederholung. Die entsprechende Retention im retentionalen Strom ist „geweckt“, die neue
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Aktivität ist mit dem der entsprechenden geweckten Retention einig und ist selbst deren wiederholende Verwirklichung, so wie sonst die gewöhnliche Erinnerungsanschauung es ist. Die wiederholende Verwirklichung hat ihre Künftigkeit, aber anders wie die nicht-wiederholende. Geweckt ist nicht eine abstrakte retentionale Phase, sondern der ganze Akt bzw. Erwerb, und dann weiter der ganze Aktzusammenhang und sein ganzer Erwerb. Aber da stocken wir. Ist hier nicht die Gefahr, das Entscheidende zu überspringen? Ist nicht der Erwerb nur erworbener Erwerb aus Wiederholung, aus Wiedererkennen, aus Wiederhaben und Wiederhaben-Können, und dabei uns erinnernd wieder zurückkommen können, und zwar auf „dasselbe“, und dann von da aus wieder hingehen, wieder impressional verwirklichen können? So für die Konstitution einer verharrenden Gegenwart als Habe, wirklich jetzt für mich seiend. Andererseits Konstitution einer Vergangenheit als vergangene Habe. Indessen, in der Genesis kann ursprüngliches Wiedererkennen nicht schon Wiedererkennen von „Seiendem“ sein, wie ursprüngliche Retention natürlich voran liegt der Retention und Wiedererinnerung von Seiendem bzw. der Retention, die Wahrnehmung von Gegenständen retentional verwandelt. Das Wesentliche der obigen Betrachtung bleibt, auch wenn die ursprünglichen Akte noch nicht auf Seiendes gerichtet sind, dass es vielmehr erst in gewissen Erwerben als Seiendes für das Ich entspringt. Indem Ähnliches der impressionalen Gegenwart mit Ähnlichem der Retention sich „verähnlicht“, gewinnt das Gegenwärtige erwartungsmäßige „ähnliche“ Zukunft. Das patente Ich der Gegenwart, das „aktuell“ gegenwärtige im wirklichen Tätigsein, gewinnt wiedererkennend Gemeinschaft mit sich selbst, Deckungseinheit mit sich selbst als dasselbe Ich, Akt-Ich, und dadurch Zukunftshorizont; als dasselbe wird es dasselbe tun. Sagt man, uranfänglich ist das Ich im Instinkt mit leerem Horizont, so ist es Wiederholung, durch die die Instinktenthüllung erfolgt. Im neuen, aber gleichen Streben, von ähnlichem Gefühl des „Ungenügens“ aus, wird das Strebensziel, und als Ziel eines ähnlichen Erfüllungsweges, patent gemacht. Man wird sagen müssen, dass Wiederholung als Wiedererkennen das Ursprünglichste ist und Wiedererinnerung schon ein Sekundäres. Wie kommt es aber dazu? Wiederholung als Wiedererkennen – als Im-Ähnlichen-Ähnliches-Erkennen. Da kann aber Verschiedenes statthaben. Überlegen wir: Wenn von Akten die Rede ist, so ist das Ich, sei es zunächst auch im dunklen Instinkt, auf etwas gerichtet, es zu erzielen, darin sich zu befriedigen. Urbefriedigung des instinktiven Begehrens, Erstrebens ist
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als Urakt der impressionalen Wahrnehmung anzusetzen. Voran geht der „Hunger“, er geht über in Befriedigung, und das ist ein Ganzes der Ichaktivität. Wie nun, wenn sich Hunger wiederholt? Nun haben wir das Wiedererkennen und den Zukunftshorizont mit der sättigenden Erfüllung; das ähnliche Streben im Modus der Wiederholung hat von der vergangenen Erfüllung her ein als Verähnlichung übernommenes Erfüllungsziel auf dem Erfüllungsweg. Tritt wirkliche Erfüllung ein, so ist sie impressional wiedererkannte, aber im Impressionalen verähnlichend. Darin liegt, es ist Neues, nicht absolut dasselbe. Das antizipierte Ähnliche hatte zunächst seinen Gehalt von der bloß retentionalen und geweckten Vergangenheit, die nicht selbst als Ziel, sondern als Verähnlichung des Zieles fungiert. Die Ähnlichkeit lässt Differenzbewusstsein offen. Deckung unter Differenz und in der Erfüllung ebenso. Auch das wird wirksam. Ist das Streben in aktiver Erfüllung aus Weckung, so wird bewusstseinsmäßig auf Ähnliches hingestrebt, das sich in der Erfüllung erst selbst zeigt – in Deckung mit dem bewusst differenten Ähnlichen. Wenn nun der „Hunger“, der schon auf Wiederholung beruht, öfters erfüllt wird, etwa periodisch? Man könnte hier fragen: Das schon Wiedererkannte wiederholt sich, wird das Wiedererkannte als solches dabei wiedererkannt? Der Hunger geht auf Speise, nicht auf Wiedererkanntes als solches. Werden alle früheren Fälle erweckt, könnte man weiter fragen. Es ist offenbar ein Unterschied des Wiedererkennens, das expliziert lautet: das habe ich, dies da, einmal schon erlebt, und des Wiedererkennens mit dem explikablen Sinn: „das ist mir altbekannt“. Man wird zudem bemerken, dass in der fungierenden Weckung der analogen früheren Fälle Unterschiede bestehen, dass die Fälle in verschiedener Kraft geweckt sind, dass, wenn Explikation Unterscheiden erheischt, dies doch zugleich einen Horizont der Offenheit anderer, nicht zu Tage getretener Fälle hat. Das ergibt also weitere Probleme. Im Übrigen ist es richtig, dass in die Retention auch das Wiedererkennen bzw. das Wiedererkannte als solches eintritt, obschon das im Allgemeinen nicht thematisch wird. Wenn nun das Streben über den Ausgangsstatus des Hungerns nicht hinauskommen kann, gehemmt im Gang des Erzielens, wenn der Hunger in der Unerfülltheit sich fortsteigert zu immer leidenschaftlicherem Begehren, motiviert das nicht ein Zurücksinken in die Vergangenheit und ins anschauliche Wiedererinnern an Hunger, an Erfüllung im steigernden und sättigenden Genuss, so dass nun selige Vergangenheit und unselige Gegenwart auseinander treten? Offenbar reichen wir damit aber nicht weit. Es ist noch nicht abzusehen, wie Vergangenheit zu einem Feld freier Verfügung und einer
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Dimension des Seins werden soll. Macht es nicht die größere Differenz, die der Verschmelzung im Wiedererkennen entgegentritt? Zunächst, wie konstituiert sich eine Gegenwart, so wie die der räumlichen Koexistenz, in der ich ebensogut das eine wie das andere verwirklichen kann, in direkter Verwirklichung, als direkt, kontinuierlich zugänglich viele Möglichkeiten von erzielbaren Zielen und viele mögliche Wege zu jedem Ziele? Dann Erweiterung durch Ruhepausen, Schlaf etc. und zudem die Probleme des Konnexes mit Anderen. Wenn viele Ähnlichkeiten der Vergangenheit wirksam sind, ein überall ähnliches Künftiges vorzeichnend, so ist dies in einem Spielraum vieler Möglichkeiten vorgezeichnet als implizierte. Auch können indiziert sein vielerlei Wege – zunächst in dem Wiedererkennen Wege, impliziert als Weghorizonte. Motive des Anschaulichmachens der Zukunft – als wie sie, auf welchen Wegen, werden soll; Rückblick auf analoge Vergangenheit: Wie habe ich das Ähnliche zuwege gebracht? Wie ist es mit der Differenz in der Ähnlichkeit und der Differenz der dadurch bestimmten Wege? Zukunft führt in die Vergangenheit, und anschauliche Zukunft ist Abwandlung der Vergangenheit, verähnlichende. Als Antizipation von Verwirklichung ist sie Antizipation von Wahrnehmungsgegenwart und durch verwirklichte Gegenwart ein Werden-zur-Vergangenheit, sie antizipiert also auch Vergangenheit. Zukunft ist künftige Gegenwart, künftige Vergangenheit. Vergangenheit ist erledigt, vollbestimmt in voller Wiederverwirklichung als Erinnerung; das ist ein Limes, und Wiederholung solcher Verwirklichung hat den Limes reiner Identität. Das ist die Eindeutigkeit des Zieles der erinnernden Aktivität, die einzige Aktivität, die a priori bestimmt ist nach ihrem künftigen Telos. Die Vorerinnerung ist unbestimmt allgemein in ihrem Absehen, aber gebunden durch einen Ähnlichkeitsrahmen für ihre Möglichkeiten. Die Verwirklichung ist also Verwirklichung einer spielraummäßig vorgezeichneten Möglichkeit. Es handelt sich immer um Verähnlichungen und Verähnlichungen verschiedener Stufe. Das bestimmt Erwartete, das in Seinsgewissheit als Bestimmtes zu Erzeugende ist immer noch spielraummäßig unbestimmt. Das völlig Vage, die vagen Leerhorizonte sind in höherstufigen Ähnlichkeiten und Spielraumhaftigkeiten vorgezeichnet. Das alles bedarf aber einer unendlich genaueren und tieferen Klärung. Ist Vorerinnerung ein gutes Wort? Es legt doch zu sehr nahe eine Gleichstellung mit Erinnerungen. In den Möglichkeiten, verähnlichenden und in der Verähnlichung positionalen Möglichkeiten, haben wir Positionsbindung, eben im Rahmen der Ähnlichkeit; andererseits sind wir in der Bildung der
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Anschauung qua Möglichkeit ungebunden. Man kann also von einer Mischung von Phantasie (freies Gestalten) und bindender Position sprechen. Setzung, Geltung ist unfrei. Wo ich frei bin, habe ich Setzung im Als-ob, Ansetzung im Bewusstsein, auch anders ansetzen zu können. Völlig frei von Bindung, von Position, bin ich in der „reinen“ Phantasie. Das hat aber den Charakter einer Modifikation höherer Stufe, in welcher das Universum der Positionen mit allen ihren Spielräumen selbst ins Als-ob der Freiheit gestellt wird. Mit einer völlig freien Phantasie habe ich einen freien Ansatz für ein Universum, implizit den angesetzten Willen konsequent ins Unendliche fortzufingieren. Verdeckung1 und Verschmelzung; Wiedererkennen, Wiedererinnerung, Weckung, Affektion in der originalen Impression: visuelles Feld und visuelles Feld des einen und anderen „Auges“, beide haben gleiche „Lokalitäts“form, und Stellen „derselben“ Lokalität sind in derselben impressionalen Gegenwart kein Außereinander, kein Paar ergebend. Bei Gleichheit (nahe Ähnlichkeit) der Qualifizierung „verschmelzen“ sie; bei diskreter Ähnlichkeit Verdeckung unter Streit, d. h. wenn das eine anschaulich wirklich ist, ist das andere verdeckt und umgekehrt, abgesehen von den Funktionen des Interesses. Die Verschmelzung kann ganze Stücke des Feldes betreffen und streitet nur an einer Stelle. Das erinnerte Sinnesfeld und das impressionale derselben Sinnlichkeit, ebenso zwei erinnerte derselben Sinnlichkeit, sie verhalten sich ebenso. Es kann also Verschmelzung und Durchdringung statthaben und abwechselnde Verdeckung. Kontinuierliche „Verdeckung“ in der Strömung der Retentionalität? Warum Verdeckung statt retentionale Verwandlung? Aber was heißt Aufdeckung, Weckung? Weckung einer verwirklichenden Wiederholungsaktivität von einer anderen, in Gang befindlichen, verwirklichenden, erzielenden Aktivität. Aufdeckung – Wiederanfang, Wiederwerden, Wieder-sichretentional-Verwandeln, Wieder-wach-Sein. Aufdeckung ist ein Neues gegenüber bloßer Weckung. Diese ist von der aktuellen Verwirklichung in möglichen Mittelbarkeiten ins Sedimentierte eingehend, in die „versunkene Vergangenheit“ rückleitende Tendenz zur Wiederverwirklichung, zur Wiederholung. Und das wäre (als Erinnerung) „Aufdeckung“ der versunkenen eigenen Vergangenheit. Eine andere Weise des Wieder-aktuell-Werdens derselben ist das Wiedererkennen als sich analogisierendes Wiederaktualisieren, das Erfahren im Bewusstsein der Wiederholung von Alterfahrenem. 1
Rb.: Neues, muss durchüberlegt werden: Ich fange neu an.
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Man wird wohl sagen müssen, dass das Wiedererkennen die Urform des Aufwachens, des Wiederauflebens der eigenen Vergangenheit ist und Voraussetzung aller mittelbaren Weckungen. Wird A wiedererkannt, so ist die Verähnlichung der Vergangenheit in der Gegenwart ein Modus, in dem Erstere aufwacht. Damit aber in eins wird geweckt das in der „damaligen“ Aktivität mit ihr synthetisch-aktiv Verbundene. Als das affiziert es, d. i. eine Tendenz auf das Akt-Ich, jetzt sich „zuzuwenden“, d. h. in wiederholende Erinnerung einzutreten.
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Nr. 65 Die Konstitution der einheitlichen, objektiven Weltzeit durch Nah- und Fernvergangenheiten, analogisiert mit der Konstitution des Körpers durch Nah- und Fernerscheinungen1 Dieselben2 Körper, dieselbe Natur erfährt jeder Mensch, welcher Menschheit immer er angehört. Unterschiede der sinnlichen Normalität treten, wie schon im Leben des einzelnen Menschen, so zwischen Menschen hervor und würden möglicherweise auch zwischen Menschheiten vorkommen. Solche Unterschiede hindern nicht, dass dasselbe Reale als dasselbe erfahrbar bleibt, ja das ist die Voraussetzung dafür, dass Anomalität für uns ein verständliches Wort ist als Ausdruck einer erfahrbaren Identität des Erfahrungsgegenstandes verschiedener einstimmiger Erscheinungssysteme (zeitweiliger bei mir, oder auf verschiedene Organe bezogen, oder auch bei mir und bei Anderen), wobei die Identität in der oder jener Beschaffenheit gebrochen ist – und doch ist kein disjunktiver Zweifel die Geltungsform. Das leitet über zu dem Unterschied zwischen „primären“ und „sekundären“ Qualitäten, oder vielmehr objektiven und subjektiven Qualitäten. Im Wechsel der Normalität und Anomalität, der sich gänzlich relativiert, konstituiert sich für jede in diese Relativität geratende anschauliche Bestimmung und Gegenbestimmung eine identische objektive Bestimmung, die sich in den anschaulichen, als bloß subjektiven, „Erscheinungsweisen“ darstellt. Jede sinnliche Qualität ist bloß Erscheinung, sie gehört in ein relatives Erscheinungssystem. Konkret: Der Körper konstituiert sich durch Phantome, einstimmige Einheiten, relativ auf „Umstände“, die selbst wieder Phantome sind. 1 Aufschrift auf dem Umschlag Bl. 1/14: 13. I. 1933. Elementares zur Zeitkonstitution. Konstitution jedes Körpers durch Nah-Fern-Erscheinungen; einzelne Körper und Wahrnehmungsfeld als Ausschnitt der gegenwärtigen Welt. Zeitmodalität Weltgegenwart. Das wahrnehmungsmäßige aktuelle Währen. Welt-Zeitanschauung ist dieses Währen mit seinem potenziellen Horizont – die übrigen Zeitmodalitäten. 2 Rb.: 13. I. 33. Sinnlichkeit, Körperlichkeit. Zur Zeitkonstitution.
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Diese sinnliche Relativität bedarf besonderer Auslegung. Im Wandel der immer kinästhetisch motivierten Darstellungen stellt sich mir ein Anschauliches, ein sinnlich-wahrnehmungsmäßig Identisches identischer Bestimmungen einstimmig dar. Dieses selbst im Wandel neuer Motivation konstituiert in höherer Stufe ontische Identität und nach allen anschaulichen Bestimmtheiten als je dieselbe ontische Bestimmtheit konstituierenden. Jeder Körper in seiner einseitigen sinnlichen Erscheinung verweist auf sein einstimmig zu durchlaufendes System allseitiger sinnlicher Erscheinungen; aber jeder erscheint in einem Modus der Ferne bzw. in einem wirklichen oder möglichen Erscheinungswandel der Ferne. Darin liegt: Jeder Modus Ferne bezeichnet ein in sich geschlossenes „Fernding“, eine einstimmige relative Geltungseinheit, im Durchlaufen des betreffenden Fernsystems der kinästhetisch motivierten Darstellungen zur eigenen Selbstgegebenheit kommend. Im Wandel der Ferne (der ursprünglich selbst in der Vermöglichkeit liegt) konstituiert sich dasselbe Ding selbst, das sich in den verschiedenen, kontinuierlich ineinander übergehenden Ferndingen darstellt. Aber all das ist noch ganz ungenau. Zunächst, was die Konstitution des Ferndinges anlangt, so konstituiert sich Identität der Allseitigkeit nur dadurch, dass jede Seite bzw. jede einzeln sich darstellende Bestimmung sich in Unterschieden der Vollkommenheit und in kontinuierlichen Linien der Vervollkommnung mit dem Ende des Optimums als des Es-Selbst sich darstellt. Also, in einem Sinn sind auch das Unterschiede der Nähe und Ferne, und in gewisser Weise hat jede einzelne Bestimmung ihre Einseitigkeit und Allseitigkeit. In der Letzteren ist konstituiert eine optimale Einheit höherer Stufe. Für das Fernding als Konkretes haben wir dann eine Identitätssynthesis höchster Stufe. Gehen wir dann über zu dem Wandel der Ferndinge, so ist das „Entfernen“ eine Kontinuität, in der sich dasselbe „Ding“ darstellt, in dem Wandel der Ferndinge, aber kontinuierlich unvollkommen mit dem Limes Null des kontinuierlichen „Verschwindens“ des Ferndinges. Umgekehrt haben wir den Limes der Nähe. Das absolut Nahe ist das „Ding selbst“, das Optimum. Vermöglich kann jedes Fernding zum Nahding werden, in seinem Selbstsein zur Erfahrung gebracht werden, zu erfüllender Selbstgegebenheit. Aber jedes erscheinende Ding ist als Ding konstituiert in seinem dinglichen Zusammenhangshorizont, es verweist in einem allgemeinen Stil auf eine Umgebung, das aber so, dass Nähe und Ferne als Gegebenheitsmodi nichts sind, was nur isoliert das einzelne Ding angeht. Jedes Wahrnehmungsding ist Ding in einem Wahrnehmungsfeld, dessen einzelne Dinge in ihren Ferndingen erscheinen. Alle haben ihr erzielba-
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res optimales Nahding, für alle ist das systematische Kontinuum der Nähe und Ferne, ist die Gradualität der Vollkommenheitsdarstellung dieselbe, alle haben dieselben Möglichkeiten der Veränderung als Bewegung und qualitative Veränderungen etc. Die Annäherung der Fernen und eventuell fernsten Fernen, die im Verschwinden sind, ist nicht nur ihre Annäherung, sondern auch Auftauchen eines kontinuierlichen Feldes von unerfahrenen Ferndingen als von solchen, die die Möglichkeit der vollkommenen Annäherung und Nähe indizieren, und mit ihr das Wahrnehmungsfeld, in dem sie ihre Umgebung von Erfahrungsdingen als Ferndingen haben. Das Wahrnehmungsfeld ist der Ausschnitt der gegenwärtigen Welt, die mir jetzt simultan in meiner Bewusstseinsgegenwart wahrnehmungsmäßig bewusst ist. Dieses Jetzt ist kontinuierliches Jetztsein, Strömend-bewusstHaben als fortwährende Simultaneität im Wandel der Momentanphasen als Momentansimultaneitäten; dabei sind die einzelnen wahrgenommenen Dinge je für sich fortdauernd, allerdings in die Wahrnehmung eintretend und aus ihr austretend, dann aber behalten, fortgeltend als seiend, eventuell als dieselben wieder wahrgenommen, von selbst wieder eintretend oder vermöglich wieder zur Wahrnehmung gebracht. Das aktuelle Feld wahrnehmungsmäßiger Gegenwart ist, können wir umgrenzen, ein Gesamtbestand an „fortwährend“ simultan Wahrgenommenem, zugerechnet das unmittelbare Behalten als solches, das im vermöglichen Wandel des Wahrnehmens wieder wahrnehmbar ist. Das Feld ist Selbstdarstellung der Simultaneität im „Währen“ und hat in jeder Phase die Wesensform der Selbstdarstellung im Urmodus körperliche Gegenwart als Nähe und in seinen intentionalen Gegenwartsmodifikationen als Modis der wahrnehmungsmäßigen, also original gegebenen Fernen. Das ist, wie wir dafür auch sagen können, die Wesensform, in der die Zeitmodalität Weltgegenwart sich als Momentanphase selbst darstellt, also wahrnehmungsmäßig. Ich sage, sich selbst darstellt, selbst erscheint. Denn diese Selbstdarstellung ist nicht die Weltgegenwart selbst als Weltzeitmodalität, sondern das von ihr, was im momentanen Wahrnehmungsfeld erscheint. Mitgemeint horizonthaft ist eine weitere Weltgegenwart, die nicht selbst erscheint, aber ihre Weise haben muss, zur Selbstausweisung als „jetzt nicht wahrgenommen“ gebracht zu werden. Sowie wir die konkrete Weltgegenwart nehmen als fort-währende Simultaneität, haben wir hinsichtlich der Momentanphasen einen Wandel, in dem sich eben Einheit der konkreten Dauer, des konkreten Währens konstituiert, darin beschlossen einzelnes Weltliches während, gegenwärtig dauernd. Im Einzelnen wie total besteht
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ein Wandel der Darstellung darin, dass Urgegenwärtiges oder relativ Nahes sich intentional modifiziert in Fernes und umgekehrt. Da sind dann noch genug Probleme. Die Wahrnehmungsgegenwart enthält notwendig meinen Leib im Urmodus, er kann nicht in die Ferne rücken. Aber urmodal gegeben ist er selbst nicht in jedem Sinne und ganz und gar. Auch ist die Frage wieder ebenso für andere Dinge. Wie ist ein Außending urmodal gegeben? Es ist nur „oberflächlich“ so gegeben etc. Das ist eine eigene Problematik der Konstitution für die Modalität Urgegenwart, aber auch für die Modalität Ferngegenwart, die ihrerseits erst recht ihre Oberflächlichkeit hat. Betrachten wir nun die sonstigen Weltzeitmodalitäten, vor allem die Vergangenheit. Hinsichtlich der konkreten Weltgegenwart haben wir die Selbstdarstellung des Jetzt-Währens, das Identische im Währen. Ein Wahrnehmungskörper rückt in immer weitere Fernen oder nähert sich (je nachdem, ob in ontischer Bewegung oder im „ich bewege mich“); aber dabei verbleibt mein Leib mindestens absolut nah, und er berührt anderes, ein absolut Nahes der Außendinglichkeit ist mitgegeben. Es verbleibt also ein Kern absoluter Gegenwart als Kern der totalen Gegenwart (der weltlichen in Selbstdarstellung). Hinsichtlich der Vergangenheit haben wir Selbstdarstellung durch „Rückerinnerung“. Was ist hier der Urmodus dieser Zeitmodalität? Wir haben hier doch wieder Nah und Fern. Wir haben jeweils im Subjektiven des Bewusstseinslebens, und zwar als strömende subjektive Gegenwart, Erinnerungen. Jede hat ihre Erinnerungsnähe und -ferne, Eintreten und Austreten von Erinnerungen, eine Erinnerung als Selbstdarstellung nicht nur eines früheren Realen als Vergangenheit, sondern in ihrem Erinnerungsfeld, das als solches Verharren währende Gegenwart darstellt; also wir müssen zunächst jeweiliges vergangenes Währen in seiner vergegenwärtigten Lebendigkeit für sich nehmen als Selbstdarstellung einer einzelnen Zeitmodalität Vergangenheit – anstatt Vergangenheit in einem universalen Sinn der ganzen vergangenen Zeit zu verstehen. Da haben wir den Urmodus und die intentionalen Modifikationen in erinnerungsmäßiger Modifikation – natürlich eine andere als diejenige, die im Wahrnehmungsfeld das Hier in Dort, die Nähe in Ferne wandelt. Vielmehr ist es eine Modifikation neuer Dimension, die eben diese ursprüngliche Simultanmodifikation abwandelt. Aber dann haben wir das Miteinander der verschiedenen vergangenen Gegenwarten oder Vergangenheiten des Währens, hierbei eben die Unterschiede der Nähe und Ferne, letztlich bezogen auf das wahrnehmungsmäßige aktuelle Währen, die aktuelle Gegenwart, die
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hier also Urmodus ist für diese Nähen und Fernen, das „Urnahe“ in der Einheit der originalen Erfahrung von der Zeitfolge. Die Zeit-„Anschauung“, die Anschauung der Zeitlichkeit der Welt, die Zeit-„Wahrnehmung“ ist also Anschauung der strömenden Gegenwart, die aber einen Horizont der Potenzialität von Erinnerungen, von erinnerungsmäßigen Vergangenheiten hat, jede eine intentionale Modifikation von strömender Gegenwart. Es scheiden sich wiederholte Erinnerungen von derselben modifizierten Gegenwart und Erinnerungen, die verschiedene solche Modifikationen zur Gegebenheit bringen (verschiedene Erinnerungen im noematischen Sinne – noematisch ideal identische). Die Verschiedenheit ist nun selbst zu charakterisieren als ebensolche intentionale Modifikation wie die, die zwischen Wahrnehmungsgegenwart und Erinnerungsvergangenheit besteht. Die spätere ist eine Gegenwart, in Beziehung auf welche die frühere Vergangenheit ist – aber genau besehen ist es so: Erinnere ich mich an A, dann ist es, als ob ich die strömende Gegenwart A wiedererlebte, dieses „als ob wieder“ ist die Erinnerungsmodifikation von A. Gehe ich nun auf das „frühere“ B über, so ist es, als ob ich in der Gegenwärtigung des A mich an B erinnerte, und darin liegt, dass hier eine Modifikation Erlebnis ist, welche Modifikation von derjenigen Modifikation ist, welche die schlichte Erinnerung des B, während A wirkliche Gegenwart ist, ausmacht. Das Frühersein einer Erinnerung B gegenüber einer Erinnerung A ist eine Modifikation von einer Modifikation. Schiebe ich zwischen B und A neue Zwischenerinnerungen ein und wieder zwischen A und der jetzt ständig strömenden aktuellen Gegenwart, so sehe ich, dass jede Erinnerung implizite Modifikation so vielfacher Stufe ist, als zwischen meiner aktuellen Gegenwart und jener B-Erinnerung überhaupt einzuschalten sind, also aller, die von vornherein potenziell dazwischen liegen. Nun ist aber erst recht vielfältige intentionale Auslegung nötig. Meine strömend fortwährende Gegenwart in ihren versunkenen, aber noch als wahrnehmungsmäßig geltenden Beständen impliziert ebenfalls Potenzialitäten der Wiedererinnerung. Einerseits sind es Bestände, die im beliebig wiederholbaren Wieder-Wahrnehmen, dem wiedererkennenden Wahrnehmen, als durch die Unterbrechung wirklicher Wahrnehmung hindurch fortdauernd, mitgehören zur verharrenden Gegenwart als totaler Simultaneität des teils fortwährend wirklich Wahrgenommenen (wie es mein körperlicher Leib ist), teils eben Wahrnehmbaren mit dem Sinn, Fortwährendals-aktuell-Mitwahrnehmbar. Zur Ausweisung dieses fortwährenden Mit-da gehört ursprünglich das beliebige Wieder-Wahrnehmen-Können, Wiederdarauf-zurückgehen-Können im „erneuten“ Wahrnehmen – darin liegt eine
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Einheit von Erinnerung und Wahrnehmung. Es ist Wahrnehmen im Wiedererkennen, in dem der Vergangenheitsniederschlag zu explizieren ist durch ein selbstgebendes Wiedererinnern (des als früher schon WahrgenommenGewesenen). Das ist der eine Bestand von potenziellen Wiedererinnerungen, er reicht hinein in jedes einzelne reale Verharren und Geschehen im Verharren als Wandel in Veränderung und Unveränderung, wie in jede innerhalb des wahrnehmungsmäßigen Feldes verlaufende Konfiguration, in jede Mehrheit als Einheit mit ihren wahrnehmungsmäßigen Verbindungen und Beziehungen sowie deren Unveränderungen oder Veränderungen. Das ganze Feld ist eine Einheit des wahrnehmungsmäßigen Verharrend-Seins – als fortdauernde aktuelle Gegenwart. Aber all das gehört zwar zu dem wahrnehmungsmäßig Fortdauernden (z. B. einem Ding, einem Vorgang, wie einem Tanz im Ballsaal, zu dieser mitsamt dem Tanz fortwährenden Gegenwart, einem Konzert usw.). Aber es ist doch im Dauernden zu unterscheiden das, was es selbst als verharrende Einheit ist, mit den Beschaffenheiten als den dieser Einheit, andererseits von dem, was erinnerungsmäßige Vergangenheit ist und auch für sich als vergangene Gegenwart im vergangenen Gegenwartsfeld betrachtet werden kann. So können wir, in einer konkreten Gegenwart und ihrem Währen stehend, in ihrem Feld zurückgehen auf Vergangenheiten als vergangene Gegenwarten, also in der konkreten aktuellen Gegenwart mannigfaltige vergangene Gegenwarten als potentiell darin beschlossene herausfalten. Aktuelle Gegenwart reicht aber nur so weit, als wir wirklich wahrnehmungsmäßiges Verharren haben, das als solches auszuweisen ist. Danach sind auch die Ferndinge, die nicht beliebig in Nahdinge überzuführen sind, nicht mehr mitzurechnen, sie sind nicht aktuell gegenwärtig. Ist das nicht bedenklich? Und wie steht es mit den Vergangenheiten und den Unterbrechungen des Schlafes, durch die hindurch ein Verharren Erfahrung ist? Rechne ich das mit, so ist ja mein ganzes Leben eine einzige Gegenwärtigung mit einer einzigen Gegenwart? Doch schon in einer Gegenwart im engeren Sinne, des Tages, der Stunde, habe ich im wahrnehmungsmäßigen Feld Eintretendes und Austretendes, in letzterer Hinsicht nicht wieder erreichbar durch erneuernde Wahrnehmung. Indessen nicht verwirrt werden darf doch der Grundunterschied der lebendigen wahrnehmungsmäßigen Weltgegenwart als strömend währenden, wobei ich in diesem Währen aktiv von erfassendem Wahrnehmen zu neuem Wahrnehmen übergehe, und den identischen Körpern im Wandel der Fernen, auch aktive Kinästhesen, den Wandel erwirkende, wahrnehme, mich
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neuen verharrenden Körpern zuwende, aber auch auf nicht mehr Wahrnehmungsmäßiges, nämlich in Modi der Selbsterscheinung Erscheinendes, zurückgehe, es wieder wahrnehmend und sein Verharren apperzipierend, aber auch bewährend. Demgegenüber anschauliche Erinnerungen, in denen ich vergegenwärtigend Gegenwart in intentionaler Modifikation, eben das Vergangene, ursprünglich durchlebe; und dann habe ich in der Tat Erinnerungen, in denen ich mir die aktuelle Gegenwart auslege, als nächste, ihr selbst zugehörige Erinnerungen, die konstitutiv sind für ihre zeitliche Dauer, und dann Fernerinnerungen, die dieses Feld überschreiten. Aber wodurch überschreiten? Was macht das Versunkene als nicht mehr für mich gegenwärtig? Es ist nicht mehr affizierend, es ist nicht mehr für das Ich behalten, im Griff – es bedarf der Weckung. So bedarf es des Studiums der Retentionalität, der passiven und aktiv behaltenden, und ihrer Modi, und dann von neuem des Studiums der Erinnerungen als gegenüber dem Strömen und im Strömen zeitkonstituierend. Zeit als Simultanzeit, Zeit als Sukzessivzeit – zudem die Leistung, durch die Zeit auf Zeitphasen, letztlich Zeitpunkte, reduziert und als aus ihnen aufgebaut gedacht wird. In der Simultanzeit haben wir die simultanen Nah- und Fernerscheinungen, in der Sukzessivzeit die Nah- und Fernerscheinungen der Vergangenheiten. Die einen sind grundlegend für die Raumkonstitution als Weltzeit-Modalität räumliche Gegenwart, die anderen für die Konstitution der einheitlichen kontinuierlichen Zeit, und zunächst der Zeit als objektiver Vergangenheit, also als Zeitmodalität. Beides also im Strömen und doch objektiv. Natürlich fehlt die Untersuchung der Konstitution der Zeitmodalität Zukunft und dann der universalen Zeiträumlichkeit, die im Strömen sich in diesen Modalitäten darstellt und als identische konstituiert.
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Nr. 66 Urassoziation und Urzeitigung in der hyletischen Sphäre Wenn wir in der Rückfrage in die urtümliche Gegenwart bis auf das letzte Ichfremde, auf die „sinnlichen Daten“ in „sinnlichen Feldern“ gekommen sind, was macht Einheit eines Datums und Einheit von Feldern aus?1 Wir finden innerhalb des Feldes die Paarung, die Konfiguration von einheitlichen Daten, als eine Einheitsbildung höherer Ordnung. Damit muss man anfangen. Dann rückschreitend die Struktur eines in sich ungeschiedenen Ganzen, aber auch die Einheit des ganzen Feldes aufklären, also aufweisen die innere Kontinuität als kontinuierliche Homogeneität, Kontinuierlichkeit innerer Ähnlichkeit. Das Hineindenken von Diskontinuitäten. Andererseits die Analyse der Abhebung voneinander, unter Diskontinuität, aber auf dem Grund einer notwendig hindurchgehenden Kontinuität etc. In der Konfiguration (Paarung) haben wir ein Zusammen von für sich Gesondertem, aber einig, verbunden, mehr oder minder verschmolzen: durch Ähnlichkeit – homogene Verschmelzung. Ihre Domäne: die oberste Gattung. Wir haben aber auch Assoziation des Inhomogenen, sie überschreitet die oberste Gattung. Alle Assoziation hat ihre Stätte in der Einheit der urmodalen, der urtümlichen strömenden Gegenwart mit ihrer Urassoziation = strömender Koexistenz. Hier ist alles im Strömen homogen einig, vermöge der durchgehenden Kontinuität, die eben das Strömen und Strömen einer Gegenwart (Simultaneität) ausmacht. Zu dem impressionalen urquellenden Jetzt (und so zu jeder Phase dieses Strömens)2 gehören als Kernbestände die verschiedenen, einander heterogenen Sinnesfelder mit ihren Felddaten. In jedem Feld simultane Konfiguration: das ist wieder eine Grundform der Assoziation, inhaltlich innerhalb der Form der Urassoziation, also des Strömens. Die inhaltliche Verschmelzung, die universale des Feldes als durch1 2
Rb.: Urassoziation und Urzeitigung – zunächst in der hyletischen Kernsphäre behandelt. Rb.: Urassoziation = das Strömen.
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gehende Kontinuität und die schroffe oder ungefähre Diskontinuität, die Kontrastabhebung, Sondereinheit macht; dann wieder Fernverschmelzung der abgehobenen Sondereinheiten. Simultane Kontinuität und ihre Vorkommnisse der Sonderung und Konfiguration werden aber zu sukzessiver Kontinuität, jedes in der Momentansimultaneität für sich gesondert, und jede Konfiguration wird zum Verharrenden, zum Fortdauernden: in der sukzessiven Assoziation, als sukzessiver Verschmelzung, mit ihren entsprechenden Modis ungebrochener Kontinuität, Abhebung etc.; das alles sind Notwendigkeiten und notwendige Möglichkeiten mit Wesensstruktur.1 Verschmelzung, Kontinuität, Diskontinuität, Kontrast, größere oder geringere Abständigkeit, Paarung, Konfiguration überhaupt – das alles verläuft in der Assoziation der inhaltlichen Homogeneität. Wie kann aber Heterogenes, wie können verschiedene Sinnesfelder und ihre Daten einig werden, wie auch nur zeitlich koexistieren, in Zeitverhältnissen stehen, was doch auch Einigungsweisen – formale – sind, wie können solche Daten sich doch „assoziieren“, Ganze konstituieren? Strömen als Form, das Formale der strömenden Gegenwart: Form der Koexistenz, Form der Strömung als Strömung; gegenüber „Form“ einen „Inhalt“, inhaltliche Assoziation – formale Assoziation. Es assoziiert sich wieder Konstituiertes in der Ursprünglichkeit der Erfahrung innerhalb der urmodalen stehenden strömenden Gegenwart: 1) Sie selbst ist Einheit einer assoziativen Verschmelzung, in der eine einzige Zeit, die die Form aller Zeitigung ist, sich selbst zeitigt und zeitliche Gegenstände, onta, zeitigt oder konstituiert mit je ihrer Zeit, durch: 2) Die Verschmelzung aller in der lebendigen Gegenwart liegenden besonderen Zeitigungen immanenter Daten je einer Ähnlichkeitsgruppe (je eines Reiches der Gemeinsamkeit, der paarenden Assoziation) liefert eine innigst verbundene ontische Gegenwart und so überhaupt ein ontisch einheitliches Reich, eine Region. An der Verschmelzung war (darin lag ihre Vollkommenheit) beteiligt die Analogie der Form und der Fülle in eins. Der Form nach verschmolzen sind, als zur „noetischen Seite“ der lebendigen Gegenwart gehörig, die „noetischen Formen“, die jedem sich konstituierenden einzelnen Datum des Reichs entsprechen bzw. den konstituierten ontischen Zeitformen. So führten sie zur ontischen Deckung dieser Formen: Dauer, Unveränderung, Veränderung. Die ganze Region ein Ganzes, eine Dauer, innerhalb deren Einheiten der Unveränderung und 1 Rb.: Assoziation der inhaltlichen Homogeneität, Assoziation der ständigen Form, das Urassoziative.
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Veränderung koexistierten und sukzedierten; 3) Dann hätten wir für die Mehrheit dieser Regionen eine losere Einheit und eine einzige Zeitlichkeit, an der dann alle onta aller Regionen zusammen Anteil haben – eine Zeit als Form der universalen Koexistenz, die, wenn auch lose, durch Assoziation gestiftete Verbindung ist, hergestellt dadurch, dass alle Sonderzeiten dadurch assoziativ einig sind, dass sie noetisch eine einzige noetische Zeit, eben die noetische Form des urströmenden Lebens, konstituieren. Aber auf diese Weise muss a priori jede konstituierte Zeit jedweder Stufe konstituierender onta zu einer einzigen Zeit gehören – wobei aber dieses „Gehören“ vorerst vorsichtig interpretiert sein muss. Sagen wir zunächst, alle Zeiten aller konstituierten onta müssen eine Wesensbeziehung haben zur Urzeit der lebendig strömenden Gegenwart, an der selbst wir schon unterscheiden müssen: die Urzeit als strömendes Konstituieren und die Urzeit als im Strömen konstituierte der immanenten onta als solcher, die zur lebendigen Gegenwart selbst als ihrem eigenen konkreten Sein zu rechnen sind. Beziehungsweise: Wir unterscheiden vom Lebensstrom, welcher als Strom im urphänomenalen Strömend-Sein der urmodalen stehenden Gegenwart sich konstituiert – das ist die urnoetische Konstitution eines Lebensstromes selbst –, das in ihm „konstituierte“ immanente Universum, dessen Form die immanente Zeit ist. Ich habe das konstituiert in Anführungszeichen gesetzt, weil dieses Konstituieren, und der universale, konstituierende Lebensstrom, schon konstituiert ist; weil das korrelative konstituierende und darin konstituierte Universum Einheit aus einer tieferen Konstitution ist, nämlich eine in der urmodalen Gegenwart sich vollziehende Leistung. Koexistenz1 heterogener Sinnesfelder: Hier besteht die urassoziative Einigung von Heterogenem. Es ist die Frage, wodurch sie zustandekommt. Jeder Ton tritt schon auf als konstituierte Einheit, sich im Strom konstituierend (und im Voraus als konstituierte Einheit „apperzipiert“). Das SichKonstituieren in diesem Strömen hat nicht das Ergebnis außer sich, sondern in sich, und ist doch, als Korrelatives noetisch Subjektives zu der Einheit Ton, selbst ein Ereignis und selbst mitkonstituiertes Subjektives; nach dieser Seite subjektiver Konstitution ist jedes im Strom Konstituierte mit jedem „Heterogenen“ ähnlich, und diese Ähnlichkeit „macht“ die Simultanverschmelzung, durch die jede urlebendige Gegenwart alles heterogen Konstituierte „subjektiv“ verschmilzt. 1 Rb.: Die Zeitigung, welche für heterogene Felder, die verschiedenen Sinnesfelder, Koexistenz möglich macht.
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Wir haben also als urassoziative Verschmelzungen in beständiger Verflechtung: einerseits die, die den einen Ton macht, das eine Tastdatum, den einen Farbenfleck; andererseits die vermöge der Ähnlichkeit, die diese Konstitution selbst überall hat, und zunächst als Vereinheitlichung im Strömen statthabende Ähnlichkeitsverschmelzung, die alle diese Linien des Verströmens und der Vereinheitlichungen im Strömen zu einem Simultanfeld des Verströmens macht, zu einer lebendigen Simultangegenwart im Strömen. Alle simultanen Tondaten konfigurieren sich und bilden die Einheit des Tonfeldes. Jedes hat seine Zeitigung, aber in der Deckung der konstitutiven Bewegungen, die eine kontinuierliche Verschmelzung nach Ähnlichkeit ist, konstituieren sie ein Paar, eine Mehrheit, ein ganzes Tonfeld als zeitlich Einheitliches in einer einzigen Zeit, als simultane, lebendige tonale Gegenwart im Strömen, und zwar dadurch, dass urverschmelzend die Zeitigungen sich einigen und Einheit einer Zeitigung für alle Töne und ihre Zeitigungen und Zeiten in eins herstellen. Hier wirkt aber die „Homogenität“ der Töne mit, die Einheiten verschmelzen inhaltlich und die Zeiten nach der stets homogenen Zeitform aus der homogenen Zeitigung. So für jedes Sinnesfeld. Dann aber sind die Sinnesfelder selbst in der lebendigen Gegenwart simultan da, trotz ihrer Heterogeneität, und deren Daten haben Simultaneität (und damit auch sukzessive zeitliche Verhältnisse). Hier fehlt die Ähnlichkeitsverschmelzung der heterogenen Daten, aber es bleibt doch die Verschmelzung aus der konstitutiven Zeitigung und der durch sie konstituierten Zeitform in den Daten. Alle Sonderzeiten decken sich und konstituieren durch Deckung eine einzige Zeit, also im Grunde ist alle Deckung unmittelbare Ähnlichkeitsdeckung, sofern sie Zeit konstituiert. Aber nun haben wir doch noch eine neue Assoziation, eben die, die Heterogenem nicht nur zeitliche Koexistenz gibt, sondern die Einzelnen, sofern sie verharrende Einheiten sind, zu verharrenden Ganzen verschmilzt: wieder zu „realen“, aber „realen“ höherer Stufe. Die optische Einheit, und weiter die visuellen Dinge der visuellen unendlichen Dingwelt, und die tastbaren Dinge etc., dann dieselben Dinge, die sich als visuelle „darstellen“, visuell erscheinen, andererseits taktuell. In diesem Gang war vorausgesetzt, dass wir schon auf die Hyle zurückgefragt hätten, und die Assoziation war als hyletische Felder und in ihnen Einheiten bildend gedacht, als hyletische Felder miteinander verbindend etc. Aber es wäre vor allem nötig gewesen, konkret vorzugehen und Assoziation als den allgemeinen Titel der Einheitsbildung zu behandeln, der überhaupt Stromeinheit, Zeitigung leistet in allen Stufen, also Titel für all das ist, was
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die Konstitution von „Seiendem“ schon voraussetzt – Konstitution durch Ichaktivität! Im konkreten Vorgehen weiß man nichts von Hyle, sondern das Erste ist die von der Epoché aus zu erreichende, konkrete urtümliche, stehende Strömung. So wird also neu angefangen.
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Nr. 671 Über die Fortgeltung meiner theoretischen Überzeugungen und praktischen Vorhaben 2 a) Besinnende Wieder-Aktualisierung meiner Vorhaben Selbstbesinnung3 – eine Aktivität des Ich in Beziehung auf sich selbst. Wie jede Aktivität hat sie eine Vorhabe. Ich habe nicht nur mit dem und jenem etwas vor, sondern auch gelegentlich mit mir selbst; und vielleicht nicht nur gelegentlich. Zum Beispiel, bin ich sittliche Person4, so bin ich immerfort in einer auf mich gerichteten Vorhabe, meinem ganzen Leben die Form der Einstimmigkeit und Ganzheit zu geben. Sie wirkt sich aus in meinem Handeln in Form des Angemessenen, des Gehörigen oder auch des Ungehörigen (Normwidrigen, des Tuns im schlechten Gewissen).5 In der Selbstbesinnung als sittliche Person aktualisiere ich die allgemeine Vorhabe, und zwar nicht im einzelnen Tun, sondern in ihrer Allgemeinheit als allgemeiner Wille in Ausdrücklichkeit. Es ist Ausdruck meiner habituellen Willensentschiedenheit. So tritt als Erlebnis in meinem Lebensstrom 1 Der Gesamtumschlag des Ms. C 16 trägt die gestr. Aufschrift: U ff. U-Blätter 1931/32. Über25 haupt. Stromzeitigung nach Ichzeitigung. Die ichlichen Strukturen der lebendigen Gegenwart. Konvolut: Gefühl und Urkonstitution. Auch das Problem: Nach der Epoché Rückfrage zur lebendigen Urgegenwart. Auch zur Lehre von der Intentionalität, z. B. „Ist Retention eigentlich eine ‚Intention‘?“, zur Lehre von der „Epoché“ als Akt. Eingelegt viel Anderes. Ad Epoché (in Richtung auf das Aufsteigen zur urtümlichen Gegenwart). C 16. 2 Die Aufschrift auf dem Umschlag Bl. 2/11 bezieht sich auf Text Nr. 67: Ende 1931 Fundamentalanalyse der lebendigen Gegenwart nach der Aktstruktur; das Wache (Patente) und Latente (Unbewusste), die Aktmodi; auch Schlaf und Synthese der Wachperioden etc. Der Begriff lebendige, urtümliche Gegenwart ist hier schon vorausgesetzt und nicht etwa der Weg aufgewiesen, wie, durch welche Reduktion, lebendige Gegenwart thematisch wird und erschlossen wird. 3 Rb.: Zur Fundamentalanalyse der lebendigen Gegenwart. Über Selbstbesinnung. 4 Rb.: Selbstbesinnung als sittliche Person nur hier als Beispiel. 5 Rb.: Weiterhin Fundamentalanalysen über die Ich-Akt-Struktur der lebendigen Gegenwart – die Wachstruktur und Struktur der Latenz (Unbewusstes) und auch Theorie des Schlafes.
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ein Willensakt auf, in welchem mit dem Sinn „Das ist mein allgemeiner praktischer Wille“, „So will ich, ich überhaupt wollend-handelnd leben, so will ich, so bin ich entschlossen, so habe ich mich ein für alle Mal entschlossen, in diesem Willen bin ich“, eben dieses Sein in einer bleibenden und universalen Willensentschiedenheit zum Bewusstsein und Ausdruck kommt.1 Ebenso kommt ja auch ein schlichter Wille (nicht wie dieser ethische ein auf Willensentscheidungen gerichteter Wille höherer Stufe) zum Ausdruck. Mein Wille besagt immer eine fortdauernde Entschiedenheit, und so in allen gleichgeltenden Ausdrücken für die Zukunft, das „Ich werde“ = ich habe die Absicht, ich bin in einem Willen, ich habe mich dafür entschieden, diese Reise im Herbst zu machen. Das Urteil, das die Tatsache meines Willens unter anderen Tatsachen, als etwas, das eben ist, ausdrückt, liegt mit in solchen Ausdrücken bzw. in ihrem Sinn. Aber es muss hier doch unterschieden werden. Mich als z. B. ethisches Willens-Ich besinnen, das ist, auf meinen Willen, den ich „habe“, in dem ich bin, der ich bin, zurückgehen, ihn wieder aktivieren, so dass ich jetzt aktuell wollend in diesem Willen bin. Mit anderen Worten, ich gehe über in eine Selbsterfahrung meines „So will ich“. Erfahrend expliziere ich ihn und mache ihn eventuell fortschreitend klar, so wie ich auch sonst eine „Meinung“, eine Überzeugung, eine Kenntnis u. dgl., die ich schon habe, aktualisierend erfasse, erfahre und mir zur Deutlichkeit und Klarheit bringe. Der eventuell mitfolgende Ausdruck bringt den Sinn, das Identifizierbare und schon wiederholt Identifizierte zum Ausdruck. Das, worauf ich zurückgehe, ist im wiedererkennenden Zurückgehen auf das, was ich schon habe, ein „Wiedererkanntes“, zu dem das „Ich kann wiederholen und das Wiederholte identifizieren“ gehört. Das Ausdrücken mit typisierenden allgemeinen Worten bringt allerdings hier noch eine Schicht herein, die der typisierenden Auffassungen, die aber nicht erst durch den wirklichen Gebrauch der Worte (in denen ich eventuell auch für Andere sprechen will, wie ich es sprechend ursprünglich gewohnt bin) hereinkommen. Insoweit liegt in allem MichBesinnen und In-einer-„Besinnung“-als-Ergebnis-Terminieren ein Urteilen und sehr gewöhnlich ein prädikatives Urteilen vor. Zu unterscheiden ist aber das Urteilen, von dem in der Logik die Rede ist: Das Urteilen im theoretischen Interesse und das Urteilen, in dem eine Selbstbesinnung zum Ausdruck kommt; und so eine theoretische Erfahrung, die auf wahres Sein gerichtet, dafür „interessiert“ ist, und eine Erfahrung überhaupt, hier eine selbstbesinnliche. 1
Rb.: Theorie des Schlafs.
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Das theoretische Interesse, das besagt eine eigenartige Vorhabe, die auf das wahre Sein geht, oder zunächst, wie in der Neugier und so auch sonst, wo es sich nicht um Neues handelt, die Vorhabe, das Erfahrene als was es ist, als Identisches zu erfassen, sich bleibend zuzueignen, in seine Kenntnis oder Erkenntnis aufzunehmen; eventuell universal als allgemeines theoretisches Interesse, das für ein System von Erkenntniserwerben, erworbenen Identitäten, seienden, auf die ich immer wieder zurückkommen, die ich immer wieder wiedererkennend identifizieren kann. Meine Habe zu sichern, ein System gesicherter Erwerbe zu gewinnen, das ist hier das Interesse für wahres Sein, sich erfüllend durch Begründung; zudem das Vorhaben, nach einem wahren Sein, nach einem nicht nur mir Beständig-gewiss-Sein, sondern für jedermann in identischem Sinne so werden zu können, also ein theoretisches Interesse, Interesse für eine Wahrheit, die jedermann einsichtig begründend anerkennen muss, eben als für jedermann einsichtig begründbar. Besinne ich mich auf eine theoretische Habe, auf eine Überzeugung, die ich, und als theoretische, durch evidente Begründung schon erworben habe, so ist zu unterscheiden der betreffende Satz, die betreffende Wahrheit, die nach meiner Überzeugung für jedermann gilt, andererseits die Erfahrung, das Urteil meiner Besinnung: „Ich bin in der Gewissheit.“ Ich „habe“ die evidente Begründung. Ich habe mich überzeugt und bin in Überzeugung von dem und dem. Ebenso ist natürlich überall zu unterscheiden, und nicht überall habe ich ja Gewissheiten, deren Inhalt ein theoretischer ist: Willensgewissheiten, bleibende, einzelne und universale Willensstellungen; persönliche Entschiedenheiten habe ich, ohne sie aktuell zu erfahren, ohne aktuell als Akterlebnis den neuen Akt zu vollziehen „Ich bin überzeugt, ich bin entschieden.“ Ohne das, worauf ich da hinauswill, wessen ich gewiss bin, aktuell zu explizieren, es näher auszulegen, es zu verdeutlichen und zu klären.1 Und für dergleichen gar theoretisch interessiert sein – das liegt im Allgemeinen fern. Wo es statthat, verflicht sich mit dem wollenden Vorhaben (eventuell schon bei einem neuen praktischen Wollen, das urstiftend ist für einen habituellen Willen, und dann wieder bei einem Vorhaben, sich zu besinnen) ein zweites, ein theoretisches Vorhaben. (So z. B., wenn ich als Phänomenologe im universalen „berufsmäßigen“ theoretischen Interesse lebe und es in „phänomenologischer Einstellung“ aktualisiere und nicht nur als Phänomenologe mich über meine Vorhabe besinne, wie in einer universalen methodischen Besinnung, sondern in dieser Einstellung, in diesem 1
Rb.: Das betrifft also das Was, den Satz.
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Interesse mich auslebe, geradehin ein Stück lebend und nachkommend es als „Phänomen“ thematisch machend usw.) Besinne ich mich aber anstatt als Phänomenologe über das, worauf ich als Mathematiker hinauswill oder als Kaufmann oder als Staatsbürger oder als ethische Person, so dient das; ich bin schon in meiner praktischen Funktion. In der ethischen oder der betreffenden Berufseinstellung bin ich schon vor der Besinnung über das, dieses selbst ist schon aktualisiert. Ihr AktualisiertSein besagt noch nicht diese Besinnung.1 Besinnung ist mehrdeutig: 1) das Einer-Vorhabe-aktuell-Innewerden, die man schon hat; sie kommt mir wieder in den Sinn, ich „erinnere“ mich ihrer: sie wird wieder aktuell; 2) „ich besinne mich“ in einem sehr gewöhnlichen, allerweitesten Sinne, ich erwache, ich „komme zur Besinnung“; der Tag, der Horizont meiner Vorhaben, eventuell überhaupt mein „Lebenshorizont“, wird aktuell. Die Besinnung über die vorzüglichen Vorhaben des Tages, meines Lebens und so überhaupt hinsichtlich irgendeiner besonderen Vorhabe, die schon in Aktualität ist, hinsichtlich ihres Was – aber aktuell wird die Besinnung eben in der Weise, dass ich vorhabend wach werde; aber gerichtet bin ich dabei auf das Was. Ich habe schon Erfahrung, in einer gewissen Art, meine habituell allgemeine Vorhabe ist wirklich, verlebendigt, jetzt in meiner lebendig strömenden immanenten Lebensgegenwart. Aber diese Lebendigkeit ist ja nicht durchaus, und so hinsichtlich dieser Vorhabe nicht, immanente thematische Erfahrung2. Ich habe nicht den Blick auf das Vorhaben gerichtet und darauf, was mein Vorhaben ist. Besinnung auf sein Vorhaben und auf das Was dieses Vorhabens ist selbst ein Vorhaben höherer Stufe. Nicht thematisch den erfahrenden Blick darauf gerichtet haben, dass ich das vorhabe, sondern auf sein Was thematisch gerichtet sein, das ist, im Vorhaben3 leben bzw. es neu fassen. Mein Berufsvorhaben ist aktuell geworden ins Wachbewusstsein getreten. Ich bin darin wach geworden. Ich bin aktuell im Vorhaben, und darin liegt: Ich bin thematisch auf das, was ich vorhabe, gerichtet, in thematischem Willen. Das ist das Schlicht-seiner-Vorhabe-Innewerden. Nun ist aber die besondere Besinnung auf das, was ich da vorhabe, die neue Vorhabe, darauf gerichtet, das undeutliche und unklare Was zu verdeutlichen und zu klären. Wendet man nun ein: Kann ich da eigentlich sagen, ich hätte es, mein Vorhaben, schon erfahren, wenn ich als Kaufmann auf dem Weg 1 Der folgende Absatz findet sich auf Bl. 4a, ist aber als Einfügung in den laufenden Text auf Bl. 5b gekennzeichnet. Rb.: Die Anmerkung pagina 2, 2te Seite: Ad 1930. 2 Rb.: Willenserinnerung als Willen. 3 Rb.: Aufwachen.
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zum Geschäft bin oder schon im Geschäft bin, da ich es doch erst wirklich erfahre, wenn ich mich besinne? Darauf lautet natürlich die Antwort: 1) das immanente Erleben des Wachwerdens der Vorhabe ist nicht thematisch immanentes Erfahren, was selbst ein Vorhaben ist, während das immanente originale Auftreten als das nicht Vorhabendes-Erfahren ist; 2) das immanente, erlebte Was der Vorhabe ist Immanentes, so wie es eben unklar ist, und thematische Erfahrung ändert nichts an der Unklarheit; 3) das VorhabeErlebnis ist wach geworden, aber das zunächst im Sinne der Weckung. Das sagt: Die geweckte Vorhabe ist noch nicht die Vorhabe „selbst“, erst durch Verwirklichung (Klärung) erfahre ich sie selbst. In der Urtümlichkeit gegenwärtigenden Strömens tritt als Erlebnis auf der jetzt wachgewordene Wille, die „Erinnerung“ an meinen Willen, meine früher gestiftete Vorhabe. Nun ist Erinnerung an meinen Willen nicht er selbst, sondern seine Erinnerungsmodifikation; aber gleichwohl, während sie als Erlebnis strömt, will ich, bin ich jetzt wollend, wollend in diesem Erinnerungsmodus. Zunächst ist diese „Erinnerung“ Leermodifikation, geweckter Wille im Leermodus, eventuell sogleich vorlaufend in eine Erinnerungsanschauung. Heißt das anschauliche doxische Wiedererinnerung an den früheren Entschluss und eventuell an die Kette der Ausführung, bei einem endlich abschließenden schlichten Willen an die Verwirklichungsstadien bis dahin, da ich bislang verwirklichend gekommen bin? Wenn ich morgens aufspringe, bin ich sofort in der Vorhabe der Tagesarbeit – „an mein Buch!“ Was ich zunächst tue, das Gewohnheitsmäßige unmittelbar nach dem Aufstehen, hat seine besondere und abgeschlossene Willentlichkeit, aber zugleich den Charakter des Weges, der den Ansatz des Weges zur Erfüllung der „Vorhabe des Tages“ heranbringt, so ähnlich wie der Weg zur Arbeitsstätte des Arbeiters, des Geschäftsmannes in seinen Laden oder sein Büro. Also, der Anfang hat schon seinen auf die Tagesvorhabe bezogenen Willenssinn, der aber nur leer geweckt ist und im Leermodus doch Mitmeinung, die in der urströmenden Gegenwart ein Moment des Erlebnisses ist – eine Willensmitmeinung, ein Mitmodus des jetzigen aktuellen Wollens, das schon handelndes ist, aber in seiner Vorhabe eigentlich aktuell ist im eigentlichen, dabei handelnd Verwirklichen. So ist es schließlich bei jedem Handeln, sofern ich es nicht zeitweise als eigentliches Handeln stillstelle, durch Vorbesinnung auf das Ziel und die Zwischenteile des Weges dahin, der einzelnen Handlungen z. B., in sich relativ abgeschlossen und doch als Zwischenglieder zur Totalhandlung gehörig. Nun rechnen wir auch Zwischenbesinnungen mit zur Einheit einer Handlung. Die Zwischenbesinnungen haben bei Handlungen, deren Endziel nicht voll
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bestimmt ist, auch die Funktion, es von dem schon Verwirklichten näher zu bestimmen, eventuell dabei schon zu merken, dass es so nicht passt; und in der Besinnung und Klärung tritt dann das Unpassende in dem, worin es das Absehen stört, hervor, und das ist zugleich (die Willensmodalisierung) das Motiv zur wiederholten Klärung, uns vergebliche Arbeit zu sparen. In jeder weiter ausschauenden Handlung reicht die Vorhabe horizonthaft über das verwirklichende Nächstgeschehende hinaus, ja eigentlich in jeder Handlung haben wir den Horizont der Willensantizipation, die Wille ist und doch „Vorerinnerung“ des jeweils noch ausstehenden Willens im Modus des handelnd Verwirklichenden. Erwachend springe ich auf und springe sozusagen in meinen Willen hinein, das, was jetzt „an der Zeit“ ist. Ich erwache, ich erinnere mich, wo ich bin, und das Wo ist das Jetzige, das hic et nunc ist schon Erinnerung, das Schlafzimmer meiner Wohnung ist das Jetzt, ist und vordem war. Mein Gestern vor dem Einschlafen, und von da aus die Kontinuität meines Vordem, ist geweckt, ist Erinnerung, die das wahrnehmungsmäßig Gegebene anknüpft an die Kontinuität früherer Wahrnehmungen. Das betrifft natürlich nicht bloß mein äußeres Wahrnehmungsfeld bzw. mein Wahrnehmen. Ich erwache – auch mit einer Willenserinnerung; der Wahrnehmungsakt ist zugleich meine Vorhabe, fundierend als die, in der ich durch den Schlaf (und vorher durch die Pausen für Essen und Abenderholung) unterbrochen bin. Es mag sein, dass ich erwachend zunächst im Halbschlaf bin, noch nicht voll wach, die Dinge, das Zimmer sehend, aber nicht recht klar bin, wie ich hier hereingekommen bin (etwa gar in einem fremden Hotelzimmer). Es zeigt zwar eine Vergangenheit an (weckend), unbestimmt, aber ich bin noch in dem Zimmer von gestern, in dem ich schlafengegangen bin, und damit überhaupt noch nicht in dem Heute des Gestern. Es kann auch sein, dass ich, wie auf der Reise, eine besondere und außeralltägliche Vorhabe mir auferlegt habe, und dass sie mir nicht gleich einfällt („was wollte ich denn heute?“); anstelle der Erinnerung meiner bestimmten Vorhabe steht jetzt eine unbestimmte Erinnerung, eine undeutliche, die erst zur bestimmten werden muss. Es sind also verschiedene Erinnerungsmodi zu unterscheiden. b) Behalten und Fortgeltung von Überzeugungen bei Unterbrechung der Wachheit Jedenfalls, meine strömende Gegenwart hat vermöge der Form der Wachheit folgende Struktur: 1) Sie selbst ist strömende wahrnehmungsmäßige Urgegenwart, im Strömen unthematisch, als das aber strömend das soeben
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Verströmte aufbewahrend in der Urform der Retention (Urform der Nacherinnerung) und der protentionalen Vorerinnerung. Als jeweilige „Wahrnehmung“ (als Phase dieses sich selbst als Strömen konstituierenden Strömens) birgt sie diese Urerinnerungen in kontinuierlich simultanen Abwandlungen in sich; 2) Sie ist als Wachgegenwart Aktgegenwart, und als das gehört die Ichzentrierung zu ihr und nicht etwa einzelne verstreute Akterlebnisse. Das Ichzentrum ist in schwer zu beschreibender Weise überall in der lebendigen Gegenwart, und überall ist Aktivität in verschiedenen Modis. Keine Phase der Urgegenwart, worin nicht Akt (und Affektion) im Spiel ist, also selbst als Erlebnismäßiges und unthematisch Wahrnehmungsmäßiges, wie alles erlebende Leben. Während des Strömens setzen neue Akte ein und wandeln ihre Modi; aber in diesem Wandel, der nie ein wirkliches Verschwinden ist, verharrt das Ich als das des Aktes bzw. als Ich des einheitlich durch diese Wandlungen hindurchgehenden Aktsinnes.1 Ausgezeichnet der Modus der Durchstreichung und überhaupt die Modi der Modalisierung. Das Ich ist, verharrt in fortdauernder „Stellung“ (es ist das, das in Geltung behält), bis es eventuell in dieser Stellung, in seinem „Stand“ zweifelhaft, schwankend wird und eventuell zur Durchstreichung kommt, in der es die Stellung (Geltung) preisgibt und eine Gegenstellung einnimmt (stattdessen ein Anderes zur Geltung bringt, zu dem es hält als das nunmehr bleibende Seine). Das ihm Geltende wird behalten (Akt-Behalten). In der bejahenden Entscheidung wird frühere bleibende Geltung wieder aufgenommen und wird zu einer restituierten Einheit der Geltung usw. Behalten in einem anderen Sinne bleibt auch das Modalisierte etc. Im Gang der strömenden Gegenwart finden wir also ein fortgehendes, eventuell ganz neues Stiften von Geltungen und jedenfalls von einsetzenden Akten unter Behalten in verschiedenem Sinne. Aber2 diese Wandlung ist zugleich ein Wandel „eigentlicher“ Aktivität (Aktualität im prägnanten Sinne) und uneigentlicher. Die uneigentliche dachten wir hier als Behalten – das ist ein rückgewandter „Erinnerungs“-Modus des Aktes, aber nicht als des bloßen Erlebnisses, und doch wieder nicht Erinnerung im gewöhnlichen Sinne. Das Noch-Gelten des Woraufhin des Aktes in der lebendig strömenden Gegenwart ist in ihr, ist in jeder Phase des ungebrochenen wachen Strömens wirkliches Gelten, obschon nicht immerfort in aktuellem, 1
Rb.: Und in eins als Stehendes und Bleibendes aller Akte. Rb.: Eigentliche Aktualität, die „retentionale“ Noch-Geltung als Akt, „Erinnerungs“Modus. 2
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in thematischem Vollzug, in dem das Ich auf das Worauf des Aktes ursprünglich gerichtet ist. Zunächst kann man sagen, eben im Rahmen dieses Strömens, solange das Noch-Behalten, die „Erinnerung“ in eins mit den aktuellen Aktphasen fortgeht, nämlich die Retention, solange und soweit bleibt das Ich in seinem konkret einheitlichen Akt, in seinem einheitlichen, das Behalten einbegreifenden Gelten. Man wird dann hinzufügen, versuchsweise: Das strömende Erleben in jedem Jetzt ist, soweit es die Form der Affektivität und Aktivität hat, eigentlich Waches. Das darin Erlebte, dafür ist das Ich wach im eigentlichsten Sinne, das, worauf es gerichtet ist, das übrige Retentionale, dafür ist das Ich „schlafend“. Das Strömen ist ein strömendes Wachsein unter Übergang von Dafür-Wachsein und Schlafen. Wir haben also strömende Gegenwart als Strömen eigentlicher Wachheit, und das ist jeweils die momentan endliche Gegenwart. Im Strömen haben wir dazu die sich fortgesetzt erweiternde Sphäre des „Schlafenden“, der Inaktivität, des für das Ich in seinem eigentlichen aktiven Sein „Unbewussten“. Nun1 umspannt dies aber schließlich die ganze Wachperiode bis zum normalen Schlaf – das ist, das Ich ist nunmehr für nichts mehr wach, für nichts mehr aktiv, es bereichert daher nicht mehr das Strömende-Unbewusste, oder: Das Unbewusste wandelt sich nicht durch Aufnahme von Fortgeltungen, da keine aktiven Geltungen vom Ich, von seiner Aktualität ausgehen, sich als Unbewusstheitsmodi fortsetzend. Innerhalb der Wachperiode haben wir also, in einem Wortspiel gesprochen, fortströmende „Erinnerung“, den Prozess des in die „Innerlichkeit“ des Unbewussten Hineinströmens aus der aktiven „Äußerlichkeit“ (aus der Patenz in die Latenz). Soweit die Retention. Und die Protention? Das passive, retentionale Verströmen hat vermöge der Mittelbarkeit seiner Intentionalität Grade der Lebendigkeit und Kraft der Antizipation von Kommendem, das sich im zentralen, jetzt Urimpressionalen als es selbst erfüllend einstellt – oder auch modalisierend die Antizipation hinsichtlich des Aktes der Vorgeltung enttäuscht. Dazu kommen aber die Fernassoziationen innerhalb der simultanen Gegenwart; aber, was hier noch wichtiger ist, der sukzessiven. Das Assoziierte aus der retentionalen Vergangenheit (innerhalb der Einheit der Wachheit: des Tages) wird geweckt, diese Weckung ermöglicht schon wie simultane so sukzessive Mehrheiten. Kann abgesehen werden von den haltenden Akten, schon für die Möglichkeit affektiver Mehrheiten? 1
Rb.: Versuch einer Interpretation des Schlafs.
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Was schon geweckt oder durch Weckung schon einheitlich ist, einheitlich assoziiert, das kann selbst (und als konfigurierte Mehrheit) wieder wecken1. Weckung ist Erinnerung in neuem Sinne, in einem eigentlicheren; die Erinnerung bringt zu Tage, was unbewusst ist, unbewusst geworden ist. Und ist diese Weckung nicht Affektion? Für mich bei Tage ist, worauf ich gerichtet bin. Was es assoziativ in Simultaneität oder Sukzession weckt, ist schon sekundär dabei zu Tage gekommen. Es appelliert an mich, es zu aktivieren; zunächst in Form der Zuwendung. – Die ursprüngliche Aktion im Jetzt, simultane Assoziation, Aktion in der Simultaneität, „wahrnehmende“ oder wiedererinnernde hinsichtlich der erweckten Retention – das Neue ist hier die Wandlung der Retention in Affektion und Aktion und der „wieder“verwirklichenden Aktion, der Modus des Wieder (der eigentlich in anderer Form auch in dem Eingehen in die Wahrnehmung (als ein Wiederaktivieren von Ähnlichem, Nachaktivieren, apperzipierend Aktivieren) des SimultanGeweckten liegt). So hat die strömende einheitliche Wachgegenwart neuartige Strukturen aufgewiesen erhalten. Weiter zu bedenken: das Phantasieren, die Als-Ob-Wachheit und -Aktivität, das „Wachträumen“ innerhalb einer wachen Gegenwart und im konkret strömenden Gang der Wachheit; ferner die Phantasie in Funktion; Ernstund-Muße-Spiel, Wandlung von Spiel wieder in einen Ernst zweiter Stufe. Insgesamt Aufweisung aller zur Einheit einer Wachheit gehörigen Funktionen der passiven Strukturen und aller fungierenden Modi der Affektivität und Aktivität. Wenn wir von einer Wachperiode zur nächsten übergehen und dann überhaupt die Kette der Wachheiten in eins betrachten, so fragt es sich, was ihnen Einheit gibt. Das aber ist die Frage nach denjenigen, bisher nicht berührten Strukturen einer Wachheit, durch die sie retentional mit der früheren, vorerst der nächst vorangegangenen, zusammenhängt, und dann die Strukturen, durch die Akte und Aktergebnisse der früheren in der jetzigen Wachheit als geweckte Noch-Geltungen auftreten (etwa vor der Weckung als ungeweckte noch jetzige Geltungen implizite da sind) mit den zugehörigen Wiedererinnerungen und Besinnungen. Der Tag ist ein beständig fortströmendes Leisten, Erwerben, jede Phase enthält die Erbschaft der ganzen Kontinuität der früheren; der Abend hat den Totalerwerb des Tages in sich, natürlich zum größten Teil im jeweilig 1 Rb.: Ursprünglich zeitigende passive Assoziation als Vor-Assoziation, eigentliche Assoziation als von dem schon Gegebenen, bei dem ich schon wach bin, an etwas erinnert, dafür geweckt werden.
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letzten Modus der Sedimentierung, im jeweiligen Modus des Unbewussten, des Abend-Horizontlichen, in der Weise, in der Abend eben Abend des Tages ist. Das jeweilig Aktuelle hat seinen „dunklen“ Hintergrund, seinen Horizont, in den ich eindringen, den ich ausfragen kann, geleitet von Zufälligem oder aktiv vorbereiteten Assoziationen. So konstituiert sich ja Raumzeit als Horizont und erfüllte Zeit, als die ich reproduzieren und durchlaufen kann, immer wieder. Der Tag beginnt mit Erwachen vom Schlaf, vom Traum. Eigentlich ist traumloser Schlaf eine Hypothese. Ursprünglich zeitigender Prozess als vorichlich, außeraktiv und in diesem Sinne „passiver“ Prozess, als „Vor-Assoziation“, bloße assoziative Verschmelzung. In gewissem Sinne eigentliche Assoziation ist das An-etwaserinnert-Werden, von einem Assoziierenden aus, von dem, wofür ich gerade schon wach bin, bei dem ich als (aktives) Ich schon bin, für ein Anderes geweckt, eben daran „erinnert“ werden. In der Simultaneität haben wir inaktive pure Schmelzung in Form der Sinnesfelder und der sekundären durch das simultane Strömen. In der Sukzession, der ursprünglichsten aus dem Strömen, haben wir auf dem Grund der strömenden retentionalen Verschmolzenheit und Verschmelzung die Abgehobenheiten als erwachsen durch Brüche der Verschmelzung, überbrückt durch doch verbleibende Verschmelzung. Diese Abgehobenheiten, Sondereinheiten, gehen als solche in den retentionalen Strom ein, auf diesem Grund nun die Verschmelzung zweiter Stufe, nämlich die Fernverschmelzung, die passive Fernassoziation.
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manuskript c 16 Nr. 68 Das Bleibende im personalen Sein und im Miteinandersein1 a) Modi des Versinkens von Akten (und ihren Geltungen) im „Unbewussten“, ihre Abhängigkeit von der Aktivität des Im-Griff-Haltens in der lebendigen Gegenwart
Das personale Sein im Miteinandersein. Ich2 und meine Akte. 1) Einheit eines Aktes in der strömenden urtümlichen Gegenwart als Einheit einer urtümlichen Habitualität in der Aktivität selbst; andererseits der 2)te Sinn von Habitualität. Jeder Akt versinkt ins „Unbewusste“ – aber in verschiedener Weise. Schon in der urtümlichen Gegenwart kann das Ereignis eintreten, dass der Akt sich modalisiert, dass die Stellungnahme, die er vollzieht, die Seinsgeltung oder die praktische Geltung (die der Vorhabe, schon die einer praktischen Möglichkeit) zu Bruch kommt, d. h. die ursprüngliche Modalität der Seinsgewissheit, Sein-Sollens-Gewissheit (praktischen Gewissheit) sich wandelt in Zweifel etc. oder gar in die Modalität der Durchstreichung. Eine erste Habitualität, ein erstes Behalten ist das kontinuierliche, und während des Versinkens in die urtümliche Vergangenheit (des ersten Unbewusst-, ja in gewisser Art Inaktuell-Werdens), In-der-Gewissheit-Bleiben, das Seiende oder Sein-Sollende Behalten, darauf weiter in Gewissheit Gerichtetsein. Eine Modalisierung ist als Aktmodalität selbst Akt. Ich kann auch in der Ablehnung oder im Zweifel bleiben, nicht nur fortgehend in diesem Modus des Geltens (in dieser Stellungnahme), sondern hinsichtlich des im Versunkensein „Noch-bewusst-Seins“ an der versunkenen Geltung festhalten. Die Modalisierung kann dann durch Übergang in eine neue die Geltung, die sie vollzog und erhielt, dann wieder verlieren; eine solche Wandlungsreihe der 1 Die Bl. 12–17 von C 16 sind veröffentlicht in Hua XXXIV als Text Nr. 24, S. 380–383. Die Aufschrift auf dem Umschlag Bl. 18/26 bezieht sich nur auf Text Nr. 67: Ad U-Blätter. 1932 Mai? Personales Sein im Miteinander-Sein. Verschiedener Sinn von aktuellen und nicht-aktuellen Akten. Wichtig. Ein Akt im lebendigen Vollzug. Das Behalten im Währen. Das Aufhören des Aktes und das Bleiben der Geltung im retentionalen Versinken. Behalten in einem neuen Sinn. Überschreitung der wahrnehmungsmäßigen lebendigen Gegenwart – das Fortgelten im ‚Unbewussten‘, Akt und Interesse, bleibende Interessen (Beruf), Interessenhorizont, Horizont der Akte, Horizont der Erwerbe, Synthesis von Interessen etc. – Intersubjektivität; Kommunikation der Personen – Aktkommunikation und Interessenkommunikation, der soziale Raum (offenes Universum von Mitpersonen) das Analogon des Naturraumes. 2 Rb.: Der erste und zweite Sinn von Habitualität.
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Modalisierung hat ihre eigene Einheit und ist nicht eine Kette, in der die Glieder ihre Geltung im Behalten forterben. Aber es kann sein, dass als eine Weise der Modalisierung eine Restitution der früheren Geltung erfolgt, als bejahende Wiederaufnahme: Aus dem Nicht-So etwa wird das Nichtnicht-So und hinsichtlich des So, das früher zeitweise in Geltung war, das Doch-So. Das In-Geltung-Haben und -Behalten in der Urgestalt ist kontinuierlich bei dem geltenden Sein, d. h. Auf-es-kontinuierlich-Gerichtetsein. Oder: Der Akt ist in wirklichem und eigentlichem Vollzug, und das ist er im Modus (Urmodus) der Aktualität, wenn ich aufmerkend auf das Was des Aktes (sein Worauf der Richtung) gerichtet bin. Dieses aufmerkende Gerichtetsein, kontinuierlich einig mit dem kontinuierlich einigen Versinken des Was in seiner „passiven“ Einheit, wandelt sich kontinuierlich. Und zum konkreten dauernden Akt in seinem ungebrochenen Vollzug gehört, dass in jeder neuen Phase Aufmerken im Urmodus sich fortsetzt und dieser Urmodus sich seinerseits wandelt und so in Kontinuität eine Einheit konkreter Aktivität als ein Akt sich konstituiert, als fortdauernder Akt, der im Fortdauern hinsichtlich jeder Phase des Soeben in behaltener Geltung fortlebt, in jeder Momentangegenwart mitgeltend. Im Behaltenen liegt das behaltene Gerichtetsein, und jede Noch-Geltung enthält den modifizierten Aufmerksamkeitsmodus als Richtung des Ich in der Weise des NochGerichtetseins in sich. Aber es ist nicht bloß Gerichtetsein, als ob das etwas für sich wäre, so wenig das in passiver Retentionalität noch als inhaltlich Bewusste Erfassung für sich ist, sondern im Strömen des lebendigen JetztVollziehens des Aktes liegt ein stetes Jetzt-Sich-Richten und verströmend ein stetiges Vollzogen-Haben und Noch-in-Geltung-Haben, Gerichtet-gewesenSein und Noch-Gerichtetsein. Der konkret lebendige Akt ist als konkreter, gerichteter Vollzug. Aktuell ist das Ich bei dem Geltenden – wozu diese ganze Kontinuität von gerichteten Geltungsmodis gehört und so Einheit konkreter Richtung auf das konkrete Was, konkretes Dabei-Sein bei dem konkret einheitlich fortdauernden, und zwar immer neu und immer noch Geltenden. Nun hört aber schließlich der konkrete Akt auf1 – d. h. es entfällt mit der Endphase der sich konstituierenden immanenten Aktzeit der urmodale Vollzug. Aber der nicht mehr fortgesetzt vollzogene Akt hört nicht auf, in noch lebendiger Gewissheit des Geltens (Seinsgewissheit oder Sollensgewissheit des Geltenden) fortzuströmen. Es ist nun nicht mehr ein Akt, den 1
Rb.: Aufhören des Aktes.
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ich eigentlich noch vollziehe, ich bin jetzt nicht mehr im eigentlichen Sinne aktiv, beschäftigt mit dem oder jenem. Aber der verflossene Akt, verflossen aber noch versinkend, hat noch eine Geltung, die für mich jetzt Geltung ist; und wenn ich auch jetzt nicht aktuell auf das Geltende gerichtet bin, als aktueller Aktvollzieher, so ist doch das versinkende, modifizierte Gerichtetsein im modifizierten Vollziehen noch zu mir gehörig, und modifiziert bin ich noch weiter in Richtung und bin es, für den weiter gilt, was ich in Geltung gesetzt habe und fortbehalte. Ein neuer Modus dieses Behaltens ist aber zu unterscheiden. Nachdem ich aufgehört habe, diesen Akt zu vollziehen, nachdem er den Modus des vollendeten erreicht hat und als eigentlicher Aktus vorüber ist, kann ich sein Ergebnis, eben das nun vollendet zu aktueller Geltung Gebrachte, aktuell im Griff behalten, aktiv behalten. So zum Beispiel im Vollzug eines neuen Aktes, mich auf Neues richtend, einsetzend die neue Aktintention und sie zur Vollendung bringend. Das neu zur Geltung Gebrachte ist dann nicht isoliert für sich, sondern aktuell in Geltung gesetzt und vollendet als geltend, in eins mit dem „noch“ in aktuellem Griff Verbliebenen. So wie in einem kontinuierlich sich vollendenden Aktus die verflossenen Aktstrecken noch fungieren, ihre Noch-Geltungen mitfundieren die fortschreitende Totalgeltung, so haben wir hier eine Einheit eines zusammengesetzten Aktes, eine Aktsynthese, die zwei Akte aneinander knüpft zur Einheit eines Aktes, aber eine Verknüpfung und Akteinigung, die dadurch zustandekommt, dass der im Nacheinander verflossene Akt nicht nur überhaupt für mich, das Aktsubjekt, in Fortgeltung verbleibt (vermöge des Erlebnismodus, in dem sein Verflossen-Sein hier besteht), sondern in diesem Modus hat er zugleich den Modus des Mitfungierens, des aktuellen Behaltens, das Unterlage ist für den daran sich knüpfenden neuen Akt und sein Zur-Geltung-Kommendes und dann Behaltenes. Das gehört wesensmäßig zu allen Aktsynthesen als solchen, die einen einzigen Akt erzeugen. Damit haben wir einen neuen Sinn eines Kontrastes zwischen aktuellen und nicht-aktuellen Akten gewonnen. Ein nach dem Abschluss verfließender Akt ist nicht mehr aktuell, ist nicht mehr, eigentlich gesprochen, Akt, als welcher er seinen Quellpunkt der ureigentlichen Aktivität, des ureigentlichen In-Geltung-Setzens, Stellungnehmens und ureigentlichen Dabei-Seins hat. Das ist der eine Kontrast. Demgemäß sind alle Aktstrecken des eigentlichen Aktes, die Strecken der Verflossenheit der soeben vergangenen ureigentlichen Aktphasen sind, nicht mehr aktuell aktive Strecken.
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Aber in dem anderen Sinne sind sie es, und sie sind in derjenigen aktuellen Funktion, die den konkreten Akt überhaupt erst möglich macht und im Urgeltung kontinuierlich schaffenden Quell-Jetzt Sinn und Möglichkeit verschafft. Doch noch wichtiger ist der Unterschied, wo es sich um ganze Akte handelt, und Akte, die sich zu einheitlichen Totalakten verbinden, während die Verbindung in der immanenten Zeitlichkeit dadurch erfolgt, dass der verflossene Akt noch „aktuell“ bleibt als fungierend im Aufbau. Abermals ein neuer Modus tritt uns entgegen, wenn wir die Sphäre der urtümlichen Gegenwart überschreiten. Für jeden Akt reicht sie so weit, als er nach seiner Vollendung in Modis des noch lebendigen Behaltens ist. Was in Geltung gesetzt ist, ist noch im Griff, obschon, wie wir zunächst voraussetzen wollen, keine Aktintention vorweg schon auf eine Geltungseinheit gerichtet ist, die über seine eigene Geltungsvollendung hinaus durch einen neuen und eventuell dann wieder durch weitere Akte hindurch auf eine letzte Vollendung geht und eine damit sich abschließende synthetische Leistung. Mit anderen Worten: Der Akt fungiert nicht als Eingangsstück für eine Aktsynthese. Die in ihm konstituierte Geltungseinheit aber bleibt noch im Griff, der Griff wird immer loser, und schließlich scheint der Akt sich in ein Nichts aufzulösen. Das Ich scheint die noch in der retentionalen Verdunkelung und Verwischung, obschon verschwimmend, ineinander fließenden Richtungsstrahlen und Geltungsergebnisse eingebüßt zu haben. Im wörtlichen Sinne scheint der Akt ins Unbewusstsein versunken zu sein, in ein Nicht-Akt-Sein, Nichts-Sein. Wie immer es nun mit der Ernstlichkeit dieses Nichts sich verhalten mag, sicher ist, dass die Abwandlung der Verdunkelung und für das Ich des Nochim-Griff-, Noch-in-erlebnismäßiger-Geltung-Habens zu einem Limes führt, der von diesem Akt aus die Grenze der urtümlich lebendigen Gegenwart bezeichnet; und natürlich hinsichtlich jedes komplexen Aktes kommen wir auf sein Letztfungierendes und von diesem aus auf denselben Fall, den wir soeben besprochen haben, auf schließlich nicht mehr fungierendes Nochbewusst-Haben, Noch-im-Griff-Haben.
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manuskript c 16 b) Bleibende Interessen, Instinkte und Gewohnheiten des Einzelnen und der Gemeinschaft
Auf ein Neues kommen wir, wenn wir an Folgendes denken: Wir haben bleibende Interessen, das Berufsinteresse – eine durch das ganze Leben sich streckende Einheit mannigfaltiger Sonderinteressen, neu auftretend, sich erledigend, damit nicht verschwindend und hinsichtlich der Vergangenheit immer noch in Mitwirkung. Interessen, das sagt nicht jeweilig verlaufende Akte der urtümlichen Gegenwart. Mein Beruf und die Berufstätigkeiten als die Akte im Berufsinteresse (Berufspraxis als allgemeiner Name für die gesamten Berufstätigkeiten, eventuell in ihrem zeitlichen Verlauf prozesshafte) – mein väterliches Interesse und das Handeln im Interesse. Das ethische Interesse, in dem ich lebe. Meine Religion, mein religiöses Lebensinteresse – Gewohnheiten und Gewohnheitsinteressen. Urinstinkte und Instinktinteressen; das periodische Interesse der Ernährung, das ständige, durch das Leben hindurchgehende Nahrungsinteresse. Interessenhorizonte, dauernde Interessen, gestiftet durch eine Entscheidung, durch einen Akt, der einen Horizont künftiger Akte bestimmt in der Allgemeinheit, der eine Richtung-auf schafft. Überhaupt: Eigentümlichkeit des allgemeinen Willens, der künftige Sonderwollungen vorzeichnet, ein allgemeines praktisches Gerichtetsein (überhaupt aktmäßig Gerichtetsein auf eine praktische Sphäre). Instinktives und gewohnheitsmäßiges Gerichtetsein, einen Akthorizont als antizipierten Geltungshorizont haben – ohne Stiftung durch einen allgemein umschreibenden Akt. Das sind Interessen im prägnanten Sinne. Doxische Akte, Kenntniserwerbe, „Sein“ verwirklichend in Sonderheit, innerhalb der immerfort seienden Welt praktische Akte, Willensakte, Sollenserwerbe, Gesolltes verwirklichend, Gutheiten, bleibende Erwerbe. Güter, die konsumiert werden; Güter, die fortdauernde Güter bleiben; das Gut-für-Etwas, das Dienende, Gegenstand im erfüllenden, im genießenden Tun; das immer wieder Dienliche, immer wieder ein praktisches Streben Erfüllende – wenn auch relativ als Mittel. Verschiedene Weisen praktischer Horizonte – Ich, durch den Horizont hindurch gerichtet. Antizipierte Geltungen, antizipierte Akte, aber in der Antizipation jetzt schon Modi des Geltens. Wie die vergangenen Akte, die zu einem Interessenhorizont gehören mit seinem Gang aktueller Interessenbetätigung. Die Erwerbe in Aktualität des Erwerbens und soeben noch bewusst Erworben-Habens. Die aufbewahrten Erwerbe – die des Gedächtnisses. Wie
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sind sie als aufbewahrte, wie als das noch in Geltung, wie wird aus Erwerb Besitz, der Geltung hat und nicht im Rahmen der urtümlichen Gegenwart lebendig ist. Dem rückgewandten Gedächtnis entspricht das sozusagen vorgewandte – der Horizont der praktischen Zukunft, die praktische Vorhabe, das Vorhaben-System, dem ich entgegenlebe, das in der bevorzugten Zukunftsrichtung das betreffende Interesse ausmacht. Das Interesse im prägnanten Sinne – das dauernde Interesse, der dauerndeinheitliche Interessenhorizont. Doppelsinn von Horizont: Der Horizont von Sonderinteressen innerhalb der Allgemeinheit eines dauernden Interesses, eine Allgemeinheit, die selbst Verschiedenes bedeutet bei Stiftung von Interessen durch allgemeine Willensakte und durch Stiftung in Form der „angeborenen“ Instinkte und die Konstitution von Gewohnheiten. Anderer Sinn von Horizont, der Horizont der Akte und Horizont der Akterwerbe. Interesse im weiteren Sinne und Relativität des Verharrens eines Interesses. „Flüchtige“ Interessen und „dauernde“ Interessen. Eine flüchtige Affektion von stark affektiver Kraft erzwingt Akte, also Zuwendung, doxisch: Wahrnehmend-Gewahren, Kenntnis-Nehmen; Gemütsreize, eventuell Neugier, spielerisch etwas tun, das Ergebnis wird nicht zum dauernden Erwerb; die Geltungen werden in besonderer Weise vergessen. Die spielerischen Werte, Güter (Wertgebilde) werden in besonderer Weise entwertet, „weggeworfen“, fallen gelassen – nicht wie Misslingen als Durchstreichung innerhalb eines Interesses, nicht als irrelevant, als abschnittlich u. dgl. „fallen gelassen“, beiseite geschoben. Sie werden nicht überhaupt vergessen, sofern Wiedererinnerung auf sie natürlich zurückführen kann. Aber ich habe nicht mehr das Interesse der Spielgeltung – nur wenn Spiel (Sport) selbst zur Einheit eines über den Moment, über die Stunde hinaus verharrenden Interesses geworden ist, in die Einheit eines über die lebendige Gegenwart hinausreichenden Interessenkreises gehört, ist es anders. Koexistenz einer Mannigfaltigkeit verharrender Interessen, Synthese der Interessen und das Nachlassen von Interessen, das Fallenlassen. Koexistenz – bloße Kollektivität von Interessen. Die Akte, die Interessentätigkeiten, streckenweise verlaufend, fallen gelassen nur als Akte, unter Forterhaltung der Interessen; also Sich-Durchsetzen der Aktivitäten, Form des Lebens, das in Strecken zerfällt, in denen bald diesem Interesse, bald jenem Genüge getan wird. Hauptinteressen und Nebeninteressen, obschon nicht dienende. Einzelne Interessen als Lebensinteressen, und doch nicht Einheit eines univer-
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salen Lebensinteresses, das alle Interessen vereinigt, dem alle als dienende untergeordnet sind. Organisierende Vereinheitlichung bis hinauf zur Konstitution eines das ganze künftige Leben umspannenden konkreten Lebensinteresses, und damit der Konstitution einer besonderen jeweiligen Lebensvergangenheit und -zukunft als Vergangenheit der entsprechenden Geltungen als jetzt noch vom lebendigen Interesse umfangen – Vergangenheit als in entsprechender Gewissheit noch geltend und als entsprechend modalisiert, entsprechend in Einzelheiten durchstrichen. Daraus entspringen fortdauernde Lebensgüter. In der kontinuierlichen Synthese und beständigen Korrektur Konstitution eines auf Einstimmigkeit gerichteten Lebens in der Einheit eines totalen Interesses, einer Einheit der Lebensleistung, eines totalen Zieles, in totalem Gelingen unter Ausscheidung des dazwischen Misslingens. In all dem wird man nur an Interessen eines Ichs, also für sich selbst, nur an seine „eigenen“ Interessen, gedacht haben. Wir haben in der solitären (primordialen) Ichsphäre Interessen, die koexistieren (in Simultaneität oder Sukzession) und gleichgültig nebeneinander hergehen, und Interessen, die in Verhältnissen des Umfangens und Umfangenseins sowie der Verbundenheit zu einem die Verbundenen umfangenden Interesse stehen. Das Umfangen kann das des Ganzen hinsichtlich der Teile sein (wobei man den eigentümlichen Sinn von Ganzheit und Verbundenheit aus den Phänomenen her schöpfen muss) und das der Allgemeinheit (einer selbst vieldeutigen) und Besonderheit sein. Das alles so abstraktiv gefasst, dass auf Akte der AlterEgo nicht Rücksicht genommen war. Kommunikation personalen Lebens ist Akt-Kommunikation der miteinander kommunizierenden Subjekte, und entweder Akt- und Interessenkommunikation in der Weise der kollektiven Simultaneität und Koexistenz überhaupt oder in der Weise einer anderen intersubjektiven Einheit der Akte bzw. Interessen, in der die einzelnen Akte, Interessen miteinander eins werden in der Weise von umfangenden-umfangenen oder Verbundenen unter Umfangenden. Das wiederholt sich von neuem für schon intersubjektiv einige Interessen, die selbst wieder „zusammenhangslos“ koexistieren, „nebeneinander her“ laufend oder innig eins sind. Indessen ist nicht zu übersehen, dass auch die bloß intersubjektive Koexistenz eine Weise intersubjektiver Einheit ist und letztlich hinter sich hat oder voraussetzt das Füreinander- und Miteinander-Sein der in aktueller und potenzieller Einfühlung stehenden Personen, die also in einer weitesten Gemeinschaft miteinander sind, in der Gemeinschaft einer Umwelt als dieselbe Welt für sie alle und korrelativ als einheitliche Menschheit, in der für jeden
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alle Anderen Mitmenschen sind – obschon darum noch nicht „Gesellen“, Genossen, nicht Freunde eines Freundeskreises, nicht Tischgenossen, nicht Mitbürger, nicht Landsleute, nicht Sprachgenossen, nicht Associés, Mitglieder einer Handelsgesellschaft, Mitwissenschaftler einer Wissenschaft, nicht Mitglieder einer Kirche oder Sondergemeinde usw. Die weiteste Gemeinschaft, die einer Menschheit, mit dem Korrelat einer abgeschlossenen Welt (ein Begriff, der etwas laxer oder ganz streng genommen werden kann), hat als Form eben dies, was im weitesten und leersten Sinne eine Menschheit besagt, eine im Bewusstseinsleben jeder Person gestiftete, in aktuellen Einfühlungen und Einfühlungshorizonten sich auslegende habituelle Geltung: offenes Universum der Mitpersonen als Universum der unmittelbaren und mittelbaren, expliziten und impliziten Einfühlungsgemeinschaft. Diese ist für alle Sozialitäten dasselbe, was die Raumform für die reduzierte Natur ist. Sie ist sozusagen der soziale Raum und natürlich vermöge der untrennbaren Einheit von Simultanzeitlichkeit und Sukzessionszeitlichkeit die soziale Raumzeitlichkeit oder auch Form der geschichtlichen Raumzeitlichkeit. Wir verstehen also die Einheit einer fortdauernden Menschheit als lebendig einheitliches Miteinander-Dasein, im Miteinander-Verharren dieser selben Menschheit als Analogon der Raumzeitlichkeit im gewöhnlichen Sinne, durch die hindurch die eine physische Natur sich erstreckt, in der alle physischen Realitäten lokalisiert und extendiert sind – ähnlich wie einzelne Personen als Personen in der Menschheit gleichsam lokalisiert und extendiert sind, jede an ihrer sozialen Stelle, in ihrem Verband als Sondergestalt usw. Unter dem Titel Einfühlung vollziehe ich einen Akt der Fremderfahrung, einen Akt, der in seiner Intentionalität, der eigentümlich appräsentierenden und durch Appräsentation hindurch weiter greifend apperzipierenden, die fremden Akte, die fremden Präsentationen und Appräsentationen, Perzeptionen und Apperzeptionen „umfasst“, sie intentional umfängt, impliziert. Es ist ähnlich, wie ich in meinen jetzt aktuellen wiedererinnernden Vergegenwärtigungen meine darin bewusst werdenden vergangenen Akte als aktuell gewesene umfange. Ich sage daher, ich bin als Gegenwarts-Ich in Gemeinschaft mit meinem vergangenen; und ohne diese Gemeinschaft mit mir selbst hätte eigene Vergangenheit für mich keinen Sinn. In Einfühlungsgemeinschaft sind die anderen Personen, Ichsubjekte in meinem Ich, zunächst die mitgegenwärtigen, in meiner primordialen urtümlich lebendigen Gegenwart, und von da aus in meiner menschlichen konkreten Gegenwart impliziert, und nur so sind die Anderen für mich mit da, die Anderen hinsichtlich ihrer Akte, die Anderen aber auch als Ichsubjekte, die ihre, selbst aus ihrer
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Primordialität her erworbenen habituellen Geltungen haben und selbst ihr eigenes Sein haben in ihren verharrenden Interessenrichtungen. Der Mensch aber, der sich in einer Einfühlungsgemeinschaft, in einer Mitmenschheit, vorweg und als sich besinnender reifer Mensch, immer schon weiß, weiß sich auch schon in Sozialitäten, in Gesellschaftlichkeit; und hier kommen neue besondere Formen des Umfangens und der Verbindung von Akten und Interessen in Frage. Familie, Verein, Genossenschaft mannigfacher Art gemäß den obigen Beispielen. Nehmen wir eine Zweckgenossenschaft: Mein verharrendes Interesse ist einig mit dem der für mich Anderen. Mein Interesse, aktuell mein Vorhaben, mein willentliches Gerichtetsein, umfängt sein Interesse bzw. sein Vorhaben, sein Gerichtetsein, mein In-Geltung-Setzen und InGeltung-Haben und das, worauf ich als Stiftender gerichtet bin, das Seine und sein Woraufhin. Das aber so, dass ich in der Interesseneinstellung (im Interesse lebend und eventuell es aktualisierend) des Anderen auch bewusst bin als mich vice versa ebenso umfangenden.
Nr. 69 Lust- und Unlust-Affektion in der Ursphäre1 Affektion und Gefühl in der Ursphäre2. Die Gefühle sind es doch, die oder als welche die hyletischen Daten bzw. die sinnlichen Objekte das aktive Ich motivieren (affizieren), es „anziehen“ oder „abstoßen“. Dem Anziehen entspricht (oder es ist) Hin-Wollen, dem Abstoßen Wider-Wollen. Wir sprechen allgemein davon, dass das Ekelhafte, Übelriechende etc. Widerwillen errege; ja zu sagen, wir hätten gegen etwas einen Widerwillen, ist gleichwertig mit: Es ist sehr unangenehm. Übrigens, auch im „genehm“ und „ungenehm“ liegt schon etwas von „Willensinhalten“. (Nachher muss das Problem des Hungertriebes gestellt werden.) 1 Die Aufschrift auf dem Umschlag 27/54 bezieht sich auf die Texte 69–75: Anfang März 1932. Gefühl und Urkonstitution. Lust und Affektion. Urkonstitutiver Aufbau der Welt in ihren Seinsregionen und Leitung der Urinstinkte. Sinn der Scheidung von Ur-Seinssphäre = Natur und Welt von Gütern im gewöhnlichen Sinne. Nicht zur Klarheit gekommen, aus den üblen Wochen Mitte Februar bis Mitte März 1932, aber doch wichtig. Instinkt und Kinästhese. „Neugier“. 2 Rb.: 8. III. 1932; Nota Bene.
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Was ist das Hin- und Wider-Wollen im „Angezogen-“ und „Abgestoßen“Sein? Ist es nicht in der Ursphäre ein ursprüngliches Affiziert-Werden von etwas, das für sich ist, Begehren auf das Hyletische hin, auf Abgehobenes, Einheitliches bzw. von ihm weg? Haben wir also nicht ein ursprüngliches positives und negatives Begehren? Aber wir müssen nun auch Rechnung tragen dem Nicht-Zugewendetsein und Zugewendetsein bzw. Sich-Zuwenden. Was ist das Affizierende für sich, das „Lustaffektion“ Übende vor der Zuwendung? Wie affiziert es, appelliert es an das Ich? Es zieht es an, von ihm geht der Zug auf das Ich hin, und Zuwendung sagt: Ich leiste Folge, und nun bin ich dabei. Aber indem ich es bin, bin ich ja fortgesetzt angezogen; also in eins ständig Angezogensein von dem Datum und vom Ich aus ständig Darauf-Gerichtetsein, kontinuierlich folgend. Ist mein ichliches bloß Angezogensein nicht ein ichlicher Modus, notwendig ein Vormodus jedes „genießenden“ Dabei-Seins und in ihm selbst sich ändernder Modus des Begehrens, und zwar der des genießenden Begehrens? Sagen wir nicht richtig: Lust als bloße Lustaffektion, Lustreiz vor dem Lustgenuss reizt, motiviert genießende, und eigentliche Lustaffektion wäre also doch ein besonderer Ichmodus gegenüber dem Modus des Aktes, diesen wesensmäßig fundierend? Fundamental ist die Unterscheidung zwischen Lustaffektion (ob vor oder in der „Zuwendung“, vor oder in der Ichaktivität) und Lust selbst als An-etwas-Lust-Haben, Lustgenuss (Lust im gewöhnlichen Sinne). Lustaffektion wäre das Allgemeinere, und „bloße“ Affektion besagte eben die Affektion vor der „Zuwendung“. „Lust“, dies ist dann nichts anderes als stetes Begehren, Hinwollen, als „bloße“ Affektion, in sich stetig und wesensmäßig die Lustaffektion, das die begehrende Intention ursprünglich Motivierende, in sich tragend; also nicht das Begehren hat verschiedene Modi, sondern die Lust selbst, das Affizierende, je nachdem sie vom Ich beantwortet ist mit Hin- oder WiderWollen oder aber nicht. Die Rede von Erfüllung des Wollens setzt aber schon voraus die Wesensmöglichkeiten des Hinwollens, während das Gewollte „verschwunden“ ist, oder während die affizierende Lust sich mindert. Lustintensität hat ihr Korrelat in der Sättigung des Hinwollens. Ist dieses ichliche Begehren hier anderes als ein Akt, letztlich Akt überhaupt, und zwar das Hinwollen und hinwollende Sich-Erfüllen? Und ist nicht hierbei stets Kinästhese im Spiel, mindest in der Form der Starr- und Stillhaltung der kinästhetischen Bewegung als Wille des Dabeibleibens? Wie aber mit dem Abgestoßensein, wie mit der Hintergrundaffektion des Abstoßenden, die doch auch zur „Zuwendung“ motiviert, sie eventuell „erzwingt“? Affektion ist zwar als solche Affektion zur Zuwendung,
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aber Zuwendung besagt: Das Ich ist motiviert, aktiv zu werden, die positive Affektion (Lustaffektion) positiv wollend zu aktivieren, die negative Affektion widerwollend. Zuwendung ist also wesensmäßig „willige“ oder „widerwillige“, und je nachdem in diesen Urfällen auf lustgenießendes Dabeibleiben (oder Im-Dabeibleiben-Steigern) oder auf Unlust erleidendes Nicht-Dabeibleiben Gerichtetsein (hingerichtet und weggerichtet, und doch beides in dem allgemeineren Modus „Dabei“ und gerichtet). Wir zogen bisher nur in Betracht, innerhalb der lebendigen Gegenwart, impressional fortdauernde hyletische Daten, und diese als fortdauernde Gefühlsaffektion übend. Dies kann stärker oder schwächer sein (Intensität der Lustaffektion z. B.). Nicht verwechseln nach dem Obigen: „bloße“ Affektion, als das Ich erst auffordernd zur Tätigkeit, und Affektion überhaupt, auch in der Tätigkeit. Der Lustintensität entspricht die Intensität des „Begehrens“ als Genießens, Hinwollens. Aber sie kann sehr verschieden sein (Hunger). Dann ist natürlich zwischen Begehren und Wollen kein Unterschied verständlich zu machen und so auch kein Unterschied zu verstehen zwischen Wollen überhaupt und Handeln. Aber wir haben beständig auch die Kinästhesen im Auge zu behalten. Als aktives Ich – als waches bin ich immerfort aktiv und somit natürlich immerfort affiziert – und bin ich Ich im ständigen „Ich bewege“, „kinetisch“. Die oder eine Ursphäre in dieser Hinsicht ist die Kinästhese (ob sie für alles und jedes Ich-Bewege fundierend ist (ichlicher Prozess), ist ein Problem). Zu sagen, Kinästhesen seien nicht hyletische Daten und so überhaupt nicht Daten gleicher Funktion wie die hyletischen, das sagt, sie affizieren nicht ursprünglich, sie sind nicht in sich selbst angenehm oder unangenehm. Erst nach Objektivierung, z. B. als leibliche Bewegung und Verflechtung mit Anderem, erwächst, was angenehm oder unangenehm sein kann. Erst im konstitutiven Aufbau von Horizonten, schließlich von Objekten und Objektwelten, wird Vorhabe und Handlungswille möglich, das Auseinandertreten von Vermögen, von einem Können als praktischer Möglichkeit, und ausführendem Tun. Es müssen sich aus der Aktivität des Ich schon bleibende Erwerbe als Objekte konstituiert haben in Objektwelten, Dinge als Dinge in der Nähe und in der Ferne erfahren, mit Vermöglichkeiten erfahrender Aktivierung und Explikation, mit Vermöglichkeiten, durch SichEntfernen das Widerwärtige in seiner Widerwärtigkeit unwirksam zu machen, dass der „Genuss“ des Peinlichen unterbunden bleibt usw. Das ergibt also neue Willensmodi und schließlich menschliches Wollen, menschlichen Plan, Handeln, humanisierte Welt als Welt praktischer Gebilde usw. Damit
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sind wir aber noch nicht Herr aller Schwierigkeiten geworden. Ein Index derselben ist die Frage nach dem ursprünglichen Instinkt, der die natürliche Objektivierung als Korrelat hat, und die Frage, wie die urhyletischen Gefühlsaffektionen, wenn sie in gleicher Weise bald Lust-, bald UnlustAffektionen sind, Objektivierung motivieren sollen. Aber wie, wenn wir von vornherein in Rechnung ziehen mussten, dass nicht ein, sondern mehrere Instinkte zugleich am Werke sind, derart dass die Urobjektivation, welche Natur ergibt, im Rahmen einer allgemeinen Normalität sich abspielt, in welcher nur Lustaffektion auftritt, ausgeschlossen die extremen Intensitäten als „Ausnahmen“. In dieser kann es nur größere oder geringere Lustaffektion geben und Unlust durch Minderung. Da gewinnt das aristotelische „Alle Menschen haben von Natur aus Freude an der aisthesis“ seine Wahrheit. Müssen wir aber nicht sagen, jedes Hyletische in einer ursprünglich bevorzugten Normalsphäre (nichts Exzessives) hat seine Lustaffektion und im Dabei-Sein, Genießen seine Lust, jede assoziative Verschmelzungseinheit, Einheit der Abgehobenheit seine einheitliche Affektion und Lust – also doch Verschmelzung. Zu1 untersuchen sind vor dem Ins-Spiel-Treten der Kinästhese die möglichen Vorkommnisse: Abwandlung des hyletischen Datums in seinem Feld, auch Abwandlung des ganzen Feldes. Im Erwachen überhaupt frage ich, was die Zuwendung des Ich motiviert.2 Ist das Ich bei einem Datum, also im „Wollen“, tätig? Was ist da möglich? Es sei genießendes Verhalten, Lustgenießen; die Lustintensität hält sich zunächst auf gleicher Höhe. Bleibt das hyletische Datum unverändert in seiner impressionalen Gegenwart, und ändert sich auch nicht das Feld (die Kinästhesen sind als Stillhalten vorausgesetzt, um ihren Einfluss möglichst auszuschalten), so wird die Lustaffektion in ihrer Intensität unverändert bleiben – eine Weile, dann sinkt sie ab (Abstumpfung). Ferner, Änderung des Datums kann eintreten und eine damit Hand in Hand gehende stete Änderung der Intensität der Affektion und davon funktionell bestimmt die Intensität des Genusses, d. i. eine mir unangenehme Veränderung. Die Veränderung kann aber auch zu einer Steigerung der Lust, des Genusses führen, auch zu einem Auf und Ab in Steigerung und Minde1
Rb.: Beilage ad 3. Rb.: Wollen darf man nicht sagen, und eigentlich nicht Akt. Mitgehörig zu dem Akt ist das Abzielen auf ein zu Erreichendes; das kommt erst durch die Kinästhese hinein. Voran liegt das Affizieren in seinen Modis als ein ichliches, das in der „Entwicklung“ Wollen motiviert. Hier ist von den Kinästhesen abstrahiert. 2
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rung; wobei aber das Auf und Ab selbst wieder angenehm sein, genossen sein kann, und es kann im Auf und Ab ein Aufsteigen am kommenden, zu erwartenden Auf statthaben usw. Wie sind solche Vorkommnisse voll verständlich zu machen? Nehmen wir eine Strecke unverändert fortdauerndes hyletisches Datum in unveränderter Affektion bzw. in stetem Lustgenuss; fortdauernd hat das Datum seinen protentionalen Horizont, ichlich seinen Horizont der Affektion und des Genusses. Ich genieße, indem ich stetig neuem Genuss entgegensehe, entgegengehe, und auch der stetig verströmte Genuss ist „noch“ lebendig. Wie das impressionale Bewussthaben des hyletischen Datums nicht die jeweilige Momentanimpression ist, so auch nicht die Affektion und der Genuss des Datums als „gut“. Ferner: wenn in der Zeitigung von der noch lebendigen Vergangenheit stetig eine Zukunft vorgezeichnet ist, so ist es nun nicht so, als ob das Genießen (das genießende Hinwollen)1 nur dauert als zeitliche Ausbreitung der momentanen Genüsse, sich als Ausbreitung nur parallel mit der des hyletischen Datums konstituierend. Vielmehr die als einheitliche Gestalt (hier als Gestalt der Unveränderung) vorgezeichnete Hyle und die durch die Kontinuität der hyletischen Phasenaffektionen bestimmte, mitvorgezeichnete einheitliche Gestalt dieser Affektion ist fundierend für eine kontinuierlich strömende Affektion höherer Stufe. Diese Gestalt selbst, konkret die der kommenden Hyle in eins mit den mit ihr kommenden zugehörigen Affektionen – kommend in Form der einheitlichen Vorgestalt –, affiziert. In unserem Fall, ich genieße nicht nur stetig fort, sondern ich genieße auch als der Zukunft entgegenhoffend, ich genieße, sofern das künftige Verharren in gleicher Intensität mich in Lust affiziert und mitgenossen wird. Hier affiziert also 1) jede hyletische Phase; 2) die Gestalt des Fortwährens der hyletischen Zukunft in eins mit der Gegenwart in ihrem Strömen. Wir haben eine primäre Lust und eine sekundäre an ihrem Sein als kontinuierlichen Ausgang für einen Fortgang der betreffenden Gestalt. Ist nun die Zukunftsgestalt, ist die strömende Gegenwart eins mit einer strömenden Zukunftsgestalt, die mit der Wandlung der Hyle ihre Lustwerte sich mindern lässt, so affiziert das mich zur Unlust, Unlust an dem nun nicht positiv Hoffnungsvollen, sondern am „Befürchteten“. Es kommt in Vorgewissheit, aber, obschon hier nur in der unteren Stufe Lustaffektionen vorgezeichnet sind, „widerwillig“.
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Rb.: Beilage ad 3.
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Hier haben wir also den Unterschied, dass nicht bloß hyletische Daten selbst in ihrer Impressionalität affizieren, sondern auch schon hyletische Antizipationen von Daten, und zwar als „Werten“, als positiv affizierenden und in Genuss kommenden. Beim Verschwinden von Daten ist das Zukunftsgute ganz aufgehoben. Aber ich habe sie noch bewusst und nicht nur als gewesenes erhofftes Gut, sondern das gewesen erhoffte Gut als solches ist selbst etwas, was affiziert, und zwar in Unlust (wie andererseits gewesenes Un-Gut in Lust affiziert).
Nr. 70 Der Instinkt der „Neugier“ und andere Interessen als Motive für die spezifische Zuwendung zu den affizierenden Objekten oder hyletischen Daten 1)1 Der Instinkt der „Neugier“ – das sagt ursprüngliche Affektion, die von abgehobenen „Inhalten“2 ausgeht, und schon ursprüngliche Bedingungen erfüllen zunächst3 die Bedingungen der Abhebung, der einzelheitlichen und mehrheitlichen (konfigurativen); dann aber auch für ihre Gradualität der Affektion, wobei ihre stete kinästhetische Wandlung (Übergang in größere Fülle, größere Breite (Quasi-Größe, Massivität), in Steigerungen überhaupt der intensitätsartigen Momente jeder Art) seine Rolle spielt. Interesse an diesem Wandel, am „Ich folge“ der Kinästhese und Ausbildung des Willens der Herrschaft über diese Kinästhesen und ihre Folgen, wobei sich intentionale Einheiten, der Wandel als Erscheinungswandel von dem einen Erscheinenden und von einem Feld von Einheiten, worin diese eine unter anderen ist, konstituieren. Die Affektion geht aus von der passiv konstituierten Einheit des Zeitbewusstseins als in dem kinästhetisch erfolgenden Verlauf stehend und geht fort in Richtung auf die sich dabei konstituierenden Einheiten, sich konstituierend durch die in Antwort auf die Affektion eintretenden Ichakte. Das sich wandelnde hyletische Was, das einzelne und konfigurativ mehrheitliche, und alles, was da erworben wird, „interessiert“ und bleibt habituell im Interesse. Das Mir-bewusst-Sein im weitesten Sinne ist Mich-Affizieren, und ausgezeichnetes „Bewusstsein“ ist Dabei-Sein, Aktiv1
Rb.: 9. III. 1932. Rb.: Aber sie sind stetig sich wandelnde, da die Kinästhesen mitspielen. 3 Rb.: Natürlich ist von Neugier im eigentlichen Sinn erst die Rede gegenüber einer Objektwelt, die Neues gegenüber Altbekanntem schon hat. 2
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interessiert-Sein. Nennen wir „Neugier“ ein Lustgefühl, so ist diese Lust am Dabei-Sein sozusagen im Stand des Genusses, hier aber in sich die fortgehende Affektion. Man kann aber nicht sagen: Vor der Zuwendung ist das hyletische Datum und hat einen Lustcharakter, welcher es ist, vermöge dessen er meine Neugier erweckt, als ob die Lust noch einmal ein Datum wäre, das affizierte. Das Datum ist schon vordem für mich da, eben als affizierend, wir haben freilich den Unterschied des Datums und seiner Gradualität der Affektion, die Gradualität des Mich-Ansprechens. Dazu die erinnernden Modifikationen (Wiedererinnerungen, wiedererinnertes Datum, nicht nur mit dem Mich-affiziert-Haben, sondern Jetzt-mich-wieder-Affizierenals-Gewesenes). Es konstituiert sich eine Objektwelt, Seiendes ist Seinshorizont, Seiendes aber als in Gewissheit Geltendes mit der Möglichkeit der Modalisierung. 2) Wie steht es nun mit den anderen Gefühlen, die schon besondere hyletische Daten auszeichnen, und dann wieder Gefühle, die von besonderen Objekten und Objektgattungen eigentümlich erregt werden, z. B. eine „entzückende“ Farben- oder Tonkonfiguration (Harmonie). Oder ein festlicher Geruch – eine angenehm und unangenehm sengende Hitze etc. – zunächst impressional genommen. Wenn Neugier – wenn das allgemeine Interesse am Seienden im Gang ist mit den ihm eigentümlichen Affektionen, aktiven Tätigkeiten, aktiv genießende Lust (Lust am Seienden als zu Erkennenden und dem Erkannten als solchen), wo also immer nur im Dabei-Sein Lust in Frage ist, so hemmt die neuartige Affektion diesen Gang. Das als besonders lustvoll Empfundene bindet an sich und an das, was an ihm lustvoll ist, und an den besonderen Gegebenheitsmodus, in dem Lust aktuell wird. Was aber die jetzt auch auftretende Möglichkeit von Gegenstandsunlust anlangt, so motiviert sie, statt zur Näherung und dem Dabei-Verharren, zur Entfernung und zu Aktivitäten der Beseitigung überhaupt. Wir versuchen zu sagen: Hier haben wir besondere Affektionen und Aktivitäten, besondere gegenüber den allgemeinen, durch die ein Für-michDa und schließlich überhaupt Objektivität, Welt ist; und darin liegt, dass diese besonderen Affektionen fundiert sind in den allgemeinen, und die besonderen Strebungen, die besonderen Weisen der Aktivität im Wollen und Widerwollen fundiert in den allgemeinen Akten, durch die überhaupt erst etwas für mich da ist als Substrat der besonderen Gefühle etc. Was mich entzückt, ist für mich zunächst einmal da, und wäre es noch ein bloßes hyletisches Datum, so ist es da durch seine Abgehobenheit als Einheit oder als Konfiguration von Einheiten und durch das Weitere, das das instinktive
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Seinsinteresse in Gang setzt. Nun bin ich zwar jetzt nicht für bloßes Sein, für das bloße Dies-da und seine Kenntnis interessiert – das sagt, darin terminierend – sondern für seine Schönheit oder Ekelhaftigkeit usw. Aber dann ist das Seinsinteresse eben gehemmt und in der Beschränkung und Hemmung im Dienst, als fundierend für das spezielle Interesse, für den Genuss, etwa der Schönheit des für mich Konstituierten als seiend (oder einer Modifikation von seiend). Aus dem Universum des schon Seienden heben sich dann ganze Partialuniversa ab, z. B. die schönen Blumen, eine Gattung von Wertobjekten, oder die Gattung von Nahrungsmitteln, von Speisen, deren affektive Kraft besonderer Art sich verwirklicht in dem Vollzug gewisser leiblicher Tätigkeiten des „Essens“. Das unterste, allfundierende Interesse ist also das der ursprünglichen und immer weiter fungierenden Neugier, oder wir sagen besser, das erfahrende und, in der Tat zuunterst genommen, das sinnliche erfahrende Interesse. Unter „wertendem Interesse“, weitest gefasst unter praktischem Interesse, verstehen wir jedes auf besonderen Wertaffektionen beruhende genießendfühlende, aber auch vorhabende, planende, ausführende Verhalten. Dem erfahrenden Interesse entspricht die Welt seiender Dinge, in unterster Stufe Natur, die Welt puren, „wertfreien“ Seins; dem wertenden Interesse bzw. dem praktischen das Reich der Güter, und so entsprechen dort dem erfahrenden Tun (erfahrenden Akten) hier die im weitesten Sinne praktischen Akte. Doch ich sprach von Wertobjekten und von praktischen Akten, denen ihrer Erzeugung und ihres Genusses. Es muss aber erst gezeigt werden, wie die wertenden Affektionen und die durch sie fundierten wertenden Betätigungen ihrerseits objektivieren, wie aus der untersten Welt der Natur in höherer Stufe eine Welt erwächst, in der Güter als Objekte, als eine Gattung von Objekten mit vielerlei besonderen Gattungen, auftreten, und wie demnach auch eine höher fundierte „Erfahrung“ und ein höheres Seinsinteresse (Neugier, schließlich theoretisches Interesse) erwächst. Die Unterscheidung relativiert sich: Die höherstufig seiende Welt wird wieder zu einer Welt relativer Sachen, sofern auch die Güterobjekte in neuen Weisen gewertet werden können usw.
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manuskript c 16 Nr. 71 Die Herausbildung kinästhetischer Systeme in der instinktiven Trieberfüllung. Instinktives Streben als Moment der Affektion
Wie1 haben wir uns das ursprüngliche Funktionieren der Kinästhese zu denken? Wie sind sie als ichliche Vorgänge zu denken? Ichliche Vorgänge sind Affektionen und Aktionen. Ist ursprüngliche Affektion nicht Instinkt, also eine Weise des leeren, des noch der „Zielvorstellung“ entbehrenden Strebens, das sich in einem entsprechend enthüllenden Akt erfüllt? Der instinktive Trieb ist also die Vorform der Vorhabe, so wie die Trieberfüllung die Vorform des eigentlichen Aktes. Darin würde liegen:2 Die Hyle ist von vornherein nicht in dem Sinne affizierend, als ob der antwortende Akt auf sie hin unmittelbar gerichtet wäre als Ende, als in sich „gut“ und sofort instinktiv „apperzipiert“. Versuchen wir eine Konstruktion: 1) Die ersten Wach-Tätigkeiten, die ersten Affektionen, die unmittelbar instinktive Erfüllung finden, etwa die Saugtätigkeiten des Neugeborenen. Sowie der Geruch der Mutterbrust und die Lippenberührungsempfindung eintritt, ist eine instinktive Richtung auf das Trinken geweckt, und eine ursprünglich angepasste Kinästhese tritt ins Spiel. Die Kinästhese hat von vornherein ihre Begleitung an „kinästhetischen Empfindungen“, mitlaufenden Empfindungsdaten. Was ist an der Kinästhese das rein Ichliche? Nichts anderes als die von den Trugempfindungen (Geruch etc.) im Ich geweckte Affektion.3 Kommt es nicht alsbald zum Trinken, wie ist es da? Etwa der Geruch allein weckt ein Weiteres, sozusagen eine Leerapperzeption, die doch kein „bewusstes“ Ziel hat. Tritt dann Berührung ein, so ist der Weg zur Erfüllung aber erst recht fortgehender instinktiver Trieb, der unerfüllte Intention ist. Dann in der Erfüllung Schluckbewegungen etc. als Erfüllung bringend, als den instinktiven Trieb enthüllend. Das sind also Modi des Begehrens, Willensmodi sozusagen: Vormodi, aber mit zugehörigen, mit zur Enthüllung dieser Erfüllung gehörigen Empfindungskomplexen. Dabei ein periodisches Manko, ein periodischer Wechsel zwischen Phasen der Intention satter Erfüllung (Lust), Ausbleiben der Lust, neue in-
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Rb.: Kinästhesen, Instinkt. 10. III. 1932. Rb.: Nur diese Leitsätze sind wirklich wichtig; wie steht es mit dem Atmen – und Atmen im Schlaf? 3 Rb.: Trugempfindung stets terminus a quo. 2
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stinktive Intention usw. Dabei bildet sich alsbald Einheit einer gerichteten Intention mittelbarer Art durch die ganze periodische Kette oder als kontinuierlich vorgerichtete Intention auf diese Kettenform und schon mit „Zielvorstellung“. In dem Gang der fortlaufenden und synthetischen Erfüllung schwächt sich aber der „Hunger“ und schwindet schließlich. Das sagt, die „Affektion“, d. i. die instinktive Triebintentionalität, hat eine Gradualität, eine sich bis Null schwächende Intensität. 2) Wie steht es nun mit den „Strampel-Kinästhesen“ bzw. mit instinktiven Trieben, denen die Konstitution der Natur, der Welt verdankt wird?1 Zunächst ist zu bemerken: Der Hungertrieb terminiert in einer Lust, einer aktiven Erfüllung in einem Geruch, Geschmack, in einem konkret körperlichen „Wohlbehagen“, das eine Kette periodischer Gestalt ist, die als ganze ein einheitlicher hyletischer Verlauf ist, der lustvoll ist – den instinktiven Trieb stetig als „Ende“, als das aktiv Verwirklichte, Erstrebte und Verwirklichte ergibt. Nehmen wir an, dass der Hunger gestillt ist, dass die entsprechenden hyletischen Daten, die als termini a quibus sonst fungieren, jetzt diese Funktion nicht üben, kein Verlangen auslösen, also auch keine Fortführung des Verlangens durch unwillkürlich eintretende intermediäre Erfüllungen, die zum terminus ad quem hinleiten. Es sind dann noch andere instinktive Triebe, ursprüngliche, in Frage, die eben jetzt zu Wort kommen, die jetzt nicht übermächtig werden durch den regen Hunger. Es käme jetzt vielleicht als Erstes in Frage die „Freude am Strampeln“, an der Körperbewegung in Gliederbewegung, und die Ausbildung einer Herrschaft über diese Bewegungen, die Ausbildung eines nachher frei verfügbaren kinästhetischen Systems. Die kinästhetische Hyle ist nicht nur ein Verlauf, sondern ein instinktiver Verlauf, ein ichlicher, ein kontinuierlicher in „Intention“ und Erfüllung, die stetig intermediär ist, sofern sie erfüllt alsbald wieder neue Affektion ist, neue Intention weckt und in neue Erfüllung „von selbst“ überführt, ohne in einem einzelnen hyletischen Gesamtzustand dieser Sphäre zu terminieren. Die Gradualitäten der Anspannung – da muss man unterscheiden das Graduelle (z. B. beim Heben und Zurückfallenlassen der Hand, des Fußes), das hyletisch ist, und die Gradualität der instinktiven Intention, die erst in Frage kommt als gesamtes Nachlassen durch „Müde“-Werden.
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Rb.: Das Weitere wohl kaum zu halten! Aber immerhin überdenken.
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Die instinktive Intention und instinktive Lust der Erfüllung betrifft nicht einen Endzustand, sondern den ganzen Prozess, kontinuierlich die Momentanintention sich erfüllen zu lassen und wieder als Träger neuer Intentionen zu neuen Erfüllungen übergehen zu lassen; also die Einheit des Prozesses1 der Intention-Erfüllung, das ist selbst das Telos, das ist, dass sich die instinktive Intention, die einheitlich von vornherein auf dieses Ineinander der Intentionalität und ihrer Entspannung geht, und sich als einheitliche nicht in einer Phase, sondern im ständigen Tun erfüllt, erfüllt. Dieser urinstinktive Prozess steht weiter in Beziehung zu anderen hyletischen Vorkommnissen, den in den sonstigen Gebieten. Optische Daten reizen zu Augenbewegungen und in eins damit zu Kinästhesen überhaupt, wie dann die Kinästhesen zunächst ein Ganzes sein werden; ebenso haptische Vorkommnisse erregen „Reflexbewegungen“ und bringen von da aus das kinästhetische System in Erregung. Die kinästhetische Bewegung, wie immer sie in Gang gekommen ist, kann zeitweise für sich „thematisch“ werden, das Ich ist dafür wach und hat im Verlauf zunächst seine Lustbefriedigung, er selbst als Telos. Nun haben die kinästhetischen Erfüllungen, also die Verläufe von hyletischen Vorkommnissen der Kinästhesen ihre „angeborene“ Systematik. In dem Ablauf, der faktisch erfolgt, heben sich die sich wiederholenden Bewegungsgestalten ab, und instinktiv geht die Tendenz auf Wiederholung ähnlicher und dann je derselben, auf Wiedererreichung der früheren Kinästhese, und doch auch nie bei ihr als Telos verharrende, sondern alsbald2 fortgehende und wiederholende Bewegung, die doch gegliedert ist in Wiederholungen, und so schließlich auf Übung und Herrschaft, die das verfügbare System konstituiert hat und sich in der Durchlaufung des Altvertrauten und im Vermögen, es wiederholend zu gewinnen, freut. Wir müssten also wohl sagen, der Instinkt, der in der Kinästhese sich auswirkt, geht letztlich auf die Konstitution des beherrschten Systems als Einheit einer vermöglichen Zugänglichkeit, beliebiger Wiedererzeugbarkeit jeder Lage. So lautet etwa die Konstruktion, wenn es richtig ist, dass jede kinästhetische Sphäre für sich ein instinktiver Zusammenhang ist, der sich für
1 Rb.: Es ist nicht berücksichtigt, dass nicht alle Kinästhesen ein einziges, kontinuierlich prozesshaft zu durchlaufendes System sind, sondern es sind gesonderte kinästhetische Systeme, so dass nur ein solches als einzelnes für die gegebene Konstruktion in Frage kommt. 2 Rb.: Das ist aber wenig zureichend! Es ergibt nicht die Scheidung in Bewegungsstrecken und in Herrschaft über beliebige Endsituationen, also nicht das Ortssystem der kinästhetischen Lagen.
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sich auswirken kann, sich enthüllen kann in der Habitualität der Ausbildung eines kinästhetischen Systems und darin beschlossen seiner Teilsysteme. Aber sehen wir uns die Sache von den hyletischen Gebieten und insbesondere den quasi-extensiven hyletischen Feldern an. Da haben wir das optische Feld, darin abgehobene Daten – affizierende. Das soll also jetzt nicht sagen, dass ein Urinteresse auf sie selbst gerichtet ist, sondern sie affizieren, das sagt, sie sind terminus a quo für instinktive Intentionen. Diese erfüllen sich letztlich in der Konstitution von „Sehdingen“, wenn wir abstraktiv von den mitverflochtenen instinktiven Tendenzen absehen. Dazu gehört nun die instinktive Erregung der okulomotorischen Kinästhese – aber nicht für sich allein, sondern miterregt sind auch andere Kinästhesensysteme, von denen zunächst abstrahiert werden muss. Wenn die okulomotorische Kinästhese in Gang kommt, so ist das eine Entladung der erregten optischen Intention, aber eine Entladung, die nur Durchgang ist, und in den der aufmerkende Blick sich zunächst nicht einlässt, immer auf das Optische gerichtet. Dieses Datum wandelt sich im Ablauf der Kinästhesen ab, nicht in der Weise eines Mitlaufens von kinästhetischhyletischen Empfindungen, sondern es sind ja instinktive, triebmäßige Verläufe, die optische Wandlung, der Verlauf der Abschattung. Der Blick ist darauf gerichtet, das sagt doch: Der Ablauf der optischen und kinästhetischen Wandlung verläuft nicht nebeneinander, sondern in der Einheit einer Intentionalität, die vom optischen Datum in die Kinästhese übergeht und durch sie hindurch wieder ins Optische führt, und so, dass jedes Optische terminus ad quem ist, aber zugleich als terminus a quo fungiert. Aber im Wandel der Kinästhese haben wir stets einen Wandel des optischen Feldes, und jede Abhebung hat ihre eigene Wandlungsreihe, eine Einheit der Veränderung. Diese wäre also zunächst affizierend und in ihrem Wandlungsgang charakterisiert als terminus ad quem, d. i. „infolge“ der Kinästhese verlaufend.
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manuskript c 16 Nr. 72 Versuch einer Unterscheidung zwischen Affekten und Gefühlen der Lust und Unlust
1) Hintergrundgefühle,1 Unlustiges, Pfiff, übler Geruch – Wohlgeruch; 2) Haben wir nicht zu unterscheiden zwischen Affektion und Gefühl? Einwand: „Etwas zieht meine Aufmerksamkeit auf sich, aber gefühlsmäßig ist es mir gleichgültig“. Was ist das „gleichgültig“ hier? Weder Gefallen noch Missfallen? Es ist weder lustig noch unlustig. Sagen wir Lust, sagen schön, angenehm, so ist das etwas, das zwar Gradualität hat, aber fortgesetzt das Quale Lust, und dieses verschwindet schließlich; ebenso Unlust, das Quale Unlust mit einem Null der Unlust. Ist das adiaphoron auch ein Quale des Gefühls und nicht Wegfall des Gefühls? Übergang: Ein strahlendes Lichtphänomen, herrlich! Aber weitere Steigerung, noch immer herrlich, aber zugleich „abstoßend“, schmerzlich, das Auge schmerzend. Nicht geht Lust in Unlust stetig über, sondern Steigerung der Lust und von einer Stelle an eine mitbegleitende und sich steigernde Unlust. Steigerung der angenehmen Wärme – allmählich wird die Hitze empfindlich, immer unangenehmer. Wärme in ihrer Intensität, Lust dann in ihrer Luststeigerung.2 Ich lasse die Wärmeintensität sich weiter steigern, die Lust mindert sich, wird zu Null, und es beginnt Unlust. Kann man so beschreiben? Das alles kann sich abspielen, ohne dass ich genießend mich hingebe oder mich in Widerwillen abwende. Es zieht etwas meinen Blick auf sich, und seine Schönheit zieht mich an – ein Wohlgeruch, ich werde aufmerksam und genieße ihn. Ein Geruch fällt mir auf, es ist weder ein besonders angenehmer noch besonders unangenehmer – „eigenartig“, fremdartig – das Ungewohnte hebt sich heraus, fällt mir auf; vielleicht nur ungewöhnlich in dieser Umgebung, 1
Rb.: Fraglichkeiten, Noten. Auf der Rückseite gestr. Text: Intensität des Tones, der Geräusche. Intensität des Lichtes, Intensität der Wärme- und Kältestrahlung. Intensität der Körpertemperatur – Intensität als affizierend. Gefühle der Lust und Unlust. Änderung der Auffassung der Lehre von der Affektion, Gefühle nur als Hinstreben und Wegstreben, also Hintergrundgefühle als ursprüngliche gebe es nicht? Es gebe nur Apperzeption von Gegenständen als Gefühle erregenden. Die alte Auffassung. Das Datum selbst, oder alles Erlebnis im Gebiet der lebendigen Gegenwart affiziert? Oder primär und ursprünglich nur das Hyletische? Eindringlichkeit, Aufdringlichkeit – das geht in das Hinstreben ein. Also das Instinktive – das ursprüngliche Affizieren. Affizieren, seine Antwort im Hinwenden. 2
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innerhalb deren er anomal ist (wie wenn im Wald ein Geruch aufträte, der in einem chemischen Laboratorium normal wäre). Berührt nicht jeder Geruch irgendwie das Gefühl? Ist aber Gefühl eine Qualität, die sich abtönt durch Beimischung, das adiaphoron, eine Mischung aus Lust und Unlust? Speisen. Lust am Geschmacksdatum – Lust als Sättigung, Nahrungslust, Hungerlust, je nachdem ich hungrig bin. Der Hungertrieb. Je nachdem übt dieselbe Speise, Geruch oder Geschmack einen verschiedenen Reiz auf das Ich aus als begehrend-hinstrebendes (und tätiges im Essen). Die Intensität, Leidenschaft des Hinstrebens ist bei gleichem Inhalt und gleicher Inhaltslust verschieden, aber ist die Sachlage hier so einfach? Widerwille, weiter zu essen. Das Essen, als Geschmack vorkosten, fungiert als Reiz, fortgesetzt zu essen und solchen Geschmack dadurch fortgesetzt zu genießen; instinktiver Trieb zu essen oder das Essen zu lassen. Instinktiver Trieb der Objektivierung – Natur. Lust im Wiedererkennen desselben. Ist es so? Zuerst ist normal vorkommende, aber sehr verschiedene Inhaltslust des Datums das Leitende und führt auf Optima, zunächst auf ein Immer-wieder-gewinnen-Können desselben, und dann desselben in optimaler Gegebenheit – Einheit in abschattenden Gegebenheitsweisen. Aber ergibt das ein Ding? Instinktive Wandlung des Interesses, zunächst in einzelnen Daten, dann durch Abschattung hindurch erkennend auf das Optimum ausgehen; aber im kinästhetischen Wandel kommt auch immer neues, und doch sich vereinheitlichendes Verschwinden und Wiederfinden mittels anderer Erscheinungen und Erscheinungssynthesen, die selbst interessant sind; Einheit eines Interesses, ein Identisches der Seiten, Assoziation ähnlicher Interessen, allgemeines Interesse für Gegenstände als solche. Aber das ist arg roh.
Nr. 73 Die Stufen vom ursprünglichen Begehren bis zur intersubjektiven Objektwelt 1) Ursprüngliches1 Begehren, ursprüngliche Begehrungserfüllung, ursprüngliche Lust, ursprünglichste Aktivitäten und ursprüngliche Objekte, das ursprüngliche Interesse im Wahrnehmen, in der fortschreitenden Gewinnung des Wahrnehmungsobjekts; niederste Stufe Natur, eines Selbst-da 1
Rb.: Vorblatt. Mai 1932.
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in seiner Allseitigkeit; jedes Raumobjekt konstituiert als „Gut“, das aktuelle Erfahren (nach der konstitutiven Genesis) ein „Wiedergenießen des Gutes“ oder ein Aktualisieren der antizipierten „Genießbarkeit“; Konstitution – Ausbildung eines Horizonts der Apperzeption als eines Horizonts von zugänglichen Gütern, Güter der „Neugier“ und der aus ihr entspringenden Bekanntheiten, der Wahrnehmung, der Erfahrung, des Kennenlernens und Wiedererkennens. Demgegenüber das ursprüngliche Begehren nach Speise, das Hunger-Sättigungs-Begehren, fundiert im urerfahrenden Begehren (Neugier). 2) Im allgemeinen Feld (und Horizont) von Dingen ein Reich von Nahrungsmitteln, Nahrungsgütern, von Gütern überhaupt in einem besonderen, in normalem Sinne. Die Raumding-Welt eine Welt, in der Essbarkeiten vorkommen, die man suchen, die man sichernd aufbewahren, die man vorbereiten und zubereiten kann; unter den Raumobjekten sind Tiere und Menschen – die man fressen kann. Objekte der besonderen Lust oder Unlust – die speziellen Nahrungsgüter als solche apperzipiert und somit objektiviert mit der Bestimmungsschicht „Nahrungsmittel“, wobei dieses „Merkmal“ schon das Raumobjekt voraussetzt als Erfahrungsobjekt. Die Objektwelt – die Natur geht konstitutiv voran. Die Subjekte als Objekte setzen schon Natur in ihren Primordialitäten in gewisser Weise voraus. Die Subjekte sind nur dadurch Objekte (sind nur dadurch objektiviert), dass sie schon erfahrende Subjekte für die Natur sind, dass sie dabei Leiber haben als fungierende Organismen, als in welchen sie unmittelbar walten, und dass sie als bleibende Subjekteigenschaften nicht nur räumliche Umwelt und zunächst Natur haben, also Subjekte erfahrender (im wörtlichen Sinne ästhetischer) Interessen sind, sondern auch ursprünglichere andere Interessen, wovon genannt wurde das ständige Sein in Hunger-Sättigung, und so sonstiger Sonderinteressen, bezogen auf Lust- und Unlust-Affektionen, also für sie seiender Sondergüter. Oder ursprünglich sind die Subjekte nicht nur Subjekte von „Instinkten“ der Objektivierung von „ästhetisch Gutem“, von Erfahrungsgütern, sondern auch, und darin fundiert, des Nahrungsinstinkts, der Objektivierung von Nahrungsgütern und sonstigen Gütern höherer Stufe. Die Subjekte treten im Erfahrungsfeld jedes Subjekts (Ego) als egologische Objekte auf, und wie alle Objekte sind sie als Erfahrungsobjekte intersubjektiv da. Das aktive tätige Leben: 1) Das erfahrende, das wahrnehmende etc. SichAnsehen, was da ist, Farbe und Form etc.; Sich-Ansehen auch die Gebrauchsobjekte in ihren Gebrauchseigenschaften, das Verstehen der Zweckeigen-
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schaften, der Zange als Zange, der Feder als Feder etc., das Wozu und all das individuentypisch. 2) Das Genießende, Genießbares Verwirklichende, das erfahrend als daseiend Gegebene aufgefasst, verstanden als „genießbar“, das fühlende Ich affizierend, ein Bedürfnis erregend und die praktische Möglichkeit einer Weise der Lustbefriedigung. Die Genießbarkeit als Charakter des Erfahrenen, und das genießende Tun als verwirklichendes. Also kann man auch sagen, dass das Gegenständliche schon Erfahrungssinn hat, als „Speise“ zum Beispiel, und in dieser Hinsicht die Erfahrung verwirklichend betätigt wird. Jedes als Gut Erfahrene (als das „Daseiende“) hat seine Weise „genossen“ zu werden, d. i. in seiner Gut-Eigenschaft aktualisiert zu werden, unmittelbar oder mittelbar. 3) Die Tätigkeiten der Gütererzeugung. Erfahrenes, zunächst als solches genommen, das nicht als Gut schon erfahren ist, wird aufgefasst als in praktischer Möglichkeit so abwandelbar, dass es zu einem Gut werden würde. Dem geht natürlich voran, dass eine Veränderung, die objektiv von selbst statthat, zu einer Gestalt des Seienden führt, in der es das Ich lustvoll affiziert und als lustvoll genossen wird; wie auch umgekehrt, was schon so affiziert und den Charakter des Angenehmen ursprünglich hat, in der Veränderung ihn verliert oder im Schwachen sekundär Unlust erregt etc. Die analogische Apperzeption eines Objekts nach solchen Veränderungserfahrungen weckt die Vorstellung der Möglichkeit des Besser- oder Gut-Werdens; und wenn diese Veränderung als eine praktische Möglichkeit bewusst wird, also jene Möglichkeit als meine Vermöglichkeit, das Gut zu erzeugen, erwächst Vorhabe und Tätigkeit der Gütererzeugung (Sachgüter). 4) Die Tätigkeiten des gesellschaftlichen Verkehrs, die der Intersubjektivität überhaupt, nicht den Anderen bloß erfahren, sondern ihn behandeln, ihm Mitteilung machen, ihn belehrend auf ihn wirken in der Absicht, seinen Intellekt, seinen Charakter erziehlich zu bilden. Insofern gestalte ich den Anderen zu einem Gut, seine persönliche Entwicklung und auch seine leibliche, also seine Entwicklung als Mensch zu einer schönen Entwicklung, die gelingend mich erfreut. Eventuell in reiner Liebe, eventuell aber auch zu anderen Zwecken als Mittel. Mit dem Anderen zu sprechen, erfüllt aber auch das Bedürfnis nach Geselligkeit und ist unmittelbar Genuss, wo er nicht sonstigen Zwecken dient. Es ist die Frage, ob in diesem Fall reiner Freude am Gesellschaftlichen es sich um eine allgemeine Menschenliebe handelt, wo sie nicht die Scheingestalt der Konvention, des konventionellen Spiels hat und des
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Interesses, nicht Liebe, sondern gesellschaftliche „Stellung“ und Macht zu gewinnen, und wo nicht sonst gemeinschaftliche Interessen sich einmengen. Die Mitteilung kann den Anderen motivieren zur Handlung oder zu einem Vorhaben, die Rede kann von vornherein Aufforderung sein zu einer Vereinbarung, mit mir gemeinsam etwas zu unternehmen oder mir zu Dienst etwas zu tun, dabei unter Versprechen einer Entlohnung etc. Eine Verabredung, ein Vertrag hat eine habituelle Geltung, eine die betreffenden Subjekte verbindende Habitualität der beiderseitigen und vereinheitlichten Entschlossenheit und damit eine auf die Zeit als die ihres gemeinsamen Lebens bezogene Dauergeltung, die erlischt als Zukunftswille (eben als fiat-Wille), nach dem das Gewollte handelnd verwirklicht ist. Es ist also das Sich-Verabreden eine Handlung, die auf einen gemeinschaftlichen Entschluss (die Verabredung selbst) führt, mit der nachmaligen Ausführung sich verknüpfend zur Einheit einer Handlung. Aber nicht alle Gemeinschaftsleistungen (Werkgebilde aus Gemeinschaft) erwachsen so durch Verabredung, z. B. nicht notwendig eine wissenschaftliche Theorie. Im Verkehr Zusammenstimmung, am Leben der mitdaseienden Anderen Anteil haben durch Nachverstehen ursprünglichen Ausdrucks und von Mitteilung. Nicht-Zusammenstimmung im Nachverstehen, im Sich-Decken mit dem Anderen; ich kann Mitgeltung vollziehen, mit ihm streiten, demgegenüber Sympathie und Antipathie, Liebe der ganzen Person – Hass der Person, eventuell Bedrohung des Daseins durch den Hasswillen, Vernichtungswillen des Anderen und umgekehrt. Das streitende Handeln der Personen als Personen, die innerhalb der Vergemeinschaftung sich abspielenden Kämpfe der Individuen und (der schon zu Personalitäten höherer Ordnung verbundenen) Gemeinschaften um Herrschaft bzw. um Änderung der Herrschaftsverhältnisse in Herrschaft und Dienst. In diesem Durcheinander muss Klarheit geschaffen werden!!
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Nr. 74 Die konstitutiven Stufen des Aufbaus höherstufiger Objekte von der Uraffektion bis zur vollen intersubjektiven Welt. Konstituierende und erfahrende Akte Konstitution von Objekten als Einheiten bleibender „Interessen“, als verharrende Erwerbe von Willenstätigkeiten, in denen je ein Ziel als „Gut“1 erworben wird, das immer wieder in bestimmten zugehörigen Zugangstätigkeiten „genossen“ werden kann (erfahren). Aber Objekte sind nur Objekte in Objekthorizonten oder vielmehr in einem Universalhorizont der Bekanntheit und Unbekanntheit. Das ist nicht leicht genauer auszulegen. Vorweg muss unterschieden werden: 1) die passive Ur-Intentionalität, die der passiven Zeitigung von Einheiten, bei denen von Objekten nicht gesprochen werden kann; 2) Die Affektionen, die solche Einheiten üben, als Erregen des Ich als fühlendes Ich; 3) Die konstituierenden Akte in ihren verschiedenen, in der Einheit einer Konstitution fungierenden Modis. Dies sind die Akte, aus denen erst die Objektapperzeption, in niederster Stufe die primordiale „Natur“ (die „erste“ „Welt“-Apperzeption) entspringt diejenige, in der eine Welt als in der invarianten Form der Raumzeitlichkeit erfahrbar und erfahren da ist und jedes einzelne Objekt immer schon als Objekt im offenen Welthorizont erfahren ist.2 4) Den konstituierenden Akten (die als implizite Fundierung in die erfahrenden Akte eingehen) stehen eben diese erfahrenden gegenüber, die man also nicht konstituierende nennen darf, obschon eine statische Analyse, Explikation, darum doch richtig konstitutive Analyse heißt. Erfahrende Akte sind die im Feld einer universalen Apperzeption stehenden Sonderapperzeptionen, d. h. verwirklichende, die Enderwerbe aktualisierende, sozusagen zu Genuss bringende Akte. Es ist wie bei den Akten (die also Willensstufen sind) so auch bei den Affektionen zu unterscheiden: letzte, Uraffektion (also Urgefühl) und spätere Affektion, die Uraffektion von Nicht-Objekten, aber intentionalen Einheiten, und die spätere Affektion von apperzipierten und schließlich von Objekteinheiten. 1
Rb.: 7. III. 1932. Rb.: Das gehört zur Fundamentaltheorie der Intentionalität (Bewusstsein-von). Es ist fundamental, den weltlichen Erfahrungsbegriff und Bewusstseinsbegriff (Bewusstsein-von, Meinen) zu verstehen als den eines konstitutiven Resultats; Richtung auf Objekte. Somit ist Urimpression und seine Abwandlung keine „Erfahrung“. Ebenso ist Urfühlen, Ur-Affektion und das Urwollen in diesem Sinne kein Bewusstsein-von, keine Intention-auf im natürlichen Sinne. 2
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Die Aufweisung erfolgt in der Rückfrage und danach zunächst in der primordialen Reduktion. Die Objektivation vollzieht sich nach mannigfaltigen Richtungen und in Aufstufungen. Es zeigt sich, dass dem entsprechen die Objektregionen. Alle Objekte und Regionen, die sich konstituieren, haben notwendig einen einzigen Zusammenhang und bilden notwendig eine einzige Welt, deren Urkern, deren konstitutiver Ursprung und Grund Welt war, die Natur ist. Also, die Regionen sind unterschieden in Urregion und fundierte Region. Jeder neuen Region entspricht eine neuartige Affektion als das die konstitutive Dimension bestimmende Objekt. Die Objekte höherer Stufe haben a) eine Schicht, die auf dem affektiven Reizfeld und den von ihm bestimmten affektiven Leistungen der unteren Stufe beruhten, und b) eine Schicht aus dem Affektionsfeld, dem der Affektionen höherer Stufe, und demgemäß haben sie einen doppelten konstitutiven Aufbau aus konstituierenden Akten gegenüber den Akten der erfahrenden Verwirklichung der Apperzeptionen unterer Stufe, in denen die „fertige“ Objektivität erfahren und in Leermodis der Erfahrung „vermeint“ ist. Dingerfahrung und Dingmeinung ist nicht konstituierend hinsichtlich des Dinges; es ist Kenntnisnahme des Dinges oder Vormeinung, die in Kenntnisnahme sich erfüllt, Intention auf Dinge. Der Aufbau der vollen Welt ist nun aber komplizierter durch die Funktionen der Einfühlung. Denn sowie sie einsetzt, bekommt die primordiale erste „Welt“ (Raumdinglichkeit) den intentionalen Charakter der gemeinschaftlichen; aber sie ist nicht in dieser Hinsicht schon eine neue, durch besondere Affektionen und Akte gestiftete Objektschicht, erst später wird Gemeinschaftlichkeit selbst objektiviert. Aber doch treten, wenn nicht hinsichtlich der Dinge überhaupt, mit der Einfühlung neue Affektionen und konstituierende Akte auf; und was sich neu konstituiert, sind die Subjekte als „Objekte“, und insbesondere als in ihren Leibern waltende und durch sie „Welt erfahrende“, in gewisser Weise aber auch an den besonderen Objekten, die da Leiber heißen, eine neue Objektschicht bzw. der Mensch als Psychophysisches. Zur ersten Konstitution gehören neben den Einheiten der passiven Zeitigung grundwesentlich Kinästhesen, unwillkürliche Geschehnisse, die aber ganz unmittelbare ichliche Geschehnisse sind (sozusagen passive Willensgeschehnisse, Tätigkeiten, die in willkürlich zu beherrschende verwandelt werden können durch Übung). Dann die „Assoziation“ von Kinästhesen mit affizierenden „Daten“ (die Übung) und willkürliche bzw. vermögliche Zusammenhänge von kinästhetischen Vermögen und „in ihrer Folge“ Erscheinungen etc., assoziative und aktive Synthesen höherer Stufe, Zielungen
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und Ziele höherer Stufe, Objektapperzeptionen mit Innenhorizont, in Verflechtung damit Außenhorizonte als Horizonte schon solcher Objekte und damit ein ganzes Feld mit offenem Horizont. Ein Objektfeld und Objekte sind nur apperzipierbar als Objekt ihrer „Welt“, jedes Objekt ist fertig apperzipiert als in „Seiten“-gegebenheit, jedes hat sein Außen und äußeres Mit-Da. Hinfort ist das Ich, wenn es überhaupt affiziert ist, von Objekten affiziert, und sich zuwendend meint es und erfährt es, ist es auf das Objekt gerichtet, und diese Affektion verwirklicht sich in der genießenden Form durch erst erfassende und dann synthetische Erfahrung, allseitige und explizierende. Ursprünglichste Affektion (Urmodus), ursprüngliche Zuwendung: Gefühl im Urmodus „Genuss“, sein Was. Urmodus der Hyle: Impression, Abwandlungen in die Leermodi, in der ursprünglichen Zeitigung wandelt sich beides im Strömen kontinuierlich urimpressional. Was ist Uraffektion als primäre und „Noch-Bewusstsein“, Noch-Affektion? Aber nun affiziert das Noch-Affizierende, „Leerbewusste“ nochmal in einer unmodifizierten Affektion, einem neuen, „unmodifizierten Gefühl“: das Vermissen etc. Schwierige Beschreibungen! Da haben wir also erfahrende Akte gegenüber den ursprünglich konstituierenden. Die Konstitution terminiert zunächst in Akten, in denen Objekte als bekannte und immer wieder durch Zugänge zu verwirklichende erfahren sind. Die Übertragung durch Apperzeption ergibt Erfahrung unbekannter Objekte derselben Objektform – Konstitution der invarianten Form (Region), die durch Abstraktion hinterher erst abzuheben ist. In der Ordnung des konstitutiven Aufbaus gilt: Ein schon konstituiertes Objektfeld kann Objekte enthalten, die nicht nur als Objekte ihrer „Region“ affizieren und so nicht nur das habituelle Willensinteresse wecken, Erfahrung motivierend, sondern sie können in neuen Weisen affizieren, also neuartige Gefühle erregen und somit nicht nur als die jeweiligen Objekte und das diese sozusagen definierende Gefühl. Bei dieser neuen Affektion ist die frühere fundierend. Das Fundierende affiziert jetzt nicht in Richtung auf die schon konstituierte Objektwelt bzw. auf das Objekt selbst, es auslegend kennen zu lernen etc., sondern es übt in neuer Richtung oder gibt dem Ich neue Richtung. Von da geht eine neue Objektivation, eine neue Konstitution aus, eine solche höherer Stufe, z. B. Affektion des Hungers und Lust an der Nahrung (Nahrungsinstinkt, -trieb), Speisenobjekte als Dinge, aber als Speisen mit neuartigen objektiven Eigenschaften. Darin liegt als Fundamentales: Diese Grundtypen der Affektionen (und Gefühle) verschmelzen nicht – mischen sich nicht, so wenig wie Willens-
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akte und Willensrichtungen. Sie geben keine „Schmelze“, eine Schmelze ist „unhistorisch“. Gleichwohl, sie wandeln sich von der Form des Zusammen in expliziter Deutlichkeit in die modifizierte Form der verworrenen Undeutlichkeit, die aber explikabel ist, zurückführbar auf Deutlichkeit. (Die neue Affektion, der neue Instinkt, der auf die Mitsubjekte und Subjekte überhaupt geht.) Halten wir uns in der primordialen Abstraktion und was innerhalb derselben als konstituierend und konstituiert aufzuweisen ist, so finden wir in ihr die primordiale Natur mit dem ausgezeichneten Leibkörper. Er ist ausgezeichnet dadurch, dass er in besonderer Weise konstituiert ist, bei allem anderen Objektiven mitfungiert und dadurch natürlich, dass das Ich eben im eigentlichen Sinne das Fungierende ist und im konstituierten Leib das erfahrend Fungierende. Ich als Ich bin überall „dabei“, aber nicht als Objekt konstituiert, solange eben nicht eine besondere Konstitution mich objektiviert hat, geschweige denn, dass ich weltlich als psychophysisches Objekt, als weltlich reales mit körperlichem Leib und Seele konstituiert wäre. Als dabei konstituierend-leistendes Ich, als Zentrum aller konstituierenden Affektionen und Aktionen, bin ich ständig erlebendes-leistendes, ständig „bewusst“ als gezeitigt und sich zeitigend, aber nicht bewusst im gewöhnlichen Sinne, nicht intentionales Objekt im natürlichen Sinne, dem für uns ersten Sinn von Intentionalität. Wie kommt es zur eigentlichen „Ich“Objektivierung und in eins damit zur Objektivierung Anderer, schließlich anderer Menschen, wobei auch die Frage ist, was da das Frühere sein muss? Die Frage wendet sich in die: Wie wird das „anonym“ fungierende Ich und sein anonym konstituierendes Leben nebst entsprechenden Habitualitäten ursprünglich „interessant“? Das heißt hier (auch Interesse ist ja ein Doppelbegriff und vom „natürlich“ objektiven Interessenbegriff zu scheiden): Wie entspringt eine Uraffektion, in der das anonyme Ich von sich selbst und von anderen Ich affiziert werden kann? In der primordialen Sphäre haben wir schon Einfühlung, aber außer Funktion gesetzt und selbst anonym. Einfühlung ist es, in der anderes Ich, andere Konstitution, andere Primordialität und primordiale Natur appräsentiert ist. Was ist als notwendig schon fundierend „in Geltung“? Worauf bin ich habituell schon gerichtet? Was ist in immer neuer Weckung meines „bleibenden“ Interesses, oder, was dasselbe, was affiziert mich schon und ständig als identisches Objekt, in dessen „Erfahrung“ ich Befriedigung finden kann? Anders ausgedrückt: Was ist schon meine Objektwelt und in ihrem Rahmen meine besondere Güterwelt? Eben was ich oben als objektiv aussprach in der Primordialität. Aber vermöge der anonymen Appräsentation (oder vermöge meines
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Fungierens als einfühlendes Ich) ist die fremde primordiale Objektwelt in Mitgeltung.1 Einheit ist das waltende Ich, das aber darum nicht objektiv wird im Fungieren.2 Wie wird der Andere und wie werde ich nun von affizierendem Interesse? Immer schon ist, wenn Einfühlung statthat, schon ausgebildet bei mir ein primordiales Objektfeld mit den körperlichen Leibern, wobei also beide Leibkörper auch schon Objekte sind, aber in Paarung. Die Dingumgebung wird ohne weiteres apperzipiert als gemeinsam, nicht etwa so, als ob der Andere und ich als Menschenobjekte sich gegenüberständen. Es ist also nicht so, dass schon ohne weiteres ein psychophysisches Objekt „da“ wäre und der identische gemeinsame Leib als Träger einer Schicht, eines Horizonts erfahrbarer, kennen zu lernender psychischer Eigenheiten. Es ist erst ein Problem, wie der andere Mensch als reales Objekt, als Objekt eines neuen regionalen Horizonts als Horizonts möglicher expliziter Erfahrung – Kenntnisnahme – zustande kommt; und wieder, inwiefern der andere Mensch nicht noch eine andere Weise der Objektivierung hat; vordem aber, wiefern er überhaupt zu einem „Gegenstand möglicher Erfahrung“ wird. Was liegt zunächst vor, wenn wir Einfühlung ins konstituierende Spiel setzen? Also, dieser Leibkörper dort als Leib und darin waltendes anderes Ich, auf die gemeinsame Umwelt bezogen, auf das hinsehend, auf das auch ich hinsehe etc. Natürlich ist der Andere apperzipiert mit einer analogen, aber schon entsprechend seiner leiblichen Stellung abgewandelten Eigenheit und Weltumgebung, und doch ursprünglich, mit Einsetzen der Einfühlung als Konstitution. Darf das nicht sagen: Gegenstand möglicher Erfahrung in einem ähnlichen Sinne, wie ein schon konstituiertes Ding es ist? Was hier in Frage kommt, ist das neue Interesse am anderen Ich, und zwar in seiner Paarung mit meinem dabei selbst ins Interesse tretenden eigenen Ich. Das Interesse ist noch nicht Objektinteresse und nicht Interesse an dem fremden und eigenen Leib, nämlich nicht das erfahrende Interesse, das in dem schon Objektiven terminiert. Das Objektinteresse, das der alten Objektsphäre Natur, ist zum Durchgangsinteresse geworden, so das ganze Objektfeld als schon erworbener Objekthorizont und Horizont möglicher 1
Rb.: Nicht fortgeführt. Rb.: Das, was sich in meiner lebendigen Gegenwart ohne Fremdleiber konstituiert – mein primordiales Objektfeld, mit Leib, aber nicht mein Ich. Die Reize der Hyle, ich affiziere mich noch nicht. Wie werde ich für mich affektiv, der fremde Leib, das zweite Primordiale in Deckung, was wird da affektiv? Warum affiziert der fremde Leib als Leib? 5. 3. 1932. 2
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aktueller Interessen der terminierenden Kenntnisnahme. Eine neue Interessenrichtung (eine neu terminierende) ist jetzt im Auftreten, auf das Ich als das in seinem Leib waltende, dadurch erfahrende, und sonstwie mit den Dingen beschäftigt und so auch auf mich selbst. Ich bin aber nicht nur erfahrend, für Raumobjektsein Interessierter und so, dem Sein dieser oder jener Dinge nachgehend, beschäftigt. Ich habe auch die ursprüngliche (instinktive) Interessenrichtung für Nahrung und so schon im Feld der Objekte Ernährungsgüter. Das bezeichnet nicht ein bloßes Objektgebiet, eine Klasse, einen Typus, der sich als Objekttypus abhebt und mich gelegentlich besonders interessiert – im erfahrenden Interesse; sondern eine darin sich ausscheidende Gütersphäre, die Einheit hat im Nahrungsinteresse und allerdings eine besondere apperzeptive Einheit, eine Klasse, herauskonstruieren kann, weil gewisse Erfahrungseigenschaften die Genießbarkeit indizieren, während sie doch nur von Seiten des Nahrungsbegehrens und der auf Nahrung gehenden Aktivität ihre Abhebung gewonnen haben, und eine Einheit, die nicht bloß dingliche Erfahrungseinheit ist, sondern Einheit aus dem neuen „Interesse“. Es ist hier wieder erst das Problem, wie es dazu kommt, dass Nahrungsmittel sachlich objektiviert werden, nämlich wie eine „sachliche“ Betrachtung.
Nr. 75 Handeln, positives und negatives Begehren, Lust, Unlust Scheidung zwischen 1) der ichlichen Anspannung im Handeln, im realisierenden Tun von Vorhaben; Ich, durch den Weg auf das Endziel gerichtet, kontinuierlich im Durchgang realisierend, kontinuierliche Anspannung und Entspannung in eins, bis das Ziel erreicht ist. Das ursprünglichste Können, die ursprünglichste Kraft des Ich; 2) Das Affiziert-Werden des Willens-Ich, das Begehren, begehrend Hingezogen-Werden und in Hinwendung nun Dabei-Sein (im Gefühl), zuständlich davon Festgehalten-Sein in der Lust als genossener Lust; a) Affektion als Hintergrundaffektion, das Ich anziehend1; b) Affektion als Affektion im Modus des Dabei-Seins des Ich, dazu Gradualität der Affektion schon vor
1 Rb.: Affektion von Hintergrundobjekten der Anschauung, Affektion von unanschaulichen Objekten.
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und bis zur Zuwendung. Ganz andere Gradualität: stärkere oder schwächere Lust, die beide Modi in gleicher Weise angeht. Unterschied zwischen dem Was der Lust und der Lust selbst; Genießen des Ich ist In-der-Lustzuständlichkeit-bei-dem-Was-Sein (und nicht etwa das, „was als Gegenstand die Eigenschaft Lust“ hat, obschon es als mir lustgebend, lustig apperzipierbar wird). Veränderung des Was, unter Steigerung der Lust begründet, fundiert eine kontinuierliche Lust höherer Stufe dessen, was die Steigerung ist, Minderung eine Unlust dieses Was. Das Ur-Was, das Ur-Lustige (und -Unlustige), das Hyletische als Urkern überall dabei. Dazu der ursprüngliche ständige Wandel in eins mit den unwillkürlichen Kinästhesen. Eintritt eines „überwältigenden“ Lustigen macht die Kinästhesen erstarren, ich genieße. Apperzeption möglicher Steigerung stört den Genuss durch das Manko; Begehren (Wünschen, Sich-Sehnen) als: Ich strebe nach Optimum, nach der möglichen Steigerungshöhe. Eintritt des Begehrten schafft Genuss in der Form der Erfüllungslust – Erfüllung eben des Begehrens (und nicht eines Handelns). Aktiv ist das Ich, indem es in die kinästhetischen Verläufe (die nicht hyletisch sind und nicht ursprünglich lustig oder unlustig affizieren) den Ichmodus des aktiven Tuns hineinbringt. Beherrschung dieser Verläufe unter Ausbildung der Zusammenhänge des Wenn und So, wobei auf der So-Seite die Besserung, das Optimum der Lustigkeit steht. Verschwinden des Lustvollen aus dem Feld – Verlust. Wiederholen durch Kinästhesen; Begehren nach Lustigem, das Lust geben würde – Negatives Begehren. Demnach gehört zum Handeln immer diese Doppelseitigkeit. Doch fehlt noch allerlei. Das Unlustige zwingt doch das Ich auch zu sich hin – darauf ist von vornherein Rücksicht zu nehmen. Eigentliches „Genießen“, im positiven Sinne, ist Begehrend-dabei-Sein, in Erfüllung eines Begehrens. Aber noch mehr, gemeint ist reines Genießen; ist im Feld der lebendigen Gegenwart Unlustiges, so stört es das Genießen eines Lustigen, das schon das Ich zu sich gezogen hat. Das begehrende Leben richtet sich positiv auf, geht, universales Begehren mit bestimmtem Inhalt ausbildend, auf reines Genießen und im Fortgang zum Optimum in Steigerung. Negatives Begehren richtet sich gegen alles Einbrechen von Negativ-Lustigem, gegen alle Herabminderungen, Störungen. Allem Handeln liegt Begehren zugrunde. Begehren ist noch nicht Wollen, ist noch kein Modus der Ichaktivität selbst. Bezogen ist Handeln also auf Genuss – so in der untersten hyletischen Sphäre. Dabei sind die Gradualitäten des Begehrens und Lustgenießens ganz anders als die Gradualitäten der Aktivität des Ich, des sich mit wechselnder
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Kraft Einsetzens, sich leichter oder schwerer Durchsetzens gegen „Widerstände“. Die Objekte, die im Handeln wunschgemäß werden sollen, sind für das handelnde Ich Widerstände, sofern sie Kraftanspannung fordern in der handelnden Umgestaltung (Bewegung, Veränderung etc.).
Nr. 76 Notiz zur reinen Reflexion als vergegenständlichender Zugang zum Strömen 1 Reine Reflexion, nicht Reflexion auf dem Boden der Weltgeltung, als eine menschliche Reflexion, Wiedererinnerung, willkürliche Wiederholung, Blickrichtung auf das Identische und dann auf immer wieder Anderes, dann auf die identische Struktur. Müssen wir nicht sagen, natürlich ist es das „apperzipierende“ Ich, durch das der Strom gegenständlich wird? Aber das bloße Strömen wird eben erst durch das Betrachten etc. gegenständlich und durch die Vermöglichkeit des Immer-Wieder. Das Vor-Sein des strömenden Seins ist eben „jederzeit“ gegenständlich zu machen und ist nur so transzendental zu beschreiben.
Nr. 77 Reduktion auf das Ego und Reduktion auf die lebendige Gegenwart Reduktion2 auf das Ego ist noch nicht Reduktion auf die lebendige Gegenwart, auf das sozusagen Immanent-Lebendige, sondern zunächst Reduktion auf mich als das Ich, das Welt in Seinsgeltung hat und sich selbst als Menschen in Seinsgeltung – oder auch: als Ich, das in seinen Akten, in seinen Erlebnissen, seinen Habitualitäten Welt hat, eben als ihm geltende, als vorgegebene, gegebene Welt. Dieses Ich ist das Immanente in seiner immanenten Zeitlichkeit, das Ich des Bewusstseinsstroms als des endlos ausgebreiteten Zeitstroms mit Gegenwart, Vergangenheit, Zukunft, mit einem identischen Ichpol simul1 2
Die Bl. 55–58 aus C 16 sind veröffentlicht in Hua XXXIV, S. 294–297. – Anm. d. Hrsg. Rb.: Februar 1932 (Abschrift Kalenderzettel).
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taner und sukzessiver Akte, Habitualitäten etc.; das Ich, das immerfort in neuen subjektiven Weisen Dingerscheinungen, Selbsterscheinungen seiner Menschlichkeit und so überhaupt Welterscheinung hat, darin immerfort die ihm als so und so beschaffen erscheinende Welt (Umwelt), eine immer wieder andere etc. Aber darüber braucht nicht reflektiert zu sein, ich brauche nicht zu reflektieren und es thematisch und explizit zu haben, außer eventuell in leerer Allgemeinheit. Ich, der Meditierende, kann in dieser immanenten Zeitlichkeit lebend Welt schlicht haben und dann an der universalen Geltung „Welt“ Epoché üben und so das „Weltphänomen“ haben. Im thematischen Blick: Ich gerichtet auf Weltliches und Welt, Ichpol und Gegenstandspol. Also, zur urphänomenalen Gegenwart komme ich erst durch Rückfrage (in der Epoché) von der beständig seienden Welt, als mir in ihrem Seinssinn geltenden, nach den Geltungsweisen, nach allen subjektiven Weisen des Sie-in-Geltung-Habens, den Weisen, in denen sie vermeinte ist, und den inhaltlichen Sinnbeständen, die ihr dabei im Gelten zugehören. Ich vollziehe dabei eine Reflexion auf meine Subjektivität als diejenige, die mir Weltliches und Welt in Totalität in ihrem Was und Wie zur Seinsgeltung bringt; ich lerne die Subjektivität als dieses Leistende kennen – mich selbst als mundanes Subjekt, und zwar als Erkenntnissubjekt. So rückfragend komme ich auf mein absolutes konkretes Sein und absolutes „Leben“, also schließlich auch auf mein rückfragendes Tun und Reflektieren selbst als transzendental sich Abspielendes in seinem konkret-konstituierenden „Zusammenhang“.
Nr. 78 Notiz zum Ich als Ausstrahlungszentrum meiner Akte Das1 Ich als Zentrum der Akte – Ausstrahlen der erlebnismäßigen Akte im immanenten Feld. Akte und Akterwerbe, sinnkonstituierend; Akte als stiftende, wiederholende Akte, Aktivität der Identifizierung und Unterscheidung, der Beziehung, der Verbindung, Zusammennahmen usw. Erwerbe, aus denen immer neue Erwerbe durch Aktivität werden. In der Immanenzsphäre und ihrer vieldimensionalen Strömung Auftreten der „Gebilde“ – was als „Datum“ auftritt, und was dabei das Ich als Apperzeption „beifügt“ – Urdaten. 1
Rb.: Nota Bene.
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Die ständige Zeitigung des Erlebnisfeldes als „Datenfeldes“ – die Reduktion auf die „Daten“, auf „Erlebnisse“. Nun die sekundäre Zeitigung des Ich, seiner Akte, seiner Erwerbe, aber auch der Auffassungshorizonte. Was ist das eigentlich: Ausstrahlen der Akte aus dem Ich, Hineinstrahlen in das Erlebnisfeld? Was ist das, ein gezeitigter Akt? Nehmen wir Zeitigung als Objektivierung, so ist gezeitigt Natur, Mensch und Tier; darin ist Ich und Ichakt, Ich-Habitualität, Welt als Bewusstseinserwerb, Akterwerb des betreffenden Ich und für mich selbst meine Welt und darin die Anderen etc., das alles weltlich gezeitigt, Seiendes in verschiedenen Abwandlungen von „seiend“. Aber alles Seiende ist konstituiert vom Ich her, von der transzendentalen Subjektivität, von dem Ich-All. Seinskonstitution als ichliche Leistung ist aber zurückbezogen und ständig zurückbezogen auf das Feld der Immanenz. Die objektive Zeitlichkeit, in der alles Reale verzeitlicht ist und auf die alles Ideale zurückbezogen ist, oder noch besser, die objektive Natur, in der alle Ich als Personen (als personale Subjekte ihrer Akte und ihrer Habitualitäten naturalisiert-verzeitlicht sind), in der ferner alle Kulturgeistigkeit ihre Verräumlichung und Verzeitlichung hat, diese objektive Welt ist objektiv verzeitlicht, indem sie für das Ich jeweils aktuell sich darstellt in immanenter Erfahrung – die objektive Zeitlichkeit weist zurück auf die Erlebniszeitlichkeit, letztlich auf das „Feld der immanenten Wahrnehmung von Weltlichem“. Wahrnehmung von Weltlichem ist es aber als Apperzeption, und da kommen wir auf das Hyletische und die Auffassung, auf den Auffassungskern und die Auffassung-als.
Nr. 79 Das Ich in der lebendigen Gegenwart (U25–U36) a) Verzeitlichung meiner Akte. Verleiblichung und Vermenschlichung des Ego in der primordialen Sphäre Freilich, wir können nichts anderes sagen, als dass die Intentionalität abgewandelt wird darin, dass sie die Gestalt einer aktiv vollzogenen annimmt, und das ist ein Grundfaktum, über das wir nicht hinwegkommen, obschon es schon eine „Konstruktion“ ist, wie wir auch nicht darüber hinauskommen, dass die Affektion in ihren Modis eine voraktive Wandlung in der Weise der
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ganzen Intentionalität und des Für-uns-Seins des Gegenstandes ist. Aber wir brauchen den spezifischen Begriff des Vollzugs für Akte und aktives Ich und darin den prägnanten Begriff des Vollzugs mit den Noch-Modi gegenüber späterer Noch-Geltung, die dann kein Vollzug ist.1 Nun ist aber weiter zu bedenken, dass durch die Verzeitigung der Ichakte und des Ich selbst die Vermenschlichung zustandekommt, und zunächst die Selbstvermenschlichung erster Gestalt, die Verleiblichung meines Ich.2 Konstitution in allen ihren Gestalten ist Assoziation in einem stetig sich erweiternden Sinne. Alle Assoziation setzt die Urassoziation in der Urzeitlichungssphäre voraus. Wo diese Assoziation nicht ihr Werk tut, da kann sich nichts sedimentieren, und wenn in dieser Sphäre der Urzeitigung nicht Ichakte und Ich auftreten, da können sie auch keine Assoziation eingehen. Nun ist es einzusehen, dass eine primordiale raumzeitliche „Welt“ sich nur konstituieren kann durch eine Erfahrung, in der das Erfahren in leiblichem Tun vonstatten geht, so dass weltliches Objekt und Leib korrelativ konstituiert sind; und wieder, dass die Konstitution des Eigenleibes schon die Konstitution des psychophysischen Ich bedeutet.3 Freilich bin ich damit noch nicht im vollen Sinne Mensch – ein Mensch und ichlich eine menschliche Person, die als das nur in dem sozial-personalen Zusammenhang beständig durch die Mitmenschen in seinem eigenen personalen Sein mitkonstituiert wird. Es ist ja nur eine Abstraktion, die das Primordiale hergibt. Aber klar wird durch diesen reduktiv-abstraktiven Gang, dass die konstitutive Leistung, die mich als „primordialen Menschen“ ergibt, fundierend ist für die Konstitution von Anderen als Objekten in der intersubjektiven Raumzeitlichkeit und Welt, die sich als „die“ Welt, eben unser aller Welt, in der wir selbst Objekte sind, allererst so konstituiert. Hinsichtlich der psychophysischen Konstitution ist in diesem Zusammenhang zu beachten, dass sich nicht etwa so etwas wie Körper für sich und das leibliche Sein irgendwie als eine äußerliche Auflage konstituiert. Der Leib mit seinen abgegliederten Organen ist eine Sedimentierung von Vermögen des in solchen und solchen typischen Formen Tun-Könnens. Man darf nicht bei Allgemeinheiten stehen bleiben und man muss auch daran denken, dass jedes Ding in seiner konstitutiven Struktur (und Ding allgemein genommen in seiner allgemeinen) eben die sedimentierte Konstitution, und darin liegt, ein allgemeines sedimentiertes Vermögen der Leiblichkeit mit sich führt. Ein 1 2 3
Rb.: 27. 9. 31. Fortsetzung von U24. Rb.: Verzeitlichung, Vermenschlichung, Verleiblichung. Rb.: Konstitution des Eigenleibes in der Primordialität.
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Leib ist aber konstituiert in konkreten Allgemeinheiten, und die besondere Auffassung als der Leib dieses Menschen birgt mit sich apperzeptive Antizipationen von besonderen Vermögen, besonderen Sedimentierungen; nicht nur gehen, sondern auch steigen, springen, tanzen können, nicht nur tastend wahrnehmen, sondern auch schreiben können, aber auch schneiden, schnitzen können, Klavier spielen und darin eine geübte Hand haben etc. Die1 nächste Frage betrifft die Unterschiede der Vollzüge, die außerhalb des einheitlichen Aktes liegen. Die Kontinuität, welche die Einheit des Aktes ausmacht, ist eine Kontinuität von Abwandlungen des einen Aktvollzuges. Aber es ist doch von Anfang bis Ende „wirklicher Akt“, „wirklich im Vollzug“. Wie steht es nun mit den Zeiten vor und nach dem Akt? Ich als der mich Besinnende finde mich als das Ich, das eine Welt hat, das lebend in der Welt lebt, das nicht nur in seiner im gewöhnlichen Sinne handelnden, reale Objektivität umgestaltenden Praxis, sondern auch in allen seinen natürlichen Akten, in denen es immerzu seiner selbst als Mensch und menschliche Akte vollziehend bewusst ist, auf die Welt bezogen, also sich in der Zeit weiß. Die Akte sind in der objektiven Weltzeit und sind auf Weltliches, also auf Weltzeitliches bezogen. In der transzendentalen Einstellung, wo die Welt mit meinem Menschentum Phänomen ist, also zum intentionalen Geltungsgebilde wird, werde ich zurückgeführt auf meine „transzendentale Subjektivität“ und damit auf meine urmodale Gegenwart; dabei aber, wie aus der letzten Untersuchung erst vollkommen geklärt worden ist, werde ich zurückgeführt auf eine letzte, bei allem Wandel der Weltphänomene vorausgesetzte, letztlich transzendentale Zeitsphäre als die transzendentale Zeit mit dem transzendentalen zeitlichen Inhalt, in dem letztlich für mich als transzendentales Ich das Phänomen Welt „zum Bewusstsein kommt“, eben mein, des transzendentalphänomenologischen Ich, Phänomen ist. Von daher muss ich dann dazu kommen zu zeigen bzw. mir selbst klarzumachen, dass ich, dasselbe Ich, auch früher als „transzendentales“ war, ehe ich die transzendentale Einstellung vollzog, dass für mich in meiner Vergangenheit (für mich, den durch die Reduktion transzendental Eingestellten) die transzendentale Aktion der Reduktion einen Anfang hatte, und dass ich vorher, als dasselbe Ich, das Ich war, für das Welt in natürlicher Weise seiende Welt war, und das sich selbst als Menschen-Ich psychophysisch bewusst hatte, apperzipiert hatte.
1
Rb.: 28. 9. 1931.
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Weiter mache ich von da aus klar, dass jeder für mich andere Mensch von meiner transzendentalen Gegenwart und Vergangenheit her sich erschließt als ein transzendental appräsentiertes Ich mit einer transzendental appräsentierten, ihm eigenen Gegenwartssphäre und als transzendentaler Mitträger des Weltphänomens, das für mich ist als identisches Gebilde, das für uns in Gemeinsamkeit ist etc. Nun gehen wir zunächst zurück: Ich, der transzendental mich Besinnende, finde meine urströmende Gegenwart als transzendentale Urzeitigung: Als das Urströmen (die Urassoziation) in seiner „Beständigkeit“, seinem stehenden und bleibenden Strömen, worin sich immanente Zeit, selbst wieder strömende, konstituiert. In dieser immanenten Zeit liegen meine Erscheinungen von Weltlichem bzw. meine jeweilige (und im Fortgang meiner immanenten Erlebnisse, meiner wechselnden Welterscheinungen) einheitliche Totalerscheinung von der Welt, welche seinerseits, in diesem Fortgang stetig wechselnd, eine in der immanenten Sphäre wiederum liegende Synthesis begründet: Kontinuierlich erscheint mir dieselbe Welt. Als transzendental-phänomenologisierendes Ich bin ich aktiv auf die urströmende Gegenwart und auf die darin gezeitigte immanente Sphäre gerichtet, aber auf die immanenten Welt-Erscheinungsweisen, als Erscheinungsweisen von „der“ Welt. Die immanenten Seinsgeltungen, die in den Erscheinungen beschlossen sind und in der totalen kontinuierlich-synthetischen Welterscheinung, haben für mich einen geänderten Vollzugsmodus, den des „Nicht-Mitmachens“, den des „Eingeklammert“-Seins, während die Akte, in denen für mich die Erscheinungen, so wie sie jetzt für mich immanente sind, also mit den eingeklammerten Geltungen, diese Modifikation nicht haben.1 Wenn ich nachher übergehe zur Ausarbeitung der transzendentalen Phänomenologie des natürlichen Weltlebens, so unterscheiden sich meine, des Phänomenologen, Vollzugsmodalitäten von denen des natürlich eingestellten transzendentalen Ich, meine, des Phänomenologisierenden, Weisen, lebendige Gegenwart zu durchleben und sie mit dem Gehalt des phänomenologisierenden Ich zu haben, von denen des Nichtphänomenologen, wie ich selbst vordem einer war, gemäß meiner phänomenologisierenden Feststellung. Darin liegen für den Aufbau der phänomenologischen Untersuchung und Darstellung Schwierigkeiten. Am Anfang darf ich ja nichts von dem wissen, was die Untersuchung erst liefern wird. Muss ich also nicht von der phänomenologisierenden lebendigen 1
Rb.: Akte des phänomenologisierenden Ich.
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Gegenwart ausgehen? Aber ist nicht ein Weg der Erschließung, und wohl ein nicht leichter, nötig, um sie zu gewinnen? Ich muss doch damit anfangen zu kontrastieren: Das Auf-dem-Bodender-selbstverständlich-seienden-Welt-der-Erfahrung-Stehen bzw. das Erfahrung-universal-in-natürlicher-Weise-in-Vollzug-Halten mit dem Sie-außerVollzug-Setzen, Sie-„außer-Geltung-Setzen“. Mein Anfang, mit anderen Worten, ist Rückgang auf das transzendentale Ich, nämlich auf den Vollzieher der Aktivität, durch die die Welt da ist, einfach da und mit demjenigen geltenden, aus Aktivität geltenden Inhalt, den die Aktivität des fortgehenden Weltlebens voraussetzt, sofern jede weitere Aktivität die vorangehende fortsetzt, auf ihr Ergebnis, ihre Erwerbe rechnend, mit Getanem Weiteres vorhabend und tuend. Das Ich hat immer schon etwas, wo es tut, wodurch es Neues hat. Alles, was es durch Tun hat, geht in die Welt ein, die es vor dem Tun hat, und was immer es tut und wann immer, also immer schon hat. Also eine Welt, die, durch immer neue Erwerbe bereichert, immer neue ist und, wann immer wir sie befragen, wann immer wir tuend anheben, immer schon Erwerbe des Tuns hatte. b) Geltungserwerb und Modifikationen der Fortgeltung durch das Ich Aber das Eingehen der Erwerbe in die Welt, und die Welt selbst als Welt von Erwerben, hat vom Ich her, dessen Erwerben sie ist, Geltungscharakter, es sind also Erwerbe, welche immerfort vom Ich abhängig bleiben, besser: ihm anhängig bleiben. Das Getane ist da, das Tun ist vorüber, der Aktus ist vorüber des Auf-das-und-das-Abgesehen-Habens und -Erzielens. Aber der Erwerb ist für das Ich Erwerb, solange es ihm weiter als Erfüllung der Absicht fortgilt. Der Willensakt und seine darin beschlossenen Willensmodi sind vorüber, aber der „Wille“ ist nicht vorüber. Z. B. mein wissenschaftliches Manuskript ist mein wissenschaftliches Manuskript nur solange, als das Geschriebene darin meine wissenschaftliche Überzeugung ausdrückt. Komme ich beim späteren Überlesen zum Schluss „missraten“, dann wandert es in den Papierkorb, als Papier. Ein verdorbenes, unbrauchbares Werkzeug war Werkzeug, ist es aber nicht mehr usw. Aber schon die schlichteste Wahrnehmung eines Naturobjekts ist hier betroffen. Als Aktus geht sie vorüber, aber durch sie erwerbe ich Kenntnis, nämlich das für mich hinfort in seinem Zusammenhang für mich seiende Ding. Aber es bleibt für mich in der für mich seienden Natur nur so lange daseiendes, als meine damalige Wahrnehmung, nämlich die in ihr vollzogene Seinsgeltung,
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fortgilt. Es hängt vom Gang meiner Erfahrungen, also meines in immer neuen aktuellen Erfahrungen fortgehenden und erwerbenden Lebens, ab, ob es bei dieser Geltung bleiben kann, ob es zu meiner bleibenden Erfahrung – im ontischen Sinne – also zu meiner Welt, der, die meine Erfahrung ist, weiter rechnet. Wir1 haben also immer diese Lage und finden sie schon vor der phänomenologischen Reduktion. Mich besinnend, finde ich vor die für mich beständig seiende Welt, und zwar nach einem Bestand in aktueller Wahrnehmung wahrgenommen und darüber hinaus doch mit alterworbenen Gehalten geltend; über das Altbekannte hinaus aber auch den Horizont der beständigen Geltung eines Unbekannten von der Welt, also Geltung der Welt von Bekanntem und Unbekanntem und noch zu Erkennendem, wobei lebendig fortgehende Wahrnehmung immerzu Bekanntheit schafft, eventuell Altbekanntes als noch Seiendes durch erneute Kenntnis bestätigt. In dieser Geltung stecken mannigfaltige Geltungen, die aber im Wandel sind, sich modalisieren, und zwar insbesondere auch darin, dass sie sich in durchstrichene Geltungen verwandeln oder in zweifelhaft gewordene, nur mögliche Geltungen etc. Aber ich bin es, der erwirbt, erworben hat, zu den Geltungserwerben weiter steht oder nicht steht. Also, die Welt hat von mir her dem Allgemeinen nach bleibende Geltung, d. i. bleibendes Sein für mich, und dem Besonderen nach ein besonderes Geltungsrelief, je nachdem ich bei meinen Überzeugungen bleibe oder mich ändere, mich als Ich, das in Geltung hat und nicht bloß einmal in Geltung gesetzt hat oder setzen wird. Jedoch immer unterscheidet sich der „Inhalt“, der „Vorstellungsgehalt“ dessen, was als Welt für mich ist, und dessen, was im Einzelnen als weltlich mir gilt, und das „es ist oder ist nicht“ oder ist Möglichkeit, Wahrscheinlichkeit, Fraglichkeit etc. Nun können und werden allerdings im Allgemeinen die Inhalte, die da gelten oder Geltungsmodalitäten haben, selbst schon Geltung in sich tragen. Aus Ichakten herstammende Geltungserwerbe, solange ich zu ihnen noch stehe, können ja in bekannten vielfältigen Weisen wieder aufgenommen werden und zu neuen Erwerben2 dienen. Aber wie weit wir zurückgehen mögen, immer ist dieses Zweierlei notwendig: 1) der Aktus, der ursprünglich erwerbend ist, schafft Geltung, Seinsgeltung, Geltung eines Inhalts; 2) und Inhalt ist immer schon vorausgesetzt, damit ein Akt, ein Tun, anheben und mit ihm sein Vorhaben erfüllen kann. 1 Rb.: Es fehlt: Erwerbe durch Apperzeption, Assoziation, Übertragung und Horizontbildung der Zukunft; ferner Seiendes und Praxis, praktische Möglichkeiten, Humanisierung. 2 Rb.: Seins-Erwerben!
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Der Rückgang auf das Ich, für das die Welt gilt, und welches Geltung schaffendes, Geltungen abwandelndes und doch immer wieder einheitliche Geltung schaffendes Ich ist – schaffend aufgrund von Inhalten, die immer vorangehen – ist also Rückgang auf die Urquelle aller Geltungsvollzüge als Ich und auf das, was das aktive, das vollziehende Ich letztlich als Gehalt voraussetzt. Von da aus ist das Aufgabensystem vorgezeichnet. 1) Wir müssen in der urmodalen Gegenwart uns zunächst umtun und sie in ihrer doppelten bzw. dreifachen urmodalen Wandlung verstehen lernen, der urmodalen nichtichlichen Wandlung, der Urzeitigung, in der eine ichfremde hyletische QuasiWelt ihr Vor-Sein hat; 2) dann1 das Ich, für das diese Vor-Welt ist und durch dessen oder in dessen Funktionieren in Affektion und Aktion die eigentliche Welt zur Schöpfung kommt, in einer Vielheit von Schöpfungsstufen, denen relative Welten entsprechen. Doch wir sehen, dass wir in dieser Zweigliederung der Gefühlsschicht2 nicht Rechnung getragen haben. Darauf führt die folgende Reflexion. c) Gefühl und Affektion. Ihr Bezug zum Ich in der lebendigen Gegenwart Man gerät so leicht in den Fehler, zu abstrakt zu sein. Affektion und Aktion – das darf nicht so weit auseinander klaffen. Ist Affektion nicht ein bloßer Vormodus der Aktion, der Modus der Weckung der Aktion? Das Ich wird geweckt, „angerufen“, zum Tun. a) Das Ich, das getan hat und von daher Erwerbe hat, eine in ihm verharrende Geltung als Modifikation der ursprünglich tuenden, wird geweckt zur Reaktivierung; b) Das Ich apperzipiert. Geweckt wird in ihm die Potenzialität zu einem Tun, das Modifikation früheren wirklichen Tuns ist, aber eine andere Modifikation, die durch apperzeptive Analogie. Aber wie ist es mit den postulierten Uraffektionen in der urhyletischen Sphäre? Kann da gesagt werden: Diese Affektion geht hier voran jedem Tun, und das erfolgende Tun, wenn sie die überwiegende affektive Kraft hat, sei das bloße Sich-Hinwenden und Sehen? Aber was ist das für ein Sehen? Was soll das für eine Aktivierung der „passiven“ Urimpression und Protention sein? Die Protention „erfüllt sich“ schon passiv. Ist es dann hier schon ein ichloses Streben, das zur Verwirklichung stetig führt, stetig neues 1 2
Rb.: 29. 9. 31. Rb.: Und die eigentlich handelnde Praxis, wo scheidet sie sich von der erkennenden?
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Streben weckt etc.? Aber wie stand es mit dieser Konstruktion? Ist nicht alles Streben schon ichlich? Aber1 wie kann ein Streben ichlich sein, wenn das Ich, wie bei den Hintergründen der urmodalen hyletischen Gegenwart, gar nicht dabei ist? Oder handelt es sich um verschiedene Modi des „Dabei“?2 Die hierhergehörige Frage der Abhebung und der Bedeutung der Gefühle und das Gefühl in der Einheit der Urimpression (der totalen) als Stimmung, aber in der Weise der strömenden Konstitution mit ihren Gestalten der Unveränderung und Veränderung. Inhalt und Gefühl, Inhaltsveränderung und Gefühlsveränderung, inhaltliche Affektion durch das Gefühl.3 Gefühl als „Anziehendes“ und „Abstoßendes“; die inhaltliche Abhebung bloße Bedingung der Affektion, nicht eigentlich affizierend; also, das Gefühl affiziert in der Weise der „Anziehung“. Was sagt das? Zunächst wären zwei Begriffe von Affektion zu unterscheiden: 1) der hyletische Inhalt „affiziert“ das Ich im Gefühl, aber dann ist Affektion kein Anruf, auf den das Ich durch Zuwendung oder Nicht-Zuwendung antwortet, antwortet mit einem Aktus. Der Inhalt fundiert das Gefühl, und mit dem Inhalt ist das Gefühl da. Dann müsste man weiter sagen: aber freilich ist der einzelne Inhalt als Teil der ganzen hyletisch-immanenten (der konstituierten) Sphäre auch gefühlsmäßig Teil. Der Teil ist abgehoben und als das Bestandstück einer Verschmelzung und darin einer jeweiligen Konfiguration. Ist die Konfiguration eine andere, so hat auch der gleiche Teil einen anderen Teilcharakter, Relationscharakter. Es treten je nachdem z. B. qualitative Kontrastcharaktere auf, die ein anderes Mal fehlen. Davon sind auch die Gefühlscharaktere bestimmt. Sind diese Gefühle aber nur Inhalte höherer Stufe, Gefühle bloß fundierte Inhalte? Und könnte man am Ende sagen, dass auch diese wieder konfigurativ geeinigt sind oder mit den fundierenden Inhalten in eins Komponenten einer konkreten Konfiguration sind, zu der sie wesentlich beitragen, konfigurierend? Geht das nicht gar ins Unendliche fort? Indessen, sehen wir uns die Sache näher an. Bleiben wir dabei, versuchen wir es, dass in der urhyletisch-immanenten Sphäre das Inhaltliche in seiner Konfiguration das Gefühl bestimmt.4 Das Inhaltliche ist das Ichfremde, das Gefühl ist schon ichlich. Das „Ansprechen“ des Inhalts sei nicht Anruf zu etwas, sondern ein fühlendes Dabei-Sein des Ich, und zwar nicht erst als ein Dabei-Sein durch Hinkommen und Anlangen. Das Ich ist nicht etwas 1 2 3 4
Rb.: 30. 9. 1931. Rb.: Gefühle, Stimmungen. Rb.: Alles aporetische Versuche. Rb.: Versuch!
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für sich und das Ichfremde ein vom Ich Getrenntes, und zwischen beiden ist kein Raum für ein Hinwenden, sondern untrennbar ist Ich und sein Ichfremdes, bei jedem Inhalt im Inhaltszusammenhang und bei dem ganzen Zusammenhang ist das Ich fühlendes. Fühlen ist die Zuständlichkeit des Ich vor aller Aktivität und, wenn es aktiv ist, in der Aktivität. Aber warum rechnen wir das Gefühl eigentlich in besonderer Weise zum Ich als seine Zuständlichkeit, und warum soll der hyletische Inhalt ichfremd sein und nicht auch Zuständlichkeit desselben heißen? Natürlich ist die Rede vom Ich letztlich bestimmt von der „Polarisierung“ der Ichakte. In der genetischen Rückfrage konstruieren wir als Anfang das noch weltlose Vorfeld und Vor-Ich, das schon Zentrum ist, aber noch nicht „Person“, geschweige denn Person im gewöhnlichen Sinne der menschlichen Person. Die beständige Genesis, die in der Bildung weltlicher Apperzeptionen liegt, und korrelativ die Fortbildung der Welt als für mich seiende, leitet die genetische Rückfrage: Es ist sichtlich geworden, dass jede mundan-objektive Apperzeption ihre Genesis hat, aber auch sichtlich geworden die strömende urmodale konkrete Gegenwart, in welcher (mit welchem Inhalt auch immer Welt gegeben ist) alle „Erscheinungen“ von Weltlichem, alle Meinungen und das Gemeinte, Erscheinende, Erfahrene etc. als solches und in seinem Wie liegen. Zur strömenden Gegenwart, in deren zeitigend-gezeitigtem Strömen alle Genesis lebendige Genesis ist, gehört nun die beständige Struktur Hyle und Hyle in Gefühlscharakteren.1 Wir unterscheiden Einheit der Hyle und Einheit des Gefühls. Jedes hat seine verschiedene Weise der Abwandlung, und wir können in abstraktiver Betrachtung (absehend von dem schon konstituierten Weltphänomen mit allen seinen „Erscheinungen“, also von dem, was die hyletischen Daten zu „Abschattungen“ macht, von ihren „Auffassungen“) überlegen, wie ein genetischer Anfang zu konstruieren wäre, der jedenfalls Hyle und Gefühl schon brachte; aber auch Ichpol als Pol von Affektion und Aktion. Wir haben aber für die Methode dieser Rekonstruktion noch größere Genauigkeit nötig. Wie weit wir in der Wiedererinnerung auch zurückgehen und wie immer wir da eine lebendige Gegenwart in freiem Umfingieren auch vorstellen, wir haben immerzu eine lebendige Gegenwart, in der Welt bewusst ist, Welt erfahren etc., und zwar mir als aktivem Ich, das weltlich als Ich-Mensch vorstellig ist. Hier ist ein scharf zu betonendes Problem:
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Rb.: Das ist aber erst reduktiv zu erweisen!
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Ich habe faktisch keine Wiedererinnerung in eine Vor-Weltlichkeit. Warum kann ich mir nicht einmal die Möglichkeit einer andersartigen Wiedererinnerung vorstellen? Oder ist das zu bezweifeln? Damit ist äquivalent: Wie immer ich meine lebendige Gegenwart (die in der jetzt strömenden Form weltgegenwärtigend ist und als wiedererinnert darin auch weltgegenwärtigend war) umfingiere, also mir eine beliebig variierte lebendige Gegenwart anschaulich konstruiere, sie bleibt immer weltgegenwärtigend, nur dass die Welt dabei selbst jeweils eine fingierte Abwandlung der faktischen Welt ist. Ist das nun eine Wesensnotwendigkeit oder binde ich mich, nur unvermerkt in der sonst freien Variation, daran, dass ich Mensch in der Welt bin, bzw. daran, dass ich Welt variiere und in der Variation Identitätsdeckung statthat, also Weltmöglichkeit in Weltmöglichkeit variiere, meine lebendige Gegenwart also dadurch nur variiere als Welt erfahrende etc.? Kann ich nicht auch anders verfahren, so dass diese Bindung zwar den Anfang bildet, aber dann überwunden wird? Jede weltgegenwärtigende Variation ist fundiert auf einer Struktur der urströmenden Gegenwart, zu welcher jedenfalls mein Ich als Ich gehört, das jeweils affiziert ist und aktiv ist – von der bewusstseinsmäßigen Welt her.1 Das bewusstseinsmäßig besagt: zur urströmenden Gegenwart gehört das mannigfaltig einheitliche „cogito“, dessen cogitatum Welt ist, bzw. die mannigfaltig-einheitlichen cogitata der bewussten Welt als ihr Universum. Das Ganze der strömenden Gegenwart ist ein ganzes cogito mit identischem Ichpol und als Pol der mannigfaltigen cogitationes, die doch ein einziges Ganzes, ein Universum, ausmachen, „in“ dem ich, das identische Ich-„denke“, in dem ich Bewusstseins-Ich bin. Für dieses Universum, das die urlebendige Gegenwart selbst ausmacht, habe ich dann zu unterscheiden: 1) die spezifischen Akte, die, in denen ich in ausgezeichnetem Sinn lebe, nämlich als tätiges, als beschäftigtes, sich beschäftigendes Ich lebe, beschäftigt aber mit den cogitierten, den intentionalen Gegenständlichkeiten, den weltlichen, eben als jeweils vermeinten, mir, dem Ich, geltenden. 2) Ferner habe ich in dem universalen Milieu der cogitativen Gegenwart zu scheiden cogitationes eines anderen Modus, nicht des tuenden, sondern des bloß affizierenden, eventuell dazu Übergangstatsachen, Übergänge, Wandlung einer Affektion in aktive cogitatio. 3) Endlich habe ich Anlass zu sprechen von Hintergründen als cogitationes, die nicht einmal
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ist.
Rb.: Ich und das cogitative Leben der strömenden Gegenwart, worin Welt Bewusstseinswelt
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affizierenden Modus haben, eventuell Wandlungen des Affektiv-Werdens, wobei aber, wie schon bei der vorigen Wandlung, von „Inhaltlichem“ wird gesprochen werden müssen. Zunächst aber das Allgemeinste dieser Scheidung; nun weiter „rein phänomenologisch“ fortschreitend, werde ich von Gehalt (im cogitatum qua cogitatum) als purem Sachgehalt und von Gefühlsbestimmtheit sprechen müssen und in letzterer Hinsicht vielleicht das Wort „Wert“ gebrauchen. In der jetzigen Betrachtung, der rein phänomenologisch den Bestand der lebendigen Gegenwart auslegenden, habe ich genau zu überlegen, was bei diesen Titeln Sachgehalt, Wertcharakter bzw. Gefühl zur strömenden Ur-Gegenwart selbst zu rechnen ist, und welche Modi dieselbe in den verschiedenen, oben unterschiedenen Modis der cogitationes bestimmt. d) Über das ästhetische Wertgefühl Die Schönheit eines Gegenstandes als Wert, eben Schönheitswert (bzw. Unschönheitswert), „Gleichgültigkeitswert“. Ein Gegenstand kann seine eigene Schönheit haben und zugleich als Teil eines größeren Ganzen Beitragswert haben, eventuell an sich ein adiaphoron sein, nur Wert haben um seiner Teilhabe willen. Doch ist es vielleicht richtig, das adiaphoron, wie ich es stets getan habe, auch als einen Wert, obschon in gewisser Weise als das „Null“ zwischen Plus und Minus, anzusehen. Jeder Gegenstand hat seinen Inhalt, sein Wesen. Die Schönheit gründet „uninteressiert“ rein im Wesen. Dasselbe besagt, für die Schönheit ist die Existenz des Gegenstandes außer Frage – außer Frage für das „Gemüt“. Wie ist die Existenz für das Gemüt in Frage? Gegenstände können statt rein durch ihren Inhalt auch durch ihre „Existenz“ oder Nichtexistenz bzw. durch Modalitäten der Existenz das Gemüt bestimmen. Der Genuss, in dem die Schönheit ursprünglich verwirklicht ist (selbstgegeben im Gemüt), ist etwas anderes als die Freude, indem das Gemüt durch die Gewissheit vom Dasein bestimmt wird oder als Trauer über den „Verlust“, über das NichtSein, Nicht-mehr-Sein etc. Hierher gehört Wünschen, Begehren. Ferner das Wollen und Handeln als Hineinwirken in die reale, wirkliche Welt, sie so real verändern, dass das zur Existenz kommt, was vordem erwünscht bzw. begehrt war. Die Akte, in denen das Ich im „Gemüt“ durch Sein und Modalitäten des Seins bestimmt wird, sind die Akte des „Interesses“ in einem besonderen Sinne, die übrigen Akte des Gemüts sind die „uninteressierten“ Akte. Aber das gibt nun Probleme für das Verhältnis von Schönheit (Wert) und Existenz.
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Die1 Schönheit eines Gegenstandes, der schon existiert, Eigenwert Schönheit durch den eigenen Inhalt desselben bestimmt. Mit der Wahrnehmung ist der Genuss einig, jede erneute Wahrnehmung wird einen gleichen Genuss als Genuss desselben Gegenstandes nach seinem selben Wert ergeben. Wenn der Gegenstand wiedererinnert ist, so ist auch sein Wert wiedervergegenwärtigt, „wieder genossen“ und so für jede Bewusstseinsweise des Gegenstandes. Vor-vorstellig ist die Fiktion eines Gegenstandes, als ob er wäre. Gegenstände desselben Wesens, derselben „Idee“, haben denselben Wert.2 Aber so, wie wir von wirklich existierenden und bloß möglichen Gegenständen sprechen, so von wirklich existierenden und möglichen Wertobjekten und konkreten Werten selbst. Ein Fiktum als Fiktum, kann es auch als seiendes Fiktum konstituiert werden, und ist ein Gegenstand-als-ob nicht mit seiner „Schönheit“ (überhaupt seinem Wert) „als-ob“ nicht selbst ein Wert, und wenn ein „Schönes-als-ob“ fingiert war, so selbst ein Schönes? Eine Vergegenwärtigung im Bild, das Schöne der Existenz des Bildes? Das Schöne des Bildes selbst? Der Existenzwert – subjektiv die Freude, dass er ist, als Willensmodus, erfülltes Begehren, Wollen, Wollen als Streben; die Freude an der Existenz des Schönen. Handeln und Realisieren der Existenz, d. h. auf irgendeinem Erzielungsweg aus anderweitig Seiendem durch dessen Veränderung, Zusammenbildung etc. ein neues Seiendes herstellen, in dem das Schöne Dasein annimmt und das Schöne wirklich genossen werden kann. Interessiert-Sein an der Existenz – wenn die schöne Aussicht verbaut werden könnte, die Freude, dass sie noch existiert; andererseits Genuss ihrer Schönheit, die Freude an der Existenz hängt nicht am Genuss, die Seinsgewissheit jeder Art genügt. Das Interesse am Sein – bestimmt durch die Möglichkeit des Nicht-Seins oder Wirklichkeit des Nicht-Seins. Die Erzeugung eines Fiktums „um seiner Schönheit willen“ – was kann das bedeuten? Das Fiktum als seiend erzeugen, so dass ich mich seiner Existenz immer wieder versichern kann und seinen Wert genießen kann – eine schöne Phantasie, ich wiederhole sie, ich nehme mir vor, sie mir zu merken. Verdeutlichung: Ich drücke meine „Phantasie“ aus, ich halte sie in einem physischen Bild fest oder literarisch, ich besitze sie als seiendes Fiktum (seiend für mich, habituell, aus meinem Phantasieren und wiederholendem Identifizieren mein bleibendes Phantasiegebilde). Dann habe ich ein weltlich existierendes Bild und sogar zweierlei: 1) Das Bild-Ding, das mir ein Gut ist, 1 2
Rb.: Tastend. Rb.: Objekte, die sind und ihren eigenen Wert haben.
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weil es ein schönes Bild objektiv darstellt; 2) andererseits, ich habe mittelbar durch die bildliche physische Darstellung das Bild selbst zur objektiven Existenz erhoben und zu seiner Existenz „für mich“, mir bis auf weiteres immer zugänglich, und bin sein Besitzer als eines seienden Bildes. Aber nun meine versuchte Scheidung? „Inhaltswerte“, uninteressiert an der Existenz und Existenzialwert? Aber kann man das aufrecht erhalten? Uninteressiert – ich habe keine außen liegenden Zwecke, es hat dazu, etwa zu meinen „Lebenszwecken“, wenn ich nicht Künstler bin, keine Beziehung. Das Gefühl ist rein durch den Inhalt bestimmt. Der Inhalt ist selbstgegeben in der vollkommenen Anschauung des Gegenstandes – sei es auch eine Aussicht als Gegenstand – ich habe in einer Vergegenwärtigung, wenn sie reproduktiv ist, nicht den wirklichen Genuss, aber wenn in der Modifikation das „Bild“ als Phantasiegebilde, als für mich seiendes, erzeugt ist und als mein verfügbar seiendes, habe ich es wieder und genieße seine Schönheit – eben die Schönheit des Bildes, so wie im anderen Fall die der realen Sache oder des wirklichen Anblicks der Sache, der schönen Erscheinung, der schönen Aussicht, die selbst konstituiert ist als ein eigenes Seiendes.1
Nr. 80 Perzeption und Apperzeption in der Dingwahrnehmung2 Rückfrage3 zur Natur und von der Natur aus als Leitfaden. Phänomenologische Archäologie, das Aufgraben der in ihren Baugliedern verborgenen konstitutiven Bauten, der Bauten apperzeptiver Sinnesleistungen, die uns fertig vorliegen als Erfahrungswelt. Das Zurückfragen und dann Bloßlegen der Seinssinn schaffenden Einzelleistungen bis zu den letzten, den αρχηαι, um von diesen aufwärts wieder im Geist erstehen zu lassen 1
Rb.: Abgebrochen, aber cf. andere Msc. Die Aufschrift auf dem Umschlag Bl. 75/99 bezieht sich auf die Texte Nr. 80–82: Mai 1932. Wichtig. Phänomenologische Archäologie. Rückfrage auf das Ich und das Subjektive in der Originalität. Uroriginalität und Erinnerungen – Vergegenwärtigungen. Ich in meiner Eigenheit. Das Ich in seiner ichlichen Habitualität (Entschiedenheiten). Das verharrende Subjekt (Person) für sein Universum von „Seienden“. Ich als Person für Andere, Mitfunktion der Einfühlungen. Objektive Zeitigung gegenüber meiner Selbstzeitigung. 7 Bl. Personales Sein im Miteinandersein; auch wichtig zur Lehre von den Akten und ihren verschiedenen Aktualitätsmodis. Zur Lehre von den Interessen. Interesse und Person. 32: Das „Unbewusst“-Werden und die Grenze der lebendigen Gegenwart. 3 Rb.: Ende Mai 1932. 2
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die selbstverständliche Einheit der so vielfach fundierten Seinsgeltungen mit ihren relativ Seienden. Wie bei der gewöhnlichen Archäologie: Rekonstruktion, Verstehen im „Zick-Zack“. Welt als Welt für uns – Welt als Welt, wie sie in universaler Erfahrung sich uns in ihrem originalen Seinssinn zeigt, in ihrer allgemeinen ontologischen Struktur – Fundierung in diesem ontologischen Erfahrungssinn; Natur als ontologischer Kern, Welt und darin nachher Natur als Thema der Rückfrage. Reduktion der Welt und dann der Natur in universaler, wirklicher und möglicher Erfahrung, unserer Erfahrung, auf die Welt und Natur meiner eigenen universalen Erfahrung, und von da meiner jeweilig einzelnen wirklichen und möglichen Erfahrung: im Strom meiner immanenten Zeitlichkeit, in der meine Erfahrung jeweils als „Erlebnis“ auftritt – Frage nach dem Ontischen rein als dem der zeitweiligen und Einzel-Erfahrung, endliche Einzel-Erfahrung als Perzeption und Apperzeption in eins. Das eigentliche Erfahren und sein Horizont. Jede endliche Einzel-Erfahrung hat als ihr eigentlich Erfahrenes wieder einen naturalen Kern, die zeitweilige universale Erfahrung reduziert auf ihren eigentlich perzeptiven Bestand – das Wahrnehmungsfeld. Diese universale zeitweilige Erfahrung befasst einzelne dingliche Erfahrung (eingerechnet Gruppenerfahrung, bis hinauf zur Gesamtgruppe des Wahrnehmungsfeldes). Ontisch wahrgenommen ist ein jeweilig Reales, ein Ding aus der Welt, reduziert zeigt sie als ihren spezifisch eigentlichen Erfahrungskern die Dingseite. Zeitstrom des primordialen Lebens als Strom mundaner Apperzeptionen, darin der Strom der Seitengegebenheitsweisen der Dinge des jeweiligen Wahrnehmungsfelds. Die Seiten darin sind Seiten mit ihrem Horizont, Seiten-von. Seitengeltung in einer sie umspannenden Horizontgeltung, kontinuierliche Wahrnehmung strömender, synthetischer Übergänge von Seitengegebenheit zu Seitengegebenheit, aber im Fortgang die Horizontintention erfüllend. Der Horizont, das, was über die Seite hinausgemeint ist und wodurch es Seite-von ist, tritt selbst hervor, die „Meinung“ erfüllend; also Studium dieser Synthesis, durch die die Wahrnehmung sich aus Wahrnehmung aufbaut und getrennte Wahrnehmungen (wiedervergegenwärtigt) sich zu einer Erfahrung verbinden durch Identifikation – wie aber auch diese Einheit in ihrem Einheitssinn „Meinung“ ist, die zu enthüllen wäre, auszuweisen, zu erfüllen durch eine Kontinuität von möglichen Wahrnehmungen. Aber die hier liegenden Probleme werde ich zunächst zurückstellen gegenüber den Problemen der Einheit einer erlebnismäßig kontinuierlichen Wahrnehmung.
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Also als Erstes: Welt als Welt aktueller Wahrnehmung und insbesondere Natur, Ästhetik des puren Wahrnehmungsdinges, innerhalb der möglichen Einheit einer Wahrnehmung. Was kann es da als Identisches selbst zeigen? Als was wird es zugleich und notwendig apperzipiert? „Explikation“ innerhalb der Wahrnehmung als zu jeder Wahrnehmung gehörige Form der Wandlung, wie zu jeder Apperzeption, Explikation des eigentlich sich selbst Zeigenden.1 Ontologische Momente der Explikation der jeweiligen Wahrnehmung nach ihrem Wahrnehmungssinn (ontologischen Sinn); also in der res extensa ihr extensionales Wesen und ihr Sein im Raum, ihre jeweilige Raumstelle und konkret ihr Sein als sich bewegend oder ruhend. Das extensionale Was, das in den Wandlungen Verharrende. Das Ding als verharrend in seinen Veränderungen, die seine Ortsveränderungen im Raum nicht betreffen, also sein extensionales Was. Deformation: Gestaltveränderung, die der „geometrischen“ Körperlichkeit und Veränderungen der Qualifizierung dieser Körperlichkeit. Auch diese Veränderungen haben ihre Null-Fälle. In der Einheit einer Wahrnehmung, einer möglichen Wahrnehmung von demselben, können alle diese Veränderungen auftreten, und Identität des Dinges ist Verharren in diesen Veränderungen als das sich in ihnen Verändernde.2 Im Kontrastieren dieser möglichen Veränderungen, derart, dass man explizierend die eine und andere Veränderungsrichtung betrachtet, zeigt sich eine Fundierung: die ausgedehnte Qualität kann sich ändern, ohne dass die Gestalt sich ändert, aber die Gestalt (die „Ausdehnung“) in ihrer Änderung ändert notwendig die Qualifizierung, die nur ist, was sie ist, als ausgedehnte dieser Ausdehnung etc. Dauer und Körperlichkeit. Die Körperlichkeit hat eine Oberfläche und hat ein Innen und so auch das Qualitative; aber beides steht sich nicht gleich: das Innen legt sich in Flächen aus. Das wird gleich bedeutsam. Frage nach denjenigen ontologischen Momenten des Wahrnehmungsdinges, die in der Weise eigentlicher Perzeption zur Wahrnehmung kommen können, die, wenn sie nicht eigentlich erfahren sind, in der „Seite“, in der möglichen Kontinuität eines Fortwahrnehmens als Wahrnehmens vom Selben in der Einheit der erweiterten Wahrnehmung selbst auftreten können. 1
Rb.: Ist hier die Stelle der Theorie der Explikation? Rb.: Noch eine Veränderungsart gehört zu jedem perzipierbaren Ding, die in einer eigenen Linie steht; Zerstückung und Zusammenstückung. Sofern das Ding in Dinge zerfällt, verharrt es nicht, und doch seine Stücke waren schon in der Weise der Ungeteiltheit in ihm und verharren in Identität nach der Teilung; aber in gewisser Weise wandeln, verändern sie sich mit dem Verlust oder Gewinn ihrer Selbständigkeit. 2
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Hier weist uns Veränderung auf Unveränderung zurück. In der Apperzeption des verharrenden Dinges als ontologischer Seinssinn liegt, dass sie eine stetige Folge von Gehalten sei, die in jedem Moment der ins Auge gefassten konkreten Dauer entweder kontinuierlich gleich bleibt oder nicht – das Ding ist unverändert oder verändert sich. Und wenn es sich ändert, dann ist es denkbar für den Gehalt eines jeden Moments der Veränderung, dass er in allen weiteren Momenten sich gleich bleibt. Zum Wesen der Veränderung gehört apperzeptiv der Sinn, dass sie ein Kontinuum von momentanen Ruhen sozusagen ist. In der Rückfrage: Die Explikation der Unveränderung ist Basis derjenigen der Veränderung. Veränderung hat eine sekundäre Weise der Erfahrung, der Wahrnehmung. Befragen wir nun, den möglichen Grenzfall betrachtend, der hier doch Grundfall ist, den Fall eines durchgängig unveränderten Wahrnehmungsobjektes nach dem eigentlich Perzipierten, so erkennen wir eine Grundscheidung darin: Wir apperzipieren das Ding als solches, das seinen Ort im Raum hat. Es „ist“ im Raum. Aber was da eigentlich erfahren ist, ist das Ding in seinem Wasgehalt und nicht der Ort. Und wenn wir von der Erfahrung der Bewegung des Dinges sprechen, so ist es klar, dass das mit Rücksicht auf die Beziehung des Sinnes von Veränderung auf Unveränderung geschieht, dass Bewegung in einem ganz anderen Sinn Erfahrung ist denn Deformation oder Gestaltveränderung oder Zerstückung.
Nr. 81 Konstitution der einheitlichen Zeitlichkeit durch Wiedererinnerung. Das Originäre im Subjektiven überhaupt Ich1 als Mensch der Welt bewusst. Geradehin mit etwas beschäftigt, auf etwas gerichtet, von anderem affiziert, nicht darauf gerichtet. Wiederholte Reflexion: retentional noch bewusst das Mich-soeben-gerichtet-Haben. Das affiziert mich, rückgewendet mich jetzt auf dieses Soeben-Gewesene richten, aktuell richten. Und so immer wieder. Dieser Prozess selbst wird thematisch und wird als Wiedererinnerung in ihrer Modifikation zu einer jetzt aktuellen Verkettung von Akten, und so immer wieder. So reflektiere ich auf das MichRichten, dann weiter auf das Beschäftigt-sein-mit-Etwas als das identische 1
Rb.: Mai 1932. Ich, das Subjektive in Originalität.
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Womit, auf das kontinuierlich fortschreitende, explizierende Wahrnehmen usw. Ich richte mich bald auf diesen, bald auf jenen Gegenstand meines Wahrnehmungsfeldes, jeder Aktus ist gerichtet auf sein Ziel, als Einheit, als selbiges Worauf mannigfacher Akte, die ihrerseits als Akte ihre Aktsynthesis haben. a) Uroriginale Sphäre, uroriginale Gegenwart im Strömen mit ihrem Zeitfeld. Die darin auftretenden Akte. Ich sage „ich bin jetzt in dieser Gegenwart“ vielfach tätig – die Tätigkeiten, diese Akte sind uroriginal, und ich kann auf sie reflektieren in der angegebenen Weise, anstatt in ihnen auf ihre einheitlichen Ziele, auf sie selbst als im Gegenwartsstrom sich konstituierende immanente Einheiten mich richten. b) In diesem Strom, dem Gegenwartsfeld, auftretende Vergegenwärtigungen und durch sie hindurchgehende Akte, Richtungen auf Vergegenwärtigtes. b∝) Vergegenwärtigungen, in welchen ich mich „erinnere“, in welchen meine immanente Zeitlichkeit sich konstituiert. Mein Gegenwartserlebnis ist die „auftauchende“ Erinnerung, mein Akt der Erinnerung als mich aktiv mit Erinnertem beschäftigend, in der Erinnerung „wiederansehend“, wieder einzeln betrachtend, wieder damit, wie immer, beschäftigt. Das Erinnerte in der Seinsgeltung als Vergangen, vergangene Gegenwart. Zusammengeltung der Gegenwart und der Vergangenheit, des in der strömenden Gegenwart original identisch Verharrenden und des in der Wiedererinnerung Erinnerten, des reproduzierten, wieder herausgeholten Identischen. Und dieses Zusammen-Seiende, Bleibend-Seiende als immer wieder reproduzierbar – das Originale im Wandel der Originarität und Identifikation desselben als Wiedererinnerbaren, in Selbigkeit zu identifizierenden und so bleibend Gewesenen. Der Erwerb von in einer ersten Stufe „Seiendem“ in lebendigem, originärem Strom und in Stiftung des Wieder-zu-Erinnernden. Die Konstitution einer Zeitlichkeit durch das Vermögen der Wiedererinnerung als „Zurückkommen“ auf das, was ursprünglich urlebendige Gegenwart war (was nur Umschreibung des eigenen Sinnes der Erinnerung ist). Und so alle Zeitigungen als modifizierendes Werden und als Vergegenwärtigung, als Reproduktion urlebendig auftretend. Subjektive Zeit, meine Zeit, Zeit meines immanenten Seins. Was ist das, „immanente Zeit“? Und was ist es mit dem identischen Ich? Vollziehen wir im uroriginalen Strom Reduktion auf das Uroriginale – Ausschluss aller Vergegenwärtigungen, wir nehmen sie als das, was sie in
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der originalen Gegenwart selbst sind, oder vielmehr: Ich tue das. Aber dieses „Ich tue“ gehört selbst dazu. Ich sehe das in einer Reflexion, dann sehe ich durch Reflexion dasselbe für diese Reflexion, ja ich bin immer schon voraus, und ich besinne mich ja, und als das bin ich schon reflektierend. Zunächst: Ich lasse mich als Ich der universalen Besinnung, der Reflexionen zunächst außer Spiel und sehe hin auf mein urlebendiges gegenwärtiges Sein und Leben. Ich sehe, höre, ich urteile über das Gesehene, ich habe vor dem prädikativen Urteil die Seinsgewissheit, das in Gewissheit identisch sich mannigfach Zeigende. Aber da ist ständig das Antizipieren, das Mitgelten von Nicht-Urgegenwärtigem, das Mitspiel von „Vergegenwärtigungen“, von impliziten. Ich frage, welche Vergegenwärtigungen sind Vergegenwärtigungen von Meinem, von dem, was mein eigenes Sein ausmacht? Mein Sein, das in der lebendigen Gegenwart sich beständig neu urstiftende Sein und sich stiftend als immer wieder identifizierbar erweist, als das, worauf ich immer wieder zurückkommen kann, als was mir, der ich bin, zugehört. Ich bin als lebendig gegenwärtig werdend-seiend und werdend als jetzt seiend in meinem Gewesensein, als strömendes Jetzt, das strömend-versinkend doch immerzu verharrt als Ich-bin-Gewesen, was andererseits vor sich hat in einem anderen Werden eine Zukunft als immerfort im Wandel zur Gegenwart und durch Gegenwart zur Vergangenheit; und in diesem Wandel bin ich identisch in Zeitlichkeit, ich, der ich jetzt bin, war und sein werde. Und für mich ist, was ich selbst nicht bin, aber was ich in meinem Sein, als bewusst lebend, bewusst habe als Nicht-Ich. Was darin bewusst ist und bewusst in meinem uroriginalen Jetzt und in reiner Originalität identisches Da und sich zeitigt zu seinem Gewesen etc. Ich – das Subjektive in seiner Originalität, in ihr aber sich zeitigend in seinem Strömen – Zeit als strömende Gegenwart, Vergangenheit, Zukunft konstituierend – und so bin ich das strömend zeitigende und gezeitigte Subjektive. Korrelativ: Das Subjektive ist Bewusstsein von Nichtsubjektivem, und die Zeitigung ist auch Zeitigung dieses Nichtsubjektiven. Der nichtsubjektive Kern in Originarität, in der Konkretion untrennbar vom Subjektiven, als worin es wechselnd „erscheint“; das Erscheinen-von, Darstellungen von Ontisch-Identischem, ist das Subjektives im Sinne meines Ich? Es ist nicht ontisch, aber darstellend.1
1
Rb.: Subjektiv in verschiedenem Sinne.
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Das Subjektive als Affektion, als Aktus, als Beschäftigung mit Ontischem, das Subjektive als Gefühl, als Stimmung, als universales horizonthaftes „Lebensgefühl“. Das Subjektive als Reflexion höherer Stufe auf das Subjektive, und zwar auf das Subjektive als Bewusstsein von Ontischem; als Reflexion auf das konkrete Subjektive, das sein Objektives als intentionale Einheit in sich hat, und so in sich hat, dass es seine ontischen Darstellungen in sich hat in entsprechenden Weisen. Das abstrakt Subjektive – das rein Noetische; also Zweideutigkeit vom reinen Ich: 1) das reine konkrete Ich, verstanden als die konkrete Subjektivität, in der als Korrelat ihr ontisches Universum beschlossen ist; 2) das rein Subjektive als das in der universalen Zeitigung gezeitigte Bewusstseinsleben, der gezeitigte unendliche Bewusstseinsstrom, darin beschlossen die Darstellungen, Erscheinungen vom Ontischen in ihren strömenden Gestalten und Identitätsdeckungen. Aber weiter die vermögliche Potenzialität der möglichen Erscheinungen und Erscheinungseinheiten, der möglichen Akte und Synthesen, der möglichen Modalisierungen und Korrekturen, aber im Gesamtsystem die Vermöglichkeit der Herausbestimmung derselben „Welt“. Dann hätten wir die konkrete Subjektivität in ihrer faktischen Zeitlichkeit und in ihrer Vermöglichkeit und in ihrer Welthabe, die Weltgewissheit aus Vermöglichkeit ist. Freilich bedenkliche Reden. In all dem herrscht, solange die Primordialität nicht gewonnen ist, Zweideutigkeit; denn in mir ist doch alles impliziert, und Totalität des Bewusstseins ist nicht nur mein „Bewusstseinsstrom“, sondern implizit Totalität aller anderen Bewusstseinsströme etc.
Nr. 82 „ Meine “ Subjektivität, mein Ich a) Die Einheit und Meinigkeit des Bewusstseins meiner selbst, der Welt sowie der Anderen Im wachen Leben bin ich ständig der Welt bewusst. Diese Ständigkeit des Bewussthabens ist ein Strömend-Einheitliches, in dieser Einheitlichkeit mannigfaltiges Bewussthaben, worin mir immer neue Einzelrealitäten und Realitätenkomplexe in Sonderheit bewusst werden, jede auch für sich strömend in wandelbaren Sonderbewusstheiten. Doch ist immerfort ein Strom,
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der alle diese Sonderströme sozusagen als seine Wellen in sich birgt, und es ist Einheit eines Bewusstseins, ja des Bewusstseins der einen und selben Welt als in Gewissheit Seiender, von der jeweilige Einzelheiten und komplexe Mannigfaltigkeiten in Sonderheit für mich „auftreten“ und wieder „abtreten“, sich für mich herausheben oder aufsteigen oder verschwimmen oder versinken. Dieses aktuell für sich Bewusstwerden hat seine verschiedenen Modi, so zunächst die „ursprünglichen“ Modi der „Anschauung“, dann die sekundären Modi unanschaulicher Weckung und andere mehr. Der einheitliche ständige Gesamtstrom des Bewusstseins birgt auch Modi, in welchen ich meiner und meiner „Anderen“ bewusst werde, die Anderen als Andere meines Ich und als Andere wiederum ihrer Anderen. Dabei werde ich bewusst der Welt als derselben für mich und meine Anderen, als Welt für „uns alle“; und ich werde bewusst nicht nur meines eigenen Bewusstseinslebens, sondern meines als das, als worin ich das Bewusstseinsleben jeweils des Anderen und jedes Anderen mitbewusst habe, mindestens implizit, eventuell aber auch in Modi von Sonderbewusstheiten. Bewusstseinsmäßig der Anderen Bewusstsein umgreifend, werde ich durch den Wandel ihrer Bewusstseinsströme und ihrer Sonderbewusstheiten hindurch derselben Weltobjekte, derselben Dinge und Personen usw. der Welt bewusst, oder werde ich ständig der einen und selben Welt gewiss, eben als unser aller Welt, als der „objektiven“. Mein Bewusstseinsleben als das meine, worin ich erst Andere und ihr Bewusstsein bewusst habe (wodurch dergleichen also erst für mich da ist), trägt in sich eine in der Wachheit invariante Struktur, welche der Rede von „mein“, von mir als Bewusstseins-Ich ihren letzten Grund gibt. Ich bin immerfort das bewusstseinsmäßig dahinlebende und als das von der mir bewussten Welt „bestimmte“ bzw. mit ihr beschäftigte Ich. Ich lebe als Ich ständig in Tätigkeiten, Akten, Beschäftigungen mit etwas, und zwar als von ihm „gereizt“, „motiviert“, „affiziert“. Der Welt bewusst in der Weise, dass jeweils Mannigfaltigkeiten von ihr in Sonderbewusstseinsweisen bewusst sind, bin ich von diesen Mannigfaltigkeiten als sonderbewussten affiziert. Sie üben, als die sie für mich bewusste sind, Reize aus, mich ihnen aktiv zuzuwenden, mich mit ihnen zu beschäftigen. Den oder jenen Einzelheiten habe ich schon Folge gegeben, sie „motivieren“ mich, als Ich bin ich nun bei ihnen (als den für mich mit dem und dem Sinn bewussten), sie sind meine Themen, sie sind für mich im prägnanten Sinne „gegenständlich“ – Gegenstände meiner Akte. In diesen bin ich im wachen Leben immer schon beschäftigt, werde immer neu motiviert, indem Reize zu wirksamer Motivierung durchdringen, gehe
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danach von Akten zu immer neuen Akten über, wobei die thematischen Bewusstseinsgegenstände zeitweise dieselben sind, zeitweise wechseln. Aktiv bin ich auf meine jeweiligen Gegenstände (meine thematischen Gegenstände) „gerichtet“, Aktion ist Aktion auf das Gegenständliche hin. Andererseits Bewusstseinsgegenstände, ehe ich mit ihnen, auf sie gerichtet, beschäftigt bin, üben ihre Reize auf mich hin. Während im einheitlichen Bewusstseinsstrom Bewusstseinssonderheiten strömend zur Einheit kommen, kontinuierlich oder in diskreten Synthesen Einheit je einer Gegenständlichkeit bewusst machen, verläuft dieses Bewusstmachen in dieser doppelten Weise, in der der Affektion bzw. wirksamen Motivation von den gegenständlichen Einheiten auf das „Ich“ hin, und der thematisierenden Aktion des „Ich“ in Richtung auf diese Einheiten hin. Das sagt: Alle meine Akte, alle meine Bewusstseinsweisen, in denen ich irgendwie aktiv bin, tätig wahrnehmend, Schritt für Schritt von seinen Eigenheiten Kenntnis nehmend, tätig mich wiedererinnernd und seinen Besonderheiten nachgehend, tätig auf das Künftige gerichtet, tätig denkend, vergleichend, unterscheidend, begreifend, ausdrückend, zwecktätig praktische Möglichkeiten erwägend, handelnd usw. – alle diese Aktivitäten haben als meine ihre Einheit: In allen ihren Richtungen bin ich, das identische Ich, gerichtet. Wir sagen danach auch: alle Akte haben ihre Zentrierung im Ichpol, von dem sie ausgehen und sich auf das jeweils Gegenständliche richten, das als das Worauf Thema des Aktes heißt (und freilich auch so heißt mit Rücksicht auf die Thesis, den Modus der Stellungnahme, der in jedem Akt liegt). Der jeweilige Gegenstand ist seinerseits auch Pol; unterscheidend sprechen wir von Gegenstandspol, nämlich als das Identische, worauf mannigfaltige Akte und in ihnen ich, derselbe Ichpol, gerichtet sind oder gerichtet werden können. Im Nacheinander zur Synthesis kommend, konstituiert sich das einheitliche, die Sonderakte verknüpfende Aktbewusstsein eben von demselben Thema dieser verschiedenen Akte. Offenbar gilt Ähnliches von allen Affektionen bzw. von den wechselnden Bewusstseinsweisen, deren gegenständliche Einheiten im Charakter von affizierenden bewusst sind. Die affektiven Strahlen aller Gegenstände, die für mich sind, und in welchen Modi sie es auch sonst sind, haben affektive Richtung auf mich als den einen Ichpol. Nun werde ich aber auch meiner selbst als Affektions- und Aktionszentrum bewusst und bewusst meiner Affektionen selbst und Aktionen selbst; d. i. ich werde in diesen Hinsichten auch für mich selbst affektiv und aktiv, in letzter Hinsicht, ich kann mich nicht nur mit anderem, sondern auch mit mir selbst beschäftigen und damit mich mit mir als mit dem und jenem
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Beschäftigten beschäftigen. Ich bin nicht nur, ich bin ständig auch für mich seiend und als das allzeit und notwendig mir in ursprünglichster Originalität bewusst. Andererseits, in meinem strömenden Bewusstseinsleben bin ich in einer sekundären Weise, in der Weise der Einfühlung, anderer Ichsubjekte als Polen ihrer Affektionen und Aktionen bewusst. Original bewusst bin ich dabei meines einfühlenden Bewusstseins, meiner einfühlenden Aktivität, in ihr aber in einer sekundären, nicht-originalen, „vergegenwärtigenden“ Weise der Anderen. Die für mich jeweils im Bewusstseinsfeld als Einheiten für mich bewussten Anderen affizieren mich, ich werde eventuell auf sie „aufmerksam“, beschäftige mich mit ihnen. Sie werden für mich thematisch. Bleiben wir zunächst bei der Selbstaffektion und Selbstaktion, der das eigene Ich und Ichleben thematisierenden, so merken wir ihre fundamentale Eigentümlichkeit, die wir als Reflexion bezeichnen. Indem wir, einer Affektion folgend, mit etwas beschäftigt sind, sind wir nicht mit uns selbst als so Affizierten und Beschäftigten beschäftigt, wir sind als das nicht unser Thema, nicht auf uns selbst gerichtet. Aber wir können von der ursprünglichen (wir sagen in solchem Zusammenhang: „geraden“) Richtung in die „reflektive“ übergehen; wesensmäßig kann das Ich, wie immer affiziert, motiviert, gerichtet, auch als das von sich selbst affiziert und zu einer Ichreflexion motiviert werden. Für uns, die wir eine ständige, durch unser ganzes Wachleben hindurchgehende Welterfahrung haben, in der Welt in ungebrochener Kontinuität als seiende vorgegeben ist, gilt, dass wir als Menschensubjekte – für mich, dass ich als menschliches Subjekt meiner Weltwahrnehmung und sonstigen Erfahrung unaufhörlich während ihres strömenden Ganges in meinem Wahrnehmungsfeld, m. a. W. unaufhörlich von mir selbst, affiziert bin, ich in meinem menschlichen, meinem leiblichsinnlichen Tun bald auf diese, bald auf jene Dinge sehend, tastend, hörend etc. bezogen. Nur braucht diese Affektion nicht wirksam zu werden; geradehin unreflektiert sehend usw. kann ich anonym bleiben, für mich. b) Reflexion in der Originarität und in der Vergegenwärtigung Unterscheiden wir nun allgemein gerade Akte und reflektierende Akte (wobei die Reflexion hier überall als ichliche Reflexion gemeint sei), so ist alsbald klar, dass diese Unterscheidung zunächst eine bloß relative ist. Jede Reflexion ist wiederholbar in endloser Iteration. Danach kann die jeweilig in Frage stehende „gerade“ Aktivität, so genannt in Beziehung zu ihrer
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Reflexion, selbst schon aus einer Reflexion entsprungen sein. Aber letztlich kommen wir notwendig auf den absoluten Unterschied von nicht-reflexiven und reflexiven Akten. Die sozusagen absolut geraden Akte sind Akte des Ich, die nur solches thematisch haben in meinem Bewusstseinsbereich, was nicht mein Ich selbst thematisch befasst. Auf der anderen Seite stehen dann alle Akte, die, in welcher Iterationsstufe auch immer, auf mich selbst als Pol meines Ichbewusstseins, als Pol meiner Affektionen und Aktionen, gerichtet sind. Sooft ich ein cogito aussage, explizit in unserer Sprache ein Ich erfahre, Ich denke, Ich wünsche, Ich meine, Ich sorge mich um …, Ich behandle das und das, so oft liegt im Ausdruck, dass ich reflexiv urteile, mich und mein ichliches Tun thematisch habe. Natürlich beruht all mein Wissen von mir, von meinem Bewusstseinsleben, von meinen Affektionen und Aktivitäten, von meinen Bewusstseinsgegenständen als solchen, auf reflexiven Akten. In ihrer Urform sind diese reflexive Wahrnehmungen, Akte, in denen ich mir selbst in Seinsgewissheit und ganz unmittelbar (originaliter im strengsten Sinne) bewusst bin. Nicht mehr diese unmittelbarste und eigentlichste Originalität des doxischen Selbstbewusstseins haben die Akte der reflexiven Wiedererinnerung, in welchen ich Reflexion auf mich, nicht als jetziges Ich der jetzigen Wiedererinnerung, vollziehe, sondern Reflexion „in“ der erinnerten Vergangenheit auf mich, das Ich, das „damals“ als mit dabei, damaliges Bewusstseinssubjekt für sie gewesen war. Jede meiner Wiedererinnerungen lässt offenbar diese doppelte reflektive Wendung zu: geradehin auf das Wiedererinnerte, z. B. einen Straßenauflauf, gerichtet, kann ich gelegentlich so motiviert sein, dass ich jetzt dieses „Erlebnis“ der Wiedererinnerung habe, oder aber ich kann auf das zum erinnerten Straßenauflauf gehörige, vergangene Bewusstseins-Ich, das „damals“ wahrnehmende, damals so und so damit beschäftigte, erregte, handelnd eingreifende usw., reflektieren. Reflexionen „in“ der Wiedererinnerung sind Beispiele für die Klasse von nicht-wahrnehmenden Reflexionen, also für solche, in denen das Ich, der Reflektierende, keine Selbstwahrnehmung vollzieht. Erinnerung, so lehrt mich die Reflexion auf sie und was in ihr „liegt“, ist selbst ein wahrnehmungsmäßiges (obschon nur in der Reflexion auf sie thematisch, aktiv wahrgenommenes) Erlebnis, in welchem ein Nichtgegenwärtiges vergegenwärtigt ist. Aber stattdessen können wir paradox auch das Gegenteil sagen: ein Erlebnis, in welchem ein gegenwärtiges Erlebnis, ein für mich wahrnehmungsmäßiges oder selbst sogar aktiv wahrgenommenes, vergegenwärtigt wird. Denn was vergegenwärtigt ist, ist ja Vergangenheit.
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Vergangenheit ist vergangene Gegenwart, und erinnerungsmäßig vergangen ist meine vergangene Gegenwart, meine wahrnehmungsmäßig gewesene. In Form dieses Bewusstseins, das als uroriginal verlaufend Gegenwart ist, aber in sich Modifikation, wiedererinnernde Vergegenwärtigung von Gegenwart ist (einer Gegenwart im modifizierten Sinne, vergangene Gegenwart). In dieser Form wird also auch Ich und jedwedes Ichliche in sekundärer Weise, in modifizierter, anschaulich, und in deren unreflektierten Vergegenwärtigungen und, als in ihnen impliziert, durch entsprechende Reflexion zugänglich. Was von der Wiedererinnerung gilt, gilt von allen vergegenwärtigenden Anschauungen, den Erinnerungen in einem weiteren und weitesten Sinne, der schließlich auch die bloßen Phantasievergegenwärtigungen befasst. Sie alle sind Bewusstseinserlebnisse und aktiv vollzogene Akte des Ich in der ständigen Uroriginalität des Ich, das in der strömenden Lebensgegenwart uroriginaler Pol ist. In aktueller Ichreflexion kann es seiner selbst thematisch innewerden, also in Selbstwahrnehmung, und in den Bereich thematischer Wahrnehmung treten dann all diese vergegenwärtigenden Erlebnisse. Alle Erlebnisse aber lassen vermöglich (im freien Ich-kann) jene merkwürdigen Reflexionen „in“ der Vergegenwärtigung zu, in denen das uroriginale Ich sich auf das wie immer Vergegenwärtigte (das Vergangene, das Künftige der vorvergegenwärtigenden Erwartung, Voraussicht usw.) und seine Weisen des modifiziert anschaulichen Ichbewusstseins, modifiziert wahrnehmenden, sonstwie erfahrenden Bewusstseins usw., richtet. Nun sind aber die Vergegenwärtigungen nur ausnahmsweise wirklich „anschaulich“, also wiederholende Modifikationen von Wahrnehmungen, gewissermaßen vorschwebend in der Weise, als ob ich („wieder“) wahrnehme, als ob ich (schon im Voraus) wahrnehme usw. Eine nähere Betrachtung zeigt, dass sie in sich selbst zwar auch Modifikationen von Wahrnehmungen sind, aber entfernte, die als zu „veranschaulichende“ zunächst auf Vergegenwärtigungen verweisen, auch hier eventuell in Mittelbarkeit und erst durch sie hindurch auf die Wahrnehmungen, deren entfernte Modifikationen sie sind, und als die sie sich selbst geben. Auch für diese unanschaulichen Vergegenwärtigungen (und alle unanschaulichen Erlebnisse sind vergegenwärtigend) gilt die doppelte Weise der Reflexion: die eine als gegenwärtiges Erlebnis des uroriginalen Ich der uroriginalen Gegenwart, die andere als vergegenwärtigendes Erlebnis, als, sei es auch entfernt (in „intentionaler“ Mittelbarkeit), in ihrer Modifikation eine uroriginale Gegenwart ver-gegenwärtigend, mit dem uroriginalen Ich, Ich-Erleben, InTätigkeit-Sein usw.
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Wir bemerken dabei, dass uroriginale Gegenwart der Titel ist für das universale, strömende, uroriginale Bewusstseinsleben, das im originalen Ichpol zentriert ist – als im eigentlichsten Sinne jeweils seiendes Leben des im eigentlichsten Sinne wirklich seienden Ich. In diesem Leben, in dessen „strömenden“ Sein Jeweiligkeit in Form der ständigen Jeweiligkeit ist, liegen auch alle jeweilig wirklichen Vergegenwärtigungen. In dieser Modifikation „Vergegenwärtigung“ (und in jedem Sondermodus von Vergegenwärtigung für sich) kehrt jedwede Weise uroriginalen Ichseins im Ichleben, in Ichaffektion und -aktion, im stimmungshaften Erregtwerden des fühlenden Ich – kurz, alles und jedes in Urgegenwart Vorkommende mit seiner1 Urform im Strömen wieder als modifiziert. Die Iteration der Ich-Reflexion kehrt wieder als Iteration der Reflexion in jeder Vergegenwärtigung. Die Vergegenwärtigung jedes Modus ist selbst wieder in Modifikationen iterierbar als Vergegenwärtigung von Vergegenwärtigung und in jeder Vergegenwärtigungsart für sich. Iterierbar sind die Weisen der Anschaulichkeit und die Weisen ihrer Unanschaulichkeitsmodifikationen. Die Weisen aller uroriginalen Aktsynthesen kehren dabei nicht nur wieder als vergegenwärtigt, sondern „in“ der Vergegenwärtigung kann das Gegenwarts-Ich Aktivitäten, etwa der Analyse, der Vergleichung usw., vollziehen, indem eben das Vergegenwärtigte als solches das ständig uroriginale Ich, das das Vergegenwärtigende ist, affiziert und zu einem thematischen Sich-Richten motiviert. Die Mannigfaltigkeit der reflektiv zu vollziehenden Akte ist unendlich, eine vermögliche, im freien Ich-kann in Gang zu bringende Potenzialität von Reflexionen. Jeder einzelne Akt ist selbst möglicher Ausgang eines Reflektieren-Könnens und Immer-wieder-so-Könnens; jeder passiv versinkende Akt begründet die nachkommende Vermöglichkeit rückgewendeten Blickes und der unanschaulichen, dann anschaulich zu machenden Wiedererinnerung und von da die Unendlichkeit der Reflexionen in der Wiedererinnerung. Die Weise, wie lebendige Gegenwart uroriginal verlaufend vorzeichnet, die Weise, wie sie als Weltbewusstsein schon ihre Horizontvorzeichnungen hat, führt auf die Erkenntnis einer im Strömen sich fortbegründenden, aber immer schon im Voraus begründeten und wiedererweckbaren Potenzialität für aufweisbare Vergegenwärtigungsstrukturen, für einen verborgenen Bau des im Bewusstseinsleben, aus dessen Passivitäten und Aktivitäten, als bleibender Sinnerwerb Niedergeschlagenen und in Form von Weckungen und anschaulichen Vergegenwärtigungen und an ihnen zu vollziehenden Aktivitäten, zu Enthüllenden und zum Verständnis zu Bringenden. 1
Statt seiner Ms. seinem, ihrem.
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Unter dem Titel Bewusstseinsleben und Erwerb des Bewusstseinslebens werden Unendlichkeiten über Unendlichkeiten sich eröffnen, die sich in der Ebene der lebendigen Gegenwart bekunden und sie als Bekundungen, als in ihr vergegenwärtigungsmäßig sich darstellende, in schwindelnd sich übereinander und ineinander bauenden Mittelbarkeiten transzendieren. Doch ehe man hier die Methoden gewinnen kann, diese Unendlichkeiten zu beherrschen, sie in ihrer Systematik zu enthüllen, in ihren Einheitsleistungen zu verstehen, ist es notwendig, das Nächstliegende, das relativ Unmittelbare, näher zu betrachten. Gehen wir zurück zum relativen Unterschied der geradehin-gerichteten und der reflektierenden Akte. Dazu gehört das Wesensgesetz, dass jeder Akt zwar Akt des Ich ist, das in ihm thematisch sich richtend und mit dem Worauf beschäftigt ….
Nr. 83 Über intermonadische Weltkonstitution in Generativität und Tradition. Der Konnex mit fremden Völkern1 Monaden entstehen und vergehen – Monaden als eine Welt konstituierende in Gemeinschaft, in einem Ineinander durch Vergegenwärtigung des Modus aktueller und potenzieller Einfühlung. Das monadische, aktuelle Ineinander, in dem Welt ist, ist ein Prozess monadischer Genesis, eines Entstehens und Vergehens von Monaden, wobei in diesem Monadenwechsel ein allmonadisches Ineinander-Miteinander verharrt, ein identisch bleibender monadischer „Organismus“, in dem als stehende monadische Gegenwart die allmonadische Vergangenheit intentional aufbewahrt bleibt und die Zukunft vorgezeichnet ist. In diesem Prozess konstituiert sich die ständige Welt als reale, in der die Monaden selbst „realisiert“, konstituiert sind. Jede seiende Monade hat in sich und in Gemeinschaft mit den für sie verweltlicht konstituierten Monaden ihre „personale“ Genesis, als die eines monadisch konkreten Ich, das seine Vermögen, seine Habitualitäten entwickelt, die ihr personales Sein ausbildet. Ebenso jede sozial verbundene Monadenvielheit. Aber jede Monade hat auch ihre Seinsgenesis als generativ geborene und sterbende. In der Welt realisiert tritt Zeitigung auf, weltliche Genesis von Menschen und Tieren in bestimmter Regelung. Wie 1 Die Blätter C 16, 86–92 sind als Beilage XX in Hua XV, S. 350–357 veröffentlicht, die Blätter C 16, 93–98 als Beilage XXI in Hua XV, S. 357–361.
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jedes Weltvorkommnis ist auch dieses in meinem absoluten Sein impliziert; unsere geistige, die für uns konkret geltende Welt, für jeden die seine, für jede Gruppe, jedes Volk die seine; und jede von sich aus, auch die darüber hinausgreifende allgemeinsame Welt; unsere Erfahrungswelt als Horizont; sie ist – das ist dasselbe – konstituiert als Welt einer Tradition1, der jeweilig aktuellen, der personalen, gemeinschaftlichen und historischen Erinnerung, der historisch zu befragenden Übermittlung der darin aus den Dokumentierungen zu entnehmenden wirklichen Personen, durch Mittelbarkeiten der Einfühlung aufzuweisen. Aber in dieser Welt mitkonstituiert, in ihrem raumzeitlichen Geschehen ist auch das Generative als Generation der Individuen und der organischen, tierischen Spezies, darunter der Menschen. Indem ich mit meinen Mitphilosophen die phänomenologische Weltbesinnung durchführe, enthüllt sich mir und uns die Stufenfolge der absoluten Traditionen, in denen Welt schon konstituierte ist und für jeden und jede mögliche kommunikativ-soziale Gemeinschaft mit ihrem ausgestalteten Sondersinn und ihrem Horizont möglicher Ausbildung. In diesem Horizont die Zugänge zu neuen Mitsubjekten und Gemeinschaften mit ihren Traditionen, und Ausbildung einer dadurch in der Vereinheitlichung ihrer und unserer Tradition erwachsenden, neuen, weiteren Tradition. So enthüllt sich schon für uns seiende geistige Welt und schon die für andere Menschheiten seienden, anderen geistigen Welten – aber mit einem allgemeinsamen Kern Natur etc. Doch Tradition ist Korrelat der leistenden Aktivität, aus ihr hervorgegangen und als menschliches Leben immer neu gebildet. So ist ja der Prozess der Verbindung von Menschheiten wieder Aktivität, und erweiterte Tradition erwächst aus Aktion etc. Die Besinnung, eine Aktivität der Enthüllung der für mich im Ausgang von der mir seinsgeltenden Welt zugänglichen, konstituierenden absoluten Subjektivität. Schrittweise. Geistige Welt als Ausdruck – als Leistung von uns und Mitmenschen – Natur, Rückgang auf die transzendentale Subjektivität als menschliches Absolutes; der Horizont der Geschichte, soweit als Einheit der geistigen Welt und ihres Kerns Natur bezogen auf die menschlichen Monaden. Also, das ist Natur, die Natur in der historischen Tradition. Historische Tradition meines Volkes als Thema der Enthüllung, die Geschichte seiner einheitlichen Geistesgestalt – aber ihr Konnex mit anderen Völkern von anderen Kulturen, von anderen Geistesbildungen und Geistesgebilden, im Konnex doch gesondert, aber durch „Übersetzung“ vermittelt, oder 1
Rb.: Traditionalität = Horizontalität.
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auch durch Krieg, durch erwachsende Brüche und Eingemeindung fremder Menschen etc. bedingt – Historie als Geschichtlichkeit in Ausbildung einer geschlossenen Volkskultur und Volkspersonalität und in Ausbildung eines äußeren Völkerkonnexes mit wechselseitig anderen, als Fremdvolk schon erfahrenden (aber nur indirekt, analogisch und vag erfahrenden) Völkern und mit „eigentlich“ nach der bestimmten Individualtypik – unverstandenen (und doch sich bedingenden) Kulturen – und Kulturen als die der koexistierenden und sich bedingenden, aber unverständlich fremden Volkspersonalität. Auch so ein Konnex hat eine Einheit der „Tradition“, eine Einheit der Geschichte – in einem geänderten Sinn. Genauer: Geschichtlichkeit eines Volkes, sich wissend im Konnex mit „fremdartigen“, „barbarischen“, konkret unverstandenen Völkern, ihm geltend so, wie es sie versteht und eigentlich nicht versteht und als die eigene Geschichtlichkeit mitbedingenden Mächte; darüber eine enthüllende Geschichte, mit der Geschichte der Entwicklung, Wandlung der Modi, Stufe des sich vermeintlich Verstehens etc. Einzelperson in Konnex mit Personen, in einer personalen Welt (mit einer personalen Allzeitlichkeit, personalen Allgegenwart, Allvergangenheit etc.) sich mehr oder minder „verstehenden“, aber eben doch „verstehenden“ Personen. Einfühlung als primäre, als Erfahrung vom gegenwärtigen, wahrnehmungsmäßigen Mitdasein von Anderen. Einfühlung, indirekter, in vergangene Andere oder Mitgegenwärtige, aber nicht direkt leiblich-wahrnehmungsmäßig Daseiende; indirekte Einfühlung durch induktiven Ausdruck. Ich als Mensch, andere Menschen; menschliche Welt als menschliche Intentionen ausdrückende und verwirklichende. Konstitution der Einheit einer vertrauten Umwelt. Einheit einer All-Nation gegenüber der ‚unverständlichen‘ fremden All-Nation. Menschen verbinden sich in ihren praktischen Absichten, in ihren Akten sich vergemeinschaftend. Sie erzeugen gemeinschaftliche Gebilde, sie handeln gemeinsam; Einheit einer Handlung, in der beide im Ineinander handeln. Das setzt eine für das betreffende Handeln erforderliche Schicht eigentlichen Verstehens voraus. Was sagt hier eigentliches Verstehen? Auch den mir eigentlich unverständlichen Anderen verstehe ich als Anderen. Und man kann sagen: Jeden, der für mich Anderer ist, verstehe ich mindestens in der untersten Schicht leiblichen Waltens, leiblicher Betätigung als wahrnehmender, als körperlich auf andere Körper wirkende Betätigung (stoßende, schiebende). Auch die den Urinstinkten sonst gemäßen Handlungen werden in mindestens roher Typik verstanden. Alle Apperzeption, auch die einfüh-
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lungsmäßige, hat, wie bestimmt sie auffasst, doch ihre offene Unbestimmtheit und in ihr den allgemeinen Rahmen ihrer Bestimmbarkeit. Aber eben in der Weise dieser bestimmbaren Unbestimmtheit liegt ein Unterschied der Apperzeptionen.
Nr. 84 Notiz zur Einfühlung in Personen meiner und anderer Gemeinschaften Vorgegebene1 Welt. Wahrnehmungsfeld und sein Horizont der Wahrnehmbarkeit. Erinnerungsfeld bzw. Horizont der Erinnerbarkeit (und möglicher Wahrnehmbarkeit von meiner erinnerungsmäßigen Vergangenheit aus). Einfühlungsfeld, Horizont der Einfühlbarkeit, Horizont in infinitum vermittelter Einfühlbarkeit. Ich und meine primordiale Gegenwart. Meine primordiale Mitgegenwart als erster Horizont: primordiale Welt, meine fremdsubjektiv-vermittelte, intersubjektive Mitgegenwart. Das Dasein anderer Ichsubjekte mit ihren primordialen Welten – als mir mitgeltenden in Seinsgewissheit oder in Seinsmodalitäten, horizonthaft. Ich und meine gegenwärtige Welt, als in welcher ich „lebe“, von der ich affiziert bin, und in der ich aktiv bin, als Person unter Personen als Mitsubjekten, die ihrerseits dieselbe Welt haben, in derselben leben und wirken, jeweils bald privat, bald kommunikativ; diese Welt mit einem „geistigen“ Sinn, mit einem aus diesem Weltwirken entspringenden, kulturellen Sinn, mit diesem seiend, und Unterlage, Boden für neue Akte, neue Seinssinnbildungen. Die Welt ist in ständiger Wandlung als von uns her Seinssinngehalte empfangende. Dann aber auch Mitvergangenheit, Mitzukunft der Welt als intersubjektiver Welt, als für mich seiende vermöge des Horizonts der Intersubjektivität. Aber noch ist nicht Rücksicht genommen auf Heim-Menschheit und FremdMenschheit. Doppelter Sinn von Fremd: 1) fremde Menschen als andere; 2) fremde Menschen als Menschen anderer Heimgenossenschaften, anderer Städte, anderer Völker. Relativität der „Einfühlung“. Ad 1) Einfühlung, durch welche die Einheit einer normalen personalen Daseinsgemeinschaft gegeben ist und kor1
Rb.: Einzelblatt.
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relativ eine allverständliche Welt, allvertraut, durch welche „jedermann“1 den normalen Sinn hat, als den, den wir verstehen oder verstehen könnten, von dem wir durch Miterfahrung oder Mitdenken Seiendes, Gedanken über Seiendes, Zwecke in Betreff von Seiendem etc. übernehmen könnten und so eine gemeine Welt haben, von der wir zwar nicht alle dasselbe wissen, aber wissen können durch eigenes Denken und belehrt durch Andere – abgesehen von zufälligen Hemmungen, darunter unsere Trägheit, unsere Unbildung etc. Ad 2) Einfühlung neuer Weise, Einfühlung in Volksfremde, Zueignung ihrer Tradition, ihrer völkischen Umwelt mit ihrer Historizität. Die Konstitution der Welt durch diese Formen der „Erfahrung“ und Erfahrbarkeit – einer einstimmigen Welt, sich durch Korrekturen ständig ausgleichend, bereichernd, immerfort vorgezeichnet als Idee, ständig in erfahrender Anschauung, dann auch in mittelbarer (teils unmittelbar, primordial, anschaulicher) und zu veranschaulichender, teils mittelbar durch Einfühlung zu veranschaulichender und mit dem Horizont einer nicht anschaubaren Fremde, in Iteration mittelbarer Einfühlung. Induktive Mittelbarkeiten der Einfühlung auf dem Wege des objektiven Ausdrucks – Anzeichen und Zeichen. Eine Weise solcher Mittelbarkeit: die Möglichkeit von Lebewesen und von Menschen auf den anderen Planeten und in fremden Milchstraßensystemen etc., vermittelte indizierende Analogien und Induktion von Möglichkeiten, die wieder von diesen her ermöglicht sind – Aufbau einer homogenen unendlichen raumzeitlichen Welt.
Nr. 85 Notiz zur erinnernden Vergegenwärtigung und alterierenden Gegenwärtigung in der Weltkonstitution Urströmen2 – immanentes Leben als Erleben von strömender immanentprimordialer Zeit und Welt selbst darin; Weltzeit bewusst im Strömen (primordial reduziert). Urströmen und darin alles Erleben als mein Erleben, also immerzu Ich und Leben, das immerzu Bewusstsein-von ist, in ihren Bewusstseinsmodi. Aber diese als strömend-zeitigende, und nun darin Ichakte etc. selbst als Erlebnismodi – mein Bewusstseinsleben in meinen ichlichen Modi. 1 2
Rb.: „Jedermann“ in der allvertrauten Welt. Rb.: Erste Seite.
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Ich konkret – Bewusstseinsleben als ichzentriertes Leben, polarisiertzentriert, mein Primordium als konkretes,1 darin eine primordiale Formstruktur (oben nachgewiesen). Jede erinnernde Vergegenwärtigung darin „spiegelt“ eine Gegenwart, aber nicht nur eine impressionale, sondern ein ganzes Primordium. Im Primordium treten Spiegelungen von Primordia auf, diese gespiegelten treten in Synthesen der Identifikation und Unterscheidung; Konstitution von immanenter Zeit, Konstitution meines primordialen Seins in zweitem Sinne, das schon zeitlich ist. Im konkreten Primordium, dem Urströmen, das zweite Spiegeln der Alteration, nicht Selbstbespiegelung, nicht Selbstzeigung, sondern ich bin Spiegel für Andere, Alteration (gegenüber der verselbständigenden, das Selbst für sich selbst konstituierenden in der Vergegenwärtigung als Erinnerung).2 Nicht3 „erinnernde Vergegenwärtigung“, sondern „Alteration“ von primordialer Immanenz, alterierende Gegenwärtigung und jede Weise der erinnernden Vergegenwärtigung. Das fremde Immanente mit dem fremden Ich, damit alteriert für mich fremde bewusste „Welt“, fremd-primordial bewusste. Iteration der Alteration, Andere der Anderen, etc. So wie ich in der Primordialität hatte die Synthesis und die wie immer zu charakterisierende ichliche Leistung, durch die meine „primordiale Welt und Zeit“ sich konstituierte, so habe ich jetzt Synthesis meiner Primordialität mit der alterierten und den alterierten der alterierten. Ich, das transzendentale Ich in meiner urströmenden Lebendigkeit, habe primordiale Immanenz und darin durch Impressionalität und Vergegenwärtigungserinnerungen, konstituierte primordiale Welt und Zeit (also in der konstituierten immanenten primordialen Zeit sich darstellend), und in derselben urströmenden Lebendigkeit habe ich alterierende Immanenz und darin alterierte Welt und Zeit in schlichten und in iterierten Modi, und durch meine synthetische Leistung und insbesondere synthetische Aktivität konstituiert sich für mich objektive Zeitwelt, darin Ich-Mensch, andere Menschen, Welt, in der sie leben, Welt, die sie vorstellen etc.; und es ist dieselbe Welt, die die in mir konstituierten Anderen haben (ich konstituiere diese Selbigkeit), und ich konstituiere auch das Verkehren mit Anderen, das mit ihnen gemeinsam Welt als objektive Konstituieren, Umgestalten etc.
1 2 3
Rb.: Relativität des Primordiums. Rb.: „Alteration“, Verselbstigung. Rb.: Zweite Seite.
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Nr. 86 Notiz zu Deckungsphänomenen in der Wiedererinnerung und in der Phantasie Es besteht die Möglichkeit, in jeder Vergangenheit eine frühere Vergangenheit zu entdecken, dann in der entdeckten wieder und so fort; für jede gilt aber, dass sie sich nicht nur mit ihrer Erinnerung deckt, sondern dann auch deckt mit der aktuellen Gegenwart, aber in jeder bleibend und sie kontinuierlich durchlebend, komme ich auf jede spätere Gegenwart und ihre Objekte – ich erkenne sie wieder; und so kann ich immer wieder „zurückgehend“, in der jeweils entdeckten nur eine Weile bleibend, d. h. statt quasi-fortlebend, sie durchbrechen lassen. Aber geht das „Quasi-Leben“ wirklich fort, nur, dass es verdeckt ist? Oder heißt gar das Verdecktsein, auch der wirklichen Welt, ein Aufhören der Welt und Wiederanfangen? Der Strom der Erinnerung, das ist ein Strom nicht einfach von präsentierten Daten, sondern von Erfüllung von leeren Weckungen von schon Geltendem. Die Deckungen sind nur assoziative Deckungen, das Präsentierte, die Präsenzsphäre weckt eine andere Präsenzsphäre, und diese deckt sich in der Form ursprünglicher Modifikation, und was der Erklärung bedarf, ist die Konstitution einer durchlaufbaren Vergangenheit als Erinnerungsvergangenheit in Einheit mit der assoziierenden, weckenden Gegenwart und von ihr aus mittelbar fortlaufenden Weckung von geweckten Gegenwarten aus.1 Aber Phantasie, freie Phantasie? Beruht sie nicht auch auf Assoziation, darauf, dass assoziativ Gedecktes eine Weise der Verschmelzung hat? Wie versteht sich aufgrund des Verdeckungsstreites (der kein Geltungsstreit ist, kein Streit der Positionen, Thesen) das anschauliche Sich-Vorstellen eines Grünen als Roten? Eines und ein Anderes etwa sonst Gleiches in Paarung, in Deckung. Ich setze das Eine, es ist wirklich da und hat in Deckung mit dem Grünen das Rot des Anderen, sich sonst in Gleichheit deckenden – die Thesis des ersten in Vollzug, es verschmilzt das Unverdeckte mit dem Verdeckenden des Grünen zur Einheit eines Phänomens.2
1 Rb.: Die Hauptsache ist so zu formulieren: Von bloßen Verläufen der passiven Retention etc. ist zu scheiden die Aktivität, in welcher Geltung liegt; Wiedererinnerung ist Weckung und Wiedervollzug von Geltung, von Noch-Geltung. Bloße Assoziation als Passivität schafft noch nicht Zeitigung als Seinskonstitution. Zeit ist Form von Seiendem. Auch Scheidung von Verdeckungsstreit und Geltungsstreit. 2 Rb.: Ad Zeitkonstitution.
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manuskript c 16 Nr. 87 Probleme des Unbewussten. Ist das Versinken in der Retention begrenzt oder unbegrenzt?
Gehen1 wir nun zurück zum Problem der Unterscheidung zwischen der Sphäre aktueller Retention und der Sphäre des Sedimentierten, des im spezifischen Sinne Unbewussten. Liegt im Gang der Retention selbst, dass sie einen Limes in sich trägt, dass von dem Abstand von diesem Limes die Affektivität bedingt ist und dieselbe mit dem erreichten Null notwendig mitverschwinden muss? Was soll Null der Retention besagen? Ein wirkliches Aufhören der retentionalen Wandlung und damit das Verschwinden des Erlebnisses selbst? Aber was kann dann Weckung besagen und Möglichkeit der Wiedererinnerung? Wenn aber der retentionale Prozess kein Ende hat und in den oben versuchten Weisen Affektivität ein ihm zugehöriges ichliches Moment ist und dass dieses seinen Null-Limes hat, je nachdem weiter oder weniger weit zurückreichend – steht da das „Sedimentierte“, d. h. das unter dem Null strömend Konstituierte, nicht völlig gleich mit all dem auch in der nächsten retentionalen Sphäre Konstituierten, aber jeweils nicht Affizierenden? Ja sogar noch mehr mit dem Hintergrund des Wahrnehmungsfeldes, der doch wohl auch völlig interesselos sein kann? Aber wie, wenn ich von der konkreten Weltlichkeit, meiner, des mich besinnenden Philosophen, zurückfragend mich zunächst nehme, wie ich mich im Interessenleben finde, als Ich bleibender und sich fortorganisierender Interessen, von denen bald die einen, bald die anderen sich aktualisieren, in die Form wirklicher Betätigung übergehend, sich darin gelegentlich durchkreuzend etc.; und wie, wenn ich zur Überzeugung gedrängt werde, dass waches Leben in Ständigkeit nicht nur immer neue Aktivität ist, sondern dass alle frühere Aktivität in modalisierter Gestalt erhalten bleibt? Gesetzt, dieses Erhaltenbleiben, dieses mehr oder minder Entfernt- und Verhülltsein als intentionale Modifikation ließe sich aufklären, so hätten wir darin eine Sedimentierung, die sich durch die ganze Wachheit und natürlich durch das ganze synthetische System der Wachheiten hindurcherstreckte. Aber reduziert sich dann das Nicht-Sedimentierte etwa auf die jeweilige wirkliche Aktivität und die zu ihrer Einheit gehörigen aktuellen Weckungen?
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Rb.: Probleme des Unbewussten. Versinken in Retention.
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Nr. 881 Individualität in Zeitlichkeit und Kausalität 2 a) Kausalität und Individualität bei physischen Gegenständen, Kulturobjekten und bei psycho-physischen Subjekten Die Betrachtung der Welt als Welt von einzelnen Individuen, die als solche verharren, unter der Idee der „Atomistik“, Reduktion auf „ewig“ verharrende physische Individuen, und einer Kausalität, welche ihre Verbindungen und Trennungen, ihre Unveränderungen und Veränderungen in der Komplexion so regelt, dass als Neues das Psychische auftritt, als kausale Folge des Werdens von gewissen physischen Komplexionstypen. Mit dem gewordenen Komplexionstypus organisches Wesen (oder des, eines Sondertypus, tierischen Organismus) ist Psychisches da und als ein neues, in neuer Weise die Kausalität mitbestimmendes Moment. Es ist freilich immer schon in der Welt – deren allgemeine (totale) Form es schon enthält. Aber „ideell“ kann man, oder approximativ, das Physische isolieren und dann erst das Psychische in seiner Art und Wirkungsart in Betracht ziehen. Es wirkt, sofern es, aufgrund einer gewordenen, physisch verharrenden Komplexion mitgeworden, nun mit dieser eine verharrende individuelle Einheit bildet – verharrend als identisch in der Einheit eines Veränderungsstils und als neues Individuum; als solches verändert es sich wieder in Beziehung auf Umstände; als psychophysisches Individuum ist es kausale Einheit, das psychophysische Individuum fundiert im Physischen. Dieses ist relativ verharrend und in diesem physischen Verharren in einem physischen Kausalzusammenhang – aber dabei ist beim Menschen abstrahiert von dem in die Kausalität und das Verharren mit Hineingehörigen, der psychophysischen Innen- und Außenkausalität; bei Steinen davon, dass 1
Die Blätter C 17 / 2–6 sind veröffentlicht als Text Nr. 19 in Hua XV, S. 331–336. Die Aufschrift auf dem Umschlag Bl. 1/28 bezieht sich nur auf den Text Nr. 88: ZZ. Zeitigung. September (Ende) 1931. Zeitigung durch Einfühlung. Die Vermenschlichung. Weltzeitigung, psychophysische Zeitigung. Aus SS. ZZ. 2
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von Menschen oder Tieren Kausalität geübt soll werden. Die relative Selbständigkeit des Physischen rein für sich muss in ihrer Selbstverständlichkeit genau umschrieben werden. Wie wird diese Betrachtungsweise der Sozialität und der Kultur gerecht? Die sozialen mehrpoligen Akte werden sozusagen aufgeteilt auf die menschlichen Individuen. Was in dem einen Körper an Psychischem verkörpert ist, psychophysisch, und was im anderen? Jeder hat seine Erlebnisse, seine Akte, seine „Beziehungen-auf“ (durch seine „Vorstellungen“ von Physischem seines Leibes und so durch das Medium seiner außenweltlichen „Vorstellungen“) auf die Außenwelt selbst; und jeder steht als einheitliches reales, doppelschichtiges Individuum mit seinem Körper und seinem psychischen Sein im universalen kausalen Zusammenhang der Welt – der Welt als Universum von psychophysischen oder rein physischen Realitäten, Individuen. Was ist es nun mit dem Recht dieser universalen Betrachtungsweise der Welt? Natürlich fügen sich ihr auch, was ich zu ergänzen hätte, die Kulturobjekte. Wie steht es mit deren „Realität“ hinsichtlich der spezifischen Kulturprädikate? Mit ihrer „Kausalität“? Stehen diese etwa den psychischen Annexen von organischen Körpern gleich? Die Letzteren, die psychischen Tatsachen, gelten jener Betrachtungsweise noch als real. Weil sie durch die Zeiträumlichkeit des Körpers individuiert sind? Was besagt diese Individuation? Das Psychische ist als Erlebnisstrom, als Vermögen, Habitualität mit da, einmalig mit dem körperlichen Leib, und hat raumzeitliche Dauer mit ihm als organisch Realem – eine individuierende Dauer. Ein Ideales, wie die dem Kunstwerk als Kunstsinn zugehörigen Beschaffenheiten, ist in einer Weise mit da, dass derselbe Sinn an vielen Körpern realisiert sein könnte. Aber wenn es ein Werkzeug ist? Der Zwecksinn ist als derselbe wieder zu vervielfältigen. Er ist nicht in realem Sinn mit da; und selbst wenn ich mir das Werkzeug ausschließlich für mich geschaffen habe, ist dieser Zwecksinn nicht dort an dem Ding, und es wären viele Dinge denkbar, die genau gleich wären, ununterscheidbar demselben Zwecke entsprechend. Aber ist diese Betrachtungsweise befriedigend? Die Kulturobjekte sind doch raumzeitlich individuell da, wiedererkennbar, verharrend, sich verändernd etc. Es wirkt auf den Beschauer nicht nur in Erfahrung, sondern auf sein Gemüt. Wenn das Bild verblasst, so wirkt es anders oder verliert ganz die Wirkung. Rein physisches Verblassen und Wirkung vom Physischen aus, so wie das Bild in frischen Farben als physisch Erfahrenes da ist, und dies wirkt kausal, psychophysisch. Aber das Bild ist kein psychophysisches Individuum. Sein ästhetischer Sinn ist nicht an ihm, auf den Körper und
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nach außen wirkend. Der Sinn ist eine dem physischen Objekt angesehene, kausale Eigenschaft auf Menschen. Es gibt eben psychophysisch-kausale Eigenschaften. Ist dagegen etwas zu sagen? Alle Kausalität im realen Sinne bezieht sich auf reale Individuen, als individuell verharrende in ihren zeiträumlichen und individuell qualitativen Veränderungen. Sie bezieht sich also auf bloß physische Objekte und psychophysische Objekte: Individuen. Die Welt als Universum der Individuen – jedes Individuum hat sein individuelles Was oder Wesen, und zwar seine sich abwandelnden Zustände – in denen sein „Sich“-Verändern besteht, in denen es als das in seinen Veränderungen Identische verharrt. Zu diesen Zuständen oder Veränderungen gehört Bewegung und qualitative Veränderung, also Verharren ist Verharren in Ruhe oder Bewegung und in sonstiger Veränderung. Jedes Individuum als Zeiträumliches hat eben seine Körperlichkeit, zu der in erster Linie Ort und Ortsveränderung gehört, unmittelbar in eins damit körperliche Qualitäten. Darauf beziehen sich dann die Kausalitäten. Nun aber das Psychische, das in der naturalen Betrachtung mitrechnet, wo Tiere und Menschen als Naturobjekte, als reale Individuen mit einer Unterschicht von – sollen wir sagen – realen Qualitäten oder realen Zuständlichkeiten betrachtet werden, in denen das animalische Reale nicht nur körperlich, sondern auch seelisch verharrt. Ich sage „nicht nur“ und meine „sowohl als auch“. Dann dieses Verharren einerseits des körperlichen Leibes: als körperliches ist es kein anderes als das eines Steins, und wie dieser ist auch er verflochten in die allgemeine physische Kausalität. Freilich als organischer Körper hat er einen besonderen Typus des Verharrens und der Zuständlichkeiten und der kausalen Eigenheiten, der gegründet ist in der allgemeinsten Form der Körperlichkeit. Dieser allgemeinsten Form entspricht die universale physikalische Weltkausalität, dergemäß jeder physikalische Körper allgemeine kausale Eigenschaften desselben Typus hat, und seine niederste individuelle Besonderheit darin ist bestimmt durch die aller anderen Körper, im Sinne der universalen Kausalität, die alles Physische als Physikalisches umspannt. Jeder Mensch ist also in diese allgemeine physische Naturkausalität einbezogen, sein Körper ist physikalisch und dann biophysisch bestimmt. Aber nun das Psychische. Es ist keine neue Qualifizierung der res extensa für meinen körperlichen Leib: Ich bin es, der in ihm „waltet“, ihn als Wahrnehmungsorgan besitzt, wodurch er ihn und alles außer ihm wahrnimmt, ihn bewegend, auf ihn wirkend, und dadurch ist er auch außerleiblich wirkend. Ich in meinem Bewusstseinsleben bin der Welt in verschiedener Weise, und
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zunächst erfahrend, bewusst und beziehe mich durch dieses Bewusstsein auf die in ihm für mich seiende Welt insbesondere auch praktisch.1 Die für mich seiende, immer vorgegebene Welt gibt sich mir so, dass mein daseiender Leib fortdauernd das Ding ist, das unverlierbar und unmittelbar für mich da, wahrnehmungsmäßig unmittelbar gegenwärtig ist, das ich unmittelbar bewege, auf das ich unmittelbar meine ichlichen Kausalitäten übe, und durch das ich auf die Außenwelt Kausalität übe. Die Welt ist so vorgegeben und in der Blickrichtung auf den Leib und mein Ich so erfahren und erfahrbar, dass, solange der Leib als organischer Körper verharrt, solange ist mein Ich mit ihm unabtrennbar einig und umgekehrt, solange ich bin, der ich bin, ich in meiner Umwelt lebend, von ihr affiziert, in sie hineinwirkend, solange ist der Leib organischer Leib und ist mein Organ psychophysischer Vermittler in meinem weltlichen „Leiden“ und „Wirken“. Mein Ich ist nicht eine neue qualitative Schicht meines Körpers, sondern eben Ich in meinem Leben lebend, Ich der Vermögen, die in meinen Akten sich zeigen etc. Aber ich bin immer bei dem Leib, nur durch ihn habe ich „reale“ Beziehung zu anderem in der Welt. So für jedermann. (Ich erfahre jeden Menschen als Subjekt, das untrennbar, solange sein organischer Leib „lebt“, „in“ ihm psychisch „gegenwärtig“ ist, und d. i. in ihm und durch ihn waltet, in ihm und durch ihn von Außendingen affiziert wird.) Transzendental sage ich: So ist die Welt, so bin ich als Mensch, und so jeder andere Mensch und jedes Tier, „konstituiert“, dass das Psychische nicht – was unsinnig wäre – eine qualitative Schicht am Leibkörper bedeutet; so bedeutet auch die seiner Totaleinheit als Seele eigene, raumzeitliche Individualität und Kausalität (seine ihm offenbar eigene, in der es allzeit erfahren, qualitativ, konstitutiv vorgegeben ist) etwas völlig anderes als die physische. Die Individualität des Ich ist nicht in sich raumzeitlich „individuiert“, eben als verharrende Einheit ihm eigenwesentlicher, raumzeitlicher Veränderungen. Aber das psychische Subjekt, jetzt verstanden als die konkrete Seele, ist in sich selbst einmalig und hat in sich selbst seine „immanente“ Zeit und immanente Zeitigung. In sich selbst hat es sein gesamtes Bewusstseinsleben, wodurch ihm Welt vorgegeben ist, erfahrend und nicht-erfahrend, und dieses ist in sich selbst nicht raumzeitlich, sondern trägt in sich Bewusstsein von allem Raumzeitlichen und allem überhaupt, was für es ist – indem es für es gilt und mit einem jeweiligen Sinngehalt gilt. Aber die Seele ist nicht bloß Bewusstseinsleben, Erlebnisstrom, als ob das „Ich“ dabei nichts wäre. Es 1 Rb.: Mit offenen Augen sehend (normalen, „gesunden“ Augen) sehe ich die Dinge, sehend habe ich die perspektivischen Erscheinungsweisen, aber es erscheinen darin die Dinge für mich.
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ist Bewusstseinsleben, worin das Ich als Pol der affektiven und aktiven Erlebnisse und als Pol der Vermögen „lebt“ und ichlich gerichtet ist auf die in den Erlebnissen ihm geltenden und vermöglich-habituell geltenden Gegenständlichkeiten. Aber in der vorgegebenen Welt (vorgegeben jedem Subjekt selbst, geradehin in Geltung gegeben, wenn es in natürlicher Weise auf dem Boden der für ihn seienden Welt steht) ist jedes Subjekt beständig erfahren, jede Seele mit ihrem bewusstseinsmäßig lebenden Ich, in ihrer eigenen konkreten Individualität als einig mit ihrem körperlichen Leib, apperzipiert als beständig einig, in der Einigungsweise natürlich, die das Weltleben in Affektion und Aktion verständlich macht. Es ist eine Erfahrungseinheit hergestellt von körperlichem Individuum (also seiner Weise, individuell zu sein und zu verharren) und dem psychischen Individuum und seiner Individualität. Darf ich nun eigentlich sagen: Es deckt sich in gewisser Weise die immanente Zeit im psychischen Individuum mit der Raumzeit? Das psychische Individuum und sein Leben, seine Vermögen sind sekundär einbezogen in die Natur und ihren individuellen Zusammenhang; in diesem geordnet, lokalisiert, temporalisiert, obschon darin nicht eigentlich zeitlich, zeiträumlich, nicht eigentlich darin extendiert. Aber liegt darin nicht ein Vermengen des transzendentalen Gesichtspunktes mit dem der Auslegung der Welt, als wie sie in der universalen Erfahrung vorgegeben und fortgegeben ist? Wenn ich ein Ding, einen dinglichen Vorgang etc. wahrnehme, so habe ich wahrnehmungsmäßig, also selbstgegeben, seine Zeit, nämlich in seinem fortdaseienden Sein als Dauer. Natürlich hat sie den Erfahrungssinn Dauer in der universalen Zeit, und die ist als objektive Zeit so nicht wirklich gegeben, sie beruht ja auf der bekannten intersubjektiven Konstitution. Gleichwohl habe ich nicht ohne Grund „Wahrnehmung“ des Dinges, darin Wahrnehmung seiner Dauer – die gemeint ist als objektive – Selbstgebung, Selbsterfassung. Ich bin ja nicht isoliertes Ich, ich bin schon Ich der Intersubjektivität und der intersubjektiven Welt, und meine Wahrnehmung gilt mit für jedermann, so wie jedermanns Wahrnehmung für mich gilt. Mein primordial konstituiertes „Ding“ ist dadurch, dass meine Wahrnehmung und eines jeden Wahrnehmung einbezogen ist in die Einheit der intersubjektiven Mitgeltung, originale Darstellung des Dinges für jedermann und zunächst für mich als den Wahrnehmenden. Wie das primordiale Ding in jeder seiner „Erscheinungen“ für mich original dargestellt ist, und doch nur darum, weil sie in originaler Assoziation, eben als Erscheinung geltend, das gesamte, für mich vermögliche Erscheinungssystem induziert, so ist meine, und eines
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jeden, primordiale „Ding“-Erscheinung höherer Stufe, sofern es Darstellung ist des Dinges als identischen für jedermann. Die Zeitform des Primordialen, insbesondere die Dauer, die darin primordial ist, wahrnehmungsmäßige ist, ist danach nicht etwas in der Welterfahrung für sich je Geltendes, sondern nur künstlich hinterher wiederum Abzuschichtendes. Was ich wahrnehme, und seine Dauer, seine Zeitordnung, wie ich sie erfahre, ist vorweg weltlich und weltzeitliche Dauer. Ich habe nur eine Zeit, die Weltzeit. Natürlich ist es ebenso hinsichtlich der psychischen Zeit, der strömenden Fortdauer meines eigenen seelischen Seins, und darin irgendeines seelischen Zustandes, Vorganges – selbst wenn ich die Seele in ihrem eigenwesentlichen Sein für sich abzuschichten suche, und aus ihr rein Seelisches. Denn man darf doch nicht, wozu ich ursprünglich Neigung hatte, die phänomenologisch reine Subjektivität, die zunächst noch in natürlicher Einstellung durch die phänomenologische Methode gewonnen wird, mit der Seele identifizieren als der Beseelung des menschlichen Körpers – besser, als das, was diesen Körper zum Menschen macht, rein im Sinne der gemeinen Erfahrung, d. i. in dem Sinn, der zur Konstitution der Welt als Erfahrungssinn vorweg immer schon gehört. Es liegt in diesem Erfahrungssinn, dass ein Mensch, ein animalisches Wesen wie ein Stein, als bloßer Körper angesehen werden kann; obschon es ein ganz Künstliches schon ist, konsequent dabei zu bleiben und so überhaupt verfahrend die Idee einer universalen, bloß physischen Natur zu bilden. Und natürlich gehört es zum Erfahrungssinn Mensch, dass er speziell in Hinsicht auf sein menschliches Sein gegenüber dem bloß Körper-Sein angesehen werden kann. Aber wenn nun das Wahrnehmen, das Sich-Erinnern etc., das Auf-etwas-aufmerksam-Werden, Sich-damit-Beschäftigen, das Mit-anderenMenschen-Sprechen, Verhandeln, ihnen Zuhören etc. in den bevorzugenden Blick rückt, so ist damit nicht gesagt, dass das Körperliche und das Körperliche der Welt sonst nicht auch bei dieser Blickrichtung beständig mitredet. Das eigentümliche menschliche Tun und Erleiden, das spezifische menschliche Leben (gegenüber dem bloß physischen des nur physisch betrachteten „Organismus“) hat ja die anderwärts öfters von mir behandelte Zweiseitigkeit. Sie ist wesentlich bestimmt durch die Konstitution der Welt als für mich und jeden orientierte, und zwar derart, dass immerzu Ich und Leib und außerleibliche Welt, Ich und Nicht-Ich, sich polar gegenüberstehen (unter dem Titel Nicht-Ich in der Regel außerleibliche Objekte, aber öfters auch mein Leib, mindestens dieses oder jenes leibliche Organ). Immer ist für mich und so für jedermann das Ich als Zentrum, von wo aus und woraufhin alles menschliche Sein und Erleben geht, ausgezeichnet (das erinnert an die
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prinzipielle Koordination von Avenarius), und andererseits ist bei jedem menschlich-ichlichen Leiden und Tun dieser oder jener Gegenpol oder eine Mannigfaltigkeit etc. dabei, und das geht in das Leben mit ein. Hinsichtlich der Natur hat man es relativ leicht, zunächst reduktiv die Natur als die rein normaler Erfahrung herauszustellen und schon eine deskriptive Naturwissenschaft in ihrer Vermöglichkeit verständlich zu machen. Wie ist es aber mit dem Menschen und den animalischen Wesen, und zwar nachdem man eine biophysische Betrachtung schon durchgeführt denkt? Freilich, kann man dabei die psychische Funktion (bzw. das psychophysische Fungieren) ganz beiseite lassen? Getan hat man es nie. Wie ist also eine psychologische Deskription möglich, eine solche, die den Menschen als psychisches Wesen und rein als solches aus der Erfahrung zu erfassen und zu beschreiben sucht? Kommt man nicht damit aus, zunächst den normalen Menschen (das normale Tier seiner Spezies) in seinen normalen Erfahrungen zu beschreiben, d. h. die normalen Orientierungserscheinungen, Perspektiven usw., in denen die Welt, und zunächst als Natur, ihm gegeben ist, zu beschreiben, und auch das vielleicht nur in der Weise, dass nicht die Erscheinungen in ihrer Subjektivität selbst beschrieben werden, sondern nur die orientierte Welt als solche der Nähe und Ferne, des Richtungssystems der Orientierung mit dem abschließenden Horizont etc., und dann die normalen Verhaltungsweisen, den Bedingtheitszusammenhang zwischen normaler physiologischer Leiblichkeit und diesen Verhaltungsweisen? Was ist wirklich in der Welterfahrung konstituiert, also im Erfahrungssinn, Erfahrungsgehalt als Physisches, als Psychisches und Psychophysisches da? Es muss dies als ein fundamentales Thema erst aufgestellt werden, warum wir geneigt sind, eine reine Innerlichkeit, die Parallele zum transzendentalen Ego, herauszuarbeiten; somit eine immanent psychologische Zeitsphäre gegenüber der Weltzeitlichkeit, aber doch weltzeitlich aufgefasst als Seele des Menschen in der Welt. Kontrastieren wir Physisches und Psychisches, so ergeben sich unterschiedene, und doch wieder sich verbindende Begriffe von Kausalität und von kausalen Eigenschaften, Begriffe von psychischer Kausalität und psychophysischer im Rahmen der Welt als raumzeitlicher Natur mit den in ihr lokalisierten Subjektivitäten. Und es ergibt sich eine universale Weltkausalität im erweiterten Sinne, die Physisches und Psychisches umspannt. Die psychischen Subjekte in ihrem eigenwesentlichen subjektiven Sein sind so naturalisiert, und die Welt, die uns durch Erfahrung vorgegebene, ist zu betrachten unter dem universalen Gesichtspunkt physische und psychophysische Natur, Natur im ersten und im erweiterten Sinne, oder als Welt, die
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in der raumzeitlichen Form, als Form individueller physischer Realitäten, insofern auch die psychischen Subjekte und ihre eigene Individualität in sich begreift, als die letztere Individualität in eigener Weise mit den physischen Individuen zur Einheit einer Individualität verbunden einig ist, und zwar so, dass die raumzeitliche Seinsdauer des körperlichen Individuums in allen Phasen sich deckt mit der inneren Zeitlichkeit des psychischen Individuums und eine Einigung hergestellt ist, die dem räumlich nicht extendierten Subjektiven mittelbar Anteil verschafft an der wechselnden Lage des Leibes im Raum und seinen einzelnen Organen, also an der Möglichkeit der Bewegung, obschon nicht an der Extension selbst. Diese Art der weltlichen Individuation – der raumzeitlich verzeitlichenden – haben nun die irrealen Schichten der vorgegebenen Welt nicht. Der Welt, so wie sie beständig für uns da, wie sie Erfahrungswelt ist, gehören auch Kunst und Wissenschaft und Technik und Kirche, Staat etc. an in ihren mannigfachen Sondergebilden und deren Sonderverflechtungen; und eine gewisse Lokalisation und Temporalisation besteht auch da, und sogar auch Individuation. Es sind individuelle Vorkommnisse in der Welt, die unter allen Umständen und in allen Betrachtungsweisen vorgegeben ist als raumzeitliche Welt, in dieser Form alles Weltliche als Individuelles umspannend. Aber das hindert nicht, dass auch Irreales, Ideales, also an sich Nicht-Individuelles, in der Welt sein Auftreten hat, seine Lokalisation und Temporalität, nämlich dadurch, dass es sich im Individuellen, sei es physisch, sei es psycho-physisch Individuellen (animalischen, menschlichen), seinen Ausdruck verschafft, letztlich aber immer im Physischen. Der Pythagoräische Lehrsatz hat seine historische Existenz in der Welt, wie die ganze griechische Mathematik, und er hat sein Sich-Ausdrücken in Wort und Schrift. Er ist „ideal“ identisch in allen Verkörperungen etc., aber er ist eben nicht selbst ein Individuelles, das mit dem individuellen Körper, das ihn ausdrückt, zu einer höheren Konkretion und Individualität sich einigt. b) Die seelische Individualität des Psychischen Aber nun das Psychische, wodurch sich der Mensch von einem bloß körperlichen Leib unterscheidet? Das Psychische ist nicht eine bloß neue Qualifizierung der res extensa. Ich bin es, der als psychisches Subjekt in meinen Leib walte, in seiner physischen Berührung als Ich berührt wird, empfindend und fühlend, der so durch äußere „Reize“, den physischen Organismus betreffend und in ihm Veränderungen erwirkend, von Außendingen affiziert wird und als Ich auf diese psychischen Affektionen reagierend mich
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diesen Außendingen „zuwende“ und mit ihnen mich beschäftige. Aber allem voran: Ich habe „Bewusstsein“, ich bin lebend in der Weise des Bewussthabens, des Wahrnehmens in der Weise des, und zwar als waches Ich fortdauernden, Habens eines Wahrnehmungsfeldes, eines Bereichs von Wahrnehmungsobjekten aus der Welt, als für mich originaliter erscheinenden, aber erscheinend in Orientierungsmodi als nah und als fern, als rechts und links, als erscheinend in wechselnden Aspekten, in wechselnden Perspektiven usw. Ich als Ich habe das „Bewusstsein“ von der Welt, die nicht das Wahrnehmungsfeld selbst ist, sondern mir, während ich des Eintretens und wieder Austretens von wahrnehmungsmäßig erscheinenden Dingen bewusst bin, auch dessen bewusst bin, dass eben von der Welt einmal dieser und dann jener Dingbereich durch diese Erscheinungsweisen zur Erscheinung kommt. Ich bin es, der Weltbewusstsein nicht nur als das in wahrnehmungsmäßigen Erscheinungen Verlaufende habe, sondern auch Bewusstsein in Gestalt der Wiedererinnerung, durch das ich meiner Vergangenheit und darin der für mich gegenwärtig gewesenen Wahrnehmungsfelder bewusst werde und ähnlich im Vorblick einer gleichsam in Vorerinnerung bewusst werdenden Zukunft. Ich als Ich verstehe andere Menschen als Ich-Subjekte und gewinne Bewusstsein von dem, was ihnen bewusst ist, von ihren Wahrnehmungsfeldern, von ihren Erinnerungsfeldern usw. und gewinne in dieser Mittelbarkeit auch Bewusstsein von dem, was mir selbst nicht zu Eigen geworden ist usw. Innerhalb dieses weiteren Weltbewusstseinsbereichs walte ich als aufmerkendes und mich in dieser Form so oder so beschäftigendes Ich – mich beschäftigend mit den mir unmittelbar wahrnehmungsmäßig erscheinenden Dingen, als handelnd mit den im Modus unmittelbarer Nähe mir bewussten, als räumlich gegenwärtigen, als denkender aber, als strebender, begehrender, planender, mich praktisch entschließender usw. mit Dingen, die wie auch immer mir bewusstseinsmäßig gegenwärtig sind. Kurzum, als Ich bin ich bewusstseinsmäßig lebend, habe als das, und in der Mannigfaltigkeit strömend wechselnder Bewusstseinsweisen, Welt bewusst, als was sie für mich ist, als was sie für mich und durch mich geworden ist und werden soll. Als bewusstseinsmäßig Lebender bin ich nicht nur, sondern finde mich selbst vor – ich habe Bewusstsein von der Welt, aber auch Bewusstsein vom Weltbewusstsein und von mir als Ich dieses Bewusstseins, und ich kann mich auch aufmerkend und in verschiedenen Tätigkeitsweisen mit mir selbst und meinem Bewusstseinslauf beschäftigen. Ich finde mich als Bewusstseinssubjekt in einer strömenden subjektiven Gegenwart, innerhalb deren ich all das bewusstseinsmäßig habe und als für mich seiend feststellen kann, was oben im Rohen beschrieben wurde. In ihr finde ich aber auch meine rein subjektive
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Vergangenheit als wiedererinnerte oder wiederzuerinnernde Vergangenheit etc. Ich finde mich selbst als Ich eines zeitlich verlaufenden Lebens mit Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft, in diesen subjektiven Modis beständig strömend, und dabei in diesem Strömen eine fest subjektive mir, meinem Ich, zugehörige Zeitordnung konstituierend vor. Doch wir brauchen nicht in die immer tiefere Auslegung des Ich als Ich einzugehen, nur das darf nicht übergangen werden, dass ich als Ich der Affektionen und der Akte eo ipso Ich der bleibenden Vermögen bin und korrelativ der mir bleibend zu Eigen werdenden Erwerbe, z. B. der Kenntnisse aus Erfahrung, der Theorie, Überzeugungen aus dem theoretischen Denken, der Willensentscheidungen aus Akten des mich Entscheidens. Als Ich der Bewusstseinserwerbe habe ich meine geistige Habe, ich als Ich habe dann aber korrelativ meine Habitualitäten, ich bin als Ich in meinen Überzeugungen, als über welche ich jederzeit zu verfügen, sie zu reaktivieren, sie zu verwerten vermag, als Ich meiner Gewohnheiten, meiner Fertigkeiten, meines Stils in Affektion, Aktion, Überzeugungsbildung, Gewohnheitsbildung usw.; ich habe darin meinen ichlichen Stil – das alles wie jeder Andere. Jedermann kann ich rein nach seinem Ichsein und ichlichen Leben, nach seinen Vermögen, seinen Charakteren betrachten und aus meinen Erfahrungen von ihm (mir durch Einfühlung sein ichliches Sein zur Kenntnis bringend) dieselben allgemeinen Eigenheiten finden, die die eines Ich-Subjektes sind. Ich sehe dann, dass jedes Ich, rein als Ich betrachtet, als in seinem Bewusstseinsleben und rein darin lebend seine Individualität hat, jeder ein Ich und doch ein Anderer, derart dass schon völlige Gleichheit notwendig ausgeschlossen ist. Im Gehalt jedes Ich selbst liegt die absolute Einzigkeit, trotz der allgemeinen Form, dem allgemeinen Wesen, durch die Ich eben Ich ist. Wir haben hier vom Menschen in der vorgegebenen Welt gesprochen und dabei abstraktiv rein auf seine „psychische Seite“ uns eingeschränkt, also ohne aus den Augen zu verlieren, dass der Mensch als ein Weltobjekt zwar einen Körper hat, der als Körper dem Allgemeinen nach die Eigenschaften hat, die jeder, auch jeder „unbeseelte“ Körper hat, der ferner als organischer Körper der allgemeinen Typik solcher Körper und als menschlicher Körper der besonderen Typik menschlicher Körper gemäß ist und schließlich seine Individualität hat derart, wie eben ein Körper Individualität hat und jeweils aus wesensallgemeinen und zu bezeichnenden Gründen haben muss. Wie immer er und in welcher konkret allgemeinen Typik er bestimmt ist, als res extensa hat er raumzeitliche „Individuation“. Wir haben nun weltlich eine konkrete Einheit zweier Schichten, in welcher die eine Schicht, die zu allen konkreten Objekten gehörige physische, ihre
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eigene physische Individualität hat und die andere die ihr wiederum eigene seelische Individualität, die eines in sich relativ konkreten Ichsubjekts. Die physische hat als innere Form ihres individuellen Seins die raumzeitliche Extension, ihre Dauer, in welcher in jeder Phase der ihr zugehörige individuelle Gehalt räumlich extendiert ist in kontinuierlich einheitlichem Übergang. Diese räumlich-zeitliche Extension ist von vornherein objektiv, eingeordnet der universalen raumzeitlichen Extension, der universalen Individualform, die alle physischen Naturobjekte in der Einheit einer physischen Natur umspannt. Die Raumzeitlichkeit der Natur ist die der konkret vorgegebenen Welt überhaupt. Alle individuellen Konkreta der Natur, alle konkreten Objekte, die mundan da sind, gewesen sind und sein werden, sind Objekte in der Einheit der Raumzeitlichkeit, durch sie individuiert dadurch, dass jedes Objekt jedenfalls auch Physisches, Körper ist, oder wenn man will, Körperlichkeit hat, wofern es nicht etwa bloßer Körper sein sollte. Was nun die Seelen der animalischen Individuen, im Besonderen der Menschen, anbelangt, so haben sie natürlich durch die raumzeitliche Extension ihrer Körper „objektive“ Raum-Zeitlichkeit in ihrer Dauer und räumliche Lokalisation. Aber in einer Seele selbst liegt natürlich diese Form der Individuation nicht und nicht in der Allheit der weltlichen Seelen, diese rein betrachtet unter Absehen von den Körpern, die universale Form der Raumzeitlichkeit. Aber wir finden als innere seelische Individualform ein Analogon der objektiven Dauer bzw. Analoga von Vorgängen während einer Dauer. Hinsichtlich der Seele im Ganzen eine Totalform, ihr Sein in strömendem Fortwähren als lebendige Gegenwart, die zugleich eine offenendlose Vergangenheit hinter sich und eine offene Zukunft vor sich hat, in die sie hineinwährt. Im fortwährenden Strom des Bewusstseinslebens „verharrt“ das Ich als dasselbe in ihm Erlebende und hat als dieses Verharrende relativ verharrende Eigenschaften, die nicht die Erlebnisse sind, sondern sich in diesen „bekunden“. Als Ich dieser in einem besonderen Sinne ichlichen (oder in besonderen personalen) Eigenschaften verharrt das Ich, indem es zeitweise sich treu bleibt, in seinen Eigenschaften unverändert – oder sich darin verändernd. Es ist so auch Verharrendes in diesen ihm eigentümlichen Weisen des Sich-Veränderns, die formal etwas Analoges, aber in Wahrheit ein dem Sinne nach und dem Typus nach ganz Anderes sind als das Verharren physischer Körperlichkeit in ihren physischen Veränderungen und Unveränderungen, die ihrerseits bezogen sind auf raumzeitliche Extension. Was das Räumliche anbelangt, so fehlt es in der Seele. Räumlichkeit ist in ihr Bewusstes (nicht Sache des Erlebnisses als Bewussthabens, sondern des
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darin Erlebten, Bewussten, Erscheinenden, Vermeinten). Es ist nicht etwa eine zweite Räumlichkeit da in der Weise eines reduplizierenden Abbildes, und auch nicht eine Individualform gleicher Formstruktur. Nur als eine entfernte Analogie haben wir im Seelischen, und zwar an den ihr zugehörigen („bloß subjektiven“) Erscheinungen von Dingen, an den Perspektiven, eine jeweilige Ausbreitung, in der sich räumliche Extension darstellt, und zwar nicht eine einzige, sondern verschiedene, in der Weise der abschattenden Sinnesfelder (Abschattungen für die Wahrnehmungsfelder von Objekten), als Sehfeld, Tastfeld etc. Fehlt auch ein eigentlicher Raum als Form der zeitlichen Koexistenz, so fehlt es doch nicht an der Form der Koexistenz überhaupt, so schwer sie zu beschreiben sein mag. Es ist eben eine Analogie der objektiven Zeitlichkeit in jeder eigenseelischen Zeitlichkeit gegeben als Individualform der Seele. Ein eigenes Problem der Auslegung ist dies, inwiefern die Allheit der Seelen, und rein seelisch genommen, einen Zusammenhang hat, in dem die innerseelischen Zeiten zu einer Einheit gebracht werden. Aber dies können wir ausgeschaltet halten.1
Nr. 89 Die Stufen der Konstitution bis zur vollen, gemeinschaftlichen Weltzeit2 1) Weltzeitlichkeit3 in Form der Weltgegenwart, Weltvergangenheit etc. Aber Weltgegenwart gibt sich in meiner Gegenwart. Unterscheidung: meine menschliche Gegenwart in der Welt und meine immanente Gegenwart, in der die Wurzelstelle ist für alle Zeitigung, immanente und transzendent-weltliche 1 Rb.: Cfr. I ff. 20. 9. 1931 Verweis auf die folgenden Blätter C 17 I, 18–27, veröffentlicht als Nr. 20 in Hua XV, S. 337–350. 2 Die Aufschrift auf dem Umschlag Bl. 29/47 bezieht sich auf die Texte Nr. 89–90: Wende 1930/31. Weltzeitigung in weltzeitliche Modalitäten – von da aus transzendentale Probleme der Weltzeitigung, von der lebendigen Gegenwart aus. Aktivität. 4: „Transzendenz“ und „Endlichkeit“, Endlichkeit und Unendlichkeit (4 f.). Von 5 an: Subjektive Seite der Welt – die in der Welt objektivierte Geistigkeit, konstituiert durch Aktivität. Die Welt als die aktuelle Gegenwart, als praktisches Feld; 1) die erkennende Aktivität, 2) die eigentlich produktive, handelnde Aktivität. Die praktische Struktur der Welt aus der sich selbst verweltlichenden Aktivität und aktiven Leistung; immer schon seiende Welt, immer schon in praktischer Struktur. Diese Umwelt – verschiedene Umwelten. Kommunikative Zeitigung, schließlich „moralische“ Zeitigung. Weltstruktur der Animalität in verschiedenem Sinn. 3 Rb.: Die Zeitigung der Welt. Ad 1–13.
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in ihrer Zeitlichkeit. Hier muss geordnet ausgelegt werden, wie die Zusammenhänge zwischen der konstituierenden transzendentalen Immanenz und der konstituierten transzendenten Welt laufen. 2) Man kann beginnen mit der Aufweisung: Zur Welt, die für mich seiende ist, gehöre ich selbst als Mensch und gehört eine offene Mannigfaltigkeit von Mitmenschen, und die Welt, die ich habe, ist nicht nur dieselbe, die auch Andere haben, sie ist nicht nur überhaupt unsere Welt, sondern meine Welt ist Welt durch die Anderen und ihre Erfahrungen etc. hindurch. Das betrifft aber wesentlich die Art, wie sich für mich die Welt als räumlich-zeitliche „Unendlichkeit“ konstituiert. Das von mir von der Welt original Erfahrbare hält sich in raumzeitlicher Endlichkeit. Durch die Anderen und ihre Erfahrungsgegebenheiten, die ich „übernehme“, erweitert sich immerfort meine Welt in Raum und Zeit bzw. meine Welterfahrung. So sage ich, der ich mich im Voraus als Menschen in der Welt schon weiß. 3) Ich frage nun, wie konstituiert sich die Welt rein aus meiner eigenen Leistung; ich baue ab und gehe auf Primordialität zurück. Das ist freilich eine Abstraktion, denn es ist nicht so, als ob ich rein aus meiner Primordialität überhaupt schon Welt konstituierte. Aber es ist doch eine notwendige Abstraktion – in den Bereich des Primordialen gehört auch all meine Einfühlung, all meine vermeinte Welt als solche – in der Epoché. Nun in dieser Sphäre ist zunächst erfordert die Lehre von der transzendentalen Selbstkonstitution durch Passivität und durch Aktivität und ebenso der Konstitution der primordialen Natur und Leiblichkeit etc. Was kann da reine Passivität – Gesetzmäßigkeit der Assoziation – leisten und was die Aktivität im weitesten Sinn? Was ist von dieser wesensmäßig und als solcher zu lernen, insbesondere in ihrer Verflechtung mit oder Fundierung in Passivität, wobei sie selbst in die Passivität und damit in Verzeitlichung eingeht? 4) Aufklärung der Intersubjektivität, der intersubjektiv verbundenen Primordialitäten und so der intersubjektiven Leistungen für die Weltkonstitution, als Leistungen, die in die meinen durch „Übernahme“, durch mittelbare Erfahrung eingehen etc. 5) In weiterer Folge auf dem Grunde der Vergemeinschaftung der Erfahrung, die der Praxis und die Vergemeinschaftung der Personen zu sozialen Personalitäten höherer Stufe, die Konstitution der vollen intersubjektiven Welt in der ihr stets fertig zugehörigen Struktur: Natur, personale Humanität und humanisierte Natur (Kultur, aber nicht bloß das).
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manuskript c 17 Nr. 90 Transzendentale Zeitigung der objektiven Welt a) Welt-Zeitigung als Leistung der transzendental-intersubjektiven Konstitution
Die1 Welt als dieses „ideale“ Gebilde der transzendentalen Subjektivität, der ihr eigenen Passivität und Aktivität, ist kein ein für alle Mal fertiges, starres Gebilde. Obschon immerfort die eine und selbe Welt,2 ist sie doch immerfort seiend aus beständiger Zeitigung. Von daher trägt die Welt selbst eine gewisse Relativität ihres zeitlichen Seins in sich, eine Subjektbezogenheit, die sich darin bekundet, dass die Welt selbst zeitlich gegenwärtige, vergangene, künftige Welt ist, und in gewisser Weise sich selbst in sich selbst zeitigend. Die Weltgegenwart ist bewusstseinsmäßig (erkenntnismäßig im weitesten Sinne) intentional bezogen auf meine Gegenwart, meine, des Erkennenden, in ihr vermeinte, erfahrene, gedachte usw.; dadurch vermittelt bezeugt sich auch Weltvergangenheit und -zukunft und meine eigene Vergangenheit und Zukunft, die meiner eigenen Gegenwart entsprechende. Ist das etwas Besonderes, da ich selbstverständlich als Mensch der Welt angehöre und somit an ihrer Gegenwart etc. Anteil habe? Allerdings. Denn die Welt, die für mich ist, ist es aus meiner „Erkenntnis“, aus meinem Bewusstseinsleben als sich in ihm bekundende. In diesem aber habe ich eine
1 Rb.: Weihnachtsferien 1930/31. Transzendentale Zeitigung der objektiven Welt. Bis 5 die Darstellung nicht viel wert. Von 5 an Zeitigung aus Aktivität. Rb.: Von hier. Davor gestr.: Die Phänomenologie ist die Enthüllung der sozusagen anonymen, der völlig verborgenen Einheit der absoluten Subjektivität, welche die Welt als beständige Leistung in sich trägt. Sie heißt eben darum absolut seiend, weil sie alles, was ist, insbesondere das, was für uns in der natürlichen Verhüllung lebend als Welt ist, als „subjektives“ Leistungsergebnis „in sich trägt“, also alles, was ist, auf sie relativ ist, aber eben als ein in ihr selbst konstituiertes Geistesgebilde. Die transzendentale Subjektivität, konkret betrachtet, ist nicht ein leistendes Leben, das in sich ein Weltbild oder eine Weltvorstellung konstituiert, sondern die Welt selbst; und welche die Welt nicht als ihr Gebilde außer sich hat oder stellen kann, sondern Welt ist, als was sie überhaupt ihrem wahren Sinn nach ist, der transzendentalen Subjektivität „immanent“. Immanenz ist hier (wie oben die Rede von „in sich tragen“) in einer bestimmten, entsprechenden Bedeutung genommen, die nicht die eines reellen Bewusstseinsdatums ist, sondern die der universalen intentionalen Bewährungseinheit. Als das ist aber Welt doch eine bloße unselbständige Bestimmung der transzendentalen Subjektivität. 2 Rb.: Verte.
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diesem Leben selbst immanente Zeitigung mit Gegenwart etc., und in dieser stellt sich erst die Gegenwart des eigenen Leibes, die Gegenwart meines realen Menschen in der Welt dar. Transzendental-phänomenologisch gesprochen: Die jeweils seiende Weltgegenwart stellt sich dar (zeitigt sich) in meiner monadischen Gegenwart (und so in jeder „monadischen“ Gegenwart). Sie stellt sich jeweils nach einer Seite dar, in Form eines gerade meiner Monade zugehörigen gegenwärtigen Erfahrungsfeldes, dessen Horizont in seiner Potenzialität verweist auf die Mitgegenwart der anderen, für mich geltenden Seiten, auf mein Sie-vonmeiner-lebendigen-Gegenwart-aus-verwirklichen-Können, verweist aber auch auf die Mitsubjekte, auf die ihnen zugehörigen Erscheinungsweisen der Weltgegenwart, auf Möglichkeiten der aktuellen Vergemeinschaftung usw. Die Weltgegenwart ist Erwerb der transzendental-intersubjektiven Leistung, und sie ist Erwerb der transzendental-intersubjektiv leistend-fungierenden Vergangenheiten. In diesen war immer schon Welt für die transzendentalen Subjekte. In den transzendental-subjektiven immanenten Vergangenheiten war immer schon Welt gezeitigt; soweit Vergangenheit als immanente durch Erinnerung zu verwirklichen ist, war auch Welt als vergangene, als Weltzeitlichkeit. Und umgekehrt, soweit ich, der ich mich als Menschen finde und Welt finde und menschliche Erinnerung habe, in ihr eigene Vergangenheit als weltliche (und so Weltliches überhaupt) realisieren kann, soweit war ich auch transzendentales Subjekt, das in seiner transzendentalenmonadischen Zeitlichkeit Welt zeitigte. Zur (psychologisch-phänomenologischen sowie zur) transzendentalen Gegebenheitsweise der Welt gehört, dass ich ihr als Mensch zugehöre, dass ich mich in ihr, solange ich sie als Welt erfahre, als gegenwärtiger Mensch vorfinde, der seine menschliche Vergangenheit hat, dass ich mich als in einer offenen Mitmenschheit finde, von der dasselbe gilt. Diese ist auch generativ zusammenhängende, und mit Beziehung darauf ist die Welt für die Menschen bzw. ihre Innerlichkeiten als zeitlich „unendliche“ in Mittelbarkeiten generativ gezeitigt. Diese Zeitigung geht durch die endlichen Zeitigungen, in denen von mir aus die Anderen und die Anderen der Anderen sich als zeitlich seiend darstellen, hindurch. (Auch eine Weltvergangenheit oder -zukunft ist für mich undenkbar, außer von meiner jetzigen Gegenwart aus, und zwar als einer Weltgegenwart, deren Weltvergangenheit und -zukunft jene vorausgesetzte Welt-„vergangenheit“ ist. Welterkenntnis führt zurück auf Welterfahrung. Ist Welterfahrung nur denkbar als „sinnliche“ Erfahrung, als Erfahrung, in der Leiblich-
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keit als wahrnehmungsmäßig fungierende auftritt? Muss zum Sinn von Welt die Mitmenschlichkeit gehören?) Oder1 ausgelegter: Die Weltgegenwart birgt in sich die Koexistenz der gegenwärtigen Menschen mit ihren immanenten innerpsychischen Gegenwarten und darin dem gegenwärtigen Bewusstsein von der gegenwärtigen Welt, der sie selbst als Menschen angehören. Darin beschlossen ist für einen jeden Menschen, dass er innerpsychisch durch Fremderfahrung vom Innerpsychischen der Anderen als Mitgegenwärtigem mittelbares Bewusstsein hat, und zwar als erfahrendes Bewusstsein hat, und im Besonderen als ihre Weltgegenwart subjektiv gegenwärtigend. Weiter, dass jeder mittelbare Erfahrung von seinen Voreltern hat, ihrem Innerpsychischen, ihrer vergangenen Gegenwärtigung von weltlich Gegenwärtig-Gewesenem, endlos – das natürlich zu erweitern zur gesamten innerpsychischen Konstitution der Welt in jedem Menschen. Das überträgt sich ins Transzendentale bzw. ist von vornherein transzendental darzustellen,2 und dann sieht man, dass die transzendentale Konstitution der Weltgegenwart notwendig in sich birgt die transzendentale Konstitution der Selbstverweltlichung jedes transzendentalen Einzelsubjekts (der konkreten Monade) als weltlich gegenwärtig, und dass die Koexistenz aller Mitmenschen in meiner Gegenwart Index ist für die transzendentale Koexistenz der entsprechenden Monaden in einer transzendentalen Gegenwart; und dass nur vermöge der Vermenschlichung dieses Zugleich-miteinander-Sein möglich ist. Ebenso indiziert die Weltvergangenheit, der die generative Vergangenheit der in der korrelativen Weltgegenwart wesensmäßig auftretenden Menschen zugehört, den transzendental einheitlichen Zusammenhang der transzendentalen Generationen, eben als objektive Welt konstituierend. Hier ist nun wichtig zu beachten, dass jedes Einzelsubjekt in sich seinen Anteil an der Weltanschauung3 hat, sofern es seine Erfahrung, seine Selbstdarstellung von ihr hat, eine einseitige allerdings und überhaupt sehr unvollkommene, nur durch ihre Horizonte auf die ganze Welt bezügliche. Der Horizont hat die Bedeutung möglicher, vom Ich her vermöglicher Erfahrung, aber damit reicht das Ich nicht weit in seiner Endlichkeit. Aber der
1 Rb.: Die objektiv weltlichen Zeitmodi, in ihrer Verflechtung mit den immanent subjektiven Zeitmodi der konstituierenden Subjekte. Die Welt selbst hat eine objektive Zeitigung. Die Subjekte für die Welt, als in ihrer Selbstzeitigung und deren Modi die objektive Zeitigung der Welt zeitigend. 2 Rb.: Transzendentale Zeit. 3 Rb.: Die die vorgegebene Welt in ihrem Seinssinn klärenden universalen Anschauungen.
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Sinn der Welt ist ein transzendenter.1 Die Transzendenz, die hier gemeint ist, liegt nicht in der bloßen Einseitigkeit, in der Unvollkommenheit perspektivischer Darstellung und der offenen Horizonthaftigkeit überhaupt. Für diese ist zunächst zu bemerken: mögliche Wahrnehmung und ihre egologischen Abwandlungen der Erfahrung (primordiale also) oder primordiale Erfahrbarkeit ist beschränkt. Hier zeigt sich meine wesensmäßige Endlichkeit darin, dass ich und wir nur einen endlichen, obschon in seiner Weise offenunbegrenzten Teil der Natur als meine naturale Umwelt durch originale Erfahrung erreichen können.2 Vollziehe ich primordiale Reduktion, so erhalte ich also eine endliche Natur oder Welt. Allerdings ist diese Endlichkeit verborgen, solange meine Geburt nicht entdeckt ist, solange ich das Mitsein der Anderen nicht herangezogen habe. Die Transzendenz, in der die Welt konstituiert ist, besteht darin, dass sie sich mittels der Anderen und der generativ konstituierten Mitsubjektivität konstituiert und ihren Seinssinn als unendliche Welt dadurch gewinnt.3 Verbesserung:4 Diese Erklärung der Transzendenz ist leichtsinnig. Natürlich ist die primordiale Welt endlich. Aber auch die intersubjektiv humane Umwelt – die „irdische“ Umwelt – ist endlich. Sie ist immerzu Kulturwelt, als das die Welt wirklicher Erfahrung, wirklicher Ausweisbarkeit, die aller Induktionen, für die das Induzierte möglicherweise selbstgegeben ist, erfahrbar für uns Menschen. Die humane Welt hat nun zwar den Horizont der „Himmelswelt“, als räumlich-mitgegenwärtige und darin, wie in der sukzessiven Zeitlichkeit, einen unendlichen Horizont. Die Umwelt gibt sich also im notwendigen passiven Walten der Apperzeptionen als endliche Menschenwelt in einer unendlichen Welt. Aber diese erste Unendlichkeit ist noch kein Thema einer möglichen Wissenschaft, ergibt speziell nicht eine unendliche Natur desjenigen Sinnes, der das Thema der exakten Naturwissenschaft ausmacht. Die Unendlichkeit dieser Natur ist die logifizierte-mathematisierte. Was ist hier das Neue? Die passive Extension der Welt ins Unendliche ist analogisierende (assimilierende), transzendierende Apperzeption, welche natürlich keine Phantasie, sondern positionale Geltung ist und eine homogen-iterativ zu gewinnende Fortsetzung der Erfahrbarkeit der Welt analogisierend antizipiert, in Seinsgewissheit vorzeichnet – als ob Erfahrung in infinitum fortschreiten 1
Rb.: Sinn der Transzendenz der Welt. Rb.: Verbesserung verte = Bl. 34b: Endlichkeit und Unendlichkeit. 3 Rb.: Cf. voriges Blatt = Bl. 34b, Verbesserung. 4 Rb.: Ad 4 = Bl. 34a. Vgl. dazu FF. Der folgende Text von Bl. 35a ist die verbesserte Abschrift eines gestr. Textes auf Bl. 34b, die Husserl durch Verweisungszeichen auf Bl. 36a eingefügt hat. 2
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könnte, während in Wahrheit die Grenzen vermöglicher Erfahrung überschritten sind. In naiver Weise werden die Schranken vermöglicher Erfahrbarkeit als wie zufällige behandelt und so die unendlich antizipierte Welt als in Wahrheit seiende. Eben damit ergibt sich aber der Gedanke der Möglichkeit von indirekten induktiven Bewährungen – ganz so, wie wir innerhalb der weiten, offenen irdischen Welt, der irdischen Menschheit und menschheitlichen Umwelt, de facto auch nicht alles bewähren, nicht alle Menschen befragen können etc. Wir induzieren und bewähren ständig das Induzierte, nicht durch bloß direkte Erfahrung (was nur in ganz geringem Maße uns möglich ist), sondern indirekt durch Bewährung der Voraussagen für unseren Erfahrungskreis und die für ihn antizipierten kausalen Folgen. Willkürliche Experimente etc. b) Die Aktivität des Ich in praktischer Weltgestaltung Natürlich stückt sich die Welt nicht aus den primordial reduzierten Welten zusammen. Jedes primordiale ist Reduktionsprodukt von einem intersubjektiv und generativ konstituierten Sinn, der Seinssinn ist aus der intersubjektiv zusammenstimmenden Erfahrung eines jeden, einer Erfahrung, die schon auf die Intersubjektivität Sinnbeziehung hat. Meine Erfahrung als Welterfahrung (also jede meiner Wahrnehmungen schon) schließt nicht nur Andere als Weltobjekte ein, sondern beständig (in seinsmäßiger Mitgeltung) als Mitsubjekte, als Mitkonstituierende, und beides ist untrennbar verflochten. Die subjektive Seite der Welt – konstituierte Geistigkeit in der Welt, konstituiert durch die letztlich transzendentale Aktivität, und zwar die handelnde. Für alle Abbau-Reduktion gilt der Hauptsatz, dass die Abbauschichten nicht etwa für sich in der Genesis konstituiert sind, in einer genetischen Abfolge, die der Fundierungsabfolge entspricht. Zwar entspricht jeder Schicht eine Schicht in der Genesis; alle Intentionalität, durch die vorgegebene Welt konstituiert ist, ist genetisch erworben und ist im genetischen Fortwerden begriffen. Aber alle Genesen aller Schichten fungieren immanent zeitlich zusammen, es sind koexistierende Genesen. Betrachten wir nun die wesensmäßige Beziehung zwischen Weltgegenwart und Weltgegenwart konstituierender Subjektivität, die also dabei zugleich weltgegenwärtig auftritt, als Mensch und Menschengemeinschaft, so müssen wir sagen: Die Weltgegenwart ist Gegenwart als die einer zugehörigen Vergangenheit, aus ihr hervorgegangen, und einer Zukunft, als aus ihr hervorgehende. Was immer das für einen weltlichen Sinn jeweils und
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für die einzelnen Weltobjekte haben mag, es hat seine subjektive Seite. Die Subjektivität ist als weltkonstituierende in verschiedenen Sinnesstufen aktiv, und wesensmäßig ist sie beständig auch aktiv als die schon gegenwärtig seiende Welt handelnd umgestaltende. Die Vergangenheit ist das Reich des ein für alle Mal erledigten Seins. Subjektiv gesprochen ist ihre Konstitution in der jeweiligen subjektiven Gegenwart abgeschlossen; die auf sie bezügliche immanent gegenwärtige und künftige Aktivität kann nur noch enthüllend sein, sei es reproduktiv im Sinne der Wiedererinnerung, sei es rekonstruktiv und induktiv hinsichtlich des nie wirklich selbst erfahrenen (von mir oder Mitsubjekten wirklich und eigentlich erfahrenen), aber erfahrbar gewesenen Daseins. Demgegenüber gehört zu jeder wachen Gegenwart (und ebenso intersubjektiv) wesensmäßig auch eine andere, eine produktive Aktivität, a) die Produktivität der Seinskonstitution unter Aktivierung der assoziativen Vor-Konstitution; b) die Produktivität der handelnden Aktivität. (Hierbei ist unter den „Randproblemen“ die konstitutive Bedeutung der Tiere nicht zu vergessen. Als intentionale Modifikation der in der ersten Normalstufe weltkonstituierenden Menschen fungieren sie für die weitere Weltkonstitution noch mit.) Die lebendige Gegenwart der Subjekte ist (transzendental gesprochen) eine Stätte, und eine beständige, der (wirklichen) Aktivität. Und diese Aktivität ist beständig in Unterstufe bestrebt, was schon von früher her als seiend assoziativ und aktiv vorgegeben ist und als das seinen unerfüllten Horizont hat, zu erfassen, zu explizieren und hinsichtlich des Leerhorizonts zur Verwirklichung zu bringen,1 und das ist das erfahrende Kennenlernen und eventuell dann sich denkend damit Beschäftigen mit dem, wie es schon ist, wohin auch dasjenige Werden gehört, das Sich-Verändern gehört, das durch die Vergangenheit, durch den schon vorgezeichneten Sinn passiv vorgezeichnet ist. Das Ich ist aber noch in einem anderen Sinne, und wesensmäßig aktiv.2 Es erteilt dem schon als weltlich seiend Erfahrenen, schon mit einem bestimmten Seinssinn vermöge der Vergangenheit (eventuell und zumeist durch Apperzeption), der Zukunft identischen Seinssinn vorzeichnend, von sich aus durch seine, des Ich, Aktivität einen veränderten Sinn, vorzeichnend. Ich greife in das schon Seiende und seinen Verlauf aktiv verändernd, werktätig ein; ich verwandle dadurch also die seinskonstitutiven Mannigfaltigkeiten. 1
Rb.: a) Seinskonstituierend als Unterlage für die höherstufige Aktivität. Rb.: b) Die handelnd-produzierende Aktivität als Seiendes umschaffende. a) und b), beide, gehen in der strömenden Gegenwart vonstatten und gehen von Gegenwart in die Zukunft. 2
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Das Ich fungiert konstitutiv in einer höheren Stufe. Das von ihm her durch sein aktives veränderndes Wirken Gewordene ist, einmal geworden, fertiges Seiendes, als das in die Zukunft eintretend und fortdauernd – bis es von Subjekten her wieder in Arbeit genommen und verändert wird. Die Subjektivität, in transzendentaler Selbstkonstitution objektiviert als menschliche Subjektivität, ist in der Welt und ist als das nicht nur eine Welt kennenlernende, sondern die schon seiende Welt gestaltende. Die jeweils schon seiende, als von der subjektiv-konstituierenden Vergangenheit her mit Seinssinn apperzipierte Welt ist nicht die verbleibend seiende Wirklichkeit, sondern praktisches Wirkungsfeld. Doch bedarf all das einer genaueren Begrenzung und Bestimmung; nämlich in der vorstehenden Darstellung ist schroff, wie ein Außereinander, geschieden, was in Wahrheit ein sich verwebendes Miteinander ist. Und die praktische Struktur, die zur Welt gehört, als eine selbst sich verweltlichende praktische Aktivität, als eine Welt, welche handelnde Menschen und ihre Handlungen, politisch handelnde Staaten und Völker und ihre politischen Handlungen enthält und sich durch diese in ihr seiende Menschheit (weltliche Subjektivität überhaupt) immer neu gestaltet, bedarf einer tieferen Auslegung. Jedes transzendentale Subjekt der universalen Weltgegenwart hat seiende Welt sich gegenüber als erfahrene in seinen gegenwärtig erfahrenden Apperzeptionen. Es hat Welt gegenwärtig in der subjektiv eigenen Form seiner gegenwärtigen Umwelt, eben seiner aktuellen Gegenwart im prägnanten, konkreten Sinne. Diese Gegenwart ist sein1 praktisches Feld, Feld seiner praktischen Möglichkeiten und Unmöglichkeiten, und auf dasselbe ist es als notwendig praktisch Interessiertes gerichtet.2 Apperzeptiv von der Vergangenheit her vorgezeichnet ist diese für mich gegenwärtige Welt, meine Umwelt schon als Menschenwelt, schon als Welt, worin gehandelt wird, und welche in ihrer Zukunft handelnde Menschen und ihre Werke enthalten wird, und durch sie und durch mich, der ich mit dazu gehöre, umgestaltet werden wird. Demnach scheidet sich in meinem Feld und in eines jeden praktischem Feld: 1) was schon ist, und was ohne mein Wirken von sich aus sein wird – nicht von mir her, handelnd; 2) was durch mich in meiner Freiheit wird. 1
Statt sein Ms. ihr. Rb.: Alles Handeln setzt die in lebendiger Gegenwärtigung als gegenwärtig gezeitigte Welt voraus und bedeutet eine Aktivität, in der sich die subjektiv-konstituierende Gegebenheitsweise der umweltlichen Gegenwart wandelt. Unmittelbares Handeln, das „Wahrnehmungsfeld“ und ganz unmittelbar die Leibkonstitution. 2
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In meiner Umwelt sind Andere, und es ist in ihr in eins mit den Anderen lebendig gegenwärtig ihr Tun und ihre Taten – das geschieht aber, wenn ich nicht mittätig bin, ohne mein Zutun, also nicht von mir aus, sondern von ihnen aus aktiv geschehend und geworden. Andererseits ist zur Umwelt gehörig der Inbegriff von Seiendem, das ohne mein und unser aller gegenwärtiges Tun ist, wie es ist (auch ohne irgendeines Anderen Tun). Praxis ist entweder einzelsubjektive, nicht-kommunikative oder kommunikative Praxis. Eine jede Praxis setzt im praktischen Feld der Subjektivität (für eine vergemeinschaftete Subjektivität in ihrem gemeinschaftlichen Gegenwartsfeld) voraus einen Bereich von Seiendem, der vor der praktischen Aktivität schon ist, Verharrend-Sein und So-Sein von selbst hat als reales Ding (im weiteren Sinne), als realer Vorgang (eventuell als eine fremde Subjektivität und fremdes Handeln. Letzteres ist für mich als Handelnden ein Vorgang, der da verläuft, eben ohne mein Zutun für mich vorhanden ist).1 Letztlich gehört aber zur praktischen Struktur der Umwelt, dass sie in jeder praktischen Gegenwart, in der sich die Praxis als wirkliche abspielt, schon seiendes Reales enthält, das ohne gegenwärtiges Tun irgendeiner Subjektivität ist, wie es ist, und von sich aus verharrt (in eigener Veränderung und Unveränderung), wenn und solange eine Aktivität nicht einsetzt, die dann eben handelnde heißt. Wenn ich in ein fremdes Handeln eingreife, ob störend oder mittuend, so ist eben dieses fremde Handeln, eventuell selbst wieder mittelbar, bezogen auf einen Untergrund von umweltlichen Objekten, die gegenwärtige, aber nicht durch eine gegenwärtige (also neues Dasein gegenwärtigende) Aktivität sind. Gegenwärtige können sie sein und sind sie in weitestem Ausmaße aus einer vergangenen Praxis, für die natürlich als vergangene Gegenwart das soeben Ausgeführte gilt.2 In weitestem Maße, sagte ich, denn wesensmäßig gehört zur konstituierten Welt ein Bereich von Seiendem, der mindestens nicht aus handelnder Leistung entsprungen sein muss, oder der umweltlich, also in der wirklich durchgeführten Erfahrung, von niemandem, als aus einer psychischen Geistigkeit entsprungen, erfahren ist. Wir alle reden von Naturobjekten, die von selbst sind, wie sie sind, ungeistig.
1 Rb.: Bin ich bloßer Zuschauer, so heißt das, ich bin nicht Handelnder, nicht einzeln und nicht mittätig, sondern ich bin nur aktiv in Richtung auf Seinsenthüllung, neuer (Kenntnisnahme) oder reproduktiver. 2 Rb.: Verte! Die Welt ist konstituiert für einen jeden und jede Menschengemeinschaft als Welt in umweltlicher Endlichkeit und diese Umwelt als praktisches Feld möglicher praktischer
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Ad 10.1 Beilage. Es zeigt sich, vgl. die Randbemerkung, dass das die vorweg schon fertig seiende Welt immer neu umgestaltende „Dasein“ des Menschen, oder dass die umgestaltende Aktivität nicht damit voll umschrieben ist, dass sie in prägnanterem Sinne handelnde ist und gar werktätige und unter dem Gesichtspunkt der Werke betrachtete, durch welche die Welt bereichert wird. Bereichert wird sie auch durch das Handeln als Vorgang, zudem durch die leiblichen Funktionen und ihre objektiven „Äußerungen“, „Ergebnisse“, wobei leibliches „Tun“ ein nicht zufällig erweiterter Begriff von Tun ist. Im Weiteren ist immer nur von praktischen Gebilden und ihren objektivpraktischen Merkmalen die Rede – die objektiven Prädikate, die auf spezifische Humanität als „leiblich und geistig“ sich betätigende verweisen, reichen natürlich weiter. Sollen wir scheiden: Die weltlichen Prädikate der spezifischen Humanität (und dazu die der spezifischen Animalität) und die der bloßen Naturalität? Aber dann würde die erstere Rede verstanden werden in einer Weite, die auch das Psychische des Menschen und der Tiere selbst befasste. Beiden, dem Psychischen und dem Humanen an den Sachen, ist in der Tat gemein, dass es erfahren ist durch Ausdruck, durch unmittelbaren Ausdruck das Psychische, durch mittelbaren das Sachlich-Humane (und Animalische). Das „animalische“ Leben, die leiblichen Bedürfnisse, Strebungen und Tätigkeiten, und dieselben in der Form der Zwecktätigkeit. Danach haben wir als unterste Stufe der Zwecktätigkeiten die animalischen und ihnen gegenüber dann einen neuen Begriff von spezifisch humanen Tätigkeiten – wie Gebilden. Es scheiden sich in der Welt der Sachen (gegenüber der der „Personen“ und in der tierischen auch das Tier als „Person“) die humanisierten Sachen (die animalisierten) in Werkgebilde und in …2 c) Die intersubjektiven, geistigen Sinne in den besonderen kommunikativen Umwelten Kommunikative Umwelt als Feld der kommunikativen Praxis hat ihre intersubjektive praktische Struktur; die Gegenstände als gemeinschaftliche haben gemeinschaftlich verständliche, von jedermann erfahrend apperziBestrebungen (Feld der Selbsterhaltung); darin gibt es stets und notwendig einen Horizont bloßer Natur, bloß von selbst seiender. 1 Rb.: Ad S. 10. 2 Text bricht hier ab.
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pierbare Merkmale der gemeinschaftlichen Praxis, aber auch solche, die verständlich und erfahrbar sind als individuell-praktische, für die Zwecke einer einzigen Person von ihr hergestellt. Zudem verweisen viele Eigenheiten von Dingen auf mitdaseiende, obschon nicht direkt erfahrene Subjekte, wie Fußspuren etc., die keine Zweckformen sind, aber dann auf tätige Subjekte doch verweisen, so auch „Wildspuren“, Exkremente auf Verdauungstätigkeit verweisen. Wir müssen also den Begriff der Tätigkeiten weiter nehmen; der Leib in seiner geistigen Gestalt als Ausdruck des leiblichen Tuns, die Form der Hände etc.1 Dabei sind die Personen selbst als Subjekte praktischen Strebens und Erwirkens erfahren, auch indirekt in der Umwelt appräsentiert im Verstehen des praktischen Gebildes, sei es als gegenwärtig noch seiend (wie die Menschen aufgrund einer abgegessenen Tafel) oder als vergangen, eventuell darin unentschieden, jedenfalls in einer Bestimmtheit, die weiter reichende Unbestimmtheit und mögliche Bestimmbarkeit ist. So weit allgemein-menschliche Wesensart reicht (zu der Sein in wirklicher und möglicher Praxis gehört), so weit reicht die mögliche Objektivität der praktischen, überhaupt der objektiv-geistigen Merkmale. Jede Umwelt (jede individuelle ist notwendig zugleich eine Heimwelt, also bezogen zugleich auf kommunikative Gemeinschaft) ist ein Reich der Verständlichkeit solcher Merkmale „für jedermann“2; die umweltlichen Objekte haben sie allgemein erfahrbar dauernd an sich, erfahrbar für das Jedermann3 in dieser Menschengemeinschaft, die als Subjektivität für diese Umwelt fungiert und sie in dieser praktischen Gestalt selbst konstituiert hat und von daher erfahrend versteht. Man sieht es den Möbeln des Zimmers an, dass sie zu Wohnzwecken, darunter auch in ästhetischer Absicht, so gestellt sind, man sieht es der Fruchtschale an, dass sie für die Mahlzeit mit Früchten besetzt wurde, auf dem Speisetisch im Speisezimmer, dass sie im Essen ihren Zwecksinn der Befriedigung des Essbedürfnisses aufbraucht (Konsumptionsgüter), während Tisch und Sessel, Teller etc. dauernde Zweckbestimmtheit haben. Man sieht Speisereste als solche, aber auch zerbrochene Teller und dergleichen Eigenheiten, als durch Veränderung gewordene, die die Zweckbestimmung vernichten und in ihrer Dauer unterbrechen. Die Änderung, die das Handeln am schon Vorhandenen vornimmt, kontrastiert sich mit den Veränderungen, die vorhandene Gegenstände „von 1
Rb.: Dazu Beilage. Rb.: Abfall beim Handwerk verweist indirekt auf Zwecktätigkeit; verfallend-verwahrloste Häuser indirekt auf die geistige Art der Subjekte als unvorsichtlich. 3 Rb.: Verte! 2
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selbst“, ohne eine sich an ihnen betätigende Subjektivität, annehmen. Das Sachlich-Humane betrifft den jeweiligen Gegenstand oder Gegenstandskomplex nicht nur im Ganzen, sondern in vielfältigen, im Handeln berücksichtigten Einzelheiten, die also ihre partielle Zweckhaftigkeit haben. Es konstituiert sich aus assoziativer Intentionalität die Einheit von „Ausdruck“ und „Ausgedrücktem“. In der typischen Konstellation, in der typischen Gesamtgestalt und deren Partialgestalten drückt sich mannigfaltiger „geistiger“ Sinn aus, insgesamt eine Einheit des teleologischen Sinnes, eines oft vielfältig fundierten, und so überhaupt Einheit des an den Sachen sich ausdrückenden humanen Sinnes. Aber beides, Ausdrückendes und Ausdruck, steht in der Erfahrung da als ein gegenwärtiges Objekt, ein zweiseitiges, das in dieser Einheit seine Konkretion, in der Lebendigkeit des Handelns bzw. des bloß leiblichen Tuns sein immerfort zweiseitiges Werden, als Gewordenes1 seine Dauer hat (oder seine Weise der konsumptiven Auflösung in einen immer noch zweiseitigen „Rest“-Fall), und intersubjektiv bei Gütern, die allgemeine Güter sind, seine besondere Existenz für jedermann, für jedermann zu Gebote oder unter verständlichen Umständen zu Gebote, für jedermann als Werkzeuge brauchbar oder als Speise brauchbar usw., für jedermann ekelhafter Rest, Ausscheidung oder nützlicher Abfall. Diese Umwelt ist eine Umwelt von einer wohlvertrauten Typik. Erfahrung ist von vornherein typisierte Erfahrung, und das betrifft hier natürlich auch die aus psychischer Tätigkeit, psychischem Leben, aus praktischer Leistung entspringenden Merkmale.2 Korrelativ sind die Menschen dieser Umwelt wechselseitig, also von jedermann derselben, erfahren als Subjekte „ihres Tuns und Treibens“, im besonderen ihres praktischen Lebens, als Subjekte vorübergehender oder fortdauernder treibender Zwecke, und zwar in verschiedener Erfahrungsart, teils im direkten Verstehen ihres handelnden Tuns in der Fremd-„Wahrnehmung“, teils in ihrer „Abwesenheit“ aus dem Handlungsgebilde, dem fertigen oder unfertigen Werke usw. Auch das ist Appräsentation; zum Seinshorizont des praktischen Gebildes (überhaupt subjektive Bedeutung) gehört notwendig das Mitsein der Urhabe in einem Modus der Zeitlichkeit. Dieser Modus kann hier aber nur sein Mitgegenwart und Mitvergangenheit, wenn das Gebilde „fertig“ ist, und wenn unfertig, eventuell die Mitzukunft (der Andere oder
1 2
Rb.: Verte! Rb.: Zu verbessern!
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die Anderen sind noch dabei). Es kann aber die Erfahrung auch den Sinn haben, sie haben es stehen lassen, fallen lassen, sind aber noch gegenwärtig, wie wenn wir in einer Werkstatt als Erfahrende uns befinden. Eben diese Gegenwartsmodi der Appräsentation treten dann auch modifiziert als Vergangenheitsmodi auf. Es ist ferner zu bemerken, dass kommunikative Menschheit und korrelativ kommunikative Umwelt auch in ihrer Einheit für jeden menschlichen Teilhaber derselben als seiend konstituiert sind, in jeder einzelnen Erfahrung von Menschen als umweltlichen Objekten und als Subjekten und von Umweltlichkeiten überhaupt mindestens horizontmäßig miterfahren, wenn nicht in einer Blickwendung direkt thematisch. Beides hat Bestimmtheit und doch Bestimmtheit bei seinem offenen Horizont von Unbestimmtheiten. Es ist eine bestimmte Menschheit, aber nur zum Teil bekannte Menschen, sie erstrecken sich in den Umweltraum, der überhaupt Bestimmtes im Milieu der Unbestimmtheit hat. Nicht alles Seiende in der Umwelt hat notwendig praktischen Sinn und überhaupt subjektiven, der umweltliche Objektivität hat. Das konstituierende Leben, das Erfahrungen schafft (das Apperzeptionen stiftet), geht fort von Erfahrungen zu Erfahrungen immer höher fundierter Stufe – was hier eine Genesis besagt innerhalb der immer schon als Wirklichkeit gegebenen Welt. Als1 das hat sie schon vielfältige Stufen, und Entwicklung der Welt zu höheren Stufen wäre Korrelat der Entwicklung der praktischen Menschheit zu höheren Zwecken, mit denen die Welt eine höherstufige, ihr inkorporierte Zwecktypik zeigen würde. Die Konstitution der Welt als einer solchen des objektiven Geistes setzt Ausdruck der zu konstituierenden geistigen Sinnhaftigkeit voraus und letztlich ein absolut solchen „geistigen“ Sinnes Bares, und das ist Natur.2 Diese ganze Seinsschicht der Welt setzt für die Möglichkeit ihrer Erfahrung schon das Sein tätiger Menschen in einer menschlichen Gemeinschaft voraus. Menschen können füreinander nicht sein, es sei denn, dass in der transzendentalen Subjektivität, die ihnen entspricht, schon primordiale Natur und dann intersubjektiv-gemeinsame Natur konstituiert ist und mit ihr
1
Rb.: Sehr gut. Rb.: Natur ist das in unbedingter Allgemeinheit für jedermann Zugängliche, das unbedingt Gemeinsame, das identisch schon Erfahrbare, das, was für einen allgemeinen Ausdruck der Geistigkeit Voraussetzung ist. Dann aber der Leib als Organ, als das Urobjekt mit Ausdruck und als mitfungierend bei allem Ausdruck. 2
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die ursprüngliche Konstitution der Raumzeitlichkeit gewonnen ist. Das sagt nicht, dass sozusagen in einer historischen Folge erst bloße Natur da ist mit den körperlichen Leibern, rein als Körpern, und dann erst ein Handeln anfinge und eine aus der Praxis entspringende Geisteswelt wird. Aber es liegt darin, dass in allem als weltlich Konstituierten vorweg ein Kern bloßer Natur steckt, der durch abstraktiven „Abbau“ aller Prädikate objektiven Geistes jederzeit hervortreten kann. Die Konstitution der Natur ist die an sich erste, immer fundierend, von vornherein untrennbar verflochten mit der Konstitution der Leiblichkeit, die als System von Organen das erste „geistige“ Objekt ist (aber eigentlich schon in der Primordialität in einer primordialen Zweckbedeutung konstituiert ist und so in der Konstitution der fremden Subjekte als Anderer und in der Konstitution der objektiven Menschlichkeit und der objektiven Welt selbst fungiert). Und jedes Sich-Verändern, das Ausdruck einer Handlung, einer Zwecktätigkeit und – abgeschlossen – des erzielten Zweckes selbst ist, ist seinem Kern nach Einheit des Naturobjekts mitbildend, und dieses Einheitliche ist Sein in einem Werden, das auch ohne Aktivität aus sich hätte werden können. Wird der geistige Sinn nicht miterfahren, so wird aus sich selbst werdende Natur gesehen. Der geistige Sinn ist eben eine mitapperzipierte bleibende Relationsbezüglichkeit auf mitappräsentierte Menschen, von ihnen konstitutiv dem Naturobjekt beigelegt und ganz notwendig und rechtmäßig. Das Naturobjekt in geistigem Sinn ist jeweils nicht aus sich selbst geworden, aber es hat auch ein Aus-Sich, einen Bestand, der eben außer der subjektiven Relativität ist, und steht unter einer Gesetzmäßigkeit des Seins, wonach es natürlich auch ebenso für sich hätte sein können – unter gewissen Bedingungen der Kausalität.1
1 Rb.: Cf. besonders Umschlag „Na“. Natur in verschiedenem Sinne. Natur und Naturwissenschaft.
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Nr. 91 Analyse der Zeitigung der Welt. Verharren im Wandel der strömenden Zeitigung und objektiv-zeitliches Verharren des realen Seins in seinen Veränderungen1 Die2 Welt als mein Phänomen – transzendental oder psychologisch im phänomenologischen Sinne.3 Die Welt, das Universum des für mich Seienden: zunächst sagt das, das Universum des mir (des uns) aktuell als seiend Geltenden, das Universum des für mich, des für uns, jetzt Seienden, und darin liegt zugleich: jetzt werdenden, sei es werdend ohne mein, ohne unser Zutun, von selbst, sei es werdend von uns her erwirkt, durch unser unmittelbares oder mittelbares Tätigsein, Handeln, seinen Werdensgehalt gewinnend. Also, die wirkliche, die aktuell seiende Welt, die für uns jetzt wirkliche und wirklich werdende, ist strömende Gegenwart, der künftigen Gegenwart – im Strömen – entgegen werdende, der künftigen Gegenwart, die als kontinuierlich strömend werdende Kontinuum von Gegenwarten ist, in jeder Phase ihre Zukunft hat, also immer wieder ihren endlosen Zukunftshorizont (als Horizont von kommenden Kontinuitäten von Gegenwarten) hat, einen immer wieder neuen. Dabei haben wir das urquellende Jetzt selbst als sich immerzu wandelnd. Das Jetzt wandelt sich durch den Übergangswandel des Werdens, als Neue-Jetzt-Verwirklichens, in das erledigte Jetzt; Aktualität des Seins als Aktualität des Strömend-Seins im werdenden Verwirklichen ist zugleich Übergang von Aktualität in kontinuierlich neue Aktualität und Übergang als Vergang des schon Aktualisierten in den Modus der Inaktualität – in den Modus des erledigten Seins, des Schon-Seins als gewesen und noch seiend und nun notwendig verharrend in seiner Gewesenheit – verharrend als das, worauf man immer wieder als dasselbe zurückkommen kann. Das aktuelle Sein hat als Jetzt-Sein einen Kern erledigtes Sein, schon Wirklich-, schon Verwirklicht-Seins und seinen Horizont des Erst-Werdens des Zu- oder Erst-zu-Verwirklichenden. Die eigentliche, reine Gegenwart, 1 Die Aufschrift auf dem Umschlag Bl. 48/61 bezieht sich auf die Texte Nr. 91–93: 1) Juli 1931, St. Märgen. Zur Gegebenheitsstruktur der Welt als Phänomen. Zeit und Zeitigung als Bestandstück der Welt in der natürlichen Einstellung, also ontisch. Konkrete Weltgegenwart. Das eigentlich Seiende (Gegenwart), in Wahrheit Seiende befasst Gegenwärtiges, Vergangenheit etc. Cf. die XR -Manuskripte von 1929. 2 Rb.: 1931 Juli, St. Märgen III. 3 Rb.: Das Problem der ersten und dann systematischen Auslegung der Welt als Phänomen. 1931 Juli. Zeit und Zeitigung der Welt als Bestandstück des Weltphänomens (ontisch).
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die im Jetzt neu realisiert, urquellend reines „jetzt wirklich“ ist, der Quellpunkt der Vergangenheit – Konstitution des dauernden Seins, eines Seins, das schon war und noch ist, das durch die Kontinuität der Vergangenheiten hindurchwährt, das von Gegenwart in die Zukunft hineinwird und so immerzu noch nicht ist und erst wird, und doch durch die Kontinuität des Werdens hindurch verharrt als verharrendes, dauerndes Sein; das Vergehen der Vergangenheit und doch das Sich-Forterben, das Fortdauern, Sich-selbstErhalten durch das Vergehen hindurch – in der strömenden Zeitlichkeit verharrendes Sein konstituiert. Wenn1 ich von Welt spreche, Welt, in der ich lebe, so ist sie Universum von real Seiendem, und zunächst überhaupt Universum von Seiendem im Sinne des Verharrenden, zunächst das Allgemeinste verharrenden Seins. Das verharrend Seiende ist verharrend in der strömenden Zeitigungsform, es ist als verharrend gegenwärtig, verharrend in der Gegenwart, im Jetzt, das strömend Sein als aktuelle Wirklichkeit in sich birgt und strömend sie in sich birgt, als im aktuellen Werden seiner Zukunft sich verwirklichend. Das Seiende verharrt – in der Kontinuität der Verwirklichung wandelt sich das Wirkliche im Sinne der Zeitigung, es ist und ist doch noch nicht wirklich, sofern es Zukunft hat, und ist schon wirklich, sofern es doch schon Gegenwart hat, schon Gegenwart, es ist schon verwirklicht in einem Bestand und noch nicht Gegenwart, sondern erst künftig sich verwirklichend, eben als sich gegenwärtigend. In diesem Wandel aber verharrt es. Es ist nur seiend, sofern es verharrt durch den Wandel der Zeit (der Zeitigung, der strömenden Wandlung der Gegenwärtigung). Was es jetzt ist, das verbleibt es, es behält Sein in der Form Jetzt-Sein durch den Wandel des Strömens.2 Seiendes ruht oder bewegt sich, verharrt unverändert oder als sich verändernd. Im Wandel des Strömens, in der verbleibenden Form von Gegenwart als schon seiend und Gegenwärtigung als kommend scheidet sich Verharren als unverändert Fortdauern und Verharren als Verharren des Seienden als dem Identischen in der Veränderung, also durch die Zeit der Veränderung verharrend.3 Das verharrende Seiende, das Seiende der Welt, die das Universum des real verharrenden Seins ist, ist weltzeitlich Seiendes. Die Weltzeit ist die Form, die invariable Form für alles „Seiende“, alles im realen Sinne Verharrende. 1
Rb.: Nochmals von Anfang an und ausführlicher. Rb.: Das identische Seiende, aber sich Verändernde. 3 Rb.: Verharren im zweiten Sinne, und auch Seiendes im neuen Sinne als real Seiendes, als Verharren in seinen Veränderungen. 2
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Das aktuell Seiende, die gegenwärtige, die jetzt wirkliche Welt ist als Welt des in „Ruhe“ und „Bewegung“ verharrenden Seins ein vonstatten gehender, hervorgehender, beständig strömender Vorgang stetiger Verwirklichung neuer Phasen des Vorgangs, als worin Verharrendes, Seiendes konstituiert ist. Das je schon Wirkliche ist je schon Verwirklichtes, dessen Verwirklichung vorüber, vergangen ist. Die Vergangenheit der Welt „ist nicht mehr“, die Welt ist als aktuell gegenwärtige, als vorgehende, als ständige Verwirklichung, ständiges Sein im Kommend-Sein, im Vorgang. Ihr Sein ist aber Sein aus Gewesensein, Sein im Vergang, der Vergang von Vorgang ist. Das Sein im strömenden Vorgang hat einen Horizont der Zukunft, als künftiges strömendes Sein im Modus Vorgang. Im lebendigen Vergehen verwirklicht sich das Strömend-Kommende, aber das strömende Kommen ist selbst ein Vorgehen, das sein Kommendes hat; für dies gilt dasselbe und so immer wieder. Zur Gegenwart als lebendig strömendes Vorgehen gehört ein endloser Horizont, und ein selbst strömender, im Strömen seinen Inhalt wandelnder, der künftige Vorgang einer Kontinuität von Vorgängen, die iterativ ineinander geschachtelt sind, sofern nämlich, was jetzt lebendig vorgeht, seinen unmittelbaren Horizont eines nächst kommenden Vorgehens hat, dieses wieder usw., so dass jeder im Horizont liegende künftige Voran-Vorgang Vorgang von seinem vorangehenden Vorgang ist, dieser wieder und so kontinuierlich zurück,1 wie andererseits ähnlich kontinuierlich im Vorwärts. Betrachtet man den vorgezeichneten Gesamthorizont, die total iterativ ineinander geschachtelte Kontinuität, so ist sie selbst als Einheit eines Vorganges anzusehen, der sich iterativ abwandelt und seinen iterativen Gesamthorizont vor sich hat wie andererseits hinter sich. Dem Zukunftshorizont als strömender Kontinuität der impliziten Iteration kommender Verwirklichungen von immer neuen Gegenwarten entspricht der universale Horizont der strömenden Vergangenheit. Das jetzt schon Wirkliche ist „so eben“ verwirklicht geworden, Verwirklichung eines soeben gewesenen „Kommenden“, dieses wieder und so immer wieder. Durch diese strömende Kontinuität der Vergangenheiten, einen endlosen Horizont wiederum iterativ ineinander geschachtelter Vergangenheiten, geht nun Einheit des verharrenden Seins. Jede schon seiende Gegenwart geht ein in die strömende Zukunft und geht so ein, dass sich verharrendes Sein als Identisches konstituiert, das jeweils sich verändert bzw. (als Grenzfall und -modus der Veränderung) „ruht“, und 1
Rb.: Das alles war schon auf dem ersten Blatt weiter und ausführlicher gesagt.
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gehen wir in den Horizont der Vergangenheit, so gilt für jede ihrer Phasen als Vergangenheiten von Gegenwarten in der Modifikation des Gewesenseins eben dasselbe. Die Form des real1 verharrenden Seins in diesem Strömen der aktuellen Gegenwart und der mitströmenden Horizonte, als ihr stetig zugehörender, ist die Zeit des real verharrenden Seins im realen Seinsuniversum. Diese „objektive“ Zeit ist selbst starre, verharrende Zeit gegenüber den zeitigenden Modis – aktuelle Gegenwart, aktuelle Vergangenheit und Zukunft. Dabei haben wir freilich das Merkwürdige, dass wir zu unterscheiden haben: 1) meine aktuelle Gegenwart und gegenwärtige etc. Welt, und von mir aus unsere; 2) die Idee der objektiven Zeit, der objektiven Zeit und der in ihr seienden Welt, die eine Welt der Veränderung (in Bewegung und Ruhe) ist, aber als erfüllte objektive Zeit verharrend ist gegenüber dem Strömen meiner aktuellen Weltgegenwart, -vergangenheit und -zukunft; 3) Aber ist die objektive Zeit ablösbar von diesem Strömen, das seinerseits untrennbar ist von mir und von uns als den Subjekten, welche die ursprünglichen Träger der „subjektiven“ Modi Jetzt, Soeben, Kommend und weiter Gegenwart, Vergangenheit, Zukunft sind? Wir sind selbst weltlich seiend und sind für uns selbst gegenwärtig, vergangen und künftig, und sind für uns selbst in der objektiven Zeit bzw. verharrend in der Welt verharrender Seiender, verharrend in Veränderung und Unveränderung, aber auch in dem anderen Sinne verharrend, nämlich im Wandel unserer subjektiven Zeitigung, in der wir für uns selbst uns objektiv zeitigen, eben objektiv seiend, in der objektiven Zeit (der Raumzeit) seiend. Demgemäß gehört nun zu jedem objektiven Weltzeitpunkt, in dem ich objektiv-zeitliches Sein habe (und wir es haben), eine aktuelle Gegenwart – entweder meine jetzt aktuelle Gegenwart oder eine vergangene aktuelle Gegenwart oder eine künftige; aber für jeden objektiven Zeitpunkt, der überhaupt für mich ist (als dem der Zeitwelt, die objektiv, aber doch für mich ist), gilt, dass er entweder aktuell jetziger ist, zu meiner und unserer Gegenwart gehöriger ist oder zu unserer Vergangenheit und Zukunft, und wenn ich vielleicht noch nicht war und Andere nicht waren (was doch möglich ist, da In-der-Welt-Sein Sein des Menschen und der Menschengenerationen besagt), so hat doch das zeitliche Sein notwendig den Sinn, wenn nicht JetztSein (was unser Jetzt ist), so Vergangen- oder Zukünftig-Sein in Beziehung auf dieses lebendige Jetzt. 1
Rb.: Seiendes als Verharrendes in Veränderung und Unveränderung = real.
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Vergangenheit ist aber und bleibt vergangene Gegenwart, Zukunft kommende Gegenwart. Die objektive Welt, die objektive Zeit erfüllt mit Seiendem, ist also in jedem ihrer objektiven Zeitpunkte entweder jetzt gegenwärtige oder durch dieses Jetzt als Abwandlungsmodus desselben bestimmte Vergangenheit bzw. Zukunft. Im strömenden Wandel des aktuellen Jetzt (meines, unseres) ist der objektive Zeitpunkt und sein Weltinhalt derselbe. Er ist, was er ist, als Identisches dieser zeitigenden Modi. Die Welt, als die für mich, für uns ist und für uns allein Sinn hat und Geltung hat, ist die identisch verharrende (mir als das identisch geltend) im strömenden Wechsel ihrer Zeitigungsmodi aktueller Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft; und so sehr ich diesen Strom der Zeitigungsweisen als subjektive Gegebenheitsweise der Zeit bezeichnen mag – Zeit selbst, objektive Welt selbst, als die für mich Seinssinn, Seinsgeltung hat, ist nur als Geltungseinheit dieses Strömens, also es „gehört“, und seine „Erscheinungsweisen“, Zeitigungsweisen von der Welt als Korrelat, zur Welt, aber sie sind nicht in der objektiven weltzeitlichen Stelle, die sie „darstellen“; andererseits sind sie aber, als zu den zeitigenden Subjekten, aber in anderem Sinne, „gehörig“, die selbst objektiv zeitliche sind, an den objektiven Zeitstellen lokalisiert, an denen diese es sind. Meine lebendige Gegenwart ist Gegenwartsmodus meines objektiven Seins, und untrennbar davon ist die gesamte Weltgegenwart als unsere weltliche Gegenwart; in ihrem zeitigenden Strömen konstituiert sich für mich, für uns ein objektiver Zeitpunkt als identisch derselbe, der jetzt ist und nachher war und in immer neuer Vergangenheit derselbe war. Dieser Wandel selbst ist ein von mir, von uns untrennbarer, die Zeitigung ist unsere, in und mit uns statthabend und nur so denkbare Zeitigung. Das führt aber schon in phänomenologische Tiefen, in die Fragen des tieferen Wie dieser Zeitigung. Wir haben objektiv zeitliche Welt gegeben in unserer subjektiven lebendigen „aktuellen“ Zeitigungsweise, in der strömenden Erscheinungsweise des jetzt gegenwärtig, jetzt vergangen, jetzt künftig. Versetzen wir uns in irgendein Vergangen, so ist es eine vergangene Gegenwart. In Beziehung darauf ist dieselbe objektive Zeitwelt in anderer Weise als vergangen und künftig charakterisiert, nämlich so, dass alle aktuell für mich seiende Vergangenheit später als das vergegenwärtigte Jetzt zur Zukunft rechnet, nämlich relativ dazu schon zukünftig ist, aber diese Zukunft ist selbst vergangene Zukunft, erledigte, soweit sie mit aktueller Vergangenheit sich deckt. Ebenso wenn ich mich in eine aktuelle Zukunftsstelle versetze, wird das vorangehende Stück aktueller Zukunft relativ zur Vergangenheit – es ist aktuelle künftige Vergangenheit.
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Bringe ich irgendeinen Zeitpunkt der Welt zur Anschauung, zur Selbstgebung als objektiven Weltzeitpunkt, so bin ich mit meinem aktuellen Jetzt dabei, sei es als vom Jetzt aus mich aktuell wiedererinnernd oder in einem Abwandlungsmodus der Wiedererinnerung auf den Zeitpunkt zurückbezogen, z. B. durch fremde Wiedererinnerung hindurch. Das führt auf letzte Fragen der Zeitkonstitution bzw. der Beziehung von Subjektivität und objektiver Zeit. Noch zu überlegen ist mit Rücksicht auf die erwähnte Doppelheit des Sinnes von Vorgang das Sein der objektiven Zeit, der erfüllten, als objektive Zeitwelt in der Weise einer seienden im objektiven Werden, wobei objektives Werden Veränderung ist und Sein Verharren in der Veränderung (Unveränderung eingeschlossen)1. Die objektive Zeit ist die Form objektiven Werdens, objektiver Veränderung, die alle einzelnen realen Seienden als Seiende im Werden (als verharrende) in eine Totalität fasst. Hier ist eine nichtumkehrbare Richtung des „Früher und Später“ vorgezeichnet, das „Gewordene“, das „Vorgegangene“ eines Vorgangs ist „später“ als das, „woraus“ es vorgegangen ist. Die Welttotalität einer objektiven Zeitphase (eines Zeitpunktes) hat die Form Raum, sie ist die Form der Koexistenz in einem Zeitpunkt. Das universale Problem der Kausalität: Kausalität ist nichts anderes als Unselbständigkeit jeder Zeitstrecke, jedes Jetztpunktes als Grenze der Zeitstrecke, jede impliziert die ganze Zeit, die aus ihm wird, und ist selbst Totalfolge jeder früheren in kontinuierlicher Mittelbarkeit. Das betrifft den totalen Zeitpunkt, also den jeweils erfüllten Raum. Aber es fragt sich, was diese feste einsinnige Weltfolge letztlich bedeutet – für die Welt, die die in unserem Leben und in den Zeitigungsmodi der Gegenwart etc. konstituierte ist – Zeitigungsmodi, die selbst ihre tieferen Weisen der Zeitigung haben, der einzelsubjektiven und intersubjektiven Konstitution, durch die sie selbst ihren subjektiven Sinn gewinnen. Wir haben die Welt als für uns seiende Zeitwelt ausgelegt – in einigen Schritten: das Wie des Für-uns-Seins in unseren wechselnden Erscheinungsweisen und zunächst nur der Erscheinungsweisen, durch die die Zeitwelt als solche hinsichtlich ihrer Zeitlichkeit erscheint. 1 Rb.: Der objektive Vorgang – die objektive, unverändert verharrende Koexistenz, die objektiv verharrende in der objektiven Veränderung – primordiale Konstitution von Dingen, dinglichen Vorgängen, intersubjektive Konstitution. Für die darstellende Objektivierung vorausgesetzt immanente Koexistenz und Sukzession, primordial konstituierte, sich immanent darstellende, dann intersubjektive Koexistenz von Subjekten und ihren Immanenzen und Primordialitäten.
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Nr. 92 Die Welt in der Einstimmigkeit und Modalisierung der Erfahrung Die Welt ist im Wechsel der subjektiven Gegebenheitsweisen vorgegeben, konkret als Welt „unserer Erfahrung“. Früher ist die Gegebenheitsweise der Welt in der Art, dass reale Einzelheiten in einzelnen Beschäftigungen mit ihnen gegeben sind bzw. einzeln sich abheben, sich aufdrängen, sich ihnen zuzuwenden. Aber zum Einzelnen gehört sein Hintergrund, sein Horizont – unter welchen Titeln viel zu sagen ist. Die Welt als Universum der Einzelheiten ist erst gegenständlich, wird erst Thema der Beschäftigung, wenn (in besonderer Motivation) dieses „Universum“, das Überhaupt, die Allheit, zur Leistung gekommen ist, eine Überschau, ein in eine Einheit Fassen im Fortgang von Einzelheiten, Gruppen von Einzelheiten, zu anderen, im Fortgang sie Festhalten im „Und-so-Weiter“, im „Überhaupt“ Umgreifen. Das aber bleibt zunächst relativ; Wahrnehmungsgesamtfeld, Überschau über das, was ich jetzt wahrnehme, aber Fortgang in der Verknüpfung von Wahrnehmungsfeldern, „Und-so-Weiter“. Erinnerung und Erinnerungsfelder für die Vergangenheit, Miterfahrung der Anderen, Umwelt als Heimwelt, Synthesis von Heimwelten. Letztlich die „idealisierende“, die logische Konstruktion eines Weltalls. Aber nähere Betrachtung zeigt, dass dabei schon gleichsam eine Auswahl getroffen ist, die Intention geht auf Einstimmigkeit der „Erfahrung“, wobei Erfahrung die Weise der Selbstgebung besagt. Weltliches und Welt selbst ist immerzu erfahren als selbstgegenwärtige Welt und selbstgegeben in ihrer Vergangenheit, als selbstvorgeschaute der Zukunft. Die Einstimmigkeit ist Einstimmigkeit meiner Erfahrung, meiner individuellen, und zugleich soll sie sein Einstimmigkeit aller Erfahrung. Darin liegt als vertraut, dass Erfahrung nicht immer einstimmig ist, aber im Ganzen genommen sich zur Einstimmigkeit durchkorrigiert. Darin liegt ferner, dass, wie ich erfahre, die Erfahrungen der Anderen schon als zur Einstimmigkeit je für sich gekommene mit Anderen und mit meiner individuellen eigenen nicht zusammenstimmen müssen, wobei noch in Frage kommt, dass die Anderen für mich selbst weltlich nur sind aus der Einstimmigkeit der Erfahrung, die sie zunächst für mich als mitseiende Andere haben, aber auch die sie für Andere haben, wobei ich auch dies aus eigener Erfahrung her in Geltung haben muss. Das sind also sehr komplizierte Zusammenhänge und Beschreibungen für das Wie der einstimmigen Gegebenheit der Welt, in der sie als seiende
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gilt – zunächst als gegenwärtige und in der einstimmigen Gegebenheit ohne Weiteres geltend als seiend. Aber als das ist sie noch nicht in Wahrheit seiend, selbst wenn ich in der strömenden Gesamterfahrung, die mir als intersubjektiv einstimmige sich zeigt, wie lange auch immer, zu keiner Modalisierung komme. Ihre Möglichkeit bleibt immerzu offene, und aus der Möglichkeit wird oft genug faktische Wirklichkeit, d. h. „es stimmt doch nicht“. Nun ist noch nicht Rücksicht genommen auf den Unterschied von passiv verlaufender und passiv zur Einstimmigkeit sich gestaltender Erfahrung und meiner bzw. unserer Aktivität, welche immerzu leistend auf schon geltende Welt bezogen ist und jedenfalls das erfahrende Leben, das vorgegebene Welt konstituierende, beeinflusst. Unter Umständen ist die Aktivität aktive Intention auf die Herstellung einstimmigen Seins, und zwar als nach seiner Einstimmigkeit gegenüber einbrechenden Zweifeln und Scheinen zu sichernden, oder Aktivität des auf Sein und Sosein Gerichteten, und speziell auf gesichertes Sein und Sosein. Nun gehört für uns, die wir nicht nur überhaupt über vorgegebene Welt reflektieren, sondern das als Wissenschaftler tun, zur vorgegebenen Welt von vornherein Wissenschaft und Wissenschaftler neben und in Koexistenz mit mir, und wir sind dabei einig in der Intention auf wahres Sein und prädikative Wahrheit in haltbaren, jederzeit verfügbaren Aussagen, Aussagenverbänden fixiert. Wir haben nicht nur überhaupt vorgegebene Welt, wir haben die Intention angenommen und haben entsprechende Habitualitäten ausgebildet, mit der Richtung auf das wahre Sein der uns schon geltenden und schon einstimmig für uns seienden Welt. Bei allem gelegentlichen Verfallen unserer Einstimmigkeiten, unserer individuellen und unserer intersubjektiv vergemeinschafteten, haben wir im Voraus die natürlich erwachsende Erfahrungsgewissheit, dass sich wie bisher im Erfahrungsverlauf intersubjektive Einstimmigkeit wieder herstellen wird. Aber bei dieser Relativität, die immer wieder Brüche der Einstimmigkeit offen lässt, wollen wir uns nicht begnügen. Uns leitet die Idee einer an sich wahren Welt und die einer Wissenschaft als Methode, als eine kunstmäßige intersubjektive Leistung, durch die wir, wir miteinander strebende und einander fördernde Wissenschaftler, Wahrheiten als unbedingt gültige, für jedermann identisch erzielbare zu gewinnen suchen1, für jedermann, der überhaupt die Methode richtig versteht und übt. Ich sagte: Für uns, die wir Wissenschaftler sind, für mich und jeden, der als solcher über die vorgegebene Welt reflektiert, gehört Wissenschaft als Ergebnisleistung der Wissenschaftler und mit ihnen selbst zur vorgegebenen Welt. 1
Statt suchen Ms. sind.
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Aber das nicht nur in der Weise wie sonstige Kulturleistungen und ebenfalls auf intersubjektiver Vergemeinschaftung beruhende Kulturleistungen (wie Staatsverfassungen, wie Kirchen usw.), vielmehr für mich als Wissenschaftler hat die Welt, die doch das Thema der Wissenschaften ist, auch Sinnbestimmungen von der Wissenschaft, die sich mehr oder minder durch Mitteilung, und in verschiedenen Stufen der Unklarheit und Verzerrung, auch auf andere Menschen erstrecken. Die Welt nimmt also aus dem wissenschaftlichen Leisten für diejenigen, die die wissenschaftlichen Ergebnisse sich zugeeignet haben, hinsichtlich der entsprechenden Formen (wie Raum und Zeit durch die Mathematik), Gebiete, Einzelobjekte der Gebiete Sinngehalte und wissenschaftlichen Geltungscharakter an. Nennen wir die uns vorgegebene Welt Welt der Erfahrung, so ist das ganz korrekt, sofern durch unser Leben kontinuierlich (unser waches Leben) Erfahrung als Selbstgebung von Dingen, von Realitäten jeder Art und in entsprechender Weise für das je zu bildende Universum „All des Seienden“ Selbstgebung, Wahrnehmung etc. hindurchgeht. Aber das jeweils als selbstgegeben Charakterisierte hat eben auch Sinnschichten, Schichten der Mitgeltung, die eventuell dem wissenschaftlichen Erkennen entstammen, das nicht Selbstgebung für das weltlich Vorgegebene bedeutet, sondern (in actu) Selbstgebung für die auf das Vorgegebene bezogene „Wahrheit“.
Nr. 93 Das Verharren von Weltlichem a) Verharren im strömenden, sich wandelnden Währen und Verharren als objektive Veränderung Das mundan Seiende ist substanziell seiend, d. i. verharrend in seinen Veränderungen. Welche Weisen des Verharrens bzw. der Veränderungen, in denen Seiendes verharrt, seine Identität erhält, sind zu unterscheiden? Fürs Erste haben wir als Urform des Verharrens bzw. der Veränderung diejenige, in der aus dem umweltlich anschaulichen Seienden im ersten Sinne, dem seiner ersten Zeitlichkeit, sich das Seiende im Modus des absolut identischen An-Sich und so die Welt als die an sich seiende Welt in der absolut identischen Zeit konstituiert. Seiend im ersten Sinne ist das Gegenwärtige und so die Welt in universaler Gegenwart. Dahinter liegt das „Nicht-mehr“-Seiende, das Gewesene, die
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vergangene Welt, voran liegt die kommende, künftige Welt, die nicht ist, sondern sein wird.1 Das Seiende, das aktuell Gegenwärtige, ist aber in einem kontinuierlichen „Währen“, Fortdauern, indem es seine lebendige, unmittelbare Zukunft kontinuierlich gegenwärtigt und das schon Gegenwärtige in die unmittelbare Vergangenheit versinken lässt. In diesem Wandlungsprozess verharrt das erste Seiende, es ist das Identische in diesem lebendigen Währen. Aber das Währen, in dem das Seiende als Seiendes in diesem ersten Sinne, als lebendige Gegenwart, ist, „geht vorüber“, das gegenwärtige Seiende verwandelt sich in seine Vergangenheit, und diese Vergangenheit ist selbst in beständigem Wandel. Ist das konkrete Gegenwärtige vorüber, so ist ein neues Gegenwärtiges bzw. noch gegenwärtig ein Mitgegenwärtiges, ein anderes Seiendes, das dieselbe Gegenwart hat, sofern es in der Einheit des gegenwärtigenden Strömens mit ihm Strömendes ist, das aber noch fortwähren kann, nachdem das erstere Seiende nicht mehr im Währen, sondern konkret vergangen ist. Jedes Seiende, jedes lebendig gegenwärtige Seiende ist in einer seienden Gegenwartswelt, die kontinuierlich lebendige Gegenwart ist und es in dieser Weise ist, dass Einzelseiendes „vergeht“, aber zugleich und in Notwendigkeit anderes Seiendes noch währt oder ins Währen eintritt.2 In diesem Strömen der konkret lebendigen Allgegenwart und im strömenden Währen und Vergehen jeder Einzelgegenwart erwirbt sich jedes Seiende und das All des Seienden in diesem ersten Sinne seine objektive Zeit und Sein, absolut identisches Verharren in der objektiven Zeit. Das objektivzeitlich Seiende ist eines und dasselbe, nicht nur im Wandel seiner lebendigen Gegenwart, sondern auch im Übergang in die fernere Vergangenheit und im Wandel der Vergangenheiten. Und so geartet ist die universale Gegenwart, dass sie einen Stil der Zukunft, Kommendes als kommend Gegenwärtiges, vorzeichnet, und jedes künftig Seiende ist im Wandel seiner Künftigkeiten, 1 Rb.: Horizont jedes (nämlich gegenwärtig) „eigentlich Seienden“ – das eigentlich nicht mehr und noch nicht mehr Seiende, doch im Wahrheitssinn mit bestimmtem Inhalt Seiende – Vergangenheit – Zukunft. 2 Rb.: In der lebendigen Gegenwart, konkret genommen, beschreiben wir als invariante Form, wie immer der Inhalt wechseln mag, und zwar indem wir ihr Strömen analysieren, die „Momente“ dieses Strömens und je das urquellende Momentan-Jetzt; die konkrete momentane Total-Gegenwart und darin eine Kontinuität mit einem momentan-objektiven Jetzt und die Kontinuität der jetzt momentan mitseienden Vergangenen etc. Im Strömen konstituiert das Objekt-Jetzt, sich wandelnd in sein Vergangen, einen Objekt-Zeitpunkt, und so erwächst, da die Form starr bleibt und immer neuen Inhalt annimmt, die Sukzessionszeit als starre kontinuierliche Punktmannigfaltigkeit.
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nämlich im Wandel des Kommens, bis zur Verwirklichung als lebendige Gegenwart und dann im Wandel der nachfolgenden Vergangenheiten ein und dasselbe. Es1 ist in diesem Wandel, dem alles Seiende im ersten Sinne unterliegt und dann seine Abwandlungsmodi des Nicht-Mehr und Noch-Nicht hat, das identisch Verharrende und die universale Verharrungsform (selbst absolut identisch verharrend) die objektive Zeit als universale Sukzession. Alles, was in ihr als objektiv seiend, einzeln und universal, alles, was konkret am objektiv weltlich Seienden aufweisbar ist, ist in diesem Sinne im Strömen, nämlich dem der Vergangenheiten und Künftigkeiten, und als Verharrendes konstituiert, also auch die jedem Objektiven eigenen Merkmale jeder Art als identisch verharrende. Dahin gehört auch die zu den Objekten gehörige Raumgestalt jedes objektiven Zeitpunktes. In diesem Sinne verharrt die Sukzessionszeit selbst und in ihr alle Strecken, darin die Dauerstrecken jedes Objekts, als objektive eindimensionale Punktmannigfaltigkeit, und der objektive Raum als identische Form der Mehrheit von gleichzeitig seienden Objekten und als Dimension in der objektiven Totalform der Welt. So sind nun alle objektiven Veränderungen in dem beschriebenen Sinne schon durch Verharren gezeitigt; die Veränderungen neuer Art, die aber in der objektiven Zeitwelt allein in Frage kommen und alle bezogen sind auf das erste, was einem Objekt zukommt, die Dauer. (Objektives Dauern verweist natürlich, wie alles Objektive, zurück auf ein Dauern im Sinne von lebendig Währen, aber objektives Dauern selbst ist Eine-absolut-identischeDauer-Haben, und es ist die verharrende Einheit, die resultiert, wenn wir das Fortwähren als jetzt Währen, als vergangenes Fortwähren, gewährt haben als identisch dasselbe und jede Vergangenheit als dieselbe betrachten – als Strecke der objektiven Zeit.) Und in jedem Zeitpunkt hat jedes Seiende seine objektive Raumgestalt.2 Diese „Objektivität“ ist aber bloß diejenige, welche sich im Strömen der Zeitmodi Gegenwart, Vergangenheit, Zukunft konstituiert. Betrachten wir aber eine strömende Gegenwart, so findet in ihr nicht der bloße Wandel statt, in dem das Jetzt in das Soeben übergeht etc. Vielmehr: Jedes Seiende im Modus Gegenwärtig-Währendes zeigt noch in diesem währenden Sein eine zweite Serie von Wandlungen, in denen es verharrt, und das sind die der 1
Rb.: Die Urform: Die sukzessive Zeit, die identische Form des Vergehens und Kommens. Rb.: Es ist doch nicht richtig, Raum als Dimension der „Vollzeit“ anzusehen, da der Ursprung doch verschieden ist; aber es handelt sich um die ontologisch individuelle Form alles seienden Weltlichen und die ontologische Universalform der Welt, an der alles, was Welt ist, wie immer sein Was-Gehalt sonst ist, Anteil haben muss. 2
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objektiven Veränderungen, die des objektiv zeitlich Seienden, konstituierenden. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass sie nicht wie die ersten Wandlungen in unabänderlicher Notwendigkeit, in absolut fester Form, verlaufen, sondern dass hier Veränderung Unveränderung als Gegenmöglichkeit neben sich hat. Doch die Beschreibung muss genauer sein. b) Zur „lebendigen Gegenwart“ der Welt mit dem Horizont der gesamten Vergangenheit und Zukunft Aber diese Darstellung hat noch eine gefährliche Vieldeutigkeit und bedarf überhaupt wesentlicher Ergänzung. Welt erfahrend, erfahre ich Welt in breiter Gegenwart, wahrnehmungsmäßig ganz ursprünglich erfahre ich Welt, die jetzt ist und ist in beständigem „Vergehen“ und „Erstehen“. Ich erfahre weltliche Objekte als im Wirklich-Sein – Jetzt-Sein – verharrend, eben in diesem strömenden Ineinander von Jetzt-es-Werden, Stetig-zum-Seinkommen-und-Vergehen, Vergangen-Werden. Dieser Prozess in der Breite der Lebendigkeit konstituiert synthetisch breite Gegenwart; und was sich da als gegenwärtig konstituiert, ist selbst im Strömen und konstituiert im Strömen noch breitere Gegenwarten, obschon diese Synthesis und dieses Strömen nicht mehr eine Präsenz ist und konkrete lebendige Gegenwart,1 als Form in einer Objektwahrnehmung und des jeweiligen WahrnehmungsweltFeldes, ein ausgezeichneter, eben zum Wahrgenommenen selbst gehöriger Begriff ist. Zur konkreten Weltgegenwart gehört dann ihre Weltvergangenheit und Weltzukunft. Die Relativität der möglichen Weiter-Fassungen der breiten Gegenwart (Stunde, Tag, Jahr, Jahrhundert etc.) macht es, dass wir schließlich zur Welt in der universalen Zeit kommen, aber als die Welt, die gegenwärtig ist und den über ihre Gegenwart hinausreichenden Horizont der gesamten Vergangenheit und gesamten Zukunft hat. Wir gewinnen damit also die Welt in ihrer totalen Zeitlichkeit, aber als die für uns jetzt seiende mit der Totalität ihrer Jetzt-Gewesenheiten und Jetzt-Zukünftigkeiten, und zwar vermöge der aktuellen Gegenwart als im Strömen sich konstituierende, als die eine identische Welt, die im Strömen dieser „Gegebenheitsweise“ oder Seinsweise immerfort die Welt, die eine und selbe ist, die immerfort gegenwärtige, immerfort in der eigentlichen Wirklichkeit seiende, also immerfort Wirklichkeit der Gegenwart habende, aber auch Wirklichkeit der vergangenen Gegenwarten in ihrer Kontinuität, 1
Rb.: Konkrete („breite“) Gegenwart.
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der Vergangenheiten als Vergangenheiten, wie andererseits die horizonthaft vorgezeichneten, im Voraus geltenden Zukünftigkeiten. Mit diesen Horizonten als universalen Horizonten ist sie, die Welt, in der Allzeitlichkeit Gegenwart, Wirklichkeit, aber Wirklichkeit im Strömen, jeweilig als so gegenwärtige, mit dem und dem eigentlichen Wirklichkeitsgehalt seiende (der sich schließlich reduziert auf die eigentlichste, urimpressionale Wirklichkeit des urquellenden Weltjetzt); aber eben darin bloß subjektive Erscheinungsform, dass Gegenwart, Vergangenheit, Zukunft subjektive Modalitäten sind, bezogen auf mein strömendes Erfahren, also auf mein eigenes Sein (und von da unser Sein); das Sein ist in subjektivem strömendem Für-sich-selbstund-in-sich-selbst-Sein. Andererseits ist Welt doch nur in diesem Fluss der Modalitäten, und das sich in diesem Fluss Konstituierende ist von diesem Fluss nicht abzutrennen und ist selbst als Konstituiertes in einem fließenden Modus, der nur ideell überwindbar ist durch die Idee der unendlichen Zeit und der in ihr seienden Welt, der sozusagen mathematischen Welt, die aber nichts ist als eine logisch ideale Konstruktion. Konstruieren wir in der Aktualität der Gegenwart die Unendlichkeit der Zeitwelt, durchlaufen wir die Vergangenheiten in Wiedererinnerungen oder Quasi-Wiedererinnerungen und die Zukünftigkeiten in Quasi-Vorerinnerungen, so konstruieren wir ideell eine unendliche Synthesis in einer allumspannenden Unendlichkeit des Strömens von Gegenwarten, als ob das Strömen vollendet wäre und wir, von der faktischen Gegenwart und irgendeiner faktischen Zeit befreit, nur ihre synthetische Einheit hätten. Aber so bedeutsam diese Ideenbildung ist, so groß ihre wissenschaftliche Funktion für eine Welterkenntnis, die absolute Welt selbst in der unendlichen Weltzeit ist eben doch nur Idee der in infinitum fortlaufend gedachten Synthesis für uns, die wir immer nur die Welt, und in ihrer tatsächlichen Wirklichkeit als Welt dieser Gegenwart, haben, nur mit ihren Horizonten und mit dem strömend synthetisch Sich-Konstituieren und Sich-konstituiert-Haben und -konstituieren-Werden. Das alles in einer a priori vorgezeichneten Form, die wir durch die Ideenbildung beherrschen. Gegenwart, die Zeitmodalitäten gehören zur Welt selbst. Eines jeden Gegenwart ist von ihm erfahren, aber identisch dieselbe erfährt jeder andere innerhalb des Wir, das das Füreinander-gegenwärtig-Sein bezeichnet. Und so ist die Zeit selbst als Weltzeit seiend im seienden „Strom der Zeit“, in der Synthesis der jeweils im Modus Gegenwart seienden und verströmenden Zeitmodalitäten. Nun ist aber dieser objektive Strom der Zeitmodalitäten mit der darin sich fortgesetzt konstituierenden Einheit mir, dem Erfahrenden, als der Strom der Welt, als ihre Form, gegeben bzw. sie selbst immerzu in dieser Form. So
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sehr nun diese Gegebenheit auf mein eigenes Sein und das meines „Wir“ zurückverweist, so ist es mit dieser Erkenntnis nicht getan. Vielmehr kommt es darauf an, in das Wie dieser Subjektbeziehung bzw. dieser Gegebenheit für mich einzugehen, auch wenn ich abstraktiv absehe von der Weise, wie die für mich mitgegenwärtig seienden Anderen für die Welterfahrung fungieren (wie Welt und Weltzeit für mich den Sinn einer für alle daseienden, für alle zugänglichen Welt (und darin ihrer Zeit) gewinnt), so hat doch schon für mich in meinem primordialen eigenen Sein Welt als seiende in Zeitmodalitäten einen einheitlichen Sinn, der sich in sehr komplizierten Synthesen in meiner Immanenz konstituiert. Hier ist zu unterscheiden das universale Strömen, in dem sich die immanente Zeit konstituiert, und das Strömen, das aktuelle und potenzielle, in dem sich für mich eine objektive Zeitlichkeit, Weltzeit als Raumzeit konstituiert. Alles Objektive konstituiert sich letztlich in der Immanenz; aber so sehr alles Mir-Erscheinen, alles Mit-irgendeinem-Sinn-mir-als-seiend-Gelten ein Erlebnis ist, das als immanent konstituiert zeitlich seiend ist (durch das Urphänomen des Strömens), so ist darum dieses Seiende nicht schon weltlich seiend, diese Zeit, diese Sukzession nicht schon weltliche, obschon die Erscheinungen von Weltlichem, als Erlebnisse des Erscheinens, Sukzession haben, so ist diese doch nicht die weltliche Sukzession und die Vorgänge im Erlebnisstrom nicht weltliche Vorgänge. Wie in der immanenten Synthesis Erscheinungen von Objektivem zustande kommen bzw. wie die schon in Aktualität und Potenzialität der immanenten Erlebniszeitsphäre kommenden und gehenden Erlebnisse (in ihren Zeitmodalitäten verströmend) durch Synthesis räumliche Welt für mich zeitigen in ihrer Zeit der Raumzeit – das ist das erste konstruktive Weltproblem.
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Nr. 941 Wie konstituiert sich die Einheit der fortdauernden Welt über die Pausen des Schlafs hinweg? Schlaf, Geburt und Tod als Konstitutionsprobleme2 Ich3 und, wie Ich, jedermann lebt als waches Ich in einem Bewusstseinsleben und verknüpft über die Wachperiode hindurch die Strecken der Wachheit zu einer Einheit.4 Ich meine hier nicht das verbindende schlafende Leben, dessen Art als „Seelenleben“ nicht aus direkter Erfahrung zugänglich ist (aus Selbstwahrnehmung, was ja Wachheit wäre), aber auch nicht aus direkter Einfühlung, in der das eingefühlte „Seelenleben“ wieder nur waches sein kann, sondern zunächst die Einheit in Form möglicher Erfahrung. „Der Weltlauf“ ist nicht unterbrochen, ich habe nur geschlafen. Ich hätte wachbleiben, ich hätte weitererfahren können, ich hätte das Ruhende weiter als ruhend, als verharrende Einheit in stetiger Forterfahrung erfahren können und das Bewegte als bewegt; ich hätte einem Gespräch oder der Vorlesung weiter folgen, die anderen Menschen meiner Umgebung weiter gegenwärtig haben, ihren Verrichtungen zusehen, mit ihnen gemeinsam zugreifen können usw. Ich habe nur geschlafen. Die mögliche Erfahrung gehört auch zu jeder faktischen, insbesondere der aktiv in gewissen Richtungen verlaufenden Wahrnehmung oder Erinnerung. Ich könnte statt dahin dorthin mich wenden, statt diese Dingseite jene mir zu Gesicht oder zur Hand bringen und hätte es auch früher können, obschon ich es nicht getan habe. Und so natürlich nicht nur für dingliche Sachen, sondern auch hinsichtlich der Erfahrung der Menschen und dieser in psychischer Hinsicht. Jedes Gespräch mit ihnen, von mir in gewissen mich gerade interessierenden Gesichtspunkten geleitet, eröffnet sie nach anderen Seiten ihres Lebens, ihrer Persönlichkeit, obschon hier die Verhältnisse natürlich 1
Die Bl. 62–67 von C 17 sind veröffentlicht in Hua XXXIV, S. 179–184. Die Aufschrift auf dem Umschlag Bl. 68/97 bezieht sich auf die Texte Nr. 94–97: März 1931. 22. III. 1931. Wie konstituiert sich die Einheit einer realen Zeiträumlichkeit bzw. die Einheit der realen Welt durch die getrennten Wachperioden hindurch? Welche Rolle spielen Schlaf, dann aber Geburt und Tod für die Konstitution der Welt? Wie führt die konstitutive Rückfrage, bzw. die ernstliche Durchführung einer „Weltanschauung“ auf Geburt und Tod? Die Unanschaulichkeit von Schlaf, Geburt, Tod. Darin Erweiterung des Begriffes der Primordialität auf eine intersubjektive Primordialität als Einheit intersubjektiver Wachheit (wacher lebendiger Gegenwart). Nicht fertig. Schlaf, Geburt, Tod. 3 Rb.: 22.III u. ff. 1931. 4 Rb.: Wie konstituiert sich die Einheit der die getrennten Wachperioden überbrückenden, durch sie hindurch fortdauernden, sich inzwischen fortverändernden Welt? 2
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nicht ebenso liegen wie bei physischen Sachen. Jedenfalls gibt es auch hier die Mannigfaltigkeit möglicher Erfahrung, die einen in seiner Allgemeinheit vertrauten Horizont der wirklichen Erfahrung ausmacht. Indem wir die Anderen erfahren, als Menschen, erfahren wir sie, wir in unserer Wachheit, nicht als bloße Körper, obschon auch als Körper. So sie erfahrend, sind sie für uns über das von dieser Körperlichkeit wirklich Erfahrene hinaus Indizes, genauer: Horizonte möglicher Erfahrung. Andererseits erfahren wir sie, was erst ihr Menschentum voll ausmacht, als seelische Subjekte, als Subjekte eines wachen – oder schlafenden – Innenlebens. Aber die Erfahrung ihres schlafenden seelischen Seins ist keine in diesem Sinn direkte und eigentliche Erfahrung, sondern indiziert hier nur die Potenzialität des Erwachens, insbesondere von uns her des Sie-Weckens. Unser eigenes Schlafen erkennen wir aus welcher Erfahrung? Wir kennen das „Einschlafen“ und die ihm eigentümliche Entspannung und Verarmung des Bewusstseinslebens, und das Aufwachen als plötzliches Wiederhaben eines Wahrnehmungsfeldes, und zwar als Weltfeld, das, wenn es auch völlig neu wäre, doch genau besehen einen Kern von Bekanntem, ja des Allerbekanntesten hat, nämlich unseren eigenen Leib. Wie kommt es aber konstitutiv-ursprünglich zur Identifikation des Leibes, den ich jetzt habe, mit dem in früherer Wachheit? Ich verstehe ihn sogleich als Leib, über den ich verfügen kann, wie ich ihn verstehe als Ding, das ich mir allseitig ansehen kann. Von da geht die Weckung von Wiedererinnerungen aus. Ist damit schon klar, wie es zur Apperzeption meines Körpers als eines über die „Schlafpause“ fortdauernden kommt? Wenn ich erwachend „dieselbe“ Umgebung, dasselbe Zimmer mit denselben Sachen, dasselbe Eisenbahnabteil usw. finde, besagt diese Selbigkeit ohne weiteres schon Fortdauer über eine Schlafpause, mit dem Sinn zugleich möglicher Fortführung wacher Erfahrung? Man sieht voraus, dass hier eine Genesis im Spiel ist, die ihre Wege über die Fremderfahrung nimmt, und dass das Kind in früher Kindheit noch keine „Vorstellung“ von Schlafpausen, von einer durchgehenden Zeit hat, die subjektiv erfahrbar ist als Zeit, die verschiedene Wachheiten verbindet, die getrennt sind durch Pausen des Schlafes. Jede Wachheitsperiode grenzt sich ab durch den Anfangsmodus des Einschlafens und den Endmodus des Erwachens, in dem das neue Wachfeld anhebt – aber wie sieht die Verknüpfung aus, wie die Zeitlichkeit? Halten wir uns in einer einheitlichen Wachheit – im Nachmalig erinnere ich mich an ein Vormalig und was da passiert ist. Die auftauchende Vergangenheit hat ihren Horizont (vergangener) Zukunft, die nicht ein bloßer
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Erwartungshorizont ist mit aller Unbestimmtheit der Erwartung bzw. der Zukunftskontinuität, sie ist kein bloßes Feld von unbestimmten Möglichkeiten mit einiger bestimmender Vorzeichnung. Sie ist Zukunft, die sich im vergangenen Eintreten schon bestimmt hat, als Gegebenheit wirklicher fortgegangener Wahrnehmung. Die Wiedererinnerung, die ein Vergangenheitsbild, ein Bild vergangener gegenständlicher Gegenwart, bei der ich selbst war, auftauchen lässt, hat einen Horizont, der in sich den Niederschlag der schon verlaufenen Zukunft in sich trägt und begreiflicherweise einen unmittelbaren Eindruck von weit zurück, ziemlich weit etc. trägt, eventuell Niederschlag der Messung nach Stunden. In dem liegt die Potenzialität, diese Vorweisung wahr zu machen in erfüllender Auslegung dessen, was schon war, schon weiter folgend geschehen war. Wie aber, wenn wir erwachen und das Gestern auftaucht, oder im Wiedererkennen der Gegenstände um uns (jetzt im Morgenlichte) „beschlossen“ sein soll, dass es dieselben sind, die wir früher und jedenfalls vor dem Erwachen erfahren hatten, dass sie „noch immer da“ sind? Taucht hier eine Wiedererinnerung auf, ist da nicht bevorzugt wieder das Erwachen, wieder die Dinge in der Morgenbeleuchtung etc.? Sie führen mit sich den Horizont des Tages – bis zum Einschlafen. Aber reicht es weiter? Sind wir am Einschlafen, haben wir Vergangenheit, aber diese Vergangenheit hat keinen Horizont, der einlösbar ist durch eine in abgehobenen, also wachen Akten verlaufende nächste Zukunft. Nun haben wir freilich den Modus des Traumes nicht berücksichtigt, mit seinen Traumakten, geträumten Dingen, Erlebnissen, Verhandlungen etc. Aber hilft das etwas, um etwa durch die Traumzeit eine Zwischenzeit herzustellen? Die Zwischenzeit ist ja eine ernstliche und nicht eine Traumzeit. Ist sie als Ernstzeit in der Form „Schlafpause“ konstituiert, dann ist die Traumzeit analog wie eine sich forterstreckende Phantasiewirklichkeit und Phantasiezeit in der wirklichen Zeit unserer Erfahrung: wenn wir nämlich, während die Erfahrung als wirkliche fortläuft, in ein Phantasieren versinken und nachher „wiedererwachend“ die Phantasiezeit wie die Phantasiewelt in „Deckung“ finden mit der wirklichen, aber in der Überdeckung des Streites, in der die Phantasie den Charakter des Nichtigen erhält. Zu bedenken ist aber jedenfalls, dass die Erinnerung nach dem Erwachen vom Schlaf eine Vergangenheit ergibt, ebenso wie eine Erinnerung, die innerhalb einer Wachheit selbst verläuft. Aber wir müssen andererseits den großen Unterschied nicht übersehen, dass solche Erinnerungen, die innerhalb einer Wachheit auftreten, einen Erfüllungshorizont bestimmter Zukunft haben bzw. in bestimmten Wiedererinnerungen sich kontinuierlich
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erfüllen, während eine Erinnerung aus einer anderen Wachheit nie über diese hinaus vorzeichnen kann, also mit ihrem Latein zu Ende ist bei dem Modus Einschlafen. Es ist also jetzt die Frage, was der Konnex mit Anderen leisten kann und – da wir keine genetischen Erfindungen machen und das Genetische schon in der Geltungsfundierung des Statischen auftreten muss – wie wir über die Anderen zu einer „objektiven Zeit“ kommen, deutlicher zu Schlafpausen und zur zeitlichen Interpretation des Seins der Dinge durch meine und aller Menschen Schlafpausen hindurch. Voraus liegt natürlich die Vergemeinschaftung von wachem Ich mit andern wachen Ich unter Konstitution von objektiv-raumzeitlichem Dasein. Muss man hier eine ideale Konstruktion durchführen? Nämlich die Idee einer ununterbrochen bleibenden Wachheit allererst voraussetzen und damit sozusagen glatte (normale) Konstitution intersubjektiv raumzeitlicher Welt? Oder besser: Ausgang von meiner wachen lebendigen Gegenwart, in der ich mir zu fingieren versuche, dass meine Vergangenheit keine Erinnerungsstelle des „Erwachens“ enthält. Darin wäre also konstituiert eine offene räumliche Gegenwart und eine offene Zeitwelt auch nach Vergangenheit und Zukunft. In dieser offenen Welt sind Andere, leiblich waltend, leiblich sehend, hörend, hantierend, stoßend usw. wie ich, wie ich mit denselben Wahrnehmungsdingen beschäftigt, etc., die in der Welt leben, für mich in lebendiger Gegenwärtigung leben, lebendig strömende Konstitution von Zeitwelt durchleben, darin kontinuierliche Welterfahrung in mannigfaltigen Erfahrungen und ihren synthetischen Einigungen vollziehen, und, in all dem fundiert in Erfahrungen von Anderen als Mitdaseienden und Mitlebenden, Mitkonstituierenden, sich mit ihnen in Erfahrungs- und Lebensgemeinschaft wissen. Nehmen wir jetzt Wiedererinnerung an Einschlafen oder gleich eine Kette von solchen Wiedererinnerungen an, und zwar in der normalen Form: Ich habe mich zu Bett gelegt (oder sonst in einer bestimmten körperlichumweltlichen Situation zur Ruhe gelegt); und ich erinnere mich dann auch an das Erwachen. Nachher heißt es „Ich liege ‚noch‘ zu Bett“, konstitutiv vorher aber zunächst nur „Ich liege zu Bett“, in derselben, körperlich mit dem Bett und der übrigen Nahumgebung, in derselben vereinten Situation. Das „noch“ ist natürlich das Problem. Welche Bedeutung kann diese Identifikation haben – also die zwischen einer lebendig wahrnehmungsmäßigen sich ursprünglich fortkonstituierenden raumzeitlichen Gegenwart und einer wiedererinnerungsmäßig vergegenwärtigten Vergangenheit?
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Allgemein ist zu sagen: Wenn immer solche räumliche Gegenwart konstituiert ist in lebendiger wahrnehmungsmäßiger Zeitigung und die Wiedererinnerung eine ebensolche, und inhaltlich übereinstimmende Gegenwart als Vergangenheit, reproduziert, muss eine synthetische Deckung eintreten. Aber das besagt zunächst weder „Identität“ noch „Verschiedenheit aber Gleichheit“ im gewöhnlichen Wortsinn. Ist Welt im vollen Sinne schon in Geltung und jede Wahrnehmungsgegebenheit oder Erinnerungsgegebenheit mit dem vollsinnigen Welthorizont ausgestattet, also Erfahrung von Weltlichem dieses vollen Sinnes (wie ich wiederholen muss), dann hat Identität die Bedeutung von individuell selbem Realen und Nicht-Identität die von realer Gleichheit. Die erstere hat die individuelle Form der raumzeitlichen Lage, zu der raumzeitliche Gestalt gehört, die also individuierte und individuierende Gestalt ist. Die andere hat die Individualform des Lagenkomplexes, des raumzeitlichen Außereinander der individuellen Gestalten, und das ist eine fundierte Gestalt, eine Gestalt höherer Stufe, selbst individuelle Lage und selbst wieder eventuell eingehend in individuelle Gestalten höherer Stufe. Aber das gehört zum Konstitutionsproblem, wenn die raumzeitliche Individuation so weit vollendet ist, also wirklich schon Welt erfahren ist. Für die für uns ja schon seiende Welt besagt das: Wann haben wir die intentionale Explikation der jederzeit zu betätigenden Erfahrung (wann habe ich, der ich schon für mich Mensch bin, bzw. volle Welt schon als Phänomen habe, die intentionale Explikation der Erfahrung) so weit geführt, dass ich wirklich voll verstehen kann, voll auslegen kann, wie alle Apperzeptionen, darunter die der individuellen Identität und Nichtidentität und der Verschiedenheit als Gleichheit und Ungleichheit auf ihre Ursprünglichkeiten der Erfahrung zurück zu leiten sind? Eben Hierhergehöriges aufzuklären sind wir begriffen im Ausgang von Wachheit und Schlaf und in Herausstellung des Problems der Identifikation des Leibes, des Ruhelagers als Schlafstätte usw. „vor und nach“ dem Erwachen. Die Erkenntnis, dass hier ein Problem vorliegt, liegt darin, dass wir plötzlich merken, dass wir auf einen Punkt des Unverständnisses gekommen sind und genötigt waren, ohne weiteres diejenige „selbstverständliche“ Identität des weltlich Individuellen einspringen zu lassen, die noch gar nicht verständlich sein konnte – innerhalb der Motivationssphäre, die wir in Rechnung gezogen hatten. Was für „Abbau“ haben wir vollzogen, um den rechten Fundierungsaufbau der Konstitution der Welt – der Welt im vollen Sinne – zu gewinnen und damit Welt als transzendentales Phänomen und uns selbst als transzendental verbundene transzendentale Subjekte zu verstehen?
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Ich reduziere auf meine lebendig strömende Gegenwart oder vielmehr auf meine lebendig strömende Bewusstseinshabe dieser Welt. Ich befrage die Welt als mir lebendig gegenwärtig mit dem und dem Sinn seinsmäßig geltend. Sie gilt mir, ich bin waches Ich, in lebendigem Strömen verläuft mannigfaltige Aktivität. Ich vollziehe, mich über sie stellend, die Aktivität des Zuschauers, ich richte den Blick auf das tätige und passive Bewusstseinsleben, worin mein waches Leben besteht als ein Leben, worin ich die Welt als gegenwärtige und dann weiter als vergangene und künftige bewusst habe. Nun habe ich eigentlich noch nicht den Begriff von Wachheit aus ursprünglicher Klärung, der seinen Kontrastbegriff Schlaf hat. Ich kann nur sagen: Ich bin erfahrend, denkend und sonstwie beschäftigt und habe dabei immer Raumzeitliches in Geltung, einen raumzeitlichen, weltlichen Horizont als Einheit der Geltung. Und ich frage nun: Was habe ich strömend lebendig bewusst, wie auch immer beschäftigt und jedenfalls erfahrend beschäftigt ich bin, was ich thematisch habe und was ich in thematischer Wendung als unthematisch bewusst aufweisen kann als implizite gegenwärtig etc. Hier zeigen sich schon die Schwierigkeiten des Anfangs. Ich verfolge in der Lebendigkeit des mir Gegenwärtigen und mir gegenwärtig Werdenden die weltliche Gegenwart im besonderen Sinn der Erfahrungsgegenwart und Erfahrungsmitgegenwart, sowie auch weltliche Vergangenheit und Zukunft. Ich finde in der Welt Andere und ihre lebendige Gegenwart als einfühlend vergegenwärtigt, also diese Vergegenwärtigung, dieses mir Gegenwärtigen von Fremdem kommt mit in Betracht. Ich schaffe nun einen ersten normalen Bereich der intentionalen Forschung, ich halte mich an das erfahrende Leben, wie es strömend gegenwärtig ist und in Wiedererinnerungen als vergangene strömende Gegenwart war und wie es andererseits vorzeichnend in kontinuierlicher Vorerwartung das künftige Leben als ein wie jetzt immer irgend Ich-aktives vorzeichnet. Ich habe in meinem Leben ausgezeichnete Vorkommnisse unter dem Titel Einschlafen und Erwachen; die schalte ich aus und damit auch ihre als Schlaf in seinen verschiedenen Weisen mir bekannten, also in einem bestimmten Sinne aufgefassten Pausen. Ich betrachte Lebensstrecken (die ich nachher gemäß dem herangezogenen Kontrastsinn des Schlafes als Wachheitsstrecken bezeichne), in denen dergleichen nicht vorkommt. Ich kann sie beliebig weit erstreckt denken, als endlos offen, ohne übrigens zu behaupten, dass es dergleichen wirklich gibt oder selbst geben kann, wenn Welt im vollen Sinn vorausgesetzt ist als mir schon geltend. Zunächst einmal macht es keine Schwierigkeit, mich als beständig wach gewesenes und wachsein werdendes
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Ich zu denken, das, an welche Vergangenheitsstelle es sich versetzt, es noch Vergangenheit hinter sich hat, und an welche Zukunftsstelle, immer noch neue Zukunft. Die Vergangenheitsstelle kann verstanden sein und muss zunächst verstanden sein als mein vergangenes Sein, so wie es strömend lebendiges Leben und in seiner Lebendigkeit Zeitigung, Zeitigung objektiver Welt, raumzeitlicher Welt ist. Andererseits kann die Vergangenheitsstelle die Stelle der weltzeitlichen Vergangenheit sein, diejenige, die in der zeitigenden Vergangenheit als vergangene Weltgegenwart erfahren war, wobei allerdings auch in dieser selben zeitigenden Vergangenheit in Form von Wiedererinnerungen (gewesenen Wiedererinnerungen) auch weiter zurückliegende Vergangenheiten vergegenwärtigt sein mochten. Und ebenso hinsichtlich intentional zeitigender und weltlich erfahrener Zukunft, aber auch der nicht erfahrenden Meinungen (aktiven und passiven), die zum jeweiligen Bewusstsein lebendiger Gegenwart gehören und die Erfahrungswelt mit einem Sinn belegen oder aus früherer, verarbeiteter Belegung her als belegt zeigen und so den Sinngehalt der Erfahrungswelt mit ausmachen, der jeweils damals, jetzt, künftig der mir geltende Sinn ist. Nun hat es zunächst allerdings keine Schwierigkeit, hinter eine auftauchende Vergangenheit sich eine frühere zu denken, in jeder lebendigen Gegenwart sich entsprechende Ketten von Wiederererinnerungen reihen zu lassen. Aber ist damit schon gesagt, dass sich eine konkret anschauliche noetisch-weltliche Vergangenheit als meine gesamte konkrete bis zum Jetzt vorstellen ließe? Die konkrete immanente Vergangenheit fordert für eine Anschaulichkeit und damit Möglichkeit einen gewissen Vererbungsstil; spätere Strecken und Phasen dieser Vergangenheit haben Züge, die auf früheres konstitutives Leben zurückweisen. So ergibt sich in der Tat der Einwand, dass vielleicht meine Geburt nicht etwas Zufälliges sei und dass dem sich steigernden Reichtum des Lebens an „Erfahrungen“, an konstitutiven Bildungen, an unausgelegten Sinnkomponenten, die in sich auf vergangenes Leben als erwerbendes zurückweisen, in umgekehrter Richtung und nicht zufällig eine Verarmung entspricht, und dass wohl von innen her gesehen Geburt den Limespunkt völliger Armut besage. Sollte dann nicht der Tod von Innen gesehen in diese Fragerichtung einzubeziehen sein und die Mannigfaltigkeit der Todesweisen konstitutiv eine Rolle spielen? Schlaf, Geburt, Tod sind wohlgemerkt Probleme als Vorkommnisse in der faktischen Welt und in der Fraglichkeit, ob sie wesensmäßig zu einer Welt überhaupt gehören müssen, ob sie ihre Weisen der ursprünglichen Konstitution haben.
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Näher besehen liegt darin das Problem, wie eine Schlafpause als eine Pause des Erfahrens, in der doch nicht das durch Erfahrungen zu erfahrende Objektive fortfällt – oder wie die Schlafpause zunächst für mich dazu kommt, eine raumzeitlich reale Strecke, einen Bereich der Welt zu bedeuten, der nur nicht im Schlaf erfahren sein konnte. Ähnlich ist Geburt, wie wir glauben annehmen zu dürfen, ein Anfang eines Lebens (eines Bewusstseinslebens), das aber ein Vorher, eine frühere Zeit haben soll, nur einer vom erst mit der Geburt seienden Menschen nicht zu erfahrenden, nicht erfahren gewesenen, nicht erinnerten. Ähnlich mit dem Tode. Reduziere ich auf mich und meine primordialen Erfahrungen (und meine wie mittelbar immer gewonnenen Sinnbildungen, lasse ich die immer zu meiner Umwelt gehörigen bekannten und unbekannten Anderen außer Betracht), so habe ich schon eine anschauliche Welt, die Welt meiner Erfahrung, der beständig durch mein Leben hindurchgehenden Wahrnehmung, Wiedererinnerung usw., aber abstraktiv frei gemacht von den Sinngehalten, die die sekundäre Erfahrung, die einfühlende, innerhalb meiner eigenen lebendigen Gegenwart leistet. Ich reduziere also, während ich das volle Weltphänomen habe (die volle Welt in Geltung, aber in transzendentaler Einstellung), auf das, was ich von „der“ Welt wirklich in meiner jeweiligen lebendigen Gegenwart wahrnehme, in meiner vergangenen (der erinnerungsmäßig wieder zu erneuernden) wahrgenommen habe usw., aber auch auf das, was zu jeder Gegenwart gehört als Horizont möglicher, in meiner lebendigen Gegenwart von mir her gekonnter Erfahrung rechnet. Nun vollziehen wir in dieser primordialen Sphäre einen neuen Abbau, oder wir bestimmen die primordiale Sphäre enger. Die Einfühlungen, die in der lebendigen Gegenwart auftreten, nehmen wir nur als „Erlebnisse“, als Immanent-Zeitliches, und hinsichtlich der „transzendenten“ Geltung vollziehen wir Epoché. Das sagt hier nichts weiter als: Wir lassen die konstitutive Sinn- und Geltungsleistung, die ihre Rolle für Weltkonstitution ausmacht, unbefragt. Nun lassen wir auch sonst alle die Sinne unbefragt, die sich in meiner anschaulichen Sphäre, sei es in der Anschauung meiner noetischen Gegenwart, sei es in der Anschauung von Weltlichem, als die betreffenden Seinssinne und ihre Seinsgeltung im „es selbst“ ausweisen. Ich reduziere also die betreffenden Sinne darauf, dass sie vermeinte als solche seien, so wie der seiende Andere reduziert wird für mich in der primordialen Sphäre als mir mit dem und dem Sinn geltender als solcher und als derselbe (mir als derselbe geltend) in der Synthesis der verschiedenen „Erscheinungsweisen“ des Anderen, so überhaupt.
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Demnach habe ich in der primordialen Sphäre zwar Einschlafen und Erwachen und rückblickend das Meinen einer Schlafpause. Aber keine Anschauung meiner Primordialität gibt mir den erfüllenden Sinn für diesen vermeinten Sinn. Ich kann nun so vorgehen, dass ich die Betrachtung auf reine und geschlossene Wachzusammenhänge beschränke und auf das, was dabei durch reine Anschauung zur Erfüllung zu bringen ist, und somit Ursprungsverständnis für allen Sinn gewinne, für vertraute Geltungen, aber nicht nach ihrer ursprünglichen Möglichkeit, möglichen Wahrheit befragte und so verstanden, letztlich bewährte. Dann habe ich noetisch das lebendige Gegenwärtigen und immanente Gegenwart und ontisch (raumzeitlich) die ursprünglicherfahrende Sinnauslegung von Weltlichem, das in meine noetische Gegenwart fällt – was ich in der Wachperiode, einer beliebigen und beliebig weit gefassten, aber anschaulich ganz Immanenz konstituierenden wirklich weltlich erfahre und nach dem Nichterfahrenen durch mögliche Erfahrung verwirklichen kann oder könnte. Ich kann dann auch Erwachen und Einschlafen als Vorkommnisse der immanenten Gegenwart in Betracht ziehen, sehe aber, dass ich so den Sinn „Schlaf“ als einen auf die Welt bezogenen Lebensmodus und selbst zur Welt als menschlicher Zustand gehörigen nicht auslegen kann. Die primordiale Sphäre kann dafür nicht aufkommen. Ziehen wir nun die Konstitution von Anderen, von transzendentalen Anderen in Rechnung. Eventuell in innenpsychologischer Einstellung: Wir fragen, wie in meiner Immanenz der lebendigen Gegenwart eine andere lebendige Gegenwart zur Vergegenwärtigung, und zwar zu anschaulich sich bewährender (oder zu bewährender) Geltung kommt, und dann überhaupt eine konkrete Fremdimmanenz. Wir können sagen: Wir erweitern die egologische Primordialität zur intersubjektiven Primordialität. Was kann das meinen? Die egologische Primordialität umspannt das in sich geschlossene Reich von Sinn- und Geltungsgebilden, die in der direkten, der „originalen“ Erfahrung erfahren sind, die die meine, des identischen Ich aller seiner Aktionen und Affektionen ist. Originale Erfahrung ist Wahrnehmung und die direkten intentionalen Modifikationen der Wahrnehmung, diese Erfahrung in ihrer lebendig strömenden Kontinuität, aber auch ich in der von mir aus frei tätig zu dirigierenden, im Ich-kann. Die erweiterte primordiale Erfahrung ist diejenige, die die geschlossene ursprünglich eigene, einstimmige Einheit der eigenen Wachheit durch einfühlende Vergegenwärtigungen überschreitet, als Vergegenwärtigungen zweiter Stufe, eine zweite und mehrere Primordialitäten eröffnend,
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zur ausweisenden Geltung bringend, aber fundiert in meiner ersten Primordialität. In der egologischen Primordialität konstituiert sich das von der Welt, was aus meinen eigenen noetischen Quellen Sinn und ausweisbare Geltung hat und mir frei tätig in seinem Selbst zugänglich ist. In der zweiten Primordialität, in ihrer Fundierungseinheit mit der ersten, konstituiert sich für mich und (als Ich meines „Wir“), also für uns, wie es weiter zu sehen ist, das von der Welt, was aus unseren gemeinsamen noetischen Quellen, den im Einfühlungskonnex sich indirekt anschaulich erschließenden, für uns alle seinen Sinn bezieht, genau den ursprünglich ausweisbaren Seinssinn, also das für uns Seiende, für uns gemeinsam Zugängliche. Nun aber ist zu beachten, dass diese Aufklärung der Konstitution der intersubjektiven Welt (auf dem notwendigen Wege der Konstitution von Anderen, fundiert auf dem ersten primordialen Grund (die Aufklärung, die zunächst ganz im Rohen ausgeführt worden ist)1) noch keineswegs die Konstitution der vollen Welt besagt. Zunächst ist alles reduziert auf eine einheitliche, und zwar meine Wachheit; und die erste Intersubjektivität, für die wir aufkommen, ist die durch wirkliche Einfühlung, und die ergibt ein zweites waches Ich, und zwar in der Form der Mitgegenwart. Es konstituiert sich noetisch eine Gemeinschaft meiner und der eingefühlten Gegenwart (bzw. lebendigen Zeitigung), also eine gemeinschaftliche, lebendig strömende noetische Gegenwart, und korrelativ Welt, eine Gemeinschaft der weltlichen Gegenwart als unsere, meine dieselbe als deine; und so für ein weiterreichendes durch wirkliche Einfühlung, also „direkt“ konstituiertes Wir. Nehmen wir nun Rücksicht darauf, dass ich in meiner primordialen Sphäre schon einen offenen Horizont der Zugänglichkeiten habe – ungefragt wie weit er als Gebilde der Wachheit reicht –, so gewinnen wir Möglichkeiten für unwahrgenommene, aber eventuell im Fortgang wahrnehmbare Fremdleiber, und so einen Horizont von Anderen, nicht aus wirklicher, sondern vermöglicher Einfühlung. Aber zunächst ist zu beachten, dass ich gebunden bin durch meine Aktualität, meine Wachheit, und dadurch vielleicht konstitutiv beengt – womit wir uns schon an unsere Rätselfrage herantasten. Ich kann aber nicht etwa gleich einspringen mit der Bemerkung: „Mit den Anderen habe ich offene Horizonte für weitere Andere usw. und in dieser Mittelbarkeit kann ich Möglichkeiten zur Geltung bringen, die nicht mehr meine eigenen Mög1
Rb.: Also die von der V. Meditation.
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lichkeiten, auch nicht die meiner möglichen Einfühlung sind.“ Denn wenn meine Wachsphäre unendlich wäre, so könnte ich immer selbst, und zwar in meiner primordialen Welt, in infinitum fortgehen, und vermöge der Identität, meiner und jeder anderen (die in allen Mittelbarkeiten verbleibt), müsste ich auf alle Leiber überhaupt stoßen können, also direkte Einfühlung vollziehen können. Es ist auch klar, dass alle diese Subjekte Wachsubjekte wären, in der Einheit einer intersubjektiven Wachheit vergemeinschaftet. Deren Korrelat wäre eine Welt, die für mich und uns alle nach ihren intersubjektiven Sinnzügen anschaulich einlösbar wäre – eine durchaus anschauliche Welt. Jetzt ist es natürlich an der Zeit, Schlaf, Geburt, Tod in Frage zu ziehen. Ist Geburt, doch ein Vorkommnis der realen Welt, „anschaulich vorstellbar“, in dem ursprünglichen Sinn von Anschaulichkeit, den wir durch primordiale und intersubjektive Vergemeinschaftung verfolgen konnten? Ist Tod ein Vorkommnis möglicher anschaulicher Einlösung, und ebenso schon traumloser Schlaf – obschon der Traum noch seine eigenen Plagen hat? Kann sich objektive Zeiträumlichkeit und Welt ohne all das konstituieren, sind Tod etc. zufällige faktische Vorkommnisse der Welt? Merkwürdige Fakta! Nicht zur Unendlichkeit der durch „direkte“ eigene und gemeinschaftliche Selbstgebung anschaulich vorstellbaren Fakta gehörig, sondern eben überhaupt so un-vorstellbar. Aber sie haben doch in der Welt Seinssinn, und wie weist sich dieser aus, wie sieht die Selbstgebung aus, die „Evidenz“ – ist Evidenz nicht Anschauung und eventuell auf dem Untergrund direkter Erschauung zu konstituierende „kategoriale“ Anschauung der Urteils-, der Willenssphäre etc.? Also, kann das „Denken“ für diese Konstitution aufkommen? Andererseits: Die Frage nach diesen sonderlichen Zufällen und ihrer Konstitution birgt die große Rätselfrage in sich, wie Welt, die wirkliche Welt, die uns wirklich geltende, sich voll konstituiert, und was diese Brüche der anschaulichen Gegebenheit und diese merkwürdigen Vorkommnisse für die endgültig volle Weltkonstitution leisten. Das würde natürlich besagen: Die erste, die intersubjektive Wachkonstitution liefert wieder nur eine Art unterer, primordialer Welt, aber in ihr ist fundiert eine Konstitution höherer Stufe (wie vorhin die Konstitution der immanenten Anderen etc. das Brückenglied abgeben musste etc.). Die Brückenglieder für die letzte Konstitution sind Geburt und Tod (das Generative) und andererseits Schlaf (eventuell), dessen Funktion noch ganz unaufgeklärt ist durch das Bisherige.
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Trotz der Analogie in der Weise der Konstitution, die offenbar für Schlaf und Tod bestehen muss, scheint es doch, dass die Rolle beider für die Vervollständigung der Wachkonstitution eine verschiedene sei. Befragen wir die in der strömenden Erfahrung (ich in meiner) erfahrene Welt als solche, d. i. das erfahrend Vermeinte, ihren Seinssinn, so machen wir zunächst „ontologische“ Aussagen über Raum, Zeit, Bewegung, über den allgemeinen Charakter der Natur, über Menschen und Tiere, über menschliche Gemeinschaft und Kultur; eventuell versuchen wir, das ontologische Apriori, die Wesensstruktur der Erfahrungswelt zur Aussprache zu bringen – aber es ist nicht gleich, wie wir dabei ontologisch aussagen: 1) Wir legen „analytisch“ aus, was wir immer meinen und bei jeder beliebigen Strecke in Gang befindlicher Welterfahrung als Welt meinen (analytische Verdeutlichung); die Welterfahrung, in strömender Lebendigkeit oder in beliebiger Wiedererinnerung oder Vorerwartung vergegenwärtigt, wird nicht nach ihren Möglichkeiten verfolgt; 2) Wir vollziehen in eins mit der analytischen Verdeutlichung die „Klärung“, die den Seinssinn rechtfertigende, „ausweisende“ Anschauung. Die Welt in aktueller Erfahrung ist in jeder einzelnen realen, aber auch in ihrer strömenden Totalerfahrung bloß einseitig und raumzeitlich beschränkt erfahren. Sagen wir dergleichen und sprechen wir von Erfahrungshorizonten, so liegt darin offenbar: Wir haben im Wandel des erfahrenden Lebens und seiner „Erscheinungen“ eine durchgehend einheitliche, in Identitätsdeckung gehaltene Weltmeinung (eben die vorhin „analytisch“ verdeutlichte), und diese in Deckung mit einem Gehalt der „einseitigen“ und extensiv „unvollständigen“ Erfüllung; oder wir haben, total gesprochen, Einheit beständiger Selbstgebung von „demselben“ und Einheit einer Schicht der Erfüllung, des eigentlich Selbstgegebenen von „der“ Welt, der selbsterfahrenen und darin in Daseinsgeltung seienden. Diese Seinsgeltung aber scheidet sich eben in die Schicht kontinuierlicher eigentlicher Daseinsgeltung aus ihm selbst und der in ihr verlaufenden Bewährung aus Einstimmigkeit, und die Schicht der unbelegten, selbst nicht eigentlich gegebenen Sinngehalte. In der stets gemischten Erfahrung sind die beiden Schichten nicht getrennt. Das eigentlich nicht selbst Erscheinende ist antizipiert und ist in beständiger Mitgeltung; die Bewährung betrifft nicht bloß das eigentlich Erscheinende und Stimmende, sondern es bewährt sich das Dasein der Welt selbst, es bewährt sich m. a. W. mit die Antizipation der Horizontmeinung. Aber das ist nur eine erste äußerliche Beschreibung. Sie gibt als erstes vor, dass immerzu kontrastiert werden kann durch entsprechende Blickwendungen gemeinte Welt und im Besonderen dieses oder jenes Gemeinte, Reale
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„in“ der Welt und was von ihr jeweils zu eigentlich erfüllender Selbstgebung kommt; oder dass evidenterweise beständig unterschieden wird und werden muss zwischen dem, was ich wirklich sehe und einem „unendlichen“ überschießenden Bereich von Mitgemeintem und Mitbewährtem, das nicht gesehen, nicht eigentlich erfahren ist. Aber nun ist das Augenmerk auch darauf zu richten, dass das jeweils eigentlich nicht Erfahrene ein Erfahrbares ist. Jetzt ändert sich die Blickrichtung, insofern ich nicht mehr auf analytische Verdeutlichung und Klärung des Ontischen, der Welt, gerichtet bin, sondern auf das Wie des erfahrenden Lebens, auf die in ihm spielenden, in ihm auftretenden wechselnden, mannigfaltig sich vereinheitlichenden Erscheinungen vom Ontischen in seiner eigentlicheren Selbstgebung, auf die ichlichen Vermögen (mein Ich-Kann, unser Können) etc.; aber freilich zunächst die Wendung der Blickrichtung von dem ontischen Sinn und seiner faktischen Erfüllungslinie auf das: Ich kann die Erfüllungslinien dirigieren, ich kann vom Sinn immer wieder anderes zur Erfüllung bringen (so zunächst ich, für mich gesprochen). Im Subjektiven bin ich von vornherein, ich spreche ja von der Welt, die ich beständig erfahre, von dem Sinn, der Meinung Welt, die dabei die beständig lebendige und identifizierte ist (eventuell durch Korrektur hindurch) und was „davon“ in wirklicher Erfahrung gegeben, selbstgegeben ist. Bleibe ich in dieser ersten Stufe und achte ich auf die Weise des vermöglichen Ablaufs dieser subjektiven Modi vermeinter und erfahrener Welt, so sage ich etwa: Was ich nicht wirklich erfahre, das kann ich erfahren, zum Seinssinn der Erfahrungswelt gehört als jeweils erfahrener, dass das selbst nicht Erfahrene, aber Mitgemeinte ein mir Zugängliches ist. Von meinen wirklichen und eigentlichen Erfahrungsgegebenheiten (z. B. der Vorderseite von dem Ding hier) kann ich freitätig einen Erfahrungsweg (der ebensogut Welterfahrung ist) einschlagen, in dem statt jener „Vorderseite“ die Rückseite erfahren ist, wobei Vorder- und Rückseite ihre Namen und Rollen tauschen. Nun muss ich aber scheiden: sozusagen mein ernstliches Ich-Vermag (die wirkliche Könnensgewissheit) und ein merkwürdiges Nicht-Ernstliches. Wenn ich schlafe, schlafen meine Vermögen; im Schlaf kann ich „eigentlich“ nicht – nur so, dass ich erwachen könnte oder geweckt werden könnte von Anderen, aber das ist nicht mehr das vermögliche Können. Und dazu Geburt und Tod, die zunächst empirisch angesehene Grenzen des Könnens ausdrücken, aber offenbar über das Empirische hinaus Bedeutung haben möchten.
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Hier erschauen wir das Problem der Möglichkeit einer „Welt-Anschauung“, einer „Klärung“ der Idee Welt, der wirklich erfahrenen. Die Klärung besagt doch anschaulich allseitige, nach allen Sinnkomponenten klarmachende Auslegung, worin liegt: Ich denke mich hinein in die Möglichkeiten, die mit dem Sinn der Welt vorgezeichneten Möglichkeiten allseitiger Erfahrung, in welcher jede Seite, jede Komponente des gegenständlichen Sinnes Welt, jede schon bekannte oder unbekannt bestimmte, unbestimmte, durch eine mögliche Erfahrung sich als sie selbst ausweisen würde.1
Nr. 95 Der einzelpersonale, lernende Aufstieg der Person vom transzendentalen ‚Kind‘ zum wachen Gemeinschaftssubjekt. Das Erwachsen der teleologischen Idee echter Menschheit auf dem Boden der invarianten Form der Welt2 Das3 Absolute in „Ewigkeit“ verharrend im strömenden Wandel seiner Modi; Wachsein, Schlaf, Tod als Modi. Ewigkeit, Unzeitlichkeit und Zeitlichkeit; die allzeitliche Identität der Struktur, der invarianten Form aller Zeitlichkeit und des Gezeitigten, das Invariante stehend-bleibend erfüllt. Stehend und bleibend eine transzendental-absolute Ichgemeinschaft, stehend-bleibende Koexistenz von Ichsubjekten eines erlebenden Lebens (Bewusstseinslebens) in stehender-bleibender Strömung einer Urgegenwart; in dieser „Immanenz“ bleibend-ständig strömende Weltkonstitution und Welt in der bleibenden Weltzeitmodalität Gegenwart und in mitströmenden Abwandlungen nach Weltvergangenheit und -zukunft. Im Absoluten die Modalitäten des „wachen“ Bewusstseinslebens oder Ichlebens (und des Wandels, der habituell dazu gehört), des schlafenden und toten Seins: das Unbewusste. Im Absoluten, und zwar zunächst wachen Dasein, der Wandel der Geltungsmodalitäten und der stellunghabenden ichlichen Subjektivität – Grundboden der Einstimmigkeit und Wiederherstellung durch Korrektur. Darauf 1
Rb.: Abgebrochen. Die Aufschrift auf dem Umschlag Bl. 79/96 bezieht sich auf die Texte Nr. 95–97: Ende Dezember – Januar 1931/32. Wichtig. Geburt, Tod, Schlaf – eschatologische Probleme. Konstitution der Welt als Leistung der Wachheit. Vorgegebenheit – Wachheit. Nachsehen in „Zeitigung“, die Manuskripte, die dieselben eschatologischen Probleme betreffen. 3 Rb.: 1931, gegen Ende; zur Ausarbeitung. Vorgegebenheitsstruktur und Aufstieg. 2
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aber wesentlich bezüglich: Das Bewusstseinsleben ist als waches Willensleben im weitesten Sinne eine Gesamtrichtung des Absoluten, in fortschreitenden Assoziationen – Willensassoziationen – und zugleich fortschreitende Erhaltung der habitualisierten und erweckten Assoziationen, also Herstellung einer fortschreitend sich erweiternden, invariant bleibenden universalen Einstimmigkeit; hinsichtlich der transzendentalen Personalitäten Aufsteigen in der Invarianz der Selbsterhaltung, einzelpersonaler und totalpersonaler, universale Selbsterhaltung des Absoluten, in der stehenden und bleibenden „unendlichen“ invarianten Konstitution, in jeder Einzelperson sich (von Geburt an) erneuernd als invariante Selbstkonstitution, als Konstitution der Anderen im offenen Horizont, als Konstitution der für es seienden Welt für alle – die immer schon war, zeitlich gesprochen, immer schon war in der selbstgezeitigten Zeit der transzendentalen Subjektivität, der transzendentalen Intersubjektivität in ihrer transzendentalen Invarianz und Invariantenbildung. Aber jetzt ist sie in ihrem Entwicklungsstatus. Das „Kind“ wächst in die Welt, wie sie jeweils für es jetzt ist, hinein. Das sagt: Das transzendentale „Kind“ wächst in den historischen Status der sich entwickelnden Intersubjektivität hinein. Es eignet sich das Ergebnis der Entwicklung an, das System der invarianten Formen, die selbst Entwicklungsgestalten für den Einzelnen sind und doch Formen, die ihre strömenden Erfüllungsformen zugleich sind oder in sich bergen, für das, was in seinen relativen Stufen immer schon war. Hier ist vorsichtig zu überlegen. Es ist das Universum des Absoluten ein Universum in steter Entwicklung, und jeder Aufstieg vollzieht sich auf dem Grund eines Aufsteigens in Einzelnen. Der Aufstieg als Willensaufstieg, als Aufstieg eben der Personen als Personen. Aber immer ist schon Welt konstituiert – Welt in invarianter Form mit ihren invarianten Fundierungsstufen. Aber die Welt, trotz dieser Forminvarianz, entwickelt sich fort, also das transzendentale Universum ist immer schon ein Universum, in welchem zu den Personen schon eine Invarianz gehört, einzeln und in ihrem Füreinander und Miteinander. Aber es strebt höher hinauf zu einer neuen konkreten, konkreteren Invarianz, welche die alte der Form nach behält. Ihre Selbsterhaltung geht auf eine Welt, die nicht nur ihre invariante Form erhält, sondern auch im Inhalt Willensgestalt, einen Inhalt im praktischen Tun, erhält, der einem universalen, einstimmig werdenden Willen gemäß ist und als das diese Gemäßheit ausdrückt. So ist das Universum selbst invariant auch in alle Zukunft und in allen seinen Zeitmodalitäten – bzw. in dem Zeitmodalen, in dem es seiend-strömend immerfort (darin invariant) die Form einer erfüllten Gegenwart ist, mit der zu dieser Gegenwart jeweils gehörigen Vergangenheit und Zukunft –, auch
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in dem Sinne invariant, dass es die Form aufsteigender Entwicklung hat, und zwar einer Entwicklung in dem invarianten Willen (als Form) jedes schon „wachen“ einzelnen Ich, das zum Selbstbewusstsein seines wahren Ich als Entwicklungsziel erwacht, und jeder schon verbundenen Gemeinschaft zur Herstellung und Wiederherstellung der noch mangelnden Einstimmigkeit. Dazu gehört auch der Wille zur Herstellung erweiterter einstimmiger Verbundenheit – in der Willens-Einstimmigkeit – Einstimmigkeit der Vorhaben, Einstimmigkeit der jeweiligen Zwecke und ihrer Erfüllungen.1 In der invarianten Form der Weltlichkeit (worin liegt die Vermenschlichung) hat das Universum der transzendentalen Subjekte eine starre universale Seinsform, eine starre Form ihres wachen Seins. Es ist immer reale Welt, jedes Ich müsste sie und muss sie aufbauen und baut sich damit in seinen individuellen Entwicklungsstadien als reifes Ich auf als das, was in seiner Wachheit für es seine wache Menschlichkeit ausmacht, in seiner aktuellen Umwelt, in soweit gibt es also Invarianz der Vorgegebenheit, in der soweit eben Welt für die transzendentale Subjektivität konstituiert ist, also erfahren und im Erfahrungshorizont invariant vorgezeichnet ist, soweit auch hat die transzendentale Subjektivität aus ihrem personalen Sein, aus ihrer Aktivität Form, feste personale Gestalt, hat eine personale Gestalt, die späterhin bereit ist, als Vorgegebenheit natürlicher Einstellung transzendental enthüllt zu werden (Reduktion). Die beständige Weltform und Form der Subjektivität (Welt als Welt der raumzeitlichen Realitäten) ist zugleich Form für die praktische Entwicklungsbewegung; die reale Welt, der Boden aller menschlichen Praxis, einzelnen und verbundenen. Es bleibt immer reale Welt, und es bleiben immer Menschen in der Welt, aber als Menschen, die immer auf etwas hinauswollen; Menschen, die sich vergemeinschaften wollen bzw. es schon haben, die als in Gemeinschaft auf etwas hinauswollen – in all dem fortschreitend „gerichtet“, aber nicht wirklich schon gerichtet auf eine universale Menschheit in dem Progressus der immer vollkommeneren Vermenschlichung im Sinne der Echtheit, der idealen Einstimmigkeit ins Unendliche. Aber diese Idee ist nicht als Form der vorgegebenen Welt schon mit vorgegeben. Die höhere Entwicklung des Menschen, ja die Entwicklung der Menschheit, ist nicht eine starre Form der schon seienden, der als schon seiend immer in starrer Form vorgegebenen Welt des „reifen“ Menschen. Sie ist auch keine der normalen Formen des Menschen und der Welt, die 1 Rb.: Kann man sagen: Im universalen transzendentalen Sein ist der Entwicklungswille, der zum echten Sein allzeitlich wache, und kann nur so Kraft der absoluten Entwicklung sein – wach in Form einzelner Menschensubjekte, die schon dafür wach sind als Einzelne, obschon mit einem Horizont der Unwachheit?
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ja auch nicht starre Formen sind. Starre Form ist der Unterschied zwischen Gesunden und Kranken, geistesnormalen und geistesverrückten Menschen, sowie auch normale Entwicklung des Kindes, die auch anomale Formen unter Übergängen in sich hat. Die höhere Normhaftigkeit des Menschen ist ein Typus, der in der vorgegebenen Welt vorkommt, und so auch die Normhaftigkeit von Gemeinschaften bzw. die bewusst gewordene Zweckidee normhafter Gemeinschaft in verschieden versuchten Ausgestaltungen und Willensleistungen. Aber so, wie zwischen schon seiender Welt und sein-sollender im weiteren Sinne, von jedem Menschen-Ich aus und von jeder Gemeinschaft und ihrer Verendlichung eine beständige Differenz ist, so erst recht zwischen 1) der Welt, wie sie schon ist, und wie sie als willensgemäß in Geltung ist – aber immer wieder der Willensgeltung verlustig gehend in den und jenen Willentlichkeiten, und 2) (auf der anderen Seite) der Welt, wie sie in höherem Sinne als Norm, als universal sein-sollende allein endgültig im Willen bejaht werden und bejaht bleiben kann. Und somit: Der Mensch als Realität hat so etwas wie ein reales Wesen, obschon nicht so einfach und so fest induktiv wie ein Ding. Dahin gehört auch, dass er Willenssubjekt ist, dass er das ist auf dem Grund, dass er erfahrendes Subjekt ist, in allen Stufen von Erfahrung, die auf schon Seiendes gehen, auch auf ihn, den schon Seienden. Aber zur verharrenden realen Form Mensch gehört nicht als Invarianz wesensmäßig Reales, Willensrichtung auf universale Willenseinstimmigkeit, nicht, dass er ein ideales Reich der Zwecke vor Augen hat, dass er Bürger im idealen Reich der Freiheit ist, das doch ins Unendliche als unendlicher Zwecke die Form alles Vorhabens normiert. Die Invarianz der schon seienden Welt als realer, die Invarianz, in der die Form einer Welt für den praktischen Menschen, den Menschen in der praktischen menschlichen Umwelt und Sachenwelt, immer zum Vorgegebenheitsbestand gehört, schließt aus die ideale Form der vom Menschen als personalem Willenssubjekt als zukunftsgerichtet, als praktisch immerfort neu entworfenen Willenswelt. Das invariant Formale des Menschen, der in praktische Zukunft hineinlebt, gehört noch zur invarianten Vorgegebenheitsstruktur; nicht mehr, dass er absolute Ideale hat und ein Weltideal und Menschheitsideal. Die Phänomenologie mag enthüllen eine universale, absolute Teleologie, zu der das notwendige Erwachen der teleologischen Idee des Menschen in seiner Bewusstseinsbezogenheit auf ein Reich absoluter teleologischer Einstimmigkeit (Reich der Zwecke) gehört. Aber die absolute Teleologie ist nicht ein Zug der vorgegebenen Welt als solcher, ist nie etwas „schon Sei-
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endes“ und im schon Seienden der Weltlichkeit vorgezeichnete, abhebbare, als Form induktiver Zukunft notwendige Strukturform. Also zwei Stufen: 1) Die Struktur der transzendentalen Subjektivität, die sich ausdrückt als invariable Form der Realitätenwelt bzw. die invariante Form einer für Menschen vorgegebenen Welt, als Welt für alle. Darin liegt eine Harmonie der ichlichen Entwicklungen, eine Harmonie in der Urpassivität, in Urinstinkten, in Affektion und Aktion, in Habitualitäten, in einer Weise, die Potenz der Vorgegebenheit und ihrer invariablen Struktur eben schafft. Darauf bezieht sich die erste Fundamentalproblematik der Rückfrage von der vorgegebenen Welt auf die invarianten Strukturen der transzendentalen, sie konstituierenden, sie als vorgegeben konstituierenden Subjektivität. 2) Die Entwicklungsstruktur der „höheren“, der spezifischen Humanität, die „Tendenz“ auf die Ausbildung der Normidee des eigenen echten Ich, die Idee der intersubjektiven Echtheit, die korrelative Normidee einer schönen Welt, in die man in Freiheit unter der Freiheitsidee hineinlebt, mitverantwortlich, mitgestaltend.1 Der Phänomenologe, der Philosoph, hat in dieser Tendenz und in der Art, wie sie ist, d. h. in dem Sinne, in dem sie Universalstruktur der Welt sei, ein großes Problem; soweit er sie klärt und feststellt, macht er sie zu der Vorgegebenheitsstruktur des für ihn seienden absoluten Universums, in Übertragung an die vorgegebene Welt zu dem (für den Philosophen und die philosophisch belehrte Menschheit) „Sinn“ der Welt und des Menschendaseins. Aber diese Vorgegebenheit, die nachkommende, hat einen gänzlich anderen Charakter, nämlich den der der immerzu im ersten Sinne vorgegebenen Welt aufgelegten Sinnhaftigkeit. Die transzendentale Subjektivität als absolute hätte also eine invariante Seinsstruktur in dieser Tendenz. Es sind da aber viele Fragen. Bezieht sich diese Tendenz zur Enthüllung ihres eigenen Entwicklungssinnes und zum höherstufigen wachen Dasein in fortschreitender und ideell, schließlich unendlicher und totaler Normhaftigkeit auf abgeschlossene Sondermenschheiten wie die irdische – und liegt die Möglichkeit offen, dass verschiedene solche Entwicklungen unabhängig 1 Rb.: Aber echte einzelne Menschen treten als ein Neues, Anomales auf; und indem sie die Idee der Echtheit konkret, obschon relativ, verwirklichen, werden sie notwendig zu Vorbildern und werden sie notwendig Ausstrahlungspunkte für eine neue Normalisierung der Menschenwelt. Transzendental ist dann die Frage, ob nicht das Absolute in seiner Totalität undenkbar ist, ohne dass immerfort absolute Entwicklung ist. Frage: Gibt es in einer Menschheit ein erstmaliges Erwachen zur Echtheit (in einem einzelnen Menschen) – Geburt der Echtheit, und wie ist sie zu verstehen?
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voneinander laufen, in verschiedenen Wiederholungen, und dann eventuell in der Tendenz und schließlich Erfüllung einer Abstufung: Erde – Mars etc. Das transzendentale Ich ist in verschiedenen Modis, Modus der Geburt, Modus des Menschenkindes, Modus des reifen Normalen und Anomalen, Modus des Dörflers etc., je nach der sozialen Kultur (der Gemeinschaftsbildung) selbst als Einzelner modal abgewandelt mit verschiedenen Schichten. In seiner „ontogenetischen“ Entwicklung erwächst er zum Selbstbewusstsein, er wird Mensch als sich selbst als Menschen ständig erfahrender, als Mensch wird er Vater, Bürger etc., als Mensch erwacht er von neuem im Bewusstsein seiner „wahren Bestimmung“, der individuellen Normidee seiner selbst. Die transzendentale Intersubjektivität, ist sie nicht immer „wach“ – sofern sie immer ist als menschheitliche konstituiert und als wachlebende, sei es auch mit Schlafperioden – sofern sie vielleicht notwendig immer schon Menschen enthält, die zur Echtheit erwacht sind? Das aber ist der Ausgang des Prozesses des Erwachens höherer Stufe für die Intersubjektivität, total betrachtet. Sie erwacht zunächst in Einzelnen ihrer Menschen, sofern diese so weit gekommen sind, nicht nur ihr und Anderer Echt-Sein zu erschauen (als Normidee ihrer), sondern auch die Normidee der totalen Menschheit zu erschauen, auszulegen, praktisch zu machen und so den Prozess der praktisch werdenden Teleologie der totalen transzendentalen Intersubjektivität in bewussten Gang zu bringen. Im Voraus ist aber das totale Absolute immerzu, was es ist, und es ist schon im Voraus, und so in allen Stufen seiend, identisch als nur seinkönnend in dieser Tendenziösität.
Nr. 96 Hineinwachsen in die Gemeinschaft im verstehenden Mitvollzug. Gemeinschaftliche Weltkonstitution über die Unterbrechungen der Wachheit hinaus, mit den Grenzfällen Geburt und Tod Meine1 „Deckung“ mit dem Anderen, in der konstitutiven Urstufe, sozusagen bevor die Welt für mich und den Anderen als gemeine Welt und schließlich als Welt für alle konstituiert ist; indem Einfühlung zustande 1 Randtitel: Mein „Mittun“, Mitgeltung üben im Verstehen des fremden Handelns. Rb.: LL. Deckung. Schlagworte. Wohl auch Ende 1931.
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kommt, Appräsentation zustande kommt, kommt auch Deckung zustande. Der Leibkörper des Anderen L1, als in meiner primordialen Sphäre Gegebenes, ist Appräsentant (mein Leib, wenn ich dort wäre). Es geschieht, was dort geschieht, als ob ich dort wäre. Aber das Analogon einer Primordialität mit Ich, Ich-Walten in einem Leib dieser Primordialität, in analogen, nur anders orientierten Erscheinungsweisen, ist beständig vergegenwärtigt und so, dass jede Erscheinungswandlung jenes Körpers in meiner Primordialität eine Erscheinungswandlung in einer zweiten anzeigt. Das ergibt Quasi-Deckung meiner aktuellen Primordialität, meiner jetzigen, mit der appräsentierten Mitgegenwart. Das appräsentierte Verhalten des anderen Ich, analog motiviert wie mein eigenes (er geht, um die Tür zu schließen, er langt mit der Hand nach der Tasse etc.); Zukunft, Vergangenheit, Horizont der Unbekanntheit im Stil meines ichlichen Seins. Ich, meine gegenwärtige Primordialität, meine strömende Gegenwart, darin meine gezeitigte Gegenwart, meine Vergangenheit, jede Vergangenheit ist vergangene Gegenwart, meine Überzeugungen, Fortgeltungen, Neugeltung, bleibende Vorhaben etc.; Ich in strömender Kontinuität, strömender Wandlung der Gegenwart; Selbstdeckung im Strömen mit mir selbst, in retentionaler Wandlung, in Kontinuität, in Deckung; erst durch Wiedererinnerung weiß ich davon, sie enthüllt die Ordnung, in ihrer Identifikation, explizite. Gemeinschaft mit dem Anderen erfahre ich in einfühlender Appräsentation, als Parallele der Wiedererinnerung. Wenn Wiedererinnerung einsetzt, so ist die Kontinuität meiner Vergangenheit aus meiner ständigen Selbstdeckung, aus ständiger Retention schon da, vorausgesetzt, Untergrund. Wenn Einfühlung eintritt, ist etwa auch da schon die Gemeinschaft, die Intersubjektivität da und Einfühlung dann bloß enthüllendes Leisten? Alle Ich miteinander in Deckung, ins Unendliche? Assoziation oder Deckung ist aber Sinnübertragung, Sinnerbschaft, nur dadurch, dass sie Übertragung, Erbschaft von Akthabitualitäten ist, also schließlich vom Ichsein, von der Person erbt sich Personales fort auf Personen. Aber Erbschaft ist nicht Wiederholung, sondern intentionale Einigung, Wandlung, Verdeckung und eben Wandlung durch diese Verdeckung. Wir stehen in der Tradition, durch Andere werden wir anders, ihr Personales in uns aufnehmend, in uns notwendig umbildend. Generativ: Es vererbt sich nicht nur die leer formale, monadisch-ichliche Struktur, sondern die vererbten Charaktereigenschaften: Wie das? Mit der Erweckung der neuen Monade ist erweckt oder vorerweckt die elterliche Habitualität; aber die neue Monade hat eine neue Hyle und die elterliche ihre eigene Habitualität (als tote); das
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alles in sedimentierter Übertragung und sich „mischend“, verschmelzen. Eine andere Frage ist – obschon eine verwandte – die von Geburt und Tod. Geburt, Tod, Schlaf. Ist Geburt Geburt dessen, was schon ist, Tod dessen, was weiter ist? Kontinuität des transzendentalen Universums, in universaler „Deckung“, oder: Assoziation im Einzel-Ich, Ichpol als Zentrierung der ständigen Deckung; der Pol in ständiger Selbstdeckung, in der stehenden Deckung der Retention, Selbst-Deckung auch der Habitualitäten, Einstimmigkeit, Streit, implizit und explizit. Assoziation = universale Deckung zwischen Ich und allen anderen Ich. Koexistenz also „Verschmelzung“? Mutter und Kind. Das Generative überhaupt. Urprozess, Urströmungen und Urkontinuitäten, Urdeckungen, Verschmelzungen und Prozesse der Enthüllung, Wachprozesse. Zu jeder strömenden Gegenwart gehörigen Urkontinuierung (Retention), gehört dazu auch Ureinfühlung, oder vielmehr statt Einfühlung, die explizierend ist, eine Urintentionalität der Bekundung einer Kontinuität mit den Anderen, die, wie die zeitigende Verschmelzung, mittelbar, kontinuierlich mittelbar ist als ad-präsentierende? Alle Urassoziation, Urintentionalität wird erst durch Abbau und Rekonstruktion ausgelegt – und der Tod? Das Absolute und die einzelnen absoluten Ich – jedes verweltlicht in der Endlichkeit einer Zeitstrecke. Das endliche Ich in der Verkettung seiner Generation, die Generationsunendlichkeit. Die Urtradition der Zeugung, die Zeugenden ihr individuelles Sein tradierend ins erzeugte Individuum, Tradition in der Vergemeinschaftung der wachen Individuen. Was mir eigen ist, prägt sich Anderen ein. Deckung der Individuen, assoziative Verschmelzungsprodukte in den Einzelnen und Ineinandertragen des Eigenen und der Fremden. So in der vortraditionellen Tradition. Vererbung ursprünglich generative Tradition und Vererbung der gewöhnlichen Tradition, historisch. Alles Assoziation. Deckung ist Sinnübertragung. Da kommen wir also auf Merkwürdigkeiten. Was charakterisiert Wiedererinnerung und Wiederaufnahme, Wiedererweckung einer eigenen erworbenen Überzeugung? Alles stammt her aus meiner Wachheit, das ganze Für-mich-Sein als Mensch, als Person in der Welt, ist aus Wachheit. Geburt ist Wach-Werden einer Monade und ihrer Selbstkonstitution in kontinuierlicher Wachheit. Die Rückfrage vom Phänomen Welt führt auf die transzendentale Intersubjektivität als Universum der wachen Subjekte – das Wach-Universum. Das Einzelsubjekt hat seine Schlafperioden. In jeder Wachheit übersteigt es seine Schlafperiode, in seiner Wachheit frühere Wachheit „wieder“ wach machend, und das gehört zum Wesen der Wiedererinnerung – wesensmäßig
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kann ich „mich“ nur wiedererinnern, mich an schon waches Ich, schon in Affektivität und Aktivität Seiendes wiedererinnern. Die Intersubjektivität, die ich von meiner Menschlichkeit aus als Menschenwelt vorfinde – hier kann ich mich noch erinnern, wie Geburt und Tod als sinnbestimmend Neues zu meiner schon konstituierten intersubjektiven Welt hinzutritt. Also, seiende Welt wurde nun für mich die Welt, in der Menschen ins Leben treten, als Lebende auftreten und dann als Menschen, als organische Leiber, Mitpersonen nicht mehr sind. Transzendental ist die Welt konstitutives Produkt transzendental wacher Subjekte als miteinander im Wachkonnex stehender Personen und in einer Einheit der Tradition, in der Welt selbst sich konstituierende Tradition ist, über die „Pausen“, Geburt und Tod des Einzelnen hinaus. In der Welt finde ich Geburt und Tod im Zusammenhang der Generationen, die ewig sich zusammenschließen zur Einheit einer Generation, die alle miteinander kommunizierenden Menschen verbindet. Dabei die Möglichkeit wirklich getrennter Generationen, die erst nachher in Kommunikation und in generative Synthesis treten. Diese Möglichkeit aber selbst aus meiner Wachheit geschöpft. Dergleichen gehört zum Sinn der Welt, als in der Wachheit der transzendentalen Subjekte sich konstituierende, nämlich für wache transzendentale Menschen-Ich Sinn und Seinsgeltung erhaltende. Dabei ist zu beachten: Welt als Welt möglicher Erfahrung (als welche ursprünglich Sein der Welt begründet und für die Menschen selbst in ihr begründet) enthält den Tod, Sterben, als Aufhören des Seins des psychophysischen Menschen, und ebenso Geburt als Neubildung eines menschlichen Organismus bzw. eines psychophysisch daseienden Menschen. Somit hätte Unsterblichkeit nur den Sinn eines ins Unendliche fortdauernden psychophysischen Menschendaseins, Unendlichseins des lebendig sich erhaltenden Organismus etc.; und den Tod als Tod erfahren wollen, ist dann ein Widersinn. Gleichwohl erwächst die transzendentale Frage nach Geburt und Tod und Generation, weil die transzendentale reine Innenauslegung des intentionalen Lebens und Ich-Seins auf keine Vorstellbarkeit von Anfang und Ende führt, und zunächst auch keine des Seins der Pausen meines und eines jeden Schlafes. Dazu kommt die transzendentale Aufklärung der generativen Erbschaften, nicht der biophysischen, sondern der psychischen und somit transzendentalen. Verständnis für Vererbung, für Tradition haben wir, also für die eigene Entwicklung und für die intersubjektive, gewöhnliche Tradition, historische Tradition, also im Rahmen der Wachheit. Wir verstehen also intersubjektive Gemeinschaft, Zusammenhang als transzendentale nur soweit, als Er-
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fahrungswelt reicht, die selbst intersubjektive Tradition ist, in der Selbsttraditionalisierung jedes transzendentalen Subjekts erwachsend. Und wir sind nun genötigt, Fragen zu stellen, die, von der Welt aus und ihrer transzendentalen Interpretation auslaufend, Welt transzendieren, weil „totes“ Leben, Totsein als Modus des Subjekt-Seins, in der Welt keine Stelle hat, sondern nur das nicht-mehr-menschliche Leben, das allein weltliches Leben heißt. Daseiendes ist weltlich Seiendes. Weltlich seiend ist hinsichtlich der Vererbung die väterliche oder mütterliche Nachwirkung, das In-Ähnlichkeit-sichWiederholen als empirisches Faktum, als empirische Kausalität. Während sonst Selbsterhaltung der Materie statthat, entspringen in dieser Kausalität neue organische „Substanzen“ (organische Individuen) und, mit ihnen eins, völlig neuartige personale Einheiten, aber doch ähnliche. Die transzendentale Intersubjektivität – hat sie über die transzendentale Synthesis der Wachheiten hinaus (als Parallele der in der Welt seienden Menschengemeinschaft) eine Sphäre der Unwachheit? Ist nicht alle transzendentale Subjektivität, die überhaupt ist, transzendental wach (wobei wir das ganze Sein des transzendentalen (als für sich weltlich konstituierten) Ich als eine Wachheit bezeichnen)? Vielmehr – ein unendliches System wacher Ich, das immerfort ein System „schlafender“ voraussetzt, toter – und ist das absolute Universum in dieser Hinsicht ein beständiger Wandel, in dem Leben und Tod, wach-aktuelle Ich und tote Ich ihre Funktion üben? Aber wie ist das zu denken? Zunächst, wenn sich die Welt transzendental konstituiert als Leistung der je schon verweltlicht seienden transzendentalen Ich, so sagt das, es ist je eine simultane Koexistenz von transzendental wachen Ich mit ihrer Tradition, also für sie vergangener transzendentaler Simultaneitäten und ihrer Leistungen als fortgeltende übernommen; das alles ist tradierte Wachheit. Aber tradiert ist auch das Auftreten neuer „wach“ werdender, neu in Kommunikation tretender Subjekte, die aus keiner Tradition her als vergangen gewesen im Horizont der vergangenen Simultaneitäten liegen. Von der Welt her gewinnen wir durch transzendentale Interpretation alle weltlichen Ichsubjekte, und zwar für jede Gegenwart, und die ihr je angehörten und die voraussichtlich verharrenden und geboren-werdenden. Neugeburt gehört zu jeder Gegenwart als weltliches und dann doch als transzendentales Vorkommnis. Aber wie ist das Neuauftreten von transzendentalen Subjekten und dann das Verschwinden derselben denkbar? Mein Leib konstituiert sich, und dadurch kann ich andere Leiber als appräsentierte erfahren. Aber schließlich erfahre ich eine Welt, die immer schon war, Leiber und Subjekte, die früher waren als ich selbst, ich übernehme in Deckung mit ihnen ihre Vergangenheit. Aber wie steht es mit dieser
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Deckung, abgesehen von den Horizonten des unverstanden Bleibenden? Das Leben in seiner Periodizität wird verstanden, aber ich habe keine Periodizität der täglichen Primordialitäten vor meiner erinnerbaren Kinderzeit. Sowie ich über die unmittelbare Kommunikation des wahrnehmbaren Anderen und die gemeinsame raumzeitliche Gegenwart hinausgehe, komme ich zu mittelbaren Appräsentationen und Modifikationen von Appräsentationen – so wenn ich fremde Vergangenheit verstehe, als Vergangenheit seiner Gegenwart, die meine Gegenwart ist, seiner gegenwärtigen räumlichen Umwelt, die zugleich die meine ist. Es ist zu überlegen, wie ich mir seine Vergangenheit in Deckung mit ihm anschaulich mache; ich bin dabei gleichsam in ihm mich wiedererinnernd und dabei doch Geltung übernehmend. Indem ich so teilhabe an seiner, und so jedes anderen (in den in mittelbaren Einfühlungen gewonnenen), vergangenen und mitgegenwärtigen Welt, wird sie nun für mich überall und prinzipiell zugänglich, wie für jedermann, den ich dabei erreichen mag. Sie wird somit Welt für uns alle. Liegt darin, dass ich selbst eine Vergangenheit, eine für mich nicht reproduzierbare, nicht wiedererinnerte und wiederzuerinnernde hatte, die ich durch fremde Vergangenheit mittelbar substituieren könnte? Das kann ich für manches, für das Vergessene im eigentlichen Sinne sagen. Wie wenn Andere, die bei einem Vorgang selbst waren und denen ich in Mitgeltung folge, mich doch nicht dahin bringen, die Wiedererinnerung zu schaffen, meine eigene, wirklich gelebte Vergangenheit wieder zu erwecken? Aber das reicht nur so weit, als ich für mich als Mensch bzw. Menschenkind schon lebte, nicht mehr für die embryonale Kindheit bzw. Wickel-Kindheit (die zunächst, solange keine verständlichen Interpretationsdifferenzen zu gewinnen sind, am besten zusammengefasst werden). Also, was liegt in diesen appräsentativen Deckungen, schon in der unmittelbarsten, der Fremdwahrnehmung, bei der je durch Deckung ohne Weiteres fremde Vergangenheit übernommen ist, in ihrer ganzen Reichweite? Wir haben schon dieselbe Frage innerhalb der Primordialität für die Schlafpausen, ja für die Pausen des Sehens mit geschlossenen Augen oder Eintreten in dunkle Räume; bei der Überbrückung der Pausen wird doch Fortgang der Unveränderung und Veränderung als visuell substituiert. Aber da besteht Zugänglichkeit in dem Sinne: Ich kann ja jederzeit die Augen öffnen und wieder sehen, ich kann aus dem dunklen Raum heraustreten und wieder eintreten etc. Und zudem, ich habe die anderen Sinne, für die die Dinge im Dunkel da sind. Aber auch, wenn ich appräsentativ übernehmend die Vergangenheit Anderer und alles, was ich durch sie weltlich gewinne, gewinne, habe ich normalerweise Einheit der Einstimmigkeit und das im Mich-immer-
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wieder-überzeugen-Können, Bewähren-Können oder auch Korrigieren. Ich bewege mich immer in den Geltungen der verschiedenen Stufen; Modifikationen der Anschaulichkeit und ihrer Mitgeltung. Warum sollte es nicht genügen, dass ich unmittelbar und mittelbar durch die Anderen, die für mich aus meiner Primordialität begründet da sind, Zugang zu ihren personalen Horizonten habe, zu ihren konstituierten Gebilden, zu den sich unmittelbar und in Vermittlung ergebenden Synthesen, in denen die Gebilde zu identischen werden, zu denen ich und jedermann als denselben, bei Herstellung der Einstimmigkeit, möglichen Zugang hat, und deren Zugänglichkeit die Bedeutung des erwachten Welthorizontes ist? Wie steht es dann mit der Unendlichkeit der Raumzeitlichkeit und Welt, wird sie nicht im Fortgang in infinitum anschaulich und jedenfalls anschaulich als Natur, also sinnlich anschaulich? Wenn als humanisierte Natur, dann haben wir schon Menschen mit dabei. Wie aber, wenn wir bloße Natur gewinnen sollten? Wie steht es mit der Zugänglichkeit als einer Vermöglichkeit, die doch keine wirkliche Vermöglichkeit, kein Wirklich-„Hinkommen“-Können ist? Wie dann also mit den möglichen Tieren und Menschen, die doch nicht und nie in der historisch rekonstruierbaren Menschheit und Menschenwelt zugänglich waren und ebenso im Zukunftshorizont nicht wirklich erreichbar sein werden? Nun, das Immer-Wieder brauche ich in allen Stufen, und die Unendlichkeit ist als Idealisierung selbst eine Ausgestaltung des ImmerWieder. Es ist universal in mir entsprungen und von mir durch die in mir zur Geltung gekommenen Anderen hindurch erstreckte Einheit der apperzeptiven universalen Geltung – in mir beständig fortgestaltet durch Übernahme schon gebildeter Tradition und Zufügung neuer erwachsener universaler Tradition. Und diese kläre ich als phänomenologisches Ich auf, ich gewinne mich als transzendentales und in Gemeinschaft der in mir implizierten anderen transzendentalen Ich. Das absolut Seiende: Ich in meiner ständigen Gegenwart, im stehenden Strömen, ich als personales Ich, ich als das schon gezeitigte ist in meinem Strömen, mit meinen Vermögen der Wiedererinnerung, der gegenwärtigen und vergangenen Einfühlung, der Vermöglichkeit, in die Einfühlungen einzugehen etc. Von da aus ist die ganze habituelle Vermöglichkeit zu entfalten, korrelativ die für mich seienden Wirklichkeiten und Möglichkeiten, andererseits handelnd fortzuleben mit Anderen und im Rahmen der festen Seinsstruktur die Welt konkret fortzubilden. Und so von mir aus sichtlich: für jedermann. Transzendental absolut seiend im ersten Sinne der stehenden und strömenden Gegenwart, Ich selbst jetzt in diesem Strömen und meine mitgegenwärtig Seienden in ihrem strömenden Ursein. Transzendental absolut in einem zweiten Sinne ist die in meiner transzenden-
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talen Gegenwart beschlossene transzendental eigene Zeitlichkeit als strömende in den Zeitmodalitäten und wieder die darin beschlossene universale transzendentale Zeitlichkeit, in der ich und die Anderen in transzendentaler Historizität stehen. Für mich ist Geburt Anderer ihr Neuauftreten in der transzendentalen Gemeinschaft, in einer Zeitstelle der historisch-transzendentalen Zeit, der Tod das Verscheiden, Ausscheiden aus dieser allzeitlichen Gemeinschaft. Das absolute Sein – Sein eines transzendentalen Subjekts – heißt ein Sein als Glied der transzendentalen Intersubjektivität als weltkonstituierenden oder Sein im transzendentalen Universum, der transzendental-absoluten „Welt“, als Korrelat der Welt im natürlichen Sinne, eben als die absolute fungierende Subjektivität für die Konstitution dieser Welt – so ist über diese Subjektivität hinaus „nichts“. Besagt dieses Nicht-Sein ein absolutes Nichts, oder besagt es ein in einem anderen Sinne Seiendes, aber Seiendes außer Funktion? Und ist das universale transzendentale Vorkommnis, zeitlich gesprochen, das Geschehen transzendentaler Geburt und transzendentalen Todes, ein notwendiges Vorkommnis im Sein dieses Universums und so in einem anderen Sinne ein Fungieren, ein bestimmungsgemäßes NichtFungieren, bis seine Zeit gekommen ist, und Fungieren, solange seine Zeit ist, und dann wieder Nicht-Fungieren und doch als Funktionelles, seiend in diesem anderen Sinne, mit seine Rolle spielen als Untergrund, als Voraussetzung – als ein „Nicht-Seiend“, das durch dieses Nicht-Sein Sein mit ermöglicht? Was für weltliche Motive treiben den Menschen, sein seelisches Sein über den Tod fortsetzen zu wollen, und welche transzendentalen Motive könnten den Transzendentalphilosophen motivieren, ein Sein vor der Geburt und nach dem Tode zu fordern? Für den Menschen: Ein Mensch ist nur, solange der Leib organisch lebt; aber ich bin nicht mein Leib und so jeder. Ich walte im Leib. Ist der Leib zerfallen, so kann ich nicht walten und bin für niemand da, der mich aus diesem verstehbaren Walten als Mitseienden finden könnte. Ich kann ohne Leib auch nicht in der Welt etwas wirken, mich mitteilen, sprechen, schreiben etc.; aber ich bin doch über dem Leib, ich brauche ihn, aber warum soll mein Sein – nur mein Sein in der Welt für alle: als Mensch – unmöglich sein ohne Leib, also unmenschlich, außerweltlich? Das Wahrnehmen, der Gang der Erfahrung fiele fort, aber warum soll ich nicht phantasieren, träumen können? Während ich immer noch der wäre, der ich war, wenn ich weltlich war, und als Mensch meine menschlichen Habitualitäten, meine Überzeugungen, Geltungen, darunter Welt selbst als mir geltende, hatte, nun so mag das in mir verschlossen
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bleiben, unfähig, sich fortzeugend in weltliche Aktion zu aktivieren. Aber es ist dann eben unenthüllte Habitualität, die stets ungeweckt bliebe. Zudem kann ich mir ernstlich einen Anfang meines Seins und mein Ende vorstellen, obschon einen Anfang organischen Daseins des Leibkörpers wie andere Organismen, aus Organismen Organismen sich fundiert aufbauend, Organismen in Organismen zerfallend. Wie wenn jeder Organismus „Leib“ wäre, und umgekehrt, wie wenn wirkliche Einheit eines Leibes für eine Seele besondere Fundierungsstruktur forderte und andererseits ein Ich, ein seelisches Sein, zerfallen könnte, indem die Synthesis unmöglich wird, die Zusammenhänge von Ich-Aktionen in der Einheit eines Zusammenhanges, der ein Ichzentrum hat, verloren ginge. Das weist auf die Probleme der Identität des Ich in ihrer Fundierung.1
Nr. 97 Die Konstitution von fernen, unzugänglichen Zeiten (Steinzeit, Sternengeburt und -tod) durch die Idealisierung des Vermögens vermittelter Kunde von Anderen Alles2 beruht auf der Evidenz des Immer-wieder-Könnens – trotz der Modalisierung des Könnens und des (bekannten) Nicht-Könnens. Hemmung der Auswirkung der Vermögen als iterative Vermögen. Konstitution der Unendlichkeit der Welt in Homogeneität. Einfühlung unter Vermittlung der unzugänglichen Vergangenheiten und Welt-Weiten – als Verständnis der Steinzeit etc. Dabei erwerbe ich Mitvergangenheiten (und Mitgegenwarten), die nicht meine eigentlichen Erinnerungsvergangenheiten sind, auch nicht Mitvergangenheiten, die ich durch nächst Mitlebend-Gegenwärtige übernehmen kann. Wie weiß ich von meiner begrenzten Vergangenheit aus von der Geburt Anderer als die, die in die Welt hineingeboren werden? Entwicklung organischer Wesen, physische „Geburt“, bei menschlichem Organismus Mitgeburt eines „Anderen“. Von Anderen her weiß ich, dass ich geboren bin. Das Neugeborene hat, interpretieren wir alle, nicht eine Umwelt wie wir. Das Kind wird verstanden in Abwandlung des normalen seelischen Seins 1 2
Rb.: Dazu P1 – P6 kleine Zettel mit wichtigen Ausführungen = Text Nr. 97. Rb.: Vor L1–6 = Text Nr. 95 und LL = Text Nr. 96 Nota Bene.
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reifer Menschen – wie das Tier und gar das niedere Tier. Es lernt die Dinge kennen und mit ihnen umgehen, es lernt Selbstbewusstsein etc. Das führt zur Frage nach der Rekonstruktion und Bewährung einer wirklichen Vorstellung von diesem seelischen Sein. Und dann zurück zum Embryo, sogar, ob es überhaupt Seele hat. Aber wie weiter zurück? Das menschlich-seelische Sein hat einen Anfang. Ich als reifer Mensch lebte genug weit, um von daraus eben zum Menschen zu werden, welcher Welt und sich selbst mittels der Anderen erfährt, erkennt, schließlich ich als Philosoph, der philosophische Fragen stellt und eventuell zur Philosophie, zur absoluten Erkenntnis, durchdringt. Sein der Welt als konstitutive Leistung, die für mich durch einen Kreis eigentlich zugänglicher Anderer hindurch erfolgt, in der zugehörigen Mitleistung der ständigen Iteration und „Idealisation“. Aufgrund dessen ein erfahrendes und praktisches Weltleben, ein wissenschaftliches Weltleben im Stil fortgehender Zusammenstimmung, die selbst im „immer wieder“ horizonthaft vorgezeichnet ist. Besteht ein Motiv für eine Rückfrage nach meinem Sein vor der Zeugung? Die Weltvergangenheit vor meiner Geburt stelle ich vor und habe ich in Geltung auf dem Fundament der ersten unmittelbaren und relativ unmittelbaren Intersubjektivität. In der Erweiterung überschreite ich nicht nur faktische Zugänglichkeit wie in der Koexistenz. Das Generative hat doch keine Notwendigkeit, Unendlichkeit. Entwicklung der Organismen bis zum menschlichen Organismus. Da kommt das Problem des Anfangs. Keine Menschen? Aber Tiere? Kann ich rückfragend sagen müssen: Pflanzen, Tiere, etc., analog wie jetzt, eine Welt wie jetzt – die ich jetzt vorstelle als menschliche und generativ-historische. Aber Abwandlung der Vorstellungsweisen, schließlich Abwandlung des Menschen ins Tierische, wie ich jetzt auch schon Tiere als in ihrer tierischen Vorstellung auf Welt bezogen denken muss. Aber die Welt ist und bleibt immer unsere Welt, die menschliche Welt jetzt ist und historisch war und von da aus eine tierische Vergangenheit hatte. Aber die vergangene Welt dieser Zeit, in der auf der Erde bloß Tiere waren, ist doch nicht vergangene tierische Welt, sondern vergangene Menschenwelt – darin, dass sie aus menschlicher sinnlicher Erfahrung und aus menschlicher Einfühlung, menschlicher Vorstellungsbildung und Seinskonstitution sinnhabend ist. Ich befrage ja nicht die Tiere und gründe nicht in ihrem tierischen Vorstellen, Erfahren etc. irgendeine Vergangenheitserkenntnis. Ich vollziehe menschliche Wissenschaft rein aus menschlicher Erfahrung und Erkenntnisgebilden. Was kann das also bedeuten: In der Endlichkeit meines Ich und in der Endlichkeit der generativen Menschheit ins Unendliche seiende Welt mit
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unendlicher Zeit zur Geltung bringen? Was kann von daher Geburt des Menschen und Geburt der Menschheit bedeuten? Kann die transzendentale Subjektivität, in der Welt sich konstituiert mit Geburt und Tod, in ihrer Absolutheit anfangen und aufhören? Ich habe in meinem Leben die Schlafpausen, aber doch nur als Pausen denkbar. Meine Vergangenheit, die meiner strömenden wachen Gegenwart, ist sie ohne das für mich denkbar, und sind ohne das Andere und Anderer Wachheit etc. denkbar? Der Schlaf ist für mich zwar nur in der Wachheit denkbar, könnte man sagen, aber ich schlafe dann doch ein, und nun bin ich schlafend, der Schlaf selbst ist ohne Denken des Schlafes und damit denkbar, ja wirklich, als seiend, und ist als seiender Schlaf für mich undenkbar. Natürlich, sprechen kann ich nur als Wacher vom Schlaf; erfahren kann ich nur „Pausen“ des Wachens, und Schlafend-Sein als monadisches und ichliches Sein kann ich nur in Pausen des Wachens. Aber habe ich ein monadisches Sein im Schlaf? Habe ich nicht bloß Wachheit und in ihr Erinnerungen an „Einschlafen“ und „Wachwerden“ und verbundene Wachheiten durch Synthesen, und hinsichtlich der Umwelt Apperzeptionen von fortgehenden Veränderungen und Unveränderungen, als ob ich dabei gewesen wäre? Das Problem also der Konstitution der Schlafpausen! Ist das „Schlaf“, wenn ich die Augen schließe und nun die gesehene Welt verschwindet und beim Augen-Öffnen wieder als dieselbe in einem neuen Ruhe- und Veränderungsmodus apperzipiert wird? Was geschieht mit der Hyle, mit den Affektionen, den Aktionen im Schlaf? Mit allen Apperzeptionen, assoziativen Weckungen etc.? Aber alles Erfahren, Erkennen, Denken, ist Wachheit, und nur von ihr her ist alles konstitutiv begründet. Aber ist es anders mit der Geburt bzw. mit dem fraglichen Sein vor der Geburt? Ja, Schlaf, sagt man, ist als Pause apperzipiert und in Geltung, und darin liegt für mich ein „Sein“ während des Schlafes und ein Sein für jedermann. Tod aber – und nach dem Tod – das ist Fürniemand-Sein und so auch Vor-der-Geburt-Sein – also Nicht-Sein. Natürlich ja, weltlich. Aber Schlafpausen habe ich primordial und intersubjektiv konstituiert. Das Vor-der-Geburt-Sein habe ich primordial und intersubjektiv nicht konstituiert – auch nicht einen primordialen Anfang. Erinnerung führt immer wieder zur Wachheit, die schon etwas Seiendes hat. Intersubjektiv konstituiert ist der Anfang des Menschen, aber nicht Sein vor dem Anfang und ebenso nicht psychisches Sein nach dem Tod. Die Welt – allzeitliche Welt – ist ohne mich nicht denkbar. Gemeint ist das nicht in der Selbstverständlichkeit, dass ich als Menschen-Ich ihr zugehöre,
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also sie nicht identisch erhalte, wenn ich mich durchstrichen denke, sondern so, dass mein Sein aus ihr nicht herauszunehmen ist, wenn sie auch nach dem Übrigen die Welt bleiben soll, die sie ist. Es kann nicht die übrige Welt übrig bleiben als möglicherweise für sich seiende, ohne mein Sein, nur etwa sich bloß verändern. Und doch bin ich in der Welt geboren und hatte meine wickel-kindliche Vergangenheit, in der ich die Welt, als was sie für mich jetzt ist, nicht hatte (nämlich nicht etwa nur, als was sie in jetziger Gegenwart ist, sondern was sie damals war und auch so war, damals, als ich Kind war, aber eben nichts von ihr verstanden hatte). Auch weiterfort ändert sich für mich die Welt als mir geltende und uns geltende – aber in der Idee einer Wahrheit, die als das nicht jedermann und gar das Kind bilden und als wissenschaftliche verwirklichen kann. Wahre Welt ist ideales Gebilde – transzendental reduziert auf mein transzendental-monadisches Sein und auf die Monadengemeinschaft als gemeinschaftlich fungierende und in dieser Funktionalisierung für mich seiende, in mir durch transzendentale Deckung sich „spiegelnde“. Ich in strömender Lebensgegenwart, Quelle der für mich geltenden Welt, Quelle auch der Idee der Wahrheit und der Wissenschaft als Vorhabe und der für mich seienden Anderen etc. – „Quelle“. Das Absolute, verharrend in Ewigkeit im ewigen Wandel seiner Modi, zunächst durch gewöhnliche Geburt und Tod – aber auch Geburt und Tod von Menschheiten etc.; Identität der Strukturform (invariante), die Form der absoluten Zeitlichkeit, die Form der absoluten Koexistenz, deren Symbol der Raum ist; aber auch die räumliche Verteilung der getrennten, entstehenden und vergehenden Gestirne; Wandel in der Koexistenz getrennter entstehender und sterbender Gestirnmenschheiten und Generationssysteme von „animalischen“ Spezies; Gestirn-, Milchstraßensysteme. Das Invariante: stehend-bleibende Form. Das Unbewusste in seinen verschiedenen Stufen, Unwachheit, Assoziation als universale Synthesis (aus Intentionalität). Patente Assoziation. Die Kontinuität der Verschmelzung in einem Feld, „räumlich“-zeitlich, rekonstruktiv enthüllbar als intentionale Verschmelzung. Das erste Unbewusste also in der Sphäre der Primordialität als schlafende Assoziation; die Assoziation mit Anderen, die explizite Assoziation der Einfühlung, Assoziation also außerordentlich erweitert, auch Assoziation der Akte, der Stellunghaben als Habitualitäten, Assoziation durch Einfühlung etc., immer assoziativ Geltungsassoziationen implizierend, Notwendigkeit der Mitgeltung, Notwendigkeit des In-Widerspruch-Kommens, der Modalisierung, die Restitution der Einstimmigkeit.
ZEITTAFEL
vor 1910
C6/8
Nr. 26
10. 1929 10. 1929 10. 1929 10. 1929
C 8 / 2–11 C 8 / 12–13 C 8 / 14–15 C 8 / 16–21
Nr. 43 Nr. 44 Nr. 45 Nr. 46
Sommer 1930 Sommer 1930 Sommer 1930 8. 1930 8. 1930 8. 1930 8. 1930 8. 1930 8. 1930
C 3 / 3–4 C 3 / 5–9 C 5 / 1–8 C 4 / 2–13 C6/2 C 6 / 3–5 C6/6 C6/7 C 17 / 62–67
Herbst 1930 11. 1930 12. 1930 12. 1930 Ende 1930
C 3 / 10–16 C 3 / 19–23 C 17 / 30 C 17 / 31–46 C 11 / 2–16
(Hua XXXIV, 185–188, Nr. 11) Nr. 8 (Hua XXXIV, 162–176, Nr. 9) Nr. 21 Nr. 22 Nr. 23 Nr. 24 Nr. 25 (Hua XXXIV, 179–184, Nr. 10 und Beil. XIII) (Hua XV, 99–110, Nr. 7) Nr. 9 Nr. 89 Nr. 90 (Hua XV, 148–170, Nr. 11)
15. 1. 1931 3. 1931 3. 1931 3. 1931 3. 1931 3. 1931 5. 1931? 7. 1931 7. 1931?
C 7 / 34–35 C 3 / 26–27 C 3 / 28–29 C 3 / 30 C 3 / 31–51 C 17 / 68–78 C 16 / 19–25 C 17 / 49–54 C 17 / 55–56
Nr. 37 Nr. 10 Nr. 11 Nr. 12 Nr. 13 Nr. 94 Nr. 68 Nr. 91 Nr. 92
448
zeittafel
7. 1931? 8. 1931 9. 1931? 9. 1931 9. 1931 9. 1931 9. 1931 9. 1931 9. 1931 9. 1931 9. 1931 20. 9. 1931 9 / 10. 1931? 9 / 10. 1931 9 / 10. 1931 9 / 10. 1931 9 / 10. 1931 10. 1931? 10. 1931? 10. 1931? 10. 1931?
C 17 / 57–60 C 2 / 2–4 C 15 / 2–4 C 16 / 55–58 C 16 / 62–73 C 17 / 2–6 C 17 / 7–17 C 2 / 14–15 C 2 / 5–6 C 10 / 2–3 C 10 / 4–18 C 17 / 18–27 C 9 / 2–5 C 2 / 7–9 C 2 / 10–12 C 2 / 13 C 2 / 17–19 C 12 / 1–5 C 3 / 54–55 C 3 / 56–57 C 3 / 58–59
Nr. 93 Nr. 1 Nr. 66 (Hua XXXIV, 294–297, Nr. 19) Nr. 79 (Hua XV, 331–336, Nr. 19) Nr. 88 Nr. 5 Nr. 2 Nr. 48 Nr. 49 (Hua XV, 337–350, Nr. 20) Nr. 47 (Hua XXXIV, 298–301, Nr. 20) Nr. 3 Nr. 4 Nr. 6 Nr. 56 Nr. 14 Nr. 15 Nr. 16
10. 1931? 17. 10. 1931 17. 10. 1931 11. 1931 12. 1931 12. 1931 12. 1931 25. 12. 1931 26. 12. 1931 Ende 1931 Ende 1931 Ende 1931 Ende 1931
C 3 / 62–66 C 3 / 69–70 C 3 / 74–80 C 3 / 71–73 C 11 / 55–56 C 11 / 58–69 C 16 / 13–16 C 11 / 45–51 C 11 / 52–54 C 16 / 2–10 C 17 / 80–83 C 17 / 84–89 C 17 / 90–95
Nr. 17 Nr. 18 Nr. 20 Nr. 19 Nr. 54 Nr. 55 (Hua XXXIV, 380–383, Nr. 24) Nr. 52 Nr. 53 Nr. 67 Nr. 95 Nr. 96 Nr. 97
2. 1932? 2. 1932? 2. 1932?
C 16 / 59 C 16 / 60 C 16 / 61
Nr. 76 Nr. 77 Nr. 78
zeittafel 5. 3. 1932 8. 3. 1932 9. 3. 1932 10. 3. 1932 3. 1932 3. 1932 3. 1932 5. 1932 5. 1932 5. 1932 5. 1932 5. 1932 6. 1932 6. 1932 6. 1932 6. 1932 6. 1932 6. 1932 6. 1932 6. 1932 6 / 7. 1932 6 / 7. 1932 6 / 7. 1932 6 / 7. 1932 6 / 7. 1932 6 / 7. 1932 1. 7. 1932 9. 7. 1932 14. 9. 1932
C 16 / 46–51 C 16 / 28–32 C 16 / 33–35 C 16 / 36–40 C 16 / 41–42 C 16 / 43–45 C 16 / 52–53 C 16 / 76–77 C 16 / 78–79 C 16 / 80–85 C 16 / 86–92 C 16 / 93–100 C 7 / 29–30 C 7 / 31–32 C 7 / 33 C 7 / 36 C 7 / 37–38 C 7 / 39–40 C 7 / 41–45 C 7 / 46 C 7 / 2–3 C 7 / 4–6 C 7 / 7–10 C 7 / 11–12 C 7 / 13 C 7 / 24–25 C 7 / 14–17 C 7 / 19–23 C 2 / 22–25
Nr. 74 Nr. 69 Nr. 70 Nr. 71 Nr. 72 Nr. 73 Nr. 75 Nr. 80 Nr. 81 Nr. 82 (Hua XV, 350–357, Beilage XX) (Hua XV, 357–368, Beilage XXI) Nr. 34 Nr. 35 Nr. 36 Nr. 38 Nr. 39 Nr. 40 Nr. 41 Nr. 42 Nr. 27 Nr. 28 Nr. 29 Nr. 30 Nr. 31 Nr. 33 (Hua XXXIV, 384–390, Nr. 26) Nr. 32 Nr. 7
13. 1. 1933 5. 1933 5. 1933 5. 1933 5. 1933 5. 1933 5. 1933
C 14 / 2–6 C 16 / 101–103 C 16 / 104–105 C 16 / 106 C 16 / 107 C 16 / 108 C 16 / 109
Nr. 65 (Hua XV, 574–579, Nr. 32) Nr. 83 Nr. 84 Nr. 85 Nr. 86 Nr. 87
1. 1934
C 13 / 2–6
Nr. 57
449
450 1 / 2. 1934 1 / 2. 1934 2. 1934 1 / 2. 1934 15. 2. 1934 2. 1934 26. 3. 1934 7. 1934? 9. 1934? 21 / 22.9. 1934 9 / 10. 1934
zeittafel C 13 / 7 C 13 / 8 C 13 / 9–11 C 13 / 13–16 C 13 / 19–26 C 13 / 27–28 C 13 / 32–46 C 11 / 33–42 C 11 / 27–30 C 1 / 1–5 C 11 / 19–26
Nr. 58 Nr. 59 Nr. 60 Nr. 61 Nr. 62 Nr. 63 Nr. 64 (Hua XV, 174–185, Beilage X) Nr. 51 (Hua XV, 666–670, Nr. 38) Nr. 50
NACHWEIS DER ORIGINALSEITEN
In der linken Kolumne befinden sich die Nummern und die Seitenzahlen des gedruckten Textes, in der mittleren die entsprechenden Angaben der Originale in der Signatur des Husserl-Archivs Löwen. Bei denjenigen Manuskripten der Gruppe C, die bereits an anderer Stelle in der Ausgabe Husserliana veröffentlicht wurden, finden sich die Nachweise rechts. C1/ Nr. 1 Nr. 2
1–3 4–6
Nr. 3 Nr. 4 Nr. 5 Nr. 6 Nr. 7
6–9 9–10 10–12 13–16 17–23
C2 / 2a–4a 5a–6b 7a–9b 10a–12a 13b–13a 14a–15b 17a–19a 22a–25b C3/
Nr. 8
24–29
Nr. 9 Nr. 10 Nr. 11 Nr. 12 Nr. 13 Nr. 14 Nr. 15 Nr. 16 Nr. 17 Nr. 18 Nr. 19 Nr.20
29–34 35–37 37–38 38–39 40–62 62–65 65–67 68–69 70–75 76–77 78–80 80–88
1a–5b
3a–4b 5a–9b 10a–16b 19a–23a 26a–27b 28a–29a 30a–30b 31a–51a 54a–55b 56a–57b 58a–59b 62a–66b 69a–70a 71a–73a 74a–80b
(Hua XV, 666–670, Nr. 38)
(Hua XXXIV, 298–301, Nr. 20)
(Hua XXXIV, 185–188, Nr. 11) (Hua XV, 99–110, Nr. 7)
452
nachweis der originalseiten Nr. 21
89–106
C4/
2a–13b
C5/
1a–8b
Nr.22 Nr. 23 Nr. 24 Nr. 25 Nr. 26
107–108 108–112 112–113 113 113–114
C6/
2a–2b 3a–5b 6a 7a 8a
Nr. 27 Nr. 28 Nr. 29 Nr. 30 Nr. 31
115–117 118–120 120–122 123–125 125–126
C7/
Nr. 32 Nr. 33 Nr. 34 Nr. 35 Nr. 36 Nr. 37 Nr. 38 Nr. 39 Nr. 40 Nr. 41 Nr. 42
127–132 133–135 136–138 138–139 139–140 141–142 143–144 144–145 146–148 148–152 153
2a–3b 4a–6b 7a–10a 11a–12b 13a–13b 14a–17b 19a–23a 24a–25b 29a–30b 31a–32a 33a–33b 34a–35b 36b–36a 37a–38a 39a–40b 41a–45a 46a
Nr. 43 Nr. 44 Nr. 45 Nr. 46
154–166 166–167 168–169 169–177
C8/
2a–11b 12a–13a 14a–15a 16a–21b
Nr. 47
178–182
C9/
2a–5b
Nr. 48 Nr. 49
183–185 185–203
C10/ 2a–3b 4a–18a C11/ 2a–16b
(Hua XXXIV, 162–176, Nr. 9)
(Hua XXXIV, 384–390, Nr. 26)
(Hua XV, 148–170, Nr. 11)
nachweis der originalseiten Nr. 50 Nr. 51
204–215 215–219
Nr. 52 Nr. 53 Nr. 54 Nr. 55
220–226 226–229 229–231 232–243
Nr. 56
244–248
C12/ 2a–5b
Nr. 57 Nr. 58 Nr. 59 Nr. 60 Nr. 61 Nr. 62 Nr. 63 Nr. 64
249–254 254–256 256 257–259 259–264 264–272 272–274 274–287
C13/ 2a–6b 7a–8b 8a 10a–11a 13a–16a 19a–26b 27a–28a 31a–46b
Nr. 65
288–294
C14/ 2a–6a
Nr. 66
295–299
C15/ 2a–4b
Nr. 67
300–309
C16/ 3a–10a 13a–16b 19a–25b 28a–32b 33a–35b 36a–40b 41a–42b 43a–45b 46a–51b 52a–53b 55a–58b 59a 60a–60b 61a–61b 62a–73a 76a–77b
Nr. 68 Nr. 69 Nr. 70 Nr. 71 Nr.72 Nr. 73 Nr. 74 Nr. 75 Nr. 76 Nr. 77 Nr. 78 Nr. 79 Nr. 80
310–318 318–323 323–325 326–329 330–331 331–334 335–340 340–342 342 342–343 343–344 344–356 356–359
19a–26b 27a–30b 33a–42b 45a–51b 52a–54b 55a–56b 59a–69b
453
(Hua XV, 174–185, Beilage X)
(Hua XXXIV, 380–383, Nr. 24)
(Hua XXXIV, 294–297, Nr. 19)
454
nachweis der originalseiten Nr. 81 Nr. 82
359–362 362–369
Nr. 83 Nr. 84 Nr. 85 Nr. 86 Nr. 87
369–372 372–373 373–374 375 376
Nr. 88
377–388
Nr. 89 Nr. 90 Nr. 91 Nr. 92 Nr. 93
388–389 390–402 403–408 409–411 411–416
Nr. 94 Nr. 95 Nr. 96 Nr. 97
417–430 430–435 435–443 443–446
78a–79b 80a–85b 86a–92b (Hua XV, 350–357, Beilage XX) 93a–100b (Hua XV, 357–368, Beilage XXI) 101a–103b (Hua XV, 574–579, Nr. 32) 104a–105b 106a–106b 107a–107b 108a 109a–109b C17/ 2a–6b 7a–17a 18a–27b 30a–30b 31a–46a 49a–54a 55a–56b 57a–60b 62a–67b 69a–78b 80a–83b 84a–89a 90a–95a
(Hua XV, 331–336, Nr. 19) (Hua XV, 337–350, Nr. 20)
(Hua XXXIV, 179–184, Nr. 10 und Beil. XIII)
NAMENREGISTER
Brentano, 74, 171 Goethe, 73 Leibniz, 169, 171