Fidel - 27. Januar 2001 ANSPRACHE DES DR. FIDEL CASTRO RUZ, VORSITZENDE DES STAATS, - UND MINISTERRATES DER REPUBLIK KUB...
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Fidel - 27. Januar 2001 ANSPRACHE DES DR. FIDEL CASTRO RUZ, VORSITZENDE DES STAATS, - UND MINISTERRATES DER REPUBLIK KUBA ANLÄßLICH DER OFFENEN TRIBÜNE DER REVOLUTION IN SAN JOSÉ DE LAS LAJAS; AM 27. JANUAR 2001. Bürger von Havanna; Landsleute aus ganz Kuba; Die Menschheit ist in eine der kompliziertesten Perioden ihrer Geschichte eingetreten. Das neue Jahrtausend beginnt für uns unter dem Klang eines intensiven und langen Kampfes. Die folgenden Jahre werden nicht nur für Kuba entscheidend sein, sondern für alle Völker, die den Planeten bewohnen. Während des Jahrhunderts, das gerade zu Ende gegangen ist, gingen viele Jahre verloren in Kriegen, Aufteilungen der Welt, Ausplünderung und Ausbeutung - sowohl kollektiver als auch individueller Art der überwiegenden Mehrheit der Menschen, und dies, als wir noch über genügend Zeit verfügten, um viele der schwerwiegendsten Probleme, die die Welt heutzutage plagen, vorherzusehen und ihnen zu begegnen. Die enormen Fortschritte der Wissenschaft und der Technik waren bereits zugänglich. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es noch genügend unbearbeitete Landflächen, weiträumige Waldgebiete, Gewässer und Lagerstätten von Mineralien zu deren Verwendung in vernünftiger und nachhaltiger Weise. Die Luft und die Meere waren weder mit verschmutzten Molekülen noch mit chemischen Abfällen in einem solchen unglaublichen Maße gesättigt, wie dies heute der Fall ist. Auf eine solch blinde und chaotische Weise wurden die Politik und die Weltwirtschaft auf den Weg gebracht, daß man bis vor einigen Jahrzehnten nicht einmal solche Konzepte wie Umwelt, biologische Vielfalt, Bewahrung der Natur, Wüstenbildung, Löcher in der Ozonschicht und Klimaveränderungen kannte oder sie erwähnte. Im Rahmen eines anarchischen und chaotischen Produktionssystems - das heute zur imperialen, hegemonialen und unipolaren Beherrschung geworden ist -, wurden enorme Ressourcen verschwendet, die Natur beträchtlich geschädigt und absurde und unhaltbare Konsummodelle geschaffen, die wahrhafte unerreichbare Träume, für die überwiegende Mehrheit der Menschen, die unseren Planeten heute bewohnen und ihn auch noch morgen bewohnen sollen, darstellen. In gerade einmal einem Jahrhundert wurden große Teile der Reserven an Kohlenwasserstoffen, zu deren Schaffung die Natur Hunderte Millionen von Jahren brauchte, verbrannt und als gasförmige Abfälle und Derivate in die Luft und in die Meere abgelassen. Die Einheitsnorm zum Erreichen von Gewinnen um jeden Preis - ohne Ethik, moralische Prinzipien oder irgendeine Voraussicht - haben bereits eine zerstörerische Spur für die heutigen und zukünftigen Generationen hinterlassen. Wenn man darüber nachdenkt, was auf der Welt geschieht, ist es unmöglich, nicht daran zu denken, daß die vom Menschen erreichten Fortschritte in der politischen Entwicklung, der sozialen Gerechtigkeit und dem friedlichen Zusammenleben sehr weit hinter seinen außergewöhnlichen technischen und wissenschaftlichen Errungenschaften zurückgeblieben sind. Währenddessen hat die Weltbevölkerung sogar die Zahl von 6 Milliarden überschritten, von denen zwei Drittel in unerträglicher Rückständigkeit und Armut leben. Innerhalb von weiteren fünfzig Jahren bewohnen nicht weniger als 3 Milliarden weitere Menschen unseren bereits jetzt verschmutzten Planeten. Heutzutage gibt es 1,8 Milliarden Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren auf der Welt, wie viele derjenigen, die wir hier sehen und die frischen Blumen gleichen, die voll von Hoffnung und Freude sind. Etwa 5 Milliarden Menschen werden in den nächsten fünf Jahrzehnten auf die Welt kommen. Dann wird immer noch ein Großteil derjenigen leben, die heute weniger als 20 Jahre alt sind. Gibt es eine dringendere und unmittelbarere Aufgabe als die Bewahrung eines Minimums an notwendigen Lebensbedingungen für alle diese Menschen, die Kinder, Heranwachsende, Jugendliche, Erwachsene und Senioren sein werden? Eine erschöpfte und im Niedergang begriffene Weltordnung kann nicht die Menschheit retten und die unverzichtbaren natürlichen Bedingungen für ein anständiges und würdevolles Leben auf dem Planeten schaffen. Die reale Chancengleichheit und die wahre Gerechtigkeit für die Menschen aller Nationen, Ethnien, Kulturen und Religionen kann man an keinem Ort der Welt weiter aufschieben. Es handelt sich nicht um eine ideologische Frage; es ist bereits eine Frage von Leben und Tod für die menschliche Spezies. Es ist offensichtlich, daß man nichts von denjenigen erwarten kann, die die Macht und die Privilegien der Hegemoniemacht in den Händen halten. Die von ihnen aufgezwungene neoliberale Globalisierung ist untragbar. Man beobachtet bereits die ersten Symptome einer Krise, die desto tiefer sein wird, wie die reale Ökonomie sich in eine spekulative Ökonomie verwandelt hat, die fast die gesamten Finanzoperationen umfaßt, die täglich auf der Welt vonstatten gehen. Die Widersprüche werden sich zwischen den wichtigsten Zentren der wirtschaftlichen Macht verstärken, und der Kampf um die Märkte wird noch schärfer werden. Die historischen Ziele jeglichen
Produktionssystems sind umgekehrt worden. Die Wirtschaft funktioniert und wächst nicht für die Schaffung von Gütern und Dienstleistungen; die Güter und Dienstleistungen werden verbraucht, damit die Wirtschaft funktioniert und wächst. Es gibt trotzdem nicht das geringste Anzeichen, daß diejenigen, die die großen Machtmittel und weltweiten Ressourcen in den Händen halten, die Fähigkeit besitzen, die Wirklichkeit zu verstehen, und auch wenn sie sie verstehen würden, haben sie weder den Willen noch die reale Macht, um diese Realität umzuwandeln. Die transnationalen Unternehmen stellen heutzutage Institutionen mit mehr Fähigkeit, Reichtum und Macht dar als alle Regierungen zusammen. Je mehr sie Fusionen eingehen und - getrieben von den blinden und unkontrollierbaren Gesetzen des Systems, das sie hervorbrachte - die Finanzen, die Produktion und die Weltwirtschaft beherrschen, desto mehr beschleunigen sie die Krise. Der wahrscheinlichste Gang der Geschehnisse sieht so aus, daß es innerhalb von relativ kurzer Zeit schließlich zu einer tiefen Krise kommt, die den Großteil der Nationen der Welt in den Ruin führt; die Armut und der Hunger werden sich vervielfachen; die Entwicklungsmöglichkeiten reduzieren sich für die armen Länder, die die überwiegende Mehrheit der Weltbevölkerung darstellen. Die bis heute von der Menschheit durchlebte Erfahrung zeigt, daß die Lösungen nicht aus der kalten Analyse, dem vernünftigen Denken oder der Vorausschau und dem elementarsten gesunden Menschenverstand hervorgehen. Es ist schmerzlich, doch die Geschichte hat bewiesen, daß nur aus den großen Krisen die großen Lösung hervorgehen können. Die einzige mögliche Alternative besteht in einer verschiedenartigen, gerechteren und solidarischeren Weltordnung, die in der Lage ist, die natürliche Umwelt zu bewahren und das Leben auf dem Planeten zu retten. Dafür muß der Selbsterhaltungstrieb der menschlichen Spezies mehr als je zuvor mit aller Kraft spürbar werden. Als Teil des Problems dieser Welt unternimmt unser kleines Land Anstrengungen, um ein Sandkorn zu der von uns erträumten Zukunft beizusteuern. Das Schicksal wollte es, daß die am 10. Oktober 1868 begonnene Revolution zur Befreiung unseres Vaterlandes aus Gründen der geographischen Lage und wegen sehr speziellen historischen Umständen heute einen ehrenvollen Platz in der politischen Schlacht einnimmt, die die Völker der Welt sich gezwungen sehen zu schlagen, und zwar für ihre Existenz und Identität als Nationen, für das Recht auf eine nachhaltige wirtschaftliche und soziale Entwicklung und eine gerechte, vernünftige und solidarische Weltordnung. 42 Jahre nach ihrem Triumph und nach dem siegreichen Eintritt in das neue Jahrtausend ist die Kubanische Revolution heutzutage politisch stärker als je zuvor, und unser Volk hat den höchsten Grad von Einheit und revolutionärem Bewußtsein in seiner gesamten Geschichte erreicht. In den Vereinigten Staaten ist gerade eine neue Regierung auf ziemlich irreguläre Weise ins Amt gekommen. Alles was man über die Vorgeschichten und das Denken der wichtigsten Mitglieder dieser Regierung weiß, sowie die öffentlichen Erklärungen vieler von ihnen - vor und nach dem ungewöhnlichen Wahlprozeß, bei dem die terroristische kubanisch-amerikanische Mafia eine entscheidende Rolle bei dem fragwürdigen Sieg des jetzigen Präsidenten spielte -, haben in der Weltöffentlichkeit fast ohne Ausnahme eine Atmosphäre des Zweifels, des Mißtrauens und der Furcht geschaffen. Kuba könnte das Ziel der Frustration, des Ressentiments und des Hasses der extremistischsten und reaktionärsten Sektoren sein, die heutzutage in Euphorien schwelgen angesichts des Aufstiegs der neuen Regierungsmannschaft, mit der sie enge Beziehungen unterhalten, zur Macht. Trotzdem blicken unser Land und unser mutiges Volk, die ehrenvoll extremen Risiken begegnet sind und mit Heldenmut 42 Jahre Feindschaft, Aggressionen, Blockade und Wirtschaftskrieg ausgehalten haben, mit größerer Ruhe, Ernsthaftigkeit und größerem Vertrauen als je zuvor in die Zukunft. Nichts raubt uns den Schlaf. Auch wenn wir von dieser US-Regierung keine Kursänderung erwarten, beeilen wir uns nicht, sie im voraus zu beurteilen. Wir werden nicht den ersten Stein werfen. Auf diese Weise erhalten wir die höchste Moral in unserem politischen Verhalten und bei unseren Methoden aufrecht, so wie wir es immer getan haben. Wir werden sorgfältig jeden Schritt, den die US-Regierung geht, und jedes ihrer Worte beobachten. Uns wird absolut nichts überraschend, unvorhergesehen oder unvorbereitet treffen, weder auf dem politischen, wirtschaftlichen oder irgendeinem anderen Gebiet. Das Kuba, das in das neue Jahrtausend eintritt, ist nicht das unerfahrene, unbewaffnete und fast analphabetenhafte Kuba von 1959. Es gibt heute nicht einen einzigen Analphabeten, und auf jeden Absolventen der sechsten Klasse im Jahr 1959 kommen heute zwei Universitätsabsolventen; Millionen von Männern und Frauen haben den Umgang mit den Waffen erlernt; Hunderttausende haben an verschiedenen internationalistischen Einsätzen teilgenommen; Zehntausende von erfahrenen Kadern sind während des Kampfes ausgebildet worden; unser Volk besitzt ein hohes Niveau bei der Bildung und der allgemeinen und politischen Kultur; die gesamte Nation ist eine große Schule. Wir haben gelernt, durchzuhalten und unter den unvorstellbarsten Umständen zu siegen. Es gibt kein anderes Volk, das ausgebildeter ist, das weniger abhängig von den ökonomischen Beziehungen zu der Nation ist, die sich zu der reichsten und für die anderen Völker der Welt unverzichtbarsten Macht erhoben hat; das freier ist, um seine Wahrheiten vorzutragen und die Rechte der ausgebeuteten und armen
Völker der Welt auf allen internationalen Foren und Tribünen zu verteidigen. Kuba wird nicht zögern, die Schlacht der Ideen weiter zu schlagen, in die es sich seit 14 Monaten vertieft hat, um die Respektierung seiner Rechte und die Aufhebung der gegen das Land verhängten mörderischen und völkermörderischen Gesetze zu fordern und den heiligen Schwur einzuhalten, den das Volk gegenüber dem Vaterland geleistet hat. Die eindrucksvolle Demonstration von mehr als einer Million Bürgern von Havanna am 19. Januar; die vier Podiumsdebatten, bei denen von Dienstag bis Freitag die subversiven Aktionen gegen unser Vaterland auf vernichtende Weise angeprangert und enthüllt wurden; die 200 000 Pioniere, Studenten, Jugendliche, Männer und Frauen, die heute hier versammelt sind, und die 200 000 Menschen, die sich morgen, am glorreichen Tag der Geburt Martís, auf dem "Calixto García"-Platz in Holguín versammeln werden, bezeugen mehr als genügend den Gemütszustand, den Kampfgeist und das Selbstvertrauen, mit denen unser Volk heute mehr als zu jedem anderen Zeitpunkt unserer würdigen Geschichte bereit ist, um sich der Zukunft zu stellen und seine Pflichten gegenüber dem Vaterland und der Menschheit zu erfüllen. Wir werden siegen! (Kommentare nach der Ansprache) Ich habe hier von 200 000 Menschen gesprochen. Das war die Zahl, die mehr oder weniger errechnet und veröffentlicht wurde, doch diese Menschenmenge, die ich hier sehe, reicht bis zum Horizont. In Wirklichkeit könnte man sagen, daß hier drei oder vier Stadien wie das ‚Estadio Latinoamericano' hereinpassen würden. Hier sind mehr als 300 000 Personen (Beifall), sehr konservativ kalkuliert. Wir sind daran gewöhnt, Berechnungen anzustellen, wir wissen, wie viele Personen es in einer Menschenmenge pro Quadratmeter gibt, und ich kann euch versichern, daß das, was ich von hier aus sehe - und ihr werdet es vielleicht am Nachmittag im Fernsehen sehen -, etwas wirklich Eindrucksvolles ist (Ausrufe: "Fidel, Fidel, Fidel!"). Sáez sagte es mir, doch das, was ich gesehen habe, übersteigt die Eindrücke, die er mir übermittelte. Es ist ein unanfechtbarer Beweis dieses Gemütszustandes und dieses Kampfgeistes, von denen ich vor einigen Minuten sprach. Ich beglückwünsche an erster Stelle die Bürger von Havanna, und zwar die hier anwesenden Bürger sowohl aus der Provinz Havanna als auch der Stadt Havanna. Ich beglückwünsche die Organisatoren, die Führungspersönlichkeiten der Kommunistischen Partei und ihres Jugendverbandes und auf besondere Weise den Genossen Sáez wegen dieses heutigen außergewöhnlichen Beweises an Organisation und revolutionärem Geist, den Millionen von Landsleuten an diesem Morgen auf der gesamten Insel verfolgen und den vielleicht einige ausländische Fernsehstationen anderen Völkern der Welt zeigen können. Vielen Dank, Genossen. Allen einen Glückwunsch! Vaterland oder Tod! Sozialismus oder Tod! Wir werden siegen! (Ovation)
Fidel - 23. Februar 2001 Ansprache des Comandante en Jefe Fidel Castro Ruz, Erster Sekretär des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Kubas und Präsident des Staatsrates und des Ministerrates, bei der Gedenkveranstaltung zum 40. Jahrestag der Gründung des Nationalen Instituts für Sport, Körperkultur und Erholungsaktivitäten (INDER) und der Einweihung der Internationalen Hochschule für Körperkultur und Sport am 23. Februar 2001, "Jahr der Siegreichen Revolution im neuen Jahrtausend" Macht euch keine Illusionen, ich werde keine lange Rede halten (Lachen und Ausrufe). Sehr verehrte Gäste; Liebe Studenten: Ich habe ein Problem, denn wir feiern heute zwei Dinge: den 40. Jahrestag der Gründung des INDER (Beifall) und die Einweihung der Internationalen Hochschule für Körperkultur und Sport (Ausrufe). Was mache ich? Worüber spreche ich? Und alles war das Ergebnis des Zufalls, denn diese Schule wurde deswegen nicht vor zwei oder drei Monaten eingeweiht, weil damals keine Zeit war. Jetzt bestand die Möglichkeit, die Einweihung zeitgleich mit diesem Jahrestag vorzunehmen, und die zwei Dinge sind meiner Ansicht nach sehr bedeutend. Man kann sehr viel über den INDER und sein 40jähriges Bestehen sagen. Einige Genossen haben an einen Teil dieser Geschichte erinnert. Auch Humberto erwähnte einige Fragen, die mit dem INDER in Beziehung stehen, doch es wäre das Beste gewesen, diese beiden Ereignisse zu trennen: auf der
einen Seite der INDER und sein Jahrestag und auf der anderen Seite die Einweihung der Hochschule. Ich würde es vorziehen, nicht so viel über unsere Geschichte im Bereich des Sports zu sprechen. Als ich in den Ausstellungssaal trat, wo uns vier der besten Studenten erwarteten - eine Mosambikanerin, eine Haitianerin, ein Venezolaner und eine Bolivianerin, die mir erzählte, daß sie den Schwimmsport praktiziere -, und nach dem Betrachten von unzähligen Fotos unserer exzellenten Sportler und glorreicher Augenblicke des revolutionären Sports, dachte ich nach und fragte mich: Warum so viele Fotos? Beweihräuchern wir etwa den kubanischen Sport mit chauvinistischem Geist? Erniedrigen wir nicht auf gewisse Weise die Sportler, oder die jungen Menschen, oder die Studenten aus anderen Ländern, indem wir die kubanischen Siege hervorheben? Ich erinnerte mich in diesem Augenblick wirklich nicht daran, daß man auch des 40. Jahrestages der Gründung des INDER gedachte. Jetzt wird mir klar, warum so viele Fotos über unseren Sport angebracht wurden. Wir sind vorangeschritten und es wurden viele Erfolge erzielt. Sind wir stolz darauf? Nein, noch nicht. Sind wir zufrieden? Nein, wir können niemals vollkommen zufrieden sein. Trotzdem konnte ich mich nicht des Eindrucks erwehren, daß dies ein großer Tag war, denn wenn unser Sport von guter Qualität war und wenn unsere Geschichte im Bereich des Sports so verdienstvoll war, dann genau deshalb, weil wir genügend Erfahrung und Ansehen angehäuft haben, um diese Internationale Hochschule für Körperkultur und Sport zu schaffen. Ja, man kann zufrieden sein, wenn man diese Hochschule sieht. Kann man stolz darauf sein? Nein. Nennen wir es Überzeugung und Vertrauen in die vielen Dinge, die man in der Zukunft machen kann. Wenn es etwas gibt, daß wir bedauern könnten, dann ist es die Tatsache, daß uns die Schule hinsichtlich ihrer Kapazität an Studenten klein erscheint. Ich habe stets darauf gedrängt, eine Kapazität von 2 000 zu erreichen, denn es sind fünf Jahre und dies könnte eine etwas größere Immatrikulierung gewährleisten, 450 oder 500; doch als ich das Modell sah, das dort am Eingang zu einem kleinen Raum aufgestellt wurde, wurde mir klar, daß wir die Anzahl der Immatrikulierungen nicht steigern dürfen. Ich hatte eine Vorstellung von der Hochschule. Ich kannte diesen Ort, den ich oftmals besucht hatte, und ging über das gesamte Gelände bis dort drüben hinter den Hügeln, denn wir waren dabei, Zentren für Viehgenetik zu errichten, deshalb gibt es hier in der Nähe so viele Molkereien. Hier in diesem Gebiet, wo es vor Jahren - vor vielen Jahren - eine kleine Zuckerfabrik gab - ich glaube, sie hieß Portugalete -, wurde kein Zuckerrohr mehr angebaut. Ich erinnere mich, über den Feldzug von Maximo Gómez in der Provinz Havanna - während Maceo in Richtung Pinar del Río vorrückte - gelesen zu haben, daß er sich auf diesem Gebiet bewegte; in den Chroniken jenes heldenhaften Krieges taucht der Name der Zuckerfabrik auf. Seht, wie relativ nahe der Hauptstadt sich die Unabhängigkeitskämpfer befanden. Gómez vollbrachte große Heldentaten und führte kühne Militäroperationen durch. Als Maceo aus Pinar del Río zurückkehrte, führten sie in dieser Provinz - in der Nähe dieser Zone, bevor sie den Ort Madruga erreichten - eine sehr wichtige Schlacht, an dem beide teilnahmen. Alle diese Orte sind voll von Geschichte, doch im Rahmen der großen Anstrengung zur Stärkung der Verteidigung des Landes bestand eines Tages die Notwendigkeit, hier eine Militärschule und andere militärische Einrichtungen zu errichten, Werkstätten für optische Geräte im Bereich der Artillerie und schließlich sogar eine Schule für Kommunikation und chemische Verteidigung. Es vergingen die Jahre, es kamen schwere Zeiten und viele Verteidigungskonzepte wurden verändert. Aus diesem Grund reduzierte man das permanente Personal der Streitkräfte und viele wichtige Einrichtungen wurden nicht mehr genutzt. Diese war eine von ihnen. Und seht, welch ein Zufall, es war genau eine der Einrichtungen der Streitkräfte - eine große Schule für Marineoffiziere, sowohl aus dem Bereich der Streitkräfte als auch der Handelsmarine und der Fischerei, und die Schule diente nicht nur Offizieren, sondern auch Technikern für in der Schiffahrt verwendete Maschinen -, die nicht mehr genutzt wurde, da jenes Personal in anderen kleineren Schulen ausgebildet wurde, und dank des hervorragenden Zustands dieser Einrichtungen war es möglich, sie als eine internationale Hochschule für Medizin zu nutzten. Dies überschnitt sich zeitlich mit zwei Wirbelstürmen. Einer davon suchte Santo Domingo heim, versetzte Haiti schwere Schläge und erreichte etwas zerstreut Kuba, da seine Kräfte wegen des hohen Gebirgszuges, der Haiti von der Dominikanischen Republik trennt, geschwächt wurden. Dann organisierte er sich neu, wenn auch mit geringerer Stärke, und überquerte fast die Hälfte unserer Insel. Er kam wie ein Auto oder ein Lastwagen, exakt auf der Route der Zentralstraße, bis er gen Norden abdrehte. Wenige Wochen darauf - vielleicht waren es vier Wochen - bewegte sich ein sehr viel mächtigerer Wirbelsturm in einer gewissen Entfernung unserer Südküste und erreichte mit gewaltigen Windstärken den Kontinent auf der Höhe von Honduras. Es handelte sich um den Wirbelsturm Mitch, der Zehntausende von Opfern und große Schäden verursachte. Die Jugendlichen aus Honduras, die hier die Kultur und die Tänze ihres Landes vorführten, waren wohl dort und werden wissen, wie schrecklich dieser Hurrikan war und welchen Schaden er nicht nur dort anrichtete, sondern auch in Guatemala, Nicaragua und El Salvador, in größerem oder geringerem Ausmaß, die ersten drei Länder, die ich erwähnte, wurden am meisten heimgesucht. Dies führte zu der Idee, ein Kontingent von Ärzten nach Mittelamerika zu schicken. Der Plan wurde auf der Grundlage der Möglichkeit erarbeitet,
jedes Jahr in diesem Gebiet so viele Menschenleben zu retten, wie bei dem Wirbelsturm verlorengingen. So entstand die Idee, 2 000 Ärzte nach Mittelamerika zu entsenden. Wir hatten weder Haiti noch Santo Domingo vergessen und schlugen diesen Ländern eine Zusammenarbeit vor. Eine Brigade war dort in Santo Domingo und eine weitere, sehr viel größere Brigade arbeitet bis heute in Haiti. Wir schlugen langfristig angelegte integrale Gesundheitspläne vor und nicht das, was viele andere Länder machen, die für 10 oder 15 Tage ein Rettungsteam und ein kleines Ärzteteam schicken. Unser Vorschlag bestand aus einem auf Jahre angelegten Programm, integralen Gesundheitsprogrammen, ausgehend von den Daten über die Kindersterblichkeit im ersten Lebensjahr und im Zeitraum bis zum Erreichen des fünften Lebensjahres, die sehr hoch war. Als wir erklärten, daß jedes Jahr so viele Menschenleben gerettet werden könnten wie diejenigen, die bei jener Katastrophe verlorengingen, stellten wir unsere Überlegungen auf soliden Grundlagen an. Heute ist erwiesen, daß man im ersten Arbeitsjahr der Ärzte erreichte, die Kindersterblichkeit in einigen Gebieten, in denen sie tätig waren, von 42 auf 16 pro eintausend Lebendgeborenen zu senken. Doch mehr als an jene Momente dachten wir an die Zukunft und daraus entstand die Idee der Lateinamerikanischen Hochschule für Medizin, für lateinamerikanische Jugendliche (Beifall), lateinamerikanische nicht, in diesem Fall mittelamerikanische. Wir hatten 500 Stipendien angeboten und die Nachfrage war so groß, daß es notwendig war, den mittelamerikanischen Ländern mehr als 1 000 Stipendien für Medizinstudenten zu gewähren. Es ist nicht so, daß in den lateinamerikanischen Ländern Ârzte fehlen, man kann eher sagen, daß es zu viele gibt; doch die Medizin hat sich auf der Welt außerordentlich kommerzialisiert, wie dies auch im Sport geschieht, und als Folge davon kommt es zu einer Anhäufung von Ärzten in den Haupt- und Großstädten. Es gibt keine Ärzte, die in die kleinen Dörfer und Weiler gehen wollen, und noch viel weniger in die ländlichen Gebiete, oder gar in die Hochebenen oder Gebirge, wo es Schlangen gibt so etwas kennt man in unserem Land nicht, ich beziehe mich hierbei auf Giftschlangen -, gefährliche Insekten, gelegentlich gar aggressive Raubkatzen, und selbstverständlich stunden- und manchmal tagelange Fußmärsche, um zu den Orten zu gelangen, an denen es weder Strom noch sonst etwas ähnliches gibt. Wenn es eine sehr hochgelegene Gegend ist, herrscht bittere Kälte und zudem gibt es gelegentlich Schwärme von Moskitos, was die Arbeit eines Arztes wirklich zu einer Heldentat macht. Ihr werdet euch fragen, warum ich über die Lateinamerikanische Hochschule für Medizin spreche, die mit der Idee gegründet wurde, die Ärzte im Rahmen eines neuen, wahrhaft menschlichen und solidarischen Konzeptes auszubilden. Gemeinsam mit der Bildung ist diese vielleicht eine der besten und nobelsten beruflichen Tätigkeiten. Trotzdem ist es traurig, das zu sehen, was praktisch überall auf der Welt geschieht. Und es handelt sich nicht darum, daß es schlechte Ärzte seien, es gibt sehr fähige Ärzte; ihnen fehlt auch nicht die Güte, doch das Geld, die rein ökonomischen und materiellen Interessen, verdecken jene Gefühle, die in allen Berufen unverzichtbar sind, wie wir sagen könnten, doch hauptsächlich im Beruf des Arztes und des Lehrers. Die Ingenieure können sich in den Städten aufhalten, Wirtschaftsingenieure, Zivilingenieure, Fachleute beim Bau von Brücken oder großen Einrichtungen; in keiner Hochebene, keinem ländlichen Gebiet und keinem Weiler benötigt man einen Ingenieur oder einen Architekten. Es mag sein, daß man einen Agronom braucht, aber man benötigt dort keine Forscher oder Wissenschaftler, es sei denn, sie nehmen irgendeine Probe oder unternehmen andere Tests. Doch auf dem Land, in den Gebirgen, an den entlegendsten Orten und in den kleinsten Dörfern kann man auf keinen Arzt und keinen Lehrer verzichten. Der Lehrerberuf ist immer noch bescheidener, es gibt eine größere Tradition, auf dem Land zu arbeiten. Der Beruf des Arztes ist in einer höheren Kategorie angesiedelt, mit Universitätsniveau, und die Lehrer hatten früher nicht diesen Status. Heutzutage hat die überwiegende Mehrheit unserer Lehrer einen Universitätsabschluß und wir verfügen über zahlreiche Lehrfakultäten, um DiplomGrundschullehrer auszubilden, nicht nur Lehrer der Mittelstufe. Am Vorabend des Sieges der Revolution gab es weder Ärzte, die auf das Land gehen wollten, noch Lehrer, die man in die Gebirge und zu den entlegenen Orten schicken konnte; gleichzeitig gab es in den Städten 10 000 arbeitslose Lehrer. Nach dem Sieg der Revolution wurden den kubanischen Ärzten, die das Land verlassen wollten, in den Vereinigten Staaten die Türen sperrangelweit geöffnet, und von 6 000 blieben 3 000 in Kuba; von den Dozenten der medizinischen Fakultät lockten sie mehr als die Hälfte an. Ebenso lockten sie Lehrer und Dozenten anderer Universitätsfakultäten an, oder aus der kleinen Anzahl von Gymnasien, über die wir vor der Revolution verfügten, oder von Mittelschulen. Ich spreche nicht von technischen Schulen, denn es gab im Land nur einige wenige technische Schulen, und ich erinnere mich sehr wohl an eine Mittelschulkategorie, die sogenannten Haushaltsschulen. Heute könnten wir uns die Frage stellen, welche die Haushaltsschulen sind. Etwa Schulen für Hausfrauen? Etwa Schulen für junge Frauen, die keine andere Aufgabe ausfüllen als die Betreuung des Ehemannes und der Kinder? Das Bildungswesen in unserem Land war sehr schlecht. Heute gibt es mehr Hochschulabsolventen als es vor dem Sieg der Revolution Absolventen der sechsten Klasse gab. Und man stelle sich vor,
welches Niveau diese Abschlüsse hatten angesichts der damaligen katastrophalen Situation unserer öffentlichen Schulen. Heutzutage verfügt unser Land über ein sehr gutes Ausbildungssystem; doch wir würden gleichsam hinzufügen, daß wir deswegen nicht zufrieden sind, obgleich unsere Grundschüler - in dem Alter der Kinder, die heute hier ihre gymnastischen Übungen vorgeführt haben - im Durchschnitt fast die doppelte Punktzahl erreichen wie diejenige, die unglücklicherweise unsere lateinamerikanischen Kinder erlangen. Die Bildung ist von enormer Wichtigkeit, denn von ihr geht alles aus, und die Gründe, die ich hier dargelegt habe, führten zu jener Lateinamerikanischen Hochschule für Medizin. Sie wurde zu einer lateinamerikanischen Hochschule, weil andere Länder um Stipendien für diese Schule baten. Jene Einrichtungen hatten genügend Kapazität, und bereits im zweiten Jahr kamen mehr als 2 000 Stipendiaten, die Hochschule wurde zu einer lateinamerikanischen Hochschule; und in diesem Jahr, in diesem Semester, muß sie etwa die Zahl von 5 000 Studenten erreichen. Doch dort haben wir die Kapazität, und in der Nähe gibt es eine andere Schule für Naturwissenschaften, in dieser werden sie die beiden ersten Jahre des Studiums absolvieren, neben einem Anfangssemester, das für die Nivellierung der Schüler verwendet werden muß und für eine bestimmte Ausbildung, um mit angemessenen Kenntnissen in diese zwei Studienjahre einzutreten, die das schwierigste Hindernis für einen Medizinstudenten darstellen. Nicht alle Gymnasien in unserer Region sind gleich gut, einige sind besser als andere, und deshalb ist es notwendig, diese sechs anfänglichen Monate der Nivellierung zu widmen; doch im Rahmen unserer Lehrmethoden im Bereich der Medizin treten die Studenten ab dem ersten Jahr in Kontakt mit den Krankenhauseinrichtungen. In diesem Fall im ersten und zweiten Studienjahr in Polikliniken und Sprechstunden von Familienärzten, wo sie lernen, eine Krankenakte und ein Krankenblatt zu organisieren, und eine Reihe von praktischen Kenntnissen als Teil ihrer Ausbildung erlangen. Die letzten vier Jahre besuchen sie die medizinischen Fakultäten, die sich in der Nähe der wichtigsten Krankenhäuser befinden, oder in der Nähe der Hauptstadt, der Provinzhauptstädte oder anderer wichtigster Städte des Landes. Aus dieser Erfahrung erwuchs eines Tages die Idee, eine internationale Sporthochschule zu schaffen, als wir bemerkten, daß diese Einrichtungen zur Verfügung standen. Seit Jahren funktionierte die Anlage nicht mehr als Schule oder als Zentrum zur Ausbildung von Personal zum Zweck der Verteidigung, und sie war gut instand gehalten und gepflegt worden, auch wenn sie längere Zeit nicht genutzt wurde. Wir sahen, daß es sich um einen Ort handelte, der uns exzellent erschien, es gab genügend Raum, Gebäude, Klassenräume, Werkstätten und Lager. Es war nur eine Reparatur nötig, eine Anpassung als Schule, die Errichtung der Sportstätten und die Verfügbarkeit einer genügenden Anzahl von Wohnheimen für die ersten Kurse. Als der Betrieb der Schule im September begann, hatten wir bereits etwa 400 Studenten, denn nicht alle Länder, denen Stipendien gewährt wurden, hatten die Möglichkeit, die Studenten zu entsenden. Man hatte den 43 afrikanischen Ländern eine Anzahl von Stipendien angeboten; doch viele von ihnen verfügen über so wenige Mittel, daß nicht alle die Studenten schicken und die Stipendien nutzen konnten. Es konnten natürlich nicht viele sein, die Entfernung ist groß und die Trennung von den Familien dauert länger an; es ist nicht das selbe wie in unserer Region, wo es Länder gibt wie, sagen wir, Haiti oder Santo Domingo, die sehr nahe sind, oder Mexiko, Mittelamerika und der nördliche Teil von Südamerika. Mit den Sportinstitutionen der lateinamerikanischen Länder unterhielten wir viel mehr Beziehungen; diese Länder verfügten über mehr Sporteinrichtungen und eine größere sportliche Entwicklung; sie benötigten sogar mehr Lehrer für Sport und Körperkultur. So wurden die Stipendien aufgeteilt. Doch wir sahen, daß es eine zusätzliche Kapazität gab, es erschien uns nützlich, diese überschüssigen Kapazitäten zu nutzen. Bei dieser Gelegenheit - und in Anbetracht der bestehenden Beziehungen und der sich entwickelnden Zusammenarbeit zwischen Kuba und Venezuela im Bereich des Sports - sagten wir: Diese Kapazitäten, die dieses Jahr nicht ausgeschöpft werden, müssen wir nutzen, denn wenn sich 200 Studenten mehr immatrikulieren würden, bliebe immer noch ein Überschuß von 400, der für den anderen Kurs verfügbar wäre, und wir boten den venezolanischen Jugendlichen 200 Stipendien an; das ist der Grund, warum fast ein Drittel der Studenten Venezolaner sind. Die Venezolaner sollen mal die Hände heben (Ausrufe). Seht, es ist wie ein Wald von Händen (Beifall). Klar, die verfügbaren Stipendien müssen prinzipiell ausgehend von den Proportionen und Normen verwendet werden. Das war die außergewöhnliche Situation in diesem Jahr, wo es eine nicht voll ausgeschöpfte Kapazität gab. Wir müssen sehr gut die Verteilung des nächsten Kurses planen. Man muß berücksichtigen, daß für ein kleines Land wie Honduras oder El Salvador 10 Sportstudenten eine größere Bedeutung für die dortige zukünftige sportliche Entwicklung haben als 150 Brasilianer; bei einer Bevölkerungszahl von 160 Millionen wären 100 Stipendien weit davon entfernt, irgendein Problem zu lösen. Wenn es sich um ein großes Land handelt, braucht die Hochschule eher eine Anzahl von brasilianischen Studenten als daß Brasilien die Stipendien für eine Hochschule wie diese benötigte, wegen des Prinzips, daß alle Länder der Hemisphäre hier repräsentiert sein sollen.
Mexiko hat 100 Millionen; 10 oder 15 Studienplätze sind für Mexiko gar nichts; doch erst einmal müssen 15 Stipendiaten vorhanden sein, also eine Anzahl mexikanischer Stipendiaten, damit das Land hier präsent ist, denn der Endzweck dieser Schulen besteht nicht nur in der Ausbildung von Lehrern für Körperkultur und Sport. Ihr Ziel besteht - und das ist mit aller Wahrscheinlichkeit ihr Hauptanliegen - in der Verbrüderung der lateinamerikanischen und karibischen Länder, in der Entwicklung einer flächendeckenden Gruppe von optimal ausgebildeten Berufskadern des Sports, die künftig miteinander in Verbindung treten und an der Entwicklung einer starken Sportbewegung der Völker mitarbeiten können, die dazu berufen, eigentlich mehr gezwungen als berufen sind, sich zu vereinen, wenn sie ihre Identität, ihre Kultur, ihre Unabhängigkeit und ihre Erwartungen bewahren wollen, eines Tages eine einzige große Nation zu sein, so wie sie die großen Vorkämpfer Anfang des 19. Jahrhunderts erträumt hatten. Eine große Nation, eine große Vereinigung von Nationen, die die gleiche Sprache sprechen, deren Sitten und Gebräuche, deren Glaubensrichtungen ähnlich sind; die viel stärkere kulturelle Gemeinsamkeiten besitzen als das sehr mannigfaltige Europa, das nach jahrhundertelangen gegeneinander geführten Kriegen nun die Grenzen faktisch niederreißt, nach einer gemeinsamen Währung strebt und sich vereint; denn in dieser Welt und unter den Bedingungen der heutigen Weltordnung hätte ein kleines und einsames Land keinerlei Überlebens- und Entwicklungschancen. Wir reden hier nicht über Wissenschaft, wir reden über Sport und richten dabei den Blick auf die Horizontlinie, auf die Zukunft, und die Ausbildung in einer echt humanistischen Ansicht über den Sport - so wie es auch in der Ausbildung der Medizinstudenten der Fall ist. Wir werden uns wehren müssen gegen die schändliche und niedrige Vermarktung des Sports. So traurig es ist, die Gesundheit in eine Ware zu verwandeln, so traurig ist es auch, etwas so Edles wie den Sport und die Körperkultur, die doch so eng mit dem Wohlbefinden und der Gesundheit des Menschen verbunden sind, zu einer Ware werden zu lassen. Heute steht Kuba faktisch einsam und allein in seinem Kampf gegen diesen widerlichen Krämergeist, der sich im Sport breitgemacht hat, der bereits nichts Amateurhaftes mehr an sich hat, nicht einmal bei den Olympiaden. Wir wissen recht gut, was sich bei den Olympiaden abspielt. Viele Länder, die sich nicht darum kümmern, dem Sport Pflege angedeihen zu lassen, kaufen die Sportler; Sportler aus Ländern, die weder über Sporteinrichtungen noch Trainer verfügen und denen keine andere Alternative bleibt, als diesen Weg des Profisports und der Sportvermarktung zu gehen. Mehr als die im ehrlichen Kampf gewonnenen Medaillen, mitunter gegen Schiedsrichter der bei verschiedenen Sportarten bestehenden Mafias, - jene Gold-, Silber- und Bronzemedaillen oder den Platz in der Länderwertung, der Kuba zum Land mit der höchsten Goldmedaillenanzahl pro Kopf werden läßt - und ich wiederhole, mehr als die im ehrlichen Kampf gewonnen Medaillen, sage ich, ehrt uns die Tatsache, daß wir nicht eine einzige davon, von welcher Farbe auch immer, mit Sportlern gewonnen haben, die anderen Ländern entrissen wurden; daß in den 42 Jahren revolutionären Kampfes und den 40 Jahren seit der Gründung dieser Institution - damit meine ich unsere Sportinstitution - sämtliche Medaillen von Sportlern erkämpft wurden, die im Verlauf dieser Jahre in unserem Land geboren und ausgebildet wurden; nach in all diesen Jahren unermüdlicher Anstrengungen zur Schaffung einer Sportkultur, der Schaffung einer Sportbewegung wie wir sie heute besitzen. Es wurden Mittel eingesetzt zur Ausbildung von Sportlehrern und dem Bau von Einrichtungen. Das ist es, was unserem Land in der Welt des Sports einen Ehrenplatz verschafft hat, den heute schon keiner mehr bestreitet und der weltweit anerkannt wird. Drei Dinge sind es, die unserem Land von jedem zugestanden werden: die Entwicklung im Bildungswesen; ich benutze diese Reihenfolge, denn an erster Stelle stand die Allgemeinbildung, beginnend mit der Alphabetisierung eines hohen Anteils unserer Bevölkerung, der nicht einmal lesen und schreiben konnte; danach der Abschluß der sechsten Klasse, dann der Abschluß der neunten Klasse und der Mittelschule sowie die Gewährleistung der Ausbildung in Grund- und Realschule für alle Kinder und Jugendlichen, von denen viele dann an den ebenfalls von der Revolution geschaffenen Einrichtungen des Hochschulwesens ihr Studium aufnehmen. Das ist der Grund, weshalb im Bereich der Volksbildung unserem Land ein hervorragender Platz im Weltmaßstab zuerkannt wird; ebenso wie im Gesundheitswesen und dem Sport Kuba Ehrenplätze eingeräumt werden. Drei Bereiche habe ich genannt, und schwerlich lassen sich drei humanere Bereiche als die Bildung, die Gesundheit und der Sport finden (Beifall), deren Leistungen allen Kindern und allen Bürgern zugänglich sind, ohne daß auch nur ein Centavo dafür bezahlt werden muß. (Beifall) Es ist dies nicht die einzige Aktivität, die unser Volk in all diesen Jahren entwickelt hat. Da sind beispielsweise die Kunst und die Literatur, in denen es augenblicklich schneller denn je aufwärts geht. Auch die Wissenschaften wurden nicht vergessen. Die Wissenschaftler sind unerläßlich und leisten Zuarbeit für das Bildungswesen. Keine Bildung oder eine hochentwickelte Medizin, ja nicht einmal ein umfassend entwickelter Sport kann ohne den Sockel der Wissenschaft existieren. Die Anstrengungen unseres Volkes waren nicht nur auf die Überwindung der sozialen Ungerechtigkeit, nicht nur auf die Abschaffung des Elends gerichtet; und um dieses zu erreichen, hatten wir 42 Jahre Blockade zu ertragen, denn das Imperium bestraft nicht die Veruntreuung von
Abermilliarden Dollars, derer sich die Politiker vielerorts schuldig machten - ich möchte keine Namen nennen, u.a. weil unter den Großen der Politik schwerlich Ausnahmen zu finden sind; es verurteilt nicht die Ungerechtigkeit, das Verbrechen, die Existenz von Straßenkindern und unter Brücken und in Portalen nächtigenden Bettlern; es verurteilt nicht den Hunger; es verurteilt nicht die Todesschwadronen; es verurteilt nicht die Korruption; es verurteilt nicht all jene Systeme und Regierungen, deren Indikatoren des Analphabetentums und der Armut in Schrecken versetzen. Es verurteilte nicht die Apartheid, es investierte und unterhielt Handelsbeziehungen zu jenem System; es wußte vom Erwerb von Kernwaffen durch die südafrikanischen Rassisten und Faschisten und duldete dies in der Hoffnung, sie könnten gegen die internationalistischen kubanischen Kämpfer eingesetzt werden, die die Aggressionen der südafrikanischen Rassisten und Faschisten im Süden Angolas abwehrten. Sie verurteilen Kuba - ich weiß, daß hier Diplomaten anwesend sind, denn ich hörte, wie sie erwähnt wurden - man muß sich einmal den in dieser Welt verbreiteten Zynismus vor Augen halten und die traurige Rolle, die einige seiner Vertreter spielen. Es sind Mitglieder der Völkergemeinschaft und der Regierungen, die vor der Menschenrechtskommission Kuba schamlos zu verurteilen beabsichtigen. Ein Land, das von niemandem und niemals eines Verschwundenen, eines politischen Mordes oder eines Folteropfers beschuldigt werden kann. Die Lügner und Verleumder, die so vieltausendmal behauptet haben, hier würde gefoltert, sind für uns nicht von Bedeutung. Wir könnten uns vor hunderttausend, vor eine halbe Million Bürger stellen und sie befragen, ob irgendeinem ein Folteropfer in unserer Heimat bekannt ist. Ich frage mich, ob es weltweit irgendein anderes Land gibt, das sich in einer derartigen Weise dem Menschen geweiht hat, das allen Bürgen eine Bildung hat zukommen lassen und das heute in einer bereits höheren Phase die Menschen zu einer integralen Allgemeinbildung führt, wo es unter noch anderen Aspekten etwas gibt, an dem es vielen Industrieländern mangelt, denn reich sein bedeutet nicht gebildet sein, entwickelt sein bedeutet nicht gebildet sein. In der Weltpolitik ist viel Zynismus angesiedelt. Meinen sie etwa, sie könnten uns mit ihren niederträchtigen Machenschaften dort in Genf verängstigen? Sie können sich nicht vorstellen, für wie gering wir ihre Lächerlichkeiten halten, denn hier zeigt sich der Mangel an Ethik, an Moral, an Würde einiger Regierungen, die dort als Mafia fungieren unter der Ägide, dem Druck und dem Mandat des mächtigen Nachbarn des Nordens, der einzigen Supermacht, die heute die Welt regiert. Zur Beschämung jener, die kriechen, steht Kuba hier als Vorbild! (Beifall) Das nur wenige Meilen von jenem Imperium entfernte Land, das den Mut, die Ehre, die Würde und die Beharrlichkeit aufgebracht hat, 42 Jahre Blockade und 10 Jahre Spezialperiode durchzustehen, um in dieses Jahrtausend mit mehr Zusammenhalt, größerer Stärke, mehr Solidaritätsgefühl und mehr Willen denn je, das Unsrige mit anderen zu teilen, mit mehr Humankapital als irgendein anderes Land. (Beifall) Unser nördlicher Nachbar könnte keine 2000 Ärzte nach Mittelamerika entsenden, an jene Orte, wohin unsere Ärzte gehen. Ich sagte 2000 und habe stark übertrieben. Es bliebe noch zu prüfen, ob sie 1000 aufbringen können, und zwar nicht für eine Woche oder zwei, sondern für ein, zwei oder drei Jahre, die andere Völker der Dritten Welt betreuen, die Kolonien waren und jahrhundertelang von jenen ausgeplündert wurden, die heute zivilisiert und gebildet zu sein vorgeben; von jenen, die Vorkämpfer der Gerechtigkeit zu sein vorgeben. Das Eigentliche, woran es heute fehlt, ist politische Bildung; jene Bildung, die unser Volk Tag für Tag in größerem Umfang erwirbt, damit es nicht betrogen noch verleitet und noch weniger demoralisiert werden kann. Nun hört man hier und da über angebliche gemeinsame lateinamerikanische Positionen reden. Ja, es müßte eine gemeinsame würdige, ehrenhafte, mutige, unabhängige Position geben, und diese dürfte nicht in beschämenden Handlangerdiensten für das Imperium bestehen, sondern darin, sich seinen infamen Machenschaften gegen ein Volk zu widersetzen, das im Buch der Geschichte eine Seite gefüllt hat, die schwerlich ignoriert oder gelöscht werden kann. (Beifall) Je mehr sich das Imperium und seine getreuen Schatten auf diese Niederträchtigkeit einlassen, desto stärker werden der Kampfesentschluß und der Kampfeswille Kubas sein. Das Unglaubliche ist nun, daß in der gleichen Menschenrechtskommission - in der abgestimmt werden wird am Tag der Diskussion der Resolution der USA oder ihrer erbärmlichen Lakaien, die sie in ihrem Namen einreichen, oder die sich zu ihrer Unterstützung verbünden, denn das Imperium verzeiht absolut kein Nein bei den Themen zu Kuba - daß sie in übergroßer Mehrheit für die zahlreichen von Kuba eingereichten Resolutionen stimmen. Kuba hat bislang die meisten Resolutionen zugunsten der Menschenrechte vorgetragen, die die Stimmen der übergroßen Mehrheit der Länder erhielten, denn sich dagegenzustellen, wäre nun doch die Spitze; und die Vereinigten Staaten bleiben allein mit drei oder vier oder einer größeren Anzahl von getreuen Gesellen in der Ausbeutung der Welt. Mitunter sind es nicht mehr als 10 oder 15, und bei der Abstimmung über die Resolutionen Kubas werden immer 30, 35, 40 und mehr Ja-Stimmen erzielt. So funktioniert diese Welt. Doch diese heutige Welt, ausgeplündert und unterdrückt vom Imperium und seinen reichsten Verbündeten mit ihrer erbarmungslosen Wirtschaftsordnung, ihren Finanzinstituten, die in die Billionen gehenden Schulden, die den unterentwickelten Ländern auferlegt wurden, die nun
gezwungen sind, jährlich mehr abzuzahlen als sie geliehen bekommen und deren Schulden exponentiell in die Höhe gehen und Hunderttausende, ja Milliarden Menschen an einen hoffnungslosen Abgrund führen, diese Wirtschaftsordnung wird sich nicht aufrechterhalten können, diese Wirtschaftsordnung wird zusammenbrechen, denn die Völker dürfen nicht länger unterschätzt werden, die Völker dürfen nicht länger ausgeplündert und verachtet werden, die Völker, denen ihr Recht auf Wohlstand und auf Leben immer stärker bewußt wird. Unser Land hat bewiesen, was das Volk einer kleinen Nation fähig ist auszuhalten und zu tun; und wir machen unsere Feinde darauf aufmerksam, daß wir jeden Tag, der vergeht, weniger allein sind, daß wir mit jedem Tag mehr Freunde haben, daß trotz der Lügen, die ihre einzige Ideologie darstellen, ihre einzige Waffe, die jene erheben können, die geistige Kleinrentner sind und jeglicher Vernunft entbehren; jene Lügen, mit denen sie schon nicht mehr lange die Wahrheit über die kubanische Revolution und über unser Vaterland weder besiegen noch verschleiern können; es nicht wenige Menschen überall auf der Erde sind, die auf die eine oder die andere Weise ihre Anerkennung, ihre Bewunderung und oftmals ihren Dank dem kubanischen Volk zum Ausdruck bringen, das, als die Großmächte fielen und es allein blieb, allen Prognosen zum Trotz in der Lage war zu tun, was wir eben vollbrachten; es war fähig durchzuhalten. Deshalb hatte ich gesagt, daß dieses hier über ein Studienzentrum hinaus mehr ein Entwicklungsstützpunkt für den Sport in der Dritten Welt ist (Beifall), hauptsächlich für die Länder Lateinamerikas und der Karibik, die unsere nächsten Brüdern sind. Ein kleines blockiertes noch in der Spezialperiode lebendes Land kann diese Dinge dank seines Humankapitals vollbringen, denn wofür sie 100 aufbringen müssen, das kostet uns einen. Das Humankapital ist nicht für Geld zu bekommen; und mit keinem Geld der Welt kann man das vollbringen, was mit Humankapital vollbracht wird. Bei unserem Volk kann beim Anblick einer Einrichtung, einiger Gebäude, die keinen Vorteil bringen oder nicht nützlich sind, der Gedanke aufkommen, Einrichtungen wie diese hier oder wie die Lateinamerikanische Fakultät für Medizin zu schaffen, so wie wir ebenfalls in die betroffenen Länder mehr Ärzte schicken können als die Vereinigten Staaten und Europa zusammen. Beachtet einmal, ich behaupte: ...mehr als die Vereinigten Staaten und Europa zusammen. Auch an Sportinstrukteuren könnten wir mehr entsenden als die Vereinigten Staaten und Europa zusammengenommen. (Beifall) Wir könnten mehr Lehrer entsenden als beide zusammen. An Solidarität und internationalistischem Geist - dazu sage ich nichts weiter - können wir mehr Beispiele liefern als Europa und die Vereinigten Staaten zusammen. Ein Vergleich ist hier nicht möglich, denn die edle und außerordentliche Idee der Solidarität und des Internationalismus gibt es in der industrialisierten und reichen kapitalistischen Welt nicht. Diese Ideen können nur im Herzen einer Gesellschaft geboren werden, die für Brüderlichkeit zwischen den Menschen und den Völkern einsteht, die für Gerechtigkeit auf der Welt einsteht. Diese ist unsere Vorgehensweise bis heute gewesen und wird sie auch in Zukunft bleiben. Jene, die meinen, eine Revolution höre auf zu bestehen, wenn die Führungspersönlichkeit nicht mehr existiert, waren unfähig zu begreifen - und ob sie es irgendwann einmal begreifen werden, weiß ich nicht -, was ich vor Jahren sagte: "Die Menschen sterben, doch die Partei ist unsterblich." In diesem Fall wäre es richtiger noch zu sagen: Es sterben die Menschen, die Völker aber sind unsterblich. (Beifall) Die Ideen eines Menschen können mit ihm verschwinden, doch was niemals geschehen darf ist das Verschwinden der Ideen, die in der Seele und dem Herzen eines Volkes verwachsen sind. (Beifall) Die Ideen, die ein jeder von uns hier äußern kann, sind nicht schlicht und einfach seine eigenen, sondern es sind die Ideen von vielen Millionen Menschen, von der übergroßen Mehrheit, fast der Gesamtheit des Volkes. Dieser Drang nach Selbstbetrug, dieses Streben nach dem Glauben an eine reale Existenz von vermeintlich authentischen Oppositionskräften zeugt von der Verzweiflung, von dem Bedürfnis der Imperialisten, über die Schlappen und Niederlagen hinwegzukommen, die sie vier Jahrzehnte lang hinnehmen mußten und die bewirken, daß sie einer Illusion des Trostes nachhängen in dem Glauben, daß ein paar mit dem Geld des Imperiums und seiner Verbündeten genährte Söldner eine Macht darstellen. Unser Volk mit seiner politischen Bildung begreift dieses vollkommen; und jene Phantasiebegabten haben überhaupt keine Vorstellung davon, inwieweit der Führung unserer Revolution die Gedanken und Gefühle unseres Volkes bekannt sind. Wir wandeln nicht über den Wolken. Wir stehen mit beiden Beinen fest auf dem Boden. Wir sind uns der unbesiegbaren Kraft unserer Revolution bewußt, sehr bewußt. (Beifall) Laßt mich noch hinzufügen: Als ich das Modell der Schule betrachtete - ich bat sogar um ein Replikat -, erkundigte ich mich nach jeder einzelnen ihrer Einrichtungen, der bereits fertiggestellten und einiger noch fehlender wie die Hallen für Turnen und Gymnastik und andere Sportarten. Bei Betrachtung des Modells prüfte ich in Gedanken, ob man die Schülerzahl erhöhen sollte, ob man noch ein weiteres Gebäude errichten sollte - doch ich konnte mir nicht vorstellen, wo das sein sollte, denn es würde dem Gesamtbild und der Schönheit der Anlage abträglich sein -, schlug ich mir die Idee einer Erhöhung der Immatrikulationsquote aus dem Sinn. Beim Anblick all dessen, wozu noch einige in nächster Zukunft fertigzustellende Plätze und Einrichtungen kommen, kam ich zu der Schlußfolgerung, daß die Schule um nicht einen einzigen
Studienplatz erweitert werden darf. Wir könnten auf eine Schülerzahl kommen, die etwas über dem Optimum liegt. Ich sage optimale Anzahl, denn ich bin zur Überzeugung voller Genugtuung, voller Ermutigung gelangt, die ich von dieser Schule mit mir nehme, nämlich daß diese Internationale Sportschule nun glücklich hier mit diesen Gebäuden errichtet werden konnte, wobei sie alle entweder bereits fertig sind oder im Programm für baldige Fertigstellung stehen. Wir müssen bedenken, daß unser Land über mehr als 30 000 Lehrer und Dozenten für Körperkultur und Sport verfügt, daß zur Zeit ein Prozeß der Zusammenlegung der bestehenden Fakultäten für Körperkultur und Sport läuft, dazu die Wiedergewinnung bestimmter Kapazitäten zur Ausbildung von mittleren Fachkräften, die danach ihr Studium fortsetzen. Ohne diese heute hier eingeweihte internationale Sportschule betragen unsere Kapazitäten an den Sporthochschulen zirka 10 000 Studenten, die eine Sportlehrerausbildung erhalten. Deshalb meinte ich, daß wir bei Bedarf einer höheren Stipendiatenquote für andere Länder doch über diese 10 000 Kapazitäten verfügen für jene Jugendlichen, die diese ehrenvolle Laufbahn einschlagen möchten. Weshalb sollten wir also hier die Anzahl um noch einen erhöhen? Es würde - sagen wir einmal so - das Gleichgewicht zwischen der Anzahl der Schüler und der verfügbaren Einrichtungen dieser Schule stören. Es besteht keine Notwendigkeit, jenes Gleichgewicht zu stören, da wir die genannten verfügbaren Kapazitäten besitzen, in die eine zusätzliche Anzahl ausländischer Schüler eingegliedert werden kann. Natürlich sind unsere Schulen nicht so gut und so modern wie diese hier, doch in ihnen wurden Zehntausende Lehrer und Dozenten ausgebildet, die ihrerseits kubanische Weltmeister und Medaillengewinner der Olympischen und Panamerikanischen Spiele vorbereitet haben. Hier wurden unsere ausgezeichneten Sportinstrukteure und -dozenten ausgebildet, die in vielen Dutzenden von Ländern ihren Dienst taten; die unsere kleinen und großen Kinder, unsere Jugendlichen und Erwachsenen unterrichten, auch unsere Rentner, die sich in steigender Anzahl in den Parks zu Gymnastikübungen treffen; denn wenn sportliche Betätigung für Kinder wichtig ist, so ist sie es für Senioren ebenso wichtig - ich sehe, wie Fernández lacht, denn er und ich wir sind mehr oder weniger gleichen Alters. Die Leistungen unserer Lehrer für Körperkultur und Sport kommen also unserem gesamten Volk zugute. Auch Physiotherapeuten werden ausgebildet, die dann bei Unfällen, einschließlich solcher natürlichen Charakters als Folge bestimmter Krankheiten oder eben Unfällen aller Art die betroffenen Patienten über Monate in den Rehabilitationskliniken betreuen. Wir haben solche aus unseren Sportschulen hervorgegangene Physiotherapeuten gesehen, wie sie täglich acht Stunden ununterbrochen arbeiteten, um vielen Personen Gesundheit oder die Möglichkeit, sich zu bewegen, normal zu leben verschafften. Spricht man hier von Sport und Körpererziehung, so spricht man von Gesundheit, von Disziplin, von der Formung des Charakters der Jugendlichen, von gesunden Gewohnheiten, von der Bekämpfung der Drogenabhängigkeit. Der Sport ist die Antithese zum Rauschgift. Er ist die Antithese zum Alkoholismus. Der Sport und die Leibesübungen sind Vorbeugung gegen zahlreiche Krankheiten die tödliche sein können, wie Übergewicht und reduzierte Leistungsfähigkeit des Menschen. Ist von Körpererziehung und Sport die Rede, so sind damit nicht die Olympiasieger und Weltmeister gemeint. Es ist das tägliche und stete Wohlbefinden, ein volles Maß an Gesundheit, die Befähigung zu Studium und Arbeit gemeint. Von Körperkultur und Sport sprechen heißt von einer Wissenschaft, einer universalen Aktivität sprechen. Zwar könnt ihr Wettkämpfer werden, doch das ist nicht das Ziel eurer Anwesenheit an dieser Schule. Ihr sollt keine Wettkämpfer werden, sondern Wettkämpfer heranbilden, um den Sport in euren Ländern anzukurbeln. Werdet nicht mutlos, wenn ihr nur drei, fünf oder zehn seid. Im Neuen Testament heißt es, Christus habe nach zwölf Fischern gefragt. Auch einer unserer großen Patrioten sagte: "Mit zwölf Männern erhebt sich ein Volk." Und so ist es unwichtig, wieviele ihr in euren Ländern seid. Werdet zu Aposteln der Körperkultur und des Sports! Kämpft dafür! (Beifall) Ihr werdet Erzieher sein. Ihr werdet den ehrenvollen Titel eines Lehrers und eines Trägers von Wohlbefinden und Gesundheit für Kinder, Jugendliche, Erwachsene und Senioren tragen. Glaubt es mir und begreift es. Werdet euch der überaus edlen, nutzbringenden und schönen Aufgabe bewußt, die vor euch stehen wird und die ihr unter dem Opfer der Trennung von eurer Heimat und euren Angehörigen verwirklichen werdet. Laßt diese hier zur besten Sportschule werden und seid überzeugt, daß mit dem Lehrkörper und den Einrichtungen dieser Schule es eines Tages von euch allen nicht nur heißen wird, daß ihr Lehrer und Spezialisten dieser oder jener Disziplin seid, sondern es wird heißen: "Sie sind Absolventen der Escuela Internacional de Deportes". Kuba steht nicht da (zeigt auf den Namen der Schule); doch wenn von der Schule für Körperkultur und Sport die Rede sein wird, dieser einzigartigen nicht zu übertreffenden Schule, dann wird jeder wissen, daß damit die Internationale Schule für Körperkultur und Sport Kubas gemeint ist. (Beifall und Zurufe). So wie Wirtschaftswissenschaftler der Harvard University, der Universität Oxford - die an erster Stelle Experten der Ökonomie des Kapitalismus und des Imperialismus sind, wenn auch gerechterweise zugestanden werden muß, daß einige kreativ und wieder andere sehr gut sind und nicht gänzlich mit
jenem Wahnsinn und jenem Chaos übereinstimmen, die das System als solches identifizieren Berühmtheiten geworden sind, beneide ich euch um euren künftigen guten Ruf. (Beifall) Stets war ich ein Liebhaber des Sports; ich beneide euch, nicht einer von euch zu sein. (Beifall) Ich komme zum Schluß, denn es sind Läufe angesagt; Kurzstreckenläufe über 50 Meter und 50 Meter Hürden, 100, 200, 400 und 800 Meter; auch 1500, 3000 und 5000 Meter und auch Marathonläufe. Wenn ihr mir einen Blick auf die Stoppuhr gestattet? Also ich müßte ungefähr im 3000-Meter-Bereich liegen. (Lachen). Mein Schlußsatz wird nicht lauten: Vaterland oder Tod! , sondern er wird lauten: Es lebe der Internationalismus! (Beifall und Viva-Rufe) Es lebe die Menschheit! (Beifall und Viva-Rufe), denn sie ist, wie José Martí sagte, das Vaterland eines jeden Menschen. Es lebe die Jugend! (Beifall und Viva-Rufe) Es lebe ein gesunder und starker Sport! (Beifall und Viva-Rufe)
Fidel - 31. März 2001 Rede des Comandante en Jefe Fidel Castro Ruz, Erster Sekretär des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Kubas und Vorsitzender des Staats- und Ministerrates anläßlich der Offenen Tribüne der Revolution in der Sportanlage "Eduardo Saborit" des Stadtbezirks Playa am 31. März 2001, "Jahr der siegreichen Revolution im neuen Jahrtausend" Vaterlandsgenossen! Vor genau 15 Monaten und 26 Tagen setzte in unserer Hauptstadt die größte Mobilmachung der Volksmassen ein, die es je in der Geschichte unseres Landes gegeben hat. Die brutale Entführung eines noch keine sechs Jahre alten kubanischen Kindes war der zündende Funke, der diesen Kampf entfachte in Anlehnung an den Schwur von Baraguá, mit dem wir die Verpflichtung eingingen, nicht nachzulassen im Gefecht, solange die verbrecherische Blockade und der Wirtschaftskrieg gegen unser Volk anhalten, solange es die widerliche Torricelli- und Helms-Burton-Gesetze geben, jene zynischen Amendments und Stützen bedeutender Gesetze, die keinen Verzug dulden; solange es Politiken unaufhörlicher Anfeindung und Aggression, das mörderische Cuban Adjustment Act - durch das seit 35 Jahren junge und alte Menschen, Mütter und Kinder, Frauen und Männer aller Altersstufen in den Tod getrieben werden - und die seit hundert Jahren anzutreffende gesetzwidrige Besetzung eines Teiles unseres Territoriums gibt. Der an jenem 5. Dezember 1999 ausgelöste Kampf ist nun zu einer kolossalen Schlacht der Ideen geworden, die nicht abgebrochen werden wird, solange es das imperialistische System gibt. In unserer Stadt ist schon kein anderer Platz mehr zu finden, um die Hauptstadtbevölkerung zusammenzurufen. Dieses Volksmeer auf dem größten Gelände, das für eine Offene Tribüne im Stadtbezirk Playa, der nur einer der fünfzehn unserer Hauptstadt ist, gefunden werden konnte, zeugt von dem erreichten Grad an Einheit und Stärke. Das ist also das "versklavte" Volk, für dessen Menschenrechte das "demokratische" Imperium der Vereinigten Staaten in Genf eintritt; und sie tun es wütender denn je, wobei kaum drei Monate seit dem Wahlbetrug und dem skandalösesten Raub des begehrenswerten Präsidentensessels, den es je in diesem Land gegeben hat, vergangen sind. In keiner anderen Etappe des politischen Lebens unseres Landes war die Ideologie des Imperialismus einer derartig vernichtenden und tiefgründigen Kritik seitens unseres Volkes ausgesetzt gewesen. Der Untergang des sozialistischen Lagers in Europa und die Auflösung der Sowjetunion bedeuteten für die fortschrittlichen Ideen und die gerechten Bestrebungen in Richtung sozialer Veränderungen auf der Welt einen schweren Schlag; bewirkten Entmutigung, Verwirrung, ja sogar Demoralisierung und gewichtige Fälle von Abtrünnigwerden in den Reihen vieler linker Kräfte. Nachdem der kalte Krieg zu Ende war und die einzige noch existierende Supermacht ihre Vorherrschaft auf unserem Planeten auszuüben begann und man der Meinung war, das Bestehen unserer Revolution sei lediglich eine Frage von Tagen, Wochen oder im Höchstfalle von einigen Monaten, bewies das heldenhafte Durchhaltevermögen Kubas allen Völkern der Welt, daß die gerechten Ideen, die eine kleine Insel in nur wenigen Meilen Entfernung von jener gigantischen Macht ehrenhaft und standhaftig verteidigt, nicht vom Tisch gefegt werden können. Unser Volk hat mehr als 40 Jahre Blockade, Söldnerinvasion, Androhung und reale Gefahr eines Kernwaffenangriffs, schmutzigen Krieg, Wirtschaftskrieg, biologischen Krieg, politischen Krieg, sämtliche vorstellbaren Methoden der Subversion und Destabilisierung ertragen, ohne hierbei die Hunderte gescheiterter Versuche auszuschließen, unserem politischen Prozeß durch die Ermordung seiner Führungskräfte die Spitze abzubrechen. Überall erwacht heute die Rebellion der Völker zu neuem Leben; der Millionen Menschen, die immer stärker ausgebeutet und ausgeplündert werden, die immer stärkeren Schmähungen ausgesetzt sind
durch die wachsende Anzahl von Armen und Hungernden, Analphabeten, Menschen ohne ärztliche Betreuung, Beschäftigungslose, Straßen- und Bettelkinder, durch immer mehr in der Prostitution lebende Mädchen, mehr Sexhandel, mehr Drogen, mehr Delikte, mehr antibiotikaresistente Krankheiten, mehr AIDS, mehr teure Medikamente, mehr Mißbrauch, mehr politische Korruption, mehr Betrug, mehr entfremdende Werbung, mehr Lügen, mehr Umweltverschmutzung, mehr Schrumpfung der natürlichen Ressourcen, mehr Vergiftung der Flüsse, der Meere, der Atmosphäre, mehr Wüstenbildung, mehr salzhaltige Böden; weniger Wald, weniger Anbaufläche, weniger Trinkwasser, weniger Rationalität bei der Distribution der Ressourcen für eine nachhaltige Entwicklung, weniger Fähigkeit bei den internationalen Finanzorganen und selbst bei den Regierungen der reichen Länder, Schöpfer der Konsumgesellschaften, die die Technologien und das Geld der Welt fast monopolisieren, ohne auch nur den geringsten Willen zu zeigen, die wachsenden und komplexen Probleme der menschlichen Gesellschaft anzugehen. Die gefräßigste und unverantwortlichste aller, die jenes Land regiert, das 25 % der Weltenergie verbraucht, hat gerade unilateral erklärt, sie werde die in Kyoto eingegangene Verpflichtung zur Verminderung der Schadstoffemission nicht einhalten. Damit bekräftigt sie ihre völlige Mißachtung der Weltöffentlichkeit und der Interessen der Welt, ja sogar des US-amerikanischen Volkes selbst. Diese Aktion, der bereits andere mit verheerenden Folgen vorausgingen wie die gleichsam unilaterale Entscheidung des Rücktritts von Vereinbarungen, die für den Weltfrieden von lebenswichtiger Bedeutung waren, und Bekanntgabe des Beschlusses der Konstruktion eines vermeintlichen Raketenabwehrschildes, was unvermeidbar zu einem neuen Wettrüsten führen wird, und das zu dem denkbar ungünstigsten Zeitpunkt, da die Erde - auf der bereits 6,1 Milliarden Menschen leben, wovon drei Viertel zu den Armen gehören - tritt in ein Jahrhundert, das in der tausendjährigen Geschichte der Menschheit zweifelsohne das schwierigste und bedeutsamste sein wird. Wir Kubaner können stolz darauf sein, Bewußtsein erlangt zu haben über die historische Verantwortung, die unser Volk in seinem langen Kampf für Freiheit und Gerechtigkeit übernommen hat. Uns ist außerdem der internationalistische Geist eigen, gestählt in 42 Jahren steten Kampfes gegen das mächtigste Imperium aller Zeiten, was uns ein Recht gibt zu sagen, daß wir jene außerordentliche Auffassung Martís, "Vaterland ist Menschheit", in ihrem ganzen Umfang verstehen und uns zu eigen machen. (Beifall). Niemals werden wir die Prinzipien aufgeben, die wir im Kampf für Gerechtigkeit für unsere Heimat und ein Ende der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen erworben haben, die angeregt sind durch die Geschichte der Menschheit und die vortrefflichsten Theoretiker und Befürworter eines sozialistischen Systems von Produktion und Verteilung der Güter als das einzig fähige System der Schaffung einer wahrhaft gerechten und menschlichen Gesellschaft, Marx und Engels und später dann Lenin. Nie haben wir, wie so manche Abtrünnige und Feiglinge, ihre Namen aus unserem Gedächtnis gestrichen. Bereits an einem so frühen Zeitpunkt wie dem 16. April 1961, Vorabend des tückischen imperialistischen Angriffs bei der Schweinebucht, wodurch ein Stück unseres Territoriums besetzt und eine Regierung eingesetzt werden sollte, deren einzige Aufgabe darin bestand, einer blutigen Intervention in unserer Heimat durch ausländische Kräfte den Weg zu ebnen; damals bereits hatte ich das Privileg, unsere Revolution als eine sozialistische zu erklären. (Beifall und Ausrufe: Fidel! Fidel! Fidel!). Für diese heilige Sache vergoß unser Volk sein edles Blut so wie es auch in den Tagen der Oktoberkrise 1962 mit spartanischem Mut vor unwürdigen Konzessionen sein eigenes Überleben aufs Spiel setzte. Mit diesem gleichen Mut war es fähig, glorreiche internationalistische Missionen zu erfüllen im Kampf gegen Kolonialismus und das widerliche Apartheidregime, Erbe des Nazismus und enger Verbündeter des Westens bis zum Ende seiner düsteren Tage. Im Kampf gegen sie haben auch die Kubaner ihr Blut vergossen, ohne daß wir dort, weder in Angola noch anderswo in Afrika auch nur eine einzige Investition, einen Quadratmeter Boden oder eine Schraube in irgendeiner Fabrik besäßen. Das ist es, worin wir uns vom Imperium und seinen Verbündeten unterscheiden. Das ist es, was im Kampf der Ideen unsere Moral auf die Ebene der Sterne erhebt. Das Volk, das heute die Schlacht der Ideen schlägt, hat keine 30 % Analphabeten mehr, wie sie die Revolution am 1. Januar vorfand. Für kein Kind fehlt es weder an Lehrern noch an Schulen noch an Möglichkeiten, in den unterschiedlichsten Disziplinen der Wissenschaft und Kultur ein Studium zu ergreifen. Eine Anzahl von 700 000 von ihnen sind Hochschulabsolventen. Dazu verfügen wir noch über Tausende hervorragender Intellektueller und Künstler. Heute kämpfen wir für eine umfassende Allgemeinbildung. In den kommnden zehn Jahren werden wir das in den vergangenen 42 Jahren erworbene Wissen vervierfacht haben. Die Universität für Alle, die Podiumsgespräche, bedeutende erst kürzlich in allen Provinzen eingeweihte Lehrerbildungsinstitute für Kunstdisziplinen, dabei in jedem von ihnen Ausbildung in bildenden Künsten, Musik, Tanz, Theater und anderen künstlerischen Äußerungen; Tausende zu schaffende Bibliotheken zur Verfügung eines jeden Bürgers und der massive Einsatz audiovisueller Mittel werden Kuba das gebildetste Land der Welt werden lassen, dessen Söhne dann nicht nur - je nach Beruf - tiefgründige berufliche, wissenschaftliche, technische und künstlerische Kenntnisse haben und mehrere Sprachen beherrschen werden, sondern sie werden auch umfassende politische,
historische, ökonomische und philosophische Kenntnisse besitzen, die ihnen ermöglichen werden, die großen Herausforderungen der Zukunft zu verstehen und in Angriff zu nehmen. Nur sehr wenige auf der Welt können immer noch bezweifeln, daß wir diese unsere Ziele erreichen werden. Unser Schicksal kann durch nichts und niemanden aufgehalten werden; weder durch Waffen, noch durch Unkenntnis, Betrug und Demagogie. Ihre zynischen und heuchlerischen Lügen und ihre entmenschlichten und egoistischen Auffassungen werden wir zerschlagen. Wir werden - vielleicht mehrere - Jahre noch brauchen. Doch sie werden eine Niederlage nach der anderen hinnehmen müssen und nie einen Sieg - es sei denn einen Pyrrhussieg - davontragen. Nur 19 Tage vor dem 40. Jahrestag jener unvergeßlichen Schlacht, in der wir die Unabhängigkeit unseres Vaterlandes und das Recht auf eine echte Revolution zu verteidigen wußten, erdreisten wir uns, für die Schlacht der Ideen zu prophezeien, daß die Imperialisten ein einziges gigantischen Girón erwartet. (Beifall) Ruhm dem heldenhaften Volk, das zur Vollbringung einer solchen Heldentat fähig ist und sein wird! (Ausrufe: Ruhm!) Vaterland oder Tod! Wir werden siegen! (Beifall)
Fidel - 1. April 2001 Ansprache von Fidel Castro Ruz, Präsident des Staatsrates und des Ministerrates der Republik Kuba, bei der Eröffnung der 105. Konferenz der Interparlamentarischen Union im Kongreßzentrum Palacio de las Convenciones, am 1. April 2001, "Jahr der Siegreichen Revolution im neuen Jahrtausend". Sehr geehrte Frau Präsidentin des Rates der Interparlamentarischen Union; Herr Generalsekretär der Interparlamentarischen Union; Herr Vertreter des Generalsekretärs der Vereinten Nationen; Hochverehrte Parlamentsabgeordnete und Gäste: Vor fast 20 Jahren, am 15. September 1981, fand in diesem selben Saal die 68. Konferenz der Interparlamentarischen Union statt. Seit damals sind viele Dinge geschehen, obgleich sich nichts verändert hat und die Situation hinsichtlich lebenswichtiger Fragen für die Menschheit eher noch schlimmer geworden ist. Möglicherweise hatte damals niemand von Ihnen ein Handy dabei. Es gab zu jener Zeit kaum Handys, und in unserem Land existierten keine Vorrichtungen für deren Verwendung. Ebenso wenig konnten Sie über das Internet kommunizieren. Diese Großtat der Wissenschaft stand den Parlamentariern damals noch nicht zur Verfügung. Das Erdöl war teuer, aber das ist nichts Neues. Es hatten sich eine Reihe von Konflikten angehäuft. Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es schlicht und einfach noch mehr Konflikte. Es existierten zwei Supermächte; heute gibt eine einzige, die mächtiger ist als die beiden zur damaligen Zeit zusammengenommen. Ich sehe viele junge Gesichter, und das ist wichtig. Ich hingegen spreche zu ihnen von diesem Platz aus mit 20 Jahren mehr auf dem Rücken. Ich bin möglicherweise gelassener, doch gleichzeitig radikaler, da ich die Welt, in der wir leben, und die Welt, die uns alle erwarten kann, besser kenne. Bei dieser Eröffnungsveranstaltung wurde mir die Ehre zugewiesen, 20 Minuten zu sprechen, vielleicht wegen meinem - nicht immer gerechtfertigten - Ruf, lange Reden zu halten, aber das sollte kein Grund zur Furcht sein. Ich habe nicht vor, Sie zu Opfern einer solchen Folter zu machen. Mindestens die Hälfte der Redezeit werde ich nicht in Anspruch nehmen. Vielleicht erlaubt man mir, mich in den kommenden Tagen zu Wort zu melden, dann nicht mehr als Präsident des Staatsrates - der gemäß den Normen dieser Institution mit freundlicher Höflichkeit behandelt wird -, sondern in meiner Eigenschaft als Regierungschef, der, wie man mir sagte, unterbrochen und Interpellationen und Anfragen unterworfen werden kann. Ich Armer! Aber dieses Abenteuer gefällt mir mehr. Auf diese Weise kann ich zu Ihnen mit völliger Freiheit und Offenheit über diejenigen Themen sprechen, die jeder von Ihnen bevorzugt. An der vorhergehenden Konferenz nahmen US-amerikanische Parlamentarier teil, an dieser nicht, und sie bezahlen nicht (Beifall). Es sind zwei Jahrzehnte vergangen, wie ich bereits sagte, aber genauso wie diese angesehene Institution haben wir den schrecklichen Schlag der Sehnsucht angesichts der Abwesenheit unserer geliebten und benachbarten Kollegen aus dem Norden überlebt. Im Kongreß jenes mächtigen Landes gibt es ehrliche, intelligente und realistische Abgeordnete, doch unglücklicherweise stellen sie heutzutage eine offenkundige Minderheit dar. Unter Parodierung des historischen Satzes von Lincoln könnte man sagen, daß einige von ihnen für alle Zeiten dumm und alle für einige Zeit dumm sein können, doch alle können nicht für alle Zeiten dumm sein. Meiner Ansicht nach hätte das US-amerikanische Parlament wenigstens die Gelegenheit gehabt, sich über das zu informieren, was andere denken, indem es den Parlamentariern aus mehr als 120 Ländern
zuhört, von denen ein Großteil aus unserer leidenden, armen und ausgeplünderten Dritten Welt stammt. Wir alle tragen eine enorme Verantwortung und haben gewaltige Pflichten, wenn wir die Schlacht für das Überleben unserer Spezies gewinnen wollen, die heutzutage durch unvorstellbare globale Risiken bedroht ist. Erneut lauert am Horizont die Möglichkeit eines kalten Krieges und des Beginns eines verzweifelten Rüstungswettlaufs, da sich keine große Nation oder Nationengruppe, die über die erforderlichen wissenschaftlichen und technischen Mittel verfügt, damit abfindet, gegenüber einem furchterregenden, aggressiven und unersättlichen Feind unbewaffnet zu bleiben. Wir sind zu Zeugen der Geringschätzung und Arroganz geworden, mit denen die herrschende Supermacht Vereinbarungen und Verträge bricht, die nicht nur für den Frieden und die Sicherheit aller Völker der Welt lebenswichtig sind, sondern auch für die Hoffnung auf eine nachhaltige Entwicklung und die Bewahrung des ökologischen Gleichgewichts, für die Ressourcen und natürlichen Bedingungen, ohne die - wie wir alle wissen - das Leben auf unserem Planeten unmöglich wäre. Ich drücke Ihnen im Namen unseres Volkes die aufrichtigste und tiefste Dankbarkeit für die Ehre aus, die die Wahl zum Veranstaltungsort der 105. Konferenz der Interparlamentarischen Union für unser Land bedeutet. Diese Konferenz fällt auf solch glückliche Weise als Symbol der Hoffnung mit dem Beginn eines neuen Jahrhunderts und eines neuen Jahrtausends zusammen. Mit unserer Gastfreundschaft und uneingeschränkten Zusammenarbeit werden wir das Mögliche und Unmögliche tun, um diesem Vertrauen gerecht zu werden. Vielen Dank. (Ovation)
Fidel - 6. April 2001 Redebeitrag von Fidel Castro Ruz, Präsident des Staatsrates und des Ministerrates der Republik Kuba, in der Plenarsitzung der 105. Konferenz der Interparlamentarischen Union im Kongreßzentrum Palacio de las Convenciones. Havanna, 5. April 2001 Aus technischen Gründen veröffentlichen wir den folgenden Text, wie er ursprünglich ausgearbeitet wurde, ohne Einbezug der interessanten Überlegungen, Randbemerkungen und Kommentare während dieses Redebeitrags. (Stenographischer Dienst des Staatsrates) Frau Präsidentin und weitere Mitglieder der Sitzungsleitung; Verehrte Parlamentarier: Als ich im Jahr 1981 bei der 68. Interparlamentarischen Konferenz sprach, sagte ich - nach der Aufzählung von Prozentzahlen und Angaben zur Verdeutlichung der wachsenden Kluft zwischen der entwickelten und opulenten Welt und den Ländern, die deren Kolonien und Herrschaftsgebiete darstellten und über Jahrhunderte hinweg Opfer von ununterbrochener Ausplünderung waren - einen Satz, der damals übertrieben erscheinen konnte: "Wenn die Gegenwart tragisch ist, so lauert für die Zukunft Finsternis." Niemand soll versuchen, uns mit den neuen Begriffen zu täuschen und zu verwirren, die der scheinheiligen Propaganda von Spezialisten in Lüge und Betrug entspringen, die im Dienst derer stehen, die der Menschheit eine immer ungleichere und ungerechtere politische und ökonomische Ordnung aufgezwungen haben. Diese Ordnung hat absolut nichts Solidarisches oder Demokratisches und nicht einmal einen Hauch von Respekt vor den minimalsten Rechten, auf die die Menschen einen Anspruch haben. Ich übertrieb nicht, als ich jenen Satz sprach. Die Auslandverschuldung der Dritten Welt, die sich 1981 auf 500 Milliarden Dollar belief, erhöhte sich bis zum Jahr 2000 auf 2,1 Billionen Dollar. Der auf Lateinamerika entfallende Anteil betrug damals 255,188 Milliarden Dollar. Diese Zahl erhöhte sich bis zum Jahr 2000 auf 750,855 Milliarden Dollar. 1981 betrug der Schuldendienst der Dritten Welt 44,2 Milliarden Dollar. Im Jahr 2000 waren es bereits 347,4 Milliarden Dollar. Das Bruttosozialprodukt (BSP) pro Kopf in den entwickelten Ländern belief sich 1978 auf 8 070 Dollar; zwanzig Jahre später, 1998, betrug das BSP pro Kopf dieser Länder 25 870 Dollar, während das BSP pro Kopf in den Länder mit den niedrigsten Einkünften im gleichen Zeitraum nur von 200 Dollar auf 530 Dollar anstieg. Die abgrundtiefe Differenz hatte sich noch einmal vertieft. Die Anzahl von unterernährten Personen, von denen fast alle aus den Ländern der Dritten Welt kamen, stieg von 570 Millionen im Jahr 1981 auf 800 Millionen im Jahr 2000. Die Zahl der Arbeitslosen stieg im Zeitraum 1981-2000 von 1,103 Milliarden auf 1,6 Milliarden. In der Gegenwart tätigen die reichsten 20 % der Weltbevölkerung 86 % der Ausgaben für privaten Konsum, während die ärmsten 20 % nur 1,3 % dieser Ausgaben tätigen.
In den reichen Ländern ist der Pro Kopf-Stromverbrauch zehnmal höher als in allen armen Ländern zusammen. Laut Angaben der Vereinten Nationen hatten 1960 die 20 % der Weltbevölkerung in den reichsten Ländern dreißig Mal höhere Einnahmen als die ärmsten Nationen. 1997 betrug dieses Verhältnis bereits das 74-fache. Gemäß zwischen 1987 und 1998 getätigten Studien der UN-Welternährungsorganisation FAO leiden 2 von 5 Kindern in der unterentwickelten Welt an Wachstumsstörungen und eines von drei Kindern hat nicht das seinem Alter entsprechende Gewicht. Es gibt 1,3 Milliarden Arme in der Dritten Welt, das bedeutet, daß dort einer von drei Einwohnern in Armut lebt. Die Weltbank prognostiziert in ihrem letzten Bericht über die Armut, daß beim Eintritt in das neue Jahrtausend die Zahl von 1,5 Milliarden Personen in absoluter Armut erreicht werden könnte. Die reichsten 25 % der Weltbevölkerung konsumieren 45 % des Fleisches und des Fisches, während die ärmsten 25 % nur 5 % davon zu sich nehmen. In Afrika südlich der Sahara beträgt die Kindersterblichkeitsrate 107 pro eintausend Lebendgeborenen bis zum Erreichen des ersten Lebensjahres und 173 pro 1 000 vor dem fünften Lebensjahr. Im südlichen Asien betragen die entsprechenden Anteile 76 und 114 pro 1 000. Im Falle Lateinamerikas gibt es laut UNICEF eine Kindersterblichkeit bis zum fünften Lebensjahr von 39 pro 1 000. Mehr als 800 Millionen Erwachsene sind weiterhin Analphabeten. Mehr als 130 Millionen Kinder im Schulalter wachsen auf, ohne Zugang zur Grundschulbildung zu haben. Es ist real und nicht zu verschleiern, daß heutzutage mehr als 800 Millionen Menschen an chronischem Hunger leiden und gleichzeitig keinen Zugang zu Gesundheitsdiensten haben, weshalb geschätzt wird, daß in der Dritten Welt 507 Millionen Menschen das vierzigste Lebensjahr nicht überschreiten. Südlich der Sahara sterben 30 % der Bevölkerung vor dem vierzigsten Lebensjahr. 1981 erwähnte man kaum die Klimaveränderung und das Wort AIDS hatten erst sehr wenige gerade zum ersten Mal gehört. Zwei furchterregende Bedrohungen, die sich zu den bereits erwähnten Katastrophen gesellen. 1981 betrug die Weltbevölkerung bereits 4 Milliarden, 75 % davon lebten in den Ländern der Dritten Welt. Im Jahr 2001 sind wir bereits mehr als 6 Milliarden Einwohner des Planeten. In nur 20 Jahren stieg die Weltbevölkerung um 1,7 Milliarden Menschen, mehr als im gesamten Zeitraum vom Entstehen der menschlichen Spezies bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts. Zusammenfassend kann man sagen, daß auf diese Weise die Proportion des weltweiten Einkommens derjenigen Länder, die heute die Dritte Welt darstellen, zurückgegangen ist. Vor anderthalb Jahrhunderten betrug sie 56 % und heute nur noch 15 %, was in Wirklichkeit eine besondere Ausdrucksform dessen darstellt, was für die Dritte Welt und die überwiegende Mehrheit der Menschheit der Kolonialismus, der Kapitalismus und der Imperialismus mit ihren Krisen, ihren Chaoszuständen, ihrer Anarchie auf wirtschaftlichem Gebiet und ihren egoistischen und unmenschlichen Wertsystemen darstellen. Unser Land, unsere arme Nation, wurde nach vier Jahrhunderten spanischer Kolonialherrschaft und 57 Jahren als Kolonie der Vereinigten Staaten einer brutalen Wirtschaftsblockade ausgesetzt, und zwar seit dem Augenblick, in dem wir zum ersten Mal in der Geschichte unsere doppelte Freiheit erlangten, denn wir befreiten uns zur gleichen Zeit von der Tyrannei und dem Imperium. Dieses kleine und blockierte Land der Dritten Welt, gegen das alle Ressourcen der Vereinigten Staaten im Bereich der Subversion, Destabilisierung, Sabotage und piratenähnlichen Angriffe angewandt wurden, genauso wie Hunderte von Plänen zur Ermordung von Führern der Revolution, schmutziger Krieg, Wirtschaftskrieg, biologischer Krieg, militärische Invasion unter Verwendung von Personal, das von den USA rekrutiert, bezahlt, ausgerüstet und von US-amerikanischen Marineeinheiten eskortiert wurde, das Land, das schließlich bis zum Risiko der Vernichtung in einem Atomkrieg getrieben wurde, konnte ehrenvoll allen Angriffen der größten Supermacht der Geschichte widerstehen, eines aufgrund seiner politischen, wirtschaftlichen, militärischen und technologischen Macht tausendfachen Roms. Der unerbittliche Wirtschaftskrieg und die Blockade dauern bereits zweiundvierzig Jahre. Zusätzlich dazu haben wir zehn Jahre Sonderperiode ausgehalten, als wir nach dem Zusammenbruch des sozialistischen Blocks und der Desintegration der Sowjetunion ohne Märkte und Versorgungsquellen dastanden, unter Umständen, als die Vereinigten Staaten die Blockade mit dem Torricelli-Gesetz und dem Helms-Gesetz verschärften. Kein Land sah sich jemals einer ähnlichen Herausforderung ausgesetzt. Viele glaubten, daß wir vulgäre Satelliten einer Großmacht gewesen seien. Man erwartete das Ende der Revolution innerhalb von Wochen oder maximal innerhalb von Monaten. Doch der Satellit bewies sein eigenes Licht und seine außerordentliche Kraft als eine kleine Sonne von wahrer Freiheit, Souveränität, Patriotismus, sozialer Gerechtigkeit, realer Chancengleichheit, Solidarität innerhalb und außerhalb seiner Grenzen und unumstürzlichen ethischen und menschlichen Prinzipien. Dienen die Macht, das enorme Ansehen, die Kraft und die Einheit des Volkes, die von der Revolution
erreicht wurden, etwa dazu, um Eitelkeiten, Machtambitionen oder das Streben nach materiellen Gütern zu befriedigen? Nein, sie würden dazu dienen, um heldenhaft dem Ansturm des Imperiums in einem der gefährlichsten und schwierigsten Augenblicke der Geschichte unseres Vaterlandes zu widerstehen. Niemand verfolge die Absicht, uns Lektionen in Geschichte oder Politik zu geben, indem er die kubanischen Führer wie Vorschulkinder behandelt. Es ist sogar möglich, daß die kubanischen Vorschulkinder von diesem Bereich mehr verstehen als einige bekannte Politiker. Es gibt ein unter schrecklichen Umständen geschaffenes soziales Werk, das überwältigend, unanfechtbar und unübertroffen ist. Innerhalb eines Jahres wurde das Analphabetentum ausgemerzt, das fast ein Drittel der Bevölkerung zwischen 15 und 60 Jahren umfaßte. Gleichzeitig schuf man Tausende von Schulräumen an den entlegendsten Orten und in fast unzugänglichen Regionen. Ebenfalls wurden ärztliche Betreuungsdienste auf dem Land und in den Städten aufgebaut, obwohl die Vereinigten Staaten mit der Gewährung von Visa und dem Versprechen eines besseren materiellen Lebens die Zahl von 6 000 Ärzten, über die wir verfügten, um die Hälfte reduzierte, und die Anzahl der Medizindozenten um mehr als die Hälfte. Man errichtete Tausende von Schulen und Lehrer für die Grund- und höhere Mittelstufe wurden ausgebildet; man schuf Gymnasien, polytechnische Institute, Ausbildungszentren für Lehrer und Dozenten in den Bereichen Musik, Tanz, Kunst, Körperkultur, Sport und anderen. Die Hochschuleinrichtungen im ganzen Land, von denen es vor der Revolution nur drei gab, wurden dutzendfach vermehrt, darunter 21 Fakultäten für Medizin mit der Lateinamerikanischen Hochschule für Medizin sind es sogar 22 - und 15 Pädagogische Hochschulen. In weniger als dreißig Jahren wurde Kuba zum ersten Land in Lateinamerika und der Dritten Welt, das eine Kindersterblichkeit von weniger als 10 pro 1 000 Lebendgeborenen im ersten Lebensjahr erreichte, und dies inmitten der Sonderperiode mit einem Wert von 6,4 und einer Lebenserwartung von 75 Jahren. Kuba weitete in diesem Zeitraum die kostenlosen medizinischen Dienste auf alle Bürger aus, erhöhte die durchschnittliche Schulbildung auf 9 Jahre, graduierte mehr als 700 000 Universitätsabsolventen, entwickelte eine mächtige Kunst- und Kulturbewegung, nahm einen der ersten zehn Ränge in den olympischen Medaillenspiegeln ein und erreichte hierbei pro Kopf mehr Goldmedaillen als irgendein anderes Land auf der Welt. Bei regionalen Wettbewerben und internationalen Sportveranstaltungen hat das Land Tausende von Medaillen errungen und hinter den Vereinigten Staaten den zweiten Platz in dieser Hemisphäre eingenommen. Die kubanischen Kinder erreichen Spitzenplätze bei Wettbewerben in Mathematik und anderen wissenschaftlichen Disziplinen. Laut Forschungen der UNESCO sind die Kenntnisse unser Grundschüler fast doppelt so groß wie die durchschnittlichen Kenntnisse der Kinder in den restlichen Ländern Lateinamerikas. Heute nimmt unser Volk unter allen Ländern der Welt - entwickelte oder unterentwickelte - den ersten Rang ein in bezug auf die Pro Kopf-Anzahl von Dozenten und Lehrern, Ärzten und hochqualifizierten Ausbildern in Körperkultur und Sport, drei Sparten, die von entscheidender Bedeutung sind für das Wohlergehen und die gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung eines jeden Landes. Dies zeigt sich in mehr als 250 000 Lehrern, 67 500 Ärzten und 34 000 Dozenten und Technikern in Körperkultur und Sport. Heute teilen wir dieses immense Humankapital mit anderen Bruderländern der Dritten Welt, ohne einen einzigen Cent dafür zu verlangen (Beifall). Unsere Mitarbeiter besitzen nicht nur eine tiefgehende technische und wissenschaftliche Fähigkeit, sondern auch das Wichtigste, nämlich eine außergewöhnliche menschliche Solidarität und einen unübertrefflichen Opfergeist. Hunderttausende von Landsleuten nahmen an internationalistischen Einsätzen in vielen Ländern der Dritten Welt teil, besonders in Afrika, und zwar als technisches Personal und speziell als Kämpfer gegen den Kolonialismus und die rassistische und faschistische Apartheid. Sie können sich fragen, warum ich mich bei der Aufzählung dieser Geschehnisse aufhalte. Erstens: Weil ich mich frage, ob dies der Grund ist, warum man uns Jahr für Jahr in Genf verurteilen will. Zweitens: Ob man uns wohl aus diesem Grund anfeindet, blockiert und uns einen Wirtschaftskrieg aufzwingt, der bereits 42 Jahre andauert. Drittens: Ob man aus diesem Grund die Kubanische Revolution zerstören will. Ich muß noch etwas anfügen: In 42 Jahren Revolution wurde niemals Tränengas gegen die Bevölkerung eingesetzt, noch kennt man hier das Spektakel mit Polizisten in Taucheranzügen, mit Pferden oder Fahrzeugen zur Auflösung von Aufruhr, die das Volk unterdrücken, etwas, was sehr häufig in Europa und den Vereinigten Staaten vorkommt. In unserem Land gab es nie Todesschwadrone oder auch nur einen einzigen Verschwundenen, einen einzigen politischen Mord, einen einzigen Gefolterten, und das trotz der Tausenden von infamen Verleumdungen, die von einem gescheiterten und skrupellosen Imperium verbreitet werden, das das Erscheinungsbild und das Vorbild Kubas von der Erde wegfegen möchte. Man gehe durch unser Land, frage die Bevölkerung, suche einen einzigen Beweis. Wenn jemand nachweist, daß die Revolutionsregierung eine Tat dieser Art angeordnet oder toleriert hat, trete ich niemals mehr auf einer öffentlichen Tribüne auf.
Ziemliche Dummköpfe sind diejenigen, die glauben, daß man dieses Volk mit Gewalt regieren kann oder mit jeglicher anderen Form als der des Konsenses, der aus dem geschaffenen Werk, der hohen politischen Kultur unserer Bürger und der beneidenswerten Beziehung der Führung zu den Massen erwächst. Bei den Wahlen zu den Parlamenten auf den verschiedenen Ebenen nehmen mehr als 95 % der Wahlberechtigten auf bewußte und enthusiastische Weise teil. Die Ethik und Politik des Imperialismus unterscheidet sich davon erheblich. Als die Kubaner im Süden Angolas kämpften und im Jahr 1988 die Entscheidungsschlacht von Cuito Cuanavale gegen die südafrikanischen Truppen schlugen, und als im Südwesten dieses Landes 40 Tausend kubanische Soldaten und 30 Tausend Angolaner bis zur Grenze von Namibia vorrückten, besaßen die Rassisten sieben Atombomben ähnlich denen, die auf Hiroshima und Nagasaki geworfen wurden. Die NATO wußte davon, die USA wußten davon, und sie sagten kein einziges Wort, in der Hoffnung, daß die Atombomben auf die kubanisch-angolanischen Kräfte geworfen würden. In den 15 langen Jahren, in denen wir im südlichen Afrika weilten und auf dem Wachposten waren gegen die Kräfte der Apartheid oder im Kampf gegen sie, unterhielten die wichtigsten kapitalistischen Länder wichtige Investitionen in Südafrika und hatten Jahr für Jahr im Handel mit dem Rassistenregime einen milliardenschweren Austausch. Die US-Investitionen in Südafrika beliefen sich zu jener Zeit auf 3 Milliarden Dollar, der jährliche Handel auf 6 Milliarden Dollar und die diesem Land gewährten Kredite betrugen weitere 3 Milliarden Dollar. Es ist wohlbekannt, daß die Vereinigten Staaten ein militärischer Verbündeter Südafrikas waren kann man das etwa vergessen? - und über das Rassistenregime der UNITA beträchtliche Summen an Waffenlieferungen zukommen ließen, was tragbare Luftabwehrraketen und Millionen von Antipersonen-Minen einschloß, die auf dem gesamten angolanischen Territorium eingegraben wurden. Diese Organisation metzelte ganze Ortschaften nieder und tötete Hunderttausende von Zivilisten, einschließlich Frauen und Kinder. Ich übertreibe nicht im Geringsten. Nachdem der ehrenvolle kubanische internationalistische Einsatz abgeschlossen wurde - mit einer Vereinbarung, die zur Anwendung der UN-Resolution 435 und der Unabhängigkeit Namibias führte, wobei wir uns rigoros an die von den Teilnehmerländern eingegangen vertraglichen Verpflichtungen hielten -, zogen sich unsere Streitkräfte zurück, ohne etwas anderes aus Afrika mitzunehmen als die sterblichen Überreste der gefallenen Genossen, sie besaßen dort keinen Quadratmeter Land - wie ich vor einigen Tagen sagte - oder auch nur eine Schraube irgendeiner Fabrik. Kein westliches Land hatte dort auch nur einen einzigen Blutstropfen vergossen. Ein Land allein, klein und weit entfernt, 10 000 Kilometer von Afrika, hatte dies getan: Kuba. (Beifall) Zu alldem, was ich am Beginn meiner Rede über die dramatische wirtschaftliche und soziale Situation der Völker der Dritten Welt sagte, gesellen sich die arroganten Schritte der neuen Administration der Vereinigten Staaten auf der internationalen Bühne, die zu schwerwiegenden Komplikationen in einem Moment führen können, in dem die Weltwirtschaft, und zu allererst die US-Wirtschaft, großen Risiken von Stagnation, Rezession und sogar Krise ausgesetzt sind, deren Auswirkungen man bereits an allen Ecken und Enden spürt, beim Rückgang des Exportvolumens, den Preisen für Grundprodukte, den niedrigen Kursen der Aktien an den Börsen, großflächigen Entlassungen und überall anzutreffenden Ankündigungen von neuen Entlassungen. Die schwerwiegendsten Geschehnisse in wenigen Wochen waren folgende: Erstens: Die Entscheidung zur Schaffung eines nuklearen Abwehrschirmes, womit einseitig die vertraglichen Verpflichtungen des ABM-Vertrages gebrochen werden, was unvermeidlich zu einer Wettrüstung führt. Zweitens: Die Entscheidung, das Veto einzulegen gegen das Resolutionsvorhaben, das die Einsetzung einer Beobachtertruppe zum Schutz des palästinensischen Volkes vorschlug (Beifall) und von China, Rußland und weiteren 7 Mitgliedern des UN-Sicherheitsrates unterstützt wurde, bei 4 Enthaltungen, darunter zwei weitere ständige Mitglieder des Sicherheitsrates. Seit Mai 1990 haben die USA fünfmal ihr Veto eingelegt, viermal davon im Zusammenhang mit dem palästinensisch-israelischen Konflikt. Das letzte Veto der Vereinigten Staaten datiert auf den 21. März 1997 - zur Unterstützung der Interessen Israels und zum Nachteil der Palästinenser -, bei einer Resolution, die Israel aufforderte, den Bau einer Siedlung in Ost-Jerusalem zu stoppen. Seit dem Jahr 1972 haben die USA 23 Mal bei Resolutionen über Initiativen zur Lösung des PalästinaProblems ihr Veto eingelegt. Die komplizierte Situation im Nahen Osten verschärft sich durch das kürzliche Veto der Vereinigten Staaten, zu einem Zeitpunkt, als gerade eine rechtsextreme Regierung in Israel an die Macht gekommen ist. Drittens: Die ebenfalls einseitige Entscheidung zum Bruch der Verpflichtungen, die bei der Dritten Konferenz der Teilnehmerstaaten an der UN-Konvention über Klimaveränderung eingegangen wurden, die Ende 1997 in Kyoto stattfand und bei der 34 Industrieländer vereinbarten, den Ausstoß von Treibhausgasen bis zum Jahr 2012 um 5,2 % zu reduzieren, was die Menschheit verzweifelt benötigt. Die USA hatten sich verpflichtet, die Treibhausgase um 7 % zu reduzieren. Es war ein harter Schlag für die Weltöffentlichkeit und im Besonderen für die europäischen Länder, die den größten Beitrag bei dieser Konvention zur Reduzierung der genannten Gase leisteten.
Viertens: Grobe und erniedrigende Erklärungen gegenüber Rußland und China, wobei dabei eine für den Kalten Krieg typische Sprache verwendet wurde. Dies ist der Ausdruck einer Mentalität, die man deutlich bei vielen Mitgliedern des Teams wahrnehmen kann, das den jetzigen US-Präsidenten umgibt und berät. Fünftens: Eine spürbare, nicht zu verschleiernde Geringschätzung gegenüber Lateinamerika, indem die neue Administration als Unterstützenden Unterstaatssekretär für Lateinamerikanische Angelegenheiten eine schmutzige Person mit faschistischer Mentalität vorschlägt, die als Sondergesandter für öffentliche Diplomatie des Außenministers während der Reagan-Administration bekannt wurde durch die gemeinsame Teilnahme mit Oliver North an dem Skandal anläßlich des Verkaufs von Waffen zum Erhalt von Finanzmitteln, um den schmutzigen Krieg gegen die sandinistische Regierung in Nicaragua zu bestreiten, was zu jenem Zeitpunkt wegen Vereinbarungen des US-Kongresses verboten war. Er veröffentlichte Dokumente und von ihm unterzeichnete Erklärungen, wobei er die Namen von konterrevolutionären nicaraguanischen Anführern verwendete von denen einige weder lesen noch schreiben konnten -, verletzte Gesetze und legte ein totales Fehlen von Ethik an den Tag. Nicht wenige US-amerikanische Presseorgane haben harte Kritik geübt und viele lateinamerikanische Regierungen sind alles andere als glücklich. Auf alle Fälle umreißen diese Schritte mit aller Klarheit die Wesensmerkmale und den Charakter des neuen Besetzers des Präsidentensessels der Vereinigten Staaten. Kuba erstaunt nichts, da es die engen Verbindungen des Herrn Bush mit der Cuban-American National Foundation und dessen Verpflichtungen dieser Organisation gegenüber kennt, einer terroristischen Mafia - ich wiederhole, terroristischen Mafia -, die das Anbringen von Bomben in Hotels in Havanna finanzierte, von denen einige explodierten, mit dem Ziel, die Tourismusindustrie in Kuba zu zerstören. Diese Stiftung organisierte den Plan eines Attentats in Isla Margarita auf denjenigen, der hier zu Ihnen spricht. Die Vollstrecker des Plans wurden durch einen Zufall von der USKüstenwache verhaftet - vielleicht im Glauben, sie hätten Drogen bei sich -, als sie mit ihrem Boot an der Küste von Puerto Rico mit Kurs auf Isla Margarita fuhren. Die Verhafteten selbst enthüllten ihre Ziele und die Organisatoren des Plans. Trotz unanfechtbaren Urteil- und Beweiselementen wurden sie freigesprochen. Die letzte große Untat der Cuban-American National Foundation war der gegen meine bescheidene Person gerichtete Attentatsversuch, der anläßlich des im vergangenen November in Panama stattgefundenen Iberoamerikanischen Gipfeltreffens organisiert wurde, wofür sie den bekanntesten Terroristen der Hemisphäre benutzten, den Autor der mitten im Flug durchgeführten Sprengung eines kubanischen Flugzeugs am 6. Oktober 1976, bei der 73 Menschen starben, darunter die gesamte Junioren-Nationalmannschaft im Fechten, die aus Venezuela kam, wo sie bei einem Wettkampf gerade alle Goldmedaillen gewonnen hatte. Dieses Mal schleuste er von El Salvador aus gewaltige Sprengkörper ein, um sie in der Universität von Panama zur Explosion zu bringen, wo ich mich mit eintausend Studenten treffen sollte. Die rechtzeitige Denunzierung dieses Planes führte zur Verhaftung des Anführers und weiterer drei Terroristen kubanischer Herkunft, Mitglieder der Mafia aus Miami, mit einer blutigen Vorgeschichte im Dienst der US-amerikanischen Geheimdienstorgane. Die US-Behörden und die Regierung dieses Landes wissen haargenau von der Wahrhaftigkeit dessen, was ich hier darlege. Bereits am 3. Januar dieses Jahres legte der Kongreßabgeordnete Bob Barr dem Ausschuß für Auswärtige Beziehungen des Repräsentantenhauses einen Gesetzentwurf vor, dessen Ziel darin besteht, eine von der Ford-Administration am 18. Februar 1976 erlassene Exekutivanordnung bezüglich der Geheimdienstaktivitäten der USA im Ausland zu annulieren. Im Abschnitt 5, Absatz g) dieser Anordnung heißt es, daß kein Angestellter der US-Regierung an politischen Morden teilnehmen oder sich an Verschwörungen mit diesem Ziel beteiligen darf. Wer ist Bob Barr? Ein republikanischer Kongreßabgeordneter für den Bundesstaat Georgia. Er arbeitete mit der CIA zusammen und wurde 1986 von Präsident Reagan zum US-Staatsanwalt für den Norddistrikt von Georgia ernannt. Barr ist Mitglied auf Lebenszeit der National Rifle Association und sitzt in deren Vorstand. Er wurde vom US-amerikanischen Rat für Schießsport als Kongreßführer des Jahres geehrt und von der Bürgerkommission für das Recht auf Besitz und das Tragen von Waffen (was den Kindern dazu dient, sich untereinander in der Schule totzuschießen, neben dem Ansporn zur Gewalt, den sie permanent durch die Massenmedien vermittelt bekommen) als Kongreßabgeordneter des Jahres für seinen Einsatz zugunsten des Rechts zum Waffentragen. Zudem wurde er von der Kommission für Konservative Politische Aktion zum Kongreßneuling des Jahres erklärt. Fieberhaft arbeiten die terroristische Mafia aus Miami und die extreme Rechte der Vereinigten Staaten am Ausfeilen von Plänen, Gesetzentwürfen und aggressiven Maßnahmen gegen Kuba. Unter diesen Vorhaben befinden sich, was offen erklärt wird, direkte Beziehungen mit der sogenannten Opposition und die Bewilligung von Millionensummen für die Subversion und Destabilisierung unseres Landes. Niemand sollte sich täuschen lassen. Kuba wird als Antwort die entsprechenden Maßnahmen treffen. Die schmutzigen Hände der US-Regierung haben nicht davon abgelassen, alles Mögliche zu tun, diese Konferenz zu provozieren, zu diskreditieren und sogar für ihre perfiden Pläne zu benutzen. Die Botschaften der Vereinigten Staaten schickten Briefe an eine nicht präzisierte Zahl von
Parlamentariern, die an dieser Konferenz teilnehmen würden. Befreundete Hände ließen sie unseren Behörden zukommen. Einer dieser Briefe lautet wörtlich wie folgt: "Ihr Besuch in Kuba anläßlich des Treffens der Interparlamentarischen Union (IPU) bietet eine einzigartige Gelegenheit, damit Sie Ihre Solidarität mit der Demokratie und den Menschenrechtsaktivisten in Kuba zum Ausdruck bringen. Wie Sie wissen, wurde Ihr tschechischer Kollege, der Parlamentsabgeordnete Ivan Pilip, im Februar wegen des 'Delikts' des Zusammentreffens mit demokratischen Aktivisten verhaftet und drei Wochen lang von der kubanischen Geheimpolizei festgehalten. Nachdem sich Syg Johnsson (IPU) und der Präsident der Menschenrechtskommission der IPU, Letelier, eingeschaltet hatten, entschieden die Kubaner, Pilip und seinen Kollegen Jan Bubenik freizulassen. Die IPU steht deswegen in einer direkten Verbindung mit der Situation der Menschenrechte auf der Insel und hat nun die Gelegenheit, eine deutliche und prinzipienfeste Botschaft auszusenden, die die Unterstützung der IPU und der Parlamente, zu denen Sie gehören, für die Menschenrechte und für Kuba widerspiegelt, indem Sie sich mit den Aktivisten treffen. Während des Iberoamerikanischen Gipfeltreffens in Havanna im Jahr 1999 setzen sich einige lateinamerikanische Führungspersönlichkeiten auf die gleiche Weise mit den kubanischen Aktivisten in Verbindung. Dies sendete ein deutliches Signal aus und diente den kubanischen Aktivisten als Ansporn. Wir wissen, daß international angesehene Aktivisten von hoher Qualität begierig darauf sind, sich mit ausländischen Parlamentariern zu treffen, um ihre Ansichten über die Perspektiven einer demokratischen und wirtschaftlichen Öffnung kundzutun." In einer anderen der abgeschickten Mitteilungen heißt es unter anderem: "Obgleich viele die Hoffnung hatten, daß sich die Situation der Menschenrechte in Kuba nach dem Papstbesuch im Januar 1998 verbessern würde, hat sich die Situation in Wirklichkeit verschlechtert. Diese Verschlechterung nahm in den letzten sechs Monaten zu. Allein seit Dezember wurden Hunderte von Aktivisten verhaftet. (...) Hunderte bleiben hinter Gittern, die Mehrheit wegen harmlosen Aktionen wie die Weitergabe von Exemplaren der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte. Kürzlich strich Kuba den Besuch des Staatsministers im Auswärtigen Amt der Bundesrepublik Deutschland, Vollmer, da er den Vorschlag wagte, bei seiner Reise die Fragen der Menschenrechte anzusprechen. Kuba griff im Februar auf harte Weise Argentinien an, nachdem eine argentinische Zeitung berichtet hatte, daß das südamerikanische Land die Kuba-Resolution in der Menschenrechtskommission der Vereinten Nationen (UNCHR) unterstützen würde. Zu Anfang dieses Jahres, im Januar, wurden Ivan Pilip, Mitglied des tschechischen Parlaments, und Jan Bubenik, ehemaliger Parlamentsabgeordneter, einfach deswegen mehr als drei Wochen lang festgehalten, weil sie sich mit kubanischen Aktivisten und unabhängigen Journalisten trafen. Kein Abgeordneter des US-Kongresses hat im Zeitraum von zehn Jahren an einem Treffen der IPU teilgenommen. 1998 entschied der US-Kongreß, die Mitgliedschaft in der IPU aufzugeben, falls der Mitgliedsbeitrag der USA zu dieser Organisation nicht reduziert würde. Der Mitgliedsbeitrag wurde nicht reduziert, so daß der Generalsekretär der IPU im Oktober 2000 offiziell über die Absicht der USA unterrichtet wurde, sich aus der IPU zurückzuziehen, was unmittelbar darauf geschah." Nach der Lektüre dieser Dokumente können bei niemandem Zweifel darüber bleiben, wer Verschwörungen unternimmt, wer diese organisiert, wer lügt, wer Intrigen schmiedet, wer bezahlt und wer die Führung innehat. (AP) Man benötigt keine besondere Anstrengung, um zu verstehen, bis zu welchem Punkt die USRegierung durch Präpotenz, Frustration und unaufhörliches Scheitern zur Respektlosigkeit gegenüber den Institutionen und zur Provokation und Einmischung in internationale Organisationen und die inneren Angelegenheiten eines jeglichen Landes getrieben wird. Seit vier Jahrzehnten rekrutieren sie Söldner. Heute ist unser Volk vereinter und die Revolution stärker als je zuvor. An ihr zerschellen alle Intrigen, Pläne, Verschwörungen und Verbrechen, die sie gegen unser Vaterland begehen. Wir werden ihre Manöver enthüllen und ihre Niedertracht und Lügen anprangern. Ebensowenig zögern wir, ihre Komplizen anzuklagen und aufzudecken. Keiner entgeht der gerechtesten und vernichtendsten Kritik, wie erhaben diese Person auch sei; kein wirtschaftliches Interesse und keine Drohung mit Repressalien werden die Würde und den Mut unseres Volkes bremsen. Deshalb zögern wir nicht zu bekräftigen, daß das Verhalten derjenigen von widerlichem Zynismus ist, die das naive und lächerliche Manöver verfechten oder sich ihm anhängen, das darin besteht, die Verurteilung der Blockade als Feigenblättchen mit der scheinheiligen Absicht zu benutzen, die Niederträchtigkeit einer Anklage Kubas wegen angeblicher Menschenrechtsverletzungen
zu kompensieren. Nichts kann jemals die Feigheit und die Lüge rechtfertigen. Kuba verachtet diejenigen, die so handeln, und uns interessieren nicht die Stimmen gegen die Blockade von denjenigen, die auf zynische Weise die Argumente unterstützen, mit denen das Imperium versucht, seine Verbrechen zu rechtfertigen. Nichts konnte und kann jemals die Würde, Ethik und Heldenhaftigkeit eines Volkes besiegen, das bereits eine untilgbare Seite in der Geschichte dieser Epoche geschrieben hat. (Beifall) Ich bedanke mich für die noble Begleitung von so vielen und so würdigen Parlamentariern, die uns mit ihrer Anwesenheit eine Ehre erwiesen und uns mit ihrer Solidarität anspornten. Ich bitte Sie um Entschuldigung für die in Anspruch genommene Zeit. Ich bin Ihnen auf ewig zu Dank verpflichtet. Ich wünsche dieser ausgezeichneten Konferenz allen Erfolg, die sie verdient. Immer bis zum Sieg! Vielen Dank!
Fidel - 16. April 2001 Ansprache des Comandante en Jefe Fidel Castro Ruz, Präsident des Staatsrates und des Ministerrates der Republik Kuba, anläßlich der Veranstaltung zum Gedenken an den 40. Jahrestag der Proklamation des sozialistischen Charakters der Revolution an der historischen Straßenkreuzung 12 y 23, am 16. April 2001. Mitbürger: Vor genau vierzig Jahren wurde zur gleichen Stunde am gleichen Ort der sozialistische Charakter der Revolution proklamiert. Wir hatten gerade die Opfer des Luftangriffes vom Morgengrauen des 15. April 1961 beerdigt. Die Bombenflugzeuge B-26, Eigentum der Regierung der Vereinigten Staaten, die uns angriffen, waren von der Farbe unserer bescheidenen Luftstreitkräfte und führten auch ihre Insignien. An jenem verräterischen und blutigen Morgen erfolgte der Angriff auf unsere drei Hauptstützpunkte - Ciudad Libertad, San Antonio de Los Baños und Santiago de Cuba. Die attackierenden Flugzeuge hatten 10 000 kg Bomben, 64 Fünf-Zoll-Raketen und 23 040 Geschosse vom Kaliber 50 im Gepäck. In Sekundenschnelle erwiderten die noch in der Ausbildung stehenden jungen Artilleristen den Überraschungsangriff mit ihrer Flak. Der Feind konnte lediglich drei Kampfflugzeuge auf dem Boden zerstören. Sieben Vaterlandsgenossen fielen und 53 wurden verletzt, darunter fünf Kinder, die in der Umgebung des Flugplatzes Ciudad Libertad wohnten. Die Angreifer waren auf einer Basis in Nicaragua gestartet. Einer wurde vom Himmel geholt, zwei mußten an unterschiedlichen Orten notlanden, und alle zu ihrem Ausgangspunkt zurückkehrenden Flugzeuge hatten zahlreiche Einschläge von Flugabwehrgeschossen abbekommen. Nach den Gefechten von Girón hatte der listige Feind einen Verlustsaldo von 14 Piloten - darunter vier US-Amerikaner - sowie 62 Prozent der von den Vereinigten Staaten bereitgestellten Flugzeuge zu verzeichnen. Nach dem Abwehren des Angriffs vom 15. April verfügte die Revolution über noch mehr Kampfflugzeuge als über Piloten, die dann 48 Stunden später, bei Tagesanbruch des 17. April, den einfallenden Verbänden einen vernichtenden Schlag versetzen sollten. Dieser Luftangriff ließ uns - 36 Stunden vor der Landung - der drohenden Invasionsgefahr bewußt werden. Sämtliche Einheiten wurden mobil gemacht und in totale Alarmbereitschaft versetzt. So leitete die Supermacht unter flagranter Verletzung des Völkerrechts ihre plumpe und feige militärische Aggression gegen unser kleines Land ein. Wie zu erwarten war, trat sofort der mächtige Apparat der imperialistischen Publicity und des Betruges in Aktion. Welche Erklärung gaben nun die Vereinigten Staaten der Welt über den Tatbestand? Um dies für die neuen Generationen zu veranschaulichen, die danach geboren wurden, verlese ich Ausschnitte der gleichen Meldungen, die ich an jenem 16. April benutzte, um das zynische Verhalten der Regierenden jenes Landes anzuprangern. "Miami, 15. April (UPI). Aus den Luftstreitkräften Fidel Castros ausgebrochene kubanische Piloten landeten heute nach der Sprengung kubanischer Militäreinrichtungen mit Bombenflugzeugen aus dem Zweiten Weltkrieg in Florida. (...) Einer der B-26-Bomber der Luftstreitkräfte Kubas landete, durchlöchert von Flak- und Maschinengewehrfeuer und mit nur einem seiner beiden Motoren in Funktion, auf dem internationalen Flugplatz von Miami. Ein weiteres Bombenflugzeug landete auf dem Marinestützpunkt in Key West und ein drittes in einem anderen Land, das im Plan für das Anfliegen nach dem Angriff nicht dafür vorgesehen war. Es schweben unbestätigte Gerüchte, ein
weiteres Flugzeug sei im Meer in der Nähe der Insel Tortuga zerschellt. Die Marine der Vereinigten Staaten prüft den Fall. Die Piloten, die nicht genannt zu werden baten, stiegen in Kampfuniform aus ihren Flugzeugen und bewarben sich unmittelbar um Asyl in den Vereinigten Staaten." Eine weitere Meldung einige Minuten später: "Miami (UPI). Der in Miami gelandete Pilot des Bombenflugzeuges erklärte, er sei einer der 12 in den Luftstreitkräften Kubas verbliebenen B-26-Piloten. (...) 'Meine Kollegen waren zum Angriff auf die Flugplätze, die wir dafür bestimmt hatten, zeitiger gestartet. Da mir der Treibstoff ausging, mußte ich Miami anfliegen, denn zu unserem vereinbarten Ziel war ich nicht in der Lage zu gelangen. Miami, 15. April (AP). Aus Angst, ihr Plan, der Regierung Fidel Castros zu entrinnen, könne verraten werden, flohen heute drei kubanische Bomberpiloten, nachdem sie die Flugplätze in Santiago und Havanna bombardiert und sie unter Maschinengewehrfeuer genommen hatten, in die Vereinigten Staaten. Einer der beiden zweimotorigen Bomber landete auf dem internationalen Flughafen Miami und der Pilot berichtete, wie er und noch drei der zwölf Piloten der Maschinen B-26, die den kubanischen Luftstreitkräften verblieben, seit Monaten schon ihre Flucht aus Kuba planen. (...) Die Einreisebehörde nahm die Kubaner in Gewahrsam und beschlagnahmte die Flugzeuge." Sie beschlagnahmten ihre eigenen Flugzeuge. "Mexiko, F.D., 15. April (AP) Das Bombardieren kubanischer Flugzeugbasen durch desertierte kubanische Flugzeuge wurde von den meisten Tageszeitungen mit Zeichen des Wohlgefallens aufgenommen. Sie schlossen sich den Gruppen der Exilkubaner an und schrieben, der Bombenangriff sei der Beginn einer Befreiung vom Kommunismus. (...) Bei den Exilkubanern herrschte eifriges Treiben. Eine kubanische Quelle kommentierte, die neue kubanische Regierung im Exil werde kurz nach der ersten Invasionswelle gegen das Regime Fidel Castros ihren Sitz nach Kuba verlegen, um dort eine provisorische Regierung zu bilden, von der man meine, sie werde schnellstens von vielen gegen Castro eingestellten lateinamerikanischen Regierungen anerkannt. Amado Hernández Valdés des hiesigen Frente Revolucionario Democrático Cubano sagte, der Zeitpunkt der Befreiung rücke näher. Er erklärte, es seien vier kubanische Stützpunkte gewesen, die von drei kubanischen Flugzeugen angegriffen wurden, die danach desertierten." Beide Agenturen erstatteten der Öffentlichkeit die folgende Meldung: "Erklärung, abgegeben von Dr. Miró Cardona: Ein heldenhafter Schlag zugunsten der kubanischen Freiheit wurde heute morgen durch eine gewisse Anzahl Offiziere der kubanischen Luftstreitkräfte versetzt. Bevor sie mit ihren Maschinen in die Freiheit flogen, versuchten diese wahren Revolutionäre, die größtmögliche Anzahl von Castros Militärflugzeugen zu vernichten. Der Consejo Revolucionario (Revolutionsrat) ist stolz darauf, verkünden zu dürfen, daß ihre Pläne von Erfolg gekrönt waren, daß er Kontakt zu ihnen hielt und diese mutigen Piloten anspornte. Ihr Verhalten ist ein weiteres Beispiel der Verzweiflung, in die die Patrioten aller sozialen Schichten durch die unerbittliche Tyrannei Castros getrieben werden können. Während Castro und seine Anhänger die Welt zu überzeugen trachten, Kuba sei von einer Invasion von außen bedroht gewesen, wurde dieser Schlag zugunsten der Freiheit - ebenso wie andere vorher - von in Kuba ansässigen Kubanern versetzt, die sich entschlossen hatten, gegen die Tyrannei und Unterdrückung zu kämpfen oder bei dem Vorhaben umzukommen. Aus Gründen der Sicherheit werden keine weiteren Einzelheiten bekanntgegeben." Ausgerechnet Miró Cardona war der Chef der Provisorischen Regierung, von den Vereinigten Staaten zusammen mit anderen politischen Rädelsführern in der Baracke eines Stützpunktes rekrutiert, auf gepackten Koffern sitzend und mit einem bereitstehenden Flugzeug, um in Playa Girón zu landen, sobald der Brückenkopf abgesichert sei. Die Fülle von Lügen ist hier noch nicht zu Ende. In den Nachmittagsstunden des gleichen Tages berichteten die Nachrichtenagenturen: "Der US-Botschafter bei den Vereinten Nationen, Adlai Stevenson, wies die Behauptungen Roas zurück (...) und zeigte der Kommission Fotos von United Press International, auf denen zwei Flugzeuge zu sehen sind, die heute in Florida landeten, nachdem sie an einem Angriff auf drei kubanische Städte teilgenommen hatten. 'Sie tragen das Zeichen der Luftstreitkräfte Castros am Rumpfhinterteil; sie tragen den Stern und die kubanischen Initialen. Sie sind deutlich zu erkennen. Mit Vergnügen zeige ich diese Fotos.' Stevenson fügte hinzu, die beiden besagten Flugzeuge seien von Offizieren der kubanischen Luftstreitkräfte geführt worden und die Crew habe aus Männern bestanden, die aus dem Castro-Regime desertiert seien. 'An dem heutigen Vorfall ist keinerlei Personal der Vereinigten Staaten beteiligt gewesen, auch die Flugzeuge gehörten nicht den Vereinigten Staaten. Es waren Flugzeuge von Castro selbst, die auf seinem eigenen Boden gestartet waren.'" Es kann sein, daß die Nachrichtenagenturen durch die Ränke und falschen Versionen der USRegierung hinters Licht geführt wurden. Es liegt klar auf der Hand, wie diese Legende im voraus zurechtgezimmert und den Piloten vorgespielt wurde. Jeder von ihnen ausposaunte die gleiche Lüge mit den gleichen Einzelheiten. Vom gescheiterten Präsidenten der Provisorischen Regierung konnte nichts anderes erwartet werden als die Wiederholung der gleichen Version.
Der Fall des US-Botschafters bei den Vereinten Nationen war peinlich. Er war Präsidentschaftskandidat gewesen und genoß bei der Öffentlichkeit und den Politikern jenes Landes ein gewisses Prestige. Viele sind der Meinung, er wurde rücksichtslos betrogen. Vierzig Jahre sind vergangen, doch die Lügen- und Betrugsmethoden des Imperiums und seiner Söldnerverbündeten haben sich nicht geändert. Als vor knapp vier Jahren Bomben in den Hotels der Hauptstadt zu explodieren begannen, finanziert von der Cuban-American National Foundation und aus Mittelamerika von blutrünstigen Terroristen nach Kuba gebracht, lautete ihre verbreitete Version, es handle sich um Aktionen von Mitgliedern der Staatssicherheit Kubas, die mit der Revolution unzufrieden seien. Kurz vor Schluß der Rede, die ich vor vierzig Jahren hielt, sagte ich: "Was uns die Imperialisten nicht verzeihen können, ist, daß wir hier angelangt sind. Was sie uns nicht verzeihen können, ist die Würde, die Redlichkeit, der Mut, die ideologische Standhaftigkeit, die Opferbereitschaft und der revolutionäre Geist des kubanischen Volkes und die Tatsache, daß die unsere eine Sozialistische Revolution ist. Diese Sozialistische Revolution verteidigen wir mit diesen Gewehren (Beifall und Ausrufe: "Es lebe Fidel!"). Diese Sozialistische Revolution verteidigen wir mit dem Mut, mit dem gestern unsere Flakartilleristen die Flugzeuge des Aggressors durchlöcherten! Nicht mit Söldnern verteidigen wir sie; wir verteidigen sie mit den Männern und Frauen aus dem Volk! Sind es vielleicht die Millionäre, die die Waffen tragen? (Ausrufe: "Nein!") Sind es vielleicht die Söhnchen der Reichen, die die Waffen tragen? (Ausrufe: "Nein!"). So sagte ich es damals und so antwortet ihr heute. Sind es vielleicht die Landaufseher, die die Waffen tragen? (Ausrufe: "Nein!") Wer ist es, der die Waffen trägt? (Ausrufe: "Das kubanische Volk!") Welche Hände sind es, die diese Waffen heben? (Ausrufe: "Die Hände des Volkes!") Sind es Hände von Herrensöhnen? (Ausrufe: "Nein!") Sind es Hände von Reichen? (Ausrufe: "Nein!") Sind es Hände von Ausbeutern? (Ausrufe: "Nein!") Welche Hände sind es, die diese Waffen heben? (Ausrufe: Die Hände des Volkes!") Sind es nicht etwa Arbeiterhände; sind es nicht etwa Bauernhände; sind es nicht etwa durch Arbeit gehärtete Hände; sind es nicht etwa kreative Hände; sind es nicht etwa die einfachen Hände des Volkes? (Ausrufe: Ja!") Und wer bildet die Mehrheit des Volkes? Sind es die Millionäre oder die Arbeiter (Ausrufe: "Die Arbeiter!"); die Ausbeuter oder die Ausgebeuteten (Ausrufe: Die Ausgebeuteten!"); die privilegierten oder die einfachen Menschen? (Ausrufe: Die einfachen Menschen!") Tragen die privilegierten Menschen die Waffen? (Ausrufe: Nein!") Tragen die einfachen Menschen die Waffen? (Ausrufe: Ja!") Sind die privilegierten Menschen in der Minderheit? (Ausrufe: Ja!") Sind die einfachen Menschen in der Mehrheit? (Ausrufe: Ja!") Ist eine Revolution, in der die einfachen Menschen die Waffen tragen, eine demokratische Revolution? (Ausrufe: Ja!") Genossen Arbeiter und Bauern! Diese ist die sozialistische und demokratische Revolution der Armen, mit den Armen und für die Armen! (Beifall und Ausrufe: Es lebe der Comandante en Jefe!") Und für diese Revolution der Armen, der Armen wegen und für die Armen sind wir bereit, unser Leben zu geben! Der gestrige Angriff, der sieben heldenhafte Leben forderte, verfolgte das Ziel, unsere Flugzeuge am Boden zu zerstören. Doch sie schlugen fehl; sie zerstörten nur drei, und das Gros der feindlichen Maschinen wurde beschädigt oder vom Himmel geholt." Mitbürger von gestern, heute und morgen: In Girón hat unser patriotisches und heldenhaftes Volk, das in nur zwei Jahren der Auseinandersetzung gegen das mächtige Imperium außerordentlich reif geworden war, ohne Furcht und ohne Zögern für den Sozialismus gekämpft. Für immer begraben wurde die sonderbare Idee, das erduldete Leid, das vergossenen Blut und die vergossenen Tränen während des fast hundertjährigen Kampfes für die Unabhängigkeit und die Gerechtigkeit gegen den spanischen Kolonialismus und seine sklavereimäßige Ausbeutung und danach gegen die imperialistische Herrschaft und die von den Vereinigten Staaten Kuba aufgezwungenen korrupten und blutigen Regierungen, das alles sei für den Wiederaufbau einer neokolonialialistischen, kapitalistischen und bürgerlichen Gesellschaft gewesen. Das Verfolgen viel höherer Ziele in der politischen und gesellschaftlichen Entwicklung Kubas wurde dringend erforderlich. Es war erforderlich und es war möglich. Wir taten es zu dem historisch exakten und präzisen Zeitpunkt, weder eine Minute zu früh noch eine Minute zu spät; und wir waren mutig genug, den Versuch zu starten. Betrachten wir südlich des Río Grande jene Gruppe balkanisierter Länder, obwohl doch alle die gleiche Sprache sprechen, die gleiche Kultur, die gleichen historischen und ethnischen Wurzeln besitzen und doch im Begriff sind, von der starken, expansionistischen und unersättlichen Macht des lärmenden und brutalen Nordens, der uns verachtet, verschlungen zu werden, dann können wir Kubaner
ausrufen: Tausendfach glorreich war jener Tag, an dem hier der sozialistische Charakter der Kubanischen Revolution proklamiert wurde! (Beifall und Ausrufe: Fidel, Fidel, Fidel!") Heute wäre es eventuell schon zu spät. Der Sieg am 1. Januar 1959 bot hierfür die außergewöhnliche Gelegenheit. Ohne den Sozialismus hätten wir das Analphabetentum nicht auf Null bringen können. Ohne den Sozialismus hätten wir nicht für ausnahmslos alle Kinder, auch in den entferntesten Ecken des Landes, Schulen und Lehrer; hätten wir keine Sonderschulen für all jene, die sie brauchen, auch keine 100 Prozent Einschulung in der Grundschule noch 98,8 Prozent in der Mittelschulbildung; wir hätten keine Schulen für besonders begabte Kinder in Naturwissenschaften, keine Gymnasien, Kadettenschulen, EIDES und Pre-EIDES (Sportschulen und Schulen für Leistungssportler), keine Schulen für Techniker und Lehrer für Körperkultur und Sport, keine Berufsschulen, technologische und polytechnische Berufsschulen, Arbeiter- und Bauernfakultäten, Sprachschulen, Kunstschulen in allen Provinzen des Landes. Ohne den Sozialismus gäbe es heute keine 700 000 Hochschulabsolventen, keine 15 pädagogischen Hochschulen, keine 22 medizinischen Fakultäten, keine insgesamt 51 Hochschuleinrichtungen, keine mehr als 12 Zweigstellen und eigenständigen Fakultäten mit 137 000 Studenten. Ohne den Sozialismus hätten wir keine 67 500 Ärzte, mehr als 250 000 Lehrer und Dozenten, 34 000 Lehrer für Körperkultur und Sport. Unter allen Ländern der Welt ist dies die höchste Pro-Kopf-Zahl in diesen drei Kategorien. Ohne den Sozialismus wäre der Sport nicht ein Recht des Volkes, noch erkämpfte Kuba bei den Olympischen Spielen pro Kopf mehr Goldmedaillen als irgendein anderes Land. Ohne den Sozialismus hätten wir nicht den hohen Grad an politischer Kultur, wie wir ihn heute besitzen. Ohne den Sozialismus gäbe es keine 30 133 Familienärzte, 436 Polikliniken, 275 chirurgische Kliniken, Kinderkliniken und Frauenkliniken, Fachkliniken und 13 medizinische Facheinrichtungen. Ohne den Sozialismus gäbe es in unserer Heimat keine 133 wissenschaftliche Forschungszentren und Zehntausende von wissenschaftlichen Forschern und Forschern mit Master- und Doktortiteln. Ohne den Sozialismus könnten 1 012 000 Rentner, 325 500 Pensionäre und 120 000 Sozialhilfeempfänger ohne Ausnahme nicht durch die soziale Sicherheit begünstigt werden, noch würde diese für die Gesamtheit der Bürger da sein, die sie bei Bedarf in Anspruch nehmen können. Ohne den Sozialismus wären nicht 163 000 Bauern Herren des Bodens, den sie in Form von eigenen Grundstücken oder in Form von landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften bearbeiten; noch wären 252 000 Landarbeiter in den Poduktionskooperativen die Herren der Einrichtungen, Ausrüstungen und der Ernte. Ohne den Sozialismus wären nicht bereits 85 Prozent der Familien Eigentümer ihrer Wohnung, gäbe es keine 95 Prozent Elektrifizierung des Landes, noch Trinkwasser für 95,3 Prozent der Bevölkerung; wären keine 48 540 km Straßen gebaut worden, noch gäbe es 1 005 Talsperren und Stauseen, die fast das gesamte Wasser speichern, das für die Benutzung in der Landwirtschaft, der Industrie und den Privathaushalten gestaut werden kann. Ohne den Sozialismus läge die Säuglingsterblichkeit nicht unter 8 pro 1000 Lebendgeborenen; wären unsere Kinder nicht gegen 13 Krankheiten geimpft, noch betrüge die Lebenserwartung unserer Bürger 76 Jahre; läge unsere AIDS-Rate nicht bei 0,03 Prozent, die sich stark abhebt von den 0,6 Prozent der Vereinigten Staaten und anderen entwickelten und reichen Ländern, noch hätte es im Jahr 2000 mehr als 575 000 freiwillige Blutspenden gegeben. Ohne den Sozialismus könnten wir nicht - wie es bereits der Fall ist - hundert Prozent der Jugendlichen eine anständige Arbeit versprechen und ihnen als einzige Bedingung dafür die Ausbildung stellen; noch käme es zur Umsetzung von Programmen, die allen zu einer Ausbildung Gelegenheit geben. Ohne den Sozialismus hätten Hand- und Kopfarbeiter, die Produzenten der für das Leben unserer Gattung unerläßlichen materiellen und geistigen Güter, niemals die Rolle von Avantgardisten gespielt, die ihnen gerechterweise in der menschlichen Gesellschaft zukommt. Ohne den Sozialismus würden die kubanischen Frauen, gestern noch diskriminiert und zu erniedrigenden Arbeiten verbannt, heute nicht 65 Prozent der technischen Arbeitskräfte des Landes darstellen, noch das Prinzip des gleichen Lohnes für gleiche Arbeit genießen können, das in fast der Gesamtheit der kapitalistischen Industrieländer keine Anwendung findet. Ohne den Sozialismus gäbe es nicht die Massenorganisationen der Arbeiter, der Bauern, der Frauen, der in den Komitees zur Verteidigung der Revolution organisierten Bürger, der Pioniere, der Schüler der höheren Gymnasialstufe, der Studenten und der Kämpfer der Kubanischen Revolution, Organisationen, die die breiten Massen unseres Volkes verstehen und eine entscheidende Rolle im revolutionären Prozeß und einer wahrhaft demokratischen Partizipation aller Bürger an der Lenkung und dem Geschick des Landes spielen. Ohne den Sozialismus wäre eine Gesellschaft nicht möglich, deren Straßen frei von verlassenen Bettlern sind, von barfüßigen um Almosen bettelnden der Schule fernbleibenden Kindern, die für ihren Unterhalt arbeiten oder Gegenstand sexueller Ausbeutung sind, oder zum Begehen von Verbrechen als Instrument benutzt werden, oder zu Banden gehören, so wie es in anderen Teilen der Welt
einschließlich der Vereinigten Staaten der Fall ist. Ohne den Sozialismus würde heute Kuba in seinem wachsenden, zähen und unaufhörlichen Kampf für den Schutz der Umwelt nicht an diesem hervorragenden Platz stehen. Ohne den Sozialismus wäre das Kulturerbe wehrlos der Zerstörung und Plünderung ausgesetzt; wäre der Altstadtkern der ältesten Städte Kubas durch Gebäude ersetzt worden, die mit dem architektonischen Umfeld absolut nichts zu tun haben. Der älteste Teil der Hauptstadt, der beim Besucher heute immer stärkere Bewunderung findet aufgrund der Sorgfalt, mit der restauriert und gepflegt wird, würde gar nicht mehr existieren. Der hinter dem Palacio de los Capitanes Generales (Generalkapitanat) errichtete plumpe Bau, wo eine hundertjährige Universitätseinrichtung einem Hubschrauberlandeplatz weichen mußte, ist der beste Beweis für meine Behauptungen. Ohne den Sozialismus wären wir nicht in der Lage gewesen, der erdrückenden Überfremdung standzuhalten, die vielen Völkern der Welt progressiv aufgezwungen wird; auch wären wir nicht Zeugen der starken kulturellen und künstlerischen Bewegung, die sich heute in unserer Heimat entwickelt; die von der Revolution geschaffene angesehene Kunsthochschule wird restauriert und erweitert; in 43 über das gesamte Land verteilten Kunstschulen für Begabte und Professionelle, die in nächster Zukunft noch Erweiterung erfahren, werden wertvolle Kenntnisse vermittelt. Kürzlich haben 4000 Jugendliche in 15 Schulen für Kunsterzieher (Ausrufe), die im vergangenen Jahr eröffnet wurden und deren Kapazität über 15 000 Schüler hinausgeht, den ersten Lehrgang begonnen. Hier werden sie außerdem die geisteswissenschaftliche Ausbildung für die Reifeprüfung erhalten. Jeden weiteren Lehrgang werden ebenfalls je 4000 Jugendliche absolvieren. Es gibt bereits 306 Kulturhäuser, 292 Museen, 368 der Bevölkerung zur Verfügung stehende öffentliche Bibliotheken und 181 Kunstgalerien. Ohne den Sozialismus gäbe es heute nicht die Fernsehsendung "Universität für Alle", deren erste Programme eine einschlagende Wirkung zeigen und die ein großes Versprechen in der Verfolgung einer integralen Allgemeinbildung beinhaltet, die die Kubaner zum gebildetsten Volk der Welt machen wird. Es arbeiten bereits 300 Computer-Jugendklubs, und 20 000 Computer werden an die Mittelschulen und Gymnasien verteilt. Die Vermittlung der Computerkenntnisse wird Massencharakter tragen und von der Vorschulerziehung bis zum letzten Semester der Universitäten erfolgen. Lang und unendlich ist die Liste der Gegenüberstellungen und schroffen Gegensätze. Doch es sind einige darunter, die ich aufgrund ihres patriotischen, internationalistischen und menschlichen Stellenwertes nicht auslassen darf: Ohne Sozialismus hätte Kuba nicht 42 Jahre lang die Anfeindung, die Blockade und den Wirtschaftskrieg des Imperialismus aushalten können, und noch viel weniger eine seit 10 Jahren andauernde Sonderperiode, die noch nicht beendet ist; es hätte nicht seine Währung von 150 Pesos für einen Dollar im Jahr 1994 auf 20 Pesos pro Dollar im Jahr 1999 aufwerten können, eine von keinem Land erreichte Errungenschaft; ebensowenig wäre es möglich gewesen, inmitten von unglaublichen Schwierigkeiten ein bescheidenes, aber behauptetes und solides Wirtschaftswachstum in Gang zu setzen. Ohne den Sozialismus wäre Kuba heute nicht das einzige Land der Welt, das den Handel mit den Vereinigten Staaten nicht benötigt, um zu überleben und sogar voranzuschreiten, sowohl im wirtschaftlichen als auch im sozialen Bereich. In letzterem ist es in der Gegenwart nicht einmal den reichsten Industrieländern möglich, mit Kuba wettzueifern. Wir sind eines der wenigen Länder der Welt, das nicht zum Internationalen Währungsfonds, der zu einem eifrigen Wächter der Interessen des Imperiums geworden ist, gehört oder dies beabsichtigt. Nichts vom dem, was ich angesprochen habe, wäre möglich gewesen, wenn wir uns mit Händen und Füßen an diese finstere Bretton Woods- Institution gefesselt hätten, die diejenigen politisch ruiniert, die sich an sie wenden, die Regierungen destabilisiert und zerstört und der diejenigen nicht entkommen können, die an das doppelte Joch von IWF und Neoliberalismus gefesselt sind, beide Ausdruck der ungerechten und irrationalen Wirtschaftsordnung, die der Welt aufgezwungen wurde. Ohne den Sozialismus hätte nicht jeder Bürger das gleiche Recht, kostenlos jegliche Bildungs- und Gesundheitsleistung zu erhalten, um jeden Preis und ohne daß jemand irgendwann dafür gefragt wurde, welche seine religiösen oder politischen Ideen seien. Ohne den Sozialismus hätten wir kein Land ohne Drogen, Bordelle, Spielkasinos, organisierte Kriminalität, Verschwundene, Todesschwadrone, Lynchakte oder außergerichtliche Hinrichtungen. Ohne den Sozialismus könnten die kubanischen Familien ihre Kinder nicht gesund, gebildet und ausgebildet aufwachsen sehen, ohne Furcht davor, daß irgend jemand sie zur Droge oder anderen Lastern verführt, oder daß sie in der Schule durch die Hände ihrer eigenen Klassenkameraden sterben. Ohne den Sozialismus wäre Kuba nicht - so wie dies heute der Fall ist - die festeste Barriere in der Hemisphäre gegen den Drogenhandel, und zwar sogar zugunsten der US-amerikanischen Gesellschaft. Ohne den Sozialismus wäre Kuba nicht ein Land, in dem man seit 42 Jahren keine Repression oder Polizeibrutalität kennt, was so gewöhnlich ist in Europa und anderen Regionen, wo Anti-Aufstands-
Fahrzeuge, Männer mit seltsamen Anzügen, die von einem anderen Planeten zu kommen scheinen, Schildern, Schlagstöcken und Gummigeschossen, Tränengas, Pfeffergas und anderen Mitteln gegen die Bevölkerung vorgehen. Die westlichen Ländern haben Mühe zu verstehen, warum in Kuba nichts dergleichen geschieht. Sie haben nicht einmal die geringste Idee davon, zu welchem Beitrag für die menschliche Gesellschaft die Einheit, das politische Bewußtsein, die Solidarität, die Selbstlosigkeit und Großzügigkeit, der Patriotismus, die moralischen Werte und die Verpflichtung fähig sind, die aus der Bildung, der Kultur und der gesamten von einer wahrhaften Revolution erkämpften Gerechtigkeit hervorgegangen ist. Ohne den Sozialismus hätten keine Hunderttausende von Kubanern internationalistische Einsätze abgeleistet, unser Vaterland hätte kein einziges Sandkorn zum Kampf gegen den Kolonialismus in Afrika beitragen können und seine Söhne hätten nicht einen einzigen Blutstropfen im Kampf gegen die scheinbar unbesiegbaren Kräfte des schändlichen Apartheidsystems, des Rassismus und des Faschismus vergossen. Kein einziger von denen, die damals mit Südafrika und anderen Ländern dieses Kontinents - wo Kuba keinen Zoll Land besaß oder danach trachtete - Handel trieben, dort investierten und heute dort große Reichtümer besitzen, trug auch nur die geringste Quote an Opfern bei. Nicht einmal die enorme Entfernung, die uns von Afrika trennt, war ein unüberwindbares Hindernis für den solidarischen Geist der blockierten und angefeindeten kleinen Insel. Ohne den Sozialismus hätten weder mehr als 40 000 Beschäftigte des Gesundheitssektors ihre noble internationalistische Zusammenarbeit in mehr als 90 Ländern geleistet noch führte man heutzutage in 16 Ländern Lateinamerikas, der Karibik und Afrikas dank des von der Revolution geschaffenen immensen Humankapitals integrale Gesundheitspläne durch. Ohne den Sozialismus hätten in kubanischen Universitäten keine 15 600 Studenten aus der Dritten Welt ihren Abschluß gemacht, noch absolvierten zur Zeit 11 000 Studenten aus diesen Ländern ihre Hochschulstudien in Kuba. Ohne den Sozialismus gäbe es heute nicht die angesehene Lateinamerikanische Hochschule für Medizin, wo zur Zeit Jugendliche aus 24 Ländern und von 63 Ethnien studieren, noch immatrikulierten dort pro Jahr mehr als 2 000 neue Studenten. Ohne den Sozialismus hätte man keine Internationale Hochschule für Sport und Körperkultur mit einer Kapazität für 1 500 Studenten, in der heute 588 Jugendliche aus 50 Ländern das erste Studienjahr absolvieren, eröffnet, noch gäbe es eine solche Einrichtung. Ohne den Sozialismus wären in Kuba keine 19 000 Kinder und Erwachsene aus den drei vom Atomunfall in Tschernobyl im Jahr 1986 betroffenen Republiken betreut worden, die Mehrheit davon inmitten der Sonderperiode, und 53 Personen, die durch den radiologischen Unfall im brasilianischen Bundesstaat Goiás geschädigt wurden. Was wir mit anderen Völkern geteilt haben, hat keinen einzigen unserer Landsleute daran gehindert, die Möglichkeit zu haben, den Millionen von Technikern der Mittelstufe und Universitätsabsolventen, über die Kuba verfügt, anzugehören. Dies beweist, daß man mit wenig viel machen kann, und daß man mit viel weniger Mitteln als denjenigen, die heutzutage auf der Welt für Werbung, Waffen, Drogen und exzessiven Luxuskonsum aufgewendet werden, alles machen könnte. Ohne den Sozialismus wäre Kuba - wenn es dies auch nicht beabsichtigt hat - nicht zu einem Vorbild für viele Menschen auf der Welt und zu einem treuen und beharrlichen Fürsprecher der gerechtesten Anliegen geworden; ein kleines Land, welches das beneidenswerte Privileg besitzt, fast das einzige zu sein, das auf jeder internationalen Veranstaltung und Tribüne mit völliger Freiheit und ohne irgendeine Furcht vor Repressalien und Aggressionen die ungerechte Wirtschaftsordnung und die unersättliche, raubgierige, scheinheilige und unmoralische Politik der Regierung der hegemonialen Supermacht anprangern kann. Ohne den Sozialismus hätte Kuba nicht den Anfeindungen von neun US-Präsidenten widerstehen können, die mit Ausnahme von Carter - ich muß dies mit aller Aufrichtigkeit sagen - feindselig oder äußerst aggressiv und feindselig gegenüber unserem Land waren. Man müßte noch denjenigen hinzufügen, der gerade den Präsidententhron bestiegen hat. Bei der Bewertung der ersten Schritte auf internationaler Ebene und dem Diskurs seiner Berater und Verbündeten der terroristischen Mafia in Miami wird deutlich, daß wir uns einer kriegerischen und jeglicher Ethik entbehrenden Administration entgegensehen könnten. An einem Tag wie dem heutigen wäre es gut, an jenen unsterblichen Satz des Bronzenen Titan zu erinnern: "Wer versucht, sich Kubas zu bemächtigen, wird nur den Staub seines blutgetränkten Bodens aufsammeln, wenn er nicht im Kampf stirbt!" (Ausrufe und Beifall) Das kubanische Volk von heute, Erbe seines Denkens, gemeinsam mit dem Denken von José Martí und einer ganzen Legion von Helden, die den bis heute beschrittenen langen Weg vorzeichneten, ist in der Lage zu bekräftigen, daß diejenigen, die den Versuch unternehmen, sich Kubas zu bemächtigen, heutzutage nicht einmal den blutgetränkten Staub unseres Bodens aufsammeln würden, weil sie keine andere Alternative hätten, als im Kampf zu sterben (Beifall und Ausrufe: "Fidel, Fidel, Fidel!"). Wie ich bereits sagte, sind die lateinamerikanischen Nationen zu diesem historischen Zeitpunkt
gerade dabei, von den Vereinigten Staaten, die heute zur hegemonischen Supermacht geworden sind, verschlungen zu werden. In den nächsten Tagen, vom 20. bis 22. April, findet in Quebec ein Gipfeltreffen der Länder der Hemisphäre statt. Dort wird die hegemonische Supermacht versuchen, die Kapitulationsbedingungen für die Regierungen Lateinamerikas zu diktieren. Die Dokumente für ein Freihandelsabkommen zwischen den Ländern der Hemisphäre sind schnell erarbeitet worden. Die Vereinigten Staaten möchten den Festschmaus beschleunigen, die angestrebten Privilegien werden der Handelskonkurrenz und den Investitionen Europas und der asiatischen Industrieländer einen Riegel vorschieben. Die Strategie besteht darin, auf alle Kosten zu verhindern, daß sich der MERCOSUR konsolidiert und daß sich die Integration der Länder Südamerikas so entwickelt, daß sie mit sehr viel stärkerer Kraft mit den Vereinigten Staaten verhandeln können. Die US-Regierung bevorzugt, mit jedem Einzelnen von ihnen getrennt zu verhandeln, unter Ausnutzung der wirtschaftlichen Schwäche, der bestehenden ungleichen Entwicklung, der untereinander vorhandenen Widersprüche und der verzweifelten Situation durch die diese Länder erstickende Auslandsverschuldung. Aufgrund der totalen Abhängigkeit von den Vereinigten Staaten und den internationalen Finanzinstitutionen sind einige Länder nicht in der Lage, Widerstand zu leisten; andere sind sich der sie bedrohenden Gefahr, aufgesaugt zu werden, nicht bewußt, oder sie wollen keinerlei Widerstand leisten. Aber nicht alle sind bereit, einfach verschlungen zu werden, und es wird Widerstand geben. Die dort vertretenen Völker - ein Großteil von ihnen in Unwissenheit, extremer Armut und Verzweiflung versunken - werden auf keine Weise an den Entscheidungen beteiligt sein und betrachten aus weiter Entfernung Verhandlungen, deren Ziele, Inhalt und Folgen sie nicht in der Lage sind zu erfahren und noch viel weniger zu verstehen. Die dringendste Aufgabe der politischen und gesellschaftlichen Führungspersönlichkeiten, der fortschrittlichen Wirtschaftswissenschaftler und Intellektuellen und aller linken Kräfte besteht heutzutage vielleicht in der Schaffung von Bewußtsein sowie der Anprangerung der imperialistischen Gefräßigkeit und des Risikos, dem die Völker Lateinamerikas und der Karibik unterworfen sind. Wir, die wir auf die sozialen Realitäten und die Schwere und die Unlösbarkeit der Probleme aufmerksam geworden sind, die sich nie auf jene Weise lösen lassen und immer dramatischer werden, wissen, daß Lateinamerika und die Karibik zwar verschlungen, aber nicht verdaut werden können. Früher oder später werden sie wie die biblische Gestalt auf die eine oder andere Weise aus dem Bauch des Wals entkommen. Und das kubanische Volk würde sie dann draußen erwarten, da es vor langer Zeit lernte, in aufgewühlten Gewässern zu schwimmen, und weil es weiß, daß die Völker der Dritten Welt immer unregierbarer werden und die notwendigen Lösungen erzwingen, solange sich ihre Lebensbedingungen nicht radikal verbessern. An einem Tag wie heute, während der Aufzählung des Werkes der Revolution, ist es erstaunlich zu entdecken, daß wir noch weit davon entfernt sind, die gesamte notwendige und mögliche Gerechtigkeit erreicht zu haben. Die vergangenen Jahre haben unsere Erfahrung und unsere Kenntnisse seit damals außerordentlich bereichert. Vier Jahrzehnte von Kämpfen gegenüber enormen Schwierigkeiten haben unsere Überzeugungen und unser Vertrauen in den Menschen und seine unermeßlichen Möglichkeiten gestärkt. Der Sozialismus, den wir heute entwerfen, übertrifft unsere Träume von damals bei weitem. Die Sonderperiode zwang uns, ein Stück des beschrittenen Weges zurückzugehen. Es entstanden schmerzhafte Ungleichheiten. Die am meisten Leidenden, diejenigen, die sich vor allem Anderen der revolutionären Sache am meisten verschrieben, unsere treusten Hand- und Kopfarbeiter, das einfachste und treuste Volk, die bewußtesten Revolutionäre, begriffen diesen unvermeidbaren Umstand, und wie es immer geschah und immer in schwierigen Zeiten zu geschehen hat, luden sie das Hauptgewicht der Aufgabe, das Vaterland und den Sozialismus um jeden Preis zu retten, auf ihre Schultern (Ausrufe). Wir werden nicht nur viel höhere Ziele erreichen als diejenigen, die wir bereits erreicht hatten, sondern wir werden sie sogar noch übertreffen. Heute marschieren wir bereits in Richtung auf Ziele, von denen wir vor 40 Jahren nicht einmal hätten träumen können, und noch weniger in der äußerst schwierigen Etappe, die vor 10 Jahren begann und aus der wir siegreich hervorgehen. Ein neuer Tagesanbruch beginnt unsere Zukunft zu erleuchten; eine Zukunft, die brillanter sein wird, ein Sozialismus, der ausgefeilter sein wird, ein vielversprechenderes und tiefgreifenderes revolutionäres Werk. Heute sind wir nicht gekommen, um dem 40. Jahrestag der Proklamation des sozialistischen Charakters der Revolution zu gedenken; wir sind gekommen, um ihn zu bekräftigen; wir sind gekommen, um erneut einen Schwur abzulegen. Unter Verwendung genau der gleichen Worte wie an jenem unvergessenen Tag vor 40 Jahren frage ich euch: " Arbeiter und Bauern, einfache Männer und Frauen des Vaterlandes, schwört ihr, diese Revolution der Armen, der Armen wegen und für die Armen bis zum letzten Blutstropfen zu verteidigen?" (Ausrufe: "Wir schwören es!") "Hier, gegenüber dem Grab der gefallenen Genossen; hier, gemeinsam mit den sterblichen
Überresten der heldenhaften Jugendlichen, Söhne von Arbeitern und armen Familien" - wozu ich heute zwei Sätze hinzufüge: in Erinnerung an alle in den letzten 133 Jahren für das Vaterland und die Gerechtigkeit Gefallenen, im Namen derer, die bei heldenhaften internationalistischen Einsätzen ihr Leben für die Menschheit gaben -, "bekräftigen wir unsere Entscheidung, daß wir alle - genau wie sie ihre Brust den Kugeln entgegenstreckten, genau wie sie ihr Leben gaben, wann die Söldner auch kommen mögen -, stolz auf unsere Revolution, stolz darauf, diese Revolution der Armen, der Armen wegen und für die Armen zu verteidigen, nicht zögern werden, sie gegenüber wem auch immer bis auf unseren letzten Blutstropfen zu verteidigen." Immer bis zum Sieg! Vaterland oder Tod! Wir werden siegen! (Ovation)
Fidel - 19. April 2001 Ansprache des Comandante en Jefe Fidel Castro Ruz, Präsident des Staatsrates und des Ministerrates der Republik Kuba, anläßlich des 40. Jahrestages der Schlachten von Girón und der ersten großen Niederlage des Imperialismus in Amerika, am 19 April 2001 in Playa Girón Verwandte der Gefallenen; Kämpfer von Playa Girón; Mitbürger: Vor drei Tagen gedachten wir der Proklamation des sozialistischen Charakters der Revolution und ehrten die jungen Artilleristen, die im Kampf fielen, als sie den feigen und überraschenden Angriff von Flugzeugen der US-Regierung zurückschlugen, die mit den Farben der kubanischen Luftwaffe getarnt waren. Heute gedenken wir dem überwältigenden Sieg der revolutionären Kräfte und der ersten Niederlage des Imperialismus in Amerika. Die Tatsache, daß Playa Girón 66 Stunden nach dem Betreten der Küste unseres Vaterlandes durch Kundschafter der Invasionsarmee in unsere Hände fiel, beweist die Schlagkraft der fulminanten Gegenattacke, der die Eindringlinge ausgesetzt waren. Man kämpfte Tag und Nacht ohne Unterlaß, ohne eine einzige Minute Waffenstillstand. Drei Meilen von der Küste entfernt beobachtete ein starkes US-amerikanisches Geschwader, das einen Flugzeugträger und zum Eingreifen bereitstehende Marineinfanterie-Einheiten einschloß, den Fortgang der revolutionären Gegenoffensive, die so schnell vonstatten ging, daß es im Fall eines Befehls zum Eingreifen keine zu unterstützende Invasionsarmee oder keine sichere Flugpiste mehr gegeben hätte, wo eine Marionettenregierung hätte landen können. Es ist nicht nötig, in Einzelheiten einzudringen. Bei der kürzlich veranstalteten Konferenz mit dem Titel "Girón: 40 Jahre danach" nahm man eine ziemlich detaillierte Beschreibung der Ereignisse vor, die danach 9 Tage lang für das ganze Volk in der Sendung der Podiumsdiskussionen im Fernsehen ausgestrahlt wurde. Neun Bücher wurden zu dem Thema verfaßt und es werden weitere geschrieben. Zwei Generationen von Kubanern hatten das Bedürfnis, auf eine möglichst lebendige und realistische Weise von den äußerst wichtigen Ereignissen zu erfahren, an denen ihre Väter und Großväter teilnahmen oder die sie aus nächster Nähe erlebten. Die Begierde, davon zu erfahren, wuchs in den letzten Wochen nach der erwähnten Konferenz und als sich das Ereignis genau zum vierzigsten Mal jährte. Ohne Zweifel ist es nicht das Gleiche, die Geschehnisse aus dem Mund derer geschildert zu bekommen, die die Geschichte mit immer noch frischen Erinnerungen und den erforderlichen Dokumenten schildern, als die Nachrichten über die kalten Erzählungen oder die alten Bilder der Ereignisse zu beziehen, wie zum Beispiel bei der Einnahme Havannas durch die Engländer und der Niederlage Napoleons in Waterloo. Nach dem Sieg der Revolution im Jahr 1959 hat kein Ereignis das Schicksal und die Zukunft unseres Volkes so geprägt wie die Schlacht von Playa Girón. Am Montag sprachen wir davon, was der Sozialismus für unser Vaterland als revolutionärer Prozeß bedeutete, der uns auf den obersten Rang in der zeitgenössischen Geschichte Lateinamerikas und der Karibik brachte. Ich fühle in diesem Moment ein besonderes Bedürfnis, an José Martí zu erinnern und mich auf ihn zu berufen. Als er seinen berühmten unvollendeten Brief schrieb, gestand er, daß alles, was er bis zu diesem Tag gemacht habe und danach noch machen würde, dem Ziel diente, mit der Unabhängigkeit Kuba zu verhindern, daß die Vereinigten Staaten mit Hilfe einer weiteren Kraft über unsere Länder Amerikas herfielen. Zu jenem Zeitpunkt konnte er nicht wissen, daß er wenige Stunden danach sterben sollte. Und er starb physisch, um in Ideen verwandelt wieder aufzuerstehen und weiter das zu tun, was er laut seinen Aussagen tun wollte, und zwar nicht nur, um rechtzeitig zu verhindern, daß Kuba Teil einer Macht würde, die über die Völker Amerikas herfällt, sondern damit Kuba ein Schützengraben von Ideen und eine uneinnehmbare Festung gegenüber dem Feind der
lateinamerikanischen Völker sei, und damit Kubas Söhne und Töchter, indem sie ihrem anderen Vaterland dienen, das er Menschheit nannte, ebenfalls die Sache vieler anderer Völker der Welt unterstützen (Ausrufe und Beifall). Martís Revolution, die im selben Jahr des hundertsten Jahrestages seiner Geburt von denen wieder begonnen wurde, die wir das Privileg hatten, das inspirierende Licht seines unendlichen Patriotismus zu empfangen, trat nach dem wiederholten Überwinden von unheilvollen Rückschlägen und haufenweise scheinbar unbezwingbaren Hindernissen siegreich in das neue Jahrtausend ein. Indem es 42 Jahre Blockade und Wirtschaftskrieg aushielt, die von jener Macht aufgezwungen wurden, die sich Kuba nicht bemächtigen konnte; indem es unerschütterlich nicht nur Sabotageakte, Terrorismus, Versuche der Ermordung seiner Führungspersönlichkeiten und biologische Aggressionen aushielt, sondern sogar auch die Risiken eines Atomkrieges, ohne einen Fußbreit von seinen Prinzipien abzuweichen; indem es 10 schreckliche Jahre lang die Sonderperiode durchlitt, als andere damit aufhörten, ihre heiligsten Pflichten zu erfüllen, die ihnen die Geschichte der Menschheit als großes Privileg verliehen hatte; und indem es nicht zögerte, weiter voranzuschreiten, als es sich alleine dem Imperium gegenüber sah, das Martí vorausgesehen hatte und das bereits zu einer hegemonischen Supermacht geworden war, die ihre gesamte politische, ideologische und wirtschaftliche Macht gegen es einsetzte, um sein Volk zu isolieren, zu ersticken und es durch Hunger und Krankheiten zur Aufgabe zu zwingen, konnte Kuba nicht vom mächtigen Imperium besiegt werden (Beifall und Ausrufe: "Und es wird niemals besiegt werden!") An dem Tag, an dem wir das dritte Jahrtausend erreichten, am 1. Januar 2001, zu genau der Stunde des Beginns eines jeden neuen Jahrs, ebenfalls mit untilgbarem Erinnerungen und unübertrefflichem Symbolwert für die Kubanische Revolution, fügten wir dem Imperialismus vor den Augen Amerikas und der Welt seine zweite große Niederlage zu (Beifall). Vaterland und Menschheit haben sich, für die Geschichte und für alle Zeiten, untrennbar im Geist und im Herzen des kubanischen Volkes vereint (Beifall). Deine Ideen, Martí, die wir genauso wie die Ideen desjenigen verinnerlicht haben, dem - wie du uns sagtest - deswegen Ehre gebühre, weil er sich auf die Seite der Armen gestellt habe, und wie die Ideen des anderen Giganten, der das grundlegend studierte und mit unanfechtbaren Beweisen beschrieb, was du als erster entdeckt und im modernsten Sinn des Konzepts Imperialismus genannt hattest, haben bewiesen, daß sie stärker sind als die gesamte Macht des größten jemals existierenden Imperiums. Dir widmen wir den 40. Jahrestag des ersten Sieges! (Beifall) Vor dir schwören wir, bis zum letzen Blutstropfen für das Vaterland und die Menschheit zu kämpfen. Vor dir schwören wir, daß die Opfer derjenigen, die seit La Demajagua bis Girón fielen, und derer, die ihre jungen, großmütigen und noblen Leben gaben, indem sie in Ebenen, Gebirgen und Dörfern an jedem Ort des kleinen Vaterlandes kämpften, oder in anderen Ländern der Erde, die des Beitrags ihrer bescheidenen Anstrengungen an fernen Orten des großen Vaterlandes bedurften, nicht umsonst waren und niemals umsonst sein werden (Ausrufe: "Wir schwören es!") Ebensowenig waren der Schweiß und die Opferbereitschaft von Millionen von anonymen Helden umsonst, die mit ihrer Arbeit und Anstrengung fähig gewesen sind, das wunderschöne Kuba von heute aufzubauen und zu bewahren und zukünftigen Generationen das sehr viel schönere Kuba von morgen zu vererben, und sie werden niemals umsonst sein (Ausrufe). Heute erhalten 11 Genossen ehrenvolle Auszeichnungen als Helden der Republik Kuba, die der Revolution, dem Vaterland und dem Sozialismus mehr als 40 Jahre lang gedient haben, seien sie Kämpfer von Girón oder nicht, da jeder von ihnen einige oder viele Momente unser Geschichte über fast ein halbes Jahrhundert hinweg mit sich getragen haben, seit dem Sturm auf die MoncadaKaserne am 26. Juli 1953 bis zum heutigen 19. April 2001. Niemals baten sie darum, vielleicht dachten sie nie daran, keiner von ihnen weiß, daß er eine so hohe Ehrenauszeichnung erhalten wird, doch wir wollen sie hier auszeichnen, an diesem 40. Jahrestag des großen Sieges, als Tribut an alle diejenigen, die in jenen entscheidenden Tages fähig waren, um das Leben und das Schicksal der 11 Millionen Kubaner, die wir heute sind, zu kämpfen und zu sterben, für die Hunderte Millionen Bewohner Lateinamerikas und der Karibik, für die Milliarden heutzutage ausgeplünderten und ausgebeuteten Menschen in Ländern, die früher Sklaven, Rohstoff und Gold liefernde Kolonien waren und heute billige Arbeitskräfte und nicht erneuerbare materielle Ressourcen unter dem unerträglichen Gewicht des imperialistischen Joch bereitstellen. Wir versprachen, über interessante Dinge im Zusammenhang mit dem Pyrrhussieg oder der moralischen Niederlage der Vereinigten Staaten in Genf zu sprechen. Gestern empfing unser Volk die ersten Nachrichten. Am Freitag beginnt die grundlegende Analyse. Das Imperium und seine Spießgesellen werden sich viel anhören müssen. Heute ist ein glorreicher Tag, den niemand und nichts aus der Geschichte tilgen kann. In Erinnerung an die Heldentat, in Erinnerung an die Gefallenen, in Erinnerung an die einfachen Söhne und Töchter des Volkes, die dem Stolz und der Herrschsucht des Imperiums einen vernichtenden Schlag zufügten, an diesem heiligen und symbolträchtigen Ort werden wir bei dieser Gelegenheit nicht sagen: Vaterland oder Tod, Sozialismus oder Tod; laßt uns dagegen aus tiefstem Herzen sagen: Es lebe das Vaterland! (Ausrufe: Es lebe!")
Es lebe der Sozialismus! (Ausrufe: Er lebe!") Es lebe der Sieg! (Ausrufe: Er lebe!") (Ausrufe: Es lebe Fidel!")
Fidel - 28. April 2001 DEKLARATION DES COMANDANTE EN JEFE Ich glaube an die Extraterritorialität der Ehre und der Würde des Menschen Die Nachrichtenagentur NOTIMEX meldet, Richter Garzón habe auf die Frage einer Journalistin des Listín Diario, ob er es wagen würde, Fidel Castro zu einer Haftstrafe zu verurteilen, geantwortet: Es darf nicht gegen im Amt stehende Staatsoberhäupter wegen eines Delikts, ganz gleich welcher Art, vorgegangen werden und es finden die gleichen Normen der Vereinbarungen von 1969 sowie der Nichthaftbarkeit der Staatschefs Anwendung. Nur ein internationaler Gerichtshof darf dies tun. Der genannten Meldung zufolge äußerte Garzón, es sei ihm unbekannt, ob Castro die Verhaftung Pinochets erschrocken habe, erinnerte jedoch daran, daß das kubanische Regierungsoberhaupt in Spanien ein Gespräch geführt hatte, bei dem er nicht die dafür vorgesehene Zeit blieb und es nach ein paar Stunden verließ. Der Richter bejahte, einige gegen das kubanische Oberhaupt sprechende Dossiers erhalten, sie jedoch nicht eingehend geprüft zu haben, da es aufgrund der durch die internationalen Normen festgelegten Grenzen kein ausübbares Klagerecht gäbe. Andere Agenturen verbreiten mehr oder weniger die gleiche Meldung. Garzón hat seine Antwort bereits gegeben und seine Meinung zum Ausdruck gebracht. Nun steht es mir zu, die meine zu äußern. Hinsichtlich der dem Richter Garzón übersandten Unterlagen weiß ich recht wohl, daß die kubanischamerikanische Terroristenmafia hinter jenen Umtrieben stand und große Hoffnungen auf ihn gesetzt hatte. Nie empfand ich auch nur die geringste Befürchtung im Hinblick auf den Herrn Garzón und empfinde sie auch jetzt nicht. Schlicht und einfach befinde ich mich nicht in seinem noch in dem Zuständigkeitsbereich der spanischen Gesetze. Es gibt keine internationale Norm, die ihm Befugnisse der Rechtsprechung über einen Bürger eines anderen Landes zuerkennt, der in Spanien weder lebt noch irgendeine Übertretung begangen hat. Die spanischen Landesgesetze tragen keinen extraterritorialen Charakter, wie ihn auch das Helms-BurtonGesetz und die Landesgesetze der Vereinigten Staaten nicht haben dürfen. Das diente lediglich als gefährliche Waffe in der Hand der mächtigsten Staaten gegen die kleinen Länder, die sich gegen deren Interessen auflehnen. Die Führer einer jeden revolutionären Bewegung - so ethisch ihr Verhalten und so gerecht ihre Sache auch sein mag -, dürften sonst, sollten sie dem Imperialismus nicht genehm sein, von diesem nach seinem Gutdünken nach seinen nationalen Gesetzen und der Willkür seiner oftmals bestechlichen und korrupten Richter gerichtet werden. Das durch Pinochet und die widerwärtigen Verberchen der argentinischen Militärregierung mit ihren Zehntausenden Gefolterten und Vermißten hervorgebrachte allgemeine Gefühl des Hasses darf keine Rechtfertigung sein, um den Vereinigten Staaten und ihren NATO-Verbündeten die Extraterritorialität ihrer Gesetze und Richter zu gewähren. Als ich bei dem spanischen König Juan Carlos in den frühen Vormittagsstunden an einem Tag des Iberoamerikanischen Gipfeltreffens in Porto zum Gespräch war, überbrachte mir jemand die Mitteilung, daß man Pinochet in Großbritannien verhaftet hatte. Dabei fiel mir ein: Wie seltsam, wo doch Pinochet derjenige war, der den Engländern im Krieg um die Falklandinseln die meiste Unterstützung geleistet hatte! Nach Abschluß des Gipfels fuhr ich über Land, der freundschaftlichen Einladung des Herrn Juan Carlos Rodríguez Ibarra, Vorsitzender des Rates des Autonomen Gemeindeverbandes Extremadura Folge leistend, in dessen Hauptstadt Mérida, in der wir nach Mitternacht anlangten, er uns mit großer Gastfreundlichkeit und Herzlichkeit empfing. Wir übernachteten dort. Am folgenden Tag beantwortete ich nach dem Besuch des Nationalmuseums für Römische Kunst und - neben anderen historisch bedeutsamen Stätten - der Ruinen des Amphitheaters aus jener Zeit Fragen einiger Journalisten zum Thema der in Großbritannien erfolgten Festnahme und dem möglicherweise in Spanien zu führenden Prozeß gegen den Herren Pinochet und sagte ihnen: "Moralisch gesehen sind Festnahme und Sanktion gerecht. Vom Gesetz her ist das Vorgehen fragwürdig. Politisch gesehen meine ich, daß es in Chile zu einer komplizierten Situation führen wird aufgrund der Art und Weise, wie sich in jenem Land der politische Prozeß entwickelt hat." Ferner fügte ich hinzu: "Pinochet hat nicht allein gehandelt. Der Präsident der Vereinigten Staaten, seine Regierung und die
obere Staatsführung haben entschieden, Allende zu stürzen, und zwar von dem Tag seiner Wahl an. Sie haben bedeutende Mittel bereitsgestellt; sie haben angewiesen, erstens seine Amtsübernahme auf jegliche Weise zu verhindern und zweitens zu versuchen, ihn im Verlauf der gesamten darauffolgenden Zeit zu stürzen." Ich war ganz enschieden dafür, über Pinochet in Chile zu richten und zu bestrafen. Ich verstehe vollkommen das Empfinden derer, die so viele absolut straffrei verübten Verbrechen an den Völkern erlebt haben. Es war in der politischen Geschichte Lateinamerikas zur Tradition geworden. Das kubanische Volk hat sie mehr als einmal zu spüren bekommen. Doch nachdem die Revolution gesiegt hatte, wurden die Kriegsverbrecher, so wie es dem Volk versprochen worden war, vor Gericht gestellt und bestraft; ausgenommen jene, die nach Foltern und Morden Zehntausender Kubaner in den Vereinigten Staaten Zuflucht fanden. Das ungesetzlich erworbene Vermögen der Veruntreuer wurde beschlagnahmt. Es war das erste Mal in der Geschichte Lateinamerikas, daß eine derartig umfassende und geregelte Gerechtigkeit durchgesetzt wurde. Alle Welt weiß, daß es die Regierung der Vereinigten Staaten war, die nicht nur den Staatsstreich in Chile förderte, sondern auch die Militärregierungen Argentiniens und Uruguays, die Konterrevolution in Guatemala, den schmutzigen Krieg in Nicaragua und die blutigen Repressionen in El Salvador förderte und unterstützte. Sie lieferte ihnen Waffen und leistete Wirtschaftshilfe; übernahm, auf dem Boden der Vereinigten Staaten selbst, die Ausbildung von Tausenden von Folterknechten in den für den Erhalt von Information und das Verbreiten von Terror raffiniertesten Techniken. Nicht einmal Hitlers Gestapo hatte solch extreme Greueltaten verübt. Jene Regimes ließen mehr als 150 000 Personen verschwinden und ließen Hunderttausende mit dem Leben bezahlen. Das ist bewiesen und gestanden in den amtlichen aus der Geheimhaltung freigegebenen Unterlagen. So fragt man sich mit Recht, warum keiner der für diese verbrecherische Politik verantwortlichen US-Beamten in den Pinochet-Prozeß aufgenommen wurde. Es ist eine internationale Gesetzesordnung mit strikten und präzisen Normen gegen Völkermord und Kriegsverbrechen einzurichten sowie ein vollkommen unabhängiges Justizorgan unter Federführung der UN-Vollversammlung, niemals unter der des Sicherheitsrates, solange es das Vetorecht gibt, das einer Gruppe von nur fünf Ländern, darunter die hegemonistische Supermacht, die mehr als die anderen ständigen Mitglieder des Rates zusammengenommen davon Gebrauch gemacht hat, außergewöhnliche Vorrechte einräumt. Kuba erleidet einen Wirtschaftskrieg, der bereits mehr als 42 Jahre andauert. Gegen Kuba sind schwere Verbrechen und Akte des Völkermords begangen worden, wie es die Blockade des Handels mit Nahrungsmitteln und Medikamenten ist, die als solch ein Verbrechen - auch in Kriegszeiten - in den von Kuba und den Vereinigten Staaten unterzeichneten Konventionen von 1948 und 1949 gelten, vorgesehen sind und verurteilt werden. Und nicht nur das. Diese Konventionen berechtigen die Gerichte des Opferlandes, über die Verantwortlichen zu richten, solange kein internationaler Gerichtshof mit Befugnissen dafür ausgestattet ist. Der Fall Pinochet muß warnendes Beispiel sein, damit die unterentwickelten und militärisch schwachen Völker, die die übergroße Mehrheit der Länder der Welt bilden, nicht das selbstmörderische Risiko eingehen, der Supermacht und ihren NATO-Verbündeten das Privileg einzuräumen, über alle anderen Länder zu richten, sondern daß von den Vereinten Nationen entsprechende Maßnahmen gefordert werden, die Gerechtigkeit und Schutz für alle Völker der Welt gegen Kriegsverbrechen und Taten des Völkermords gewährleisten. Kuba wird in der Unterstützung dieser Forderung den ersten Platz einnehmen. Wie gesagt, ich danke Richter Garzón für seine vernünftige Antwort an die Journalistin des Listín Diario; und das nicht für seine Worte, noch weil er unterließ, die von Mafia Miamis erstellten Unterlagen im Detail zu prüfen oder weil ich das Amt eines Staatschefs bekleide, was ihm zufolge die Möglichkeit einer Rechtshandlung ausschließt. Klarstellen muß ich jedoch, daß ich meine Abreise aus Spanien um keine Minute vorverlegt habe. Von Mérida fuhr ich per Auto zum Palast Moncloa zum Höflichkeitsbesuch beim Präsidenten der spanischen Regierung, José María Aznar, als elementare und im voraus mit ihm vereinbarte Aktivität. Es war dieses das einzige vereinbarte Madrider Gespräch. Vom Palast Moncloa fuhr ich zum Flughafen. Es war bereits Abend. Ehrlich gesagt war ich der vielen Autobahnen überdrüssig; der vielen Autoschlangen, der vielen Staus und der großen Verschwendung von Beleuchtung und Strom, von denen die Hauptstadt Spaniens überhäuft ist, so daß ich nicht den geringsten Wunsch verspürte, durch die verstopften Straßen von Madrid zu gehen. Vom Flughafen aus grüßte ich per Telefon den damaligen Koordinator der Vereinten Linken und treuen Freund Julio Anguita und startete nach Kuba in meiner lieben und alten IL-62, mich auf die sowjetische Technik verlassend. Ich entschuldige Herrn Garzón dafür, daß er die Kubaner nicht kennt, und sicher hat er sich nur sehr wenig mit der Geschichte ihrer Kämpfe gegen Hunderttausende mutiger spanischer Soldaten befassen können. Ungeachtet des enormen Unterschiedes an Truppenstärke und Waffen sind die kubanischen Patrioten, einer kriegstüchtigen Armee gegenüber, niemals der Gefahr ausgewichen. Obwohl nach der opportunistischen Intervention des im Entstehen befindlichen US-amerikanischen Imperiums Kuba von der Kolonialmacht an die Vereinigten Staaten abgetreten wurde und uns dieses
im Kommen befindliche Imperium einen Verfassungszusatz aufzwang, der ihm das Recht zu intervenieren gab, sind wir heute ein freies Volk, das ehrenhaft seine Unabhängigkeit gegen die Aggressionen, die Anfeindung und den Haß der nun schon gigantischen Macht, die wir zum Nachbarn haben, verteidigt. Kein Sterblicher darf sich der Illusion hingeben, gefürchteter als die Götter zu sein. Ich bin stets unbesorgt gewesen und werde es auch für den Rest meines Lebens sein, denn ich weiß die Rechte meines Volkes und die Ehre der kleinen, armen und schwachen Nationen mit Würde zu verteidigen, und stets war ich von einem tiefen Gerechtigkeitssinn beseelt. Ich bin Revolutionär und werde es bis zu meinem Tode bleiben. Sollte ein Richter oder eine Behörde Spaniens oder eines anderen NATO-Landes unter Gebrauch willkürlicher extraterritorialer Befugnisse und unter Verletzung von Rechten, die mir heilig sind, einmal versuchen, mich festzunehmen, so sollte man im voraus wissen, daß es zum Gefecht kommen wird, ganz gleich, an welchem Ort sie diesen Versuch starten. Ich glaube an die Extraterritorialität der Ehre und der Würde des Menschen. Fidel Castro 28. April 2001
Fidel - 1. Mai 2001 Rede des Comandante en Jefe Fidel Castro Ruz, Vorsitzender des Staats- und des Ministerrates der Republik Kuba, zum Internationalen Tag der Arbeiter auf dem Platz der Revolution 1. Mai 2001 (Stenographischer Dienst des Staatsrates) Werte Gäste! Liebe Arbeiter! Mitbürger! Vor genau einem Jahr kamen wir hier zu einer historischen Kundgebung zusammen. An jenem Tag wurde aus der seit 41 Jahren zur Tradition gewordenen Maidemonstration die Offene Tribüne. Jener war ein unvergeßlicher Akt eines unvergeßlichen Kampfes. Die Filmaufnahmen jenes denkwürdigen Tages sollten sorgfältig aufbewahrt werden, damit die kommenden Generationen erfahren, wie ihre Eltern den Sieg schmiedeten, und sie die Emotionen jenes Tages teilweise nachvollziehen können. Als der Vater mit dem Sohn zurückkehrte, kam es zu keiner Waffenruhe. Der Kampf hatte damals kaum erst begonnen. Uns war bewußt geworden, daß die Ursache jener und anderer Tragödien unangefochten bleiben würde; und so wollten wir - wie wir in Baraguá geschworen hatten - nicht ruhen, bis sie nicht alle aus der Welt geschafft sein würden. Nach dem heldenhaften Ertragen einer 42 Jahre andauernden völkermörderischen und grausamen Blockade traten wir in das neue Jahrtausend mit frischer Energie und vervielfachter Kraft. Eine neue Ära des Kampfes hatte eingesetzt. Das nun noch viel mächtigere Imperium war zur einzigen Supermacht geworden; doch unser Volk, kaum daß es seinen Status einer Neokolonie hinter sich gelassen hatte, vollgestopft mit Lügen und McCarthyismus-Propaganda, mit niedrigem Bildungsstand und politisch fast Analphabet, hatte einen Riesensprung in der Geschichte getan: Es hatte mit dem Analphabetentum Schluß gemacht und Hunderttausende Berufskader mit Hochschulabschluß hervorgebracht, die eine weit höhere politische Bildung besaßen als der historische Feind; ein Volk, das seinen höchsten Grad an Verbundenheit erreicht hat, das über eine umfassende politische Erfahrung verfügt und eine kolossale moralische, patriotische und internationalistische Stärke sein eigen nennt; ein Volk, das die Invasion bei Girón, die Oktoberkrise, den schmutzigen Krieg, eine immer verschärftere Wirtschaftsblockade, die Auflösung der Sowjetunion und des sozialistischen Lagers, die Voraussagen der Unmöglichkeit des Überlebens und des sicheren Falles unerschütterlich ertragen hat. Heute stehen wir einem Feind gegenüber, der auf allen Gebieten mächtig ist, nur nicht was Ethik und Ideen anbelangt; der weder Botschaften noch eine Lösung für die großen politischen und sozioökonomischen Probleme hat, die auf der Welt von heute lasten. Nie hat es weltweit so viel Verwirrung, Unzufriedenheit und Unsicherheit gegeben. Am Rande einer tiefen politischen und Wirtschaftskrise stehend, kann der Imperialismus nicht über seinen eigenen Schatten springen. Er ist dazu verurteilt, die Welt immer mehr auszuplündern und Unzufriedenheit und Rebellion überall auf der Welt, einschließlich bei seinen Verbündeten, zu schüren. Die autochthone Bevölkerung und die Völker Lateinamerikas und der Karibik waren fast zwei Jahrhunderte lang Opfer der Expansionspolitik der Vereinigten Staaten nach Westen und Süden des ursprünglichen Territoriums der 13 Kolonien, die 1776 ihre Unabhängigkeit von der englischen Herrschaft erklärten. Zuerst wurden bei der Ausdehnung nach Westen die Eingeborenen fast ausgerottet. Später dann kam es im Jahr 1835 zur Unabhängigkeit von Texas, wo sich zahlreiche
nordamerikanische Siedler niedergelassen hatten. Im Jahr 1847 lösten sie den brutalen Krieg gegen Mexiko aus, in dessen Ergebnis sie sich 55 Prozent seines Territoriums im Februar 1848 bemächtigten. Auf diese Weise, die Indios ausrottend und sie von ihrem Grund und Boden vertreibend, wo sie X-Jahrhunderte gelebt hatten, von den früheren europäischen Mutterländern Territorien abkaufend, sie annektierend, wie es mit Texas geschah und sie erobernd wie jene, die sie Mexiko entrissen, waren die Vereinigten Staaten, gestärkt durch große Zuwanderungsströme aus Europa in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, bereits zu einer mächtigen und blühenden Nation geworden, während die Staaten, die nach den von Venezuela 1810 ausgelösten Kämpfen aus dem spanischen Kolonialreich von Patagonien bis an die Grenzen Kanadas hervorgegangen waren, zersplittert und isoliert blieben. Am 20. Juni 1898 intervenieren die Vereinigten Staaten militärisch in Kuba, das nach heldenhaftem und langem Kampf seiner besten Söhne im Begriff war, seine Unabhängigkeit von dem erschöpften und ruinierten Spanien zu erzielen. Unser Land wird von den Vereinigten Staaten fast vier Jahre lang besetzt. Im Jahr 1902 verlassen ihre Truppen die Insel, eine Neokolonie zurücklassend, deren Naturgüter, Grund und Boden sowie Leistungen in ihren Händen blieben, gewährleistet durch einen erzwungenen Verfassungszusatz, der ihnen das gesetzliche Recht der militärischen Intervention in Land verlieh. Die von Martí gegründete ruhmreiche Partei war aufgelöst worden. Das Befreiungsheer, das dreißig Jahre lang gekämpft hatte, wurde entwaffnet. Seinen Platz nahm eine Militäreinrichtung ein, von den Vereinigten Staaten nach dem Ebenbild ihrer eigenen Armee organisiert und ausgebildet. Von dem arbiträren Recht, unter jeglichem Vorwand zu intervenieren, wurde mehr als einmal Gebrauch gemacht. Puerto Rico, die Zwillingsschwester Kubas wie "die beiden Flügel eines Vogels" im Freiheitsbestreben, wurde zur Kolonie der Vereinigten Staaten und besitzt diesen traurigen Status bis heute. In Haiti, der Dominikanischen Republik, Guatemala, Nicaragua und anderen Staaten Mittelamerikas erfolgten mehr als eine direkte oder indirekte militärische Intervention durch die Vereinigten Staaten. In Panama wurde der Isthmus besetzt mit dem Ziel der Fertigstellung und Gewährleistung des strategischen Kanals, den sie fast ein ganzes Jahrhundert lang verwalteten. Das Eindringen in die übrigen südamerikanischen Nationen fand mittels umfassender Investitionen, Staatsstreichs, Militärregierungen und einer wachsenden politischen, ideologischen und kulturellen Penetration statt. Nach dem Zweiten Weltkrieg gingen sie mit all diesen Staaten nach ihrem Gutdünken um. Der erste große Halt wurde dem Expansionismus und der politischen und wirtschaftlichen Oberherrschaft in Lateinamerika durch die Revolution vom 1. Januar 1959 in Kuba geboten. Von da an begann eine neue Etappe in der Geschichte dieser Hemisphäre. Der Preis, den unsere Heimat bis heute dafür zahlen mußte, ist bekannt. Sie war dadurch sogar im Begriff, in einen Kernwaffenkrieg verwickelt zu werden. Alles, was die Regierungen der Vereinigten Staaten bis zum jetzigen Zeitpunkt auf dieser Erdhälfte unternommen haben, war stark beeinflußt von der Besessenheit und Angst vor der bestürzenden Präsenz der Kubanischen Revolution, von den Tagen der Söldnerinvasion in Playa Girón und der Allianz für den Fortschritt bis hin zur Deklaration von Bush im Bunker von Quebec, bei der er José Martí zitiert und ihm eine Äußerung über die Freiheit fälschlicherweise zuschreibt. Hat sie der Sieg der Kubanischen Revolution verblüfft, so hat man mitunter den Eindruck, ihr mehr als vier Jahrzehnte andauerndes bewunderungswürdiges Durchhalten habe sie aus der Fassung gebracht. Mit einer widerlichen Verworfenheit, die als ein Beispiel nie dagewesener Niederträchtigkeit in die Geschichte eingehen wird, schlossen sich mit Ausnahme von Mexiko die lateinamerikanischen Regierungen mehr oder weniger widerstandslos der Abschottung und Blockade Kubas an. Der Organisation der Amerikanischen Staaten (OAS) wurde eine Wunde zugefügt, aus der sie sich nicht wieder erholen konnte. Keiner kann sich erklären, warum diese widerliche durch ihre Politik der Auslieferung und des Verrats für immer moralisch geschädigte Institution noch existiert, wo doch schon eine gigantische Annexion der lateinamerikanischen Länder an die Vereinigten Staaten ins Auge gefaßt wird. Was die OAS damals als Instrument der Vereinigten Staaten tat, dazu will das Imperium heute die FTTA benutzen; doch nicht um Kuba zu isolieren, sondern um die Souveränität mit Füßen zu treten, die Integration zu verhindern, die Ressourcen zu verschlingen und das Geschick einer Gruppe Völker zu vereiteln, die zahlenmäßig über 500 Millionen Menschen - die englischsprachigen Völker ausgenommen - mit gemeinsamer Sprache, Kultur und Geschichte umfassen. Wenn die OAS ihre Seele dem Teufel verschrieb, Kuba verriet und verkaufte und die lateinamerikanischen Länder als Preis dafür die mehrere Millionen Tonnen betragende kubanische Zuckerquote für den nordamerikanischen Markt und andere Gnadenbrote erhielt, was ist dann heute von einigen jeglicher politischer und ethischer Prinzipien entbehrenden bürgerlichen und oligarchischen Regierungen zu erwarten, die in Genf aus Opportunismus oder Feigheit den Vereinigten Staaten ihre Stimme gaben, um einer rechtsradikalen Regierung der Vereinigten Staaten Vorwände und Rechtfertigungen zur Aufrechterhaltung der völkermörderischen Blockade auf dem silbernen Tablett zu servieren, die sogar als Rechtfertigung einer Aggression auf das Volk Kubas
dienen könnten? Im Schlepptau dieser unheilbringenden annexionistischen Strömung ist es nicht verwunderlich, daß viele in der verzweifelten Situation eines riesigen nicht abtragbaren Schuldenberges und einer vollständigen wirtschaftlichen Abhängigkeit zu dem Selbstmord, den die FTAA bedeutet, getrieben werden. Es gibt lateinamerikanische Politiker, bei denen ist es wie Nahrung für die Seele, wenn sie vom freien Handel sprechen hören, so als lebten sie noch Mitte des vergangenen Jahrhunderts, als sie nur vom Export von Grundstoffen abhängig waren und um die Abschaffung der Zollschranken der Vereinigten Staaten bemüht waren. Sie sehen nicht, daß sich die Welt verändert hat, daß viele jener Erzeugnisse wie Faserstoffe, Kautschuk und andere Ausgangsstoffe von chemischen Produkten abgelöst wurden, oder ein Nahrungsmittel wie der Zuckerrohrzucker ersetzt wurde durch aus Mais gewonnener Fruktose, die süßer ist, weniger Kalorien hat und von vielen bevorzugt wird oder durch künstliche Geschmacksbeigaben wie Vanille, Erdbeer und viele andere, die den Geschmack tropischer und halbtropischer Früchte geben. Ihre Köpfe sind auf dem Stand der vor einem halben Jahrhundert existierenden Nachfrage stehengeblieben. Das neoliberale Gift und andere Vorspiegelungen falscher Tatsachen lassen sie unheilbar blind werden; sogar täuschen sie noch bedeutende Sektoren der Bevölkerung, die nicht das Wesen der Probleme erkennen, unter denen sie leiden und denen man nichts erklärt oder ihnen die Information vorenthält. Es besteht kein Zweifel, daß zumindest die Regierungen zweier der bedeutendsten lateinamerikanischen Länder, die das Venezuela Bolivars und Brasilien sind, diese Realitäten verstehen und an der Spitze der Auflehnung dagegen stehen. Für Kuba ist es vollkommen klar, daß das sogenannte Freihandelsabkommen der Amerikanischen Länder unter den von den Vereinigten Staaten aufgezwungenen Bedingungen, Fristen, der Strategie, den Zielen und Verfahrensweisen unweigerlich zur Annexion Lateinamerikas an die Vereinigten Staaten führt. Diese Art Assoziierung zwischen einer gigantischen Industrie-, Technologie- und Finanzmacht und Ländern mit einem hohen Grad an Armut, Unterentwicklung und finanzieller Abhängigkeit von Institutionen, die unter der Ägide der Vereinigten Staaten stehen, die im Internationalen Währungsfonds, der Weltbank, der Interamerikanischen Bank für Entwicklung und anderen Einrichtungen überwachen, lenken und entscheiden, zwingt derartige Bedingungen der Ungleichheit auf, daß es nur ein vollständiges Aufsaugen der Wirtschaften der Länder Lateinamerikas und der Karibik durch die US-amerikanische Wirtschaft bedeuten kann. Sämtliche Banken, Versicherungen, Telekommunikationen, Schiffahrts- und Fluglinien werden USamerikanische sein. Der gesamte Handel wird in US-amerikanische Hand übergehen, von den großen Vermarktungsketten bis hin zu Pizzaverkäufen und McDonald's. Die chemische Industrie, die Automobilindustrie, der Maschinen- und Anlagenbau, die grundlegend sind, werden US-amerikanische Industrien sein. Die großen Forschungszentren, die Biotechnologie, die Gentechnik und die großen Pharmaunternehmen werden den Multis der Vereinigten Staaten gehören. Die Patente und das Know how werden fast ausnahmslos US-amerikanische sein. Die besten lateinamerikanischen Wissenschaftler werden in US-amerikanischen Laboratorien arbeiten. Die großen Hotelketten werden US-amerikanisch sein. Die sogenannte Freizeitindustrie wird fast uneingeschränktes Monopol der Vereinigten Staaten sein. Als fast Alleinlieferant wird Hollywood Filme und Serien für die Filmtheater, Fernsehsender und Videokassetten Lateinamerikas produzieren. Unsere Länder, die insgesamt einen Verbrauch von etwa 80 Prozent erreicht haben, werden zusehen müssen, wie der Verbrauch dieser Produkte, die ihre nationalen Werte und Kulturen zerstören, noch mehr steigt. Und ach, wie wunderbar: Mit Sicherheit werden in Mittel- und Südamerika zwei oder drei Disneylands angelegt! Die lateinamerikanischen Völker werden im wesentlichen Produzenten von Rohstoffen bleiben, Schöpfer von Primärgütern und Riesenprofit für das transnationale Großkapital. Die US-amerikanische Landwirtschaft erhält Stützungen in Höhe von 80 Milliarden Dollar und wird sie auch in Zukunft auf die eine oder andere betrügerische Weise erhalten. Ihr Produktivität pro Mann und Hektar ist bei Einsatz der großen und hochmodernen Maschinen und einem hohen Grad an Düngemittelausbringung viel höher. Sie werden genmanipuliertes Getreide anbauen und viel höhere Erträge erzielen, ohne dabei in Betracht zu ziehen, daß es für den Menschen gesundheitsverträglich sein sollte. Die Folge wird sein, daß in vielen lateinamerikanischen Ländern der Anbau von Mais, Weizen, Reis, Soja und anderen Getreidearten faktisch aufhören wird zu existieren, und es wird für sie keine Ernährungssicherheit mehr da sein. Wenn eine lange Dürre oder anderes Unheil die landwirtschaftliche Produktion ganzer Regionen der Welt in Mitleidenschaft zieht, dann können sich große Länder wie China - mit reichlichen Devisenreserven - oder Indien - mit geringerem Devisenbestand, doch mit gewissen Geldmitteln gezwungen sehen, Dutzende von Millionen Tonnen an Getreide zu kaufen. Wenn so etwas eintritt, können für viele lateinamerikanische Länder, wenn ihre Produktionen der FTAA geschluckt werden, die Preise auf einem für sie nicht erreichbaren Niveau liegen. Wie groß die Ernten auch sein mögen,
die Vereinigten Staaten können nur einen kleinen Teil der Nahrungsgüter produzieren, die von einer wachsenden Weltbevölkerung benötigt werden, die gegenwärtig die 6,1 Milliarden übersteigt. Eine Abnahme der Nahrungsgüterproduktion in Lateinamerika würde sich nicht nur auf jene Länder, sondern auch auf die übrige Welt auswirken. Lateinamerika wird weiterhin unter immer schlechteren und unerträglicheren Bedingungen seine traurige Rolle eines Lieferanten von Rohstoffen und immer niedriger bezahlten Arbeitskräften spielen. In den Vereinigten Staaten betragen die Löhne das 15- bis 20fache derer, die die großen Multis in den Fabriken zahlen, die sie in der Region einrichten und die außerdem aufgrund des Grades ihrer Automatisierung und der erzielten Produktivität immer weniger Personal beschäftigen. Daher ist der Gedanke, sie schafften Arbeitsplätze in großer Anzahl, illusorisch. Die Landwirtschaft, die normalerweise eine höhere Anzahl Arbeiter beschäftigt, wäre aus den genannten Gründen betroffen. Daher käme es zu einem beträchtlichen Anstieg der Arbeitslosigkeit. In Deutschland und anderen europäischen Ländern erreicht die Beschäftigungslosigkeit trotz ihrer enorm vielen Produktions- und Leistungszentren bis zu 10 Prozent. Die lateinamerikanischen Nationen würden zu riesigen Freizonen, die nicht oder nur sehr gering besteuert werden. Die Länder wurden dazu gebracht, untereinander um ausländische Investitionen zu konkurrieren, koste es was es wolle. Sie werden angeregt, Saisongemüse und tropische Früchte zu produzieren, womit sie mit weniger als einer Million Hektar gut bearbeiteten Bodens den gesamten USamerikanischen Markt beliefern könnten. Vielleicht werden sie eine größeres Aufkommen US-amerikanischer Touristen zu verzeichnen haben, die das riesige Gebiet Mittel- und Südamerikas bereisen, ihre Unterkunft in US-amerikanischen Hotels beziehen, mit US-amerikanischen Flug- oder Schiffahrtsgesellschaften reisen, in US-amerikanischen Restaurants essen, in US-amerikanischen Geschäften Waren einkaufen, die in US-amerikanischen Betrieben aus lateinamerikanischen Rohstoffen und mit lateinamerischem Erdöl hergestellt wurden. Exportieren werden sie Brenn- und Treibstoffe, Kupfer, Bauxit, Fleisch (sofern nicht die Maul- und Klauenseuche ausgebrochen ist), Bananen und anderes Obst - bei Nichtvorhandensein protektionistischer Zollmaßnahmen - und eventuell einige Artikel des Kunsthandwerks. Was steht unter dem Strich? Ihre Bedingung als Beschäftige von US-amerikanischen Unternehmen für Arbeiten, die im allgemeinen schlechter bezahlt werden und anstrengender sind oder als Dienstpersonal bei den US-amerikanischen Managern und Chefs, den hochqualifizierten Berufskadern oder in den noch verbliebenen Familien der lokalen Bourgeoisie. Nur Minderheiten privilegierter Bourgeois und Mittelschichten der Arbeiteraristokratie werden etwas verdienen können. Es wird große Massen beschäftigungsloser Arbeitskräfte geben, so wie es heute in Argentinien der Fall ist, dessen Arbeitslosenindex zwischen 15 und 20 Prozent liegt, und sie werden absolut keine Unterstützung erhalten. Hier zeigt sich das Ergebnis der neoliberalen Globalisierung, zu denen es trotz der Abermilliarden Dollar investierten ausländischen Kapitals, der Privatisierung und Veräußerung fast der Gesamtheit der Staatsbetriebe an ausländische Unternehmen und der durch die umfangreichen Anleihen entstandenen enormen Verschuldung kommt. Die FTAA wird mehr Neoliberalismus, weniger Schutz der einheimischen Industrie und der nationalen Interessen, mehr Arbeitslosigkeit und soziale Probleme bedeuten. Die Landeswährungen werden mit absoluter Sicherheit verschwinden. Keine der Währungen wird sich halten können. Der Dollar wird sie ablösen. Auch ohne FTAA existiert bereits eine starke Strömung in dieser Richtung, die, ausgehend von dem Entschluß Ecuadors, mehrere Länder umfaßt. Das Schatzamt der Vereinigten Staaten wird die Währungspolitik jedes dieser Länder bestimmen. Die FTAA, das nur das transnationale Großkapital begünstigt, beutet auch für die US-amerikanischen Arbeiter keinen Gewinn, von denen viele ihren Arbeitsplatz verlieren werden. Das ist ein Grund für die erstarkenden Protestaktionen ihrer Vertreter in Quebec, so wie sie vordem mit Ungestüm in Seattle gegen die WTO protestiert hatten. Wäre Kuba in seiner Währungspolitik nicht souverän gewesen, hätte es niemals im Zeitraum von 1994 bis 1999 den kubanischen Peso siebenmal aufwerten können, noch wäre es möglich gewesen, die Spezialperiode siegreich zu überstehen. Zwei Faktoren waren dabei entscheidend: die Nichtzugehörigkeit zum Internationalen Währungsfonds und die eigene unabhängige Währungspolitik. Zu dem Zeitpunkt, an dem eintritt, was zur FTAA gesagt wurde, wird man bereits nicht mehr von Unabhängigkeit reden können, und die Annexion wird zur Realität. Was ich bis hierher ausgeführt habe, ist um keinen Zollbreit übertrieben. Das Schlimmste, Traurigste, Zynischste und Heuchlerischste besteht darin, daß man diesen Schritt ohne die Befragung des Volkes zu tun gedenkt. Das ist die Demokratieauffassung des Imperiums und seiner Lakaien. Wenngleich ich der festen Überzeugung bin, daß die Länder Lteinamerikas und der Karibik vom dekadenten Imperium zwar verschlungen, doch nicht verdaut werden können - denn die Völker würden die Nationen unseres Kontinents aus ihrer eigenen Asche auferstehen lassen, um sich untereinander zu integrieren, so wie sie sich integrieren und zusammenschließen müssen im Streben
nach einem besseren und ehrenvolleren Schicksals - so wäre es doch erheblich besser, wir Hunderte Millionen von Lateinamerikanern und Karibikinsulanern ersparten uns die äußerst harte Etappe eines folgenden Befreiungskampfes. Vermeiden wir die Annexion! Fordern wir entschlossen und von jetzt an, daß keine Regierung im Rücken des Volkes eine Nation verkaufen darf! Gibt es eine Volksbefragung, wird es nicht zur Annexion kommen! Bringen wir ins Bewußtsein aller die Gefahr, die die FTAA bedeutet. Geben wir der Würde und den Träumen Bolivars, der Würde und den Träumen von San Martín, O'Higgins, Sucre, Morazán, Hidalgo, Morelos, Juárez und Martí neues Leben. Es gebe sich keiner Illusionen hin, die Völker werden untätig zuschauen und erlauben, wie Sklaven bei einer Versteigerung verkauft zu werden! Heute werden wir den ersten Protest einlegen. In ein paar Minuten werden wir in lateinamerikanischem Protestmarsch mit Hunderttausenden Kubanern zur Interessenvertretung der Vereinigten Staaten aufbrechen. Unsere Losung wird sein: Annexion, nein! Volkbefragung, ja! Annexion, nein! Volksbefragung, ja! Annexion, nein! Volksbefragung, ja! Es soll recht laut erschallen und in Washington gehört werden. Sagen wir heute in Anwesenheit von Hunderten von Führern und Vertretern der Arbeiter Lateinamerikas, der Karibikstaaten, der Vereinigten Staaten, Kanadas, Europas, Asiens und Afrikas: Unabhängigkeit der Länder Lateinamerikas und der Karibik oder Tod! Stets bis zum Sieg! Wir werden siegen!
Fidel - 06. Mai 2001 Ansprache von Fidel Castro Ruz, Präsident des Staatsrates der Republik Kuba, anläßlich der Verleihung des José-Martí-Ordens an Abdelaziz Bouteflika, Präsident der Volksrepublik Algerien am 6. Mai 2001 Lieber Präsident Bouteflika, Für das kubanische Volk und mich ist es eine große Ehre, hier in Ihrem eigenen Lande, die Verdienste eines so hervorragenden Sohnes Algeriens, wie Sie es sind, zu würdigen. Ihre persönliche Geschichte ist eng verknüpft mit dem Prozeß der nationalen Unabhängigkeit Ihres Landes, angefangen bei den Aufgaben in der Nationalen Befreiungsarmee und später bei den inneren Angelegenheiten des Landes als Mitglied des Parlaments und Minister für Jugend, Sport und Tourismus. Auch hatten Sie das Privileg an der Seite unseres unvergeßlichen Freundes, Präsident Houari Boumediene, als Minister für Auswärtige Angelegenheiten zu dienen, während einer schwierigen und wichtigen Epoche für das algerische Volk und die Völker der Dritten Welt. Das waren Jahre bitterer Konfrontation mit dem Kolonialismus und seinen Überresten, während welcher Algerien eine hervorragende Rolle bei der Verteidigung und Konsolidierung der begründetsten Anliegen, die in Afrika und anderen Ländern der Dritten Welt auf den Nägeln brannten. Sie bekamen die historische Gelegenheit, Ihre unermüdlichen Anstrengungen zum Erreichen dieser höchsten Ziele beizusteuern. In Ihrer Funktion als Minister für Auswärtige Angelegenheiten von Algerien waren Sie in internationalen Foren ein energischer Verteidiger des Respekts vor dem Frieden und der Souveränität und Unabhängigkeit dieser neuen Länder und der schon lange leidenden Völker dieser Welt. in diesem Zusammenhang übernahm Algerien 1973 mutig die Organisation des 4. Gipfeltreffens der Bewegung der Blockfreien Staaten. Hier in Algier war es, wo ich den internationalistischen Auftrag Kubas ratifizierte und die Entscheidung der kubanischen revolutionären Regierung bekannt gab, die diplomatischen Beziehungen zu Israel abzubrechen, als Folge der expansionistischen, aggressiven und volkermöderischen Politik, die dieser Staat gegen die arabischen Länder, und speziell gegen das heldenhafte palästinensische Volk, aufgenommen hatte und weiter verfolgte. Sie waren ein unermüdlicher Förderer und Befürworter der Freundschaft und Zusammenarbeit zwischen Kuba und Algerien, besonders während der letzten zehn Jahre, als die Ideen von unipolarer Hegemonie und Neoliberalismus als die einzige praktikable Alternative nach dem Scheitern des sozialistischen Experiments in der Sowjetunion und den osteuropäischen Ländern in den Köpfen vieler an Boden gewann. Sie zeichnen sich aus durch Ihre Hingabe und die feste Überzeugung von Ihren Gedanken und Taten, um sicher zu stellen, daß Algerien einen sauberen Platz besetzt an der Seite derer die in einer verzerrten Welt leiden und damit Ihr Land seinen guten Ruf in Afrika und der Dritten Welt wiedererlangt und verbessert. Für Ihren wertvollen Beitrag zum Frieden, zur Souveränität und dem Recht der Völker, ihre Zukunft frei zu bestimmen, ohne fremde Einmischung in die kulturellen und sozialen Traditionen, für ihre Forderung nach Respekt vor den Regeln, die international für die Staatsführung gelten sollten,
unabhängig von der Macht, der Größe, der Bevölkerungszahl, des Glaubens oder der Kultur, für Ihren Einsatz für den Wiederaufbau Ihres Landes und die Einheit des algerischen Volkes, für Ihren entschiedenen Beitrag zur Konsolidierung der Freundschaft und Solidarität zwischen Kuba und Algerien hat der Staatsrat der Republik Kuba entschieden, Sie mit dem José-Martí-Orden auszuzeichnen, der höchsten Dekoration, die der kubanische Staat verleiht. Erlauben Sie mir, ihn im Namen des kubanischen Volkes an Ihre Brust zu heften, als Anerkennung für Ihre Rolle als Dritte-Welt-Staatsmann und für Ihre Freundschaft und Solidarität mit dem Volk Kubas. Bitte geben Sie uns die Ehre, ihn anzunehmen. Herzlichen Dank. (APPLAUS)
Fidel - 06. Mai 2001 Rede von Fidel Castro Ruz, Präsident des Staatsrates und des Ministerrates der Republik Kuba, beim offiziellen Dinner gegeben vom Präsidenten der Volksrepublik Algerien am 6. Mai 2001 Ihre Exzellenz Abdelaziz Bouteflika, Geschätzte Gäste, Brüder und Schwestern Algeriens, Es ist etwas Besonderes, das uns mit Algerien verbindet. Als wir in den Bergen kämpften, kämpften die Algerier in den Wilayas. Als die kubanische Revolution am 1. Januar 1959 siegte, hatte das heldenhafte algerische Volk den Sieg noch nicht errungen. Es focht eine heldenhafte und ungleiche Schlacht gegen die fürchterlichen Streitkräfte einer Macht, die schon brillante Kunststücke in der Militärgeschichte Europas vollbracht hatte. Wir wollten ihm helfen und schickten ihm wenige der kleinen Zahl von Waffen, die wir zu jener Zeit besaßen. Kuba war bereits einer brutalen Blockade und einem gnadenlos dreckigen Krieg ausgesetzt, in dem jedes mögliche Mittel, die Revolution zu zerstören, ohne zu zögern eingesetzt wurde. Am 16. April 1960 wurde unser Land von einem Söldnerheer mit Kampfflugzeugen, Panzern, Artillerie und Infanterie angegriffen. Das Söldnerheer wurde in weniger als 72 Stunden geschlagen. Nicht Willens die erlittene Niederlage zu akzeptieren, bereitete unser mächtiger Gegner neue finstere Pläne vor, was zu einer ernsten Krise führte und die Welt an den Rand eines Atomkrieges trieb. Algerien war das Land, in dem unsere internationalistischen Prinzipien zum erstenmal geprüft wurden. Abgesehen von der bereits erwähnten bescheidenen Zusammenarbeit, nachdem die Krise vorbei war und Algeriens Unabhängigkeitskampf gesiegt hatte, gab es ernste Bedrohungen einer fremden Aggression. Die Tausenden von Kilometern, die unsere kleine Insel von Algerien trennen, hielten gut ausgerüstete kubanische Mitstreiter nicht davon ab, eilig den Atlantik zu überqueren und ihre Unterstützung anzubieten. Algerien war auch das erste Land, das von einer medizinischen Brigade aus Kuba unterstützt wurde, zu einer Zeit als wir nur noch knapp 3000 Ärzte besaßen, nachdem die Vereinigten Staaten die Hälfte unserer Mediziner mit Versprechungen und hohen Gehältern weggelockt hatten. Heute, glücklicherweise, gibt es Tausende von kubanischen Ärzten, die internationalistische Missionen in der Dritten Welt durchführen, und die Gesamtzahl der Ärzte in unserem Land beträgt über 65000. Algerien ist das Land, in dem ich zum erstenmal 1973 an einer Gipfelkonferenz der Bewegung der Blockfreien Staaten teilgenommen habe. Algerien war das Land, das Kuba am meisten dabei unterstützte, sechs Jahre später als Gastgeber des 6. Gipfeltreffens der Blockfreien dienen zu können. Algerien spielte eine entscheidende Rolle im Befreiungskampf der Länder, die immer noch Kolonien oder dem verhaßten Apartheidsystem ausgeliefert waren. Algerien ist das Land, in dem ich so viele und so loyale Freund Kubas getroffen habe, von denen einige nicht mehr unter uns weilen. Algerien hat unermüdlich für die Einheit Afrikas gekämpft. Zu dieser Zeit wußte der Kontinent noch nichts von den Tragödien von Trennung und Kriegen, die später kamen, die vernünftige Meinung, daß die vom Kolonialismus gezogenen Grenzen nicht verändert werden sollten, setzte sich durch, die Bevölkerung hatte sich noch nicht praktisch verdreifacht, die Auslandsschulden waren noch nicht um ein Vielfaches gestiegen, es gab noch nicht ein so hohes Maß an Armut und Hunger, es gab mehr Wälder und weniger Wüsten, die Entwicklungshilfe war noch nicht auf 0.24% des Bruttoinlandproduktes der industrialisierten Länder gefallen, AIDS war unbekannt, von Umweltzerstörung und Klimawechsel wurde kaum gesprochen. Afrika war noch nicht die vergessenste Region der Welt. Es ist schmerzlich, soviele Tragödien aufzuzählen. Ich mache das nicht aus einer Gewohnheit zu übertreiben oder um dramatisch zu sein. Wenn es irgend einen lohnenden Grund gibt, hier einige Worte zu sagen und Ihre Aufmerksamkeit in Anspruch zu nehmen, sage ich das, um die afrikanischen
Brüder und Schwestern dringend zu bitten, außerordentliche Anstrengungen für den Frieden und die Einheit der Völker dieses schon so lange leidenden Kontinents zu unternehmen. Eine ganze Anzahl hervorragender afrikanischer Führer sind in diese Bemühungen involviert, und wir müssen sie unterstützen, sodaß neue Generationen von Afrikanern, ihre Kinder und Kindeskinder, ein Recht auf eine bessere Zukunft bekommen. Ich weiß, daß die Umstände und Lebensbedingungen in den 54 Ländern dieses Kontinents nicht alle gleich sind. Die Länder mit fortgeschrittenster Ökonomie und sozialer Entwicklung, mit größeren Ressourcen und größerer Bildung, haben die Pflicht, ihre nützlichsten Erfahrungen zu teilen und Zusammenarbeit anzubieten. Diejenigen von Ihnen, die hier andere Kontinente und Länder repräsentieren, lade ich ein, nachzudenken und über die Tatsache zu reflektieren, daß Afrika - ein seit Jahrhunderten ausgebeuteter Kontinent, aus dem Millionen von Söhnen und Töchtern in die Sklaverei verschleppt wurden, und wo heute, als Konsequenz von Ausbeutung und Unterentwicklung, ganze Nationen vom Aussterben bedroht sind - unsere entschlossenste Unterstützung verdient. Kuba hat keine Verbindungen zum Internationalen Währungsfond oder der Weltbank, es ist keine Finanzmacht, es hat keine Milliarden von Dollars, die es anbieten könnte, aber es hat demonstriert, daß es willens ist, seine Erfahrung zu teilen, zu kämpfen und zusammenzuarbeiten. In vierzigjährigem Bemühen hat es menschliches Vermögen gebildet und vermehrt: Ärzte, Ingenieure, qualifiziertes Personal, Männer und Frauen im Geist der Solidarität ausgebildet, vorbereitet, ihre Dienste in den entlegensten Ecken der Welt zu leisten. Was wir anbieten, ist Humankapital. Entschuldigen Sie, daß ich so viel Ihrer Zeit beansprucht habe. Vielen Dank. (APPLAUS)
Fidel - 01. September 2001 Rede von Fidel Castro Ruz, Erster Sekretär des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Kubas und Vorsitzender des Staatsrates und des Ministerrates der Republik Kuba, auf der Plenarsitzung der Weltkonferenz gegen Rassismus, Rassendiskriminierung, Fremdenfeindlichkeit und damit verbundene Formen von Intoleranz, in Durban, Südafrika, am 1. September 2001 (Stenographischer Dienst des Staatsrates) Exzellenzen, Delegierte und Gäste: Der Rassismus, die Rassendiskriminierung und die Fremdenfeindlichkeit sind ein soziales, kulturelles und politisches Phänomen und kein natürlicher Instinkt des Menschen. Sie sind in der Geschichte der menschlichen Gesellschaften unmittelbare Kinder von Kriegen, militärischen Eroberungen, individueller und kollektiver Versklavung und Ausbeutung der Schwächeren durch die Stärkeren. Niemand hat das Recht auf ein Sabotieren dieses Forums, das das schreckliche Leid und das enorme Unrecht zu lindern versucht, das diese Tatsachen für die immense Mehrheit der Menschheit brachten und noch bringen. Viel weniger noch hat jemand ein Recht, Bedingungen zu stellen und zu fordern, daß über historische Verantwortung und gerechte Entschädigung nicht einmal geredet wird oder darüber, wie wir den entsetzlichen Völkermord zu beurteilen uns entscheiden, der derzeitig gegen das palästinensische Brudervolk (Beifall) durch die führenden Kräfte der Ultrarechten begangen wird, die im Bündnis mit der hegemonischen Supermacht heute im Namen eines anderen Volkes handeln, das fast 2000 Jahre lang Opfer der stärksten Verfolgungen, Diskriminierungen und Ungerechtigkeiten gewesen ist, die es in der Geschichte je gegeben hat. Wenn Kuba von Entschädigung redet und diese Idee als unausweichliche moralische Pflicht gegenüber den Opfern des Rassismus unterstützt und dabei einen Präzedenzfall besitzt in den Entschädigungen für die Nachkommen des hebräischen Volkes, das mitten in Europa einen verabscheuungswürdigen und brutalen Rassenholocaust erleiden mußte, dann beabsichtigen wir nicht die unmögliche Suche nach den unmittelbaren Angehörigen oder den konkreten Herkunftsländern der Opfer von Ereignissen, die jahrhundertelang stattfanden. Tatsache und unwiderlegbar ist, daß Abermillionen Afrikaner eingefangen, wie eine Ware verkauft und auf die andere Seite des Atlantiks transportiert wurden, um dort als Sklaven zu arbeiten und daß als Folgeerscheinung der europäischen Conquista und Kolonisation auf der westlichen Hemisphäre 70 Millionen Ureinwohner zugrundegingen. (Beifall) Die unmenschliche Ausbeutung, der die Völker dreier Kontinente - einschließlich Asiens - ausgesetzt waren, hatte Auswirkungen auf das Schicksal und das gegenwärtige Leben von mehr als 4,5 Milliarden Menschen der Völker der Dritten Welt, deren Indikatoren bezüglich Armut, Arbeitslosigkeit, Analphabetentum, Krankheiten, Kindersterblichkeit, Lebenserwartung und andere Mißstánde, deren Aufzählung im Rahmen dieser wenigen Worte nicht möglich ist, in Erstaunen und Schrecken
versetzen. Diese sind die gegenwärtigen Opfer jener Jahrhunderte währenden Barbarei und die unverwechselbaren Anspruchsberechtigten auf Entschädigung für die an Vorfahren Vätern und Völkern begangenen horrenden Verbrechen. (Beifall) Als viele der Länder unabhängig wurden, ja nicht einmal nach der formalen Abschaffung der Sklaverei war Schluß mit der brutalen Ausbeutung. Die Haupttheoretiker der nordamerikanischen Union gegründet von den 13 Kolonien, die sich Ende des 18. Jahrhunderts von der englischen Herrschaft befreiten - verkündeten von den ersten Jahren der Unabhängigkeit an unfragwürdig expansionistische Auffassungen und Strategien. Auf Grund jener Ideen entrissen die ehemaligen weißen Siedler europäischer Herkunft bei ihrem Vordringen nach Westen den Indianern ihr Land, das diese seit Tausenden von Jahren besetzten, und rotteten Millionen der Ureinwohner aus. Sie machten auch an den Grenzen ehemaligen spanischen Besitzes nicht Halt. Mexiko, ein lateinamerikanisches Land, das 1821 seine Unabhängigkeit errang, wurde ebenfalls eines Gebietes von Millionen Quadratkilometern sowie natürlicher Ressourcen von unschätzbarem Wert beraubt. In der in Nordamerika entstandenen erstarkenden und expandierenden Nation wurde das unmenschliche System der Sklaverei noch fast ein Jahrhundert nach der berühmten Unabhängigkeitserklärung von 1776 beibehalten, in der es hieß, daß alle Menschen frei und gleich geboren werden. Nach der rein formalen Abschaffung der Sklaverei waren die Afroamerikaner weitere hundert Jahre grausamster Rassendiskriminierung ausgesetzt. Viele ihrer Züge und Folgeerscheinungen haben zusätzliche vier Jahrzehnte überdauert und sind heute noch präsent, nach ihren heldenhaften Kämpfen und den in den sechziger Jahren erzielten Fortschritten, die Martin Luther King, Malcolm X und anderen hervorragenden Kämpfern das Leben kosteten. (Beifall) Die Afroamerikaner erhalten aus rein rassistischen Gründen die schlimmsten und längsten Strafen, und innerhalb der begüterten USamerikanischen Gesellschaft sind sie es, deren Lebensbedingungen die ärmsten und elendsten sind. (Beifall) Gleichermaßen schrecklich, ja schlimmer noch, sind die Verachtung und Diskriminierung gegenüber der noch existierenden Eingeborenenbevölkerung, die einst einen großen Teil des heutigen Territoriums der Vereinigten Staaten besetzten. Sozialökonomische Angaben zu Afrika erübrigen sich. Ganze Länder, ja sogar komplette Regionen Schwarzafrikas laufen Gefahr zu verschwinden aufgrund des Zusammenwirkens komplexer Faktoren wie wirtschaftliche Zurückgebliebenheit, extreme Armut und schwere - alte und neue - Krankheiten, die sie geißeln. Nicht weniger tragisch ist die Situation in zahlreichen asiatischen Ländern. Dazu kommen unglaubliche und unbezahlbare Schuldenbeträge, der unausgewogene Handel, die spottbilligen Kaufpreise für ihre Grunderzeugnisse, die Bevölkerungsexplosion, die neoliberale Globalisierung und die Klimaveränderungen mit anhaltenden Dürren im Wechsel mit Niederschlägen und von Mal zu Mal stärkeren Überschwemmungen als Folgeerscheinungen. Das Unhaltbare dieser Situation kann mathematisch genau nachgewiesen werden. (Beifall) Die Industrieländer und ihre Konsumgesellschaften, die gegenwärtig die beschleunigte und fast unaufhaltsame Zerstörung der Umwelt zu vertreten haben, sind die größten Nutznießer der Conquista und Kolonisation gewesen; der Versklavung, der erbarmungslosen Ausbeutung und der Ausrottung Hunderter Millionen Söhne der Völker der heutigen Dritten Welt; der Wirtschaftsordnung, die der Menschheit nach zwei monströsen um die Aufteilung der Welt und ihrer Märkte geführten Vernichtungskriege aufgezwungen wurde; der den Vereinigten Staaten und ihren Verbündeten in Bretton Woods zugestandenen Privilegien; des IWF und der internationalen Finanzinstitute, die ausschließlich von ihnen und für sie geschaffen wurden. (Beifall) Jene reiche und verschwenderische Welt besitzt die technischen und finanziellen Mittel zur Begleichung ihrer Schulden der Menschheit gegenüber. Die hegemonische Supermacht hat außerdem die ganz spezielle Schuld abzutragen, die sie den Afroamerikanern, den in Reservaten eingeschlossenen Indios und den Abermillionen lateinamerikanischer, karibischer und Immigranten anderer Länder gegenüber hat - ob Indios, Gelbe, Schwarze oder Mestizen -, die Opfer von Diskriminierung und Verachtung sind. Es ist ebenfalls an der Zeit, mit der dramatischen Situation der indigenen Gemeinden im übrigen Gebiet unserer Hemisphäre Schluß zu machen. Ihr Erwachen, ihr eigener Kampf und die allgemeine Anerkennung des gegen sie begangenen monströsen Verbrechens lassen dies unaufschiebbar werden. Die zur Rettung der Welt vor der Tragödie erforderlichen Mittel sind vorhanden. Man mache in der Tat Schluß mit dem Wettrüsten und dem Waffenhandel, die nur Elend und Tod hervorbringen. (Beifall) Man verwende auf die Entwicklung einen guten Teil der Billion Dollar, die jährlich für Werbung ausgegeben werden, die neben dem die nationalen Identitäten und Kulturen zerstörenden Gift doch nur Illusionen und Konsumgewohnheiten aufkommen läßt, die unmöglich umsetzbar sind. Man erfülle die versprochene Bereitstellung der bescheidenen 0,7 % des Bruttosozialprodukts als Entwicklungshilfe. Man erhebe in vernünftiger und effektiver Form die von Nobelpreisträger James Tobin empfohlene Steuer auf Spekulationsgeschäfte (Beifall), die gegenwärtig alle 24 Stunden Billionen Dollar erreichen. So könnten die Vereinten Nationen, die nicht weiterhin auf erbärmliche, ungenügende und verspätete
Spenden und Almosen angewiesen sein dürfen, jährlich über eine Billion Dollar zur Rettung und Entwicklung der Welt verfügen. Man höre gut hin! Eine Billion Dollar pro Jahr. Wir sind weltweit nicht wenige, die wir bereits des Addierens, des Subtrahierens, des Multiplizierens und des Dividierens mächtig sind. Ich übertreibe nicht. Aufgrund der Ernsthaftigkeit und Dringlichkeit der gegenwärtigen Probleme, die sogar den Fortbestand unserer Gattung auf unserem Planeten bedrohen, ist es eben gerade das, was nötig wäre, bevor es zu spät ist. Man setze dem Völkermord am palästinensischen Volk ein Ende (Beifall), der vor den verblüfften Augen der Welt begangen wird. Man schütze das elementare Recht auf Leben der Bürger dieses Volkes, seiner Jugendlichen und seiner Kinder. Man achte sein Recht auf Unabhängigkeit und Frieden, dann wird von den Dokumenten der Vereinten Nationen nichts zu befürchten sein. Ich weiß recht gut, daß viele afrikanische und Freunde anderer Nationen auf der Suche nach einer Linderung der schrecklichen Situation ihrer Länder eine entsprechend kluge Vorsicht anraten, um auf dieser Konferenz etwas zu erzielen. Ich kann sie verstehen, doch kann ich keinen Verzicht leisten auf meine Überzeugung, wonach mehr Möglichkeiten gegeben sind, daß man uns anhört und uns respektiert, je offener die Wahrheiten angesprochen werden. (Beifall) Jahrhunderte von Betrug sind mehr als genug. Mir bleiben nur noch drei kurze Fragen, ausgehend von einer Wahrheit, die niemandem unbekannt sein darf. Die industrialisierten und reichen kapitalistischen Länder sind heute Bestandteil des imperialistischen Systems und der Wirtschaftsordnung, die der Welt aufgezwungen wurde. Beide basieren auf der Philosophie des Egoismus, der brutalen Konkurrenz zwischen den Menschen, den Nationen und den Blöcken. Dieser Philosophie ist jegliches Gefühl der Solidarität und ehrlicher internationaler Zusammenarbeit völlig fremd. Man lebt in einem Klima der Täuschung, Verantwortungslosigkeit und Verblendung der Konsumgesellschaften. So ehrlich auch der blinde Glaube an ein solches System und die Überzeugungen seiner seriösesten Staatsoberhäupter sein mögen, werden sie wohl in der Lage sein, das Ausmaß der Probleme der heutigen Welt einzuschätzen, die in ihrer inkohärenten und ungleichen Entwicklung beherrscht wird durch blinde Gesetze, die ungeheure Macht und Interessen der Multis, die immer größer, immer weniger beeinflußbar und immer unabhängiger werden? (Beifall). Werden sie das Chaos und die universale Rebellion verstehen können, die im Anzug sind? Werden sie, wenngleich sie wollten, dem Rassismus, der Rassendiskriminierung, der Fremdenfeindlichkeit und anderen damit verbundenen Formen, die nun eben alle anderen sind, ein Ende setzen können? Nach meinem Dafürhalten stecken wir in einer schweren wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und politischen Krise globalen Charakters. Wir müssen uns dieser Realitäten bewußt werden. Es wird Alternativen geben. Die Geschichte hat bewiesen, daß die großen Lösungen nur aus schweren Krisen hervorgegangen sind. Das Recht der Völker auf Leben und Gerechtigkeit wird sich unweigerlich auf unterschiedlichste Weise durchsetzen. Ich glaube an die Mobilisierung und den Kampf der Völker! (Beifall) Ich glaube an die gerechten Ideen! Ich glaube an die Wahrheit! Ich glaube an den Menschen! Vielen Dank (Ovationen)