Das Erbe der Macht Band 30 Der letzte Ausweg – Luzifers Plan (4/4) Von Mike Hard Der Kampf um die Schattenkugel – Ein Sc...
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Das Erbe der Macht Band 30 Der letzte Ausweg – Luzifers Plan (4/4) Von Mike Hard Der Kampf um die Schattenkugel – Ein Schicksal erfüllt sich
© 2002 by Mike Hard 1
Die dunklen Zwillinge an Mutters Hand Das letzte Glied der Kette Vor dem Tor des Königs Leben und Tod sich treffen (1. Prophezeiung des Nostradamus) Auf der anderen Seite Eiseskälte umgab die beiden Vampire, als sie den Mahlstrom der Schwärze durchquerten. Sekunden schienen sich zur Ewigkeit zu dehnen und ein Ende war nicht abzusehen. Gemeinsam mit Alicia war Andi in das schwarze Tor, das aus der Schattenkugel hervorgegangen war, eingedrungen und wurden nun durch einen endlosen Tunnel geschleudert. Nach einer Ewigkeit verlangsamte sich ihr Sturz und beide taumelten aus der Finsternis. Obwohl er es als Vampir gewohnt war, Stürze, besonders nach der Transformation von Fledermaus in Menschengestalt, abzuwenden, gelang es Andi dieses Mal nicht. Fluchend stürzte er zu Boden. Alicia schaffte es, ihr taumeln nicht in einem Fall zu beenden und stand Sekunden später fest auf der Erde. Oder genauer, auf Felsen. „Wo sind wir hier?“, wollte Andi wissen, als er sich wieder erhoben hatte und seinen Blick über die angrenzenden Felsen schweifen ließ, die das Hochplateau an fast allen Stellen umschlossen. Lediglich an zwei Stellen befanden sich Ausgänge. Während die felsenlose Stelle hinter dem Tor in einen tiefen Abgrund abfiel, erkannte Andi auf der anderen Seite, in weiter Entfernung, kleine Häuser. „Die Zuflucht der Gejagten. Wir sollten uns nicht unnötig aufhalten. Wir müssen das zweite Plateau finden. Dort befindet sich die Schattenkugel und ist dabei sich munter aufzuladen. Wenn dies tatsächlich gelingen sollte, gnade uns allen der Schöpfer“, erwiderte Alicia. Ihr Begleiter wollte etwas erwidern, wurde einer Antwort jedoch enthoben. Beide sahen die kleine Gruppe aus fünf Personen, die auf sie zukam. „Hm, so ein kleiner Umtrunk kann doch nicht schaden“, sprach Andi und lächelte bei dem Gedanken, den Ankömmlingen die Kehle zu zerfetzen. „Nein! Du darfst keinen von ihnen anrühren“, erklärte Alicia kategorisch. „Warum?“, wollte Andi wissen. „Das erkläre ich dir später. Zuerst sollten wir von hier verschwinden und zwar schnellstmöglich. Verletze sie auf keinen Fall, wenn du mit ihnen kämpfst“, erwiderte Alicia. Gemeinsam warteten sie die Ankunft der Fremden ab. Mit Unbehagen erkannte Andi die Holzpflöcke und anderen Utensilien, die in den Händen jeder Person zu erkennen war. Er wollte gerade eine höhnische Bemerkung an die Fremden richten, als diese unvermittelt zum Angriff übergingen. Auf seine Stärke vertrauend schmetterte Andi seinem Gegenüber die Faust ins Gesicht und…stöhnte vor Schmerzen auf. „Was…“, wandte er sich zu Alicia, die jedoch ebenfalls in großer Bedrängnis steckte. Während sich Andi nur zwei Angreifer, ein Mann und eine Frau zugewandt hatten, war Alicia von den anderen Drei umgeben. Eine Rücken an Rücken Verteidigung war nicht mehr möglich, da Andi zu sehr auf seine Kraft vertraut und sich von Alicia entfernt hatte. „Wer hätte gedacht, dass ihr noch einmal zurückkehrt, ihr Bastarde!“, rief ihm nun die Frau entgegen und spuckte ihm ins Gesicht. Wut schoss in Andi empor. Auch ohne seine Vampirkräfte war er ein gefährlicher Gegner. Viele Jahre hatte er die Kampfausbildung des Spectral Enterprise genossen und längst zu einer Kampfmaschine geworden. Der Verlust seiner übermenschlichen Kräfte ließ ihn sich auf dieses Erbe besinnen.
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„Na dann wollen wir mal“, sprach er zu sich selbst und wischte sich mit der rechten Hand die Speichelreste ab, die an seinem Gesicht nach unten gelaufen waren. In einer blitzartigen Bewegung schoss er nach vorne und zertrümmerte in einer fließenden Bewegung den Kehlkopf der Frau. Röchelnd ging diese zu Boden. Als sie vor ihm lag, zuckte Andi mit einem Mal zusammen. Er erkannte sie wieder. Eine Vampirin. Während er sich noch verblüfft über sie beugte, intensivierte sich der Angriff der verbliebenen Gegner enorm. Mit zunehmender Brutalität und Raffinesse drangen diese auf ihn und Alicia ein und es wurde schwerer und schwerer sich zu verteidigen. Als ein erstaunter Ruf zu vernehmen war, fuhr Andi herum und erblickte Alicia, die sich langsam vom Boden erhob und davonschwebte. Verdattert blickte Andi auf seine Erzeugerin und konnte nicht glauben, dass sie tatsächlich vor ein paar Menschen floh. Er verstand, weshalb sie sich nicht in eine Fledermaus verwandelte. Um sie herum herrschte Tag. Und die Fledermausgestalt war nur in der Nacht zu gebrauchen. Sie, als richtige Vampire, konnten im Gegensatz zu Dienerkreaturen auch am Tage und im Sonnenlicht existieren, wenn es auch unangenehm war und somit in ihrer menschlichen Gestalt schweben. Alleine sah Andi sich, mit verminderter Kraft ausgestattet, jedoch auch nicht mehr in der Lage dazu, der Übermacht zu trotzen. Mit einem Seufzer der Resignation schwang er sich nach hinten, um dem letzten Hieb des Gegners auszuweichen und stieß sich ab. Langsam schwebte er hinter Alicia durch die Luft. * Sandra Maier, die Verstoßene Ich kann es noch immer nicht fassen. Dieser verdammte Mistkerl hat mich ausgestoßen. Ich bin gekündigt, entlassen, werde vom Kampf gegen die Finsternis ausgeschlossen. Und das von Michael Hartmann, den ich einmal für einen Freund hielt. Ich hasse ihn. Und wenn ich nur daran denke, dass Jason mit einem einfachen Laserstrahl Ken für immer ausgelöscht hat. Ich habe ihn geliebt und nun ein zweites Mal verloren. Sicher hätte es eine Möglichkeit gegeben, ihn zurückzuholen und Darkens Bewusstsein an statt Seiner zu vernichten. Sie sind einfach nicht bereit dazu, Opfer zu bringen. Aber ich bin es. Ich werde weiterkämpfen, ohne sie. Ich brauche kein Spectral Enterprise, keine Lightfighter. Von nun an kämpfe ich auf meine Art. Mit meiner telepathischen Mach,t die ständig zunimmt und ein paar Waffen, deren Fehlen sicher erst jemand bemerkt wenn ich fort bin, werde ich mir etwas Neues aufbauen. Und genügend Geld konnte ich über die Jahre hinweg ansammeln, um Unabhängig zu sein. Von diesem Augenblick an werden ich das Böse mit allen Mitteln bekämpfen und ohne die Ständige Rücksichtname der anderen. Aber mit euch beiden, Michael Hartmann und Jason Parker, hab ich noch eine Rechnung offen. Und eines Tages werde ich diese auch begleichen. * In einem letzten Aufbäumen verblasste die Schwärze und spie John Green mit seinen beiden Gefangenen aus. Alle drei taumelten auf das Felsplateau. Während ihr Gegner scheinbar mit den geografischen Gegebenheiten bereits vertraut gewesen war und sich mit Leichtigkeit auf den Beinen hielt, gingen Dorian und Anna beide zu Boden. Beide steckten gedanklich noch immer im Zuge der Geschehnisse fest. Vor wenigen Sekunden waren sie noch in dem Haus in Frankfurt gewesen, während sie nun eine Teleportation und eine Dimensionspassage hinter sich hatten. Keiner von beiden wusste weshalb ihr Gegner sie als Gefangene mitgenommen hatte, doch jeder Gedanke darüber wurde im Keim erstickt, als John Green verblüfft aufkeuchte und so auch Anna und Dorian auf die wenigen Menschen aufmerksam wurden, sich auf dem Plateau versammelt hatten.
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Die Lightfighter: Michael Hartmann: Der 25jährige wurde sehr früh zur Waise und steht nun an der Spitze des Hartmann Konzerns. Er ist der Anführer der Lightfighter. Michael ist mittelgroß, hat schwarze kurze Haare und blaue Augen. Er ist sportlich und beherrscht neben verschiedenen Kampfsportarten auch viele Sprachen. Auf seinem rechten Oberarm befindet sich ein Tatoo (Ornament). Dorian Schwerthoff: Dorian und Michael verbindet ein ähnliches Schicksal: Als kleines Kind besuchte Dorian mit seinen Eltern eine ihrer Ausgrabungsstellen. In einer Nacht wurde diese entvölkert und seine Eltern verschwanden. Er selbst besitzt keine Erinnerungen mehr daran, nur eine Narbe am Hals ist geblieben. Dorian ist 27 Jahre alt und Archäologe. Er hat braune mittellange Haare und grüne Augen. Anna Schneider: Anna entwickelt ständig neue Waffen für die Lightfighter, um gegen Dämonen vorzugehen. Sie ist das Kind einer Halbdämonin mit einem menschlichen Mann. Ihre Mutter ist eine Hexe und seit kurzem besitzt auch Anna diese Fähigkeiten. Sie ist 27, hat lange braune Haare und grüne Augen. Durch ihre Erbe besitzt sie ein schwarzes und ein gelbes Auge, was sie jedoch durch Kontaktlinsen kaschiert. Sandra Maier: Bereits als Kind musste Sandra mit ansehen, wie ein Scharlatan ihre Großmutter in den Selbstmord trieb. Später wurde sie Parapsychologin. Sie besitzt telepathische Fähigkeiten, die ständig wachsen. Sie ist 26 Jahre, hat blonde kurze Haare und blau-grüne Augen. Jason Parker: Der 18-jährige Junge tauchte vor kurzem in New York auf, wo er in einer Zeitblase die letzten Jahrzehnte verbracht hatte. Er lebte im Jahre 1942. Merlin fror ihn aus einem unbekannten Grund ein. Er besitzt keine Erinnerungen an die Vergangenheit und hat, wie Michael, auf seinem rechten Oberarm das gleiche Tatoo. Jason hat kurze, dunkelblonde Haare und braune Augen. Was bisher geschah: Den Lightfightern gelingt es Sandra aus Transsylvanien zu befreien, die jedoch Darken im Schlepptau hat. Dieser richtet ein Massaker im HQ an und kann nur durch Jason gestoppt werden, der ihn vernichtet. Sandra wird daraufhin von Michael verstoßen. Anna und Dorian werden durch John Green gefangen genommen und auf die andere Seite transportiert. Auch Alicia und Andi gehen diesen Weg. Michael und Jason überleben das Massaker Darkens und reißen ebenfalls durch das Portal.
Während eine junge Frau auf dem Boden lag, Blut tropfte aus ihrer Nase, wandten sich die anderen Anwesenden nun den Ankömmlingen zu. Während sie bei der Musterung von Dorian und Anna nur wissend nickten, ging ein Ruck des Erkennens durch ihre Leiber als sie John Green musterten. Auf den Gesichtern der Fremden, machte sich ein wütender Ausdruck breit. „Wir sind Gefangene“, erklärte Anna und ging, ebenso wie Dorian, auf wenige Schritte Distanz zu Green. „Das wissen wir“, erwiderte einer der Fremden nuschelnd in seinen Bart. Ihre Gegenüber waren lediglich mit Stofffetzen bekleidet, wie beide Lightfighter erkannten. Einstmals musste es sich dabei um normale Kleidung gehandelt haben, denn einige von ihnen trugen noch immer kaum beschädigte Jeans. In den Gesichtern der vier Männer waren ausnahmslos lange Bärte vorhanden und auch die Haare wirkten ungepflegt. Als hätten wir Wilde vor uns, die sich jedoch in einem ganz normalen Idiom zu verständigen wissen, dachte Anna. Als sie aus den Augen bemerkte, dass John Green einige Bewegungen mit den Armen machte, wusste Anna, was er vorhatte. „Vorsicht, er greift euch an. Contego!“, rief sie und deutete mit ihren Fingern auf die ihr gegenüberstehenden Fremden.
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Im gleichen Augenblick schleuderte Green etwas Unsichtbares von sich. Ohne Wirkung jedoch. Weder Annas Zauber, noch der ihres Gegners zeigte Wirkung. „Wir wissen es zu schätzen, dass du uns beschützen wolltest, doch keine magische Macht hat hier Bestand“, erklärte einer der Männer. Wütend biss John Green die Zähne zusammen, während zwei Männer neben ihm Aufstellung bezogen. Beide trugen Speere und ihre Gesichter zeigten deutlich, wie sie auf einen Fluchtversuch ihres Gefangenen reagieren würden. „Ich bitte euch, uns in das Dorf zu begleiten. Wir werden euch dort alles erklären. Mein Name ist Rian“, erklärte einer der Männer nun, dessen Kopf von einer blonden Mähne und einem dicken Bart eingenommen wurde. Sein Gefährte kümmerte sich um die am Boden liegende Frau, nahm sie auf und gemeinsam verließen alle Anwesenden das Plateau. „Was ist mir ihr passiert?“, wollte Anna wissen. „Vor euch kamen zwei Andere durch das Tor. Vampire. Eine Frau und ein Mann. Der Mann hat brutal gekämpft“, erwiderte Rian. „Andi und Alicia, da gehe ich jede Wette ein“, flüsterte Anna leise zu Dorian, als Rian ihr eine genau Beschreibung der Gegner geliefert hatte. „Aber was wollen sie hier?“, gab Dorian zurück. „Vermutlich dasselbe wie wir. Verhindern, dass unser aller Freund John Green oder einfach die Zeit, das zweite Tor, öffnet. Alicia ist gerade von den Vernichteten zurückgekehrt. Sicher hat sie kein Interesse an einer Apokalypse“, erklärte Anna ihre Theorie. Rians Schrei ließ die Köpfe der Lightfighter herumfahren und ihre Blicke dem Horizont entgegen richten. „Vampire, sie greifen an!“, rief er. Ein lächeln huschte über John Greens Züge. * John Green, das ewig Böse Ich kann es einfach nicht unterdrücken. Ein Lächeln huscht über meine Lippen, während ich die Vampire am Horizont beobachte, die sich uns sehr schnell nähern. Sie werden ihren Angriff auf die Menschen konzentrieren, womöglich sind es sogar ihre Widerparte. Besser konnte es wirklich nicht kommen. Eine Flucht wird ohne Probleme möglich sein. Das Ziel liegt in greifbarer Nähe. Nur durch mich kann das Tor sich öffnen, der ewige Krieg beendet werden. Einmal mehr muss ich über Merlins Dummheit lachen. Er hat Jasons Leben gerettet aber um welchen Preis. Mein Sieg wird der Untergang all dessen einleiten, was er verteidigt. Die Ereignisse von damals wurden nur aufgeschoben. Jetzt werde ich das Ende einleiten. * „Verdammt, erkläre es mir!“, rief Andi und bescheunigte seinen Flug um Alicia einzuholen. Gemeinsam hatten sie das Felsplateau und die Angreifer weit hinter sich gelassen und innerhalb kürzester Zeit etliche Kilometer hinter sich gelassen. Doch selbst dieser kurze Flug hatte die Vampire enorme Kraft gekostet. „Wir erreichen diese Welt und werden angegriffen. Obwohl sie in der Minderheit sind können sie uns fast besiegen. Du fliehst. Und selbst ein kurzer Flug kostet uns sehr viel Kraft. Erkläre mir, was hier vor sich geht“, forderte Andi. „Du wirst noch früh genug…“, wollte Alicia entgegnen doch Andi ließ sie die Beschwichtigung nicht vollenden. „Nein! Ich will es jetzt wissen. Ich bin kein einfacher Lakai, den du nach Belieben an der Leine führen kannst. Du hast mich erschaffen, aber ich bin kein Diener“, brach es aus ihm hervor. 5
Sekundenlang sah es so aus, als würde Alicias Wut sich Bahn brechen und sie würde einmal mehr einen ihres Volkes maßregeln. Der Funke in ihren Augen erlosch jedoch nach wenigen Sekunden und wich Freude. „Es beruhigt mich zu sehen, was aus dem einstmals schwachen menschlichen Wurm geworden ist. Also gut. Wir suchen, wie du weißt, die Schattenkugel. Die echte, die sich auf dieser Seite des Tores befindet. Durch die Öffnung des Portals kann sie sich nun mit Energie aufladen. Sollte dies gelingen, bedeutet dies das Ende einer uralten Schlacht und das Ende…von so viel mehr. Es gibt ein zweites Felsenplateau und ich denke, ich weiß wo es sich befindet. Dort müssen wir hin“, erklärte Alicia. „Schön und warum haben wir hier keinerlei Kräfte. Und wer waren diese Angreifer?“, wollte Andi weiter wissen. Kurz ließ Alicia ihren Blick in die Ferne schweifen, bevor sie Andi bedeutete, auf einer kargen Ebene zu landen. Um sie herum befand sich eine weite Öde, am Horizont beendet durch einen dichten Wald. Beim Überflug dieses Landstrichs hatte Andi bemerkt, dass die Natur dieser Welt ständig abrupt wechselte. Klimazonen und geografische Gegebenheiten waren völlig unbeständig. „Also schön, hör zu“, forderte Alicia auf und kam endgültig auf dem Boden auf. Gespannt lauschte Andi der Erzählung seiner Schöpferin und riss verblüfft und entsetzt den Mund auf. * Eine letzte Energiekaskade züngelte über Michaels Arm, bevor er gemeinsam mit Jason aus dem Portal hervortaumelte. Glücklicherweise kannte Michael die wenige Sekunden andauerte Orientierungslosigkeit von der Passage in die Spiegelwelt und konnte so leicht seine Balance halten. Auch Jason gelang dies recht gut. „Sie sind tot“, hauchte er. „Ja. Zwei weitere Opfer. Ich kannte nicht einmal ihre Namen“, erwiderte Michael. Noch immer konnte er das Gesicht der beiden Securetys erkennen, die gemeinsam mit ihm und Jason durch das magische Portal in John Greens Haus geschritten waren. Während er und Jason auf der anderen Seite in der Luft, hoch über der Vampirburg erschienen waren und durch einen magischen Stoß in die schwärze des Portals gestoßen worden waren, hatte es ihre beiden Begleiter in die Tiefe gerissen. Panik und pure Todesangst war in den Augen der Securetys erschienen, als sich bewusst geworden waren, was dies bedeutete. Gemeinsam waren sie in die Tiefe gestürzt. Michael hatte ihren Aufprall und unvermeidlichen Tod nicht mehr miterlebt, hatte zuvor das Tor passiert. Tief in seinem Inneren keimte die Frage, auf wie viele Opfer der Kampf wohl noch fordern würde. Eine Frage, die sich im in letzter Zeit immer häufiger stellte. Auch das Massaker, das Darken im Hauptquartier des Spectral Enterprise angerichtet hatte, kam ihm in den Sinn. „Nun gut, dann sollten wir keine Zeit verlieren“, riss Jason den Lightfighter wieder aus seinen Gedanken. Michael war dankbar ihn an seiner Seite zu wissen. In den letzten Monaten hatte Jason viel dazugelernt und ihnen allen mehr als einmal das Leben gerettet. Gemeinsam gingen sie über das Felsplateau. Als Michael durch den Ausgang blickte, der dieses abschloss, erkannte er einige Meter entfernt mehrere Bauten, die vor einem Wald aufragten. „Und ich wüsste sogar schon ein Ziel“, sprach er zu Jason und deutete auf die kleinen Hütten. Gemeinsam ließen sie das Portal hinter sich und schritten auf die Ansammlung der Bauten, die zweifellos ein kleines Dorf darstellte, zu. Beide hatten bereits die Blaster gezogen. Standardmäßig waren diese auf Betäubung eingestellt und konnten auch nur von den 6
Personen abgefeuerte wurden deren DNS in einem kleinen Chip im Griff der Waffe gespeichert war. Ein Wunderwerk der Technik, das Sandra aus der Spiegelwelt mitgebracht hatte. Als sie sich dem Dorf bis auf wenige Schritte genähert hatten, sahen sie sich einer Ansammlung von zehn Bewohnern gegenüber. Die Männer und Frauen machten keinen feindseligen Eindruck und Michael vermutete und hoffte, dass es Menschen waren. Wie alle Lightfighter war er in den gängigsten Sprachen der Welt unterrichtet worden und konnte diese fließend sprechen. „Mein Name ist Michael Hartmann. Ich komme von der Erde und in friedlicher Absicht. Könnt ihr mich verstehen?“, sprach er zu den Fremden. Ein Lächeln huschte über deren Gesichter und eine Frau aus der Gruppe trat vor. „Hallo, mein Name ist Jina. Natürlich kann ich euch verstehen. Sprachbarrieren existieren hier nicht. Eure Freunde sind bereits hier. Ich bringe euch zu ihnen“, erwiderte sie. „Vielen Dank. Das ist Jason“, bedankte sich Michael und stellte seinen Gefährten vor. Beide nickten sich zu während Michael und Jason Jina folgten. Bereits nach wenigen Schritten pochte diese an eine Tür. Sekunden später sahen sich Michael und Jason Anna und Dorian gegenüber. „Jetzt fällt mir wirklich ein Stein von der Seele“, murmelte Jason und die Freunde begrüßten sich. „Ihr seid ein wenig spät dran“, konnte sich Anna eine schnippische Bemerkung nicht verkneifen und lächelte. „Das ist Rian. Er hat uns aus den Fängen John Greens befreit. Er konnte allerdings leider im Zuge eines Vampirangriffs entkommen“, erklärte Dorian und deutete auf Rian, der ebenfalls in dem engen Raum Platz gefunden hatte. „Es freut mich, euch kennen zu lernen, ewige Krieger“, begrüßte dieser Michael und Jason. Verblüfft sahen diese sich an. „Wie bitte?“, sprach Michael in Rians Richtung. „Nun, ich lasse euch am besten alleine“, erklärte Jina lächelnd und verließ den Raum. „Wie hast du die beiden eben genannt?“, wollte nun auch Anna wissen. „Ich denke ihr solltet jemanden kennen lernen. Ich bin in wenigen Minuten zurück“, antwortete Rian nur und verließ ebenfalls den Raum. „Ich liebe es. Wir werden immer so mit Antworten überschüttet. Na ja, vielleicht erfahren wir ja jetzt wenigstens einiges. Danke meines Gedächtnisverlustes bin ich ja keine große Hilfe“, sprach Jason. „Was, wie wir von Jeannette wissen, ja durchaus plausible Gründe hat“, gab Michael zurück. Gegenseitig brachten die Lightfighter sich nun auf den neuesten Stand der Entwicklungen. Mit Entsetzen hörten Anna und Dorian was im HQ geschehen war und das es das Leben etlicher Securetys gekostet hatte Darken aufzuhalten. „Immerhin ist er nun endlich vernichtet. Und was Sandra betrifft verstehe ich nicht wie sie so verblendet sein konnte“, sprach Dorian. „Die Liebe. Was würdest du alles tun, um deine Eltern zu finden?“, stellte Anna die Gegenfrage. Betreten sah Dorian zu Boden und musste ihr insgeheim recht geben. Es war in jedem Kampf eine Gradwanderung zwischen Gut und Böse. Und wie oft vergas man alle Ethik und Moral um einen Sieg zu erringen. Trotzdem würde er nicht das Leben unschuldiger gefährden um ein Ziel zu verwirklichen. Auch Dorian und Anna berichteten über die Geschehnisse, die letztendlich zu ihrer Ankunft in jener Welt geführt hatten. Kurze Zeit später öffnete sich die Tür erneut und Rian kam zurück. Der muskulöse Dorfbewohner deutete mit einem Lächeln an sich vorbei und die Lightfighter verließen die
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kleine Hütte. Rian brachte sie zu einer ein wenig abseits gelegene Hütte. Bei seinem Näher treten schwang die Tür auf. „Ich warte hier“, erklärte er und ließ sich auf dem Boden nieder. Gemeinsam betraten die Lightfighter die kleine Hütte, die in mattes Dämmerlicht getaucht war. Überall war der Duft von etärischen Ölen zu riechen und eine entspannte Wirkung machte sich breit. Bis Michael die Stimme vernahm. „Ich grüße euch, Lightfighter“, hörte er aus dem Dunkeln. Das Licht einer Kerze enthüllte die Züge eines alten Mannes. „Ken Radmann!“, rief Michael verblüfft. * Michael Hartmann, Erbe des Lichts Ich kann nicht beschreiben, wie oft es nun bereits geschah. Das grenzenlose Verblüffen, wenn wir glaubten, einem unbekannten gegenüberzustehen und er sich als jemand den wir bereits lange kannten entpuppte. Nun sind wir hier. Menschen sind gestorben und ein langer Weg liegt hinter uns. Wenn Sandra nur hier wäre. Doch sie wird nie erfahren, dass ihr Geliebter augenscheinlich noch lebt. Allerdings ist er alt, uralt. Der Ken der Spiegelwelt ist tot, Darken ist vernichtet. Wer also ist er. Und warum weiß er, wer Jason und ich sind. Ewige Krieger. Wir wissen ja nicht einmal selbst, was dies genau bedeutet. Oft fühle ich mich wie eine Marionette, an der jeder nach Belieben zieht. Merlin, die hohen Mächte, Jeannette. Und wie oft könnten wir den Tod unschuldiger verhindern, wenn die Mächtigen uns Antworten geben würden. Aber so wird es wohl immer sein. Jede Macht zieht an ihren Fäden. Und so entsteht das große Spiel, der Kampf zwischen Gut und Böse. Ein Spiel des Lebens. * Fast andächtig lauschte John Green der Erzählung von Alicia, die dem jungen Vampir die Zusammenhänge dieser Welt erklärte. Es war verblüffend, das Konstrukt aus dem Munde eines Wesens zu hören, das auf dieser Welt gelebt hatte. Ein böses Lächeln huschte über das Gesicht des Mannes. Beide Vampire waren in ihre Gespräch vertieft. Keiner von ihnen beachtete die Umgebung. Er konnte auf keinen Fall zulassen, dass sie das zweite Tor erreichten. Sie waren zum jetzigen Zeitpunkt ebenso seine Feinde wie die Lightfighter. Und er musste sich beeilen. Soeben endete die Vampirin mit ihrer Erzählung und beide wollten aufbrechen, als ihre Sinne aktiv wurden. Beide erkannten die Gefahr jedoch erst, als es bereits zu spät war. Durch einen profanen Zauber lähmte John Green ihre Flugkräfte und ließ sie im Boden versinken, der sich in zähen Treibsand verwandelt hatte. „Nun denn, ich wünsche euch frohes Sterben. Ihr wisst ja, was euch nun erwartet“, sprach er zu den beiden Vampiren und ging lächelnd weiter. „Du Bastard! Ich werde dich vernichten!“, rief Alicia ihm hinterher. „Du weißt ja nicht mit wem du sprichst“, sprach er leise zu sich selbst und als Antwort auf Alicias Drohung. Während er sich vom Schauplatz des Todes entfernte, sanken die beiden Vampire dem Ende ihrer Existenz entgegen. * Alicia, Königin der Nacht Ich hasse diesen verdammten Kerl. Ich hätte es wissen müssen, wirklich wissen müssen. Wie oft war ich im dunklen Archiv, wie oft habe ich seine Beschreibung studiert. Er und Luzifer 8
sind sich so nah. Wenn er siegt, bedeutet das das Ende von so vielem. Das Ende meines Volkes. Und nun bin ich hier gefangen, gefangen in Treibsand. Es ist nicht zu fassen. Habe ich eine zweite Chance erhalten, nur um hier gefangen zu werden. Ich hatte so große Pläne. Wenn John Green aufgehalten gewesen wäre, wollte ich die Macht im Vampirreich an mich reißen, die Familie wieder auferstehen lassen, wie die alten Schriften es von der damaligen Zeit berichten. Die Lightfighter auslöschen. Große Pläne, die nun wohl alle zunichte gemacht werden. Der Sand greift bereits nach meinem Kinn. Bei Andi ist er bereits in den Mund eingedrungen. Zwar kann ich nicht sterben, dazu ist auch kein John Green mehr in der Lage, doch aus eigener Kraft kann ich mich auch nicht mehr befreien. Ich bin ja wirklich eine Optimisten, aber wenn kein Wunder geschieht werde ich diesen Standpunkt noch einmal gründlich überdenken. * „Nun schaut nicht so verdattert, ja, ich bin es. Obgleich wir uns nie gegenübergestanden haben, weiß ich alles von euch. Alles, was der Vampir wusste, da wir beide verbunden waren“, erklärte Ken. Er bedeutete den Lightfightern sich zu setzen. „Um genauer zu verstehen, müsst ihr erst die Zusammenhänge begreifen. Ich werde sie euch erklären. Wenn in eurer Welt ein Mensch zum Vampir gemacht wird, bedeutet dies keinesfalls, dass seine menschliche Seite stirbt. Nein, diese wird hierher transportiert. Hier kann der menschliche Teil überleben. Wenn auch in erbärmlichen Verhältnissen. Wenn nun der Vampir getötet wird, kommt er ebenfalls hierher. Und dann beginnt der Kampf. Wenn der Vampir in die Nähe des Menschen gerät, verfällt er in einen Blutrausch und tötet diesen auch hier. Der Mensch stirbt und der Vampir wird vom zweiten Tor eingesaugt. So stärkt er mit seiner Energie das Böse. Wenn allerdings der menschliche Teil hier stirbt, während der Vampir noch in eurer Welt lebt, wird der Vampir unbesiegbar. Er ist dann nicht mehr zu töten. So tat es Alicia. Als das Tor zu eurer Welt sich öffnete, sorgte sie dafür, dass einige Vampire zurückblieben und ihren menschlichen Teil töteten. Sie kann nun nicht mehr ihre Existenz verlieren, nicht mehr in das Tor eingehen. Sie wird euer ewiger Feind bleiben“, erklärte Ken. „Na wunderbar. Als ob es nicht schon genug gute Neuigkeiten geben würde. Und was ist mir dir?“, wollte Michael wissen. „Auch mein Leben endet nun. Da Darken seine Menschlichkeit besaß, als er starb, nämlich das Bewusstsein meines Gegenparts aus der Spiegelwelt, starben beide Seiten. Da ich aber ein Mensch bin werde ich nicht wie ein Vampir unbesiegbar, ich verliere meine Jugend und werde in wenigen Stunden aufhören zu existieren“, erklärte Ken. „Wird ja immer besser. Und nun, was tun wir jetzt?“, wollte Michael wissen. „Ihr geht zum zweiten Tor. Rian wird euch führen. Er kennt einen sehr schnell Weg. Ihr müsst die Kugel zerstören, damit das Tor versiegelt bleibt. Und ihr müsst verstehen, dass ihr siege müsst. Hinter diesem Tor verbirgt sich das Urböse, die Allmacht des Bösen. Seit Urzeiten ist sie dort gefangen und wartet nur darauf hervorzubrechen. Dies würde den ewigen Krieg beenden, denn John Green hätte gewonnen. Luzifer wäre frei“, erklärte Ken weiter. „Luzifer“, hauchte Anna. „Ja, die Allmacht des Bösen. Geht nun“, sprach Ken. „Warum hast Rian uns ewige Krieger genant, woher wusste er davon?“, wollte Michael noch wissen. „Michael Hartmann, du hast erst ein Bruchteil deines wahren Erbes erkannt. Dies hier ist nur ein Kampfplatz des ewigen Krieges. So viel hängt zusammen. Doch ich fürchte, schon bald werdet ihr beiden in den wahren Kampf gezogen und erfährt was der ewige Krieg ist. Doch
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ich fürchte, es wird euch nicht gefallen. Einer von euch beiden wird sterben, um dem anderen das Überleben zu ermöglichen“, erwiderte Ken. Entsetzt über das Gehörte, drang Michael mit weiteren Fragen auf Ken ein, doch der alte Mann hatte sich zu Boden gelegt und die Augen geschlossen. Sein Atem ging flacher und nur wenige Minuten später viel er in den ewigen Schlaf, aus dem es kein Erwachen gibt. Gemeinsam verließen die Lightfighter die Hütte, um sich auf den Weg zu machen. * Dorian Schwerthoff, der Suchende Ich kann die Bleichheit auf den Gesichtern von Michael und Jason erkennen, während Rian uns aus dem Dorf führt. Immer haben wir gerätselt, wie man Merlins Regelbruch lösen kann. Nun sieht es wohl so aus, als gäbe es nur eine. Ein erschreckender Gedanke. Keiner von uns wird jedoch zulassen, dass irgendjemand sich opfert oder stirbt. Wir haben schon zu viele Freunde verloren. Wobei es fraglich ist, ob wir überhaupt noch eine Chance haben zu überleben. Immerhin ist unser Gegenspieler dieses Mal kein Allmachtsverbund oder die Spiegelwelt, nein, es ist gleich Luzifer persönlich. Und wenn Shadow mit seiner Theorie richtig lag, ist John Green ein Teil von Luzifer, so wie Merlin es damals war. Was mich jedoch viel mehr beschäftigt, ist die Frage, ob es auch von Andi einen menschlichen Teil gibt. Wenn dieser den Vampir besiegt, bedeutet das, er kann wieder zurück in unsere Welt und als Mensch leben, obgleich er das Grauen, das sein vampirischer Teil angerichtet hat, sicher miterlebt hat. Da sich beide hier befinden, wird er auch nicht altern, wie Ken es tat. Wie auch immer, das primäre Ziel heißt wohl einmal mehr die Welt retten. * Ein kräftiger Ruck ließ Alicia aufkeuchen. Tief sog sie die Luft in ihre Lungen und rieb sich den Sand aus den Augen. Andi und sie waren von Vampiren umringt. Es waren jene Gefolgsleute, die Alicia zurückgelassen hatte, um ihren menschlichen Part auszulöschen und so Unbesiegbarkeit zu erlangen. Etwas, das vortrefflich geklappt hatte. Selbst wenn man ihr einen Pfahl ins Herz stieß oder sie in Treibsand versinken ließ, würde sie ihre Existenz nicht mehr verlieren. Sie hoffte, dass es noch eine Möglichkeit geben würde, auch Andis Widerpart auszulöschen, natürlich erst, wenn er von hier fort war. Andernfalls würde er in das Tor gesaugt werden. „Ich danke euch“, sprach Alicia zu den übrigen Vampiren. Andis fragenden Blick ignorierte sie. Dieses Mal würde er auf Antworten warten müssen. „Selbstverständlich. Es war uns eine Ehre. Wir beschützen euch Herrin“, erwiderte ihr Gegenüber. Innerlich schnaupte Alicia verächtlich. Wie konnten Vampire nur so dienerhaft sein. Es war widerlich. „Ich danke euch, doch diesen Weg müssen wir alleine beschreiten“, erwiderte sie knapp. Kurz gab sie den Vampiren noch Instruktionen, dann verfolgten die beiden Vampire John Green aufs Neue. Keiner von beiden bemerkte den Schatten der ihnen folgte. * Ein Gefühl der Freude durchfloss John Green, als er auf das Felsenplateau trat. Zwei große, steinerne Bögen schossen in den Himmel empor und vereinigten sich weit über ihm. Das zweite Tor.
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Zwischen beiden Säulen schwebte eine schwarze Kugel. Eine Kugel die sich beständig auflud. Nur noch der letzte Kompensator fehlte. Das Blut des Sohnes, das Blut des Bösen, das Blut des ewigen Kriegers. Langsam zog Green ein Messer hervor, das er die ganze Zeit mit sich geführt hatte. Seine Blicke wanderten über die in Stein gemeißelten Szenarien auf den Torbögen. Szenen des ewigen Krieg. Szenen von Sieg und Niederlagen in Schlachten, nicht jedoch im Krieg. Diesen Sieg würde er nun einleiten. Langsam zog er das Messer über seien Handfläche. Blut benetzte die Klinge. Schwarzes Blut, das über den Griff und die mit Gravuren bedeckte Klinge lief. Blut das er nun auf die Schattenkugel tropfte. Blut, welches das Ende einleitete. * Jason Parker, Erbe des Lichts Ein Schmerz wie glühende Lava erfüllt mich. Während die Anderen sich verblüfft nach mir umdrehen, bemerkte ich, dass es Michael nicht anders ergeht. Wir spüren beide, dass es zu spät ist. John Green ist dabei das Tor zu öffnen. Wir sollen wir das Unvermeidliche jetzt noch stoppen. Übelkeit schießt in mir empor. Ich habe Angst. Zwar habe ich keine Erinnerungen mehr an den ewigen Krieg, weiß nicht mehr, was er ist, wie lange er existiert und welche Rolle ich und Michael darin spielen. Repräsentieren wir nur die Seiten? Nein, das glaube ich nicht. Es ist mehr. Eine seltsame Verbundenheit. Doch was auch immer es ist, es verliert nun an Bedeutung. Wir gehen weiter, meine Schmerzen lassen langsam nach. Doch auch wenn wir uns dem Tor nur schnell nähern, weiß ich doch, dass es zu spät ist. Wir werden kämpfen, aber haben wir nicht schon verloren? * „Nein!“, rief Alicia entsetzt aus und sprang mit Andi auf das Felsplateau. Lächelnd wandte sich John Green um. Hinter ihm schwebte die Schattenkugel auf Kopfhöhe zwischen den Torbögen, umzüngelt von schwarzen Energiekaskaden. „Nun, ich fürchte ihr kommt zu spät“, erklärte John Green überheblich. Fassungslos betrachtete Alicia die Schattenkugel. Sie selbst würde leben, aber ihr Volk war nun zum Untergang geweiht. Das Böse würde all ihre Energien in sich aufnehmen, um daraus Kraft zu schöpfen. Niemand außer ihr würde weiter existieren. Wut wallte in der Vampirin auf. Wut auf den Mann, das Wesen, das all dies ausgelöst hatte. Mit einem Schrei sprang sie nach vorne und warf sich auf John Green. Dieser war von dieser Attacke völlig überrascht und taumelte zur Seite. Auch Andi wollte sich in den Kampf einmischen. Er hegte nicht die Hoffnung, einen Sieg davonzutragen, doch immerhin konnte er so Alicia helfen. Ein Schlag gegen seinen Nacken ließ ihn jedoch zu Boden fallen. Wütend sprang er auf und warf sich herum. Und blickte…in sein Gesicht. Im Gegenüber stand sein menschliches Pendant. „Nur einer von uns beiden wird diesen Kampfplatz verlassen“, erklärte sein Gegenüber. Andi nahm dies jedoch kaum noch war. Gier kam in ihm auf. Gier nach Blut, nach dem Fleisch seines Gegenübers. Roter Nebel wallte vor seinem inneren Auge auf und warf sich gierig nach vorne. * Anna Schneider, die weiße Hexe Noch immer ist mir ganz Flau im Magen. Ich habe gesehen, wie Jason und Michael getaumelt sind und unter den Ereignissen, die John Green in Gang gesetzt hat leiden mussten. Auch ich 11
habe die Veränderung im magischen Gefüge gespürt. Es ist furchtbar. Alles ist dabei, sich zu ändern. Was soll noch alles passieren. Ein ums andere Mal retten wir die Welt, das Universum, die Dimension. Es ist doch nur eine Frage der Zeit, bis unser Gegner einmal zu mächtig ist. Versagen bedeutet das Ende. Wie viel ist in letzter Zeit mit mir passiert. Torsten Thielmann hat mich geschwängert, ich habe erfahren, dass ich eine Hexe bin, er hat das Kind als neuen Körper missbraucht, die Wikka haben mich zur dunklen Seite gezogen, Patrick hat mich übernommen und durch meine Macht wurde die erste Hälfte der Schattenkugel gefunden. Und nun sind meine Mutter und mein Bruder tot und mein Erbe gibt mir die Verantwortung und die Macht Gutes zu tun. Doch wie lange kann ich noch kämpfen? Jede Kraft ist irgendwann erschöpft. * Verblüfft und entsetzt starrten die Lightfighter auf die Szenerie, die sich ihnen bot. Während die Schattenkugel weiter, von schwarzen Energieentladungen umtanzt, in der Luft schwebte, führten Alicia und John einen erbitterten Kampf. Aufatmend erkannte Michael, dass dies auch mit Andi und seinem menschlichen Widerpart geschah. Er betete, dass der Mensch gewann. Sein Schicksal würde sich somit entscheiden und er hoffte darauf, den Freund wieder auf der Seite des Lichts und unter den Lebenden zu sehen. Gemeinsam rannten sie nun ebenfalls auf das Plateau. John Green schleuderte in diesem Moment Alicia weit von sich. Diese prallte gegen einen der Bäume des angrenzenden Waldes und sank benommen zu Boden, während ihr Gegner sich nun ihnen zuwandte. „Er hat es geöffnet…“, schoss Michael der Gedanke durch den Kopf. „…dann muss einer von uns beiden es schließen“, beendete Jason den Satz. „Aber wer. Wir sind beide ewige Krieger. Einer von uns beiden kann mit seinem Blut das Ereignis stoppen“, sprach Michael. „Beeilt euch!“, rief Anna während sie ihre Hände hob um einen Zauber zu weben. Beide rannten auf die Schattenkugel zu während Anna einen Blitz auf John Green schleuderte. Kurz taumelte dieser zur Seite, wobei ein seltsam verziertes Messer zu Boden fiel. Wütend schleuderte dieser nun ebenfalls einen Blitz auf Anna, der ihren Schutzzauber durchdrang und sie zu Boden schleuderte. Dorian hatte mittlerweile seinen Blaster gezogen, auf eine stärkere Energie umgeschaltet und feuerte diesen nun ab. Doch John Green schien in dieser Welt enorme Macht zu besitzen. Die Energie wurde abgelenkt und auf Jason zurückgeschleudert. In letzter Sekunde warf dieser sich zu Boden und wurde so von der tödlichen Energie lediglich gestreift. Ein dichter Streifen einer Verbrennung lief über seinen Oberkörper und ließ ihn zitternd am Boden kauern. Der Schock traf ihn mit enormer Wucht. Während John Green sich umwandte, erblickte er aus den Augenwinkeln die noch immer kämpfenden Teile Andis. Vampir gegen Mensch. Beide behaupteten sich und kämpften, was jedoch nun unwichtig war. Als er den Blick zur Schattenkugel wandte, sah er, dass Michaels Blut auf diese herabtropfte und das Messer sich in Jasons Hand befand. Das Blut berührte die Schattenkugel, doch es geschah nichts. Blitzschnell rannte er auf die beiden Gegner zu, schlug Jason das Messer aus der Hand und packte diesen am Hals. Michael begriff, dass Jason der Schlüssel war, nicht er. Sofort versuchte er den Griff von John Green zu sprengen, was eine weitere Katastrophe auslöste. Zwei Kämpfer des Guten, ein Kämpfer des Bösen. Ein Ungleichgewicht, das nun ausgeglichen wurde. Energiekaskaden umspielte alle drei Menschen. Energie, die den Lightfightern Kräfte nahm, Energie raubte, und ihrem Gegner zuspielte. „Begreift es endlich, das ist das Ende!“, rief John Green. 12
Langsam schloss Michael die Augen. Es war vorbei. Er spürte kaum noch Kraft in seinem Körper. Er wurde zunehmend schwächer, ebenso wie Jason. Ein Ruck ging durch das Plateau und ließ alle drei taumeln. Ein Keuchen entrang sich John Greens Leib, als ein harter Schlag ihn traf und an den hinteren Rand des Plateaus taumeln ließ. Wie ein Racheengel stand Andi vor den beiden Lightfightern. Blitzschnell hob er das Messer auf und zog es, fast sanft, über Jasons Hand. Während John Green entsetzt die Augen aufriss, schleuderte er es inmitten der Schattenkugel. * Andi Neumann, ein neuer Mensch Ein tiefes Gefühl der Freiheit durchströmt mich. Es ist vorbei. Der Vampir Andi ist tot. Ich lebe wieder, kann zurückkehren in die wirkliche Welt. Meine Welt. Ich sehe sie vor mir, meine Freunde und Kampfgefährten. Doch was sehen sie? Noch immer das Monster? Ich habe erlebt, was er getan hat, erinnere mich daran, als wären es meine Handlungen gewesen. Ich werde mit den Schreien der Toten und den Gesichtern, die durch mich gestorben sind, leben müssen. Ich fühle mich glücklich und elend, frei und gefangen. Ein langer Weg liegt hinter, aber ein mindestens ebenso langer Weg vor mir. Ein Neuanfang. Ich werde Alicias Existenz beenden, für das, was sie mir angetan hat. Und sollte sie tausend Mal unbesiegbar sein, ich werde einen Weg finden. * Während Andi Jason stützte, half Michael Dorian auf. Beide waren verletzt und mitgenommen und auch Anna hatte einiges von John Greens Magie abbekommen. „Wo ist Alicia?“, wollte Andi wissen. „Die dürfte mittlerweile längst wieder am ersten Tor angelangt sein. Als sich John Green um uns gekümmert hat, ist sie kurz darauf abgehauen“, erwiderte Anna. Mehr und mehr Beben erschütterten das Plateau. „Wir müssen hier weg“, sprach Michael. „Was du nicht sagst. Also schön, alle in einen Kreis um mich herum“, befahl Anna. Gemeinsam bildeten sie einen Kreis und berührten Anna mit ihren Händen. „Schön, dich wieder bei uns zu haben“, sprach Anna und blickte Andi an der seltsam bedrückt auf den Boden starrte. Langsam ließ sie ihre magischen Energien wirken und löste einen Teleport aus. Reine, weiße Magie, brachte die Lightfighter zum ersten Tor dieser Welt, das sich langsam zu schließen begann. Nur wenige Minuten nach Alicia passierten auch sie das Tor und wurden von Anna auf der anderen Seite sicher zu Boden transportiert. Ein Boden, der von Staub und Asche bedeckt war. Der Kampf war vorbei. Die Spezialeinheit des SE hatte die Burg in Transsylvanien gesäubert und alle Vampire vernichtet. Vampire die nun nicht mehr zurückkehrten. Vampire die gefangen waren auf der anderen Seite und keine Gefahr mehr darstellten. Lediglich Alicia war geblieben, doch sie wog alle anderen auf. Der Teufel in Vampirgestalt war zurückgekehrt. Gemeinsam gingen die Lightfighter der Spezialeinheit entgegen, um das Schlachtfeld hinter sich zu lassen. Jason, in Gedanken an sich und sein Schicksal. Michael, ständig über die Opfer sinnend, die der Kampf gekostet hatte. Dorian, der überlegte, wo seine Eltern wohl in diesem Moment waren. Anna, die froh war, dass Andi zurück war und wieder auf ihrer Seite stand. Und Andi, dessen Gedanken um die Schuld kreiste, die er auf sich geladen hatte, all die Opfer die er verursacht hatte. Gemeinsam gingen sie dem Sprungtor entgegen, das sie nach Rom zurückbringen sollte. Hinter ihnen schloss sich das Tor endgültig. Wenige Sekunden vorher schoss jedoch ein 13
kleiner Lichtblitz daraus hervor. Auch John Green hatte die Passage zurück geschafft. Der Kampf ging weiter. Epilog Schwarze Energiekaskaden umzüngelten die Schattenkugel, bildeten kleine Risse auf der Oberfläche. In einem lauten Knall zerbarst der Schlüssel zum zweiten Tor, zum Reich des allmächtigen Bösen. Doch der Schlüssel zerbarste zu spät. Die Energie war vorhanden, nur für wenige Sekunden, doch sie war vorhanden. Langsam floss ein Wabern über das zweite Tor, Blasen bildeten sich und es wurde durchlässig. In einem letzten Blitz fiel die Barriere und das jahrmillionenalte Böse durchbrach die Mauern seines Gefängnisses. In Sekundenschnelle breitete es sich aus, zerstörte die Welt der Vampire und nahm deren Geister in sich auf. Energie die ein weiteres Zuwachs an Macht bedeuteten. Kein neuer Vampir würde nun mehr entstehen, denn in jenem Moment würde das Böse den menschlichen Teil und darüber auch die Energie des bösen Teils in sich aufnehmen. Das Böse war erschöpft, hatte Kraft verwendet, um sich zu befreien. Doch dieser Schritt war nun getan und nur noch eine letzte, kleine Barriere, hielt ihn davon ab, das Ende einzuläuten. Das Ende des ewigen Krieges. Oder, wie Nostradamus es einst prophezeite, das Ende des Weges. Es würde Kraft schöpfen, lange Kraft schöpfen. Doch wenn dies vollendet war, wenn sein Plan vollendet war, würde er zurückkehren. Und mit ihm würde die Apokalypse kommen. Die Apokalypse und…das Ende des Weges. Ende des Vierteilers Endes des 3. Zyklus – „Luzifers Plan“
Vorschau auf Zyklus 3 – „Ewiger Krieg“: Wie bei allen Zyklen zuvor, wird der Hauptzyklus auch mehrere Sub-Zyklen enthalten. So wird sich zeigen, wie Alicias Versuche aussehen, eine Familie des Bösen zu gründen. Die Geheimnisse um den ewigen Krieg, Jason und Michaels wahren Eltern werden gelöst werden. Ebenso erhaschen wir einen weiteren Zipfel des Geheimnisses um die Präsenz auf der Traumebene und Sandras Zukunft wird beleuchtet. Die Geschehnisse werden natürlich nicht ohne Opfer von Statten gehen und der Leser wird bei mancher Entwicklung, die auch den Lieblingscharakter treffen kann, die Zähne zusammenbeißen müssen.
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