Wolfgang Hohlbein - STARGATE SG- l
Kreuzwege der Zeit
Burgschmiet Verlag ISBN 3-933731-25-9 -1. Auflage 2000 Coverges...
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Wolfgang Hohlbein - STARGATE SG- l
Kreuzwege der Zeit
Burgschmiet Verlag ISBN 3-933731-25-9 -1. Auflage 2000 Covergestaltung: Susanne Gebe Lektorat: Dieter Winkler Satz: Reiner Swientek Fotosatz © 2000 Burgschmiet Verlag GmbH, Burgschmietstr. 2-4,90419 Nürnberg
Coverrückseite Teal'c tötet bei einem Kampf einsatz Sha'uri, die von einem Goa'uld beherrschte Ehefrau Daniel Jacksons. Verzweifelt verlässt Daniel das SG-1-Team. Aber ist Sha'uri wirklich tot? Immer wieder erscheint sie in seinen Visionen und drängt ihn, das Kind zu suchen, dass sie einst mit Apophis bekommen hat. Ein Kind, das nicht nur für die Zukunft der Erde, sondern der gesamten Galaxis von entscheidender Bedeutung sein könnte. Die Suche nach dem Jungen führt die Mitglieder von SG-1 bis ins Herz des Reiches von Sokar, dem mächtigsten aller Goa'uld, der selbst in den uralten Mythen und Legenden der Erde bekannt ist - unter dem Namen Satan...
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DIE SCHLACHT 1 »O Mann, das ist...« Daniel Jackson brach ab und holte tief Luft, während unmittelbar vor ihm der Energiestrudel, der die Aktivierung des Sternen-Tors stets begleitete, wie eine Fontäne aus dem mit Symbolen bedeckten Ring hervorbrach und sich gleich darauf zum schimmernden Energiespiegel festigte. Mit der rechten Hand zog er ein Papiertaschentuch aus der Jackentasche seiner Uniform und schaffte es gerade noch rechtzeitig, es sich vor die Nase zu halten, ehe er herzhaft nieste. »Gesundheit«, wünschte Sam Carter. Daniel nickte. »Danke. Das war allerdings nicht ganz das, was ich sagen wollte. Eher das Gegenteil.« Er hatte geglaubt, seine frühere Reiseallergie mittlerweile weitgehend in den Griff bekommen zu haben. Nach rund hundert Expeditionen durch das Sternen-Tor verspürte er sie nur noch ganz selten, doch heute machte sie ihm wieder zu schaffen. Aber was vor ihnen lag, war auch alles andere als eine normale Expedition... Er blickte sich um. Die Transportkammer war eine große Halle, dennoch herrschte im Moment ein heilloses Gedränge. Außer den Mitgliedern von SG-1 hatte sich hier eine schwer bewaffnete Hundertschaft Navy Seals versammelt, außerdem standen zwei auf Lafetten montierte Maschinengewehre am Fuß der zum Sternen-Tor hochführenden Rampe bereit. »Also los, Leute!«, befahl Colonel O'Neill. »Vorrücken!« Daniel war froh, dass Jack den Einsatz leiten würde. Als er von der Beteiligung der Seals erfahren hatte, hatte er schon befürchtet, dass womöglich Captain Jenkins das Kommando übernehmen würde - so wie damals bei der versuchten Bergung des Attok'k-Schiffes, die in einer Katastrophe geendet hatte. In kleinen Gruppen rückten sie auf das Sternen-Tor vor, wobei SG-1 den Anfang machte. Zusammen mit Jack, Sam und Teal'c, die genau wie er ihre Waffen schussbereit hielten, trat Daniel durch das
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Energiefeld. Er wurde von dem gleichen entsetzlich reißenden Saugen empfangen, das ihn schon bei Dutzenden von Übertritten durch das Sternen-Tor erwartet hatte und das ihn doch immer wieder aufs Neue verstörte: Bis jedes Gefühl und jeder Gedanke bis zur Unkenntlichkeit zertrümmert und nichts mehr weiter da war als der Sturz in eine unfassbare, verschlingende Tiefe, die so abgrundtief erschien wie das Universum selbst. Sein Verstand war nicht in der Lage zu erfassen, was in dieser winzigen Zeitspanne um ihn herum geschah, in der er förmlich in sein Ziel eingesogen wurde - und in der sich vollkommen widersprüchlich das vollständige Nichts und die Unendlichkeit miteinander vereinten. Das Gefühl eisiger Kälte, das den Transport stets begleitete, verflog fast sofort, als sie am Zielort aus dem Sternen-Tor traten, doch noch bevor Daniel dazu kam, sich erneut umzusehen, verspürte er erneut ein Kribbeln in der Nase und musste gleich darauf heftig niesen. Seine Allergie war nicht nur lästig, sondern stellte auch eine nicht unerhebliche Gefahr für ihn dar, wie ihm jetzt zum ersten Mal richtig bewusst wurde. Während Jack, Sam und Teal'c sich sofort duckten und ihre Schnellfeuerwaffen in Anschlag brachten, um gegen jede Form eines eventuellen Angriffs gewappnet zu sein, blieb er hoch aufgerichtet stehen und bildete ein kaum zu verfehlendes Ziel. Für Sekunden, in denen er durch das ekelhafte Kribbeln in seiner Nase abgelenkt wurde, war er völlig wehrlos und unfähig, auf eine Gefahr zu reagieren. Wobei er diesmal eindeutig Glück hatte. Es gab keine erkennbare Form einer Bedrohung und während er sein Taschentuch wegsteckte, richteten sich auch die anderen wieder auf - aber das hätte auch anders ausgehen können, denn das Schicksal der Drohne hatte sie das Schlimmste befürchten lassen. Der mit einer Minikamera ausgerüstete Miniroboter, den General Hammond vor nicht einmal einer halben Stunde durch das Sternen-Tor geschickt hatte, war abgeschossen worden, kaum dass er das Energiefeld passiert hatte. Seine Überreste lagen fast direkt vor Daniels Füßen. Hinter ihm quoll eine Gruppe Seals nach der anderen aus dem Sternen-Tor. Ohne dass es weiterer Befehle bedurfte, schwärmten sie aus und nahmen wie bei einer Gefechtsübung ihre Kampfpositionen ein.
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O'Neill wartete, bis auch der Letzte von ihnen durch das Sternen-Tor gekommen war; erst dann bedeutete er ihnen, aufzustehen. Das Verhalten der Soldaten mutete Daniel ein wenig wie Puppentheater an, zumal sich in alle Richtungen mit Gras und Unkraut bewachsene Hügel erstreckten, ohne dass auch nur die Spur einer Bedrohung zu entdecken gewesen wäre. Die wenigen Waldgebiete, in denen sich ein feindlicher Trupp hätte verbergen können, waren so weit entfernt, dass aus ihnen wohl kaum eine Gefahr drohte. Trotzdem verkniff er sich jeden Kommentar. Es hätte ebenso gut anders sein können und dann wäre er über den Schutz der Seals vermutlich äußerst froh gewesen. Auch wenn jetzt nicht die Spur eines Hinterhalts zu entdecken war, konnte er nicht verhindern, dass ihn eine wachsende Erregung ergriff. Schuld daran waren die unübersehbaren Spuren eines erbitterten Kampfes, der erst vor kurzem hier stattgefunden haben musste. In einem Radius von nicht einmal zehn Metern vor dem Sternen-Tor lagen drei tote Jaffa und zahlreiche kleine Explosionskrater kündeten von einem heftigen Beschuss mit Strahlenlanzen. Verblüfft starrte Daniel auf die Toten. Sie bildeten einen Anblick, den er nicht erwartet hatte. Falls sich die Jaffa nicht gegenseitig umgebracht hatten, hatten sie gegen einen Gegner gekämpft, der entweder keinerlei Verluste zu beklagen oder seine Toten innerhalb kürzester Zeit fortgeschafft hatte. Was auch immer hier passiert war: Es musste sich innerhalb der letzten halben Stunde ereignet haben, denn das war die Zeitspanne, während der General Hammond von der Erde aus versucht hatte, das Sternen-Tor hier auf P8X-817 anwählen zu lassen. Genau zweiunddreißig Minuten lang war das Sternen-Tor nach dem Verlust der Drohne und dem nächsten erfolgreichen Versuch, es anzuwählen, durch eine Verbindung mit einer anderen Welt blockiert gewesen. Daniel konnte nur hoffen, dass die Jaffa, deretwegen sie hergekommen waren, den Planeten nicht während dieser Zeit bereits wieder mit ihren Gefangenen verlassen hatten. Denn dann gäbe es kaum noch eine Möglichkeit, herauszufinden, wo sie sich befanden. »Kannst du dir einen Reim darauf machen?«, riss ihn Carters Stimme
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aus seinen Gedanken. »Es hat einen Kampf gegeben«, entgegnete Daniel ohne Nachzudenken. »Und ich glaube nicht, dass die Abydianer sich so erfolgreich zur Wehr gesetzt haben.« Ein Notruf von Abydos hatte sie hergeführt, der ersten Welt, die sie durch das Sternen-Tor jemals erreicht hatten. Bei jener ersten Mission hatte sich Daniel in Sha'uri - eine junge Frau aus dem auf Abydos beheimateten Wüstenvolk - verliebt und war dort zurückgeblieben. Fast ein Jahr lang hatte er unter den Abydianern gelebt, ehe Apophis, einer der mächtigen Systemlords der Goa'uld, nach Abydos zurückgekehrt war, und eine Gruppe der Ureinwohner entführt hatte, um aus ihnen Wirte für seine Gefährtin Amonette und andere ihm untergebene Goa'uld auszuwählen. Amonettes Wahl war damals auf Sha'uri gefallen, in deren Körper sie seither lebte. Apophis war mittlerweile tot, aber Sha'uri alias Amonette lebte immer noch irgendwo, ohne dass es Daniel gelungen war, einen Hinweis auf ihren Aufenthaltsort zu finden. Nun aber hatte die Abydianer ein ähnliches Schicksal wie damals ereilt. Eine Gruppe schwer bewaffneter Jaffa war aus dem Sternen-Tor gekommen und hatte ihre Stadt überfallen, hatte fast drei Dutzend Gefangene genommen und sie nach P8X-817 gebracht. Unter den Gefangenen befand sich auch Kasuf, der Anführer des Wüstenvolkes und Sha'uris Vater. Das war einer der Gründe gewesen, weshalb gerade Daniel alles daran gesetzt hatte, General Hammond zu dieser Rettungsmission zu überreden, die nur deshalb überhaupt möglich war, weil einer der Abydianer sich die Symbole der Welt eingeprägt hatte, auf die die Jaffa sich bei ihrem Rückzug durch das Sternen-Tor begeben hatten. »Kaum«, bestätigte Sam. »Aber irgendjemand hat die Jaffa hier offensichtlich nicht gerade herzlich willkommen geheißen - oder ist ihnen durch das Sternen-Tor gefolgt.« Daniel stutzte. An diese Möglichkeit hatte er noch gar nicht gedacht. Er war bislang nur davon ausgegangen, dass der Feind, gegen den die Jaffa gekämpft hatten, von diesem Planeten stammte. »Und wer sollte das gewesen sein?«, fragte er, doch Sam zuckte nur
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die Achseln. Teal'c untersuchte einen der Toten flüchtig. »Ein Krieger von Apophis«, teilte er mit. Die Nachricht ließ Daniels Herz schneller schlagen. Nach Apophis Tod waren die anderen Systemlords über seinen Herrschaftsbereich hergefallen und hatten ihn sich einverleibt. Die wenigen Krieger, die ihm bis zuletzt treu ergeben geblieben waren, hatten sich Amonette angeschlossen. Wenn es sich hier um ihre Krieger handelte, dann hatte höchstwahrscheinlich sie die Entführung der Abydianer angeordnet. Möglicherweise befand sie sich sogar selbst hier. 2 Von den Soldaten nach allen Seiten abgeschirmt drangen sie weiter vor, wobei die Kampfspuren und die Toten, die in wenigen Dutzend Metern Abstand voneinander entfernt lagen, ihnen den Weg wiesen. Daniel warf einen Blick zu O'Neill, der ein Stück vor ihm ging. Obwohl er sich bemühte, sich nichts anmerken zu lassen, war an seiner verkrampften Haltung und seinen ruckartigen Bewegungen zu erkennen, dass auch er äußerst nervös wegen des unerwarteten Bildes war, das sich ihnen bot. Sie marschierten ungefähr eine halbe Meile weiter, als O'Neill vor der Kuppe eines Hügels plötzlich stehen blieb, sich duckte und auch ihnen mit einer Handbewegung bedeutete, zurückzubleiben. Dicht an den Boden gepresst kroch er bis zur Hügelkuppe. Daniel hastete zu ihm, wobei er das letzte Stück ebenfalls kriechend zurücklegte, dann war er neben Jack angekommen und starrte neben ihm hinunter ins Tal, das sich vor ihnen erstreckte. Ein primitives Lager war dort errichtet worden. Es bestand lediglich aus einigen Zelten und einem aus Latten errichteten Holzverschlag, in den die gefangenen Abydianer eingesperrt waren. Nur wenige Jaffa hielten sich in dem Lager auf. Auch hier waren die Spuren eines Kampfes unübersehbar. Kleine Explosionskrater, wo das Gras schwarz verbrannt war, klafften im Boden und Daniel zählte mindestens ein Dutzend toter Jaffa. Eines der
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Zelte war niedergebrannt. Der Kampf konnte nicht lange zurückliegen, denn noch immer stiegen dünne Rauchfahnen von den Kratern auf. »Was ist hier bloß passiert?«, murmelte O'Neill. »Keine Ahnung«, gab Daniel zurück. »Aber den Abydianern scheint nichts passiert zu sein. Wir müssen...« Er kam nicht zum Weitersprechen, weil in diesem Moment ein warnender Ruf hinter ihnen ertönte. Als sie ihren Blick von dem Lager abwandten, sahen sie, wie die Hügelkämme um sie herum überraschend zum Leben erwachten. Zahlreiche Jaffa sprangen dort aus ihrer Deckung hervor und eröffneten sofort das Feuer aus ihren Strahlenlanzen. Orangefarbene Lichtblitze rasten auf die Soldaten zu und Explosionen rissen ihre Formation auf. Verzweifelte Schreie kündeten davon, dass bereits die erste Salve gesessen hatte. »Verdammt!«, brüllte Daniel. »Ausschwärmen und Feuer erwidern!« Die Soldaten fächerten auseinander, um ein weniger kompaktes Ziel zu bieten, suchten hinter Gestrüpp und Bodenunebenheiten Deckung. Schüsse fielen und gleich darauf mischte sich in das Feuer aus Gewehren und Maschinenpistolen auch das laute Hämmern der beiden fahrbaren Maschinengewehre. Wie eine dunkle Woge ergossen sich die Jaffa die Hügelhänge hinab. Es mussten mehrere hundert sein, eine regelrechte Armee. Dutzende von ihnen wurden getroffen und stürzten zu Boden, doch für jeden Getroffenen schienen zwei neue aufzutauchen. Aber auch die Verteidiger hatten schwere Verluste hinzunehmen. Ein Teil der Jaffa blieb auf den Hügelkämmen zurück und beschoss sie von dort aus gezielt mit ihren tödlichen Strahlenlanzen. Ein Strahlenblitz traf eines der Maschinengewehre und obwohl es mitsamt des Schützen durch eine dicke Stahlplatte geschützt war, ging es in einer grellen Flammenexplosion auf. O'Neill wälzte sich herum, ließ sein automatisches Gewehr fallen und griff stattdessen nach der Panzerfaust eines toten Soldaten. Er legte sie sich auf die Schulter, zielte kurz und drückte den Abzug. Fauchend raste eine Granate auf eine Jaffa-Gruppe zu, die gerade ein größeres Geschütz in Stellung zu bringen versuchte, und schlug zielgenau zwischen ihnen ein. Das Geschütz wurde von der Explosion zerfetzt, die Jaffa zur Seite
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geschleudert. Der Vormarsch der Angreifer kam ins Stocken. Sie begriffen endlich, dass sie bei ihrem blindwütigen Ansturm geradewegs in den Kugelhagel der Soldaten hineinrannten. Immer mehr von ihnen suchten notdürftige Deckung und beschränkten sich darauf, die Soldaten aus der Ferne unter Beschuss zu nehmen. »Daniel!«, hörte der Wissenschaftler O'Neill brüllen, doch war seine Stimme bei dem Kampflärm kaum zu verstehen. Er ließ sein Gewehr sinken und kroch näher an den Colonel heran. »Nimm dir ein paar Männer und kümmere dich um die Abydianer!«, befahl O'Neill. »Es wird allmählich ungemütlich hier.« Daniel nickte. Er gab ein paar Soldaten zu verstehen, dass sie ihm folgen sollten, und hastete zusammen mit ihnen auf das Lager zu. Auch Teal'c schloss sich ihnen an. Nur noch spärliches Abwehrfeuer schlug ihnen entgegen, und es gelang ihnen, während ihres Vorrückens die wenigen dort noch verbliebenen Jaffa auszuschalten, was vor allem das Verdienst Teal'cs und seiner Strahlenlanze war. Ohne eigene Verluste erreichten sie den Verschlag mit den Gefangenen. »Geht zurück!«, befahl Daniel und gab Teal'c ein Zeichen. Der abtrünnige Jaffa gab einen Strahlenblitz auf das Schloss ab, mit dem das Gatter verschlossen war und zerstörte es bereits beim ersten Versuch. Jubelnd kamen die Abydianer ins Freie gestürmt. Kasuf kam auf Daniel zugeeilt und ergriff ihn an den Schultern. »Du bist gekommen, Sohn!«, keuchte der alte, fast kahlköpfige Mann mit dem grauen Vollbart. »Ich wusste, dass du uns nicht im Stich lassen würdest.« »Wer hat das getan?«, fragte Daniel. »Sie war es!«, stieß Kasuf hervor und deutete auf ein besonders prachtvolles Zelt, das etwas abseits von den anderen stand. »Sie hat den Jungen geraubt!« Daniel blickte zu dem Zelt hinüber, auf das Kasuf deutete, und im gleichen Moment schien sich sein Herz zusammenzukrampfen, als er Sha'uri neben dem Eingang stehen sah. Sie trug ein helles Kleid, dazu einen prächtigen Gürtel und goldene Ketten und einen Kopfschmuck in
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Pharaonen-Art - und sah mindestens so schön aus, wie er sie in Erinnerung hatte. Wie lange hatte er schon darauf gewartet, sie endlich wieder zu sehen! Er hatte die halbe Galaxis auf der Suche nach ihr durchkämmt, von einem Planeten zum anderen, ohne eine wirklich heiße Spur von ihr zu finden, und nun befand sie sich nur wenige Dutzend Meter von ihm entfernt. Nur mühsam riss er sich noch einmal von ihrem Anblick los und wandte sich den Soldaten in seiner Begleitung zu. »Bringt die Abydianer in Sicherheit!«, befahl er und bedeutete Kasuf, mit den Soldaten zu gehen. Als er sich wieder umwandte, stand Sha'uri noch immer am Eingang des Zeltes und blickte regungslos zu ihm herüber. Wie in Trance ging Daniel auf sie zu, nahm nichts mehr von der Schlacht wahr, die um ihn herum tobte. Erst als hinter ihr plötzlich eine riesige Gestalt aus dem Zelt trat, erwachte er aus seiner Erstarrung. Noch bevor der Jaffa seine Strahlenlanze auf ihn anlegen konnte, riss Daniel sein Gewehr hoch. Er gab einen kurzen Feuerstoß mit der auf Dauerfeuer gestellten Waffe auf den Jaffa ab. Die ersten Kugeln prallten von dessen Brustpanzer ab und ließen ihn wie unter Stromstößen zucken und zurücktaumeln, doch dann durchschlugen die Kugeln seine Panzerung und er stürzte schwer zu Boden. Im gleichen Moment gab das Gewehr nur noch ein metallisches Klicken von sich, obwohl das Magazin noch längst nicht leer sein konnte. Anscheinend hatte die Waffe eine Ladehemmung. Daniel ließ sie fallen und zog stattdessen seine Pistole. Aber das Auftauchen des Jaffa hatte ihn auch an etwas anderes erinnert, was er zuvor nur zu gerne verdrängt hätte. Die Frau, die nach dem Tod ihres Wächters nun ins Innere des Zeltes zurückwich, war nicht Sha'uri, die Frau, in die er sich verliebt und die er geheiratet hatte. Es war ihr Körper und ihr Bewusstsein schlummerte noch tief verborgen darin, aber beherrscht wurde der Körper von dem Goa'uld in ihr. Amonette, die ehemalige Gefährtin von Apophis, liebte ihn nicht, sondern hasste ihn und würde keinen Moment zögern, ihn zu töten, wenn er ihr die Gelegenheit dazu bot.
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Das durfte er keinen Moment lang vergessen. 3 Als er das Zelt erreichte, atmete Daniel noch einmal tief durch, dann trat er durch den Eingang, die Pistole schussbereit in den Händen. Blitzschnell blickte er sich um, um herauszufinden, ob sich noch weitere Jaffa hier aufhielten, doch das war nicht der Fall. Sha'uri - Amonette, wie er sich in Gedanken selbst korrigierte - hatte sich auf einer Art Diwan niedergelassen und blickte ihm mit einer Mischung aus Überheblichkeit und Spott entgegen. Aber er entdeckte auch Angst, die in ihren Augen flackerte, obwohl sie sich bemühte, diese zu verbergen. Allerdings glaubte Daniel nicht, dass diese Angst ihm galt, trotz der Pistole in seinen Händen, die er nun auf sie richtete. »Keine Bewegung!«, befahl er. »Aber Daniel, nicht doch«, sagte sie mit der verzerrten Stimme des Goa'uld in ihr und musterte ihn abschätzend. »Du würdest doch niemals auf mich schießen. Nicht, solange ich mich in diesem Körper befinde.« »Darauf würde ich mich nicht zu sehr verlassen«, stieß er hervor, obwohl er sich dessen selbst keinesfalls sicher war. Er hoffte, dass sie das Zittern seiner Hände und das Beben in seiner Stimme nicht bemerkte. »Und was Sha'uris Körper betrifft, den du geraubt hast - das lässt sich rückgängig machen. Du wirst jetzt aufstehen und mit mir kommen.« »Und wenn ich mich weigere?« Daniel zögerte einen Moment. »Wo ist der Junge?«, fragte er dann. »Wo hast du ihn hingebracht?« »Er ist...« Sie verstummte. Für einen kurzen Moment glitt Schmerz über ihr Gesicht. Gleich darauf leuchteten ihre Augen auf. »Er ist an einem Ort, wo er für dich und die Systemlords unerreichbar ist.« Langsam stand sie auf und hob dabei ihre linke Hand. Ihre Fingerkuppen steckten in Hüllen aus einem elastischen goldenen Metall, die durch gleichfalls goldene Stäbe miteinander und einem Kristall in der Mitte ihrer Handfläche verbunden waren.
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Daniel kannte Geräte wie dieses. Ein Gedankenwandler, eine der teuflischsten Waffen der Goa'uld. Mit seiner Hilfe konnten sie ihre Gedanken in kinetische Energie umsetzen. Zugleich vermochten sie den Willen eines jeden Widersachers damit zu brechen und ihn sich zu unterwerfen, konnten ihn damit sogar töten. »Versuch es erst gar nicht!«, stieß er hervor. »Ich schieße.« Amonette ließ sich von seiner Drohung nicht abschrecken. Unbeirrt hob sie die Hand weiter und streckte sie in seine Richtung aus. »Lass es!«, brüllte Daniel mit überschnappender Stimme, doch auch jetzt ignorierte sie ihn. Ein goldenes Leuchten brach aus dem Kristall hervor und raste auf seine Stirn zu. Er wollte den Abzug seiner Pistole durchziehen, doch er konnte es nicht. Die Frau vor ihm war Amonette, aber sie war zugleich auch immer noch Sha'uri, die einzige Liebe seines Lebens. Ergib dich! Widerstand ist sinnlos! hämmerte eine Stimme in seinen Gedanken, begleitet von furchtbaren Kopfschmerzen, die seinen Willen lähmten. Trotzdem kämpfte er gegen den fremden Einfluss an. Ein unsichtbares, aber dennoch verbissenes Ringen auf rein geistiger Ebene entspann sich zwischen ihnen. »Sha'uri!«, stöhnte er, während er langsam in die Knie ging. Die Pistole entglitt seinen plötzlich kraftlos gewordenen Händen. »Kämpfe dagegen an. Du kannst sie besiegen, ich weiß es.« »Mein Wirt kann dir nicht helfen«, höhnte Amonette. Wieder leuchteten ihre Augen grell auf. »Sie ist viel zu schwach dazu.« Sie verstärkte ihren psychischen Angriff noch. Der Strahl goldener Energie, der geradewegs auf seine Stirn gerichtet war, wurde intensiver. Ergib dich, vernahm er erneut ihre geistige Stimme. Die Schmerzen, die in ihm tobten, waren entsetzlich und Daniel wusste nicht, woher er die Kraft nahm, sich ihrem Angriff noch immer zu widersetzen. Er hatte das Gefühl, innerlich auszubrennen. Die ganze Welt war in goldenes Licht getaucht. »Sha'... uri«, stöhnte er mühsam. Aus den Augenwinkeln nahm er eine Bewegung wahr. Teal'c schlug die Zeltplane vor dem Eingang zur Seite und trat ins Zelt. Einen Moment lang ließ er seinen Blick unschlüssig zwischen ihm und der
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Goa'uld hin und her wandern. Winzige Blitze umspielten die Spitze seiner Strahlenlanze, als er sie auf Amonette richtete. »Nein!«, wollte Daniel brüllen, aber er war bereits zu schwach dazu. Kein Wort kam über seine Lippen. Ein greller Lichtblitz brach aus der Waffe des Jaffa hervor und bohrte sich in Amonettes Brust, und im gleichen Moment verlor Daniel das Bewusstsein.
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ZWISCHEN LEBEN UND TOD 1 Es war das qualvollste Erwachen, das Daniel Jackson jemals erlebt hatte. Er spürte krampfartige, rasende Schmerzen, die am schlimmsten in seinem Kopf wüteten und von dort aus seinen ganzen Körper wie ein Geflecht aus Feuer durchzogen. Für Sekunden, vielleicht Minuten, wünschte er nichts sehnlicher, als in die schmerzlose, allumfassende Dunkelheit zurücksinken zu können, aus der er gekommen war. Das jedoch war eine Barmherzigkeit, die ihm verwehrt war. Er war nicht allein. Worte, die er nicht verstand, drangen wie aus weiter Ferne an sein Ohr, er spürte Berührungen, die - so sanft sie auch waren - die unvorstellbaren Schmerzen zu neuer Agonie anfachten. Es waren die Leute um ihn herum, die ihn aus der Dunkelheit geholt hatten und nun verhinderten, dass er wieder dorthin zurückkehren konnte. Er wusste nicht, was geschehen war, nicht einmal, wer er selbst war, geschweige denn, um wen es sich bei den anderen handelte, aber er hasste sie. Indem sie ihn zwangen, diese unerträglichen Qualen zu erleiden, wurden sie automatisch zu seinen Feinden. Er versuchte die Augen zu öffnen, doch es gelang ihm nicht. Die Schmerzen lähmten seinen Körper. Er konnte nicht einen einzigen Muskel bewegen, weil bereits jeder Ansatz dazu zu weh tat. So beschränkte er sich darauf, einfach nur dazuliegen und darauf zu warten, dass die Schmerzen irgendwann nachlassen würden. Wer war er? Wie war er hierher gekommen? Wo befand er sich überhaupt? Wo seine Erinnerungen sein sollten, gähnte nichts als eine schreckliche Leere. Nein, korrigierte er sich gleich darauf selbst. Es war keine Leere, sondern das genaue Gegenteil. Seine tastenden Gedankenfinger stießen auf einen Widerstand, als ob jemand eine massive Mauer um sein Gedächtnis herum errichtet hätte. Etwas berührte seine rechte Gesichtshälfte und gleich darauf wurde das rechte Augenlid angehoben. Licht aus einer winzigen Quelle stach
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wie ein gleißender Speer in seine Pupille. »Er ist wach«, vernahm er wieder eine Stimme, und diesmal konnte er die Worte verstehen. »Aber er muss entsetzliche Schmerzen haben. Es wird noch ein paar Sekunden dauern, bis das Mittel wirkt, das ich ihm injiziert habe.« Das grelle Licht erlosch und sein Augenlid wurde losgelassen, sodass es sich wieder schließen konnte. Erneut umfing ihn Dunkelheit. Seine Feinde schienen für den Moment darauf zu verzichten, ihn weiter zu foltern. Die Goa'uld... Der Begriff tauchte plötzlich in seinem Bewusstsein auf. Er wusste nicht, woher das Wort stammte oder was es bezeichnete. Die einzige Assoziation, die sich für ihn damit verband, war eine Verbindung zu den anderen, den Feinden. Auch wenn er im Moment noch nichts damit anfangen konnte, bewahrte er es wie einen Schatz in seinem Bewusstsein auf, wiederholte es in Gedanken wieder und wieder. Er spürte, dass es wichtig war, nicht nur von seiner Bedeutung her, sondern in erster Linie, weil es für ihn eine Art Anker darstellte, eine erste Verbindung zur Wirklichkeit. Sha'uri... Ein weiteres Wort, das wie aus dem Nichts in seinem Bewusstsein auftauchte, mit dem sich jedoch ebenfalls kein Inhalt verband. Aber es war kein negativer Begriff wie der Erste, das spürte er. Er weckte angenehme Gefühle in ihm, aber auch Sehnsucht und Leid. Die Schmerzen ließen ganz allmählich nach und im gleichen Maße erinnerte er sich nun immer rascher an Namen und andere Worte. Sie geisterten unvermittelt in seinem Bewusstsein herum, kaum mehr als leere Hülsen, weil ihm noch die Fähigkeit fehlte, sie mit Bedeutung auszukleiden, das Muster dahinter zu erkennen, das sein Leben ausmachte. Und dann... Die Wand um sein Gedächtnis zerbrach. Es geschah völlig unspektakulär, kein greller Lichtblitz, keine lautlose Explosion in seinem Verstand. Von einem Moment zum anderen war die Mauer einfach nicht mehr da. Seine Erinnerungen lagen offen vor ihm, wie eine unendliche Vielzahl von Karteikästen. Wahllos öffnete er einige
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der Kästen und durchstöberte probehalber ihren Inhalt. Es gab nichts mehr, was ihn daran hinderte. Sein Name war Daniel Jackson. Zusammen mit den anderen Mitgliedern von SG-1 sowie einer Hundertschaft Marines war er durch das Sternen-Tor nach P8X-817 gegangen und hatte Kasuf und zahlreiche andere entführte Abydianer befreit. Dann hatte er... Stöhnend bäumte er sich auf und öffnete mit einem Ruck seine Augen. Diesmal gelang es ihm ohne Schwierigkeiten, doch sah er nur undeutliche Schemen um sich herum. »Sha'uri«, presste er hervor. Hände drückten ihn sanft auf das Krankenbett zurück, in dem er lag. Die Schemen um ihn herum fügten sich zu den vertrauten Gestalten von Jack O'Neill, Sam Carter, Teal'c und Dr. Fraiser zusammen. Nach einigen Sekunden erkannte er auch General Hammond, der ein paar Schritte abseits stand. Sie alle musterten ihn besorgt. »Bleiben Sie liegen, Dr. Jackson«, sagte Fraiser zu ihm. Sie steckte die kleine Stablampe, mit der sie ihm ins Auge geleuchtet hatte, in die Brusttasche ihres weißen Kittels, griff nach seinem Handgelenk und fühlte seinen Puls. »Sie sind noch ziemlich schwach und müssen sich schonen.« Er kannte diese Umgebung und wusste, wo er sich befand. Er war wieder auf der Erde, in der Krankenstation des Star-Gate-Komplexes tief unter den Rocky Mountains. »Was... was ist passiert?«, fragte Daniel. »Erinnerst du dich nicht mehr?«, antwortete Jack mit einer Gegenfrage. Sein Gesicht und auch das der anderen wirkte betroffen, fast schuldbewusst. »Ich weiß alles...bis zu dem Moment, in dem ich Sha'uri ins Zelt folgte«, presste er hervor. Das Sprechen fiel ihm noch schwer, aber die Schmerzen waren inzwischen auf ein erträgliches Maß gesunken. »Sie hat versucht, mich mit einem dieser goldenen handschuhartigen Dinger zu beeinflussen, einem Gedankenwandler. Aber was dann passiert ist...« Er brach ab. Einige Sekunden herrschte drückendes Schweigen und wieder fiel ihm der irgendwie schuldbewusste Ausdruck auf den Gesichtern seiner Freunde auf, so als hätten sie ihm eine schlimme
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Nachricht zu überbringen, sich aber nicht recht trauten, mit der Sprache herauszurücken. »Sie ist tot«, sagte O'Neill schließlich ohne weitere Umschweife. Ein schmerzhafter Pfeil schien sich in Daniels Herz zu bohren. »Tot?«, echote er. »Es tut mir Leid.« »Wie... ist es passiert?« »Ich habe es getan«, erklärte Teal'c und trat einen Schritt vor. Von allen war er der Einzige, dessen Gesicht auch jetzt unbewegt blieb. »Ich musste auf sie schießen und sie auf diese Art töten. Es war der einzige Weg, dein Leben zu retten, Daniel Jackson.« »Nein«, murmelte Daniel. »Nein?«, wiederholte Carter und blickte ihn fragend an. »Sie ist nicht tot«, behauptete Daniel und fühlte Erleichterung. Er hatte selbst erlebt, dass es Sha'uri nicht für einen einzigen Moment gelungen war, sich gegen Amonette aufzulehnen, nicht einmal, als die Goa'uld versucht hatte, ihn zu töten. Trotzdem lebte ihr Bewusstsein immer noch in ihrem geistig versklavten Körper und Daniel würde die Hoffnung niemals aufgeben, sie eines Tages zu befreien. »Amonette besitzt einen Sarkophag«, fuhr er fort. »Damit haben ihre Wachen sie längst schon geheilt. Wahrscheinlich geht es ihr mittlerweile schon wieder viel besser als mir.« Erneut herrschte einige Sekunden Schweigen. Es war unverkennbar, dass man ihm irgendetwas verschwieg. »Ist er bereits transportfähig?«, erkundigte sich General Hammond nach einigen Sekunden. Fraiser zuckte die Achseln. »Er ist geschwächt, aber körperlich fehlt ihm im Grunde nichts. Amonettes Angriff galt nur seinem Geist.« »Dann zeigen Sie es ihm«, entschied Hammond. 2 Sie hatten ihn in einen Krankenkassen-Chopper verfrachtet, wie Daniel die Rollstühle zum Transport von Kranken ironisch bezeichnete.
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Jack O'Neill schob ihn durch die Gänge des Stützpunkts. Außer ihm begleiteten ihn nur Sam und Teal'c. Da es bei dem Angriff zahlreiche Verletzte gegeben hatte, wurde Dr. Fraiser auf der Krankenstation gebraucht und auch General Hammond hatte sich mit dem Hinweis auf wichtige Arbeit entschuldigt. Eine in ein buntes Gewand gekleidete Gestalt mit einem Vollbart und einem fast kahlen Schädel kam ihnen um eine Ecke des Ganges entgegen und blieb vor ihnen stehen. »Mein Sohn, trotz unserer Rettung ist dies ein schrecklicher Tag für uns alle«, sagte Kasuf traurig und legte Daniel mitfühlend die Hand auf die Schulter. Er war nicht nur der Anführer des Wüstenvolkes auf Abydos, sondern auch Sha'uris Vater und somit Daniels Schwiegervater. »Nein, Kasuf, du täuschst dich«, widersprach Daniel. »Sha'uri ist nicht tot, wie du glaubst. Ich weiß, dass das schwer für dich zu verstehen ist, aber der Dämon, der von deiner Tochter Besitz ergriffen hat, wird dafür sorgen, dass sie weiterlebt.« Verwirrung, aber auch eine jäh aufflackernde Hoffnung zeigten sich im Gesicht des alten Mannes. »Wirklich?«, fragte er mit brüchiger Stimme und blickte dabei O'Neill an. »Diesmal nicht«, erwiderte Jack nach kurzem Zögern. »Ich wünschte, es wäre so, aber das ist es nicht.« Rasch schob er den Rollstuhl weiter, bevor Kasuf Gelegenheit fand, noch etwas zu sagen. »Was soll das heißen, diesmal nicht?«, stieß Daniel hervor. »Zum Teufel, was ist hier überhaupt los? Ihr verschweigt mir doch etwas! Was hat das alles zu bedeuten?« »Gleich«, erwiderte Jack ausweichend. Seiner Stimme war deutlich anzuhören, wie unangenehm ihm das alles war. Nach einer Weile erreichten sie eine Tür und Teal'c trat vor, um sie zu öffnen. Ein Mann in einem weißen Kittel empfing sie mit einem gemurmelten Gruß. Erst jetzt erkannte Daniel mit Schrecken, wohin man ihn gebracht hatte. Dies war die Pathologie, die Leichenkammer. Ein furchtbarer Verdacht stieg in ihm auf, doch er wagte es nicht, eine entsprechende
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Frage zu stellen, aus der instinktiven Angst heraus, dass seine Befürchtung dadurch real werden könnte, indem er sie in Worte kleidete. Zahlreiche Bahren mit von Tüchern bedeckten Toten, die auf ihre Beerdigung warteten, standen in der kühlen, von Neonlicht beleuchteten Halle. Der Mann im Kittel führte sie zu einer davon. Auf ein Kopfnicken O'Neills hin schlug er das Tuch ein Stück zurück. Ein keuchender Laut kam über Daniels Lippen. Er hatte gewusst, was ihn erwarten würde, trotzdem hatte er es bis zuletzt nicht wahrhaben wollen. Sam legte ihm tröstend die Hände auf die Schultern, doch er nahm es kaum wahr. Es gab keinen Trost für ihn. Vor ihm lag Sha'uri; ihr schönes Gesicht wirkte im Tode bleich und fahl. Minutenlang starrte Daniel sie einfach nur an, während zahlreiche Erinnerungen durch seinen Kopf schossen. Daran, wie er Sha'uri bei der ersten Mission durch das Sternen-Tor kennen gelernt und sich in sie verliebt hatte, wie er sie geheiratet hatte und an die Monate, die er mit ihr bei dem Wüstenvolk auf Abydos gelebt hatte, bis die Goa'uld eines Tages auf der Suche nach Jaffa und neuen Wirten in diese friedliche Welt zurückgekehrt waren. Sie hatten Sha'uri zusammen mit vielen anderen entführt und Amonette, Apophis Gefährtin, hatte sie als neuen Wirtskörper ausgewählt. An all das und noch vieles mehr musste Daniel denken. Er hatte geschworen, Sha'uri zu retten und das war für ihn der Hauptgrund gewesen, sich dem Star-Gate-Unternehmen anzuschließen. Allen Widrigkeiten zum Trotz war er bis zuletzt davon überzeugt gewesen, dass er sein Ziel eines Tages erreichen würde. Nun jedoch war diese Hoffnung auf grausamste Weise zerstört worden. »Ihr... ihr habt sie mitgebracht?«, murmelte er mit fast versagender Stimme. »Warum habt ihr sie nicht zurückgelassen? Ihre Wachen hätten sie gerettet und...« »Es war niemand mehr da, der sie hätte retten können«, unterbrach ihn O'Neill. »Wir haben gesiegt«, bekräftigte Teal'c. »Keiner von Amonettes Kriegern hat überlebt.«
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»Wir haben sie nur hergebracht, damit Dr. Fraiser sie untersuchen kann, um sicherzugehen, dass auch der Goa'uld tot ist«, ergänzte Jack. »In den nächsten Tagen werden wir sie nach Abydos zurückbringen, damit sie dort beerdigt werden kann.« Er machte eine kurze Pause. »Immerhin gibt es auch eine gute Nachricht. Es ist uns gelungen, fast alle Abydianer unversehrt zu befreien.« »Wofür wir euch ewig dankbar sein werden«, schob Kasuf ein. Daniel hörte kaum ein Wort von dem, was gesagt wurde. Er wartete auf den Gefühlssturm, den der Anblick von Sha'uris Leichnam in ihm hätte auslösen müssen, doch er war nicht einmal in der Lage, wirkliche Trauer zu empfinden. Stattdessen verspürte er nur Kälte. Vielleicht lag es an den Medikamenten, die Dr. Fraiser ihm gegeben hatte, vielleicht auch daran, dass sein Verstand sich schlichtweg weigerte, die Endgültigkeit von Sha'uris Tod zu akzeptieren. Aber die Trauer würde kommen, schon bald, das wusste er und der sie begleitende Schmerz würde dann umso schrecklicher sein. Er wandte seinen Blick von Sha'uri ab und richtete ihn anklagend auf Teal'c. »Du hättest noch warten müssen!«, stieß er hervor. »Fast wäre ich zu ihr durchgedrungen.« »Sie hat versucht, dich umzubringen, Daniel«, erinnerte O'Neill. »Nein!«, behauptete er wider besseren Wissens. »Das hätte sie nicht getan. Amonette hat es versucht, aber Sha'uri hätte sie daran gehindert. Sie hätte niemals zugelassen, dass mir ein Leid zustößt.« »Ich habe oft gesehen, wie die Goa'uld mit ihren Gedankenwandlern getötet haben«, ergriff Teal' c wieder das Wort. »Nur noch wenige Sekunden, dann wärst du tot gewesen, wenn ich nicht gehandelt hätte.« »Du hast sie umgebracht«, murmelte Daniel. »Es tut mir Leid, dass Sha'uri zusammen mit Amonette sterben musste«, erklärte Teal'c. »Aber ich musste schießen, sonst hätte sie dich getötet. Wenn ich noch einmal in der gleichen Situation wäre, würde ich mich wieder genauso verhalten.« »Du hast sie getötet«, wiederholte Daniel dumpf. Er fühlte eine tiefe Müdigkeit in sich. Sha'uri war tot, nichts anderes war mehr von Belang. Er hatte nicht mehr die Kraft, sich im Angesicht ihres erkalteten
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Körpers Ausreden und Rechtfertigungen anzuhören. Er senkte den Kopf, damit niemand die Tränen sah, die in seine Augen traten. »Bringt mich zurück auf die Krankenstation«, verlangte er. 3 Sam Carter erschrak ein wenig, als sie zwei Stunden später erneut die Krankenstation betrat und sah, wie Daniel einen Kugelschreiber vor seinem Gesicht hin und her drehte und das Schreibgerät dabei anstarrte, als hätte er es noch niemals zuvor gesehen. Sein Blick flackerte irr. »Daniel?«, wandte sie sich besorgt an ihn. Er ließ den Kugelschreiber sinken und wandte ihr den Kopf zu. Sein Blick klärte sich und er rang sich sogar ein schwaches Lächeln ab. »Hallo«, murmelte er. »Ist alles in Ordnung?«, erkundigte sie sich. »Nein«, erwiderte er einsilbig und sie ärgerte sich selbst über die dumme Frage. Sie war hergekommen, um ihm Trost zu spenden, aber sie war noch nie besonders gut in solchen Sachen gewesen. Was sagte man jemandem, der gerade den Menschen verloren hat, den er über alles geliebt hat? Verlegen trat sie näher und legte ihm eine Papiertüte auf die Bettdecke. »Ich habe dir ein paar von den Schokoladenplätzchen mitgebracht, die du so gerne isst«, sagte sie. Er nickte nur geistesabwesend und betrachtete wieder den Kugelschreiber. »Ist dir schon mal aufgefallen, was für ein Wunderwerk so ein Ding ist?«, fragte er. »Ich habe mein halbes Leben damit verbracht, die Geschichte der Schreibkunst zu studieren, von der ältesten Keilschrift bis zu den Hieroglyphen und unseren heutigen Buchstaben, aber mir ist nie bewusst geworden, was für ein Genie hinter diesem simplen Stück Technik steht, das wir jeden Tag beiläufig benutzen. Als ich nach unserer ersten Mission auf Abydos zurückblieb, sah Sha'uri eines Abends, wie ich mit diesem Zauberstift in mein Tagebuch schrieb. Ein
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Alltagsgegenstand wie so ein Kuli stellte ein regelrechtes Wunder für sie dar. Die einfachsten Dinge waren in ihren Augen Wunder.« »Daniel, du solltest dich nicht mit diesen Erinnerungen quälen«, stellte Sam fest. »Ich konnte sie nicht retten«, schluchzte er. »All diese Wunder, die wir ersonnen haben und benutzen, sind vollkommen wertlos. Ich konnte sie damit nicht retten.« Er schleuderte den Stift von sich und zog seine Brille ab. »Ich bin müde. Wenn du nichts dagegen hast, würde ich gerne etwas schlafen.« Sam nickte und trat zurück, verharrte dann aber noch einmal. »Sag mir Bescheid, wenn du irgendetwas brauchst, okay?« »Okay«, antwortete er, ohne sie anzusehen. Sein Blick war starr zur Decke empor gerichtet, doch Sam wusste, dass er etwas ganz anderes sah. Ohne ein weiteres Wort verließ sie das Zimmer. 4 Als er das nächste Mal aufwachte, hatte er kaum weniger schreckliche Kopfschmerzen als beim ersten Erwachen nach seiner Rückkehr zur Erde. Einen Moment lang hatte er Schwierigkeiten, sich an alles zu erinnern, aber diesmal dauerte es nur wenige Sekunden, bis sein Gedächtnis zurückkehrte - und damit auch die schreckliche Erinnerung an Sha'uris Tod. Er bemühte sich, die Augen zu öffnen und als es ihm gelang, saß Sha'uri an seinem Bett und hielt seine Hand. Sie trug eine olivfarbene Uniform und blickte ihn unverwandt an. Als sie sah, dass er die Augen aufschlug, glitt ein strahlendes Lächeln über ihr Gesicht. »Daniel«, flüsterte sie. »Du bist wach, endlich.« Sie wandte sich um. »Er ist aufgewacht!«, rief sie. Schritte näherten sich, dann beugte sich Dr. Fraiser von der anderen Seite über ihn. Daniel verspürte ein flüchtiges Dejá-vu, als sie ihre Stiftlampe aus der Kitteltasche zog und ihm damit in die Augen leuchtete. »Wie fühlen Sie sich?«, erkundigte sie sich.
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Fassungslos ließ Daniel seinen Blick zwischen ihr und Sha'uri hin und her wandern. Er konnte nicht glauben, was er sah. »Verwirrt«, gestand er. »Kann ich mir vorstellen«, erwiderte Fraiser. »Wissen Sie, wie Sie heißen?« Daniel beachtete sie nicht weiter. Er starrte nur Sha'uri fassungslos an und murmelte dabei immer wieder ihren Namen. »Ja, ich bin hier, mein Geliebter«, antwortete sie. »Du... lebst.« »Ja, ich lebe«, bestätigte sie. »Genau wie die meisten meines Volkes«, mischte sich Kasuf ein, der zusammen mit Jack, Sam und Teal'c näher trat. »Und das haben wir in erster Linie dir zu verdanken.« »Aber wie... Was ist passiert?«, fragte Daniel verstört. »Als ich das Zelt betrat, war Amonette dabei, dich mit ihrem Gedankenwandler zu töten«, erklärte Teal'c. »Um dich zu retten, blieb mir keine andere Wahl, als mit meiner Strahlenlanze auf sie zu schießen und sie zu töten.« »Das weiß ich alles«, unterbrach Daniel ihn ungeduldig. »Aber wieso lebt sie?« »Unmittelbar nach ihrem Tod brachten wir sie zu den Tok'ra«, berichtete Carter. »Sie haben vor kurzem einen Sarkophag von den Systemlords erbeutet. Damit haben sie Sha'uri geheilt, nachdem sie den toten Goa'uld aus ihrem Körper entfernt hatten.« »Aber...« Daniel schüttelte benommen den Kopf. »Das... das ist unmöglich«, stammelte er. »Ihr habt ihren Leichnam hierher gebracht. Ich habe ihn gesehen.« »Was redest du da?«, raunte Sha'uri und legte ihm die Hand auf die Stirn. »Du siehst doch, dass ich lebe.« Daniel kniff die Augen zusammen und öffnete sie nach ein paar Sekunden wieder. Nichts hatte sich verändert, Sha'uri saß immer noch an seinem Bett. »Ein Alptraum«, murmelte er. »Während ich bewusstlos war, muss ich geträumt haben. Aber... es war alles so realistisch. Ich kann es noch gar nicht glauben.«
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Sanft streichelten Sha'uris Hände über sein Gesicht. Ihre Berührung tat unendlich gut. O'Neill räusperte sich. »Ich denke, wir sollten euch jetzt erst einmal eine Weile allein lassen«, sagte er und machte eine Kopfbewegung in Richtung Tür. »Ihr habt euch sicherlich eine Menge zu erzählen und wollt euer Wiedersehen feiern. Bis später dann.« Zusammen mit den anderen verließ er den Raum, doch Daniel bekam es kaum mit. Er sah Sha'uri vor sich und spürte ihre Berührungen, aber dennoch fiel es ihm schwer zu glauben, dass all dies wirklich passierte. »Es... es gibt so vieles, was ich dir sagen möchte, aber ich weiß gar nicht, womit ich anfangen soll«, murmelte er, doch Sha'uri legte ihm den Zeigefinger auf die Lippen. »Daniel, hör mir zu«, sagte sie. »Es ist wichtig. Ich bin nur zurückgekommen, um dir von dem Jungen zu erzählen.« »Welcher Junge? Wovon sprichst du?«, fragte er alarmiert. Ihre Stimme klang plötzlich sehr ernst und die merkwürdige Wahl ihrer Worte irritierte ihn. »Der Junge«, stieß sie hervor. Sie klang nun gehetzt. »Du musst ihn finden.« Ihr Gesicht verzerrte sich, wurde zu einer schmerzerfüllten Grimasse. Im nächsten Moment stieß sie einen Schrei aus. Ein goldenes Leuchten erfüllte plötzlich das gesamte Zimmer und hüllte sie ein, zog sich um sie herum zusammen und verschlang sie. Gleich darauf wurde es so grell, dass Daniel geblendet die Augen schließen musste. Als er sie wieder öffnete, war Sha'uri verschwunden. Daniel stieß einen krächzenden Laut aus und starrte auf die Stelle, wo sie gerade noch gesessen hatte. Ein paar Schritte entfernt unterhielt sich Dr. Fraiser leise mit einer Krankenschwester. Nun kam sie rasch näher und musterte ihn besorgt. »Ist alles in Ordnung, Dr. Jackson?« »Nein«, presste er hervor. »Ist Sha'uri hier?« »Nein«, antwortete Dr. Fraiser. Der besorgte Ausdruck in ihrem Gesicht verstärkte sich noch. »Das heißt... wir haben ihren Leichnam noch nicht zurück nach Abydos gebracht, falls Sie das meinen.« Daniel schloss die Augen. Seine Lippen bebten, aber er war unfähig, auch nur einen Laut hervorzubringen.
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EIN NEUES LEBEN 1 Zwei Tage musste Daniel Jackson noch in der Krankenstation verbringen, dann wurde er von Dr. Fraiser als geheilt entlassen. Körperlich fühlte er sich bereits nach knapp einem Tag wieder fit und er vermutete, dass die Ärztin ihn hauptsächlich deshalb noch länger festhielt, weil sie sich wegen seines meist geistesabwesenden Verhaltens Sorgen machte und ihn aus diesem Grund noch unter Beobachtung halten wollte. Es war ihm egal. Er brauchte die Zeit, um in Ruhe über alles nachzudenken. Der Alptraum hatte ihn verstört, vor allem deshalb, weil er so realistisch gewesen war, dass er darin für eine gewisse Zeit sogar die Realität - sein erstes Erwachen und Sha'uris Tod - für einen Traum gehalten hatte. Dergleichen hatte er noch nie erlebt, obwohl der Traum ansonsten psychologisch leicht erklärbar war. Das aber beschäftigte ihn im Moment kaum. Was ihn während dieser zwei Tage am meisten störte, waren die Besuche der Menschen, die er bislang als seine Freunde bezeichnet hatte, vor allem Carter und O 'Neill. Er wusste nicht, ob sie auch jetzt noch Freunde sein konnten. Aber das war nichts, worüber er jetzt nachdenken wollte. Er wusste, dass sie es nur gut meinten und durch ihre Besuche ihr Mitgefühl ausdrücken wollten, dennoch waren sie ihm eher lästig. Wenigstens versuchten sie nicht länger, ihn davon zu überzeugen, dass Teal'c richtig gehandelt hätte, als er Sha'uri tötete. Der Jaffa selbst ließ sich auf der Krankenstation nicht blicken, worüber Daniel sehr froh war. Er hätte es nicht ertragen, wenn ausgerechnet Sha'uris Mörder ihm sein Mitleid ausgesprochen hätte. General Hammond hatte ihn vorübergehend beurlaubt, damit er sich richtig erholen und vor allem über seine Trauer hinwegkommen konnte, doch das war keine Lösung für Daniel. Er hatte lange mit sich gerungen, ehe er diese Entscheidung fällte, aber er war überzeugt davon, dass sein Entschluss richtig war. Einer seiner ersten Gänge nach seiner
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Entlassung aus der Krankenstation führte ihn ins Büro des Generals. Hammond saß hinter seinem Schreibtisch und blickte von irgendwelchen Papieren auf, als Daniel an die halb geöffnete Tür klopfte. »Ah, Dr. Jackson, kommen Sie herein«, forderte er ihn auf. »Schön, dass es Ihnen wieder besser geht.« »Ja, Dr. Fraiser hat mich gerade entlassen.« Unschlüssig blickte sich Daniel in dem karg eingerichteten Büro um und drehte einen Briefumschlag in seinen Händen. Seine Anspannung entging auch Hammond nicht. Fragend blickte ihn der General an. »Gibt es etwas, was ich für Sie tun kann, Dr. Jackson?« »Ja, Sir.« Daniel zögerte noch einen Moment, dann gab er sich einen Ruck und überreichte Hammond den Briefumschlag. »Ich bin gekommen, um meinen Abschied einzureichen.« Der General schüttelte den Kopf und legte den Umschlag zur Seite, ohne ihn näher angesehen zu haben. »Den ich nicht akzeptieren werde.« »Ihnen wird nichts anderes übrig bleiben«, erklärte Daniel mit fester Stimme. »Ich gehöre nicht zum Militär, und dies ist ein freies Land. Sie können mich nicht mit Gewalt festhalten.« »Das habe ich auch nicht vor.« Hammonds Stimme klang ärgerlich und er schüttelte den Kopf. »Hören Sie, Dr. Jackson, Sie durchleben im Moment ganz offensichtlich eine schwere emotionale Krise, wofür ich volles Verständnis habe. Was geschehen ist, ist schrecklich, aber niemand kann es mehr ungeschehen machen. Dennoch brauchen wir Sie. Warum machen Sie nicht erst einmal ein paar Wochen Urlaub und finden wieder zu sich selbst?« »Das ist nicht nötig, Sir«, erwiderte Daniel. »Es ist eine ganz einfache Sache. Ich bin SG-1 beigetreten, weil ich darin die einzige Chance sah, meine Frau zu finden und zu befreien. Ich habe sie gefunden. Und das ist das Ende der Geschichte.« Sichtlich betroffen senkte General Hammond den Kopf, aber er erkannte wohl auch, dass es keinen Sinn hatte, wenn er versuchte, Daniel umzustimmen.
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»Nun, wenn Sie es so sehen, dann bleibt mir nichts anderes übrig, als Ihnen für Ihren weiteren Lebensweg alles Gute zu wünschen, Dr. Jackson. Was die Geheimhaltung betrifft...« »Keine Sorge, Sir, ich werde natürlich auch weiterhin über alles schweigen, was mit dem Star-Gate-Projekt zu tun hat.« Er murmelte einen Gruß und eilte so hastig aus dem Büro, dass es fast wie eine Flucht wirkte. Und das war es im Grunde ja auch. Die Mitwirkung bei SG-1 war weit mehr als nur irgendein Job gewesen. Die Menschen, mit denen er zusammengearbeitet hatte und mit denen er mehr als einmal in Lebensgefahr geraten war, waren ihm ans Herz gewachsen. Darüber hinaus hatte er stets das Gefühl gehabt, an etwas Wichtigem teilzuhaben. Immerhin war er ein nicht unbedeutendes Rädchen innerhalb der Forschungs- und auch Kriegsmaschinerie gewesen, die sich dem schrecklichsten Feind entgegenstellte, den die Menschheit je gehabt hatte. Er war auf zahlreichen Planeten gewesen, die zu erreichen ihm noch vor wenigen Jahren als komplettes Hirngespinst erschienen wäre. Er hatte fremde Kulturen und Technologien erforscht, hatte fremde Intelligenzen vor der Terrorherrschaft der Goa'uld gerettet. Es fiel ihm nicht leicht, all dies aufzugeben. Trotzdem wusste er, dass er unter den gegebenen Umständen nicht anders handeln konnte. Die Hauptantriebsfeder für sein Handeln war stets Sha'uri gewesen, die Hoffnung, seine geliebte Frau eines Tages von dem außerirdischen Parasiten befreien zu können, der ihren Körper und Geist versklavte. Dies war nun geschehen, wenngleich mit dem denkbar schlimmsten Ausgang. Er konnte nicht einfach so weitermachen wie bisher, sondern musste sein Leben ordnen und einen neuen Sinn darin finden. 2 Gedankenverloren kehrte Daniel in sein Quartier zurück und begann, mit mechanischen Bewegungen die wenigen persönlichen Habseligkeiten, die er hier aufbewahrte, in Koffer und Kartons zu packen.
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Es dauerte kaum eine Viertelstunde, bis jemand an seine Tür klopfte. Ohne eine Antwort abzuwarten, trat Jack O'Neill ein. »Hi«, sagte er. »Ich habe gerade den Trottel kennen gelernt, der vorübergehend deine Stelle einnehmen wird.« »Robert Rothman«, bestätigte Daniel. »Er hat mir bei den Recherchen für meine Doktorarbeit geholfen. Mittlerweile ist er selbst zu einem fähigen Wissenschaftler herangereift.« Er lächelte schwach. »Na ja, er hatte ja auch einen ausgezeichneten Lehrer.« »Er hat viel von dir gesprochen.« Jack schnitt eine Grimasse. »Also, mal Klartext, wie lange werde ich mit diesem Kerl gestraft sein?« »Was meinst du? Hat General Hammond es dir noch nicht erzählt?« »Was? Dass du gekündigt hast?« Jack vergrub die Hände in seinen Hosentaschen. »Klar hat er das, gerade eben. Aber komm schon, wir beide wissen doch, dass du nicht so einfach alles hinschmeißen kannst.« »Dann täuschen wir uns wohl beide.« »Sei doch nicht so stur. Ich gebe dir höchstens eine Woche, dann wirst du mich vermissen.« »Klar.« Daniel grinste. »All die zahllosen Streitereien, deine Herumkommandiererei, deine unlogischen Argumente, deine Art, dich über die Wissenschaft lustig zu...« »Okay, okay.« Abwehrend hob Jack die Hände. »Du wirst Sam und Teal'c vermissen.« Verbissen starrte Daniel auf einige Bücher, die er gerade in einem Karton verstaute. »Ich werde Sam vermissen«, stimmte er zu. »Und du wirst das Abenteuer vermissen. Was willst du denn überhaupt machen?« »Oh, ich habe einen hervorragenden Lebenslauf vorzuweisen. Ich denke, man wird sich überall in der Forschung um mich reißen. Über einen neuen Job brauche ich mir wohl am wenigsten Gedanken zu machen.« »Und dabei vor Langeweile sterben?« Jack schüttelte den Kopf. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass es dir Spaß machen wird, an irgendwelchen Universitäten Vorträge zu halten oder in alten irdischen Ruinen herumzustöbern, wenn du das Gleiche auf fremden Planeten tun kannst. All die fremden Kulturen, die lebendige Geschichte...« »Jack, hör auf«, sagte Daniel und seufzte. »Du hast Recht. Natürlich werde ich das alles vermissen. Aber darum geht es nicht. Sieh mal,
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wann immer ich durch das Sternen-Tor zu einem fremden Ziel gereist bin, galten meine Gedanken Sha'uri. Ich habe mich immer gefragt, ob ich ihr bei dieser Expedition vielleicht begegnen würde. Jedes Mal hat mich vor allem die Hoffnung vorangetrieben. Verstehst du jetzt, warum ich nicht mehr so einfach weitermachen kann, als sei nichts geschehen? Ich hoffe, dass du das verstehst.« »Ja, ich denke, ich kann dir folgen.« Jack schwieg einen Moment, ging unschlüssig ein paar Schritte auf und ab und setzte sich schließlich auf das bereits abgezogene Bett. Er suchte sichtlich nach Worten. »Aber da ist noch etwas anderes. Es geht nicht allein um Forschungen und Abenteuer. Das Star-Gate-Projekt ist das vermutlich wichtigste Unternehmen in der Geschichte der Menschheit. Das hast du selbst einmal gesagt. Da draußen leben Milliarden Menschen, die lieben und lachen, Hoffnungen und Träume haben, so wie es bei Sha'uri war. Wir sind wahrscheinlich die Einzigen, die sie davor bewahren können, von den Goa'uld versklavt oder getötet zu werden. Wir tragen eine Verantwortung, der wir uns nicht so einfach entziehen können.« Daniel senkte den Kopf. Er hatte gewusst, dass dieses Argument kommen würde und es gefürchtet, denn es war das Einzige, auf das er keine überzeugende Antwort wusste. »Das Überleben der Menschheit wird wohl kaum von mir allein abhängen«, murmelte er. »Das Star-Gate-Projekt wird auch ohne mich auskommen.« Er schloss den Karton und blickte sich um. »Ich glaube, das war es dann«, sagte er doppeldeutig. »Hilfst du mir, den ganzen Krempel in meine Wohnung zu schaffen?« »Sicher.« O'Neill nickte, machte aber keine Anstalten, vom Bett aufzustehen. »Gut.« Daniel packte den Karton und trug ihn aus dem Zimmer. Als er um eine Gangecke bog, sah er Teal'c, der unmittelbar vor dem Aufzug wartete. Daniel stockte kurz, dann trat er auf ihn zu. »Geh mir aus dem Weg, Teal'c«, verlangte er und bemühte sich, den Zorn zu unterdrücken, mit dem der Anblick des Jaffa ihn erfüllte. »Das werde ich«, erklärte Teal'c. »Aber zuerst musst du mich anhören.« »Ich kann mir auch so denken, was du sagen willst.«
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»Gibt es bei den Menschen kein Ritual oder etwas anderes, wodurch ich deine Vergebung erlangen kann?« »Nein«, antwortete Daniel knapp. »Das gibt es nicht.« Er trat an Teal'c vorbei in den Lift. Die Aufzugstüren schlossen sich hinter ihm. 3 Daniel besaß eine große, geschmackvoll eingerichtete Wohnung im Stadtzentrum von Denver. Durch die Panoramafenster fiel helles Sonnenlicht. Wieder einmal stellte er fest, dass er sich viel zu selten hier aufhielt und sich zu oft mit seinem winzigen Quartier in dem Stützpunkt, viele Etagen unter der Erdoberfläche, begnügte, wo es nur künstliches Licht gab. Aber das würde sich ja jetzt ändern, dachte er, während er den letzten Umzugskarton auf dem Wohnzimmertisch abstellte. Er blickte sich um. Als er diese Wohnung gemietet und eingerichtet hatte, hatte er stets die Hoffnung gehabt, hier eines Tages mit Sha'uri leben zu können, zumindest einen gewissen Teil ihrer gemeinsamen Zeit. Er hätte nicht mehr wie früher mit ihr auf Abydos leben können und sie vermutlich nicht dauerhaft hier. Sie hätten einen Kompromiss... Er verdrängte die Gedanken daran und biss die Zähne zusammen. »Du willst es dir wirklich nicht noch einmal überlegen?«, fragte Sam. Zusammen mit Jack hatte sie ihm beim Umzug geholfen und zu Daniels Erleichterung hatten beide bis jetzt keinen weiteren Versuch unternommen, ihn umzustimmen. »Solltest du deine Meinung doch noch ändern, bist du uns stets willkommen«, ergänzte Jack. »Darauf würde ich an eurer Stelle keine Wetten abschließen«, entgegnete Daniel mürrisch. »Und was wirst du jetzt tun?«, erkundigte sich Sam. »Jetzt werde ich erst einmal damit beginnen, mich an ein neues Leben zu gewöhnen«, entgegnete er. »Ich denke, ich werde erst einmal versuchen, einen Job bei irgendeiner archäologischen Expedition zu bekommen, der mich möglichst weit weg führt. Irgendein anderes Land,
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wo ich tief im Dreck wühlen kann, um ein paar alte Artefakte auszugraben.« Sam nickte. Ihr war anzusehen, wie schwer ihr dieser Abschied fiel. »Werden wir uns noch einmal wieder sehen?« »Wohl nur bei der Beerdigung übermorgen. Zumindest hoffe ich, dass ihr auch kommen werdet.« »Mit Sicherheit.« Sam zögerte noch ein paar Sekunden, dann trat sie auf ihn zu und umarmte ihn. »Pass gut auf dich auf«, murmelte sie, dann wandte sie sich überhastet ab und verließ mit raschen Schritten die Wohnung. »Tja, bleiben nur noch wir beide übrig«, stellte O'Neill fest. Er reichte Daniel die Hand. »Wir hatten gelegentlich unsere Meinungsverschiedenheiten, aber eines möchte ich dir noch sagen: Ich bin froh und stolz darauf, dich in meinem Team gehabt zu haben, Dr. Jackson.« Auch er umarmte Daniel und klopfte ihm auf die Schulter, dann folgte er Sam. Daniel blieb allein zurück. 4 Ein goldenes Leuchten weckte ihn in dieser Nacht aus dem Schlaf, doch als er die Augen aufschlug, war es verschwunden. Er setzte sich auf und blickte sich im Halbdunkel des Zimmers um. Es dauerte einen Moment, bis ihm wieder einfiel, dass er sich ni seiner Wohnung befand. Durch die Vorhänge fiel Mondlicht herein, im Gegensatz zu der vollkommenen Dunkelheit, die nachts in seinem Quartier im unterirdischen Star-Gate-Komplex herrschte. Die Nachttischlampe auf der anderen Seite des Bettes wurde eingeschaltet und Sha'uri beugte sich mit einem dünnen Nachthemd bekleidet über ihn. »Ist etwas mit dir, mein Geliebter?«, fragte sie. »Hast du schlecht geträumt?« Daniel starrte sie verwirrt und noch benommen vom Schlaf an. Er begriff nicht, was vorging. »Anscheinend«, murmelte er.
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»Dann schlaf wieder ein. Und morgen wirst du aufstehen und zu deinen Freunden zurückkehren, um mit ihnen deine Reisen durchs Sternen-Tor fortzusetzen.« »Nein, das werde ich nicht tun«, widersprach er und strich ihr durch das lange dunkle Haare. »Ich brauche es nicht mehr, nachdem ich dich nun gefunden habe.« »Aber du musst es tun. Um den Jungen zu finden.« »Den Jungen? Wo ist er?« »Um deine Reisen fortzusetzen, musst du zuerst Teal'c vergeben. Er hat das Richtige getan.« »Du meinst, als er dich... getötet hat?« »Ja«, antwortete sie. »Aber... du bist hier!« »Ja, das bin ich. Und jetzt schlaf weiter.« Sie strich ihm über das Gesicht und küsste sanft seine Lippen. Obwohl Daniel sich dagegen sträubte, überwältigte ihn die Müdigkeit und nach wenigen Sekunden war er wieder eingeschlafen. Am nächsten Morgen wachte er auf und tastete instinktiv auf die andere Seite des Bettes, aber selbstverständlich war sie leer.
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DIE RÜCKKEHR 1 Es war eine schlichte, aber dennoch feierliche Beisetzung nach den Ritualen der abydianischen Kultur gewesen. Der Tradition gemäß hatte Daniel als Sha'uris Ehemann eigenhändig das Grab im Wüstensand von Abydos ausgehoben und die Traueransprache gehalten, nachdem Kasuf einige Gebete gesprochen hatte. Der Führer der Abydianer hatte ihm angeboten, ihm diese traurige Pflicht abzunehmen, doch Daniel hatte nachdrücklich darauf bestanden, Sha'uri diesen letzten Dienst selbst zu erweisen, so schwer ihm diese Aufgabe auch gefallen war. Neben zahlreichen Abydianern nahmen auch Sam, Jack, Dr. Fraiser und sogar General Hammond in ihren blauen Galauniformen an der Zeremonie teil, während Teal'c ihr pietätvoll ferngeblieben war. Daniel hätte es nicht ertragen, Sha'uris Mörder mit gespielter Trauer an ihrem Grab zu sehen. Sha'uris Leichnam war einbalsamiert und nach altägyptischer Sitte, auf deren Kultur die der Abydianer beruhte, von Kopf bis Fuß in weiße Tücher gewickelt worden. Auf einem Lager aus Bast und Schilfrohr gebettet, lag sie bereits im Grab. Als Daniel seine Trauerrede beendet hatte und einen Schritt zurücktrat, ergriffen die Abydianer die beiderseits des Grabes ausgebreiteten Matten, auf denen sich der ausgehobene Sand häufte, der nun in die Grube fiel und Sha'uris Leichnam bedeckte. Es war ein Anblick, der Daniel fast das Herz brach. Er verspürte einen rasenden Schmerz in seinem Inneren wie noch niemals zuvor. Selbst als er Sha'uris Leiche in der Pathologie gesehen hatte, hatte er nur Betäubung verspürt. Es schien, als würde ihm erst in diesem Moment die vollkommene Unumkehrbarkeit ihres Todes bewusst werden. Er wünschte sich verzweifelt, sein eigenes Leben geben zu können, wenn er ihres damit rettete, aber nicht einmal das war ihm noch möglich. Warum hatte Teal'c ihn nicht sterben lassen, wenn der Preis für seine Rettung doch Sha'uris Tod war? Welchen Sinn konnte sein Leben noch haben, wenn es auf diese Art erkauft war? Es waren Fragen, auf die er
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keine Antwort fand, vielleicht niemals finden würde. Kasuf trat auf ihn zu. »Es war eine wundervolle Ansprache, mein Sohn«, erklärte er und legte Daniel tröstend die Hände auf die Schultern. »Sha'uri wäre stolz auf dich gewesen. Trotzdem ist mein Herz von Trauer erfüllt.« »Deine Tochter ist nun bei den Göttern. Es gibt keinen Grund, traurig zu sein, ehrwürdiger Vater«, erwiderte Daniel. Die Worte kamen ihm hohl vor und stellten nicht mehr als eine Floskel dar. Gerade er verspürte in seinem Inneren das genaue Gegenteil. »Ja«, stimmte Kasuf ihm zu. »Aber du hast noch nicht verstanden, was sie dir sagen will, und das erfüllt mich mit Trauer.« »Ich...verstehe nicht, was du meinst«, sagte Daniel zögernd. »Du musst ihr zuhören«, behauptete Kasuf. Sein Blick und seine Stimme wurden eindringlich, während er Daniel anstarrte. »Was sie dir zu sagen hat, ist wichtig für unser aller Zukunft.« »Ich...« Verblüfft schüttelte Daniel den Kopf. »Ich begreife das alles nicht. Was hat das zu bedeuten? Seit ihrem Tod habe ich Träume, in denen sie mir begegnet, als ob sie nie gestorben wäre und...« »Dann geh zu ihr«, sagte Kasuf bestimmend und deutete auf einen nicht weit entfernten Sandhügel. »Geh zu ihr und sprich mit ihr. Nur sie kann dir die Antworten auf alle deine Fragen geben und vielleicht dein Herz heilen, wenn du bereit bist, dich ihr zu öffnen. Geh zu ihr!« Daniel blickte in Richtung des Hügels, doch konnte er nichts Besonderes dort erkennen. Es war einfach nur eine an ihrem höchsten Punkt knapp doppelt mannshohe Anhäufung von Sand, den der Wind herangeweht hatte. Aber in Kasufs Worten lag ein fast hypnotischer Zwang und ohne sich dessen überhaupt richtig bewusst zu sein, setzte Daniel sich bereits in Richtung des Hügels in Bewegung. Auch als er ihn bereits halb umrundet hatte, sah er nichts weiter als Sand und vereinzelte Felsbrocken und er fragte sich allen Ernstes, was er hier tat und ob er bereits den Verstand verloren hatte. Hatte er ernsthaft geglaubt, hier Sha'uri zu finden, deren leblosen Körper er selbst gerade erst zur ewigen Ruhe gebettet hatte? »Daniel«, vernahm er Sha'uris Stimme hinter sich und fuhr herum. Sie stand kaum zwei Schritte von ihm entfernt. Anstelle des
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Pharaonenkleides Amonettes trug sie nun genau wie er selbst das schlichte, an die Kleidung irdischer Beduinen erinnernde Gewand der Abydianer. »Sha'uri?« Benommen blinzelte Daniel, doch sie stand weiterhin vor ihm und diesmal war er sich völlig sicher, dass er nicht träumte. Anscheinend hatte er wirklich den Verstand verloren, das war die einzige Erklärung, die ihm einfiel. Vielleicht eine Nachwirkung von Amonettes Angriff auf ihn, oder eine andere teuflische Waffe der Goa'uld, in deren Wirkungskreis er geraten war, ohne es überhaupt zu merken. »Du... bist nicht real«, stieß er hervor. »Du bist tot. Wir haben dich gerade begraben.« »Ja«, murmelte sie und ein schmerzlicher Ausdruck erschien in ihren dunklen Augen. »Aber der Tod ist nicht immer das, was er zu sein scheint, sonst wäre ich nicht hier und könnte mit dir reden.« »Nein!«, keuchte er. »Das ist nur eine Halluzination. Ich muss krank sein.« »Du bist krank«, entgegnete sie, trat auf ihn zu und legte ihm die Hand in Höhe seines Herzens auf die Brust. »Hier. Und um gesund zu werden, musst du deine Trauer um mich überwinden. Es steht mehr auf dem Spiel, als du glaubst. Du musst zu deinen Freunden zurückkehren und deine Arbeit fortsetzen. Aber dazu musst du zuerst Teal'c vergeben und dich mit ihm aussöhnen.« »Das hast du schon einmal gesagt. Aber das ist etwas, das ich nicht tun kann.« »Du glaubst ihn zu hassen, aber das stimmt nicht«, widersprach Sha'uri. »Es ist nur deine Trauer, die dich blendet. In deiner Verbitterung gibst du ihm die Schuld für alles, doch das darfst du nicht. Er hat nur getan, was er für richtig hielt. Und es war richtig, auch wenn es meinen Tod bedeutete. Nur so konnte Amonette Einhalt geboten werden. Du hättest umgekehrt an seiner Stelle auch nicht anders gehandelt, das wirst du erkennen, wenn du unvoreingenommen über alles nachdenkst.« Daniel ballte die Hände zu Fäusten. Obwohl er sie sah, hörte und sogar ihre Berührung fühlte, stand Sha'uri nicht wirklich vor ihm. Es
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war nur eine Halluzination, die ihm vermutlich sein eigenes schlechtes Gewissen vorgaukelte. »Nein, das ist es nicht. Es ist viel mehr als das«, behauptete Sha'uri, als hätte sie seine Gedanken gelesen. »Aber mir bleibt; jetzt keine Zeit, dir alles zu erklären. Wichtig ist nur, dass du zu SG-1 zurückkehrst, um den Jungen zu finden.« »Was ist an diesem Kind so wichtig?«, fragte Daniel. »Warum müssen wir den Jungen unbedingt finden?« »Weil er ein Har'sissis ist«, antwortete Kasuf an ihrer Stelle, der plötzlich genau wie zuvor Sha'uri wie aus dem Nichts gewachsen hinter ihm stand. »Jemand, der die Geheimnisse in sich birgt.« Daniel fuhr herum und starrte ihn fassungslos an. »Du... kannst sie ebenfalls hören?«, fragte er ungläubig. »Ich höre, aber du hörst nicht«, sagte Kasuf mit zorniger Stimme. »Du hängst an Nebensächlichkeiten und bist deshalb blind und taub für das Wesentliche. Alles, was jetzt zählt, ist der Har'sissis.« »Der Junge ist das Kind zweier Goa'uld-Wirte«, erklärte Sha'uri. »Er ist menschlich, aber er vereinigt in sich das gesamte Wissen der Goa'uld. Du musst ihn finden.« »Aber wie?«, fragte Daniel verzweifelt. »Was ist auf P8X-817 vor unserer Ankunft geschehen ?« »Sokar«, erwiderte Sha'uri. »Sokar hat Amonette aufgespürt und den Jungen...« Ihr Gestalt verzerrte sich, wurde von einem goldenen Leuchten umhüllt. Sie bewegte weiterhin die Lippen, doch kam kein Laut mehr aus ihrem Mund. Im nächsten Moment zog sich das Leuchten um sie herum zusammen und verschlang sie wie schon einmal. Als Daniel erschrocken herumfuhr, war auch Kasuf verschwunden. Er war allein inmitten der Wüste. Zwar war er überzeugt, dass er mehr als nur einen Traum erlebt hatte, aber auch seine früheren Träume, in denen Sha'uri gelebt hatte, waren ihm so realistisch vorgekommen, dass er sie nicht von der Wirklichkeit hatte unterscheiden können und so erwartete er, jeden Moment aus einem Schlaf aufzuwachen, doch nichts dergleichen geschah. Als er sich versuchsweise in den Arm kniff, spürte er deutlich den Schmerz.
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Verwirrter noch als zuvor machte Daniel sich auf den Rückweg. 2 Kasuf und einige weitere Abydianer standen zusammen mit Sam Carter, Jack O'Neill, Dr. Fraiser und General Hammond noch immer am Rande des mittlerweile vollständig zugeschaufelten Grabes und unterhielten sich. Verwunderte Blicke trafen Daniel, als er zurückkehrte, doch niemand wagte es, ihn zu fragen, wo er gewesen wäre. Vermutlich nahmen sie an, dass er in seiner Trauer nur ein paar Minuten hatte allein sein wollen. Er musterte Kasuf, doch auch dieser gab mit keiner Regung zu erkennen, dass er wusste, was gerade geschehen war. Er hatte unmöglich so schnell zu den anderen zurückkehren können, also waren auch er und das, was er gesagt hatte, offensichtlich nur Teil der Vision gewesen, genau wie seine Aufforderung, hinter den Hügel zu gehen, um Sha'uri dort zu treffen. Einen Moment lang spielte Daniel mit dem Gedanken, etwas von den Visionen und dem, was er darin erfahren hatte, zu erzählen, verzichtete dann aber darauf. Er war noch viel zu durcheinander, um darüber sprechen zu können. Wenn er es versuchte, würde er sich wahrscheinlich anhören, als ob er tatsächlich den Verstand verloren hätte, was nur zu unzähligen weiteren Untersuchungen führen würde. Erst musste er selbst in Ruhe über alles nachdenken. Was mit ihm geschah, war kein medizinisches Problem, dessen war er sich sicher. »Alles in Ordnung?«, fragte Sam und berührte ihn sanft am Arm. Schon wieder diese idiotische Frage, dachte Daniel, nickte aber trotzdem. »Wir kehren jetzt zur Erde zurück«, fuhr Sam fort. »Was ist mit dir? Kommst du mit, oder bleibst du noch hier?« Daniel überlegte einen Moment, dann nickte er. Alles, was er sich wünschte, war, ein paar Stunden allein zu sein. »Ich komme mit«, entschied er. Sie verabschiedeten sich von Kasuf und den andern Abydianern, die sie noch bis zum Sternen-Tor begleiteten, dann traten sie in das
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Energiefeld hinein. Wieder auf der Erde angelangt, fuhr Daniel, ohne sich länger aufzuhalten, vom Star-Gate-Komplex aus direkt mit einem Taxi zu seiner Wohnung. Er hatte am vergangenen Tag angefangen, einige der Sachen auszupacken, die er aus seinem Quartier mitgebracht hatte. Das meiste jedoch stand noch immer in Kartons herum und auch jetzt verspürte er keinerlei Lust zum Aufräumen. Stattdessen holte er eine Flasche Whisky aus dem Schrank, schenkte sich ein Glas voll ein und stürzte es in einem Zug hinunter. Der Alkohol rann feurig seine Kehle hinab und schien in seinem Magen zu explodieren. Daniel hustete und schnappte nach Luft, dann stellte er Flasche und Glas auf dem Tisch ab und ließ sich in einen Sessel fallen. Mühsam versuchte er, Ordnung in seine durcheinander wirbelnden Gedanken zu bringen. Die Visionen, die ihn plagten, konnten kein Zufall sein und sie stellten auch mehr als nur eine Reaktion seines Unterbewusstseins auf seine Trauer und seinen Zorn auf Teal'c dar. Dafür sprach schon allein die Tatsache, dass ihm Sha'uri sehr detaillierte Informationen geliefert hatte. Har'sissis... Wissen der Goa'uld... Sha'uri... Amonette... Sokar... Die Begriffe bildeten einen wilden Reigen in seinen Gedanken. Er selbst hatte Sha'uri/Amonette vor fast einem Jahr geholfen, ihren Sohn zur Welt zu bringen, den sie zusammen mit Apophis gezeugt hatte. Anschließend hatte er das Kind entführt und es zu ihrem Volk nach Abydos gebracht, in der Annahme, dass es dort in Sicherheit wäre. Auf Daniels ausdrücklichen Wunsch hin hatte Kasuf zumindest vorläufig darauf verzichtet, dem Jungen einen Namen zu geben. In der Hoffnung, dass es ihm in nicht allzu ferner Zukunft gelingen würde, Sha'uri von ihrem Goa'uld zu befreien, hatte er es ihr überlassen wollen, einen Namen zu wählen. Allerdings hatte Daniel bislang nicht die geringste Ahnung gehabt, dass an dem Kind etwas Besonderes sein könnte. Sicher, es war der Verbindung zweier Goa'uld entsprungen, doch hatten sie es mit ihren menschlichen Wirtskörpern gezeugt und das Kind hätte demnach rein menschlich sein müssen. Wenn es jedoch wirklich das gesamte Wissen der Goa'uld besaß, all
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ihre Geheimnisse kannte... Unmöglich war es nicht, da die Goa'uld ein genetisch vererbbares Gedächtnis besaßen. Falls dies tatsächlich auf den Jungen zutraf, dann würde ihm spätestens in einigen Jahren, wenn er herangewachsen war, eine noch gar nicht abzuschätzende Bedeutung im Kampf gegen die Goa'uld zukommen. Dann war Sha'uris Drängen, dass sie ihn unbedingt finden mussten, nur zu berechtigt, selbst wenn es auf eine unbegreifliche Art, die er sich bislang nicht einmal ansatzweise erklären konnte, noch über ihren Tod hinausreichte. Daniel schenkte sich ein weiteres Glas Whisky ein und leerte auch dieses in einem Zug. Er trank fast nie Alkohol, aber an diesem Tag brauchte er ihn, um den in ihm wühlenden Schmerz zu betäuben und an gar nichts mehr denken zu müssen, sonst fürchtete er, dass er wirklich noch den Verstand verlieren würde. Das Letzte, was Sha'uri ihm mitgeteilt hatte, war der Name Sokar gewesen und das allein war schon Grund genug, sich zu betrinken. Angesichts des Kampfes, der kurz vor ihrer Ankunft auf P8X-817 stattgefunden hatte, und der zahlreichen toten Jaffa, gehörte nach der Nennung dieses Namens nicht mehr viel dazu, sich zusammenzureimen, was geschehen war. Sokar war einer der ältesten, mächtigsten und grausamsten Goa'uld. Er war es auch gewesen, der Apophis getötet hatte, weil dieser ihn einst zusammen mit anderen Systemlords hintergangen hatte. Irgendwie musste er von dem Kind erfahren haben und anscheinend hatte er es geraubt, um auch über Apophis' Tod hinaus die Blutfehde gegen seine Nachkommen fortzusetzen. Vielleicht war das auch der Grund, weshalb Amonette es überhaupt entführt hatte. Sie hatte vergeblich versucht, es vor Sokar in Sicherheit zu bringen. Erstaunlich war nur, dass er sie bei dieser Gelegenheit nicht getötet hatte. Aber, dachte Daniel bitter, das hatte Teal'c ja wenig später nachgeholt. Er trank einen weiteren Schluck Whisky. Allmählich breitete sich eine angenehme Trägheit in seinem Kopf aus. Auch wenn er am liebsten alles vergessen hätte, was das Sternen-Tor und seine Zeit bei SG-1 betraf, sah Daniel ein, dass sein neu erworbenes Wissen zu bedeutsam war, als dass er es den anderen vorenthalten
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durfte - sofern es sich wirklich um mehr als nur irgendwelche Halluzinationen handelte. Er ertappte sich dabei, dass er die Informationen, die Sha'uri ihm geliefert hatte, immer mehr als Tatsachen betrachtete, obwohl es dafür bislang keinen Beweis gab. Er wusste nicht einmal, ob es so etwas wie einen Har'sissis wirklich gab. Der Einzige, der ihm mehr darüber sagen könnte, war Teal'c ausgerechnet der verhasste Jaffa. Vielleicht hatte Sha'uri ihn gerade deshalb so sehr gedrängt, sich mit dem Jaffa auszusöhnen, und nicht nur, weil dies eine fast zwingende Voraussetzung für eine weitere Zusammenarbeit bei SG-1 war. Es fiel Daniel schwer, noch klar zu denken. Immer stärker entfaltete der ungewohnte Alkohol seine Wirkung, dennoch trank er immer weiter, genoss das wohltuende Vergessen, das der Whisky ihm bescherte. Irgendwann im Laufe des Abends taumelte Daniel ins Schlafzimmer und ließ sich aufs Bett fallen, ohne sich vorher auszuziehen. Er sank fast augenblicklich in einen tiefen Schlummer und schlief bis spät in den nächsten Vormittag hinein. Als er wieder aufwachte, fühlte er sich übel und hatte rasende Kopfschmerzen, aber zugleich glaubte er auch endlich zu begreifen, was es mit seinen Visionen von Sha'uri auf sich hatte. Wenn seine Vermutung sich bewahrheitete, hatten sie in der Tat nichts mit Geistererscheinungen oder dergleichen Hokuspokus zu tun, sondern hatten eine ganz rationale Erklärung, die in der nahen Vergangenheit begründet lag. Das goldene Licht, das mehrfach am Anfang oder Ende einer Vision aufgetaucht war, hätte ihn schon längst auf die richtige Spur bringen können. Noch vom Bett aus rief er im Star-Gate-Komplex an und verlangte Samantha Carter zu sprechen. 3 Daniel benötigte eine ausgiebige abwechselnd heiße und kalte Dusche, drei Tassen Kaffee und zwei Kopfschmerztabletten, um über seinen Kater hinwegzukommen und sich wieder einigermaßen fit zu
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fühlen. Da man ihm jedoch ohnehin gesagt hatte, dass sich SG-1 bereits auf einer neuen Erkundungsmission befände und erst im Laufe des Nachmittags zurückerwartet würde, konnte er sich ruhig Zeit lassen. Als er schließlich zum Star-Gate-Komplex fuhr, musste er dennoch fast eine halbe Stunde warten, bis das Sternen-Tor aktiviert und die Irisblende geöffnet wurde, nachdem man den Erkennungscode von SG 1 empfangen hatte. Zusammen mit O'Neill, Teal'c und Robert Rothman, der in seiner Uniform völlig deplatziert wirkte, trat Sam aus dem Energiefeld. Ein strahlendes Lächeln glitt über ihr Gesicht, als sie ihn sah. Jack hingegen machte ein Gesicht wie nach sieben Tagen Regenwetter. Irgendetwas musste ihm gewaltig gegen den Strich gehen, doch Daniel wusste, dass es nichts mit ihm zu tun hatte. Er konnte sich schon denken, um was es sich stattdessen handelte. »Ich hätte nicht gedacht, dass wir uns so schnell wieder sehen«, begrüßte Jack ihn. »Was verschlägt dich hierher?« »Ich muss mit Sam unter vier Augen sprechen«, erklärte Daniel. Jack nickte. »General, ich muss dringend mit Ihnen sprechen«, wandte er sich an Hammond. »Ebenfalls unter vier Augen.« Gemeinsam verließen sie die Transportkammer. Daniel reichte Rothman die Hand. »Und?«, erkundigte er sich. »Wie fühlst du dich nach deinem ersten Einsatz?« »Ich...ich weiß nicht recht«, stammelte der junge Wissenschaftler und rückte verlegen seine Nickelbrille auf der Nase zurecht. »Ich fürchte, ich habe keinen besonders guten Eindruck hinterlassen. Vor allem der Colonel hätte sicherlich lieber dich weiterhin in seinem Team.« »Lass dich von ihm nicht unterkriegen«, ermunterte Daniel ihn. »Jack hat eine angeborene Abneigung gegen Wissenschaftler. Er mag es nicht, wenn andere intelligenter und geistreicher sind als er.« »Oh.« Sichtlich geschmeichelt durch das Kompliment hampelte Rothman noch einige Sekunden lang von einem Bein aufs andere, dann lächelte er verlegen und eilte zum Ausgang. Daniel richtete seinen Blick auf Teal'c, der ein paar Schritte von ihm entfernt stehen geblieben war.
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»Ich bin froh, Sie wohlauf zu sehen, Dr. Jackson«, sagte der Jaffa steif und wollte an ihm vorbeigehen. »Teal'c«, sagte Daniel scharf. Der Jaffa verharrte, ohne ihn anzusehen. Daniel rang ein paar Sekunden mit sich, dann überwand er sich und fügte hinzu: »Du hast das Richtige getan.« Teal'c atmete tief durch, dann deutete er ein Nicken an und ging an ihm vorbei. Daniel blickte ihm nach, bis er die Halle verlassen hatte. »Also«, riss ihn Sams Stimme schließlich aus seinen Gedanken. »Du wolltest mich sprechen. Um was geht es?« Daniel räusperte sich. »Du hast dich doch mit den Gedankenwandlern der Goa'uld beschäftigt«, sagte er. »Kannst du mir etwas Genaueres über ihr Funktionsprinzip erzählen?« »Nun, wie der Name schon sagt, wandeln sie die Gedanken ihrer Träger um, damit sie nach außen hin Wirkung entfalten«, erklärte sie verwundert. »Das kann in Form von kinetischer Energie sein, aber auch...« »Warte, das ist nicht das, was ich meine«, unterbrach Daniel sie. »Mir geht es mehr um die Fähigkeit zur geistigen Beeinflussung, die ein Goa'uld damit ausüben kann.« »Das ist eine weitere Möglichkeit, so ein Ding anzuwenden. Eine Art Gedankenkontrolle, viel stärker als jede Hypnose. Worauf willst du hinaus?« »Erkläre ich dir gleich«, wich Daniel einer Antwort aus. »Mir geht es um Folgendes: Wenn ein Goa'uld jemanden auf diese Art psychisch beeinflusst, wird dann ein direkter Kontakt zwischen seinem Bewusstsein und dem seines Opfers hergestellt?« Sam zögerte einen Moment mit der Antwort. »Nun, wir sind bei der Erforschung dieser Geräte noch nicht besonders weit gekommen«, gestand sie. »Aber eigentlich ist das der einzige Weg, wie die Beeinflussung funktionieren kann. Die Befehle des Goa'uld werden direkt ins Bewusstsein seines Opfers projiziert.« »Dann müsste es doch eigentlich auch möglich sein, andere Gedanken auf diese Art zu übertragen, nicht wahr? Vielleicht sogar einen gewissen Teil der eigenen Persönlichkeit, der quasi posthypnotisch im
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Unterbewusstsein des Opfers verankert wird und später von dort aus wirksam werden kann.« »Vielleicht«, bestätigte Sam unschlüssig und zuckte die Achseln. »Theoretisch könnte es funktionieren, obwohl ich die Idee für ziemlich weit hergeholt halte. Warum sollte ein Goa'uld so etwas auch machen? Der Gedankenwandler dient in erster Linie zum Töten.« »Aber er kann beides bewirken?« »Wie gesagt - möglicherweise. Warum interessierst du dich so dafür?« »Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube, dass Sha'uri mir auf diesem Weg eine Nachricht geschickt hat, während Amonette meinen Willen zu brechen versuchte«, erklärte Daniel leise. »Eine Nachricht?« Sam blickte ihn fragend, aber auch mit kaum verhohlener Besorgnis an, als wäre sie sich nicht sicher, ob er noch bei klarem Verstand sei - ganz, wie er es befürchtet hatte. »Was für eine Nachricht?« »Das versuche ich gerade herauszufinden«, erwiderte Daniel ausweichend. »Ich muss erst noch ein paar Sachen klären, dann erzähle ich dir davon. Erst einmal vielen Dank, du hast mir sehr geholfen.« Mit raschen Schritten verließ er die Transportkammer und schlug den Weg zu den Privatquartieren ein. 4 Erst als er die Tür öffnete und eintrat, nachdem Teal'c ihn auf sein Klopfen hin dazu aufgefordert hatte, wurde Daniel bewusst, dass er noch nie zuvor im Quartier des Jaffa gewesen war. Neugierig blickte er sich um. Der Raum war nur karg eingerichtet und es gab so gut wie gar keine persönlichen Einrichtungsgegenstände. Das Zimmer hätte den Charme einer Bahnhofswartehalle vermittelt, wenn nicht überall Dutzende von Kerzen entzündet worden wären, die es mit flackerndem, warmem Licht erfüllten. Inmitten der Kerzen saß Teal'c im Schneidersitz auf dem Boden. Mit keiner Regung gab er zu erkennen, dass Daniels Besuch ihn überraschte. »Ich freue mich, dass du gekommen bist, Daniel Jackson«, sagte er.
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Daniel schloss die Tür hinter sich und trat näher. Einen Moment lang blickte er sich nach einer Sitzgelegenheit um und als er keine fand, ließ er sich ebenfalls auf dem Boden nieder. »Ich...muss dich etwas fragen, Teal'c«, begann er stockend. »Was passiert, wenn zwei Goa'uld-Wirte ein Kind miteinander zeugen?« »Es ist strengstens verboten und wird von den Systemlords mit dem Tode bestraft«, erwiderte der Jaffa. »Warum?« »Wenn zwei Goa'uld über ihre Wirte miteinander intim werden und ein Kind entsteht, vereinigt es das gesamte Wissen der Goa'uld in sich.« Daniels Herz begann schneller zu schlagen. Im Grunde hatte er nichts anderes erwartet, nicht wirklich jedenfalls, trotzdem versetzte es ihn in Aufregung, Sha'uris Behauptung von Teal'c bestätigt zu bekommen. Da er vorher nichts davon gewusst hatte, war es nicht nur der definitive Beweis, dass er sich nicht nur etwas eingebildet hatte, sondern es bedeutete auch, dass es sich bei ihrem Sohn wirklich um einen Har'sissis handelte und sie auf diese Art die Chance hatten, in den Besitz des gesamten Wissens der Goa'uld zu gelangen, wenn sie das Kind fänden. »Das genetische Wissen, das in der DNS der Goa'uld verankert ist, geht also auf den menschlichen Nachkommen über?«, vergewisserte er sich. »Auf ein Kind, das man Har'sissis nennt?« »Das ist korrekt. In der langen Geschichte der Goa'uld hat es nur wenige Har'sissis gegeben. Sie und ihre Eltern werden von den Systemlords mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln gejagt und getötet.« »Wenn die Systemlords also herausgefunden haben, dass Amonette...« murmelte Daniel vor sich hin und brach dann ab. »Wovon sprichst du?«, hakte Teal'c nach. »Wir sind bislang davon ausgegangen, dass Apophis von den anderen Systemlords gestürzt und getötet wurde, weil er durch den Verlust seiner Schlachtschiffe beim missglückten Angriff auf die Erde einen beträchtlichen Teil seiner Macht verloren hat«, führte Daniel seinen Gedanken weiter. »Aber vielleicht gab es einen ganz anderen Grund dafür. Wenn sie herausgefunden haben, dass er und Amonette einen
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Har'sissis gezeugt haben, erklärt das manches.« »Apophis und ein Har'sissis?« Zum ersten Mal seit Beginn des Gesprächs zeigte sich eine Regung auf Teal'cs Gesicht. »Bist du dir sicher?« »Jetzt ja.« »Wenn ja, dann müssen wir dieses Kind finden. Woher weißt du davon?« »Sha'uri hat es mir gesagt.« Daniel stand auf und ließ einen ziemlich verdutzten Teal'c zurück. An der Tür ließ ihn ein Zuruf des Jaffa verharren. Er drehte sich noch einmal um. »Es erfüllt mein Herz mit Freude, dass du mir vergeben hast, Daniel Jackson«, sagte Teal'c. Daniel lächelte ihm kurz zu, dann verließ er das Zimmer. Er hätte nicht gedacht, dass es so gut tat, einen Freund zurückzugewinnen. 5 Daniel öffnete die Tür vollends und trat hinaus, doch vor ihm erstreckte sich nicht wie erwartet der Korridor. Stattdessen breitete sich eine sanfte, von der Sonne beschienene Hügellandschaft vor ihm aus. Vor seinen Füßen lag ein toter Jaffa, nur wenige Meter von dem Zelt entfernt, in dem Amonette ihn zu töten versucht hatte. Erschrocken fuhr Daniel herum, doch die Tür, durch die er gerade getreten war, war verschwunden. Auch hinter ihm erstreckte sich nur die Hügellandschaft. Als er sich wieder umdrehte, stand Sha'uri neben dem Eingang des Zeltes. Auch jetzt trug sie wieder das prachtvolle Pharaonengewand. Mit langsamen Schritten kam sie auf ihn zu. »Ich freue mich, dass du deinen Zorn überwunden hast, Daniel«, sagte sie. »Du hast das Richtige getan. Nun kannst du zusammen mit deinen Freunden aufbrechen, um den Jungen zu retten. Aber es wird eine sehr gefährliche Mission werden.« »Wo ist er?«, fragte Daniel. »Amonette wusste schon lange, dass du ihn bei meinem Vater
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versteckt hast«, erklärte sie. »Aber nach Apophis' Tod befand auch sie sich in großer Gefahr und ließ ihn auf Abydos, weil er dort sicherer als bei ihr gewesen ist. Aber dann erfuhr sie, dass Sokar von der Existenz des Jungen gehört hatte und ihn suchen ließ. Sie versuchte ihn in Sicherheit zu bringen, aber es war bereits zu spät. Sokar hatte seine Krieger bereits ausgeschickt. Sie überfielen uns. Amonettes Jaffa konnten sie unter hohen Verlusten zurückschlagen, kurz bevor ihr gekommen seid, aber sie konnten nicht verhindern, dass sie das Kind mit sich nahmen. Es befindet sich nun in Sokars Gewalt.« »Falls er es nicht bereits getötet hat«, wandte Daniel ein. »Wie Teal'c erzählte, töten die Systemlords jeden Har'sissis.« »Aber Sokar gehört nicht zu den Systemlords. Im Gegenteil, er hasst sie, seit sie sich vor Tausenden von Jahren gegen ihn verbündet und ihn gestürzt haben. Es heißt, dass er vorhat, sie alle zu vernichten. Deshalb glaube ich, dass er das Kind leben lässt. Es symbolisiert seinen Sieg über Apophis und indem er es nicht tötet, wie es seine Pflicht wäre, zeigt er seinen Widerstand gegen die Befehle der Systemlords. Darüber hinaus kann es auch für ihn sehr hilfreich sein. Er hat sich für Jahrtausende aus dem galaktischen Geschehen zurückgezogen. Selbst er kennt längst nicht alle technischen Fortschritte, die die Systemlords in dieser Zeit gemacht haben. Apophis kannte sie und damit auch das Kind.« Daniel verzog das Gesicht und breitete in einer resignierenden Geste die Arme aus. »Und wie sollen ausgerechnet wir das Kind aus seiner Gewalt befreien, wenn er mächtig genug ist, sich selbst gegen die Systemlords der Goa'uld zu stellen? Er hätte uns schon einmal fast vernichtet und das nur, weil wir dem sterbenden Apophis in seinen letzten Stunden Unterschlupf auf der Erde gewährt haben. Hätten wir Sokar nicht damit beschwichtigt, dass wir ihm seinen Leichnam ausgeliefert haben, wären wir wahrscheinlich schon längst alle tot. Und wenn wir ihm jetzt auf die Füße treten und seine Aufmerksamkeit erneut auf uns lenken, wird er das vermutlich binnen kürzester Zeit nachholen.« »Nein, Daniel.« Sha'uri blickte ihn aus weit aufgerissenen Augen an. Ihre Stimme klang erschrocken. »So darfst du nicht denken. Sokar steht
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am Rande eines Krieges mit den Systemlords. Er will sie stürzen, um selbst wie früher die Macht über die Goa'uld zu übernehmen, und da kann er sich keinen weiteren Kriegsschauplatz leisten.« »Vielleicht«, murmelte Daniel. »Aber selbst wenn er darauf verzichtet, sich zu rächen, haben wir dennoch keine Chance. Ein solches Unternehmen wäre Selbstmord.« »Ihr Menschen von Ta'uri habt schon anderes geschafft, was niemand für möglich gehalten hätte«, sagte Sha'uri eindringlich. »Ihr müsst zumindest versuchen, den Jungen zu retten. Er ist auf Dauer eure einzige Hoffnung. »Wenn es Sokar gelingen sollte, die Systemlords zu besiegen und selbst die Herrschaft an sich zu reißen, seid auch ihr über kurz oder lang verloren, ohne das Wissen des Har'sissis.« Das Licht der Sonne schien intensiver zu werden, goldener. »Nein!«, stieß Daniel erschrocken hervor. »Geh noch nicht!« »Ich... bin zu schwach, um länger mit dir zu sprechen«, stöhnte Sha'uri. Sie wurde von dem goldenen Leuchten eingehüllt, ihre Gestalt verzerrte sich. »Aber ihr...habt einen wichtigen Trumpf...auf eurer Seite. Sam...kann euch helfen.« Ihre Gestalt löste sich auf und mit ihr verschwand auch die Landschaft um sie herum. An ihrer Stelle manifestierten sich die Wände des Korridors vor Teal'cs Quartier um Daniel herum. Das goldene Leuchten erlosch. 6 Schon als er noch ein gutes Stück von General Hammonds Büro entfernt war, schallte Daniel bereits O'Neills Stimme durch die halb geöffnete Tür entgegen. »Ich sage Ihnen nochmal, General, dieser Kerl ist ein völliger Trottel!«, polterte Jack lautstark. »Er ist nicht nur eine Nervensäge und hat zwei linke Hände, sondern auch zwei linke Füße. Ein Versager auf der ganzen Linie. Ich weigere mich, ihn weiterhin in meinem Team zu behalten. Er stellt einen unberechenbaren Risikofaktor für jede Expedition dar.« »Geben Sie ihm doch wenigstens ein wenig Zeit, sich anzupassen«,
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versuchte General Hammond ihn zu beruhigen. »Es war sein erster Einsatz.« Keiner der beiden hatte Daniel bislang entdeckt. Er verharrte auf der Schwelle und lehnte sich schmunzelnd gegen den Türrahmen. Es war nicht schwer zu erraten, um wen sich das Gespräch drehte. »Das habe ich durchaus bedacht«, ereiferte sich Jack. »Aber aus Rothman wird nie etwas. Wenn wir in einen Kampfeinsatz verwickelt werden, können wir Wetten darauf abschließen, ob er zuerst von unseren Feinden getötet wird, oder ob er es schafft, sich vor lauter Unbeholfenheit vorher selbst mit seiner Waffe umzubringen.« »Ist wie ein Dejá-vu«, mischte sich Daniel noch immer grinsend ein. »Irgendwie kommt mir das sehr bekannt vor. Irgend jemand hat etwas ganz Ähnliches schon mal gesagt.« »Dejá-vu«, bestätigte O'Neill und grinste ebenfalls. »Auch damals platzte jemand, für dessen Ohren diese Worte nicht bestimmt waren, in die Besprechung.« »Wusstest du, dass Rothman im College zweifacher ZehnkampfChampion war?«, erkundigte sich Daniel. »Rothman?«, echote Jack ungläubig. »Zwei linke Hände und Füße, wie?«, sagte Hammond augenzwinkernd. »Versuchst du etwa gerade, Rothman aus deiner Einheit hinauszudrängen?«, wandte sich Daniel wieder an Jack. O'Neill nickte. »Das war wohl nicht zu überhören.« Daniel blickte den General an. »Besteht eine Chance, dass er damit Erfolg hat, Sir?« »Nur falls Sie zurückkommen, Dr. Jackson.« »Okay«, bestätigte Daniel lapidar. »Gut«, stimmte auch O'Neill zu. »Damit ist Rothman draußen und...« Erst in diesem Moment begriff er, was Daniel gesagt hatte, brach ab und starrte ihn ungläubig an. »Was? Machst du Witze?« »Nein. Ich habe mir alles noch mal gründlich überlegt und würde gern zurückkommen.« Abwehrend hob Daniel eine Hand. »Das heißt, zumindest vorläufig und nur dann, wenn es überhaupt noch möglich ist. Ob ich auf Dauer bleibe, kann ich noch nicht sagen, aber es gibt noch
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einige Sachen zu erledigen, bevor ich ernsthaft an einen Abschied denken kann.« »Sehen Sie, Sir, das habe ich in den letzten Tagen vermisst«, sagte Jack an Hammond gewandt und schnitt eine Grimasse. »Ich habe nicht die geringste Ahnung, wovon der Kerl überhaupt spricht, aber ich würde ihm trotzdem auf der Stelle einen Gebrauchtwagen abkaufen. Was meinen Sie, General?« »Nun, sein Abschiedsgesuch liegt immer noch hier in meinem Schreibtisch.« Er öffnete eine Schublade und nahm einen Umschlag heraus. Ein paar Sekunden lang blickte er ihn unschlüssig an, dann riss er ihn demonstrativ in der Mitte durch und warf ihn ni den Papierkorb. »Herzlich willkommen zurück, Dr. Jackson.« »Gut.« Daniel nickte zufrieden. »Dann möchte ich Sie bitten, so schnell wie möglich eine Konferenz einberufen, General. Ich habe äußerst wichtige Neuigkeiten. Und sie sind nicht nur für uns wichtig, deshalb schlage ich vor, den Tok'ra eine Nachricht zu schicken und sie zu bitten, sich so schnell wie möglich mit uns zu treffen. Wenn das stimmt, was sich gegenwärtig abzeichnet, werden wir ihre Hilfe dringend benötigen.« »Tja, was habe ich gesagt?«, brummte O'Neill und verdrehte in gespielter Verzweiflung die Augen. »Keine Ahnung, wovon er spricht, aber er bringt auf jeden Fall Leben in die Bude. Ich weiß nicht warum, aber irgendwie mag ich diesen Kerl.«
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DIE TOK'RA 1 »Sokar«, murmelte O'Neill. Schon während Daniels Bericht über die Ereignisse der letzten Tage hatte es ihn nicht mehr auf seinem Stuhl gehalten. Unruhig schritt er im Konferenzraum auf und ab, die Hände wie üblich in den Hosentaschen. »Ist das nicht der Bursche, der schon einmal ziemlich unsanft an unsere Irisblende geklopft hat, als wir Apophis in unserer Gewalt hatten? Einer der ältesten und angeblich mächtigsten Goa'uld? Der Typ, von dem du behauptet hast, er wäre...« »Der Teufel«, fiel Daniel ihm ins Wort. »Genau der. Als solcher taucht er zumindest in der Mythologie auf. Luzifer, Satan, der Gott des Chaos, das gestaltgewordene Böse, der Herrscher der Unterwelt - wie auch immer. Er hat unzählige Namen.« »Na wunderbar. Und wir sollen also einfach mal bei ihm zu Hause vorbeischauen, ihm in den Hintern treten und mit dem Kind wieder verschwinden, das er Amonette kurz vor ihrem Tod abgejagt hat?« Er machte eine weitausholende Geste. »Na, wenn es weiter nichts ist, hört es sich ja nach einem regelrechten Spaziergang an. Sorry, wenn ich mich etwas flapsig ausdrücke, General, aber das ist Wahnsinn. Selbst wenn Dr. Jackson Recht hat und dieses Kind ein Hassadingsda ist, das das gesamte Wissen der Goa'uld in sich birgt, werden wir niemals an es herankommen. Es wäre Wahnsinn, uns ausgerechnet mit diesem Sokar anzulegen.« »Das war in der Tat etwas flapsig ausgedrückt«, ergriff General Hammond das Wort. »Aber ich fürchte, Sie haben Recht, Colonel.« Er blickte Daniel an. »Es wäre sehr verlockend, über dieses Kind alle Geheimnisse der Goa'uld zu erfahren. Aber vergessen wir nicht, dass der Junge gerade erst ein Jahr alt ist. Es wird noch Jahre dauern, bis er uns von Nutzen sein kann und ich fürchte, so viel Zeit wird uns Sokar nicht lassen.« »Das wird er auch dann nicht, wenn wir nichts unternehmen«, wandte Daniel ein. Er hatte gewusst, dass es schwer sein würde, die anderen von der Notwendigkeit dieser Suche zu überzeugen, aber er hätte nicht
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gedacht, dass es sich als so gut wie unmöglich erweisen würde. Wenn es Sokar gelingt, die Systemlords zu besiegen...« »... dann wird die Erde eines seiner nächsten Ziele sein. Die Menschen von Ta'uri sind ihm schon lange ein Dorn im Auge«, ertönte in diesem Moment die verzerrte Stimme eines Goa'uld. Genau wie die anderen fuhr Daniel erschrocken herum, entspannte sich jedoch gleich darauf wieder. Zwei Männer hatten unbemerkt den Raum betreten, aber er wusste, dass von ihnen keine Gefahr drohte. Sam sprang auf und eilte auf die beiden Männer zu. »Ma'tuuf!«, begrüßte sie freudestrahlend zunächst den jüngeren der beiden Tok'ra, der zuvor gesprochen hatte, wandte sich dann dem älteren Mann zu und umarmte ihn. »Dad. Ich freue mich, dich wieder zu sehen.« Vor mehr als einem Jahr war ihr Vater unheilbar an Krebs erkrankt. Die einzige Rettung für ihn war die Verschmelzung mit Solnak, einem Tok'ra, der zu diesem Zeitpunkt unbedingt einen neuen Wirt benötigte. »Das Vergnügen ist ganz auf meiner Seite, Sam«, erwiderte er. »Ich hoffe, wir werden später noch Gelegenheit haben, uns ausführlicher zu unterhalten. Aber das ist sicherlich nicht der einzige Grund, aus dem ihr uns gerufen habt.« »Nein, Dad. Wir haben ein Problem, bei dem ihr uns vielleicht helfen könnt. Vor allem aber eure Symbionten, Solnak und Lantasch. Aber setzt euch doch erst einmal.« Die beiden Tok'ra nickten auch den anderen zum Gruß zu und nahmen am Konferenztisch Platz. Jacob senkte kurz den Kopf. Als er ihn wieder hob, leuchteten seine Augen für einen Moment auf, ein Zeichen, das der Goa'uld in ihm die Kontrolle übernommen hatte. »Wir freuen uns, wieder bei euch sein zu können«, sagte er mit der verzerrten Stimme Solnaks. »Der Hohe Rat der Tok'ra sendet euch allen die besten Grüße und wir hoffen, dass wir euch bei eurem Problem helfen können. Was für Schwierigkeiten habt ihr?« Noch einmal berichtete Daniel kurz von seinen Visionen und was Sha'uri ihm darin mitgeteilt hatte. Die beiden Tak'ra hörten ihm zu, ohne ihn einmal zu unterbrechen, doch ihre Gesichter wirkten immer besorgter. »Was den Gedankenwandler betrifft, so wäre es tatsächlich möglich,
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das Gerät in dieser Form zu benutzen«, entgegnete Ma'tuuf schließlich, als Daniel geendet hatte. »Es ist ungewöhnlich, aber möglich, und alles deutet darauf hin, dass es hier geschehen ist.« Er sprach mit der ganz normalen Stimme seines Wirtes. Seit Jahrhunderten bereits waren Ma'tuuf und Lantasch miteinander verschmolzen und trotz geringfügiger Unterschiede zwischen ihm und dem Goa'uld in ihm bildeten sie viel mehr eine Einheit, als es bei Solnak und Jacob Carter der Fall war, wo die Verschmelzung noch nicht lange zurücklag. Da es für menschliche Gesprächspartner psychologisch angenehmer war, übernahm Ma'tuuf bei entsprechenden Unterhaltungen meist die Kontrolle und Lantasch mischte sich nur selten ein. »Einige der Aussagen decken sich mit dem, was unsere eigenen Spione berichtet haben«, ergänzte Solnak. »Vieles deutet darauf hin, dass Sokar dicht davor steht, einen Großangriff gegen die Systemlords zu führen. Wir haben bereits erwogen, eine Expedition zu seinem Heimatplaneten zu entsenden, die seine Pläne auskundschaften und wenn möglich vereiteln soll, aber wir sind zu dem Schluss gekommen, dass es zu gefährlich wäre.« »Korrigiert mich, wenn ich mich irre, aber im Grunde halte ich das für eine gute Nachricht«, mischte sich O'Neill ein. »Wenn er und die Systemlords gegeneinander Krieg führen, wird das beide Seiten erheblich schwächen. Das kann nur zu unserem Vorteil sein.« »Theoretisch ja«, erwiderte Ma'tuuf. »Wenn es sich um einen langen, verlustreichen Krieg handeln würde. Aber das wird es nicht. Die Allianz der Systemlords ist sehr zerbrechlich. Wenn es zu einem offenen Krieg kommt und Sokar einige erste Erfolge erringt, werden viele der Systemlords aus Furcht zu ihm überlaufen.« »Ist er denn wirklich so viel schlimmer und mächtiger als die anderen Goa'uld?«, wandte General Hammond zweifelnd ein. »Er ist Satan«, erinnerte Daniel. »Und das nicht nur im übertragenen Sinne. So wie Apophis, Bastet, Hathor und die anderen sich von den alten Ägyptern als Götter verehren ließen und so deren Religion schufen, so gehen von Sokar als Person alle Mythen über das personifizierte Böse aus. Ich nehme nicht an, dass er Hörner, einen Pferdehuf und einen Schwanz besitzt, aber ansonsten müssen wir uns
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vor Augen halten, dass wir es mit dem leibhaftigen Teufel zu tun haben.« »Wie ihr wisst, hat er vor Jahrtausenden schon einmal über die Systemlords geherrscht, ehe sie sich gegen ihn zusammenschlossen und ihn stürzten«, fügte Ma'tuuf hinzu. »Diese Zeit ist noch heute als die Dunkle Epoche bekannt. Verglichen mit ihm sind die euch bekannten Systemlords geradezu angenehme Zeitgenossen. Vielleicht begreift ihr dadurch besser, mit was für einem Wesen ihr es zu tun habt. Wenn er die Herrschaft erneut an sich reißt, wird er ein beispielloses Terrorregime errichten, wie ihr es euch noch nicht einmal vorstellen könnt. Und nachdem ihr ihm schon einmal unangenehm aufgefallen seid, wird eure Welt ohne jeden Zweifel eines seiner ersten Opfer sein.« 2 Einige Sekunden betroffenes Schweigen folgten Ma'tuufs Worten, bis Daniel schließlich mit der flachen Hand auf den Tisch schlug. »Ich begreife nicht, was mit euch los ist«, sagte er zornig. »Wir reden nur darüber, wie schlimm und böse und mächtig Sokar ist und wie schrecklich es für die Galaxis wäre, wenn er an die Macht käme. Aber statt etwas gegen diese Bedrohung zu unternehmen, scheinen wir uns nur ängstlich verkriechen zu wollen. Wenn die Tak'ra nicht dazu bereit sind, dann müssen wir eben versuchen, Sokar aufzuhalten und den Jungen zu befreien.« Solnaks Augen leuchteten hell auf. »Ihr seid anmaßend und leidet an ungeheurer Selbstüberschätzung, die schon einmal euer Untergang war«, stieß er scharf hervor. »Eure rückständige Technologie ist der der Goa'uld grenzenlos unterlegen. Mit viel Glück habt ihr es einmal geschafft, einen Angriff von Apophis abzuwehren, aber jeder der anderen Systemlords könnte euch im Alleingang vernichten, wenn er es darauf anlegte. Wie wollt ihr da der geballten Macht von Sokar widerstehen? Wenn wir beschlossen haben, uns zurückzuhalten, dann deshalb, weil wir unsere Chancen realistisch einschätzen. Wir Tak'ra sind nicht so zahlreich, dass wir uns Verluste leisten können und jeder, der in Sokars Gewalt gerät, ist verloren.« Er zögerte kurz. »Die Existenz des Har'sissis allerdings lässt manches noch
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einmal in neuem Licht erscheinen.« »Sha'uri hat noch etwas gesagt«, spielte Daniel seinen letzten Trumpf aus. »Sie sagte, dass Sam bei der Befreiung des Kindes eine große Hilfe für uns darstellen würde.« Alle Blicke richteten sich auf Samantha Carter, die sich bislang kaum an der Diskussion beteiligt hatte. Verwundert und mit sichtlichem Unbehagen zuckte sie die Achseln. »Ich? Was könnte gerade ich Besonderes tun?«, fragte sie ratlos. »Das hat Sha'uri nicht gesagt. Nur, dass wir dich fragen sollten.« Einige Sekunden lang herrschte Schweigen. »Vielleicht kann ich etwas Licht in diese Angelegenheit bringen«, ergriff Ma'tuuf wieder das Wort. »Ich glaube ich weiß, was damit gemeint ist. Sokars Heimatplanet trägt den Namen Dolmak und er wird von dem Mond Ne'thu umkreist. Es ist ein instabiler Himmelskörper voller vulkanischer Aktivität und giftiger, brennbarer Gase, mit Seen aus Pech und Teer und einem hohen Schwefelgehalt in der Luft. An seiner Oberfläche ist das Überleben nur für kurze Zeit möglich, aber es gibt ausgedehnte unterirdische Höhlensysteme. Dorthin verbannt Sokar seine Feinde und Gefangene, die er gemacht hat. Als Sklaven müssen sie bis an ihr Lebensende dort das Erz abbauen, das er für seine Kriegsmaschinerie benötigt. Es ist ein Ort ewiger Dunkelheit, wo die Luft von dem Schreien und Stöhnen der Gequälten erfüllt ist.« »Die Hölle«, warf Daniel ein. »Auch sie findet sich in unseren Mythen. Der Beschreibung nach ist ein Ort wie Ne'thu genau der richtige Platz für jemandem wie Sokar.« »Es heißt, niemand sei jemals von dort entkommen«, fuhr Ma'tuuf fort und legte eine genau berechnete Pause ein. »Mit einer einzigen Ausnahme. Und diese Ausnahme war Jolinar von Malk'shur.« »Oh«, entfuhr es Sam und sie schluckte schwer. Die Nennung dieses Namens weckte eine Vielzahl widersprüchlicher Gefühle in ihr. Auch Jolinar hatte den Tak'ra angehört und war früher Ma'tuufs Gefährtin gewesen. Bei einem Kampf war ihr Wirt tödlich verletzt worden und um sich zu retten, war sie vorübergehend in Sams Körper geschlüpft. Dadurch hatten sie überhaupt erst von der Existenz der Tak'ra erfahren und Kontakt herstellen können, doch für Jolinar war
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dies zu spät gekommen. Um Sam in einer gefährlichen Situation zu retten, hatte der außerirdische Parasit sich geopfert. Damals war es für Sam eine furchtbare Erfahrung gewesen, ihren Körper mit einem fremden Wesen zu teilen, zumal sie den Symbionten zunächst für einen normalen Goa'uld gehalten hatte. Auch heute konnte sie sich eine dauerhafte Verschmelzung nicht vorstellen, nicht einmal mit einem Tak'ra, aber sie bedauerte ein bisschen, dass sie die damalige Chance nicht genutzt hatte, mehr über Jolinar zu erfahren, die eine sehr beeindruckende Persönlichkeit gewesen sein musste. Auch Solnak schien überrascht von dem, was Ma'tuuf gesagt hatte. »Ich wusste noch gar nicht, dass Jolinar sich einmal in Sokars Gefangenschaft befunden hat«, stellte er fest. »Sie hat nie davon gesprochen.« »Es war eine schreckliche Erfahrung für sie«, erklärte Ma'tuuf. »Sie hat auch mir nicht viel mehr erzählt, als dass sie dort gewesen sei.« « »Aber sie wird doch hoffentlich erzählt haben, wie es ihr gelungen ist, von einem Ort zu entkommen, von dem es angeblich kein Entkommen gibt«, warf O'Neill ein. Bedauernd schüttelte Ma'tuuf den Kopf. »Ich fand sie schwer verletzt an Bord eines kleinen Transportschiffes«, berichtete er. »Es war fast ein Wunder, dass sie noch lebte. Sie sagte nur, dass sie in Sokars Gefangenschaft geraten und von Ne'thu geflohen sei. Schon die Erinnerungen daran stellten eine Qual für sie dar. Da sie nicht von sich aus darüber sprechen wollte, habe ich das akzeptiert und bin nicht weiter in sie gedrungen.« »Und nun ist sie tot und kann uns nichts mehr über ihre Flucht verraten«, kommentierte General Hammond. »Das bringt uns also auch nicht weiter, da sie ihre Geheimnisse mit ins Grab genommen hat.« »Das... stimmt so nicht ganz«, widersprach Ma'tuuf zögernd. »Wenn ein Tak'ra oder Goa'uld stirbt, sein Wirt jedoch überlebt, so bleibt immer etwas von ihm in dem Wirt zurück.« »Ich weiß, worauf du hinauswillst«, mischte sich Sam ein. Sie war merklich blasser geworden. »Aber ich fürchte, ich kann euch nicht helfen. Ich besitze einen Großteil der Erinnerungen Jolinars, aber sie sind tief in mir verborgen. Gelegentlich brechen einige dieser Erinnerungen durch, aber
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meistens nur spotlichtartig und in wirren Träumen. Ich kann keinesfalls einzelne Erinnerungen ganz gezielt abrufen.« »Aber wir besitzen die nötige Technik, um dir dabei zu helfen«, behauptete Solnak. Obwohl sie genug Zeit gehabt hatte, sich daran zu gewöhnen, war es für sie immer noch merkwürdig, ihm gegenüber zu sitzen und nicht ihren Vater, sondern den Goa'uld in ihm sprechen zu hören. »Natürlich würden wir sie niemals gegen deinen Willen einsetzen, aber wenn du dich einverstanden erklärst, könnten diese Erinnerungen Jolinars für uns von unschätzbarem Wert sein.« Wieder richteten sich alle Blicke auf Sam. »Ich...weiß nicht«, entgegnete sie und fühlte sich äußerst unbehaglich. »Mir ist nicht gerade wohl bei der Vorstellung. Es kommt mir ein bisschen wie Blasphemie vor. Jolinar ist tot und wir sollten sie in Frieden ruhen lassen.« Sie machte eine kurze Pause. »Aber wenn ihre Erinnerungen wirklich so wichtig sind und uns helfen können, Sokar aufzuhalten, bin ich dazu bereit.« »Wir werden dem Hohen Rat der Tak'ra vortragen, was wir hier erfahren haben«, erklärte Solnak. »Aber ich bin schon jetzt davon überzeugt, dass wir im Licht dieser neuen Informationen doch eine Expedition nach Dolmak schicken werden.« »Dann bitte ich darum, daran teilnehmen zu dürfen«, sagte Daniel spontan. »Ich meine, fällt eigentlich keinem auf, dass wir über dieses Kind nur noch in seiner Funktion als Har'sissis sprechen? Wir dürfen dabei nicht vergessen, dass es sich letztlich in erster Linie immer noch um ein menschliches Kind handelt. Ich habe geholfen, es zur Welt zu bringen und habe es bei den Abydianern versteckt. Ich fühle mich für diesen Jungen mitverantwortlich und auch über seine Bedeutung als Har'sissis hinaus möchte ich ihn aus Sokars Gewalt befreien. Außerdem bin ich davon überzeugt, dass uns neben den Erinnerungen Jolinars auch das Wissen, das Sha'uri mir vermittelt hat, bei einer solchen Mission von großer Hilfe sein kann.« »Wenn wir eine solche Mission ausschicken, ist jede Hilfe willkommen, die wir bekommen können«, sagte Ma'tuuf. »Immerhin steht dabei möglicherweise das Schicksal der gesamten Galaxis auf dem Spiel.«
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»Klingt reichlich melodramatisch«, brummte O'Neill verdrossen. »Aber es klingt auch so, als ob wir uns nicht so einfach aus allem heraushalten können«, stellte General Hammond fest. »Bevor ich über eine eventuelle Beteiligung von SG-1 entscheiden kann, brauche ich erst weitere Informationen über diese Expedition, aber bei der Bedeutung dieser Angelegenheit stehe ich grundsätzlich allen Vorschlägen sehr offen gegenüber. Wie denken Sie darüber, Colonel?« O'Neill zögerte ein paar Sekunden. »Die Hölle«, murmelte er schließlich nachdenklich. »Nun ja, ich bin immer davon ausgegangen, dass ich dort irgendwann mal enden würde. Vielleicht wäre es gar nicht so schlecht, das Terrain im Vorfeld schon mal ein bisschen zu sondieren.«
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JOLINARS ERINNERUNGEN 1 Das Schiff war nicht besonders groß. An seiner längsten Stelle maß es weniger als zwanzig Meter und es besaß eine äußerst merkwürdige Form. Ein wenig erinnerte es Sam an ein irdisches Space-Shuttle, über dessen hinteres Ende jemand ein verbeulte Pyramide gestülpt hatte, sodass die spitz zulaufende Schnauze mit den Cockpitfenstern vorne herausragte. Vor allen Dingen aber war es alt und darüber hinaus offensichtlich auch noch beschädigt, wovon die verbeulten Außenwände Zeugnis gaben. »Mit dem Ding sollen wir fliegen?«, stieß O'Neill fassungslos hervor, als sie auf einem unbewohnten Planeten, dessen Namen Sam sich nicht einmal gemerkt hatten, aus dem Sternen-Tor traten. »Ich bin bestimmt kein Fachmann für interstellare Raumschiffe, aber das da sieht für mich verdächtig nach einem Schrotthaufen aus, der bei der geringsten Belastung in seine Einzelteile zerfällt.« »Lass dich von seinem Äußeren nicht täuschen«, entgegnete Ma'tuuf. »Wir haben den Hyperantrieb und alle anderen Maschinen gründlich überholt, sodass sie auf dem neusten technischen Stand sind. Nur das Äußere haben wir bewusst nicht verändert, denn dies ist das Transportschiff, mit dem Jolinar damals von Ne'thu geflohen ist. Wenn überhaupt, dann haben wir nur damit eine Chance, uns dem Mond zu nähern.« »Ich verstehe. Ihr denkt, Sokar würde sich nicht die Mühe machen, es abzuschießen, weil er davon ausgeht, dass es ohnehin von selbst auseinander bricht«, brummte O'Neill sarkastisch. Wenn etwas nicht nach seinen Vorstellungen lief, dann neigte er dazu, verbissen nach einem Haar in der Suppe zu suchen und dieses zu einem ganzen Skalp aufzubauschen. In diesem speziellen Fall konnte Sam es ihm nicht einmal verdenken, doch hoffte sie, dass er es nicht allzu sehr übertrieb. Auch für sie waren die Einzelheiten des Plans, mit dem die Tak'ra hofften, unbemerkt bis zu Sokar vorstoßen zu können, eine eher
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unangenehme Überraschung gewesen. Allerdings vertraute sie stärker als Jack darauf, dass sie wussten, was sie taten, denn immerhin setzten sie auch ihr Leben aufs Spiel. Das änderte jedoch nichts daran, dass ihr Plan mindestens so viele Löcher aufwies wie ein Schweizer Käse. Es begann damit, dass sie überhaupt mit einem Schiff fliegen würden, statt durch das Sternen-Tor zu gehen und zwar mit mindestens einer mittelgroßen Armee Seals in ihrer Begleitung, die kurzerhand alles über den Haufen schießen würden, was sich ihnen in den Weg stellte. Aber wie Ma'tuuf versichert hatte, war das Sternen-Tor auf Sokars Heimatplanet so abgeschirmt, dass ein Passieren für Unbefugte unmöglich war. Auch auf die Unterstützung durch Seals mussten sie verzichten, denn ein gewaltsames Vorgehen bot nach Ansicht der Tak'ra gegen einen so mächtigen Gegner nicht die geringste Aussicht auf Erfolg. Wenn überhaupt, dann könnte es nur einem kleinen Stoßtrupp gelingen, unbemerkt bis zu Sokar vorzudringen - eine Meinung, der sich auch Sam anschloss. Insgesamt waren sie zu sechst: SG-1 und die beiden Tak'ra, wobei es ihr ein besonderer Dorn im Auge war, dass es sich ihr Vater all ihren Überredungsversuchen zum Trotz nicht hatte nehmen lassen, sich ihnen anzuschließen. Lieber wäre er ihr gewesen, wenn ein anderer seinen Platz eingenommen hätte, doch Solnak war der Einzige noch lebende Tak'ra, der bereits mit Sokar zu tun gehabt hatte, als dieser zum ersten Mal über die Goa'uld geherrscht hatte. Aus diesem Grund hatte er auf einer Teilnahme bestanden, ihr aber immerhin versichert, dass er nicht mit ihnen auf Ne'thu landen, sondern an Bord des Schiffes bleiben und von dort aus Funkkontakt mit ihnen halten würde. Es gab keinerlei sichtbare Schotts oder sonstige Öffnungen und sie betraten das Schiff auf die übliche Art der Goa'uld. Ma'tuuf zog einen kleinen Signalgeber aus der Tasche und drückte einen Knopf. Fünf Transportringe, die wie Mini-Sternen-Tore arbeiteten, hüllten sie übereinander liegend blitzartig ein, entmaterialisierten sie und versetzten sie ins Innere des Schiffes, wo die Ringe sich wieder auflösten.
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Neugierig blickte Sam sich um. Das Schiff war fast vollständig hohl, lediglich die Pilotenkanzel und ein Teil des Hecks, in dem vermutlich der Antrieb untergebracht war, waren abgetrennt. Sam ahnte, was kommen würde und sie brauchte nur wenige Sekunden zu warten, bis O'Neill loslegte. »Wirklich gemütlich«, kommentierte er. »Hier kann man sich wohlfühlen. Fast wie bei mir zu Hause.« »Das Schiff ist ein Transporter«, antwortete Teal'c und dann fügte er etwas hinzu, das Sam nie von dem abgeklärten Jaffa erwartet hätte: »Deine Bemerkungen sind nicht sehr konstruktiv, O'Neill.« Völlig verblüfft blickte Jack ihn an; gerade aus dieser Richtung hatte er offensichtlich keinen Tadel erwartet. Nur mit Mühe konnte sich Sam ein Grinsen verkneifen. Sie waren alle gereizt, was zu einem Großteil einfach an der Angst lag, die sie empfanden. Aber das war auch kein Wunder, wenn man bedachte, was vor ihnen lag. Einzig den beiden Tak'ra war nichts anzumerken und Daniel schien kaum erwarten zu können, dass es endlich losging. Er hatte sich verändert in den letzten Tagen und sie wusste nicht zu sagen, ob es eine Veränderung zum Positiven oder Negativen hin war. Mit Sha'uri war auch irgendetwas in ihm gestorben und hatte eine Lücke hinterlassen, die er mit unerschöpflichem Arbeitseifer zu füllen versuchte. Genau wie er war auch sie selbst trotz ihres militärischen Dienstgrads begeisterte Wissenschaftlerin. Gerade deshalb erfüllte diese Entwicklung sie mit Sorge. Ihr ganzes Leben hindurch hatte sie entschlossen und ohne Umwege daraufhingewirkt, ihre Ziele zu erreichen. Manchmal hatte man ihr eine regelrechte Besessenheit bei ihren Bemühungen unterstellt, zu beweisen, dass sie jede gestellte Aufgabe so gut wie ein Mann erfüllen könnte und eine ähnliche Form von Besessenheit glaubte sie jetzt an Daniel zu erkennen. Wie verrückt hatte er sämtliches erreichbare Material über Sokar zusammengetragen und gelesen, um sich bestmöglich vorzubereiten. Jedes Detail des geplanten Einsatzes interessierte ihn und er hatte die Tak'ra regelrecht mit Fragen gelöchert. Auch jetzt hatte er Ma'tuuf
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bereits wieder in ein Gespräch über die Eigenschaften des Schiffes verwickelt. Bis zu einem gewissen Grad konnte Sam ihn sogar verstehen. Er war derjenige, der diese Expedition angeregt und sich besonders dafür stark gemacht hatte, deshalb fühlte er sich in besonderem Maße für ihr Gelingen verantwortlich. Darüber hinaus stellte diese Aufgabe in gewisser Hinsicht Sha'uris Vermächtnis an ihn dar. Trotzdem machte Sam sich Sorgen. Sie hatte Angst, dass er in einer Gefahrensituation unvorsichtig werden und keine Rücksicht auf sein eigenes Leben nehmen könnte, weil es ihm nicht mehr so viel wie früher bedeutete. Über diese Befürchtung hatte sie auch schon mit O'Neill gesprochen und er teilte ihre Bedenken. Sie würden Daniel beide genau im Auge behalten, um ihn gegebenenfalls vor sich selbst zu schützen. »Und du bist wirklich sicher, dass du ein solches Schiff fliegen kannst?«, wandte ihr Vater sich an Teal'c. »Es könnte zu einem Feindkontakt kommen, während wir uns auf Ne'thu aufhalten und du wirst ihn nur meistern, wenn du das Schiff vollständig beherrschst.« »Die Steuerung von Transportschiffen gehörte zu meiner Ausbildung bei Apophis«, antwortete der Jaffa. Er nahm auf dem Pilotensitz Platz und ließ seinen Blick über die Armaturen wandern. »Aber das liegt bereits viele Jahre zurück.« »Ich war der beste Pilot, den Apophis je hatte. Wenn ich in den vergangenen Jahren etwas verlernt haben sollte, so werde ich es mir während des Fluges nach Ne'thu wieder aneignen.« Dass ihr Vater diese Fragen überhaupt stellte, wertete Sam als Zeichen auch seiner Nervosität. Schließlich war die Wahl, wer das Schiff fliegen und im Orbit um Ne'thu auf sie warten würde, gerade wegen seiner herausragenden Fähigkeiten als Pilot auf Teal'c gefallen. Auch Solnak wäre dazu in der Lage gewesen, doch war er als Pilot nicht annähernd so gut wie der Jaffa und da das Schiff vermutlich ihre einzige Chance zur Rückkehr darstellte, wollten sie auf Nummer Sicher gehen. »Nun, dann können wir aufbrechen.« »Ja, fliegen wir los«, bestätigte O'Neill und rieb sich die Hände. »Ab in die Hölle.«
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2 Es war nicht das erste Mal, dass sie eine Reise durch den Hyperraum unternahmen, eine Art übergeordnetes Kontinuum, in dem die normalen Naturgesetze aufgehoben waren und ein Schiff sich mit vielfacher Lichtgeschwindigkeit bewegen konnte, aber es war das erste Mal, dass sie einen solchen Flug durch die Frontfenster auch visuell verfolgen konnten - und es war eine beeindruckende Erfahrung. So sanft, dass sie keinerlei Erschütterung verspürten, hatte Teal'c das Schiff gestartet und ins All hinausgesteuert, wo er den Hyperantrieb aktiviert hatte. Der Anblick war völlig anders, als Sam erwartet hatte. Die Dunkelheit des Weltraums war einer verwirrenden Flut von Licht und Ungewissen, sich ständig verändernden Formen, die wie bläulicher Nebel um sie herum wallten, gewichen. Während der ersten Minuten starrte Sam wie gebannt nach draußen, doch schließlich erinnerte Ma'tuuf sie daran, dass sie noch eine Aufgabe zu erfüllen hatte. Widerstrebend folgte sie ihm in den hinteren Teil des Schiffes und nahm auf einer Transportkiste Platz. Er holte ein Metallplättchen etwa von der Größe eines Mantelknopfes aus seiner Tasche und zeigte es ihr. »Diesen Neuralkontakt muss ich an deiner Schläfe befestigen, um den Gedächtnisverstärker anschließen zu können«, erklärte er. »Es wird einen Moment lang wehtun, aber danach wirst du nichts mehr spüren.« Vor diesem Teil des Einsatzes fürchtete Sam sich beinahe mehr als vor der Konfrontation mit Sokar. Die bloße Vorstellung, dass ihr Gedächtnis manipuliert und möglicherweise ihre intimsten Gedanken anderen zugänglich gemacht wurden, ließ etwas in ihr zu Eis erstarren, dennoch nickte sie tapfer. Sie benötigten Jolinars Erinnerungen, wenn sie überhaupt eine Chance haben wollten, lebend zurückzukehren. Ma'tuuf presste ihr das Plättchen gegen die Schläfe und wie er angekündigt hatte, verspürte sie einen kurzen, scharfen Schmerz, der aber sofort wieder verschwand. »Mit einem entsprechenden Zusatzgerät könnten wir deine Erinnerungen auch holographisch sichtbar machen«, erklärte Jacob
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Carter. Es beruhigte Sam, die eigene Stimme ihres Vaters zu hören, nicht die seines Symbionten. »Aber der Gedächtnisverstärker kann nicht so programmiert werden, dass er nur auf bestimmte Erinnerungen anspricht. Du wirst ihn selber lenken müssen, doch das erfordert eine große geistige Disziplin und da du noch nicht mit dem Gerät vertraut bist, wird er bestimmt zunächst viele deiner eigenen persönlichen Erinnerungen wachrufen. Wir möchten nicht in deine Privatsphäre eindringen, deshalb genügt es wohl, wenn du uns beschreibst, was Jolinar erlebt hat. Bist du bereit?« Sam nickte und Ma'tuuf führte ein kleines, röhrenförmiges Gerät an das Kontaktplättchen. Im gleichen Moment veränderte sich die Realität um sie herum. Zahlreiche, zum Teil seit langer Zeit vergessene Erinnerungen strömten plötzlich und blitzlichtartig auf sie ein, so real, als würde sie sie noch einmal durchleben. Die Erinnerungen waren völlig ungeordnet und stammten aus den verschiedensten Abschnitten ihres Lebens. Sie sah sich wieder an ihrem ersten Schultag, während ihrer Ausbildung bei der Airforce, bei ihrem ersten Rendezvous, beim Lernen im College... Gepeinigt stöhnte sie auf. In Bruchteilen von Sekunden durchlebte sie die unterschiedlichsten Stationen ihres Lebens neu, so realistisch und dabei so schnell wechselnd, dass ihr Gehirn kaum mit den unzähligen Sinneseindrücken fertig wurde und sie befürchtete, den Verstand zu verlieren. »Denke an Jolinar«, hörte sie die Stimme ihres Vaters wie aus weiter Ferne. »Du musst dich fest auf sie konzentrieren und den Gedächtnisverstärker zu ihren Erinnerungen lenken.« Sam versuchte es, doch es gelang ihr nicht. Stattdessen schrieb sie noch einmal den Liebesbrief, den sie niemals abgeschickt hatte, an ihren großen Schwarm auf der High School, machte ihre ersten tapsigen Gehversuche, tollte während eines Urlaubs am Strand von Hawaii im Meer herum, floh durch die Quarzgänge eines unterirdischen Stützpunkts der Tak'ra, der von den Goa'uld angegriffen wurde... Das Letzte war keine ihrer eigenen Erinnerungen, sondern eine, die von Jolinar stammte, wurde ihr schlagartig bewusst. Sie versuchte, sich darauf zu konzentrieren und die Erinnerung festzuhalten, doch
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stattdessen war sie wieder zwölf Jahre alt, saß am Schreibtisch ihres Kinderzimmers in dem Haus, in dem sie damals mit ihren Eltern und ihrem Bruder gewohnt hatte und machte Schulaufgaben und ihr Vater kam mit versteinerter Miene zu ihr ins Zimmer, legte tröstend die Arme um sie und erzählte ihr mit bebender Stimme, dass ihre Mutter bei einem Autounfall... Sam bäumte sich auf, verdrängte die Erinnerung mit aller Kraft. Sie wollte nicht noch einmal den Schmerz und die Trauer spüren, die sie über den Verlust ihrer geliebten Mutter damals empfunden hatte, und im gleichen Moment veränderte sich erneut die Realität um sie herum und sie befand sich wieder an Bord des Transportschiffes. Ma'tuuf hatte den Gedächtnisverstärker abgeschaltet. »Nein«, stöhnte sie und kämpfte mit den Tränen, die ihr auch nach dem Ende ihrer Zeitreise durch die wohl schrecklichsten Moment ihrer Kindheit noch in den Augen brannten. »Ich...ich kann das nicht! Es tut mir Leid, aber ich...erlebe nur meine eigene Vergangenheit neu. Ganz kurz habe ich eine Erinnerung Jolinars gesehen, aber dann...« Sie blickte ihren Vater an, brachte es aber nicht über sich, ihm zu erzählen, woran sie sich gerade erinnert hatte. »Ich kann mir vorstellen, dass es schlimm ist«, sagte Ma'tuuf mitfühlend. »Um uns zu schützen, verdrängen wir ständig einen Teil unserer Erinnerungen, vor allem die schlimmen. Der Gedächtnisverstärker jedoch lässt sie uns in gleicher Intensität wie beim ersten Mal noch einmal erleben. Aber du schaffst es, da bin ich mir sicher.« Instinktiv wollte Sam widersprechen, tat es dann aber doch nicht. Die letzte Erinnerung, obwohl die Schlimmste, war weitaus deutlicher und vor allem ausführlicher und länger in ihrem Bewusstsein geblieben. Es war nicht die Erinnerung Jolinars gewesen, nach der sie gegriffen und auf die sie sich zu konzentrieren versucht hatte, aber immerhin hatte ihre Konzentration Früchte getragen, wenngleich auch nicht ganz in der gewünschten Art. »Denke ganz fest an Jolinar«, sprach Ma'tuuf weiter. »An den letzten Abend, den wir zusammen verbracht haben, bevor sie zu einem Auftrag aufbrach und in Sokars Gefangenschaft geriet. Wir befanden uns damals
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auf Oktenda und haben einen Spaziergang über die gläsernen Ebenen gemacht. Beide Monde standen hoch am Himmel und tauchten uns in ihr goldenes Licht.« Sam schloss die Augen und bemühte sich mit aller Kraft. Sie hatte nie zuvor von einem Planeten namens Oktenda gehört und sie wusste auch nicht, was die gläsernen Ebenen waren, aber auch ohne Einsatz des Gedächtnisverstärkers war sie plötzlich da, schlenderte Hand in Hand mit Ma'tuuf dahin und blickte zu den zwei Monden am Himmel hinauf. »Ich sehe es«, murmelte sie. »Du wolltest nicht, dass Jolinar am nächsten Tag nach Setanga aufbricht, um Kontakt mit dem dortigen Widerstand aufzunehmen. Ihr wusstet beide, dass es gefährlich werden würde, aber ihre Mission war wichtig. Ihr habt euch geküsst und...« Sam schlug die Augen wieder auf und blickte ihn an. Sie wollte das nicht länger erleben. »Ihr habt die Nacht zusammen verbracht«, wisperte sie so leise, dass nur Ma'tuuf ihre Worte hören konnte. Sie hatte die Erinnerungen fast sofort abgeblockt, sobald sie in diesen intimen Bereich gingen, aber dennoch hatte sie Ma'tuufs Umarmungen gespürt, hatte die Liebe gefühlt, die Jolinar von Malk'shur für ihn empfunden hatte. Mit einem Mal kam sie sich wie ein Voyeur vor und fühlte sich auf schwer fassbare Weise schmutzig. Diese Erinnerungen mochten sich in ihrem Kopf befinden, aber es waren dennoch nicht ihre eigenen und sie wollte sie nicht zu einem Teil von sich machen, schon gar nicht mittels des Gedächtnisverstärkers, durch den sie sich an Momente wie diesen aus Jolinars Leben nicht nur erinnern, sondern sie selbst erleben würde. »Ich kann das nicht«, stieß sie hervor. »Ich bin dem nicht gewachsen.« »Aber, Sam, du...« »Du hast doch gehört, was sie gesagt hat«, unterbrach Jack ihn scharf. »Ich lasse nicht zu, dass du sie gegen ihren Willen quälst.« Jacob Carter setzte dazu an, etwas zu sagen, doch Jack ließ ihn erst gar nicht zu Wort kommen. »Das gilt auch für Sie, Jacob, auch wenn Sie ihr Vater sind. Sie ist immer noch ein Mitglied meines Teams. Und damit Ende der Diskussion!«
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3 Sie hatten Schaumstoffartige Matten auf dem Boden des Frachtraums ausgebreitet und sich darauf zum Schlafen niedergelegt - selbst Teal'c. Solange sie sich im Hyperraum befanden, konnte ihnen nichts passieren, und das Schiff wurde von einem Auto-Piloten geflogen. Auch Sam hatte sich hingelegt, aber sie fand keinen Schlaf. Selbst jetzt, mehrere Stunden nach dem fehlgeschlagenen Experiment mit dem Gedankenverstärker, befanden sich ihre Gedanken noch in heller Aufruhr. Als sie einsah, dass sie ohnehin keinen Schlaf finden würde, rang sie sich zu einem Entschluss durch. Lautlos erhob sie sich und ging zu Ma'tuuf hinüber. Einige Sekunden betrachtete sie ihn, während er schlief. Er war ein attraktiver Mann und schon seit ihrer ersten Begegnung fühlte Sam sich zu ihm hingezogen, doch hatte sie es stets vermieden, sich weitere Gedanken über die Art ihrer Beziehung zu machen. Für einen Mann gab es in ihrem Leben gegenwärtig keinen Platz und außerdem war Ma'tuuf alles andere als ein normaler Mann. Er war nicht einmal ein Mensch, sondern ungeachtet seines jugendlichen Aussehens ein bereits Jahrtausende altes Mischwesen zwischen einem Menschen und einem schlangenartigen Alien namens Lantasch, der in seinem Inneren lebte. Anders als die Goa'uld versklavten die Tak'ra ihre Wirte nicht, sondern gingen eine echte Symbiose mit ihnen ein, doch in gewisser Weise kam Sam die Mischform, die aus dieser Verschmelzung entstand, fast noch fremdartiger vor. Zwischen ihr und Ma'tuuf lagen im buchstäblichen Sinne Welten. Dennoch empfand sie verwirrende Gefühle für ihn und gerade deshalb fiel es ihr so schwer, Jolinars Erinnerungen zu ertragen, die auch die Zeit einschlossen, in der sie und Ma'tuuf ein Liebespaar gewesen waren. Schließlich beugte sie sich vor und rüttelte ihn leicht an der Schulter, bis er die Augen aufschlug. »Sam«, murmelte er. »Was...«
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»Ich will es noch einmal versuchen«, sagte sie. »Jetzt gleich, während die anderen schlafen. Ein Grund, warum ich vorhin nicht weitermachen wollte, war der, dass einige der Erinnerungen Jolinars gerade an dich so privat sind, dass sie niemanden von ihnen etwas angehen.« »Gut.« Er nickte und setzte sich auf. Sam setzte sich neben ihn auf die Matte. »Dann fang an.« »Ich muss dir noch etwas sagen, was ich dir schon viel früher hätte sagen müssen. Ich habe gemerkt, dass die Art meiner Beziehung zu Jolinar dir Unbehagen bereitet. Ich möchte, dass du eines weißt: Mir ist schon seit langem klar, dass sie nie über ihre Flucht gesprochen hat, weil während ihrer Gefangenschaft etwas passiert ist, von dem sie glaubte, dass es unsere Beziehung belastet hätte.« »Ma'tuuf, ich...« »Nein, hör mir zu, es ist wichtig. Jolinar ist tot, und nichts, was ich von dir erfahre, wird an meinen Gefühlen für sie etwas ändern. Ich möchte nicht, dass du mir aus den gleichen Gründen wie sie etwas verschweigst. Du brauchst mich nicht vor der Wahrheit zu beschützen, falls du dieses Gefühl haben solltest. Versprich es mir.« »Okay«, antwortete Sam nach kurzem Überlegen. »Ich verspreche es.« Ma'tuuf zog den Gedächtnisverstärker aus der Tasche, schaltete ihn ein und hielt ihn an das Kontaktplättchen an ihrer Schläfe, das sie immer noch trug. Wieder verschwamm die Realität um Sam und machte vielfältigen Erinnerungen Platz, die wie gischtende Wogen über sie hinwegbrachen. Die meisten davon stammten auch diesmal wieder aus ihrem eigenen Leben und waren anfangs so wirr und ungeordnet wie beim ersten Versuch. Doch diesmal gelang es ihr besser und schneller, sie zu ordnen. Jolinar, dachte sie mit aller Kraft. Sie war Jolinar und sie war in Sokars Gefangenschaft geraten. Fremde Bilder und Wahrnehmungen, die nicht ihre eigenen gewesen waren, ergriffen Besitz von ihr. Sie war in einer Welt, die nur von flackerndem Feuerschein düster erleuchtet war. Die Wände bestanden aus Stein und ein gleichfalls steinerner Himmel spannte sich über den großen Raum, in dem sie sich befand.
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Vereinzelt waren Feuerbecken aufgestellt, an den Wänden brannten Fackeln und an einigen Stellen loderten immer wieder Stichflammen aus Löchern im Boden. Die Luft war heiß und stank nach Pech und Schwefel. In ihrer Nähe hielten sich etwa ein Dutzend in Lumpen gehüllte Gestalten auf. Das Bild wechselte. Sam befand sich nun in einem kleineren Raum, war auf einem steinernen Stuhl festgebunden. Zwei Männer befanden sich außer ihr noch hier. Der eine der beiden trug die metallene Uniform eines Jaffa, doch war sie archaischer und wirkte noch bedrohlicher als die Uniformen der Krieger anderer Häuser der Goa'uld. Das Gesicht des Jaffa war ausdruckslos. Der zweite Mann trug eine dunkelrote, prachtvoll mit Goldstickereien verzierte Robe. Sein Gesicht lag weitgehend im Schatten unter einer Kapuze verborgen. Er machte eine knappe Geste und beugte sich ein wenig vor. Für einen kurzen Moment konnte Sam/Jolinar sein Gesicht sehen. Es war wachsbleich, mit einer kleinen, kaum vorhandenen Nase und schmalen, blutleeren Lippen. Am schlimmsten aber waren die Augen. Es waren nicht die Augen eines Menschen. Bei ihrem bloßen Anblick erfasste sie namenloses Entsetzen, doch im nächsten Moment richtete der Jaffa einen Metallstock auf sie und berührte damit fast sanft ihre Schulter. Schmerz von einer nie gekannten Intensität durchraste Sam/Jolinar. Jeder einzelne Nerv ihres Körpers schien in Flammen zu stehen. Sie bäumte sich auf und schrie, schrie und - plötzlich erloschen die Schmerzen und die Folterkammer wich wieder dem Laderaum des Transportschiffs. Sams Schrei brach ab, doch mittlerweile waren auch alle anderen aufgewacht und richteten sich alarmiert auf. »Was ist hier los?«, fragte O'Neill zornig. »Ma'tuuf, ich habe doch ausdrücklich...« »Schon gut«, keuchte Sam. Sie stand immer noch im Bann des gerade Erlebten und hatte Schwierigkeiten, in die Realität zurückzufinden. »Es war mein eigener Wunsch.« »Was hast du gesehen?«, fragte Ma'tuuf. »Es... war schrecklich«, berichtete Sam stockend. »Ich war Jolinar. Sie... ist furchtbar gefoltert worden.« Sie sah, wie der Tak'ra die Zähne
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zusammenbiss und seine Hände zu Fäusten ballte und fuhr rasch fort: »Es waren zwei. Ein Jaffa und noch ein weiterer Mann. Ich glaube, es war Sokar selbst. Ich konnte ihn nicht richtig sehen, aber...« Sie brach ab und versuchte, sich das Gesicht des Mannes wieder ins Gedächtnis zu rufen, doch ihre Erinnerung wurde weitgehend von dem grausamen Folterschmerz überlagert, der im gleichen Moment eingesetzt hatte. »Ich erinnere mich nur noch daran, dass seine Augen nicht menschlich waren. Die Iris... sie war gelb. Die Pupillen waren geschlitzt wie bei einem Raubtier und irgendwie waren die Augen starr wie... »... wie bei einer Schlange«, führte Jacob Carter den Satz zu Ende. »Es war keine Einbildung. Sokar ist einer der ältesten noch lebenden Goa'uld. Das erste Dienervolk der Goa'uld waren die Unas, bevor sie auf die Menschen stießen und diese sich als geeignetere Wirte erwiesen. Auch Solnak hat einst im Körper eines Una gelebt. Sie waren intelligente Schlangenabkömmlinge, deshalb taucht der Teufel in euren Mythen auch häufig als Schlange auf. Sokars Ziel war es schon damals, eine Mischform zu entwickeln, die das Beste aus beiden Völkern vereint. Die Geschicklichkeit der Menschen und die Stärke und den Instinkt der Unas. Auf diese Weise klonte er sich seinen Wirtskörper.« Diese Vorstellung ließ Sam erschaudern. Solnaks Worte erklärten, warum sie sich von Sokar, selbst ohne seine Züge richtig erkennen zu können, so abgestoßen gefühlt hatte. »Es tut mir Leid, dass du das ertragen musstest«, sagte Ma'tuuf. »Aber du warst jetzt ganz nah dran. Wir müssen weitermachen, aber ich werde den Gedankenverstärker auf eine niedrigere Stufe einstellen. Du lernst allmählich, wie man ihn steuert, sodass es ausreichen müsste.« Sam nickte zögernd. Sie sah, dass die anderen sie besorgt musterten, aber sie durfte jetzt nicht aufgeben. Zu viel hing für sie alle davon ab. Erneut konzentrierte sie sich auf Jolinar, hoffte, dass sie nicht wieder eine Folterszene miterleben würde und dann war sie erneut auf Ne'thu mit seinen Feuergruben und der schwefelhaltigen Luft, die jeden Atemzug zur reinen Qual machte. Eine Tür schwang vor ihr auf und sie betrat ein mit verschwenderischem Pomp ausgestattetes Zimmer. Ein großer, kräftiger Mann mit kahlem Kopf und einem hässlichen Bulldoggengesicht erwartete sie. Als er sie sah, leuchteten seine Augen
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unter einem inneren Feuer auf. Sie verspürte grenzenlosen Ekel, dennoch trat sie langsam auf ihn zu, doch der Ekel wurde so stark, dass Sam instinktiv die Augen aufschlug und sich schüttelte. »Es ist weg«, stieß sie hervor. »Ich war nahe dran, aber es ist alles so verwirrend. So viele Leute und Gesichter, Gedankenfragmente und Gefühle... Auf Ne'thu befand sich außer Sokar noch ein Goa'uld, auch er abgrundtief hässlich, und er muss etwas mit Jolinars Flucht zu tun haben. Das konnte ich noch spüren, aber mehr nicht. Ich weiß, dass ich seinen Namen kenne, aber ich kann mich nicht daran erinnern. Er hat Jolinar etwas angetan, das noch schlimmer als Sokars Folter war, aber ich... ich kann das nicht mehr durchstehen.« »Du musst!«, drängte Ma'tuuf sie. »Uns bleibt nur noch wenig Zeit und...« »He, Ma'tuuf«, unterbrach O'Neill ihn in diesem Moment. »Kann ich dich mal kurz allein sprechen?« Mit sichtlichem Widerstreben nickte der Tak'ra und stand auf. Zusammen mit O'Neill ging er in die Pilotenkanzel, wo sie etwas abgeschirmt waren. Nach ein paar Sekunden stand Jacob Carter von seinem Lager auf, kam zu Sam herüber und nahm Ma'tuufs Platz ein. »Wieder besser, Kleines?«, fragte er und legte tröstend den Arm um sie. »Nein.« Sam schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, wie ich es dir beschreiben soll, aber ich fühle mich irgendwie ... besudelt, wenn du verstehst, was ich meine. Diese Erinnerungen einer anderen Person zu durchleben... es ist schrecklich.« »Ich glaube, ich verstehe. Weißt du, mir ging es ein bisschen ähnlich, als ich mit Solnak verschmolz. Mit einem Mal besaß ich alle seine Erinnerungen, kannte alle seine Gedanken - und umgekehrt ebenso.« »Vielleicht würde es mir leichter fallen, wenn ich Jolinar noch in mir tragen würde«, murmelte Sam. »Wenn sie selber von ihrer Flucht erzählen könnte. Aber so... Sie lächelte schmerzlich. »Weißt du, was ich mir jetzt am meisten wünschen würde, Dad? Eine lange heiße Dusche. Aber so einen Luxus besitzt dieses Schiff ja leider nicht.« »Du musst nicht weitermachen, wenn du nicht willst, das weißt du«,
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erinnerte ihr Vater sie. Er blickte zu O'Neill und Ma'tuuf hinüber, die leise, aber offensichtlich ziemlich erregt in der Pilotenkanzel aufeinander einredeten; es schien kein besonders erfreuliches Gespräch zu sein. »Wie es aussieht, versucht Jack das gerade auch Ma'tuuf klar zu machen. Manchmal konzentriert sich Ma'tuuf zu fanatisch auf ein Ziel. Aber das scheint Jack ihm gerade abzugewöhnen, und zur Not bin ich ja auch noch da.« »Ich weiß, Dad.« Sam griff nach seiner Hand und drückte sie. »Ich würde euch ja gerne helfen, aber ich weiß einfach nicht, ob ich das durchhalte.« Auch sie blickte zu Ma'tuuf hinüber. »Und ich bin mir auch nicht sicher, ob es gut für ihn sein wird, wenn er wirklich alles erfährt.« 4 »Was zum Teufel soll das?«, fuhr O'Neill Ma'tuuf zornig an, kaum dass sie sich allein in der Pilotenkanzel befanden. Er musste sich mühsam zwingen, leise zu sprechen, aber er wollte diesen Streit nicht vor den Ohren der anderen austragen, auch wenn sie sich sicherlich denken konnten, worüber sie sich unterhielten. »Ich weiß nicht, was du meinst.« Der Tak'ra wirkte ehrlich verdutzt. »Ich spreche davon, dass du Sam ein bisschen sehr hart ran nimmst. Oder findest du es angebracht, sie so unter Druck zu setzen?« »Vielleicht«, murmelte Ma'tuuf. »Aber du musst mir glauben, dass ich es bestimmt nicht gerne tue, denn ich mag Samantha sehr gern. Aber uns bleibt nur noch wenig Zeit. Ich tue es für uns alle. Du weißt, wie viel davon abhängt.« »Und Sam weiß es auch. Es geht immerhin auch um ihr Leben. Denkst du, sie würde nicht auch von sich aus alles in ihrer Kraft stehende tun, um uns zu helfen, auch ohne dass du sie noch zusätzlich bedrängst? Wenn sie sagt, dass sie es nicht aushält, dann ist dem auch so.« Ma'tuuf zögerte ein paar Sekunden, dann senkte er den Kopf. Als er ihn wieder hob, sprach er mit der verzerrten Stimme Lantaschs. »Du verstehst nicht, um was es wirklich geht, O'Neill«, behauptete der
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Tak'ra. »Ich glaube, ich kann es dir besser erklären als Ma'tuuf. Die Sache ist ganz einfach. Sollte es uns nicht gelingen, Sam die Informationen zu entlocken, auf welchem Wege Jolinar geflohen ist, werde ich keinem von euch gestatten, mich nach Ne'thu zu begleiten.« »Was ist das nun wieder für ein Trick?« Zornig starrte O'Neill ihn an. »Kein Trick, sondern eine ganz nüchterne Abwägung der Tatsachen. In dieser Hinsicht genieße ich übrigens die volle Zustimmung des Hohen Rates der Tak'ra. Auch Jacob weiß darüber Bescheid, aber wir sind übereingekommen, Samantha nichts davon zu sagen, gerade um sie nicht noch stärker unter Druck zu setzen. Ohne Jolinars Informationen wären die Chancen auf eine Rückkehr extrem niedrig und ich werde nicht zulassen, dass ihr euch diesem Risiko aussetzt.« O'Neills Zorn verrauchte ein wenig, obwohl er es nicht leiden konnte, wenn jemand, der kein militärischer Vorgesetzter von ihm war, das SG1-Team betreffende Entscheidungen über seinen Kopf hinweg traf. »Und warum willst du dann gehen, wenn es sich höchstwahrscheinlich um eine Mission ohne Wiederkehr handelt? Ein Selbstmordkommando, wie wir es zu nennen pflegen?« »Irgendjemand muss gehen, um sich vor Ort über Sokars Pläne zu informieren und sie nach Möglichkeit zu vereiteln. Ich werde euch über Funk melden, was ich herausfinde, damit ihr es dem Hohen Rat der Tak'ra berichten könnt.« »Ich verstehe.« O'Neill nickte. »Du willst dich opfern, nur um diese Informationen zu besorgen.« »Ich...« »Nein, du hörst mir jetzt mal zu. So läuft die Sache nicht und zwar aus drei Gründen. Erstens wird Daniel dich nicht alleine gehen lassen, denn er hat die ganze Sache angeleiert und bildet die Schlüsselfigur. Zweitens denke ich ganz genauso wie er. Und drittens ist Jolinar damals die Flucht gelungen.« »Schon, aber wenn Samantha sich nicht daran erinnern kann, wie sie es geschafft hat...« »Es wäre bedauerlich, denn diese Information könnte einiges erleichtern«, fiel O'Neill ihm neuerlich ins Wort. »Aber das ist nicht der entscheidende Punkt. In Wahrheit geht es um etwas anderes. Jolinar ist
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die Flucht gelungen und wenn es einmal jemandem gelungen ist, dann kann es auch wieder passieren. Um ganz ehrlich zu sein: Ich glaube sogar nicht einmal, dass es uns auf demselben Weg möglich sein wird, denn Sokar hat dieses Sicherheitsleck wahrscheinlich längst gestopft.« Lantasch schwieg ein paar Sekunden lang, wobei er verschiedene Argumente gegeneinander abzuwiegen schien. »Dein Gedankengang ist nachvollziehbar«, gab er schließlich zu. »Trotzdem ist das Risiko zu groß. Erst wenn wir wissen, wie Jolinar fliehen konnte, können wir analysieren, ob es uns auf die gleiche Weise möglich wäre. »Falls nicht, werden wir eben einen anderen Weg finden müssen. Es ehrt dich, dass du bereit bist, dich notfalls zu opfern, aber auch meine Entscheidung steht fest. Entweder gehen wir alle oder keiner, Punktum. Andernfalls bekommen wir einen Streit, gegen den Sokars Auseinandersetzung mit den Systemlords nur ein laues Sommerlüftchen ist. Ist das klar?« Ohne dem Tak'ra Gelegenheit zu einer Antwort zu geben, wandte sich O'Neill um und kehrte zu den anderen zurück.
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ANKUNFT IN DER HÖLLE 1 Die Sonne glühte in düsterem Rot. Sie musste bereits uralt sein und würde in nicht mehr allzu ferner Zukunft erlöschen, wobei es sich nach kosmischen Maßstäben immer noch um Jahrhunderttausende handeln konnte. Auch Dolmak, Sokars Heimatplanet, wirkte düster. So weit Daniel sehen konnte, gab es zumindest auf der ihnen zugewandten Seite des Planeten keinerlei Ozeane, nur dunkle Landmassen. Wenn er nicht genau gewusst hätte, dass es unmöglich war, hätte er glauben können, dass eine einzige gewaltige Stadt die gesamte Oberfläche des Planeten bedeckte. Und Ne'thu... Daniel schauderte, als er den Mond entdeckte, der Dolmak umkreiste. Wenn es einen Ort im Universum gab, der der Beschreibung der Hölle am nächsten kam, dann war es Ne'thu. Bislang hatte er diese Bezeichnung für eine sinnbildliche Umschreibung gehalten, doch nun sah er, dass sie im buchstäblichen Sinne zutraf. Es kam häufig vor, dass man jemanden als einen Teufel bezeichnete; ob es sich dabei um einen sadistischen Serienkiller, einen brutalen Diktator oder sonst jemanden handelte, der einem übel mitgespielt hatte oder der einfach ein besonders unliebsamer Zeitgenosse war. Bei Sokar jedoch war dies nicht der Fall. Deutlicher wohl als Sam oder Jack war sich Daniel bewusst, dass Sokar nicht nur in diese Rolle geschlüpft war, sondern dass von ihm als leibhaftiger Person die Rede war, wenn in religiösen Überlieferungen der Teufel erwähnt wurde. Doch was dies wirklich bedeutete, das begriff er erst jetzt. Und sie waren hergekommen, um gegen ihn anzutreten? Lächerlich. Für Sekunden hätte er diesen Einsatz am liebsten auf der Stelle abgebrochen und wäre auf dem schnellsten Weg zurück zur Erde geflüchtet, während er auf die Oberfläche Ne'thus hinabblickte. Der Mond bildete ein unregelmäßiges Mosaik aus schwarzen und roten Flächen, wobei es sich bei Letzteren um gewaltige Seen aus
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glutflüssiger Lava handeln musste, während die schwarzen Flecken karge Felslandschaften waren. Es grenzte an ein Wunder, dass der Mond bei diesen Bedingungen überhaupt eine Atmosphäre besaß. Vermutlich wurde sie nur durch die Technik der Goa'uld künstlich aufrecht erhalten. Kaum dass sie aus dem Hyperraum in den Normalraum zurückgefallen waren, hatte Teal'c ihren Kurs geringfügig korrigiert und anschließend den Antrieb wie auch sämtliche anderen Systeme an Bord abgeschaltet. Der restliche Schub würde ausreichen, das Schiff in die geplante Position zu bringen, und solange sie keine Energie ausstrahlten, bestand eine gewisse Chance, dass man sie entweder gar nicht orten oder sie für einen kleinen Asteroiden oder sonst ein kosmisches Trümmerstück halten und nicht weiter beachten würde. »Position für Abschuss in fünf Minuten erreicht«, teilte er mit. »Nun, dann sollten wir uns wohl allmählich bereitmachen«, entgegnete O'Neill und überprüfte seine Pistole. »Sokar würde niemals einen bewaffneten Gefangenen nach Ne'thu schicken«, wandte Ma'tuuf ein. »Wenn man die Waffe entdeckt, werden die Wachen sofort wissen, dass wir nicht von Sokar kommen.« »Mag schon sein«, erwiderte O'Neill. »Wir können ja versuchen, sie zu täuschen, aber wenn es nicht klappt, möchte ich mich wehren können. Ich werde auf gar keinen Fall unbewaffnet da runter gehen. So, und nachdem das geklärt ist - wie können wir uns mit Teal'c in Verbindung setzen?« Ma'tuuf starrte ihn noch einen Moment lang verdutzt über den rapiden Übergang an, dann schien er einzusehen, dass es auch in diesem Punkt keinen Sinn hatte, mit Jack zu streiten. Er zog eine flache runde Scheibe, die eher wie ein Amulett als ein technisches Gerät aussah, aus der Jackentasche und reichte sie ihm. »Ein Kommunikator«, erklärte er. »Das Gerät ist bereits auf die Frequenz des Schiffes eingestellt und kann nicht abgehört werden. Die beiden kleinen Knöpfe hier dienen zum Senden und Empfangen. Die Leistung müsste stark genug sein, dass Teal'c uns trotz der atmosphärischen Störungen empfangen kann, solange er sich im Umkreis von etwa zwei Lichtsekunden befindet.«
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»Müsste?«, hakte O'Neill verdrossen nach. »Das ist es, was ich so an euch liebe, diese präzisen Aussagen.« »Wir hatten noch keine Gelegenheit, die Funktion unter solchen Extrembedingungen wie auf Ne'thu zu testen, aber wir werden in jedem Fall mit Teal'c sprechen können, solange er sich im Orbit um den Mond befindet«, behauptete Ma'tuuf und deutete auf die Rettungskapsel. »Es wird Zeit, sonst verpassen wir den günstigsten Moment.« Daniel warf noch einen letzten Blick aus dem Fenster. »Ist ein ziemlich weiter Weg nach da unten«, murmelte er. »Die Kapseln besitzen Schutzschirme, die uns vor der Reibungshitze schützen, außerdem eine Antigraveinrichtung, die unseren Fall abbremst«, erklärte Ma'tuuf. »Es kann nichts passieren.« »Ich hoffe, du zielst gut genug, dass wir nicht geradewegs in einem Lavasee landen«, sagte Sam und umarmte ihren Vater zum Abschied. Daniel warf noch einen Blick zu Teal'c hinüber. Er hatte dem Jaffa vergeben, aber er verspürte auch weiterhin zuviel Widersprüchliches ihm gegenüber. Zu weh tat ihm immer noch der Gedanke an Sha'uri. Er würde mehr Zeit benötigen, um sich auch innerlich wirklich mit Teal'c auszusöhnen. Deshalb war es ihm gar nicht so unlieb, dass der Jaffa an Bord zurückblieb. Als Letzter trat auch Daniel in eine der Kapseln. Sie hatten für ihn eine beunruhigende Ähnlichkeit mit aufrecht stehenden Särgen, und sie boten auch kaum mehr Platz. Als der Deckel sich schloss, hatte er für einen Moment tatsächlich das Gefühl, lebendig begraben zu werden, doch im nächsten Moment leuchtete im Inneren der Kapsel ein kleines Lämpchen auf, das ihm die Angst ein wenig nahm. Irgendwie kam es Daniel immer noch reichlich widersinnig vor, freiwillig ausgerechnet dorthin zu gehen, wohin Sokar sie verbannen würde, wenn sie in seine Gefangenschaft geraten sollten, doch wie Ma'tuuf erklärt hatte, stellte dieser Umweg die einzige kleine Chance dar, Dolmak überhaupt zu erreichen. Das Sternen-Tor konnten sie nicht passieren und auch zum Weltraum hin wurde der Planet zu gut abgeschirmt, während dies bei Ne'thu anders war. Der Mond bildete eine Gefangenenkolonie und unter normalen Umständen würde sich niemand freiwillig dorthin begeben, weshalb in dieser Richtung so gut
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wie keine Überwachung existierte. Als die Kapsel abgeschossen wurde, gab es einen heftigen Ruck, der Daniel gegen das gummiähnliche Material presste, mit dem das Innere der Kammer ausgekleidet war. Nur mühsam gelang es ihm, seine Panik zu unterdrücken. Wie Ma'tuuf ihnen erklärt hatte, bildeten die Kapseln die einzige Möglichkeit, unbemerkt auf die Oberfläche des Mondes zu gelangen, doch jetzt, da er mit höchster Geschwindigkeit auf die Atmosphäre zuraste, kam das ganze Unternehmen Daniel immer irrsinniger vor. Instinktiv glaubte er zu spüren, wie es entgegen Ma'tuufs Beteuerungen im Inneren der Kapsel allmählich wärmer wurde, aber das war reine Einbildung. Wenn die Schutzschirme versagten und auch nur ein Bruchteil der ungeheuren Temperaturen, die bei diesem Flug entstanden, durchkäme, wäre er bereits tot. Die Sekunden schienen sich zu Ewigkeiten zu dehnen, bis es einen neuerlichen Ruck gab, der kaum härter als beim Start war. Im nächsten Moment glitt der Deckel der Kapsel zur Seite. Daniel atmete erleichtert auf - und krümmte sich im nächsten Moment vor Husten. Die Luft war nicht nur so heiß, dass er das Gefühl hatte, sich zu verbrennen, sie stank auch Ekel erregend nach Schwefel und war voller Rauch. Sein Hals und seine Lungen begannen sofort zu kratzen. Er presste eine Hand vor Mund und Nase und zwang sich zu gleichmäßigen, flachen Atemzügen, bis der Hustenanfall nachließ. Den anderen war es kaum besser ergangen als ihm selbst. Lediglich der Tak'ra hatte weniger Schwierigkeiten beim Atmen. Sie waren allesamt nur wenige Meter voneinander entfernt heruntergekommen. O'Neill zog den Kommunikator aus der Tasche und schaltete ihn ein. »Teal'c, kannst du uns hören?« Atmosphärisches Knistern und Rauschen drang aus dem Gerät, dann ertönte Teal'cs Stimme. »Der Empfang ist geringfügig gestört, aber ich höre dich«, sagte er. »Ich habe mittlerweile meine Position auf der dem Planeten abgewandten Seite des Mondes erreicht.« »Gut. Wir werden jetzt versuchen, unter die Oberfläche zu gelangen.« Es dauerte mehrere Minuten, bis sie einen geeigneten Einstieg fanden,
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ein schräg abfallendes Loch im Boden. Mühsam kletterten sie den Hang hinab und gelangten in ein weit verzweigtes unterirdisches Höhlensystem, das von rötlichem Feuerschein erleuchtet war. An zahlreichen Stellen loderten Flammen aus Löchern im Boden, ganz wie Sam es auf der Basis von Jolinars Erinnerung beschrieben hatte. Auch hier unten stank die Luft nach Schwefel, war aber nicht mehr ganz so heiß. Vielleicht kam es Daniel auch nur so vor, weil er sich daran zu gewöhnen begann; auf jeden Fall konnte er allmählich wieder besser atmen. Sie durchquerten eine mehrere Dutzend Meter durchmessende Höhle, von deren jenseitigem Ende mehrere Tunnel abzweigten. Erneut benutzte O'Neill den Kommunikator, um zu prüfen, ob er noch Kontakt mit Teal'c hatte. Die Verbindung war noch etwas schwächer als beim ersten Versuch, aber die Stimme des Jaffa war recht deutlich zu verstehen. »Ich glaube, hier geht es lang«, sagte Sam und deutete auf einen der Stollen. »Erinnerst du dich wieder an etwas?«, fragte Ma'tuuf hoffnungsvoll, doch Sam schüttelte den Kopf und deutete auf einige Symbole, die in die Wand des Stollen eingeritzt waren. »Nein. Ich habe mir nur gedacht, dass es sich dabei um eine Art Wegweiser handelt. Kannst du die Symbole nicht entziffern?« Ma'tuuf trat näher an die Wand und betrachtete die Zeichen einige Sekunden lang, dann zuckte er die Achseln. »Solche Symbole habe ich noch nie gesehen.« »Dann werden wir wohl selbst herausfinden müssen, was sie bedeuten«, sagte O'Neill und trat als Erster in den Stollen hinein. 2 Fast zwei Stunden lang irrten sie durch die Unterwelt, ohne jemandem zu begegnen. In dieser Zeit durchquerten sie mehrere gewaltige Höhlen und zahlreiche Stollen, die teilweise natürlich entstanden, teilweise aber auch mit Werkzeugen bearbeitet worden waren. An einigen Stellen entdeckten sie weitere Symbole, aber längst nicht so oft, wie sie es sich
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gewünscht hätten. Mehrmals mussten sie umkehren und bis zur nächsten Abzweigung zurückgehen, weil ein Stollen plötzlich endete, und zweimal versperrten ihnen sogar sich träge dahinwälzende Lavaflüsse den Weg. Immer häufiger mussten sie Pausen einlegen. Auch wenn ihnen die Luft nicht mehr so unerträglich wie zu Beginn vorkam, so enthielt sie doch zu wenig Sauerstoff und dafür zu viele Giftstoffe, sodass jede Anstrengung ihnen doppelt und dreifach schwer fiel. »Wie viele Gefangene gibt es eigentlich hier auf Ne'thu?«, erkundigte sich Jack während einer dieser Pausen. »Die genaue Zahl kennt wohl niemand, außer vielleicht Sokar«, antwortete Ma'tuuf. »Aber es müssen tausende sein.« »Tausende«, wiederholte Jack gedehnt. »Bei einem Mond dieser Größe. Ich will ja nicht pessimistisch klingen, aber wenn sich dieses Höhlensystem unter der gesamten Oberfläche fortsetzt, dann können wir jahrelang hier herumlaufen, ohne auf irgend jemanden zu stoßen.« »Der Teil der Bergwerke, in dem gegenwärtig gearbeitet wird, liegt in diesem Gebiet, das haben unsere Spione uns berichtet«, erklärte Ma'tuuf. »Keiner von ihnen ist je auf Ne'thu gewesen, sodass wir nur ungefähre Angaben besitzen, aber die Abweichungen können nur maximal zwanzig Kilometer betragen.« »Nur maximal zwanzig Kilometer?«, stöhnte Daniel. »Ich fürchte, ich stehe keinen einzigen weiteren Kilometer mehr durch.« »Zwanzig sind nur der denkbar ungünstigste Fall«, versicherte Ma'tuuf. »Ich bin überzeugt, dass es nicht mehr annähernd so weit ist.« Er blickte Sam an. »Ich hatte gehofft, dass der Aufenthalt hier dir helfen würde, Jolinars Erinnerungen auch ohne den Gedächtnisverstärker wieder zu wecken.« »Ich...weiß nicht recht«, erwiderte sie zögernd. »Manchmal kommt mir etwas vage bekannt vor, aber die Erinnerungen sind sofort wieder weg, wenn ich mich darauf zu konzentrieren versuche. Vielleicht sollten wir noch einmal einen Versuch mit dem Gedächtnisverstärker starten.« »Die Entscheidung liegt bei dir. Je häufiger wir ihn einsetzen, umso mehr wird dein Gedächtnis aktiviert, sodass du dich auch ohne das Gerät immer besser erinnern können wirst.«
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Sam überlegte noch einmal einige Sekunden, dann nickte sie. »Tu es«, sagte sie. Sie setzte sich auf den Boden. Ma'tuuf ging neben ihr in die Hocke, aktivierte den Gedächtnisverstärker und berührte das Kontaktplättchen an ihrer Schläfe damit. Sam zuckte kurz zusammen, dann entspannte sich ihr Gesicht wie schon die Male zuvor und nahm einen abwesenden Ausdruck an. Ihre Augen bewegten sich unter den geschlossenen Lidern schnell von einer Seite zur anderen, wie während einer Traum-Phase im Schlaf. Einige unartikulierte Worte kamen leise über ihre Lippen, dann verzerrte sich ihr Gesicht. Welche Erinnerungen auch immer auf sie einströmten: Sie waren offenbar nicht sehr angenehm. Jack trat neben Daniel. »Irgendwie hasse ich es, wenn er das tut«, raunte er leise. »Es kommt mir jedes Mal wie eine Folter vor.« »Es sind nur Erinnerungen«, wandte Daniel ein. »Trotzdem.« Jack tippte sich an die Stirn. »Es würde mir nicht gefallen, wenn jemand an meinem Gehirn herumpfuscht. Und bei ihr gefällt es mir auch nicht.« Sam schlug die Augen wieder auf und blinzelte ein paar Mal verwirrt. »Es war merkwürdig«, murmelte sie. »Ich war schon einmal in diesen Höhlen. Ich habe nichts Bestimmtes gesehen, keine einzelnen Szenen wie sonst. Trotzdem glaube ich, dass ich mich jetzt hier einigermaßen zurechtfinde.« »Wie meinst du das?«, wollte Jack wissen. »Ich kann es nicht richtig erklären. Ich weiß einfach, wie wir gehen müssen. Eine Tante von mir bewohnt ein großes, einsames Haus in Massachusetts. Ich war zuletzt als Kind da, bevor ich sie vor einigen Jahren wieder besucht habe. Ich hätte keinen Grundriss oder dergleichen von dem Haus zeichnen können, aber als ich dort war, habe ich mich instinktiv auf Anhieb wieder zurechtgefunden.« Sie lächelte verlegen. »Ist ein bisschen wie Fahrradfahren oder Schwimmen. Wenn man es einmal kann, verlernt man es nicht mehr.« Sie deutete auf einen der Stollen. »Wir müssen dort entlang.« Trotz ihrer umständlichen Erklärung verstand Daniel, was sie sagte.
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Sam erinnerte sich vielleicht nicht bewusst, aber zumindest ihr Unterbewusstsein hatte Zugriff auf Jolinars Erinnerungen. Sie setzten ihren Weg durch die unterirdischen Stollen und Höhlen fort. Daniel hatte längst schon jede Orientierung verloren und auch Sam zögerte ein paar Mal, wenn sie Abzweigungen erreichten. Anscheinend waren ihre Erinnerungen nicht vollkommen, doch da alles hier unten so ähnlich aussah, konnte er es gut verstehen. Selbst wenn er Jahre hier unten verbringen müsste, hätte er vermutlich noch Schwierigkeiten, sich zurechtzufinden. Schließlich trafen sie auf die ersten Bewohner dieser Unterwelt. Kurz bevor sie eine Kreuzung erreichten, hörten sie plötzlich Schritte und wichen ein Stück zurück, um in einer Nische Deckung zu suchen. Gleich darauf kam eine Gruppe von sechs oder sieben Männern aus dem rechten Seitengang. Sie trugen schmutzige und zum Teil zerlumpte Kleidung und hielten die Köpfe gesenkt. Ohne sich umzusehen verschwanden sie auf der anderen Seite des Ganges. Ihre Schritte verklangen. »Wenn hier unten alle so aussehen, fallen wir sofort auf«, stellte O'Neill fest. Er strich mit den Fingern über eine Wand. Schwarzer Ruß blieb daran zurück, den er sich ins Gesicht schmierte. Anschließend bewegte er sich mit seinem ganzen Körper an der Wand entlang, bis seine Uniform völlig verdreckt war. »So dürfte es schon besser sein.« Die Anderen folgten seinem Beispiel, bis sie ähnlich schmutzig wie die Männer waren, die sie gerade gesehen hatten. Erst dann gingen sie weiter. Nach einiger Zeit erreichten sie eine gewaltige Höhle, deren Decke von zahlreichen unregelmäßig geformten Pfeilern getragen wurde. Im ersten Moment vermutete Daniel, dass es sich um Tropfsteinsäulen handelte, doch als er eine davon berührte, stellte er fest, dass sie aus einem granitähnlichen Material bestand. Vermutlich war die Höhle entstanden, als ein Fluss oder Lavastrom, der sich früher hier seinen Weg gegraben hatte, alles weichere Gestein mit sich fortgetragen hatte. Genau wie die anderen zuckte Daniel zusammen, als plötzlich überall in der Höhle Bewegung entstand. Dutzende von Männern und auch einige Frauen richteten sich hinter Felsbrocken auf oder kamen hinter
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Säulen hervor. »Wir sind neu in diesem Teil des Labyrinths«, erklärte O'Neill. Seine Worte erzielten keine Wirkung. Unbeirrt kamen die Gestalten näher. Mehrere von ihnen hielten einfache Werkzeuge in den Händen: Hämmer, Spitzhacken, Schaufeln und dergleichen mehr. Trotzdem wirkte ihre Haltung nicht bedrohlich, sie machten einen eher neugierigen Eindruck. »Sam, wenn dir noch irgendetwas einfällt, wäre jetzt wohl der richtige Moment, es uns zu sagen«, murmelte O'Neill. Carters Gesicht verzerrte sich für einige Sekunden und sie schloss die Augen. »Baynar!«, stieß sie dann hervor. Einige der zerlumpten Männer, die bereits so nah herangekommen waren, dass sie den Namen hörten, zuckten zusammen und wichen wieder ein Stück zurück, wobei sie leise miteinander tuschelten. »Was bedeutet das?«, erkundigte sich Daniel. »Das ist der Name des Goa'uld, an den ich mich vorher nicht erinnern konnte«, erklärte Sam. »Der Kerl, der irgendetwas mit Jolinars Flucht zu tun hatte.« Sie trat ein paar Schritte vor. »Wir sind gekommen, um mit Baynar zu sprechen!«, rief sie mit lauter Stimme. Ein Stück entfernt entstand Bewegung. Die Gefangenen wichen zurück und gaben den Weg für eine unheimliche Gestalt frei, die von zwei weiteren Männern begleitet wurden. Ihre Kleidung stellte eine Art Mischung aus der Uniform eines Jaffa und dem Kettenhemd eines mittelalterlichen Ritters dar. Das Gesicht des Unbekannten war hinter einer schwarzen, metallenen Maske mit entfernt menschenähnlichen Gesichtszügen verborgen. In der Hand hielt er eine Strahlenlanze. »Kniet nieder!«, befahl er mit dumpfer, durch die Maske unheimlich verzerrter Stimme. »Wer ist der Kerl?«, fragte O'Neill, doch Sam zuckte nur die Achseln. »Er ist Neo'nak, Stellvertreter von Baynar, dem Verwalter von Ne'thu«, erwiderte einer der Männer, die den Unheimlichen begleiteten. »Wir sind hier, um mit Baynar zu sprechen«, wiederholte Sam. »Ihr lügt!«, donnerte Neo'nak. Gebieterisch deutete er mit einer Hand
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auf sie. »Ergreift sie und verbannt sie zur Strafe für ihre Anmaßung auf die Oberfläche!« Drohend rückten die Gefangenen wieder näher. Blitzschnell zog O'Neill seine Pistole und schwenkte sie im Halbkreis herum. »Nicht so schnell, Jungs!«, stieß er hervor. »Bleibt schön zurück!« Im nächsten Moment blitzte ein goldener Lichtstrahl auf. Eine unsichtbare Faust schien O'Neill zu treffen, schleuderte ihn zu Boden und riss ihm die Waffe aus der Hand. Eine weitere Gestalt war in einem der zahlreichen Felslöcher in den Seitenwänden der Höhle erschienen, ein kahlköpfiger, hünenhafter Mann. Wo sich sein linkes Auge befunden hatte, klaffte eine nur schlecht vernarbte Wunde. Er hielt eine Hand in ihre Richtung ausgestreckt. Noch immer glühte der Kristall des Gedankenwandlers, mit dessen Hilfe er O'Neill niedergestreckt hatte, in goldenem Licht. Im nächsten Moment waren die Gefangenen über ihnen und rangen sie nieder. »Wer seid ihr, dass ihr nach mir fragt?«, rief der Glatzköpfige. Das Leuchten des Kristalls an seiner Handfläche erlosch. »Ich bin Samantha Carter!«, presste Sam mühsam hervor, weil zwei Männer sie im Würgegriff hielten. »Wirt von Jolinar von Malk'shur!« Einige Sekunden herrschte Schweigen. »Nehmt ihnen ihre Waffen weg und werft sie in die Grube!«, befahl Baynar schließlich. 3 Die Grube erwies sich als ein relativ simples Verlies, das sich genauso gut in einer mittelalterlichen Burg hätte befinden können. Genau wie ihre Begleiter wurde Sam grob durch eine Falltür in die Tiefe gestoßen. Sie fiel mehrere Meter tief, stürzte beim Aufprall nach vorne und nahm ihrem Sturz durch eine ungeschickte Rolle über die Schulter die schlimmste Wucht. »Danke auch für die freundliche Behandlung!«, konnte sich der vor Wut schnaubende O'Neill nicht verkneifen zu rufen, während über ihnen
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die Falltür wieder geschlossen wurde. Sam blickte sich um. Der Kerker war recht groß und die Falltür bildete nicht den einzigen Zugang. Eine Wand bestand aus dicken Gitterstäben, in die eine Tür eingelassen war. Außer ihnen befanden sich noch einige weitere Gefangene hier; erbarmungswürdig aussehende Gestalten, die kraftlos gegen die Wände gelehnt auf dem Boden saßen. »Ich denke, Sokar erlaubt keine Waffen auf Ne'thu?«, brummte Daniel. »Aber ich habe zumindest eine Strahlenlanze und einen Gedankenwandler gesehen.« »Baynar ist Sokars Statthalter hier«, erklärte Sam. Auch ohne den Gedächtnisverstärker erinnerte sie sich mittlerweile immer besser an Jolinars Erlebnisse hier, wenn auch noch längst nicht an alles. »Ihm stehen für sich selbst ein Gedankenwandler und für seinen Stellvertreter eine Strahlenlanze zur Verfügung.« »Wie kamst du darauf, dass Baynar irgendwelche Sympathien für Jolinar hegen könnte?«, erkundigte sich Ma'tuuf. »Sie...« Sam brach ab. Obwohl sie sie zu unterdrücken versuchte, strömten erneut die gleichen Erinnerungen wie beim Betreten der großen Höhle auf sie ein. Sie sah sich alias Jolinar in Baynars Quartier. Sie trat auf das Bett zu, auf dem er sich ausgestreckt hatte und streifte dabei ihr Gewand ab. Dann waren seine Hände überall auf ihrem nackten Körper, sein übel riechender Atem schlug ihr entgegen, während er ihr Gesicht mit Küssen bedeckte und... Sie schüttelte sich und schaffte es endlich, die Erinnerungen daran wieder zu verdrängen. »Es...tut mir Leid«, murmelte sie, als sie an Ma'tuufs Gesichtsausdruck erkannte, dass er begriff, was sie gesehen hatte. »Ich bin davon überzeugt, dass Baynar der Schlüssel ist«, fuhr sie fort. »Selbst wenn er Jolinar nicht aktiv geholfen hat, weiß er zumindest, wie sie entkommen ist. Und deshalb müssen wir uns an ihn halten. Als Sokars Statthalter kann er Kontakt mit ihm aufnehmen. Und höchstwahrscheinlich ist er auch der Einzige, der nach Dolmak reisen kann.« »Ich glaube nicht, dass es jetzt noch möglich sein wird, unseren Plan umzusetzen und bis zu Sokar vorzudringen, um den Har'sissis zu
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befreien«, entgegnete Ma'tuuf. »Wir können schon froh sein, wenn es uns überhaupt gelingt, wieder von hier weg zu...« »Ma'tuuf?«, ertönte eine schwache Stimme. Einer der anderen Gefangenen hatte sich ein wenig aufgerichtet. »Ma'tuuf, bist... du das?« Mit einigen raschen Schritten eilte der Tak'ra zu dem Gefangenen und ging neben ihm in die Hocke. »Tor'las«, stieß er hervor und hob den Kopf des Verletzten und völlig entkräfteten Mannes behutsam etwas an. »Du kennst ihn? Wer ist das?«, erkundigte sich Daniel. »Der einzige von Sokars Jaffa, den wir je auf unsere Seite ziehen konnten«, erklärte Ma'tuuf. »Unser Spion auf Dolmak. Zumindest war er es. Was ist passiert?« »Sokar... hat meinen letzten Funkspruch... abgefangen«, stöhnte der Mann. »Er hat... mich foltern lassen und mich... hierher verbannt.« »Ganz ruhig«, sagte Ma'tuuf, während er seine Wunden untersuchte. »Wir holen dich hier raus.« »Nein.« Tor'las schüttelte den Kopf. »Ich sterbe, ich weiß es und ihr... seid auch verloren. Noch niemand ist je von Ne'thu entkommen.« Er krümmte sich unter einem Hustenanfall. »Wir werden es schaffen«, behauptete Ma'tuuf. »Was kannst du uns erzählen? Wir haben die Möglichkeit, mit dem Hohen Rat der Tak'ra Verbindung aufzunehmen.« »Sokar hat...uns alle getäuscht. Er hat die Zeit, in der... man ihn für tot hielt, genutzt, um sich gut vorzubereiten. Seine Flotte ist zehnmal größer, als... wir gedacht haben und es sind...fast alles Schlachtschiffe.« Er nannte einige Schiffstypen, mit deren Bezeichnung Sam nichts anfangen konnte. »Die Systemlords... haben keine Chance gegen Sokars Streitmacht«, schloss er. »Er wird sie fast mühelos hinwegfegen.« Sam bemühte sich, den Schrecken nicht zu deutlich zu zeigen, mit dem die Worte sie erfüllten. Bislang hatte sie sich ein wenig an die Hoffnung geklammert, die auch O'Neill schon ausgesprochen hatte, dass Sokar und die Systemlords ihre Kräfte in einem Krieg gegenseitig dezimieren würden und dies vielleicht sogar zu einem Zusammenbruch der Terrorherrschaft der Goa'uld führen könnte. Nicht umsonst ließen die Systemlords sich auf den von ihnen
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unterworfenen Welten als Götter verehren, wie es auch damals auf der Erde der Fall gewesen war. Ihre Macht war so gewaltig, dass sie einer Zivilisation wie der im alten Ägypten der Pharaonenzeit wie Götter erscheinen musste. Selbst heute noch wäre jeder Einzelne von ihnen allein in der Lage, die Erde zu vernichten, wenn sie zu dem Schluss kämen, dass dieses Ziel einen solchen Aufwand wert wäre. Schaudernd erinnerte Sam sich daran, dass es seinerzeit SG-1 nur mit viel Glück gelungen war, den Angriff von Apophis zurückzuschlagen. Und nun gab es plötzlich eine neue Bedrohung, die die geballte Macht aller Systemlords quasi im Handstreich beiseite fegen konnte. Wenn nicht einmal sie Sokar gewachsen waren, welche Chancen hatte dann die Erde, sich gegen ihn zu behaupten? Sie dachte lieber erst gar nicht weiter darüber nach. »Und wann soll der Angriff stattfinden?«, mischte sich O'Neill ein. »In sieben Tagen. Ihr müsst... es dem Hohen Rat... der Tak'ra melden und...« Noch einmal bäumte Tor'las sich in einem Hustenanfall auf. Blutiger Speichel rann über seine Lippen, dann sank er in sich zusammen, als hätte er seine letzte Lebenskraft aufgezehrt, um sein Wissen an sie weiterzugeben. Ma'tuuf beugte sich vor und tastete nach seinem Puls. Nach einigen Sekunden schüttelte er den Kopf. »Er ist tot«, teilte er mit. O'Neill zog seinen Kommunikator unter dem Gürtel hervor, wo er ihn versteckt hatte. Zwar hatte man sie nach Waffen durchsucht und ihnen ihre Pistolen abgenommen, aber glücklicherweise war die Visitation nur sehr nachlässig geschehen und man hatte den Kommunikator nicht entdeckt. Er schaltete das Gerät ein und fast augenblicklich meldete sich Teal'c. Mit knappen Worten schilderte O'Neill ihm, was sich im Laufe der letzten Stunde ereignet hatte. »Ihr befindet euch in großen Schwierigkeiten, wenn es euch nicht gelingt, einen Fluchtweg zu finden«, stellte der Jaffa in der ihm eigenen lakonischen Art fest. »Besser hätte ich es auch nicht zusammenfassen können«, knurrte
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O'Neill. »Wir haben etwas beobachtet, was von Bedeutung sein könnte«, berichtete Teal'c. »Vor wenigen Minuten konnten wir einen Transportstrahl sehen. Er hatte seinen Ursprung ungefähr in dem Gebiet, in dem ihr euch befindet. Jemand ist mit einer Transportvorrichtung nach Dolmak gereist.« »Endlich einmal eine erfreuliche Neuigkeit. Wir müssen also nur dieses Transportsystem finden.« »Aber das ist unmöglich«, behauptete Ma'tuuf. »Jeder, der einmal nach Ne'thu verbannt wurde, bleibt bis zum Ende seines Lebens dort. Deshalb gibt es dort kein Sternen-Tor und auch keinerlei sonstiges Transportsystem, das für eine Flucht genutzt werden kann, sodass jeder Fluchtversuch als sinnlos gilt. Man kann den Mond höchstens verlassen, wenn Sokar jemanden mit einem Schiff holen lässt. Bist du völlig sicher, Teal'c?« »Das bin ich. Es handelte sich um einen Transportstrahl. Irgendwo auf Ne'thu muss also ein Transportsystem versteckt sein.« »Wie auf Alcatraz«, murmelte Daniel und fügte an Ma'tuuf gewandt hinzu: »Ein früheres Gefängnis auf der Erde. Es lag auf einer Insel im Meer und galt als absolut ausbruchsicher, weil das Wasser vor Haien nur so wimmelte. Hätte es einen unterirdischen Stollen zum Festland gegeben, hätte man ihn mit Sicherheit streng geheim gehalten. Wahrscheinlich ist es mit diesem Transportsystem genauso.« »Teal'c, ich gebe dir jetzt Ma'tuuf, da er dir etwas Wichtiges zu sagen hat«, ergriff O'Neill wieder das Wort und reichte den Kommunikator an den Tak'ra weiter. »Kann auch Solnak mich hören?«, erkundigte dieser sich. »Ich höre dich«, drang die Stimme von Jacob Carter aus dem Gerät. »Gut. Ich habe eine wichtige Nachricht, die du dem Hohen Rat der Tak'ra überbringen musst, falls es uns nicht gelingt, von hier zu entkommen«, sprach Ma'tuuf weiter und wiederholte, was er von Tor'las erfahren hatte. »Wenn es dieses Transportsystem gibt, hoffe ich, dass wir es finden und auf diesem Weg vielleicht doch noch nach Dolmak gelangen«, schloss er. »Aber es ist wichtiger als alles andere, dass die Informationen über Sokars Streitmacht den Hohen Rat erreichen. Beim
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geringsten Anzeichen einer Gefahr müsst ihr ohne Rücksicht auf uns das System verlassen und den Tak'ra Bericht erstatten.« »Ausnahmsweise bin ich mit ihm mal einer Meinung«, ergänzte O'Neill. »Allerdings wäre es nett, wenn ihr anschließend zurückkommen und uns vielleicht doch rausholen würdet.«
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NEO'NAK 1 Flankiert von zwei Wachen eilte Baynar durch die Korridore von Sokars Palast auf Dolmak. Ein Tor schwang vor ihm auf und er gelangte in den weitläufigen Thronsaal. Es gab keinerlei Fenster, durch die Tageslicht einfallen konnte und auch keinerlei elektrisches Licht. Die Halle wurde ausschließlich von Kerzen, Flammen und Feuerbecken, in denen exotische Kräuter und Gewürze verbrannt wurden, erleuchtet. Zum ersten Mal seit Monaten verspürte Baynar wieder leichte Schmerzen im Gesicht, dort, wo sich sein linkes Auge befunden hatte, ehe Sokars Folterknechte es ihm als Strafe für sein Versagen herausgerissen hatten. Wahrscheinlich lag es an Jolinars Rückkehr und den freudvollen Aussichten, die diese ihm bot. Gemessenen Schrittes trat Baynar auf den pompösen Thron zu, der ebenso wie der Boden ringsum und die Wand dahinter mit Stoff in dem gleichen dunklen Rot wie Sokars Robe ausgekleidet war. Gedankenverloren strich der Herr von Dolmak wieder und wieder mit seinen Fingern durch eine Kerzenflamme. Feuer war schon immer sein Element gewesen. Demütig sank Baynar ein paar Schritte vor dem Thron auf die Knie und beugte den Kopf. »Es erfüllt mich mit Glück, Eure Gegenwart genießen zu dürfen, Lord Sokar«, sagte er. Dabei war das genaue Gegenteil der Fall. Er war selbst ein Goa'uld, doch Sokars Nähe löste ein fast körperliches Unbehagen in ihm aus. Vielleicht lag es an dem nicht völlig menschlichen, genetisch überzüchteten Wirtskörper seines Gegenübers. »Ich bin froh, dass Ihr mir diese Audienz gewährt habt.« »Meine Zeit ist kostbar bemessen, also sprich, wenn du mir etwas zu sagen hast«, erwiderte Sokar. »Ich bin gekommen, um Euch auf eine gefährliche Vernachlässigung der Sicherheitsvorschriften aufmerksam zu machen«, erklärte Baynar. »Aber zunächst möchte ich Euch danken, dass ihr die Tak'ra Jolinar von Malk'shur zurück nach Ne'thu geschickt habt, die mich einst betrogen
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hat. Nun kann ich mich an ihr dafür rächen, dass ich ihretwegen bei Euch in Ungnade gefallen bin.« »Ich weiß nicht, wovon du sprichst.« »Sie traf vor weniger als einer Stunde zusammen mit drei anderen auf Ne'thu ein. Allerdings trugen sie und zwei der anderen Waffen bei sich. Auf diese Nachlässigkeit Eurer Wachen wollte ich Euch...« »Ich habe sie nicht nach Ne'thu geschickt«, unterbrach ihn Sokar und seine Augen glühten auf. »Es handelt sich um Eindringlinge. Finde heraus, was sie wollen und dann töte sie!« »Es wird mir ein Vergnügen sein, Lord Sokar, meine Rache zu erfüllen und Euch damit meine uneingeschränkte Loyalität zu beweisen. Jolinars Tod wird langsam und qualvoll sein.« »Geh und führe meinen Befehl aus!«, befahl Sokar mit dröhnender Stimme. »Es steht viel auf dem Spiel. Morgen um die gleiche Zeit wirst du wiederkommen und mir Bericht erstatten.« Baynar verneigte sich noch einmal, erhob sich dann und wandte sich dem Ausgang zu. Der Tag der Rache, auf den er so lange gewartet hatte, war gekommen, und er würde ihn in vollen Zügen auskosten. »Diese Eindringlinge müssen mit einem Schiff gekommen sein«, hörte er Sokar zu seinen Wachen sagen, während er den Thronsaal verließ. »Findet und vernichtet es!« 2 Nur wenige Minuten, nachdem sie das Gespräch mit Teal'c beendet hatten, bemerkte Sam sich nähernde Schritte. Die Tür zu ihrem Kerker wurde aufgeschlossen und eskortiert von den gleichen beiden Männern wie zuvor trat Neo'nak ein. »Du da, komm mit!«, befahl er und deutete auf Sam. »Baynar wünscht dich zu sehen.« Die stählerne Maske verzerrte seine Stimme so stark, dass sie fast wie die eines Goa'uld klang. »Ach ja?«, meinte O'Neill. »Da bin ich aber anderer...« Bevor er weitersprechen konnte, legte Sam ihm rasch die Hand auf den Arm. »Schon gut, ich werde mitgehen«, sagte sie. »Wahrscheinlich ist das
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unsere einzige Chance, hier herauszukommen. Ich muss zu Baynar gelangen und mit ihm sprechen. Er wird mir nichts tun, davon bin ich überzeugt.« Jack zögerte einen Moment, dann nickte er. »Also gut. Sieh zu, was du erreichen kannst.« »Los jetzt, vorwärts!«, befahl Neo'nak und aktivierte drohend seine Strahlenlanze. Sam stand auf und folgte ihm und seinen Begleitern aus dem Verlies. Sie wurde wieder in die große Halle geführt und von dort durch mehrere Korridore und zwei Treppen hinab. Sie kannte den Weg aus Jolinars Erinnerungen. Neo'nak öffnete eine Tür und versetzte ihr einen derben Stoß, der sie in den dahinterliegenden Raum taumeln ließ. Es handelte sich um Baynars Quartier, wie sie es ebenfalls schon aus Jolinars Erinnerungen kannte. Der Goa'uld erwartete sie mit einem süffisanten Grinsen. Er musterte sie einige Sekunden lang schweigend, dann trat er auf sie zu und umrundete sie langsam. Sam hatte das Gefühl, von ihm wie auf einer Viehauktion begutachtet zu werden, doch sie ließ es stumm über sich ergehen. »Du trägst keinen Symbionten in dir«, sagte er schließlich, schenkte sich aus einem Krug etwas zu trinken ein und trank einen Schluck. »Woher weißt du dann von Jolinar?« »Ich trug sie einst in mir.« »Aber jetzt nicht mehr. Wo ist sie?« »Sie ist tot«, berichtete Sam wahrheitsgemäß und beobachtete Baynar dabei genau, doch er gab mit keiner Regung zu erkennen, wie er die Nachricht von ihrem Tod aufnahm. »Sie starb bereits vor mehreren Monaten.« »Sie ist die Einzige, die jemals von hier entkam. Weißt du auch wie?« »Nein.« Sam schüttelte den Kopf. »Ich erinnere mich nicht an Einzelheiten.« »Aber du glaubst, ich hätte etwas mit ihrer Flucht zu tun. Warum?« Sam zögerte einen Moment. »Weil du sie liebst«, sagte sie dann. Baynar schleuderte den Becher von sich.
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»Du irrst dich!«, stieß er hervor. »Warum hasst du sie dann so?« »Nur der Wunsch nach Rache verbindet mich noch mit ihr«, behauptete Baynar. »Sie hat mich betrogen. Ihretwegen bin ich bei Sokar in Ungnade gefallen. Ich habe meinen Posten als Aufseher über Ne'thu behalten, aber zur Strafe nahm er mir ein Auge. Seither harre ich dem Tag meiner Rache entgegen.« Sanis Blick wurde wie magisch von einem sternförmigen Anhänger mit einem roten Kristall in der Mitte angezogen, den er an einer Kette um den Hals trug. Etwas regte sich in ihrer Erinnerung. Der Anhänger war wichtig, hatte etwas mit ihrer Flucht zu tun. Jolinar hatte sich Baynar hingegeben und mit ihm geschlafen. Sie lag neben ihm und lauschte seinen regelmäßigen Atemzügen, um sicher zu sein, dass er eingeschlafen war. Dann beugte sie sich über ihn und zog den Kristall vorsichtig aus dem Amulett heraus, ohne dass der Goa'uld aufwachte. Sie eilte zu der Wand gegenüber des Bettes, wo ein vielfach ineinander verschlungenes Symbol hing. Entschlossen setzte sie den Kristall an einer freien Stelle ein und eilte zurück zur Mitte des Zimmers. Das charakteristische Leuchten einer Transportvorrichtung hüllte sie ein und... »Es wird mir nicht annähernd so viel Spaß machen, dich zu töten, wie es bei Jolinar selbst der Fall gewesen wäre«, riss Baynars Stimme sie aus den Erinnerungen in die Gegenwart zurück. Sam schrak zusammen. Unwillkürlich richtete sie den Blick nach oben. Eine dünne, kreisförmige Linie mit einem Durchmesser von etwa zwei Metern war in der Decke zu erkennen. Dahinter musste sich die Transportvorrichtung verbergen, von der Teal'c gesprochen hatte. »Aber Vergnügen wird es mir trotzdem bereiten«, fügte Baynar hinzu. Er hob die rechte Hand, an der er den Gedankenwandler wie einen zerfransten goldenen Handschuh trug. »Nein, warte!«, stieß Sam hastig hervor. »Worauf warten?« Baynars Grinsen vertiefte sich. »Es war ein großer Fehler von euch hierher zu kommen.« Ein orangefarbener Blitz zuckte auf. Instinktiv schloss Sam die Augen, doch der Schmerz, auf den sie wartete, kam nicht.
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Als sie die Augen wieder öffnete, sah sie, wie Baynar mit einem ungläubigen Ausdruck im Gesicht zusammenbrach. Er war tot, noch bevor er den Boden berührte. Sein Rücken war vom Einschlag eines Energieblitzes verbrannt. Fassungslos ließ Sam ihren Blick zur Tür wandern, wo Neo'nak immer noch stand und nun langsam seine Strahlenlanze senkte, mit der er Baynar erschossen hatte. 3 Müdigkeit hatte Daniel Jackson übermannt. An eine Wand gelehnt war er eingeschlafen, als ihn eine Berührung weckte. Benommen öffnete er die Augen und blickte sich um. Neben ihm saß Sha'uri und streichelte sanft sein Gesicht. »Sha'uri«, murmelte er verwirrt. »Pst«, sagte sie und legte ihm den Zeigefinger auf die Lippen. »Ich bin gekommen, um dir zu sagen, dass ihr auf dem richtigen Weg seid. Ihr dürft jetzt nicht aufgeben. Es geht nicht allein um das Kind, sondern es steht viel, viel mehr auf dem Spiel.« »Woher... weißt du davon ?« Er rieb sich die Augen und rückte instinktiv ein Stück von ihr ab. »Ich meine, ich begreife das nicht. Du hast mir vor deinem Tod nur Informationen übermittelt, die ich in Form von Visionen sehe. Aber du konntest zu diesem Zeitpunkt nicht wissen, was wir unternehmen würden und wo ich jetzt bin.« »Alles ist so gekommen, wie ich es erhofft habe«, antwortete sie. »Ich habe dir nicht nur Informationen gegeben, sondern ein Teil von mir ist damals auf dich übergegangen. Stell es dir wie bei einem Computer vor. Durch den Gedankenwandler lebe ich als eine Art kleines Unterprogramm in deinem Unterbewusstsein, das sich den äußeren Umständen immer wieder neu anpasst.« »Aber...« »Nein, Daniel, hör mir zu, mir bleibt nicht viel Zeit. Es gibt jemanden auf Ne'thu, der nicht der ist, der er zu sein vorgibt. So viel konnte ich von Amonette erfahren. Er ist nicht euer Freund, aber er kann euch helfen.«
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»Und wer soll das sein?« »Es handelte sich um Neo'nak, Baynars Statthalter. Erinnere ihn daran, wie beeindruckt er von dem Schauspiel war, das die Sonne Ma'ham bot, als sie zur Nova wurde, dann wird er verstehen, um was es geht.« »Die Sonne Ma'ham«, murmelte Daniel. »Was...« »Du musst auf Sokars Schiff gelangen und das Sternen-Tor dort benutzen, hörst du? Das betrifft nur dich allein, nicht die anderen. Es ist äußerst wichtig. Dieses Sternen-Tor ist das Einzige seiner Art. Nur damit kannst du deine Aufgabe erfüllen.« »Und was ist meine Aufgabe?« »Vertrau mir, mein Liebling. Du wirst alles begreifen, wenn es soweit ist. Auch wenn ich tot bin, gibt es vielleicht noch eine Rettung für mich.« Sie beugte sich vor und küsste ihn sanft, dann hüllte goldenes Leuchten sie ein und Daniel wachte vollends auf, als die Tür des Kerkers geöffnet und Sam von Neo'naks Wachen zurückgebracht wurde. »Ich habe die Transportvorrichtung gefunden«, berichtete sie leise. »Wie ich erwartet habe, befindet sie sich in Baynars Quartier.« »Und vermutlich befindet sich die Gegenstation in Sokars Palast auf Dolmak«, entgegnete Ma'tuuf. »Genau.« Sam nickte. »Auf diesem Weg ist Jolinar damals dorthin gelangt. Auf Dolmak konnte sie das Transportschiff stehlen und damit entkommen.« Von weither war Tumult zu hören, Hochrufe und das Jubeln von Menschen. »Was ist da los?«, fragte Daniel. »Neo'nak hat gerade Baynar getötet«, antwortete Sam. »Was?« Daniel zuckte zusammen. »Ja. Ich weiß nicht, warum er es getan hat, aber es ist so. Baynar wollte mich mit seinem Gedankenwandler töten, aber bevor es dazu kam, erschoss Neo'nak ihn mit seiner Strahlenlanze. Dann ließ er mich ohne ein Wort der Erklärung hierher zurückbringen.« »Das passt zu dem, was Sha'uri mir gerade in einer neuen Vision mitgeteilt hat«, erklärte Daniel.
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»Sie sagte, dass Neo'nak nicht der wäre, der er zu sein scheint. Er wäre nicht unser Freund, aber er könnte uns helfen.« »Dann sollten wir die Gelegenheit nutzen«, sagte O'Neill. »Da draußen herrscht bestimmt erst einmal ziemliches Chaos. Wenn es uns gelingt, Baynars Quartier zu erreichen, können wir mit den Transportringen nach Dolmak gelangen.« »Ich hoffe nur, du übersiehst dabei nicht eine Kleinigkeit«, wandte Ma'tuuf ein. »Wir sind hier eingesperrt.« »Dann müssen wir das eben ändern«, erwiderte Jack und grinste breit. 4 Seit sie in den Orbit um Ne'thu eingeschwenkt waren, hatte sich nichts ereignet, was von irgendwelcher Bedeutung für sie gewesen wäre. Ma'tuufs Plan schien aufzugehen; es war gut gewesen, mit einem von Sokars eigenen Schiffen hierher zu kommen. Niemand schien das Schiff bemerkt zu haben oder irgendeine Notiz von ihm zunehmen. Trotzdem verließ Teal'c den Pilotensitz des Transporters nicht für eine Minute. Es war jederzeit möglich, dass irgendjemand Verdacht schöpfte. Auch ohne Ma'tuufs direkte Aufforderung, beim geringsten Anzeichen einer Gefahr zu fliehen, hätte Teal'c genau dies gemacht. Das hatte nichts mit Feigheit, sondern nur mit einer realistischen Beurteilung ihrer Situation zu tun. Gegenwärtig hielten sie sich ständig auf der Dolmak abgewandten Seite des Mondes, sodass Ne'thu ihnen Sichtschutz bot, aber beim Anflug hatte Teal'c mehrere Schlachtschiffe im Orbit des Planeten entdeckt. Im Falle eines Angriffs war Flucht ihre einzige Chance. Selbst wenn die Trägerschiffe nicht selbst in einen Kampf eingriffen, sondern nur Gleiter schickten, würden sie sich gegen diese nicht zur Wehr setzen können, da der Transporter über keinerlei Waffensysteme verfügte. Solnak saß neben ihm, doch sie sprachen kaum miteinander. Teal'c war ohnehin nicht besonders gesprächig und weder dem Goa'uld noch Jacob Carter schien etwas einzufallen, worüber sie sich unterhalten könnten.
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Zwei bumerangförmige Todesgleiter tauchten hinter der Silhouette des Mondes auf. Im Umfeld Dolmaks herrschte reger Flugverkehr, sodass daran nichts Besonderes war, dennoch behielt Teal'c die Gleiter genau im Auge. Seine Vorsicht zahlte sich aus. Kaum hatten die Piloten der Gleiter sie entdeckt, beschleunigten sie und kamen direkt auf sie zugeflogen. »Achtung!«, stieß Jacob Carter hervor, aber Teal'c hatte bereits reagiert und die Schutzschirme aktiviert. Gleichzeitig schob er den Beschleunigungshebel nach vorne und schlug einen Kurs ein, der sie aus der Umlaufbahn um den Mond in den freien Raum hinausführte. Rasch gewann das Schiff an Geschwindigkeit, doch war der eher schwerfällige Transporter den wendigen Gleitern an Tempo und Manövrierfähigkeit weit unterlegen. Sie konnten nur hoffen, dass ihre Schutzschirme hielten, bis sie den Sprung in den Hyperraum geschafft hatten. Es dauerte nur wenige Sekunden, bis die Gleiter auf Schussweite herangekommen waren und sofort das Feuer eröffneten. Grelle Lichtblitze zuckten auf den Transporter zu. Teal'c riss das Schiff herum. Beide Energiesalven verfehlten sie. »Da vorne kommen noch mehr!«, warnte Carter und deutete nach rechts. Von der anderen Seite des Mondes näherten sich drei weitere Gleiter und auch diese eröffneten sofort das Feuer, sobald sie nah genug herangekommen waren. Es gelang Teal'c, auch ihren Schüssen auszuweichen, doch gleich darauf erschütterte ein schwerer Schlag den Transporter, als der Energiestrahl eines der Gleiter hinter ihnen in ihr Heck einschlug. Teal'c warf einen besorgten Blick auf die Anzeigentafel. Der Energieblitz war von den Schutzschilden komplett absorbiert worden, doch dafür war ihre Wirksamkeit um mehr als zehn Prozent gesunken. Viele solche Treffer würden sie nicht mehr verkraften können. Zu allem Überfluss entdeckte er nun auch eines der Schlachtschiffe, das den Mond ebenfalls umrundet hatte und Kurs auf sie nahm. Doch gleich darauf stellte er erleichtert fest, dass es zu langsam war, um sie noch einholen zu können.
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In einem irrsinnigen Zickzack-Kurs riss Teal'c das Schiff von einer Seite zur anderen. Das All um sie herum war von lodernden Energieblitzen erhellt. Mehr als einer davon streifte sie und ließ ihre Schutzschilde aufglühen, doch es gab keinen direkten Treffer mehr. Währenddessen beschleunigte das Schiff immer noch weiter, bis sie endlich schnell genug für den Sprung in den Hyperraum waren. Teal'c schlug mit der flachen Hand auf das entsprechende Kontaktfeld und Sekundenbruchteile später verschwand das normale Bild des Weltalls um sie herum. Sie befanden sich im Hyperraum, wohin die Gleiter, die über keinen entsprechenden Antrieb verfügten, ihnen nicht folgen konnten. Aufatmend lehnte sich Jacob Carter in seinem Sitz zurück. »Gut gemacht«, stellte er fest. »Ich denke, es war richtig, dir die Kontrollen zu überlassen. Zumindest in dieser Hinsicht war Apophis dir offenbar ein guter Lehrmeister.« 5 Bereits nach wenigen Sekunden zeigte O'Neills lautes Rufen Erfolg. Zwei Wachen kamen herbeigeeilt und blieben vor dem Gitter stehen. »Was ist los?«, fragte einer von ihnen. »Was willst du?« »Ich möchte nur gerne wissen, ob Neo'nak wirklich Baynar umgebracht hat,« behauptete O'Neill und grinste herausfordernd. Dabei präsentierte er den Wachen den Kommunikator in seiner Hand. »Ich gebe gerade einen Bericht an unseren Kontaktmann an Bord eines Schiffes in der Umlaufbahn durch und das wäre eine wichtige Information.« »Kommunikatoren sind auf Ne'thu verboten«, stieß der Wachposten hervor. »Gib mir das Gerät!« »Ich denke gar nicht daran. Holt es euch doch.« Wie erhofft fielen die Wachen auf den Trick herein. Sam hatte sich dicht neben dem Eingang in eine Nische in der Wand gepresst und hörte, wie das Zellentor geöffnet wurde. Sie wartete, bis sich der Wachposten auf gleicher Höhe mit ihr befand, dann sprang sie vor. Bevor der Mann sie entdeckte und auf ihren Angriff reagieren konnte,
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hämmerte sie ihm die zusammengefalteten Fäuste in den Nacken. Mit einem gurgelnden Laut sank der Mann nach vorne. Sam riss ihr Knie hoch und rammte es ihm unters Kinn. Bewusstlos sackte er zu Boden. Ma'tuuf hatte in der Zwischenzeit den zweiten Wachposten von der gegenüberliegenden Seite aus angegriffen, doch war er nicht ganz so erfolgreich gewesen. Der Mann hatte ihn abgeschüttelt, doch im gleichen Moment packte ihn O'Neill von hinten, riss ihn herum und schickte ihn mit einem wohlgezielten Kinnhaken ebenfalls ins Land der Träume. Beide Wachen waren mit Spitzhacken bewaffnet gewesen, die sie an sich nahmen. »Und jetzt nichts wie weg hier!«, stieß O'Neill hervor. Sie hasteten aus dem Verlies. Sam zeigte ihnen den Weg. Sie hasteten durch die unterirdischen Gänge und machten bewusst einen Umweg, um der großen Halle auszuweichen, aus der ihnen das Gegröle zahlreicher Menschen entgegenschlug. Dennoch wurden sie entdeckt. Hinter einer Biegung kam ihnen plötzlich einer der beiden ständigen Begleiter Neo'naks entgegen. Statt zu versuchen, sie aufzuhalten, fuhr er sofort herum und floh, um Verstärkung zu holen. O'Neill stieß einen Fluch aus und wollte ihm nachlaufen, doch Sam hielt ihn am Arm zurück. »Das hat keinen Sinn«, keuchte sie. »Wir haben unser Ziel fast erreicht.« Sie hasteten weiter und eilten kurz darauf durch die noch immer offen stehende Tür in Baynars Quartier. Sam beugte sich über den toten Goa'uld und griff nach der Kette um seinen Hals - und fluchte gleich darauf ebenfalls vor Wut und Enttäuschung. »Der Kristall ist weg!«, stieß sie hervor. »Der Schlüssel zum Transportsystem.« »Wo befinden sich die Kontrollen der Transportringe?«, fragte Ma'tuuf. »Hinter diesem Symbol da an der Wand«, erklärte Sam. Der Tak'ra hob seine Spitzhacke und ließ sie wuchtig auf das eiserne Symbol niedersausen. Es zersplitterte nach dem dritten Schlag und gab den Blick auf einen fast handgroßen Kristall frei, um den herum mit
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Schriftzeichen der Goa'uld gekennzeichnete Knöpfe angeordnet waren. »Ich kann das System kurzschließen«, erklärte Ma'tuuf. »Aber es wird ein paar Minuten dauern.« »Besser, du beeilst dich«, rief O'Neill von der Tür aus. »Wir bekommen Besuch.« Er schloss die großen Türflügel und klemmte den Stiel seiner Spitzhacke wie einen Riegel hinter die Griffe. »Ich versuche sie aufzuhalten.« Wuchtige Schläge erschütterten die Tür, als die herbeigeeilten Wachen mit ihren Werkzeugen dagegen hämmerten, doch noch hielt der Riegel stand. Zusätzlich pressten sich Jack und Daniel mit dem Rücken gegen das Holz. Mit einer Hand zog O'Neill den Kommunikator aus der Tasche und warf ihn Sam zu. »Nimm Verbindung mit Teal'c auf und berichte ihm, was passiert ist«, rief er. Sam nickte und drückte die Sendetaste. Mehrfach rief sie Teal'cs Namen, doch aus dem Empfänger ertönte nur Rauschen. »Sinnlos. Ich bekomme keine Verbindung.« Immer heftiger wurden die Schläge gegen die Tür und die Flügel erbebten sichtlich. »Ma'tuuf, wie lange dauert es noch?«, presste O'Neill hervor. »Wir können sie nicht mehr lange aufhalten.« »Ich bin gleich so weit.« »Hoffent...« Ein goldener Lichtschein drang unter der Tür hindurch und gleich darauf wurden die Flügel von einer unvorstellbaren Kraft aus den Angeln gerissen und mitsamt Jack und Daniel in den Raum geschleudert. Neo'nak stand auf der Schwelle, die Hand mit dem Gedankenwandler, den er Baynar abgenommen hatte, in ihre Richtung ausgestreckt. Mehr als ein Dutzend Wachen eilten an ihm vorbei ins Zimmer und umstellten Sam und die anderen. »Neo'nak, warte«, keuchte Daniel und rappelte sich auf. Demonstrativ hob er die Hände. »Ich habe eine Nachricht für dich. Ich soll dich an die Sonne Ma'ham erinnern und daran, wie beeindruckt du davon warst, als sie zur Nova wurde.«
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Verständnislos starrte Sam ihn an. Sie hatte keine Ahnung, was Daniel beabsichtigte, aber was immer es war, es schien zu wirken. Neo'nak verharrte und ließ die Hand mit dem Gedankenwandler sinken. »Nur eine Person hat dieses Schauspiel damals mit mir zusammen genossen«, stieß er hervor. »Woher weißt du davon? Sprich, oder ich töte dich.« »Lass meine Freunde gehen und ich erzähle dir, was du wissen willst, Neo'nak«, entgegnete Daniel. Einige Sekunden lang herrschte Schweigen, dann schüttelte der Maskierte den Kopf. »Du wirst mir auch so schon bald alles sagen«, behauptete er. »Und nun, da ich Ne'thu unter meine Herrschaft gebracht habe, heiße ich nicht mehr länger Neo'nak.« Er ergriff seinen Helm mit beiden Händen und hob ihn langsam in die Höhe. Das Gesicht eines dunkelhäutigen Mannes kam darunter zum Vorschein. Auch er war von Sokar und seinen Schergen offenbar grausam misshandelt und gefoltert worden, denn sein Gesicht war von schlecht verheilten Narben schrecklich entstellt. Der größte Teil seiner rechten Gesichtshälfte mitsamt seines Auges war durch eine stählerne Maske ersetzt worden. Und dennoch kamen seine Züge Sam bekannt vor. Es dauerte einen kurzen Moment, bis sie begriff, wen sie vor sich hatte und dennoch weigerte sie sich, es zu glauben. »Vom heutigen Tag an nehme ich wieder meinen wirklichen Namen an«, fuhr der Mann fort. Auch ohne den Helm klang seine Stimme so verzerrt wie vorher, weil auch er in Wahrheit ein Goa'uld war. Seine Augen glühten auf. »Also nennt mich auch so, wie ich heiße. Apophis!«
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DER AUFSTAND 1 Totenstille folgte der Enthüllung von Neo'naks wahrer Identität. Genau wie die anderen starrte auch Daniel den Goa'uld fassungslos und wie versteinert an. Er war überrascht, sogar erschrocken, aber nicht annähernd so stark, wie zu erwarten gewesen wäre. Anders als die anderen hatte er die Wahrheit tief in seinem Inneren längst geahnt, sie aber nicht wahrhaben wollen und deshalb jeden Gedanken daran schon im Ansatz verdrängt. Dabei waren die Hinweise darauf im Grunde deutlich genug gewesen, er hatte sich nur geweigert, eins und eins zusammenzuzählen. Aus Zorn darüber, dass es dem tödlich verwundeten Apophis vor rund einem Jahr gelungen war, zur Erde zu flüchten, hatte Sokar damals subatomare Partikel höchster Energiefrequenz durch das Sternen-Tor auf die Blende geschossen und die Iris damit fast zerstört. Sie hatten ihn nur besänftigen können, indem sie ihm nach Apophis Tod dessen Leichnam ausgehändigt hatten. Doch schon damals hatten sie alle gewusst, dass Sokar den Tod seines Widersachers nicht akzeptieren würde. Er verfügte über einen Sarkophag, mit dessen Hilfe er Apophis wieder zum Leben erwecken und weiter foltern konnte. Offenbar war es genau so gekommen. Zudem war Amonette die Gefährtin von Apophis gewesen und wenn sie sich mit jemandem zusammen angesehen hatte, wie eine Sonne zur Nova wurde, dann sicherlich mit ihm. Aber auch das war etwas, was er sich gar nicht erst hatte bewusst machen wollen. »Ihr seht richtig, Erdlinge«, höhnte der Goa'uld. »Ihr habt mich damals an Sokar ausgeliefert und mit seinem Sarkophag holte er mich ins Leben zurück. Er verbannte mich nach Ne'thu und ließ mich foltern. Die ganze Zeit jedoch sann ich nur nach einer Möglichkeit, mich zu rächen: Und heute ist der Tag der Entscheidung gekommen.« O'Neill erholte sich als Erster von seiner Überraschung. »Du wirst wohl verstehen, wenn ich nicht sage, dass wir froh sind, dich zu sehen«, kommentierte er.
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»Euer Unglück ist meine große Chance«, fuhr Apophis fort. »Als ich euch hier sah, wusste ich, dass der richtige Zeitpunkt zum Handeln gekommen war. Ihr seid der Schlüssel, der mir den Weg zu neuer Macht ebnen wird.« Hasserfüllt starrte Daniel ihn an. Die Selbstbeweihräucherung des Mannes, der ihm einst Sha'uri geraubt und sie mit einem Symbionten infiziert hatte und damit letztendlich für ihren Tod verantwortlich war, klang wie Hohn in seinen Ohren und er verspürte nur noch den Wunsch, Apophis weh zu tun und seiner Überheblichkeit einen Dämpfer zu versetzen. »Deine Gefährtin Amonette ist tot«, stieß er hervor. »Und zwar unwiederbringlich.« Einen Moment lang genoss er es, wie der Spott in Apophis' Gesicht sich in Schrecken und Bestürzung verwandelte, dann fügte er hinzu: »Tut mir Leid, wenn ich dir damit die gute Laune verderbe. Nein, das ist gelogen. Es tut mir kein bisschen Leid.« »Sokar hat mir eine Nachricht von ihrem Tod gesandt, doch ich habe es nicht geglaubt. Ich dachte, es wäre nur eine neue Gemeinheit, mit der er mich quälen wollte.« »Nun, glaub es ruhig, denn es ist wahr.« »Dann ist auch wahr, dass Teal'c ihr Mörder ist. Warum ist der Verräter nicht bei euch?« Niemand von ihnen antwortete, doch plötzlich trat einer seiner Begleiter auf Sam zu und packte sie. »Die hier verbirgt etwas«, stieß er hervor, riss ihr den Kommunikator aus der Hand und reichte ihn an Apophis weiter. Offenbar hatte sie die ganze Zeit heimlich gesendet, in der Hoffnung, dass Teal'c sie doch empfing und mithören konnte, was hier unten geschah. »Ein Kommunikator«, stellte der Goa'uld fest. »Dann hat Teal'c euch wohl hergebracht und wartet an Bord eines Schiffes.« Er drückte die Sendetaste. »Teal'c, hörst du mich? Hier spricht dein Gott Apophis. Höre, was ich dir aus der Feuerhölle von Ne'thu zu sagen habe. Deine Freunde befinden sich in meiner Hand, doch das Schicksal, das sie erwartet, ist nichts gegen das, was ich mir für dich einfallen lassen werde, wenn ich dich erst habe.« Er bekam keine Antwort und nach einigen Sekunden ließ er den
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Kommunikator sinken und steckte ihn ein. »Werft Baynar in ein Feuerloch und schafft die Eindringlinge zurück in die Grube! Mit ihnen beschäftige ich mich später. Durchsucht sie gründlich und sorgt dafür, dass sie nicht noch einmal fliehen, aber tut ihnen kein Leid an. Dieses Vergnügen möchte ich selber genießen!«, befahl er. »Nur den da lasst noch hier«, fügte er hinzu und deutete auf Daniel. Einer der Wächter packte den Leichnam Baynars und schleifte ihn weg, während die anderen Sam, Jack und Ma'tuuf aus dem Raum führten. Nur zwei von ihnen blieben zurück. »Und nun zu dir«, wandte sich Apophis wieder an Daniel. »Woher weißt du von dem Untergang von Ma'ham?« Betont gleichgültig zuckte Daniel die Achseln. »Ein Vögelchen hat mir gezwitschert, dass ich Neo'nak daran erinnern soll, weil er uns behilflich sein könnte, gegen Sokar vorzugehen. Hätte ich allerdings gewusst, dass du es bist, hätte ich mir lieber die Lippen zugeklebt.« »Nur Amonette wusste von Ma'ham. Wann hast du mit ihr gesprochen? Und was hat sie dir noch gesagt?« »Du irrst dich«, behauptete Daniel unbeirrt. »Es gab noch jemanden, der davon wusste. Sha'uri, Amonettes Wirt. Meine Frau, die ich durch dich verloren habe. Und was sie mir gesagt hat, wirst gerade du niemals erfahren.« Apophis' Augen leuchteten vor Zorn grell auf und er hob die Hand mit dem Gedankenwandler, ließ sie dann aber wieder sinken. »Du wirst mich noch anflehen, mir alles sagen zu dürfen, was du weißt!«, stieß er hervor. »Ich habe Mittel und Wege, jeden zum Sprechen zu bringen, aber im Moment habe ich Wichtigeres zu erledigen.« Er machte eine Geste in Richtung der beiden Wachen. »Bringt ihn zu den anderen!« 2 »Verdammt«, fluchte O'Neill, als man sie zurück in den Kerker gebracht hatte. »Ausgerechnet Apophis. Mit diesem Mistkerl habe ich ja nun gar nicht mehr gerechnet. Das einzig Erfreuliche, was er jemals
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getan hat, war zu sterben.« »Ich habe euch damals schon gesagt, dass es nicht dabei bleiben würde«, erinnerte Ma'tuuf. »Jemand wie Sokar lässt sich sein Vergnügen nicht durch eine Nebensächlichkeit wie den Tod verderben, solange er über einen Sarkophag verfügt. Er sieht seine Opfer lieber leidend als tot.« »Hoffentlich hat er seiner Vorliebe in diesem speziellen Fall wenigstens ausgiebig gefrönt«, versetzte O'Neill grimmig. »Allerdings kam es mir nicht so vor, als ob Apophis sonderlich leiden würde.« »Die Entstellung seines Gesichts«, murmelte Sam. »Er hat gelitten, glaubt mir.« Auch wenn sie die Erinnerungen Jolinars an deren Folterqualen nur für einen kurzen Moment geteilt hatte, konnte sie sich vermutlich besser als jeder andere vorstellen, wozu Sokar fähig war. Jack ging nicht auf ihre Worte ein. »Was hat Apophis jetzt wohl vor?«, überlegte er stattdessen laut. »Er besitzt kein Schiff und auch sonst keine Möglichkeit, von Ne'thu zu fliehen, es sei denn über das Transportsystem nach Dolmak - und das nützt ihm auch nichts. Es kann nicht lange dauern, bis Sokar von seiner Revolte und dem Tod seines Statthalters erfährt und Truppen schickt, um den Aufstand niederzuschlagen.« »Apophis hat nur eine Chance«, antwortete Ma'tuuf. »Er muss Sokar einen Grund liefern, ihn nicht zu töten, indem er ihn davon überzeugt, dass er nützlich für ihn sein kann. Wahrscheinlich hofft er, dass er sich auf diese Weise seine Freiheit erkaufen kann.« »Und was für ein Grund sollte das sein?«, hakte O'Neill nach. »Er muss ihm einen Köder bieten und ich fürchte, der Köder sind wir. Deshalb hat er genau zu diesem Zeitpunkt gehandelt. Wir besitzen etwas das auch Sokar gerne hätte. Unser gesamtes Wissen, die Geheimnisse der Erde und die der Tak'ra auf einen Schlag. Wenn Apophis ihm das als Preis bietet, könnte es zu einem Handel kommen. Sokar ist mächtig, aber er steht dicht davor, einen gigantischen Krieg zu beginnen. Da kann er sich keine Unruhen in seinem Heimatsystem leisten.« »Also wird er uns foltern, um uns unser Wissen zu entreißen«, fasste Sam zusammen und konnte nicht verhindern, dass ihr bei der bloßen
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Vorstellung ein eisiger Schauer über den Rücken lief. »Reizende Aussichten«, erwiderte O'Neill sarkastisch. »Und jetzt hat Apophis auch noch unseren Kommunikator, sodass wir nicht einmal mehr mit Teal'c Kontakt aufnehmen können. Wenn ich wenigstens wüsste, warum er sich nicht gemeldet hat.« »Ich vermute, sein Schiff wurde entdeckt und er und Solnak mussten fliehen«, sagte Ma'tuuf. »Wahrscheinlich ging alles so schnell, dass er keine Gelegenheit mehr hatte, uns darüber zu informieren.« »Hoffentlich ist ihnen die Flucht wirklich gelungen«, presste Sam hervor und knetete nervös ihre Hände. »Teal'c ist ein ausgezeichneter Pilot«, erinnerte Ma'tuuf. »Ich bin sicher, dass sie es geschafft haben.« Die Tür des Kerkers wurde geöffnet und Daniel zu ihnen hereingeführt. »Eine unangenehme Überraschung, das mit Apophis, wie?«, brummte er und setzte sich zu ihnen auf den Boden. »Was hatte das zu bedeuten, was du zu ihm gesagt hast, bevor er sich zu erkennen gab?«, wollte Sam wissen. Mit knappen Worten berichtete Daniel von der Vision und dem, was Sha'uri ihm darin mitgeteilt hatte. Lediglich ihr Drängen, dass er durch das Sternen-Tor auf Sokars Mutterschiff gehen müsste, verschwieg er auch jetzt, zumal er selbst noch nicht wusste, was es mit diesem sonderbaren Auftrag auf sich hatte. »Mir gefällt das nicht«, murmelte Sam, als er geendet hatte. »Diese sonderbaren Visionen... Warum hat Sha'uri dir nicht auch gesagt, dass sich hinter Neo'naks Maske Apophis verbirgt? Was soll diese Geheimniskrämerei?« »Darüber habe ich mir auch schon Gedanken gemacht«, gestand Daniel nachdenklich. »Vermutlich hat sie befürchtet, dass ich mich weigern würde, in irgendeiner Form mit ihm zusammenzuarbeiten, wenn ich wüsste, dass ich es mit Apophis zu tun hätte. Und damit hätte sie nicht ganz Unrecht. Aber wie es scheint haben er und wir zurzeit tatsächlich einen gemeinsamen Feind, dem keiner alleine gewachsen ist, so wenig mir der Gedanke auch gefällt.«
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»Das braucht er auch nicht«, erklärte O'Neill. »Ein gemeinsamer Feind macht aus Gegnern nicht zwangsläufig Verbündete. Der Stärkere kann den Schwächeren auch opfern, um sein Leben auf diese Art zu retten, und offenbar hat Apophis genau das vor. Dass wir hierher kamen, war der reinste Glücksfall für ihn. Er wird versuchen, sich mit unserem Wissen seine Freiheit zu erkaufen.« Tumult klang außerhalb des Kerkers auf, das gedämpft zu ihnen dringende Grölen aus hunderten von Kehlen, das kurz darauf abbrach. »Baynar, Sokars Sklaventreiber, ist tot!«, vernahmen sie Apophis' Stimme, der gleich darauf erneut lautes Grölen folgte. Offenbar hatte er seine Anhänger in der großen Halle versammelt. »Sokar wird das nicht einfach so hinnehmen. Er wird kommen und versuchen, uns erneut zu unterwerfen. Aber ich sage: Lasst ihn nur kommen! Ich, Apophis, ehemaliger Systemlord der Goa'uld und Gott über ungezählte Planeten, ehe er mich stürzte, werde ihm einen Empfang bereiten, den er sein Leben lang nicht mehr vergisst, um unser aller Freiheit zu erkämpfen.« »Der Bursche hat ein gesegnetes Gottvertrauen«, stellte O'Neill kopfschüttelnd fest, während erneut Jubel aufklang. »Na ja, ist vielleicht nicht ganz so verwunderlich, wenn man sein eigener Gott ist.« »Ein Gott, der zudem noch lügt wie gedruckt«, ergänzte Daniel. »Er hetzt die Leute nur auf, um Sokar auf diese Art zusätzlich unter Druck zu setzen. Ihre Freiheit ist ihm doch völlig egal. Wenn Sokar ihn freilässt, wird er keinen Gedanken mehr an sie verschwenden, und sie werden für seine Rebellion büßen müssen.« »Er wird Krieger mitbringen«, sprach Apophis weiter. »Aber schlimmer als es ist, kann es für uns nicht mehr werden, sodass wir nur gewinnen können. Ich habe den Lakaien des Teufels getötet und mit eurer Hilfe werde ich auch Sokar selbst bezwingen! Ich werde euch von hier wegbringen und ein neues Reich errichten, in dem ihr unter der Herrschaft eures Gottes Apophis in Freiheit und Wohlstand leben könnt. Eure Freiheit ist nahe und ich bin euer Befreier!« »Preiset den Befreier!«, war die Stimme einer seiner Wachen zu hören. »Die werden doch nicht so dumm sein und auf diesen Unsinn hereinfallen!«, stieß O'Neill hervor, doch seine Worte gingen fast im
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lauten Jubel und den Hochrufen auf Apophis unter. Jack nickte verdrossen. »Doch, sie sind es.« »Dies ist die Hölle«, erinnerte Sam. »Oder zumindest das Fegefeuer. All die Leute hier sind im Grund längst tot. Zumindest haben sie mit ihrem Leben abgeschlossen. Nun aber verspricht Apophis ihnen, sie in die Freiheit zu führen. Es ist die wahrscheinlich einzige Chance, die sie jemals wieder haben werden. Ihnen bleibt gar keine andere Wahl, als sich ihm anzuschließen. Die meisten wären vermutlich sogar lieber tot, als länger hier dahinzuvegetieren.« »Aber noch gibt es ein kleines Hindernis für Apophis«, stieß Daniel hasserfüllt hervor. »Um mit Sokar verhandeln zu können, muss er erst einmal von uns Informationen bekommen, und zumindest ich werde ihm bestimmt kein Wort freiwillig verraten. Im Gegenteil. Dieser Dreckskerl trägt die Schuld daran, was mit Sha'uri passiert ist. Auch wenn es mein eigenes Ende bedeuten dürfte: Falls sich mir auch nur die geringste Chance bietet, werde ich ihn töten und ich bezweifle stark, dass Sokar ihn noch einmal neu zum Leben erwecken wird!« 3 Zufrieden mit sich und voller Zuversicht kehrte Apophis nach seiner Ansprache in Baynars Quartier zurück, das von nun an seines sein würde - zumindest vorübergehend. Mit ein wenig Glück und Geschick würde er Ne'thu schon bald für immer verlassen. Gegenwärtig lief alles ausgezeichnet und die Aussichten für die Zukunft standen gut. Bereits seit langem plante er den Aufstand gegen Sokar. Es war nicht seine Bestimmung, sein Leben an einem Ort wie diesem als Sklave eines anderen zu fristen. Jahrtausendelang war er eines der mächtigsten Wesen dieser Galaxis gewesen, war von seinen Untergebenen als Gott angebetet worden. So würde es bald wieder sein. Ursprünglich hatte er geplant, mit seiner Rebellion zu warten, bis Sokar seinen Feldzug gegen die anderen Systemlords begann und er selbst und vor allem seine Truppen in anderen Teilen der Galaxis gebunden waren. Das Erscheinen des Tak'ra und der Menschen jedoch hatte alles
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verändert. Vielleicht wäre eine Flucht in Sokars Abwesenheit leichter gewesen, aber spätestens nach seinem Sieg über die Systemlords hätte der Goa'uld alles daran gesetzt, in wieder in seine Gewalt zu bekommen. Er wäre stets ein Gejagter gewesen. Nun aber bot sich ihm die Chance, ein Abkommen mit Sokar zu treffen, das ihm nicht nur seine Freiheit garantierte, sondern es ihm auch ermöglichen würde, selbst wieder Macht zu erwerben. Er fragte sich, ob es nur eine glückliche Fügung des Schicksals war, das die Eindringlinge gerade jetzt hier aufgetaucht waren. Der Hauptgrund ihres Kommens dürfte sein, dass sie Informationen über den bevorstehenden Kriegszug und Sokars Stärke ausspionieren wollten, und dann wäre der Zeitpunkt alles andere als zufällig. Eine innere Stimme jedoch sagte ihm, dass noch mehr dahinter steckte. Vor allem das, was Daniel Jackson ihm gesagt hatte, gab ihm zu denken. Er hatte Kontakt mit Amonette gehabt und vermutlich ohne sein Wissen hatte Daniel ihm eine Nachricht von ihr überbracht, auch wenn er sie noch nicht zu deuten wusste. Der Tod seiner Gefährtin bedrückte ihn. Viele glaubten, er wäre gar nicht zu anderen als eigensüchtigen Gefühlen fähig, aber das stimmte nicht. Er hatte Amonette aufrichtig geliebt und die Bestätigung, dass sie wirklich von dem Verräter Teal'c ermordet wurde, hatte ihn hart getroffen. Jetzt jedoch war keine Zeit zum Trauern, es ging um sein eigenes Überleben. Er betrachtete sich in einem Spiegel und betastete sein entstelltes Gesicht. Sobald er sich in Freiheit befand, würde es eines seiner vordringlichen Ziele sein, einen Sarkophag an sich zu bringen, um es zu heilen und auch diese Folgen seiner Gefangenschaft rückgängig zu machen. Kintac, sein engster Vertrauter hier auf Ne'thu und neuernannter Stellvertreter, betrat den Raum. »Nun?«, erkundigte sich Apophis. »Wie viele werden sich mir anschließen?« »Fast alle«, berichtete Kintac stolz. »Nur wenige verweigern Euch den Gehorsam. Wir werden sie an die Oberfläche verbannen. Entweder ändern sie ihre Meinung oder sterben dort.« Apophis drehte sich zu ihm herum.
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»Hast du bei den Eindringlingen etwas gefunden?« »Nur das hier.« Kintac hielt ihm ein kleines, walzenförmiges Gerät entgegen. »Ein Gedächtnisverstärker, sehr gut.« Apophis nickte zufrieden und nahm das Gerät an sich. »Ich kann mir schon denken, wozu sie es gebraucht haben. Wenn ich mich richtig erinnere, trägt die Frau sogar noch einen Neuralkontakt am Kopf.« »Aber was nutzt uns das?«, wandte Kintac ein. »Fast zweitausend Gefangene stehen auf unserer Seite, aber Sokar verfügt über tausendmal mehr Soldaten, und wir können nicht mit primitiven Werkzeugen oder solchem Spielzeug gegen sie kämpfen.« »Baynar hat einen Tag Zeit bekommen, um herauszufinden, um wen es sich bei den Eindringlingen handelt und was sie wollen. So viel Zeit bleibt auch uns, denn erst dann wird sein Tod auffallen.« »Aber spätestens dann wird Sokar ein Kriegsschiff mit Kriegern schicken, um uns zu vernichten.« »Das wird er nicht.« Apophis schüttelte den Kopf. »Nicht, wenn ich bis dahin etwas besitze, was für ihn von großem Nutzen sein kann.« Kintac lächelte. »Ihr wisst bereits, wer die Eindringlinge sind«, vermutete er. »Nicht nur das«, bestätigte Apophis. Nachdenklich betrachtete er den Gedächtnisverstärker. »Und bevor Sokar eintrifft, werde ich noch viel mehr wissen. Bring die Frau und den Tak'ra zu mir!«
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TÄUSCHUNGEN 1 Wenige Stunden, nachdem Apophis seine Rede an die Gefangenen gehalten hatte, wurde die Tür des Kerkers erneut geöffnet. Der Goa'uld kam nicht selbst, wohl aber sein Begleiter, der ihnen schon mehrfach unangenehm aufgefallen war und von dem sie mittlerweile wussten, dass er Kintac hieß. Er hielt die Strahlenlanze in der Hand; offensichtlich genoss er Apophis' besonderes Vertrauen. Vier weitere Wachen befanden sich in seiner Begleitung. »Die Frau und der Tak'ra kommen mit mir!«, stieß er hervor. O'Neill machte einen Schritt auf ihn zu. »Das werden sie nicht«, erklärte er. »Wir verlangen...« Kintac legte die Strahlenlanze auf ihn an und drückte ohne zu zögern ab. Der Energieblitz verfehlte O'Neills linkes Bein nur um Haaresbreite, so dicht, dass er seinen Oberschenkel streifte und die Uniformhose und einen Streifen Haut dort verbrannte. Mit einem Schmerzensschrei stürzte O'Neill zu Boden. »Warte!«, rief Ma'tuuf hastig. »Ich komme freiwillig mit, wenn ihr Sam dafür in Ruhe lasst.« »Ihr seid nicht in der Position, Forderungen zu stellen«, erwiderte Kintac und richtete seine Strahlenlanze auf Sam. »Schon gut, ich komme auch mit«, sagte sie. Zögernd trat sie auf die Wachen zu, die sie und Ma'tuuf packten und aus dem Kerker führten. Unsanft schleppten die Männer sie durch die unterirdischen Stollen. Sam kannte den Weg: Man brachte sie erneut zu Baynars Quartier. Apophis erwartete sie dort bereits. In der Hand hielt er den Gedächtnisverstärker, den Kintac ihnen schon nach dem missglückten Fluchtversuch abgenommen hatte. »Schon als wir uns zuletzt auf der Erde sahen, habe ich eine Präsenz in dir gespürt, die mir gezeigt hat, dass du einst als Wirt für einen Goa'uld gedient hast«, sagte er. »Nun weiß ich auch, dass es sich dabei um die Tak'ra Jolinar von Malk'shur gehandelt hat, die einzige Gefangene, die
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jemals von Ne'thu fliehen konnte. Ich vermute, ihr habt den Gedächtnisverstärker benutzt, um ihre in dir verborgenen Erinnerungen freizulegen. Falls meine Pläne scheitern, könnte diese Information auch für mich nützlich sein. Außerdem will ich den Code wissen, mit dem sich die Irisblenden vor eurem Sternen-Tor öffnen lässt. Verrätst du mir freiwillig, was du weißt, oder muss ich das Gerät benutzen? Sei gewiss, ich werde wesentlich weniger behutsam damit umgehen, als es deine Freunde getan haben.« »Von mir erfährst du gar nichts!«, stieß Sam hervor. »Wenn ich die höchste Wirkungsstufe des Geräts einstelle, werden deine Erinnerungen so intensiv sein, dass dein Gehirn damit möglicherweise nicht mehr fertig wird. Du könntest den Verstand verlieren. Willst du das wirklich?« »Lass es nicht darauf ankommen, Samantha«, meinte Ma'tuuf. »Er sagt leider die Wahrheit.« »Wenn ich wahnsinnig werde, erfährt er erst recht nichts mehr von mir, und dann kann er mich auch nicht länger quälen.« »Dein Mut ist bewundernswert.« Apophis lachte höhnisch. »Unter anderen Umständen würde ich es genießen, deinen Willen langsam zu brechen, aber leider bleibt mir nicht mehr viel Zeit. Sokars Blut wird dich schon zum Sprechen bringen.« »Nein!«, keuchte Ma'tuuf und stemmte sich gegen den Griff seiner Bewacher. »Trink nicht, Samantha!« Ein harter Schlag in den Nacken brachte ihn zum Verstummen. Während die beiden anderen Wachen Sam so fest gepackt hielten, dass sie sich kaum bewegen konnte, trat Kintac an einen Tisch und goss etwas von einer öligen, rötlichen Flüssigkeit, die tatsächlich ein wenig wie Blut aussahen einen Becher. Ein weiterer Mann presste Sams Mund gewaltsam auseinander und Kintac goss ihr die Flüssigkeit hinein. Der Trank schmeckte nach gar nichts, brannte aber wie Feuer in ihrem Mund. Sam versuchte auszuspucken, doch man hatte ihr den Kopf nach hinten gebogen und die Flüssigkeit rann immer tiefer in ihren Rachen hinein, bis sie ihren Gaumen erreichte und einen instinktiven Schluckreiz auslöste. Sam hustete und würgte, hatte das Gefühl, von innen heraus zu verbrennen, doch sie musste trinken.
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Apophis kam wieder auf sie zu, führte den Gedächtnisverstärker an das Kontaktplättchen und aktivierte ihn. Sams Umgebung verschwamm. Schon vorher, als Ma'tuuf das Gerät benutzt hatte, waren ihr die Erinnerungen so real vorgekommen, als ob sie eine Zeitreise angetreten hätte. Jetzt jedoch waren ihre Wahrnehmungen durch irgendetwas, vermutlich den Trank, den man ihr eingeflößt hatte, noch über das normale Maß hinaus angeregt. Sie empfand alles in geradezu schmerzhafter Intensität. Sam war wieder ein zwölfjähriges Mädchen, das auf dem Bett in ihrem Zimmer saß. Sie hörte, wie die Tür ihres Zimmers geöffnet wurde und wusste noch aus ihrer realen Erinnerung heraus, das gleich etwas Schreckliches passieren würde, dass sie etwas erfahren würde, das ihr so wehtat, wie noch nie etwas anderes zuvor in ihrem Leben, doch sie konnte sich nicht dagegen wappnen, denn ihre Gefühle waren um ein Vielfaches verstärkt worden. Langsam hob sie den Kopf. In der Spiegeltür eines Schrankes sah sie sich selbst auf dem Bett sitzen, doch die Illusion war nicht perfekt, denn es war die erwachsene Samantha Carter, die dort saß, auch wenn sie ebenso zurechtgemacht war und das gleiche geblümte Kleid wie sie trug. Dann verschwand auch dieses Bild und sie befand sich wieder in Baynars Quartier. »Das war nur ein kleiner Vorgeschmack«, erklärte Apophis. »Sokars Blut ist eine Droge, die deine Nerven hypersensibilisiert, sodass du nicht mehr zwischen Realität und Illusion unterscheiden kannst. Wenn der Gedächtnisverstärker auf höchster Stufe arbeitet, hast du keinerlei Kontrolle mehr über deine Erinnerungen und kannst dich nicht mehr vor ihnen verschließen oder sie steuern. Noch hast du eine letzte Chance, mir freiwillig zu sagen, was ich wissen will.« »Nein«, keuchte Sam. »Wie du willst.« Erneut aktivierte Apophis den Gedächtnisverstärker und wieder wurde sie zu dem kleinen Mädchen, das sie in der finstersten Stunde ihres Lebens gewesen war. Sie saß auf dem Bett in ihrem Zimmer. Ihr Vater saß in seiner Airforce-Uniform neben ihr und hatte den Arm um sie gelegt, doch nach dem, was er ihr gerade gesagt
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hatte, gab es keinen Trost für sie. Ein schier unerträglicher Schmerz schien ihr das Herz zu zerreißen. Hemmungslos weinend presste sie sich an ihren Vater. Ihre Tränen tropften auf seine Uniform. »Sag, dass es nicht wahr ist«, schluchzte sie mit erstickter Stimme. »Mum kann nicht tot sein. Sag, dass es nicht wahr ist!« »Es war ein Unfall«, antwortete er. »Ihr Wagen kam von der Straße ab. Ich... ich hatte sie nur gebeten, ein paar Kleinigkeiten für mich zu besorgen.« »Nein, sie ist nicht tot«, schluchzte Sam erneut. »Sie kann uns doch nicht einfach so verlassen. Das ist...« Die Umgebung verschwamm. Für einen kurzen Moment verspürte Sam einen Stich. Irgendetwas hatte sich verändert, doch sie konnte nicht sagen, um was es sich handelte. Sie war eine erwachsene Frau, ein Mitglied von SG-1, aber sie saß auf dem Bett ihres Mädchenzimmers im Haus ihres Vaters. Das Zimmer war immer noch genauso wie damals eingerichtet und sie war zu Besuch gekommen, um mit ihrem Vater, der neben ihr saß, ein seit langem überfälliges Gespräch zuführen. » ...nicht deine Schuld«, sagte sie. »Du konntest nicht wissen, dass so etwas passieren würde, als du Mum gebeten hast, ein paar Sachen für dich einzukaufen.« »Trotzdem.«Jacob Carter vergrub sein Gesicht in den Händen und sie sah wie er einige Tränen aus seinen Augenwinkeln wischte. »Sie würde noch leben, wenn ich sie nicht losgeschickt hätte.« »Dad, du darfst dir deshalb keine Vorwürfe machen«, redete Sam auf ihn ein. Nach dem Tod ihrer Mutter hatte er sie und ihren Bruder allein großgezogen und er war der liebevollste Vater gewesen, den ein Kind sich nur wünschen konnte. Ihn jetzt so gramerfüllt zu erleben, brach ihr fast das Herz. »Es hätte überall und jederzeit passieren können. Wir quälen uns nur selbst, wenn wir mit dem Schicksal hadern.« »Kannst du mir für das vergeben, was ich auch dir damit angetan habe?«, fragte er und blickte sie dabei flehend an, als hätte er ihre Worte gar nicht gehört. »Sicher, Dad, ich habe dir nie einen Vorwurf... « Sie brach ab und runzelte verwirrt die Stirn. Irgendetwas stimmte nicht. »Ich... ich habe dir doch schon vor langer Zeit vergeben«, murmelte sie wie im
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Selbstgespräch vor sich hin. » Wir haben dieses Gespräch schon einmal geführt, vor vielen Jahren. Anfangs habe ich dir Vorwürfe gemacht, aber dann habe ich eingesehen, wie unberechtigt sie waren. Hätte ich dir nicht schon als Jugendliche vergeben, wäre alles ganz anders gekommen. Dann säßen wir jetzt nicht hier. Ich hätte dich gehasst und wäre nie wie du zum Militär gegangen, wäre nie zum Star-GateProgramm gestoßen und du wärest nie mit Solnak verschmolzen, sondern am Krebs gestorben.« »Aber ich sterbe trotzdem, Sam«, sagte ihr Vater eindringlich. »Ich sterbe und werde dich ganz allein zurücklassen, wenn du mir nicht hilfst.« Verwirrt blickte sie ihn an. »Was soll das bedeuten?« »Man wird mich töten und nur du kannst es verhindern. Ich muss durch das Sternen-Tor gehen. Sag mir den Code eurer Irisblende, sonst bin ich verloren, und dann wirst du ganz allein auf der Welt sein, so allein, wie du dich nach Mums Tod als Kind gefühlt hast.« Die Erinnerungen an dieses schreckliche Gefühl brachen über Sam herein, ohne dass sie sich dagegen wehren konnte. Für einen Moment hatte sie alles getan, um zu verhindern, dass es noch einmal dazu kam. Es durfte nicht passieren, dass sie auch noch ihren Vater verlor. »Sag mir den Code «, drängte er. »Nein«, murmelte sie. Sie stand auf und auch er erhob sich. Zutiefst verunsichert blickte sie ihn an. »Das ist ...nicht richtig. Das alles hier... Etwas stimmt nicht.« »Sag mir den Iriscode«, verlangte er noch einmal. »Sag ihn mir, oder ich werde sterben.« »Nein«, murmelte Sam erneut und dann noch einmal, mit festerer Stimme. »Nein! Das ist nicht real. Das alles passiert nicht wirklich!« »Sag mir den Code!«, donnerte ihr Vater, doch seine Stimme hatte sich verändert. Sie befanden sich noch immer in ihrem Kinderzimmer, doch wo gerade noch ihr Vater gestanden hatte, stand nun Apophis und starrte sie drohend an, dann verschwand auch das Zimmer und wich der Einrichtung von Baynars Quartier auf Ne'thu. »Nein, Apophis, von mir erfährst du nichts!«, brüllte Sam und bäumte
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sich im Griff ihrer Bewacher auf, ohne sich losreißen zu können. »Dein Wille ist wirklich unglaublich stark«, stieß der Goa'uld hervor. »Kaum jemand vermag der Wirkung von Sokars Blut zu trotzen. Aber ich werde schon noch erfahren, was ich wissen will. Ich glaube nicht, dass deine Freunde ebenso standhaft sein werden.« »Dann wirst du noch eine unangenehme Überraschung erleben«, stieß Sam hervor. »Du wirst überhaupt nichts erfahren! Du hast schon jetzt verloren und wenn wir es schon nicht tun können, dann wird Sokar dir deine verdiente Strafe erteilen!« »Schweig!«, herrschte Kintac sie an und versetzte ihr mit dem Handrücken einen so harten Schlag ins Gesicht, dass Sam gequält aufstöhnte und sie für Sekunden bunte Sterne vor ihren Augen sah. Ihre Lippe platzte auf und sie spürte warmes Blut an ihrem Kinn herablaufen. Gleich darauf durchzuckte sie ein neuer heftiger Schmerz, als Kintac ihr den Neuralkontakt mit grober Gewalt von der Schläfe riss. Auch diese Wunde begann leicht zu bluten. Apophis wandte sich an Ma'tuuf. »Sokars Blut vermag dich wegen deines Goa'ulds nicht zu beeinflussen, also muss ich mir für dich etwas anderes einfallen lassen. - Auch kann ich mir diese Frau damit offenbar nicht gefügig machen und mir bleibt nicht genug Zeit, ihren Willen auf andere Art zu brechen. Aber ihre Freunde verfügen über das gleiche Wissen und damit ist sie für mich wertlos geworden.« Sein zerstörtes Gesicht verzog sich zu einem bösen Lächeln. »Aber ich glaube, dir liegt etwas an ihr. Ein kleiner Teil von Jolinar lebt in ihr noch weiter. Wenn ich sie töte, ist das auch Jolinar von Malk'shurs endgültiges Ende. Willst du, dass ich es tue?« »Nein«, presste Ma'tuuf hervor. »Dann sag mir, wo sich die Residenz des Hohen Rates der Tak'ra befindet. Eine solche Information wäre auch für Sokar von größtem Nutzen und für mich damit der Schlüssel zur Freiheit.« »Sag es ihm nicht. Die Existenz der Tak'ra ist wichtiger als mein Leben«, zischte Sam und erhielt als Antwort einen weiteren Schlag ins Gesicht. »Sag es mir!«, befahl Apophis. Er nahm Kintac die Strahlenlanze aus
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der Hand und richtete sie direkt auf Sams Kopf. »Ansonsten töte ich sie und damit auch den letzten Rest deiner geliebten Jolinar!« »Nein«, keuchte Ma'tuuf gequält. »Ich kann nicht. Ich bin kein Verräter.« »Denk an Jolinar«, drohte Apophis und während Ma'tuuf sie anblickte, wusste Sam, dass er genau sie an ihrer Stelle sah. »Sag ihm nichts!«, stieß sie noch einmal hervor. »Sag es mir, oder sie stirbt!«, brüllte Apophis. Er aktivierte die Strahlenlanze. Kleinere Blitze umspielten ihre Spitze und Sam spürte, wie ihre Kopfhaut zu kribbeln begann und sich ihre Haare unter der elektrostatischen Spannung aufrichteten. Der innere Konflikt stand Ma'tuuf deutlich ins Gesicht geschrieben. Verzweiflung verzerrte seine Züge, bis er den Kopf plötzlich senkte. »An'tak«, flüsterte er fast unhörbar. »Das Versteck des Hohen Rates befindet sich auf An'tak.« Sam schloss resignierend die Augen und biss sich auf die blutende Lippe. Der Gedanke, dass sie womöglich mitschuldig am Untergang der Tak'ra sein würde, war fast schlimmer als das, was Apophis ihr selbst zuvor angetan hatte. Die Widerstandsbewegung innerhalb der Goa'uld stellte die vielleicht einzige Hoffnung der Galaxis auf Freiheit vom Regime der Systemlords dar oder gar von der Schreckensherrschaft, die Sokar zu errichten plante. »Das war es, was ich hören wollte!«, triumphierte Apophis. »Nun kann Sokar nichts mehr gegen mich unternehmen. Im Gegenteil, ich habe ihn nun in der Hand.« Er gab Kintac die Strahlenlanze zurück. »Bring sie wieder in die Grube! Ich habe noch ein paar Sachen zu erledigen, danach werde ich mich ihren Freunden widmen.« Sam wurde grob auf die Beine gezerrt, als sie plötzlich etwas entdeckte, was ihr vorher gar nicht aufgefallen war. Auf einem Tisch, nur ein paar Meter von ihr entfernt, lag der Kommunikator, den Apophis ihnen schon vor Stunden abgenommen hatte. Ein verzweifelter Plan nahm in ihrem Kopf Gestalt an. Um die Tak'ra zu warnen, bevor auch Sokar ihr Versteck erfuhr, war es wichtiger denn je, dass ihnen die Flucht von Ne'thu gelang. Das war aber nur möglich, wenn Teal'c wie versprochen zurückkehrte und sie die Möglichkeit besaßen, mit ihm
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Kontakt aufzunehmen. Die Wachen rechneten nicht damit, dass sie jetzt noch Widerstand leisten würde und um diesen Eindruck zu verstärken, sackte sie in sich zusammen, als ob sie nicht mehr genügend Kraft hätte, um auf eigenen Beinen stehen zu können. Gleich darauf jedoch trat sie einem ihrer Bewacher mit aller Kraft gegen das Schienbein. Der Mann stieß einen schmerzerfüllten Schrei aus. Sein ohnehin nicht mehr besonders fester Griff lockerte sich, sodass Sam ihren rechten Arm losreißen konnte. Sofort wirbelte sie herum und versetzte ihrem zweiten Bewacher einen wuchtigen Faustschlag ins Gesicht. Auch er ließ sie los, doch schlug er augenblicklich fast reflexartig zurück. Damit jedoch hatte Sam gerechnet. Sie riss ihren Kopf zur Seite, sodass seine Faust sie nur an der Schulter traf. Trotzdem hatte sie das Gefühl, von einer Dampframme getroffen worden zu sein. Sie taumelte zurück, genau auf den Tisch zu, auf dem der Kommunikator lag. Das Möbelstück brach unter ihr zusammen. Nur Sekundenbruchteile später wurde Sam von Kintac gepackt und wieder hochgerissen, doch die kurze Zeit hatte ihr gereicht, den Kommunikator zu packen und unbemerkt in ihrer Hosentasche verschwinden zu lassen. Zwei, drei harte Schläge prasselten auf sie ein, doch sie leistete keinen Widerstand mehr, als man sie schließlich benommen aus dem Quartier schleppte. 2 Obwohl er äußerlich so ruhig und scheinbar gelassen blieb wie immer, verspürte Teal'c eine immer größer werdende innere Unruhe, je länger das tatenlose Warten andauerte. Zusammen mit Jacob Carter hatte er einen Planeten in einem nur wenige Dutzend Lichtjahre von Dolmak entfernt liegenden Sonnensystem angeflogen, auf dem sich ein kleiner Stützpunkt der Tak'ra befand. Um den Hohen Rat, dem er selbst angehörte, über alle erfahrenen Neuigkeiten zu informieren, war Solnak von dort aus durch
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ein Sternen-Tor zu einem unbekannten Ziel weitergereist. Ein anderer Tak'ra, ein junger Mann namens Aldwin, hatte Teal'c mittlerweile darüber informiert, dass Solnak aufgrund der brisanten Lage vorläufig nicht zurückkehren würde. Dafür sollte Aldwin ihn zurück nach Ne'thu begleiten, wobei er jedoch darauf hinwies, dass sie erst aufbrechen könnten, wenn »gewisse Vorbereitungen« getroffen waren. Das war vor mehr als einer halben Stunde gewesen, und seither war nichts weiter passiert. »Wann können wir endlich starten?«, fragte er, als er es vor Ungeduld schließlich nicht länger aushielt. »Jede Minute, die wir verstreichen lassen, kann möglicherweise über das Leben Ma'tuufs und meiner Freunde entscheiden.« »Es kann nicht mehr lange dauern«, antwortete Aldwin. »Glaube mir, auch ich sorge mich um Ma'tuuf und die Menschen von Ta'uri und ich wünschte, wir wären bereits unterwegs, aber wir müssen noch auf etwas warten.« Die Transportringe im Laderaum des Schiffes schossen aus dem Boden und zwei weitere Tak'ra, die einen ungefähr einen Meter großen Metallcontainer bei sich trugen, materialisierten in ihrem Zentrum. »Endlich«, stieß Aldwin hervor. Schweigend stellten die beiden Männer ihre Last in einer Ecke des Laderaumes ab und verließen das Schiff wieder. »Wir können starten«, wandte sich Aldwin an Teal'c, doch der Jaffa rührte sich nicht. »Was befindet sich in dem Container?«, erkundigte er sich stattdessen und musterte die Metallkiste misstrauisch. Aldwin zögerte ein paar Sekunden, dann schien er einzusehen, dass er nicht umhin kam, seine Informationen preiszugeben. »Eine Waffe«, berichtete er. »Zu welchem Zweck?«, bohrte Teal'c weiter. Aldwin seufzte. »Also gut, ich werde es dir erzählen, du wirst es ja doch erfahren. Der Hohe Rat ist zu der Entscheidung gekommen, dass die Tak'ra sich aus dem bevorstehenden Krieg nicht einfach heraushalten können, sonst werden wir zwischen den Fronten zermalmt.
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Die Chance, Sokars Pläne zu vereiteln, rechtfertigt nach sorgfältiger Abwägung des Hohen Rates den Einsatz aller nur denkbaren Mittel.« »Aha«, meinte Teal'c und blickte ihn unverwandt an. »Und was genau bedeutet das?« »Wir haben eine vielleicht einmalige Gelegenheit, Sokars Eroberungspläne für lange Zeit unmöglich zu machen. Ein Großteil seiner Flotte befindet sich auf Dolmak oder in der Umlaufbahn seines Planeten. Da er durch eure Flucht damit rechnen muss, dass seine Pläne bereits bekannt geworden sind, wird er vermutlich schon früher als geplant losschlagen, wahrscheinlich ist er sogar schon an Bord seines Mutterschiffes im Orbit um Dolmak gegangen. Dadurch bietet sich die vielleicht einmalige Chance, sogar ihn selbst zu töten.« »Du willst eine Bombe auf sein Schiff abfeuern?«, vermutete Teal'c. »Dieser Plan bietet keinerlei Aussicht auf Erfolg. Keine einzelne Bombe ist stark genug, den Schutzschilden eines Goa'uld-Schlachtschiffes auch nur den geringsten Schaden zuzufügen.« »Das ist es auch nicht, was der Hohe Rat plant. Du hast mich missverstanden.« Aldwin schüttelte den Kopf. »Der Container enthält keine gewöhnliche Bombe und sie ist auch nicht für Sokars Schiff bestimmt. Wir werden sie durch einen der Vulkankrater bis tief ins Innere von Ne'thu schießen, wo sie eine atomare Kettenreaktion auslösen wird, die ausreichen wird, den ohnehin instabilen Mond auseinander zu reißen. Diese Explosion wird stark genug sein, alle Schlachtschiffe im Orbit um Dolmak zu zerstören und auch auf Sokars Heimatplanet selbst große Verwüstungen hervorzurufen.« »Meine Gefährten befinden sich auf Ne'thu, zusammen mit lausenden anderen Gefangenen«, erinnerte Teal'c. Aldwins Augen verengten sich zu Schlitzen; gleich darauf glühten sie von innen heraus auf. »Das Schicksal der gesamten Galaxis steht auf dem Spiel«, sagte er mit der Stimme des Goa'uld in ihm, der die Kontrolle über den Körper übernommen hatte. »Die meisten Gefangenen auf Ne'thu sind nicht mehr als Abschaum, Schwerverbrecher, die den Tod verdient haben. Sollen wir aus Rücksicht auf sie den Tod von unzähligen Milliarden anderen Individuen hinnehmen?«
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»Es muss eine andere Möglichkeit geben«, beharrte Teal'c. »Ich bin nicht bereit, mich eines solchen Verbrechens mitschuldig zu machen.« »Die Entscheidung des Hohen Rates steht fest«, erwiderte Aldwin hart. »Wir können nicht zulassen, dass Sokar die Macht ergreift, sonst wird es für uns wahrscheinlich für Jahrtausende keinerlei Möglichkeit mehr geben, die Herrschaft der Goa'uld zu brechen. Unser Plan wird ausgeführt, ob mit oder ohne deine Hilfe. Wenn du dich weigerst, werde ich alleine nach Ne'thu fliegen. Doch du bist vielleicht der Einzige, der in der Lage ist, Ma'tuuf und deine Gefährten rechtzeitig zu retten. Überlege dir gut, wie du dich entscheidest.« Teal'c unterdrückte die in ihm gärende Wut und dachte einige Sekunden lang angestrengt nach. Er war es gewohnt, Entscheidungen weitgehend auf logischer Basis und unabhängig von Emotionen zu treffen. Aldwins Worte stellten eine reine Erpressung dar, der er sich unter anderen Umständen nicht gebeugt hätte, doch wie es aussah, blieb ihm im Moment keine andere Wahl. Wenn es so weit war, konnte er immer noch versuchen, Aldwin von der Ausführung seines Planes abzuhalten. Ohne ein weiteres Wort wandte er sich um, ging in die Pilotenkanzel und startete das Schiff. 3 »Warum hast du das getan?«, murmelte Sam, nachdem sie sich wieder im Kerker befanden. Ma'tuuf kniete neben ihr und wischte ihr mit einem Tuch das Blut aus dem Gesicht. »Du hättest Apophis das Versteck der Tak'ra nicht meinetwegen verraten dürfen.« »Ich konnte nicht zulassen, dass er dich tötet«, antwortete Ma'tuuf. »Und dabei ging es mir nicht um Jolinar, wie Apophis vielleicht geglaubt hat, sondern nur um dich.« »Trotzdem. Wie soll ich mir noch jemals selbst im Spiegel in die Augen sehen können, mit dem Wissen, dass mein Leben mit dem Untergang der Tak'ra erkauft wurde?« »Die Systemlords versuchen seit Jahrtausenden, uns auszurotten, aber so leicht sind wir nicht zu besiegen«, behauptete er. »Und vor allem
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nicht auf An'tak.« »Was meinst du...« Mit einem Ruck richtete Sam sich auf. »Du hast gelogen!«, stieß sie hervor. »Der Hohe Rat befindet sich gar nicht auf An'tak.« »Wir waren dort, haben diesen Stützpunkt aber schon vor vielen Monaten aufgegeben. Aber Apophis hat mir offenbar geglaubt. Und nur das zählt.« »Du warst so überzeugend, dass sogar ich nicht den geringsten Zweifel daran hatte, dass du die Wahrheit gesagt hast. Dafür hättest du einen Oscar verdient.« »Was?« »Nichts, ist nicht weiter wichtig. Dieses Zeug, das Apophis mir gegeben hat, Sokars Blut. Was war das?« »Eine berüchtigte Droge«, erklärte Ma'tuuf. »Sie ruft völlig realistische Halluzinationen hervor, die sich von außen durch Worte beeinflussen lassen. So konnte Apophis in Gestalt deines Vaters mit dir sprechen. Soweit ich es verfolgen konnte, nehme ich zumindest an, dass es das war, was du erlebt hast.« »Ich weiß, es ist unhöflich, aber wenn ich euren kleinen Privatplausch mal stören darf, wäre es sehr nett, wenn ihr uns auch erzählen würdet, was passiert ist«, mischte sich O'Neill ein. »Natürlich, Entschuldigung.« Mit knappen Worten berichtete Sam, was sich zugetragen hatte. »Apophis hat angekündigt, dass er auch euch bald verhören wird«, schloss sie. »Dann wird er euch wahrscheinlich auch dieses Zeug einflößen. Die Halluzinationen sind wirklich ungeheuer realistisch, aber wie jede Scheinwelt sind sie nicht völlig perfekt. Ich war meinen Emotionen weitgehend ausgeliefert, und erst als mir bewusst wurde, dass ich ohne das entsprechende Gespräch mit meinem Vater niemals zum Star-Gate-Projekt gekommen wäre und demzufolge auch niemals den Iriscode erfahren hätte, konnte ich die Illusion durchschauen.« »Das heißt, wir müssen uns von nun an jeden Moment fragen, ob dies noch die Wirklichkeit ist, oder ob wir schon in einer Halluzination gefangen sind«, stellte Jack fest. »Genau das. Ihr...« Sam brach ab und schlug sich mit der Hand vor
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die Stirn. »Verdammt, das Wichtigste hätte ich doch fast vergessen.« Sie griff in ihre Hosentasche und holte den Kommunikator heraus. »Um an das Ding heran zu kommen, habe ich den ganzen verrückten Fluchtversuch inszeniert und mich verprügeln lassen.« Sie drückte die Sendetaste und versuchte mehrere Minuten lang, Teal'c zu erreichen, doch erfolglos. Auch jetzt meldete er sich nicht. Anscheinend hatte er das System wirklich verlassen müssen und war noch nicht zurückgekehrt. Möglicherweise wurde der Orbit mittlerweile sogar so gründlich überwacht, dass ihm eine Rückkehr generell unmöglich war: Dann wären sie verloren. Niedergeschlagen steckte sie das Gerät wieder ein. »Sinnlos«, erklärte sie. Knapp zwei Stunden verstrichen ereignislos, dann wurde Jack O'Neill abgeholt. Diesmal erschien Apophis sogar persönlich. »Du verschwendest deine Zeit«, behauptete Jack, während er aufstand. Daniel hatte ihm einen Verband um die Wunde an seinem Bein angelegt, sodass er beim Gehen nur leicht humpelte. »Sam hat dir nichts gesagt, und bei mir wird es nicht anders sein.« »Wir werden sehen«, erwiderte der Goa'uld und verzog das Gesicht zu einem gehässigen Grinsen. »Dein Verhör wird mir nicht nur dazu dienen, Informationen zu erhalten, sondern auch zu meinem persönlichen Vergnügen.« Sorgenvoll blickten Sam und die anderen ihm nach, während er aus dem Kerker geführt wurde. Apophis' Ankündigung verhieß nichts Gutes. Sie sprachen wenig miteinander, sondern hingen ihren Gedanken nach, bis Jack nach fast einer Stunde schließlich zurückgebracht wurde. Ein Bluterguss an der Schläfe zeigte, dass man auch bei ihm den Gedächtnisverstärker eingesetzt hatte. Ansonsten wirkte er äußerlich unversehrt, aber so geschwächt, dass er sich kaum aus eigener Kraft auf den Beinen halten konnte. »Es war genau wie bei Sam«, berichtete er, nachdem er sich wieder etwas erholt hatte. »Sie haben mir dieses Zeug eingeflößt, dessen Wirkung mich irgendwie an meine Jugendzeit in den Siebzigern erinnert hat.«
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»Sokars Blut«, warf Ma'tuuf ein. »Ja.« Jack lächelte schmerzlich. »Mit ein paar Litern davon hätte man wahrscheinlich die ganze Hippieszene ein Jahrzehnt lang high machen können. Dann hat Apophis dieses verdammte Gedächtnisding bei mir angewendet. Ich war wieder mit Charlie zusammen, meinem Sohn. Ich wollte mit ihm das Fangen eines Baseballs üben, wie er es früher immer so gern getan hat, aber er weigerte sich. Er sagte mir, er müsste sterben, und es wäre allein meine Schuld, wenn ich ihm nicht den Iriscode verraten würde.« Er hustete. »Apophis hat es geschafft, meine schmerzhaftesten Erinnerungen wachzurufen, aber gerade daran erkannte ich auch, dass es sich nur um eine Halluzination handelte. Der Gedanke an Charlie tut selbst nach so vielen Jahren noch so weh, dass ich niemals vergessen könnte, dass er tot ist. Trotzdem - meine Gefühle waren so schlimm, als ob ich ihn noch einmal sterben lassen würde.« Jack schwieg und starrte dumpf vor sich hin. 4 Ein Blick auf die Anzeigen zeigte Teal'c, dass sie Sokars Heimatplaneten in knapp einer halben Stunde erreichen würden. »Angenommen, Sokars Mutterschiff befindet sich nicht im Orbit, wenn wir Dolmak erreichen: Dann muss ich darauf bestehen, dass unsere Rettungsmission Vorrang vor der Zerstörung Ne'thus hat«, wandte er sich an Aldwin. Der Tak'ra zögerte einen Moment, dann nickte er. »Vorausgesetzt, es gelingt uns, mit Ma'tuuf Kontakt aufzunehmen, damit wir wissen, ob er und die anderen überhaupt noch am Leben sind«, schränkte er gleich darauf ein. »Aber wenn sich das Schiff bereits im All befindet, müssen wir schnell handeln und die Bombe abschießen.« Er schwieg ein paar Sekunden lang und starrte durch das Cockpitfenster in den Hyperraum hinaus. »Mir gefällt das so wenig wie dir«, fügte er dann hinzu. »Ma'tuuf ist ein guter Freund von mir. Aber wenn es Sokar gelingt, die Herrschaft über die Galaxis an sich zu reißen, werden die Folgen unabsehbar sein
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und milliardenfaches Leid bedeuten. Es herrscht nun einmal Krieg und auch wir müssen Opfer bringen, wenn es unumgänglich ist.« »Ich verstehe«, sagte Teal'c. Diese Art zu denken passte eher zu den Goa'uld als den Tak'ra, doch hätten diese in einer gleichartigen Situation nicht einmal Bedauern verspürt. »Wir werden in jedem Fall einen Rettungsversuch unternehmen, aber das Timing wird sehr schwierig«, fuhr Aldwin fort. »Sobald die Bombe zündet, bleiben uns nur noch knapp zwölf Minuten, ehe die Kettenreaktion im Inneren des Mondes einen kritischen Zustand erreicht und es zur Explosion kommt. Alles wird dann von deinem Navigationsgeschick abhängen.« »Ich werde mein Bestes tun«, versprach Teal'c ohne ihn anzusehen.
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SOKAR 1 Die Zeit des Wartens auf das Unvermeidliche, während der er sich in den düstersten Farben ausmalte, was mit ihm geschehen könnte, war möglicherweise schlimmer als alles, was Apophis ihm tatsächlich antun konnte. Insofern war Daniel fast erleichtert, als Kintac mit zwei anderen Wachen erschien, um auch ihn zum Verhör abzuholen. Man führte ihn ebenfalls in Baynars Quartier, wo Apophis bereits auf ihn wartete. »Deine Gefährten werden dir mittlerweile erzählt haben, was dich erwartet und dass es nicht angenehm ist«, sagte er. »Du weißt, was ich von dir will. Wenn du dir Leid ersparen willst, gib mir die Informationen freiwillig.« »Wenn ich eine Waffe hätte, würde ich dir etwas ganz anderes geben«, antwortete Daniel hasserfüllt. »Etwas, das du schon seit langem verdient hast.« »Dann eben auf die harte Tour.« Apophis gab seinen Wachen einen Wink. Obwohl Daniel sich heftig sträubte, wurde ihm der Kiefer auseinander gezwängt und ihm die Droge eingeflößt. Anschließend setzte ihm Apophis den Neuralkontakt an die Schläfe und aktivierte sofort den Gedächtnisverstärker. Es war das erste Mal, dass Daniel dessen Wirkung unmittelbar am eigenen Leib zu spüren bekam. »Wann hast du mit Amonette gesprochen und was hat sie dir noch gesagt?«, fragte Apophis. Daniels Umgebung verschwamm vor seinen Augen, aber er kämpfte mit aller geistigen Kraft dagegen an. »Du wirst nichts von mir erfahren«, presste er hervor und blickte dem davoneilenden Robert Rothman nach, bis dieser die Transportkammer im unterirdischen StarGate-Komplex verlassen hatte, dann wandte er sich wieder Sam und Teal'c zu, die neben ihm standen. »Also«, meinte Sam. »Du wolltest uns sprechen. Um was geht's?« Daniel räusperte sich.
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»Du hast dich doch mit den Gedankenwandlern der Goa'uld beschäftigt«, sagte er. »Kannst du mir etwas Genaueres über ihr Funktionsprinzip erzählen?« »Nun, wie der Name schon sagt, wandeln sie die Gedanken ihrer Träger um, damit sie nach außen hin Wirkung entfalten«, erklärte sie verwundert. »Das kann in Form von kinetischer Energie sein, aber auch...« »Warte, das ist nicht das, was ich meine«, unterbrach Daniel sie. »Mir geht es mehr um die Fähigkeit zur geistigen Beeinflussung, die ein Goa'uld damit ausüben kann.« »Das ist eine weitere Methode, so ein Ding anzuwenden. Eine Art Gedankenkontrolle. Viel stärker als jede Hypnose. Worauf willst du hinaus?« »Erkläre ich dir gleich«, wich Daniel einer Antwort aus. »Mir geht es um Folgendes: Wenn ein Goa'uld jemanden auf diese Art psychisch beeinflusst, wird dann ein direkter Kontakt zwischen seinem Bewusstsein und dem seines Opfers hergestellt?« Sam zögerte einen Moment mit der Antwort. »Nun, wir sind bei der Erforschung dieser Geräte noch nicht besonders weit gekommen«, gestand sie. »Aber eigentlich ist das der einzige Weg, wie die Beeinflussung funktionieren kann. Die Befehle des Goa'uld werden direkt ins Bewusstsein seines Opfers projiziert.« »Dann müsste es doch eigentlich auch möglich sein, andere Gedanken auf diese Art zu übertragen, nicht wahr? Vielleicht sogar einen gewissen Teil der eigenen Persönlichkeit, der quasi posthypnotisch im Unterbewusstsein des Opfers verankert wird und später von dort aus wirksam werden kann.« »Vielleicht«, bestätigte Sam unschlüssig und zuckte die Achseln. »Theoretisch könnte es funktionieren, obwohl ich die Idee für ziemlich weit hergeholt halte. Warum sollte ein Goa'uld so etwas auch machen? Der Gedankenwandler dient in erster Linie zum Töten.« »Aber er kann beides bewirken?« »Wie gesagt - möglicherweise. Warum interessierst du dich so dafür?« »Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube, dass Sha'uri mir auf diesem
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Weg eine Nachricht geschickt hat, während Amonette meinen Willen zu brechen versucht hat«, erklärte Daniel leise. »Eine Nachricht?«, Sam blickte ihn fragend an. »Was für eine Nachricht?« »Sie hat einen Teil meines Unterbewusstseins verändert und ist mir seit ihrem Tod mehrfach in Visionen erschienen. Sie sagte, ich müsste zu SG-1 zurückkehren, um...« Verwirrt blickte Daniel Teal'c an. Er hatte das vage Gefühl, dass der Jaffa nicht hier sein sollte, doch der Gedanke entglitt ihm gleich darauf wieder. »Teal'c, was passiert, wenn zwei Goa'uld-Wirte ein Kind miteinander zeugen?« »Es ist strengstens verboten und wird von den Systemlords mit dem Tode bestraft«, erwiderte der Jaffa. »Wenn zwei Goa'uld über ihre Wirte miteinander intim werden und ein Kind entsteht, vereinigt es das gesamte Wissen der Goa'uld in sich.« »Das genetische Wissen, das in der DNS der Goa'uld verankert ist, geht also auf den menschlichen Nachkommen über?«, vergewisserte sich Daniel. »Auf ein Kind, das man Har'sissis nennt?« »Das ist korrekt. In der langen Geschichte der Goa'uld hat es nur wenige Har'sissis gegeben. Sie und ihre Eltern werden von den Systemlords mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln gejagt und getötet.« »Du sprichst von dem Kind von Amonette und Apophis?«, hakte Sam nach. »Was ist damit?« Daniel rang mit sich. Etwas in ihm sträubte sich dagegen, den beiden von seinen Visionen zu erzählen, ohne dass er einen Grund dafür nennen konnte. »Erzähle ihnen von dem Kind«, sagte Sha'uri. Sie trat von hinten an ihn heran und schmiegte sich an ihn. »Sie müssen erfahren, was mit dem Kind ist, denn ihr müsst es holen.« Wieder rang Daniel einen Moment lang mit sich, dann erkannte er, dass sie Recht hatte. Es war ihre Aufgabe, das Kind aus Sokars Gewalt zu befreien. »Sokar hat es entführt«, berichtete er. »Aber da es das gesamte Wissen der Goa'uld in sich vereinigt, ist es ungeheuer wichtig für uns. Die Information, dass es sich um einen Har'sissis handelt und dass es sich in Sokars Gewalt befindet, ist Sha'uris Vermächtnis an mich.«
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»Sokar hat das Kind entführt?«, stieß Sam zornbebend hervor, doch es war nicht mehr ihre Stimme, die Daniel hörte, sondern die von Apophis. Die Halluzination zerplatzte, er befand sich wieder in Baynars Quartier auf Ne'thu. »Apophis!«, keuchte Daniel entsetzt, als er begriff, dass er anders als Sam und Jack die Halluzination nicht rechtzeitig durchschaut und wertvolle Informationen verraten hatte. »Mein Sohn ist genau wie ich von Sokar gefangen worden und ich habe nicht einmal etwas davon gewusst«, keuchte Apophis außer sich vor Wut. »Auch dafür wird er bezahlen!« Erst jetzt schien er sich wieder an Daniel zu erinnern. »Amonette hat durch den Gedankenwandler also einen Teil deines Unterbewusstseins posthypnotisch beeinflusst. Das erklärt einiges.« »Nein, nicht Amonette!«, schleuderte Daniel ihm entgegen. »Sha'uri. Auch wenn für euresgleichen ein Wirt nicht mehr als eine Art Ding zu sein scheint, für mich gibt es zwischen Sha'uri und diesem verdammten Parasiten in ihr einen gewaltigen Unterschied!« »Denkst du, ich würde den Unterschied zwischen einem Wesen, das zu der Spezies gehört, die sich diese Galaxis Untertan gemacht hat und einem beliebig austauschbaren Wirtskörper nicht kennen?«, entgegnete Apophis verächtlich. »Die Frage ist eher, ob du wirklich glaubst, dass diese Sha'uri noch im Augenblick ihres Todes etwas in die Wege leitet, das offenbar nur dem Zweck dient, mir zu helfen und dafür zu sorgen, dass ich unseren Sohn befreien kann?« »Das ist nicht wahr, du verdammter Dreckskerl!«, brüllte Daniel. Erfolglos bäumte er sich im Griff seiner Bewacher auf. »Lasst mich los, dann werde ich...« Ein rechteckiger, etwa halbmetergroßer Teil der Wand begann plötzlich zu flimmern, dann erschien ein halb unter einer roten Kapuze verdecktes Gesicht darauf, dessen bloßer Anblick Daniel erschreckte. Es war wachsbleich, die Pupillen inmitten einer gelblichen Iris geschlitzt. Der Beschreibung nach, die Sam gegeben hatte, konnte es sich nur um Sokar handeln. »Apophis!«, ertönte eine düster klingende Stimme scheinbar aus dem Nichts. »Also ist es wahr, was man mir berichtet hat. Du hast es gewagt, dich gegen mich aufzulehnen. Dafür wirst du meine volle Macht zu spüren bekommen. Du wirst im Höllenfeuer brennen!«
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»Nein, Lord Sokar, hört mich zuerst an«, antwortete Apophis. »Baynar war ein Schwächling, nicht würdig, Euer Statthalter zu sein. Ich habe die Eindringlinge gefoltert, drei Menschen von Ta'uri und einen Tak'ra und ich habe viel von ihnen erfahren. Unter anderem den Namen der Welt, auf der sich der Hohe Rat der Tak'ra verborgen hält. Ich bin bereit, Euch dieses Wissen anzubieten, als Zeichen meiner Unterwerfung und Hochachtung. Mein Wunsch ist es, Euch würdiger zu dienen, als Baynar es getan hat. Ich bitte nur darum, dass Ihr mir eine Audienz gewährt, damit ich Euch meine ewige Treue geloben kann.« Einige Sekunden lang musterten die beiden Goa'uld sich über den Bildschirm schweigend, dann deutete Sokar ein Nicken an. »Ich bin bereit, dich zu empfangen«, sagte er. »Wenn die Informationen, die du mir anzubieten hast, wirklich so bedeutend sind, wie du sagst, können wir darüber verhandeln, ob du geeignet bist, anstelle von Baynar Verwalter von Ne'thu zu werden. Die Transporterringe werden dich in meinen Palast auf Dolmak bringen. Von dort aus kannst du zu mir an Bord meines Schiffes kommen.« »Ich werde kommen«, antwortete Apophis. »Aber ich bitte um noch etwas. Ich habe erfahren, dass Ihr meinen Sohn in Eurer Gewalt habt. Seit er geboren wurde, habe ich ihn noch nie gesehen. Ich möchte ihn wenigstens ein einziges Mal in meinen Armen halten.« »Ich werde es in Erwägung ziehen«, erklärte Sokar. Bevor Apophis noch etwas sagen konnte, erlosch sein Abbild. Der Bildschirm verschwand und verwandelte sich in ein scheinbar ganz normales Stück Felswand zurück. »Ich wusste, dass er auf meinen Handel eingehen würde«, stieß Apophis triumphierend hervor. »Kintac, aktiviere das Transportsystem.« »Apophis, du willst dich ihm wirklich unterwerfen?«, fragte der Jaffa ungläubig. »Aber du hast versprochen, uns allen die Freiheit zu bringen.« »Natürlich werde ich mich Sokar nicht unterwerfen«, entgegnete der Goa'uld. »Ich habe ihm nur etwas vorgespielt, um an ihn heranzukommen. Was nutzt mir die Freiheit denn, wenn er die ganze Galaxis beherrscht? Für all das, was er mir angetan hat, gibt es nur eine
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Strafe. Ich werde ihn töten, sobald sich eine Gelegenheit dazu ergibt.« »Aber er wird niemals zulassen, dass du ihm bewaffnet gegenübertrittst.« »Natürlich nicht.« Apophis streifte den Gedankenwandler ab und legte ihn achtlos zur Seite. »Ich habe dies von dem Moment an geplant, in dem ich hierher gebracht wurde. Wenn er mich zum neuen Verwalter von Ne'thu bestimmt, wird er von seinem Thron herabsteigen, um mich mit seinem Siegel zu brandmarken. Und dann...« Apophis hob den rechten Arm. Eine doppelt handlange Messerklinge schoss aus einer unter seinem Ärmel verborgenen Vorrichtung heraus. »Dieser Stahl wird das Letzte sein, was er in seinem erbärmlichen Leben zu sehen bekommen wird. Nun aktiviere das Transportsystem. Und du, Daniel Jackson, wirst mich an Bord seines Schiffes begleiten. Du bist der Einzige hier, der meinen Sohn jemals gesehen hat. Du wirst mir bestätigen, ob es sich um das richtige Kind handelt.« 2 »Das da vorne ist Sokars Mutterschiff«, sagte Aldwin und deutete auf eines der gut ein Dutzend Schlachtschiffe und nahezu unzähligen kleineren Fahrzeuge, die in einem Orbit um Dolmak im Raum hingen. »Also ist er bereits an Bord gegangen. Hervorragend.« »Woher willst du das wissen?«, fragte Teal'c. »Weil dieses Schiff Dolmak niemals ohne ihn verlässt«, behauptete der Tak'ra. »An Bord befindet sich einer seiner größten Schätze, ein ganz besonderes Sternen-Tor.« »Inwiefern besonders?« »Es ist das Einzige uns bekannte Tor, das nicht nur durch den Raum führt«, erklärte Aldwin orakelhaft. »Gerade deshalb ist es so wichtig, dass wir es zerstören.« Aldwin erhob sich und ging in den Laderaum hinüber. Ein weißlich-blauer, stark gebündelter Lichtstrahl schoss von Ne'thu aus plötzlich nach Dolmak und erlosch dann. Nur Sekunden später raste ein gleichartiger Lichtstrahl von dem Planeten aus auf Sokars Schiff zu. Teal'c wusste, was das zu bedeuten hatte.
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»Gerade haben unmittelbar hintereinander zwei Transportvorgänge stattgefunden«, berichtete er. »Offenbar ist jemand mittels der Transportringe zunächst von Ne'thu aus nach Dolmak und vor dort aus weiter auf Sokars Schiff gereist.« »Das ist für uns ohne Belang«, entgegnete Aldwin. »Ich initiiere jetzt den Abschuss der Bombe.« »Warte. Wir hatten abgemacht, dass wir erst versuchen, mit Ma'tuuf und meinen Gefährten Verbindung aufzunehmen.« »Das ist nicht der korrekte Wortlaut der Abmachung«, erinnerte Aldwin. »Ich zünde jetzt die Bombe.« Teal'c sprang auf und machte einen drohenden Schritt auf ihn zu, doch blitzschnell griff der Tak'ra unter sein Gewand und zog eine Waffe hervor, die er auf ihn richtete. Es handelte sich um eine Schockwaffe der Goa'uld, die die Form einer Kobra besaß, die sich zum Biss halb aufgerichtet hatte. Ein Schuss daraus lähmte das Nervensystem des Opfers für mehrere Stunden, zwei Treffer kurz hintereinander wirkten fast immer tödlich. Teal'c verharrte. »Bleib, wo du bist!«, stieß Aldwin hervor. »Ich möchte dir kein Leid zufügen.« Mit der freien Hand tippte er die Koordinaten in die Abschussvorrichtung ein, die gleiche, die sie auch benutzt hatten, um O'Neill und die anderen mit den Rettungskapseln nach Ne'thu zu schicken. Abschließend drückte er eine große Taste in der Mitte des Kontrollfeldes. Durch das Cockpitfenster konnte Teal'c sehen, wie die Bombe auf Ne'thu zuraste, um dort in einem der Vulkankrater einzuschlagen. »Das wäre geschafft«, sagte Aldwin kühl und steckte die Waffe wieder weg. »Tut mir Leid, Teal'c, aber ich habe dir gesagt, dass meine Mission absoluten Vorrang hat. Nun können wir versuchen, die anderen zu retten.« Teal'c warf ihm einen eisigen Blick zu. Am liebsten hätte er sich auf den Tak'ra gestürzt, aber er beherrschte sich. Jetzt war jede Sekunde kostbar. Er griff nach dem Kommunikator.
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Da die Transportanlage von Ne'thu aus nur nach Dolmak führte, waren sie zunächst dorthin und von dort aus weiter zu Sokars Schiff geschickt worden. Daniel konnte es kaum fassen. Wie Sha'uri ihm gesagt hatte, lag genau dort sein Ziel und seit er dies wusste, hatte er sich den Kopf darüber zerbrochen, wie er auf das Schiff gelangen könnte. Nun befand er sich fast ohne sein eigenes Zutun hier. Er musste nur noch das Sternen-Tor finden und es mit ihm bislang noch unbekannten Koordinaten aktivieren, aber diesbezüglich vertraute er darauf, dass Sha'uri ihm im richtigen Moment die nötigen Informationen liefern würde. »Ich weiß, dass du mich hasst, aber ich hoffe, du stellst das Wohl deines Volkes über deine persönlichen Rachegelüste«, hatte Apophis ihm vor ihrem Aufbruch eingeschärft. »Sokars Tod liegt auch in eurem Interesse, vermutlich hängt sogar die gesamte Weiterexistenz eurer Welt davon ab. Tu also nichts, was uns schaden könnte.« Daniel war entschlossen, sich daran zu halten. Nur zu gerne hätte er Apophis an Sokar verraten. Aber in diesem Fall musste er seine persönlichen Gefühle wirklich zurückstellen. Von vier bewaffneten Jaffa in Uniformen aus rötlichem Metall - die sie zuvor nach Waffen durchsucht hatten, ohne jedoch die Springklinge in Apophis' Ärmel zu entdecken -, wurden sie in einen großen Saal geführt. Bis auf zahlreiche Fackeln, Kerzen, Feuerbecken und einen gewaltigen archaischen Thron am Kopfende, auf dem Sokar saß, war der Raum völlig leer. »Halt!«, befahl der Goa'uld herrisch und streckte ihnen die Hand entgegen. »Was hat dieser Unwürdige hier zu suchen? Meine Audienz galt nur dir, Apophis!« »Dies ist einer der Menschen von Ta'uri«, erklärte Apophis. »Ich habe ihn mitgebracht, damit Ihr von ihm selbst einige der Geheimnisse erfahren könnt, von denen ich sprach. Außerdem stellt er eine Art Opfergabe für Euch da, damit Ihr ihn foltern und Euch an seinen Leiden erfreuen könnt.«
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Sokar zögerte ein paar Sekunden, dann nickte er. »Für dergleichen habe ich im Moment keine Zeit, aber er mag bleiben, doch dort, wo er jetzt steht.« Daniel blieb zurück, was ihm ganz recht war. Sokar verströmte etwas, eine ungeheuer machtvolle Präsenz, die den gesamten Raum erfüllte und ihm selbst hier noch fast körperliches Unbehagen bereitete. Nur einer der Wachposten blieb bei ihm. Apophis trat weiter vor und sank wenige Schritte vor dem Thron auf ein Knie herab. »Ich danke Euch, dass Ihr mich empfangt, Lord Sokar«, sagte er. »Vor Eurem Angesicht bitte ich Euch noch einmal, mir die Gnade zu erweisen, mich zu Eurem Statthalter auf Ne'thu zu ernennen, damit ich Euch würdiger dienen kann, als es der Schwächling und Versager Baynar getan hat, der nicht einmal die Flucht Jolinar von Malk'shurs verhindern konnte.« »Sag mir, auf welchem Planeten sich der Hohe Rat der Tak'ra verborgen hält«, verlangte Sokar. »Das ist nur eine der vielen Informationen, die ich Euch liefern kann«, log Apophis. Sokar beugte sich auf seinem Thron ein wenig vor. »Warum strapazierst du unnötig meine Geduld?« »Weil ich darum gebeten habe, meinen Sohn zu sehen«, erinnerte Apophis. »Aber ich sehe ihn hier nirgendwo.« Sokar lehnte sich wieder zurück und stieß ein kehliges Lachen aus. »Dein Sohn ist nicht hier, sondern wurde von mir an einen sicheren Ort gebracht, wo er vorläufig auch bleibt«, erklärte er. »Aber wenn du dich wirklich als der würdige Diener entpuppen solltest, der zu sein du behauptest, werde ich dich vielleicht eines Tages zu ihm bringen. Und jetzt sag mir, was ich wissen will, oder stirb für deinen Frevel. Meine Geduld ist erschöpft.« Apophis zögerte noch einen kurzen Moment. »Der Hohe Rat hält sich auf An'tak versteckt«, berichtete er dann. Einige Sekunden herrschte Schweigen, dann machte Sokar eine Kopfbewegung in Richtung der Wachen, die hinter Apophis standen, woraufhin sie ihn packten.
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Daniel fluchte lautlos und spannte sich. Irgendetwas lief anders als geplant. Im Gegensatz zu Apophis schien Sokar Ma'tuufs Lüge zu durchschauen. »Ich habe bereits vor einem Monat Späher nach An'tak geschickt«, erklärte der Goa'uld kalt. »Die Tak'ra waren einst dort, haben den Planeten aber schon vor langer Zeit verlassen. Deine Informationen sind wertlos. Du hast nur meine Zeit verschwendet. Tötet ihn!« Er wartete einen Augenblick, dann fügte er hinzu: »Langsam.« 4 »Was war das?«, fragte Sam und blickte sich erschrocken um. Die Erde hatte sich wieder beruhigt, aber gerade hatte sie für die Dauer von mehreren Sekunden deutlich spürbar gebebt. Gleich darauf erschütterte ein weiterer Erdstoß den Boden. Flammen leckten plötzlich heftiger aus einigen der kleinen Löcher im Fels. »Sokar greift uns an!«, war undeutlich ein Ruf irgendwo aus der Ferne zu hören. Genau wie die anderen sprang Sam auf. »Scheint so, als hätte sich Apophis verkalkuliert«, stieß Jack hervor und blickte Ma'tuuf an. »Oder er hat Sokar von dem angeblichen Versteck des Hohen Rates erzählt und dieser ist nicht darauf hereingefallen.« Ein leises Piepsen, das an das eines Handys erinnerte, ertönte. Einen Moment lang war Sam verwirrt, erst dann begriff sie, was es zu bedeuten hatte. »Teal'c!«, rief sie. »Das muss Teal'c sein. Er ist zurückgekehrt!« Sie griff in ihre Tasche, holte den Kommunikator heraus und schaltete ihn ein. »Teal'c, bist du das? Hier spricht Carter.« »Ich bin es«, ertönte die Stimme das Jaffa aus dem Gerät. »Hier hat es gerade mehrere Erdstöße gegeben. Was geht da draußen vor? Ein Angriff Sokars?« »Nein«, entgegnete Teal'c. »Hört mir jetzt genau zu. Ihr habt nur noch knapp zwölf Minuten Zeit, Ne'thu zu verlassen. Bei mir befindet sich der Tak'ra Aldwin. Er hat gerade eine Bombe abgeschossen, die im
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Inneren von Ne'thu eine atomare Kettenreaktion auslöst. In weniger als elf Minuten wird der ohnehin instabile Mond explodieren und dabei Sokars Mutterschiff und einen beträchtlichen Teil seiner Flotte vernichten.« »Aber das...« Ein weiterer Erdstoß, sehr viel heftiger als die vorherigen, ließ Sam verstummen. Genau wie die anderen hatte sie Mühe, überhaupt auf den Beinen zu bleiben. Dicht neben und zum Teil auch unter dem Gitter brach ein mehrere Meter durchmessendes Stück des Bodens ein. Eine grelle Stichflamme schoss daraus hervor, erlosch aber gleich darauf wieder. »Sehen wir zu, dass wir hier wegkommen«, knurrte Jack. Er trat an das Loch heran und sprang hinein, da es kaum einen halben Meter tief war. Auf Händen und Knien kroch er unter dem Gitter hindurch und richtete sich auf der anderen Seite wieder auf. »Kommt schon, worauf wartet ihr noch? Wir müssen zu Baynars Quartier. Dort werden wir hoffentlich auch auf Daniel treffen. Die Transportringe bilden unsere einzige Fluchtmöglichkeit.« 5 Mit einem schmerzvollen Brüllen bäumte Apophis sich auf, als eine der Wachen ihm einen Stab, aus dessen Spitze blaue Blitze zuckten, in den Rücken rammte. Es musste sich um das gleiche Folterinstrument handeln, mit dem auch Jolinar Sams Schilderungen zufolge gequält worden war. Genüsslich lächelnd beobachtete Sokar das Schauspiel. Daniel verspürte keinerlei Mitleid mit Apophis, trotzdem gefiel ihm diese Wendung der Ereignisse kein bisschen. Er hielt sich stumm und völlig regungslos im Hintergrund. Für den Moment schien Sokar seine Anwesenheit vergessen zu haben, aber das würde nicht auf Dauer so bleiben. Wieder erhielt Apophis einen Stoß mit dem Stab und wieder bäumte er sich mit einem schrillen, schmerzerfüllten Brüllen auf, um gleich darauf in sich zusammenzusacken.
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Eine Tür wurde plötzlich geöffnet und ein Jaffa kam in den Thronsaal geeilt. Er deutete nur eine knappe Verbeugung vor Sokar an. »Etwas Schreckliches ist geschehen, mein Lord«, sprudelte er hervor. »Unsere Sensoren zeigen an, dass Ne'thus Instabilität sich rapide verstärkt. Eine atomare Kettenreaktion wurde im Inneren des Mondes in Gang gesetzt und wird ihn in wenigen Minuten zerreißen.« »Das ist unmöglich!«, stieß Sokar hervor. »Anscheinend handelt es sich um eine Reaktion, die durch eine Art Bombe künstlich in Gang gesetzt wurde. Wir müssen das Schiff weiter weg manövrieren, oder die Explosion wird auch uns vernichten!« Für Sekunden achtete niemand mehr auf Apophis und er nutzte den Moment ohne zu zögern aus. Die Klinge schoss aus seinem Ärmel hervor. Er bohrte sie seinem Peiniger in die Brust, dann fuhr er blitzschnell herum, schlug aus dem Schwung der Bewegung heraus zu und trennte einem weiteren Wächter mit einem Schlag den Kopf von den Schultern. Sokar stieß vor Wut ein urgewaltiges, schier ohrenbetäubendes Brüllen aus und sprang auf. Der Wachposten, der bislang bei Daniel gestanden hatte, stürmte vor, um in den Kampf einzugreifen, doch auch Daniel zögerte jetzt nicht mehr länger. Rasch streckte er ein Bein aus. Der Wächter stolperte darüber und stürzte zu Boden. Bevor er sich wieder aufrappeln konnte, war Daniel bei ihm, riss ihm seine Strahlenlanze aus den Händen und erschoss ihn. Das orangefarbene Licht des Energieblitzes ging in ein intensiveres goldenes Licht über, aus dem Sha'uri hervortrat. »Schnell, komm mit mir. Ich führe dich zum Sternen-Tor«, rief sie. Sie ergriff seine Hand und zerrte ihn aus dem Saal. Zahlreiche aufgeregt durcheinander laufende Jaffa begegneten ihnen auf den Korridoren, doch niemand nahm Notiz von ihm. Da Sha'uri nicht wirklich hier war, sondern eine nur in seinem Kopf existierende Vision war, konnte sie ohnehin niemand außer ihm sehen. Die Meldung von der bevorstehenden Explosion des Mondes schien sich in rasendem Tempo verbreitet zu haben. Daniel wusste nicht recht, was er davon halten sollte. Der Jaffa, der die Nachricht überbracht hatte,
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hatte von einer Bombe gesprochen, also steckten vermutlich Teal'c und die Tak'ra dahinter. Er hoffte nur, dass es Jack und den anderen auf Ne'thu gelungen war, sich rechtzeitig in Sicherheit zu bringen. Vor einer Tür blieb Sha'uri stehen und erklärte ihm, welche Symbole er auf der Schalttafel daneben drücken musste, um sie zu öffnen. Die Tür glitt auf. Der Raum dahinter war bis auf den metallenen Ring eines Sternen-Tors und das dazugehörige Kontrollpult völlig leer. »Warum gerade dieses Tor?«, fragte Daniel, während er auf das Pult zuging. »Was ist daran so besonders?« »Es ist das einzige bekannte Sternen-Tor, das nicht nur durch den Raum, sondern auch durch die Zeit führt«, erklärte Sha'uri ihm. »Was?«, Fassungslos starrte Daniel abwechselnd sie und das SternenTor an. »Das ist doch ein Scherz! So etwas ist unmöglich!« »Nein, ich spreche die Wahrheit. Begreifst du jetzt, warum ich wollte, dass du unbedingt hierher kommst? Hier hast du die Möglichkeit, meinen Tod ungeschehen zu machen und das ist es doch, was du dir am meisten wünschst.« »Aber...« »Ich erkläre dir alles, sobald wir durch das Sternen-Tor gegangen sind, jetzt bleibt mir keine Zeit. Das Schiff kann jeden Moment vernichtet werden. Ich zeige dir, welche Symbole du drücken musst.« Wie betäubt ließ Daniel seine Hand von ihr führen. Es handelte sich um insgesamt achtzehn Symbole, also deutlich mehr als die normalen sieben, die nötig waren, ein Sternen-Tor zu aktivieren und den Ort festzulegen, an den es führen sollte. Als die achtzehnte Klammer eingerastet war, schoss der Strudel aus dem Zentrum des Ringes, mit dem das Energiefeld aufgebaut wurde, doch ebenso wie dieses war er nicht silberfarben, sondern schimmerte in düsterem Rot. Der Boden begann zu beben. »Schnell!«, drängte Sha'uri. Daniel trat vor und ließ sich in das Energiefeld fallen, kaum eine Sekunde, ehe eine grelle Explosion die Welt hinter ihm zerriss.
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Sie fanden Baynars Quartier völlig verlassen vor. Weder Apophis noch Kintac hielten sich hier auf - und auch von Daniel fehlte jede Spur, wie Sam entsetzt feststellte. »Wir können nicht ohne ihn weg«, stieß sie hervor. »Teal'c, wie viel Zeit bleibt uns noch?« »Weniger als drei Minuten.« »Verdammt, das reicht nicht, um nach Daniel zu suchen.« Ma'tuuf untersuchte bereits das Transportsystem. »Wie sieht es aus?«, fragte Jack. »Kriegst du es rechtzeitig hin?« »Diesmal ja«, behauptete der Tak'ra. »Jemand hat es erst vor kurzer Zeit benutzt. Der Steuerkristall, der uns beim letzten Mal gefehlt hat, ist hier. Aber ich glaube nicht, dass uns eine Flucht viel nutzt. Das Transportsystem ist fest auf Dolmak ausgerichtet und Sokars Wachen haben mit Sicherheit den Befehl, jeden nicht autorisierten Ankömmling sofort zu töten.« In immer kürzerer Folge erschütterten heftige Erdstöße den Boden. »Es gibt vielleicht eine Möglichkeit«, meldete sich Teal'c über den Kommunikator zu Wort. »Da das Schiff ebenfalls über Transportringe verfügt, könnte ich es genau in den Transportstrahl hinein manövrieren. Ich habe die Daten von zwei vorherigen Transfers aufgezeichnet und kenne die Koordinaten. Wenn ich sie exakt treffe, müsstet ihr hier an Bord materialisieren.« »Ist das möglich?«, wandte sich Jack an Ma'tuuf. Der Tak'ra nickte zögernd. »Theoretisch ja, aber er muss das Schiff wirklich genau in den Strahl steuern. Wenn er ihn nur um eine Winzigkeit verfehlt...« »Dann versuchen wir es so!«, entschied O'Neill. »Wir haben nicht viel zu verlieren. Teal'c, sag Bescheid, sobald du die richtige Position erreicht hast.« Rasend schnell schienen die Sekunden zu verfliegen. Instinktiv zählte Sam in Gedanken mit und war bereits bei hundert angelangt, als Teal'c sich wieder meldete. »Ich bin in Position«, teilte er knapp mit. »Aber einige Gleiter haben
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mich entdeckt und nehmen mich unter Beschuss. Beeilt euch.« Bis auf Ma'tuuf hatten sie sich bereits unter dem Transportsystem aufgestellt. O'Neill nickte ihm zu. Der Tak'ra aktivierte das System und sprang gerade noch rechtzeitig zu ihnen herüber, ehe sich die Transportringe von der Decke um sie herum herabsenkten und sie entstofflichten. Noch bevor sie wieder verschwanden, erschütterte ein harter Stoß den Boden, aber er war anders als die bisherigen Erdstöße. Um sie herum erhoben sich die metallenen Wände des Schiffes und die Erschütterung war durch den Einschlag eines Energiestrahls verursacht worden. »Wir haben es geschafft!«, jubelte Sam und umarmte Jack und Ma'tuuf vor Freude. Sie hasteten zur Pilotenkanzel. Teal'c beschleunigte das Schiff bereits mit Höchstgeschwindigkeit, doch um sie herum gleißten immer wieder weitere Strahlenblitze auf, von denen zum Glück nur die wenigsten trafen - und diese wurden von den Schutzschilden absorbiert. Die Kugel des Mondes schien sich auszudehnen und sprunghaft auf das Doppelte ihres normalen Umfangs anzuwachsen. Im nächsten Moment schien eine unvorstellbare Explosion das Universum zu zerreißen. Ein Feuerball dehnte sich rasend schnell aus, verschlang die Schiffe, die sich noch in der Nähe des Mondes befanden und zerstörte sie, darunter auch Sokars Mutterschiff. Der Transporter war bereits weit genug entfernt, sodass die Explosion ihm nichts mehr anhaben konnte, und sprang auf einen Knopfdruck Teal'cs hin in den Hyperraum, wo sie endgültig in Sicherheit waren. »Hoffentlich konnte auch Daniel rechtzeitig fliehen«, murmelte Sam beklommen. »Kurz bevor ihr an Bord gekommen seid, gab es kurz hintereinander zwei Transporte von Sokars Schiff nach Dolmak«, teilte Teal'c mit. »Der eine davon dürfte Sokar gewesen sein, wir müssen also davon ausgehen, dass er noch lebt. Möglicherweise hat es sich bei dem Anderen um Daniel gehandelt.« »Eher vermutlich um Apophis«, murmelte O'Neill. »Apophis?«, Fragend blickte Teal'c ihn an.
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»Das ist eine lange Geschichte«, erwiderte Jack ausweichend. »Es ist eine Menge passiert, während du weg warst.«
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DER KREIS SCHLIESST SICH 1 Ein Bild ist gewöhnlich überzeugender als tausend Worte und es war der Anblick, der sich Daniel bot, als er aus dem Sternen-Tor heraustrat, der ihn mehr als alles andere davon überzeugte, dass Sha'uri die Wahrheit gesagt hatte. Er befand sich wieder auf P8X-817 und allem Anschein nach kurz vor dem Zeitpunkt, an dem er den Planeten, auf dem Sha'uri gestorben war, zum ersten Mal betreten hatte. Vor dem Sternen-Tor lagen wie damals die toten Jaffa Sokars, aber es war kein lebendes Wesen zu entdecken. Hinter ihm erlosch das Energiefeld. Zögernd trat Daniel einige Schritte vor. »Ich... ich glaube es einfach nicht«, murmelte er wider besseres Wissen. Hinter ihm begann sich der Ring des Sternen-Tors erneut zu drehen. Hastig entfernte er sich noch ein Stück davon, um nicht von dem Strudel erfasst zu werden. »Das sind deine Leute und du selbst«, teilte Sha'uri ihm mit. »Aber sie werden dich nicht sehen können. Eine völlige körperliche Zeitreise ist selbst mit Sokars Sternen-Tor nicht möglich. Trotz aller Gefahren, die eine Veränderung des Raum-Zeit-Kontinuums bergen würde, hätte er sonst mit Sicherheit schon öfters von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht. In gewisser Hinsicht bist du eine Art Gespenst, das gegenwärtig zwischen den Zeiten schwebt, verstehst du?« Daniel nickte. »Nicht ein Wort«, antwortete er. »Berühre das Kontrollpult«, verlangte sie von ihm. Daniel streckte die Hand aus und stieß gleich darauf einen überraschten Schrei aus, als seine Finger in dem Pult versanken. Er spürte kaum Widerstand, nicht viel mehr, als wenn er in Wasser gegriffen hätte. »Das meine ich mit nicht stofflich«, sagte Sha'uri lächelnd.
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»Aha. Kannst du mir vielleicht auch mit einfachen Worten erklären, wie ich wieder in meine normale Zeit zurückkehren soll, wenn ich nicht mal etwas anfassen kann?« »Das wird sich von selbst erledigen«, behauptete Sha'uri. »Sobald du deine normale Zeit, zu der du die Reise begonnen hast, eingeholt hast, wirst du wieder ganz normal stofflich.« Hinter ihnen rastete die letzte Klammer ein und das Energiefeld des Sternen-Tors baute sich auf. Sekunden später kamen Männer in den Uniformen der Navy Seals mit schussbereiten Gewehren in den Händen daraus hervorgestürmt. Obwohl Daniel nur wenige Dutzend Meter von ihnen entfernt in völlig freiem Gelände stand, nahmen sie keinerlei Notiz von ihm, als ob er überhaupt nicht vorhanden wäre, genau wie Sha'uri gesagt hatte. »Komm, wir müssen uns beeilen, wenn nicht alles umsonst gewesen sein soll«, drängte sie. Fast willenlos ließ sich Daniel von ihr vorwärts ziehen, auf das Lager der Jaffa zu, das nicht weit entfernt hinter den Hügeln lag. »Aber was soll das alles überhaupt?«, fragte er. »Wenn ich nichts berühren und niemand mich sehen kann, wie soll ich dann deinen Tod verhindern?« Sie deutete auf die Strahlenlanze, die er noch bei sich trug. »Du wirst beim Berühren des Pultes zumindest einen leichten Widerstand gespürt haben«, erklärte sie. »Genauso ist es, wenn du die Waffe abfeuerst. Nur ein Bruchteil der Energie wird in der realen Welt Wirkung zeigen, aber wenn du sie auf höchste Stufe stellst, dürfte diese immer noch ausreichen, jemanden zu töten oder zumindest schwer zu verwunden.« Daniel blieb abrupt stehen. »Und auf wen bitteschön soll ich deiner Meinung nach schießen?« Sha'uri lachte. »Auf wen schon?«, entgegnete sie. »Auf meinen Mörder natürlich, bevor er mich töten kann. Auf Teal'c.«
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2 Daniel konnte nicht glauben, was er gerade gehört hatte. Sha'uris Worte trafen ihn wie ein Schlag ins Gesicht. »Das... das meinst du nicht ernst«, stieß er hervor. »Ich weiß, dass es hart für dich ist, aber es ist die einzige Möglichkeit«, sagte sie. »Du musst ihn aufhalten, kurz bevor er mich tötet. Nur so kannst du mein Leben retten: Und das ist es doch schließlich, was du willst, nicht wahr?« Sie schmiegte sich an ihn und blickte ihn mit großen, traurigen Augen an, doch obwohl er sie liebte wie noch nie zuvor einen anderen Menschen, war ihre Berührung ihm plötzlich unangenehm. Er hätte bedenkenlos sein eigenes Leben geopfert, wenn er sie dadurch retten könnte - aber er konnte nicht Teal'c heimtückisch ermorden. Und dann, plötzlich, begriff er. Die Wahrheit hatte die ganze Zeit greifbar nahe vor ihm gelegen, war ihm sogar schon gesagt worden, aber er hatte sie nicht wahrhaben wollen. »Apophis hatte Recht!«, presste er hervor und stieß sie von sich. »Du bist nicht Sha'uri, bist es nie gewesen. Du bist Amonette!« Sie stieß ein gellendes Lachen aus und verwandelte sich vor seinen Augen. Anstelle ihres abydianischen Gewandes trug sie nun das Pharaonenkostüm und den Schmuck, in dem er sie zuletzt lebend gesehen hatte. Ihre Augen glühten auf. »Also hast du die Wahrheit doch noch erkannt, du Dummkopf«, sagte sie höhnisch und mit ihrer verzerrten Goa'uld-Stimme. »Natürlich bin ich Amonette. Mein Wirt hätte niemals die Kraft besessen, innerhalb weniger Sekunden dein Unterbewusstsein so stark zu manipulieren und solche Macht über dich zu gewinnen. Aber es hat mir viel Vergnügen bereitet, in ihre Rolle zu schlüpfen. Alles hat sich dank dir genauso entwickelt, wie ich es gewollt habe. Sokars Kriegsflotte ist zum größten Teil vernichtet und ich hoffe, dass mein Gemahl Apophis sich wieder in Freiheit befindet. Nur meinen Sohn konnte ich noch nicht zurückholen, aber darum werde ich mich nun bald persönlich kümmern können, wenn du meinen Tod ungeschehen machst.« »Das werde ich nicht tun!«, schleuderte Daniel ihr entgegen. »Du
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kannst mich nicht dazu zwingen.« »O doch, das kann ich«, behauptete sie und lachte erneut höhnisch. »In den vergangenen Tagen habe ich immer stärker von deinem Verstand Besitz ergriffen und mittlerweile bin ich stark genug, dass ich dich zu allem zwingen kann. Ich werde es dir beweisen, indem wir jetzt erst einmal zum Camp gehen.« Goldener Glanz hüllte sie ein, dann war sie verschwunden. Im gleichen Moment begann er sich zu bewegen, setzte einen Fuß vor den anderen. Er sträubte sich dagegen, doch wie Amonette es gesagt hatte, erwies sich ihre Macht über seinen Körper als stärker. »Es wird dir trotzdem nichts nutzen«, keuchte er. »Du wirst nur ein Zeitparadoxon auslösen. Wenn Teal'c dich nicht tötet, wird auch alles andere nicht geschehen, und ich werde nicht von Sokars Schiff aus durch die Zeit hierher zurückreisen.« »Mach dir darüber keine Gedanken, du Narr«, antwortete sie. Diesmal klang ihre Stimme direkt in seinem Kopf auf. »Natürlich habe ich auch daran gedacht. Ich werde diesmal überleben, aber mit dem Gedankenwandler werde ich dein damaliges Ich und alle anderen, die das Zelt betreten, so beeinflussen, dass ihr davon überzeugt sein werdet, ich wäre tot, damit du ganz genauso handelst, wie du es getan hast. Und Teal'cs Tod ist in diesem Fall unwichtig, da er bei den Ereignissen der letzten Tage keine wirklich entscheidende Rolle gespielt hat. Ein anderer wird seinen Platz einnehmen und das Transportschiff steuern. Und hoffe nicht darauf, dass du meine Pläne noch durchkreuzen kannst, wenn du erst einmal wieder richtig körperlich geworden bist, denn sobald du Teal'c getötet hast, werde ich dafür sorgen, dass du auch dich selbst umbringst. Nur dein Leichnam wird in ein paar Tagen hier feste Gestalt annehmen.« Daniel bemühte sich, gar nicht auf ihre Worte zu hören. Auch weiterhin sträubte er sich mit aller Kraft gegen den fremden Einfluss. Ein zähes Ringen auf geistiger Ebene entbrannte. Manchmal gelang es ihm, Amonette für einige Sekunden zurückzudrängen, doch grundsätzlich erwies sie sich wirklich als stärker als er. Aufgrund seines Widerstandes erreichten sie das Camp mit nur wenigen Minuten Vorsprung. Daniel beobachtete, wie die Jaffa sich
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hinter die Hügel zurückzogen und dort versteckten, um den Menschen eine Falle zu stellen, ganz so, wie er es in Erinnerung hatte. Amonette lenkte seine Schritte zu ihrem Zelt, wo er sie selbst wieder erblickte, in dem realen Wirtskörper Sha'uris. Es war sein einziger Trost, dass zusammen mit Amonette auch Sha'uri überleben würde, wenn er Teal'c tatsächlich tötete. Vielleicht würde sich ihr irgendwann später eine Gelegenheit bieten, ihren Parasiten loszuwerden. Außerhalb des Zeltes waren Schüsse zu hören, die Schlacht war entbrannt. Er sah, wie Amonette aufstand und vor den Eingang des Zeltes trat. Der einzige Jaffa, der sich noch im Zelt befand, folgte ihr kurz darauf. Daniel sah, wie er von Kugeln getroffen zu Boden stürzte und wusste, dass die Kugeln aus seiner eigenen Pistole stammten. Amonette kehrte ins Zelt zurück und ließ sich wieder auf ihrem Diwan nieder. Wenige Sekunden später sah Daniel sich selbst in das Zelt treten und seine Pistole auf die Goa'uld richten. Es war ein völlig unbeschreibliches Gefühl, sich selbst von außen in einem früheren Stadium des eigenen Lebens zu beobachten. »Keine Bewegung!«, befahl sein Vergangenheitsich, ohne ihn wahrzunehmen. »Aber Daniel, nicht doch«, sagte Amonette mit der verzerrten Stimme des Goa'uld in ihr und musterte ihn abschätzend. »Du würdest doch niemals auf mich schießen. Nicht, solange ich mich in diesem Körper befinde.« »Darauf würde ich mich nicht zu sehr verlassen«, stieß er hervor. »Und was Sha'uris Körper betrifft, den du geraubt hast - das lässt sich rückgängig machen. Du wirst jetzt aufstehen und mit mir kommen.« »Und wenn ich mich weigere?« Der in dieser Zeit reale Daniel zögerte einen Moment. »Wo ist der Junge?«, fragte er dann. »Wo hast du ihn hingebracht?« »Er ist...« Sie verstummte. Für einen kurzen Moment glitt Schmerz über ihr Gesicht. Gleich darauf leuchteten ihre Augen auf. »Er ist an einem Ort, wo er für dich und die Systemlords unerreichbar ist.« Langsam stand sie auf und hob dabei ihre linke Hand, an der sie den Gedankenwandler trug. »Versuch es erst gar nicht!«, stieß er hervor. »Ich schieße.«
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Amonette ließ sich von seiner Drohung nicht abschrecken. Unbeirrt hob sie die Hand weiter und streckte sie in seine Richtung aus. »Lass es!«, brüllte Daniel mit überschnappender Stimme, doch auch jetzt hörte sie nicht. Ein goldenes Leuchten brach aus dem Kristall hervor und hüllte ihn ein. »Sha'uri!«, stöhnte er, während er langsam in die Knie brach. Die Pistole entglitt seinen Händen. »Kämpfe dagegen an. Du kannst sie besiegen, ich weiß es.« »Mein Wirt kann dir nicht helfen«, höhnte Amonette. Wieder leuchteten ihre Augen grell auf. »Sie ist viel zu schwach dazu.« »Sha'... uri«, stöhnte er. Daniel verfolgte, wie sie sein damaliges Ich mit dem Gedankenwandler beeinflusste, den Grundstein für alles legte, was in den nächsten Tagen geschehen und durch ihn selbst nun wieder an den Anfang zurückkehren würde. Gegen seinen Willen packte er die Strahlenlanze fester, aktivierte sie und richtete sie auf den Eingang. Der Vorhang dort wurde zurückgeschlagen und Teal'c betrat das Zelt, ebenfalls eine Strahlenlanze in den Händen. »Schieß!«, befahl Amonettes Stimme in seinem Kopf. »Töte ihn! Jetzt!« Die Zeit schien nahezu stillzustehen. Daniels Finger senkte sich wie in Zeitlupe auf den Feuerknopf. Mit aller geistigen Kraft, die er noch aufbringen konnte, kämpfte er gegen Amonettes Willen an. Dabei richtete er seine gesamte Konzentration nur auf diesen einen Finger. Er durfte nicht schießen, durfte es nicht! Auch Amonette verstärkte ihre Anstrengungen und langsam, millimeterweise, bewegte sein Finger sich weiter auf den Knopf zu. Er war ihrem Einfluss nicht gewachsen. Schweiß perlte auf seiner Stirn und rann ihm übers Gesicht. Die Sekunden dehnten sich zu endlosen Stunden. Sein Finger berührte den Feuerknopf und begann ihn niederzudrücken. Ein orangefarbener Energieblitz zuckte auf, raste aus Teal'cs
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Strahlenlanze auf Amonette zu und traf ihre Brust. Im gleichen Sekundenbruchteil war der fremde Einfluss aus Daniels Kopf verschwunden. Amonettes in seinen Kopf gepflanzte Beeinflussung, das Programm, mit dem sie es verglichen hatte, reichte nur bis zu diesem Moment, in dem sie endgültig verloren hatte. Daniel taumelte vor Erschöpfung und ließ die Strahlenlanze sinken. Er drehte sich um und wankte davon, durch den Stoff des Zeltes hindurch, irgendwohin, wo er Sha'uris Tod nicht mit ansehen musste. Er hatte gesiegt, hatte sich letzten Endes doch als stärker als Amonette erwiesen, auch wenn es eine Entscheidung von Sekundenbruchteilen gewesen war, die Teal'c schneller geschossen hatte, doch Daniel verspürte keinerlei Triumph. Blindlings taumelte er in die Hügel hinaus, nur weit weg von dem Schlachtfeld. Er würde ein paar Tage auf P8X-817 bleiben müssen, bis er seinen richtigen Zeitablauf eingeholt hatte, den Moment, in dem er durch Sokars Sternen-Tor getreten war, aber er wollte nichts von dem mitbekommen, was in der Zwischenzeit hier geschah. Irgendwie würde er diese Tage hinter sich bringen und dann zur Erde zurückkehren. Absurderweise, so wurde ihm plötzlich bewusst, würde er vermutlich sogar früher dort eintreffen als Jack und die anderen, die von Ne'thu zurückkehrten. Es dürfte eine ziemliche Überraschung für sie werden.
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EPILOG
Sie waren mit dem Transporter nach Gorrasch zurückgekehrt, dem Planeten, auf dem die Bombe ins Schiff geladen worden war, und hatten noch einige Stunden mit den Tok'ra über die geglückte Mission und die Folgen der Zerstörung von Sokars Kriegsflotte gesprochen. Allzu lange hielten sie sich jedoch nicht auf. Sam musste fast ununterbrochen an Daniel denken und sie war sicher, dass es den anderen ebenso erging. Durch das Sternen-Tor kehrten sie schließlich zur Erde zurück, um General Hammond Bericht zu erstatten. Der General erwartete sie bereits in der Transportkammer, doch er war nicht allein. Neben ihm stand - Daniel Jackson. Sam glaubte ihren Augen nicht zu trauen, dann eilte sie auf ihn zu und umarmte ihn. »Daniel!«, stieß sie hervor. »Wie...« »Sagen wir mal so, ich habe der Zeit gewissermaßen ein Schnippchen geschlagen«, antwortete er grinsend. »Aber das ist eine lange Geschichte.« Er trat auf Teal'c zu, ergriff seine Hand und drückte sie fest. »Du glaubst gar nicht, wie nah du dem Tod manchmal schon gewesen bist, ohne es auch nur zu ahnen«, erklärte er dem völlig verblüfften Jaffa. »Du glaubst es nicht.« ENDE
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