K41SER 4NDRONIKOS 111. P4L410LOGOS Versuch einer Darstellung der byzantinischen Geschichte in den Jahren 1321-1341 von URSULA VICTORIA BOSCH
VERLAG ADOLF M.
HAKKERT
1965
-
AMSTERDAM
Meinen Eltern
IN HALTSVERZEIC HNIS
IX
Vorwort Einlp.itung: Andronikos III. Palaiologos und seine Beurteilung Erstes Kapitel:
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1
Die Epoche der Bürgerkriege (1321-1328)
L
Das byzantinische Reich im
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7
2.
D er junge Andronikos bis zu seiner Flucht aus Konstantinopel . . ....
9
3.
Der erste Bürgerkrieg und seine Beendigung durch den Vertrag von Rhegion
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14.
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J ahrhundert
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4.
Der AbfaU des Syrgiannes
5.
Der zweite Bürgerkrieg und sein Abschluss durch den Vertrag von Epibates
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6.
Die Zeit der gemeinsamen Aktion der beiden Kaiser
'i.
Serbien, Byzanz und der dritte Bürgerkrieg
Zweites Kapitel:
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.. .. ........."
21
26
28 35
39
Byzanz, Bulgarien und die Goldene Horde
L
D ie byzantinisch-bulgarischen Beziehungen unter Andronikos
2.
D er Kampf der beiden Andronikoi gegen Bulgarien . . . . . . . . . . . . . . . .
56
3.
Der Vertrag von, Cernomen
62
4.
D ie «Skythen» und Byzanz
63
11.
53
5. Von Krenna bis nach Velbu�d . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . : . . . . . . " 6. Andronikos III. und Ivan Alexander Stratzimir .. . . . . . . . . . . . . . . . . Drittes Kapitel:
69 78
Serbien und Byzanz
1 . D ie byzantinisch-serbischen Beziehungen zu Beginn des 1 4 . Jahrhunderts 2.
Andronikos
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111.,
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Syrgiannes und Stefan DuAan .. . . . ... . � . . .. .. ..
89
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VI
Viertes Kapitel: Byzanz und der lateinische Westen 1 . Die Probleme der byzantinisch-westlichen Beziehungen 2. D ie Kreuzzugsproj ekte zu Beginn der zwanziger J ahre
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4. Die byzantinisch-westlichen Beziehungen in den J ahren 1326-1328 . .
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3. Die savoyardische Heirat . . 5 . Andronikos
111.
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und die Lateiner
6. Die Expedition nach Chios
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7 . Die Verhandlungen mit dem Westen 8.
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D er Zusammenbruch der byzantinisch-lateinischen Kreuzzugspolitik und die Expedition nach Phokaia .
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9. Byzanz und Griechenland im 14. Jahrhundert 10. Kreuzzug, Union und B arlaam
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Fünftes Kapitel: Der Verlust Kleinasiens 1. Kleinasien unter den ersten Palaiologen 2. Das trapezuntische Kaiserreich 3. Andronikos
111.
und Urchan
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4. Die klein asiatischen Emirate . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111.
Sechstes Kapitel: Andronikos
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150
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Palaiologos (1328-13H)
1 . Das Erbe des Bürgerkrieges und dessen überwindung durch Andronikos
111.
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165
und der Patriarchat von Konstantinopel . . . . .. . . .
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3. Kantakuzenos und die Mitregentschaft . . . . . . . . . . . . . .. . . . . . . . . . .
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2. Andronikos
111.
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Zusammenfassung
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ANHANG 1. Quellen-und Li teratttrverzeichnis
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2. Register
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TAFELVERZEICHNIS
Tafel 1: Vermutliches Wappen der Palaiologen, vgl. S. 1 1 4 Anm. 3 Tafel 2: Andronikos (lU.?) , Cod. Hist. F 601 , fol. 2 der Landesbibliothek zu Stutt gart, aus Sp. Lampros , Ae:u)(CI)(.Loc, Athen (1 930) , IH.. oc; 83 nochmals bei T. Bertele, Monete e sigilJi di Anna di Savoia imperatrice di Bisanzio, Rom 1937, S. 6. Vgl . S. ·1 89 Anm. 3 Tafel 3: Anna Palaiologina (Anna von Savoyen?) , Cod. Hist. F 601 fol. 4 der Lan desbihlioth ek zu Stuttgart , aus Lampros , Ae:u)(CI)(.Loc, IHva; 83 , noch mals bei Bertele a.a.O. S. 7 . Vgl S. 1 89 Anm. 3 Tafel 4: Byzantinischer Kaiser und Kaiserin aus Salomon Schweiggers Reise beschreihung S. 1 21 abgebildet noch bei E. Benz , Die OstKirche München (1952 ) , S. 1 8 4 . Vgl. hier S. 1 89 Anm. 3 .
Tafel 5: Anna von Savoyen. Stahlstich nach einem Ölbild, das dem Kardinal Francesco Barberini (1 597-1679) vom Archiv des Hauses Sav6yen geschenkt wurde (aus der Pachymeresausgabe des P. Possinus , Rom 1669 p. 558 nochmals abgebildet bei Bertele Tar. I. geg. S. 69; Sp. Lambros , Empe reurs byzantins. Catalogue illustre de la collection de portraits des empereurs de Byzance d'apres les siatues , les miniatures, les ivoires et les autres amvres d'art, Athen 1 9 1 1 , S. 49) .
VORWORT Zu Beginn einer Arbeit über die byzantinische Politik des vierzehnten Jahrhunderts ist es unsere Pflicht, den Leser darauf hinzuweisen, dass ' diese Zeit, was Byzanz betrifft, politisch ganz und gar unerfreulich ist; denn es gibt keinen anderen A usweg als den Untergang. Wir finden hier eine Geschichte ohne Zukunft: Eine Kette ständiger Bürgerkriege, feindlicher Einfälle und todesmutiger Abwehrkämpfe. Die Darstellung der byzantinischen Politik dieser Zeit wird notwendigerweise die Beschreibung eines dahinsiechenden Staates, dessen A nfang jene grandiose Synthese von Hellenismus, Römertum und christlicher Religion war. Bausteine, auf denen sich eine Reichsidee entwickeln konnte, welche im Kaiser die A usstrahlung Gottes in dieser Welt sah und welche von ihrem Monothe ismus her ein alleiniges Kaisertum beanspruchte. Eine kühne und poli tisch sehr folgenreiche Konzeption! Wurde doch damit jeder andere Herr scher dieser Welt den Nachfolgern Konstantins des Grossen untergeordnet. Während nun der Westen den Romgedanken auf sich bezog und im Verlauf seiner geschichtlichen Entwicklung in mannigfachen A useinandersetzungen an Einfluss ständig verlor und die Verbindung mit Rom nur als ein Presti gezuwachs galt, wurde in Konstantinopel bis zuletzt das Kaisertum als Institution nicht angegriffen, und zwar ungeachtet der Tatsache, dass das Reich von Jahr zu Jahr armseliger,' hinfälliger und erbärmlicher wurde. Vergleicht man die Endperiode des oströmischen Staates mit seiner Ent stehung und mit manchen Höhepunkten seiner Geschichte, so muss man zugeben, dass weiterhin Weltgeltung beansprucht wurde, dass aber der Möglichkeit, diese zu verwirklichen, die historischen Gegebenheiten nicht . entsprachen. Der Konflikt zwischen Wollen und Können charakterisiert
x
die byzantinische Politik des 14. Jahrhunderts. Dieser Zwiespalt zeigt sich - um sogleich in medias res zu gehen - in der Politik Andronikos' 11. Palaiologos (1282 -1328) und wird zur Tragik bei seinem Eri:kel A ndronikos 111. (1328 -1341). Obgleich unter den Palaiologenherrschern das Reich durch eine gewisse Vielfalt kultureller Erscheinungen einen äusseren Glanz erhielt, wir wollen dabei nur das Cnorakloster erwähnen oder an die literarischen Leistungen eines Maximos Planudes, Nikepho ros Chumnos .und Theodoros Metochites erinnern, so entsprach doch die geistige Bedeutung des Staates, wie so. oft in der Geschichte, nicht mehr der tatsächlichen Macht. Was fehlte, war jenes glückliche Ineinandergreifen, das wir in der make don ischen Epoche und in der Komnenenzeit beobachten können. Es war wohl die Vielfalt der Geschehnisse jener für Byzanz am Ende doch so ergebnislosen Politik, dass bis jetzt wenig über die Palaiologen im Zusam menhang gearbeitet wurde. Zwar erhielt der Begründer der Dynastie, Mi chael VIII. Palaiologos, gleich zweimal innerhalb von fast dreissig Jahren eine Monographie, nämlich 1926 von, C. Chapman und 1959 von D. J. Geanakoplos. Das Ende des 14. Jahrhunderts, die Regierung Johannes' VII. (1390-1408) wurde von F. Dölger und die Herrschaft Manuels 11. in Thessalonike (1382-1387) von G. T. Dennis in A ngriff genommen, während jedoch die Zeit von 1282 bis zum Ausbruch der palamitischen Streitigkeiten vernachlässigt wurde. Das mag seinen Grund darin haben, dass man hauptsächlich an der Entwicklung des serbischen Staates oder an der Festsetzung der Osmanen in Europa interessiert war. Wenn Kon stantinopel wirklich noch berücksichtigt wurde, dann vielleicht unter dem Gesichtspunkt der Kirchenunion oder dem einer A usgangsstellung für einen Kreuzzug gegen die Türken. Die letzten A rbeiten über A ndronikos 111. und seine Zeit, die wir V. Pa risot, T. Florinskij und D. M uratore verdanken, liegen bereits achtzig Jahre zurück, sieht man davon ab, dass im Rahmen einer Darstellung der gesamten byzantinischen Geschichte, wie etwa bei L.Brehier, A . A . Vasiliev und G. Ostr�gorsky auch die Herrschaft der beiden A ndronikoi gestreift worden ist. Dass das ohne eine gewisse Vereinfachung und Typisierung nicht geschehen konnte, ist klar. Mittlerweile gibt es aber eine Fülle von Forschungen, welche die byzantinische Politik· vom Rand her berühren, wie etwa J. Meyendorffs Darstellung der hesychastischen Bewegung, P. A rgentis Untersuchung über Chios oder A . Burmovs Studie der bulgarisch byzantinischen Beziehungen. Diese Reihe liesse sich beliebig fortsetzen, aber das ist Sache der Bibliographie.
XI
Was fehlt, ist eine Monographie der byzantinische n Politik, welche die gesamte ne uere Literatur unter dem Gesichtsp unkt einer einheitlichen Reichspolitik berücksichtigt . Es (Jersteht sich wohl CJo n selbst, dass ein solches Unterfangen seinem Wesen nach Skizze bleiben m uss . Bei dieser Arbeit, die sich den Zeitraum CJornimmt, i n dem der junge An dronikos Mitkaiser, Gegenkaiser und Kaiser war, heisst das Problem: Wer war der eigentliche Le nker der byzantinischen Politik in den Jahren 1328-1341 und der eigentliche Führer des Widerstandes gegen den alte n Kaiser i n den Jahren 1321-1328? War es der Grossdomestikos Johannes Kantak uzenos oder war es sein Kaiser Andronikos III.? Bei der Beant wort ung dieser Frage schneidet der Kaiser meist schlecht ab. Eine De utung, die uns nicht ganz zulässig erscheint, bedenkt man, wie es kommen ko nnte, dass jenes Reich, das sich nach den Bürgerkriegen der zwanziger Jahre wieder einigermassen erholt hatte, plötzlich 1341 in ein solches Ch aos fiel, wenn kein wirklicher Herrscherwechsel stattgef unden hat? Das will kurz gesagt heissen: War Andronikos III. nur eine Marionette des Kanta kuzenos? War Kantak uzenos der eigentliche Kaiser? Richtet sich 1341 der Widerstand des Patriarchen Johannes Kalekas, der Kaiserin Anna und des Alexios Apokaukos gegen einen Us urpator oder gegen de n legi timen, CJom Vorgä nger noch designierten Herrscher? Der Vers uch, d urch eine Darstellung die Gr undlage für eine spätere De u tung all dieser Geschehnisse zu schaffen und ein wenig auch diesen oben erwähnten Fragen näherzukommen , soll die A ufgabe der (,'orliegen den Arbeit sein. Diese Dissertation entstand nach einem Gespräch mit meinem sehr CJerehr ten Lehrer, Herrn Professor Dr. Franz Dölger, dem ich CJon ganzem Herzen Dank sagen möchte für sei ne nimmermüde Sorge und Hilfsbe reitschaft. Ferner danke ich Herrn Professor Dr. H ans Georg-Beck für alles, was ich als seine Schülerin lernen d urfte, sowie für sein stetes und gütiges Ver ständnis. Sodann möchte ich Schwester M . Basilia Scham burger (München, An�er �loster) . für das Mitlesen der Korrekt ur d anken. Mein Da nk für man.nigfache Hilfe gehört auch Hochwürden Pater Dr. Utto Riedinger (Abtei Metten), Herrn Henry Scherft (Den Haag), Herrn Dr. R. Trste niak (Zagreb) und Herrn Gottfried Walter (Mü nchen) Zum Schluss aber danke ich Herrn A. M. Hakkert für seinen M ut, diese Arbeit in sein Verlagsprogramm aufgenommen zu haben.
Einleitung: Kaiser Andronikos 111. Palaiologos und seine Beurteilung
Andronikos I I I . Palaiologos ( 1 328-1341) ist seinen Zeitgenossen wie auch der Nachwelt ein Rätsel, wenn nicht ein Ärgernis; ist er doch mehr ein Bruch mit der Gegenwart als mit der Vergangenheit des by zantinischen Reiches. Dieses hatte im Verlauf seiner l angen Geschichte oftmals ähnliche H errscher. Doch diese Zeit war vorbei. D er J üngling Andronikos entspri<1ht nicht den Forderungen, die man in Konstanti: nopel im 1 4. J ahrhundert an einen Thronfolger stellt; er hat etwas Strahlendes, Weltbej ahendes an sich, er hat sich dem ganzen Gepränge der Frührenaissance fast im Übermass geöffnet. In seinem ritterlichen Lebensstil - Amouren und Turniere - hat Andronikos I I I . vielleicht, was das letztere betrifft, in Manuel Komnenos einen Vorgänger, am stren gen H ofe seines Grossvaters musste er Anstoss erf€gen. Wäre Andro nikos I I I . im Italien seiner Zeit geboren, so hätte man wohl über gewis se Affairon hinwegsehEn können und es wäre kein Anlass zur Enterbung und somit zum Bürgerkrieg gewesen. Der j unge Fürst geriet aber zu seinem Unglück in eine ausgesprochen frömmelnde und prüde Zeit hinein, so dass er als die Gefahr des Kaisertums erschien, das man ernster auffasste als je zuvor. Man war müde geworden am H of der Palaiologen. Die Epoche der Eroberungen war vorbei. War der Traum von Macht und Glanz der 1 204 durch die Lateiner eroberten Kaiser stadt am Bosporos für Michael VI I I . Palaiologos ( 1 258-1 282) noch der Anreiz zur Wiedergewinnung Konstantinopels und zur Restauration . der byzantinischen H €rrschaft gewesen, so ruhte bereits l\fichaels Sohn, der Kaiser Andronikos 11. Palaiologos ( 1 282-1328), auf den Lorbeeren seines tatkräftigen Vaters aus. Die Verpflichtung, die aus seinem Erbe erwuchs, sah dieser Kaiser nach einigen missglückten Versuchen, den byzantinischen Staat zu stärken, mehr in der Wahrung fragwürdiger I nteressen als in der Notwendigkeit, die Initiative für eine militärische, wirtschaftliche und verwaltungsmässige Gesundung des Reiches zu ergroifen. Der Friede mit dem Ausland wird vielfach durch Tribute erkauft und bleibt auch verhältnismässig lange erhalten, bis dem Kaiser aus dem I nnern in seinem Enkel Andronikos der Gegner erwächst. Der j unge Palaiologe schien dem B ild eines byzantinischen Kaisers nicht gerecht zu werden. War die Macht des Staates auch gesun ken, so wurde
doch nach aussen an der I dee des Kaisertums unvermindert festgehal ten. D as war zwar ein Fehler; denn damit war jede Weiterentwicklung gehemmt in einem J ahrhundert, in welcher der Verfan dieser Institu tion ein Vorgang war, der sieh nicht allein auf Byzanz beschränkte. Fast zur gleichen Zeit nämlieh entwi ckeln sich aus dem westlichen Reich neue Staaten auf dynastiseher Grundlage, wie etwa Burgund oder die habsburgische Herrschaft. I m Osten war dazu die Parallele der Abschluss der nationalstaatlichen Entwicklung von Serbien und Bulgarien, allerdings mit einer imperialen Konzeption und in Abhän gigkeit von den geschichtlichen Bedingungen des ehemaligen byzan tinischen Kulturraums. Die Aufgaben, die die historischen Gegeben heiten seiner Zeit verlangten, sah Andronikos I I I . klar. Und obgleich er anfanJs an deren Gesetzen zu scheitern drohte, wurde er später ein wachsamer und von steter Sorge für das Reich erfüllter H errscher. Auf Grund seiner Anlagen hätte Andronikos I I I . leichter als j eder andere . Herrscher Konstantinopels den Anschluss an die beginnende Neuzeit, an eine kommende Epoche der europäischen Geschichte finden können. D ass das nicht geschah, war nicht seine Schuld. Dass die Geschieht e einen anderen Weg gegangen ist, verringert nicht seine B edeutung, die nicht so sehr im Gelingen liegt als in den politischen Zielen, denen man eine gewisse Grösse nicht absprechen kann. Doch nach seinem Tode gingen alle Erfolge unter im Kampf um die Vormundschaft seines S.ohnes J ohannes' V. Palaiologos ( 1341-1391 ). Was nun sein Bild in der Geschichte betrifft , so steht dieser Kaiser allzusehr im Schatten seiner beiden Geschichtsschreiber. Der eine, Nikephoros Gregoras, war als Anhänger der Partei seines Grossvaters und Gegners etwas befangen, aber im grossen und ganzen der Wahrheit verpflichtet. Der andere aber, Johannes Kantaku zenos, hatte nur die Absicht, seine Verdienste in das rechte Licht zu rücken. Gregoras sieht im wesentlichen in Andronikos I I I. den nach italienischer Lebensart orientierten Typ j unger Byzantiner, die sich um byzantinisches H erkommen in keiner Weise kümmerten. Dieser mOI:a lische Akzent, den man fast andauernd bei Nikephoros Gregpras findet, fehlt bei J ohannes Kantakuzenos vollständig. Um einige B eispiel e zu nennen: Gregoras kritisiert einmal die allzu lockere Lebensführung des j ungen Kaisers!, ein andermal tadelt
1
1 . Byzantina Historia, ed. L. Schopen - I. Bekker (Bonnae 1 829/1 855) VIII , : 1 , 2 84-2 85 , XI, 1 1: J, 565-568.
a
er seine Vorliebe für Turni,erel, für lateinische Kleidung; ferner erwähnt Gregoras, dass die Zeitgenossen des j ungen Kaisers in der weltmänni schen Art, mit der er sich über alle Steifheit des Hofes hinwegsetzte, die Ursachen des Verfalls gesehen haben2• Dies alles verhindert aber dennoch nicht, dass Gregoras die wirklichen Verdienste des j ungen Kaisers anerkennt, wenngleich er sie in einem Enkomion etwas über treibt. So schreibt er nach dem erfolgreichen Feldzug Andronikos' 111. in Nordgriechenland: «(Du hast die Führer der Triballer und der Myser erschreckt, indem du sie, während sie schliefen, oftmals unerwartet, wie ein Blitz aus heiterem H immel, angegriffen hast; so hast du Chios erobert, so Phokaia geknechtet, die Illyrer niedergeworfen und jetzt die Bewohner Aitol�ens und Akarnaniens in den altehrwürdigen römi schen Staatgverband zurückgeführt . » 3 Danach erwähnt Gregoras den Kampf des Kaisers gegen die Türken, in dem Andronikos Themistokles und Pausanias bei weitem übertroffen hatte; denn was jene taten, «(das hast du gegen die «(Perser», die plötzlich angegriffen hatten, an einem einzigen Tag durchgeführt. 'Du hast nämlich bewirkt, dass die einen in den Wellen und Wogen des Meeres «(getauft werden» , die anderen aber hast du wie Ähren an den Gestaden Thrakiens zerstreut, die meisten aber hast du zu Gefangenen gemacht, indem du in kaiserlicher Macht die Fülle des Sieges dreifach dir zugeteilt hast» '. Bei solchen Vorbil dern aus der Antike ist es auch nicht seltsam, dass Alexander der Grosse selbst das Leitbild unseres Kaisers wurde5. .
1 . A. a.O.
x,
.
3 : 1 ,482-483.
2 . A. a.O. XI. 1 1 : 1 . 565 -566. ' 3 . Toß aolPW't'oc't'ou xa: i i,OYLWTOC't'OU xupLou NLXlJlP6pou 't'oiJ I'plJyopii A6yoc; 7t'poa lPw'JlJ!la:'t'tXOC; e::tc; 't'ov ßa:OLAE:a:, hrsg. von Westermann , Excerptorum ex bibliothecae Paulinae Lipsiensis libris manu scriptis pars prima, Programm Leipzig 1 865, S. 23. 4 . Westermann a. a.O. s . 2 3 . 5 . Dass Andronikos III. sich auf das Vorbild Alexanders berufen hat, zeigt H. J .· Gleixner, Das Alexanderbild der Byzantiner, Münchner Dissertation 1 961 , S. 1 5, auf Grund von Grllgoras (X, 7: 1 , 494 ; IX, 2: 1 , 401 ) . Gregoras zeigt bei We stermann a.a.O. S. 2 4 , dass der Kaiser sogar an kluger Bescheidenh�it Alexander überragt und weit mehr als dieser erreicht h alJen könnte. So z.B. hätte er die Alpen überschreiten und Gibraltar erreichen können,wenn ihm nur ein anderes Heer zurVer fügung gestanden wäre. Im weiteren Verlauf des von Westermann edierten Enko mions vergleicht Gregoras die Beh�rrschtheit des Kaisers mit der des Alkibiades, der mit Leichtigkeit von attischer 't'PU1-� auf spartanische Kargheit sich umstellen konnte. Gregoras arbeitet hier nur mit antiken Vorbildern und bringt somit einen Wechsel in die sonst üblichen Herrscherideale byzantinischer Kaiser, wie sie Moses, David und Konstan tin darstellten (vgl. dazu O. Treitinger, D ie oströmische Kaiser-
J ohannes Kantakuzenos jedoch zeigt den Kai ser, der das Unglück hatte, dass sein politischer Erbe sein Historiker wurde, ziemlich un günstig. Nach seinem B ericht will Andronikos I I I . lieber heute noch als morgen die Herrschaft mit seinem Jugendgefährten Kantakuzenos teilen, den er natürlich in alle Geheimnisse seines Lebens eingeweiht hat. Kantakuz enos verbindet die, Reichsgeschichte mit dem Aufstieg seines H auses. Aus dieser Konzeption heraus wird sein Werk oft all zu tendenziös. Die Stollen, in donen er über die Liebe des Kaisers be richtet, von denen manche geradezu peinlich wirkenl, muten unwahr scheinlich an, wenn man sieht, dass Gregoras über denselben schreibt: «Er nahm nie irgendeinen Rat an , sonde rn e r gehorchte allein seiner Einsicht und seiner Erkenntnisl}2. Dies steht im �Tiderspruch zu den Angaben d es Kanta. k uzenos, der den Kaiser als den mitteilsamen, un selbständigen Freund darstellt, um dadurch seine Usurpation fast not wendig erscheinen zu lassen. Von den byzantinischen Historikern des 15. Jahrhunderts zeigt Sphrantzes kein wesentlich von Gregoras verschiedenes Bild unseres Kaisers3, während ChaJ kokandyles b ereits einen Zusammenhang zwischen de m Streit der beiden Andronikoi und dem Einfall der Türken in Eu ropa sieht', Eine türkische QuelJe nun, der Destän d' Umu r Pacha, übernimmt geradezu die politische Tendenz des Kantakuzenoswerkes: « De tckfur, il n'avait que le nom, /le vI'ai souverain, c'etait Domestikos, e et homme rUSEl»5. Daher nimmt es nicht wunder, dass der Kaiser auch in der SeknndärlitEratur weit weniger anziehend erscheint als der unund Reichsidee n ach ihrer Gestaltung im höfischen Zeremoniell, Darmstadt 1 956 . 2 . unv. Aufl. S. 1 2 9 ff) . 1 . K antaku zenos, J ohannes imperator, Historiarum libri IV, ed . L. Schopen, Bonn 1 82 8 , I, 2: 1 , 1 9 , dazu F. D inger, J ohannes VI. , Kantakuzenos als dynastischer Seminarium Kondakovianum 10 ( 1 938 ) Legitimist (Festschrift für A . A . Vasiliev F. Dölger, II(Xp(X(J1t'opcX, 30 Aufsätze zur Geschich te, Kultur und Sprache des byzantinischen Reiches , Ettal ( 1 961 ) , S. 1 98 . =
=
2 . Gregoras XI, 1: I, 565. 3. Vgl. beispielsweise Sphran tzes (Phrantzes) . Chronikon, ed. I. Bekker, Bonn 1 838 J .B. Papadopu los, Leipzig 1 935 ( Buch I u. II) 1 . 8:45. (Bonn I. 8:40) mit Gregoras:XI. 1 1 : 1 .565 u . XI. 1 1 : 1 . 566 . =
4. Laonici Chalcocandylae Historiarum Demonstrationes ed. E . Darko, Bu� dapest 1 922, Bd. I. 1 5 . 9 . ff u. 1 . 2 5 . 8 . ff.
5. Le Destän d'Umür Pacha (Düstürname-i-Enveri) Texte, traduction et notes p ar Irene Melikoff-Sayar, (Bibliotheque byzantine, Documents 2), Paris . 1954, S. 93, V. 1319-1 320.
5
heimliche Kanzler. Ein krasses und wohl auch sehr einseitiges Bild Andronikos' I I I . gibt August Heisenberg: « D er ebenso aufgeklärte wie rohe und ungebildete Andronikos I I I . (1328-41) verachtete j ede ehr würdige Tradition, er hatte in seiner wüsten Lebensführung für nichts and eres mehr Sinn als für J agdfalken und Hunde» 1. Nicht viel besser kom mt der Kaiser b ei Charles Diehl weg: « . . . surtout il scandalisait la rapitale par des aventures, dont quelquesune& rapellent les pires audaces d'un Cesar Borgia . . . C'est que, quand une femme etait en j eu, le j eune A ndronic devonait capable de tout . . . » 2. Doch findet sich bei Charles Di ehl schon ein Ansatz zu einer obj ektiven Beurteilung des Staatsmannes Andron ikos: «11 n'ost que j uste d'aj outer que, malgre ses defauts ot ses vices, il etait ir:t telligent, et qu'il avait des qualites d'homme d'E tat; en outre il etait ambitieux, et par tout cela, tres populaire; de sorte qu'il pouvait a l' occasion devenir extremement dangereux pour la paix publique et troubler, - comme il le fit en effet, - l'empire profondement3• Dem schliessen sich W. Miller4 und C. J irocek6 an . Wesentlich erscheint auch die Meinung von D. Muratoro, der Andronikos I I I . den letzten bemer kenswerten " Kaiser des Palaiologenhauses nennt6 Dies geschah auf Grund der Aussenpoliti !{ Andronikos' I I 1., durch die das byzantinische Reich vor der damaligen "\iV elt noch als eine Macht angesehen wurde, mit der man zu rechnen hatte. Die Auffassung von D. Muratö re ist deswegen beachtIicll , weil sie sic� allein auf historische Gegebenheiten stützt und j eden H ang zum Moralisieren meidet, von dem sich auch T. Florinskij nicht ganz zu lösen vermag.7 Auch gibt sie uns die H off nung, dass unser Versuch einer Ehrenrettung des Kaisers nicht ganz auf verlorenem Posten steht.
1 . A. Heiscnberg, Aus der Geschichte und Literatur der Palaiologenzeit = Sitzungsberichte der Bayer. Akad. d. Wiss. Philos-philol. u. hist. Klasse J g. 1 920, Abh. 6 (München 1 929 ) S. 9 7 . 2 . eh . Diehl, Figures Byzantines , Deuxieme Serie, Paris 1 9 2 7 , S. 243. 3 . A.a.O. S. 2 4 3 . 4 . W . Miller, The Zaccaria of Phocaea and Chios, J ournal of Hellenic Studies 31 ( 1 9 1 1 ) , S. 4 9 : « . . a warlike and energ� tic prince.» 5. C. Jire�ek, Geschichte der Serben , Bd. I (= Geschichte der europäischen Staaten, Bd. 38 ) Gotha 1 9 1 1 , S. 3 7 3 : « . . . A n dronikos III. ein rastlos tätiger Herrscher.» .
6. D. Muratore, Una principessa Sabauda sul trono di Bisanzio, Giovanna di Sa voia imperatrice Anna Paleologina, Chambery 1 906 S. 4.
7. T . Florinskij , Andronik Mladsij i loann Kantakuzin, Prosves«. 204 ( J uli 1 8 7 9 - August 1 8 7 9) S. 1 06.
Zurnal
Minist. N ar.
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Weit entfernt davon, eine Apologie Andronikos' B I . zu schreiben - er war kein H eiliger -, möchte ich doch zu bedenken geben, dass dje Freude an Jagd, an Hunden, j a auch bisweilen an LiebeleiEn kein ausrei chendes Kriterium ist, einen Herrscher zu beurteilen. Hier erscheint mir wesentlicher die F rage: H at sich der Kaiser mit ganzer Kraft und Geschicklichkeit für seine Aufgaben eingesetzt ? Man muss es zugeben. Es zu zeigen, ist die Absicht dieser Arbeit. Das eine Problem der Beurteilung Androni kos' I B . liegt also in der subj ektiven Abfassung der Quellen . D iese versagen nämlich gerade in den entscheidenden Punkten, indem sie entweder ganz aussetzen oder in ihrer Auswahl b ewusst ei n falsches Bild vermitteln wonen. Gregoras wie Kantakuzenos berichten von den Auseinandersetzungen mit Serbien und B.u lgarien sehr viel, Kantakuzenos z . B . erzählt über lang, wie es seiner Ü berredungsgabe geglückt ist, den widerspenstigen Genuesen von N euphokaia, Juan de Spinola, zum Nachgeben zu bestim men. Es fehlt aber bei beiden H istorikern fast alles, was die Beziehun gen zur Kurie, zu N eapel, Venedig und Frankreich betrifft. Mit den wesentlich en Fragen der Innenpolitik ist es · das gleiche. Das andere Problem bei der Beu�teilung Andronikos' B I . besteht darin, dass die H errschaft unseres Kaisers noben der fast vierzigj ährigen Regierung seines Grossvaters kurz erscheint. Dazu kommt, dass gleich nach seinem Tod ein unerhört rascher Verfall des Reiches einsetzt. Die dreizehn Jahre, die Andronikos I B . Kaiser war, erschein en wie die Ruhe vor dem Sturm. Sein Wirken in der Geschichte beginnt scho n 1320 durch die Auseinandersetzung mit seinem Grossvater, Andronikos IJ. Palaiologos.
Erstes Kapitel
Die Epoche der Bürgerkriege (1321 - 1328) 1 . Das byzantinische Reich im 14. J ahrhundert Es war im J ahre 1296, als dem Kaiser und Mitregenten Michael I X. und seiner Gemahlin Rita-Maria-Xene von Armenien ein Sohn und vermutlicher Erbe des byzantinischen Reiches geboren wurde, Andronikos1• Damals besass dieses Reich noch die Grenzen, die ihm die rastlose Arbeit und die politische Fähigkeit Michaels VI I I . verschafft hatte. Damals lagen Geschichte und Geschicke des osmanischen H au ses, das kaum eine Generation danach begann, den Byzantinern den Un tergang zu bereiten, noch in fast mythischem Dunkel. Wohl war man sich am H ofe von Konstantinopel bewusst, dass die türkischen Für stentümer eine Gefahr für die kleinasiatischen Städte sein konnten, wohl wurden einige H eere nach Kleinasien geschickt, doch trat dies alles hinter der Bedeutung zurück, die man der Diplomatie mit dem Westen beimass. Andere Gefahren und Probleme schieinen gefährlicher für das Reich zu sein, so die �eit der Einnahme Konstantinopels (1261) durch Michael VI I I . Palaiologos immer gleich drohende Gefahr eines neuen Kreuzzuges. Die französische Umklammerung schien bald voll ständig geglückt zu sein, nachdem sich die Anj ous nieht nur in Nea pel, sondern auch in Ungarn festgesetzt hatten. Auch bekam der Kreuz zugsgedanke durch den regen diplomatischen Verkehr der Höfe von Neapel, Serbien, Venedig ur:td Avignon einen gewissen Ansporn2• Die 1 . Vgl. Sp . Lampros, 'E'JeUIL�(Je:W'J �TO� XF0'JLXW'J (J1)[Le:�WILcX.TW'J (JUAAOY� 8e:u ..ePIX, Neo; ··EÄA1)VOlLv�ll-wV 16 ( 1 922) S. �09, Dies widerspricht der J ahresan gabe von «1 298», die das von B . T . Gorj anov (Neizdannyj anonimnyj vizantijskij chronograf XIV veka, Vi zantiskij Vrem�nik 2 ( 2 7 ) (1949) S. 282 , edierte Chronicon Mosquense hat. ..Für das Geburtsj ahr 1 296 spricht Sphrantzes (ed . Pap . I. 8:�5. 1 5 " f - Bonn I . 8: �0 . 1 1 f) u n d Chalcocandy " der K a iser 45 J ahre gelebt habe. 2. E. D ade, Versuche zur Wiedererrichtung der lateinischen Herrschaft in Kons tantinopel im Rahmen der abendländischen Politik 1 261- bis etwa 1 310, Jena i 938, S. 137ff; W. N orden, D as Papsttum und Byzanz, Berlin 1 903.
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grossangelegte Politik Michaels VI I I . war eine schwere Hypothek für seinen Sohn und Nachfol ger Andronikos 11., der j edoch im Lauf seiner Regierung immer mehr eine Politik des geringeren Risikos vertrat. Dem byzantinischen Lateinerhass op fert er den Unionsp atriarchen J 0hannes Bekkos. Die westlichen Kreuzzugsgelüste will er durch H eiraten mit abendländischen Fürstinnen entkräften. Kurze Erfolge der byzan tinischen Truppen im Epirus verhindern nicht, dass Serbien nach Süden vorstösst und gleich Bulgarien den Byzantinern Forderungen stellt. Der genuesich-venezianische Druck hört nicht auf. Neue Bevölkerungs verschiebungen sind charakteristisch für das angehende 14. J ahr hundert. Im Westen ist es die albanische Wanderung, im Osten ist es Osman, der mit seinem Stamm aus den vielen türkischen Verbänden Kleinasiens herausragt. Sein Vorrücken in Bithynien hat zu Beginn des Jahrhunderts einen Flüchtlingsstrom zur Folge, der wie eine düstere Prophezeiung den Verfall des byzantinischen Reiches ankündigt. Versuche des Kaisers, dieser Zustände Herr zu werden, scheitern am Misstrauen seinen Feldherrn gegenüber, wie das Beispiel des Alexios Philanthropenos zeigt, oder an der allzu selbständigen Art der Söld nertruppen, wie es hei dem Katalanenkorps der Fall war. Als nun die aussenpolitischen Bemühungen im Sand verlaufen und die direkte Bedrohung des Reiches durch Tributzahlungen und Verträge behoben isV, und nachdem es geglückt ist, das kärgliche Staatseinkommen durch neue Steuern zu erhöhen2, zieht sich Kaiser Andronikos 11. Palaiologos mit seinen gelehrten Freunden, (aus deren Kreisen er seine Minister holt, wie Nikep horos Chumnos und Theodoros Metochites, ) immer mehr in das Glashaus seiner geistigen Welt zurück. Der Einfluss des Hofes auf Literatur und Kunst darf durchaus b edeutend genannt werden3, eine Steigerung der staatlichen Macht war damit nicht ver bunden. Was die moralische Haltung der Byzantiner betrifft, so war man sich längst klar, dass der Verlust sittlicher I deale durch alle Bevöl kerungsschichten ging". 1 . G ., Ostrogorsky, Geschichte des byzantinischen Staates (= Handb. d. Al tertumswissensch . , XII, 1 , 2 ( Byzantin . Handb. I, 2) ) München 1 963, S. 404 rr. 2 . Ostrogorsky a.a.O. S. 399 ff. 3. Auf die geistigen Strömungen dieser Zeit und auf ihre Grundlagen bezieht sich H.-G. Beck, Theodoros Metochites, Die Krise des byzantinischen Weltbildes im 1 4 . J ahrhundert, München 1952; und auch H. Hunger, Von Wissenschaft und Kunst der frühen Palaiologen zeit, J ahrbuch der Österreichischen Byzantinischen Gesellschaft 8 (19 59) S. 1 2 3 ff. 4 . Ein kulturgeschichtlich i nteressantes Sündenregister der Byzantiner des H. J ahrhunderts gibt uns J oseph �ryennios, in : L'Oeconomos , L'etat intellectuel =
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2. Der junge Andro'nikos bis zu seiner Flucht aus Konstantinopel Die ersten Probleme zwischen Andronikos 11"" und seinem Enkel b il deten sich wohl schon um 13171 heraus , nachdem der j unge Prinz im J ahre 1316 zum zweiten Mitkaiser ernannt war2• Bald mag der alte Kaiser erkannt haben, dass der Enkel, d�n er, wohl um ein Gegengewicht zu seinem Sohn Michael I X. zu haben, zum Mitkai ser erwählt und bereits um 1303 an seinen H of gezogen hatte3, mit einem leeren Titel auf die D auer nicht zufrieden sein würde. Die Schuld trifft hier wohl Andro nikos 11., der dem jungen Prinzen zwar H offnungen macht, die zu er füllen er j edoeh nie bereit ist: « So zog er denn seinen Enkel allen älteren und ranghöheren Mitgliedern der kaiserlichen Familie, auch seinem Sohne, dem Mitkaiser Michael I X. , vor4» . Der Grund dafür dürften die Spannungen zwischen Andronikos 11. und Michael I X. gewesen sein, die schon auf die Zeit der kleinasiat.ischen Feldzüge M ichaels I X. (1302) zurückgehen und ihren Höhepunkt wohl in der Ernennung des Roger de Flor zum Kaisar haben dürften5• Michael I X . wird in der Folgezeit bewusst von der H auptstadt ferngehalten, um ja nicht m it deren po litischen Zirkoln gegen seinen Vater zu konspirieren . So b efiehlt ihm Andronikos 11., einmal in Adrianopel, einmal in Thessalonike zu resi dieren6• Die Beziehung Andronikos' 11. zu seinem Sohn Michael I X. findet später eine Parallele in dEm Verhältnis zu seinem Enkel Andro nikos I I I . Ein weiterer Grund, den Enkel zum M itkaiser zu ernennen ,
et moral des Byzantines vers le milieu du XIVe siecle d'apres une page de J oseph Bryennios , Melanges Ch. D iehl Bd. 1, Paris 1 9 30 S. 2 25 fr. 1. V. Parisot, Cantacuzene homme d'etat et historien, Paris 18lt5, S. 3lt. 2 . Im Februar 1 3 16. Vgl. F . D ölger, Fascimiles byzantinischer Kaiserurkun den , München 1931, S. 33 f . Nr. 26) ders., D ie Urkunden des J ohannes-Prodromos Klosters bei Serrai (Sitzungsberichte d. Bayer . Akad . d. Wiss . , Philos-hist. Abt· Jg. 1935, Heft 9), München 1935, S. 36 u . S. 19 Anm. 1 . 3 . Vgl . F . D ölger, Einiges über Theodora, die Griechin , Zarin der Bulgaren (1 308-1 330), Melanges H . Gregoire I = Annuaire de l'Institut de Philologie et d'Hi s toire Orientales et Slaves 9 (19lt9) = F ... Dölger, IIapoc:O'1t'opcX . . . , S. 229 Anm. 20. 4 . Gregoras VIII. 1: I. 283 . 5 . G. Pachymeres, De Michaele et Andro nico Palaeologis, ed. I. Bekker,Bonn 1835, 1 1 . 522. Vgl. auch F . Dölger, Regesten der Kaiserurkunden des oströmischen Reiches von 565-1453, 4. Teil : Regesten von 1282-13'11, München und Berlin 1960, Nr. 2618; 26 19; 2623. 6 . Kantak. I, 1 : 1, 1 3:
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war wohl die b eabsichtigte Vermählung desselben mit Adelheid-Eirene von Braunschweig-Grub enhagent, die 1318 zustande kam. Von den hervorragenden politischen Fähigkeiten seines Vaters Michael V I I I. hatte Kaiser Andronikos 1 I. die Erkenntnis übernommen , dass eine geschickte H eiratspolitik oft eine militärische Scharte verdecken kann. Eine geschickte H eiratspolitik - das bedeutete aber - von Byzanz her gesehen - die Verbindung mit einer lateinischen Familie, um so even tuelle Ansprüche der Lateiner auf byzantinischen B ositz wieder auf den griechischen Kaiser zu übertragen und einen Kreuzzug zu verhindern. Obgleich die Braunschweig-Grubenhagen mit den - dem Kaiserhaus beroits verschwägerten - � ontferrats verwandt waren, so hat doch die se Verbindung bei weitem nicht mehr die Bedeutung, wie etwa die H eirat Andronikos' l I . mit Anna von Ungarn und mit Violante-Eirenp. von Montferrat2 odü wie die im Jahre 1326 geschlossene H eirat mit dem H ause Savoyen. Der j unge Kaiser nun muss von einer starken persönlichen Aus strahlung gewesen sein und rei n äusserlieh schon die Schönheit vorkör pert haben, die die byzantinische Kaisel'idee von ihrem H errscher verlangt3• Gregoras vergleicht ihn mit Adonis' und den alten Kaiser mit PJaton6• Es ist verständlich, wenn solehe Vergleiche möglich sind, dass es zu einem Gegensatz kommen muss, noch dazu als der alte Kaiser sieht, wie leicht es dem Enkel fäl lt, die Gunst des Volkes zu gewinnen. Auch 1. Vgl. A. Papadopulos , Versuch einer Genealogie der Palaiologen (12591453 ) , Speyer 1 938, S. 43, Nr. 68. Gorjanov a.a.O. S. 282. Die poli tische Bedeutung der Heirat Andronikos' III. mit der Braunschweigerin, die ihrerseits wieder mit Alessina von Montferrat verwandt war, zeigt W . Ohnsorge, Eine verschollene er kunde des Kaisers Andronikos III. Palaiologos für Heinrich, dictus de Graecia, Her zog' zu Braunschweig (-Grubenhagen ) , vom 6 . Januar 1 330, Byz. Zeitsehr. 44 ('1951) W. Ohnsorge, Abendland und Byzanz. Gesammelte Aufsätze zur Geschichte der byzantinisch-abendländ. Beziehungen und des Kaiser tums, Darmstadt 1 958. S. 492. =
2 . Vgl. hierzu E . Stein, Untersuchungen zur spätbyzantinischen Verfassungs und Wirtschaftsgeschichte, in: Mitteilungen zur osmanischen Geschichte :2 ( 1 923/ 2 5) S. 4. f. 3 . Beck, Theodoros Metochites S. 78. 4. Gregoras VIII, 1 : I. 285 : « . . . "A8wVL<; &).).0<; 't'wv �v �),LX(qc Tl<; XCXL wpqc 3tCX7tpE7tOOV..••) Ders. XI. 1 1 : 1 . 565: ... « TH v j'E fL�V 0 ßCXO'LAEU<; �8u<; xcxl XOCp(El<; TO �!30<;, 'TO �60<; [AOCP0<; xocl Etl7tp60'L'T0<;, 't'�v YVWfL1)V
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jene Kreise waren wohl bei den Anhängern seines Enkels, die erkannt haben mochten, dass unter der unternehmungs armen Regierung Andro nikos' I I . das Reich zugrunde gehen musste. Denn jede Initiative zu einer Reform der Aussen - und Innenpolitik musste erstarren in dem mit wissenschaftlicher Pedanterie erfüllten Kaiserpalast, den der Ältere Andronikos zu seiner PrivatuniversitätI umgestaltet �atte. Daran erin nert sich später Gregoras wehmütig2• Die Spannung zwischen den beiden Fürsten mag noch der Umstand verstärkt haben, dass der Altersunterschied und die daraus sich ergebende andere Lebensauffassung zu gross war. Der H of unter Andronikos 11. war weit f,ntfernt von jener heiteren, ritterlichen Kultur, die in Konstan tinopel in der Komnenenzeit herrschte und die Andronikos der J üngere bei den italienischen Aristokraten und Kaufleuten in Galata gefunden hatte. Es war die Reaktion auf das 13. J ahrhundert i n Byzanz, die sich allzu stark auf nationalgriechische, auf orthodoxe und humanistische Belange zurückgezogen hatte und die in diesem Bereich allein die Ret tung des Byz�ntinertums sehen mochte. Ein Kaiser musste daher alles verm€.iden, was den Anschein eines A(X'tw6cppwv erweckte und was cX.V&.;LOV TOU ßoccnAew� sein konnte. Die Auseinandersetzung mit seinem traditionsgebundenen Grossva ter mag wohl auch ihren Grund darin haben, dass sich der j unge Fürst sehr grosszügig über die H ofetiketto h�nwegsetzte (diese hatte im 14. J ahrhundert, in dem ein 'Verk wie der Pseudokodin erscheinen konnte, noch eine Intensivierung erfahren) . Auf Grund der späteren Ereignisse muss man aber sagen, dass dies keine Nachlässigkeit gegen über den Belangen des Reiches war und dass der Kaiser bis zu seinem Tod mit j ugendlichem Schwung alles tat, was im Bereich d es Möglichen lag. Mit der gleichen Unbekümmertheit huldigte Andronikos auch der J agd3, eine Leidenschaft, die ihm die Byzantiner fast noch mehr als den versehentlichen Tod seines Bruders verübelten. Der Liebenswür digkeit seines Wesens verdankt Andronikos wohl eher die Gunst der Damenwelt v0 I?- Konstantinopel als seinen persönlichen Reichtümern; d enn für galante Abenteuer musste er, da ihn sein knauseriger Gross1. Gregoras VIII, 7: I. 3 2 7 . 2 . Ders. XXIJ.
4 : 11.
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3 . Wer beim Kaiser etwas erreichen wollte, so berichtet uns Gregoras, brachte ihm einen l!und oder J agdfalken als Geschenk mit (Gregoras XI. 1 1 : I. 566) . Au f diese sympathische Schwäche geht sogar Urchan ein . Gregoras verübelt dem I{aiser wohl aus Verantwortungsgefühl der Staatskasse gegenüber die gros se Anzahl seine�
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vater sehr kurzhielt, bei den genuesischen Bankiers und Kaufleuten in Galata Geld aufnehmen! Diese galant verbrachte Jugendzeit, die so sehr einer Novelle d es D ecamerone entnommen scheint, findet ihr j ähes Ende in d en trau rigen Ereignissen zu B eginn der zwanziger J ahre. D er Tod seines Bru ders, des D espoten Manuel (1 319), und kurz darauf der Tod seines Vaters (1320) bilden d en Abschluss seiner mehr oder weniger bekannten Jugend und d en B eginn einer politischen Laufbahn. So waren eines Tages die Gefolgsleute des jungen Andronikos an gewiesen, vor dem H ause einer «Dame» zweifelhaften Rufes (deren Gunst sich offenbar b eide Prinzen erfreuten), vVache zu halten. Da ritt d er Despot Manuel heran. D ie Kavaliere des Andronikos, die das H aus umstellt hatten, argwöhnten einen Nebenbuhler ihres kaiserlichen Herrn. Sogleich zogen sie den Degen und verletzten den Ritter, der ihnen in der Dunkelheit unbekannt schien. Als sie sich dann ihr Opfer näher ansahen und wussten, wer es war, war es zu spät. - Der Prinz verschied noch in der gle ichen Nacht2• J agdfalken und Hunde ( XI. 11: I. 566). "ETFe:q>e: ycXp KUVOCC; K"l �pve:oc KUV'l)ye:t'LKcX 1fOC�7tA'l)e�.. . lUVTe: YcXP KOCL 8tKoc X�ALrX8e:c; q>OCCJLV ot TOÜ ßOCCJLALKOÜ 7fpuToc\dou 8LOL' K�TOCL 7fe:PL T1)v CJq>wv 8l7f&:V'l)V WXLVOTO �e:rCJßOCL». Aus diesem Aufwand von 15.000 H yperpern m acht Sphrantzes BC (I. 8 :�0) über 1 400 Hunde, mehr als 1 000 Falken und fast ebensoviele Betreuer. Diese Angaben finden, wenn gleich sie übertrieben erscheinen, in dein Reisebericht des Ludolf von Suchern iber das Cypern der Lusignan eine Bestätigung: «(Tarnen in venationibus omnia consumunt. N am cognovi quendam comitem de J aphe qui pIures quam quin gentos canes habuit venaticos, et sem per duo canes , ut moris est ibidem, famulum specialern, qui ipsos mund os custodiat, balneet et ungat, quod ibidem canibus ve naticis necessario oportebit. I tem aliquis ad minus decem vel duodecim habet fal conarios , sub specialibus stipendiis et expensis .» , in : Ludolf von Suchern , Ludo1phi, rectoris ecclesiae parochialis in Suchern de itinere terrae Sanctae Liber. Nach alten Handschriften berichtigt hrsg. von Ferdinand Deycks, in Bibliothek des li terarischen Vereins Stuttgart, 25 ( 1 8 5 1 ) S. 3�. Es ist hier eine höfische Ku1tur, die von Cypern bis Konstantinopel reicht und die den Byzantine.'n des 1 4 . Jh. , da sie in ihr eine westliche Beeinnussung sahen, fremd geworden ist, während noch Michael VIII. «(seinen Triumph unq aUes, was von Anfang an durch Gottes Erbar men geschah». , an die Wände , des Blachernenpalastes malen Hess. (Pachymeres I. 51 7 2. ff in Treitinger, Reichsidee S. 1 8 3). Vgl. dazu auch Grabar, L'empereur dans l'art byzantin, Paris 1 936, �. 57 fr. 1 . Gregoras VIII , 1: I . 2 8� . 2 . Gregoras V I I I . 1 : I. 2 8 5 f; Sphrantzes I. 5 : 3 8. f f ( BC I . 5: 3 3. 14 fr. ) Kanta kuzenos erwähnt nur den Tod des Despoten ( I . 1 : I. 1 3 ) , aber nicht wie er starb . Vgl. auch Parisot, CantacuZEHie S. 31 .
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Dies und vieles andere bewirkt, dass sich die Gunst d e s alten Kai sers, der angefangen hatte, auf die Anhängerschaft seines Enkels ei fersüchtig zu werden, von diesem abwendet. Ausschlaggebend dafür war, dass Michael I X. , angeblich aus Trauer üb er den fast gl eichzeitigen Tod seiner Kinder, der Anna von Epirus und des Despoten Manuel, in Thessalonike noch im Oktober 1320 gestorben ist!. An sich würde j etzt dem Herkommen gemäss, der Mitkaiser Andronikos B I . an die Stelle seines Vaters als präsumtiver Thronfolger und Erbe des byzan tinischen Reiches nachrücken . Nun handelt der alte Kaiser. Er entzieht seinem Enkel Andronikos B I. die ihm im Dezember 1316 verliehenen Rechte eines Mitkaisers2• Er verleiht diese nicht etwa seinem Sohn aus erster Ehe, dem Despoten Konstantin3, noch den Söhnen aus zweiter Ehe, wie dem l\1 arkgrafen Theodor von Montferrat oder dem Despoten D emetrios, von denen j eder über eine gewisse Gefolgschaft verfügt, sondern er zeichnot den geistig etwas beschränkten und ungebildeten Michael Katharos damit aus. Dieser entstammte einer illegitimen Verbin dung des bereits erwähnten Despoten Konstantin mit Kathara, einer Kammerzofe seiner zweiten Gemahlin Eudokia4• Sein Vorgehen be gründet der alte Kaiser mit dem unsolid An Lebenswandel des Andro nikos5• In V"irklichkeit aber mag Andronikos 1 1 . sich vor dem ständig wachsenden Anhang seines Enkels, der sich nicht nur aus byzantini schen Feudalherren zusammensetzte, s0ndern unter dem sich auch genuesische Kaufleute befanden, nicht mehr sicher gefühlt haben6• Es ist auch nicht ausgeschlossen, dass Rita-Maria-Xene, die Gemahlin Michaels I X . , hier gegen den alten Kaiser, der, wie manche Geschehnisse während des Bürgerkrieges zeigen, ihr persönlicher Feind war, den Sohn unterstützt hat. Auch zu den Armeniellproj ekten, die dem alten Kaiser so gefährlich dünkten, mag die Kaiserinmutter Rita, zusammen mit Guy de Lusignan, ihren Sohn angeregt haben. Andronikos B I . 1.
BI. '13:
Kantakuzenos I , 1 : 1. 13. ff; Gorjanov, Chron . Mosqu. S . 2 82: Gregoras Sphrantzes I. 5: 3 8 . rr. (Bonn I. 5: I, 33) .
L 277:
2. So F. Dölger, J ohannes VII . , Kaiser der Rhomäer 1 39 0-14.08, Byzantini sche Zeftschrift 31 (1 9:U) S. :Hu . Anm. 2; Andronikos III. wird von Kantakuzenos wie derholt lange vor seiner Krönung als Basileus bezeichnet ( z . B . I. 1 : 1. 1 3 , 17; 1.5: I. 2 7 , 14..) Gregoras (VIII. 14.: I. 3 7 3 .1 H). Vgl. S. 9 Anm. 1 . 3 . Papadopulos, Genealogie S. 37' Nr. 60. 4.
K antakuzcnos I . 1 : I. 14; Papadopoulos, Genealogie S. 3 7 Nr. 60. 5 . Vgl. S. 1 5 . 6. Gregoras VIII. '1: I. 285. «l:UtOV0(.L(IXV E��"t'€L ßXO"L)..LX�V XCXL cX.�eov(cxv lt'f-cxy, (.LcX."t'(J) V, wO""t'€ tIXU"t'7t"t/x6oL<; xcxp(�€a6:XL'"
träumte nämlich von einer Expedition nach Kleinarmenien und von der Eroberung lateinischer I nselnl. Die wirkliche Auffassung in den Kreisen des alten Kaisers aber war, dass sich der j unge Andronikos nicht mehr länger mit der Schein rolle eines zum Höfling degradierten Mitkaisers begnügen wollte. Dies war wohl auch die Ursache, warum der « klägliche Sohn Michaels V I I 1 . » 2 unter dem Anschein eines . Sittenrichters gegen seinen Enkel vorging und damit den Grund zum Bürgerkrieg legte, der aus rein persönlichen Motiven entstanden ist3• Denn noch als Michael I X . lebte, war es zu Spannungen zwischen Grossvater und Enkel gekommen. Doch konnte damal s And ronikos I I . es nicht wagen, gegen seine beiden Mitkaiser etwas zu unternehmen. Es war nun Sitte, dass nach dom Tode eines �1itkaisers sich die ' Provinzgouverneure versammelten und den Eid auf die übrigen Kaiser leisteten4. Mit dieser Einrichtung bricht Andro nikos 1 1 . , indem or den N am 00. d es Enkels aus der Eidesformel streicht und von den einberufenen Wü r.denträgern den · Schwur auf eine neue Fassung verlangt6• Diese höchstbedenkliche Massnahme stösst aber auf den Widerstand des Rates . So sollen sich vor allem der Parakoirnomenos Kantakuzenos, ein Vetter des J ohannes Kant.akuzenos, aber auch andere Byzantiner dagegen6 gewandt haben. Der alte Kaiser muss :mgesichts der unruhigen Lage von seinem Wunsch Abstand nehmen. Der junge Andronikos wartet noeh ab , obgleich er durch diese Vorfälle hart getroffen ist und zuerst auch in aller Öffentlich keit dagegen protestier"en Syrgiannes zur Mässigung ermahnen. Andronikos 1 1 1 . wird nun ver1 . Gregoras VIII. 1 : I. 2 8 5 : «xcxt "u" !l�v ' Ap (.LE"(CXC; W'JELP07t6'AEL &.. ' EX l!7)' po<; cx·h(jl 7tpoO'�X01JO'cx'J. "üv B� II�'Ao7t6'J'''r,ao'J, "U" Be Aeoßo'J x/Xt A7j;J.'Jo'J xcxt lSOOL TO 7toM "OU Alycx(ou it'A7)POUOLV».
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2. Stein, Untersuchungen S. 4 . 3. Vgl . dazu R. Guilland , L'empire byzantin sous les Paleologues, i n : eh. Diehl-L. Oeconomos-R. Guilland-R. Grousset, L'Europe orientale de 1 08 1 a 1 453. Histoire du Moyen Age, Bd. 9 , 1. Teil Histoire generale fondee par G� Glotz (Paris 1 945) S. 237. Diese nächtlichen Eskapaden des Thronerben hätten ein Im perium wohi kaum gefährdet. =
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4. Diese Einführung' , auf den Mitkaiser ein�m Eid zu leisten , geht auf Michael vgl. VIII. zurück (Kantakuzenos I. 2: I. 1 7) . Zur Institution der Mitregentschart . S. 1 76 ff.
5. Dölger, Regesten IV. Nr. 24 44. G. B ei G regoras ist von einem Widerstand des Parakoimomenos Andronikos Kantakuzen.os nichts vermerkt, wohl aber, dass einige andere Byzantiner für die
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boten, weiterhin im Palast zu erscheinen und kaiserliche Kleider zu tragen. Zugleich wird er auch vor versammeltem Senat wie ein Schul j unge seiner Jagdlei denschaft halber abgekanzelt. Unglücklicherweise fällt dann gerade noch, als der j unge Andronikos vor seinem Grossvater die Proskynesis machen will, ein Stoin aus dessen Thron, was so gedeu tet wird, dass der Enkel des Kaisertums unwürdig ist!. Es folgt nun die politische Erziehung des Michael Katharos. Dieser wird bei allen H offei erliehkeiten und bei den Empfängen ausländischer Gesandter hinzu gezogen2• Damit wurde er in alle die Privilegien, die bis jetzt dem j un gen Andronikos zuteil geworden waren, eingesetzt. Auch wurde die bisher stark vernachlässigte Erziehung des Michael Katharos gepflegt3• Ganz kanon so etwas natürlich nicht geglückt sein, da Michael KatharoB j edweder Begabung entbehrt haben soll'. Am meisten waren natürlich Beibehaltung der alten Eidformel waren (VIII. 3: I. 296); vgl. auch Parisot, Canta cuz�ne S. 38. 1 . K�ntakuzenos I. 5 : I, 27-28 . 2 . Ders. I. 1 : I. 15. 3. Gregoras VIII, 3 : I. 2940 f. Parisot unterscheidet im Ganzen sieben Mass nahmen , die der alte K aiser gegen seinen Enkel unternommen hat (a.a.O. S. 36 f.) . 40 . So K antakuzenos (I. 1 : I . 1 40 ) : (( oo't'oc; 8� 6 MLXCX�A , .. �K cpcxUAllC; KcxL occrlj (.LOU (.Lll't'p6�, �v 8e KCXt 'T�AACX &�LOC; oU8ev6c;, oihe Y «XP cpuaeCllC; �'t'uxev eupwa't'ou Tt� OC; 't'o CPPOVeLV oü.' �YKUKA(OU 7teipcxv �axe 7tcx·.8etcxc; , oü't'e Tt'pOC; a't'pcx't'!(cxc; �aKll't'o 't'o Tt'CX P cXTt'OCV , oü't'! Tt'F6� 'TL 'TWV 8acx vtoue; Koa(.LeL eucpuwe; �!xe K&V �Tt' 6AtyC..v , OCAA' o'hCll Tt'CXV 't'cXTt'OCaLV gv't'cx Tt'CXVTOe; Ea't'E�ll(.LtVoV KCXAOU» . Diese D arstellung verfolgt wohl den Zweck das Fehlen eine:rl späteren Notiz über Michael Katharos in den Quellen °auf Grund seiner Bedeutungslosigkeit zu erklären; denn seltsamerweise wird dieser nur zu den Ereignissen, die vor der Flucht des jungenAndronikos aus Byzanz berichtet werden , erwähnt. Es ist anzun ehmen, dass m an sich des Rivalen gewaltsam entledigt hat te. Dies vermutet auch Parisot (a.a.O. S. 3 1 ) , da Michael Katharos völlig aus den Quellen verschwindet; ob der Zelotenführer Michaelo Palaiologos, für diesen hält ihn K. P. Kyrrhes (in: 6 KU Tt'p LO e; OCpXLeTt'taKOTt'Oe; 0eaacxAovtKllC; ' ltXKL"eoc; (1 3405-6) Kcxl 6 p6AO� 'TOU ete; 'TO" OC\l't' LTt'CXA a (.Lt 'TLKO " ocywvcx, KUTtPLCXKtC; �Tt'ou8ec; 25 (1 961) 11 0 der gleiche ist, lässt sich auch nicht nach Kantakuzenos ( III. 93: II. 569 f) behaupten. Pa padopulos �rwähnt in seiner Genealogie den Zelotenführer Michael Palaiologos über: haupt nicht. Ungeachtet aller persönlichen Liebenswürdigkeit, die man dem jüngeren Andronikos zubilligen muss, verzichtet auch dieser nicht auf Mord, wie d as Beispiel des Syrgiannes zeigt ( vgl. S. 93) . 1 335 ermordet die Despoina Anna Palaiologina ihren Gemahl Giovanni Orsini und arbeitet kurz darauf mit den Byzantinern zusammen . Wenn man dies in Erwägung zieht, dann erscheint auch der « zufällige) Tod des Despoten M anuel tn einem a n deren Licht. D ass Andronikos freilich verzichtet, seinen Grossvater, wie ihm Syrgiannes geraten hatte, umzubrin gen, entsprang wohl staatspolitischen Erwägungen und spricht an sich nicht gegen die Vermutung im Falle des Despoten Manuel.
16
von diesen Massnahmen der j unge Andronikos und seine Anhänger betroffen, die damit all ihre Pläne zerronnen sahen. "
Drei oder vier Monate vergehen, in denen die beiden Fürsten ein ander beobachten und Kräfte für die drohende Auseinandersetzung sammeln. B eide bomühen sich um serbische Waffenhilfe. So verhandelt jeder mit dem serbischen Mönch und Gesandten König Uros' 1 1. Mi lutin, Kallinikos1• Andronikos der Jüngere scheint auch noch Aussicht auf bulgarische Unterstützung zu haben2• D iese Vorbereitungen begin nen �twa im November 1320. Neben diesem Werben um auswärtige Hilfe kommt es innerhalb von Konstantinopel zu einem für die nächste Zeit höchst bedeutsamen Zusammenschluss. In diesen Tagen verbinden sich die vier einflussreichsten Männer mit dem j ungen Kaiser, nämlich J ohannes Kantakuzenos, der Protostrator Synadenos, Syrgiannes und Alexios Apokaukos. Dies war ein Bündnis, mit dem man sehr wohl den alten Kaiser aus dem Sattel heben konnte3• Syrgiannes treibt dabei ein Doppelspiel , da er, der Verschworene des jungen Andr onikos , zugleich vom alten Kaiser beauftragt ist, die Pläne des Enkels zu erforschen'. Die Bundesgenossen des j ungen Andronikos erwägen nun zweierlei Proj ekte. Den alten Kaiser ins Gefängnis zu we rfen , war der Gedanke des Synadenos. Syrgiannes geht weiter und rät sogar, den Kaiser um zubringen5• Gegen diese Vorschläge sind aber der junge Andronikos und J ohannes Kantakuzenos6 • Andronikos hat ferner die Absicht, nur einen Teil des Reichsgebiet es zu erobern, um dadurch seine Nachfolge gesichert zu wis sen. Desh alb wollte er auch nicht in das ihm feindliche Thessalonike fliehen, dessen Gouverneur zu seinem Grossvater hielt, sondern er zog Christupolis oder Adrianopel in Betracht7• Dabei ver sichert sich der j unge Fürst der Zusammenarbeit der drei reichen Ge nuesen Raffo Doria, Raffo de Mari und des Frederigo Spinola. Nebenher geht aber auch noch ein Werben um die Unterstützung des Krale. 1 . Vgl . S . 8 7 . 2 . Vgl . S . 5 5 . 3 . Gregoras VIII. 4 : I. 30 1 ; Parisot, Cantacuzime S. 4 0 .
4 . Gregoras VIII. 3 : I . 296. 5. Kantakuzenos I. 9 : I. 42 ff. Was die Vorschläge des Synadenol5 und des Syrgiannes anbelangt, so dürfen wir nicht vergessen, dass sie uns ihr grösster Gegner überliefert. Zur Person des Synadenos vgl . Papadopulos, Genealogie S. 1 0 N. 1 3. Vgl. dazu auch Parisot a.a. O . S. 39-41 . 6. K antakuzenos I. 9-1 0 : I . 45 ff. 7. K antakuzenos I. 4: 2, 3 ff; Parisot a.a.O. S. 39 f.
17
Dieser macht seine Hilfe von der Nähe des \Vaffenplatzes zu Serbien abhängig!. Dies mag der ausschlaggeb ende Punkt gewesen sein, zu Anfang Christnpolis als Zufluchtsort zu wählen. Wäre die Wahl - so dachte man - auf Adrianopel gefallen, so hätte weder die serbische Hilfe wirksam sein können, noch hätten die Verbündeten Nutzen von der genuesischen Flotte gehabt. Wenn man ausserdem noch berück sichtigt, dass Gal1 ipolis der Verwaltung der Familie des Kantakuzenos unterstellt war2, so lassen sich die Linien eines wohlgeplanten Angriffes auf die H auptstadt festellen. D ie Lage wird immer gespannter. Dem alten Kaiser bleiben diese Vorgänge keineswegs verborgen. Auch man ehe Vermittlungsversucho, die Theodoros Metochites und der Megas Kontostaulos Michael Tornikes unternehmen, misslingen3• Andronikos hat sich anfangs bemuht, durch den vom alten Kaiser so geschätzten Mönch u � d Philosophen J osep h eine Vers öhnung zu orreichen - aber vergebens4• Ganz offensichtlich waren dem alten Kaiser die militärischen Vorbereitungen und Fluchtpläne seines Enke 1s nicht ontgangen und um nun endlich diesem kalten Krieg oin Ende zu machen, verlangt er, dass der Prinz sich vor ihm verantwortet5• Am 5. April 1321 ist es soweit6• Andronikos der J üngere wird vor einen Gerichtshof weltl icher und geist licher Würdenträger geladen. B ei dioser glänzenden Ratsversammlung wir finden das Gelehrtendreigestirn Theod oros Metochites, Nikephoros Chumnos und Theoleptos, den M etropolite n von Philadelphia - führt dor alte. Mona�'ch in Anwesenheit des gre isen Patriarchen Gerasimos d en Vorsitz7• Da der junge Andronikos von vorn eherein nichts Gutes ahnt, sieht er sich vor, und während er vor dem Rat der Byzantiner stE ht . 1 . K an taku zenos
I.
8 : I. 38 L ; Pariso t , Cantacuz€me S. 4.0 f.
2 . Kan taku zenos
1. I.
4:
3 . Kan taku zenos
1.
11:
4 . Kan taku zenos I . 6 :
1.
2 4 ; P ariso t a . a . O . S. 4 0 .
I.
5 li ,
28;
1.
14:
1.
6 8 . Zur Person des Philosophen J oseph
vgl. H u nger. Von Wissenschaft und K u nst der frühen P al aiologen zeit S . 1 50 f . , M . Tre u , D e r Philosoph J oseph, B y z . Zeitschrift 8 ( 1 8 9 9 ) 1 -6 4 .
4 2 H.
5 . Kan takuzenos
1.
12:
I.
6 5 ; Gregoras V I I I , 6 : I . 3 1 2 ; Parisot, Cantacu zene S .
6 . E . d e Muralt, Essai de chronographie byzan tine 1 0 5 7-1 4 5 3 , St.-Peter
bourg 1 8 7 1 , 2. B d . S. 5 2 5 . 1 1 . 7 . Kantakuze�os
1.
1 4 : I. 6 7 ; vgl. auch J . Verpeaux, N icephore Chou rnnos,
horn rne d 'etat et h u rnaniste byzanti n , Paris 1 9 5 9 , S . 4. 1 . Z u Theolepto s . v o n Phi
ladelphia vgl. Beck, Kirche und theologische Literatur S . 693 f . Was die Verbindung dieses auch
kirchenpolitisch so i n teressanten Bi schofs ( vgl. d azu V. Laurent, Les
1.8
sichern seine Bewaffneten die ganzen Strassenviertel um den Kaiser palast abl. Diese Vorsi chtsrnassnahme war nicht unberechtigt; denn sogar Nikephoros Gregoras , der vertraute Freund seines Grossvatürs , bestätigt, dass j ener die Absicht hatte, den Enkel endlich gefangenzu nehmen2• Die Söhne des Metochites, Nikephoros und Demetrios, sind es sch1iesslich, die den j ungen Andronikos warnen , ebenso der Gesandte des alten Kaisers, der Eunuch Michael Kallikrenites3• Vor der oben erwähnten Versammlung klagt der alte Kaiser d en Enkel heftig an, er hätte nach seinem LEben und nach seiner Krone gestrebt. Bei all d em bleibt der junge Androni kos ziemlich ruhig, und erst 'als ihm der alte Kaiser vorwirft, er könne gar nicht mehr Christ genannt werden, da begehrt der Enkel auf4• Dieser Angriff konnte gefährlich werden, da in Byzanz die Orthodoxie eines Kaisers ein wesentlicher Bestandteil der Legitimität seiner H errschaft war6• Es kommt n un zwischen den beide� Fürsten zu einem so lauten Wortwechsel, dass Kantakuze nos und Synadenos, die mit ihren Bewaffneten bereits vor dem Palast tor stehen, aus Angst um ihren H errn den Saal stürmen6• Daraufhin erklärt sich der alte Kaiser unter vier B edingungen zur Versöhnun g bereit: der junge Andronikos solle seine Treue zur christlichen Reli gion beschwören , sodann , dass er nie irgend etwas gegen das Leben seines Grossvaters unternommen habe und unternehmen werde, fer ner solle er die Namen seiner H elfer preisgeben und einen Eid leisten, keine Fluchtpläne mehr zu hegen7• Andronikos 11 I. geht darauf ein und es kommt zUr scheinbaren Versöhnung8 • crises religieuses a Byzance: Le schisme antiarsenite du metropolite Theolepte de Philadelphie (+ 1 324) , Revue des Etudes Byzanti nes 18 (1 960) 4 5 . ) zur Familie des Nikephoros Chumnos betrifft , vgl. darüber dens . , La direc tion spirituelle a Byzance, Revue d. Et. Byz. 1 3 (1955 ) . 1 . Kantakuzenos I . 1 2 :
I.
59 f; 1.
12: I.
63; Gregoras VI I I .
6:
I.
31 2
f.
2. Parisot, Can tacu zene S . 43. Bereits fünf Wochen zuvor hatte der al te Kaiser schon e � nmal versucht den Enkel gefangenzunehmen (Gregoras VI I I . 5: l. 303) . 3. K antakuzenos I . 1 2: I . 6 3 . 4 . D ers . I . 1 4 : I . 6 8 f. 5 . Dies zeigt s ich , um i m 14. J ahrhundert zu bleiben , an den Schriften des Matthaios Blastares und des Nikolaos Kabasilas , worauf A . M ichel , D ie Kaisermach t in der Ostkirche (843-1 204 ) , Darmstad t 1 959, S. 1 1 aufmerksam mach t . 6.
Kantakuzenos I . 1 5 : I . 7 1 f . 7 . Ders. I . 1 5 : 1 . 7 2 . Gregoras VI I I .
6:
I . 3 1 2 . f.
8. Kantakuzenos 1 . 1 5 : 1 . 73-1 . 1 6 : 1: 74 er. Parisot, CantacU ZE!ll e
S.
45.
19
Das Wesentliche für den j ung&fi Andronikos mag die eidliche Zusi cherung gewesen sein, dass nur er der Nachfolger des alten Kaisers sein solle. Dafür schwor er nun, sich künftig loyal zu verhaltenl. Doch b ald erkennt er, dass die Preisgabe seiner Gefährten ein Fehler war, der sich sehr wohl popularitätsmindernd auswirken könnte, und er sucht dies rückgängig zu machen, was Theodoros Metochites zu ver hindern weiss2• D or alte Kaiser, der am 5. April unter Zwang auf die Einkerkerung seines Enkels verzichtet, versucht nun diesen vollständig zu isolieren. Johannes Kantakuzenos wird mit der Verwaltung vo n Morea betraut, während sein thrakisches Gouvernement dem Syrgiannes , übertragen wird3• Auch der Protostrator Theodoros Synadenos, der einst die Ver waltung von Prilep hatte', sollte versetzt werdenS. Damit wäre nun der junge Andronikos j edweden militärischen Rückhaltes beraubt gewesen, wenn seine Freunde es nicht verstandon hätten, den Vollzug der Befehle des alten Kaisers immer wieder hinauszuzögern. Man spricht bereits von e�ner Verhaftung des nunmehrigen «Andronikos Palaiolo gOB» der Kaisertitel war dem jungen Andronikos schon früher aber kannt worden6• Zuallerletzt taucht noch das Gerücht auf, der alte Kaiser wolle seinen Enkel gefangennehmen, und zwar während der Faschings zeiV. Am 16. April verlässt Kantakuzenos, um keinen Argwohn -
1 . Gregoras VI I I . 6: I . 3 1 3 . 2 . Kantakuzenos I . 1 6 : I . 8 0 ; I . 1 7 : I . 8 1 f. ; Gregoras VIl I . 6: I . 3 1 4 ; Parisot, CantacuZEme S. 46 f. 3 . Kan l akll zenos I . 16: I . 77 f. Kan lakuzenos, der dies verhindern will, er klärt dem alten Kaiser diese StatthaltersteIle wegen der traurigen Erinnerungen, die ihn wegen d es Todes seines Vaters, des ehemaligen Gouverneurs von Misth rel, mit der Peloponnes verbinden, nicht annehmen zu können (ders. I, 1 7 : I. 8 5). Der Va ter des K antakuzenos war von 1 308 bis 1 3 1 6 Statthal ter in M'Jrea Vgl. dazu D .A. Zakythinos, Le despotat grec de Moree. T. 1 : Histoire politique ( Collection de l ' I nstitut Neo-H elUmique de l'Universite de Paris, T . 1 ) . Paris 1 9 3 2 , S . 68. Diese Tätigkeit des Kantakuzenos war sehr günstig für die Byzantiner, da es der Statt halter verstande � hatte, sich gegen die Lateiner durch zusetzen (vgl. Zakythinos a.a.O. S. 66-ff. ) . Sein Nachfolger in Morea war der Schwiegervater seines Sohnes, Andronikos Asan (vgl . Papadopulos, Genea1ogie. Nr. 26), der aber 1 321 bereits wieder in Konstantinopel weilt (Zakythinos a.a.O. S. 7 3 ) . 4 . Kantakuzenos
I
8 . I. 3 7 .
5 . Ders . I . 1 6 : I . 7 8 . 6 . D ers. I . 1 9 : I . 9 3 . 7 . Gregoras V I I I . 5 : I . 303.
20
zu erregen, und wohl auch etwas untor Druck, die Stadt. Am 18. April wird der junge Prinz höchstwahrscheinlich von dem greisen Pat.riarchen Gerasimos I . gowarnt1; und in der Naeht vom 19. auf den 20. ° April verlässt Andronikos, unter dem Vorwand auf Jagd zu gehen, Kon stantinopel und trifft sich mit seinen Bundesgenossen , die ihn ausser halb der Stadtmauer am Gyrolimnetor erwarten2• D er erste Bürger krieg zwischen den beiden Andronikoi hat begonnen.
1. Auf seinem Bett fand Andronikos einen Zettel vor, der ihn mit einem Bi ' helzitat warnte ( Kantak. I. 1 8 : I. 8° 9) . Nach Gregoras (VI I I. 6: I. 3 1 5 ) war es der � atriarch, der ihn gewarnt hatte. Vgl. auch Parisot °a.a.O. S. 4.7 u. Anm. 4 . 2 . Kantakuzenos I . 1 8 : I . 89 f ; Gregoras VI I I . 6: I . 3 1 5 f.
/
21
3 . Der erste Bürgerkrieg und sein Abschluss von Rhegion 1•
durch
den
Vertrag
Als Andronikos I I. von der Flucht semes Enkels erfahren hat, lässt er den Megas Stratopedarches Manuel Tagaris2 holen, da mit dieser mit seinen Truppen die Verfolgung aufnehme. Das schei tert j edoch, da Tagaris erklärt, weder über die Soldaten, die das wagen würden, zu verfügen3, noch könne er die Flüchtigen einholen: « Entwe der würden wir zu spät kommen und unverrichteter Dinge zurückkehren, was ein Zeichen von Niederlage wäre, oder man würde sie einholen, aber dann würden wir als Besiegte fallen'.» D er alte Kaiser, der einsehen mochte, dass eine Verfolgung im Au genblick nutzi os ist, da auch der Senat Manuel Tagaris beipflichtet, ergreift nun andere Massnahmen. Er lässt den Senat schwören, keiner dürfe die Partei des «Andronikos Palaiologos» unterstützen, sondern man müsse diesen, der vom Kaiser abgefallen ist, als Feind bctrachten5• In diesen ersten fünfzig Kriegstagen gibt es kein en grösseren Kampf, kau m eine Intervention des Auslandes6, ausser vielleicht einer Unterstützung des j ungen Kaisers von Seiten des Zaren Svetoslav7• Charakteristisch sind dauernde Propagandamärsche, Abfall von der einen Partei zur anderen. PI ünderungen durch Leute des j üngeren Kai sers, um die Verpflegung der Truppen zu garantieren8• Die Gunst des Volkes gehörte von Anfang an dem j ungen Andronikos. Er hatte die « aureole de l'infortune» 9. Man erwartete und erhoffte von ihm all das, was der alte Kaiser versagte, was dieser aus Gründen der Finanznot 1. Die nun folgende Epoche der Bürgerkriege, also 1 3 2 1-1325 und 1 327-1 3 2 8 wird in d e n Urkunden des alten Kaisers als Zeit d e r aUYZ\Jcnc; bezeichnet in der die 7tFclYILC('rc( aU')'X&XUIL€v!X \mo 'r1jc; 't aG )(c(LpOG o.VW ILC()"',C(C; waren ( vgl . D ölger, Ur kunden des Johannes-Prodromos-Klosters .. S. 34 ) . 2 . Kantakuzenos I. 1 8 : 1 . 91 . Manuel Tagaris gehörte dem Senatorenstande an, er hatte seine militärischen Sporen in Philadelphia verdient und durfte deshalb wohl eine Verwandte des alten K aisers heiraten. Papadopulos, Genealogie S. 28 Nr. 4ft. 3 . . K antakuzenos I. 1 8 : I. 92. 4 . Ders. I. 18: I . 9 3 . 5. D ers. I. 1 9 : I . 9 3 , ; Parisot, Cantacuzene S. 6. S o Parisot a.a.O. S . 4. 7 A n m . 5. 7.
4. 7
f.
Vgl. d azu S. 55.
8 . So Gregoras VIII. 1 1 : 1 . 355; ders. VIII. 6 : 1. 320. Ka.ntakuzenos freilich s trei tel ab, dass dies von Soldaten des jl1 ngen Kaisers ausgegangen ist. 9. Parisot, Can tacuzene S. 4.8.
22
und aus seinen Staatsmaximen heraus ni cht leisten wollte und konnte. Solange er die M acht noch nicht richtig besass, konnte er grosszügig den thrakischen Städten Steuerfreiheit gewähren!. Als sich die a]]ge meine Lage immer mehr verschlechtert, entschliesst sich Andronikos I I . , den Oberkammerherrn Michael Kallikrenites und den Metropoliten Theoleptos zu seinem Enkel n ach Adrianopel zu schicken2• Diese trafen " Andronikos I J J . , umgeben von se inen Getreuen und einem überaus kampfbereiten H eer, dessen gezückte Schwerter K allikrenites solchen Schreeken einflössen, dass er vom Pferd stürzt und die Füsse des jungen Kaisers in seiner Angst umklammert. Erst Theoleptos, der als Metro polit von Philadelphia bereits den Anblick türkischer Kriegor gewohnt war, gelingt es, den Höfling wieder aufzurichten. I n den nun anschliessen den Verhandlungen erklären die Gesandten des alten Kaisers, dass er zur Verständigung bereit sei und sein Enkel ihm seine Wünsche mitteilen möge. Auch d er j unge Andronikos sagt) dass ihm eine Versöhnung mit seinem Grossvater sehr lieb seia, aber im Augenblick sei er doch etwas von seinen Trupp en abhängig und könne nicht selbständig entscheiden. D araufhin kehren die Gesandten nach Konstantinopel zurück, wohl einigermassen beruhigt, dass der junge H errscher ihre Vorschläge zu bedenken versprochen hat'. Am darauffol genden Tag beruft der junge Andronikos eine H eeres versamml ung ein6, in der er an den Truppen die Zuchtlosigkeit des Vortages rügt und sie von den Friedenswünschen seines Grossvators unterrichtet. Doch j ene, die sich in den kühnsten H offnungen auf Pl ünderungen gewiegt hatten, lehnen entschieden ab. Vor allem ma chen die lateinischen Söldner Schwierigkeiten6• Von den Beratern ist gegen eine Aussöhnung mit dem alten Kaiser der Protostrator und Syrgiannes7• Andronikos lässt Kantakuzenos, der sich während der 1.
Gregoras VI I I . 6 : 1 . 3 1 9 ; vgl . dazu Ostrogorsky, Geschichte S. 4 1 2 .
2.
D as war
ca.
April 1 3 :2'l ; Dölger, Regesten IV. Nr. 2 !1 5 3 .
3 . Kantakuzenos 1 . 1 9 : 1 .96. 4.
D ölger, Regesten IV. Nr. :24 5"3; K antakuzenos 1 . 1 9 : 1 . 9 6 f.
5 . Der� . 1 . 2 0 : 9 7 . H ier hätte Andronikos seinen Truppen Vorwürfe gemacht , dass sie so für ih n und gegen seinen Grossvater eingetreten seien. D as ist wohl kaum glaublich u nd geschah-wenn wirk lich-nur, um sir,h vor der Um- und Nachwelt zu rehabilitieren . Er musste gerade darauf achten, die etwas durch die Ereignisse des 5. April verscherzte Gunst seiner Truppen zurück zugewinnen (vgl . S. 1 8) . S.
6. K antakuzenos 1 . 20: 1 . 9 8 , 1 6- 1 8: 49. 7 . Ders. 1 . 20: 1 . 99.
« ot
tx
rE:�!lClV(;)V (.LLo6orp6pOL ACl-rLVOLI) . Vgl.
23
Versammlung des Urteils enthalten hatte, nachts zu sich kommen. Die heiden Freunde b eschliessen, nach aussen hin dem Wunsch der Armee zu willfahren, in Wirklichkeit j edoch nach Thessalonike zu gehen, um dort die Entwicklung abzuwarten!. Am nächsten Morgen wird weiter verhandelt. Andronikos versucht die Truppen von seinem Wunsch, nach Thessalonike zu gehen, zu überzeugen , um auf j eden Fall einen Marsch auf Konstantinopel zu verhindern2• D as nimmt wunder, ent weder liegt dem j ungen Kaiser mehr am Westßn, oder er scheut noch vor der Gewalt und den Ausschreitungen, die eine eventuelle Einnahme Konstantinopels zur Folge hätten , zurück. Vielleicht glaubt er aueh nicht an einen Erfolg, da er seine Truppen noch nicht hat erproben können. Es ist charakteristisch für das Wesen des jungen Andronikos, dass er seine Ansprüch e immer auf eine einigermassen legale Weise durch zusetzen versucht und Anwendung von Gewalt, solange es nur geht, vermeidet. In diesem Fall war das ein Fehler gewesen, es hätte sich möglicherweise der zweite und dritte Bürgerkrieg vermeiden l assen. Als aber das Drängen der Soldaten gar nicht aufhört, gibt der junge Kai ser wohl n icht ganz ungern naeh, doch sichert er sich ab , indem er insgeheim seinen Grossvater benachrichtigt, dass er gezwungen sei, nach Konstantinopel zu marschieren . Doch werde er eine Krankheit vortäuschen und langsamer vorrücken3• D as geschah wohl in der H off nung, dass der Grossvater ihm vielleicht auf dem Verhandlungsweg entgegenkäme, oder um ihn zu täuschen. Auf dem Weg nach Konstan tinopel stösst zum H e6r des j ungen Andronikos der bul garische Gesandte Martinos mit dreihund ert Kataphraktenreitern. Sie waren Andronikos I I I . als H ilfe von seinem Schwager, dem Bulgarenzar Theodor SVf, toslav, geschickt worden. Doch ohne etwas auszurichten, ziehen sich diese bald wieder in ihre Heimat zurück4• 1 . Ders . I . 2 0 : 1 . 9 9 f. 2. Ebd. 3. Kantakuzenos 1 . 21 : 1 . 1 1)7 f; nach Parisot a . a .O. S. 5 1 ist dieser Brief der Höhepunkt von Unverstand, wenn er ehrlich gemeint war. D och daran zweifelt er und u nterschiebt diesem B rief die Ahsi,cht, den alten Kaiser zu verwirren. D ölger, Reges ten IV. Nr. 2653. 4 . Kantakuzenos 1 . 2 2 ; 1 . 1 08 f. Er äussert hier die Meinun�, diese Panzerrei ter wären n ur geschickt gewesen , um den jungen K aiser gefangen zu nehmen. Ü ber ' diese Vfaffenhilfe, die vielleich t durch die Zarin ' Theodora verm ' : tel t wurde, findet sich keine Erwähnung bei Gregoras, auch C . J ire�ek berücksichtigt sie nicht. Vgl . auch S. 55.
ü ber ein Monat - es war bereits Anfang J uni - war vergangen seit der Gesandtschaft des Theoleptos und des Kallikrenites1, und es schien noch immer zu keinem Frieden zu kommen. Als der alte Kaiser glaubt, dass es seinem Enkel damit ernst ist, nach Konstantinopel zu marschieren, schickt er wieder eine Gesandtschaft. Seine Bevollmächtig te ist die Nonne Eugenia Palaiologina, die Mutter des Syrgiannesl. Bei Selymbria begegnet sie ihrem Sohn, der mit seinen Truppen auf dem Weg zur H auptstadt ist, wovon sei ihn abhalten will. Sie versucht offensichtlich auch, ihn im Sinne des ' alten Kaisers zu beeinflussen . . Bei Rhegion nun trifft Eugenia, die ehemalige Megale Domestikissa3, den jungen Kaiser und überreicht ihm die Botschaft ihres Herrn: Der junge Andronikos solle das Heer dort, wo ihn die Gesandtschaft erreicht hat, haltmachen lassen, bis sich der alte Kaiser in ein Klo ster, das der Enkel bestimmt, gerettet hat. Denn , wenn der Einzug des j ungen K aisers in der Stadt erst bekannt sei, sei es um das Leben des alten Kaisers geschehen; wenn aber dieser in Sicherheit sei, solle der junge Andronikos die Stadt nehmen�. Das ist, falls die Angaben des Kantakuzenos glaubwürdig sind, und wir dürfen es annehmen auf Grund der grossen Konzessionen, die Andronikos I I. machen musste, die vollkommene Kapitulation desselben. Umso seltsamer erscheint es freilich, dass sich der j unge Andronikos mit einer Gebietsab trennung zufrieden gab ; denn dass die Einnahme der Stadt möglich gewesen wäre, das zeigen die folgenden Abmachungen des Friedensver trages, der zu Rhegion (bzw. am Fluss Melas) etwa um den 6. Juni 1321 abgeschlossen wurde. Der j unge Andronikos erklärt hierin, dass er zur Versöhnung mit dem alten Kaiser und zu dessen Anerkennung bereit sei, doch solle ihm nach dem Tode des Grossvaters die Nachfolge gosichert sein. Sodann fordert er mit Rücksicht auf seine Anhänger die Abtrennung des von ihm besetzten Gebi etes zwischen Selymbria und 1 . VgJ . D � lger, Regesten I V. 24.G3 u. 2653. 2 . D ölger, Regesten IV, Nr. 24.61 ; Gregoras erwähnt diese Gesandtschaft im Anschluss an die Ereignisse nach der Flucht des jungen Andronikos aus Konstanti nopel, also ca. Ende April. Kantakuzenos verschweJgt die Gesandtschaft der Mutter seines Gegners überhaupt und damit natürlich auch, dass Syrgiannes es war, der diese zum j ungen Kaiser geschickt hatte, wie Parisot, CantacuZEme S. 49, bemerkt. 3. Zur Person der Eugenia Palaiologina vgl. St. Binon, A propos d'un pros tag ma inedit d'Andronic I I I PaIeologue, Byz. Zeitschr. 38 (1938) 144 fj vgl. auch Pa padopulos, Genealogie S. 2 1 Nr. 34 b .
4 . D ölger, Regesten IV, N r . 2660.
25
0'
Christupolis ( Kavalla) , mit den darin gelegenen Vororten von Konstan tinopel und das dazugehörende Steuereinkommen in Höhe von mehre ren tausend H yperpern j ährlich. Dafür solle der alte Kaiser das Gebiet von Konstantinopel, ein schliesslich Selymhria, beherrschen, ferner den Osten mit den I nseln, die westlichen Provinzen von Christupolis bis Durazzo und Dalmatienl • Mit diesem Vertrags entwurf wird die Nonne Eugenia Palaiologina zusammen mit dem Geschäftsträger des j ungen Andronikos,Alexios Ap(\ kaukos, naeh Konstantinopel gesr,hickt. Der alte Kaiser hört sich den Bericht der Eugenia an, lei8tet den Eid auf dEn Vertragsentwurf, wider ruft den gegen den j ungen Andronikos und seine Anhänger geschleu derten Fluch und erkennt schliesslich den Enke1 als Kaiser an2• Zur Ratifizierung des Vertrages wird die Nonne Eugenia, der Protasekretes Leon Bardales und Michael Kallikrenites zusammen mit Alexios Apo kaukos in einer zweiten Gesandschaft zum j ungen Andronikos geschickt, der nun seinerseits das Abkommen beeidet. Kantakuzenos verschweigt dabei, dass die auswärtige Politik auch in ; I Zu1kunft in den H änden des alten Kaisers liegen solle3• Die I dee der Reichseinheit bleibt somit gewahrt. Andronikos 11. versucht, djlJ Trennung des Reichsgebietes nicht anzuerkennen, und an der Fiktion, dass der Jüngere nur die Aufgaben eines Provinzgouverneurs erfüllt, festzuhalten, was natürlich ein Verkennen der politischen Lage war. Der Vertrag von Rhegion ist eine ungeheure Belastung für die byzantinische Politik und verleitet zu der Frage, warum Andronikos I B . zögerte, als sich Gelegenheit b ot : die Stadt einzunehmen. Lag e8 etwa in einer höheren Einschätzung der Provinz ? Fast könnte es so scheinen; denn Städte wie Christupolis und Adrianopel fest in der H and zu haben, bedeutete damals schon mehr als die H auptstadt und der imagin�re Ruhm, der den umgab , der sie besass. Bei einem Vergleich mit dem weiteren Verlauf des Bürgerkrieges erscheint das damalige Zögern des j ungen Andronikos als sein grösster politischer Fehler. Wäre ihm im Sommer 1321 die Einnahme von Byzanz geglückt und hätte er den Staatsstreich vom Frühj ahr 1 321 , den er wohl sicher geplant hatte, zielstrebig weitergeführt, so wäre dem byzantinischen Reich viel Blutvergiessen erspart geblieben. 1 . D ö1ger, Regesten IV. Nr. 2�62, 2660. 2 . Ders., Regesten IV. Nr. 2661 , 2�G3. 3 . Gregoras VIl I .6 : I .321 « " .8txe:a6o:( 1'<: )(CX� 3LOLl
26
4. Der Abfall des Syrgiannes
Die Tage nach dem Vertrag von Rhegion verbringt der junge Kaiser von Beginn des Juni an in AdrianopeP. In dieser Zeit wird ihm von seiner Gemahlin Eirene (Adelheid) von Braunschweig-Grub enhagen ein Sohn geboren, der aber schon nach acht Monaten stirbt2• Andronikos I I I . ist keineswegs untätig, er reist in den Städten umher und belohnt seine Anhänger3• Die Zeit zwischen dem Vertrag von Rhegion und dem Wiederaufflackern des Krieges im Oktober 1321 ist eine reine Waffen stillstandsperiode; denn vor allem der alte Kaiser hatte, da er mit den Bedingungen von Rhegion unmöglich existiere n konnte - es gab keine Landverbindung mehr zwischen Konstantinopel und Makedonien den \Vunsch, so schnell wie möglich eine Änderung herbeizuführen. D abei kam ihm ganz gelegen, dass Syrgiannes, der sich in seinen Er wartungen bei dem jungen Kaiser durch Kantakuzenos verdrängt sah, auf seine Sei te übergetreten war. Wahrschoinlich aber hat Eugenia Palaiologina damals in Selymbria die Annäherung ihres Sohnes an den alten Kaiser in die Wege geleitet. Von Seiten des Syrgiannes wurde das Gerücht ausgestreut, er wäre aus Empörung darübe_', dass der j unge Andronikos allzusehr seiner Gemahlin den H o f gemacht hatte, abgefallen'. Ein Punkt des Vortrages von Rhegion, der dem jungen Androni kos gefährlich werden sollte, war, dass er dem alten Kaiser zugestanden hatte, seine Apanage zu st.r eichen und sich auf die Einkünfte seines Gebietes zu beschränken. D amit ist Andronikos wieder auf die Steuern, die er nach seiner Flucht aus Konstantinopel den thrakischen Städten erlassen hatte, angewiesen . Die Aufhebung dieser Schenkung hatte seiner Beliebtheit ausserordentlich geschadet5• Anfang August wird Andronikos von Freunden aus Konstantino pel benachrichtigt, dass der al te Kaiser mit Syrgiannes gcheime Ver1 . Kantakuzenos 1 . 24: 1 . 1 1 9; vgl . auch Dölger, Regesten IV. 2 . Papadopulos, Genealogie S . 46 Nr. 72.
Nr.
2463.
3 . Kantakuzenos I . 24: 1 . 1 1 9 . 4 . Gregoras VI I I . 1 1 : 1 . 351 f . ; Parisot, Cantacuzene S. 53; Dölger, Regesten I V. Nr. 2464. D ie Frau des Syrgiannes war eine Base Andronikos' 1 1 1 . , vgl. dazu auch Binon, Un prostagma inedit S. 1 'l4 ff. Ein ähnlicher Vorwurf wird 1 32 7 dem jungen ' Andronikos in Bezug auf seine T ante Simonis, der ehemaligen Kralai na von Serbien , gem"cht. Vgl. S. 4 3 . O.
5.
S.
Parisot sieht hier einen (ctrait d'admirable perfidie) des alten Kaisers (a.a.
52 ) .
27
handlun gen ' pflegt. Dieses Gerücht wird vorerst noch. streng geprüft. Syr giannes, darüber von Andronikos befragt, streitet es ab. Doch bald danach zieht sich Syrgiannes zurück, besotzt überraschend Apros und Garella und tritt im November vor aller Ö ffentJj rhkeit zur Partei Andronikos' 1 1 . übor!.
1 . Kantakuzenos 1 . :l4 : I . 1 1 9 ; I . 24 : I . 1 2 2-1 23. Parisot, a.a. O. S. 53 f.
28
5. Der zweita B ürgerkrieg und seine Beendigung durch den Vertrag
von Epibates «Mit dem Eintritt des Syrgiannes in Byzanz bricht der Streit zwi schen den beiden Kaisern wieder offen ausi.» Andronikos I I I . lässt so gleich sein H eer in Waffen antreten, überlässt die Verwaltung in Didy moteichos seiner Gemahlin Eirene und der Mutter des Kantakuzenos, der Theodora Palaiologina2, und marschiert bis Tzuruloe, wo er auch sein Lager aufschlägt. Das spielt sich alles noch im Dezember 1321 ab . Zur gleichen Zeit fällt das thrakische H erakleia. zu Syrgiannes ab . Schliesslich kommt es soweit, dass eine Heeresversammlung vorschlägt, man solle den alten Kaiser um Frieden bitten. Andronikos muss sich fügen und schickt einen der Offiziere, Kalochairetcs3, zum alten Kaiser. . Die Aufnahme des Gesandten in Konstantinopef ist nicht allzu gut, soweit man Kantakuzenos glauben darf. Die Höflinge des alten Kaisers behandeln Kalochairetes geringschätzig, und Andronikos I I . erklärt, ihn anderer Aufgaben wegen nicht persönlich empfangen zu können. Doch solle Kalochairetes seine Briefe einern Vertrauten des alten Kai sers überreichen. Der Legat lehnt das ab , da dies dem ausdrücklichen Befehl des j ungen Andronikos zuwiderlaufe4• Der alte Kaiser zögert noch ein wenig, bis er sich dann endlich herbeilässt, die Petition der Generale seines Enkels zu lesen5• Doch alle Mühe des Kalochairetes, Andronikos I I . von den Friedenswünschen seines Enkels zu überzeugen, ist vergebens6• Andronikos marschiert mittlerweile von Tzuruloe nach dem thrakischen Herakleia und schliesst dort Syrgiannes ein. Doch schon naGh eintägiger B elagerung gibt Andronikos auf, er lagert bei Daneion und rückt am nächsten Tag in Richtung Konstan tinopel vor, dabei trifft er bei Rhegion auf Kalochairetes, der ihm vorn Misslingen seiner Mission berichtet7• Die Lage gestaltet sich von Tag zu Tag kritischer für den j ungen Kaiser. Es ist Winter, und es wird immer schwieriger, den Feldzug durch zuführen. So versucht er denn noch einmal, Mitte J anuar, seinen Gross1. Kan taku7.enos . 1 . 24: 1 . 1 2 5 fr; Ostrogorsky, Geschichte S. /.d 3 . 2.
Kantakuzenos 1 . 2 5 : 1 . 1 25-1 28; Parisot, a . a . O . S. 5 6 re.
3. Kantakuzenos 1 . 25: 1 . 1 2 6. 4. D ers. 1 . 2 5 : 1 . 1 29. !S .
D ers. I . 26: I . 1 30.
6. D ers. I . 26: 1 . 1 30�1 33. 7.
Ders. I . 2 6 : I . 133.
29
vater zum Einlenken zu bewegen. Es wird also eine zweite Gesandt schaft zum al�en Kaiser geschicktl, diesmal auf Veranlassung Andro nikos' 111. , der mit seinen Gesandten, dem Megas Kontostaulos Jo hannes Palaiologos und J ohannes Aplesphares, vereinbart, das� er in acht Tagen ihre Rückkehr in Rhegion erwarte. Als diese j edoch nach zwölf Tagen noch nicht da sind, bricht Andronikos in Richtung Kon stantinopel auf. Er nähert sich der Stadt bis auf Schussweite. Dabei versucht er zum dritten Mal , über eine Gesandtschaft bei seinem Gross vater Versöhnung zu erreichen. Doch die Legaten werden von den Stadt toren herab mit \Vurfgeschossen bombardiert. Als die Verpflegung aus geht und die tagelangen Regenfälle ein we.iteres Verweilen zwecklos erscheinen lasse�, löst Andronikos sein H eer in Kosmidion auf und zieht sich nach Didymoteichos zurück, wo er plötzlich schwer erkrankt'. Die Gesandten, die Andronikos an die Stadttore geschickt hatte, wurden noch einige Tage von dem alten Kaiser - hingehalten und kehrten dann unverriehteter Dinge zurück3• Zur gl�ichen Zeit fällt auch der Bulgare Voislav zu seinem Gross vater ab'. Zu all dem kommt noch, dass der Stratopedarches Andronikos Pal aiologos5, der Gouverneur der Rhodope, von Stenimachos und Tze paine zum alten Kaiser überläuft und daso Syrgiannes eine rastlose Tätigkeit gegen Andronikos 1 1 I. entwickelt. So marschiert dieser von Herakleia nach Konstantinopel, verstärkt sein Heer dort und besetzt die thrakischen Städte des Andronikos. Zuerst belagert er Apros und Garella, danach nimmt er Rhaidestos ein, Bizye und Sergentzion. Nach einem zweiten kurzen Aufenthal t in Konstantinopel marschiert Syrgiannes nach Selymbria, das er aber nicht einnehmen kann; dann lässt er in der bei Selymbria gelegenen Festung Sakkos, die er geschleirt hatte, eine Besatzung zurück. Diese sollte ununterbrochen Einfälle in das Stadtgebiet von Selymbria machen6• Anfang Mär'z 1 322 schickt Andronikos in seine Gebiete Schreibon , wel che die Mobilmachung für . den 15. März festsetzen; ein Termin, zu dem sich die Truppen auch rechtzeitig einfinden7• 1. Ders. 1 . 2 7 : 1 . 1 33 : D ölger, Regesten IV. Nr. 2666. 2 . Kantakuzenos 1 .2 7 : 1 . 1 34 f Andronikos erkrankte damals an. Malaria. woran er bis zu seinem Tod zu l eiden hätte. Vgl. dazu S. 1 7 7 f. 3 . Kantaku zenos 1 . 2 7 : 1 . 1 3 5 . ((. Ders. 1 . 2 7 : 1 . 1 3(( f . 5 . Ders. 1 .2 8 : 1 .1 36; Papadopulos Genealogie S. 30 N r . (( 9 . 6 . Kantakuzenos 1 . 2 8 : 1 .1 3 6 . 7 . Dölger, Regesten I V . N r . 2 6 6 7 .
30
Eine Schwierigkeit, die den Kaiser sehr bedrückt, ist die Sold beschaffung für sein Heer" die aber rechtzeitig vom Megas Domestikos J ohannes Kantakuzenos und seiner einflussreichen Mutter Theodora behoben wird . ( Die Fa�ilie der Kantakuzenen sollte, wie auch Apo kaukos, leider unter wenig günstigem Gestirn, in ihre politische Rolle als kaiserliche Bankiers hineinkommen) . Andronikos berät sich nun mit seinen Unterfeldherren, ob man nach Apros, nach Garella oder weiter marschieren solP. Man entschliesst sich für Apros und bricht von Didy moteichos auf. Vorher wurde aber den Truppen noch der Sold ausbe zahlt. Andronikos rückt nun gegen Apros heran, lagert davor und schickt eine Gesandtschaft in die Stadt, man solle sich kampflos ergeben. Das wird abgelehnt, der Kaiser beschlie�st den Sturm auf die Stadt und ge winnt diese nach �inigen Kämp fen2•
Sechs Tage nach dieser Eroberung schlug Andronikos 111. in Apros sein Lager auf, am siebten Tag war er vor Garella, dessen Einwohner ihre Stadt ohne 'Viderstand übergaben. Von dort ging es im Siegeszug nach Rhaidestos und Sergentzion. Auch diese beiden Städte öffnen dem jungen Kaiser die Tore. In Selymbria, wo er gleich _g arauf steht, dankt er den Bewohnern für ihre Treuo, dio sich in den dauernden Angriffen der Kriegsleute des alten Kaisers bewährt hatte3• Um diese Offensive ein für allemal zu unterbinden, macht sich Andronikos an die Bela gerung von Sakkos, da von dieser Festung aus ja Tag für Tag Aus fäl1 e auf die Umgebung der Stadt Selymbria gemacht wurden. Die Besatzung, die in Sakkos liegt, macht es dom jungen Kaiser nicht leicht, die Burg einzunehmen. Lange Zeit werden di e Truppen des AndronikoR von ihr verhöhnt, ' doch da gelingt es endlich, auf das Strohdach der Festung Feuer zu werfen und die Burg auszuräuchern ( 1 23 Menschen sind dabei ums Leben gekommen'). D er Kaiser zieht nun in Selymbria ein6 und wendet sich von da nach Chariupolis, w() er seine Truppen bis auf 1000 Mann beurlaubt6 • Hier -ergi-bt sich die Frage, warum der Kaiser das tat. Konnte er die Disziplin nicht mehr aufrechterhalten oder glaubte er auf diese Weise eher mit seinem Grossvater ins Ge ' sprä ch kommen zu können ? In j ener Zeit hiHt dem jungen Kaiser 1.
.Kantakuzenos I . 29: I . 1 3 8 f.
2. Ders . I . 2 9 : I . 1 39-1 ft 3 . 3 . D ers. I . 30 : I . 1 4 3 f. 4 . D ers. I . 30: I . 144 f. 5 . D ers. I . 30 : I .145. 6. D ers. I . 30: I .146.
31
noch ein Bauernaufstand. Dies kam so. Der vlachische Hirte Syrbanos war von dem Gouverneur der Rhodope, Andronikos Palaiologos, mit Folterung und Gefängnis bestraft worden, weil er mit unvermin derter Treue zu dem jungen Kaiser gehalten hatte. Nun gelingt es ihm, aus seinem Kerker zu entfliehen und Truppen aus Hirten und niederem Landvolk zu sammeln. Mit diesen zusammengelaufenen Scha ren greift Syrbanos die Soldaten des alten Kaisers, die im Rhodopege birge sich verschanzt hatten , an, und die dortigen Städte sehen sich gezwungen, ihren Statthalter Andronikos Palaiologos auszuliefern. Die Anhänger des Syrbanos werden vom jungen Kaiser belohnt, der auch mit den Leuten seines Grossvaters sehr human verfährtl und sogar auf B itten des Syrbanos den Megas Stratopedarches begnadigtB• D en Domesti kos Tarchaneiotes stellt er an die Spitze der ihm treu gebliebenen Byzantiner3• Noch an dem gleichen Tag erhält Andronikos Nachricht, dass die Bürger von Thessalonike einen Aufstand gegen den Despoten Konstantin gemacht hätten'. Andronikos I I I . erlässt Befehl, den Despoten gefangen z unehmen6• Dabei kommt er seinem Grossvater zuvor, der seinen Sohn Konstantin aufgefordert hatte, ihm die Anstifter zu diesem Aufstand auszuliefern6• Den Leuten des j ungen Kaisers gelingt es, sich des Despoten zu b emächtigen 7, Andronikos I I I. lässt seinen Ver wandten einkerkern. Diese Unversöhnlichkeit mag zweierlei Gründe gehabt haben. Einer s eits war der Despot Konstantin b zw. , sein natür licher Sohn Michael Katharos im J ahre 1320 als Nachfolger des alten Kaiser fast designiert und daher immer noch zu fürchten, andererseits hatte der Despot die Kaiserinmutter Rita-Maria-Xene auf Befehl des alten Kaisers zu Beginn des zweiten B ürgerkrieges gewaltsam gefan gengenommen8• 1 . Ders . , I . 30: I . 1 4.6 ff. 2. Dölger, Regesten IV. Nr. 266 9 . 3 . Kantakuzenos C 30: I . 1 4. 7 . ll .
Ders. I . 3 1 : I . 1 '1 'J
r.
, 5 . Dölger, Regesten IV. Nr. 24.75; Nr. 2668. 6 . Gregoras VI I I . 1 1 : 1 .356. 7 . Vgl. Dölger, Regesten IV. Nr'. 2 67 1 . 8 . Vgl. K antakuzenos 1 . 26 : 1 . 1 29; dazu auch O . Tafrali, Thessalonique au XIVe siecle, Paris 1 9 1 3 , S. 2 1 1 fr . D ie Massnahmen, die der Despot Konstantin damals gegen die Kaiserin Xene ergriffen hatte, waren offenbar so, dass eine Versöhnung mit dem jungen Andronikos ausgeschlossen war. Konstantin
32
Die Lage scheint sich für den jungen Kaiser wieder sehr günstig zu gestalten. So erreicht ihn jetzt eine Huldigung der von seinem Gro88vater abgefallenen I nsel Lemnos1. Doch schon kurz darauf muss sich der j unge Andronikos gegen die « Perser2) rüsten, die der alte Kaiser gegen seinen Enkel als Bundesgenossen ins Land gerufen hatte. Diese Nachricht von dem türkischen Einfall erreicht den Kaiser aus Selym bria, wohin die Türken, nachdem sie den Bosporus überquert hatten, gekommen waren. Andronikos bricht sogleich von Didymoteichos auf. Nach zwei Tagen treffen die beiden Heere zwischen Tzuruloe und Se lymbria zusammen. Als aber das mit den Türken vereinigte H eer des alten Kaisers die geordneten Schlachtreihen des j ungen Andronikos sieht, ergreift es d ie Flucht. Andronikos gibt den Befehl zur Verfolgung. Das gelingt j edoch nicht mehr ganz. Die Soldaten des j ungen Kaisers machen ingesamt acht Gefangene, drei Türken und fünf Byzantiner , dazu erbeuton sie das türkische Lager3• I n Konstantinopel angelangt, verlangen die Türken Schiffe. Der ältere Andronikos möchte diese H ilfstruppen zwar gerne in der Stadt behalten, doch gelingt es ihm nicht sie zu überreden4• Infolge des Verlustes seiner Bundesgenossen, des Siegeszugs seines Enkels durch die thrakischen Städte, und schliess lich des Abfalls der I nseln Lemnos und Lesbos, sah sich der ältere An , dronikos gezwungen, mit seinem Enkel wieder in gute Beziehungen zu kommen. So schickt er denn den Protos des Athos, Isaak, der dem jun gen Andronikos berichtet, dass der alte Monarch seine Fehler bedauere5• Wiederum versichert der j unge Andronikos dem Mönch seine kindliche liess die Kaiserinmutter durch e inen Konstantinos Palaiologos, durch den Protalla gator Senacherim und durch J ohannes Zaridas gewaltsam aus einer Kirche schlep_ pen und nach Konstantinopel schicken. (Vgl. Kantakuzenos 1 . 26: 1 . 1 3 0 . ) Gegen diese Männer richtet sich nun der Zorn des j ungen Andronikos. ( Kantakuzenos 1 . 3 1 : 1 . 1 50 ) . Dem Konstantin Palaiologos wurde allerdings auf Bitten seines Onkels, des Protostrators (Synadenos ? ) , vgl. Papadopulos, Genealogie S. 10 Nr. 1 3 , ein Teil der Strafe erlassen. ( Kantak. 1 . 3 1 : 1 . 1 50 ) . Zur Person dieses Konstantin Palaiologos vgl. Papadopulos, Genealogie S . 37 Nr. 60. Parisot a.a. O . S. 5:1. vgl. S: 1 '8 0. 1. Kantakuzenos 1 . 3 1 : 1 . 1 50 f. 2 . D as sind natürlich irgendwelche türkische Stämme. 3.
Kantakuzenos 1 . 31 : 1 . 1 5 1 .
4 . D ers. 1 . 31 : 1 .1 5 2 . H ier fällt auf, dass diese (cPersah> nach Kleinasien über gesetzt wurden, was hei Türken aus KaraSi oder aus den kleinasiatischen Emiraten nicht nötig gewesen ware, da diese übel' eine Flotte verfügten. Es handelt sich hier möglicherweise um Osmanen. 5.
Dölger, Regesten IV. Nr. 247 7 .
83
Ergebenheit, mit der er stets seinen Grossvater verehre und verehrt habei. Anschliessend steBt der j unge K ai ser es einer Heeresversammlung anheim , ob man mit dem alten Kaiser Frieden schliessen solle oder nicHt. H ier ist man aber nicht einstimmig für eine Versöhnung. Eine Tatsache, mit der der junge Andronikos sein Zögern, sofort mit dem alten Kaiser Fried en zu schliessen , entschuldigt2• Andronikos, der ein sehen mochte, dass ein längerer Krieg dem Reich nur schaden würde, ist nun in der Lage, dem alten Kaiser den Frieden zu diktieren. Dieser nimmt die Vorschläge des Enkols, die ihm durch Isaa k übermittelt wurden3, ohne Widerspruch an und b eeidet sie. Wohl um dem Enkel hierbei besonders entgegenzukommen, hat Andronikos I I . die Kaiserin mutter Rita-Maria-Xene, die er vor einem halben Jahr noch hatte ge fangen nehmen lassen, nach Epibates bei Selymbria zu ihrem Sohn geschickt, dass sie ihm für sein N achgeben da�ke4. Der j unge Kaiser leistet nun seinerseits den Eid auf den ' neuen Vertrag, dessen wesentlich ste Abmachungen wohl folgende sind: Die gesamte Gewalt und Fi nanzverwaltung des Reiches soll " Sache des alten Kaisers sein, der junge Kaiser soll alle Befehle des Grossvaters ausführen; er soll den Sold für sein Heer nur in der mit den Söldnern vereinbarten Höhe er halten; das an diese v on Andronikos I I I . verteilt � Land soll von Be lästigungen durch die Steuerbeamten des alten Kaisors frei sein; als Apanage für sich und seine Gemahlin soll Andronikos I I I . j ährlich 36.000 Hyperpern bekommen5.» Der Vertrag von Epibates (Ende Juli 1322) ist die Revision des Abkommens von Rhegion. So wird nun hier vor allem der erste Punkt des Vertrages, daRs das Land zwischen Christupolis und Selymbria, dem jungen Kaiser gehören solle, rückgängig gemacht. Damit ist auch die Einheit des Reiches wiederhergestel1t. Ebenso werden die Steuern aus diesem Gebiet wieder an den alten Kaiser gezahlt. Für dieses Zuge ständnis verlangt aber der junge Kaiser, dass ihm die Mittel zur Be soldung der Trup pen, deren Sold er erhöht hatte, überlassen werden. Dafür übertrug Andronikos 111. die Verwaltung seines Privatvermö-. gens dem alten Kaiser. Ferner sollte der Despot Konstantin noch län gere Zeit in H aft bleiben . Wesentlich freilich ist, dass das Abkommen 1.
D ölger, Reges ten
2.
Kantakuzenos
IV.
Nr.
2670.
I . 3 2 : I . 1 54-I . 33 : I . 1 6lt.
3 . Dölger, Regesten
IV.
Nr,
2 67 1 ,
4 . D ölger, i Regesten I Nr.
2478.
5. D ölger, Regesten
Nr.
IV.
I
2479,
vgl . auch Nr.
2G72.
•
8�
von Epibates von vorneherein nur .. als vierjähriger Waffenstillstand betrachtet wurdel. AnschJiessend begibt. sich der j unge Andronikos nach Konstantinopel und versöhnt sich mit seinem Grossvater2, um dann Anfang August 1322 mit seiner Gemahlin nach Dirlymoteichos zurückzukehren8•
1 . Vgl. dazu Kantakuzenos 1 /1 8 : 1 .2 3 7 : (c. . . h "t'o tvuv TWV xon pwv tKdvwv ÖTI iyiwl'J"t'o ol lSPXOL 4XPL XOtt "ÜV d'tTOtpl� l:7t' �TeOLV ntTOtpOL 7tcxpliA6ov lLliVE<; . . . ders. auch 1 /. 5 : 1 . 2 1 9 ; vgl . auch Parisot a.a.O. S. 61 . Dölger, Regesten IY. 2. 3.
Kantakuzenos 1 . 34 : 1 . 1 69 . Ders. 1 . 35: 1 . 1 7 0 .
»
Nr. 2 6 7 2 .
35
6. Die Zeit der gemeinsamen Aktion der beiden Kaiser.
Die Zeit zwischen dem Vertrag von Epibates (J uli 1322) und der Kaiser krönung Andronikos' I I I. (25. Februar 1325) ist gekennzeichnet durch eino verhältnismässig gute Zusammenarbeit der beiden Fürsten. Eine Zu sammenarbeit, die sich gegenüber einer fast andauernden Kreuzzugs gefahr bewährte und vor allem gegenüber dem Schreckgespenst eines neuen venezianischen Angriffes auf Byzanz. Solche Pläne waren be sonders aktuell im März 1324 und drohten den sei t 1322 bestehenden Konf1ikt zwischen der Lagunenstadt und Konstantinop el zum Aus bruch zu bringenl. In di€ses Proj ekt wurde durch Flottenhilfe und Sperrung des Gc treidehandel s in der Levante auch Ragusa eingospannt2• Dass es glück licherweise hier beim Entwurf geblieben ist, mag seine Gründe in dem Vertrag haben, der 1 324 zwi schen Byzanz und Venedig zustandege kommen war3 und der einen Kompromiss zw ischen beiden Partnern darstellte'. Di.o3e .Eintracht der beiden Kaiser bewährte sich auch in den Einfällen des Geo rg Terterij und des Michael S isman in byzanti nisches GebietS und , nicht zul etzt, im Ab wehrkampf gegen die Goldene H orde, die in diesen J ahren Thrak ien droimal heimsuchte6• Äusserlir. h · gesehen scheint sich die Stellung des jungen Kaisers im mer mehr zu festigen. Möglicherweise trug dazu auch seine Krönung durch den Patriarchen am 2. Februar 1325 in der H agia Sophi a bei . Obgleich natürlich eine Krönung i n Byzanz keine grundlegende Vor aussetzung für die Legitim ität eines Herrschers ist, so darf doch die 'Virkung einer solchen Staatsfei erlic h keit in der Hagia So phia auf das Volk nach so langem Bürgerkrieg nI ch t u nterschätzt w erde n7• Ei,'
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Bölger, neg�stim I V : Nr. ; 252'2 , ' Der byzantinische Krönurigsritus ist uns ha uptsäehlich d u rc h die sehr eingehende D arstellung des Joh. Kantakuzenos an· lässlich der Krönung Andronikos' I I I . erhalten ( I .lI1 : I . H l6-204 ) ( zu nen anderEn Quellen vgl . Dölger a.a.O. ) . Zum byz�ntinischen Krönungsritus vgl . Kodin Vl I :86
•
36
ne weitere Stärkung erhält das A nsehen des j ungen Andronikos dem Ausland gegenüber durch eine neue H eirat. Denn noch am 16. August 1324 war in Rhaidestos die erste Gemahlin Andronikos' 1 1 1 . , Eirene, ohne einen Erben zu hinterlassen, . gestorben1• Mit Erfolg verhandelt daraufhin Andronikos I I. mit Savoyen um die H and der Tochter des Grafen Amadeo VI. Im Februar 1326 betritt die . Savoyardin mit grosser Begleitung Konstantinopel. «Sie übertraf alle Kaiserinnen, die zu anderer Zeit aus der Fremde in das Rhomaier reich gekommen waren, an Prunk» 3. Doch wird die Hochzeit, da die Braut von den Anstren'gungen der Reise erkrankte, _ erst im Oktober ' des gleichen Jahres gefeiert'. Im Anschluss an die Trauung wird Gio vanna, bei den B yz·antinern nunmehr Anna, von Andronikos 1 1 I . ge . krönt5• Andronikos I I I . , der immer Neigung . für J agd und ritterliche Spiele hatte, findet nun in dem nicht abreissenden Strom französischer, deutscher und burgundischer Ritter nach Konstantinopel Gesellschaft. Von diesen lernt er eine neue Art von Turnier und führt sie auch in 3-99 , ed. B.G. Niebuhr, Bonn 1 83 9 ) ; Treit.inger, D ie oströmische K aiser-und Reichs idee R . 1 5 . ; W. Fischer, eine Kaiserkrönung in Byzantion, Zeitschrift für allg. Oe schichte 4 ( 1 88 7 ) 81-1 0 2 . Die Krönung gab den abergläubischen Zeitgenossen wieder Stoff zur Beunruhigung, da das Pferd des alten Kaisers auf dem Weg �ur Kirche, stolperte und der Monarch dad urch zu Fall kam (Gregoras VI I I . 1 4 : 1 . 3 7 3 ) . 1 . Muralt, Essai 1 1 . , S. 5 3 6 . 2 3 ; Papadopulos, Genealogie S . 4 3 . N r . 6 8 . Eirene wurde im Lipskloster in Konstantinopel bestattet ( Kantakuzenos 1 . 4 0 : 1 . 1 94 I) .
2 . Vgl. S. 1 0 6 fr. 3. Kantakuzenos 1 . t1 2 : 1 . 2 0 4 . 9 f. 4. Ebd. Parisot a.a.O. S. 6 9 . 5 . Kantakuzenos 1 . 4 2 : . 1 . 205: Zu Anna von Savoyen vgl. vor allem die sehr ergiebige Monographie von D . Muratore, Una pr'i ncipessa Sabauda sul trono di llisanzio, Giovanna di Savoia imperatrice :Anna Paleologina, Chambery 1 906; ferner eh . Diehl (in: Figures Byzant.ines, Deuxieme Serie, S. 245 fC). eh. Diehl sieht in Anna von Savoyen den verderblichen abendländischen Einfluss und die Ursache des staat lichen Nioderganges. Vgl. . weiter n,oeh S. K. Sakellaropulos, "Av\f:1. i) �cxßcxu3,)(�
outuyo : ' Av8povbcou r ITCXAOt'LO)"6you, ' AyÖ>v, " Opyexvov 'Epluv'1)<; 'r&lv i)6LKWV Kcxl Ö).l K&lv 8u"clfLe:wv 'rOÜ 'EÄ�'1)vIKOü l6vou<;. " E TO <; I TIe:plo8o<; B ' , ( 6 . Aug. 1 9 0 9 ) Nr. 4' 8 S. 2-3
(nicht sehr aufschlussreich, prak tisch nur ein Resurne der Arbeiten von Diehl und Muratore. Vgl. ferner den Artikel von L. Brehier, Anne de Savoie, in: Dictionnaire d' His loire et de Geographie Ecclesiastiques, Paris 1 9 2 4 , Bd. U I . S. 350-3 5 2 . An neueren Arbeiten vgl. T . Bertele, Monete e sig!lli di Anna di Savoia. Imperatrice di Bisanzio, Rom 1 93 7 , dazu die Besprechung von D ölgp.r, Byz. Zeitsehr. 38 ( 1 9 3 8 ) 1 9 3 ff, erweitert 1 9 6 1 , Zum ' K aisertum der Anna VOn Savoyen. i n : ITcxpcxal\Opti, 208 ff. ; zu Anna von Savoyen vgl. auch S. 1 9 1 ff.
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Byzanz einl. Ebenso wie 1 320/21 dem alten Kaiser der Umgang seines Enkels mit genuesischen Kreisen missfallen hatte, mag ihm nun 1325 der neue lateinische Anhang um Andronikos I I 1 . , der geradezu einen eigenen H of hat, Anlass zu Befürchtungen gegeben haben. Die Krönung und die Vermählung des jungen Andronikos und die dabei gezeigten friedliehen Beziehungen der beiden Kaiser liessen ei gentlich auf eine Konsolidierung der inneren Politik des Reiches hoffen , zu der es aber sowohl aus Gründen der auswärtigen wie auch der inneren Politik nicht kommen sollte. Gerade in dieser Zeit verschlechterten sich die Verhältnisse in Kleinasien zusehends, und Urchan gelingt es, die bithynische Hauptstadt Prusa, die sein Vater Osman so lange be lagert hatte, einzunehmen2 - ein Geschehen von weltgeschichtlicher Tragweite (seit damals datiert der Siegeszug der Osmanen nach Nord westen), das aber die Konstantinopler Regierung zu keinem Eingreifen veranlasste. Auf dieses Versäumnis wird sich dann Andronikos I I I . i n den letzten Tagen des Kampfes 1 328 stütz en und seinem Grossvater Vorwürfe machen, der es praktisch verhindert hat, dass sein Enkel mit Truppen nach Kleinasien ging3• Was dies betrifft, so war während der byzantinisch-bulgarischen Kämpfe 1322 bis 1 325 ein Abzug der Truppen aus Thrakien nach Kleinasien nicht möglich, wohl aber zwi schen 1325 und 1327 . Vielleicht lag der Weigerung des alten Kaisers, den Nachfolger mit Truppen nach Kleinasien zu schicken, die Furcht zugrunde, dass es einem Feldherrn, der im Osten siegreich war, ein Leichtes sein werde mit seinen Truppen die H auptstadt einzunehmen, ja sogar dass diesem die Bevölkerung von selbst die Tore öffnen werde. D as Reisen selbst wurde auf dem Reichsgebiet zum gros�en Wagnis; denn Jahr für J ahr richten die türkischen Piraten ihre Kursoi nach Thrakien, 1326 wird sogar der j unge Kaiser auf der J agd bei Megale Karya von ihnen angegriffen und verletzt'. Vor allem ist der Athos von
1 . Kantakuzenos 1 . 4 2 : 1 . 205 f. Gregoras X. 3 : 1 . 4 8 2 , vgl . noch �. 1 81 . Andro nikos 1 1 1 . gilt geradezu als der \Vicdererwecker ritterlich feudaler Lebensformen in Kons tantinopel . Vgl. auch R. Guilland, La c,tisparition des courses, in: E ludes Byzan tines, Paris 1959, S. 92 ff. S. H8.
2.
Vgl.
3.
Vgl. S. H 6 .
4. Kantakuzenos 1 . 4 2 : 1 . 206 fC; N . J orga, Geschichte des osmanischen R eiche., Gotha 1908, Bd. I. S. 1 6 2 f.
38 diesen Seeräubern heimgesucht, und auch sein damals bekanntester BeV\ ohner, Gregorios Palamas, ergreIft die Fluchtl.
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7. Serbien, Bulgarien und der dritte Bürgerkrieg. Die inneren Krisen des Reiches hielten den äusseren die Waage. Diese Zeit war eine Epoche der Adelsrevolten. Es ging nicht allein um den Streit der beiden Kaiser, sondern darum , wer von den grossen Feudalherren und Höflingen sich nach einem Kampf, der in erbitterter Schärfe hinter den Kulissen geführt wurde, durchzusetzen verstand. Auf der einen Seite stand J ohannes Kantakuzenos, für den auch, wenn er von Konstantinopel fern war, seine Frau Eirene Palaiologina1 und seine Mutter Theodora Palaiologina Kantakuzene, eine äusserst ehrgeizige Dame, arbeiteten. Auf der anderen Seite aber stand die Fa milie des Theo�oros Metochites, die bei der steigenden Macht des jungen Kaisers und des J ohannes Kantakuzenos für ihren Einfluss fürchtete. Sollte eines Tages Andronikos 11 I . die Oberhand behalten, so war es um Metochites geschehen, das wusste der Grosslogothet sehr wohl und suchte es zu verhindern. Dass zwei seiner Söhne in den wichtigsten Grenzstäd ten, so Demetrios Angelos in Strumitza und Michael Laskaris in Mel nik2, sassen, mag wohl zur Sicherung der väterlichen Stellung gedient ha ben. Auch seine für politische Intrigen so begabten Damen liess Theo doros Metochites für Familieninteressen arbeiten. Die hochgebildete Tochter Eirene3 war mit dem Neffen des alten Kaisers, dem Panhy persebastos Johannes Palaiologos4, verheiratet. Dieser war, wenn man von dem j ungen Andronikos, dem Markgrafen von Montferrat und dem Despoten Demetrios absah, von allen Palaiologen der nächste am Thron5• Seine Enkelin Maria schliesslich, die Tochter des erwähnten Panhypersebastos, war die Gemahlin des Serbenkrals Stefan De�anski6. Der Panhypersebastos hätte nun, wie Gregoras erwähnt, den phan tastischen Plan gefasst, im Zusammenspiel mit dem Kral, seinem Schwie gersohn, Thessalonike vom Reich abzuspalten und hier ein eigenes Königreich zu errichten7• E in Proj ekt, das bereits vom Vater desselben, 1 , Papadopulos, Genealogie S 2 8 . Nr. 46. 2 . Kantakuzenos I . 43: 1 , 209 r .
von
3. Gregoras VI I I . 5 : 1 . 306; ders. in seinem Brief an Andronikos Zaridas, hrsg. Guilland , Correspondance de Nicephore Gregoras, Paris 1 92 7 , S. 45.
H.
4 . Papadopulos, Genealogie S. 23 Nr. 38. 5.
Parisot, Cantacuzene S . 62.
6.
Vgl. S. 88. "
7 . Gregoras VI I I . 1 4: : 1 . 379 f. « &n: 8l)Acx81j KHjpov o?)ocxv cxu't'cjl 7tCX't'': L)(�W.
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von Konstantin Palaiol ogos Porphyrogennetos, erwogen wurde und der deshalb in Ungnade bei Andronikos 1 1 . gefallen warl. Der Panhypersebastos zögerte nicht lange. Mit serbischer H ilfe bricht er in byzantinisches Gebiet ein und verwüstet das Land bis zum Strymon, bis nach Serrhai2• Die Lage war nun äusserst peinlich für den alten Kaiser und für seinen Günstling Theodoros Metochites. Denn mittlerweile hatte sich der junge Andronikos in diese Affaire, die sei nen Plänen hochwillkommen war, eingemischt. Der Anlass, der ihm dazu das Recht gab, konnte für ihn nicht erwünschter sein. So hatten Soldaten, Anhäpger des j ungen Kaisers, Kuriere, die von Konstanti nopel nach Thessalonike reisten, untersucht und verdächtige Briefe an die Metochitessöhne gefunden. Anfangs, so b erichtet Kantakuze nos, hätten die Soldaten die Absicht gehabt, diese D okumente dem alten Kaiser zu überreichen, doch in der Furcht, das könne ohne Wissen des Grosslogotheten, der diese seine Familie so kompromittierenden D okumente unterschlagen würde, nicht geschehen, händigten sie sie dem j ungen Kaiser und Kantakuzenos auss. Und nun kommt das Seltsamste, w as uns an der Glaubwürdigkeit des B erichtes zweifeln lässt. Der j unge Andronikos und der Grossdomestikos ermahnen brief lich Theodoros Metochites, von solchen Verschwörungen Abstand zu nehmen und machen dem alten Kaiser keine Mitteilung von ihrem Fund'. Das ist in höchstem Masse unwahrscheinlich, denn Theodoros Metochi tes war der grösste Gegner des j ungen Andronikos und des Kantaku zenos, auch wenn er sich beim Ausbruch der Zwistigkeiten der beiden Kaiser noch für einen Ausgleich eingesetzt hatte. Zudem war er die einflussreichste Persönlichkeit am H ofe des alten Kaisers; ihn zu stür zen hiesse Andronikos 1 1 . seines besten H elfers zu berauben. Der ein zige Grund, der Andronikos I I I . und Kantakuzenos hätte bewegen können, ihn zu schonen, wäre doch w ohl nur, wenn Metochites ihnen irgendwelche Zugeständnisse gemacht hätte. Das war aber offenbar nicht der Fall. Der alte Kaiser wusste allerdings um diese Verschwö rung, wie die , Kunde auch immer zu ihm gelangt sein mag; denn Andronikos 1 1 . , ernennt, wohl, um den Panhypersebas�os J ohan1. Zur Pers m des Konstantin Palaiologos Porphyrogennetos vgl. Papadopu los, Genealogie R . 23 Nr. 3 7 . .
2 . Kantakuzenos 1 .43 : 1 . 209 ; Gregoras VII I . H : 1 . 3 7 4U; C. J ire�ek, Geschichte ' der Serben, Gotha 1 91 1 , B d . 1 . , S. 360. 3. Kantakuzenos 1 . l13: 1 . 2 1 1 f. 4 . Ders. 1 ,11 3 : 1 ..21 1 ; Dölger, Regesten IV: Nr. 2 68 1 .
nes Palaiologos zum Nachgeben zu bewegen, den «aufständischen» Verwandten, der noch am Hofe des Stefan Uros 11. De�anski in Skoplje weilt, zum Kaisar. Dieser stirbt aber zum Glück für alle Beteiligten kurz darauf!. Fast hat es den Anschein, als hätte Andronikes 11. ver sucht, mit H ilfe Serbiens und des Panhypersebastos seinen Enkel end gültig zu vertreiben. Es ist zu verdächtig, wie schnell er den Panhy persebastos zum Kaisar ernennt, auch wenn man erwägt, dass er das nur tat, um die Serben und seinen Neffen vor weiterer Verwüstung des Reichsgebietes abzuhalten. Seltsam ist auch die yweifache Oberlie ferl,lng dieser Ereignisse durch Gregoras. In der Geschichte schreibt er von dem Abfall des Panhypersebastos, in dem Brief an Andronikos Zaridas lässt sich überhaupt keine Verstimmung zwischen Serbien und Byzanz feststellen, auch nicht, dass die Kaisarissa Angst hatte, nach Konstantinopel zurückzukehren. Um die Beziehungen zwischen dem alten Kaiser und de� Kral nach dem Tode des Panhypersebastos zu regeln, wird nun Nikephoros Gregoras nach Skoplj e geschickt. N ach aussen hin begründet man dies so, dass Gregoras die tiefbetrübte Meto chitestochter Eirene, die immer noch am H o fe ihres Schwiegersohnes Stefan De�anski weilte, nach Konstantinopel zurückgeleiten müsse2• I n Wirklichkeit wurde im Mär� .1 327 - Gregoras lässt dies durchb1icken die Waffenhilfe zwischen Serbien und dem alten Kaiser vereinbart!, die dann im Herbst und Winter 1327 wirksam wurde und ein Pendant darstellt zu dem · Offensivbündnis des j ungen Andronikos und des Mi chael �isman gegen Serbien und den alten Kaiser, das zu Cernomen abgeschlossen wurde'. 1.. Gregoras ' VII I . 1<1: 1 . 374; ders. bei Guilland, Correspondance S. 45. Vgl. auch Manuel Philes Carmina inedita, hrsg. von A.E. Martini, Neapel 1 900, S. 1 3 7 rr.
2. Gregoras VI I I . 1 4 : 1 .375; ders. in Guilland, Correspondance S. 31 ff. Eine letz te Klärung der Metochitesaffaire wird wohl nicht möglich sein. Ü ber die politischen Hintergründe dieser H eirat vgl. auch M. Laskaris, Vizantiske princese u srednje .vekovnoj Srbij i. Prilog istorij i vizantiskos rpskich odnosa odkraia X I I do sredine XV vek.a' ,Beograd 1926. S. 83 er. Ferner vgl. auch Parisot, Cant.acuzEme S, 7 2 . Guil 'i andl E'ss.al . s ur Nicephore Gregoras, Uhomme et l'reuvre (Paris 1 926) S. 7 Anm. 3; S. H ; Ostrogorsky, Geschichte . . . . S. 413 f, Beck, Theodoros Metochites S. 1 6; Stein; Untersuchungen zur spätbyzantinische n Verfassungs- und Wirtschaftsge s chichte S. 2�; Jire�ek, Geschichte der Serben , I. Bd. S. 360 Anm. 2 ; P. Lemerle, Philippes et la Macedoine Orientale a l ' e p'o que chretienne et byzanti ne. Recherc.hes d'histoire et d'archeologie. (Bibliotheque des Ecoles Franc;aises d' Athenes et de Rome, fase. i 58} Paris 1 945, I. 226 u. 239 Anm. 6; 3. Dölger, Regesten IV. Nr. 2562. 4. Vgl. S. 62 ff.
Der dritte Bürgerkrieg beginnt im Mai 13261• Man war sich am Hof Andronikos' 1 1. vollkommen im klaren, was in Cernomen gespielt wurde2• Währenddessen beginnt der alte Kaiser eine fieberhafte diplomatische Tätigkeit. Er sucht die Gegner seines Enkels zu gewinnen, die alle im Westen waren. Die Statthalter dieses Gebietes, der Despot Demetrios, der Protobestiar Andronikos Palaiologos, Michael Asan, Monomachos und viele Generale standen auf Seiten des alten Kaisers und hatten dazu noch Rückhalt in Serbiens. Diese Vorbereitungen dürften wohl bis Oktober 1 327 einen Höhepunkt erreicht haben. Der j unge Andro nikos bekommt davon Mitteilung, da seine Leute Prostagmata vom Juli und September 1 327 abgefangen hatten, die an den Protobestiar Andronikos Palaiologos gerichtet waren. Auch · geizte der alte Kaiser nicht mit Privilegien, wenn er damit Verbündete gegen seinen Enkel finden konnte'. Andronikos I I I . blieb seinerseits nicht müssig. Er schickte in alle Teile des Reiches Steuernachlass und Steuerermässigung sowie Lohner höhungen, um auf schon einmal . erprobte Weise Anhängerschaft zu gewinnen5• Zu einem offenen Bruch scheint es anfänglich gar nicht gekommen zu sein. Die Höfe von Konstantinopel und Didymoteichos bestehen nebeneinander, wobei natürlich j eder die Bewegungen des anderen eifersüchtig beobachtet. Doch darf der Enkel nach dem Ver trag von Cernomen nicht mehr nach Konstantinopel zurück. Anfang Oktober 1327 macht er zwar den Versuch hierzu mit der Begründung, er müsse von der H auptstadt aus eine Gesandtschaft an den Sultan von Ägypten schicken. Doch glaubt man in Byzanz, dass dies nur ein Vorwand sei6; denn sein Gefolge ist verdächtig gross. Der alte Kaiser 1. 80 Dölger, Regesten IV. Nr. 2 680, während Ostrogorsky, Geschichte, 4.13 den dritten Bürgerkrieg erst 1 32 7 beginnen läst.
S.
2 Tol) (L'" T ßoemAEi: aU(L(LcxXE�V ltCXTcX TOl) ßocaLAtCl)&; ltcxt ncbt7t'ou' TOl) 8, 'Ti;) MLXoe�A
•
3 . Parisot, Cantacuzime S. 7 2 ; Dölger, Regesten IV. Nr. 2 580, 2 58 1 , �.
:!582.
Ebd . Nr. 2 5 7 9 .
Gregoras IX. 1 : 1 .398: (c . &'TfAELoe" )( oe t ' jcp6p'<.lvl I �AEU6Ep(oe". . . . 7t'6pouc; 7t'j:0063C1)v . . !J.lo6&l" �nL86ae:lC;D , Dölger, Regesten IV. Nr. 2689. 5.
.
..
.
6. Gregoras I X. 1 : 1 .392. Vgl. auch P . M . Schmid, Die diplomatischen Bezie hungen zwischen Konstantinopel und Kairo zu Beginn des 1 4 : Jb. im Rahmen der Auseinandersetzung Byzanz - Islam, Münchner Dissertation, 1 956, S. �49 . Seltsam ist, dass hier der Anspruch Andronikos' 1 1 1 . , selbständige Aussenpolitik zu führen, obgleich dies sogar bei der Reichsteilung von Rhegion (vgl. S. 25) noch ein Reservat des alten Kaisers war, von Gregoras nicht gerügt wird. Dass die Aussen-
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bekommt es mit der Angst zu tun und schickt dem jungen Andronikos Boten, die ihm vor Selymbria den \\'eitermarsch aus folgenden Grün den verbieten: Andronikos hätte kai!';erlirhen Beamten Steuergelder abgenommen, selbständig Beamte abgesetzt, zudem hätte er noch ver sucht, seiner fast gleichaltrigen Tante Simonis, der ehemaligen Kra laina von Serbien, die in diplomatischer Mission zu ihII! kommen musste, Gewalt anzutun. Auch habe der Enkel die Verträge und Eide, die er aeinem , Gros5vater geschworen hlatte verletzt !. Daraufhin bittet der junge Andronikos, der j etzt zum Entscheidungskampf entschlossen ist, die Stadt betreten zu dürfen. Er würde sich gern einem Prozess un terziehen, da er j a nichts gegen seinen Grossvater unternommen habe. Zugleich wirft And.l"onikos 1 1 1 . dem alten Kaiser vor, er hätte soinem Wunsch, dem von den Türken b elagerten Prusa H ilfe zu bringen, ver eitelt, was den Verlust der Stadt zur Folge hatte2• Andronikos I I I . gibt nicht nach, sondern er ersucht vi elmehr den ihm geneigten Patriarehen Esaias, bei seinem Grossvater für ihn zu vermitteln3• Sphliesslich erklärt sich Andronikos I I . zu Verhandlungen bereit un,d schickt Abgesandte aus dem hoh en Klerus und aus dem Senat nach Rhegion', wo gegen den j ungen Fürsten ein Prozess ge führt wird. Auf die Anschuldi,gungen seines Grossvaters hin klagt der Enkel diesen der landesverräterischen Beziehung zu Serbien an6, wie das aus den abgefangenen Briefen hervorgeht6• Kein Wunder, dabs die Verhandlung nur mit einer Verschärfung der Fronten endet , noch poli tik in den folgenden J ahren noch zu den Kompetenzen Andronikos' 1 1 . gehörte, wird auch daraus deutlich, dass der Enkel vor der Degegnung mit dem Bulgaren zaren Michael zu Cernomen um Einwilligung nachsucht. Vgl . S . 62 . Was bezweckt Andronikos mit dieser Ä gyptengesandtschaft? Von ' Gregoras wird sie gar nicht ernst genommen, sondern er sieht hier nur den Vorwand sich in die Stadt einzuschlei chen. Denn eine Gesandtschaft hätte er von j edem anderen Ort auch schicken kön nen . Hier scheint Androni kos seinen Grossvater durch Vorspiegelung einer eventu ellen Alli anz mit Ägypten einschüchtern zu wollen. Dafür spricht, soweit man das bis j etzt überblicken kann, dass Andro n ikos I I I . erst 1 3 '11 an eine Gesand tschaft nach Ägypten · denkt, vgl. Schmid a.a.O. S. 250. 1. Gregoras I X . 1 : 1 .393 f; Parisot, Cantacuzeme S. 70; Dölger, Regesten IV. Nr. 2583; Kantakuzenos 1 . 4 4. : 1 . 2 1 5 Cf. 2. Ders. 1 . 4.5 : 1 .220; D ölger, Regesten IV. Nr. 2688. ' 3 . Kantakuzenos 1 . 4.4.: 1 .2 1 7 Cf; 1 . 4 6 : 1 . 223 Cf; ' Gregoras I X . 2 : 1 , 397 , Dölger, Regesten IV, N r . 2690. 4 . Kantakuzenos 1 . 4 7 : 1 .226; D ölger, Regeden IV. NI'. '2585 . •
5. Dölger, Hegnsten IV. Nr. 2 689 . 6. Dölg��r, Regesten I V. Nr. 2567 , 2 5 7 2 , 2 5 7 8 . Vgl. S. 88.
dazu, da sich viele der Konstantinopler Gesandten zum j ungen Kaiser hingezogen fühlen, teils da dieser Verspreehungen machte, teils aber auch weil er ihnen seine politischen Pläne darlegte. Zu einer Verur teilung des Kaiserenkels kommt es überhaupt nichtl. Als Andronikos 11. von dieser Wendung erfährt, beruft er eine Kir chenversammlung ein, in der er an den Patriarchen das Ansinnen stellt2wie schon einmal -, seinen Enkel aus dem Kirchengebet zu streichen. Der Patriarch Esaias fügt sich die sem kaiserlichen Wunsch keineswegs, s? ndern er ergreift die Initiative für den jungen Kaiser, indem er den Aphorismos gegen alle Priester, die den Namen Andronikos 111. in den . Kirchongebeten verschweigen, schleudert. In den darauffolgenden Nächten kommt es zu einer Verschwörung im Patriarchenpalais3, was die Absetzung des Patriarchen und seine Gefangennahme im Manga non- Kloster zur Folge hat'. Einige Zeit darauf versucht der j unge Andronikos zusammen mit Kan takuzenos und Synadenos sich von der Seeseite her in die Stadt ein zuschleichen. Als die beiden Freunde gere.de von einem Boot aus die Mauern absuchen, werden sie von den Wachposten entdeckt. Darauf hin erklärt der j unge Kaiser zu seiner Rechtfertigung, er habe seinem Grossvater nur eine Eotschaft senden wollen6• " Vielleicht steht die Gesandtschaft, die Andronikos im Dezember 1327 durch Phokas Marules an den alten Kaiser schickt, damit in einem Zusammenhang. Wiederum bittet der Enkel den Grossvater um eine Ver handlungsmöglichkeit6, doch vergebens. Als der junge Andronikos aber Nachricht aus Thessalonike erhält, dass grosse Teile des Klerus, der Aristokratie und des Volkes auf sei- ", ner Seite stünden,? erklärt er dem alten Kaiser durch Phokas Maru les den KriegS und beruft sein Heer in Didymoteichos ein9• Andro1 . Kantakuzenos I . 47-- 50: 1 . 227-252. 2. Dölger, Regesten IV, Nr. 2584. 3 . Gregoras I X . 2 : I JI03 er, vgl . S. 1 7 3 f. 4 . Dölger, Regesten IV, Nr. 2587. 5 . Gregoras I X . '1 : 1 .407 Ir. Kantakuzenos verschweigt diesen misslungenen Ü berfall. Nach ihm ( 1 . 51 : I . 255r. ) war Andronikos nur, um eine Antwort. auf seine Briefe an den alten Kaiser zu bekommen, so nahe an die Stadt herangegangen (wiE> Parisot a.a.O. S . 7 6 aufmerksam macht) . 6. Dölger, Regesten IV. Nr. 2692, 2693. 7 . Kantakuzenos I . 51 : T . 2 59. 8. Dölger, Reges ten IV. Nr. 2693. 9. Ders., Nr. 2694.
65
nikos B I . greift zu. Er erkennt die Einmaligkeit der Lage. Während er die Belagerung Konstantinopels dem Protostrator Synadenos mit dem Auftrag, das Gebiet der H auptstadt bis Rhegion hin abzuriegeln, überlässt, eilt er selbst, noch im Dezember, mit einer kleinen Schar nach Thessalonike1• Die Situation ist nicht einfach, da die gegnerischen H eere unter der Führung des Michael Asan, des Monomachos, des Pro tobestiars Andronikos Palaiologos und schliesslich auch des Serben ehre les und des D espoten Demetrios b ei Drama und bei Philippi lagern2• D a von erfährt der j unge Kaiser, als er kurz bei seiner Mutter Rita-Maria Xene in Gratianopel zu Besuch weilte. Von dort bricht er sogleich nach Xanthe auf, nicht ohne vorher den Generälen seines Grossvaters ein Prostagma geschickt zu haben, in dem er diese auffordert, sich zum Kampf zu rüsten3• Daraufhin sucht das H eer des alten Kaisers Schutz im festen Pherai, wo sie Andronikos, der in Christupolis ( Kavalla) von dieser Bewegung erfahren hatte, in dem unweit von Pherai gele genen und ihm treu gebliebenen Zichnai belagert. Zwei Tage spä ter überschreitet der Kaiser das Flüaschen Libobistos und erscheint vor Pherai. 'Er will die Anhänger seines Grossvaters zur Schlacht heraus fordern, doch diose lassen sich nicht darauf ein. Andronikos marschiert, da ihm ein längeres Verweilen nur als Zeitverlust erscheint, nach Thes salonike. Da ereilt ihn gerade j etzt von dieser Stadt die Nachricht, dass für ein Eingreifen der günstige Augenblick gekommen sei. In gröss ter Eile bricht der junge Andronikos auf und steht schon nach ei nigen Tagen vor der Stadt des H eiligen Demetrios'. Verkleidet glückt es dem Kaiser, nach Thessalonike hineinzukom men, was nicht ganz ungefährlich war, da noch Anhänger des alten Kaisers sich auf der Akropolis verschanzt hielten und von hier aus eine Weile \Viderstand leisten konnten. Doch bald gelingt es der Partei des Jüngeren, diese zu belagern und nach kurzer Zeit, Ende J anuar, zur Übergabe zu zwingen6• Andronikos B I . nimmt die Burg ein und l ässt. sich huldigen. Als ein günstiges Omen für die gerechte Sache und für die göttliche Berufung des j ung'en Kaisers mag von den Zeitgenossen 1 . K antakuzenos I . 51 : 1 . 259; Parisot a.a.O. S. 78 f. 2. K antakuzenos I . 52: I . 260-261 . 3 . D ers . 1 . 52 : 1 . 2 61-262; Dölger, Regesten IV. Nr. 2695. 4 . Kantaku zenos 1 . 5 2 : 1 . 262-266; vgl. auch Parisot a'. a.O. Regesten IV. Nr. 2697 .
S.
7 7-7 8; D ölger,
5. Kantakuzenos 1 . 53 : 1 . 268-2 7 2 ; Gregoras I X . 4 : 1 . 4 1 0 . Zur Chronologie vgJ. Plll'i sot, CantacuzEme S. 78 ff. Tafrali, T hessalonique S. 2 1 5 fr.
46
dessen wundersame Heilung am Grabe des Ptoliuchos Demetrios My roblytes gedeutet worden sein; denn seit jenem bereits erwähnten Schar mützel mit türkischen Seeräubern auf der thrakischen Chersonnes litt der Kaiser immer noch an den Folgen einer Verwundungl. Im Anschluss daran will Andronikos nach Berrhoia, wovon ihm aber K antakuzenos abrät. Er empfiehlt ihm, zuerst Ede8sa und Kastoria zu erobern!. Schnellreiter fordern die Obrigkeit dieser Städte auf, sich dem jungen Kaiser ohne Widerstand zu ergeben. I n Kastoria ist man dazu sofort berei t, in Edessa ist die Lage nicht weniger günstig für den Kaiser. Von dort fliehen der Despot D emetrios, I saak Rhaul und 1\1ono machos zu Stefan Uro� 1 1 1 . De�n8ki , nachdem sie erfahren hatten, dass ihre Frauen gefangen waren. B ald danach fallen Vodena, Berrhoia und Pherai. Edessa und Kasto ria öffnen dem Heer des jungen Andronikos die Tores. Der Bulgare Voislav, der Megas H etairiarches Exotrochos und der Megas Drunga rios Bryennios werden dem flüchtigen Protobestiar Andronikos nach Ochrid nachgeschickt, doch ohne Erfolg. Der Protob"estiar versucht Ste fan De�anski, der mit seinen Truppen an der Grenze steht, zum An griff auf den jungen Kaiser zu überreden. Doch der Kral lässt sich von diesem byzantinischen Emigranten nicht an seine Bündnispflicht· dem alten Kaiser gegenüber erinnern. Mittlerweile kommt Andronikos selbst nach Kastoria und geht von dort nach Ochrid4, um in dieser Stadt die Huldigung der Albaner aus der LTmgebung und aus der Gegend von Deabolis und Koloneia entgegenzunehmen5• Andronikos zieht sich nach einer Woche aus Ochrid zurück und tritt längs der 's erbischen Grenze dem Rückmarsch ' an.' 'Stefan De � an:8ki lä8st 8ich auch jetzt Iiicht , aUs seiner" Neutralität, : die aufzug�b-eii 'er höchst �n8 ' i'm : 'Fal i e' eines: lbf ' zantin:i schen .An gri Ues' bereit ist, heralislo('ken� ' b och' setit :at � ich" f Ü� die persÖnliche ' Sicherheit der ' AnihäWger ! d:es' " �lteri ' Kais'efs ein6. " Alif ' den Rat des KraJs ' besetztl der l , Pröt'bb'es'tiar Artdroriiko8 ' Palaio}Ogos Prilepi,,' l\fi chael Asan Pr ö sek und ! ander� " altknisertreue Byz9.rttinet nehmen Strurrii t za ein 7• Als bald' darauf d�r Protbbestiat s'tirb i,: ergibt I
·
I
1 . Vgl. dazu
S. 1 7 7 I:. ,
.' , 2 . Kantakuzenos 1 . 54 : 1 . 2 7 3 ff; Dölger " ; Regp� te � �y. 3 . Kantakll zenOs 1.5 4 : 1 . 27 4 "r Cr I i ' ;
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. � . Ders . , L 5 !) . 1 . 2 7 8� .. 5. Ders . , 1 . 5 5 : 1 . 2 7 9 C. 6.
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2 �, 9 8 ; \1 ., 2 7 0 � .
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Kantakuzenos 1 . 55: 1 . 2 8 0 .
7 . Ders. 1 . 55 : 1 .28 3-28 5 . SteCan De�anski machte hier den Anhängern dei
sich Prilep dem j ungen Kaiser. Prosek j edoch kommt nicht mehr an das Reich zurück, da Michael Asan serbische Hilfstruppen hier aufge nommen hat, welche den Byzantinern die Festung nicht herausgebenl. Als Andronikos I I I . erkannt hatte, dass ein · weiteres Verweilen zwecklos sei, wandte er sich über Thessalonike nach Strumitza und Melnik. I n Melnik aber will Nikephoros Basilikos Neutralität bewahren und lässt sich auch nicht durch Geschenke des j ungen Kaisors aus seiner abwar tenden H altung herauslocken2• Bald darauf erreicht diesen, als er wieder in Thessalonike ist, eine Gesandtschaft, dass ein altkaiserliches H eer am Melas Potamos gegen die Truppen des Theodoros Synadenos in Waffen stünde, und kurz darauf kommt eine Gesandtschaft, dass der Proto strator gesiegt habe un d M ichael Asan, der Feldherr seines Grossvaters, gefangen sei3• Im Anschluss daran ordnet der junge Andronikos noch die Verwal tung in Makedonie�, wo er seinen Vetter Guy de Lusignan, den Neffen der Kaisermutter Rita-Maria-Xene und späteren König von Kleinar menien, �um O"'r P�'t"Y)Yo� 'r�� EO"7tep�� ernannt hatte'. Auf Grund all dieser Geschehn isse ist man in Konstantinopel in grösster Unruhe. Andronikos I I I . hatte Makedonien erobert, Thrakien war b ereits in seinen H änden. Dem alten Kaiser blieb nur noch Kon stantinopel, wo er sozusagen gefangen war. Aus diesen Erwägungen heraus wollte er schon seinem Enkel eine Gesandtschaft schicken und ihn wieder einmal um Frieden bitten, als sich ihm in letzter Minute durch ein Bündnisangebot des Zaren Michael S i�man die einzige und fast unwahrscheinliche Möglichkeit anbot, seine H errschaft noch einalten Kaisers vier Vorschläge, die interessant sind , da sie ein Licht auf die auswär tige Politik Serbiens zu diesem Zeitpunkt werfen (soweit man natürlich Kantaku zenos trauen darf) : 1. D er Kral versprieht den Anhängern Andronikos' 1 1 . , sich für sie bei einer Gesandtschaft an den jungen Kaiser zu verwenden. 2. '\-Venn sie aber das nicht wollten , so werde er sich für sie bei seinem Schwager, dem bulgarischen Zaren Michael, verwenden, damit sie sich über Bu1garien. nach Byzanz retten kön ten . 3 . E� s tünde ihnen auch der Weg nach Venedig offen, von wo aus sie dan n zu Schiff sicher nach Konstantinopel zurückkehren könnten. 4. Könnten sie in den oben erwähnten Festungen den Ausgang ' des Krieges abwarten ( Kantak. 1 . 56 : 1 .284) , wofür sie sich denn auch entschieden. ' 1 . Kantakuzenos I . 56: 1 .285j J ire'�ek , Geschiohte der Serben S. 361 . 2 . Kantakuzenos I . 5 5 : I . 28oij vgl. dagegen Gregoras I X. 5 : t 4 1 3 . ff und D ölger� Regesten IV. Nr. 2699. . 3 . Kantakuzenos 1 . 5 6 : 1 .285 fj D ölger, Regesten IV. NI'. 2'105. I
4 . Kantakuzenos 1 . 56 : 1 .285.
mal zu rettenl• Davon b enachrichtigt Synadenos den j ungen Kaiser, der nun nicht länger zögert und über Didymoteichos geradewegs nach Konstantinopel marschiert2• Noch einmal versucht er seinen Grossvater durch Vermittlung des Palastbeamten Pepanos um Verzeihung zu bitten, doch vergebens3• Die Situation ist allgemein sehr kritisch, da zur gleichen Zeit in den Gewässern der Propontis Krieg zwischen den Venezianern und Genuesen tobt, was aber der j unge Andronikos den noch nicht für seine Zwecke ausnützen kann'. Die Lage scheint nun ganz , hoffnungslos zu werden, als der alte
Kaiser zu seinem Schutz eine bulgarisch-tatarische Garnison in Kon stantinopel einquartieren will. Als der j unge Andronikos davon erfährt, warnt er sogleich seinen Grossvater, und dieser lässt davon ab6• Kurz darauf zieht sich An�ronikos mit seinem H eer von Konstantinopel nach dem Dorf Logoi zurück6• Von hier aus schickt er seinen Gesandten Johannes Rhontzerios zu Michael S i�man, der unweit von Konstanti nopel stand. Rhontzerios solle den Zaren an seine früheren Verträge mit dem j ungen Andronikos erjnnern und ihn auffordern, sich zurück zuziehen, was auch geschieht'. In einer anderen Gesandtschaft kann der j unge Kaiser bei I van dem Russen und seinen tatarischen Abtei lungen das Gleiche durchsetzen8• Das Schreckgespenst eines Bündnis ses des alten Kaisers mit Bulgarien ist beseitigt, und Andronikos 1 1 . ist für die Schlu6sentscheidung isoliert. Nun kommt Andronikos 1 1 1 . auch noch der Zufall wunderbar zu Hilfe. Zwei Zimmerleute, d ie am Romanostor Wachdienst versahen, stellen ihm ihre Dienste zur Verfügung. In geheimen Gesprächen mit Andronikos und Kantakuzenos wird der Angriff auf die Stadt geplant9• Noch während die Gesandten mit dem Bulgarenzar verhandeln, lässt Andronikos zwei grosse Leitern bauen, mit denen man die Stadt ein1 . Gregoras I X . 5 : 1 . 4 1 1 ; Dölger, Regesten IV. Nr. 2 594, 2596. 2 . Kantakuzenos 1 . 56: 1 . 2 8 6 . 3. 11 ,
.
Dölger, Regesten I V . N r . 2 7 0 6 . Gregoras I X . 5 : 1 . 4 1 6-41 8 ; .
5,'" Gregoras I X. 5 : 1 . 4 1 6 ; vgl. auch Dö1ger, Regesten IV. Nr. 2709. 6 . Gregoras I X . 5 : I . 4 1 9 . 7 . Gregoras I X .5: 1 . 416; Kantakuzenos 1 .58: 1 . 298: D ölger, Reg�sten IV. Nr. 2 7 1 0 . 8 . D ölger, Regesten I V . Nr. 2 7 1 1 . 9 . Gregoras I X . 6 : Nr. 2 7 1 2 .
1.
419 ff; Kantakuzenos 1 .59: 1 .306; Dölger, Regesten IV.
zunehmen hofft. Als es dann soweit war, b ewegt sich das kaiserliche Heer von Logoi nach dem Dorf Klepta. Am nächsten Tag wird der Marsch bis nach Amblyop os fortgesetzt. Dort stösst auch noch der Pro tostrator Synadenos mit seinen Truppen' hinzu, und man ordnet das H eer. In einer gewissen Entfernung von den Truppen sollten j e zwölf Mann die zwei Leitern tragen. Danach folgten der Kaiser und J ohan nes Kantakuzenos. Die Vorhut und die Nachhut bildete das Fussvolk, in der Mitte war die Reiterei aufge&tellt. Diese war zweihundert Mann stark, und jeder Reiter führte noch ein zweites Pferd mit sich, um der Vorhut im Falle eines Angriffes der Altkaiserlichen die Flucht zu er möglichen. Glücklicherweise gelingt es, ohne von den Wachen in der Dunkelheit bemerkt zu werden, die Leitern an die Stadtmauer heran zubringen. Diese werden nun �nter der Aufsicht des Kamaris mit Strik ken hinaufgezogen und verankertl. D abei mag interessant sein, dass von den zwölf Mann, die zum Leitertragen beordert waren, sich sechs Byzantiner befanden und sechs - offenbar - deutsche Reisläufer2• Während man nun bisher beobachten konnte, dass AndronikoB den Lateinern wohlwollend gegenüberstand-hatte er sich doch so oft ihrer H ilfe bedient -, so verlangt er j etzt, aus Furcht, der Ruhm der Einnah me Konstantinopels könne von diesen prop agandistisch ausgenützt werden, dass sie durch ebensov!ele Griechen ersetzt werden. Dies war eine Vorsichtsmassnahme; denn der Lateinerhass in Konstanti nopel war gross, und der Kaiser, der wusste, worauf es ankam, schonte die nationaleIJ. Gefühle der Byzantiner. Ein weiterer Schachzug des Andronikos ist, dass er den Adeligen verbietet, lauf die Leitern zu stei gen, damit ihre Macht, die ohnehin schon Kaiser und Volk gefährlich ist, nicht noch gesteigert werde. Andronikos wollte - die Absicht ist klar - als Kaiser des Volkes, als der schlichte Soldatenkaiser altrömischer Tradition anerkannt werden. 1 . Kantakuzenos
D ers.
2.
I .58:
1 . 5 8 : I . 30 0 H .
I . 301 :
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nimmt
nicht für Lateiner schlechthin ( vgL I . 2 lt : 1 . 20 5 . 2 1-2 3 ) :& TOÖC; Ix M7toupyouvtcx<;l>, (vgl. auch I I . 5 : I . 3 3 5 ) : «U7tO Bi: TOU :; aUTOUe; xp6voue; xexL EI; 'AAot!LCXV�V cXcpt)(E'tO 7tpOe; ßcxaLAtot . . . KotT&: 7tCXAotL&:V OU!L!LCXX(cr.v Hier handelt e s sich wohl um Deutsche, vielleicht um Söldner u n d Anhänger Lud wig des Bayern (vgl. S. 1 0 9 f. ) D agegen waren die Bundesgenossen der Serben , die Kantakuzenos auch 'A).cx!Lcxvo( nennt ( I I . 2 1 ; I . lt29 . 1 6 ) Katalanen (vgl. S. 7�). •
AACX!LCXVOt
�PcXVT�CXC; Kcxt 'AACX!L'X"Lcxe; Xott
...
,
1
50
I n Konstantinopel scheint man allmählich etwas zu ahnen. Bei Sonnenuntergang wurde dem alten Kaiser gemeldet, dass ein Unbe kannter die Wachen am Gyrolimnetor von einer Truppenbewegung des j ungen Andronikos in Richtung Konstantinopel benachrichtigt hatte. Andronikos 11., darüber höchst erschrocken, will Gegenrnassnah men ergeifen, doch scheitern diese am Einspruch des Grosslogotheten Theodoros Metochites: « Es ist eines hochgesinnten Geistes unwürdig, sich auf so kleinliche Gerüchte und niedrige Mutmassungen einzulas sen. Entweder ist die Meldung nicht wahr oder das Beginnen ist töricht, da Tore und Mauern mit soviel Waffen geschützt sind» !. Damit wird auf Verstärkung und Ü berwachung der Stadtmauern verzichtet. Gleich sam gelähmt, sieht die Umgebung des alten Kaisers den Untergang auf sich zukommen. An der unmilitärischen H altung des Theodoros Metochites, der die Tatsachen nicht wahrhaben wollte oder konnte und sich weigerte, einem so wesentlichen Gerücht nachzuspüren, sollte Andro nikos I I . seine Krone verlieren. Mittlerweile war das H eer ziemlich weit an die Stadt herangekom. men. Nun fürchtet man, dass der Vollmond die Angreifer verrate. Doch zum Glück war die Nacht nicht wolkenlos, und man nutzte das. Je desmal, wenn die Wolken den Mond überzogen hatten, marschiorten die Soldaten weiter, war er j edoch in vollem Glanz, dann kauerten sie sich zur Erde nieder. So erreichten denn die Truppen auch glücklich . die Stadmauer2, ohne dass die Wachen, die allzu reichlich ungemischten Wein getrunken hatten, zu dem sie von Kamaris und Kastellanos einge laden waren3, dessen gewahr wurden. Es war bereits der dritte' Teil der Nacht vorbei, al s den alten Kaiser eine zweite Meldung erreichte, dass Landleute aus den Vorstädten von Konstantinopel den Wächtern am Gyrolimnetor mitteilten, vor dem Romanost.or sei eine Truppen häufung gesehen worden. Nun wäre nochmals' Gelegenheit gewesen, die Gefahr abzuwenden. Der alte Kaiser will, dass man eingreift; doch wieder hält ihn Theodoro s Metochites davon ab , indem er dem Kaiser wahrmach.en will, dass das Gerücht wieder nur sehr unbedeutend sei'. Andronikos 11. kann sich seinem Minister gegenüber nicht mehr durch setzen. Obgleich er die drohende Gefahr ahnt, schwingt er sich selbst •
1.
Gregoras
I X.6:
1 . 1120.
2 . Kantakuzenos 1 . 59: 1 . 302 f. 3 . Gregoras
I X.6:
1 .420.
4 . Gregoras
I X.6:
1 .420.
51
zu keinem Befeh l mehr auf. Ohne richtig zu schlafen, wartet er in seinem Palast, nur von den diensttuenden Pagen umgeben, auf den Morgen!. Währenddessen war es den Männern, die die Leiter an die Mauer herangetragen hatten, gelungen, diese zu ersteigen. Und als das Heer des j ungen Kaisers nur mehr in Schussweite von dieser entfernt war, erhoben seine Anhänger auf der Mauer ein Schlachtgeschrei, um die Byzantiner auf die « Feinde» aufmerksam zu machen. Die Soldaten stürmen nun die Mauer. Als etwa 100 Mann oben waren2, besteigt diese, um die Lage zu beurteilen, von innen der wachhabende Kom mandant Synadenos, der Sohn des Marules3, in der Meinung, die Feinde befänden sich ausl:lerhalb der Tore. Sogleich j edoch werden er und seine Lel1.te von den Anhängern des jungen Andronikos gefangen genommen. Daraufhin rät Synadenos den Byzantinern, keinen Widerstand zu leisten. Andronikos gibt den Befehl, die Tore zu öffnen, und zieht mit seinen Truppen, begleitet von den Abteilungen des Megas Domestikos J ohan nes Kantakuzep,os und denen des Protostrators Theodoros Synadenos im Triumph nach siebenj ährigem Kampf in Konstantinop el ein'. Bis zum Morgen war es in der ganzen Stadt bekannt, dass der En kel zuletzt Sieger geblieben war. Man wartete nun voller Furcht ab was geschehen würde. Andronikos 1 1 . hatte sich in den Palast, in klu ger Voraussicht der Ereignisse, das von der Palaiologendynastie so t
1. Ebd. Hier , ist zu fragen, wollte Theodoros Metochiles durch seine passive H altung die Sympathie des ju ngen Kaisers gewinnen ? Denn in einem selt samen Gegensatz zu seiner entschlusslosen Haltung, was die Verteidigung der Haupt stadt anlangt, ist die Tat.sache, dass Theodoros Metochites sein Vermögen bei seinen Freunden gelagert hatte. Schlimm w ar es dann noch, dass seinen Feinden ein Ver mögensverzeichnis in die H ände fiel (Gregoras I X . 6 : 1 . 425-426) . Bei soviel ziel bewusster Art noch an die Weltfrem dheit des Gelehrten 7.U denken, fällt schwer. Metochites wusste, dass die Tage des alten Kaisers gezählt waren und wollte retten, was zu retten war. 2. So hei Kantakuzenos 1 . 59 : 1 . 303 . 2 2 . Bei Gregoras waren es nur achtzehn Schwerbewaffnete ( I X . 6 . 1 : 1 . 420 ) . 3 . Kantaku zenos
1.59:
I . 303 f .
4 . Z u r Einnahme vgl. Kantaku zenos 1 . 59: 1 . 302 f f ; Gregoras I X . 6 : I 4 1 9 fr. . Oorj anov, Chron. Mosqu . S. 283; Sphrantzes Chronicon 1 . 6 : 96; Sp. Lampros : Bp<xx.�<x XPOVL)(cX, herausgegeben von K. I . Amantos, Athen 1 932, n. 4 7 . 8 . Zum Tag der Einnahme, der zwischen 4 . Mai - 2 2 . Mai und 2 4 . Mai schwankt vgl. Dölger, Regesten IV. Nr. 2 7 1 2 ; Muralt, Essai de Chronographie 1 1 . S. 545 Nr. 36. D en 24· Mai gibt auch fol. 1. 7 2 des Co'd. Vatic. Gr. 1. 7 0 als Tag der &),,(a) OLC; an .
52
verehrte Gnade:1bild der H odegitria bringen lassen!, da er hoffte, dass der Enkel es nicht wagen wür�e, ihn davor zu ermorden, WÖl'in- er recht haben sollte. Andronikos 1 1 I. ist zu seinem Grossvater in dor Folgezeit grosszügig und milde, was selbst Gregoras bestätigen muss. Er lässt sogar den alten Kaiser noch in den Blachernen wohnen��'--Erst nach zwei J ahren wird er von Synadenos, dem damaligen Gouverneur der H auptstadt, in Abwesenheit des Kaisers in ein Kloster geschickt3• Hier konnte Andronikos 1 1 . durchaus standesgemäss leben und unge hindert Besucher, die durch Konstantinopel reisten, wie etwa Ibn Batutta" empfangen und sich auch der Gesellsch�ft seiQer Tochter Simonis und des Nikephoros Gregoras erfreuen. Am 1 1 . Februar 1332 wurde Konstantinopel durch ein gewaltiges Erdbeben erschreckt6• Zwei Tage darauf starb Andronikos I I . Palaiologos, der als Mönch d en Namen Antonios trug, und er ' wurde im Kloster Lips bestattet6•
1 . Gregoras I X . 2.
S.
6: 1 .42 2
ff; vgl . auch Kantakuzenos 1 1 . 1 : 1 . 31 1 .
1 6t;. 3. 'Gregoras a.a.O. 4 . Vgl. dazu den Bericht des Ibn Battuta von seinem Besuch bei dem ehema ligen byzantinischen Kaiser in: The Travels of Ibn Battuta, A . D . 1 3 25-1 354 , edited hy Sir Hamilton Gibh, Vol. H . 1 959 (The H akluyt Society , sero I L, no. 1 1 7 ) S. 5 1 2 f. In Unkenntnis der politischen Verhältnisse von Konstan tinopel hält Ibn Battuta den alten Kaiser für den Vater des augenblicklichen Monarchen; auch ist er über den (Mönchs-) Namen nicht unterrich tet, da er ihn J irjis nennt. 5. Gregoras I X . H: I. 4 6 0 f. 6 . D ers. I X . 1 4: 1 .463. Vgl .
Zweites Kapitel
Byzanz, Bulgarien und d ie Goldene Horde 1 . Die byzantinisch-bulgarischen B eziehungen unter Andronikos ] I . Der erste Feind, gegen den der Autokrator Andronikos J I I'. ' Pa laiologos zu Felde ziehen musste, war sein ehemaliger Bundesgenosse und Schwager, der Bulgarenzar Michael Sisman. Durch ihn, der im Frühj ahr 1 3 28 dem alten Kaiser geraten hatte, eine bulgarisch,-tata rische Garnison in Konstantinopel einzulagern, war der uralte Traum der Bulgarenherrscher, den Regierungssitz an die Ufer des Bosporos zu verlegen, der Verwirklichung nahe. Die Griechen waren sich über die Pläne ihres N achb arn vollkommen im klaren: « Und sie werden von Byzanz bis zur Donau e i n Reich errichtem)l. Doch zum Glück für die Byzantiner hatten die Bulgare n nur selten eine starke Truppenmacht zur Verfügung. Im politischen Alltag, bei Thronwechsel und derglei chen, war man bescheidener und begnügte sich meist damj t, die allge meinen Wirren auszunützen und einige Grenzstädte zu besetzen, oder wenn es zu e iner H eirat gekommen war, ein paar Festungen als M it gift einzufordern. Die byzantinisch-bulgarischen Beziehungen, die unter dem ersten Palaiologen überaus gespannt waren2, finden erst in dem Vertrag des 1. Gregoras
J X.5:
1 .416.
2. M ichael V I I I . hatte bereits 1 2 5 7 , nachdem der bulgarische Z ar M ichael 1 1 . Asen ermordet war, versucht, sich clie Bulgaren durch Heiraten zu verbinrlen, ging aber das nicht, sie durch ein Bündnis mit den Tataren in die Zange zu nehmen. Vgl. dazu I . K. Schapkareff, D i e b ulgarisch-byzantinischen dynastischen Be7.iehungen der Palaiologenzeit 1 2 59--1 453, Münchner D issertation masch. geschrieben 1 945. Bisweilen schlug solch eine H eiratspoli tik auch fehl , wenn die byzan tinischen Prin zessinnen, wie etwa die I\ aisernichte Maria, die mit Konstanti n T ieh verheiratet war, plötzlich die Belange ihres nunmehrigen Landes vertrat. So verlangt Maria die H erausgabe der S tädte Anchialos und Mesembria. Letzter� hatte 1 2 63 der Usur pator Mytzijß an Michael Palaiologos ausgeliefer t (Rchapkareff a . a. O . S. 36 An m. 3 u . S. 3 7 Anm. 2) , Michael V I I I . Palaiologos aber hatte d iese Städte Konst.antin Tieh als Mitgift der Maria versprochen ( Pachymeres I. S. 343) . Um sp äter dann die HeraJsgabe von Anchialos und Mesembr� a ( Schapkareff S. 356) zu vermeiden,
Jahres 13071 eine B eruhigung. Damals wurde ein Frieden geschlossen, dessen äussere Sicherung für Bulgarien die Heirat der Tochter des Mit kaisers Michael I X . Palaiologos, Theodora (1308) , mit dem Zaren The odor Svetoslav Terterij war2• Anlässlich dieser H eirat werden von Svetoslav die Städte Mesembria und Anchialos als Mitgift der Theodora gefordert.. Andronikos 1 1 . muss sich fügen und die Städte herausgeben3• Obgleich nun die Bulgaren selbst von vielen Thronkämpfen heimge sucht waren" ist es den Byzantinern doch nicht mehr gelungen, sich ihnen gegenüber durchzusetzen. Die Anstrengung, die Grenzen gegen Serben, Bulgaren und gegen die Türken zu halten, waren zu gross für den sterben den byzantinischen Staat. Dazu kam, dass in den Jahren 1321 - 1344 Bulgarien sich nicht all ein mit Anchialos und Mesembria zufriedengab , es wollte auch noch den Schwarzrneerhafen Sozopolis, und im I nnern des Landes die thrakisehen Grenzstädte zwischen Sliven und Kopsis. Philippopel wurde in dieser Zeit schon besetzt, wie auch das Gebiet zwischen der Tundza und der Marit 2 a. Damit war aber sehon Adrianopel, eine der bedeutendsten Städte des Reiches, in Gefahr. Die Frage, wem Anchialos und Mesembria zurecht gehören, wurde kurz nach der Einnahme Konstantinopels von Andronikos I I I . im Geerklärt Michael V I I I . , nur wenn aus dieser Ehe ein Kind käme, 1iefere er die S tädte aus, da diese dann als E r b s c h a f t für einen Rhomäer gelten könnten . « . . . (( PWlLcxv(cxe; ya:p e:tVCXL !l t p o e; Exe:lvcxe; xcxt PWI.Lcx(oue; CXIJ-tOUe;, 1Ll) E tvcx � 8' E\)At.YOV PCI) ILcx(OUC; uno Bou).y li pw v n),Ei:", ou ILl)V 8' ie; 't't).oe; &:7ttAe:ye: 't'l)V 860lV 6 ßCXOLAe:Ue;, &:lla: 7tpomxt..rlj p-rcx XCXLFOV
voue; P� lLcx'r:XOÜ
Te:xvoyov(CXC; 8'i)6e:v, we; liv xcxt XAlJFov6!l0u -ro u't'CJ) cpcxvtv't'oe; EX yt -rO xcxl � &:n6800Le;,li Diese Stelle ist in der Hinsicht interes
Etl7tPOOCl)7tOL
sant, da sie zeigt, dass an der Idee der Unteilbarkeit des byzantinischen Reiches worauf sich Andronikos I I . bei seiner Auseinandersetzung mit Eirene Yolanthc von �-I ontferrat stützt (vgl. S. 85) - im Prinzip schon unter Michael VI I I . aufge geben war. Diese Heirat.spolitik wurde fortgesetzt, die nt\chfolgenden Zaren Ivan Asen 1 1 1 . , Smile C' , Theodor Svetoslav Terterij , und Michael �iäman waren alle mit Byzantinerinnen verheira tet (vgl. Schapkareff passim). 1. D ölger, Regesten IV. Nr. 2303. 2 . ü ber die Unruhen, die der Regierungsantritt des Zaren Theodor Svetoslav zur Folge hatte, vgl. Jire�ek, Geschichte der Bulgaren, Prag 1 87 6 � S. 2R5 r . , W. N . Slatarski, Gechichte d e r Bulgaren I . Teil. V o n d e r Gründung des bulgarischen H.eiches bis 'Zur Türkenzeit (679-1 396), Leipzig 1 9 1 8 , S. 1 53 r r . 7.u Theodora und die Bedeutung der Byzantinerin in der bulgarischen Geschichte vgl. F. D ölger, Ei niges über Theodora, die Griechin, Zarin ,der Bulgaren ( 1 308-1 330) , Melanges Henri Grllgoire I - Annuaire de 'l' I nstitut de Philologie et d ' H ist.oire Orientales et Slaves 9 (1 9�9 ) F. D ölger, IIO! p cxo no p li , R. 2 2 2-230. Zur Person der Theodora vglo auch Papadop ulos, Genealogie S. 45 Nr. 7 1 und Schapkareff a.a. O . S. 65ff. 7 5ff. 3 . Vgl. Dölger, Regesten IV. Nr. 2303. 4 . Jire'cek, Geschichte der Bu lgaren S. 285ft; 2 8 8ff. _0
=
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spräeh mit Michael S isman erörtert. Das war an sich nur eine Wieder aufnahme der Verhandlungen, die über den gleichen Punkt schon in Cernomen ( 1326) geführt worden waren und zuletzt noch vor dem Ver trag von Rhossokastron (1331 ) aufgerollt werden sollten. Durch die Heirat der Theodora Palaiologina mit dem Zaren Theo dor Svetoslav war eine gewisse Stabilität in die bulgarisch-byzantini schen Beziehungen gekommen, was dem Einf]uss der Byzantinerin zugeschrieben werden kannl. Doch als im Jahre 1321 der Bürgerkrieg zwischen den beiden Andronikoi ausbricht, mischt sich auch der Zar ein und schickt bulgarische Panzerreiter2• Die Quellen sagen zwar nicht, ob hier von Andronikos 1 1 I. das gleiche Werben wie um die serbische Waffenhilfe vorausgegangen war, und ob sich die Zarin damals schon, wie später 1326, auf die Seite ihreR Bruders gestellt hat. Praktischen Nutzen hatte dieses B ündnis mit dem Bulgarenzaren für Andronikos I I I . nicht; denn noch im Sommer 1321 stirbt Theodor Svetoslav, und sein Sohn Georg Terterij besteigt den Thron von Bulgarien3• Es ist während des zweiten Bürgerkrieges, als der byzantinische Feldherr und Gouverneur des Rhodopegebietes, Andronikos Palaio logos" sich auf die Seit6 des alten Kaisers stellt. Unglücklicherweise verlässt er dabei noch sein Verwaltungs gebiet und eilt seinem H errn zu H ilfe6, ohne j edoch für die Rhodopegegend einen Verteidigu ngs schutz zurückzulassen. Für Georg Terterij ist es daher ein Leichtes, im Frühj ahr 1322 in dieses Gebiet einzufallen und sich der wegen ihrer befestigten Lage so begehrten Stadt Philippopel zu he Jll ä chtigen6• Diese Einnahme war aber nur möglich, weil oine bulgarenfrenndliche Partei in der Stadt die zum Angriff günstige Zeit verraten hatte. Von byzantinischer Seite steht man den Ereignissen im Augenblick macht los gegenüber, und so kam es, dass erst nach dem Vertrag von Epibates ( Juni 1322), der wohl unter dem Druck der aussenpolitischen Ereignisse abgeschlossen worden war', die Byzantiner eine Offensive in bulga risches Gebiet wagen konnten. Dölg�r, Theodora S. 225 ff. 2. Kantakuzenos 1 . 2 2 : 1 . 108 f, vgl . S. 2 3 . 3 . Kantakuzenos I . 3 5 : I . 1 69; tT i.re�ek, Geschichte der Bulgaren S . 289. 4 . Vgl. Papadopulos, Genealogie S. 3 1 Nr. 50. 5., Kantalmzenos f 3 5 : 1 . 1 69 f. 6 . Kantakuzenos 1 . 3 5 : 1 . 1 7 0; A. Burmov, I s torij a na B ulgarij a prez vreme to Siämanovci (1 323-1 396 g. ) . I . Godiänik na Sofijskij a universitet, Istor. Rilol . Fakul tet 43 (1 9�6/47 ) S. -Abdr. Sofia 1 94 7 , S. 5 . 7 . Vg1 . auch S. 35 . 1.
.
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2. Der Kampf der beiden Andronikoi gegen Bulgarien
Ein Feldzug gegen Bulgarien erschien dringend nötig, da Georg Terterij im Sommer 1322 bereits die Gegend um Adrianopel verwüstet hatte!. Andronikos der J üngere, der seit August in Did-ymoteichos weilt und von dort aus versucht den Zaren abzuwehren, bringt dem bulga ' rischen H oer ein e Niederlage bei2.,Es ist das verdienst des j ungen Kaisers , dass die byzantinische Kriegsführung damals, zwar in bescheidenen Grenzen und auf kurze Zeit, aufhörte rein defensiver N atur zu sein . Kostete doch das kleinste Kommando stets ein hartes Ringen mit dem alten Kaiser3• Den Sieg über Georg Terterij nützt Andronikos 1 1 1 . noch durch eine Plünderung der bulgarischen Randgebiete aus4• Anschlies send kehrt er, mit kriegerischen Lorbeeren von' seinem ersten aus wärtigen Feldzug . geschmückt, zu seinem Grossvater nach Konstanti nopel zurück5• Doch nur für kurze Zeit; bald danach findet er sich wieder auf bulgarischen Schlachtfeldern ein, wobei es ihm sehr ge legen kam, dass Ende des J ahres ..1322 Georg Terterij stirbt6• Sobald der Tod des Zaren bekannt ist, unterstellen sich die Städte der Stara Planina, zwischen M esembria und Sliven, dem byzantinischen Kaiser, der sofort Statthalter schickt7• Sliven blieb dabei offenbar bul garisch, ebenso hielt s ich Philippopel noch vier Monate gegen d ie An griffe der Byzantiners. In diesen kritischen Augenblicken finden die Byzantiner in Voislav, dem Bruder des ehemaligen bulgarischen Zaren, einen Bundesgenossen. Dieser konnte in Bulgarien seine Thronansprüche nicht durchsetzen und versuchte nun sein Glück in Byzanz, wo er ebenso wie Stefan Decanski und Stefan Dusan eine Zeitlang im Exil 1 . Kantakuzenos I . 35: I . 1 7 0 . Zur Chronologie vgl. Burmov, Istorij a I . S. 5. 2 . Kantakuzenos 1 . 35: 1 . 1 69-1 7 0 . 3 . Ders. 1 . 3 5: 1 . 1 7 0 . 21-2 3 . 4 . K antakuzenos weist hierbei noeh darauf hin, dass weder Byzantiner noch Bulgaren ein an der zu Sklaven machten. Was die Plünderung betrifft, so war die Kriegsführung fast schon auf ein Ap elatenniveau gesunken , wenn Kantaku zcnos schreibt ( I . 35: .I . 1 '7 '1 ) : « ßoax�fL'X'Ta. Se Kcd &AAl)\) cX.7tOOX€ul}\) dAO\) a.tXfL<XACIl'TO\) 7tOAA" ,\) ) .
5 . Kantakuzenos 1 . 35: 1 . 1 7 0-1 7 1 . 6. Ders . , I . 3 6 : 1 . 1 7 2; nach Burmov a. a.O.
S.
6, November-Dezember 1 3 2 2 .
7 . Kantakuzenos 1 . 36: 1 . 1 7 2 ; vgl. auch Burmov I . S. 6-7 ; D ölger, Theodora S. 2 2 7 . 8. Vgl. B urmov a. a.O. S. 8 .
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gelebt hattel. Mit H ilfe des Voislav schien ein Feldzug gegen Georg Terterij nicht erfolglos. Man plant nun in Konstantinopel, die Bulgaren mittels zweier Heere einzukreisen. Das eine Heer stand unter der Füh rung des j ungen Andronikos, das andere unter Voislav. Beide versu chen noch d azu die Unruhen in Bulgarien, die durch d as I nterregnum e ntstanden waren, für Byzanz auszunützen2• Es war für 'die Byzantiner zweifellos ein grosser Gewinn, dass Voislav auf ihre Seite getreten war und es ihm gelungen ist, alte Gebiete seiner Familie zwischen Sliven und Kopsis zu gewinnen3• Noch als Voislav mit der Eroberung seiner Stammländer beschäftigt war, sammelte Andronikos ein Heer, um ge gen Philippopel zu marschieren und sich danach wieder mit den Trup pen des Voislav zu vereinen. In Philippopel lag aber damals noch die B esatzung, die Georg Terterij unter dem Kommando Ivan des Russen dort gelassen hatte4• Iv:an hatte bisher noch keine Stellung zu den veränderten Verhältnissen in Bulgarien und zu Voislav genommen , sondern er wartet die Entwicklung ab . D i e heiden Andronikoi rüsten nun zum Kampf und ziehen gemeinsam mit Voislav gegen Philippopel5• Indes wählen die Boj aren Michp.el S isman, den Fürsten von Vidin , zum Zaren6• Die Partei des neuen Zaren scheint in den Donauländern nicht gering gewesen zu sein. So finden sich in sei nen Truppen Ungro vIaehen und tatarische Abteilungen7• Mit dieser Streitmacht rückt MichaeJ S isman gegen die Belagerer von Philippopel, in der H offnung, dass Ivan der Russe die Tore der Stadt öffnen werde. Für den j ungen 1 . Pachymeres 1 1 . 266; K antakuzenos 1 . 3 6 : 1 . 1 7 2 . Über Voislav (der Name wechselt im Griechischen zwischen BoaalAcxc; hei Pachymeres und B01)atAcxc; bei Kan takuzenos) den Bruder des ehemaligen bulgarischen Zaren Svetoslav vgl. , Jire�ek a.a.O. S. 283, 289 .Voislav stand zuerst auf der Seite des j ungen Andronikos, darnach lief er zu seinem Grossvater über ( Kantakuzenos I . 2 7 . : 1 . 1 34 ) . Burmov a.a.O. S. 10 Anm. 4. 7 , das letzte M al wird Voislav als byzantinischer H eerführer auf Seiten AndroJlikos' I I I . im J ahre 1 328 erwähnt. K antakuzenos 1 . 56: 1 . 2 7 7 . 2 . Burmov a.a.O. S. 8 . 3 . K antakuzenos I . 3 6 : 1 . 1 7 2 . 1 7 -1 8 : a 8L,x ��v ot)(e:L6�'t'cx �oü yevouc;» Vgl. auch ßurmov a.a.O. S. 1 0-1 1 . D as Gebiet um Sliven war i m Besitz der Smile�fam ilie. 4. K im takuzenos I . 36: 1 . 1 7 3 . In der Stadt waren Alanen und Ungarn. Vgl. Burmov a.a.O. S. 1 2 . 5. Kantakuzenos I . 3 6 : 1 . 1 7 3 . Bei Kantakuzenos s teht, dass auch der alte Kaiser am K am p f teilgenommen hatte. D ies ist offenbar ganz gegen dessen uewohn he� t. Wir dürfen hier vielleicht annehmen, dass er den Feldzug mit Truppen un terstützt hatte, zudem auch Gregoras dazu nich ts vermerkt. 6. J ire�ek a.a. O . S. 290; B urmov a.a. O. S. 1 7 . 7.
Vgl. S . 6 3 f.
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. Andronikos wird j edoch die Belagerung von Philippopel immer schwie riger und verlustrei cher. D ie Lage ist vor allem aussichtslos, nachdem ein Bel agerungsturm , der im Auftrag des Kaisers auf den mit Erde über deckten Bögen einer alten Wasserleitung errichtet worden war, einstürztel. Bei der N achricht vom H eranmarsch des M ichael S isman brechen die Byzantiner die Belagerung ab und ziehen sich zurück2• Voislav wird in seine Besitzungen zurückgeschickt3• Auf dem Rückweg über Po tukas' erreicht den Kaiser ein Gerücht, dass Voislav gestorben ist. Die Auflösung des bulgarischen H ilfsheeres gelingt nicht so leicht, da die Truppen des Voisl av sich weigern, nach Bulgarien zurückzugehen, und sich in Thrakien ansiedeln möchten. Die allgemeine Unsicherhoit wächst, als M ichael S isman Philippopel erreicht. Mit Voi slav war in zwisehen wieder zu rechnen, da er nur scheintot gewesen war6• Die allge meine Lage ändert sich dadurch kaum. Die Stellung der Byzantiner verschlechtert sich zusehends ; denn als Folge ihres Rückzuges hatten sich die thrakischen Städte den Bulgaren ergeben. Dies geschah, ob gleich eine gewisse militärische Leitung unter Georgios Bryennios für die Städte Stenimachos und Tzepaine eingesetzt worden war6• Mir hael S i sman gelingt es j etzt, mit dem von seinem Vorgänger in Philippopel zurück gelassenen I van Verhandlungen anzuknüpfen, und dieser, der sich bis dahin abwartend verhalten hatte, verlässt in Begleitung Bewaffneter die Festung, um �ich mit dem neuen Zaren zu unterreden7• Bryennios, der rechtzeitig davon erfahren hatte, nimmt mit der Bevölkerung von Philippopel Fühlung. Als H irte verkleidet, nähert er sich der Stadtmauer, wo ihm die griechenfreundliche Besat zung noch vor Morgengrauen die Tore öffnet. Auf die N achricht vom Fall Philippopels begab sich Ivan der Russe mit seinem Heer wieder in seine Heimat. M ichael S isman aber setzte Voislav, der ausser Kopsis noch einige andere Festungen besass, heftig 1 . Kantakuzenos 1 . 36: 1 . 1 7 3 ff. Burmov a.a.O. S. 1 3-1 8 Anm . 1 02 . Diese Maschine war gebaut von:
100.
59 zu . Das ging solange gut für Voislav, als es Andronikos dem Jüngeren ' möglich war, ihn mit Truppen und Verpflegung zu unterstützen. Als aber Voislav b ald über ein J ahr gegen Michael S i�man kämpfen musste und sich dabei von allen Seiten umzingelt sah, gab er auf und floh zu Andronikos I I I . nach Didymoteichos. Dieser konnte aber weder ihm noch dem Reich helfen, weil er kein Heer hatte, das den Bulgaren ge wachsen war. Voislav selbst wurde von seinen bisherigen Anhängern mehr und mehr im Stich gelassen!. Nun schickt Andronikos dem Zaren Michael S i�man, der mittlerweÜ e bis Bera2 und Traianupolis3 vorgerückt war, die Aufforderung zum ritterlichen Zweikampf. Der Bulgare lehnt ab und zieht sich vorerst in sein Land zurück4,
I n der Zwischenzeit geht Andronikos nach Konstantinopel und bittet den alten Kaiser nm weitere Truppen, die dieser zurückhielt, wohl weil er seinem Enkel immer noch nicht Glauben schenken konnte. Dabei kritisiert der junge Andronikos die H andhabung auswärt i ger Konflikte durch den alten Kaiser, die sich allein auf Diplomatie be schrän kt und , jede militärische Offensive sorgsam vermeidet5• Darauf hin beruft Kaiser Andronikos I I. eine Senatsversammlung ein, in der Kantakuzenos und der Protostrator nochmals die Notwendigkeit einer starken byzantinischen Offensive betonen6, Gegen diese Ansicht wendet sich teilweise der Kreis um den alten Kaiser' . Andronikos I I I . äussert sich bei dieser Versammlung überhaupt nicht. Die Entscheidung trifft d�r alte Kaiser. Er beschliesst einen Feldzug, über dessen Planung er sich mit seinem Enkel berät. Kantakuzenos berichtet, dass im Anschluss an diese Versammlung die beiden Kaiser einen "A6yoc; des Zaren ge ' prüft hätten8: « Dass sie in kurzer Zeit wegen der Freundschaft (b zw. des Friedens qn"AllX) , der zwischen ihnen zustandekommt, gemeinsam zu Felde ziehen und kämpfen werden gegen irgendwelche Feinde.» Den Byzantinern sind nun die H ände gebunden, da der Zar eine An deutung macht, dass er Theodora, d ie Schwester Androniko�' I I I . 1 . Kantakuzenos 1 . 3 7 : 1 . 1 7 8-1 7 9 . Burmov a.a.O. 2.
Kantakuzenos 1 . 3 7 : J 1 7 9 . 3 . Ders. 1 . 3 8 : 1 . 1 83 . 4 . Ders. 1 . 38: 1 . 1 83-1 84. Burmov a.a.O. S. 2 1 . 5. Kan takuzenos 1 . 38: 1 . 1 84 . ..
6 . D ers. 1 . �8: 1 . 1 8.5. 7 . D ers. 1 . 3 8 : 1 . 1 85-1 86. 8 . Dcrs. 1 .38: 1 . 1 86 .
S.
19.
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und Gemahlin seines Vorgängers auf dem bulgarischen Thron des Theo dor Svetoslav , heiraten wollei. Ungeachtet d ieser vagen Andeutungen, d ie dem j ungen Andro nikos vielleicht bei der Rückantwort auf seine Aufforderung zum Zwei kampf mit Michael S isman zugekommen waren rüsten die beiden Kaiser, die diesem Waffenstillstand nicht trauten, zu einem Feldzug. Dabei wird ausgemacht, man soll, wenn in der Zeit der Rüstung eine Gesandt schaft des Zaren käme , welche dessen Bereitschaft zu einem Vertrag und zur Heirat mit Theodora erklärt, die Truppen wieder in die einzel nen Städte zurückschicken2• Andronikos I I I . verlässt nun die Stadt und geht nach Didymotei chos3, um seine Truppen zu ordnen4• Während der Rüstungen Mitte 1324 kommen zwei bulgarische Gesandte, Gridos und Pantzos, die von der Bereitwilligkeit ihres Zaren,
2 . Ders . 2 1 ff.
I . 38: I . 1 8 6-1 8 7 ; vgl . zu rl iesen Ereignissen auch Burmov a.a.O.
3 . Vermutlich nach Didymoteichos. Vgl. dazu K antakuzenos I . 3 7 : I . 1 80: «
B cxa,). euc; 8d: /) "toc; E: X LlL8u(.l0'te(xt.U elt; Bu�&,,'t'Lov .. D ers. I . 3 7 : I . 1 7 9 . 1 7-1 8 . - Bot alA e:uc; 8d: /) "toc; e:v Ll L8o(.Lo't'e:EX 8LCXTp(ßOO" , » .•
4.
Ders . I . 38: I . 1 8 7 . Burmov a.a.O.
S.
22-2 5 . Vermutlich vor August 1 3 2 4 .
5 . Kantakuzenos I . 39: I . 1 8 7 ff. « . • &.
6. D ers I . 39: I . 1 8 7 :
6 fM\ 't'r;oc;,
7 . D ass d i e H eirat m i t Theodora zusammen oder in unmittelbarer N ähe mit dem Friedensvertrag abgeschlossen wurde, darauf könnt.e die Kantakuzenosstelle hinweisen : 1 . 3 8 : 1 . 1 8 7 . 2-5 : ' (· d !Ld:v ouv E:V 'tcx'!:; l)!LEFCX', e; 1 1je; 7tCXpCXaxEU'�e; /) 'tw" Mu
ow" 7tpeaßefcxv 7ttjltjlcxe; ßcxaLAeUe; xwpo(l) TC�Oe; onov8& e; E:7t1. Tci> '"IV ßl aLAtwe; y1j(.LCXL " &.8eACf�" 't'r,v at'F cxTLcX" 7teXALV XCXTcX 7to)"eLC; 8LCX)"u61jvCXLD . D e m widerspricht aber Ale
xander Burmov in: Du document n° 26 des Actes de Zographou . Bulletin de la Societe historique bulgare 22 ( 1 9ft7 ) 1 ff. ßurmov zeigt a.a.O. S. 3, dass in Dokument XXI I der Actes des Zographou ( aus ges tell t im Juli 1 3 2 5 ) und in Dokument X X I I I (ausgestellt i m September 1 325 ) beide Male der bulgarische Zar vom byzantinischen . Kaiser als neF L7t66l)TO� t aoe; ri); ßcxaL),e:icxe; (.lou angesprochen wird. In Dokument X XVI (ausgestellt Sep t. I
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Andronikos I I I . ist nun gezwungen, auf diese Friedenswünsche einzu gehenl. D ie Gesandten werden reich b eschenkt und zusammen mit dem Megas Stratopedarches Andronikos Palaiologos und J ohannes Aples phares nach Bulgarien geschickt, um den Vertrag zu ratifizieren2• M i chael bekommt dabei den grössten Teil der Städte, wie Aitos, Ktenia, Diampolis, Mesembria. Den Byz antinern bleiben Sozopolis und Phi Hppopel, sowie Agathopolis und schliesslich Bukelon3• Ü ber diese Vorverhandlungen, die der j unge Kaiser in Didymoteichos mit den bulgarischen Gesandten geführt hat, wird Andronikos 1 1 . durch Briefe benachrichtigt. .
1 32 7 ) wird der bulgaris �he Zar tituliert m i t 7tEPL7t661jt'oc; utbc; lCcd YO'l.Lßpbc; nj c; ßoc. · atAdoc.c; (L0u. D er logische Schluss daraus ist, dass bis Septembor 1 3 2 5 der bulga
rische Zar nicht der Schwiegersohn (bzw. was die Frage nach dem Ausstel ler der Dokumen te betrifft; vgl. Burmov a.a.O. 3 ff) ooer Schwager des byzantinischen Kaisers war und dass die Hochzeit zwischen den Daten rier beiden Dokumente X XI I I und X XVI , also zwischen dem September 1 3 2 5 u nd September 1 3 2 7 stattgefunden hatte . Vgl . dazu auch F. Dölger, Kaiserregesten Nr· 267�: (cDer Bericht des Kantakuzenos ist irreführend: wahrscheinlich wurde nur das Projekt des Heira tsbündnisses behandelt (vgl. Regg. Nr.2679 u. 2680)1). Auf die Chro nologie der bulgarischen H eirat und dieses Friedens geht ausführlich ein Dölger, Theodora S . 227 Anm . 1 7) Gregoras erzählt die H eirat im Anschluss an das Tref fen von C ernomen I X . 1 : I . 390: Als yoc.flßp6c; des byzantinischen K aisers wird Mi chael schon beim Vertrag von C ernomen erwähnt. Vgl. Gorj an ov, Chron . Mosqu. S. 282-283. Zu dem fraglichen Chrysobull XX I I vgl. auch K . G. Bones (Mrt(,\l1jc;), KPLt'LlC� �PEU\loc. �7tt 't'oG xpuao�ouAAou 'A6you Nr X XI I . &:cpoPW\lt'oc; 't'�\1 �\I cA-yt
J
187.
2 . Dölger, Regesten IV. Nr. 267�. 3 . Vgl. dazu Burmov a.a. O . S. 23 und 2� mit den Anmerkungen 1 28 und 1 2 9 . Die H eirat d es Zaren Michael E;isman mit der Byzantinerin geschah wöhl wie K an takuzenos vermutet, um den Anschluss an ein grösseres G escheclit zu bekommen ( I . X.: I . 3 7 1 ) ,darüber ausführlich' bei BUJ'mov (a.a.O. S. 2 6-2 8 ) .Um sich mit Theodol'a verheiraten .zu können , musste sich der Zar aber zuerst von seiner ersten Gemahlin Anna, der Schwester 8tefan Uros' I I I . D e�anski, scheiden lassen, was natÜrlich eine Spannung zwischen Serbien und Bulgarien zur Folge patte. Vgl. dazu Grego ras I X . 1 : 391 ; I X. 1 2 : I . �5�; Chalkokondyles S : 22 D anilo Continuatus, ed. B . nani�ic, Z ivoti Kralj eva i archiepiskopa srpskich, napisao archiepiskop D anilo i drugi, Zagreb 1 866, S. 1 91 , 1 92 , 1 95.
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3. Der Vertrag von C ernomen
Die Anfänge der B eziehungen zwischen Michael S i�man und An dronikos I I I . sind , wie wir gesehen haben, im J ahre 1324 nach der Plün derung der Bulgaren in Thrakien zu suchen. I m Anschluss daran ist es zu Verhandlungen gekommen, die aber scheitern, da Michael S i�man zu grosse Forderungen stellt, auf die man sich nicht einlassen will. In der Zeit danach nun versucht der j unge Andronikos sein Glück in Bul garien, und schliesslich gelingt es ihm, den Zaren im Vertrag von C er nornen gegen Serbien und gegen seinen Grossvater , zu gewinnen. Der Anschluss des j üngeren Andronikos an Bulgarien hatte nicht zuletzt darin Beinen Grund, dass der alte Kaiser über die Metoehitesfamilie sieh mit dem Kral verb ündet hattel und Andronikos I I I . einen auswärtigen Rückhalt brauchte. Den Zusammenhang zwischen der Metochitesaffaire und diesem Treffen bostätigt Nikephoros Gregoras: «Als der j unge Andronikos sah, dass der Kral von Serbien dem alten Kaiser sehr zugeneigt war wegon ' des jüngsten Geschehens und wegen der H eirat mit der Toehter des Kaisars, schloss er sich aus Fureht, von diesem behindert zu werden, an Michael an2» . E s kommt in Nordthrakien, in C ernomen, zu einer Art Familientreffen der Palaiologen mit dem bulgarischen Herrscherhaus3• Noch vor dem 13. Mai 1326 war eine Gesandtschaft an den Bulgaren zaren Michael S i�man abgegangen, um diesen und seine Gemahlin Theodora zu einer Zusammenkunft einzuladen. Angeblich hatte die Mutter Andronikos' I I I . , Rita-Maria-Xene, nach dreiundzwanzig j ähriger Trennung von ihrer Tochter, der bulgarischen Zarin, Sehn8ucht diese wiedErzusehen. Der alte Kaiser muss nolens volens seine Einwilligung zu dieser B egegnung geben'. Am 26. Mai wird zwischen Andronikos I I I . und Michael ' S i�man ein Vertrag abgeschlossen, der ein Offensivbündnis gegen Andronikos I I. und gegen den Serbenkral Stefan Uro� I I. De�anski darstellt. Zu seinen Bedingungen gehörte, dass nach einem Sieg Andronikos' I 1 I . . an Michael , als Schwager und Bundesgenossen, Gebietsabtrotungen erfolgen so llten5• 1. VgI. S. 39 rr. 2. Gregoras I X , 1 : 1 , 391 . 3. Dölger, Regesten IV. Nr. 2679 . 4 . Gregoras I X . 1 : 1 . 390-39 1 ; K antakuzenos 1 . 42: 1 . 208 f. 5 . Dölger, Regesten IV. Nr. 2 680 . Ebd. auch über die D atierung von Cer nomen.
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4. Die « Skythen» 1 und Byzanz
Es war der Vertrag von Cernomen, der dem j ungen Androniko8 die Sicherheit gegeben hatte, den Kampf gegen seinen Grossvater wagen zu können. Die Tatsache aber, dass der Bulgare in letzter Sekunde von seiner Bündnispflicht absteht und sich Andronikos 1 1 . , der bereits mit dem Serbenkral verbündet war, anschliesst, sollte eine ungeheure Be dro hung für den j ungen Andronikos werden. l! m dieses Abkommen zu zerschlagen, hatte sich - wir haben es bereits gezeigt - der j unge Kai ser nicht nur an Michael S isman gewandt, sondern auch an den Bundes genossen des Zaren, an Ivan den Russen. Letzterer lenkt daraufhin sogleich ein und zieht sich zurück2• Die Frage nun, warum er das tat, führt uns zu den Beziehungen des byzantinischen Reiches zur Goldenen H orde, dessen Lehnsmann I van der Russe j a war3• Die b ulgarisch-byzantinischen Verhältnisse zu betrachten, ohn e die Bemühungen der Byzantiner ins Auge zu fassen, auch die Goldene H orde in ihre politischen Konzeptionen einzubeziehen, und damit auf die Bulgaren, die immer ein gefährlicher Feind des Reiches waren, einen Druck auszuüben, ist fast unumgänglich für ein annäherndes Verständnis dieser politischen Beziehungen. Aber nicht nur im Rahmen · der Mongolenpolitik ist die B ulgarienpolitik wes€ntlich, sondern auch in bezug auf weitere dynastisch-politische Bewegungen , die sieh im Do nauraum abzeichnen, wie die Ausbreitung Ungarns, die Entwicklung der Walachei unter Bassaraba, und der etwas später · einsetzende litau ische Vorstoss nach 'Vesten. Zu dieser Zeit bildete sich dio osteuro p äische Völker - und N ationalitätenkarte; damals waren bei den Truppen des Russen I van unter Georg Terterij viele osteuropäische 1 . H äufige antikisierende Bezeichnung in dieser Zeit für die Mongolen. 2. Vgl. S. 4. 8 . 3 . Es bleibt hier zu fragen, o b Ivan der Russe mit dem moskowitischen Gross fürs t I van I. Kalita identisch ist. Dies meint K. Hopt auf Grund von Marino Sa nudo . Istoria deI regno di Romania ( 1 3 2 8 ) , in Ch . Hopf, Chroniques Greco-romanes . . , Berlin 1 8.7 3 , S. 1 4. 2 : (Ni so no anco due Re 0 Duchi in Rossia, che seguono la pre detta setta de Greci, i quali come ho inteso sono Tributarj ed obbedienti a Tartari e tengono un Gran Paese longo e largo; vgl . B . Spuler, Geschich · Hdb. d. Orientali te der islamischen Länder. 2 . Ahschn .. Die Mongolenzeit ( stik VI. Absch n . 2, Leiden-Köln 1 9 53, S. 58; vgl. ders . , Die Goldene Horde, die Mongolen in Russland., Leipzig '1 943, S. 90 f. G. Vernadsky, The MongoIs and R us sia (A history of Russia by George Vernadsky · and Michael Karpovich) 1 1 1 , New Haven, 1 9 53, S. 200 ff. =
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Völker vertreten, wie Ungarn, Alanen und Vlachen1• So war es denn ein Gebot der Staatsraison, die am weitesten östlich gelegene Grossmacht, nämlich die Tataren der Goldenen H o rde, sich zu verbünden. Denn wi e ,gefährlich ein tatarisch-bulgarisches Bündnis sich für die Byzan tiner auswirken konnte, das zeigen die Ereignisse des J ahres 1 264 und 1 27 1 , als d ie Bulgaren im Bund m it den südrussischen Tataren in Thrakien einbrachen und es fast vollständig verwüsteten2• In den J ahren 1320, 1321 und 1323/1324 ereigneten sich grosse Einfälle der Tataren nach Thrakien3: Vor allem aber war der letzte 1 . Kantakuzenos 1 . 36: 1 . 1 7 3 ; 1 . 3 6 : 1 . 1 7 5 . Zu Bassaraba vgl. N . J orga, Histoire des Roumains et de la Romanite Orientale, Vol. I I I . Les Fondateurs d'Etat, Du carest 1 9 3 7 , S. 1 86 ff. ·2 . G. Moravcsik, Byzantinoturcica I (Berlin 1 958) 1 0 2 ; Spuler, Die Mongolen in Iran . Poli tik, Verfassung und Kultur der I lchanzeit 1 2 20-1 350 (Leipzig 1 9 39) in Iranische Forschungen 1, S . 53. 3 . Für die Datierung (vgl. K antakuzenos 1 . 39: 1 . 1 88) im J ahre als Kaiser Mi chael IX. Palaiologos starb , ka D?- ein Teil der Skythen bis nach Kavalla und Adria nopel , das wäre d ann 1 3 2 0 ; darnach (ders . I. 39: 1 . 1 88-1 89) im folgenden J ahre,als der junge Kaiser wegen des Krieges , den er gegen seinen Grossvater führte, bei Byzanz lagerte (das wäre vor Rhegion , also 1 3 2 1 ; vgl . D ölger, Regesten IV. Nr. 2660) . D er grösste Einfall dürfte dann der vom J ahre 1 324 gewesen sein. Vgl. dazu Kantakuzenos 1 . 3 9 : 1 . 1 89 : . . �ßa6fLl'J<; se lv3LX'tLOOVOC; to..t'�fLeV"I):; EX " OOV 8uoxIXE8exIX fLUpL&8e:c; doeßIXAov dc; 't�v P W fLlXv l lXv .. » Anders eine Notiz aus dem Cod . Vatic. Gr. 1 7 0 fol. 1 7 2v, deren Kenntnis ich der Liebenswürdigkeit von H errn Dr . P. Wirth verdanke: (<"ü 't'1X V 8� '1jA6wv ot &�lXpOL 1'0 7t'/ ij6(o<;) XLAL&8e:<; 7t" (ex " ) �w<; 't'�v 7t6ALV 't'cj} fL"I)vt <X.7t'pLAAlw d<; -ri)v 't'F l't "l) v tmijpxev �'t'o<; XOOfLLl'.OV C;WAIX (== 1 3 2 3 ) XIXL E7t'ol"l)OIXV IXlXfL'XAwollXv fLe:Y&A"I)Vl> aus Codices Vati ca ni Graeci rec. J oh. Mercati et Pins Franchi de Cavalieri, Rom , 1 9 2 3 , Bd. I. S . 1 9 5. D ies wäre 1 3 2 3 . Doch nach lateinischen Quellen 1 3 24 . . Vgl. S . Antoninus ( i n ü . Raynaldus, Amiales ecclesiastici . . . Lucca 1 7 50 1 3 2 4 S 39) : ) . . . . vero trecenta equi tum millia addu�isse, remque non incredihilem ait, ad Graecorum centum quin quaginta millia vel necasse ferro, . vel in servitute m abduxisse, hancque addit sen· tentiam. I usto autem D ei, iudicio Graeci sic flagellati sun t ab inimicis D ei scilicet ab infidelibus, quia ipsi Graeci facti sunt inimici D ei diversis schismaticis .. ) (hieraus f olgt dann gleich wieder die Aufnahme von Unionsverhandlungen); vgl. Chroniche di Giovanni, Matteo e Filippo Villani secondo le migliori stampe e corredate di note filologiche e storiche. Testo di lingua vol. I . Triest 1 857 . Lib . 8 cap . 2 4 1 : «Nel detto anno, deI mese di febbraio, il Tartaro della Gazzeria e Russia con esercito di trecento migliaia d'uomini a cavallo vennono in Grecia infino a Constantinopoli e piu qua piiI giornata, consumando e guastando cio che innanzi si trovaro; e dimorarvi infino all'aprile vegnente con grande consumazione e d-i struzione de Greci d'avere e di persone, che piiI dicentocinquanta migliaia di persone, tra' morti, e' ne menarano in servaggio . Alla fine per difetto di vittuaglia per i oro e di loro bestiame furono cos-
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Einfall nach dem Urteil der Zeitgenossen in seinen Auswirkungen au sserordentlich verheerend gewesen, und gerade die Schuld für diesen letzten Einbruch schiebt die Partei des j üngeren Androniko s auf den alten Kaiser. Auch wenn das als falsch erklärt wird, so schreibt Kanta kuzenos: «Es verbreitete sich allgemein das Gerücht, dass der alte Kai ser aus H ass gegen seinen Enkel früher schon einmal die Skythen auf die Byzantiner gelenkt hätte, und auch j etzt hätte er ebenso mit diesen Gesandtschaften ausgetauscht, da er Thrakien, das seinem Enkel an hing, von diesem abspenstig machen wollte. Dieses Gerücht war nicht stichhaltig, sondern, obgleich es von vielen aufgenommen wurde, war es doch reine Lüge. Weder früher noch später war er (der alte Kaiser) schuld an einem skythischen E infaIP» . Es lassen sich hier nun zwei Fragen anschliessen: 1 . Wie fügt sich dieser Tatareneinfall in die bulgarisch-byzantinischen Kriege der J ahre 1322-1324 ? 2. I nwiefern kann die Bemerkung des J ohannes Kanta kuzenos von einer Bundesgenossenschaft des alten Kaisers mit den Mongolen etwas Wahres an sich " haben ? 1 . Dass es ein Bündnis zwischen Bulgarien und der Goldenen H orde gegeben hat, lässt sich aus der Waffenhilfe Ivan des Russen2, der mit skythischen, b zw. mongolischen Truppen Georgij Terterij bei seinem Feldzug gegen die Byzantiner geholfen und für Bulgarien Philippopel eingenommen hat, erkennen3• Auch noch im J ahre 1328 war unter den bulgarischen Truppen, die der Zar Michael Sisman dem alten Kai ser schicken wollte, Ivan der Russe dabei'. Und wiederum waren an dem grossen bulgarischen Feldzug des J ahres 1330, der so tragisch mit dem Tod de:; Zaren Michael S isman in der S:chlacht bei Velbuzd enden sollte, mongolische Truppen beteiligt5• Sodann befinden sich noch bei den Auseinandersetzungen der Byzantiner mit Ivan Alexander im H eere des letzteren mongolische Truppen, die zwar als Bundesgenossen den Byzantinern geschickt, aber dennoch in letzter Minute vom bulgarischen Zaren gegen diese eingesetzt waren6• tretti e di p artirsi tornavono in loro paese .» Zu m Tat�reneinfall des Frühj ahrs 1 3 2 4 vgl. auch Burmov, Istorij a L S. 20 Anm. 11 1 - 1 1 2 ) ; P arisot, CantacuzEme, S. 65 Anm. 3 . 1. 2. 3. 4. 5. 6.
Kantakuzenos L 3 9 : L 1 93 . D ers. L 3 6 : L 1 7 3 . Vgl. S. 5 7 . Kantakuzenos L57 : I . 295; I . 5 8 : L298 . Gregoras X . 4 : I . 4 8 4: . Kantakuzenos I I . 26: 1 . 459. vgl. S. 8 0 .
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2. Wenn Kantakuzenos am Ende seines Skythenkapitels den Verdacht eines Bündnisses des alten Kaisers mit den Tataren äussert, 80 ist damit auch nur auf die Tatsache diplomatischer Beziehungen des Hofes von Konstantinopel mit Alt-Sarai, dem Regierungssitz der Goldenen H orde an der Wolga, hingewiesen. Die B eziehungen mit dem Osten, sei es nun Persien oder Ägypten, waren im Verlauf der byzan tinischen Geschichte Tradition gewordenl. Wenn man sieht, wie diese Fäden der b.y zantinisch-tatarischen Diplomatie ineinandergreifen, so ist die H erbeirufung der Tataren durch den byzantinischen Kaiser nicht so überraschend. Auch die Tatsache, dass Nikephoros Gregoras, der Parteigänger des alten Kaisers, darüb�r nichts b erichtet, ist kein H indernis; denn wenn früher oder später des öfteren «(Barbaren) gegen einen Konkurrenten innerhalb des byzantinischen Reiches zu Hilfe geholt wurden, so war dies genauso p opularitätmindernd wie eine la teinerfreundliche Unionspolitik.
1. Was die Beziehungen Konstantinopels mit den Arabern und ihren Nach folgestaaten betrifft, vgl. G. Vismara, Bisanzio e l' Islam per la storia dei trattati tra la Christianita orientale e le potenze mussulmane, Milano 1 950, und Pia Schmid, Dipl . Beziehungen, passim. I n der zweiten H älfte des 1 3 . Jh. kommt mit dem Ein raI i der Go�d enen H orde und mit der Festsetzung dieser zwischen Wolga und D onau ein weiterer asiatischer Stamm hinzu, nämlich die Mongolen. Michael VI I I . bezieht die T ataren in die byzantinische POli tfkj ein. 1 265 schickte K aiser Michael VI I I . seine Tochter M aria dem Khan H ulagu , dieser stirbt aber vor der Ankunft der Byzanti nerin und so wird diese von seinem Sohn Abaga übernommen. 1 2 7 1 verheiratet Michael seine illegitime Tochter Euphrosyne (Papadopulos , Genealogie, S. 33 Nr. 53) an den Khan Nogai. Von da an lebt Byzanz mit der Goldenen Horde in Freund schaft. Andronikos 1 1 . setzt diese Politik seines Vaters fort und verheiratet noch im J ahre 1 292 seine natürliche Tochter Maria an den Khan Toktai . (vgl. St. Runci man, The Ladies of the Mongois, in Elc; (.Lv1)!-Ll)V K. A (.L&:v't'ou 1 87 4 - 1 960, Athen 1 960, S. 46 ff. Moravcsik, Byzantinoturcica I . S. 102-103. A. 13urmov (a.a.O. S. 20) hält diese H erbeiholung der Tataren durch Andronikos 1 1 . für unwahrscheinlich . Er denkt vielmehr an eine grosse Allianz der Tataren und der Bulgaren gegen das byzantinische Reich . D em widerspricht aber der Verlauf der byzantinisch-mon golischen Politik, die von Byzanz her sogar ausgesprochen gepflegt wurde. So war im Kaiserpalast in Konstantinopel ein eigenes Ressort geschaffen, wo junge Mäd chen, die angeblich dem Kaiserhaus en tsprqssen waren , teils legiti mer, teils ille gitimer Geburt, wenn sie nur schön und einigermassen iro�lligent waren , erzogen wurden, um später dann im H arem orientalischer Fürsten im Dienst der byzanti nischen Diplomatie zu arbeiten . Nur auf diese Weise liess sich offenbar eine konti nuierliche Politik mit den islamischen und mit den türkischen Stämmen durchfüh ren. Kantakuzenos zeigt, wie diese Institution geradezu zur Staatsmaxime g�worden ist ( I . 39: 1.188); vgl. dazu auch Dölger, Theodora S. 222 H. '
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D ie N otiz des Kantakuzenos könnte also darauf hinweisen, dass der alte Kaiser in der Zeit, als er noch mit seinem Enkel im Kampf lag, sowohl türkische als auch mongolische Hilfstrup pen angefordert hatte, von denen man sich natürlich, als sie zu spät eintrafen, distan zieren musste. Ganz willenlos liessen j a die Byzantiner diese Tatareneinfälle nicht über sich ergehen. Andronikos I I I . gelang es einmal (1324), zwischen Adrianopel und Didymoteichos bei Promosul, eine kleine Abteilung dieser Heeresmacht, die unter dem Oberbefehl des Taitach und des Toglu Torgan Thra kien fast vierzig Tage lang verwüsteten, zu schlageni. Kurze Zeit darauf steht wieder ein tatarisches Heer den Byzantinern gegenüber. Doch kommt es zu keiner Schlacht, da die heiden durch die Tundza, die H ochwasser führte, getrennt waren. I mmerhin unterreden sich Andronikos I I I . und der Feldherr der Mongolen Taspugas mit H ilfe eines Dolmetschers auf einer Flussinsel. Dabei soll der Kaiser dem Tataren klargemacht haben, . wie unritterlich und feig der Ü ber fall auf kriegsunerfahrene B auern sei2• D as Risiko, sich die Tataren zu verbinden, die weit entfernt in Sarai ihr Regierungszentrum hatten, selbst wenn sich ihre tributpflich tigen3 H errschaften bis an die Donau hin erstreckten, ja sogar Konstan tinopel mit einbezogen, war bei weitem nicht immer so gross wie der gefährliche bulgarische N achbar. Dem bulgarischen Zaren ging es nicht nur um byzantinisches Territorium, sondern noch mehr um das, was Byzanz seinem I deengehalt nach verkörpert. Zudem galt es, ein bulga risch-mongolisches Bündnis, wie es 1321-1324 bestanden hatte, in Zukunft zu verhindern. Ibn Batutta erzählt, dass er im J ahre 1332 nach einem B esuch bei dem Khan der Goldenen Horde, bei Ö zbeg in Alt-Sarai, an dessen Hof auch sehr viele Griechen lebten, in Bogleitung einer seiner Frauen nach Konstantinopel reisen durfte. Die F ürstin hätte dort ihren Vater besucht, den Kaiser von Konstantinopel. Das kann aber , zu dieser Zeit nur Kaiser Andronikos I I I . gewesen sein; denn der alte Kaiser Andronikos I I . befand sich damals im Kloster4• H ier 1 . Kantaku zenos I . 39: I . 189 2. Kantakuzenos I . 3 9 : I . 91 3 . Gregoras I X . 3 : I . 53 5 . 4.
ff.
fr;
Parisot, Cantacuztme S, 1 1 .
f r . G. Georgiades-Arnakes, Ol 7tPWTOL TO 7tp6ßAl)(.L<X T'7)C; 7tTWaE:WC; TOÜ cEAAl)"La(.Loü Tr,C; MtKpic;
I b n Battuta, Travels Bd. I I . S . 4 9 8
'OOW (.L<x"ot. l::U (.LßOAl) tt,
'Aa(otc; ( 1 2 82-1 3 37 ) = Texte und Forschungen zur byz.-neugr. Philol. Nr. 41 , Athen 1 94 7 . S. 193 Anm . 1 70 .
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an einen rein familiären Besuch zu glauben ist, wenn man das Fami lientreffen von C ernomen ansieht, wohl ausserhalb j eder historischen Realität. Viel eher dürfte man an eine Berichterstattung der Byzan tinerin über eventuolle mongolische Angriffspläne denken oder an Verhandlungen, die ein B ündnis gegen Bulgarien beabsichtigten. Dass wirklich in d ieser Zeit ein Vertrag mit den Mongolen abgeschlossen worden war, bestätigt J ohannes Kantakuzenos. Verhängnisvoll war d ann nur, dass d iese 1332 gegen den byzantinischen Kaiser, dem sie zu H ilfe oilen solltrn, von Ivan Alexander eingesetzt wurden!. Ab M itte der droissiger J ahre versucht die mongolische Politik wieder im \\Teston Fuss zu fassen. So entwickelt sich denn auch ein reger Briefwechsel mit der Kurie, die ihrerseits nicht zögert, in Sarai ein lateinisches Bistum zu gründen und Missionare dorthin zu senden. In diesen J ahren hörte Andronikos auf, den Mongolen Tribut zu zahlen, was wohl mit ein Grund war, dass sie 1337 in das Reich einfielen2• Of fenbar war für das J ahr 1341 ein grosser E infall nach Polen und Un garn geplant, von dem Papst Benedikt X I I . Khan Özbeg abzuhalten versucht3• Mögl icherweise beabsichtigten daraufhin die Mongolen eine Ab lenkung der Invasion nach Südosten, die im Frü hj ahr 1341 durchgeführt werden sonte. Der H of von Konstantinopel wurde aber noeh rechtzei tig gewarnt, und zwar von der Mongolenfürstin byzantinischer Prove nienz, die mit dem Khan Ö zbeg verheiratet war'. Es war wohl nur der Tod des nämlichen und dor nun einset zende Kampf seiner N achfolger um die Herrschaft, dass die Byzantiner von der Verwirklichung eines solchen Proj ektes verschont worden sind. 1. Kantakuzenos 1 1 . 2 7 : 1 . 465: vgl. S . 1 1 0 , 1 35 . 2 . Gregoras X I . 3 : 1 . 535. 3 . Vgl. dazu G. D aumet, Benoit XII ( 1 334-1 34 2 ) , Lettres clcses, patentes et curiales se rapportant a la France (Paris 1 920) . I ntroduction p. LXV-LXVI . Dieser Brief war . vom 1 7 . August 1 340. 'I . Vgl. dazu V. Laurent, L'assaut avorte de la H orde d'Or contre I'empire Byzantin (Printemps-ete 1 34 1 ) in Revue des Etudes Byzantines 18 ('1 960) '14 5 162 . Laurent yeröffentlicht hier einen Brief des Gregorios Aldndynos a n David Dishypatos, in dem Akindynos von einem drohenden Einfall der Skythen spricht (a.a.O. S. 1 5 7 ) : (I T U x ev ete; 'iJIlCic; lP�!L7l �xu8wv 6�ullcxo-rlj xcxt 't'o'Je; 7tW7tO't'E: 't'wv IxdvCll " , lnt PCIlIlCX(ouC; IlP63C1lv «v6Ilotoe; Il'CiAA O'J 3t oMt lP-I)Il7l , «AAeX ypa.llllcx't'cx 't'ije; ßCXO LA'CIlC; Iltv 8uyot't'poc; "fUVCXLXOe; 3t 't'ou �xoeOU» . Laurent zeigt (a.a. O. S. 145 Anm. 1 ) , dass dies ergänzt wird durch eine Stelle aus der Pala masvita des Patriarchen Philotheos ( Migne P. G. CLI , 597) « U Tt'O � (cx x(Xt Y«P 't'LC; IlP680u ßcxpßcxpLxiic; Tije; 1l7l3� -rljv «PX�� o()07)e; cx{)'roue; her8ev e;-I)Acxoc,, 'l.
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5. Von Krenna bis nach Velbuzd
Es hat den Anschein, dass M ichael S isman im Mai 1 328 nicht erst den Rückzug nach Bulgarien angetreten hatte, sondern dass er mit seinen skythischen Bundesgenossen die Entwicklung der D inge in Nord thrakien abwartete, vor allem aber, wie Kaiser Andronikos den Vertrag von C ernomen hinsichtlich einer territorialen Entschädigung an Bulga rien halten werde. Genau genommen hat der Zar durch seinen Vertrag mit dem alten Kaiser darauf keinen Anspruch mehr. Doch Andronikos war allzusehr mit der Beseitigung der Schäden der B ürgerkriege beschäftigt und dachte nicht daran, von selbst und freiwillig nur eine einzige Stadt abzutreten. Damit sah sich aber der Eine weiter Anspielung auf eine « drohende Gefahr» lässt sich vielleicht aus einer dem Patriarchen J ohannes Kalekas zugeschriebenen Rede (vgl. dazu Beck, K irche und theologische Literatur S. 6 3 1 ) herauslesen:» aTCe:A�) et.Tet.L (J.EV lJ.XAU:' -r&v PWI}:x Lwv ylj� . . . . (hrsg. von P . Joannou , Joannes C IV. Kalekas Pa tdarch von Konstantinopel, unedierte Rede zur Krönung J oannes' V. in: Orientalia Christiana Periodica 2 7 ( 1 96 1 ) 45; vgl. ebd . 39). J oannou bezieht diese ay"Ao� zwar auf die Bulgaren und ihren Angriff auf Adrianopel. H ier ist nun die Frage, wer ist mit diesen Skythen gemeint, worauf V. Lau rent (So 1 4 5 ff) eingeht. So meint J . de Meyendorff (in : I ntroduction a 'I'Hude de Gregoire Palamas (Paris 1 959) 79 n. 55), dass hier mit den Skythen die Bulgaren gemeint sind und dass die Warnerin vor der skythischen Gefahr jene 1 339 nach Bulgarien verheiratete Kaisertochter M aria Palaiologina war (vgl. dazu D ölger Regesten IV. Nr. 2 8 2 2 ; Schapkareff a.a.O. S. 95 ff.)Laurent aber ist wohl mit Recht auf Grund von Moravcsik (Byzantinoturcica 1 1 . S. 280 Nr. 5) der Auffassung, dass hier mit den Skythen die Tataren der Goldenen H orde gemeint sind, indem er auf den Sprachgebrauch von Skythai in dieser Zeit hinweist. So ist Skythai fast nur für die Mongolen , nicht aber für die Bulgaren gebraucht worden . Zudem war nach jener bulgarisch-byzantinischen Heirat nach dem Zeugnis von Gregoras tiefer Friede zwischen Bulgarien und Byzanz (vgl. S. 81 ) . Auch war man Bulgareneinfälle be reits gewohnt. Was nun die «Tochter des Kaisers» betrifft, so muss es sich hier weder um eine legitime noch illegitime Tochter Andronikos ' I I l . han deln , sondern um eines j ener M ädchen, die für den diplomatischen D ienst im H arem eines orientali schen Fürsten für Konstantinopel erzogen worden sind, und zwar handelt es sich in unserem Fall wohl um j ene Gemahlin des Khans der Goldenen H orde, in deren Begleitung Ibn B attuta zu Beginn der dreissiger J ahre nach Konstantinopel von Sarai gereist ist ( Ibn Battuta, Travels, Bd, 1 1 . S. 498 ff) . V. Laurent sieht die Ur sache für diese Expansionsgelüste des Özbeg in der Allianz der Byzantiner mit Umur und den Einfall des letzten mit gri � chischer Bi1ligung in der Walachei (in By zantinische Zeitschrift 54 ( 1 9 6 1 ) 1 9 7). Ferner sei auch darauf hingewiesen, dass der Hof des Tatarenkhan ein sehr beliebtes politisches' Asyl dieser Zeit war, so flohen die eines Aufstandes gegen den alten Kaiser Verdächtigen zu Özbeg ( Kantaku zenos I . 5 1 : I . 259) . . .
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B ulgare in seinen H offnungen gewaltig getäuscht; denn genauso wie Serbien war Bulgarien bei einer etwaigen Expansion auf den Süden angewiesen, da beider Nachbar im Norden, der Ungarnkönig Karl Robert von Anj ou - bei Bulgarien kam noch die Goldene Horde dazu -, zu stark war. Während Andronikos I I I . in Konstantinopel weilt, macht Michael Sj sman einen Einfall in das obere Thrakien, in die Gegend von AdrianopeP. Daraufhin marschiert Andronikos I I I . sofort nach Bizye, wo er zum Kampf rüstet. Michael schickt dem byzantinischen Kaiser eine Gesandtschaft, « dass er am nächsten Tage nach Bizye marschieren wolle2.» Daraufhin zieht sich Michael nach Bulgarien zurück3, ohne sieh, wie er angekündigt hatte, in Bizye zur Schlacht einzufinden. Nun handelt Andronikos. Er übersehreitet die bulgarische Grenze, erobert Diampolis, zerstört es und zieht sich wieder auf byzantinisches Gebiet zurück. Nach sechzig Tagen versucht der bulgarische Zar einen neuen Ein fall und erhält durch Verrat Bukelon, das alte Odrysoi, wo er auch Quartier bezieht. Andronikos eilt von Didymoteichos aus nach Adria nopel und hebt dort seine Truppen aus. Währenddessen sucht Michael Verstärkung aus Bulgarien und maeht sieh an die Belagerung von P ro baton. Na.ch einem Monat beiderseitiger Rüstungen schickt Androni kos dem Zaren eine Gesandtschaft, ob er die Eide und die Vertragsbe dingungen von Cernomen vergessen habe'. Weiter erinnert der byzan tinische Kaiser den Zaren an die gemeinsame Religion5 und an ihre verwandtschaftlichen Beziehungen. An verwandtschaftliche Beziehun gen erinnert auch der Zar und leitet daraus das Recht ab , gegen den Kaiser zu ziehen, da er die Grenzstädte als Mitgift seiner Gemahlin Theodora betrachtet6• Andronikos geht darauf ein und versprieht, ausser Bukelon noch andere Städte an B ulgarien zu geben, wenn Mi chael Sisman ihm einen Vorrang zuerkenne und «�L oÖv &.P€O"TOV (Xu't"(fl ' ( , � ' ,\ l ' , \ X(X"C'(X\ toV €7tLXpa t'Y)O"(XV't"(X 't"ou 't'OVt\ P W!-L� LWV v0!-L0V, OOUI\
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! I.V(XL X(XL\ oVO-
1. ' Kantakuzenos 1 1 . 3 : 1 . 3 2 3 ; Gregoras I X . 8 : 1 . 430. 2 . Kantakuzenos 1 1. 3 : 1 . 323; vgl . Gregoras IX. 8 : 1 . 430. 4; D ölger, Regesten IV. Nr. 2 7 1 8 . 3 . Kantakuzenos 1 1 . 3 : 1 . 3 2 4 . 4 . D ers . I I . 3 : 1 . 32 4-3 2 5 . 5 . Ders. 1 1 . 3 : 1 . 325-.6-7 : «()«(XL � E)«(xTtpw6E:\I O'TP(XTtc1 Tijt; (XuTij� etO't 6PllO'xd(Xt;, oßt; ou 7tpbt; clA.)'�A.OUt;, cl�a !-lET' clA.A.�A.W\l l8eL TOLe; claEßOUO'L 7tEpt TO\l 6tO\l ß(Xpßi� POLt; i7tLMt . . .. Ein seltenes Argument in der byzantinischen Politik. 6. K antakuzenos 1 1 . 3: I. 325 .
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(J.ci�!:G6ocL ßOCGLAeCU� xoct oclho� �"iOLflO� e:IVOCL W � U7tO T�V olxdocv cXPX�v AOUV n xoct 7t6A�L� XOCL XWpOC� 7tOCp�Gxe:i:'ml.
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Dieser Wunsch des j ungen Andronikos, der Zar möge !lein 80UAO� sein, ist für einen byzantinischen Kaiser einem bulgarischen H errscher gegenüber, der in der Fam ilie der Fürsten und Könige in einer Vater - K ind - Beziehung zu Konstantinopel stand, höchst ungewöhnlich2• Ferner erinnert die Forderung « :0 T(;)V 7toct8cuv ßOCGLAe(l)� 1 0V flE:V 7tpO� XOVTOC 't'
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bewusst angestrebt ? Man muss es wohl so sehen; wenn man die straffe H andhabung der I nnenpolitik · desselben Kai sers vor Augen hat, er kennt man, dass ein solcher Wunsch einer hohen Auffassung des Kai sertums entsprungen ist. Vielleicht lässt sich hieraus eine gewisse Ent wicklung der Persönlichkeit des Kaisers feststellen. I mmerhin hatte dieses Angebot den Erfolg, dass Michael verhandelt und sich zur Rückgabe von Bukelon bereit erklärte, er wollte j edoch dafür den Schwarzrneerhafen Sozopolis1. Andronikos hält die bulga rische Gesandtschaft hin, lässt am nächsten Tag seine ganzen Truppen kontingente , die er aus M akedonien, Thrakien und aus den wenigen Städten Kleinasiens, die noch zum byzantinischen Reiche gehörten, abgerufen hatte, in allem Glanz aufmarschieren. Der. Erfolg gab dem Kaiser Recht. Die Gesandten berichten, noch unter dem E indruck dieser furchteinflössenden Parade, von den Rüstungen der Byzantiner. D er Zar schickt abermals zu Andronikos und verspricht die Wahrung des Friedens und die Rückgabe von Bukelon. Es ist keine Rede mehr von einem Tausch mit Sozopolis . ' Ferner bittet der Bulgare den Kaiser, wieder nach H ause zu ziehen2• Das i st die Grundlage, auf der es dann im Oktober 1 328 zum Frie densvertrag in Krenna kommt3, bei dem der E influss der Kaiserinmutter Rita-Maria-Xene von Armenien sehr bedeutend. gewesen sein so1l4. Die Abmachungen sind folgender Ar4: Michael gibt die Festu·ng Bukelon heraus und verspricht, gegen Zahlung hoher Geldsummen in Zukunft Frieden zu halten. Anschliessend versöhnen sich die beiden Herrscher vor versammeltem Volk hoch zu Ross, und j eder zieht in sein Land zurück. Nach dem Vertrag vom Oktober 1 328 waren die Beziehungen zwischen Byzanz und Bulgarien gut. Bei seinem Kleinasienfeldzug wurde Andronikos I H . sogar von Michael $i�man unterstützt5• I m Frühj ahr 1330 kommt es zu einem Gesandtschaftswechsel, der das
1 . Kantakuzenos 1 1 . 3 . : I 3 2 4 . 2 . Ders . I I .3": 1 .326 f f . Gregoras I X . 8 : 1 .430 f. 3 . Dölger, Regesten IV. Nr. 2 7 2 3 . 4 . Kantakuzenos I L 3 : I . 3 2 7 ; nach Gregoras I X . 8 : L431 war e s Rita-Maria Xene, die den Frieden vermittelte. 5. Kantakuzenos I L 3 : I . 3 2 7 . Dies lässt sich - vielleicht ( ? ) - aus der Noti2; bei Kantakuzenos, dass ein Bulgare Sebastopulos, bei dem klein asiatischen Feldzug des K aisers als Führer einer Abteilung dabei gewesen war, entnehmen .
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byzantinisch-bulgarische B ündnis gegen Serbien vorbereitetl. D ieses sollte sowohl für Byzanz als auch für Bulgarien verhängnisvoll werden . Was waren die Ursachen für diese Allianz ? I n erster Linie wohl die Tatsache, dass das Verhältnis des Zaren zu Serbien �eit J ahren ausser ordentlich gespannt war. Der B ulgare hatte nämlich Stefan Uro� De�anski brüskiert, indem er sich von dessen - Schwester Anna hat scheiden lassen . In zweiter Ehe heiratete er die Witwe seines Vorgän- . gers, des Theodor Svetoslav, eine . Schwester Andronikos' 1 1 1 . Damit war eine vollkommen neue Machtverteilung geschaffen. Beim Fam i lientreffen von C ernomen hatte der Zar für sein B ündnis mit dem jungen Kaiser die Waffenhilfe gegen Serbien sich bereits ausbedungen2• Auch bei der Begegnung in Krenna mag davon noch die Rede gewesen sein. Für den jungen Andronikos kann bei einem solchen Unternehmen die gleiche politische Konzeption wie bei der Expedition gegen Chios und gegen Urchan zugrunde gelegen sein, nämlich der einer Recon quista des unter Andronikos 1 1 . verlorengegangenen Gebietes. Aber auch die dauernde Unterstützung seines Grossvaters durch den Kral während der . Zeit der B ürgerkriege scheinen ein entscheidendes Moment gewesen zu sein, den j ungen Kaiser zum Waffengang gegen Serbien zu bestimmen. Daher ist es nicht verwunderlich, dass Andronikos 1 1 1 . bereitwillig auf die Forderung der Gesandtschaft Michael Si�mans, sich an einem Feldzug gegen Serbien zu beteiligen, eingeht3 - was zwei fellos ein Fehler war- , aber Geschehnisse, wie die im Vorj ahr erfolgreiche Abwehr eines serbischen Angriffes auf Ochrid und der Sieg des Ungarn könig Karl Robert über die Serben" lassen einen Krieg zu eben dieser Zeit nicht ohne Erfolg erscheinen. So erklärt denn auch Kaiser Andro nikos auf die bulgarische Aufforderung, dass es nun « Zeit sei, die Tri b aller für das Unrecht, das sie . den Rhomaiern zugefügt hätten, zu bestrafen» 5. Beide Gegner waren für einen Kampf . gut gerüstet. Unter den Bundesge;nossen des bulgarischen Zaren war neben dem byzantinischen Kaiser fast der ganze Balkan vertreten, wie Johannes Bassaraba und die
1. Dölger, Regesten IV. Nr. 2 7 5 7 . 2 . Gregoras I X . 1 : 1 . 391 f . 3 . Dölger, Regesten I V . N r . 2 7 5 7 . 4 . J ire�ek, Geschichte d e s Bulgaren S. 293 ders. Geschichte d e r Serben S . 361 . 5. Kantakuzenos 1 1 . 2 1 : 1 . 428. 1 0-1 1 .
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Schwarzen Tatarenl• Die Walachei blieb - obgleich von Serbien und Bulgarien gleicherweise umworben - neutral2• Zu den Bundesgenossen der Serben zählten auch katalanische Abteilungen3• Stefan Uros I I I . De�anski, der von den Rüstungen des Bulgarenzaren schon lange Zeit unterrichtet war, �st es gelungen, auch H ilfstruppen aus Ragusa anzu werben. Der Kral wollte anfangs den Bulgarenzar, von dessen Vor bereitungen er erfahren hatte, zU,m Einlenken bewegen, doch Michael S isman, von dem man in Serbien glaubte, dass er «sein Zarentum auf serbischem Boden errichten wollte» , ging nicht darauf ein. Im Frühj ahr des J ahres 13304 brechen die H eere der Bulgaren und der Byzantiner, b eide getrennt voneinander, von ihrem Standort gegen Serbien auf. Andronikos zieht durch das alte Pe] agonien, das heutige Gebiet am unteren Wardar6, und erobert auf dem Marsch die Festungen B utzunin durch Angriff, Deuritza, Dubrunin, Kaballarion und Siderokastron durch O b ergabe6• Michael zieht von seinem Stamm-
1 . Jire�ek, Geschichte der Serben S. 293. 2 . Vgl . dazu Giacomo di Pietro Luccari, Copioso ristretto degli annali di Ra usa. Libri quattro (Venedig 1 605 ) (neuer Abdruck Venedig 1 7 90 ) S. 49. 3 . Kantakuzenos 1 1 . 2 1 : 1 . 4 2 9 . 1 7 : « . . . t� AAcx llcxVW V E1tcxy6Iltvo.; xncxcpp&.x't'ou<;f)Vgl. dazu Gregoras I X. 1 2 :I .456. Ebenso auch Giacomo di Pietro Luccari a.a.O. S. 4849: « Ora Dussan , facendogli intender i suoi,come in Rausa era il governo ben disposto a favor deI suo p adre, _mando Smiglio domesticho, in Latino Secretario, a domandare, ehe i Rausei li facessero hauere una legione di soldati Ponentini per guardia di Bua persona. J. Ch. v. Engel hält diese Alamannoi bzw. Keltoi für Italiener, welche die Ragusaner, um Stefan D e�anski günstig zu stimmen, aus I talien haben an wer, ben lassen, in: Geschichte des 1, \ Freystaates Ragusa (Wien 1 807 ) S. 1 2 2 . Vgl . dazu Burmov a.a.O : S. 52 Anm . 3 3 5 . J ire�ek j edo'ch meint, dass es sich bei diesen Trup pen um katalanische oder deutsche Söldner handelt, in: Geschichte der Serben I . Bd. (Gotha 1 9 1 3 ) S" 361 . D ass es sich um katalanische Söldner handelt bestätigt auf Grund neuerer Forschungen in den Archiven von Ragusa M. Dinic, indem er zeigt, dass durch Vermittlung der Ragusaner Stefan De�anski spanische Söldner habe anwerben lassen, von denen aber nur ein Teil zur Schlacht eingetroffen ist. So M . Dinic, in Spanski naj amnici u srpakoj slu�bi (Mercenaires espagnols dans la Serbie meridionale) ( mit franz. Zsfg. ) in Zbornik Radova Vizantijski I nstitutu 6 ( 1 9 60 ) 8.1 5-28 . Vgl. S. 49. Durch diesen Hinweis von Dinic könnte man auch eine Erklä rung für j ene 'AACX(L<XVO( die Andronikos I I I . bei der Einnahme der Stadt 1 3 2 8 aus der V:orhut seiner Truppen hat entfernen lassen, erhalten. ' 4 . Gregoras I X . 1 2 : 1 . 457 . 7 . '
5. Kantakuzenos 1 . 2 1 : 1 . 428.1 5 : vgl. dazu noch D anilo Continuatus S . 1 7 91 8 0 . Zu ITtACXYOV(CX vgl. Kantakuzenos 1 . 55: 1 . 281 f. 6 . Ebd. 1 .2 1 : 1 1 .4 2 8 .
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fürstentum Vidin nach Südenl. Er hatte den Balkan am I skerdurch b�uch überschritten und gelangte in die Strumagegend nahe der Fe stung Zemen. Allgemein war man der Ansicht, dass die beiden H eere den Kral in die Zange nehmen wollten2• Zuerst hatte sich Stefan Uros I I I . D e�anski mit seinen Truppen in der Ebene Dobri�, am Zusammenfluss der Toplica in die Morava, aufgestellt, aber auf die Nachricht hin, dass sich der Bulgarenzar stru maabwärts nach Makedonien begeben würde, marschierte Stefan De �anski nach Süden und schlug sein Lager am Flusse Kamen�a in der N ähe von Velbuzd auf3• Dabei lagert Stefan Uros 1 1 1 . De�anski, der zusammen mit seiw m Sohn Stefan Dusan das H eer anführt, so, dass er die Bulgaren gu v im Blick hat und j ede ihrer Bewegungen genau verfqfgen kann4• D ie beid en Heere stehen sich einige Tage gegenüber, ohne dass eines mit dem Angriff beginnt6• Doch nun war Michael Sisman unvorsichtig und liess . seine Truppen, im Vertrauen auf einen vorher mit den Serben abgeschlossenen Waffenstillstand6, auf Proviantsuche ausschwärmen. Während so die bulgarischen Truppen aufgelöst waren, brach Stefan Uros mit seinen geordneten Abteilungen, unter denen auch die katalanische Reiterei war, in das bulgarische Lager ein7• Es hebt nun eine Schlacht an, dass « die Luft erzitterte, und unter dem �iehern der Pferde schossen die Serben mit beiden H änden ihre Pfeile ab und brachten Verwirrung in das bulgarische Lager, das sie mit Leichtigkeit nehmen, und sie schlachten, was ihnen in die H ände fäIlt» 8. Auch M i chael S isman schonen sie nicht, sie verletzen und töten9 ihn. B esonders 1 . Nach Kantakuzenos zieht er durch Paionia. Genauer ist hier D anilo Con tinuatus a.a.O. S. 1 7 9 . Einleitung zum Gesetzbuch (Zakonik) des Stefan Dusan: Er zog von Trnovo nach Westen. Vgl. Burmov, Istorij a I. S. 46 Anm . 299. 2 . Gregoras VI I I . 1 1 : 1 . 354. Kantakuzenos 1 1 . 2 1 : 1 . 4 2 8 . 3 . Danilo Continuatus S. 1 80 . 4 . Kantakuzenos 1 1 . 21 : 1 . 429. 5 . Wahrscheinlich wartete Stefan Uros IH. D e�anski auf die Hilfstruppen aus Ragusa, vgl. Burmov a.a. O . S. 49. 6 . Kantakuzenos 1 1 . 2 1 : 1 . 429. 1 8 . D agegen fehlt bei Danilo Continuatus darü' ber j ede Notiz. 7 . Ka n takuzenos 1 1 . 2 1 : 1 . 429-430. 8 . D anilo Continuatus a.a.O. S. 1 80. 9. Bei Kantakuzenos 1 1 . 21 : 1 . 430.2�4 lebt Michael noch einige Zeit, nach Danilo Continuatus a.a.O. stirbt er noch während der Schlacht .
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hat sich bei diesem Treffen der «mladi krall> Stefan Du�an , dem das Kommando weitgehend anvertraut war, hervorgetan!. Danach zog Stefan Du�an gegen Andronikos, der bei seinem Marsch an die serbische Grenze einige Schlösser, wie Debre� bei Ochrid und Siderokastron ( = Zele�n es b ei Ki�evo) , erobert hatte. Doch der Kaiser lässt sich nicht auf eine Schlacht ein, sondern eilt nach Bulgarien, um dort die Verhältnisse für sich auszunutzen. Ü ber die Truppen, die die byzantinische Grenze gegen Serbien verteidigen sollen, setzt er Syrgian nes2• Uro� I I I . vertreibt die Griechen aus einigen Grenzstädten, danach kehrt er nach Serbien zurück3• D ie Frage der künftigen Zugehörigkeit dieser Städte wird im J ahr 1334 wieder aktuell, vor allem im Vertrag vom August 13344• Der Nachfolger des Michael Si�man, der Zar Ivan Alexander, schloss mit Stefan Du�an Freundschaft und vermählte sich Ostern 1332 mit H elena, der Schwester des Krals5• Stefan Du�an, d er selbst mit einer Schwester des ehemaligen bulgarischen Zaren Georg Terterij 6 verheiratet ist, schlägt jetzt in seiner Politik eine bewusst östliche Richtung ein. Doch lassen innere Unruhen in Serbien, wie ein Konflikt mit Bosnien, die byzantinischen Pläne des Stefan Du�an einen Aufschub erfahren. Gefährlich war für den Kral auch der in dieser Zeit von dem Bischof Guillaume Adam von Antivari bei König Philipp V I . von Frankreich gepredigte Kreuzzug. E ine Frage, die sich an die Vorgänge von Velbuzd anschliesst, ist, ob diesem getrennten Aufmarsch eine Absicht des byzantinischen Kaisers zugrunde gelegen war. Denn ganz offenbar hatte Andronikos, der vielleicht auch zum Teil schuld war, dass Michael dieses serbische Abenteuer auf sich genommen hatte, se ine Bündnispflicht keineswegs erfül1t. Ob das Absicht war, darüber schweigen die Quellen. Die Mög lichkeit eines Vertragsbruches, in Erkenntnis eines deutlichen Vorteils, widersprach nicht den byzantinischen Staatsmaximen, wie das Bei spiel des Meuchelmordes an Syrgiannes später zeigen sollte. Auch hatte Michael S i�man zweimal das Bündnis von Cernomen gebrochen. Es ist 1 . Giacomo . di Pietro Luccari a.a. O . S.48: . . . et fece (Uros I I I . ) guerra a Mi chele Re di Bulgari, ch' era successo a Svetislau suo cugino; e la cura fu data a Vuk san , ouero Dussan . . . , figliuolo maggiore di U rosc . . 2 . J ire�ek, Geschichte der Serben, I . Bd. S . 363 . 3 . J ire�ek, ebd. 4. Gregoras I X . 1 2 : 4 � L4.ls 7 , 5 . J ire�ek, a.a.O. S. 370 u . Anm . 2 . 6. Ebd.
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also ganz gut m öglich, dass Andronikos froh war, dass d i e Serben durch Michael Sisman abgelenkt waren und dass er in Ruhe Festungen an der serbisch-byzant inischen Grenze erobern konnte. Wenngleich dieser serbische S ieg allgemein auch als Niederlage des byzantinischen Kaisers gewertet wird - ein Prestigeverlust war es zweifellos für den byzan tinischen Kaiser -, so konnte man in Konstantinopel doch wieder froh sein, dass der B ulgare nicht Sieger war. Genau betrachtet, hätten die Byzantiner bei einem bulgarischen Sieg nicht mehr gewonnen, als sie j etzt in den oben erwähnten Festungen erworben hatten. Ein siegreiches Bulgarien aber hätte wohl die alte Expansionspolitik mit dem Ziel Konstantinopel wieder aufgenommen. Es gereichte dem Kaiser auch noch zum Vorteil, dass kurz nach dieser Schlacht ein Streit zwischen Stefan Uros I I I . De�anski und dessen Sohn Stefan Dusan ausbrach, in dem letzterer Sieger blieb. Damit war an ein Ausnützen des Sieges, wie Kantakuzenos befürchtet hatte, nicht zu denkenl. Der Sieg der S erben bei Velbuzd hatte einen Regierungswechs61 in Bulgarien zur Folge2• D ies konnte den Byzantinern deswegen nicht genehm sein, weil man die Schwester Andronikos' I I I . , die Zarin Theo dora, die so viel zur Aufrechterhaltung der guten Beziehungen zwischen den beiden Ländern . beigetragen hatte3, in die Verbannung schickte. Regentin wurde Anna, die erste Gemahlin des Zaren Michael S isman und Schwester des Serbenkrals. Doch gaben gerade die Unruhen, die der Regierungswechsel in Bulgarien hervorgerufen hatte, dem byzanti nischen Kaiser die Möglichkeit, sich wieder einmal der stets strittigen Schwarzrneerhäfen zu bemächtigen'. Das war mehr, als man bei einem Sieg hätte erwarten dürfen, zumal die Serben jetzt für zwei oder drei Jahre nicht mehr in byzantinisches Gebiet einfielen.
1. Zu� Schlacht von Velbuzd und ihren Ergebnissen vgl. Dölger, Regesten IV. Nr. 2 7 5 7 , 2764, 2 808, 2814, 281 5 : Jire�ek, Geschichte der Serben, I . Bd. S. 36 1 1 1 . Hier findet sich auch eine Zusammenstellung der Quellen zu Velbuzd a.a.O. S. 361 Anm. 3 . 2 . J ire�ek, Geschichte der Bulgaren, S. 2 9 6 ; d ers. Geschichte der Serben, I. Bd. S. 3 6 3 . 3 . Vgl. D ö1ger, Theodora S. 2 2 2-240; Sehapkareff, D ie bulgarisch-byzanti nischen dynastischen Beziehungen der Palaiologenzeit, S. 65. 4 . VgI. S. 54.
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6. Andronikos I I I . und Ivan Alexander Stratzimir Die serbische Machtübernahme war j edoch in Bulgarien nur ein Intermezzo. Denn b ald vertreibt eine nationalbulgarische Partei unter der Führung des Protobestiar Raxinas und des Logotheten Philippos die Zarin Anna und wählt Ivan Alexander Stratzimir, einen Neffen des Michael Sisman, zum Zarenl. Diesem fehlte es n icht an auswärtiger Unterstützung, vor allem aber konnte er der H ilfe des Woiwoden Jo hannes Bassaraba, seines Schwieger.vaters, gewiss sein. E s bildete sich ein ganz gefährliches B ündnis zwischen Serbien, Bulgarien und dem aufsteigenden Staat des Rumänenfürsten Bassaraba. J ener hatte erst 1330 den Ungarnkönig Karl Robert von Anj ou besiegt2• D iese Koa lition war sowohl gegen Ungarn als aueh gegen Konstantinopel gerichtet3; denn Andronikos hatte kurz nach der Schlacht von Velbuzd die sub haemischen Städte von der Tundza bis zum Meer, nämlich Diampoli8, Rhossokastron, Ktenia, Aitos, Anchialos und Mesembria besetzt'. Die Beziehungen der Byzantiner zu I van Alexander Stratzimir wurden nie ganz glücklich. Nicht allein, dass der Zar gleich zu Beginn seiner Herrschaft in das Reichsgebiet oingefallen war, um die Städte, die von den Byzantinern während des serbischen I nterregnums annek tiert worden waren, zurückzuerobern, er besiegt auch noch die Byzantiner und scheint bis etwa 1 337 einen Druck auf sie ausgeübt zu haben. Wenn es dennoch nicht zu grösseren Verlusten karn, so war dies der unermüd lichen Tätigkeit des Kaisers zuzuschreiben . Doch war Andronikos auf Grund der fast andauernden Grenzangriffe überfordert. Gerade die Gleichzeitigkeit mancher B edrohung, wie beispielsweise der Einfall des Ivan Alexander in Nordthrakien und die Belagerung Nikomedeias durch Urchan, verleitet zur Frage, ob hier nicht ein Zusammenspiel möglich gewesen sein konnte5• Gleich die ersten Taten der neuen Regierung bestehen in der Wie deraufnahme der alten Grenzkriege. Alexander Stratzimir beginnt, von tatarischen Bundesgenossen unterstützt, mit einern Einfall in Thrakien, wobei er die fraglichen Städte6, die Andronikos kurz zuvor erobert 1 . Kantakuzenos 1 1 . 26: I . 455; Gregoras I X � 1 3 : 1 . 4 5 7 2 . Jire�ek, Geschichte der Bulgaren, S. 2 9 8 f . 3 . S o Jire�ek, Geschichte der Bulgaren S . 299. 4 . Kantakuzenos 1 1 . 2 6 : 1 . 455. 5 . Vgl. S. 1 5 8 . 6. Kantakuzenos 1 1 .26: 1 . 459. Um wel�he Städte e s sich handelt vgl. dazu oben und Burmov, Istorij a q. S. 1 1 .
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hatte, mit Ausnahme von Mesembria, wieder einnimmt, was teils gewalt sam, teils durch Ü bergabe gelang. Die Bewohner, an den dauernden H errscherwechsel gewöhnt, setzen keinem Angreifer langen Wider stand entgegen. Als Andronikos davon erfährt, eilt er von Thessalonike nach Konstantinopel, um hier ein H eer zu rüsten. Er schickt den Proto strator nach Mesembria voraus, damit diese Stadt nicht auch noch abfallel• Während er j edoch dan bulgarischen Feldzug vorbereitet, . erhält er Nachricht, dass Nikomedeia von einem osmanischen H eer belagert wird . So sehneIl das möglieh war, eilt der Kaiser nach B ithynien, um die ausgehungerte Stadt mit Lebensmitteln zu versorgen. Doch bleibt er nur kurz in Kleinasien2• B ald nach seiner Rückkehr antwortet er auf eine Frieden sgesandtschaft des Bulgarenzaren , « er hätte keinen Krieg begonnen, noch den Bulgaren etwas weggenommen, er wehre sich vielmehr gegen sie und suche das Seinige zu erhalten. Gegen Rüek gabe von Anchialos sei er zum Frieden bereit, andernfalls werde er je doch bulgarischee Gebiet angreifelll)3. Ungeachtet dieser doppelten Beanspruchung sucht der Kaiser die byzantinische Stellung zu halten . I n einer Antwort auf eine zweite Gesandtschaft des Zaren, Ende J uni-Juli 133 1 , legt der Kaiser seinen Rechtsanpruch auf die von den Bulgaren eroberten Städte dar. I mmer schon seien diese Städte rö misches Gebiet gewesen, und allein während der Zeit der Katalanenein fälle und der Türkenangriffe zu B eginn des J ahrhunderts seien sie aus einer Notlage des Staates an Theodor Svetoslav gekommen'. Danach überschreitet Andronikos den H aemus und erobert wieder die b esagten Städte ausser Anchialos, das Alexander gerade b elagert5• Bald stehen sich die beiden H eere gegenüber, die Bulgaren bei AitoB und die Byzantiner bei Rhossokastron, bloss ein Engpass trennt sie. Andronikos lässt einige Tage hintereinander seine Truppen in Schlacht ordnung auftreten, bis der Zar eine Gesandtschaft · schickt, wobei die Rede nur noch von Anchialos und Diampolis ist6• Am 17. Juli 133 1 kommt es zu einem vorläufigen Vertrag, auf Grund dessen An chialos an die Byzantiner kommen sollte, wofür die Bulgaren Diam polis erhalten soIlen7 • 1 . Kantakuzenos 1 1 . 2 6: 1 . 459. 2. D ers. 1 1 .26: I. 459-460. 3. D ölger, Regesten IV. Nr. 276� (vgl. ebd. auch über die Schwierigkei t der Chronologie dieser ganzen Geschehnisse) . 4 . D Ölger, Regesten IV. Nr. 2 7 7 4 . 5. Kantaku zenos 1 1 . 26: 1 . 460. 6 . D ers. 1 1 .26: 1 ,t164; Dölger, Regesten IV. Nr. 2 7 7 6. 7 . D ölger, Regesten IV. Nr. 2 7 7 6 .
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I n der gleichen N acht j edoch stossen tatarische H ilfstruppen, die I van Alexander Stratzimir gegen seinen Oheim Belaur zu H ilfe geru fen hatte!, zum bulgarischen H eer. D er Zar , erkennt die günstige Gele genheit und setzt die « Skythem>, die nicht wissen, gegen wen sie kämpfen müssen, sogleich zu einem Angriff auf die ahnungslosen Gegner ein. Für diese war das besonders überraschend, da sie kurz zuvor einen Vertrag mit den Mongolen ab geschlossen hatten.2 I n diesem Treffen sind die Byzantiner, die sich noch dazu nach dem Vorvertrag vom 1 7 . Juni in Sicherhei't gewiegt hatten, den Bulgaren weit unterlegen, so dass es für die letzteren nicht mehr schwer ist, sie bei Rhossokastron zu besiegen3• Aus dieser Niederlage heraus erklären sich die grossen Konzessionen, die die Byzantiner den Bulgaren machen mussten. Anchialos kommt · gegen Diamp olis an die Bulgaren. Dafür geben diese die byzantinischen Gefangenen zurück unter der B edingung, dass Andronikos I I I . seine Tochter mit dem Sohn des Zaren, dem Mit regenten Michael Asan, verheiratet'. Ein Verlangen, das Andronikos 1 1 I. damals wohl mit Rücksicht auf die erst drei J ahre alte Prinzessin noch hinauszuschieben vermag, doch scheint es zu einer Verlobung gekommen zu sein5• 1 . Kantakuzenos 1 1 . 2 7 : I .
464.
2 . Ders 1 1 . 2 7 : I . 4 6 5 : «")(.Lla(Xc; BE: /) ßO(aLAEu� ou I:xMcxc; dVOtL ( oME: yap IX" �6nrp(S"CXL TaC; a 1to"Mc; d C; 1tpOC; CXUTO"), &'AAX TOU; 1tSPCX" �/I aTpou rSTCXC; , ot 0lL6aXEUOL 't'o�C; I:XU6CXl�. " vgl . S. 6 5 . 3 . Kantakuzenos I l . 2 7 : 1 .4.66 fj J ire�ek, Geschichte d e r Bulgaren S. 299. Über die Lage von Rhossokastron und über die Schlacht zwischen dem bulgarisch tatarischen H eer u nd den Byzantinern sowie über die Truppenbewegungen der Bulgaren vgl . die ausgezeichne ten Karten des bulgarischen Verteidigungsministe riu ms hrsg. von St. Atanasov, J . Duj �ev, D. Angelov, G. Carnkova-Petkov, D . Christov, B . Colpanov i n : Bulgarskoto voenno i zkustvo prez feodalizma ( Die bulgarische Kriegskunst zur Zeit" des Feudalismus) (Sofij a) 1 9 58 S . 231-235 Skizz. 33-3 6. H ier ist die Schlacht noch in das .J ahr 1 33 2 angesetzt, ebenso wie bei Muralt, Essai de Chronographie, 2. Bd. S. 55 7-558 Nr. 9, während Florinskij , Andronik Mladsij i Ioann Kantakuzin, S. 1 22 ) die Schlacht 1 3 33 ansetzt, vgl. D ölger, Re gesten IV. Nr. 2 7 69, danach fand sie 1 3 31 statt. =
4.
Vgl. dazu D ölger, Regesten IV. Nr. 2 7 69 , 2 7 7 7 , 2 7 7 9 . Nach J ire�ek a.a.O.
S. 299 kamen neben Diampolis auch die übrigen Städte an Bulgarien zurück, das
wäre auch noch Rhossokastron , Ktenia, Aitos und Mesembria. Doch zeigt Schap kareff (a.a.O . S. 93 Anm . 2), dass, Aitos erst 1 343 von I van Alexander erobert wor den ist. 5. Bereits in einer Kaiserurkunde aus dem J ahre 1 33 3 wird die Prinzessin 1 03 ff. Waß
als Be:0'1t6"nlC; TW" BOUAya.pW" bezeichnet. S. Schapkareff a.a.O. S.
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E ine gewisse Spannung Bulgarien gegenüber bleibt während der ganzen Herrschaft Andronikos' I I I . bestehen. So droht immer noch da,s Schreckgespenst einer bulgarisch-tatarischen Allianz, das die Kon stantinopler Regierung zur Vorsicht mahnt. Ungefähr 1339 kommen die seit 1331 laufenden Verhandlungen um die H and der Andronikos tochter Maria zum Abschluss. Kantakuzenos erzählt von der Trauer des Kaisers , seine Tochter einem Barbarenfürsten ausliefern zu müsson. Doch habe das Staatswohl den Vorrang!. Die Hochzeit der Kaiser tochter mit dem bulgarischen . Mitregenten Michael Asan wurde vor den Toren von Adrianopel auf der Komnenenwiese a'n der Tundza « mit Schmausereien, mit Trinkgelagen und allem, was zur Freude eines Festes erfunden werden konnte» , acht Tage lang gefeiert. Danach ging die Kaisertochter mit zahlreichem byzantinischen Gefolge in die H eimat ihres Gemahls2• Un'geachtet dieser H eirat, die Gregoras a.ls sehr wesentlich für das gute Verhältnis Byzanz - Bulgarien erachtet hatte3, waren diose Beziehun gen noch problematisch genug, wie dies vor allem aus den Ereignissen des J anres 1341 , kurz nach dem Tode Andronikos' I I I . , hervorgeht. Der Sohn des ehemaligen Zaren Michael S isman gleichen Namens sucht damals in Konstantinopel politisches Asyl, und Al exander Stratzimir verlangt unter Kriegsandrohung die Auslieferung des Sohnes seines Vor gängers'. Der Bulgarenzar war wohl deswegen sehr beunruhigt, da er damit rechnen konnte, dass der S ismanide von seinem Verwandten Stefan Dusan bei eventuellen Ansprüchen, die Michael S isman auf den bulgarischen Thron geltend machen könnte, unterstützt wurde. Mög licherweise war man sich bei dem Streit, der zwischen dem Pat riarchen J ohannes Kalekas und J ohannes Kantakuzonos entbrannte , ob man den Bulgaren ausliefern so llte oder nicht, einer dreifachen Gefahr bewusst. Zuallererst hatte man Furcht vor I van Alexander den Namen des Prinzen anlangt so vgI . ebd. S. 94 ff. Schapkareff zeigt (a.a.O. S' 95 ff) , dass �s sieh bei der 1 339 nach Bulgarien verheirateten Maria Palaiologina um die gleiche Pri nzessin hande] t, die 1 3 57 nach dem Tode des Mitzaren sich mit Fran cesc;:o Gattilusio verm äfllte . 1 . Kantakuzenos 1 1 . 3 3 : 1 . 504 f. Was d i e Person d e r Kaisertochter betrifft, deren Namen zwischen Maria und Eirene schwankt, so vgI. Papadopulos, S. 48 f. Nr. 7 1 und vor allem Schapkareff a.a.O. S. 94 ff.
2. Kantakuzenos I I . 34: I . 508 r. 3 . Gregoras X I . 7 : I . M6: « Kat �v
l\lIJooow.
4. Kantaku zenos 1 1 I. 7: I I .52 ff. ,
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e:tpr,v'1) ß(X6e:rcx j.tt't'cx;u PCI>j.tcx(i.lv Kcx l
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und seiner Kriegsdrohung, ferner durfte man jedoch den Serbenkral, der hinter Michael S i�man stand, in dieser Zeit der Regentschaftsstrei tigkeiten nicht verärgern. Die grösste Sorge aber mag Özbeg, der Ta tarenkhan, von dessen Hof der Flüchtling gekommen war, den Byzan tinern bereitet haben. Noch dazu, wo gerade in diesem letzten Regie rungsj ahr Andronikos' I I I . von einer (( Kaisertochter, der Frau des Skythen» , vor einem grossen Angriff gewarnt worden warl. Die Lage schien ausserordentlich gefährlich, und man mag allgemein aufgeatmet haben, als durch die politischen Umwälzungen innerhalb der Goldenen Horde, die durch den Tod Ö zbegs verursacht waren , die in den letzten Jahren unternommenen grossen Vorstösse nach Westen und Süd westen aufhörten. Damit war aber Byzanz der Möglichkeit eines gemeinsamen bulgarisch-tatarischen Angriffes enthoben . Dies war eine Gefahr, die das Reich in den letzten achtzig Jahren oft genug bedroht hatte und die sich in ihrem Ausrnass nur mit der Perser - und Arabergefahr ver gangener J ahrhundel'te vergleichen lässt oder auch mit der in Zukunft drohenden osmanischen Expansion.
1. Vgl. S. 67 f. .
Drittes Kapitel
Serb ien und Byzanz 1. Die byzan tinisch-serbischen Beziehungen zu Beginn des 14. J ahr hunderts Sorbien, das Land, das bereits um 1350 das byzantinische Reich in zwei Teile trennte, sich im Süd osten bis Christupolis erstreckte und den Athos miteinschloss, das Reich, das im Süden bis an das katala ' nische Herzogtum, also bis nach Böotien, reichte, war einer der Gewin ner im . Kampf um das Kaisertum, den die beiden Andronikoi führten. In dieser Zeit wuchs Serbien zum nationalen Staat heran. In den Jahren 1320-1328 wa:r hier in Thessalien, in Makedoniell und Thrakien der eigentliche Kriegsschauplatz. Der Kampf gegen Serbien in den dreissi- . ger J ahren des 1 4. Jahrhunderts war ebenso wie gegen Bulgarion ein Kampf um j edes Stückbreit Land. Die Grenze verlief in einer Linie von Ochrid über Prilep , Prosek, Strumitza nach Melnik und veränderte sich nur wenig unter dem jungen Andl'onikos . . Erst unter seinen Nachfolgern tr,at hier eine Wendung ein. Andronikos I I I . war es geglückt, noch einige territoriale Gewinne in Nordgriechenland kurz vor dem endgültigen Verfall des Reiches zu sichern. Gerne mag wohl der Serbenkral Stefan Uros 1 1 . Milutin gleich zu Beginn des B ürgerkrieges, der sich nicht allein auf innerbyzantinische Belange beschränkte, sondern �ich sehr bald auf Serbien und auf Bulga rien ausgeweitet und auch die italienischen Republiken,wie Genua und Ve nedig, in seinen Bann gezogen hat, auf die Hilfegesuche des j ungen Andro nikos eingegangen sein, die dieser noch vor seiner Flucht aus Konstantino pel i m Jahre 1320 an ihn gerichtet hatte. Eine Intervention in byzantini sche Angelegenheiten war eine Chance für Serbien, zumal es im Nordosten, wo das Land an Ungarn grenzte, und im Südwesten, wo die Anj ou8 von Neapel und der Despotat von Epirus seine Rechte und Vorteile zu wahren verstanden, es nicht leicht war, sich durchzusetzen . Auch war Durazzo , das damals in den H änden des Johannes von Gravina lag , e in Punkt, wo diese. I nteressen aufeinanderprallten. Die südöstliche Richtung, welche die s�rbische Expansion nahm, folgte einer allgemein
europäischen Entwicklung, die den weiten Raum des Ostens sucht: denselben Vorgang kann man auch in Böhmen, Polen und Ungarn beo b achten. So kam es denn auch, dass Serbien, gewissermassen nach einem Gesetz der Machtverp flanzung in einen machtleeren Raum, sich nach Südosten wandte. 'Nie lange es aber dann dauerte, dass Serbien seine politischen Ho ffnungen allein in dem sterbenden Byzanz sah, das zei gon die Eheverhandlungen, die der Kral Stefan Uros 1 1 . De�anski, vor seiner Heirat mit der Byzantinerin (1325/26), mit den Anj ous in lIn teritalien führte. Die dalmatinische Küste, Ragusa und der Handel in der Adria erschienen den Serben lange Zeit genauso erstrebenswort wie Makedonien und später Thrakien. Diese Hinwendung der serbischen Politik nach Westen in den zwanziger Jahren entspringt keiner plötz lichen Laune Stefan " De�anskis, sondern sie ist die Kontinuität der serbischen Kreuzzugsprojekte zu Beginn des Jahrhunderts, auf die hier etwas einzugehen für das Verständnis des Folgenden unumgänglich erscheint. Das Werben AndronikOf�'< 1 1 . um Serbien hatte seine Gründe in der Hinneigung der H errscher dieses Landes zur französisch-päpstlichen Kreuzzugspolitik, was besonders 1300 bis 1310 eine grosse Gefahr für Byzanz war, da der Kral sich mit Philipp von Tarent, Karl von Valois und Venedig gegen den Kaiser verbündet hattel, 1. Im J ahre 1 308 schloss sich der Kral in der Abtei zu Melun einem Kreuzzugs bündnis an, das bereits am 1 9 . Dezember 1 306 zwischen Philipp von Tarent., Kar] von Valois und Venedig abgemaeht war. VgI. dazu W. Norden, D as Papsttum und Byzanz, Berlin 1 903, S. 661 f" E. Dade, Versuche zur \Viedererrichtung der la teini schen H errschaft in Konstantinopel im Rah men der abendländischen Politik '1261 1 3'1 0 , J ena 1 938, S. 1 1 4 Cf. , J ire�ek, Geschichte der Serben, Bd. I . S. 344 L , St. No vakovic, Die Serben und Türken im X IV. und XV. J ahrhundert. Geschichtliche Studie über die , ersten Kämpfe mit den türkischen EindringJingen vor und nach der Schlacht auf dem Amselfelde . Übersetzt von K. J ezdimirovic, SemHn 1 89 7 , 8. 96. Was die lateinerfreundliche Partei in Serbien betraf, so vertrat diese vor allem die Königinmutter H e]ena ( + R. Februar 1 3 1 ft ) , die Gemahlin Stefan Fro� 1 . , H e I ena gal t als eHe Tochter des ehemaligen lateinischen Titularkaisers D alduin 1 1 " Somit war sie natürlich besonders geeignet, zwischen der Kurie, den Lateinern und den Serben zu ve"r mitteln. VgI . . dazu auch die Briefe Clemens' V. an Helena, nay naldus, Annales EccIesiastici; ferner auch J ire�ek, a.a.O. S. 1 1 8--1 29. Der Grund, der Serbien hier beitret'?n liess, war einem etwaigen Übergreifen der Anjous in Un garn und Neapel und von Durazzo aus auf serbisches Gebiet durch eine Ablenkung auf Konstantinopel zu wehren. Den Gedanken einer serbischen Eroberung Konstan tinopels darf man Uroä 1 1 . wohl noch nich t zuschreiben, so Novakovic a.a.O. S. 97 . Ein solches Projekt entsprach mehr den genialen Plänen seines Nachfahren Stelan Duäan . Uro§ 1 1 . dachte wohl an e ine Erweiterung seines Gebietes nach Ma-
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D ass es aber ungeachtet dieser grossen Gefährdung des Friedens dennoch nicht zu einem Ausbruch der Feindseligkeiten zwischen Serbien und Byzanz gekommen ist, war der geschickten Heiratspo litik Andronikos' 1 1 . zu verdanken. 1 299 hatte der Kaiser seine Tochter Simonis mit Stefan Uros 1 1 . Milutin-vermählt1. Um diese H eiratsverbin dung mit Serbien zustandezubringen, hat Andronikos I I . sogar den Streit mit seiner zweiten Gemahlin Y ol antho - Eirene von MOlltferrat riskiert. Die Kaiserin hatte sich gegen die in der damali gen dynastischen Heiratspraxis gar nicht so unübliche Vorbindung einer fünfj ährigen Prinzessin empört2• Dies und die Weigerung des alten Kaisers, seine Söhne zweiter Ehe, Demetrios und Theodor3, mit einem Teil des Reichsgobietes zu bedenken, führte zum endgülti gen Brucp zwischen Andronikos 1 1 . und Eirene. Man scheint weniger empört über den Verlust einer Stad t als über die mögli chen Konsequen zen einer solchen privatrechtlichen Staatsauffassung, die für Gregoras n ur aus dem Westen' kommen konnte4, deren Vrsprünge aber in Wirklich keit bis auf Konstantin den Grossen, wenn nicht schon auf Augustus selbst zurückgehen und die überall da entstehen konnte, wo sich ein starkes dynastisches Bewusstsein über die republikanischen Grundla gen des Staates hinwegsetzen konnte/). Die Kaiserin zog sich bei diekcdonien und Epirus, obgleich die kulturelle Orientierung rler Serben an Byzanz solche Proj ekte möglich erscheinen liesscn . \Vas den Einfluss rles Byzantinertu ms auf Serbien betrifft, vgl. · dazu F. Dölger, D ie by zantinische und mittelalterliche serbische Herrscherkanzlei, X I le Congres I n ternational des E tudes Byzantines Ochride 1961 , Rapports I Y. Eine ähnliche Beeinflussung lässt sich auch in der ser hischen Kirchenarchitektur und h:irchen m alerei fests tellen , wenngleich m anche Bauelemente in D e�ani z . B . zeigen, dass Venedig in eine gewibse Rivalität mit Byzanz tritt. 1. Papadopu los, Genealogie S . 41 Nr. 65. 2.
Gregoras VI . 5 :
1.233;
Ch. D iehl, Figures byzantines 1 1 , Paris 1 92 7 , S.
234 ff. 3 . Gregoras V 1 1 . 5: 1 . 240; Pachymeres 1 1 , 598. Theodor fiel hald aus, da er die Markgrafschaft Montferrat erhte (Benvenuto di San Giorgio, Historia Montis Ferrati, Muratori Rer. H . Script. X X I I I , Mailand 1 7 3 3 , S . l10 8 .) l. . Gregoras V I I . 5: 1 . 233: (CA?T(VWV ,ya p oocrex yevv1)IL'Y. KcxL 7tCXP' hetvwv e:LA1) IPUL-x TOUTL TO VEWTE:�OV �60c;; P WILcx1.mc;; E7t(X:YELV EßOUAETO» 5. 'Vie heide Auffassu ngen, Gottesgnadentum und rlynastisches D enken nebeneinander lebendig sind, das lässt, sich aus der Rede eines unbekannten xcx60ALXOC;; XPL't'�C;; auf Andronikos 1 1 1 . feststellen:)). «�Y\lW(.lE\I 1t(X\l � EC;; WC;; &.i 1)6wc; xaL 0IP6CXAILo;:C; aUTo;:c; ewpa.xaILE\I WC; oux EX ye\louc;; (.l6\1o\l 8LCX80x1ic; xcxL XA�POU 7ta't'p�ou ILEIL\I�a't'Eu't'cxL aOL TO ßcxa(AELO\l X pa.TO C;, &'AAa 6 (EO) C; �\lW6E\I, 0 E\I XOL).(� WIl TPCt;
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sem Streit Ostern 1304 nach Thessalonike zurückl, auf das ihre Fa milie seit dem vierten Kreuzzug immer wieder Ansprüche geltend mach te2• Von dort aus verhandelt Eirene mit dem Herzog von Athen Gau tier de la Roche, mit dem Despoten des Epirus und mit ihrem Schwie gersohn Uro� 1 1 . Milutin3, der nach den Wünschen der KaisErin, da seine Ehe mit Simonis kinderlos blieb, ihren Sohn D emetrios als Nach folger auf dem serbischen Thron einsetzen sollte. Doch dem Byzanti ner gefiel es in dem rauhen Lande nicht und er zog es vor, in Thessa lonike oder in Konstantinopel zu leben'. Es mögen auch innere Schwie rigkeiten in Serbien und die Tatsache, dass Stefan Uro� 1 1 . auf Grund seiner ersten drei Ehen nicht kinderlos war und es Ansprüche eigener Söhne, wie des Stefan De�anski, des nachmaligen H errschers, gab , hier den Ausschlag gegeben haben6• Di e Lage wird für die Byzan tiner gefährlich, als 1309 die Serben, welche die türkischen Bun desgenossen der Katalanen in Sold genommen hatton, vor Thessalo nike stehen , das Chandrenos erfolgreich verteidigt6• Nach dem miss glückten Feldzug des Philipp von Tarent, der nur bis Achaia geht, dem Tod der Titularkaiserin Katharirta von Courtenay (1307/08), und nachdem Venedig noch wegen des Krieges gegen Ferrara gebannt war, erschien ein Kreuzzug unmöglich7• Stefan Uro� 1 1 . Milutin zieht sich von seinen lateinischen Plänen zurück und hilft bereits 131 1 seinem Schwiegervater Andronikos 1 1 . gegen die aus dem Katalanenkorps entlassenen Türken8• Dieses Bündnis verstärkt sich noch, als die Um cXYL&.cr )'� xod xp�cr!X:; cr€ .» in G. J . Theocharides, Die Apologie der verurteilten höeh sten Richter der Römer, Byz. Zeitschr. 56 ( 1 9 6 3 ) 80.
1. Pachym eres II . 3 7 8 . 2 Vgl. Ostrogor,s 'ky, Geschichte S. 381 ; F . Cognasso, Una crisohulla rli l\1,ichele IX Paleologo per Teodore I di Monferrato, Studi Bizantini 2 ( 1 9 2 7 ) 39. 3 . Gregoras VI I . 5 : I .234 ff . 4. D ers . VI I . 5 : I . 2 4 3 . 5 . Jire�ek , Geschichte d e r Serben Bd. I . , S . 3 0 9 ff. 6. Vgl. . dazu Theodulos Magistros rrp€O'ßEU't'LXO� 7tFO� TOV ß!XO'LAtrt ' Av8p6v Lxov TOV IhA!XLoMyov Boissonade, Anecdo ta Graeca Bd. 1 1 . S. 1 88-2 0 1 ; Jire�ek a.a.O. S. 3 V�, Tafrali, Thessalonique S. 79, 207-209. 7 . Dade, Versuche S . HO f; ' 8 . Diese hatten unter der Führung des Chalil, vgl. Georgiades-Arnakes, 'Oßw!l!Xvo( S. 1 !. 1 , ungefähr vierzig .1 ahre bevor Süleim an Gallipolis eingenommen ha�te, diese Festung für kurze Zeit inne, so Novakovic a.a. O.S. 98. Offenbar waren die Serben dort ausserordentlich erfolgreich, da Danilo in höchsten Tönen ihre Ver dienste rüh m t und die glänzende Aufnahme, die Andronikos ihnen in (lZarigradl)
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klammerung des serbischen Königreiches durch die Anjou in Ungarn und Neapel immer bedrohlicher wird. Serbien konnte als Durchgangs land für einen Kreuzzug nur verlieren, und eine Eroberung Konstan tinopels durch die Lateiner würde unter Umständen bei ungünstigen Verhältnissen den Uiltergang des serbischen Kralturns bedeuten. Innere Kämpfe in Serbien tragen dazu bei. Ganz gefährlich wurde es aber, als ein B ündnis Karls I. Robert von Ungarn ( 1 301-1342) , des Philipp von Tarent, des B an Mladen von Bosnien, des Mentulus Musachi und des Wladislav Konovich ( 1 3 1 8) gegen Serbien geschlossen wurdel. 1 320 endlich fordert noch Johannes X X I I . zu einem Kreuzzug tgegen den schismatischen Serbenkral auf, zu dem er den deutschen König Friedrich den Schönen, den Polenkönig Wladislav Lokietek, die H erzöge Leopold von Ö sterreich und H einrich von Kärnten begeistern will. Diese sollten ihre Truppen mit denen des König Robert von Neapol-Sizilien verei nigen2• I nneren Unruhen in Ungarn verdankt es der Kral, dass dieses Proj ekt nicht zur Ausführung kam. In den J ahren darauf verstärkt sich die byzantinisch - serbische Annäherung. Dies mag nun wieder das Verdienst der Simonis gewesen sein , die nolens volens zwischen Byzanz vermittelte3• Durch Simonis mag Stefan Uro� 1 1 . Milutin auch über die inneren Verhältnisse des byzantinischen Hofes gut unterrichtet gewesen sein. So schickt er denn noch 1320 zu Beginn der Auseinander setzungen zwischen Grossvater und Enkel den Mönch Kallinikos, der in den serbisch-griechischen Verhandlungen eine gewisse Praxis hatte, nach Konstantinopel mit dem Auftrag, von Andronikos 1 1 . die zwei tausend Kumanen, die er einst als H ilfstruppen geschickt hatte, zu rückzufordern'. Zugleich nimmt Kallinikos auch mit dem Kaiserenkel zukommen liess, bescheibt. So D anilo , ed. B. Dani�ic, Z ivoti kraljeva i archiepi skopa srpskich, napisali archiepiskop D anilo i drugi, Zagreb 1 866, S. 1 09 ff. Ü ber setzung dazu bei Novakovic a.a.O. S. 1 1 1 ff. 1 . Raynaldus, Annales Ecc1esiastici 1 31 8 § 35. 2 . Ders. 1 320 § 1-3. 3 . Zu dieser Tätigk{lit wurde sie von Andronikos 1 1 . geradezu gezwungen. Als Simonis nämlich 1 3 1 7 zur Beerdigung ihrer Mutter Eirene in Konstantinopel weilte, ' wollte sie lieber in ein Kloster eintreten als nach Serbien zu ihrem Gemahl zurück kehren. Doch der Despo t Konstantin (vgl. Papadopulos, Genealogie S. 37 Nr. 60) liess sie im Auftrag des alten Kaisers nach Serbien zurückbringen ( Gregoras . 1 . 7 : 1 .273). 4. Kantakuzenos 1 . 7 : 1 .35-36; . J ire�ek, Geschichte der Serben, I . Bd. S. 353. Vgl. S. 1 6.
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Fühlung, und dieser schliesst, nachdem sich Kallinikos in Serbien die Zustimmung seines Herrsehers geholt hatt.e, mit dem jungen Andronikos einen GeheimvertragI. Dass Serbien dann dem j ungen Kaiser doch nicht Waffenhi1fe geleistet hat, mag seinen Grund darin haben, dass Stefan Uro� 1 1 . im nächsten Jahr starb (23. Oktober 1321 )2 und dass die Kralaina Simonis, die immer auf Seiten ihres Vaters stand, dies verhindern konnte. Der Nachfolger Uro�' 1 1 . , Kral Stefan Uro� 1 1 1 . De�anski verband sich, nachdem er anfangs mit dem Gedanken ge spielt hatte, Blanca, die Tochter des Philipp von Tarent, zu ehelichen ' und sich an einem Kreuzzug gegen Byzanz zu beteiligen, wieder mit dem Älteren Andronikos. D ieser verheiratete ihn, wie wir gesehen haben, mit seiner Verwandten und des Theodoros M etochites Enkelin, Maria Palaiologina, der Tochter des Panhypersebastos J ohannes Palaio logos3. Damit sucht die serbische Politik endgültig im Oston ihren Expan sionsbereich. Bis 1328 blieb Stefan De�anski der treue Verbündete des alton Kaisers. Nach dessen Sturz änderten sich aber die byzantinisch -serbischen Beziehungen ' ganz wesentlich.
1. Kantakuzenos 1 . 8: 1 .36 f; Dölger, Regesten IV. Nr. 2652; B�ck, Theodoros Metochites S. 14; Parisot, Cantacuzene S. 40 f. Zur Person des Kallinikos vgl. auch Dölger, Regesten IV. Nr. 2468, 2497 und D ölger, Aus den Schatzkammern des Heiligen Berges, München 1 948, 50 D iplom . und Bem. 1 . 2 Tire�ek, Geschichte der. Serben I: Bd. S . 353. .
•
3 . Vgl . S. 39.
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2 . Andronikos II 1 . , Syrgiannes und Stefan Dusan. Andronikos I I I . war für seine Porson praktisch seit 132 1 , als das Bündnis, das der Mönch Kallinikos vermitteln sollte, nicht zustande gekommen war und Uros 1 1 . und danach Uros I I I . De�anski die Partei seinE s Grossvaters ergriffen hatten, ein Gegner Serbi ens . Zudem ver folgt er gleich zu Anfang sein er Regierung eine serbienfeindliche Po litik, indem er das Waffenbündnis von C ernomen mit Michael S isman, das 1326 wohl in erster Linie gegen den alten Kaiser gerichtet war und danach erst gegen Serbien , wiederaufnimmt, sobald dies die Gegeben heiten erlaubon. Freilich war er geschickt genug, wie wir b ereits gezeigt haben!, beim Feldzug, den er gemeinsam mit dem Zaren unternommen hatte, die Schlacht zu versäumen. Schliesslich sollte dieses ungelöste Verhältnis Andronikos' I I I . zu Serbien doch zu einer Klärung kommen. Im Mittelpunkt der Ereignisse steht Syrgiannes Palaiologos. Syrgiannes ist "eine Schlüsselfigur für das Verständnis der inneren Geschichte dieser Zeit, deshalb ist es nötig, kurz auf ein Geschehen am Rande des zweiten Bürgerkriegs zurückzugreifen . Syrgiannes, ein naher Verwandter Andro nikos' I I I . mit einem Schuss Kumanenblut, wenn nicht gar direkter Abkömmling des Dschingis Khan und �iner Byzantinerin2, einer der Verschwörer des J ahres 1320 gegen den alten Kaiser3, der dann später zu diesem überlief, (was den zweiten Bürgerkrieg zur Folge hatte40) , wal' damals durch den Abschluss j enes Krieges, den Friedon von Epi bates, Verlierer. Beide Kaiser hatte er verraten, und beide Kaiser waren nun versöhnt. Diese Tatsache musste auf ihn beunruhigend wirken. Ferner war er auch schon frühzeitig aus der Rolle eines Ratgebers des jungen Kaisers durch Kantakuzenos, Synadenos und Apokaukos ver drängt worden. Dies geschah, obgleich er alle, die mit ihm in Berührung gekommen waren, wie den alten und den jungen Andronikos, die Kai serinmutter Xene und Stefan Dusan, durch den Zauber seiner Persön lichkeit bestrickte. Doch hielt dies nie lange an, da der geborene Kriegs mann und hinreissende Kavalier6 zu unbesorgt von einer Partei zur 1 . VgI .
S . 76
:2. Papadopulos , Genealogie S. 20 !\r. 3 4 . auch noch St. B i non, A propos d'un prostHgma Byz . Zeitschr. 38 ( 1 938) 1 4 1 . Die mongolische H istory of the Byzantine State, Oxford 1956, S. 3 . VgI . S . 1 6 .
Zur Person des Syrgiannes vgl. inectit d' Andronic I I I Paleologue Herkunft wird von Ostrogorsky 4 45 . Anm. 1 n n gefoch ten .
4 . VgI. S . 2 6 f. 5. VgI. hierzu Gregoras VI I I . 4 : 1 . 296-297j X I I . 2 : 1 1 . 57 8 .
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anderen wechselte und j eden Kred it, den ein ernsthafter Politiker brauchte und den Kantakuzenos sich so geschickt zu erwerben verstand , verscherz te. Der ungewohnte Frieden war schlimm für seinen Ehrgeiz und zermürbte den geborenen I ntriganten noch vollständig1. So kam es denn, dass man ihn b ald beschuldigte, zusammen mit anderen By zantinern ein Att-entat auf den alten Kais<Jr gepl ant zu haben: Gregoras und K antakuzenos stimmen hierin überein2• Letzterer erzählt nun, dass Andronikos 1 1 1 . , als er aus dem bulgarischen Feldzug nach Kon8tantinopel zurückgekehrt war, Syrgiannes in Untersuchungshaft vor rand und dass in dem kurz darauffolgenden Prozess, in dem die zwoi Kaiser den Vorsitz führten und der j üngere dem älteren die UrteiJs rällung überliess, Syrgiannes mit seinen Spiessgesellen zu strenger Haft verurteilt wurde3, obgleich Entlastungs - und B elastungsmaterial sich die Waage hielten . Kantakuzenos macht hier noch eine Andeutung, die ein merkwürdiges Licht in diese Affaire bringt: « Es wurde nun auch freilieh gesagt, dass, zu den Vertragsbedingungen, die der junge K aiser mit seinem Grossvater eingegangen war4, auf Verlangen desselben auch die dauernde Einkerkerung des Syrgiannes abgemacht war. Dies war aber eine offene Verleumdung und gar nicht wert, dass man sie wider legte» ö. Kantakuzenos versucht wohl den Leser auf eine falsehe Fährte zu bringen; zudem Nikephoros Gregoras hier noch etwas anführt, was Kantakuzenos verschweigt, Syrgiannes hätte nämlich, unzufrieden über den Ausgang des letzten Krieges, einen anderen Unzufriedenen gesueht und geglaubt, d iesen in dem ehemaligen Gouverneur von Morea, in Andronikos As�n , gefunden zu haben. Ungeschickterweise vertraut sich Syrgiannos diesem an, der noch dazu der Schwiegervater des Kanta kuzen08 war. Der Fuchs trat in die FalJe. Dafür spricht, dass Kanta kuzenos die Beteiligung des Andronikos Asan als H auptbelastungs zeugen, und überhaupt j ede Verbindung desselben mit dem Prozess verschwieg. Das folgt auch daraus, dass er den ganzen Vorfall zu einem anderen Zeitpunkt ansetzt6• Dass Kantakuzenos dann noch hinzufügt, 1 . Gregoras VI I I . 1 2 : 1 . 362:
Toic; 81j/l0(J{otc; i86XEt XOCL &Xp'7) CJT<JC;.
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2 . Gregoras VI I I . 1 2 : I . 363; Kantakuzenos 1 . 3 5 : 1 . 1 7 1 . 3 . Kantakuzenos I . 3 5 : 1 . 1 7 1-1 7 2 . 4 . I n Epibates vgl. dazu S. 3 3 und Dölger, Regesten I V . Nr. 2 5 7 7 , 2478, 2479. 5. Kantakuzenos 1.35: I . 1 7 2 . 6 . Gregoras VI I I . 1 2 : I .362 H . Gregoras im AlJschluss a n den Frieden von Epibates. Kantakuzenos nach Beendigung der Kämpfe gegen die Bulgaren (1 .35 : 1 .1 7 1 ).
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es wäre das Gerücht aufgetaucht, der j unge Andronikos hätte sich die Verurteilung des Syrgiannes in Epibates ausbedungen, spricht auch für die Verlegung dor Ereignisse in eine Zeit, in der Andronikos Asan unmöglich eine solche Verschwörung mit Syrgiannf s haben konnte. Gregoras verdient hier offensichtlich mehr Glauben, da er ja auch an diesem Prozess kein persönliches Interesse haben konnte. Ganz ver wirrt wird die Angelegenheit 1328, als - nach der Darstellung des Kan takuzenos - Kantakuzenos selbst es war, der den jungen Andronikos veranlasst habe, Syrgiannes aus der H aft zu entlassenl und ihm über dies d ie StatthaltersteIle im Westen zu geben2• H ier scheint die ohnehin sehr tendenziöse D arstellung des Kantakuzenos jede Obj ektivität ausser acht zu lassen, wähl :nd man über die politischen Intentionen des Gross domestikos - von diesem unbewusst - auf das !genaueste unterrichtet wird. Noch dazu, wenn K antakuzenos erzählt, dass Xene ihm Vorwürfe gemacht habe, dass Syrgiannes aus dem Gefängnis entlassen werde3, j ene Xene, die kurz darauf Syrgiannes adoptiert'. Sicher an der ganzen Affaire ist wohl nur, dass Kantakuzenos etwas zu verschweigen hat5• Die Befreiung des Syrgiannes aus der Kerkerhaft muss vor Beginn des dritten B ürgerkrieges gewesen sein. Ebenso dürfen wir auch anneh men, dass die Einsetzung des Syrgiannes als Statthalter von Thessa- . lonike von dem j ungen Andronikos ausgegangen war; denn Kantaku zenos konnte dieser Posten des Syrgiannes und die Machterweiterung seines alten Gegners nur sehr unangenehm sein. D ass sich dann Syrgian nes nicht immer nach Wunsch des Kaisers verhalten hat, ist eine andere Sache. Dies freilich gibt dann Kantakuzenos wieder Gelegenheit zur I ntrige, wie das aus den Ereignissen von 1330 und 1334 hervorgeht, die Syrgiannes schliesslich zu Fall brachten und die denen dos Jahres 1323, was die äusseren Umstände anlangt, sehr ähnlich sind. 1 330 b ereits wird die Lage gespannt, als Andronikos die Kaiserin und J o1. Kantakuzenos 1 1 . 4 : 1 . 329-3 3 5 . Zuerst habe Kantakuzenos versucht, die schwere Haft des Syrgiannes zu erleichtern und ihm ein angenehmeres Gefängnis im Turm des Anemas zu verschaffen , schliesslich habe er sich dann für die völlige Befreiung' eingesetzt und Andronikos I I I . habe ihm den Vorwurf gerr 'lcht, warum er seine Gnade nicht gleich ganz in Anspruch genommen habe.
2. Kantakuzenos 1 1 . 32: 1 . 436 . . 3 . Kantakuzenos 1 I .l1 : 1 . 3 3 6 . 4 . Vgl. S. 1 8 1 5 . D as zeigt sich aus d e r ganzen Darstellung, )\':jlche d i e üb lichen Vorwürfe gegen Syrgiannes anbringt, wie ein Anschlag auf das Leben des alten Kaisers u . dergI . .
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hannes Kantakuzenos für sein noch ungeborenes Kind in die Vormund schaft und Reichsverweserschaft einsetzt!. Syrgiannes war nicht der einzige, der sich durch diese Bevorzugung des Kantaknzenos zu rückgesetzt fühlte, auch die Kaiserinmutter Xene war gekränkt2• Und wieder einmal gibt es eine Verschwörung, in deren Mittelpunkt Syrgiannes steht. Auf dieser Grundlage kommt es zu einer Annäherung zwischen Syrgiannes und Rita-Maria-Xene, die sich Thef:lsalonike zu ihrem Witwensitz erwählt hatte. Sie setzt Syrgiannes als Erben ein und gibt ihm Thessalonike als eigenen H errschaftsbereich3• Der H aupt grund, der Xene hierzu verleitete', war die Furcht vor Kantakuzenos und Theodora Palaiologina Kantakuzene5 und ein wenig auch eigener politischer Ehrgeiz. Solange Xene lebte, ging die Sache für Syrgiannes gut. Doch als sie 1333 in Thessalonike starb6, war er seiner besten Stütze be raubt. Gouverneur von Thessalonike war er immer noch, ein Zustand, der K antakuzenos gar nicht behagte, da dieser schon seit 1320 in Syr giannes, wie auch später in Alexios Apokaukos, ebenbürtige Gegner erkannt haben mochte. Um nun sicher zu gehen, verklagt man Syrgiannes wegen H ochverrats. Der Megas Papias Arsenios Tzamplakon7 hatte Nachrichten bekommen, Syrgiannes hätte 1330, bei der schweren Krankheit des Kaisers, von seinen Leuten verlangt, dass ihm d ie Leitung der Staats geschäfte, wenn der Kaiser sterben würde, übertragen werden 1 . Vgl. S. 1 80 . 2 . D ie Mutter des Kantakuzenos, die das erkannt hatte, hätte sich besonders für die Kaiserinmutter Xene bei Andronikos I I 1 . , an dessen Krankenbett sie weil te (nicht aber die Mutter des Andronikos , Xene! ) , ei ngesetzt, j edoch ohneErfolg ( Kan takuzenos 1 1 . 1 5 : 1 . 395) . Dieses (cWohlwollem der Theodora K antakuzene Palaiologi na, die immer qie Sache ihres Sohnes vertreten hatte, erscheint (vgl . auch S, 1 �7-) etwas verdächtig. 3. Gregoras I X . 1 0 : 1 . 440 t 4. Vgl. S. 39, 85. Es war das dritte Mal in diesem J ahrhundert dass, so ein Plan bezüglich Thessalonike auftaucht. 5. Gregoras I X 1 0 : 1 . 440. Vgl. a uch Kant akuzenos I I I . 1 4 : 1 1 . 81 f. H ier sucht Rita-M.aria-Xene Apokaukos im Anschluss an die Regentschaftsverfügung An dronikos' 1 1 1 . ( Dölger, Regesten IV. Nr. 2 7 55) gegen Kantakuzenos einzunehmen. Vgl. dazu auch S. 1] \9 , 6 . Kantakuzenos 1 1 . 2 8 : 1 . 4 7 3 ; Gregoras X . 6 . 1 .490 ff; Papadopulos, Genealogie S. 36 Nr. 59. 7 . Zur Person des Arsenios Tzamplakon vgl. G. I. Theocharides, O[ T �O(Il nA
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sollte. Anschliessend habe er eine Partei gebildet. Bei dem Prozess, der nun folgt, bleibt Kantakuzenos im H intergrund. Es kommt zu keiner Klärung. Dem Ankläger wirft Syrgiannes vor, dass er aus alter Rache gegen ihn aussage. Man spricht schon von einer Gefangennahme des Syrgiannes. Während zwoier Nächte nimmt dieser Zuflucht bei Kanta kuzenos und bittet den Jugendgefährten, mit dem ihn auch verwandt schaft1iche B ande verknüpfen, um H ilfe. Doch vergebens; Kanta kuzenos hat längst seinen Untergang beschlossen. Er sagt ihm zwar Unterstützung zu, doch nur um ihn besser in die H and zu bekommen. Syrgianncs ahnt die Gefahr und entflieht noch in der gleichen N acht nach . Galatal . D er Skandal ist da. Andronikos I I I . leitet selbst die Fahndung und kämmt die genuesischen Quartiere in Pera durch, was die Sympathie der Genuesen für den Kaiser natürlich nicht erhöht. Syrgiannes, der sich in einem H ause eines gewissen «öffentlichen Ge werbes)} versteckt hält, wird nicht entdeckt - und das, obgleich der Kaiser lange Zeit davor stand ( Reminiszenzen an seine Jugendtage ?), es abel' wegen seiner Verworfenheit nicht betroten wollte2• Vor 1 4 J ah ren wäre au s einem solchen Grund Syrgiannes dem Kaiser nicht ent kommen. Syrgiannes gelingt es, noch in der gleichen Nacht ein Schiff nach N egroponte zu bekommen. Von dort eilt er über Lokris nach Akarnanien, wo er die alte Freundschaft mit den Albanern erneuert und oinige Städte erobert. Diese überlässt er sogleich Stefan. Du�an, der ihn mit offenen Armen empfängt und ihn zu seinem Feldherrn macht. Mit serbischen Truppe n erobert Syrgiannes Ochrid, Strumitza und Kastoria, und steht bereits im H ochsommer 1334 vor Thessalonike3• Andronikos sieht sich nun gezwungen, sowohl gegen Stefan Du�an zu kämpfen als auch seine Verpflichtungen gegenüber der Kreuzzugsliga einzuhalten, die hierdurch eine unvorhergesehene Ablenkung erfahren hatte". Sogleich nach der Flucht des Syrgiannes eilt der Kaiser �ach Di dymoteichos, um dort Truppen auszuheben6• Da bietet ihm Sphrantses Palaiologos, ein Mitglied des Senatorenstandes und Verwandter des 1. Kantakuzenos 1 1 . 2 2 : L 437 - 1 1 . 24: 1 . 450. 2 . Kantakuzenos 1 1 . 24: 1 . 450. '3 . D ie Chronologie ist hier sehr verwickelt. Nach Theoeharides ( a.a.O. S. 1 65) fand der Prozess gegen Syrgiannes im Juli 1 3 33 statt, entgegen Binon ( a.a.O. S. 383 ff ) , dei Pro zess und Flucht 1 3 3 2 ansetzt. 4. Vgl. S. 1 2 7 . 5. Kantakuzenos 1 1 .24: 1 .4 5 1 .
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Kaiserhauses!, an, Syrgiannes zu ermo rden. Der Kaiser bestellt Sphran tses für den nächsten Tagt in der Zwischenzeit berät er sich mit Kan takuzenos. Man beschliesst, Syrgiannes in eine Falle zu locken. Am näch sten Tag werden Sphrantses dieso Pläne eröffnet. Damit er sie ausführen kann, gibt m an ihm das Kommando über die in ' der Umgebung von· Kastoria liegenden Städte; auch soll er versuchen, mit Syrgiannes Freundschaft zu schliessen2• Ferner wird Sphrantses aufgetragen, in aller Ö ffentlichkeit vom Kaiser abzufallen, damit Syrgiannes keinen Verdacht schöpfe. Sphrantses Palaiologos wird nun in die thessalischen S tädte vorausgeschickt, während der Kaiser langsam in Rich tung Thessalonike marschiert3• Leicht gelingt es Sphrantses, das Vertr auen des Syrgiannes zu gewinnen, der den <,Ü berläufer» auch sogleich zu Stefan Du�an bringt , worüber der Kral begeistert ist und mit noch grösserer Zuversicht einem K ampf mit dem byzantinischen Kaiser entgegens ieht'. I m Spätsommer ist es dann soweit6• Die beiden H eere stehen nicht weit von einander entfernt. D er Se rbe lagert am Axios6• Kaiser Andro nikos I I I . zwischen Thessalonike und dar Fe stung Rhentina, die beim . Bolbesee auf einem H ügel liegt7• Die Lage gestaltet sich ungeheuer kritisch, da gleichzeitig bei Sermylia zwischen Pallene und dem Athos ein türkisches Geschwader von sechzig Schiffen gelandet ist, deren Be satzung die Chalkidike verwüstet8• Der Kaiser, der zwischen Thessalo nike und den Seldschuken steht, sieht sich nun von zwei Seiten umzin gelt. J ohannes Kantakuzenos wird mit einem Teil der Truppen gegen die Türken ' geschickt, die er auch mit Erfolg zum Rückzug zwingt9• Danach marschiert d er Kaiser nach Thessalonike und bleibt einige Tage, um die Vorpflegung zu sichern, im Stadtgebiet. Inzwischen gelingt es abor Sphrantses Palaiologos, der zusammen mit 1 . Ders . , 1 1 .25: l / i51 ; Papadopulos, Genealogie S. 76 Nr. 1 1 9 . 2 . Kantakuzenos 1 1 . 25: 1 . "'52-"'5"'. Vgl. Dölger, Regesten IV. N r . 2808. Sphran tses Palaiologos erhält die Festungen Soskos, D eure, Staridola und Chlerenos (in Thessalien ) als Befehlshaber. S.
Kantakuzenos 1 1 . 25: 1 . "'52-"'5"'.
"' . Kantakuzenos 1 1 .25:
I . "' M .
5. Zum D atum vgl. S. 1'29 . 6 . Kantakuzenos l i . 25 : 1 ."'55.
' 7. Ders . , 1 1 .25: 1 ."'55. Zur Festung Rhentina vgl. Novakovic a.a.O. S. 70.
t« .
Kantakuzenos 1 1 . 2 5 : 1 . "' 5 7 ; Georgiades-Arnakes, '06wI-Lavol S. 70. , 9. , Kantakuzellos 1 1 . 25. I . "' 5 7 .
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einigen seiner Begleiter und Syrgiannes einen Erkundungsritt zum Flusse Galyko gemacht hatte, Syrgiannes rücklings zu erdolchen. Ala der Kaiser davon erfährt, tut er so, als wäre es ihm lieber gewesen, seinen Vetter lebendig, aber in Fesseln vor sich zu sehen, doch erkennt er vor dem H eer die schwierige Lage, in der Sphrantses gehandelt hatte, an und bofördert ihn zum Stratopedarches. Stefan Dusan aber, in dessen Lager der tote Syrgiannes gebracht wird, erwoist seinem Freund die letzten Ehren1 • Doch bald sah sich der Kral nach Verlust dies e s Bundes genossen in einer schwierigen Lage, zumal auch der Ungarnkönig Karl Robert von Anj ou an den Grenzen seines Landes stand. So erscheint es ihm gerat efl: , mit Andronikos zu einem Ausgleich zu kommen2• Auch dem byzantinischen Kaiser ist dies angenehm; denn nichts konnte dem Kreuzzugsunternehmen der abendländischen Liga gegen die Seldschu ken3 im Augenblick hinderlicher sein als ein langer Grenzkrieg gegen Serbien. So bittet Andronikos den Kral um Frieden'. Bei Rhadobosdein , einem Ort in Makedonien, begegnen sich dio b eiden Fürsten5 • . Vielleicht , hätte Stefan Dusan zu einer anderen Zeit nicht so rasch eingelenkt, doch mu s ste auch er im Augenblick einen Zweifrontenkrieg vermeiden. Am 26. August 1334 kommt es zum Friedensvertrag, dessen wesentlich ste Abmachungen für Byzanz darin bestehen, dass die von Syrgiannes . unterworfenen Städte Amnestie erhalten und unter die H errschaft . des Reiches zurückkehrim6• Wie etwa Ochrid, Strumitza und Kastoria . Soweit nach Kantakuzenos. Dem widerspricht aber die Nachricht bei Danilo, nach der dem Kral alle Eroberungen Stefan Milutins und Ste, fan De�anskis bestätigt und dem noch dazu Ochrid, Prilep, Kostar, Strumitza, Hlerine (Chleren0s), Z eles(a)nac, Vodena und C emren ab getreten werden7• Für die Bestätigungen byzantinischer Festungen durch den Kral gewähren die Byzant iner den Serben Waffenhilfe ge gen die Ungarns. Doch scheint dies bald nicht mehr notwendig zu sein; ___
1 . Kantakuzenos 1 1 .25: 1 . 457 . Gregoras X . 7 : 1 . 50 1 . Jire�ek, Geschichte der , Serben, I . Bd. S. 3 7 4 . 2 . Kantakuzenos 1 1 2 5 : 1 457 3. Vgl. S. 1 25 . 4.
fr.
D ölger, Regesten IV. Nr. 2 8 N .
5 . Kantakuzenos 1 1 . 2 8 : 1 .45 7 . 6 . Dölger, Regesten I V . Nr. 2815. 7. D ölger, Regesten IV. Nr. 2815; vgl. auch Jire�ek, Geschichte der Serben, I. B d . , S. 3 7 3-3 7 5 . Gregoras X . 7 : 1 . 501 .8, Kantakuzenos 1 1.25: 1 . 45 7 .
8 . Vgl. Kantakuzenos 1 1 . 25: 1 . 458.
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denn auf die Nachricht von der byzantinisch-serbischen Allianz hin zieht sich Karl Robert zurück. Stefan Du�an und Andronikos feiern noch einige Tage den Frieden und tauschen Geschenke aus. Seit damals datiert auch die Freundschaft des Serben krals mit J ohannes Kantakuzenos, die sich in den vierziger J ahren auswirken sollte. Mit diesem Frieden ist gewisser�assen eine N ormalisierung der byzantinü,ch-serbischen Beziehungen eingetreten. In der Zeit darauf, nämlieh 1324 bis 1341 , ist die serbi�ch - byzantinische Grenze verhält nismässig ruhig. Eine Tatsache, die der kraftvollen Politik des Kai sers in den Randgebieten, so im Epirus und in Thessalien, zuzuschrei ben war. Ferner war_ das Reich durch den systematischen Ausbau eines Festungsgürtels, d e r von Serrai über Prilep und Ochrid bis nach Valona und Borat reichte, gesichert � Allein diese militärischen Erfolge vermoch ten es noch, die serbische Expansion nach Süden und Südosten um ein Jahrzehnt hinauszuschieben; denn gleich nach dem Tode des Kaisers beginnt der serbische Siegeszug durch das sterbende byzantinische Reich, dem erst die Osmanen Einhalt gebieten �önnen.
1. Jire�ek, Geschichte der waren: Serrai , Melnik, Strumitza, die Festung Prosek, die bereits im Hess Andronikos b e i Thessalonike 1.542 ) .
Serben, 1 . Bd. S. 3 7 3 . Diese Grenzfestung�n Prilep, Ochrid, Kroj a, Berat und Valona. Für dritten Bürgerkrieg verlorenging (vgl. S. 4 7 ) , Gynaikokastron bauen ( Kantakuzenos I r . 3 9 :
Viertes Kapitel
Byzanz und der lateinische Westen 1 . D ie
Probleme der byzantinisch-westlichen Beziehungen
Die Beziehungen zum lateinischen "Vesten waren für die Byzantiner des 14 . J ahrhunderts n icht nur eine Frage der Aussenpolitik, sondern gleich zeitig - das erschwerte und erleichterte die Lage - ein Problem der Innenpolitik. So sah sich denn das byzantinisehe Reich im H inblick auf Galata und auf die Niederlassungen der Genuesen und Venezianer im byzantinischen Gebiet etwa in der gleichen Lage wie China und H ong kong im 19. J ahrhund e"rt England gegenüber. Dazu kamen noch die Auseinandersetzungen, welche die b eiden Seemächte aus wirtschafts politischen Gründen in byzantinischen Gewässern miteinander austru gen. Diese zwei Stadtstaaten, die fast gleichberechtigt ihre Zielo im öst lichen Mittelmeer und im Schwarzen Meer verfolgten, rückten immer mehr zu einer Bevormundung der Byzantiner auf. .T ene unterstützten das sogar n och, indem Kaiser Andronikos I I . im Jahre 1285' Genua die Verteidigung zur See auftrug 1. Was die aussenpolitische Wirkung betrifft, so war die Verringerung der Flotte ein überaus gefährliches Unterfangen und schadete dem Prestige des Reiches. So waren die Kreuzzugspläne in den Jahren 1300-1 316 die Antwort des Westens2• Die Zusammenarbeit mit den beiden Seerepubliken wird daher zur politischen Notwendigkeit für Byzanz, und es wird interessant, jeweils das Spiel der Bündnisse mit Konstantinopel zu betrachten, das j ede der beiden Mächte zum Schaden der anderen für sich engagieren will. Wirt1 . Gregoras V I . 3 : 1 . 1 7 4 f. Nach dem Tode Karls von Anjou ( 1 285) scheinen für Kaiser Andronikos 11. alle Gefahren, die von ein er Seemacht dem Reiche hätten drohen können,' beseitigt. Gregoras sieh t in der Abschaffung der Flo tte einen wesent lichen Grund für den politischen Niedergang von Byzanz. D e n n im Gegensatz zu dieser Abrüstun g der Flotte wurden die Rüstungen bei den Lateinern verstärkt, und auch die seldschukischen Seeräuber nah I)1en im Rau m der Ägäis von J ahr zu J ahr zu, vgl . auch L. Brehier, Les I nstitutions S. /1 25. Als Andronikos I I . in den zwan zi�er J ahren u n ter dem Druck der türkis chen Einfälle und unter der Last des Tri bu ts, den er an die Türken zahlen muss te , wieder eine Flotte aufstellen wollte, fehlte das Geld ( Gregoras VI I I . 6: 1 . 3 1 7 f) und der B ürgerkrieg hatte begonnen . 2.
Vgl . S. 84 Anm. 1 .
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8chaftlich gesehen war Byzanz schon längst nicht mehr konkurrenz fähigl. Aus dem Byzanz des 14. J aluhunderts waren die Lateiner nicht mehr wegzudenken. Sie sassen in Pera, vor den Toren der Stadt, und brachten nicht nur ihre Sitten, den Glanz der frühen italienischen Renaissance, den Prunk der Höfe von Burgund und Frankreich nach dem Osten , sondern auch ihre politischen Konflikte. So erlebte der Guelfen-und Ghibelinnenstreit an den Ufern des Bosporos ein letztes Aufflackern2• Die Lateiner hatten die Plotte, sie kassierten die Zölle. Damit waren sie im Besitz des Geldes, das in Konstantinopel seit langem fehlte. Kein Wun der, wenn sie nicht beliebt waren. Dazu kam noch, dass die Venezianer zu Beginn des J ahrhunderts die Propontisküste plünderten und die Griechen, die dort wohnten, als Sklaven versehleppten3• Solche Vor fälle mögen bei den Byzantinern die Erinnerung an den Vierten Kreuz zug wieder wachgerufen haben. Der religiöse Gegensatz verstärkte noch die Spannung'. Zuletzt vetrieb sich die ita,lienische Lebensart bewundernd nacheifernde «j eunesse doree» des sterbenden Byzanz ihre Zeit in Galata, wie das am Beispiel des Kaiserenkels Andronikos z �l sehen ist. Die Genuesen nun, die hl Pera das Leben reicher Kolonialhorron führten, bildeten ein weiteres Problem der byzantinisch-westlichen Be ziehungen, oder besser der byzantinischen Innenpolitik, da sie j a gleichsam durch die Belehnung der byzantinischen H errscher Beamte des Reiches waren. Diese Tatsache hatte ihre Gründe teils in den Familienbeziehungen zum Palaiologenhaus oder zu anderen führenden Familien5, teils auch in den Verdiensten, die sich einzelne Lateiner im 1 . D azu A. D . Zakythenos, Crise monetaire et CJ'ise economique a Byzance du X I I e au XVe siecle, Athen 1 948, passim . Was die Wirtschaftsbeziehungen des byzantinischen Reiches mit den Seerepubliken Venedig und Genua betrifft, auf die einzugehen hier zu weit führen w"Qrde , vgl. W. Heyd , H istoire du commerce du Lc vant au moyen age, Bd. 1 u. 2, Leipzig 1 92 3 , passim. 2. D .h. unter diesem Parteinamen wurde weitergekämpft (Gregoras V I I I . 1 : 1 . 2 86) . E s fällt auf, dass die ghibellinische Partei i n Genua sich der Sympafhien - wenn nicht sogar der Unterstützung Andronikos 1 1 . erfreuen durfte (vgl. Döl ger, Rogesten Nr. IV. 2 4 2 1 ; vgl. auch hier S. 1 09) . 3 . Pachymeres IV. 23 f.; R. Guilland, L'empire byzantine sous les Palt�ologues, n eh . Diehl-L.Oecon omos-R. Guilland-R . Grousset, L' Europe orientale . . . S. 230. ft . Vgl. S . 1 0 3 . 5 . Diese Heiraten m i t d e m Westen entsprachen sogar einem Plan �1ichaels VI I I . , so M�rino Sanudo, Historia deI regno di Romania, in Ch. H opf, Chroniques '
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diplomatischen Dienst des Reiches erworben hatten. Zumeist hatten diese Familien noch Rückhalt in ihrem Herkunftsland, das zur Unter stützung seiner Sekundogenituren abwechselnd gegen Byzanz und ge gen die Türken auftreten musstel. So ist wohl in der ersten H älfte des 14. J ahrhunderts auch gar nicht mehr an eine Verdrängung der Lateiner aus den wichtigsten Stel len zu denken. Es soi denn, es käme zu einer Revolution gegen die latei nische Frem dherrschaft, wie zum Beispiel in Chios 13292, in Kreta 13338 oder in Achaia 1341'. ErfoJg hat aber eine solche Insurrektion nur dann, wenn die Regiorung, die auf die Reaktion im Westen noeh immer Rück � sicht nehmen muso, diese unterstützen kann , wie es bei Chios der Fall ' war, während der Aufstand in Kreta wohl kaum den Wünschen der Byzantiner entsprach5• grrco-romanes, Berlin 1 8 7 3 , S. 1 46: ( L' I mperator predetto (Michael VI I J . ) tento avcr con se Veneziani 0 in Commune h in particolare, facendo larghi presenti e dando ad alcuni di loro Moglie delle sue Donne Greche,). In Griechenland gab es Ehen zwischen der griechischen Aristokratie und den Katalanen, vgl. Marino Sanudo, ep. I l I . R. 293 (Bongars I J ) . D as sogenannte « Gasmulenproblem «der Mischlinge von Griechen und Lateinern wircl hier aktu ell. Vgl. I. Elev�enko, The Zealot Revolu tion and the supposed Genovese Colony in Thessalonica, IIpoa<popdt dc; I:'t'. KUpLXX(8'Y)v, 'EA AljvLxwv 7tocpcip't'ljtJ.oc 11 ( 1 953) �03 H. 'Vas die Lateiner betrifft, die eine Stellung zwischen dem Reich und ihrer H eimat einnahmen , so ist hier vor allem auf den Aufstieg der Familie Zaccaria hinzuweisen (vgl. S. 1 1 2 ) . Als Gesandte nach dem Westen wurden wohl aus praktischen Gründen gerne Lateiner eingesetzt. Um einige Beispiele zu nennen: Dölger, Regesten I I J . Nr. 2059 (Zaccaria) Regp.sten IV. Nr. 2533 (J ean de Gibelet) . Auch bei Verhandlungen mit der Kurie sind Lateiner beliebt (vgl. Raynaldus, Annales Ecclesiastici 1 337 § 31 (Stephano Dovrino Dan dalo). D as soll aber nicht heissen , dass die Byzantiner in den diplomatischen Bezie hungen mit dem \Vesten ausgeschaltet waren . In den zwanziger und dreissiger Jahren war einer der Bevollmächtigten auf byzantinischer Reite Stephanos Syropulos. Mit ihm stand auch Marino Sanudo im Briefwechsel (vgl. Bongars 1 1 . ep. 13 S. 303) D erselbe führte auch 1332 und 1 33 4 die Verhandlungen mit Venedig (vgl. Dölger, Regesten IV. Nr. 2 7 8 7 ) . 1 . So die Sanudo auf Naxos , die Zaccaria auf Chios, .T ohanniter und die Repu blik Venedig (Sanudo, Bongars 1 1 . ep. V. S. 298) . Über diese lateinischen H errschaften vgl. L. Hopf, Griechenland im Mittelalter und in der Ne uzeit, Leipzig 1 8 7 0 , passim . 2 . Vgl. S. 1 1 2 ff. 3. F. Thil'iet, Regestes des deliberations du senat de Venise concernant la Rö manie 1 329-1 399, Bd. 1 Paris 1 958. S. 29 f. 4. Kantaku zenos I I I . 1 1 : 1 1 . 7 2 . 5. Vgl. S. 1 2 5. Durch diesen Aufstand ' wurde der Kreuzzug d e r Liga, der für dieses J ahr geplant war, um ' ein Jahr verschoben .
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Beson d ers gefährl i ('h war j e n e Gruppe d er B yzanti n er. die mit B illigung des \YeRt e o H dal'anging, sich sel bstünd ige H errschaften zu errichten und m it d em l ateinischen Titularkaiser zu konspirieren , wie J ohannes Monomarhos, Konstant in Dukas Limpidares1 und später Syrgiannes. Am schwierigsten j edoch war der byzant inisch-lateinische Gegen satz, wenn die byzantinische Reconquista es auf die lateinischen Terri t.orien der Balkanhalbinsel Griechenl and abgesehen hatte und sich die byzantinischen Interessen mit den Kreuzzugspl änen der Anj ous, die oftmals die Kurie in ihre dynastischen Konzeptionen eingespannt hatten, kreuzten.
1. Dips zeigt der Brief des Konstantin Dukas Limpidares an K arl von Yalois vom J ahre 1 308, hrsg. von H . Moranville, Les proj ets de Charles de Yalois sur ]'em pire de Constantinople, Bihliothequ e de l ' Ecole des Chartes 31 ( 1 890) S. 8 :1 -1i!I , hier erkennt Konstantin Dukas Limpidares Karl von Valois als Herrscher von Kon stantinopel an: (C(]�V 8e:w ßIXGLAe:Ü KWVGTIXVT(VOU 7tOAe:W<; x�t mXG1j<; P 0 !l (Xv� (Xc; (n.a.O. S . 8 3 ) . Diese Anerkennung als Landesverrat anzusehen, ist nich t gut miig lieh . Limpidares tat dies angesichts des Verlustes Kleinasiens , vgl . \V. �orden, Papsttum S. 668. Vgl. auch hier S. 1 4 7.
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2. D ie Kreuzzugsprojekte zu Beginn der zwanziger Jahre I m Epirus stiessen diese beiden I nteressen aufeinander, und so kam es, dass die Verteidigung Konstantinopels gegen das kreuzzugführende Ab endland um die alte Via Egnatia stattfinden musste. Es war reine Defensive, wenn der Epirus wieder in den B ereich der politischen Pläne einbezogen wurdel. Der Kreuzzugsgedanke, der damals noch eine grosse Rolle in der politischen Publizistik spielte und der H and in H and mit den weltweiten päpstlichon Missionsgedanken ging2, bot genügend Grund , um den lateinischen Plänen mit Vorsieht und mit Verteidigungsmassnah men zu b egegnen. Griechenland wurde noch immer von französischen, katalanischen und aragonischen Fürsten als höehst angenehme Se kundogenitur b etrachtet. Auch sollte der Kreuzzug nach J erusalem das « Magnum Passagium» , gewissermassen als eine Art Probefahrt, nach Konstantinopel gehen, dessen Einnahme als der beste Ausgangs punkt für eine Wiedereroberung des H eiligen Landes galt. Diesem Kreuzzugsgedanken folgte dann gelegentlich die Annäherung an den byzantinischen Kaiser. Grundlage hierzu war - wenn man Byzanz nicht gerade erobern wollte - das Unionsgespräch. Solche Verhandlungen wurden nicht allein mit Byzanz geführt, es gab auch entsprechende mit Serbien, die aber für Byzanz gefährlich werden konnten. Dass man in Konstantinopel über Gespräche der Kurie mit dem Kral hinsichtli ch einer Kirehenunion wusste, darf man anneh men, sicher kam ein G€:rücht von den Bischöfen und Mission aren, die J ohannes XXI I . nach Serbien schickte, auch nach Byzanz. Stefan Uro� I I I . Decanski ( 1321-1330) kehrte nämlich zu der Politik, die Stefan Uros 1 1 . Milutin in den Anfängen des 14. Jahrhunderts getrieben hatte, zurück, indem er die Beziehungen zu den Anj ous wieder aufnimmt. So bewarb er sich um Blanca, die Tochter des Philipp von Tarent und der Thamar von Epirus. Bei den Lateinern suchte er diese Werbung durch zusetzen, indem er mit der Kirchenunion lockte und Vertreter der Kurie und einige Franziskaner zu diesem Zweek in Serbien arbeiten lies83• 1. Byzanz und Neapel suchten du rch Eheverbindllngen mit der epirotischen H errscherfamilie der Angeloi ihre Stellung auf d er Balkanhalhinsel zu festigen. So heiratete z . R . in erster Ehe Philipp von T �rent 1 299 Thamar, die Tochter des De spoten N ikephoros Angelos, während deren Bruder Thomas mit Anna Palaiolo gina, der Tochter dl'S Mitkaisers Michael I X . , 1 3 1 3 verheiratet wurde. 2 . Für unsere Zeit vgl. darüber A.S. Atiya, 'fhe Crusades in the Later Middle . Ages, London (1 938) passim. 3 . D iese Heirat sollte einen Kreuzzug, der in dieser Zeit gegen die Serben
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Dieser Werbung lag der Gedanke zugrunde, über Blanca, die durch ihre Mutter Thamar von Epirus gewisse Ansprüche auf dieses Land geltend machen konnte, Einfluss in Nordgriechenland zu gewinnen, ein Plan, der erst von Stefan Du�an nach dem Tode Andronikos' I I I . nicht ohne H ilfe byzantinischer Kreise verwirklicht wurde. Bis Ende der dreissiger J ahre waren vom Westen immer wieder, von einigen Auflockerungen abgesehen , Schwierigkeiten zu befürchten. Vor allem zeigte König Robert von Sizilien-Neapel stets ein lebhaftes Interesse für Griechenland. Seine V �rwandte und zweite Gemahlin des Philipp von Tarent, die Titularkaiserin . Katharina von- Valois, besucht 1338 unter Truppenbegleitung ihr Fürstentum Achaia und Durazzo1• I n diesem Liebäugeln der neapolitanischen Politik mit Nordgriechenland darf man wohl mit. einen Grund sehen, dass sich das H eiratsprojekt mit dem Kral zerschlagen hat . H ätten diese Gespräche zum Erfolg geführt, s o wäre ein Waffen bündnis zwischen N eapel und Serbien zustande gekommen, welches das Magnum Passagium in greifbare N ähe gerückt hätte. D ie imperialen Pläne Serbiens wären damals schon, während die Byzantiner noch mit Bulgarien kämpften, der Verwirklichung nahe gewesen. Sie scheitern aber, da Stefan De�anski noch dazu - ungeachtet, dass er es zuerst so gewünscht hatte-,die Kirchenunion, von welcher der Papst die H eirat abhängig machte, nicht zuerst vollziehen wollte2• Später alI�r:d ings sucht sein Nachfolger Stefan Du�an wieder An näherung an den , Westen, aber nicht so sehr, um Konstantinopel zu erobern - wenn auch 'dieser Gedanke hereinspielte - als, vielmehr um die Osmanen, die bereits in Europa st.ehen, zurückzudrängen3• Damals geplant war, verhindern. So verband Stefan Uroä I I I . De�anski mit seiner Bitte um die H and der Blanca auch den Wunsch um Missionare für sein Land. Vgl., dazu Raynaldus, Annales Ecclesiastici 1 323 § 14 ff. D ie Kurie schickte Gesandte (§ 1 5 ) , eine Eidesformel f ü r den Kral (ebd. § 1 8 ) u n d erklärt sich sogar bereit die natür lichen Kinder des Krals zu legitimieren. Als die Verhandlungen missglückten, fühlt sich der Kral auch nicht mehr an seine Versprechen, die er gemacht hatte, gebunden un d. er wendet sich nach Byzanz. Während nun Blanca von Tarent 1 32 7 mit Rai mund Berengar Prinz von Aragonia verheiratet wird (E. W. K. Prinz v. Isenburg , Stammtafeln zur Geschichte der europäischen Staaten. 2 . Auf!. Marburg 1 953, Bd. I I . Tal. 1 1 8) , geht Stefan , D e�anski die Ehe mit der Metochitesenkelin und Tochter des Panhypersebastos Johannes Palaiologos ein (vgl. S. 39; 88). 1 . Zakythenos, Le despotat Grec de Moree. I . Bd. S. 7 5 · 1. 2. Raynaldus, Annales Ecclesiastici 1 323 § 1 4-18; . Norden, Papsttum S . 6 7 ft und Anm. 5 . . 3. Jire�ek, Geschichte der Serben S. 370.
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nun, 1 324, hat sich dem Kral, wie wir b ereits gezeigt haben, eine andere Möglichkeit geboten, den serbischen E influss im Süden zu vergrössern, nämlich in der Verbindung mit Maria, der Tochter des Panhypersebasto8 J ohannes Palaiologos. Es ist unwahrscheinlich, dass der Kral die Tochter des Gouverneurs von Thessalonike vorgezogen hätte, weil sie der O st kirche angehörte. Diese Entscheidung war rein politisch, gingen doch andererseits gleichzeitig mit den Unionsverhandlungen des J ahres 1 324 ununterbrochen von Serbien Stiftungen an griechische Klöster. Die lateinischen Kreuzzugspläne, die auch nach dem Tode Karls von Anj ou ( + 1 285) und seines grossen Gegenspielers Michael V I I I. Palaiologos ( + 1 282) das byzantinische Reich b eunruhigt hatten, dauerten bis in die Mitte des 14. J ahrhunderts anl. Die Lateiner erstrebten die Kirchenunion und die ErobErung des H eiligen Landes, was ge wissermassen auch die Eroberung Konstantinopels miteinschloss2• Sehr b ezeichnend für die Stimmung der Griechen gegenüber allem, was aus dem römisch-katholischen Westen kam, ist, dass man von diesen Kreuzzugsplänen kaum einen Niederschlag in der byzantinischen Ge schichtsschreibung findet, es sei denn versteckt in der Polemik gegen die Lateiner3• Während des zweiten Bürgerkrieges - es ist am 24. September 1321 - überreicht M arino Sanudo in Avignon Papst Johannes X X I I . und etwas später, aber noch i m gleichen J ahr, dem französischen Kö nig Karl IV. eine Kreuzzugsschrift, die <<Secreta fidelium crucis» '. H ier 1 . D azu : E. D ade, Versuche zur Wiedererrichtung ,der lateinischen � H errschaf t . In Konst�ntinopel im Rahmen der abendländischen Politi k 1 2 61 bis etwa 1 3 1 0, J ena 1 938, S. 7 2 ff. , G. Dürrholder, Die Kreuzzugspolitik unter Papst J ohann X X I I · ( 1 31 6-1 334) passim; Norden, Papsttum, S . 67 '7 . H . Moranville, Les projets de Che..rles de Valois sur l'empire de Constantinople, Bibliotheque de l'Ecole des Chartes 51 (1 890) 63-86. 2 . So Marino Sanudo an Kaiser Andronikos 1 1 . , bei Bongars 1 1 . , ep. VI I . S. 299; «(Cognoscens quod Ecclesiarum unio, est complementum Passagii Terrae Sanctae. Nec scio maius bonum posse fieri in hoc mundo quam Ecclesias reunire.l) 3. Vgl. hierzu den Epitaphios des Nikephoros Chumnos auf den Metropoliten Theoleptos von Philadelphia, in: Boissonade, Anecdota Graeca, Bd. V. S. 1 8 3-239, vor allem S. 1 89-2 1 6; vgl . auch J . Verpeaux, Nicephore Choumnos S. 60-61 , 97 f. So sind denn auch im 14. J ahrhundert .sehr viele polemische Schriften gegen die La teiner erschienen. Eine Übersicht über diese antilateinische Literatur findet sich bei H . -G. Beck, Kirche und theologische Literatur, p assim . 4 . So bei Norden, Papsttum S. 6 7 8 ,685 und in dem Vorwort des Marino Sa nHdo zu den «(Secreta fidelium CrUciSI), bei Bongars 1 1 . H annvver 1 61 1 , S. 1 ff; ders. bei Bongars I I . ep. 1 . , S. 289; ep. 1 1 . , S. 296. Vgl. auch F . Kunstmann, Stu-
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will Marino Sanudo Mittel und Wege zu einer Eroberung des H eiligen Landes zeigen und die christlichen Völker zu einer « custodia maris» , einer Art internationalen Kontrolle des Mittelmeerraumes, anregenl. So war denn auch die Flotte, die im J ahre 1323 von Amalrich von Narbonne in Marseille ausgerüstet wurde, nicht ohne Zusammenhang mit der Tätigkeit des Marino Sanudo. Dies mag der Grund sein, dass Kaiser Andronikos I I . , sobald die Nachricht dieser Vorbereitungen nach Konstantinopel gedrungen war, noch 1323 die seit langer Zeit niedergelegten Unionsverhandlungen wieder aufnahm2• Diese Unions gespräche führten an der Kurie und am französischen H of im kaiser lichen Auftrag3 der Bischof von Kaffa und einige Dominikanermönche4• Danach aber war es Marino Sanudo , der dem byzantinischen Kaiser den Rat gab , den Forderungen der Lateiner gegenüber nachgiebig zu sein , die von dem durch den Bürgerkrieg zerrissenen Byzanz die Teilnahme an einem Kreuzzug und die Wiederaufnahme von Verhand lungen bezü glich lateinischer Ansprüche auf byzantinisches Gebiet verlangten5• Diese Wiederaufnahme der Unionsverhandlungen durch den by zantinischen Kaiser mag dann, zusammen mit den I ntentionen des fran zösischen Königs Karls IV. , die deutsche Kaiserwahl durch die Kandi datur Karls von Valois im J ahre 1324 zu gewinnen - was J ohannes XX I I. geschickt zu verhindern wusste6 -, die Kreuzzugspläne auf ein oder zwei Jahre in den H intergrund gestellt haben. Ohne die Führung Frankreichs, des wohl noch einzigen aktiven Trägers eines Kreuzzuges, dien über Marino Sanudo den Älteren mit einem Anhange seiner ungedruckten Briefe (Abhandl ungen der Kgl. Bayer. Akademie der Wiss. I H . Cl . , VI I . Bd., I I I . Abth ) . Mü nchen 1 855, S. 7 9 1 ff. 1. Norden, Papsttum S. 683 f. �. Nach Raynaldus, Annales Ecclesiastici 1 3 2 4 § 39 waren daran die Tataren ein fälle schuld. Vgl . S. 64 .
3 . Vgl . dazu Dölger, Regesten IV. Nr. 2492. 11 . RaYI1aldlls, Annales Ecclesiastici 1 324 § 39. Marino Sanudo , Bon gars 1 I, Pp. 7. S . 299: (cA viris Religiosis qui venerant de vestro I mperio, & prae cipue a Domino Episcopo Caphensi, intellexi de vestra I m p eriali sapientia & fide ac volunh\te bon3., quam ad unionem ecclesiarum habetis . . . » Nach B. Altaner, Die K enntnis des Griechischen .. (S. 457 Anm. 54) handelt es sich hier um den Domini kanerhischof Matthäos von Cor tona. Vgl. noch \V. Norden S. 685; D ade, D ie Kreu z zugspolitik unlpr Papst Johann X X I I . ( 1 3 1 6-1 33ft) , Strassburg 1 9 1 3, S. 50 . 5. Marino Sanudo, Bongars 1 1 . ep. 1 2 S. 302. 6. �orden, Paps ttum S. 654.
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mochte wohl auch König Robert von Neapel, der damals gerade gegen König Friedrich von Sizilien (Aragon) rüstete\ und ebenso auch die anderen Fürsten französisch-burgundisch-flämischer Provenienz wie der H erzog von Bourbon oder die Grafen von Clermont und von H enne gau, die sonst für einen J erusalemfeldzug in Betracht gekommen wären, ausscheiden. Damals bedrohte der Ilkhan von Persien Kleinarmenien2, das letzte Kreuzfahrerreich auf kleinasiatischem Boden, dessen Bestand j a auch für das Königreich Zypern und für sämtliche lateinische Staaten der Ägäis von Wert war. Nun war es aber der Papst, der die orientmüden europäischen Fürsten zu einem Kreuzzug für dieses gefährdete Land zu entflammen suchte und das durch eine Reconquista des byzantinischen Reiches verlockender machen wollte. , Die H ilferufe des bedrängten Landes gingen nicht nur nach dem V\! esten, sond ern auch nach Konstantinopel. Man darf vermuten, dass dort der wärmste Anwalt Kleinarmeniens Rita-Maria-Xene, die Kaiserinmutter und Tochter des Königs Leon I I 1 . , war. Auch weilte der Neffe der Kaiserin und spätere König von Kleinarmenien, Guy de Lusignan, sicher nicht nur um verwandtschaft liche Bindungen zu pflegen, sondern wohl auch in diplomatischer Mis sion am H ofe von KonstantinopeJ3. Der Patriarch Esaias seinerseits versucht die Christen Armeniens für die griechisch -orthodoxe Kirche wie derzugewinnen4•
1 . K ' Haberkern , Der Kampf um Sizilien in den J ahren 1 302-1 3 3 7 (Abhand lungen z. Mittleren u. Neueren Geschichte, 6 7 ) , S. 1 1 2 . 2 . Spuler, D i e Mongolen in Iran . . . passim. Raynaldus, Annales Ecclesiastici 1 3 22 § 30 f. 3. Papadopulos , Genalogie S. 2 1 f. Nr. 3 4 b . Guy de Lusignan hat te sein� Tochter mit Syrgiannes, der in erster Ehe mit einer Base des Kantakuzenos vermählt war, verheiratet. Vgl. dazu Binon, St. , A propos d'un prostagme inedit d'Andronic I I I Paleologue, Byz. Zeitschrift 38 (19 38) S. 382. 4 . Vgl. Acta et Diplomata graeca medH aevi, ed. S. Miklosich et J . Müller, Vindobonae. 1 860, T. I. S. 1 58-1 64.
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3. Die savoyardische H eirat Der Tod der Eirene von Braunschweig-Grubenhagen in Rhaidestos am 1 6. August 1 324 ist für die Byzantiner wieder eine günstige Gelegen heit, ihre Unionsverhandlungen durch die Eheverbindung mit einer führenden lateinischen Familie glaubwürdiger erscheinen zu lassen. So mag nicht von ungefähr die Wahl dabei auf das H aus Savoyen ge fallen sein, dessen Rechte und Ansprüche in Achaia gegenüber dem neapolitanischen Hof den Byzantinern noch ob endrein die Möglichkeit einet' Einmischung in die Verhältnisse der Peloponnes geben würde1• Auch war der Anschluss an Savoyen, des bisherigen Parteigängers der Ghibelinnen und langj ährigen Feindes der französischen Krone, höchst wünschenswert. Es bestand die Gefahr, dass der grosse Graf Amadeo V. (+ 16.X. 1323) in den zwanziger J ahren des 14. J ahrhunderts die traditionelle frankreichfeindliche Politik seines H auses beenden woll te und den Anschluss an die Höhe von Paris und Neapel suchte2• Die Gespräche des Grafen mit König Robert von Neapel laufen etwa seit Ende 1322. Noch 1322 war Graf Amadeo V. mit zweien seiner Töchter an den französischen H o f gereist, wo Karl IV. der Schöne, dessen Ehe mit Blanka von Burgund gerade geschieden war3, eine Frau suchte. Das Rennen gewinnt - es waren meh rere Damen zur Brautschau nach Paris' geladen-die Schwester K önig J ohanns von Böhmen, Maria von Luxemburg6• ( + 25. 1 1 1 . 1324) . D ie H and der Giovanna di Savoia war somit frei, und Andronikos 1 1 . hatte berechtigte H offnungen, wenn er für seinen Enkel warb6• I m Auftrag des alten Kaisers führten die Ver1. Vgl. dazu R. Rodd, The princes of Achaia and the chronicles of Morea, London 1 90 7 , 8. 3 4-51 . 2. H . Finke, Acta Aragonensia. Quellen zur deutschen, italienischen, franzö sischen, spanischen , zur Kirchen-u . Kulturgeschichte aus der diplomatischen Korres pondenz J aymes 1 1 (1291-1 32 7 ) , Berlin u. Leipzig 1 908, Bd. 1 .8. 260 Nr. 388 vom 2 . Mai 1 323: >. 3. Die Spheidung war 1 3 2 2 . Vgl. daz u Isenb urg, Stammtafeln zur Geschichte . der europäischen Staaten, Bd. 1 1 . Nr. 1 5 . 4 . Finke a.a.O. S. 4 7 9 Nr. 320 (Michael de Currali an J aymes 1 1 .): «Nam Pa ' risius est soror regis Bohemiap., soror ducis Britanniae, soror comi tis de H enau, due lilie comitis de Savoya, et iste comes promisit regi dominium I talie, quantum ad partem Ghibellinam . . . I) 5 . Die Heirat war am 24. VI I I . 1 322 (so Isenburg , a.a. O . ) . 6. Dölger, Regesten IV.Nr. 2583; Kantakuzenos 1 . 4 0 : 1 . 1 9 5 : .ix lLtVTOL CPFcX.\ 't'�otC;
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handlungen, die sich ziemlich lang hinzogen, Andronikos Tornikes und J ean de Gibelet, ein Verwandter des kyprischen Königshausesi. Der nunmehrige Graf von Savoyen Edoardo, der es für vorteilhaft halten mochte, nach dem Scheitern der französischen Pläne seines Vaters die alte Orientpolitik seines H auses wieder fortzusetzen, schickt seine Schwester nach Konstantinopel, und der Papst gibt seinen Segen2•
xar.t l't'ep�L ILLXpov 7tpO IXU1'WV 'tljt; IXU't'�t; lv ewx �xov 7tFe:oße(lXt; Wt; 't'(j> 0llE't'cP ILVl) '
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.
D iese Notiz bei Kantakuzenos enthält einige Verwechslungen: So werden Graf Amadeo und Graf Edoardo gleichgesetzt (darauf verweist Muratore a.a.O. S. 28 Anm. 1). Die Verhandlungen in Paris , die 1 322 stattgefundpn hatten, gingen ganz offensichtlich von Amadeo V. aus (vgl. S. 106 Anm. q) . D ieser scheidet aber bereits für die Verhandlungen mit_Byzanz aus, da er am 1 6. I X . 1 32 3 stirbt. Die Verhand lungen mit Savoyen waren demnach von Konstantinopel etwa Ende 1 32q Anfang. 1 325 in Angriff genommen (vgL Kantakuzenos I . q O: I . 1 9ft Cf; L U : 1 .1 9 6 . 8 P arisot, CantacuzEme S. 69 ff; Dölger, Regesten I V . N r . 2533 ) .Parisot hält übri gens (a. a.O. S. 69) die Bemerkung des Kantakuzenos bezüglich der W'erbung des französischen Königs um Anna von Savoyen für unwahrscheinlich, Muratore (a.a.O. S. 32 und Anm . 2) für einen Ausdruck byzsntinischen Stolzes . I . Kantakuzenos I .qO: 1 . 1 9 5 : «T�outcXv v "t'e T�e7tAh, KU7tP LOV fLEV 8v1'1X 1'0 YCVOt; XlXt xlXe' IXlfLlX 7tPOO�XOVto( 't'4'> "t'lXun;t; Pl)ytl). Zu dieser Namensform vgl . den Kommentar von L. Schopen, IV. Bd. I I I . q23, Muratore, Una PI'jncipessa S. 28 Anm. 2 ) . Vgl. auch L. de Mas-Latrie, H istoire de l'ile de Chypre sous la maison de Lusignan, Paris 1 85 2-1 855, Bd. n. S. 7 3-7 q u. Bd. I I I . S. 7 00-7 0 1 . 2. Muratore, U n a p rincipessa Sabauda S .
34.
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4. Die byzantinisch-westlichen Beziehungen
,
m
den J ahren 1326-1328
N ach dem Zusammenbruch der Kreuzzugsprojekte des Westens im J ahre 1324, sc heinen erst 1326 neue Pläne gegen Konstantinopel in Angriff genommen worden zu seinI. Offenbar hat Kaiser Andronikos I I . deshalb begonnen, die Unionsgespräche wieder aufzunehmen. Der kaiserliche Gesandte an der Kurie, der Dominikaner Andreas, versucht mit Eifer die Kirchenunion voranzutreiben2• Die Stimmung des Papstes und des französischen Königs gegenüber Byzanz war in höchstem Masse gereizt3• Doch bereits am 23. August 1326 erhält Benedikt von Cumae, der schon von früheren Un ionsverhandlungen her Erfahrung hatte', die Erlaubnis, mit den schismatischen Griechen zu verhandeln und diese der Union zuzuführen. Benedikt reist noch im H erbst 1326 nach Kon stantinopel , macht dabei Zwischenstation in Neapel und besucht König Robert und Philipp von Tarents. Die Verhandlungen des Dominikaners in Konstantinop el scheiterten j edoch vollständig. In einem Schreiben an Benedikt von Cumae betont der byzantinische Kaiser seine N eigung für die Kirchenunion, doch sei diese im Hinblick auf die gegenwärtige innenpolitische Lage des byzan tinischen Reiches nicht durchführbar. Der Brief schliesst mit dem Wunsch, sich an dem päpstlich-französischen Kreuzzugsunternehmen zu beteiligen6• 1. Vgl. Norden , Papsttu m B . 689 Anm . 1 . Norden schliesst hier auf einen Druck von lateinischer Seite auf Grund der Rückantwort eines Briefes Andronikos' 1 I . au f einen Brief Karls IV. von Frankreich . Dieser Brief des byzantinischen Kaisers ist herausgegeben von H . Omont, Proj et de Reunion des Eglises Grecque et Latine sous Charles le Bel, Bibliotheque de l' Ecole des Ch ar tes 53 ( 1 892 ) 256. Der Brief K arls IV. muss wiederum die Antwort auf einen früheren Brief Andronikos' I I . (an den fran · zösichen König) gewesen sein. Norden zeigt, dass über den ersten Brief Andronikos' 1 1 . , der den Friedenswunsch des Kaisers ausdrückt, eine Mitteilung in einem Brief Johannes' X X I I . an König Robert von Neapel erhalten ist (Raynaldus , Annales Ecclesiastici 1326 § 26, datiert vom 20. August 1 3 2 6 ) . 2 . Nl?rden, Papsttu m , S. 690 A n m . 1 . Norden schliesst dies auf Gru nd eines Briefes des Marino Sanudo an Stephan Syropulos. Vgl .Sanudo ep . 8 . Bongars I I .S. 299 3 . Norden , Papsttum S. 690 und Anm . 3 . 4 . Ebd . S. 690 f . , vgl . das päpstliche Schreiben ebd . Anhang N r . X. 761-762 . 5. Ebd. S. 691 und Anm. 2 . 6 . Omont a.a. O . S. 2 5 5 : (cSed h o c invenimus dificiliter fieri posse propter suspicionem quam habel'(et) (gen) eraliter populus noster . . . » Ebenso ders. in einem weiteren Brief an den französichen König, hrsg. a.a. O .S. 256: (cQualem habe! difficultatem in nobis et populo nobis subj ecto ipsam pacem ecclesiastici status posse (ieri diligenter et certe compr�hendit praefatus dominus Benedictus .. ,) Ä hnlich auch
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Der Papst gibt im H erbst 1327 die Unionsverhandlungen vorläufi g auf und überlässt bei der Rückkehr Benedikts von Cumae nach Avignon1 Karl IV. von Frankreich die m ilitärische Initiative in den byzanti nischen Angelegenheiten, « super quo videat regia providentia ulteriL 8 quod agend um2» . Doch kurz darauf warb der Papst wieder um die Union und um d&8 Zustandekommen e ines neuen Kreuzzuges. So arbeitete J ohannes X X I I . auch nach dem Tode Karls IV. ( + 1328)sofort mit dessen Nachfolger, König Philipp V I . von Frankreich, und mit Venedig zusammen3.Venedig nämlich hatte b ereits im J ahre 1325 den · Versuch unternommen, Byzanz zu einer Union gegen die Seldschuken zu gewinnen4• So hatte der Doge Giovanni Superanzo ein B ündnis geplant, an dem der Papst, der fran zösische König und der Kaiser von Konstantinopel sich hätten betei ligen sollens. Dass es damals nicht dazu kam, lag wohl daran, dass der Papst zögerte, sich . mit den schismatischen Griechen zu verbinden6• Denn wahrscheinlich noch vor der Einnahme Konstantinopels durch den j ungen . K aiser dachte J ohannes X X I I . an eine Aktion gegen die Byzantiner, zumal da sich Andrünikos I I . auf die Seite seines grimmig sten Feindes, Ludwigs des Bayerr.l, stellt. So hat Andronikos I I . bis zum Ende seiner Regierung nicht aufgehört, sich in die politischen Ver hältnisse Italiens einzumischen. Er stützt dabei Ludwig den B ayern im Kampf gegen das P&p sttum7 und schickt, zusammen mit Ludwig Theodoros Metochites in seinem Schreiben an Karl den Schönen a.a. O . S. 257 . D ie Lage war wirklich gefährlich für den alten Kaiser, denn hätte er 1 326/27 die Kirchen union vollzogen, so hätte er damit rechnen müssen, dass sich sein Enkel zum Schutz herrn der Orthodoxie gemacht hätte. Vgl. auch Norden, Papsttum S. 692 Anm. 1 . und 2 . 1 . Vgl. Norden , Papsttum , S. 692. Der Brief des Papstes J op annes X X I I . an Karl IV. ebd. Anhang Nr. XVI S. 7 62 . 2 . A.a.O. Anhang XVI S. 7 6 2 . 3 . Norden , Papsttum S. 701 . 4 . G. D ürrholder, Die Kreuzzugspolitik unter Papst J ohann X X I I . {1 3 1 6-1 334 ), Strassburg' 1 9 1 3, S. 40. 5. Raynaldus, Annales Ecclesiastici 1 3 2 8 § 85; vgl. auch Norden a.a.O. S. 701 Anm. 3, S. 7 0 2 . 6. Norden, Papsttum S . 7 0 2 . 7 . Möglicherweise war diese H ilfeleistung f ü r seinen Gegner der Grund, warum Johannes X X I I , seine Kreuzzugspläne gegen Byzanz nicht aufgegeben hatte. D ies herichtet der Procurator Gondissalvus Caputa an König Alfonso aus A vignon; vgl. : H. Finke, Acta Aragonensia. Quellen zur deutschen, italienischen, franzö sischen, spanischen, zur Kirchen - und Kulturgeschichte aus der diplomatischen
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und den Stadtrömern, eine Botschaft nach Avignon: J ohannes X X I I . Bolle seine Residenz nach R o m verlegen. Das war im März 1328. Der Bürgerkrieg ging bereits dem Ende zu, doch der alte Kaiser versucht alles, um noch immer europäische Politik grossen Stils zu betreiben, und so ist ihm die Intervention in die kurialen Angelegenheiten ein Mit tel, das an die Zeiten erinnert, in denen der byzantinische Kaiser eine tatsächliche Macht im westlichen Abendland hattel und den Papst in die Sch ranken zu weisen verstand� Diese Parteinahme für Ludwig dürf te wohl die Revanche des Byzantiners für die dauernden Kreuzzugs drohungen der Kurie sein. Es ist demnach verständlich, dass es zwischen Andronikos 1 1 . und J ohannes X X I I . nie zu. einer echten Entspannung kommen konnte.
Korrespondenz J aymes 1 1 . (1 291-1 32 7 ) , Berlin u. Leipzig 1 908, Bd. I, S. 11 33 -/13G , Nr. 290: «EI emperador de Constantinople, segunt se dice, face muyt grant armada en ayu da le B avaro, quando 10 supo, envio tantost aHa a Castrucho con sejzientes hommes acavaHos e diebe, que 10 a feyto sen ador de Roma . . ./) Fraglich ist dabei , mit welcher Flotte Andronikos 1 1 . Ludwig dem .Bayern noch hätte zu Hilfe eilen können, zu einer Zeit, in der keine vorhanden war, und zudem der Bürgerkrieg auch nicht einEm Mann hätte erübrigen lassen. Dass aber wirklich ein Bündnis mit dem ' alten Kaiser bestanden hatte und eS , sich niGht nur um ein leeres Gerücht des Ver treters der , aragonesischen Krone handelt, dafür lässt sich eine 'N otiz bei J ohannes Kantakuzenos anführen, die von einer Gesandtschaft von deutschen Söldnern berichtet, die mit dem alten Kaiser verbündet waren und nun Geld brauchten. Diese Gesandtschaft traf während der Regierung Andronikos' 1 1 1 . ein ( Kantakuzeno� 1 1 . 5: I . 335-3 3 7 ) . 1 . Ein weiteres Beispiel für das Eingreifen des alten Kaisers in italienisch,e Verhältnisse ist ein Erlass Andronikos' 1 1 . für die Bewohner der M arkgrafschaft Montferrat aus dem J ahre 1 319; vg� . Dölger, Regesten IV. Nr. 241 8 .
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5 . Andronikos I I I . und die Lateiner
Es ist kein Wunder, wenn man sich im Westen vom Regierungsan tritt Andronikos' 1 1 1 . eine gewisse Änderung in den lateinisch-byzan tinischen Beziehungen erhoffte. Vor allem war es Papst J ohannes XX I I . , der das H aus Savoyen für seine Unionsproj ekte' engagierte und die Verwirklichung dieser Pläne wohl von der Kaiserin Anna und ihrem Einfluss in Konstantinopel erhoffte. Mittelsmann sollte j etzt, wie später in den fünfziger J ahren Amadeo <
1 . Vgl. S. 1 4 1 . 2 . Vgl. dazu M . Viller, L a ques tion d e l'union des -eglises entre Grecs e t Latins depuis le concile de Lyon jusqu'a celui de Florence ( 1 2 7 4-1 �38) I, Revue d' H istoire Ecclesiastique 1 7 ( 1 921 ) S. 2 7 2 , Anm. 4. u. S. 2 7 3 . G. D ürrholder, Die Kreuzzugs politik unter Papst Johann XXI I . ( 1 3 1 6-1 334) S. 65.
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6. Die Expedition nach Chios (1329) Die Expedition Andronikos' 1 1 1 . nach Chios ist ähnlich wie Pele kanon eine Offensive der B yzantiner. Genau betrachtet, handelt es sich um eine innenpolitische Angelegenheit. Benedetto Zaccaria der Ältere wurde zur Zeit, als die Byzantiner die Verteidigung gegen die kleinasiati schen Türken nicht mehr führen konnten, von Andronikos 1 1 . Palaio logos als H err tler Insel Chios eingesetzt. Allerdings unter byzantinischer Oberhoheit in einer Art lehensrechtlicher Verleihungl• Der Vertrag mit dem Zaccaria, der auf zehn J ahre lautete, wurde 13142 und 13193 er neuert, obgleich Benedetto Zaccaria mittlerweile gestorben und das Erbe auf seine Verwandten Martino und Benedetto übergegangen war . Dieses Abkommen mag den Byzantinern von Anfang an ein Dorn im Auge gewesen sein, doch _konnten sie genauso wie bei den anderen In seln, die in lateinischen H änden waren, nichts unternehmen, und sie mussten, zumal während der Zeit des bulgarischen Feldzugs und des Ta tareneinfalls 1324,den Ve rtrag ein drittes Mal erneuern'. Da es sich um eine B elehnung handelte, hatte der Kaiser das letzte Wort. Doch konnte Andronikos 1 1 . froh sein, wenn sich die Zaccaria aus den innerbyzan tinischen Angelegenheiten heraushielten. Die Lage hat sich geändert, als Martino Zaccaria und Philipp von Tarent 1325 sich verbündeten5• D as mag auch ein Grund gewesen sein, dass der neue byzantinische Kaiser den Lehensvertrag mit Martino im J ahre 1329 nicht mehr erneuern wollte6• Gegen Ablauf des Vertrages 1. Vgl. Dölger, Regesten IV. Nr. 2259 von ca. 1 304. Dl:\.mals wurde ein Le hensvertrag geschlossen. Die Insel sollte als die des Kaisers bezeichnet sein, die kaiserlichen Fahnen sollten auf den Mauern gehisst sein. Nach zehn J ahren aber sollte Chios zurückgegeben werden. \Vährend dieser Zeit aber konnten die Zaccaria die Insel verwalten, ohne Steuern zahlen zu müssen. Ph. P. Argenti, The occupation of Chios. Cambridge 1958, Bd. I. S. 54 ff. , 59 f. 2. Vgl. D ölger, Regesten IV. Nr. 2349, Kantakuzenos 1 1 . 1 0 : I 3 7 0 . 3 . Vgl. Dölger, Regesten I V . N r . 2409. 4 . Vgl. Dölger, Regesten IV. Nr. 2506. 5. H opf, Geschichte S. 408; Norden, Papsttum S. 67 5. Philipp verleiht dem Zaccaria den Titel eines Despo ten Kleinasiens und der kleinasiatischen Inseln gegen das Versprechen, ihm mit 500 Mann bei der Rückeroberung Konstantinopels zu helfen (26. Mai 1 325); Argenti a.a.O. S. 59. 6 . Eine der Ursacben, die im J ahre 1 321 zur Auseinandersetzung der beiden Andronikoi geführt hatte, war, dass der J üngling Andronikos von der Rückeroberung lateinischer I nseln träumte . Hierfür spricht auch seine Absicht, in den lateinischen Zirkeln von Pera zu verkehren; denn wäre der Thronfolger nur seinen Vergnügungen nachgegangen, so hätte der alte Kaiser nichts zu befürchten gehabt. Vgl. S. 1 4 .
Ha
kommt Kalothetos, ein einflussreicher G rieche aus Chios, der zudem noch mit der Familie des Kantakuzenos sehr befreundet war, nach Thra kien und berät sich in Didymoteichos insgeheim mit der Mutter des J ohannes Kantakuzenos, Theodora Palaiol ogina. Dabei deutet Kalo thetos die Möglichkeit an , dass die griechische Bevölkerung, die unter der lat�inischen Fremdherrschaft leidet, bei einem eventuellen mili tärischen Eingreifen der Regierung von Konstantinopel ihre Mitarbeit zur Verfügung stellen werdel. Ausserdem nehme der Zaccaria j ährlich 200.000 Geldstücke ein , eine Summe, die sich das byzantinische Reich nicht entgehen lassen solle. Zu einer Änderung der Verwaltung in Chios gäbe der Ablauf des Vertrages einen Vorwand und für eine Absetzung der Zaccaria die Tatsache ein Recht, dass dieser die Burg der Stadt Ochyros ohne \iVissen des Kaisers befestigt hätte und das noch täte, und dass die byzantinischen Fahnen nicht mehr auf den Burgzinnen wehten2• Dieses Gespräch scheint der Mutter des Kantakuzenos so bedeutsam, dass sie Sohn und Kaiser sogleich nach D idymoteichos beordert. Als diese von der Unterredung mit Kalothetos erfahren, b esprechen sie sich nochmals mit dem Chiotell, der danach auf die Insel zurück kehrt, um die Lage für den Kaiser vorzubereiten3• Diese Gespräche in Didy moteichos waren wohl im Sommer 1328'. Gegen Ende des Vertrages 1329 schickte Kaiser Andronikos dem Zac caria ein Prostagma: Martino Zaccaria hätte gegen die Vertragsbedin gungen mit den Byzantinern die I ndel befestigt . Dafür solle der Zacca ria sich verantworten und persönlich zur Erneuerung des Vertrages nach Konstantinopel kommen5• Von ihrem Standpunkt aus hatten die Byzantiner natürlich das Rech4:., dem Zaccaria diesen Vorwurf zu ma chen. Die Geschichte hat sie oft genug gelehrt, wie wenig sie den Latei nern trauen konnten. Doch war andererseits der Zaccaria, um sich auf der Insel gegen die Plünderungen der türkischen Korsaren vertei digen zu können, auf eine Befestigung angewiesen6• t.
Kantakuzenos 1 1 . 1 6 : 1 . 3 7 1 ; Argenti a.a.O. S. 6 1 . Kantakuzenos 1 1 . 1 6: I . 3 7 1 ff. 3. Kantakuzenos I . 1 0 : I . 3 7 3 ff. 4. Bis zur Einnahme von Byzanz durch Andronikos I I I . gab es keine ei nsatz fähige Flotte und ein Jahr musste m an mindestens mit der Fertigstellung einer solchen rechnen . Argenti setzt aus diesem Grund die Verhandlungen mit Kalothetos in das Jahr 1 32 8 . (Ph. P. Argenti, The Occupation of Chios Bd. I . S. 60 f. ) . 5. Kantakuzenos 1 I . 10: 1 . 3 7 5 ; vgl. Dölger,· Regesten I V . Nr. 2 7 50 u . 27 5 1 · 6. Diese Einfälle betrafen di e . ganzen I nseln der Ägäis und erstreckten sich 2.
1H
In Benedetto Zaccaria, dem Bruder des Martino, finden d i e By zantiner einen weiteren Bundesgenossen. Dieser bietet, unzufrieden, dass ihm sein Bruder, die ihm 'aus seinem Erbe zu�tehende Summe nieht zahltl , dem Kaiser sein e Dienste an. Andronikos I I I . verspricht , als Vertreter der Ansprüche des B�ne detto auftreton zu wollen . D amit bek 9 mmt das Unternehmen in den Augen dor Lateiner eine gewisse Legalität. Denn es kann für Byzanz nicht unerwünscht sein, für das Recht eines lateinisch�n Untertanen ' zu kämpfen. Ein . Angriff auf das genuesische Chios hätte Galata und ' die I nselfürstentümer in der Ä gäis beunruhigen müssen2• Die Flotte, die nun in Konstantinopel ausfährt, ist keineswegs gering. Mit 105 Schiffen, wovon die H älfte Zwei-und Dreiruderer waren , und acht Pferdetransportschiffen mit insgesamt 300 Pferden und einer entsprechenden Anzahl ' von Reitern und Fussvolk, fahren die Byzan tiner nach Chios. Für dieses Unternehmen hat der Kais,er Adel und Volk gewonnen : Die Schiffe sin,d, dem Zeitgesc.hmack gemäss, überaus prächtig geschmückt; und die einzelnen Kapitäne wetteifern mitein ' ander, was den Wappenschmu ck ihrer Fahrzeuge betrifft3• Diese r mitunter bis Monembasia. D er Zaccaria war den seldschukisch en Piraten tribut pflich tig (Gregoras I X . 9: I . 439) . 1 . Kuntakuzenos 1 1 . 10: 1 . 374-3 7 5 . Argenti a.a.O. S. 62.
2 . Auch die ' Errichtung eines lateinischen Bistums zu eben dieser Zeit ist kein Zufall, sondern zeigt das diplomatische Geschick des Kaisers (vgl. Ph. P. Ar genti, The Occupation of Chios I . S. 67 ) , der die Lateiner nicht unnötig reizen will. 3. Kantakuzenos 1 1 . 1 1 : 1 . 3 7 5 . Auf Tafel 1 haben wir das Wappen gebracht, das die Palaiologen wahrscheinlich geführt haben (vier B in den Feldern eines Kreu zes ) . Die Abbildung stammt aus Du Cange, Historiae byzan linae duplici commen � tario illustratae, Venedig 1 n9, S. 1 8 8 . Die Deutung dieser vier B ist verschieden Sie werden einerseits erklärt als die Anfangsbuchstaben von ßOtCJLAe:U:; ßOtO'LAE6lV . ßOtQ'L),e:U6lV ß:XO'LAe:UOUO'L oder ßOtO'LAe:�C; ßO: O' LAE6lV ß:XO'LAs:u6vT6lV ß:XO'LAe:Ue:L, was nach A.V. Solovjev, Les emblemes heraldiques de Byzance , et les Slaves, Semi narium Kondakovianum 7 (1 835) 1 55 rr. auf eine Auslegung des Hauses Montferrat zurückgeht. I .N . Svoronos häl t dies für zu wenig demütig und glaubt hier eher eine Invokation zu erkennen etwa in der Form bt) O'TOtUpe ßOtO'LAE6lC; ßOtO'LAE6lV ß:XO'LÄe:! ßo�0" ß) �'C'Otupe ßOtO'LA E6l; ßOtO'LAE6lV ßOtO'LAe:UOUO'71 (Konstantinopel) ßOl,Oe:L y ) :E'C'Otupe ßoc O'LAE6lC; ßOtO'LAE6lV ßOtO'LAe:U6lV ß�O'(Ae:Ue: (in J. N. Svoronos, B U �OtV'C'LOt )( tX VOlLLO'lLOt'C'LKtX �1) , 't'�lLOt't'Ot. ßLe:Ov1jC; �«P1)!Le:ptc; 't'ijc; VOlLLO'lLOtTLKijC; &:PXOtLOAOY(�C; (1 899) 3U vgl.Bespr. v. �. Krumbacher, Byz. Zeitschrift 1 0 (1914) 360 ff. Es sei hier noch darauf hingewie sen, dass dieses Wappen nicht ausschliesslich von den Palaiologen, sondern' auch von einigen lateinischen H äusern des östlichen Mittelmeers geführt worden ist, vgl. hierzu E. D aleggio d' Alessio, Galata et la Souverainite de Byzance, Revue des Etudes Byzantines 19 (1961) 321 ff.
1 15
theatralische Prunk war auf . die Lateiner abgestimmt und mag wohl auch dem Hang des jungen Kaisers für Repräsentation entsprungen seinl. Der Kaiser rechnet damit, dass Martino allein auf das Gerücht vom Herannahen einer solchen Flotte einlenken werde. Doch darin irrt er sich. Der Zaccaria ist mehr denn j e zum Widerstand entschfossen. Er versenkt zur Blockade des H afens drei Schiffe an der Einfahrt. Dessenungeachtet gelingt dem Kaiser die Landung. �Iartino Zaccaria, der vorher sehon der Bevölkerung von Chios gewisse Beschränkungen auferlegen musste, verbietet nun unter To desstrafe das Tragen von ",raffen. Mit achthundQrt Mann verschanzt er sich in der Burg und hisst vor d en Augen der heranrückenden Byzan tiner seine eigene Fahne. Bald aber muss er erkennen, dass der byzan tinische Kaiser zur B elagerung. entschlossen ist. Zudem verhandelt Andronikos mit deT Ein w ohnerschaft von Chios, die nicht so gQschlos sen hinter Kalothetos steht, wie dessen Zusicherungen in Didymotei chos erwarten liessen. l\1artino versucht nun die Lage durch Verhandlungen zu retten. So schickt er dem Kaiser eine Gesandtschaft, die dieser in Anbetracht seiner günstigen Lage ablehnt. Andronikos . I I I. braucht den Erfolg; aus innenpolitischen Gründen kann er sich kein Nachgeben leisten. Mar tino Zaccaria verzjchtet daraufhin auf j eden weiteren Widerstand und ergibt sich freiwillig. Auch Benedetto, der ein Fort in der Nähe der Stadt hatte und nur dem �chein nach gegen die Byzantiner kämpfte, öffnet die Tore seiner Befestigung. Die Chier machten Anstalten, Martino zu l ynchen, doch Kantakuzenos rettet den Genuesen vor der wütenden Volksmenge für ein byzantinisches Gefängnis2• Wie gefürchtet der Zaccaria war und wie sehr dem Kaiser diese Sache am H erzen lag, wird daraus ersichtlich, dass Martino , ungeach tet vieler Bemühungen des Papstes Benedikt X I I . und ' der Kommune von Genua, ihn zu befreien, bis zum Jahre 1337 in Konstantinopel in Haft �lieb3. Seiner Familie und dem Gesinde wurde allerdings freier Abzug gewährt' . Die Geschehnisse gaben dem Martino Zaccaria recht, der sich zur Erneuerung des Vertrages nicht nach Byzanz wagen wollte. Das Vor gehen gegen Martino belastet die byzantinisch-genuesischen Bezie1 . Kantakuzenos 1 . 1 1 : 1 . 376 f. , Argenti a.a.O.
6ft
f.
2. Argenti, The Occupation of Chios I , S. 6 � , Joh. Kantak. 1 1 , 1 1 ; I, 3 7 6 . 3. VgL S. 1 4 1 . 4. Kantakuzenos 1 1 . 1 1 : ' I . 376 ff.
116
hungen i n den kommenden J ahren beträchtlich. D enn nach dem Ver trag von Nymphaion 1 2611 hatte der Kaiser keine Jurisdiktion über genuesische Bürger. Bei Zaccaria kam aber dazu, dass er vom byzan tinischen Kaiser belehnt war. Eigenartig muten nach der Gefangennahme des Martino Zaccaria die Verhandlungen des Kaisers mit seinem Bruder Benedetto an. D ie ser wird für den Verrat an seinem Bruder und für die Treue den Byzan tinern gegenüber vom Kaiser in die Rechte seines Bruders als Gouver neur eingesetzt und , obgleich der byzantinische Fiskus die Steuern der Insel dringend nötig gehabt hätte, auch mit der finanziellen Ausbeute der Insel belohnt2• Doch Benedetto ist mit dieser kaiserlichen Grosszügigkeit keines wegs ' zufrieden. Vor einer Versammlung, bei der der kürzlich ernannte römisch-katholische Bischof3 der Insel und der H erzog von Naxos, NiccolO Sanudo , geladen waren , verlangt der Zaccaria in Anwesenheit des Kaisers drei Schiffe. Mit diesen plante Benedetto nach Galata zu fahren. Das bedeutet aber eine Verstärkung der genuesischen Flotte, die dem K ai ser ohnehin im Frühj ahr des gl eichen Jahres während der Ex pedition nach Pelek anon genügend geschadet hat. Der K aiser geht darauf ni cht ein. Er bietet aber dem Benedetto einen Palast in Konstan tinopel und einen Titel an . Benedetto scheint j edoch von diesem alten Loc kmitt el der byzantinischen Kaiser wenig beeindruckt. Er hält sich aber zurü ck und vermeidet weitere Auseinandersetzungen4• \Yo hl im Vertrauen auf die byzanzfreundliche H altung .der latei n ischen H erren, die das Verhalten des Zaccaria bei j ener Versammlung nicht billigten , wagt Androni kos 1 1 I . die Insel für einige Zeit zu ver1.
D ölger, Regesten I I I . �r. 1 890. Argenti a.a.O. S. 52 ff. Kantakuzenos I I . 1 2 : I . 379 Cf. 3. Argenti a. a.O. S. 65 Cf. =!.
�. Über die Ereignisse in Chios im Ganzen vgl . Kantakuzenos I T . 10-1 2 : I . :J i O-38H; Gl'egoras I X . <J: 1 . 438 Destän d'Cmür Pascha S. 55-56 , V. 1 39-1 't6. Conti nuazione della cronaca di J acopo da Varagine dal M CC X C l I al MCCCX X X I I , pu hb_ licata per . . . ,Vincenzo Promis, Atti della Societa Ligure di Storia Patria 10 ( 1 8 7 4 ) !1 93-5 1 1 , danach wäre die Rückeroberung von Chios nicht so human verlaufen wie KantakuZf'fiOS berich t.et: . . . « (Andronikos 1 1 1 . ) . . . vadens cu m quibusdam galeis e t ' barchis in insula S i i a d subges tionem domi ni benedicti Zacharie cum deceptione cepit dominum martinum Zachariam et ip's um in carcere duxit in constantinopol j et omnes ian uenses ibi habitantes expulit et eorum bonis spoliavit" (a.a.O. S. 510) . vgl . auch \V. Miller, 'fhe Zaccaria of Phocaea and Chios, Journal of H ellenic Studies 31 (1 91 1 ) S. 4 2-55.
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lassen . Er fährt nach Alt- Phokaia und wendet sich von dort gegen die Genuesen von N eu-Phokaia1• Dort sassen seit dem Jahre 1314 in Ab lösung der Zaccaria-Palaiologo die Cattanea2• Als Gegenleistung für die Belehnung m it der Stadt und für die Nutzniessung der Einkünfto hatte damals Andriolo Cattanea della Volte die Verteidigung der Stadt, die das byzantinische Reich anders nicht mehr hätte halten können, übernehmen müssen. , Andronikos traf nun im Jahre 1329 den Onkel des Andrea Cattanea , der in Stellvertretung für seinen Neffen Arego Tartaro, der gerade i n Genua weilte, das Stadtregiment innehatte. Die Phokaier mögen vo n Chios gelernt haben; denn sie leisteten von Anfang an keinen Wider stand. Sie zogen dem Kaiser entgegen, huldigten ihm und wurden nach drei Tagen wieder mit der Stadt belehnt3• I n der Zwischenzeit nützt B6Tledetto den unerwarteten Angriff einer türkischen Flotte, gegen die Andronikos sich verteidigen muss , aus und fährt, von Galata bereitwillig unterstützt, nach Chios, das er bei der Abfahrt des I\aisers verlassen musste. D er Angriff und die Lan dung misslingen, B enedetto und seine Besatzung werden von den Einwoh nern geschlagen. Benedetto erlitt daraufhin einen epileptischen An fall, dem er nach acht Tagen erlag4• So kam Chios wieder unter byzantinische Verwaltung. D er treue H elfer bei dieser Aktion, J ohannes Kalothetos, wird für seine Ver dienste als byzantinischer Statthalter in Chios eingesetzt5• Auch ist der Kaiser so sehr Stratege und Staatsmann, dass er den Festungsbau, den der Zaccaria b egonnen hatte, fortsetzen lässt. Chios in dieser Zeit unbefestigt zu lassen, das hiesse die I nsel aufgeben, die damals mehr denn j e ein Anreiz für Genuesen, Venezianer, J ohanniter und Soldschu ken war. \Vas die allgemeine Bedeutung dieses Feldzuges betrifft, so stellt sich uns hier die Frage, ob die Expedition nach Chios etwa auf Grund der in der Niederlage von Pelekanon gemachten Erfahrungen unter nommen wurde und ob ein Plan des Kaisers bestand, nachdem man einmal in. Phokaia wieder Fuss gefasst hatte, die Rückeroberung Klein asiens zu versuchen. Chios wäre an sich die ideale Operationsbasis für ein Unternehmen sowohl nach Anatolien als auch nach Griechenland . Die I
1 . Kantakuzenos 1 1 . 1 3 : 1 . 388 ff. 2. Dölger, Regesten IV. Nr. 2350. 3 . Kantakuzenos 1 1 . 13: 1. 389 f. 4. Kantakuzenos 1 . 1 3 : 1 . 390-391 . 5. Argenti a.a.O. S. 68.
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Kleinasienpolitik Andronikos' 1 1 1 . hin. Für den jungen Kaiser war zunächst ein notwendiges Mittel , verschaffen. Er brauchte Erfol ger seine Anhängerschaft auch nicht
4. Vgl. S. 1 56.
deutet auf eine solche Konzeption die WiedHeingliederung von Chios sich in Konstantinopel Respekt zu da der alte Kaiser noch lebte und untätig war1•
•
119
7. 'Die Verhandlungen mit .dem Westen 1328-1334
Die Lage im östlichen Mittelmeer wird von Tag zu Tag gefährdeter. I m Norden werden durch die Expansion der Seldschuken und der Os manen die letzten griechischen Städte Kleinasiens und die lateinischen Fürstentümer in Griechenland und im Raum der Ägäis angegriffen. Im Süden ist Kleinarmenien, die Aufmarschbasis für einen Kreuzzug nach J erusalern, von Persien bedroht. Um diesom Notstand abzuhel fen, planen die Mächte, die von diesem Vorstoss der Türken betroffen sind, und diej enigen, w�lche politisch daran interessiert sind, ein: Bündnis. Die Kreuzzugsbegeisterung, die in ihrem ursprünglichen Sinn Rettung der Heiligen Stätten b edeutet, verkörpert damals am reinsten der Papst und vielleicht der französische König, möglicherweise auch der König von Zypern, während der Kreuzzug als Mittel der Seeräu berbekämpfung und zur Sicherung der wirtschaftlichen I nteressen wohl eher ein Anliegen Venedigs und der J ohanniter warl. I n ein B ündnis mit diesen Mächten hineinzukommen, wäre die grosse Chance der byzantinischen Politik gewesen. Es gelang auch zum Teil , was nicht zuletzt ein Verdienst des Diplomaten Andronikos' I I I . war, der nichts unversucht liess, des türkischen Druckes H err zu werden, selbst dann, wenn er zu einer für Byzanz so unpopulären Mass nahrne, wie es ein B ündnis mit den « Frankem> natürlich war, greifen musste. Es zeigt sich auch hier wieder, dass es dem Kaiser nach den Erfahrungen von Pelekanon und Philokrene nicht um eine Beseitigung der lateinischen H errschaft ging, sondern wie bei Chi o s und Phokaia um eine straffere Einordnung der Lateiner, die aus dem byzantinischen Reichsverband gar nicht mehr weggedacht werden konnten. Auf dieser Grundlage sollte es dann zu einer sinnvollen Zusammenarbeit mit dem Westen kommen. Die Lateiner, vor allem aber die Venezianer, sahen sich im Raum der Ägäis genauso von der seldschukischen Gefahr bedroht wie die By zantiner. � ahraus, j ahrein wurden die I nseln des Archipels und die ostgriechische Küste von den Emiren Kleinasi€ns geplündert. Umur beg von Aydin und Yahsi, der Her", von Kara�i, verschleppten die' Be wohner in die Sklaverei, ohne da,s s man sie daran hindern konntea. 1. V. Laurent, Action de graces pour la victoire navale remportee sur les Turcs Atramyttion au cours de l'au tomne 1334, Et� j.LV�j.L"I)V K. A,LXv't'ou 1 87 4·1960., S. 32. 2 . über die Angriffe der türkischen Korsaren auf lateinische Inseln vgl. Saa
'
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Zuerst versuchten die Venezianer mit den Türken zu einem Ver trag zu kommen, beziehungsweise ihren Ansprüchen durch tributäre Leistungen zu genügen, um weiterhin ohne Gefahr H andel treiben Zll können. Dies unterstützt jetzt aueh Nieolo Sanudo1. Als aber das misslingt, wird ein B ündnis in den eigenen Reihen geplant, zu dessen Erwoiterung man den Kaiser von Konstantinopel ins Auge fasst. D ass dann 1332 die H ilfe Roberts von Neapel den Venezianern für eine Säu berung des Mittelmeeres gewährt wurde und der byzanti nische Kaiser diesem Bündnis beitrat, darf man neben der I nitiative J ohannes' X X I I . auch M arino Sanudo Torsello zusehreiben, der eigenes Int,eresse mit den wirtschaftlichen Gesichtspunkten der Republik Vened ig und mit den päpstliehen Wünschen ganz geschickt zu verbinden wusste. Die Byzantiner sahen das westliche B ündnisangebot nüchternen Bliekes, und es mag wohl die geschichtliche Erfahrung des 13. J ahr hunderts die Schuld haben , dass man hier reserviert war, wenngleich die gemeinsame Gefahr ein B ündnis nahelegte2• Dies war ein schwerer Stand für den Kaiser. Andronikos I I I . hatte, da die Byzantiner gegen über allem, was aus dem Westen kam, misstrauiseh waren, die Verhand lungen im Geheimen zu führen um mit dem alten Lockmittel der Union den Papst zur Waffenhilfe zu gewinnen3• Unterstützung in By zanz fand der Kaiser bei dem ehemaligen Patriarchen Nephon, dem Gegner des Kantakuzenos, des Gregoras und des alten Kaisers4• Ausschlaggebend aber wird gewes�n sein, dass Andrortikos 111., wie einst sein Urgrossvater Michael V I I I . , für seine Person den Üb er tritt zur römischen Kirche vollzogen hat. Wir haben dafür den Benudo ep. XVI . S. 307 aus dem Jahr 1 326, ebenso ep. XX. S . 313, ep. X X I . S. 3 1 4 von 1 329; damals erstes Proj ekt einer Liga gegen die Türken, bei welchem der Bischof von Theben und Venedig beteiligt sein sollten. Schon 1 329 betreffen diese Einfälle nicht nur die I nseln, sondern auch das griechische Festland, (ep . X X I , S. 302 ) . 1 . Raynaldus, Annales Ecclesiastici 1 332 § 2 3 . 2 . Gregoras X I . 1 : 1 . 52 3 f. 3. Norden, Papsttum S. 697 . Andronikos I I I . tat dies zuerst 1 33 3 . Vgl. Ray naldus, Annales Ecclesiastici 1 333 § 1 7-1 9; ders. 1 334 § 1 u. 2 . 4 . Kunstmann , Studien über Marino Sanudo d . Älteren S . 1 0 7 f ( = 803 f): « anno preterito fui loquens cum abbatibus Monasteriorum de Constantinopoli et cum aliquibus sacerdotibus, et maxime cum Chernuf sapienti valde divite et antiquo olim partriarcha Constantinopolitano, qui est unum corpus et una anima cum imperatore Andronico Graecorum qui nunc regnat.» (VgI. ' Kap. 6 S. 1 7 7). Zur Person des Patriarchen Nephon (als diesen ident ifiziert ihn Kunstmann) vg1 . auch. H.-G. Beck, Kirche und theologische Literatur S. 690 u . Anm. 2 .
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richt einer Chronik des Franziskanerordens aus dem 14. J ahrhundert: « ... inter etiam fratres transmissos tune fuit frater Garcias Arnaldi Aquitanicus do Custodia Auxitana, qui remanens Constantinopoli ot adhaerens impf fatrici Graecorum latinae de domo Sabaudiae impera torem Graecorum i n d u x i t e t c o n v e r t i t ad veram fidem et Ecclesiae Unitatem. Qui imperator eundem fratrem Garciam misit ad dominum Papam J ohannem supplicando, ut sibi doetores catholicos mitteret ad suum populum convertendum) l. I st nun dieser Bericht des Franziskaners über die Konversion des Kaisers aus der Luft gegriffen ? Dem scheint nicht so. Man kann darin die Erfüllung dor Aufforderung der Briefe des Papstes an Andronikos I I I .2, an den Patriarchen und an don Consiliarius des byzantinischen Kaisers, an Giovanni Pisano, wie auch des Briefes König Philipps von Frankreich an Kaiser Andronikos sehen3• Auch mag diese Konversion des Kaisers die Bürgschaft darstellen, die er zu leisten hatte, damit der Papst sich dem' Kreuzzug anschliesst und den lateinischen Fürsten die Teilnahme, gemeinsam mit dem byzantin;schen Kaiser, gegen die Un gl äubigen zu ziehen, ge3tattet. Ü ber diese Konversion, die wahrscheinlich weder Kantakuzenos noch Gregoras verborgen war, findet sich, soweit man bis j etzt SE hen kann, in byzantinischen Quellen kein B eleg. B e steht also Grund zum Zweifel ? 'Vir glauben 6S nicht. Die franziskanische Quelle erscheint uns sehr zuverlässig. Konnte doch dieser Orden mehr als j ede ,andere westliche Institution durch die Kaiserin Anna' über innere Vorgänge am Konstantinopler H of unterrichtet sein. Auch spricht der Ab�chluss des Bünrinisses mit der Kurie und den franzö sischen Fürsten dafür. Ferner ist, wie wir noch später zeigen werden, das Fehlen einer Notiz bei Kantakuzenos kein Beweis, dass etwas nicht stattgefunden hätte5• 1 . Chronica XXIV generaliulfi ordinis minorum cum pluribus appendicibus . . . i n : Analecta Franciscana sive Chronica aliaque varia documenta a d historiam fra trum m inorum spectantia edita a patribus Collegii S. Bonaventurae T. 1 1 1 . Quaracehi, 1 897 S. 508, nochmals abgedruckt bei Golubovich, Biblioteca Bio -- Bibliografica della Terra Santa e dell'Oriente Franciscano, 1' . 1 1 1 . Quaracchi 1 9 1 9 , S. 294. 2 . Raynaldus, Annales Ecclesiastici 1 333 § 1 7 . Zudem muss diese Konversion spätestens 1333 stattgefunden h aben. Vgl. dazu Chronica X X IV Generalium . S 508. D anach waren 1 332 u. 1 333 Missionare . . . nach dem Osten geschickt. 3. Raynaldus, Annales Ecc1esiastici 1 333 § 1 8 .
4 . D ie Kaiserin gehörte d e m Dritten Orden des H l . Franz iskus an. Golubovich 1 1 1 . S. 291-303 , vgI. oben S. 1 92 Anm. 1 5. Kantakuzenos verschweigt die ganzen Verhandlungen mit Venedig und das
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Eine weitere Frage ist, wie ist es möglich, ' dass Andronikos I H . sich zur römischen Kirche bekehrt hätte und die Byzantin er das so sang - und klanglos hingenommen hätten ? 'Vir müssen deshalb hior einen «(geheimen Ü bertritt» im Rahmen der franziskanischen Kreise in Konstantinopel postulieren, zu dem sich der Papst verstand, nach dem ihm klargemacht wurde, auf welche Schwierigkeiten der Kaiser stossen würde und wie leicht die Bekehrung des Volkes möglich sein werde, wenn erst durch einen Sieg über die Türken die Griechen dazu bestimmt sein würdenl. Für den Augenblick aber bittet der Kaiser um Missionare2, mehr konnte er als Politiker, der weiss, wie lateinerfeindlich die Byzantiner sind, nicht tun. Das zeigt sich auch im Jahre 1333 , als auf der Durchreise von Kertsch und Cherson zwei Dominikanerbischöfe in Konstantinopel we�len3 und ein Religionsgespräch vorschlagen, und dies durch Gregoras abgebogen wird. Nach seiner Darstellung ist er selbst es, der vor einer kleinen Versammlung auf die Nutzlosigkeit eine solchen Diskussion h inweist4• Und bereits 1334 schreibt J ohannes X X I I . wieder an Anna von Savoy on . . . «(si tempus praesens attente eon sideres, te.mpus est, quo erga virum tuum populumque sibi subditum bonum valeas operari . . . salvabitur vir infidelis per mulierem fidelem . . . » 6 Gerade dieses letzte Zitat deutet d �rauf hin, dass der Kaiser bereits 1334, es war das Jahr der Syrgiannesaffäre, unter dem innenpolitischen Druck seine Missionszusicherung nicht halten konnte, bzw. von seiner Konversion zurü c kgetreten ' sein muss, wenngleich auch noch in dieses Jahr ein Religionsgespräch fällt. Zustandekommen der Liga. Auch berichtet er n ichts über die E insetzung der KI)(XPLT<X(. .. usw. Möglicherweise verschweigt er das Zustandekommen der Liga und den übertritt auf Grund seiner Antipathie der Kaiserin Anna gegenüber, deren Einfluss gerade zu Beginn der dreissiger Jahre nicht zu unterschätzen ist. 1 . I ch komme zu dieser Hypothese auf Grund der Analogie zu den C'nions verhandlungen des Barlaam 1 339 in Avignon. Vgl. hier S. 1 4.3 An m . 1 u . :2 .
80AlxOt
2 . D ölger, Regesten IV. Nr� 2796.
3. Nämlich Franziskus von Camarino und der Engländer Richard , vgl. dazu Raynaldus , Annales Ecclesiastici 1 333 § 1 9; Gregoras X . 8 : 1 . 501 ff; B. Altaner, D ie Kenntnis des Griechischen in den Missionsorden während des 1 3 . und '14. Jahrhun derts. E in Beitrag zur Vorgeschichte des, Humanismus in Zeitschrift für Kirchen geschichte 53 (1 934) 458; Dölger, Rege�ten IV. Nr. 2792. . �.
Gregoras X.8: . .. 1 . 502:
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5 . Raynaldus , ,Annales Ecclesiastici 1 334 § 3 .
1 23
Die Annäherung Venedigs an das byzantinische Reich und die Grund lage für die Verträge des J ahres 1332 beruht� wie wir gesehen haben, in dem gleichen politischen Interessengebiet, das Byzanz mit Vene dig yerband, von dem französischen König Philipp V I . aber trenn tel. Philipp V I . , der vom Papst zum Leit�r eines nenen Kreuzzuges aufgestellt war, hatte sich bereits in scinen Briefen vom 1 8. November 1331 an die Signoria gewandt2, doch er erhielt erst im Mai 1332 Ant wort3, und zwar keine günstige, was ein p a,ssagium generale nach Je rusalem anlangt. So kommt es, dass der französische König eine Liga mit H ugo IV., dem König von Zypern, schliesst" und Venedig einen anderen Bünd nispartner zu suchl n gezwungen ist. D iesen Bündnispartner findet Venedig wi{l' gesagt in dem byzan�inischen Kaiser und in dem König von J erusalem und Si zilien, Roberi von Anj ou. Damit sind nun mit V�n(\dig zwei Partner in einem B ündnis vereinigt, die seit über ein-em halben J ahrhundert die grimmigsten Feinde waren. Dieses \Vaffenbünd nis sollte noch durch eine Heiratsverbindung zwischen den Palaiologen und den Anj Oli s von N eapel eine Festigung "erhalten. D ie I nitiativ e hierzu ging offenbar vom byzantinischen Kaiser aus5• Am 6. April 1 .'3 �2 hatte der Doge Francesco Dandal o König , Robert von den militärischen Vorbereitungen gegen die Türken ver ständigt und ihn aufgefordert � sich d aran zu beteiligen6• Ebenso benach richtigt er den Herrn des ArehipeIs Nicc01 0 Sanudo und die J ohanniter 1. P. Lemerle , L'Emirüt d'Aydin . Byzance et l'Occident. Recherches sur la geste d'Umur Pacha ( B ibliotheque Byzantine , E tudes 2) Paris 1 957, S. 91; Y. Laurent , Action de graces pour la victoire navale remportee sur les Turcs a Atramyt tion au cours de l 'automne 1 334 , in E tc; !LV�!L'1lV K. ' A !LcXVTOU, 1 8 7 4-1 960 , Athen 1 960 , S. 32. =
2 . Diplomatarium Veneto-Levantinum. Monument i Storici publ. dalla R. Deputazione Veneta di Storia Patri a D ocumenti, V) . Venedig 1 880, I. Bd. S. 219 , �r. 109 (R. Predelli , I libri commemoriali della Republica di Venezia" Regesti, I-V (Monumenti Storici publ. dalla R. D eputazione Veneta di Storia Patria, Docu men ti. Venedig. 1 87 8 1 1 . S. 40 Nr. 235. 'Veitere Ausgabe dieses Textes bei Mas Latrie, Cominerce et expeditions militaires de la France et de Venbe au Moyen Age ( Collectiun de documents inedits sur l'histoire de France, Melanges histo riques, Choix de documents I I I , Paris 1 880, S . 9 7 . =
=
3. Raynaldus, Annales Ecclesiastici 1 332 § 2 3 , Laurent, Action d e graces 4 . Lemerle L' E mirat S. 90.
S
32.
5 . Dölger, Regesten IV. Nr. 2 7 8 3 . 6. F. ·Thiriet, Regestes des deliberations d u senat d e Venise concernant Ja Ro manie, I . Paris 1 958, Nr. 1 3 .
1 24
auf Rhodos1. I n der Procuratio vom 26. August 1332 wird der Capitaneo Pietro de Canali ermäehtigt; zwischen Byzanz, Venedig und den J ohan nitern, wenn möglich auch mit einem weiteren Kreis, betreffs eines Bündnisses zur Türkenabwehr Zll verhandeln2• Venedig seinerseits hat am 20. J uli 1332� den Bailo von Negroponte Pietro Zeno und den be reits erwähnten Cap it&.neo de Golfo Pietro de Canali die Erlaubnis erteilt, mit Andronikos I I I . eine Union für die D auer von sieben Jahren ab zuschliessen, wobei den Vertragspartnern ein Separatfrieden mit den Türken untersagt sein so]P. H ier ist zu bemerken, dass Union nicht mehr ausschliesslich auf eine Vereinigung der beiden Kirch en bezogen wird, sondern fast mehr eine politisch-mlJitarlsche Verbindung bedeutet4• Gleichzeiti 6 laufen zwisehen Venedig und Byzanz Verhandlungen zur Erneuerung des H andelsvertrages von 13245, der im November des gleichen Jahres ratifiziert wird6• Dieses venezianisch-byzantinische \Virtschaftsabkommen, so günstig sein Zustandekommen für den Au genblick war, sollte aber dem byzantinischen Reich später die erbitterto Gegner�chaft von Genua eintragen, die sich dann in den Ereignissen des Jahres 1337 so verhängnisvoll ausgewirkt hat7• Pietro de Canali erhält nun von der Sign0T'ia die Vollmacht, dem Bündnis mit dem by zantinisehen Kaiser, das sich an den Vertrag vom November anschloss, noch andere Interessenten im Raum der Ägäis zu werben8• Dies gelingt, Byzanz und die J ohanniter werden gewonnen. In der Konven tion von Rhodos anl 6. September 1332 bestimmten die vertragsehlies senden Parteien - Venedig, Byzanz, der Orden - die Aufstellung einer Flotte, die sirh im kommenden Jahr am 1 5 . Oktober 1333 in Negro ponte unter venezi anischem Kommando versammeln sollt.e9• 1. A.a.O. Nr. 1 5 . 2 . Dölger, Regesten I V . Nr. 2 7 8 5 . 3 . Vgl. Thiriet, Regestes N r . 22; vgl.
Nr.
1 6 u. 2 0 .
4 . Norden, Papsttum S. 7 0 1 . 5 . Dölger, Regesten IV. Nr. 2515. 6 . Dölger, Rflgesten IV. Nr. 2 7 8 7 . Vgl. auch ebd . Nr. 2 7 8 � , 27 85, 2 7 86; 7. Vgl. S. 1 41 . 8 . Thiriet, Regestes Nr. 1 6 , 26. Dipl. Ven .-Levant. I R . 224 Nr. 1 1 3 . 9 . Raynaldus, Annales Ecclesiastici 1 3 3 4 § 8. D ipl. Yen. - Levant. 1 . S. NI'. 116 ( = Commemoriali I I S. 45 Nr. 264 ) .
2 25
125
D iese gemeinsame Aktion seIlte · aber durch verschiedene Ereig nisse gestört werden. So brach im Laufe des J ahres 1333 in Kreta ein Aufstand der Griechen gegen die venezianischen Kolonial herren aus, und gleichzeitig wurden auch die Byzantiner durch die Flucht des Syrgiannes und durch den Verlust einiger Städte im Epirus beunruhigt. Auch erlauben die inneren Verhältnisse im Johanniterorden die Los lösung eines Teiles des Ordens für diese Aktion nicht. So kam os denn, dass keine der Parteien, die in Rhodos unterzeichnet hatten, im Horbst 1333 sich in N egroponte einfand. D iesen Aufschub nützt aber die Sig noria, um König Philipp V I . von Frankreich für die Seldschukenbe kämpfung zu gewinnenl. Unterstützt wird dab ei Venedig von der Kurie, aber erst seit kurzem. So fordert J ohannes X X I I . König Philipp auf, oratores nach Konstantinopel zu schicken, wozu sich dieser abor erst entschliesst, nachdem er sich erkundigt hat , ob der Papst damit den Anfang gemacht hab e2• Am 8. M ärz 1334 tritt der Papst, zusammen mit Zypern und Frankreich, dem Bündnis von Venedig, Byzanz und den Johannitern · bei3• D er Papst und König Philipp von Frankreich übernehmen nun die L eitung des Kreuzzuges. Eine Flotte von insgesamt vierzig Schif fen hatte sich in M ai 1334 in N egroponte zu versammeln. Venedig und der Johanniterorden sollten mit je zehn Schiffen beteiligt sein, der H eilige Stuhl und Frankrej lJh mit je acht Schiffen, sechs Schiffe musste schliessl ich der byzantinische Kaiser b eisteuern'. ' Anfang Mai 1334 war also der zweite und letzte Termin , an dem die vereinigte christliche Flotte von N egroponte aus gegen die Seld schuken in See hätte stechen sollen. Dass der byzantinische Kaiser daran teilnehmen werde, darüber bestand im Westen kein Zweifel. Zudem war ja den Bitten des nämlichen zu grossen Teilen das Zustande kommen des Kreuzzuges zu verdanken gewesen. Auch wäre ohne die Zusicherung Andronikos' , die päpstlichen Unionswünsche zu erfüllen, den Byzantinern die Waf f enhilfe kaum gewährt worden. D ie Vertrags b edingungen sagen aber nirgends, dass der byzantinische Kaiser sich In eigener Person am Kreuzzug b eteiligen müsse . Im J ahre 1334 ist 1. Lemerle, L'Emirat d 'Aydin S. 92 ff. § 5. 2. Raynaldus, Annales Ecclesiastici 1 333 § � 3. Ders. 1 3 33 § 7 . 4. . Raynaldus, Annales Ecclesiastici 1 334. § 7-10. Dort finden sich auch die Einzelheiten des Vertrages (§ 7-9) . -
126
endgültig s o weit. D ie christliche Flotte hält sich in zwei Abteilungen bereitl. Am 19. Mai 1334 ist die päpstlich-französische Flotte unter dem Kommando des J ean de Chepoy in Rhodos stationiert2, während die Flotte der J ohanniter und der Venezianer unter der Leitung des (Ccapitaneus unionis» , Pietro Zeno, ab ' 9. April 1334 vor Negroponte ma növriert3• Den beiden Flottenabteilungen, die von Anfang Sommer bis H erbst getrennt die Ägäis durchkreuzen, gelingen offenbar auch Erfolge.
eb
"Vas die Byzantiner betrifft, so ist es unwahrscheinlich, dass Kaiser Andronikos 1 1 1 . im J ahre 1334, in der Zeit vom Mai bis August, sich persönlich an dem lateinischen Unternehmen in der Ägäis beteil igen konnte. Das Bündnis mit dem \Vesten aber, das ihm so angelegen war, muss er dennoch nicht gebrochen haben. Man darf annehmen, dass der Kaiser, um die Verträ ge von 1332 und 1334 halten zu können, die ver sprochenen Schiffe unter einem anderen Kommando geschickt hat'. Dafür spricht die Stelle d es Enveri : «Tre'nte galeres etaient venues a I zmir, toutes remplies d' hommes en armes vetus de cuirasses; dix de ces galeres 'appartenaient au tekfur, dix a Rhod es et les dix autres a Chypre» 5. Das bezieht sich hier auf die Union sflotte, über deren Zu sammensetzung sich der türkische D ichter ganz gut orientiert zeigt6• Diese Flotte operiert sehr erfolgreich in den ägäischen Gewässorn, yer sucht elne Landung in Smyrna7, woran sie durch Umur gehindert L
Vgl. Laurent, Action de gräces.
2. Laurent, Action de gräces,
�.
S.
a :{ f; Lemerle, L'Emirat d'Aydin 93 f.
34.
3 . Thirjet, Regestes N r . 48; Laurent a.a.O. S. 34. 4 . Die Ansicht nun, dass der byzantinische Kaiser die Verbündeten im Stich gelassen hatte, vertritt Norden, Papsttum, S. 702. Lemerle hielt die von Enveri erwähnte Teilnahme des Kaisers am Kreuzug für verdächtig (a.a.O. S. 1 00 ) . 5 . Le DesUin d'Umür Pacha S. 7 6 f. V. 835-838. TeKfur ist bei Enveri meist der byzantinische Kaiser oder der ungläubige Fürst. . 6. D enn nath dem Vertrag vom 6. September 1 33 2 sollte Venedig sechs, die Johanni.ter vier un d Konstantinopel sechs Schiffe stellen ( D i plom. Veneto.Leva� t. I. S . 2 2 5 Nr. 1 1 6 Commemoriali 1 1 . S. 45 Nr. 264 ) . Nach dem Waffenbündnis zwischen König Philipp VI. von Frankreich, König Robert von Sizilien, Francesco Dandalo, Helion de Villeneuve, dem Grossmeister der J ohanniter und Andronikos 11 I. von 1 33'!'1 sollten zehn Schiffe von den J ohannitern, zehn von Venedig, sechs vom König von Zypern, sechs mindes tens von Konstantinopel (sex ad minusi ) , die übrigen acht vom Papst und vom König von Frankreich gestellt werden. Ray naldus, Annales Ecdesiastici 1 33 4 § ? ff. 7 . Le Destän d' Umür Pacha S. 76 f. V. 835-8 � 8 . =
127
wird, durchkreuzt die Buchten der kleinasiatischen Küste und besiegt schliesslich I n einem Seegefecht bei Adramyttion den Schwiegersohn des Emir Yahsi1• Darüber sind wir nicht allein von Lateinern2, sondern auch durch eine byzantinische Quelle eines anonymen Verfassers un terrichtet3• Es handelt sich dabei um die Danksagung für einen Seesieg bei Adramyttion. Hinreichende Gründe sind vorhanden, diese Schrift auf die EreI gnisse des Jahres 1 334 lInd auf eine Seeschlacht im Raum von Smyrna zu beziehen'. I st es denkbar, dass diese Danksagung, die in den repräsentativen Rahmen eines byzantinischen Hof - oder Kirchenfestes hineinpasst, verfasst worden ist6, für einen Sieg, an dem nur. Lateiner, nicht aber Griechen beteiligt waren6 ? D ie Tatsache, dass die lateinischen Quellen weder Anwesenheit noch Abwesenheit des byzantinischen Kaisers erwähnen, scheint noch kein Beweis für einen Bündnisbruch desselben. Wäre es dazu gekommen, so darf man annehmen, dass eine solche perfidia Graecorum eine grosse Resonanz in qen westlichen Quellen gefunden hätte oder in den Verhandlungen des J ahres 1339 erwähnt worden wäre. Auf Grund des Enveri und des anonymen Ver fassers der « Danksagung von Adramyttioll» glauben wir, dass der Kai ser, wenn er auch selbst nicht seine Schiffe gegen die Seldschuken be fehligen konnte, diese doch unter einem anderen Kommand07 gegen die Türken schickte, und somit war seine Bündnispflicht . der Union ge genüber erfüllt. Eine zweite �y.zantinische Quelle, die von der Verbindung des Kaisers mit den lateinischen Kreuzzugsproj ekten dieser J ahre berichtet, ist Nikephoros Gregoras. Gregoras erzählt, dass der Kaiser in Erkenntnis der grossen GefahF, die Lateiner wie Griechen gleicherweise betraf, für eine Flottenexpedition rüstete. So dürftig der Bericht an sich ist, 1 . . �l. dazu den Brief des Marino Sanudo Torsellp an König Hugo VI . von Zypern. Hrsg. v. C. de la Ronciere u. Leon D orez, in: Biblioth eque de l'Ecole des Chartes 56 (1895) 35-36. 2 . Vgl. dazu die Zusammenstellung der Quellen bei 'Lemerle, VEmirat d'Aydin S. 95-98. 3 . Laurent, Action de graces, S. '38 ff. 4. Vgl. dazu Laurent, Action de gr�ces. . S. 35 f. 5. A.a.O. S. 28 U. 6. Vgl. auch V. Laurent im R�sum6 seines Aufsatzes -in Byz. Zeitschr. ( 1 96 1 ) 1 70. .
.
7 . Etwa die Abwehr einer türkischen Flotte durch Kantakuzenos I
.
5lt
gl . S; 94.
v
1 28 80 ist er dennoch in der H insicht interessant, dass er zeigt, welchen Schwierigkeiten und welchem Unverständnis eine solche Aktion schon in der kaiserlichen Familie begegnetel.
Wir glauben also nicht, dass Andronikos 1 1 1 . dieses B ündnis mit den Lateinern, um dessen Zustandekommen er sich j ahrel ang b emüht hatte, brach2• D as wäre ein politischer Fehler ersten Ranges gewesen und passt überhaupt nicht in die durchaus konsequente Westpolitik des Kaisers, die auf Grund der dauernden türkischen Bedrohung immer auf die Verständigung mit der Kurie, mit Frankreich und Venedig angewiesen war. Nach kleineren Erfolgen zieht sich die Liga auf ihre Ausgangs stellung zurück. Der venezianische Kommandant macht eine Unter brechung in Kreta und auf Negroponte. J ean de Chepoy verpflegt seine Einheiten auf Rhodos und die Seldschuken beginnen von neuem mit ihren Kursoi3•
1 . Gregoras X I . 1 : 1 .523. Auffällig ist, dass Johannes Kantakuzenos kein Wort über den ganzen Kreuzzug verlier t. 2. Der Bündnisbruch des. Kaisers wird auch bei Raynaldus 1 33� § 7 für möglich gehalten.
3. Laurent, Action de gräces
S. 35.
1 29
8. Der Zusammenbruch der byzantinisch-lateinischen Kreuzzugspolitik
und die Expedition nach P hokaia
Nach dem Tode Papst J ohannes' XX I I . (4. Dezemb er 1334) , des Initiators des ganzen Feldzuges, von dem man in diesen Breiten spä:. testens Ende J anuar 1335 wissen konntet, löste sieh die Liga auf; ein Teil der Kreuzfahrer traf in Marseille ein2, ein anderer Teil besuchte Lesbos und nahm Fühlung mit den Genuesen von Phokai a3, die, obgleich sie den byzantinischen Kaiser als ihren Lehensherren anzuerkennen versprochen hatten, doch gerne jede Gelegenheit wahrnahmen, sich selbständig zu machen . Somit brachen nun die Kreuzfahrer das B ünd nis mit Andronikos I H . und verbanden sich noch dazu mit den Genue sen . J ene hatten trotz päpstlicher Ermahnung, aus Groll über die be vorzugte Stellung der Venezianer bei Andronikos 1 1 1 . , sich nicht an der Vnionsflotte beteiligt. Man beschloss, zuerst gegen das byzantinische Lesbos vorzugehen. Von diesem Proj ekt �rhielt der Kaiser, der in Thes salonike sein "Tinterquartier hatte, N achricht4• Eilig bricht er von dort auf und kehrt nach Konstantinopel zurück, um von hier aus eine Expe dition gegen die Cattanea von Phokaia vorzubereiten und die gegen die Türken bereitgestellte Flotte gegen die Lateiner einzusetzen. Mit diesem Angriff der Cattanea, die sich mit den J ohannitern verbündet hatten ) ist das ganze Kreuzzugsunternehmen vereitelt, und somit auch die Verhandlungsbasis, auf der Unionsgespräche geführt werden konn ten - was die Stimmung dafür in Konstantinopel betrifft (von der der Kaiser sehr abhängig war) - auf lange Zeit zerstört. Offenbar war für das nächste J ahr ein weiterer Kreuzzug geplant gewesen; denn Gregoras berichtet an der Stelle, wo er von dem Bünd nisangebot der Lateiner spricht, dass Andronikos vergeblich, nachdom es ihm mit grösster Anstrengung gelungen war, während des Winters 1 . Ein Schiff brauchte von Marseille nach Zypern höchstens vier \Vochen . Vgl. dazu F. Ludwig, lj,ltersuchungen über die Reise - und M arschgeschwindig keiten im 1 2 . u. 1 3 . J ahrhundert. Breslau 1 89 7 , R . 1 8 5, 1 5 4 f. 1 63 u. 1 67 . 2 . Laurent. Action d e gräces S . 3 7 . 3. K antakuzenos I I . 2 9 : I . 4 7 6 ff. Gregoras X I . 1 : 1 .525. 4 . So Kantakuzenos 1 1 . 25: 1 . 45 8 ; 1 1 . 29: 1 . 476; Kantakuzenos berichtet die nun folgenden G eschehnisse im Anschluss an Kap. 28 d. 2. Buches: danach wäre der Kaiser niclrt lange nach dem Friedensschluss mit Stefan D usan (26. VI I I . 1 334; vgl. Dölger, Regesten Nr. 281. 5) in Thessalonike verweilt u. kurz darauf ( Kantakuze n os 1 1 . 29: 1 . 476) nach Konstantinopel gekommen. Vgl . Parisot, Can tacuüme S. 1 20 f.
130
eine Flotte auszurüsten und den nötigen Sold in Makedonien und in Thrakien einzutreiben, auf die Lateiner gewartet hattel. Man muss also hier postulieren, dass für das J ahr 1335 eine zweite Aktion gegen die türkischen Korsaren beabsichtigt war, die aber dann, als das Kreuz heer nach dem Tode des Papstes sich nicht mehr an die Abmachungen gebunden fühlte, sich zerschlagen hatte. Dieser Zusammenbruch des Kreuzzuges ist aber in anderer Hin sicht aueh wieder die Grundlage der byzantinisch-seldschukischen Verträge, welche die Kontinuität der früheren byzantinischen Bezie hungen zum Osten darstellen. Kaiser Andronikos entschliesst sich nun, die Kreuzfahrer anzugreifen. Die Lage ist doppelt schwierig, da der Kaiser, wenn er Konstantinopel verlässt, einen Aufstand der Genuesen riskiert2• Die Flotte erscheint für die Rückeroberung von Lesbos genau so gut ausgerüstet zu sein wie damals im J ahre 1329 gegen Mar tino Zaccaria. Es gelingt j edoch dem Kaiser nicht, die Lateiner zu überraschen; denn ein genuesisches Schnell - und Spähschiff, das bei Gallipolis den Dardanellenausgang beobachtet, benachrichtigt die Eroberer von der Ausfahrt der byzantinischen Flotte. Zum Glück für die Byzantiner sind die Verbün'deten bereits durch einen Streit über die Aufteilung von Lesbos geschwächt. Die J ohanniter vor, allem sind ungehalten, dass Andrea Cattanea den Löwenant,eil für sich beansprucht. Sobald nun ' die Ordensritter vom Aufbruch des Andronikos erfahren, möchten sie « gegen j edermann lieber kämpfen als gegen den «byzan tinischen Kaiser» . Die J ohanniter segeln sogleich ab , bevor noch die kaiserliche Flotte in Sicht war, damit sie ja nicht den Byzantinern der Feigheit verdächtig wären3• Gerade beim Aufkreuzen der b�rzantini schen Schiffe geht den Lateinern die Verpflegung aus. Um Nahrungs mittel zu beschaffen , werden fünf Dreiruderer nach Kallone geschickt· Die übrige Flotte erwartet den Kaiser in Eressos. Die Ereignisse spitzen sich zu. Andronikos ist bereits in Eressos gelandet, lobt die ihm treu gebliebene Stadt, gibt ab er vor, um die Lateiner abzulenken, nach Chios zu fahren. Indes entdeckt e in kaiserliches Spähschiff die fünf nach Kal lone geschickten Sehiffe. Dem kaiserlichen Geschwader in einer Stärke von achtzig Schiffen ist es ein Leichtes, diese zu kapern. Die Lateiner ziehen im Schutz der hereinbrechenden Dunkelheit ihre SchiffH ans Land; sie selbst vorstecken sich in dem Buschwerk längs der Küste . 1 . Gregoras X I . 1 : 1 . 5 2 2 . 2 . Gregoras X 1 . 2 ; 1 . 530. 3 . Kantakuzenos 1 1 .29: I . 4. 7 7
r.
1 31
Die Griechen landen, es gelingt ein ü berfall, und eine beträchtliche Anzahl von Lateinern gerät in Gefangenschaftl. Dies genügt dem Kai ser. Auf Lesbos lässt er den alten, wohlverdienten Alexios Philanthro penos zur Belagerung von Mitylene zurück. Durch das persönliche Ansehen des Philanthropenos und durch seine staatsmännische Klug heit gelingt es diesem wieder, die Insel dem byzantinischen Reich zu gewinnen2. , Der Kaiser aber segelt von Lesbos nach Phokaia , das in der Abwesenheit seines Kommandant�n Andrea Cattanea, unter einem Rat von Genuesen, an deren Spitze Odoardo Cattanea steht, verwaltet wird. Während der Kaiser nun Phokaia belagert3, schickt er eine Ge sandtschaft an den türkischen Emir dieses Gebietes, Sarukhan, um mit ihm ein Waffenbündnis gegen Phokaia und das noch von Lateinern besetzte Mitylene zu schliessen'. Durch Gespräche mit Juan de Spinola5, einem Genuesen, den Kan takuzenos schon aus seinen Jugendtagen kannte und wohl auch der Kaiser, der noch dazu ülJer seil).en Onkel Theodor von Montferrat, welcher mit Argentina Spinola verheiratet war8, mit ' dieser Familie verwandt war, gelingt es dem Gro�sdomestikos, den Genuesen zu überreden, dem lateinischen Stadtregiment den Vorschlag zu machen, den Kaiser um Verzeihung zu bitten, Mitylene und Phokaia freiwillig zurückzugeben und d ie Kinder der türkischen Edlen aus der Gefan genschaft zu entlassen. Andernfalls hätten die Phokaier, da der Kaiser die Belagerung fortzusetzen gewilWl' sei, bei der sicheren Einnahme der Stadt die Kriegskosten zu tragen. Zudem würden sie danach noch in die Sklaverei verkauft werden. D as macht Eindruck bei der genue sischen Obrigkeit, vor allem aber bei Odoardo . Der Rat der Lateiner möchte seine Zustimmung geben, muss j edoch vorher eine Gesandt schaft nach Mitylene schicken, um die Einwilligung des Andrea Cattanea zu erhalten. Nachdem nun auch dieser zum Frieden bereit ist, kommt
530
1. H.
Kantakuzenos 1 1 . 29: 1 . 4 7 8-47 9 . Gregoras X I . 1: I 225
fr.
ders. XI, 2; I .
2 . Kantakuzenos 1 1 .29: 1 . 47 9 . Vgl. dazu auch H .-G. Beck, Alexios Philan thropenos, das Belisarlied der Palaiologenzeit, in Serta Monacensia (= Festschrift F. Babinger) , Leiden 1 952, S. 5 1 . 3 . Kantakuzenos 1 1 . 29�
I.
479
rr.
4. Dölger, Regesten IV. Nr. 2828. 5. Kantakuzenos
H.
30-31 : I . 484-493 .
6 . Papadopulos, Genealogie S. 39 Nr. 62.
1 82
es zur ü bergabe. Phokaia erkennt wieder die byzantinische Oberhoheit an, und die türkischen Gefangenen werden zurückgegeben1• Vier Jahre darauf reisst die byzantinische Partei in Phokaia, als der Stadtherr gerade auf der Jagd war, die H errschaft an sich. Dies war zwar nicht von langer D auer, denn bereits einige Jahre darauf er obern sich die Genuesen ihre verlorene Stellung zurück2• Dennoch war es Andronikos I I I . gelungen, das durch seinen Grossvater verlorenge gangene Ansehen des Reiches bei den Lateinern wieder zu heben.
1. Kantakuzenos 1 1 . 30: I. 484; 1 1 .31: 1 .490 2 . Gregoras XI. 9: I. 553.
f�.
D ölger, Regesten IV. Nr. 2829.
133
9. Byzanz und Griechenland im 1 4. J ahrhundert
« Nachdem Andronikos B I . in j ede Stadt eiRe Verwaltung einge setzt, den Protostrator Synadenos zum Generalgouverneur ernannt und anes nach seinem Gutdünken geordnet hatte, kehrte er nach Thessalonike zurück voll Freude und Gott dankend, dass es ihm ohne gefahrvolle Kriege geglückt war, j enes von der Hegemonie der Rhomaier seit den Tagen des Alexios Angelos abgetrennte Land, das auch seine kaiserlichen Ahnen nicht erobern konnten, wieder zu erlangen. Michael nämlich, der erste Palaiologe, zeigte im Anfang ein grosses I nteresse bezüglich Akarnanien und Thessalien, doch verlor er im Kampf mit den Bewohnern dieses Landes sein grosses und tapferes Heer und be wundernswerte Feldherr�en. Seinem Sohn Andronikos erging es ebenso) 1. In solchem Licht sahen die Zeitgenossen des Andronikos das Neue, das die Epirusexpeditionen der dreissiger Jahre für die damalige , Zeit darstellte; denn es war ungewohnt geworden, dass der byzanti nische Kaiser noch Einfluss nehmen konnte auf ein Land, das so i ange Zeit den Lateinern gehört hatte und das so ganz im politischen Wirkkreis der Anj ous stand. Das Reich konzentrierte sich bald nur noch auf das Gebiet zwischen Thessalonike und Konstantinopel. Durch den Bür gerkrieg war schliesslich im Westen der politische Einfluss von Byzanz fast ganz verschüttet. Diese nördlichen Grenzbezirk e Griechenlands waren beinahe über ein J ahrhundert, seit 1 204, ein Ort der byzantini schen Resistance gegen die verschiedenen Feinde, besonders gegen Serben und Lateiner, aber seit 1 261 auch gegen Byzanz. Hier lagen ferner die Ansätze zur B ildung eines eigenen Staates,dessen vollkom mene Unabhängigkeit man im Epirus erträumte2• N ach dem Friedensvertrag mit Stefan Dusan, am 24. August 1 . Kantakuzenos 1 1 . 33: I . 503 f. Der Epirus wurde während der lateinischen H errschaft unter Michael, einem Vetter der Kaiser Isaak 1 1 . und Alexios I I I . An gelos, dem unehelichen Sohn des Sebastokrators j ohannes Angelos Dukas, selb ständig. Vgl. Ostrogorsky, Geschichte S. 339. A. Meliarakes, 'Icr,op(/X TOt) B/XcrL )"dou 'tijc; NLX/x(/xC; x/Xt TOt) 8e:cr7to..a,'t'ou T"ij� ' H7tf(poU (1204.-1 2 61 ) , Athen 1 898, passim. Zu den Auseinandersetzungen Michaels VI I I . in Nordgriechenland mit Karl von Anjou vgl. D. M. Nicol, The Despotat ot Epirus, Oxford 1957, passim. Was den Kampf Michaels V I I I . um den Despotat betrifft, vgl. auch. D . J . Geanakoplos, Emperor Michael Palaeologus and the West 1 258-1 282. A Study in Byzantine-Latin Relations, Cambridge, Mass. 1 959, S. 2 7 9 tr; Ostrogorsky, Geschichte S. 368 f; 3 7 3 f; 394.; 4.03. 2. Ostrogorsky, Geschichte S. 359 ff.
1 34
1334, verbringt Andronikos den Winter in Thessalonike1• Die Verle gung der Residenz in die Provinz, nachdem Konstantinopel der Obhut der K aiserin und des Patriarchen anvertraut war2, weisen auf neue Proj ekte des Kaisers, die sich vielleicht schon auf das Jahr 1330 oder 1331 datieren lassen3, hin. Diese Pläne Andronikos' I I I . in Nordgrie chenland hatten eine gewisse Aussicht auf Erfolg, da dort die führenden Familien schwankten, ob sie die Partei der Byzantiner oder der Lateiner ergreifen sollten'. Zwei Ereignisse machen schliesslich eine Einmi schung der Byzantiner in Nordgriechenland erst möglich, nämlich der Tod des Gabrielopulos Melissenos ( + 1333) und der Mord an Giovanni I I . Orsini ( + 1335 ) . Der Tod des Melissenos kam zweifellos gelegen, da damit gewisser massen der Zugang nach Griechenland geöffnet war und Aussicht be st and , den einst verlorenen Reichsteil zurückzugewinnen. Das Gebiet ·d eJ verstorbenen Feudalherrn erstreckte sich vom H erzogtum Athen, \' o n Böotien nach Norden bis zur serbischen Grenze und hatte im We s·ten d-en epirotischen Despotat zum Nachbarn. Seit dem Tode des Tho mas Angelos ( + 1318) war dieser im Besitz der Familie Orsini6• Bereits 1 334 macht der kaiserliche Statthalter von Thessalonike, J ohannes Monomachos, einen Einfall in Thessalien . Kurz darauf folgt Andronikos selbst. Ohne allzu grosse Schwierigkeiten gelingt es, die "---_. _--
1 . Kantakuzenos 1 1 .25: 1 . 458. 2. Vgl. 1 8 1 . 3 . D arauf macht Zakythenos, Le De:;: potat I . S. 7 5 auf Grund des Resurnes eines Dokumentes J ohannes' X X I I . vom 1 :! . Oktober 1 330 ( erhalten bei C. Mi nieri Riccio, Genealogia di Carlo I I d'Angio, Archivio storico per le provincie Na pol itane 7 ( 1 882) S. 6 7 3 ) aufmerksam, in dem die Rede ist von einem Angriff der Griechen gegen das H erzogtum Athen und von einem H ilfgesuch des Herzogs Gautier von Brienne und Lecce an den Paps t. D . A. Zakythenos sieht a.a.O. mehr den Plan Gautiers von Brienne, sein 1 3 1 1 von den Katalanen erobertes H erzogtum zUl'ückzugewinnen, was jedoch schon 1331 in einer missglückten Attacke gegen Athen und gegen das byzantinische Reich scheiterte. Vgl. auch K . M . Setton, Catalan Do miniation of Athens 1 3 1 1-1 388. Cambridge, Mass. 1 948, S. 39 ff. I mmerhin bot die Balkaninsel und die Verteilung politischer Kräfte daselbst noch viel Raum für eine militärischE! I ntervention. 4. Vgl. M arino Sanudo, Bongars 1 1 . S. 293, ep. I I I . So hatte z . B . GabrieIo pulos Melissenos sei ne Schwester mit einem Katalanenrührer verheiratet. 5. Ostrogorsky, Geschichte S. 409 ff; R. Rodd, The Princes of Achaia and the Chronicles 01 Morea. A Study 01 Greece in the Middle Ages, London 1 907, Bd. 2. S. 183; t- BOYL«T�(8l)c;, To XPOVLXOV 't'wv METEWPWV, 'El:t'E't'l)ptC; cE't'OCLpe(OCC; BU�OCV't'L vwv �nou8wv 1 (1924) 1 39 ff.
1 35
Städte Golos, Kastrin und Lykostomos einzunehmen. Für die anderen Städte, die auch zum H errschaftsbereich des Gabrielopulos Melissen08 gehörten, wie Stagoi, Trikkala, Phanorion, Damaris und Elasson, tritt alB Anwärter Giovanni Orsini, Graf von Kephalonia, Despot von Epirus und Akarnanien, aufI. Für das J ahr 1334 mussten die Byzantiner froh sein, dass sie Thes salien erobert und die Albaner sich ihnen freiwillig unterworfen hatten2• Diese waren sowohl für die Politik des Despotats als auch für die By zantiner ein Problem. Die Venezianer allerdings begrüssten es, dass die Albaner einer Vergrösserung des katalanischen Herzogtums von Athen im Wege standen3• Die Unbeständigkeit dieses B ergvolkes, ihre politische und staatliche Führerlosigkeit, mit der sie ganz Nordgriechen land b eunruhigten, liess sie nur schwer in ein Bündnis einordnen. An einen Angriff auf epirotische Gebiete war, solange der Despot Giovanni Orsini die Macht hatte, nicht zu denken. Doch schon im J ahre 1 335, nachdem die Despoina Anna ihren Gemahl Giovanni I I. Orsini vergiftet hatte, steht den Byzantinern der Weg nach dem Westen offen'. Erleichtert wird dies dem Kaiser noch, dass sich ihm die Albaner, wie schon 1328, ergeben. Offenbar wurde dabei auch ein Vertrag geschlossen6• Im Epirus aber kommen die By zantiner unweigerlich in K onflikt mit den Anj ous, deren Interessen im Osten die Titularkaiserin Katharina von Valois und ihr Schwager Gio vanni de Gravina, H err von Durazzo, vertritt. Was den Mord an Giovanni Orsini b etrifft, so passt er sehr gut in die augenblicklichen politischen Konzeptionen Andronikos ' I I I . , dass · es schwerfällt zu glauben, die Byzantiner, djll sogleich mit der Witwe p aktieren, seien daran völlig unbeteiligt gewesen. Dazu kommt, dass ein neuer Abfall der Albaner die Byzantiner beunruhigt. So wurden von Albanern, die aus der Umgebung von B a lagrita und Kanina stammten, die Festungen Skeparion, Kloisura und 1. Kantakuzenos 11. 28: I. 473 ff.
2. Ders. 1 1 .28: I . 4 7 9 . 3. Marino Sanudo, Bongars 1 1 .8. 293 e p . I I I ; ebenda auch über d i e Wanderung en und Verheerungen der Albaner. Vgl. auch Gregoras X I . 6: 1 . 544 f. 4. Gregoras X I . 6:1 .544. Die Despoina, die sich nunmehr Basilissa nannte, war die Tochter des Protobestiar Andronikos Palaiologos. Vgl. Papa,d opulos, Genealogie 8. 31 Nr. 51. •
5. Kantakuzenos 1 1 .28: 1 .4 7 4.
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Timorion erobertl. Die Lage scheint gefährlich für die Byzantiner, die um Thessalien fürchten. Andronikos plant nun einen grösseren Feldzug. Zu diesem Zweck hatte der Kaiser noch 1335 während der Belagerung von Neu-Phokaia an Umur geschrieben2 und auf Kara B urun ein Waf fenbündnis mit ihm abgeschlossen. Man kann die Allianz Andronikos' I I I . mit Umur einerseits verurteilen, andererseits muss man jedoch anerkennen, dass der Kaiser hier nur eine Gelegenheit nutzte, wenn er die Seldschuken, die ohnehin Jahr für J ahr Griechonland plünderten, für seine Zwecke einspannte. Es kommt nun zu einom doppelten Unternehmen. Zuerst zieht Andronikos 1337 mit den H ilfstruppen des U mur bis vor die Tore von Durazzo, wobei die Albaner zur Botmässigkeit gebracht werden. D anach wendet sich der Palaiologe gegen den Despotat. Noch während er in Balagrita weilt, erreicht ihn eine Gesandtschaft der Basilissa Annas. Diese hatte sich, in Anbetracht der zerrissenen Lage, dazu bequemen müssen. Ein Widerstand gegen den im Kampf mit den Albanern sieg reichen Kaiser ist unmöglich, zumal die Parteisn ihres Landes gespal ten sind. So hängt ein Teil der Bevölkerung den Lateinern an, während der andere eine Verständigung mit dem byzantinischen Kaiser wünscht. Die Basilissa schlägt dem Kaiser ein Eheproj ekt zwischen ihrem Sohn Nikephoros und der Tochter des Kantakuzenos vor, sodann, wenn es möglich wäre, es den Epiroten zu überlassen, nach eigenem Gesetz ihr Territorium zu verwalten'. Andronikos geht auf den H eirats p lan ein, verlangt aber die Abdankung der Anna Palaiologina, der er einen standesgemässen Unterhalt zusichert6• Zudem fordert der Kaiser noch die Unterwerfung der eroberten Städte, wozu es kommt, da die Akar nanen sich nicht mit ihm in einen Kampf einlassen wollen. Als Statt halter setzt er Theodoros Synadenos ein6• In den J ahren 1 337 bis 1 338 sollte es sich zeigen, dass dem byzan tinischen Reich nicht mehr die Machtmittol zur Vfrfügung stehen, die Grenzgebiete von Konstantinopel aus zu verwalten, wenn das ka.iser liche H eer 'in der H auptstadt weilte. Ein Statthalter allein, angewiesen 1.
D ers. 1 1 .32: I . lt95-499.
2 . D ölger, Regesten IV. Nr. 2819 (ebd. vgl. Chronologie) und Nr. 2 820 . 3. Kantakuzenos 1 1 . 32: 1 .(, 99. 4. Kantakuzenos 1 1 .32-3.3: 1 .499-503 . Gregoras X. ' 3: 1 .538-539. 5 . Kantakuzenos 1 1 .33: I . 501 f. 6. Ders. 1 1 . 33: 1 . 504.
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auf d i e wenigen Truppen, d i e der I\ais€r noch für die Grenzgebiete erüb rigen konnte, war machtlos gogenüber den revolutionären Kräftf.n des Landes, es sei denn, er verfügte über eine eigene H ausmacht wio J ohannes Kantakuzenos oder über einen starken finanziellen Rückhalt wie Alexios Apokaukos. Auch ist os klar, dass sich die lateinischen Staaten in Griechenland beunruhigt fühlen mussten, wenn durch die letzten politischen Ereignisse der Einfluss Konstantinopels bis an die Adria goschoben wurde. D as bedeutete �ine Bedrohung von Durazzo ' und Achaia, wenn nicht gar von Unteritalien. O Nun macht die anj oufreundliche Partei den Byzantinern einen Strich durch die Rechnung, indem sie den Protostrator Theodoros Syna denos ins Gefängnis wirft! und don Sohn des Giovanni Orsini, N ike phoros, zur Titul arkaiserin bringt. Die Durchiührung dieses Flucht plans oblag dem Erzieher des Knaben, einem Lateiner namens Riccardo2• Das einzige, was der Kaiser 1338 tun kann, ist, dass er den Pin kernes J ohannes Angelos und Monomachos mit einem H eer nach Akar nanien schickt. Dort sollten sie bis zum Frühj ahr lagern und seine An kunft abwarten3• Mittlerweile hatt.en die Aufständischen alle festen Plätze des Landes erobert. In Arta war N ikolaos Basilitzes und in Rhogo Alexios Kabasilas Kommandant. Vierzig andere Verschwörer bemächtigten sich der woiteren Städte Nordgriechenlands'. D iese Epiroten, die vom Kaisor abgefallen waren, hatten eine Gesandtschaft an die Titularkaiserin Katharina geschickt, dass sie den Knaben N ike phoros als ihren legitimen Herrscher wollten und dass sie die Bundes genossenschaft der Anj ous orbäten6• Im Frühling 1339 ist der Kaiser wieder im Epirus und macht sich an die Rückeroberung des Landes. Sein H ßer wird in drei Abteilungen aufge gliedert. Der eine Teil des Heeres belagert Thomokastron , wo der j ung2 Nikephoros weilte. Thomokastron war sehr schwer einzunehmen, da es von der Soeseite her versorgt werden konnte. D io beiden anderen Truppenkon tingente belagern Arta und Rhogo6 . D ie Bürger von Arta schicken nur den 1 . D ers . I I . 34 : 1 . 509. 2 . Ders. 1 1 . 3 8: 1 . 503 f. 3 . Ders . 1 1 . 34 : 1 . 5 1 1 .
4. D ers. 1 1 . 3 4 : 1 . 50 9 f. D ie von den Verschwörern besetzten Städte und Festungen waren: Thomokastron, Mesopotamos, Sopotes, Cheimarrha, Argy O rokastron, Parga, H agios Donatos, A ngelokastron, J oannina, Eulochos, Balton. 5 . Kantakuzenos 1 1 . 3 4 : 1 . 5 1 0 . 6. D ers. 1 1 .35: 1 .5 t 2 ff .
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gefangenen Synadenos zum Kaiser, mehr gelingt diebem trutz harter Be lagerung nicht. Nun nimmt Kantaku'lenos Verhandlungen mit dem Ver teidiger von Arta, m it Alexios KabasiJ as, auf. Lftzterer, ein erbitterter Feind des byzantinischen K aisers, orklärt den Abfall von den Byzantinern auf Grllnd der alten Anhänglichkeit der Epiroten für die Familie der An geloi. Schliesslich gelingt es Kantakuzenos doch, Kabas ilas zur Ü bergabe zu bestimmen und ihn durch Verleihung des Titels eines Megas Konto staulos der Palaiologendynastie geneigt zu machenl• E inige Tage darauf verhandelt Kantakuzenos mit dem Kommandanten von Rhogo, mit N ikolaos Basilitzes. In diesen Gesprächen macht der Grossdomestikos den E inwoh � ern von Rhogo zum Vorwurf, dass sie die Titularkaiserin um H ilfe angefleht hatten. D och auch hier gelingt es, die Bürger zur ü bergabe zu bestimmen. Andronikos nimmt die Vornehmen der Stadt samt Basilitzes milde auf. Er ist froh, dass er in Rhogo von den Stra pazen des Feldzuges ausruhen kann, da gerade eine Seuche ihn und sein H eer befallen hatte2• Währenddessen bricht Kantakuzenos mit dem übrigen Heer nach Thomokastron auf, das am längsten den Byzantinern \Viderstand lei steto, da man dort noch auf Entl:latz von Tarent hoffte. Nachdem Kan takuzenos nun oinundzwanzig Tage vor der Stadt gelogen hatte, erscheint eine lateinische Flotte, die aber nur vor der Küste manövriert, ohne An k er zu werfen. Zwei Tage darauf verhandelt Kantakuzenos mit Riccardo , der den Abfall von den Byzantinern nur aus der Sorge für das Wohl des jungen Nikephoros erklärt und Thomokastron als letzte Stadt ausliefert. Somit war der Despotat von Epirus wieder in die Botmässigkeit des byzantinischen Kaisers zUT'ückgebraeht3•
1. Ders. 1 1 .35: 1 . 51 7 . 2 . Kantakuzenos 1 1 .37: 1 . 525 f. 3. Ders. 1 1 . 3 7 : 1 .527,",,"5 30.
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10. Kreuzzug, Union und Barlaam Durch den Tod J ohannes' X X I I . , der die Auflösung der Kreuz fahrerflotte zur Folge hatte, die sich dann gegen ihren Verbündoten, den griechischen Kaiser, gewandt hatte, war der in den .Jahren 1328 ,- 1334 geplante Kreuzzug zusammengebrochon. Es war klar, dass die byzan tinische Bevölkerung nun j edem neuen Kreuzzugsprojekt mit grossor Reserve gegenüberstand. So hatte dor Kaiser, der alles tat, was irgend wie mög1ich war, um das Reich zu retten, einen schweren Stand bei der Wiederaufnahme der Kreuzzugsverhandlungen. Dazu kam, dass Papst Benedikt X I I . nicht von vorneherein griechenfreundlich war. Einen neuen Akzont bringen dann in den J ahren 1337 und 1339 die Unions verhandlungen der Kurie, die durch Persönlichkeiten wie Barlaam eine b esondere Prägung erhalten. Diese ganzen Unionsprojekte gehen dann in den vierziger Jahren in den palamitischen Streitigkeiten unter. Der H esy chasmus hat als rel igiöse Bewegung in seiner Besinnung auf die Orthodoxie und in der B etonung eines griechischen Nationalismus die ' Kluft zwischen den b eiden Kirchen nur verschärft und somit auch die Möglichkeit einer Union in weite Fernen gerückt. Der Papst als H auptinitiator des Kreuzzuges von 1334 hatte in den Jahren 1336- 1341 noch andere Aufgaben, die ihm vordringli eher erschienen als die Rettung des byzantinischen Reiches. Auch ging . die Entwicklung der europäischen Politik in eine ganz andere Richtung als im 12. und 13. Jahrhundert. Benedikt XI I . sah es als seine Aufga be an, in dem Streit zwischen England und Frankreich zu vermitteln. Ohne letzteres hätte ein Kreuzzug keine Aussicht auf Erfolg. Auch der Streit mit Ludwig dem Bayern und Wilhelm Occam lenkte von den Orient pl änen ab . Dazu kam ja, dass die Seldschuken-Bekämpfung für den H ei ligen Stuhl, der eine Expedition gegan die Turkvölk€r immer nur in der grösseren K onzeption eines Vorpassagiums zur Eroberung des H ei ligen Landes betrachtete, eine Frage zweiter Ordnung war. Auch wa ren die Türken nur eines der Völker, gegen die ein Kreuzzug in Er wägung gezogen wurde; es gab die M auren in Granada, es gab die Li tauen und Tataren, die nach Polen und Ungarn drängten . Vor allem den letzteren liess der Papst seine Sorge angedeihen. 1338 bittet eine Gesandtschaft des Khan Ö zbeg in Avignon um den Sogen des Papstes und um eine diplomatische Vertretung an den Höfen von Av irnon und Sarai1• Und das zur gleichen Zeit, als sich wiet:t.or eine Tataren-E xpan1. Raynaldus, Annales Ecclesiastici 1 338 § 7 3-80 .
HO
sion nach Westen und Südwesten wendet. Papst Henedikt X I I . hatte, wohl unter dem Eindruck eines neuen Angriffes auf Kloinarmenien und der Bittgesuche des Bramond de Lusignant, der wie zu Beginn des J ahrhunderts H ethoum von Armenic,n für sein Land nach Euro pa um H ilfe und Freunde reiste, eine Paral10le gleichsam zu den spä teren Reisen Kaiser J ohannes' V. Palaiologos und Kaiser Manuels 1 1. , i m März 1335 einen Kreuzzug geplant2• Der Papst verhandelt mit Ver tretern Philipps V I . von Frankreich, mit den J ohannitern, den Venezia nßrn und mit König Robert von Neapel. Dieser Kreuzzug war nur als eino «action preliminairel)3 im Rahmen eines grösseren Unternehmens zur Eroberung des H eiligen Landes gedacht und sollte im Mai 1335 starten. Doch scheiterte dieses Proj ekt des Papstes. Für den 1. August 1336 wird ein neuer Kreuzzug geplant4• König Philipp wirbt um Kreuzfahrer, doch wieder ohne Erfolg. Es ist wirklich eine ungünstige Zeit für ein solches Untornehmen. Zwischen Neapel und Sizilien tobt ein Krieg, eb enso zwischen der Toskana und dor Lom bardei, und schliesslich zwischen England und Schottland; König Phi lipp, der mit letzterem vorbündot ist, findet die Zeit höchst ungelegen für eine Expedition in den Orient. Das I e inzige, I was geschieht, ist, dass . KJ einarmenien aus der päpstlichen Kasse mit Getreidelieferungen ver seh{:n wirdö. 'Vährenddessen kommt es zwischon Papst Benedikt X I I . und König Philipp von Frankreich zu immer grösseren Differenzen, weil der Valois die Kreuzzugskasse für französische Interessen plündert6• Da nun ater ein Kreuzzug der Byzantiner gegen die Türken mit lr gendeiner der lateinischen Mächte im Augenblick aussicht slos ist, greift der Papst die Unionsgespräche, die einer I nitiative Andronikos: I I I . entsprungen sind, dor dem Papst ver�ichert hatte, dass « . . . omnes Graeci unanimiter desiderabant fieri reunionem et reconciliationem» , be reitwillig wieder auf. Der byzantinische Kaiser war damals offenbar auch in der Lage, dtm Papst die Kirchenunion zu versprechen7• Dit; Ver1 . Vgl. G. D aumet in: Benolt X I I ( 1 334-1 342) , Lettres closes, patentes et curiales se rapportant a la France . . . Paris 1 920. S. 69-70 Nr. 109. 2 . Ersiclitlich aus einem Brief des Papstes an König Robert von Neapp-I; vgl. Daumet, I ntroduction p. X LVI, S . 1 4-1 5 , Nr. 2 8 . 3 . Daumet a.a.O. p . XLVI. 4 . Daumet, I ntroduction p . L Cf. S. · 69 f . Nr. 1 09 . 5 . Daumet p . LIV; S. 102-1 03 Nr. 1 5 5 . 6 . A . a . O . p . LVI-LVI I .
7 . S o nach dem Brief Benedikts X I I . a n Kaiser Andronikos i n Benoit
XII
handlungen führte an der Kurie im kaiserlichen Auftrag der Vene zianer Stefano D andalo1. Es ging Andronikos I I I . wohl darum, ein Mi litärbündnis, wie es 1332 abgeschlossen wurde, wieder zu erreichon, und das alte Mittel dazu wal', den Papst von der Unionssehnsucht dEr Griechen zu überzeugen. Benedikt X I I . weist nun König Robert von Neapel an, nach Konstantinopel Missionare zu schicken2• Ob diese Erfolg hatten oder nicht, darüber wissen wir nichts. Fast zur gleichen Zeit wendet sich auch Papst Benedikt XI I . an die Kaiserin Anna und an ihren Bruder, den Grafen Aymone von Savoyen, damit auch diese sein Be mühen um eine Kirchenunion unterstützen3, doch ohne Ergebnis. Noch 1337 scheint ein Kreuzzug während des venezianisch-genuesischen Krieges in der Ägäis undurchführbar', D er Sieg Genuas bei dieser Auseinander setzung wird mit ein Grund gewesen sein, dass Kaiser Andronikos ge zwungen ist - wohl aueh um sich den Papst goneigt zu machen -, den seit der Expedition von Chios im J ahro 1329 in Konstantinopel ge fangengehaltenen Martino Zaecaria freizul assen, worum vor allem auch der Paps � sich bemüht hatte6• D ie Beziehungen zwischen Konstanti nopel und der Kurie scheinen sich dadurch etwas zu entspannen. Denn schon im Mai/Juni 1339 findet in d er H agia Sophia ein Religionsge spräch zwischen dem Franziskanerpate r Johannes l\larignolli und dem Patriarchen von Konstantin opel J ohannes K alekas statt. Nach dem Bericht des ersteren siegte in diesem Gespräch Marignolli6• ,\Tieder (1 334-1 342) . Lettres closes et patentes interessant les pays �utres que la France. Publü�es ou analysees d'apres les registres du Vatican par J .-M . Vidal et par G. Mollat, Paris 1 950, S. 338-339 Nr. 1 1 99. 1. Dölger, Regesten IV. Nr. 2830. 2 . Raynaldus, Annales Ecclesiastici 1 3 3 7 § 32. 3 . Raynaldus, Annales Ecc1esiastici 1 3 37 § 33 , vgl. auch Daume l, Lettres clos�s et patentes . . . S. 1 6 7 �r. 258; ders . <1..a.O. I ntroduction ( = B enoit et la Croisade) p. LIX. 4 . Villani 1 . 1 1 cap . 6 8 (vgl . auch Raynaldus Annales Ecclesiastici 1 337 § 3 3 ) ; Vidal et �1011at, Benoit S. 3 /l0 Nr. 1 200 1 201 . 5. Vgl. dessen Brief vom 2 3 . April 1 33 7 , hrsg. bei D aumet S. 1 82-1 8 3 Nr. 283. Raynaldus, Annales Ecclesiastici 1 33 7 � 3 3 . Danach hat sich auch König Phi
lipp von Frankreich für die Freilassung des Zaccaria eingesetzt « qui sicu l accepimus adversus Turcos et alios inimicos et blasfemos christiani nominis vires suas exercuit hactenus viriliter et constanter» (ebd . ) . 6. Golubovich B iblioteca Bio-bibliografica della Terra Santa e dell'Oriente Franciscano IV. 2 7 2 : «Pervenimus autem in Cons tantinopolim per m are in Kalendis May, et fuimus in Peyra usque ad festurn Sancti Johannis Baptiste non otiose, quia summan disputationem habuimus cum patriarche Grecor�m, et toto concilio eorum
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versucht Kaiser Andronikos, die dem Reich aus dem Osten drohenden Gefahren durch Unionsverhandlungen abzuwenden. Der geeignete Mann hierzu erschien dem Kaiser der kalabresische Mönch Barlaam von Se minaria. An Barlaam, der zwar von orthodoxen Eltern griechischer H erkunft stammt und der in einer trotz griechischer Unterwandorung stärker sich durchsetzenden römisch - katholischen Umwelt aufge wachsen warl - was ihn immer im Osten verdächtig machte -, wird die Tragik der kirchlichen Trennung besonders sichtbar. Für die Ver handlungen. in A vignon brachte er schon von einem Religionsgespräch, das er 1334 in kaiserlichem Auftrag mit päpstlichen Legaten geführt hatte, eine gewisse Erfahrung mit. Damals hat er freilich den orthodoxen Standpunkt, sowohl über den Ausgang des H eiligen Geistes als auch über den päpstlichen Primat, vertreten2• In der Zwischenzeit war er durch seinen Streit mit . Gregorios Palamas bekannt geworden, dessen Mystik, der sogenannte H esychasmus, vor allem durch seine besondere Gehetspraxis den Angriff des an der abendländischen Scholastik geübten BaT'laam herausfordert, wobei natürlich auch b ald das theologischo System des Palamas über das Ve..rhältnis der göttlichen ouO'(� zu den E"e:PY(�L d6f Gottheit Gegenstand der Kontroverse werden sollto3• Sn schir.kt er noch 13a9 den venezianischen Militär Stefan Dandalo in pallatio sancte Soph ie, ubi deus fecit in nobis novum miraculum, dans nobis os et sapientiam, cui non potuerunt resistere, et se necessario esse scismaticos confiteri compulsi sunt, nil.il in sue dampnationis palliu m pretendentes, nisi superbiam in tollerabilem presulum Romanorum) . Vgl. ebd . , auch S. 2 6 2 , ferner B. Altaner, Die Kenntnis des Gri e chischen in den Missionsorden während des 1 3 . und 1 4 . J ahrhun derts. Ein Beitrag zur Vorgeschichte des Humanismus, Zeitschrift für Kirchenge schichte 53 ( 1 934) S. 458-·� 5 9 u. Anm. 62. 1. Zu Barlaam vgl . M . Jugie, Barlaam, in Dictionnaire d'Hist. et Geogr. EccIesiast. VI. 8 1 7 ff. ferner H .-G. Beck, Kirche und theologische Literatur. S. 7 1 7 fC; ders. Humanismus u n d Palamismus, X I Ie Congres International des Etudes By zantines, Ochride 1 961 . Rapports I I I ; hier ist auch die zahlreich erschienene Lite ratur angezeigt. 2. VgI. dazu Gregoras, Geschichte X I , 1 0 : 1 , 555, Florentias hrsg. von A . J ahn, J ahns J ahl'b. Supplbd. 10 (1 844) 485-536, 11 ( 1 845) 387..:.. 3 92 vgl . auch auszugsweise Migne PG 1 49 , 643-64 8 3 . Ostrogorsky, Geschichte S. 422 Cf; Beck a . a . O . S. 7 1 2 Cf; ders. Humanismus und Palamismus mit weiteren Literaturangaben; vgl. auch J. Meyendorff, I ntroduc tion a l'etude de Gregoire Palamas, Paris 1 959, S. 70 Cf; ders., Gregoire Palamas, Defense des saints hesychastes. I ntroduction, texte critique, traduction et notes (Spicilegium Sacrum Lovaniense. Etudes et documents, 30. 31 ) Louvain 1 959 . P. K. Chrestos, I'PlJYO?(ou 't'oü IIocAoc!Loc �uyypci!L!Loc't'oc, Thessalonike 1 962 .
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zusammen mit B arlaam nach Avignon und nach Paris1. Die Gesandt schaft war geheim. Der Kaiser kann in dieser schwierigen Zeit keine inneren Unruhen mehr riskieren. Diese wären sicherlich zu befürchten gewesen, hätten die unionsfeindlich g€sinnten Kreise der H auptstadt davon erfahren . Die Verhandlungen an der Kurie, die B arlaam mit richtiger Leidenschaft für dio Sache der Griechen führte, verliofen jedoch �rgebnislos. Wieder einmal ging os u m das alte Problem: Zuerst Union und dann Waffenhilfe. So war es denn Barlaams schwiorige Aufgabo, daraufhin zuarbeiten , dass die Kurie, d ie sich keine Illusionen mehr machte bezüglich der Ehrlichkeit der Griechen , die Union auch zu voll ziehen, ungeachtet dieser Realität dennoch H ilfe leistete. Barlaam macht nun dem Papst Vorschläge2, wie er die Griechen 1 . Raynaldus, Annales Ecclesiastici 1 339 § 19 Cf. Zum genauen Datum dieser Mission vgl. Daumet, Introduction p. L X-L X I I . Vgl. auch den Brief Benedikts X I I . an König Philipp von Frankreich (in: Raynaldus, Annales Ecclesiastici 1 33 9 § 33), an den. sich Andronikos l I I . zuerst gewandt hatte. Dass der (cBesuchl) des Bar laam in Avignon der eigenen I nitiative des Barlaam e ntsprungen ist, wird von O. Halecki (in: Un empereur de Byzance a Rome. Vingt ans de travail pour l'union des eglises et pour la dMense de l'empire d'Orient 1 355-1 3 7 5 , Warschau 1 933 S. 1 7 ) angenommen: I) . . . i l n'avait aucun mandat oCfficiel, n i d e l'empereur n i d u patriarche ni en general des GrecsI). Dem widerspricht aber der bei Raynaldus über die Gesandt schaft des Barlaam erhaltene Bericht, nach welchem Bar]aam gesagt hätte (Ray naldus 1 339 § 2 3 ) : (c . . . non com munis populus Graecorum m i s i t me l l , sed i m p e r a t o r .; 0 I u s s e c r e t e (Vgl. unten Anm. 2 ) . D azu möchten wir noch einen Abschnitt aus dem orwähnten Brief Benedikt X I I . an den französischen König zitieren (Raynaldus 1 �3c;l � 3 3 ) : (c . . . nuper ad nostram venientes praesentiam Barlaam. . . et. . . Stephanus de Dandalo miles, nobis literas praesentarunt regias, inter caetera continentes, qualiter ipsi cum literis credentiae magnifici principis moderat�ris Graecorum, si pridem conspectui regio praesentantes, duo proposuerant sub credentia eis per dictum moderatorem commissa, primo quo ordinaretur tra ctatus super reunione Graecorum Sanctae Rom. ecclesiae, ipsorumque revocatione unitate ej usdem. Secundo vero ut super recuperatione trium vel quatuor civitatum m agnarum . . . ». 2. So Barlaam Raynaldus, Annales Ecclesiastici 1 339 § 23 (S. 1 70); (cScitote et hoc, quia 'nunc non communis popu]us Graecorum misit me, ut quaeram a vobis auxilium et unionern; sed imperator solus secrete qui nisi prius mittatur auxilium ad partes illas, non poteri t se manifestare plebi suae, quod vult vestram unionern .• D er Wandel zur Lage von 1 33 7 zeigt sicb ganz deutlich. D ie Rede Barlaams vor der Kurie, sowie die Antwort des Papstes ist herausgegeben bei Raynaldus, Annales Ecclesiastici (S. 1 7 3 1 339 § 1 9-42;) etwas fragmentarisch bei Migne P G 1 5 1 , 1 33 1 1 3�2, wohl ein Entwurf zu der Rede vor der Kurie 1 339 (vgl. dazu Beck, Kirche und theologische Literatur S. 8 1 7 ) , ist der sogenannte (JU (.L ßouAtU·rLXO:; fttpt O(.Lovo(xc; hrsg. von C. Gianelli Un progetto di Barlaaam Calabro per l'unione delle chiesc, Miscellanea G. Mercati 1 1 1 . Vatikan 1 946, S. 1 57-208.
für eine Union gewinnen könne. Auf zwei Wegen wäre das möglich: «per vim)} und « voluntarie)}. Auf dem letzten Weg sei es leicht, die Gebildeten zu überzeugen, da diese der Wahrheit eher zugänglich sind, wesentlich komplizierter aber sei das beim Volk. Dieses müsse sich erst durch die «mansueta verba)} der Missionare an die römische Kirche ge wöhnen, vor allem aber durch Taten. Diese Taten aber bestünden in der Befreiung Kleinasiens. Wenn dann d ie Bischöfe dieser Städ te frei seien, dann könne einerseits auch ein Konzil richtig be schickt werden, andererseits werde dann auch das Tor zum Sanctum Passagium, was j a das A nliegen 'des Heiligen Stuhles war, offen sein1. Der andere Punkt, den B arlaam ins Treffen führt, um den Papst für die Pläne des Kaisers zu gewinnen, ist, dass ein Türkenfeldzug j a auch dem Lieblingskind der päpstlichen Missionspolitik, Kleinarmenien, zugute käme. Ferner zeigte er, dass die Türken die Griechen deswegen, weil sie Christen sind, angreifen. \Vürde nun das griechische Reich zugrunde gehen, so könnte man sich der Türken überhaupt nicht mehr erwehren. Ferner weist Barlaam darauf hin, dass sich der Westen und der Papst gelegentlich mit Ungläubigen gegen Ungläubige verbündet hätten, warum sollte er sich nicht mit den Griechen gegen die Ungläu bigen verbinden ? Zuletzt stünde aber zwischen Griechen und Lateinern nicht nur das Dogma, sondern auch ein Odium, das man beseitigen müsse2• Die Rede schliesst Barlaam mit drei B itten: Betiedikt X I I . möge dem französischen König die Teilnahme a m Kreuz zug gewähren, und er möge all denen, die den Griechen zu H ilfe eilen, Ablass erteilen. Zuletzt sollen alle Griechen, die Skl�.ven der Lateiner sind, befreit werden, und auf dem Sklavenhandel mit Griechen solle Exkommunikation stehen. Später könnten dann die « D octores)} (die Missionare der römischen Kirche) die Griechen lehren, was sich zwar fast erübrigt, denn wenn die Byzantiner solche Beneficia sähen, wären sie schon ohne allgemeines Konzil zur Union bereit3• 1 . Raynaldus, Annales Ecclesiastici 1 339 § 21 ff. Vgl. Giannelli, Un progetto S . 1 7 5, vgl. A n m . 3 . Das Konzil von Lyon war nach Barlaam ungültig, (cquia illi Graeci,
qui interfuerunt isti concilio, non fuerunt missi neque a quatuor patriarchis qui gubernant orientalem ecclesiam, neque a populo: sed a solo I mperatore, qui co natus fuit facere unionem vobiscum ex vi, et non voluntarie» (Raynaldus, Annales Ecclesiastici 1 339 § 21). Dies ist einzig und allein die Auffassung des Barlaam, da nach der, Auffassung der Ostkirche der Kaiser allein ein Konzil einberufen konnte. Es liegt hier wohl ein Irrtum des Barlaam zugrunde. 2. Raynaldus, Annales Ecclesiastici 1 339 § 23. �ach der Meinung des Barlaam müssten die Griechen dann überwältigt sein von der Güte der L äteiner: (cVidete quomodo Latini sunt boni homines.» 3 . Itaynaldus, Annales Ecclesiastici ' 1 339 § 24.
Danach aber schliesst sich eine D iskussion über das « Filioque) an, in der Barlaam eine solche I ndifferenz zeigt, dass der Papst die Verhandlungen abbrichtl. Und wie schon oft hat dieses Religionsge spräch in der Auseinandersetzung der beiden Kirchon nur mit einer Verschärfung der Fronten geendet2, und zw ar weil von beiden Seiten der 'Ville, den anderen zu verstehen, fehlt. Dieses Scheitern der Gesandtschaft des Barla am ist ein Misserfolg für die im allgemeinen recht glückliche Lateinerpolitik Andronikos' I I I . 'Vas dem Kaiser 1332 und 1333 gelingen konnte, das war im J ahre 1339 nicht mehr möglich. Denn mittlerweile war der Hesychasmus, der in seinen Anfängen in das J ahr 1332 zurückreicht, zu einer Macht innerhalb des byzantinischen Reiches gewor deI]. , der sich kein Herrscher mehr entziehen konnte. Die Theologie, bzw. die natio nalistisch gefärbten Auseinandersetzungen einzelner theologischer R ichtungen, lenken das ist die Tragik, an der die konstruktive Politik Andronikos' I I I . scheitern musste - den Blick von den eigentlichen Problemen der Zeit · ab . Die Diskussion um die Existenz aes Taborlichtes wird zum H aup t inhalt des byzantinischen Lebens, und das zu oiner Zeit, in der Urchan und sein Sohn Suleiman bereits den Plan fassen , über den H ellespont zu setzen und ihre Eroberungen auf eu ropäischem Boden weiterzu führen. Damals, im J ahre 1339, hätte eine lateinisch-byzantinische Offen sive vielleicht noch Aussicht auf Erfolg gehabt. Als aber nach dem Tode Andronikos' I I I . der Streit um sein Erbe begonnen hatte, war j eder Angriff Tollkühnheit. Der frühe Tod des Kaisers darf wohl als ein schweres Missgeschick für die byzantinische Geschichte betrachtet werden. So sind denn alle Unionsgespräche, die nach 1341 von Byzanz ausgegangen sind, reine Bettelversuche; denn Konstantinopel konnte . für seine Verteidigung kein eigenes Gewicht mehr in die \Vaagschale werfen. Die Lateiner sollten nur mehr vor dem Untergang retten, den sich die By � antiner zu grossen Teilen selbst zuschreiben konnten. I m Westen wurde das auch s o verstanden. Zudem aber gingen d i e Inter essen der europäischen Staaten zu dieser Zeit schon in eine ganz anders Richtung, . und Byzanz wird immer mehr zu einem Ran dgebiet der eu ropäischen Geschichte. 1. Raynaldus, Annales Ecclesiastici 1 339 § 25 u. 2 7 . Vgl. auch a.a.O. § 3 8 U. ( Hieran schliesst sich noeh ein D isput über den päpstlichen Primat a.a.O. § 3 8 fC) . 2 . Vgl. auch den Brief des Papstes an König Philipp von Frankreich, in Ray naldus, Annales Ecclesiastici 1 339 § 36.
Fünftes Kapitel Der Verlust Kleinasiens
1. Die Kleinasienpolitik unter den beiden ersten Palaiologen. Wonn man Kantakuzenos Glauben schenken will, dann war es einer der sehnlichsten Wünsche Andronikos' I B . gewesen, gegen die Osmanen, welche Prusa b elagorten, zu Felde zu zieheni. Dies scheiterte aber, wie wir gesehen haben, am Einspruch des alten Kaisers, der die Verteidigung des
Ostens seit
l angem aufgegeben hatte. Der Schutz
Anatoliens lag in den zwanzigor J ahren , ja sogar schon seit Beginn des Jahrhunderts, al s Theodoros Muzalon bei B aphis
( 1301 ) von O sman
besiegtll, Michaels I X. militärische Reorganisation Kleinasiens geschei tert warB und Roger de Flor mit seinen Katalanen das Land verl assen musste'
( 1304), sehr im argen. Der Verfall setzt b 8reits ein, als das
Zentrum des Reiches nach dem Sturz des nikäischen H errscherhauses durch Michael VI I I . wieder nach Europa verlegt war. Seine Anfänge gehen aber zurück auf die Laskariden von Nikaia, welche die einzigar tige Gelegenheit, die sich ihnen in der Niederlage des Seldschukonstaa tes von I konion in der Schlacht von Kösedagh
( 1 243) gegen die N ach
folger des Dschingis Khan bot, nicht ausgenützt hatten6• Die beiden ersten Palaiologen hatten andere Interessen, so die im mer drohende Gefahr, eine Wiederholung des vierten Kreuzzuges ab zuwehren, wozu sie ihre Grenztruppen, die Akriten, von Kleinasien nach Europa zurückbeorderten6• Mehr und mehr entwickelte sich das by zantinische Reich unter Michael VI I I. zu einer europäischen Macht.
1. Kantakuzenos 1 . 4 5 : 1 .220; Gregoras I X .2: 1, 401; vgl. auch Dölger, Re gesten IV. Nr. 2 688; G. Georgiades-Arnakes, OL 7rPW't'OL 'oeoo�(XvCJt �u �ßoA1j clt; Tb 7rp6ßÄll�(X 'tijt; 7r't'6>aCOOC; Toil 'EÄÄY)vla�oil 't'l)t; M�KPci� Aa (Xt; ( 1 2 82-1 33 7 ) ( Texte und Forschungen zur byz. - neugriech. Philol . N r. 4 1 ) Athen 1 94 7 , S. 1 5 1 . '
2.
A.a. O . S.
3. A.a.O. S.
1 36. 1 26 ff.
, . A.a.O. S.
1 36 ff.
. 5. A.a.O.
S. 35.
6. A.a.O. S. 43.
=
Einmal in seinem Leben hatte sein Sohn Andronikos 1 1 . geplant, (1 296), selbst einen Feldzug nach Kleinasien durchzuführeni. Die Ursache mag wohl in dem grossen Misstrauen gelegen soin, das er seinen Feldherren gegenüber hatte, wie das vor allem am B oispiel des Alexios Philanthro p enos deutlich wird. Diesen überaus beliebten Feldherrn hatten die Truppen zum K aiser ausgerufen. Das war wohl etwas gegen den Willen des Philanthropenos, aber es nützte ihm nichts; denn sein Gegner auf dem kleinasiatischen Kriegsschauplatz, der Protobestiar Libadarios, wartet schon auf seine Gelegenheit � Er nimmt ihn gefangen und blendet ihn, was der Kaiser nachträglich gutheisst2• Nun entschliesst sich Andronikos 1 1 . , selbst eine Expedition zu führen, lässt aber b ald davon ab , da ihm ein sechzehntägiges Erdbeb en als ein zu schlechtes Vorzei chen für ein solches Untornehmen erscheint3• Andere, aus dem Volk kommende Führer einer Verteidigung Anatoliens - wie der falsche Lachanas' oder der Mönch H ilarionö - mussten auf kaiserlichen Be fehl bald wioder von ihren Plänen ablassen. Es ist demnach auch nicht zu verurteilen, wenn angesichts' der Resignation der Konstantinopler Regierung, die dem Verfall bewusst zusah, ein Grieche, Konstantin Dukas Limpidares, die Rettung des kleinasiatischen Griechentums. bei Karl von Valois sucht6• Doch sollten seine Hilferufe umsonst sein . 1 . Ge'orgiades Arnakes spricht sogar a.a.O . S. 48 von einem «(yeyovoc;; ILovcx · 8,xov XCX1"Ot -rljv IL�)(POtv ßCXO'LAdcxv 1"OU».
2. Gregoras V I . 8 : i. . 1 9 5 . Ge orgiades Arnakes, '06Wllcxvo(, S. Alexios Philanthropenos S. 50. 3.
Pachymeres
III.
15.
42, 48; Beck,
Georgiades Arnakes 9..a.O. S. 47 f.
4 . A.a.O. S. 4 7 . 5 . A.a.O. S. 1 50 f . 6 . D er Brief des Konstantin Dukas Limpidares ist herausgegeben von H . Con stantinidi-Bibicou, Documents r./)ncernant l'histoire byzantine deposes aux Archi ves Nationales de France, Melanges O. et M. Merlier I (1 956) S. 1 1 9· -132 (früher schon bei D,ucange, Recueil de diverses chartes S. 50 ff; ferner in Acta et Diploma ta I I l . , S. 243 f. und von H. Moranville, Bibliothcque de I'Ecole de Chartes 60 (1 890) S. 82. Konstantin Dukas Limpictares fordert in diesem Brief Karl von Valois auf , die Griechen Kleinasiens zu befreien. Die Anrede, mit der er sich an den Franzosen wendet, ist praktisch schon eine Anerkennung des nämlichen als Kaiser; vgL dazu S. 1 00. Limpidares sagt auch ausdrücklich, dass er im Auftrag der kleinasiatis �hen Griechen handle und dass, wenn Karl von Valois den Griechen zu H ilfe käme, er damit rechnen könne, dass die klein asiatische Partei ihm ihre Unterstützung nicht verweigere Vgl. dazu noch E. D ade, Versuche zur Wiedererrichtung der lateinischen Herrschaft. . . Si 1 46-1 54; H. Constantinidi-Bibikou a.a.O. S. 1 28 ff.
1 48
Stadt um Stadt fällt Osman in die H ände, und nach seinem Tode (1.326) führt sein Sohn Urchan die Eroberungen weiter. I m März wurde Prusa erobert!, einen Monat darauf, am 3. Mai nach einem Erdbeben, Lopadion2• Der Vorstoss der Türken ist unab wendbar. Da nützt aue h eine kleine militärische Hilfe, die 1324 der von Seldschliken belagerten Stadt Philadelphia, wohl nicht ohne Drängen ihres Metropoliten Theoleptos, geschickt wurde, kaum etwas. Im Nor den verfolgt Urchan, Osmans Sohn, seine Pläne. Vor allem aber sucht er den Zugang zum Marmarameer, das er in nordwestlicher Richtung zu erreichen strebt. Es ist leicht für ihn, da das · Land fast menschen loer i st und die Bevölkerung, von der ein Teil bereits zu Beginn des J ahrhunderts nach Europa geflohen war3, keinen grossen 'Viderstand mehr leistet. Der Rest, der geblieben war, schien sich mit den Ver hältnissen zufriedenzugeb en. Ü berläufer gab es ja auf beidon Seiten. Griechen pnd Türken spi elten sich gegeneinander aus, mitunter lebten und arbeiteten sie j edoüh auch gut zusammon'. Man verlor das Ge fühl für die ungeheuere Gefährdung der Lago und lebte ohne Ge schichtsbewusstsein. Ibn B attuta erzählt, dass er auf seiner Roise durch Kleinasien nur auf sehr wenig Griechen gestossen seiCi. Mag sein, dass der Reisende sich mehr um die Anhänger des 1 R1am gekümmert hatte, doch ist der Schwund der Bevölkerung und der V<3'rfall der Städte eine Tatsache, diß man auch ' sonst nicht übersehen kann. So ist es d.enn kein Wunder und eine Be stätigung für den ernsten Wunsch Andronikos' 1 1 1 . , nach Kleinasien zu 1. Zum D atum der Einnahme (26. ApriJ 1 326) vgl. Georgiades Arnakes a.a.O. S. 1 55 ff; 1 62 ff. Nach dem von Gorj anov entdeckten Chronicon Mosquense S. 282 wäre die Einnahme am 3 . April des gleichen J ahres erfolgt. Vgl. dazu noch H . I nal cik, Bursa in : The Encyclopaedia of Islam, New Edition, Vol. 1 . , A-B , Leiden u. Lon don 1 960, S. 1 333 ff. mit Literatur. 2. Gorj anov, Chronicon Mosquense, S . 282. , 3 . Georgiades Arnakes, '06w!LCI(\fo( S . 1 3 3 f. 4 . Ders., a.a.O. S. 88 f . So lebten Christen am H ofe des Sultans, wie uns Gre gorios Palamas von einem griechischen Arzt erzählt, der bei Urchan lebte. Vgl. Georgiades - Arnakes, Gregory ,Palamas among the Turks and documents of his captivity as historical sources, Speculum 26 ( 1 9 5 1 ) 1 04-1 1 8 . Ein Grieche Michael Köse war sogar Freund des Osman. Vgl. dazu Georgiades Arnakes a.a.O. S. 89; N . J orga, Geschichte des osmanischen Reiches, Gotha 1 908 Bd. 1, S. 1 53 . 5 . I bn Battuta, Travels, B d . 1 1 . passim. Vgl ferner A. H . Wächter, Der Verfall des Griechentums in Kleinasien im X IV. J ahrhunder, Leipzig 1 903.
1�9
ziehen, wenn er kurz nach seinem Regierungsantritt eine militärische Expedition dorthin plant. Bevor sich der Kaiser nun gegen Urchan wandte, schloss er in Pegai mit Temirkhan, dem H errscher von Karasi ( Phrygien) , einen Freundschafts - und Nichtangriffspakt!. D am it hatte das Unternehmen gegen Urchan eine Rückendeckung an der Propontis.
1. Kantakuzenos 1 1 . 5 : 1 .339. G. Vismara, Bisanzio e l'Islam . Per la storia de�. trattati tra la Christianita orientale e le potenze muss ulmane, Milano 1 950, S. 69;· Georgiades Arnakes a.a.O. S. 1 8 7 ; Parisot, CantacuzEme S. 98 f; L. Brehier, Vie et mort de Byzance, Paris 1 948, S. !t30; Dölger, Regesten �V. Nr. 2 7 2 7 .
1 50
2. D as trapezuntis che Kaiserreich
Ein anderer idealer Bundesgenosse wäre an sich schon durch seine Lage das trapezuntische Kaiserreich gewesen. Andronikos 1 1 1 . versuch te hier die Heiratspolitik seines Urgrossvaters Michaels VI I I . , der 1 281 seine : Tochter Eudokia mit Johannes 1 1 . Komnenos verheiratet hatte, wieder aufzunehmeni. Dabei kam es ihm ganz gelegen, dass der Sohn des Alexios I I . Komnenos, Basileios, der gerade noch rechtzeitig aus Trapezunt vor seinem Bruder Andronikos I I I . Komnonos - dioser hatte bereits zwei seiner Brüder ermordet - fliehen k onnte, in Byzanz weilte. Jener Basileios kehrt nach dem Tode seines Bruders zurück und sichert sich auf ebenso blutige \Veise wie dieser in Trapezunt den Thron. Um �,=,ine schwache Stellung einigerrnassen zu festigen und die Usurpation zu übeI'decken, verheiratot er sich 1335 mit. Eirene2, einer natürlichen To ehtel' Andronikos' I J I . Pal aiologos3• Die erwartete Steigerung byzantinischen Ansehens in Trapezunt blieb aber aus, da Basileios I I. bereits nach vier Jahren dor Byzanti nerin überdrüssig wurde und sich mit oiner Hofdame gleichen Namens verheiratete. Weder der Aufruhr der Bevölkerung, noch die Proteste des Patriarchen J ohannes Kal ekas konnten ihn davon abhalten3• Ob gleich 1 340 die verstossene Kaiserin den Thron wieder besteigen konnte, nachdem sie ihren Gomahl4 ermordet hatte, war dies doch nur ein kur zer Erfolg der byzantinischen Partei und für die Aussenpolitik des by zantinischen Reiches praktisch ohno Bedeutung. Zweimal schickt die Kaiserin noch nach Konstantinopel um einen Gemahl, doch erreichen die B otschaften ihren Vater, der d amal s im Westen weilt, nicht. 1. O. Lampsides, )'ILx(x�A TOU IIcxvcxpeTo'J m:pl TWV Me:Y&ACJ)V Ko�vl)vwV Eta cxYCJ)Y� - �l<80aL<; - 0X6AL(X. IIOVTLl
So sieht das Miller a . a . O S. 46. .
151
Nach einer Revolte im J ahre
1341 gelingt der Kaiserin Eirene gerade
noch die Flucht nach Konstantinopel. Die Beziehungen zu Trapezunt w aren nur mehr eine Prestigefrage in der Kleinasienpolitik Andronikos' 1 1 1. , weiter nichts.
152
3. Andronikos I I I . und U rchan Für die Zeit, die der endgültigen Eroberung Kleinasiens voraus geht, war wohl kein Ereignis so wesentlich, wie die Geschehnisse bei Pelekanon und Philokrene. Und doch hat diese Schlacht offensichtlich die Osmanon in ihrem Triumphgefühl über die Griechen nicht mehr alJzusehr bestärken müssen; finden wir doch darüber in der osmanischen Historiographie nicht einen Beleg] . Den Byzantinern zerstörte dieses Treffen zum allerletzten Mal die Ü berzeugung, dass eine anein von Byzanz getragene Offensive in kleinasiatischem Gebiet noch zum Er folg führen könne. Der H auptanlass, der den Kaiser zum Ü bergang nach Kleinasien bewegte, war wohl nicht Ruhmsucht, sondern Notwendigkeit, da die Osmanen bereits vor Nik3Sa standen und diese Stadt belagerten. Urchan, der Sohn des Osman, setzte das Werk seines Vaters .fort. So ist es wohl verständlich, dass Andronikos für d ie Zeit seiner Regierung eine Ka tastrophe, wie es die Eroberung von Prusa war, verhindern möchte. Der byzantinische K aiser kann ,.schon einige Wegstunden von Sku tari entfernt die Türken bekämpfen. Denn ber€its 1329 befinden sich diese in unmittelbarer N ähe der H auptstadt. Der Bogen ihrer Erobe rungen schnürt j etzt von Westen sowohl als von Osten die letzten byzantinischen Städte Kleinasiens ein. Der Kriegsplan des Urchan liegt auf der H and. Ein Teil seines H eeres steht in Nikaj a, der andere, wohl die Kerntruppen, unter seinem Kommando in Mesothynien. Von hier aus können die Osmanen die Bewegungen in K onstantinopel kon trollieren und aueh verhindern, dass N ikaia durch ein Landheer ent setzt wird. In aller Eile rüstet Andronikos I I I . zu Beginn des Frühj ahrs 1329 ein H eer aus, mit dem er einige Monate später den Bosporos überquert. Die Vorbereitungen zu diesem Unternehmen leitete Kontrophe, der byzantinische Gouverneur Mesothyniens. Mit ihm , der zweimal aus Kleinasien nach K onstantinopel gekommen war, hatte Andronikos I I I . einen günstigen Termin für den Feldzug vereinbart2, günstig - das wi1l heissen -, solange man Urchan und seine Leute, die in den Sommer1 . J .v.
H ammer, Geschichte des osmanischen Reiches. Bd 1 . S. 1 03 . K OVTPOcpe: Godefroid Gottfried. Man hat hier wieder den typischen Fall einer Unterwanderung der byzantinischen Beam tenschaft durch Lateiner. Vgl . dazu Georgiades Arnakes a.a.O. S. 1 7 8-1 7 9 und Anm. 1 4 7 . 2 . Kantakuzenos I I . 6 : I . 34 2 .
.
=
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153
monaten in das Gebirge hinaufzuziehen p flegten , im Flachland antreffen konnte1. Die Regimonter, die Andronikos über das Meer führt, sind aber keine Elitotruppen, sondern wie beide Historiker, Gregoras und Kantaku zenos, übereinstimmend beriehten, ein schnell ausgehobenes Heer2• Es nimmt wunder, dass Andronikos 1 1 1 . , den man al s ro utinierten Feld herrn kennt, mit solchen Soldaten don Kampf wagt und wagen muss3• Anfang Juni 13294 setzt. der Kaiser nach Skutari über und marschiert von da in südwestlicher Richtung ins Landinnere. Am dritten Tag bereits sieht er morgens in der Ferne das Heer des Urchan, der auf die Kunde, der Kaiser hätte den Bosporos überquert, al1� Gebirgspässe besetzen liess und ihm entgegen zog. Andronikos rückt noch ein wenig vor, bezieht aher dann Lager in Pe�ekanon, nahe dem heutigen Maltope6• D er K aiser versammelt seine Leute und ermahnt sie zur Tapfer keit, wobei er ihnon den verlorenen Ruhm dos Rhomaierreiches vor Augen hält6• Man übernachtet im' Freien. Am nächsten Morgen weckt das Kampfgeschrei dor Rhomaier das H eer des Urchan, der einen Teil seiner TJ'uppen zur Schle_chtordnung aufstellt, den anderen aber in einem Hinterhalt verstockt. 300 Mann seiner besten Bogenschützen wählt Urchan aus, die immer da eingreifen sollten, wo sie schwache Stellen in den Reihen der Byzantiner bemerkten7• Das Gelände, in dem die Byzantiner standen, war für ein Kavalleriegefecht geeignot, nicht aber der hügelige und von Gräben durchzogene Platz, wo die Osmanen postiert waren. Als Andronikos die Türken den Berg her absteigen und zur Schl acht gerüstet sieht, lässt er seine Leute, die vom Megas Hetairiarches Exotrochos geführt werden, angreifen. Die Osma nen werfen sieh ihnen entgegen. Es entwicke1t sich ein Treffen, in dem 1 . Kantakuzenos I I . 6 : I . 34 2 . 2 . Gregoras I X. 9 : 1 . 433 f; Kantakuzenos I I . 6 : I . 3�2 .
3. D i �s wirft auch ein scharfes Licht auf den üblen Zustand der byzantinischen Armee, die fast nur noch aus Sol dtruppen bestand. Seltsam ist freilich, dass .J orga, Geschichte des osmanischen Reiches, Bd. 1 . , S. 1 65 , von gut ausgerüsteten Truppen spricht. 11. 6 : 1 34 8 . 1 . 342. Ü ber Pelekanon vgl. auch K . 1 . Amantos �xeae:L<; 'EA).:I) vwv xcxt Toupxwv chto -roü Ev8e:xch'ou cxtwvo<; ll-eXPL -roü 1 821 , S. 66; Georgiades Ar nakes a.a.O. 1 7 9 H.
4. K antakuzenos 5. Ders.
.
11. 6 :
6. Kantakuzenos 11. 6: I, 344-3/1 6 . 7 . Ders. I I .6 : I . 343 ff.
vierzig Feinde fallen, doch kein einziger Byzantinerl. Gleich darauf kommt es zu einem weiteren Gefecht mit ähnlich schlechtem Ausgang für die Soldaten des Urchan, während die Griechen nur Pferdeverluste zu verzeichnen habens. Urchan, der die Schlacht vom Berg aus beobachtet, ermahnt seine Leute und holt Verstärkung. Es kommt zum dritten 'Vaffengang am gleichen TagS. Die Byzantiner erringen wieder einen Sieg, sie können aber auf Grund der örtlichen Verhältnisse sich der Türken nicht bemäch tigen'. Urchan denkt nun an einen intensiveren Angriff, er wählt 300 andere Türken aus und befiehlt ihnen , die Byzantiner anzugreifon. Es ' kommt zu einem starken Gefecht. Manuel Tagaris hat das Komman do. Für die Byzantiner geht dieses Sch armützel nicht mehr so harmlos aus: ein Mann wird getötet, sehr viele Pferde werden verletzt, doch von den Türken fallen 50 M ann. Daraufhin wirft Urchan seine ganzen Truppen, die er bisher in einem Hinterhalt versteckt hielt, in die Schlacht und gibt seinem « Bruder) Pazarlu den Oberbefehl5• Als Andronikos sieht, dass es Vrchan ernst ist und dass es nun zur eigentlichen Schlacht kommt, ordnet er sein H eer in drei Abtei lungen. Den linken Flügel üb�rlässt er J ohannes Angelos , den rechten Kantakuzenos,die Mitte führt er selbst an. In dem nun fol genden Gemetzel Bind die Byzantiner wieder siegreich. Weder Mann noch Pferd ist verletzt oder verwundet. Nun wäre an sich die M Ö gli chkeit gegeben , den Osmanen nachzusetzen, doch der Kaiser, der das unebene Gelände für eine Verfolgung nicht geeignet hält, ist dagegen6• Es wird beraten, was ferner geschehen soll , da sich die Osmanen ' auf kein weiteres Treffen mehr einlassen wollen. Kantakuzenos ist dafür, diese Nacht noch an Ort und Stelle zu bleiben und dann am nächsten Tag geordnet nach Konstantinopel zurückzukehren. Zud em soi e8 ungewiss, wann die Osmanen das Gebirge verlassen würden, ein Rückzug aber sei j etZt, nachdem man zwei Tage hintereinander gesiegt habe, möglich? Der 1. 2.
Kantakuzenos ( 1 1 . 6: 1 . 34 7 ) scheint hier zu übertreiben. D ers. 1 1 . 6: 1 . 3 4 7 ff.
3. Kantakuzenos 1 1 .6 : 1 348 . D iese drei Treffen fanden offenbar alle am glei ' chen Tag statt. Vgl. ders. 1 1 . 6 : 1 . 348: 2 ; 1 1 . 7 : 1 . 348. 1 1-1 3, 1 1 . 7 : 1 . 351 . 24. 4 . Kantakuzenos 1 1 . 6 : 1 . 348. .
5. Ob IIOt�OtpAOU mit dem in türkischen Quellen bekannten Bruder Alaed din zu identifizieren ist, vgl. Georgiades Arnakes a.a.O. S. 1 65 ff. besonders Anm. 112.
6. Kantakuzenos 11 6 : 1.348-349. .
7 . Ders. 11.7: 1 .350-353 .
155
Ansicht des Grossdomestikos schliessen sich der Kaiser und die anderen an. Unter Trompetenklang wird der Marsch zum Lager begonnen. Doch lässt die Disziplin der Truppe zu wünschen übrig. Soldaten der N ach hut verlassen ohne Befehl das Heer und fangen mit · den Türken, die lJrchan nachsehickte, oin Geplänkel an. Der Kaiser und Kantakuzeno8 übertragen sogleich das Kommando über ihre Truppen einem ihrer Unterfeldherrn mit dem Auftrag, diese ins Lager zurückzuführen. Mit nur wenig Mann mischen sich Andronikos und J ohannes Kantaku zenos unter die Kämpfenden, wobei sie natürlich mit der verringerten Streitkraft nichts auszurichten ve;omochten. Dazu kommt noch, dass ein Pfeil den Schc;nkel des Kaisers durchbohrt. Zum Glück war die Wunde nicht gefäb licht. Ungeachtet dieser Verletzung gelangt An dronikos noch glücklich ins La ger. Von dort aus beauftragt er Syna denos, Schiffe zur Ü berfa 1 ,t zu schicken, da er mit einer Panik im Heor rechnet, wenn irgend etwas von seiner Verwundung bekannt würde. Trotz aller Gefahren halten si �h die Byzantiner in diesem Gefecht sehr tapfer und töt&n sogar einige Türken. Sehr unangenehm aber ist für sie, dass ein gewisser Sebastopulos, ein Bulgare, der Unterfeldherr war, mit dreihundert Söldnern zum Feind überläuft2• Bis dahin waren die Griechen erfolgrekh, nun aber b ahnt sich eine Ü berraschung an ; denn als die Osmanen saheu, dass sieh dieser Angriff zu ihrem eigenen Schaden auswuehs, heucheln sie Flucht. Die Byzantiner nehmen die Verfolgung auf, doch plötzlich machen die Fliehenden kehrt und hauen die überraschten Griechen nieder, wobei es zu erheblichen Verlusten kommt. Mittlerweile wal' es Nacht geworden, die Wache im griechischen Lager hatte Kantakuzenos übernommen. Im türkischen Lager aber tagt noch eine Versammlung. Urchan, der, wie Kantakuzenos zu be richten weiss, den Mut der Byzantiner lobt, ist für den Rückzug, wäh rend die a,lten Räte des Osman sich dagegen verwahren. Schliesslich fügt sich auch Urchan, und der Kampf wird fortgesetzt3• Im griechischen Lager schwirrte aber ber6its das Gr" 'ücht, der Kaiser sei tödlich verletzt'. Die Soldaten verlangen, dass man sofort 1 . D ers . 1 1 . 7 : 1 .351-353 . 2 , Ders 1 1 . 7 : 1 .354, .
3, D ers. 1 1 .8: 1 . 356 ff. 4,.
D ers, 1 1 .8: 1 . 358 f.
156
in die b efestigten Städte zurückkehrt, was Kantakuzenos verbietet. Der Kaiser befiehlt, die Lagerausgänge zu bewachen, doch es ist be reits zu spät. Das H eer sucht in wilder Flucht die Städte zu erreichen. Da Kantakuzenos die Truppen nicht aufhalten kann, sorgt er j etzt nur noch dafür, dass der Kaiser in einem Boot nach Konstanti nopel gebracht wird. Danach wendet er sich nach Philokrene1• Das Heer hat sich inzwischen in vier Richtungen zerstreut - nach Philo krene, Niketiatu, Dakibitza und Rhitzion. Urchan wird davon henachrich tigt. Am frühen Morgen bricht er schon auf und und wendet sich nach Philokrene. Als die Griechen die Osmanen herannahen sehen, kömmt es zur Panik. Den Türken i st es ein Leichtes, dieses ungeordnete H eer zu besiegen. Gefangene werden gemacht, Soldaten fallen, darunter auch die Führer Manuel Tarchaneiotes, Nikephoros Kantakuzenos und der Megas Hetairiarehes Exotrochos. Vierhundert Pferde und das gesamte Lager werden erbeutet.. Urchan zieht sich daraufhin znrück2• Kurz danach kommen die drei anderen Truppeneinheiten nach Philokrene, wo sich das H eer wieder ordnet. In geschlossener Abteilung marschieren . die Griechen am türkischen Lager vorbei nach Skutari, von wo aus sie nach Byzanz überset.zen. Andronikos löst ansehliessend das H eer auf und stellt Strafantrag gegen diej enigen, die das Gerücht von seinem Tode verbreitet hatten. Es kommt aber zu keiner Verurteilung, wohl weil der Kaiser fürchtet, die Anhänger s€inos Grossvaters noch mehr zu kränken. D iese NiederlagtJ, die Nicola J orga wohl mit Recht der Katastro phe von Mantzikert gleichstollt, lässt. die B ereitschaft der Byzantiner, in Zukunft nochmals gegen don osmanischen Feind zu kämpfen, erlah men. Für die wirkliche Lage �bor hat es nur wenig zu sagen, wer Siegor war, da die Byzantiner keine Mittel mehr hatten, Festungen zu bauen und zu halten und Landwirtschaft und H andel infolge dauernder Stö rungen durch türkische Krieger darniederlagen. Bei einem Sieg des Kaisers hätten sich wohl die seldschukischen Emirate verbunden und 1 . Kantakuzenos 1 1 . 8: 1 . 360. 2 . Ders . H .8: I . 362. Kantakuzenos äussert den Verdacht, dass Exo trochos von Byzantinern ermordet sei. Zu Pelekanon und Philokrene vgl. Kanta kuzenos I . 8 : 1 . 360 ff. ; Gregoras I X . 9 : I . 483 , ff. ; Chalcocondyles, Bd. 1 , S. 23; Gorj a nov, Chronicon Mosquense S. 283; Al!lantos, �:x.ecre:L<; S. 66 u. Anm. 3. Zu Pelekanon vgl. auch v. H ammer, Geschichte des osmanischen Reiches. Bd. I. S. 100-1 03 . H ammer setzt diese Geschehnisse in das Jahr 1 330. N. Jorga, Ge schichte des osmanischen Reiches, 1. Bd., S. 1 65-1 67 . Georgiades-Arnakes a.a.O. S. 1 7 9-1 85.
1 57
den Vorstoss nach Nord en, nach Phrygien und nach Bithynion versurht, um die Schwarzmeerküste zu erreichen. Da aber nun Urchan im Vorteil war, war der Boden für ein byzantinisch-seldschukisches Bündnis be reitet. Für J ohannes Kantakuzenos haben diese Ereignisse eine besondere Bedeutung. Er lernt seinen späteren Bündnispartner und Schwiegersohn Urchan kennen, wenn auch nur aus der Perspektive d es Feldherrni. Während Andronikos I I I . im Frühj ahr 1330 mit Michaef S isman den serbischen Feldzug vorbereitet, ist Urchan keineswegs müssig geblieben. Er b elagert bepeits Nikomedeia, das Andronikos in aller Eile mitten aus den Kriegsrüstungen h eraus auf dem Seeweg mit Lebensmitteln versorgt2• I m H erbst des gleich en Jahres b eant wortet der Kaiser eine Gesandtschaft dos Urchan, in der er erklärt, er sei zum Krieg oder zum Frieden bereit, Urchan könne wählen3. Dor Türke entschliesst sich für den Fri eden, da er damit rechnet, dass die Byzantiner sich mit ihren Truppen zurückziehen, was auch geschah. War der Kai s er erst wieder in I( nnstantinope] , dann konnte Urchan mit der gleichen Z ähigkeit, die auch seinen Vater Osma.n bei der B elagerung von Prusa ausgezeichnet hatte, sich der Eroberung fester Pl ätze in Bithynien und Mesothynien widmen. �
1. 330 kommt es zum ersten Friedensvert.rag zwischen den Byzan tinern und den Osmanen. Urchan wird zum Freund des Reiches erklärt. Dabei verpflichtet er sich, die Städte, die dem Reich in Kleinasien noch gehören, nieht zu belästigen4• Andronikos I I I . mag froh gewesen sein, dass er auf diese Weise die Bedrohung au s Kleinasien eindämmen konnte. Somit war ihm der Weg für seine Feldzüge gegen den Epirus und gegen Serbien gedeckt. Zudem war ein e Allian z d03 Urchan mit Umur vereitelt. Der Zug der Osmanen an die Propontis lässt sich aber nicht mehr aufhalten. Nikomedeia hält sich zwar noch einige J ahre, doch muss es 1332 wieder unterstützt werden . Die H ilfeleistung für diese Stadt erschien Andronikos so b edeutsam , dass er, als er von der neuen 1 . Ob er vielleicht damals schon versucht hat, ähnlich wie mit Stefan Dusan einige J ahre sp äter, zu m Nutzen des Reiches oder mehr zum e igenen Wohl Verbin dung zu Urchan aufzuneh men, lässt sich auf Grund der Quellen nicht feststellen. 2 . Kantakuzenos 11. 2 4 : 1 . 411 7 ; Amantos I;x€cmc;; S. 60; Georgiades Arnakes , J 06W!-L�VOL S. 195; J orga, Geschichte Bd. I . S. 1 30-1 7 1 . 3. Dölger, Regesten IV. Nr. 2 7 62 . 4. Dölger, Regesten I V . N r . 2 7 6 3 .
158
B edrohung der Stadt durch die Osmanen erfuhr, sogar den Feldzug gegen den bulgarischen Zaren I van Alexander unterbrach und mit einigen Heeresteijen vor Nikomedeia erschien, was den Abzug der Osmanen bewirktet. Nach einigen Tagen aber muss der Kaiser wie der nach Norden. Der Erfolg konnte aber nur gering sein, da der Kaiser über keine übel'flüssigen Truppen verfügte, die man als G arnison in Nikomedeia hätte lassen können. In der Zwischenzeit aber hat 1331 Nikaia, das vor siebzig J ahren noch die H auptstadt des Reiches war, kampflos den Osmanon die Tore geöffnet2• Als Ibn Battuta zwei Jahre später Nikaia besuchte, machte es durchaus den Eindruck einer türki schen Stadt3• In den kommenden J ahren wendet sich Urchan immer mehr nach Westen, annektiert den Emirat Kara�i' und festigt seine militärischen Erfolge durch inne:e Reformen6..
1 . Kantakuzenos 1 1 .26: 1 . 459. 2 . Georgiades-Arnakes, '06w(.Lrtvo( S. 1 95 ,1 Gorianov, Chronicon Mosquense S. 283 . 3 . Ibn Battuta,· Travels 1 1 . Bd., S. 4M. 4 . Georgiades-Arnakes a.a.O. S. 1 9 7 . 5. S o sieht dies eine spätere türkische Geschichtsschreibung, die den Gründer ihres Staates verherrlicht. Vg1 . hierzu zusammenfassend H ammer, Geschichte, I . ß d . S. 1 1 1 ff.
159
4. D ie kleinasiatischen Emirate
D as J ahr der E xpedition gegen Urchan (1329) sah auch anderE Unternehmungen des Kaisers, in denen sich ein konstruktiver Plan, wie am B eispiel von Chios, feststellen lässt. Die Niederlage bei Philo krene mag " mit ein Grund sein, dass Andronikos I I I . , nachdem er Martino Zaccaria unterworfen hatte, nach dem byzantinischen Alt-Phokaia fuhr und dort mit Sarukhan, dem Emir von I onien, der in Magnesia seine Residenz hatte, Frieden schloss1• Der Emir von K ari tm lässt sich mit Krankheit entschuldigen, schickt dem Kaiser aber Geschenke2. I m Spätherbst �es J ahres 1329 kehrt Andronikos in die H aupt stadt zurück. In diesem ersten Regierungsjahr Andronikos' I n . kri stallisieren sich bereits alle Möglichkeiten der kleinasiatischen Politik, die das byzantinische Reich noch zu führen vermochte, heraus. N ach dem Scheitern der Liga ( 1334) und nachdem es sich als unmög lich erwiesen hatte, etwas in Kleinasien von Norden her gegen Urchan durchzuset zen, verschlechtern sich die Verhältnisse derart, dass Andro nikos in seine weiteren Proj ekte die Sel dschuken als Bündnispartner ein bezieht. Es kommt sogar soweit, dass Andronikos gezwungen ist, die Türken als Bundesgenossen in das Reichsgebiet einzuladen. Wäre der Kaiser der erste gewesen, der den Türken den Weg nach Westen wies, wäre ihm freilich ein Vorwurf zu machen. ' So aber nüt it er nur eine Gelegenheit; denn die Seldschuken n ahmen mindestens einmal im J ahr Kurs auf Griechenland und auf die Inseln der Ä gäis. So schickt denn Andronikos 1335 während der Belagerung von Phokaia eine Gesandtschaft an den gewaltigsten Emir der kleinasia tischen Küste, an Umur von Aydin3• Dieser war in den Augen der Grie chen und der Lateiner der gefürchtetste Pirat seiner Zeit, in der Auffas sung seiner Stammesbrüder der grosse Glaubenskämpfer, der Ghazi des I slam,
Le Destän d'Umür Pacha
S.
348 V. 49.
5. Le Destän d'Umür Pacha S. 52 V. 161 11. Vgl. auch Lemerle, L' Emirat d'AYdin S. 58.
1 60
Andronikos bittet den Emir in einem Brief um ein Treffen auf Kara Buruni , wozu es dann auch kommt. Mit nur drei Mann Begleitung be sucht Umur den byzantinischen K aiser, der, wie die türkische Quelle berichtet, es nicht wagt, obgleich ihn grosses Gefolge umgibt, an Land zu gehen, auf dem byzantinischen Schiff. Mit Prunk und Gepränge wird die Begegnung der beiden Fürsten gefeiert2: «Les cymbales, les timbales et les trompettes sonnaient» 3. Vier Tage dauerten die Festlich keiten , während deror man übereinkam, dass U mur den Byzantinern Schiffe für . die Belagerung von Phokaia und Waffenhilfe gegen die Albaner gewähren solle'. Ferner berichtet Enveri, dass der Kaiser Chios an Umur abtrat5• Soweit nach Nikephoros Gregoras, J ohannes Kanta kuzenos und Enveri. D ie genannten Quellen geben der Begegnung des byzantinischen Kaisers mit dem Emir zwar eine politische Bedeutung, die sich dann auch in den Tatsachen erweist, wie in Albanien, sie sprechen aber nicht von den eigentlichen Problemen des Mittelmeerraumes im 14. J ahr hundert. Als ein solches erscheint das Verhältnis der seldschukischen Emirate zu Urchan und die Frage, op der byzantinische Kaiser hier nicht einen etwaigen Gegensatz für sich ausgenützt hatte. D.er Gedanke, dass die Allianz des byzantinischen Kaisers und des Umur gegen den Osma nen Urchan gerichtet war, liegt schon bei einer ga:O: z oberflächlichen Betrachtung diesser Zeit nahe6, findet aber eine gewisse Bestätigung durch· die Siebte Novelle des Zweiten Tages von Giovanni Boccaccio7• Die Grundlage einer solchen byzantinisch - türkischen Allianz war der Zusammenbruch der westlichen Politik, der sich im Angriff auf 1. Dölger Regesten IV. Nr. 2820. 2 . Le Des tän d' Umür Pacha S. 83 f. V. 1041 ff. 3. Ebd. S. 84 V. 1 062 . 4. Vgl. Dölger Regesten, IV. Nr. 2 8 1 9 . 5. L e D estän d'Umür Pacha S. 85 V. 1 0 7 7 . D as entspricht nicht den Fakten vgl. dazu Lemerle, L'Emirat S. 1 0 7 Anm. 2 . , möglicherweise bekam der Emir die Steuern von Chios für d ie Aufhebung der Belagerung von Philadelphia. Vgl. auch Dölger, Regesten IV. Nr. 282 1 . 6. Diese Vermutung spricht bereits D . G. Schlumberger (Numismatique d e l'Orient Latin, Paris 1 8 7 8 . Unveränderter Nachdruck Graz 1 954, S. 480) mit Be rufung auf Kantakuzenos aus, ohne allerdings dies zu dokumentieren. Schlumberger bezieht diese Allianz allerdings nur auf Sarukhan und Andronikos 1 1 . 7 . I n dieser Novelle des D ekamerone erzählt Boccaccio von der Tochter des Sultans von B abyIon. Diese sollte den König von (IGarbo,) h�ir�ten aus �' D ank dafür, dass jener König dem Sultan gegen die Araber geholfen hatte. Doch das Schiff
t 61
der Braut wird bei Sardinien verschlagen, und die Prinzessin kommt nach Liebschaften mit dem Herzog von Mallorka, dem Fürsten von Morea, dem mit diesem verwandten Herzog von Athen schJiesslich als Geliebte des byzan tinischen Kaisersohnes Konstantin nach Chios . Dort aber wird die Prinzessin von Osbech dem König der Türken, der ständig mit dem Kaiser im Krieg lebte, nach Smyrna verschleppt. Doch bereits vor diesem Ereignis hatte der Kaiser mit Ba sano, dem König von Kappadokien, ein D efensivb ündnis gegen Osbech geplant, welches gewisser Ansprüche des Basano wegen noch zu keinem Abschluss gekom men war. Um nun der Ausführung d ieses B ündnisses l zuvorzukom men , zieh t Os bech gegen Basano. Osbech fällt, und Basano nimmt Smyrna ein. Soweit Boccaccio. Was die Vorlage dieser Novelle betrifft, so kann man das Motiv des getrennten Liebespaares vom hellenistischen Roman, der zweiten SQphistik bis ins lateinische und griechische Mittelalter hinein verfolgen. 'Vir wollen nun nicht die literarische Herkunft der Erzählung deuter:I, sondern uns dem historischen Gehalt zuwenden. Da ist zuerst ein türkisch-byzantinisches B ii ndnis gegen Türken aur klein asiatischem Boden. Da ist eine ganz gute Orientierung über die Titelverhältnisse der lateinischen Fürsten in Griechenland. Boccaccio weiss, dass der Fürst von Achaia (Morea) in Clarentza residiert, er kennt das Bastardregime der Aragons auf Mallorka. Da sind ferner die Ereignisse in den Raum von G,bios und Smyrna gelegt (Chios ist byzan tinisch bis 1 3lt6! ) . Boccaccio konnte diese Kenntnisse haben , da er lange Zeit am Hore des König Robert von Neapel lebte und in Beziehung mit den Accaiuoli, die i,n Neapel ihr Bankhaus hatten, stand (vgl. dazu E. G. Leonard, Boccace et Naples, Paris 1 gftlt passim) . Die kleinasiatischen Verhältnisse konnte er auch kennen, da es einen regen Handel mit den Emiraten an der klei tlasiatischen Küs te gab. Wir wissen sogar, dass die neapolitanischen Münzen von Sarukhan nachgeprägt wurden (vgl. Schlumberger a.a.O. S. ltSO ff, ltS3 ff. ) . Was ist Sache der Novelle und was lässt sich historisch belegen? Der sold anus Babyloniae ist terminus technicus für den ungläubigen Fürsten, auch Umur wird z.B. von Villani Soldano de' Turchi (vg. Schlumberger a.a.O. S. ltS3) genannt, be s()ndeJ,'s , a�er q.�r . S,l,lltia!l ,von , Ägypte� wird so bßzeichnet. D a�s dieser gemeint war' : di�r�� , läss,t . 4�r ) p,�h ter ,ke'lwn: . Z 'Y�ifeL Di!3 �ri�zessin best�jgt , das . Schiff . zu ' Ale. xapqria u,n� am , Schluss i�ehrt sie. dortnin . w ied!'lr , zu ih;rel1l y�tßr zurü�k .Mit , dem S,ultiri, �9in ,��rho man Sultan, von , 'MarQk�o : ( :;=! ' .Oarb�a), identifi; zieren. Bei Basano wurde ein: �itel bai,�o := b aßS�llo zllm: , ·E ige.Q.namen. Für e�n,en erste zeitgeschi<;htlichen l,lod -da& Vorwurf könnte d�rI . Schiffbruch " ' . � , bei , 8ardinien � ' " : ' \ : tI I Aben teu'ef in Mallorka sprechen . Schwieriger ,ist es� den Osbech d er Novellß mIt . qßm . gleicb. z'el�igen: : :khan . der Goldeheri ' Jfo�qe, m'it" Özheg� gieic'h �uset,zen. B�ccaccio �ennt " �liii' . KÖnig ' de,r ' Tür�en, . was :.�,ohl ',riit , ' der ungena�e n .· . Un'terscheidung de� '.I;'u�kstämme in dieser zu' erklären 1st und daher, dass Bocc.accio eine ' Novelle ilOd ' hidlt G�sbhicht� s'chreiben ' woTIte .. ' . ' ' ' " , : . " ,i · Weil; 'wiiserttlich �r J 'e'rs'chej�t e�: aber, äass " O�bech ��d '.:�war' l�'. K �� pt I it '� e�� r �it ,k nn yo�: ros�e;n t'ü �kis e I) . J elden , �of �Üe m Urn,ur ( + 1 34S) mIt Smyrna 10 aez�ehung gebracht �erd�m .d" urch semen. Kam pf . . , besonders ' ' " \ : , , ' ). . , � I. . ,' : 1 '- ' I ' gegen die , 'abend1andjschen , Kreuzfa�rer, die 1 .3ltQ �myrna . besetzt hatten (v�l. d az u , Lemerle· ' L'EmitaCS. iSO ff ; 2 1 8 ff. ) . Jener Umur, der na,ch Scheitern der Liga von 1 332-1 33lt (vgl. oben S. 129 ff) ein Bündnis mit dem byzantinischen Kaiser geschlossen hatte . I n der Novelle richtet sich das Bündnis gegen Basano von �
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162
das byzantinische Lesbos kundtatl. Als der Kaiser sah , dass sich durch die N achgiebigkeit der Phokaier eine Weiterführung des Krieges erüb
rigte, entlioss er Umur mit reichen Geschenken. Zuvor aber mag noch r
das Waffenbündnis für das kommende J ahr gegen die aufständischen
Albaner abgesprochen worden sein.
Dieser Feldzug sollte leider zu
einem Fiasko werden,.., da die Leute des Umur zwar ihre Pflicht als
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Kappadokien, der 8chliesslich Sieger bleibt. Gesiegt. aber hat letzten Endes in Klein asien Urchan (der Osman�) . Wenn man nun annimmt, dass re di Cappadocia bei etwas vagen Geographiekenntnissen einen H errscher nordöstlich von Smyrna meint, 80 könnte mal). mit einiger Unsicherkeit in dem Has!ino der Novelle den Urchan der Geschichte sehen. Es verhält sich möglicherweise also so: Vom historischen Ö Zbeg, dem Mongolenkhan ( + 1 341 ) , ist der Name geliehen. Der Osbech der No velle ist also nicht Ö zbeg, sondern der Emir Umur (der in den Auseinandersetzungen mit den Kreuzfahrern um Smyrna gefallen ist) . D er Basano der Novelle ist Urchan (Osmans Sohn ) . H ier stellt sich uns n u n die Frage , welchem historisch belegbaren Bündnis des byzantinischen Kaisers mit einem türkischen Emir entspri cht das des byzanti nischen Kaisers mit Basano? M. Landau ( Die Quellen des Dekameron, Stuttgart 1884, S. 296 1.) weist darauf hin, dass Lami (Novelle letterarie anno 1 7 54 vol. XV. ) i n 1 1 , 7 eine historische Gegeb�nheit z u erkennen glaubte. (jLami, der etwas H isto -· risches in der Novelle finden will ( XV. S. 290) berechnet, dass die Abenteuer der ' babilonischen Prinzessin zwischen 1 3 1 5 und 1320 vorfielen, fi ndet aber doch einige Widersprüche und Anachronismen darinI» Für den �sseren Rahmen mag von In teresse sein, dass wir von einer Ehe zwischen Tulunbeg, der Nichte des Özbeg und dem Sultan von Ägypten Malik Nasir Muhammed vom J ahre 1 320 wissen (Döl ger, Regesten IV. Nr. 2441 ) . Doch bereits 1 328/29 schickte der Sultan Tulunbeg zurück (vgl. P. Schmid, Die diplom. Beziehungen. . . S. 206/7 ) . Für ein weitge spanntes Bündnissystem haben wir Belege aus der Zeit. So plante Philipp VI . von Frankreich, den Papst, die reges in fideles zusammen mit den Venezianern, Johanni tern, Robert von Sizilien, IIugo von Zypern , Leon von Kleinarmenien und Andro nJkos 1 1 1 . in einem Bündnis contra BabyIonium Aegyptiumque Soldanum zusam J"IIen:ZU8eI:tlies&en (Raynaldus, Annales Ecclesiastici 1 334). DAzu -bsBe sich bemerken: In der Zeit zwischen 1 3 1 5 und 1 320 ist uns kein Bündnis des byzantinischen Kaisers mit Türken gegen Türken bekannt. Wenngleich der Gedanke einer Allianz des Kaisers mit Ä gypten gegen die kleinasiatischen Emi rate von G. Weil (Geschichte der Chalifen Bd. 4, Stuttgart 1 860, S. 353 Anm. 1 wie P. S �hmid a.a:O. S. 2 1 2 Anm. 915 hinweist), nicht für unwahrscheinlich gehalten wird. I m Zeitraum von 1321�1 328 kennen wir einige Bündnisse Andronikos' 1 1 . mit Turkstämmen gegen den eigenen Enkel. Und erst von 1328 an beginnt wieder die kleinasiatische P
1 63
Bundesgenossen erfüllten, jedoch Thessalien plünderten und die Be wohner in die Gefangenschaft schlepptenl. 1 337 kommt es dann zur längst erwarteten Einnahme von Niko medeia2• In das gleiche J ahr fällt auch ein Ereignis von weltgeschichtli cher Bedeutung, n ämlich der (wahrscheinlich) erste ü bergang der Osma nen auf europäische Gestades. Von byzantinischer Seite wird seltsa merweise in dieser Zeit nichts unternommen. Das Reich ist durch zu vie�e Aufgaben gleichzeitig in Anspruch genommen. Nur der Patriarch J ohannes Kalekas schickt 1339 der Gemeinde von Nikaia Briefe, in denen er diese auffordert, dem Christentum treu zu bloiben'. Die by zantinische Politik konzentriert sich jetzt mehr auf die Küstenemirate. 1339 gehen noch einige Gesandtschaften nach Ägypten6, die aber nur für die Sicherung der dort lebenden Christen gedacht waren und wohl keiner grösseren politischen KOllzeption entsprochen hatten. Im gleicl>.e:l J ahr schickt der Kaiser don Metropoliten von Ephesos, Mat thaios, . mit Briefen an. Umur6• r. ü ber den Inhalt dieser Schreiben, in denen wir auf Grund früherer eine Bitte des Kaisers um Waffen hilfe vermuten dürfen, ist nichts bekannt. Möglicherweise handelt es sich hier auch um den Versuch Andronikos' 1 1 1 . , eine Landung und einen Angriff des Umur auf byzantinisches Gebiet abzuwenden. Dafür könnte sprechen, dass im darauffolgenden J ahr Alexios Apokaukos mit der Aufstellung einer neuen Flotte betraut wird7• Der Empfang des Gesand ten des byzantinischen Kaisers bei dem Emir ist auch nicht mehr allzu freundlich. U mur weigert sich lange, dem Metropoliten Gehör zu schenken8• 1 . Dölger, Regesten IV. Nr. 2819; Kantakuzenos H. 32: I . 496; Le Des- tän d' Umfir Pacha 8. 87 V. 1 1 3 5 ff; Lemerle, L' Emirat d' Aydin S. 1 2 5. 2 . Kantakuzenos 11. 34: I . 505. 3 . Gregoras X I . 4 : 1 . 539 ff. 4'.
8. 1 89.
Acta et Diplomata,
Bd.
1 .8 .
H;
Georgiades-Arnakes, ' 06w(J.cx\ioL 8. 1 9 6 .
1 83-1 89; Georgiades-Arnakes. '06w!lcxvot
5 . Dölger, Regesten IV. Nr. 2839, 2840, 2841 . 6. Vgl. den Brief des Metropoliten Matthaios an Logaras ed. M. Treu, MaUhaios Metropolit von Ephesos, Ueber sein Leben und seine Schriften, Programm des Victoria-Gymnasiums zu Potsdam , Ostern 1 895, Potsdam 1 895, S. 53-56; Döl ger, Regesten I V. Nr. 283 7 . 7 . Dölger, Regesten I V . Nr. 2 8 4 2 . Kantakuzenos I I . 38: J . 53 8 . Vgl . ferner R . Guilland, Etudes de civilisation et de litterature Byzantines I, Alexios Apocau cos, in: Revue du Lyonnais, 1 9 2 1 , S. 526 H. 8 Treu a.a.O. 8. 53 r. . .
1 64
Diese Einsetzung des Apokaukos zum Admiral mag der Grund gewesen se�n für den sich nun anbahnenden offenen Streit des Megas Dux mit Kantakuzenos. Und hier zeigt sich wohl die Tragik des ster benden oströmischen Reiches, dass durch einen innenpolitischen Zwist ein aussenpolitisches Unternehmen, das so notwendig gewesen wäre, vereitelt wurde. An dem Streit mit Apokaukos und an dem Nicht zustandekommen der Flottenexpedition darf man wohl einen grossen Teil der Schuld Kantakuzenos zuschreiben, der, wie man schon oft bemerken konnte, lieber eine Staatskrise und den Untergang des Rei' ches, dem er zu dienen v(l!'gab , riskierte, als ein Hochkommen seiner Gegner und eine Verringerung seines Grundbesitzes und des Einflusses seiner Familie zuliess. Ein Moment, das man b ei der gesamten Politik des Grossdomestikos nicht ausser acht lassen sollte und welches die gesamten B emühungen Andronikos' 1 1 1 . um Kleinasien zunichte machte.
Sechstes Kapitel
A ndronikos 111. Palaiologos (1328 - 1341) 1 . D as Erbe der Bürgerkriege und seine Ü berwindung durch Andro
niko8 1 1 1 .
Die grösste Schwierigkeit lag beim Regierungs�ntritt des jungen Kaisers für diesen darin, dass er, der sich bis jetzt als Prätendent viel fach auch demagogischer Mittel bedienen konnte, nun vor der nicht leichten Aufgabe stand, sich als Staatsmann zu bewähren. Wie Andro nikos I I L ans Werk ging, darüber lesen wir bei Kantakuzenos. ((Die Herrschaft und die Verwaltung des Staates beanspruchte er für sich, ' von den übrigen Dingen entzog er dem Kaiser nichts» 1. Dem wider spricht eine Notiz des Gregoras: Andronikos 1 1 1 . hätte anfangs seinen Grossvater zum Mitregenten ernennen wollen, doch habe seine Anhän gerschaft sich dagegen verwahrt2• Hier scheint Kantakuzenos mehr Glauben zu verdienen; denn etwas muss der junge Andronikos nach dreimaligem Vertragsbruch von Seiten seines Grossvaters doch ge lernt haben. Der Enkel lässt nämlich den alten Kaiser äusserlich in seiner Stellung, indem er ihm die ß CX(iLALXtX (ju� ß o).cx Eugesteht und eine Apanage gewährt3, ihn aber von j eder Berührung mit der Poli tik fernhält und sogar von der Hoftafel isoliert'. Mit dieser Hinwendung zur Realpolitik, ohne Betonung überflüs sigen Zeremoniel)s, erweist sich Andronikos 1 1 1 . als echter Herrscher, verletzt dabei freilich die empfindsamen Gefühle der Byzantiner. Auch bei der Wahl seines Palastes lässt sich der Kaiser mehr von Zweckmäs sigkeit als vo � Repräsentationsgründen bestimmen. Andronikos I I I. residiert, solange sein Grossvater lebte, teils im H aus des Porphyro gennetos, teils im Palast des Despot�n Demetrios und später erst in 1. Kantak uze.nos 1 1 . 1 : 1 . 3 1 1 . 2 . , Gregor-U ·. I K .'J.: ; . I .!t..2 8. 3 . Gregoras a.a.O . ; Kantakuzenos 1 I . 1 : 1 . 3 1 1 ; Dölger, Regesten IV. Nr. 2599; R. Guilland, , l.a disparition des Courses, Etudes Byzantines, S. 1 0 1 . 4 . Gregoras I X. 7 : 1.428.
1 66
den Blachernen1• Die Notwendigkeit einer repräsentativen Residenz war für den Kaiser, der sich zumeist auf Kriegszügen befand, nicht 80 gegeben. Durch diese massvolle Bescheidenheit zieht der Kaiser viele A nhänger seines Grossvaters auf seine Seite, während vielleicht manche seiner eigenen Leute, die im Glauben gelebt hatten, durch den Re gierungsumsturz Reichtümer zu gewinnen, sich bitter enttäuscht sahen, ebenso auch Kreise, die ihr persönliches Rachegefühl gestillt sehen woll ten , wie der ehemalige Patriarch Nephon2• B eim Betreten Konstantinopels hat Andronikos 1 1 I. seinen Truppen, vo n 'deren Gunst und Ungunst er bis dahin abhängig war, j ede Plünde rung unters.agt. Es wurde auch kein Vermögen eingezogen, mit Ausnahme der Güter des Theodoros Metochites. Letzteres konnte man gründlich tun, da der Grosslogothet dieses bei Freunden versteckt hatte, aber ungeschickt genug war, darüber eine Liste anzulegen, die seinen Ver folgern in die H ände fiel. I m Anschluss daran kommt Theodoros Me tochites in Klosterhaft nach Didymoteichos3• Das politische Programm des Kaisers zeigt nun nach aussen seine . Wirkung einerseits in der Bewältigung der Schäden der B ürgerkriege, so der Ausbau einer Grenzbe�estigung und einer Flotte, andrerseits aber in der \Viederaufnahme uralter Traditionen byzantinischer Kai ser, nämlich der Rechtspflege. I. -
•
Die Bautätigkeit, die unter Andronikos I I. Kostbarkeiten wie das Chorakloster entstehen liess, sieht sich unter seinem Enkel auf prak tische Aufgaben beschränkt" nämlich auf den Bau von Festungen. Andronikos 1 1 1 . , der aus seinen serbischen und hulgarischen Kriegen die Konsequenzen zog, liess nahe der serbisch-byzantinischen Grenze in Makedonien einen Verteidigungsgürtel anlegen, so bei Thessalonike Gynaikokastron, bei Pherai Siderokastron und Amphipolis5 am Stry mon. In Thrakien will er das alte Arkadiupolis aufbauen6, das durch 1. So nach Kantakuzenos 1 1 :1 : 1 . 3 1 1 ; 1 . 59: 1 . 305; Gregoras I X . 9: 1 .�33; Guil land a.a.O S. 1 74:. 2 . Vgl . dazu Gregoras I X . 7 : 1 .4:27 f; vgl. auch S. 1 7 4: . 3 . Kantakuzenos 1 1 . 1 : 1 . 31 2 . 5 ; 1 . 59: 1 . 305 f. ; Dölger, Regest.en IV. Nr. 2 7 1 5; Beck, Theorl. Metochites S. 1 6 f. 4:. über den Verfall d er Kirchen und Paläste einschliesslich der Hagia Sophia klagt Nikephoros Gregoras X I . 1 1 : 1 . 568.
5. Kantakuzenos 1 1 .39: 1 . 54:2. Gy naikokastron ist das türkische Ahissarj so J ire�ek, Geschichte der Serben, Bd. I . S. 3 7 5 . 6. Kantakuzenos
1 1 . 38:
1 . 541 .
'Er
. kritisiert
hier
seinen
kaiserlichen
1 67 die Tatareneinfälle sehr in Mitleidenschaft gezogen war.
Auch trug
der Kaiser Sorge, dass diese Plätze aus den Städten des Umkreises besiedelt werden. An der thrakischen Küste baute er Peritheorion und in der Nähe davon Dipotamos1• Konstantinopel allerdings verlor immer mehr an G1anz . Alle kaiserlichen Gebäude verfielenI , mit Ausnahme der Blachernen, die Andronikos
1 1 1 . noch vor dem serbisehen Feldzug neu
befestigen liess3• Nicht einmal die H agia Sophia, u m. deren Schmuck sich die früheren Kaiser gekümmert hatten, konnte noch instand ge
halten werden. Einige J ahre nach dem Tode Andronikos' 1 1 1 . stürzte · eine ihrer Kuppeln zusammen, und die abergÜiubischen .. Byzantiner ' erschauerten bei einem Anblick, der an die. ZersÜ>rung Jerusalems und seines Tempels durch Nebukadnezar gemahntet. Aber nicht nur die Verteidigung zu L and lag dem Kaiser am H er
zen, sondern in weit grösserem Masse die Verteidigung zur See. Die Errichtung einer rieuen Flotte darf wohl als ein H auptverdienst Andro nikos'
1 1 1 . gelten. Denn da musste ein vol1kommen neuer Anfang ge
In acht werden, nachdem der alte Kaiser die maritime Verteidigung den Genuesen über] assen5 und so eine Lebensfrage des byzantinischen Rei ches vernachlässigt hatte. Die Folge war, dass die griechischen I nseln und auch Thrakien Jden türkischen Einfällen offenstanden und Byzanz im Ansehen des Westens stark sinken musste. Schon in der ersten , Zeit seiner H errschaft denkt der Kaiser an eine Neuordnung der
d urch
So erlässt er noch im Mai
den Bürgerkrieg gestörten Besitzverhältnisse.
1 328 ein Edikt� Die augenblicklichen Inhaber
von beweglichem Gut sollen die Nutzniessung haben, doch müsse das
Freund und wirft ihm Ruhmsucht vor: «�\I 'YcXp xrtt 7te:pt TcXC; olx03olLtlC; ,�MTLflO:: 6 ßCXO'LAe:OC;, ou jL6\1o\l Xpe:(cxc; �\le:xcx, ci).,AcX xcxl �uxcx'Y(a)'YLcxc; �\I 1T0LlLoc; «VCXAO\NI). L Kantaku1.enos 1 1 . 39: 1 . 542. 2 . Gregoras X I . 11: I . 568 . 3. Ders. X. 7 : I . 496. 4. .
Ders. X . 2: 1 1 . 74.9 . 5. über die Ausrüstung der Flotte und ihre zahlenmässige Stärke bei der Chios expedition vgl. S. 1 1 4 . Seit 1 329 war immer eine gewisse Flottenstärke einsetzbar, so bei dem kleinen Seegefech t bei Ten�dos zwischen Andronikos und Umur; vgl. S. 159; beim Entsatz von Nikomedeia vgl. S. 1 57 ; bei der Liga mit dem Westen vgl. S. 1 25�f.; danach aber scheint während der Kämpfe des Kaisers im Epirus die Flotte wieder vernachlässigt worden zu sein. Erst 1 340 wird Apokaukos zum Befehlshaber der Flotte gegen die Türken ernannt und ausserdem bekommt �r die Mittel, eine Flotte auszurüsten. Vgl. Dölger, Regesten IV. Nr. 2842. VgI, 'auch Ostrogorsky Geschichte.�S. 416.
1 68
Besitzrecht der ursprünglichen Eigentümer gewahrt bleibeni. Zwei weitere Gesetze, die auch noch in den Mai 1328 fallen, zeigen sein Be streben, der innenpolit.ischen Schwierigkeiten Herr zu werden. So wird der Steuerdruck für die Pächter der kleinen Staatsgüter erleichtert, es wird verboten, die letzte H abe und Kleidung für säumigen Zins einzutreiben2• Schliesslich führte Andronikos I I I . im J ahre 1329 den Gerichtshof der Xot60ALKOL X P L't'ott eins. Vier Richter, zwei Laien und zwei Kleriker sollten nun vollkommen unabhängig' Recht sprechen. Durch diese Institution hofft Andronikos wohl eine Bresche in die korrupten Methoden, deren sich die byzantinische Beamtenschaft so o ft bediente, zu schlagen und - was für die soziale Struktur des Reiches noch we sentlicher ist - die I mmunität der grossen Feudalherren zu brechen. Die Formulierungen der diesbezüglichen Prostagmata lassen hieran keinen Zweifel und können eine antiaristokratische Tendenz nicht 1. .
Dölger, Regesten IV. Nr. 2 7 1 6 und 2 7 1 7 .
2. Ders., Regesten IV. Nr. 2 7 2 8 . ( Diese Gesetze waren offenbar schon kurz nach dem Tode des Kaisers ohne Gültigkeit, wie sich dies aus, einer Bittschrift des Nikolaos Kabasilas an Anna von Savoyen erschliessen lässt; vgl. dazu R. Guilland Le trait6 inMit sur l'usure de Nicolas Cabac;ilas, E t� (LV�(L71V �Tt'up{8(1)vo� AcX(LTt'pou, 'A6�vo(L 1 935, 268-2 7 7 .
3. Den Vorgang der Einsetzung der XIX60ALKOl KpL't',xl u n d die Verleihung des kaiserlichen Schwertes (der ßIX:JLALK� (JTt'cX671) als Sinnbild der Gewalt, beschreibt Gregoras ( I X . 9 : 1 .438) . Vgl. dazu auch K . E . Zachariä von Lingenthal, Geschichte des Griechisch-Römischim Rechts, Berlin 1 892, S. 385 fr. Zur Einsetzung dieser Richtp.r erliess Andronikos I I I . 1 329 ein eigenes Prostagma, hrsg. bei C.E. Zachariae von Lingenthal, Ius Graeco-romanum, Neuausgabe von J . Zepos und P. I . Zepos, A then 1 930, I .Coll. V. nov. XLI: S. 580-581 ; vg1. auch Dölger, Regesten IV. Nr. 2747 . 1 33 4 kommen noch zwei Ergänzungsprostagmata hinzu, vgl. Zepos a.a.O. Bd. I . Coll. V . nov. XLI I : S . 581-582; Bd. I . ColL V . nov. XLI I I : S . 583, und Dölger, Regesten IV. Nr. 2805, 2806. Es waren im ganzen vier Richter, zwei Laien und zwei Kleriker, letztere fungieren jedoch als kaiserliche Richter, so P. Lemerle, le Juge General des Grecs et la retorme judi ciaire d'Andronic I I I in: Memorial Louis Petit = Melanges d'Histoire de l'archeologie. Byzantine = Archives de l'Orient Chretien 1 (Bucarest 1 948) S. 373. Die Namen der ersten vier Richter, . nämlich: Joseph Metropolit von Apros, der Dikaiophylax und Diakon Gregorios Kleidas, der Megas Dioiketes Glabas und Nikolaos Matal'angas, entzifferte L. Petit, in: L. Petit-Wo Regel-Actes de l'Athos, 3. fase. Suppl. Vizantijskij Vremenik 12 (1906) S. 24. A uf weitere allgemeine Richter weist Lemerle a.a.O. S. 308 rr. hin. Vgl. Ostrogorsky, Geschichte S. U5 �. =
4. Andronikos I I I . wollte, dass diese Richter unbestechlich wären und hat sie deshalb finanziell unabhängig gemacht.
1 69
verleugnen. D iese Richter , bekommen sogar die Jurisdiktion über alle Kastra und Territorien des Reichesl. Andronikos 1 1 1 . , der willens ist mit j eder Günstlingsherrschaft aufzuräumen, zeigt hier sein innen politisches Programm: von der Rechtsreform zur Staatsreform. Die Einrichtung eines allgemeinen Gerichtshofes geht bereits auf Andro nikos 1 1 . zurück, wenn sich nieht die Ansätze hierzu sogar noch weiter zurück verfolgen lassen2• 1 296 hatte d er ältere Andronikos versucht, sine Justitzreform durchzufi�hren, doch ohne Erfolg3• 1 329 b aut sein Enkel hier weiter und schafft eine Einrichtung, �ie bis zum Ende des byzantinischen Reiches von B estand sein sollte. Andronikos 1 1 I . war kein J ustinian, und seine Zeit war ,auch nicht mehr das 6. J ahrhundert mit allen Möglichke�ten eines grossen Reiches, doch war die Wirkung der Gesetzgebung der Juristen, die unter Andronikos 1 1 1 . lebten, in die kornrnonden J ahrhunderte hinein nicht gering. Das kompilatorische Werk des Matthaios Blastares' sollte vor allem in der gesamten sla vischen Wolt auch nach dem Fall von Konstantinop el von grösstem Einfluss sein6, und di� ;t 345J erschienen� : H exabiblos des H armenopulo8 wurde die Grundlage der Gesetzgebung des neuen Griechenlands8• A. Soloviev sieht zwischen dem \Virken der allgemeinen Richt.er und den Arbeiten des H armenopulos und des Blastares einen inneren Zusam m enhang, der seinen Ursprung hat in der geistigen Atmosphäre von Thessalonike, das im 14. J ahrhundert an kultureller Bedeutung Konstan tinop el b ei weitem überragt und unter Andronikos 1 1 1 . als zweite Stadt d es Reiches sich zu , einem nie �rreichten Höhepunkt aufschwingt7• 1 . Zepos Bd. I. Coll. V. nov. XL I V. S. 582. 2 . Lemerle weist, (Le Juge General S. 293 u. Anm. 5) auf eine ähnliche Ein richtung aus dem J ahre 1 1 66 hin.
3. Zu den Reformen unter ' Andronikos 1 1 . vgl. K. E. Zachariä von Lingenthal, Geschichte des römischen Rechts S. 385. Lemerle, Le' Juge general S. 29lt-295. Boissonade, Ane ota Graeca, Bd. I I , 85. , ;
�
v6v(J)v
4. Hrsg. b�i G.A. Rhalles u. M. Po�s, Athen 1 859. Bd. 2.
:Eov 't'cxy(.LCX 't'(;)v 6e((J)v
xcxl tep(;)v xcx
5. Vgl. dazu A. Soloviev, L'ceuvre juridique de Mathieu Blastares, Studi Bizantini e Neoellenici 5. 1 939 (Atti deI V. Congresso internazionale di Studi Bizantini, Roma 20-26 settembre 1936. I. Storia�FilolC)gia-Diritto, S. 698-707). 6. Const.. H armenopuli - manuale legum sive Hexabiblos rec. G.E. Heimbach, , Leipzig 1 851 . 7 . A". . �oloviev a. a.O. S. 699. Zur kulturellen Bedeutung von Thessalonike im ' 14. J h, vgl. auch Taf�ali, Thessalonique . . . passim. B. L aurdas. 'H xAcxaaLx� CPLAO
=
AOY(CX d� �v geaacxAov(X7jV XCXtOt 't'ov 8excx't'ov d't'cxp't'ov cxl(;)vcx. cE't'CXLpetcx ' MCXXE30VL
X(;)V :E7tou8wv,
37 (1 960) 1 85.
170
D och war es das Schicksal Andronikos' 1 1 1 . , dass er hier wieder Misserfolg erleben musste. Vielleicht war es eine grosse Gefahr für diese Einrichtung, dass man aus praktischen Gründen b ald von dem anfangs erstrebten Grundsatz der Kollegialit ät in der Urteilsfällung absehen musste. Die allmächtigen Richter, die allein durch das Land reisten, fühlten sich sicher und liessen sich bestechen, und das obgleich der Kaiser in weiser Voraussicht von vorneherein. grosszügig für ihren Unterhalt hat sorgen lassen!. Möglicherweise war es Ver leumdung und der Neid all derjenigen , die der Urteils spruch der XOC60ALXOt X P L't'ott erfasst hatte, dass man im Jahre 1337 den Richtern salbst den Prozess machte2• Dabei hätte sich gezeigt, dass nur einer der vier Richter, nämlich Nikolaos Matarangos , als. unbestechlich be funden wurde. Für die erste Meinung, dass die Richter. korrupt waren, haben wir den Bericht des Gregoras, während Kantakuzenos über die Institution der Allgemeinen Richter kein Wort schreibt. Für die an dere Auffassung, dass die Richter einer Verleumdung zum Opfer ge fallen sind, spricht ein Bittgesuch3 dßs Metochite3neffen Leon Bardalos an Kaiser Andronikos I H . und eine j etzt entdeckte Apologie der vier Allgemeinen Richter, die an den Kaiser gerichtot ist und sich in schärf ster Form gegon Einmischung und willkürliche Verurteilung durch den Patriarchen wendet'. Für die innere Geschichte ist dabei interessant, dass wir wieder einen Beweis dafhr haben, dass Kantakuzenos keines wegs noch zu Lebzeiten des Kaisers eine kaisoräbnliche Stellung hatte und der Staatspolitik die Richtung wies5• Es gab unter Andronikos I I I . mehrere Instanzen, die über eine gewiss� Machtgleichheit verfügten, so die Kaiserin, den Patriarchen, dia Al1gemeinen Richter, die beiden Konkurrenten Kantakuzenos und Apokaukos, und nicht zu vergessen den Protostrator Synadenos. Was die XOC60ALKOt X P L't"OC( betrifft, 80 scheint es, dass der Patriarch hier aus Angst vor einer Verringerung 1 . Gregoras I X . 9: 1 .438. 2 . Ders XI. 3; 1 . 537 . 3. Vgl. dessen Bittgesuch an Andronikos I I I . hrsg. von K. Dyobuniotes, Ae:.ov 'fOt; 7tpCIlTrL
IIprLKTLx« 'tijc; 'AxrL3l)!L(IXt; 'A6l)voov 9 (1934) 295-298, übersetzt und erläulert von
I. Sev�enko, Leon Bardales et les juges generaux ou la corruption des incorruptibles, Byzantion 19 (1949) 247-259. I
4. G. J. Theocharides, Die Apologie der verurteilten höchsten Richter der Römer, Byz. Zeitschrift 56 (1963) 69-1 00, Es gab auch einen geistlichen Gerichts hof beim Patriarchat, der nicht ohne Einfluss war; vgl. Ostrogorsky, Geschichte S. U 5 Anm. 1 . 5.
So Ostrogorsky, Geschichte
S.
U4.
171
seines Einflusses die Hand im Spiel ha.tte. Dieses Scheitern war nicht die Schuld des Kaisers, sondern es war mit ein Teil jener tragischen Kom ponenten am Werk, die zum Misslingen seiner politischen I ntentionen geführt hatten. Auch dass diese Reformen bisher kaum auf das Konto des K aisers gebucht wurden, ist ein trauriger Beweis für die höchst seltsame, wenn nicht geradezu ungünstige Stellung Andronikos' I I I . i n der byzantinischen Geschichtsforschung.
172
2. Andronikos I I I . und der Patriarchat von Konstantinopel
Obgleich Michael VI I I. und Andronikos 1 I . mit ihren Patriarchen taton, was sie wonten, der eine als Anhänger der Union, der andere als ihr Gegner, so trugen sie doch beide sehr zur Stärkung der orthodoxen Kirche bei, Michael VI I I . durch seine Verordnung vom J ahre 12681, die den Patriarchatserlässen gleiche Gültigkeit wie einem Kaisergesetz gab, vor allem aber Andronikos 1 1 . , indem er den Athos, der seit Alexios I. Komnenos dor Aufsicht des Kaisers unterstellt war, der des Patriar chen überliess2• Andronikos 1 1 . , der mit don inneren Spaltungen, in welche die orthodoxe Kirche durch ihren Widerstand gegen Michael VI I I . geraten war, fertig wurd e, herrschte ziemlich starr über seine Kirche, für deren Wohi er sich mehr vorantwortlich fühlte als für eine kraftvolle Aussenpolitik. Von acht Patriarchen setzte er sechs ab'. Für die Zeit der Auseinandersetzung des alten Kaisers mit dem Enkel sollte der Patriarchat sich ziemlich stark in die Politik einmischen. N'ach dem Tode d�s Patria�chen J ohannes X I I I . Glykys (+ 1319) setzte Andronikos 1 1 . wohl aus dem Gedanken heraus, dass von einem schwachen Patriarchat kein Widerstand kommen würde - denn mittler weile zeichnete sich der Konflikt zwischen Sohn und Enkel ab - den alten, schwerhörigen Mönch des Manganonklosters, Gerasimos, zum Pa triarchen einö. D ieser war ziemlich ungebildet und erschien auf Grund diesos Mangels An dronikos 1 1 . als der geeignete Mann für den Patriar chenthron zu sein, wie Gregoras, der Freund des alten Monarchen, berichtet6• Doch sollte sich Andronikos 1 1 . getäuscht haben; denn Ge rasimo8 ergriff Partei für den Enkel, und er war es auch wahrscheinlich, der ihm den Rat zur Flucht gab . Ein Streit der deshalb wohl unver1. Dölger, Regesten
111.
Nr. 1 95 7 .
1 2 . Ostrogorsky, Geschichte S. 4 0 1 . 1 3. E s ist unmöglich, in s o gedrängtem Rahmen auf d i e verwickelten Beziehun gen Kaiser-Patriarch von den Auseinandersetzungen Michaels VI I I . mit dem Patri archen Arsenios an bis zu den zwanziger Jahren des 1 4 . Jh. einzugehen. Vgl. dazu (summarisch) Guilland, L'Empire Byzantine. S. 2f4 ,ff; 222 ff; V. Laurent, Les gran des crises religieuses a Byzance. La fin du schisme Arsenite. BuH . Sect. Hist. Acad . Roum. 26, 2 (1945) 225-31 3; M. I. Gedeon. IIIX't'pL'X PY- Lxol. nt"lXxe:c;, Kon�tantinopel (1 885-1890), 389-U 7 . 4 . Guilland a.a.O. S. 227 . 5. Gregoras VI I I . 2. : I . 2'92 3La
6. Gregoras (�. . cEAA"I"LX,ljC; ",!" n�L8e:(IXt; oua' IlXF� 8OtXTÖA� ye:ua& ",c'.Ioc; n�no'tl,
1 73
meidlich gewesen wäre, wurde durch den Tod des Patriarchen vorhin dert, der in der gleichen Nacht verschied, in der der junge Prinz aus Konstantinopel flüchtetel. Zwei Jahre blieb der Stuhl des Gerasimos verwaist, bis sich Andro nikos 1 I . entschloss, den greisen Mönch Esaias zum Patriarehen zu er heben2• Doeh sollte hier Andronikos 1 1 . wiedor eine Enttäuschung er leben, denn Esaias beginnt ungeachtet seines Alters eine kraftvolle Kirchenpolitik. So kümmert er sich um die Rückführung der schismati schen Kleinarmenier zur Orthodoxie, und das in fast .ähnlicher "veise, wie sich auch die römische Kirche um Armenien bemühteS. Zu einer ersten Spannung mit Andronikos I I. mag es dadurch gekommen sein, dass . der Patriarch die Rückberufung und Rehabilitierung des 1285 in die Verbannung geschickten Alexios Philanthropenos durehgesetzt hatte'. Andronikos 1 1. , der gespürt haben mag, dass der Patriarch so ganz auf der Seite seines Enkels stand, will sich · darüber Gewissheit verschaffen. Es war Ende des J ahres 1327, a]s Andronikos I I . Esaias auffordert, d'en Enkel auf Grund seiner Verbrechen gegen die Maje stät des Kaisers aus den Kirchengebeten auszusehliessen6• Als sich Esaias dem Wunsch des alten Monarchen widersetzt, kommt es zu einer Spaltung des Episkopats. D ie Anhänger des j ungen Kaisers tagen unter dem Vorsitz des Patriarchen zwei Tage und zwei Nächte im Patriar chenpalast. Zugleich ergeht, von Esaias veranlasst, an Adel und Volk die Aufforderung zu einer Unterschriftssammlung für den j ungen An dronikos. Am dritten Tag endlich verkündet der Patriarch, « den cX.cpopLa(J.6<; gegen jeden, der den Namen des j ungen Kaisors verschwei gen will und ihm nicht die einem Kaiser g()bührenden Ehren erweist. Danach spraeh er eine zweite· Exkommunikation aus gegen di� B ischöfe, welche auf der Seite des alten Kaisers . . standen6 Die. erste Kirchen strafe bezieht sich ohne allen Zweifel auf Andronikos 1 1 . «ToG �OUAl)el) •
.
aL(a)1t�O'Ix.� 't'o 't'oG vtou ßOCaLAECa)<; 15\1o(J.oc xoct (J.� 't'cX 1tpoa�xov't'oc 1t&.\I't'oc \lt XOCL ßocaLAEL» . Nun heisst es für, A;ndronikos I I . hap.deln. Noch ehe , dje�.er .cX.cpopLa(.!6<;, q.en der Patriarch vor dem Volk von Konstanti aO(J.t\lou
(J.EL\I ocu't'<7>, 8aoc
nopel verkündet hatto; politische Folgen ,haben kann , l machen die Bi1 . Ders. Vlll. 6. 4: 1 315; .vgL 2. Ders. VU L ' 1 2.l: L361r. 3. VgI. dazu S. {40�i
S�
4. Gregoras VI I I . 1 2 . 1 : 1 . 361 . 5. Ders. I X . 3: 1.403·-405. 6. D e rs
.
IX.
3: 1 .405-406.
20 . .
'
. schöfe, die auf der Seite des alten Kaisers stehen, E saias den Prozess wegen Parteienbildungl. Der Patriarch kommt ins Gefängnis2 und wird erst von dem j ungen Andronikos nach der Einnahme der Stadt da raus befreit . . Mit dem Tiefstand, den der Konstantinopler Patriarchat in den letzten J ahren der Regierung Andronikos' 1 1 . erreicht hatte, sollte es nun unter seinem Enkel, der nicht vergessen hatte, dass der Patriarch Esaias ihm den Boden in Konstantinopel für seine Machtergreifung geebnet hatte, aufhören. J a es kam sogar soweit, dass Staat und Kirche unter Andronikos 11 I. in den J ahren 1 334-1 341 , sogar schon ab 1328, ihro Aufgaben und I nteressOD gemeinsam verfolgten, und das, obgleich Andronikos 1 1 . äusserlich viel starror an der Orthodoxie festgehalten hatte als sein den westlichen und kurialen E inflüssen offener Enko1 . Dessen Klugheit war aber i n der Praxis erfolgre. icher. Indem er näm Hch den Theologen freie H and in rebus ecclesiae liess, gewann er ihre . Unterstützung im Staat9 und zuverlässigere Mitarbeiter, als der immer stärker werdende grossgrundbositzende Adel es sein konnte. Zeitweise scheint der innenpolitische Friecte wieder gefährdet zu sein bezüglich der Frage, was mit den Bischöfen g03chohon soll, die seinerzeit auf der Seite des alten KaisE.rs gest.anden haben. Andronikos 1 1 1 . ist für Amnestie, nicht aber E saias. Erst nach langen Verhandlungen golingt es Kanta kuzenos, den Patriarchen zum Verzicht auf Rache zu best.immen3• Eine interessante Rolle sollte unter Andronikos 1 1 I . auch der ehemalige Patri&.rch Nephon spielen'. Gregoras zwar zeichnet ein sehr ungünstiges Bild von N ephon. Danach hätte dioser, der immer noch träumte, eines Tagfs wieder den Patriarchenthron zu best,eigen, den jungen Kaiser zu strengen Massnahmen seinem Grossvater gogenüber aufgefordert,6, was jedoch ohne Erfolg blieb. Von grösserer Bedeutung sollte Nephon in den Unionsgesprächen werden. Dies mag mit ein 1 . Gregoras. I X . 3: 1 .4.06-4.07; vgl. dazu auch Kantakuzenos 1 .50: 1 . 251-252. 2 . Nach Gregoras (I X . 3 : 1 .4.06 ) fand die Absetzung des Patriarchen vor der Einnahme . von Thessalonike (J anuar 1 328 ) vgl. S. 4.4. statt. 3.
Kantakuzenos 1 1 . 1 : 1 . 3 1 2 ff; ders. 1 1 . 1 : 1 . 3 1 6-32 3 .
4. . Nephon war Patriarch von 1 3 1 0-1 3 1 -'1 . Sein Verdienst ist die Einordnung der Arseniten in das byzantinische Kirchenregiment (Gregoras VI I . 9: 1 .261 ) . 1 3 1 5 wurde Nephon wegen Simonie abgesetzt, vgl. dazu die Rede des Nike phoros Chumnos, Boissonade Anecdota Graeca V (Paris 1 83 3 ) S. 255-283. Vgl. auch Gregoras VI I . 1 1 : 1 .269 f; VII . 9: I . 259 f. 5. Ders. I X . 7 : 1 .4.27 f.
175
Grund für die abschätzige Beurteilung des Gregoras sein. Seine Stellung scheint sich unter dem j ungen Kaiser grundlegend geändert zu haben. So schreibt Marino Sanudo über ihn « qui est unum corpus pt una ani m a cum imperatore Andronico qui nunc regnat. . . 1 Die Zusammenar beit Staat-Kirche wird u nter dem Nachfolger d es Patriarchen Esaias, unter Johannes Kalekas von Apros (1334 - 1347), noch viel enger. Fast gleichzeitig mit dessen Amtsantritt ist seine Einsetzung zum Schutzherrn der Kaiserin Anna und zum Vormund des kais�rlichen Knaben J ohannes2• I n der Belehnung des Patriarchen mit diesor Aufgabe, welche mit zur Ursache der späteren Kämpfe um die Vormundschaft J ohannes' V. Palaiologos wurde, darf man wohl ebenso wie in d,en Prostagmata zur Einsetzung der XOC60AtXOL xpt't"od einen offenen Angriff der Krone auf die grossen Feudalherren wie auch auf den Hofadel sehens. • • •
Was schliesslich das gute Verhältnis des Kaisers und der Kaiserin zu J ohannes Kalekas verstärkt haben mag, war dessen Bereitschaft, Unionsgesprache zu führen, wodurch Andronikos 1 1 1 . in seiner '\Test politik erst freie H and bekam. I n den Auseinandersetzungen des Jahres 1 341 fasst J o h annes Ka lekas Staat und Kirche als einen Organismus anf, wobei der Kirche ein gewisser Vorrang zugebilligt. wurde, wie das aus der Gleichsetzung dieser mit der Seele und des Kaisertums mit dem Körper deutlich wird'. Gegen diese Auslegung stellt sich Kantakuzenos, der den Rücktritt des Patriarchen aus den Reichsgeschäften forden. und sich auf die von dem j qngen Andronikos für ihn, J ohannes Kantakuzenos, gewünschte GUIJoßOCGLAe;(rt beruft. Mit der Frage nun, inwieweit ' und ob überhaupt der j unge Andronikos die Mitregentschaft des Grossdomestikos wollte, k ommen wir zu dem Problem der inneren Geschichte dieser Jahre; nämlich wie die wirkliche Stellung des Kantakuzenos war und welche Kluft seine Pläne und die historischen Gegebenheiten trennte.
1 . Vgl. S. 1 2 0 . 2 . Vgl. S. 1 8 1 . 3 . Vgl. S. 1 68. 4 . Gregoras X I I . 2 : 1 .579: «.MKOtLOV Y!lp lIJ.OtTL lJIux�v, O()TCI) Tjj ßOtO'LAe:(� 't'1)V ' EKXA7)O'(OtV O'UV'ij116OtL, IJ.(OtV Y!lj) dVXL croaTOtO'Lv KOtI, �CI)�V cllJ.<podpCl)v TOUT(" .
176
3. Kantakuzenos und die Mitregentschaft
Der sehr begüterte Feudalherr und Grossdomestikos des byzanti nischen Reiches J ohannes Kantakuzenos, der mütterlicherseits mit den Angeloi und dem Palaiologenhaus verwandt war1 und durch sein9l1 Vater, den ehemaligen kaiserlichen Statthalter von Morea2, für eine grosse politische Laufbahn geradezu prädestiniert schien, so llte durch Umstände, Begabung und Neigung die Geschichte seines J ahrhunderts sehr wesentlich beeinflussen. Zu � eginn des Bürgerkrieges sah er die Möglichkeit, die Macht, die er von Anfang an erstrebte, zu erreichen . Das tat er aber sehr geschickt, indem er mit Rücksicht auf die Gefüh le der Byzantiner, die in den Pa laiologen die legitime Dynastie sehen mochten, sie allein auf dem «Wege des treuen Freundes » zu erringen strebte. Mit dem Scharfblick des Realpolitikers stellte er sich früh zeitig ganz auf die Seite des jungen Kaisers, dessen Sieg er durch seine eigene Unterstützung wohl die grössten Chancen beimass. Noch vor der Flucht des j ungen Andronikos aus Konstantinopel kämpft er für dessen Interessen, gewinnt sein Vertrauen und führt später, in den ersten J ahren der selbständi gen H errschaft des jungen Kaisers, dessen Kanzlei3• D ieses Vertrauensverhältnis, das ihn mit Andronikos 1 1 1 . verbindet, ist nicht ganz ungestört. Schon i n den zwanziger J ahren schälen sich Konkurrenten um die Gunst des j ungen Kaisers heraus, ,so Syrgiannes, Alexios Apokaukos und Theodoros Synadenos. Nun ist es menschlich verständlich, dass jemand, wenn er ein Geschehen be schreibt, bei dem er selbst verantwortlich mitwirken konnte, dabei seine Verdienste ins rechte Licht rückt. So war es bei ,Caesar und so ist es ' ' i.bld ige� ä n:t ak� zeri o.s . Aher' : , wie, (I'er RÖ�er b ei ' an�r: ' ]vordergr bel',j' " K ); . . .. � , � : , I ) . " . , ; .": ,-t i : ·' · . , , ( I � , � . : J r .. ! 1 ) . l ' i , / , , : : : ,' , : J j . i ,," ' , ' ; , , :" ' , � .. c z o : ! " ," " , ,' ' " , " " I, ' " erreIchen, zll ' ver h eimlich en� " i' ,! : .' ; : �i" , :� . '
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1 . Dölger, Johannes V I . Kantakuzenos als dynastischer L�� timist { Festschrift : für A.A. VasiIiev Seminariurn Kondakovianum 10 (1 938) . Neubearb. v�" F. Dölger, ITocpOCG1t'Op&. 30 Aufsätze zur Geschichte, Kultur und Sprachl{des 'byzantinischen Reiches, Ettal (1961 ) , S. 1 96 AmIl. 7 und S; 1 9 7 ff. :
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2 . Vgl.
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19.
3 . Kantakuzenos 1 1 1 . 2 6 : 1 1 . 1 62 . 1 3 .
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Usurpator vorkommen musste, hatte, wohl u m den Bestand seines H auses auf dem byzantinischen Thron zu sichern, seinen Sohn Andro nikos zum Mitkaiser ernannt und dab ei das Mitkaisertum mit Rechten ausgestattet, wie es bisher in Konstantinopel nicht der Fall warl. Schliess lieh ernennt er noch seinen Enkel Michael ( I X . ) zum zweiten Mitkai ser2• Andronikos 1 1 . führt hier das Werk seines Vaters weiter und er hebt gleichfalls 1316 seinen Enkel Andronikos ( 1 1 1 . ) zum zweiten Mitkaiser3• Dies mag ebenso wie die Ernennung des Roger de Flor zum Kaisar, W3.S dem Katalanen die Gegnerschaft Michaels I X. eingebracht hatte, eine Verstimmung zwischen den beiden Mitkaisern Michael I X . und Andronikos 1 1 1 . hervorgerufen haben. Durch den Tod soines Vaters, Michaels I X . Palaiologos, wäre Andronikos 1 1 1 . dem Kaisertum als erster Mitkaiser nähergekommen. Doch bevor noch der Senat den Eid auf den jungen Kaiser leisten konnte, hat Andronikos 1 1 . , wie wir ge sehen haben, den illegitimen Sohn des Despoten Konstantin, Michael Katharos, zum Nachfolger ausersehen. Somit hat das System der Mit regentschaft bei Andronikos I I J. e inen tragikomischen Anstrich be kommen. Der alte Kaiser wird seiner Mitherrscher, die er sich selbst herbeigeholt hat, nicht mehr H err. Die Problemstellung ist bei Andronikos dem J üngeren eine ganz andere. Er war dreissig J ahre, al s er an die Regierung kam, und er brauchte nach menschlichem Ermessen nicht gleich um seinen N ach folger besorgt zu sein. Er war es aber. Im J ahre 1330 erlässt Andronikos 1 1 1 . Palaiologos eine Nachfolgeregelung. Damals nämlich war der Kaiser auf den Tod erkrankt'. Nun kommt Kantakuzenos zum Zug. 1. D er Text ist herausgegeben bei A. H eisenberg, Aus d er Geschichte und Li teratur der Palaiologenzei t, Sitz. -Ber. d. Bayer. Akad . d. Wiss. , Philos. -philol. u. hist. -Kl., 1 92 0 , 1'0. Abt . , München 1 920, S. 33 ff. Vgl. auch Dölger, Regesten 1 1 1 . Nr. 2061 ; Ostrogorsky, Geschichte S . 336, 365, 380, ebd. auch m i t Li teratur. 2. Vgl. d azu Dölger, D ie dynastische Familienpolitik des Kaisers Michael Palaiologos ( 1 2 5 8-1 2 8 2 ) Festschrift E. Eichmann zum 7 0 . Geburtstag ( 1 940) in: rr(Xpxa�opoc S. 187 f. =
3 . Vgl. S. 9 Anm. 2 .
4 . 1 330 hatte Andronikos I I I . sich mitten im Winter e ine Erkältung zuge zogen, die sich in starken Kopfschmerzen zeigte, ohne dass der Kaiser dabei jedoch den Verstand verlor. D iese Krankheit äusserte sich durch Verlangsamung der Puls schläge und Erstarrung der Hände und der Beine und zuletzt durch völlige Apathie. Schliesslich hat te man dem Kaiser Quellwasser von dem Gnadenbild der :Mutter gottes von Pegai gebrach t, das man über seinen Kopf und seinen Körper schüttete, worauf er (cwundersam,) geheilt wurde. (Vgl . dazu Kantakuzenos 1 1 . 1 4: 1 . 391 ; 1 1 . 1 5: 1 . 395; 1 1 . 1 7 : 1 . 406, 409, 4 1 0. Gregoras I X. 1 0 : 1 . 4.39; I X . 1 0: 1 . 44 2 ) . Eine ähnliche
1 78
1 1 1 . lässt nämlich in Didymoteichos den Senat, den Adel und die übrigen anwesenden Byzantiner an sein Krankenbett kommen und den Treueid auf die Kaiserin Anna und das von ihr erwartete Kind, Andronikos
Wunderheilung erfuhr der Kaiser am Grabe des heiligen Demetrios anlässlich einer Pfeilschussverwundung, die ihn nach einern Gefecht gegen die Türken am Schienbein getroffen hatte und woran er 14 Monate zu leiden hatte ( Kantaku7.enos 1 .42: 1 .207; 1 . 53: 1 . 2 7 0 ) . Besser karn Andronikos davon, als er in der Schlacht von Pelekanon einen Pfeilschuss in den Schenkel erhielt, so dass der Pfeil an dem anderen Ende heraushing. Nach zehn T agen war Andronikos wieder geheilt ( Kantakuzenos I I . 7 : 1 .353) .-Das nun war Vorübergehendes. Weit wesentlicher erschein t uns aber, dass sich bereits 1 322/3 b ei Andronikos 1 1 1 . Malariaanfälle zeigen, die den K aiser sein Leben lang quälten ( Kantakuzenos 1 .2 7 : 1 .1 34-1 3 5 ) : «(Ev60'1j0'e: ' piyot; K�61j
IUPLVOV i.v �!J.�P�L� -re:O'tnPeXKOV't'CX lq>e:�ljt;' -rou,ou 8e 7t'e:7t'CXU ll Evou, cxtll�TOt; &7t'LO'-r6v TL xpij!J.� � ha -rwv l !J.UKT'ljpCalV l��uTj �,1v �fL�PCX L� 8UOKOX(8e:KCX O'uve:xw t; . ACal
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wenn es ein Knabe wäre, schwören!. Das Kaisertum sollte bei Anna von Savoyen bleiben, und Vormund sollte J ohannes Kantakuzenos werden. Drei Quellen, die wir über dieses Geschehen haben, Gregoras, Kantakuzenos und der von letzterem abhängige Türke Enveri, stimmen überein, was die Einsetzung des Kantakuzenos als btL't'po7to<; be trifft, nur Enveri erwähnt die Kaise:,in nicht. Einen anderen Bericht über diese Ereignisse finden wir in einer Vita des Kantakuzenos von J ohannes Komnenos ( + 1 7 1 9) . Danach hätte Andronikos 1 1 1 . bei die ser Krankheit den Grossdomestikos zum Basileus und Autokrator er nannt. Nach seiner Genesung hätte der Kaiser mit seinem Freund ge meinsam geherrscht, doch hätte Kantakuzenos aus Bescheidenheit in dieser Zeit nie d�n Kaisertitel geführt2• Möglicherweise verwechselt Komnenos die Kaiserausrufung des Kantakuzenos vom 26. Oktober 1341 mit den Ereignissen des J ahres 1330. Vvoiterhin berichtet Kantakuzenos, dass ihm die anwesenden Byzantiner im Anschluss an die Eido das Kaisertum aufdrängen wollten, 1 . Gregoras I X . 1 0 : O'cß(Xe; cX1t08L86v(XL 't'n O'e: 't'WV
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't'E:)(61)0'0:.ltVlJl 1t(XL8(lJl, 50'(X X(XL ß (XO'LAE:t , d tX PPE:V K(xv't(xxoU �1)VOV TOV !Ley(Xv 80!LeO'TLxov "A B� IL6v(X YP(X VE:V6!LLO''t'�L.» D em schliesst sich Kantak uzenos inhaltlich
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't'�v 7t(O''t'ljV (XUTn x(X6(XpeXv X(XL &80Aov 't'ljPE:tV, 1td6E:0'6(XL 8e 1teXVT(X X(XL !LE: yeX)."lJl 80!Le: 't'eX xS:)."E:1J6ILE:v(X Ö1t' (XIJTOU ILlj8ev cXvTL)."eyoV't'(Xe; 1tOLE:t\/» Weiter Enveri, Le Destä'n d'Umür Pacha S. 93 V. 1 3 1 3-1 3 1 5 : « ü r s e tekfur tomba malade; lil appela Domestikos et lui dit: 1 Quand je mourrai mon fils Qaloyan restera �eu1/prends ma place, monte sur le trone sans hesiter, let gouverna j usqu'a ce que Qaloyan soit grandl Ceci je te l'ordonne comme ma derniere volonte.l) Vgl. dazu noch D öl. ger, Regesten IV. Nr. 2755. O''t(XlJl X(XL
2 . J oannis Comneni medici vita J oannis Cantacuzeni Romaeorum i mpera toris ed. Ch. Loparev Petersburg 1 888 S. 1 1 . Diese Vita erscheint gar nicht zuver lässig, sie hat hauptsächlich Kantakuzenos und Gregoras ausgeschrieben, und zwar . sehr unkritisch.
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doch habe er das abgelehnt1 . D ie B ehauptung des Kantakuzenos er scheint ziemlich unwahrscheinlich , weil gerade damals durch diesen Beschluss Andronikos' I I I . sich seine starke Opposition gebildet hatte, an deren Spitze die Kaiserinmutter Rita-Maria-Xene von Armenien stand2• D iese Gegnerschaft zu Kantakuzenos mag weiterhin ihre Ursa chen darin haben, dass kurz n ach der von Xene gefürchteten Verfü gung ihres Sohnes in die3en Tagen der Unsicherheit ein altes Gerücht auftauchte oder bewusst unter die Leute gebracht wurde, dass derjenige, de3sen Name mit dem Buchstaben « K» beginnt, der Nachfolger des a l t e n Kaisers sein werde3• Könnte man diese Weissagung auf je mand anderen als auf den Grossdomestikos beziehen ? Doch wohl kaum. Möglicherweise schien man aber Verdacht zu schöpfen, wer so ein Gerücht ausgestreut haben konnte, und Kantakuzenos sieht sich ge zwungen, von sich den. Argwohn abzuwenden. Nun heisst es plötzlich, j enes K spie�e auf den Despoten Konstantin an', dessen Freilassung aus langer Kerkerhaft Andronikos gerade verfügt hatte. Die Gefahr wird be3eitigt. Der Despot verschwindet auf Nimmerwiedersehen5• Gregoras, der uns davon fLhel'ichtet, spricht wohl bewusst von II&AtXL 6pUA).OU/Le:VtX, er schreibt ja auch zu Lebzeiten des Kanta kuzenos. Vielleicht ist d ies Absicht, denn derjenige, auf den sich eine solche Prophezeiung beziehen könnte, war allein der Grossdomesti1. Kantakuzenos 1 1 . 1 5 : 1 . 396. 2 . Vgl. S. 92 Gregoras übt hier in der D arstellung einer anderen Person Kritik an Kantakuzenos ( I X . 10: 1 . HO) « 'A7nly6pe:ue: ya:p ( 8evl)) �8l) 't7)v ecxuTlj� �(.o)�v, e:l Te:6vcx(l) 0 7tcxt� XCXL ßCXO'LAe:U�, lf.AACiJV lL€V t� 't7)V tmTpo7rljv Tlj� ßcx(JLAdcx� da cxyolLev(.o)V, cxuTlj� 8' �xr.aTcx. lLl)8€ yap e:tVCXL TWV 8UVCXTWV a!'t'cxL� cX7toAu6e:t� xcxt cxu't'6�, w� e:tP�xe:LlLe:v, ßpcxxu
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kos. Wir würden daran zweifeln, wenn dieser sich nicht auch andernorts des äfteren als Gefäss der Vorsehung bezeichnete. Und war er nicht nach eigener Darstellung das andere I ch des j ungen Andronikos and somit er der Nachfolger des alten Kaisers ? D amit war auch die H err schaft des jungen Andronikos für nichtig erklärt. Bald darauf erholt sich der Kaiser wieder. Als schliosslich 1332 sein Sohn J ohannes geboren wurdet, wird ein glan zvolles H offeHt ge feiert. Der Kaiser selbst reitet die Turniere mit und hebt dabei die lateinischen Ritter aus dem Sattel2• Für Konstantinopel ist das eine Abwechslung, denn während der H errschaft des älteren Andronikos war man solcher Vergnügen ganz ungewohnt geworden. Äusserlich schienen die Vorgänge des Jahres 1330 vergessen, doch war das nur eine Täuschung; den n mittlerweile hatten sich die Par teien, die sich 1330 übergangen gefühlt hatten, verbunden . Rita-Maria Xene adoptiert Syrgiannes und verlangt den Treueid von den Bürgern von Thessalonike. Das schien auch deswogen gefährlich, weil sich an ihrem Hofe Guy de Lusignan aufhielt, der mit Syrgiannes verschwä gert war und immer auf die H ilfe des Auslandes bauen konnte. Dor inntre Grund aber für diese Entwicklung war die immer grässer wer dende Macht des Grossdomestikos, der jeden, in dem er einen Gegner vermutete, zu bekämpfen suchte. So tat er es mit Syrgiannes und in den vierziger J ahren mit Alexios Apokaukos. Wenn· Andronikos II I. wirklich je den Wunsch gehabt hatto, J 0 hannes Kantakuzenos zum Mitkaiser oder zum Nachfolger zu ernennen - was er beides n i c h t getan hat -, dann war es 1330, danach aber nicht mehr. Als nun Andronikos 13ii4 gegen Syrgiannes und Serbien zu Felde zieht und seine Verpflichtungen der Liga gegenüber erfüllen muss, lässt er den Kaiserpalast befestigen und überträgt dem Patriarchen J ohannes Kalekas den Schutz für seine Familie und die Verwaltung von Konstantinopel , und zwar in aller Feierlichkeit in der Grossen Kirche. Gregoras borichtet darüber folgendermassen: «70 8� xcd. U7tO 6e:cp flcX.PTUPOC 7tocpoc8(8wel'L qlepwv €7tt fle(joU TOÜ fle:Y((jTOU VEW T�t; TOÜ 6e:oü l:OqlLOC<; T�V TE cr6�uyov 8e(j7tOLVOCV xoct Ta Texvoc, €7thpo7tov &floc xoct qlo AOCXOC TOÜTOV dVXL flETcX. YE 6EOV 7tOCp<X;xe:Ae:u(jcX.fle:vOt; €7t' ocuToL<;, e:'l TL 7t(i1J TWV &.80X�TWV TOL<; xOLvoL<; €7tL(juflßoc("1) 7tpcX.YflOC(jL3)}. I
1 . Papadopulos, Genealogie S. 46 Nr. 7 3 . 2 . Gregoras X . 3 : 1 .482-483 . 3 . Gregoras. X . 7 : 1 . 496. Gegen eine provisorische Verleihung der Statthalter-
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D e r auffallende Gegensatz z u der H ast der Verleihung der Ragent schaft an Kantakuzenos im J ahre 1330 am Krankenbett des Kaisers, deren provisorischer Charakter mit der Zeremonie in der H agia Sophia gekennzeichnet war, liegt auf der H and. Offenbar haben wir die Revision der Beschlüsse von 1330. Diese kaiserliche Verfügung wurde schrift lich niedergelegt! und in ihrem I nhalt auch nicnt von Kantakuzenos ange griffen, der sich später m it dem Einwand begnügt, dass sie zeitlich be schränkt war und nur eine Verlegenheitslösung darstelle, weil er, J ohan nes Kantakuzenos, wegen dos serbischen Foldzu ges unabkömmlich war. Dagegen ist es seltsam , dass von der sehriftlichen Festsetzung von 1330 in den Auseinandersetzungen des J ahres 1341 überhaupt nicht mehr die Rede ist. All dies lässt sich zugunsten des Patriarchen anführen. Gegen Kantakuzenos sprechen ganz offenbar die historischen Gegebenheiten, dio es gar nicht wünschen liessen , dass der Patriarch aus seiner Reichsverweserschaft, die 1341 die Kaiserin und Alexios Apokaukos - nat ürlicb sehon im eigenen I nteresse - anerkannt hatten, abgelöst wurde. D enn in den J ahren 1334 bis 1341 war der Kaiser mit Kantakuzenos und Synadenos oft sehr lange Zeit von der H auptstadt entfernt. Konstantinopel be durfte aber der Verwaltung, wenngJeich es als Residenzstadt immer mehr von Thessalonike und Didymotei rhos abgelöst wurde. Von 1328 bis 1334 war der Protost.rator Theo dorös Synadenos mit der Regierung von Konstantinopel· beauftragt2• schaft an den Patriarchen, ein Geschehen, das in der byzanti nischen Gesch ichte nicht so unüblich war (vgl . Ostrogorsky, Geschichte S. 81 im Fall des Patriarchen Sergios und später noch ) , spricht die Tatsache, dass diese Ernennung von 1 3 3 4 in dem Streit um die Vormundschaft 1 341 - auch wenn d ies von Kantakuzenos nur zei t l ich begrenzt erklärt wird - überhaupt angeführt werden konnte . 1 So Kantakuzenos in einer Rede ( 1 34 1 ) , die uns Gregoras überliefert hat . ( X I 1 . 3 : 1 . 582) u" A Be \lUV 6 7tCX-rPLIXPXY)<; €7tLTpo7tLcx<; 7tpoTd'IZ L ypIXllllcxTcx, Tlj; 't 6Te: Xpe:LCXt; Ive:Kcx TOUT'l> ye:yevl)VTcxL , XCXL oU8cxlllj 7te:pcxL't'epw . ' E 8e:8 Le: L Y<Xp 6 ßCX(nAEU� , otcx 7tOAA<X Tb cxuT61lCXTOV 7tCXP<X 7tfiocxv €7tIXye:L -rijv 7tpoo80xLav , Ill) llu-r6<; 't'E xLv8uVEU01l XCXL ouv ye: CXUTc;> XCXL cxuTb t; eyw OUIl7tCXPWV, ci'> 't'l)'J 8LCX80Xl)v &e:L 7tcxpe:d6EL Tlj<; ßCXaLAe:(CX<; xcxt TWV otxdw\I Ot7tIXVTWV. Ml)Be y<xp e:tVCXL TWV BUVCXTWV, ev €xdv'l> -rC;> &YWVL 'tOU ß'XOLAE:Wt; xw8UVe:UOVTOt;, e lle �W" TCX Ad7tE:06cx'. . . . . . . . . . » . «Et y<xp 1)\1 eqHxT6v, &7tL6vTO<; e:t<; 8tTTCXA(CXV TOI) ßCXOLAE:W<;, €V Bu�cxv't'('l> Ileve:w eil', OUX &v e7tLox67twv l8e:L XQ L 7tCX 't'PLIXPXOU XOI t cruv6l)xwv 7te:pL Te: yuvcxLxbt; X'xt 7tcx(8wv X:tL ß:XOLAlXWV 7tpcxYIlIXTWV. •AA A<X -rOI) 't'l)VLKCXUTCX XCXlPOU 7tpb<; -rij " -rOtCXUTl)V T<X 7tPIXYIl'X't'X 7tEp(O't'CXOLV OUVe:AIXOOlVTO<;, OÜTWt; e cp' W P L o ll e V 'l> Ti 't'ljt; TOLOIUTl)<; . e 7tL't'po.7tljt; exe:(v� ou"e:xAd;:'t'O 't'iil Xp6v 'l> ' ' 0 8e 't'bv TOI) ß Y O LAE:Wt; 6IXVOlTOV W07te:p lPIlCXLOV dt; ep lACXpX(CXV, w<; lOLXe:V, dAl)CPW<; dt; Ileoov &Y&:L 8l)1l00Le:uwv Ta 7tIXACXL 't'OÜ ß:XOLAeWt; YPIXllllil n , 1ll)8CXIl1i 't'7j 1t'1POU01l 7tpOO �X I)VTCX Xp d� » . 2. Kantakuzenos 1 1 .1 : 1 .3 1 2 : « . . . xcxt TOUTOU t7tLIle:Al)Tl)V -rbv 7tPWTOO't'pIX't'.O{JCX 't'Oü I
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Danach folgt die Anordnung Andronikos' I I I . wonach der Patriarch als E7tL't'P07tOC; und CPUAOC� der Kaiserin eingesetzt wurde, also in das gleiche Amt, das 1330, als der Kaiser krank war, Kantakuzenos zugedacht war. Das� diese feierliche Verleihung aufgehoben oder jemand an derem übertragen wurde, ist nir'gends belegt. Gegen die (IN otlösungs theorie» des Kantakuzenos spricht auch das Prostagma des J ahres 1334, das vielleicht als eine Verschärfung der Prostagmata von 1 328 ange sehen werden kann. Die antiaristokratische Tendenz ist hier ganz klar, sogar die kaiserliche Familie, mit der weitgehend sich , auch Kantaku zenos verwandt fühlte!, war hier einbezogen2• Ein innerer Zusammen hang zwischen der Ernennung d6s Patriarchen und diesem Gesetz ist wohl nicht zu leugnen. Auf Grund dieser Tatsachen glauben wir also, dass das Argument des Kantakuzenos, in den Gespräehen von 134 1 , die Einsetzung des Patriarchen 'ins Rf.ichsregiment wäre nur eine zeit bedingte Notlösung, nicht stichhaltig sein kann. Denn diese « zeitbe dingte N otlösung» dauert immerhin sieben J ahre, in denen der Kaiser sich fast ständig auf Kriegszü'g�n befand3, Konstantinopel aber einer Verwaltung bedurfte. Anna von Savoyen und Johannes Kalekas waren abor durch ihre Stellung über den Parteien der H auptstadt am be sten geeignet, eine von den grossen . Familien des Reiches unabhängige Politik zu führen. Bu�<xvdou ftpxov't",x !X�AeuO'ev e!V<XL. , . » D iese Einsetzung des Synadenos bestätigt auch die Stelle bei Kantakuzenos, wonach der Protostrator derjenige ist, der dem Heer die Schiffe zur Überfahrt von Konstantinopel schicken kann. Vgl. S. 1 55 . Zu Synadenos ' vgl. ferner Papadopulos, Gen�lalogie S. 10 Nr. 1 3 . Dass Synadenos etwas zu sagen hatte, dafür spricht, dass nach Gregoras er verantwortlich war, dass der alte Kaiser ins Gefängnis bzw. ins Kloster kam . Eine andere Version dieser Verhaftung des alten Monarchen gibt Kantakuzenos 1 1 . 1 6 : 1 . 3 99 . Florinskij dagegen bestreitet , dass Synadenos eine solche Macht besass (a.a.O. S. 1 0 6). 1 . Vgl. dazu Dölger, Johannes Kantakuzenos als dynastischer Legitimist. . . S. 1 9� ff.
2. Zach. v. Lingenthal, lus Graeco-romanum, Neudruck von I . Zepos und P. J. Zepos, Athen 1 930, I. Coll. V. n. �3 S. 583: «'Em:l 8LCJ)ptO'<x't"o x(Xl �T<X�EV iI ß<XO'LAd<x lLou, tv<x xptVCJ)V't"IXL cl7tIXVTE� o( TE, 7tPOO'YEVE!<; �PXOV't"E<; <XUtlj<; xIXl ot Aomo\ �PXOVTE<; xcd ..a: <XPXOVt67tOUA<X 't"lj<; ßIXO'LAetIX<; lLOU XIXt lSO'OL clAAOL etO'tv U7t'l't"E't"IXYlLt VOL T1j ß<XO'LAdqt lLOU e:l� "C'OO<; XIXOOALXOOC; x pLTac; 't"ii'>v �CJ) lL<x tCJ)V !cp' 0: t<; civ �XCJ)O'LV U7tO6 eaEO'L, XlXl Aoqiß<XVCJ)O'L 't�V !7tl TCXUTCXL<; <X7tOXIXT<xa't"<XO'LV x<x66l� civ 8L(XXp(VCJ)O'LV OQTOL x<Xl <X7tocp<XtVCJ)VT<XU). 3. Die Fäden der Aussenpolitik scheint Andronikos 1 1 1 . n icht aus der H and gelassen zu haben, wie sich das an der trapezuntischen Politik des K aisers erkennen lässt. vgl. S. 1 50.
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Was nun die Behauptung seiner Ansprüche besonders verdächtig macht, ist die Art, wie Kantakuzenos nach dem Tod des Kaisers den Palast mit Truppen besetzt, die Kaiserin, d en Patriarchan und Alexios Apokaukos in ihrer Bewegungsfreiheit zu hindern versucht!. Dies erinnert mehr an einen Staatsstreich als an eine Sorge um das Staats wohl . D as Argument nun, welches Kantakuzenos für das Recht seiner Ansprüche anführt, lässt sich überhaupt nicht als eI!tscheidendes Kri terium für die Nachfolgeordnung des Andronikos anführen, nämlich die Liebe des Kaisers zu seinem l\1inister2• So h abe Andronikos I I I . Kantakuzenos, den e r mehr als sich selbst geliebt hatte, dessen Liebe zu ihm der des Pylades zu Orest gleichkam3, des öfteren die Krone angeboten4, die der Megas Domestikos aus Bescheidenheit ablehnte. Aber wie kann man glauben, dass Kantakuzenos, dessen Eh.rgeiz unendlich war und dessen ganze.s Geschichtswerk nur seinen Weg zum Kaisertum darstellt5, abgelehnt hat, was ihm angeboten, aber später dann genommen, was ihm verweigert wurde6 ? Man muss b ei Kantaku zenos unterscheidon zwischen seinem Werk als Darstellung der Geschich te seiner Zeit und als Mittel, seine politischen Ziele zu verheimlichen und zu offenbaren. "Vie viele Demagogen kämpft er für die Tugend, um dann unter deren Deckmantel zur Macht. zu gelangen. Dennoch ' wäre es aber sehr einseitig, in Kantakuzenos nur den eiskalten Macht politiker macchiavellistischer Prägung zu sehen. Der Mönch, der el' später zu sein gezwungen war, war er auch 7• Gegensätze, wie etwa dass Kantakuzenos, der Polemiker gegen den I slam, seine Tochter 1 . Kantakuzenos I I I . 1 : I I . H ff; Gregoras X I I . 2 : I I . 5 7 6 ff. 2 . Gregoras VI I I . 1 1 : I . 351 ; X . 7 : I .496; X I I . 3 : I I .581 ff. Kantakuzenos 1 1 .4: I . 329; I I . 9: I, 365; I I . 58: I . 541 ; I I I . 4 : I I . 32. Vgl. dazu D ölger, J ohannes Kantakuze nos . . . S. 1 9 8. 3 . Gregoras X I I . 3 : I I . 581 . 4. K antakuzenos . I I . 9 : I . 365. 5. So sieht dies auch Parisot (Cantacu z€me S. 5) . 6. D ers . S. 1 56. 7. 1 354 wurde K antakuzenos von Johannes V. gezwungen, zuerst in Kon stantinopel und später auf den 1\th()::l sich als Mönch zurückzuziehen, wo er unter dem Namen J oasaph und Christodulos immer noch als graue Eminenz sei n J ahr hundert beeinflusste. So hat er in den sechzigerjahren, als der osmanische Einfluss immer mehr im Steigen war, dem Westen den Vorschlag zu einem ökumenischen Konzil gemacht. Vgl. hierzu J . de Meyendorff, Projets de concile recumlmi que en 1367, Dumbarton Oaks Papers 14 (1 960) S. 149 I r.
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Theodora mit dem Türkensultan Urchan verheiratete, lassen sich nicht allein von der Staatsräson her deuten. D ie g eistige Spannweite seiner charakterlich so schilltlrnden Perspnlichkoit ist gross, und verschieden artige Kräfte sind in ihm lebendig, auch eine Religiosität, die bei Tat menschen nicht selten und oft bis zum Mystizismus gesteigert und zu jedem Extrem geneigt ist, ohne den Willen zur Macht zu hemmen· Kantakuzenos ist so wie sich der Laie einen Byzantiner vorstellt, näm lich ein dämoniseher, auf 'Vürde bedachter Schurke. Man frägt sich, ob man ihm nicht ein wenig N aivität zuschreiben darf, wenn er erzählt, wie gut und aufopfernd er war. Parisot billigt ihm eine gewisse Huma nität zu, da er e� nicht über sich brachte, obgleich ihm o ftmals Ge legenheit gegeben war, den Sohn seines Freundes, J ohannes ' V. Pa laiologos, und dessen Gemah lin, die Kaiserin Anna, zu ermorden 1 . Da er aber bei seinem Vetter Syrgiannes in dieser H insicht keine H emmun gen hatte, lässt sich daran zweifeln. Offenbar war die Palaiologen partei zu stark, als dass er es hätte wagen können, auf einem solchen Weg zum Thron zu gelangeno Das einzige Mittel war, als der geistige Vater des jungen M onarchen sich an den Regierungsgesehäften zu be teiligen2• Kantakuzenos wird selbst der Schöpfer seines Ruhmes, indem 1. Parisot, Cantacu zt'me S. 1 60 2 . Vgl. ders. S. 155 f; vgl. dazu Dölger, Johannes VI. Kantakuzenos S. 1 95 ff. Um seine Legitimität den Byzantinern zu zeigen, führt Kantakuzenos nicht nur den Namen Ange]os (vgl. DöJgar a.a.O. S. 196 Anm . 7) sondern er lässt sich auch von Manuel Philes (Carmina, hrsg. von Martini, Neapel 1 900, app. n. I X : 11 335. 22) als Komnene bezeichnen. Was den Gebrauch des Palaiologennamen betrifft (vgl. Dölger a.a.O. S. 1 96, 2 0 7 ) , so ist er für Kantakuzenos bereits 1 332 bezeugt, näm lich bei einem Vertrag mit Venedig . . . 't'oÜ 7tEp �7to6�'t'ou YCllLßpoü 't"ij� ßClO'LAe:L�� lLC/U,
't'OÜ lLEya.AOU 81)lLEO'dKOU
KUPOÜ '!(J):x...v o·) . . . IIClAClLI))..6you
TC/Ü
KClV't'ClKOU�l)VOü
Acta et D iplom. q I . S. 1 1 1 . 2-3 . Offensichtlich waren im diplomatischen Verkehr neben den Familiennamen Angelos, Komnenos für Kantakuzenos auch der Name Palaiologos gebräuchlich, wie Kantakuzenos es an dem in sein Werk eingearbeiteten Brief des Sultans zeigt ( IV. H: I I I .94). D en Palaiologennamen führt Kantakuzen08 auch in zwei Miniaturen . Im Cod. Gr. 1 242 f. 1 2 3 der Nationalbibliothek von Paris sind diese zwei Miniaturen erhalten, die J ohannes Kantakuzenos darstellen. N ach Sp. Lampros, Empereurs Byzantines, Catalogue, Athen 1 9 1 1 , S. 56, sind diese D ar stellungen zwischen 1 3 7 0 und 1 3 7 5 entstanden. Auf der ersten Darstellung ist auf der linken Seite Kantaku zenos als Kaiser mit Zepter und Krone, auf der rechten Seite als Mönch mit einer Schriftrolle dargestellt. Auf dem H intergrund können wir die Aufschrift mit dem Titel des Kantakuzenos lesen: (lL(J)(ClV"1J�) h X(pLO'T)(J) 6(E)(j) 7tL0''t6� ßciaLAe:(u�) K(Cl�) Cl(U)'t'O)( PCl't'(j)P P(j)IJ.ClL(J)V) 7tCl).e:OAOYO� Clyye:) O r; 6 "t'(j) K'XV"t'LKOU: � 1J ( vo�) . . . Eine andere Abbildung des Cod. Gr. 1 242 f. 5 der
gleichen Bibliothek zeigt Kan-takuzenos als Vorsitzenden einer Synode und tr�t
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er die Legende seiner Berufung schafft. Schon als er in der Wiege lag, Bei ihm die Krone verheissen worden!. Gott selbst mischt sich sogar in die byzantinische Geschichte ein: «So will ich es, ich finde ein Wohl gefallen daran und ich befehle, dass Kaiser J ohannes Kantakuzenos sei2» . Bei solchen Empfehlungen wirkt es geradezu beschoiden, wenn er unt.er anderem berichtet, dass schon der alte Kaiser Andronikos I I . auf seine Qualitäten aufmerksam wurde3• Diesen Mythos seiner Er wählung hört Kantakuzenos nicht auf, im Palast, im Feldlager, überall zu erzählen. Gegen die Versuche des Kantakuzenos aber, sich als den vertrautesten Freund Andronikos' I I I . darzustellen, spricht die Cha rakterisierung des Kaisers durch Gregoras, wo .A ndronikos als das Inbild von Verschlossenheit dargestellt ist, dessen .Eigenwilligkeit zudem es nicht wahrscheinlich macht, dass er freiwillig auf seine Macht vorzich tet hätte. So bringt der Wunsch des Palaiologen nach �u't'oupy(� die ganze kaiserliche Familie zur Verzweiflung', als er selbst die Flotte gegen die Türken kommandieren will. Schliesslich hat auch die Auseinandersetzung mit d em Zaren I van Alexander gezeigt, dass der junge Andronikos durchaus durchdrungen war von der byzantinischen Kaiseridee und sie ins Treffen führte, wenn es ihm gut dünkte. Dass er aber in anderen Fällen, wie in Verhandlungen mit der Kurie, zu Kompromissen b�reit war, die ihn untsr Umständen vor seinem Volk unbeliebt machten, spricht für den Staatsmann.
den gleichen Titel wie die obenerwähnte Darstell ung. Wiede r kommt IIaA!XLo Myoe; vor . Se1bst wenn diese beiden Miniaturen nicht im Auftrag von Kantaku
zenos gemalt wurden (was ich nicht glaube ) , so sind sie in ihrer Thematik umso bezeichnender für die Meinung, die Kantakuzenos d en Byzantinern über seine Zu gehörigkeit zur Palaiologenfamilie beizubringen vermocht hatte. 1 . Gregoras X I I . 1 : 1 1 . 6 1 0
2. Kantakuzenos 1 1 1 . 5 6 : 1 1 .342 . : «W� 6tACJ) , Eu80xw, opt�CJ) ßaaLAEuELV 'ICJ) ("'''''lV TOV KcxVTOt)(ou�"l\l6v, xat YEvtaß�» Vgl. auch ebd . I I 1 . 56: 1 1 .340 ff und D ölger, Johannes VI . Kantakuzenos S. 1 99 Anm.1 7 .
3 . Kantakuzenos 1.38: 1.1 86: « 'ne; 7tap' �/Lot XP�T7i, E�YE ETE)EUTCJ)V �� 6acpuoe; oux .XCJ)v 8L&80xov T� ; ßcxaLAELcxe; XCXTCXAL7tEL", hELVOV tlv auvEßt:lUAEUaCX PCJ)/LCXtOL� 7tpO arljacxa6cxL i:CXUTWV». 4. Gregoras X I . 1 : 1.525:
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Der Gedanke einer Regelung, die Kantakuzenos zusammen mit Anna von Savoyen die Vormundschaft für J ohannes V. übertragen hätte, erscheint unmöglich. Die grosse Feindschaft ,der Kaiserin zu J ohannes Kantakuzenos und seiner Mutter The!ldora, die 1341 von Anna eingekerkert wurde!, geht sicher in ihren Anfängen bereits in die dreissiger J ahre zurück. D enn die Kaiserin wurde damals wohl von Theodora Kantakuzene, die in Konstantinopel weilte, beobachtet, und der Grossdomestikos von allen Bewegungen am Hofe unterrichtet2• Ferner scheint bis j etzt noch nicht berücksichtigt, dass der grosse Gegner des Kantakuzenos, der OL X&LOC; und 7tOCPOCKOL(.LWl1e:VO ; Alexios Ap.okaukos, ungoachtet der Intrigen des Kantakuzenos, 1340 mit der Aufstollung einer Flotte gegen die Türken betraut wurde. Offenbar hatte der Kaiser hier die Absicht, ein Gegengewicht gegen die Macht und Ansprüche des Grossdomestikos zu schaffen. Ich will hier nicht auf die grosse und lange Ämterlaufbahn des Alexios Apokaukos eingehen, noch auf die äusserst ungünstige Beur teilung durch Gregoras und Kantakuzenos. Es war wohl die Gunst des Kaisers, der Anna von Savoyen und schliesslich die des Patriarchen, die Alexios Apokaukos den �e6voc; der H ofbeamten eintrug. D en Punkt, an dem man ihn treffen will, ist seine niedere Geburt3, ein Be weis, wie sehr sich in Byzanz bereits westliches Geblütsdenken durch gesetzt hat. D ass es soziale Spannungen gab , wird ja auch aus dem Epos dieser Zeit, aus dem Belisarlied, in dem der H eld aus dem Volk stammt, deutlich und nicht zuletzt auch in der Zelotenbewegung des J ahres 1342 in Thessalonike. Interess�nt ist, dass die G egner des Belisar im Epos, ein Rh alles und oin Palaiologos, auch wieder die Gegner des Apokaukos im Leben sind. E in ' POCUA wurde schliesslich auch der Mörder des Apokaukos'. Ansonsten war Alexios Apokaukos sehr 1 . Gregoras X I I . 1 1 . : 1 1 . 609. 2 . D ers. X I . 2 : 1 . 530. 3 . Ders. X I I . 2: 1 . 5 7 7 ; Kantakuzenos 1 . 23 : 1 . 1 1 7 . 4, . Vgl. dazu Beck, Helisar Philanthropenos S . 4. 7 fL , Dölger, Politische und geistliche Strömungen im sterbenden Byzanz, J ahrb. d. Österreich. Byz. Gesell schaft 3 ( 1 954.) . S. 9. Im Belisarlied heisst es z.B. . tÜp,ß'Y) Ka\f'ra)(ou�lj'J6�1 P&ÄÄ'Y)c;, TIaÄ'XLoA6yoc; . . . (hrsg. v. G. Wagner, Carmina Graeca Medii Aevi, Leipzig 1 87 4. , V. 53) . D amit möchte ich j edoch noch lange nicht behaup ten, Apokaukos s � i Vorbild des Belisar gewesen, sondern nur, dass er Züge ' von ihm trägt, ebenso wie auch das Schicksal des Syrgiannes, der auch des öfteren verurteilt und auch in den Turm des Anemas (vgl. S. 9 1 ) geworfen wurde (vgl. V. 99 S. 325), dem Be lisar des Epos ähnelt. Eine positive Beurteilung des Apokaukos findet sich bei Guil land, Correspondance de Nicephore Gregoras S. 299.
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gebildet und er konnte durchaus den hohen Ansprüehen, welche die Byzantiner ihren Staatsmännern stellten, gerecht werden! . Um auf Kanta kuzenos zurückzukommen, so ist es auf Grund der QueUenlage kaum möglich, eindeutig zu entscheiden , wie Kaiser Andronikos I I I . Palaio logos sich nach 1334 - in diesem Jahr hat sich zweifellos eine grund legende Änderung der Innenpolitik ergehen - die Beteiligung der Kanta kuzenos an der Regierung gedacht hatte. Doch glauben wir immerhin gezeigt zu haben , dass eine Nachfol geordnung bezüglich der Regentschaft für den Eventualfall bestand. Damit scheidet aber Kantakuzenos aus, dessen dauernde Berufung auf die Sympathie des Kaisers unwahrscheinlich wirkt, noch dazu wenn er erklärt, aus Bescheidenheit abge!ehnt zu habon; denn hätte Kantakuzenos legitimer auf den Kaisorthron kommen können als durch die Ernennung zum Mitkaisor ? vVie sehr eR ihm angelegen war, den Schein der Logitimität zu wahren, das lässt sich boi der Krönung Jo hannes' V. erkennen2, Andronikos kannte wohl seinen Freund zu gut , und es mag das grosse Geschick des Kaisers gewesen ein, dass er es verstanden hatto, Kantakuzenos für seine Dienste einzuspannen, ihn aber doch im letzten hinzuhalten. Dass Andronikos seinen Sohn nicht zum Mitkaiser ern annt hat, mag an der Jugend des Knaben gelegen sein und daran, dass die Dynastie schon gefestigt war. Auch mag es seine Gründe in den Erfahrungen der drei Bürgerkriege haben und in dem Chaos, zu dem die Mitregentschaftsordnung Michaels VI I I . geführt hatte. Durch don Hesychastenstreit bekommt schliesslich die Stellung des Patriarchen als Politiker eine ganz besondere Note, als er seine anfängliche Unparteilichkeit, die keiner Gloichgültigkeit entsprungen war3, sondern der Sorge des Staatsmanne3, die Bewegung auf der reli1 . Vgl . R. Guilland , Correspondance de Nicephore Gregoras Nr. 1 7 , Der Schü ler des Philosophen und Mediziners ,J oseph Rhakendytos ulieb Zei t. seines Lebens den �aturwissfmscharten treu . Der Aktuarios ( Hofarzt) Joh annes h at ihm ein medi zinisches H andbuch gewidmet ( Kru m bacher, Geschichte der byzant. Litteraturj München 1 8�7 , S. ( 1 ), und eine um die Mitte des 1 4 . Jahrhunderts beendete Hippo krateshandsehriCt zeigt die Miniatur des Megas Dux als Pendant zu einer Hippo krateszeichnung. Mit letzterem wird Apokaukos noch in einem Gedicht verherrlicht, das teilweise von J. Boivin in der Gregorasausgabe Paris 1 7 02 S. 7 7 7 und bei Migne PG 1 4 8 , 7 84 ff. ediert ist. 2. Vgl. Dölger, Johannes VI . als dynastischer Legitimist S : 1 95 fr. 3. D as ist vor allem die Ansicht von Meyendorfr in: DMense des Saints He sychastes, p . I , I X , X X I I I ; ders . , I ntroduction a l'etud e de Grf�goire Palamas, S.
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giösen Ebene zu halten, aufzugeben gezwungen ist. Als aber die reli giöse Spannung wie schon so oft in Byzanz in eine politische umschlägt, da weiss Kantakuzenos, dass die Stunde für ihn geschlagen hat; er ergreift die Fahne der H esychasten und bekämpft auf kirchlicher Ebene den Patriarchon, dem er auf der politischen nichts anhaben kann, bis es ihm gelingt, ihn endlich zu stürzen1. )
Auf der Synode vom Juni 1341 in Konstantinopel, die Kaiser An dronikos als Schutzherr der Orthodoxie einberufen hatte, und zwar auf Drängen der Anhänger des Gregorios Palamas gegen seinen eho maligen Schützling B arlaam, schienen diese D inge noch in gvauer Fer ne zu liegen, als sich plötzlich durch die Krankheit des Kaisers ein Um schwung ankündigte. Bei einem etwas üppigen und in die Nacht hinein ausgedehnten Mahl brach der durch die Anstrengungen der Synode und durch ein langj ähriges Leiden geschwächte Kaiser zusammen. Er zog sich nicht etwa in den Palast zurück, sondern in das von ihm so geliebte H odegitriakloster. Das war am ,.1 2 . J uni 1341 . Als die:Krankhoot sich immer mehr verschlimmert, ermahnt er die Kaiserin zur H altung und lässt Gregoras rufen, ob ihm ein Arzt noch helfen könne. Aber es war bereits zu spät. Drei Tage darauf, am 1 5 . Juni 1341 , ist der Kaiser im Alter von 45 J ahren verschieden2• M ag Andronikos I I I . «(� O'uv8potL� 't'WV XrtPL't'
2. So Gregoras. X I . 1 1 . 1 : 1 . 560; Kantakuzenos I I . �O: 1 . 557, 560;zum D atum vgl. Kantakllzenos I I .�O: 1 . 560; Sphrantzes, ed. Pap. 1 .8 : �5.15 ff ( Bonn 1 . 8 : �0.1 1 ) ; Chalkokondylas 1 : 1 , 21.H; Historia Politica e t Patriarchica Constantinopoleos. Epirotica ed. I. Bekker, Bonnae 1 889, S. 209. �. Sp. Lampros, 'Ev6u\Ll)atCJ)\I -Y}tOt XPO VLKWV all\LtlCJ)\Lci"C'CJ)v aUAAoy� 8tu-rtpcx, Neo; cEAAllvOILVl)ILWV 1 6 ( 1 922) �09. Gorjanov, Chronicon Mosquense S. 284. 3 . D e annorum et i mperatorum in: Georgius Codinus, hrsg. von B .G. Niebuhr, Bonn 1 843, S. 1 6 � Das ist freilich schwer zu erkennen auf Grund des uns' erhaltenen Bildmaterials. Wir haben hier a) die im Umlauf gewesenen Münzen des Kaisers; vgl. dazu bei W. Wroth, Catalogue of the I mperial Byzantine Coins in the Britisch Museum, London 1 908, Ta!. 7 6; S. 62 .5-630; J . Sabatier, Description glme rale des monnaies Byzantines frappees sous les empereurs d' Orient, Leipzig 1 930 . 2. Bd., Taf. 61-62. b) Die sogenannten Kommemorationsmünzen des Kaisers, hrsg,
1 90 von Bertele, Monete e sigilli Taf. 4; c) Ferner ist in einer Reihe von zie mlich gleich aussehenden Portraitszeichnungen der Palaiologenkaiser auch eine Zeichnung von Andronikos I n . erhalten, hrsg. von Sp. Lampros, AE:uXC.tl!l(X Bu�'Xv''nvwv cxu TClxpa't6?C.tlv, Athen 1 930, Tar . .911 d) Das Goldsiegel des Kaisers ( D ölger, Facsi miles Tal. X XV Nr. 66, e) ' Von einem ehemaligen Mosaik am Eingang d er Pammakaristoskirche in Konstantinopel, vgl. R. J anin , La geographie eccIe siastique de l'Empire Byzantin. Premiere partie. Le Siege de Constantinople et le Patriarcat recumeni que t. I H . Les Eglises et les Monasteres. Paris i 953. S. 220 , X .A. Siderides, IIe:pt 't7jc; i:v KC.tlvO'Tcxv,tw-:.u7t6'AE:L !l0v7jc; 't7jc; IIcx!lILCXKcxP(O'Tou 'twv X'tL T6pC.tlv cxuT7jC;. '0 i:1J KC.tl'. 0't'cxvT�vou7t6AE:L 'EAAllvLKOC; c»LAO'AOYLXOC; �6AAOYOC; 29 ( 1 907) 270, haben wir zwei Kopien, wovon die erstere von Sp. Lampros, Ae:u)(C.tl!lcx Tar. 83; ders., Empereurs byzantins . Catalogue illustre de la collection des portraits des empereurs de By zance d'apres les statues, les miniatures, les ivoires et les autres reuvres d'art, Athen 1 91 1 , S. 48 f. ( Tafel 2 und 3) auf Andronikos 1 1 1 . Palaiologos und Anna von Savoyen bezogen ist ) . Bei dieser Kopie, die zusammen mit einem Brief des Theodosius Zygomalas 1 581 an Martin Crusius geschickt worden ist (vgl. dazu W. v. H eyd, Die historischen H andschriften der Königlichen öffenUic.hen Bi blio thek zu Stut tgart, Bd. I . u. 1 1 . 1889/90 , Stuttgart, S. 255 f), könnte es sich ebenso gut um Andronikos 1 1 . und Anna von Ungarn handeln, wie das bereits von H . J . Breuning (Orientalische Reyss des edlen und besten H ..J . B . von und zu Buo chenbach so er sclbander in der Türckey unter des Türckischen Sultans Jurisdiction und Gebiet sowol in Europa als Asia und ACrica . . . Strassburg 1 6 1 2 ,S. 67) bemerkt wurde. Nun � chreibt Stefan Gerlach am 7. März 1 5 7 8 an Mar tin Crusius (Turco graeciae libri octo, a Martino Crusio, in Academia Tybingensi Graeco et Latino Professore, utraque lingua edita. Quibus Graecorum status sub I mperio Turcico , in Politia et Ecclesia, mconomia et scholis, iam inde ab amissa Constantinopoli ad haec usque tempora luculenter describitur, Basel 1 584, S . 1 89 ) : «Postquam pri : mam portam Patriarchatus (ea au tem meridiem spectat) intraveris occurri t altera sub fornice: ad cuius fOl'nicis dexteram latus vetus imago I mperatoris et Augus tae picta est, sine nominel). D .h. wir haben also zu der Darstellung eines ( I ) Palaio logenkaisers Andronikos und seiner Gemahlin Anna ein Pendant, das uns verlo rengegangen ist, von dem auch Breuning (a.a. O . ) berichtet. D er architektonische Befund spricht, wie H. H allensIeben (Un tersuchungen zur Baugeschichte der ehemaligen Pammakaristoskirche der heutigen Fethiye camii in Istanbul, Istan buler Mitteilungen 1 3/1 4 (1 963/64) J 3 7 Cf) zeigt, bei dem er\\ ähnten Kaiserpaar mehr für Andronikus I I I . und Anna von Savoyen. Vielleicht ist nun dieses K aiserpaar, dessen Namen nach Gerlach fehlt, von Breuning nicht erwähnt wird, ( der aber die gleiche I nschrift (in Anordnung und Fehlern) wie sie in der Stuttgarter Miniatur vorkommt, überliefert), jene D arstellung byzantinischer Herrscher, die in Salomons Schweigger (Eine newe Reysbeschrei bung aus Teutschland nach Constantinopel und Jerusalem . . . , Nürnberg 1 608, S. 1 2 i ) als H olzschnitt veröUentlicht ist. Doch muss das nicht zwingend sein, da diese I nschrift gerade bei der H olzschnittechnik etwas schwierig wiederzugeben ist und wir ja bei dieser Darstellung eine sehr freie Wiedergabe eines byzantinischen Mosaiks sehen können ( Herausheben aus dem strengen H intergrund und H ineinstel len in eine Landschaft, mit Wolken und Bäumen, Angleichung des Kaiserornats an die Mode des 1 6. Jh. usw. ) . (Vgl. hier Tafel 4 ) . Wenn das nun alles zuträfe, so hätten wir =
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ihn nennt, in seiner Jugend zwar nicht al s die Verkörperung der Tugend erschienen sein, so reift er doch allmählich an seinen Aufgaben, und man muss sagen, dass er seine H errscherpflichten mit Verantwortungs gefühl und Würde erfüllt hat. Er zeigte vielfach eine naive mittelalter liche Frömmigkeit, die vom Aberglauben nicht weit entfernt war. So pflegte er bei Krankhei�en dio Mönchskutte anzuziehen und bisweilen machte er eine Pilgerfahrt zum H eiligen D emetrios nach Thessalonike, ferner verehrte er das Gnadenbild der H odegitria und das in Pege hochl • Den Auflösungsprozess des Reiches in Kleinasien sah er mit klarem Bewusstsein und deutet ihn in einer Ansprache vor seinen Truppen unmittelbar vor der Schlacht, in der ein anderer Feldherr wohl nur Aufmunterndes gesagt hätte, als Strafe Gottes für die Sündenschuld der Byzantiner. Und kam es zur Niederlage wie bei Philokrene, so liess er sich und die Stadt anschliessend vom Patriarchen entsühnen2• Andro nikos I I I . war geschickter als Michael VI I ! . , die orthodoxen Kreise selbst durch seine Verhandlungen mit dem Papst nicht vor den Kopf zu stos sen und diesen durch seine Konversion zur römischen Kirche, die er offenbar später wieder rückgängig machen musste3, ohne jedoch die eine weitere D arstellung unseres Kaisers. Hier sei ferner noch angedeutet, dass die Titulierung der abgebildeten Herrscherin: ANNA EN X (PI�T ) Q TQ 0(E )Q 111 �T H AlTOr�TA H IIAAAIOAOrINA . . . . die an sich für Kaiserinnen unüblich ist (vgl. D ölger, Zum Kaisertum der Anna von Savoyen, S. 220), uns vielleicht einen Hinweis geben könn te auf die staatsrechtliche Stellung der Savoyardin (darüber Dölger a.a.O. S. 210 ff) ; wenngleich ein Mosaik nicht die Bedeutung einer Kaiser urkunde hat, so wäre doch irnmerhir. möglich, dass die Kaiserin während der Auf lösung des Reiches in den vierziger J ahren das Mosaik in der Pammakaristoskirche aus Propagandazwecken, in Auftrag gegeben hat (das wäre ein ähnlicher Fall wie bei den Kommemorationsmünzen, die Bertelc herausgegeben hat; vgl. D ölger, a. a.O. S. 208 ff) . Da es hier zu weit führen würde und es an sich die Aufgabe einer weiteren Untersuchung ist, auf die ganze Problematik der späteren Stellung Annas von Savoyen als H auptkaiser oder Kaiserinmutter einzugehen, sei verwiesen auf F. Dölger, Zum Kaisertum der Anna von Savoyen . . . passim, ders. Facs. Nr. 1 1 S. 16 rr. ;ferner St. Masleff, Die byzantinischen Kommemorationsmünzen mit einem Beitrag zur Klärung der staatsrechtlichen Stellung der byzantinischen Kaiserinnen Münchner Dissertation S. l.tl.t, 55. 1. Kantakuzenos 1 . 53: 1 . 270; 11. 1 7 : 1 . l.t10. 2 . Gregoras I X.9: 1 .l.t36: «ALll7t6peL 3' oi511 6!lCJ)t; Kcx6' �CXI.)TO" YVCJ)O'L!lcxXib'J KCXt
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3 . Und zwar nach dem Angriff der Kreuzfahrerflotte auf das byzantinische Lesbos; vgl. S. 1 29 Dass der Kaiser diese Union wieder rückgängig gemacht hatte, dafür spricht auch der Brief des Papstes Benedikt X I I . an die Kaiserin Anna und an den Grafen Aymone von Savoyen; vgl. S. 1 41 .
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Möglichkeit weiterer Verhandlungen mit der Kurie sich zu versperren, zur Waffenhi1fe gegen die Türken zu bewegen. So duldete er auch die katholischen Neigungen der Kaiserin Anna, die mit franziskanischen Beichtvätern nach Konstantinopel gekommen war!. Seine Nachgie bigkeit in den Verhandlungen entsprang einer staatsmännischen Er kenntnis. Die Unionsbereitschaft seines Sohnes mag dadurch nicht unwesentlich beeinflusst worden sein2• Eine harmonische Persönlichkeit scheint Andronikos 1 1 I. nicht gewesen zu sein, und seine aufbrausende Natur3 war weit entfernt von jenem abgeklärten B ild, das vom byzantinischen Kaiser verlangt, LEpEUC; und LO'!X7t60''t'OAOC; zu sein'. H ier passt er auch ganz gut zu Anna von Savoyen, doren leidenschaftliche Heftigkeit den Byzantinern abstossend erschien5 und der man es nie verzieh, dass sie eine Lateinerin war und blieb . Auch bewahrte der Kaiser bis zu seinem Lebensende, was das Hofzeremoniell betraf, eine gewisse Lässigkeit. Er schätzte es, un geachtet seiner persönlichen Sicherheit,' ohne Leibwache sich mit je dermann zu unterhalten6• Damit brach er mit j enem oströmischen Brauch, der vom Kaiser die Ab&.onderung von den Untertanen verlangt und ihn als Priester und König näher hei Gott, denn bei den Menschen sehen wilJ7. Der Kaiser liebte es, wenn er nicht gerade mit Regierungs geschäften bolastet war oder einen Feldzug unternehmen musste, seine Zeit wie ein Edelmann aus England, Frankreich oder Italien zu ver bringen, und die höfisch ritterliche Kultur dieser Länder erlebte unter seiner Herrschaft an den Ufern des Bosporos eine wahre Renaissance. Seine Zeitgenossen hatten kaum Gelegenheit, ihn lange zu betrau ern; denn schon am Totenbett begann der Kampf um das Erbe. So musste die Kaiserin Anna nach drei Tagen die Trauerzeit abbrechen8, vom Grabe ihres Gemahls im H odegitriakloster9 in den Palast zurück kehren und zusammen mit dem Patriarchen und dem Megas Dux A1. Golubovich, Biblioteca biobibliographica, Bd. I I I , S. 291 ff; Bd. IV, S. 262.
2 . ygl. S. H alecki, Un empereur ... p assim. 3 . Kantakuzenos 1 .38: 1 .1 8 4 . 4 . T.reitinger, D ie oströmische Kaisar-und Reichsidee S. 42 f ; 1 29 f. 5. Gregoras XI. 1 1 : 1 . 566; Diehl, Figures byzantines S. 2 4 7 . 6. Gregoras X I . 1 1 : 1 . 566. 7.
Treitinger a.a.O. S. 49 rr und 1 27 . 8. Kantakuzenos B I , 1 : I I . 1 4 ; Gregoras XL1 1 : 1 .560. 9 . Gorj anov, Chronicon Mosquense S. 284.
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lexios Apokaukos den Kampf für die Krone ihres Sohnes gegen Kanta kuzenos aufnehmen. Und wie die Bevölkerung in den drei inneren Krie gen der zwanziger J ahre durch Parteinahme für einen der beiden An dronikoi geteilt war, so wurde sie nun durch den neuen Bürgerkrieg noch viel mehr zerrissen, wie dies sowohl Gregoras als auch Kant9.ku zenos b emerkt habon: (c der schlimmste Krieg, den die Rhomaior, soweit man denken kann, gegeneinander führtew)l. Es war so , dass alle Schranken der Moral t'ie1en und dass mehr noch als in den zwanziger J ahren das Ausland sieh in byzantinische Angelegenheiten einmischte. Die dichterische Phantasie des Kabaphes hat nachempfindend diese Zeit in seiner Darstellung des Opportunisten, der sich auf die Seite der Anna stellt und bei d � m Sieg des Kantakuzenos diese Entscheidung bedauert, eingefangen2• Wie sehr dieser Kampf das so geschwächte, aber schon durch die H errschaft Andronikos' I I I . wieder einigermassen stabilisierte Reich vere!enden liess, zeigt sich daran , dass es bald danach wie eine reife Frucht den Türken in den Schoss fiel. • • •
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1 . Kantaku zenos 1 I 1 . 1 : 1 1 . 1 2 . 2 . K . P. Kabaphes, IIoL�(.LocToc, 4 . Ausgabe, Athen 1 958, S. 1 3 8 f; '0 'Iwcfv "ll c; K OCV.Tocxou�llvOC; tmtp�OxUtL : «( . . . • KOUT6c;! G'to x6(.L(.Loc Vcl (.L7t'Atx6c:L Tli; Avvocc; .. , . . .. . Koct 7t'OU ·'to dxt OX07t'O v i 7t'CXt� (Le TOi) xup rLcX.,, � TO (Ltpoc;. Koct 6i T15XOC(LVE:. Ked 6�TOCV 't'wp oc tUTUXLG(Ltvoc;, !ltY� AOC; &pXOVTOCC; 7t'cX.v't'oc, xoct GTtPLW!Jtvoc;, Clv 6 BtG7t6't'l)� Bev 't'ov �7t'tL6t 't'�" TEA.tU't'OC(oc G't'LY(.L� . . . tI
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ZUSAMMENFASSUNG Die erste Frage, die sich bei einem Gesamtüberblick unseres The mas stellt, nämlich ob bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts in Byzanz noch die Möglichkeit für eine erfolgreiche Aussenpolitik gegeben war, muss man bej ahen. Serbien und Bulgarien hatten zwar ihre national staatliche Entwicklung abgeschl ossen. Gleichzeitig treten auch die Osmanen und die kleinasiatischen Emirate auf den PJ an. Byzanz aber stellt, inmitten eines Kranzes lateinischer Niederlassungen , damal s wohl mehr durch die Schlüsselstellung, die der Besitz Konstantinopels garantierte, als durch den ideellen Wert seines Kaisertums noch kurz eine politische Potenz ersten Ranges dar. Denn "das aussenpoliti�che Prestige ",ar zwar nach den Bürgerkriogen der Jahre 1321 bis 132R gesunken , doch nicht so zer3tört , wie dies der Fan war nach dem Thron foJgekrieg des J ohannes Kantakuzf}nos gegen J ohannes V . Palaiolo gos und Anna von Savoyen. Andronikos I I I . hat das byzantinische Reich vor den Augen des Auslandes wieder zu einem gleichberechtigten Ver handlungspartner gemacht, was sich vor allem durch die Bündnisse der J ahre 1328 - 1334 mit der Kurie, Frankreich und Venedig gezeigt hat. Es war diesem Kaiser sogar geglückt, durch seine kurze Konversion zur römischen Kirche, dio dauernde Kreuzzugsdrohung gegen Byzanz in eine Liga gegen die Türken umzuwandeln. In den Jahren 1328 1341 war es zu einem Gleichgewicht der Kräfte im östlichon Mittel meer gekommen. Für Byzanz war somit auch die Möglichkeit, günstige Gelegenheiten auszunützen, gegeben. Aber nicht allein in der Aussenpolitik, sondern fast noch mehr in der H andhabung und in den Reformen der Innenpolitik Andronikos' I B . finden sich Proj ekte, die sich durchaus mit der Tradition seiner grossen Vorgänger vergleichen lassen. Die Regierung Andronikos ' 1 1 1 . darf wohl mit Recht als die letzte staatliche Renaissance des byzan tinischen Reiches betrachtet werden. Doch ist der Rahmen, in dem " sich damals die Politik abgespi elt hat, durch anhaltenden wirtschaft lichen Verfall, ständige Landverluste und dauernde Einfälle angrenzender Völker im Vergleich zu seiner einstigen Grösse geradezu j ämmerlich geworden.
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Ein weiteres Problem unserer Geschichte ist: war es der Kaiser, der die Politik bestimmte oder der Grossdomestikos J ohannes Kanta kuzenos ? Wir versuchten zu zeigen, dass Andronikos 1 1 1 . durchaus fä hig und energisch ganug war, sich sowohl in der Innen - al s auch in der Aussenpolitik durchzusetzen und einen eigenen Weg zu gehen. Es hat fast den Anschein, als hätte The'Jdoros Synadenos keine so zweit rangige und Alexios Apokaukos keine so zwielichtige Rolle gespielt, wie man dies nach einem flüchtigen Blick auf die Quellen vermuten könnte. Nachdem wir nun gesehen hab en, wie Kantakuzenos, von Macht gier besessen, ohnQ Rücksicht auf die I nteressen des Reiches, für die Legitimität seiner H err � chaft und seine durch die Vorsehung gewollte Erwählung kämpfte, kann man es dem Kaiser a] s hohes Verdienst anrechnen, einen solchen Mann in Schranken gehalten und seine Be gabung richtig aingesetzt zu haben. Schliesslich muss man Andronikos I I I. Palaiologos zugestehen, dass ihm mit Einsatz aller nur verfügbaren Kräfte das, was im Rahmen dor historischen Gegebenheiten zu errei chen möglich war, geglückt ist. Eine historische Grösse allerdings, deren massüberschreitende Dämonie - im Positiven wie im Negativen - noch kommenden J ahrhunderten ihr Siegel einprägen sollte, war Andronikos I I I . nicht, wenngleich seine politischen I ntentionen die eines grossen H errschers waron.
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211
REGISTER Achaia 86, 99, 102, 106, 137 Adelheid von Braunschweig-Grubenhagen s. Eirene Adonis 10 Adramyttion 127 Adria 84, 137 Adrianopel 9,16,17, 22,25, 26, 54,56, 67, 70, 81
Ägäis 105, 114, 119, 124, 126, 141, 159 Agathupolis 61 Ägypten 42, 66 Aitolien 3 Aitos 61, 78,79 Akarnanien 3, 93, 133, 137 Alanen 64 Albanien 8, 46, 93, 135, 136, 160, 162 Alexander d. Gr. 3 Alexios Apokaukos s. Apokaukos Alexios Kabasilas s. Kahasilas Alexios I. Komnenos 172 Alexios II. Komnenos (von Trapezunt) 150
Alexios III. Angelos 133 Alexios Philanthropenos s. Philanthro penos Alt-Phokaia s. Phokaia Alt-Sarai s. Sarai Amadeo V. (Grf. von Savoyen) s. Savoyen Amalrich von Naroonne 103 Amblyopos 49 Amphipolis 166 Anatolien 117, 146, 147 Anchialos 54, 78, 79, 80 Andreas (Dominikaner) 108 Andronikos 11. Palaiologos 1,8 - 11,13, 14, 16, 21, 22, 24 - 28,31 - 33, 36, 40, 42 - 44, 48, 50 - 54, 59,61, 63, 67, 85, 87, 97, 106, 109, 110, 112, 120, 147, 165, 166,172 - 174,177,181
Andronikos 111. Komnenos (Trapezunt) 150
Angeloi 38, 176 Angelos, Alexios 133 Angelos Johannes (Pinkernes) 137, 154 Angelos Thomas (Despot von Epirus) 134 Anjous 7, 100, 135 Anna von Savoyen 36,106,111,121,122, 142,175, 178, 179, 183, 185, 187, 192
Anna, Zarin von Bulgarien (Schwester Stefan Decanskis, 1. Gemahlin Michael Sismans) 77, 78 �nna Palaiologina von Epirus (Despoina, Basilissa) 135, 136 Anna von Ungarn ( 1. Gemahlin Andro ni'kos'
Antonios (Mönch) Andronikos 11. Palaiologos 52 Aplesphares, Johannes 29, 61 Apokaukos, Alexios (Megas Dux) 16 ,25, =
30,89,92,137,163,164,181,182,184, 187, 193,195 Apros 27,29,30 Araber 82 Aragon 105
Arego s. Tartaro Arkadiupolis 166 Armenien s. Kleinarmenien Arnaldi, Garcias von Aquitanien 121 Arta 137, 138 Asan, Andronikos (Schwiegervater des Johannes Kantakuzenos) 90 Asan, Michael 42, 48, 46, 47, 80, 81 Asanina, Eirene (Gemahlin d. Johannes Kantakuzenos) 39 Athen 86, 135 Athos 37,83,94,172 Augustus 85 Avignon 7, 103, 109, 110, 139,142, 143 Axios 94 Aydin 119 Balagrita 135,136 Baphis 146 Bardales, Leon 25,170 Barlaam 139, 142, 143, 145, 189 Basileios 11. Komnenos (von Trapezunt) 150
Basilikos, Nikephoros 47 Basilitzes, Nikolaos 137, 138 Bassaraba, Johannes 63,73,78 Bayern 109 Be�kos s. Johannes XL Belaur 80 Benedikt von Cumae 108, 109 Benedikt XII. (Papst) 68, 115, 139, 140, 141, 144
Bera 59 Berat 96 Berrhoia 46 Bithynien 8, 79, 157 Bizye 29, 70 Blanka von Burgund 106 Blanka (T. des Philipp von Tarent) 101, 102
Blastares, Matthaios 169 Boccaccio 160 Böhmen 84 Bolbesee 94 Böotien 83 Borgia, Cesare 5 Bosnien 76 Bosporos 98, 152, 153, 192
8B,
212
Bourbon 105 Bramond de Lusignan s. Lusignan Bryennios, Georg 58 Bryennios (Megas Drungarios) 46 Bukelon (Odrysoi) 61,70,72 Bulgarien 6, 8, 39, 48, 53, 59, 61,
mahlin Andronikos' 11. Palaiologos) 140
=
63, 65, 67 - 70, 72, 74, 76, 77, 79, 80, 81, 83, 102, 194 Burgund 98 Butzunin 74 Caesar 176 Canali de, Pietro 124 Cattanea 117, 129 Cattanea, Andrea 117, 130, 131 Cattanea, Odoardü 131 Cemren 95 Cernomen 41,42,62,63,68 - 70 I Chalkidike 94 Chalkokandyles 4 Chandrenos 86 Chariupolis 30 Chepoy, Jean de 126, 128 Cherson 122 Chersonnes (thrakische) 37 China 97 Chios 3,73,99,111 - 114,117, 119,141, 159, 160 Chreles 45 Christupolis (Kavalla) 16,17, 25,33,45, 73, 76, 83 Chumnos, Nikephoros 8,17
Chypre s. Zypern Clermont 105 Courtenay s. Katharina Cumae s. Benedi,kt Dakibitza 156 Dalmatien 25 Damaris 135 Dandalo, Francesco 123 Dandalo, Stefano 141, 142 Daneion 28 Deabolis 46 Debrec 76 Demetrios (hI.) 45, 46,191 Deuritza 74 Diampolis 61,70,78,79, 80 Didymoteichos 28,29,30,32,34,42,44, 48, 56, 59 - 61, 67, 70, 93, 113, 115, 166, 178, 182 Diehl 5 Dipotamos 167 Dohric 75 Donau 53, 67 Doria, Raffo di 16 Drama 45 Dschingis: Khan 89, 146 Dubrunin 74 Durazzo 25,83, 102, 136, 137
Edessa 46 Eirene-Yolanthe von Montferrat (2. Ge-
4,
10, 85 - 86
Eirene ( Adelheid) von Braunschweig Grubenhagen (1. Gemahlin Androni kos' III. Palaiologos) 10, 26, 28, 36, =
106
Eirene (Kaiserin von Trapezunt, illeg. Tochter Andronikos' III. Palaiologos) 150 - 151
Elasson 135 England 97, 139, 140, 192 Enveri 4, 126, 127, 160, 179 Ephesos 163 Epibates 28,33,35,55,91 Epirus 8, 83, 86, 96,101,125, 133, 135, 138, 157
Eressos 130 Esaias (Patriarch von Konstantinopel) 43, 44, 105, 173, 174
Eudakia (Kaiserin von Trapezunt, Tochter Michael VIII.) 150 Exotrochos 46, 153, 156 Ferrara 86 Flor s. Roger de Flor Florinskij 5 Frankreich 6, 76,98, 121,125,128,139, 192, 194
Friedrich von Aragon (König von Sizi lien) 105 Friedrich der Schöne von Habsburg (Deutscher König, Herzog von Oster reich) 87 Galata 11, 12, 93,97,98, 114 - 117 Gallipolis 17, 130 Galyko 95 Garella 27,29, 30 Genua 48, 83, 93, 97,98, 115, 124, 129, 130, 132, 141, 167
Georg Terterij 35, 55 -57, 63, 65, 76 Gerasimos 1. (Patriarch von Konstantinopel) 17, 20, 172, 173 Ghibelinnen 98 Gibelet, Juan de 107 Goldene Horde s. Mongolen Golos 135 Granada 139 Gratianopel 45 Gravina, Johannes von 83, 135 Gregoras, Nikephoros 2,3,4,10,11,18, 39, 41, 52, 62, 66, 81, 90, 120, 121, 122,127,129, 153, 160,165, 170,172, 174, 175, 179 - 181, 186,.187, 189, 193 Gridos 60 Griechenland 100, 101, 102, 111, 1I7, 119, 133, 136
Grosskomnenen (von Trapezunt) s. Johannes II. Komnenos Alexios 11. Komnenos Basileios H. Komnenos Andronikos BI. Komnenos
213
Guelfen 98 Guillaume Adam von Antivari 76 Guy de Lusignan s. Lusignan Gynaikokastron 166 Gyrolimnetor 20 Haemus 79 Hagia Sophia 35, 167, 182 Harmenopulos, Konstantinos 169 Heinrich von Kärnten 87 Heisenberg 5 Helena (Gemahlin Stefan Dusans) 76 Hennegau 105 Herakleia (thrak) 28, 29 Hethoum von Armenien s. Lusignan Hilarion 147 Hlerine v. Chlerin 95 Hodegitriakloster 52,189,191,192 Hongkong 97 Hugo IV. (König von Zypern) 123 Ibn Battuta 52, 67, 148, 158 Jerusalem 161, 167 Jirecek 5 Ikonion 146 Illyrer 3 Johann v. Luxemburg. (König von Böhmen) 106 Johannes XXII. (Papst) 87, 101, 103, 104,107,109 - 111,125,129,130
Johannes XI. Bekkos (Patriarch von Konstantinopel) 8 Johannes XIII. Glykys (Patriarch von Konstantinopel) 172 Johannes XIV. Kalekas (Patriarch von Konstantinopel) 81,141,150,163,175, 181, 183
Johannes 11. Komnenos von Trapezunt 150
Johannes V. Palaiologos
2,140,175,181, 185, 186,188,194 Johanniter 117, 119, 123 - 126, 130, 140 Jonien 159 Joseph (Philosoph) 17 Isaak 32 Italien 100, 192 .1 ustinian 169 Ivan Alexander 65, 68, 76, 78 - 81, 158, 186 Ivall der Russe 48,57,58,63,65
Izmir s. Smyrna Kaballarion 74 Kabaphes 193 Kabasilas, Alexios 137 - 138 Kaffa 104 Kallikrenites, Michael 18, 19, 22, 24, 25 Kallinikos 16, 87 - 89 Kallorie 130 Kalochairetes 28 Kalothetos, Johannes 113, 115, 117 Kamaris 49, 50 Kanina J.lJ5
Kantakuzene Eirene (Gemahlin des Jo hannes Kantakuzenos, s. Asanina) Kanta'kuzene, Theodora s. Palaiologina Theodora Kantakuzenos Andronikos (Parakoimo menos) 14 Kantakuzenos, Johannes 4,6,14 - 19,22, 25, 26, 28, 30, 39, 40, 46, 48, 49, 51, 59,65 - 68,71,81,89-93,95,96,111, 113,120,121,131,136 - 138,146,153157, 160,164,165,170, 175 - 195 Kantakuzenos, Nikephoros 156 Kara Burun 136, 159, 160 Karasi 119, 149, 158 Karien 159 Karl I, von Anjou 103 Karl Robert (König von Ungarn) 70, 73, 78, 85, 87, 96 Karl IV. d. Schöne v. Frankreich 106, 109
Karl von Valois s. Valois Kastoria 46, 93 - 95 Kastrin 135 Katalanen 86,135,146,177 Kathara 13 Katharina von Courtenay (Titularkaiserin von Konstantinopel) 86 Katharina von Valois (Titularkaiserin von Konstantinopel) 102, 135, 137 Katharos, Michael 13,15, 31, 177 Kertsch 122 Kicevo 76 Kleinarmenien 7, 14, 47, 72, 105, 119, 140, 173
Kleinasien
7, 8, 37, 72, 79, 117, 119, 144 - 148, ] 52, 159, 191 Klepta 49 Kodin 11 Koloneia 46
Komnenen s. Grosskomnenen s. Alexios I. Manuel I. Komnenos, Johannes (+ 1719 ) ] 79 Konovich, Wladislaw 87 Konstantin d. Gr. 85 Konstantin Dukas Limpidares 100, 147 Kopsis 54, 57, 58 Kösedagh 146 Kostar 95 Krenna 69, 73 Kreta 99, 125, 128 Ktenia 61, 78 Kumanen 87 Kurie 68 Lachanas 147 Laskariden 146 Lemnos 82 Leopold Herzog von Osterreich 87 Lesbos 32, 129 - 131, 162 Libadarios 142
214
Libobistos 45 Lips (Kloster) ,52 Litauen 139 Logoi 48, 49 Lokietek, Wladislaw 87 Lokris 93 Lombardei 140 Lopadion 148 Ludwig d. Bayer 109, BO, 139 Lusignan, Bramond 140 Lusignan, Guy 13, 47, 105, 181 Lusignan, Hethoum 140 Luxemburg s. Johann v. Böhmen s. Maria von Luxemburg Lykostomos 135 Magnesia 159 Makedonien 26, 47, 72, 83, 84, 95, 130, 166
Maltepe 153 Manganonkloster 44 Mantzikert 156 Manuel I. Komnenos Mari, Raffo di 16 Maria (Gemahlin d. Michael IX.) s. Rita Maria Xene Maria Palaiologina (Kralaina, Gemahlin d. Stefan Decanski), 39, 88, 103 Maria von Luxemburg 106 Marignolli, Johannes 141 Maritza 54 Marseille 104, 129 Martinos 23 Marules, Phokas 44 Matarangos, Nikolaos 170 Matthaios 163 Mauren 139 Megale Karya 37 Melas 24, 47 Melissenos, Gabriolopulos 134, 135 Melnik 47, 83 Mesemhria 54,56,61, 78,79 Mesothynien 152, 157 Metochites, Demetrios 18, 39 Metochites, Eirene 39, 41 Metochites, Michael Laskaris 40 Metochites, Nikephoros 18 Metochites, Theodoros 8, 17, 19, 39, 40, 50, 166
Michael VIII. Palaiologos
1, 7, 8, 14, 103, 120, 133, ' 146, 150, 172, 176, 188, 191 Michael IX. Palaiologos 7, 9, 13,14, 54, 146, 177 Michael Sisman 35, 41, 47, 48, 53, 55, 57 -63, 65,69 - 78, 89, 157 Michael Sisman (So'hn des Zaren) 81 - 82 Miller 5 Mitylene 131
Mladen von Bosnien 87 Mongolen 35, 53, 63 - 68,
70, 74, RO, 82,
139
Monomachos, Johannes
42, 45, 46, 100,
134, 135, 137
Montferrat s. Eirene-Yolanthe Montferrat, Mgrf. Theodor 13,
39, 85,
131
Morava 75 Morea 19, 176 Muratore 5 Musachi, Mentulus 87 Muzalon, Theodor 146 Myser s. Bulgarien Naxos 116 Neapel 6, 7, 83, 87, 102,
105, 106, 108,
140
Nebukadnezar 167 Negroponte 93, 124 - 126, 128 Nephon 120, 166, 174,175 Nikaia 146, 152, 158, 163 Niketiatu 156 Ni'komedeia 78,79,157, 158, 163 Nordgriechenland 134 Nymphaion 116 Occam 139 Ochrid 46,73,76,83,93,95, 96 Ochyros 113 Orest 184 Orsini, Giovanni, 134, 135, 137 Orsini, Nikephoros 136, 137 Osman 8, 37, 148, 157 Osmanen 96, 102, 119, 146, 152,
153,
155, 194 Ozbeg 67, 68, 82, 139
Palaiologina, Anna (Tochter Michaels IX.), Gemahlin des Thomas Angelo8) 13
Palaiologina Eirene s. Eirene, Kaiserin von Trapezunt Palaiologina Eudokia s. Eudokia, Kai serin von Trapezunt Palaiologina Eudo'kia Despoten Konstantin) 13 Palaiologina Eugenia (Megale Domes tikissa, Mutter d. Syrgiannes) 24 - 26 Palaiologina, Maria s. Maria, Kralaina von Serbien Palaiologina Maria (Tochter Androni kos 111.) 81 Palaiologina, Theodora (Mutter des Joh. Kantakuzenos) 28, 29, 39, 92, 113, 185 - 187
Palaiologina, Theodora s. Theodora, Zarin v. Bulgarien Palaiologos, Andronikos (Protobestiar) 42, 45, 46
Palaiologos, Andronikos (Megas Stra topedarches) 29, 31, 61 Palaiologos, Demetrios (Despot) 13, 39, 45, 46, 85, 86, 165
215
Palaiologos, Johannes (Panhypersebastos, Despotes, Kaisar) 39, 41, 103 Palaiologos, Johannes (Megas Konto ttaulos) 29 Palaiolo-gos, 33, 180
Palaiologos, Konstantin (Porphyrogenne tos) 40 Palaiologos, Manuel (Despot) 12, 13 Palaiologos, Sphrantzes (Megas Stratopedarches) 93 - 95 Palamas, Gregorios 38, 142 Pallene 94 Pantzos 60 Paris 106, 143 Parisot 185 Pausanias 3 Pazarlu 154 Pegai 149 Pege Kloster (Konstantinopel) 191 Pelagonien 74 Pelekanon Ü 2, 116, 119, 152, 153 Pepanos 48 Pera s. Galata Peritheorion 167 Perser s. Türken Persien 66, 105 Phanorion 13.5 Pherai 45, 46 Philadelphia 148 Philanthropenos, Alexios 8, 131, 173 Philipp von Tarent 84, 86 - 88, 101, 102, 108
Philipp VI. v. Frankreich (Valois)
76, 109, 111, 123, 125, 140 Philippi 45 Philippopel 54 - 58, 61, 65 Philippos (Logothet) 78 Philokrene 119, 152, 156, 159, 191 Phdkaia 3, 117, 119, 129, 131, 132, 136, 159, 160, 162 Phrygien 149, 157 Pisano, Giovanni 121 Polen 84, 139 Potukas 58 Prilep 19, 46, 47, 83, 95, 96 Promosul 67 Propontis 48, 98, 149, 157 Prosek 46, 83 Prusa 37, 43, 146, 148, 152, 157 Pylades 184 Ragusa 35, 74, 84 Raxinas (Protobestiar bulg.) 78 Rhaidestos 29, 30, 36, 106 Rhaul, Isaak 46 Rhegion 21, 24 - 26, 29, 33, 43, 45 Rhentina 94 Rhitzion 156
Rhodope 29, 31 Rhodos 124 - 126,
128
Rhogo 137, 138 Rhontzerios 48 Rhosso-kastron 55, 78 - 80 Riccardo 137 Rita-Maria Xen'e v. Kleinarmenien 7, 13, 31, 33, 45, 47, 62, 72, 87, 92, 105, 180 - 181
Robert der- Weise, König von Neapel Sizilien 87,102, 105, 106, 108, 120, 123, 140, 141
Roche, Gautier de la 86 Roger de Flor 9, 146 Rom 110 Sakkos 29, 30 Sanudo, Marino 103, 104, 120, 175 Sanudo, Niccolo 116, 120, 123 Sarai 66, 68, 139 Sarukhan 131, 159 Savoyen 36, 106, 107, 111 Savoyen, Amadeo V. Grf. 36, 106, 111 Aimone 111, 141 Anna s. Anna v. Savoyen Edoardo 107 Schottland 140 Sebastopulos 155 Seldschuken 109, 117, 119, 125, 127, 128, 136, 148
Selymbria 24, 25, 26, 29, 30, 32, 33, 43 Serbien 6 - 8, 17, 39, 41 - 43, 54, 62, 70, 73 - 77, 83 - 85, 87, 89, 102, 133, 181, " 194 ' Sergentzion 29, 30, 32 Sermylia 94 Serrai 40, 67,' 96 Siderokastron 74, 76, 95 Simonis 43, 85- 87 Sizilien 123, 140 Skeparion 135 Skoplje 41 S'kutari 152, 153, ]56 '
Skythen s. Mongolen Sliven 54, 56, 57 Smyrna 125 - 127 Sozopolis 54, 61, 72 Sphrantzes 4 Sphrantzes s. Palaiologos Spinola, Argentina 131 Spinola, Frederigo 16 Spinola, Juan 131 Stagoi 135 Stara Planina 56 Stefan Uros 11. Milutin 16,
83, 85 - 89,
95 - 101
Stefan Uros 111. Decanski
39, 41, 46, 56, 62, 73,. 75, 77, 84, 86, 88, 89, 95, 101, 102 Stefan IV. Dusan 56, 75, 77, 81, 89, 93 - 96, 102, 133
Stenirnachos 29, 58 Strumitza 46, 47, 83, 95
216
Strymon 40, 166 Suleiman 145 Superanzo, Giovanni 109 Synadenos (Sohn des Marules) 51 Synadenos, Theodoros (Protostrator)
16, 18, 19, 45, 47 - 49, 52, 89, 133. 136, 137, 170,182,195 Syrbanos 31 Syrgiannes 14, 16, 19, 22, 24, 26 - 29, 76, 89 -95, 122, 125, 181, 185 Tagaris, Manuel 21, 154 Tarchaneiotes, Manuel (Domestikos) 31, 156 Tarent 138 Tartaro, Arego 117 Taspugas 67
Tataren s. Mongolen Temirkhan 149 Tenedos 159 Terter�i, s. Georg Terterij Thamar von Epirus 101, 102 Themistokles 3 Theodor Svetoslav Terterij 21, 23, 54, 55, 60, 73
Theodora Palaiologina, Zarin von Bulgarien 54,55,59,60,62,70,77 Theoleptos (Metropolit) 17,22,24,148 Thessalien 83,96,133 - 136,163 Thessalonike 9,13,16,23,31,39,40,44, 45,47,79,sn - 94,133,134,166,169, 181 - 182, 191
Thomokastron 137,138 Thrakien 3,35,37,47,58,62,64,65,67, 69, 70, 72, 78, 83, 113, 130, 166, 167
Timorion 136 Toglu Torgan 67 Toplica 75 Tornikes, Andronikos 107 Tornikes, Michael (Megas Kontostaulos) 17
Toskana 140 Trajanupolis 59 Trapezunt 150 Triballer 3
Tri'kkala Tundza 54, 67, 78, 81 Türken 32, 37, 43, 86, 94, 95, 99, 120, 122, 123,139,140,144, 146,152, 186 187, 193, 194
Tzamplakon, Arsenios (Megas Papias) 92 Tzepaine 29, 58 Tzuruloe 28, 32 Umur von Aydin 119,126,136,159 163 Ungarn 7,63,64,78,84,87,95,139 Unteritalien 137 Urchan 73,78,145,148, 149,152 - 157, c
-
159, 185
Valois Karl von 84,104,147 Valois s. Katharina (Titularkaiserin) Valona 96 Velbuzd 65,69,75 - 78 Venedig 6,7,35,48,83,84,86,97,109,
119,120,123,124, 125, 128,135,140
Via Egnatia 101 Vidin 57, 75 Vlachen 64 Vodena 46, 95 Voislav 29,46,56 - 59 Walachei 63, 74 Wardar 74 Wolga 66 Xanthe 45 Xene s. Rita-Maria Xene Yahsi 119, 127 Yolanthe von Montferrat s. Eirene Zaccaria 159 Zaccaria, Benedetto d. Ältere 112 Zaccaria Benedetto 112, 114, 116 Zaccaria Martino 112, 113, 115, 116, 130, 141, 159
Zaccaria-Palaiologo 117 Zaridas, Andronikos 41 Zelecnes s. Sider(jkastron Zemen 75 Zeno, Pietro 126 Zichnai 45 Zypern 105, 123, 126
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