Europäische Amphibien auf einen Blick
Lieber Naturfreund Wer von Ihnen hat nicht schon auf einem Spaziergang an einem...
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Europäische Amphibien auf einen Blick
Lieber Naturfreund Wer von Ihnen hat nicht schon auf einem Spaziergang an einem Sommerabend entlang eines Weihers oder Sees eindrucksvolle Froschkonzerte vernommen - das vielstim mige Quaken oder den melodischen Ruf der Unken. N u r wenige aber wissen, wie vielfältig die Tierwelt selbst klei ner Tümpel ist. Z u den Bewohnern eines Gewässers und seiner Umgebung zählen Frösche, Kröten, Unken, Molche und Salamander. Die meisten Menschen haben eine Scheu gegenüber Amphibien. Schuld daran ist nicht zuletzt der mittelalterliche Aberglaube über die häßlichen Frösche und Kröten, der sich bis heute hartnäckig gehalten hat. Tatsächlich zeigen diese Tiere sich in ihrem Aussehen und Verhalten aber s o faszinierend, daß es sich lohnt, sie näher kennenzulernen. S o gehört zum Beispiel die U m wandlung von der Kaulquappe zum Frosch mit zu den erstaunlichsten Vorgängen in der Natur. Vor allem die Trockenlegung von Feuchtgebieten und die Verbauung von Bach- und Flußufern läßt jedoch Frösche, Kröten, Unken, Molche und Salamander von Jahr zu Jahr seltener werden. Heute sind die meisten Amphibien vorn Aussterben bedroht. Diese dramatische Entwicklung kann auch durch das Anlegen von Gartenkleinteichen, die auf grund wachsender Sehnsucht nach mehr Natur immer be liebter werden, kaum aufgehalten werden. In Siedlungs gebieten fehlt das artgerechte Umfeld, das die Amphibien außerhalb ihrer Laichperiode benötigen. Der neue GU Kompaß Frösche und andere Amphibien informiert über Aussehen, Lebensweise und Ansprüche der Amphibien und macht ganz besonders auf die Einzig artigkeit ihrer Entwicklung aufmerksam. Er kann so m i t . dazu beitragen, die Lebensräume der Tiere zu erhalten und damit ihr Aussterben zu verhindern. Anhand von 6 5 ungewöhnlichen Naturfarbfotos, leicht verständlichen Beschreibungstexten und farbigen Kennstreifen lernen Sie die Amphibien besser kennen und bestimmen. Dies wird Ihnen ein Naturerlebnis ganz eigener Art bringen. Die in den Steckbriefen und Bildern gegebenen Informationen werden durch das kleine Kapitel »Biologie der Amphi bien« (Seite 61—62) abgerundet. Viel Freude beim Kennenlernen und Bestimmen von Amphibien wünscht die G U Naturbuch Redaktion Umschlagvorderseite: Laubfrosch; Umschlagrückseite' Naturteich
Gebrauchsanleitung Im vorliegenden GU Kompaß Frösche und andere Amphi bien werden - meist auf einer Doppelselte - die wichtig sten europäischen Amphibien, nach Familien geordnet, vorgestellt. Naturgetreue Farbfotos zeigen die für das Erkennen und Bestimmen der abgebildeten Arten wichti gen Merkmale. Leicht verständliche Beschreibungstexte informieren genau und ausführlich über Kennzeichen, Lebensweise, Lebensraum und Verbreitung sowie Entwick lung und machen das Bestimmen auch für den zoologisch Ungeübten leicht. Bedeutung der farbigen Kennstreifen Farbbalken an den Abbildungen zeigen auf den ersten Blick an, welcher Lebensraum von der beschriebenen Art bevorzugt wird: H H M
landlebende Art sowohl an Land als auch im (am) W a s s e r lebende Art
H B H i im W a s s e r oder Uferbereich von Gewässern lebende Art • • • •
unterirdisch lebende Art.
Erläuterung der Beschreibungstexte Über dem Bild steht der in der Zoologie gebräuchliche deutsche Name. Der wissenschaftliche Name wird zu Beginn der Steckbriefe aufgeführt. Unter Familie ist der deutsche Name der Tierfamilie angegeben. Die Kenn zeichen, auf die es bei der Bestimmung ankommt (Größe, Farbe, charakteristische Merkmale), sind genau beschrie ben. Über die Lebensweise (Fortpflanzung, Entwicklung) wird ausführlich informiert. Das Stichwort Verbreitung nennt die Gebiete Europas, in denen die beschriebene Art oder eine ähnliche Art vorkommt. Zweimal ist ein Bild- und Textkapitel eingeschaltet, in dem detailliert die Entwicklung der Froschlurche und die der Molche erläutert werden. Der Autor Dr. Rudolf Hofer Ist Dozent am Institut für Zoologie der Universität Innsbruck und freier Mitarbeiter am Innsbrucker Alpzenzoo sowie Autor der G U Kompasse »Alpentiere«, »Süßwasserfische« und »Amphibien — Reptilien«.
Mittelmeerlaubfrosch
Wissenschaftlicher Name: Hyla meridionalis Familie: Laubfrösche. Kennzeichen: 3 , 5 - 5 cm. Meist leuchtendgrüne Oberseite, Finger- und Zehenspitzen mit Haftschei ben. Männchen mit rötlich brauner, Weibchen mit wei ßer Kehle. Unterscheidet sich vom Europäischen Laubfrosch durch einen kür zeren, bereits oberhalb der Vorderbeine endenden, schwarzen Seitenstreifen. Lebensweise: Wie Europäi
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scher Laubfrosch, seine Ruf frequenz ist jedoch deutlich langsamer (1 mal statt 3- bis 6mal pro Sekunde). . Nahrung: Vorwiegend Flug insekten. Lebensraum: Büsche, Bäume, Schilf, flaches, dicht bewachsenes Wasser. Er entfernt sich im Sommer zum Teil weit vom Laich gewässer. Verbreitung: Südfrankreich, äußerster Norden und Süden der Iberischen Halb insel.
Europäischer Laubfrosch
Wissenschaftlicher Name: Hyla arborea Familie: Laubfrösche. Kennzeichen: 3,5—5 cm. Die Oberseite ist meist leuch tendgrün, kann aber je nach »Stimmung« gelblich, braun, grau oder fleckig sein. Meist ist er an die Farbe des Untergrundes so gut angepaßt, daß man einen stillsitzenden Laub frosch kaum bemerkt. Vom Auge führt ein schwarzer Streifen entlang der Flanken bis zur Hüfte. Die rötlich
braune Kehle des Männ chens kann durch die Inne ren Schallblasen weit auf getrieben werden (rechtes Bild). Die Kehle des Weib chens ist weiß. Die Haft scheiben an Zehen und Fin gern sind charakteristische Merkmale der ganzen Familie. Lebensweise: Vorwiegend nachtaktiv, wärmeliebend. Er laicht erst im späten Frühjahr in kleinen, dicht bewachsenen Gewässern. Der meist nächtliche, laut
dröhnende Chorgesang ist auch noch nach der Paa rungszeit zu vernehmen. Tagsüber sonnt er sich oft ruhig und eng zusammen gekauert auf Blättern von Büschen und Bäumen. Der geschickte Kletterer hält sich mit den Haftscheiben der Zehen und Finger und der feuchten Bauchhaut auf glatten Oberflächen fest. Entgegen dem weitverbrei teten Volksglauben ist der Laubfrosch nicht in der Lage, Wetter vorherzu
sagen. Er steht unter streng stem Naturschutz. Nahrung: Vor allem Flug insekten, die oft im Sprung zielsicher erbeutet werden.. Lebensraum: Büsche, Bäume, Schilf und während der Fortpflanzungszeit flaches, dichtbewachsenes Wasser. Verbreitung: Fehlt in Europa nur auf den Britischen Inseln, in Nordeuropa, den östlichen Teilen der Iberi schen Halbinsel und S ü d frankreich.
Grasfrosch
Wissenschaftlicher Name: Rana temporaria Familie: Frösche. Kennzeichen: 6 - 1 0 cm. Plumper Körper mit kurzen Hinterbeinen und stumpfer Schnauze. Leicht mit dem Moorfrosch zu verwechseln. Die Oberseite ist auf gelb-, rot- oder dunkelbraunem Grund unregelmäßig dun kel gefleckt, die helle Unter seite nur leicht marmoriert. Während der Paarungszeit erkennt man das Männchen an den dicken Unterarmen,
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den »Brunstschwielen« (dunkle, rauhe Flächen an den Daumen) und der schwabbeligen Haut (Ansammlung von Lymph flüssigkeit). Lebensweise: Tag- und nachtaktiv. Oft schon im Herbst versammeln sich die Grasfrösche in der Nähe des Laichgewässers, um dann im Frühjahr bereits während der Schnee schmelze die großen, auf fälligen Laichballen ins E i s wasser ablegen zu können.
Sie begnügen sich oft mit kleinen Wasserlöchern und Gräben. Bei Massenwan derungen zu den Laichplät zen fallen viele von ihnen dem Straßenverkehr zum Opfer. Die Balzrufe beste hen aus einem unauffälligen Grunzen. Nach der Laich zeit entfernen sie sich oft weit vom Wasser, kehren aber jedes Frühjahr in das selbe Laichgewässer, in dem ihre Larvenentwicklung stattgefunden hat, zurück. Der Grasfrosch überwintert
am Grund der Laichgewäs ser oder im Erdreich. Nahrung: Gliedertiere, Wür mer, Schnecken. Lebensraum: Sehr anpas sungsfähig. Er ist von der Ebene bis ins Hochgebirge, vor allem in feuchten W i e sen und Wäldern zu finden. Verbreitung: Häufigster mit teleuropäischer Frosch, fehlt nur in Südeuropa, erreicht aber als einzige Art das Nordkap.
Wissenschaftlicher Name: Rana arvalis Familie: Frösche. Kennzeichen: 6—8 cm. Seine gelbliche oder bräunliche Oberseite ist mit dunklen Zeichnungen versehen. Der Moorfrosch läßt sich schwer vom Grasfrosch unterschei den, er ist aber zierlicher, besitzt eine spitzere Schnauze und trägt am Rükken mehr oder minder deut lich ausgeprägte helle, dun kel gefaßte Längsstreifen (linkes Bild). Der helle Bauch
Ist meist zeichnungslos. W ä h rend der Paarungszeit ist das Männchen durch kräftige Unterarmmuskulatur, rauhe, schwarze »Brun^tschWielen« an den Daumen (zum Fest klammern am Weibchen) und durch schwabbelige Haut (Ansammlung von Lymphflüssigkeit) gekenn zeichnet. Einzelne Männchen verfärben sich zu dieser Zeit sogar hellblau (rechtes Bild). G r a s - , Moor- und Springfrosch werden als Braunfrösche bezeichnet.
Sie unterscheiden sich von den Grünfröschen (S. 12-15) u.a. durch das Vorhanden sein eines dunkelbraunen Schläfenfleckes. Lebensweise: Tag- und nachtaktiv. Legt bereits im zeitigen Frühjahr seine großen Laichklumpen in meist kleine, zum Teil sogar temporäre Wasseransamm lungen. Sein unauffälliger Balzruf erinnert an den Ton, der beim Austreten der Luft aus einer untergetauchten Flasche entsteht.
Nahrung: Kerbtiere, Würmer oder Schnecken werden mit der herausklappbaren Zunge oder den Kiefern erbeutet. Lebensraum: Während des ganzen Jahres an feuchten Biotopen wie Moore, sump fige Wiesen und feuchte Auwälder des Flach- und Hügellandes gebunden. Er entfernt sich nur wenig vom Laichgewässer. Verbreitung: Osteuropa sowie Teile N o r d - und Mitteleuropas.
Springfrosch
Wissenschaftlicher Name: Rana dalmatina Familie: Frösche. Kennzeichen: 5 - 9 c m . Der grazile Springfrosch ist von Moorfrosch und Grasfrosch vor allem durch seine lan gen Hinterbeine zu unter scheiden, die, vorsichtig nach vorne geklappt, mit ihrem Fersengelenk deutlich über die Schnauzenspitze ragen (bei G r a s - und Moorfrosch nur bis zur Schnauzenspitze). Die Oberseite ist gelblich bis
rötlich- oder graubraun, mit spärlicher Zeichnung. Dadurch tritt der für Braun frösche typische dunkle Schläfenfleck deutlich her vor. Während der Fortpflan zungszelt dominieren dun kelbraune Farbtöne. Die Unterselte ist weiß. Das große Trommelfell liegt dicht hinter dem Auge. Lebensweise: Tag- und nachtaktiv. Sehr agiler Frosch, der mit Hilfe seiner langen Hinterbeine bis zu 2 m weit springen kann.
Laicht im Frühjahr in kleinen Gewässern der Wälder oder angrenzender Wiesen in Klumpen ab. Sein Balzruf ist unauffällig, er besitzt keine Schallblase. Hält sich nur kurze Zeit im W a s s e r auf. An heißen Tagen zieht er sich in dichte Vegetation zurück. Nahrung: Kerbtiere, Würmer, Schnecken. Lebensraum: Sumpfige W i e sen, vor allem aber lichte Laubwälder, die im Sommer sogar recht trocken sein
können. Seine Färbung ist besonders gut an die des Fallaubes angepaßt. Verbreitung: Europa außer Iberische Halbinsel, Briti sche Inseln und N o r d europa. Am Balkan, in Italien und im Nordwesten der Iberischen Halbinsel leben noch drei weitere langbeinige Braunfrösche, die leicht mit dem Spring frosch verwechselt werden können.
Seefrosch
Wissenschaftlicher Name: Rana ridibunda Familie: Frösche. Kennzeichen: 12-17 cm. Kräftiger Frosch mit grüner, graubrauner, meist aber olivfarbener, schwarz gefleckter und für Frösche relativ warziger Oberselte. See-, Teich- und Wasser frosch werden als Grün frösche bezeichnet. Sie unterscheiden sich von den Braunfröschen durch das Fehlen des dunklen Schlä fenflecks, das Trommelfell
ist jedoch deutlich hervor gehoben. Das Männchen besitzt äußere graue Schall blasen (rechtes Bild). Lebensweise: Tag- und nachtaktiv. Streng ans W a s ser gebunden. Lebt gesellig und Ist häufig beim Sonnen bad am Ufer zu beobach ten. Bei Gefahr springt er mit einem lauten »Platsch« ins W a s s e r und vergräbt sich im Schlamm. Es dauert dann einige Zeit, bis er wie der auftaucht und mit gespreizten Hinterbeinen an
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der Wasseroberfläche »hängt« (linkes Bild). Der keckernde und knarrende Chorgesang ist auch außer halb der Paarungszeit (Spätfrühling) Tag und Nacht weithin zu hören. Die Laichballen sind unauffällig. Der Winter wird im Schlamm vergraben oder in frost sicheren Lücken der Ufer böschung verbracht. Nahrung: Kerbtiere, W ü r mer, Schnecken, aber auch kleine Wirbeltiere, selbst Kleinsäuger. In Teichwirt
schaften wird er als Fisch räuber verfolgt. Lebensraum: Im Uferbereich aller warmen Gewässer des Flach- und Hügellandes. Verbreitung: O s t - und Süd osteuropa sowie einige Teile Mitteleuropas. Auf der Iberischen Halbinsel und in Südfrankreich lebt der ähn liche Iberische Wasser frosch (Rana perezi); vor kurzem noch als Unterart des Seefrosches geführt.
Kleiner Teichfrosch
Wissenschaftlicher Name: Rana lessonae Familie: Frösche. Kennzeichen: 6 - 9 cm. Dem Seefrosch ähnlich, jedoch bedeutend kleiner, und seine Oberseite ist oft leb haft grün und weniger war zig. Das Männchen ist im Hochzeitskleid, besonders im Kopfbereich, gelblich (Bild). Im Gegensatz zum Seefrosch sind die Hinter schenkel gelb marmoriert und die Schallblasen weiß (Bild). Er ist sehr schwer von
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dem im selben Lebensraum vorkommenden Wasser frosch zu unterscheiden. Lebensweise: Die Lebens gewohnheiten stimmen weit gehend mit denen des See frosches überein. Quakende Revier- und knarrende Balz rufe. Nahrung: Kerbtiere, Würmer, Schnecken, kleine Fische. Lebensraum: Im Uferbereich warmer Gewässer des Flach- und Hügellandes. Verbreitung: W e s t - , Mittel-, Osteuropa und Italien.
Wasserfrosch
Wissenschaftlicher Name: »Rana esculenta«, Kreuzung zwischen Seeund Teichfrosch. Ursprüng lich im Überlappungsgebiet beider Arten entstanden, lebt der Wasserfrosch heute meist nur mit einer Stamm form zusammen. Durch Ab weichungen von den übli chen Vererbungsgesetzen bleiben Populationen des Wasserfrosches neben der der Stammform erhalten. Familie: Frösche. Kennzeichen: 9—12 cm.
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Merkmale beider Eltern; schwer vom kleinen Teich frosch zu unterscheiden. Lebensweise: Siehe See frosch. Nahrung: Kerbtiere, Würmer, Schnecken und kleine Wirbeltiere. Lebensraum: Im Uferbereich warmer Gewässer des Flach- und Hügellandes. Verbreitung: West-, Mittel-, Osteuropa und Italien.
Erdkröte
Wissenschaftlicher Name: Bufo bufo Familie: Kröten. Kennzeichen: Männchen bis 8 cm, Weibchen bis 15 cm, bei der südeuropäischen Rasse (Bufo b. spinosus) bis 20 cm. Die warzige Ober seite ist gelb- bis dunkel braun. Hinter den Augen fallen, wie bei allen Kröten, die großen Ohrdrüsen auf. Die Hinterbeine sind wesentlich kürzer als bei Fröschen. Die Pupille ver engt sich bei Tageslicht zu
einem waagerechten Spalt (rechtes Bild). Lebensweise: Nachtaktiv. Außerhalb der Paarungszeit lebt die Erdkröte an Land. Bereits knapp nach der Schneeschmelze wandern die Erdkröten von den W i n terquartieren zu größeren oder kleineren Laichgewäs sern. Die Paarbildung erfolgt manchmal schon auf dem Weg dorthin. Die stets in großer Überzahl vorhan denen Männchen balgen sich um die wenigen Weib-
chen. Dabei werden ersatz weise auch alle sich bewegenden Tiere oder Gegenstände umklammert. Die unauffällige Stimme ist vor allem bei Belästigung durch andere Männchen zu vernehmen. Die Eier wer den nachts in langen Schnüren zwischen Gegen ständen verspannt (siehe Bild auf Seite33). Nach der Paarungszeit entfernt sich die Erdkröte weit von ihrem Laichplatz. Die kurzen Beine und der plumpe Körper
erlauben nur kleine Sprünge. Oft bewegt sie sich nur krabbelnd vor wärts. Nahrung: Kerbtiere, Würmer, Schnecken. Lebensraum: Sehr viele, sogar relativ trockene Lebensräume, vor allem Wälder und Kulturland. In den Alpen bis über der Waldgrenze. Verbreitung: Fehlt in Europa nur in Korsika, Sardinien, Irland und im äußersten Nordosten.
Wechselkröte
Wissenschaftlicher Name: Bufo viridis Familie: Kröten. Kennzeichen: 8 - 1 2 cm, die Männchen sind kleiner als die Weibchen. Olivgrüne, unregelmäßige, aber scharf begrenzte Flecken auf wei ßem bis schmutziggrauem Grund. Dazwischen oft ein zelne Warzen mit roten Spit zen. Die kurzen Hinterbeine, die Ohrdrüsen und die zu einem Längsspalt verengten Pupillen entsprechen den allgemeinen Krötenmerk
malen. Kann leicht mit der Kreuzkröte verwechselt werden. Lebensweise: Nachtaktiv. Lebt außerhalb der Paa rungszeit an Land. Laicht erst im späten Frühjahr in seichten Gewässern und Pfützen. (Das linke Bild zeigt ein Krötenpaar in einem überschwemmten Wiesen graben.) Z u dieser Zeit ist sie bereits in den Abend stunden zu beobachten. Der Ruf der Männchen besteht aus einem unverkennbaren,
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wohlklingenden, hohen TriIlerton. Dabei wird die Kehle durch die inneren Schallblasen ballonartig aufgeblasen. Die in langen Schnüren abgegebenen Eier werden um Pflanzen gewickelt. Nach der Paarungszeit entfernen sich Wechselkröten oft weit von ihrem Laichplatz. Den Tag verbringen sie unter Steinen und in zum Teil selbst gegrabenen Erdlöchern. Nahrung: Kerbtiere, Würmer, Schnecken.
Lebensraum: Sonnige, trokkene, vor allem sandige Böden; Sandstrände, sogar Wüsten und Steppen, die zumindest im Frühjahr W a s serstellen aufweisen. A l s Laichplatz wird auch brackiges Wasser angenommen, Verbreitung: O s t - und S ü d Osteuropa, Italien und Teile Mitteleuropas,
Kreuzkröte
Wissenschaftlicher Name: Bufo calamita Familie: Kröten. Kennzeichen: 7 - 1 0 cm. Schmutziggraue Oberseite mit oliv- bis braungrünen Flecken, die im Gegensatz zur Wechselkröte mehr oder weniger unscharf begrenzt sind. Durch den schwefel gelben Rückenstrich ist sie jedocfi fast immer eindeutig zu erkennen. Die Spitzen der zahlreichen Warzen sind teilweise rot. Lebensweise: Nachtaktiv.
Lebt außerhalb der Paa rungszeit an Land; wärme liebend. Laicht erst im spä ten Frühjahr in sehr flachen, auch temporären Kleinge wässern. In den Abendund Nachtstunden ist der laut knarrende Ruf der Männchen nicht zu über hören. Die inneren Schall blasen wölben dabei die Kehle ballonartig auf (rech tes Bild). Der Laich wird In Schnüren abgelegt. Außer halb der Laichzeit entfernen sich Kreuzkröten oft weit
vom Laichgewässer. Die auffallend kurzen Hinter beine erlauben nur ein mausartiges, für diese Art charakteristisches Laufen. Den Tag verbringen sie in selbstgegrabenen Löchern. Nahrung: Kerbtiere, Würmer, Schnecken. Kleine Objekte werden wie bei den meisten Froschlurchen durch Ausklappen der am Vorderrand des Kiefers befestigten und mit klebri gem Schleim benetzten Zunge erbeutet. Größere
Tiere erfassen sie mit den Kiefern, rücken sie mit den Vorderbeinen zurecht und verschlucken sie als Ganzes. Lebensraum: Warme, meist sandige und trockene Böden, selbst Meeres strände. Akzeptiert zum Laichen auch Brackwasser. Verbreitung: Südwest- und Westeuropa. In Mittel- und Nordosteuropa kommt sie zum Teil zusammen mit der ähnlichen Wechselkröte vor.
Gelbbauchunke
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Wissenschaftlicher Name: Bombina vahegata Familie: Scheibenzüngler. Kennzeichen: 4—5 cm. Die mit spitzen Warzen ver sehene Oberseite ist un scheinbar schmutzigbraun und dunkel gefleckt. Die Unterseite hingegen fällt durch Ihr leuchtendes Gelb oder Orange, unterbrochen von grauen Flecken, auf. Im Gegensatz zu den Kröten fehlen die Ohrdrüsen, das Trommelfell ist von außen nicht sichtbar. Z u r Paa
rungszeit tragen die Männ chen sowohl an den ersten 3 Fingern als auch an der Innenseite des Unterarmes schwarze, rauhe »Brunst schwielen«. Lebensweise: Tag- und nachtaktiv. Streng ans W a s ser gebunden; hält sie sich besonders an dessen Rän dern auf, wo sie häufig im W a s s e r treibend beobach tet werden kann. Die E i ablage erfolgt mehrmals im späten Frühjahr und S o m mer. Ihre Stimme (wohlklin-
gendes, dumpfes » u - u u . . . « ) ist vor allem abends zu vernehmen (Gelbbauch unken besitzen jedoch keine Schallblasen). Bei massiver Belästigung können die Unken eine »Kahnstellung« (rechtes Bild) einnehmen: Vorder- und Hinterende, sowie Hand- und Fußsohlen werden nach oben ge bogen und somit dem An greifer die leuchtendgelben Flecken gezeigt. Die grelle Farbe soll vor dem ätzen den und giftigen Hautsekret
warnen. Die Überwinterung erfolgt an Land. Nahrung: Vor allem Kerb tiere. Lebensraum: Bewachsener Uferbereich von stehenden und langsam fließenden Gewässern, Wassergräben, Pfützen und wassergefüllte Radfurchen im Flach- und Hügelland. Verbreitung: West-, Mittelund Südosteuropa, Italien.
Rotbauchunke
Wissenschaftlicher Name: Bombina bombina Familie: Scheibenzüngler. Unterscheiden sich von anderen Familien durch die festgewachsene, nicht aus klappbare, scheibenförmige Zunge und das Vorhanden sein von Rippen. Während der Paarung werden die Weibchen in der Lenden gegend umklammert. Kennzeichen: 4—5 cm. Die Oberseite der Rotbauch unke ist ähnlich gestaltet wie die der Gelbbauch
unke. Die Unterseite hin gegen zeigt auf dunklem Grund kleine, weiße Punkte und vor allem unregel mäßige, leuchtendrote Flecken, die Feinde vor dem giftigen und ätzenden Haut sekret warnen sollen. Die »Brunstschwielen« des Männchens sind nicht nur an den ersten beiden Fin gern, sondern auch an der Innenseite der Unterarme zu finden. Lebensweise: Tag- und nachtaktiv. Die Paarung fin-
det im späten Frühjahr bis in den Sommer hinein statt. In dieser Zeit werden 2- bis 3mal Eier in kleinen Klum pen abgelegt. Im Gegen satz zur Gelbbauchunke besitzt die Rotbauchunke innere Schallblasen, häufig wird jedoch der ganze Kör per als Resonanzkörper ver wendet (rechtes Bild). Die Stimme kann mit einem dumpfen » u - u - u - « charak terisiert werden ( 1 4 - 4 0 Rufe pro Minute statt wie 6 0 - 1 2 0 bei der Gelbbauch
unke). Bei Gefahr kann ebenfalls die »Kahnstel lung« eingenommen wer den. Obwohl die Rotbauch unke streng ans Wasser gebunden ist, überwintert sie an Land. Nahrung: Vor allem Kerb tiere. Lebensraum: Stark bewach sener Uferbereich von Gewässern des Tieflandes. Verbreitung: Osteuropa. Im östlichen Mitteleuropa gemeinsam mit der Gelb bauchunke.
Geburtshelferkröte
Wissenschaftlicher Name: Alytes obstetricans Familie: Scheibenzüngler. Kennzeichen: 4 - 5 cm. Krö tenähnliche Erscheinung mit erdfarbener Oberseite. Vom Augenhinterrand bis zum Ansatz der Hinterbeine erstreckt sich eine auffällige, oft rote Warzenreihe. Senk recht spaltförmlge Pupillen, aber keine Ohrdrüsen wie bei den Kröten. Lebensweise: Nachtaktiv. Tagsüber unter Steinen oder in selbstgegrabenen
Erdlöchern. Die Paarung findet mehrmals im späten Frühjahr und Sommer an Land statt. Nachdem die Eier befruchtet sind, wickelt sich das Männ chen durch strampelnde Bewegungen die Eischnüre ( 2 0 - 8 0 große, durch gallertige Schnüre ver bundene Eier von 1—2 Weibchen) um seine Hinter beine und trägt sie 3 - 6 Wochen mit sich herum. In dieser Zeit zehren die Embryonen von der reich-
lieh vorhandenen Dotter masse. Die eingetrocknete Gallerthülle gewährt einen gewissen Schutz vor Ver dunstung. Für die Entwick lung sind jedoch eine feuchte Atmosphäre und Dunkelheit notwendig. Z u m Zeitpunkt des Schlüpfens der etwa 15 mm großen und weit entwickelten Lar ven sucht das Männchen flache Kleingewässer auf und streift die Schnüre mit den Larven ab. Der Ruf hört sich wie ein hohes, glocken
ähnliches »puh-puh« an (1 Ruf pro Sekunde). Nahrung: Kerbtiere, Würmer. Lebensraum: Steiniges Gelände, Kulturland und lichte Wälder des Berg- und Hügellandes. Verbreitung: Südwest-, Westeuropa und Teile Mit teleuropas. Im Süden der Iberischen Halbinsel durch die ähnlich aussehende Iberische Geburtshelfer kröte (Alytes cisternasiij vertreten.
Gemalter Scheibenzüngler
Wissenschaftlicher Name:
Discoglossus pictus Familie: Scheibenzüngler. Kennzeichen: 6—7cm. Mit Fröschen zu verwechseln, sein Trommelfell ist jedoch unauffällig und die Pupille senkrecht oval. Gelbliche, bräunliche oder grünliche Oberseite mit dunklen, oft hell gesäumten Flecken oder Längsstreifen. Entlang der Seiten ziehen sich 2 Drüsenleisten. Lebensweise: Tag- und
nachtaktives Wassertier.
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Vom Frühjahr bis Spät sommer werden mehrmals Eier einzeln abgelegt. Ver steckt sich bei Gefahr am Boden des Gewässers. Nahrung: Kerbtiere. Lebensraum: Flache, lang sam fließende und stehende Gewässer. Verbreitung: Teile der Iberi schen Halbinsel und Süd frankreichs; Sizilien. In Sar dinien und Korsika lebt der ähnliche Sardische Schei benzüngler [Discoglossus sardus).
Westlicher Schlammtaucher
Wissenschaftlicher Name:
Pelodytes punctatus Familie: Krötenfrösche. Kennzeichen: 4 - 5 cm.
Froschähnliche, zierliche Gestalt mit schmutzig brauner, olivgrün gefleckter Oberseite, die jedoch in Längsreihen angeordnete Warzen trägt. Die Pupillen sind senkrecht spaltförmig. Lebensweise: Nachtaktiv. Tagsüber in Erdhöhlen oder unter Steinen versteckt. Trotz seines Namens nur kurz während der Laichzeit
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im Wasser anzutreffen. Die Eier werden in kurzen, dicken Schnüren abge legt. Guter Springenjnd Kletterer. Nahrung: Vor allem Kerb tiere. Lebensraum: Schattige und nicht zu trockene Biotope im Flach- und Hügelland, meist in der Nähe von Ge wässern. Verbreitung: West- und Südwesteuropa.
Knoblauchkröte
Wissenschaftlicher Name: Pelobates fuscus Familie: Krötenfrösche. Kennzeichen: 5 - 8 c m . W i r d trotz ihres Namens nicht zu den Kröten gezählt. Relativ glatthäutig, keine Ohr drüsen, senkrecht spaltförmige Pupillen und unscheinbares Trommelfell. Durch eine charakteristi sche, beulenartige Er hebung am Nacken von anderen Arten zu unter scheiden. Die Oberseite ist auf lehmfarbenem Grund
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dunkel marmoriert und oft mit auffälligen, roten Punk ten versehen. Lebensweise: Nachtaktiv. Hält sich im Frühjahr wäh rend der Paarungszeit nur kurz in kleinen Wasser ansammlungen auf. Die Männchen sind in der Uber zahl. Während der Paarung wird das Weibchen in der Lendengegend umklam mert. Die Laichschnüre sind dick und kurz. Verglichen mit der Größe der erwach senen Tiere können die
Kaulquappen zu einer beträchtlichen Länge von 10 cm und mehr heran wachsen. Manchmal treten sogar »Riesenlarven« von etwa 17 cm Länge auf, die den Winter im Schlamm vergraben überdauern und sich erst im nächsten Jahr umwandeln. Eine harte, helle Hornschwiele an den Fersen ermöglicht der Knoblauchkröte ein rasches Vergraben im Boden. Ihr schleimhautreizendes Haut sekret riecht nach Knob
lauch. Bei äußerster Gefahr stößt sie einen grellen Angstschrei aus und ver teidigt sich mit hoch gufgestemmtem Körper und offenem Maul. Nahrung: Kerbtiere, Würmer, Schnecken. Lebensraum: Offenes Gelände im Flachland; san diger Boden und Kulturland werden bevorzugt. Verbreitung: West-, Mittelund Osteuropa.
Messerfuß
Wissenschaftlicher Name: Pelobates cultripes Familie: Krötenfrösche. Kennzeichen: 9 cm. Der Knoblauchkröte ähnlich, aber mit schwarzen H o r n schwielen an den Fersen und meist gelblich- bis oliv grüner Oberselte, aber ohne beulenartiger Erhebung am Kopf. Varia ble Zeichnung, in der Regel ohne rote Warzen. Auch bei dieser Art tendieren die Lar ven zu Riesenwuchs. Lebensweise: Vorwiegend
nächtlich und nach Regen fällen aktiv. Außerhalb der Fortpflanzungszeit an Land. Kann sich mit Hilfe der Hornschwielen an den Fer sen sehr rasch im lockeren Erdreich vergraben. Nahrung: Kerbtiere, Würmer, Schnecken. Lebensraum: Kulturland; sandige Küsten, sumpfiges Gelände. Verbreitung: Iberische Halbinsel, Südfrankreich.
Eiablage - Froschlurche
Bereits Stunden oder Tage vor der eigentlichen Paa rung klammert sich das Männchen mit seinen Armen am Rücken des Weibchens fest. »Brunst schwielen« (dunkle, rauhe Stellen) an einem oder mehreren Fingern erleich tern diesen Vorgang. Die Eier werden erst unmittelbar bei Ablage befruchtet (äußere Befruchtung; das Bild zeigt ein Erdkröten paar). Die Eiablage erfolgt nachts in kleineren oder
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größeren Ballen (Frösche, Laubfrösche), in Schnüren (Kröten, Krötenfrösche, Geburtshelferkröte), bzw. einzeln oder in kleinen Klumpen (Gemalter Scheibenzüngler, Unken). Je nach Art werden 6 0 - 1 2 0 0 0 Eier pro Weibchen produ ziert. Jedes Ei ist von einer Gallerthülle umgeben, die erst nach der Ablage allmählich zu einer dicken Schutzhülle quillt.
Aus dem befruchteten Ei entsteht durch knapp hinter einander folgende Furchun gen zunächst ein Zellhaufen (Maulbeerkeim; Bild links oben) und in Folge eine aus vielen kleinen Zellen beste hende, einschichtige H o h l kugel (Blasenkeim; Bild rechts oben). Nach weite ren Zellteilungen kommt es zur Einstülpung der H o h l kugel (Becherkeim mit zunächst zwei Zellschich ten). Während die größe ren, unteren Zellen vor
allem die energiereiche Dottermasse enthalten, formt sich an der oberen Polhälfte durch Vermeh rung, Einsenkung und Auf faltung sowie durch Diffe renzierung der Zellschichten allmählich der Embryo. Im Bild links unten ist das auf gewölbte und in der Mitte eingesenkte Rückenmarks rohr sowie die breite Kopf platte deutlich zu sehen. Wenig später (Bild rechts unten) sind bereits die wich tigsten Körperteile der
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zukünftigen Larve zu erken nen. Wegen der Durchsich tigkeit der gallertigen Eihülle kann dieser Entwicklungs vorgang im Aquarium leicht mit einer Lupe beobachtet werden. Er dauert je nach Temperatur nur wenige Tage. (Er kann aber durch einen zeitweisen Aufenthalt im Kühlschrank verzögert werden.) Z u m Zeitpunkt des Schlüpfens entwickelt der Embryo Sekrete, die die Gallerthülle auflösen und ihn befreien. Die frisch
geschlüpfte Froschlarve macht noch einen embryo nalen Eindruck: Sinnes organe und Kiemen sind kaum entwickelt, und der Körper ist vom noch vor handenen Dotter aufgetrie ben (Bild auf der rechten Seite). Die Bildserie zeigt die Eientwicklung eines Grasfrosches.
Die Larven sind zunächst noch wenig beweglich und hängen mit Hilfe einer V-förmigen Klebedrüse des Kopfes ruhig an der schützenden, ineinander geflossenen Gallertmasse (Bild auf Seite 35) oder an Pflanzen und Asten. Bei Störung versuchen sie, durch unbeholfen zappelnde Bewegungen zu flüchten. In dieser Zeit fallen viele von ihnen Räubern zum Opfer. Während der Ruhephase wird der restliche Dottervor-
rat aufgebraucht, und es vervollständigen sich Sinnesorgane, äußere Kiemenbüschel und ein kräftiger Ruderschwanz. Erst dann beginnt die Nahrungsaufnahme (zunächst vorwiegend einzellige Organismen). Die büscheligen, weit abstehenden Kiemenäste (3 auf jeder Seite) bestehen je nach Temperatur nur wenige Tage und werden dann durch die inneren, fischähnliehen Kiemen ersetzt.
2. Larvenstadium - Froschlurche
Das Bild zeigt eine Kaul quappe von der Unterseite. Ihr kugeliger Körper ist mit einem kräftigen Ruder schwanz ausgestattet. Mit Hilfe der Raspellippen und eines Hornschnabels wer den pflanzlicher und tieri scher Aufwuchs, aber auch abgestorbene Organismen abgeraspelt. Darüber hinaus sind die Kiemen reusen in der Lage, im W a s ser schwebende Partikel zu filtrieren. Der durch die Bauchhaut schimmernde
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Darm ist sehr lang und spiralig aufgerollt und an die oft schwer verdauliche Nahrung angepaßt. Die Hauptatmungsorgane sind nun die inneren Kiemen: Das W a s s e r wird über die Mundhöhle angesogen und über eine unpaare, seitliche Atemöffnung (im Bild rechts) wieder hinausgepumpt. Viele Kaulquappen halten sich bevorzugt an der flachen, von der Sonne erwärmten Uferlinie auf.
Umwandlung - Froschlurche
Noch bevor die Kaul quappe völlig ausgewach sen ist, bilden sich funktio nierende Lungen, und es erscheinen auch schon kleine Hinterbeinstummel, die aber noch lange unbe weglich bleiben. Die U m wandlung zum fertigen Frosch wird durch Tyroxin, dem Hormon der Schild drüse, ausgelöst. Die H i n terbeine wachsen allmäh lich in die Länge (Bild links oben), während sich die Vorderbeine unter der Haut
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entwickeln und erst auf dem Höhepunkt der Umwand lung durchbrechen (Bild links unten). Die letzte Phase verläuft dann er staunlich schnell: Der ein heitlich kugelige Körper der Kaulquappe formt sich zur Froschgestalt, die Augen wölben sich vor und der kleine, ovale Raspelmund verbreitert sich zur großen Maulspalte. Auch der spira lig aufgerollte Verdauungs trakt verkürzt und differen ziert sich in Magen und
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Darm; die Kiemen ver schwinden. Letztlich wird auch der lange, kräftige Ruderschwanz »einge schmolzen« (Bild rechts oben). Die in ihm enthal tene organische Substanz wird abgebaut und in die grundlegende Umstrukturie rung des Körpers investiert. Mit zunehmender Reifung verläßt das Tier das W a s ser. N u r der Schwanzstum mel erinnert noch eine Weile lang an die Kaul quappenzeit (Bild rechts
unten). Das umgewandelte Tier ist um die Hälfte, bei der Knoblauchkröte sogar um zwei Drittel kleiner als die Larve. Erst wenn alle Prozesse abgeschlossen sind, wird auch die N a h rungsaufnahmne (jetzt als Räuber) wiederaufgenom men. Z u dieser Zeit ist die Umgebung der Laich gewässer oft übersät mit jungen, vom W a s s e r weg strebenden Fröschen oder Kröten, die dann leichte Beute vieler Räuber werden.
Wissenschaftlicher Name: Salamandra salamandra Familie: Salamander. Kennzeichen: 1 5 - 2 8 cm. Glänzendschwarzer Körper mit gelben, selten orangen Flecken (5. salamandra salamandra, linkes Bild) oder Streifen (S. sala mandra terrestris in West europa, rechtes Bild). Hinter den Augen fallen die stark entwickelten O h r d r ü s e n , die Gift enthalten, auf. Lebensweise: Landlebender, vorwiegend nachtaktiver
Salamander, der tagsüber nur bei feuchtem Wetter zum Vorschein kommt. Die Paarung findet an Land statt. Die dotterreichen Eier bleiben bis zum Schlüpfen der Larven Im Uterus. Im Sommer werden die Larven, die noch nicht die Färbung der Erwachsenen tragen, in ruhige Zonen von kühlen Waldbächen abgesetzt. Die Umwandlung zum land lebenden Salamander erfolgt meist innerhalb weniger Monate. Wegen
seines giftigen Hautsekretes braucht der Feuersalaman der kaum Feinde zu fürch ten. Seine auffallende Fär bung ist als Warnsignal zu verstehen. Um den Feuer salamander rankte sich schon seit der Antike viel Aberglaube. Nahrung: Gliedertiere, Würmer, Schnecken. Lebensraum: Der Feuer salamander bewohnt vor wiegend dicht bewaldete Mittelgebirge, in den Alpen bis 8 0 0 m, im Süden ist er
auch im Hochgebirge bis 2000 m anzutreffen. Verbreitung: Europa, außer Großbritannien, Skandina vien und Nordosteuropa. Etwa 13 Rassen mit zum Teil stark abweichender Lebensweise: Überwiegend aquatisch (in einem spani schen Hochgebirgssee) oder Geburt von 2 voll ent wickelten Jungen (im Nor den der Iberischen Halbin sel).
Alpensalamander
Wissenschaftlicher Name: Salamandra atra Familie: Salamander. Kennzeichen: 11—16 cm. Seine Gestalt ähnelt dem Feuersalamander, ist aber wesentlich schlanker und vollkommen schwarz. Von einem Alpenmolch in Land tracht unterscheidet er sich durch den schwarzen Bauch und die warzige Haut. Lebensweise: Der nacht aktive, ausschließlich an Land lebende Alpensala
mander kommt tagsüber nur bei Regen zum Vor schein. Sein giftiges und ätzendes Hautsekret schützt ihn weitestgehend vor Fein den. In seiner Entwicklung hat sich der Alpensalaman der als einziger heimischer Vertreter vom W a s s e r unabhängig gemacht. Von den etwa 6 0 dotterreichen Eiern entwickeln sich im Körper des Weibchens nur zwei. Nach dem Schlüpfen aus der Eihülle ernähren sich die mit körperlangen
Kiemen ausgestatteten Lar ven von der Dottermasse der restlichen, nicht zur Ent wicklung gelangten Eiern. Ist dieser Vorrat aufge braucht, wird in der letzten Phase der Entwicklung die Uterusschleimhaut abge schabt. Nach einer l - 3 j ä h rigen »Tragzeit« werden etwa 4 cm lange, fertig ent wickelte Salamander gebo ren. Nahrung: Kerbtiere, Würmer und Schnecken. Lebensraum: Bergwälder,
Zwergstrauchregion und Geröllhalden von 8 0 0 - 3 0 0 0 m Höhe; Böden mit Kalkgestein werden bevorzugt, wo er bei war mem Sommerregen oft in großer Zahl anzutreffen ist (»Regenmännchen«). Verbreitung: Das Hauptver breitungsgebiet sind die Alpen, vereinzelt ist er auch im nördlichen Balkan zu finden.
Brillensalamander
Wissenschaftlicher Name: Salamandrina terdigitata Familie: Salamander. Kennzeichen: 7—11 cm. Schlanker Körper mit her vortretenden Rippen und Wirbeln. Er macht dadurch einen stark abgemagerten Eindruck. Mattschwarze Oberseite mit gelber oder roter Brillenzeichnung zwischen den Augen. Beinund Schwanzunterseite leuchtendrot. Hinterbeine mit 4 statt 5 Zehen. Die Lun gen sind kaum entwickelt;
die Atmung erfolgt über Haut und Kehle. Lebensweise: Nachtaktiv, kommt bei schlechtem Wetter aber auch tagsüber zum Vorschein. Stellt sich bei Gefahr tot oder krümmt den Schwanz nach oben. Die Larven entwickeln sich in Bächen. Nahrung: Kerbtiere. Lebensraum: Dicht bewaldete Schluchten. Verbreitung: Westliches Italien von Ligurien bis Kalabrien.
Ital. Schleuderzungen-Salamander 45
Wissenschaftlicher Name: Hydromantes italicus Familie: Lungenlose Salamander. Kennzeichen: 9 - 1 2 cm. Schmutzigbraune, marmo rierte Oberseite. Obwohl er W a s s e r meidet, sind die Zehen mit Schwimmhäuten versehen. Die Lungen sind rückgebildet, er atmet vor allem über die Haut, die aber bei zu hohen Tempe raturen (über20°C) nicht genug Sauerstoff liefern kann.
Lebensweise: Nachtaktiv, tagsüber nur bei regneri schem Wetter sichtbar. Zieht sich im Sommer tief in den Boden zurück. Nahrung: Kerbtiere werden nach Chamäleonart mit der langen Schleuderzunge gefangen. Lebensraum: Boden feuch ter Schluchten, Spalten und Höhlen. Im Frühjahr unter Steinen zu finden. Verbreitung: Seealpen, nördlicher Apennin.
Wissenschaftlicher Name: Triturus alpestris Familie: Salamander. Kennzeichen: 8 - 1 2 cm. Im Gegensatz zu anderen mit teleuropäischen Molchen Ist der Bauch einfarbig orange rot. Die Flanken sind auf hellem Grund schwarz punktiert. Die im Hochzeits kleid farbenprächtigen Männchen sind an der schiefergrauen, oft dunkel marmorierten Oberselte und dem niedrigen, gebän derten Rückenkamm zu
erkennen (linkes Bild). Die Bauchseite und zum Teil auch der flachgedrückte Schwanz sind himmelblau. Das grau-braun marmo rierte Weibchen trägt keinen Kamm (rechtes Bild). Lebensweise: Im W a s s e r tag- und nachtaktiv, wäh rend des Landlebens jedoch nur nachtaktiv. Im Gegensatz zu anderen Molchen neigt diese Art vor allem im Gebirge zu einem längeren Aufenthalt im Wasser. Einige Balkan-
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Populationen bleiben sogar zeitlebens im W a s s e r und tragen auch im Erwachse nenstadium äußere Kiemen büschel. Sie werden als eigenständige geographi sche Unterarten geführt. In kalten Hochgebirgsseen wird die Larvenentwicklung erst im folgenden Jahr beendet. Nahrung: Kerbtiere, Würmer und Schnecken. Lebensraum: Im Frühjahr und zum Teil auch im S o m mer oft in großen Mengen
in kleinen Wasseransamm lungen und Tümpeln vom Flachland bis ins Hoch gebirge. In den pflaazenlosen Hochgebirgstümpeln sind sie leicht bei ihren Balz spielen zu beobachten. Verbreitung: N o r d - und Ostfrankreich, Mittel europa, Norditalien, Teile O s t - und Südosteuropas. Isoliertes Vorkommen in Nordspanien (Kantabrisches Gebirge).
Teichmolch, Streifenmolch I
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II Wissenschaftlicher Name: Triturus vulgaris Familie: Salamander Kennzeichen: 7—11 cm. Gelbbraune, dunkel gefleckte Oberseite, Kehle und Bauch orangerot mit dunklen Tupfen. Die Männ chen tragen im Hochzeits kleid einen hohen, welligen aber nicht unterbrochenen Kamm (Bild rechts oben). Bei südeuropäischen Ras sen ist der Kamm hingegen niedrig und kaum gewellt (z. B. Mittelmeermolch -
T. vulgaris meridionalis, Bild rechts unten; leicht mit dem Fadenmolch zu verwech seln). Die Schwanzunter seite wird immer von einem blau-orangen, von schwar zen Flecken unterbrochenen Band gesäumt. An den Kopfseiten verlaufen zwei dunkle Längsstreifen. Die Zehen der Hinterbeine tragen breite, lappige Schwimmflossen. Die Weib chen sind kammlos und unscheinbar gefärbt. An Land ist die Haut samtig-
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trocken und wasserabwei send. Bei oberflächlicher Betrachtung kann er unter Umständen mit einer Eidechse verwechselt werden. Lebensweise: Im W a s s e r tag- und nachtaktiv, wäh rend des Landlebens nacht aktiv. Die Larvenentwick lung ist in etwa 2 Monaten abgeschlossen. Nahrung: Kerbtiere, kleine Wassertiere. Lebensraum: Im Frühjahr nur kurzer Aufenthalt in meist
kleinen, sogar temporären Gewässern. Später zum Teil auch an sehr trockenen Stellen anzutreffen. ln.Nordund Mitteleuropa bevorzugt im Flachland, im Süden zunehmend im Gebirge bis 2 0 0 0 m. Verbreitung: Europa außer der Iberischen Halbinsel, Südfrankreich, Süditalien und Nordskandinavien.
Fadenmolch, Leistenmolch
Wissenschaftlicher Name: Triturus helveticus Familie: Salamander. Kennzeichen: 7 - 9 cm. Die gelb- bis olivbraune Ober selte Ist stark getupft, wäh rend die gelbliche Unter seite nur wenige schwarze Punkte aufweist. Im Hoch zeitskleid (Bild oben) tragen die Männchen vorstehende Rückenleisten, der breite Ruderschwanz ist am Ende abgestutzt und läuft in einem dünnen Faden aus. Die Zehen der Hinterbeine
tragen auffällige Flossen säume. Weibchen (Bild unten) sind jenen des Teich molches sehr ähnlich. Nahrung: Wassertiere, Kerbtiere. Lebensraum: Im Frühjahr nur kurz in kühlen Kleinstgewäs sern, später an Land. Die Entwicklung verläuft inner halb weniger Wochen. Verbreitung: Mittel- und Westeuropa, G r o ß britannien.
Wissenschaftlicher Name: Pleurodeles waltl Familie: Salamander. Kennzeichen: 1 5 - 3 0 cm. Plumper Körper mit lehmfarbener, rauher Haut. An der gelb bis orange gefärb ten, seitlichen Warzenreihe enden die Rippenspitzen. Der Schwanz ist abgeplat tet. Geringe Geschlechts unterschiede. Lebensweise: Nachtaktiv. Während der Paarung wird das Weibchen vom Männ chen am Rücken getragen.
Im Gegensatz zu unseren heimischen Molchen blei ben die jungen Rippen molche auch nach ihrer Umwandlung zum fertigen Molch im Wasser. Nahrung: Wassertiere. Lebensraum: Meist das ganze Jahr über in stehen den und langsam fließen den Gewässern, sogar in Zisternen. Bei Austrocknen des Gewässers an Land. Verbreitung: Mittlere und südliche Teile der Iberischen Halbinsel.
Kammolch
Wissenschaftlicher Name: Triturus cristatus Familie: Salamander. Kennzeichen: 1 4 - 1 6 cm. Die dunkelbraune Oberseite und der leuchtendorange Bauch sind mit großen, schwarzen Flecken durch setzt. D a s Hochzeitskleid des Männchens Ist vor allem durch einen hohen, tief gezackten (Bild) oder welligen Kamm (Alpen kammolch, Triturus cristatus carnifex) gekennzeichnet, der deutlich vom breiten
Ruderschwanz abgesetzt ist. In der Schwanzmitte verläuft ein perlmuttfarbenes Längs band. Die Weibchen tragen keinen Kamm und einen nur wenig verbreiterten Schwanz. Die Landtracht ist dunkler und grobkörniger. Lebensweise: Im W a s s e r tag- und nachtaktiv, wäh rend des Landlebens nur nachtaktiv. Der Kammolch entfernt sich nicht allzu weit vom Laichgewässer. Im Herbst sind manchmal Massenwanderungen zu
den gemeinsamen Winter quartieren zu beobachten. Nahrung: Neben Kerb tieren, Schnecken und Würmern können auch kleine Wirbeltiere erbeutet werden. Lebensraum: Z u r Laichzeit sucht der Kammolch grö ßere, verkrautete, stehende oder langsam fließende Gewässer auf, in denen er oft viel länger als andere Molcharten bleibt, mitunter sogar bis zum Herbst (besonders der Donau
kammolch, Triturus chstatus dobrogicus: stark gezackter Kamm und inten siv roter Bauch). Flaeh- und Hügelland wird bevorzugt, im Süden des Verbreitungs gebietes ist er auch im Gebirge anzutreffen. Verbreitung: Die 4 Rassen verteilen sich auf ganz Europa mit Ausnahme der Iberischen Halbinsel, S ü d frankreich, Irland und N o r d skandinavien.
Marmormolch
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Am/%
Wissenschaftlicher Name: Thturus marmoratus Familie: Salamander. Kennzeichen: 12-14 cm. Der Marmormolch Ist durch seine lebhaft grün-schwarz gemusterte Oberseite mit keiner anderen Art zu ver wechseln. Die Bauchseite Ist unscheinbar grau marmo riert. Das Hochzeltskleid des Männchens (rechtes Bild) besteht aus einem hohen, kaum gewellten und schwarz gebänderten Kamm, der sich nach einer
Unterbrechung am Körper ende im Schwanzbereich fortsetzt. In der Mitte des breiten Ruderschwanzes verläuft ein perlmuttfarbenes Längsband. Das Weib chen (linkes Bild) ist wie bei allen Molchen kammlos, steht jedoch in der Farben pracht dem Männchen nicht nach. Entlang des Rück grates zieht eine orange Linie. Die Landtracht des Marmormolches ist im Gegensatz zu anderen Arten sogar leuchtender als
die Wassertracht (linkes Bild). Die Haut fühlt sich samtig-trocken an. In Nord westfrankreich kann es mit dem Kammolch zu Kreuzun gen kommen, die über wiegend aquatisch leben (ursprünglich als eigene Art beschrieben). Lebensweise: Im W a s s e r tag- und nachtaktiv, während des Landlebens jedoch nur nachtaktiv. Nahrung: Kerbtiere, Würmer und Schnecken. Lebensraum: Der Marmor
molch meidet höhere Lagen, ist in bezug auf das Laichgewässer nicht sehr wählerisch und selbst mit temporären Wassergräben zufrieden. Im Süden auch in Zisternen anzutreffen. Während des Landaufent haltes lebt er auch an ziem lich trockenen Stellen. Verbreitung: Iberische Halbinsel und Frankreich.
Grottenolm
Wissenschaftlicher Name: Proteus anguinus Familie: Olme. Kennzeichen: 2 0 - 2 5 cm. Der extrem langgestreckte, weiß-bls fleischfarbene Kör per wird von weit ausein anderliegenden, dünnen Beinchen (mit vorne drei und hinten zwei Zehen) getragen. Die äußeren Kiemenbüschel, in denen das Blut rot durchschim mert, bleiben zeitlebens erhalten und können selbst durch Hormongaben nicht
zum Verschwinden gebracht werden. Die Augen sind zu unschein baren Punkten verkümmert und nur zum Hell-DunkelSehen fähig. Lebensweise: Der G rottenolm lebt unterirdisch und wühlt im lehmigen Schlamm flacher Höhlengewässer. Die Entwicklung scheint sehr variabel zu sein. Ent weder werden 1 2 - 7 0 große Eier abgelegt oder 2 fertig entwickelte Junge geboren. Nahrung: Sucht im Schlamm
der Höhlengewässer nur mit Hilfe des Geruch- und Tast sinnes nach Kleinkrebsen und Würmern. Grottenolme sind genügsam und überste hen auf Grund der tiefen Wassertemperaturen lange Hungerzeiten. Lebensraum: Ausschließlich in unterirdischen Gewäs sern von Karsthöhlen, die eine Temperatur von 10°C nicht übersteigen. Gele gentlich gelangen Grotten olme durch Hochwasser in oberirdische Wasserläufe,
wo sie jedoch nicht lebens fähig sind. In den Höhlen werden sie von keinem Feind bedroht. Verbreitung: Östliche Adriaküste von Nordostitalien bis Montenegro. Beim Besuch der Adelsberger Grotte (zwischen Laibach und Triest) können im Rahmen der Führungen Grottenolme besichtigt werden.
Fortpflanzung - Molche
Männliche Molche werben mit ihrem prächtigen Hoch zeitskleid um die Gunst der Weibchen. Den Rücken zu einem Katzenbuckel gekrümmt, wird die hintere Schwanzhälfte parallel zum Körper geschlagen, um dem Weibchen mit rhyth misch schlängelnden Bewe gungen Duftstoffe der wäh rend der Fortpflanzungszeit stark angeschwollenen Kloake zuzufächeln (das Bild zeigt ein Kammmolch paar). Dieser oft Wochen
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dauernde Vorgang kann sehr gut im Aquarium beobachtet werden. Auf dem Höhepunkt der Balz setzt das Männchen einen gallertigen Samenträger ab, der an der Kloake des darüberkriechenden Weib chens hängenbleibt. Die Spermien wandern in die Kloake, bleiben In der Samentasche monatelang lebensfähig und befruchten das Ei vor seiner Ablage.
Eiablage - Molche
Einige Tage nach Auf nahme der Spermien begin nen die dickbauchigen Weibchen mit der Eiablage. Dabei wird bei frei ins W a s ser ragendem Vorderkörper das Blatt einer Wasser pflanze mit den Hinter beinen festgehalten, ein Ei hineingelegt und das Blatt winkelig geknickt (das Bild zeigt einen Alpenmolch bei diesem Vorgang). Durch die klebrige Gallerthülle bleibt das Blatt gefaltet und bietet dem Ei einen gewis
sen Schutz vor Räubern (selbst die Eltern betätigen sich als Laichräuber). Inner halb mehrerer Tage werden . auf diese Weise bis zu 5 0 0 Eier abgelegt und sorgfältig getarnt. Die Embryonalent wicklung verläuft langsamer als bei Froschlurchen ( 2 - 3 Wochen) und kann mit Hilfe einer Lupe leicht im Aqua rium oder in einer flachen Schale verfolgt werden. Manche Arten bleiben nach der Fortpflanzung noch einige Zeit im Wasser.
Molchlarven
Die frisch geschlüpften, hell gefärbten Molchlarven hef ten sich zunächst mit den zwei Klebestielen des Kop fes an Wasserpflanzen fest. In dieser Ruhephase wer den Sinnesorgane, Kiemen büschel und Vorderbeine vervollständigt. Nach Auf brauchen des restlichen Dottervorrates ernähren sich die Larven zunächst von Einzellern, später von anderen, ihrer jeweiligen Größe entsprechenden Wassertieren (im Gegen
satz zu Kaulquappen). Bald schon erscheinen auch die Hinterbeine, so daß sie sich im wesentlichen nur noch durch ihre äußeren Kiemen büschel von den Erwachse nen unterscheiden. Auch die Lungen entwickeln sich bereits in einem mittleren Entwicklungsstadium (erkenntlich am Luftschnap pen der Larven). Die spätere Umwandlung zum fertigen Molch ist daher weniger auffällig als bei den Froschlurchen.
Zur Biologie der Amphibien
6i
Das auffallendste Merkmal der Amphibien ist ihre nackte, drüsenreiche und daher meist kühl und feucht anzufas sende Haut. Bereits vor vielen Millionen Jahren haben sich die Amphibien aus fischähnlichen Wirbeltieren, die dem W a s s e r entstiegen sind, entwickelt und noch heute sind sie von diesem Element weitgehend abhängig. Ihre nur von einem dünnen, in regelmäßigen Abständen abgeworfenen und wieder erneuerten Hornhäutchen geschützte Ober fläche ist nicht in der Lage, den Körper vor dem Austrock nen zu schützen. Deshalb leben viele dieser Tiere »amphibisch« - zwischen Wasser und Land. Selbst die wenigen Arten, die sich an das Leben in Trockengebieten angepaßt haben, müssen den heißen Tag und längere Trockenperioden vergraben im feuchten, kühlen Boden verbringen und kommen erst bei Regen oder in taureichen Nächten zum Vorschein. Während der Entwicklung kommt die Abhängigkeit vom nassen Element noch deutlicher zum Tragen. In der Regel verläuft sowohl Embryonal- als auch Larvalentwicklung im Wasser. Gerade diese Eigenschaft erweist sich als großes Problem unserer Zeit, in welcher der Lebensraum der Amphibien in einem bereits bedrohlichen Ausmaß einge schränkt wird. Nur eine heimische Art, der Alpensalaman der, entzieht sich durch eine vollständige Larvalentwick lung im mütterlichen Körper diesem Gesetz. Die Haut der Amphibien ist nicht nur feucht, sondern auch mit Giftdrüsen ausgestattet, die bei manchen Arten in Warzen und Drüsenwülsten konzentriert auftreten. Die ver schiedenen Komponenten des Hautgiftes bewirken beson ders bei Säugetieren neben Reizung der Schleimhäute Übelkeit, Brechreiz und in schweren Fällen Beeinträchti gungen der Atem- und Herztätigkeit. Andere Räuber hin gegen, wie etwa die Ringelnatter, sind offensichtlich unempfindlich gegen dieses Hautgift; Amphibien gehören zu ihrer Vorzugsnahrung. Die stark durchblutete Amphibienhaut ist auch ein wichti ges Atmungsorgan, das bei tiefen Temperaturen den Körper mit ausreichend Sauerstoff versorgt. Kohlendioxid wird selbst bei hohen Temperaturen in erster Linie über die Haut ausgeschieden. Die Lunge ist relativ einfach gebaut,
Z u r Biologie der Amphibien
62
vor allem bei Schwanzlurchen, wo sie sogar vollkommen rückgebildet sein kann. Sie deckt bei steigenden Tempera turen den erhöhten Sauerstoffbedarf des Körpers. Lungen lose Salamander sind deshalb bei höheren Temperaturen nicht lebensfähig. Schließlich trägt auch noch die Mund höhlenatmung, sichtbar an der je nach Temperatur lang sam oder schnell vibrierenden Kehle, zur Sauerstoffversor gung bei. Bei wasserlebenden Larven und einigen erwachsenen Schwanzlurchen ist die Kieme das wichtigste Atmungsorgan. Wie bereits vermerkt, hängt bei Amphibien die Intensität des Stoffwechsels von der Außentemperatur ab. Da diese Wirbeltiergruppe im Gegensatz zu Vögeln und Säuge tieren weder einen körpereigenen »Thermostat« noch eine äußere Isolierschicht besitzt, die die Körperwärme spei chert, ist ihre Innentemperatur mehr oder minder an die Umgebungstemperatur angeglichen. Diese Eigenschaft zwingt sie auch zur Inaktivität während der kalten Jahres zelt. Z u r Überwinterung ist natürlich ein frostsicherer Platz in der Erde oder am Grund von Gewässern erforderlich. Trotzdem sind Amphibien keineswegs nur Spielball der Umwelt. Durch Verdunstung von W a s s e r kann, vor allem bei geringer Luftfeuchtigkeit und W i n d , die Körpertempe ratur um einige Grade gesenkt werden. Wärmeliebende Arten nützen hingegen die Sonnenenergie. Durch mehr fachen Wechsel zwischen Sonne und W a s s e r oder Schat ten kann während eines sonnigen Tages die Vorzugs temperatur konstant gehalten werden. Trotz Ihrer Abhängigkeit von W a s s e r und Umgebungstem peratur haben Amphibien eine Vielzahl von Lebensräumen erobert. Sie sind in den kalten Regionen Nordeuropas und der Hochgebirge genauso zu Hause wie in heißen und trockenen Zonen des Mittelmeerraumes. Ihre ökologi schen Nischen reichen von den Kronen der Bäume und Büsche bis tief unter die Erdoberfläche, ja sogar in unter irdische Höhlensysteme. Sie sind in Gebirgsbächen, tiefen, von der Umwelt isolierten Zisternen oder an glühenden, salzigen Stranddünen Südeuropas genauso zu finden wie im Uferbereich großer Seen oder in temporären Pfützen und wassergefüllten Radspuren. Nur an eines können sie sich nicht anpassen, an trockengelegte Laichgewässer.
Frösche-Register Alpenmolch 4 6 Alpensalamander 4 2 Alytes cisternasii 27 Alytes obstetricans 2 6 Bergmolch 4 6 Bombina bombino 24 Bombina variegata 22 Brillensalamander 44 Bufo bufo 16 Bufo calamita 20 Bufo viridis 18 Discoglossus Discoglossus
pictus 28 sardus 28
Erdkröte 16 Fadenmolch 50 Feuersalamander 40 Geburtshelferkröte 2 6 Geburtshelferkröte, Iberische 27 Gelbbauchunke 2 2 Grasfrosch 6 Grottenolm 5 6 Hydromantes italicus 4 5 Hyla arborea 4 Hyla meridionalis 3 Kammolch 52 Knoblauchkröte 30 Kreuzkröte 20 Laubfrosch, Euro päischer 4 Leistenmolch 50 Marmormolch 54 Messerfuß 32
Mittelmeerlaubfrosch 3 Moorfrosch 8 Pelobates cultripes 32 Pelobates fuscus 30 Pelodytes punctatus 2 9 Pleurodetes waltl 51 Proteus anguinus 5 6 Rana arvalis 8 Rana da Imatina 10 »Rana esculenta « 15 Rana lessonae 14 Rana perezi 13 Rana ridibunda 12 Rana temporaria 6 Rippenmolch, Spanischer 51 Rotbauchunke 24 Salamandra atra 4 2 Salamandra salamandra 40 Salamandrina terdigitata 44 Scheibenzüngler, Gemalter 28 Scheibenzüngler, Sardischer 28 Schlammtaucher, West licher 29 SchleuderzungenSalamander, Italienischer 45 Seefrosch 12 Springfrosch 10 Streifenmolch 48 Teichfrosch, Kleiner 14 Teichmolch 48 Triturus alpestris 4 6
i • : n
Triturus Triturus Triturus Triturus
cristatus 5 2 helveticus 5 0 marmoratus 54 vulgaris 4 8
Wasserfrosch 15 Wasserfrosch, Iberischer 13 Wechselkröte 18
2. Auflage 1989 © 1988 Gräfe und Unzer G m b H , München Alle Rechte vorbehalten,»Nachdruck, auch auszugsweise, sowie Ver breitung durch Film, Funk und Fernsehen, durch fotomechanische Wiedergabe, Tonträger und Datenverarbeitungssysteme jeder Art nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages.
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Redaktionsleitung: Hans Scherz Redaktionelle Bearbeitung und Herstellung: Ursula Kopp Produktion: Helmut Giersberg Zeichnungen: György Jankovics Einbandgestaltung: Heinz Kraxenberger Satz: Filmsatz Schröter GmbH Offsetreproduktion und Druck: Graphische Anstalt E. Wartelsteiner Bindung: Ludwig Auer GmbH
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Die Fotografen:
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Angermayer: 4 , 4 0 ; Angermayer/Pfletschinger: 14, 33, 34o.l., 34o.r., 34u.L, 34u.r„ 3 5 , 37, 3 8 c , 3 9 c , 39u., 47, 5 0 o „ 5 9 , 60; Bellmann: 2 1 , 26, 3 6 ; Burda: U 4 Diesener: 5 5 ; Haarhaus: 16; Hofer: 3, 6, 7, 8, 11, 12, 18, 1 9 , 2 0 , 2 2 , 2 3 , 2 4 , 4 3 , 4 5 , 4 9 o . ; Labhardt: 13, 1 5 , 3 1 , 5 8 ; Meyer: 4 9 u . ; Pott: 17; Reinhard: 27, 4 1 , 48, 50u., 5 1 , 5 2 ; Schwammberger: 30; Silvestris: 5 6 ; Silvestns/Cramm: 9 ; Sylvestris/ Jacobi: 42; Silvestris/Wiliner: 5; Thaler: 44; Trutnau: 28, 54, 57; Weber: 2 9 ; Wothe: 2 5 , U l ; Zeininger: 10, 32, 4 6 , 53
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ISBN 3-7742-2459-5