Geschichte der Fotografie
Elisabeth Pialek
Die Geschichte der Fotografie
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Geschichte der Fotografie
Elisabeth Pialek
Die Geschichte der Fotografie
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Geschichte der Fotografie
Elisabeth Pialek
Reife- und Diplomprüfung 2005/2006
Fachspezifische Arbeit aus Bildnerische Erziehung
Die Geschichte der Fotografie
Elisabeth Pialek
Bildungsanstalt für Kindergartenpädagogik Wiener Neustadt Inhaltsverzeichnis
1. Anfänge der Fotografie – Das 19. Jahrhundert 1.1
Einleitung
1.2
Erste Erkenntnisse
1.3
Erste praxistaugliche Verfahren – J. N. Niépce
1.4
Die Daguerreotypie
1.5
Die Papierfotografie - W.H.F. Talbot
1.6
Das Kollodiumverfahren - eine neue Ära
1.7
Albumin-Glasplatten und Albumin-Papier
1.8
Frühe fotografische Anwendungen 1.8.1
Die Porträtfotografie
1.8.2
Die Aktfotografie und erotische Fotografie
1.8.3
Dokumentarfotografie u. Bildberichterstattung
1.8.4
Die Kriegsberichterstattung
1.8.5
Die Reise- und Landschaftsfotografie
1.9
Popularisierung – Kodak
1.10
Die Farbfotografie
2. Das 20. Jahrhundert 2.1
Die Digitalfotografie
2.2
Die Fotomontage
3. Werkbetrachtung und
Fotogr. Lebenslauf von Gunter Sachs
4. Quellenangabe
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Geschichte der Fotografie
Elisabeth Pialek
1. Anfänge der Fotografie – Das 19. Jahrhundert
1.1
Einleitung
Schon seit Tausenden von Jahren wollten die Menschen für ihre Nachkommen festhalten, was sie verehrten, was passierte oder wie sie lebten. Anfangs waren es noch Höhlenmalereien, Skizzen auf Papyrus oder später Malereien auf Papier und Leinwänden. Erst ab dem 19. Jahrhundert gelang es allmählich, einen Durchbruch mit der Fotografie zu erlangen. Ein neuer Zeitabschnitt der Bildaufzeichnung war geboren. Der Begriff „Fotografie“ (ursprünglich Photographie) stammt aus dem Griechischen und bedeutet wörtlich: "Mit Licht eingeritzt / einritzen." Als Fotografie bezeichnete man bis ins 20. Jahrhundert alle Bilder, die rein durch Lichteinwirkung auf einer chemisch behandelten Oberfläche entstanden waren. Ich möchte nun mit meiner Arbeit einen kleinen Einblick über die Entstehung bzw. Entwicklung der Fotografie bis zur heutigen Zeit geben. Sowohl die Geschichte, als auch die einzelnen Formen werden dabei ein Thema sein.
1.2
Erste Erkenntnisse
Das Prinzip der „dunklen Kammer“, der Camera obscura, zählt zu den ältesten Kenntnissen aus der Vorgeschichte der Fotografie. Dabei fällt ein Lichtstrahl von außen durch eine kleine Öffnung auf eine Wand eines völlig abgedunkelten Raumes. Auf dieser Wand ist anschließend ein auf dem Kopf stehendes Bild von der Außenwelt dieses Raumes zu sehen.
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Das Wissen um dieses Prinzip hatte bereits Aristoteles, aber erst Leonardo da Vinci schuf die Voraussetzungen dafür, dass dieses Phänomen praktisch anwendbar wurde. Seine Entdeckungen von 1490-1492 waren für die Entwicklung der Fotografie nicht sehr hilfreich, da man seine Aufzeichnungen darüber erst 1797 entschlüsseln konnte. Nachdem da Vinci aber nicht der einzige war, der sich mit dieser Erscheinung beschäftigt hatte, blieb die Entwicklung der Fotografie in der Zwischenzeit nicht stehen.
Camera Obscura
1.3
Erste praxistaugliche Verfahren – Niépce
Ungefähr ab dem 17. Jahrhundert wurden viele Forschungen und Experimente durchgeführt, die sich mit lichtempfindlichen Stoffen auseinandersetzten. Unabhängig voneinander arbeitende Erfinder versuchten vor allem in Ländern wie England, Frankreich und Deutschland, die Eigenschaften von Silbersalzen wie Silberjodid, Silberchlorid und Silberbromid festzustellen. Nach zahlreichen Experimenten gelang es aber erst Niépce und Daguerre, eine praxistaugliche Vorgehensweise zu entwickeln – das Daguerreotopieverfahren. Joseph Nicéphore Niépce (1765-1833) beschäftigte sich seit ungefähr 1812 damit, ein neues Verfahren zu finden, um Abbilder der Natur zu fixieren.
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Nach zahlreichen Versuchen mit verschiedenen Materialien gelang es ihm 1826, die erste nachweisliche Fotografie der Welt zu machen. Dabei stellte er eine Camera obscura mit einer mit Asphalt beschichteten Zinnplatte in das Fenster seines Landhauses und belichtete sie 8 Stunden lang. Entwickelt wurde die Aufnahme mit Lavendelöl. Dabei lösten sich die nicht in der Sonne gehärteten Asphaltstellen, wodurch schließlich das Bild übrig blieb.
J.N. Niépce’s erstes Bild, Le gras in Chalon-sursâone 1826
Da die Belichtungszeit so lange dauerte, wanderte die Sonne, und somit auch der Schatten im Hof weiter, und so wurden die Konturen des Bildes sehr verschwommen. Niépce suchte nun einen Partner, um sein Verfahren zu verbessern, und so kam es dazu, dass er 1827 zum ersten Mal auf L. J. M. Daguerre traf. Louis Jaques Mandé Daguerre versuchte ebenfalls seit 1824, Bilder mit der Camera obscura zu machen. Er hatte aber bis zum Vertrag mit Niépce eher wenig Erfolg damit. 1829 verfassten Daguerre und Niépce schließlich einen Partnerschaftsvertrag, Niépce starb allerdings bereits 4 Jahre später und Daguerre erntete später allein die Früchte ihrer gemeinsamen Arbeit. Daguerre feilte an den bereits erworbenen Forschungsergebnissen und erprobte weitere Substanzen zur Verbesserung der Belichtungszeit, Entwicklung und Fixierung. 1839 stellte er dem französischen Staat dann schließlich sein Verfahren vor: Die Daguerreotypie -5-
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1.4
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Die Daguerreotypie
Beim Daguerreotypieverfahren wurden versilberte, polierte Kupferplatten verwendet, die mit Hilfe von Joddämpfen lichtempfindlich gemacht wurden. Diese Platte wurde dann in die Camera Obscura eingelegt und durch Öffnen der Linse für einige Minuten belichtet. Für einen Vorgang, der bei Niépce um die 8 Stunden dauerte, waren jetzt nur noch etwa 15 Minuten nötig, was klarerweise ein wesentlicher Vorteil und ein entscheidender Fortschritt war. Nach Belichtung in der Kamera wurde die Platte, auf der das Bild noch nicht sichtbar war, Quecksilberdämpfen ausgesetzt und somit entwickelt. Danach wurde es mit Hilfe eines lauwarmen Salzwasserbades fixiert und dadurch haltbar gemacht. Niépce, ohne dessen Hilfe es Daguerre nie geschafft hätte, wurde schnell vergessen. Ursprünglich legte der Partnerschaftsvertag, den beide abgeschlossen hatten, fest, dass die Erfindung den Namen beider tragen sollte. Daguerre brachte den Erben von Niépce jedoch dazu, den Vertrag zu ändern, was dazu führte, dass viele der Meinung waren, es wäre Daguerres alleinige Erfindung. Meiner Ansicht nach eine nicht sehr ehrenhaft Einstellung. Die silberglänzenden Bilder, die durch die Daguerreotypie entstanden, setzten sich innerhalb kürzester Zeit als Abbildungsmedium durch. Durch Presse und Werbung wurde das Verfahren in Amerika und Europa schnell bekannt. Noch im selben Jahr interessierten sich weltweit Tausende dafür. Angenommen wurde die Möglichkeit der Abbildung anfangs aber noch kaum, da die Geräte sehr teuer waren. Erst später, als die Verkaufspreise heruntergesetzt und die Belichtungszeit mit Hilfe der neuen Petzval-Objektive verkürzt wurde, kam es allmählich zum Massengebrauch. Das Petzval-Objektiv wurde 1840 entwickelt. Seine Lichtstärke war 20 Mal so stark wie die seiner Vorgänger. Das neue Objektiv machte es möglich, die Belichtungszeit
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auf 1,5 bis 2 Minuten zu senken, und somit wurde es weltweit als Porträtobjektiv berühmt. Da für diese Verwendung die Belichtungszeit aber dennoch verhältnismäßig lang war, mussten Personen, die porträtiert wurden, mindestens 2-3 Minuten absolut regungslos dasitzen, um ein verschwommenes Foto zu verhindern. Für diesen Zweck wurden sogar eigene Kopf- und Körperstützen gebaut, die aber nicht immer verwendet wurden.
1865 Portrait von George Sand, franz. Schriftstellerin
Porträt einer unbekannten Amerikanerin, ca. 1850
Trotz dieser Strapazen und der giftigen Quecksilberdämpfe entstanden massenweise Daguerreotypien. Und in London, Paris, Berlin, Hamburg und Wien gründete man eigene Ateliers dafür. Bei den meisten Daguerreotypien gibt es keinen direkten Hinweis auf den Fotografen, der das Bild machte. Bekannt sind Daguerreotypisten wie J.B. Sabatier-Blot in Frankreich, R. Beard und A. F. Claudet in England und H. Biow, C. F. Stelzner und H. Krone in Deutschland. In Amerika, wo die Daguerreotypie populärer war, waren es unter anderen F. Gouraud, C. R. Meade, oder M. Brady. Trotz aller Berühmtheit blieb die Fotografie von Kritik nicht verschont. Vor allem Künstler stellten den ästhetischen Wert und die Kunstwürdigkeit in Frage, denn statt des Pinsels sollte nun eine Maschine die Werke entstehen lassen. -7-
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Die Fotografie brachte viele Vorteile vor allem in den Bereichen Porträt, Landschaft und Kunstreproduktion. Dies war aber direkt mit Nachteilen für die Künstler verbunden, die nun um ihre Existenz bangen mussten. Mit dem Aufkommen der Fotografie entstand der neue Beruf des Fotografen, während die Maler bzw. Miniaturmaler dieser Zeit wesentlich weniger Aufträge als früher bekamen. Deshalb entschieden dann viele, sich der neuen Zeit zu fügen und Daguerreotypien zu kolorieren.
1.5
Die Papierfotografie – W.H.F. Talbot
Als das Daguerreotypie -Verfahren 1839 veröffentlicht wurde, arbeitete William Henry Fox Talbot (1800-1877) bereits 5 Jahre (seit 1834) daran, sensibilisiertes Papier zu belichten. Damals scheiterten aber seine Experimente, und so legte er die Forschung nieder. Erst nachdem die Daguerreotypie bekannt wurde, arbeitete er wieder an seiner Erfindung weiter. 1840 fand er dann die geeignete Substanz zur Sensibilisierung des Fotopapiers und setzte die Belichtungszeit von 60 Minuten auf Sekunden herab. Er nannte sein Verfahren mit Salzpapier Kalotypie.
H. Krone, Straßenansicht, wahrscheinlich Breslau, o. D., Kalotypie-Negativ
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Nachdem parallel die Daguerreotypie boomte, bekam sein Verfahren zunächst wenig Anerkennung. Er reiste in der Zeit von 1839 bis 1845 viel durch Europa, um die Kalotypie bekannt zu machen. Seine Bemühungen waren aber eher erfolglos. Erst später, um 1850, zeichneten sich zunehmend die Vorteile der Papierfotografie ab. Die Bilder waren einfacher in der Herstellung und somit auch billiger, sie waren weniger empfindlich und sie konnten vervielfältigt werden. Talbot experimentierte noch weiter und seine Erfindungen hatten später einen wesentlichen
Anteil
an
der
Entwicklung
der
Fotografie.
Zu
seinen
Forschungsergebnissen gehörten zum Beispiel Grundsteine der Blitzlichtfotografie und eine tragbare Reisekamera. Auch die Kalotypie wurde weiterentwickelt, und so kam es, dass 1851 neben G. Le Gray
auch
L.D.
Blanquard-Evrard
ein
Kopierpapier
entwickelte,
das
die
Belichtungszeit auf 6 bis 40 Sekunden reduzierte und wiederum eine billigere Produktion ermöglichte.
1.6
Das Kollodiumverfahren – eine neue Ära
Wir befinden uns jetzt in der zweiten Jahrhunderthälfte - die Zeit der Industrialisierung, der Technisierung, die Zeit, in der Weltausstellungen als Zeichen der industriellen Entwicklung galten. Von der im Zuge der Industrialisierung aufkommenden Konkurrenz zwischen den Wirtschaftsnationen profitierte auch die Fotografie. Die Weltausstellung von 1851 stellte den universellen Gebrauch der Fotografie vor, und Neuerungen aus England und Frankreich wurden vorgeführt. Zu einer dieser Neuerungen gehörte auch das Nasse Kollodiumverfahren, das in kürzester Zeit alle bisherigen Verfahren ersetzte – eine neue Ära der Fotografie war begründet. Frederick Scott Archer experimentierte für seine Werke mit Talbots Kalotypie, um fotografische Vorlagen für seine Arbeiten herstellen zu können. Dazu setzte er ab 1848 das Kollodium ein und veröffentlichte 1851 dann eine ausführliche Beschreibung der von ihm daraus entwickelten Kollodium-Nassplatte. -9-
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Archer verzichtete darauf, ein Patent für seine Erfindung anzumelden. Dennoch (oder gerade deshalb) kam es zu Streitigkeiten mit Gustave Le Gray (der fast zeitgleich, aber unabhängig von Archer auch am Kollodiumverfahren arbeitete) und Talbot über die Urheberrechte des Verfahrens. Nachdem das Patentamt die Ansprüche auf ein Patent von Le Gray und Talbot jedoch zurückgewiesen hatte, war die freie Nutzung der Kollodium-Nassplatte möglich. Der Vorteil des Kollodiumverfahrens war, dass die fotografische Schicht eine wesentlich höhere Empfindlichkeit hatte. Da die Belichtungszeit dadurch weniger als eine Sekunde dauerte, konnten erstmals Momentaufnahmen gemacht werden. Das Kollodiumverfahren hatte jedoch auch noch eine Reihe von Nachteilen: Die Platten mussten vor Ort vorbereitet und nach den Aufnahmen sofort entwickelt werden. Aufgrund des Nassen Kollodiumverfahrens musste ein Reisefotograf immer ein Dunkelkammerzelt mit sich führen. Zusammen mit den Stativen, Glasplatten und Chemikalien wog eine typische Ausrüstung um die 100 Kilo. Das war sehr aufwändig und schränkte die Mobilität der Fotografen ein.
1.7
Albumin-Glasplatten und Albumin-Papier
Um völlig tonwertige Bilder zu erhalten, fehlte noch eine Kleinigkeit: Die AlbuminGlasplatten bzw. das Albuminpapier. Papier als Schichtträger war in der Mitte des 19. Jahrhunderts ungeeignet, da es eine zu unregelmäßige Faserstruktur aufwies. Darum machte man verschiedene Experimente mit Glas wie z.B. die Verbindung von Glas mit Schneckenschleim, doch erst die Verwendung von Albumin erzielte ein gutes Ergebnis. Albumin ist landläufig unter dem Begriff Hühnereiweiß bekannt. Die Entwicklung der Albuminplatte ist auf Abel Niépce de Saint Victor, den Neffen von Niécephore Niépce, zurückzuführen. Er überzog Glasplatten mit frischem Hühnereiweiß, das zu Schaum geschlagen und durch längeres Stehen wieder - 10 -
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verflüssigt wurde. Nach dem Zusatz von Jodkalium wurde die Platte in einer Silbernitratlösung gebadet, wodurch die Platte lichtempfindlich wurde. Problem der so entwickelten Platten war jedoch, dass die Belichtungszeit wieder sehr lang war. 1815 kam dann Blanquard-Evrard auf die Idee, Papier mit einer Albuminschicht zu überziehen. Er entwickelte damit das Kopierpapier, das man noch bis zum Anfang unseres Jahrhunderts verwendete. Der Verbrauch an Eiern in dieser Zeit war unvorstellbar, eine Fabrik in Dresden verbrauchte beispielsweise 68.000 Eier pro Tag. Besonders gut wurde das Papier, wenn es mit faulen Eiern behandelt wurde. Demnach stank es auch in den Fabriken bzw. deren Umgebung. Das Albuminpapier ermöglichte in der Fotografie detailreichere und farbintensivere Bilder als jene, die nach den bis dahin gebräuchlichen Methoden der Kalotypie bzw. der Daguerreotypie entstanden waren. Zudem ergaben sich so Bilder mit warmen Farben. Ein großer Nachteil des Salz- bzw. Albuminpapiers war aber, dass solche Fotografien sehr schnell verblassten. Jedoch blieb auch diese Eigenschaft nicht unerforscht und wurde im Laufe der Zeit verbessert.
Louis Camille d’Olivier, Weiblicher Akt, 1858 Albuminpapier, 18 x 12 cm,
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1.8
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Frühe fotografische Anwendungen
Die frühsten erhaltenen Fotografien von Niépce, Daguerre und Talbot zeigen Stillleben, Straßen- und Alltagsszenen und Ansätze zur Landschaftsfotografie. Diese dürften daher wohl auch als älteste fotografische Genres gelten, die jedoch noch sehr gering ausdifferenziert waren. Lebende und sich bewegende Motive konnten in der Frühzeit der Fotografie aufgrund der mehrstündigen Belichtungszeiten noch nicht aufgenommen werden bzw. wenn sie aufgenommen worden sind, waren die Aufnahmen unscharf und verschwommen wie z.B. in Niépce’s „Le gras“, das durch das wandernd der Sonne gestört wurde.
1.8.1 Die Porträtfotografie Nachdem die Fotografie populär wurde, war die Porträtfotografie die wohl am Meisten angewandte Form. Es entstanden zahlreiche Porträtstudios, die besonders vom mittelständischen Bürgertum, die etwas mehr Geld hatten, besucht wurden. Zwei der wichtigsten Vertreter der Porträtfotografie waren Nadar und Disdéri. 1853 eröffnete Gaspard-Félix Tournachen -
der sich später Nadar nannte – ein
Fotostudio in Paris. Nadar war einer der berühmtesten Fotografen seiner Zeit und in kürze wurde sein Studio zum Mittelpunkt des künstlerischen Lebens und Treffpunkt für die Künstlerelite und der Bohème, was später für den Aufstieg der Impressionisten wichtig war. Nadar entdeckte den Markt für die Fotografie als Massenprodukt. Nicht nur die Porträtfotografie gehörte zu seinen Aufgabenbereichen. Er war auch berühmt für seine Aufnahmen der Katakomben und der Kanalisation von Paris 1860. 1858 macht er zum ersten Mal Luftaufnahmen aus einem Fesselballon. Fast noch berühmter als Nadar war André Adolphe-Eugène Didéri. Er erkannte, dass das Interesse- und Kundenpotential immer größer wurden und gründete mit seiner Idee eine regelrechte Porträtindustrie.
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Seine Idee war es, Fotos auf das damalige Visitenformat 6 x 9 cm zu verkleinern. Durch die Verkleinerung hatten mehrere Aufnahmen auf einer Platte platz, was damit auch zur Verringerung der Kosten führte.
Porträt einer Tänzerin, Carte de visite - Abzug
Innerhalb kürzester Zeit verbreitete sich seine Idee in ganz Europa und in Amerika. Nachdem auch die europäischen Königshäuser davon Gebrauch machten, war die Produktion kaum zu stoppen. Sogar Napoleon III machte, als er mit seinen Truppen auf dem Weg zu den Schlachtfeldern Italiens war, vor Disdéri’s Atelier halt, um sich fotografieren zu lassen.
1.8.2 Die Aktfotografie und erotische Fotografie Der Beginn der Aktfotografie lief ziemlich parallel zu den Anfängen der Aktdarstellung der Kunst. Die Abbildungen des nackten Körpers hatten schon in der Kunst für große Diskussionen gesorgt, also war eine heftige Kritik an der Aktfotografie zu erahnen. Was in der Mitte des 19. Jahrhunderts in der Malerei akzeptiert wurde, führte in der Fotografie jedoch zu großen Skandalen.
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Die Tatsache, dass sich beim Fotografieren wirklich jemand nackt in Pose stellte und als diese Person zu identifizieren war, grenzte für viele schon an Pornografie. Die Aktfotografie wurde dann zum einen natürlich für die geheime Schaulust benutzt, zum anderen war es aber auch ein wichtiges Medium für die Kunst bzw. für die Künstler. Schnell erkannten sie, dass bei der Aktmalerei sich Fotos besser eigenen als lebende Modelle. Vorteile waren, dass man erstens länger an einem Bild arbeiten konnte bzw. auch genauere Details herausarbeiten konnte und zweitens war es billiger ein Foto zu kaufen, als ein Berufsmodel zu engagieren. Einer der ersten, der sich mit Aktstudien beschäftigte war E. Delacroix. Er ließ zu Beginn der 50er Jahre Aktstudien machen, die er dann später für seine Gemälde nutzte. Nach dem Aufkommen der Aktfotografie versuchte man sich bei den Bildern auf die Nutzung für Kunst und Wissenschaft auszureden, um die Aufnahmen zu verharmlosen. So dienten zum Beispiel Fotografien von Nackten Japanerinnen der wissenschaftlichern – ethnologischen Forschung. Trotz alledem kam es aber dann zu verstärkt erotischen Darstellungen, die ganz eindeutig gegen die „gute Sitten“ verstießen. Aber auch
Nackte Japanerin, Baron Stillfried ca. 1880
bei diesen Aufnahmen fanden sich Mittel und Wege, um ein Verbot zu verhindern. Neben professionellen Modellen posierten bald auch Prostituierte vor der Kamera. Es entwickelte sich eine umfangreiche Produktion so genannter unzüchtiger „Cochonnerien“, die die Moral- und Gesetzeshüter am liebsten verboten hätten. Das gelang ihnen aber nie. Lediglich die moralische Zensur setzte sich 1857 durch. - 14 -
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1.8.3 Die Dokumentarfotografie und Bildberichterstattung Abgesehen von den gestellten Portraits und Aktfotos wurde es immer wichtiger, die Wirklichkeit direkt darzustellen. Die Fotografen bereicherten das Publikum mit Bildern von wunderschönen Landschaften, Städten und Ereignissen. Die Aufgabe, Informationen aus der ganzen Welt fotografisch darzustellen wurde immer mehr zu einem wichtigen Betätigungsfeld der Fotografen. Nachdem die Belichtungszeiten am Anfang der Fotografie noch viel zu lange waren, wurde es erst durch Verbesserung der Verfahren möglich, Momentaufnahmen zu machen. So dokumentierte zum Beispiel P.H. Delamotte zwischen 1851 und 1854 in einer systematischen Fotoserie über den Bau des Kristallpalastes in Sydenham, oder Robert Howlett 1857 den Bau eines großen Dampfschiffes der „Great Eastern“.
Robert Howlett, Great Eastern, 1857
Kristallpalast in Sydenham, P.H. Delamotte
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1.8.4 Die Kriegsberichterstattung Nicht nur die schönen Dinge der Welt wurden abgebildet. Nachdem man erste Fotografien von dem in den 40er Jahren ausgebrochenen Krieg zwischen den Vereinigten Staaten und Mexiko gemacht wurden, wurden nun auch offizielle Fotografen für das Militär bzw. für die Kriegsberichterstattung eingestellt. Einer der ersten Fotografen der systematischen Kriegsfotografie war der Engländer Roger Fenton. Er sollte dafür sorgen, dass das britische Heer einen besseren Ruf bekommt, seine Fotografien waren auf Grund von Technik und Belichtungszeiten meist nur gestellt.
T. O´Sullivan, Gefallene Soldaten des Sezessionskriegs auf dem Schlachtfeld con Gettyburg, Juli 1863 Roger Fenton,The Staff at Head Quarters, 1856
Anders war das bei den Fotos von M. Brandy, der beim amerikanischen Sezessionskrieg tätig war. Mit der Erlaubnis, die Kampfzonen zu betreten, organisierte er ein Team von Fotografen, die von allen möglichen Schauplätzen Bilder machen sollten. Dazu gehörte zum Beispiel auch Timothy O´Sullivan, der das oben zu sehende Foto schoss. Die Bilder seines Teams waren weitaus wahrheitsgetreuer und objektiver als Fentons, doch man kann sich vorstellen, dass trotzdem noch einiges ins richtige Licht gerückt wurde, damit das Bild besser aussah und mehr Aussagekraft hatte. Brandy kam schließlich mit mehr als 7000 Negativen aus dem Krieg zurück. Die Kosten dafür führten am Ende zu einem wirtschaftlichen Desaster. - 16 -
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1.8.5 Die Reise- und Landschaftsfotografie Der Drang, neues zu entdecken und zu erforschen ermutigte in der Mitte des 19. Jahrhunderts viele, Expeditionen zu starten, um mit Bildern der „fremden weiten Welt“ zurückzukehren. Nicht nur die eigene Heimat, sondern ferne Länder wie Afrika, Asien oder der Orient waren interessant und so wurde die Reisefotografie ein neues Medium. Zum einem versuchte man bisherige Kenntnisse und Bildungsgut mit Bildern zu überprüfen
und
zum
anderen
wollte
man
unbekannte
Gebiete
erfassen.
Fotoexpeditionen und fremden Länder stellte sich damals noch als etwas schwierig dar, da man noch immer die schwere Ausrüstung mitnehmen musste. Nach einiger Zeit entwickelten sich verschiedene Sparten aus der Reisefotografie. Da gab es zum Beispiel jene, die sich eher für Baudenkmäler interessierten, andere haben wiederum wollten mit ihren Fotos wissenschaftliche Gesichtspunkte – wie für Archäologische
oder
Ethnologische
Forschungen - festhalten. Ab
ca.
Fotografen
1860
schossen
inszenierte
manche
Bilder
vom
einheimischen Volksleben bzw. von den Bauten, um es anschließend an den Tourismus zu verkaufen. Fotografische Reiseberichte von Ländern wie Indien oder Ägypten fanden großen Anklang beim Publikum, denn auch wenn die Möglichkeiten, Länder zu bereisen schon besser waren, konnten einige diese Länder nicht besuchen. Mit Fotos in der Hand mussten auch sie nicht mehr auf die Eindrücke verzichten. Francis Frith, View of Girgeh, Upper Egypt, 1857
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Einer der größten fotografischen Expeditionen begann 1860 mit den Brüdern Louis und Auguste Bisson. Als Begleiter von Napoleon III. und Kaiserin Eigénie reisten sie in die Schweiz, um dort 1861 von Chamonix aus den Montblanc fotografisch zu erkunden.
Louis u. Auguste Bisson, Blick auf den Garten im Mont Blanc – Massiv, 1861
Mit Hilfe von Bergführern machten sie sich auf den gefährlichen und strapazierenden Weg zum 4800 Meter gelegenen Gipfel, wo ihnen dann 3 Aufnahmen des gewaltigen Gipfelpanoramas gelangen. Für die damalige Zeit war das eine hervorragende Leistung! In Amerika begannen die Fotografen 1860 die Naturschönheiten zu erkunden. Timothy O´Sullivan, der das Gebiet schon in Kriegszeiten erkundete, und mit den Schwierigkeiten des Geländes vertraut war, war einer der damaligen Fotografen, die nun die Landschaft auf ihren Bildern festhielten. Die Bilder dieser Fotografen waren es auch, die für die amerikanische Bevölkerung das Interesse für die Landschaften weckten, was somit später einen wesentlichen Bestandteil zur Gründung der Nationalparks darstellte.
1.9
Popolarisierung – Kodak
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Die Zeit blieb natürlich nicht stehen und es wurden Forschungen zur Verbesserung der Schichtträger, der Lichtempfindlichkeit, der Verkürzung der Belichtungszeit und auch zur Verbesserungen der Kameras durchgeführt bzw. durchgesetzt. Ein gutes Jahrzehnt vor der Jahrhunderwende kann schließlich eine leichte, einfach zu bedienende Kamera auf den Markt, die die Entwicklung der Fotografie nachhaltig verändern und einer der berühmtesten Meilensteine der Geschichte der Fotografie werden sollte. Die Idee des Amerikaners George Eastman war es, die Fotografie für alle zugänglich zu machen. Fotos sollten nicht nur von professionellen Fotografen geschossen werden, sonder sollten auch durch einen einfachen Knopfdruck für den Laien möglich sein. Als 1888 dann die Kodak Nr.1 präsentiert wurde, waren die Tore geöffnet, um diese Idee durchzusetzen. Eastmans Beitrag zur Popolarisierung der Fotografie war eine leichte 8 x 9 x 16 große Kamera
mit
einem
Fixfokusobjekt
und
einem Rollfilm für hundert kreisförmige Negative mit dem Durchmesser von jeweils 65mm. George Eastman with Kodak, unbekannter Fotograf
Durch Werbungen wie: „You Press the Button, We Do the Rest“, machte er seine Idee bekannt, und so war es möglich sich eine Kamera mit integriertem Film zu kaufen, Fotos zu schießen, und die Negative samt Kamera zum Entwickeln zu bringen. Für 10 Dollar konnte man sich dann beim Abholen der Fotos die Kamera mit neuen Negativen nachladen lassen. Dazu erfand Eastman den Namen Kodak – ein Wort das allen aus Marketinggründen gewählt wurde, da es ein einfaches Wort war, dass in allen Sprachen ausgesprochen werden konnte. Mit Aufkommen der Schnappschusskamera fotografierten nun tausende von Amateuren, was ihnen nur in den Weg kam. - 19 -
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1.10 Die Farbfotografie Die Anfänge der Farbfotografie liegen eigentlich viel weiter zurück, als man denkt. Schon für die erste Fotografengeneration war es enttäuschend, dass sie zwar naturgetreue Bilder machen konnten, diese aber nur in schwarz-weiß zu sehen waren. Das erste Farbfoto entstand mit Hilfe der Additiven Theorie bereits 1861 durch J.C. Maxwell. Auch A.L. Poitevin gelang es 1865 farbige Bilder auf Papier zu machen, aber erst der interessierte Musiker Louis Ducos du Hauron kam dem Ziel, ein Farbiges Bild zu machen entscheidend näher. 1868 erhielt er ein Patent für verschiedene Farbverfahren und veröffentlichte sie dann in einem Buch. Das wahrscheinlich älteste doch erhaltene Farbbild fotografierte Hauron im Jahre 1877.
Foto von Louis Ducos du Hauron 1877
Fast gleichzeitig beschäftigte sich auch ein anderer Forscher mit der Farbfotografie. Charles Cros gelang unabhängig von Hauron ein ähnliches Ergebnis. Da aber beide Verfahren noch recht aufwendig waren, konnte man aus den Erfindungen noch keinen wirklichen praktikablen Nutzen ziehen. Tatsächlich anwendbar waren erst die Autochrome-Platten der Brüder Lumière, die sie 1904 vorstellten. Diese Platten wurden ab 1907 kommerziell produziert und ließen sich sogar durch Farbdruck reproduzieren. Allgemein setzte sich die Farbfotografie aber eigentlich erst dreißig Jahre später 1835/36 durch, als die Dreischichtenfarbfilme von Kodak und Agfa entwickelt wurden. - 20 -
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2. Das 20. Jahrhundert Im Verlauf des 20. Jahrhunderts war eine durchgreifende Verbesserung der Fototechnik zu beobachten, die alle Bereiche des Kamera- und Objektivbaus, der Blitztechnik und der fotografischen Emulsionen umfasste. Der Rollfilm wurde bzw. Farbfilme wurden wie der Agfacolor 1936 wurden entwickelt. Auch die Lichtstärke von Objektiven konnte deutlich gesteigert werden. Fotos waren später nicht mehr rund, als "Kleinbild" galt um 1908 das Format 4,5x6 cm, ein heutiges Mittelformat. Während des Zweiten Weltkriegs wird die Fotoindustrie auf Rüstungsprodukte umgestellt und die einheimische Fotowirtschaft bricht weitgehend zusammen. Erst nach dem Krieg wird ab etwa 1948 die Produktion wieder aufgneommen. Ab den 50er Jahren gelangen elektrische Elemente in die Fotokameras, so stellt beispielsweise Canon 1954 die Canon IV Sb2 mit elektrischer Blitzsynchronisation vor und Agfa bringt 1956 zur Photokina mit der Agfa Automatik die erste vollautomatische Kamera auf den Markt. Die sowjetische Krasnogorsk Mechanical Factory KMZ stellt mit der Kometa im Jahr 1958 die vermutlich welterste Kamera mit automatischem Entfernungsmesser vor. 1985 landet Minolta einen Coup ersten Ranges, als mit der Minolta 7000 und 9000 die ersten Kleinbild-Spiegelreflexkameras mit Autofokus präsentiert werden.
Minolta 7000
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1.11 Die Digitalfotografie Ab Mitte der 80er Jahre tauchen die ersten kommerziell erhältlichen Digitalkameras auf, die noch als Still Video Cameras bezeichnet werden; als erstes Modell gilt eine Kamera die Steve Sasson für Kodak erfand, das erste kommerzielle Produkt ist die Fairchild MV-101 die 1976 auf den Markt kam. Ab 1991 gewinnt die Digitalfotografie zunehmend an Bedeutung durch die Vorstellung erster Profi-Kameras (Digital Camera System oder DCS, eine Gemeinschaftsentwicklung von Kodak und Nikon). Die erste professionelle KleinbildSpiegelreflexkamera von Minolta folgt 1995 mit der Minolta RD-175 in 3-CCDTechnik und einer Auflösung von 1,75 Megapixeln. 1992 führt Kodak mit der Kodak Photo CD ein Hybridsystem ein, bei dem Bilder mit konventionellen Fotoapparaten erzeugt werden, die Bilder dann jedoch digitalisiert und auf CD-R ausgeliefert werden. In den folgenden Jahren wird die Bildauflösung der digitalen Fotoapparate kontinuierlich gesteigert; im Jahr 2004 gelten fünf Megapixel als Standard, hochwertige Apparate liefern Auflösungen zwischen sechs und 16,7 Megapixeln, die Entwicklung in Postergrößen ermöglichen. In Folge der Einführung von digitalen Aufnahme- und Bearbeitungstechniken wurden verschiedene Dateiformate wie JPEG, GIF und TIFF für die Speicherung der Bilddateien entwickelt. Insbesondere durch Kompressionsverfahren konnte die Bildgröße digitaler Bilder erheblich verkleinert werden. Erst durch Kompression wurde die Einbindung von Bildern im Internet attraktiv.
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1.12 Die Fotomontage 1928 definierte Stepanova (auch eine bekannte Fotomontagekünstlerin) die Fotomontage als "Zusammenbau und Kombination von ausdrucksstarken Momenten einzelner
Fotografien".
Collage,
die
Materialien
sich
(wie
Im
Gegensatz
meist z.B.
zur
vorgefundener
Ausschnitte
aus
Illustrierten etc.) bedient, werden bei der Fotomontage Aufnahmen unterschiedlichster Art vom Autor der Montage selbst vorgefertigt, um diese sodann zur Realisation einer Bildidee zu verwenden. In den 30-er Jahren wurde die Fotomontage
intensiv
vom
aufgegriffen.
Politisch-satirische
Surrealismus Montagen
schuf der auf diesem Gebiet herausragende John Heartfield (vor allem für die ArbeiterJohn Heartfield, Adolf der Übermensch, Fotomontage 1932
Illustrierten-Zeitung).
Das Ausdrucksmittel setzte sich schließlich auch in der Werbung durch, wo es heute beinahe eher die Regel als
die Ausnahme ist. Durch die Fortschritte der
elektronischen Bildbearbeitung im späten 20. Jahrhundert werden Fotomontagen auch vermehrt als fotorealistische Bilder realisiert, die kaum noch von Originalbildern zu unterscheiden sind - beispielsweise auch, um Bilder zu kreieren, die zum Zeitpunkt der Veröffentlichung noch nicht oder generell nicht möglich waren. So können Fotos so genannter Stars bereits mit ihren Babys in den Armen abgedruckt werden, ohne dass sie tatsächlich in dieser Situation fotografiert werden konnten. Fotomontage wird häufig in Verbindung mit politischer Propaganda, aber auch zur Karikatur verwendet. Außerhalb politischer Motivation werden allerdings auch häufig Bilder von Privatpersonen verfälscht, um diese Personen zu diskreditieren. Die Erstellung und Verbreitung solcher, zur Manipulation anderer Personen und als fingierte "Beweise" eingesetzter, Bilder ist daher in vielen Ländern strafbar. - 23 -
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Elisabeth Pialek
3. Werkbetrachtung Da ich selbst schon bei einem Foto-Shooting dabei war, habe ich mich für ein Portrait von mir selbst entschieden. Ich denke das ist eine gute Möglichkeit, das Bild bzw. seine Entstehung aus beiden Perspektiven zu betrachten. Zum einem aus dem Blickwinkel des Fotografen – was wurde benötigt bzw. verwendet – und zum anderen aus dem Blick des Models – worin bestehen Schwierigkeiten oder was muss man machen. Der Fotograf:
Gunter Sachs geboren 18.8.67 in Mistelbach Meine „fotografische“ Laufbahn … • Begonnen hat alles mit einer Minolta Pocket Autopac 440E zum 11. Geburtstag, die mir mein Onkel - der selbst begeisterter „Hobbyknipser“ war, schenkte. Knipsen ohne viel nachzudenken folgte. • 1983 Wechsel zu einer Minolta Kompaktkamera mit 36mm Film. Immer noch Rumgeknipse ohne besondere Ambitionen. Ich merkte aber dass mich die Fotografie interessiert und so folgte • 1994 Wechsel zur Minolta Dynax 500si – meiner ersten Spiegelreflexkamera. Mit 2 Zoom-Objektiven (35-70mm und 70210mm) Ich begann mich intensiv mit Landschafts- und Personenfotografie zu beschäftigen. 2 Jahre später, durch private und berufliche Umstände bedingt, wurde es bei mir ruhiger was das Thema Fotografie betrifft. Eine ehemalige Arbeitskollegin und mittlerweile sehr gute Freundin inspirierte mich 2000 neu und ich begann die Fotografie von der künstlerischen Seite zu sehen. Mit der aktuellen Kamera nicht mehr zufrieden folgte • 2001 Wechsel zur Minolta Dynax 7, eine Semiprofessionellen Spiegelreflexkamera mit einem Zoomobjektiv (28-105mm), dem Minolta System-Blitz 5600HS. Mit dieser Spitzenkamera gelangen Fotos von denen ich vorher nur geträumt hatte und mein Interesse und meine Ideen steigerten sich gegenseitig in ungeahnte Höhen. Ich versuchte ein Modell Indoor zu fotografieren und stieß dabei wiederum auf Hindernisse die mich zu einer neuen Anschaffung trieben. • 2002 Bau meines eigenen Studios im Keller meines Hauses. Ein Ziegelroher Raum war frei, den ich mit Rigipswänden und - 24 -
Geschichte der Fotografie
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Laminatboden zu meinem Studio umbaute. Blitzanlage gekauft – und die ersten Modelle fotografiert gab es das Problem mit den unendlich vielen Filmen, die es nach dem jeweiligen Shooting zu entwickeln gab. Nachdem die digitale Fotografie im Anrücken war machte ich im guten Glauben den Fehler und es folgte 2003 Ankauf Minolta Dimage 7Hi, digitale Kamera mit 7fach optischen Zoom von 28-200mm. Nach knapp 12.000 Bildern und immer lauter werdender Unzufriedenheit – die Kamera war im Studio nur bedingt einsetzbar – folgte unweigerlich ein neuer Schritt 16. August 2005 – 27 Jahre nachdem ich meine erste Kamera bekam – der Wechsel auf meine jetzige digitale Spiegelreflexkamera Minolta Dynax 7D, mit der ich absolut zufrieden bin. Ich kann mich also ganz auf das Arbeiten in den bereichen Porträt, Mode, Dessous, Akt und Bodypainting konzentrieren.
Meine momentane Ausrüstung: Kameras: Minolta Dimage 7Hi, Minolta Dynax 7, Minolta Dynax 7D Objektive:Minolta:
15-35mm f2,8/4 D 28-105mm f3,5/4,5 D 50mm f1,7 50mm f2,8 Makro Sigma: 70-210mm fF2,8 APO 135-400mm f4,5/5,6 APO Tokina: Teleconverter 2fach Zenitar: 16mm f2,8 Fischauge Maksutov: 1000mm f11 Spiegeltele
Blitze:
Minolta: Hensel:
Systemblitz 5600HS Studioblitzanlage bestehend aus 2x 500Ws und 1x 250Ws Blitz mit Halogen-Einstellicht, das selbst auch zum Beleuchten verwendet werden kann. Dazupassend: Lichtformer wie 3 Softboxen, 3 Standardreflektoren, 2 Durchlichtschirme, 2 Reflektorschirme (1 Silber 1 Gold), 1 Beautyreflektor, 1 Hintergrundreflektor, 1 Tubes, Wabenvorsätze, diverse Farbfilter und Streufolien
Nebenbei gibt’s noch: Diaprojektor, Taschenlampen, Faltreflektoren und Styroportafeln für besondere Lichtspielereien. Und meine kleine Sammlung an Hintergründen und Requisiten will ständig erweitert werden …
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Bei diesem Foto handelt es sich um ein Porträt. Es wurde im Studio von Gunter Sachs mit einer Minolta Dimage 7Hi aufgenommen, der Hintergrund war ein schwarzer Molton Stoff. Ausgeleuchtet wurde mit zwei Studioblitzen mit je einer Softbox, um das Licht weicher zu machen.
Ich habe mir vorher vorgestellt, dass es leichter ist vor der Kamera zu stehen. Erst nach diesem Shooting habe ich gemerkt, dass es eigentlich nicht so einfach ist wie es aussieht. Man muss an sehr viele Dinge auf einmal denken und relativ lange in einer gewissen Stellungen bleiben, sich ständig neu überlegen wie man schauen kann, wie man den Körper dreht, ob man lächeln soll oder nicht, oder ob die Haare richtig liegen, um auch verschiedene Fotos herauszubekommen. Wir haben ungefähr 4 Stunden fotografiert und nach so einem Tag ist man als Modell und sicher auch als Fotograf dann schon etwas erledigt. - 26 -
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Meistens werden sehr viele Fotos gemacht und je nach Begabung des Fotografen bzw. des Models sind dann dementsprechend viele gute Fotos dabei oder aber auch nicht.
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