MARTIN HEIDEGGER
GESAMTAUSGABE II. ABTEILUNG : VORLESUNGEN 19211944
N,IARTIN HEIDEGGER
H OLD E R LIN S H Y MN E U D E R IS TE R "
BAND 55 HOLDERLINSHYMNE >DERIS'IER"
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llsll VITTORIO KLOSTERMANN FRANKFURT AM MAIN
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MARTIN
GESAMTAUSGABE IL ABTEILUNG : VORLESUNGtrN 1925-1944
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BAND 53 HOLDERLINSHYMNE >DERIS'IER"
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VITTORIO KLOSTERMANN
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INHALT 1942 FreiburgerVorlesungSommersemester von Walter Biemel Herausgegeben
ERSTERTEIL Das Diclzten des W eseruder Strijme - die I ster-Hymne 1. Thema der Vorlesung: Anmerkungen zu Hijiderlins I-IymnenDi&tung a) Die Ister-Hymne b) Eriirterung des Anfangs: >>Jeztkomme, Feuer!<<. 2. Die Hymnen-Didrtung als Dichtung des \{esens der Striime Wiederholung 5. Die metaphysischeDeutung der Kunst 4,. Hiilderlins Di&tung nidrt sinnbildlidr metaphysisc,h.Das verborgene Wesen des Stromes , 5. Der Strom als Orts&aft des Aufenthaltes des Mensdren Wiedcrholung 6. Die Striime als die >s&windenden<
ahnungsvollen<< in >Stimme des Volkes< . . . Wiederholung 7. Der Strom als Ortschaft der Wanderschaft und Wanderschaft der Ortschaft a) Der Strom ein >Riitsel< - das dichterische Vermuten und Meinen b) Die Ei.heit von Ortschaft und Wanderschaft ist nicht die re&nerisch bestimmte, klare, ordnungshafte Eiaheit von Raurn und Zeit. Zur neuzeitlidren Bestimmung des Wirklidren Wiederholung: Exkurs iiber die Technik als Ort der >Wahrheit<, der das Wesen des Wirklichen bestimmt 8. Die metaphysisdaeVorstellung von Raum und Zeit und ihre Fragwiirdigkeit. 9. Das Heimischwerden die Sorge der Dichtung Hblderli-ns - die Auseinandersetzu-ngdes Fremden u.nd Eigenen die Grundwahrheit der Ges&ichte - die Zwiesprache Hrilderlins mit Pindar und Sophohles
1. 2 r)
1T r. l
t7 20 25 24 32 56 39 40 46 3I
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ZWEITERTEIL 2. Auflage 1995 @ Vittorio Klcstermann GmbH . Frankfurt am Main ' 1984 Druck: Druckhaus Beltz, Hemsbach Aile Rechte vorbehalten ' Printed in Germany
Die griechischeDeutung des Mercchen in Soph.okles'Antigone 10. Der l\{ensdr das Unheimiichste des Unheimlichen. (Das EinzugsIied des Choresder Alteu und das ersteStandlied.). Wiederholung
65 65
VI
Inhalt
Inhalt
1 1 .Die fz-
dichterische Zwiesprache zwischen Hijlderlin und Sophokles Die Bedeutung des 0elv6v. (Erliiuterung des Anfangs des ChorIiedes.) a) Bemerkung zum Ubersetzen b) Zur Ubersetzung von td 6erv6v.
lViederholung 15. Das Unheimliche als Grund des Mens&en. (Fortsetzung der Erliiuteruns zu rol,ld td, 0ervd und nr6l.elv.) Wiederholung 1A
Weitere Wesensbestimmungen des Menschen a) Uberallhinausfahrend - erfahrungslos. (Erliiuterung des Mittelstiicks der zrveiten Strophe.) . b) Ho&iiberragend die Statte - verlustig der Stiitte. Die a6l"rg als Stdtte. (Erltiuterung des Mittelstiicks der zweiten Gegenstrophe.) lViederholung
15. Fortsetzung der Erliiuterung
des Wesens der l6l.lE . a) Die Bedeutung des xal"6v und die r6)"pc
b) Das Offene lo.
Die Versto{Jung des Menschen als des unheimli&sten @er Bezug des Schlu8wortes zum einleitenden Wort gesanges,)
Die einleitende Zwiesprache von Antigone und Ismene a) Das Wesen der Antigone - das hijchste Unheimliche. ro0eiv td 6erv6! b) Die Mehrdeutigkeit der Dichtung c) Das Wissen vom Herd und das Wiihnen. Das Ungesagte im Gesagten
18.Der
Herd als das Sein. (Erneutes Chorliedes und des Schlu8wortes.)
Bedenken
a1
74 76 79
85 90 91 91 97 r03 r07 108 173
Seienden. des Ch.or-
Wiederholung 1J
69
des Anfangs
115 I16 t22 127 150 150
des It+
Wiederholung
l lt)
19. Fortsetzung der Ausfiihrungen
iiber den Herd als das Sein . a) Zusammengehiirigkeit von Di&ten und Denken b) 'Eotia und Sein bei Platon .
i59 159
1+r
20. Das
Heimisdrwerden im Unheimisdrsein - die Zweideutigkeit des Unheimischseins. Die Wahrheit des Chorliedes die innerste Mitte der Tragddie .
t45
DRITTERTEIL Hijlderlins
2 I.
Dichten des Wesens des Dichters als Halbgott
Hijlderlins Stromdichtung und das Chorlied j eweils geschichtliche Heimischwerden
des Sophokles - das
r53
22. Der geschidrtli& grii:rdende Geist. ErlHuterung der Verse: >>nemlich zu HauB ist der Geist ni&t im An-fang, nicht an der Quell. Ihn zehret die Heimath. Kolonie liebt, und tapfer Vergessender Geist. Unsere Blumen erfreun und die Sdratten urlserer W?ilder den Vers&machteten. Fast wiir der Beseelerverbrandt.<< 25. Das Di&ten des Wesens der Didrtung - der didrterische Geist als der Stromgeist. Das Heilige das Zu-Dichtende a) Das Andenken an die Wandersdraft in der Fremde - Herakles vom Ister zu Gast geladen b) Das Gesetzder Gesdfchte: das Eigene das Feraste - der Weg zum Eigensten der s&werste c) Der ritselhafte Gang des Isters 24. Die Strtjme als die Dichter, die das Dichterische stiften, auf dessen Grund der Mensdr wohnt 25. Der Dichter das r2itselvolle >Zeichen<, der das Zr-Zeigend.e er' scheinen lii8t. Das Heilige als das Feuer, das den Diclter entziindet. Die Bedeutung des Nennens der Gijtter 26. Das didrtende Stiften baut die Treppen fiir das Herunterkommen der Himmlischen a) >Die Kinder des Himmels< . b) Der Ister und der Rhein .
VII
156 t71, 175 t7g 180
182
184 t94 t97 199
Sihlu8bemerkung - >Giebt es auf Erden ein Maas?<
205
Nachwort des Herausgebers
207
ERSTERTEIL DAS DICHTEN DES WESENS DER STROME DIEISTER-HYMNE
1. Thema der Vorlesung: Anmerkungen zu Hiilderlins Hymnen-Dichtung Diese Vorlesung versucht, auf einige der Didrtungen Htilderli:rs aufmerksam zu machen, die man >Hymnen<< nennt. Der Titel >Hymne<< ist die deutsche Wortform des griechischen Wortes iipvog,was bedeutet Gesang, Lied, im besonderen dann den Gesang zum Preise der Gtjtter und zum Ruhme der Helden und zur Ehrung der Sieger in den Kampfspielen. trpveiv: singen, preisen, riihrnen, feiern und weihen und so das Fest bereiten. So treffen wir auf die sprachliche Wendung, in der Hauptuud Zeitwort tpT,og und ripveiv unmittelbar geeinigt sind. Als schijnstes Beispiel kennen wir die Worte der Antigone in der Tragiidie des Sophokles, die V. 806 ff. beginnen: 6gdr' Bp',6 1d,Encrrpiagroliro,l, >Seht mi&, ihr der vdterlichen Erde Miinner. . .<(, und die dann schlieBen: otir" 6ni wpgeiolEntbp6 tlg fipvoEiipvrloev, >> auch nicht als Bereitung des Festes feiert mich je ein Feiergesang<<. In weldrem Sinne aber und mit welchem Recht die im folgenden genannten Dichtungen Hiilderlins >Hymnen<>merken<<, und d. h. behalten, woran wir vielleicht in guten Augenblicken etwas >>merken.<,
7
DasDichtendesWesensder Str\me
Antnerhungen zu Hiilderlins Hyrnnendichtung
und d. h. ahnen von dem, was im Wort dieses Dichters gesagt sein kiinnte. Was die Vorlesung mitzuteilen vermag, sind Anmerkungen zu den fiir sie ausgewdhlten Didrtungen. Solche Anmerkungen sind stets nur eine Beigabe. So kann es sein, daB manches oder vieles oder gar alles von dem, was angemerkt ist, eben hinzugebracht wird und nicht >>in<< der Dichtung >steht<. Die Anmerkungen sind dann nicht aus der Dichtung genommen, nicht aus ihr heraus vorgelegt. Die Anmerkungen erreichen keineswegs das, was im strengen Sinne des Wortes eine >>Auslegung< der Dichtung heiBen diirfte. Die Anmerkungen geben, auf die Gefahr, die Wahrheit der Hijlderlinschen Dichtungen zu verfehlen, nur einige Merk-male, Zeichen fiir das Aufmerken, Haltepunkte fiir die Besinnung. Weil diese Anmerkungen nur eine Beigabe zum Gedicht sind, mu8 die Dichtung selbst zuerst und stiindig das Erste und Gegenwdrtige sein. Die in dieser Vorlesung zugrundegelegten Texte sind der Ausgabe entnornrnen, auf die knnftig jedes Hiiren des HiilderIinschen Wortes zuriickgehen mu8. Diese Ausgabe wurde von Norbert von Hellingrath um das Jahr 1911 entworfen und von ihm selbst in den wesentlichen Stiicken Band I, IV und V gesclraffen.l Norbert von Hellingrath ist als achtundzwanzigjiihriger im Dezember 1916 vor Verdun gefallen. (Zu gebrauchen ist auch die Ausgabe von Zinkernagel.)
Das Gedicht besteht aus vier Strophen. Die vierte ist unvollendet. Ob sie die SchluBstrophe des Gedichtes sein soll, liiBt sich nicht ents&.eiden. Das Gedicht lautet (IV, 220 ff.) :
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a) Die Ister-Hymne Die Vorlesung beginnt mit Anmerkungen zu einer >Hymne<, die Hiilderlin selbst nie verijffentlicht, die er au&. bei der Niederschrift und im Entwurf ohne Uberschrift gelassen hat. gab dem Gediiht die Uberschrift Norbert von Hellingrath >Der Ister< (d. h. die Donau).2 1 Htilderlin, Sdmtli&e Werke. Historisch-kritischeAusgabe, begonnen und durch Norbert von Hellingrath, fortgefiihrt durch Friedrich Seebass Ludwig von Pigenot.Berlin,BandIII,21922,BiindeI, II, IV, V, W, 21923. 2 Vgl.>Andenken<, W.S.1941142, S. 1 (GA.8d.52,S.1).
DER ISTER Jezt komme, Feuer! Begierig sind wir Zu schauen den Tag, Und wenn die Priifung Ist durch die Knie gegangen, Mag einer spiiren das Waldgeschrei. Wir singen aber vom Indus her Fernangekommen und Vom Alpheus, lange haben Das Schikliche wir gesucht, Nicht ohne Schwingen mag Zum ndchsten einer greifen Geradezu Und kommen auf die andere Seite. Hier aber wollen wir bauen. Denn Strtime machen urbar Das Land. Wenn nemlich Krduter wachsen Und an denselben gehn Im Sommer zu trinken die Thiere, So gehn auch Menschen daran. Man nennet aber diesen den Ister. Schiin wohnt er. Es brennet der Sdulen Laub, Und reget sich. Wild stehn Sie aufgeridrtet, untereinander; darob Ein zweites Maas, springt vor Von Felsen das Dadr. So wundert Mich niiht, dasser Den Herkules zu Gaste geladen,
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Das Didtten des Wesensder Strtime Ferngldnzend, am Olympos drunten, Da der, sich Sihatten zu suchen Vom heissen Isthmos kam, Denn voll des Muthes waren Daselbst sie, es bedarf aber, der Geister wegen, Der Kiihlung auch. Darum zog jener lieber An die Wasserquellen hieher und gelben Ufer, Hoch duftend oben, und sdewarz Vom Fichtenwald, wo in den Tiefen Ein Jiiger gern lustwandelt Mittags, und Wachstum hiirbar ist An harzigen Bdumen des Isters, Der sdreinet aber fast Riikwiirts zu gehen und Ich mein, er miisse kommen Von Osten. Vieles wd.re Zu sagen davon. Und warum hd.ngt er An den Bergen gerad? Der andre Der Rhein ist seitwdrts Hinu'eggegangen. Umsonst nicht gehn Im Troknen die Striime. Aber wie? Sie sollen nemlich Zur Sprache seyn. Ein Zei&enbraucht es, Nichts anderes,sdrlecht und recht, damit es Sonn' Und Mond trag'im Gemiith', untrennbar, Und fortgeh, Tag und Na*rt auch, und Die }limmlischen warm sich fiihlen aneinander. Darum sind jene auch Die Freude des Hiichsten. Denn wie kdm er sonst I{erunter? Und wie Hertha griin, Sind sie die Kinder des Himmels. Aber allzugedultig Scheint der mir, nicht Freier, und fast zu spotten. Nemlich wenn Angehen soll der Tag
Anmerhungen zu Hijlderliru Hymnendidttung
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In der Jugend, wo er zu wachsen Anfringt, es treibet ein anderer da Hoch schon die Pracht, und Fiillen gleich In den Zawrn knirscht er, und weithin hiiren Das Treiben die Liifte, Ist der betriibt; Es brauchet aber Stiche der Fels Und Furchen die Erd', Unwirthbar wdr es, ohne Weile; Was aber jener thuet der Strom, Weis niemand. Das Gedicht dichtet einen Strom. Die Strijme gehilren zu den Wassern. Wenn zu solcher Dichtung einiges angemerkt wird, bedenken wir, was anderen Orts von den Wassern gesagt ist: Der Urahn aber Ist geflogen iiber der See Sdrarfsinnend, und eswunderte sich Des Kiiniges goldnes Haupt
U"* Geheimniss derWasser, 3f >DerAdler<(IY,225) b) Eriirterung des Anfangs: >Jezt komme, Feuer!< Das Gedicht >>DerIster< beeinnt als ein Rufen:
l"rt io-*".
Feuer!
>>Das<< Feuer ist gerufen im Sinne eines Herbeirufens. Und doch hat dieses Rufen andere Art als das eigen:reiiihtige Herbeiholen und Herbefehlen (>Zitieren<). Der Ruf ruft zugleich das Gerufene an, die Anrufung bezeugt dem Angerufenen seine Wiirde. Was da korn'nen soll, kommt von si& aus. Nicht der Ruf bewegt erst das Kommende zum Kommen.
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Das Dichten des Wesensder Striirne
\Nenn ,tdas Feuer<<jedoch von selbst kommt, weshalb wird es dann no& gerufen? Der Ruf bewirkt nicht das Kommen. Aber er ruft dem Kol'rltnenden etwas zu. Und was ist das Zugerufene? Jezt komme, Feuer! Begierig sind wir Zu schauen den Tag,
Die Rufend"o ,u*".r, daB sie selbst dem kommenden Feuer entgegenkommen. Warum sagen sie dies? Und wer sind die, die also rufen? Aus den ersten Versen des Gedichtes allein lassen sich diese Fragen nicht beantworten. Zum anderen miissen wir dodr zugestehn, daB sich in diesen ersten. Worten ein merk-wiirdiger Bezug auftut. Denn was ist >das Feuer<<,das angerufen wird? Das kommende Feuer soII den Tag schaubar machen. Das Feuer fiihrt den Tag herauf, ld.Bt diesen aufgehen. Wenn >der Tag<>Jeztkomme<<,ist aber doch ein i-iberfliissiges und eitles Tun. Allein, fieses >>Jeztkomme<< enthiilt mehr. Der Ruf sagt: Wir, die also Rufenden, sind bereit. Und in solchem Zuruf verbirgt sich noch ein anderes: Wir sind bereit und sind es nur, weil wir vom kotr'-enden Feuer selbst gerufen sind. Die hier Rufenden sind die Gerufenen, die Angerufenen, jetztin dem anderen Sinne, der bedeutet: die zum Hciren Bestellten. weil Bestinrmten. Die in eine solche Bestimmung und Bereitschaft Gerufenen heiBen die Berufenen. Welche Berufung ist gemeint? Unter den um dieselbe Zeit entstandenen Gedichten Hiilderlins findet siih eines, dessen erste Strophe so lautet:
Anmerkungen zu Hiilderlins Hymnendichtung Des Ganges Ufer hdrten des Freudengotts Triumph, als allerobernd vom Indus her Der junge Bacdrus kam, mit heilgem Weine vom Schlafe die Viilkerwekend.
(IV,145) Auch hier wie in der Hymne das >vom Indus her<<,wennglei& in der Gegenrichtung gemeint. Genannt ist Bacchus, der >Weingott<, dessen >heilige Priester<<sind die Dichter. Das Gedicht (IV,I45 ff.), das von der allerobernden, aufweckenden Wanderung des Bacchus sagt, trdgt die Uberschrift >Dichterberuf<. Den Ruf : >>Jeztkomme, Feuer!<<,rufen Berufene. Ihre Berufung ist der Gesang, d. h. die Dichtung. Daher sagen die Rufenden von sichY.7 f .: Wir singen aber vom Indus her Fernangekommen. . . Nur die in eine Berufung Gerufenen kijnnen wahrhaft rufen: >>Ko"'''e<<. Und dieses gerufene Rufen allein hat eigentliche Notwendigkeit in sich. Dieser Ruf bleibt unendlich verschieden von dem, was wir einen blindlings ausgesto0enen Schrei nennen. Aber es bleibt doch auch bestehen, da8 das Feuer, das sie anrufen, wenn es die Sonne ist, niiht nur von selbst, sondern auch unabldssig, unaufhaltsam und unabgrenzbar tagtngl.i.ch komrnt. Weshalb denn dieses >>Jeztkorrrrrre, Feuer!< >>Jezt<< - als ob bisher das Feuer ausgeblieben und eine lange Nacht gewesen sei. >>Jezt<< - als ob das Aufgehen der Sonne im Lauf der Begebenheiten etwas Ungewiihnliihes sei. Im Kommen der Tage ist doch gerade das Aufgehen des Lichtes das, was am wenigsten einen Tag vom anderen unterscheiden und gar auszeichnen kijnnte. In der Abfolge von Nacht und Tag bezeichnet der Sonnenaufgang einen stets wiederkehrenden, zeitlich zwar sidr verschiebenden aber doch sonst gleiihartigen Zeitpunkt, ein >>Jezt<<, das mit dem angebrochenen Tag auch sdron vergessenund in die Gleichgiiltigkeit hinabgefallen ist.
Y
D as Dichten des V[/esensder Strdrne
Anmerkungen zu Iliilderlins Hyrnnendidttung
Am Beginn des Gedichtes steht wie ein plijtzlich aufgeganDas Wort gener Stern, der alles iberleuchtet, dieses >>Jezt<<' hat eine ausgezeichneteBetonun g: >>Jeztkomme, Feuer!<. Diegibt dem ganzen' Gedicht seinen eigenen ses so betonte >>Jezt<< meint der Ruf ? Wann ist rrnd einzigen Ton. Welches >>Jezl<< >>Jezt< nennt doch die Zeit Das oder wann war dieses >>Jezt< des Rufens der Berufenen, eine Zeit der Dichter. Eine solche Zeit bestimmt sidr aus dem, was die Dichter in ilrrer Dichtung
liifit sich dieses >>Jezthistorisch< ausmachen, etwa so, daB wir versudrten, bekannte Begebenheiten der Gesdrichte nach Geschichtszahlen festzulegen und zu diesen Zeitpunkten das >Jezt< des Gedidrtes in eine berechenbare Beziehung zu bringen. Warum ein solcher Versuch ins Leere fiihren mu8, kijnnen wir freiliih geradehin noch nicht erke'r'.en. Viel wesentlicher ist auch, da8 wir zunaiihst beachten, wie unmittelbar das Nennen dieses>Jezt< und >>derZeit<Spradre<< In der ersten Hymne >>Wiew-enn am Feiertage. ..<<sagt der
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zu dichten berufen sind. Aber was ist das - Dichten? Wie kann das Dichten eine Zeit bestimmen. ei:e >Jezt< auszeichnen?>Dichten< - lateinisch dictare - heiBt niedersdrreiben, fiir das Niederschreiben vor-sagen. Etwas sagen, was vordem noch nicht gesagt worden. Im dichterisch Gesagten liegt daher ein eigener Beginn. Dann gdbe es so etwas wie eine der Dichtung entstammende und sie bestimmende Zeit - eine dichterische Zeit. Ihre >>Zeitpunkte<< lassen sich nicht nadr dem Kalender festlegen - nicht >datieren<<.\[ir kijnnen zwar bisweilen das Jahr und den Tag, sogar die Stunde in Zahlen der Zeitrechnung angeben, da eine Dichund abgeschlossen wurde. Aber diese Zeitordtung >>verfaBt<< nung des dichtenden Tuns ist niiht ohne weiteres das gleiche oder gar dasselbe, was der Zeitraum des Gedichteten ist. Uberdies ist fie dichterische Zeit auch ieweils wieder verschieden je na& der Wesensart der Dichtung und der Dideter' Denn iede wesentliche Dichtung fiditet ja auch das Wesen des Dichtens selbst >>neu(<.Von Htilderlins Dichtung gilt dies nodr in seiner einem besonderen und einzigen Sinn. Fiir das >>Jezt<< Dichtung gibt es kein kalendermdBiges Datum. Auch bedarf es hier iiberhaupt keines Datums. Denn dieses gerufene und selbst rufende >>Jezt<>Jezt<< ner Willkiir und kraft eigener List gew2ihlt und festgesetzt. Dieses >>Jezt<< ist ihnen als ihre Zeit zugeschickt. Und deshalb
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Dichter: Jezt aber tagts! Ich harrt und sah es kommen, ( I V, 151) Wieder das >>JeztJezt<>Jeztkomme< scheint aus einer Gegenwart in die Zukunft zu sprechen. Und doch spricht es zuerst in das sdron Geschehene.>Jezt< - das sagt: Etwas hat sich sihon entsdrieden. Und eben dies, was sich sdron >ereignet<>Jezt<< nennt ein Ereignis. Mit dem Nennen des >>Jezt<< im ersten Vers beginnt die erste Strophe der Hymne und damit diese im Ganzen. Und alsbald folgt auch schon in derselben ersten Strophe V. 15 die Nennung eines >>Hier<. Hier aber wollen wir bauen. In sich entschieden und rund steht dieser Vers in der Strophe. Wo ist dieses>>Hier
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Das DichtendeslAesensder Str6me
Die Hyrnnen alsDichtung desWesensder Strijme
Wir singen aber vom Indus her Fernangekommen und Vom Alpheus,. . .
Hiilderlin selbst einer anderen Hymne gegeben hat: >Der Rlrein<. Zu alTew:,hin wird auch dieser Strom in der Ister_ bymne besonders genannt und wieder nicht als ein beliebiger Strom, sondern (IIL Strophe, Y. 47 ff.) als >der andere< niimiich der andere zu dem einen, der die f)onau ist. Die Donauhymne und die Rheinhymne stehen in einem wesenhaften dichterischen Bezug. Die nachtrdgliche Wahl der Uberschrift >Der Ister< miissen wir als gegliickt anerkennen. Uberdes hat Hijlderlin selbst eine andere Hvmne iiberschrieben mi t dem Tit el >Am Q uelJder Donau, , .
>Indus< und >Alpheus< sind Namen fiir Strijme und Fliisse. Der eine gehiirt in das Land der >Indier<<, der andere in das Land der Griechen. Von Strijmen her sind die Rufenden gekommen. Und wohin sind sie angekommen? Unmittelbar wird der Ort, das Hier als das entschieden Hiesige noch nicht genannt. Aber das >Hier< ist wiederum durch einen Strom bestimmt: Hier aber wollen wir bauen. Denn Striime machen urbar Das Land. An einem Strom werden die von Strijmen her Fernangekommenen bauen. An welchem Strom die Angekommenen wohnen werden, sagt erst der Beginn der zweiten Strophe. Man nennet aber diesen den Ister. >>Ister<< galt den Rijmern als Narne fiir die untere Donau, fiir den Strom, den die Griechen nur in seinem unteren Lauf kannten und "Iorgog nannten. Die rijmische Bezeichnung fiir die obere Donau lautet >>Danubius<.Hijlderlin aber benennt, wie sich noch zeigen wird, gerade derr oberen Lauf der Donau mit dem griechisch-riimischen Namen fiir den unteren Lauf des Stromes, gleich als ob die untere Donau an die obere und damit an ihre Quelle zuriickgekehrt sei. Wenn also der erste l{erausgeber dieser Hymnen, Norbert von Hellingrath, dem Gedicht die Uberschrift >>DerIster< gegeben hat, geschah dies mit Reclet, gesetzt freilich, daB diese Hymne nicht beiliiufig und einleitungsweise die Strcime und die Donau erwdhnt, sondern eigens von ihr sagt, und zwar als einem Strom. So gesdrieht es in der Tat. Die also berechtigte Uberschrift hat ihre Entsprechung in der Uberschrift, die
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2. Die Hymnen-Dichtung al.sD ichtung des W e sens der Striime Schon aus diesen ungefdhren Hinweisen wird deutlich, da8 in der Hymnendichtung Hijlderlins die Strijme zur Sprache kommen. Weshalb und in welchem Sinne, bleibt zuniichst im Dunkel. Das Licht zu seiner Erhellung mrissen wir aus dem zu erlangen suchen, was Hijlderlin selbst von den Strilmen sagt. Bereits eine fliichtige Kenntnis seines garrze'_ dichterischen Werkes kann uns dariiber belehren, da8 Hiilderlin mit einer gewissen Vorliebe in seiner Dichtung Strijme und Fliisse und tiberhaupt die Wasser nennt. So kennen wir aus der Zeit vor der eigentlichen Hymnendichtung zwei Gedichte: >Der Main< (III, 54 f.) und >Der Nekar< (III, 59 f.). Aber auch andere Dichtungen aus der Hymnenzeit nennen oft, dem Anschein nach unvermittelt, die Strijme. Das in zwei Fassungen riberlieferte Gedicht >Stimme des Volkes< (IV, L39 ff. und I42tr.) lautet in seinen beiden ersten Strophen: Du seiestGottes Stimme, so glaubt ich sonsr, In heilger Jugend; ja und ich sag es noch! Um unsre Weisheit unbekiimmerr Rauschen die Striime doch auch, und dennoch
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Das Dichten des Wesensder Striime Wer liebt sie nicht? und immer bewegen sie Das Herz mir, hiir ich ferne fie Schwindenden Die Ahnungsvollen, meine Bahn nicht Aber gewisserins Meer hin eilen.
Die Striime kiimmern sich nicht um die Weisheit der Menschen. Dies aber keineswegs deshalb, weil sie der Weisheit und dem Geist abhold sind, sondern deshalb, weil sie ihren eigenen >Geist<Stromgeist< (V,272 f.). Und daher heiBen in dem jetzt angefiihrten Gedicht die Strijme auch >>die Ahnungsvollenr<, aber auch >die Schwindenden<. R?itselhaft sind diese beiden Namen. Der eine nennt den Bezug der Strijme zum Kommenden und der Ahnung Nahen. Der andere nennt das Weggehen der Strijme in das Gewesene. Sie sind beides zumal aus einem verborgenen einheitlichen Bezug zum Gewesenen und zum Kiinftigen - also zum Zeithaften. Ob mit dem Nennen der Strijme auch die Auszeidrnung des Zeit-Wortes >>Jezt<< in den Stromhyrnnen zusammenhiingt? Denn aude in der Rheinhymne beginnt die entscheidendezweite Strophe (W, I72) mit >>Jeztaber...<. Das Strijmen der Strijme verlduft nicht einfach >>inder Zeit<, als sei diese nur ein den Striimen gleichgiiltiger und iiuBerlicher Rahmen des Ablaufes. Die Striime ahnen und schwinden in die Zeit hinein. so zwar. da8 sie selbst dieses Zeithafte und die Zeit selbst sind. Aus der ersten Strophe der Isterhymne, gleichwie aus der sechsten Strophe der Rheinhymne erfahren wir aber auch, daB die Strijme ein ausgezeichneter Ort sind, an dem der Mensch, und nicht nur er, seine Wohnstatt findet. Gesetzt nun, die Isterhymne sei eine Stromhymne und trage daher den Titel zu Recht, dann miissen auch die Anmerkungen zu diesem Gedicht vor allem auf das dichterische Wesen des Stromes aufmerksammachen. Allein, wir tappen in der Irre umher, wenn wir fortfahren,
Die Hymnen
als Dichtung des Wesens der Striime
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und verstreuten Art aus den verschiedenen in elrer iiuBerlichen geeignete >Stellen< iiber die Strijme Htilderlins Dichtungen zusammenzutragen, um Llns daraus dann Gewdsser und die eine Vorstellung von dem zurecht zu zimmern, im allgemeinen >Strijmen< mit den und den >>Wassern<( )>gewas Htjlderlin meint<< haben kijnnte. Eine einzelne, in sich geschlossene Stromdichtung selbst kann wohl allein die rechte Kunde geben. Doch bedarf es, um sie auch nur im ersten Anklang zu hiiren, einer Anleitung, die wenigstens dafiir sorgt, da{J wir nicht sogleich nach der verkehrten Richtung hiiren und so uns dann au& in allem Besonderen verhiiren. Wir miissen daher nach dem Bereich fragen, aus dem das Nennen der Strijme zu uns her klingt, weil in diesem Bereich selbst die Strtjme wesentiich sind.
Wiederholung Die Vorlesung gibt eine Folge von Anmerkungen zu einigen Gedichten Hrilderlins, die man >I{yrnnen< nennt. f)as griechische Wort ilpvog bedeutet Gesang zum Preise der Gdtter, Lied zum Ruhme der Helden, zur Ehrung der Sieger in den Kampfspielen. Das Wesentliche im >>GesangMittel< zu einer Veranstaltung, ist nicht >Umrahrnung<< der Feier, sondern im Sagen selbst liegt das Feiern und das Festliche. Daher finden wir die wesentliche sprachlidre \Mendung, in der das Hauptrvort iipvoE und das Zeitwort 6p.veiv aus einer einzigen Einheit kommt: iipvoc 6p'r,ei,der Festgesang feiert. So sagt Antigone in der Tragiidie des Sophokles (V.806 ff.), oiir' iri, vupqe[oLE rdl p6 rlg flpvog iipvqoev
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Das Diclien des Wesensder Strcime > auch nicht als Bereitung des Brautfestes feiert mich je ein Feiergesang.<<
Wenn das Griechentum seine geschichtliche Einzigkeit hat, dann liifjt es sich auch nie in einem nachahmenden Sinne rviederholen und dies in keiner Hinsicht. Gebrauchen wir daher den Titel >Hymne< auch fernerhin, dann kann dieser Titei nr-rr dort iiber eilen bloB literatur-wissenschaftlichen Titel zur Abgrenzung von Gedichtarten hinausgebracht und wesentlich begriindet werden, wo Dichtungen sind, die sich in einem wiedemrn einzigen Sinne auf F'estund Feier beziehen. Ob Hijlderlins Dichtungen solchen Wesens sind und wenn sie es sind, in 'rvelchem einzigen Grundzug sie festliche Gesdnge sind, lvann und rn'odann dies gesungene Fest >ist<, all diese Fragen lassen wir offen. Wir versuchen statt dessen das ganz >Vorldufige<, niimlich aufmerksam zu lverden auf Hijlderlins Dichtung. Dern dienen die Anmerkungen. Sie geben einen Anhalt zum Nachdenken. Das Nachdenken soil die Aufmerksamkeit envekken. Diese Aufmerksamkeit unterscheidet sich wesentlich von der blo8en Neugier, die nur etlvas >>kennenlernen<<will, ohne es zu erkennen. Und selbst der Wille zum Erkennen ist noch nicht die Aufmerksamkeit im Sinne einer Gmndstimmung, aus der wir stets und nur den Sinn haben fiir das Wesentliche, die Bestimmung, dieses Wesentliche aus dem Ubrigen herauszumerken, um es knnftig zu behalten, zu >>merken<.Die Anmerkungen zu den Gedichten sind selbst nicht schon die >Auslegung< der Gedichte. Und weil die Anmerkungen von uns her angebracht sind und so >>vonau8en., kommen und daher aus der Verstreuung, mu8 allem zuvor stiindig das Gedicht selbst das Erste und d. h. das Einzige bleiben. Nach dieser Art kijnnen wir in einer Vorlesung nur auf wenige Gedichte aufmerksam machen. Daher mtissen wir auswd.hlen. Darin liegt eine Willkiir, und dies bedeutet: eine Beschrdnkung dessen, u'as eine Vorlesung hier iiberhaupt vermag. Die Vorlesung beginnt mit Anmerkungen zu einem Gedicht,
Die Hymnen ak Dichtung des Wesens der Strdme
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selbst nicht verijffentlicht hat. Das Gedicht ist das Hijlderiin und im Entwurf ohne Uberschrift geblieNiederschrift bei der Jahre spdter erst kam das Gedicht durch hundert ben. Uber Norbert Hellingrath an das Ohr der Menvon von die Ausgabe Gedicht den Titel: >I)er Ister<Danubius<. Hiilderlin benennt nun aber in diesem Gedicht gerade den oberen Lauf der Donau mit dem Namen fiir den unteren Lauf des Stromes. Damit hat es eine eigene Bewandtnis. Wenn nun auch in diesem Gedicht die Donau genannt ist, dann begriindet dies nicht schon das Recht, dem Gedicht die Uberschrift >Der Ister<Hymnen<, die Iltjiderlin selbst mit den Namen von Strijmen, und zrvar nicht beliebigen, iiberschriebenhat: die Hymne >Der Rhein<, die I{ymne >Am Quell der Donau<. Dies bezeugt uns hinreichend, daB Hiilderlin von den Strijmen spricht. Aber was hei8t das? Dichtet Htilderlin >iiber<besingt< er die Strcime? Oder dichtet er erst gar das lVesen der Strijme? Und wenn dies so ist, weshalb dichtet er die Strdme? Sie sind doch schon wirklich vorhanden;wozu sie dann noch dichten? Wir mtichten diese Fragen kldren durch Anmerkungen zu dem Gedicht >Der Ister<. Das Gedicht beginnt mit dem Ruf : Jezt komme, Ileuer! Da ist nicht vom Strom, sondern vom F'euer die Rede. Wir bedenken sogleich, falls wir uns um die Aufmerksamkeit bemiihen, welchen Zeitpunkt wohl dieses >Jezt<<meint, das so betont am Beginn des Gedichtes steht und ihm den Ton gibt.
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Wir beachten, daB Hcilderlin auch >sonst<< in der Hymnendichtung das >>Jezt<<, den >>Zeitpunkt<<, die rechte und die unschick_ liche Zeit, den Augenbliik heraushebt. Zum anderen aber nennt die erste Strophe im ersten Vers nicht nur ein >>Jezt<<, sondern in Vers 15 nicht weniger betont ein >>Hier<<: Hier aber wollen wir bauen. Das >Hier< lABt sich anscheinend leichter bestimmen. Aus den folgenden Versen und dem Beginn der zweiten Strophe entnehmen wir, da8 das >>Hier<<meint: >>Hier< am Strorn, der >der Ister<< heiBt. Doch das Eigene des Stromes ist ja, dal3 er strijmt und so stets ein anderes >>Hier<< bestimmt. Hiilderlin selbst nennt im Gediiht >Stim-rrre des Volkes<Schwindenden<, aber auch die >>Ahnungsvollen<(IV, 1bg ff. und I42tr.): S T IM M E
D ES V OLK E S
Du seiestGottes Stimme, so glaubt ich sonst, In heilger Jugend;ja und ich sag es noch! IJm unsre Weisheit unbekiimmert Rauschen die Strijme doch auch, und dennoch Wer liebt sie nicht? und immer bewegen sie Das I{erz mir, htir ich ferne die Schwindenden Die Ahnungsvollen, meine Bahn nicht Aber gewisser ins IVIeerhin eilen. Als >Schwindende< gehen sie weg, sind sie nicht mehr gegenwdrtig - sie verstriimen und vergehen. Als >>Ahnungsvolle<< aber stehen sie im Bezug zur Zukunft. Die Strijme bezeichnen ein >>Hier<< und sie verlassen das Jetzt, sei es, daB sie ins Vergangene oder ins Kiinftige gehen. Wie sollen wir dieses Wesen der Striime fassen und deuten? Sie sind da offenbar die >Triiger<<einer nodr verhiillten >Bedeutung<.
J. Die metaphysische Deutung tler Kunst Bei dem Versuch, auf das zu achten, was Hijlderlin dichtet, wenn er die Strcime nennt, werden wir freilich noch oft eine Vorstellungsweise priifen miissen, die sich seit Jahrhunderten in der Dichtung, aber auch in der Auslegung von DicJetungen und in der Bestimmung des Dichtens iiberhaupt eine Giiltig_ keit gesichert hat. GemiiB dieser Vorstellungsweise faBt man z. B. die in einer Didttung besungenen Strijme und Gewdsser als wahrnehmbare Vorkorrrmnisse der >>Natur<<. Was sie ja auch sind. Diese Naturdinge erhalten jedoch in der Dichtung die Rolle von sinnlich fa8baren Erscheinungen, die einen Anblick darbieten und so ein >Bild< geben. Solche Bilder stellen in der Dichtung nun aber nicht nur siih selbst, sondern eine nichtsinniiche Bedeutung dar. Sie >>bedeuten<< etwas. Das sinnliche Bild weist auf einen >>geistigen<< Gehalt, einen >Sinn<. Der im Bild genannte und erscheinende Strom ist ein >Sinnbild<. Unter den weit_ gefaBten Begriff des Sinn-bildes ordnen wir auch das ein, was >>Allegorie.< heilJt. Das aus dem Griechischen stammende Wort sagt treffend, worurar es sidr handelt: &l"l.o- riyogerler,v. riyopefer,v (dyoqd - der iiffentliche Platz der Volksversammlung): 6ffentlich, fiir jedermann verstd.ndlich kundtun. dllo - etwas anderes - kundtun, etwas anderes ndmlich, als das ist. was das Bild fi.ir sich erscheinen la8t. ,illqyogla ist eine Kundgabe von etwas anderem durch etwas - niimlich durih sinnlich Erfahrbares und Bekanntes. Zw den >Allegorien<< rechnet man z. B. die Sagen und Mdrchen. Eine andere Art von Sinn-bildern neben den >Allegorien<< sind die >Gleichnisse<<;wieder eine andere Art sind die >Symbole<<.o{rppotrov- von oupBd}.?rerv zusammenbringen, die Hiilfien eines Ringes aneinanderhalten und priifen, ob sie zueinander passen und zueinandergehtiren - woraus dann zu erkennen ist, daB die Besitzer der Ringstiicke s_elbstzueinandergehiiren. Das >Symbol<< ist Erkennungszeichen, das eine Zusammengehtirigkeit ausweist und damit ins
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DasDichten des Vl/esensder Strdme
Deutung der Kunst Die metaphysische
Recht setzt. Audr im Symbol liegt die Verweisung eines Sinnlichen, des Ringes, auf ein Nichtsinniiches - Seelisches- Geistiges - zundchst die Zusammengehiirigkeit der Freunde, die Freundschaft. Auch das >>SyrnbolBeispiele<Metapher< - peroqopd - Ubertragung; Sinn-bild ist in ge'lvisserWeise auch jedes >Ab-zeichen<. Die Unterschiede zwischen Allegorie und Symbol, Gleichnis und Metapher, Beispiel und Abzeichen sind flie8end und nicht eindeutig und giiltig festgelegt. Wichtiger als die Unterschiede ist das durchgiingige Geriist, worin diese Abwandlungen des >Sinn-bildes< und diesesiiberhaupt seinen Grund hat. Das ist die Unterscheidr"rngeines sinnlichen Bereiches und eines nichtsinnlichen Bereiches. In allem Gebrauch von Sinn-bildern wird diese Unterscheidung als vollzogen vorausgesetzt.fJer entscheidende Vollzug dieser Unterscheidung und ihre fiir das Abendland ma8gebende Entfaltung und Gliederung geschah im Denken Platons. Dabei wird wesentlich, dafi der nichtsinnliche, der seelisdre, geistige Bereich die wahre Wirklichkeit ist, der sinnliche Bereich eine Vor- und Unterstufe. Bezeichnet man nun den Bereich des Sinnlichen im weitesten Sinne als den >physischen<<,dann ist der nicht- und iibersinnliche Bereicfr jener, der iiber den physischen hinaus liegt. tlber etwas hinausgehend heiBt griechisch perd. Der iibersinnliche Bereich ist in seinem Verhiiltnis zum physischen der rnetaptrysische.Die Unterscheidung zwischen Sinnlichem und Ubersinnlichenr ist ein Ubergang vom Physischen und der >Physik< im weitesten Sinne zum Metaphysischen und zur Metaphysik. Die Unterscheidung des Sinnlichen (cio$qt6v) und des Nichtsinnlichen (vor1t6v)ist das Grundgefiige dessen, was von altersher Metaphysik hei8t. Benennen wir mit >WeIt<< das Ganze des Wirklichen, seinen Grund und seine Ursache
dann lii0t sich sagen: Alle abendliindische miteinbegriffen, und Weltauslegung ist seit Platon >metaphyWeltauffassung bestimmt man auch das \Mesen der sisch<.Seit derselbenZeit und auch das Wesen der Dichtkunst ars) somit (t61vq Kunst Metaphysik. Das Kunstwerk gilt in aller Metaim Sinne der physik als etwas Sinnliches, das freilich nicht fiir sich ist, sonietn dur Sinnliche des Kunstwerkes ist, was es im Kunstwerk isf fiir das Nichtsinnliche und Ubersinnliche, was man auch das Geistige und den Geist nennt. Von daher verstehen wir einen Satz des Denkers, der in der ersten Hiilfte des vorigen Jahrhunderts die umfassendste Metaphysik der Kunst geschaffen hat. Hegel sagt in seinen >Vorlesungen iiber die Asthetik< (WW.X 1, 48): >Das Sinnliche des Kunstwerkes soll nur Daseyn haben, insofern es fiir den Geist des Menschen, nicht aber insofern es selbst als Sinnliches fiir sich selber existiert.< fm Sinne Hegels ist ein fiir sich seiber existierendes Sinnliches z. B. das mit mancherlei Farbe iiberstrichene Stiick Stoff diesesDing aber ist nicht das Gemiilde Rembrandts. Das Gem?ilde ist aber auch nicht nur auf das stoffIiche Ding aufgetragen, sondern dieses stoffliche Ding ist in das Gemiilde aufgehoberrund ist ietzt, was es ist, nur durch dieses.Im Hinblick auf das metaphysische Wesen der Kunst kijnnen wir auch sagen: Alie Kunst ist sinnbildlich. >Bild< steht dann fiir das sinnlich Wahrnehmbare iiberhaupt, das auch der Ton sein kann. >Sinn< steht fiir das Nichtsinnliche, das verstanden und gedeutet wird und im Verlauf der Metaphysik mannigfache Bestimmungen erhalten hat: Das Nicht- und lJbersinnliche ist das Geistige, das Ideelle sind die Ideale und die >Werte<<.Was das Sinnbiid versinniicht ist das Hcihere und lVahre. Das Wesen der Kunst steht und fiillt mit dem Wesen und der Wahrheit der Metanhvsik.
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Das uerborgeneWesendes Stromes
4. H iilderlins Dichtung nicht sinnbildlich metap hy sisch' Das uerborgene Wesen des Stromes
ja diese Dichtung nach dem Gesagten Aber dann miif3te au$erhalb der Metaphysik *nd damit augerhalb -,.r,i"."frtfri" der abendldndischen Kunst stehen' Dann lllW"r"otbereiches und Deutungen dieser GeAuslegungen iiblichen alle ;;;"" Interpretation ihr Werkzeug und alle weii Ji.h," o".g"biich, und der metaphyder Metaphysik unbesehen ihr"n A.,fwand der Asthetik entnimmt' h' ,ir.h"o Kunstlehre, d' lVenn nun aber die Strijme in Htjlderlins Dichtung in Wahrheit keine >Sinnbilder< sind, was sollen sie dann sonst sein? Wie sollen wir dann noch von ihnen etwas wissen k6nnen, wo doch all unser Wissen' und die Wissenschaft erst recht' in der Metaphysik Grund und Halt hat? Fast scheint es so' als sagte der Dichter selbst, da8 wir von den Strijmen nidrts wissen kiinnen. Die Ister-Hymne schlieBt, genauer: sie hiirt auf'
Im Gang der Geschichte der abendliindischen Metaphysik und Kunst ersiheint nun aude Htilderlins Dichtung' Wir liijnnen sie sogar zeitiich genau in diesen Geschichtszusammenhang einordnen. Die Entstehung der Hymnen fiillt in die Jahre 1800 bis 1806. Genau dieselbe Zeitspanne umfaBt die Zeit der Entstehung des Hauptwerkes im Denken Hegels, der >>Phdnomenologie des Geistes< (1807). Hegel, der Denker, war der Freund des Diehters Hiilderlin in der gemeinsamen Studentenzeit in Tiibingen, aber audr spd.terwdhrend der gemeinsamen Jahre in Frankfurt bis 1799. Daher wird auch Hijlderlins Dichtung, wenn sie Kunst ist, metaphysisch und d. h. >sinnbildlich< sein. Die in seinen Gedichten besungenen deutschen Strijme, der Main, der Neckar, die Donau, der Rhein, sind die >Sinnbilder< deutschen Wesens und Lebens. Nichts hindert uns, die Stromdichtungen Hijlderlins nach dieser Hinsicht und in solcher !Veise zu deuten. Vielleicht ist zwar der Sinn, den Htilderlin diesen Strombildern gibt, schwerer auszumadren als der Gehalt anderer Dichtungen anderer Dichter, die auch Striime und Fliisse und B2iche und das Meer und die Seen besingen. Diese grii8ere Sdawierigkeit der Deutung mag darin ihren Grund haben, da8 Hijlderlin geheimnisvoller dichtet, vielleidrt auih darin, daB seine Dichtung vielfach unvollendet geblieben ist und auch zuweilen scion von dem drohenden Wahnsinn iibersdeattet und verwirrt wird. Allein, die Strijme sind in Hiilderlins Dichtung keineswegs nur gradweise schwerer zu deutende Sinnbilder. Wdren sie das, dann blieben sie im Wesen immer noch >>Sinnbilder<.Und gerade dies sind sie nicht. Die >>Striimetieferen< >religiiisen< Gehaltes gelten. Hiilderlins Hymnendichtung, die nach 1799 den Dichter bestimmt, ist iiberhaupt nicht sinnbildlich.
mitdemWort: Was aber jener thuet der Strom, Weis niemand. VerstijBt dann also schon das geringste Bemiihen, auf diese Stromdichtung aufmerksam zu machen, gegen das eigene Wort des Diihters? Nein. Die angefiihrten Verse sagen' daB das Strijmen des hier genannten Stromes ein Tun zu eigener Zeit und daB es verborgen ist. Diese Verborgenheit des Tuns des Stromes zeichnet ihn aus. Von dieser Verborgenheit wei8 der Dichter. Wie ktjnnte er es sonst sagen, daB niemand vom Tun des Stromes wisse? (Au8erdem aber miissen wir bedenken, daB dieses Wort, mit dem die Isterhymne abbricht, in einer eigenen Weise von jenem Strom gesagt wird, als welcher >>derRhein.< im Unterschied (>>aber<)zum >>Ister<< gemeint ist. Gleichwohl bleibt das >>dichterische<< Wesen des Stromes iiberhaupt im Wissen des Dichters verborgen und bedingt jenes ahnende Sagen: >der scheinet. . .u) Das dichterisdre Wort enthiillt diese Verborgenheit des stromhaften Tuns, und zwar als ein solches.Dieses Enthiillen ist dichterisch. Was und wieviel der Gesang hier vermag, wenn
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wird und was das Schicklidre ist. Doch bleibt das Eigene oft lange Zeit dem Menschen fremd, weil er es verldBt, ohne ss angeeignet zu haben. Und er verld8t es, das Eigene, weil dieses am ehesten den Menschen zu iiberwiiltigen droht. f)as Eigene ist am wenigsten das, was sich von selbst macht. Das Eigene bedarf einer Zu-eignung. Und das Zugeeignete wiederum bedarf der Aneignung. Dies alles ist wahr nur unter der Voraussetzung, da8 der Mensch zunichst nicht und nie >von selbst<< und nie durch das selbstischeMachen im Eigenen ist. Im Eigenen zu wohnen ist dann aber jenes, was zuletzt ko'nmt und selten gliickt und stets am sdrwersten bieibt. Wenn aber der Strom die Ortschaft des Heinaischen bestimmt, dann ist er eine wesentlich.e Hilfe fiir das Heimischwerden im Eigenen. IJnter >Hilfe< verstehen wir hier nicht eine gelegentliche IJnterstiitzung, sondern den stAndigen Beistand, dieses Wort in der vollen Kraft seines Nennens genommen, daB der Strom zum voraus und iiberall da-bei ist und >da<
auch nicht nachtrdglich von uns' eoo,€Dsals Nennen stammt sein Dichten ein Nennen. Von nennt selbst Hiilderlin !3a"* Hiilderlin zum Beispiel in der Hymne i',u,^ Nennen spricht (VI. und VII' Strophe, IV, 184). Hier ruft der lc"r-urri"ttu an, die Priesterin, die stillste Tochter Gotbi&r"t Germanien rhr: zu tes, und sagt
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Wiederholung Das Gedicht >Der Ister<>dieDonau<erwdhnt<. Wir gebrauchen hier jedoch das Wort >nennen< im Sinne Hiilderlins. Fiir ihn heiBt: das Gebedeutet nennen etwas Htiheres. >>Nennen<< nannte im dichtenden Wort zu seinem Wesen rufen und dieses Wesen als dichterisches Wort griinden. >Nennen<< ist hier der Name fiir das dichterisehe Sagen. Dieses empfdngt dadurch, da8 es Nennen ist, eine einzigartige Ssslimmung, die nidet geradehin auf andere Dichtungen und andere Dichter sich iibertragen lZi8t. Das geschichtlidre Sein der Dichtung Goethes und Sihillers ist so, daB es weder ein Nennen sein muB noch sein kann, wenngleich Goethe und Schiller mit Hijlderlin historisch gleidrzeitig sind. Die Bestimmung des dichterischen
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O trinke Morgenliifte, Biss dass du offen bist, IJnd nenne, was vor Augen dir ist, Nichtiiinger darf Geheimniss mehr Das Ungesprochene bleiben, Nachdem es lange verhiillt ist; Und im Beginn der siebenten Strophe: O nenne Tochter du der heiligen Erd'! Einmal die Mutter. Desglei&en in der Hymne >Am Quell der Donau<<(IV, 160). Hier geht das Nen"en bis in das Htichste, iiber das Ne'tnen der Giitter hinaus zum Nennen der >>Natur<<,der >>Naturmacht<<,unter welchem Namen Hiiiderlin das denkt, was er zuletzt das Heilige nennt. In unmittelbarer Wiederhoh:ng des Wortes )>nennen<( hei8t es V. 65 f.: Wir nennen Dich, heiliggeniithiget, nennen, Nat ur ! dichwir , . . . Aueh das di&terische Sagen )>von<(dem Strom ist solchesNennen des Stromes. Das Dichten Htilderlins ist zumal in der Zeit der Hymnendichtung dieses Nennen. Worin d.ieses Nennen griindet, wie sich aus ihm das Walten der Sprache und das Verhdltnis des Menschen zur Sprache bestimmen und wie hieraruserst Dichtung als Sprach- und Wort-Werk ihr gewandeltes vvesenempfdngt, all dies vermiigen wir, von auBen her komrrend, nicht einmal zu ahnen. Doch miissen wir sogleich einen Blick darauf vorauswerfen,
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jetzt mit Anmer' um den Grund dafiir einzusehen, da8 wir wollen' in welcher Weise dis fragen die kungen beginnen, Strom sagt. Damit ganz wir das andere vom >>Isterhyrnne<< dichterisdee Sagen Hiilderlins nidrt nadr unseren gewohntex Vorstellungen ''.iBdeuten, mu8 erst dieses Gewohnte selbst in seiner Eigenart erkannt sein. Vor allem bedarf es der Binsicht, dafi unsere geliiufige, jedoih in vielfachen Formen spielende Ansicht iiber Dichtung und Dichter keineswegs auf einer zufiilligen Beliebigkeit des Meinens und einer Oberfliichlichkeit des Denkens beruht. Wie wir und die vor uns iiber Dichtertum und Dichtung denken und demzufolge die Dichtung pflegen und einschd.tzen, das ist seit mehr denn zwei Jahrtausenden in seinen GrundziJ.gendurch wesentliche Entscheidungen begriindet. Wir diirfen nicht meinen, solches lieBe sich durch einen Handstreich fortrdumen und durch den Vortrag einer >>neuenAnsiclt< iiber die Dichtung iiberwinden; denn was der geschichtliche Mensch von der Dichtung htilt und halten kann, bestimmt sich aus dem, was er vom Wesen der Kunst halten mu8 und hiilt. Und was der gesdeichtliche Mensch von der Kunst hiilt, regelt sich aus der Art, wie der geschidrtliche Mensch seinerseits vom Wesen der Kunst gehalten und getragen wird. Die Weise jedoch, nach der die Kunst das In-der-Welt-sein des geschichtlichen Menschen durchspannt, ihm die WeIt und ihn selbst erhellt und zustellt,die Weise, wie die Kunst Kunst ist, das empfdngt Gesetz und Gefiige aus der Art, wie das Weltganze iiberhaupt dem Menschen geiiffnet ist. Dieser Offenheit zufolge und je gemiifJ ist dann der Mensch selbst weltoffen. Wir gebrauchen hier >Welt<< als Namen fiir das Seiende im Ganzen und nach all den Hinsichten, in denen der Mensch am Seienden ein wesentliches >> Interesse nimmt <<. Gesetz und Gefiige der Welterijffnung und der Zuweisung des Menschen in sie ist seit der Zeit Platons durch das bestirnmt. was man alsbald >>Metaphysik<< nannte. Das Ganze dessen,was in irgendeiner Weise >ist<<,wird von Platon und seitdem unter-
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in zwei Bereiche: td cio04r6v und rd voqr6v - der mit s&ieden Sitto"tt vernehmliche Bereich und der mit dem votE' dem ,l erfahrbare Bereich. Kant spricht von munlrn"ittig"o Auge< mundus intelligibilis. Die Schrift, die er und iis sensibilis der ordentlichen Professur der Logik Ubernahme nlOA"i der der lJniversitilt an Ktinigsberg ver6ffentlichte und Memphysik und Friedrich dem GroBen widmete, trd.gt den Titel: De mundi sensibilisatque intelligibilis forma et principiis. (Uber die Wesensgestalt und die Griinde der sinnlichen und der vernunfthafter Welt.) Der nichtsinnliche, daher auch iibersinnliche Bereich enthelt nach Platon dasjenige, was dem fliichtigen Weihsel des sinnlich Gegebenen enthoben ist: das Bestiindige und daher im griechlschen Sinne wahrhaft Seiende, dl"1$6E6v. Demgegeniiber umfa8t der sinnliche Bereich platonisch gedacht das pit iiv; man iibersetzt dies gewiihnlidr >das Nicht- genauer miissen wir sagen: das nicht wahrhaft Seiseiende<< ende, das Seiende, was nadr Platons Lehre so aussieht wie Seiendes, dieses aber nicht ist und daher eigentlich nicht das Seiende hei8en sollte. Fiir dieses verbietende, einschrdnkende und abwehrende Nein und Nicht haben die Griechen das Wort p,t - das in seiner Bedeutung unterscfrieden bleibt vom orlx. orix dv nennt das, 'was bloB niiht ist; pl 6v solches,was >>ist<<, aber nicht in Wahrheit ist; z. B. ist das vorhandene Haus zwar nicht nichts, aber in ihm erscheint das Wesen von Haus nur in dieser besonderen und iiberdies vergiinglichen Darstellung, nach einer besonderen GriiBe, aus besonderem Stoff und nach besonderer Form. Das Sinnliche macht zwar et\,vaswahrnehmbar - das Wesen -, zugleich aber zeigt es dieses Wesen nur in einer Einschrd.nkung und Verunstaltung. Das Sinnliche ist, platonisch gedacht, ein je nur einschrdnkendes >>Nachbild<des wahrhaft Seienden, des Wesens einer Sache, dessen, worin ihre eigentliche Wahrheit und ihr >>Sinn< besteht, d. h. das mit dem Verstand und der Vernunft (intellectus) FaBbare - das Intelligible (mundus intelligibilis). Das Sinnliche ist Sinn-Bild und das Ubersinnliche ist >Vor-Bild< - naqd8er^1pc. Und sofern
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Der Strom ak Aufenthalt desMenschen
nun die Kunst notwendig ihren Bereich des Darstellens irq Werk hat und das Werk je aus einem sinnlichen Werkstoff; Wortklang, Farbe, Stein, Holz, Ton, besteht, ist alle Kunst sinn-bildlich, das Wort in der weiten metaphysischen Bedeu. tung genommen. Weil nun seit Platons Zeiten die Metaphysik in ihrer zweitausendjiihrigen Geschichte bis zu Nietzsche wesentliche Wandlungen durchgemacht hat, muBte sich auch das Verhiiltnis des sinnlichen und iibersinnlichen Bereiches und die Bestimmung der Bereiche selbst verschiedenartig gestalten - so verschiedenartig, daB zuletzt die platonische Unterscheidung und Rangordnung des Sinnlichen und Ubersinnlichen siih umkehrte. Dem reiihen inneren Wandel des Wesens der Metaphysik, der bine- uns noch verborgenen Gesetz einer verborgenen Geschichte folgt und keineswegs die Ausgeburt beliebig wechselnder Ansichten einzelner Denker und ihrer >>sonderbaren< Standpunkte ist, diesem Wesenswandel der Metaphysik entspricht auch der Wandel des sinnbildlichen Wesens der Kunst. Deshalb sind z. B. die griechische Vasenmalerei, die pompejischen Wandgemdlde, die Reichenauer Fresken der ottonischen Zeit, die Gemiilde Giottos, ein Gem?ilde Diirers und ein Bild von C. D. Friedrich nicht nur ihrem Stil nach verschieden, sondern der StiI selbst ist verschiedenen metaphysisihen Wesens. \Mas in Diirers BiId der >Akelei<<Wirklichkeit heiBt, ist anders bestimmt als das Wirkliche in einem mittelalterlichen Fresko; genauer: beide Kunstwerke bringen das Wirkliche in einem versdriedenen Sinn von Wirklichkeit zur bildhaften Erscheinung. Aber diese verschiedenen Wesensarten von Wirklichkeit halten sich dennoch in den Grundziigen der metaphysischen Gliederung der Welt. Wenn zum Beispiel im Unterschied zu Platon das einzelne sinnlich wahrnehmbare Wirkliche als das eigentlich >>Reale<< gefaBt wird und die Kunst sich die >naturalistisch<>realistisch<<, zur Erscheinung zu seiner Besonderung und Eigentiinlichkeit
im extremsten Naturalismus node dies so bleibt bingen, .auch i"" Jrtr" und einzige Anliegen, nicht ein einzelnes Wirkliches, gerade die Wirklichheit, wie sie ist, darzustellen. Die lJa"t" des Wirkiichen, z' B. einer Landschaft, ist aber Wirpiat"i, innerhalb der Landschaft, wie der einzelne was ni&t etwas, Stein und der einzelne Wolkenfetzen einzelne Baum und der vorkomrnt, sondern die Wirklichkeit des Wirkliihen ist selbst ein Nichtsinnliches. Auch da, wo die platoniscle >>Entwertung<< des Sinnlichen nicht vollzogen wird, ist noch Platonismus, ist
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MetaPhYsik' Andrerseits erkennen wir leicht, daB aus der urspriinglichen platonisdren Weltauslegung sich ein eigentiimliches Verhiiltnis zur Kunst ergibt, woriiber sich Platon im zehnten Buch des Staates ausspricht: f ygcarxil xai iil"rogd pr,pqaxil (t61v1) n6gqor. . . tflg ddqSeiag. . . (Pol. X, 605a): Die Weisen des Herstellens und Beistellens, die es mit dem Eingraben von Strichen und Ziigen uud iiberhaupt irgend einem Bildhaften zu tun haben, sind fern derWahrheit - d. h. dem wahrhaft Seienden. Dieseswird eigentli& nur im rein unsinnlichen Denken erfaBt. Das Denken, die Philosophie, steht hijher als die Kunst. Umgekehrt sagt dann Nietzsche: Die Kunst ist mehr wert als die >Wahrheit< (Wille zur Macht, Nr. 855), d. h. das wahrhaft Seiende des Denkens. Und demzufolge bezeichnet Nietzsche seine eigene Philosophie als umgekehrten Platonismus. Weil Platonismus, ist auch NietzschesPhilosophie Metaphysik. Im Hinblick auf das metaphysisih sinnbildliche Wesen der Kunst verschaffen sich nun in der Deutung der Kunstwerke und zumal derjenigen der Dichtkunst die Vorstellungen und Begriffe von Allegorie, Symbol, Gleichnis, Metapher, aber auch die Rede von der >>Illusion<<, von der >>Formensprache<< eines Kunstwerkes, eine besondere Rolle. Nach der gewohnten Anlehnung an diese Vorstellungsweisen mtjchte man auch eine Didrtung von der Art der Hijlderlinsihen Stromdichtung sinnbildlich deuten. Die Strijme sind >Symbole<< einer anderen Wirklichkeit, gesetzt, daB diese Stromgedichte nicht einfach
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Landschaftssdeilderungen sind, was sie offensichtlich nicht seix wollen. Wenn nun aber Hijlderlins Hymnendichtung ein Nennen ist und das Nennen das Genannte erst ins Wesen hebt und dichtet, dann kdnnen die Stromdichtungen nicht Gedichte >iiber< Strtime sein, wobei diese, in ihrem Wesen sdron bekannt, als Bild- und Kennzeichen fiir anderes genommen werden. Wir behaupten deshalb: Htjlderlins Stromdichtung, ja seine Hymnendichtung im Ganzen, ist nicht sinnbildlicb. Darin liegt die weitertragende Behauptung: Diese Dichtkunst ist nicht metaphysisch. Insofern es Kunst im strengen abendliindischen Begriff nur als metaphysische Kunst gibt, ist Hijlderlins Dichtung, wenn sie nicht mehr metaphysisch ist, auch nicht mehr >Kunst<. Das Wesen der Kunst und der Metaphysik geniigen nicht, um dieser Dichtung den ihr gemdBen Wesensraum zu leihen. Diese Dichtung ist aber, wenn sie nicht metaphysisch ist, auch keine >Philosophie<<;denn alles Denken, das seit Platon >>Philosophie>DerIster< aufmerksam zu werden, das in ihr Gesagte deutlicher zu vernehmen. Hciiderlins Stromdichtung fa8t also nach der vermerkten Behauptung den Strom nicht als >Bild< fiir einen in irgendeinem Hintergrund wartenden hintergriindigen Sinn. Der Strom ist nicht Symbol und Kennzeichen. Nun sagt aber die Isterhymne selbst V. 49 ff. dieses: . . . Umsonst nicht gehn Ln Troknen die Strcime.Aber wie? Sie sollen nemlich Zur Sprache seyn. Ein Zerchenbraucht es, . . . Wird uns hier nicht in aller handgreiflichen Deutlichkeit gesagt, da13die Strijme ,zur Sprache< sind, also >Ausdruck<, und daB sie >Zeichen< sind - also Kennzeichen fi.ir anderes? Der Dichter bezeugt doch selbst das Sinnbildhafte seiner Dichtung.
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im Bezug auf die Striime. Denken rlnrl das nicht nur hier und an den Beginn einer andereD Hyrnne, die iiberschrie5" ""r ,>Mnemosyne<. So lautet der Name einer Titanin' die *, irt Musen wurde. >>Mnemosyne<<, d. h. die i"oo A" Mutter der die An-denkende. Die Hymne >>Mnemosyne<< 6"d"ol"ttd", (N,225) beginnt: Ein Zeichen sind wir, deutungslos Schmerzlossind wir und haben fast Die Sprache in der Fremde verloren. Wieder das >>Zeichen<- wieder >>Sprache'Ausdruck(' Wie kann einer angesichts dieser Zeugnisse noch wagen, das sinnbildlicle Wesen der Hiilderlinschen Dichtung zu leugnen? Oder stehen wir hier vor der Notwendigkeit, das, was >)Zeihei8t, anders und nicht >sinnbildlich< dren< und >>Sprache<< immer Wie die Entscheidung hier fallen mag, das zu denken? N?idrste ist deutlich, daB wir ohne eine Kliirung des Wesens der Striime, ohne ein Wissen von dem, was hier >>Zeichen<< taub bleiben miissen gegeniiber HijlderheiBt und >Sprache<<, lins Dichtung. Diese Taubheit ist freilich kein harmloses Nidrthiirenkiinnen, sie ist ein Nichthorchen und Nichtgehorchenkijnnen - ist Verstrickung in einen wesentlidren Ungehorsam und in eine unwissentliche Auflehnung gegen Solches, was si& nicht an unsere gewohnten Vorstellungen, Wiinsche und Anspriiche kehrt. Wir fragen zum voraus: Was sagt Htilderlin von den Strijmen? In der Isterhymne Iautet der Vers 15: Hier aber wollen wir bauen. Der Strom gibt ein miigliches Hier - einen Ort; den Ort gebend verwaltet der Strom das Wesen des Ortes, d. h. die Ortschaft. Wer diejenigen sind, die da sagen: >>Hier aber wollen wir bauen<<,bleibt zund.chst dunkel. Vermutlich sind es doch Menschen oder den Menschen zugehiirige Wesen.
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Land.scleaftsscJeilderungensind, was sie offensichtlich nicht sein wollen. Wenn nun aber Hijlderlins Hymnendichtung ein Nennen ist und das Nennen das Genannte erst ins Wesen hebt und dichtet, dann kdnnen die Stromdichtungen nicht Gedichte >>iiber< Strijme sein, wobei diese, in ihrem Wesen schon bekannt, als Bild- und Kennzeichen fiir anderes genommen werden. Wir behaupten deshalb: Hijlderlins Stromdichtung, ja seine Hymnendichtung im Ganzen, ist nicht sinnbildlich. Darin liegt die weitertragende Behauptung: Diese Dichtkunst ist nicht metaphysisch. Insofern es Kunst im strengen abendliindischen Begriff nur als metaphysische Kunst gibt, ist Hijlderlins Dichtung, wenn sie nicht mehr metaphysisch ist, auch nicht mehr >Kunst<<.Das Wesen der Kunst und der Metaphysik geniigen nicht, um dieser Dichtung den ihr gemd.f3enWesensraum zu leihen. Diese Dichtung ist aber, wenn sie nicht metaphysisch ist, auch keine >Philosophie<<;denn alles Denken, das seit Platon >Philosophie< heiBt, ist Metaphysik. Der Satz: Htjlderlins Dichtung ist nicht sinnbildlich, mijchte nun aber zund.chst nur als Anmerkung genommen werden, die uns helfen soll, auf die eine Stromdichtung >>Der Ister< aufmerksam zu werden, das in ihr Gesagte deutiicher zu vernehmen. Hijlderlins Stromdichtung faBt also nach der vermerkten Behauptung den Strom nicht als )Bild< fiir einen in irgendeinem Hintergrund wartenden hintergriindigen Sinn. Der Strom ist nicht Symbol und Kennzeichen. Nun sagt aber die Isterhymne selbstV. 49 ff. dieses: . . . IJmsonst nicht gehn Im Troknen die Striime. Aber wie? Sie sollen nemlich Zur Sprache seyn. Ein Zeichen braucht es, . . . Wird uns hier nicht in aller handgreiflichen Deutlichkeit gesagt, dalSdie Strijme >zur Sprache< sind, also >Ausdruck>Zeichen<< sind - also Kennzeichen frir anderes? Der Dichter bezeugt doch selbst das Sinnbildhafte seiner Dichtung.
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und im Bezug auf die Striime. Denken rr-d das nicht nur hier "i, einer anderen Flymne, die iiberschrien.r, an den Beginn So lautet der Name einer Titanin, die L-" ir, >>Mnemosyne<<. Musen wurde. >Mnemosyne<<,d. h. die der Mutter ai" i"L die An-denkende' Die Hymne >>Mnemosyne<< 6ld"ol"tta", (N,225) beginnt: Ein Zeichen sind wir, deutungslos Schmerzlossind wir und haben fast Die Spraihe in der Fremde verloren. Wieder das >Zeichen<<- wieder >Sprache<Ausdruck<. Wie kann einer angesichts dieser Zeugnisse noch wagen, das sinnbildliche Wesen der Hiilderlinschen Dichtung zu leugnen? Oder stehen wir hier vor der Notwendigkeit, das, was >>ZeiheiBt, anders und nicht >>sinnbildlich< chen<>Sprache<< immer Wie die Entscheidung hier failen mag' das zu denken? Nii&ste ist deutlich, daB wir ohne eine Kliirung des Wesens der Striime, ohne ein Wissen von dem, was hier >>Zeiihen< heiBt und >Sprache<, taub bleiben miissen gegeniiber Htilderlins Dichtung. Diese Taubheit ist freilich kein harmloses Nichthiirenkiinnen, sie ist ein Nichthor&en und Nichtgehorchenkiit't'en - ist Verstrickung in einen wesentlichen Ungehorsam und in eine unwissentliche Auflehnung gegen Solches, was sich nicht an unsere gewohnten Vorstellungen, \Miinsche und Ansprii&e kehrt. Wir fragen zum voraus: Was sagt Hiilderlin von den Strijmen? In der Isterhymne lautet der Vers 15: Hier aber r,vollenwir bauen. Der Strom gibt ein miigliches Hier - einen Ort; den Ort gebend verwaltet der Strom das Wesen des Ortes, d. h. die Ortschaft. Wer diejenigen sind, die da sagen: >Hier aber wollen wir bauen<<,bleibt zundchst dunkel. Vermutlidr sind es doch Menschen oder den Menschen zugehiirige Wesen.
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Die Striirnein "Stimme desVolkes"
Das Didtten des Wesens der Strtime
6- Die Strijme als die "schutindenden" und "ahnungsuollenn in"Stimme desVolkes" fn den beiden ersteu Strophen des Gedichtes >Stimme dgs Volkes,>Stromgeist<, der sie ihre eigene Bahn eilen lii8t. So sind sie dem Menschen fern und fremd. Und beinahe ist es, als ob ihr Striimen und Rei8en sich jedem B ezug zu den Menschen entrisse. Und dennoch, wer liebt sie nicht? . . Also ist doch eine Zugehiirigkeit zu den Striimen, ein Mitgehen mit ihnen. Das Rei8ende und Gewisse der eigenen Bahn der Strijme ist es gerade, was den Menschen aus der gewiihnlichen Mitte sei:res Lebens herausreiBt, damit er in einem Zentrum auBerhalb seiner und d. h. exzentrisch sei. Das Innehalten der exzentrischen Mitte des mensdrlichen Seins, der selbst >zentris&e<< und >>zentrale
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Liebe. Die eigentliche Sphdre des Stehens in Vorstufe in der Mitte des Lebens ist der Tod' Die schwini", exz"otischen Strijme gehen nicht die Bahn des a"oa"" und ahnungsvollen steht am Ende des Verses 7 das >nicht<. Und M"or"h"tt. Hart sich in dieser Trennung etwas an von dem kiindigt dennoch >>wie der Gott und Mensch sich paart, und grdnUngeheuren, (das Heiliget) ,r.td des Mensihen InnerNaturmadet zenlos die (V' 181). Das ahnungsvolle Wegwird.< Eins stes im Zorn schwinden der Strijme in ihre eigene Bahn ist wie ein Verlassen des Bereiches der Landschaft des Menschen; ist wie eine Untreue gegen diese. >Und dennoch, wer liebt sie nicht?< Es will scheinen, als sei in der Gestalt der Schwindenden der Stromgeist am besten zu behalten, als gehiire dieser rdtselhaften l-Intreue gerade das eigentliche Andenken. BefremdIiche Ausblicke iiffnen sic.h hier in das Wesen und die Art der Miigliihkeit, nadr der die >>Naturmadrt<>Stromgeist< allein ergriffen werden [ann, ninrlich durch ein Mitgehen mit ihnsa, welches Mitgehen dodr wieder ihre Bahn nicht geht und ihr sonadr auswei&t. (Hiiiderlin schreibt einmal aus dem Nachdenken iiber das Wesen des Tragischen der griechischen Tragiidie: >>Esist ein grosser Behelf der geheimarbeitenden Seele, dass sie auf dem hijchsten Bewusstseyn dem Bewusstseyn ausweicht, und ehe sie wirklich der gegenwaftige Gott ergreift, mit kiihnem oft sogar blasphemischem Worte diesem begegnet und so die heilige lebende Miiglichkeit des Geistes erhalt.<
v,255). Deutlicher sehen wir zund.chst nur dieses, da8 die Striime selbst in ihrem Striimen zwiefach gerichtet sind. Als der Schwindende ist der Strom unterwegs in das Gewesene. Als der Ahnungsvolle geht er in das Kommende. Der Strom ist eine Wanderung von einziger Art, sofern sie zumal in das Gewesene und in das Kom'nende geht. Wobei wir zu bedenken haben, daB sich das Ahnen nicht allein auf das Kommende, I (das Heilige)
Zusatz von Heidegger,
Das Dichten des Wesens der Strdme
Die Strdrne in >Stimme desVolkeso
sondem zugleich auf das Gewesene bezieht. Insgleichen geht das Schwinden nicht nur in das Gewesene, sondern ebenso in das Kommende. Geahnt wird zwar, na&' der gewiihnlichen Meinung, stets nur das Kornmende. Allein, aude das Gewesene liiBt sich ahnen. Das Gewesene erlangen wir als das Gewesene und so als das Wesende nur in der Erinnerung. Dodr das eigentliche Erinnern ist ein Ahnen; denn die eihte Erinnerung erschi;pft sich nicht darin, zu einem Vergangenen nur zuriickzukehren und dabei zu beharren und in solcher Beharrung beim Vergangenen sich zu verhd.rten. Solange das Erinnern nur ein Vergangenes bestarrt, ist es noch gar nicht Erinnern. Es geht nicht dem Inwendigen des Gewesenen nach und nimmt das Inwendige auch nicht in den Bezug zu der inneren Mitte, aus der das Erinnern selbst kommt. Das Erinnern bleibt als unechtes an der AuBenfliiche des bloBen Vergangenseins des >>Erinnerten
ist zumal der in einern gedoppelten Sinne Der Strom Ahnungsvolle. Dem Strom eignet so die Srhwindende und der Wanderung. Der Strom ist Wanderung lVesens d"r itill" einzigen Weise' n"io", erfiillten erfiillte Wesen der Wanderung die Wanderdas Wir nennen zur Ortschaft des Ortes. Der Strom Entsprechung schaft, in der ist die Wanderschaft. Wir sagen nicht, er sei ein >Bild< der Wanderschaft, etwa des Menschen auf seinem Weg von der Geburt zum Tod. Dieser Weg kann iiberdies christlich gedeutet werden als ein Durchgang durch das Irdische, das fiir ein Jammertal gilt. Dieser Durchgang ist dann eine Ableistung von Forderungen, durde deren Erfiillung der Besitz des Uberirdischen verdient wird. Von dieser christlichen Vorstellung eines irdischen Weges des Menschen ist das, was hier im Hinblick auf die Strijme Wanderschaft genannt wird, grundverschieden. Diese Wanderschaft, die der Strom selbst isf, bestimmt die Weise,wie der Mensch auf dieser Erde heimisch wird. Wenn Hijlderlin aber >Erde< sagt, meint er keineswegs das metaphysisch-christlich verstandene >Irdische<<,das stets als vergdngliche Vorstufe des Ewigen gerade iiberstiegen, aufgegeben und so >>verloren<< werden soll. Die Wandersdraft, die der Strom dsf, rvaltet und west in der Bestimmung, die Erde als den >Grund< des Heimischen zu gewinnen. Hiilderlin hat eine Hymne gedichtet, deren Uberschrift hei8t >Die Wanderung<(. In der achten Strophe (IV, 770, V. 92ff.) sagt Hiilderlin:
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Unfreundlich ist, und schwer zu gewinnen, Die VerscNossene,der ich entkommen, die Mutter. Von ihren Siihnen einer. der Rhein. Mit Gewalt wollt er ans Herz ihr stiirzen und schwand Der Zr,rriichgestossene, niemand weiss,wohin in die Ferne. Wiedemm das Schwinden des Stromes und sein Striimen im Bezug zum Gewinnen der Mutter Erde. Und in der dritten Strophe der Isterhymne ist derselbe Bezug genannt. Das be-
Das Didtten d.esWesens der Strome
Die Str6mein >StimmedesVolhes"
- Nerthus, der germanische Namg zeugt der Name >>Hertha<< Erde<<.Die Wandersihaft beMutter fiir terra mater - >>die stimrnt das Heimisdewerden auf der Erde. Wollte man dieses Wesen der Wanderung auf der Erde als Diesseitigkeitslehre i- Gegensatz zur christlichen Jenseitslehre deuten, dann bliebe man im metaphysischen Bereich haften und in der blo8en Umkehrung stecken. Die metaphysisdren Standpunkte der bloBen >Diesseitigkeit<Wie die ,wahre Welt. endlich zur Fabel wurde<<) sagt, daB mit dem Hinfall einer >>wahren<>WerteIdeen<. als Bedingungen des Willens zur Macfrt setzt. Die vermeintlich diesseitige >>Erde<< Hijlderlins ist aber schon deshalb nicht das >Irdische<
sind, zeigen die Vielr2iumigkeit des Hijlderlinschen -nfftanden Wir ktinnen hier nicht darauf eingehen. Auch der il"ot""t. it ,terschied der beiden Fassungen bediirfte einer eigenen Beerschtipft sich nicht darin, daB die zweite Fassung i"ar.*g.Er Pindars einen Mythos einfiigt' Entscheidend Vorbild ia& dem Gestaltung der beiden Schlu8strophen, die ist die verschiedene voneinander sich eigentiimlich ergdnzen i:r der Abweichung und in ihrer Einheit erst sagen' wie Hiilderlin das Wesen der des Volkes<<denkt. Warum in beiden Fassungen "glimme gleichlautend die Strijme genannt sind, und wie der ZusarnLenh"og der Strijme mit der Bahn des Volkes zu denken ist, das liiBt si& erst aus einem gekldrten Wissen vom Wesen der Strtime etket''''en. So kann die folgende Bemerkung iiber das Wesen der Striime mittelbar wenigstens zur Verdeutlichung des genannten Gedichtes dienen. Die Striime sind die Schwindenden und die Ahnungsvollen. Ihre Bahn geht in das Gewesene und in das Kiinftige, dies jedo&. so, daB die Striime das Gewesenesind,aber auch das Kiinftige. Weil das Schwinden auch in das Kiinftige gerichtet sein kann und das Ahnen in das Gewesene, bezeugt diese Nennung der Strtjme ein reiches und doch urspriinglich einiges Wesen, das wir mit dem Namen >Wandersihaft<< zusammenfassen. Gemeint ist jedoch damit nicht die Wanderschaft >der< Strijme als eine Eigenschaft, die ihnen unter anderen audr zukommt, wobei sie dann au8erdem immer auch noch die Striime sind. Vielmehr sind sie als Strtjme gerade dies: Wanderschaft. Und wenn wir sogleich dazu fragen, wer oder was da wandere und in solcher Wanderschaft sei, dann lii8t side darauf zunddrst keine Antwort geben; denn die Behauptung - die Striime sind die wandernden, ist zwar richtig, aber sie ist keine Antwort, weil sie sich ja unversehens und unbestinamt auf das Erfahrungsbild der wirklich genannten Strijme beruft, dieses in der Antwort unterstellt, statt jetzt zu bedenken, daB das Wesen der Striime als Striime erst aus der Wanderschaft ersehen werden soll. Der Strom ist die Wanderschaft des Heimischwerdens
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Wiederholung Aus dem Gedicht >>Stirn"'e des Volkes< wurden die beiden ersten Strophen zu Hilfe genommen, um ein Wort Hijlderlins iiber die Strtime zu hiiren. Das Gedicht selbst lassen wir in sich beruhen. Die beiden vorliegenden Fassungen, die um 1800/01
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Das Dichten des Wesens der Str6me
des geschichtlichen Menschen auf dieser Erde. Hiilderlin den[. die Erde, wie es z. B. der Name >Hertha< ankiindigt, als Q;;1, tin. Hijlderlin denkt die Erde nicht >irdisch< im christlicheq Sinne als das von dem einen und einzigen Schiipfergott Geschaffene, zu dem derselbe Gott als Erltjser in Menschengestalt herabgestiegen. Nun ist dies freilich leicht gesagt, die Er_ de sei fiir Hiilderlin die >>Murter Erde< und diese sei Giittin. Seitdem Norbert von Hellingrath den Deutschen erstmals den Blick fiir Hiilderlins Dichtung geiiffnet hat, steigt nun auch die Gefahr, da8 man in der Literaturwissenschaft von >FlijlderIin und seinen Giittern<>iiber<sie, oder gar noch Auszige aus solchen Biichern zu lesen, verschdrft sich die Gefahr noch einmal, da8 die Meinung sich verfestigt, die Gtjtter in der Dichtung Hcilderlins iie8en sich auf literarisihem Wege feststellen und ertirtern. Es rnacht im Wesentlichen keinen Unterschied, ob man dazu noch die christliche Theologie zuhilfe ruft und darlegt, daB die Gijtterlehre Hijlderlins eine Verfallsform des einen wahren christlichen Monotheismus sei, oder ob man mit Hilfe der Mythologie der Griechen und ihrer Abwandlung bei den Rijmern die Gijtter >erkldrt<<.Dieser oft gut gemeinte Eifer hat au8erdem das Verfdnglidre, daB er sich an Tatsachen hiilt. So kommen also in Hijiderlins Dichtungen Gtitter vor. Der Dichter spricht von ihnen. LaBt uns untersuchen, was er dariiber zu sagen hat. Was kann iiberzeugender sein als Tatsachen und die Berichte dariiber? Als ob dieses dichterische Nennen der Giitter sich in einem gleichgiiltigen und zugdnglichen Raum abspielte und gar in dem, den die eifrigen lJntersucher selbst mitbringen und der sich deckt mit dem, was die Metaphysik seit zwei Jahrtausenden iiber Natur, Geschichte,Mensch, Gott festgelegt hat. Man kijnnte sidr denken, daB eines Tages eine genaue, vollstdndige, philologische, historische, theologische und metaphysisdre Auslegung der Dichtung Hiiiderlins alles zusammenge-
Der Strom alsOrtschaft und lVand.erschaft
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was Htjlderlin von den Giittern sagt. Dadurch lracht hdtte, keineswegs verbiirgt, daB hieraus ein Bezug zu den "*ii "tA entspringen kijnnte. Denn die Auslegung einer DichH;Llo ,ru"rr"hafft< fiir sich genommen nicht einmal das dichVerstehen, gesetzr, daB dieses iiberhaupt auf irgendl]la" werden kann. Das dichterische Wis]r^.* W"S" >beschafft< fiir das Hijren des diihteriGlrndbedingung die ,* ir, aber Giittern' .&"o Wott"s von den gezwungen sind, in den Anmerbisweilen nun wir Wenn Dichtung von den >>Giittern< und >GijtHijlderlins zu kungen tin:renu zu reden' dann darf dies nicht den Schein aufkommen lassen, als seien wir dariiber unterrichtet, wie eben ein Gelehrter iiber das unterrichtet sein mu8, woriiber er spriiht. Die Namen ))Giitter< und >Gtittinnen< madren da nur unsere IJnwissenheit, wenn nicht gar noch Verhdngnis- und Notvolleres kenntlich. Wie aber steht es mit den Striimen? Sie sind nicht Giitter. Sie sind nicht Menschen. Sie sind nic],rt yorLeprnnisse der Na_ tur und nicht Bestandstiicke der Landschaft. Sie sind auch nicht >Sinnbiider< des menschlichen >>Erdenwandels<<.Zu sagen' was die Strijme iiberall nicht sind, hilft uns wenig, hilft aber doch zu einigem. Zundchst ergibt sich, daB jede Bestimmung des Wesens der Strijme befremden mu8. Wir behaupten: Der Strom ist die Ortschaft des Wohnens des geschichtlichen Menschen auf dieser Erde. Der Strom ist die Wandersdraft des geselichtlichen Heimischwerdens am Ort der Ortschaft. Der Strom ist Ortschaft und Wanderschaft.
7. Der Strorn als Ortschaft der W anderschaft und W ander schaft de r O r t schaft Der Strom ist die Ortschaft der Wanderschaft. Der Strom ist aber auch die Wanderschaft der Ortschaft. Solche Siitze klingen, als wiirden leere Worte miteinander gekoppelt und ver-
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Das Dichten des Wesensder Strtinrc
tausiht, welches Verfahren die ohnedies sihon bestehende Uabestimmtheit ihrer Bedeutung und des von ihnen gemeinten Wesens nur noch steigert. Dieser Sihein eines blo8en Spielens mit Wijrtern lnBt sich nidnt sogleida beseitigen' Wir miissen sogar zugestehen, da0 solche Siitze iiberhaupt nicht unmittelbarverstandenwerden kijnnenwie die Aussage: Heute ist Dienstag. Die genannten Sdtze sind aus einem wesentlichen Grunde in einem gewissen Verstiindigungsbezirk immer unverstdndlicle. Die Unverstd.ndlichkeit soldrer Sdtze griindet nicht in einem zufdlligen Mangel sonst erreichbarer Kenntnisse' Auch wer solche Sd.tze einmal versteht, versteht sie doch nicht zu jeder beliebigen stunde. wir sind vom Begreifen solcher siitze so lange ausgeschlossen, als nicht ein wesentlicher Wandel unseresWesens sich >>ereignetRdtsel<< a) Der Strom ein >Rd.tsel<- das dichterisdre Vermuten und Meinen gebrauchen wir dabei in seiner alten, Diesen Namen >>Rdtsel<< urspriinglichen Bedeutung. Diese meint mit Rdtsel das vom ,rRatenu, d. h. dem sorgenden Na&denken umsorgte Verborgene. >Retsel<... Ein Riithsel ist Reinentsprungenes'<( (IV,175, V. 46). In der Alltagssprache hat der Name >Rdtsel< nur die Bedeutung von einem verstedrten, und das heiBt fiir den Verstand versteckten, d. h. verzwickten Zusarnmenhang, der dem leeren Scharfsinn eine Gelegenheit zu Kunststiidren und zum Kopfzerbrechen gibt (>Kreuzwortrdtsel<)' Hier liegt wohl ein tieferer Bezug verborgen, so daB der moderne Mensch auch noch in den leeren Stunden seiner metaphysischen Langeweile, in der er mit sich selbst nidets mehr anzufangen
Der Strorn alsOrtschaftundWanderschaft
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zu Rdtseln' wenngleich nur zu solchen' die gei-g, doch noch T:uflichtnimmtn... ge-*5u, eigentliche Reitsel aber ist Solches, dem das Raten heiBt so viel wie >Sorge<. Wir hijren beirn Wort '.-"**lnu:," Be' nur nochdie flachere, auf den Nutzen bezogene fi";^;rprakh' eine d' geben' Rat einen heraus: 1""r""* des Rates Rat geben aber meint eigentlich: in die Sor;;;-;*"isung' das Umsorgte in ihr einbehalten und so eine Zul"l""ft-"", griinden' Sonst meint Ratgeben {ast das Gegen!"Uo.tgf."t, Anweisung erteilen und dann den Beratenen entlasLil, "io" urspriingliche Bedeutungsgewalt des Wortes >Rat< ,"". b* in tiota"*ins Hym'e >>GermanienGermanien< an, die >Priesterin< ff'): 109 V' (IV, 185, ihr und sagt zwlelzt zu Bei deinen Feiertagen Germania, rvo du Priesterin bist Und wehrlos Rath giebst rings Den Kiinigen und den Viilkern' Ringsum das Abenclland in die Sorge nehmen, nlimlich fiir den Augenblick, da der alte Adler, >>dervom Indus kommt<' die Alpen iiberschwingt und Germanien die Botsihaft des Hijchsten bringt, die heiBt: >Du bist es,auserwdhlt >Allliebend und ein sdrweres Gliik >>Bistdu zu tragen stark geworden' ( I V, 185,V. 62 f . ) Diese Hinweise mdgen geniigen, damit wir die Namen >Rat<< und >Rdtsel< iedenfalls im Umkreis dieser {Jberlegungen sorgfdltiger denken. Der Strom ist ein Riitsel. lVir diirfen es nicht >Itfsen<'wollen. Aber wir miissen versuchen, uns das R?itsel als Ritsel ndher zu bringen. Wir rvdhlen dazu die recht undich-
Das Dichten des Wesensder Strdme
Der Strom ak Ortsduft undWanderschaft
terische Aussage: Der Strom ist die Ortschaft der Wanderschaft. Der Strom ist die Wanderschaft der Ortschaft. Der Strom ist die Ortschaft der Wanderschaft, weil er dn5 >>Dort>DaSchiin wohnt er<. Indem der Strom selbst den Ort des Wohnens der Menschen bewohnt, behiitet er wohnend diesen Ort in seinem Wesen, ist er seine Ortschaft. Der Strom ist nun aber gleichwesentlich die Wanderschaft der Ortschaft. Das Wesen des Ortes, in dem das Heimischwerden seinen Ausgang und seinen Eingang findet, ist so, daB es wandert. Das Wesen dieses Wanderns ist der Strom. Der Ort ist dort und hier, nicht zufiillig, sondern unter dem verborgenen Gesetz einer Wanderung. Der Ort ist aber niiht das einmal dort und dann hier, in einem bloBen Nadreinander und beliebigen Nebeneinander von besetzten und dann wieder aufgegebenen Pld.tzen. Der vormalige Ort bleibt im nachmaligen bewahrt. Und der nachmalige hat schon den vormaligen bestimmt. Deshalb sind das Dort und das Hier, ja sogar der Ubergang zwisclen beiden Orten, iiberall durde Strijme genannt. >>Hier<>vomIndus her.rl und dies Von-dort-hierher geht iiber den Alpheus. Der Strom bestimmt die Wanderung und den in ihr gegriindeten Bezug der erwanderten und so selbst wandernden Orte. Die Wanderung geht vom Indus, also vom Osten her, iiber das Griechenland hieher an die obere Donau nach Westen. Die Donau striimt nun aber doch in Wirklichkeit genau in der entgegengesetzten Richtung. Wenn also der Strom selbst die Wanderschaft vom Morgenland nach dem Abendland wd.re und sollte sein kiinnen, dann miiBte der Ister seinem eigenen wirklichen Striimen entgegenlaufen. Nun bleibt aber der wirkliche Lauf der Donau von Westen nach
gewiB festgestellt, daB dariiber kein Wort zu verOsten so AJlein, im Beginn der dritten Strophe der Isterhymne lieren ist. rster: vom es heiBt
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Der scheinet aber fast Riikwiirts zu gehen und Ich mein, er miisse kommen Von Osten. Vieles wdre Zu sagen davon. Das behutsame und behiitete Auge des Dichters sieht den Strom >rilckwdrts gehen<<- aber das so Geschaute kann er nur aus einer dichterisdren Schau in den Bli& nehmen; >der scheinet aber fast<<- das ist als Vers dieser Didetung dideterisch zu denken und hei8t nicht etwa dies: Es sieht beinahe so aus, als ginge der Strom in die Gegenrichtung, was in Wirklichkeit >natiirlich< nur ein Schein ist. Vielmehr sagt der Vers, dichterisch gedacht: Der Strom geht in Wahrheit riicl<.wdrts. Seine Herkunft hat diese Art. Aber das zu denken, ist fast nicht im Denken eines Menschen zu wagen. Er kann es nur vermuten. Daher darf dariiber auch nicht in der aufdringlichen und leeren Sicherheit entschieden werden. aus der man iiber Tatsaehen berichtet und Feststellungen trifft, die alle Ertirterungen abschneiden. Vielmehr kann die Sdrau des Diihters nur vermutend auf das wahre Striimen des Stromes blicken. Sie nu8 schon vor dem ersten, aber echten Scheinen des Rd.tsels haltnaihen. >Und ich mein<<- d. h. >und mir ist so<, d. h. >ich erfahre die Notwendigkeit, aus der der Strom von Osten kommt.< DaB nun aber dieses Vermuten und Meinen keine willkiirliche Annahme und keine leere Ansicht und kein fliichtiger Einfall ist, vielmehr aus dem Mut und dem Gemiit der dichterischen Grundstimmung entspringt, das sagen die folgenden zwei Verse: Vieles wdre Zu sagen davon.
Das Dichtan des Wesensder Striime
Der Strom ak OrtschaftundWandersdnft
>Wdre zu sagen( - lvenn es nrirnlich schon dafiir an der Z-gi1 wdre, wenn nicht zuvor noch vieles andere zum Austrag gu. bracht und getragen werden miiBte. Dieses dichterische $lirsen von der Wanderschaft des Stromes, das bis in das unmittel. bare landschaftliche Erscheinen dem greifbaren und sichtbarerr Wirklichen entgegengesetzt ist, diirfen wir daher auch nicht an der Erkenntnis des Wirklichen messen, die >Tatsachen< feststellt und vorgibt, auf Grund des >>Tatstidrlichen>Wahren>Meinen>Wert<< ktjnnte. Wenngleich niimlich die Kunst ein Schein ist, fiir die Anstachelung des Lebens zur >Aktivit?it< bleibt sie doch unentbehrlidr. Im Sinne solcher Unentbehrlichkeit ist auch die Kunst etwas >Wirkliches< und das heiBt dann Wahres. Die kommenden Kriifte Kunst hat im Verband der zum >>Einsatz<< ihre eigene Funktion und das hei8t hier zugleidt >>Wahrheit<. Nietzsche hat dies bereits vor zwei Menschenaltern mit der iltm eigenen Riicksichtslosigkeit erkannt und ausgesprochen. Nietzso weit, sche faBt daher folgerichtig den Begriff der >>Kunst<< unter den BedaB auch die Staatskunst, das heiBt die Politik, griff der >>Kunst< fiillt. Das griechisdre Wort fiir Kunst hei3t t61vq. DaB Platons Besinnung auf das Wesen des Schiinen in eine Eriirterung des Wesens der t61v1 einmi.indet, ist fiir die gesamte abendliindisch-metaphysische Deutung der Kunst und ihrer >Wahrheit<< entscheidend. Kants Nachdenken iiber das Wesen des Schiinen und der Kunst hat dieselbe Art und Ab-
es habe sein eigenes MaB und Wesen der iieiner- Hiilderlins, wird damit freilich etwas ganz anderes gedann W"bth"i,, neuzeitlidr illusionistische, d. h. metaphysisihe .agt, ds die Verrechnung der Kunst meint. Worin das Weund DJatung Wahrheit inr Sinne Fltilderlins besteht seu der dichterisdren kijnnen wir ahnen lernen arn lJnterschied zwiutnd benrht, Wesen der Strijme und der Wirklichdichterischen dem s&en die Alltagserfahrung zuerkennt. An dem kaum ihnen die keit, Striimen der Donau aus dem Osten nach dem ve@utbaren Abendland kiinnen wir zuerst etwas ahnen vom Wesen der Wanderschaft oder davon, daB das Wesen des Stromes von der Wanderschaft der Ortschaft erfiilit ist. Wie eindeutig aber diese Wanderschaft einzig das Heimischwerden vollbringt und jedem abenteuerlichen Schrveifen sich fernhiilt, zeigt die Ortschaft, die sie erwandert. I)enn die Wanderschaft i.st nicht nul iiberhaupt und bestimmungslos nach dem Abendland geridrtet, sondern das >Hier<, wo die Fernangekommenen wohnen wollen und wo der Ister selbst >schtin wohntn, ist die Fleimat desDichters. Die zweite Strophe der Isterhymne sagt es:
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sicht. Sagen wir im Hinblick auf das dichterische Vermuten und
. . . Es brennet der Sdulen Laub, Und reget sich. Wild stebn Sie aufgerichtet, untereinander; darob Ein zweites Maas, springt vor
dasDach.. . . ]:1t"."" . . . . Darum zog jener lieber An die Wasserquellen hieher und gelben Ufer, Hoch duftend oben, und schwarz Vom Fichtenwald, wo in den Tiefen Ein Jdger gern lustwandelt Mittags, und Wachstum hiirbar ist An harzigen Bdumen des Isters, . . .
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DasDichten des Wesensder Striime
Wir kiinnen . iirtlidr und zeitlich diese Landschaft genau [g. stimmen; gemeint ist das obere Donautal zwischen Beuron u14 Gutenstein im beginnenden Herbst. Also nun doch eine Landschaftsschilderung, und wenn nicht gerade eine >realistische< Abschilderung, dann wenigstens die Darstellung einer >idealen Landschaft Keines von beiden trifft das didrterisch Wahre dieser Strophe. Zt leugnen ist aber auch niiht, daB der Dichter den einen einzigen >wirklichen<< heimischen Ort an der Donau meint. Allein, die Wirklichkeit dieses Wirklichen fassen wir nicht mit den gewohnten Begriffen, und deshalb ist es niitig, das Wesen des Stromes zuvor deutlicher zu denken. b) Die Einheit von Ortschaft und Wanderschaft ist nicht die reihnerisch bestimmte klare, ordnungshafte Einheit von Raumund Zeit. Zur neuzeitlidren Bestimmung des Wirklichen Der Strom ist Ort- und Wanderschaft zurnal in einer verborgenen urspriinglichen Einheit. Anders als die urspriingliche ist die nachtrd.gliche Einheit, die schon Vorhandenes nur einigt in der Weise der Zusammenfassung. Dagegen ldBt die ursprilngliche Einheit das Einige erst entspringen, ohne da8 es vom Grunde dieser Einheit abspringt. Gibt es fiir uns einen Anhalt, von dem aus wir die urspriingliche Einheit von Ortschaft und Wanderschaft sicherer fassen? Ortschaft und Wanderschaft sind hier offenbar nicht zrryei aneinandergeschobene Stiicke, sondern das Eine gehiirt zum Anderen. Aber wie? Ort und Wandern, das gehiirt zusamrnen wie >Raum und Zeit<. Denn jeder Ort ist doch eine Stelle >inr Raum<<, und das Wandern ist eine Aufeinanderfolge der Schritte. Dieses Nacheinander verliuft in der >>Zeir<<. Die Abfolge der >Augenblicke<, d. h. hier der einzelnen Punkte des >Jetzt<<,nennt man ja schon von altersher ein >FIieBen<. Nicht zufiillig wohl sprechen wir vom >Strom der Zeit<. Hijlderlin
Der Strom alsOrtsdtaftundWandersdtaft
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in wichtigen Gedankengdngen von der >reiBenselbst spridrt (V, 178), so wie man auch vom >rei8enden Strom<< de.-Zeit< nennt er dieZeit die >wandelnde< (ebd. 256). redet; insgleichen als Wandern und Gehen, aber zugleiih als Anhier Wandeln dern (Fortnehmen). Die Einheit von Ortschaft und Wanderschaftwdre also auf die Einheit von >>Raumund Zeit< zuriickund >>bezufiihren. In diesem Bezirk sind wir >>bewandert<< Auch bedarf es nicht erst umstdndlicher Hinweise s&lagen,<. technisdren Zeitalters Ermngenschaften des und das die auf >>RaumWeltbild, um darzutun, daB wir iiber die ihm eigene >im >Raiume<< Bilde< sind und iiber ihre und >ZeiZeit-Welt< ten<>Raum und Zeit Die Zusammenstellung beider Namen ist uns eine geliiufige Redensart geworden. Ohne daB wir die Vorgdnge bedenken, die der uns geliiufigen Einheit von Raum und Zeit die Gewi8heit ihres Bestandes gesichert haben, madren wir von dieser Einheit Gebraudr. Hier geniige der grobe Hinweis darauf, daB in der Entfaltung des neuzeitlichen Weltbildes, und d. h. vom mathematisch-technisdren Entwurf der leblosen Natur aus, fiir das Wirkliche der Charakter der >>Ordnung<< wesentlich wurde. >>Ordnung<<meint hier berechenbare Zurechnung jedes Wirklichen zu jedem Wirklichen, jedes VerhAltnissesunter Wirklichem zu jedem Verhd.ltnis, jedes Verhdltnis-Verhdltnisses zu jedem Verhiiltnis-Verheltnis. Ordnung ist hier berechenbare Zuordnung. Das, was der Ordnung untersteht, mu8 im voraus und darf nur so angesetzt sein, da8 es solcher Ordnung zugiinglich und durch sie beherrs&bar wird. In solcher Absicht wird der >>Raum<< selbst auf >Koordina-
Das Dicltten des Wesens der Strdrne
Der Strom als Ortsdtaft undWandersch.aft
ten< gebracht: x y z - Koordinaten, d. h. Zuordnungslinien Diese Koordinaten sind zugleich analytisch, und d. h. a.ithnru. tisch-algebraisch gedacht, Zahlen, die in ihrer Verdnderlichkeit jeweils den Ort des jeweils gewd.hlten Raumelemells. bestimmen. Wird das Raumelement als bewegt gedacht, d. h als solches, das >in der Zeitfolge<< stdndig den Ort wechselt. dann wird zur vollstdndigen Ordnung des bewegten Dinges eine vierte Koordinate, niimlich die eindimensionale oZeito. notwendig. Erst in neuester Zeit wurde der entschieciene Schritt vollzogen, der die Zeit als >Weltlinie< begreift und sie als vierte Dimension den Raumkoordinaten zuordnet. Die vierdimensionale Raum-Zeit-Welt und nur sie bestimmt jedes Weltelement zu einem solchen. Etwas isf aber fiir die rechnen_ de Betrachtung das, was es ist, nur durch das, was es leistet. Und die Leistung, d. h. Arbeit pro Zeiteinheit, bestimmt sich aus dem Produkt von Kraft und Weg dividiert durch die Zeit. Die Wirklichkeit eines Wirklichen bestimmt sich, d. h. berriBt sich, aus seiner WirkungsgrijBe. Dabei ist die Grii8e der !Virkung nicht eine bloBe Eigenschaft des Wirklichen, sondern das allein giiltige wirkliche selbst. Das wirkliche ist nichts anderes als das Wirkungsquantum. Nur eine so bestimmte und bestimmbare Wirkungsgrti8e ist ein Wirkliches. Genauer: von dicsem Wirklichen aus wird alle >Wirklichkeit< gedacht. Alles neuzeitliche Denken iiber das Wirkliche jeder Art ist Ordnungsdenken im Sinne des Zuordnungsdenkens. Zugeordnet wird Leistung zu Leistung, Arbeit zu Arbeit. Der Name fiir menschlichesTun und Trachten, >arebeit<<,wird iibertragen auf die Leistung der mechanisihen Kraft. Arbeit ist gleichgesetzt mit mechanischer Energie. >Arbeit< wird im 19. Jahrhundert ein'rvohldefinierter physikalischer Begriff. Umgekehrr r,r'irkt sich die Vorherrschaft des physikalischen Arbeitsbegriffes in seiner wesentlichen technischen Bedeutung aus auf die Bestimmung der menschlichen Arbeit als >Leistung<. Das Leistungsprinzip ist ein wesentliches Prinzip menschlichen Handelns und Verhaltens.
hei8t lateinisdr fttngere. >Functio< Leisten und verrichten Leistung, und das, was ein Vorgang ab,*-di" Verrichtung "irft,na Etfol9,."rgibt' Die Wirklichkeit des Wirklichen "1 Wirken, d' h' in der Wirksamkeit, d. h. in iot"Ut in seinem i,, Leistung, d. h. in der Funktion' Das Wirkliche ist nicht Bemhende und Ruhende und Bestehende, die J"U aur in sich die Funktion. Die Philosophie hat bereits sondern Substanz, die Umbildung des Substanzbegriffes Jahrhundert irn vorigen klar erkannt und ausgesprochen.Soin den Funktionsbegriff fern nun das Wirkliche als Funktion begriffen und zugleich der mathematisch-technischen Berechenbarkeit unter,-t"[t *i.d, muB auch das mathematische Denken sich entsprecihendwandeln. Im Beginn der Neuzeit entsteht die Fluxions- und Funktionsrechnung, die rnetaphysisde der Naturrvirklichheit als einem funhtionalen Wirkungszusammenhang in Raum und Zeit zugeordnet ist. Das Ganze des Wirklichen ist ein System von wechselweiseabhdngigen funktionalen Zustandsd.nderungen. a : f (b). a ist nichts anderes als Funktion von b. >Sein< heiBt niihts anderes als Funktionsein und Funktiondrsein von b. Insgleichen wird das Ursachesein von etwas (Kausalitdt), also das Wirken eines Wirkenden, d. h. die Wirklichkeit des Wirklichen, >funktional< gedacht. Kant hat diese Auffassung des Ursadreseins,d. h. des Wirkens, erstmals auf den philosophischenBegriff gebracht: >rverursachtseindurch etwas<>Zwecke<sind nur eine Art von lJrsachen, und die Zweckmii8igkeit ist ein Ursache-Wirkungsverhdltnis, das der Funktionalisierung muB unterworfen werden kijnnen. WeiI nun diese Weltordnung in ihrem eigenen Bezirk fortgesetzt durch das Geordnete neu bestdtigt und durch die Anhdufung von Erfolgen immer bestdtigter wird, miissen auch die Grundztige dieser Ordnung und sie erst recht als das erscheinen, was keiner weiteren tsestiitigung mehr bedarf. Dieses ist mit das metaphvsisch Entsdreidende im Wandel des
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Das Didtten des Wesensder Striime
Der Strorn alsOrtsdtaft undWandersdnft
abendldndischen Wirklichkeits- und Seinsbegriffes, daB 4iu Grundziige der Ordnung der >vierdimensionalen Welt<: Raurtr und Zeit, Raum sowohl wie Zeit und ihre Koppelung, zusx Fraglosen gehiiren. Fragiich ist stets nur, wie wir sie miigliclst rasch und miiglidrst sicher und miiglichst vollstdndig durchmessenund ausnutzen. Zufolge der Berechenbarkeit der raumzeitlichen Ordnungs. beziehungen gelten uns auch der Raum selbst und die Zeit selbst und ihre Einheit als so klar, da8 jeder Versuch, sie noch erkldren zu wollen, nur eine Befremdung hervorruft, zumal da ja eine solche >Erkldmng< gar keinen Nutzen abwirft. So leistet z. B. eine Besinnung auf das Wesen der Zeit nichts fiir die Verbesserung der Apparate der Zeitmessung, weshalb eine Besinnung auf das Wesen der Zeit mit Recht zu den ergebnislosen Sachen gerechnet wird. Insgleichen ist auch in ihrer Weise die Haltung begriindet, die meint, was einer weiteren berechnenden Befragung nidrt wert, ihrer iiberhaupt auch nicht wiirdig sei. Somit wird der Umkreis des an sidr Klaren durch das ausgegrenzt, wori.iber nicht mehr nachzudenken man sich stillschweigend geeinigt hat. In diesem Sinne sind Raum und Zeit fi.J;ralle Raum und Zeit beherrschenden Verhaltungsweisen das Klare. Und deshalb finden wir es auch >>inder Ordnung<<, wenn Ort und Wanderung, Raumstelle und Stellenwechsel, auf >rRaum und Zeit< zuriickgefiihrt werden. Ihre Einheit ist ja durch ihr gemeinsames Wesen, Koordinaterr, Zuordnungsforrnen fiir die Weltordnung zu sein, hinreichend erwiesen. Und doch geniigt sdron ein einziger Schritt des Denkens, um diesen Schein von Klarheit zu zerstiiren.
Wiederholung
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Exkurs iiber die Technik als Ort der >Wahrheit<, der das Wesen des Wirkliihen bestimmt Hiilderlins? Was sind die Striime in der Hymnendichtung in Hinsichten und welcher Weise mi.issen wir die welchen Nach um das Stromwesen des Ister in denken, seiner Isterhymne zu uns Hinsichten Wahrheit fassen? Stehen diese di&terischen desDenkens unmittelbar zu Gebote? Der Strom bestimmt das Heimisclesein des Heirnisdrwerdens des geschichtlichen Menschen. Der Strom ist die Ortschaft des heimis&en Ortes. Der Strom bestimmt zugleich das Werden des Heimischseins des geschi&tlichen Menschen. Der Strom ist die Wanderschaft der Wanderung, in der das Werden des Heimischseins sein Wesen hat. Der Strom ist nicht nur das Eine (Ortsihaft) und dazu auch noch das Andere (Wanderschaft). Der Strom ist beides, und zwar in einer urspriinglichen Einheit. Der geschichtliche Mensch ist in dieses Stromwesen gegriindet. Vielleicht enthiillt sich in diesem Stromwesen iiberhaupt erst etwas von der Geschichtlichkeit des geschiihtlichen Menschen. Aber der Strom ist gleichwohl kein >Sinnbild< des >menschlichen Lebens<<.Er ist iiberhaupt nicht Sinnbild. Wohl dagegen miissen wir auf die Geschichtlichkeit des Menschen und ihren Wesensgrund hinausblicken lernen, wenn wir die Wesensweite des Stromes und seine Fiille fassen wollen. Wen'' hier und iiberall in den Anmerkungen von >>dem Menschen< die Rede ist. dann meinen wir stets das Wesen des geschichtlichen Menschen der Geschichte, in die wir selbst gehiiren: das Wesen des abendliindischen Menschentums. >>Der Mensch< bedeutet weder >der Mensdr iiberhaupt<< und die >allgemeine Menschheit,., noch audr nur den >einzelnen< Mensdeen, noch auch nur irgendeine Form der Einigung mehrerer und vieler. Aber im Begriff des Wesens des abendliindi-
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Das Didtten des Wesens der Striirne
Der Strorn alsOrtschaft und W anderschaft
schen Menschentums sind audr notwendig und daher stets die wesentlichen Beziige mitgedadrt, in denen dieses Menschentum steht: der Bezug zur Welt, der Bezug zur Erde, der Bezug zu den Gijttern und zu den Gegengijttern und Abgiittern. Diel se Beziige sind jedoch >>demMenschen< niiht auBerdem, dafi >>er<< der Mensch ist, noch angefiigt, sondern die Einheit dieses Gefiiges zu sein, ist das Menschsein selbst. Das Heimischwer_ den des Menschen begreift somit dies volle Wesen des Mensch_ seins in sich. Auf dieses allein auch ist das Wesen des Stromes bezogen. Der Strom ist Ortschaft und Wanderschaft. Die rdtselha{re Einheit dieser Wesensbestimmungen sei formelhaft ausgedriickt in den Sdtzen: Der Strom ist die Ortschaft der Wanderschaft. Der Strom ist die Wanderschaft der Ortschaft. Diesc Forrneln rufen den Anschein hervor, als seien ganz lcere allgemeine Beziehungen gemeint. Entgegen diesem Anschein miissen wir, und zwar dem Wort der Hymnen gemd8, eindeutig einzige Beziige denken, deren Einzigkeit sich deutlich durch die im Gedicht >Der Ister< geuannten Eigennamen ausclriickt. >>HerthaHerkules<<,einer der griechischen Heroen, ist genannt, der >Isthmus von Korinth<< uncl der FluB >Alpheus<<. Herakles erscheint hier in einem sehr dunklen Bezug zur Donau. Das Griechenland und das heimischeLand des oberen Donautales stehen in einem klar genannten, aber doch riitselhaften Verhdltnis. Der Ister hat den Herkules vom Isthmos her >>zuGast geladen<. Orte und Wanderung, das Heriiber und Hiniiber des Fremden und Heimischen wird im Gedicht gedichtet. Aber diese Beziige sind fiir uns befremdlich. Und kaum bietet sich ein unmittelbar faBlicher Anhalt fiir ihre Aufhellung. All dieses zwingt fast dazu, Ortschaft und WanderscJraft nach ihren uns zundchst faBlichen Bezrehungen zu verfolgen. Ort ist eine Bestimmung des Raumes. Wanderung, Bewe-
Ablauf in der Zeit' Wenn schon Ortschaft und Wan-,-o ist wie behauptet \?Jat"n so urspriinglich zusammengehiiren' bietet sich die Zusammengehiirigkeit von Raum und l;- ;"" 7);, at das an, was die Einheit von Ort und Wanderung >Raurn und Zeit Wir i,]"-an"ttt.iten mu8. Wie steht es mit zu bilden. Das Zuihrer Einheit Formel erst die ilru"a"" nicht ld'ngst geldufig' uns Zeit< ist > und uott beiden - Raum J"--"o hat eine Ausformung erhalten, in deren l" ai"r" Geliiufigkeit Bestimmung und Beherrschung der Bezirk die neuzeitliche sich {estmachen konnte' Die >Geschichte< der und Natur Raum-Zett-Welt, ist vierdimensionale eine Natur ,W"l,u der x y z die Raumkoordinaten drei in der die Zeit (t) neben den Beweund viete Erstreckungsbahn der Zuordnung der Orter gungsabl?iufe bildet. Wir brauchen aber nur das Flugzeug und Ien Rundfunk zu nennen' um sogleich zu sehen' daB beide Maschineneinrichtungen nicht nur im Zusammenhang mit der neuzeitlichen Naturwissenschaft erwachsen sind, sondern da8 sie zugleich den Ablauf der neuesten Geschichte der Neuzeit bestimmen. Denn es ist ia keineswegs nur so, daB nur dieselben Vorgdnge, die vormals mit Hilfe des Landbrieftrdgers und der Posthutsche eingeleitet und bewdltigt wurden, ietzt durch den Gebrauch anderer Mittel ihre Erledigung finden. Vielmehr besti'nrnen Flugzeug und Rundfunk aus sich, will sagen: aus ihrem Masdrinenwesen und aus der Erstreckungsweite ihres Wesens, den neuen Spielraum von Miiglichkeiten, die durch meuschliches Wollen und fiir dessen Wirken planbar und voll-
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ziehbar sind. Die Maschine der neuzeitlichen Technik unterscheidet sich nicht nur insofern wesentlich von ieder Art >>Werkzeug<,als und Krafterzeugungschasie einen eigenen Wirkungsablauf rakter hat und somit ein anderes Mittei in der Hand des Mens&.en ist. Das Auszeichnende der modernen Technik liegt darin, daB sie iiberhaupt nicht mehr blo8 >Mittel<< ist und nicht mehr nur im >Dienst< fiir anderes steht, sondern selbst einen eigenen Herrschaftsdlarakter entfaltet. Die Technik selbst for-
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Das Didtten des Weseruder Strime
Die metaphysisdteVorstellung uon Raum und Zeit
dert aus sich und fiir sich und entwickelt in siih eine eigens Art von Disziplin und eine eigene Art von BewuBtsein d". Si": ges. so ist z. B. die Fabrikation von Fabriken zur Fabrizierun-o von Fabrikaten, nd.mlich Masdrinen, die selbst wieder Mu..hil nen fabrizieren, also die Erstellung einer Werkzeugmur.hinunfabrik, ein einziger in sich gestaffelter Triumph. Oru Fu.ri nierende dieses Vorgangs kann weithiir und zumal in der Koppelung mit der technisihen Disziplin das >Elendu tib"._ decken, in das die Technisierung den Menschen stiiBt. Vielleicht gibt es dieses >Elend< fiir den vollendeten technisc.hen Menschen gar nicht mehr. nie neuzeitliche Maschinentechnik ist metaphysisdr begriffen eine eigene Art der >Wahrheit<, aus der sich das wesen der wirklichkeit alles wirkrichen bestimmt. Die Maschine, die in diese Technik geh6rt, hat nicht den Cha_ rakter eines >>Werkzeuges<,denn die Technik selbst steht in sich selbst. Man kijnnte dem entgegenhalten, da8 ja dodh die Technik als Raum-Zeit-Beherrschung niemals um ihrer selbst willen betrieben werde, also keineswegs Selbstzweck sei. \{enn sie aber nicht der Zweck selbst sei, dann kiinne sie und misse sie doch immer nur >Mittel< bleiben. Diese fiir den gemeinen Ver_ stand einleuchtende Uberlegung ist gleichwohl irrig. Wer sagt denn, da8 etwas, was nicht Mittel sei, dann notwendig Zweik sein mtisse, da8 umgekehrt, was niiht der Zweck sei, dann eben doch nur den Charakter eines Mittels behalten kiinne? wer sagt denn, daB dieses Zweck-Mittel-verhdltnis iiberhaunt und sogleich ausreiche als das Entweder-Oder, in das die Bestimmung der neuzeitliihen Technik hineingepre8t werden miisse? Die Frage, ob die neuzeitlidre Technik ein Mittel oder Zweck sei, ist als Frage schon irrig, weil sie das Wesen der neuzeitii&en Technik gar nicht fa6t. Und dieses Wesen wird nicht fa8bar, weil wir gerade das, worin es festgemacht ist, die Raum-Zeit-Ordnung und die Raum-Zeit-Einheit. fiir das Fraglose nehmen. Diese selbe Fraglosigkeit von Raum und Zeit und ihrer for-
Einheit ist es nun auch, die sich uns so,n"lhaft gewordenen anbietet, mit deren }Iilfe wir die EinZuflucht die .-t"i& uh und Wandersdraft und damit diese selbst in {"ituonOrtschaft bestimmen m6drten. Weil wir in der Beherrilrer Sondetung Raum- und Zeitverhdltnissen iiber ein HijchstmaB ,&uog von Sicherheit verfiigen, hat sich der Anschein maschinellen der als seien wir deshalb auch des \{esens von Raum gemacht, breit Weil gewiB. fi.ir die Physiker und Techniker die vierwd.Zeit Mannigfaltigkeit x y z t das physikalisch und dimensionale ja bleiben mu8, deshalb sieht es so te&nisch Fraglose bleibt, aus, als sei die Einheit von Raum und Zeit solches,was einer Befragung nicht nur nicht bediirfe, sondern ein Fragen auch nic.ht mehr zulasse. Doch ist diese Sicherheit dieses Fraglosen nur ein Schein. Wenige Schritte geniigen, um diesen Schein zu zerstiiren.
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8. Die metaphysische Vorstellung uon Raum und Zeit und ihre Fragwilrdigkeit Wir fragen: Was ist und wie ist dieses Selbstverstdndliche, worinnen wir uns bewegen und was Raum und Zeit hei8t? Sind Raum und Zeit etwas )Obiektives<< - vorhanden wie >Gegenstdnde<<,etwa als riesenhafte Behdlter, in denen alle miiglichen Raum- und Zeitstellen untergebracht sind? Wo aber, und das heiBt doch sogleich: in welchem Raum, ist der (zu welcher Zeit) ist Behiilter >>Raum<< selbst? IJnd >>wann<< der Behiilter Zeit selbst? Oder ist der Raum selbst nicht irgendwo und die Zeit selbstnicht irgendwann? Solange wir den Raum und fie Zeit noch denken als in einem Raum und in einer Zeit vorkommend, denken wir noch ni&t den Raum selbst und die Zeit selbst. Wir miissen also darauf verzichten, Raum und Zeit als Gegenstdnde >>zwischen<< anderen Gegenstdnden zu denken. Raum und Zeit sind keine >Objekte<. Wenn sie aber nichts Objektartiges und Objektives
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Das Dichten des Wesens der Strdme
sind, welcheMiiglichkeit der Bestimmung ihres Wesensblo*. dann noch?Was nidrt objektiv und Objekt ist, aber gl"i.U*"il ls/, kann nur Subjekt und subjektiv sein, d. h. von Gn"a_l der Vorstellungstiitigkeitdes Subjektes.Raum Z"it .;-"r' "od Formen des Vorstellens,nadr denen wir Menschen die G.;.;: stdnde und die gegenstd'dlich gegebenenAbliiufe a.,tfaiii i und zwar dann und immer dann, wenn wir sie nord""ru. l.*i
also der Raum, um den Viilkerkiimpfe entbrenn"rr, ,u" .fiu subjektive Einbildung des Menschen, nichts, *u, ,u, ,i.6i >irgendwo< vorhanden ist? Und ist die rei8ende Zeit rrnd ihr Fortri8 nur eine subjektive Vorstellung? Wir sperren uns dugegen, Raum und Zeit fnr bloB >subjektive< Gebilde z.u nehmen. Wenn aber Raum und Zeit mehr sind als subjektive vorstellungsformen und wenn sie doih auch wieder nicht sind wie Objekte, wenn also Raum und Zeit weder etwas Obiektives nodr etwas Subjektives sein kiinnen, was sind sie dann, rvenn sie doch sind? Sie sind dann in jedem Falle solches,was im Schema des >Entweder-objektiv<< und >Oder-subjektiv< sich rricht unterbringen l2iBt. Und die Einheit von Raum und Zeit geht dann auch nicht darin auf, dal3 der Raum uncl clie Zeit im Vorstellen des denkenden Subjektes gewohnheitsmdBig zusammengedacht werden. Wie kommen dann aber Raum und Zeit zu dieser doc.lrso gel2iufigen Einheit? IJnd wenn Raum und Zeit wahrhaft sind, sind sie erst geworden und entstanden? Welches ist ihr Ursprung? Eine Frage weckt hier die andere. An die Stelle der Klarheit und Fraglosigkeit der Raum-Zeit-Einheit tritt e.ine ernzige Dunkelheit und Fragwiirdigkeit. Wiederholen wir jetzt die vorigen Behauptungen, die uns so leicht eingingen: 1. Ortschaft und Wanderschaft sind nur besondere Erscheinungen, gleichsam Fiille der Vereinzelung von Ort und von Zeitablauf, Besonderungen von rdumlichen und zeitlichen Verhiiltnissen. 2. Raum und Zeit sind uns bekannt und klar. Uberdenken wir jetzt beide Behauptungen, dann sehen rvir: Iler Hinweis auf Raum und Zeit gibt uns keine Aufhellung iibcr
Die metaphysisclteVorstellung uon Raum und Zeit
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^ -r.-ft rmd Wanderschaft, weil das, was ein Licht bringen Dunkel bleibt. Nun mag es d.aran liegen, JaB E*""ilrt des Wesens von Raum und Zeit im Dun**Jntrichtlich da8 aber die gro8en Denker seit lantappen, Leeren Tr ""d Zeit nachgedacht und die wesentlichen und Raum Z ub", dariiber aufgestellt haben. In der Tat erlangte ilri--":rgen jo W"t"tt von Raum und Zeit seit Platon und Aristoteles in Hinsidrt eine Umgrenzung. Sie hiilt sich durchI-oigt"a"r Bezirk des metaphysischen Denkens und in Begrif"-Si1im di" in ihren Grundziigen durch Aristoteles festgelegt Iro, rurden' 7;1;rrr.aldie neuzeitliche Metaphysik denkt das Wesen von Raum und Zeitim' Hinblick auf die Ordnung und d. h. Messung und Grij8enbestimmung und Verteilung des Mannigfaltigen, das >in< Raum und Zeit gegeben ist. Wenn Leibniz ragt: )tempus nihil aliud est quam magnitudo motus< (die 7*it ist nichts anderes als die Bewegungsgrii8e),l dann wird dte Zeit im Hinblick auf das t in der mathematisch-physikalis&en Formel gedacht. Zugleich aber erscheint in dieser Kennzeidrnung der Zeit eindeutig die aristotelische Bestimmung der Zeit wieder, wonach 1p6voEist rigr$pdgxrvtoecoE - das geziihlte Ziihlende an der Bewegung.2 Und wenn Kant den Rau"' und die Zeit fa8t als dasjenige, >>welchesmacht, da8 das Mannigfaltige der Erscheinung in gewissen Verhdltnissen geordnet werden hann< (Kr. d. r. V. B 54), damr wird das durchg?ingig Einheitliihe der metaphysisdren Auffassung von Raumund Zeitilar. Wenn nun aber Ortschaft und Wanderschaft in der Dichtung Hiilderlins gedichtet sind, und wenn diese Dichtung nicht in den Bezirk der Metaphysik gehiirt, dann verspri&t uns die Zuflucht zu den metaphysischen Bestimmungen von Raum und Zeit keine Hilfe fiir das Verstehen von Ortschaft und Wandersehaft.Vielleicht verwehrt sogar die Metaphysik ihrer >Natur< I Leibniz. WW. Bd.V (Gerh.).159. t Aristoteles, Physik11,21gb 1.
d'er Strdme Das Dichten des Wesens
und Wanderschaft ii.1$to. nach, dergleichenwie Ortsdtraft die Art derausl*:kit.t uo nicht freilide hat ;;;r-v""r*ehren ja die Metaphysik dergleichenq'iu ,tU*"ft.t denn dazu miiBte
jedoq6 | und Wand.erschaft gerade kennen' Solches O"rar"n Metaphysik. Vyn.. der nicht zttkennen, ist aber die Wesensart die an noch Meta' um wenden wir uns dann aber iiberhaupt physik, warum lassen wir uns dann iiberhaupt noch auf die Vorstellungen ,"ho.r r*"i Jahrtausende hindurch herrschenden die Losliisung weil deshalb, Einzig von Raum und Zeit ein? gewaltsaq, noc-h Nacht, iiber aus solcher Uberlieferung weder weil nur deshalb' Einzig noch besinnungslos geschehen kann' Raumaus dem ausdriicklichen Hinblick auf die geliiufigen (nic.llt historiund Zeitvorstellungen und. ihre metaphysische Andere' was das auf ist, erlaubt zunddrst sche) Herkunft uns Strti' die er Indem zu werden' Hiilderlin didrtet, aufmerksam von Ort' me d.idrtet, denkt Hijlderlin in den Wesensbereich zund'chst kommt schaft und Wanderschaft. Das auszusprechen ja Hiilderlin nicht iiber eine leere Behauptung hinaus, zumal Das sei zunirgends von Ortschaft und Wanderschaft spriiht' denkende g"f"b".r. Wir miissen d'aher genauer sagen: Der nur auf uns soll auf Ortschaft und Wanderschaft ftiir*"i, in sich rudas aus Merkmale aufmerksam machen, von denen Hbdas und hencle dichterische Wesen des Stromes deutlicher auch doch ren des dichtenden Wortes beholfener wird' Und weil ortschaftundWanderschaftbeiallerDunkelheitihresWesens mu8- der eine Beziehung zu Raum und Zeit bei sich tragen' denhen' zu Wesen im Versuch, Ortschaft und Wanderschaft Zeit im und auch stets das metaphysische Wesen von Raum lVesensurGedanken behalten; denn es ktjnnte sein, da8 der was lvir liegt' verborgen dem in Zeit und sprung von Raum ' .rn te rd e m N a me n o rtschaftundW anderschaftei nhei tl i chzu denken versuchen. Auch miiBte dann hier der merkwiirdige von Zustand seine Wurzel haben, daB wir uns zwar innerhalb aut zugleich Raum und Zeit selbstherrlich bewegen und doch ge' ihr wesen nicht achten. Damit wir jedoch in dem ietzt
Vorstellung 1)onRaurn und Zeit Die metaphysische
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trffi't'""';$ili#J}:l*i,i#t* %y,,:-"T; rcilt""a"
Zeit sind der Rahmenbaufiir dasrechnendbeDieordnender>welt< alsNatur und Geschichte.
erobernde Durchmessung der Welt .o rechnende, entoecrende' *-t"]Jt ausder neuzeitlidre Mensch in einer \ffeise, deren
;rliil"'*Y':#,'H'"J*T,ffi ffi{-"T"'-TilTl'i;ffi ob das raumgreifende und zeitraffende Vorgehen ilr*Vot*u"*, Menschen nur dazu dient. innerhalb des GaniJ"""rl"irrlruen Planeten eine Stellung zu beziehen, die der Lebenszeit ;;;"r den ihm gemdBen >Lebensraum< sichert' ilI", M"or.lentums in sich die weitertraJ". ob diese Raum- und Zeitsicherung des Miiglichkeiten neue gende Bestimmung hat, ihrerseits erreichen zu rrrrd zeitraffenden Vorgehens *1o*gr"if"od"rr Metaphysisih unentschieden bleibt' ob steigern. zu di"r", uod selbst *i" dieser Will" ,rrr planetarischen Ordnung sich der Vorgang' diesen auf Blick im es Wenn -a seine Grenze setzt. mohat' erfa8t Planeten des alle Viilkerschaften und Nationen Mensch mentweise so aussehen mag, als werde der neuzeitliche zudoch tritt so zu einem blo8en planetarisihen Abenteurer' in den gleich da eine andere und fast gegenteilige Ersdeeinung Die raumgreifenden Bewegungen stehen im iordergrund: Zusamlenhang mit Siedlung und Umsiedlung' Siedeln ist als Gegenbewegrrog ein" Bewegung zur Bindung an einen Platz' Allein, u,r"lt tti"l ist unser Gesichtskreis viel zu beschrdnkt' als daB entschieden oder auih nur verrnutet werden ktinnte' ob eine Drosselung des Abenteuerli&en ein Heimischwerden in sich schlie8t, oJ", doch wenigstens eine Bedingung desselben auszumachen vermag.
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Das Dichten des Wesens der Striime
9. Das Heimischwerden die Sorge der Dichtung Hiilderlins die Auseinandersetzung des F'rernden und Eigenen die Grundutahrheit der Gesdtichte - die Zwiesprache Hijlderlins mit Pindar und Soplnhles Ortschaft und Wanderschaft, worin sich das dichterische Wesen der Strtime bekundet, sind aber auf das Heimischwerden im Eigenen bezogen, und dies in der ausgezeichneten Weise, daff das Eigene, die Findung des Eigenen und die Aneignung des gefundenen Eigenen nicht das Selbstverstdndlichsteund Leichteste ist, sondern das Schwerste bleibt und als dieses Schwelste in die dichterisdre Sorge gestellt wird. Zwischen dem raumzeitlichen Ausgreifen der Weltbeherrschung und der in ihren Dienst genomnenen Siedlungsbewegung auf der einen Seite und dem Heimischwerden des Menschen durch Wanderschaft und Ortsihaft waltet wohl ein geheimer Bezug, dessen geschichtliches Wesen wir nicht wissen. Wir kiinnen nur >beide Seiten<, wenn wir sie so nennen diirfen, ie nach ihrer Art in den Blick zu fassen versuchen. Insofern wir auf die Stromdichtung Hiilderlins aufmerhen, bedenken wir, daB und wie der Stromgeist einen Bezug hat zum Heimisdrwerden im Eigenen. Das Heimischwerden im Eigenen ist die einzige Sorge der Dichtung Hiilderlins, die in die Gestalt der >Hymne< eingegangen ist, wobei allerdings die >Hymne<
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des Fremden und des Eigenen Gesetzder Auseinandersetzung der Geschichte, aus weldrer Wahrheit sich aie Grundwahrheit der Geschichte enthiillt. Deshalb muB auch die didrW"t"o d", auf das Heimischwerden ihrerseits von geterisdre Besinnung Art sein und als dichterisihe eine geschichtliche s&ichtlicher fremden Didetern fordern. Das Fremde /wiesprache mit den Dichter fallen dabei nicht ins Beliebige, als und dre fremden sei das Fremde lediglich das unbestimmte und vielfiiltig Anderezum Eigenen. Das Eigene selbst, dessenFindung und Aneignung das dichterische Besinnen und Sagen gilt, enthdlt die Bezige zu demjenigen Fremden, durih das hindurch das Heimischwerden seinen Gang geht. Dergestalt ist das Fremde des Eigenen, sind aber auch die Dichter dieser Fremde in ihrer Einzigkeit bestimmt. Die Zwiesprache der Hymnendichtung Hiilderlins mit den fremden Didrtern ist jedem Zufall enthoben. Ihre Einzigkeit und Eindeutigkeit entspringt auch nidrt einer gerade herrschenden >historisihen< Bildung oder der persiinlichen Vorliebe. Die beiden Didrter, die der Sorge HiilderIins im Zeiftauwr seiner Hymnendichtung entsprechen und antworten, sind zwei Didrter des fremden und alten Landes der Griedren: Pindar und Sophokles. Mit der eigenen Hymnendichtung Htilderlins in eines gehen deshalb erneute Ubersetzungen und d. h. Auslegungen dieser beiden Didrter. Daher kommt es, daB zumal im Bezug auf das Heimischwerden und Heimischsein des Menschen in Htilderlins Hymnendichtung immer wieder dichterische Gedanken des Pindar und Sophokles anklingen. Ohne das Wissen von diesem Anklang bleibt Hiilderlins Hymnendichtung und bleiben gerade die Stromdichtungen unverstiindlich. Mit diesem Anklang der griechischen Dichtung in Hiilderlins eigener Dichtung meinen wir freilici nicht >historis<jhe<< >>Einfliisse
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Das Dichten des Weserusder Str6me
davor bewahrt, einem leicht verfdnglichen Schein dcr histo6schen Betrachtung anheirnzufallen, ndmlich zu meinen, der Nadrweis >historischer<<Einfliisse bringe uns das aus Einfliissen Erkldrte ndher. Bedenken miissen wir stets dieses: Es i,, das Vorrecht der gro8en Dichter, Denker und Kiinstler, da{l '\{6sie allein das Vermtigen haben, sich beeinflussen zu lassen. gegen die iileinheit der kleinen >Dichtero und Philosophen darin besteht, zu meinen, sie hdtten alles aus ihrer eigenen Originalitd.t, was in der Tat ja auch zutrifft. Die GroBen haben das, was sie geben, nicht aus ihrer Originalitdt, sonden aus anderem lJrsprung, der sie empfindlich macht fiir den >EinfluB< des Urspriinglichen der anderen GroBen. Streng genommen aber ist das Verhiiltnis zwischen Urspriinglichem und Urspriinglichem nie der >Einflufi<. Und vielleicht ist es gar nicht so seltsam, da8 innerhalb des geliiufigen historischen Vergleichens von Werken der Dichtung, der bildenden Kunst und des Denhens ein Begriff fiir diesesVerhiiltnis zwischen Urspriinglichem fehlt und das Fehlen gar nicht als ein Mangei gespi.irt wird. WeiI Hijlderlin wie keiner seiner Zeitgenossen das innere Vermiigen besitzen durfte, von Pindar und Sophokles beeinfluBt, d. h. jerzt, dem fremden Urspriinglichen aus dem eigenen Ursprung r.rrspriinglich hdrig zu sein, deshalb hat auch Hijlderlin allein aus der geschichtlichen Zwiesprache und Entsprechung es verrnocht, uns diese Dichter und ihre Dichtung in einem urspriinglicheren Lichte zuzeigen.
Z\.ryEITER TEIL DIE GRIECHISCHE DEUTUNG DES MENSCHEN IN SOPHOKLES'ANTIGONE
10. Der Mensch dasUnheimlidtste des Unheimlichen. (Das Einzugslied des Chores der Altenund das erste Standlied.) Der Anklang der genannten griechischen Dichter im Dichten Hiilderlins hZilt sich daher auch keineswegs im Ungefdhren. Vielmehr klingt in Htilderlins dichterischem Sagen vom Heimischwerden des Mensdten eine einzige Dichtung eines einzigen Dichters immer wieder an. Das ist das Chorlied aus der >Antigone<<des Sophokles, das unmittelbar dem ersten Gespr2ich zwischen dem Herrscher Kreon und der Todrter des Odipus, Antigone, voraufgeht. Immer neu trifft uns an weder sentli&en Stellen der Hiilderlinschen Hvmnendichtung dichteris&e Glanz dieses Chorliedes, wie der Glanz eines seltenen und fremden Steines in einem sonst vertrauten Geschmeide. Das hier genannte Chorlied ist innerhalb der ganzen Antigone-Tragiidieflas erste Standlied..Diesem gehtvoraus das Einzugslied des Chores, das unmittelbar dem Gespriich der beiden Sdrwestern Antigone und Ismene vor dem Kiinigspalast in der Morgenfriihe folgt. Den Chor bilden alterfahrene Mdaner der Stadt Theben. Die griechische Welt ist in sich stark genug, um Glanz und Kraft der Jugend glei&gewi&tig mit der Besonnenheit und der Erfahrungsfiille des Alters anzuerkennen und in der Spannung ztt halten. Das Einzugslied ilesChors beginnt (Sophokles,Antigone, V. 100 ff.): rixrig &eliou, td xrilrLlorovEntarrilql gavlv
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Die Deutung desMenschenin Sophokles'Antigone O{Bg t6:v ngor6govgriog, BqdvSrlg nor'. . . O Strahl der Sonne, das schiinstedem siebentorigen Theben nie zuvor also scheinendeLicht, endlich erschienenwarst du . . .
Der Einzugsgesan{Jbeginnt mit einem Anruf der aufgehendel Sonne, die das strahlendste Licht iiber die Stadt ausgieBt. d6., in demselben Gesang deutet sidr schon an, da8 gegen das Lichte eine Verdiisterung aufbricht, die gelichtet und entschieden werden mu8. Das aufgehende Licht gibt dem Unverborgcnen den Raum und ist zugieich die Anerkennung des Dunkels, der Verfinsterung und der Schatten. All dieses bleibt keineswegs im einfachen Gegensatz zu:-- Hellen und Durchsiihtigen, sondern Jegliches? was ist, wird durchwest vom Gegenwesen. Die beiden Hauptgestalten Kreon und Antigone stehen einander nicht gegeniiber wie Dunkel und Licht, wie schwarz und weiB, wie Schuld und Unschuld. Das Wesenhafte beider isf , rvie es ist, aber je in anderer Weise, aus der Einheit des Wesens und Unwesens. Ijnser neuzeitliches Denken ist viel zu >inteilektuell<, d. h. rechnerisch-technischplanend, um sogleich in die Bereiche des hier gesagten Seins vorzudringen oder gar darin r>zuhause.< zu sein. Fiir unsere nddrste Aufgabe muB geniigen, dem Beginn diesesEinzugsliedes den Beginn des ersten Standliedes des Chores entgegenzuhalten, um Einiges zu ahnen von der Weite und Gegensiitziichkeit der Wahrheit, in der diese Tragiidie hin und her schwankt und doch steht. Das wahrhaft Standige muB schwanken kijnnen im gegenwendigen Andrang der offenen Bahnen der Stiirme. Das bloB Starre zerbricht aus der eigenen Erstarrung. Dem Aufgang des strahlenden Lichtes entspricht, was der Beginn des ersten Chorliedes sagt (Soph. Antig. Y. 552 ff .) : no],?,d, rd 0etvdxorl8dvdvrlp
Der Menschdas Unheimlichste des Unheimlichen
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Vielfiiltig das Unheimlicb.e, nichts doch iiber den Menschen hinaus unheimlicher waltet. Strahlen des aufgehenden Lichtes dort, das unDas s&iinste des Menschen hier. leimlichste '>\{esen<<
Wiederholung Das Wesen des Stromes besteht darin, Ortschaft und Wanderschaft fiir den geschichtlichen Menschen zu sein und so das Wesen der Geschidrtlichkeit des abendliindisdren Mensdrentums zu tragen. Ortschaft und Wanderschaft sind dabei in einer eigentiimlichen Weise ineinander verschrdnkt. Ihre Einheit zu denken ist entscheidend, aber zugleich schwer. Denken wir Ort und Wanderung als Bestimmungen von Raum und Zeit, dann scheint es, die liingst geldufige Einheit von Raum und Zeit biete uns einen Anhalt zur Aufhellung der Einheit von Ortschaft und Wanderschaft. Eine kurze Uberlegung ergab jedoch, daB Raum und Zeit selbst in ihrem Wesen fiir uns dunkel und fragwi.irdig sind. Zwar haben alle gro0en Denker der abendldndischen Metaphysik jeweils aus ihren Grundstellungen das Wesen von Raum und Zeit gedacht - durch alle Verschiedenheit der jeweiligen metaphysischen Raum-Zeit-Begriffe scheint fedoch die Wesensbestimmung hindurch, die Aristoteles in seiner >Physik< dargelegt hat. Diese >Physik< ist die erste ausgefiihrte >Metaphysik<< oder >>OntoLogie<< der Natur. Wenn auch diese >Physik< des Aristoteles etwas wesentlich anderes meint als die neuzeitliche Naturwissensdr.aft, die wir unter dem Titel >mathematische Physik< kennen, so lliBt sich doch ein Wink entnehmen aus der Tatsache, da8 die fiir alle Metaphysik ma8gebende Wesensumgrenzung von Ort und Zeit in einer >Physik< steht. Darin liegt, grob gesagt, da8 Ort und Zeit nicht aus dem Bezug zur Geschichte und zum geschichtlichen Menschen begriffen sind, sondem aus dem Hinblick auf bloBe Be-
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wegungsvorgenge iiberhaupt. Als soldre fallen auch die Ort" und Abldufe der menschlichen Geschichte in die "Dimensio_ nen<<, d. h. die zahlenmdBigen Durchmessungsbezirkg votr Raum und Zeit. Die fast zweieinhalb Jahrtausende lung hurr. schenden Raum-Zeit-Vorstellungen sind metaphysischer Art. Sofern nun aber Htilderlins Hymnendichtung aus aller IVIsln_ physik herausfdllt, dabei jedoch im Dichten der Striime y1q1. wendig die Geschiihtlichkeit des Menschen und somit Ort und Zeit dichtet, kann uns die Metaphysik zur Aufhellung von Ortschaft und Wanderschaft und ihrer Einheit unmittelbar nichts helfen. Nun ist aber auch unser Denken noch iiberall metaphysisch, und das nicht etwa nur deshalb, weil iiberall noch Reste der christlichen Weltbetrachtung, und sei dies nur in der Form der Umkehrung und Verweltlichung, in Geltung bleiben, vielmehr beginnt in unserem Jahrhundert erst die Metaphysik ihren hiichsten und volistdndigen Triumph zu erlangen als neuzeitliche Maschinentechnik. Es ist ein Grundirrtum zu meinen, weil die Maschine selbst aus Metallen und Stoffen bestehe, sei das Maschinenzeitalter >materialistisch<<.Die neuzeitiiche Maschinentechnik ist >Geist< und ist als dieser eine Entsiheidung iiber die Wirklichkeit alles Wirklichen. Und weil solche Entsiheidung wesenhaft geschichtlich ist, wird die Maschinentechnik als Geist auch dies entscheiden, da8 nichts aus der bisherigen geschichtlichen Welt wiederkehrt. Es ist gleich kindisch, vormalige Weltzustdnde zuriickzuerhoffen, wie zu meinen, der Mensch kiinne die Metaphysik dadurch iiberwinden, daB er sie verleugne. Es bleibt nur die unbedingte Verwirklichung dieses Geistes, so zwar, da8 zugleich das Wesen seiner Wahrheit ins Wissen kommt. Wenn wir sagen: >es bleibt nur<<,dann klingt das wie >>Fatalismus<, wie das blo8e und miide Sichiiberlassen an den Lauf der Dinge. In Wahrheit aber ist dieses >es bleibt nur< nicht der letzte Ausweg, sondern der erste noch gar nicht gegangene Geschichtsweg in die Anfiinge der abendl,iindischen Ges&icl:tlichkeit. Weil also unser Denken durchaus noch und entschie-
Der Merudt das Unheimlichste des Unheimlichen
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ist, miissen wir auch die metaphy)oner dentje metaphysisch im Biidc behalten bei dem Verlla" nu,r--Zeit-Bestimmung Stromwesen a:usunserem Denken her zu Ia, dur dichterische 'i*k Die Einheit von Orts&aft und Wanderschaft, die keine ". Verkniipfung, sondern eine Einheit des Ursprungs der ilah"it -irt, we.d"n wir eher fassen lernen, wenn wir das Wesen der versuchen. Das verbirgt sidr fiir beschichte nachzudenken des Menschen, welches HeiHeimischwerden Hiilderlin im mis&werden ein Durchgang durch die Fremde und eine Auseinandersetzung mit der Fremde ist. Das Fremde freilich, durch das hindurch die Heimkehr wandert, ist kein beliebiges Fremdes im Sinne des bloBen unbestimmten Niiht-Eigenen. Das auf die Heimkehr bezogene, d. h. mit ihr einige Fremde, isL dreHerkunft der Heimkehr und ist das ge\MeseneAnfdngliche des Eigenen und Heimischen. Dieses Fremde des geschichtli&en Menschentums der Deutschen ist fiir Hiilderlin das Griec.hentum. Daran erkennen wir etwas Wichtiges: Das Griechentum ist nicht das Gleiche oder gar das Selbe wie das >DeutschDas Verhdltnis zum Griechentum kann also gerade nicht 1um<<. das der Angleichung und Anmessung sein, selbst nicht in der Art, daB das Griechentum als der MaBstab und das Vorbild der Vollendung des Menschentums genornrnen wird. Das Griechentu'n ist daher fiir Hiilderlin nie das >>klassischeAltertum<<.Das Griechentum ist aber fiir Hiilderlin auch nicht der Gegenstand eines romantischen Zuriickwollens. Und vollends ist das Griechentum fiir Hiiiderlin anderen Wesens und anderer geschichtlicher Bestimmung als die griechische Welt des iungen Nietzsdre. Au8erdem vergessen wir zu leiclt, da8 Nietzsche auf der Htjhe seines metaphysischen Denkens das Griedreutum zugunsten des Rijmertums verleugnet hat. Weil der Bezug Htilderlins zum Griechentum, in Sctrlagworten gesagt, weder klassisch, n
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Die Deutung des Menschenin Sophokles' Antigone
und anerkannt ist, besteht die Miiglichkeit der edrten Be2iu. hung, und d. h. der Einigung, die nicht wirre Vermischune. sondern fiigende Untersdeeidung ist. Wo es dagegen ttot dubii bleibt, das Fremde zuriickzuweisen oder gar zu vernichtel. geht notwendig die Miigiiihkeit des Durchgangs durch 4ui Fremde und damit die Miiglichkeit der Heimkehr ins Eigens und damit diesesselbstverloren. Wir wissen heute, da8 die angelsddrsisdre Welt des Arnerikanismus entschlossenist, Europa, und d. h. die Heimat, qad d. h. den Anfang des Abendlindischen, zu vernichten. Anfiingliihes ist unzerstiirbar. Der Eintritt Amerikas in diesen planetarischen Krieg ist nicht der Eintritt in die Geschichte, sondern ist bereits schon der letzte amerikanische Akt der ameril
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Die ZwiesprachezwischenHiildcrlin und Sophohles
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ist das Wesen des Eigenen, daB es nur aus So geheimnisvoll Anerkennung des Fremden seinen eigensten :-, iiberlegenen entfaltet. Dieses Geheimnis des Heimischwerfr"r"rrtt"i"lttum Menschen ist die dichterische Sorge des dens des geschichtlichen Daher rnuB dieser Dichter, wenn Stromhymnen. Didrr"rr der einen ersten Strahl dieses Geheimnisses leuchten er aud,r nur hat er mehr gesehen, als er sagen konnte -, vermutlich rieht Zwiespradte mit den Diihtern des fremgeschichtliche in eine kommen, und zwar mit ienen, in deren Dichtung den Landes vom Heimischwerden des Menschen entgegenSagen ihm das sprach. Deshalb hijren wir iiberall in Hiilderlins Hymnendichtung den Gegenklang einer Diihtung, die das \Mesen des Menscheu dichtet. Wir meinen das erste Standlied des Chores in der Antigone-Tragcidie des Sophokles.
11. Die dichterische Zwiesprache zwisdten Hiilderlinund Sophokles Es ist fast, als werde dem Dichter H6lderlin in seiner Hymnendictrtung dieser Chorgesang aus der Antigone des Sophokles irnmer neu zugesprochen.Und wie sollte er es auch niiht; denn schon zeichnen sich uns die wesentlichen Beziige der diihterischen Zwiespradre zwischen Hiilderlin und Sophokles deutlicher ab. Das Stromwesen nennt Ortschaft und Wandersdeaft des geschichtliihen Menschen. Diese tragen das Wesen des Heimischwerdens. Darin liegt die Geschichtlichkeit des Menschen. Die Geschiihtlichkeit ist die Auszeichnung ienes Menschentums, dessen Dichter Sophokles und Htilderlin sind - denn rn Griedrentum hat sidr etwas Anfdngliches ereignet, und Anfiingliches allein grtndet Gesdrichte. Der Anldang des ersten Standliedes aus der Antigone-Tragiidie des Sophokles in d.er Hymnendichtung Hiilderlins ist eine geschichtlich-dichterische Notwendigkeit innerhalb der Geschichte, in der sich das Heirnisch- und Unheimisehsein des abendld.ndischen Menschen-
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Die ZwiesprachezwischenHijlderlin und Sophokles
tums entscleidet. Vgl. Hiilderlin: Der Tod des Empedo[lur, ErsteFassung,1.Akt, 1. Szene(III, S. 79):
sc. dte diese Erliiuterung und Auffassung allein begriinden ii,o,..", ihren einfachen Grund haben in einer Auslegung des Tiedtentums, die von allen bisherigen sich wesentlich unter.-&"id"r. DaB somit die folgende Ubersetzungund Erld.uterung Anschein des >Dogmatisdren<< behiilt, ist les Chorliedesden unvermeidlich' Das Chorlied umfaBt die Verse 552-575 und besteht aus je einer Gegenstrophe.In der Ubersetzung 2sei Strophenmit der Gesangder thebanischenAlten dieses: sagt gesprochen
Wirhaben auch An grossen Mdnnern unsre Lust, und Einer Ist izt die Sonne der Athenerinnen. Sophokles ! dem von allen Sterblichen Zuerst der Jungfraun herrlicfrste Natur Erschien und sich zu reinem Angedenken In seine Seelegab. - - - - - jede wiinscht sich, ein Gedanke Des Herrlichen zu seyn, und miiclte gern Die immerschiine Jugend, eh'sie welkt, Hiniiber in des Dichters Seeleretten, Und fr2igt und sinnet, welche von den Jungfern Der Stadt die ziirtlideernste Heroide sei, Die seiner Seelevorgeschwebt, die er An ti g o n i i g e n a nnt;... Da Hijlderlin selbst die ganze Antigone-Tragiidie des Soptrokles iibersetzthat, scheint es angemessen zu sein, auch das genannte Chorlied naih der Ubersetzung Hijlderlins zu Gehijr zu bringen. Allein, diese Ubersetzung ist nur aus dem Ganzen der Hijlderlinschen Ubertragung verstd.ndli& und auch dies wiederum nur bei der unmittelbaren N?ihe des urspriinglichen griechischen Wortes. Das gilt zwar von ieder Ubersetzungl wir miissen uns aber im Aufgaben-Bezirk dieser >Anmerkungen< zur Isterhymne mit einer Aushilfe begniigen, d. h. mit einer Ubersetzung, die im Hinbiicl. auf das, was es zu durchdenken gilt, einiges deutlicher umschreibt und heraushebt, ohne auf das Ganze der Tragiidie ausdriicklidr Bezug neh"''en zu kiinnen. Der Hinweis auf das Chorlied ist bei diesen >Anmerkungen(< zu Hijlderlins Isterhymne nicht auszulassen. Aber die Art der Ausfiihrung dieses Hinweises bleibt doch ein Not\ehelf. Sie kann im Einzelnen nicht begriindet werden, weil die Griin-
1. StroPhe Vieifiiltig das Unheimliche, nichts do&
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iiber den Menschen hinaus gnhsirnli(heres. ragend srchregt. Der ftihrt aus auf die s&dumende Flut beim Siidsturm des Winters und kreuzt zwischen cien in die Tiefe sich reiBenden Wogen. Der Giitter auch die erhabenste, die Brde, abmiidet er die unzersttirlich Miihelose, umstiirzend sie von Jahr zu Jahr, hintreibend und her mit den Rossen die Pfliige.
1.Gegen- Auch den leichtschwebenden Vogelschwarm strophe umgarnt er und jagt das Tiervolk der Wildnis und des Meeres einheimisch Gewoge der umher sinnende Mann. Er iiberw?iltigt mit Listen das Tier, das niichtigt auf Bergen und wandert, den rauhmdhnigen Nacken des Rosses und den niebezwungenen Stier mit dem Holze umhalsend zwingt er ins Joch.
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Die Deutung desl\Ienschenin Sophokles,Antigone
2. Strophe Auch in das Getijne des Wortes und ins windige Allesverstehen fand er sich, auch in den Mut der Herrschaft iiber die Stadte. Auch wie er entfliehe, hat er bedacht, der Aussetzung unter die Pfeile der Wetter, der ungattigen auch der F-rijste. Uberall hinausfahrend unterwegs erfahrungslos ohne Ausweg hommt er zum Nichts. Dem einzigen Andrang vermag er, dem Tod, durih keine Flucht je zu wehren, sei ihrn gegliickt auch vor notvollem Siechtum geschicktes Entweichen. 2. Gegen- Gewitziges wohl, weil das Gemache strophe des Kijnnens, iiber Verhoffen bemeisternd verfiillt er einmal auf Arges gar, Wackeres zum anderen wieder gerdt ihm. Zwisdren die Satzung der Erde und den beschworenenFug der Gijtter hindurch ftihrt er: Hochiiberragend die Stdtte, verlustig der Stiitte ist er, dem immer das Unseiende seiend der Wagnis zugunsten. Nicht werde dem Herde ein Trauter mir der, nicht auch teile mit mir sein Wiihnen mein \{issen, der diesesfiihret ins Werk. DaB eine zureichende Auslegung dieses Chorliedes, auch abgesehen von den sdron genannten Einschrdnkungen, unser Vermiigen naeh allen Hinsiehten iibersteigt, bedarf keiner umstdndlidren Versicherung. Auch hier milssen Anmerkungen geniigen. Was jetzt im besonderen zu seiner Verdeutlichung erw?ihnt wird, ist aus dem Ganzen des Chorliedes herausgegriffen und daher, wenn man so will, einseitig. Aber die hier verdeutlichten >Seiten< sind doch nidet beliebige. Sie haben aus
Hiilderlin und Sophohles Die Zwiesprachezu.,ischen
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des Gesanges schon ihre Auszeidrnung' Die vier lea Gef-ige Iiii*", die herausgegriffen sind, stimmen in ihrer Z',rsammen'oeb1igkeit das verborgene Gezilge des Gesanges' und sie gewir im Vorblick auf das dichterische Wesen i"o aur an, was wollen. Wenn wir in solcher Weise das erfragen L, St.o-"t wir stets auf die Erhellung des WeChortied erldutern, denken d. h. des Grundgesetzes des Heimischwerdens. sensder Strtime, diese Sophokleische Dichtung erinnern, sind wir an wir lndem Ilerzstiick der Hymnendichtung Htjlderlins in seiner das dabei, Gestalt zu durchdenken. Wir gehen da, scheint anfiinglichen es, einen Umweg. Aber im Bereich solcher Bemiihungen sind zuweilen die Umwege die ndchsten Wege. Wir erldutern kurz: 1. Die beiden ersten Yerse (553/54) der ersten Strophe, die dem ganzen Chorlied das Vorspiel zu sein scheinen, in Wahrheit aber auf seine innere Mitte hinweisen, ja der Wesensgmnd dieser Tragtidie, ja sogar der Sophokleischen Dichtung im Ganzen sind: rolld rri 6ervdxorl8iv rivtlp
anschlieBenden Schlu8verse der zweiten
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Gegenstrophe, die das ga\ze Chorlied in sidr aufnehmen qo,1 so erst die entscheidenden Verse im Beginn zu ihrer Wahrheii bringen (Y.575175): pflr' 6poino,g6orrog l6vortop{r'ioov gqov6v6grd6'dg6or,. Nicht werde dem Herde ein Trauter mir der, nicht auch teile mit mir sein Wiihnen mein Wissen, der dieses fiihret ins Werk.
12. Die Bedeutung des Detv6v. (Erliiuterung des Anfangs des Chorliedes.) n6l.eu 0elv6regov *olld ta 6ervdrcorl8tvdv0qcilaou Vielfiiltig das Unheimlidre, nidrts dode iiber den Menschen hinaus Unheimlicheres ragend sidr regt. Das entscheidende Wort, das zu Beginn des Chorliedes fdllt, heiBt rd 6erv6,td 0er,v6v.Wir iibersetzen: das Unheimliche. Wenn jede Ubersetzung stets nur das Ergebnis einer Auslegung, nicht etwa ihre Vorstufe ist, dann kann die Ubersetzung des 6erv6vmit >>unheimlich<erst auf Grund der folgenden Auslegung als berechtigt oder gar als notwendig eingesehen werden. Denn zundchst ist diese Ubersetzung befremdlich, gewaltf alsch.<. sam oder >philolo gisch < gespro chen : >> a) Bemerkung zum Ubersetzen Wer entscheidet aber und wie entsiheidet man iiber die Richtigkeit einer >Ubersetzung<beschaffen<< >Wijrterbuch<.. Aber wir vergessen zu leiiht, daB die Angaben eines Wiirterbuches ja durchg?ingig auf einer voraufgehenden Auslegung der sprachlichen Zusammenhdnge beruhen miis' sen, aus denen die einzelnen Worte und Wortverwendungen
Die Bedeutung des 6er.v6v
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Ein Wijrterbudr wird in den meisten Fdllen a,,t,.ofrrnriensind. geben iiber die Wortbedeutung; es verAuskunft T,.eichtige diese Riihtigkeit noch nicht die Binsicht in durch T'et ub", dessen, was das Wort bedeutet und bedeuten die Wahrheit wir dem im Wort genannten Wesensbereich kann, sofern Ein >Wijrterbuchu kann Hinweise geben fiir das nachfragen. Worwerstdndnis' aber es ist niemals eine sdrlechthin und im .voraus verbindliche Instanz. Die Berufirng auf das Wijrterbuch bleibt immer nur die Berufung auf eine in ihrer Art und ihren meist gar nicht faBbare Auslegung einer Sprache. SoGreroLzer. bald wir freilich die Sprache nur als Verkehrsmittel betrachten, ist das auf die Technik des Verkehrs und des Austausches zugeschnittene Wijrterbuch >ohne weiteres<< >in der Ordnung<< und verbindlich. Auf den geschichtlichen Geist einer Sprache im Ganzen hin gesehen, fehlt dagegen jedem Wiirterbuch die unvnittelbare MalSstiiblidrkeit und Verbindlichkeit. In Wahrheit gilt dies freilich von jeder {Jbersetzung, weil sie notwendig den Uberschritt vom Sprachgeist der einen Sprache in den einer anderen vollziehen muB. Es gibt iiberhaupt keine Ubersetzung in dem Sinne, da8 das Wort der einen Spra&e mit dem Wort der anderen zur Deckung gebracht werden kiinnte oder auch nur diirfre. Diese Unmijglichkeit soll jedodr wiederum nicht dazu verleiten, die tlbersetzung im Sinne eines bloBen Versagens abzuwerten. Im Gegenteil: Die lJbersetzung kann sogar Zusammenhd.nge ans Licht bringen, die in der iibersetzten Sprache zwar liegen, aber nicht herausgelegt sind. Hieraus erkennen wir, daB jedes Ubersetzen ein Auslegen sein muB. Zugleich gilt aber auch das Umgekehrte: Jede Auslegung und alles, was in ihrem Dienst steht, ist ein Ubersetzen. Dann bewegt sich das Ubersetzen nicht allein zwischen zwei verschiedenen Sprachen, sondern es gibt innerhalb derselben Sprache ein Ubersetzen. Die Auslegung der Hymnen Hiilderiins ist ein {Jbersetzen innerhalb unserer deutschen Sprache. Das gleiche gilt von der Auslegung, die z. B. Kants >Kritik der reinen Vernunft<< oder Hegels >Phd.nomenologie
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Die Deutung des Menschen in Sophokles' Antigone
Die Bedeutung /es 6erv6v
des Geistes<halben Htihen< sn4 >Stufen<. Das Auslegen als Ubersetzen ist zwar ein Verstdndlichmachen - freilich nicht in dem Sinne, wie der gemeine Verstand dies meint. Um im Bild zu bleiben: Der Gipfel eines dichterischen oder denkerisdren Sprachwerks darf durch die Ubersetzung nidrt abgetragen und das ganze Gebirge auf das Fladrland des Oberfliichlichen eingeebnet werden, sondern umgekehrt: Die Ubersetzung muB auf den Pfad des Aufstiegs zum Gipfel versetzen. Verstiindlichmachen darf nie hei8en, eine Didrtung und ein Denken iedem beliebigen Meinen und dessen Verstd.ndnis-Horizont anzugleichen; verstd.ndlich rnachen heiBt, das Verstd.ndnis dafiir wecken, daB der blinde Eigensinn des gewiihnlideen Meinens gebrochen und verlassen werden mu8, wenn die Wahrheit eines Werkes sich enthiillen soll. Diese Zwischenbemerkung iiber das Wesen des {Jbersetzens rncichte daran erinnern, da8 die Schwierigkeit einer Ubersetzung niemals eine bloB technische ist, sondern daf3 sie das Verhdltnis des Menschen zum Wesen des Wortes und zur Wiirde der Sprache angeht. Sage mir, was du vom Ubersetzen hditst, und ich sage dir, wer du bist.
das Furchtbare und somit Furchterregende. Die Wdeutet r,,rrrht braucht aber nicht notwendig die gewiihnlidre l'urcht zu sein, die leicht in das Ausweichen und td Fnr.httamkeit Feigheit abfiillt. Die Furcht, die das Eerv6verweckt, der T,ittem Ehrfurcht sein und die Scheu. Das 6elv6v als tann auch die das Furchtbare ist dann nicht das Fiirchterliche, sondern das Ebrfuriht Gebietende und sie Bestimmende: das Ehrwiirdige. Die Fur&t der Ehrfurcht ist nicht Ausweichen und Flucht, sondem die Zuwendung der Achtsamkeit und der Achtung, die Scheuder Verehrung, das Standhalten in der Wiirdigung dessen,was solche Furcht erweckt. Das 6erv6vkann daher als das Fiirchterliche Furcht einjagen und in die offene Flucht jagen, es kann aber auch als das Bhrwiirdige Scheu erwecken und so binden und in den verborgenen Schutz nehmen. Schon hieraus entnehmen wir. daB in dem. was die Griechen 6elv6vnennen, das Gegenwendige waltet. Jedesmal aber ist das 6erv6v,sei es das Fiir&terliche oder das Ehrwiirdige, doch von der Art des Vielvermiigenden, d. h. Gewaltigen. Das Gewaltige kann sein das Uberragende und dann kommt es in die Niihe des Ehrwiirdigen; es kann auch sein das Gewalttiitige und dann kommt es in die Nlihe des Fiirchterlidren. Das Gewaltige geht immer iiber die gewohnten und gewiihnlidren Kriifte und Vermijgen hinaus. f)aher ist das 0erv6v zugleich das Ungewijhniiche. Das Au8ergewiihnliche aber braucht nicht notwendig >au8erhalb< der Gewohnheit zu liegen wie das Ungeheure, das unmittelbar das Gewiihnliche rvesentlich iibertrifft, so da8 es in gewisser Weise auBerhaib des Gewiihnlichen steht. Das Ungervcihnliche kann im Gegenteil auch innerhalb des Gewohnten verbleiben, indem es alles Gewohnte beherrscht und allem gleich wendig sich zuwendet. Das Au8ergewiihnliche ist dann das in allem Geschickte.Diese Geschicklichkeit ist insofern auBergewtlhnlich, als sie nichts zuldBt, was iiber ihr Vermiigen hinausgeht. Das Ungewtihnliche der Allgeschicklichkeit, ihr 6er,v6v,d. h. jetzt ihr Furdrtbares und Gewaltiges, ist die Unbeugsamkeit der Nivellierung, der
b) Zur Ubersetzung von td 0stv6v Wir sollen das Grundwort des Chorliedes, das ein Grundwort dieser Tragiidie, ja des Griechentums selbst ist, iibersetzen. Was bedeutet rd Eerv6v?Das Wiirterbuch gibt die Auskunft: Der.v6v
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Die Deutung des Menschen in Sophohles' Antigone
sich nichts zt entzie}r.en vermag. So kiinnen wir in der Zusammenfassung ungefdhr den Bedeutungsbereich des 6etv61 umgrenzen: Es bedeutet das Dreifache: das Furchtbare, dq, Gewaltige, das Ungewiihnliche. Jedesmal ist es gegensetzlich bestimmbar: das Furchtbare als das Fiirchterliche und als das Ehrwiirdige; das Gervaltige als das Uberragende und als das nur Gewalttiitige; das Ungewiihnliche als das Ungeheure und als das in allem Geschickte.In seinem Wesen aber ist das Derv6v weder nur das Furchtbare, noch ist es auch nur das Gewaltige, noch nur das Ungewiihnli&e und gar jedesmal diesesnur nach einer Seite; das Eerv6vist aber auch nicht bloB dieses alles zusammengehduft. Das Wesentliche des Wesens des Eer,v6vverbirgt sidr in der urspriinglichen Einheit des Furchtbaren, Gewaltigen, Ungewiihnlichen. Das Wesentliche alles Wesens ist stets einzig. Das volle Wesen des 0erv6vkann daher nur in einem Einzigen sich entfalten. Wir haben in der Ubersetzung tri DeLvri wiedergegeben durch >das Unheimliche<. Dieses Wort soll nicht etwa eine weitere Bedeutung neben den angefiihrten anzeigen, sondern es soll sie alle zusammen nennen, und zwar nicht durch ein iiu8erlicfres Zusammenraffen, was sprachlich unmiiglich und widersinnig ist, sondern so, daB mit dem >Unheimlichen<, wie es im folgenden verstanden sein miidrte, der verborgene Grund der Einheit der mannigfaltigen Bedeutungen des 6erv6vund dieses so in seinem verborgenen Wesen gefa8t wird. Darin liegt sogleich das Eingestdndnis, da8 die Ubersetzung des 6erv6vmit >>unheimlich< iiber das im Griechischen Ausgesprochene hinsir*rtlich des Grades der Ausdriicklichkeit hinausgeht. Wir kijnnen auch sagen, die Ubersetzung sei unrichtig. Vielleicht ist sie aber deshalb wahrer, als die Ubersetzun g durch >f urchtb ar <<,> gewaltig <, >un gewiihnlich <<.
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Wiederholung rriilderlin dicletet im Sagen der Strijme das Heimischwerden ],-i auritt zugleicJe das Unheimischsein des geschidrtlichen Die Gesdrichtlichkeit der Geschichte besteht in solt*rA"". ein solches >Werdent< ist' Der Dichter erJ"m ,S"i",<, das rdeso Menschen nidrt als eib-liikt ub"t diese Geschichtlichkeit Eigenschaft eines Ideaiweschwebende o" i- Unbestimmten dieses Dichters ist Dichten Das J"or, du, >Mensch<gelebt.. haben, so daB das Wort der Hymnendichtung aus dieser Zwiesprache spricht und sie ausspricht' Von diesem Chorgesang Einiges zu wissen bedeutet daher, die Quelle der Hyurnendichtung Hiilderlins rauschen zu hciren, wenngleich nur aus der Ferne. Der Chorgesang der griechischen Antigone-Tragiidie erschlieBt sieh uns nur durih die Ubersetzung. Echte Ubersetzung ist stets Auseinandersetzung und hat so ihre eigenen Miiglichkeiten und Grenzen' Deshalb war eine Zwischenlemerkung niitig, die das Wesen des Ubersetzens' aber auch das darin liegende Verhiiltnis zweier Spraihen zueinander und damit den Bezug zum Wort streifen sollte' Jede Ilbersetzung ist Auslegung. Und alles Auslegen ist Ubersetzen. Sofern wir genijtigt sind, dichterische und denkerische Werke unserer eigenen Sprache auszulegen, zeigt sich, daB jede gescleichtliche sprache in sich selbst und fiir sich selbst, nicht etwa nur in bezug zu fremden, ilbersetzungsbediirftig ist' Dies wie-
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derum zeigt an, daB ein gesdrichtliches Volk nicht von selbst. und d. h. nicht ohne sein Zwtun, in seiner eigenen Sprache beheimatet ist. Daher kann es sein, daB wir zwar >deutsch< sprechen,und doch ganz >)amerikanisih< reden. Wenn zur Geschiihtlichkeit wesentliih das Heimischwerden gehtirt, dann kann auch ein geschidrtliches Volk niemals von selbst und unmittelbar in der eigenen Sprache das Geniigen seines \ffesens finden. Ein geschichtlichesVolk ist nur aus der Zwiesprache seiner Sprache mit fremden Sprachen. Vermutlich lernen wir deshalb auch heute noch Fremdsprachen. Wir sowohl lvie die Japaner lernen die englisch-amerikanische Sprache. Dies hat seine eigene technisch-praktische Notwendigkeit, die niemand anzweifelt, der bei Verstand ist. Die Frage bleibt nur, ob wir auBer der Niitzlichkeit solcher Sprachkenntnisse auch ihre wesentliche Gefahr kennen. Sie liegt darin, daB wir nun iiberhaupt ieden Bezug zur fremden Sprache einzig aus dem geliiufigen technischen Verhiiltnis zu den geliiufigen Fremdsprachen beurteilen. Tun wir das, dann gilt uns z. B. das Ubersetzen fiir nidrts anderes als eine technische Vorkehrung. Das >Ubersetzen< ist eirre Art >Umleitung(< des spraihlicJren Verkehrs. Wir ahnen kaum noch etwas davon. daB das Ubersetzen eine Zwiesprache sein kann, gesetzt nimlich, da0 die zu iibersetzende Sprache noch die Art einer wesenhaften Sprache hat. >Ubersetzen< ist gar nicht so sehr ein >>Uber-setzen<< und Hirriibergehen in die fremde Sprache mit Hilfe der eigenen. Das Ubersetzen ist vielmehr eine Erweckung, Kldrung, Entfaltung der eigenen Sprache durch die Hilfe der Auseinandersetzung mit der fremden. Technisch gereclmet ist das Ubersetzen das Ersetzeu der fremden Spradre durch die eigene oder umgekehrt. Aus der geschichtlichen Besinnung gedacht ist das Ubersetzen die Auseinandersetzung mit der fremden Sprache unrwillen der Aneignung der eigenen. Darum ist es freilich nicht gleichgiiltig, ob man iiberhaupt keine Fremdsprachen mehr lernt oder ob man z. B. nur Englisch-Amerikanisch zu technisch-praktischen Verkehrszwecken lernt oder ob wir (ailer-
,:T Beispiel) in den Sprachgeist der griechid;ngs nicht-bl"l Eingang suchen. den s&en Sprache Die Entscheidung, die so bei der Wahl der fremden Sprain Wahrheit eine Entscheidung iiber unsere shen fiillt, ist die Entscheidung niimlich, ob wir audr die Sprache, eigene nur als ein technisches Instrument gebraudren Sprache eigene verborgenen den Schrein wiirdigen, der, zum Sein als oder sie des Menschen in sich verwahrt. Wesen gehiir\g,das Also zuriick zum >humanistischen Gymnasium<. Nein. Denn in geschichtlichen Augenblicken vcn der Art des jetzt sich vorbereitenden ist jedes bloBe >>Zurtck zu< eine Selbsttluschung, gelte dieses Zuriick dem klassischen Altertum oder dem Neuen Testament. Denn es wdre immer noch zu kurz gedaiht, wollten wir meinen, das Erlernen der grieihischen Sprachesei empfehlenswert, damit wir die gro8en Dichter und zu gelten Denker im Urtext lesen kiinnen, um so als >gebi-ldet<< >>Kulturvolk< Bildung zufolge dieser als aufzutreten. Wir und lernen die griechische Spraihe, damit das verborgene \{esen unseres eigenen geschichtlichen Anfangs fiir uns sich in die Klarheit unseres Wortes finde. Dazu gehiirt aber. daB wir das einzige Wesen des Griechentums kennen und in seiner Einzigkeit anerkennen. Wir diirfen die griechische Sprache nur lernen, wenn wir sie aus wesentlicher geschichtlicher Notwendigkeit um der eigenen deutschen Sprache willen lernen miissen. Denn auih diese miissen wir erst lernen; und weil wir meinen, dies mache sich von selbst. lernen wir sie am schwersten und gefdhrden sie so am ehesten durch die blol3e Vernachldssigung. Die Sprache lernen hei8t hiiren lernen, nicht nur auf die Ausspraihe, sondern auf das Ausgesprochene. Das Horchen und Gehorchenk6nnen ist die Grundbedingung fiir das echte Lesen des echten Wortes. Hier haben Auslegen und Ubersetzen ihr eigenes und einziges Element. Die Ubersetzung des Chorliedes aus der Antigone-Tragiidie (V. 352-575) haben wir S. 77 f . gegeben. Die folgende Erlhuterung greift vier Stiicke heraus.
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Die Deutung des Mensdten in Sophokles' Antigone
Das Unheirnliche ak Grund des Menschen
1. Die beiden ersten Verse des Beginns (Y. 53515$: >Vielfiiltig das Unheimliche, nichts dodr iiber den Menschen hinaus Unheirrrlicheres ragend sich regt
ist, die drei vorgenannten Bedeutungen, und ,r"r"y Auslegung ihrer jeweiligen Gegenwendigkeit, einheitiich zu tu^, ln^, >einheitlich< allerdings nur in dem Sinne, da8 der a"*"o; urspriinglichen we&selweise gegenwendigen ZuGrund ihrer erfahrbar wird. Mit dieser Ubersetzung, sarrmengehiirigkeit die das griechische Wort fiir uns auslegt, soll nicht behauptet sein, daB fiir die Griechen das in Begriffe gefaBt war, was unser Wort >das Unheimliche< nennen miichte. Gleichwohl miissen wir zugestehen, daB das griechische Wort rd 6arv6vnicht nur das Unheimliche bezeichnet, sondern als echtes Wort sein Gesagtesso nennt, daB es als Wort selbst von der Art des Genarulten, also selbst ein unheimliches Wort ist. Eine Ahnung diesesCharakters diirfte uns vielleicht allein schon aus der jetzt
2. Das Mittelstiick der zweiten Strophe (V. 560): >uberall hinausf ahrend unterwegs erfahrungslos ohne Ausweg kommt er zum Nichts. < 5. Das Mittelstiick der zweiten Gegenstrophe (Y.570/7I): >Hodriiberragend die Std.tte,verlustig der Stiitte ist er, dem immer das Unseiende seiend der Wagnis zugunsten. <( 4. Die ScNuBverseder zweiten Gegenstrophe (Y.575175): >Nicht werde dem Herde ein Trauter mir der, nicht auch teile mit mir sein Wdhnen mein Wissen, der diesesfiihret ins Werk. < Zu 7. Die ersten Verse enthalten das Grundwort dieser Tragiidie, ja der griechischen Tragiidie iiberhaupt und damit das Grundwort des Griechentums. rd 6elv6v bedeutet einmal das Furdrtbare, zugleidr aber das Gewaltige und schlieBlich das Ungewtihnliche. Jede dieser drei in siih aufeinander bezogenen Bedeutungen meint zugleich, ob ausgesprochenoder nicht, ein Gegenwendiges. Das Furchtbare ist das Fiirchterliche, aber auch das Ehrfurchtgebietende. Das Furchtbare zeigt sich im Entsetzen sowohl als audr in der Scheu. Das Gewaltige kann das iiberall hinaus Waltende und Uberragende sein, aber zugleich das Gewalttdtige, die Verzwingung, die alle Notwendigkeit verzwingt zu einem einzigen, einfrirmigen Zwang. Das Ungewiihnliche ist das [Jngeheure, das unmittelbar jedes Gewohnte wesentlich iibertrifft, so da8 es in gewisser Weise >au8erhalb< des Gewijhnlichen steht. Das Ungewiihnliche kann sich aber auch in der Gegenrichtung innerhalb des Gewiihdichen breit machen als die Geschicklidrkeit in allem und jedem. Wir iibersetzen hier td 6er,v6vdurch >das Unheimliche<. Die Absicht
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gegebenen vorlAufigen Erlduterung aufgehen.
73. Das Unheimliche ak Grund des Menschen. (Fortsetzung der Erliiuterung zu rol'i.d td, 6ew&und r6Lerv.) Die beiden ersten Verse des Chorliedes nennen nun aber das 6er,v6vnicht unbestimmt und beiliiufig. Am Beginn des ersten Verses steht notrld rd Dstvd.Die echte Bedeutung von rolfui meint nicht >>Vieles
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Die Deuturug des Menscltenin Sophohles' Antigone
mu8 hier audr das Unheimlidre seinen eigenen Wesensgrund entfalten, der im iibrigen Unheimlichen sich nidrt zeigt, y611 er dort fehlt. Die e\nzige Art der Unheimlichkeit des IUsnschenwesensmu8 nun aber im Choriied selbst ans Licht konrmen, da diesesausschlieBlichvom Mensdren sagt - freilich auch vorn Meer und von der Erde, von den Tieren der Wildnis pnd den Wettern, von Siechturn und Tod, von der Verstiindigkeit und dem Wort, von den Giittern und den Satzungen, denn zu all dem steht der Mensch im Bezug und all dieseshat je nach seiner Weise einen Zug und die Ziige des Furchtbaren, Gewaltigen und Ungewiihnlichen. Wenn nun der Mensch das hiichste 6erv6vist und in iirm also das Wesen der 6er,v6qgin seiner einzigen Art erscheint, und wenn wir mit Recht dieses Wesen in der Unheimlichkeit sehen, dann kann, streng genommen, nur der Mensch rnit dem Namen >der Unheimliche< benannt werden. Aus den voraufgegangenen Erdrterungen iiber das lVesen der Strijme u'issen wir, daB Htilderlin ihr Wesen dichtet aus der dicirterischen Sorge um das Heimischwerden des geschich.tlich-abendliindischen Menschentums der Deutschen. Das Menschwerden ist Herkunft aus dem Unheimischen; das Heimische bleibt stets auf das Unheimis&e bezogen, dergestalt, da8 diesesin jenem anwest. Und wenn nun in der dichterischen Zwiesprache Hiilderlins mit dem Chorlied des Sophokles diese eigentliche dichterische Sorge des Heimischwerdens zur S;irache kommt, wird wohl ein innerer Bezug bestehen miissen zw'ischen dem Heimischwerden, d. h. Unheimisdrsein des lV1ensdeen, den Hijlderlin dichtet, :und,dem Mensihen, der von Sophokles al5 td Eer,v6totovgedichtet wird, rvas wir iibersetzen: das Unheimlichste. Wir deuten damit auf einen Zusarnrnenhang hin, der verrrutlich iiber den blo8 dufJeren Anklang der Wiirter >unheimisch< und >unheimlich< hinausreicht. In diesem Zusammenhang liegt nun auch der Grund, weshalb wir auf der zundihst gewaltsam anmutenden Ubersetzung des DeLv6vbestehen. Nun kann, redrt besehen, iiberhaupt der
Das Unheimliche als Grund des Menschen
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den das Wiirterbuch verzeichnet, oewiihnliche Wortgebrauch, geben, da im Chorlied das irns kein" unmittelbare Auskunft offenbar ein dichterisches lVort ist. Als solches fuort Derv6v fordert es sogar die Ubersetzung selbst dazu herfichterisches iiber das Gebriiuctrliche hinauszugehen aus, da-B sie dichtend ist freilich Bedeutungsridltung, in welche versuche. Wohin, (fbersetzung Dicheiner llicht sogleich entscheidbar. Soll die tung selbst dichterisch sein, dann ist ein solcher Versuch, der von einer Dichtung des Sophokles gemacht werden muB, in seiner Vermessenheit einigerma8en leicht zu erkennen. Sogar Hiilderlin hat in seiner Ubersetzung des Wortes 0er'v6vgeschrvankt. Es ist lehrreich filr uns, darauf zu achten. Die volldes Sophokles stiindige Ubersetzung der Antigone-Tragiidie hat Hiilderlin im Jahre 1804 ersdreinen lassen' Hier iibersetzt Hiilderlin den Beginn des Chorliedes so (V, 202): Ungeheuer ist viel. Doch nichts Ungeheuerer, als der Mensch. td 6ew6v ist das Ungeheuere. AuBer dieser Ubersetzung hat sich nodr das Bmchstiick einer friiheren Ubersetzung Hiilderlins erhalten, die Hellingrath in das Jahr 1801, also in das entdatiert. (V, 1) Dies scheidende Jahr der Hymnendidrtung Bruchstiick umfaBt nur die erste Strophe des Chorliedes. Die Ubersetzung lautet hier : Vieles gewaltige giebts. Doch nichts Ist gewaltiger, als der Mensch' rd 0er,v6vist hier das Gewaltige. Wenn uns iiberhaupt eine vergleiihende Beurteilung beider {fbersetzungen Hijlderlins erlaubt ist, darf gesagt werden, da0 die erstgenannte, also die zeitlich spdtere, wohl die reifere ist, didrterischer als die friihere. Zwar bringt diese durih die Ubertragung des 6er'v6v mit >gewaltig< einen Wesenszug des 0elv6vzum Vorschein, der auf das deutet, was die Griechen sonst die 6gp{ nennen - das drdngende aus sich Aufbrechen und Hervorbrechen - das >Gewalt-
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Die Deutung des Menschenin Sophohles'Antigone
-tdtige< im weitesten Sinne, der nicht auf das nur >Brutalen eingeschrdnkt bleibt. Dagegen denkt die spdtere Ubersetzuns des 6erv6vdurch >ungeheuer<<eher auf das Ungewiihnliihe ii Auftreten und Handeln des Menschen. Im heutigen Woreebrauch weist das Ungeheure allerdings sogleich in die Vorstel. Iung des Riesigen; dies aber denken wir leichthin meibt nur quantitativ, nicht aus bloBer Oberfliichlidrkeit des Denkens, sondern unter dem Zwang der unmittelbaren Erscheinungen. Der Sprachgebraudr ist dafiir ein sicheres Zeichen. DaB iiberall von dem >AusmaB< die Rede sein mu-B, bekundet die Anwesenheit des Riesigen. Aber das Ungeheure im Sinne des Riesigen der >AusmaBe<qualifiziert<. Dieser Vorrang der Quantit?it ist selbst eine Qualit?it, d. h. eine Wesensart, und zwar die der MaBlosigkeit. Diese ist das Prinzip dessen,was wir Amerikanismus nennen; der Bolschewismus ist nur eine Abart des Amerikanismus. Dieser ist die eigentlich gefiihrlidre Gestalt der Ma8losigkeit, weil er in der Form der demokratischen Biirgerlic,hkeit und gemixt mit Christentum auftritt, und alles diesesin einer Atmosphlire der entsc-hiedenen Geschichtslosigkeit. Dem Riesenhaften kann jedoch unmittelbar wiederum nur durch das Riesenhafte begegnet werden, ohne dabei doch dem Riesenhaften selbst zu erliegen. Deshalb miissen wir im Ungeheuren als dem Riesenhaften das verborgene Wesen des Ungeheuren erkennen lernen, um aus dem Wesenhaften die Auseinandersetzur.g zu bestehen, die ihrem ersten Ansdeein naih auf allen Seiten gleichfiirmig ist, in Wahrheit aber aus wesensverschiedenen geschidatlideen Grundstellungen kornmt, deren Verschiedenheit so wesentlich ist, daB Geschichtslosigkert und Geschidrtlichkeit in die Entsiheidung getreten sind. Das.>Ungeheure<
Das Unheimliche
als Grund des Meruchen
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Ob und inwieweit Htilderlin an diese Bedeutung gedacht nicht entscheiden. Vermutlich hat Hijlderlin das hat, lZiBt sich im Sinne des Ungewiihnlichen, Gewaltigen gedacht Uog"h"ur" Sinne des Un-heimischen. Darauf deutet die Tatim nicht und Hiilderlin auch in der spd.teren Ubersetzung das daB sa&e, (2. B. V. 96, V. 245) nach der Arr Stellen anderen an 6e1v6v Ubertragung >gewaltig< iibersetzt. mit der friiheren 6erv6v das mit >unheimlich< iibersetzen, denken Indem wir wir in die Richtung des Nicht-geheuren. Denn das Unheimliche, wie es in der Ubersetzung gedacht sein will, soll nicht in erster Linie einen Charakter des Eindrucks festhalten, der seiner ungewiihnlichen >>Intensitdt< wegen die Benennung des >Gewaltigen< und >IJngeheuren<unheirrrlich< sein in der Bedeutung des befremdlich und betingstigend und >furchtbar<< Wirkenden. Das Wort des Sophokles, da8 der Mensch das unheirnlichste Wesen sei, besagt dann, daB der Mensch in einem einzigen Sinne nicht heimisch und da8 das Heimischwerden seine Sorge ist. Doch nun gilt es zu zeigen, inwiefern das Chorlied selbst diese Auslegung rechtfertigt. Um dies zu erkennen, ist niitig, sogleich das Gewicht eines Wortes zu bedenken. das die beiden ersten Verse des Chorliedes abschlie8t, indem es gleichsam ihren Gehalt in sich auffiingt. Es ist das Wort n6l.er,dessen Kldrung auch im Hinblick auf die Erlduterung des b. Stiickes wichtig bleibt. Das Wort n6l.ervist alt und bedeutet: sich regen, hervorkommen, seinen Ort und seine Stdtte finden und innehalten. n6l,etvist das bei Homer und Hesiod geldufige Wort fiir elvar, was wir mit >sein< iibersetzen. Allerdings bleibt fiir uns das Wort nseinu ein zwar weitgreifender, aber docJr zugleich leerer und unbestimmbarer Begriff. In der Tat iibersetzt auch Hiilderiin das n6ler ganz blaB und unbestimmt einmal mi1 ;is1.,, das andere Mal mit >es gibt<. Wir sagen statt dessen:
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Die Deutung desMenschetzin Sophokles'Antigone
Das Unheimliche ak Grund desMerxdten
Vielfiiltig das Unheimliche, nichts doch iiber den Menschen hinaus Unheimliiheres ragend sich regt.
nidrt erst zufolge des Menschentums, sondern r&keit entsteht -,'i"r", ko--t aus der Unheimlichkeit und bleibt in ihr - es heraus und regt sich in ihr. Das Unheimliche selbst Jaet aur ihr des Menschen das Hervor-ragende und in allen Liim W"r"n und in jeder Regsamkeit siih regende: das Anwefiegungen sendeund zugleich Abwesende' Noch sind wir gewohnt, das Unheimliche mehr im Sinne eines Eindru&scharakters zu nehmen, statt es als die Grundart des Wesens des Menschen zu denken. Allein, wenn wir auch entschiedener versudren, das Unheimliche als das Unheimisihe zu fassen, erliegen wir noch leicht der Gefahr, diesen Weseuszug des Menschen, dem Wortlaut gemiB, nur negativ zu denken: das blo8e Nicht-sein - niimlich im Heimischen, das bloBe Fortgehen und Ausbrechen aus diesem. Fiir diese Fassung des Unheimisdren scheint ja auch all das zu sprechen, was in der ersten Strophe und ihrer Gegenstrophe foigt.
;r6l,er,v: von sich aus auf- und hervorkommen und so anwesen. 6 r6trtrgist der Nadrbar, der in der unmittelbaren Niihe sein Anwesen hat, was jedoch sagt, daB er nicht starr, bewegungslos vorhanden, sondern im Anwesen td.tig regsam ist, hin u14 her geht. r6layog: das von sic]: aus sich Regende und demnach nicht weg FlieBende, sondern in seinem Wogen Bleibende und in sich Ruhende. r6?'ayogist so das Wort fiir >das Meer<. I{ijlderlins erhabenste Elegie trdgt den Titel >Der Ardripelagus< (IV, 88-101), gemeint ist das iigiiische Meer. Hijlderlin nennt dieses vorziiglichste Meer der Griechen das >Erzmeeru, V. 2b das >ausdauernde<<,d. h. das im Wechseln und Werden Ruhende. DieElegie schlieBt (V. 288 ff.) mit folgendem Anruf : Aber du, unsterblich, wenn auih der Griechengesang sihon Dich nicht feiert, wie sonst, aus deinen Woogen, o Meergott! Tijne mir in die Seeleno& oft, dassiiber den Wassern Furchtlosrege der Geist, dem Schwimmer gleich, in der Starken Frischem Gliike sich iib', und die Giitterspraihe, das Wechseln Und das Werden versteh', und wenn die reissende Zeilmrr Zu gewaltig das Haupt ergreifft und die Noth und das Irrsaal Unter Sterblichen mir mein sterblidr Leben erschiittert, Lass der Stille mide dann in deiner Tiefe gedenken. Das a6ler,vmeint hier das verborgene Anwesen der Stille und Ruhe im unverborgenen stdndigen Abwesen und Anwesen und d. h. im Ersdeeinen des Wechsels. In diesem sprechen die Gtjtter und sagen das Bleibende, indem sie es versdeweigen. Solches ist nur im >Andenken<
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Der fiihrt aus auf die schdumende Flut Aber das ist doch kein bloBes heimatloses lJmherirren, das eiuen Ort nur aufsucht, um ihn alsbald zu verlassen und im bloBen Umherfahren die Lust und das Geniigen zu haben. Der Mensch ist hier nicht der Abenteurer, der aus seiner Bodenlosigkeit heimatlos bleibt. Vielmehr sind Meer und Land und die Wildnis die Bereiche, die der Mensch mit ail seiner Geschicklichkeit ums&afft, nutzt und zu dem Seinigen macht, damit er durch sie sein Hiesiges finde. Das Heirnischs wird gesucht und im gewalttdtigen Durchgang durch das dem Meer und der Erde Ungewohnte erstrebt und dabei gerade nicht erreicht. Wdre der Unheimische nur der blo8e Abenteurer, dann kiinnte er nicht ei'''''al ein 6ew6g,lnlsirnlichl sein im Sinne des Fiir&terlichen und Gewaltigen; denn der Abenteurer ist hiichstens sonderbar und interessant. aber er erreidrt nicht den hiiheren Bezirk des Der,v6v,zu dessen Wesen das Gegenwendige gehtirt, was im Mittelstiick der zweiten Strophe (V. 560) ausgesprochen ist.
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Die Deutung desI\4ensclrcnin Sophokles'Antigone Uberail hinausfahrend unterwegs und doch erfahrungslos ohne Ausweg kommt er zum Nichts.
Wiederholung rd 6er,v6viibersetzen wir mit >das Unheimliche<<' Dies deutsche Wort soll das im griechischen Wort Gemeinte: das Furchtbare, Gewaltige, Ungewiihnllshg, samt ihrer jeweiligen Gegenwendigkeit einheitlich und d. h. aus dem Grunde ihrer Einheit 6euvd- vielfassen. Sophokles l?iBt den Chor sagen: aol?'& rri fiiltig das Unheimliche. Und dies ist in der Tat aus sich selbst, g"*ZiB der inneren Vieldeutigkeit seines Wesens, vielfiiltig. vielfdltigen Wesen zufolge ist das Unheimiiche dann ii"."* auch in seinem jeweiligen Erscheinen mannigfaltig. Diese Mannigfaltigkeit im Ersdreinen des Wesens bedingt dann erst Vielheiides Erscheinenden' Das vielfache Wesen der Un"ine ro?rtrora 6eLvd heirrlichkeit steigert ihr Wesen im Ganzen' eine groBe nach Anzahf gdbe der meint also keineswegs nur' es gahgiYnliche >gibt es< iiberMenge von Unheimlichen. Das ihm hurrpl niclet im Sinne des bloBen Vorhandenseins' Von der wiri gesagt: r6),er,,und zwar in der Betonung am SchluB in der Weise des Hervorbeiden Vets". Das Unheimliche >>ist<< allem sich regen doch in bei es daB kommens (ragen), so zwar' ruht' - Hijlderlins erhaseines Wesens der Unzugdttgli"ht"it vom benste Elegie >Der Archipelagus< lii8t uns Einiges ahnen \ilesen des n6ietv. BeDas Unheimliche pflegen wir sonst zu verstehen als das iingstigende, als solches, wovor wir erschre&en und zuriickwei5o denkend nehmen wir das Unheimlidre nach dem Ein' "h*. der dru&, den es macht. Soweit wir jedoch das Unheirnlidee in das' als Bed.eutung des Ungeheuren gegenstiindlich meinen, was es un ih* selbst und nicht nur hinsichtlich des Eindrucks auf uns ist, denken wir das Unheimliche als das Riesenhafte
W eitere W esensbestirnmungen des M enschen
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f)as Wort soll aber in dieser Ubersetzung ur1ad umgekehrt. begriffen werden. Das Unheimliihe meint das, spriinglicher was nicht >daheim<, nicht im Heimischen heimisch ist. Entsprechend denken wir dann das Ungeheure nicht nur nicht ,jr dut Riesige, audr niiht bloB als das, was nicht das Geheure jenes, was ohne das Geheure, im Nicht-geheuren ist, sondem als Der Aufenthalt im Nicht-geheuren, das Nichtaufh?ilt. 516[ ergibt sich weder erst als blo8e Folge des UmherHeimischsein ilrens, noch besteht es lediglich im Abenteuerli&en. Das Unleimisch-sein ist kein bloBes Entweichen aus dem Heimischen, sondern eher umgekehrt das zuweilen sich selbst nicht kennende Suchen und Aufsuchen des Heimischen. Dieses Suchen scheutkeine Gefahr und kein Wagnis. Uberallhin fdhrt es und iiberallhinaus ist es unterwegs.
14. Weitere Wesensbestimmungen des Menschen a) Uberallhinausf ahrend - erf ahrungslos. (Erld.uterung des Mittelstiicks der zweiten Strophe.) Der Abenteurer ist lediglich nicht-heimisch; dagegen ist der 0ew6tcrog das unheimlidrste Wesen in einer Art des Heimischseins,in jener ndmlich, die innerhalb des eigenen Wesens nicht den Eingang zu diesem findet, von ihm ausgesperrt bleibt und ohne den Ausweg zum Eingang in die eigene Wesensmitte. Der eigentlich Unheimische bezieht sich gerade auf das Heimische und nur auf dieses zurick, aber in der Weise des Nichterlangens. Der Abenteurer dagegen findet gerade im stdndig und blo8 Nicht-heimischen, im Fremden an sich, das Heimische; genauer gesprodren: Fiir das abenteuerliche Herz geht diese Unterscheidung des Heimischen und Unheimischen iiberhaupt verloren. Die Wildnis wird zum Absoluten selbst und gilt als die >Fiille des Sej:rs<. Wenn man romantisch dem Abenteurer ei:re besondere Hdrte zusprechen miichte, vergiBt
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Die Deutung desMenschenin Sopholtles'Antigone
man, daB da, wo die Gefahr als das Absolute gesetzt wird, di. Gefahr jede Gefiihrlichkeit verloren hat. Der Unheimisihe entbehrt das Heimische, das Entbehren ist die Art, wie der Unheimische das Heimische besitzt' genauer gesagt, die Weise, wie dieses, das Heimische, ienen, den Unheimischen, besitzt. In diesen Bez.iigen offenbart sich das Wesen d.er Unheirnlichkeit selbst: niimlidr die Anwesung in der Art einer Abwesung, so zwar' dafi das An- und Abwesende selbst hier zugleich der offene Bereich aller Anwesung und Abwesung ist. Zunichst fassen wir freilich am leichtesten die Gegenwendigkeit im Unheimliihen, ohne sogleich deutlich zu begreifen, wozwischen und auf welchem Grunde die Gegenwendigkeit besteht. Das Gegenwendige im Derv6vwird nun auch clichterisch rein ausgesprochen. lherantritt< - sondern das Menschsein in sich selbst geht auf seinen Tod zu. Das Wissen von diesem Wesenszug sei-i". ,"lbst hat iedodr der Mensch meist nur in der Weise, daB
W eitere W esensb estimmungen desM enschen
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er ihm ausweicht und so zugesteht, vom Eingang in das eigene Wesen ausgeschlossenzu sein. Auf allen Gassen des Seienden Uberall kommt der Mensch hin, ist der Mensch >>zuhause<<. )zu etwas komme<>Reichtum< grie&isihe nevta, der Armut. Allein, indem der Mensch ixc. Gegensatz at kommt, kommt er doch zum iiberallhinkommend je zu >>etwas<< Niihts, weil er ja ar'' jeweiligen Seienden haften bieibt und in diesem das Sein und Wesen nicht fa8t. Das >Nichts<<,zu dem er kommt, ist das, was, gegenwendig zum Sein, den Menschen unmitteibar vom Sein schlechthin ausschlieBt. Deshalb steht hier orlE6vund nicht pq06v.Alles Seiende in allen Weisen betreibend ist er zugleicb. (wie) aus dem Sein vertrieben, mag auch das Seiende als Wirkliches in seiner Wirksamkeit noch so einwirkend und >>wirkungsvoll<<,ja sogar furchtbar und gewaltig und ungewiihnlich sein. Denn wohl kijnnen auch die Mdchte und Kriifte der Natur furdrtbar werden in ihrer Eiuwirkung, wohl kann anderes in seiner Erhabenheit die Scheu fordern, wohl kann Ungewiihnlidres zum Staunen zwingen, doch ali dieses ist ein 0erv6v nur in der Art seiner Wirkung auf den Mensdren, nidrt aber unheimlich nach der Art des Menschseins selbst. Denn zu dieser Art der Unheimlidrkeit, nemlich der Unheimisdekeit, gehijrt es, daB solchesWesen vorn Seienden selbst und von ihm als Seienden weiB und es anspricht und ausspricht. Dergleichen aber vermag kein Naturding und kein sonstiges Lebewesen. Nur der Mensch steht inmitten des Seienden so, daB er zum Seienden als einem solchen sich verhiilt. Nur diesem Wesen ist es deshalb vorbehalten, im Bezug zum Seienden das Sein zu vergessen. Zulolge dieser Vergessenheit ist der Mensch in gewisser Weise au8erhalb dessen, worin alles Seiende ein Seiendes ist, auBerhalb des Seins. Deshalb versagt ihm das Seiende selbst dies, was der Mensch von ihm erhofft, daB er bei ihm und nrit ihm zu etwas komme. Der Mensch steht zugleich so inmitten des Seienden, daB er im Be-
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W eite re W esensbestimmun gsn des M enschen
zug auf es &rogog ist. Aber &noqogist er nur als rcvto:r6gog und umgekehrt. Im Seienden, zu dem er kommt und worin er sich heimisch meint, kommt er zum Nichts. Er ist als der vermeintlich Heimische der Unheimische. Diese Art der Unheimlichkeit, ndmlich die Unheimischkeit, ist nur dem Menschen miiglich, weil er zum Seienden als einem solchen sidr verhdlt und dabei das Sein versteht. Und weil er das Sein versteht, kann er allein auch das Sein vergessen. Die Unheimlichkeit im Sinne der Unheimischkeit iibertrifft daher alle sonstigen Arten des Unheimlichen unendlich, d. h. im Wesen. Streng genomrnen ist die Unheimischkeit iiberhaupt keine Art des Unheimlichen neben anderen, sondern sie ist wesentlich >iiber< ihnen, was der Dichter dadurch ausdrickt, da8 er den Menschen das Unheimlichste nennt. Denken wir uns die gewaltigsten >Katastrophen<Katastrophalen<
alle Schwergewichte herausnehmen, .rvollten wir Ded enth?ilt, die Unheimlichkeit des unheimischen Menschen deuten als die Seinsart eines Wesens, das aus dem >>Paradies>Negative< des Unheimliclen, gesetzt, daB es ein solches ist, zum voraus schon abgeschwdcht und beseitigt, und gerade dieses widerspricht der anf iinglichen und urspriin glichen Wesenserfahrung des Menschenwesens im Griechentum. Die Geschichte des Griechentums erreicht eben dort die Hiihe seines Wesens, wo es die Gegenwendigkeit des Seins selbst bewahrt und zur Erscheinung bringt; denn da allein ist die Notwendigkeit, in dem Grund des Gegenwendigen zu verbleiben, statt sich auf die eine oder andere Seite zu fliichten. In dem geschichtliihen Augenblick, da die eine Seite im Gegenwendigen des Seins zum Minderen und Unteren herabgewertet wird, ftillt das Griechentum aus der Bahn seines Wesens heraus und der Niedergang ist entschieden. Das Zeidren dieses Wandels ist die Philosophie Platons. Der entscheidende Grund dafiir, daB wir Heutigen und Spdteren das Wesen des 6elv6v, wie es durch Sophokles zum ersten Mal vollstdndig, zugleich aber auch schon zum letzten Mal ausgesprodren wurde, kaum treffen, reicht daher in Bezirke zuriick, die im Verborgenen unsere eigene Geschichte tragen. Die im griechis&en Denken selbst mit Platon beginnende Metaphysik blieb dem Wesgn des >Negativen<< nicht gewadrsen. Diesesrvird, obzwar es dort einer Gleichsetzung mit dem leeren Nichts entgeht, doch stets als das Nichtige im Sinne des Minderen begriffen, als das, was nicht sein sollte, als das pf1. Nun s&eint es, dieser herabsetzenden negierenden Fassung des Negativen sei leicht dadurch abzuhelfen, da8 man das Negative zugleich positiv denkt, ja sogar als die eigentliche Positivitat des Positiven. Das geschieht in der Metaphysik des Deutsihen Idealismus bei Hegel und Schelling. Ein Abglanz dieser Stellun g zur Negativitiit erscheint noch einmal bei Nietzsche. In Wahrheit wird hier wie iiberall in der Metaphysik die platonisch-christliche Herabsetzung des Negativen fest-
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Die Deutung desMenschenin Sophokles,Antigone
gehalten, aber zugleich wieder unschiidlidr und riicksdnoi^ gemacht durch die vorausgreifende Unterbringung i*-Ab:;: luten. Diese Uberwindung der Negativitat stellt aber orr. i* andere Form dar, die Sa&e der Negativitiit beim nAlteno"i I Iassen ,nd nicht an den wesensursprung zu riihren. sobalJ wir dieses aber versuchen, zeigt sich, daB schon die B".r"rnr.,ng des Gemeinten mit dem Namen des >Negativen<>Negation<(, vom negare, d. h. der Ver_ neiuung her denkt. Verneinung aber ist eine Art der mensqh_ iichen Stellungnah-e. Das Gleiche gilt von der position des Positiven. Wohl ist alles Nicht-hafte fa8bar in der Verneinung, aber die Verneinu-ng erschiipft niiht umgehehrt das W"r"n dJ, Nichthaften, sie enthdlt vor allem keinen Hinweis in den Be_ reich, aus dem das Wesen des Nichthaften sich offenbart, wenn es sich iiberhaupt offenbart. Die ungebrochene Herrschaft des metaphysischen Denkens und seine reiche, vielfach abgewandelte uberlieferung macht es uns fast unmReif sind, in Feuer getaucht . . .< (IV, 71): . . . Aber biis sind D i eP fade... Diese Randbemerkung iiber das metaphysische Wesen der Negativitet soll nur andeuten, da8 auch diese vorldufige Erliiuterung des Wesens der Unheimlichkeit irn Zwielicht sich bewegen mu8. Wenn diese Andeutung uns jedoch davon abhiilt,
W eitere W esensb estimmungen d.esM enschen das i' chorlied-Gesagte allzu iibereilt in unserer geliiufigen Detkart unterzubringen, dann bleiben wir wenigstens in der HaltuDg, &e das Wort dieses Chorgesanges selbst wie etwas fnLheimliches zu erfahren bereit ist und verzichten darauf, seisea Gehalt in AJltagsmeinungen und Gemeirpldtze aufzuliisen. Wir werden dann diejenigen Worte des Chorliedes, in de_ nen si& die voraufgehenden verse wie in einer neuen schale sammeln, besinnlicher aufnehmen, d. h. wacher fiir den We_ sensbereich,aus dem her und in den zuriick sie spre&en. b) Hochiiberragend die Stiitte _ verlustig cler Stette. Die:16l.19als Stdtte. (Erliiuterung des Mittelstiicks der zweiten Gegenstrophe.) rirplno],rg&rohg drrp rd pl xa]dv [,6veotr,16l,paE1tipr.v. Hochiiberragend die Stdtte, verlustig der Stlitte ist er, dem immer das Unseiende seiend der Wagnis zugunsten. Diese Verse (570/I) sind entspreihend gebaut wie d.asMittel_ stiidr der zweiten strophe. wieder folgen hart aufeinander die gegenwendigen Worte rlgiroltE-drol.rE. In dieser Wortfiigung ist das ro,vron6qog-d*oQoSwieder aufgenommen. Wir haben zu fragen: in welcher Weise? Die Antwort muB ergeben, inwiefern jetzt das inwendig gegenwendige Wesen du, Urrh"i-_ lichkeit entschiedener hervorkommt. In der ersten gegenwen_ digen Wortfiigung lautet das Leitwort n6goE,in d", ,weit"n lt6l,l9. Der r6goE ist der Gang und Durchgang zu etwas, wel_ cher Gang zu etwas und zu niclets fiihrt. benannt .wird dabei nidrt, wohin der Gang geht und wohin der Gehende kommt; nicht gesagt ist, was auf dem Gang angetroffen, und was der Gehende >>bekommt<.navror6gogsagt freilich, der Mensch komme iberall durch und >rbekomme,uberallhin< lii8t jedoch die Bezirke menschlichen
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Tuns unbestimmt; sie bediirfen hier auch keiner besonderen Nennung mehr, da ja vor und uach diesem Wort das Chorlied Vielerlei nennt. Jetzt dagegen wird die r6hg genannt, also gleichsam ein besonderer Bezirk des n6goEund ein Feld seines betonten Vollzugs. Die n6),rg.Man kann heute, wenn man es iberhaupt tut, kaum eine Abhandlung oder ein Buc.h iiber das Griechentupl lesen, ohne nicht iiberall auf die Versicherung zu stoBen, dafi hier, bei den Griedren ndmlich, ,Alles< >politisch< bestimmt sei. Die Griechen ersdreinen in den meisten >>Forschungsergebnissen<Ergebnissen<<dem Nationalsozialismus und seiner geschichtlichen Einzigartigkeit durchaus keinen Dienst erweist, den dieser auBerdem gar nicht bentitigt. Diese Eiferer entdecken jetzt pltitzlich iiberall das >Politische<<,und die Gelehrten des vorigen Jahrhunderts, die als sorgfdltige Werkleute erst Texte und Ausgaben schufen, nehmen sich vor diesen >)neuestenEntdekkungen.< aus wie blinde Dummkiipfe. Wir glauben dariiber unterrichtet zu sein, was r6lug bedeutet. Denn was die t6l,rg ist, bestimmt sich ja >>natiirlich< aus dem Hinblick auf das >Politische<. Vermutlich werden das >Politische< und die n6l.r,Ein einem Zusammenhang stehen. Die Frage bleibt jedoch, wie dieser Zusammenhang im voraus gedacht werden muB. Offenbar ist das >Politisc"he<.das, was zur n6l.r,ggehiirt und deshalb sich nur aus der *6hg bestimmt. Aber nicht eben umgekehrt. Ist dem aber so, ist das >Politisctre< das, was zur r6hE gehiirt und aus ihr wesensmd8ig folgt, entsprechend wie >>dasLogische<das Ethische<>Politischen.
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Vermeiden wir aber diese fast unausrottrung ilur verwirren. die sich bei allen Erkl?irungen >'des LogiVerwirmng, Lare >des Asthetischen<, >des Technischen,., >des Metaphyschen.<,, >des Politischen<des Biologischen<<, jetzigen >Fall" eine wichtige Einsicht, flann ergibt sich fiir den n6LtE kiQt die wir in folgendem Satz kurz ausdriicken:, Die a6l'rE ,politischo und gerade sie ist bestimmen. Die nicht sich steht es in Tat, gesetzt' So der >politischer< Begriff. kein dann da$ wir im Ernst der Besinnung und in der Sauberkeit der Gedankenf olge bleiben wollen. Aber was ist nun die r6trrg der Griechen? Auf solche Fragen kann nie eine >Definition< antworten; oder aber die >Definidon< gervdhrt, selbst wenn sie in das Richtige weist, keinen hinreichenden Bezug zum Wesenhaften. Denn dieses ktinnte ja darin bestehen, daB es selbst von sich aus im Fragwiirdigen bleiben will. Wer sagt uns denn, da8 die Griechen, weil sie in der a6ltg >lebten<, auch iiber das Wesen der lt6l'19im Reinen waren? Vielleicht ist der Name n61,tggerade das Wort fiir den Bereich, der stdndig neu fraglich wurde und fragwiirdig blieb und Entscheidungen niitig und zur Not machte, deren Wahrheit die Griechen jedesmal in das Grundlose oder in das Unzugiingliche versetzte. Fragen zoir also: Was ist die n6i'r,gder Griechen, dann diirfen wir nicht voraussetzen, die Griechen miiBten dies doch gewuBt haben, so daB es nur der Anfrage bei ihnen bediirfe. Aber sind uns denn nicht vom griechischen Denken weitrdumige Betrachtungen iiber die r6lq iiberliefert: das umfangreiche Gesprdch Platons iiber die rol'treia, d. h. iiber alles, was die r6l.tg angeht; die weitgespannte Vorlesung des Aristoteles: 8m,odlpqnotrrttxfl,>die Politik Gewi8 - aber die Frage bleibt, von wo aus diese Denker das Wesen der r6Lug denken; die Frage bleibt, ob die Grundlagen und Grundhinsichten dieses griechischen Denkens am Ende der groBen griechischen Zeit noch zureichten, um iiberhaupt noch, und zwar im griechischen Sinne, nach der r6ltE zu fragen. Vielleicht liegt gerade in diesen spdten Betrachtungen iiber dis r6l'tE die
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eigentliche Verkennung ihres Wesens, daIJ sie ndmlich .l^^ Frag-wiirdige selbst ist und in dieser Wiirde gewahrt ;.: wahrt sein will. Ist dem so, dann sieht es so aus, als ""d miifi* wir griechischer denken ais die Griechen selbst. Br sieht ni.hl nur so aus, es ist so. Denn wir selbst miissen in bezug u.rf un, selbst kiinftighin deutscher denken als alle bisherigen Deulschen; denn keine Uberlieferung verschenkt unmittelbar clas Wesentliche, es erscheint aber auch nicht ohne die Winli,: der Uberlieferung. Vielleicht ist die n6l.rg der Ort und der Bereich, um den sich alles Frag-wiirdige und {Jnhsirnlidre in einem ausgezeichneten Sinne dreht. Die 116l,19 ist 16lo9, d. h. der Pol, der Wirbel, in dem und um den sich alles dreht. In beiden Worten ist das Wesentliche genannt, was im zweiten Vers des Chorliedes das Zeitwort rr6l,ervsagt: das Bestdndige und der Wechsel. Das wesenhaft >>Polare<der n6l,lg geht das Seiende im Ganzen an. Das Polare betrifft das Seiende in dem, wonlm es, das Seicnde als das offenbare, sich dreht. Auf diesen Pol ist dann der Mensch in einem ausgezeidmeten Sinne bezogen, sofern cler Mensch, das Sein verstehend,inmitten des Seienden steht und hier notwendig jeweils einen >status<<,einen Stand mit seinen Zustdnden und Umstdnden hat. >>status<< ist der >Staat<. ,Uso besagt r6hE doch so viel wie >>Staat<.Wir sind jedoch bereits rvieder auf einem Irrweg, wenn wir uns, n6l.lg ais Staat denhend, wissentlich oder gedankenlos an Vorstellungen von neuzeitlichen Staatsgebilden halten. Da auch fiir den groben Blick die griedeische :r6ltq z. B. vom >>Staat<des 18. Jahrhunderts sich unterscheidet, versic,hert man, die griechische n6lLg sei nicht so sehr >Staat<Stadt<. Aber die >Stadt< meine hier nicht den bloBen Unters&ied zum Dorf, sondern eben doch auch das >Staatliche< - die griechische .16l,19 sei der > Stadtstaat<. Allein diese Koppelung zweier unbestimmter und hinsichtlich ihres Bestimmungsgrundes richtungsloser Begriffe gibt niemals den bestimmten und auf seinen Grund gerichteten We-
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der n6ltg. Aus der Koppelung halber Gedanken sensbegriff nur eine Tduschung und die Verleitung zu der Anertspringt sei alles im Reinen, wenn erst die n6l'LEals Stadtei&t, nun sei. Auch hier findet man nicht zu dem Schritt, bestimmt staat unserer Frage nadr der :16l.r.gallein die AusUmkreis im der gibt, ndmlich die r6trrgnicht aus dem Bezug zum Freie si&t ins zur Stadt, sondern hijchstens umgekehrt diese aus Staat und f,smBezug z:ur n6Lt"Ezu denken. Aber was ist diese, wenn das Polhafte sie auszeichnet? Sie ist weder nur Staat, noch nur Stadt, sondern zuvor und eigentlich >die Statt..: die Sttitte des mensdrlich gesdrichtlichen Aufenthaltes des Menschen inmitten des Seienden. Das besagt jedoch gerade nicht, da8 das Politische den Vorrang habe und das Wesentliche in der politisch verstandenen n61,r,gliege und diese das Wesentliche sei. Sondern es sagt: Das Wesentliche im geschichtlichen Menschsein ruht in der polhaften Bezogenheit von allem auf die Stdtte des Aufenthaltes, und d. h. des Heimischseins inmitten des Seienden im Ganzen. Dieser Stiitte und Statt entspringt das, was gestattet ist und was nicht - das, was der Fug ist und was der Unfug, das, was das Sihickliche ist und was das Uns&ickliche. Denn das Schickliche bestimmt das Geschick und diesesdie Gesdiihte. Zur n6Lr1"gehiiren die Gijtter und die Tempel, die Feste und die Spiele, die Herrscher und der Rat der Alten, die Volksversammlung und die Streitmacht, die Schiffe und die Feldherrn, die Dichter und die Denker. Dodr all dieses diirfen wir nie denken im Sinne des Kulturstaates des 19. Jahrhunderts. All dieses sind nicht Ausstattungsstiicke einer staatlichen Ordnung, die darauf Wert legt, da8 >Kulturleistungen<< hervorgebracht werden, sondern aus dem Bezug zu den Gtjttern und aus der Art der Feste und aus der Miiglichkeit des Feierns, aus dem Verhdltnis von Herr und Knecht, aus dem Bezug zu Opfer und Kampf, aus dem Verhiiltnis zu Bhre und Ruhm, aus dem Verhiiltnis dieser Verhd.ltnisse und aus dem Gmnde ihrer Einheit waltet das, was n6l,tq heiBt. Gerade deshalb bleibt die n6hg das eigentlich Fragwiirdige, das, was nur kraft
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dieser Wiirde alles wesenhafte Tun und iede Haltung des M6ascfien durchwaltet. Das Vor-politische und alles Politische in urspriinglidren und im abgeleiteten Sinne erst ermiiglichende Wesen der a6l.tE liegt darin, die offene Stiitte zu sein ds1 Schickung, aus der sich alle Beziige des Mensdren zum Seielden, und d. h. immer zuerst die Beziige des Seienden als solchen zum Menschen, bestimmen' Das Wesen der n6l"tEkommt daher stets ans Licht nach der Art, wie das Seiende als solches iiberhaupt ins Unverhorgene tritt: nach der Weite der Grenzen, zwisihen denen dies geschieht, und nach der Weise, wie sidr in einem mit der Offenbarkeit des Seienden im Ganzen
der Tragiidie' die Dichtung g/ir vernehmen es als Chorgesang
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das Wesen des Menschen bestitnmt. Dieser Zusammenhang hat sich auch noch im Denken des Aristoteles erhalten. Aristoteles bezeichnet im Beginn seiner >Politik< den Menschen als lQov nol,rtlx6v. Oberfliichlich [bersetzt hei8t diesesoft angefiihrte Wort: >>DerMens& ist ein poBei dieser Feststellung ldBt man jedoch die litisches \Mesen<<. Kenntnis iiber die >Politik< des Aristoteles ihr Bewenden haben. Man fragt nicht, warum der Mensih ein >politisches Wesen<<sei und sein kijnne. Man beachtet nicht, daB Aristoteles die Antwort auf diese Frage gleichfalls im Beginn seiner >Politik< gibt. Der Mensch ist ein lQov nol,ltlx6v, weil er und nur er ein !6ov l.61ov61,ovist - ein Lebewesen, das das Wort hat, will sagen: das Seiende, das das Seiende als ein solches auf sein Sein anspredren kann' Wer oder was der Mensch sei, l?i8t sich im Sinne des Denkers, der den Menschen das >politische Wesen<politisch<<entscheiden, rveil ja das Wesen der r6l.Lg sich aus dem Bezug zum Wesen des Nlenschen bestirnmt (und das Wesen des Menschen sich aus der Wahrheit des Seins bestimmt). Der Aristotelische Satz, der Mensch sei EQov nolu,rn6v, besagt, der Mensch sei dasjenige Wesen, das der Zugehiirigkeit zur r6],r,sf:ihig sei; darin liegt aber gerade, daB er nicht ohne weiteres >politisch<
ist. lViederholung der An[..cpilt zu verstehen, inwiefern nach dem Chorgesang der Mensch das unheimlichste Seiende in aiTgio"-fr"Stidie Das Unheimliche setzen wir der griechischen ir[ s"i""a"n ist. 6er,v6v entsprechend gleich dem Furchtbaren' i"a",rt,,ttg des Dabei kann jede dieser Weisen 6ewaltige.r, Ungewtihnlichen' gegensiitzliche Form fiir sich annehmen' Das Unheimi, "irr" der drei genannten ii"lr" b"d",rtet fiir uns zundchst die Einheit Forentgegengesetzten jeweils miiglichen ihren W"ir"n samt fiegedacht, unmittelbar dann, wire men. Das Unheimlidiste hiicJrstmiiglideen seiner in ses volle Wesen des Unheimlichen gegradweisen Steigerung naih allen miigiichen Hinsidrten nicht i6mmen. Allein, das so gedachte Unheimlichste trdfe das, was das eigentliche und demnach einzige Wesen der Unheimlichkeit ausmacht - n2imlich das Unheimischsein. Vielerlei kann furchtbar, gewaltig, ungewiihnlidr sein, es braucht doch niiht die Wesensart des Unheimischen zu haben' Was ieiloch in seinem wesen unheimisde ist, das iibertrifft alles unheimliche unendlich - d. h. im Wesen. Das Un-heimische ist aber nicht bIoB das Nicht-heimische, sondern jenes Heimische, das sich selbst sucht, aber nidet findet, weil es sich sucht auf dem Wege der Entfernung und Bntfremd.ung von siih selbst. Wiihrend das sonst antreffbare Unheirnliche nur gegenwendig ist in dem Sinne, daIJ es auBer der jeweiligen Weise z. B. des Furdrtbaren je eine ihr gegensatziiche gibt, eignet dem Unheimischen eine GegenwendigItrr"ren seines Wesens selbst gehiirt' Diese inkeit, die "rrm wendige Gegenwendigkeit liegt in ieder Weise des Unheimischen als d,esseninnere \Nesensverfassung' Dagegen haben die sonstigen weisen des unheimlichen ihre gegensdtzliche Gestalt jeweils au8er sich und sind nicht in side selbst gegenwen-
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dig nach der Art des Unheimischen. Damit dieses in seine* \{esen miiglich sei, bedarf es einer Bedeutung und eines Gnrn] des, in dem zu ruhen und zu wesen die Auszeichnung des Menschen bleibt. DaB nun aber im Chorlied das inwendige Gegenwendige dg5 0erv6ratov,d. h. des Unheimlichsten, als welches der Mensch ist, ausgesprochen wird, zeigen die lVorte ncrvron6goE-dropog und die Rede 6qirofu,E-&rol.r,E. Als der Uberallhinausfahrende hommt der Mensch iiberallhin und kommt dabei doch iiberall zum Nichts, sofern niimlich das, was er im Hinausfahren bekommt, niemals zureicht, sein Wesen zu erfiillen und zu tragen. Das, was der Mensch unternimmt, wendet sich in sich selbst, nicht erst in irgendwelchen schlimmen Folgen, gegen das, was er dabei im Grunde sucht, ndmlich das Heimischwerden inmitten des Seienden. Das Gegenwendige darf jedoch, soll es griechisch gedacht sein, nie als sdrlechte Eigenschaft, nicht als Mangel oder gar als >Siinde< gedeutet werden. Im Griechentum gibt es iiberhaupt keine Siinde, die ihr Gegenteil allein im christli& verstandenen Glauben hat. Aber der Satz: Im Grieihentum gibt es keine Siinde, hei8t ganz und gar nicht: Hier ist alles und jedes erlaubt * sondern der Satz sagt: Das >Negative<Siinde<<,d. h. die in ganz besonderer Hinsicht verstandene Verfehlung und Aufiehnung gegen einen in besonderer Hinsiiht verstandenen Sihiipfer- und Erltisergott. Das sogenannte >>NegativeSiinde< gedeutet wird, deshalb nicht abgeschwiicht, im Gegenteil: Das Negative behiilt sein eigenes Wesen und steht nicht in der Rolle dessen, was beseitigt und iiberwunden werden kiinnte und sollte. WeiI es als Gegenwesen eigenen Wesens ist, mu8 es mit seinem Gegen'wesen aus dem Grunde ihrer Einheit getragen und gewiirdigt werden. Dieser Hinweis auf das ungemd8 so genannte >>Negative< soll andeuten, daB das Un- im Un-heimischen keinen blo0en Mangel, auch nicht nur ein Fehlen ausdriickt. Mit der sprach-
WeitereWesensbestimmLln.gen desMeruchen
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ist die Gegen."vendigkeit im Wendung navtot6qoE-iinoqog 11c,5en >allgemeinen<< und >>unbestimmt< Nlenschen im des Wesen genannt; so scheint es wenigstensl denn die zw'eite Nennung spricht in der Richtung eines besonderen BefrphotrL5-dro7'rE zirkes,in dem sich das menschliche Flandeln vollzieht. Das ist ds1 Bezirk des >Politischen<. Aber was ist dies? Wenn >>das poiitischeo das ist, was zur Polis gehiirt und von ihr demnach i:n Wesen abhdngt, dann liil3t sich das Wesen der Polis niemals aus dem Politischen bestimmen, so wenig rvie der Grund aus der Folge erkldrt und abgeleitet werden kann. Was ist dann die n6),Lguncl wie zeigt sich ihr Wesen, und zwar im Sinne und nach der I)errkungsart der Griechen? Sie ist und bleibt das eigentlich Frag-wiirdige im strengen Sinne des Wortes, also nicht einfach nur das Fragliche fiir irgendeine Frage, sondern jenes, auf das die eigentliche, die hijchste und weiteste Besinnung zugeht. DaB dem so ist, IdBt sidr sogar noch aus den spdten Betrachtungen ersehen, die uns in den Werken von Platon und Aristoteles iiberliefert sind. Platon sagt in seiner >Politeia<<(V. Buch, 475 c sqq.) unter anderem dieses: 'Edv pr\ . . . t oi grl"6ooqorpaor,lei'oWenn nicht entweder die Philosophen Herrscher werden in der n61.6 oder aber die jetzt sogenannten I-Ierrscher und Machthaber in echter und geeigneter Weise ,philosophieren( ist kein Ende des flnheils fiir die 116l.r,g. << Der neuzeitliche Nlensch wird diese Ansicht Platons in der Tat fiir recht >platouisch<, d. b. hier fiir grundlos und verstiegen halten. Den >Philosophenu fehlt doch bekanntlich die >Lebensndhe<, und unpraktisch sind sie auch. Wie sollen sie da die Staatsgeschdfteiibernehrnen? Allein, Platon meint nicht, die PhiJosophen sollen die Staatsgeschdfteiibernehmen, weil n6trrE
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eigentLich nicht >Staat< ist und >die GeschdftePlflosophie beschdftigen<<,als sei das eine Sache lyiu das I(dfersammeln. Die Philosophen stehen nach einem anderen Wort Platons im Glanz und Licht des Seins und deshalb ist es fiir das gewiihnliche Auge sehr schwer auszumachen, ol einer ein Philosoph ist oder nicht. Das angefiihrte und viel nei8handelte Wort Platons meint vielmehr dieses: Die ;r6).LE ist auf die Wahrheit und das Wesen des Seins gegriiredet, von wo aus alles Seiende bestimmt wird. Von der 16l,19gilt dieser Bezug aber in erster Linie, weil sie die Stdtte ist, in der alles Seiende und all.es Verhalten zum Seienden sich sammeit. Sie ist der >Pol< in allem Seienden und fiir alles Seiende in seinem Sein. Sein aber heiBt den Griechen r6i,elv. Dann sagt also Platon nichts anderes als dies: daB alles vom >Politischen< her bestimmt sein mi.isseund daB das >Politisdre< den unbedingten Vorrang habe. Er denkt aiso gar nicht so >>Iebensfern<, sondern ganz modern. Doch dies zu meinen wdre nur die Kehrseite zur vorgcnannten MiBdeutung Platons und wieder ein Irrtum. Die Doktrin von dem unbedingten Vorrang des Politischen auf der einen Seite und die Auffassung der n6)'tg als des fragrviirdigen Grundes und der Stdtte des Seienden auf der anderen Seite sind durch einen Abgrund voneinander geschieden. Man erweist daher weder dem heutigen po).itischenDenken noch auch den Griechen einen Dienst, wenn man im Ubereifer des >Wissenschaftsei:esatzes< alles durcheinanderwirbelt, was in seiner jeweiligen geschichtlichen Einmaligkeit fiir sich im eigenen Wesen steht. Man dient der Erkenntnis und Bewertturg der geschichtlichen Einzigkeit des Nationalsozialismus gar nicht, wenn man das Griechentum jetzt so auslegt, daiJ man meinen kdnnte, die Griechen wiren alle schon >Nationalsozialisten< gewesen. Fiir uns hier handelt es sich nicht um das >Politische<, sondern um das Wesen der r6l'Lg und genauer um den Wesensbereich, aus dem her sie sich bestimmt, lvill
Fortsetzungder Erliiuterung des Wesensder n61,6
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s'g€tr, 4rl5 dem her und dem gemiiB sie den Griechen das Frag-wilrdige bleiben mu3. DaB der Dichter Sophokles vom Verhiiltnis des Menschen zur r6l,Lg spricht, und zwar irn Zu,u-rasnhang des Sagens vom EeLv6v,das allein deutet sdeon auf die Entschiedenheit hin, aus der die n6l'rE als die Stdtte und Mitte des Seienden erfahren wird.
1f . Fortsetzung der Erliiuterung, des W esensder x6'l..tg Nach dem Wort dieser Dichtung verbirgt die r6lLg selbst in siih die Mriglichkeit des gegenwendigen Aufenthaltes in ihr: rigkol.Lg, hodetiberragend die Stiitte; dnol.r.E,verlustig der Statte. Hierbei ist die n6)'rg nidet ein gleichgiiltiger Raum, der die selbst wieder leeren Miiglichkeiten des >Hochragend< und des Niedersturzes zuldBt, sondern das Wesen der ;r6hg ist es, in die Ubersteigr.rg zu drdngen und in den Sturz zu reiBen, so, daB der Mensch in beide gegenwendigen Mdglichkeiten geschickt und gefiigt wird und dergestalt beide Miiglichkeiten selbst sein mu8. Der Mensch >hat<
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das unheimischsein serbst? Es steht i'r., wesensbunde mit der n6l'rg, d' h' der Stdtte des Aufenthaltes des gescrriihtli"h"; Menschen inmitten des Seienden. Der Dichter ."g, ai", klar genug. Wer die Wesensstdtte seiner Geschichl, d. h."".i ;;, Schickliche aller Geschicke verliert, indem er sie hochiiberra."r ist nur deshalb ein solcher, weil ihm das Unseiend" ,"i;";-;:; kann. Darin liegt: Der Bezug des Menschen zum S"i"od"n triigt in sich die Md.aslJnseiende< genannt wird, heiBt bei Sophokles rd pi1 xcl,6v. Wenn wir >wijrtlich.< iibersetzen, milssen rvir sagen ,das Un_Schijne<. Allein, das echte wtirtliche ubersetzen geht keineswegs darin auf, die >greichen< Wtirter der verschiedenen Spracheln zu setzen, sondern den Ubergang in das entsprechende Wort zu finden. td za}6v heiBt das Schiine. Aber was ist das Schiine? Was meint das griechische xal.6v? Wir sind auch hier durch die neuzeitliche Auslegung des Schiinen, d. h. durch die iisthetische Fassung des Schtjnen, die dieses auf das Bewu8tsein und den ,rGenufio bezieht, zu sehr mi8leitet, um zugleich den Bereich zu fassen, den das sogenannte >Schijne< im-Si.rrre des griechischen zcl"6v meint. Noch Platon setzt rd xol6v gleich *it d,yo06v,was "6 man das >Gute< hei8t, und beide nennt er in der Bedeutung des rilqS6g, was wir mit >das Wahre< iibersetzen. Aber wenn
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>Schijnen<>Wahren<,>>GutenRei&< sidr dann das neunzehnte und zwanzigste Jahrhundert als das >Reich< der >>Werte<.zurechtgelegt haben. Das alles ist vom Griechentum sehr weit entfernt, aber dodt auch nur entfernt, will sagen, wiederum auf es bezogen' sofern im Denken Platons unter anderem auch dieses vorbereitet wird. da8 in der Neuzeit sich das Wesen des Schiinen aus dem BewuBtsein vom Schiinen, d. h. aus der Empfindung desselben, d. h' aus der cio$r1o6,d. h. iisthetisch bestimmt. Die Asthetik ist die Art der metaphysischen, und zwar der neuzeitlidr metaphysischen Wesensumgrenzung des Schijnen und der Kunst. Diese neuzeitlich-metaphysische Erkld.rung des Scihijnen erreicht in Nietzsches Metaphysik ihre Vollendung, wo die Kunst im engeren Sinne als >Anstachlerin des Willens zur Madrt< und nur als dieses begriffen wird. Nietzsche gebraucht nicht zufdllig das Wort >stimulans<. Die Kunst gehiirt fiir Nietzsches Metaphysik des Willens zur Macht unter die >Stimulantien<< und muB daher notwendig gepflegt werden. Die Art, wie im Beginn der Metaphysik bei Platon z. B. iiber die Dichter rrnd ihre Rolle in der r6ltg gehandelt wird, entspricht in Wahrheit schon dem, was in der Voilendung der Metaphysik sich ausspricht. Sofern die abendldndische Metaphysik im Denken Platons beginnt, bereitet auch Platon die spiitere dsthetische Deutung des Schijnen und der Kunst vor. Sofern iedoch Platon zugleich in der Uberlieferung des >>anfdnglichen< griechischen Denkens steht und ein Ubergang ist, denkt er td xal6v auch nodr niiht-dsthetisch. Das bekundet sich in der Gleichsetzung des xci,6v mit dem 6v. Das Schijne ist das Seiende, und das >in Wahrheit<< Seiende ist das Schtine. Wir erkennen die wesensmdBige Zusammengehtirigkeit des Seienden und des Schijnen sogleich, wenn wir das Seiende und das Schiine griechisch denken. Das Seiende ist das von sich her Aufgehende und also An-
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wesende. Das Schijne aber ist nadr Platon td dxgcrv6otorov: was am reinsten in das Erseheinen heraustritt, niimlich im Bereich der Sinne, was jedoih als dieseszugleich ist Egcoprbtcrov(dgoE); das, was in den Bezug zum Fernen und Bestdndigen versetzt, das in allem Unstiindigen hindurchscheint. In derselben Richtung des Erscheinens und Anwesens wird von Platon aber auch td d1o06v gefaBt - das Gute -, d. h. jenes, was alles Erscheinende zu seinem Ers&einen tauglich macht und daher das allem zuvor und am reinsten Erseleinende ist. Das Gute ist die hiichste Idee, d. h. td guv6rcrov, und das in allem Erscheinende ist das Gute - will sagen, das, was alles in seinem Sein ermiiglicht. rd pi1 xol.6v bedeutet daher vor-platonisch das Un-seiende, jenes Seiende, das nicht schleihthin nichts - sondern als Seiendes gegenwend.ig dem Seienden >>zuwider<zusn.nmen<< als das Seiende nirnrnt, hat er das Seiende der Gefahr der Vernichtung anheimgegeben: es auf sein Spiel gesetzt. Dieses Verhalten zum Seienden ist die t6lpa, die Wagnis. Wo dieser alle Gunst zugewendet wird und um ihretwillen jedes Verhalten zum Seienden ist, wie es dann sein muB, da spannt siih der Bezug des Menschen zum Seienden ein in die weiteste Spanne zwischen der hijchsten Hiihe der Meisterung der St?itte seiner Geschichte und der tiefsten Tiefe des Verlustes dieser Statte. Die t6trpc, die Wagnis, in der das Unseiende als das Seiende erscheinen muB, ist die Bogenspannung, auf der das Mensdrenwesen hinausreicht in die gegenwendige Spa''.e des Unheimischen. GemiiB und zufolge diesem wagnishaften Bezwg, der ihn, den Menschen, und ihn allein dergestalt in die offene Stdtte inmitten des Seienden stellt. ist der Mensch als der wesenhaft Un-heimische das unheimlichste Seiende. unterwegs ist, Sofern der Mensch iiberallhinausfahrend
er die Stdtte seines geschichtlichen Wesens. Die n6hg iibersteigt ei:l vereinzeher Bezirk, das sogenat'nte >Politiist also niiht anderer Bezirke menschder Mannigfaltigkeit s&eu, innerhalb (n6gog), sondern die 1167'6 und Verfahrens Ausfahrens 1;&en jeder r6qog sich beist die Stiitte, innerhalb deren Reichweite rirpiroh,E - d,rol'rgunter&nogog navton6poE und das wegt. Das Besonderes, sondern und scheiden sich uicht wie Allgemeines wie das Durchfahren der Stdtte, d' h. ihrer Reichweite, und die Stiitte seibst. In solcher Hinsicht miissen wir den gedoppelten gegenwendigen Bezug >iiberallhinaus unterwegs - ausweglos.. und >Stdtte iibersteigend - Statte-Ios<(zu denken versudeen, um ztt begreifen, in welchem Sinne und warum der MensCh das unheimli&ste Seiende inrnitten des Seienden ist. ' Das Seiende selbst als das Aufgehende und Erscheinende ist als dieses zugleich das Sich-verbergende und nur Siheinende. So spielt das Seiende selbst seinen Schein aus und versteckt in diesem das Unseiende. Dergestalt liiBt das Seiende selbst den Menschen nicht r:nmittelbar heimisih sein, so daB der Mensch, als das einzige Wesen, das sich zum Seienden als einem solihen verhllt, aude zugleich und sogleich der Wagnis alle Gunst schenkt; denn in ihrem Bezirk lassen sich alle Kr?ifte und Vermtigen wecken und in Bewegung setzen und ins Spiel bringen' um dadurch doch einen Stand in der Stiitte inmitten des Seienden zu erlangen.l Indem der Mensch inmitten des Seienden ist in der Weise, daB er sich zum Seienden als solchen verhdlt, muB er seinem Wesen gemdB suchen, in einer Stiitte heimisch zu werden. Weil aber das Seiende selbst seinen eigenen Schein ausspielt, mu8 der Mensdr im Wagnis des Heimischwerdens alles auf dieses Spiel setzen und deshalb dern begegnen, dafi ihm das Heimische versagt wird. Stets auf dem Weg in die heimische Stiitte und zugleich auf das Spiel der Verwehrung des Heimischen gesetzt, ist der Mensdr im Innersten seines Wesens der Unheimische. Und weil nur der Mensdr, zufolge des ihn allein 1 Vgl. WiederholungS. 116ff. Keineblinde Vermessenheit.
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auszeichnenden Bezugs zum Seierrden, dergestalt unheimisc[ sein kann, gehdrt zu seinem Wesen das Hijchste an Unhei6lichkeit. (Die Auszeichnung, das Unheimlichste zu seia, bedeutet also nicht ein blo8es Mehr, eine mengenmiiBige Steigerul* des Unheimlichen liinsichtlich des sogenannten >Ausmu8"ruI So wiirden rvir die Bestimnrung, das Unheimlichste zu sein. htjchstens >amerikanisch< denken.) Weil nun aber im brLv6v auch liegt das Gewalthafte und Gewalttetige, kiinnte man rnei_ nen, das 6erv6rarovbedeute so viel wie: Der Mensch sei das gewalttiitigste Wesen irn Sinne des listenreichen Tieres, das Nietzsche die >blonde Bestie< und >das Raubtier< nennt. Diese raubtierhafte unheimlichkeit des geschichtlichen Menschen i st jedoch eine dulJersteAbart und Wesensfolge einer verborgenen Unheimlichkeit, die in der Unheimischkeit griindet, welche Unheimischkeit selbst wieder ihren verborgenen Gruncl hat im gegenwendigen Bezug des Seins zum Menschen. I(eineswegs also macht der N{ensch sich selbst zum unheimlichsten Seienden, gleichsam auf eigene Faust. Vielmehr ist dies >auf eigene Faust< schon eine \&eise, wie das Sein selbst den Menschen in seinenr Wesen sein LiBt. sofern er sich diesem Wesen zufolge stets zum Sein verhdlt. Kant hat einmal gesagt, der Mensch unterscheide sich dadurch von allem Vieh, dal3 er: >ich< sagen kiinne, d. h. ein Selbstbewu8tsein >>habe<.Diese spezifisde neuzeitliche Kennzeichnung des Menschen mu[J durch eine urspninglichere iiberwunden werden, die erkannt hat, da8 der Mensch darin seine Auszeichnung vor allem anderen Seiendenhat, dalJ er >ist< sagen kann, daB er iiberhaupt >>sagen<< kann. Nur weil der Mensch sagen kann: oes istn, kann er auch sagen: >ich bin<, nicht umgekehrt. Und weil der Mensch >ist< sagen kann, also den Bezug zum Sein >>hat<<, kann er iiberhaupt sagen, >hat< er das Wort, ist er !G2ovL6yov 61ov. Nun mag in einigen Hinsichten deutlicher geworden sein, rvarum hier das Delv6vund in welchem Sinne es mit >unheimlich< iibersetzt wird. Das Wort, der Mensch sei das unheim-
Fortsetzungder Erliiuterung des Wesen..s der n6l,rq
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fichste Wesen, wi]l nic]rt sagen, dafJ er am meisten Furcht erregt und Schrecl<eneinjagt. So rvdre das Unheimliihe lediglich genommen als Eindruck, den es auf uns macht. Das Unheiml"ichewill aber nicht eindruckshaft verstanden, sondern aus dem Un-heimischen begriffen rverden, welches Unheimische der Grundzug des Aufenthaltes des Mensdren inmitten des Seienden ist' b) Das Offene Dieser Aufenthaltscharakter des Mensdren aber griindet darin, daB tiberhaupt das Sein sich dem Menschen geijf{net }rat und diesesOffene ist, als welches Offene es den Menschen fiir sich einnimmt und so dazu bestjrnrnt, in einer Stdtte zu sein. Wir sprechen hier vom Offenen irn Hinblick auf das, was im recht Unverborgenheit des verstandenen Wort und Begriff d?'i1$er,cr, Seienden, selbst gesagt ist. Das Seiende ist als lJnverborgenes im Offenen. Dieses Offene hat seinem Wesensbegriff nach einen eindeutigen und einzigen Bezug und Gehalt zu dem, was im Anfang des abendliindischen Denkens erfahren wurde und freilich alsbald als Gmnderfahrung verloren ging. Das so verstandene Offene zu >>sehen.,,ist die Auszeichnung des Menschen. Das Tier ist gerade dadurdr Tier, daB es das so verstandene Offene nicht sieht, und deshalb kann es audr nicht das >Ist<Mit allen Augen sieht die Kreatur das Offene<<, dann ist nach dem Gesagten deutlich, daB unser auf die ril,{Serc zeigender Begriff des Offenen, wenn er iiberhaupt mit Rilkes Wort vergleichbar ist, hiichstens das viillige Gegenteil zu diesem denkt. Der Grund des tief unwahren Wortes von Rilke ist derselbe, der die Metaphysik Nietzsches triigt, welchen Grund rvir ungenau und schlagwortmii8ig als den ni&tbewiiltigten Biologismus bezeidrnen kdnnen. Dieses nur beildufig, weil das gedankenlose Zusammenwerfen meines Denkens mit Rilkes Dichtung bereits zur Phrase geworden ist.
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Die Deutung des Mensdzenin Sophokbs' Antigone
Mensdr iiberhaupt im Sein heimisch ist, d. h. nicht nur ,r4u" Offene sieht<, sondern, es sehend, in ihm steht. Die so verstandene in der Un-heimischkeit wurzelnde Unheimlichkeit des Menschen wird im Chorlied diihterisch qi1 dem Wort Der,v6vgenannt, aber ni&t denkerisch entfaltet. Weil dieses unheirnische Wesen der Unheimlichkeit auch inner_ halb des dichterischen Sagens nur ahnungsweise, wenn auch entschieden ans Licht komrnt, bleibt die so begriffene Unheih_ lichkeit in aller nachfolgenden abendldndischen Bestimmung des Mensihen in dem kaum Sagbaren verschlossen. Und weil nun gar seit der Neuzeit das Sein iiberhaupt und der Mensch und der Bezug zwischen beiden als >Bewu8tsein<< und aus dem >Selbstbewu8tsein< gedacht werden, riickt alles, was nicht in der Rechnung der Bewu8theit aufgeht, in die dadur&. erst gesetzte Sphdre des UnbewuBten und des der BewuBtheit (ratio) Unzuglingli&en. Auf diesen fatalen neuzeitlich-metaphysischen Begriff des >UnbewrrBten<< geht das zuriic,k, was Rilke das Offene nennt. Dieses >>IrrationaleDomdne<< dem Gefiihl und Instinkt vorbehalten. Das 0er,v6vkann so nur als das eindruckshaft genommene Gewaltige, IJngeheure und Unheimliche erscheinen. Vielleicht hat diese dem gew6hniichen Meinen ausschlie8lich naheliegende Deutung des 6er.v6vdazu gefiihrt, die eigentliche didnterische Wahrheit des Chorgesanges zu verkennen, und zwar so sehr zu verkennen, da8 sie nicht dort gesu&t wird, wo sie allein gefunden werden kann. Die Wahrheit des Chorgesanges ersihiipft sich keineswegs in der Aussage, der Mensch sei das Unheimlichste im Unheimliihen und nichts au3erdem. Zwar sieht es so aus, als niihmen die ersten Verse des Gesanges in der Tat zum voraus die ganze Wahrheit des Gesangesin diesesEine zusammen: Vielf?iltig das Unheimliche, nichts do& iiber den Menschen hinaus Unheimlicheres ragend sich regt.
fi . Die V er stolJung des M enschen als des unheimlichsten Seienden. (Der Bezug des Schlupwortes zurn einleitenden Wort des Chorgesanges.) des Gesanges in den unmittelbaB;lrnger-wir das SchluBwort zeigt sich, daB das SchluBwort ten Bezug zum Beginn, dan'l des Menschen als des unund VerstoBung Verwerfung eine wird doch gerade im Damit ausspricht. Seieuden heimlichsten daB nichts UnBeginns bestitigt, Wort des S&luBwort das das entsdreidende heimlicheres sei als der Mensch. Also liegt Wort des Chorgesanges doch darin, da8 er diese Wahrheit iber den Menschen ausspricht, niimlidr das Unheimlichste alles Unheimlichen zu sein. Allerdings nimmt das SchluBwort auf den >unheimlichen< Menschen Bezug. Aber es ist ntitig zu fragen, weldrer Art der Bezug sei und wie das SchiuBwort sich zum einleitenden Wort desChorgesangesverhalte.l p{r'tpoi nog6oaog .l6vortop{t'ioov gqovdrv8Et60' dp6ot. Nicht werde dem Herde ein Trauter mir der, nicht aueh teile mit mir sein Wdhnen mein Wissen, der dieses fi.ihret ins Werk. Ein zweimaliges p{te spricht dieses SchluBwort: Nicht werde er dem Herde ein Trauter, >nicht audr<< teile er mit mir -' Dieses >Nicht< ist eine Verwerfung. Wir hiiren es sogleich deutlicher: Die Verwerfung ist eine Versto8ung vom Herde' Wer wird hier verstoBen? Von welchem Herde wird der Verworfene ferngehalten? Wer verwirft hier? Wer ist am Herde? Und was ist der Herd? Man kann sich diese Fragen sehr einfach beantworten und damit kundtun, daB es keine ernsthaften, fragwiirdigen Fragen sind. Wer hier als der Unheimlichste verstoBen wird durch 1 Vel.S.75f.
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Die Deutung desMenschenin Sophohles, Antigone
den Chor der thebanischen Altesten, Iiegt klar am T"o ^ ist Kreon, der Herrscher im Staat. Von der 116l.19 i51 i":.:ut unmittelbar voraufgehenden Strophe auc-h ai" n"a".'^il. Wort: Nichts Unheimlicheres gibt es als den M"rr"h"n. **"]l eben dann nur, da8 im Geschlecht der MensA"" einzelne den hiichsten Grad der Unheimlichkeit, d. "i"in"'",1t-l h. i;;:' waittatigkeit und des ubermutes erreichen dud"r.h tiili. ""d haupt in den Bezirk des IJnheimiichen hineinreiche", d"B ;;; >sonst<(und gewiihnlich der Mensch doch ein gutmiitiges Gischiipf und ein harmloses wesen sei, vollends wenn er ."".a*rjlos geartet ist wie diese Antigone, die der bijse Kreon i" ;;; Tod sdriikt, weil sie sein Gebot, ihren Brude, poly."ik". u'l bestattet zu lassen,iibertreten hat. Diese in der Tat allerdings harmlose Auslegung der Anti_ gone-Tragiidie setzt voraus, da8 die Antigone, die doch auch ein Mensch ist, aulJerhalb des Bezirkes des 6er,v6vbleibt. Auf sie trifft das Wort des Chorgesanges nicht zu. Die Frage, ob diese Ansicht die wesentliche wahrheit der Tragiidie ,r.r,l aumit audr die wahrheit des chorgesanges fafit oder verfehrt, liiBt sicleoffenbar nur durch eine Auslegung der ganzen Dichtung beantworten. Allein, wir brauchen hier fiese Aufgabe nicht zu iibernehmen. Es gentigt, wenn wir ein Wort der Antigone selbst vernehmen, und zwar ein Wort, das sie in jener Zwiesprache mit der Schwester Ismene sagt, die ,:lasGanze cler Tragiidie einleitet. Genau beachtet ist das wort der Antigone ihr letztes Wort in dieser Zwiesprache, der das Chorliecl erst spdter folgt und die es also auch mit im Sinn hat.
lViederholung >Uberallhinausfahrend unterwegs, erfahrungslos ohne Ausweg kommt er zunl Nichts.<
pieVerstoBung,des}\llenschenaLsdes Unheimlichsten
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die Stdtte, verlustig der Stdtte ist er >Hochiiberragend seiend Unseiende dem immer das << der Wagnis zugunsten' n:a beiden Worte nennen das Unheimische des Menschen, und -J^, in dem Sinne, daB der Mensch im jeweiligen Seiendeu, ub"kommt<( und >in die Hand< bekommt, gerade nie i"s "t nennt den eigent,r r"in"m Wesen kommt. Das zweite Wort innerhalb dessen der Mensch iiberall umheriien Bereich. Erfahrung kommt. Die r6hg ist inmitten keiner zu f"ht"od Stiitte alles Seienden' das sich hier zu offene die desSeienden weil die r6l'tg der Grund dieser Einsammelt, reiner Einheit ist kein beit ist und in diesen Grrnd zuriickreicht' Die 116)'r'g besondereroder abgesonderter Bezirk der Tdtigkeit des Mensdren. DaB alles Tun und Lassen des geschichtliihen Mensc,hennach allen Hinsichten in der n6l6 seine Stdtte, den Ort der Hingehiirigkeit hat, darf aber nicht mit der gesdrichtlidr ganz anders gearteteu modernen >Totalitdt<< des >Politischen<< zusarnmengeworfen werden. So wird nur das Griechische durch das Moderne, aber auch das Moderne durch das Griechische verfdlscht. Weil das neuzeitliche Denken alles Seiende vom BewuBtsein aus begreift, wird neuzeitlich alle Geschichte >historisch< begriffen, d. h. nade der Art und Weise, wie sie im Bewu8tsein (der Erkundung) des Mensdren steht. Dieses Bewu8tsein ist jedoch als Selbstbewu8tsein darauf aus, seiner selbst und damit ailes erfahrbaren Seienden unbedingt gewi8 zu sein. Die ma8gebende Grundgestalt dieser GewiBheit ist die Ubersehbarkeit und Unbezweifelbarkeit alles Berechenbaren und Planbaren. Das Bewu8tsein, das der Gesdrichte gewi8 sein will, mu8 daher das planende-handelnde Bewu8tsein sein. Die neuzeitli&e Grundform, in der das spezifisde neuzeitliche sich auf sich selbst stellende SelbstbewuBtsein des Menschen alles Seiende ordnet, ist der Staat. Deshalb wird das >Politische<
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Die Deutung desMenschenin Sophokles'Antigone
Das Politische bestimmt siih aus der bewgfitseinsmdfiig begriffenen, d. h. utedrnisch< erfahrenen Geschiihte. Das >politisihe<Politische<< durch die unbedingte Fraglosigkeit seiner selbst ausgezeichnet. Die Fraglosigkeit des >Politis&en< p14 seine Totalitiit gehiiren zusammen. Der Grund dieser Zusam_ mengehiirigkeit und ihr Bestand beruht aber nicht,'wie naive Gemiiter glauben, auf der zufdlligen Willkiir von Diktatoren, sondern sie griindet im metaphysischen lVesen der neuzeitlichen Wirklichkeit iiberhaupt. Diese aber ist grundverschieden vom Sein, in dem und aus dem das Griechentum geschichtlich war. F'iir die Griechen ist die n6fug das schleihthin Fragwiirdige. Fiir das neuzeitliche Bewu8tsein ist das >Poiitische< das notwendig und unbedingt Fraglose. Die Art, wie fiir die Griechen die a6l.r,gdie Mitte des Seienden ist, bedeutet etwas viillig anderes als der unbedingte Vorrang der neuzeitlichen >Totali t2it des Politischen<. (Wie unbedingt dieser metaphysisch begriiudete Vorrang >des Politischen.. gilt, zeigt sich darin, da8 z. B. die kuriale Herrschaft der katholischen Kir&e sich ldngst diese moderne politische Herrschaftsform angeeignet hat und zu behaupten versucht.) Weil die r6hE die St?itte des Seienden ist, enthdlt sie auih die weitesten Ausschldge der Miiglichkeiten allen menschliclen Verhaltens zum Seienden und damit des Unheimischseins. Der Grund fiir dieses offenbart sich aber darin, daB der Mensch das Seiende fiir unseiend und das Unseiende fiir das Seiende nehr.en kann, welche Miigli&keit mit der r6l.pc, mit der Wagnis, in gewisser Weise zur Notwendigkeit wird. In der Wagnis aber wagt der Mensch niiht nur diesesund jenes, er wagt dabei immer auch und zuerst sich selbst, und zwar nicht nur sich als Einzelnen, sondern sich im Wesen. Erst wenn wir nach dieser Richtung denken, treffen wir auf das eigentliche Wesen des Unheimischseins. DaB im Wort 6elv6v, genauer im Wort vom Menschen als
DieVerstolJung desMeruchen alsdes Unheimlichsten
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dieses unheimisdee Wesen des Mensihen aero Unheimlichsten, o"darht und geahnt ist, l6Bt si& aus dem Wort 6erv6vgeradeSelbst nicht einmal die Auslegung des Chor?"g, oi" ablesen. notwendig einen Einblick in das unheimische braucht leJes des Menschen zu eriiffnen. Versteht Wesen der Unheimli&keit ja stets audr ri&tig bleibt, das 6erv6v zum loan niimlich, was voraus und nur im Sinne des Ungewiihnlidren und Ungemeinen, dann zeigt sich dieses Chorlied in einem ganz anderen des Eelv6v und das Unbestimrnfs Licht. Die Mehrdeutigkeit Grund fiir fie Mannigfaltigkeit ist der Mehrdeutigkeit dieser der Auslegungen dieses Chorliedes und fiir die Art, wie das SchluBwort gedacht oder einfach als Selbstverstdndlichkeit iibergangen wird. Eine neuere Deutung der sophokleischen Tragiidie meint: >Man ka'ttt das Ganze als das Hohelied der Kultur bezeiihnen.<<Man miisse freilich im Sinne des Dideters auch beachten, daB zur >Kultur<< die >Religion<< gehiire r:nd in dieser allein den Bestand habe. Aus solcher Ansicht wird dann sogleich klar, >>Kultur<>Staat<< da8 Antigone gegeniiber den >>\Merten<< den >>Wert<<>Religion< vertritt. Solche Auslegungen kij..en nicht verwundern, wenn man bemerkt, daB sie neben vielen anderen aude >Luther<< zuhilfe rufen, um einen Sinn in der grieihischen Tragtidie zu finden. Es wdre nu:r eine billige Bes&tiftigung, solches Vorgehen und solche Ansichten umstdndIic.h zu >>widerlegen< und dabei fie eigene Meinung als die allein richtige )>gldnzen<(zu lassen. Dieser Hinweis auf die Mdglichkeit mannigfaltiger Deutungen ist niitig, um erkennen zu lassen, wie fern wir alle dieser gtie&ischen Dichtung stehen und wie wenig wir von den Grundbedingungen allein uns fie wissen, deren Erfiillung Wahrheit dieser Dichtung ahnen l2iBt. Damit wir uns dieser Wahrheit ndhern, geniigt es iiberall nicht, da8 wir uns nur an unsere geliiufigen Vorstellungen vom Menschen und der Welt halten r::ed sie gelegentlich durch fie Beiziehung der modemen >Anthropologie<. und >Existenzphilosophie< >>vertie-
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Die Deutung desMenschenin Soplrckles'Antigone
Die VerstoBungdesMenschenak des Unheimlichsten
fen<. So bliebe uns das Abgriindige und Hintergriindige upd Mehrdeutige des griechisch erfahrenen Seins verborgen. Wir miissen darauf gefa0t bleiben, da8 die r,vesentliche Wahrheit hier sich nicht auf irgendeine Formel bringen lii8t. Die neuzeitliche Vorstellung vom Menschen als einer >Persijnlichkeit<, und d. h. als eines vom Selbstbewufitsein her bestimmten Subjektes, liiBt uns auch in der dramatisch-dichterischen Menschendarstellung iiberali das Auftreten von sogcnannten >Charakteren<< erwarten oder von >Typen<<, dene4 man jeweils eine psychologischeFormel zuordnet, in der dann ihre >Eigenart< {estgehalten ist. In den Fesseln dieser Denkweise denken wir jedoch im Hinblick auf die griechischen Tragtidien des Aischylos und Sophokles iiberall zu kurz. lJnsere Deutungen versagen daher vollends, wenn gar noch ein Chorlied von der Art des jetzt zu bedenkenden zu uns sprechen soll. Denn auch dann nodr, wenn wir uns weit abstellen von der Meinung, die aus diesem Chorlied den Lobpreis des Aufstieges des Menschen vom einfachen Jagersmann bis zum >>StaatenIenker<
piese rvollen von allem Ungemeinen nichts wissen und gleichsaul >)ihre Ruhe< haben. Nach dieser Deutung des Schlu8wortes ware das Chorlied dann nicht >das Hohelied der Kultur<, sondern der Lobgesang auf die MittelmiiBigkeit und der HaBgesartg gegen die Ausnahme. Ein Urteil iiber diese Deutung ist schwieriger als es scheinen mag; denn dieser Chor spielt im Ganzen der Tragcidie und vor allem da, wo er in die Reden 6d Gegenreden unmittelbar eingreift, eine sehr merkwiirdige, unentschiedene, schrvankende Rolle. Allein, trolz all solchen Verhaltens, das in seiner Art einheitlich noch nicht hinreichend gedeutet ist, bleibt doch dies Eine klar: gesetzt, in diesem Chorgesang spreche die allem Wesenhaften ausweichende Mittelma8igkeit des Menschen, dann kijnnten hier nicht zugleich von denseiben Mittelma8igen die tiefsten Einsichten in das Menschenwesen, und zwar in dieser Hijhe des Wissens und in dieser lViirde des Sagens ausgesprochenwerden. Dem Dichter Sophokles diirfen wir eine solche Stilwidrigkeit nicht aufbiirden. Wir miissen das SchluBwort des Chorgesanges und dieseszuallererst in dem Bereich des Sagens festhalten, der sich uns ertjffnet hat. Dann freilich ist die erste Frage zur Erlduterung des Schlu8wortes die, ob durch diese VerstoBung vom Herde auch die Gestalt der Antigone getroffen wird. Die Beantwortung dieser Frage hiingt davon ab, ob Antigone in das dargestellte Wesen des Menschen gehiirt oder ob sie davon ausgenommen ist. Steht die Antigone au8erhalb des Bezuges zum 6eLv6v?Soll gar diese Tragijdie gerade eine Gestalt zeigen, die vom berv6vunberiihrt und unberiihrbar ist? Denken wir jetzt auch nur fliichtig an das vieldeutige Wesen des 6er.v6v, dann erkennen wir leicht, da8 die Antwort auf dieseFragen sich darnach bestimmt, welchen Grundzug des 0er,v6vman im Auge hat, ob einen einzelnen oder alle, ob aile nicht nur zusammen, sondern aus ihrem Grunde. Doch wir htiren zuerst auf das, was Antigone selbst, und zwar in der einleitenden Zwiesprache mit der SchwesterIsmene sagt.
Nicht werde dem Herde ein Trauter rnir der, nicht audr teile mit mir sein Wdhnen mein Wissen, der diesesfiihret ins Werk. Das Wort spricht in einem zweimaligen >>nicht>nein< eine Verwerfung aus, und zwar die Verwerfung des Menschen, der zuvor als der Unheimlichste offenbar wurde. Wen trifft diese Venverfung? Wer sagt die Verstofiung vom Herde? Aus welcher Befugnis ist sie gesprochen? Die einfachste Liisung der Schwierigkeiten ist die, da8 man >>erkld.rt<,der Chor sei von den thebanischen Alten gesprochen.
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Die Deutung desMenschenin Sophohles'Antigone 17. Die einleitende Zwiesprache uon Antigone und lsmene
Wovon spricht die einleitende Zwiesprache der beiden Schwestern? Was ist geschehen? Die Briider der beiden Schwestern, Eteokles und Polyneikes, sind im eigenen Zweikampf gefallen. Eteokles hat zuvor den Polyneikes aus der gemeinsamen Heimatstadt Theben vertrieben. Polyneikes ist aber darnach rqil einer neu gesamnr.elten Streitmacht unter sieben Fiihrem gegen Theben gezogen. Kreon, der Bruder ihrer Mutter Jokaste, der nach dem Tod der beiden Briider die Herrschaft in Theben iibernommen hat, liiBt den Eteokles feierlich bestatten und verbietet zugleich bei Todesstrafe die Bestattung des Polyneikes. Antigone aber ist bei siih entsddeden, gegen diesesVerbot zu handeln. Sie glaubt, in diesem >Willen< eines Sinnes mit der Schwester zu sein. In dem einleitenden Gesprdch iedoch versucht Ismene, die Schwester von ihrem Entsch-Iu8 abzubringen. Wir hijren hier nur die letzten lVechselreden, in denen Haltung und Wesen der beiden Schwestern in einer sich steigernden Helle offenbar werden. Hinsichtlich der Ubersetzung sei an friiher Gesagteserinnert. Wenngleich die deutsche Sprache oft eher denn jede andere die Kraft des Ubersetzens des griechischen Wortes in sich birgt, hier, ndmlich in Jer Ubertragung des Wechselgesprdches,hiingt jeder Versuch der Ubertragung weit zuriick hinter dem griechischen Wort. Auch Htjlderlins Ubertragung bleibt hier, mag sie auch wie stets das Element des Edlen bewahren, merklich fern von der plastischen, strengen und doc-hnicht harten Fiigung der Reden und Gegenreden. Zuweilen trifft sie iiberhaupt nicht das Wesentliche. Wort und Gegenwort der beiden Schwesteln ist hier wie das Begegnen zweier Schwerter, deren Schdrfe, Glanz und Wucht wir erfahren miissen, um etwas von dem Blitz z.rt vernehmen, der aus ihrem Ineinanderschlagen leuchtet. Wir hiiren jetzt nur die letzten Wechselreden des Gesprdchs V. 88 ff. Ismene sagt zur Schwester im Hinblick auf deren Entschiedenheit zur Ehrung des unbestatteten Bruders:
Die Zu;iesprache uon Antigone und Ismene J.
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geqpdv Bni rlrulqoior tagDiov d7,etg.
Ein heiBes,doch den Kalten (Toten) zugewandtes Herz hast du. oig pritrlo$'&Deiv pe zqpf. A. 1iI7"o10'dg6oxouo' idr, von gegrii8t, wei0 woher arn hijchsten zugefallen Doch mir die Not. l. ei xai Duvflol y" dl),'&pqldvorvig{E. lVenn audr du viel vermagst, doch steht, wogegen auszurichten nichts, darauf dein Sinn. [. orixotv, iitav bi1pd o$6vol,neno,6oopo,u. Warum nicht dann, wenn offenbar ist, da8 die Kralt mir schwindet, wird auch die Ruhe schonum mich gedeihn. tdprllava. I. riqxilv6dr)4gdvorirgr6neL Als Anfang aber jenes zu erjagen, unschicklich bleibt's, wogegen auszurichten nichts. A. ei tsiro l6[eLE,i1$aqfrpAvi[ Bpo[, d10qd6i tQ rlav6vrrrqooxeiollDizq. ril'],' 6crpe rcoirilv 6Edpot 6uoporrl,lo,v no$eivrd Esrvdvrotro' nelooplo,r, 1dp ori pl rbore ori xc1,6g toootlov orl0Av Saveiv. Wenn dies du sagst,im HaB stehst du, der mir entstamrnt, im HaB auch trittst entgegen du dem Toten, wie sic-h's schickt. Doch iiberla8 dies mir und jenem, was aus mir GefdhrlichSchweresrd.t: ins eigne Wesen aufzunehmen das Unheimliche, das jetzt und hier erscheint. Erfahren niimlich werd'ich allenthalben Solchesnichts, da8 nicht zum Sein gehiiren mufi mein Sterben. I. d).),'ei 6oxeioor,oreile 'roito D'io"$',6rr. dvouEp6vdp11,roig qilotg 6'6q$6Eqih. Doch lvenn's dir so erscheint, dann geh! Dies aber wisse, da8
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Die Deutung desMenschenin Sophokles'Antigone
Die Zutesprache uon Antigone und Isrnene
ohn Wahrheit bei dir selbst du gehst, den Freunden {reilich wahrhaft Freundin bieibst.
Schwierigkeit der Ubertragung und dercn Ferne Nur um die Wort anz.udeuten, sei Hijlderlins Uberseturspriinglichen ee4 angefiihrt: Verses dieses zung
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Dieses sehr hintergriindige Wort der Ismene schlie8t das Zrvie. gesprdch der Schwestern ab. Das unmittelbar voraufgehende Wort der Ismene ist jedoch dasjenige, worin sich alles sammell, was in diesern Zwiegesprd.chans erste Licht kommen soll. Und was so gleich am Beginn, obzwar noch unbegriffen, crscheine4 muB, das ist nichts anderes als das Wesen der Antigone. IJas vorletzte Wort der Ismene in diesem Gesprdch lautet: L dqlitv Di S4q&voi rg6nelrdpfllovo. AJs Anfang aber jenes zu erjagen, unschicklich bleibt's, wo gegen auszuridrten nichts. Zur Verdeutlichung dieses Wortes bedarf es einiger Hinweise auf den Bau des ganzen Verses, dem Ahnliches wir in aller Dichtung sonst vergeblich suchen. Am betonten Beginn steht: dg1f1vund am gleichbetonten Versende: r&pf1crvc. tdpfllavu - das, wogegen nichts auszurichten ist und was daher selbst das schlechthin Unausrichtbare bleibt. Dies aber ist das Zu-geschickte, das Geschick und sein Wesensgrund. Denken wir den Vers vom Ende her, dann sagt der Spruch, das Unausrichtbare zum alles bestimmenden Anfang (Ursprung) alles menschlichen Seins zu machen, ist ni
Gleich Anfangs muB Niemand Unthunliches jagen (V, 191). Diese Ubersetzung trifft das Wesentliche niiht, trotz ihres di&terischen Charakters. &g1f bedeutet das, wovon etwas ausgeht, so zwar, da8 das, wovon etwas ausgeht, nicht zuriickbleibt, sondern iiber alles hinweg, was von ihrn ausgeht, vorauswaltet und es bestimrnt. dgxt bedeutet zumal Beginn. Ausgang, Ursprun€T, Herrschaft. Zwar kann dp14 fiir sich genom1nen sehr oft nur soviel bedeuten wie >gleich anfangs<zundc-hst<.So driickt das Wort nur die Ordnung einer Abfolge aus. Allein, im Wort der Ismene ist doch dqliv im Hinblick auf tdp{11trva,das lJnausrichtbare, gesagt, d. h. auf jenes, woriiber der Mensch keine Herrschali und Verfiigung hat. Und zu alldem steht das Wort hier in einem dichterischen Zusammenhang. Es hat daher aus vielerlei Griinden nicht die Bedeutung, die ihm in der Alltagsspradre zukommen kann. Das dq7,i1v,in der bloB >zeitlichen< Bedeutung genommen, wiirde aul3erdem den >rmerkwiirdigen< Sinn, d. h. IJnsinn ergeben, im Beginn das lJnausrichtbare zu erjagen, zieme sich nicht, aber spdter und am Ende kiinnte das wohl erlaubt sein. Eine andere neuere Ubersetzung zieht offenbar das or3im Vers zu dp1{v und versteht dieses im Sinne von dg1{v ori, was bedeutet: iiberhaupt >nicht< - niimlich geziemt es sich, das Unausfiihrbare zu er-streben.Die Ubersetzung des Verses lautet demzufolge: Nfan soll nicht jagen nach Unrniiglideem. Das ist ein Gemeinplatz ohne jeden Bezug zu dem, was im Gespriich zum Wort kommt; gleidr als sei Haltung und Verhaiten der Antigone irgendein beliebiges menschlidres Tun, auf das >>man.>Lebensregeln.>Jagen
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Die Deutung desMenscJtenin Sophoklcs'Antigone
wogegen nichts - im Wesen nichts - auszurichten ist, td dp{1cvo, ist d.as,was allem jenem pclav6ev widersteht, das als das Gemache des iiberallhin ausfahrenden Menschen ausdriicklich in der zweiten Gegenstrophe des Chorliedes genannt ist' Gleich als sei das lJnausrichtbarc, wozu Antigone entschieden ist, eil beliebiges Unmtigliches und nicht vielmehr das, 'rvasden toten Bruder angeht, das Gesetz der Toten und damit das Grundgesetz der Lebenden. Gleich als miiBte nidrt unmittelbar durc| die Ilntschiedenheit zum ljnausrichtbaren dieses auch schon zum beherrsdrenden Ausgang alles I'Iandelns geworden sein. Wir kijnnen, gesetzt, da8 wir das Wort im Zusammenhang des Gesprdchs und dieses Gesprdch als wesentliches Vorspiel der garrzer. Dichtung in Geltung lassen, iiberhaupt nicht anders iibersetzen, als so, wie wir es derrr Sinn nach versuchen' Das oi gehiirt dorthin, wo es steht, zu nq6ret' Und dieses Wort hat hier, wo das Unausrichtbare genannt ist, audr die Bedeutung, die ihm die griechische Sprache zuweist' td ng6nov ist das Schickliche im wesentlichen Sinne' das was im Gesetz dcs Sejns gefiigt und verfiigt ist. oi rg6ner,unschicklich - ge€ren das Schickliche - bleibt es' ndmlich das $1gdv, das Eriagen dessen, wogegen im Wesen nichts auszurichten, weil es das Zugeschickte und Schickliche ist. Wir wiirden, gleich wie beim Wort tdpllxav
Die Zuiespracheuon Antigone und Ismene
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Wenn dies du sagst,im HaB stehst du, der mir entstammt, im HaB auch trittst entgegen du dem Toten, wie sich'sschickt. Damit iibernimmt Antigone dies in ihr eigenstesWesen, ndmDch als den alles beherrschenden Ausgang das zu erjagen, wogegen auszurichten nichts. Sollte das Wort der Ismene nur den Gemeinplat'L zurn besten geben, man diirfe nichts Unm
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Die Deutung desMenschenin Sophokles,Antigone
Die Zwiesprache uon Antigone und Ismene
mische nichts ist, was der Mensch selbst macht, sondern was umgekehrt ihn macht zu dem, was er ist und der er sein kann. na0eiv bedeutet hier jedoch nicht die blo8e >passivitdt< cles Hinnehmens und Duldens, sondern das Aufsichnehmen - dQl.qu 0d rlrlgdv, das Durchmachen bis zum Ende: das eigentliche Er_ fahren. Dieses norleiv - das Erfahren des 6erv6v,dieses Erleiden und Leiden ist der Gmndzug jenes Tuns und Handelns: rd 6pd,pc,was das >Dramatisihe<<,die >Handlung< der griechi_ schen Tragiidie ausmadrt. Doch eben diesesnrr$eivist auch der eigentliche Bezug zum 6erv6v,dieses Wort in seiner ganzen Wesensfiille und rd tselhaft en Mehrdeutigkeit genommen. In der griechischen Tragiidie sind die >>llelden< und >Heldinnen<<,wenn wir iiberhaupt dies Wort gebrauchen diirfen - weder >Dulder< noch >Mdrtyrer<< im christlichen Sinne, noch die oft rnit viel Getiise und Aufwand daherfahrenden >>Herren., im neuzeitlichen dramatischen Kunstwerk. >Das Tragische< bemi8t sich nidrt, wie der moderne Mensch meint, nach der psychologisch >erlebbaren<IJnheimliche<, worin Antigone sich endgiiltig beraten wei8 durch einen Rat, dessenDiisternis und Gef?ihrlichkeit und Schwere sie kennt? Das Unheimliche ist nichts anderes als dieses, daB sie zum alles bestimmenden Ausgang jenes nimmt, wogegen nichts auszurichten ist, weil es das Zu-geschickte-Ersdreinen (dqdvq, V. 4ST) ist, von dem keiner wei8, woher es aufgegangen. Indem sie in dieses sich schickt (no0eiv), wird Antigone aus allen menschlichen Miiglichkeiten herausgesetzt und in den unmittelbaren Widerstreit zur Stdtte alles Seienden und in die Aufhebung des Bestandes des eigenen Lebens gesetzt. Antigone ist im Unheimischen in einer Weise, die jedes andere Unheimischsein iibertrifft. Sie iiberragt die St?itte alles Seienden nicht nur wie Kreon, der innerhalb ihrer in seiner Weise hochragt, sondern
f,ntigone tritt sogar und iiberhaupt aus dieser Statte heraus. Totro - dies UnheimSie ist unheimisch schlechthin. rd 6er.vdv liche, das Antigone auf sich nimmt, ist keineswegs das Furchtbare und Ungewiihnliche des friihen Todes, den zu erfahren sie als Gewi8heit vor sich sieht, denn ilrr Sterben ist ja, wenn ss iiberhaupt etwas ist, das, was das xatrdlEausmacht, die Zugehiirigkeit zum Sein. Ihr Sterben ist ihr Heimisdrwerden, aber das Heimischwerden in jenem und aus jenem UnI eimischsein. Dies Heimischwerden diirfen wir weder christtch mil3deuten, noch das zalr6g 0q,veiv in das kitschige >in Schiinheit sterben< verf dlschen. Riihrt das jetzt Vermerkte an die verborgene Wahrheit dieser griechischen Tragddie, dann ist Antigone nicht nur auch ein 6erv6v.Sie gehiirt als menschliches Wesen nicht nur auch zum Unheimlichsten, was innerhalb des Seienden ragend sich regt, sondern Antigone ist innerhalb des Unheimlichsten das hiichste Unheimliche. Aber gibt es denn innerhalb dessen,was an sich schon das Unheimlichste ist, iiberhaupt noch eine Steigerung? GewilJ - wenn wir die Steigerung nicht quantitativ, sondern wesenhaft denken und wenn wir das unheimlidrste Seiende aus seinem trVesenbegreifen: da8 ndmlich jenes das unheimlichste Seiende ist, was in sich unheimisch ist. Aber dieses Un-heimischsein und eben dieses trdgt dann noch einmal Mtiglichkeiten denSteigerung( in side. Wie, wenn das zuinnerst Unheimische, allem Heimischen also Fernste, jenes wdre, was in sich zugleich die innigste Zugehiirigkeit zum Heimischen bewahrt? Wie, wenn iiberhaupt nur diesesim eigentlichen Sinne unheimisch sein kiinnte? Doch was ist hier das Heimische? Wir miissen zuvor anderes kldren. Wenn nimlich jetzt Antigone der unheimischste Mensch ist, und somit das Unheimlidrste alles Unheimlichsten, dann wird doch sie zuerst vom Schlufiwort des Chores getroffen. Gilt dann nicht ihr die Versto8ung zuerst? Dieses Schiu8wort beruft sich auf einen Herd, von dem das unheimlichste Seiende versto8en bleiben soll.
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Die Deutung des Menschen in Sophokles'Antigone b) Die N4ehrdeutigkeit
der Dichtung
Schon in diesen wenigen Hinweisen auf wesentliche Worte dieser Dichtung ist uns jetzt das Riitselhafte begegnet, da8 sie in einer eigentiimlichen Mehrdeutigkeit sich halten. Diirfen wir da noch envarten, daB etwa das SchluBrvort davon sich ausnehme? Der Schein der klaren Entschiedenheit des SchluBwortes ist vielleicht in der Tat nur ein Schein und gar der htichste Schein. Wenn wir hier von der Mehrdeutigkeit des Wortes der griechischen Dichtung sprechen, meinen wir nicht, daB der Dichter mit den Worten spiele und daB nur die dichterische Behandlungsart des >Stoffes< sich dieses Kunstmittels bediene. Vielmehr gilt dies: Die griechische Dichtung ist in sich mehrdeutig, weil das zu Dichtende in der Wahrheit seines Wesens mehrdeutig ist. Fiir unser heutiges Erfassen freilich miissen wir Umwege suchen und erst eine Bedeutung und eine Eindeutigkeit festmachen, um von ihr aus urspriinglicher zu verstehen. c) Das Wissen vom Herd und das V[/iihnen. Das Ungesagte im Gesagten Was meint das Wort vom >Herd Der Herd ist die Stdtte des Heimisch-seins. rcg6otLoE(rcqri und 6oticr); 6orio ist der Herd des Hauses, der Ort, an dem die Herdgdtter stehen. Das Wesentliche des Herdes aber ist das Feuer, in der Mannigfaltigkeit seines Wesens, das west als Leuchten, Erhellen, als Wd.rmen, Ndhren, Reinigen, Veredeln, Ergliihen. Das Wort 6oria wird abgeleitet von einem Stamm, der >>gld.nz.en<< und >>brennen< bedeutet. Dieses Feuer hat in allen Tempeln der Gijtter und in allen Wohnstdtten der Menschen seinen festen Ort und sammelt als dieser um sich alles, was sich ereignet und gespendet wird. Der Herd ist durdr diesesFeuer der bleibende Grund und die bestimmende Mitte - gleidesam die Stdtte aller Stiitten, die Fleimstatt schlechthin, auf die zu alles beieinander und
Die Zuiesprache uon Antigone und Ismene
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6iteinander anwest und d. h. iiberhaupt ist. Das lateinische Vesta ist der riimische Name fiir die Giittin des Herdfeuers. Ibrg Priesterinnen hieBen >Vestalinnen<. ncq6: neben - bei, geftuer: im Umkreis derselben Anwesenheitl ncp6ozrog,der mit in dem Umkreis der Behiitung und der Traulichkeit der Heimstatt anwesend ist und in den Glanz und die Wdrme und in den Strahl diesesFeuers gehiirt. Wer spricht nun im SctrluBwort des Chorgesanges das pilt' 6poi ncp6ouogy6volto aus?, >Nicht werde dem Herde ein Trauter mir der... Wer verstii8t mit diesem Wort den Unheimliihsten vom llerde? Doch offenbar die thebanischen Alten. Sie miissen sich also auf die Zugehiirigkeit zum Herde berufen k6nnen. Sie miissen die Heimischen sein. Wer gibt ihnen aber das Recht, sich auf die Heimstatt zu berufen? Sind sie denn nicht audr Menschen? Gilt von ihnen nicht auch das Wort, das ihr Gesang am Beginn ausspricht? Welches immer die Antwort auf diese Fragen sein mag, dies wird doch mit einem N4al deutlich, daB aus dem Chorgesang ein Wissen vom Eerv6vspricht und davon, daB innerhalb des Unheimlichen der Mensch das Unheimlichste ist. Solches Wissen muB aber doch schon i.iber das Unheirrliche und iiber das unheimlichste Seiende hinauswissen. SoldeesWort mu8 mehr, d. h. hier Wesentlicheres wissen als nur dies, daB der Mensch das Unheimlichste alles Seienden ist. Und wenn das Unheimlichste im Unheimischsein besteht, dann muB dieses Wissen dem Un-heimischen, ja es mu8 dem Heimischen ndher sein und aus dieser Niihe das Gesetz des Unheimischseins ahnen. In der Tat berufen sich auch diejenigen, die den Unheimischsten vom Herde verstoBen, in demselben Wort auf ein \Nissen, das sie als das ihrige gegen das der anderen unterscheiden: pflr'ioov ggovdv nicht auch teile mit mir sein Wdhnen mein Wissen Die Ubersetzung soll fiir uns deutlicher herausheben, daB der VerstoBene nicht das eigentliche Wissen vom Herde hat und
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haben kann. Sein Wissen muB ein Wdhnen bleiben, das leich zum blo8en Wahn herabsinkt und darin sich verhdrtet. Wel. cher Art jedoch das eigentlidee Wissen sei' von dem der Unheimlichste ausgeschlossen wird, sagt dies Wort nicht. Wenn aber die Ausschlie8ung und die unterscheidende Absetzung von Wissen und Wissen gerade dort am niitigsten ist, wo sich der Anschein breit macht, das Wissen sei iedesmal loov - das Gleiche, dann muB auch das eigentiiche Wissen dem Schein nach so aussehen wie das Wdhnen. So sieht in der Tat das aus, was wir das Ahnen nennen, worunter wir iedoch keineswegs nur den ercten biolJen Schimmer des Wissens verstchen diirfen. I)as diirften wir nur dann, wenn das >eigentliche Wissen< in einer unbedingten >theoretischen< GewiBheit von der Art der mathematischen Kenntnis und Berveisbarkeit bestiinde. Allein, das Wissen der echten Ahnung ist anderen !Ve' sens und duldet nicht den Vergleich mit einer Form des Kennens, das den Gewinn der Zweifellosigkeit mit dem Verlnst aller Wesentlichkeit bezahJ.t, aber auch bezahlen kann und gern bezahlt, weil dieses Wissen nur das Rechnen ist und mit den Zahlen umzugehen wei8. (Das Rechnen als eine Art des echten Wahns.) Jenes Wissen aber, das den Unheirrrlichsten vom Herde verstii8t, kann aber selbst doch nur vom Herde wissen, wenn es einer Zugehiirigkeit zum Herde entstammt. Von dieser spricht der Chorgesang nirgends. Aber muB denn alles, was gesagt wird, auch ausgesprochen sein? MuB niciht vielleicht das eigentlich zu Sagende verschwiegen werden? Wo anders freilich kann es versdrwiegen sein als im Gesagten? Steht es so, dann verbirgt sich im ausgesprochenenWort des Chorgesanges ein Anderes. Der >Inhalt< des Ausgesproc-henen erschiipft nicht die Wahrheit des Gesagten' Dariiber miissen wir uns im voraus klar geworden sein, sobaid wir uns anschikken, diese griechische Tragridie und in ihr diese Dichtung auch nur in den schwdchstenl]mrissen zu fassen. DaB die Wahrheit des Chorgesanges sich im vorhinein nicht in dem >Inhalt< erschiipft, der sich in der Anmessung an den Wortlaut >ange-
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Das will sagen, sie ben<natiirlidr<. sich zu verhalten seienden waren in ihrer Art zu sein und zum und darauf vorbereitet, da8 das Wahre mit der Verborgenheit (vgl' mit dem Sichverbergen in einem Wesensbunde steht >natiirliches< Heraklit, Fragment 95). Die Griechen hatten ein und spraund dachten Gesagten im Ohr fiir das Ungesagte dren vom Ungesagten her. Also bringt uns auch keine noch so genaue Angabe des >Indieser haltes< des Ausgesprochenen zur Wahrheit des Wortes Dichtung. Und wenn wir uns sdron zundchst vom >Inhalt<< des InGesprochenenleiten lassen, dann mu8 diesesAuffassen des was bedenken, miissen Wir sein. haltes wenigstens vollstiindig das ScleluBwort ausspricht. Es spricht vom >Herde<<,also von der stdtte des Heimischen. Der Chorgesang spricht dieseswort vom >Herd< nicht nur am Schlufi aus, sondern alles, was er sagt, ist von diesem letzten Wort aus erst gedacht und schon gesagt. Das SchluBwort, das vom Herde verstijBt und Wdhnen und Wissen unterscheidet, ist keineswegs nur die Nutzanwendung und die angehiingte Folgerung aus dem zuvor Gesagten' Das Schlu8wort sagt erst das \{issen, aus dem jedes Wort des 0er'v6v Chorgesanges gesprochen wird. Diese Worte sagen vom Wissen Das >ist<' Mensch der und 6ew6"o'rov, als welches aber, das sich im SchluSwort ausspricht, ist das Wissen vom >>Herde<<, vom Ort des Heimischseins und somit vom Heimi6erv6v sch.enselbst. Nur aus diesem Wissen kann iiberhaupt das als 0er.v6verkannt werden, und nur diese so entspringende Erkenntnis kann den Menschen als das Eelv6ratov erkennen. Alles Wissen vom 6elv6v,vom Unheimlichen, ist getragen' geleitet, erhellt und gefiigt von jenem Wissen, das vom Herde weiB. Wenn aber der >Herd< das Heimis&e bestimmt und das 6er.v6vdasienige ist, was in seiner hijchsten Gestalt vom Herde ausgeschlossenbleiben muB, dann kann das 0eLv6vnur das Unheimliche sein, wenn es die Wesensart des Unheimisclten hat. Das SchluBwort des Chorgesanges spridrt so wenig gegen die Auslegung des 6etv6vim Sinne des Unheimischen'
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dafi es diese Auslegung vielmehr als die allein miigliche sindeutig fordert. Allein, mit dieser Binsidrt kommen wir nun erst an den echten Beginn des Verstehens. Denn jetzt gilt es folgendes zu bedenken: Wenn das Unheimlidre als ein solchesnur wiBbar ist vom Heimischen her, dann mu8 alles Sagen vom Detv6vlsreits iiber dieseshinausgedacht haben. Doch wohin hinaus? In der Richtung auf das Heimische, den Herd. Allein, das Wissen von diesem spricht sich nicht unmittelbar aus. Es nennt sich aber selbst ein qgoveiv, ein Sinnen und Sichbesinnen, das aus kommt, aus der innersten der qpfv, d. h. aus dem >>Herzen<< Mitte des Menschenwesens selbst. Und worauf geht dieses mitte-hafte Wissen? Wenn dieses >herzhafte< Wissen ein Ahnen ist, dann werden wir diesesAhnen niemals fiir ein im Unklaren verschwimmendes Meinen halten diirfen. Es hat seine eigene Helle und Entschiedenheit und bleibt doch von der Selbstsicherheit des rechnenden Verstandes grundverschieden. Was weiB diesesWissen und was muB es wissen?
18. Der Herd ak d.asSein. (Erneutes Bedenken des Anfangs des Chorliedes und des Schluputortes.) Die Antwort auf diese Frage wird uns gli-icken, wenn wir das entscheidende Wort noch einmal bedenken, mit dem der Chorgesang beginnt und dessen Auslegung der Chorgesang selbst i s t: r6lel' roll.d td 0euvdxorl0dvdv0gcixouEerv6tepov Vielfiiltig das Unheimliche, nichts doch iiber den Menschen hinaus Unheimlicheres ragend sich regt. Worauf blickt dieser Spruch hinaus? Er spricht vom Unheimlichen; er spridrt vom Unheimlichsten; er spricht aus, da8 der Mensdr im Vielfiiltigen des Unheimlichen das Unheimlichste
Der Llerd ak das Sein
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sei. Der Spruch sagt vom 6stv6v und nennt das n6J,erv- das sifrregende Ragen, das lvechselvolle Insichruhen, das Aussichhervorkommen und als dieses Kommen und Gehen doch Insichbleiben; dies nennen die Griechen sonst qtoLg, und das ist das Wort fiir das Sein. Und dieses Selbe nennt auch td n61.erv. Der Spruch blickt, das Unheimliche alles und in seinen MiigUchkeiten iiberblickend, auf das Sein alles Seienden. Wohin immer das Unheimlichste als das Unheimischste hinausfahren mag, es bleibt, sofern es als das Unheimischste noch ist, iiberall in dem Umkreis des Seins selbst. Wobei immer das Unheimlichste einen Ausweg suchen mag und wohin es immer zuriickgesto8en und hinabgeworfen wird, es fiillt dabei in den Umkreis des Seins zuriick. Das Sein setzt dem Uberailhinausfahrenden keine Grenzen, weil dem Menschen bei seinem Umherfahren endlos ))neues( Seiendes begegnet und zugeschickt wird. Und dennoch findet der Mensch da keinen Ausweg und stiirzt und wei8 dabei gar nicht, was ihn beschrdnkt und niedersdrldgt: daB es dasselbe Sein ist, das ihm alle Tore iiffnet. Das Unheimische bleibt bei aller Unheimischkeit im Umkreis des Seins. Das Unheimische bleibt auf das Heimische bezogen. Gesetzt, da8 es verschiedeneMiiglichkeiten diesesBezuges gibt, dann gibt es auch noch verschiedene Weisen des Unheimischseinsl dann hat die VerstoBung des Unheimlidren einen entsprechendverschiedenenSinn. Aus dem Chorlied selbst kennen wir zundchst nur den Unheimischen, der im Seienden je durch eigenen Umtrieb den Ausweg zum Heimischen und die Stdtte des Seienden sucht. Sein Umtrieb gilt nur der Verkehrung des Seienden in das Unseiende. Wenn nun aber dieser Unheimliche ausgestoBenwird vom Herde, wenn ihm das SchluBwort des Chores das edrte Wissen abspricht, kommt er dann durch diese Versto8ung nicht auBerhalb des Seins zu stehen? Keinesfalls - denn ihm wird ja nidrt jede Art von qqoveiv abgesprodren, ihm wird vielmehr dies zugesprochen, da8 er im Seienden wahrhaft zu sein wiihne, ohne es doch zu sein. Die Verwerfung sagt, daB
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Der I-Ierrl aLsdas Sein
der Unheimliche zum Herd eine Wesensbeziehung habe, abql dieienige des Vergessensund der Verblendung, der zufolge q1 nicht das Sein im Blick und im Andenken haben kann. Drrrq\ die Versto8ung wird ja erst in aller Hdrte gesagt, wohin ds.. Unheimliche gehiirt - niimlich zum Sein, das alles Seiende bsstimmt und in solcher Bestimmung bewahrt und in der F{u1 h?ilt. Dann wdre der Herd, um den herum allein alles und zumal der Mensch heimisch sein kann, das Sein? Aber davol spricht das Schlu8wort des Chorgesanges doch nirgends. Gewi8 nicht. Und wir behaupten am allerwenigsten dies, daB es davon sprechen sollte, weil es als Schlu8wort, das alles trrigt, eher den Charakter des Versdrweigens hat. Und doch ist der I{erd genannt - 6otiq,.Und doch beruft sich das Wort auf ein Wissen, das auf den Herd und das Heimische und das Heimischsein bezogen sein mu8. Wie anders sollte es sich sonst gegen das Wihnen des Unheimischen absetzen?
gefra0 ist sowohl das, was im Chorlied genannt wird, das 6elv6v, f,3s Ungemeine und Unheimliche, als auch die Art und Weise, g/ie zuletzt von ihm gesagt wird, die Verwerfung, jedesmal Dnegativ<<.Oder sollte dieses Negative des >Un-heimischen<< und die >Negation<< des Unheimischen in sich gerade das >Positive< bergen und verbergen? MuB dann aber nicht das SchluBwort, wenn es schon mit eigenem Recht aus der Wahrheit die VerstoBung sagt, einem Wissen entstammen, das anderesweiB als nur das Unheimische? In der Tat beruft sich das SdrluBwort auf ein Wissen, qgoveiv, das nicht auf das Gleiche sinnt wie das der VerstoBenen.
Wiederholung Schon aus dem einleitenden Zwiegesprdch zwischen Antigone und Ismene wird offenbar, daB auch Antigone, ja sie sogar in einem hijchsten Sinne, dem Bereich des Eelv6v angehiirt. Sie macht das Erjagen des lJnausrichtbaren zum lJrsprung ihres Wesens. Sie wiihit das Gesdrick als das, was allein sc-hicklich ist. Dadurch nimmt sie das Unheimischsein auf sich. Dieses Erfahren und Durchmachen ist das hiichste Handeln und die eigentlidre Geschichte ihres Menschentums, die t6lpa ihres !Vesensselbst. Verborgen bleibt allerdings zundchst, worin ihr Unheimischsein besteht. Ungesagt bleibt daher auch, rvas zum Heimischwerden und Heimischsein gehiirt. Das Chorlied scheint sich iiberhaupt iiberall nur im Sagen des Un-heimischen zu halten. Das SdrluBwort aber scheint vollends dieserr Schein zu bestdtigen. Denn auch das SchluBwort und gerade dieses spricht verneiaend, in der Art einer Versto8ung. Dem-
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pilr'ioov qqovdlv nicht auch teile mit mir sein Wiihnen mein Wissen. Die Ubersetzung soll deutlicher herausheben, da8 der, der hier die VerstoBung ausspricht, auf ein anderes Wissen sidr beruft. Welcher Art dieses Wissen sei, wird nicht gesagt. Aber wir kijnnen mittelbar uns dariiber klar werden, was diesesWissen, soll es mit Fug die VerstoBung aussprechen, wissen muB. Damit einer den Unheimlidrsten alles Seienden vom heimischen Herde verstoBen kann, mu0 er vom Herde selbst wissen. Und diesesWissen mu8, soll es ein echtes sein, aus der Zugehiirigkeit zum Herd entspringen und somit einer Art des Heimischseins entstammen. Um iedoch das Unheimlichste alles Seienden zu wissen, muB ja au& das Seiende im All seiner Unheimlichkeit, und d. h. seines Seins iiberhaupt gewuBt werden. Dieses Wissen muB auf alles hinausdenken, was ragend sich regt -.fl6leu. Dieses vom Herde verstoBende Wissen muB vom Sein alles Seienden wissen; was nidrt schon notwendig einschlie8t, da8 solches Wissen einen Begriff des Seins eigens denke. Das Wort der VerstoBung des Unheimlichsten alles Seienden vom Herde muB den Herd als Heimischsein wissen, mu8 aber auch das Sein alles Seienden wissen. Ist diesesWissen also ein zwiefaches: ein Wissen vom Herde und ein Wissen vom Sein alles Seienden? Oder besteht das Wissen vom Sein des Seienden im Wis-
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sen vom llerde? Ist demnach das Wissen vom Herde das Wis_ sen vom Sein des Seienden? SolchesWissen vom Sein des Sei_ enden, das nun eigens das Seiende in dieser Hinsicht denkt, ist ein ausgezeichnetesDenken, das seit Platon den Namen >phi_ losophie< fiir sidr in Anspruch genornmen hat. Sollte nun im SchluBwort des Chorliedes ein Wissen vom Herde als Wissen vom Sein sich aussprechen,dann hieBe das, die Dichtung sage eine >>philosophischelVahrheit<. Oder liegt das nur an unserer Erlduterung des Chorliedes, die das dichterische griechische Wort vom >Herde<Sein< umfiiischt? Das ist nicht die Absicht dieser Bemerkung, vielmehr liegt alles daran, die Richtun g zu zeigen, aus der dieses SchlulSwort des chorliedes als ein dichterisches \Mort verstehbar wird. Vielleicht ist das \Nissen, das qgoveiv, des hier Sprechenden nicht nur vom Didrter des Chorgesanges zu einer dichterischen Aussage gestaltet, sondern selbst als ein dichtendes Wissen gemeint. Dann wdre das SchluBwort keine bloBe Verwerfung. Dann endete das Chorlied nicht mit einer blo8en Abkehr von dem, was zuvor irn mdchtigen Wort genannt wurde. Sofern wir diese Miiglichkeit im Blick behalten, kommen wir nicht in die Gefahr, das SchluBwort in die Leitsiitze einer philosophischen Abhandlung umzudeuten. AuBerdem aber ist die Deutung des Wortes vom >Herd< im Sinne des Seins deshalb kein Hineintragen spdterer Ansicht und fremder Meinung in das Griechenturn, weil griechische Denker diese Auslegung selbst vollzogen haben. Zuvor mu8 auf das verwiesen werden, rvas zur allgemeinen Bedeutung des Wortes ioricr gesagt wurde. Damit steht in unmittelbarem Zusammenhang, daB bei FIesiod und in den >>homerischenHymnen<< 'Eorio als die erstgeborene Tochter des Kronos und der Rhea genannt wird (Hesiod, Theogonie 454). Desgleichen nennt Pindar im Beginn der XI. nemeischen Ode 'Eoria a1s Zlvdg ieiorou / raor,yvtro xai "HQaE,als Zeus' des Hijchsten Schwester und der mit 6porlq6vou ihm thronenden Hera.
19. Fortsetzung der Ausfillrungen Sein
ilber den Herd als das
a) Zusammengehdrigkeit von Didrten und Denken Gesetzt nun aber, da8 die >Mythologie< nicht eine Gijtterlehre ist, die sich die Mensihen erfinden, weil sie noch nicht >>reif<< sind fiir eirre exakte Physik und Chemie, geserzr,daB die Myist, in dem das Sein selbst thologie der geschichtliche>>ProzeB<< kommt, dann steht das Denken dichterisch zur Erscheinung im Sinne des wesentlidren Denkens in einem urspri-inglichen Bezug zur Dichtung. Welcher Art diese urspriingliche Zusammengehijdgkeit von Dichten und Denken ist, kann hier nicht erijdert werden; noch weniger kijnnen wir weitldufig auf die gewiihnliche Bestimmung dieses Verhdltnisses eingehen, wonach das Denken der Philosophie das Gedicht der Mythologie vom Mythischen befreit und den verbleibenden Gehalt in das starre Gestd.nge und Geschiebe leerer Begriffe umschmelzt. Nade dieser Meinung ist dann das Denken iiberhaupt nichts anderes als die >>Entmythisierung< des Mythos. Man stellt sich diesen Proze8 vor wie die Entwdsserung eines Sumpfgeldndes, Boden i.ibrig nach deren Vollendung dann der >>trockene<< bleibt. Als liige das Denken schon fertig im Dichten und brduchte nur vom >Dichterischen< befreit zu werden. Als eignete dem Denken nicht ein eigener, dem Didrten gleichwesentlicher, aber deshalb gerade grundverschiedener Ursprung. Das Denken ist nicht der Bodensatz des entmythisierten Mythos. Diese weit verbreitete aufkldreris&e Meinung, die das iibliche Bild vom Wesen des abendliindischen Denkens bestimmt, weilJ weder, was Didetung ist, nodl versteht sie das Wesen des Denkens. Hierbei ist zu beachten, daB die >Aufkldrung., im Sinne der durchgiingigen Erkltirung von allem aus den vernunftmdBig einsichtigen Griinden zum Wesen der Metaphysik gehiirt. Deshalb kornrnt auch in einem besonderen Zeitpunkt innerhalb der Geschidrte der Metaphysik ein
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eigens nach der >Aufkliirung<< benanntes Zeitalter zur Geltung. Die >>Aufkldrung< beginnt ihrem Wesen nach jedoch mit dem Beginn der Metaphysik, d. h. mit dem Beginn ds1 >Philosophie<<,d. h. mit jenem Denken des Seins, das von der Sophistih, von Sokrates und Platon zum ersten Male vollzogen rvird; damit geht zusammen, daB Platon in eine sehr zrveideutige Stellung zu den Dichtern kommt. Von diesem Denken - dem metaphysischen - aus gesehen ist das Denken in der Tat nach gewissen Hinsichten, wenngleich nicht schlechthin, eine >Entmythisierung<<. Aber das metaphysische Denken ist nicht das einzige Denken des Seins. Es ist vor allem nicht das Wesen des >anfiinglichen.< griedrischen und abendldndischen Denkens. Do& scheint' was jetzt weiter iiber die 6,orLont sagen ist, die aufkldrerisdre Vorstellung des Verhdltnisses von Dichten und Denken in ihrem Recht zu bestritigen. Von Philolaos, einem Denker aus der Schule des Pvthagoras (5./4. Jahrhundert), ist uns ein Wort iiberliefert, das als Fragrnent 7 gezdtlnltwird und das lautet (Dieis, Vorsokratiker, I5, 410): rd ngd,tov6gpoo$6v,td tv, r6v16l p6oor,tdE oqalgcE6otic xoleirar,. I)as als der anfiingliche Einklang Wesende, das einigende Eine, in der Mitte der Kugel wird ,Herd, genannt. Der Herd ist demnach die Mitte des Seienden, auf die alles Seiende, n?imlich weil es und sofern es Seiendes ist, anfdnglich bezogen bleibt. Diese herdhafte Mitte des Seienden ist das Sein. Das Sein ist der Herd. Denn das \Mesen des Seins ist fiir die Griechen die q6otE- das von sich aus aufgehende Leuchten, das durch nichts anderes vermittelt, sondern selbst die Mitte ist. Diese Mitte ist das anfiinglich Bleibende und alles Umsichsammelnde * jenes, worin alles Seiende seine Stette hat und als das Seiende heimisch ist.
Weitere Ausfilhrungeni)ber den llerd ak das Sein
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b) 'Eorlc und Sein bei Platon
Nicht zufiiilig erinnert der Denker, der das Denken beginnt, nennen,Platon, an die 'Eorio, und zwar das wir >Metaphysik<< im Phaidros. Dieser Dialog in dem Gesprdchtiber dasSchcine, Platons ist ja innerhalb der Entfaltung des platonischen Denkens selbst eine Art Mitte, aus der die eigentliche Lehre platons vom Sein des Seiendenhervorkommt. In seiner zweiten Rede iiber den Eros spricht Sokrates(246 ff.) vom \{esen der Seele, deren Schwingen durch das Grittliche ihr Vermiigen der Sc.hwingung und des Aufschwungs empfangen. Dieser Hinweis gibt den AnlaB, den riregougdvroE t6nog, den iiber das Himmelsgewiilbe hinaus)iegendenAufenthaltsort der Giitter zu beschreiben, genauergesagt,sein Wesen nach der Wahrheit imDenken zu bestimmen. Die Beschreibungdes>Lebens< der Giitter beginnt so: 6 piv 0fi p61cg fllepdv dv or)qavQZe$g, tLa$lvtrvnrqvdv &gpo, rq6rog nogerlercl, Elaxoop6v ldvra xai 6nlpel"oripevoE.re 6' [neto,r, orgarrd, {}ed)vre xci Ecr,p6vorv, rqrd Sv6er(op6gq xexooplp6q. p6veuyd,q'Eoria 3vSedlvoinqp6vr1. >>DergroBe Herrscheraber im Himmel, Zeus, fahrend den gefliigelten Wagen, ist der ersteim Aufbruch, durchwaltend alles und es mit seinerSorgebedenkend,dem aber folgt die Streitschar der Gbtter und audr der holden-unholdigen Geister nach elf Ziigen geordnet.EIf sind es nur) es bleibt bestiindig zuriick Hestia in der Gijtter Heimstatt als einzige. << In dieser Erinnerung Platonsan das dichtende Sagen vom Seienden im Ganzen und seiner Beherrschung und Verfassung kommt das Wesentlicheklar ansLicht: Wenn schon die Giitter, wohnend am iiberhimmlischen,unzugiinglidhen Ort, die Bleibenden sind, dann ist unter ihnen die Bleibendste-stindigste Hestia. Sie ist die Mitte aller Bestdndigkeitund Anwesenheit -
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Das H eimischw erden im U nheimischsein
das Wesende im Sein, das ja die Griechen im Sinne der bestd.ndigen Anwesenheit erfahren. Wir mii8ten hier nun, dapil Platons Hinweis auf die Dichtung des Seienden vollstiindig gefa8t wdre, darauf eingehen, wie er selbst zu diesem dichtenden Sagen steht und seinem eigenen Denken die alle Dichtung iibersteigende und sie also unter sich lassende Bestimmung gibt, derzufolge dann fiir alle Metaphysik die Dichtung wesenhaft >>bloBeGefihlswerte< schaffe und dem >Leben< ndher sei. Der Unterschied zwischen Dichten und Denken wird ein psychologischer,und d. h. ein >dsthetischer<. Die Wirkung auf das sogenannte >Gefiihl< gilt als willkommener Ersatz fiir die Ohnmacht des Denkens und seiner leeren Begriffe. Diese tdten angeblich das >Brlebnis<. Die mafJlose Oberfliichlichkeit des modernen Menschen vergiBt dabei nur zu bedenken, da8 er nirgends mehr urspriinglich Kunstwerke rerlebtu - eesetzt, da8 diese iiberhaupt sich erleben lassen - wohl aber die Maschine und ihr zersttjrerisches\Mesen. Dies ist, ob er rvill oder nic-ht,sein >>ErlebnisDie iiberhimmlische Stdtte aber hat weder je einer der im Hiesigen weilenden Dichter preisend erhellt, nodh wird jemals einer sie wiirdigen nach der Gebiihr. < (Das Wort ripveivfiir >diclrten<.) Die Dichter sind nach Platons Lehre au8erstande, das Seiende, wie es ist, zu enthiillen und ins reine Licht zu stellen. Sie haben daher auch nach Platons Lehre von der Poiiteia der r6l"lE innerhalb dieser einen ganz untergeordneten Rang im Unterschied zu den >Phiiosophen<. Auf diese Herabsetzung der Dichter folgt in harter Entgegensetzung dieses: ExetEd6Ds;
>Es verhdlt sich aber (mit dem iiberhimmlischen Ort) in dieser Weise. . .< Platorr wei8, daB der denkerische Anspruch des Wissens hier nichts Geringes und Beliebiges, sondern vielleicht noch befremdlich ist, und daher sagt er in einem Zrvischensatz: rol.plr6ov ydq ofiv t6 1e d),1$dEeimiv, d,l"kogte xoi neqi d)'ri$eicg >)gewagt werden mu8 niimlich jetzt, das lJnverborgene tr6yovro,, zu sagen, zumal von dem, der seiner lJestimmung nach im Umkreis der Unverborgenheit (und d. h. in bezug auf das Unverborgene als solches)sein aufschiiel}endesWort zu sagen hat. << Was jedoch aus den angefilhrten Worten Platons {iir unsere jetzige Betrachtung allein wichtig bleibt, ist die Einsicht in den wesentlichen Zusammenhang zwischen 'Eotla und dem Sein. Der Herd, die Heimstatt des Heimischen, ist das Sein selbst, in dessen Licht urrd Glanz, GIut und Wdrme sich alies Seiende je schon gesammelt hat. aag6orrogist der, der im Umkreis des Herdes weilend, mitgehiirt zu denen, die mit dem Herde vertraut, so da8 jeder dem Herde Zugehiirige ein T'rauter ist. mag er ein >Lebender<<sein oder ein Toter.
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20 . D as H eimis chw er d,enim U nheirnischsein - die Zw eideutigkeit des Unheimischseins. Die Wahrheit des Chorliedes die innerste Mitte der Traei;die Das Schlu8wort cles Chorliedes gibt den Wink in die Heimstatt, in der alles Heirnische griindet. Damit enthiillt sich erst der Wesensgrund des Unheimischen. Dadurch bestimmt sich erst das innere Wesen des eigentlichen Unheimischseins. Das Schlu8wort klingt zwar, unmittelbar genommen, wie eine bloBe AusstoBung des Unheimischen. Jn Wahrheit ist jedoch diese AusstoBung aus dem Umkreis des Herdes nur der Ansto8 zum Aufmerken auf das Heimische und zur Wagnis der Zugehiirigkeit in dieses. Das SchluBwort verwirft nicht blo8 den Unheimischen, sondern es id8t das Unheimischsein fragwiirdig werden. Das Unheimischsein riickt aus dem Ansdrein heraus,
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DasHeimischu'erd'enirnUnheirnisdtsein
Antigone Die Deutung desMenschenin Sophohles'
als sei es nur ein dem Menschen angeheingter Zustand und eine zur Gewohnheit verhartete Ausstattung' Das Unheimischsein zeigt sich als das noch-nicht-erweckte, nodr nidet entschiedeoe, nocl, niiht iibernommene Heimischseinkd''nen und HeiAnmischwerden. Eben dieses Unheimischsein iibernimmt DieHandeln. htichstes 6erv6v ist ihr des Erleiden Ihr tigone. des HeimischsesHandeln ist die Bewegung und das >>Drama<< erst Unheimischsein das wird werdens. Im Heimischwerden Heimischwerim daB so' vollzogen. Und dies nicht etwa nur den das Unheimisclasein den AbsdaluB findet, sondern ihr Heimisihwerden bringt erst das wesen des Unheimischseias ans Licht. Das Heimischwerden macht die wesenhafle zweideutigkeit des Unheimischseins offenbar' Da, Unhei*isdrsein kann sich ergehen in der bloBen Vermessenheit zum Seienden' um je aus diesem jeweils eillen Ausweg und eine Std.tte zu erzwingen' Diese Vermessenheit zum Seilnden und im Seienden ist aber nur' was sie ist, aus der Vergessenheit des Herdes, d. h. des Seins' Das Unheimischsein kann aber auch diese Vergessenheit brechen drrrch das >Andenken<>Anmerkungen zur Antigone<< und versteht sie unverkennbar als den >>kiihnsten Moment< des >Kunstwerkes<<. Weil aber die Erkliirer fieser Tragiidie eine noch immer danach schnappen, im Wort der Antigone iiber Aussage eine d' h' finden, Erkldrung ihres Handelns zu das Seienle, das ihr Tun verursaiht, tradntet man nur danach' den Hinweis auf Seiendes zu finden, sei dies der herrsihende oder alte Totenkult, sei es die familienhafte Blutsverbundenvon heit. Man verkennt, daB Antigone in ihrem \Mort weder sehen' nicht kann noch Man jenem noch von dieser spricht. daB sie iiberhaupt nicht von einem Seienden spricht' So ent-
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sie dodr steht der Schein, als rede sie unbestimrnt - wdhrend sagen was hier zu sagt, Eindeutigkeit aller in Einzige das nur M9-457): (Antigone, V. bleibt Kreon:
xaiEflr'dr6trpagtorio6'rileqBcivetvv6pouE; Und offenbar du wagtest, dies zu iiberschreiten (mein) Gesetz?
Antigone : ori ldg rt y'o'.Zeig fiv 6 nqqtilag rdDe, ori6'd ltvorxog tdlv xdrcoSebvA[,x1 l6pottg, tolorioD'6r,&r,Sp6rotoivrbgroev td orlOios6vervtooottov <,)6pqv ocr xqgriypc$' dior' &ypantc x&oqalfl Se6v v6plp
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Die Deuntng desMenschenin Sophohles'Antigone
D as I:I eimischwerden im U nheimischsein
keiner Zeit IaBt dies Bestimmende sich irgendwo als erst gesetzt antreffen und ist doch allem zuvor schon erschienen, ohne da[J einer ein Seiendes nennen kiinnte, daraus es entsprungel. Dem also lJnverborgenen gehiirt das Wesen der Antigone. I1 diesem lJnverborgenen geborgen und heimisch zu werden ist das, r'r'as sie se}bst nennt na$eiv td 8stvdv 'rofrto - dieses Unheimischsein in allem Seienden durchzumachen. Indem Antigone das Unheimischsein in ihr eigenes Wesen iibernimmt, ist unheimisch. Also wird Antigone doch nicht von sie >>eigentlich<< der Verwerfung am ScliluB des Chorliedes getroffen? Gewi8 nicht. Sie ist ausgenommen, aber ausgenommen nicht deshalb. weil sie auBerhalb des 6elv6v steht, sondern weil sie das Unheimlichste in der hijchsten Weise eigentlich ist, ndmlich so, daB sie es in seinem vollen Wesen iibernimmt, indem sie das Heimischwerden im Sein auf sich nimmt. Das Schlu8wort verwirft den Unheimischen und weist in das Heimisdre. Das SchluBwort des Chorliedes ist von einer unheimiichen Zweideutigkeit, die das Unheimischsein selbst angeht. Das Schlu8wort spricht gegen den Unheimischen, aber im Sinne einer aufbehaltenen Entscheidung, ous dem Blit* auf das unheimlichste Wagnis, das nichts Geringeres wagt als das Wesen der Unheimlichkeit selbst. Deshalb hat das SchluBwort den deutlichen Klang des Wissens vom Herd. Nicht rverde der Unheimische ie ein Heirnischer, solange er nur und sofern er einzig auf seinem Unheimischsein beharrt und so unstet im Seienden sich umtreiben liifit. Das SchluBwort verwirft diesen Unheimischen und ruft zugleich in das Wissen von seinem eigentlichen lNesen. Das SchluBwort verbirgt in sich den Wink auf die unentfaltete und noch unvollzogene, aber im Ganzerr der Tragiidie sich vollziehende \&agnis, zwischen dem eigentlichen Unheimischsein des Menschen und dem uneigentlichen zu scheiden und zu entscheiden. Antigone selbst ist diese hiich' ste Wagnis innerhalb des Bereichs des 6etv6v.Diese Wagnis zu sein, ist ihr Wesen. Sie iibernimmt als Wesensgrund dgxtt
weiB woher, von sich aus erscheint. Antigone iibernimmt als das Schickliche, was ihr zugeschickt ist aus dem, was iiber den oberen Gijttern (Zeus) und iber den unteren Giittern (Aitq) west. Das aber sind auch nicht die Toten, das aber ist auch niiht die Blutsverbundenheit zum Bruder. Was Antigone bestimmt, ist ienes, das erst der Auszeichnung der Toten und dem Vorrang des Blutes den Grund und die Notwendigkeit gibt. Was das ist, liiBt Antigone, und d. h. zugleich der Dichter, ohne Namen. Tod und Menschsein, Menschsein und leibhaftes Leben (Blut) gehiiren jeweils zusammen. >Tod< und >Blut< nennen je verschieden du8erste Bereiche des Menschseins,das sich weder in dem einen erfiillt noch in dem anderen erschilpft. Die dem Menschen und nur ihm eigene Zugehiirigkeit zum Tod und zum Blut ist selbst erst bestimmt durch den Beztg des Menschen zum Sein selbst. Das geheimnisvolle Gedicht Hijlderlins: >In lieblicher Bldue bliihet< (VI, 27), schlieBt
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mit demWort: Leben ist Tod, und Tod ist auch ein Leben. Wir miissen, damit wir im Bereich der griechisdren Wahrheit der Antigone-Tragddie bleiben, auch noch iiber Totenkult und Blutsverbundenheit hinausdenken und das Wort der Antigone so festhalten, wie es gesagt ist. Dann erkennen wir, daB sie, griechisch gedacht, das Sein selbst nennt. Das ist der Grund des Heimischseins, der Herd. Von hier aus wird deutlich, daB das Gegenspiel dieser Tragiidie nicht spielt in dem Gegensatz zwischen >Staat< auf der einen und >Religion< auf der anderen Seite, sondern zwischen dem, was die innerste Gegenwendigkeit des 6erv6vselbst ausmacht, sofern dieses als das Unheimische gedacht wird: Das Gegenspiel spielt zwischen dem Unheimischsein im Sinne des ausweglosen Umtriebes im Seienden und dem Unheimischsein als dem Heimischwerden aus der Zugehiirigkeit zum Sein. Das griechisch erfahrene Wesen des 6erv6vsteht im dichterischen Blick dieser Dichtung, aber so, daB das Heimischwerden im Unheimischsein gedichtet ist.
Die Deutung desMenschenin Sophokles'Antigone
Das H eirnischwerdenim U nheimisdtsein
Die lVahrheit des Chorliedes kann daher nidrt im ersten Wort des Beginnes liegen, aber auch nicht im SdriuBwort. Sie verbirgt sich in dem, was das unmittelbar Gesagte nicht nur ungesagt ld8t, sondern durch sein Sagen erst zum Ungesagten dichtet. Steht es jedoch so, wie sollen wir jetzt die Antwort geben auf die Frage, wer dieses SdiuBwort sage? Nach der unmittelbar richtigen Feststellung sprechen die thebanischen Alten. Aus welcher Befugnis sagen sie das Wort iiber das Unheimisdrsein des Menschen? Inwiefern kiinnen sie sich ausnehmen von der Versto8ung des Unheimischen? Woher stammt ihr Wissen vom Herd? Welcher Art ist dies Wissen und seirr Wort? Weiche Stimme, wessen Stirnrne kommt im Chorlied zum Wort? Was ist der Chor in der griechischen Tragiidie? Diese Frage soll hier nicht weitliiufig eriirtert werden. Dariiber ist vieles hin und her verhandelt und sorgfiiltige gelehrte Arbeit geleistet worden. DaB iiberhaupt die griechische Tragtidie aus dem >Chor< entstanden ist, sagt wesentlich geda&t nichts anderes als: der Chor ist die innere Mitte der Tragiidiendichtung als Dichtung. Und das Chorlied der vollendeten tragischen Dichtung wiedemm ist die Mitte dieser Mitte. Deshalb spricht im >Chorlied<<der Dichter selbst in einer ausgezeiihneten Weise. Zwar spriiht er in jedem Wort der Dichtung, und er spricht im >Chorlied< nicht etwa so, dal3 er dort gesondert noch eigene Ansichten duBert. Vielmehr wird die dichterische Wahrheit einer Tragddie, das vor allem Anderen und das fiir alles Andere zu Sagende, im Chorlied gesagt. Der Chor ist nicht ailein >entwicklungsgeschichtlich< der Ursprung der Tragiidie, sondern er wird im Chorlied wesensgeschichtiich zu ihrer Wesensmitte, die dichterisch das Ganze der Dichtung um sich sammelt; er ist das Zu-Dichtende. Unter den mannigfadoen Ratlosigkeiten iiber das, worin die Wahrheit des erlduterten Chorliedes beruhe, findet sich auch die, daB man sagt, es sei von so allgemeinem Gehalt, daB es iberhaupt ohne rechten und eindeutig besonderen Bezug zum iibrigen Inhalt der Antigone-Tragirdie bleibe und deshalb
eigentlich in ihr keinen Platz habe. Doch was man als allgemeinen Gehalt rniBversteht, ist die Einzigkeit des Sagens vom Einzigen 6er.v6v 'nd seinem Wesensgrund, und dieses erscheint in der einzigen Gestalt der Antigone. Sie ist das reinste Gedicht selbst. Das dichterisch zu Sagende ist die dichterische Wahrheit. Das dichterisch wahre Wort ist jenes Wort, das das dichterisch Seiende nennt. Aber was ist das dichterisch Seiende? Was heiBt hier iiberall >dichterisch Das Dichterische scheint das zu sein, was ein Dichter sagt. Aber was sagt der Dichter? Was hat er als Dichter zu sagen, daB er dann durih diesesSagen ein Dichter ist? Der Di&ter sagt nicht erst das, was er gedichtet hat, als sei das dichterische Wort nur die sprachliche Fassung und Aussage des Gediihteten, das meint, des phantasiemii8ig Gestalteten. Vielmehr ist das dichterische Sagen selbst das Dichten. Der Dichter dichtet jenes, was seinem Wesen na& ein ZuDichtendes ist. Das Dichterische le8t sich uie aus dem Di&.ter, sondern dieser nur aus dem Wesen der Dichtung begreifen. Deren Wesen miissen wir erfragen im Ausblick auf das, was das Zu-Diihtende ist, und zwar in notwendiger Weise. Das wesensnotwendig Zu-Dichtende liegt in dem verborgen, was sich niemals irgendwo und irgendwann und irgendwie als etwas Seiendes-Wirkliches innerhalb des Wirklichen antreffen und finden liiBt. Das wesenhaft Zu-Dichtende ist das, was sich im Seienden als Seiendes niemals finden ldBt, was vielmehr, vom findbaren Seienden aus gesehen, nur er-funden werden kann. Aber dieses dichtende Er-finden ist nicht das Er-finden eines Seienden, sondern es ist ein reinstes Finden eines reinsten Suchens, das sich nicht an das Seiende hiilt. Das Diciten ist ein sagendesFinden des Seins. SolchesFinden ist ein hiichstes, nicht weil hier das Zu-findende noch ganz verborgen, sondern weil es dasjenige ist, was dem Menschen immer schon entborgen und das Naheste alles Ndchsten ist. Dieses hiichste Finden ist daher kein freies Erfinden im Sinne des willkiirli&en Ein-
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Die Deutung desMenschenin Sophokles'Antigone
Das HeirnischuerdenimUnlrcimischsein
bildens. Dieses Finden steht in einer einzigen Notwendigheit. Was als das Zu-Dichtende west, kann nicht ein Seiendes sein. Das Zu-Dichtende, in der Dichtung lVeserrde' ist nie das Seiende, sondern das Sein. Wenn im Chor der Tragiidiendichtung und wenn zumal im Chor dieser sophokleischen Tragiidie der Dichter eigentlich spricht, dann sagt er hier dichtend das wahrhaft Zu-Dichtende: das Sein. Und der Dichter sagt es' indem er im alles tragenden SchluBwort des Chorgesanges den Herd nennt. Der Herd ist das Wort fiir das Sein, ist ienes in Antigones Wort genannte Erscheinen, das alles und iiber die Gijtter bestimmt. Das Sein ist nichts Wirkliches, sondern das, was das Seinkiinnen des Wirklichen bestimmt und zumal das Seinkiinnen des Menschen; jenes Seinktinnen, in dem sich das Menschsein erfiillt: das Unheimischsein im Heimischwerden. Dies ist die Zugehiirigkeit zum Sein selbst' Was west als das Sein und nie ein Seiendes und Wirkliches ist und deshalb stets so aussieht wie das Nichts, das kann nur im Dichten gesagt oder im Denken gedacht werden. Bedenken wir wohl, was im Chorlied genannt wird als das, was der nur im Seienden ausweglos umherfahrende Unheimische nicht zu meistern vermag:
rol].d rd 6elvd xori8tvdv$grbnou 6elv6reqov n6l.er,. Vieif2iltig das Unheimliche, nichts doch iiber den Nfenschenhinaus Unheimlicheres ragend sich regt.
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"Al6a p6vov rd p6l"trov' getlr.v or.ixErdletnu dem einzigen Andrang vermag er, dem Tod, durch keine Flucht je zu wehren. Dieses Eine ist es, dem Antigone s&on zugehdrt, was sie als zum Sein gehiirig weiB. Deshalb ist sie, weil so im Sein heimischwerdend, im Seienden die Unheimischste. Dieses Sein und das Heimischseink6nnen wird hier dichtend gesagt. Das Seinkijnnen des Menschen im Bezug zum Sein ist dichterisch' Das unheimische Heimischsein des Mensdren auf der Erde ist ,>dichterisch<<. Nehmen wir vom Chorlied des Sophokles das Wort am Beginn und das Wort am Schlu8 zusammen:
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pflr' 6poinap6orrog l6voLropflr'ioov qpovdrv6grd0' ilp8or. Nicht werde dem Herde ein Trauter mir der, nicht auch teiie mit mir sein Wdhnen mein Wissen, der diesesfiihret ins Werk. Hijren wir beide Worte dabei wie Aussagen und Feststellungen iiber Tatbestdnde. also undichterisch, dann finden wir immer nur dies als den >Inhalt< des Chorliedes: Der Mensch ist das unheimlichste Wesen. Und: Dieses Wesen wird von einem nicht ndher zu bestimmenden Herde, aus nicht genauer angegebenen Griinden, verstof3en. Nun nennt aber das SchluBwort mit dem Herde das Heimische und sagt darin das Unheimischsein, weil es die Zugehiirigkeit zum Heimischen und das Nichtheimischsein des Unheimischen sagt. Dies alles bleibt nun in der Tat im Unbestimmten. Allein. dieses Unbestimmte kann in diesem IJtihepunkt des dichtenden Sagens nicht die Unbestimmtheit der Leere und des Vagen und fast Beliebigen haben. Die Unbestimmtheit, oder was vi'ir so nennen. ist das Unentschiedene, aber erst zu Entscheidende fiir diese Dichtung und in ihr. Das anscheinend Unbestimmte ist das im hiichsten bestimmte Eine, das Einzige, was fiir die ganze Dichtung das von ihr irn voraus Zu-I)ichtende bleibt. Ihr Dichtungswiirdiges ist nichts anderes als das Heimischwerden im Unheimischsein. Antigone selbst isf das Gedicht des Heimischwerdens im Unheimischsein. Antigone lst das Gedicht des hijchsten und eigentlichen Unheimischseins. Darin liegt aber: Dieses Sein des Menschen, sein Unheirnisch-Heimischsein inmitten des Seienden, wird dichtend gesagt, weil es stets nur als ein Seinkijnnen der Wagnis - als ein Zu-Dichtendes und dichterisch Entscheidbares bleibt. Vielleicht ist gar dieses wesenhaft nur Zu-Dichtende, niimiich das Heimischseinkiinnen des Menschen, das Htichste.
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Die Deutung desMenschenin Sophokles'Antigone
was der Dichter dichten mu8. Steht es so, dann dichtet Sophokles in der Antigone-Tragiidie das im hijchsten Sinne Dichtungsrviirdige. Das Chorlied nol,trd rd Esrv6.. . ist dann im innigsten Bezug zur Gestalt der Antigone die innerste Mitte dieser Tragiidiendichtung. Und wenn demnach dieses Chorlied die hijchste Dichtung des hijchsten Dichtungswiirdigen ist, dann kiinnte das wohl der Grund dafiir sein, daB dieses ChorIied dem Dichter Hiilderlin in der Zeit seiner Hymnendichtung immer neu zugesprochen wurde. Damit sei nicht behauptet, Hiilderlin habe von diesem Bezug zur Dichtung des Sophokles in der Form der jetzt gedeuteten und begrifflich gefaBten Beziehungen eigens gewuBt. Wie er es bei sich gewu8t hat, ktinn.en wir nie wissen. DaB Htilderlin aber im Dichten der Strtime (und d. h. der Ortschaft und Wanderschaft des gesdrichtlichen Menschen) aus seiner ihm zugeschickten lssfi'n'nung in einen solchen Bezug zum Dideter der Griechen gestellt war, mag das folgende deutlich machen.
DRITTERTEIL HOLDERLINS DICHTEN DES WESENS DES DICHTE,RS ALS HALBGOTT
21. Hrilderlins Stromdichtung und das Chorlied des Sophohles das i ew eils geschichtliche H eimischw erden Das Chorlied des Sophokles und die Stromgedichte Hijlderlins dichten das Selbe, und deshalb ist zwischen Hijlderlin und Sophokles die dichterisch-geschichtliche Zwiesprache. Weil aber beide Dichter das Seibe dichten, deshalb dichten sie gerade nicht das Gleiche; denn das Selbe ist wahrhaft das Selbe nur im Verschiedenen.Das Verschiedene aber ist hier das jeweilig andere geschichtlidee Mensdrentum der Griechen und der Deutschen. Und der Grund der geschidrtlichen Verschiedenheit dieser Menschentiimer liegt darin, daB sie in je versdriedener Weise geschichtlichsind, d. h. in verschiedenerWeise heimisch werden miissen. Deshaib sind sie im Beginn in verschiedenerWeise unheimisch. Dies jedoch sind sie aus dem einzigen Grunde, daB sie, in verschiedener Weise inmitten des Seienden seiend, zu diesem sidr verhalten und in ihm sich halten. Worin aber diese Verschiedenheit des Heimisch-Unheimischseins im Seienden griindet und woraus es sich ereignet, das zu bedenken ist das Gebot eines Denkens, von dem hier nicht gesprochen zu werden braucht. Genug, wenn von daher ein kleines Licht fdllt auf den dichterisch-geschichtlichen Bezug zwischen HijIderlins Stromdichtung und dem Chorlied des Sophokles. Denn in diesem Licht kann sich vielieicht die Dichtung Hiilderlins um Einiges aufhellen. Von der Oberfldche her gesehen sieht es zwar so aus, als gingen die Bemiihungen Hiilderlins ledigiich darauf, im Unterschied zur griechischen Dichtung die fiir die deutsche Dich-
Das WesendesDichters ak llalbgott
If iilderlins Strorndichtung und Sophokles'Chorlied
tung wesentlichen >Kunstregeln.< (V, 579) zu finden. Es sieht so aus, als ob Hijlderlin in den Briefen an seinen Freund Bdhlendorf, wo er vom Eigenen und Fremden der Griechen sowohl als auch der Deutschen spricht, nur das Finden der echten deutschen Dichtungsart im Auge und in der Sorge habe. AlIein, das ist ja dodr das Entscheidende, daB seine Darlegungen iiber die griec}ische und deutsche Didetungsart zum voraus das Wesen der Dichtung in einem urspriinglichen und wesentlichen Sinne denken. Das dichtende Wort bestimr"t sich in dem, was es dichtet und wie es dichtet, aus dem, was das Zu-Dichtende selbst ist, weil es nur als Gedidetetes >ist<. Hijlderlins Eriirterungen in diesen Briefen sind keine Beitriige zu einer kiinftigen Asthetik der deutschen >Literatur<(, sondern die Besinnung auf das, was das wesenhaft Zu-Dichtende ist. Und das ist: das Heimischwerden des geschichtlichen Menschentums der Deutschen innerhalb der abenditindischen Geschichte. Das Heimischwerden und Unheimischsein der Deutschen ist aber nicht nur deshalb ein anderes als das der Griechen, weil die Deutschen geschichtli& spdter sind als die Griechen und in den geschidrtlichen Anfang der abendlaindis&en Geschichte im Griechentum eingelassen bleiben. Hijlderlin erkennt vielmehr, da8 die Geschichtlichiieit beider Menschentiimer in sich eine verschiedeneist, sofern das Eigene der Griechen und ihr Fremdes anderes ist als das Eigene der Deutschen und ihr Fremdes. Und zwar zeigt sich die Verschiedenheit beider Menschentiimer fiir den Bli& Hijlderlins so, da8 sie entgegengesetzt verschieden sind, und d. h. eben wesentlich: einander begegnend und so aufeinander bezogen. Was fiir die Griechen ihr Eigenes, ist fiir die Deutschen das Fremde: und was den Deutschen das Fremde, ist den Griechen ihr Eigenes. I)as Bigene und seine Aneignung ist das Schwerste.Das Lernen des Fremden aber, das im Dienste dieser Aneignung steht, ist eben deshalb leictrter. Das Leidrtere verstattet eher ein Ubertreffen. Deshalb iibertreffen die Griecfren in dem ihneu Fremden, d. h. der Darstellungsgabe, uns in unserem Eigenen - in
der >Klarheit der Darstellungn. Deshalb kiinnle es auch sein, daB einmal die Deutschen, gesetzt, da8 sie ihr Eigenes frei gebrauchen lernen und den Bedingungen fiir dies Lernen nicht ausweiclen, in dem ihnen Fremden (dem >>Feuer vom Him-
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mel") das Eigene der Griechen iibertreffen, wenn sie offener geworden sind, so dafJ >dem offenen Blik offen der Leuchtende< (der Himmel) ist. (>Der Gang aufs Land<, IV, 112.) Es kijnnte sein, daB den Giittern ein >Gast-Haus< (IV, 514) und Stift gestiftet und gebaut wird, dern die Tempel der Griechen nicht mehr nac-hkommen. Ob Hiilderlin in dieser Bestimmung des geschichtlichen Wechselbezuges zwischen griechischer und deutscher Geschichtlichkeit das Anfiingliche schon getroffen hat oder nicht, diirfen wir erst zu der Zeit f.ragen, wenn Hijlderlins Wort einmal wahrhaft gehdrt ist und als die Dichtung, die sie ist, den ihr gemiiBen Gehorsam erweckt und aus diesem Gehorsam die gepriigte Weise des Hcirens sich gestaltet hat. Bis zu dieser Zeit bleibt jedode die Einsicht entscheidend, daB die geschichtIiche Beziehung zwischen Griechentum und Deutschtum keine Angleichung und keinen Ausglei& duldet. Deshalb bleiben alle blo8 >humanistischen< Ankniipfungen und Wiederbelebungen (>>Renaissancen<<) in den Randbezirken der Geschichtlichkeit hiingen. Alles liegt vielmehr daran, da8 wir erst das Wesen der Geschichtein seinem wahren Gesetz erfahren, und d. h., da0 wir von der Not der Geschichtlichkeit getroffen werden. \Menn aber die Geschi&tlichkeit eines Menschentums im Heimischsein beruht und wenn das lfeimischsein das Heimisdrwerden im Unheimischsein ist, und wenn solches Heimischsein nur dichtend bestimmt werden kann und dichterisch gesagt werden muB, dann ist Hcilderlin der erste, der die deutsche Not des Unheimisihseins dichterisih erf?ihrt, und d. h. dichtend sagt. Deshalb kommt von Hiilderlin zuerst und von ihm allein das Wort, in dem das Gesetz des Unheimischseins und Heimischwerdens ausgesprochenwird; und zwar wird diesesGesetz dichterisdr in mehrfacher Gestalt ausgesprochen.
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Das WesendesDichters ak Halbeott
D er geschichtlich griindende G eist
Einmal durch das Dichten der Strtime in der Hymnendich_ tung. Dann aber zugleich - fast wie in einer Entsprechuns zum Chorlied - durch ein eigenes Nennen des Gesetze. ."lb.tl Bald ist dieses Gesetz nur im Anklang genannt, bald ist es gewagter und entschieden gesagt. Das Gesetz des Heimischseins als eines Heimischwerdens besteht darin, dafi der geschichtiiche Mensch im Beginn seiner Geschichte nicht im Heimischen vertraut ist, ja sogar unheimisch zu diesem werden mu8, um in der Ausfahrt zum Fremden von diesem die Aneignung des Eigenen zu lernen und erst in der Riickkehr aus ihm heimisch zu werden. Der geschichtlicheGeist der Geschichte eines Menschentums mu8 diesem erst bei seinem Unheimischsein das Fremde entgegenkommen lassen, um in der Auseinandersetzung mit ihm das zu finden, was fiir die Riickkehr zum Herde das Schi&liche ist. Denn Geschichte ist nichts anderes als solcheRiickkehr zum Herde.
auf und bringt in Einzelheiten manche Verbesserungen. Die unentbehrliche und nicht hodr genug zu schd.tzende Bestandsicherung des Wortlautes der hijlderlinschen Didrtung und ihrer Entwiirfe bedarf aber zugleidr der Auslegung. Diese hiingt iedoch nicht nur ab von der Kenntnis des Wortlautes, sondern von der Wesentlichkeit der leitenden Auffassung dessen, was Dichtung, was Gesdrichte, was Wahrheit ist, und was iibererfahren wird. Nach welcher haupt >ist<>Sein<< Bemerkungen dieser Vorlesung beziiglich der geHinsiiht die denken, muB aus der Deutung nannten >>Zusammenhdnge<< des Chorliedes aus der Antigone des Sophokles klarer geworden sein. Wir sind bei dieser Deutung des Chorliedes der Antigone-Tragiidie stiindig in der Ndhe der Htilderlinschen Stromdichtung geblieben, auch wenn die Ungeduid der rasdeen >>Ergebnisse<Auswertungen<< diesen Umweg fiir einen Abweg halten miichte. Das in der genannten Schrift von Fr. Bei8ner mitgeteilte Wort lautet:
22. Der geschichtlich griindende Geist. Erliiuterung der V erse: onemlich zu HaulJ ist der Geist nicht im Anf ang, nicht an der Quell.lhn zehret die Heirnath. Kolonie liebt,undtapf erVergessen der Geist. [.JnsereBlumen erfreun und die Schatten unserer Wcilder denVerschmachteten. Fast wiir der Beseeleruerbrandt.o Ein Wort von der zweiten Art hat Hiilderlin in der Verborgenheit seiner Bntwiirfe zuriickgelassen. Vor wenigen Jahren erst sind uns einige Verse bekannt geworden, die auch Hellingrath entweder iibersehen oder iibergangen hat, ein Mangel, der freilich die Einmaligkeit seiner Hiilderlin-Ausgabe nie im geringsten antasten kann. Die Verse sind erstmals veriiffentlicht in einer Schrift von Fr. Bei8ner: >Hijlderlins Ubersetzungen aus dem Griechischen<<,1955, S. 147. Diese sorgfiiltige philologischeArbeit nimmt Hellingraths Fragestellung von 1910 wieder
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nerrlich zu HauB ist der Geist nicht im Anfang, nicht an der Quell. Ihn zehret die Heimath. Kolonie liebt, und tapfer Vergessender Geist. IJnsere Blumen erfreun und die Sihatten unserer Weilder den Verschmachteten.Fast wdr der Beseelerverbrandt. Diese Verse gehtiren zu einem Entwurf der SchluBstrophe der Elegie >>Brodund Wein<. (Fr. Bei8ner bemerkt a.a.O. zu diesem Bruchstiick, es sei >in der steilen, verwirrt eilenden Schrift der alles dndernden spdten Varianten<Geist<>Be>>DerGeist<>der Geist Um die Zeit, da Hiilderlin diese Verse aufzeidrnete, hatte das Wort >der Geist< im Denken der Denker Schelling und Hegel, also der nhchsten Freunde Hiilderlins, seine we-
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Das Wesen des Dichters als Halbeott
sentliche und eindeutige, wenngleich noch nicht vollentfaltete Bedeutung. Wir gingen auf Abwegen, wollten wir meinen, 'vvis es neuerdings mehrfach geschieht, Hiilderlin habe den meta_ physischen Begriff >>desGeistes<Philosophie< entlehnt und in seiner Dichtung hier und da iibernommen. Abwegig ist diese Meinung aus zwei Griinden: Einmal deshalb, weil kein Dichter, zumal nicht ein Dichter vom Range Hiilderlins, >Begriffe<Philosophie< bedeutet. Aus dem Gesagten wird klar, daB Htjlderlins Wort >>derGeist< seiner Bedeutung nach von der deutschen Metaphysik bestimmt ist, aber nicht mit dem identisch ist, was diese in ihren Begriffen des >subjektiven< und >objektiven<< Geistes >systematisch< denkt. Nach dem metaphysischen Begriff ist >der Geist< schlechthin >das Absolute<, das Unbedingte, was alles Seiende in seinem Sein bedingt und bestirnmt. Der Geist ist das alles Bestimmende und daher das allem Seienden wesenhaft Gemeinsame. Der Geist ist als der Geist der gemeinsame Geist. Nach dem metaphysischen Begriff hat der Geist seine Auszeichnung im Denken. Der Geist denkt in seinen Gedanken das, was jedem Seienden als einem Seienden zukommt, das ihm Zugeschickte. >Des gemeinsamen Geistes Gedanken,, gehtiren aber wesentlich zum Geist, weil das Denken das Sein des Geistes ausmacht. Der Geist ist >eigentlich.<sind< in einem ausgezeichnetenSinne. Deshalb sagt Hiilderlin in einem Vers der Hymne >Wie wenn am Feiertage . . .<:
Der geschichtlidt gri,indende Geist des gemeinsamen
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Geistes Gedanken sind.
Das ist freilich kein in die Dichtung verirrter metaphysischer Satz. Der Hymnenvers bedenkt didrterisch dieses, daB der Geist ist und seiend allem Seienden das Schickliihe seines Seins zudenkt. Sofern aber der Mensch das ausgezeichnete Verhiiltnis zum Seienden hat, ist der Mensch der ftr das Schickliche Offene und dem Geschick Zugewiesene in seinem Nfenschsein. Weil der Mensch und insofern der Mensch dem Geschick offen ist und in das Geschick sich sdeickt und so das Schickliche, aber auch das Unsdrickliche als den Wesensgrund und Ungrund des Menschseins iibernimmt und ausfaltet, verwirft und verwirrt' ist der Mensch geschichtlich. Und mrr weil er dergestalt geschichtlich is/, kann er Geschichte >haben<<.Und nur rreil er und soweit er Geschichte >hat<, kann er mit dieser Habe und aus ihr Geschichte >)machen(. Ob jedodr die machbare Geschichte, ob auch nur die Geschichte als gehabte das Wesen der Geschichte bewahrt oder ob nicht schon eben dieses Haben selbst, vollends eben dieses Machen selbst das Verlieren des Geschichtlichseins sind im Sinne des Ungeschichtliihwerdens, dariiber kann einiges aus dem vorher Gesagten vermutet werden. Das Finden des Schicklichen im Unheimischsein ist das Heimischwerden. Die Bewahrung diesesWerdens ist das Gesdrichtlichsein, das zu seiner Wesensfiille gelangt, wenn es das ihm Zuges&ickte als das schon Gewesene erkennt. Das dem Menschen Zu-geschickte ist das, was >>derGeist<<denkt und dem Menschen zudenkt, so daB >>der Geist< im geschichtlichen Menschen die Geschichtlichkeit bestimmt. Das Zugeschiclte uncl Schickliche aber bleibt fiir den Menschen stets das auf ihn Zukommende, Zukiinftige. Das Zugeschickte ist nie das Entschiedene; es bleibt voll der Schickungen und ist nur aus ihnen. Das Zugeschic}te schickt sich so und anders und bleibt stets im Kommen. In diesem Kommen jedoch ist es nur zu denken, indem es als das Kommende aufgenommen und be-
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Das WesendesDichters alsHalbgott
wahrt wird. Vom Wirklichen aus gerechnet, ist das Kommende das noch nicht Wirkliche, aber doch schon >wirkende< >Unwirkliche<. Das Kommende in seinem Kommen wird erfahren und bewahrt im Diihten. Der geschichtlich griindende Geist mufi daher zuerst seine Statte finden im >>Mut<<des Dichters. Das andere wort fiir das >Gemiit< ist >>seele<.Seele wird hier nicht verstanden als >Prinzip< des tierisch-pflanzlichen Lebens, son_ dern als Wesen des Gemiits, das in den Reichtum seines Mutes die Gedanken des Geistes aufnimmt. Des gemeinsamen GeistesGedanken sind Still endend in der Seeledes Dichters. Weil in der >>Seele<< des Dichters des Geistes Gedanken auf der Erde heimisch werden, ist der Dichter >der Beseeler<<. sofern der Dichter dichtend den Geist im Seienden walten ld8t, indem er das Seiende, es sagend, in seiner Begeisterung erscheinen laBt. >Dichten< ist das Sagen der Gedanken des Geistes: Didrten ist dichtender Geist. Die Dichter sind. >>geistige<. Im Dichten aber wird das Zugeschickte der Geschichte gesagt und dadurch die Geschichte des Menschen in sein Heimischwerden gegriindet. >>DerGeist<Wie wenn am Feiertage. . .<<),sofern dieses sidr zum Wort bringt und als das Wort den Menschen in den Anspmch nimmt. Der Geist hat die Vollendung seines Wesens dort, wo er still endet: >in der Seele des Dichters<. >Der Beseeler< ist der dichtende Geist. (Vgl. den Entwurf zu >Brod und Wein<; IY,522: >Auch Geistiges leidet, Himmlischer Gegenwart ziindet wie Feuer, zwlezt.<<) >>DerGeist<der Beseeler<( sind auf das Heimischsein wesentlich bezogen und durch dieses und im Bezug auf dieses selbst in ihrem Wesen bestimmt. Wie >>derGeist<, der die Geschichte eines geschichtlichen Menschentums griindet, ist, sagt Hiilderlins Wort: nemlich zu HauB ist der Geist nicht im Anfang, nicht an der Quell. Ihn zehret die Heimath.
D er geschichtlidt griindend e G eist
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Die zund.chstniitige Erlduterung dieser beiden Verse muB kliren, lvas hier heiBen soll: >>nidrt im Anfang, nicht an der Quell<. Sagt das zweite Wort: >nidrt an der Quell<, nur in anderer Fassung das, was gesagt wird mit: >nicht im Anfang Steht es so, dann bedeutet >>Anfang<<soviel wie >>Quelle<,d. h. Ursprung. Dann ergibt sidr aber eine iiberfliissige Worthdufung, durde die zweimal dasselbegesagt wird. Man kijnnte dies aber daraus erkldren, da8 Hijlderiin im FortriB des dichterischen Entwurfes beide Fassungen hintereinander setzte. Nehmen wir dies an, verstehen wir >Anfangu im Sinne von >>Quelleu,dann sagen die Verse: >nemlich zu HauB<, d. h' doch im Eigenen und damit im Ursprung, und d. h. >>ander Quelle<, ist der Geist >nicht an der Quelleo: niimiich >zu HauB ist der Geist nicht zu HauB<. Das ist doch ein Widersprudr, jedenfalls nach dem unmittelbaren Wortlaut genommen. Denken wir iedodr auf das Gesagte selbst, dann werden wir doch zi5gern, hier nur einen Widersinn finden zu wollen. Wenn das Wort sagen sollte: >>zuhauBist der Geist iiberhaupt nidet und nie zu HauB<, >>zuHauBsein<< kann iiberhaupt nicht als eine Bestimmung des Geistes gelten, dann entbehrt das Wort freilich jeden Sinn. Das Wort ktinnte aber auch bedeuten: >nemlich zu HauB ist der Geist<>Zu HauB< ist der Geist wohl und wesenhaft, weil er das >zu HauBsein<<des geschichtlichen Menschen selbst griindet, aber in seinem )>zu HauB<>nemlichzu HauB< ist der Geist nicht, >>nicht< ndmlidr zundchst und sogleich, nicht n?imlich >anfiinglichu. Anfang nennt hier Beginn. AIso bedeutet hier Anfang etwas anderes als >>Quelle<.Jetzt enthdlt der Vers nicht nur keine leere Wiederholung, sondern jetzt enthiillt
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Das WesendesDichters alsIla.lbgott
D er geschichtlidt griindende G ei st
sich erst die volle Wahrheit des Wortes: >>nichtan der Queli<. Dies soll keineswegs sagen, da8 der Geist im Beginn nicht an der Quelle >>ist<<. Der Geist ist sehr wohl und stets >an der aber im Beginn ist er >>ander Quell< >nicht zu HauB<. Quell<, Deshalb muB er erst >>ander Quell< heimisch werden und da_ zu mu8 der >Geist<<erst eigens >an die Quelle< gehen. An die eigentliche Quelle zu gehen, ist der schwerste Gans. Er ist schwer, sowohl weil er in seiner Notwendigkeit a; schwersten zu erkennen ist, als auch deshalb, weil der Vollzug das Htjchste fordert. Wie soll denn das Gehen an die QueIIe erst noch iiberhaupt eigens bedacht werden, da doch der Geist in seinem Wesen und nur aus seinem Wesen iiberhaupt und schon Geist ist. Und wenn gar ein Gehen an die Quelle doch noch niitig sein sollte, was ktjnnte leichter sein als das Gehen zu dem, worin und wobei er schon ist? Aber dieser Anschein des Leichtesten verhiillt das Schwerste. Dem Leidrtesten folgend weicht der Mensch dem Schwersten aus. Daher sagt Hiilderlin das Wort in dem Gedicht >Andenken< (4. Strophe):
tig. Deshalb kann auch das, was das Schickliche ist, nicht sogleich eindeutig umgrenzt und klar gepflegt werden. Im Beginn vermag das geschichtliche Menschentum nicht in den ofseines Wesens sich frei zu fenen und gefiigten Miiglid*eiten bewegen. Es ist noch gegen das ihm zugeschickte Geschick verschlossen. Damit aber ist es von seinem eigenen Wesensursprung in gewisser Weise ausgeschlossen.Das geschichtliche Menschentum ist mit der entfalteten Wesensfiille seines Geschicks noch nicht vertraut, in ihr nicht >>zuHauB<<.Im Beginn ist das Himmlische noch nicht gedeutet, sondem kommt im Anfall iiberfallend herab: >>aberwie Flammen Wirket von oben und priift Leben (d. h. >das Eigene<<,vgl. IV, 527) ver zehrend uns aus.<((Entwurf zu >>Brodund Wein<<, IY, 52I ff.; vgl. >Die Titanen<<, IV, 208 ff.). Deshalb sind die Kriifte, sich in das Geschick wahrhaft zu sdricken, d. h' ihm schicklich zu begegnen, noch ungefiige, ungeiibt. Die ungefiigen eigenen Krdfte stofJenund reiben sich aneinander und bedrohen so sich wechselweise selbst und drohen das eigene Wesen des Menschentums aufzureiben. Bliebe der die Geschichtebestimmende Geist nun in diesem Beginn zurtick, wiirde er auf dieser ungefiigen Verschlossenheitbei sich selbst verharren, dann miiBte er seine eigenen Kriifte richtungslos in diesem wirren Wesen umherjagen. Die Wesenshrtifte und Wesensmiiglichkeiten des Zugewiesenen wiirden in solcher Wirre aneinander sich abmiihen und aneinander zerre\ und dabei side verbrauchen und verzehren. Das noch unbefreite Eigene, fie Heinat selbst, rein sich selbst iiberlassen, zehrt so am >>Geist(und bedroht ihn mit
... Mancher Triigt Scheue,an die Quelle zu gehn;1 Der Geist ist im Beginn nie >>zuHauB<<.Die beiden lVorte >nicht im Anfang<, >nicht an der Queil< diirfen gar nicht so zusarnmengestellt werden, wie es oben geschah. Das >>nidrt< bei >nicht irn Alfang< bezieht sich keineswegs auf den >>Anfang.,, sondern auf >zu HauB.<: >>zuHauB< nicht ist der Geist, ndmlidr >im Anfang<. Also ist er im Beginn >nicht an der Quell<, sofern er an ihr nicht >>zuHauB<, d. h. niiht heimisch ist. Aber warum ist der Geist anfdnglich an der Quelle nicht heimisch? Htilderlin antwortet unmittelbar: >>Ihn zehret die Heimath<<. Im Beginn der Geschichte eines Menschentums ist das diesem zugeschickte Geschick zwar zugewiesen. Das Gewiesene ist im Kommen. Das Kommende ist noch verhiillt und mehrdeu1 Vgl. Vorlesung Winter-Semester 1941/42; GA. Bd. Sg,S. 169ff.
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der Auszehrung: >Ihn zehret die Heimath<. Nun ist es aber das Wesen des Geistes, daB er nur eigentlich ist, wenn er bei sich selbst ist. Denn nur wenn er bei sich selbst das Ganze seiner alles bestimmenden Gedanken zu denken vermag, kann er wahrhaft Geist, d. h' >der gemeinsame Geist< sein. Im Geist waltet daher die Sehnsucht zu seinem eigenen Wesen. Also mu8 der Geist um seines Wesens willen und im Gehorsam zur Aneignung seines Eigenen gerade im Beginn,
grilnr)endeGeist D er geschichtlich
>im Anfang<<, nie >rzu HauB<, d. h. nie heimisch sein. Der Geist ist nur dann wesentlidr unheimisch, wenn er um des Eigenen willen, aus dem Willen seines Wesens, das Unheimische, das Fremde will. Deshalb sagtHiilderlin:
schon gefangen nimmt, so daB wir dabei, wie wir sagen' )>uns vergessen<. In all diesen Weisen nehmen wir das Vergessen als ein Verhalten, das wir vollziehen und bei uns zulassen, sofern wir etwas vergessen und in bezug auf Manches verge8lich sind. Aber es ist noch eine andere Vergessenheit, bei der nicht wir etwas vergessen,bei der wir vielmehr vergessen werden und seibst die Vergessenen sind. Es kann geschichtliche Zeiten geben, in denen der Mensch selbst nicht nur der VergeBliche, sondern der Vergessene ist. Vergessensein in diesem Sinne bedeutet dann: Nicht mehr gegriiBt sein in jener wesentlichen Bedeutung, die friiher umschrieben wurde.z Hijlderlin aber nennt hier nun das Vergessen in eins mit der Liebe zur Kolonie. Dies Vergessen ist nicht einfach Wegsehen von Zur Tapferkeit gehiirt der Heimat. Es ist >>tapferVergessen<<. ein Wissen von dem, worauf alles im Handeln und Ertragen zum voraus ankorn.nt. Aus diesem Wissen hat die Tapferkeit ihren Adel gegeniiber dem bloBen >>Mut<>tapfer ist der wissende Mut zum Erfahren des Fremden, Vergessen<< welches Erfahren stiindig im Fremden das Eigene bedenkt' Die Tapferkeit des Vergessensin der Liebe zur Kolonie ist die Bereitschaft, im Fremden vom Fremden um des Eigenen willen zu lernen und dergestalt das Eigene, bis es die Zeit ist,
Kolonie liebt, und tapfer Vergessender Geist.
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Das I4 esendesDichters ak Halbgott
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>>Kolonie<- das ist nicht das blo8e Fremde des Fremdartigen und Exotischen, das der Abenteurer zu seinem betdubenden Gewissen aufsudrt. Den Geist befiillt nicht eine zufZillige Lust Kolonie. Liebe ist der nach dem Fremden. Der Geist >>liebt<< ist stets das auf wesentliche Wille zum Wesentlichen. >>Kolonie<< das Mutterland zuriickbezogene Tochterland. Der Geist >>liebt< Kolonie; er wiII im Fremden wesentlidr die Mutter, die freilich nach der Hymne >Die Wanderung<< (IV, 170) >schwer a), gewinnen: die Vers&Iossene<<.Indem der Geist aber >Kolonieo >liebt<<,isl er im wesenhaften Sinne >nicht zu HauB<<;er hat das Un-heimisdrsein in den Willen seiner Liebe aufgenommen. Das wesentliche >>nichtzu HauB sein< ist das wesenhafte Unheimischwerden wollen. Der Wille dieser Liebe >Iiebt Kolonie<<so wesentlich, da8 diese Liebe auch >>tapferVergessen< liebt; >Und tapfer Vergessen<.Das >und<>und au8erdem nochu, sondern will sagen: >>und um dieser Liebe willen und zu ihren Diensten Iiebt der Geist gerade tapfer Vergessen<. Was ist das - Vergessen? Sein Wesen ist so mannigfaltig wie das des Nicht-Vergessens, d. h. des Behaltens. Die Weisen des Behaltens bestimmen sidr nach den Wesensmiiglichkeiten des Erfahrens und iiberhaupt des Denkens an etwas. >>Vergessen<< - das kennen wir meist in der Form des >Nicht-mehrdaran-denkens<. Aber dies kann heiSen, da8 etwas uns >>entgeht< und entgangen ist, oder daB wir selbst uns etwas aus dem Sinne schlagen und wegsdrieben. Das Vergessen ist einmal das Entfallen, ein Verlust, zum anderen das WegstoBen und Ausweichen, eine Flucht. Diese Flucht ist am leichtesten, wenn sie irgendwohin fliehen kann, was selbst uns sogleich
hintanzustellen. Weil das Vergessen ein >tapferes<Ortschaft<< ist. Deshalb beginnt Hiilderlins Hymne >Die Wanderung<( (IV, 167) niiht mit der Trauer eines Abschiedes von der Heimat, sondern mit dem Jubel des innigsten Griifiens: t Vgl. Vorlesung GA. Bd. 52,S' 188ff' 1941142; Winter-semester
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D er geschichtlich grilntlende G eist
Gliikseelig Suevien, meine Mutter,
>IJnsere Blumen<, und in solcher Betonung: >und die Sihatt€n unserer Wiilder< - das ist das Heimische, und zwar ist dies genannt als das Erfreuende. Die Freude ist Behiitung und Hut der Heimkehr in das Eigene. Nur deshalb gibt es auch die Freude >>fiir<Engel<<,niimlich >die Engel zum Herd des singen will, wenn er Vaterlandes<, die der Dichter >>sonst<( nicht, die griechischen Diihter iibersetzend, der Fremde gedenkt. Schatten und Blumen erfreuen den Verschmachteten' denl >>imFeuer des Siids fielen die Loken mir aus<<(Der Wanderer, V. M,IY,L03). Die Blumen sind >>derWiderstral des Tages<Blumen< sind zugieich >die Blumen des Wortes< und >der Gedankenu. Die Blumen sind auf die Dichtung und den Dichter bezogen (vgl. IV, 257, 722). Die Schatten bringen die Kiihle, den milden Schutz vor der iibergroBen Glut des fremden Feuers. Die Blumen bringen das sanfte Leudrten, den Schutz vor der iibermd.Bigen Helle des fremden Feuers. Die Blumen und die deutschen, die die schattigen Wiilder aber sind )>unsere<<: und den im einweisen einheimischen, die in das Heimisdre fremden Feuer Verschmadrteten aus der Bedrohung des Verbrennens lijsen. Dies gesdrieht aber so, da8 jetzt >der Beseeler<, auch erst das Erfreuende als das Bestimmende des Heimischen erkennt und den Gang zur Quelle als den notwendigen erf?ihrt. Jetzt wird diese Erfahrrng zum \ryeg' das Eigene frei gebrauchen zu lernen, da das Eigene ielzt zu seiner Bestimmun B; z:ur kiihlen Kliirung des Feuers vom Himmel' befreit und so >eigent)"ich< geworden ist. >Fast< bis an die Grenze der Vernichtung im Feuer muB die Wanderschaft in das Unheimische gehen, damit die Ortsclaft des Heimischen ihr Erfreuendes und Rettendes schenkt.
(gliikseelig bist du zu preisen) denn nah dem Heerde des Hausses Wohnst du, und hiirst, wie drinnen Aus silbernen Opf erschaalen Der Quell rauscht, . . . Die dritte Strophe freilich beginnt aus dem tapferen Gliick diesesGru8es anders: Ich aber will dem Kaukasos zu ! Hell steht es jetzt vor uns: >Kolonie liebt, und tapfer Vergessen der Geist<<.Das Unheimischsein wird erfahren. Die Ausfahrt in die Kolonie verlangt ein eigentiimliches Nicht-denken an die Heimat. Zugleich aber sc,henkt auch erst die Ausfahrt wieder das Denken an das Heimische. Die Ausfahrt ist kein blo8es Ilintersichlassen, sie ist bereits der erste und daher entscheidende Akt der Riickkehr zur Heimat. Darum sagt Hiilderlin in der SchluBstrophe des Gedichtes >Andenken<: Es nehmet aber Und giebt Geddchtniss die See, Wir behaupten: In dem genannten Bruchstiick nennt Hiilderlin das Gesetz des Unheimischseins als das Gesetz des Heimischwerdens. Das Gesetz ist jener Wesenszug, in den die Geschichte eines geschicltlichen Menschentums gesetzt ist. Also mu8 im Gesetz dieser auszeichnende Ztg genannt werden. Sonst bliebe es eine blofie Regel und irn Unbestimmten. Aber Hijlderlin spricht doch auch nur im allgemeinen von )>zu HauB<>Kolonie<.Was das Fremde ist und was das Heimische, wird nicht gesagt. So sieht es aus, solange wir nicht die beiden folgenden Verse bedenken: IJnsere Blumen erfreun und die Schatten unserer Wdlder den Versihmachteten. Fast wdr der Beseelerverbrandt.
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Das WesendesDichters alsHalbgott
Das WesendesDichters ak llalbgott
Der geschichtlidtgri,indendeGeist
Hijlderlin spricht in diesem >Brudrstiick< geschichtlich dichterisch fiir die einzige Geschichte der Deutschen das Gesetz des Unheimischseins als das Gesetz des Heimisdewerdens aus. Wir erkennen dies freilich nur, wenn wir das bedacht haben, was Hiilderiin in seinen Hymnen diihtet, indem er das >Heilige(< sagt. Es gentgt hier, an die erste Strophe der Isterhymne
Strenge des dichtenden, denkenden, bildenden Fassens vermochten sie erst den Giittern in einer hellgefiigten Anwesenheit entgegenzukommen. Dies war das griedrische Bauen am Die Schwiiche der Griechen lag darin, lVesensgrund der 116l,rg. sich nicht fassen zu kijnnen angesichts des Uberma-Besdes Gesihickes und seiner Schickungen. Aus der Gewalt des Feuers, d. h. des ihnen urspriinglich >Natiirlichen<, hatten sie ein UbermaB an Schicksal. Ihre Grrj8e wurde es, das Sichfassenkijnnen gelernt zu haben (V, 258), um dadurch erst im Eigenen )>zuHau8u zu sein. Das >Natiirlicheu, d. h. das als Eigenes Mitgegebene der Deutsdren aber ist umgekehrt die Klarheit der Darstellung, das Fassenhdnnen, das Bilden der Entwiirfe und Einfassungen und Geriiste. Das Bereitstellen der Rahmen und Fddrer, das Einteilen und Gliedern reiBt sie fort. Dieses >Angeboreneu wird den Deutschen solange nicht eigentlich ihr Eigenes, als diesesFassenktjnnen nicht in die Notwendigkeit gebracht wird, das UnfaBliche zu fassen und sich angesidrts des UnfaBliclien zu fassen. Aus diesem Wissen von der Geschichtlichkeit der Deutschen und nur aus ihm sind die harten Worte Htilderlins am Sdrlu8 des >Hyperion<< zu denken. (vgl. II, 282ff.) Was den Deutsihen fehlt, was ihnen somit als das ihnen Fremde erst entgegenkommen muB, ist >>dasFeuer vom Himmel<. Dieses miissen die Deutschen erfahren lernen. um in der Betroffenheit durdr das Feuer in die rechte Aneignung ihrer eigenen Darstellungsgabe gezwungen zu werden. Sonst bleiben die Deutschen in der Gefahr und Schwiiche, aus der Ubereilung ihres Vermrigens jedes Feuer niederzuschlagen und das Fassenkiinnen und Einfassen um seiner selbst willen zu betreiben und gar das Einfassen und Einrichten fiir das Feuer selbst zu halten. Daher ist es die reine Selbsterfahrung des eigenen Dichtens, wenn Hcilderlin im Unterschied zum Griechentum von den Deutschen sagt: >da hingegen die Haupttendenz in den Vorstellungsarten unserer Zeit ist (will sagen: d,er Zeit der Deutschen), etwas treffen zu kiinnen, Geschik zu haben,
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zu erinnern. Sie beginnt:
n"**", Feuer! l::t lange haben Das Schikliche wir gesucht, . . . Doch auch diese Worte und fie der anderen Hymnen blieben uns zu einem wesentli&en Teil in ihrer Wahrheit verschlossen, weiren uns nicht die erw?ihnten Briefe erhalten, in denen Hijlderlin iiber das Eigene und Fremde unserer Geschichte sich ausspricht.s Hier sei nur eine Stelle aus Hijlderlins Brief an Biihlendorf vom'1. XIL 1801 angefiihrt: >Wir lernen nichts schwerer als das Nationelle frei gebrauchen. Und wie ich glaube, ist gerade die Klarheit der Darstellung uns urspriinglich so natiirlide, wie den Griechen das Feuer vom Himmel.< (V, 319) Dieses Wort bediirfte freilich auch einer Erlduterung. Hier sei nur das Niitigste angemerkt. Das Eigene der Grie&en ist >>das Feuer vom Hirnmel<<, d. h. das Licht und die GIut dessen,tvas die Ankunft und die Niihe der Gtitter bestimmt. Um aber dieses Eigene anzueignen, mu8ten die Griechen durch ein Fremdes hindurch, n,irnlich durch die >Klarheit der Darstellungo. Von dieser mu8ten sie befremdet und gefa8t werden, um mit ihrer Hilfe erst das Feuer in den stillen Glanz der reinen Helle zu bringen. Durch das ihnen Fremde, das kiihle Sichfassenkiinnen, wurde erst ihr Eigenes ihnen zum Eigentum. Aus der s Vgl. die VorlesungWinter-semester7947142;GA. Bd. 52, S. 22 ff., S' 150ff. und S. 180.
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Das Wesen des Dichters als Halbeott
da das Schiksaallose, das 8topoQov,unsere Schwiiche ist.< Diese Bemerkung steht in den Betrachtungen, die Htilderlin seiner Antigone-t)bersetzung mitgegeben hat (V, 258). Das Gesetz der Geschichtlichkeit eines geschichtlichen Volkes sagt, daB das >Natiirliche<<eines Menschentums nur wahrhaft seine >Natur< ist als >das Geschichtliche< seiner Geschichte. Deshalb ist das natiirliche >Eigene< in seinem Gebrauch das Schwerste. Unentbehrlich und so im Dienste des Schwersten, d. h. >>leichter<, ist das Fremde.a Die Deutschen miissen, um ihr Eigenes frei gebrauchen zu lernen, vom Feuer des Himmels getroffen werden. Deshalb ist die Ausfahrt in das siidliche Land unumgiinglich. Deshalb ist der Nordost die VerheifJung des dichterischen Geschickes.Deshalb wird der Nordost begriiBt. Hiilderlin ist der vom Gott des Lichtes Geschlagene. Er is, auf der Riickkehr von der Wanderung zum >>Feuer<.Er ist der >versihmachtete Beseeler<.Hijlderlin spricht das Gesetz des Heimischrverdens der Deutschen aus. Doch Hiilderlin lvei8 nicht nur, ruas das Gesetz der Geschichtlichkeit der deutschenabendliindischen Geschichte sagt. Hijideriin weiB zugleich, wie diesesGesetz allein erfahren und gesagt werden kann. Dieses Gesetz enthiillt sich nur dem Dichter! Weshalb muB das so sein? Warum muB dies Gesetz der Geschichte und damit das Wesensgesetzdes abendldndischen deutschen Menschentums in der entscheidenden geschichtlichen Zeir der Deutschen dichterisch gesagt werden?
a Die Rede von den >Vorstellungsarten unserer Zeit< geht im besonderen auf die unbedingte Metaphysik und ihre Frage nach der absoluten Erkenntnis des Absoluten, lvelche Frage in Wahrheit keine Frage sein kann, da das Absolute seinem Wesen nach >>beiuns<<,den Menschen, sein will und das Erkennen des Absoluten durch uns nur der Strahl des Absoluten ist' der uns beriihrt. Vgl. meine Auslegung der >Einleitung< zu Hegels >Pirdnomcnologie des Geistes< (GA. Bd. 5, Holzwege, S. 115-208).
23 . Das Dichten des Wesens der Dichtung - der dichterisdte Geist als der Stromgeist. Das Heilige das Zu-Dichtende Auch diese Frage hat der Didrter, ohne daB er sie in solcher Weise stellte, nach seiner Art dichterisch beantwortet. Spdt erst, in seinem spdtesten und befremdlichsten Wort kommt die Antwort: das Gedicht >In lieblicher Bldue bliihet mit / Dem metallnen Dache der Kirchthurm.<( (VI, 24) Hier sagt Hiilderlin: VoII Verdienst, doch dichterisch wohnet Der Mensch auf dieser Erde. Das Wort ist in seiner Herkunft dunkei und ist doih ohne den wachen Geist Htilderlins nicht zu denken. Es enthiilt eine Einschrdnkung eines zuvor Zugestandenen. >VoIl Verdienst...<< zwar wohnt der Mensch. Er vermag in seinem Wirken und in seinen Werken die Ftlle. Fast uniibersehbar ist, was der Mensch ausrichtet, wodurch er sich auf dieser Erde einrichtet, indem er sie nitzt, abmiidet und bearbeitet, indem er sich sdriitzt und sichert und seine >>Kiinste<<, d. h. griechisch r61vq, fijrdert. >Doch< - all dieses reicht nicht in den Wesensgrund seines Wohnens auf dieser Erde. All dieses Werken und Leisten, Anbauen und Pflegen ist nur cultura, Kultur. Kultur ist immer nur und immer schon Folge eines >Wohnens<<,eines >zu HauB<-seins des Geistes. Dieses Wohnen aber, das eigentliche Heimischsein, ist >dichterisch<<.Die Mitte und der Grund des Wohnens, d. h. der >Herd des Hauses<<,ist nichts, was sich innerhalb des Wirklichen durch Machen und Leisten ausmachen und aufgreifen iiiBt. Das Wohnen selbst, das Heimischsein, ist das Heimischwerden eines Unheimischseins. Dieses griindet im Dichterischen. Doch wie und woher und wann ist das Dichterische? Ist es ein Gemdchte der Didrter oder sind die Dichter und das Didrterisihe bestimmt durch die Diihtung? Aber was ist das Wesen der Dichtung? Wer bestimmt dieses? LdBt es sich aus den vielen Verdiensten der Mensdren auf der
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Das Wesen des Dichters als Halbgott
Erde ablesen? Es scheint so, rveil ja doch die Dichtung zu den Kulturleistungen gercchnet lverden hann, daran man hinterher >>dsthetisch< und literatur-historisdr feststellt, wie beschaffen die Dichtung und ihre Dichter sind. Ist die Dichtung >Kulturleistung Sind die Dichter die >Kultursdeaffenden<(, g€setzt, da8 sie Dichter sind und nicht bIoB Sderiftsteller und Silbenstecher? Oder ist diese Meinung der Neuzeit iiber die DicJrtung und die Kunst und das Denken ihre eigene geschichtliihe Verirrung? Wenn aber das Dichterische allen Verdiensten entgegengesetzt ist und nicht unter das Verdienst des Menschen fdllt und auch nichts ist, was an sich besteht, wie sollen die Mensdren dann das >Dicleterische<je erfahren kijnnen? Und gesetzt, da8 das abendliindische geschichtliche Menschentum seit langem schon auf dem Wege ist, so unheimisch zu werden, da8 es die Sage des Heimischwerdens vergi8t, mu8 dann nicht zuerst das Gesetz des Heimischwerdens erfahren und an das Wesen der Dichtung erst gedacht werden? Wer anders kann daran denken als der Didrter? Das Wesen der Dicltung mu8 erst wieder gedichtet werden. Die innerste Not der Gesihichte verlangt die Notwendigkeit, daB ein Dichter ist, der das Wesen der Dichtung vorausdichtet. Dieser Dichter zu sein, ist das Schwerste.l Dieser deutsche Dichter mu8 nun aber gerade dann, wenn er das Wesen des Heimischwerdens ahnt und das Gesetz weiB, allem zuvor ausfahren in das Fremde, um >das Feuer< sich entgegenkommen zu lassen und zugleich in der F remde zu lernen, wie das Feuer zum stillen Scheinen der Giitter wurde. Dieser Diclrter muB in die geschichtlidr-dichterische Zwiespra1 Wir sollten also nicht meinen, der >I{inweis< auf >Hijlderlin und das Wesen der Dichturg< sei deshalb gegeben, damit die Asthetik und Literaturwissenschaft eine neue Gelegenheit habe, si& einen Begriff vom \{esen zu verschaffen. Anderes steht auf dem Spiel als nur die Beder Dicltung reinigung im Wirrwarr der Literaturwissenschaft. Jener ,rHinweis< mijchte gar nicht in den Wettbewerb der Absidrten der Literatur- und PhilosophieHistorie treten und iiberlii8t >die Forschung< ihrem eigenen >Fortschritt<.
Der dichterischeGeist alsder Stromgeist
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che mit jenem Dichten kommen, das in seiner Weise zuvor das Heimischwerden im Unheimiscfisein gedichtet hat. Dieser deutsche Dichter muB lernen, das >Feuer<das Heilige<. Das dichterische Nennen dessen, was das urspriinglich Zu-Dichtende und deshalb das Dichterische ist, ereignet siih in Hijlderlins Hymnendichtung. Deshalb wird in dieser Dichtung das Wesen des Didrtens mitgedichtet. Deshalb, und deshalb allein, ist diese Hymnendichtung in einer wesentlichen Hinsicht Stromdichtung. Der Stromgeist ist der dichterische Geist, der die Wanderschaft des Unheimisc}seins erfAhrt und >>an<< die Ortschaft des Heimischwerdens >denkt... Der Strom kann als Strom, d. h. als die Wanderschaft, niemals die Queile vergessen, weil er strtimend, d. h. quellend, selbst st?indig die Quelle ist und die Ortschaft seines Wesens bleibt. Das in der Hymnendichtung zu Sagende ist das Heilige, das uber den Giittern die Gijtter selbst bestimmt und zugleich als das zu-dichtende >Dichterische< das Wohnen des geschichtlichenMensdren in sein Wesen bringt. Der Dichter solcher Dichtung steht deshalb notwendig zwischen den Menschen und den Giittern. Er ist nicht mehr bloB Mensdr. Er ist deshalb aber auch noch nicht und noch nie ein Gott. Der Dichter ist von diesem >>Zwischen< zwiscfren Menschen und Giittem aus gesehen ein >>Halbgott<. Wenn Hijlderlin das Wesen des Dichters didrtet, mu8 er das Wesen des Flalbgottes denken. Und er didrtet das Wesen des Dichters, um das >Dichterische< zu finden, iu dessen Wesen die Wahrheit des Wohnens des geschichtlichen Menschen griindet. Dieses Wohnen entspringt dem Heimischwerden im Unheimischsein, der Wanderschaft der Ortschaft. Das >Dichterische< ist der Geist und das Wesen der Striime. Der Dichter des Dichterischen ist der Halbgott. Diese Beziige sind von Hiilderlin in der Einfa&heit ihrer Wesensvollendung klar geschaut und gesagt in dem vollendetsten der Stromgesdnge, in der Hymne >Der Rhein<. Die innere Angel, in der
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Das WesendesDicltters alslIalbgott
Der dichterischeGeistak der Stromgeist
sich das Gefiige dieser Dichtung dreht, ist die Strophe X (IV, 176 t.). Sie beginnt:
etets,obzwar nirgend der Name genannt ist, an den Ister. VgI. besondersdie vierte Strophe. (Uber die Heimat und den Rhein vgl. >Der Wanderer<<,V.37 f., V. 49 f. Hier leuchtet der Bezug zum Taunus, zu Homburg) ztt Frankfurt, zur Heimat des Herzens, in der der Didrter Dichter geworden.) Aber gleichwie die Rheinhymne im Wesen des Rheins das Wesen der Strijme didetet, so dichtet die Isterhymne im Wesen des Isters das Wesen der Strijme, und d. h. Wanderschaft und Ortschaft. Daher folgt in der zweiten Strophe der Isterhymne' nachdem vom Ister gesagt worden, daB er und sein Wohnen durch das Laub der Bd.ume und das Dach der Felsen Schatten und Mafi gewahre' das zuneichst galrLzbefremdliche' zusammenhanglose und beinahe wie eine irre Gedankenflucht klingende Wort:
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[Ialbgtitter denk' ich jezt Und kennen muss ich die Theuern, WeiI oft ihr Leben so Die sehnende Brust mir beweget. >Halbgiitter denk' ich jezt<<,ndmlich jetzt, da idr den Rhein und seinen Stromgeist denke. Und diesen denkt Hiilderlin >>jezt<<, d. h. zu d.er Zeit, da er sagen mu8 >Jezt aber tagts!. . . das Heilige sei mein Wort.< (Wie wenn am Feiertage..., IV, 151). Die Einsicht, daB der Beginn der zehnten Strophe die innere Angel ist, in der sich die Rheinhymne dreht, gehiirt zu den allerersten Vorbedingungen fiir das Verstdndnis dieser Dichtung Hiilderlins. Mit den Halbgiittern meint Hiilderlin nicht den in derselben Strophe erwd.hnten Rousseau - sondern die Striime; deren >edelster< ist der Rhein selbst, der am Ende der II. Strophe schon in Vers 51 ausdrilcklich >>Halbgott<>Brod und Wein<<,Strophe 5,V.75 f.: >Und es scheut sie (die Himmlischen) der Mensch, kaum wei8 zu sagen ein Halbgott, wer mit Nahmen sie sind.. .n (IV, I22). }{ier ist an den >Halbgott< gedacht einzig im Hinblick auf das Nennen der Gijtter und das nennende Sagen des Dichters. Die Strtime sind Halbgiitter. >Die Striime< meinen nicht alle Strijme iiberhaupt oder eine beliebige Anzahl. >Die Strtjme< in einem durdr die Hymnendichtung gedichteten Sinne sind >Der Rhein<( und >>DieDonau<<,>>Derfster<; und beide sind in der Versdiiedenheit und Zusammengehiirigkeit ihres Wesens gedidrtet. Nicht zufdllig wird daher in der Isterhymne der Rhein genannt, insgleichen in der VIII. Strophe der Hymne >Die Wandemng< (IV, 170), deren erstes Wort wiederum das Land der oberen Donau nennt: >Gliikseelig Suevien, meine Mutter<. Entsprechend denkt Hiilderlin in der Rheinhymne
So wundert Mich nicht, dasser (der Ister) Den Herkules zu Gaste geladen' Ferngldnzend am Olympos drunten, Da der, sich Schatten zu suchen Vom heissenIsthmos kam, Denn voll des Muthes waren Daselbst sie, esbedarf aber, der Geister wegen, DerKiihlung auch. a) Das Andenken an die Wanderschaft in der Fremde Herakles vom Ister zu Gast geladen Herkules ist vom Ister zu Gast geladen. Gast ist derjenige Fremde, der in einem ihm fremden Heimischen zeitweise heimisch wird und damit selbst sein Heimisches in das fremde Heimische bringt und von diesem aufgenomrnen wird' HerkuIes ist vom Ister nur zu Gast geladen. Er bleibt, der er ist, und ist doch als der Fremde >>vomheissen Isthmos<>Feuers<< lichkeit des Isters liegt die Bereitschaft der Anerkennung des Fremden und seiner Fremde, d. h. des Feuers vom Himmel, das
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Das WesendesDichters ak Halbeott
Der didrterisdte Geist alsder Stromgeist
den Deutschen feh-it. In der Gastfreundschaft iiegt aber zugleich die Entschiedenheit, das Eigene als das Eigene nicht mit dem Fremden zu mischen, sondern den Fremden sein zu lassen, der er ist. Nrrr so ist in der Gastfreundschaft ein Lernen miiglich, ndmlich irn Lernen dessen,was der >Beruf < des deutschenDichters und seinesWesens sei. Die zweite Strophe der Isterhymne, die den >Herkules< nennt, riihrt an jene Beziige, die Hiilderlin im Blick hat, wenn er vom geschichtlichenGeist sagt: >>Kolonieliebt. . . der:Geist.< Denn diese Gastlichkeit des Isters gegeniiber dem fremden Halbgott ist nur eine Gestalt dieser Liebe, jene Gestalt ndmlich, der gemd8 der Geist die Kolonie auch dann noch liebt, wenn er in das eigene Heimische zuri.ickgewandert ist. Dieses alles aber vermiigen wir nur zu verstehen, utenn wir zum voraus den Ister als Stromgeist und die Strijme als das Wesen von Ortschaft und Wanderschaft denken, wenn lvir den Stromgeist als >Halbgott< und diesen als das Wesen des Dichters und das Dichterische in seinem Beztg zum Heimischwerden und diesesaus dem Unheimischsein und dieses als das ZuDichtende wissen. Aus dem Chorlied der Antigone-Tragiidie wurde deutlich, daB und in welcher Weise das Heimischsein das vom Dichter eigentlich Gedichtete, weil Zu-Dichtende ist. Deshalb wurde in dieser Vorlesung statt von Hiilderlin fauch] von Sophokles gesprochen. Wir hijnnen im Sinne der Isterhymne vom Ister nichts wissen, wenn wir nicht auch zugleich den von ihm geladenen Gast verstehen. Und diesen verstehen wir nicht, solange wir nichts ahnen von dem Dichten jenes Landes und Menschentums, aus dem der Gast geladen ist. DiesesDichten der Griechen miissen wir dabei aber in der ljinsicht zu denken versuchen, aus der es den deutschen Dichter fernher, aber stetig, angesprodlen hat. So ist vielleicht nicht viel, aber eiliges zum Verstdndnis der Isterhymne angemerkt, wenn wir iiberhaupt den Gesichtskreiskennen, aus dem her verstdndlich wird, warum in einer Hymne >iiber< die Donau einer der griechischen >Halbgiitter< genannt wird. Dennoch bleibt es
befremdlich, daB Hijlderlin die Donau gerade mit Herakles zusammenbringt. Doih daftr besitzen wir eine einfadle ErkldBeziehung zum Grierung) wenn wir Hijlderlins >historische<< chentum, um nicht zu sagen: seine >>literarhistorisdre<(,g€nau verzeicfrnen. Hijiderlin hat ni&t nur Sophokles, sondern auch Pindar iibersetzt. In der dritten von Htilderlin bruchstiickweise iibersetzten >Olympisdren Ode< (V, 15 f.) spricht Pindar davon, daB Herakles das Laub der Olive nach Olympia gebracht habe >von des Isters schattigen Quellenn her. Doch dieser >literarhistorische Beleg< erkld.rt uns wenig, solange wir nicht auf den Wesenszusammenhang zwischen dem Heimischwerden und dem Dichten, zwischen dem Dichter und dem Halbgott, zwischen dem Heimischen und dem Unheimischen
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hinausdenken. Hiilderlins lWort vom Ister, der den Herakles zu Gast geladen, denkt einen ganz anderen und neuen Bezug, der fiir den griechischen Dichter keine Notwendigkeit und deshalb auch nicht miiglich war. DaB der griechische Halbgott zu den Schatten und Wasserquellen des Isters zu Gast gekommen ist, sagt aber zugleich, da8 Hiilderlin in seiner Hymnendichtung, die das >Eigene<, >Vaterlendische< dichtet, keineswegs sich vom Griechentum abgekehrt oder gar dem Christentum sich zugekehrt hat. Die Gegenwart des Gastes im heimischen Ort sagt, da8 auch und gerade in der Ortsdeaft des Heimischen noch die Wanderschaft west und bestirnmend bleibt, wenngleich gewandelt. Der Gast, d. h. der griechisihe Diihter des himmlischen Feuers, ist die Gegenwart des Unheimischen im Heimisihen. Der Gast macht das heimische Denken zu einem stdndigen Andenken an die Wandersdraft in die Fremde (die >Kolonie<). Die Aneignung des Eigenen isl nur als die Auseinandersetzung und gastliche Zwiesprache mit dem Fremden. Ortschaft-sein, der Wesensort des Heimischen sein, ist Wanderschaft irr das, waq dem eigenen Wesen nidet unmittelbar geschenkt wird, sondern erwandert werden muB' Aber die Wanderschaft ist zugleich und notwendig Ortschaft, vordenkender
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DasWesendesDichters ak Halbgott
Bezug zum Heimischen, denn sonst droht die Gefahr. vom Feuer und seinem >hei8en Strahl< getroffen, geblendet und verbrannt zu werderr. Der Strom >ist< die Ortschaft und Wanderschaft zumal, rveil er der Stromgeist und als der Stromgeist vom Wesen des Halb_ gottes ist. Das besagt hier: Der Strom ist der zwischen den Menschen und den Giittern dichtende. Das Zu-Dichtende ist das diihterische wohnen des Menschen auf dieser Erde. Die Dichtung des Heimischwerdens muB aber dem wesen dieses Werdens folgen. Das Heimischwerden verlangt das Weggehen in die Fremde. Der dichtende Stromgeist muB, weil u. au, U"i_ mische sucht und das Eigene frei gebrauchen lernen mu8, aus der Fremde her ins Eigene kommen. Der Strom muB derge_ stalt im Bereich seiner euelle bleiben, da8 er zu ihr um J". Fremde hinflieBt. Die Dichtung der ortschaft des Heimischen ist das Herkommen der Wanderschaft aus der Fremde. Der scheinet aber fast Riikwiirts zu gehen und Ich mein, ermtisse kommen Von Osten. Der Ister scheint fast riickwdrts zu gehen. Es scheint, als ginge "AUl, er iiberhaupt nicht vorwdrts und. von der *"g. euelle der Ister geht nicht nur riickwdrts. Inwiefern entstehi iiberhaupt der Sdrein, da8 er fast riickwd.rts geht? Weil er ziigernd flie8t: dieses Ziigern kann nur daraus ko*m"rr, daB dem ur_ spriinglichen Entspringen eine geheime Gegenstriimung ent_ gegendrdngt. So enrsteht der Anblick, daB die ob"r" iorr", unter den >>Felsen
Der dichterisclteGeist als der Strorngeist
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Richtungen ist das Striimen unmittelbar. Der Bezug zum Fremden ist nie das bloBe Ubernehmen des Anderen. Der Bez:ug z:orn Eigenen ist nie die nur selbstsichere Bejahung des Organischen <. sogenannten >Natiirlichen <> b) Das Gesetz der Geschichte:das Eigene das Fernste der Weg zum Eigensten der schwerste Dem Gesetz der Geschichte ist alles bloB >Organische< der Natur fremd, so fremd wie auch >das Logische<<der Vernunft. Was wir historisdr als das >Organische<das Logische<
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Das Wesen des Dichters als Halbgcttt
Von Osten. Vieles wdre Zu sagendavon.... Vieles wdre zu sagen von dem Schein, der den Strom in sei_ nem Oberlauf, nahe der Quelle, so zeigt, als strijme er zur Quelle zuriick; vieles zu sagen w6re von der Meinung, die durch diesen Schein begriindet rvird, daB hier wohl ein Not_ wendiges waltet, was dem Wegstriimen dieses Stromes vom Heimischen entgegenstriimt aus der Fremde. >Vieles wd.re zu sagen<(,d. h. hier dichterisch zu sagen, d. h. zu dichten. Denn das Viele, was hier zu dichten wdre, ist ja nichts Geringeres als das schlechthin Dichterische selbst, auf dessen GrunJ d", Mensch wohnet. Hijlderlins ganzer >Dichterberuf< ist dem Dichter in diesem fast prosaisdr klingenden Wort gegenwiirtig. Auch diirfte wohl kaum sonst ein Dichter diesen so undichterisch klingenden Satz: >Vieles wd.re zu sagen davon<<,in einer Gedichtstrophe wagen. Hier aber sind fie worte von der hiichsten dichterischen Bestimmung durchstimmt. Desharb klingen sie und sind sie auch dichterischer als irgend sonst eine ,poetische<Wendung. c) Der rdtselhafte Gang des Isters Ritselhaft bleibt der Ister in seinem oberla*f nahe der euelle, dieses stehenbleiben seiner dunklen wasser unter den iiberragenden Felsen, dieses wirbelnde Riickwdrtsdrehen der Striimung nach den s&on verlassenen Ufern. Sonst strijmen doch die Strijme weg von ihrer Quelle. Der aber zeigt eine geheim_ nisvolle Anhiinglichkeit an das heimische Land und seine r"genden Felsen mit ihrem >hochduftenden Fichtenwald<. Warum ist das so? . . . Und warum hdngt er An den Bergen gerad? Der andre Der Rhein ist seitwdrts Hinweggegangen.
Der dichterischeGeist alsder Strorngeist
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Die Frage gilt dem ungewiihnlichen Gang des Isters, dem rdtselvollen Weg dieses Halbgottes, der geschidetlichen Bestimmung dieses Dichters. Die Frage bedenkt aber mit den Gang des anderen deutsdhen Stromes, der nicht weniger als der Stromgeist des Isters vom Osten und Asien her bestimmt zu sein scheint, aber doch von seinem Ursprung an ein ganz anderes Strijmen zeigt. Denn in der Rheinhymne sagt Hdlderlin (III. Strophe, IY,175): Die Stimme wars des edelsten der Str6me, Des freigeborenen Rheins, Und andereshoffte der, als droben von den Briidern, Dem Tessin und dem Rhodanus .Er schiedund wandern wollt', und ungeduldig ihn Nach Asia trieb die kiinigliche Seele. Aber er ging nicht dorthin, wohin es ihn trieb' nach Osten, in welche Himmelsrichtung ja auch der Rhein von seiner Quelle aus eine kurze Strecke fliefit; vielmehr ist er seitwdrts gegangen und er hat dann iiberhaupt die Berge verlassen' ohne sie allerdings je zu vergessen(Der Rhein, Strophe VII): Doch nimmer, nimmer vergisst ers. Denn eher muss die Woblung vergehn, Und die Sazung, und zumllnbildwerden Der Tag der Mensdeen, ehe vergessen Ein solcher diirfte den UrsPrung Und die reine Stimme der Jugend' >Ein soldrer< - d. h. ein Ausgezeichneter' der zwischen den Mensihen und den Gi;ttern, fiir diese und fiir iene der sein muB, der er ist. >Ein solcher< muB trotz allem in seinem Ursprung bleiben und stets dahin zuriickkehren. Dieses Nichtvergessendiirfen des Ursprungs sctrlie8t jenes >tapfer Vergessen< nicht aus, das fiir die Wanderung in die Fremde notwendig ist. Wie kann iedoch Hiilderlin in bezug auf den Ister fragen: >Und warlm hiingt er / An den Bergen gerad?< Geht
1.82
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Das Wesen des Dichters ak Halbgott
Die Strijme als Stifter des Dichterischen
denn der Ister nicht auch weg aus den Bergen seines oberen Laufes in die weite Ebene des Ostens? Aber der Ister muIJ ia von Osten her kommen, er geht riid<wdrts in die Ortschaft des >Quells der Donau<. llier, in diesem Fast-riickwdrts-gehen, ist noch ein anderes Nicht-vergessen-kijnnen des Ursprunges. Hier wohnt einer so nahe dem Ursprung, da8 er ihn schwer verld.Bt (vgl. >Die Wanderung<, V. 18f., IV, 167); nicht weil er nur im Heimisclen, einzig darauf sich versteifend, verharrt, sondern weil er sihon an der Quelle das Unheimische zu Gast geladen hat und vom Unheimischen ins Heimische gedrringt wird. Der Ister isf jener Strom, bei dem schon an der euelle das Fremde zu Gast und gegenwzirtig ist, in dessen Strijmen die Zwiesprache des Eigenen und Fremden st[ndig spricht.
aus ihrer Menschheit, sie entscheiden nur aus dem, rvas das Zu-Dichtende, was das Zu-Denkende ist. Sie entscheiden aus dem allein, dem sie sdeon zugehijren. Und von daher ist die Antwort nadr dem \ffarum ihrer Bestimmung auch schon gesprochen. Wahr ist deshalb zufolge dieser Bestimmung allem voraus fiir den Dichter dies eine:
24. Die Striime als die Dichter, die das Dichterische stiften, auf dessenGrund der Menschtaohnt Warum ist das so? Gibt es darauf eine dichterische Antwort? Kann irgendwoher aus dem Bezirk mensdrlicher Verdienste und menschlidrer Geschichte eine Antwort auf dieses Geschick diesesHalbgottes kommen? Kann iiberhaupt aus dem menschlichen Wohnen, das selbst nur dicb.terischzu wohnen vermag, das Dichterische und seine Bestimmung erkld.rt werden? Nein. Alle >psychologische<< Zergliederung des dichteris&en Schaffens, alle historischen Berichte iiber die Mannigfaltigkeit von Typen der Dichter, alles iiber die Dichtung und die Dichter von aufJen her fallende Gerede von ihrer Bestirnmung, alles >dsthetische<< GenieBen von Dichtung bleibt jederzeit verbannt aus dem Bereich, in dem allein die Antwort sich ereignen kann. Die Frage nach der dichterischen Bestimmung kann nur dichterisch gefragt und didrterisch beantwortet werden. Insgleichen wei8 nur der Denker, was das Denken ist. Nur der Dichter entscheidet iiber Dichtung, nur der Denker entscheidet iiber Denkertum, niemand sonst. Aber diese entscheiden nie
IJmsonst nicht gehn Im Troknen die Striime. Warum sie nidrt umsonst strdmen, was der Grund ihrer Notwendigkeit ist, hat die Hymne schonin Vers 16 angezeigt: Denn Strtime machen urbar Das Land. Zundchst scheint es, als sei hier nur die naturhafte, Iebendige Kraft des Wassers im Unterschied zur Trockenheit und Leblosigkeit des Landes gemeint. Aber die Strtime sind die Dichter, die das Didrterische stiften, auf dessen Grund der Mensch wohnet. Der didrterische Stromgeist macht in einem wesentiichen Sinne urbar, er bereitet den Boden fiir den Herd des Flauses der Geschichte.Der Dichter ijffnet den Zeit-Raum, innerhalb dessen iiberhaupt eine Zugehiirigkeit zum Herde und ein Heimischsein miiglich ist. Doch in welcher Weise geschieht dieses?IJmsonst nicht gehen die Strijme. Sie haben in sich die entschiedene Bestimmung. Wohl ist die Wahrheit dieser Bestimmung in der Bemfung entschieden. Doch darf sie deshalb nur wie ein dunkler geschichtsloserDrang hingenommen und >>ausin jenem fatalen Sumpf der sogenannten >>Erlebnisse<< gelebt< und >ausgedriickt< werden? Oder bedarf nicht diese Berufung, u;eil sie eine geschichtliche ist, die erst Ges&ichte stiftet, der Besinnung und des dichterischen Fragens? Wie wollten wir nach allem bisher Angemerkten daran zweifeln? Deshalb fragt auch der Dichter: >rAber wie?<<Welche Bewandtnis hat es mit dem Gehen der Striime? Wenn wir schon nicht wissen diirfen, was je ein jeder tut, wie ist es mit ihrem Tun iiber-
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Das Wesen des Dichters als Halbgott
haupt? Dieses miissen die Dichter wissen, um die Strijme als Strijme zu kennen und ihrem verborgenen Wesen in einer se_ henden Treue zuzugehiiren : Sie sollen nemlich Zur Sprache seyn. Ein Zeichenbraucht es, Nichts anderes,schlechtund recht, damit es Sonn' Und Mond trag' im Gemiith', untrennbar, Und fortgeh, Tag und Nacht auch, und Die Himmlisdren warm sidr fiihlen aneinander. Hiitten wir nicht in den voraufgegangenen Bemerkungen den Versuch gewagt, um iiberhaupt den Bereich zu kldren, in den das Wesen des Stromes geh6rt, behielten wir jetzt niiht streng im Blick, da8 die Striime das Heimischwerden im Unheimischsein erwandern, beddchten wir nicht, da8 dieses Erwandern der heimischen Ortschaft und ihres Herdes das Didrten des eigentlich Zu-Dichtenden ist, wiiBten wir nicht, da8 die Dichter iiber den Menschen und unter den Giittern zwischen beiden als die Halbgiitter fiir beide das Heilige nennen miissen, dann stiinden rvir jetzt ratlos und ohne jeden Anhalt vor diesen >>Versen<<. Doih wenn wir nun auch das bisher Angernerkte bedenken und es nicht nur >ranwenden<<, sondern emeut durchfragen, werden wir nicht so vermessen und voreilig sein, die jetzt gehiirten Worte unmittelbar verstiindlich machen zu wollen. Die Strijme >>sollen zur Sprache seyn<(. >>Ein Zeichen braucht es...
21. Der Dichter das riitseluolle "Zeichenn, der das Zu-Zeigende erscheinen liilJt. Das Heilige als das Feuer, das den Dichter entzilndet. Die Bedeutung des Nennens der Gijtter Schon bei dem ersten Hinweis darauf, da8 Htilderlin im Denken >der<<Striime >Halbgiitter< denkt und in diesen das dichterische Wesen des Dichters verborgen sein ldBt, wurde das Ge-
Der Didtter das riitseluolle >Zeicheno
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wicht darauf gelegt, da8 der Halbgott hier als der Sagende, die Gijtter mit Namen Nennende, erfahren ist. Die Strijme als die Halbgcitter sollen in einem einzigen Sinne des Wortes >zur Sprache seyn<(,die zum Wort und zum Sagen des Wortes Gerufenen. Weil nun aber in Vers 51 unmittelbar darauf gesagt ist: >Ein Zeiehen braucht es<, miichte es nAher liegen und >richtiger< erscheinen, das Wort >>Sprache< hier nicht wiirtlich, sondern in dem iibertragenen Sinne von >Zeichen<Ausdruck< zu nehmen. Die Strijme sollen als >>Ausdruckfiir etwas<Zeichen fiir< etwas anderes, ndmlich die Dichter. Die Strijme sind also doch und nach dem eigenen Wort Hiilderlins >Symbole<Ein Zeichen braucht esn. Wenn wir es so meinen, halten wir fiir ausgemacht, was das sei: >>einZeidhen<<.Wir meinen dies zu wissen. Und falls wir gar den Namen >Zeichen<< durdr den gewidetigen Titel >Symbol< ersetzen, dann scheint alles im Reinen zu sein. Aber es ist nichts im Reinen - sondern alles nur im Verwirrten und Oberfliichlichen. (Es ist die Flucht in eine Redensart und ins SchLagwort, das einen unechten Glanz von Tiefsinn bei sich triigt. Aber die Tiefe dieses Tiefsinns ist die Grundlosigkeit des Sumpfes.) Aber selbst wenn wir uns anstrengten, den Namen wie >>ZeichenSymbol<<eine gegriindete Bedeutung zu verleihen, wdre doch vorher zu fragen, ob wir gleichwohl damit nicht schon auf einem Irrweg gehen, gesetzt, daB der Weg, der hier gegangen werden mu8, zu einer Erlduterung des Hrilderlinschen Wortes von den Striimen fiihren soll. Was steht denn im Gedicht?
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Das Vf/esendesDichters ak Halbgott Ein Zeichen braucht es. . . . damit es Sonn' Und Mond trag' im Gemi.ith', untrennbar, Und fortgeh'. . .
Das Zeichen hat hiernach ein Gemiit, ja das Gemiit ist offenbar nicht eine Zugabe des >Zeichens,<,sondern sein eigentliehes Wesen. Sonne und Mond, und zwar untrennbar - das Gestirn des Tages und das Gestirn der Nacht - sollen in ihrer Zusammengehiirigkeit in diesem Gemiit dieses Zeichens bewahrt und behalten bleiben. >Und fortgeh'<<- Wer oder was soll fortgehen? Das Zeichen? Und in welchem Sinne soll es >>fortgehen< Soil es weggehen oder weitergehen? Aber wie? Welch merkwiirdiges Zeichen - ein Zeichen, das ein Gemiit hat. Ein Zeichen braucht es aber nicht nur, damit Sonne und Mond in einem Gemiit getragen sind, sondern - dies meint das >>und>Nachtaudt<<,durchwandert. Denn die Nacht ist die Mutter des Tages; in ihr bereitet sich das Tagen und Aufgehen des Heiligen vor. Deshalb muB das Zeichen zumal die Nacht hindurch fortgehen und in der Nadet, da alles verhiillt ist, ein Zeigendes sein, das die eigene Klarheit der Nacht kennt und in ihr die Lichter des Geistes behiilt. Das Zeichen mu8 diese Nacht durchwandern. >Ein Zeideen braucht es<, damit auch, das sagt wieder das >und<< am Ende von Vers 54, >die Himmlischen w'arm sich fiihlen aneinander<<. Die Zusammengehiirigkeit der Giitter ist also bedingt durch diesesZeichen, dadurch, daB diesesist - dieses selbe Zeichen aber trdgt Sonne und Mond im Gemiit, es vermutet nicht nur Sonne und Mond, sondern blickt zu ihnen, und zwar stdndig, hinauf und ist von ihrer Anmut erfiillt. Aber auch von der Langmut und Sanftmut des Wechsels von Nacht und Tag. Ein rdtselvolles >Zeichen<<,das zumal ein Gemiit hat und dabei so ist, daB sogar die Gijtter seiner bediirfen.
Der Dichter das riitseluolle
"Zeichenn
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Das Gemiit ist der Wesensgrund alles Mutes und als dieser die Wesensauszeichnung des Menschen: dann wiire ja das dessen es bedarf, eine Art Mensch, aber doch wie>>Zeichen<<, der nicht nur Mensih, denn sonst kiinnte doch statt >Zeichen<< gesag"Lwerden, genau in der gleichen Deutsogleich >>Mensdr<< lichkeit, mit der auch >die Himmlischen(< genannt sind. Ein Zeichen, von der Art der Menschen und doch nicht nur Mensch und zugleich bedingend die Zusammengehiirigkeit der Gijtter und doch wieder nicht ein Gott - also zwisdeen den Menschen und den Giittern, also ein llalbgott? Die Strijme >so]len nemlich zur Sprache seyn(<.>Ein Zeichen braucht es . . .<< Das >Zeichen<<.das Hijlderlin hier nennt, als Halbgott zu verstehen, mijdhte eine starke Zumutung sein und eine >>Auslegung<, der Verse, die an Gewaltsamkeit nichts mehr zu wiinschen iibrig liiBt. Doch wenn wir alles bisher Gesagte neu bedenken, ist diese Deutung des Wortes >Zeichen<Welt< triigt und, zwischen den Menschen und den Himmlischen stehend, der Halbgott ist, dann kann, wenn Hijlderlin in Wesen der Strijme >Halbgiitter denkt.. und den Halbgott als Wesen des Dichters begreift, das Zeichen nur der Name sein fiir den Diihter. Dann sagt das Wort: >Ein Zeichen braucht es. . .<()>nur<< dieses: Ein Dichter und Dichter miissen sein. Einen Dichter braucht es. Der Dichter wdre dann selbst Zeichen. Der Dichter wdre nicht nur das, was durih ein Zeichen, die Striime, bezeichnet wurde. Der Dichter wd.re selbst Zeichen. aber wieder
Das WesendesDichters ak Halbcott
Der Dichter das riitseluolle ,Zeichen"
nicht zur Bezeichnung von anderem, sondern so, daB er als Dichter >Zeichen< ist. Das voraufgehende Wort: >Sie (die Str6me) sollen nemlich I Zur Sprache seyn<<,erhiilt dann eine strenge Bedeutung, iene im voraus behauptete, wonach >Sprache< hier nicht blo8 unbestimmt und im iibertragenen, weiteren Sinne soviel bedeutet .wie>>Ausdruck<<, sondern die Sprache im eigentlichen und urspriinglichen Sinne: das lVort. Wenngleich diese Uberlegungen im Zusammenhqng der Isterhymne bleiben, die ais Stromhymne das Heimischwerden sagt, welches Heimischwerden nur diihterisih siih ereignen kann, so daB es vor allem des Dichters bedarf und es daher dieses Zeichen braucht, so mddrten wir doch auch jetzt noch Bedenken tragen, das Wort >>einZeichen( zu verstehen im Sinne von >>einDichter<, Das Wesen des Dichters lvird von Hiilderlin iiberall in seiner Hymnendichtung gedichtet. Aber das hijchste Wort vom Wesen des Dichters sagt er im Schlu8vers der Schlu0strophe des Gedichtes >>Andenken<:
hat, in der des Geistes Gedanken still Zeichen, das eine >>Seele<< eignet, darin es die enden: ein Zeichen, dem das >>Gemiith<< Sterne des Himmels trdgt. Das Zeigen ist solcher Art, daB es das Zuzeigende erst erscheinen liiBt. Aber solches Zeidten kann nur deshalb sagend das Zusagende erscheinen lassen, weil es von diesem Erscheinenden als dem Zu-Dichtenden zuvor schon beschienen ist. Dieses Zeichen muB daher angesiihts des >Feuers<>Mnemosyne< trtigt. Wir diirfen dieses griechische Wort im Sinne Hiilderlins ohne Gefahr mit >>Andenken< iibersetzen; denn dieser Name nennt die Mutter der Musen und damit den SchoB und den Ursprung der Didntung und somit deren Wesen. >>Mnemosyne<<,der Grund des Andenkens an das dichterisch Zu-Denkende, an das Bleibende, das allem Bleiben und Wohnen des Mensihen erst den Grund gibt' was die Dichter stiften. Diese mit dem griechischen Namen >Mnemosyne < iiberschriebene Hymne be ginnt (IY, 22 5) :
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Was bleibet aber, stiften die Didrter. (Wohl ist es kein Zuf.all, daB die Niederschrift dieser Schlu8strophe auf demselben Folioblatt steht, auf das Hiilderlin die Isterhymne geschriebenund entworfen hat. Vgl. IV, 367.) Wir beachten jetzt, ohne auf die Wahrheit dieses Wortes einzugehen, nur dieses, daB es in dem Gedicht steht, das >Andenken<>an<< das Kommende, das Bedenken der Ortschaft des Heimisdeen und ihres zu stiftenden Grundes. An-denken ist als dieses mehrfach geridrtete Hindenken zu dem, was eigentlich vomDidrter gesagt tverden muB, ein Hinzeigen. Der Dicfrter ist als Dichter der Hinzeigende und dergestalt ein Zeigendes, somit ein >>Zeichen<<, freilich kein dinghaftes Zeichen, kein Zeichendirrg, das wir fiilscirlicherweise fiir die eigentliche Art von >Zeichen< nehmen. Der Dichter ist ein
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Ein Zeichen sind wir, deutungslos Schmerzlossind wir und haben fast Die Sprache in der Fremde verloren. >Ein Zeidren sind wir...<< Wer >wir >Wir<, das meint hier nidrt unbestimrnt und iiberhaupt >die Menschen,<, sondern jene, von denen Htjlderlin in der Hymne >Wie wenn am Feiertage . . .( sagtl Doch uns gebiihrt es, unter Gottes Gewittern, Ihr Dichter! mit entbliisstem Haupte zu stehen, Die Dichter sind >ein Zeichen<<- sie >haben fast die Sprache in der Fremde verloren.<. Das ist derselbe Klang desselbenGedankens: >>Fastwar (in der Fremde niimlich) der Beseeler (d' h' der Dichter) verbrandt<< und wdre so vernichtet worden und
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Der Dichter das rtitselooLle,Zeichen*
Das WesendesDichters ak Halbgott
hitte damit das verloren, was ihn auszeichnet: das Wort, die Sprache. >Die Sprache<, d. h. hier das Sagen-kiinnen, ist das Wesen des Zeigens, weldres Zeigen-kiinnen die Dichter in ihrem Wesen als Zeidren bestimmt.l Die Sprache selbst ist >des Wortes Gewalt<<,>wdchst schlafend<, >>dasuralt Zeichen<<(>Brod und Wein<, V. 68ff.). >Ein Zeiihen sind wir<, die Didrter; wir sind zum. Zeigen berufen und haben das zu Zeigende (das Feuer) erfahren. Aber noch vermiigen wir nicht das Deuten. >Lang und schwer ist das Wort von dieser Ankunft aber / WeiB (zuerst: Hell) ist der Augenblik. Diener ds1 Flirnmlischen sind / Aber kundig der Erd, ihr Sihritt ist gegen den Abgrund / Jugendlich mensdrlicher doch das in den Tiefen ist alt.<< (Zu Vers 87ff. von >Brod und Wein<<,IV,522). Jetzt sind wir aus der Fremde zuriickgekehrt, unterwegs auf der Riickkehr in das Heimische. Das sagt aber, wir miissen ietzt erst das Eigene suchen und es frei gebrauchen lernen. Weil diese Didrter erst am Beginn sind und noch iiberw6.ltigt vom fremden Feuer, sind >>wir<<, fie Didrter, noch ohne Deutung - wir vermiigen noch nicht zu deuten und zu zeigen. Wir sind vom Feuer fast wie ausgebrannt, so daB >der Sdrmerz.< sich nodr nicht riihrt. Der S&merz aber ist das eigentliche Wissen des Unterschiedenseins, in dem das einander Zugehilren der Menschen und Gijtter erst die Geschiedenheit der Ferne und damit die Miiglidrkeit der N2ihe und so das Glncl. des Erscheinens hat. Der Schmerz gehtirt zulor Zeigenkiinnen, er gehiirt zum Didrter als das Wissen von seinem eigenen Wesen. Und das ruht je darin, jenes Zwischen zu sein, in dem der Halbgott steht und das er auszutragen hat: das >Zwisdeen<< zwischen den Himmlischen und den Mensdren. Der Entwurl zur Hymne >>Mnemosyne<Das Zeiihen<< (IV, 569). Aus dieser Uberschrift wird klar, da8 hier >>dasZei&.en<< sdrleclthin und wesenhaft genannt ist. >Ein Zeiehen<Esfesseltkein Zei&en<.Vgl. die Vorlesung Winter-Semester l94ll42 (GA.Bd.52,S.52 tr.).
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tet daher nicht das duBerliche >eines<( bloBen >>Anzeichens<< und >reines<>>Signals<.Das Zeichen ist Zeigen, das wesentlich zum >Deuten<(, zu Schmerz und zur Sprache in Bezug steht. Zeichen meint hier nicht >bloBes Zeigen nac"h<<'sondern Zeichen, das nur erst im Beginn seines Zeichenseins steht. Wie sollte sonst anders derselbe Diihter sagen kiinnen in der Isterhymne: Ein Zeichen braudrt es' schlecht und redet, . . . anderes, Nichts Einzig nur diesesist die Not der Wanderschaft in die Ortschaft des Eigensten der Deutschen: >Ein Zeichen< (ein Dichter), >Nichts anderes, schlecht und recht<<- Not ist diesesunbedingte Stiften des Bleibenden. >Schleciht und recht.., das will sagen: Das Zeigen des Zeichens muB einfaih sein und mit der einfachen Eindeutigkeit ist es zugleich lotrecht. Es zeigt das Zuzeigende und nichts sonst'2 Aber diesem Einfachen im Lernen des Eigenen zu geniigen und dieses >schlecht und recht<( iiberhaupt zu wissen, ist das Schwerste. Was Hiilderlin in diesen Worten strenger Forderung fast wieder undichterisch (dem Anschein und Anlaut nach) ausspricht, sagt er in der Titanenhymne (IV,209) so: Mich aberumsummet Die Bien und wo der Akersmann Die Furchen machet singen gegen Dem Lidrte die Viigel. Manche helfen Dem Himmel. Diese siehet Der Dichter. Der Dichter ist das Zei&ten, das so ist, daB sein Gemiit Sonne s Es bedarfnidrt desgespreizten Aufwandesund der lauten Gestenund des verwirrenden Getijses und der riesigen Monumente des undeutsdren Monumentalen der Riimer und A-merikaner. Dessen bedarf es aucb ni&t, wett das Zeichen re&t, d. h. geradehin gerichtet bleibt auf das Zusagende' wenn es alles andere nicht kennt, was dem Eigenen abtraglich ist und eine Stijrung.
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und Mond im Blick hat, >untrennbar<<. Das Zeichen bleibt dem Tag und >>derNacht audr< verbunden und iibersteht den Ubergang von dem einen zum anderen. Ein Zeichen braucht es atrch, damit Die Himmlischen warm sich fiihlen aneinander. Der Dichter sieht jene Seltenen, die dem Himmel heifen. Der Himmel, die Himmlisdren selbst sind der Hilfe bediirftig, und zwar der Hilfe des Zeichens und d. h. des Dichters. Dieser mu8 die Giitter nennen, sie sagen in ihrem Wesen. >Ein Zeichen brauiht es. . .<(; der Dichter muB seiz, d. h. die Halbgiitter, die >>Heroen<;die Halbgijtter sind die Strijme. IJmsonst nicht gehn Im Troknen die Striime. Aber wie? Sie sollen nemlich Zur Sprache seyn. Das Zeiihen, der Halbgott, der Strom, der Dichter, all dies nennt dichterisch den einen und einzigen Grund des Heimisdrwerdens des geschichtlichen Menschen und seine Stiftung durch rien Diclter. Weil diese Beziige in Hijlderlins Stromdichtung zum voraus stets irn dichterischen Blick stehen, deshalb kehren sie in den reichsten diihterischen Abwandlungen immer neu rvieder. Deshalb kann es auch nicht verwrrndern, dafJ in der Hymne des Stromes, der in der Isterhymne eigens und mehrfach genannt und gedacht wird, nlimlich in der Rheinhymne, die achte Strophe diesessagt: Es haben aber an eigner Unsterblichkeit die Gijtter genug und bediirfen Die Hirnrnlischen eines Dings, So sinds Herodn und Menschen Und Sterbliche sonst. Denn weil Die Seeligsten nichts fiihlen von selbst, Muss wohl, wenn solcheszu sagen Erlaubt ist, in der Gijtter Nahmen
Der Dichter das riitseluolle,Zeichen.n
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Theilnehmend fiihlen ein Andrer, Den brauchen siel jedoch ihr Gericht Ist, dasssein eigenesHaus Zerbredte der und das Liebste Wie den Feind schelt'und sich Vater und Kind Begrabe unter den Triimmern, Wenn einer, wie sie, seyn will und nicht Ungleiches dulden, der Sdrwdrmer. Ein Andrer mu8 sein, der anders ist als die Giitter und in seinem Anderssein >IJngleiches dulden muB<<. Dieser Andere wird gebraucht, indem er >theilnehmend fiihlt< in der Giitter Namen. Das teilnehmende Fiihlen besteht darin, daB er Sonne und Mond, das Himmlische im Gemiit triigt und diesen Anteil am Himmlischen den Menschen zuteilt und so mit den Giittern und Menschen, zwischen ihnen stehend, das Heilige teilt, ohne es doch je zu zerteilen oder zu zerstiid<eln. Dieses Mitteilen geschieht dadurch, da8 dieser Andere auf das Heilige, es nennend, zeigt und selbst das Zeichen ist, das die Hirnrnlischen brauchen. Denn das >Fiihlen<< und das >im Gemiith tragen<< ist die Art des Menschen. Der Mensch ist der Mensch, indem ihm jeweils so und so zumute ist, in weldeem Zumutesein das Ganze des Seienden als ein soldees sich zeigt und sidr offenbart. Das Zeiehen (>der Beseeler<) aber trtigt alles urspriinglich i:n Gemiit, dergestalt, dafJ es, das Heilige nennend, das Hirnrnlische sich zeigen leBt - das Heilige als das Feuer, das den Dichter entziindet.s , Uber das Bediirfen der Himmllsshenvgl. aus dem Motivkreis der TitaWo nemlidr nen:IV,216 f.: Die HimmlischeneinesZaunesoderMerkmals, Dasihren Weg Anzeige, oder einesBades Bediirfen, reget eswie Feuer In der Brust der Mii.ner sidr. VgI. Entwurf, IV, 3L4 f. Wie allein die Himmhsdaen sind und die Himmlisctreu werden, erst wenn >ein drittes< ist, >>auchGijtter bindet ein Sihiksaal<<,
-l'194.
Das WesendesDichters ak Halbgott
So ist der Dichter iiber die Mensdren hinaus und doch den Gijttern ungleich, aber audr den Menschen. Daher muB dieser Andere das Ungleiche in Beziehung zu den Gijttern sowohl als auch zu den Menschen dulden. Dieser Andere, dessen es braucht, ist der Halbgott, der Dichter, der Strom, das Zeiclen. Damit die Gijtter )>warm sich fiihlen aneinander<<(>Der Ister<, V. 56), miissen sie iiberhaupt etwas fiihlen kijnnen. >Von selbst aber<<>fiihlen sie nidrts<. Die Gtitter sind >gefiihllos<<,>>von selbst<<, d. h. in ihrem eigenen Wesen beharrend, vermd,gen sie nie zum Seienden sich zu verhalten. Dazu bedarf es eines Bezugs zum Sein (d. h. zum >>Heiligen<<, das >iiber<etwas( fiitrlen, fiihlen sie in solchem F'iihlen sich selbst. Indem sie sich selbst fihlen, fiihien sie sich als Gtitter und so in ihrem Zueinandergehiiren. Dieses Fiihlen ist so ein >>warm sic}, fiihlen<. Wdre nicht dieses Zeichen, dann blieben die Himmlischen in das Bezuglose des Einandemichtkennens zerstreut.
25. Das dichtende Stiften baut die Treppen fiir das Herunterkommender Himmlischen Durih das Zeiihen, d.h. durch die Striime, finden die Himmlisihen in die Einheit ihrer Einigkeit, welche Binigkeit keinem seine Einzigkeit nimmt. Einigkeit der Himmlischen untereinander ermiiglicht zugleich erst den einzigen Bezug zu den Sterblichen. Die Sterbli&enaberdiinten nadr demGebet,vgl. IV,lZgf.: >dennimmerhin h:iLtden Gott ein Gebetauf . . .<,u,nd579:>dessdiirstendie Sterbli&eu wegen dem, weil/Ohne
Halt verstandlos Gott ist.<
Das Dichten ak Herunterhommert desHimmlischen
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Darum sind jene auch Die Freude des Hdchsten. Denn wie kd.meer sonst Herunter? Ilie Striime sind >zur Freude< des hijchsten Gottes, des Vaters Aether. Die Striime gewdhren iiberhaupt erst die Miiglidrkeit einer Freude, die zuerst darin besteht, daB ein Bezug der Himmlischen zu den Sterblichen, d. h. den Erdensiihnen sich ijffnet. Vgl. >Der Einzige<<,erste Fassung, V. 66 ff. (IV, 188) Denn nimmer herrstfit er [der Vater] allein. Und n'eissnicht alles. Immer stehet irgend Eins zwisihen Menschenund ihm. Und Treppenweise steiget Der Himmlischenieder. Wo Treppen sind, da ist dichterisdr die Wohnstatt den Menschen erijffnet (vgl. Iy,277 f.). Und weii die Dichter die Strtime sind, bleibt das Wohnen auf das Wasser bezogen (IV, 224): Will einerwohnen So sei es an TrepPen, Und wo ein Hiiuslein hinabhiing Am \{asser halte dich auf. Das diihtende Stiften baut die Treppen fiir das Herunterkommen der Himrnlischen. Und deshalb miissen auch die Didrter selbst sein wie das LJntere, die Erde, auf der die Treppen zu bauen sind. . . . Undwie Hertha grtin Sind sie die Kinder des Himrnels. >Hertha<< ist der germanisdre Name fi.ir die >>Mutter Erde<<, die Terra mater Nerthus, von der Tacitus in seiner Germania, Kap.40, berichtet: Nec quicquam notabile in singulis, nisi quod in commune Nerthum, id est Terram matrem, colunt eamque intervenire rebus hominum, invehi populis arbitrantur. Est in insula Oceani castum nemus, dica-
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tumque ln eo vehiculum, veste contectum; attingere uni sacerdoti concessum. Is adesse penetrali deam intellegit vectamque bubus feminis multa cum veneratione prosequitur. Laeti tunc dies, festa loca, quaecumque adventu hospitioque dignatur. Non bella ineunt, non anna sumunt; clausum omne ferrum; pax et quies tunc tantum nota, tunc tantum amata, donec idem sacerdos satiatam conYersatione mortalium deam templo reddat. Mox vehiculum et vestis et, si credere quos velis, numen ipsum secreto lacu abluitur. Servi ministrant' statim idem lacus haurit, Arcanus hinc terror sanctaque ignorantia, quid sit illud, quod tantum perituri vident. >Sie sei nicht bei allen Germanen verehrt, sondern nur bei einem Bund swebischer Stdmme, die glauben, daB sie um die Dinge der Menschen sich sorge und zu den Volkschaften gefahren komme' Auf einer Insel des Oceanus ist ein heiliger Hain und als Weihegesdrenk in ihm aufgestellt ein Wagen, mit einem Tudr iiberde&t. Ihn anzuriihren ist einzig dem Priester verstattet. Er erkennt die Anwesung der Gijttin im Heiligtum und die Kiihe einspannend geleitet er die Giittin rnit hoher Ehrfurcht. Froh sind dann die Tage und festlich die Orte, die iiberall die Gijttin durch ihr l(ommen und Zugastsein wiirdigt. Kriege werden dann nidrt gefiihrt. Waffen niclt ergriffen. Weggesdalossen ist zugleich Eisen; Friede und Ruhe sind ietzt allein im Sinn, finden jetzt allein die Liebe - bis derselbe Priester die Giittin, der das Zusammensein mit den Sterblichen genug ist, ihrem Heiligtum zuriickgibt. Alsbald werden der Wagen und die Tiidrer r:nd, wenn man es glauben will, die Anwesung der Gtjttin selbst in einem verborgenen See gewaschen. Sklaven tun den Dienst, die sogleich derselbe See versdrlingt. Von da stammt der geheime S*rre&en und das heilige Ni&twissen, weldren \Mesens dasjenige sei, was nur Todgeweihte zu Gesidrt bekommen... Von Hiilderlins
Dichtung
der >Mutter
Erde< sagt uns vor al-
lem die SchluBstrophe der Hymne >Germanienu (IV, 184f.); dann aber auch die Hymne >Der Mutter Erde<. (IV, 154ff.)' insgleic-hendas Bruchstiick 4 (IV, 2851.; vgl. ebenda 525) >Wie Hertha griin( - das Griin ist die Bestimmung der Gtittin Erde, ist daher selbst aus dem Heiligen bestimmt und >heiliges Griin<:
DasDichtenalsHerunterkommendesHimmlischen
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Und dasheilige Griin, der Zeuge desseeligen,tiefen Lebensder Welt. . . . (>DerWanderer<<, IV, 105,V.,$1 f.) a) >Die Kinder des Hi',''mels.< Die Schwierigkeit fiir das Verstehen der Verse der Isterhymne liegt aber zund.chst in der Bestirnmung dessen, was hier mit >sie die Kinder des Himmels<< gemeint ist. Wir versuchen zwei Mtiglichkeiten der Deutung einfadr hinzustellen. In den voraufgehenden Versen wird ein Doppeltes in der Mehrzahl genannt: die Himmlis&en und die Strtime. Bedeutet: >die Kinder des Hirnp1"1t,, soviel wie >die Himmlischen<<. als die Kinder des Hiichsten, d. h. des >>VatersAether<<,dann sagten die Verse: die Hirnrnlischen sind >gleichwie< (Entwurf IV,567) die Mutter Erde >>griin<<.Weil der Hiichste des Hirnmels mit den Kindern, den Hirnrnlischen, herunterkommen kann durch die Vermittiung der mit-teilenden Zeidren, deshalb sind dieHimmlischen so nahe wie das Aufgehen und das Wachstum der griinenden Erde, die ja selbst Giittin ist. Das >>IJnd<< in Vers 58 bedeutete dann: >Und deshalb<<, weil sie herunterkornmen ki i nnen... Oder bedeutet >die Kinder des Himmels<< soviel wie die Striime? In der Tat heiBt es in der Hymne >Die Wanderung<< V. 94: >>vonihren Siihnen einer, der Bhein<< - von ihren, ndrniich der Mutter Erde. Hiernach sind die Strtime doch Siihne der Erde, >Erdensijhns.<, und das meint in Hiilderlins Spradee stets die Menschen. Nach dem Wort der Isterhymne sind die Strijme aber >Kinder<< des Hi'nmels, also Gtittersiihne. Doch wir wissen schon, die Striime sind Halbgiitter; sie sind Siihne der Erde und Kinder des Hi'n'.'els zugleich. Dionysos - der >Gott<<derDichter - ist der Sohn des Zeus und der Semele.Aber wie sind die Strijme >Kinder des Himmels Die Antwort gibt der Beginn der Hymne >Die Wanderung<<(vgl. IV, 167):
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Nach alldem miissen wir wohl die Verse der Isterhymne so deuten, daB mit den >Kjndern des Himrnsl5,, die Striime gemeint sind und die Striime als die Halbgiitter und diese Genien der Sprache als die Diihter. Genannt sind die Strtime zundchst in ihrem gemeinsamen Wesen, das Zeichen zu sein, daszeigend zwischenden Giittem und den Menschensteht.
Gliikseeiig Suevien, meine Mutter,
denn nah dem Heerde des Hausses Wohnst du, und htirst, wie drinnen Aus silbernen Opf ersihaalen Der Quell raus&t, ausgesdriittet Von reinen Hdnden, wenn beriihrt
b) Der Ister und der Rhein
Von warmen Stralen Krystallenes Eis und umgestiirzt Vom leichtanregenden Li&te Der schneeige Gipfel iibergiesst die Erde Mit reinestem Wasser.
Nach &eser allgemeinen Ne'''nung desWesensder Strijme werden >die<Reinentsprungenen(<sichtbar werde. Deshalb sagt Hiilderlin noch in demselbenVers ankni.ipfend:
flss Flirnrnsls<< als fie vom Himmel der Wasser, und d. h. als die den Wasserquellen ko'r,'r'enden Striime, dann besagt das >>und< in V. 58: Erde entspringenden Weil d.ie Striime das Zeichen sind, das $enne und Mond im die >Kinder
Deuten
wir
Gemiit,
d. h. im Mut
die Kinder
von Erdensijhnen
des Himmels,
doeh zugleich
tragt' wie
sind sie, obzwar die Mutter
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Erde
Aber allzugedultig Scheintder rnir, nicht Freier, und fast zu spotten. >Der<<,das ist der Ister, von dem scihonim Beginn der dritten Strophe mit denselben Worten des ahnend-fichtenden Wissensgesprochenwird:
und sind so zugleich deren Kinder.l t In der 1799 entstandenen Di&tung >Emilie vor ihrem Brauttag< (III, 21 ff.) ist au& die Mutter Erde mit dem Namen Hertha genannt (ebenda S. 28j. In der Gegend tles Varusthals wird der Helden geda&t: urten in dem Thale schlafen sie 'Hier Zusammen,, spra& mein Vater, >langes&on, Die Riimer mit den Deutscben,und eshaben Die Freigebonren sidr, die stolzen, stillen, Im Tode mit den Welteroberern Vers6hnt. und Grossesist und Grdsseres gefallen' Zusammen in der Erde Sc.hoos Wo seid ihr, mehe Todten all? Es lebt Der Mens&engenius, der SpracheGott, Der alte Braga noih, und Hertha griint No& i--er ihren Kindern, und Walhalla Blaut iiber r::rs, der heimatli&e Hi--el; Doc,heuch, ihr Helilenbililer' {ind'i& nicht.. ihren Kindern genannt; genannt Hier wird Hertha, die Griiaende, -it
Der scheiuetaber fast Riikwiirtszu gehen... So jetzt: >Aber allzugedultig / S&eint der lorrir<<.IJnd >>der<<, der Ister, ist entgegengestellt>dem Andern<nicht freier<<.Der Ister entbehrt jenes Freieren, das dem Ursprung und Quell des Rheins gesihenkt ist. So fragt die schon erwdhnte vierte Stropheder Rheinhymne, V. 54 ff.: Wo aber ist einer, Um frei zu bleiben sind die Erdensiihne (vgl. III, 8 ff. >Der Mensda<<), aber zuglei& und zuvor ist gennnnt >der alte Braga<, der Menschengenius, der Gott der Spra&e. (Vgl. Jakob Grimm, >Deuts&e Mythologie< Ir, S, 19.1f.: auf Bragi wird die Gabe der Dichtkunst und der BeredsanLeit bezogen.)
Das WesendesDidtters ak Halbgott
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Sein Leben lang, und des Herzens Wunsch Aliein zu erfiilIen, so Aus giinstigen Hiihn, wie der Rhein? Und so aus heiligem Schoose Glnklich geboren, wie jener? Der trster dagegen ist nicht so frei und so hoch geboren, daB er aus giinstiger Hdhe entspringen, und d. h. herabstiirzen und aus der Wucht des Stiirzens sogleich fort etlen kann wie der Rhein. Gem?iB diesem hohen Ursprung trieb diesen seine ktinigliche Seele >ungedultig< (5. Strophe) nade dem Osten. Der Ister dagegen: >>der scheint allzugedultig<. Und er >siheint<< riickwirts zu gehen. Ist gar beides, was da so >sc-heint<<, dasselbe? Das >allzugedultige< Strijmen ist ein zijgerndes, verweilendes, fast stehendes, ja sogar fast riickwdrts gehendes FlieBen, das von der Queile nidrt forteilt, von ihr nicht weg wiII, bei ihr geduldig verweilt' Er >>geradgedultig<<,ja >allzugedultig<<, weil es ja doch sonst die Art der entspringenden Strijme ist, daB sie >>springen<< und >eilen<>sdreint<>allzugedultig<, und dergestalt scheint er fast dem Wesen eines entspringenden Stromes entgegenzuhandeln und er scheint so )>zuspotten<<. Nernlichwenn Angehen soll derTag In der Jugend, wo er zu wa&sen Anftingt, es treibet ein anderer da Hoch schon die Pracht. . . Da, wo es gilt, jung zu sein und zu entspringen und zu wa&sen, da ist der andere, der Rhein, ganz anderen Wesens, das in der Rheinhymne gedichtet ist und die nicht das Wort scheut vom >Rasen des Halbgotts< (V. 51). Wahrend der Rhein so >>aus giinstigen Hiihn< kommt, so daB >ein Jauchzen sein Wort ist<<,
Das Dichten als llerunterhonrrLen desHimmlischen
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Ist der betriibt; Die Trauer durchstimmt den Ister, den eigentlich heimatlichen Strom des Dichters - d. h. fiesen selbst in seinem dichterischen Wesen. Doch diese Betriibnis ist die >heilige Trauer<< und als diese das urspriingliche Wissen von der dichterischen Bestimmung dieses Dichtersl Wissen von der Notwendigkeit des geduldigen Verweilens >>nahedem Ursprung<. Denn ohne dieses dichtende Verweilen in der einzigen Notwendigkeit des Sagens dessen, was alles Heimischsein und Wesen begrii:rdet, wiirde das Land nie >>urbar<>ohnediese Weile<, kiinnte kiinftig fiir die Deutschen kein Dichterisches sein und ohne &eses nie ein geschichtliches Wohnen in ihrem Eigensten, >>nahedem Heerde des Hausses<<. Was dagegen jener Strom >thuet<<,der Rhein, weiB niemand. Das Tun des Rheins ist ganz verborgen, weil er n?imlich >seitwdrts hinweggegangen<< (V. 47 ff.), da er doch urspriingliih, nach Osten getrieben, dann fie Alpen verlassend, unmittelbar der heimatlichen Mutter ans Herz stiirzen wollte (>Die Wanderurg<<,V. 94 ff.). Von ihren Sijhnen einer, der Rhein, Mit Gewalt rvollt er ans Herz ihr stiirzen und schwand Der Zurtckgestossene, niemand weiss, wohin in die Ferne.
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DasWesendesDichtersak Halbgott
Andersjedochder Ister: Der s&.einetaber fast Riikwdrts zu gehenund I&. mein, er miissekottt*en Von Osten. Der Ister verweilt an der Quelle und verldBt schwer den Ort, weil er nahe dem Ursprung wohnt. Und er wohnet nahe dem Ursprung, weil er in die Ortschaft heimgekehrt ist aus der Wanderscbaftin die Fremde. Der Ister geniigt dem Gesetzdes Heimischwerdens als dem Gesetz des Unleimischseins. So griindet er das dichterischeWohnen des Menschenund ist deshalb in seinem eigenen Wesen, das das Wesen des Dichters ist, der den Dichter diihten mu8. Die verborgene di&teris&e Wahrheit der Rheinhymne kommt erst jetzt zum Scheinen,.wenn diese Dichtung als die notwendig gegenwendige Dichtung des Stromwesensbegriffen, und d. h. aus dem Bezug zur Isterhyr'.e gedacht ist. Die Hymnen dieser Striime jedoch stehen in einem urspriinglich einigen Bezug zur Hy'nns >>Germanien<.Nicht, als ob sie si& darin zusamm.enfassen lieBen. Denn die Beziige der einzelnen Hymnen unter sich folgen einem uns noch verborgenenGesetz. Erst wenn wir diesesahnen, vermder< Dichter ist und das Sdrickliche seiner Dichtung weiB, indem er >>betriibt<< nur s&.wer fie fast verlorene Spraihe findet, um, das Wort sagend, das Zeichen zu sein(>Mnemosyne<, V. 1 ff.).
Das Didtten ab Herunterhommen desHimmlisch,en
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Ein Zeichen sind wir, deutungslos $ehrnsrzles sind wir und haben fast Die Sprache in der Fremde verioren. SchluBbemerkung - rGiebt es auf Erden ein Maas? o Diese >Anmerkungen<< zur Isterhy-'re sollten auf den Gesichtskreis aufmerksatn machen, aus dem das Wesen der Striime gedichtet wird. Dieses Dichten der Strtjme ist in sich zugleide das Dichten des Wesens der Dichtung. Und deshalb walten hier verborgene Beziige. Woliten wir, was zundchst sehr nahe liegt, das Dichten der Dichtung dahin umdeuten, da8 dieser Di&ter, wenn er das Wesen der Dichtung dichte, sich ganz und nur in seinem eigenen >Geschdft< verstriike, dann wdre mit dieser Meinung alles verloren. Dieses Dichten dieses Di&ters dreht si& nicht um das eigene Ich des Diihters. Kein deutsdrer Diihter hat je diese Ferre zum eigenen Ich erlangt, die Hiilderlins Hyr"''sndiihtung bestimmt. Das ist der eigentliihe Grund, weshalb wir Heutigen, die trotz aller >>Gemeinschaft<<metaphysisch, und d. h. geschichtlich in fie Subjektivitdt verstrickt bleiben, dem Wort dieser Dichtung so s&wer das rechte Hiiren entgegenbringen ktinnen. Was dem heutigen, neuzeitlichen, aus dem Selbstbewu8tsein und der Subjektivitdt denkenden Menschen das Hiiren dieser Dichtung lange Zeit versagt, ist nur dieses, daB Hiilderlin rein aus dem dichtet, was in sich als das Zu-Dichtende west. Wenn Hiilderlin das Wesen des Dichters dichtet, dann dichtet er Beztige, die nicht in der >Subjektivitdt<< des Menschen ihren Grund haben. Diese Beziige haben ihr eigenes Walten und Wesen und Strijmen. Der Dichter ist der Strom. Und der Strom ist der Dichter. Beide sind dasselbe auf dem Grunde ihres einzigen \{esens, Halbgiitter zu sein, im Zwischen zwischen den Gijttern und den Menschen zu sein. Das Offene dieses Zwis&en ist offen in das Heilige, das iiber den Giittern und Mensihen west. Die Einheit von Ortschaft und Wanders&aft kann nicht aus >Raum< und
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Das WesendesDichters alsHalbgott
Das Dicltten alsHerunterhommen desHimmlischen
>>Zeit<< begriffen werden, denn der uns geliiufige Raum und die uns gewob:ete Zeit sind selbst Abkiimmlinge eines Bereiches, der aus sich erst alle Offenheit entspringen ld.Bt, r,veil er das Lichtende und fli&tend-Er-eignende]1 ist. Am Beginn dieser >>Anmerkungen<<wurde die naheliegende Meinung zuriickgewiesen, die Strijme seien >>poetisehe<< >>Symbole<, und >Bilder<< und >>Zeichen<< zur Versinnbildlichung von etwas anderem. Jetzt erkennen wir den Grund fiir diese Zuriickweisung. Die Strtime kijnnen deshalb nicht >poetis&e Bilder< und >Zeichen fiir<< etwas sein. weil sie in sich selbst >die Zeichen<<sind, welche >>Zeichen<< nicht mehr >>Zeichen< fiir anderes sind, ni&t Symbole fiir anderes, sondem dieses vermeintliche Andere seibst. Die Dichter sind als Dichter diese Striime und diese Strijme sind die Dichter. >Dichterisch<>Sinn<< des Wesens des Dichters ab und dar. Die Strtime sind in ihrem Wesen die Zeichen als die urbarmachenden Zeigenden. Diese Zeigenden sind die Dichter. Die Dichter sind diese Strtime. Das Dichtersein west aus dem Stromwesen. Das Stromwesen kann iiberhaupt nicht geographisch getroffen und angeschaut werden, um nachher erst in die sinnbildliche Funktion iiberzugehen. Das Stromwesen ldBt sich im voraus nur vom menschlichen dichteris&en Wohnen her erfahren; das >Bild< des Stromes, das verrrreintlich erst >>Sinnbild< werden sollte, zeigt sich erst und nur im Lichte des Wesens der Dichtung. (Schon vor der Zeit der Stromdichtung erkennt Hijlderlin den Strom als >>denBruder des Himmels<. Vgl. An Diotima >Komm und siehe die Freude um uns . . .,, (II, 59).) Geradehin auf den giingigen Wegen des Vorstellens ist das nicht zu verstehen. Auch soll nicht die Meinung aufkomrnen, diese Anmerkungen reichten schon aus, um die Wahrheit dieser Di&tung zu denken oder auch nur dafiir, das di&terische Wort
und das Wort selbst in seinem eigenen Wesensraum zu erfahren. Diese Dichtung fordert von uns eine lJmwandlung der Denkungsart und des Erfahrens, die das Ganze des Seins angeht. Erst miissen wir die angeblidr natiirlichen >>Vorstellungen<( von den angeblich geographisCh >wirklichen<< StrijDi&tern und men und den angeblich historisdn wirkli&en Menschen verabsdrieden, erst milssen wir iiberhaupt die Wirkals die vermeintlidr maBgebende lichkeit dieses Wirkliihen Wahrheit fahren lassen, um in das Freie zu kommen, in dessen Bereich das Dichterisdre ist. Freilich, dieser Verzicht auf die geographischen MaBe ist leichter gefordert als befolgt. Denn woher sollen wir, wenn dieses MaB fiir das Wirkliihe und das Seiende nicht gilt, das MaB nehmen? Htjlderlin selbst fragt in seinem spdtesten und gewaltigsten Gedicht, das ein uahrhaftes 6erv6tatov ist (>In lieblicher Bldue bliihet . . .<, VI, 25):
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I Die e&ieenKlammernstehenin derHandschrift.
Giebt es auf Erden ein Maas? Und er antwortet unmittelbar und entschieden: Es giebt keines Das klingt wie der Bescheid auf das Aussichtsloseund die Verzweiflung. Und dodr nennt es ein Anderes und zeigt in ein Anderes, gesetzt, daB wir dichterisch auf dieser Erde wohnen und das Gedichtete in seinem Erscheinen und in seiner Herkunft erfahren, und das heiBt ertragen und erleiden, statt es zu erzwingen und zu belauern. Versuchen wir das nur eigenmiichtige Setzen und Erraffen des Ma8es, dann wird es maBIos und zerfiillt in das Nichtige. Bleiben wir nur gedankenlos und ohne die Wachheit des priifenden Ahnens, dann zeigt sich wiederum kein MaB. Sind wir aber stark genug zum Denken, dann kann es geniigen, daB wir die Wahrheit der Dichtung und ihr Gedi&tetes nur aus der Ferne, und d' h. kaum, bedenken, um von ihr pliitzlich betroffen zu sein. Selbst der Dichter folgt diesem Gesetz. Seine Hymne >Die \Nanderungo,
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die alles in siih birgt, was hier stiickweise vermerkt wurde, schlieBtmit der Weisung: Zum Traume wirds ihm, will esEiner Besclleichenund straft den, der Ihm glei&en will mit Gewalt. Oft iiberrascht esden, Der ebenkaum esgeda&t hat.
NACHWO RT gewidmet, im Heidegger hat drei Vorlesungen Hiilderlin (GA >>Der Bd. 59), im >Germanien<< und Rheinu W.S. 1954/55 W.S. 194,1/42>Andenken< (GA Bd. 52) und im S.S. 1942 >Der Ister<<.Angekiindigt war diese Vorlesung unter dem Titel >HtiIderlins Hymnen<<. Es war eine einstiindige Vorlesung, die erste, die der Herausgeber bei Heidegger htiren konnte. (Sie begann am2I. April 42 und wurde am 14. Juli beendet.) Das Ms. umfaBt 62 Folio-Bldtter, die Wiederholungen 22 Bliitter. Dem Herausgeber lag eine Abschrift von Frau Vietta vor, die mit demOriginal kollationiefi wurde. Zusiitzlictr konnte die eigene Nachsihrift des Herausgebers herangezogen werden. Die Gliederung der Vorlesung und fie Titel der Kapitel stammen vom Herausgeber. Es war Heideggers ausdriicklicher Wunsdr, wenn keine Gliederung von ihrn selbst vorliege, solle eine solche vom Herausgeber gemacht werden. Bei den groBen (vierstiindigen) Vorlesungen hat Heidegger gewiihnlich selbst zu Beginn den Plan einer Gliederung vorgetragen, der allerdings nicht irnrner bis zum SchluB ausgefiiLhrt werden konnte. IJei den einstiindigen Vorlesungen pflegt so eine Gliederung zu fehlen. Wer &e Wirkung jeder Vorlesungsstunde unmittelbar erfahren durfte, ihre Gesihlossenheit, die Verflechtung der Gedankenfi.ihrung, die innere Bewegung des Gedankenganges, wird sich bewuBt, wie schwer eine entsprechende Titelgebung durchzufiihren ist. Es ist deswegen keineswegs falsche Besiheidenheit, wenn im vorliegenden Band bei der Titelgebung besonders sparsam verfahren wurde. Verweise auf andere VorIesungen stammen von Heidegger selbst. Die Vorlesung ist vom Herausgeber in drei Teile gegliedert. Im ersten wird das Wesen der Strtime erdrtert, die nidrt sinnbildlicl metaphysisch verstanden werden sollen. Ortschaft und
208 Nachwort wanderschaft
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a". ai"rrr""i"irJ;HffJ:"" sedichtet hat unowieder Stromgeist
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Walter Biemel