Dieter Buck-Gramcko
Ein Leben für die Handchirurgie 100 Lebensbilder
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Ein Leben für die Handchir...
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Dieter Buck-Gramcko
Ein Leben für die Handchirurgie 100 Lebensbilder
Dieter Buck-Gramcko
Ein Leben für die Handchirurgie 100 Lebensbilder
Professor Dr. med. Dieter Buck-Gramcko Am Heesen 14 A 21033 Hamburg
ISBN 978-3-7985-1776-9 Steinkopff Verlag Bibliografische Information Der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes der Bundesrepublik Deutschland vom 9. September 1965 in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechtsgesetzes. Steinkopff Verlag ein Unternehmen von Springer Science+Business Media www.steinkopff.springer.de © Steinkopff Verlag 2007 Printed in Germany Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Herstellung: Klemens Schwind Umschlaggestaltung: Erich Kirchner, Heidelberg; unter Verwendung einer Zeichnung v. J. W. Littler „Technik der Zeigefinger-Pollizisation“ (S. 157) Satz: K + V Fotosatz GmbH, Beerfelden Druck und Bindung: Stürtz GmbH, Würzburg SPIN 12070688
105/7231-5 4 3 2 1 0 – Gedruckt auf säurefreiem Papier
Vorwort
Die Entwicklung der Handchirurgie ruht auf den Schultern vieler Chirurgen, die sich meist während ihres ganzen beruflichen Lebens für dieses Spezialfach interessiert und eingesetzt haben. Ihre Namen waren damals geläufig, sind aber mehr und mehr in Vergessenheit geraten. Die jüngere Generation unserer Kollegen weiß meistens nur wenig über sie als Personen und noch weniger über die damaligen Umstände. Joseph H. Boyes hat in seinem Buch „On the Shoulders of Giants. Notable Names in Hand Surgery“ die Geschichte der Handchirurgie und der Chirurgen, die besondere Leistungen auf diesem Gebiet vollbracht haben, zusammengefasst. Die Kurzbiographien in dem 1976 erschienenen Buch umfassen die vergangenen Jahrhunderte und enden im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts. Inzwischen hat die Handchirurgie eine schnelle Erweiterung und Intensivierung erlebt, die es wünschenswert werden lässt, mehr über die nachfolgenden „Pioniere der Handchirurgie“ zu erfahren. Die Zahl der Chirurgen die national und international wesentliche Beiträge zur Handchirurgie geleistet haben, ist recht groß geworden. Sie kommen aus den Fachgebieten Allgemeine Chirurgie, Orthopädische Chirurgie, Plastische Chirurgie und Unfallchirurgie. Dazu gehören auch einige Anatomen mit dem Hauptarbeitsgebiet „Obere Extremität“. Die hier getroffene und in alphabetischer Reihenfolge geordnete Auswahl ist eine sehr persönliche. Verständlicherweise überwiegen Ärzte aus dem deutschsprachigen Raum, jedoch konnten viele bedeutende Handchirurgen oder Anatomen aus allen Erdteilen einbezogen werden. Fast alle mit ihrer Biographie erfassten Kollegen kenne ich persönlich oder habe Sie gekannt. Mit manchen bin ich über Jahrzehnte einen gemeinsamen beruflichen Weg gegangen. So habe ich die notwendigen Informationen meist direkt erhalten, bei den bereits Verstorbenen durch Familienangehörige, Nachfolger oder langjährige Mitarbeiter, so dass ich bis auf einige Ausnahmen in der Lage war, einen Lebenslauf zu schreiben. Nur wenige Kollegen haben nicht geantwortet oder eine Beteiligung abgelehnt, obwohl sie meines Erachtens in diesen Kreis gehört hätten. Zu ihnen zählen Ueli Büchler, Martin Entin, Guy Foucher, Alain Gilbert, Graham Lister und Harald Russwurm. Die Lebensläufe sollten nicht nur den beruflichen Werdegang aufzeigen, sondern auch Auskunft geben über die Herkunft, die Motivation zur Wahl des Spezialfachs und den familiären Hintergrund einschließlich der privaten Interessen. Teilweise wurden besonders bezeichnende eigene Formulierungen und Anekdoten übernommen. So entstand über anderthalb Jahre hinweg eine umfangreiche Korrespondenz –
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Vorwort
nicht zuletzt wegen der oft schwierigen Bemühungen, die Initiale des zweiten Vornamens mancher Angloamerikaner zu ergründen. Es ist auch gelungen, einige Bilder von besonderem historischen Interesse zu bekommen und in diesen Band mit aufzunehmen. Die Qualität dieser Abbildungen, wie zum Teil auch der Portraitfotos kann natürlich nicht immer dem heutigen Standard entsprechen, wurde aber bewusst so belassen. Ich danke dem Thieme Verlag für die Genehmigung, die bereits in der Zeitschrift Handchirurgie-Mikrochirurgie-Plastische Chirurgie erschienenen Nachrufe und Laudationes als Grundlage für die Aktualisierung der Biographien zu verwenden. Quelle und Autor dieser Beiträge sind in Fußnoten vermerkt. Alle Beiträge ohne Autorennennung sind von mir persönlich verfasst. Ich danke allen Kollegen die mich bei der Realisierung dieses zeitaufwendigen Projektes unterstützt haben. Besonders danke ich meiner Sekretärin Frau Gerlinde Kruse, die unermüdlich die Lebensläufe und die Korrespondenz geschrieben und alle Änderungen und Zusätze geduldig ausgeführt hat. Mein Dank gilt weiterhin Herrn Jens Jarmer vom Fotolabor und Herrn Ralf Coellen von der Ärztlichen Bibliothek des Berufsgenossenschaftlichen Unfallkrankenhauses Hamburg für ihre immer wieder getätigte Unterstützung. Die ursprüngliche Absicht, einen oder mehrere Lebensläufe in jedes Heft der Zeitschrift Handchirurgie-Mikrochirurgie-Plastische Chirurgie aufzunehmen, ließ sich wegen der zunehmenden Zahl nicht realisieren. Auch der Plan von Supplementheften ist auf Grund der hohen Kosten für Druck und Versand gescheitert – somit ist eine enge Anbindung der Publikation an die Zeitschrift nicht gelungen. Dass die Sammlung der Biographien nun in Buchform vorliegt und – wie ursprünglich geplant – jetzt doch kostenlos allen Abonnenten der Zeitschrift Handchirurgie-Mikrochirurgie-Plastische Chirurgie zur Verfügung gestellt werden kann und damit auch jüngere Kollegen erreicht, verdanke ich dem Steinkopff Verlag und besonders der Deutschen Arthrose-Hilfe mit ihrem Präsidenten Dr. Helmut Huberti. Ohne die großzügige finanzielle Unterstützung dieser und vieler weiterer Donatoren wäre es nicht zur Veröffentlichung in der gewünschten Form gekommen. Besonderer Dank gilt Herrn Professor Dr. Ulrich Lanz als Schriftleiter der Zeitschrift Handchirurgie-Mikrochirurgie-Plastische Chirurgie, von dem auch der Titel „Ein Leben für die Handchirurgie“ stammt. Er hat sich sehr für die Veröffentlichung eingesetzt und den Weg zum Steinkopff Verlag gefunden und geebnet. So danke ich allen Mitarbeitern des Steinkopff Verlages und besonders Frau Dr. Gertrud Volkert für die verständnisvolle Zusammenarbeit, die zu einer schnellen Fertigstellung des Buches geführt hat. Hamburg, im August 2007
Dieter Buck-Gramcko
Dieses Buches wurde dank großzügiger Spenden folgender Personen und Gesellschaften ermöglicht: z Professor Dr. Ursula Schmidt-Tintemann ehem. Vorstand der Abteilung für Plastische Chirurgie am Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München z Dr. Lothar Hanisch ehem. Chefarzt der Neurologischen Abteilung des Berufsgenossenschaftlichen Unfallkrankenhauses Hamburg z Professor Dr. Dietmar Wolter ehem. Ärztlicher Direktor des Berufsgenossenschaftlichen Unfallkrankenhauses Hamburg z Dr. Jürgen zur Verth ehem. Mitassistent des Berufsgenossenschaftlichen Unfallkrankenhauses Hamburg z Deutsche Arthrose-Hilfe z Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie z Deutschsprachige Arbeitsgemeinschaft für Handchirurgie z Deutschsprachige Arbeitsgemeinschaft für Mikrochirurgie der peripheren Nerven und Gefäße z Österreichische Gesellschaft für Handchirurgie
Inhalt
B Nicholas Barton 1 Walter Blauth 5 Jörg Böhler 9 Augusto Bonola 13 Joseph Harold Boyes 15 Paul Wilson Brand 19 Peter Brüser 25 Dieter Buck-Gramcko 29 Leni Büchter 39 Harry Jacob Buncke 43 Sterling Bunnell 45
C Nils Carstam 53
D James Harold Dobyns 57
David Peeler Green 89 Ayan Gülgönen 91
H Peter Haußmann 95 Timothy James Herbert 99 Otto Hilgenfeldt 103 Heinz Hoffmann 107 Steven Erik Ruden Hovius 111 John Turner Hueston 113 Adolf Johan Casimir (Bob) Huffstadt 117
I Carlos Irisarri 121 Marc Iselin 123
J John Ivor Pulsford James 127
E Richard Gilette Eaton 59 David Mervyn Evans 61
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Ricardo Finochietto 65 Adrian Ede Flatt 69
Adalbert Ibrahim Kapandji 129 Emanuel Boris Kaplan 133 Johan Marie Gerardus Kauer 137 Harold Earl Kleinert 139 Jürgen Koebke 143 Tadao Kojima 145
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Dieter Gadzaly 73 Marc Garcia-Elias 77 Jürgen Geldmacher 81 Marko Godina 85
Douglas Watson Lamb 147 Johan Matthijs Frederik Landsmeer 149 Titus von Lanz 151
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Inhalt
Ulrich Lanz 155 Ping Chung Leung 159 Ronald Lee Linscheid 161 James William Littler 163 Alberto Lluch 167 Göran Lundborg 171
M Ivan B. Matev 173 Robert Malcolm McFarlane 177 Ulrich Mennen 179 Jacques Michon 183 Hanno Millesi 187 Erik Moberg 193 Wayne Allan Morrison 197
N Algimantas Otonas Narakas 199 Henry Nigst 201
O Bernard McCarthy O’Brien 205 Toshihiko Ogino 207
P Sigurd Pechlaner 211 Robert Wan Heng Pho 215 Wolfgang Pieper 217 Jean Pillet 219 Hildegunde Piza 221 Robert Guy Pulvertaft 225
R Benjamin Keith Rank 229 Antal Renner 233 Daniel Clifford Riordan 237 Otto Russe 243
S Ernst Scharizer 245 Wilhelm Schink 249 Hans-Martin Schmidt 253 Herbert Seddon 257 Richard Jay Smith 259 Kauko Antero Solonen 261 Hugh Graham Stack 265 Gerhard Stellbrink 269 James William Strickland 271 Sydney Sunderland 273 Alfred Bertil Swanson 275
T Tatsuya Tajima 279 Julio Taleisnik 283 Susumu Tamai 287 Michael Alan Tonkin 289 Emanuel Trojan 293 Kenya Tsuge 297 Raoul Tubiana 301
V Kauko Vainio 307 Martti Vastamäki 309 Claude Verdan 311 David Whitman Vickers 315 Simo Kaarlo Vilkki 317
W Harold Kirk Watson 319 Fu-Chan Wei 321 Albrecht Wilhelm 323 Kob Wintsch 327
Z Eduardo Alfredo Zancolli 331 Peter Rudolf Zellner 335 Georg Zeumer 339 Gottlieb Zrubecky 343
Nicholas Barton
Einer der bekanntesten und einflussreichsten Orthopäden mit überwiegend handchirurgischer Tätigkeit in Großbritannien ist Nicholas James Barton. Er wurde am 28. Mai 1935 in Ruislip, Middlesex, geboren. Sein Vater war das schwarze Schaf der Familie, weil er nicht Arzt oder Geistlicher wurde, wie in der Familie üblich, sondern Schauspieler und eine Balletttänzerin heiratete, die – und das war das Schlimmste für die Familie – überdies noch katholisch war! Einer seiner frühen Vorfahren gehörte 1787 dem ersten Komitee für die Abschaffung der Sklaverei an. Schulzeit und Medizinstudium verbrachte Barton an der Westminster School, an der Universität von Cambridge und an der Middlesex Hospital Medical School in London. Dort traf er die Physiotherapiestudentin Margaret, die er nach dem Abschluss des Studiums 1959 heiratete. Sie haben drei Töchter und zwei Söhne, von denen nur der Jüngste Mediziner (Genetiker) geworden ist. Zehn Enkel garantieren das Fortbestehen der Familie. Die folgenden zehn Jahre dienten der chirurgischen Ausbildung an verschiedenen Krankenhäusern einschließlich eines Jahres als Demonstrator am Anatomischen Institut der Universität von Newcastle-upon-Tyne. Der ursprüngliche Plan, Plastischer Chirurg zu werden, wurde zugunsten der orthopädischen Chirurgie aufgegeben. Die dazu notwendige Ausbildung erfolgte größtenteils am Robert Jones and Agnes Hunt Orthopaedic Hospital in Oswestry, Shropshire, wo er noch Sir Reginald Watson-Jones kennen lernte. Als Harkness Fellow war er 1967/1968 am Rancho Los Amigos Hospital in Downey, California, USA; dort führte er unter Vernon Nickel experimentelle Studien über die Ringbänder der Finger-
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Nicholas Barton
beugesehnenscheide durch (Plast. reconstr. Surg. 43, 125–129, 1969). Als Senior Registrar kehrte er nach Oswestry zurück. Hier lernte er viel von David Lloyd Griffiths, der als Visiting Orthopaedic Surgeon oft von Manchester herüber kam. Barton arbeitete gleichzeitig auch an der North Staffordshire Royal Infirmary in Stoke-on-Trent. Dort erweiterte er seine Kenntnisse in der Traumatologie und profitierte viel von Denys Wainwrights Erfahrungen. 1971 erhielt er die Position des Consultant Orthopaedic and Hand Surgeon am Nottingham University Hospital und Harlow Wood Orthopaedic Hospital und hatte sie bis zur Emeritierung 1995 inne. Gleichzeitig war er auch Clinical Teacher an der Universität von Nottingham, die gerade gegründet worden war. Er arbeitete in einer Gruppe enthusiastischer junger Consultants, die von den älteren voll unterstützt wurden, am Aufbau der Universität. Dabei kam es immer mehr zu einer Spezialisierung, sodass er bald ausschließlich handchirurgisch tätig war. Hauptarbeitsgebiete waren die rheumatische Arthritis und die Behandlung von Frakturen, besonders des Kahnbeins. Dies sind auch die Themen vieler seiner insgesamt fast einhundert Veröffentlichungen. Die wichtigsten sind das von ihm herausgegebene Buch „Fractures of the Hand and Wrist“ (Churchill Livingstone, Edinburgh 1988) sowie die Arbeiten „Twenty questions about scaphoid fractures“ (J. Hand Surg. 17 B, 289–310, 1992) und „Studying the scaphoid“ (CME Orthopaedics 2, 63–70, 2002), Thema der Hunterian Lecture vom 14. September 2001. Beachtung fanden auch seine zusammen mit einem internationalen Autorenteam verfassten Arbeiten über die Spiegelbilddeformität (J. Hand Surg. 11-B, 307–336, 1986). Für das Verständnis fremdsprachiger wissenschaftlicher Arbeiten sehr nützlich war der „Guide to Terminology for Hand Surgery“, ein Bericht des von ihm geleiteten „Nomenclature Committee of the International Federation of Societies for Surgery of the Hand“ (J. Hand Surg. 8, 814–828, 1983). Barton wurde auch verantwortlich für das Postgraduate Education Programme, was ihn wiederum mit der British Orthopaedic Association in Verbindung brachte, in der er von 1976 bis 1980 Secretary und von 1980 bis 1985 Chairman des Education Committee war. 1991 wurde er Mitglied des Specialist Advisory Committee in Orthopaedics am Royal College of Surgeons, als dessen Chairman er nach J. I. P. James von 1994 bis 1995 tätig war. Dies war eine wichtige Aufgabe, denn alle fünf Jahre wurden sämtliche Ausbildungsstätten des Landes besucht und dabei in Gesprächen mit Ausbildern und Ausgebildeten streng beurteilt; davon hing die weitere Zulassung ab. Eine negative Einschätzung hatte in etlichen Fällen den Vorteil einer sofort eingeleiteten Verbesserung des Standards, sodass manch Positives bewirkt werden konnte. Lange Jahre, nämlich von 1982 bis 1995, war Barton als Civilian Consultant in Hand Surgery to the Royal Air Force tätig.
Nicholas Barton
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Seine berufliche Arbeit brachte Nicholas Barton auch in Berührung mit der British Society for Surgery of the Hand. Graham Stack und Douglas Lamb versicherten sich seiner Mitarbeit im Vorstand (1979), sodass er von 1983 bis 1985 die Position des Honorary Secretary übernehmen konnte. 1989 war er Präsident der Gesellschaft, 1991 bis 1993 Chairman des Education and Training Committee und 1997 bis 2001 Honorary Archivist. In Zusammenhang mit diesen Tätigkeiten ist auch die wichtige Funktion als Editor des Journal of Hand Surgery, British Volume, in den Jahren 1987 bis 1991 zu sehen. Aufgrund seiner Verdienste ist Nicholas Barton auch Ehrenmitglied mehrerer handchirurgischer Gesellschaften (in Brasilien, Griechenland, Hongkong, Südafrika) und korrespondierendes Mitglied der amerikanischen Handchirurgie-Gesellschaft. In zahlreichen, vor allem europäischen Ländern hat er auf Einladung seine gut aufgebauten und präzise formulierten Vorträge gehalten, von denen immer auch noch die bereits erfahrenen Handchirurgen lernen konnten. Unter diesen sind besonders zu erwähnen die Bradford Eaton und die Pulvertaft Memorial Lectures (1990 und 1995), die Samson Gamgee Lecture (1995) und die bereits angeführte Hunterian Lecture des Royal College of Surgeons (2001). Gegen Ende seiner Tätigkeit als Consultant Surgeon konnte er mit einem jüngeren, handchirurgisch besonders interessierten Kollegen zusammenarbeiten und ihn als Nachfolger vorbereiten: Tim Davis. Dieser wurde 2000 auch Editor des Journal of Hand Surgery und erhielt eine persönliche Professur an der Universität von Nottingham. Nicholas Barton trat in seinem 60. Lebensjahr in den Ruhestand und lebt seitdem in Gloucestershire. Er geht auch weiterhin seinen historischen Interessen nach. So konnte er 2002 im Buch von Leslie Klenerman „The Evolution of Orthopaedic Surgery“ das sehr interessante Kapitel „The development of hand surgery“ veröffentlichen (The Royal Society of Medicine Press, London, S. 121–147). Für das nichtmedizinische Buch „The Lost Rivers of London“ (Phoenix House 1969, neue und erweiterte Auflagen 1982 und 1992) erhielt er den John Nichols Prize der Universität von Leicester. Vor allem in früheren Jahren hat er nichtmedizinische Beiträge veröffentlicht, aus denen seine vielseitigen Interessen hervorgehen.
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Walter Blauth
Walter Blauth wurde am 20. März 1924 in Eschenau an der Glan als Sohn eines Lehrers geboren. Mit seiner älteren Schwester und dem jüngeren Bruder verbrachte er nach der Versetzung des Vaters in Weilerbach bei Kaiserslautern seine Jugend. Er selbst erinnert sich gern an diese Zeit: „Damals galten noch feste Regeln im Zusammenleben der Menschen; sie waren in den Dörfern mehr als in den Städten vom Auf und Ab der Tages- und Jahreszeiten, den Fest- und Feiertagen, dem Wirken der Kirche und den Einflüssen der Schule bestimmt. Im Mittelpunkt stand die Familie mit der charakteristischen Rollenverteilung von Vater und Mutter, die uns Kindern sehr zugute kam. Mit Freude denke ich zurück an die wunderbaren und geheimnisvollen Tage vor Weihnachten und Ostern, an die Ferien auf den Höfen von Onkeln und Tanten, an das sommerliche Treiben in unserem Garten oder an die Hausmusikabende in der dunklen Jahreszeit. Sehr gern erinnere ich mich auch an den sonntäglichen Gang mit dem Vater zur Kirche, wo er die Orgel spielte und dazu noch einen Blasebalgtreter benötigte.“ Nach dem Besuch des humanistischen Gymnasiums in Kaiserslautern von 1935 bis 1942 ging es zum „Reichsarbeitsdienst“ an den Westwall und danach zum Wehrdienst bei der „bespannten Artillerie“ in Frankreich, Russland und Italien. Das Kriegsende erlebte Walter Blauth als BatteDieser Beitrag beruht größtenteils auf einer Laudatio zum 75. Geburtstag von W. Blauth, erschienen in Handchir. Mikrochir. Plast. Chir. 31, 147–148, 1999.
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Walter Blauth
riechef auf dem Rückzug aus Ungarn; ihm gelang nach Gefangennahme durch russische Hilfstruppen die Flucht. Er gelangte in die heimatliche Pfalz und war zunächst als Tagelöhner in der Land- und Forstwirtschaft tätig, musste ein Nachabitur im Rahmen eines so genannten „Vorsemesters“ ablegen und konnte zum Sommersemester 1946 sein Medizinstudium an der Universität Mainz beginnen. Nach dessen Abschluss mit der Note „sehr gut“ im Staatsexamen erhielt er eine gründliche chirurgische Ausbildung an der Privatklinik Dr. Rothmund in Kaiserslautern mit ihrem breiten unfall- und allgemeinchirurgischen Spektrum. Der „Lohn“ für einen Monatsverdienst von 100 Mark und den Bereitschaftsdienst jede zweite Nacht und jedes zweite Wochenende war ein umfangreicher und rasch voranschreitender Wissens- und Erfahrungszuwachs. Die erste Berührung mit dem Spezialgebiet Handchirurgie erfolgte durch einen Vortrag von Erik Moberg über Beugesehnenverletzungen, der einen tiefen Eindruck hinterließ, Wissenslücken aufdeckte und richtungsweisend für die weiteren Berufspläne wurde. Die Konsequenz war im Herbst 1956 der Wechsel an die Orthopädische Universitätsklinik Heidelberg-Schlierbach, die von Kurt Lindemann geleitet wurde und der eine große „Sonderstation für Schwerunfallverletzte“ angegliedert war. In dieser Zeit entstanden die ersten wissenschaftlichen Arbeiten, unter anderem über „Das traumatische Handrückenödem“. 1960 fand ein erster Studienaufenthalt bei Marc Iselin in Nanterre statt. Eine besondere Herausforderung stellten die vielen kindlichen Patienten mit schweren Conterganschäden dar, die Blauth als Stationsarzt der großen Kinderstation zu betreuen hatte. Er konnte neue Operationsverfahren bei Tibia-, Fibula- und Radiusaplasie entwickeln und stellte bereits 1963 bei Klumphänden die Handwurzel auf das distale Ellenende ein. Weitere Studienaufenthalte bei Wilhelm Schink in München, Hanno Millesi und Karl Chiari in Wien sowie erneut bei Marc Iselin brachten wichtige Anregungen für die weitere handchirurgische Arbeit. In dieser Zeit stieß er auch zu der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Handchirurgie. Mit dem Wechsel 1963 als Leitender Oberarzt an die Orthopädische Universitätsklinik Tübingen begann eine beruflich sehr befriedigende und erfüllte Zeit, in der Walter Blauth „dank der ungewöhnlichen Großzügigkeit und Toleranz“ seines Chefs, Hans Mau, viele Ideen umsetzen und Entwicklungen anstoßen konnte. Diese betrafen unter anderem die AOTechnik sowie die Endoprothetik des Hüft- und Kniegelenks. In diesen Jahren erfolgten etliche Veröffentlichungen und wurde mit Zusammenstellungen für spätere Publikationen begonnen. Auf handchirurgischem Gebiet machten Beiträge zum hypoplastischen Daumen, zur Symbrachydaktylie, Syndaktylie, Pollizisation und zu Nervenersatzoperationen den Na-
Walter Blauth
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men Blauth weit über den deutschen Sprachraum bekannt. Sein Ordnungssinn sowie seine Genauigkeit ließen ihn dazu Klassifikationen entwickeln, von denen einige weltweite Anerkennung fanden. 1967 erfolgte die Habilitation mit dem Thema „Der kongenitale Femurdefekt“, 1971 als Leiter des Arbeitskreises Handchirurgie in der DGOT zusammen mit Ewald Koob die Ausrichtung einer Tagung „Die Hand“ für den Berufsverband der Orthopäden und 1972 der Ruf auf den Lehrstuhl für Orthopädie in Kiel. Trotz vieler anderer Aufgaben konnte die Handchirurgie weiterhin gepflegt und auch die mikrochirurgische Technik eingeführt werden. Der handchirurgische Schwerpunkt lag auf dem Gebiet der angeborenen Fehlbildungen, zu denen zahlreiche Publikationen, zum Teil mit tüchtigen Mitarbeitern, entstanden. Die Zahl der Veröffentlichungen stieg auf über 300. Neben seiner operativen und wissenschaftlichen Arbeit erfolgten durch ihn oder nach seinen Anregungen Entwicklungen zahlreicher Orthesen, Ziel- und Messgeräte, Instrumente und Geräte für CPM-Behandlungen. Seit seiner Emeritierung im Jahre 1990 hat sich Walter Blauth beruflich weiter zurückgezogen. Er widmete sich hauptsächlich der herausgeberischen Tätigkeit „seiner“ Zeitschrift „Operative Orthopädie und Traumatologie“, die sich in zweisprachiger Ausgabe eines zunehmenden Zuspruchs erfreuen konnte. 2001 hat er die Schriftleitung in die Hände seines Sohnes Michael gelegt, der jetzt Leiter der Unfallchirurgischen Klinik in Innsbruck ist. Im Jahre 2005 hat er mit anderen Autoren nochmals ein Buch herausgegeben, nämlich „Arthrodesen des oberen Sprunggelenkes“ (Urban und Vogel, München). Alle seine Tätigkeiten fanden vielfache Anerkennung durch Einladungen als Ehrengast und zu Festvorträgen auf Kongressen im In- und Ausland, Aufforderungen zur Leitung großer Kongresse, durch die Verleihung von Ehrenmitgliedschaften (u. a. 1994 in der DAH/DGH), der Europäischen Vereinigung für Schulter- und Ellenbogenchirurgie 1989 und der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Traumatologie 1999) und sonstige Ehrungen (Lexer-Preis 1988, Dieffenbach-Büste 1992). 1995 wurde er als „Pionier der Schulterchirurgie“ auf dem Sechsten Internationalen Kongress für Schulterchirurgie in Helsinki geehrt. Den menschlichen Rückhalt fand und findet Walter Blauth in seiner Familie, vor allem in seiner Frau Hilde, mit der er seit 1953 verheiratet ist und deren Toleranz und Mithilfe er viel zu verdanken hat. Alle drei Kinder wurden Ärzte: die Töchter Gabi und Suse Anästhesistinnen, der Sohn Michael Unfallchirurg.
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Walter Blauth
2002 hat das Ehepaar Blauth den Kieler Wohnsitz aufgegeben und Freiburg zum Lebenszentrum gewählt. Allerdings haben sie auch in München eine Zweitwohnung, um ihren Töchtern und den inzwischen sieben Enkelkindern näher zu sein. Gesundheitlich waren einige Schwierigkeiten zu überwinden, jedoch ist der Zustand altersentsprechend gut. Möge dieses anhalten!
Jörg Böhler
Jörg Böhler wurde am 15. Dezember 1917 in Gries bei Bozen, Südtirol, als Sohn des (damaligen) Doktors und späteren Professors Lorenz Böhler und seiner Frau Leopoldine geboren. Durch die Übersiedlung der Familie nach Wien, entsprechend dem beruflichen Werdegang seines Vaters, verlebte er den wesentlichen Teil seiner Jugend in Wien, wo er nach dem Besuch des Schottengymnasiums und später des Gymnasiums Kalksburg 1935 mit der Matura abschloss. Er begann noch in diesem Jahr das Studium der Medizin an den Universitäten Wien und Innsbruck und bestand 1940/1941 die ärztlichen Prüfungen an der Universität Wien mit dem Gesamtergebnis „ausgezeichnet“. Im Februar 1941 erfolgte die Promotion zum Doktor der gesamten Heilkunde. In der damaligen Kriegszeit ließ die Einberufung zur Wehrmacht (Luftwaffe) nicht lange auf sich warten. Bereits 1939/1940 konnte Jörg Böhler dem unruhigen Europa als Teilnehmer einer Expedition für Unterwasserfotografie und -filmen im Karibischen Meer und den Gewässern um USA, Japan, China und UdSSR entfliehen. Ebenso war er 1942 Teilnehmer und Expeditionsarzt einer Unterwasserexpedition im Bereich der Ägäischen Inseln. Am 31. Januar 1943 zog er sich in Russland eine Verwundung zu, die eine weitere Verwendung bei der Wehrmacht unmöglich machte. Nach der Ausheilung konnte er in diesem Jahr die unfallchirurgische Ausbildung im Unfallkrankenhaus Wien bei seinem Vater und an der I. Chirurgischen UniversitätskliDieser Beitrag beruht größtenteils auf einer Laudatio zum 75. Geburtstag von J. Böhler, erschienen in Handchir. Mikrochir. Plast. Chir. 24, 283, 1992.
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Jörg Böhler
nik bei Prof. Schönbauer beginnen, die durch die Wirren bei Kriegsende unterbrochen wurde. Ab 1. Oktober 1945 erfolgte dann die Fortsetzung der unfallchirurgischen Weiterbildung am Unfallkrankenhaus Wien bis November 1950. Innerhalb dieser Zeit konnte Jörg Böhler 1948 durch eine Studienreise in England und von Mai bis November 1950 eine Reise in die USA seine Kenntnisse erweitern und Verbindungen zu internationalen Größen der Handchirurgie, Unfallchirurgie und Rehabilitationsmedizin knüpfen. Er lernte in San Francisco Sterling Bunnell kennen, dessen grundlegendes Buch „Surgery of the Hand“ von Jörg Böhler ins Deutsche übersetzt wurde. Mit der Eröffnung des Unfallkrankenhauses Linz wurde Jörg Böhler 1951 dort Primarius und leitete dieses Haus, welches in dieser Zeit internationalen Ruf erlangte, bis Ende 1970. 1957 erhielt er die Venia legendi an der Universität Wien und wurde 1964 zum außerordentlichen Professor ernannt. Seit Januar 1971 war er dann Leiter des Unfallkrankenhauses Wien XX, zunächst noch im alten Gebäude in der Webergasse und seit Dezember 1972 im neuen Haus des „Unfallkrankenhauses Lorenz Böhler“. Diese Position behielt er bis zur Pensionierung Ende 1983 inne. Es war eine Zeit außerordentlicher Aktivitäten auf allen Gebieten der Unfallchirurgie, die sich nicht nur in den Räumen des eigenen Hauses abspielten, sondern ihren Ausdruck auch in zahlreichen Vortragsreisen in Nord-, Mittel- und Südamerika, im Nahen Osten, Südafrika und der UdSSR fanden. Jörg Böhler hielt mehr als 500 Vorträge und einige besondere Festvorträge auf zahlreichen Kongressen des In- und Auslandes, veröffentlichte mehr als 345 wissenschaftliche Arbeiten in Zeitschriften und Büchern. 1966 war Jörg Böhler Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Chirurgie und Traumatologie und leitete den Österreichischen ChirurgenKongress in Linz. Von 1970 bis 1972 war er Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Unfallchirurgie, deren Ehrenpräsident er bis heute ist. Er ist Mitglied oder Ehrenmitglied in mehr als 40 nationalen und internationalen Gesellschaften für Chirurgie, Unfallchirurgie, Handchirurgie, Orthopädie und Fellow des American College of Surgeons und Mitherausgeber des Zentralblattes für Chirurgie, des Archivs für orthopädische und Unfallchirurgie, der Zeitschrift Unfallheilkunde/Traumatologie und der Chirurgischen Praxis. Auf handchirurgischem Gebiet zählte Jörg Böhler zu den Gründungsmitgliedern der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Handchirurgie und war Teilnehmer am ersten Symposium 1960 in Hamburg. Er leitete das dritte Symposium der DAH 1962 in Linz und führte bereits seit 1957 handchirurgische Kurse in Linz und Wien durch, deren Zahl bis
Jörg Böhler
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jetzt die unglaubliche Höhe von 52 erreicht hat und die für viele junge Ärzte eine Einführung in die Handchirurgie bedeutete. Aufgrund dieser besonderen Verdienste um die Handchirurgie, zu denen zahlreiche Veröffentlichungen auf diesem Spezialgebiet hinzukommen, konnte Jörg Böhler 1984 zum Ehrenmitglied der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Handchirurgie ernannt werden. Bemerkenswert ist sicherlich auch, dass seine Habilitationsschrift ein handchirurgisches Thema betraf: „Die Versorgung frischer Handverletzungen mit besonderer Berücksichtigung der Sehnenverletzungen“. Jörg Böhler nahm auch nach seiner Pensionierung nicht nur an den jährlichen handchirurgischen Symposien, sondern auch an den Arbeitstagungen der DAH teil und vermittelte uns durch seine Diskussionsbemerkungen einen Eindruck vom hohen Stand der Handchirurgie an den österreichischen Unfallkrankenhäusern und von seinem persönlichen Wissen um dieses Spezialfach. Seine Frau Susi, geb. Foest-Monshoff, mit der er seit 1947 verheiratet ist, nimmt an seinen beruflichen Tätigkeiten engsten Anteil und ist für seine Freunde von seiner Seite nicht fortzudenken. Das Ehepaar hat vier Kinder, die ebenfalls der Medizin mehr oder weniger verbunden sind. Auch im hohen Alter hat Jörg Böhler seine vielbesuchten „Wiener Handkurse“ abgehalten, die insgesamt die Zahl von einhundert überschritten haben dürften. Er wurde, wie schon sein Vater, zum Ehrenpräsidenten der Österreichischen Gesellschaft für Unfallchirurgie ernannt und nahm noch rege teil an vielen Kongressen und Tagungen. In den letzten Jahren war sein Leben durch Krankheiten und Operationen mit Komplikationen überschattet, die er mit großer Geduld und starkem Lebenswillen zu überstehen versuchte, was ihm aber nicht vergönnt war. Er starb am 11. Dezember 2005, vier Tage vor seinem 88. Geburtstag.
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Augusto Bonola
In Italien ist die Entwicklung der Handchirurgie ganz wesentlich von Augusto Bonola beeinflusst worden. Seine Ausbildung sowohl in orthopädischer als auch in plastischer Chirurgie war eine gute Ausgangssituation für diese Aktivitäten. Er wurde am 22. Mai 1906 in Bologna geboren, wo er auch aufwuchs und von 1927 bis 1930 Medizin studierte. Im Sommer 1928 nahm er als Sanitäter und Zoologe an der Rettungsaktion für die Mitglieder der mit dem Luftschiff Italia abgestürzten Polarexpedition unter Umberto Nobile und Roald Amundsen teil, der dabei den Tod fand. Er sammelte dabei reichlich biologisches und zoologisches Material. Nach der Promotion erhielt er von 1931 bis 1933 seine orthopädische Ausbildung am „Istituto Ortopedico Rizzoli“ der Universität von Bologna unter Vittorio Putti, anschließend bei Raffaele Zanoli und bei Piero Palagi am Istituto Ortopedico Toscano in Florenz. 1935 kehrte er an das Istituto Ortopedico Rizzoli zurück, an dem er 1941 zum Ersten Oberarzt und Vertreter des derzeitigen Chefs Francesco Delitala ernannt wurde. 1942/1943 erfolgte eine plastisch-chirurgische Ausbildung unter dem Altmeister der italienischen Plastischen Chirurgen, Gustavo Sanvenero Rosselli am Sarfatti Hospital in Mailand. Nachdem er bereits 1937 Dozent für Orthopädie geworden war, wurde er 1940 von der Universität Bologna zum Professor ernannt. 1946 erhielt er einen Lehrauftrag für Orthopädie an der Universität Modena und wurde Direktor der neuen Orthopädischen Klinik. In dieser Position blieb er bis zur Pensionierung 1976; wenige Wochen später verstarb er am 9. Dezember 1976.
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Augusto Bonola
In der Handchirurgie beschäftigte sich Augusto Bonola besonders mit den angeborenen Fehlbildungen und der Wiederherstellungschirurgie nach Verletzungen. Er hat 166 Publikationen für Zeitschriften und als Buchkapitel geschrieben und drei Bücher herausgegeben: Chirurgia Ricostruttiva in Ortopedia e Traumatologia (Minerva Medica, Torino 1960); La Deformità Congenite della Mano ed il loro Trattamento, mit Ezio Morelli (Piccin Editore, Padova 1972) und La Mano, mit A. Caroli und L. Celli (Piccin Editore, Padova 1982). Augusto Bonola war der Begründer der Societa Italiana di Chirurgia della Mano (S.I.C.M.) in Florenz am 8. Dezember 1962 und hatte die Präsidentschaft in den Jahren 1963 bis 1965 und 1974 bis 1975 inne; 1975 wurde er Ehrenpräsident. Er gründete 1964 auch deren offizielles Organ „Rivista di Chirurgia della Mano“. Im Januar 1966 war er einer der Mitbegründer der International Federation of Societies for Surgery of the Hand in Chicago. Er hat als Tagungspräsident etliche Kongresse geleitet, war Direktor der elf Fortbildungskurse für Handchirurgie in Modena 1964 bis 1976 und hat sich sehr um die handchirurgische Ausbildung junger italienischer Chirurgen bemüht. Aus dem privaten Bereich ist wenig bekannt geworden. Augusto Bonola war seit 1947 mit Eugenia Magnoni verheiratet. Ihre Tochter Brunella ist Zahnärztin und mit Antonio Vaccari, dem jetzigen Chefarzt der Abteilung für Orthopädie und Traumatologie am Neuen Krankenhaus von Modena, verheiratet. Zur Erinnerung an und Ehrung von Augusto Bonola wird jedes Jahr auf der Jahrestagung der S.I.C.M. eine besondere Vorlesung gehalten, die ich 2004 in Meran halten durfte. Dem Präsidenten dieser unter Beteiligung deutscher Handchirurgen stattfindenden Tagung, Frank Nienstedt, bin ich nicht nur dafür, sondern auch für seine Unterstützung bei der Erstellung dieser Kurzbiografie sehr dankbar.
Joseph Harold Boyes
Die Idee, Chirurgen, die wichtige Beiträge zur Handchirurgie geleistet und ihre Entwicklung beeinflusst haben, durch eine Sammlung kurzer Biografien vor dem Vergessenwerden zu bewahren, stammt von Joe Boyes. Er hat mit seinem Buch „On the Shoulders of Giants. Notable Names in Hand Surgery“ (Lippincott, Philadelphia 1976) unseren beruflichen Vorfahren ein Denkmal gesetzt, an das die vorliegende Sammlung anschließen soll. Joe Boyes war eine der wichtigsten Persönlichkeiten der amerikanischen Handchirurgie, deren Entwicklung er entscheidend beeinflusst hat. Er wurde am 31. März 1905 in Hebron, einer kleinen Stadt im Südosten von Nebraska geboren als Sohn eines praktischen Arztes, der auch chirurgisch tätig war. Von der Schulzeit erinnert sich Joe noch gut an eine Lehrerin, einer Nonne in schwarzem Kleid und weißer Haube, die wegen der Kinder vieler deutscher Immigranten sowohl in englischer als auch in deutscher Sprache unterrichtete. Er lernte dort Heine zitieren: „Ich weiß nicht, was soll es bedeuten“. Seine guten Deutschkenntnisse verdankt er diesem Unterricht. Sein Vater starb, als Joe 13 Jahre alt war. Seine Mutter, die früher Krankenschwester war, übersiedelte mit ihm nach San José, California. Sein Medizinstudium an der Stanford University beendete er 1930 und war dann als Intern am Massachusetts General Hospital und am Peter Bent Brigham Hospital in Boston tätig. Er arbeitete in der Pathologie und der Neurochirurgie unter Harvey W. Cushing; über dieses Jahr sagte er, dass es sein Interesse an Geschichte der Medizin gesteigert, aber sein Interesse an Neurochirurgie vermindert hätte. Er wandte sich der Chirurgie zu und wurde 1931 Resident an der Stanford
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Medical School in San Francisco, die am Presbyterian Hospital untergebracht war, an dem auch Sterling Bunnell arbeitete. 1935 veröffentlichte er seine erste handchirurgische Arbeit über vier Patienten mit Ruptur des Extensor pollicis longus, von denen drei Bunnells Patienten waren (Surg. Gynecol. Obstet. 43, 442–445, 1935). Bei der nächsten Arbeit über Nerventransplantate war Bunnell der Erstautor (Amer. J. Surg. 44, 64–75, 1939). Nach der gemeinsamen Zeit mit Bunnell zog Boyes 1938 nach Los Angeles und errichtete dort eine Praxis ausschließlich für Handchirurgie. In dieser arbeitete er bis 1942 und erneut von 1946 bis 1976. Er lehrte dabei auch an der University of Southern California, an der er Clinical Professor of Surgery wurde. Von 1942 bis 1946 war Joe Boyes im Army Medical Corps in China, Burma und Indien eingesetzt und verbrachte das letzte Jahr am Newton D. Baker General Hospital in Martinsburg, West Virginia, einem der neun unter der Aufsicht von Sterling Bunnell stehenden Lazarette. Er arbeitete dort mit S. Benjamin Fowler, Robert L. Payne und Darrel T. Shaw zusammen. Boyes war die treibende Kraft, Bunnells Idee eines Zusammenschlusses der handchirurgisch tätigen Ärzte in die Tat umzusetzen. Am 20. Januar 1946 wurde darauf im Blackstone Hotel in Chicago die American Society for Surgery of the Hand gegründet, deren erster Präsident Bunnell und deren erster Sekretär (bis 1953) Boyes war. Dieser wurde der neunte Präsident im Jahre 1954/1955. Nach seiner Rückkehr nach Los Angeles eröffnete Joe Boyes erneut seine Praxis, wobei er einige Probleme mit dem Beschaffen von Räumen und Krankenhausbetten hatte. Er arbeitete dann an einigen Krankenhäusern und bildete viele Fellows aus; einige von ihnen wurden mehrjährige Partner in der Praxis, wie James N. Wilson, Herbert H. Stark, Charles R. Ashworth und Norman P. Zemel. Ein Fellow aus der frühen Zeit war Lee W. Milford; insgesamt waren mehr als 100 junge Handchirurgen am Fellowship Program beteiligt. Joe Boyes veröffentlichte mehr als 50 wissenschaftliche Arbeiten, darunter so Einfluss nehmende wie die beiden über Beugesehnentransplantationen (J. Bone Jt Surg. 32-A, 489–499, 1950; Amer. J. Surg. 89, 1116–1119, 1955). Nach dem Tod Bunnells schrieb er die vierte und fünfte Auflage (Lippincott, Philadelphia 1964 und 1970) des Standardwerks „Surgery of the Hand“ neu mit vielen Ergänzungen. Besonders wertvoll ist sein Buch „On the Shoulders of Giants“, das bereits erwähnt wurde. Zwischen 1950 und 1975 reiste er in alle Welt, um Vorträge zu halten; in Hongkong war er 1963 einige Monate tätig. Er zog sich 1976 aus der aktiven chirurgischen Arbeit zurück, übersiedelte nach La Jolla, California, fuhr aber noch oft nach Los Angeles, um beratend zu wirken.
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Im Juli 1976 erschien das erste Heft des Journal of Hand Surgery mit Joe Boyes als Editor in Chief. Unter seiner sorgfältigen Leitung nahm die Zeitschrift schnell einen wichtigen Platz in der Fachliteratur ein. Ab Band 4 (1979) war Adrian Flatt Assistant Editor, bestätigte aber später, dass Boyes weiterhin alles allein machte. Erst mit dem Januar-Heft des sechsten Jahrgangs (1981) beendete er diese ihm ans Herz gewachsene Tätigkeit. Noch während des Studiums heiratete Boyes im Juni 1926 in San Francisco Julia Marlowe Trask, die er Judy nannte. Sie bekamen einen Sohn (Joseph Harold Junior, Flugzeug-Ingenieur) und eine Tochter (Julia Marlowe, der für die Hilfe beim Verfassen dieser Kurzbiografie gedankt sei – ebenso wie Boyes’ früherem Partner Norman P. Zemel sowie William L. Newmeyer). Judy war eine ausgezeichnete Köchin und sammelte Kochbücher aus aller Welt. Sie begleitete ihren Mann auf vielen seiner Reisen, die sie neben Zielen in aller Welt auch nach Deutschland führten. Sie kauften dort eine Märklin-Eisenbahn (mit der noch heute die Urenkel spielen), einen Porsche und einen VW-Kombi, die in die USA verschifft wurden. Das Ehepaar besaß fünf Häuser: neben der Stadtwohnung in La Jolla ein Haus in La Canada, California, sowie je ein Ferienhaus in Bajamas, Mexiko, auf Lido Isle, in Newport Beach, California, sowie in Javea, Spanien. In diesen verbrachte Joe Boyes nach seiner Pensionierung manche angenehme Stunde mit Golf, Fotografieren (er hatte seine eigene Dunkelkammer) und dem Erlernen der Computerbedienung, wobei er gern Schokolade aß. Früher war er begeisterter Reiter und Jäger und erlernte auch noch das Kochen, was ihm nach dem Tod von Judy 1989 nützlich war. Er selbst starb am 5. August 1995.
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Paul Wilson Brand
Paul Brand war ein außerordentlicher Mensch, der nicht nur als Arzt, sondern auch als Christ Vorbild war und dessen Werk einen Nobelpreis verdient hätte. Seine tiefe Menschlichkeit fand sowohl in seinen eigenen Werken und Schriften ihren Niederschlag als auch in den über ihn verfassten Büchern. Er wurde am 17. Juli 1914 als Sohn eines englischen Missionar-Ehepaares in den Bergen nahe der Missionsstation Sendamagalan etwa 220 km südwestlich von Madras in Südindien geboren. Mit seiner jüngeren Schwester Connie verlebte Paul die ersten Jahre seiner Kindheit unbeschwert in der Freiheit und Einsamkeit der Berge, bevor er im Alter von neun Jahren mit seiner Familie nach England reiste. Sie lebten in einem Vorort von London bei Verwandten. Während die Eltern bald nach Indien zurückkehrten, besuchte Paul für ein Jahr eine Privatschule und dann die University College School. Er war kein besonders guter Schüler, hatte aber Freude am Schreiben von Aufsätzen und an kleinen Vorträgen. Im Hause bastelten die Geschwister viel; eine Abwechslung von der engen und wohl auch etwas intoleranten Atmosphäre im Haus der Tanten waren nicht nur die Ferien bei anderen Verwandten in Northwood, sondern auch die wöchentlichen Briefe des Vaters. Dessen Tod an Malaria tropica in Indien 1929 war ein schwerer Schlag für die Kinder. Für den Wunsch von Paul, Missionar zu werden, empfahl die vorübergehend nach England zurückgekehrte Mutter, sich zunächst zum Bauhandwerker ausbilden zu lassen, da man sich in den Bergen Indiens seine Häuser selber bauen müsse. Er stand die fünfjährige Lehre, die ihn in ein völlig anderes Milieu führte, gut durch. An den Wochenenden wid-
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mete er sich der Gemeindearbeit. Mit 18 Jahren hielt er seine erste Predigt. Trotzdem wurde er von der Baptisten-Missionsgesellschaft abgewiesen. Er musste erst einen einjährigen Kurs in Tropenmedizin absolvieren, so wie es auch sein Vater gemacht hatte. Während dieses Kurses an der Livingstone Medical School fand er Gefallen an der Medizin. Trotz des Vorschlags des Kursleiters nach einem sehr guten Abschlussexamen, Medizin zu studieren, wollte Paul jedoch nicht weitere fünf Jahre Ausbildung vor sich haben, sondern ging im Sommer 1936 zur Ausbildungskolonie für Missionare in Norwood, Surrey. Er bekam aber Zweifel, ob ihm eine ausschließliche Missionstätigkeit genügen würde; er wollte auch helfen können. So entschloss er sich, doch Medizin zu studieren, zumal sein Onkel die Kosten dafür übernehmen wollte. Paul Brand begann im Herbst 1937 das Studium an der London Medical School, die nach Kriegsbeginn zunächst nach Cardiff, später nach Watford evakuiert wurde. Bereits im ersten Semester hatte er eine Mitstudentin, Margaret Berry, kennengelernt, die er trotz der wechselnden Studienorte immer wieder traf. Sie heirateten im Juni 1943, nachdem beide ihr Staatsexamen bestanden hatten. Paul arbeitete an der Unfallabteilung des University College Hospital und 1944 in der Chirurgie des Great Ormond Street Children’s Hospital, wo er viele durch die Bombenangriffe Verletzte versorgen musste. In einer der Bombennächte wurde der Sohn Christopher geboren, das zweite Kind, Jean, im Jahre 1946 nach dem Krieg. Paul machte beide Teile des FRCS-Examens und arbeitete bereits ein Jahr in der Chirurgie seines alten Universitätshospitals unter einem der besten Chirurgen Londons, Prof. Pilcher, als er von Robert Cochrane, einem der führenden Lepraspezialisten, das Angebot erhielt, als Chirurg am Ausbau des Christian Medical College in Vellore, Tamil Nadu in Südindien, etwa 100 km westlich von Madras, mitzuarbeiten. Die immer noch aktive Mutter Evelyn hatte dazu ohne Wissen des Sohnes Verbindung mit Dr. Cochrane aufgenommen. Dieser schaffte es beim Kriegsministerium, die bevorstehende Einberufung Pauls abzuwenden, sodass er Ende 1946 gegen den Willen seines Schwiegervaters Dr. Berry, der mit der Unabhängigkeit verbundene Unruhen befürchtete, nach Indien fuhr. Die Unruhen fanden aber mehr im Norden Indiens statt, sodass Margaret mit den Kindern 1947 nachkam. Paul musste nicht nur Kranke behandeln, sondern auch Studenten unterrichten, das Krankenhaus modernisieren und predigen. Er stellte fest, dass über die Lepra, ihre Ursachen und ihre Auswirkungen noch große Unkenntnis herrrschte, auch unter den Ärzten. Nach einem Besuch am Leprasanatorium Chingleput nahe Madras begann er mit Studien, um den unbekannten Einzelheiten dieser Krankheit auf die Spur zu kommen. Durch anhaltende Beobachtungen an Patienten und Sektionen lernten er und seine Mitarbeiter mehr und mehr über die Lepra. Er wagte die ersten Operationen (Seh-
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nentranspositionen) an Händen und Füßen, die erfolgreich verliefen und Vertrauen schafften. Rückschläge waren unvermeidlich und die Erfahrung enttäuschte ihn sehr, dass die verstümmelten Bettler die Heilung nicht unterstützten, da es ihnen im Krankenhaus viel besser ging als auf der Straße. Aber auch als Bettler hatten die Leprakranken mit den durch Operationen verbesserten Händen weniger Chancen und machten Paul Vorwürfe. So entschloss er sich, eine Lehrwerkstatt mit einigen Hütten zu bauen, in der die Kranken eine handwerkliche Ausbildung erhalten konnten. Mit Spenden realisierte er diesen Plan; er nannte die Werkstatt „Nava Jiva Nilayama“, die „Stätte neuen Lebens“. Aufgrund seiner eigenen handwerklichen Ausbildung übernahm er anfangs den Unterricht selbst, bevor er die Leitung 1951 an die Frau des am Krankenhaus tätigen Schweizer Chirurgen Ernest Fritschi, Mano, übergab. Die angefertigten Spielsachen und Geräte ließen sich gut verkaufen. Nach der Geburt ihres dritten Kindes, Mary, half auch Margaret auf der Augenstation in Vellore mit; 1950 wurde dann das vierte Kind, Estelle, geboren. Paul widmete sich intensiv dem Problem der sich bei vielen Leprakranken immer mehr verkürzenden Finger und konnte schließlich feststellen, dass es durch die Gefühlsstörungen mit Verlust der Schmerzempfindung im Alltag häufig zu unbemerkten kleinen Verletzungen kommt, denen dann eine Infektion mit Verlust von Gewebe folgt. Besondere Vorsichtsmaßnahmen vermochten diese vermeidbaren Verstümmelungen zu verhindern. Paul Brand beschrieb in einem zusammen mit Philip Yancey, einem Schriftsteller und Herausgeber, verfassten Buch (Harper Perennial, New York 1995) den Schmerz als „Gift Nobody Wants“. Mit einem Rockefeller-Stipendium reiste Paul Brand mit seiner Familie 1952 nach England, um sein Wissen zu erweitern und der Klärung der vielen offenen Fragen näherzukommen. Trotz Besuchen bei Sir Archibald McIndoe, Guy Pulvertaft, Sir Herbert Seddon und anderen erhielt er wenig Anregungen. Man war vielmehr an seinen Erfahrungen interessiert. Er hielt im Oktober die Hunterian Lecture vor dem Royal College of Surgeons über „Die Wiederherstellung der Hand bei Leprakranken“. Anschließend bereiste er – ohne die Familie – die USA und besuchte unter anderem Sterling Bunnell und Daniel Riordan, den einzigen, der an Leprakranken arbeitete, sodass sie Erfahrungen austauschen konnten. Die Abteilung in Vellore wurde ständig vergrößert und durch das Schieffelin Leprosy Research and Training Centre in Karigiri erweitert, zu dessen leitendem Chirurgen Ernest Fritschi bestellt wurde. Immer neue Operationsmethoden wurden in das Wiederherstellungsprogramm auf-
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genommen, teilweise nach Besuchen anerkannter Spezialisten wie Sir Harold Gillies aus London, William L. White aus Pittsburgh oder Noshir Hormasji Antia aus Bombay. Sie demonstrierten die Rekonstruktion der Sattelnase, die Haartransplantation zur Wiederherstellung der Augenbrauen und die Gesichtshautstraffung. Die meisten Operationen wurden jedoch zur Rekonstruktion der deformierten und teilweise gelähmten Hände durchgeführt. Es handelte sich meist um Sehnentranspositionen zur Beseitigung der Krallenstellung der Finger. Nachdem bei einer Nachuntersuchung an 564 operierten Fingern festgestellt werden musste, dass die FDS-Transposition von Stiles und Bunnell in vielen Fällen zur gegenteiligen Deformierung durch den sehr kräftigen FDS führt (Paralytic claw hand, J. Bone Jt Surg. 40-B, 618–632, 1958), entwickelte Brand eigene Verfahren mit der Wahl anderer Muskeln als Motor: den ECRB mit einem Sehnentransplantat verlängert, das dann durch den Intermetakarpalraum zur Fingerstreckseite gezogen und am Seitenzügel der Streckaponeurose befestigt wird (Brand I) oder den ECRL, der am Unterarm unter dem Brachioradialis auf die Beugeseite gebracht und hier mit vier Sehnentransplantaten verbunden wird („many tailed graft operation“), die dann durch den Karpaltunnel in die Hohlhand und von dort zu den Seitenzügeln gebracht werden (Brand II). Er entwickelte dazu eine besondere Technik der Verbindung der Motorsehne mit den vier Sehnentransplantaten (Tendon grafting. Illustrated by a new operation for intrinsic paralysis of the finger. J. Bone Jt Surg. 43-B, 444–453, 1961) und modifizierte damit das bereits 1949 von J. William Littler beschriebene Verfahren (Tendon transfers and arthrodeses in combined median and ulnar nerve paralysis. J. Bone Jt Surg. 31-A, 225–234, 1949). Eine Nachuntersuchung von 97 Patienten, bei denen die verlängerte transponierte Sehne durch den Karpaltunnel geführt worden war, zeigte bei sieben Patienten eine vorübergehende und bei elf Patienten eine bleibende Medianusparese, die vor der Operation nicht bestand (J. Wim Brandsma, Addis Abeba, und Paul W. Brand, J. Hand Surg. 10-B, 30–32, 1985). Weiterhin befasste sich Paul Brand viel mit den mechanischen Prinzipien der Hand und fasste seine Erfahrungen zusammen in dem Buch „Clinical Mechanics of the Hand“ (Mosby, St. Louis 1985). Er beschrieb zur Behandlung der Adduktionskontraktur des Daumens einen dorsoradialen Transpositionslappen vom Zeigefinger, veröffentlicht in seinem Kapitel „Deformity in leprosy. Orthopaedic principles and practical methods of relief“, in Cochrane, R. G., T. F. Davey (eds.): Leprosy in Theory and Practice (2nd ed. Wright, Bristol 1964, S. 447–496). Wegen der Ulzerationen an den Füßen der meisten Leprakranken beschäftigten sich Paul Brand und seine Mitarbeiter viel mit der Anfertigung von Schuhwerk, mit dem die Druckstellen vermieden werden konnten. Auch Margaret beschäftigte sich nach der Geburt der vierten Tochter, Patricia, 1954 mehr und mehr mit den Augenerkrankungen und fand mühsam Wege, die Erblin-
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dung zu verhindern. 1957 wurde das sechste Kind, Pauline, geboren. Mit dem Filmproduzenten Carlo Marconi waren in Vellore einige Filme gedreht worden; einer davon über die Sehnentranspositionen zeigte Paul Brand während eines Urlaubs im Sommer 1957 in England. Ein CIBAVertreter kaufte den Film, der dann in vielen Ländern gezeigt wurde und mehrere Preise erhielt. Brand wurde immer häufiger zu Vorträgen eingeladen und reiste mehrfach nach Europa, Asien, Australien sowie Nordund Südamerika; er war bei vielen Leprainstitutionen aktiv. Im Oktober 1963 konnte ich ihn in Pittsburgh, Pennsylvania, kennenlernen, bei Operationsdemonstrationen zuschauen und einen seiner sehr beeindruckenden Filme sehen. Paul Brand gehörte bereits seit 1953 dem Vorstand der Leprosy Mission an und wurde 1964 Director of Surgery and Rehabilitation dieser weltweiten Institution, deren Präsident er von 1993 bis 1999 war. Von den vielen Ehrungen, die er erhielt, sind die Hunterian Lecture des Royal College of Surgeons 1952, der Albert Lasker Award 1960 und die Ernennung zum CBE (Commander of the British Empire) besonders hervorzuheben. 1966 wurde Paul Brand Director of the Rehabilitation Branch im U.S. Public Health Service Hospital in Carville, Louisiana, dem einzigen Leprakrankenhaus in den USA. Seit seinem Besuch im Oktober 1963 hatte er bereits Verbindungen zum dortigen orthopädischen Chirurgen Daniel C. Riordan unterhalten. Er war dort bis zu seiner Pensionierung 1986. Er behielt jedoch seine beratende Funktion bei der Leprosy Mission, zog aber nach Seattle, Washington, wo er Emeritus Professor of Orthopaedics an der Universität von Washington wurde. Paul Brand hat nicht nur viele Vorträge gehalten, sondern auch mehr als hundert Arbeiten in Zeitschriften und Büchern veröffentlicht. Neben den beiden bereits erwähnten Büchern schrieb er zusammen mit Philip Yancey auch „Fearfully and Wonderful Made“ sowie „In His Image“ (Zondervan, Grand Rapids/Michigan 1980 bzw. 1984). Der erste Teil seines Lebens wurde in dem interessanten und lesenswerten Buch von Dorothy Clarke Wilson „Ten Fingers for God“ (in deutscher Übersetzung als Brockhaus-Taschenbuch Band 178/179, 1970) gewürdigt, dem ich die vielen Einzelheiten seines Lebenslaufes verdanke. Paul Brand verstarb am 8. Juli 2003 in Seattle an den Komplikationen eines subduralen Hämatoms im Kreise seiner Familie: Margaret, sechs Kinder und zwölf Enkel. Er wird auch weiterhin als einer der Großen in der Medizin geachtet werden.
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Peter Brüser
Die Eigenständigkeit der deutschen Handchirurgie und die Selbständigkeit der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie (DGH) auch in den Jahrestagungen war ein Ziel, das Peter Brüser lange Jahre anstrebte. Konsequenterweise gab er dafür sogar seine Position als Sekretär der DGH zurück, als ihm nur unzureichende Unterstützung bei der Verfolgung dieser Ziele gewährt wurde. Letzten Endes vermochte er sich jedoch durchzusetzen, ohne dass die bisherige Ordnung völlig durcheinander gebracht wurde. Peter Brüser wurde am 19. Januar 1944 in Olpe/Westfalen als Sohn eines Oberstudiendirektors und einer angehenden Pianistin geboren, wodurch ihm die Liebe zur klassischen Musik gewissermaßen in die Wiege gelegt wurde. Er ging anfänglich in Hillmicke, einem damals „300-SeelenDorf“, in eine Zwergschule, in der er mit seinem Vetter allein die erste und dann die zweite Klasse bildete. In Stolberg und Mönchengladbach besuchte er später das Gymnasium. Zur Medizin kam er eigentlich durch ein „Ausschlussverfahren“: Im Dorf gab es an „hochstehenden Persönlichkeiten“ nur den Pastor, den Lehrer, den Arzt und den Apotheker. Da die anderen Berufe seinen Neigungen nun gar nicht entsprachen, blieb nur derjenige des Arztes übrig! Das Medizinstudium erfolgte von 1963 bis 1968 an der Universität Köln mit einem „Kultursemester“ in Wien 1967. Die Promotion 1970 hatte als Thema „Die Lunatummalazie und ihre Behandlungsergebnisse“. Zwischen
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1970 und 1972 betrieb er „Notfallmedizin“ in verschiedenen Krisengebieten (Jordanien, Libanon, Bangladesch). Seine chirurgische Ausbildung erhielt er ab 1971 an der II. Chirurgischen Universitätsklinik Köln unter Wilhelm Schink, der ihm nicht nur klinischer Lehrer und Förderer, sondern später väterlicher Freund wurde. 1975 wurde Peter Brüser Facharzt für Chirurgie und begann unter dem Einfluss von Wilhelm Schink und seinem damaligen Oberarzt Hans Brüchle, mit dem Peter Brüser die Liebe zur Musik verband, eine Schwerpunktausbildung in Handchirurgie, Mikrochirurgie und rekonstruktiver Chirurgie. Diese war so erfolgreich, dass er bereits im März 1977 die erste Großzehentransplantation zum Daumenersatz durchführen konnte – die zweite in Deutschland nach Edgar Biemers Operation im Oktober 1976. Der Film über diese Operation erhielt später den ersten Filmpreis der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Die mikrochirurgische Daumenrekonstruktion war auch der Inhalt von Brüsers Habilitationsschrift 1980. In diesem Jahr erhielt er den von-Haberer-Preis. Von 1982 bis 1986 war er Oberarzt an der II. Chirurgischen Universitätsklinik Köln unter dem Nachfolger von Wilhelm Schink, Hans Troidl, dem er seine „wissenschaftliche und kritische Denkweise und den Zugang zur klinischen Forschung“ verdankt. 1984 und 1985 bildete er sich in plastischer Chirurgie bei Neven Olivari an der Abteilung für Plastische Chirurgie am DreifaltigkeitsKrankenhaus Wesseling weiter. Die Universität Köln verlieh ihm 1986 den Professorentitel. Peter Brüser wurde 1986 zum Leiter der Abteilung für Hand-, Plastische und Wiederherstellungschirurgie am Malteser Krankenhaus Bonn ernannt – eine Position, die er bis heute innehat. Seine Arbeitsschwerpunkte sind Methoden klinischer Forschung, motorische Ersatzoperationen, Karpaltunnelsyndrom, minimalinvasive Osteosyntheseverfahren. Er hat über siebzig Arbeiten in Zeitschriften und neunzehn Buchkapitel veröffentlicht und ist Herausgeber des Buches „Finger Bone and Joint Injuries“ (Dunitz, London 1999). Er ist Mitglied oder Ehrenmitglied zahlreicher nationaler und internationaler Fachgesellschaften. Besonders aktiv ist Peter Brüser in der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie, in der er Sekretär von 1991 bis 1996 und Präsident 2002 und 2003 war. 1999 erfolgte die Tagungspräsidentschaft des sehr erfolgreich verlaufenen 6. Kongresses der Federation of European Societies for Surgery of the Hand in Bonn, deren Vorstand er bis 2003 angehörte. 2000 bis 2003 war er Vorsitzender der Chirurgischen Arbeitsgemeinschaft für Handchirurgie der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Seit 2004 leitet er die Seminare für Handchirurgie der DGH und anderer Arbeitsgemeinschaften.
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Peter Brüser ist verheiratet mit Regina, geborene Schmidt, einer ehemaligen Operationsschwester; sie haben zwei Kinder: Florian, geboren 1983, und Nele, geboren 1987. Aus seiner ersten Ehe stammt die Tochter Anke, geboren 1975. Peters sympathische Hobbys sind die Zauberei, mit der er uns oft überraschte, das Sammeln alter Wanduhren sowie das Restaurieren alter Möbel. Es ist zu wünschen, dass ihm hierzu im zu erwartenden Ruhestand mehr Zeit verbleibt und er sich dann auch mehr in seinem irischen „Ausgleichquartier“ erholen kann, wenn es ihn auch manchmal mehr in wärmere südliche Gefilde ziehen mag.
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Dieter Buck-Gramcko
Dieter Buck-Gramcko wurde am 28. Oktober 1927 in Hamburg geboren und wuchs in einem Arzthaushalt auf. Sein Vater Paul Buck war Facharzt für Orthopädie und hatte das vom mütterlichen Großvater Gustav C. Gramcko kaufmännisch geleitete „Medico-mechanische Zander-Institut“ (heute würde man Rehabilitationsinstitut sagen) in Hamburg übernommen – zusammen mit dem Namen Gramcko. Nachdem es 1943 ausgebombt war, wurde es als orthopädische Praxis wieder aufgebaut, die später der Bruder Horst weiterführte. Die beiden Brüder wuchsen unbeschwert in einem großzügigen Haus im Stadtteil Wandsbek-Marienthal auf. Der Krieg beendete im Februar 1943 die Schulzeit auf dem humanistischen Zweig des Matthias-Claudius-Gymnasiums vorzeitig, da der 15-Jährige als Luftwaffenhelfer eingezogen wurde. Der Krieg endete für ihn nach der Einberufung als Panzergrenadier Ende 1944 mit einer glücklicherweise nur bis Juni 1945 dauernden amerikanisch-britischen Kriegsgefangenschaft (hauptsächlich im berüchtigten Lager Bad Kreuznach). Da nach dem einjährigen Ergänzungskurs zum Nachholen des Abiturs eine sofortige Studienzulassung nicht möglich war, arbeitete Dieter BuckGramcko ein halbes Jahr als Orthopädiemechaniker-Anlernling, eine für ihn sehr interessante Zeit, in der er sich viele später für ihn wichtige Kenntnisse aneignen konnte. Beiden Buck-Gramcko-Brüdern wurde bereits „an der Wiege gesungen“, dass sie Ärzte zu werden hätten. So studierte Dieter in den Jahren 1947
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bis 1952 Medizin an den Universitäten Hamburg und Düsseldorf. Nach der Pflichtassistentenzeit begann er am 1. Januar 1954 die unfallchirurgische Ausbildung mit einer unbezahlten Stelle am Unfallkrankenhaus Graz unter Walther Ehalt, während der er besonders durch Anleitung des damaligen Oberarztes Alois Titze mit der Handchirurgie in Berührung kam. Die zahlreichen Handverletzungen, die durch die Landwirtschaft in der Umgebung entstande, ermöglichten eine gute Einführung in die speziellen Techniken. Die dabei erworbenen Grundkenntnisse waren so gut, dass Buck-Gramcko dann einige Zeit später, nachdem er Ende 1954 eine zunächst unbezahlte Stelle zur chirurgischen Weiterbildung am Allgemeinen Krankenhaus St. Georg in Hamburg angetreten hatte, bei mehreren Versorgungen schwerer Handverletzungen durch die älteren Assistenten seinen Kommentar „Bei uns in Graz haben wir das aber ganz anders gemacht!“ nicht unterdrücken konnte. Die dadurch ausgelöste Missstimmung führte dazu, dass der Chef Hans Wilhelm Buchholz entschied: „Wenn Sie meinen, diese Dinge besser zu wissen, dann berichten Sie doch auf dem nächsten Assistentenabend darüber.“ Nach gründlicher Vorbereitung hielt BuckGramcko sein Referat mit dem Ergebnis, dass ihm zukünftig alle schweren Handverletzungen zur Versorgung überlassen wurden. Nach Sammlung weiterer Erfahrungen auch bei Erkrankungen der Hand ermöglichte Buchholz 1957 eine dreimonatige Fortbildung bei Erik Moberg in Göteborg. In St. Georg blockierten die häufig lang dauernden Handoperationen die wenigen Operationssäle, sodass Buck-Gramcko schließlich in einen nicht mehr benutzten Operationsraum im Keller „verbannt“ wurde, dafür aber 6000 D-Mark für neue Instrument erhielt – damals ein Vermögen, das gut genutzt wurde. Mit einer kriegserfahrenen ältere Operationsschwester, die vom jüngeren Nachwuchs abgeschoben wurde, konnte er jetzt völlig ungestört bis in die Abendstunden hinein operieren und benötigte nur selten einen Anästhesisten, da fast alle Operationen in der in Göteborg erlernten und selbst gesetzten supraklavikulären Plexusanästhesie durchgeführt wurden. Die Absicht, zum Zweck einer Habilitation an die Chirurgische Universitätsklinik zu wechseln, ließ sich trotz zugesagter Stelle nicht realisieren. Der Ordinarius Ludwig Zukschwerdt verwies Buck-Gramcko an das in Kürze zu eröffnende Berufsgenossenschaftliche Unfallkrankenhaus in Hamburg-Boberg, dessen Aufbau sicherlich eine interessante Tätigkeit sei. Dort fand er derartig ideale Arbeitsbedingungen, dass er nie wieder an einen Wechsel an die Uniklinik dachte. Da die ersten Patienten erst einige Wochen nach der Einstellung im Mai 1959 aufgenommen wurden, hatte er endlich die Zeit, einen jahrelang gehegten Plan zu realisieren. In Göteborg hatte er den vor allem von Nils Carstam organisierten Literaturzir-
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kel kennengelernt, bei dem kopierte Arbeiten aus Zeitschriften als Rundsendung an interessierte Handchirurgen zum Einsehen gingen. Die Übernahme einer derartigen Einrichtung im deutschsprachigen Raum fand eine unglaublich hohe Resonanz und löste den allgemeinen Wunsch aus, auch eine Tagung mit persönlichem Kontakt zu veranstalten. Das erste dieser dann jährlich durchgeführten Handchirurgischen Symposien fand im Oktober 1960 am Unfallkrankenhaus Hamburg statt, nach dem Gottlieb Zrubecky kurzfristig die Durchführung in Tübingen abgesagt hatte. Die Enstehung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Handchirurgie kann im Journal of Hand Surgery 25 B, 393–395 (2000) nachgelesen werden. Die von Ludwig Zukschwerdt geförderte Spezialisierung führte dazu, dass bereits im Janurar 1963 die erste selbstständige Handchirugische Abteilung Deutschlands entstand. Zunächst eine „Ein-Mann-Abteilung“ mit zwanzig Betten, vergrößerte sie sich durch den Druck ständig zunehmender Patientenzahlen schließlich auf eine 100-Betten-Abteilung mit fünfzehn Ärzten, die auch die Brandverletzten betreuten und rekonstruktive plastische Chirugie durchführten. Es wurden zahlreiche Ärzte ausgebildet, von denen später viele leitende Positionen in Deutschland, Österreich und der Schweiz bekleideten. Die Zahl der Gastärzte aus aller Welt erreichte in vielen Jahren 40 bis 50; die Dauer des Besuchs betrug zwischen einem Tag und sechs Monaten. Ende 1992 ging Dieter BuckGramcko in den Ruhestand; seine Nachfolge übernahm sein langjähriger Mitarbeiter Bernd-dietmar Partecke. Schon bald nach der Contergan-(Thalidomid-)„Katastrophe“ mit der erhöhten Zahl von Gliedmaßenfehlbildungen in den Jahren 1959 bis 1961 wurden den Handchirurgen vermehrt Kinder mit Armfehlbildungen zugewiesen. Da die Kleinkinder am Unfallkrankenhaus nicht behandelt werden konnten, fand Buck-Gramcko eine Behandlungsmöglichkeit im Kinderkrankenhaus Rothenburgsort mit der Chefärztin Inge Petersen. Da sich nur wenige Handchirurgen mit der Behandlung von Fehlbildungen bei Kleinkindern befassten, kam es im Lauf der Jahre zu einer gewissen Konzentration dieser Patienten in den Kinderkrankenhäusern Rothenburgsort und ab 1982 Wilhelmstift. Buck-Gramckos „Lieblingsoperation“ wurde die Pollizisation des Zeigefingers bei Aplasie oder Hypoplasie des Daumens. Er führte über 500 dieser speziellen Operationen durch, etliche davon bei Freunden in allen Erdteilen, hielt viele Vorträge und veröffentlichte mehrere Arbeiten über dieses Thema. Der Vortrag auf der Jahrestagung der American Society for Surgery of the Hand in San Francisco 1971 war die Grundlage zur Ernennung zum Ehrenmitglied der damals sehr elitären Gesellschaft. Seine Publikation „Pollicization of the Index Finger“ (J. Bone J. Surg. 53-A, 1605–1617, 1971) wurde als ein „clas-
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sic paper“ der Handchirurgie eingestuft (J. Hand Surg. 25-A, 14–18, 2000). Die besonderen Erfahrungen mit der Zeigefinger-Pollizisation bildeten auch die Grundlage für Dieter Buck-Gramckos Habilitation 1971 an der Universität Hamburg, die für einen „Externen“ nicht ganz leicht war; die Professur folgte 1976. Die aktiv ausgeübte Liebe zur Handchirurgie an Kindern fand nach der Pensionierung am Unfallkrankenhaus ihren Abschluss in einer fünfjährigen weiteren operativen Tätigkeit am Kinderkrankenhaus Wilhelmstift mit Gründung einer kleinen Spezialabteilung, die nach mehrjähriger Zusammenarbeit Rolf Habenicht als Nachfolger übergeben werden konnte. Als bleibende Dokumentation der Fehlbildungsinteressen erschien 1998 das Buch „Congenital Malformations of the Hand and Forearm“ (Churchill Livingstone, London) mit vielen internationalen Mitarbeitern. Die Zahl der Veröffentlichungen umfasst 168 Arbeiten in Zeitschriften, elf Bücher als Herausgeber sowie 99 Buchbeiträge. In den letztgenannten sind nicht nur die Kapitel in den eigenen Büchern enthalten, sondern auch viele „Auftragswerke“ anderer Herausgeber. Die Mehrzahl der Zeitschriftenarbeiten sind in Handchirurgie–Mikrochirurgie–Plastische Chirurgie veröffentlicht, der Zeitschrift, die 1969 von Jürgen Geldmacher, Ernst Scharizer und Dieter Buck-Gramcko gegründet worden war (s. auch dort im 35. Band 2003, S. 1 und 2). Die Schriftleitung hatte bis 2001 Buck-Gramcko inne. Diese 33 Jahre sind eines der Beispiele der Kontinuiät, in der er mehrere Positionen vertreten konnte – so auch als Sekretär der DAH (von 1959 bis 1993) und die leitende Position am Unfallkrankenhaus (von 1963 bis 1992). Seine vielen Vortragsreisen führten zu engen Kontakten zu Handchirurgen in aller Welt besonders in den ersten Jahren der Entstehung dieses Spezialfaches und bewirkte später die Ernennung zum Ehrenmitglied in 18 nationalen und internationalen Gesellschaften für Hand- und Plastische Chirurgie (Aufzählung s. Handchir. Mikrochir. Plast. Chir. 35, 342, 2003). Besonders ehrenvoll war die Ernennung zum Honorary Fellow of the Royal College of Physicians and Surgeons, Glasgow, 1980 als Dank für die vieljährige Teilnahme als Lecturer bei den Canniesburn-Kursen für Plastische und Handchirurgie. Die IFSSH ernannte ihn 1998 zum Pioneer of Hand Surgery. Dieter Buck-Gramcko hat nicht nur den Anstoß gegeben zur Entstehung der DAH, sondern war auch Gründungsmitglied der Vereinigung der Deutschen Plastischen Chirurgen, der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Mikrochirurgie der peripheren Nerven und Gefäße (und 1982 bis 1986 deren Präsident) und der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie und deren erster Präsident 1991. Im Jahre 1994 wurde er zum
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Ehrenpräsidenten von DAH und DGH ernannt. 1966 war er einer der Mitbegründer der International Federation of Societies for Surgery of the Hand in Chicago und 1974/75 deren Präsident. Der Zusammenhalt unter den Handchirurgen wurde nicht nur durch die Handchirurgiesymposien und vor allem durch die von 1976 bis 1996 von Henry Nigst durchgeführten Basler Arbeitstagungen gefördert, an deren wissenschaftlicher Organisation sich Buck-Gramcko beteiligte, sondern auch durch die meist von ihm arrangierten Reisen. Diese wurden teilweise zu gemeinsamen Kongressen veranstaltet (z. B. Budapest, Stratfordupon-Avon, Trondheim) oder fanden im Anschluss an internationale Kongresse statt (z. B. Südafrika, Australien und Neuseeland, Griechenland, Boston, Israel und Ägypten). Seine Frau Irmgard, die als medizinisch-technische Assistentin tätig war und die er 1954 geheiratet hatte, war ihm eine unermüdliche Helferin bei allen häuslichen und vielen beruflichen Tätigkeiten. Sie ermöglichte es, dass er sich weitgehend der Arbeit im Krankenhaus und den wissenschaftlichen Belangen widmen konnte. Ihre Kinder Andreas (geboren 1955) und Matthias (geboren 1958) wollen andere Berufe ergreifen und nicht dem Beispiel des immer arbeitenden Vaters folgen; sie wurden Forstrat und Ingenieur und haben doch ähnlich viel zu tun. Die vier Enkelkinder sind eine große Freude für die Großeltern geworden, die sonst Entspannung durch Reisen, Gartenarbeiten, Lesen von Büchern und Rätselraten finden. Dieter Buck-Gramcko hat darüber hinaus die Freude am Briefmarkensammeln vom Vater übernommen und holt seit der Pensionierung die Ordnung und Registrierung der Sammlung nach, da diese Tätigkeit während des aktiven Berufslebens zu kurz kam. Eine schwere Erkrankung mit vollständiger, glücklicherweise vorübergehender Lähmung sowie zwei Herzoperationen wurden gut überstanden, sodass jetzt der Ruhestand in Zufriedenheit und Gleichmaß verläuft.
Der folgende Beitrag ist die Laudatio von P. Brüser zum 70. Geburtstag von Dieter Buck-Gramcko * Wäre Dieter Buck-Gramcko ein Poliktiker, würde man ihn ein Urgestein nennen. Es sind Menschen mit Ecken und Kanten, die so sein wol-
* Erschienen in: Handchir. Mikrochir. Plast. Chir. 29 (1997) 226–227 © Hippokrates Verlag Stuttgart
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len, wie sie sind. Sie reiben sich aus Überzeugung und gehen unbeirrbar – zumindest teilweise – ihren Weg. Wissenschaftliche Kompromisslosigkeit, geprägt von hanseatischer Zurückhaltung, aber auch Offenheit und Wärme im kleineren Freundeskreis oder mit Kindern sind zwei charakteristische Eigenschaften, die eine Persönlichkeit beleuchten, die die Deutsche Handchirurgie in den letzten Jahrzehnten nicht nur geprägt, sondern auch dominiert hat. Dieter Buck-Gramcko wurde nicht nur am 28. Oktober 1927 in Hamburg geboren, er ist auch – wenn man dies so sagen darf – immer Hamburger geblieben, und dies mit preußischen Eigenschaften. Auch wenn Verallgemeinerungen häufig übertreiben und individuell nicht zutreffen: Dieter Buck-Gramcko ist gradlinig, diszipliniert und korrekt – einerseits. Sein Geburtsjahr hatte ihm offensichtlich bereits mehrere typische Eigenschaften mit in die Wiege gelegt: Ein Gesetz machte am 14. April 1927 den Achtstundentag zur Regel und schränkte Ausnahmemöglichkeiten erheblich ein. Dies hatte zur Folge, dass in späteren Jahren der Klinikalltag in der Handchirurgischen Abteilung des Berufsgenossenschaftlichen Unfallkrankenhauses Hamburg nicht nur erst spätabends endete, sondern die restliche Zeit auch noch durch zusätzliche Tätigkeiten wie Herausgeber- und Autorenschaft, Kongressvorbereitungen sowie Vorträge angefüllt wurde. Viele Assistenz- und Oberärzte können hiervon, auch heute noch – meist hinter vorgehaltener Hand – ein Lied singen. Auch sein Sternzeichen, der Skorpion, muss ihn beeinflusst haben. Kompromisse und Halbwahrheiten sind Skorpionen ein Greuel; er ist kampfeslustig und unbequem, kann sehr verschlossen wirken, schont aber keinen – auch sich selbst nicht. Manches wird erklärbar, wenn man weiß, dass der Mars Herrscher dieses Sternzeichens ist. Schulbesuch in Hamburg, Studium in Hamburg und Düsseldorf, Pflichtassistentenzeit bis 1953 wiederum in Hamburg sowie seine Tätigkeit im BG-Unfallkrankenhaus weisen auf Kontinuität und Beständigkeit hin, die im operativen Alltag dann zur Beharrlichkeit mit beachtlichem Durchhaltevermögen mutieren konnten. Diese Eigenschaften hat Buchholz, Direktor der Chirurgischen Abteilung im AK St. Georg wohl bereits frühzeitig erkannt, da er Dieter Buck-Gramcko 1957 zu Erik Moberg nach Göteborg schickte. Sein dreimonatiger Aufenthalt war einzige Grundlage seiner formalen handchirurgischen Ausbildung, der jedoch zahlreiche Weiterbildungsaufenthalte in England, Schottland, Frankreich, Kanada und USA folgten.
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1963 wurde am Berufsgenossenschaftlichen Unfallkrankenhaus in Hamburg die erste offizielle Abteilung für Handchirurgie in Deutschland eingerichtet, deren ärztliche Leitung er übernahm. In dieser Zeit entwickelte sich Dieter Buck-Gramcko zweifellos zu einer der führenden handchirurgischen Persönlichkeiten in Deutschland. Dies fand seinen ersten Ausdruck in der Gründung der Zeitschrift „Handchirurgie“ die er 1969 erstmalig zusammen mit J. Geldmacher und E. Scharizer herausgab. Der damalige wissenschaftliche Beirat liest sich heute wie „ Who is Who“ in der Handchirurgie und wies bereits auf eine zunehmende Internationalität hin. Die Überzeugung von einer Idee, vor allem aber das sichere Gespür für zukünftige Entwicklungen mögen ihn beeinflusst haben, bereits damals Motor der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Handchirurgie und später Gründungsmitglied der Vereinigung der Deutschen Plastischen Chirurgen, der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Mikrochirurgie der peripheren Nerven und Gefäße und auch der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie gewesen zu sein, deren Präsidentschaften er innehatte. So fiel der Name Buck-Gramcko immer häufiger, zumal er zusätzlich den unschätzbaren Vorteil hatte, mit dem Buchstaben B das Alphabet fast anzuführen. Ein Konkurrent mit dem Buchstaben A war nicht in Sicht. Der wissenschaftliche Durchbruch gelang ihm mit der Weiterentwicklung der Pollizisation bei kindlichen Fehlbildungen, einer Methode, die bis zum heutigen Tag als das Standardverfahren gelten kann. Dies fiel zeitlich zusammen mit der Thalidomid-Embryopathie und den entsprechenden Fehlbildungen, deren Zusammenhang 1961 Widukind Lenz in Hamburg aufdeckte. 1963 wurde Dieter Buck-Gramcko Konsiliararzt am Kinderkrankenhaus Hamburg-Rothenburgsort und am Wilhelmstift, das später mit einer handchirurgischen Abteilung für die spezielle Behandlung angeborener Fehlbildungen der Extremitäten ausgebaut wurde, die heute von einem seiner Schüler geleitet wird. 1971 habilitierte sich Dieter Buck-Gramcko mit dem Thema „Pollizisation des Zeigefingers bei Aplasie und Hypoplasie des Daumens“, und dieses spezielle Gebiet sollte ihn sein ganzes Leben lang – bis heute – begleiten. Es trug ihm nicht nur den Ehrennamen „Däumchendoktor“ ein, sondern sollte auch sein Markenzeichen werden, manchmal mit ungeahnten Folgen: Rüdiger Neumann, einer seiner ehemaligen Oberärzte, berichtete einmal, wie 20 thailändische Kollegen angereist kamen und in Dreierreihen den OP-Tisch umringend zusahen, wie er einen schnellenden Finger operierte – die vorgesehene Pollizisation war ausgefallen.
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Anfang der 70er Jahre erkannte er die weitreichenden Möglichkeiten der Mikrochirurgie und gründete 1975 das erste Replantationszentrum in Deutschland. Trotz des damaligen Enthusiasmus behielt er jedoch Augenmaß, indem er immer eine Synthese zwischen „bewährtem Alten“ und dieser neuen Technik suchte und auch fand. Seine internationalen Aktivitäten und seine wissenschaftliche Reputation machten ihn bald zu einem Weltreisenden in Sachen Handchirurgie, dessen Meinung nicht nur auf den Kongressen gefragt war, sondern der seine Ansichten auch scharf und akzentuiert oder aber trocken und sarkastisch vertreten konnte. Dennoch ließ sich nicht verhindern, dass Zenker bei der Verabschiedung von Wilhelm Schink in Köln seinen Namen in Grambucko verballhornte und damit einen kleinen Sturm im Wasserglas erzeugte. Aber: Zenker war Allgemeinchirurg. 1974 wurde Dieter Buck-Gramcko Präsident der International Federation of Societies for Surgery of the Hand und später Ehren- und korrespondierendes Mitglied zahlreicher internationaler handchirurgischer, plastisch-chirurgischer und wissenschaftlicher Gesellschaften. Er wurde gebeten, die Erik Moberg, Sterling Bunnell, Guy Pulvertaft und Bernhard O’Brien Lecture zu halten und erhielt 1981 den Erich-Lexer-Preis der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie sowie 1992 das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse. Wie umfangreich das Aufgaben- und Arbeitsgebiet von Dieter BuckGramcko war und ist, lässt sich vielleicht daran ermessen, dass er einen Teil seiner Verpflichtungen nunmehr auf mehrere Schultern verteilt hat. Sein Engagement und seine Liebe, kindliche Fehlbildungen zu behandeln und den wissenschaftlichen Standard sowie seine immense Erfahrung weiterzugeben, sind geblieben. Neben der Herausgabe zahlreicher Lehrbücher und der Publikation von 215 Beiträgen wird das in Druck befindliche Buch über „Congenital Malformations of the Hand and Forearm“ vielleicht sein Lebenswerk darstellen. Neben den wissenschaftlichen Schwerpunkten, die in seinem Leben sicherlich eine wesentliche Rolle gespielt haben und weiter spielen, hat er aber auch versucht, Brücken zwischen den unterschiedlichen Generationen und Altersgruppen zu schlagen, um Traditionen und Denkweisen weiterzugeben und um die Idee „Hands around the World“ weiterleben zu lassen. Dies gelang ihm durch die schnelle und unbürokratische Integration der ostdeutschen Handchirurgen nach der Wiedervereinigung und vor allem auch, zusammen mit Henry Nigst, durch die Gründung der Basler Arbeitstagung, in der nicht nur offen diskutiert wurde, son-
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dern auch viele Freundschaften entstanden. Hier erleben wir ihn dann privat, gelöster – andererseits. So wurden so manche Festabende nicht nur durch anregende Gespräche, sondern auch durch ängstliche oder verschämte Ausrufe ausgelockert, wenn Handtaschen – oder Schuhe unter den Tischen – verschwanden und ein Helfer in der Not diese scheinbar selbstlos wieder herbeizauberte. Auch wenn Dieter Buck-Gramcko den privaten Seiten des Lebens immer mehr Freuden abgewinnt und für seine Hobbys wie Barockmusik, seine Briefmarkensammlung (aber ohne Wellenstempel) und auch seine geliebten Eulen und Igel im heimischen Garten immer mehr Zeit findet – sein Kampf um die korrekte medizinische Nomenklatur bleibt einer seiner „Kriegsnebenschauplätze“. Wer immer wieder einen volaren Zugang zum Os naviculare wählt, wird ihn als hartnäckigen Dauergegner behalten, dem er à la longue nicht gewachsen sein wird. Dies ist einer der Gründe, weshalb Dieter Buck-Gramcko – sogar in Form von Epigonen – noch jahrelang Recht haben wird. Dennoch haben sich im Laufe der Zeit die Schwerpunkte verschoben und scheinbare Nebensächlichkeiten heute an Bedeutung gewonnen. Die Bürde ist abgefallen, die Facetten werden weicher, auch wenn Urgestein bleibt. Wir alle, Freunde, Herausgeber, Wissenschaftliche Beiräte und Verlag, wünschen Dieter Buck-Gramcko im Kreise seiner Familie – und hier vor allem seiner Frau Irmgard, die ihm unermüdlich, leise und aufopferungsvoll zur Seite steht und die als „Löwin“ so manche getarnte Mine bereits im Vorfeld entschärfte – alles Gute zum 70. Geburtstag!
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Leni Büchter wurde am 12. Februar 1916 als zweites Kind des Pfarrers Otto Büchter und seiner Ehefrau Liny in Wertherbruch am Niederrhein geboren, wo sie ihre Jugend verlebte. Sie besuchte dort und in Wesel die Schule. Nach dem Abitur 1935 musste die damals vorgeschriebene Arbeitsdienstpflicht abgeleistet werden. Das geplante Medizinstudium konnte aus finanziellen Gründen nicht aufgenommen werden, da der Vater nach langjähriger tuberkulöser Lungenerkrankung gestorben war. Einer Bewerbung an der Krankenpflegeschule wurde wegen eines Lungenbefundes zunächst nicht stattgegeben; erst nach dessen Ausheilung konnte die Ausbildung dort begonnen werden. Nach der Krankenpflegeprüfung 1940 folgte eine weitere Ausbildung in der Säuglings- und Kinderpflege. Das erwünschte Studium der Humanmedizin konnte im Oktober 1941 in Marburg beginnen und wurde in Graz fortgesetzt. Das Staatsexamen wurde 1948 in Düsseldorf nach kriegs- und krankheitsbedingten Unterbrechungen abgelegt. Die Promotion folgte anschließend. Wegen der Probleme der Nachkriegszeit bestand damals ein Mangel an Assistentenstellen in den drei westlichen Besatzungszonen, so dass Leni Büchter eine Tätigkeit als Pflichtassistentin am Kreiskrankenhaus Schönebeck/Elbe in der damaligen Ostzone aufnahm und 1950 die endgültige Approbation erhielt. Die in Schönebeck begonnene chirurgische Dieser Beitrag beruht größtenteils auf einer Laudatio zum 85. Geburtstag von Leni Büchter, erschienen in Handchir. Mikrochir. Plast. Chir. 33, 5–6, 2001.
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Weiterbildung wurde ab April 1953 an der Chirurgischen Klinik der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg unter Werner Budde und ab 1954 unter Franz Mörl fortgesetzt. 1955 wurde die Facharztprüfung für Chirurgie erfolgreich bestanden. Franz Mörl hatte den Wert einer Spezialisierung frühzeitig erkannt und verlangte eine solche von seinen Mitarbeitern. Leni Büchter wählte die Handchirurgie, musste aber alle Abteilungen durchlaufen, bevor sie 1961 als Oberärztin mit der Leitung der abdominalchirurgischen Abteilung und der Poliklinik beauftragt wurde; sie leitete daneben die Handchirurgie, die keine abgegrenzte Abteilung war und deren Betten auf fünf Stationen verstreut waren. 1962 erhielt sie einen Lehrauftrag für Poliklinische Chirurgie und Handchirurgie, konnte sich 1969 habilitieren und wurde 1975 zur außerordentlichen Professorin berufen. Im April 1957 besuchte Leni Büchter den Deutschen Chirurgenkongress in München – die Grenze war damals noch offen – und begegnete Erik Moberg, dem führenden europäischen Handchirurgen, der als Schwede die deutsche Sprache gut beherrschte. Dank des energischen Einsatzes von Franz Mörl bei den DDR-Behörden konnte sie im Oktober/November 1957 fünf Wochen in Göteborg hospitieren. Dieser Aufenthalt brachte viele neue Anregungen und förderte den Aufbau der Handchirurgie in Halle. Auf dem Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie 1961 begegnete ich Frau Leni Büchter erstmals; es gelang, diesen Kontakt trotz des einige Monate später erfolgten Mauerbaues aufrechtzuerhalten. Dies geschah hauptsächlich durch Versand von Literatur, da der Besuch ostdeutscher Kollegen im Westen nicht mehr gestattet wurde. In umgekehrter Richtung waren in den nächsten Jahren noch Kongressteilnahmen möglich, sodass Begegnungen insbesondere auf den Symposien der Sektion für Plastische und Wiederherstellungschirurgie der Gesellschaft für Chirurgie der DDR erfolgen konnten. Besonders die erste Tagung 1965 in Rostock und Warnemünde ist allen Teilnehmern noch in besonderer Erinnerung. Sie stand unter der Leitung von Helmut Brückner, der auch 1967, 1969 und 1971 in Leipzig derartige Tagungen leitete. An den beiden erstgenannten durften noch westdeutsche Handchirurgen und Plastische Chirurgen wie Ursula Schmidt-Tintemann, Dieter Buck-Gramcko, Jürgen Geldmacher, Ernst Scharizer und aus Österreich Hanno Millesi aktiv teilnehmen. Danach blieb die Verbindung hauptsächlich auf Versenden handchirurgischer Literatur beschränkt; dank des Einsatzes von Karl Ludwig Schober, seit 1966 Nachfolger von Franz Mörl, durfte die Zeitschrift „Handchirurgie“ auch in Halle gehalten werden. Leni Büchter konnte in den 60er- und 70er-Jahren ihre Kenntnisse durch Studienaufenthalte im „neutralen“ und osteuropäischen Ausland er-
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weitern, so in Brünn, Linz, Bratislava, Danzig, Posen, Stettin und Budapest. Sie übernahm den Vorsitz der Arbeitsgemeinschaft für Handchirurgie innerhalb der obengenannten Sektion und führte mehrere Tagungen und Fortbildungsveranstaltungen durch, die erste 1970 in Oberhof (Thüringen), an der noch Norbert Gschwend, Gerd Stellbrink und Kauko Vainio teilnehmen durften. Sie veröffentlichte verschiedene Arbeiten und das Buch „Chirurgische Behandlung der verletzten und erkrankten Hand“ im Johann Ambrosius Barth Verlag Leipzig (1972) sowie zwei Lehrbuchbeiträge. Ihre Mitarbeiter wechselten viel infolge der Struktur der Klinik; einige verblieben auch später in handchirurgischer Tätigkeit, wie Anita Stock, Gerlinde Kludszuweit und Holger Bastian. Über 100 Gastärzte hospitierten an der Handchirurgie in Halle. Nach ihrer Emeritierung 1976 arbeitete Leni Büchter noch bis 1978 in der Handchirurgie der Klinik – mit entsprechendem Abstand von der Leitungstätigkeit. 1979 wurde ihrem Antrag auf Rücksiedlung in die Bundesrepublik stattgegeben. Von Septemer 1979 bis Februar 1984 arbeitete sie am Evangelischen Krankenhaus in Köln-Kalk als 2. Oberarzt an einer allgemeinchirurgischen Abteilung und führte dort auf Wunsch des Chefarztes Dieter Schlosser die Handchirurgie ein. Sofort nach ihrer Rücksiedlung suchte Leni Büchter den persönlichen Kontakt zu den westdeutschen Handchirurgen; sie wurde bereits im Oktober 1976 ordentliches Mitglied der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Handchirurgie und nahm an den Symposien teil. 1990 wurde ihr die Ehrenmitgliedschaft der DAH und der neugegründeten Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie verliehen, zu der dann auch die ostdeutschen Kollegen kommen konnten. Außer handchirurgisch ist Leni Büchter auch künstlerisch interessiert und besuchte viele Konzerte in Leipzig sowie Theateraufführungen in Dessau und Bad Lauchstädt. Nachdem sie schon Mitte der 80er-Jahre jede operative Tätigkeit aufgegeben hatte, zog Leni Büchter im Mai 2003 in ein Seniorenheim nach Xanten um. Sie nimmt dort rege an den angebotenen Veranstaltungen teil und erfreut sich altersentsprechend guter Gesundheit. Ihren 90. Geburtstag hat sie im Kreis von Familie und Freunden kürzlich festlich begehen können.
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Einer der Pioniere der Mikrochirurgie, deren Entwicklung er sowohl durch experimentelle als auch durch klinische Arbeiten einleitete, ist Harry J. Buncke. Er wurde am 16. Juli 1922 in Iroquois Falls, Ontario, Kanada, als Sohn eines Ingenieurs geboren, der aus den USA dorthin eingewandert war, um an der damals größten Papiermühle der Welt zu arbeiten. Nach der Schulzeit, während der die Familie in die USA zurückkehrte, begann er ein Ingenieurstudium, das im Krieg durch den Wehrdienst unterbrochen wurde. Er besuchte die Offizierschule (midshipman’s school) der US Navy (Swarthmore und Abbot Hall, Chicago), erhielt hohe Ehrungen und wurde als „battalion commander“ ausgezeichnet. Das Medizinstudium absolvierte er nach der Entlassung am New York Medical College bis 1951. Nach der Zeit als Intern und Resident in Allgemeinchirurgie wandte er sich der plastischen Chirurgie zu und erhielt in den Jahren 1954 bis 1956 eine Ausbildung an der Cornell Medical School unter Herbert Conway. Anschließend war er in Großbritannien je sechs Monate tätig am Plastic and Maxillofacial Centre, Queen Victoria Hospital in East Grinstead und an der Plastic Surgical and Burn Unit, Glasgow Royal Infirmary in Glasgow. Während dieser Zeit begann er auf Anregung von Thomas Gibson, sich mit Mikrochirurgie zu beschäftigen und führte nach seiner Rückkehr in die USA in San Mateo, California, zahlreiche Experimente durch, vor allem mit der Replantation amputierter Kaninchenohren und der „toe-to-hand“-Transplantation an Rhesusaffen. Er half bei der Einrichtung weiterer mikrochirurgischer Laboratorien (unter anderem am Ralph K. Davies Medical Center in San Francisco 1970) und auch
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bei der einweisenden Durchführung spezieller Operationen an Zentren im In- und Ausland. Er und sein Team führten als Erste in den USA eine Zehentransplantation am Menschen, eine Skalpreplantation, eine Vierfingerreplantation und eine kombinierte Serratus-Latissimus-Transplantation aus. Harry Buncke bildete über 150 Chirurgen aus aller Welt aus, veröffentlichte mehr als 425 Arbeiten in Zeitschriften und Büchern und war Mitautor an vier Büchern über Mikrochirurgie. An der University of California in San Francisco und am Stanford University Medical Center in Palo Alto wurde er Professor. Harry Buncke ist Mitglied/Ehrenmitglied mehrerer nationaler und internationaler Gesellschaften für Hand-, Mikro- oder Plastische Chirurgie und war 1980 Präsident der American Society for Surgery of the Hand sowie 1982 Präsident der American Association of Plastic Surgeons. Er war Gründungsmitglied der International Society of Reconstructive Microsurgery (1977) und der American Society for Reconstructive Microsurgery (1978). Die IFSSH ehrte ihn 1985 als Pioneer of Hand Surgery. Harry Buncke ist verheiratet mit Constance, die als Dermatologin tätig ist und ihm bei seinen Arbeiten viel geholfen hat. Von ihren vier Kindern sind Gregory und Geoffrey Plastische Chirurgen, Adele ist Ärztin und Paul Anthropologe und Manager der Buncke Microsurgery Foundation. Einige ernste gesundheitliche Störungen in den letzten Jahren wurden gut überstanden, sodass dem Ehepaar nach dem arbeitsreichen Leben noch einige gute Jahre gewünscht werden können.
Sterling Bunnell
Mit einem sicheren Gespür für treffende Formulierungen prägte Bunnell bereits in seiner ersten Veröffentlichung 1918 den Begriff „atraumatic technique“. Wie zentral für ihn der respektvolle, schonende Umgang mit Gewebe, verbunden mit einem Gefühl für die Verletzbarkeit einzelner Zellen, war, unterstrich er immer wieder. Der atraumatischen Technik widmete er bald einen ganzen Artikel mit dem Titel „An essential in reconstructive surgery – ‘atraumatic’ technique“ (Calif. St. J. Med. 19, 204–207, 1921). Dieser Artikel wurde dann 1944 Wort für Wort in Bunnells Monumentalwerk „Surgery of the Hand“ wiedergegeben. Die zerstörerische Wirkung von damals nahezu üblichen palmaren Längsinzisionen entlang der Finger kommt in der geglückten Formulierung „pernicious median longitudinal incisions“ zum Ausdruck. Darüber hinaus entdecken wir durch die Augen des beschreibenden Anatomen Bunnell die wichtige, aber nahezu beiläufig formulierte Beobachtung, dass sich immer dort, wo eine Sehne ihre Richtung ändert, eine Sehnenscheide befindet. Auch Bunnell beschäftigte sich intensiv mit dem technischen Problem der Vermeidung von Verklebungen entlang wiederhergestellter Sehnen und stellte damals deshalb gleich zwei neue Instrumente vor: eine Sehnenklemme, mit deren Hilfe glatte Sehnennähte entstanden, und einen Sehnenstripper.
Dieser Beitrag von N. Benatar ist erschienen in Handchir. Mikrochir. Plast. Chir. 35, 233–244, 2003.
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Bereits seine Vorfahren waren Pioniere. Ein gewisser Peter Bunnell segelte im August 1620 auf der Mayflower von Plymouth, England, in die Neue Welt. Er zählte damit zu den ursprünglich 102 Pilgrims, religiös Verfolgten aus England und einigen wenigen aus Holland, die im November 1620 die Plymouth Colony nahe Cape Cod im heutigen Massachusetts gründeten. Auch wenn Peter Bunnell keine Nachkommen hinterließ, so kam 1635 ein William Bunnell nach New Haven, Connecticut, wo später einmal die Yale University gegründet werden sollte. Dessen direkter Nachkomme, acht Generationen später, war James Sterling Bunnell, 1840 geboren, der Vater von Sterling. Unter dem Eindruck des seit 1849 herrschenden Goldrausches in Kalifornien siedelten der für die Wells-Fargo-Bank tätige James Sterling Bunnell mit seiner Frau, Catherine Mapes – Nachfahrin eines Generals im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg (1775 bis 1783) –, vom amerikanischen Osten nach San Francisco. Ihr erstes Kind und einziger Sohn, am 17. Juni 1882 in San Francisco geboren, war Sterling Bunnell. Schon in der frühen Kindheit entfaltete sich sein außergewöhnliches Interesse für Tierwelt und Natur. Eine gute Beobachtungsgabe, gepaart mit Sammelleidenschaft, kam ihm hierbei zugute, und er machte sich vor allem als Ornithologe schon in jungen Jahren einen Namen. Als die San Francisco Academy of Sciences 1903 eine Expedition zur Erkundung der Revillagigedo-Inseln vor der pazifischen Küste Mexikos unternahm, war der 21-jährige Bunnell als anerkannter Ornithologe unter den mitreisenden Wissenschaftlern. Als er einige Jahre später Medizin zu studieren begann, verkaufte er seine komplette Sammlung einheimischer Vögel Kaliforniens an das Philadelphia Museum. Bunnell beschäftigte sich in diesen Jahren vorwiegend mit Sammeln; später standen Studien vergleichender Anatomie im Vordergrund. Mit entsprechenden Betrachtungen beginnen viele seiner späteren handchirurgischen Veröffentlichungen. Seine Studie über „Opposition of the thumb“ (J. Bone Jt Surg. 20, 267–284, 1938) führt den Leser in den phylogenetischen Stammbaum der Primaten. Die gegenläufige Entwicklung der Oppositionsfähigkeit von Daumen und Großzehe – bei erdgebundenen Zweifüßlern zugunsten des Daumens, bei baumgebundenen Vierfüßlern zugunsten der Großzehe – vermochte Bunnell in wenigen Sätzen und mit überzeugenden Bildern zu vermitteln. Weiterhin exemplarisch ist seine Arbeit „Surgery of the intrinsic muscles of the hand other than those producing opposition of the thumb“ (J. Bone Jt Surg. 24, 1–31, 1942). Bunnells anatomische Präparationen der oberen Extremitäten von Fischen, Reptilien und Säugern, hier vor allem von Primaten in phylogenetisch aufsteigender Reihe, zeigten, dass die intrinsischen Muskeln bereits in den Brustflossen von Fischen gefunden werden, innerhalb der Evolu-
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tionssequenz also besonders früh. Welchen Stellenwert Bunnell der vergleichenden Anatomie beimaß, wird bei der Durchsicht seines großen Werkes „Surgery of the Hand“ (Lippincott, Philadelphia 1944) besonders deutlich. Das erste Kapitel trägt die Überschrift „Phylogeny and Comparative Anatomy“ und umfasst nahezu 30 Seiten. Bunnell konnte sämtliche Vögel nach Gehör bestimmen. Er war passionierter Jäger und Angler, wobei er die Entenjagd und das Fliegenfischen auf Bachforellen besonders schätzte. Über die eigentliche Entenjagd hinaus liebte er das Studium des Vogelfluges. Lange nachdem er bereits in privater Praxis als Allgemeinchirurg in San Francisco tätig war und zunehmende Anerkennung als Handchirurg fand, veröffentlichte er 1930 den Artikel „Aeronautics of Bird Flight“. Das Studium des Vogelfluges genügte ihm jedoch nicht. So hatte Bunnell während des Ersten Weltkrieges selbst gelernt zu fliegen. Später flog er mit seinem Doppeldecker, einer Curtiss Jenny, oft zu Tagungen und um Patienten zu besuchen, sodass er als „fliegender Chirurg“ bekannt wurde. Bunnell hatte das Glück, seine Jenny am Marina Green, im Norden San Franciscos und somit unweit seiner Villa am Broadway abstellen zu können. Eine kurze Zeit war er sogar Präsident der National Aeronautical Society of the West. Bunnell war außerdem ein begeisterter Tierfotograf. Er filmte hierbei besonders gerne in Colorado die big horn sheep und in Alaska, wo er Berater des Alaska Department of Health war, Alaska brown bears, reindeer, caribou und Pribilof Island seals. Wie aber entwickelte sich Sterling Bunnell, den Freunde „Bunny“ nannten, akademisch und beruflich? 1882 in San Francisco geboren und dort aufgewachsen, studierte Bunnell an der University of California at Berkeley bis 1904 und beendete sein Medizinstudium an der University of California at San Francisco 1908. Die Medizinalassistentenzeit verbrachte er von 1908 bis 1909 im St. Luke’s Hospital, ebenfalls in San Francisco, während er seine Ausbildung zum Allgemeinchirurgen im Osten der Vereinigten Staaten absolvierte, unter anderem in der Crile Clinic in Cleveland. Dort entwickelte der Tüftler Bunnell ein Klappenventil für Narkosemasken, das über den entstehenden intraalveolären Überdruck Eingriffe am offenen Brustkorb ermöglichte.
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Die Jahre vor dem Ersten Weltkrieg war Bunnell in einer allgemeinchirurgischen Gemeinschaftspraxis wieder in San Francisco tätig. Im Ersten Weltkrieg, im Rang eines Captains im U.S. Army Medical Corps, diente er sowohl in einem Basishospital als Leitender Chirurg als auch an der Front in Frankreich, wo er neurochirurgisch arbeitete und zunehmend mit den Problemen der rekonstruktiven Chirurgie konfrontiert wurde. Im selben Jahr seiner ersten Veröffentlichung, 1918, kehrte er zurück nach San Francisco und eröffnete dort seine eigene allgemeinchirurgische Praxis. In den folgenden 20 Jahren, bis zum Zweiten Weltkrieg, veröffentlichte Bunnell immer neue, vor allem handchirurgische Arbeiten: 1921 „An Essential in Reconstructive Surgery – ‘Atraumatic’ Technique“, 1922 „Repair of Tendons in the Fingers“, 1924 „Reconstructive Surgery of the Hand“, 1927 „Surgery of Nerves of the Hand“, 1928 „Repair of Nerves and Tendons of the Hand“, 1932 „Contractures of the Hand from Infections and Injuries“, 1938 „Opposition of the Thumb“, 1942 „Surgery of the Intrinsic Muscles of the Hand other than those Producing Opposition of the Thumb“, um nur die wichtigsten zu nennen. Bei einer kreissägenverletzten Hand mit Amputation des Daumens im Daumensattelgelenk und gleichzeitiger Teilamputation des Zeigefingers im Grundglied führte Bunnell 1929 die Zeigefingerpollizisation durch. Er berichtete hierüber 1931 in „Physiological reconstruction of a thumb after total loss“ (Surg. Gynecol. Obstet. 52, 245–248, 1931). Seine 1938 veröffentlichte Arbeit über die Opposition des Daumens verdient besondere Beachtung (Opposition of the thumb, J. Bone J. Surg. 20, 269–284, 1938). Darin finden sich nicht nur die für Bunnell typischen Überlegungen zur Phylogenese der Daumenopposition; vielmehr werden die einzelnen Bestandteile der Daumenopposition durch eine simple Versuchsanordnung veranschaulicht und analysiert. Mit mehreren entlang dem Daumen befestigten einfachen Zahnstochern machte Bunnell die wichtigsten Bewegungsausschläge und hier insbesondere die mit der Opposition verbundene Pronation des Daumens deutlich sichtbar. In derselben Arbeit finden sich diverse Möglichkeiten der Wiederherstellung der Daumenopposition. Hierbei ist es Bunnells Verdienst, auf die für den Erfolg einer Opponensplastik ausschlaggebende Zugrichtung einer zu transponierenden Sehne hingewiesen zu haben – vom radiodorsalen Aspekt des Daumengrundgelenkes in Richtung Os pisiforme. Da die umgelagerte Sehne in Höhe des Os pisiforme herumgeführt wird und ihre Verlaufsrichtung ändert, übernimmt das Os pisiforme bzw. die dort befindliche Flexor-carpi-ulnaris-Sehnenschlaufe die wichtige Funktion einer Umlenkrolle, eines „pulleys“, sodass die von Bunnell beschriebenen Opponensplastiken im Amerikanischen als „pulley operations“ bezeichnet werden.
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Richtungsweisend waren auch Bunnells früh und erfolgreich durchgeführten freien Sehnen- und Nerventransplantationen zur Defektüberbrückung. Für die Sehnenchirurgie entwickelte er Ausziehdrahtnähte. Viele heute noch gebräuchliche aktive (dynamische) Schienen hat Sterling Bunnell als niedergelassener Allgemeinchirurg selbst entwickelt und angefertigt. Seine profunden anatomischen Kenntnisse ermöglichten erst seinen beruflichen Höhenflug. Darüber hinaus halfen ihm seine gute Beobachtungsgabe, seine Beharrlichkeit und sein Perfektionismus. Er legte großen Wert auf die genaue Dokumentation von prä- und postoperativen Befunden und beschrieb, wie an der oberen Extremität vor allem die Bewegungsausschläge vom Handgelenk distalwärts untersucht und leicht verständlich ausgedrückt werden sollten. Hierbei bestand er auf der Bestimmung von aktiven und passiven Bewegungsausmaßen einzelner Gelenke. Seine Methode der handchirurgischen Befunderhebung ist im amerikanischen Gutachtenwesen heute noch gebräuchlich. Bunnell empfahl die Anfertigung von Zeichnungen, um Befunde einfacher und übersichtlicher darzustellen; außerdem fertigte er regelmäßig schwarz-weiße Fotos zur laufenden Befunddokumentation in seiner Praxis an. Als Bunnell sein Konzept der atraumatischen Technik entwickelte, stützte er sich auch auf Studien fachfremder Arbeitsweisen. So übertrug er die Art, wie ein Juwelier sich für seine feinste Arbeit mit seinen Beinen am Stuhl und mit seinen Armen am Tischrand und auf einer Rolle abstützt, um bequem, ruhig und ohne Tremor zu arbeiten, auf die Arbeitsweise in der Handchirurgie. Aus den Analysen damals von der Industrie gerne eingesetzter „efficiency experts“ zog Bunnell Konsequenzen: wenige, zielgerichtete und daher effizientere Bewegungen seien nicht nur schonender für das Gewebe, sondern auch für den Operateur. So war „conservation of movements“ ein wesentlicher Bestandteil seiner atraumatischen Technik. Effizienz spielte in seinem Leben eine so große Rolle, dass er beispielsweise Jacke und Mantel immer auf einmal an- und auszog oder oft Kaffeepulver ohne Wasser schluckte, nur um Zeit zu sparen. Was alles zum Wesen der von Bunnell propagierten atraumatischen Technik gehörte, hat er in unvergesslichen Formulierungen festgehalten. „. . . in the wake of the surgeon is scar tissue“, im Schlepptau des Chirurgen folgt Narbengewebe! Diese bittere Erkenntnis ließ Bunnell nach Wegen suchen, Narbenbildung zu minimieren.
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Als Operateur war Bunnell schnell. Er bevorzugte die wesentlich atraumatischere scharfe Präparation mit dem Skalpell und sah in der gewebezerreißenden stumpfen Präparation eine unheilvolle Technik. Dank seiner hervorragenden anatomischen Kenntnisse zögerte er nicht, selbst bei einer Neck-dissection mit dem Skalpell die En-bloc-Resektion entlang von Gefäßen und Nerven vorzunehmen. Insbesondere bei Handverletzungen kommt es infolge der auf engstem Raum benachbarten Strukturen häufig zur gleichzeitigen Läsion verschiedenster Gewebe: Haut, Sehnen und Muskeln, Gelenke und Knochen, Gefäße und Nerven. Sterling Bunnells großes Verdienst war die Forderung, dass ein Handchirurg in plastisch-chirurgischen, orthopädischen und neurochirurgischen Techniken gleich gut versiert sein musste. Von Anfang an betrachtete Bunnell die Handchirurgie als eine spezialisierte Chirurgie aller Gewebe der oberen Extremität. Für ihn begann die Hand mechanisch am Ellenbogengelenk, dynamisch an der kontralateralen Hirnhemisphäre. In diesen Jahren wurden viele auf Sterling Bunnell aufmerksam: so Lorenz Böhler, der schon 1930 zu Bunnell nach San Francisco reiste; so eines der großen amerikanischen Verlagshäuser, das ihn 1938 um die Herausgabe eines handchirurgischen Lehrbuches bat; und so auch Norman T. Kirk, damals Leiter des Orthopädischen Dienstes am Letterman Army General Hospital, an der südlichen Auffahrt zur Golden Gate Bridge gelegen. Jahre später, zu Beginn des Zweiten Weltkrieges, war es dann General Kirk, Surgeon General der United States Army (ranghöchster Arzt im amerikanischen Militär), der immer wieder darauf bestand, Bunnell müsse sein vor Jahren begonnenes Lehrbuch über die Handchirurgie so schnell wie möglich zu Ende schreiben, damit seine jahrzehntelange Erfahrung den vielen Kriegsverletzten zugute kommen könnte. Als 1944 „Surgery of the Hand“ (Lippincott, Philadelphia) erstmals erschien, wurde es das offizielle Lehrbuch für die Army und einhellig, auch international, als Monumentalwerk gelobt. Es folgten zu Lebzeiten Bunnells 1948 die zweite und 1956 die dritte, später unter Joseph Boyes, einem Schüler und engen Freund Bunnells, 1964 die vierte und zuletzt 1970 die fünfte Auflage. Jörg Böhler, der 1950 zu einem dreimonatigen Besuch bei Bunnell war, ist es zu verdanken, dass „Surgery of the Hand“ durch seine Übersetzung dem deutschsprachigen Raum 1958 als zweibändige „Chirurgie der Hand“ zugänglich wurde.
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Zur Behandlung der unzähligen nach Amerika zurückkehrenden Soldaten mit schweren kriegsbedingten Verletzungen der oberen Extremitäten bat Surgeon General Kirk Bunnell um Hilfe. Bunnell schloss seine Praxis in San Francisco und inspizierte ab November 1944 als Civilian Consultant for Hand Surgery to the Secretary of War die Army General Hospitals (G.H.) auf dem amerikanischen Festland, „Zone of Interior“ genannt, und bestimmte neun davon als Hand Centers. Bis 1947 hielt Bunnell für die sich noch entfaltenden Handchirurgen dieser Zentren während seiner Rundreisen nicht weniger als 23 Kurse von drei- bis viertägiger Dauer. Vorträge, Patientenvorstellungen und Operationsdemonstrationen durch Bunnell selbst sorgten für eine möglichst homogene Ausrichtung der amerikanischen Handchirurgie dieser Tage. Im Herbst 1945 kam es am Newton D. Baker General Hospital zu einem informellen Treffen von Joseph H. Boyes, S. Benjamin Fowler, Robert L. Payne, Darrel T. Shaw und George V. Webster. Die Idee der Gründung einer handchirurgischen Gesellschaft wurde geboren. Sterling Bunnell unterstützte natürlich diesen Plan, und es wurden geeignete Gründungsmitglieder, vorwiegend aus der Army und Navy, aber auch einzelne Zivilisten im November 1945 durch schriftliche Einladung aufgefordert, an der Gründung dieser Gesellschaft teilzunehmen. Das vor allem durch Sterling Bunnell entfachte Interesse an der Handchirurgie führte in erster Linie die Chirurgen der neun Handzentren zu einem ersten Treffen im Blackstone Hotel in Chicago am Sonntag, dem 20. Januar 1946, zusammen. Es war die Geburtsstunde der ersten handchirurgischen Gesellschaft, der American Society for Surgery of the Hand. 26 der 35 Gründungsmitglieder waren anwesend. Wie nicht anders zu erwarten, wurde Sterling Bunnell von 1946 bis 1947 ihr erster Präsident. Im selben Jahr wurden seine Verdienste als Civilian Consultant durch die Verleihung der Presidential Medal of Merit gewürdigt. Nach 1947 war Bunnell wieder in allgemeinchirurgischer Praxis im neunten Stock der 516 Sutter Street in San Francisco tätig, wenngleich er nahezu ausschließlich handchirurgisch arbeitete. Mit seinen beiden langjährigen Partnern, Lot D. Howard Jr. (der in „Surgery of the Hand“ das einzige nicht von Bunnell verfasste Kapitel über Tumoren an der Hand schrieb) und Donald R. Pratt, operierte er im Stanford University Hospital, Children’s Hospital, St. Francis Memorial Hospital und Letterman Army General Hospital.
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Sterling Bunnell operierte noch mit 72 Jahren und ging bis zuletzt seinen anderen Passionen nach, Jagd und Angeln. Noch am Tag bevor er starb, konstruierte er einen Rucksack zum Transport einer Sauerstoffflasche, damit er trotz seiner Herzinsuffizienz weiter jagen konnte. Mit 75 Jahren starb er am 20. August 1957 zu Hause in San Francisco an Herzversagen.
Nils Carstam
Es schien manchmal so, als ob er in seiner zurückhaltenden und bescheidenen Art mehr im Hintergrund gestanden hätte, jedoch kamen oft die entscheidenden Ideen und Anstöße von Nils Carstam. Er war in seiner aktiven Zeit einer der wichtigsten Handchirurgen Skandinaviens und hat das Geschehen der Fachgesellschaften wesentlich mitbestimmt. Nils Carstam wurde am 13. September 1913 in Växjö in Südschweden als Sohn eines Kaufmanns, der auch dem Stadtrat angehörte, geboren. Der Entschluss zum Studium der Medizin wurde unter dem Einfluss des älteren Bruders gefasst, der bereits diesen Beruf gewählt hatte. Er studierte Medizin an der Universität zu Lund; während dieser Zeit traf er seine spätere Frau, Sigrid Hannell, die er 1939 heiratete. Nach dem Studium begann er die chirurgische Ausbildung 1941 am Universitätskrankenhaus Lund und setzte sie später am Krankenhaus seiner Heimatstadt Växjö fort. Dort kamen viele Handverletzungen in der Möbel- und Glasindustrie vor, deren Behandlungsergebnisse schlecht und enttäuschend waren. Diese Tatsache weckte bei Nils Carstam das Interesse an der Handchirurgie und führte zu einem sechsmonatigen Aufenthalt am Sahlgrenska Sjukhuset in Göteborg bei Erik Moberg, wohin er 1949 nach Antritt einer Stelle an der Chirurgischen Universitätsklinik in Malmö vom dortigen Chef Helge Wulff geschickt wurde. Dieser förderte eine Spezialisierung und ermöglichte den Aufenthalt in Göteborg. Nils Carstam begleitete 1950 Erik Moberg zum Besuch der Jahrestagung der American Society for Surgery of the Hand in New York – damals noch in einer sechstägigen Atlantiküberquerung auf der „Queen Elizabeth“, zuzüglich eines Warteta-
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ges vor New York wegen Nebels. Moberg hatte Empfehlungsschreiben nach Chicago und San Francisco geschrieben, sodass Nils Carstam zunächst das angesehene Handchirurgiezentrum von Michael L. Mason, Sumner L. Koch und Harvey S. Allen für drei Wochen besuchte und dann zu Sterling Bunnell weiterreiste. In San Francisco nahm er am einzigen Kurs für Handchirurgie teil, den Bunnell je gegeben hat. Niels Carstam konnte mir die mit Zusätzen versehene Teilnehmerliste übersenden – ein kleines handchirurgisch-historisches Juwel (siehe Abbildung). Der Kurs war gut geplant mit Präparationen von Händen unter der Aufsicht von Bunnells Assistenten Lot D. Howard und Donald Pratt, Besuchen in den Handchirurgie-Lazaretten, in denen Bunnell als Consultant tätig war, und Vorträgen in seinem Haus zu allen Aspekten der Handchirurgie. Dadurch wurde ein guter persönlicher Kontakt hergestellt, sodass Bunnell ein halbes Jahr später Erik Moberg und Nils
Teilnehmerliste des einzigen von Bunnel geleiteten Handchirurgie-Kurses im Jahre 1950.
Nils Carstam
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Carstam in Malmö besuchte. Dieser blieb noch weitere vier Monate in den USA und setzte seine Studien fort, meist in Chicago. Auch später behielt er die guten Kontakte zu den amerikanischen Handchirurgen, besuchte fast jeden ASSH-Jahreskongress und wurde 1971 zu deren Ehrenmitglied ernannt. Auf diesen Kongressbesuchen traf er auch immer wieder auf andere europäische Besucher wie Raoul Tubiana, Claude Verdan und Dieter Buck-Gramcko, mit denen er ebenfalls Freundschaften schloss. Besondere Kontakte bestanden auch in den USA zu Bill Littler und Harold Kleinert sowie in Großbritannien zu Graham Stack, mit dem er wegen der Hand Surgery Bibliography zusammenarbeitete. Nils Carstam richtete ab 1950 in Skandinavien einen Literaturdienst ein mit Versendung von Ablichtungen wichtiger handchirurgischer Veröffentlichungen. Dieses Angebot lernte ich bei meinem Aufenthalt in Göteborg 1957 kennen und führte nach dessen Vorbild 1959 den Handchirurgischen Literaturzirkel im deutschsprachigen Raum ein. Als 1951 Erik Moberg die Skandinavische Gesellschaft für Handchirurgie zunächst als Klub initiierte, wurde Nils Carstam Sekretär und folgte Moberg 1973 als Präsident (bis 1976). Im Jahre 1973 etablierte sich eine eigene Schwedische Gesellschaft für Handchirurgie, deren erster Präsident er mit einer Amtszeit bis 1977 wurde. Nach Rückkehr aus den USA 1951 gab ihm Helge Wulff in Malmö einen eigenen Bereich für Handchirurgie innerhalb der chirurgischen Klinik, der 1962 völlig selbstständig wurde. Zunächst war er der einzige ausgebildete Handchirurg und musste ständig Dienst verrichten. Dies war besonders am Silvesterabend belastend, sodass Carstam sogar im Fernsehen vor den verheerenden Folgen nach Knallkörperexplosionen warnte. Als er 1979 in den Ruhestand trat, hatte die Abteilung bei 20 Betten zehn ausgebildete Ärzte. In der ganzen Zeit verbrachten etwa 100 schwedische Chirurgen einen oder mehrere Monate an der Abteilung, um sich in Handchirurgie weiterzubilden. Carstams besondere Interessengebiete waren die Traumatologie, die Dupuytren-Kontraktur und „Hände in der Kunst“, worüber er seine Abschiedsvorlesung hielt. Seine These über „The effect of cortisone on the formation of tendon adhesion“ wurde als Supplementband 182 der Acta chirurgica scandinavica 1953 veröffentlicht. Insgesamt publizierte er etwa 40 Arbeiten. Nils Carstam wurde 1954 außerordentlicher Dozent der Universität von Lund und erhielt 1980 den persönlichen Professorentitel von der Regierung verliehen. Er ist Ehrenmitglied der Amerikanischen, Britischen, Skandinavischen und Schwedischen Gesellschaften für Handchirurgie und korrespondierendes Mitglied der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Handchirurgie. 1966 war er schwedischer Delegierter bei der Grün-
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dung der IFSSH in Chicago und wurde 1992 als „Pioneer of Hand Surgery“ geehrt. Nach dem Tod seiner Frau Sigrid 1995 lebt Nils Carstam nahe bei seinen Kindern (zwei der Söhne sind Ärzte geworden, ebenso eine Enkelin) in Malmö mit Familie, Freunden, Bridge und Golf.
James Harold Dobyns
Die heute weit bekannte Bezeichnung „skapholunäre Dissoziation“ ist für den Kundigen mit dem Namen ihres Inaugurators Jim Dobyns verbunden. Er „entdeckte“ dieses Verletzungsbild bereits 1957, als er als Chef der Chirurgie am US Air Force Hospital in Wiltshire, England, einen Corporal untersuchte. Dieser konnte ihm das bei der Dissoziation auftretende typische „Klicken“ mehrfach demonstrieren. Dobyns gab dem Bänderriss nicht nur den Namen, sondern führte auch die vermutlich erste Rekonstruktion des interossären Ligamentes durch. Ein Jahr später operierte er auch das andere Handgelenk dieses Patienten. Standard-Röntgenaufnahmen fünfzehn Jahre später zeigten normale Positionen der Handwurzelknochen, aber beginnende arthrotische Veränderungen. James Harold Dobyns wurde am 31. Oktober 1924 in Hazard, Kentucky, als Sohn eines Apothekers geboren. Dieser musste in den Jahren der Depression die Apotheke aufgeben und auf die Familienfarm zurückkehren. Dort starb er bald danach durch einen Verkehrsunfall. Jims Mutter brachte die Familie mit Musikunterricht mühsam durch. Sie berichtete Jim die wiederholten Äußerungen des Vaters, dass er im Beruf nicht auf der Verordnungen durchführenden Seite stehen sollte, sondern auf der Verordnungen ausfüllenden. Das teure Medizinstudium wurde jedoch erst mit kriegsbedingten Regierungsstipendien ermöglicht und erfolgte von 1944 bis 1948 an der Indiana University Medical School in Indianapolis. Die Internship leistete er 1948/49 am Fitzsimons General Hospital in Aurora, Colorado, ab. Als Resident arbeitete er 1950 ebendort und an-
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James Harold Dobyns
schließend 1951 am Children’s Hospital in Denver, Colorado, sowie 1952 am Ohio State University Hospital in Columbus, Ohio. Bereits seit 1942 stand er in Diensten der United States Army; nach vorübergehender Entlassung als Student verpflichtete er sich 1948 bei der Air Force, in der er zwanzig Jahre verblieb und als Colonel pensioniert wurde. 1948 lernte er die Krankenschwester Elziabeth Owens kennen und heiratete sie bald. Die Ehe wurde sehr glücklich „inspite of 57 years of accommodating a curmudgeon“ (Anpassung an einen Brummbären). Betty und Jim haben drei Söhne: Einer lebt mit den Eltern, der zweite ist Professor für Genetik an der Universität von Chicago und der dritte Geriatrieprofessor an der Universität von Iowa. Die Lage der Wohnorte war ein Grund, von Texas mehr in die Nähe, nämlich nach Rochester, Minnesota, zurückzukehren. Jim Dobyns’ spezielles Interesse an Handchirurgie verdichtete sich, als er 1960/61 als dritter Hand Fellow am New York Orthopaedic Program unter der Leitung von Robert E. Carroll teilnahm. Später wurde er Director of the first military Hand Surgery Service seit Aufgabe der Kriegslazarette. Er war in Lackland AFB, San Antonio, Texas, stationiert. Dort kamen häufig (kontrollierende) Besuche der National Consultants Daniel C. Riordan und Adrian E. Flatt sowie von Bob Carroll. Es wurde ein Lehrprogramm entwickelt, wodurch Dobyns die letzten zehn Jahre seines Militärdienstes, die folgenden zwanzig Jahre an der Mayo Clinic und die weiteren acht Jahre an der University of Texas Medical School San Antonio den akademischen Rang eines Professors jeder dieser Institutionen innehatte. In San Antonio arbeitete er in der Praxis von David P. Green, bis er 2003 aus den erwähnten familiären Gründen nach Rochester, Minnesota, zurückkehrte. Seine hauptsächlichsten handchirurgischen Interessen- und Arbeitsgebiete sind neben den Verletzungen und Erkrankungen des Handgelenkes die angeborenen Fehlbildungen der Hand, Sportverletzungen sowie die Schmerzsyndrome der oberen Extremitäten. Hierüber wurden von ihm (häufig zusammen mit Ronald L. Linscheid) fast 200 Arbeiten in Zeitschriften und Buchkapiteln veröffentlicht. Natürlich ist James H. Dobyns Mitglied oder Ehrenmitglied vieler nationaler und internationaler Fachgesellschaften. Besonders engagierte er sich in der American Society for Surgery of the Hand, deren Präsident er 1984/85 gewesen ist. 1998 wurde er von der IFSSH als „Pioneer of Hand Surgery“ geehrt. Er war Begründer des „Year Book of Hand Surgery“ und hat immer wieder Vorträge in aller Welt gehalten und das Interesse an Handchirurgie aufrechterhalten oder bei Jüngeren geweckt.
Richard Gilette Eaton
Am bekanntesten Zentrum für Handchirurgie in New York, das 1952 von J. William Littler am Roosevelt Hospital gegründet worden war, hat auch Richard G. Eaton viele Jahre gearbeitet, der vor allem durch seine Arbeit über das Daumensattelgelenk und das Handgelenk Beachtung gefunden hat. Er wurde am 3. Dezember 1929 in Forty Ford in der Kohleregion im nordöstlichen Pennsylvania als Sohn eines Minen-Ingenieurs geboren. Sein zweiter Vorname Gilette stammt von der Großmutter mütterlicherseits. Das Medizinstudium absolvierte er an der Universität von Pennsylvania in Philadelphia, wo er seine spätere Frau DuRee Hunter traf, die ebenfalls Medizin studierte und dann Kinderradiologin wurde. Nach der Internship 1955/56 war er 1956/57 Resident in General Surgery am Peter Bent Brigham Hospital in Boston und leistete 1957 bis 1959 seinen Militärdienst in Fort Hood, Texas, ab. Von 1959 bis 1962 war er als Resident for Orthopaedic Surgery im Combined Harvard Program am Children’s Hospital am Massachusetts General Hospital und am Peter Bent Brigham Hospital tätig, zeitweise unter William T. Greene; 1963 bis 1965 an diesen Abteilungen als Assistent und Junior Associate. 1965 wurde er Mitarbeiter von J. William Littler am Roosevelt Hospital in New York, dessen Nachfolger als Director, Hand Surgery Service, er 1988 wurde. Das gemeinsame Interesse an der Pathologie des Daumensattelgelenkes findet seinen Niederschlag an den viel beachteten Publikationen „A study of the basal joint of the thumb. Treatment of its disability by fusion“ (J. Bone Jt Surg. 51-A, 661–668, 1969) und „Ligament reconstruction for the
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painful thumb carpometacarpal joint“ (J. Bone Jt Surg. 55-A, 1655–1666, 1973) sowie die zu diesem Thema gehörenden späteren Veröffentlichungen (J. Hand Surg. 9-A, 692–699, 1984; 10-A, 645–654, 1985; 17-A, 612–620, 1992 sowie 25-A, 217–304, 2000). Weitere Interessengebiete waren die ischämische Kontraktur der Unterarmmuskeln, die „Proximal row carpectomy“ und die Krankheiten und Verletzungen der kleinen Gelenke der Hand. Richard Eaton wurde häufig zu Vorträgen zu diesen Themen eingeladen und dadurch geehrt. Besonders hervorzuheben ist darunter die Founders Lecture of the American Society for Surgery of the Hand 1993 mit dem Titel „The narrowest hinge of my hand“ (J. Hand Surg. 20-A, 149–154, 1995). Insgesamt hat er 60 Arbeiten in Zeitschriften und 29 Beiträge in Büchern publiziert oder ist daran beteiligt gewesen. Ein kleiner Schatz ist das 80-seitige Buch „Joint Injuries of the Hand“ (Thomas, Springfield, Ill. 1971) mit den Illustrationen von J. W. Littler. Richard Eaton ist Mitglied mehrerer Fachgesellschaften und gehörte von 1974 bis 1977 dem Council der American Society for Surgery of the Hand an. Er war in mehreren Committees dieser Gesellschaft tätig. Von 1970 bis 1972 war er Assistant Professor of Orthopedic Surgery am Cornell University Medical College, von 1972 bis 1986 Associate Clinical Professor und seit 1986 Professor for Clinical Orthopedic Surgery am Columbia College of Physicians and Surgeons. Als Associate Editor war er 1982 bis 1985 beim Journal of Hand Surgery und von 1981 bis 1995 bei der Zeitschrift „Advances in Orthopedic Surgery“ tätig. Am 21. Dezember 1984 erlitten die Eltern und deren beide Töchter einen schweren Verlust, als der 1957 geborene Sohn Bradford beim Überqueren der Straße vor dem Krankenhaus nach einem anstrengenden 24-Stunden-Dienst tödlich verunglückte. Er war während der Surgical Internship am Hand Surgical Service des Roosevelt Hospitals tätig. Zu seinem Andenken wird seit 1986 jährlich eine „Bradford Hunter Eaton Memorial Lecture“ veranstaltet. Im Jahr 2002 gab Richard Eaton seine leitende Position am St. Luke’s/ Roosevelt Hospital auf und ging in den Ruhestand. Sein Nachfolger wurde Steven Z. Glickel, der bereits lange mit ihm zusammengearbeitet hatte.
David Mervyn Evans
Eines seiner bevorzugten Arbeitsgebiete, die Hautdeckung, hat den als Plastischen Chirurgen ausgebildeten David Evans zur Handchirurgie geführt, der er sich dann ausschließlich widmete. Er wurde am 18. September 1942 in London geboren als Sohn des orthopädischen Chirurgen Edward Mervyn Evans, der sich auch bereits mit Handchirurgie beschäftigte. Am Clifton College in Bristol besuchte er bis 1960 die Internatschule. Für das Mitglied einer Arztfamilie war es selbstverständlich, Arzt zu werden, obwohl er auch zur Musik tendierte. Das Studium bis 1965 erfolgte an der Middlesex Hospital Medical School in London, die plastisch-chirurgische Ausbildung begann nach einer chirurgischen Grundausbildung 1971 als Registrar in Leicester unter Maurice Kinmonth. Als Senior Registrar in Plastic Surgery war er dann bis August 1977 tätig am Churchill Hospital in Oxford unter Thomas John Starling Patterson, dessen Großvater der bekannte Physiologe Ernest Henry Starling (1866 bis 1927) war. In dieser Zeit unternahm er zum Teil mehrmonatige Fortbildungsreisen nach Indien (Bombay zu Noshir Hormasji Antia und Agra zu B. D. Sharma), den USA (Louisville, Kentucky, zu Harold E. Kleinert) und Deutschland (Hamburg zu Dieter Buck-Gramcko). Weiterhin half er zwischen 1975 und 1981 bei der Errichtung einer Abteilung für Plastische Chirurgie in der Hauptstadt von Oman, Maskat. Als Consultant Plastic Surgeon arbeitete er von 1977 bis März 1992 am Wexham Park Hospital in Slough, Berkshire, und zwischen 1992 und 2000 als Consultant Hand Surgeon am Royal National Orthopaedic Hospital in Stanmore, am Guy’s and St. Thomas’ Hospital sowie
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Chelsea and Westminster Hospital, London. Um auch Privatpatienten außerhalb des National Health Service behandeln zu können, baute er 1988 die „Hand Clinic“ in Windsor, Berkshire, die im Januar 1989 in Betrieb genommen wurde. Seit 2001 arbeitet er ausschließlich dort. Durch seine Tätigkeit in Stanmore beschäftigte sich David Evans mehr mit den orthopädischen Aspekten der Handchirurgie, besonders mit den Veränderungen des Handgelenkes. Schon immer hatten ihn die angeborenen Fehlbildungen und Verletzungen von Hand und Unterarm sehr interessiert. Weitere Hauptarbeitsgebiete sind Handprobleme bei Musikern, die Dupuytren-Krankheit, Sportverletzungen, Nervenkompressionssyndrome, Gelenkerkrankungen und Tumorchirurgie. Er hat viele Vorträge hierüber gehalten (unter anderen die Moberg Lecture 1996) und achtzehn Arbeiten über plastische Chirurgie, 34 Arbeiten über Handchirurgie, 37 Buchbeiträge veröffentlicht sowie das Buch „Skin Cover in the Injured Hand“, Band 9 der Serie „Hand and Upper Limb“ (Churchill Livingstone, Edingburgh 1992) herausgegeben. Unter den Zeitschriften-Arbeiten sind die Beteiligung an der internationalen Autorenschaft der grundlegenden Berichte über die Spiegelbilddeformität (Mirror hand. J. Hand Surg. 11-B, 307–319 und 320–326, 1986) sowie die sehr gut durch Fotos illustrierten Techniken „Step-advancement island flap for fintertip reconstruction“ (Brit. J. Plast. Surg. 41, 105–111, 1988) und „The use of a bilobed flap in the correction of radial club hand“ (mit D. R. Gayeley und J. Lewis, J. Hand Surg. 20-B, 333–337, 1995) besonders hervorzuheben. David Evans war von 1986 bis 1988 Sekretär, 1989 bis 1991 Vorstandsmitglied und 1995 Präsident der British Society for Surgery of the Hand, 1992/93 Präsident der Plastic Surgery Section of the Royal Society of Medicine, 1993/94 Präsident der British Association of Hand Therapists und 1992 bis 1995 Herausgeber des Journal of Hand Surgery (British and European Volume). Seine Frau Elizabeth traf es als junge Ärztin bei einem Konsiliarbesuch in einem Krankenhaus in Southampton. Sie war später als Allgemeinärztin tätig. Das Ehepaar hat zwei Kinder: Daniel (Dentist) und Kate (Augenärztin). Erholung vom Alltag, die jetzt hoffentlich mehr genutzt werden kann als in der Zeit aktiver beruflicher Tätigkeit, findet David Evans beim Klavierspielen, Hören klassischer Musik, Opern- und Theaterbesuch sowie bei sportlichen Betätigungen (Surfen, Radfahren, Wandern). Unvergessen bleibt mir in unseren freundschaftlichen Beziehungen ein Erlebnis aus
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den 80er-Jahren: Wieder einmal hinkte ich mit der Fertigstellung eines Manuskriptes für sein Buch „Skin Cover“ hinter den anderen Autoren her. David ergriff die – allerdings etwas vorbereitete – Gelegenheit eines Besuches von mir und schloss mich für drei Tage bis zur Beendigung der Arbeit in seinem Arbeitszimmer sein, natürlich bei guter Musik und ebenso guter Verpflegung. So bekam er sein Manuskript und ich hatte eine Sorge weniger.
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Ricardo Finochietto
In ihrer viel beachteten Arbeit „Ischemic contracture local, in the hand“ in der Zeitschrift Plastic and Reconstructive Surgery (3, 424–433, 1948) schrieben Sterling Bunnell, Eduard W. Doherty und Raymond M. Curtis: „An interesting entity newly recognized in the hand is fibrous contracture of its intrinsic muscles that is quite similar in pathology to Volkmann’s ischemic contracture in the forearm.“ Diese Autoren werden in allen Veröffentlichungen der nächsten 20 Jahre (gute Übersicht bei Richard J. Smith: Non-ischemic contractures of the intrinsic muscles of the hand. J. Bone Jt Surg. 53-A, 1313–1331, 1971) als die Erstbeschreiber dieser typischen Deformität genannt. Erst Eduardo Zancolli konnte mit seinem Buch „Structural and Dynamic Bases of Hand Surgery“ (Lippincott, Philadelphia 1968) die erste Erwähnung durch Ricardo Finochietto klarstellen. Dieser hatte bereits 1920 in der Zeitschrift Boletines y Trabajos de la Sociedad de Cirugia de Buenos Aires (IV, 31–37, 1920) die „Retracción de Volkmann de los músculos interinsecos de la mano“ bei einem 17-jährigen Mechaniker nach einer Quetschung der Hand publiziert. So wie die Mayo-Brüder in den USA oder die Judet-Brüder in Frankreich haben auch die Finochietto-Brüder in Argentinien wichtige Beiträge zur Medizin geleistet. Enrique (13. März 1881 bis 17. Februar 1948, Buenos Aires) war ein Chirurg, der nach seiner Ausbildung in Argentinien und Europa in allen Bereichen des Faches tätig war und am neu erbauten, ehrwürdigen Rawson Hospital neue Fachabteilungen einführte
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und das Krankenhaus neu organisierte. Er entwickelte zahlreiche Instrumente, standardisierte die Behandlungsabläufe und baute aus eigenen Mitteln eine riesige Bibliothek auf. Noch heute gelten Teile der von ihm entwickelten Weiterbildungsordnung für Chirurgen. Der jüngere Bruder Ricardo, geboren am 28. April 1888 in Buenos Aires, besaß ebenfalls ein bemerkenswertes Organisationstalent und die Eigenschaft, Krankheitsbilder und Operationsabläufe systematisch aufzugliedern und zu beschreiben. In der hauptsächlich von ihm begründeten Ausbildungsstätte für Chirurgen am Rawson Hospital in Buenos Aires, der „Finochietto Chirurgenschule“ reglementierte er alles, angefangen von der sorgfältigen Händedesinfektion vor einer Operation über die genau festgelegte Position jedes einzelnen Instrumentes auf dem Instrumentiertisch bis zum exakten Ablauf jeder Routineoperation (für eine Appendektomie zum Beispiel 70 vorgeschriebene Schritte!). In der „Schule“ wurden die jungen Ärzte für je etwa sechs Monate im Rotationsverfahren durch alle Abteilungen in insgesamt vier bis fünf Jahren zu umfassend befähigten Chirurgen ausgebildet, die dann fast alle Chefarztpositionen besetzten. Jeder musste mindestens drei Fremdsprachen beherrschen, um die internationale Fachliteratur lesen zu können, was immer wieder überprüft wurde. Ricardo Finochietto war ein unermüdlicher Arbeiter und operierte oft bis spät in die Nacht. Auch er besaß eine umfangreiche Bibliothek, die in acht Räumen seines Hauses untergebracht war und jedem Interessierten
Historische Aufnahme der Einführung Ricardo Finochiettos als Direktor der Krankenhäuser der Eva-Peron-Stiftung im Jahre 1951 (mit Eva und Domingo Peron).
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offenstand. Er erlangte nie eine Position an einer Universität, gehörte aber vielen Fachgesellschaften an, organisierte etliche Kongresse, war Herausgeber mehrerer Zeitschriften und hat über 300 Arbeiten und einige Bücher veröffentlicht. 1951 wurde Ricardo Finochietto zum Honorardirektor aller Krankenhäuser der Eva-Peron-Stiftung ernannt (siehe Abbildung); in die leitenden Positionen setzte er meist seine eigenen Schüler ein, wie zum Beispiel Eduardo Zancolli, dem für die umfassende Hilfe bei der Erstellung dieser Biografie gedankt sei. Durch die veränderten politischen Gegebenheiten verlor er 1955 alle öffentlichen Ämter und konnte nur noch in seinem Privatsanatorium tätig sein. 1962 wurde er an einer Gehirnblutung operiert und starb bald darauf am 1. April 1962.
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Adrian Ede Flatt
Es bedarf besonderer Verdienste, wenn ein nicht in den USA geborener Handchirurg Präsident der American Society for Surgery of the Hand werden darf. Der erste dieser „Immigranten“ war Adrian Flatt, der 1975/76 diese ehrenvolle Position einnahm; außer ihm erhielten, abgesehen von den Kanadiern (Martin A. Entin 1973/74, Robert M. McFarlane 1977/78), nur Julio Taleisnik 1993/94 und Graham D. Lister 1994/95) diese Ehrung. Adrian Flatt wurde am 26. August 1921 in Frinton-on-Sea in Ostengland geboren. Als zweiten Vornamen erhielt er den seit langem in der Familie gebräuchlichen Namen Ede. Seine Familie lebte seit Jahrhunderten als Landwirte in den East Anglia Flat Lands an der Ostküste nördlich von London. Mit dieser Tradition brach erst der Vater Leslie Neeve Flatt, der Eisenbahningenieur wurde, aber auch nicht wusste, woher das zweite T im Nachnamen kam. Er arbeitete für die britischen Eisenbahnen in Indien, wohin die Mutter Barbara (geborene Allen) mit dem Jungen bald nach seiner Geburt übersiedelte. Im Alter von zwei Jahren entwickelten sich bei Adrian X-Beine, weswegen die Mutter mit ihm per Schiff nach England zurückkehrte, um den bekannten Kinderarzt Sir George F. Still zu konsultieren. Dieser konnte bereits nach kurzer Untersuchung feststellen: „Your kid has rickets, Mam. Feed him milk. That will be five guineas, please.“ Obwohl sein Vater noch weitere zweieinhalb Jahre in Indien arbeitete, kehrte Adrian im Alter von fünf Jahren nach England zurück, um zur Schule zu gehen. Das 1939 anschließende Medizinstudi-
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um absolvierte er an der Cambridge University und ab 1942 am Royal London Hospital, wo er später als Intern im Rotationssystem je sechs Monate mit Sir Reginald Watson-Jones und Sir Henry Osmond-Clark arbeitete. Durch sie wurde sein Interesse für das Fach Orthopädie geweckt, obwohl er zunächst (ab 1947) als Resident Surgical Officer an der Abteilung für Plastische Chirurgie im Stoke Mandeville Hospital unter Pomfret Kilner tätig war. Am Ende dieser Zeit (1948) schrieb er seine erste wissenschaftliche Arbeit über „Refrigerated Autogenous Skin Grafting“ (Lancet 14. August 1948, 249–251). 1949 bewarb er sich um eine Position bei der Royal Air Force, die er auch mit den guten Zeugnissen seiner beiden orthopädischen Lehrer erhielt. Nach kurzer Einweisung in Ely (England) wurde er als Chirurg für alle britischen Truppenteile in Ceylon (heute Sri Lanka) stationiert im Rang eines Squadron Leaders (Major). Neben der Medizin kümmerte er sich auch intensiv um die Aktivitäten, die erforderlich waren für die Aufrechterhaltung richtiger British Military presence overseas: Rugby, Militärbälle und andere Gelegenheiten zum Konsum geeigneter „flüssiger Erfrischungen“ (Iowa Orthop. J. 14, 1994). Zurück in England, war er ab 1950 als Demonstrator of Anatomy an der Universität von Cambridge tätig; 1953 wurde er Fellow of the Royal College of Surgeons. Er entschied sich, nicht weiter plastische Chirurgie zu betreiben, sondern in die orthopädische Chirurgie zurückzukehren, um besonders handchirurgisch tätig zu sein. Im Rahmen eines Fulbright-Stipendiums verbrachte er 1954/55 ein Jahr in den USA, wo er sechs Monate J. William Littler in New York, drei Monate Daniel Riordan in New Orleans und dann verschiedene Kliniken im Lande besuchte. Er erhielt Geldmittel für die Fahrt zum am weitesten entfernt liegenden Ort, den er besuchen wollte, sowie 75 Dollar für weitere Ausgaben. Alle besuchten Kollegen waren sehr hilfsbereit und beherbergten ihn in Kellerräumen oder Kinderzimmern und verpflegten ihn. So schloss er manche anhaltenden Freundschaften. Während der sechs Monate in New York erhielt er fünf Dollar pro Tag, musste sich aber selbst verpflegen. Er traf hier eine nette Krankenschwester, umwarb und heiratete sie, wodurch sich viele materielle Probleme lösen ließen. Bald nach der Wiederaufnahme seiner Tätigkeit am Royal London Hospital bei Sir Reginald Watson-Jones wurde ihm die Möglichkeit der Errichtung eines akademischen Handchirurgieprogramms in Iowa City, Iowa, angeboten. Wegen dieses Zieles und auch wegen der besseren Bezahlung akzeptierte Adrian Flatt das Angebot und übersiedelte zum Bedauern von Sir Reginald im Juni 1956 nach Iowa, zusammen mit seiner Frau Adele und dem drei Monate alten Sohn Andrew. Mit ihnen musste er zunächst in einer dürftigen Nissenhütte leben, die billig, aber im Winter zu kalt und im Sommer zu heiß war. Er arbeitete als Associate in Orthopedic
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Surgery am Department for Orthopaedics, das 1917 von Arthur Steindler begründet worden war. Seine speziellen Arbeitsgebiete fanden ihren Niederschlag in den drei bekannten Büchern „The Care of Minor Hand Injuries“ (Mosby, St. Louis 1953; 2. Auflage 1963), „The Care of the Rheumatoid Hand“ (Mosby, St. Louis, 1.–4. Auflage, 1963 ff.; 5. Auflage Quality Medical Publ., St. Louis 1995) und „The Care of Congenital Hand Anomalies“ (Mosby, St. Louis 1977; 2. Auflage Quality Medcial Publ., St. Louis 1994). Gleichzeitig hielt Adrian Flatt Vorlesungen über Anatomie der Hand, die großen Anklang fanden; er wurde dafür 1962 zum Professor für Anatomie ernannt. 1961 begann er mit der Entwicklung eines Labors zum Studium der Biomechanik der oberen Extremitäten. Er beschäftigte sich darin besonders mit der Ulnardeviation der Finger sowie dem Mechanismus des Handgelenkes und der Fingergrundgelenke. Für seine Studien verlieh ihm die American Academy of Orthopaedic Surgeons den Kappa Delta Award für besondere orthopädische Forschung. Er entwickelte mehrere Prothesen für Hand- und Fingergelenke. 1962 begann Adrian Flatt ein „post-residency training program in surgery of the hand“ für bereits ausgebildete Chirurgen in allgemeiner, plastischer oder orthopädischer Chirurgie. Er bildete Ärzte aus vielen Ländern aus, die sich auch an Forschungsprojekten beteiligten. Meist betrafen diese angeborene Fehlbildungen der Hand, die dann 1980 in einem zweibändigen Sammelbericht publiziert wurden mit Hilfe des Iowa State Service for Crippled Children. Von allen Händen mit Fehlbildungen wurden Abdrücke angefertigt, die jede feinste Einzelheit der Hand festhielten. In diese eindrucksvolle Sammlung wurden auch die Handabdrücke von berühmten Ärzten, Wissenschaftlern, Künstlern, Sportlern und Politikern aufgenommen, unter anderen diejenigen der Mayo-Brüder, Walt Disney, Isaac Stern, Katharine Hepburn, Winston Churchill und Dwight D. Eisenhower. Natürlich war Adrian Flatt auch in wissenschaftlichen Gesellschaften und Zeitschriften aktiv. So war er einer der Mitbegründer des Second Hand Club in London, war in verschiedenen Ausschüssen der American Society for Surgery of the Hand tätig und 1975/76 deren Präsident. Er trug bei zur Gründung des „Journal of Hand Surgery“ und war zehn Jahre (1980–1990) dessen Herausgeber. Flatt verließ 1979 Iowa City, um zunächst als Chairman des Departments for Surgery am Norwalk Hospital in Norwalk, Connecticut, tätig zu werden und an der Yale University zu lehren, aber dann bereits 1982 nach Dallas, Texas, weiterzuziehen. Dort war er bis zur Pensionierung 1992 Chairman of Orthopaedics am Baylor University Medical Center. Er blieb auch weiterhin noch aktiv in Forschung und Lehre in verschiedenen
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Institutionen und mit den Überarbeitungen seiner Bücher. Ebenso setzte er die Vortragsreisen in den USA, Südamerika und Europa fort, die ihm bereits früher die Ehrungen eines Hunterian Professor of the Royal College of Surgeons (1962) und des Sir Reginald Watson-Jones Lecturer (1986) einbrachten. Er wurde Ehrenmitglied mehrerer handchirurgischer Gesellschaften und 1992 Pioneer of Hand Surgery durch die International Federation of Societies for Surgery of the Hand. Die vielen Aktivitäten ließen Adrian Flatt nur wenig Zeit für andere Hobbys. In der Familie erlebte er bittere Rückschläge durch den frühen, krankheitsbedingten Tod von Frau und Sohn. Seine zweite Frau Judith, eine angesehene und erfolgreiche Rechtsanwältin, mit der er jetzt 15 Jahre verheiratet ist, vermag ihm den häuslichen Rückhalt und viel Unterstützung für seine Arbeit zu geben, der er bei guter Gesundheit noch manche Jahre nachgehen möge.
Dieter Gadzaly
Dieter Gadzaly wurde am 24. November 1930 als Sohn des Vermessungstechnikers Karl Gadzaly und dessen Ehefrau Emma als einziges Kind dieser Familie in Brandenburg/Havel geboren, wo er die Schule bis zum Abitur 1949 besuchte. Dank einer herausragenden Biologie-Jahresarbeit über den Wasserhaushalt des Menschen noch als Oberschüler erhielt er die Zulassung für das Medizinstudium, das er an der HumboldtUniversität zu Berlin bis zum Staatsexamen im Mai 1955 absolvierte. Während des Studiums besuchte er 1953 die Vorlesungen über Innere Medizin und tauschte mit der Vorlesungsschwester Eva freundliche Blicke aus. Am letzten Tag des Semesters sprach er sie an und lud sie zu Kaffee und Kuchen in West-Berlin ein – immerhin bei einem Umtauschkurs von 1 : 4! Die Verbindung zu Schwester Eva, die in der damaligen DDR keine Zulassung zum Medizinstudium erhielt, da ihr Vater Arzt war, hielt auch weiter an und ermöglichte Dieter Gadzaly die experimentelle Doktorarbeit an Ratten, die sie mit Hilfe von Westzigaretten erhalten konnte. Die Dissertation unter dem Doktorvater Prof. Kirsch mit dem Thema „Über die Beeinflussung des Walker-Karzinoms durch Gewebetherapie nach Filatow“ wurde mit der Note „sehr gut“ bewertet. Die Promotion erfolgte im September 1955.
Dieser Beitrag von Margita Flügel und Dieter Buck-Gramcko erschien anlässlich des Todes von Dieter Gadzaly in Handchir. Mikrochir. Plast. Chir. 30, 211, 1998.
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Der frischgebackene Doktor der Medizin Dieter Gadzaly wurde nach Anklam dienstverpflichtet und leistete einen Teil der Pflichtassistentenzeit ab. Es reifte dann der Entschluss, in den Westen zu übersiedeln, wo er den Rest der Pflichtassistentenzeit am Katholischen Krankenhaus Willehad in Wilhelmshaven ableistete, während Schwester Eva eine Stelle in der Unfallambulanz des Krankenhauses Köln-Kalk erhielt. Da Dieter Gadzaly wegen seiner evangelischen Religionszugehörigkeit eine bezahlte Assistentenstelle am katholischen Krankenhaus nicht erlangen konnte, bewarb er sich in Bergisch Gladbach bei Dr. Nasemann um eine „richtige Assistentenstelle“. Diese wurde ihm auch zum 1. November 1956 zugesagt; der Dienstantritt musste wegen Baumaßnahmen am Krankenhaus jedoch auf den 19. November verschoben werden, was dem jungvermählten Paar (Gadzaly hatte am 30. Oktober 1956 seine Eva Protzkar geheiratet) erhebliche Schwierigkeiten verursachte. Ohne Beschäftigung und ohne Einkommen mussten D. Gadzaly und seine Frau diese Wochen von den 200 Mark Gehalt seiner Frau leben; er hielt sich in der Winterzeit tagsüber in Kaufhäusern warm und wartete, bis seine Frau aus dem Krankenhaus abends etwas Essbares für ihn mitbrachte. Das junge Paar wohnte in einem 8 m2 großen Zimmer mit einem Klappbett; einziger Schmuck waren zwei Wechselbildrahmen, die alle paar Tage mit neuen Zeichnungen und Aquarellen von Dieter Gadzaly bestückt wurden. Auch hier besserten sich die Zustände, als eine dankbare Patientin eine kleine Dachwohnung vermittelte und schließlich eine „richtige Wohnung“ in Bergisch Gladbach bezogen werden konnte, in der dann im Januar 1959 die Tochter Martina geboren wurde; Tochter Alexa folgte im Juli 1962. Schon als junger Mensch wollte Dieter Gadzaly Chirurg werden. Während seiner Tätigkeit bei Nasemann in Bergisch Gladbach entdeckte er seine besondere Liebe für die von den meisten vernachlässigten Handverletzungen, die ihm dann meistens überlassen wurden. Die abdominellen Operationen, die er während seiner Zeit vom 1. 4. 1960 bis 31. 3. 1961 im Kreiskrankenhaus Minden und anschließend bis März 1962 am St. Elisabeth-Hospital Gütersloh durchführen musste, ließen ihn nicht glücklich werden. Wenn sich auch der gewünschte Wechsel zu Otto Hilgenfeldt nicht realisieren ließ, so konnte Gadzaly zum April 1962 jedoch eine Assistenzarztstelle bei Walter Düben in Hannover antreten. Hier vertiefte er seine handchirurgischen Interessen und Kenntnisse, musste sich aber natürlich der gesamten Unfallchirurgie widmen. Im Juni 1965 wurde er zum Oberarzt der Unfallchirurgischen Klinik am Friederikenstift Hannover ernannt. An diesem Krankenhaus gelang es Gadzaly, im Februar 1968 eine selbständige Handchirurgische Abteilung als zweite Abteilung dieser Art in Deutschland einzurichten. Diese Abteilung führte er zunächst als Leitender Arzt, später
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als Chefarzt bis zu seinem Ausscheiden. Wie in allen jungen Abteilungen in dieser Zeit, besserte sich die personelle und bettenmäßige Ausstattung erst langsam unter dem Druck einer zunehmenden Patientenzahl, die durch den außerordentlich guten Ruf der Klinik, der weit über die Grenzen Hannovers hinausging, angezogen wurden. Gleichbleibend gute Arbeit auf solider handwerklicher Grundlage schaffte ein besonders gutes Vertrauen der Patienten zu den an der Klinik tätigen Ärzten. Schwerpunkte der Arbeit waren vor allem der prothetische Einsatz von Knochen und Gelenken. Hierüber und über andere handchirurgische Themen hielt Dieter Gadzaly viele Vorträge und veröffentlichte Arbeiten; er trug damit zu der Entwicklung unseres Spezialfaches in Deutschland wesentlich bei. Seine Vorträge und Diskussionsbemerkungen waren nicht nur durch Erfahrungen und Kenntnisse geprägt, sondern trugen durch seinen bissigen Humor und seine Ironie zur Belebung der Tagungen bei. Es war daher nur die logische Folgerung seiner Arbeiten, dass ihm im September 1987 die Leitung des 28. Symposiums der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Handchirurgie übertragen wurde. Auch außerhalb der beruflichen Tätigkeiten zeigte Dieter Gadzaly vielseitige Interessen. Eine davon, die 1981 begonnene Porzellanmalerei, wird uns allen und insbesondere den Besitzern eines „echten Gadzaly“ immer im Gedächtnis bleiben, da er es in dieser Kunst zu großartiger Meisterschaft brachte und auch hervorragende Ideen zur persönlichen Charakterisierung der mit einem Stück bemalten Porzellans Beschenkten hatte. Seit 1990 beeinträchtigten nacheinander und später gleichzeitig auftretende schwer Krankheiten seine Arbeitsfähigkeit und zuletzt auch das Alltagsleben. Dieter Gadzaly musste aus diesen Gründen Ende 1992 seine berufliche Tätigkeit aufgeben. Die Arbeit in der Klinik wurde in der folgenden Zeit durch das Ärzteteam unter Leitung der langjährigen Oberärztin Dr. Santoni in gleicher Qualität aufrechterhalten, bis im Mai 1993 die Nachfolge von Margita Flügel übernommen wurde, die das bisherige handchirurgische Spektrum der Klinik durch plastisch-chirurgische Arbeitsbereiche erweiterte. Ein letzter Höhepunkt im Leben von Dieter Gadzaly war die am 1. April 1998 stattfindende Feier zum 30jährigen Bestehen der Handchirurgischen Klinik, die von Margita Flügel und Pastor Reimann, dem Vorsteher des Friederikenstiftes, organisiert wurde. Dieter Gadzaly konnte an dieser Feier noch aktiv teilnehmen; seine Freude über diese Ehrung war für alle Beteiligten deutlich sichtbar. Wenn dann auch sehr schnell der körperliche Zusammenbruch erfolgte – er starb am 7. Mai 1998 –, so werden wir alle Dieter Gadzaly so in Erinnerung behalten, wie er uns auf dem Bild anlächelt.
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Marc Garcia-Elias
Einer der ersten Handchirurgen, die sich in Europa intensiv mit Anatomie, Verletzungen und Erkrankungen des Handgelenkes befasst haben, ist Marc Garcia-Elias. Er wurde am 6. Oktober 1954 in Terrassa bei Barcelona geboren. Sein Vater war Versicherungskaufmann und erzog Marcs vier Brüder und vier Schwestern in einer religiösen Atmosphäre. Marc besuchte in Terrassa eine katholische Privatschule. Um finanzielle Unterstützung zu erhalten, musste er immer gute Schulnoten bringen, was ihm aber nicht schwer fiel. Während seiner Aktivitäten als katholischer Boy Scout kam er zum ersten Mal mit einer seiner bleibenden Leidenschaften in Berührung, dem Bergwandern. Auf der Oberschule, wo er „bachillerato“ wurde, lernte er Magda Heras kennen. Beider Leben verlief ab dem zwölften Lebensjahr parallel; sie heirateten 1976 noch während ihres Medizinstudiums und bekamen 1980 die Tochter Anna. Magda arbeitet heute als Kardiologin an der Hospital Clinic in Barcelona und ist sehr aktiv in experimenteller Arbeit über Endothel-Pathophysiologie. Das Medizinstudium, für das er sich den Unterhalt abends durch Arbeiten als Verkäufer und in Krankenhäusern verdienen musste, absolvierte Marc Garcia-Elias von 1972 bis 1978 an der Universidad Autònoma de Barcelona, an die er 1985 nochmals zurückkehrte, um seine These „Estudio Anatomico y Clinico de las Fracturas de la region interna del carpo“ (The Anatomy and Injuries of the Medial Column of the Wrist) zu verteidigen; er erhielt sein Doktorat mit „magna cum laude“. Dazwischen lag eine Ausbildung in Orthopädie am Centre Hospitalari de Manresa, Barce-
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lona, unter Joan Aymerich, der unter anderem auch auf eine handchirurgische Ausbildung bei Marc Iselin in Paris zurückblicken konnte. Von 1983 bis 1986 war Marc Garcia-Elias Consultant in Orthopädie und Handchirurgie am Hospital de Sant Joan de Déu de Manresa. Schon 1979 und unverändert bis heute verbrachte er viel Zeit in Sektionsräumen und Laboratorien der Anatomischen Institute der beiden Universitäten von Barcelona („Autònoma“ und „Central“) und beschäftigte sich dabei vorwiegend mit dem Handgelenk. Darauf war sein Interesse bereits während der Ausbildung in Manresa gelenkt worden, als er eine Anzahl von Verletzten zu behandeln hatte, die durch eine Hyperextension des Handgelenkes eine dorsale Fraktur am Karpus erlitten hatten. Der Versuch der Erklärung des Mechanismus – Abriss- oder Kompressionsfraktur – war der Beginn seiner lebenslangen Beschäftigung mit den Pathomechanismen des Handgelenkes. Besonders die Publikation „Crush injury of the carpus“ (mit Josep Abanco, Enric Salvador und Ricard Sanchez, J. Bone Jt Surg. 67-B, 286–289, 1985) wurde zu einem Wendepunkt in seiner Karriere und öffnete ihm die Tür zur Mayo Clinic in Rochester, Minnesota. Er erhielt eine Einladung, als Visiting Scientist im Biomechanics Laboratory zu arbeiten, wo er dann von Januar 1987 bis Juni 1989 tätig war. Es war die richtige Zeit, um an den richtungweisenden Arbeiten von James H. Dobyns und Ronald L. Linscheid teilzunehmen. Zusammen mit ihnen und deren Mitarbeitern Kai-Nan An, Allen T. Bishop, Edmund Y. S. Chao und William P. Cooney veröffentlichte er fünfzehn Arbeiten hauptsächlich zum Thema Handgelenk, jedoch auch zum Streckmechanismus der Finger (J. Hand Surg. 16-A, 1130–1140, 1991). Obwohl ihm eine bleibende Position an der Mayo Clinic angeboten wurde, entschloss sich die Familie, nach Barcelona zurückzukehren. Die Umstellung auf die völlig anders gearteten Verhältnisse war nicht einfach. Er arbeitete als Handchirurg an mehreren Krankenhäusern, bevor er 1992 als Chef der Handchirurgischen Abteilung am Hospital General de Catalunya in Barcelona, einer privaten Institution, eine etwas befriedigendere Tätigkeit fand, zuletzt halbtags bis 1996. Ein Lichtblick war die Verleihung des Emanuel B. Kaplan Awards durch die New York Society for Surgery of the Hand 1991 für eine Arbeit über die ulnokarpalen Ligamente. Im Januar 1994 gründete Marc Garcia-Elias zusammen mit Alberto Lluch, seinem früheren Lehrer und Mentor, in Barcelona das Institut Kaplan für Chirurgie der Hand und der oberen Extremitäten. Sie arbeiteten unabhängig und machten das Institut bald zu einem attraktiven Handchirurgiezentrum, welches gleichermaßen Patienten und Ärzte zur Weiterbildung anzog. Heute wirken hier vier Handchirurgen, viele Schwestern, Handtherapeuten und anderes Personal. Neben seiner dortigen Arbeit ist Marc Garcia-Elias jedes Jahr für einige Wochen ehren-
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amtlich tätig im Tschad und lehrt auch regelmäßig am Pulvertaft Hand Centre in Derby (UK). Besonders durch die Arbeiten in der Mayo Clinic wurden Anatomie, Biomechanik und die Behandlung der Verletzungen des Handgelenkes zum hauptsächlichen Arbeitsgebiet von Marc Garcia-Elias. Er hat darüber viele Vorträge in aller Welt gehalten und zahlreiche Arbeiten veröffentlicht. Er wurde auch um Beiträge zu wichtigen Büchern gebeten, unter anderem in Green, D. P., Hotchkiss, R. N., Pederson, W. C. (eds.): Green’s Operative Hand Surgery (Churchill Livingstone, New York, 4th and 5th editions 1998 und 2005), in Cooney, W. P., Linscheid, R. L., Dobyns, J. H. (eds.): The Wrist. Diagnosis and Operative Treatment (Mosby, St. Louis, 1998) oder in Watson, H. K., Weinzweig, J. (eds.): The Wrist (Lippincott, Williams and Wilkins, Philadelphia, 2001). An dem Buch Advances in Biomechanics of the Hand and Wrist (Plenum Press, New York, 1994) war er neben F. Schuind, K. N. An und W. P. Cooney Mitherausgeber. Mehrere seiner umfangreicheren Manuskripte, die er immer sehr sorgfältig vorbereitet, hat er in der Ruhe und Abgeschiedenheit des Benediktinerklosters Montserrat geschrieben; es liegt in den Bergen etwa 30 km nördlich von Barcelona. Marc Garcia-Elias ist in mehreren internationalen Gesellschaften Mitglied oder Ehrenmitglied. Besonders aktiv ist er natürlich in der Sociedad Española de Cirugia de la Mano (SECMA), der er seit 1983 angehört; 1998/99 war er Sekretär und ist seit 2005 Präsident. Auch in der Federation of European Societies for Surgery of the Hand (FESSH) ist er seit Jahren im Council. Er war Chairman des Accreditation and Qualification Committee – eine Position, die ihm viel Arbeit bescherte, die aber wohl auch die Voraussetzung dafür war, dass er im Juni 2005 zum Generalsekretär der FESSH gewählt wurde. Seit dessen Gründung gehört er ebenfalls dem International Wrist Investigator Workshop (IWIW) an. Er hat viele Tagungen geleitet und besondere Ehrungen erhalten (unter anderen den Enriquez de Salamanca Award der SECMA 1995). Von den vielen Vorträgen sollen hier nur die Moberg Lecture 2004 und derjenige auf dem 45. Symposium der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Handchirurgie 2004 in Bad Neustadt/Saale erwähnt werden. Neben den 35 Buchbeiträgen hat er fast 100 Arbeiten in spanischen und internationalen Zeitschriften veröffentlicht. Er ist auch engagiert als Mitherausgeber der „Revista Iberoamericana de Cirugia de la Mano“ und gehört dem Beirat des „Journal of Hand Surgery“ (Am) an. Seine vielen Verpflichtungen lassen ihm wenig Zeit für außerberufliche Entspannung durch Joggen, Golf, Bergwandern, das Lesen eines guten Buches, das Hören von Musik oder das Zusammensein mit Freunden.
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Jürgen Geldmacher
Jürgen Geldmacher wurde am 30. Dezember 1929 in Köln geboren. Bereits im folgenden Jahr zog die Familie nach Neckarsulm, da der Vater zum Chefarzt der Chirurgischen Abteilung des Städtischen Krankenhauses gewählt worden war. Nach dem Schulbesuch in Neckarsulm und Heilbronn folgte das Medizinstudium an den Universitäten Köln, Bonn, München und Heidelberg. 1955 konnte das Staatsexamen mit der Note „sehr gut“ bestanden werden. Die Promotion zum Doktor der Medizin erfolgte im November 1955 mit einer Dissertation über das Thema „Das Adeno-Akanthom des Corpus uteri“. Die ärztliche Tätigkeit begann mit Ausbildungen als Medizinalassistent an der Chirurgischen Klinik Heilbronn (M. Usadel), an der Medizinischen Klinik Ludwigshafen (M. Hochrein) sowie Tätigkeiten am Pathologischen Institut am Städtischen Krankenhaus Ludwigshafen (C. H. Velten) und der Inneren Abteilung des Theresien-Krankenhauses Mannheim (Balzer). Seit 1. Januar 1959 erfolgte die chirurgische Weiterbildung an der Chirurgischen Universitätsklinik Erlangen unter ihrem damaligen Direktor G. Hegemann. Diese Klinik wurde zur fachlichen Heimat Jürgen Geld-
Dieser Beitrag von Dieter Buck-Gramcko und Ernst Scharizer erschien etwas modifiziert anlässlich des Todes von Jürgen Geldmacher in Handchir. Mikrochir. Plast. Chir. 26, 283–284, 1994.
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machers, der in den drei Jahrzehnten seiner Tätigkeit bewirkte, dass der Name Erlangen in der Handchirurgie einen besonderen Ruf hat. Die äußeren Kennzeichen seiner Universitätslaufbahn waren nach der Facharztanerkennung im September 1965 die Habilitation im Juli 1968 über „Die zweizeitige freie Beugesehnentransplantation“, im November 1969 die Ernennung zum Oberassistenten und Leiter der Abteilung für Handchirurgie, die Berufung zum Abteilungsvorsteher im November 1971, die Verleihung der Bezeichnung „außerplanmäßiger Professor“ im August 1973, die Erlangung der Teilgebietsbezeichnung „Plastische Chirurgie“ im Februar 1978 sowie im April 1978 die Verleihung der Bezeichnung „Universitätsprofessor“. Wenn auch diese Laufbahn geradlining und zielstrebig war, so verlief sie keineswegs glatt und ohne Widerstände. Bis in die letzten Arbeitsjahre hinein wurde Jürgen Geldmacher immer wieder gezwungen, um die Daseinsberechtigung und die Arbeitsmöglichkeiten seiner Abteilung zu kämpfen. Sparmaßnahmen, personelle und räumliche Mängel sowie Kompetenzstreitereien führten immer wieder zu teilweise deprimierenden Problemen, deren Bewältigung Jürgen Geldmacher viel Kraft und Zeit kosteten. Auch jetzt erscheint durch unzeitgemäße Bestrebungen der Fortbestand der Abteilung gefährdet. Schon frühzeitig zeigte Jürgen Geldmacher ein zunehmendes Interesse an dem damals noch jungen Spezialgebiet der Handchirurgie. 1964 begab er sich zur Vertiefung seiner Kennntnisse zu mehrwöchigen Studienaufenthalten zu Erik Moberg am Salgrenska Sjukhuset in Göteborg und zu Dieter Buck-Gramcko am Berufsgenossenschaftlichen Unfallkrankenhaus in Hamburg. Damals begann unsere 30 Jahre währende persönliche Freundschaft, die sich auf die Ehefrauen und die Kindert übertrug. 1966 folgte noch eine weitere Gastarzttätigkeit für das Gebiet der Plastischen Chirurgie bei J. O. Strömbeck in Stockholm. Die Handchirurgie entwickelte sich zusammen mit der Plastischen Chirurgie in der weiteren Folgezeit zum alleinigen Arbeitsgebiet von Jürgen Geldmacher. Wie wir alle, so musste auch Jürgen Geldmacher zunächst als Einzelner durch seine Arbeit die Bedeutung dieser Spezialgebiete beweisen, bevor dann eine Erweiterung der Bettenzahl und auch der Zahl der Mitarbeiter möglich wurde. Sein erster Assistent war Erwin Brug, mit dem ihn auch nach dessen Übernahme einer selbstständigen Position in Münster ein enger persönlicher und beruflicher Kontakt verband. Weitere und langjährige Mitarbeiter waren im Lauf der Folgezeit Margita Flügel (später Hannover), Bernd Landsleitner (später Bad Neustadt/Saale), Ludwig von Rauffer (später Nürnberg) sowie zuletzt Peter Schaller, der nach dem krankheitsbedingten vorzeitigen Ausscheiden Jürgen Geldmachers die kommissarische Leitung der Abteilung übernommen hat.
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Die von Jürgen Geldmacher gegründete und geleitete erste Handchirurgische Abteilung an einer deutschen Universität betreute zuletzt etwa 2500 ambulante und stationäre Patienten im Jahr. Die Ärzte der Abteilung führten spezielle plastisch-chirurgische und mikrochirurgische Operationen auch an der HNO-, der Gynäkologischen und der Neurologischen Klinik durch. Die Schwerpunkte der beruflichen Arbeit Jürgen Geldmachers lagen in der Sehnenchirurgie sowie in der Behandlung der Infektionen, der Tumoren der Hand und der Dupuytren-Kontraktur. Das Verzeichnis seiner wissenschaftlichen Veröffentlichungen umfasst 115 Zeitschriftenbeiträge, 18 Buchbeiträge sowie eine Monographie über Sehnenchirurgie. In der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Handchirurgie nahm Jürgen Geldmacher nach ihrer Gründung bald einen hervorragenden Platz ein. Er war der Tagungspräsident ihres 7. Symposiums 1966, ihres 18. Symposiums 1977 zusammen mit den Jahrestagungen der Vereinigung der Deutschen Plastischen Chirurgen und der Österreichischen Gesellschaft für Plastische Chirurgie sowie ihres 30. Symposiums 1989. Darüber hinaus richtete er 1992 die 22. Jahrestagung der Vereinigung der Deutschen Plastischen Chirurgen aus und führte mit seinen Mitarbeitern seit 1989 jedes Jahr Fortbildungstage durch, von denen die in Baden-Baden zusammen mit bekannten Handchirurgen veranstalteten Handchirurgischen Fortbildungskurse besonders erfolgreich waren. Bereits seit Mitte der 70er-Jahre nahm Jürgen Geldmacher Kontakte zu handchirurgisch und mikrochirurgisch interessierten Kollegen in Polen auf und nahm regelmäßig an Veranstaltungen in Breslau, Bialystok und Posen teil. Er unterhielt auch enge fachliche Kontakte zu Handchirurgen anderer osteuropäischer Staaten (Ungarn, ehemalige DDR). Hierfür wurde er 1983 durch das Ehrendiplom der Sektion Handchirurgie der Polnischen Gesellschaft für Orthopädie und Traumatologie, 1988 durch die Ehrenmitgliedschaft der Sektion Handchirurgie der Ungarischen Gesellschaft für Traumatologie und ebenfalls 1988 durch die Ernennung zum korrespondierenden Mitglied der Polnischen Gesellschaft für Orthopädie und Traumatologie geehrt. Auch die Bundesrepublik Deutschland ehrte Jürgen Geldmacher durch die Verleihung des Verdienstkreuzes am Bande des Verdienstordens im Jahre 1991. 1992 wurde er zum Präsidenten der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie für das Jahr 1994 gewählt – eine Position, die er aus Krankheitsgründen nur kurz ausfüllen konnte. Ein ebenfalls bleibendes Verdienst erwarb sich Jürgen Geldmacher durch die zusammen mit Ernst Scharizer und Dieter Buck-Gramcko erfolgte Gründung der Zeitschrift „Handchirurgie“ im Jahre 1969. Die Initiative hierzu ging von ihm aus, da er die Verbindung zum Inhaber des VLE-Verlages und der Druckerei Höfer & Limmert, Manfred
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Mayer, einem früheren Patienten, herstellte. Diese Verbindung beweist am meisten sichtbar das gute Verhältnis zwischen Arzt und Patienten, welches im Erlanger Raum immer wieder besonders deutlich wurde. Jürgen Geldmacher blieb unserer deutschen Zeitschrift, die später zu „Handchirurgie – Mikrochirurgie – Plastische Chirurgie“ im Hippokrates Verlag erweitert wurde, als Mitherausgeber treu. Von einer Reise nach Polen vor 15 Jahren kehrte er schwer erkrankt zurück und erholte sich seither nicht wieder vollständig. Mehrere schwere Krisen erschütterten seine Gesundheit. Aber mit bewundernswerter Energie überwand er seine körperliche Mühsal, dirigierte er seine Abteilung, nahm weiterhin an Kongressen und Arbeitstagungen teil. Am 13. Juni 1994 starb Jürgen Geldmacher. Eine Würdigung Jürgen Geldmachers wäre einseitig, wenn nicht seine persönlichen Eigenschaften besonders hervorgehoben werden würden. Hierzu zählen nicht nur sein gutes Herz und seine liebevolle Art, welche seine Familie, seine Freunde und seine Patienten immer wieder zu spüren bekamen, sondern auch sein unübertrefflicher Humor, mit dem er uns auf Tagungen und Reisen so häufig erfreut hat. Keiner konnte so gut wie er einen Truthahn oder das Quieken eines Schweines nachmachen! Alle Gäste des Hauses Geldmacher wissen Loblieder auf Jürgens Kochkünste zu singen. Auch andere Hobbys haben der Familie und Freunden viele schöne Stunden verschafft, wie etwa die von Florida ausgehenden Hochseefischereifahrten. Fast ständig war Jürgen Geldmacher mit einer oder mehreren Foto- und Videokameras zu sehen, mit denen er hervorragende Bilder zu machen verstand. Er hatte den Ehrgeiz, die Produkte im eigenen Hause zu bearbeiten und kaufte ständig die neuesten Apparaturen hierfür, bis diese keinen Platz mehr im Hause fanden! Diese Seite Jürgen Geldmachers werden nicht nur seine Frau Erika und die Töchter Stephanie und Constanze, sondern auch seine zahlreichen Freunde besonders im Gedächtnis behalten. Er hat uns viel Gutes und Schönes geben können, wofür wir ihm dankbar sind und was wir nie vergessen werden.
Marko Godina
Trotz seines frühen Unfalltodes ist Marko Godina zu einem der Pioniere der Mikrochirurgie geworden, zu deren Entwicklung er durch seine originellen Ideen und seine Aktivitäten beigetragen hat. Er wurde am 15. April 1943 in Ljubljana geboren, das zu dieser Zeit unter der italienischen Besatzung wieder seinen mittelalterlichen Namen Laibach trug. Seine Eltern kämpften als Partisanen unter Tito gegen die Besatzungsmacht, sodass der kleine Marko als Pflegekind von verschiedenen Familien betreut werden musste. Erst nach Kriegsende fand die Familie wieder zusammen. Marko Godina lernte während seiner Schulzeit in Ljubljana mehrere Sprachen (Französisch, Deutsch, Englisch und Italienisch) – die Grundlage für seine späteren guten Verständigungsmöglichkeiten während seiner Auslandsaufenthalte. Durch eine Krankenhausbehandlung 1957 wegen einer Meningitis kam er mit der Medizin in Berührung und entschloss sich, Arzt zu werden. Er studierte in Ljubljana und Zagreb. Nach Abschluss des Studiums und einer allgemeinen Ausbildung kam er 1971 an die Klnik für Plastische Chirurgie in Ljubljana, die unter der Leitung von M. Derganc und später von Franjo Zdravic stand. Dem Letztgenannten folgte er 1985 mit dem Titel eines Professors als Chef der Klinik. Mit der Mikrochirurgie kam Marko Godina zuerst 1972 und 1973 in Berührung, als er John Cobbett in East Grinstead und Robert Acland in Glasgow besuchte. Weitere Anregungen erhielt er durch Aufenthalte in Uppsala bei Tord Skoog, in Hamburg bei Dieter Buck-Gramcko und in Louisville bei Harold Kleinert und Graham Lister. Großen Ein-
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fluss auf in Ausbildung befindliche Chirurgen nahm er durch die Europäischen Handchirurgiekurse, die zunächst in Ljubljana, später in Umeå (Schweden) und zuletzt 1991 in Straßburg stattfanden. Unvergessen bleibt den Teilnehmern der besonders erfolgreiche Kurs im Oktober 1979 sowie der mit anderen Referenten 1985, der in Umeå stattfand (siehe Abbildungen), der letzte, an dem Marko Godina teilnehmen konnte. Der folgende siebte Kurs 1987 wurde seinem Andenken gewidmet. 1985 hielt er sich wiederum in Louisville als Visiting Professor auf, arbeitete an seiner These und verfasste die drei Manuskripte, die nach seinem Tod von Graham Lister veröffentlicht wurden (Plast. reconstr. Surg. 78, 285–299, 1986). Darunter befindet sich der aufsehenerregende Bericht einer temporären ektopischen Implantation einer Hand bei starker Unterarmschädigung, bevor diese 66 Tage später am Unterarm replantiert werden konnte. Manche weitere Neuerungen und Ideen gehen auf ihn zurück. In Kuwait richtete er in mehreren Aufenthalten einen Mikrochirurgiedienst ein. Seine Freunde haben ihn als stets freundlichen, humorvollen und energiegeladenen Menschen in Erinnerung, ebenso wie die Zuhörer seiner
Gemütliches Beisammensein der Referenten des 3. Europäischen HandchirurgieKurses Oktober 1979 in Ljubljana (von links: Graham Lister, Marko Godina, Susumu Tamai, Irmgard und Dieter Buck-Gramcko).
Marko Godina
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Referenten des 6. Europäischen Handchirurgie-Kurses Juni 1985 in Umeå (von links: Marko Godina, Dieter Buck-Gramcko, Göran Lindström, CarlGöran Hagert, Graham Lister, Harold Kleinert).
zahlreichen Vorträge in vielen Ländern, die von seinen temperamentvoll vorgetragenen Ideen viel lernen konnten. Seinen beiden Söhnen und der Tochter war er ein guter Vater, wenn ihm auch oft die Zeit für eine Ruhepause in der Familie fehlte. Am 7. Februar 1986 kehrte Marko Godina mit seiner Frau von einem Vortrag in Hannover zurück. Auf dem Weg vom Flughaften Zagreb nach Ljubljana wurde ihr Auto bei Schnee und Regen von einem entgegenkommenden Wagen gerammt. Marko und seine Frau waren sofort tot. Sein Andenken wird aber noch lange erhalten bleiben.
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David Peeler Green
Durch sein mehrbändiges Werk „Operative Hand Surgery“ ist David P. Green weltweit bekannt geworden. Das von ihm mit zahlreichen Mitautoren herausgegebene Buch erschien bei Churchill Livingstone (New York und Edinburgh) bereits 1982; weitere Auflagen folgten 1988 und 1993 sowie mit Robert N. Hotchkiss und William C. Pederson als Mitherausgeber im Jahre 1999; eine fünfte Auflage ist 2005 erschienen mit Scott W. Wolfe als weiterem Herausgeber. Dieses umfangreiche Werk ist das Standardbuch für Handchirurgie in englischer Sprache. Am 23. Oktober 1936 in El Paso, Texas, geboren, erhielt David den zweiten Vornamen Peeler nach dem Mädchennamen seiner Mutter. Sein Vater J. Leighton Green war Allgemeinchirurg und nahm seinen Sohn schon früh zu manchen Visiten mit. Er erzog David sehr streng in korrektem Gebrauch der englischen Sprache und zu klarer Ausdrucksweise, was später für ihn sehr nützlich war. Nach der Schulzeit in El Paso besuchte er bis 1958 das Pomona College in Claremont, Kalifornien, und bis 1962 das Baylor College of Medicine in Houston, Texas. Er verbrachte die Internship 1962/63 am Roosevelt Hospital in New York, wo er 1963/64 als Assistant Resident in General Surgery arbeitete. Anschließend war er bis 1970 am New York Orthopaedic Hospital, Columbia-Presbyterian Medical Center, tätig, wo er durch Frank E. Stinchfield in orthopädischer Chirurgie ausgebildet wurde. Dieser war ein beeindruckender Arzt, der eine wichtige Rolle in der amerikanischen Orthopädie spielte und nicht nur Präsident sowohl der American Academy of Orthopaedic Surgeons
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als auch des American Board of Orthopaedic Surgery war, sondern auch als erster orthopädischer Chirurg Präsident des American College of Surgeons. 1967 bis 1969 leistete David Green seinen Militärdienst im March Air Force Base Hospital in Kalifornien ab und war dort 1968/69 Chief of Orthopaedics. Im Jahre 1970 kehrte er nach Texas zurück und arbeitete bis 1978 als Clinical Professor und Chief of the Hand Surgery Service am Department of Orthopaedics, University of Texas Health Center in San Antonio und mit Privatpraxis von 1978 bis 2001 im Hand Center of San Antonio; dort war er auch seit 1988 Direktor des Hand Surgery Fellowship Program. Seine wesentlichsten Arbeits- und Interessensgebiete lagen im Bereich der Verletzungen, insbesondere der Kahnbeinfrakturen, anderer Frakturen und Dislokationen an der Hand und der Sportverletzungen. Zusammen mit Charles A. Rockwood gab er das in mehreren Auflagen erschienene Buch „Fractures“ (Lippincott, Philadelphia, 1975) heraus (die weiteren Auflagen als „Fractures in Adults“ 1984, 1991 und 1996). Sein Hauptwerk ist das eingangs beschriebene Buch „Operative Hand Surgery“. Neben 26 Beiträgen zu diesem und anderen Büchern hat er 40 Arbeiten in Zeitschriften veröffentlicht. David Green ist Ehrenmitglied mehrerer internationaler Gesellschaften für Handchirurgie und betätigte sich besonders aktiv in der American Society for Surgery of the Hand, deren Sekretär er 1983 bis 1985 und deren Präsident er 1988/89 war. In der American Foundation for Surgery of the Hand war er Mitglied des Board of Trustees von 1988 bis 1993 und Präsident von 1991 bis 1993. Seine besondere Vorliebe war immer das Lehren, die Ausbildung und das Schreiben und Herausgeben wissenschaftlicher Arbeiten und Bücher. Da Schreiben sein Hobby ist, hat er auch zwei nichtmedizinische Bücher verfasst. Eines davon (Place Names in San Antonio) beschreibt in Kurzbiografien und Geschichten die Träger der Namen, unter denen die etwa fünfhundert Plätze, Straßen, Schulen, Parks etc. seiner Stadt bekannt sind. Früher hat er viel Sport (Fußball, Rugby, Schwimmen, Tauchen, Skilaufen und Tennis) betrieben; heute liest er viele Bücher, besonders über europäische Geschichte des 20. Jahrhunderts. Aus seiner ersten Ehe hat er zwei verheiratete Töchter und vier Enkelkinder. Sie leben in Dallas und Miami, sodass er sie zu seinem Bedauern nicht so oft sieht.
Ayan Gülgönen
Obwohl er Türke ist, fragt man sich bei Vorträgen von ihm manchmal, ob er nicht auch Deutscher oder Amerikaner sein kann, da er alle diese Sprachen fließend spricht. Ayan Gülgönen wurde jedoch in Istanbul geboren, und zwar am 25. Dezember 1937 als Sohn eines auf Urologie spezialisierten Militärarztes. Dieser starb im Alter von 42 Jahren an einer Infektion mit Echinokokken. Die Mutter war Lehrerin und hatte als Malerin die Kunstakademie besucht; sie musste beide Söhne mühsam mit Unterrichten durch die Schulzeit und das Universitätsstudium hindurchbringen. Ayan studierte von 1955 bis 1961 Medizin an der Universität Ankara. Durch Vermittlung von Freunden ging er zur chirurgischen Ausbildung nach Deutschland, wo er von 1961 bis 1965 am Evangelischen Krankenhaus Gießen unter Anton Glahn tätig war. 1966 und 1967 arbeitete er am Unfallkrankenhaus Wien-Meidling unter Otto Russe zusammen mit Emanuel Trojan, Heinrich Jahna und Hans Krotschek, dem er die Einführung in die Handchirurgie verdankt. 1968 beendete er seine allgemeinchirurgische Ausbildung am Bezirksspital Zofingen im Kanton Aarau, Schweiz, unter Hermann Vogt. Bereits in Gießen hatte Ayan Gülgönen die medizinisch-technische Assistentin Brigitte Gerken kennengelernt und sie 1965 geheiratet. Das Ehepaar bekam drei Kinder, die Mädchen Suna (geboren 1967) und Sibel (geboren 1970) sowie den 1975 geborenen Sohn Sinan. Dieser wurde Bankkaufmann. Beide Töchter heirateten Ärzte. Sie leben in Nürnberg beziehungsweise Denver, sodass sich die Familie nicht so oft trifft.
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Ayan Gülgönen
Im Jahr 1969 kehrte Ayan Gülgönen in die Türkei zurück und arbeitete für zwei Jahre an der chirurgischen Klinik der Hacettepe-Universität in Ankara. Er hätte eigentlich seinen Militärdienst ableisten müssen, wozu dem Gesetz nach für einen Offizier eine Scheidung von der ausländischen Ehefrau erforderlich gewesen wäre. Er erhielt jedoch einen Aufschub von vier Jahren, in denen dieses Gesetz glücklicherweise abgeschafft wurde. Er ging mit einem Stipendium 1971 für ein Jahr an das Columbia Presbyterian Medical Center, New York, um am Hand Surgery Department von Robert E. Carroll in Handchirurgie weitergebildet zu werden. Dort traf er auf die weiteren Stipendiaten Ulrich Lanz und Dean S. Louis, mit denen er freundschaftlich verbunden blieb. Nach Beendigung der noch fehlenden Teile der chirurgischen Ausbildung wurde er 1974 von der Hacettepe-Universität zum Dozenten ernannt. Von 1974 bis 1976 musste er endlich seinen Militärdienst ableisten, wobei er in der Abteilung für Plastische Chirurgie der Gülhane-Militär-Akademie in Ankara unter Sadun Uzel arbeitete. Die Tätigkeit an der Abteilung für Plastische und Rekonstruktive Chirurgie an der Universität von Istanbul unter Orkan Iskeçeli wurde 1978 für zwei Monate durch eine Einarbeitung in die Mikrochirurgie am Hopital Jeanne d’Arc in Nancy, Frankreich, unterbrochen. Jacques Michon hatte ihn durch ein Telefonat dringend geholt, als Mitsuo Yoshimura aus Kanazawa, Japan, dort Mikrochirurgie demonstrierte. Dieser kam anschließend auch noch einen Monat nach Istanbul. So war Ayan Gülgönen in der Lage, Ende 1978 am französischen Pasteur-Krankenhaus, an dem er zunächst nur halbtags arbeitete, die erste Klinik für rekonstruktive Mikrochirurgie in der Türkei aufzubauen. Zusammen mit guten Mitarbeitern beteiligte er sich am 24-Stunden-Betrieb und bildete viele Mikro- und Handchirurgen aus. Ab 1981 arbeitete er hauptsächlich dort, baute aber auch die Medizinische Fakultät der Marmara-Universität mit auf, an der er 1981 zum Professor ernannt wurde; seine These schrieb er über Fingerreplantationen. Nach dem Verkauf des französischen Pasteur-Hospitals wechselten er und sein Team an das amerikanische Bristol Hospital. Neben der Mikrochirurgie mit Replantationen, freien Gewebsübertragungen und Nervenrekonstruktion beschäftigte sich Ayan Gülgönen viel mit der Erstversorgung schwerer Handverletzungen, mit der Behandlung ischämischer Kontrakturen und mit angeborenen Fehlbildungen. Er hat zahlreiche Arbeiten in Zeitschriften und Buchbeiträge veröffentlicht. Als Mitglied zahlreicher Fachgesellschaften im In- und Ausland wurde und wird er zu Vorträgen eingeladen und war dadurch auch oft in Deutschland und Österreich.
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Neben gelegentlichem sportlichen Ausgleich durch Surfen ist Ayan Gülgönen an Malerei interessiert und malt auch selbst ein wenig. Sein hauptsächliches außerberufliches Interesse gilt jedoch Teppichen und Kelims, die er fachkundig sammelt und über die er sogar ein Buch veröffentlicht hat. Möge ihm dafür nach Beendigung seiner chirurgischen Tätigkeiten vermehrt Zeit zur Verfügung stehen.
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Peter Haußmann
Wenn in Deutschland über operative Rheumatologie gesprochen wird, fällt unweigerlich immer wieder der Name Peter Haußmann. Er hat sich besonders mit diesem Spezialgebiet und anderen Gelenkerkrankungen beschäftigt und es in handchirurgischen Kreisen oft in der Literatur und in Vorträgen vertreten – immer verbunden mit seinen eigenen exzellenten Fotografien. Peter Haußmann wurde am 19. Februar 1941 in Stuttgart-Bad Cannstatt als Sohn eines Notars und einer Hauswirtschaftslehrerin geboren. Beide Familien kommen aus dem Schwäbischen: Der väterliche Großvater war Spinnereimeister und Kleinbauer im Dorf Oberboihingen bei Nürtingen, der andere Großvater war Schreinermeister in Reutlingen. Peter hat zwei ältere Brüder; einer ist Rechtsanwalt, der andere Brückenbauingenieur. Nach der vollständigen Zerstörung ihres Wohnhauses durch einen Bombenangriff 1943 fand die Familie Zuflucht bei den Großeltern in Oberboihingen. Peter verlebte dort auf dem Lande bis 1949 eine unbeschwerte und glückliche Jugend, mit Ausnahme des plötzlichen Todes der jüngeren Schwester. Er lernte vom Großvater väterlicherseits die körperliche Arbeit in der Landwirtschaft, die Notwendigkeit des eigenen Mitwirkens am Erwerb des Lebensunterhaltes und vom Großvater mütterlicherseits die Freude am sorgfältigen handwerklichen Arbeiten, insbesondere im Umgang mit Holz. Die Eltern vermittelten ihm die Liebe zur Natur und die Freude an körperlicher Bewegung. Im Jahre 1949 zog die Familie nach Esslingen am Neckar, wo der Vater eine Notariatskanzlei eröffnete. Peter besuchte das humanistische Gym-
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nasium bis zum Abitur 1960. Seine Lieblingsfächer waren Biologie und Sport. Auf Drängen seines Vaters sollte er Forstwissenschaften studieren, erhielt jedoch keinen Studienplatz. Er wendete sich daher seinem Wunschfach Medizin zu, was seine Mutter immer erhofft hatte. Dieser Gedanke war der Mutter anlässlich einer kleinen Episode einige Jahre früher gekommen. Peter hatte sich ein aus einem filigranen Holzgerüst bestehendes Modellflugzeug gebastelt, das mit Japanpapier bespannt wurde. Bei einer unsanften Landung brachen einige der Holzstäbchen im Rumpf, was von außen nur zu vermuten war. Peter eröffnete die Frakturstelle mit einem scharfen Messer, suchte die geknickten Stäbchen, richtete und verleimte sie und verklebte die Öffnung mit einem Papierstreifen. Die ihn dabei beobachtende Mutter dachte – wie sie ihm später erzählte – „Der Bub könnte Chirurg werden“. Das Medizinstudium erfolgte von 1960 bis 1966 an den Universitäten Tübingen, München, Wien und Freiburg im Breisgau. Nach der Promotion mit einer experimentellen Arbeit in der Verbrennungschirurgie verbrachte er ein Jahr seiner Medizinalassistentenzeit am neu gegründeten Institut für Anästhesie an der Chirurgischen Universitätsklinik Freiburg unter Kurt Wiemers. Während der folgenden Tätigkeit am heimatlichen Kreiskrankenhaus Esslingen kam er zum ersten Mal mit der Handchirurgie in Berührung durch den dortigen Chefarzt der Chirurgischen Abteilung, Rolf Simon-Weidner, der als Böhler-Schüler zusammen mit Josef Ender und Hans Krotschek das Buch „Die Chirurgie der Handverletzungen“ (Springer, Berlin 1956) herausgegeben hatte. Nach Ableistung des Wehrdienstes bereitete sich Peter Haußmann als wissenschaftlicher Assistent am Pathologischen Institut der Universität Tübingen unter Alfred Bohle ein Jahr lang auf seine chirurgische Tätigkeit vor, die er 1970 unter Max Schwaiger an der Chirurgischen Universitätsklinik Freiburg begonnen hatte. Neben der allgemeinchirurgischen Weiterbildung schloss er sich der von Edzard Köhnlein geleiteten Arbeitsgruppe für Plastische und Handchirurgie an; er fand dort reichlich Gelegenheit zu klinischer und wissenschaftlicher Arbeit. Auf Anraten von Köhnlein nahm er an zahlreichen Fortbildungskursen im Ausland teil. Darunter war ein Operationskurs für Mikrochirurgie in Wien 1973 bei Hanno Millesi für ihn von besonderer Bedeutung, da er danach in Freiburg die Mikrochirurgie der peripheren Nerven und Gefäße selbstständig aufbauen und vertreten konnte. Die sich damals ausbreitende Begeisterung für Replantationschirurgie begünstigte dieses Vorhaben; so konnte bereits 1975 die erste und sofort erfolgreiche Replantation eines vollständig abgetrennten Fingers erfolgen. Ein mikrochirurgisches Thema wählte er auch für seine Habilitationsschrift 1978. Schon 1974 hatte er die Facharztanerkennung für Chirurgie und 1977 diejenige für das Teilgebiet Plastische Chirurgie erhalten.
Peter Haußmann
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Im Jahre 1978 wurde Peter Haußmann zum Chefarzt der neu gegründeten Abteilung für Handchirurgie, Plastische und Rekonstruktive Chirurgie an der DRK-Klinik Baden-Baden gewählt. Dort wurde die operative Rheumatologie zu einem weiteren Schwerpunkt seiner Arbeit, begünstigt durch die Zusammenarbeit mit der benachbarten Rheumaklinik. Die früheren besonders gepflegten Arbeitsgebiete blieben weiterhin bestehen: Mikrochirurgie und Kompressionssyndrome der peripheren Nerven, Chirurgie des Handgelenkes und des Nagelorganes sowie die medizinische Fotografie. Aus dem ursprünglichen Zweimannbetrieb wurde eine leistungsfähige Abteilung mit sieben Ärzten, von denen viele inzwischen zu Ober- oder Chefarztpositionen gelangten oder sich als Handchirurgen niederließen. Am 1. August 2005 trat Peter Haußmann in den Ruhestand. Seine Nachfolgerin wurde Nicola Borisch, die früher auch an der Abteilung tätig war. Peter Haußmann war sowohl Gründungsmitglied der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Mikrochirurgie der peripheren Nerven und Gefäße (DAM) als auch der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie (DGH), deren Präsident er 1995 und Sekretär von 1997 bis 2000 war; 2006 wurde er zum Ehrenmitglied ernannt. Er ist Mitglied des wissenschaftlichen Beirates mehrerer deutscher und ausländischer Fachzeitschriften. Als Autor oder Mitautor hat er etwa einhundert Beiträge in Zeitschriften oder Büchern veröffentlicht, von denen als besonders wichtig die Folgenden genannt werden sollen: Oligofaszikuläres MedianusKompressionssyndrom (Handchirurgie 13, 268–271, 1981); Pathologie des distalen Radioulnar- und Diskoulnargelenkes bei der chronischen Polyarthritis. Ursachen, Klinik, Therapie und Resultate (in: Nigst, H. [Hrsg.] Handgelenksverletzungen. Bibliothek für Handchirurgie. Hippokrates, Stuttgart, 1988, S. 99–110); Ergebnisse der Operation nach KapandjiSauvé nach distalen Radiusfrakturen (Erstautorin N. Borisch; Handchir. Mikrochir. Plast. Chir. 30, 399–405, 1998); Langzeitergebnisse nach alloplastischem Teilersatz des Os scaphoideum (Handchir. Mikrochir. Plast. Chir. 31, 200–2006, 1999); Synovialektomie der Fingergrundgelenke (mit K. Das Gupta; Operat. Orthop. Traumatol. 15, 237–253, 2003); Die operative Behandlung der Rupturen des ulnaren Seitenbandes am Daumengrundgelenk (Operat. Orthop. Traumatol. 3, 279–292, 1991). Peter Haußmann hat von 1979 bis 1991 die auf Initiative von Lennart Mannerfelt entstandenen „Handchirurgischen Seminare“ organisiert und gehörte mit Jürgen Geldmacher, Henry Nigst und Ernst Scharizer zu den Stammreferenten. Von 1976 bis 1985 wurde in sieben Basiskursen die gesamte Handchirurgie für Anfänger und Fortgeschrittene abgehandelt, während von 1987 bis 1991 „Bewährtes und Neues aus der Handchirurgie“ gebracht wurde. Die Zahl der Teilnehmer lag zwischen 90 und 120.
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Peter Haußmann
Im April 1968 heiratete Peter Haußmann seine Jugendliebe Ursula Kemmler, Tochter eines Chirurgen und Medizinisch-technische Assistentin. Sie war ihm eine verlässliche Stütze für alle seine Tätigkeiten und hütet zusammen mit dem bereits 15 Jahre alten Hund Maxi nicht nur das Haus, sondern auch die wertvolle Sammlung alter Standuhren. Beide erholen sich oft bei Naturbeobachtung (Vögel!), Bergwandern, Skifahren und Radfahren. Peter hat erst jetzt im Ruhestand bemerkt, was Ursel früher alles allein gemacht hat und nimmt ihr nun einige Pflichten ab.
Timothy James Herbert
In allen Teilen dieser Erde dürfte den Hand- und Unfallchirurgen die Herbert-Schraube bekannt sein, die sich nach ihrer Einführung 1977 schnell durchsetzte. In der ersten Publikation mit William E. Fisher als Ingenieur (Management of the fractured scaphoid using a new bone screw. J. Bone Jt Surg. 66-B, 114–123, 1984) wird die Kompressionswirkung durch die beiden unterschiedlichen Gewinde und das Einführungsgerät genau beschrieben und bereits über 158 Operationen berichtet. Exzellente Ergebnisse konnten bei 131 Operationen erzielt werden bei unterschiedlichen Prozentsätzen in den einzelnen Frakturtypen, für die eine neue Einteilung vorgeschlagen wurde. Die Grundidee zur Entwicklung dieser Schraube war der Wunsch nach Vermeidung einer längeren Immobilisation, durch die das Handgelenk eingesteift wird. Die Realisation konnte durch eine spätere Veröffentlichung mit Überblick über 431 Patienten bestätigt werden (S. L. Filan und T. J. Herbert: Herbert screw fixation of scaphoid fractures. J. Bone Jt Surg. 78-B, 519–529, 1996). Tim Herbert wurde am 11. Juli 1941 in Sheffield, England, geboren. Sein Vater war praktischer Arzt, seine Mutter früher Krankenschwester. Er ging an zwei Orten in Derbyshire zur Schule; er war nicht nur sehr sportbegeistert, sondern errang auch Preise in Musik und Dichtkunst. Das Medizinstudium absolvierte er von 1959 bis 1964 an der St. Bartholomew’s Hospital Medical School in London. Nach Beginn der Ausbildung zum orthopädischen Chirurgen 1965 am St. Bartholomew’s Hospital unter H. Jackson Burrows und Charles Manning verpflichtete er sich für fünf Jahre als
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Sanitätsoffizier bei der Royal Navy, wodurch er nicht nur seine Ausbildung fortsetzen konnte, sondern auch ein Gehalt erhielt und ein schicker Marineoffizier war. Nach großzügigen Studienbeurlaubungen bestand er 1968 die schwierige „Primary FRCS examination“ und erhielt danach eine Position auf einem Schiff. Trotz seiner geringen chirurgischen Erfahrung musste er als Chirurg tätig werden, was zu einigen schwierigen Situationen führte. Sonst aber war der Dienst wie eine bezahlte Weltreise, die ihn bis nach Ostasien führte – besonders da ihn seine Frau Heidi besuchen durfte und sie drei wunderbare Monate in Singapur, Hongkong und Japan verbringen konnten. Sie ist eine in Graz geborene Fotografin, die ein Jahr in London verbrachte, um Englisch zu lernen, und dort als Hilfsschwester am St. Bartholomew’s Hospital arbeitete. Sie heirateten 1965 und haben zwei Töchter und einen Sohn bekommen, die jetzt in Australien beziehungsweise Neuseeland leben. Nach vorübergehender Rückkehr nach Haslar, einem Krankenhaus der Royal Navy nahe Portsmouth, und dem vergeblichen Versuch, das zweite FRCS-Examen zu bestehen, machte Tim Herbert eine weitere Reise in den Fernen Osten, Australien und Südafrika, dieses Mal auf einem Flugzeugträger und mit einem voll eingerichteten Lazarett. Diese Reise war verantwortlich für seine spätere Entscheidung, England zu verlassen und in ein wärmeres Klima zu übersiedeln. Nach seiner Entlassung 1970 stand Tim Herbert mit Frau und zwei Kindern trotz des Angebotes weiterer Verpflichtung ziemlich mittellos in London „auf der Straße“, fand aber mit Unterstützung seiner früheren Lehrer eine Anstellung als Surgical Registrar am St. Stephens Hospital in Chelsea, wo er in harter Arbeit schnell die Erfahrungen sammeln konnte, die er für das Bestehen des zweiten FRCS-Examens im erneuten Versuch benötigte (1970). Im Jahr 1972 hatte er das Glück, eine der begehrten Positionen im Orthopädie-Ausbildungsprogramm im St. Georges Hospital in London zu erhalten, in dem er mit etlichen ihn begeisternden Lehrern wie George C. Lloyd-Roberts, Peter French, Peter A. Ring, Geoffrey F. Walker und Alan Graham Apley zusammenarbeiten durfte. Besonders der Letztgenannte beeinflusste ihn, indem er ihn am Rowley Bristol Orthopaedic Hospital in Pyrford, Sussex, mit dem „Perkins Principle“ bekannt machte, nämlich dass verletzte Gelenke bewegt werden müssen. Dieser Gedanke ließ Tim Herbert nicht mehr los und führte letztlich zur Entwicklung der Kompressionsschraube, durch die auf lange Immobilisation verzichtet werden kann. Alan Apley lehrte ihn auch die Wichtigkeit guter Vorbereitung und sicheren Auftretens bei Vorträgen, die er an „Intensive Weekend Courses in Orthopaedics“ zu halten hatte. Ein anderer Pyrforder Chirurg, Gordon Hadfield, führte ihn auf eine genaue Operationstechnik hin, ausgeführt mit einem Minimum an Betriebsamkeit in strikter Operationssaaldisziplin mit entspannter Unterhaltung und guter Musik!
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Tim Herbert realisierte bald, dass er für sein Weiterkommen ein bestimmtes Spezialgebiet benötigte. Der Zufall kam ihm zu Hilfe, als er einen transskaphoidealen perilunären Verrenkungsbruch operativ zu behandeln hatte, wobei er den mehrfach frakturierten distalen Kahnbeinpol exzidieren musste. Daraufhin las er alle wichtigen Arbeiten und wurde bald zum Experten in Skaphoidfrakturen. Die Kollegen überwiesen ihm die Patienten, die er in Anbetracht der Vermeidung längerer Immobilisation operativ mit A0-Schraubenfixation behandelte. Er realisierte bald, warum diese Methode wenig Verbreitung fand: Die Technik war zu schwierig! Mit Hilfe eines Ingenieurs entwickelte er ein recht grobes Instrument zum Einführen der Schraube, war aber mit allem nicht zufrieden. Da es in England zu der Zeit schwierig war, eine passende Consultant-Position zu finden, bewarb sich Tim Herbert außerhalb des Landes und erhielt nach langem Warten eine Stelle an der University of New South Wales in Sydney bei Professor Ron Huckstep – ohne Interview und offenbar, weil keiner der ortsansässigen Chirurgen diese Stelle wollte. 1975 ging er dorthin und war – außer über die berufliche Tätigkeit – froh, am Wasser zu leben und seiner Segelleidenschaft nachgehen zu können, während die Familie mit den nun drei kleinen Kindern es schwieriger hatte, sich in Australien einzuleben. Er verfolgte seine Pläne über die Fixation von Kahnbeinfrakturen weiter und fertigte mit Hilfe eines jungen Ingenieurstudenten namens William E. Fisher ein verbessertes Führungsgerät und aus alten Steinmann-Nägeln die Schrauben ohne Kopf an. Nach den ersten klinischen Erfahrungen fand er die kommerzielle Unterstützung der Firma Zimmer, Warsaw, Indiana, die nicht nur ein geeignetes Instrumentarium herstellte, sondern auch Einführungskurse in die schwierige Technik durchführte. Anwendung durch Ungeübte führte zu schlechten Ergebnissen und zu reichlicher Kritik an der Methode. Neben den Kahnbeinfrakturen beschäftigte sich Tim Herbert auch mit anderen handchirurgischen Gebieten. Er entwickelte zusammen mit Jörg van Schoonhoven, damals Oberarzt und jetzt einer der Nachfolger von Ulrich Lanz in Bad Neustadt/Saale, unter Assistenz der Firma Martin Medizin-Technik (Tuttlingen) eine Ulnakopfprothese, die sich seit mehr als zehn Jahren klinisch bewährt hat. Er interessiert sich weiterhin auch für die karpale Instabilität, für avaskuläre Nekrosen und für Neurombeschwerden. Immer wieder weist er auf die Wichtigkeit eingehender klinischer Untersuchung und Diagnostik sowie auf die Ausbildungsnotwendigkeit für junge Ärzte hin. Im Jahre 1996 hat er seine Praxis an Ian Hargreave übergeben und genießt mit seiner Frau Heidi sein „Rentnerdasein“ mit viel Sport, Segeln und Musik, abwechselnd in den schönen Häusern in Whale Beach (Australien) und in Mons (Südfrankreich).
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Otto Hilgenfeldt
Die einhundertste Wiederkehr seines Geburtstages am 9. Oktober 2000 war eine willkommene Gelegenheit, an Otto Hilgenfeldt zu erinnern. Obwohl als Chirurg auf allen Gebieten dieses Faches tätig, darf er zu Recht als derjenige gelten, der in Deutschland als Erster die Prinzipien der modernen Handchirurgie aufstellte und in die Tat umgesetzt hat. Schon frühzeitig realisierte er die Bedeutung der Sensibilität für die Hand und baute auf ihr seine Methode der Daumenrekonstruktion durch Fingertransposition auf neurovaskulärem Stiel auf. Mit seiner ersten, am 6. Juli 1943 in dieser Technik durchgeführten Daumenersatzoperation war er der Vorläufer gleichartiger Entwicklungen in den USA (Bunnell, Littler) und Frankreich (Gosset). Sein 1950 publiziertes Buch „Operativer Daumenersatz und Beseitigung von Greifstörungen bei Fingerverlusten“ (Enke, Stuttgart) gehört zu den wichtigsten Beiträgen der handchirurgischen Weltliteratur und enthält eine Fülle von Gedanken und kritischen Anmerkungen, deren Gültigkeit über 50 Jahre fortbesteht. Otto Hilgenfeldt wurde am 9. Oktober 1900 in Wittenberge in der Prignitz als Sohn eines Bäckermeisters geboren und verbrachte dort seine Jugend. Nach einem Kriegsabitur wurde er kurz vor Ende des Ersten Weltkrieges eingezogen, kam aber nicht mehr zum Einsatz. Das Medizinstudium erfolgte zwischen 1919 und 1924 an den Universitäten Halle, Dieser Beitrag erschien leicht modifiziert in Handchir. Mikrochir. Plast. Chir. 32, 297–300, 2000.
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Otto Hilgenfeldt
Innsbruck, Marburg und Leipzig. Nach der Promotion arbeitete er ein Jahr am Kreiskrankenhaus Wittenberge (Dr. Quodbach) und war von 1925 bis 1928 Assistenzarzt an der Chirurgischen Abteilung des Kreiskrankenhauses Salzwedel (Dr. Sudhoff), bevor er als Schiffsarzt einige Reisen nach Afrika und Südamerika unternahm. Hilgenfeldt war 1929 an der Chirurgischen Klinik der Medizinischen Akademie Düsseldorf tätig und wechselte 1930 zusammen mit seinem Chef, Hans von Haberer, nach Köln. Er arbeitete in allen Gebieten der Chirurgie, zu denen damals auch noch die Unfallchirurgie zählte. 1933 wurde er Oberarzt; 1935 habilitierte er sich mit einem urologischen Thema und veröffentlichte eine umfangreiche Abhandlung über die Behandlung von Brandverletzten. 1941 wurde er Chefarzt am Kreiskrankenhaus Gera-Milbitz, das gleichzeitig Lazarett war. Hier operierte Otto Hilgenfeldt in zunehmender Zahl auch Verwundete mit Handverletzungen. Der Zustrom vermehrte sich, seit Nikolai Guleke, Chirurgischer Ordinarius im benachbarten Jena, seine ersten Daumenersatzplastiken gesehen hatte und ihm fortan alle derartigen Verletzten zuwies. Diese spezielle Tätigkeit setzte er nach Ende des Krieges neben seiner allgemeinchirurgischen Arbeit fort, nachdem er 1945 Chefarzt am Städtischen Krankenhaus Gera geworden war. Er beschäftigte sich weiterhin viel mit Amputationen, vor allem der Verbesserung von Amputationsstümpfen, und entwickelte ein neues Verfahren zur Brauchbarmachung ungünstiger Chopart-Stümpfe. Alle Befunde, Operationsberichte, Röntgenbilder und Fotos wurden sorgfältig angelegt und gesammelt, sodass damit die genaue Dokumentation für das 1950 erschienene Buch „Operativer Daumenersatz und Beseitigung von Greifstörungen bei Fingerverlusten“ erfolgen konnte. Darin beschrieb er nicht nur Entwicklung und Durchführung der Technik der Daumenrekonstruktion durch „Fingerauswechslung“, sondern auch den dorsoradialen neurovaskulären Transpositionslappen vom Zeigefinger zum Daumen und viele Wiederherstellungsverfahren bei Verlust mehrerer Finger. In sein Exemplar trug Hilgenfeldt im Lauf der folgenden 20 Jahre neue Ideen und selbstkritische Bemerkungen ein. Diese Anmerkungen lassen seine „modernen“ Auffassungen erkennen und machten das Buch zu einem meiner wertvollsten literarischen Schätze, nachdem Hilgenfeldt es mir übergeben hatte. Der bereits 1942 von der Universität Köln zum außerplanmäßigen Professor ernannte Otto Hilgenfeldt war ein Mensch aufrechten Charakters; er geriet bald in Gegensatz zur Politisierung des Alltags durch die kommunistischen Machthaber. Bemerkenswerte Zivilcourage bewies er, als er im Juni 1950 seine Chefarztposition aufgab, um lieber als Assistenzarzt zu arbeiten, als sich unter Druck setzen zu lassen. Bis Oktober 1950 arbeitete er als Assistenzarzt an der Chirurgischen Klinik der Charité in Berlin bei W. Felix für 500,– Ostmark (!), bevor er den Ostteil Deutsch-
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lands schließlich verlassen musste. Nach einigen Monaten an der Chirurgischen Universitätsklinik München unter K. E. Frey, die dem Erlernen neuer Techniken in Chirurgie und Anästhesie dienten, konnte Hilgenfeldt 1951 die Chefarztposition an der Chirurgischen Abteilung an der Augusta-Krankenanstalt in Bochum übernehmen, die er bis zur Pensionierung 1966 innehatte. Erst spät wurde Otto Hilgenfeldt auch in Deutschland gewürdigt, nachdem seine handchirurgische Bedeutung im Ausland bereits erkannt worden war. Er unterhielt enge und freundschaftliche Verbindungen zu Erik Moberg und Marc Iselin. So ging seine Ernennung zum Präsidenten der Internationalen Liga zum Schutze der Hand in Paris 1964 den Ehrungen in Deutschland voran: Ehrenmitgliedschaften in der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Handchirurgie (1966), in den Deutschen Gesellschaften für Unfallheilkunde (1970) und für Chirurgie (1972) sowie Verleihung des Erich-Lexer-Preises (1973) und des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse (1966). Erst nach der politischen Wende konnte er in seiner Heimatstadt Wittenberge an der Elbe durch eine ständige Ausstellung im Museum „Alte Burg“ und Benennung einer Straße gewürdigt werden. Otto Hilgenfeldt war nicht nur ein geschickter Operateur, sondern auch ein guter Diagnostiker. So wird berichtet, dass er bei seiner ersten Visite in Bochum an einem bereits tagelang erkrankten Patienten mit rapidem Kräfteverfall die bis dahin unklare Diagnose durch eine einfache rektale Untersuchung als Douglas-Abszess zu klären vermochte, wodurch er die sofortige Achtung seiner zukünftigen Mitarbeiter errang. Ebenso wie Hilgenfeldt sich rührend um Patienten und Angehörige kümmerte, so groß waren auch seine Fürsorge und sein Einsatz für Mitarbeiter. Er verlangte allerdings auch viel und forderte vollen Einsatz und Pünktlichkeit, obwohl er selbst oft auf sich warten ließ – immer mit seinen Forschungen beschäftigt. Obwohl für ihn die Pflicht immer vor dem Privatleben stand und sein damaliger Chef von Haberer keine verheirateten Ärzte beschäftigen wollte, heiratete er 1935 seine Frau Annelene. Nach Aussage von Freunden ist sie in ihrem Wesen die ideale Ergänzung zu Otto Hilgenfeldt gewesen. Mein früherer Mitarbeiter Niels Benatar konnte 1990 die sympathische Frau Hilgenfeldt aufsuchen und von ihr vieles aus dem Leben ihres Mannes erfahren. Für die Weitergabe sei ihm genauso gedankt wie dem Urologen Medizinalrat Hartmut Pommrich in Berlin, dem Sohn eines Studienfreundes von Hilgenfeldt. Auch er trug mit biografischen Informationen zu dieser Laudatio bei. Selbst im Urlaub konnte Otto Hilgenfeldt sich seinem Beruf nicht entziehen. H. Pommrich erlebte, wie er am Strand unter den bewundernden Blicken zahlreicher anderer
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Strandgäste am Arm eines kriegsverletzten Augenarztes eine ausführliche, genaue Untersuchung und Erklärung der Rekonstruktionsmöglichkeiten vornahm. In den siebziger Jahren erlitt Hilgenfeldt mehrere Herzinfarkte. Nach einer Arteriitis temporalis war er sehr anfällig und musste sich wegen Herz-Kreislauf-Beschwerden mehrfachen Krankenhausbehandlungen unterziehen. Während eines stationären Aufenthaltes verstarb er am 7. Juli 1983; er wurde in Bochum-Stiepel begraben. Seine Frau schrieb auf die Todesanzeige: „Ein rastlos suchender Geist fand nun den Frieden.“
Heinz Hoffmann
Heinz Hoffmann wurde am 14. Juli 1911 als Sohn des Rektors Alfred Hoffmann und seiner Ehefrau Charlotte, geb. Schneidereit, in Hohenholm bei Bromberg (Westpreußen) geboren. Bereits 1912 übersiedelte die Familie nach Berlin-Wilmersdorf, wo Heinz Hoffmann auch die Schulzeit verbrachte. Nach dem Studium der Medizin an den Universitäten Berlin und München legte er 1935 das Staatsexamen ab und erhielt anschließend eine erste praktische Ausbildung vor allem in innerer Medizin und Röntgendiagnostik in Bad Mergentheim. Obwohl er schon damals den Wunsch hatte, Chirurg und Gynäkologe zu werden, versuchte er zunächst, eine breitere Grundausbildung zu erhalten und trat im Mai 1938 in die Universitätskinderklinik Leipzig (W. Catel) ein. Zwei erste wissenschaftliche Arbeiten über Lambliose der Gallenwege und Miliartuberkulose zeugen von der dortigen Arbeit, die durch den Zweiten Weltkrieg abrupt beendet wurde. Heinz Hoffmann machte den Krieg vom Anfang bis zum Ende als Stabs- und Regimentsarzt bei verschiedenen Infanteriedivisionen mit und war in Polen, Frankreich und Russland eingesetzt. Nach vierjähriger Frontdienstzeit wurde er in rückwärtige Lazarette versetzt. Das Kriegsende erlebte er in Heidelberg-Rohrbach an einer Spezialabteilung für Thoraxchirurgie und Schussbruchverletzte; dort konnte er auch als Kriegsgefangener seine chirurgische Tätigkeit weiterhin ausüben.
Dieser Beitrag erschien anlässlich des Todes von Heinz Hoffmann in Handchir. Mikrochir. Plast. Chir. 26, 59, 1994.
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Heinz Hoffmann
Im April 1946, nach Auflösung des Lazaretts, übernahm Heinz Hoffmann die Stelle des Ersten Assistenten an der Chirurgischen Abteilung des Diakonissenhauses in Heidelberg (Leitung Dr. Feucht) und erhielt in über fünfjähriger Tätigkeit eine gründliche und umfassende Ausbildung in der gesamten praktischen Chirurgie. Die Anerkennung als Facharzt für Chirurgie erfolgte im November 1947. Obwohl er während dieser Zeit als Vertreter des Chefarztes die Abteilung zeitweilig selbstständig geleitet hatte, ging Hoffmann von Februar bis November 1951 als Stationsarzt in das Amerikanische Hospital in Heidelberg, um sich mit den modernen, während des Krieges entwickelten Operations- und Narkoseverfahren vertraut zu machen. Hier bekam er erstmals Berührung mit einem neuen Spezialgebiet, nämlich der Handchirurgie, und konnte die eigenen bescheidenen Erfahrungen durch gründliches Studieren der „Bibel der Handchirurgen“, des Buches von Sterling Bunnell „Surgery of the Hand“, in seiner ersten Auflage, erweitern und vertiefen. Auch während seiner weiteren Tätigkeit als Oberarzt der Chirurgisch-Gynäkologischen Abteilung des Evangelischen Krankenhauses Hohenlimburg/Westfalen hatte er Gelegenheit, diese damals gesammelten Anfangserfahrungen in der großen Unfallambulanz zu erweitern. Während einer weiteren Oberarzttätigkeit zwischen Februar 1954 und April 1957 am Evangelischen Krankenhaus in Lippstadt (Chefarzt Prof. Schlaaff) war seine Arbeit in der Allgemeinchirurgie sowie in der Spezialabteilung für Knochen- und Gelenkkrankheiten infolge starker außerdienstlicher Inanspruchnahme des Klinikleiters besonders selbstständig und selbstverantwortlich. Das erste Halbjahr 1957 verbrachte Heinz Hoffmann auf Reisen, um sich an verschiedenen Spezialabteilungen über die Fortschritte auf dem Gebiet der Urologie, der Traumatologie und der modernen Handchirurgie zu informieren. Er hielt sich dabei für jeweils einige Wochen bei Marc Iselin in Nanterre, Frankreich, und bei Erik Moberg, Göteborg, Schweden, auf. Hier begann auch unsere persönliche Bekanntschaft, die sich mit vielen fachlichen und persönlich-familiären Kontakten als Freundschaft fortgesetzt hat. Im Juli 1957 trat Heinz Hoffmann als selbstständiger Mitarbeiter in die von Erler gegründete Unfallklinik Nürnberg ein. Die an Wichtigkeit ständig zunehmende Beschäftigung mit der modernen Handchirurgie führte bereits damals zu einem engen Kontakt mit den gewerblichen Berufsgenossenschaften. Diese Verbindungen erleichterten die Niederlassung als D-Arzt und Kassenarzt für Chirurgie in Nürnberg im Februar 1960. Die ambulante Tätigkeit erlaubte Hoffmann, sich insbesondere mit dem Gebiet der Handchirurgie zu beschäftigen und die hier erzielten Fortschritte seinen eigenen Patienten zu deren Nutzen anzubieten. Er zählte zu den Gründungsmitgliedern der Deutschsprachigen Arbeitsgemein-
Heinz Hoffmann
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schaft für Handchirurgie und war Teilnehmer des ersten HandchirurgieSymposiums am 16. und 17. Oktober 1960 in Hamburg. Eine Arbeit über den sensiblen gekreuzten Fingerlappen zur Deckung von Daumenkuppendefekten (Handchirurgie 1, 82–85, 1969) zeugt auch vom Einbringen eigener Ideen. 1970 konnte Heinz Hoffmann eine eigene Klinik mit 14 Betten und einer umfangreichen Ambulanz (4500 Patienten pro Jahr) in Nürnberg eröffnen, in der er überwiegend handchirurgische Patienten, aber auch solche mit Unfällen an anderen Körperteilen behandelte. Nach segensreicher Tätigkeit zwangen ihn ernsthafte Krankheiten, die Klinik zum Januar 1988 an einen Nachfolger zu übergeben. Auch in den folgenden Jahren machte Heinz Hoffmann mehrfache schwere Krankheiten durch, die er mit der ihm eigenen Widerstandsfähigkeit und der aufopfernden Betreuung seiner Ehefrau, Dr. med. Ursula Hoffmann, überstehen konnte, bis am 2. Oktober 1993 ein Herzversagen einem arbeitsreichen Chirurgenleben ein jähes Ende setzte. Heinz Hoffmann hat noch die Freude erleben dürfen, von seinem Sohn Michael, der ebenfalls den Arztberuf erwählt hat, und seiner Frau Bettina eine Enkeltocher, Theresa, zu erhalten, die der Glanzpunkt seiner letzten Monate war. Die deutsche Handchirurgie verliert mit Heinz Hoffmann einen ihrer Pioniere, der sich nach breit angelegter chirurgisch-gynäkologischer Grundausbildung diesem faszinierenden Spezialgebiet mit ganzem Herzen gewidmet hat. Er hat mit seinen teilweise zermürbenden Bemühungen gegen die damals herrschende Großmannssucht der Allgemeinchirurgen angekämpft, um sie von der Wichtigkeit der Handchirurgie zu überzeugen und ihr in der Behandlung von Patienten einen festen Platz einzuräumen.
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Steven Erik Ruden Hovius
Einer der bekanntesten niederländischen Handchirurgen ist Steven E. R. Hovius, der in Rotterdam arbeitet. Er wurde am 1. Juni 1961 in Cardon, Venezuela, geboren. Warum die Familie sich dort aufhielt, konnte ich ebenso wenig in Erfahrung bringen wie den Beruf des Vaters, die Schulzeit, die Motivation zum Medizinstudium, seine eigene Familie und seine Hobbys, da mehrfache Bitten um Angaben hierzu unbeantwortet blieben. Er studierte Medizin an der Freien Universität Amsterdam mit Abschluss im Jahre 1977. Nach der Ableistung des Militärdienstes erfolgte eine Ausbildung in Allgemeinchirurgie von 1978 bis 1984 am Binnengasthuis und Akademischen Medizinzentrum in Amsterdam unter W. H. Brummelkamp, danach in plastischer Chirurgie durch Jacques C. van der Meulen am Universitätskrankenhaus Rotterdam von 1984 bis 1987. Er wurde Chef de Clinique und 1994 Acting Head an der Abteilung für Plastische Chirurgie der Universität Rotterdam. Noch 1994 wechselte er an das Forschungsinstitut für Plastische und Rekonstruktive Chirurgie der ErasmusUniversität Rotterdam und wurde dort 1996 Professor und Chef der Abteilung. Die Hauptarbeitsgebiete von Steven Hovius sind die Behandlung angeborener Fehlbildungen sowie von Verletzungen und deren Folgen einschließlich der Mikrochirurgie. Er hat mit seinen Mitarbeitern mehr als 125 Arbeiten in Zeitschriften und viele Buchbeiträge veröffentlicht und hat viele Tagungen organisiert, vor allem die jährlich stattfindenden J.-F.-S.-EsserKurse mit Themen der plastischen Chirurgie. In etlichen nationalen und
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Steven Erik Ruden Hovius
internationalen Fachgesellschaften ist er Mitglied oder Ehrenmitglied; er war Vorstandsmitglied und Präsident der Niederländischen Gesellschaften für Handchirurgie sowie für Plastische und Rekonstruktive Chirurgie und von 1999 bis 2002 General Secretary der Federation of European Societies for Surgery of the Hand. Als Mitglied des wissenschaftlichen Beirats betätigte er sich an mehreren Zeitschriften und ist seit 2003 Assistant Editor des Journal of Hand Surgery, British and European Volume. In seiner klinischen Tätigkeit hat er zahlreiche jüngere Chirurgen ausgebildet und etliche Habilitationsschriften (Thesen) betreut. In vielen Vorträgen – meist auf Einladung – konnte er sein Wissen und seine Erfahrungen im In- und Ausland weitergeben.
John Turner Hueston
Besonders durch seine Beschäftigung mit der Dupuytren-Krankheit ist John Turner Hueston, der in Melbourne als Plastischer Chirurg eine wichtige Rolle gespielt hat, bekannt geworden. Er wurde am 16. Januar 1926 als Sohn eines Zollbeamten in East Kew, Melbourne, geboren, wo er auch aufwuchs. Einer der Gründe, warum er Medizin zu studieren wünschte, waren die durch Polyarthritis deformierten Hände seiner Großmutter, der er helfen wollte. Er studierte an der Universität von Melbourne, wo er auch seine chirurgische Grundausbildung erhielt. Er arbeitete als House Surgeon unter Sir Benjamin Rank, vollendete 1951 sein Master of Surgery (MS) und wurde Fellow of the Royal Australian College of Surgeons. In dieser Zeit lernte er Constance Berndt kennen, die als Krankenschwester am Royal Melbourne Hospital tätig war. 1952 arbeitete er als Sanitätsoffizier in Korea und ging nach der Entlassung nach England, um eine plastisch-chirurgische Ausbildung zu erhalten. Durch Glück und Zufall bekam er eine Stelle in East Grinstead am Queen Victoria Hospital, wo Sir Archibald McIndoe ihn in dieses Spezialgebiet einführte. Er wurde Fellow of the Royal College of Surgeons. 1953 heirateten John und Connie, die ihm nach England gefolgt war und dort auch arbeiten konnte. Im Jahre 1954 kehrte John Hueston mit seiner Frau nach Australien zurück und trat in die Praxis von Sir Benjamin Rank und Alan Wakefield in der Royal Parade in Melbourne ein. Klinisch arbeitete er am Repatriation General Hospital in Heidelberg, Victoria (1954 bis 1965), am Footscray Hospital (1955 bis 1965) und am Royal Melbourne Hospital, wo
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John Turner Hueston
er 1966 nach der Pensionierung von Sir Benjamin Rank die Leitung der Abteilung für Plastische Chirurgie übernahm, die er bis 1975 innehatte. Er ging dann in die Privatpraxis. John Huestons Hauptarbeitsgebiet war die Handchirurgie, in der sein Interesse besonders der Dupuytren-Erkrankung galt. Er hat darüber viele Arbeiten veröffentlicht, nicht nur in Zeitschriften, sondern auch als Bücher oder Buchkapitel. Bekannt wurde er bereits durch sein erstes Buch „Dupuytren’s Contracture“ (Livingstone, Edinburgh 1963), dem die zusammen mit Raoul Tubiana herausgegebenen GEM-Monographien „Maladie de Dupuytren“ folgten (Expansion Scientifique Française, Paris 1972 und 1986; in englischer Übersetzung als „Dupuytren’s Disease“, Churchill Livingstone, Edinburgh 1974 und 1985). Über dieses Thema hielt er auch viele Vorträge, so 1964 die Hunterian Lecture vor dem Royal College of Surgeons of England, 1969 die Founders Lecture der American Society for Surgery of the Hand sowie die McIndoe Memorial Lecture vor dem Royal College of Surgeons im Jahre 1984. 1998 wurde er von der IFSSH postum als Pioneer of Hand Surgery geehrt. Er war Mitglied oder Ehrenmitglied vieler internationaler und nationaler Fachgesellschaften. Zwei andere wichtige Aufgaben waren die Mitautorenschaft an der dritten Auflage des Buches von Sir Benjamin K. Rank und Alan Ross Wakefield „Surgery of Repair as Applied to Hand Injuries“ (Livingstone, Edinburgh 1968) sowie die Herausgabe der „Transactions of the Fifth International Congress of Plastic and Reconstructive Surgery“ in Melbourne (Butterworth Australia 1971) mit 1300 Seiten rechtzeitig vor Beginn des Kongresses – eine bemerkenswerte Leistung –, sodass jeder Teilnehmer sich vorher darüber orientieren konnte, welche der vielen Vorträge er hören wollte. Nach seiner Pensionierung 1987 erwarb die Familie ein kleines Haus nahe St. Saturnin d’Apt in der Provence. John nahm viel Anteil am lokalen Geschehen und wurde sogar zum Ehrenbürger von Aix-en-Provence ernannt. Er sprach gut französisch, ebenso wie die älteste Tochter Penny (Penelope), die zusammen mit Andrew Cuthbertson und Michael N. Tempest das Buch des französischen Kinderorthopäden aus Marseille, Michel Salmon, „Artères de la Peau“ (Masson, Paris 1930) ins Englische übersetzte. Dies war eine mühsame Aufgabe, da die französische anatomische Nomenklatur dieser Jahre sich beträchtlich von der sonstigen europäischen unterschied. Auch die beiden anderen Töchter des Ehepaares Hueston, Jillian und Rosemary, wurden keine Ärzte, jedoch eines der sechs Enkelkinder.
John Turner Hueston
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John Hueston beschäftigte sich in Frankreich intensiv mit dem Leben von Baron Guillaume Dupuytren, hat darüber aber kein Buch veröffentlicht, da ihm offenbar damit Hannah K. Barsky, die Frau von Arthur J. Barsky, zuvorgekommen war (Guillaume Dupuytren. A Surgeon in His Place and Time. Vantage Press, New York 1984). Er hat viel über Kunst, Architektur und Malerei und deren historische und kulturelle Wurzeln gelesen. John Hueston starb durch einen Herzinfarkt am 29. Dezember 1993 in der Provence.
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Adolf Johan Casimir (Bob) Huffstadt
Wie so viele Niederländer seiner Generation wurde auch Adolf Johan Casimir Huffstadt in einer der damaligen niederländischen Kolonien geboren. Er kam am 9. Februar 1922 auf der kleinen Insel Tarakan vor der Nordostküste Borneos (heute Kalimantan) als Sohn eines Ingenieurs der Bataafsche Petroleum Maatschappij (BPM) auf die Welt. Die drei Vornamen, die er ebenso wie Vater und Großvater erhielt, missfielen der Mutter, die ihn Bob nannte. Diesen Namen behielt er für sein ganzes Leben; selbst sein Vater nannte ihn so. Da die Möglichkeiten für einen geordneten Schulbesuch auf der abgelegenen Insel sehr begrenzt waren, wurde Bob 1929 in die Niederlande geschickt, während die Familie in Indonesien den Krieg überlebte. In den Niederlanden ging er in Utrecht und Zeist bis 1941 zur Schule. Den Entschluss, Medizin zu studieren, fasste er nicht nur in Hinblick auf die gehobene soziale Stellung eines Arztes, sondern auch wegen seines Wunsches, Missionsarzt in Indonesien zu werden. Das im September 1941 an der Universität Utrecht aufgenommene Studium musste er im Dezember 1942 unterbrechen. Der Grund war die Forderung der das Land besetzt haltenden Deutschen, dass die Studenten ihre Zusammenarbeit mit der Militärregierung bekunden mussten, was viele nicht taten. Um darauf nicht nach Deutschland deportiert zu werden, mussten sie untertauchen und sich mit falschem Ausweis und geänderten Namen verstecken. Dieser „Untergrund“ war gut organisiert, zumal die Verstecke immer wieder gewechselt werden mussten. Es waren zweieinhalb verlorene Jahre, aber Bob Huffstadt wurde nicht gefasst.
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Adolf Johan Casimir (Bob) Huffstadt
Nach dem Krieg setzte Bob Huffstadt das Studium fort und begann nach dem Examen im Juli 1949 eine Ausbildung in allgemeiner Chirurgie am Coolsingel Ziekenhuis unter Cornelis van Staveren in Rotterdam, das durch das Bombardement von 1940 teilzerstört war. Mit der plastischen Chirurgie kam er nur durch Zufall in Berührung: Er musste – wenn auch nur widerstrebend – an der neuen Abteilung für Plastische Chirurgie (Leiter Jan Raadsveld) einen erkrankten Assistenten ersetzen. Bob lernte die ihm bis dahin unbekannte Tätigkeit aber bald lieben und blieb zwei Jahre (1952 bis 1954) in der Abteilung. Zusätzlich erhielt er eine Einführung in die HNO-Chirurgie durch P. de Haan. Obwohl er bereits mit Leendert D. Eerland über die Errichtung einer Abteilung für Plastische Chirurgie in Groningen verhandelt hatte, musste er noch den damals üblichen Abschluss der Ausbildung im Ausland durchführen. Er verbrachte daher das letzte Jahr (1954/55) seiner Ausbildung unter Sir Archibald McIndoe am Queen Victoria Hospital in East Grinstead in England. Am 1. September 1955 wurde Bob Huffstadt offiziell als Plastischer Chirurg registriert; er war der siebte Facharzt in den Niederlanden. Bevor er jedoch am 1. Februar 1956 seine neue Position als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Rijksuniversiteit Groningen antreten konnte, musste er noch fünf Monate seine Wehrpflicht erfüllen – eine unproduktive Zeit, die er murrend ableistete. Er richtete eine Abteilung für Plastische und Rekonstruktive Chirurgie am Universitätskrankenhaus ein und mit Hilfe des orthopädischen Chirurgen H. A. J. Kruseman, der ihm anfänglich Räume zur Verfügung stellte, auch eine Ambulanz in der Stadt. Am 22. Januar 1958 verteidigte er seine These „Vrije peestransplantalie bij behandeling van buigpeesletsel aan duim en vingers“ (Freie Sehnentransplantation in der Behandlung von Beugesehnenverletzungen an Daumen und Fingern). Er veröffentlichte insgesamt 113 Zeitschriftenartikel und 12 Bücher, meist in holländischer Sprache, und ist Mitglied oder Ehrenmitglied vieler nationaler und internationaler Gesellschaften für Plastische oder Handchirurgie, unter anderen auch der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Handchirurgie und natürlich auch der Niederländischen Gesellschaft für Plastische und Rekonstruktive Chirurgie, deren Archivar Barend Haeseker ich für seine umfassende Hilfe bei der Erstellung dieser Biografie zu Dank verpflichtet bin. Bob Huffstadt war sehr aktiv als Vortragender und Lehrer nicht nur in den Niederlanden, sondern regelmäßig in den ehemaligen Kolonien Indonesien, den Niederländischen Antillen und Surinam. Die Universität Groningen verlieh ihm im Oktober 1965 das „Lektoraat plastische en reconstructieve chirurgie“ und ernannte ihn am 1. Dezember 1970 zum ersten Ordinarius für Plastische und Rekonstruktive Chirurgie in den Niederlan-
Adolf Johan Casimir (Bob) Huffstadt
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den. Er machte seine Klinik zu einer der angesehensten Abteilungen, an der mit seinem besonderen Verständnis für multidisziplinäres Zusammenarbeiten mehrere „Spezialteams“ errichtet wurden, zum Beispiel für Gaumenspalten, Brandverletzungen, Handverletzungen oder Kopfchirurgie. Er bildete viele junge Chirurgen zu Plastischen Chirurgen aus; vier von ihnen wurden später Professoren dieses Faches. Nachdem in den Niederlanden das Alter für die Emeritierung von Universitätsprofessoren gesetzlich von 70 auf 65 Jahre gesenkt worden war, musste er – wiederum murrend und widerstrebend – 1987 in den Ruhestand gehen. Jetzt kann sich Bob Huffstadt in Ruhe seinen Hobbys widmen: den Garten bestellen, Blumen züchten, Vögel beobachten (zeitweise in Yorkshire) und mit seinen Hunden spazieren gehen. Abends trinkt er gerne Whisky und raucht eine gute Zigarre, obwohl ihm dies seit einer Koronarbypassoperation 1997 untersagt worden ist. Er ist viele Jahrzehnte glücklich verheiratet mit Janet; sie haben vier Kinder und mehrere Enkelkinder, die auch zur Freude und Abwechslung beitragen.
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Carlos Irisarri
Mit ihm zog hochrangige Handchirurgie auch in Galicien, den äußersten Nordwesten Spaniens, ein. Dort wurde Carlos Irisarri am 9. Dezember 1948 in Vigo als Sohn eines Rechtsanwaltes geboren und verbrachte hier seine Jugend. Er wählte die Medizin zum Beruf, weil er wissen wollte, wie der Körper funktionierte – und vielleicht auch, weil im Fernsehen Serien mit cleveren Chirurgen, umgeben von hübschen Schwestern, gezeigt wurden. Das Medizinstudium absolvierte er von 1964 bis 1971 an den Universitäten von Navarra und Santiago. Bis 1974 erfolgte eine Ausbildung in Orthopädie und Traumatologie sowie in Plastischer und Rekonstruktiver Chirurgie am Asepeyo-Hospital in Barcelona. Ab 1975 arbeitete er am Asepeyo-Hospital in Madrid. Zur Handchirurgie brachten ihn nicht nur die Besuche der „Handchirurgiewoche“, die der Pionier der spanischen Chirurgie der Hand, Fernando E. Salamanca, jährlich veranstaltete, sondern auch, weil sein Chef Palacios Carvajal die Bildung spezialisierter Einheiten an der Orthopädischen Klinik einführte. Da sich kein anderer dafür interessierte, musste Carlos Irisarri als der jüngste Assistent die Sparte Handchirurgie übernehmen, die ihn bald sehr befriedigte. Er wurde 1986 Chef der Abteilung für Handchirurgie und Mikrochirurgie. Ab 1992 leitete er die dann eine selbstständige und unabhängige Handchirurgieabteilung am Hospital Povìsa in seiner Geburtsstadt Vigo und ging dort 2005 in die Privatpraxis am Hospital El Castro. Die besonderen Interessen- und Arbeitsgebiete von Carlos Irisarri sind die Erkrankungen und Verletzungen des Handgelenkes (besonders
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Carlos Irisarri
das Skaphoid und die Kienböck-Erkrankung) sowie die Tumoren. Er hat darüber und über andere handchirurgische Themen viele Arbeiten in Zeitschriften (u. Aetiology of Kienböck’s disease. J. Hand Surg. 29 B, 281–287, 2004) sowie mehrere Bücher veröffentlicht (u. a. Traumatic Hand Injuries. Ene, Madrid 1992; Carpal Scaphoid Injuries. Norgrafica, Vigo 2002). Carlos Irisarri ist Mitglied/Ehrenmitglied einiger Fachgesellschaften (Spanien, Großbritannien, Südamerika) und war 1996/97 Präsident der Sociedad Española de Cirugia de la Mano – SECMA –, Gründungsmitglied der ILA-Gruppe (Ibero-Latein-Amerikanische Handchirurgen) 1993 sowie Präsident der Studiengruppe für Verletzungen der oberen Extremitäten (GEPES) ab 2003. Er hat als Tagungspräsident mehrere große internationale Kongresse geleitet: den gemeinsamen Kongress der amerikanischen, französischen und spanischen Handchirurgie-Gesellschaften in Madrid 1991, den Kongress der argentinischen, brasilianischen und spanischen Handchirurgie-Gesellschaften in Vigo 1993, das Treffen der deutschen und spanischen Handchirurgen in Gandia 1997 und das Treffen mit den britischen Handchirurgen in Valladolid 2005. Persönlich verdanke ich Carlos Irisarri die Organisation einer interessanten Reise nach Barcelona, Vigo, Madrid und Toledo anlässlich der gemeinsamen Tagung 1997 in Gandia. In Vigo lernten meine Frau und ich auch seine Frau Margarita kennen, mit der er seit 1974 verheiratet ist. Das Ehepaar hat zwei Söhne, Guillermo (heute Ingenieur) und Daniel (heute Kaufmann). Über unseren Aufenthalt und meine Vorträge in Vigo berichteten die lokalen Zeitungen. Carlos erzählte später, dass als Folge davon in den folgenden zwei Wochen einundvierzig Kinder mit angeborenen Handfehlbildungen seine Beratung und Behandlung suchten, was sonst wohl nicht erfolgt wäre.
Marc Iselin
Weit über die Grenzen seines Heimatlandes Frankreich hat Marc Iselin die Entwicklung der Handchirurgie beeinflusst. Dies verdankte er nicht nur seinem Können und seinen Ideen, sondern auch der Tatsache, dass er sich außer im Französischen fließend in Deutsch und amerikanischem Englisch auszudrücken verstand. Seine guten Deutschkenntnisse hatte er hauptsächlich von seiner Mutter Therese, geb. Engel, der Tochter eines elsässischen Buchbinders. Sein Vater Armand Iselin war Chirurg, der als Urologe in Paris praktizierte. Dort wurde Marc am 15. Februar 1898 geboren; er wuchs in Paris auf und besuchte die Ecole Alsacienne. Im Alter von 18 Jahren meldete er sich im Ersten Weltkrieg freiwillig zu den Gebirgsjägern. Er wurde verwundet und erhielt mehrere Auszeichnungen, darunter die Médaille militaire, die höchste Ehrung für Nichtberufssoldaten. Sein Medizinstudium begann Marc Iselin 1919 in Paris und erhielt 1923 bis 1926 seine chirurgische Ausbildung als Interne des Hôpitaux de Paris bei berühmten Lehrern wie Pierre Delbet, Paul Lecène, Paul Moure, Antonin Gosset und Charles Lenormant. Etwa 1925 veranlasste Paul Moure ihn, sich mit Handchirurgie zu beschäftigen. Daraus resultierte das Buch „Plaies et Maladies Infectieuses des Mains“ (Masson, Paris 1928). Es war sehr erfolgreich, wurde dreimal nachgedruckt und in fünf Sprachen übersetzt. 1927 erhielt er ein Stipendium der Rockefeller Foundation und verbrachte ein Jahr am Johns Hopkins Hospital und Hunter Laboratorium in Baltimore. In dieser Zeit traf er seine spätere Frau
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Marc Iselin
Germaine, die er 1929 heiratete. Marc Iselin besuchte auch Sumner L. Koch in Chicago und Sterling Bunnell in San Francisco. In diesen Jahren war er besonders an Thoraxchirurgie interessiert und besuchte deswegen Montreal, Kanada (Dr. Archibald), und im Rahmen eines zweiten Rockefeller-Stipendiums 1929 Berlin, wo er bei Ferdinand Sauerbruch lernte und seine Deutschkenntnisse auffrischen konnte. Zurückgekehrt nach Paris wurde er als Allgemeinchirurg Mitarbeiter am American Hospital in Neuilly; er arbeitete meist in der Thoraxchirurgie und nur wenig in der Handchirurgie. Die erwünschte Position eines Professors der Pariser Universität erhielt er nicht, da sein Mentor Paul Lecène starb und er bei den Universitätsprofessoren nicht sehr beliebt war – vielleicht weil er seine Ausbildung im Ausland gesucht hatte, oder auch, weil er so erfolgreich am Amerikanischen Krankenhaus arbeitete. Im Zweiten Weltkrieg wurde er Chef eines Lazaretts, wurde aber schon 1941 entlassen. Bereits 1938 hatte er ein weiteres Buch veröffentlicht, „Chirurgie de la Main“ mit den Teilen „Livre de Practicien“ und „Livre de Chirurgien“ (Masson, Paris), das später mehrfach neu aufgelegt werden musste (zuletzt beide Teile in einem Band). Zusammen mit seinem Sohn François publizierte er 1967 das Buch „Traité de Chirurgie de la Main“ (Flammarion, Paris). Mehr als praktisches Buch erschien 1958 der „Atlas de Technique Opératoire. Chirurgie de la Main“ (Flammarion, Paris), an dem sich Luc Gosse, Serge Boussard und Daniel Benoist beteiligten. Dieses ebenfalls in mehrere Sprachen übersetzte Werk enthält Operationsskizzen mit erklärendem Text. Noch im Jahre 1941 wurde er Chef de Service an der Chirurgischen Abteilung des Hôpital de Nanterre, einer westlichen Vorstadt von Paris. Er reorganisierte die Abteilung und führte einen aktiven Dienst ein. Die Tätigkeit mit Thoraxchirurgie gab er bald auf, da eine Lungenabteilung unter Max Fourestier in der Nähe bestand und die Zahl der Erkrankungen durch Einführung der Antibiotika abnahm. Seine Hauptbeschäftigung wurde die Handchirurgie, worauf sich dann die Abteilung spezialisierte. Sie hatte bald einen guten Ruf und wurde immer bekannter. Es kamen nicht nur Patienten aus dem In- und Ausland, sondern auch viele Ärzte, um sich in der Handchirurgie fortzubilden. Seine Erfahrungen fanden ihren Niederschlag in mehr als einhundert Veröffentlichungen und vielen Vorträgen auf Kongressen. Seit 1950 organisierte Iselin HandchirurgieKurse, die ab 1956 wegen des großen Interesses zweimal jährlich abgehalten wurden und an denen fast alle europäischen Chirurgen teilnahmen, die später als Handchirurgen tätig wurden. Auch viele Deutsche waren darunter. Dadurch hatte Iselin starken Einfluss auf die Entwicklung der Handchirurgie in Mitteleuropa. Nach seiner Pensionierung 1965 setzte er diese Kurse mit früheren Mitarbeitern bis 1976 in Rom, Mailand, Mexiko, Kolumbien und Argentinien fort und beteiligte sich an einer internationalen Vereinigung für Handchirurgie.
Marc Iselin
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1961 hat Iselin die „urgence avec opération différée“ propagiert. Er verstand darunter das Aufschieben der Erstversorgung frischer Handverletzungen bis zu einem günstigeren Zeitpunkt, nachdem zunächst nur eine Säuberung durchgeführt und ein desinfizierender Verband angelegt wird. Diese „aufgeschobene Dringlichkeit“ hat sich jedoch nicht durchsetzen können. Ein derart verdienstvoller und aktiver Mann wie Marc Iselin erhielt natürlich auch viele Ehrungen: 1957 war er Präsident der Französischen Gesellschaft für Plastische und Rekonstruktive Chirurgie, 1966 nach Robert Merle D’ Aubigné und Jean Gosset der dritte Präsident der Groupe d’ Etude de la Main (G. E. M.) und 1978 Präsident der Académie de Chirurgie. In seinem Sohn François, der ebenfalls Handchirurg wurde, fand er einen guten Mitarbeiter für die Herausgabe der späteren Auflagen seiner Bücher. Ihm sei für die Mitarbeit an dieser Biografie gedankt. Marc Iselin starb am 20. November 1987 in Paris.
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John Ivor Pulsford James
Die wenigsten werden ihn mit diesen drei ausgeschriebenen Vornamen kennen, sondern sich an ihn nur als „Jip James“ erinnern, wie er immer und überall genannt wurde. Er war einer der bedeutendsten und einflussreichsten britischen Orthopäden mit ausgedehnter handchirurgischer Tätigkeit. Am 19. Oktober 1913 wurde er auf einer kleinen Farm in Südengland geboren und wegen häufiger Abwesenheiten seines Vaters, über dessen Beruf nichts bekannt ist, vorwiegend von der Mutter erzogen. Er studierte Medizin am University College Hospital in London mit Abschluss im Jahr 1938. Dort erfolgte auch seine chirurgische Grundausbildung, bis er im Zweiten Weltkrieg Sanitätsoffizier wurde. Als unternehmungslustiger junger Mann meldete er sich freiwillig zur Special Operations Executive und ließ sich nach entsprechender Ausbildung mit dem Fallschirm im von den Deutschen besetzten Jugoslawien absetzen. Er half Titos Partisanen unter schwierigsten Bedingungen, wobei er rückblickend feststellen musste, dass die moralische Unterstützung durch seine Anwesenheit größer war als die medizinische Hilfe, die er leisten konnte. Nach dem Krieg erhielt er eine Ausbildung in Orthopädie und wurde 1948 Consultant Orthopaedic Surgeon am Royal National Orthopaedic Hospital in Stanmore bei London. Hier arbeitete er eng mit (Sir) Herbert Seddon zusammen – eine Partnerschaft, durch die die Klinik berühmt wurde. 1958 erhielt er den Ruf an das Ordinariat für Orthopädie der Universität Edinburgh als Nachfolger von Sir Walter Mercer. Er errichtete in kurzer Zeit ein akademisches Department und organisierte die
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John Ivor Pulsford James
orthopädisch-traumatologische Versorgung nicht nur in Edinburgh, sondern in der ganzen Region im Südosten Schottlands. Die elektive Chirurgie wurde im Princess Margaret Rose Orthopaedic Hospital (PMROH) durchgeführt, während Verletzungen in der Royal Infirmary behandelt wurden. Edinburgh wurde berühmt als eines der führenden Orthopädiezentren und zog viele auszubildende Ärzte an. Jip James richtete ein spezielles Ausbildungsprogramm ein mit Abschlussprüfung zusammen mit dem Royal College of Surgeons of Edinburgh. Seine bevorzugten Interessen- und Arbeitsgebiete waren die Skoliosebehandlung und die Handchirurgie, besonders die Dupuytren-Erkrankung und die Frakturen. Seine zahlreichen Veröffentlichungen zeichneten sich nicht nur durch ihren wissenschaftlichen Inhalt aus, sondern waren auch in einem hervorragenden sprachlichen Stil verfasst. Jip James war Mitglied beziehungsweise Ehrenmitglied vieler Fachgesellschaften und hat eine Reihe von besonderen Ehrungen erhalten. Er war 1975 Präsident der British Society for Surgery of the Hand und der British Orthopaedic Association im Jahre 1977. 1952 war er einer der Gründungsmitglieder des (ersten) Hand Club of Great Britain. Nach seiner Pensionierung 1979 war er noch dynamisch genug, um einige Jahre in Kuwait und Saudi-Arabien zu arbeiten, bevor er sich in Slad in Gloucestershire endgültig zur Ruhe setzte und sich um seinen Garten kümmerte. Jip James hat spät geheiratet und eine glückliche Ehe mit seiner Frau Margaret geführt, aus der zwei Kinder, Jonathan und Tamsin, hervorgingen. Er durfte noch ein erstes Enkelkind erleben, bevor er am 11. Juni 2001 starb. Seinem fachlichen „Enkel“ am PMROH, Geoffrey Hooper, bin ich zu großem Dank verpflichtet für die wertvolle Unterstützung, die es mir erst möglich gemacht hat, diese Kurzbiografie zu schreiben.
Adalbert Ibrahim Kapandji
Auch wer seine Bücher mit den instruktiven Zeichnungen von ihm selbst nicht kennt, wird aber von der „Operation nach Kapandji“ gehört oder gelesen haben und wissen wollen, wer sich hinter dem ungewöhnlichen Namen verbirgt. Adalbert Kapandji wurde am 17. April 1928 in Paris als Sohn des Chirurgen Mehmet Ibrahim Kapandji geboren, der als Student aus der Türkei nach Frankreich kam. Die Mutter Roberte Chevalier war eine französische Malerin; von ihr stammt sein Zeichentalent. Ihr Vater mit Vornamen Adalbert war Marineingenieur, der viel mit seinem Enkel bastelte und Modelle baute; von ihm stammt das besondere Verständnis für Technik und Mechanik. Der junge Adalbert wurde von seiner Mutter in katholischer Tradition erzogen. Nach dem Medizinstudium in Paris arbeitete Kapandji von 1951 bis 1956 als Externe und von 1956 bis 1960 als Interne an verschiedenen Pariser Krankenhäusern und erhielt seine chirurgisch-orthopädische Ausbildung (Thoraxchirurgie am Hôpital Laennec unter Robert Monod, Kinderorthopädie am Hôpital Saint Louis unter Pierre Lance, Abdominalchirurgie am Hôpital Lariboisière unter Lucien Leger und Orthopädische Chirurgie am Hôpital Broussais unter Félix Poilleux). Als Assistent war er danach 1960 am Hôpital La Pitié-Salpétrière bei Pierre Moulanguet und bis 1964 am Hôpital Broussais bei Félix Poilleux tätig; in dieser Zeit hospitierte er des Öfteren bei Robert Merle D’Aubigné und Raoul Tubiana. Weiterhin lehrte er Anatomie an Schulen für Krankenschwestern und Physiotherapeuten.
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Adalbert Ibrahim Kapandji
1965 gründete Adalbert Kapandji die „Clinique de l’ Yvette“ in Longjumeau, benannt nach dem durch den Ort fließenden kleinen Fluss. Mit dieser Privatklinik in dem südlichen Vorort von Paris nahe dem Flughafen Orly wurde er „Kapitalist“, nachdem er als Student ein „Linker“ war und sich dadurch Probleme schaffte. Hier arbeitete er bis zur Pensionierung im Jahre 2001, stolz auf dieses Lebenswerk, das er ohne Protektion und ohne akademischen Hintergrund geschaffen hat. Sein einziger Mentor war sein Vater, dem er viel verdankt und nach dem die mit dem Namen Kapandji verbundene Operation benannt ist. Die Fusion des Ellenkopfes mit dem distalen Radius bei gleichzeitiger Segmentresektion aus der Elle zur Erhaltung der Unterarmdrehbewegungen wurde von Mehmet Ibrahim Kapandji entwickelt und 1936 publiziert, wobei er in der Arbeit seinem Chef Louis Sauvé den Vortritt lassen musste (Nouvelle technique de traitement chirurgical des luxations récidivantes isolées de l’extrémité inferieure du cubitus. J. Chir. 47, 589–594, 1936). Der Sohn Kapandji modifizierte die Technik mit dem Einfügen einer zweiten Schraube (Opération de Kapandji-Sauvé. Techniques et indications dans les affections non rhumatismales. Ann. Chir. Main 5, 181–193, 1986); er beschrieb dabei auch die Interposition eines Knochenspans aus dem resezierten Ellenanteil, obwohl er der Ansicht war, dss dies nicht unbedingt erforderlich sei (vgl. auch Buck-Gramcko, D.: On the priorities of publication of some operative procedures on the distal end of the ulna. J. Hand Surg. 15-B, 416–420, 1990). Während der besonders arbeitsintensiven Zeit schrieb Adalbert Kapandji seine bekannte „Physiologie der Gelenke“ in drei Bänden, die nicht nur auf Französisch (Maloine, Paris 1963, 1965 und 1971), sondern auch auf Englisch (Churchill Livingstone, New York 1970), Deutsch (Enke 1984 und 1992) und sieben weiteren Sprachen erschienen sind. 2005 kam der erste Band der 6. Auflage mit farbigen Abbildungen heraus. Kapandji hat sich viel mit Anatomie sowie der Funktion von Muskeln und Gelenken beschäftigt und darüber etliche Arbeiten veröffentlicht. Sein Zeichentalent kommt in dem Buch „Dessins de Mains“ (Maloine, Paris 1988) gut zur Geltung. Adalbert Kapandji ist Mitglied der Französischen Gesellschaft für Orthopädie sowie der Französischen, Italienischen und Amerikanischen Gesellschaften für Handchirurgie und war 1997/98 Präsident der Französischen Handchirurgie-Gesellschaft. Er ist mit Lydie Richard, seiner früheren chirurgischen Assistentin, verheiratet. Sowohl die Tochter Martine als auch der Sohn Thierry sind Ärzte geworden. Der Sohn ist Handchirurg und leitet jetzt die Privatklinik. Die sieben Enkelkinder sind der Stolz und die Freude des Groß-
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vaters, der zusammen mit seinem Sohn den Neubau der Klinik überwacht und der noch an der Neuauflage der restlichen zwei Bände seines Buches arbeitet. Ansonsten freut sich Adalbert Kapandji, dass er endlich Zeit genug hat, seinen Hobbys nachzugehen: Fotografieren, Dichten, Reisen und Tauchen.
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Emanuel Boris Kaplan
Einer der einflussreichsten orthopädischen Chirurgen in den USA, der sowohl in der Chirurgie als auch der Anatomie der Hand wesentliche Beiträge geleistet hat, war Emanuel B. Kaplan. Er wurde am 25. April 1894 in Krementschuk, Ukraine, geboren und erhielt seine medizinische Ausbildung an den Universitäten von Charkow, Montpellier und Paris. 1916 wurde er Militärarzt, zunächst in der Zarenarmee und in der Revolution in der Weißen Armee. Er wurde von bolschewistischen Kosaken gefangengenommen und sollte gehängt werden, entging aber dem Tod, als man durch das mitgeführte Stethoskop entdeckte, dass er Arzt war. Er musste sogleich in der Roten Armee tätig werden. Später arbeitete er als Arzt und Dolmetscher in der amerikanischen Unterstützungskommission (American Relief Administration), begünstigt durch seine umfangreichen Sprachkenntnisse; er konnte fünf Sprachen fließend sprechen: Russisch, Französisch, Deutsch, Lateinisch und Englisch. In der Kommission wurde Herbert Hoover, der spätere USA-Präsident, auf ihn aufmerksam und überredete ihn, auszuwandern. Kaplan kam 1924 in die USA und setzte seine Ausbildung als Resident in Orthopaedics am Hospital for Joint Diseases in New York fort. An diesem Krankenhaus arbeitete er bis 1976, ab 1926 als Adjunct Orthopaedic Surgeon, ab 1942 als Associate Orthopaedic Surgeon und ab 1950 als Attending Orthopaedic Surgeon. Er organisierte dort den Hand Surgery Service, den ersten in New York, und war ab 1957 Consultant in Orthopaedic and Hand Surgery. In diesen Jahren bildete er zahlreiche Orthopäden aus,
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Emanuel Boris Kaplan
die zum Teil später zu den führenden Handchirurgen der USA zählen sollten. Das Lehren war sein besonderes Anliegen. Er wurde Clinical Professor of Orthopaedic Surgery at the New Jersey School of Medicine and Dentistry in Newark sowie Associate Professor of Anatomy at Columbia University, College of Physicians and Surgeons in New York. Als Mitglied oder Ehrenmitglied gehörte er 25 nationalen und internationalen Fachgesellschaften an, war im wissenschaftlichen Beirat mehrerer Zeitschriften und als Editorin-Chief des Bulletin of the Hospital for Joint Diseases tätig. Neben der Autorenschaft von über hundert Veröffentlichungen über viele Gebiete der Handchirurgie, Orthopädie und Anatomie erwarb sich Emanuel Kaplan bleibende Verdienste mit seinen überragenden Sprachkenntnissen. Er übersetzte Guilleaume B. Duchennes „Physiologie des Mouvements“ (Lippincott, Philadelphia 1949) und Tinels Originalarbeit (in Spinner, M.: Injuries to the Major Branches of Peripheral Nerves of the Forearm. Saunders, Philadelphia 1972 und 1978) aus dem Französischen sowie Josias Weitbrechts „Syndesmologia sive historia ligamentum corporis humani . . .“ aus dem Lateinischen (Saunders, Philadelphia
Emanuel B. Kaplan 1977, gezeichnet von J. William Littler.
Emanuel Boris Kaplan
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1969). An Büchern erschienen von ihm „Functional and Surgical Anatomy of the Hand“ (Lippincott, Philadelphia, 1. Auflage 1953, 2. Auflage 1965, 3. Auflage mit Morton Spinner als Herausgeber 1984) und „Surgical Approaches to the Neck, Cervical Spine, and Upper Extremity“ (Saunders, Philadelphia 1966). Emanuel Kaplan starb am 20. September 1980 und hinterließ seine Frau Virginie, seine Kinder Robert und Elizabeth sowie sieben Enkelkinder. Robert J. Spinner, Neurochirurg an der Mayo Clinic in Rochester, Minnesota, und Sohn von Morton Spinner, gebührt mein Dank für die Überlassung vieler Informationen über das Leben von Emanuel Kaplan.
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Johan Marie Gerardus Kauer
Wenn ein Anatom der Schule von Hans Landsmeer in Leiden entstammt, ist es geradezu eine Verpflichtung, sich besonders mit der Hand und dem Bewegungsapparat zu beschäftigen. Dies hat auch John – wie er nur genannt wird – Kauer in engen Kontakt zu den Handchirurgen gebracht. Er wurde am 20. Mai 1937 im niederländischen Tilburg geboren. Sein Vater leitete die Buchprüfungsabteilung im Landwirtschaftsministerium und starb bereits früh. John hatte drei Schwestern und vier Brüder, von denen drei Ärzte wurden. Er besuchte das Gymnasium in Den Haag, wohin die Familie nach dem Krieg zog. Schon früh zeigte er Interesse an Biologie und den Möglichkeiten, verlorene Funktionen wieder herzustellen. Eigentlich wollte er Chirurg werden. Von 1955 bis 1961 studierte er Medizin an der Universität Leiden. Er war von der altmodischen und wenig klinisch orientierten Lehrweise sehr enttäuscht und suchte bei Landsmeer Rat. Dieser führte ihn in die funktionellen Aspekte des Bewegungsapparates und später in die seiner Spezialgebiete Hand und Handgelenk ein. Nach einem halben Jahr bot er ihm eine halbe Assistentenstelle an, was sich mit dem Studium gut vereinbaren ließ. John lernte wissenschaftliche Arbeiten und konnte bereits im Juni 1964 seine These „Een analyse van de carpale flexie“ erfolgreich verteidigen. Nach dem Staatsexamen mit Promotion 1966 kehrte er an das Institut für Anatomie und Embryologie der Universität Leiden zurück. Hans Landsmeer förderte ihn und schickte ihn zu Spezialausbildungen an verschiedene Zentren. So wurde John Kauer Anatom, vermisst aber die Chirurgie immer noch.
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Johan Marie Gerardus Kauer
John Kauer arbeitete fünfzehn Jahre am Institut für Anatomie und Embryologie der Universität Leiden und wurde 1971 Universitair Hoofddocent. Im Jahre 1980 wechselte er als Professor für Anatomie und Embryologie an die Radboud Universität in Nijmegen. 1992 wurde er Direktor der Abteilung für Anatomie und Embryologie. Von 1994 bis 1997 leitete er den Fakultätsbereich für präklinische Ausbildung, war 1996 bis 1998 Mitglied des Rates der Universität und von 1998 bis 2002 Stellvertretender Dekan der Medizinischen Fakultät. Nach seiner Emeritierung 2002 behielt er zwar einen Raum im Institut, um seine Forschungen fortsetzen zu können, nahm aber auch an der Universität von Twente in Enschede eine weitere Position an. Er beteiligte sich als Berater an einem neu geschaffenen Lehrplan für Technische Medizin und war glücklich, wieder einmal Neuland betreten zu können. In Nijmegen setzte John Kauer seine Untersuchungen und Forschungen über Gelenke, besonders Hand- und Fingergelenke, fort und beaufsichtigte etliche Doktorarbeiten (Thesen), zum Beispiel von J. G. W. A. van Gemert, A. de Lange, H. H. C. M. Savelberg, M. J. P. F. Ritt, A. H. Schuurman, M. M. Hoogbergen und T. M. Moojen. Er hat als Einzelautor oder mit Mitarbeitern 170 Arbeiten in Zeitschriften oder als Buchbeiträge veröffentlicht. Seine Forschungen führten zu vielen Einladungen zu Vorträgen. Er ist Mitglied nicht nur von Anatomiegesellschaften, sondern Ehrenmitglied auch der Niederländischen Gesellschaft für Handchirurgie, deren Präsident er von 1990 bis 1994 war. John Kauer ist seit 1965 verheiratet mit Elisabeth, geborene Welling, die er zehn Jahre vorher kennengelernt hatte. Sie war Einkäuferin für ein großes Warenhaus und musste nach dessen Regeln ihre Tätigkeit mit der Heirat aufgeben. So konnte sie John auf seinen vielen Reisen begleiten. Ihr 1967 geborener Sohn Erik wurde Bankmanager, die 1969 geborene Tochter Astrid Beraterin in einer großen Firma für Arbeitsvermittlung; sie hat zwei Töchter, die den Großeltern viel Freude bereiten. Diese genießen den so genannten Ruhestand im großen Haus und Garten, der viel Arbeit macht. Sie reisen viel, lesen gute Bücher und besuchen oft Museen und Ausstellungen, da sie sehr kunstinteressiert sind.
Harold Earl Kleinert
Als Sohn eines Farmers wurde Harold Kleinert am 7. Oktober 1921 nahe Sunburst, Montana, geboren. Die Farm war etwa 20 km vom Ort Sunburst entfernt, sodass die medizinische Versorgung schwierig war. Auch kranke oder verletzte Tiere mussten selbst behandelt werden. Ein benachbarter Farmer, Dr. Thomas Clark, leistete oft ärztliche Hilfe, obwohl er keine Praxis mehr betrieb; er half auch bei der Geburt von Harold. Dieser spielte viel mit den beiden Clark-Kindern; der Kontakt zu dieser Familie weckte sicherlich Interesse am Arztberuf. Dieses wurde zusätzlich beeinflusst durch einen Helfer auf der väterlichen Farm, der unerkannterweise Arzt war, doch seine Lizenz verloren hatte und der viel mit dem jungen Harold sprach. Dieser absolvierte die ersten acht Klassen der Grundschule durch Unterricht einer Lehrerin auf der Farm. Sein Vater wollte aus ihm einen Farmer machen, aber seine Mutter unterstützte seinen Berufswunsch, sodass er auf ein Zwei-Jahres-College in Montana gehen durfte. Der Hausarzt Dr. Meadows riet ihm aber zu einer besseren Ausbildung in einem bekannteren Vier-Jahres-College. Da zur selben Zeit ein Zeitungsfotograf aus Detroit auf der Farm weilte und dieser die Universität von Michigan als besonders gut empfahl, wechselte Harold Kleinert 1941 nach Ann Arbor. Er machte dort gute Examina. Bei der Suche nach einer geeigneten Medical School fragte er seinen Embryologieprofessor Dr. Okleberg um Rat. Dieser soll sich lächelnd zurückgelehnt und geantwortet haben: „Kleinert, you need a lot of polish. You’d better go as far east as you can go.“ Der östlichste Punkt war dann die Temple University Medical School in Philadelphia, Pennsylvania, wo er von 1943 bis 1946 studierte. Am Grace Hospital in
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Harold Earl Kleinert
Detroit durchlief er danach die Rotating Internship und war von 1949 bis 1953 Surgical Resident, unterbrochen 1947 bis 1949 durch den Wehrdienst bei der U.S. Army Air Force. Anschließend wollte er sich seinen Kindheitstraum erfüllen und als Landarzt nach Montana zurückkehren, wo immer noch Ärztemangel herrschte. Es kam jedoch anders. Nach einem Vortrag vor der Central Surgical Society in Chicago, auf der er Ergebnisse von Forschungsarbeiten präsentierte, sprach ihn ein Herr an, der sich als Dr. James Drye, ChirurgieProfessor an der Universität von Louisville in Kentucky, entpuppte, beglückwünschte ihn zu seinem Vortrag und erzählte, dass man dort einen Instructor in Surgery suche; man würde ihm das Fahrgeld zum Vorstellungsgespräch bezahlen. Er erhielt die Position und wurde zunächst für ein Jahr Fellow in Surgical Research und 1954 bis 1957 Instructor in Surgery an der University of Louisville School of Medicine mit einem Office im alten General Hospital. Er arbeitete dort viel in der Notfallchirurgie. Dabei musste er feststellen, dass verletzte Hände vernachlässigt wurden und das Ergebnis der Behandlung häufig eine steife, funktionslose Hand war. Er sah des Öfteren, dass die jungen Assistenten während der Versorgung von Handverletzungen sich „Gray’s Anatomy“ von der Operationsschwester zeigen ließen. So bat er den Chirurgiechef, Rudolf Noer, um die Erlaubnis, einen handchirurgischen Dienst zu eröffnen und die Ergebnisse genau zu dokumentieren. Hiermit begann die Erfolgsgeschichte der Handchirurgie in Louisville, das zum Mekka der Handchirurgie in den USA wurde. Zusammen mit Joseph E. Kutz, Erdogan Atasoy, Tsu-Min Tsai, Graham D. Lister, Luis Scheker und manchen anderen, unter denen auch sein Sohn Jim zu nennen ist, wurden dort Tausende von Patienten mit Handverletzungen und -erkrankungen behandelt und an ihnen zahlreiche Fellows aus aller Welt ausgebildet. Diese treffen sich noch heute in der „Kleinert-Society“. Die Klinik, fast schon ein eigenes Krankenhaus, war eine der besten Adressen für lern- und wissbegierige Besucher aus aller Welt, die sich überzeugen wollten, ob die publizierten Ergebnisse tatsächlich erreicht wurden. Die Schwerpunkte der chirurgischen Tätigkeit lagen in der Wiederherstellung durchtrennter Blutgefäße, die bereits in den 50er-Jahren begonnen wurde. Seine erste Replantation führte Kleinert 1963 durch. Schon früher hatte er mit Veröffentlichungen über Gefäßwiederherstellung Aufsehen erregt (mit M. L. Kasdan und J. L. Romero: Small blood-vessel anastomosis for salvage of severely injured upper extremity. J. Bone Jt Surg. 45-A, 788–796, 1963). Mit mikrochirurgischer Technik konnten später auch viele Lappen und andere Gewebsanteile frei übertragen werden.
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In der Beugesehnenchirurgie führte er nicht nur die primäre Naht auch im Niemandsland durch, sondern erreichte durch die sofortige kontrollierte Mobilisation (dynamische Schienung nach Kleinert) bisher nicht gesehene gute Resultate (vorgetragen nach zehnjähriger Erfahrung auf der 22. Jahrestagung der American Society for Surgery of the Hand 1967; Zusammenfassung in J. Bone Jt Surg. 49-A, 575, 1967, sowie ausführlich mit J. E. Kutz, E. Atasoy und A. Stormo: Primary repair of flexor tendons. Orthop. Clin. N. Amer. 4, 865–876, 1973). In über 200 Arbeiten in Zeitschriften und Büchern konnten er und seine Mitarbeiter über die in Louisville angewandten Behandlungsverfahren und deren Ergebnisse berichten. Harold Kleinert war von 1957 bis 1962 Assistent Professor, 1962 bis 1969 Associate Professor und ist seit 1969 Clinical Professor of Surgery an der University of Louisville School of Medicine und hat ähnliche Positionen auch an der Universität von Indiana. Natürlich ist Harold Kleinert auch Mitglied oder Ehrenmitglied zahlreicher in- und ausländischer Gesellschaften für Hand-, Mikro-, Plastische und Orthopädische Chirurgie und hat viele ehrenvolle Vorträge gehalten, u. a. die Sterling Bunnell Memorial Lecture 1978 und die Founders Lecture der American Society for Reconstructive Microsurgery 1986. Im Jahre 1976 war er Präsident der American Society for Surgery of the Hand, und 1995 wurde er von der International Federation of Societies for Surgery of the Hand als Pioneer of Hand Surgery geehrt. Harold Kleinert lebt auf einer Farm in Indiana. Auf dem großen Areal betreibt er nicht nur Gemüse- und Maisanbau, sondern hat in mehreren Schuppen eine bemerkenswerte Sammlung alter Traktoren untergebracht. Er wird dort betreut von seiner jetzigen Lebensgefährtin Sharon und der gemeinsamen Tochter Louisa, die bereits früh ihren Dad um den Finger zu wickeln verstand. Ich hatte mehrfach die Gelegenheit, ihn zu besuchen und ihn sowohl als großzügigen Gastgeber als auch als harten und unermüdlichen Arbeiter kennenzulernen.
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Jürgen Koebke
Zu den Anatomen, die sich viel mit der Hand und der oberen Extremität beschäftigt haben, zählt auch Jürgen Koebke. Er wurde am 3. November 1945 in Köln als Sohn eines praktischen Arztes geboren. Den Vater sahen die vier Kinder nur sonntags, sodass der Entschluss, niemals Arzt zu werden, bald feststand. So studierte Jürgen Koebke nach dem Besuch des Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums in Köln und Ableistung des Wehrdienstes an der Kölner Universität von 1965 bis 1973 Biologie mit dem Abschluss als Dr. rer. nat. Hierbei wurde sein Interesse an Embryologie und vergleichender Anatomie geweckt, sodass er 1974 das Angebot der Direktoren des Kölner Anatomischen Instituts, Rolf Ortmann und Benno Kummer, annahm, als wissenschaftlicher Assistent tätig zu werden. 1977 folgte er Bernhard Tillmann nach Kiel, wo die Anatomie durch den bekannten Histologen und Neuroendokrinologen Wolfgang Bargmann geprägt war. 1978 begann Jürgen Koebke das Parallelstudium der Medizin mit Physikum 1979 und erstem Staatsexamen 1981. Im Jahr 1983 erhielt er den Ruf für eine C3-Professur am Anatomischen Institut der Universität Köln und wurde Leiter der Arbeitsgruppe Funktionelle Anatomie und Biomechanik am Zentrum Anatomie. Seine Hauptarbeitsgebiete waren die topografische und klinische Anatomie des Bewegungsapparates, die Implantologie und die Endoprothetik. Er kam dabei in Kontakt mit der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Handchirurgie und nahm als Vortragender an mehreren Symposien teil. Er veröffentlichte etwa 250 Arbeiten und 30 Buchbeiträge. Eine der in unserer
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Jürgen Koebke
Zeitschrift Handchirurgie publizierte Arbeit wurde Anlass zu folgender von Koebke erzählten Anekdote: „Die erste Tuchfühlung mit der klinischen Anatomie der Hand vermittelte mir 1979 eine Spenderleiche, die beidseits eine Fünffingerhand aufwies. Als damaliger Assistent am Kieler Institut sprach ich bei Prof. Walter Blauth vor. Meine Idee, eine gründliche anatomische Präparation dieser beiden Hände vorzunehmen, zu dokumentieren sowie schließlich zu publizieren, begrüßte und unterstützte er sehr. Der Herausgeber der Zeitschrift Handchirurgie maß der erstellten Arbeit gleichermaßen Bedeutung wie Überarbeitungsbedürftigkeit zu. Nachdem das Manuskript den Postweg zwischen Kiel und Hamburg recht gut kannte, wurde es schließlich zur Publikation angenommen, verbunden mit einer Bitte des Herausgebers: Ich möge ihm doch eine Kopie einer von mir zitierten Arbeit zukommen lassen. Er habe sich in den vergangenen Jahren verzweifelt, aber bislang erfolglos bei verschiedensten Bibliotheken um diese Arbeit bemüht. Es handelte sich um die Monographie von P. Rijkebusch aus dem Jahre 1887: Bijdrage tot de Kennis der Polydactylie, Utrecht. Die Freude darüber, dass die Arbeit zur Publikation angenommen war, verflog schnell und machte einer Panik Platz: Ich hatte das Zitat einer anderen Arbeit entnommen und Rijkebusch nie selbst studiert! Wie nun an diese Arbeit gelangen, wenn es denn der Nestor der deutschen Handchirurgie nicht geschafft hat! Fernleihanfragen bei mehr als zwanzig Bibliotheken in Europa brachten keinen Erfolg; doch dann meldete sich die Medizinische Zentralbibliothek in Köln; man hatte die Arbeit gefunden. Mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung konnte ich die Kopie nach Hamburg schicken und ich war gerettet. Nicht auszudenken die Schande und Blamage, hätte ich diese Unkorrektheit eingestehen müssen. Es war mir eine Lehre!“ Jürgen Koebke nahm aktiv am akademischen Betrieb teil. Er war von 1990 bis 2002 Studiendekan der Medizinischen Fakultät und wurde 2002 Geschäftsführender Direktor des Zentrums Anatomie. 2001 erhielt er die Ehrenprofessur der Staatlichen Medizinischen Universität Rostov am Don und 2005 wurde er zum Ehrendoktor der Aristoteles-Universität Thessaloniki ernannt. Sowohl 1998 als auch 2000 erhielt er den Lehrpreis der Medizinischen Fakultät. 1970 heiratete er Veronika Newinger, die bis zum Wechsel nach Kiel als Lehrerin tätig war. Das Ehepaar bekam vier Töchter und wartet noch auf Enkelkinder.
Tadao Kojima
Aufgrund seines eher zurückhaltenden Wesens ist Tadao Kojima unter den japanischen Handchirurgen außerhalb seines Heimatlandes weniger bekannt geworden, obwohl er die Entwicklung der japanischen Handchirurgie stark beeinflusst und hohe Positionen bekleidet hat. Er wurde am 31. Januar 1932 in Tokio geboren, wo er auch aufwuchs, mit einer kriegsbedingten Unterbrechung, in der er in Kumamoto auf Kyushu, der Heimatstadt seiner Eltern, die Oberschule besuchte. Sein Medizinstudium absolvierte er bis zum Abschluss 1957 an der Jikei Universität in Tokio, an deren Abteilung für Plastische und Rekonstruktive Chirurgie er dann seine Fachausbildung erhielt. Von Ende 1976 bis Anfang 1977 verbrachte er ein Vierteljahr an der Handchirurgischen Abteilung des Berufsgenossenschaftlichen Unfallkrankenhauses Hamburg – der Beginn unserer Freundschaft. Er konnte seine Deutschkenntnisse verbessern, sodass er später (1988) sogar Beiratsmitglied der Zeitschrift Handchirurgie – Mikrochirurgie – Plastische Chirurgie wurde. 1980 wurde er Assistant Professor der genannten Abteilung in Tokio, deren Leitung er als Professor im Jahre 1988 übernahm. Nach seiner Emeritierung 1997 gründete er ein Handchirurgie-Institut in Higashimatsugama in der Präfektur Saitama (70 km nordwestlich von Tokio); es war das zweite derartige Institut in Japan nach demjenigen in Niigata unter Tadao Tajima. T. Kojima arbeitet hier mit zwei weiteren Handchirurgen, seinen früheren Mitarbeitern Yuichi Hirase und Keizo Fukumoto, und zwei Assistenten. Sie führen etwa 800 Operationen im Jahr durch.
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Tadao Kojima
Tadao Kojima war 1994 Präsident der Japanischen Gesellschaft für Plastische und Rekonstruktive Chirurgie und 1995 Präsident sowohl der Gesellschaft für Handchirurgie als auch derjenige der Teratologischen Gesellschaft. Diese Gesellschaften ernannten ihn später zum Ehrenmitglied. Im Jahre 2004 wurde er von der International Federation of Societies for Surgery of the Hand zum Pioneer of Hand Surgery ernannt. Die Anzahl seiner Veröffentlichungen ist unglaublich groß. Er ist Autor von 143 Arbeiten, 41 Buchkapiteln und drei Büchern sowie Mitautor von 312 Arbeiten. Die Themen betreffen alle Gebiete der Handchirurgie, vor allem angeborene Fehlbildungen, Karpaltunnelsyndrom, Hautdefektdeckung und Tumoren. Als junger Mensch liebte Tadao Kojima das Bergsteigen sowie die Ölmalerei. Heute sammelt er Objekte mit Händen und hat ein kleines Museum eingerichtet, in dem sich auch die von mir anlässlich des 25. DAH-Symposiums verschenkte Glocke mit einer Hand sowie die Handskulptur von Sigurd Pechlaner (31. Symposium) befinden. Mit seiner Frau Tomoko hat er einen Sohn und zwei Töchter, von denen aber keiner Arzt geworden ist, da sie nicht so viel arbeiten wollten wie der Vater. Die Familie ist modern und aufgeschlossen. Kojimas Gastfreundschaft, verbunden mit einer für uns kaum vorstellbaren Großzügigkeit gegenüber ausländischen Besuchern, darf mit Dankbarkeit hervorgehoben werden.
Douglas Watson Lamb
Douglas Lamb war einer der bekanntesten britischen orthopädischen Chirurgen, der sich vor allem mit Handchirurgie und mit der Behandlung angeborener Fehlbildungen beschäftigte. Hierdurch wurde er international bekannt und erreichte hohe Ehrungen. Am 27. Dezember 1921 in Edinburgh geboren, verbrachte er die ersten Lebensjahre in China, wo sein Vater als Arzt an einer Missionsstation tätig war. Er ging dann aber in England zur Schule und studierte an der Edinburgher Universität Medizin. 1944 wurde er als Sanitätsoffizier zur Royal Navy eingezogen und war in Südafrika eingesetzt. Auf dem Marinestützpunkt Simonstown lernte er die Marinehelferin Joan kennen, die er später heiratete. Aus der langen und glücklichen Ehe gingen vier Kinder hervor, die ebenso wie später die Enkelkinder der ganze Stolz des Vaters waren. Nach einer chirurgischen Grundausbildung nach dem Krieg wurde er 1948 Fellow of the Royal College of Surgeons of Edinburgh, einer Institution, deren Vorstand (Council) er von 1978 bis 1988 angehörte. Die Spezialisierung zum orthopädischen Chirurgen an der Universität von Edinburgh begann er noch unter Sir Walter Mercer und setzte sie unter dessen Nachfolger J. I. P. James fort, der die Spezialisierung auch innerhalb der Orthopädie förderte und das Interesse Douglas Lambs für Handchirurgie unterstützte. Dieser verbrachte Ende der 50er-Jahre einige Monate in den USA und erhielt durch Besuche bei Joe Boyes in Los Angeles sowie bei Vernon Nickel am Rehabilitationszentrum für Schwerbehinderte am Rancho los Amigos Hospital in Downey, Kalifornien, entscheidende Impulse für seine zukünftige Arbeit.
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Douglas Watson Lamb
Nach seiner Rückkehr nach Schottland hatte er Positionen als Consultant am Western General Hospital, der Royal Infirmary und am Princess Margaret Rose Orthopaedic Hospital inne und entwickelte eine rege Tätigkeit in der Handchirurgie und der orthopädischen Versorgung Schwerbehinderter vor allem im Bereich der oberen Extremitäten. Die Contergan-(in Großbritannien Thalidomide-)„Katastrophe“ von 1961/62 machte seine Arbeit besonders wichtig. Douglas Lamb wurde zum bekanntesten britischen orthopädischen Chirurgen in der Behandlung dieser Schädigungen. Es entwickelten sich eine gute Zusammenarbeit mit Bioingenieuren wie David Simpson und auch Kontakte zu anderen derartigen Zentren, wie zum Beispiel der Orthopädischen Klinik in Heidelberg mit Ernst Marquardt. Neben den durch Contergan verursachten Schäden behandelte er natürlich auch alle anderen angeborenen Fehlbildungen der Hand und des Armes. Sein besonderes Interesse galt der radialen Klumphand, über deren Behandlung er zwei viel beachtete Arbeiten veröffentlichte (Hand 4, 22–30, 1972; J. Bone Jt Surg. 59-A, 1–13, 1977). Die Letztgenannte ist die Publikation seiner Founders Lecture of the American Society for Surgery of the Hand 1975. Damit wurde er Ehrenmitglied dieser Gesellschaft. Naturgemäß engagierte er sich in erster Linie in der Britischen Handchirurgie-Gesellschaft, deren Sekretär er von 1969 bis 1976 und deren Präsident er 1976/77 war; im Vorstand verblieb er bis 1996. Aufgrund seiner vielen und ehrenvollen Vorträge wurde er zum Ehrenmitglied der Handchirurgischen Gesellschaften von Frankreich, Südafrika, Hongkong und Puerto Rico ernannt. Nachdem er bereits seit 1980 britischer Delegierter bei der International Federation of Societies for Surgery of the Hand war, erhielt er 1989 die höchste in der Handchirurgie zu erreichende Ehrung, nämlich deren Präsidentschaft, die bis 1992 dauerte. Er hat viele Arbeiten über verschiedene Aspekte angeborener Fehlbildungen sowie prothetischer Versorgung von Gliedmaßendefekten veröffentlicht und war Autor, Mitautor oder Herausgeber mehrerer Bücher, unter anderem von „The Paralysed Hand“ (Churchill Livingstone 1987), dem zweiten Band der „Hand and Upper Limb“-Serie, für die er als Chairman des Advisory Board tätig war. 1988 schied er aus dem National Health Service aus, blieb aber noch in etlichen Bereichen der Handchirurgie aktiv. In seinen Arbeitsgebieten folgte ihm Geoffrey Hooper, dem für die Hilfe bei der Erstellung dieser Biografie besonders gedankt sei. Douglas Lamb ist nicht nur selbst viel zu Vorträgen und Kongressbesuchen gereist, sondern hat aufgrund seines hohen Rufes über die Jahre viele Besucher in Edinburgh empfangen und meist später mit ihnen Kontakt gehalten. Er war mit seiner vornehmen Art überall beliebt und konnte besonders gut mit seinen kindlichen Patienten und deren besorgten Eltern umgehen. Seine Menschlichkeit, seine Geduld und sein Takt wurden von allen, die mit ihm zu tun hatten, geschätzt. Douglas Lamb starb, zwei Wochen vor seinem 80. Geburtstag, am 11. Dezember 2001. Er ist überall in guter Erinnerung geblieben.
Johan Matthijs Frederik Landsmeer
Die Tatsache, dass ein Anatom Gründungsmitglied einer Gesellschaft für Chirurgie der Hand war, beweist dessen enge Verbindung zur Handchirurgie. Es handelt sich um Johan Matthijs Frederik Landsmeer, der die Niederländische Gesellschaft für Handchirurgie am 14. Juni 1968 im Dijkzigt Ziekenhuis in Rotterdam mit begründete und ihr erster Präsident war. Hans Landsmeer, wie er überall nur genannt wurde, wurde am 14. Januar 1919 in Rotterdam geboren, wo er auch aufwuchs. Er studierte ab 1935 Medizin an der Universität Leiden und trat 1939 in das Institut für Anatomie und Embryologie ein. Da die Universität 1940 von der deutschen Besatzungsmacht geschlossen wurde, musste er die Studien in Utrecht fortsetzen. 1943 machte er das Staatsexamen. Nach dem Krieg kehrte er an die Anatomie in Leiden zurück, wo er bis zu seiner Emeritierung tätig blieb. 1947 verteidigte er erfolgreich seine These über die Gefäßversorgung der Hypophyse. 1960 wurde er ordentlicher Professor. Die Anatomie der Hand und vor allem deren Funktion war ein Hauptarbeitsund -interessengebiet von Hans Landsmeer. Er hat darüber mehrere richtungweisende Arbeiten veröffentlicht, die alle in englischer Sprache geschrieben sind und somit weltweite Verbreitung erfuhren. Bereits 1949 beschrieb er das später nach ihm benannte Ligamentum retinaculare in seinen schräg und quer verlaufenden Anteilen (The anatomy of the dorsal aponeurosis of the human finger and its functional significance. Anat. Rec. 104, 31–44, 1949). Dieses war als Struktur allerdings schon Josias Weitbrecht 1742 bekannt (Syndesmologia sive historia ligamentorum corporis humani quam secundam observationes anatomicas concinnavit et figuris ad objecta
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Johan Matthijs Frederik Landsmeer
recentia adumbratis illustravit. Typographia Academiae Scientiarum. Petropoli Anno MDCCXLII), was jedoch erst durch Emanuel Kaplans Übersetzung dieses Buches offenkundig wurde (Saunders, Philadelphia 1969). Es folgten grundlegende Arbeiten über die Fingergelenke und ihr Zusammenwirken mit Knochen, Muskeln und Sehnen: Anatomical and functional investigations on the articulation of the human fingers (Acta anat. 25, Suppl. 24, 1–69, 1955). A report on the co-ordination of the interphalangeal joints of the human finger and its disturbances (Acta morphol. neerl.-scand. 2, 59–84, 1958). Studies in the anatomy of articulation. I. The equilibrium of the “intercalated” bone (Acta morphol. neerl.-scand. 3, 287–303, 1961); II. Patterns of movement of bi-muscular, bi-articular systems (Acta morphol. neerl.scand. 3, 304–321, 1961). The coordination of finger joint motions (J. Bone Jt Surg. 45-A, 1654–1662, 1963). Les cohérences spatiales et l’équilibre spatial dans la région carpienne (Acta anat. 70, Suppl. 54, 1–84, 1968). Weitere Untersuchungen galten den Interosseus-Muskeln (Acta anat. 62, 176–214, 1965; Comptes Rendus Ass. Anat. 132, 590–595, 1966). Sein Buch „Atlas of Anatomy of the Hand“ (Churchill Livingstone, Edinburgh 1976) ist keineswegs eine Zusammenfassung der früheren Arbeiten, sondern eine detaillierte Darstellung aller Strukturen der Hand in unendlich vielen Schnitten. Hans Landsmeer war auch Berater für Handanatomie beim Forschungsprojekt der Ampersand Research Group in Cleveland, Ohio, USA, und hat mit dessen Direktor Charles Long mehrere Arbeiten veröffentlicht, zu denen dieser mit seinen elektromyografischen Untersuchungen beitrug (The mechanism of finger control based on electromyograms and location analysis. Acta anat. 60, 330–347, 1965). Landsmeer leitete auch mehrere Mitarbeiter beim Abfassen ihrer Thesen mit Themen der Handanatomie an (K. J. van Zwieten, Elisabeth A. M. Lamoen in Matricali, B. de Leeuw, J. M. G. Kauer, Th. J. Mulder). Die Qualität seiner Arbeiten machte Hans Landsmeer nicht nur unter Anatomen angesehen und berühmt, sondern auch in handchirurgischen Kreisen. Er wurde oft zu Vorträgen eingeladen und hielt unter anderem 1965 die Founders Lecture der American Society for Surgery of the Hand. Einer der Höhepunkte seines beruflichen Lebens war die gemeinsame Tagung mit den amerikanischen Handchirurgen, die 1970 in Rotterdam stattfand unter der Bedingung (der Amerikaner), dass ein Besuch von Landsmeers Institut in Leiden damit verbunden sein müsste. Er war nicht nur einer der Begründer sowie Präsident und Ehrenmitglied der Niederländischen Gesellschaft für Handchirurgie, sondern auch Ehrenmitglied der Amerikanischen und der Britischen Gesellschaft für Handchirurgie sowie mehrerer Anatomischer Gesellschaften. Die IFSSH ehrte ihn 1986 mit dem Titel „Pioneer of Hand Surgery“ und die Karls-Universität Prag mit ihrer Medaille. Nach seiner Emeritierung 1984 lebte Hans Landsmeer – immer noch interessiert an Anatomie und an moderner Kunst – viele Jahre mit seiner Frau Annelies in Oegstgeest, wo er am 12. Juni 1999 starb.
Titus von Lanz
Unter den Anatomen, die sich besonders mit der Hand und dem Arm beschäftigt haben, nimmt Titus Ritter von Lanz einen bevorzugten Platz ein. Seine zusammen mit dem Würzburger Chirurgen Werner Wachsmuth verfasste Buchreihe „Praktische Anatomie. Ein Lehr- und Hilfsbuch der anatomischen Grundlagen ärztlichen Handelns“ fand nach Erscheinen des Bandes „Arm“ (Bd. I/3; Julius Springer, Berlin) im Jahre 1935 im Inund Ausland weitverbreitete Anerkennung. Die Auflage war bald vergriffen; eine zweite Auflage des Arm-Bandes konnte infolge des Krieges erst 1959 erscheinen. Vorher waren die Bände „Bein und Statik“ (1938) und „Hals“ (1955) herausgekommen. Titus Gotthilf Lanz wurde am 4. Januar 1897 in Passau als Sohn des königlich bayerischen Oberstleutnants Titus Ludwig Lanz geboren und am 2. Februar „daselbst nach evangelischem Ritus getauft“. Die Familie übersiedelte nach Ingolstadt, wo er die Grundschule und ab 1907 das humanistische Gymnasium besuchte. Nach dem Umzug nach München ging er auf das Königlich Bayerische Maximilians-Gymnasium, das er wenige Monate vor dem Abitur verließ, da er sich freiwillig als Soldat gemeldet hatte. Er trat 1916 als Fahnenjunker in das zehnte bayerische Infanterieregiment ein. Die Hochschulreife wurde ihm aufgrund seiner bisherigen Leistungen im Juni 1916 verliehen.
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Seine Laufbahn als Soldat an der Westfront war beeindruckend schnell. Bereits im Oktober 1916 wurde er zum Fähnrich, 1917 zum Leutnant und 1918 zum Kompanieführer ernannt; 1917 erhielt er das Preußische Eiserne Kreuz II. Klasse und 1918 der I. Klasse. Im August 1918 wurde er in das Ordenskapitel des Bayerischen Militär-Max-Joseph-Ordens aufgenommen – eine Ehrung, die mit der Verleihung eines persönlichen, nicht erblichen Adelsprädikats verbunden ist. Anlass war ein erfolgreicher Gegenangriff in der Abwehrschlacht zwischen Somme und Oise bei Crapeaumesnil am 20. August 1918, den der Kompanieführer Lanz aus eigenem Entschluss ohne höheren Befehl einleitete, wodurch der Frontabschnitt gehalten werden konnte. Obwohl ihm eine glänzende Laufbahn als Berufsoffizier vorausgesagt wurde, reichte er Ende 1918 sein Abschiedsgesuch bei der Reichswehr ein. Der spätere Berliner Chirurg Willi Felix, den Lanz im Krieg kennengelernt hatte, begeisterte ihn für die Medizin, sodass er beschloss, Arzt zu werden. Er absolvierte das Studium an der Universität München von 1919 bis 1922 und schrieb seine Doktorarbeit in der Pathologie unter Johannes Rückert über „Die Haut- und Skelettmuskulatur des Kamerunnegers Samuel Jakob“. Nach dem praktischen Jahr, das er zum Teil an Pathologischen Instituten verbrachte, erhielt er Ende 1922 die Approbation und die Promotion. Seine erste Assistentenstelle bekam er am Anatomischen Institut der Universität Halle unter Hermann Stieve. Er engagierte sich stark bei Lehrveranstaltungen und Präparationen und entschied sich, bei der Anatomie zu bleiben. Zum September 1924 wechselte er an die Anatomische Anstalt München zu Siegfried Mollier, der für von Lanz zum Lehrmeister und Vorbild wurde. Im Oktober 1926 habilitierte er sich mit einer Arbeit „Über Bau und Funktion des Nebenhodens und seine Abhängigkeit von der Keimdrüse“ und erhielt die Venia legendi. Er arbeitete eng mit Klinikern zusammen und war an der Entstehung der Andrologie und durch Forschungen über die Nervi spinales an der Entwicklung der Wirbelsäulenchirurgie beteiligt. Im Oktober 1931 erhielt er den Titel eines Professors. Bereits im Dezember 1923 heiratete er Herta Marcus, die Tochter des Anatomieprofessors Harry Marcus (1880 bis 1976). Das Ehepaar hatte fünf Kinder: Elizabeth (geb. 1925), Titus (geb. 1926), Hertha (geb. 1930), Ursula (geb. 1935) und Ulrich (geb. 1940). Nach dem Inkrafttreten der von den Nationalsozialisten erlassenen Rassengesetze wurde Titus von Lanz vor die Wahl gestellt, sich entweder von seiner jüdischen Frau zu trennen oder die Hochschule zu verlassen. Da er zur Trennung nicht bereit war, begann eine zunehmende politische Verfolgung mit Verlust der Lehrtätigkeit und anderer Aufgaben. Berufungen auf andere Positionen wurden verhindert, zumal er seine Arbeit an der „Praktischen
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Anatomie“ nicht aufgeben wollte. Schließlich wurde er im Oktober 1938 aus dem Hochschuldienst entlassen und stand mit seiner Familie mittellos „auf der Straße“. Freunde halfen von Lanz mit kleinen Tätigkeiten. Ferdinand Sauerbruch sowie Ferdinand Springer vermittelten einen Forschungsauftrag zur Weiterarbeit an der „Praktischen Anatomie“. Die Kriegszeit verschlimmerte die Not weiter; dazu kam der Schicksalsschlag, dass der Sohn Titus als junger Soldat im April 1945 in Italien fiel. Erst nach Kriegsende wendete sich das Blatt: Zum Dezember 1945 wurde Titus von Lanz wieder auf das Extraordinariat für Makroskopische Anatomie an der Universität München berufen. Er blieb „seiner“ Universität treu trotz Berufungen nach Tübingen und Freiburg – auch im Interesse der Arbeit an seinem Buch „Praktische Anatomie“. Im Juni 1947 wurde er zum Direktor des 1. Anatomischen Instituts ernannt. Fachlich wandte er sich einem weiteren Forschungsgebiet zu, der Statik des Hüftgelenkes und den Hüftgelenkserkrankungen und leistete damit wichtige Vorarbeit für die Orthopädie. Er blieb aber auch jetzt nicht vor weiteren Schicksalsschlägen bewahrt: Im August 1948 verunglückten seine Frau und seine Tochter Hertha im Wettersteingebirge tödlich. Er überwand auch diesen Schlag und gab seinen Kindern 1949 durch die Heirat mit Ursula Schmidt, der Patentante seiner Tochter Ursula, eine neue Mutter. Sie trug mit ihm auch die Sorge um die Tochter Ursula, die 1954 einen schweren Skiunfall erlitt. Für Titus von Lanz war das Lehren innerstes Bedürfnis. Die Vorlesungen des Meisters der Rhetorik und Didaktik waren auch bereits morgens um sieben Uhr stets voll besetzt. Er demonstrierte die systematische und die topographische Anatomie durch Dias, Präparate und lebende Modelle und engagierte sich besonders in den Präparierkursen und den „Anatomischen Seminaren“, einer Diskussionsrunde für Fortgeschrittene. Trotzdem freute er sich auf das Emeritusleben, wohl auch, um am Buchband „Kopf“ weiterzuarbeiten. Da sein gewählter Nachfolger, Hans Frick, erst 1967 frei war, musste er die Amtsgeschäfte jedoch noch über das Erreichen der Altersgrenze weiterführen, bis er im Dezember 1966 ins Krankenhaus kam und nach kurzer schwerer Krankheit am 4. Februar 1967 verstarb. Für die Überlassung der ausführlichen Informationen über den Lebensweg Titus von Lanz’ danke ich dessem Sohn, Ulrich Lanz, der die Disseration von Frau Elisabeth Langenbucher-Kallmünzer zur Verfügung stellte.
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Ulrich Lanz
Einer der Chirurgen, der den Aufschwung der Handchirurgie in Deutschland miterlebt und einen wichtigen Anteil daran gehabt hat, ist Ulrich Lanz. Er wurde am 15. November 1940 als Sohn des Anatomie-Professors Titus von Lanz in München geboren. Dort wuchs er auch auf und besuchte das Humanistische Gymnasium in Pasing. Der Wunsch, Arzt zu werden, ist nicht nur auf den Einfluss des Vaters zurückzuführen, sondern auch auf die begeisterten Erzählungen seiner Stiefmutter, die Krankengymnastin war und insbesondere die rekonstruktive Chirurgie in leuchtenden Farben schilderte. Ulrich Lanz studierte Medizin von 1959 bis 1965 an den Universitäten München und Innsbruck. Er promovierte 1966. Nach der Medizinalassistentenzeit erfolgte eine allgemeinchirurgische Ausbildung an der Chirurgischen Universitätsklinik Würzburg unter Werner Wachsmuth sowie Ernst Kern. Durch Albrecht Wilhelm kam er mit der Handchirurgie in Berührung und erhielt darin eine gründliche Ausbildung. 1971 konnte er seine Kenntnisse als Fellow am Hand Service des New York Orthopaedic Hospital der Columbia University unter Robert E. Carroll erweitern, wobei er auch viele andere Handchirurgen in den USA besuchte. Während dieses Jahres lernte er den ebenfalls als Fellow dort arbeitenden Ayan Gülgönen kennen und freundete sich mit ihm an. Nach der Rückkehr nach Würzburg war er überwiegend handchirurgisch tätig. 1973 wurde er Facharzt für Chirurgie; 1978 habilitierte er sich mit einer Arbeit über ischämische Muskelnekrosen und wurde 1980 zum Professor (C3) ernannt.
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Im Mai 1992 wurde Ulrich Lanz zum Chefarzt der Klinik für Handchirurgie am Rhön-Klinikum in Bad Neustadt/Saale berufen. Er machte zusammen mit seinen Oberärzten Peter Hahn, Hermann Krimmer, Karl-Josef Prommersberger und Jörg van Schoonhoven dieses Haus zu einer der führenden handchirurgischen Kliniken Deutschlands. Seine Hauptarbeitsgebiete waren die Beugesehnenchirurgie, die Behandlung der ischämischen Kontraktur, die Verletzungen und Erkrankungen des Handgelenkes, die Mikrochirurgie mit Replantationen und freien Gewebsübertragungen. Im Lauf der Jahre wurden viele junge Kollegen in der Handchirurgie ausgebildet beziehungweise in sie eingeführt. Er hat mehr als 150 wissenschaftliche Arbeiten und zehn Buchbeiträge veröffentlicht. Aus der engen Zusammenarbeit mit dem Anatomen Hans-Martin Schmidt resultierte das gemeinsam verfasste Buch „Chirurgische Anatomie der Hand“ (Hippokrates, Stuttgart 1992; 2. Auflage Thieme 2003), während zusammen mit dem Radiologen Rainer Schmitt das Buch „Bildgebende Diagnostik der Hand“ (Hippokrates, Stuttgart 1996; 2. Auflage Thieme 2004) entstand. Neben Mitgliedschaften in einigen nationalen und internationalen Fachgesellschaften ist Ulrich Lanz Ehrenmitglied der Britischen, Japanischen, Südafrikanischen, Schweizerischen und Ungarischen Gesellschaften für Handchirurgie. Die Ehrenmitgliedschaft in der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie wurde von ihm nicht angenommen. 2003 wurde er durch die Verleihung der Dieffenbach-Büste der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie ausgezeichnet. In der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Handchirurgie hat er sich besonders engagiert; er war von 1993 bis 2004 ihr ständiger Sekretär. Als Tagungspräsident leitete er die Handchirurgischen Symposien 1985 in Würzburg und 2004 in Bad Neustadt/Saale. 1993 war er Präsident der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie. Als Verhandlungsführer bemühte er sich bei der Bundesärztekammer um mehr Anerkennung für die Handchirurgie. Von Dieter Buck-Gramcko übernahm er nicht nur die Aufgaben des DAH-Sekretärs, sondern 2002 auch die Schriftleitung der Zeitschrift Handchirurgie – Mikrochirurgie – Plastische Chirurgie, die er bis heute innehat. Im Februar 2006 beendete Ulrich Lanz seine Tätigkeit in Bad Neustadt und baute an der Klinik München-Perlach eine neue Abteilung für Handchirurgie auf. Aus der Ehe mit Dr. med. Karin Kamitschnig gingen die beiden Kinder Julia (geboren 1969) und Titus (geboren 1970) hervor. Die Tochter
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ist Ergotherapeutin und lebt nach längerer Tätigkeit in Wien-Lainz bei Hildegunde Piza jetzt in London; der Sohn als Physiker lebt in Würzburg. Ulrich Lanz hat fünf Enkelkinder. Seit 1993 ist er mit Heidi Rückle, geborene Goblirsch, verheiratet, die bis Sommer 2005 als Professorin in der Onkologie und Hämatologie der Medizinischen Klinik Würzburg tätig war. Das Ehepaar lebt jetzt im Elternhaus von Ulrich Lanz in München-Obermenzing, wo er seiner 7,5-Meter-Yacht auf dem Ammersee näher ist. Mit dieser und anderen Booten hat er seit 1956 viele Törns auf Ost- und Nordsee, Atlantik sowie Mittelmeer gemacht. Neben Bergwandern und Skifahren ist das Fliegen ein weiteres, sehr wichtiges Hobby. Es begann 1968 mit Segel- und Motorsegelflug und gipfelte in dem zum 60. Geburtstag erfüllten Traum der Atlantiküberquerung zusammen mit seinem Freund Gerhard Launer in einer einmotorigen Mooney M 20 J.
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Ping Chung Leung
Durch die besondere politische Stellung seiner Heimatstadt Hongkong war es Ping Chung Leung vergönnt, einen Teil seiner Ausbildung in Europa zu erhalten. Er wird zumindest in englischer Konversation überall „P. C.“ genannt und darf auch so angeredet werden. Er wurde am 20. April 1941 als Sohn eines Geschäftsmannes in Hongkong geboren, wo er auch aufwuchs und die Schule sowie die Universität besuchte. Er war bereits in der Kindheit davon fasziniert, dass Chirurgen fähig sind, Krankheiten auf operativem Weg zu heilen, sodass er sich frühzeitig zum Medizinstudium entschloss. Nach dessen Beendigung erhielt er von 1967 bis 1970 eine Ausbildung in Allgemeinchirurgie unter S. L. Chan und von 1970 bis 1971 in orthopädischer Chirurgie unter S. F. Lam, beides am Queen Elizabeth Hospital in Hongkong. In Schottland konnte er im Bangour Hospital in Broxburn (30 km östlich von Edinburgh) durch A. C. Buchan 1971/72 und im Canniesburn Hospital in Glasgow unter Ian McGregor 1972/73 reiche Kenntnisse in plastischer Chirurgie erwerben, sodass er nach seiner Rückkehr nach Hongkong 1974 die erste Abteilung für Plastische Chirurgie und Brandverletztenbehandlung am Queen Mary Hospital einrichten konnte. Er führte einen mikrochirurgischen Dienst ein und errichtete 1976 eine Abteilung für Handchirurgie am Princess Margaret Hospital und wurde 1982 Gründungs-Chairman der Klinik für Orthopädie und Traumatologie an der Chinesischen Universität im Prince of Wales Hospital, Shatin, New Territories, Hongkong, mit dem Titel eines Professors. In den 90er-Jahren beteiligte er sich auch an der Universitätsverwaltung und war College President.
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Ping Chung Leung
In den letzten Jahren wechselten seine Tätigkeiten mehr in die Bereiche der alternativen (chinesischen) Medizin, des Gesundheitswesens, der Berufserkrankungen und der Ethikkommission. Er wurde 2000 Direktor des Instituts für Chinesische Medizin. Auch in der Politik ist er aktiv und wurde zum Mitglied des Volkskongresses von China gewählt. Zur Unterstützung der unterentwickelten Gebiete in China gründete er 1992 die Wohltätigkeitsorganisation „Operation Concern“, die elf Dienststellen zur Hilfe für Behinderte in ganz China unterhält. Dafür erhielt er 2001 von der Universität von Hongkong die Auszeichnung „D Soc Sc (Hon)“. Weitere Ehrungen sind die Verleihungen des „Order of the British Empire“ (OBE) 1995 und des „Silver Bauhinia Star“ (SBS) 2002 für seine medizinischen Leistungen in Hongkong. Das American Biographical Institute ernannte ihn im Jahr 2000 zum „Man of the Year“. Die Zahl seiner Publikationen ist kaum zu erfassen: 350 Arbeiten in Zeitschriften, 41 Buchbeiträge, sieben Bücher als Autor (vier Kinderbücher und zwei über Medizinethik) sowie vierzehn als Herausgeber. Er ist mit Diana verheiratet, die Professorin für Sozialarbeit ist. Sie haben eine Tochter, die als Augenärztin arbeitet, und einen Sohn, der Ingenieur ist. Als Hobby hat P. C. Schriftstellerei (nicht nur medizinisch) angegeben; möge er dazu und zu seinen zahlreichen sozialen Tätigkeiten noch viel Zeit finden.
Ronald Lee Linscheid
In der Literatur über Verletzungen, Erkrankungen und Mechanik des Handgelenkes wird immer wieder der Name Ronald L. Linscheid auftauchen, der als alleiniger Autor oder mit unterschiedlichen Mitarbeitern wesentliche Beiträge zu dieser Thematik veröffentlicht hat. Die stürmische Entwicklung dieses Spezialgebietes wurde neben einigen weiteren Veröffentlichungen eingeleitet durch die vielbeachtete Arbeit, die er mit James H. Dobyns, John W. Beabout und Richard S. Bryan unter dem Titel „Traumatic instability of the wrist“ (J. Bone Jt Surg. 54-A, 1612–1632, 1972) publiziert hat und der viele weitere Arbeiten aus der Mayo-Arbeitsgruppe folgten. Ronald Lee Linscheid wurde am 14. Juni 1929 in Hutchinson, Kansas, als Sohn des Zahnarztes Leo Gustav Linscheid geboren. Er folgte diesem jedoch nicht in die gut gehende Praxis, sondern studierte von 1951 bis 1955 Humanmedizin an der Universität von Kansas in Lawrence. Nach der Internship an den University of Minnesota Hospitals leistete er 1956/57 seinen Militärdienst, bevor er an der Mayo Clinic in Rochester, Minnesota, seine Residency begann. Er arbeitete zunächst in der Allgemeinchirurgie (1957/58) und dann in der orthopädischen Chirurgie (1958 bis 1962). Da diese seinen Interessen am meisten entsprach, blieb er von Juli 1962 bis Dezember 1993 als Consultant am Department of Orthopaedic Surgery. Die sechsmonatige Gastarzttätigkeit bei Joseph H. Boyes in Los Angeles festigte sein Interesse an Handchirurgie, der er sich mehr und mehr widmete. Nachdem Paul R. Lipscomb 1963 an die Universität
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Ronald Lee Linscheid
von Kalifornien in Irvine wechselte, arbeitete Linscheid vor allem mit James H. Dobyns und später mit William P. Cooney, Richard A. Berger und Kai-Nan An zusammen. 1983 wurde er Chairman of the Hand Section. Seine Hauptarbeitsgebiete waren das Handgelenk und die Fingergelenke einschließlich des prothetischen Ersatzes und der Biomechanik sowie Sportverletzungen. Er ist Autor oder Mitautor von 229 Arbeiten in Zeitschriften, 85 Buchkapiteln und fünf Büchern und wurde häufig zu wichtigen Vorträgen eingeladen (unter anderen hielt er die Herbert H. Stark Memorial Lecture 1992, die Richard J. Smith Lecture 2000 und die Joseph H. Boyes Memorial Lecture 2002). 1978 ernannte ihn das Academic Committee des Mayo Clinic College of Medicine zum Professor. Ron Linscheid ist Mitglied oder Ehrenmitglied vieler nationaler und internationaler Fachgesellschaften und war 1978 Präsident der Association of Bone and Joint Surgeons. Viele Jahre betätigte er sich aktiv in Committees der American Society for Surgery of the Hand und war 1989/90 deren Präsident. Nach einer weitgehend reversiblen gesundheitlichen Störung zog er sich Ende 1993 aus der aktiven Klinikarbeit zurück, setzte aber noch einige Jahre seine Forschungs- und Vortragstätigkeit fort. 2001 wurde er von der IFSSH als „Pioneer of Hand Surgery“ geehrt. Bereits als Student hatte er Carol Kendall kennengelernt, die Geschichtswissenschaften studierte. Nach ihrer Heirat 1953 arbeitete sie in einem Büro, um den kargen Lebensunterhalt aufzubessern. Sie bekamen drei Söhne und drei Töchter, die jedoch keine medizinischen Berufe ergriffen. Ron und Carol reisen viel, spielen Tennis und Golf und laufen Ski mit den Kindern. Ron hat seine Fluglizenz erneuert und fliegt häufig zu Besuchen und Tagungen. Seine Hände betätigt er weiterhin beim Anfertigen von Tonskulpturen.
James William Littler
Selten hat einer der Beteiligten so lange und so nachhaltig Einfluss genommen auf die Entwicklung der Handchirurgie wie J. William Littler. Er war bereits als junger Arzt während des Zweiten Weltkrieges mit der Handchirurgie in enge Berührung gekommen und erlebte ihren Aufstieg über ein halbes Jahrhundert unter eigener aktiver Mitwirkung. Er wurde am 7. Oktober 1915 als Sohn von James H. und Adelaide Littler in Manlius im Norden des Staates New York geboren, wo er auch aufwuchs. Bereits mit acht Jahren besuchte er Wochenendkurse in Kunst am Syracuse University College of Fine Arts. Sein handwerkliches Geschick stellte er durch den Bau eines Segelflugzeuges, mit dem er sogar fliegen konnte, im Alter von sechzehn Jahren unter Beweis. Littler studierte bis 1942 an der Duke University Medical School in Durham, North Carolina. Seine chirurgische Ausbildung (Internship) am Johns Hopkins Hospital in Baltimore wurde 1943 durch den Krieg unterbrochen. Obwohl er nur ein Jahr in Chirurgie ausgebildet worden war, wurde er am Cushing General Hospital in Framingham außerhalb Bostons der Orthopädischen Abteilung zugewiesen. Nach dem Krieg (1947) war er weiterhin in der Wiederherstellungschirurgie schwer verletzter Hände am Valley Forge Army Hospital in Phoenixville, Pennsylvania, tätig und entwickelte viele der Prinzipien und Techniken, die heute noch Gültigkeit haben. Seine besonderen Interessen galten der Daumenrekonstruktion, den neurovaskulär gestielten Gewebsübertragungen und der Wiederherstellung nach Nervenschädigungen. Die meist richtungweisen-
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den Publikationen fanden nicht nur durch die zahlreichen Zeichnungen Anklang, für die Littler berühmt wurde, sondern auch durch ihren wissenschaftlichen Inhalt; sie wurden teilweise mit Preisen ausgezeichnet (zum Beispiel The neurovascular pedicle method of digital transposition for reconstruction of the thumb. Plast. reconstr. Surg. 12, 303–319, 1953). Viele seiner Erfahrungen konnte J. W. Littler in seinen Kapiteln „Principles of reconstructive surgery of the hand“ und „Restoration of power and stability in the partially paralyzed hand“ in dem von ihm herausgegebenen Teil 3, Band IV: des Werkes „Reconstructive Plastic Surgery“ von John Marquis Converse (Saunders, Philadelphia 1964) zusammenfassen. Eine weitere wichtige zusammenfassende Publikation ist die Veröffentlichung seiner Founders Lecture der American Society for Surgery of the Hand von 1976 „On making a thumb: One hundred years of surgical effort“ (J. Hand Surg. 1, 35–51, 1976). Littler verstand auch etwas Deutsch und ist einer der wenigen Amerikaner gewesen, die die deutsche Literatur berücksichtigt haben. Obwohl er bereits für seine Rekonstruktionsarbeiten an den oberen Extremitäten bekannt war, absolvierte er 1949 bis 1950 seine restliche plastisch-chirurgische Ausbildung am Columbia Presbyterian Hospital in New York unter Jerome P. Webster. Ab 1952 war er am Roosevelt Hospital in New York tätig und richtete ein „Hand Surgery Fellowship Program“ ein, das sehr viel besucht wurde. Littler beendete 1988 seine Arbeit als Direktor des Hand Surgery Service. Er starb am 27. Februar 2005 in Providence, Rhode Island. J. William Littler war einer der Anwesenden bei der Gründung der American Society for Surgery of the Hand, die am 20. Januar 1946 im Blackstone Hotel in Chicago erfolgte und deren Präsident er 1962/63 wurde. Er war auch Mitglied der Groupe d’Etude de la Main (GEM) und der Sociedad de Cirugia de la Mano del Caribe, der British Society for Surgery of the Hand, des American College of Surgeons und der American Association of Plastic Surgeons. Nicht nur durch seine bedeutenden wissenschaftlichen Beiträge wird J. William Littler den nachfolgenden Generationen im Gedächtnis bleiben, sondern auch durch seine charakteristischen zeichnerischen Illustrationen (siehe Abbildung), die sich nicht nur in seinen Publikationen finden, sondern auch zahlreiche Servietten und sogar Tischtücher schmücken, die anlässlich angeregter Diskussionen verziert wurden. Von besonderer Bedeutung für mich war seine Diskussionsbemerkung zu meinem ersten Vortrag auf einer Jahrestagung der Amerikanischen Gesellschaft für Handchirurgie über das Thema „Pollicization of the Index Finger“,
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Zeichnerische Darstellung der Technik der Zeigefinger-Pollizisation in der für Littler typischen Weise mit seiner charakteristischen Handschrift.
gehalten am 6. März 1971. Er sagte: „Through a tragic pharmacological mishap Dr. Buck-Gramcko has gathered this unprecedented series (100 cases) of thumb aplasia. His paper is a splendid one and therefore a pleasure to discuss: its clarity is refreshing, the surgical approach is exact,
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and the functional reward for these little patients is superior. His outstanding contribution gives great authority to this particular procedure“ (J. Bone Jt Surg. 53-A, 1616, 1971). Er bereitete damit den Boden für meine frühe Ehrenmitgliedschaft in dieser Gesellschaft. Über seine familiären Verhältnisse und seine Frauen hat Bill Littler wenig erzählt. Es war sein persönlicher Wunsch, diese Dinge in einem Nachruf oder einer Biografie nicht zu erwähnen. Sein Nachfolger als Director of the Hand Surgery Service, Department of Orthopedic Surgery am Roosevelt Hospital wurde 1984 Richard G. Eaton, dem ich für seine Unterstützung bei der Erstellung dieser Biografie zu danken habe.
Alberto Lluch
Während der auch für Spanien schwierigen Zeit des Zweiten Weltkrieges und kurz nach der Beendigung des Bürgerkrieges wurde Alberto Lluch am 8. November 1943 in Tortosa, etwa 150 km südlich von Barcelona, geboren. Sein Vater war Allgemeinchirurg und hatte bis zur Einberufung als Militärarzt am Sant Pau Hospital in Barcelona als Gynäkologe gearbeitet. Diese Tätigkeit nahm er 1939 nach dem Ende des Bürgerkrieges nicht wieder auf und ging auch nicht ins Exil wie etliche seiner Kollegen, sondern eröffnete trotz vieler Schwierigkeiten in seiner Geburtsstadt Tortosa, wo auch die Eltern mit den sieben Geschwistern lebten, eine kleine Klinik mit zwanzig chirurgischen Betten. Es war die einzige in einer Stadt von 30 000 Einwohnern, sodass Ärzte und Schwestern pausenlos zu tun hatten. Die Familie mit den vier Kindern lebte in einer Dachgeschosswohnung im Krankenhaus, wodurch der junge Alberto in enge Berührung mit der Medizin kam und öfter einmal aushalf, wo er konnte und durfte. Sehr bald stand daher sein Entschluss, Medizin zu studieren, fest, ebenso wie bei einem seiner Brüder, während die Schwester in den Pflegeberuf ging. Alberto studierte von 1960 bis 1966 an der Universität von Barcelona und begann bereits im Alter von zweiundzwanzig Jahren seine Ausbildung in Orthopädie und Traumatologie am Sant Pau Hospital unter Vicente Bosch-Olives. Er bemerkte bald, dass die Behandlungsergebnisse verletzter Hände sehr schlecht waren, da die Versorgung als „kleine Chirurgie“ angesehen und meist von unerfahrenen Ärzten vorgenommen
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wurde. Er wollte sich wenigstens theoretisch besser informieren, fand aber in der Bibliothek kaum Literatur. Er kaufte sich Iselins Bücher und arbeitete sich mühsam durch Bunnells „Surgery of the Hand“ durch, da er zunächst nur wenig Englisch verstand. Er wollte sich eingehender mit Handchirurgie beschäftigen und entschloss sich, in die USA zu gehen, da in Spanien keine Ausbildungsstätten bestanden. Ein weiterer Anlass für einen Aufenthalt in den USA war die amerikanische Operationsschwester Sara Herbert, die sich in Barcelona aufhielt, um Spanisch zu lernen, und am Krankenhaus arbeitete. Sie heirateten im Oktober 1969 und bekamen 1975 nach ihrer Rückkehr nach Spanien ihre Tochter Melisa. Sie arbeitet als graphische Zeichnerin in leitender Position in Barcelona. Alberto Lluch bestand das ECFMG-Examen, war aber sehr enttäuscht, feststellen zu müssen, dass er seine Internship und die orthopädische Ausbildung zu wiederholen hatte, um Handchirurg zu werden. Es war auch schwer, dafür eine Ausbildungsstelle zu finden. Sara dagegen konnte leicht eine gute Position als Leitende Schwester am Institute of Reconstructive Plastic Surgery des New York University Medical Center unter John Marquis Converse und später Joseph McCarthy finden. Nach einem Jahr Allgemeinchirurgie verbrachte Alberto Lluch drei Jahre in Orthopädieausbildung unter Walter A. L. Thompson am New York University Medical Center in einem kombinierten Programm zwischen Universitätsklinik sowie Bellevue und Veterans Administration Hospitals in New York. Während des letzten Jahres besuchte er die „Hand Conferences“ am Columbia Presbyterian Hospital mit Frank C. Stinchfield und Robert E. Carroll sowie am Hospital for Special Surgery mit Lee Ramsay Straub und Chitranjan S. Ranawat. Zwei Monate verbrachte er bei Erle E. Peacock und John W. Madden in Tucson, Arizona. 1973 erhielt er die Lizenz, selbstständig zu operieren, und machte das Examen für das American Board of Orthopaedic Surgery. Im November 1974 kehrte Alberto Lluch mit seiner Frau nach Spanien zurück und begründete eine handchirurgische Abteilung am Sant Pau Hospital. Er wurde von der autonomen Universität in Barcelona zum Associate Professor ernannt und erhielt 1986 den Doktortitel (Ph. D.) mit einer These über das Karpaltunnelsyndrom; Teile davon wurden veröffentlicht (J. Hand Surg. 17 B, 209–213, 1992). Lluch arbeitete eng mit der rheumatologischen Abteilung zusammen und führte viele wiederherstellende Operationen an Rheumatikern durch. 1983 verbrachte er zum Zwecke der Weiterbildung in diesem Spezialgebiet nochmals drei Monate bei John W. Madden in Tucson, Arizona. 1994 ging er in die Privatpraxis und gründete mit Marc Garcia-Elias das Institut Kaplan in Barcelona,
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dessen Arbeit nur der Chirurgie der Hand und der oberen Extremitäten gewidmet ist. Es wurde dort ein Ausbildungsprogramm eingerichtet, von dem viele Chirurgen und Orthopäden aus aller Welt profitierten. Alberto Lluch ist Mitglied vieler wissenschaftlicher Gesellschaften in Spanien, im übrigen Europa sowie in Nord- und Südamerika. Viele Jahre gehörte er dem Vorstand der Sociedad Española de Cirugia de la Mano (SECMA) an, war von 1991 bis 1993 deren Sekretär und 1999/2000 Präsident. Als Tagungspräsident leitete er den Jahreskongress 1995 sowie auch den FESSH-Kongress 2000 in Barcelona. Seit seiner Jugend liebt Alberto Lluch sportliche Betätigung mit Radfahren, Fuß- und Handball, Tennis, Skilaufen und Wasserskilaufen sowie Surfen. Entspannung findet er auch in der Arbeit in seinem Garten.
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Neben Erik Moberg und Nils Carstam ist Göran Lundborg der international bekannteste schwedische Handchirurg. Er wurde am 24. Januar 1943 in Göteborg geboren und absolvierte von 1961 bis 1968 an der dortigen Universität sein Medizinstudium. Die folgenden zwei Jahre war er mit wissenschaftlicher Forschung unter Per-Ingvar Brånemark am Laboratorium für Experimentelle Biologie am Anatomie-Institut der Göteborger Universität tätig und schrieb seine These „Ischemic Nerve Injury. Experimental studies on intraneural microvascular pathophysiology and nerve function in limb subjected to temporary circulatory arrest“. Sie wurde als Supplementband 6 der Zeitschrift Scandinavian Journal of Plastic and Reconstructive Surgery veröffentlicht (1970). Eine Weiterbildung in allgemeiner Chirurgie erfolgte am Krankenhaus in Trollhättan und in plastischer Chirurgie in Göteborg bei Bengt Johansson in den Jahren 1970 bis 1972, bei Alf Nachemson in orthopädischer Chirurgie 1972/73 in Göteborg und in Handchirurgie unter Nils Carstam in Malmö 1973 bis 1975. Die Universität Göteborg ernannte ihn 1970 zum außerordentlichen Professor für Anatomie und 1975 für Handchirurgie. Ab 1975 war er bis 1982 Oberarzt an der Abteilung für Handchirurgie am Sahlgrenska Sjukhuset in Göteborg, deren Leiter Svante Edshage war. Bereits 1983 wurde er Leiter der Abteilung für Handchirurgie an der Orthopädischen Klinik der Universität Lund und 1987 Chef der Handchirurgischen Abteilung der Universität Lund in Malmö. 1988 wurde er von dieser Universität zum Professor für Handchirurgie ernannt. Die Leitung
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der Abteilung wurde 1993 geteilt; er behielt die akademische Position des Professors und ist auch weiterhin chirurgisch in der Patientenbetreuung beschäftigt, jedoch ohne Verwaltungsaufgaben. Göran Lundborg war wissenschaftlich sehr aktiv und produktiv. Er hat seine Forschungen bis jetzt in 350 Arbeiten in Zeitschriften und 25 Buchkapiteln publiziert und zwei Bücher herausgegeben: Nerve Injury and Repair (Churchill Livingstone, London 1988; 2. Auflage bei Elsevier, London 2005) sowie Handkirurgi – en introduktion (Studentlitteratur, Lund 1988; 2. Auflage 1999). Dabei verschoben sich seine Interessengebiete und Forschungen, die anfänglich vorwiegend der Nervenregeneration und -wiederherstellung galten, zunehmend auf das Zusammenspiel von Hand und Gehirn. Zur Zeit führen er und seine Mitarbeiter interessante Studien durch über die Thematik, wie die Handfunktion die funktionelle Organisation des Gehirns beeinflusst. Außerdem arbeitet er an Endoprothesen für die Finger und das Handgelenk und deren Knochenverankerung (osseo integration) und entwickelt einen neuen Prothesentyp. Seine interessanten Forschungen und deren gute Ergebnisse führten zu zahlreichen Einladungen zu Vorträgen in Skandinavien, England, Japan, Hongkong, Australien, Argentinien, Frankreich und den USA. So hielt er unter anderem die Founders Lecture der Amerikanischen Gesellschaft für Handchirurgie im Jahre 1992 über das Thema „The hand, the brain, and the mind“ und die Erik Moberg Memorial Lecture 1998. Trotz seiner beachtlichen beruflichen Karriere ist das Privatleben nicht zu kurz gekommen. Er ist mit Christina, einer Bibliothekarin, verheiratet. Das Ehepaar hat drei Kinder: Cecilia (geb. 1965), tätig als Krankenschwester; Johan (geb. 1974) arbeitet als Filmdirektor, und Peter (geb. 1977) ist Volkswirt. Göran Lundborg ist auch musisch sehr interessiert und aktiv. Er liebt nicht nur klassische und Jazzmusik, sondern spielt auch selbst die Trompete. Seit dem letzten Jahrzehnt beschäftigt er sich zunehmend mit Malerei.
Ivan B. Matev
Sein Wirken und seine originären Operationstechniken, wie die kontinuierliche Distraktion zur Längenwiederherstellung des amputierten Daumens, die Einführung der langen Sehnentransplantate in die rekonstruktive Beugesehnenchirurgie, seine Methoden zur operativen Therapie der Knopflochdeformität oder der spastischen „Thumb-in-Palm“-Deformität, aber auch das „Matev-Zeichen“ bei der Medianusnerv-Interposition nach der dorsalen Ellenbogengelenkluxation sind den Handchirurgen im deutschsprachigen Raum bestens bekannt und beeinflussten mit die Entwicklung der Handchirurgie zum Spezialfach. Ivan B. Matev wurde am 26. Mai 1925 in der bulgarischen SchwarzmeerHafenstadt Burgas geboren. Der Vater arbeitete nach seinem Studium der Finanzwirtschaft, das er 1924 in Frankfurt a. M. beendete, zunächst in Burgas und später in Sofia im bulgarischen Ministerium für Finanzen; die Mutter war als Gymnasiallehrerin tätig. Nach dem Besuch des 1. Sofioter Knabengymnasiums und Ablegung der Reifeprüfung mit dem Prädikat „Ausgezeichnet“ studierte Ivan B. Matev an der Medizinischen Akademie in Sofia. Der nachfolgende berufliche
Dieser Beitrag beruht größtenteils auf einer Laudatio von Hans-Jürgen Pollack zum 75. Geburtstag von J. B. Matev, erschienen in Handchir. Mikrochir. Plast. Chir. 32, 221–222, 2000.
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Werdegang, speziell sein handchirurgischer, war durch einen Zufall geprägt: 1952 wurde am neu geschaffenen Institut für Wiederherstellungschirurgie, Prothetik und Rehabilitation in Sofia eine Assistentenstelle ausgeschrieben. Da ihn die Wiederherstellungschirurgie interessierte, bewarb er sich mit Erfolg um diese Stelle. Seine ersten Lehrer waren N. Nedkov, in Deutschland in der plastischen Chirurgie ausgebildet und mit speziellem Interesse für die Sehnenchirurgie, sowie B. Boitchev, der seine Ausbildung zum Orthopäden bei Vittorio Putti, dem wohl eigentlichen Inaugurator der kontinuierlichen Distraktion, absolvierte. Diese mögen wohl sein späteres Interesse an der Sehnenchirurgie der Hand und der kontinuierlichen Distraktion geweckt haben. Als seinen eigentlichen handchirurgischen Lehrer nennt er J. Holevich. Richtungweisende Ratgeber in dieser Zeit waren außerdem Bunnells Surgery of the Hand und Iselins Chirurgie de la Main. 1956 wurde Matev die Leitung der neu etablierten Abteilung für Handchirurgie übertragen, welche neben der Aldo de Negris in Legnano (Italien) die erste dieser Art in Europa war. Ohne den Nachweis der „politischen Zuverlässigkeit“ war es im kommunistischen System extrem schwierig und teilweise sogar unmöglich, die vom Staat aufgerichteten Hürden einer akademischen Laufbahn zu überwinden. Dass er sie auch ohne solche „Zugeständnisse“ bewältigte, 1983 eine Professur erhielt und von 1986 bis 1990 als Direktor der Sofioter Orthopädisch-Traumatologischen Universitätsklinik vorstand, lässt erkennen, dass er durch Leistung überzeugte, die das Resultat seiner Beharrlichkeit, seines Ideenreichtums und seiner kritischen Einstellung war. Vor diesem Hintergrund ist seine tiefe Verachtung gegenüber Unehrlichkeit und Karrieresucht nachvollziehbar. Außerhalb der Grenzen Bulgariens erkannte man die Bedeutung von Matevs handchirurgischem Wirken früh. So wurde er zum Mitglied oder Ehrenmitglied der Handchirurgischen Gesellschaften von Australien, Deutschland, England, Frankreich, Italien, Japan, Kuba, Südafrika, Ungarn und den USA ernannt sowie zu Gastvorlesungen oder als Lektor internationaler Handkurse in diese und weitere Länder eingeladen. Zu erwähnen ist noch, dass auch er der auf dem handchirurgischen Symposium 1966 in Erlangen gegründeten „Schlecht-Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Handchirurgie“ angehört. Die Mitglieder Svante Edshage, Bernard O’brien, Graham Stack und Tatsuya Tajima trafen sich etwa zwanzig Jahre anlässlich weiterer handchirurgischer Symposien (siehe Abbildung S. 280).
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Seine Ideen und die bei der praktischen Arbeit gewonnenen Erfahrungen fanden ihren Niederschlag in 188 Veröffentlichungen, darunter 26 Buchbeiträge, unter anderem in den mehrbändigen Standardwerken „The Hand“, „Plastic Surgery“ sowie im russischen „Handbuch der Orthopädie und Traumatologie“. 1982 erschien die von mir ins Deutsche übersetzte „Rehabilitation der Hand“ (zusammen mit St. Bankov) und 1983 in London die „Reconstructive Surgery of the Thumb“. Er ist Beiratsmitglied renommierter Fachzeitschriften (The Journal of Hand Surgery, London; Acta Chirurgiae Plasticae, Prag; Revista Española de Cirurgia della Mano, Zaragoza). Nach seiner Emeritierung 1990 widmete er sich aktiv berufspolitischen Aufgaben: von 1990 bis 1998 als Präsident des Verbandes bulgarischer Wissenschaftler, deren Ehrenpräsident er jetzt ist, und von 1992 bis gegenwärtig als Mitglied der Graduierungskommission des Ministeriums. Er ist Präsident der bulgarischen Gesellschaft für Handchirurgie und Council Delegierter der IFSSH. Die skizzierten Leistungen und Aktivitäten wurden durch hohe nationale und internationale Auszeichnungen und Ehrungen gewürdigt, unter diesen die anlässlich seines 75. Geburtstages vom Präsidenten Bulgariens verliehene höchste Auszeichnung des Landes „Stara Planina“. Eine besondere Betrachtung verdient die Rolle Ivan Matevs bei der Ausbildung des handchirurgischen Nachwuchses. Er ist der Lehrer einer ganzen Generation bulgarischer Handchirurgen. 35 Kollegen aus 13 Ländern – die bulgarischen nicht mitgezählt –, haben an seiner Abteilung hospitiert. Diese nüchternen Fakten sagen jedoch nur wenig darüber aus, welches persönliche Engagement er solchen Aufgaben widmete und welche Ausbildungsinhalte er dabei akzentuierte. Nach jedem Eingriff, auch wenn dieser einfach zu sein schien, nahm er sich die Zeit und erklärte detailliert sein Vorgehen, wies auf bestehende Variationsmöglichkeiten hin, analysierte sie hinsichtlich ihrer Vor- und Nachteile, um dann fundiert zu begründen, warum er im speziellen Fall so verfuhr und nicht anders. Die Frage nach dem Was, Wann und Warum blieb niemals unbeantwortet. Nach diesem Ausbildungsprinzip, das selbstständiges Mit- und Nachdenken erfordert, wurden wir erzogen. Am Ende meiner Ausbildung sagte er zu mir: „Du bist jetzt in der Lage, Hände zu operieren, aber noch lange kein Handchirurg. Um ein solcher zu werden, musst du dich noch mindestens zehn Jahre intensiv mit der Hand beschäftigen.“ Was er damit eigentlich sagen wollte, begriff ich viele Jahre später: Kreative Handchirurgie beginnt, wenn man in der Lage ist, die funktionellen Zusammenhänge zu verstehen und richtig zu interpretieren, um auf der Grundlage dieser Kenntnisse und Erkenntnisse sein therapeutisches Konzept zu entwickeln.
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Alles, was sich unterhalb einer solchen Qualität bewegt, ist lediglich ein schematisches Kopieren von standardisierten Operationstechniken. Ivan Matev hat noch einige Jahre lang handchirurgische Operationen in einem Privatkrankenhaus in Sofia durchgeführt. 1991/92 hielt er sich als Gastprofessor an der Universität in Essen auf und ist auch später noch in die USA, nach Japan, Australien und Südafrika, wohin er zu Vorträgen eingeladen war, gefahren. Er wurde 1998 von der IFSSH als „Pioneer of Hand Surgery“ geehrt. Ivan Matev – nach eigener Einschätzung eher zurückhaltend und zu wenig kämpferisch – verfügt über das, was menschliche Größe verrät. Ihn als Freund zu gewinnen, ist nicht immer leicht; ihn als Freund zu haben, ein großer Gewinn. Den nötigen menschlichen Rückhalt findet Ivan Matev bei seiner liebenswürdigen Frau Keti, mit der er seit mehr als 50 Jahren verheiratet ist, und seinen beiden Söhnen, die in seine beruflichen „Fußstapfen“ traten.
Robert Malcolm McFarlane
Bei der Beschäftigung mit den Themen Dupuytren-Erkrankung und Kamptodaktylie stößt man immer wieder auf den Namen Robert M. McFarlane, der hierzu wesentliche Beiträge geleistet hat. Er wurde am 28. Mai 1927 in London, Ontario, Kanada, geboren – einer Stadt, der er immer treu geblieben ist. Sein Vater war Augenarzt und sicherlich ausschlaggebend für Bobs Berufswahl. Nach dem Schulbesuch in London folgte das Medizinstudium an der University of Western Ontario, ebenfalls in London, mit Abschluss 1951. Nach der Internship am Montreal General Hospital erhielt er 1952 bis 1956 eine Ausbildung in Allgemeinchirurgie am Victoria Hospital in London unter Angius MacLachlin; sie wurde mit dem FRCS-(C)-Degree abgeschlossen. Es folgten achtzehn Monate Ausbildung in Plastischer und Handchirurgie am Mount Vernon Centre for Plastic Surgery in London, England, unter Rainsford Mowlem und am St. James Hospital in Leeds (Mortimer Shaw) sowie am Passavant Memorial Hospital in Chicago, Illinois, mit Sumner L. Koch und Michael L. Mason. Im Januar 1959 kehrte er nach London, Ontario, zurück und arbeitete als erster Plastischer Chirurg in dieser Region am Victoria und am Westminster Hospital sowie als Assistant Professor an der University of Western Ontario. Er richtete dort ein Residency Program ein und blieb bis zur Pensionierung 1992 Chef der Abteilung für Plastische Chirurgie. 1990 entstand zusammen mit orthopädischen Chirurgen das „Hand and Upper Limb Center“ (HULC) am St. Joseph’s Health Centre, in dem er sich ausschließlich der Handchirurgie widmete bis zum obligatorischen Ausscheiden mit 70 Jahren.
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Über sein Hauptarbeitsgebiet, die Dupuytren-Erkrankung, hat er zahlreiche Vorträge in vielen Ländern, unter anderen auch in Wien und Hannover, gehalten und Arbeiten veröffentlicht. Darunter befinden sich die beiden Bücher der Serie „Hand and Upper Limb“ des Verlages Churchill Livingstone (Edinburgh und London) „Unsatisfactory Results in Hand Surgery“ (1987) und „Dupuytren’s Disease. Biology and Treatment“ (mit Duncan Angus McGrouther und Michael H. Flint 1990). Insgesamt hat Bob McFarlane 52 Arbeiten in Zeitschriften und 42 Beiträge in Büchern veröffentlicht. Unter den vielen Vorträgen, die oft auf Einladung erfolgten, war auch die Moberg Lecture 1988 über sein anderes Interessengebiet, die Kamptodaktylie. Bob McFarlane war Mitglied oder Ehrenmitglied vieler nationaler und internationaler Gesellschaften für Handchirurgie oder für Plastische Chirurgie. Er war 1977/78 Präsident der American Society for Surgery of the Hand sowie in der International Federation of Societies for Surgery of the Hand von 1983 bis 1989 Sekretär, 1992 bis 1995 Präsident und wurde 1998 als Pioneer of Hand Surgery geehrt. Er gehörte zum Editorial Board des Journal of Hand Surgery (A und B) sowie der Plastic and Reconstructive Surgery. Im Jahre 1951 heiratete er Pat (Patricia), die er an der Universität kennengelernt hatte. Sie bekamen drei Töchter und vier Enkel, zur großen Freude von Pat und Bob, der mit ihnen viel Sport getrieben hat. Bobs aufwendigstes Hobby war das Züchten von Pferden auf der eigenen Farm außerhalb Londons. Er ritt viel und spielte Tennis, Golf und Squash. Im schon vorgerückten Alter hatte er sich eine Modelleisenbahn zugelegt und dazu umfangreiche Gleisanlagen und Landschaften geschaffen, mit denen er und seine Enkel sich viel beschäftigten. Die letzten Jahre wurden überschattet durch schwere Krankheiten, die trotz ärztlicher Kunst und Pats liebevoller Pflege nicht beherrscht werden konnten. Bob McFarlane verstarb am 27. Februar 2006.
Ulrich Mennen
Die Geschichte der Handchirurgie in Südafrika ist eng mit dem Namen Ulrich Mennen verbunden, der als „Historian“ der Handchirurgie-Gesellschaft deren Geschichte auch aufgeschrieben hat – zuerst für die Jahre 1969 bis 1994 und in der Ergänzung bis September 2005. Er wurde am 1. Juli 1947 in Barberton, Mpumalanga Provinz in Südafrika als Sohn des Ingenieurs Erich Menno Mennen geboren. Dieser war 1935 aus Männerdorf im Kanton Zürich, Schweiz, ausgewandert, um in den Jahren der Depression eine Stellung zu finden. Seine Verlobte Frieda Steinberg folgte ihm ein Jahr später; sie heirateten nach ihrer Ankunft und bekamen fünf Söhne. Der Vater Erich war während des Zweiten Weltkrieges in Baviaanspoort, Pretoria, interniert, da er die deutsche Staatsangehörigkeit besaß. Die Familiengeschichte reicht fast tausend Jahre zurück und beginnt in Menen im heutigen Belgien. Spätere Mitglieder wanderten nach Niedersachsen (Winsen und Assel) aus. Ulrich Mennen’s Großvater ging als Malermeister nach Männerdorf; der Vater Erich war das Jüngste von neun Kindern und nahm nie die Schweizer Staatsangehörigkeit an, obwohl er in der Schweiz geboren wurde. Nach deutschem Gesetz werden Kinder eines deutschen Vaters automatisch Deutsche, gleichgültig, wo sie geboren wurden. Ulrich und seine Kinder haben also auch zwei Staatsbürgerschaften – eine durch die Geburt (südafrikanisch) und eine durch die Vorfahren (deutsch). Ulrich wurde die „erste Nachkriegsausgabe“ der fünf Geschwister. Er wuchs auf einer großen Farm in Kaapmuiden nahe Barberton auf, wo der Vater ein Schulgebäude zu erbauen hatte. Ulrich erinnert sich gern an die Jugendzeit in der freien Natur mit vie-
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len Tieren, Pflanzen und in einer Schule, die der eigene Vater gebaut hatte. 1956 übersiedelte die Familie nach Nelspruit in der Provinz Mpumalanga, wo Ulrich zur Schule ging. Für ihn stand fest, Medizin zu studieren, nachdem er auf der Farm beim Schlachten von Tieren gelernt hatte, mit Blut umzugehen. Er studierte bis 1970 an der Universität von Pretoria, beendete das Studium mit dem Medical Degree (MBChB) und machte sein Internship in Krugersdorp. Er heiratete die Krankenschwester Johanna Margaretha Louv; das Ehepaar bekam drei Kinder: Albert Menno (1983) und die Zwillinge Mathilda Christina und Abraham Faure (1988). Das Ehepaar arbeitete 1972 am Krankenhaus Lahr am Schwarzwald, wo Ulrich an der Chirurgischen Abteilung unter Joachim Maurath tätig war. Anschließend machten sie im Kombi-Camper eine ausgedehnte Reise durch Europa bis Israel und kamen 1973 nach London, wo Ulrich seine Ausbildung als Chirurg weiter verfolgte. Das Ehepaar suchte eine Unterbrechung der Berufstätigkeit und nahm 1974 an einem einjährigen Kurs für praktische Theologie am Regent College in Vancouver, Kanada, teil. Nach der Rückkehr nach Südafrika 1975 begann Ulrich eine fünfjährige Ausbildung in orthopädischer Chirurgie, in der er nicht nur die Fellowship-Examen in Schottland bestand (FRCS Glasgow und FRCS Edinburgh), sondern auch die „Clampon Plate“ entwickelte. Es handelt sich um eine Frakturstabilisation großer Röhrenknochen, bei der eine Platte durch Klammern außen am Knochen befestigt wird. Das Periost und damit die Durchblutung werden dabei weitgehend geschont. Er bekam dafür mehrere Preise. In den weiteren Jahren, in denen er sich immer mehr „aus Liebe zur Funktion“ der Handchirurgie zuwandte, erlangte er 1978 die South African Fellowship in Orthopaedics (MMed [Orth]) durch die Universität von Pretoria und 1982 das Doctoral Degree in Orthopaedics (PhD [Orth]) für seine Forschungsarbeiten über Knochenheilung. Ebenfalls 1982 wurde er durch die Universität von Pretoria Professor und Chef der Handchirurgie-Abteilung am Pretoria Academic Hospital; Chef der Orthopädie war R. P. Gräbe. 1984 erweiterte er seine Kenntnisse in Mikrochirurgie durch eine Fellowship mit James R. Urbaniak an der Duke Universität in Durham, North Carolina, und besuchte anschließend weitere Zentren in den USA und Europa. Nach seiner Rückkehr nach Südafrika richtete Ulrich Mennen 1985 eine neue und unabhängige Abteilung für Hand- und Mikrochirurgie an der Medical University of South Africa (MEDUNSA), 30 km nördlich von Pretoria, ein. An dieser großen Abteilung wurden nicht nur Patienten behandelt (durchschnittlich 2000 Operationen im Jahr), sondern auch jüngere Ärzte ausgebildet sowie Kurse für Handchirurgie und für Mikrochirurgie abgehalten. Eine große Zahl von Veröffentlichungen und Vorträgen mach-
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ten die Behandlungsergebnisse und Neuerungen publik. Besonders zu erwähnen ist „The Hand Book. A Practical Approach to Common Hand Problems“ (van Schaik Publishers, Pretoria, 1. Auflage 1988, 2. Auflage 1994, 3. Auflage in Vorbereitung). Unter den bevorzugten Arbeitsgebieten von Ulrich Mennen spielt die Behandlung angeborener Fehlbildungen eine große Rolle. Besonders hat er sich mit dem Schnürringsyndrom, den Radius- und Ulnadefektfehlbildungen und vor allem mit der Arthrogryposis multiplex congenita beschäftigt und wichtige Arbeiten publiziert (J. Hand Surg. 29-B, 363–367, 2004; 30-B, 468–474, 2005). Weiterhin beschäftigte er sich viel mit Lähmungen und Querschnittlähmungen und führt seit 1993 tierexperimentelle und klinische Studien über End-zu-Seit-Nervennähte durch. Er entwickelte verschiedene Implantate und Endoprothesen. Neben den über 100 Veröffentlichungen hat er viele Vorträge gehalten und ist mit Preisen ausgezeichnet worden. In den Jahren 1995 bis 1997 war er Präsident der South African Society for Surgery of the Hand, deren „Historian“ er auch jetzt noch ist. 2004 wurde er Generalsekretär der IFSSH. Er ist besonders bemüht, die Handchirurgie in Afrika weiter zu fördern. Neben der vielen Arbeit ist die Zeit für das Privatleben und die Hobbys viel zu kurz. Ulrich Mennen versucht aber, wenn zeitlich möglich, sich mit Gartenarbeiten, Wanderungen, Lesen und Schreiben zu entspannen.
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Jacques Michon
Jacques Michon wurde am 22. Januar 1921 in Nancy als ältester der vier Söhne des Professors für Medizin Paul Michon geboren. Er kam dadurch schon in seiner Kindheit mit einer Umgebung zusammen, die ihn selbst auch in seinem Beruf später prägen sollte, nämlich die Welt der Medizin und der Universität. Obwohl seine Leidenschaft dem Meer und der Schifffahrt galt, konnte er diesen Berufsweg nicht einschlagen, sondern studierte Medizin und ging diesen Weg trotz der mit der beruflichen Ausbildung verbundenen Schwierigkeiten, die besonders in den Kriegsjahren offenkundig wurden. Nach der Zeit als Externe 1941 und als Interne 1943 absolvierte er seinen Militärdienst als Freiwilliger in Algerien in den Jahren 1945 bis 1946. 1948 legte er das klinische Examen ab und wurde 1951 Assistent. Er arbeitete damals an der Chirurgischen Klinik A unter dem von ihm sehr geschätzten Professor Chalnot. 1955 konnte er die chirurgische Fachausbildung beenden und wurde bereits 1958 „professeur agrégé“. Schon früh in seiner Ausbildung hat er sich für die Traumatologie interessiert und sich unter dem Einfluss zweier starker Persönlichkeiten, die für diesen Weg bestimmend wurden, darin spezialisiert. Es waren dies einerseits Robert Merle d’Aubigné vom Hôpital Cochin und andererseits Daniel Morel-Fatio vom Hôpital Vaugirard. Während dieser AusDieser Beitrag erschien anlässlich des Todes von Jacques Michon in Handchir. Mikrochir. Plast. Chir. 22, 3, 1990.
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bildung in der Traumatologie wurde ihm bewusst, „dass die Handchirurgie irgendwie die arme Verwandte der plastisch-rekonstruktiven und der traumatologischen Chirurgie ist“ (M. Merle). Jacques Michon entdeckte sein besonderes Interesse für dieses Spezialgebiet und konzentrierte sich immer mehr darauf. Er traf auf diesem Wege bereits etablierte Kollegen, die ihn auf dem Wege der Spezialisierung bestärkten und beeinflussten: Marc Iselin in Paris, Pierre Colson in Lyon, Herbert Seddon in London, Claude Verdan in Lausanne sowie William Littler und James Smith in New York. Unter den vielen Anregungen, die er bei seinen Reisen und Zusammentreffen mit Handchirurgen auf internationaler Ebene erhielt, ist vor allem die Technik der Nervenrekonstruktion unter dem Mikroskop zu erwähnen, die er bereits 1963 aus den USA mitbrachte und als einer der ersten in Europa einführte. Die Mikrochirurgie hatte seitdem einen großen Raum in seiner klinischen Tätigkeit eingenommen. 1970 gründete er unter schwierigen Bedingungen den Chirurgischen Dienst „D“ im Hôpital Jeanne d’Arc in Nancy, in dem er das Schwergewicht auf orthopädische, plastische und rekonstruktive Chirurgie legte. Er entwickelte seine Klinik zu einem der bedeutendsten Zentren auf diesen Spezialgebieten in Frankreich und führte es auf einem hohen Niveau. Er begeisterte sich auch in der Lehre innerhalb seiner Spezialgebiete und hatte das Glück, schon frühzeitig Schüler wie Claude Guibert, Guy Foucher und Michel Merle zu haben, die seine Ideen aufnahmen, verbreiteten und auch nach seinem Tode weitergeführt haben. Nachdem das Konzept der aufgeschobenen Dringlichkeit in der Handchirurgie verlassen wurde, um einer umfassenden Primärversorgung Platz zu machen, musste eine entsprechende Dienstbereitschaft geschaffen werden. 1974 gründete Jacques Michon daher mit R. Vilain, G. Foucher und M. Merle die Confédération Européenne des Services d’Urgences de la Main, die heute mehr als 26 Zentren umfasst. Jacques Michon ist auch einer der Gründer der Groupe d’Etude de la Main, die später zur Société Française de la Main wird (1963). In den Jahren 1972/73 ist er ihr Präsident. 1979 gründete er die Sektion Handchirurgie in der Französischen Gesellschaft für Plastische Chirurgie, die er 1980 leitete. Darüber hinaus war Jacques Michon Mitglied oder Ehrenmitglied vieler weiterer internationaler Gesellschaften für Handchirurgie und Plastische Chirurgie.
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Durch seine Tätigkeit im Osten Frankreichs zeigte er sich Deutschland und den deutschen Handchirurgen besonders verbunden. Er pflegte enge Verbindungen zur Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Handchirurgie und zur Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Mikrochirurgie der peripheren Nerven und Gefäße. Seine deutschen Sprachkenntnisse ermöglichten ihm die Teilnahme an einigen Kongressen, auf denen er – dann allerdings in englischer Sprache, die von ihm besser beherrscht wurde – von seinen Erfahrungen auch an uns weitergeben konnte. Am 9. März 1989 verstarb Jacques Michon nach einer langen und schweren Krankheit, die er in voller Kenntnis über den zu erwartenden Ausgang mit Mut und bewundernswerter Ausgeglichenheit getragen hat. Bis in die letzten Tage vor seinem Tode war er noch in seiner Klinik tätig. Er wollte auch in dieser letzten Phase seines Lebens sich so verhalten, wie wir es von ihm gewohnt waren, nämlich unauffällig, im gewohnten Ablauf seines Lebens und ohne spektakuläres Aufsehen zu erregen.
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Hanno Millesi
Hanno Millesi wurde am 24. März 1927 in Villach als Sohn eines Praktischen Arztes geboren und verbrachte seine Jugend in Kärnten, wo er auch maturierte. Nach Beendigung des Wehrdienstes studierte er an der Medizinischen Fakultät der Universität Innsbruck und wurde zum Doktor der gesamten Heilkunde 1951 promoviert. Die Ausbildung in pathologischer Anatomie erhielt er bei O. Pendl, in Innerer Medizin bei G. Holler am Wilhelminen-Spital in Wien. 1953 wurde Hanno Millesi an der I. Chirurgischen Universitätsklinik in Wien aufgenommen und zwei Jahre in Allgemeinchirurgie unter L. Schönbauer ausgebildet. 1955 wurde er Frau E. Winkler, die sich hauptsächlich um die Plastische Chirurgie an der I. Chirurgischen Universitätsklinik bemühte, zugeteilt. In dieses Jahr fiel der erste Auslandsaufenthalt in Schweden bei A. Ragnell in Stockholm. Zurückgekehrt an die I. Chirurgische Universitätsklinik, widmete sich H. Millesi vor allem der rekonstruktiven Chirurgie und beschäftigte sich eingehend mit der Erforschung der Dupuytren-Erkrankung. Er übernahm die Abteilung für Plastische Chirurgie an der I. Chirurgischen Universitätsklinik im Jahr 1961 und habilitierte an der Medizinischen Fakultät in Wien im Jahr 1967 mit einer umfassenden Arbeit über die Dupuytren-Erkrankung. Er wurde 1972 zum a. o. Univ.-Professor ernannt und erhielt 1975 ein Ludwig-Boltzmann-Institut für experimentelle plastische Chirurgie. 1982 Dieser Beitrag beruht größtenteils auf einer Laudatio von Hildegunde PizaKatzer zum 70. Geburtstag von H. Millesi, erschienen in Handchir. Mikrochir. Plast. Chir. 29, 58–59, 1997.
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wurde H. Millesi zum o. Univ.-Professor ernannt und 1993 mit der Leitung der klinischen Abteilung für plastische und Wiederherstellungschirurgie im Neuen Allgemeinen Krankenhaus in Wien betraut. Seit Oktober 1995 ist H. Millesi emeritiert. Er hat am 1. Januar 1996 die ärztliche Leitung der Neuen Wiener Privatklinik übernommen, ein Haus, in dem er jahrein, jahraus viele Nächte im Operationssaal verbrachte. Durch die beschränkte Operationssaalkapazität an der Universitätsklinik einerseits und andererseits die viele Stunden dauernden Eingriffe in der rekonstruktiven Chirurgie waren zwei- bis dreimal wöchentlich nächtliche Ausflüge in die nahe gelegene Privatklinik – anfangs sogar mit Mikroskop und Assistenten – eine Gewohnheit geworden. So erinnert sich die Unterzeichnende an viele nach durchoperierten Nächten morgendliche Sonnenaufgänge im „grünen“ Operationssaal dieser Klinik. Selbst ein Erdbeben an einem Sonntagmorgen des Jahres 1972 konnte den am Mikroskop sitzenden Meister nicht davon abhalten, in leisem Ton den erschreckten Mitarbeitern und vor allem der temperamentvoll vor Angst schreienden italienischen Mutter des kleinen Patienten bekanntzugeben, dass er endlich in Ruhe weiterarbeiten möchte. Diese und viele ähnliche Geschichten sind für einen der Pioniere der Mikrochirurgie charakteristisch. Sowohl praktisch-chirurgisch als auch wissenschaftlich hat er sich während seines ganzen beruflichen Lebens mit der Chirurgie der peripheren Nerven und der Bindegewebserforschung nicht nur im Rahmen der Dupuytren-Erkrankung befasst. Ein Großteil seiner Veröffentlichungen beschäftigt sich mit der Chirurgie der peripheren Nerven und mit der Behandlung der Verletzungen des Plexus brachialis und in den letzten Jahren auch des Plexus lumbosacralis. Er hat in einer unendlichen Anzahl von Vorträgen auf der ganzen Welt seine Erfahrung mit der interfaszikulären Nerventransplantation sowie sein umfassendes Wissen über das chirurgische Management bei Plexus-brachialis-Verletzungen dargelegt. So nimmt es nicht wunder, dass er Mitglied bei 20 verschiedenen wissenschaftlichen Gesellschaften ist, wobei nur einige wie die amerikanische, die französische, die britische, die italienische, die spanische und venezolanische Gesellschaft für Handchirurgie erwähnt werden sollen. Millesi ist aber auch Gründungsmitglied der Internationalen Gesellschaft für Mikrochirurgie, deren Präsident er von 1972 bis 1973 war. Er ist Gründungsmitglied der Österreichischen Gesellschaft für plastische Chirurgie, Gründungsmitglied der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Mikrochirurgie der peripheren Nerven und Gefäße und war deren Präsident zwischen 1978 und 1982. Er war Präsident der Sunderland Society zwischen 1985 und 1986, hat die Österreichische Gesellschaft für Handchirurgie 1989 gegründet und war deren Präsident bis 1996. Er ist Ehrenmitglied der Österreichischen Gesellschaft für plastische, ästheti-
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sche und Wiederherstellungschirurgie, der Österreichischen Gesellschaft für Handchirurgie, der Ungarischen Gesellschaft für Handchirurgie, der Deutschen Gesellschaft für Plastische und Wiederherstellungschirurgie, der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Mikrochirurgie der peripheren Nerven und Gefäße und der Polnischen Gesellschaft für Chirurgie sowie korrespondierendes Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie, der Akademie der Wissenschaften Österreichs und der Akademie der Wissenschaften in Kiew. In den letzten drei Jahrzehnten seiner ärztlichen Tätigkeit hat er zahlreiche Preise und Auszeichnungen erhalten wie den Hoechst-Preis 1967, den Eiselsberg-Preis 1972, den Jubiläumspreis für die Deutsche Gesellschaft für Chirurgie 1974 und die Goldene Medaille des Italienischen Clubs für Mikrochirurgie 1980. 1973 hielt er die Moberg Lecture und 1975 die Kazanjian Memorial Lecture, die Founders Lecture der Amerikanischen Gesellschaft für Handchirurgie 1987 und die Maliniac Memorial Lecture 1991 sowie die Dieffenbach Lecture in demselben Jahr. 1980 wurde er nach großem Einsatz in mikrochirurgischen Kursen in Wroclaw (Breslau) zum Dr. h.c. der Universität Wroclaw in Polen ernannt. Er wurde zum Commendatore dell’ Ordine della Repubblica Italiana 1982 und Honorarprofessor der Medizinischen Akademie der People’s Army in Beijing 1986 ernannt. Er erhielt das goldene Ehrenzeichen der Stadt Wien 1987, das goldene Verdienstzeichen der Stadt Milano 1988 und das goldene Ehrenzeichen für Wissenschaft und Forschung Österreichs 1995. Millesi gehörte dem Herausgeberkollegium unserer Zeitschrift Handchirurgie – Mikrochirurgie – Plastische Chirurgie an. Er hat neben seiner intensiven Operationstätigkeit durch zahlreiche Publikationen mit wesentlichen Werken auf dem Gebiet der peripheren Nerven und der Handchirurgie Aufsehen erregt. Zu erwähnen sind hierbei die Beiträge in der Handchirurgie im Thieme-Verlag als Herausgeber zusammen mit H. Nigst und D. Buck-Gramcko und ein Buchbeitrag gemeinsam mit S. Mingrino und A. Gorio über die posttraumatische Nervenregeneration – seine experimentelle Basis und die klinische Anwendung, erschienen in der Raven Press, New York, sowie ein Buch über Chirurgie der peripheren Nerven bei Urban & Schwarzenberg 1992. Weiter zu erwähnen sind Arbeiten in den verschiedensten Zeitschriften über angeborene Handfehlbildungen, die Habilitationsarbeit von 1969 zur Pathogenese und Therapie der Dupuytren-Erkrankung, eine Studie anhand von 500 Fällen, die ersten Erfahrungen mit der Mikrochirurgie peripherer Nerven in der Chirurgia Plastica 1967. Zur Behandlung der Verletzungen des Plexus brachialis – Vorschlag einer integrierten Therapie in Bruns’ Beiträge klinische Chirurgie 1973, über interfaszikuläre Nerventransplantation im Journal of Bone and Joint Surgery 1972 und 1976, wesentliche Arbeiten
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auf dem Gebiet der Bindegewebsforschung mit Mitgliedern des LudwigBoltzmann-Instituts für experimentelle plastische Chirurgie über biomechanische Eigenschaften der durch Elastase behandelten Aponeurose in Connective Tissue Research 1991 und v. a. m. Neben all diesen medizinisch-wissenschaftlichen und praktischen Arbeiten sollte jedoch nicht vergessen werden, dass H. Millesi ein Wissender und ein Kenner der Geschichte – vor allem der Kriegsgeschichte nicht nur neueren Datums – ist. Unvergesslich bleiben spannende, während weiter Autoreisen über Stunden dauernde Erzählungen aus der Kriegsgeschichte des Zweiten Weltkrieges oder anderer geschichtlicher Ereignisse, die von Millesi im Detail aufbereitet dem Zuhörenden eine neue Dimension erschloss. Unvergesslich bleiben auch die zahlreichen in Wien organisierten Kongresse oder gemeinsam besuchten Bälle, wo H. Millesi als äußerst großzügiger und charmanter Gastgeber für zahlreiche ausländische Gäste, aber auch für seine Mitarbeiter, und sehr oft als begeisterter, unermüdlicher Tänzer auftrat. Die einmal im Jahr stattfindende weihnachtliche Einladung in die private Atmosphäre der Familie hat gezeigt, dass Maria, seine Frau, mit unermüdlicher Hingabe seinen beruflichen Weg unterstützte und half, die drei Kinder durch erzieherische Kleinarbeit und liebevolle Aufopferung dahin zu bringen, wo sie heute sind. Maria erlag 1995 einem schweren Leiden. H. Millesi verbringt mit seiner Familie seine wenigen Urlaubstage im Sommer mit Schwimmen und Diktieren von Arbeiten auf einem der schönsten Plätze an einem Kärntner See. Von dort aus unternimmt er jedes Jahr Kunst- und Geschichtsreisen nach Italien. Seit Hanno Millesi zum 1. Januar 1996 die Ärztliche Leitung der „Wiener Privatklinik“ übernommen hat, ist er dort unverändert aktiv tätig. Allein im Jahr 2005 hat er 142 große Operationen ausgeführt, hauptsächlich am Plexus brachialis und anderen peripheren Nerven. Er hat dort ein „Zentrum für Chirurgie der peripheren Nerven und des Plexus brachialis“ gegründet und behandelt Patienten aus aller Welt. Er hofft, diese Tätigkeit noch so lange ausüben zu können, bis sein Oberarzt Robert Schmidhammer die Nachfolge übernehmen kann. Mit ihm zusammen hat er 2004 Experimente zur Reinnervation des motorischen Thenarastes an Affen in Südafrika durchgeführt.
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Auch bei der Organisation von Kongressen ist Hanno Millesi aktiv geblieben. So hat er im Februar 1998 eine FESSH-Tagung und sowohl 2002 als auch im März 2006 Symposien über „Chirurgie der peripheren Nerven“ in Wien organisiert. In Anerkennung seiner Verdienste um dieses Spezialgebiet wird seit 2002 zweijährlich ein „Millesi Award“ vergeben. Im Jahre 1998 wurde Millesi von der IFSSH als Pioneer of Hand Surgery geehrt. Hanno Millesi ist seit 1998 erneut verheiratet mit einer früheren Mitarbeiterin, die als Ästhetische Chirurgin eine Praxis betreibt. Von den Kindern aus der ersten Ehe ist der Älteste, Werner, als Universitätsdozent Leiter einer Abteilung für Kieferchirurgie in Wien; er hat vier Kinder. Die Tochter Eva ist Professorin an der Naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien, während der jüngere Sohn Hanno das Studium der Kunstgeschichte mit einem Doktorat abgeschlossen hat und als freier Schriftsteller tätig ist.
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Erik Moberg
Erik Moberg wurde am 5. Januar 1905 in Lund geboren und studierte an der ehrwürdigen Universität seiner Heimatstadt. Nach seiner Approbation arbeitete er 1932/33 an einer staatlichen Pulverfabrik in Persien als Arzt und Betreuer der dort tätigen schwedischen Angestellten. Dort lernte er seine Frau Märta kennen, die ihm in allen weiteren Jahren treu zur Seite stand und regen Anteil an seinem fachlichen Werk nahm. Nach seiner Rückkehr arbeitete er zunächst am pathologischen, bakteriologischen und Röntgen-Institut, später an chirurgischen und orthopädischen Kliniken in Lund und Stockholm. 1936 habilitierte er sich in Lund und wurde Dozent. Seit 1942 ist er am Sahlgrenska Sjukhuset in Göteborg tätig, wo er 1947 eine kleine handchirurgische Abteilung an der Chirurgischen Klinik (Prof. Ljunggren) aufbauen konnte. Seit 1957 ist er Leiter der Extremitätenchirurgischen Klinik; 1958 wurde er zum Professor unter besonderer Berücksichtigung der Handchirurgie ernannt. Erik Mobergs nachhaltiger Einfluss auf die Handchirurgie nicht nur Skandinaviens, sondern auch vieler anderer Länder gründet sich auf viele Besuche im Ausland. Diese dienten zunächst der eigenen Ausbildung, wie der erste USA-Aufenthalt 1947, der ihn zu Sumner Koch nach Chicago und Sterling Bunnell nach San Francisco führte. Auf späteren Besuchen – vor allem in England, USA, Frankreich und Deutschland – war Moberg schon bald der Lehrende, der besonders auf den Wert der Sensibilität für die Funktion der Hand hinwies. Zahlreiche Arbeiten waren diesem Thema gewidmet, das er mit neuen Ideen über Untersuchungs-
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Erik Moberg
methoden (Ninhydrinprobe, Aufsammeltest) und klinische Anwendung (neurovaskuläre Insellappenplastik) erweiterte. In Würdigung seiner Arbeit wurde er im Lauf weniger Jahre zum korrespondierenden oder Ehrenmitglied fast aller existierenden Handchirurgischen Gesellschaften und zahlreicher Gesellschaften für Chirurgie ernannt; in Schweden war er 1968 Präsident der Chirurgischen Gesellschaft. Zahlreiche Publikationen über Fragen der Rheumachirurgie, der prothetischen Versorgung, der Sensibilität und insbesondere der rekonstruktiven Chirurgie bei Tetraplegikern, Apoplektikern und zentralen Lähmungen zeugen von seiner auch seither unveränderten Arbeitskraft und seinem durch den Ruhestand völlig unbeeinflussten Engagement auf handchirurgischem und orthopädisch-chirurgischem Gebiet. Seine schon fast sprichwörtliche Akivität findet nicht zuletzt auch Ausdruck in den seit 1973 erschienenen Monographien über die traumatischen Läsionen der peripheren Nerven (zusammen mit J. Michon), das Problem der chirurgischen Rehabilitation von Tetraplegikern und über die Orthesenbehandlung von Händen (zusammen mit Hagert u. a.). Zwischenzeitlich ist auch das sicherlich im Besitz eines jeden Handchirurgen befindliche und so wertvolle Büchlein über „Dringliche Handchirurgie“ bereits in der 4. Auflage erschienen. Auch durch zahlreiche Vorträge im In- und Ausland hat Erik Moberg in den vergangenen Jahren als Wissenschaftler, Lehrer, Kritiker und Mahner weitergewirkt. Neben seiner privatärztlichen Tätigkeit auf handchirurgischem und orthopädisch-chirurgischem Gebiet in Göteborg ist Erik Moberg in den vergangenen Jahren aber auch noch auf anderen Gebieten tätig gewesen, sei es in seiner Eigenschaft als Visiting Professor an der University of California in den Jahren 1975 bis 1977 oder aber als Gastchirurg an Rehabilitationszentren für Tetraplegiker, so in Göteborg, Umea, Helsingfors und Kopenhagen, in Los Angeles und San Francisco, in Madrid und in Basel. Ein Blick in die Gästeliste des Abschiedsfestes anlässlich seiner Emeritierung im Jahre 1971 genügt, um die weltweite Bedeutung und das erfolgreiche Wirken Mobergs für die Chirurgie der Hand aufzuzeigen und zu erfassen. Entsprechend groß ist denn auch die Anzahl der Ehrungen, die Erik Moberg zuteil geworden sind: Korrespondierendes oder Ehrenmitglied fast aller Handchirurgischen Gesellschaften und zahlreicher Gesellschaften für Chirurgie; Guildal und Sven Johansson Gedächtnisvorlesung im Jahre 1977 bzw. 1979; Präsident der Schwedischen Gesellschaft für Chirurgie 1968.
Erik Moberg
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Ein Verdienst ganz besonderer Art hat sich Erik Moberg aber um den Aufbau und die Entwicklung der Handchirurgie im deutschsprachigen Raum erworben. In selbstloser und bescheidener Art und Weise hat er über zwei Jahrzehnte hinweg einer großen Anzahl von Kollegen, die voller Erwartung und Begeisterung nach Göteborg pilgerten, die Gelegenheit gegeben, das große und kleine Einmaleins der Handchirurgie zu erlernen. Voruntersuchung, Behandlungsplan, Operationstechnik und Nachbehandlung wurden jedem einzelnen vorbildlich demonstriert und das Verständnis für das Wesentliche gelehrt. Ordnung, Strenge und Objektivität im klinischen Alltag fanden dabei unvergesslichen Kontrast in der privaten Sphäre, sei es beim gemütlichen Kaffeeplausch während einer Operationspause, bei einer Einladung im Hause der Mobergs oder aber beim Segeln mit der „Gefion“. Jeder Kollege, der die Möglichkeit hatte, Moberg in Göteborg als Lehrer und Gastgeber zu erleben, wird mit uns darin übereinstimmen, dass er wie kaum ein anderer im besten hippokratischen Sinne seiner Verantwortung als älterer Kollege und Lehrer gerecht geworden ist. Die große Verehrung seiner Schüler, denen er zum Vorbild geworden ist, sollte die vielen Ehrungen und Auszeichnungen, die das Leben und Wirken eines jeden Chirurgen krönen, noch übertreffen. Erik Moberg starb am 14. Februar 1993. Er ist für uns Handchirurgen heute und wird es sicherlich für Generationen in der Zukunft sein: ein Wegbereiter und Pionier, ohne den die Handchirurgie nicht das wäre, was sie heute ist, nämlich ein anerkanntes Spezialfach.
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Wayne Allan Morrison
Der Name dieses australischen Plastischen, Mikro- und Handchirurgen ist allen in diesen Spezialgebieten Tätigen bekannt geworden durch die Publikation einer genialen Technik der Daumenrekonstruktion. Diese erfolgte 1980 zusammen mit Bernard McC. O’Brien und Allan M. MacLeod unter dem Titel „Thumb reconstruction with a free neurovascular wrap-around flap from the big toe“ (J. Hand Surg. 5, 575–583, 1980), nachdem diese Arbeitsgruppe zusammen mit Alain Gilbert bereits in dieser Zeitschrift (3, 235–242, 1978) eine ähnliche Technik beschrieben hatte. Wayne Allan Morrison wurde am 19. November 1943 in Melbourne als Sohn eines Zeitungs- und Buchhändlers geboren. Er besuchte bis 1961 das Xavier College; da er Naturwissenschaften bevorzugte, wählte er das Studium der Medizin. Dieses erfolgte von 1962 bis 1967 an der Melbourner Universität. Nach der Residency am St. Vincent’s Hospital in Melbourne 1969 arbeitete er 1970 und 1971 in der Chirurgie des Repatriation Hospital Heidelberg (Victoria) sowie 1972 und 1973 wieder am St. Vincent’s Hospital, wo er die Ausbildung in der plastischen Chirurgie unter Bernard McC. O’Brien begann. Ab Januar 1974 bildete er sich für ein Jahr weiter als Fellow am Canniesburn Hospital in Glasgow, Schottland, und arbeitete zusammen mit Thomas Gibson, Ian A. McGregor, Jack C. Mustardé, Ian T. Jackson und Graham D. Lister. Es folgten vier Monate in Paris am Institute de la Main unter Raoul Tubiana sowie drei Monate (bis Februar 1976) am Jackson Memorial Hospital in Miami,
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Wayne Allan Morrison
Florida, USA, mit Ralph Millard und William E. Burkhalter. Zurück in Australien arbeitete er wieder in der Plastischen Chirurgie am St. Vincent’s Hospital in Melbourne (bis 1989), am Geelong Hospital in Geelong, Victoria (bis 1996), als Visiting Plastic Surgeon am Repatriation General Hospital in Heidelberg, Victoria (bis 1987), und am Microsurgery Research Centre im St. Vincent’s Hospital (bis 1985 als Senior Research Fellow, dann bis 1992 als Deputy Director und danach als Director and Chief Executive Officer am umbenannten Bernard O’Brien Institute of Microsurgery). 1988 erhielt er mit einer These über rekonstruktive Mikrochirurgie den Titel eines „Doctor of Medicine“ von der Universität Melbourne, die ihn 1991 zum „Hugh Devine * Professor of Surgery and Head of the Department of Surgery, St. Vincent’s Hospital“ ernannte. Wayne Morrison war viele Jahre im Royal Australasian College of Surgeons aktiv, ist korrespondierendes oder Ehrenmitglied vieler Fachgesellschaften in Australien, Europa, Südafrika und den USA und war Präsident der Australian Hand Surgery Society von 1989 bis 1991, der Asian Pacific Federation of Societies for Surgery of the Hand von 1999 bis 2000 und der World Society of Reconstructive Microsurgery von 2003 bis 2005. Er wurde häufig zu Vorträgen eingeladen und hielt unter anderem 2002 die Dieffenbach-Vorlesung der Deutschen Gesellschaft für Plastische und Wiederherstellungschirurgie und 2004 die Douglas Lamb Lecture der British Society for Surgery of the Hand. Er hat mit seinen Mitarbeitern weit über einhundert Arbeiten sowie mit Bernard McC. O’Brien das Buch „Reconstructive Microsurgery“ (Churchill Livingstone, Edinburgh 1987) veröffentlicht. Wayne Morrison traf seine aus Singapur stammende Frau Serena während ihrer Ausbildung als Schwester Anfang der 70er-Jahre. Von den Kindern Edwin, Josephine, Alexandra und Niall sind zwei Ärzte geworden, einer Architekt und der vierte hat grafische Gestaltung studiert. Waynes viele berufliche Arbeit lässt ihm wenig Zeit für andere Dinge. Er treibt nach Möglichkeit Sport und beschäftigt sich mit Kunst und Malerei.
* Hugh Devine war der chirurgische Doyen des St. Vincent’s Hospitals, geboren 1878. Zusammen mit Louis Barnett gründete er 1928 das Royal Australasian College of Surgeons. Er trat 1937 in den Ruhestand. Seit 1965 gibt es den „Hugh Devine Chair of Surgery“, dessen zweiter Inhaber Wayne Morrison ist.
Algimantas Otonas Narakas
Wer sich mit Veröffentlichungen über Plexus-brachialis-Chirurgie befasst, wird immer wieder auf den Namen Algimantas Narakas stoßen, der zu diesem Gebiet Wesentliches beigetragen hat. Er wurde am 22. März 1927 in Kaunas, der alten Hauptstadt von Litauen, geboren. Sein Vater Juozas war Befehlshaber der Luftwaffe und später Innenminister. Algimantas wurde 1938 in die Schweiz geschickt, um die Osteomyelitis der linken Tibia und der rechten Hüfte zu behandeln. Er war bis 1947 bettlägerig, bis es durch erst spät verfügbares Penizillin gelang, die Infektion auszuheilen. Es blieben allerdings eine Beugekontraktur der Hüfte und eine Peronäusschädigung zurück. Während der langen Krankheit las er alles an deutschen und französischen Büchern, was er erlangen konnte, wodurch er nicht nur seine Dreisprachigkeit erwarb, sondern auch sein großes Interesse an der europäischen Kultur. Später erlernte er auch noch die englische, italienische und spanische Sprache. Er besuchte das Gymnasium der Klosterschule von Einsiedeln und machte 1949 sein Abitur. Inzwischen war er infolge der Annektion Litauens durch die Sowjetunion staatenlos geworden; er erhielt erst 1962 die Schweizer Staatsbürgerschaft. Er heiratete Colette Kenel; sie bekamen den Sohn Alexandre und die Tochter Diane. Das Medizinstudium begann er 1949 an der Universität Lausanne. Seinen Lebensunterhalt verdiente er sich in diesen Jahren durch Arbeiten als Milchmann, Gärtner, Mechaniker und zuletzt als Journalist. Nach der Promotion 1957 arbeitete er am Frenchay und am Southmead Hospital in
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Algimantas Otonas Narakas
Bristol. Es folgten Ausbildungsjahre in allgemeiner und Neurochirurgie, Orthopädie, HNO-Heilkunde und Plastischer Chirurgie, alles an Kliniken in Lausanne. Erst nach Erlangung der Schweizer Staatsbürgerschaft erhielt er den schweizerischen Doktortitel, wozu er alle Prüfungen nochmals ablegen musste. Der entscheidende Schritt zu seinem weiteren Werdegang war 1969 die Anstellung an der Clinique Longeraie in Lausanne und die Zusammenarbeit mit Claude Verdan und dessen Mitarbeiter Carlos Simonetta. Die Klinik war eine der bedeutendsten für die Behandlung von Handund Nervenverletzungen. Verdan wies ihn auf die derzeit noch wenig ausgeübte Rekonstruktion von Plexus-brachialis-Verletzungen hin, der sich Narakas dann mit Hingabe widmete. Er ging seine Arbeit sehr systematisch an mit exakten anatomischen und klinischen Studien, Entwicklung neuer Methoden und sorgfältiger Überprüfung der Resultate; seine Aufzeichnungen versah er mit guten Zeichnungen. Er war ein geschickter Operateur und stand die vielstündigen Operationen in gleichbleibender Ruhe durch. Natürlich beschäftigte er sich auch mit anderen Nerven- und vor allem Handverletzungen. Er gab seine Kenntnisse an viele Besucher weiter und organisierte mehrere Tagungen. Lehren und Diskutieren waren beliebte Beschäftigungen. Narakas veröffentlichte auf diesen Gebieten 216 Arbeiten in Zeitschriften und als Buchbeiträge und war unter den Herausgebern mehrerer Zeitschriften. In 25 nationalen und internationalen wissenschaftlichen Gesellschaften war er Mitglied oder Ehrenmitglied. Im Jahre 1978 wurde er Professor an der Universität von Lausanne und erhielt den Lehrstuhl für Versicherungsmedizin. Er ware ebenfalls Konsiliarius am Universitätskrankenhaus und am Kinderkrankenhaus Lausanne sowie am Kinderkrankenhaus der Universität Bern. Neben seinen beruflichen Aktivitäten war Algimantas Narakas ein Autoliebhaber und nahm am 24-Stunden-Rennen in Le Mans teil. Er kaufte sich einen alten Aston-Martin und später einen Honda NSX. Darüber hinaus liebte er das Segeln und nahm an mehreren Rennen auf dem Genfer See teil. Trotz kurzer schmerzvoller Krankheit hat er bis zuletzt gearbeitet; er starb am 25. November 1993. Herrn Professor D. V. Egloff, dem jetzigen Leiter der Clinique Longeraie in Lausanne, bin ich zu besonderem Dank verpflichtet für die Übersendung von Unterlagen über das Leben von Algimantas Narakas.
Henry Nigst
Herny Nigst wurde am 6. Juli 1919 in Biel in der Schweiz geboren, verbrachte als Sohn eines im Elsass tätigen schweizerischen Architekten und Ingenieurs und dessen deutscher Frau seine Jugendjahre in Mühlhausen. Diese Jahre einschließlich der in sie fallenden Schultzeit haben ihn besonders geprägt und nicht nur die Basis für seine hervorragenden Sprachkenntnisse gelegt, sondern auch die Liebe zur elsässischen Kultur und zur französischen Küche begründet. Die unter seiner sachkundigen Führung erfolgten Ausflüge ins Elsass anlässlich von Kongressen sind für viele von uns ein unvergessliches Ereignis geworden. Seine Heimatliebe hat sich somit auf uns übertragen und wesentlich mit dazu beigetragen, unsere Nachbarn besser zu verstehen und engere Kontakte zu den Fachkollegen zu knüpfen. Das Medizinstudium in Basel fiel in die Zeit des Zweiten Weltkrieges und war durch wiederholte Militärdienstleistungen erschwert. Nach dem Staatsexamen und der Promotion 1945 folgte eine kurze Tätigkeit am Anatomischen Institut bei Prof. Wolf-Heidegger. 1946 trat er als Assistenzarzt in die Chirurgische Universitätsklinik Basel ein und wurde in seiner chirurgischen und ärztlichen Tätigkeit vor allem von seinen ersten Lehrern Carl Henschen und Otto Schürch geprägt. Unter Rudolf
Dieser Beitrag beruht größtenteils auf einer Laudatio zum 70. Geburtstag von H. Nigst, erschienen in Handchir. Mikrochir. Plast. Chir. 21, 171, 1989.
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Henry Nigst
Nissen wurde er 1953 zum Oberarzt ernannt. Bestimmend für seine weitere spezielle Tätigkeit war der einjährige Aufenthalt am Royal National Orthopaedic Hospital in London und Stanmore, wo Henry Nigst durch Sir Herbert Seddon und J. I. P. James mit der Chirurgie der peripheren Nerven, der Handchirurgie und den Rehabilitationsmaßnahmen bei Verletzten und Gelähmten in engere Berührung kam. Die in England und bei Marc Iselin in Paris gemachten Erfahrungen konnte er in Basel als Leiter der Chirurgischen Poliklinik anwenden und erweitern. Das erste Institut für Ergotherapie in der Schweiz wurde von ihm 1954 am Bürgerspital gegründet und für Jahrzehnte geleitet. 1956 wurde er mit der Leitung der Traumatologisch-Orthopädischen Abteilung der Chirurgischen Universitätsklinik Basel nach inzwischen erfolgter Habilitation betraut und erhielt Ende 1957 den Lehrauftrag für Unfallmedizin an der Universität Basel. Die Ernennung zum außerordentlichen Professor erfolgte 1962, und 1971 wurde der Lehrauftrag um die Chirurgie der Hand und der peripheren Nerven erweitert. Ein weiterer wesentlicher Schritt seiner Aktivitäten war die Teilnahme am Aufbau des 1967 eröffneten Schweizerischen Paraplegiker-Zentrums Basel, dessen Chefarzttätigkeit er dann aufgab, um sich voll der Leitung der neu gegründeten Abteilung für Chirurgie der Hand und der peripheren Nerven an der Chirurgischen Universitätsklinik widmen zu können. Als handchirurgischer Konsiliarius blieb er jedoch dort weiterhin ebenso wie an anderen Spitälern in Basel tätig. Henry Nigst konnte hierbei die chirurgische Rehabilitation der Hände von Tetraplegikern erfolgreich durchführen und zur Verbreitung dieser Ideen beitragen. Nach seiner Emeritierung 1985 war Henry Nigst noch bis Juli 1989 in der Privatpraxis mit operativer Tätigkeit und als handchirurgischer Konsiliararzt am Schweizer Paraplegiker-Zentrum in Nottwil mit Sprechstunden und Operationen tätig. Die letztgenannte Tätigkeit endete 1999. In diesem Zusammenhang besuchte er Douglas Lamb und Erik Moberg mit dem Ziel, eine Einführung der operativen Behandlung von Tetraplegikern im deutschsprachigen Raum einzuleiten. Dieser äußere Rahmen seines beruflichen Werdeganges wurde durch zahlreiche Publikationen mit wesentlichen Werken auf dem Gebiet der Chirurgie der peripheren Nerven und der Handchirurgie kenntlich gemacht. Zu erwähnen sind hierbei nicht nur die frühen Werke wie „Die Chirurgie der peripheren Nerven“ (1955), „Freie Nerventransplantation und Cortison“ (1957), „Chirurgie in der täglichen Praxis“ (1958 und in der 2. Auflage 1965) sowie die Herausgebertätigkeit der „Speziellen Frakturen- und Luxationslehre“, sondern vor allem auch in den letzten zehn Jahren die führende Mitherausgebertätigkeit des zweibändigen Werkes „Handchirurgie“ (1981 und 1983, mit englischer Ausgabe 1988) und die Mitheraus-
Henry Nigst
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gebertätigkeit der Buchreihe „Bibliothek für Handchirurgie“. Viele Stunden hat Henry Nigst mit der Abfassung einer Monographie über Operationen an Tetraplegikern und einer groß angelegten Entwicklungsgeschichte der Behandlung der traumatischen Läsionen der Wirbelsäule mit und ohne neurologische Ausfälle zugebracht. Neben diesen und anderen Büchern und Buchbeiträgen hat Henry Nigst zahlreiche Arbeiten zu Themen der Handchirurgie, Unfallchirurgie und Chirurgie der peripheren Nerven in Fachzeitschriften veröffentlicht. Bereits ab 1969 gehört Henry Nigst dem Herausgeberkollegium unserer Zeitschrift Handchirurgie an und hat seinen Rat und seine Sachkenntnis ihr insbesondere bei der Beurteilung eingegangener Manuskripte zur Verfügung gestellt. Sein Einfluss auf die Entwicklung der Handchirurgie in Mitteleuropa wäre aber nur unvollständig wiedergegeben, wenn nicht der zahlreichen und von ihm inaugurierten und geleiteten Kongresse und Fortbildungstagungen gedacht würde. Hierunter sind insbesondere die im kleinen Kreise veranstalteten Handchirurgentreffen der drei bei Basel aneinandergrenzenden Länder und die so sehr erfolgreichen Baseler Handchirurgischen Arbeitstagungen zu erwähnen, bei denen im begrenzten Teilnehmerkreis aktuelle Themen ausführlich diskutiert werden. Der fachliche Gewinn dieser Veranstaltungen wird potenziert durch die exklusiven gesellschaftlichen Ereignisse, mit denen Henry Nigst die inzwischen zu Freunden gewordenen Teilnehmer jedesmal wieder überrascht. Viel Freude hat ihm die Organisation sowohl der in der Mitte jedes Jahres stattfindenden Emerititreffen (Treffen der emeritierten ehemaligen Teilnehmer der Baseler Handchirurgischen Arbeitstagungen mit Frauen) und des Baseler Handclubs mit drei Sitzungen im Jahr gemacht. Die Sitzungen des Handclubs werden zusammen mit Ulrich Lanz vorbereitet; es treffen sich dabei Handchirurgen aus Süddeutschland und Österreich. Seine durch fachliches Können und persönliche Integrität erworbenen beruflichen Positionen haben auch zur Übernahme weiterer Ämter geführt, die neben den damit verbundenen Ehren auch zusätzliche Arbeit brachten. So war Henry Nigst nach Claude Verdan für mehrere Jahre der zweite Präsident der Schweizerischen Gesellschaft für Handchirurgie. Von großer Bedeutung, aber weniger bekannt und offenkundig ist sein Einfluss in der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Handchirurgie, deren Gründung nicht nur ein Gebot der Zeit war, sondern auf einen längeren Gedankenaustausch zwischen Henry Nigst und mir in der zweiten Hälfte der 50er-Jahre zurückzuführen war; 1984 erhielt er die Ehrenmitgliedschaft. Sein durch Lebensweisheit und große Umsicht gekennzeichneter Rat wurde auch in späteren Jahren von mir noch oft in Anspruch genommen, woraus eine tiefe Verbundenheit und herzliche persönliche
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Freundschaft resultierte. Diese Freundschaft hat mir auch den Blick in seine nicht so nach außen gerichtete private Atmosphäre geöffnet und mir den an Reisen in ferne Länder, an alten Kulturen und am Sammeln von antiken Gegenständen interessierten Henry Nigst gezeigt. Seine Wohnung in der Kornhausgasse und das Haus in Seewen, betreut von seiner in Deutschland geborenen Frau Mechthild, die als Krankengymnastin tätig war, sind ein Zeugnis für die Sammelleidenschaften und für ein weiteres Hobby von Henry Nigst, das Malen.
Bernard McCarthy O’Brien
Der australische Plastische Chirurg war einer der wichtigsten Pioniere der Mikrochirurgie. Sein Name wurde durch die Benennung des Bernard O’Brien Institute of Microsurgery am St. Vincent’s Hospital in Melbourne hervorgehoben. Er wurde am 25. Dezember 1924 in Melbourne, Victoria, geboren, wo er auch aufwuchs. Sowohl das Medizinstudium (bis 1950) als auch die chirurgische Ausbildung am St. Vincent’s Hospital (bis 1952) erfolgten in Melbourne. 1953 arbeitete er als Demonstrator am Anatomischen Institut der Universität, 1954 als Demonstrator in Clinical Surgery and Histopathology und erreichte 1955 den Grad eines „Master of Surgery“. Von 1955 bis 1957 erfolgte eine plastisch-chirurgische Ausbildung als Nuffield-Assistent an der Universität Oxford unter Pomfred Kilner und bis 1958 am Odstock Hospital in Salisbury unter John N. Barron. Anschließend war er 1959 für sechs Monate Chief Resident am Roosevelt Hospital in New York unter J. William Littler. Nach seiner Rückkehr nach Melbourne bekam er keine Krankenhaus- oder Universitätsposition, sondern war „im Verborgenen“ mit Hilfe des Ophthalmologen Gerard Crock mit Forschungen über mikrochirurgische Techniken tätig. Erst 1968 wurde er Honorary Research Assistant an der Abteilung für Plastische Chirurgie am St. Vincent’s Hospital und war dann von 1971 bis 1992 Director of the Microsurgical Research Centre. In dieser Position erweiterte er die experimentellen und klinischen Grundlagen der Mikrochirurgie und bildete viele Chirurgen aus. Diese waren dann auch geschickte Mikrochirurgen, sodass im Januar 1973 während einer Vortragsabwesenheit von Bernie O’Brien die erste am Menschen erfolgreich
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Bernard McCarthy O’Brien
durchgeführte freie Übertragung eines iliofemoralen Insellappens nicht von ihm, sondern von Rollin K. Daniel und G. Ian Taylor durchgeführt wurde (Plast. reconstr. Surg. 52, 111–117, 1973). Nach Bernies Rückkehr gab es einigen Ärger im Hause Victoria Parade 41, der sich aber bald legte, zumal der Chef einige Monate später seine erste freie Lappenübertragung durchführen konnte (Plast. reconstr. Surg. 52, 271–278, 1973, mit Alan M. MacLeod, Joseph W. Hayhurst und Wayne A. Morrison). O’Brien und seine Mitarbeiter veröffentlichten über 300 Arbeiten in Zeitschriften sowie 50 Buchbeiträge. Weite Verbreitung fanden auch die beiden Bücher „Microvascular Reconstructive Surgery“ (1977) und „Reconstructive Microsurgery“ (1987, zusammen mit Wayne A. Morrison, beide bei Churchill Livingstone, Edinburgh). In den letzten Jahren war er wegen Augenproblemen nicht mehr klinisch tätig, aber dafür um so aktiver in der Planung, Organisation und bei Fachgesellschaften, deren Mitglied beziehungsweise Ehrenmitglied er war. Er hielt viele Vorträge, gewann Preise und war 1979 Präsident der Australian Hand Surgery Society, die er 1972 mit begründet hatte. 1980 bis 1983 war er Präsident der International Federation of Societies for Surgery of the Hand, die ihn 1995 postum als „Pioneer of Hand Surgery“ ehrte. Bernie war auch Mitglied der „Schlecht-Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Handchirurgie“, die 1966 anlässlich des Handchirurgie-Symposiums in Erlangen gegründet wurde. Zu ihr gehörten Svante Edshage, Ivan Matev, Graham Stack und Tatsuya Tajima (S. 280). Bernard McC. O’Brien starb am 14. August 1993.
Toshihiko Ogino
Im Kreise der an angeborenen Fehlbildungen interessierten Handchirurgen ist Toshihiko Ogino als hochrangiger Spezialist bekannt, der auf diesem Gebiet sowohl klinisch als auch experimentell gearbeitet hat. Er wurde am 4. November 1946 in Mishima, einer kleinen Stadt 100 km westlich von Tokio in der Nähe des Fujiyama, geboren. Sein Vater Tatsuo war Arzt und arbeitete in einer kleinen Privatklinik nahe der Pazifikküste. Seine Mutter Shizu betreute ihn als einziges Kind sehr liebevoll. Nach der Schulzeit studierte er in Sapporo an der Hokkaido Universität in den Jahren 1965 bis 1971. 1969 begegnete er der Medizinstudentin Tomoko, die er 1970 heiratete. Nach der Promotion 1971 begann er eine Ausbildung an der Klinik für orthopädische Chirurgie an der Universität von Hokkaido unter Shigeo Matsumo. In dieser bis 1976 dauernden Zeit wuchs die Familie um die beiden Söhne Daisuke und Yamato; die Namen bedeuten „Große Hilfe“ und „Großer Frieden“. Der Ältere studierte Mathematik und arbeitet zur Zeit in Helsinki, während der Jüngere Landwirtschaft studiert hat. Das Interesse an Handchirurgie wurde durch Seiichi Ishii geweckt, der 1968 seine Spezialausbildung durch Robert E. Carroll in New York erhalten hatte. Dieser wurde der Mentor von Toshi (wie seine Freunde ihn nennen) Ogino und ließ ihn am ersten Kurs für Handchirurgie in Niigata teilnehmen. Dieser von Tatsuya Tajima organisierte Kurs hinterließ einen tiefen Eindruck, sodass er sich der Handchirurgie zuwandte. Seiichi Ishii riet ihm, sich in diesem Spezialfach auf angeborene Fehlbildungen
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Toshihiko Ogino
zu konzentrieren; er dürfe dann alle diese Patienten selbstständig und unabhängig behandeln. Toshi nahm das Angebot an und arbeitete sich durch Lesen zahlreicher Veröffentlichungen in das für ihn neue Gebiet ein. Sehr bald fand die Symbrachydaktylie sein besonderes Interesse, sodass er 1978 zusammen mit Seiichi Ishii eine Arbeit darüber im Journal of the Japanese Orthopaedic Association veröffentlichte (Nippon Seikeigeka Gakkaii Zasshi 52, 1753–1760, 1978). Widersprüchliche Auffassungen in der Literatur und in den eigenen 955 Patientenunterlagen über die Einordnung von Spalthand, Polydaktylie und Syndaktylie führten zu experimentellen Untersuchungen der teratogenetischen Mechanismen und zu mehreren viel beachteten Veröffentlichungen in Zeitschriften und Büchern. Die ersten erschienen in der bereits erwähnten japanischen Zeitschrift (53, 535–543, 1979), wurden inhaltlich dann aber auch bei uns durch Veröffentlichungen in Zeitschriften (J. Hand Surg. 11-B, 364–371, 1986; 15-B, 201–209, 1990; Handchir. Mikrochir. Plast. Chir. 20, 331–337, 1988) oder Büchern (z. B. Tubiana, R.: The Hand, Vol. V, 719–736, 1999) bekannt. Über dieses Thema schrieb er auch seine These, für die er 1979 den Doktortitel erhielt. Seine umfassende Beschäftigung mit angeborenen Fehlbildungen der Hand geht auch aus dem Kapitel „Bone and Joint Deformities“ in Buck-Gramcko, D.: „Congenital Malformations of the Hand and Forearm“ (Churchill Livingstone, London 1998, S. 331–350) hervor. Die Teilnahme am ersten Kongress der IFSSH 1980 in Rotterdam benutzte Toshi Ogino, die dann 1981 durchgeführten je sechsmonatigen Aufenthalte bei Hanno Millesi in Wien und Dieter Buck-Gramcko in Hamburg einzuleiten, um sich über Plexuschirurgie beziehungsweise angeborene Fehlbildungen weiterzubilden. Beim Abschied empfahl der Letztgenannte ihm, seine Englischkenntnisse zu vervollständigen und Arbeiten in dieser Sprache zu publizieren; dieser Rat fiel auf fruchtbaren Boden. Es wurden nicht nur 145 Artikel in Zeitschriften und 34 Buchkapitel veröffentlicht, sondern er wurde auch in den Beirat (Editorial Board) von zehn Zeitschriften aufgenommen, unter anderem auch in unserer Zeitschrift. Die Arbeiten wurden zum Teil zusammen mit seinen langjährigen Mitarbeitern Akio Minami und Hiroyuki Kato verfasst, die später beide Professoren und Direktoren orthopädischer Kliniken wurden. In den Jahren 1985 bis 1990 war Toshihiko Ogino als Chef der Handchirurgischen Abteilung der Orthopädischen Klinik der Hokkaido Universität in Sapporo tätig; 1982 wurde er Dozent und 1989 außerordentlicher Professor. 1990 wechselte er an die Abteilung für Physikalische Therapie an der School of Allied Professions, Sapporo Medical College, um schließlich seit 1996 als Professor und Chairman of the Department of Orthopaedic Surgery, Yamagata University School of Medicine tätig zu sein.
Toshihiko Ogino
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Dort konnte er seine experimentellen Studien über Handfehlbildungen mit molekularen Techniken fortsetzen. Toshi Ogino erhielt viele Einladungen zu Vorträgen in zahlreichen Ländern und wurde Mitglied in der amerikanischen und britischen Gesellschaft für Handchirurgie. In Japan ist er 1974 Mitglied der Handchirurgie-Gesellschaft geworden, gehört seit 1985 deren Vorstand an und ist für 2007 zum Präsidenten gewählt. Ebenso ist er Vorstandsmitglied der Orthopädie-Vereinigung und der Gesellschaft für Orthopädische Ultraschalltechnik, deren Präsident er 1995 war. Er gehört den Vorständen der Gesellschaften für Schulter- und für Ellenbogen-Chirurgie an und wurde von der Teratologischen Vereinigung für 2006 zum Kongresspräsidenten gewählt. Neben mehreren japanischen Kongressen über Fehlbildungen leitete er als Präsident das fünfte Internationale Symposium für „Congenital Differences of the Upper Limb“ in Kyoto im Jahr 2000, dessen Vorträge in Buchform veröffentlicht wurden. 2007 leitete er die 50. Jahrestagung der Japanischen Gesellschaft für Chirurgie der Hand in Yamagata. Die jahrzehntelangen gemeinsamen Interessen und die Zusammenarbeit mit mir fanden ihren sichtbaren Ausdruck in der Arbeit „Congenital malformation of the hand: Non-classifiable cases“ (Hand Surg. 1, 45–61, 1996), dem mit vielen Hoffnungen 1996 in Singapur gestarteten Journal of the Asia-Pacific Federation of Societies for Surgery of the Hand.
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Sigurd Pechlaner
Um die Handchirurgie in Österreich sehr verdient gemacht hat sich Sigurd Pechlaner, auch wenn er oft mehr im Hintergrund gestanden hat. Er ist ein echter Tiroler, auch wenn der Familienname sich ableitet vom Landgericht Pechlan, einem Gebiet um die heutige Stadt Pöchlarn in Niederösterreich. Die Vorfahren stammen aus Südtirol, wo 1239 urkundlich ein „Otto filius q. Rudegeri Pechelarius de Griez“ (Gries bei Bozen) erwähnt wird, und der Name Pechlaner in seiner heutigen Form seit 1361 bekannt ist. Sigurds Urgroßmutter war die als „Geierwally“ bekannt gewordene Malerin Anna Stainer-Knittl, deren Großonkel der Maler Joseph Anton Koch (1768 bis 1839) war. Sigurd Pechlaner wurde am 29. Dezember 1941 in Innsbruck als Sohn des Juristen Helmut Pechlaner und seiner Frau Hertha, einer Lehrerin, geboren. Er hat sieben Geschwister, von denen der Jüngste als Tierarzt den Wiener Tiergarten Schönbrunn führt. Nach dem Besuch des Humanistischen Gymnasiums in Innsbruck und des Jesuiten-Gymnasium Collegium Aloisianum in Linz-Freinberg mit Matura 1961 wollte Sigurd eigentlich Technik studieren, entschloss sich aber kurzfristig nach einem Erste-Hilfe-Kurs, bei dem auch eine operative Wundversorgung gezeigt wurde, für die Medizin. Das Studium erfolgte an der Leopold-FranzensUniversität Innsbruck und endete 1969 mit der Promotion. Die erste klinische Ausbildung erhielt er in Innerer Medizin, Kinderheilkunde und Gynäkologie bis 1970 am Bezirkskrankenhaus Reutte.
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Sigurd Pechlaner
Ab 1970 war Sigurd Pechlaner an verschiedenen Universitätskliniken in Innsbruck tätig: von Juli 1970 bis Juni 1971 an der Allgemeinchirurgie unter Paul Huber und Wolfgang Baumgartner, von Juli 1971 bis März 1973 an der Unfallchirurgie unter Günther Philadelphy und Otto Russe, von April bis September 1973 und von April bis Dezember 1974 an der Neurochirurgie unter Karl Klose und dazwischen von Oktober 1973 bis März 1974 an der Orthopädie unter Hans Platzgummer und Rudolf Bauer. Die längste Zeit arbeitete er dann ab Januar 1975 bis Juni 2002 als Oberarzt an der Unfallchirurgie und erlebte dabei den Tod zweier Chefs, Otto Russe und Emil Beck, auf den dann Michael Blauth folgte. Bis zum endgültigen Ausscheiden Ende 2003 ging er in Karenz, in der er eine Ordination aufmachte und in einer Privatklinik operieren konnte, da der Plan, eine selbstständige Abteilung für Handchirurgie zu errichten, sich nicht realisieren ließ. Bereits 1976 hatte er an der Klinik eine Handambulanz eingerichtet, die er mit fünf Mitarbeitern leitete. Er habilitierte sich für das Fach Unfallchirurgie im Jahre 1996 über „Die Hyperextensionsverletzung des Handgelenkes“ (Einhorn-Presse, Reinbek 1999). Die Motivation, sich der Handchirurgie zuzuwenden, ging auf Otto Russe zurück, der anlässlich der Untersuchung eines Patienten mit schweren Dauerfolgen einer Handquetschung auf die Wichtigkeit einer korrekten Erstversorgung hinwies. Sigurd Pechlaner zeigte sein Interesse an einer speziellen Weiterbildung, worauf Russe in Hamburg anrief und Pechlaner bereits zwei Monate später im November und Dezember 1976 bei mir als Gastarzt tätig sein konnte. Ein zweiter Aufenthalt für zwei Wochen folgte im Oktober 1979, weitere Studienaufenthalte bei Gottfried Segmüller in St. Gallen 1978 und bei Viktor Meyer in Zürich 1991. Seine Hauptarbeits- und -interessengebiete sind die Behandlung der Erkrankungen und Verletzungen der Hand und des Unterarmes, insbesondere des Kahnbeines, des distalen Radius und des Daumengrundgelenkes. Dazu erfolgten nicht nur viele Publikationen, sondern auch klinische und experimentelle Untersuchungen mit Entwicklung neuer Operationsmethoden. So entstand zusammen mit Heribert Hussl die Behandlung schlecht durchbluteter Kahnbeinpseudarthrosen mit einem vaskulär angeschlossenen Knochenblock aus dem Beckenkamm (Handchir. Mikrochir. Plast. Chir. 19, 302–305, 1987; 31, 196–199, 1999 mit Markus Gabl als Erstautoren). Eine weitere interessante Arbeit ist die über den „anderen Skidaumen“ (Handchir. Mikrochir. Plast. Chir. 31, 3–9, 1999). Unter den Büchern hatte der „Operationsatlas Handchirurgie“ mit Heribert Hussl und Fridun Kerschbaumer (Thieme, Stuttgart 1998) eine lange Entstehungsgeschichte.
Sigurd Pechlaner
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Sigurd Pechlaner ist einer der Mitbegründer der Österreichischen Gesellschaft für Handchirurgie am 16. Juni 1990 zu Innsbruck und gehörte dem ersten Vorstand an. Von 1996 bis 2002 war er Präsident der ÖGH und wurde dann Ehrenmitglied. 1998 leitete er als Tagungspräsident das 39. Symposium der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Handchirurgie in Innsbruck. Seine Frau Ursula stammt aus der Glockengießerfamilie Graßmayr, die seit 1599 dieses Gewerbe ausübt und deren Betrieb noch heute in Familienbesitz ist. Sie lernten sich 1963 auf einem Ball kennen und heirateten 1966. Die Ehe blieb kinderlos. Ursula war als Sekretärin im Familienbetrieb und in London tätig, wurde dann aber Physiotherapeutin und arbeitete in leitender Stellung an verschiedenen Kliniken. Die Liebe zur Musik lag in der Familie, in der alle ein oder mehrere Instrumente spielen. Sigurd spielt Klavier und liebt besonders klassische Musik. Er ist ein ausgezeichneter Fotograf und hat auf vielen Tagungen Teilnehmer auf Fotos „festgehalten“, die sich meist im Archiv für Handchirurgie befinden. Er wäre nicht Tiroler, wenn er nicht ein besonderes Verhältnis zu den Bergen hätte. Während des Studiums war er Tourenführer der Akademischen Sektion des Österreichischen Alpenvereins. Er besitzt als „alpine Absteige“ in der Umgebung von Innsbruck eine kleine Berghütte, die nur nach einem längeren Fußmarsch zu erreichen ist. Für Transporte hat er sich die Haflinger Stute Selma gekauft, die ebenso wie die Hündin Anna zum (erweiterten) Haushalt gehört. Neben den Bergen liebt er auch das Wasser, nicht nur wegen der Segeltouren, sondern auch wegen des Fischens. Er war bereits als Student im Rahmen eines Forschungsprojektes der Abteilung für Limnologie der Universität Innsbruck an Tiroler Hochgebirgsseen unterwegs, um Fische zu fangen. In den letzten Jahren hat sich das Ehepaar ein Chalet in der Steiermark gekauft und für Ferienaufenthalte hergerichtet – ein weiterer Anlass für Unternehmen im Ruhestand.
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Robert Wan Heng Pho
Erst spät wurde von uns Europäern bemerkt, dass außer in Japan auch in anderen Teilen Ostasiens Handchirurgie als Spezialfach betrieben wird. Dabei wurde bereits 1974 ein handchirurgischer Dienst am Singapore General Hospital eingerichtet und 1985 vom dortigen Gesundheitsministerium als erste selbstständige Abteilung für Handchirurgie bestätigt. Ihr Leiter war Robert W. H. Pho. Er wurde am 30. April 1940 in SorongDoom, einer kleinen Insel neben dem damaligen Niederländisch-Neuguinea (heute Irian Jaya) als Sohn eines Kaufmanns geboren. Da dort ein militärisch wichtiger Flugplatz lag, musste die Familie im Zweiten Weltkrieg vor den Japanern weiter ins Binnenland ausweichen. Bob verlebte eine wundervolle Jugend in völliger Freiheit und spielte halbnackt mit den papuanischen Kindern am Strand, suchte Muscheln und lernte Fischen. Das Leben in der Natur hat ihn wohl auch zum Medizinstudium geführt. Mit acht Jahren wurde er durch eine schwere Konjunktivitis fast blind, konnte aber durch gute Behandlung geheilt werden. Es war für ihn das erste von einigen Wundern, die er in seinem Leben erlebte, wieder sehen zu können, als ihm die Verbände abgenommen wurden. Im Alter von zwölf Jahren wurde er nach Singapur geschickt, um eine gute chinesische Ausbildung zu erhalten. An der Universität Sydney studierte er 1961 zunächst für ein Jahr Ingenieurwesen, bevor er zur Medizin wechselte. Nach dem Examen 1966 folgte bis 1970 eine Ausbildung in Allgemeinchirurgie, Orthopädie und Kinderchirurgie. 1970 war er Senior House Officer in der Neurochirurgie
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am Western General Hospital in Edinburgh, Schottland, und von 1971 bis 1974 Registrar am Hairmyers Hospital and Victoria Infirmary und am Hammersmith Hospital in Glasgow, Schottland. Während einer Ausbildung in Orthopädie und Traumatologie kam er zum ersten Mal mit Handchirurgie in Berührung, in die er durch J. Watson, T. H. Norton, Athol R. Parkes und Stewart H. Harrison eingeführt wurde. Nach der Rückkehr nach Singapur war Bob Pho von 1974 bis 1986 am Singapore General Hospital als Senior Lecturer und Associate Professor in der Orthopädie, Traumatologie, Tumor-, Hand- und Mikrochirurgie tätig. 1984 wurde er von der Universität von Singapur zum Professor für Orthopädische Chirurgie ernannt. Von 1986 bis 1988 war er Chef des Departments of Orthopaedic Surgery am Singapore General Hospital. Nach dem Umbau des National University Hospital wurde er 1989 Chef des neu eingerichteten Departments of Hand Surgery and Reconstructive Microsurgery. Im Alter von 59 Jahren kehrte Pho 1999 nochmals nach Sydney zurück, um den Titel eines M. D. zu erwerben. Nach Beendigung seiner aktiven chirurgischen Tätigkeit 2004 wirkt er noch als Emeritus-Professor an der Yong Yoo Lin Medical School der Universität. Bob Phos Hauptarbeitsgebiete, die er als Erster in Südostasien einführte, sind die Hand- und Mikrochirurgie sowie Tumoroperationen. Spezielle Kenntnisse hierfür eignete er sich durch Aufenthalte in besonderen Kliniken in den USA, Europa, Japan, China und Australien an. Er hat mehr als 150 Arbeiten veröffentlicht und ist Mitglied vieler Fachgesellschaften. 1986 gab er die Founders Lecture der American Society for Surgery of the Hand und wurde darauf zum Ehrenmitglied ernannt. Bob Pho ist mit Tin Lay Koon verheiratet, die als Principal Lecturer and Deputy Director an der School of Chemical and Life Sciences, Singapore Polytechnic College, tätig ist. Sie haben drei Kinder (einen Sohn und zwei Töchter), von denen aber keines Arzt geworden ist. Bobs Hobbys sind, neben Tennis und Golf, Wandern, Vogelbeobachtung und Lesen guter Bücher.
Wolfgang Pieper
Wolfgang Pieper wurde am 8. Mai 1908 in Frankfurt/Main geboren. Sein Medizinstudium erfolgte von 1928 bis 1934 an den Universitäten Genf, München, Zürich und Freiburg/Breisgau, wo es im Frühjahr 1934 mit Staatsexamen und Promotion abgeschlossen wurde. Wolfgang Pieper war einer der ersten Chirurgen Deutschlands, der sich dem damals noch völlig unbekannten Spezialgebiet der Handchirurgie gewidmet und es zu seiner Lebensaufgabe gemacht hat. Angeregt durch einen Vortrag Erik Mobergs und das Studium von Sterling Bunnells „Surgery of the Hand“, verschaffte sich Wolfgang Pieper erste detaillierte handchirurgische Kenntnisse während eines Besuches in Göteborg bei Erik Moberg im August 1952. Anschließend begann er, an seinem damaligen Wirkungsort, den Berufsgenossenschaftlichen Krankenanstalten Bergmannsheil in Bochum, mit eigener handchirurgischer Tätigkeit – belächelt von seinen Mitassistenten und skeptisch beobachtet von seinem Chef Bürkle de la Camp. Dieser ließ ihn nur außerhalb des normalen Programms, welches nicht durch die langen handchirurgischen Operationen gestört werden sollte, gewähren, was aber ausreichte, um nach einem knappen Jahr auf einer Unfalltagung einen Tätigkeitsbericht zu geben, der viel Anklang fand und eine ständig zunehmende Zahl von Überweisungen handchirurgischer Patienten zur Folge hatte. Die speziellen KenntDieser Beitrag erschien anlässlich des Todes von Wolfgang Pieper in Handchir. Mikrochir. Plast. Chir. 19, 123, 1987.
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Wolfgang Pieper
nisse wurden vertieft durch Besuche der handchirurgischen Lehrgänge in Nanterre bei Marc Iselin. Voll entfalten konnten sich Wolfgang Piepers subtile Operationstechnik ebenso wie sein Organisationstalent nach Gründung einer eigenen chirurgischen Praxis für ausschließlich handchirurgische Patienten in Frankfurt am Main im Jahre 1955. Hierdurch schuf Wolfgang Pieper das erste handchirurgische Zentrum in Deutschland, da zu diesem Zeitpunkt an handchirurgische Spezialabteilungen noch nicht zu denken war. Nicht nur durch seine auf vielen Tagungen vorgetragenen Erfolgsberichte, sondern auch durch wohlbedachte Ratschläge beeinflusste er viele jüngere Kollegen, die zu diesem Zeitpunkt noch nach den einzuschlagenden Wegen suchten, um auch im klinischen Bereich handchirurgisch tätig sein zu können. Wolfgang Pieper war einer der Gründer der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Handchirurgie und hat aufgrund seiner bereits damals sehr großen Erfahrungen und Erfolge wesentlich dazu beigetragen, dieser jungen und zunächst sehr kleinen Gruppe zum Durchbruch und zur Anerkennung zu verhelfen. Während die Zahl der handchirurgisch interessierten und tätigen Chirurgen und Orthopäden ständig zunahm, konnte Wolfgang Pieper durch Mitteilung seiner langjährigen Erfahrungen und Entwicklungen neuer Techniken die fachliche Weiterentwicklung vieler jüngerer Handchirurgen beeinflussen und lenken. Die Deutschsprachige Arbeitsgemeinschaft für Handchirurgie dankte ihm diese Verdienste mit der Verleihung der Ehrenmitgliedschaft anlässlich ihres 17. Symposiums 1976 in Tübingen (Handchirurgie 9, 182–184, 1977). Bereits 1972 musste Wolfgang Pieper wegen einer schon seit Jahren bestehenden Herzerkrankung seine geliebte Praxis abgeben. Er zog sich mit seiner Frau Marianne, die in den Jahren der Praxistätigkeit durch ihre aktive Mitarbeit einen wesentlichen Anteil an seinem beruflichen Leben gehabt hat, in ein schönes Haus im Tessin, hoch über den Ufern des Lago Maggiore gelegen, zurück. Von hier aus nahm er noch aktiv an vielen handchirurgischen Symposien und Arbeitstagungen teil. Auch wissenschaftlich war er noch aktiv und verfasste einige wichtige Arbeiten und zwei Kapitel aus dem großen Sammelwerk „Handchirurgie“. In sein kultiviertes Heim in Porto Ronco kehrten viele der alten Freunde und Weggenossen zu Besuchen ein, um auf der Terrasse mit Blick über den Lago Maggiore bei erlesenen Weinen fachliche Fragen zu diskutieren oder auch Erinnerungen nachzuhängen. Von den immer stärker werdenden Krankheitssymptomen wurde Wolfgang Pieper am 15. Januar 1987 erlöst. Seine Freunde, viele seiner Kollegen und vor allem viele seiner Patienten werden ihn und sein Wirken nicht vergessen.
Jean Pillet
Jeder, der als Arzt oder Patient mit verloren gegangenen Körperteilen und deren Ersatz zu tun hat, wird unweigerlich auf den Namen Jean Pillet stoßen. Dieser wurde bereits in den 50er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts durch Schmuckprothesen bekannt, die von den echten Körperteilen kaum zu unterscheiden waren und daher schnelle Verbreitung erfuhren. Jean Pillet wurde am 22. Mai 1921 in Saint Maur des Fossés im Department Val de Marne südöstlich von Paris geboren. Sein Vater war Zahntechniker, bei dem der Sohn nach dem Mittelschulabschluss im Alter von 13 Jahren lernte und arbeitete. In Abendkursen erwarb er einige Jahre später die Hochschulreife, sodass er in Paris Medizin und Zahnmedizin studieren konnte. Im Militärdienst begann er, an der Abteilung für Kiefer- und Gesichtschirurgie am Speziallazarett für Gesichtsverletzte in Paris unter Colonel Virenque und Captain Maurice Aubry, dem späteren ersten Präsidenten der Französischen Gesellschaft für Plastische und Rekonstruktive Chirurgie, zu arbeiten. Nach der Entlassung folgte er diesem an das Hôpital Bichat in Paris und wurde ermuntert, sich mit Prothesen zu beschäftigen. Diese fertigte er nicht nur für fehlende Gesichtsteile an, sondern auch für Hände. Er kam dadurch in engen Kontakt zu den damals führenden Handchirurgen Marc Iselin, Robert Merle D’Aubigné, Jean Gosset, Raoul Tubiana, Jacques Michon und Raymond Vilain.
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Jean Pillet
Mit der Zeit nahmen die bürokratischen Schwierigkeiten in Bezug auf unterschiedliche Berechnung von Gesichts- und Handprothesen immer mehr zu. Jean Pillet gründete als Ausweg 1963 seine Firma PHP (Pillet Hand Prosteses), wodurch den Patienten und auch ihm geholfen wurde. 1965 erweiterte er die Firma durch Filialen in Kanada und den USA. Der enge Kontakt zur internationalen Handchirurgie führte zur Mitgliedschaft in den französischen, italienischen, britischen und amerikanischen Gesellschaften für Handchirurgie. 1990/91 war Jean Pillet Präsident der GEM/Societé Française de Chirurgie de la Main. Seit 1953 hat er 39 Arbeiten in Zeitschriften und Buchbeiträge in französischen und internationalen Journalen und Büchern veröffentlicht. Seine Entspannung fand er beim Fußballspielen und bei Bootsfahrten und findet sie immer noch beim Reisen sowie bei Wein und Schokolade.
Hildegunde Piza
Eine gute Kombination von Plastischer Chirurgie und Handchirurgie wird an der Klinik für Plastische und Wiederherstellungs-Chirurgie Innsbruck praktiziert. Schon ihr Begründer Paul Wilflingseder hat sich in beiden Spezialfächern betätigt – so wie auch der jetzige Vorstand, Hildegunde Piza. Sie wurde am 2. April 1941 in Gröbming (Steiermark) als Tochter des Facharztes für Chirurgie Otto Katzer geboren. Die Mutter Juliane, geborene Mandl, war Operationsschwester. Der Vater leitete in Weiz eine kleine Privatklinik, wo die Familie auch wohnte. Während und nach dem Kriege waren Hildegunde und ihre Schwester häufig in Gröbming auf dem Bauernhof der Großeltern und verlebten in der Natur und mit den Tieren wunderbare Zeiten. Der Schulbesuch erfolgte sowohl in Weiz als auch in Gröbming. Die Hauptschule verbrachte Hildegunde in Graz im Internat bei den Ursulinen. Obwohl sie Lehrerin werden wollte, studierte sie unter dem Einfluss des Vaters von 1959 bis 1965 Medizin an der Karl-Franzens-Universität Graz mit einem „Kultursemester“ 1963 in Wien. Zu Famulaturen war sie in Düsseldorf und in Ratzeburg. Nach der Promotion im November 1965 arbeitete sie in der Abteilung für Innere Medizin des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder in Graz-Eggenberg, bevor 1966 am Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Salzburg die allgemeinchirurgische Ausbildung unter Johannes Eberle begann. In dem kleinen Team lernte sie viel und konnte bald schon selbstständig arbeiten. Für Operationen im Gesicht und an der Hand fehlte ihr allerdings viel. Sie war daher sehr froh, in einer Buchausstellung das mit zahlreichen Skizzen ausgestattete Buch über Operationsmethoden der Plas-
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tischen Chirurgen von Wolfgang Bethmann und Jonas Zoltan zu finden, das ihr viel half. Nach zwei Jahren Chirurgie arbeitete Hildegunde Katzer ein Jahr in der Pathologie des Landeskrankenhauses Salzburg unter Josef Thurner, von dem sie viel lernte. In dieser Zeit schrieb sie ihre ersten beiden Arbeiten. Durch eine Hospitation an der Klinik für Plastische Chirurgie Innsbruck kam sie erstmalig mit diesem Spezialfach in Berührung. Ihr wurde dort sogar eine Assistentenstelle angeboten, die sie jedoch ablehnte, was sie später noch oft bereuen sollte. Ihre chirurgische Weiterbildung an der 1. Chirurgischen Universitätsklinik Wien scheiterte zunächst an der Einstellung von Paul Fuchsig, dass Frauen in der Chirurgie fehl am Platze seien. Ein empörter Brief führte dann nach einigen Monaten zu einem nochmaligen Vorstellungsgespräch mit dem Ergebnis, zum 15. Juli 1970 als erste weibliche Assistentin dort angestellt zu werden. Bevor Hildegunde Katzer an die Plastische Chirurgie kommen konnte, musste sie an verschiedenen anderen Abteilungen rotieren: in der Abdominalchirurgie bei Arnulf Fritsch, der Gefäßchirurgie bei Franz Piza und der Kieferchirurgie bei Siegfried Wunderer. Der Chef der Plastischen Chirurgie, Hanno Millesi, konnte ihr zunächst keine Aussicht machen, eine Stelle bei ihm zu erhalten, wies sie aber auf die Gefäßmikrochirurgie hin. Diese neue Technik erlernte sie und führte viele Experimente durch. Inzwischen hatte sie im Oktober 1972 Franz Piza geheiratet, dessen erste Frau beim Bergsteigen tödlich verunglückt war. Sie musste danach wegen eines Gesetzes aus der Zeit Maria Theresias, wonach Eheleute nicht an derselben Klinik tätig sein durften, die Chirurgische Klinik verlassen, wurde aber an der Kieferchirurgie „untergebracht“. Dort konnte sie ihre gefäßchirurgischen Experimente fortsetzen, beschäftigte sich aber auch viel mit Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalten- und Tumorchirurgie. Nach der Geburt des Sohnes Nikolaus im Februar 1974 blieb sie nur kurze Zeit der Klinik fern. Das zweite Kind Anna war massiv fehlgebildet und starb bald nach der Geburt im Juli 1975. Dieses Ereignis traf die Familie schwer, die inzwischen in der Kalmanstraße in Lainz ein Haus erworben hatte. Die Töchter Pia und Klara wurden 1976 und 1980 geboren. Trotz ursprünglich anderer Pläne kehrte Hildegunde Piza-Katzer an die Plastische Chirurgie zurück, die inzwischen unter H. Millesi zu einer eigenen Abteilung geworden war. Es folgten Jahre mit unerhört starkem Arbeitsanfall, die sie mit den anderen Oberärzten Alfred Berger und Günter Meissl zu bewältigen hatte; sie selbst war 1976 Oberärztin geworden. Zu den klinischen und experimentellen Arbeiten kam ab 1976
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noch der Replantationsdienst hinzu, der zusammen mit den Ärzten der 2. Klinik für Plastische Chirurgie unter Gerhard Freilinger organisiert war. In diesen Jahren konnte sie sich aber auch durch zahlreiche Auslandsaufenthalte weiterbilden (u. a. in Louisville, Kentucky, bei Harold Kleinert, in Lübeck bei Günter Lösch, in Breslau bei H. Kus und in Melbourne bei G. Ian Taylor). Die Zahl der Abwesenheitstage kam jedoch bei Weitem nicht an diejenige des Chefs Millesi heran, der die Klinik weitgehend den Oberärzten überließ, zu denen im Lauf der Jahre noch Raphael Walzer, Thomas Rath und Gerald Zöch kamen. 1979 wurde Hildegunde Piza Fachärztin für Plastische und Wiederherstellungschirurgie, erhielt 1984 die Lehrbefugnis und war als Konsiliarärztin an mehreren anderen Kliniken tätig, u. a. für Handchirurgie am Orthopädischen Krankenhaus Gersthof sowie für Tumoroperationen und Dünndarmtransplantationen zur Wiederherstellung der Schluck- und Atemwege an der HNO- und Kieferklinik. Nachdem die Atmosphäre an der Klinik immer unangenehmer geworden war und sie auch die Beteiligung an der Übersiedelung in das neu erbaute Allgemeine Krankenhaus vermeiden wollte, bewarb sich Hildegunde Piza um die ausgeschriebene Konsiliararztstelle am Krankenhaus Lainz, einem westlichen Stadtteil Wiens. Sie erhielt den Zuschlag und lebte über ein Jahr mit der Doppelbelastung Klinik – Lainz. Dort war viel Aufbauarbeit zu leisten, die aber in der Einrichtung einer selbstständigen Abteilung für Plastische Chirurgie gipfelte. Am 15. Juli 1992 konnte Hildegunde Piza beginnen, die neue Abteilung aufzubauen und zu formen, wobei sie nach anfänglichen Schwierigkeiten von einer guten Ärzte- und Schwesterngruppe unterstützt wurde. Hierunter ist neben der Ambulanzschwester Maria Hofer besonders Emilia („Mili“) Herczeg zu erwähnen, die neben ihrer früheren Tätigkeit als Kranken- und OP-Schwester Medizin studiert hatte. Sie ist bis heute eine treue Stütze für Hildegunde Piza geblieben und hat viele der Wiener Patienten betreut. Die Abteilung florierte und bekam viele Patientenzuweisungen. Unter den Besuchern, die zur Fortbildung eingeladen wurden, war mehrfach auch Dieter Buck-Gramcko, der den Anstoß zur dortigen Behandlung von Kindern mit angeborenen Fehlbildungen gab. 1996 erhielt die Abteilung ein Ludwig-Boltzmann-Institut für Qualitätssicherung in der Plastischen Chirurgie. Wegen der Zunahme der Arbeitsbelastung gab H. Piza alle Konsiliartätigkeiten an den verschiedenen Wiener Krankenhäusern auf und operierte außer in Lainz nur noch in einem Privatkrankenhaus. 1997 wurde die Stelle des Vorstands der Klinik für Plastische und Wiederherstellungschirurgie in Innsbruck ausgeschrieben. Hildegunde Piza wurde von der Berufungskommission aufgefordert, sich zu bewerben, was sie erst nach eingehender Prüfung und manchen Gesprächen tat.
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Trotz starker Gegenströmungen wurde sie zum 1. März 1999 nach Innsbruck berufen. Sie bildete dort verschiedene Arbeitsgruppen und betreute etliche Dissertationen. Mit ihren Mitarbeitern veröffentlichte sie über 200 wissenschaftliche Arbeiten und Buchbeiträge (besonders auf den Gebieten der Nerven- und Adipositaschirurgie) und führte mehrere Forschungsprojekte durch. Die Behandlung angeborener Fehlbildungen besonders der oberen Extremitäten entwickelte sich zu einem der Schwerpunkte der Klinik. Besondere Aufmerksamkeit erregte sie durch ihre maßgebliche Beteiligung an einer der ersten Handtransplantationen im Jahre 2000. Hildegunde Piza ist Mitglied zahlreicher nationaler und internationaler Gesellschaften und gehört als Beirat zu mehreren Zeitschriften. Sie war von 1991 bis 1995 Präsidentin der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Mikrochirurgie der peripheren Nerven und Gefäße, 1992 bis 1994 auch Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Plastische und Wiederherstellungschirurgie sowie 2005 der Österreichischen Gesellschaft für Handchirurgie. Besonders ehrenvoll waren die Tätigkeiten als Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Chirurgie 1999/2000 und der Van-Swieten-Gesellschaft 2002/2003. Sie erhielt für ihre Verdienste mehrere Preise und Auszeichnungen. Aus Altersgründen wird sie die Innsbrucker Klinik Ende 2007 verlassen.
Robert Guy Pulvertaft
Guy Pulvertaft war einer der hervorragendsten Handchirurgen Großbritanniens. Er hat an entscheidender Stelle mitgewirkt an der Entwicklung dieses Spezialfaches und ständig einen großen Einfluss gehabt. Guy Pulvertaft wurde am 31. Mai 1907 in Cork, Südirland, geboren, wo er auch zur Schule ging. Er besuchte später das Weymouth College und absolvierte das Medizinstudium in Cambridge und am St. Thomas Hospital in London. 1932 qualifizierte er sich als Chirurg nach Ausbildungen als House Surgeon am St. Thomas Hospital, Norfolk und Norwich Hospital, Robert Jones and Agnes Hunt Hospital und als Registrar an der Liverpool Royal Infirmary. 1934 wurde er Fellow of the Royal College for Surgery. Während seiner Tätigkeit als Consultant Orthopaedic Surgeon in Grimsby (ab 1937) machte er seine ersten Erfahrungen in der Handchirurgie, indem er versuchte, die schlechten Ergebnisse von Beugesehnenwiederherstellungen zu verbessern. Dass nach Beugesehnendurchtrennungen die Erstbehandlung oft in der Amputation des Fingers bestand, akzeptierte er nicht, sondern verfeinerte die Technik der Sehnentransplantation und erreichte Resultate, die Sterling Bunnell bei einem Besuch als besser als die eigenen anerkannte. In seiner richtungweisenden Veröffentlichung „Tendon grafts for flexor tendon injuries in the fingers and thumb“ (J. Bone Jt Surg. 28-B, 175–194, 1956) konnte er bereits über 149 Beugesehnentransplantationen aus den Jahren 1942 bis 1954 berichten und bewies mit seinen exzellenten Ergebnissen den Wert dieser neuen Behandlungsmethode, die nun überall Eingang fand.
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Robert Guy Pulvertaft
Während des Zweiten Weltkrieges wurde er neben seiner Krankenhaustätigkeit als Civilian Consultant bei der R. A. F. eingesetzt und hat oftmals Nächte hindurch verwundete Flugzeugbesatzungen behandelt. 1947 erhielt er die Position eines Senior Consultant Orthopaedic Surgeon an der Derbyshire Royal Infirmary und am Harlow Wood Orthopaedic Hospital, die er bis zu seiner Emeritierung 1972 innehatte. Hier verstärkte er seine handchirurgische Tätigkeit, die er in den letzten neun Jahren ausschließlich durchführte. Derby wurde das Mekka für handchirurgisch Interessierte und für Handpatienten. Es wird berichtet, dass einem Patienten mit Beugesehnendurchtrennung in London als beste Möglichkeit für eine Behandlung empfohlen wurde, sich eine Fahrkarte nach Derby zu kaufen. Pulvertafts Ruhm führte zu vielen Einladungen zu ehrenvollen Festvorträgen: u. a. die Aufsehen erregende Hunterian Lecture 1947 („Repair of tendon injuries in the hand“, Ann. roy. Coll. Surg. 3, 3–14, 1948), Sterling Bunnell Lecture 1963 (Problems of flexor-tendon of the hand, J. Bone Jt Surg. 47-A, 123–132, 1965), Watson Jones Lecture 1967, Erik Moberg Lecture 1977 und zu besonderen Ehrungen: Ehrendoktor der Universität Göteborg 1968; Vice-President, British Orthopaedic Association 1968/69; Präsident, British Society for Surgery of the Hand 1969; Präsident, International Federation of Societies for Surgery of the Hand 1970/71, deren Mitbegründer er 1966 war. Er war Ehrenmitglied zahlreicher handchirurgischer Gesellschaften und hat bis 1985 jedes Jahr mehrere Gastvorträge in fast allen Ländern unserer Erde gehalten. Neben diesen Vortragsreisen verwandte er nach seiner Pensionierung etliche Zeit für die Gründung und Einrichtung handchirurgischer Zentren in seiner Heimatstadt Cork, in Addis Abeba und in Kuwait. Er hat 46 Arbeiten in Zeitschriften oder als Buchkapitel veröffentlicht. Ein bedeutsamer Schritt für die britische Handchirurgie war die Gründung des Hand Club am 7. November 1952. Auf Einladung von Patrick Clarkson trafen sich im Athenaeum Ronald Furlong, J. I. P. James, Archibald McIndoe, Gerry Moore, Rainsford Mowlem, Guy Pulvertaft und James Whillis; später kamen Herbert Seddon und die jeweiligen Präsidenten der British Orthopaedic Association und der British Association of Plastic Surgeons (damals Brian McFarland und John Barron) sowie John Napier und Donal Brooks hinzu. Man blieb unter sich, aber bemühte sich, Orthopäden und Plastische Chirurgen im Gleichgewicht (in der Zahl!) zu halten. So blieb es nicht aus, dass eine Gruppe jüngerer handchirurgisch Interessierter auf Initiative Graham Stacks sich am (Freitag, dem) 13. Januar 1956 in der Royal Society of Medicine trafen und beschlossen, einen „Second Hand Club“ zu etablieren. Es waren neben Graham Stack noch Donal Brooks, Adrian Flatt, Douglas Campbell Reid und Robert Robins. Die Gründungsversammlung fand am 11. Mai 1956 in Derby statt, nachdem Guy Pul-
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vertaft seine Teilnahme erklärt hatte. Zusätzlich war noch Stewart Harrison anwesend; es wurde eine Reihe weiterer Orthopäden und Plastischer Chirurgen, deren Namen in der Handchirurgie später bekannt wurden, eingeladen. Trotz einigen Widerstandes vereinigten sich 1964 beide Clubs und änderten den Namen in „The British Club for Surgery of the Hand“, aus dem dann im November 1969 die „British Society for Surgery of the Hand“ hervorging. Als deren erster Präsident wurde Guy Pulvertaft gewählt. Guy Pulvertaft war nicht nur ein begnadeter Chirurg, sondern in vieler Hinsicht ein außergewöhnlicher Mensch. Trotz seiner führenden Rolle war er eher zurückhaltend und bescheiden. Er konnte gut zuhören und hat niemandem einen erbetenen Rat verweigert, sondern gab jedem Gesprächspartner das Gefühl, die wichtigste Person für ihn zu sein. Ich erinnere mich gut, dass Pulvertaft am Ende vieler Kongresse aufstand, um dem Veranstalter im Namen aller Anwesenden zu danken – eine Geste, die mich damals sehr beeindruckte. Er war ein blendender Erzähler und konnte viele Anekdoten vermitteln. Er beteiligte sich viel am Leben seiner Gemeinde; als gläubiger Christ war er einige Jahre Kirchenvorsteher. Mit seiner Frau Betty, die ihm eine wichtige Unterstützung bei allen Vorhaben war, hatte er drei Kinder, die alle in der Medizin tätig waren: der Sohn als Radiologe, die beiden Töchter als Krankenschwestern. Er war ein begeisterter Segler und Angler und fand bei diesen Tätigkeiten seine Erholung. Guy Pulvertaft starb friedlich am 11. August 1986. Zu seinen Ehren und zur Erinnerung stiftete die British Society for Surgery of the Hand einen Preis, dessen jährlicher Gewinner eine „Pulvertaft Lecture“ zu geben hat. Der Autor dankt Mr. Nicholas Barton und Mr. Frank Bukre für die Übermittlung biografischer Unterlagen und der Fotografie.
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Benjamin Keith Rank
Für viele Jahrzehnte war Sir Benjamin Rank die führende Persönlichkeit der Plastischen und der Handchirurgie in Australien. Er wurde am 11. Januar 1911 in Heidelberg – natürlich am Ort dieses Namens in Victoria, Australien – geboren, wo die Familie eine Kornmühle betrieb. Er studierte Medizin an der Universität von Melbourne mit Abschluss im Jahr 1934. Nach zweijähriger Tätigkeit am Royal Melbourne Hospital ging er 1937 nach London, um Fellow of the Royal College of Surgeons zu werden, was zu der Zeit eine unumgängliche Voraussetzung für jede akademische Position in Australien war. Er bestand das Examen erst im zweiten Anlauf. Während seiner Tätigkeiten an verschiedenen Krankenhäusern in London kam er in Kontakt mit der plastischen Chirurgie, die ihn faszinierte. Das junge Fach wurde in England nur von vier ausgebildeten Chirurgen vertreten: Sir Harold Gillies, Sir Archibald McIndoe, Rainsford Mowlem (die übrigens alle aus Dunedin, Neuseeland, stammten) und Thomas Pomfred Kilner. Während des Vorstellungsgespräches bei Sir Harold kam der Sekretär herein und verkündete: „Sir Thomas Lipton to see you, Sir“. Rank wollte aufbrechen, aber Gillies sagte: „Sit down, old boy. That only means tea is ready – come and have a cup!“ Die Plastischen Chirurgen hatten es schwer, sich zu etablieren, jedoch half ihnen die Notwendigkeit, die Verletzten des Zweiten Weltkrieges optimal zu behandeln. Es wurden plastisch-chirurgische Abteilungen an verschiedenen Lazaretten eingerichtet: Benny Rank musste schon im Alter von 30 Jahren eine solche leiten. Er war wahrscheinlich der erste Chirurg in England, der große Verletzungswunden primär mit Spalthaut deckte. In dieser Zeit lernte er Barbara, eine
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Krankenschwester aus Tasmanien kennen, die er bald darauf heiratete. Noch in England wurde die erste ihrer zwei Töchter Helen und Julie geboren. Seinem Wunsch, in australischen Diensten zu stehen, wurde stattgegeben. Sein Einsatzort lag jedoch am Suezkanal. Benny Rank erreichte ihn zusammen mit zwölf australischen Krankenschwestern im Jahr 1940 nach einer zwölf Wochen dauernden Zickzackfahrt über den Atlantik auf dem umgebauten Luxusdampfer Franconia mit Stationen in Freetown (Sierra Leone) und Durban. Im australischen Lazarett in El Kantara hatte er es schwer, sich mit seinen „modernen“ Ideen der Behandlung großflächiger offener Wunden und der Infektionsverhütung durchzusetzen. Schließlich überzeugten die Erfolge mit den Bädern in Salz- anstatt Tanninlösung und die Spalthautdeckungen, sodass er eine eigene Abteilung bekam. Das Lazarett wurde jedoch 1942 aufgelöst und nach Australien verschifft. Zufällig wurde er an seinen Heimatort kommandiert, wo er – zuletzt als Lieutenant Colonel (Oberstleutnant) – am Heidelberg Military Hospital eine Abteilung für Plastische Chirurgie und Kiefer- und Gesichtschirurgie einrichtete. Neben der Patientenbetreuung bildete Benny Rank auch andere Ärzte in der Plastischen Chirurgie aus: einer davon war Alan Ross Wakefield, der später Plastischer Chirurg am Royal Children’s Hospital in Melbourne wurde. Er war Mitautor am Buch „Surgery of Repair as Applied to Hand Injuries“ (s. u.) und gab 1964 die Founders Lecture der American Society for Surgery of the Hand mit dem Titel „Hand Injuries in Children“ (J. Bone Jt Surg. 46-A, 1226–1234, 1964). Nach dem Krieg baute Benjamin Rank 1946 am Royal Melbourne Hospital die erste Abteilung für Plastische Chirurgie Australiens auf, deren Chef er für zwanzig Jahre wurde. 1947 reiste er mit einem Carnegie-Stipendium in die USA und besuchte die wichtigsten Spezialkliniken: in Chicago das Passavant und das Cook County Hospital mit Sumner L. Koch, Michael L. Mason und Harvey S. Allen; in St. Louis das Barnett Hospital mit James Barrett Brown, dem Schüler von Vilray Papin Blair, sowie einige Kliniken im Osten der USA. Die Abteilung am Royal Melbourne Hospital – die Einstellung bisheriger Mitarbeiter wie zum Beispiel Alan Wakefield erleichterte ihren Aufbau – wurde zur Keimzelle der australischen Plastischen Chirurgie, zu der im Lauf der Jahre immer mehr Handchirurgie hinzukam. Dies fand seinen Niederschlag in der Veröffentlichung des Buches „Surgery of Repair as Applied to Hand Injuries“ (Livingstone, Edinburgh 1953) zusammen mit Alan Ross Wakefield. Eine spanische Ausgabe folgte 1957, die zweite Auflage 1960, die dritte 1968 mit John Turner Hueston als drittem Autoren.
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Benny Rank errichtete 1965 die Victorian Plastic Surgery Unit in Preston, um der zunehmenden Patientenzahl Herr zu werden. Hier erfolgte hauptsächlich die Ausbildung vieler junger Chirurgen zu Plastischen Chirurgen. Nach Beendigung seiner Tätigkeit am Royal Melbourne Hospital 1966 arbeitete er weiter an der Peter MacCallum Clinic. Zwischen 1953 und 1993 unternahm Benjamin Rank mehrere Reisen nach Singapur, Malaysia und Indien und führte zahlreiche Operationsdemonstrationen durch. Von 1984 bis 1993 war er Präsident von „Interplast Australia“, das 1984 von mehreren Rotary Clubs und dem Royal Australian College of Surgeons gegründet worden war. Er war Mitglied/Ehrenmitglied mehrerer nationaler und internationaler Fachgesellschaften sowie 1966 bis 1968 Präsident des Royal Australian College of Surgeons und 1965 Präsident der British Association of Plastic Surgeons. 1958 war B. Rank Sims Commonwealth Travelling Professor of Surgery mit einer Reise nach Kanada, Tagungspräsident des 5th International Congress for Plastic and Reconstructive Surgery 1971 und eines vielbesuchten Internationalen Handchirurgiekongresses 1979, beides in Melbourne. Als Mitbegründer des Australian Hand Club war er 1972 dessen erster Präsident. Seine Lebenserinnerungen veröffentlichte Sir Benjamin Rank in dem Buch „Heads and Hands. An Era of Plastic Surgery“ (Gower Medical Publishing, London und New York 1987). Es finden sich darin viele lesenswerte Begebenheiten und Anekdoten, die den besonderen Menschen Rank erkennen lassen. Dieses seltene Buch konnte ich durch die Hilfe von Jennifer Vickers erhalten und lesen. Sir Benjamin starb am 26. Januar 2002.
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Antal Renner
Die ungarische Handchirurgie ist vor allem durch die Aktivitäten Antal Renners bekannt geworden, der jahrzehntelang für einen internationalen Austausch gesorgt hat und sehr oft Gastgeber handchirurgischer Veranstaltungen gewesen ist. Er wurde am 8. Januar 1933 in Pestszenterzsébet, einem kleinen Vorort von Budapest, geboren. Seine Familie mütterlicherseits stammt aus Deutschland und lebte im 14. bis 16. Jahrhundert in Senftenau, Lindau, Kempten, dann im 17. bis 19. Jahrhundert in Österreich (Weppersdorf, Landeck, Neudorf im Burgenland, das damals noch zu Ungarn gehörte). Erst der Großvater, der auch Antal hieß, kam als Zimmermann um die Jahrhundertwende nach Ungarn und heiratete eine Ungarin. Bei ihnen in Pestszenterzsébet wuchs Antal auf, da der Großvater den Ehemann seiner Tochter Anna nicht gut leiden konnte und als strenges Familienoberhaupt nicht nur die Erziehung von Antal und seinem Bruder an sich zog, sondern ihnen auch den Namen „Renner“ gab. Er wollte vermeiden, dass die Enkelsöhne durch den bulgarischen Vater, Atanas Vitanov, die bulgarische Staatsangehörigkeit bekommen hätten und dort zum Militärdienst einberufen worden wären. Außerdem sollten die Enkel römisch-katholisch und nicht griechisch-orthodox erzogen werden, ganz besonders, wo doch ein Schwager des strengen Großvaters Bischof in Székesfehérvár war! Antal ging in Budapest zur Schule und legte das Abitur 1952 am Kossuth-Lajos-Gymnasium ab. Er fühlte sich zum Priester berufen und wollte in unterentwickelten Ländern den Menschen helfen. Die damalige politi-
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sche Situation verhinderte jedoch diese Pläne, sodass er das Medizinstudium an der Universität Budapest begann. Am 23. Oktober 1956, dem ersten Tag des ungarischen Aufstandes, wurde er verwundet und im neu gegründeten Zentralinstitut für Traumatologie von seinem späteren Lehrmeister Jenö Manninger behandelt, was entscheidende Auswirkungen auf seinen weiteren Lebensweg gehabt hat. Nach dem Staatsexamen 1958 arbeitete er zunächst acht Monate im Rettungsdienst, bevor er 1959 eine Stelle am Zentralinstitut für Traumatologie in Budapest erhielt. An diesem Institut war er 43 Jahre bis zum altersbedingten Ausscheiden 2002 tätig, allerdings in verschiedenen Positionen. Er begann seine Ausbildung an der Abteilung für allgemeine Chirurgie und Traumatologie der Bewegungsorgane. Nach der Facharztanerkennung für Chirurgie wechselte er 1963 in die Unfallchirurgie, die er durch Jenö Manninger von Grund auf erlernte. Dieser führte ihn auch in die Handchirurgie ein. 1965 wurde er Facharzt für Unfallchirurgie, 1977 Oberarzt und 1978 Chefarzt der Handchirurgischen Abteilung. Die beiden Jahrzehnte von Mitte 1960 bis gegen Ende 1980 sieht er selbst als die besten Abschnitte seines Berufslebens an. Unter der Betreuung seines Lehrmeisters Jenö Manninger konnte Antal Renner nicht nur am Institut unbehindert arbeiten, sondern bekam teilweise durch Stipendien der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Handchirurgie die Gelegenheit, an vielen europäischen Zentren seine Kenntnisse in der Unfallund Handchirurgie sowie der Plastischen Chirurgie in mehrwöchigen, teils mehrmonatigen Aufenthalten zu vertiefen. Hierbei wurden manch freundschaftliche Kontakte geknüpft, die bis heute andauern. Besonders dankbar ist er denjenigen, die ihm und anderen ungarischen Kollegen in der Zeit der politischen Isolation die Tore nach Europa zu öffnen halfen: Ivan Matev, Jörg Böhler, Dieter Buck-Gramcko. 1980 erhielt er die Zulassung zum Facharzt für Plastische Chirurgie und Verbrennungsbehandlung, 1994 diejenige für Handchirurgie. Am Institut wurde er 1978 Klinischer Stellvertreter des Generaldirektors und erhielt 1989 vom Minister für Gesundheitswesen die Ernennung zum Generaldirektor als Nachfolger von Jenö Manninger. 2002 gab er diese Position auf, da diese geteilt wurde, blieb aber noch als Wissenschaftlicher Fachberater in der Leitung des Institutes tätig und war auch Leiter der Ethikkommission. Eine wichtige Aufgabe sah Antal Renner in der Einführung der Handchirurgie in die akademische Lehrtätigkeit. 1979 wurde er Dozent und 1982 Professor an der Haynal Imre Universität, die später mit der Semmelweis Universität zusammengelegt wurde. 1989 übernahm er – ebenfalls als Nachfolger von Manninger – den Lehrstuhl für Traumatologie. Als Erfolg seiner Bemühungen wurde diesem Lehrstuhl 1992 die Hand-
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chirurgie angegliedert. Auch an den drei anderen Universitäten des Landes – in Debrecen, Pécs und Szeged – wurde für die Lehrstühle diese Bezeichnung eingeführt. Er konnte in langjährigen Verhandlungen auch erreichen, dass 1992 der Facharzt für Handchirurgie auf der Basis des Facharztes für Unfallchirurgie, Orthopädie oder Plastische Chirurgie zugelassen wurde. Zu den akademischen Verpflichtungen gehört eine umfangreiche Lehrtätigkeit im Rahmen der postgraduellen Fortbildung. Sowohl in der Unfallchirurgie als auch in der Handchirurgie führten Antal Renner und seine Mitarbeiter viele Lehrgänge, Praktika, Kurse und Beratungen durch, an denen im Lauf der Jahre sämtliche Fachärzte dieser beiden Gebiete teilnahmen. Neben diesen Veranstaltungen und Kongressvorträgen sind 261 Veröffentlichungen entstanden, davon 101 in ausländischen Zeitschriften; weiterhin ist er Autor und Mitautor von mehreren Büchern. Von den vielen Kongressen, an deren Leitung er maßgebend beteiligt war, sind die gemeinsamen Tagungen mit der DAH 1978 und 1988 in Budapest und 1998 in Hortobágy-Epona sowie der 9. Kongress der International Federation of Societies for Surgery of the Hand 2004 in Budapest besonders zu erwähnen. Nachdem zunächst nur eine Sektion Handchirurgie in der Ungarischen Gesellschaft für Traumatologie bestand, konnte Renner mit anderen Interessierten 1992 die Ungarische Gesellschaft für Handchirurgie gründen, deren erster Präsident er war und deren Ehrenpräsident er 1998 wurde. Auch in der Ungarischen Gesellschaft für Unfallchirurgie war er 1994/95 Präsident; die DAH und DGH ernannten ihn 1998 zum Ehrenmitglied. Er erhielt mehrere Auszeichnungen und Preise und wurde 2004 zum „Pioneer of Hand Surgery“ der IFSSH ernannt. Antal Renner heiratete 1959 die damalige Medizinstudentin Maria Joó, die später Augenärztin wurde. Aus der Ehe stammen zwei Kinder: Zsuzsanna (geb. 1959) und Gábor (geb. 1965). Als Maria 1986 nach schwerer Krankheit starb, begann für ihn eine schwierige Zeit, die durch die zweite Ehe mit Annamária Szentirmai, einer auch jetzt noch praktizierenden Zahnärztin und Fachärztin für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, beendet wurde. Ihr Sohn Tomás (geb. 1988) geht noch zur Schule. Mit ihrer Tatkraft unterstützte sie Antal Renner in seinen beruflichen Ambitionen und half ihm, die gesteckten Ziele zu erreichen. Sie half ihm auch bei der Erfüllung seines Jugendtraumes, 1999 bis 2003 neben aller sonstigen Arbeit ein Theologiestudium durchzuführen. Auch die Überwindung einer belastenden Krankheit und Operation in Hamburg 2003 wurde durch ihre Fürsorge und Unterstützung erleichtert. Nachdem Antal Renner Jahrzehnte nur dem Beruf gelebt hat, wird er jetzt seinen Interessen nachgehen und den Ruhestand im Kreis der Familie mit Dankbarkeit für alles Erreichte genießen können.
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Daniel Clifford Riordan
Einer der verdienstvollsten und einflussreichsten amerikanischen Handchirurgen ist Daniel Clifford Riordan. Er wurde bereits 1949 – drei Jahre nach der Gründung – Mitglied der American Society for Surgery of the Hand und hat die Entwicklung der Handchirurgie stark geprägt. Er wurde am 3. Oktober 1917 in Vallejo, California, als Ältester von drei Kindern geboren. Sein Vater Daniel Peter Riordan arbeitete auf einer Schiffswerft. Als Dan vier Jahre alt war, zog die Familie auf eine Ranch an der nordöstlichen Seite des Napa Valley. Sie lebten dort zusammen mit der Familie eines Onkels unter sehr einfachen Bedingungen. Vater und Onkel, der ebenfalls auf der Mare-Island-Werft arbeitete, mussten um fünf Uhr morgens aufstehen und 55 km zur Werft fahren; nach ihrer Rückkehr um sechs oder sieben Uhr am Abend erledigten sie dann noch die Farmarbeit; hierbei versuchte der kleine Dan, sich etwas nützlich zu machen. Die Arbeit wurde aber zu viel, sodass die Familie nach Napa umzog, wo Dan zur Schule ging. Dort hatte er anfänglich Schwierigkeiten, da er Linkshänder war und der Lehrer ihn umerziehen wollte. Seitdem ist Dan beidhändig. Zunächst schwankend in Bezug auf die Berufswahl, absolvierte er für zwei Jahre (1936 bis 1938) das Santa Rosa Community College in Sonoma Valley. Dort wohnte er im Hause von Charles Barnett, der ihn in Richtung Medizinstudium beeinflusste. Auf seine Bewerbung bei mehreren Universitäten erhielt Dan aufgrund seiner guten Zeugnisse überall Zusagen und entschied sich für Stanford. Kurz vor Beendigung des Studiums wurde er zum Militärdienst einberufen, durfte aber noch das Studium abschließen. In dieser Zeit heiratete er Betty Bryan, die er bereits auf der High School kennengelernt hatte.
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Während seiner Surgical Internship am Stanford-Universitätskrankenhaus 1943/44 traf er erstmalig mit Sterling Bunnell zusammen, dem er vormittags bei abdominellen Operationen assistierte und nachmittags bei handchirurgischen Eingriffen half. Dan wurde als einer von dreien aus der Gruppe von 60 Interns zur weiteren Ausbildung übernommen und arbeitete neun Monate 1944 als Assistant Resident in der Chirurgie und neun Monate bis Juni 1945 in der Orthopädie. Hierbei traf er erneut einmal kurz Sterling Bunnell, der ihm sagte, dass er sich bei ihm melden solle, wenn er zum aktiven Militärdienst eingezogen werden würde. Bunnell hatte offenbar Pläne mit Riordan, Pläne, die dessen Zukunft bestimmen sollten. Diese stellten sich als die Einberufung in das Valley Forge Army Hospital in Phoenixville, Pennsylvania, heraus – eines der neun Lazarette für Handchirurgie in den USA unter der Aufsicht von Sterling Bunnell. Der Chef war Walter C. Graham, mit dem Dan Riordan seine erste handchirurgische Arbeit veröffentlichte (Sublimis transplant to restore abduction of the index finger. Plast. reconstr. Surg. 2, 459–462, 1947). Er wurde schließlich Chief of the Hand Service und hatte über 400 Patienten zu behandeln. In den Jahren 1946 und 1947 arbeitete er eng mit S. Benjamin Fowler zusammen, neben Walter Graham einem weiteren Gründungsmitglied der American Society for Surgery of the Hand. Es war die Zeit, in der die Handchirurgie sich zu einem Spezialfach entwickelte. Der Handchirurg sollte in der Lage sein, alle an Hand und Unterarm befindlichen anatomischen Strukturen selbst zu behandeln. Die bisherige Versorgungsweise war nicht mehr aufrecht zu halten, nämlich dass ein Orthopäde die Knochen fixierte, dann ein Neurochirurg die Nerven nähte und sich ein Plastischer Chirurg der Sehnen und der Haut annahm. Dan Riordan erkannte in dieser Zeit auch den Wert der medizinischen Fotografie nicht nur zur Dokumentation, sondern auch als Lehrmittel, wo sie ihm half, sein anfängliches Stotterproblem zu überwinden. Er konnte sich einer Exacta bedienen, die er gegen einen Satz von Sehnenstrippern von einem Kollegen eingetauscht hatte, der die Kamera von einem deutschen Kriegsgefangenen erhalten hatte. Eine weitere Berührung mit Deutschland waren die Marknägel, die einige der verwundeten Kriegsgefangenen in ihren früher verletzten Oberschenkeln trugen. Erik Moberg, der 1947 für drei Monate das Lazarett besuchte, identifizierte sie als Küntscher-Nägel aus schwedischem Stahl und schickte später einen Satz Nägel. Wahrscheinlich war Riordan der erste Chirurg in den USA, der die Nagelung durchführte und zusammen mit Fowler darüber berichtete (Sth. med. J. 42, 454–461, 1949). Dan Riordan wurde erst im Oktober 1947 aus dem Militärdienst entlassen; die Familie – inzwischen waren zwei Kinder geboren – zog nach Nashville, Tennessee, wo Dan Riordan mit George Carpenter und
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S. Benjamin Fowler in einer allgemein-orthopädischen Praxis arbeitete. Ein Kongressvortrag von ihm über Hüft- und Oberschenkelfrakturen beeindruckte einen Hörer, Rufus H. Alldredge, so sehr, dass er ihm eine Zusammenarbeit in seiner Praxis in New Orleans anbot. Zunächst beendete er jedoch seine formelle Orthopädieausbildung an der Cornell University in New York. Er richtete einen Frakturdienst am New York Hospital ein, der Beachtung fand. Im Januar 1949 wurde er aufgrund seiner Tätigkeit im Valley Forge Army Hospital zum Mitglied der American Society for Surgery of the Hand ernannt. Ab Juli 1949 arbeitete er dann mit Rufus Alldredge in dessen Praxis in New Orleans. Mit ihm und mit E. Crampton Harris berichtete er mehrfach über ihre Tätigkeiten, u. a. „Intrinsic contracture in the hand and its surgical treatment“ (J. Bone Jt Surg. 36-A, 10–20, 1954). Er erhielt sofort auch eine Anstellung am U. S. Public Health Hospital in Carville, Louisiana, 120 km nördlich von New Orleans, der einzigen Behandlungsstätte für Lepra in den USA. Dort war später (ab 1966) Paul Brand tätig, der vorher in Vellore, Indien, gearbeitet hatte. Zwischen beiden entwickelte sich eine enge berufliche Bindung. Einmal in der Woche an seinem freien Tag (mittwochs) fuhr Dan Riordan die alte River Road am Mississippi entlang, was mehrere Stunden dauerte. Die Straße war schlecht und an vielen Stellen nur mit alten zerkleinerten Austernschalen bedeckt, was ihn viele Reifen kostete. Dan Riordan beschäftigte sich besonders mit den Funktionsverbesserungen nach Lähmungen der peripheren Nerven; er publizierte darüber eine viel beachtete Arbeit, die auch mir in meiner autodidaktischen Lernphase sehr geholfen hat: Tendon transplantation in median-nerve and ulnar-nerve paralysis (J. Bone Jt Surg. 35-A, 312–320, 1953). Durch seine Arbeit mit erkrankten Kindern an der Clinic for Crippled Children an der Touro Infirmary am Polio Center der Tulane University, an der er Professor of Clinical Orthopaedics wurde, und am Shriners Crippled Children’s Hospital in Shreveport, Louisiana, erwarb er sich besondere Kenntnisse in der Behandlung angeborener Fehlbildungen. Seine Veröffentlichungen „Congenital absence of the radius“ (J. Bone Jt Surg. 37-A, 1129–1140, 1955) und „Technique of pollicization“ (in Crenshaw, A. H.: Campbell’s Operative Orthopaedics, 5th ed., Mosby, St. Louis 1971, S. 278–280) haben zu einem besseren Verständnis der Behandlung geführt und auch dem Herausgeber dieses Bandes geholfen, eigene Modifikationen der Techniken zu entwickeln (siehe Abbildung). Im Gegensatz zu Bunnell befürwortete Riordan die Durchführung der Korrekturoperationen fehlgebildeter Hände bereits im Alter von sechs Monaten bis zu zwei Jahren; ich folgte seinem Rat mit sehr ermutigenden Ergebnissen. Durch seine Arbeiten zog Riordan viele Besucher an seine Kliniken, unter anderen Adrian Flatt, der 1954 drei Monate mit ihm arbeitete. Er bildete eine Reihe später bekannter Handchirurgen aus, die dann die
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Zeichnung der Pollizisations-Technik, angefertigt von Dan Riordan im September 1966 auf der Rückseite des Tagungsprogrammes.
Basis der Riordan Hand Society bildeten. Bei deren Tagungen trafen sich alle Freunde und frühere Mitarbeiter. Einer von ihnen ist Ralph A. Herms in Lexington, Kentucky, dem ich für seine umfangreiche Unterstützung beim Verfassen dieser Biographie zu besonderem Dank verpflichtet bin. Dan Riordan gehört vielen nationalen und internationalen Fachgesellschaften an, zum Teil als Ehrenmitglied oder als Präsident. So war er bereits 1960/61 Präsident der American Society for Surgery of the Hand. Er hielt viele Festvorträge (u. a. 1966 die Sterling Bunnell Memorial Lecture und 1968 die Sumner L. Koch Memorial Lecture) und wurde 1992 als Pioneer of Hand Surgery geehrt. Er hat 31 Arbeiten in Zeitschriften und mehr als zehn Buchbeiträge veröffentlicht. Neben den bereits genannten Arbeiten ist die über „Arthrodesis of the wrist“ (J. Bone Jt Surg. 49-A, 950–954, 1967) mit Ray J. Haddad besonders hervorzuheben.
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Dan hatte schon immer ein großes Interesse an Flugzeugen und am Fliegen. Er machte gegen den Willen seiner Frau Betty den Flugschein und kaufte eine Cessna 260, mit der er anlässlich seiner beruflichen Reisen viel flog. Er war 18 Jahre National Consultant in Hand Surgery to the Air Force und besuchte 1965 in dieser Eigenschaft Truppen und Lazarette in Japan und Vietnam sowie in Europa. Eine andere Liebhaberei war das Sammeln von Edelsteinen und Mineralien, die er von allen seinen Reisen mit heimbrachte. Er verfügt auch über ein gutes Talent zum Zeichnen. Im Januar 1977 starb seine Frau Betty an Krebs. Im Juli desselben Jahres operierte er die Witwe eines Orthopäden aus Shreveport, Eleanor Melton Hightower. Sie lernten sich näher kennen und heirateten. Sie nahm regen Anteil an seiner Arbeit und begleitete ihn oft auf seinen Vortragsreisen. Im Januar 1988 musste sich Dan Riordan aus gesundheitlichen Gründen aus der aktiven Arbeit zurückziehen. Eleanor betreute ihn mit Hingabe. Besonders bei der Evakuierung aus New Orleans im September 2005 wegen des Hurrikans Katrina war sie ihm eine große Stütze. Ihr Weg führte das Ehepaar nach Baton Rouge; über ihre Erlebnisse berichteten sie in einem Brief an ihre Freunde am 25. November 2005 (siehe Abbildung). Inzwischen sind sie nach New Orleans zurückgekehrt und fanden einen Teil des Haushalts durch Wasser zerstört. Die wertvollen Sammlungen waren aber erhalten geblieben, wodurch ein Fundament für den Wiederbeginn vorhanden ist.
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Otto Russe
Obwohl Otto Russe hauptsächlich als Unfallchirurg tätig war, hat er sich auch viel mit Handchirurgie beschäftigt, wodurch eine Operationsmethode bei Kahnbeinpseudarthrose mit seinem Namen verbunden ist. Er wurde am 13. November 1913 in Graz geboren, wo er auch die Schulzeit verbrachte und das Medizinstudium absolvierte. Seine Berufswahl wurde beeinflusst durch Camillo Pauluzzi, den Leiter einer Bergrettungsgruppe des Roten Kreuzes, der sich Otto Russe noch als Schüler angeschlossen hatte. Nach Staatsexamen und Promotion Ende 1937 begann er seine Ausbildung für Unfallchirurgie und Orthopädie am Unfallkrankenhaus Graz unter Leitung von Arnold Wittek; sie wurde im August 1939 durch den Kriegsdienst bei der Luftwaffe unterbrochen. Anlässlich eines Lazarettaufenthaltes wegen einer Typhuserkrankung lernte er die dort als Krankenschwester tätige Helene Hesse kennen, die er im August 1942 heiratete. Die weiteren Kriegsjahre führten ihn nach Frankreich, wo er im Juni 1944 in englische Kriegsgefangenschaft geriet. Er kam in Otley in Südengland in ein großes Lager, in dem eine eigene medizinische Akademie geschaffen wurde, an deren Vorlesungsbetrieb er mitwirkte. Nach der Entlassung 1947 kehrte er an das Unfallkrankenhaus Graz zurück, das jetzt unter der Leitung von Walter Ehalt stand. 1949 erhielt er den neu geschaffenen Facharzttitel für Unfallchirurgie. Im August 1955 wurde Otto Russe Primarius des neu erbauten Unfallkrankenhauses Wien XII in Meidling, einem der größten europäischen Unfallkrankenhäuser mit 210 Betten und einer eigenen Intensivstation.
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Otto Russe
1967 konnte er sich mit einer experimentellen Arbeit über Hüftkopfnekrosen habilitieren, 1973 erfolgte die Ernennung zum ordentlichen Universitätsprofessor. Im Oktober 1973 kam er als Vorstand der neugegründeten Lehrkanzel für Unfallchirurgie nach Innsbruck, die dann bald in eine Klinik umgewandelt wurde. In dieser Position verblieb er bis zur Emeritierung im Januar 1983. Am 22. November 1983 verstarb Otto Russe – neun Tage nach seinem 70. Geburtstag. In der Traumatologie wurde er nicht nur durch die Übersetzung der drei Bände von Lorenz Böhlers „Die Technik der Knochenbruchbehandlung“ ins Englische – eine Sprache, die er durch mehrere Studienaufenthalte in England vor dem Krieg sehr gut beherrschte –, sondern auch durch 70 Veröffentlichungen in Zeitschriften und Büchern bekannt. Sein Bemühen um wissenschaftliche Genauigkeit und Standardisierung ist aus den Büchern über Gelenkmessmethoden und den Atlanten unfallchirurgischer und orthopädischer Operationen zu erkennen. Sein Lebenswerk war aber sicherlich die Ausarbeitung einer Methode zur Sanierung der Kahnbeinpseudarthrose, die zwar auf der von Hermann Matti beschriebenen Spongiosaeinbringung aufbaute, aber durch den gefäßschonenden palmaren Zugang und die vermehrte Festigkeit durch Verwendung kortikospongiöser Späne die hohe Erfolgsrate erbrachte. Bereits 1954 konnte über 42 Patienten mit einer Heilungsrate von mehr als 80% berichtet werden (Wiederherstellungschir. u. Traumatol. 2, 175–184, 1954). Diese als „Russe I“ bezeichnete Methode wurde später für Pseudarthrosen mit kleinem proximalem Fragment durch die „Russe-II-Operation“ mit Entfernung des Fragmentes und Ersatz durch einen modellierten Span aus der Spina iliaca anterior superior ergänzt. Die drei Söhne der Familie wurden in Graz geboren, und alle folgten dem Vater beruflich als Unfallchirurgen oder Orthopäden. Der Jüngste (Wolfgang) verunglückte als bereits habilitierter Orthopäde 1989 bei der Rückkehr von einem Kongress tödlich. Seinem Bruder Friedrich, der am Unfallkrankenhaus Wien-Meidling mit dem Schwerpunkt Handund Mikrochirurgie tätig ist, danke ich für die Unterlagen zu dieser Biografie.
Ernst Scharizer
Ernst Scharizer wurde am 11. Juni 1922 in Graz geboren, wo er seine Jugend verbrachte, die Schulausbildung am Realgymnasium erhielt und mit der Matura 1940 abschloss. Nach Beendigung einer halbjährigen Arbeitsdienstzeit wurde er im Herbst 1940 entlassen und konnte bis ins Frühjahr 1941 in Wien Medizin studieren. Nach der Einberufung zur Wehrmacht wurde er zur Sanitätstruppe der Luftwaffe mit Einsatz in Norwegen versetzt. Hier war er bis Herbst 1944 in der Pathologie tätig und hatte bei über 400 Obduktionen reichlich Gelegenheit, seine praktische Ausbildung in der Anatomie zu vervollständigen. Vom Herbst 1944 bis kurz vor Kriegsende erfolgte dann ein Einsatz an der zurückflutenden Ostfront, der mit englischer Kriegsgefangenschaft endete. Von Munsterlager wurde er nach Lienz in Osttirol verlegt, von wo Ernst Scharizer im Februar 1946 aus der Gefangenschaft flüchtete und in einer gefährlichen Fahrt über die Demarkationslinie in den russisch besetzten Teil Österreichs nach Wien zurückkehrte. Hier erfolgte das weitere Studium ab März 1946, welches mit der Promotion im Herbst 1950 endete. Ernst Scharizer war zunächst als Demonstrator am Anatomischen Institut Wien tätig und war hier zuletzt Leiter eines Seziersaales. Im Frühjahr 1951 erfolgte der Eintritt in das Unfallkrankenhaus Wien, wo er durch den Altmeister der Unfallchirurgie, Lorenz Böhler, in diesem Spezialfach Dieser Beitrag beruht größtenteils auf einer Laudatio zum 70. Geburtstag von Ernst Scharizer, erschienen in Handchir. Mikrochir. Plast. Chir. 24, 227, 1992.
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ausgebildet wurde. Nach Ableistung der Weiterbildung in den vorgeschriebenen Nebenfächern 1956 bis 1958 in den Krankenhäusern Zwettl und Lilienfeld sowie in der Oststadt-Klinik Mannheim erhielt Ernst Scharizer 1958 den österreichischen Facharzt für Unfallchirurgie. Während der Zeit seiner unfallchirurgischen Ausbildung hat er seinem damaligen Chef bei der Abfassung der 12./13. Auflage des Buches „Technik der Knochenbruchbehandlung“ aktiv helfen können. Da zu dieser Zeit in Österreich keine gut bezahlte Stelle vorhanden war, nahm er das Angebot von Warner an, wieder an die Oststadt-Klinik in Mannheim zurückzukehren (1959) und konnte hier bald Oberarzt werden. 1961 erfolgte die Übernahme dieser Klinik durch Gottlieb Zrubecky, mit dem Ernst Scharizer aus gemeinsamer Wiener Zeit bis zu dessen tragischem Verkehrsunfall 1964 eng verbunden war. In dieser Zeit lag eine der tieferen Wurzeln für seine Beschäftigung mit der Handchirurgie, die in zahlreichen Arbeiten ihren schriftlichen Ausdruck fand. 1963 wurde Ernst Scharizer der deutsche Facharzttitel für Orthopädie zuerkannt. Im folgenden Jahr hatte er bürokratische Probleme zu überwinden, da ihm keine Verlängerung der bisher erteilten und immer wieder verlängerten Arbeitsgenehmigung für „Ausländer“ gewährt wurde. Durch schriftliche Intervention der Professoren Hilgenfeldt, Verdan und Buck-Gramcko wurde eine Ausnahmegenehmigung erteilt, wonach er nach Ablegung des 2. und 3. deutschen Staatsexamens in Einzelprüfungen die deutsche Approbation und eine unbefristete Arbeitsgenehmigung in der Bundesrepublik Deutschland erhielt. In dieser schwierigen Zeit musste Ernst Scharizer nach dem Unfall von G. Zrubecky ein Jahr lang die kommissarische Leitung der Oststadt-Klinik übernehmen. Die Klinik wurde im Herbst 1965 von Walter Daur übernommen. Ernst Scharizer leitete die Handchirurgische Abteilung der OststadtKlinik bis zu seinem Ausscheiden am 31. Dezember 1988. Seither ist er als Gutachter für Gerichte und Berufsgenossenschaften viel beschäftigt. Innerhalb der geschilderten Zeiträume lagen Studienaufenthalte bei Marc Iselin in Paris 1962, an der Orthopädischen Universitätsklinik Tübingen (Lothar Kreuz) 1962 und an der Orthopädischen Universitätsklinik München (Max Lange) 1963. Seit 1962 war Ernst Scharizer als Kreisvereinsarzt am Deutschen Roten Kreuz tätig und nahm später als stellvertretender Landesarzt in Baden-Württemberg gemeinsam mit anderen Angehörigen des Landesverbandes Südwestdeutschland des Deutschen Roten Kreuzes maßgeblichen Einfluss auf die Entwicklung des Rettungswesens im Rendez-vous-System.
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Während der Zeit seiner Tätigkeit hat Ernst Scharizer insgesamt 136 wissenschaftliche Arbeiten, meist über handchirurgische Themen, veröffentlicht. Unter ihnen sind mehrere Buchbeiträge (z. B. im Lehrbuch der Chirurgie, 7. Auflage, Thieme 1982, unter den Herausgebern Vossschulte, Kümmerle, Peiper, Weller, und im Buch „Praxis der Orthopädie“ Thieme 1986, herausgegeben von Jäger und Wirth), auf die Ernst Scharizer mit Recht stolz sein kann. 1969 zählte Ernst Scharizer neben Jürgen Geldmacher und Dieter Buck-Gramcko zu den drei Begründern der Zeitschrift „Handchirurgie“, deren Fortbestehen er sich in den ersten schwierigen Jahren mit ganzer Energie widmete. Ernst Scharizer diente unserer Zeitschrift volle zehn Jahre als Herausgeber und seit 1979 als Beiratsmitglied. Ernst Scharizer trat schon frühzeitig der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Handchirurgie bei und wurde durch seine Aktivitäten auf den Symposien schnell zu einem ihrer prominenten Mitglieder. 1973 war er der Präsident des 14. Symposiums der DAH, welches in Mannheim stattfand. Er selbst hielt das Übersichtsreferat über das Hauptthema „Das teilversteifte Mittelgelenk“. 1987 wurde Ernst Scharizer aufgrund seiner besonderen Verdienste um die Arbeitsgemeinschaft zu deren Ehrenmitglied ernannt. Die nach seiner Pensionierung 1988 intensiv betriebene Gutachtertätigkeit wurde nach und nach abgebaut. Trotz seiner jahrzehntelangen Tätigkeit in Deutschland ist Ernst Scharizer seiner österreichischen Heimat immer sehr verbunden gewesen. Seine Wurzeln liegen in Freistadt im Mühlviertel, wo das Elternhaus seit 300 Jahren im Familienbesitz ist. Probleme damit belasteten ihn immer wieder und immer mehr. Besonders die Überschwemmung im Jahre 2002, die das Haus sehr betroffen und den Garten völlig zerstört hat, hat mit der Beseitigung der Schäden über Jahre unerwartete Schwierigkeiten gebracht, die bis heute noch nicht völlig beseitigt werden konnten. Der Ärger hiermit und auch Krankheiten haben Ernst Scharizer sehr zugesetzt. Doch hier erholte er sich auch in den Jahren seiner aktiven Tätigkeit genauso wie jetzt im Ruhestand beim Malen (vor allem Motive aus Freistadt), Lesen und Musikhören. Eine große Freude war die Feier seines 80. Geburtstages in Freistadt, die in einem großen Teilnehmerkreis stattfand. Hier trafen sich noch einmal alle Freunde und Wegbegleiter zu einer von ihm sehr gut organisierten Feier und lokalen Besuchspunkten, die allen daran Beteiligten als besonderes Ereignis im Gedächtnis bleiben wird.
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Wilhelm Schink
Am 10. Juni 1916 wurde Wilhelm Schink als Sohn eines Kirchenmusikdirektors in Berlin geboren, wo er auch seine Jugend und die Schulzeit verbrachte. Er studierte an den Medizinischen Fakultäten der Universitäten Berlin und Königsberg. In Berlin erhielt er 1939 die Approbation und promovierte dort mit einer Dissertation über die Perthes-Erkrankung. Nach wenigen Monaten einer chirurgischen Ausbildung bei E. Gohrbandt in Berlin wurde er noch 1939 zur Wehrmacht eingezogen und war bis zum Kriegsende mit relativ kurzer Kriegsgefangenschaft als Truppenarzt in Russland, Italien und Frankreich eingesetzt. Nach einer kurzen Übergangsperiode als Chefarzt des Krankenhauses in Gangkofen in Niederbayern kehrte Wilhelm Schink an die Universität zurück und erhielt seine chirurgische Fachausbildung an der Chirurgischen Universitätsklinik in Jena unter N. Guleke und seinem Nachfolger H. Kuntzen. Nach der noch in Jena erfolgten Habilitation 1954 war seine weitere Tätigkeit mit R. Zenker verbunden, zuerst von 1955 bis 1958 an der Chirurgischen Universitätsklinik Marburg, anschließend an der Chirurgischen Universitätsklinik München. 1960 erfolgte die Ernennung zum apl. Professor. 1963 erhielt Wilhelm Schink den Ruf auf den Lehrstuhl für Chirurgie II in Köln-Merheim, den er bis zu seiner Emeritierung 1981 innehatte.
Dieser Beitrag beruht größtenteils auf einer Laudatio zum 75. Geburtstag von Wilhelm Schink, erschienen in Handchir. Mikrochir. Plast. Chir. 23, 167, 1991.
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Wilhelm Schink
Wenn wir Wilhelm Schink in erster Linie als einen frühen Vertreter und Wegweiser für das Spezialgebiet Handchirurgie kennen, so war er aufgrund seiner Interessen und seiner umfassenden Ausbildung keineswegs „nur“ ein Spezialist. Sowohl praktisch-chirurgisch als auch wissenschaftlich hat er sich während seines ganzen beruflichen Lebens mit der Allgemeinchirurgie und der Unfallchirurgie befasst, auch wenn sicherlich sein besonderes Interesse der Handchirurgie galt. Ein Großteil seiner Veröffentlichungen beschäftigt sich mit der Extremitätenchirurgie, zu deren Problemen er in zahlreichen Einzelarbeiten und Buchkapiteln ausführlich Stellung nahm. Wilhelm Schink bearbeitete vor allem die Fragen der Frakturen und Luxationen, der Nervenkompressionssyndrome, der Wiederherstellungschirurgie nach irreparablen Nervenverletzungen, der Daumenrekonstruktion sowie der Probleme der Wundheilung und der Hauttransplantationen. Von besonderem Einfluss auf die Entwicklung der Handchirurgie in Deutschland war die bereits 1960 erfolgte Herausgabe des Buches „Handchirurgischer Ratgeber“, in dem zum ersten Mal in deutscher Sprache alle Erkenntnisse dieses neuen Spezialgebietes zusammengefasst waren, welche die daran Interessierten sich bis dahin nur mühsam aus der angloamerikanischen Literatur herauslesen mussten. Hiermit und mit der Tatsache, dass durch Wilhelm Schink Handchirurgie, sein persönliches Hobby, als Spezialfach an einer Universitätsklinik betrieben wurde, wurde auch in Deutschland das Augenmerk auf die meist still für sich arbeitenden Handchirurgen gelenkt. Wilhelm Schink war Gründungsmitglied der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Handchirurgie und nahm nicht nur am ersten handchirurgischen Symposium 1960 in Hamburg teil, sondern hat später zwei weitere erfolgreiche Symposien geleitet, nämlich diejenigen in München 1963 und in Köln 1970. 1982 erfolgte die Ernennung zum Ehrenmitglied der DAH, der Wilhelm Schink auch nach seiner Emeritierung durch Teilnahme an den Symposien und Arbeitstagungen treu geblieben ist. 1983 wurde er zum Ehrenmitglied der Vereinigung Niederrheinisch-Westfälischer Chirurgen ernannt, und 1990 verlieh ihm die Deutsche Gesellschaft für Unfallheilkunde die Johann-Friedrich-Dieffenbach-Büste. Nicht nur in der Qualität seiner praktisch-chirurgischen und seiner wissenschaftlichen Arbeit ist Wilhelm Schink bemerkenswert, sondern auch in seinen menschlichen und charakteristischen Eigenschaften. An seiner Klinik herrschte infolge seiner Ruhe und Gelassenheit eine Atmosphäre, die seinen Patienten Vertrauen gab und seinen Mitarbeitern einen besonderen Arbeitsstil ermöglichte. Obwohl außerordentlich genau und
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exakt, war er immer bemüht, seinen Mitarbeitern freie Entwicklungsmöglichkeiten zu geben und sie nicht unter ständigen Druck zu setzen. Sein hohes fachliches Wissen, sein Fleiß und seine Genauigkeit ebenso wie seine menschliche Wärme machten ihn zu einem Vorbild, dem viele seiner Mitarbeiter nacheiferten und durch welches sie selbst beeinflusst wurden. Auch in der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Handchirurgie haben diese Qualifikationen Wilhelm Schink viele echte Freunde geschaffen, auch wenn manchem der Zugang zur zurückhaltenden Person Wilhelm Schinks zunächst etwas erschwert war. Je länger der Kontakt aber dauerte, umso fester wurde die Bindung und umso tiefer die Freundschaft, die gerade im Kreis der Handchirurgen durch viele Reisen in ferne Länder wesentlich verstärkt wurde. Seine Frau Brigitte hat an seiner persönlichen Entwicklung tiefen Anteil und seine Tochter Annette ist ebenfalls in den Arztberuf hineingewachsen. Wilhelm Schink starb am 12. März 2004.
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Hans-Martin Schmidt
Unter den Anatomen, die sich besonders mit der Hand beschäftigen, steht Hans-Martin Schmidt in der vordersten Reihe. Sein zusammen mit Ulrich Lanz verfasstes sorgfältig bearbeitetes Buch „Chirurgische Anatomie der Hand“ (Hippokrates, Stuttgart 1992, 2. Auflage Thieme 2003) ist ein wichtiger Beitrag zu diesem komplexen Thema und stellt gewissermaßen die Nachfolge des Werkes von Titus von Lanz und Werner Wachsmuth „Praktische Anatomie“ (Julius Springer, Berlin 1935) dar. Hans-Martin Schmidt wurde am 8. November 1941 in Posen als Sohn eines Diplomgärtners, Landschafts- und Gartengestalters geboren. Der Vater weckte das naturwissenschaftliche Interesse bei den Söhnen; er war sehr streng im Gegensatz zur Mutter, die immer um Ausgleich und Harmonie bemüht war. Die Odyssee der Familie in der Kriegs- und Nachkriegszeit ist aus dem Besuch der Schulen in Salzmühlen (Saale), Ditfurt bei Quedlinburg, Thale am Harz, Bremen-Oberneuland und Bremerhaven-Geestemünde zu erkennen. An der Humboldt-Schule Bremerhaven konnte Hans-Martin Schmidt 1962 das Abitur ablegen, nachdem er 1959 und 1960 in den Ferien als Messejunge und Tellerwäscher auf dem Passagierdampfer „Berlin“ des Norddeutschen Lloyds (Bremen) bereits etwas von der Welt gesehen hatte – eine Tätigkeit, die er als Student 1966 nochmals wiederholte.
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Hans-Martin Schmidt
Nach Beendigung des Bundeswehrdienstes 1962 bis 1964 studierte HansMartin Schmidt von 1964 bis 1970 an der Julius-Maximilians-Universität zu Würzburg Medizin. Während der Semesterferien verdingte er sich als Lastkraftwagenfahrer bei einem großen Fuhrunternehmen und legte etwa 70 000 Gesamtkilometer mit dem Transport von Sand, Mutterboden, Beton, Straßenbelag usw. zurück. Bereits seit dem Physikum arbeitete er als studentische Hilfskraft am Anatomischen Institut Würzburg unter Johannes Lang, der auch seine Dissertation über die Spaltlinien am Kopf betreute. Im Anschluss an die Medizinalassistentenzeit, von der er vier Monate an diesem Institut absolvierte, erhielt er dort von 1972 bis 1981 eine umfassende Ausbildung als Anatom unter Beteiligung an zahlreichen Lehrveranstaltungen. 1974 trat er auch die Nachfolge von Ewald Wüstenfeld als Lehr- und Prüfungsbeauftragter für das Fach Anatomie an der Staatlichen Berufsfachschule für Krankengymnastik an der Universität Würzburg an. Im Juli 1979 habilitierte er sich und erhielt bald darauf die Lehrbefugnis; im Dezember 1981 wurde er zum Professor ernannt. Seine wesentlichen Arbeitsgebiete waren Untersuchungen am Bulbus und Tractus olfactorius sowie der Radix mesenterii und Bestimmungen von Größenmerkmalen an Schädelstrukturen vom Menschen. Die weiteren wissenschaftlichen Arbeiten wurden entscheidend durch den Kontakt mit dem 1973 nach Würzburg berufenen Eduard Amtmann beeinflusst. Dieser war in Köln von Benno Kummer in die Untersuchungen von Friedrich Pauwels eingeführt worden. Durch die Ideen und neuen Denkansätze von Amtmann angeregt, begann Hans-Martin Schmidt mit Untersuchungen an den Gelenkstrukturen von Unterschenkel und Fuß. Diese ausführlichen Arbeiten waren die Grundlage für seine Habilitation. Die Untersuchungen wurden dann auf weitere Gelenke ausgedehnt, was 1984 zur Bekanntschaft mit dem damals noch in Würzburg tätigen Ulrich Lanz führte. Viele Arbeiten wurden mit gegenseitiger Beeinflussung durchgeführt und mündeten in der Herausgabe des 1986 begonnenen und 1992 veröffentlichten Buches „Chirurgische Anatomie der Hand“. Neben 14 Buchbeiträgen veröffentlichte Hans-Martin Schmidt als alleiniger oder Mitautor mehr als 110 wissenschaftliche Arbeiten. Nach der Berufung an das Anatomische Institut Bonn im April 1986 setzte er seine Arbeiten über die obere Extremität fort und betreute zahlreiche Dissertationen. Er ist Gründungsmitglied der Arbeitsgemeinschaft Obere Extremität e.V., eines Zusammenschlusses Kölner, Bonner und Düsseldorfer Anatomen und Kliniker, und führt regelmäßig Fortbildungsveranstaltungen durch. Für seine besonders guten Lehrleistungen wurde er 1992 mit dem ersten Platz der studentischen Veranstaltungsbewertung ausgezeichnet.
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1971 heiratete er die als technische Zeichnerin tätige Almuth Jung. Ihre Kinder Jan-Hinrich (geboren 1972) und Gesine (geboren 1975) fanden ihre Berufe außerhalb der Medizin. Die Familie hält sehr zusammen und gibt ihm den notwendigen Rückhalt. In seinem schönen alten Haus in Rheinbreitbach widmet er sich oft der Gartenarbeit. Soweit die knappe Freizeit es zulässt, beschäftigt sich Hans-Martin Schmidt mit Fotografieren; er gehört einem Fotoclub an und hat es zu beachtlichen Fertigkeiten gebracht, die ihm die Berufung zum Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Photographie eintrugen.
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Herbert Seddon
Dieser britische orthopädische Chirurg war für mehrere Jahrzehnte einer der Führenden seines Faches und konnte wesentlichen Einfluss auf die Entwicklung der Orthopädie nicht nur in Großbritannien, sondern in der ganzen Welt nehmen. Bedauerlicherweise ist es mir nicht gelungen, detaillierte Informationen über seinen Lebenslauf zu erhalten, sodass in dieser Biografie manches fehlen wird, was sonst grundsätzlich erwähnt wird. Herbert Seddon wurde am 13. Juli 1903 in Derby geboren; er ging in Manchester zur Schule. Das Medizinstudium erfolgte in Oxford und am St. Bartholomew’s Hospital Medical College in London bis 1928. Während eines Aufenthaltes als Instructor in Surgery in Ann Arbor, Michigan, lernte er Mary Lytle kennen und heiratete sie 1931. Nach der Rückkehr nach England 1931 erhielt er seine Ausbildung an der neuen, noch kleinen Stanmore-Abteilung des Royal National Orthopaedic Hospital und zeigte dabei besonderes Interesse an Wirbelsäulentuberkulose und Poliomyelitis – zwei Themen, die ihn auch in der Zukunft viel beschäftigten. 1940 wurde er der erste Nuffield-Professor of Orthopaedic Surgery at the Oxford University. Ein wesentliches Arbeitsgebiet war die Behandlung von Nervenverletzungen, vor allem an den Kriegsverletzten, die sorgfältig untersucht und registriert wurden. Diese Tätigkeit machte Seddon nicht
Henry Nigst hat während seines Aufenthaltes in Stanmore 1952 dieses Porträt von Sir Herbert Seddon gezeichnet.
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Herbert Seddon
nur zum führenden Experten auf diesem Gebiet, sondern war auch dafür verantwortlich, dass er als Nachfolger des verstorbenen George Riddoch der Herausgeber der Nr. 282 der Medical Research Council Special Report Series „Peripheral Nerve Injuries“ wurde. Dieser Band erschien zwar erst 1954 (Her Majesty’s Stationary Office, London), enthält aber wesentliche Beiträge zu verschiedenen Einzelthemen der Nervenschädigungen, die von Spezialisten für diese Gebiete verfasst worden sind, wie Ruth E. M. Bowden, Donald M. Brooks, W. Holmes, F. K. Sanders und R. P. Zachary. Wesentlich mehr verbreitet wurde sein alle Erfahrungen zusammenfassendes Buch „Surgical Disorders of the Peripheral Nerves“ (Churchill Livingstone, Edinburgh 1972). Im Jahre 1948 wurde Herbert Seddon Direktor des neu geschaffenen Institute of Orthopaedics des Royal National Orthopaedic Hospital in London mit den Abteilungen in der Great Portland Street und in Stanmore. Er machte durch seine Arbeit Institut und Hospital zum wichtigsten Zentrum für Orthopädie. Zusammen mit sehr guten Mitarbeitern (u. a. Jip James) bildete er viele junge Orthopäden aus und empfing zahlreiche Besucher aus dem In- und Ausland. Es wurden mehrere Forschungsprogramme durchgeführt und zahlreiche Arbeiten veröffentlicht. Er unternahm viele Reisen zu orthopädischen Zentren in den (damaligen) britischen Kolonien. 1964 wurde er geadelt. Er war nicht nur ein sorgfältiger Operateur, sondern auch ein begeisterter Lehrer. Seine Visiten wurden häufig zu Demonstrationen, die wegen zunehmender Beteiligung von den Stationen in den Hörsaal verlegt werden mussten. Seddon blieb Direktor bis 1965, erhielt dann den „Chair of Orthopaedic Surgery of the National Fund for Research into Crippling Diseases“ und wurde 1967 pensioniert. Sein Rat zu vielen Bereichen der Orthopädie wurde jedoch auch weiterhin noch oft gesucht. In seiner knapp bemessenen Freizeit war er in früheren Jahren begeisterter Bergsteiger und liebte die Fotografie. Später widmete er sich mehr der Malerei, in der er sehr talentiert war. Sir Herbert Seddon verstarb am 21. Dezember 1977.
Richard Jay Smith
Einer der brillantesten nordamerikanischen Handchirurgen war Richard J. Smith, der bereits 1987 im Alter von 56 Jahren an einem inoperablen Gehirntumor starb. Er hatte sich wissenschaftlich besonders mit den kleinen Handmuskeln beschäftigt und über ihre Funktion, ihre Erkrankungen und die Rekonstruktion mehrere viel beachtete Arbeiten veröffentlicht, u. a.: Non-ischemic contractures of the intrinsic muscles of the hand (J. Bone Jt Surg. 53-A, 1313–1331, 1971); Intrinsic muscles of the fingers: function, dysfunction and surgical reconstruction (AAOS-Instructional Course Lectures, Vol. 24, 200–220, 1975); das Kapitel „Intrinsic Contracture“ in David P. Greens „Operative Hand Surgery“, welches auch nach seinem Tod unverändert in alle weiteren Auflagen übernommen wurde). Über seinen Lebenslauf konnten nur wenige Informationen beschafft werden. Er wurde am 13. Juni 1930 in New York als Sohn eines Arztes geboren und besuchte dort die Bronx High School of Science. Ab 1951 studierte er an der Brown University in Providence und am New York Medical College bis 1955. Nach einem Jahr allgemeinchirurgischer Ausbildung am Bellevue Hospital folgte die Orthopaedic Residency am Hospital for Joint Diseases in New York. Unter dem Einfluss von Leo Mayer und vor allem Emanuel Kaplan wandte er sich ganz der Handchirurgie zu. Nach einer Tätigkeit von 1960 bis 1962 im United States Public Health Service in Boston verbrachte er als Frauenthal Travelling Fellow je sechs Monate bei Joseph H. Boyes in Los Angeles und bei R. Guy Pulvertaft in Derby, wo er die Basis für seine weitere Karriere erhielt. 1963 kehrte er
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Richard Jay Smith
an das Hospital for Joint Diseases zurück und folgte 1968 Emanuel Kaplan als Direktor des Hand Surgery Service. Er baute das Training Program auf und bildete zahlreiche Handchirurgen aus. Seine Redegewandtheit, sein Geschick sowohl am Operationstisch als auch als humorvoller Sprecher waren berühmt und zogen viele Besucher aus aller Welt an. Er veröffentlichte über hundert wissenschaftliche Arbeiten und Buchbeiträge. Neben der (Ehren-)Mitgliedschaft in vielen nationalen und internationalen Fachgesellschaften engagierte er sich über lange Jahre in der American Society for Surgery of the Hand, deren Mitglied er seit 1967 und deren Präsident er 1982/83 war, nachdem er viele Jahre als Sekretär tätig war. Richard Smith wurde 1972 Chief of the Hand Surgery Service am Department of Orthopaedic Surgery at the Massachusetts General Hospital in Boston sowie Clinical Professor an der Harvard Medical School. Als Gastprofessor erhielt er viele Einladungen im In- und Ausland; seine Vorträge zogen die Zuhörer immer wieder an. Besonders beeindruckend war seine Presidential Address „Education of the surgical specialist“ (J. Hand Surg. 8, 509–515, 1983). Außer für die kleinen Handmuskeln war er auch Experte in der Behandlung angeborener Fehlbildungen. Bereits gekennzeichnet von der Bestrahlung und der Chemotherapie wegen seines Tumors, legte er 1986 die Basis des Kapitels „Arthrogryposis“, das dann für Dieter Buck-Gramckos Buch „Congenital Malformations of the Hand and Forearm“ von seinen Mitarbeitern Joseph E. Sheppard und James Aronson beendet wurde. Er trug sein Schicksal bewundernswert mit Optimismus und Gelassenheit und arbeitete bis zuletzt an seinem Buch „Tendon Transfers of the Hand and Forearm“ (Little Brown, Boston 1987). Dick Smith starb am 30. März 1987. Sein energiegeladenes Leben hatte einen starken Rückhalt in seiner Familie – seiner Frau Jane und ihren drei Kindern. Ihnen fehlt Richard Smith ebenso wie seinen Kollegen.
Kauko Antero Solonen
Die Verdienste von Kauko A. Solonen sind in der ehrenvollen Bezeichnung „Vater der finnischen Handchirurgie“ zusammengefasst. Er erhielt sie für seine Tätigkeit als Chef der ersten Abteilung für Handchirurgie in Finnland, an der die später bedeutendsten Handchirurgen dieses Landes ausgebildet wurden. Kauko Solonen wurde am 11. Oktober 1921 in Kartesjärvi als Sohn eines Lehrer-Ehepaares geboren. Nach dem Schulbesuch wurde er sofort zum Wehrdienst eingezogen und 1941 in Ostkarelien schwer verwundet. Nach einjähriger Rekonvaleszenz konnte er an der Universität von Helsinki Medizin studieren. Er erhielt den Doktortitel 1948. Die chirurgische Grundausbildung erfolgte drei Jahre lang am Stadtkrankenhaus von Lahti, die folgende Orthopädieausbildung an der Chirurgischen Universitätsklinik Helsinki bis 1955. In Nebentätigkeit leitete er von 1953 bis 1955 das erste Institut für Rehabilitation in Finnland. 1955 und 1956 bildete er sich als UN-Fellow an mehreren Zentren in England und den USA in Amputationschirurgie und Prothetik weiter. Während einer zweijährigen Ausbildung (1957/58) an der Kinderchirurgie in Helsinki war er als beratender Orthopäde für das Sozialministerium und das Institut für Berufskrankheiten tätig. Er war der Initiator und von 1957 bis 1980 der erste Chirurg am neuen Rehabilitationszentrum für amputierte Kriegsteilnehmer Karkisaari, Helsinki. Die Universität von Helsinki ernannte ihn 1959 zum Dozenten und 1960 zum Associate Professor. Ab 1963 arbeitete er an der kurz vorher eröffneten Klinik für Orthopädie und Traumatologie in
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Kauko Antero Solonen
Helsinki; Kalle Emil Kallio war der Chef und Solonen der Leiter der Handchirurgischen Abteilung, der ersten in Finnland. Mit ihm waren dort Henry Brummer und George Bakalim tätig. Nach fünf Jahren harter, aber erfolgreicher Arbeit wurde Solonen Chefarzt am Zentralkrankenhaus von Kotka, einer Hafenstadt am Finnischen Meerbusen, 130 km östlich von Helsinki. Er führte dort viele handchirurgische und mikrochirurgische Operationen durch. Im Jahre 1964 war Kauko Solonen als Fulbright-Stipendiat einige Monate an der Duke University in Durham, North Carolina, bei J. Leonard Goldner und anschließend in New York am Hospital for Joint Diseases Orthopaedic Institute bei Emanuel B. Kaplan gewesen, um sich in speziellen Gebieten der Handchirurgie weiterzubilden. 1969 wurde er Leiter der Handchirurgieabteilung der Orthopädischen Klinik der Invalidisäätiö (Invaliden-Stiftung) in Helsinki und 1979 Chef der gesamten Stiftung. In dieser Position verblieb er bis zur Pensionierung im Oktober 1984. 1983 wurde er zum ersten Professor für Handchirurgie in Finnland ernannt. Die Hauptarbeits- und Interessengebiete von Kauko Solonen wechselten von den rein orthopädischen Bereichen mit Amputationen und Rehabilitation zur Mikrochirurgie, Plexuschirurgie und speziellen Themen der Handchirurgie (Nervenkompressionssyndrome, Frakturen) und zur Schulterchirurgie. 1978 hat er die erste Zehentransplantation in Finnland vorgenommen. Er hat zahlreiche Vorträge gehalten und viele der dazu benötigten Abbildungen selbst gezeichnet, da er dazu ein sehr gutes Talent besitzt. Auch seine Vorlesungen konnte er dadurch anschaulicher gestalten. Er hat mehr als 200 Arbeiten in finnischen und internationalen Zeitschriften (u. a. in der „Handchirurgie“) sowie in Büchern veröffentlicht. Nicht nur durch die Ausbildung fast aller bedeutender Handchirurgen Finnlands bekam er wesentlichen Einfluss in diesem Fach, sondern auch durch seine Aktivitäten in den wissenschaftlichen Gesellschaften seiner Fachgebiete. Zusammen mit George Bakalim, Henry Brummer, Martti Vastamäki und Simo Vilkki gründete er am 7. Januar 1976 die Finnische Gesellschaft für Handchirurgie und war deren erster Präsident; er blieb bis 1985 in diesem Amt. 1992 wurde er von der IFSSH als „Pioneer of Hand Surgery“ geehrt. Er ist Ehrenmitglied der Finnischen und der Skandinavischen Gesellschaft für Handchirurgie und der Europäischen Gesellschaft für Schulter- und Ellenbogen-Chirurgie. Von Kauko Solonen stammt folgende wörtlich wiedergegebene Begebenheit: „Ein Mädchen von achtzehn Jahren kam wegen eines schmerzenden Daumens in die chirurgische Poliklinik. Der rechte Daumen war geschwollen, rot und empfindlich, was stark auf ein Panaritium deutete.
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Der junge Arzt war nicht ganz überzeugt von der Diagnose, operierte aber vorsichtshalber, um sich Gewissheit zu verschaffen, und stellte das Fehlen von Eiter fest. Die korrekte Diagnose war ,Erysipeloid‘. Zum Glück war die kleine Operation nur nutzlos, aber nicht direkt schädlich, und nach einigen Monaten war die Patientin meine Frau . . . Im Laufe von sechsundfünfzig Ehejahren werde ich wohl meine Fehldiagnose inzwischen abgebüßt haben, oder?“ Dieses Mädchen hieß Helena Inkeri Jauhola und war damals Studentin für Philosophie und Deutsch. Sie heirateten im August 1950 und haben einen Sohn, Jouko Antero, der Arzt wurde und als Allgemeinmediziner in Helsinki niedergelassen ist. Kauko Solonens liebste außermedizinische Beschäftigungen sind Malerei und Zeichnen, durch die er Freude und Entspannung findet.
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Hugh Graham Stack
Als Sohn eines Augenarztes wurde Graham Stack am 7. Dezember 1915 in Bristol geboren. Nach Beendigung seiner Schulausbildung am Clifton College studierte er zunächst zwei Jahre Chemie an der Universität von Bristol, bevor er sich der Medizin zuwandte. Sein Studium am St. Bartholomew’s Hospital Medical College konnte er 1943 beenden. Er arbeitete zunächst am Addenbrooke’ Hospital in Cambridge und am bekannten Royal National Orthopaedic Hospital in London, bevor er 1945 für zwei Jahre Militärdienst in der Royal Navy ableisten musste. 1951 bestand er seine Examen als Fellow of the Royal College of Surgeons (FRCS) und arbeitete schließlich als Senior Registrar am Central Middlesex Hospital. Hier begegnete ihm eine Kollegin namens Lorna, die er 1955 heiratete. Aus der Ehe gingen ein Sohn, Charles, der heute als Anästhesist tätig ist, und eine Tochter, Caroline, hervor. Seine Frau Lorna begleitete ihn später auf vielen Kongressen im In- und Ausland und ist auch den älteren deutschen Handchirurgen als liebenswerte und in Gesprächen schlagfertige Kollegen-Ehefrau bekannt und durch ihre Liebe zu Rosen in guter Erinnerung. Während seiner weiteren orthopädischen Tätigkeit am Albert Dock Orthopaedic and Fracture Hospital (zusammen mit Geoffrey Fisk), am Harold Wood Hospital und am Brentwood District Hospital in Essex kam er in en-
Dieser Beitrag ist erschienen in Handchir. Mikrochir. Plast. Chir. 25, 59, 1993.
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gere Berührung mit der Chirurgie der Hand, die durch einen dreimonatigen Aufenthalt in Chicago bei Sumner Koch und seinen Kollegen und mehrfache Besuche bei Erik Moberg in Göteborg vertieft wurde. In dieser Zeit war den jüngeren britischen Handchirurgen die Mitgliedschaft in dem elitären Hand Club of Great Britain, der 1952 gegründet worden war, verschlossen. Junge und aktive britische Handchirurgen wie Adrian Flatt, Steward Harrison, Douglas Reid, Robert Robbins und Graham Stack kamen mit einigen anderen Eingeladenen am 11. Mai 1956 auf Veranlassung von Guy Pulvertaft in Derby zusammen und gründeten einen eigenen Klub: The Second Hand Club. Von diesem Zeitpunkt an konnten sich Graham Stacks organisatorische und herausgeberische Eigenschaften voll entfalten. Er wurde Ständiger Sekretär des Second Hand Club, der keinen Präsidenten nominierte, und Herausgeber der Kongressberichte der zweimal jährlich stattfindenden Tagungen. Die Tätigkeit als Sekretär behielt er auch nach der Vereinigung der beiden Hand Clubs am 17. Januar 1964 bei, bis er 1968 anlässlich der Umbenennung in die „British Society for Surgery of the Hand“ von Douglas Lamb abgelöst wurde. In diesen Jahren hat sich Graham Stack besondere Verdienste um die Weiterentwicklung der Handchirurgie nicht nur in Großbritannien, sondern auch in ganz Europa erworben. Er nahm frühzeitig Verbindungen zu den aufstrebenden Handchirurgen anderer Länder auf und führte diese auf nationalen und internationalen Kongressen ein. Hiermit half er auch den jungen deutschen Handchirurgen, nach dem Ausgeschlossensein durch den Zweiten Weltkrieg auch in den ehemaligen gegnerischen Ländern wieder Freunde und verständnisvolle Kollegen zu finden. Nach ersten vortastenden Versuchen in London 1959, bei denen sich auch der am 7. Juli 1992 verstorbene John Barron sehr um die auf diesem Gebiet unerfahrenen jungen deutschen Gäste bemühte, kam es besonders durch die Vermittlung von Graham Stack im Mai 1962 in Paris anlässlich der gemeinsamen britisch-französischen Handchirurgietagung unter Einbeziehung von Mitgliedern der amerikanischen Handchirurgiegesellschaft durch den Besuch einer größeren Gruppe deutscher Handchirurgen zu einem ersten internationalen Kontakt. Im Mai 1965 fand dann in Edinburgh die für alle Teilnehmer unvergessene Tagung der deutschen und britischen Handchirurgen statt, die von Graham Stack organisiert worden war. Doch auch in umgekehrter Richtung erfolgten Besuche: Graham Stack hielt auf dem 6. Handchirurgischen Symposium in Wien im Oktober 1965 das Hauptreferat über „Geschwülste der Hand“ und war auch auf späteren Symposien der DAH als Gast anwesend.
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Graham Stacks Aktivitäten waren sehr vielfältig. Er spielte eine wichtige Rolle bei der Gründung der International Federation of Societies for Surgery of the Hand in Chicago 1966 und wurde 1972 ihr Sekretär sowie 1978 ihr Präsident. Im gleichen Jahr, in dem im kontinentalen Europa unsere Zeitschrift Handchirurgie entstand, gründete Graham Stack mit Harold Bolton die britische Handchirurgenzeitschrift „The Hand“; er blieb Mitherausgeber auch nach Übergang dieser Zeitschrift in die britische Ausgabe des Journal of Hand Surgery und zog sich erst 1987 von dieser langjährigen verantwortungsvollen Tätigkeit zurück. Auf wissenschaftlichem Gebiet hat sich Graham Stack vor allem mit der Anatomie und Funktion der kleinen Handmuskeln und der Streckaponeurose beschäftigt. Darüber hinaus beschäftigte er sich intensiv mit der Palmaraponeurose und der Dupuytren-Kontraktur. Diese Arbeit, die teilweise durch „Wochenendarbeit“ in Leiden am Anatomischen Institut von Landsmeer neben seiner tagesfüllenden Beschäftigung geleistet wurde, brachte ihm nicht nur die Ehre eines Huntarian Professor am Royal College of Surgeons (1970) ein, sondern führte auch zu seinem 1973 erschienenen Buch „The Palmar Fascia“. Einer der praktischen Niederschläge seiner wissenschaftlichen Arbeit war die „Stack’sche Schiene“ für den Strecksehnenausriss am Fingerendglied, die weite Verbreitung gefunden hat. Unvergessen bleibt auch sein Enthusiasmus für die Vereinheitlichung der medizinischen Nomenklatur und ebenso das Bestreben, den britischen Kollegen verständlich zu machen, dass auch der Daumen ein Finger ist (Hand 1, 146–150, 1969). Ausdruck dieser mit großer Liebe zum Detail betriebenen Tätigkeit ist der 1970 erschienene Bericht des von ihm geleiteten „Committee on Standardization of Nomenclature“, in dem alle wichtigen anatomischen Bezeichnungen für die Hand in lateinischer und in fünf modernen Sprachen nebeneinandergestellt wurden. Bei all diesen enormen beruflichen Leistungen blieben die sonstigen Interessen wie Gartenarbeit, Fischen, Holzschnitzen und Anfertigung von Modellen häufig zurück. Graham Stack wurde als „Pionier der Handchirurgie“ geehrt. Er starb am 28. Mai 1992.
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Gerhard Stellbrink
Gerhard Stellbrink wurde am 13. Juni 1922 in Arroio de Padre in Brasilien geboren. Seine Jugend verbrachte er nach der Rückkehr der Pastorenfamilie 1929 nach Deutschland in Thüringen und ab 1934 in Lübeck. Nach dem Abitur studierte er in Kiel und Greifswald und wurde nach der ärztlichen Vorprüfung 1942 zum Wehrdienst eingezogen, der durch zwei weitere Studiensemester unterbrochen wurde. Die russische Kriegsgefangenschaft von 1945 bis 1949 zählte mit zu den eingreifendsten Erlebnissen, die den jungen Arzt prägten. Approbation und Promotion folgten 1951 in Hamburg nach den letzten beiden Semestern des Medizinstudiums. Der chirurgischen Fachausbildung an der Chirurgischen Abteilung des Allgemeinen Krankenhauses Eilbeck in Hamburg (Otto Scheider) schloss sich 1961 die Tätigkeit als Oberarzt an der II. Chirurgischen Abteilung des Allgemeinen Krankenhauses St. Georg in Hamburg (Hans Wilhelm Buchholz) an. Hier kam es zur engeren Berührung mit der Handchirurgie, die nach und nach die allgemein- und unfallchirurgische Tätigkeit verdrängte. Studienaufenthalte in Göteborg (Erik Moberg), Heinola (Kavko Vainio) und Edinburgh (J. I. P. James, D. L. Savill und D. W. Lamb) erweiterten das vorwiegend autodidaktisch erworbene Spezialwissen, welches sich bald mit besonderer Liebe der Behandlung entDieser Beitrag anlässlich des Todes von Gerhard Stellbrink ist erschienen in Handchirurgie 6, 166, 1974.
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zündlicher Gelenkerkrankungen zuwandte. Enger Kontakt zu Rheumatologen und Orthopäden führte zu leistungsfähiger Teamarbeit, die durch eigene Untersuchungen sowie die Förderung der Entwicklung einer verbesserten Endoprothese zum Ersatz zerstörter Fingergelenke bereichert wurde. Die äußere Anerkennung seiner segensreichen Tätigkeit war die Ernennung zum Chefarzt der neu errichteten selbstständigen Handchirurgischen Abteilung im September 1968. Zahlreiche Veröffentlichungen und Fortbildungsvorträge über allgemeine Handchirurgie und die besonderen Arbeitsgebiete machten Gerd Stellbrink international bekannt; dies fand seinen sichtbaren Niederschlag in Mitgliedschaften vieler deutscher und ausländischer Fachgesellschaften sowie in den Besuchen zahlreicher Gastärzte im St.-Georg-Krankenhaus. Am 21. November 1974 verunglückte Gerhard Stellbrink tödlich bei einem Autounfall in Syrien, als er seine Vorlesungen und Operationsdemonstrationen in Damaskus beendet und in Begleitung seiner Frau die Reste der antiken Stadt Palmyra besucht hatte. Wer Gerd Stellbrink persönlich näher kannte, schätzte ihn nicht nur als pflichtbewussten Arzt, der sich jederzeit für seine Patienten einsetzte, sondern fand in ihm auch einen verlässlichen Freund und liebenswerten Menschen.
James William Strickland
Einer der führenden nordamerikanischen Handchirurgen, der vor allem durch seine Arbeiten über Beugesehnenchirurgie bekannt wurde – er verfasste unter anderem eine wichtige Übersichtsarbeit als „25th Anniversary Presentation“ (J. Hand Surg. 25-A, 214–235, 2000) – ist James W. Strickland. Er wurde am 4. Januar 1936 in Indianapolis, Indiana, als Sohn eines Automobil-Öl-Geschäftsmannes geboren. Dort wuchs er auch auf und entschloss sich, orthopädischer Chirurg zu werden, nachdem er sich beim Basketballspiel im College sein linkes Knie verletzt hatte und von der Behandlung sehr beeindruckt war. Das Medizinstudium absolvierte er von 1958 bis 1962 an der Universität von Indiana. Während seiner Residency am Department of Orthopedic Surgery der Indiana Universität unter George Garceau in den Jahren 1963 bis 1966 interessierte er sich besonders für Handchirurgie. Die komplizierte Anatomie und die Besonderheiten des chirurgischen Vorgehens faszinierten ihn. Von 1966 bis 1968 leistete er seinen Wehrdienst als „Medical Captain and Chief of Orthopedic Surgery at Ellsworth Air Force Base in Rapid City, South Dakota“ ab und kehrte danach in das Orthopedic Residency Program an der Indiana Universität zurück, das jetzt von James B. Wray geleitet wurde. 1969 verbrachte er eine Fellowship in Surgery of the Hand an der Northwestern University, Chicago, Illinois, unter John L. Bell und William B. Stromberg, die beide einen großen Einfluss auf seine Entwicklung hatten.
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James William Strickland
1969 ließ sich Jim Strickland in eigener Praxis als orthopädischer Chirurg nieder und wurde handchirurgischer Konsiliararzt am Wishard General Hospital, Riley Children’s Hospital, Veterans Administration Hospital und am Indiana University Medical Center Hospital. Dabei sammelte er viel Erfahrung, sodass er 1971 beschloss, sich ausschließlich mit Handchirurgie zu beschäftigen. Er begründete das Indiana Hand Center, an dem in den folgenden dreißig Jahren mehr als 150 Chirurgen ausgebildet wurden. Zu seinen Mitarbeitern zählten so bekannte Handchirurgen wie James B. Steichen, William B. Kleinman, Bill Hastings und Richard S. Idler. Die Hauptarbeitsgebiete waren neben der Beugesehnenchirurgie die Daumenrekonstruktion und die Polyarthritis-Chirurgie. Zur Jahrhundertwende löste er sich vom Indiana Hand Center. Er hat mehr als 200 Arbeiten, Buchbeiträge und Kommentare veröffentlicht und fünf Bücher (zum Teil in zwei Auflagen) herausgegeben. James Strickland wurde bereits 1972 Mitglied der damals sehr elitären American Society for Surgery of the Hand, arbeitete in verschiedenen Committees und war 1990/91 deren Präsident. Besonders aktiv war er auch in der American Academy of Orthopaedic Surgery, deren Präsident er 1995/96 wurde. Weiterhin ist er Mitglied oder Ehrenmitglied mehrerer nationaler und internationaler Gesellschaften für orthopädische oder Handchirurgie und wurde zu zahlreichen Festvorträgen eingeladen. Seit 1964 ist James Strickland mit Sandy verheiratet. Sie haben drei Kinder und fünf Enkelkinder.
Sydney Sunderland
Ein Anatom, der sich unschätzbare Verdienste im Bereich der Chirurgie der Hand und der peripheren Nerven erworben hat, ist der 1971 geadelte Sir Sydney Sunderland. Er wurde in unserem Spezialgebiet nicht nur durch Arbeiten wie „The actions of the extensor digitorum communis, interosseous and lumbrical muscles“ (Amer. J. Anat. 77, 1989–2017, 1945) bekannt, sondern vor allem durch sein umfassendes Werk „Nerves and Nerve Injuries“ (Livingstone, Edinburgh 1968, 2. Auflage 1978). Bereits mit der Arbeit „A classification of peripheral nerve injuries producing loss of function“ (Brain 74, 419–516, 1951) hatte er seine Einteilung der Schweregrade einer Nervenverletzung beschrieben. Sydney Sunderland wurde am 31. Dezember 1910 in Brisbane als Sohn eines Journalisten geboren. Die Schulzeit verbrachte er am Scotch College in Melbourne und an der Brisbane State High School. Nachdem er die Raff Memorial Scholarship für seine guten Leistungen bei einem Kurs an der University of Queensland bekommen konnte, studierte er ab 1931 Medizin an der Melbourne University. Er war ein sehr guter Student, gewann mehrere Preise und bestand das Examen des Royal College of Surgeons bereits vor dem Abschluss des Studiums im Jahre 1935. Schon während des Studiums wurde er stark beeinflusst von dem Neurologen Leonard Cox und vor allem Die Abfassung dieser Biografie wurde ermöglicht durch die Hilfe und Unterstützung von Mrs. Gail Knott, Administrative Assistant of The Australian Hand Surgery Society, der unser Dank gilt.
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Sydney Sunderland
von dem charismatischen Anatomieprofessor Frederic Wood Jones. Er konnte daher nach der Promotion eine Stelle als Senior Lecturer in Anatomy annehmen und arbeitete gleichzeitig an Cox’ neurologischer Klinik am Alfred Hospital und an der neurochirurgischen Klinik dieses Krankenhauses unter Hugh Trumble. Bevor Wood Jones nach England an den Anatomielehrstuhl in Manchester zurückkehrte, vermittelte er Sunderland eine Stelle als Demonstrator am Department of Human Anatomy in Oxford unter W. E. Le Gros Clarke. Mit diesem verstand Sunderland sich nicht so gut, sodass er froh war, als er vier Jahre später (1938) den Lehrstuhl für Anatomie der Universität Melbourne angeboten bekam – mit 27 Jahren! Bevor er dort Anfang 1940 zu arbeiten begann, hospitierte er drei Monate am Montreal Neurological Institute bei dem (späteren) Nobelpreisträger Wilder Graves Penfield und besuchte noch weitere neurologische Kliniken in Kanada und den USA. Dadurch wurde seine weitere Tätigkeit als Neuroanatom sehr beeinflusst. Hierbei beschäftigte er sich nicht so sehr mit dem Gehirn, sondern mit den peripheren Nerven – gefördert auch durch die Notwendigkeit der Behandlung verwundeter Soldaten mit Nervenverletzungen. Diese wurden in einer speziellen Abteilung am 115 AGH Heidelberg, Victoria, gesammelt. Viele der insgesamt 365 Patienten mit Nervenverletzungen wurden auch noch Jahre später nachuntersucht. Sunderlands Erfahrungen fanden ihren Niederschlag in zahlreichen Arbeiten und den Büchern „Nerves and Nerve Injuries“ (s. o.) und „Nerve Injuries and Their Repair. A Critical Appraisal“ (Churchill Livingstone, Edinburgh 1991). Er wurde dafür auch auf handchirurgischem Gebiet geehrt als Sterling Bunnell Lecturer 1977, Founders Lecturer der American Society for Surgery of the Hand 1979 und durch die Verleihung des Titels „Pioneer of Hand Surgery“ 1986. Neben der Anatomieprofessur hatte Sydney Sunderland auch die Professur für Experimentelle Neurologie der Universität Melbourne von 1951 bis 1975 inne. Von 1953 bis 1971 (!) war er Dean of Medicine dieser Universität; ein Jahr (1953/54) war er freigestellt von administrativen Aufgaben, um als Visiting Professor an der Johns Hopkins University in Baltimore, Maryland, tätig zu sein. Eine besondere Ehrung war die am 12. Juni 1971 erfolgte Ernennung als „Knight Bachelor“, sodass er sich nun „Sir Sydney“ nennen durfte. Er war Ehrenmitglied etlicher nationaler und internationaler Fachgesellschaften für Anatomie und Neurologie, war Gründungsmitglied der Australian Academy of Science und war aktiv in mehreren Commonwealth Government Appointments. 1975 ging er in den Ruhestand, war aber bis 1993 als Emeritus Professor noch am Department of Anatomy tätig. Im Jahre 1939 hatte Sydney Sunderland Nina Gwendoline, eine Juristin, geheiratet, die ihn in seiner Arbeit sehr unterstützte und ihm besonders bei den wissenschaftlichen Arbeiten half. Ihr Sohn Ian Sydney wurde Arzt. Sir Sydney Sunderland starb am 27. August 1993.
Alfred Bertil Swanson
Einer der aktivsten und schillerndsten Persönlichkeiten der amerikanischen Handchirurgen ist Alfred Bertil Swanson. Auf vielen Gebieten hat er bleibende Eindrücke hinterlassen. Er wurde am 16. April 1923 in Kenosha, Wisconsin, als viertes von fünf Kindern schwedischer Eltern geboren. Sein Vater, Oscar Svensen, war Kunstschmied; er amerikanisierte den Familiennamen bei der Einwanderung. Die Mutter Esther, geborene Persson, war eine gute Hausfrau und hatte mit der großen Familie genügend zu tun. Al – wie er meist genannt wird – verbrachte seine Jugend in Zion, Illinois. Mit seinen älteren Brüdern veranstaltete er gerne Theateraufführungen und baute kleine Flugzeuge. Vom Fliegen war er fasziniert und erwarb bereits mit siebzehn Jahren eine Fluglizenz. Beim Beginn des Zweiten Weltkrieges für die USA 1941 meldete Al sich freiwillig zur Air Force, bestand aber den Farbsehtest nicht und begann das USNavy V-12 College Training Program. Er erhielt den Bachelor of Science in Medicine der Universität von Illinois im Jahre 1945. Nach Beendigung des Studiums an der Medical School in Chicago 1947 und einem Jahr Internship am St. Luke’s Hospital unter Fremont Chandler und Claude Lambert mit Behandlung vieler Poliomyelitiskranker entschied er sich für eine Spezialisierung in orthopädischer Chirurgie. Er musste erst seine Residency in Chicago am Illinois Crippled Children’s Hospital und am St. Luke’s Hospital 1948 bis 1950 beenden, bevor er ein Jahr am University of Indiana Orthopaedic Program in Indianapolis teilnahm. Während dieser Zeit hatten zwei Dinge Einfluss auf seine weitere Entwicklung: die Notwendigkeit, viele Poliogelähmte zu operieren, die seine Liebe für die Wie-
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derherstellungschirurgie an den oberen Extremitäten begründete, und die Zusammenarbeit mit Palmer Eicher, der die erste Hüftprothese entwickelte und sein Interesse für die „Implant Arthroplasty“ weckte. Während des Koreakrieges diente Al Swanson von 1952 bis 1954 als Orthopäde und Handchirurg am Madigan Army Medical Center in Fort Lewis, Washington. Hier begann sein Interesse für die Bewertung der bleibenden Funktionsbeeinträchtigung der Hand und des Armes. Mit diesen Problemen hat er sich immer wieder beschäftigt und sein Schema mit der ihm eigenen Beharrlichkeit durchgesetzt. Es existieren darüber viele Veröffentlichungen, wohl am besten einsehbar im Journal of Hand Surgery 12A, 896–926 (1987). Im März 1954 trat Al Swanson in die orthopädische Praxis von John T. Hodgen und Charles H. Frantz in Grand Rapids, Michigan, ein. Er beschäftigte sich besonders mit kindlichen Fehlbildungen, die sowohl durch die Poliomyelitisepidemie als auch durch die Contergantragödie gehäuft vorkamen. Die Arbeit erfolgte am Mary Free Bed Children’s Hospital und am Blodgett Memorial Hospital, an denen Prof. Hodgen sein Orthopaedic Surgery Residence Program durchführte. Charles Frantz war dessen erster Resident und richtete im Jahre 1946 das Mary Free Bed Area Child Amputee Center ein. Swanson hatte ausreichend Gelegenheit, an dem großen Krankengut seine Studien über Funktion und Pathomechanismus der Deformitäten zu machen und die Rekonstruktionsmethoden zu verbessern. Über seine Erfahrungen an Patienten mit apoplektischen Insulten berichtete er nach den frühen Veröffentlichungen (Surg. Clin. N. Amer. 44, 1061–1070, 1964; 48, 1129–1138, 1968) später zusammenfassend in den Hand Clinics (5, 75–96, 1989) und in einigen Buchkapiteln. Al Swanson hat sich besonders um die Ausbildung jüngerer Orthopäden gekümmert. Er war Director of the Grand Rapids Orthopaedic Surgery Residency Training Program und Director of the Orthopaedic Research and Hand Surgery Fellowship at Blodgett Medical Center und war beteiligt an der Ausbildung von 124 orthopädischen Residents und 97 Hand Surgery Fellows aus 32 Ländern. 1973 wurde er Clinical Professor und 1983 Professor of Surgery an der Michigan State University in Lansing, Michigan. Er ist Mitglied oder Ehrenmitglied vieler nationaler und internationaler Gesellschaften für Orthopädie und für Handchirurgie und gehörte zahlreichen Committees an. 1979/80 war er Präsident der American Society for Surgery of the Hand, an derem ersten Kongress 1947 er in Chicago teilnahm. Er hat mehr als 300 Arbeiten in Zeitschriften und als Buchkapitel veröffentlicht, viele davon zusammen mit seiner Frau Geneviève de Groot. Etliche der Publikationen waren besonderen Interessengebieten Al Swansons gewidmet. So hat er sich mit den angeborenen und erworbenen Amputationen beschäftigt:
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Krukenberg-Arm (J. Bone Jt Surg. 46-A, 1540–1548, 1964) sowie Prothesen (J. Bone Jt Surg. 45-A, 276–288, 1963, und zusammen mit Emanuel B. Kaplan in Morton Spinner: Kaplan’s Functional and Surgical Anatomy of the Hand. Lippincott, Philadelphia, 3rd edition 1984, S. 399–418). Für die angeborenen Extremitäten-Fehlbildungen hat er zusammen mit Arthur J. Barsky und Martin A. Entin eine „Classification for Congenital Limb Malformation“ aufgestellt (Surg. Clin. N. Amer. 48, 1169–1179, 1968), die später weitgehend akzeptiert wurde (J. Hand Surg. 1, 8–22, 1976), wenn sich auch immer wieder kritische Stimmen erhoben, vor allem von japanischer Seite. Zusammen mit seinen japanischen „Fellows“ Koichi Tada und Kazuo Yonenobu hat er wichtige Arbeiten zu den Themen „Central ray deficiency“ (J. Hand Surg. 6, 434–441, 1981), „Ulnar ray deficiency“ (J. Hand Surg. 9-A, 658–664, 1984), „Arthrogryposis“ und „Congenital constriction band syndrome“ (J. pediatr. Orthop. 4, 599–603 bzw. 726–730, 1984) veröffentlicht. Am bekanntesten ist Alfred B. Swanson wohl geworden durch seine Arbeiten über den Gelenkersatz. Für die kleinen Gelenke der Extremitäten entwickelte er seit den sechziger Jahren neue Silikon- und Titanium-Implantate. Mit mehrfachen Verbesserungen folgte er dem von ihm aufgestellten Konzept „Knochenresektion – flexibles Implantat – Einkapselung = funktionelles Gelenk“. Schon früh konnte er über die Technik und die Ergebnisse in viel beachteten Publikationen berichten (Surg. Clin. N. Amer. 48, 1113–1138, 1968; in einem Kapitel in „Rehabilitation of the Hand“, herausgegeben von J. M. Hunter, L. H. Schneider, E. J. Mackin und J. A. Bell. Mosby, St. Louis 1978, sowie in seinem Buch „Flexible Implant Resection Arthroplasty in the Hand and Extremities“, Mosby, St. Louis 1973). Rückschläge durch die Silikonsynovialitis besonders an den Handwurzelimplantaten konnte er durch geänderte Materialien und verbesserte Technik auffangen. Al Swanson war einer der Begründer der International Federation of Societies for Surgery of the Hand (IFSSH) am 20. Januar 1966 in Chicago. In dieser Vereinigung war er viele Jahre lang aktiv: 1976 bis 1983 als Sekretär, 1983 bis 1989 als Präsident und 1990 bis 2003 als Historian. Zudem war er Herausgeber der IFSSH-Supplemente zum Journal of Hand Surgery (Vol. 8, 10-A, 14-A und 20-A). Er wurde 1995 als „Pioneer of Hand Surgery“ geehrt. Sein Interesse an Rehabilitation bekundete er durch seine Unterstützung der Gründung der American Society of Hand Therapists 1977, deren International Federation und deren Zeitschrift. Er beteiligte sich weiterhin an Hilfsprogrammen für Vietnam und Peru sowie am Umweltschutz und war Founding Chairman der Organisationen „Alternative Methods for International Stability“ (AMIS) und „International Tree Corps“.
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Wichtige Unterstützung bei allen seinen Tätigkeiten hat Al Swanson von seiner zweiten Frau Geneviève de Groot bekommen, der auch ich für die Hilfe beim Zusammenstellen dieser biografischen Notizen sehr zu danken habe. Sie wurde am 7. Juni 1939 in Utrecht, Niederlande, als Tochter des holländischen Archäologen Jan Cornelius de Groot und der französischen Kunstmalerin Andree de Sobocka geboren. Sie spricht Französisch, Spanisch und Amerikanisch. Durch Raoul Tubiana wurde sie mit Al Swanson im Januar 1969 während des Jahreskongresses der ASSH in New York bekannt gemacht, wo sie ihre Plastic and Reconstructive Surgery Residency am New York Hospital – Cornell Medical Center vervollständigte. Sie fanden schnell ihre gemeinsamen Interessen und heirateten bereits im Dezember. Ihr Sohn Eric ist wie der Vater am Fliegen interessiert und arbeitet als Kaufmann. Ebenso wie die beiden Kinder aus Als erster Ehe unterstützt auch er seinen Vater in dessen Umweltschutzaktivitäten. Geneviève bereitet zur Zeit eine Sammlung aller wichtigen Arbeiten Al Swansons vor, die im Blodgett Hospital ausgestellt werden sollen.
Tatsuya Tajima
Unser japanisches Ehrenmitglied Tatsuya Tajima wurde am 3. Juni 1923 in Gumma geboren. Er begann seinen medizinischen Werdegang mit dem Studium an der Universität von Niigata. Nach einer Grundausbildung an verschiedenen japanischen Kliniken verbrachte er zwei Jahre (Mai 1952 bis Juni 1954) als Resident an der Albany Medical School in New York, wo er sich in Orthopädie und Handchirurgie weiterbildete. Seine gute Beherrschung der englischen Sprache stammt aus dieser Zeit, während seine Deutschkenntnisse in der Schulzeit und durch Lesen deutscher Fachliteratur entstanden sind. Nach seiner Rückkehr nach Japan war er an der Orthopädischen Universitätsklinik Niigata tätig, zunächst als Lecturer, ab 1958 als Associate Professor. Im Oktober wurde er als ordentlicher Professor Direktor dieser Klinik und verblieb in dieser Position bis zu seiner Emeritierung im März 1989. In den anschließenden Jahren war er Vorsitzender der Direktoren der Niigata-Handchirurgie-Stiftung. Unter seinen vielseitigen fachlichen Interessen sollen auf handchirurgischem Gebiet nur die angeborenen Fehlbildungen, die Sehnenverletzungen, die Kontrakturen und die rheumatischen Erkrankungen erwähnt werden. Hierzu erfolgten zahlreiche Veröffentlichungen; auch in dieser Zeitschrift findet sich eine Arbeit über eine neue Einteilung der distalen
Dieser Beitrag ist erschienen in Handchir. Mikrochir. Plast. Chir. 35, 273–274, 2003.
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Speichenbrüche, über die sein langjähriger Mitarbeiter Hidehiko Saito 1990 auf dem Symposium der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Handchirurgie (DAH) in Innsbruck einen Vortrag gehalten hatte (Handchir. Mikrochir. Plast. Chir. 23, 227–335, 1991). Tatsuya Tajima starb am 9. März 2003. Die hervorragende Stellung Tatsuya Tajimas in der japanischen und internationalen Handchirurgie wird aus den vielen Ehrungen erkennbar, die ihm zuteil wurden. So war er Präsident der Japanischen Gesellschaft für Handchirurgie (1971/72), der Japanischen Gesellschaft für Plastische und Wiederherstellungschirurgie (1972/73), der International Federation of Societies for Surgery of the Hand (IFSSH 1976 und 1977) und der Japanischen Gesellschaft für Orthopädie (1986/87). Seine weite Anerkennung wurde ersichtlich aus den Ehrenmitgliedschaften der DAH (1976), der American Association for Traumatology (1976), der British, Caribbean und American Societies for Surgery of the Hand (1977, 1978 und 1982). 1995 wurde er von der IFSSH als „Pioneer of Hand Surgery“ geehrt. In einer feucht-fröhlichen Runde anlässlich des 7. DAH-Symposiums in Erlangen wurde Tajima Präsident der allerdings nur selten und dann im Hintergrund zusammenkommenden „Schlecht-deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Handchirurgie“ (siehe Abbildung).
Treffen der Mitglieder der „Schlecht-deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Handchirurgie“ anlässlich des zweiten IFSSH-Kongresses in Boston 1983: Svante Edshage, Dieter Buck-Gramcko (als Sekretär), Ivan Matev, Bernhard O’Brien, Graham Stack und Tatsuya Tajima (von links nach rechts).
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Ein Höhepunkt seiner Laufbahn war die Präsidentschaft des Dritten Internationalen Kongresses der IFSSH im November 1986 in Tokio, an dem mehr als tausend Handchirurgen am reichhaltigen wissenschaftlichen und kulturellen Programm teilnahmen. Sein arbeitsreiches Leben ließ ihm nur wenig Zeit für andere Beschäftigungen wie Malen, Lesen oder Schreiben von Gedichten und wohl auch für seine Frau und die zwei Söhne. Wenn auch sicher nur wenige der zahlreichen Besucher in Niigata eine Einladung in sein Privathaus erhielten, so werden sich alle gern an seine den Gästen gegenüber so aufgeschlossene Art erinnern und sein herzliches Lachen im Gedächtnis behalten.
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Julio Taleisnik
Wer sich für die Anatomie sowie die Behandlung von Erkrankungen und Verletzungen des Handgelenks interessiert, wird beim Studium der Literatur immer wieder auf den Namen Julio Taleisnik stoßen. Bereits seit Anfang der 70er-Jahre beschäftigte er sich mit diesem Spezialgebiet und hat viel zur Verbreitung der von ihm und anderen gewonnenen Erkenntnisse beigetragen – nicht zuletzt durch sein Buch „The Wrist“ (Churchill Livingstone, New York 1985). Julio Taleisnik wurde am 24. August 1934 in Ceres, einem kleinen Ort in der Provinz Santa Fe in Argentinien geboren. Sein Vater war 1925 aus Russland eingewandert, arbeitete als Schneider und traf dort seine Frau, die in Argentinien geboren war. Julio ist das einzige Kind dieser Ehe und wuchs bis zu seinem elften Lebensjahr in Ceres auf. Er war viel mit dem einzigen Arzt am Ort, einem deutschen Juden namens Gottmeyer, zusammen, den er bewunderte und der in ihm das Interesse an der Medizin weckte; er wurde deshalb auch schon „kleiner Doktor“ gerufen. 1945 übersiedelte die Familie wegen der besseren Ausbildungsmöglichkeiten für den Sohn nach Buenos Aires. Er kam als guter Schüler sehr schnell in der Sekundarschule voran, sodass er bereits mit 16 Jahren die Universität besuchen konnte. Das Medizinstudium beendete er im Mai 1957 mit einem Ehrendiplom. Schon während des Studiums besuchte er regelmäßig die Demonstrationen der Finochietto-Chirurgenschule. Eines Tages fragte Ricardo Finochietto, ob die Studenten eine seiner Arbeiten in den „Annals of
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Surgery“ gelesen hätten. Julio Taleisnik zögerte mit der Antwort und wurde nach der Demonstration nach dem Grund dafür gefragt. Er erwähnte dazu, dass die Arbeit einen wesentlichen Irrtum in der Anatomie enthält, was Finochietto sofort bestätigte. Seitdem hatte Julio bei ihm „einen Stein im Brett“ und wurde bevorzugt behandelt. Dazu gehörte auch der Besuch in dessen großer Bibliothek; dabei stießen sie auf einen lesenden Studenten. Ricardo Finochietto fragte: „Kennen Sie Eduardo Zancolli?“ Auf die verneinende Antwort sagte er: „Merken Sie sich seinen Namen; er wird einmal zu den bekanntesten orthopädischen Chirurgen der Welt zählen!“ Ricardo Finochietto war sehr verbittert über die sich verändernde politische Situation in Argentinien und ermutigte Taleisnik, seine Ausbildung im Ausland fortzusetzen. Zunächst arbeitete dieser jedoch von 1957 bis 1960 am Anatomischen Institut der Universität und an verschiedenen Krankenhäusern in Buenos Aires. Dort traf er auf einer Party, zu der beide nur auf Druck ihrer Eltern gegangen waren, ein hübsches Mädchens namens Chela; beide verliebten sich sofort ineinander und heirateten am 27. Dezember 1959, nachdem sie ihre Ausbildung zur Dentistin beendet hatte. Nach bestandenem ECFMG-Examen reiste Julio Taleisnik mit seiner Frau am 24. Juni 1960 in die USA und kam mit 60 Dollar in Chicago an. Er arbeitete zunächst am Mount Sinai Hospital; nach seiner Ausbildung in der Finochietto-Chirurgenschule war er von der groben Operationstechnik in der Allgemeinchirurgie geschockt. Eine Ausnahme bildeten die Gebrüder Miller, die als orthopädische Chirurgen eine sorgfältige und anatomisch genaue Technik anwandten, wodurch Taleisnik zur weiteren Ausbildung in diesem Fach angeregt wurde. Zum 1. Juli 1961 erhielt er eine Position als Resident an der Mayo-Klinik in Rochester, Minnesota. Dort fühlte er sich sofort zur Handchirurgie hingezogen wegen ihrer engen Bindung an die anatomischen Grundlagen. Er bewunderte seine handchirurgischen Lehrer Paul Lipscomb und Edward Henderson und arbeitete an der Orthopaedic Section unter Herman Young und Mark Coventry. Er schrieb seine These „The extraosseous and intraosseous blood supply of the scaphoid bone“, veröffentlicht zusammen mit P. J. Kelly (J. Bone Jt Surg. 48-A, 1125–1137, 1966). Unterbrochen wurde diese Zeit durch eine sechsmonatige Ausbildung in Handchirurgie als Fellow by Joseph H. Boyes in Los Angeles. Damals entschloss er sich, nach Kalifornien zurückzukehren. 1965 erhielt er die amerikanische Staatsbürgerschaft. Ab April 1966 arbeitete er mit verschiedenen Partnern in einer großen Praxis an der St. Joseph Medical Plaza in Orange, California, sowie an mehreren Krankenhäusern. Seit 1986 ist er Clinical Professor am Department of Surgery (Orthopaedic) der Universität von Irvine, California.
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Julio Taleisnik ist Mitglied oder Ehrenmitglied verschiedener nordund südamerikanischer sowie europäischer Gesellschaften für Handchirurgie oder Orthopädie und Traumatologie. In der American Society for Surgery of the Hand gehörte er seit 1973 verschiedenen Committees an, war 1992/93 deren Präsident und hielt auf der Jahrestagung 1994 die Presidential Address: Sleeping with the enemy (J. Hand Surg. 20-A, 527–533, 1995). Taleisnik erhielt viele weitere Ehrungen und wurde oft zu speziellen Vorträgen eingeladen. Insgesamt hat er 39 Arbeiten in Zeitschriften und 18 Buchbeiträge publiziert. Besondere Beachtung fand seine Arbeit „The ligaments of the wrist“ (J. Hand Surg. 1, 110–118, 1976). Im Jahre 1962 wurde der älteste Sohn Andres in Rochester geboren, der heute zusammen mit dem Vater als Hand- und Plastischer Chirurg arbeitet. Nach der Adoption von Denise, die als Rechtsanwältin tätig ist, wurde noch Martin geboren, heute ebenfalls Rechtsanwalt. Alle sind verheiratet und haben zusammen acht Kinder, die für die Großeltern eine große Freude sind. Julio Taleisnik hat seine ärztlichen Tätigkeiten weitgehend zurückgestellt und widmet sich neben der Familie dem Wandern und Reisen, nachdem er seine früheren sportlichen Betätigungen wie Laufen, Tennisspielen und Reiten wegen Rückenbeschwerden aufgeben musste. Er geht auch gerne zum Schwimmen ans Meer und entspannt sich sonst mit Lesen, Musikhören und Bridgespielen. Seit seiner Jugend ist er an das Trinken guter Weine gewöhnt und meint, dass Rotwein mit dunkler Schokolade das Altern verzögert. Möge er viel bittere Schokolade essen und Rotwein trinken!
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Susumu Tamai
Die erste erfolgreiche Replantation eines Daumens eines 28-jährigen Mannes am 27. Juli 1965 war ein besonderes Ereignis, mit dem eine neue Seite der Chirurgie realisiert wurde. Shigeo Komatsu und Susumu Tamai nähten beide palmaren Arterien des im Grundgelenkbereich amputierten Daumens mit den beiden einzigen 8-0-Nylonfäden, die ihnen als das damals feinste Nahtmaterial von dem Pionier der Mikrochirurgie, Julius H. Jacobson, geschenkt worden waren, während zwei dorsale Venen mit 7-0-Seide vereinigt wurden. Die Veröffentlichung (Plast. reconstr. Surg. 42, 374–377, 1968) und die Teilnahme am ersten Rundgespräch über Mikrochirurgie der American Society for Plastic and Reconstructive Surgeons im November 1967 in New York mit den „Paneliten“ Harry J. Buncke, John R. Cobbet und James W. Smith brachten Tamai in die vorderste Reihe der Mikrochirurgen. Susumu Tamai wurde am 13. März 1935 in der Kashihara-City in Nara geboren. Seine Familie entstammt einer im 15. Jahrhundert in Echigo-nakuni (heute Niigata) ansässigen Samuraifamilie, die später nach Osaka und dann nach Nara wanderte. Erstmals erscheint um 1650 ein Arzt im Stammbaum und war damit der erste dieses Berufes in einer ununterbrochenen Reihe über 355 Jahre in 21 Generationen! Susumu Tamais Großvater Juntei Tamai war der erste, der die moderne Medizin erlernte. Zum Studium in Tokio musste er, da es damals dort noch keine Eisenbahn gab, zu Fuß wandern, was fast einen Monat dauerte. Der Vater, Masaaki Tamai, arbeitete bis ins hohe Alter von 90 Jahren als praktischer Arzt und war zehn Jahre lang Präsident der Ärztegesellschaft von Nara.
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Susumu Tamai
Susumu Tamai studierte bis 1959 an der Universität Nara und beendete 1964 eine Ausbildung in orthopädischer Chirurgie an der Universitätsklinik Nara unter Yutaka Onji mit einer These über experimentelle Chirurgie an Replantation amputierter Beine an Hunden. Er blieb weiter an dieser Klinik tätig, zunächst als Assistent, ab 1970 als Assistant Professor und ab 1982 als Associate Professor. 1989 wurde er Professor und Chairman des Departements für Orthopädische Chirurgie und verblieb in dieser Position bis zur Emeritierung im Jahre 2000. Er war viel in der Handchirurgie tätig und interessierte sich dabei besonders für Mondbeinnekrosen. Sein Hauptarbeitsgebiet war jedoch die Mikrochirurgie, in der er neben der Ausbildung von etwa 150 jüngeren Chirurgen und viel experimenteller Arbeit einige beachtliche Erfolge erreichen konnte. Dazu zählen neben der erwähnten Daumenreplantation die weltweit erste freie Muskeltransplantation an Hunden (1967), die erste Großzehen-Daumen-Transplantation in Japan (1973) und die erste Replantation eines amputierten Penis mit Skrotum (1976). Er veröffentlichte 67 Bücher und Buchkapitel (davon 26 in englischer Sprache), 55 wissenschaftliche Arbeiten als Erstautor (20 in englischer Sprache) und 292 als Mitautor (davon 70 in englischer Sprache) allein auf hand- und mikrochirurgischem Gebiet; darüber hinaus war er an etwa 1000 Pulbikationen der allgemeinen Orthopädie beteiligt. Susumu Tamai ist Mitglied oder Ehrenmitglied etlicher japanischer und internationaler Gesellschaften für Handchirurgie, Mikrochirurgie sowie Orthopädie und Traumatologie und war in Japan Präsident dieser Gesellschaften und mehrfach Kongresspräsident. Unter seinen vielen Auslandsreisen mit Vorträgen ist die Founders Lecture der American Society for Surgery of the Hand 1981 als besondere Ehrung hervorzuheben. Nach seiner Emeritierung im März 2000 gründete er das Nara Microsurgery/Hand Surgery Institute am West Nara Central Hospital, an dem er drei Tage in der Woche Patienten sieht und operiert. Weiterhin wird er als erster Präsident das Heisei Rehabilitation College in Nishinomiya (in der Nähe von Kobe) leiten. Vielleicht wird er dann etwas mehr Zeit haben für seine Hobbys (Fotografie, Kunsthandwerk, Kochen) und vor allem für seine Familie. Seine Frau Aiko ist ebenfalls noch aktiv in Haus und Garten. Die beiden Töchter haben nicht den Arztberuf gewählt, nachdem sie sehen mussten, wie stark beschäftigt der Vater sein Leben lang war. Jedoch vertritt der Sohn Makoto die 22. Arztgeneration in der Familie Tamai. Er ist orthopädischer Chirurg und für Handchirurgie spezialisiert; dies nach einem Jahr zusätzlicher Ausbildung in Indianapolis bei Jim Steichen und zwei Jahren in Louisville bei Harold Kleinert, Joe Kutz und Mitarbeitern. Er hat bereits einen Sohn, mit dem die 23. Arztgeneration in der Familie erwartet wird.
Michael Alan Tonkin
Unter den jüngeren Handchirurgen ist Michael Alan Tonkin einer der aktivsten und dank seiner guten internationalen Verbindungen einer der bekanntesten. Er wurde am 20. März 1950 in Kurri Kurri, einer kleinen Stadt etwa 100 km nördlich von Sydney, geboren. Sein Vater war Dermatologe und arbeitete hauptsächlich im nahe gelegenen Newcastle. Michael wurde mit elf Jahren auf ein Internat nach Sydney geschickt, da es keine höheren Schulen am Heimatort gab. Seitdem ist er – abgesehen von den Auslandsaufenthalten – immer in Sydney geblieben. Er besuchte bis 1967 das Scots College, auf dem Rugby und Cricket eine mindestens ebenso wichtige Rolle spielten wie die Lernfächer. Michael war in beiden Mannschaften Captain, ebenso wie in den Mannschaften der Universität von Sydney, an der er das Medizinstudium 1975 beendete. Bis 1977 arbeitete er als Resident in verschiedenen Basisfächern am Repatriation General Hospital in Concord, New South Wales, bevor er 1978 und 1979 dort eine Grundausbildung in Orthopädie und Traumatologie erhielt. Michael Tonkin setzte dann seine Ausbildung in England fort: 1980 an der North Staffs Royal Infirmary, Stoke-on-Trent, 1981 am Robert Jones & Agnes Hunt Orthopaedic Hospital, Oswestry, 1982 sechs Monate an der Derbyshire Royal Infirmary, Derby, und sechs Monate am Centre for Hip Surgery, Wrightington Hospital, Wigan. Neben allgemeiner Orthopädie und Traumatologie bei Erwachsenen und Kindern ließ er sich vor allem in Handchirurgie ausbilden, da er von der Anatomie und der Funktion fasziniert war. Seine Lehrer waren David Harris, Angus Jamieson,
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Frank Burke, William Steel und Frank Harvey. Nach einem weiteren Jahr in der Orthopädie in Concord lernte er von Juni 1984 bis Mai 1985 als Christine-Kleinert-Fellow die amerikanische Handchirurgie in Louisville, Kentucky, kennen und gewann Harold E. Kleinert und Graham D. Lister als Mentoren und Freunde. Lister hatte als ausgezeichneter Lehrmeister den größten Einfluss auf Michael Tonkin und unterwies ihn in Disziplin, Präzision und Logik in den Behandlungsmaßnahmen, wenn sie auch manchmal aneinander gerieten – Tonkin temperamentvoll aufbrausend, Lister ruhig, überlegen und ironisch. Zurück in Australien, bekam er Positionen als Handchirurg am Repatriation General Hospital in Concord (1985 bis 1992) und am Royal North Shore Hospital in St. Leonards, New South Wales (1986 bis jetzt), wo er seit 1993 das Department of Hand Surgery leitet. Dieses wurde eine von der Orthopädie und Plastischen Chirurgie unabhängige Abteilung, an der heute sechs Handchirurgen tätig sind, unter anderen Claudia Gschwind aus der Schweiz. An der Universität von Sydney wurde er 1995 Clinical Senior Lecturer, 1996 Associate Professor und 1999 Professor of Hand Surgery (die erste derartige Position in Australien!). Er arbeitet weiterhin am Royal Alexandra Hospital for Children, am Children’s Hospital in Westmead, NSW, am Centre for Bone and Joint Diseases in North Ryde, NSW, und am North Shore Private Hospital in St. Leonards, NSW. Schon 1982 war er Fellow of the Royal College of Surgeons of Edinburgh, 1984 Fellow of the Royal Australian College of Surgeons und 1986 Fellow of the Australian Orthopaedic Association geworden. 1996 erhielt er sein Doctorate in Medicine von der Universität von Sydney. Michael Tonkins Hauptinteressen liegen jetzt auf dem Gebiet der Behandlung angeborener Fehlbildungen der Hand. Weitere bevorzugte Arbeitsgebiete sind die Behandlung von Nervenverletzungen sowie von Plexusschädigungen bei Kindern und Erwachsenen. In der IFSSH und anderen Institutionen gehört er zu mehreren Committees zu diesen Spezialgebieten. Er ist aktiv in mehreren wissenschaftlichen Gesellschaften, vor allem in der Australasian Hand Surgery Society (AHSS) und in der Asian Pacific Federation of Societies for Surgery of the Hand (APFSSH), deren Präsident er von 2002 bis 2004 war. Für 2007 ist er als Präsident der AHSS gewählt und wird in diesem Jahr der Tagungspräsident des IFSSH-Kongresses in Sydney sein. Er gehört zum Editorial Board des Journal of Hand Surgery (British and European Volume), der Chirurgie de la Main und der Zeitschrift der APFSSH „Hand Surgery“.
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Aufgrund seiner Leistungen und seiner internationalen Verbindungen wurde er zu vielen speziellen Vorträgen eingeladen. So hielt er die Pulvertaft Lecture in Derby (1988) und war Visiting Professor in Neuseeland, Hawaii, Japan, Singapur, Südafrika, Hongkong und Malaysia. Er hat achtzig Arbeiten in internationalen Zeitschriften und vierundzwanzig Buchkapitel veröffentlicht. Michael Tonkin ist mit Helen Elizabeth verheiratet, die er bereits 1981 in Cardiff traf. Sie ist als Theaterdirektorin und Schauspielerin mit eigenem Ensemble sehr aktiv. Die Ehe ist kinderlos geblieben. Beide lieben Europa und besuchen es häufig – besonders Frankreich, wo sie ein kleines Haus in der Ardèche-Region im Rhonetal besitzen. Dort suchen sie oft Ruhe und Erholung. Zusammen mit seinem Bruder, der Ingenieur ist, besitzt Tonkin einen Weinberg im Hunter Valley. Sie ernten fünfunddreißig Tonnen Weintrauben im Jahr und produzieren eigenen Weiß- und Rotwein. Dieser Aufgabe will sich Michael in der Zukunft mehr und mehr widmen – möge er Erfolg haben!
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Emanuel Trojan
Emanuel Trojan wurde am 1. Januar 1919 in Prag als Sohn des Ordinarius für Zoologie an der Deutschen Universität zu Prag, Emanuel Trojan, und seiner Frau Therese geboren. Trotz des für Österreich und Deutschland verlorenen Ersten Weltkrieges war zu dieser Zeit in Prag noch viel Deutschtum erhalten geblieben. So konnte Emanuel Trojan nach seiner Matura am Deutschen Staatsrealgymnasium II in Prag von 1936 bis 1941 sein Studium an der Medizinischen Fakultät der Deutschen Universität zu Prag absolvieren. Nach seiner Promotion im Mai 1941 verbrachte er die folgenden vier Jahre im Militärdienst in der deutschen Wehrmacht. Das Ende des Krieges brachte auch für die deutschstämmige Bevölkerung den Verlust der Heimat. Im Oktober 1945 begann Emanuel Trojan seine unfallchirurgische Ausbildung unter Lorenz Böhler am Unfallkrankenhaus Wien XX. An diesem berühmten Unfallkrankenhaus, das eine der Geburtsstätten der modernen Unfallchirurgie ist, wurde Emanuel Trojan 1951 Oberarzt und erhielt 1953 den Titel eines Facharztes für Unfallchirurgie. 1949 arbeitete er für sechs Monate bei Prof. Fontaine in Straßburg und in den folgenden Jahren mehrfach im Fach Orthopädie in Paris. Seit dieser Zeit unterhält Emanuel Trojan besonders enge Verbindung zu Frankreich und zu französischen Fachkollegen. Die fundierte unfallchir-
Dieser Beitrag beruht größtenteils auf einer Laudatio zum 70. Geburtstag von Emanuel Trojan, erschienen in Handchir. Mikrochir. Plast. Chir. 21, 3, 1989.
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urgische Ausbildung übertrug er 1956 auf das neu erbaute Unfallkrankenhaus Wien XII (Meidling), wo er zehn Jahre lang als Erster Oberarzt unter dem „Böhler-Enkel“ Otto Russe tätig war. Obwohl zur damaligen Zeit die Angehörigen der Böhler-Schule an den österreichischen Universitäten noch nicht als „hoffähig“ betrachtet wurden, konnte Emanuel Trojan am 1. Februar 1966 einer Aufforderung des damaligen Vorstandes der I. Chirurgischen Universitätsklinik in Wien, Paul Fuchsig, folgen und als Oberarzt an der Unfallstation dieser Klinik tätig werden. In dasselbe Jahr fällt seine Habilitierung für das Fach Unfallchirurgie. Im Februar 1971 erfolgte die Ernennung zum Ordentlichen Universitätsprofessor für Unfallchirurgie und zum Vorstand der neugegründeten Lehrkanzel für Unfallchirurgie an der I. Chirurgischen Universitätsklinik in Wien. Nach der Umwandlung der Lehrkanzel in eine Universitätsklinik wurde Emanuel Trojan im Juni 1977 zum Vorstand der I. Universitätsklinik für Unfallchirurgie in Wien ernannt. In dieser Position verblieb der Jubilar bis 1990. Die Klinik genießt einen guten Ruf und hat sich durch Forschung und gleichbleibend gute Therapie über die Jahre hinweg einen besonderen Namen gemacht. Neun Mitarbeiter konnten sich habilitieren, drei davon sind a. o. Professoren geworden. Neben seiner umfangreichen praktischen Tätigkeit hat Emanuel Trojan zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten und Buchbeiträge vorwiegend über Verletzungen des Bewegungsapparates veröffentlicht. Hierunter sind besonders die Abhandlungen über Verrenkungsbrüche großer Extremitätengelenke sowie über die Verletzungen der Knochen und Gelenke der Hand, insbesondere des Kahnbeins, zu erwähnen. Emanuel Trojan ist Ehrenmitglied der Deutschen Gesellschaft für Unfallheilkunde, der Schweizerischen Gesellschaft für Unfallmedizin und Berufskrankheiten sowie der Französischen Gesellschaft für Orthopädie und Traumatologie und darüber hinaus Mitglied mehrerer weiterer Gesellschaften für Unfallchirurgie und Handchirurgie einschließlich der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Handchirurgie, zu der er ein aktives und lebendiges Verhältnis unterhält. Emanuel Trojans gute Kontakte zur Französischen Gesellschaft für Orthopädie und Traumatologie fanden ihren Ausdruck in einer für einen Ausländer sehr seltenen Ehrung, nämlich die Übertragung des Hauptreferates auf dem Jahreskongress 1999. Zum 30. September 1989 wurde Emanuel Trojan emeritiert, musste aber die Klinik wegen ungeklärter Nachfolge noch weitere sechs Monate leiten. 1991 übernahm er auf Initiative von Martin Allgöwer die Funk-
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tion des Vizepräsidenten der AO-International in Davos. Diese Sektion ist zuständig für die Ausbildung und Fortbildung im Rahmen der AO-Stiftung. Trojan war zuständig für Osteuropa und hat bis in das Jahr 2000 eine große Zahl von AO-Kursen und AO-Symposien organisiert und geleitet. Er reiste allein nach Russland zwanzigmal und lernte dazu und dabei auch die russische Sprache, sodass er in der Lage ist, klassische und moderne russische Literatur zu lesen. Er hatte an der Lehrtätigkeit in Osteuropa sehr große Freude, zumal die dortigen Kollegen sehr aufnahmebereit waren nach den Jahrzehnten der Abgeschiedenheit. Erst im Jahre 2000 hat er diese Tätigkeit beendet, da er selbst schon zu lange aus dem aktiven Klinikbetrieb ausgeschieden war und keine eigenen Erfahrungen mit neueren Techniken mehr besaß. Emanuel Trojan stammt aus einer musikliebenden Familie und hat selbst in der Musik ebenso wie mit seinen Briefmarken Entspannung gefunden und daraus Kraft für die aufreibende tägliche Arbeit geschöpft. Auch das geliebte Bergwandern und viele Reisen haben ihm und seiner Familie Freuden und schöne Erlebnisse gebracht. Schon 1943 heiratete er Dr. med. Gertrud Ebner. Die aus der glücklichen Ehe stammenden Töchter Irene und Susanne haben inzwischen die Familie um insgesamt sechs Enkelkinder vergrößert, die den Großeltern besonders viel Freude machen.
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Durch sein ins Englische, Deutsche und Italienische übersetztes umfangreiches Werk „Atlas der Handchirurgie“ ist der japanische Handchirurg Kenya Tsuge weltweit bekannt geworden. Der von ihm als Ergänzung seines ersten Buches („Principles and Practice of Hand Surgery“, Nankodo, Tokio 1965, 2. und 3. Auflage 1974 und 1985) gedachte Atlas erschien 1984 ebenfalls bei Nankodo auf Japanisch. In vierjähriger Arbeit hat er die über 2000 Abbildungen selbst entworfen und gezeichnet; sie wurden lediglich von einem professionellen Zeichner überarbeitet. Dies hat den Vorteil, dass die wesentlichen Einzelheiten besser hervorgehoben werden können als durch Fotos; der Nachteil dieses optimistisch dargestellten Buches ist, dass Ergebnisse nicht dokumentiert worden sind, zumal das Wort „Komplikationen“ nirgends auftaucht. Für die deutsche Ausgabe, die zu einem der am meisten verkauften handchirurgischen Bücher des Verlages wurde, haben der Übersetzer Christoph Weißer und sein Ratgeber Ulrich Lanz einige Änderungen und Ergänzungen vorgenommen. Kenya Tsuge wurde am 25. November 1921 in Okayama als Sohn eines Landwirts geboren. Sein Onkel väterlicherseits war Arzt und beeinflusste ihn sowie seinen jüngeren Bruder zum Medizinstudium. Auch im Familienstammbaum gab es in den vergangenen dreihundert Jahren immer wieder Ärzte. Ein Vorfahr, Teijo Shimamura, hatte Holländisch und Deutsch gelernt und übersetzte um 1845 zusammen mit seinem Lehrer Ogata Koan das „Enchirídion medicum“ von Christoph Wilhelm von Hufeland in dreizehn Bänden sowie andere europäische Bücher; er wurde in Edo
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Kenya Tsuge
(heute Tokio) Professor für Physiologie. Sein Neffe war Augenarzt und studierte drei Jahre in Deutschland, ebenso wie noch andere Familienmitglieder, die danach Universitätsprofessoren in Japan wurden. In Okayama besuchte Kenya Tsuge die Schule und danach die Universität. Am dortigen Universitätskrankenhaus erhielt er von 1945 bis 1953 seine chirurgische und von 1954 bis 1964 seine orthopädische Ausbildung. Diese wurde 1958/59 für ein Jahr durch einen Aufenthalt in Detroit, Michigan, USA, bei Joseph L. Posch an der Wayne State University unterbrochen. 1953 wurde er Lecturer und 1954 Associate Professor der Okayama Universität. Kenya Tsuge hatte sich bereits seit 1956 mit Handchirurgie beschäftigt – im Lesen von Bunnells Buch und in praktischer Tätigkeit am Leprosarium nahe Okayama. Dorthin fuhr er einmal im Monat und führte am Wochenende Operationen (meist Sehnentranspositionen) durch. Diese segensreiche Tätigkeit dauerte fast zehn Jahre an, bis er 1964 zum Professor und Chairman of the Department for Orthopaedic Surgery of the Hiroshima University Medical School gewählt wurde. Besonders nach der Veröffentlichung seines ersten Buches „Principles and Practice of Hand Surgery“ nahm die Zahl der handchirurgischen Patienten stetig zu, die aus ganz Japan überwiesen wurden. Seine besonderen Interessen lagen in der Behandlung der ischämischen Kontraktur, von Nervenund Sehnenverletzungen, von angeborenen Fehlbildungen, rheumatoider Arthritis und Amputationen. Sein langjähriger Mitarbeiter Yoshikazu Ikuta, der später sein Nachfolger wurde, intensivierte die Mikrochirurgie, während sich Shouichi Watari besonders mit den Fehlbildungen befasste. Kenya Tsuge hat 26 Arbeiten in internationalen und etwa 150 in japanischen Zeitschriften sowie 10 Buchbeiträge veröffentlicht. Die wichtigsten beinhalten Methoden der Sehnen- und Nervennaht, Makrodaktylie, Spalthand und ischämische Kontraktur. Die letztgenannte Schädigung war auch das Thema seiner Founders Lecture der American Society for Surgery of the Hand 1973 (J. Bone Jt Surg. 57-A, 925–929, 1975). Kenya Tsuge ist Mitglied/Ehrenmitglied vieler japanischer und internationaler Fachgesellschaften und war Tagungspräsident vieler Kongresse. Er wurde 1992 von der IFSSH zum „Pioneer of Hand Surgery“ ernannt. Bereits 1968 war er Präsident der Japanischen Gesellschaft für Handchirurgie. Seit seiner Emeritierung 1985 ist er bis jetzt noch sehr aktiv am Hiroshima Hand and Microsurgery Center. Er hat seitdem dreimal Indien besucht und das von seinen indischen Schülern gegründete Indo-Hiroshima International Institute of Hand and Microsurgery and Rehabilitation in Patna besucht, dort Vorträge gehalten und operiert. Er trägt sich aber
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jetzt mit dem Gedanken, kürzer zu treten. In seiner Freizeit beschäftigt und entspannt er sich mit Malerei. Kenya Tsuge ist seit 1948 verheiratet. Das Ehepaar hat zwei Töchter, die beide orthopädische Chirurgen geheiratet haben. Sie leben in der Nähe von Hiroshima und besuchen zusammen mit den fünf Enkelkindern regelmäßig ihre Eltern.
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Raoul Tubiana
Raoul Tubiana ist einer der einflussreichsten Handchirurgen Europas, der nicht nur in seinem Heimatland Frankreich eine führende Rolle innehat, sondern auch in vielen europäischen und überseeischen Ländern durch seine zahlreichen Veröffentlichungen und Vorträge die Entwicklung der Handchirurgie wesentlich gefördert hat. Seine Jugend verbrachte er in Algerien, wo er am 20. August 1915 in Constantine geboren wurde. Als Sohn eines Textilkaufmanns, der auch Weinberge besaß, wuchs er in großzügigem kolonialen Stil auf. Er ging in Constantine und Algier zur Schule. Seine Mutter war sehr musikliebend; sie war zart und oft krank – einer der Gründe, dass er sich zum Medizinstudium entschloss. Sie starb jedoch, bevor er sein Studium in Paris beenden konnte. Auch sein jüngerer Bruder Maurice wurde Arzt und war als Professor für Krebsbehandlung an der Pariser Universität tätig. Er war froh, Algerien 1934 verlassen zu können, da die Atmosphäre zwischen den verschiedenen Bevölkerungsgruppen begann, schwierig und unfreundlich zu werden. 1935 wurde er Externe, 1939 Interne des Hôpitaux de Paris und erhielt 1939 den Doktortitel. 1939 heiratete er Hélène Vuillet; aus der Ehe stammen die Tochter Marie Claude und der Sohn Jerôme. 1974 heiratete Raoul ein zweites Mal, nämlich die Psychoanalytikerin Claude Delay. 1939 begann Tubiana bei Petit Dutaillis an der Salpétrière in Paris eine Weiterbildung in Neurochirurgie, wurde jedoch bald zum Militär
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eingezogen. Durch den für Frankreich ungünstigen Verlauf des Krieges wurde er schon 1940 entlassen. Er setzte die chirurgische Ausbildung fort und wechselte zum eindrucksvollen Abdominalchirurgen Antonin Gosset. Dessen Sohn Jean war der einzige an der großen und gut organisierten Abteilung, der an Erkrankungen und Verletzungen des Bewegungsapparates interessiert war. Dieser hochbegabte Chirurg brachte Tubiana die Osteosynthese von Unterschenkelfrakturen bei und half ihm bei seiner ersten Dupuytren-Operation. Im Jahre 1942 verließ Tubiana Frankreich und trat in Algerien erneut in den Militärdienst. Während seiner Tätigkeit kam er in Berührung mit amerikanischen Sanitätseinheiten und hörte einen Vortrag von Major John Marquise Converse, der durch seine französische Mutter zweisprachig aufgewachsen war. Das Thema der plastischen und wiederherstellenden Chirurgie war für Raoul Tubiana völlig neu und faszinierte ihn. Er hospitierte einige Zeit im amerikanischen Lazarett und sah die für ihn kaum glaubhaften Resultate primärer und sekundärer Hautdeckung durch Transplantate und Lappen. Später wurde er auf Korsika und Elba eingesetzt, landete mit der Ersten Armee bei Toulon und kam in der Nähe von Paris in das Lazarett von Colonel Robert Merle d’Aubigné. Dieser zeigte sich sehr interessiert an Tubianas Erfahrungen mit plastischer Chirurgie, da er plante, ein Zentrum für Wiederherstellungschirurgie zu gründen; es wurde dann am Léopold-Bellan-Hôpital eingerichtet. Merle d’Aubigné erreichte, dass John Marquise Converse dorthin abkommandiert wurde. Dadurch bekam Tubiana die Gelegenheit, an einer großen Zahl von Verwundeten von zwei Meistern ihrer Spezialfächer Orthopädie und plastische Chirurgie weitergebildet zu werden. Nach dem Krieg beendete Tubiana seine chirurgische Ausbildung an verschiedenen Abteilungen in Paris und erhielt dabei erste Kenntnisse der Gefäßchirurgie durch Gaudard d’Allaines und der Nervenchirurgie durch Petit Dutaillis. Da alle diese Spezialgebiete sich in der Handchirurgie vereinigten, war es fast eine logische Konsequenz, dass Tubiana sich dieser ganz neuen Disziplin zuwandte. Obwohl Merle d’Aubigné sehr autoritär war, wusste er zu delegieren und akzeptierte neue Ideen und Arbeitsrichtungen sehr großzügig. In seiner wohl organisierten Abteilung am Hôpital Cochin wurden alle Bereiche der Orthopädie und Wiederherstellungschirurgie gepflegt, was viele junge Ärzte und natürlich auch viele Besucher aus dem In- und Ausland anzog. Merle d’Aubigné (siehe Abbildung) war für Tubiana nicht nur das bewunderte und verehrte fachliche Vorbild, sondern auch ein loyaler Freund. So durfte er ihn während einer ausgedehnten USA-Reise in seiner Praxis am Quai Voltaire vertreten, wodurch er in den Genuss gut geheizter Räume in einem der kalten Winter der Nach-
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kriegszeit kam. Merle d’Aubigné war der Begründer der modernen Orthopädie in Frankreich; er war ein Grandseigneur im wahrsten Sinne des Wortes und errichtete an seiner Klinik ein strenges, aber sinnvolles Reglement: Zwei Tage dienten nur der Lehre, an denen entweder er oder geladene Gäste auch Vorträge hielten. Am Sonnabend wurden alle Patienten, die in der kommenden Woche operiert werden sollten, vorgestellt und ihre Krankheit diskutiert, während am Montag alle in der vorangegangenen Woche operierten Patienten besprochen wurden. Merle d’Aubigné war einer der letzten, der noch die gesamte Orthopädie und Wiederherstellungschirurgie beherrschte und zu allen Themen seine Meinung sagen konnte. Tubiana arbeitete 25 Jahre mit ihm zusammen und wurde von ihm auch in das renommierte amerikanische Hospital in Paris eingeführt; er leitete von 1959 bis 1972 die Station für Schwerbrandverletzte am Hôpital Cochin. Die Handchirurgie wurde in Frankreich hauptsächlich durch Marc Iselin und Jean Gosset vertreten, für die Tubiana nur ein anonymer Vertreter des Merle-D’Aubigné-Teams war. Das änderte sich erst, als er 1963 die Groupe d’E´tude de la Main (G. E. M.) zusammen mit Jacques Duparc, Jacques Michon, Raymond Vilain und Pierre Rabichong gründete, deren erste Präsidenten nach Merle d’Aubigné diese beiden verdienten Männer wurden. Jean Gosset blieb aber ein Gegner einer Spezialisierung, wobei er das langjährige Erlernen der mikrochirurgischen Technik außer Acht ließ, die eine gewisse Spezialisierung erforderlich machte. Tubiana umging in seinem fortgeschrittenen Alter diese Probleme, indem er seinen Mitarbeiter Alain Gilbert für ein Jahr zum
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mikrochirurgischen Pionier Bernard McC. O’Brien nach Melbourne schickte – im Austausch mit Wayne Morrison, der sich in der Handchirurgie perfektionieren sollte. Im Laufe seiner langjährigen Tätigkeit am Hôpital Cochin konnte Raoul Tubiana viele Chirurgen ausbilden, die dann zu den Hauptvertretern der französischen Handchirurgie wurden. Zu erwähnen sind neben Jacques Duparc, dem Mitbegründer der G. E. M., die Namen von René Malek, Jean-Michel Thomine, Pierre Valentin, Serge Baux, Jean-Yves Alnot, Jean-Felix Dubousset, Régis Lisfranc, Pierre Achach, Jean-Pierre Roux und Jean-Yves de la Caffinière. In späteren Jahren kamen dazu noch Caroline Leclerq, Christian Dumontier, Norbert Kuhlmann, Alain Masquelet und manche andere. Andererseits suchte und unterhielt Raoul Tubiana zahlreiche enge Kontakte zu ausländischen Kollegen, bei denen er sich im ersten Jahrzehnt nach dem Krieg auch selbst weiterbildete. In Großbritannien sind in erster Linie zu nennen: Sir Herbert Seddon mit seinem damaligen Assistenten J. I. P. James sowie die beiden führenden Plastischen Chirurgen Sir Harold Gillies und Sir Archibald McIndoe. Guy Pulvertaft war der damals berühmteste britische Handchirurg, der sowohl dem „Hand Club“ (mit nur zehn Mitgliedern) als auch dem von Graham Stack begründeten „Second Hand Club“ angehörte. Tubiana wurde dort auch von Anfang an Mitglied und unterhielt so enge Beziehungen, dass Pulvertaft und Stack ihn zum Präsidenten der sich inzwischen zur „British Society for Surgery of the Hand“ entwickelten Gesellschaft vorschlugen. Dieses ehrenvolle Amt hatte er 1974 inne – ein wohl einmaliger Vorgang, dass ein Ausländer einen solchen Posten bekleidet. Enge Beziehungen unterhielt Tubiana auch zu den Handchirurgen in den USA. 1951 verbrachte er im Rahmen eines Fulbright-Stipendiums ein Jahr in diesem Land und besuchte sechs Monate Sterling Bunnell in San Francisco, sodann Chicago mit seiner berühmten Handchirurgieschule, begründet von Allen B. Kanavel und dann geführt von Sumner L. Koch, Michael L. Mason und Harvey S. Allen, und schließlich New York, wo er seine Zeit aufteilte zwischen Emanuel B. Kaplan und J. William Littler, der einer seiner besten Freunde wurde. Fast jedes folgende Jahr besuchte er die USA erneut und schloss enge Bekanntschaften zu Richard Smith, Morton Spinner, Joseph Boyes und Alfred Swanson. In den frühen Jahrzehnten einer handchirurgischen Spezialisierung waren die nationalen Gesellschaften überschaubar klein, jeder kannte jeden; man traf sich häufig und diskutierte die neuen Techniken und trug somit zum schnellen Fortschritt des neuen Spezialfaches bei. Auch Tubiana reiste viel und hielt überall Vorträge. Dies führte vielfach zu
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Anerkennungen in Form von Ehrenmitgliedschaften nationaler Gesellschaften oder Abhaltung ehrenvoller Vorträge: Er war Ehrenmitglied in 16 Gesellschaften und hielt 1968 die Founders Lecture der Amerikanischen Handchirurgie-Gesellschaft (J. Bone Jt Surg. 51-A, 643–660, 1969). Raoul Tubiana beschäftigte sich ausschießlich mit Handchirurgie und rekonstruktiver plastischer Chirurgie erst nach seinem Weggang vom Hôpital Cochin. Er begründete zusammen mit Régis Lisfranc und Alain Gilbert 1972 in Neuilly das erste Institut de la Main. Dieses entwickelte sich weiter an Umfang, sodass aus den zunächst sechs Mitarbeitern schließlich zwölf in der jetzigen Clinique Jouvenet wurden. Mit Alain Gilbert arbeitete Tubiana mehr als 25 Jahre zusammen und hat mit ihm viele der umfangreichen Buchpublikationen verfasst. Insgesamt hat er 416 Arbeiten in Zeitschriften oder als Buchbeiträge publiziert und 37 Bücher herausgegeben. Darunter befindet sich die monumentale Serie „Traité de Chirurgie de la Main“ in sechs Bänden (in englischer Fassung als „The Hand“ in fünf Bänden). Trotz seines hohen Alters arbeitet er auch jetzt noch an einem Buch über eines seiner Lieblingsthemen, nämlich „Restoration of Function in Upper Limb Paralyses and Muscular Defects“. Neben seiner operativen und wissenschaftlichen Tätigkeit war Tubiana auch in der Bildung von Gesellschaften der von ihm betriebenen Spezialgebiete tätig. So gründete er am 3. Dezember 1952 zusammen mit zehn weiteren prominenten Hand- und Plastischen Chirurgen die Société Française de Chirurgie Plastique et Reconstructive. Die Namen auf dem Gründungsdokument (siehe Abbildung) lassen das Zusammenwirken von Chirurgen verschiedener Arbeitsgebiete erkennen. 1972 wurde Tubiana Präsident dieser Gesellschaft. 1966 in Chicago war er als Vertreter Frankreichs einer der Mitbegründer der International Federation of Societies for Surgery of the Hand (IFSSH) und wurde 1972 bis 1973 deren Präsident. Als Chairman leitete er 1992 den fünften internationalen Kongress der IFSSH in Paris. Außerdem war er 1992 Präsident der Französischen Gesellschaft für Orthopädie (SOFCOT), mit der auch heute noch enge Beziehungen bestehen. Präsident der Französischen Gesellschaft für Handchirurgie war er sogar zweimal, nämlich 1973 und 1992. Als Herausgeber der Zeitschrift „Annales de Chirurgie de la Main“ war Raoul Tubiana von 1985 bis 1995 tätig. Tubiana ist auch künstlerisch interessiert und beschäftigt sich viel mit Malerei. Er ist vielen in Paris lebenden Malern freundschaftlich verbunden. Lange kümmerte er sich auch um Musiker und machte die Behandlung von Beschwerden von Musikern zu einer seiner bevorzugten Tätigkeiten.
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Historisches Dokument der Gründung der Société Française der Chirurgie Plastique et Reconstructive am 3. Dezember 1952 mit den Unterschriften der Gründungsmitglieder.
Die Zukunft der Handchirurgie sieht Tubiana als ungewiss. Während bisher die chirurgische Tätigkeit basierend auf Anatomiekenntnissen das Wichtigste war, haben heute und in der Zukunft bildgebende Verfahren, Endoskopie, Physik, Chemie, Pharmakobiologie und elektronische Methoden einen zunehmenden Einfluss, dem wir uns nicht entziehen können.
Kauko Vainio
Kauko Vainio wurde am 1. Mai 1913 in Sääminki/Finnland geboren. Von 1933 bis 1939 studierte er Medizin an den finnischen Universitäten Turku, Helsinki und Oulu. 1939 bis 1945 war er im Kriegseinsatz als Truppenarzt, später als Chirurg und Abteilungsarzt tätig. Während der Zeit von 1941 bis 1951 arbeitete er als Assistenzarzt an chirurgischen und orthopädischen Abteilungen in Oulu, Helsinki und Turku. 1951 schloss er seine Ausbildung als Facharzt für Chirurgie und Orthopädie ab. 1956 wurde er Dozent, 1970 Professor h.c. der Universität Helsinki. Nach einem Studienaufenthalt 1951/52 in den USA übernahm er die Leitung und den Aufbau der Orthopädischen Abteilung des Krankenhauses der Rheumastiftung Heinola in Finnland. Zusammen mit seinem Freund und früheren Schulkameraden Veikko Laine begründete er somit die erste kombinierte internistisch-orthopädische rheumatologische Kooperationsgemeinschaft in einer Klinik unter einem Dach. Der Zweck dieser engen Zusammenarbeit war die systematische Erprobung der Effektivität operativer Therapieverfahren bei Rheumatikern. Diese Gründung muss als die Geburtsstunde der modernen Rheumaorthopädie angesehen werden.
Dieser Beitrag ist die Laudatio von Karl Tillmann zum 70. Geburtstag von Kauko Vainio, erschienen in Handchir. Mikrochir. Plast. Chir. 15, 211, 1983.
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Kauko Vainio
Das Krankenhaus der Rheumastiftung Heinola wurde in den folgenden Jahren die Hauptinformationsquelle für rheumaorthopädisch interessierte Ärzte aus aller Welt. Praktisch jeder heute tätige Rheumaorthopäde hat dort oder späterhin bei einem früheren Schüler von Kauko Vainio hospitiert und sich die entscheidenden Informationen geholt. Dasselbe gilt für alle Handchirurgen, die sich fundiert und schwerpunktmäßig mit der Behandlung der rheumatischen Hand befassen. Die Klinik in Heinola wurde das Modell für alle späteren kombinierten internistisch-orthopädischen Rheumakliniken in aller Welt – auch in Deutschland. 1975 wurde Kauko Vainio pensioniert, war aber noch beratend in seiner früheren Klinik tätig, die jetzt von seinem langjährigen Oberarzt Pauli Raunio weitergeführt wird. Man kann ihn ohne Übertreibung als den erfahrensten Rheumaorthopäden in der Welt bezeichnen. Er verstarb am 17. Januar 1989. Kauko Vainio hat viele Ehrungen erfahren. 1968 bis 1973 war er Präsident der Finnischen Orthopädenvereinigung. Er war Ehrenmitglied der finnischen Chirurgenvereinigung, der finnischen Orthopädenvereinigung und der Finnischen rheumatologischen Vereinigung; außerdem Ehrenmitglied der rheumatologischen wissenschaftlichen Gesellschaften in den USA, Chile, Südafrika, Japan und Polen, der handchirurgischen wissenschaftlichen Gesellschaften in den USA, der Karibik, der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Handchirurgie, der handchirurgischen Gesellschaften von Südamerika und Israel, des Groupe d’Etude de la Main sowie der British Society for Surgery of the Hand, der rheumachirurgischen Vereinigungen in Norwegen, England und Deutschland, der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Traumatologie sowie korrespondierendes Mitglied der Chirurgenvereinigung in Norwegen. K. Vainio war Vorsitzender vieler nationaler und internationaler rheumaorthopädischer Kongresse und hat weit über hundert Publikationen in verschiedenen aus- und inländischen Zeitschriften abgefasst. Seine privaten Interessen waren naturkundlicher Art. Er galt als besonderer Kenner von Pilzen sowie als ausgezeichneter Hobbyornithologe. Vor allem auf dem erstgenannten Gebiet hat er sich auch wissenschaftlich betätigt. Sein herrlicher Wochenendsitz in der Nähe von Heinola in den finnischen Wäldern mit einer wunderbaren Original-Rauchsauna (selbst gezimmert) ist seinen engeren Freunden in sehr guter Erinnerung. Seine Gastfreundlichkeit wurde dadurch unterstrichen, dass er mehrere Fremdsprachen (auch Deutsch) ausgezeichnet sprach und sich mit den Gästen in deren eigenen Sprache zu verständigen pflegte.
Martti Vastamäki
Nicht nur als Handchirurg, sondern auch als Pokerspieler bekannt geworden ist der Finne Martti Vastamäki. Er wurde am 2. August 1943 in Helsinki als Sohn eines Landwirtes geboren. Ursprünglich wollte er Mathematiker werden, rechnete sich aber aus, dass er als Arzt besser angesehen wäre und mehr Geld verdienen würde; außerdem wollte er auch gerne anderen Menschen helfen, sodass er dem Beispiel fast der Hälfte seiner Klassenkameraden folgte und Medizin studierte. Nach dem Studium an der Universität von Turku (bis 1969) erfolgte bis 1975 eine chirurgische Ausbildung ebenfalls in Turku, an die sich an der Orthopädischen Klinik der Invalidenstiftung (heute Orton) in Helsinki bis 1978 eine Weiterbildung in Orthopädie anschloss. Dort erhielt er auch seine Handchirurgieausbildung, nachdem sein geschätzter Lehrer Kauko Solonen ihm dieses Fach und die Schulterchirurgie empfohlen hatte. Er arbeitet seitdem in diesen Spezialfächern und wurde 1989 Chef einer Abteilung für Handund Schulterchirurgie. 1985 erhielt er den Titel eines Dozenten der Universität Helsinki. Über die erwähnten Arbeitsgebiete und über periphere Nerven hat Martti Vastamäki etwa 150 Publikationen in Zeitschriften und zehn Buchbeiträge geschrieben sowie vier Bücher in englischer Sprache herausgegeben. Sein mit Simo Vilkki, Timo Raatikainen, Timo Viljakka, Heikki Jaroma, Harry Göransson und Jorma Jokiranta in finnischer Sprache verfasstes Buch „Käsikirurgia“ (Chirurgie der Hand) ist das finnische Standardwerk über Handchirurgie geworden.
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Martti Vastamäki
Martti Vastamäki war zusammen mit Kauko Solonen, George Bakalim, Henry Brummer und Simo Vilkki einer der Begründer der Finnischen Gesellschaft für Handchirurgie am 7. Januar 1976 in Helsinki. Er war von 1988 bis 1993 Präsident der Skandinavischen HandchirurgieGesellschaft und gehörte zu den acht europäischen Handchirurgen, die 1989 in Taranto die Gründung der Federation of European Societies for Surgery of the Hand (FESSH) beschlossen. Viele Jahre war er im Vorstand der International Federation of Societies for Surgery of the Hand (IFSSH), deren Kongress er 1995 in Helsinki als Tagungspräsident vorstand. Ebenso leitete er im selben Jahr den 6. Internationalen Kongress für Schulterchirurgie und organisierte 2003 zusammen mit seiner Tochter Heidi, die eine sehr gute Sängerin ist, den 10. Europäischen Kongress für Musikermedizin in Turku. Bereits 2000 hatte er die Finnische Vereinigung für Musikermedizin mit begründet. Er hat noch mehrere weitere Kongresse organisiert, unter anderem 1988 in Helsinki den ersten Skandinavisch-Japanischen Schulter-Kongress. Martti liebt Musik und ist ein begeisterter Sänger; er leitet seit fünfzehn Jahren den Chor der Finnischen Ärztevereinigung. Er ist auch ein Kämpfer gegen Alkohol, Tabak und Drogen – aus Überzeugung und nicht nur, weil seine Frau Anita behauptet, er sei auch ohne Alkohol bereits närrisch genug! Er lernte die als Krankenschwester tätige Anita 1969 kennen, als beide am Universitätskrankenhaus Turku arbeiteten. Beide waren geschieden; Martti hat aus erster Ehe zwei Töchter und Anita zwei Söhne. Ihre gemeinsame Tochter Heidi ist vielen Handchirurgen bekannt, nachdem sie auf dem FESSH-Kongress 1999 in Bonn als exzellente Sängerin die FESSH-Band begleitete. Sie studierte inzwischen Medizin und will als Handchirurgin in die Fußstapfen ihres Vaters treten.
Claude Verdan
Claude Edouard Verdan wurde am 21. September 1909 in Yverdon am Neuenburger See, Kanton Waadt, als Sohn eines Ingenieurs, der dort eine kleine Fabrik für elektrische Apparate besaß, geboren. Er wuchs mit zwei Schwestern und einem Bruder in einem außerhalb der Stadt gelegenen Landhaus mit Pachthof auf. Seine Muttersprache war Französisch. Im Alter von elf Jahren schickte ihn sein Vater für ein Jahr nach Aarau, um Deutsch und natürlich auch „Schwyzerdütsch“ zu lernen, was ihm neben den später erworbenen Englischkenntnissen immer sehr nützlich gewesen ist. Nach weiteren Schuljahren in Yverdon beendete er 1927 das Gymnasium in Lausanne mit dem Abitur. Zwei Ereignisse im Jahr zuvor beeinflussten seine Zukunft. Auf einer gemeinsamen Alpenwanderung verunglückte sein älterer Bruder Andre´ tödlich. Nach der Rückkehr von diesem tragisch endenden Ausflug erkrankte Claude an perforierender Blinddarmentzündung mit Peritonitis und war selbst dem Tode nah. Er schwor sich, Arzt zu werden und Leben zu retten, wenn er diese schwere Erkrankung überstehen würde. Nach dreimonatiger Eiterung mit Mikulicz-Drainage erholte er sich und konnte den Schulbesuch beenden.
Dieser Beitrag ist die Laudatio zum 90. Geburtstag von Claude Verdan, erschienen in Handchir. Mikrochir. Plast. Chir. 31, 355–356, 1999.
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Claude Verdan
Bereits im Herbst 1927 konnte Claude Verdan an der Universität Lausanne sein Medizinstudium beginnen, das 1933 abgeschlossen wurde. Für das beste Examen dieses Semesters wurde er mit der Goldmedaille der Fakultät und dem Preis „Preis César Roux“ geehrt. Es folgten Tätigkeiten in Innerer Medizin, Bakteriologie (mit Dissertation) und Pathologie, bevor 1935 eine chirurgische Ausbildung an der Universitätsklinik Zürich bei Paul Clairmont begann. Wegen finanzieller Schwierigkeiten der Familie in Yverdon – Claude Verdan hatte inzwischen geheiratet und einen Sohn, der im Alter von 40 Jahren starb, und eine Tochter bekommen – musste er die Ausbildung unterbrechen, bekam aber von Prof. Zollinger, Oberarzt der Schweizerischen Unfallversicherungsanstalt (SUVA), die Stelle eines Kreisarztes an der Agentur Lausanne angeboten, die er akzeptierte. Während dieser Tätigkeit beobachtete und begutachtete er zahlreiche Patienten mit schweren Handverletzungen, die primär unzureichend behandelt worden waren. Er nahm sich vor, sich diesem bisher kaum beachteten Teil der Chirurgie mehr zu widmen. Die Gelegenheit dazu erhielt Claude Verdan, als er 1944 seine chirurgische Tätigkeit als Leiter der Chirurgischen Poliklinik Lausanne unter Pierre Decker wieder aufnehmen konnte und mit der FMH-Spezialisierung abschloss. Wie mehrfach in den folgenden Jahrzehnten in anderen Ländern Europas, konnte sich auch in der Französischen Schweiz die Handchirurgie zum Spezialfach erst entwickeln, nachdem sie sich von den Zwängen einer großen Universitätsklinik gelöst hatte. Claude Verdan entschloss sich 1946, in der Stadt ein Zentrum für Unfallchirurgie zu gründen. Er konnte es zusammen mit zwei anderen Ärzten in einem in günstiger Lage nahe des Bahnhofs im Neubau befindlichen fünfstöckigen Gebäude etablieren. Zum November 1946 konnte die „Clinique et Permanence medico-chirurgicale de Longeraie“ mit einer 24 Stunden geöffneten Notfallstation, einer 15-Betten-Klinik mit Radiologie, physikalischer Therapie und einem Laboratorium eröffnet werden. Schon einige Monate später erfolgte wegen der ständig zunehmenden Arbeit die Assoziation mit einem weiteren Chirurgen, Paul Nicole. Im Lauf der weiteren Jahrzehnte nahm die Zahl der ärztlichen Mitarbeiter stetig zu, insbesondere auch durch die neuen Arbeitsbereiche der Plastischen und Wiederherstellungschirurgie sowie der Mikrochirurgie. Unter ihnen befinden sich viele mit international bekannten Namen wie Algimantas Narakas, Carlos Simonetta, Daniel Egloff, José Cantero, André Chamay, Dominique Della Santa und Rodolphe Meyer. Die bei der Behandlung vieler Patienten gesammelten Erfahrungen ermöglichten es Claude Verdan, sich selbst 1951 mit dem Thema „Chirurgie réparatrice et fonctionelle des tendons de la main“ (veröffentlicht als Buch) zu habilitieren.
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Die Handchirurgie entwickelte sich in diesem Jahrzehnt überall in Europa, wodurch auch die internationalen Kontakte zunahmen. Besuche in auswärtigen Kliniken und insbesondere Vorträge auf Kongressen brachten Claude Verdan in Verbindung zu vielen führenden Handchirurgen wie Joe Boyes, Bob Chase, Martin Entin, Sumner Koch, Bill Littler, Michael Mason, Erik Moberg, Guy Pulvertaft, Dan Riordan, Raoul Tubiana und Willy White. Besonders sein Eintreten für eine primäre Beugesehnennaht im Gegensatz zur von Bunnell inaugurierten und überall befolgten sekundären Transplantation bei Verletzungen im „Niemandsland“ erregte Aufsehen. Weitere wichtige Arbeitsgebiete betrafen die Daumenrekonstruktion nach Amputation sowie die Hautplastiken an der Hand. Die zahlreichen Veröffentlichungen (mehr als 200) bezeugen die besonderen Interessengebiete. Viele internationale Besucher kamen an die Clinique de Longeraie, um ihre Erfahrungen zu erweitern. Weitere Stadien seiner akademischen Laufbahn sind: 1961 Assoziierter Professor der Chirurgischen Poliklinik, 1965 Extraordinarius, 1971 Ordinarius, 1972 bis 1974 Dekan der Medizinischen Fakultät, 1981 Emeritierung. 1982 bis 1984 war er Herausgeber der „Annales de Chirurgie de la Main“. Infolge seiner Bemühungen um die Entwicklung der Handchirurgie und seiner internationalen Lehrtätigkeit war Claude Verdan Mitglied zahlreicher Gesellschaften für Handchirurgie, für Plastische und Wiederherstellungschirurgie sowie für Orthopädie. Er war Gründungsmitglied der Schweizerischen Gesellschaften für Plastische und Wiederherstellungschirurgie und für Handchirurgie sowie Präsident und Ehrenmitglied dieser und weiterer schweizer, französischer, britischer, spanischer und amerikanischer Handchirurgie-Gesellschaften. Zur Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Handchirurgie waren die Bindungen besonders eng: Claude Verdan nahm nicht nur am ersten Symposium 1960 in Hamburg teil und war Gründungsmitglied, sondern leitete auch das Symposium 1964 (zusammen mit der Französischen Gesellschaft für Plastische und Wiederherstellungschirurgie). 1971 wurde er zu unserem Ehrenmitglied ernannt. Eine wichtige Ehrung war die 1977 erfolgte Ernennung zum „Chevalier de la Légion d’Honneur“. Nach Beendigung seiner aktiv-chirurgischen Tätigkeit schuf Claude Verdan sich ein neues Betätigungsfeld. 1981 gründete er in Lausanne das „Musée de la main de l’homme“, das 1983 im Musée de L’ Elysée in Lausanne eine erste Ausstellung zeigte. Es ist eine einmalige Sammlung von Darstellungen der menschlichen Hand. Verdan hatte die Befriedigung,
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dass dieses Museum in einem 1997 neu errichteten Gebäude von einem engen Mitarbeiter, Daniel Egloff, weiter betreut wird, der auch sein fachliches Lebenswerk, die Clinique de Longeraie, zusammen mit erfahrenen Mitarbeitern fortsetzt. Claude Verdan verstarb im gesegneten Alter von 97 Jahren am 7. August 2006 in seinem Haus in Cully.
David Whitman Vickers
Durch seine Arbeiten über Epiphysenfugen und die Behandlung von deren Störung besonders bekannt geworden ist David Vickers in Brisbane, Queensland, Australien. Er hat den Begriff „Physiolysis“ geprägt als Ausdruck für die Methode der Resektion des knöchern überbrückten Anteils der Epiphysenfuge mit anschließender Interposition von Fettgewebe. Dieses Verfahren war ursprünglich von Anders Langenskiöld entwickelt (J. Bone Jt Surg. 57-B, 325–330, 1975) und von Vickers modifiziert worden: Premature incomplete fusion of the growth plate – Causes and treatment by resection (physiolysis) in fifteen cases (Aust. N. Z. J. Surg. 50, 393–401, 1980). Außer bei traumatisch bedingten Störungen wandte er es auch bei angeborenen Fehlbildungen an: Clinodactyly of the little finger – A simple operative technique for reversal of the growth abnormality (J. Hand Surg. 12-B, 335–342, 1987) und Delta Phalanx (in Gupta, A., S. P. J. Kay, L. R. Scheker (eds.): The Growing Hand. Diagnosis and Management of the Upper Extremity in Children. Mosby, London 2000, S. 303–308). Bei der Madelung-Deformität führt er die Ursache auf ein abnormes Ligament zurück, das vom proximalen Pol des Mondbeines zur palmaren und ulnaren Begrenzung des Radius führt und eine Zügelung des Wachstums an der überbrückten Epiphysenfuge zur Folge hat: Madelung deformity (physiolysis) during the late growth period by resection of the dyschondrosteosis lesion (J. Hand Surg. 17-B, 401–407, 1992). David Whitman Vickers wurde am 28. Oktober 1940 in Perth, Western Australia, geboren, wo sein Vater Allan während des Krieges Commanding Medical Officer of the Military Hospital war. Vorher war dieser an
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David Whitman Vickers
der Gründung des Flying Doctor Service 1926 in Cloncurry, Queensland, beteiligt. Seine Mutter Lilian Whitman war die Tochter des Apothekers in Cloncurry. Die Familie lebte von 1943 bis 1954 in Charleville, einer anderen Flying Base in Outback Australia unter recht schwierigen äußeren Bedingungen und zog dann nach Brisbane. Nach dem Medizinstudium an der University of Queensland Medical School in Brisbane 1964 erfolgte die weitere Ausbildung in allgemeiner und orthopädischer Chirurgie an verschiedenen Krankenhäusern in Brisbane. Die Einführung der Mikrochirurgie als neue Technik führte ihn zur Handchirurgie, für die Peter Millroy und Graham Anderson seine Lehrer wurden. 1975/76 war er Director of Orthopaedics at the Royal Brisbane and Royal Children’s Hospitals und wechselte dann in die Privatpraxis. Er entschloss sich, ausschließlich handchirurgisch tätig zu sein, und arbeitete zur Hälfte in seiner Praxis, zur anderen Hälfte in Krankenhäusern mit den Vorteilen, viele Patienten zu sehen und mit anderen Kollegen Kontakt zu haben. Neben der Tätigkeit an Patienten entwickelte er auch eine Reihe spezieller Instrumente und erhielt für sein Mikrochirurgie-Instrumentarium 1981 den British Design Council Award für „excellence of design of an outstanding British product“, eine nur selten vergebene Auszeichnung. Die Firma Martin in Tuttlingen stellte nach seinen Angaben eine Reihe weiterer Instrumentarien her, die weltweite Verbreitung erfuhren. Sein besonderes Interesse am Fotografieren half ihm bei vielen seiner Tätigkeiten. David Vickers gehört mehreren nationalen und internationalen Fachgesellschaften an und war 1994/95 Präsident der Australian Hand Surgery Society. 1994 wurde er zum Clinical Professor der University von Queensland ernannt. Er hat in vielen Ländern Vorträge gehalten, von denen mehrere prämiert wurden, 15 Arbeiten in Zeitschriften und 20 Beiträge in Büchern veröffentlicht. Seine Frau Jennifer traf er 1965 bei seiner Arbeit im Bundaberg General Hospital an der Ostküste von Queensland, etwa 280 km nordöstlich von Brisbane. Dort arbeitete Jennifer als Sekretärin. Sie heirateten 1968; die Ehe blieb kinderlos. Jennifer hat ihren Mann immer tatkräftig unterstützt und ist auch heute noch sehr aktiv. Ihr gilt mein besonderer Dank für die erfolgreiche Unterstützung bei der Suche nach Daten australischer Kollegen. Im November 2004 zog sich David Vickers aus der aktiven Tätigkeit zurück. Jetzt kann er seinen Liebhabereien wie Fotografie, Gärtnerei und Golfspielen mehr als früher nachgehen. Am Australia-Day 2006, dem Feiertag zur Erinnerung an die Landung und den Siedlungsbeginn in der Sydney-Bucht durch die ersten britischen Sträflinge am 26. Januar 1788, wurde David Vickers „Member of the Order of Australia“, eine der höchsten Auszeichnungen Australiens.
Simo Kaarlo Vilkki
Im Jahr 2005 war Simo Vilkki der International Guest Speaker der American Society for Surgery of the Hand. Diese hohe Ehrung weist auf die besondere Bedeutung des Vortragenden hin, der nicht nur in Nordeuropa als Hand- und Mikrochirurg bekannt ist. Er wurde am 31. August 1943 in Turku als Sohn des in Finnland bekannten Direktors des SomeroGymnasiums geboren, der Schule, die auch Simo besuchte. Sein Medizinstudium absolvierte er bis 1967 an der Universität von Turku. Nach einer allgemeinchirurgischen Grundausbildung erhielt er von 1973 bis 1976 durch Kauko Solonen eine Weiterbildung in Orthopädie und Handchirurgie an der Orthopädischen Klinik der Invalidenstiftung. 1976 wurde er Facharzt für Orthopädie und Traumatologie und 1983 für Handchirurgie (sowohl in Finnland als auch in Schweden). An der Universität Tampere schrieb er 1983 seine These über Replantationschirurgie und wurde 1985 zum außerordentlichen Professor ernannt. Von 1976 bis 1981 arbeitete Simo Vilkki an der Chirurgischen Universitätsklinik Tampere und beschäftigte sich in zunehmendem Maße mit Hand- und Mikrochirurgie. Auf dem Internationalen MikrochirurgieKongress 1979 in Göteborg konnte er die sechs Monate vorher erfolgte erste Makroreplantation (Unterschenkelmitte bei einem 24-jährigen Mann) vorstellen. Erik Moberg prophezeite, dass Fuß und Unterschenkel innerhalb der nächsten zehn Jahre wegen fehlender Sensibilitätsrückkehr amputiert werden würden. Vilkki konnte jedoch 2005 eine 25-Jahre-Nachuntersuchung durchführen und den Erfolg publizieren (Duodecim
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Simo Kaarlo Vilkki
121, 617–621). 1982/83 arbeitete er sich an der Linköping Universitätsklinik mit Leif Östrup weiter in die Mikrochirurgie ein und lernte interessante Verfahren kennen. Später arbeitete er wiederum in Tampere sowie an der zentralen Universitätsklinik in Helsinki und seit 1988 als Leiter der Abteilung für Handchirurgie und rekonstruktive Mikrochirurgie an der Universitätsklinik Tampere. Besonders bekannt wurden seine ganz neuartigen Operationsverfahren von Zehen- und Epiphysenfugen-Transplantationen bei Unterarmstümpfen (Handchir. Mikrochir. Plast. Chir. 17, 92–93, 1985) und bei radialer Klumphand (J. Hand Surg. 23-B, 445–452, 1998). Simo Vilkki war neben Kauko Solonen, Henry Brummer, George Bakalim und Martti Vastamäki einer der Gründungsmitglieder der Finnischen Gesellschaft für Handchirurgie am 7. Januar 1976. Bis 1985 war er deren Sekretär und 1985 bis 1987 sowie 1989 bis 1991 Präsident. Außerdem ist er Mitglied mehrerer anderer Gesellschaften für Hand- oder Mikrochirurgie. Durch Stipendien oder auf Einladung hat er zahlreiche Länder in allen Erdteilen besucht, Vorträge gehalten oder Forschungsarbeiten betrieben. Er hat über 180 Arbeiten in finnischen, schwedischen, amerikanischen und deutschen Zeitschriften einschließlich 15 Buchkapiteln veröffentlicht. Mit seiner Frau Marjukka, die sehr gut Deutsch zu sprechen vermag, ist er seit 1966 verheiratet. Das Ehepaar hat zwei Söhne und eine Tochter und bereits drei Enkelkinder. Soweit der Beruf ihm dazu Zeit lässt, versucht er, seinen Hobbys nachzugehen: Gärtnerei, Segeln zwischen den vielen Inseln Finnlands und Fotografieren. Möge ihm dazu in der Zukunft viel Zeit bleiben!
Harold Kirk Watson
Alle Hand- und Unfallchirurgen, die sich mit Handgelenkverletzungen beschäftigen, kennen diesen Namen seit 25 Jahren. Die Veröffentlichungen „Limited wrist arthrodesis“ (Clin. Orthop. 149, 126–136, 1980), „Limited wrist arthrodesis I. The triscaphoid joint“ mit R. F. Hempton (J. Hand Surg. 5, 320–327, 1980) und „II. Intercarpal and radiocarpal combinations“ mit M. L. Goodman und T. R. Johnson (J. Hand Surg. 6, 223–233, 1981) waren richtungsweisend. Ihr Erstautor wurde am 31. März 1934 in Hartford, Connecticut, als Sohn eines Versicherungskaufmanns geboren. Er verlebte dort auch seine Jugend. Das Medizinstudium wurde am Bates College, Lewiston, Maine, von 1952 bis 1956 und an der George Washington University, Washington D.C., von 1956 bis 1960 absolviert. Nach der Rotating Internship 1960/61 und der General Surgical Residency 1961/62 am Hartford Hospital folgte eine Ausbildung in orthopädischer Chirurgie am Hospital for Special Surgery, Cornell Medical Center in New York von 1962 bis 1965 unter Philip D. Wilson Jr., Lee Ramsey Straub und T. Campbell Thompson. Nachdem bereits in Washington durch John P. Adams ein besonderes Interesse an der Handchirurgie geweckt worden war, vertiefte Kirk Watson seine Kenntnisse in diesem Spezialgebiet durch eine sechsmonatige Fellowship bei Joseph H. Boyes in Los Angeles (1965/66). Anschließend (April 1966) eröffnete er seine eigene Praxis in Hartford, Connecticut, und operierte am Hartford Hospital sowie am Newington Children’s Hospital, dem späteren Connecticut Children’s Medical Center in Hartford.
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Harold Kirk Watson
Bei seiner Arbeit bemerkte Kirk Watson sehr bald die Vorteile einer möglichst kurzen postoperativen Immobilisation; er entfernte die Gipsschienen mit gutem Erfolg schon nach 48 Stunden, wenn nicht Knochenoder Sehnenheilungen eine längere Ruhigstellung erforderten. Er beschäftigte sich viel mit Gelenken, nicht nur mit dem Handgelenk und seinen Instabilitäten, sondern auch mit den Mittelgelenken der Finger. Die schlechten Ergebnisse der Kontrakturbehandlung vermochte er durch die extraartikuläre Resektion der „check rein ligaments“ zu verbessern (mit T. R. Light und T. R. Johnson, J. Hand Surg. 4, 67–71, 1979). Weitere Interessengebiete sind die Dupuytren-Krankheit und die angeborenen Fehlbildungen von Hand und Arm, über deren Behandlung viele Veröffentlichungen erfolgten. Besonders bekannt geworden ist unter seinen Publikationen die Arbeit „The SLAC wrist: Scapholunate advanced collapse pattern of degenerative arthritis“ mit F. L. Ballet (J. Hand Surg. 9-A, 358–365, 1984) und das mit seinem langjährigen Mitarbeiter Jeffrey Weinzweig herausgegebene Buch „The Wrist“ (Lippincott, Williams and Wilkins, Philadelphia 2001). Seine Ideen zu neuen Gesichtspunkten sind ihm häufig beim Morgenlauf (ab 4.30 Uhr in der Frühe!) oder beim Sport (Football, Segeln, Fliegen) gekommen und wurden dann umgehend in die Tat umgesetzt. Natürlich ist Kirk Watson Mitglied vieler Fachgesellschaften und hat in der American Society for Surgery of the Hand in mehreren Committees mitgewirkt. Kirk Watson war 31 Jahre mit seiner Schulfreundin Beth Sunderland verheiratet, mit der er vier Kinder hat (Monie, Lauren, Jill und Drew). Nach der Scheidung heiratete er Tracy Stock; sie haben ebenfalls vier Kinder (Aubrey, Beecher, Reid Elizabeth und Hayes). Im Laufe der Jahre entwarf und baute er ein Natursteinhaus am Moosehead Lake in Maine, einen achtgeschossigen Steinturm in der Wildnis von Maine, ein 1000-m2-Haus in Connecticut sowie mehrere Segelyachten, welche auf der Werft gebaut wurden, die ihm in den 70er-Jahren gehörte. Beruflich ist er immer noch tätig und operiert vier bis acht Patienten am Tag. Möge eine gute Gesundheit ihm dies noch einige Zeit ermöglichen.
Fu-Chan Wei
Immer wenn von mikrochirurgischen Gewebetransplantationen die Rede ist, wird auch der Name Fu-Chan Wei fallen. Schon von den Zahlen seiner Patienten her hat er Leistungen vollbracht, die sonst kaum erreicht werden konnten. Er wurde am 15. Oktober 1945 in Tainan im Süden der Insel Taiwan als Sohn eines Geschäftsmanns geboren. Der Vater empfahl ihm, Medizin zu studieren, was er auch am Kaohsiung Medical College tat. Nach dem Abschlussexamen 1972 erfolgte 1973 bis 1978 eine allgemeinchirurgische Grundausbildung, der sich 1978/79 eine plastischchirurgische Ausbildung am Chang Gung Memorial Hospital in Taipeh unter Samuel Noordhoff anschloss. Die weitere Schulung in plastischer und Mikrochirurgie fand von September 1979 bis Januar 1981 an der Universität von Toronto unter Ralph T. Manktelow und von Mai bis August 1983 in Louisville, Kentucky, bei Harold Kleinert und seinen Mitarbeitern statt; dazwischen war er wieder am Chang Gung Memorial Hospital tätig. Nach der Rückkehr in seine Heimat erreichtete Fu-Chan Wei einen Mikrochirurgiedienst an der Abteilung für Plastische und Rekonstruktive Chirurgie am Chang Gung Memorial Hospital, der mit einer Intensivstation und einer Rehabilitationsabteilung verbunden ist. Von 1994 bis 2000 war er Chairman der Abteilung, die neben mikrochirurgischer Behandlung von Verletzungen alle Arten plastischer Chirurgie am ganzen Körper sowie Plexuschirurgie durchführte. Sie wurde schnell bekannt und viel besucht. Fu-Chan Wei wurde 1990 Professor für Chirurgie der Chang
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Fu-Chan Wei
Gung Universität, war 1997 bis 2003 Vize-Superintendant des Krankenhauses und ist seit 2003 Dekan des Chang Gung Medical College. Die speziellen Arbeitsgebiete von Fu-Chan Wei sind die Zehentransplantation sowohl der zweiten Zehe als Ganzes als auch für den Daumenersatz als „trimmed-toe“-Transplantation (TTT, veröffentlicht in Plast. reconstr. Surg. 82, 506–513, 1988), der osteokutane Fibulalappen besonders für die Mandibularekonstruktion und der „perforator flap“. In Forschungslaboratorien arbeitet er an mikrozirkulatorischen Studien über Ischämiereperfusion und an „composite tissue allo-transplantation“. Fu-Chan Wei ist Mitglied etlicher nationaler und internationaler Gesellschaften für Handchirurgie, Mikrochirurgie und Plastische Chirurgie und hat viele Ehrenvorträge gehalten. 2006 war er eingeladen, die besonders geschätzte Harry Buncke Lecture der American Society of Reconstructive Microsurgery zu halten. Er hat über 300 Arbeiten in Zeitschriften und 39 Buchkapitel geschrieben sowie sieben Bücher herausgegeben. Es ist ihm oft zu wenig Zeit geblieben für seine Familie: seine Frau Nancy Wang, die er seit 1968 kennt und die als Modezeichnerin bis zur Heirat 1975 arbeitete, seinen Sohn William, der zur Zeit in Chicago Medizin studiert, und seine Tochter Shirley, die an der University of British Columbia in Vancouver, Kanada, Soziologie und Psychologie studiert hat und jetzt für die Glaxo-Smith-Kline-Pharmazeutik arbeitet. Er selbst entspannt sich bei klassischer Musik und dem Lesen guter Bücher und erholt sich bei Bergwanderungen und Radtouren.
Albrecht Wilhelm
Albrecht Wilhelm wurde am 21. August 1929 in Braunau in Nordböhmen als erster von sechs Söhnen des Gymnasiallehrers Ernst Wilhelm und dessen Ehefrau Erna, geb. Achtner, geboren. Der Vater unterrichtete damals am Stiftsgymnasium des dortigen Benediktinerklosters und wurde 1932 zunächst nach Warnsdorf und 1936 nach Böhmisch-Laipa versetzt. In dieser Industriestadt in der Nähe der Hirschberger Seenplatte verlebte Albrecht Wilhelm seine schönsten Jugendjahre und besuchte die Schule, bis er im Januar 1945 zur Wehrmacht eingezogen wurde. Am 7. Mai 1945 geriet der noch nicht ganz 16jährige in russische Kriegsgefangenschaft, aus der er aber bereits nach neun Tagen beim Passieren der böhmisch-mährischen Höhen entfliehen konnte. Ende Juni war die Familie nach der Flucht des Vaters aus amerikanischer Gefangenschaft in Böhmisch-Laipa wieder vereint, musste aber sehr bald in das über 200 km entfernte Egerland auf den Hof der Großeltern fliehen, wobei die Abgrenzungsbereiche des russischen und amerikanischen Militärs bei Karlsbad dank der Geländekenntnisse am helllichten Tag unbemerkt überschritten werden konnten.
Dieser Beitrag beruht größtenteils auf einer Laudatio zum 70. Geburtstag von Albrecht Wilhelm, erschienen in Handchir. Mikrochir. Plast. Chir. 31, 219–220, 1999.
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Albrecht Wilhelm
Schon bald musste Albrecht Wilhelm erneut und diesmal allein flüchten, um einer Verhaftung und Verschleppung zu entgehen. Nach einer Warnung durch tschechische Nachbarn verließ er am Abend des 4. September 1945 überstürzt und ohne Gepäck seine Heimat und gelangte über die Grenze nach Bayreuth, wo er bei Verwandten Unterschlupf und in einer Lebkuchenfabrik eine Verdienstmöglichkeit fand. Kurz darauf mussten auch die Eltern mit den übrigen fünf Geschwistern (der Jüngste war gerade ein Jahr alt) bei Nacht und Nebel fliehen, um den Gefahren eines Internierungslagers zu entgehen. Im Frühjahr 1946 fand sich endlich die ganze Familie in Ansbach wieder zusammen. Der älteste Sohn musste wegen Einstufung des Vaters als „Mitläufer“ mit vorübergehendem Berufsverbot ganz wesentlich zum Unterhalt beitragen, konnte aber trotzdem im Sommer 1948 mit bestem Erfolg sein Abitur machen. Albrecht Wilhelm bewarb sich danach um einen der 50 Studienplätze für Medizin in der damals zu 80% zerstörten Universitätsstadt Würzburg. Er erhielt den ersten Platz unter den 1057 Bewerbern und wurde nach nochmaligen Prüfungen in die Studienstiftung des Deutschen Volkes aufgenommen, der er heute noch als förderndes Mitglied angehört. Nach Beendigung des Studiums an den Universitäten Würzburg und München heiratete Albrecht Wilhelm seine Annemarie, die er bereits 1946 als Schüler kennengelernt hatte. Der Sohn Wolfgang, heute Zahnarzt, wurde 1956, die Tochter Andrea, heute Lehrbeauftragte an der Musikhochschule Wien, 1958 geboren. Die vier Enkelkinder sind die große Freude der Großeltern. Der berufliche Werdegang begann nach dem Staatsexamen 1954 mit einer einjährigen Medizinalassistentenzeit an der Chirurgischen Universitätsklinik Würzburg, während der unter dem Einfluss seines Lehrers und späteren väterlichen Freundes, Werner Wachsmuth, der Entschluss entstand, Chirurg zu werden. Als Basis für diese Ausbildung diente eine unbezahlte Tätigkeit als Hilfsassistent am Anatomischen Institut München unter Titus von Lanz von April 1955 bis Mai 1956. Während dieser Zeit legte Albrecht Wilhelm mit seinen präparatorischen Arbeiten die Basis für die spätere Erarbeitung neuer Operationsmethoden, vor allem auf dem Gebiet der peripheren Nerven- und Schmerzchirurgie. Die grundlegende Neubearbeitung der Gelenkinnervation führte nicht nur zu einer viel beachteten Publikation in der Zeitschrift für Anatomie 1958, sondern vor allem zur Entwicklung der Denervation als Operationsverfahren. Mit ihrer Veröffentlichung „Ein neues Behandlungsprinzip in der Handchirurgie“ (H. Unfallheilk. 1966) trat Albrecht Wilhelm in die vorderste Reihe der Handchirurgen Deutschlands. Das Interesse an diesem Spezialgebiet
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war bereits etwa zehn Jahre vorher durch das Buch von Sterling Bunnell „Surgery of the Hand“ geweckt worden. An der offiziellen Konstitutionierung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Handchirurgie 1965 war er als Gründungsmitglied beteiligt. Zuvor mussten 1956/57 jedoch erst eine internistische und eine radiologische Ausbildung am Kreiskrankenhaus Waltrop in Westfalen absolviert werden, bevor ab 1. Oktober 1957 eine umfassende Ausbildung in der Allgemein- und Unfallchirurgie, der Urologie, der Gefäß- und Thoraxchirurgie sowie der Kinderchirurgie unter Werner Wachsmuth begann. Nach mehrmonatigen Aufenthalten bei Erik Moberg (Göteborg) und Claude Verdan (Lausanne) konnte Albrecht Wilhelm an der Würzburger Klinik 1960 die Handchirurgie auf- und ausbauen. Mit berechtigtem Stolz wird vermerkt, dass ihm bereits 1964 die erfolgreiche Replantation eines subtotal amputierten Armes gelang. 1968 wurde er im Alter von 38 Jahren zum Chefarztnachfolger an der Chirurgischen Klinik der Städtischen Krankenanstalten Aschaffenburg gewählt und arbeitete zunächst in der Funktion des Leitenden Oberarztes, bevor er nach Ausscheiden des bisherigen Stelleninhabers, C. Daser, zum 1. Januar 1970 die Klinik übernahm. Der im selben Jahr zum Professor ernannte Albrecht Wilhelm leitete die über 200 Betten große, damals noch ungeteilte Klinik mit Sorgfalt, Genauigkeit, Hingabe an und Einsatz für den einzelnen Patienten sowie wissenschaftlicher Strenge, wurde aber von seinen Mitarbeitern auch als großzügig angesehen, da er ihnen Entfaltungsmöglichkeiten ließ – trotz seines hauptsächlichen „Fehlers“, zuviel selbst zu machen! Er war einer der letzten Chirurgen, die noch die gesamte Chirurgie bis in die Einzelheiten beherrschte – heute kaum noch vorstellbar. Die praktische Arbeit und die dabei gewonnenen Erfahrungen fanden ihren Niederschlag in über 100 Veröffentlichungen, darunter 15 umfangreiche Buchbeiträge. Besonders erwähnenswert sind neben der bereits genannten Habilitationsschrift über die Gelenkdenervation der zusammen mit W. Wachsmuth erarbeitete Band „Die Operationen an der Hand“ der Operationslehre von Kirschner/Nordmann (1972) sowie die wegweisenden Arbeiten über Nervenkompressionssyndrome, Thoracic-OutletSyndrom, Morbus Sudeck, Epikondylitis, Streckensehnenanatomie und -chirurgie sowie Kamptodaktylie. Trotz der Fülle an Arbeit und Belastungen hat Albrecht Wilhelm seinem beruflichen „Hobby“, der Chirurgie der Hand und der peripheren Nerven, immer viel Zeit gewidmet und versucht, die Prinzipien der atraumatischen Operationstechnik unter exakter Würdigung der topogra-
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phisch-anatomischen Verhältnisse auch auf die übrigen Sparten der Chirurgie zu übertragen und seine Mitarbeiter in diesem Sinne zu erziehen. Die großen Erfahrungen und die Verwirklichung vieler neuer Ideen führten zu zahlreichen Ehrungen und Einladungen zu Vortragsreisen und Kongressen, auf denen Albrecht Wilhelm seine Gedanken vortragen konnte, aber auch weitere Anregungen erhielt und Freundschaften schloss. Besonders interessant war eine Japanreise 1993. Er war auch ein häufiger Teilnehmer an den Reisen deutscher Handchirurgen: Neuseeland 1979, Boston und Neu-England 1983, Japan/Hongkong 1986 sowie Israel/ Ägypten 1989. Eine weitere Reise nach Japan im Jahre 2000 mit Abhaltung mehrerer Vorträge sowie die Ernennung zum „Pioneer of Hand Surgery“ durch die IFSSH im Jahre 2004 sind zu erwähnen. Besondere Ehrungen waren die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes 1989 sowie die Präsidentschaft der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie 1992, die ihn 1994 zum Ehrenmitglied ernannte. Auch nach seiner Pensionierung 1994 hat Albrecht Wilhelm die beruflichen Tätigkeiten keineswegs aufgegeben. Er hat seitdem insgesamt dreiunddreißig Vorträge, meist auf Einladung und die Hälfte davon im Ausland, gehalten über die Sudeck-Dystrophie, das Problem des Tennisellenbogens, über Nervenkompressionssyndrome und Kamptodaktylie. Auch eine operative Tätigkeit, hauptsächlich auf dem Gebiet der Schmerzchirurgie, wurde an verschiedenen Orten Deutschlands zusammen mit den dort tätigen Kollegen weiter durchgeführt. Auch hier standen die therapieresistente Epikondylitis und die Sudeck-Dystrophie als Indikation im Vordergrund. Erholung und Ablenkung fand Albrecht Wilhelm beim Skisport, oftmals mit sportbegeisterten Klinikmitarbeitern an verlängerten Wochenenden, und besonders auf der Jagd. Hieran schätzte er nicht nur die Natur- und Wildbeobachtung und die Freude über eine besondere Trophäe, sondern auch die Möglichkeit, fremde Länder und ihre Menschen in einer Art und Weise kennenzulernen, die einem normalen Touristen so gut wie immer verschlossen bleibt. Manche weiteren Hobbys wie Kunstgeschichte, Fotografieren, Reisen und Wandern teilt er mit seiner Frau Annemarie. So hat für Albrecht Wilhelm der zunächst schwer gewordene Abschied von der Klinik und der Chirurgie einen Ausgleich in der vermehrt empfundenen Bedeutung anderer Werte menschlichen Daseins gefunden. In den letzten Jahren haben mehrfach Krankheiten und dadurch bedingte Operationen den Genuss des ruhigen Rentnerdaseins beeinträchtigt, jedoch hat sich Albrecht Wilhelm immer wieder gut erholen können.
Kob Wintsch
Als Kind Schweizer Eltern wurde Kob Wintsch am 13. Oktober 1931 auf Borneo in der damals niederländischen Kolonie Indonesien geboren. Der Beruf seines Vaters als Vermessungsingenieur bei der niederländischen Shell brachte häufigere Wechsel des Wohnortes mit sich; die Familie lebte zeitweilig auch auf Sumatra und Java. Die japanische Besetzung im Zweiten Weltkrieg führte zur Internierung in den Bergen von Java, wo nach vorangegangenem sechsjährigen Besuch niederländischer Schulen eine improvisierte Schule von Schweizer Akademikern besucht werden konnte. Nach der japanischen Kapitulation kehrte die Familie in die Schweiz zurück. In Zürich absolvierte Kob die restliche Schulausbildung und das Medizinstudium, das 1957 mit dem Staatsexamen abgeschlossen werden konnte. Während des Studiums lernte er seine spätere Frau Lena kennen. Sie heirateten 1958 und bekamen 1960 bis 1962 zwei Töchter und einen Sohn. Die Spezialistenausbildung begann 1960 an der Chirurgischen Klinik am Kantonsspital Zürich unter Alfred Brunner und wurde nach der Teilung der Klinik an der Unfallchirurgischen Klinik B unter Hans Ulrich Buff fortgesetzt. Durch eine einjährige Tätigkeit an der Chirurgischen Klinik A unter A. Sennig wurde die Ausbildung abgeschlossen, sodass 1966 der Titel FMH für Chirurgie erlangt werden konnte.
Dieser Beitrag beruht größtenteil auf einer Laudatio zum 70. Geburtstag von Kob Wintsch, erschienen in Handchir. Mikrochir. Plast. Chir. 33, 293, 2001.
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Kob Wintsch
Eine zusätzliche plastisch-chirurgische Ausbildung erhielt Kob Wintsch ab 1963 bei Leo Clodius und durch Claude Köchlin, der ihn in die Handchirurgie einführte. Von Januar 1966 bis Juli 1967 war er Leiter eines plastisch-chirurgischen Wiederherstellungszentrums für Leprapatienten in Mangalore, Indien. Sogleich nach der Einführung 1970 erwarb er die Zusatzbezeichnung für Plastische und Wiederherstellungschirurgie, die 1975 in den vollen Facharzttitel erweitert wurde. Er fühlte sich mehr und mehr der Plastischen und Wiederherstellungschirurgie verbunden und nahm im März 1971 die Position eines Leitenden Arztes für dieses Gebiet am Kantonsspital Aarau an, obwohl er kurzfristig Leitender Arzt der Chirurgie an der Chirurgischen Klinik B in Zürich war. In Aarau gehörte er zunächst zur Chirurgischen Klinik unter Franz Deucher, bis 1976 die eigentliche Klinik für Plastische und Wiederherstellungschirurgie sowie Handchirurgie gebildet werden konnte. Die Position als Chefarzt hatte er bis zur Pensionierung im August 1996 inne. Bis April 2001 war er danach noch in einer Gemeinschaftspraxis tätig. Die besonderen Interessengebiete, zu denen frühzeitig auch die Mikrochirurgie zählte, fanden ihren Niederschlag in 39 Publikationen, darunter das Buch „Ersatzoperationen für Motorik und Sensibilität an der Hand“ (Enke, Stuttgart 1988) und die vielbeachtete Arbeit „Free flap of gliding tissue“ (J. reconstr. Microsurg. 2, 143–150, 1986) mit Parviz Helaly. Erwähnenswert ist ferner der „Honorable Mention Price“ 1970 der American Society for Plastic and Reconstructive Surgery für seine Arbeiten über Nervenverlängerung bei Fingerrekonstruktionen. Kob Wintsch trat frühzeitig der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Handchirurgie bei und war Gründungsmitglied der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Mikrochirurgie der peripheren Nerven und Gefäße (DAM). 1977 leitete er als Präsident den Kongress der Schweizerischen Gesellschaft für Plastische Chirurgie und 1982 den Kongress der DAM. 1991 war er Präsident der EURAPS (European Association of Plastic Surgeons), zu deren Gründungsmitgliedern er zählte. Auf allen Tagungen und Ausflügen waren die Witze, die Kob in unnachahmlicher Weise mit unbewegter Miene erzählen konnte, einer der Höhepunkte des gesellschaftlichen Teils. Private Erholung suchte und fand er zusammen mit seiner Frau Lena auf ausgedehnten Reisen, die nach Möglichkeit mit Tauchen und Schnorcheln verbunden waren, oder beim Angeln.
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Seit der Pensionierung 1996 und der Aufgabe der Tätigkeit in der Gemeinschaftspraxis 2001 hat Kob Wintsch die beruflichen Aktivitäten Schritt für Schritt abgebaut. Er hat zunächst noch zwei- bis dreimal im Monat seinem früheren Partner bei Operationen assistiert oder einige Male auch selbst operiert. Als großes Hobby hat sich aber das Malen entwickelt, mit dem er sich viel beschäftigt. Er hat bereits zweimal an Spezialausstellungen für malende Ärzte in der Galerie Dikmayer in Berlin teilgenommen. Gesundheitlich geht es recht befriedigend; der Ersatz eines Hüftgelenkes ist sehr gut überstanden worden.
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Eduardo Alfredo Zancolli
Die Kombination manueller Geschicklichkeit beim Operieren mit einem außerordentlichen Zeichentalent ist eine Ausnahmeerscheinung, die bei Handchirurgen jedoch mehrfach anzutreffen ist. Nicht nur J. William Littler und Adalbert I. Kapandji konnten ihre wissenschaftlichen Veröffentlichungen durch die eigenen Illustrationen zu einem Genuss auch für die Augen machen, sondern auch Eduardo Alfredo Zancolli. Dieser erblickte am 23. Mai 1924 in der 160 km westlich von Buenos Aires gelegenen kleinen argentinischen Stadt Chivilcoy das Licht der Welt. In der landwirtschaftlichen Gegend war der Vater Arzt „für alles“, er musste operieren, bei Geburten helfen und innere Krankheiten erkennen und behandeln; er war der Sohn italienischer Einwanderer aus der Abruzzenregion an der Adriaküste. Eduardos Mutter stammte aus der Nähe von Madrid in Spanien. Er wuchs zusammen mit zwei jüngeren Brüdern in dieser gemächlichen, ländlichen Umgebung auf. Der Entschluss, ebenfalls den Beruf des Vaters zu ergreifen, führte ihn 1942 nach Buenos Aires an die dortige Universität, die bereits 1821 gegründet worden war. Sein Hauptinteresse galt der Anatomie, besonders da er schon in den Schulferien als Assistent an Anatomiekursen teilnehmen durfte. Noch während des Studiums besuchte er das ehrwürdige, 1868 gegründete Rawson Hospital, um Ricardo Finochietto bei Operationen zuzusehen. Ein dort tätiger Chirurg, ein Freund des Vaters, entdeckte ihn und erlaubte ihm später, bei seinen Operationen zu assistieren. So kam Eduardo Zancolli in Kontakt zur Finochietto-Schule, der berühmtesten
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Eduardo Alfredo Zancolli
Chirurgenschule in Südamerika – ein Kontakt, der bis zum Tode von Finochietto 1962 anhielt, dem er sich bis heute in Dankbarkeit und Verehrung verpflichtet fühlt. Umgekehrt wird Finochiettos besondere Wertschätzung Zancollis aus einer kleinen Anekdote erkennbar, die Julio Taleisnik erzählte. Bei einem Besuch in Finochiettos umfangreicher Bibliothek sahen sie am Ende des Raumes einen jungen Mann beim Lesen. Ricardo Finochietto sagte zu Julio Taleisnik: „Kennen Sie Dr. Zancolli?“ Auf die Antwort „nein“ wurde er belehrt: „Merken Sie sich diesen Mann. Er wird eines Tages einer der bedeutendsten orthopädischen Chirurgen der Welt sein!“ In den Semesterferien fuhr Eduardo immer wieder in seine Heimatstadt Chivilcoy zurück, wo er Aurora kennenlernte, die er 1950 heiratete. Sie ist ihm bis heute eine gute und verständnisvolle Beraterin auch in beruflichen Angelegenheiten gewesen. Der Sohn Ricardo Rafael hat sich als Handchirurg bereits einen Namen gemacht; die Tochter Adriana kann als Rechtsanwältin dem Vater oft eine Hilfe sein. Die vier Enkelkinder sind Mittelpunkt der Familie geworden. Nach einem Jahr allgemeinchirurgischer Ausbildung entschloss sich Eduardo Zancolli zu einer orthopädischen Spezialisierung. 1951 verbrachte er deswegen ein Jahr in den USA und bildete sich als Fellow an verschiedenen Kliniken fort: Campbell Clinic in Memphis, Tennessee (S. F. Stewart, Harold Boyd, Robert Knight, J. S. Speed, Hugh Smith); Passavant Memorial Hospital, Chicago (Sumner L. Koch, Harvey S. Allen, Michael L. Mason), an dem er vier Monate verblieb und die Grundlage für seine handchirurgische Karriere erhielt; Hospital for Special Surgery, New York (John R. Cobb); Rehabilitation Center, Warm Springs, Georgia (C. Edwin Irwin). Nach seiner Rückkehr wurde er 1953 mit 29 Jahren auf Vorschlag von Ricardo Finochietto zum Chef der Abteilung für Orthopädie und Traumatologie der Poliklinik San Martin am Stadtrand von Buenos Aires gewählt. In den folgenden Jahren arbeitete er in leitenden Positionen an verschiedenen Kliniken, bevor er 1973 Chef der Abteilung für Orthopädie und Traumatologie am Rawson Hospital wurde, das ihm schon von früher bekannt war. Seit seinem Ausscheiden 1977 ist er weiterhin aktiv tätig als Chirurg und Lehrer an verschiedenen Krankenhäusern und Universitäten. Ebenso wurde er mehrfach als Visiting Professor in die USA, nach Australien und Europa eingeladen und hielt 1991 die Founders Lecture der American Society for Surgery of the Hand mit dem Titel „The perceptive scalpel“. Eduardo Zancolli ist Ehren- oder korrespondierendes Mitglied zahlreicher südamerikanischer und internationaler Gesellschaften für Handchirurgie, Orthopädie und Traumatologie sowie Plastische und Wiederherstel-
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lungschirurgie. Er hat etliche Preise erhalten. Von ihm wurden 111 Arbeiten in argentinischen und 31 in internationalen Zeitschriften sowie 34 Buchkapitel veröffentlicht. Die Bücher „Structural and Dynamic Bases of Hand Surgery“ (Lippincott, Philadelphia 1968, 2. Auflage 1979) sowie das monumentale Werk „Atlas of Surgical Anatomy of the Hand“ (mit Elbio P. Cozzi als Mitautor; Churchill Livingstone, Edinburgh 1991) haben durch die Illustrationen Zancollis ihren besonderen Reiz erhalten. Auf meine im November 2005 gestellte Frage, wann er pensioniert worden sei, antwortete Eduardo Zancolli: „Ich arbeite immer noch, das Gleiche wie immer!“ Er meinte damit seine Lehrtätigkeit in der Medizinschule und am Marine Hospital sowie seine zweimal wöchentlich durchgeführte operative Tätigkeit an der Privatklinik Sanatorio de la Trinidad. Mögen ihm Gesundheit und Aktivität noch weitere Jahre dazu Gelegenheit geben.
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Peter Rudolf Zellner
Peter Rudolf Zellner wurde als Sohn des Rechtsanwaltes Martin Zellner am 8. Januar 1928 in Berlin geboren, wo er die ersten drei Jahrzehnte seines Lebens verbrachte. Der Schulbesuch 1934 bis 1947 wurde 1944/45 durch den Wehrdienst als Luftwaffenhelfer unterbrochen. Nach dem Abitur studierte er von 1947 bis 1951 Zahnmedizin an der HumboldtUniversität und promovierte 1952 während einer Tätigkeit an der Charité (Zahnmedizin), die er während des im September 1955 aufgenommenen Studiums der Humanmedizin in einer halben Stelle fortsetzte. Nach dem Staatsexamen im September 1958 war er bis 1960 als Assistenzarzt an der Charité und der Klinik der Akademie der Wissenschaften in Berlin tätig und promovierte im März 1960 zum Doktor der Medizin. Peter Rudolf Zellner zog es dann in die Ferne, um sich mit der plastischen Chirurgie vertraut zu machen, die es als Spezialfach in Deutschland nicht gab. Nach einem Studienaufenthalt an verschiedenen Zentren in England konnte er von 1961 bis Mitte 1963 am Mount Vernon Hospital in Northwood/England unter Rainsford Mowlem und mit Ian F. K. Muir die Grundlagen der plastischen Chirurgie erlernen, die er dann auf einer Studienreise durch einige Spezialabteilungen in den USA erweitern konnte. Hier trafen wir uns erstmalig als Besucher am Roosevelt-Hospital in New York bei William Littler am 12. November 1963. Dieser Beitrag zum Tod von P. R. Zellner ist erschienen in Handchir. Mikrochir. Plast. Chir. 30, 344, 1998.
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Peter Rudolf Zellner
Nach seiner Rückkehr nach Deutschland war Peter Rudolf Zellner von Februar 1964 bis Januar 1965 an den Berufsgenossenschaftlichen Krankenanstalten Bergmannsheil in Bochum tätig, bevor er sich im folgenden Jahr im Berufsgenossenschaftlichen Unfallkrankenhaus Hamburg bei Dieter Buck-Gramcko mit der Handchirurgie vertraut machen konnte. Der Versuch, in den nachfolgenden zwei Jahren eine Abteilung für Plastische Chirurgie und Brandverletzungen am Allgemeinen Krankenhaus Hamburg-Harburg zu etablieren, scheiterte an der Kurzsichtigkeit der Hamburger Gesundheitsbehörde. Die große Chance für die Pläne Peter Rudolf Zellners bot die Gründung der Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik Ludwigshafen. Mit verständnisvoller Förderung durch den zunächst gewählten Ärztlichen Direktor, Leo Koslowski, vermochte Peter Rudolf Zellner einen günstigen Vertrag auszuhandeln und ein selbstständige Abteilung zu gründen, die er gegen alle Anfechtungen späterer Direktoren verteidigen konnte. Durch die Einstellung bereits zum Februar 1968 konnte er bis zur Klinikeröffnung am 12. Oktober auch einen wichtigen mitbestimmenden Einfluss auf die Einrichtung und Organisation der Klinik nehmen. In seiner Position, die er bis zum altersbedingten Ausscheiden im Januar 1993 innehatte, konnte er die Abteilung zu einer der bedeutendsten Spezialabteilungen dieser Art in Deutschland machen. Peter Rudolf Zellner gehörte 1968 zu den Gründungsmitgliedern der Vereinigung der Deutschen Plastischen Chirurgen und hat sich zusammen mit Fritz Müller um die Anerkennung der VDPC als alleinige Vertretung Deutschlands in der UEMF und IPRS in jahrelangem hartnäckigem Kampf große Verdienste erworben. Als einer der Herausgeber zunächst der Zeitschrift für Plastische Chirurgie und dann von 1982 bis 1987 auch der Zeitschrift Handchirurgie – Mikrochirurgie – Plastische Chirurgie hat er dafür gesorgt, dass die deutsche plastische Chirurgie auch im gedruckten Wort Verbreitung fand. 1971 und 1980 fangen unter seiner Leitung die Jahrestagungen der VDPC statt, 1980 zusammen mit dem 21. Symposium der DAH. Allen Teilnehmern wird der Festabend auf der Wachenburg in Weinheim mit Bläser-Empfang und Essen bei Kerzenlicht unvergesslich bleiben. Peter Rudolf Zellner gedachte stets gerne seiner Eltern, in deren Haus er eine glückliche Kindheit verleben durfte. Besonders hing er an seiner Mutter, um die er sich nach dem frühen Tod des Vaters (1951) sehr gekümmert hat. In preußischer Art streng erzogen, vermochte er später diese mit der britischen gut zu verbinden. Er war sehr genau, gewissenhaft und geradlinig und verlangte dies auch von seinen Mitarbeitern. Trotz seiner oft eine Situation entspannenden Berliner Mundart wirkte er
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vielfach verschlossen und reserviert; im Kreise von Freunden konnte er aber aufgeschlossen und warmherzig sein. Er plante alles generalstabsmäßig, verlor seinen Humor aber auch dann nicht, wenn nicht alles wie geplant lief. Entspannung suchte und fand er im Jagen, Reiten und Segeln und nutzte dazu jede sich bietende Möglichkeit und Zeit aus. Typisch für ihn ist auch die Suche nach einem Platz für ein Haus, das er dann um den Kamin als zentralen Platz herum bauen ließ. Eine 1970/71 durchgemachte Hepatitis kam trotz immer wiederkehrender Behandlungen nicht zur Ausheilung, sondern mündete in eine Leberzirrhose, deren schwere Komplikationen das letzte Dreivierteljahr bestimmten. Es war ihm noch vergönnt, Anfang 1998 auf der 16. Tagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung in Oberlech ein sorgfältig vorbereitetes Referat „Zur Geschichte der Verbrennung“ zu halten und sich hiermit von seinen Fachkollegen zu verabschieden – so wie wenige Tage später an seinem 70. Geburtstag von seinen Freunden. Umsorgt von seiner Frau Katharina und seinem Sohn Martin, der als Arzt seinem Vater auch in der Wahl der Fachrichtung folgt, erlag Peter Rudolf Zellner am 3. Oktober 1998 seinem schweren Leiden.
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Georg Zeumer
Georg Zeumer wurde am 6. Juli 1922 als erstes von zwei Kindern des Kürschnermeisters Ernst Zeumer und seiner Ehefrau Henriette in Leipzig geboren. Trotz der wirtschaftlich und politisch bewegten Zeit verlebte er dort seine Kindheit und Schulzeit in familiärer Geborgenheit; die Ferien verbrachte er meist in Belgien, der Heimat seiner Mutter. Nach der Reifeprüfung 1941 wurde er sogleich zum obligaten Arbeitsdienst eingezogen, den er zum Teil in der damals von der deutschen Wehrmacht besetzten Ukraine ableistete. Das an der Universität Leipzig begonnene Medizinstudium wurde bald durch die Einberufung zur Wehrmacht unterbrochen. Es konnte jedoch für ein weiteres Semester fortgesetzt werden, als er nach einer Verwundung an der Ostfront und einer Fleckfieber-Erkrankung zum Weiterstudium freigestellt wurde. Nach zwei weiteren Verwundungen geriet er bei Kriegsende 1945 in sowjetische Gefangenschaft, der er jedoch bald entfliehen konnte. Er geriet in englische Internierung und fand in einem deutschen Hilfslazarett in Carolinensiel eine Tätigkeit als Operationshelfer. Nach der Entlassung im Dezember 1945 kehrte er nach Leipzig zurück. Einem im Hause der Eltern einquartierten sowjetischen Kapitän verdankte er es, dass der sowjetische Geheimdienst ihn unbehelligt ließ. Das Medizinstudium konnte Georg Zeumer bereits im März 1946 in Leipzig fortsetzen und Ende 1949 mit Staatsexamen und Promotion abDieser Beitrag beruht größtenteils auf einer Laudatio zum 80. Geburtstag von Georg Zeumer, erschienen in Handchir. Mikrochir. Plast. Chir. 34, 73–74, 2002.
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schließen. Bereits 1947 hatte er Eleonore Thierschmann geheiratet, mit der er eine Tochter und drei Söhne hatte; alle sind sie Ärzte geworden. Dankbar stellte Georg Zeumer fest, dass er den Freiraum für die beruflichen Belange und wissenschaftlichen Tätigkeiten dem stillen Wirken und der selbstlosen Unterstützung seiner Frau verdankte. Seine ärztliche Tätigkeit begann Georg Zeumer im Januar 1950 am damaligen Chirurgisch-Poliklinischen Institut der Universität Leipzig unter Erich Sonntag und Herbert Uebermuth. Unter dem danach folgenden Chef, Erich Wachs, wurde er im Mai 1953 zum Oberarzt ernannt; seit 1954 hielt er regelmäßig Vorlesungen und leitete Seminare. Die Anerkennung als Facharzt für Chirurgie erfolgte im Juni 1956. Ende 1959 wechselte er zur Chirurgischen Universitätsklinik Leipzig und war dort unter Herbert Uebermuth bis 1967 als klinischer Oberarzt in verschiedenen Spezialgebieten, besonders der Traumatologie, tätig, wozu ihn das von seinen drei hervorragenden Lehrmeistern Erlernte befähigte. Nach tierexperimentellen Arbeiten zum Gleitproblem und zur nahtlosen Rekonstruktion durchtrennter Sehnen habilitierte er sich 1964 und wurde 1965 zum Dozenten ernannt. Da man ihm als parteilich Ungebundenem zu verstehen gab, dass er an keiner Universität der DDR Aussicht auf eine Berufung hätte, bewarb Georg Zeumer sich um die Leitung der Chirurgischen Abteilung am Kreiskrankenhaus Grimma. Er wurde im Mai 1967 dazu gewählt; mit dieser Position waren gleichzeitig die Aufgaben des Ärztlichen Direktors verbunden. Seine Vorlesungstätigkeit an der Universität Leipzig konnte er weiterhin wahrnehmen. Auf wissenschaftlichem Gebiet hat Georg Zeumer 45 Arbeiten in Zeitschriften und Buchbeiträge verfasst. Besonders bekannt wurde seine Monographie „Praxis der Handchirurgie“, die in drei Auflagen im J. A. Barth Verlag erschienen ist; dafür wurde ihm 1974 der Preis für Literatur der Gesellschaft für klinische Medizin verliehen. Er gehörte den Arbeitsgemeinschaften für Handchirurgie und für operative Knochenbruchbehandlung in der Sektion Chirurgie der Gesellschaft für klinische Medizin an. Für seine langjährige ehrenamtliche Tätigkeit in der Krankentransportkommission des Deutschen Roten Kreuzes erhielt er das DRK-Ehrenzeichen in Gold. Seine ärztliche Tätigkeit wurde gewürdigt durch die Verleihung der Hufeland-Medaille in Gold (1978) und der Titel Medizinalrat (1969) und Obermedizinalrat (1983). 1981 wurde er zum Honorarprofessor der Universität Leipzig berufen. Obwohl 1988 in den Ruhestand getreten, arbeitete er von 1990 bis 1998 noch als Vertragsarzt für das Gebiet Handchirurgie weiter am Kreiskrankenhaus Grimma. Die Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie ernannte Georg Zeumer 1994 zum Ehrenmitglied.
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Die politischen Verhältnisse in der DDR berührten vielfach das ärztliche Tun von Georg Zeumer. Während des missglückten Aufstandes vom 17. Juni 1953 versorgten er und andere Ärzte bei Ausgangssperre die verwundeten Arbeiter und meldeten nicht diejenigen mit Schussverletzungen, wie es angeordnet war. Mehreren Leichtverletzten ermöglichte er die Flucht in das noch offene Berlin, bevor am nächsten Morgen die Ermittlungsbeamten die Krankensäle durchkämmten. Einem Kollegen, der einen Antrag auf Ausreise aus der DDR gestellt hatte, schrieb er trotz ausdrücklichem Verbot ein fachliches Zeugnis. Georg Zeumer nahm den Stenogrammblock abends mit nach Hause, sodass der für die Stasi arbeitende und auf ihn angesetzte Kollege nichts finden konnte, als dieser dann den Papierkorb durchsuchte. Das erfuhr er ebenso aus seiner später eingesehenen Personalakte wie die Angabe, dass ihm als Parteilosen und „Abkömmling liberaler Kreise“ weder Reisen noch Kongressbesuche in „nicht-sozialistische Länder“ gestattet werden durften. So wurde es ihm auch untersagt, zur Beerdigung seines Vaters nach Westdeutschland zu fahren, obwohl dieser „legal“ ausgereist war. Bei vielen Gelegenheiten widersetzte sich Georg Zeumer den allgemeinen oder speziell an ihn gerichteten Anordnungen. Eine Erklärung, dass er unbehelligt blieb, mag die Aussage der Witwe des ersten Sekretärs der SED-Kreisleitung Grimma, der sein langjähriger Patient gewesen war, geben, die ihm nach der Wende sagte: „Wenn Sie wüssten, wie oft mein Mann die Hände über Sie gehalten hat. Sie wären sonst längst in Bautzen gelandet!“ Die politische Wende, die Georg Zeumer mit Frau und Kindern bei den Montagsdemonstrationen in Leipzig aktiv miterlebt hat, brachte ihm und seiner Familie die persönliche Freiheit. Er schreibt rückblickend: „Wir wollen nicht den Eindruck erwecken, Märtyrer zu sein, merken aber doch bei der Erinnerung, oft große Angst gehabt zu haben. Deshalb verstehen wir keinen, der mit der Einheit unzufrieden ist.“ Das Ehepaar Zeumer lebte seit 1947 auf dem vom Vater ererbten 20 000 m2 großen Grundstück am Muldenhang in Grimma. Das Haus wurde in vielen Phasen in ständigen Renovierungen und Erweiterungen erstellt und gut bewohnbar gemacht. Garten und Wald machten genügend Arbeit für das Rentnerehepaar, das im Übrigen die kulturellen Veranstaltungen Leipzigs genoss. Als regelmäßige Besucher der Gewandhauskonzerte war es ein besonderes Erlebnis, im August 1995 von Kurt Masur persönlich als sechsmillionster Besucher nach der Wiedereröffnung begrüßt zu werden. Georg Zeumer starb am 5. Juli 2005, einen Tag vor seinem 83. Geburtstag, an den Folgen eines Gehirntumors.
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Gottlieb Zrubecky
Gottlieb Zrubecky wurde am 11. Juli 1922 in Wien geboren, besuchte dort das Gymnasium und maturierte im November 1939. In Graz studierte er Medizin und promovierte am 16. Juli 1948. Seine Ausbildung zum (österreichischen) Facharzt für Unfallchirurgie erlebte er im Unfallkrankenhaus Wien XX unter seinem verehrten Lehrer Lorenz Böhler, der auch ihn hoch schätzte. Längere Aufenthalte führten ihn in die Krankenanstalt des Göttlichen Heilands, Wien, und in die Orthopädische Abteilung des Landeskrankenhauses Valduna, Vorarlberg. 1956 kam Zrubecky an die Oststadt-Klinik Mannheim, damals eine große D-ärztliche Praxis mit 12 Betten im eigenen Haus. Er konnte darlegen und überzeugen, dass für diese Privatklinik die Handchirurgie aus medizinischen, organisatorischen und finanziellen Überlegungen eine stabile Basis darstellen würde. Er fand die Unterstützung der Berufsgenossenschaften, wobei man nicht vergessen darf, dass die Handchirurgie damals vorwiegend Traumatologie der Hand war. 1957 ging er zu Lothar Kreuz nach Tübingen an die Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik, wo er eine Handchirurgische Abteilung einrichtete und leitete. Dort konnte er 1959 mit einer Schrift über „Die Hand, das Tast-
Dieser Beitrag von Ernst Scharizer zum Tod von Gottlieb Zrubecky ist erschienen in Handchirurgie 10, 165, 1978.
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organ des Menschen“ habilitieren. Die Synopsis der Hand als Greif- und Tastorgan des Menschen war auch im internationalen Rahmen das Grundthema dieser Jahre um 1960. Am 1. Januar 1961 übernahm Zrubecky die Leitung der Oststadt-Klinik Mannheim und machte aus der Praxis mit Betten eine Privatklinik mit wissenschaftlichen Ambitionen. Zahlreiche Arbeiten Zrubeckys und seiner Mitarbeiter entstanden in den folgenden Jahren bis zu dem erst 1965 erschienenen Büchlein „Derzeitige Grenzen bei der planmäßigen Versorgung schwerer Handverletzungen“. Diese Jahre waren der Höhepunkt in seinem Leben, sprühend vor Gedanken, nicht oberflächlichen, sondern zu Ende gedachten, lebenslustig, egoistisch. Ohne Zweifel entstand damals in Mannheim ein Kristallisationspunkt der deutschen Handchirurgie vorwiegend aus eigener Kraft. Die Verbindung zu anderen Zentren in Schweden und in Paris wurden geknüpft und gefestigt. Am 24. Juni 1964 schlug das Schicksal zu. Auf einer Fahrt zu seinem geliebten Attersee überschlug sich der Wagen; querschnittgelähmt rang er viele Wochen im Salzburger Unfallkrankenhaus ums Leben. Wie Zrubecky die nächsten 14 Jahre ertrug, verdient unser aller Achtung und Bewunderung. Mit schier übermenschlicher Energie überwand er trotz Rückschlag durch einen zweiten Autounfall, trotz großer plastisch-chirurgischer Eingriffe seine Behinderung, schuf sich seit 15. Oktober 1966 als Leiter der Landesstelle Salzburg der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt Österreichs einen neuen Arbeitskreis und übernahm am 1. Juli 1970 das Primariat am Rehabilitationszentrum Tobelbad bei Graz. Nicht nur wie er diese Klinik leitete, sondern dass er alle Mühen bei eigener operativer Tätigkeit überwand, wie er seinen Patienten, vor allem den hohen Querschnittgelähmten, durch Entwicklung neuer Verfahren half, wie er dies auf Kongressen darstellte und begründete, verdiente unseren Respekt. In Zusammenarbeit mit Grazer Technikern entwickelte er die „Tobelbader Hand“, wofür er internationale Auszeichnungen erhielt. 1972 war er außerordentlicher Professor geworden. Seine Patienten und Mitarbeiter verehrten und liebten ihn als vorbildlichen Arzt und ständiges Beispiel einer schier übermenschlichen Leistung, wie der Wille den gebrechlichen Körper überwindet. 14 Jahre lang war diese Wille stärker. In der Nacht vom 15. auf den 16. Oktober 1978 ist Zrubecky auf tragische Weise von seinem leidvollen Zustand erlöst worden.
Personen
Die fett gedruckten Seitenzahlen beziehen sich auf den Lebenslauf, alle anderen Seitenzahlen auf eine Erwähnung der jeweiligen Person im Text.
A Achach, Pierre 304 Acland, Robert 85 Adams, John P. 319 Alldredge, Rufus H. 239 Allen, Harvey S. 54, 230, 304, 332 Allgöwer, Martin 294 Alnot, Jean-Yves 304 Amtmann, Eduard 254 An, Kai-Nan 78, 162 Anderson, Graham 316 Antia, Noshir Hormasji 22, 61 Atasoy, Erdogan 140
B Bakalim, George 310, 318 Bargmann, Wolfgang 143 Barron, John N. 205, 226, 266 Barsky, Arthur J. 115, 277 Barton, Nicholas 1, 227 Baux, Serge 304 Beck, Emil 212 Bell, John L. 271 Berger, Alfred 222 Berger, Richard A. 162 Bishop, Allen T. 78 Blauth, Walter 5 Böhler, Jörg 9, 234 Böhler, Lorenz 9, 244, 293 Bolton, Harold 267 Bonola, Augusto 13
Borisch, Nicola 97 Bowden, Ruth E. M. 258 Boyes, Joseph Harold 15, 50, 51, 161, 259, 284, 304 Brand, Paul Wilson 19 Brooks, Donald 226, 258 Brown, James Barrett 230 Brüchle, Hans 26 Brückner, Helmut 40 Brug, Erwin 82 Brummer, Henry 310, 318 Brüser, Peter 25, 33 Buchan, A. C. 159 Buchholz, Hans Wilhelm 30, 269 Büchler, Ueli V Büchter, Leni 39 Buck-Gramcko, Dieter 29, 61, 82, 83, 85, 86, 87,189, 208, 223, 234, 247, 260, 280, 336 Buff, Hans Ulrich 327 Buncke, Harry Jacob 43, 287 Bunnell, Sterling 10, 16, 45, 54, 65, 108, 124, 193, 217, 225, 238, 304 Burke, Frank 227, 290 Burkhalter, William E. 198
C Cantero, José 312 Carroll, Robert E. 58, 92, 155, 168, 207 Carstam, Nils 30, 53, 171 Chamay, André 312
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Personen
Chao, Edmund Y.S. 78 Clarkson, Patrick 226 Clodius, Leo 328 Cobb, John R. 332 Cobbet, John 85, 287 Cochrane, Robert 20 Colson, Pierre 184 Converse, John Marquis 164, 168, 302 Conway, Herbert 43 Cooney, William P. 78, 162 Cox, Leonard 273 Curtis, Raymond M. 65 Cushing, Harvey W. 15
D D’Aubigné, Robert Merle 125, 183, 219, 302, 303 Daniel, Rollin K. 206 De Groot, Geneviève 278 De la Caffinière, Jean-Yves 304 De Negris, Aldo 174 Delitala, Francesco 13 Della Santa, Dominique 312 Dobyns, James Harold 57, 78, 161, 162 Doherty, Eduard W. 65 Düben, Walter 74 Dubousset, Jean-Felix 304 Duchennes, Guilleaume B. 134 Dumontier, Christian 304 Duparc, Jaques 303, 304 Dutaillis, Petit 301
E Eaton, Richard Gilette 59 Edshage, Svante 171, 174, 206, 280 Egloff, Daniel V. 200, 312 Ehalt, Walther 30, 243 Ender, Josef 96 Entin, Martin A. 69, 277, V Evans, David Mervyn 61
F Felix, Willi 152 Finochietto, Ricardo 65, 283, 331, 332 Finochietto. Enrique 65 Fisher, William E. 101 Fisk, Geoffrey 265 Flatt, Adrian Ede 58, 69, 226, 239, 266 Flint, Michael H. 178 Flügel, Erwin 82 Flügel, Margita 75, 82 Foucher, Guy 184, V Fowler, S. Benjamin 16, 51, 238, 239 Frantz, Charles H. 276 Freilinger, Gerhard 223 Fritschi, Ernest 21 Furlong, Ronald 226
G Gabl, Markus 212 Gadzaly, Dieter 73 Garcia-Elias, Marc 77, 168 Geldmacher, Jürgen 32, 35, 81, 97, 247 Gibson, Thomas 43, 197 Gilbert, Alain 197, 303, 305, V Gillies, Harold 22, 229, 304 Godina, Marko 85 Goldner, J. Leonard 262 Göransson, Harry 309 Gosset, Jean 125, 219, 302, 303 Graham, Walter C. 238 Graves, Wilder 274 Green, David Peeler 58, 89 Guibert, Claude 184 Gülgönen, Ayan 91, 155
H Habenicht, Rolf 32 Haeseker, Barend 118
Personen Hagert, Carl-Göran 87, 194 Hahn, Peter 156 Harris, David 289 Harris, E. Crampton 239 Harrison, Steward H. 216, 227, 266 Harvey, Frank 290 Hastings, Bill 272 Haussmann, Peter 95 Hayhurst, Joseph W. 206 Helaly, Parviz 328 Henderson, Edward 284 Herbert, Timothy James 99 Herms, Ralph A. 240 Hilgenfeldt, Otto 103 Hodgen, John T. 276 Hoffmann, Heinz 107 Holevich, J. 174 Holmes, W. 258 Hooper, Geoffrey 128, 148 Hovius, Steven Erik Ruden 111 Howard, Lot D. 51, 54 Hueston, John Turner 113, 230 Huffstadt, Adolf Johan Casimir (Bob) 117 Hussl, Heribert 212
I Idler, Richard S. 272 Ikuta, Yoshikazu 298 Irisarri, Carlos 121 Irwin, C. Edwin 332 Iselin, François 124, 125 Iselin, Marc 105, 108, 123, 184, 218, 219, 246, 303 Ishii, Seiichi 207
J Jackson, Ian T. 197 Jahna, Heinrich 91 James, John Ivor Pulsford 2, 127, 147, 201, 226, 258, 269, 304 Jamieson, Angus 289
Jaromoa, Heikki 309 Jokiranta, Jorma 309 Jones, Frederic Wood 274
K Kallio, Kalle Emil 262 Kanavel, Allen B. 304 Kapandji, Adalbert Ibrahim 129, 331 Kaplan, Emanuel Boris 133, 150, 259, 260, 262, 277, 304 Kauer, Johan Marie Gerardus 137 Kern, Ernst 155 Kilner, Pomfred 70, 205, 229 Kirk, Norman T. 50 Kleinert, Harold E. 61, 85, 87, 139, 290, 321 Kleinman, William B. 272 Koch, Sumner L. 54, 66, 124, 177, 193, 230, 304, 332 Koebke, Jürgen 143 Köhnlein, Edzard 96 Kojima, Tadao 145 Koob, Ewald 7 Kreuz, Lothar 246, 343 Krimmer, Hermann 156 Krotschek, Hans 91, 96 Kuhlmann, Norbert 304 Kummer, Benno 143, 254 Kutz, Joseph E. 140
L Laine, Veikko 307 Lamb, Douglas Watson 147, 201, 266, 269 Landsleitner, Bernd 82 Landsmeer, Hans 137, 267 Landsmeer, Johan Matthijs Frederik 149 Lang, Johannes 254 Lange, Max 246 Langenskiöld, Anders 315
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Personen
Lanz, Titus von 151, 324 Lanz, Ulrich 92, 153, 155, 203, 253, 254, 297 Le Gros Clarke, W. E. 274 Leclerq, Caroline 304 Leung, Ping Chung 159 Lindström, Göran 87 Linscheid, Ronald Lee 78, 161 Lipscomb, Paul R. 161, 284 Lisfranc, Régis 304, 305 Lister, Graham D. 69, 85, 86, 87, 140, 197, 290, V Littler, James William 59, 60, 70, 134, 163, 184, 205, 304, 331, 335 Lluch, Alberto 78, 167 Long, Charles 150 Louis, Dean S. 92 Lundborg, Göran 171
M MacLeod, Allan M. 197, 206 Madden, John W. 168 Malek, René 304 Manktelow, Ralph T. 321 Mannerfelt, Lennart 97 Manninger, Jenö 234 Marcus, Harry 152 Marquardt, Ernst 148 Mason, Michael L. 54, 177, 230, 304, 332 Masquelet, Alain 304 Matev, Ivan B. 173, 206, 234, 280 Matti, Hermann 244 Mayer, Leo 259 McCarthy, Joseph 168 McFarland, Brian 226 McFarlane, Robert Malcolm 69, 177 McGregor, Ian 159, 197 McGrouther, Duncan Angus 178 McIndoe, Archibald 21, 113, 118, 226, 229, 304 Meissl, Günter 222
Mennen, Ulrich 179 Mercer, Walter 147 Merle, Michel 184 Meyer, Rodolphe 312 Meyer, Viktor 212 Michon, Jacques 92, 183, 194, 219, 303 Millard, Ralph 198 Millesi, Hanno 96, 187, 208, 222 Millroy, Peter 316 Moberg, Erik 6, 30, 34, 53, 82, 105, 108, 193, 201, 217, 238, 266, 269, 317, 325 Mollier, Siegfried 152 Moore, Gerry 226 Morel-Fatio, Daniel 183 Morelli, Ezio 14 Mörl, Franz 40 Morrison, Wayne Allan 197, 206, 304 Mowlem, Rainsford 177, 226, 229, 335 Muir, Ian F. K. 335 Mustardé, Jack C. 197
N Napier, John 226 Narakas, Algimantas Otonas 199, 312 Neumann, Rüdiger 35 Nickel, Vernon 147 Nigst, Henry 36, 97, 189, 201, 257 Nissen, Rudolf 201
O O’Brien, Bernard McCarthy 197, 205, 280 Ogino, Toshihiko 207 Olivari, Neven 26 Ortmann, Rolf 143 Osmond-Clark, Henry 70 Östrup, Leif 318
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Personen
P Parkes, Athol R. 216 Partecke, Bernd-Dietmar 31 Payne, Robert L. 16, 51 Peackock, Erle E. 168 Pechlaner, Sigurd 146, 211 Pho, Robert Wan Heng 215 Pieper, Wolfgang 217 Pillet, Jean 219 Piza, Hildegunde 187, 221 Pollack, Hans-Jürgen 173 Posch, Joseph L. 298 Pratt, Donald R. 51, 54 Prommersberger, Karl-Josef 156 Pulvertaft, Robert Guy 21, 225, 226, 259, 266, 304 Putti, Vittorio 13
R Raatikainen, Timo 309 Rabichong, Pierre 303 Ragnell, Allan 187 Rank, Benjamin Keith 113, 114, 229 Rauffer, Ludwig von 82 Reid, Douglas Campbell 226, 266 Renner, Antal 233 Rijkebusch, P. 144 Riordan, Daniel Clifford 21, 23, 58, 70, 237 Robins, Robert 226, 266 Rosselli, Gustavo Sanvenero 13 Roux, Jean-Pierre 304 Russe, Otto 91, 212, 243, 294 Russwurm, Harald V
S Saito, Hidehiko 280 Salamanca, Fernando E. 121 Salmon, Michel 114 Sanders, F. K. 258 Sauerbruch, Ferdinand 124, 153
Savill, D. L. 269 Schaller, Peter 82 Scharizer, Ernst 32, 35, 83, 97, 245, 343 Scheker, Luis 140 Schink, Wilhelm 26, 249 Schmidt, Hans-Martin 156, 253 Schmitt, Rainer 156 Seddon, Herbert 21, 127, 184, 201, 226, 257, 304 Segmüller, Gottfried 212 Sharma, B. D. 61 Shaw, Darrel T. 16, 51 Shaw, Mortimer 177 Simonetta, Carlos 200, 312 Simon-Weidner, Rolf 96 Skoog, Tord 85 Smith, James W. 184, 287 Smith, Richard Jay 65, 259, 304 Solonen, Kauko Antero 261, 309, 310, 317, 318 Spinner, Morton 277, 304 Springer, Ferdinand 153 Stack, Hugh Graham 174, 206, 226, 265, 280 Steel, William 290 Steichen, James B. 272 Steindler, Arthur 71 Stellbrink, Gerhard 269 Stieve, Hermann 152 Stinchfield, Frank C. 168 Straub, Ramsay 168 Strickland, James William 271 Strömbeck, J. O. 82 Stromberg, William B. 271 Sunderland, Sydney 273 Swanson, Alfred Bertil 275, 304
T Tada, Koichi 277 Tajima, Tatsuya 174, 206, 207, 279, 280
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Personen
Taleisnik, Julio 69, 283, 332 Tamai, Susumu 86, 287 Taylor, G. Ian 206 Thomine, Jean-Michel 304 Tillmann, Bernhard 143 Tillmann, Karl 307 Tintels, Jules 134 Tonkin, Michael Alan 289 Trojan, Emanuel 91, 293 Tsai, Tsu-Min 140 Tsuge, Kenya 297 Tubiana, Raoul 114, 197, 208, 219, 301
U Urbaniak, James R.
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V Vainio, Kauko 269, 307 Valentin, Pierre 304 Van der Meulen, Jacques C. 111 Van Schoonhoven, Jörg 156 Vastamäki, Martti 262, 309, 318 Verdan, Claude 184, 200, 311 Vickers, David Whitman 315 Vilain, Raymond 184, 219, 303 Viljakka, Timo 309 Vilkki, Simo Kaarlo 262, 309, 310, 317
W Wachsmuth, Werner 151, 155, 324, 325 Wakefield, Alan Ross 113, 114, 230 Watari, Shouichi 298 Watson, Harold Kirk 319 Watson-Jones, Reginald 70 Webster, George V. 51 Webster, Jerome P. 164 Wei, Fu-Chan 321 Weitbrecht, Josias 134, 149 Whillis, James 226 White, William, L. 22 Wilflingseder, Paul 221 Wilhelm, Albrecht 323 Winkler, Elisabeth 187 Wintsch, Kob 327 Wittek, Arnold 243
Y Yancey, Philip 21, 23 Yonenobu, Kazuo 277 Yoshimura, Mitsuo 92
Z Zachary, R. P. 258 Zancolli, Eduardo Alfredo 67, 284, 331 Zellner, Peter Rudolf 335 Zeumer, Georg 339 Zrubecky, Gottlieb 31, 246, 343