Vorwort
draußen leben ein Roman von Daniel Oltmanns
Ich habe mir lange überlegt, ob ich überhaupt ein Vorwort schreib...
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Vorwort
draußen leben ein Roman von Daniel Oltmanns
Ich habe mir lange überlegt, ob ich überhaupt ein Vorwort schreiben sollte. Einerseits ist das Buch nur für mich bestimmt, so daß dieses Vorwort eigentlich keinen Sinn macht. Ich schreibe es nun aber trotzdem, da ich im Nachhinein es nicht verantworten könnte, wenn ich falsch verstanden würde. So sind alle Geschichten in diesem Buch natürlich frei erfunden und viel wichtiger, sie geben nicht immer meine Meinung wieder! Der einzige Sinn der Texte liegt darin, sich mit den Gedanken der handelnden Personen (Erzählern) auseinanderzusetzen. Den wahren Inhalt kann sowieso keiner außer mir vollständig verstehen, da ich durch bestimmte Wörter und Satzgliederung individuell den Text wahrnehme und dadurch auch ganz andere Schlüsse ziehen kann. Die „Tragödie“, so nenne ich das mal, gibt z.B. Träume von mir wieder oder befaßt sich mit Dingen in der Welt, die mir als völlig absurd erscheinen, wie begriffliche Mißverständnisse oder psychische Probleme. So symbolisieren Rechtschreibfehler unter anderen Risse in meiner Gedankenwelt bzw. auch manchmal in der Gedankenwelt des Erzählers. Es gibt jedoch auch Rechtschreibfehler, die bewußt die Dummheit der Erzähler wiederspiegeln sollen. Das sind jedoch nur zwei Möglichkeiten der Interpreta-
tion. Auslassungszeichen („[…]“) symbolisieren meist zeitliche Sprünge, können aber (seltener) auch einfach Anzeichen dafür sein, daß ich noch etwas dazu zu sagen hätte, es aber nicht tue. Manchmal denke ich in den Tagen, in den ich nicht schreibe, daß das Buch wie ein Puzzle ist, dessen Motiv man nicht kennt. Man kann es zusammensetzen, doch werden die meisten sagen: „So ein altes Motiv hätte ich mir ja auch als Poster kaufen können!“ Aber wer das Puzzle an sich mag, ohne auf das Motiv zu achten, könnte so seine Freuden haben, (ich hoffe für jene, daß sie kein vollständiges Puzzle erwarten – wäre ja auch langweilig!). Jedenfalls weiß ich nicht, was dieses Schriftstück darstellt. Es ist zwar inhaltlich nicht immer eine zusammenhängende Geschichte, sieht man aber einmal meine Intention, so tauchen bestimmte Themen wieder und wieder auf, so daß für mich ein völlig zusammenhängender und vor allem sinnvoller Text entsteht. Zumindest gebe ich eine Hauptgeschichte vor, welche mein Leben darstellt. Die Kennzeichnung am Anfang der Kapitel soll darauf einen kleinen Hinweis geben. In jedem Falle müssen Sie jetzt wissen, daß wenn sie eine Geschichte lesen wollen, die Ihnen in irgendeiner Form Spaß machen soll, Sie mit diesem Buch völlig falsch liegen. Dieses Buch regt lediglich Ihre Gedanken
an und macht evt. nur dann auch wirklich Spaß, wenn Sie sowohl an den Themen interessiert sind und fähig sind, den Text mit seinen Verschlüsselungen ein wenig zu verstehen, wobei ich um Gottes Willen nicht an Ihrer Intelligenz zweifle, doch ist dies’ eigentlich ein Buch, das zunächst einmal gar nicht für Sie bestimmt war. Warum ich es trotzdem veröffentliche? Weil ich mir sonst immer Vorwürfe machen würde: „Feigling. Mein ganzes Leben bin ich in mich gekehrt, habe mich psychisch damit völlig zerstört, finde im Schreiben dieses Buches endlich eine Möglichkeit, diesen Frust zu entladen, und das Ergebnis landet wieder in der hintersten Schublade des Schreibtisches”. So ist das Veröffentlichen für mich eine Art Befreiung, eine Art Mutprobe, eine Art innerlicher Kick, eine Art Experiment. Normalerweise bliebe an dieser Stelle des Vorwortes nur noch, „Viel Spaß” zu wünschen. Bei diesem Buch könnte das aber ironisch aufgefaßt werden, womit ich sagen will, daß es mir eigentlich scheißegal ist, ob Sie das Buch lesen werden oder nicht. Tun Sie mir nur ein Gefallen. Wenn ich Sie mal treffen sollte, sagen Sie mir, Sie hätten es gelesen. Wie Sie auf meine Frage antworten: “Hat es Ihnen gefallen”, ist mir dann auch egal, da ich mein Ziel längst mit der alleinige Fertigstellung des Buches erreicht habe. Viel Spaß wünscht Daniel Oltmanns !
1. Kapitel (Gedanken 1 & Die Gegenwart) 05.05.1985 [...] ja? ichliebedich [grinst, wird rot] ich erwarte keine Antwort, ich kenn’ die Situation [stottert, klingt unsicher] Oh, Du bist süß, aber [...] ich ziehe die Knarre, erschieße sie ich bekomme ein Kind ich bekomme ein Kind ich bekomme ein Kind ich bekomme ein Kind ich bekomme ein Kind ich werde verrückt […] [Ruhe ist Leben, Schweigen ist Tod] […] ich kenne den Sinn meines Lebens nicht, ich weiß jedoch [‘niemals werde ich es über mich bringen, sie zu erschießen’], er macht keinen sinn. ich träum., daß er hinter mir steht eine latte erstrebt, und mich mit seinem schwanz erschlägt in 1000 teile zerlegt! Der Schreiende pinkelgrün “Wenn du mich verlassen willst”, sagte er, “dann hol’ mir noch schnell ein Bier”. Was ist, wenn seine 13 jährige Tochter in die Disco will, er aber “Nein, du bist noch zu jung für die Disco!”, Seite 7
sagt. Ich will aber in die Disco du bist ja nicht einmal mein richtiger Vater. “Nein, aber ich kenne dich schon länger, als du dich selbst, ich liebte deine Mutter, da warst du noch . Und wenn ich dir sage, obwohl wir uns schon 13 Jahre kennnen, uns akzeptieren, uns verstehen, Spaß haben, sagst du ‘Ich will aber in die Disco.’” Gedanken sind nicht frei, sie sind gebunden an Natur und Mensch. Es begann alles mit der Einschulung. Nachdem Bernd Zanhnecke (*13.08.1988, U24.12.2023) gründlich seine Schuhe und seine Zähne geputzt hatte, seine Haare gekämmt waren und er sich die von seiner Muttter ausgewählten Klamotten anzog, durfte er mit seiner Schultüte den Weg zum ersten Schultag endlich antreten. Bernd sah an seinem ersten Schultag lediglich die Schultüte, denn er wußte, wenn er etwas geschenkt bekommt, und seine Eltern schenkten ihm viel, dann wird es ein schöner Tag werden. Auch hatte er schon Negatives von der Schule gehört: ‚man solle dort Schreiben und Rechnen lernen, und wenn man es nicht schaffe, ein Diktat oder eine Aufgabe, ohne Fehler zu schreiben, dann bekam man Prügel mit einem Rohrstock‘. Bernd konnte bereits ein wenig Rechnen und Schreiben, doch Fehler machte auch er. 8. Seite
Am ersten Tag lernte er seine Lehrerin, Frau Tscheiff kennen. Einen Rohrstock erkannte er nicht in dem kleinen Klassenzimmer, doch nach einiger Zeit schon lernte Bernd das Diktat und die Mädchen - anfangs natürlich nur dumme Ziegen, die mit Puppen spielten und Jungs doof fanden - kennen. Es sollten noch welche folgen. [...] Bernd hatte sich nach dem Studium mit Fredd getroffen. Fredd jedoch hatte sich geändert. Alles was wir haben alles ist keine nein? Eber. Erst einmal jedoch hatte er Fredd Osych, ein Freund, der ein rotes Feuerwehrauto besaß. Als Bernd eines Nachmittags zu Fredd kam, sah er dieses Auto es war Liebe auf den ersten Blick. Diese Feuerwehrleiter, ein Feuerwehrschlauch am Ende des Löschzuges. Selbst das Innere war perfekt. Nicht nur Lenkrad, Sesssel, auch lag ein Feuerwehrhelm auf dem Beifahrersitz und eine kleine Kassette auf dem Armaturenbrett. Allles stimmte. Für Bernd war dieser Löschzug schon bald mehr als nur ein Auto, es war der Grund, Fredd überhaupt zu besitzen. Nachdem er überall versuchte, dieses Auto im Geschäft zu finden (keines hatte diese Detailgenauigkeit, diese Ausstrahlung und keine hatte diesen Preis), kam er auf die Idee, das Auto zu stehlen. Er stahl nie, aber Seite 9
zwischen ihm und dem Auto gab es etwas Magisches. Die anderen Autos waren Autos, dieser Löschzug war etwas Besonderes – Gott, er war zu feige. Statt dessen versuchte er das Auto auf Ehrliche Art und Weise zu bekommen. Er bot Fredd alles zum Tausch an, was er besaß. Fredd brauchte dieses Auto. Nicht weil er es wirklich mochte, im Gegenteil, er nahm es und fuhr mit anderen Autos dagegen, er schmiß es an die Wand, um zu sehen, wieviel es aushält. Eines Tages zündete er es sogar an, Bernd konnte noch in letzter Sekunde die Katastrophe einschränken. Ihre wahre Schönheit erkannte Fredd nie, für ihn hatte das Auto lediglich materiellen Wert Bernd ging leer aus. Bernd hatte sich nach dem Studium mit Fredd getroffen. Fredd jedoch hatte sich geändert. Als sein Gast in die Mietwohnung nahe Köln eintrat, fiel ihm sofort das Feuerwehrauto in einer Glasvetriene stehend, sehr sauber poliert, auf. Das mittlerweile wirklich alte, wertvolle Stück glänzte so, daß Bernd sofort wieder dieses Gefühl, welches er nur aus seiner Kindheit kannte, bekam. Es fiel Bernd jedoch auf, daß sowohl die Kassette als auch der Helm aus dem Fahrzeug fehlten. Als die beiden alte Schulgeschichten austauschten, wurde der Streit um das Feuerwehrauto nicht mit ei10. Seite
nem Wort erwähnt, obwohl dieses ein großer Bestandteil beider Erinnerungen war. Der Streit hatte scheinbar nie geendet. (...) als es sehr spät wurde, ging ich wieder und ich hörte noch im Treppenhaus das Klatschen eines harten Metallgegenstandes, das mit hoher Geschwindigkeit, treu und blind, gegen die Wand einer Mietwohnung, der Mietwohnung prallte, das Klatschen eines roten Feuerwehrautos ich ertrug diesen Gedanken nicht, und ging Nur Fliegen sind schöner? - ein Traum. Ich kam gerade vom Flohmarkt, wo ich ein Bild eines Künstlers, dessen Name ich noch nie zuvor gehört hatte, dessen Technik mich aber sofort faszinierte, ersteigern konnte. Als ich in mein Zweifamilienhaus eintrat (im Moment war kein Mieter in Aussicht, so daß ich selber eines der beiden Wohnungen belegte), wolllte ich mir gleich eine passende Stelle für mein erstandenes Werk aussuchen, als es plötzlich an der Tür klingelte. Es war ein Mann, der behauptete, ein alter Schulfreund zu sein ich glaube, er nannte sich Bernd, oder so. Da ich mir aber ganz sicher war, nie einen Schulfreund namens Bernd gehabt zu haben, schloß ich die Tür wieder. Bereits kurz darauf hatte ich die Idee: Ich hängte das Bild in den Windfang. Seite 11
Er wird sein Buch dreimal geschrieben haben, ohne es zu ändern. Die Geschichte ändert nie ihre Haltung gegenüber ihren Figuren, und wenn er es einhundert aml schreibt. - toll gebrüllt kleiner löwe Feuerwehrauto Weihwasser. Dieses Weihwasser, das bei Fredd im Regal eine Heimat gefunden hatte, ließen Bernd vergessen - ich kann nicht in Rätseln sprechen: Drogen, die vergessen ließen, daß ich empfinde und wie es steht. Nicht nur Alkohol, Kokain, Marihuana, Heroin auch die Droge der Drogen:: die Endddroge. Du bist die Ursache und auch das Ziel. [...] Ich stekkte meinen Penis in den Kofferraum, der schon [...] Tod, Baby, Ich [...] Ich schmiß sie an die Wand ... Interview mit Autor (...) Autor: „Ich habe Dich geschaffen, damit Du Deine von mir gegebene Funktion erfüllst.” Erzähler: „Du erklärst Dich als Schöpfer?”
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Autor: „Schöpfer von Dir und allen anderen Erzählern die hier auftauchen.” Erzähler: „Weshalb reiche ich Dir nicht allein das was Du denkst, gebe ich wieder, soll ich Lügen, so tue ich dieses auch.” Autor: „Sehr naiv zu glauben, ich könnte über Wahrheit und Lüge entscheiden!” Erzähler: „Du bist der Schöpfer von Wahrheit und Lüge.” Autor: „In Deiner Welt. In meiner Welt können nicht sehr viele etwas damit anfangen. Wahrheit ist für mich nur eine Erfindung des Geistes, ein Wort ohne Inhalt, denn wahr ist nur das, was ich für wahr halte. Die Regeln hier bestimmen aber eine allgemein gültige Wahrheit, die mich ehrlich gesagt allmählich langweilt. [...] Darum schaffe ich mit Dir eine Welt, und mit allen anderen jeweils eine andere.” Erzähler: „Welche Welt ist denn nun wahr?” Autor: „Alle. Eine Welt entspricht jedoch der Wahrheit meiner! Diese Welt mit den anderen zu vergleichen ist für mich, und für keinen anderen, das höchste Seite 13
Ziel. Für andere (in meiner Welt), bin ich nicht der Schöpfer. Deshalb kommen sie nicht klar mit der für mich in Deiner Welt richtigen Wahrheit.” Erzähler: „Was ist nun die Funktion der Erzähler, die zwar alle eine eigene Welt haben, über die Du jedoch bestimmst?” Autor: „Ich kann Dich lenken, das stimmt. Ich kann Dir jedoch die Freiheit der Phantasie und des Irrationalismusses, die Freiheit, die Dich in meiner Welt zum Individuum macht, geben. Die Funktion ist, mich zu lenken, mich zu überzeugen, mich zu ordnen alles das kann nur ein Individuum. Erzähler: „Wieso rede ich häufig trivial?” Autor: „Nichts ist trivial, wenn man es durch die Augen aller sieht!” Erzähler: „Gibt es Stellen in diesem Buch, mit denen Du Dich rechtfertigen willst?” Autor [wird rot und schreit]: „Ich habe keine Lust, Dir alles noch einmal zu erzählen!”
Man muß sich an die Natur binden, um seelisch wirklich frei zu sein, sich von ihr lösen, um körperlich diese Freiheit zu erlangen. Ein Beweis dafür habe ich nicht, für ein Beispiel reicht es allemal. kaufte ein Auto konnte hinfahren wo ich wollte traf eine schöne Frau hatte Verabredung ging zu Fuß durch den Wald Auto kaputt alles im Date in Ordnung frei sülz naja, das Auto - Wald
DIE AUFGABE EINES ORTES IST ES, DEN MENSCHEN, DER SICH DORT WOHL FÜHLT, WIDERZUSPIEGELN. Philosophen und Autoren müssen alles verschlüssseln. Doch scheint oft die Grundlage für diejenigen nicht durch, die keinen Schlüssel besitzen, um diejenigen es aber häufig geht.
Daraufhin stirbt der Erzähler. 14. Seite
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Sicherlich hilft das beispiel oder parabelhafte zum Verständnis bei, doch befindet sich der Verfasser oft auf einer anderen Ebene, als sein Leser. Dem Leser bleiben also nur XMöglichkeiten zur Interpretation also keine. Sicherlich bedarf eine direkt auf den Punkt gebrachte These, ebenfalls eine Interpretation. Zur Not bleibt dem Leser jedoch die These an sich. Diese kann er auf seiner Ebene bewerten und beurteilen. Ob der Verfasser damit allerdings sein Ziel erreicht bleibt offfen. Zur Wahrheit kommt eh keiner.
komische kleine geschichte Er schlief, als er plötzlich von einem Geräusch, daß von der Patere direkt unter ihm kam, aufwachte. Dieses Geräusch war eigentlich nicht sehr außergewöhnlich, denn bei diesen Herbststürmen kam es schon häufiger vor, daß die Rolläden gegen die Fenster pochten. Da er aber völlig alleine im Haus war, beschloß er, die Treppe hinunter zu steigen, um einmal nach dem Rechten zu sehen. Er stand unten an der Treppe, als ihm plötzlich Geflüster auffiel. Er erschrak zunäst, weil er glaubte, jemand stände hinter ihm. Dann blieb er allerdings versteinert stehen, bis ein Satz wie ein Echo in seinen 16. Seite
Ohren schallte: „Laß uns nach oben gehen, vielleicht finden wir dort, wonach wir suchen.” Von diesem Satz faßte er wieder klaren Gedanken und rannte so schnell er konnte in sein gerade noch so friedliches Schlafzimmer, ohne sonderlich acht zu geben, leise zu sein. Er schloß die Tür hinter sich und drehte den Schlüssel zweimal um. Nun wollte er die Polizei rufen und war zunächst einmal dankbar, daß seine Ex - Frau unbedingt in jedem Zimmer ein Telefon haben wollte. Später, nämlich als er abnahm und die Leitung tot war, wurde ihm bewußt, in welcher Scheißsituation er saß. Kaum einen klaren Gedanken gefaßt, klopfte es: „Unpassender Zeitpunkt, um zu telefonieren! Viel passender wäre es doch zu sterben.“ Obwohl er wußte, daß schweigen keinen Zweck hätte, tat er genau dieses, faßte aber noch einen Plan. Er öffnete das Fenster und sprang in den Innenhof. In genau diesem Moment öffnete der Einbrecher gewaltsam die Tür und sah den Mann noch gerade springen. Er rannte die Treppe hinunter und schlief ein. Als der gerade noch Verfolgte die Statue, die im Garten des Nachbarn stand, viel Moos hatte ihre Fragmente schon bedeckt, in die Scheibe vom Haus desselben warf, passierte es. Hinter der Scheibe stand ein Mann. Ein Clownähnlicher man, der ihm Blumen gab. Der Verfolgte wußte, es würde ihm nur Wasser ins GeSeite 17
sicht gespritzt werden, nahm die Blumen aber trotzdem, er wollte dem Clown den Spaß ja nicht verderben. Wasser war es nicht, dafür aber eine mehr grünfarbige Wolke, die auch ihn in einen tiefen Schlaf versetzte. Der Claun raubte (met) alles aus und Stahl sich davon.
2. KAPITEL (Gedanken 2) Glauben Ich glaube an Glaube ist eine Vermutung, abgehoben von jeglicher Vernunft, von jeglichen Tatsachen. Der Glaube wird jedoch da schnell zur Tatsache, wo die Vernunft völlig versagt – zu keiner Lösung führt. “Ich glaube zu wissen!”. Glaube ich das, oder weiß ich das? Wenn ich das glaube, heißt das, daß ich zweifle an meinem Wissen, da ich ja lediglich glaube, daß ich glaube zu wissen. Daß ich weiß, bleibt jedoch sehr realistisch. Da ich aber auf jedem Fall weiß, daß ich glaube zu wissen, da ich dieses wirklich glaube, weiß ich, daß ich nicht einmal das wissen kann... Wissen ist also relativ. Weiß ich denn, daß das, was ich weiß, auch stimmt? Und wer bestimmt über das, was stimmt? Und wie bestimmt „es“ was richtig ist? Ich! Ich bestimme was stimmt. Der Glaube ist doch lediglich Flucht vor der Macht, die wir dadurch besitzen. Spekulativ kann ich sein, denn ich weiß nicht allles, doch möchte vermuten? Aber nur weil ich es nicht weiß, muß es irgendein anderer wissen. Denn ich all-
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leine bestimme, was Wissen ist. Wieso soll ich mir beispielsweise die Frage stellen, was der Sinn des Lebens ist, wenn ich dafür keine Antwort bestimmt habe. Dieses ist durchaus möglich, löst man sich vom Glaube. Ich habe einen Sinn in meinem Leben, indem ich diesen bestimme, denn ich bin „Gott“. Für mich existieren lediglich die Sachen, die ich kenne, nicht die, die ich glaube zu kennen. Mein Wisssensfeld schafft also die Horizonte meiner Welt. Streiche ich den Glauben, so gibt es keinen Horizont, so bin ich frei. Bei dichtem Nebel, ganz alleine im Park, zu einer sehr späten Stunde, Würde ich weiterfahren, auch wenn es gefährlich ist. Ich nehme ein Messer in die Hand - überlege: Ich: „Wie ist es nach dem?“ Ich: „Jetzt noch nicht!“ An den lieben Gott Hallo Gott. Ich gehe jede Woche in die Kirche und glaube an Dich und die Bibel. Meine Mama ist gestern bei einem Autounfall gestorben, Papa ist am weinen die ganze Zeit. Er sagt, Mama sei jetzt im Himmel, so sag Du ihr bitte, daß ich sie lieb habe, und daß sie bald 20. Seite
zurück kommen soll, ich bin sehr traurig. Du kannst doch, daß sie zurückkommt. Ich habe schon ein Bild für Mama gemalt, Papa darf das nicht sehen. „Mama kommt nicht wieder nie!“, schrie er mich heute weinend an und küßte mich weinend auf die Stirn. Aber ich weiß, Du machst, daß sie zurückkommt. Deine Sarah Es gibt Religionen auf dieser Welt, die sagen, daß jeder Mensch als Tier wiedergeboren wird. Jeder Mensch in das Tier, was er verdient. Was für ein Menschenbild müssen die Anhänger einer solchen Religion sein, wenn man betrachtet, wieviele Insekten und Bakterien es gibt [...]. Es gibt die „absolute Freiheit“, welche man erlangen kann, indem man dem Staat widerstrebt. Der Staat kennt diese Möglichkeit, absolut zu wissen, doch er fürchtet, er könne seine Situation nur verschlechtern, wenn er mit dieser Möglichkeit an das Volk geht und das System “Staat” damit vernichtet. Diese Möglichkeit liegt in der Welt der Drogen. Nicht die Drogen, die wir kennen, sondern eine Droge, die über den Rausch aller Drogen hinausgeht und somit einmalig in ihrer Wirkung ist. Der Staat verbietet Seite 21
Drogen, lediglich die weniger Effektiven, aber die Angst ist zu groß. Drogen bedeuten Freiheit, das Gegenteil behauptet der Staat, denn ohne „Antidrogenemanzipisten” würde es gar keinen Staat geben, denn alle erreichten absolute Freiheit und absolutes Wissen. Sie Macht des Staates geht daher über das Individuum hinaus. Die Macht des Staates regiert uns nicht nur, sie lenkt uns. Sie bestimmt uns, liefert uns den Menschen aus, die über diese Macht verfügen, die uns scheinbar brauchen, dies aber nicht wirklich. Wenn ich später Kinder bekomme, gewöhne ich diese so früh wie möglich an Drogen, damit sie später, wenn ich vielleicht die Enddroge gefunden habe, ein leichteres Einnehmen haben und nicht schon von den sogenannten Aufklärern verdorben sind. Ich möchte sie zu nichts zwingen wollen, wenn es nicht sein muß. Ich muß sie zwingen, wenn sie freier sein sollen, als das Volk – freier als ich! Natur Kann ich jemals vergessen, was für eine Art Tier ich bin? Ich wünsch’ mir, daß auf meinem Grabstein steht, „Viel Spaß !“ 22. Seite
Wir sind die liebenswürdigsten Raubtiere überhaupt. Alles Fleisch verschönern wir mit Ketchup. Ich habe noch nie gesehen, daß ein Raubtier sich die Zähne putzt Sollen wir uns von der Natur trennen (z. B. durch gebratenes Fleisch), müssen wir uns die Zähne putzen müssen wir? Ich fuhr die Straße nach Saint de Maint etwas schneller als sonst. Der Termindruck machte mich fast verrückt. Es war früh mittags, so ca. um 12:30 Uhr. Bereits um 13:00 Uhr mußte ich in der Firma, in der ich seit drei Jahren arbeitete, einen Vortrag über die Möglichkeit eines neuen Computersystems halten. „Wichtig“, kaufwillige Geschäftsmänner wären am Ort gewesen. Mit Hilfe des neuen Wagens, der mir als Einstelllungsgeschenk gerade recht kam, da mein altes Fahrzeug nicht für den Job geeignet war, sollte es jedoch kein Problem werden, die 50 km in der halben Stunde zurückzulegen. Aber wer konnte denn ahnen, daß auf dieser so wenig befahrenen Fahrbahn mir das erste mal überhaupt ein Fahrzeug entgegenkam. Ich wich rein reflexmäßig aus, welches mein Fehler war, denn ich viel in den Abgrund die Klippe hinunter, die ich nie zuvor auf meiner Fahrt zur Arbeit bemerkte. Seite 23
Schwerverletzt überlebte ich den Unfall und kroch aus meinem Auto. Ich schaute nach oben, in der Erwartung, den Fahrer des anderen Autos oben zu sehen. Ich wollte gerade nach Hilfe schreien, als mir aufffiel, daß ich mitten in einer Wüste lag. Weit und breit keine Klippe und weit und breit kein anderes Fahrzeug zu sehen. Ich fiel in tiefer Ohnmacht. Als ich wieder zu mir kam, lag ich nicht, wie ich in meinem Unterbewußtsein hoffte, im Krankenhaus. Nein, ich lag immer noch an der selben beschissenen Stelle, wie vor meinem Ausfall. Der einzige Unterschied war, daß meine Schmerzen sich einstellten, während ich, ich weiß nicht wie lange, in diesen Zustand lag. Die einzige Möglichkeit, die mir blieb, war loszulaufen, so aussichtslos die Lage auch war. Bereits nach einer Viertelstunde traf mich der Schlag. Unter mir war ein riesiges Waldgebiet, soweit das Auge reichte. Ich konnte es nicht fassen. In allen Filmen, in denen Menschen aussichtslos in der Wüste endeten, brauchten sie Wochen, um die Rettung, in welcher Form auch immmer, zu finden, wenn sie diese überhaupt fanden. Ich brauchte ziemlich exakt eine Viertelstunde. Der Wald war ein Traum. Genug zu essen, genug zu trinken und genug zu sehen nur Lebewesen fehlten in diesem Wald, keine Mücke, kein Käfer, keine Laus, ge24. Seite
schweigedenn wilde Tiger oder Schlangen. Das einzige was es dort gab waren Früchte, Wasser und mich. Schon bald vergaß ich mein vorheriges Leben, den Streß, die Zeit, die Sorgen, die Habgier. Ich war, wo immer ich auch war, in meinem Paradies angelangt. Ich brauchte keine Kleidung und keine Behausung, denn es gab absolut nichts, wovor ich mich schützen müßte. Das Wetter war nicht, wie man es in einem solchen Gebiet erwarten müßte. Es war Tag wie Nacht immer um die 25 Grad warm, soweit ich überhaupt noch in der Lage bin, solch menschliche Einteilungen einzuschätzen. Auch regnete es nie. Nie! Die Bäume wuchsen, die Bäche floßen und nicht ein Tropfen Regen fiel. Schon bald wußte ich, ich war nicht mehr dort, wo ich früher einmal war, es war nicht die Erde und es war auch nicht irgendwo im Weltall, das spürte ich, dazumal bei Sternklaren Nächten absolut nichts am Himmel zu sehen war. Ich wußte nicht einmal, ob ich überhaupt noch am leben war, es war für mich auch von keinerlei Bedeutung. Aus lauter Langeweile kam mir der Gedanke, das Gebiet weiter zu erforschen. Die Märsche, die ich bisher zurücklegte, gingen nie sehr weit. Ich suchte mir einfach nur das Nötigste, um zu überleben – und das gab’s überall. Ich zog einfach los, um nach Leben zu suchen. Proviant brauchte ich nicht. Ich marschierte tagsüber und schlief Nachts, nicht weil ich an diesem Seite 25
Rhythmus gewohnt war, sondern weil ich nach allem Ausschau hielt, was irgendwie leben könnte. Kleinste Tierchen könnte man aber halt nur tagsüber sehen. Ich marschierte zehn Tage und zehn Nächte ohne auch nur eine Besonderheit entdecken zu können. Ich hätte nach weiteren unzähligen Tagen noch dort sein können, wo ich gestartet war. Pflanzen, Früchte, dessen Namen ich allesamt, wen wundert’s, nicht kannte, aber auch desssen Formen und Geschmack völlig Erdfremd waren. Eine Besonderheit viel mir doch auf: Meine Füße taten nicht weh. Früher konnte ich keinen halben Meter laufen, ohne daß ich Wadenkrämpfe bekam. Langsam glaubte ich einfach, ich wäre Tod. Nach unzähligen Tagen hörte ich einfach verzweifelt auf zu suchen und beschloß an einem Ort, der sich nicht von den anderen Unterschied, zu übernachten und zu bleiben - es war egal. Wie sehnte ich mich nach der Wüste. Ich verstand nach einiger Zeit gar nicht mehr, warum ich nur eine Viertelstunde für die Wüste brauchte und darüber auch noch glücklich war. Mit diesem Stichwort kam mir die Lösung. Ich machte mich dann doch auf den Weg zurück zu der Wüste. Ich habe versucht, immer nur in eine Richtung zu laufen, was natürlich ganz unmöglich war, denn ich hatte ja nicht die kleinste Orientierung. Nach weiteren Wochen erreichte ich den Rand des Waldes. Diesmal wanderte ich Tag und Nacht. Ich wußte nicht, ob ich an ei26. Seite
ner ganz anderen Stelle den Ausgang erreichte, viellleicht sogar das andere Ende des Waldes erreicht habe, ich weiß es bis heute nicht. Ich packte mir schnell ein paar von den Früchten, die ich auf meiner Reise am häufigsten beobachtete ein und begann mit dem Marsch durch die Wüste. Diesmal dauerte es sehr viel länger als eine Viertelstunde, es dauerte länger als mein Fußmarsch im Wald. Auch hier gab es keine Besonderheiten. Sand, angenehme Wärme, keine Hitze. Nur kein Essen. Warum ich nicht vor Hunger gestorben bin, weiß ich nicht. Warum ich nicht vor Schwäche zu Boden sank und elendig verreckte, weiß ich auch nicht. Ich habe nicht einmal die eingepackten Früchte gegessen, die ich noch aus dem Wald in meiner Hand trug. Ich wußte, daß ich sie nicht wegschmeißen durfte, warum wußte ich jedoch nicht. Irgendwann tauchte ein riesiger Berg auf. Es dauerte Wochen, bis ich diesen Riesen erstiegen hatte und es lohnte sich. Hinter ihm entdeckte ich ein Wald und ich rannte, ich rannte so schnell ich nur konnte und, und ich fand den gleichen Wald, den ich vor Monaten verlassen hatte. Kein auch nur noch so kleinstes Wesen konnte ich entdecken. Der einzige Grund für mich am Leben zu bleiben war, hinter das Geheimnis zu kommmen, das dieser Wald hatte. Warum konnten die Bäume ohne Wasser existieren, warum kann ich überSeite 27
haupt ohne Wasser leben, ohne daß meine Haut auch nur ein bißchen spröde wurde, ohne daß ich auch nur den geringsten Durst verspürte. Ja, O.K., es war schon ein Genuß, das erste mal seit dieser Zeit das Wasser trinken zu können, das ich dort nach wie vor anfand, doch gebraucht hätte ich das Wasser nicht. Obwohl ich wußte, daß es hoffnungslos war, untersuchte ich das Gebiet. Es kam mir irgend etwas anders vor, ich wußte bloß nicht was, so lange ich auch überlegte. In der ersten Nacht passierte es dann. Eine Frau kam, sah die Frucht, die ich in meinen Händen wie aus Gewohnheit trug, wir schliefen, sie bekam ein Kind, das ich von der immer noch übriggebliebenen Frucht ernährte, denn als ich diese das erste und letzte mal probierte, wußte ich, ich habe das gefunden, wonach ich die ganze Zeit gesucht habe, was auch so anders war in diesem Wald, denn diese Frucht gab es hier nicht. Die Enddroge. Die Frucht ist durch ihre Reife zu dieser geworden, ich war wirklich Tod und dies’ist ein Universum mit nur einem Planeten, gesamt gibt es zwanzig Universen. Warum ich hier bin, weiß ich auch. Aber wenn ich Dir das jetzt erzählte, wäre der Grund für das Schreiben meiner Geschichte umsonst. Für Dich muß die Enddroge ja schließlich auch noch seinen Reiz behalten, denn ich möchte Dich nicht zwingen, wenn es nicht sein muß. 28. Seite
Es brach in mich hinein, meine Ausrüstung, alles andere. Er war es, er nahm mich und dann streichelt er mich. Tut mir leid meine Notdurft! Wer bist Du, nein, Reifen. Eine klassische Dreierbeziehung? Ja, aber nicht nach meinen Aussagen. Ich denke, er wollte es nicht, erst ich bringe ihn dazu. Niemals gehe ich ins Kloster (?SK??) und nahm sein Pausenbrot und bete wohin? Eigentlich ist Ende, realitäten werden langweilig, denn liebe ist nicht mit feuer gleichzusetzen eine logischesschlußääfolgergztungwärealso:ne-mmonegegorddneeidtsahud
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Grüner Luxus Ein Mann hatte einmal einen Hund. Er mochte Adam sehr und beschloß, ihn so gut zu versorgen, wie er nur konnte. Er fütterte ihn drei mal täglich, ging ständig mit ihn an die frische Luft. Der Hund erfreute sich des Herrchens Anblick, kannte seine Funktion sehr genau. Aber nicht nur der Hund, auch sein Herrchen blühte auf und entwickelte sich. Der Hund jedoch nahm schon bald sein Herrchen als selbstverständlich hin, sah diesen lediglich als überflüssige Maschine. Er fraß und fraß weiterhin die leckeren Mahlzeiten seines Herrchens, den Wohlstand sah man Adam schon an. Das Herrchen war zufrieden wie immer auf seinem durch den Hund schon sehr klein gewordenen Territorium, obwohl er schon ziemlich Mühe hatte mit seinem Hund, da dieser seine eigene Tagesration an Futter einschränkte, aber er war ja bescheiden. Der Hund konnte jedoch nicht genug zu essen bekommen und sah in seinem Herrchen schon bald nicht mal mehr eine Maschine, sondern nur noch etwas Luxus. Er wollte jetzt fressen und biß seinem Herrchen deshalb die Kehle durch. Einen Teil seines Herrchens fraß er dann auf, den Rest ließ er dann liegen, denn er war ja nur das Beste gewohnt. Am nächsten morgen fand der Hund dann nur noch eine offene Dose Futter, 30. Seite
so daß er schon nach drei Tagen den Rest des mittlerweile stinkenden Kadavers in sich hineinstopfte, er wollte nur nicht verhungern. Am siebten Tag jedoch geschah es: er lag sich neben sein Herrchen und weinte und starb. Das Schreckliche jedoch war, daß sein Herrchen verantwortlich für alle Hunde war, und nicht alle Hunde waren wie Adam. Einige wußten zwar von ihm, schwiegen aber, da sie glaubten, nichts gegen den weit aus größeren Hund erreichen zu können sie wußten sogar von Adams Plan und schauten zum Teil einfach nur durch das Küchenfenster des Hauses zu. Mit dem Tod von Adams Herrchen starben auch alle anderen Hunde auf der Welt, sogar diejenigen, die noch nie etwas von Adam oder seinem Herrchen gehört hatten. Das Sterben übertrug sich auch auf andere Tiere, später auf alle Lebewesen. Solange bis die Erde eine leblose, graue Kugel war. Der Hund: „Ah, Herrchen ist zu Hause. Es bringt mich zu dem, auf zwei Beine. ,Schlürf’. Ah, Futter, es wird mich zum Fressen bewegen. Es will es so. Und es macht, daß ich fresse. Eine Lust in mir, ich fühle Geschmack, Kälte. Essen ist abgeneigt, ich satt. Geräusche, bellen, Glück, Zufall“. Der Mensch: „Ah, endlich zu Hause. War ein ziemlich langer Tag heute. Ich muß den Schlüssel heraushoSeite 31
len, damit ich ihn in das Türschloß stecken kann. Nur so bekomme ich die Tür auf und nur so komme ich in meine Wohnung. Der Hund braucht etwas zu Fressen, so gebe ich ihm etwas, nachdem ich ihn gestreichelt habe. Nun mache ich mir selber etwas zu Essen, weil ich Hunger habe und mit Essen satt werde. Ich nehme das Brot und schneide es mit der Brotschneidemaschine, weil diese Methode schneller geht“. Die Pflanze: „-“ Der Instinkt: Ein Traum [...] Ich hänge oben an dem Dachvorsprung. Alle Freunde gucken. Ein bissiger Hund springt ständig hoch, um mich zu packen. Nur an den Händen mich festklammernd herunterbaumeln reicht nicht mehr, da der Hund zu hoch springt. Irgendwie muß ich die Füße höher bekommen. Meine Freunde lachen und schlimmer: sie gucken. Der Hund hat schon ein Sabbbermaul, als wäre es seine einzige Aufgabe, mich zu fressen. Ich bekomme meine Füße nach oben, da eine Schraube aus dem Unterholz des Dachvorsprunges guckt. Ich spüre die kalte Schnauze an meinem Rükken. Der Schmerz, der mir der Hund bereitet, ist gering. Die Angst vor meinen Freunden groß. Ich kann doch nicht die ganze Zeit hier oben bleiben. Meine 32. Seite
Hände und besonders meine Beine werden langsam müde, der Hund aber nicht. Ich lasse einfach los? [...] Beim Turnunterricht war heute Bockspringen an der Reihe. Ich habe eine eins bekommen, Klaus auch. Dann bin ich rausgeflogen und meine eins wurde zu einer sechs geändert. Dabei ist Klaus und nicht ich die Sprossenwand hinaufgeklettert. Und ich entschied mich für die Postkutsche, nicht für den Feuerwehrwagen. Ich weiß heute nichts mehr mit dem Scheiß anzufangen, denn das alles liegt mir eigentlich wenig. Das Feuerwehrauto zu zerstören ist eins. Die Situation aber wirklich zu (er) klären zwei. ich bin schon bei vier
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KAPITEL 3 (Das Experiment) 24.12.2023 Er schlief nicht. Nie wenn er etwas getrunken hatte, denn er müsse sündigen. Aber von vorne. Ich ging ziemlich spät, ungewohnt spät aus dem Haus. Normalerweise war es nicht Zeit, noch eine Kneipe aufzusuchen, doch diesen Abend zu Hause zu verbringen, war einfach nicht möglich, denn die Einsamkeit hätte mich umgebracht. Auf dem Weg traf ich, wie verwunderlich, keine Menschenseele. Auch war erst die vierte Kneipe die, zu der ich noch Zugang fand, ausgerechnet heute. Die erste war völlig leer, die anderen beiden waren bereits geschlossen. In der vierten Kneipe fand ich dann die Gesellschaft, die ich gebrauchen konnte. Es war zwar nicht die Art von Gesellschaft, die ich mir erhoffte, doch die Hauptsache war, ich hatte überhaupt ein wenig Gesellschaft: ein sehr alter Mann, Alkoholiker, wie man ohne vorschnell zu urteilen auf den ersten Blick sagen konnte. Ich setzte mich neben ihn und bestellte mir eine Cola. „Eine Cola?“, wirst Du jetzt sicherlich denken. Ja, das ist der Grund meiner Einsamkeit. Vor etwa fünf Jahren hatte ich noch Familie: eine Frau, eine Tochter und einen Sohn. Zunächst war alles sehr harmonisch, ich hatte
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noch einen sehr gut bezahlten Job als Angestellter einer Papierfabrik. Ich paßte auf, daß nichts verloren ging, oder „Finanzabteilung“, wie manche vielleicht sagen. Naja, auf jeden Fall war am Anfang noch alles sehr harmonisch, bis, ich hatte eigentlich nie gemerkt, wann es angefangen hatte, auch nicht wie es angefangen hatte, und bis zum Schluß wußte ich auch nicht, daß es überhaupt angefangen hat, bis ich trank. Ich trank nach Feierabend stets fünf Bier und drei Schnäpse am Ende trank ich gar kein Bier mehr, aber bis zu zwei Flaschen Weinbrand, ja am liebsten Weinbrand. Eigentlich ist die Geschichte es gar nicht wert, erzählt zu werden. Ich wurde gefeuert, als ich wieder einmal betrunken zur Arbeit kam. Die offizielle Begründung hieß: mein Job sei überflüssig geworden, man habe sich modernerer Hilfsmittel zur Bearbeitung der Finanzen bedient. Meine Frau hat mich verlassen, nachdem ich sie im Suff geschlagen hatte, ich schlage eigentlich nie Frauen, aber im Suff bin ich doch nicht mehr ich. Naja, sie wäre höchst wahrscheinlich sowieso von mir gegangen. Nathascha, meine Tochter war zum Glück schon aus dem Haus, Tobias, den Jüngsten hat sie mitgenommen. Aber das war mir zu dem Zeitpunkt auch völlig egal. Gleich nachdem ich meine Frau geschlagen hatte, machte ich einen Entzug mit. Ich erhoffte mir eigent36. Seite
lich mehr eine letzte Chance von meiner Frau, als daß ich damals wirklich ana Aufhören gedacht hatte. Als wir geschieden waren, erfuhr ich, daß meine Ex - Frau, die ich noch sehr liebte, neu geheiratet hatte. Das raubte mir die letzte Hoffnung. Die Jahre von dort an bis heute waren die härtesten, die ich jäh hatte, und ich hatte schon harte Jahre mitgemacht. Naja, auf jeden Fall sitze ich nun hier und trinke meine Cola. „Frohe Weihnachten“, sagte der Barkeeper, „ein Bier?“. „Eine Cola“, sagte ich und fing an, mich mit dem älteren Herr neben mir zu unterhalten. „Und? Was verschleppt sie Heiligabend in diese Kneipe?“. „Das Bier“, sagte der Mann, der mir wohl sein Desinteresse an ein Gespräch zeigen wollte. „Ich trinke kein Bier mehr“, sagte ich, aber ich hätte auch sagen könnnen: „Die Weihnachtsbäume dieses Jahr sind besonders grün“, oder „Ich hatte einmal einen Hund“. Der Mann jedenfalls wollte kein Gespräch. Der Mann hinter der Theke war in einem Hinterraum verschwunden. Ich glaubte, er war einfach zu gut gelaunt, um sich seine Gäste anzutun. Auf jeden Fall sah man ihn noch an einem Tisch schlafen, ich sah noch seinen Kopf. Vermutlich war er ebenfalls betrunken. Ich wunderte mich aber vor allem über sein Vertrauen uns gegenüber, hätten wir die Situation doch ausnutzen können. Seite 37
„Kann ich ihnen ein Bier spendieren?“, versuchte ich ins Gespräch zu kommen, obwohl ich wußte, daß ich mir das Bier wohl selber hätte zapfen müssen. „Laß mich zu frieden!“ „Wieso, [...]“. „Laß mich zu frieden!“, fuhr er mir ins Wort. „Scheiß Alkoholiker“, rutschte mir dann irgendwie aus lauter Wut, mein Ziel nicht erreichen zu können, heraus. Aber das war wohl auch die einzige Möglichkeit, einen solchen Menschen überhaupt zum Gespräch zu zwingen. Ich hätte nie in diese Kneipe geleitet werden dürfen . . . „O. K. Sir“, fing der Mann auf einmal an zu reden, „nur weil sie einsam sind, Alkoholiker waren und ihre Frau nichts mehr von ihnen wissen will, obwohl sie ihre Frau noch immer lieben, müssen sie mich nicht ständig von der Seite anquatschen!“. „Sie ist verheiratet“, sagte ich, „aber woher wissen sie das?“. „Warum sollte ein Mann Heiligabend um diese Zeit sonst in eine Kneipe wie diese gehen, um sich dort eine Cola zu bestellen? Ich erzähle ihnen eine Geschichte, nicht meine Lebensgeschichte, oder so, aber eine Geschichte, die ihnen weiter helfen wird, da bin ich mir ganz sicher. Als ich vor langer Zeit einmal in ihrer Situation war, es war ebenfalls Heiligabend, da ging ich einfach drauf los, eine Kneipe mußte mir die Gesellschaft bringen, die ich in meiner Familie nicht mehr fand, da meine 38. Seite
Frau mit meiner Tochter ausgezogen war – und ich hatte die Geschenke genau einen Tag vorher gekauft… In der Kneipe, in der ich landete, traf ich das erstemal meinen Freund Joe. Meine Stammkneipe hatte bereits geschlossen, so daß ich halt eine andere aufsuchen mußte. Der Mann hinter der Theke, Joe, fing an von einem Freund zu erzählen. Er sei lange mit ihm befreundet gewesen. Er hatte eine Krebserkrankung, so hieß es. Joe glaubte aber, er sei an Einsamkeit gestorben. Joe hat den Tod seines besten Freundes nie wirklich verkraftet, er leidet noch immer sehr, vor allem, weil er seinen Tod nicht verhindern konnte. Ja natürlich, Joe gab seinem Freund Gesellschaft, aber ich rede von wirklicher Einsamkeit, von Einsamkeit, die nicht ein guter Freund beheben kann. Wenn die Seele einsam ist, kann kein Mensch, keine Liebe der Welt heilen. Die Erfüllung findet man nur im Tod, oder in der Sünde.“ „Oder in der was?“, fragte ich, um auch mal wieder etwas zu sagen, aber auch weil ich über die Nüchternheit des alten Herren erschrocken war, „Wollen sie mich verarschen?“. „Sie brauchen mir nicht zu glauben, ich wollte dieses Gespräch ja schließlich nicht“. „Hören Sie zu!“, sagte ich entschlossen. „Eigentlich wollte ich Unterhaltung. Nun erzähle ich aber eine Geschichte. Nicht die vom Freund dessen Barkeepers Seite 39
Tante, nein, ich erzähle meine Geschichte“. Der Mann sah mich blöd an und ich sah schon seine Faust in meiner Fresse. Doch plötzlich schaute er mich interessiert an und hörte zu: Die ersten Sonnenstrahlen hatten ihn aufgeweckt, bevor der von ihm gestellte Wecker seine Chance bekam zu klingeln. Er hatte frei bekommen, doch weil er es gewohnt war, und weil der Haushalt es forderte, stellte er sich den Wecker auf 8:00 Uhr. Nun war es 7:43 Uhr und es war ihm auch ziemlich egal. Er fing den Morgen mit einem ausgiebigen Frühstück an, denn über Nacht sammelte er am meisten Hunger, so daß das Frühstück die ausgiebigste Mahlzeit im Leben des Fredd Osych war. Nach dem Essen machte er sauber. Saugen, Wischen, Geschirr, Toilette, Stube, Küche. Alles mußte sauber sein, denn seine unendlich vielen Allergien forderten einen völlig staubfreien Fußboden. Er mußte den nächsten Morgen wieder ins Büro, so daß er nicht mehr allzu lange fern sah. Nächsten Morgen in der Computerfirma erlebte er eine Überraschung. Sein Schreibtisch war geräumt, zumindest hatte er die Frau, die nun an seinem Schreibtisch saß, nie zuvor gesehen. Er gab sich erst gar nicht damit ab, die Frau nach den Gründen zu fragen, noch fragte er einen seiner Kollegen, die er auch eigentlich gar nicht hatte, sondern er ging sofort durch 40. Seite
den Mittelgang des Computerraumes, an seine Mitarbeiter vorbei, direkt in das Büro seines Vorgesetzten. Er riß die Tür auf und erkundigte sich nach den Gründen, warum er seinen Schreibtisch nicht selber räumen durfte, wenn man ihm seine Entlassung schon nicht mitteile. Ja, es schien, als ob ihm die eigentliche Kündigung gar nichts ausmache. Er werde einen neuen Job finden, dachte er. Die Tatsache, daß irgendein Arbeiter des Konzerns die Fotos seiner Eltern und das seiner Ex - Freundin achtlos in einen Karton geschmissen hatte, störte ihn aus Prinzip. Er aber ging wohl gesonnen in das Büro seines Chefs und erkundigte sich nach den Verbleib seiner Sachen. So wie er keinen Kontakt zu seinen Kollegen hatte, hatte er keinen Kontakt zu Menschen. Klar, er hatte Freunde, genauso wie er Kollegen hatte. Die waren aber nur einfach, wie selbstverständlich da. Klar ging er mit ihnen zum Fußballabend, hatte sogar eine Knobelrunde, die jede Woche der Höhepunkt der ganzen Woche bildete. Hätte man ihn gefragt, so wünschte er seinen Freunden wohl auch ein langes Leben. Ehrliche meint er das dann jedoch nicht. Wenn seine Freunde starben, dann gab es noch Millionen Andere die mit ihm Fußball sehen konnten, die ihn amüsierten. Wofür brauchte er also genau diese Freunde? Ähnlich verhielt es sich mit Frauen. Klar, er hatte die gleichen Triebe wie jeder Mensch, doch Gefühle Seite 41
waren bei ihm gar nicht vorhanden. ‘Eine sehr schlimme Kindheitserfahrung’, sagte er mir, wobei er sein Bier verschüttete. Seine Freundin, oder besser seine Ex, hatte dieses sehr spät erkannt. Sie war nichts anderes als ein Fußballspiel. Ein Mittel, seine Bedürfnisse zu befriedigen. Als er Nachts vom Knobelabend nach Hause kam, schrie er seine Frau stets an, sie solle sich ausziehen. Die bis dahin schlafende Frau schlief jedoch immer nackt, und das wußte er, doch irgendwie war das Geschrei wohl eine Art Vorspiel für ihn. - Ach ja, betrunken war er nie! „Viel Glück„, „Danke! Ich heiß’Franci, und wer bist Du?“, „Herr Osych. Ich war ihr Vorgänger.“, „Oh“, „Ich will sie nicht länger stören, wollte nur meine Sachen abholen“, „Tut mir leid, mit ihrem Job meine ich“, „Ja“, „Haben sie schon etwas neues in Aussicht?“, „Wie?“, sagte er, während er in seiner Kiste, die unter dem Schreibtisch stand hinein starrte, in den Farben seiner Kugelschreiber vertieft. „Ob sie bereits einen neuen Job in Aussicht haben?“, fragte sie, wissend, daß dieses natürlich unmöglich sei. „Nein“, sagte er mehr zu sich selber und ging ohne weitere Worte. Er wollte nach Hause, fern sehen und in der Zeitung von heute morgen nach einer neuen Stelle suchen. Ihm war eigentlich alles egal, nur sterben wollte er nicht, noch nicht. Deshalb brauchte er einen Job. Einen Job, um 42. Seite
sein hoffnungsloses Leben zu erhalten. Einen Job, um die Hoffnung auf einen Sinn nicht aufgeben zu müsssen. Denn auch wenn er Hoffnung an sich nicht mehr kannte, so wußte er, daß Gefühle schön waren und Leben einen Sinn geben. Und schöne Gefühle waren sinnvoll fürs Leben. Ich denke, ich werde schon morgen einen Job finden. Ich muß einen Job finden - alleine um die Miete und die laufenden Kosten mit zu bezahlen. Franci, ja Franci. Die sah gut aus. Gerne möchte ich sie verprügeln und sie durchknallen bis sie blutet. Dann würde ich vielleicht etwas empfinden etwas empfinden, empfinden. Ich werde morgen ins Büro gehen und mit ihr reden, sie zum Essen einladen, das klappt immer, ich muß sie zum Essen einladen, es ist zu stark. Er legt sich in sein Bett um ohne weitere Einflüsse einzuschlafen. Am nächsten Morgen studierte er die Zeitung. „Koch gesucht: Grillimbiß Steg sucht Halbtagsangestellten/ angestellte. Keine Vorkenntnisse.“ „Suche Aushilfe, die Leichen für angemessene Bestatttung herrichtet. Die Bezahlung ist gut.“ Ich muß diesen Job haben. Die Bezahlung bringt mich weiter und ich könnte ich könnte ach Franci. Ohne weiter nachzudenken unterbrach er das Frühstück und lief in das Büro. Er kaufte noch schnell ein paar Blumen, schmiß sie aber vor dem Eingang des Bürogebäudes weg. Seite 43
Ich kann doch noch nicht mit Blumen ankommen. Was soll sie denken, sie ist meine Nachfolgerin und somit natürliche Feindin. Schnell die Treppe hinauf. Ah, das Büro ist hell. Moment, meine Haare, wo ist mein Kamm? So, das dürfte reichen. Ich mach jetzt die Tür auf, ah da vorne sitzt sie. Eins, Zwei und „Hallo Franci!“ „Hallo! Haben sie noch Sachen vergessen?“, schaut sie ganz erstaunt. „Nein, ich wollte zu dir, und übrigens, ich heiß Fredd!“ „O.K. Fredd. Nun hör’‘mal zu. Ich muß jetzt arbeiten und habe absolut keinen Bock zu solch einen Scheiß!“ „Hör‘ mir bitte zu. Ich weiß, daß es vielleicht ein wenig absurd klingt. Aber ich habe gleich beim ersten mal gewußt, daß du die Frau meines Lebens sein mußt. Mein Herz hat aufgehört zu schlagen, als ich dich zum erstenmal sah. Willlst du mit mir essen gehen?“, sage ich. Wenn sie darauf nicht eingeht, dann weiß ich auch nicht weiter und vorher waren die Blumen aufdringlich! Ich kann jetzt ja schließlich nicht das sagen, was ich wirklich will. Komm, laß mich jetzt nicht hängen. „O.K., warum nicht? Heute Abend im Grill Steg!“ „Danke, ich weiß wo das ist!“, sie ist so gut wie meine. Oh, was schauen denn all meine Arbeitskollegen auf mich? Sie lachen! Daß es ihr nicht peinlich ist. Hauptsache sie kommt mit und vielleicht kann ich heute Abend schon erforschen, was mir fehlt. 44. Seite
Fredd Osych hatte vorerst sein erstes Ziel des Tages erreicht. Nun wollte er auf Jobsuche gehen und ging zu der Adresse, die in der Zeitung stand. Es war ein Pfarrhaus, wie nicht anders zu erwarten. Das Haus lag mittten auf dem Friedhof, gleich neben der kleinen Kapelle und seinem zukünftigen Arbeitsplatz. Der Garten war riesig. Die Bäume, die das prunkvolle Pfarrhaus am Friedhof schmückten, waren mächtiger als alles andere, was Fredd je gesehen hatte. Ah, dort eine prunkvolles, mit Sorgfalt geschmiedetes Tor. Selbst der Friedhof hat seine Öffnungszeiten. Oh bereits hier muß ich klingeln, eine Sprechanlage. “Guten Tag. Pfarrer Ölzdorf. Was kann ich für sie tun?”, ertönt aus dem Lautsprecher, der sehr gut versteckt, aber gut hörbar aus einer der beiden Marmorsäule links neben dem Tor eingebaut worden war. Die Stimme klang mehr wie eine Maschine. „Guten Tag, ich bin Fredd Osych. Ich komme wegen dem Job, der heute Morgen in der Zeitung abgebildet worden war.“ Es summt, ich kann eintreten. Erst jetzt fällt mir auf, wie groß der Garten wirklich ist. Die Bäume sind ja riesig, die Äste sind so undurchschaubar wie eine Mauer, lediglich ungeordneter. Sie sind mir überlegen, ich weiß, daß sie mich überleben werden, so wie sie alle hier überlebt haben. In einem auffällig, lässigem Gang erreichte Fredd endlich das Pfarrhaus. Der Pfarrer erwartete ihn an Seite 45
dem Eingang seines Hauses. Er hatte seine häusliche, Pfarrer untypische Kleidung an, so daß Fredd ein wenig verdutzt guckt, als er begriff, daß der Mann an der Tür der Pfarrer sei. „Entschuldigen sie, daß ich mich nicht telefonisch angemeldet habe“, sage ich und reiche ihm die Hand, „mein Telefon wurde mir abgeklemmt und für die Telefonzelle habe ich nicht mehr genug Geld, deshalb bin ich hier“. „Wenn sie den Job nur wegen des Geldes machen, so können sie gleich wieder gehen. Sind sie überhaupt Christ?“. „Ja, Sir. Das Geld ist für mich zwar ein wichtiger Grund, aber außerdem möchte ich noch Erfahrungen sammeln. Ich möchte nämlich irgendwann einmal Medizin studieren. Außerdem bekomme ich durch den Job die Gelegenheit, sozialen Dienst zu leisten. So helfe ich mir und der Gemeinde.“, lüge ich ihn an und ich muß wohl ganz gut sein: „Im Prinzip sollte es mir ja egal sein, wer diesen Job übernimmt. Aber wissen sie, mein Mißtrauen kommt durch die sehr schlechte Erfahrung, die ich mit Arbeitern gemacht habe, die eigentlich nur angefangen haben, damit sie die Leichen schänden können. Bei Ihnen jedoch habe ich ein gutes Gefühl, sie haben den Job. Sie könnnen, wenn sie wollen, gleich Morgen anfangen, vorausgesetzt, sie wissen was auf sie zukommt.“ „Ich habe bereits ein Praktikum in der Pathologie hinter mir. Anfangs war natürlich auch mir ein wenig mul46. Seite
mig, aber mittlerweile habe ich mich an den Tod gewöhnt.“ Obwohl ich natürlich noch nie in meinen Leben etwas mit Leichen zu tun hatte, bin ich mir ziemlich sicher, daß auch diese Art von Menschen keinen Schock in mir auslösen könnten. Vielleicht, steht das Glück diesmal auf meiner Seite. Aber auch wenn ich durch diesen Job nichts verspüren sollte, so bringt mir dieser doch ein Haufen Geld, Geld mit dem ich weitere Versuche starten kann. Geld, mit dem ich Franci zum Essen einladen kann. Ich bestehe auf eine Monatsrate im Voraus, da ich weiß, daß ich unter der Obhut des Schäfers persönlich stehe und ich wohl durch mein Gelaber einen Stein im Herzen des Pfarrers geschaffen habe. Abends hatte Fredd nun diese Verabredung, von dem soviel abhing. Er wußte, er müsse sich benehmen, sonst erfuhr sie vielleicht sofort alles und seine Pläne wären am Ende lediglich ein weiteres Experiment. Er kramte also seinen ganzen Kleiderschrank nach einem passendem Anzug durch. Den einzigen, den er fand, hatte er seit Jahren nicht getragen. Ihm war es nie so ernst. Der Anzug paßte zwar nicht mehr ganz so gut, wie auf der Hochzeit seines Vaters, der nach dem Tod seiner Frau aus Verzweiflung, vielleicht aber auch nur aus Spaß am Leben, sich sofort neu verliebte. Mit dem Tod seiner Mutter begann alles. Oder begann alles vorher? Er wußte es nicht. Zumindest fiel Seite 47
Fredd, der seine Mutter eigentlich immer liebte, so glaubte er, der Abschied nicht schwer. Nun gut, es stand seit Jahren fest: „Ich habe eine tödliche Infektion“, sagte ihm seine Mutter eines Tages völlig aufgelöst. Doch als es soweit war, saß Fredd vor dem Fernseher, als er Dad plötzlich schreien hörte. Er hatte in ihren letzten Stunden das Bett behütet. Fredd rannte in das Schlafzimmer seiner Eltern, in dem seine Mutter die letzten beiden Monate verbracht hatte, und sah seinen Vater, den Kopf weinend auf der Brust seiner toden Mutter gelegt. Fredd jedoch spürte den Schmerz, den seinen Vater hatte, nicht. Ihm war dieses wohl bewußt, und er hatte sich vorgenommen, in diesem Augenblick zu weinen. Er wollte weinen, weil sein Verstand ihm gesagt hatte: ‚Wenn Deine Mutter stirbt, dann weine!‘, als es soweit war, merkte er jedoch, daß lediglich seine Gefühle über so etwas entscheiden konnten, und diese meldeten sich nicht, auch wenn der Verstand oder sonst etwas auf der Welt es wollten. Er hatte bisher immer Gefühle gehabt und gezeigt. Der Kummer und die wenige Freude, die er damit hatte, brachten ihn jedoch dazu, seine Gefühle zu verdrängen, sie zu verdrängen bis auch die letzte Liebe, der letzte Haß und der letzte Mitleid gestorben war. Viele verdrängen Gefühle. Erst zeigen sie sie nicht, dann spüren sie sie nicht mehr. Tief im Inneren bleibt jedoch stets ein Kern, der, wenn ein extremes Ereignis 48. Seite
ansteht, wie beispielsweise der Tod seiner Mutter, explosionsartig an die Oberfläche kommt. Keiner hatte es geschafft, diesen Kern wirklich zu vernichten. Keiner außer Fredd. Seine Eltern waren glücklich verheiratet, auf Ewig versprochen. So wunderte er sich, als sein Vater mit einem Mädchen, vielleicht gerade mal 18 Jahre alt, in das Schlafzimmer ging, in dem seine Mutter gerade mal eine halbe Stunde zuvor einschlief. Fredd war das egal. Auch die Heirat. Obwohl sich Fredds Vater nie etwas anmerken ließ, wußte seine neue Frau, wie sehr er unter den Verhältnissen zu leiden hat. Ihre Versuche, sich den Freunden vorzustellen, fielen jedoch alle ‘samt ins Wasser und damit auch der Versuch, als normale Menschen in der Nachbarschaft und auch sonst wo angesehen zu werden. Fredd nahm sich noch vor der Hochzeit eine Wohnung. Es war keine Flucht, sondern eher eine Möglichkeit, sich über seine Lage bewußt zu werden. In der neuen Wohnung begann Fredd mit den Experimenten, die von Zeit zu Zeit immer extremer wurden, denn er hatte erkannt, daß er nichts fühlen kann, das heißt er konnte nicht wirklich fühlen, wobei er Hitze, Düfte, Schmerz etc. genauso spürte wie jeder andere auch. Seine Versuche zielten immer auf ein bestimmtes Gefühl, das er entdecken wollte. So versuchte er durch Bungeejumping etwa Angst oder Freude hervorzuloSeite 49
cken, aber selbst als er bewußt ein sehr altes, rissiges Seil nahm, verspürte er weder Nervenkitzel, noch Erleichterung, noch irgend etwas. Auch legte er seine Hand auf eine Heiße Herdplatte, um nachher wütend über seine Dummheit zu sein. Nicht selten gingen seine Aktionen sogar soweit, daß er wochenlang Haftstrafen in Kauf nehmen mußte. Alleine drei Monate bekam er wegen öffentlichen Ärgernisses, da er am hellichten Tag auf einem gut besuchten Platz in der Innenstadt onanierte. Die erhoffte Peinlichkeit fand er jedoch auch bei dieser Aktion nicht. Die Aufenthalte im Gefängnis machten ihm nichts aus, ihm war es sogar ziemlich egal, ob er seine Versuche im Gefängnis machte oder in Freiheit. Das Gefühl der Freiheit war, obwohl er es natürlich aus alten Tagen kannte, längst vergessen. Fredd konnte das Leben nicht genießen, nicht lieben, er konnte es nicht einmal hassen. Er hatte aber auch keinen Grund zu sterben, denn das Gefühl der Hoffnung auf ein besseres Leben nach dem Tod kannte er nicht mehr. Alleine das rationale Überlegen brachten ihn schon häufig dazu, sich ein Rasiermesser an die Pulsader zu halten, doch fehlten ihm auch hier die dafür nötige Wut und Enttäuschung und Hilflosigkeit, um sein Leben zu beenden. Denn warum sollte er sich umbringen, wenn das Leben ihn kein wirklichen Kummer bereitete. Genau deshalb unterbrach er auch teilweise seine Versuche. Er saß monatelang nur in ei50. Seite
nem Sessel und tat nichts. Nur wenn sein Hunger Leben gar nicht mehr zuließ, so bemühte er sich zum Kühlschrank, um zu essen. Er war nicht sehr wählerisch in dem, was er aß, denn auch wenn hier und da mal etwas nicht mehr genießbar war, so schmeckte er dieses zwar, er konnte jedoch nicht den Geschmack in gut oder schlecht einteilen. Sprich es gab für ihn keine Lieblingsspeise. Auch wäre es ihm egal gewesen, Abfall oder Tierkot zu essen. Lediglich achtete er darauf, sich gesund zu ernähren, denn auch er konnte krank werden. Häufig war er natürlich krank, doch machte ihm dieses nichts aus. Im Gegenteil: die Krankheit betrachtete er einfach als ein weiteres Experiment. Einmal, als sein Experiment darin bestand, nichts mehr zu essen, viel er ins Koma und hatte sein Leben anschließend nur seinem Nachbarn zu verdanken, der sich gerade zu rührend um Fredd sorgte, indem er ab und zu bei Fredds Phasen, nichts zu tun, vorbeischaute. Weil er kurz vorm sterben lag, wußte Fredd sich nun, richtig zu ernähren, denn sterben wollte er nicht. Seine Experimente beschränkten sich irgendwann auf den Bereich der Sexualität, bei der er zwar Erregung, nicht aber Vergnügen vermittelt bekam. Er lernte mit der Zeit zwei Arten von Gefühlen zu unterscheiden. Die, die er wahrnahm, waren die Gefühle, die von irgendwelchen äußeren Einwirkungen hervorgerufen wurden. Ein reines Reagieren seiner Sinne. Seite 51
Die, die er jedoch nicht wahrnahm, waren die Gefühle, die von niemandem gesteuert, von innen herauskommen. Sein Orgasmus war eigentlich kein wirklicher Orgasmus, eher so, als würden ihn Instinkte dazu zwingen, abzuspritzen. Weder Lust, noch zwang, noch sonst etwas, nicht einmal die „Lust“ am Experimentieren zwangen ihn dazu. Auch nicht Neugier an der Realität. Lediglich eine Art Instinkt, und Instinkt ist ein harmloser Ausdruck, denn Instinkte setzen einen Führer voraus, zwangen ihn zu seinen Taten. Einen Führer kannte er aber nicht. Ich bin spät dran, wenn ich mich jetzt nicht beeile, könnten meine ganzen Pläne scheitern. Am günstigsten wird sein, ich nehme mir ein Taxi. Ah, da vorne sitzt sie ja, ich setze mich dann mal gleich zu ihr. „Hallo, wartest Du schon lange?“, fragte ich. Sie schaut mich an, als wenn es ihr aller erstes Trefffen mit einem Mann ist, so, als sei sie sogar ein wenig aufgeregt. Meine Chancen wurden mir klarer und klarer - mit jeder Minute, die ich mit ihr in dieser Pommmesbude verbrachte. Irgendwann kam ich jedoch zum entscheidenden Punkt, indem ich fragte, ob sie noch auf ein Gläschen Wein mit zu mir kommen wolle. Sie war ganz verlegen und sagte mir, was ich am Anfang schon vermutete. Es war in der Tat ihr erstes Treffen mit einem Mann. Sie sagte also, daß sie sich noch zu un52. Seite
sicher sei, daß sie mich jedoch morgen wiedersehen wolle. Nächsten Abend an der selben Bude lief eigentlich alles wie am Vortag. Sie jedoch kam diesmal selbst auf die frage, auf die sie mich noch gestern hat abblitzen lassen. Wir gingen also zu ihr nach Hause. „Du mußt entschuldigen, ich habe nicht aufgeräumt.“, sagte sie wohl wissend, daß sie sehr gut ihr Zimmer für diesen Anlaß aufgeräumt hatte. Ich konnnte diese Standardflossgeln nie verstehen, warum Menschen einen besseren Eindruck machen wollen, indem sie etwas sagen, bei dem sie genau wissen, daß dieses gar nicht so ist. Ich schüttelte also einfach meinen Kopf und spielte meine Rolle weiter: „Das macht gar nichts, bei mir sieht es auch nicht viel besser aus“. Von jetzt an ging alles ganz schnell. Ich fing an, sie zu küssen, sie zog sich aus, und wir schliefen miteinander. Sie sagte mir kurz vorher, daß es ihr erstes mal sei. Erst dadurch wurde mir bewußt, wie jung sie überhaupt noch ist, auch erklärte das die Aufregung bei ihr. Sie mußte erst etwa 20 gewesen sein. Daß mir das aber auch nicht auffiel, als sie sagte, es sei ihr erstes treffen. Als wir fertig waren, sagte sie mir, es sei toll gewesen. Für mich war dieser Akt jedoch nur ein Teil des Plans, wie etwa die gemeinsame Pommes im Grill Steg. Da ich mehr über ihre Verhaltensweisen erfahren wollte, fragte ich Franci, ob ich bei ihr schlafen könne. Seite 53
Sie schaute mich eine Weile sehr verdutzt an. „War, war das etwa zwischen uns etwas einmaliges?“, sagte sie. „Nein, natürlich nicht, ich fragte nur so, um selber ganz sicher zu gehen.“, versicherte ich ihr, und ich konnte mir ganz sicher sein, daß ich ihr Herz gebrochen hatte. Nachdem wir uns noch weiter unterhielten (unter anderem sagte sie, sie habe einen Fehler gemacht, gleich den zweiten Abend mit mir ins Bett zu gehen, was ich ihr dann wieder ausgeredet habe) schliefen wir gemeinsam ein. Nächsten morgen klingelte Francis Wecker bereits um sechs Uhr morgens. Weil ich genau wußte, daß sie erst um halb acht anfingen braucht und, so wie ich Franci bisher einschätzen konnte, sie nicht die Art von Frau zu sein schien, die Morgens eine Stunde im Bad steht, tat ich so, als sei ich nur einen Moment wach gewesen und gleich wieder eingeschlafen. Völlig blödsinnig war dies aber, als ich sah, daß sie ihren Trainingsanzug und ihre Joggingschuhe anzog. Sie ging also joggen, wie sie mir dann auch später berichtete. Eine völlig uninteressante Information, so wie ich am Anfang noch glaubte. Die nächsten Wochen blieb ich bei ihr wohnen. So erfuhr ich sehr viel über sie und ihre Eltern, die sie nie in ihren schulischen Aktivitäten unterstützten, so daß sie sehr früh Bewerbungen schrieb und einen absolu54. Seite
ten Glücksfall mit meinem Job hatte. Die Wohnung finanzierten ihr zum Teil ihre Eltern, was ich sehr verwunderlich fand, den anderen Teil verdiente sie mal hier, mal da. Ihre Beziehung zu ihren Eltern hatte sie mit meinem Ex-Job abgebrochen, so daß sie nie von mir erfuhren. Irgendwann dann zog ich ganz zu ihr, denn ich tat so, als könne ich mir meine Wohnung nicht mehr leisten und so konnte ich ihr Mitleid ausnutzen. Von meinem Job durfte sie auf keinen Fall erfahren. Warum sie mein wahres Ich in der ganzen Zeit nie erkannte, verstand ich nie, denn mein Plan und vor allem meine Schauspielkunst war nicht so perfekt, als daß sie nicht hätte entlarvt werden können. Es schien so, als könnte es diesmal wirklich klapppen, als könnte Fredd diesmal wirklich etwas empfinden. Wie fern er seinem Ziel blieb, konnte Fredd jedoch nicht wissen. Er brauchte ja nicht einmal seine Hoffnung aufzugeben. Das Experiment, das Fredd mit Franci machen wollte, wurde auch ihm erst mit der Zeit deutlich. Erstes Ziel wurde ein eigenes Kind. Weitere Experimente sollten sich dann mit seiner Brut befassen, seinem eigenen Fleisch und Blut. Ich muß nur Vormittags arbeiten, so daß sich Francis Arbeitszeiten mit meinen überlagern. Der Job bei der Leichenbestattung gibt gutes Geld, Geld was ich nun eigentlich gar nicht brauche, da ich völlig von Franci ernährt werde. Naja, häufiger schon fragt sie Seite 55
mich zwar, warum ich mir denn keinen Job suche. Ich jedoch sage immer so etwas wie: „Ich will voll und ganz für Dich dasein“, oder „Ich schmeiße hier doch den ganzen Haushalt“. Es ist nicht sehr schwer, sich aus der Situation zu mogeln, dazumal ich den Haushalt wirklich in Ordnung halte, naja indirekt zumindest, da ich von dem Geld, was ich verdiene eine Putzfrau schmeiße. Warum ich aber den Job nicht hinschmeiße hat einen ganz einfachen Grund: Erst einmal habe ich eh nichts anderes zu tun, und zweitens ist dieser Job eine Art, na wie soll ich sagen, eine Art Nebenexperiment… Fredd wußte natürlich nicht, daß dieses Nebenexperiment für uns etwas besonderes, etwas extremes darstellt. Denn den Begriff extrem kannte Fredd nicht, und so war die Nekromantie lediglich ein weiteres Experiment im Bereich der Sexualität, und sie war durchaus nicht die extremste, die sich Freddd ausdenken konnte. Nicht weil er darin eine letzte Möglichkeit sah, sondern lediglich weil dieses wohl die am schwersten durchzuführende Sexualpraktik ist, wenn man nicht gerade das Glück hat, bei einem Spaziergang an einem für Selbstmordkandidaten beliebten Fluß als erster fündig zu werden, wählte er jedoch das Experiment. Selbstverständlich muß auch an dieser Stelle gesagt werden, so lieb Du vielleicht den Hauptdarsteller der Geschichte auch gewonnen hast, daß Fredd ein 56. Seite
Mensch war, der den Ausdruck Mensch eigentlich gar nicht verdiente. Und wären alle seine Taten herausgekommen und bis ins einzelne Detail ermittelt worden, so hätte er zweifelsohne ernsthafte Diskussionen über die Wiedereinführung der Todesstrafe ausgelöst. Überflüssig zu sagen, daß Fredd ein sehr gesuchter Mann ist, das heißt, gesucht wird eigentlich ein Unbekannter, denn entweder hatte Fredd bei all seinen Taten sehr gut gearbeitet oder er hatte bis jetzt einfach nur großes Glück. Nachweisen zumindest konnte man ihn nur die angesprochenen kleineren Delikte, bei denen es Fredd auch egal sein konnte, für einige Wochen eingesperrt zu werden. Einmal jedoch wäre er fast erwischt worden, wie er eins der Kinder im Wald verscharrte. Einfache Spaziergänger mußten sich im Wald verlaufen haben oder waren ihrerseits auf der Suche nach Gefühlen. In jedem Falle hatte Fredd sehr viel Glück, als die beiden aus nicht zu erklärenden Gründen umkehrten. Ein Versteck hätte Fredd niemals so schnell aufsuchen können, dazumal er noch dieses nicht ganz unschwere Mädchen auf den Schultern trug. Die einzige Möglichkeit wäre gewesen, im Kampf die beiden zu töten (was wohl sehr schwer geworden wäre, da die beiden sich wohl auf so einen Kampf nicht eingelassen hätten und geflohen wären). Gesehen wurde Fredd jedoch nicht, dessen war er sich ganz sicher. Er nahm an, die beiden hatten es dann Seite 57
doch mit der Angst bekommen, und daß man im Wald Angst bekommt, war Fredd nicht ganz unfremd, denn er war vielleicht gefühllos, aber nicht ungebildet. „Bis bald, arbeite nicht zu hart“, sage ich an einem Morgen, der eigentlich nichts besonderes ist, außer, daß ein weiteres Experiment ansteht. Da Franci jetzt aus dem Haus ist, mache ich mich sofort auf den Weg, denn ich brauche heute etwas länger als sonst bei der Arbeit. Der Pastor hat ja inzwischen Vertrauen in mir gefunden, so daß ich heute nicht Gefahr laufe, erwischt zu werden. Ich habe dieses Experiment schon sehr viel früher durchführen wollen, aber der Pastor schaut mir anfangs stets bei der Arbeit zu. Soviel Vertrauen, das ich nach unserem Gespräch annehme, bei dem ich mich um den Job bewerbe, habe ich wohl doch noch nicht bekommen. Aber nun sind ja zwei Monate vergangen, bei denen ich nicht wenig vom Pastor kontrolliert wurde. Aber die Arbeit ist wie jede andere auch, und so mache ich sie solange, bis der Pfarrer mir den Schlüssel zum Wiederaufbereitungs- und Säuberungsraum gibt. Dieses war genau vor drei Tagen, so daß ich nun mein Experiment durchführen kann. Im Prinzip ist es mir egal, ob ich erwischt werde oder nicht, aber ich vergesse die Möglichkeit einer Anzeige seitens des Pfarrers nicht. Ich darf das andere Experiment, nämlich das mit Franci nicht aus den Augen verlieren. Der Pfarrer jedenfalls läßt sich die letzten drei 58. Seite
Tage nicht mehr blicken, so daß ich die Gefahr der Entlarvung heute als sehr gering einschätze, vorausgesetzt ich komme heute diese gewissen Minuten früher als sonst. Der Pastor ist auf Hausbesuche, die Gelegenheit lasse ich mir nicht entgehen. Mal sehen, ob das Mädchen, womit ich gestern wieder nicht ganz fertig geworden bin, sich für dieses Experiment eignet. Sie ist mit ca. 84 Jahren gestorben, nicht an Krebs oder sonst so häufig auftauchenden Todesfällen in dem Alter, nein, sie hatte sich selber das Leben genommen, indem sie von der Austernbrücke in die Spree sprang. Mord konnte nicht ausgeschlossen werden - aber wer tötet schon eine so alte Frau. Sie starb nach Aussagen der Polizei vor etwa drei Jahren. Nur durch ein Zufall entdeckte ein Hobbytaucher, der seinen Jungen das erste mal zum Tauchen mitnahm, die bereits sehr mitgenommene Leiche. Als sie vor vier Tagen bei mir ankam, stand der Pastor neben mir. Obwohl er an vieles gewohnt war, fing er an zu erbleichen und vor mir. Nicht zuletzt meine Reaktion auf die Leiche und auf des Pastors Verhalten sorgten für das Vertrauen, das ich jetzt habe. Aber wichtiger, die Reaktion des Pastors bestärkte mich in meinem Entschluß, genau diese Leiche zu benutzen. Obwohl mir der Verstand natürlich sagte, daß diese Leiche wohl sehr günstig ist, hatte ich noch meine Bedenken. Da diese Leiche, dessen Gesicht Seite 59
eher einem großen, drei Jahre altem Hackfleischbällchen gleicht, als daß man die Leiche, wäre nicht der typische zwei Arme und zwei Beine hängen an einem Körper Aufbau zu erkennen, einen Pastor, der schon mehrere hunderte Leichen sah, zum kotzen bringt, wußte ich, daß man von diesem verwestem Etwas eigentlich ekel empfinden müßte. Nun bin ich also vor ihr. Ich weiß nicht warum, aber mein Glied versteift sich. Ich nehme besser das ganze, weiße Laken von dem Körper. Ich ziehe mich aus, und lege die Sachen in eine Ecke. Nun gibt es in diesem Raum nur noch mich und diese Frau. Ihr Körper ist total aufgeweicht. Ich hoffe, daß ihre Scheide nicht zu sehr dicht gequollen ist. Aber notfalls kann ich ja mit einem Skalpell nachhelfen. Ich empfinde bis jetzt noch nichts. Ich führe mein bereits völlig ersteiftes Glied in sie ein. Es ist sehr eng. Ich versuche es ohne zu schneiden. Immer noch nichts. Ich lecke ihre Titten. Sie kleben. Die Haut läßt sich mit der Zunge abziehen. Viellleicht zwingt mich ja ihr Geruch zum Ekel. Drehe sie auf den Bauch, lecke ihr Arschloch. Es ist aber eigentlich kein Geruch wahrzunehmen, den ich auch nicht so hätte wahrnehmen können, er war nur intensiver. Ich lecke noch eine Weile und steckte ihn überall rein, wo es nur irgendwie möglich erscheint. Gut für sie, daß sie Tod ist, denn ich schätze, eine Lebendige hätte dieses 60. Seite
wohl nicht überlebt. Nach einer Weile muß ich es dann einsehen, der Versuch ist fehlgeschlagen. Ich kann gerade an der Tür eine Menschengestalt erkennen, bevor ich genau diese weglaufen höre. Es ist der Pastor, er muß alles mitbekommen haben. Ich laufe so schnell ich kann ihm hinterher. Zum Glück liegt das Häuschen, in dem ich arbeite, etwas vom Friedhof abgelegen. Zu dieser frühen Stunde befindet sich hier keine Menschenseele. Es ist absolut kein Problem, den alten Mann einzuholen. „Sie Unmensch, Gott wird sie strafen.“, sagte der Pfarrer, der eigentlich nur nicht erbrach, weil er offensichtlich, wen wundert es, einen Schock erlitt. Fredd wußte genau was er zu tun hatte, er überlegte sich stets vorher, wie er im Falle einer Panne sich selber den Arsch retten könne. Er hatte keine Mühe, den Pastor außer Gefecht zu setzen. Er nahm den Körper wieder zurück zu dem Ort, wo er gerade noch seinen Höhepunkt hatte. Vorsichtig schaute er natürlich nach allen Seiten, doch auch diesmal hat er Glück. An diesem Morgen hatte sich anscheinend keiner die Mühe gemacht, einen Verstorbenen die Ehre zu geben, so daß alle verpaßten, wie ein Splitter nackter Mann den Pastor in das Haus auf dem Friedhof schleppte. Für Fredd war die Sache natürlich nicht bereinigt. Er nahm das Skalpell und ein Beil, schnitt den Pastor in kleinere Stücke. Er wußte, daß er sich beeilen mußte, Seite 61
denn der jeder wird an irgendwo garantiert vermißt und wo sucht man wohl als erstes einen Pastor, wenn nicht in der Umgebung seiner Kirche? Doch dann wurde er unsichtbar. Den Kick, den er suchte, bekam er jedoch dadurch auch nicht. Er malte sich wieder an. Er wußte, daß das Auseinanderschneiden seine Zeit dauerte, so daß er darauf verzichtete, das Experiment mit dem Pastor weiterzuführen. Zumindest tat er dieses nicht an diesem Ort. Man könnte meinen, in diesen extremen Situationen verlor Fredd völlig die Kontrolle über sich. Tatsächlich blieb er aber stets bei einem klaren Verstand. Doch steigerte er sich in diesen Situationen immer mehr rein. Denn eine extreme Situation kann nur noch extremer werden, wenn eine noch extremere Situation darauf aufbaut. So sah Fredd immer dann seine große Chance, das Extremste kennenzulernen und seine Gefühle wiederzufinden. Nach etwa einer Stunde hatte er den Pastor in drei große Müllsäcke gepackt und ihn in einen der hinteren Räume verstaut. Als er sich gerade wieder angezogen hatte und sich an die Arbeit machte, die er jetzt normalerweise vor sich hatte, kam ein Mann mittleren Alters in das Haus und fragte nach dem Pastor. Fredd gab einfach die Auskunft, er habe ihn ebenfalls nicht gesehen, womit sich der Mann dann auch zufrieden gab. Später wird Fredd, nachdem die alte Frau von den Angehörigen verabschiedet und frei zur Einäscherung gegeben 62. Seite
wurde, einen Teil des Pastors dem Sarg hinzufügen. Er wußte, daß die Inhalte nach seiner Arbeit nie überprüft werden. Die restlichen Teile versteckte er erst einmal sehr gut und fügte sie später auf gleiche Art anderen Leichen hinzu. So fiel nicht auf, das aus einem Menschen mehr Asche herauskam, als üblich (was im übrigen wohl auch keinen gestört hätte). Daß er seinen Arbeitsplatz nicht verlor war wiederum sehr großes Glück. Der neue Pastor, der zuerst ersatzweise, später ganz angagiert wurde, ließ Fredd seine Arbeitsstelle. Der alte wurde nie gefunden, und da es keine Leiche gab, konnte es auch keinen Verdächtigen geben. Es machte sich schnell das Gerücht breit, der Pastor hätte sich abgesetzt, da er wohl eine Beziehung hatte. Eine reine Ausbeute der Sachlage seitens der Presse. Nachdem Fredd das letzte Teil des Opfers verschwinden ließ, kündigte er dem Pastor mit der Begründung, er könne die Arbeit nicht mehr ertragen. Franci war hingegen das vielleicht krasseste Gegenstück zu Fredd und der lebende Beweis, daß sich Gegensätze anziehen. Sie wuchs unter durchschnittlichen Verhältnissen auf, wurde durchschnittlich liebe voll erzogen, hatte zwei durchschnittliche Geschwister und bekam durchschnittlich viel Prügel. Irgendwann jedoch änderte sie ihre Einstellung zu ihren Eltern, als sie in einem Gespräch mitbekam, daß sie bleiben solle, wo der Pfeffer wächst, da ihre SchulnoSeite 63
ten einfach nicht mit denen ihrer Schwestern mithalten konnten. Ihre eine Schwester war Journalistin eines bekannten Tageblattes, die andere studierte Medizin. Sie jedoch schaffte im zweiten Anlauf den Schulabschluß nicht, so daß sie bei ihren Eltern total unten durch war. Als es zu einem offenen Gespräch zwischen ihr und ihren Eltern kam, zählte das Argument, sie wäre nie so in ihren schulischen Aktivitäten gefördert worden wie ihre Schwestern, nicht. Das Ergebnis der Diskussion kennen Sie ja bereits: der Kontakt zu ihren Eltern ist abgebrochen. Trotzdem zahlen sie die Hälfte ihrer Wohnung. An dem Abend, an dem Fredd sein etwas fehlgeschlagenes Experiment hatte, wunderte sich Franci als sie von ihrer Arbeit nach Hause kam, wo Fredd sei. Normalerweise lag er stets vor dem Fernseher und schaute sich Sportsendungen an. Eine reine Tarnung natürlich, denn Fredd hatte nicht das geringste Interesse am Fernsehen. Als Fredd den gewissen Abend dann erst um sechs Uhr zu Hause war, hatte er sich schon bereits eine Ausrede vorbereitet, eine nicht sehr gute, wie er später feststellen mußte. Er war einkaufen und wolle heute kochen. „Wieso brauchst du ganze drei Stunden zum Einkaufen?“, fragte Franci völlig unerwartet. Bis auf die Dauer des Einkaufes klang die Ausrede nämlich sehr plausibel, da Fredd natürlich etwas auf dem Heimweg mitbrachte: „Ich war diesmal 64. Seite
etwas weiter Außerhalb einkaufen“, antwortete Fredd auf die Frage, „erstens weil ‚BIG’ [ein riesengroßes Kaufhaus vor den Toren der Stadt] heute super tolle Angebote hatte und zweitens weil ich auch mal etwas anderes sehen wollte, als nur das Haus und seine Umgebung“. Für Franci war die Sache damit vorerst aus der Welt geschaffen. Er kochte den Abend etwas und ging anschließend schnell ins Bett, weil er Muskelschmerzen hatte und wußte, daß sein Körper Ruhe brauchte. Als er den Job längst gekündigt hatte und sich nun wirklich um den ganzen Haushalt kümmerte (er hatte jetzt ja auch gar kein Geld mehr, die Putzfrau zu bezahlen), kam Franci etwas später als sonst völlig verstört die Tür hinein. „Halt mich fest!“, lief sie weinend auf Fredd zu. „Ich war gerade beim Arzt: Ich bin schwanger.“ Für Fredd war mit dieser Nachricht Phase eins des Versuches abgeschlossen. Er mußte sich nun doch wieder einen Job suchen, um die nun anwachsende Familie ernähren zu können. Außerdem hörte er von vielen, eine Familie sei das schönste im Leben. So sah er sein „Familienglück“ einfach nur als ein weiteres Experiment. Warum solle er auch nicht einmal versuchen, den Kern der Gefühle mit etwas zu erreichen, das andere als Positiv empfinden. Angst haben, sein Kind könnte mit den gleichen Eigenschaften geboren werden wie er, konnte Fredd ja schließlich nicht haben. Seite 65
Im Endeffekt war diese Schwangerschaft egal, da Franci das Kind im fünften Monat verlor, so wie sie sagte. Was Fredd zu diesem Zeitpunkt nicht wußte war, daß Franci die Schwangerschaft nur erfand, weil sie wirklich sicher gehen wollte, daß Fredd auch wirklich zu ihr hielt. Sie hatte nämlich damals gewußt, daß Fredd nicht an dem bestimmten Tag im Kaufhaus war, da ‘BIG’ zu dieser Zeit wegen Inventur geschlossen war. Fredd hatte sich aber vorbildlich verhalten, so daß sie sich einredete, er habe sich einfach mit den Kaufhausnamen versehen. Dieser Vorfall blieb Franci jedoch stets im Hinterkopf. Von einem Verdacht konnte jedoch nicht die Rede sein. […]Als ich aus dem Keller kam, um meine Frau zu ficken, bis sie blutet und schreit, fand ich einen Zettel an der Schlafzimmertür hängend: „Ich wünsche Dir eine schöne Nacht und garantiere Dir den ewigen Schlaf.“ „Typisch Weiber“, dachte ich, „große Klappe und nichts dahinter.“ Völlig von Drogen zerstört tat ich den Rest und brachte sie um: […] Das Experiment war eh längst gescheitert, Susan längst tot. Es war aber gar nicht ihre Handschrift, wessen dann, warum verschwand sie und wohin. Ich glaubte für eine kurze Zeit, ich hätte einen Fehler gemacht, und das hatte ich auch. […] Fortsetzung folgt... 66. Seite
4.KAPITEL (Gedanken 3) ein traum ein relativ normaler morgen brachte mich an einem relativ normalen schultag in eine relativ seltene situation als ich noch am morgen über den aussfall der deutschlehrerin hörte und deshalb bescheid wußte über die planänderung des heutigen schultages wußte ich noch nicht über den ausgang des heutigen tages (womit ich keine spannung aufbauen möchte) eine atombombe ging hoch aber vorerst hatte ich aus lauter zerstreutheit das tragbare telefon mit zur schule genommen völlig bescheuert aber eigentlich nicht schlimm denn es hätte zu hause war keiner rangehen können da keiner zu hause ist ich hatte sport und als totale überraschung spielte boris becker mit mir eine runde tennis ich war genauso scheisse naja eigentlich noch schlechter als sonst aber ich habe einmal zumindest gegen boris becker gespielt andere die viel länger und besser als ich spielen träumen schon sehr lange von einen solchen match mir aber war das relativ egal gegen wen ich nun spielte in der kabine dann machte boris einen richtig freundlichen eindruck später nach der dusche verließen wir gemeinsam die turnhalle und hatten uns noch ein paar witze zu erzählen da fiel mir Seite 67
plötzlich ein daß ich ja heute morgen mit dem fahrrad gekommen war und ich holte das dann auch als dann plötzlich mein rucksack klingelte ich erinnerte mich daß ich unser telefon mitgenommen hatte aber bekam höllische angst weil mir ein wenig später es mergwürdig vorkam das tragbare telefon zu hören obwohl es sich völlig ausserhalb des funkbereichs der station befand schließlich besaßen wir kein handy boris becker kam ganz gelassen auf mich zu während ich überlegte an das telefon zu gehen oder nicht ich zweifelte an meinem verstand boris sagte er müsse noch einmal schnell in das gebäude ich solle warten und er lief weg ich machte mich zu fuß mein fahrrad schiebend schon einmal auf den weg als ich neben der schulmauer ging hörte ich plötzlich einen lauten knall und ich wußte auf einen schlag alles über diesen tag rein reflexmässig warf ich mich auf den boden so nahe an die mauer ran wie es ging das ist eine atombombe es war plötzlich sehr hell boris becker ist nur in den keller ein wunderbares gefühl überkommt mich Ich wache auf, doch das Kribbeln im ganzen Körper hat sich von dem Schlaf- in den wachen Zustand übertragen. Das Gefühl war schön, der Traum jedoch machte mir lange zu schaffen.
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Um ein krank nackt M_dchen, liegend auf dem Strand ein M_dchen liegt auf dem Strand. Zwei Wochen vorher, sie hat bekommen die Information um Ihre Krankheit. Du haben nur drei Jahre, fnnf mit Glnck.ô, Der Doktor gesagt. Sie hat ein Virus, weil sie glaubt in computer. Alles sie wei_ war aus ein Computer, alles M_dchen liegt auf dem Strand. Sie aufgefordert ihr Computer geantwortet, alles sie tat, ihr Computer befohlen. Vielleicht sie war Glückspliz weil nicht zu denken, das heißt der einfachste Weg des Lebensweise. Aber jetzt sie liegt auf dem Strand. Sie hat gehabt,hatte ein leicht Krankheit aber ihr Computer befohlen ihr ein Medizin, da,jener,diese,welches,das,jene,dieser,daß,welche,da malig,welcher,weil,die es tut nicht in Betrieb sein,Beruf,Beschäftigung,bearbeiten,Arbeit,arbeiten,funktionieren,Werk. Doch computer bedeutet Wahrheit. Einzig,Nur,Einzeln,Einziger ein tatsächlich,echt,wirklich Arzt,Doktor, Begegnung,Treffen am,bei,in,auf,an,um ein Klassentreffen (it war einem,ein alt klassenkamerad des,vor,von den,über,aus,von das,des,der,die alt zeiten,male, als,sobald Menschen waren,sein,wir sind gewissermaßen das,des,der,die Lehrer), weiß das,des,der,die beantworten,Antwort,antworten,erwidern :“ Das,Des,Der,Die Arznei,Sirup,Medizin, Seite 69
nicht das,des,der,die Krankheit,Erkrankung Belieben,Gefallen,Wille,wird,wollen,Testament töten Du,dich,dir,Ihnen,Sie,ihr,man,Ihrer.“ Was,Welche,Wie ist das,des,der,die funktionieren,Stellung,funktion,Amt des,vor,von den,über,aus,von einem,ein Computer,Rechner, falls,ob ihm,ihr Kanister,Büchse,Dose,können,kann einzig,nur,einzeln,einziger sich,ergeben,sein,sich befinden,sich fühlen derartig,darum,also,so gut,brav da,wie,als das,des,der,die menschlich, welcher,wer gehabt,hatte programmierte ihm,ihr. Natürlich, das,des,der,die Computer,Rechner sagen,besage einzig,nur,einzeln,einziger dasselbe,derselbe da,wie,als das,des,der,die Arzt,Doktor, falls,ob das,des,der,die Programmierer gehabt,hatte gesagt da,jener,diese,welches,das,jene,dieser,daß,welche,da malig,welcher,weil,die es zum Computer,Rechner. Sondern,Doch,Aber wie viele Volk,Menschen,Leute seid,sind ein Arzt,Doktor und ein Programmierer auch? Und was,welche,wie ein höher riskieren,Berufsrisiko,risiko das,des,der,die umwechseln,umtauschen,auswechseln,tauschen,Austausch,Tausch,ausltauschen,Umtausch des,vor,von den,über,aus,von Information,Auskunft von,vom,aus,von menschlich nach,zu,bei,vor menschlich nach,zu,bei,vor Computer,Rechner nach,zu,bei,vor menschlich Mittel? 70. Seite
das land, das nicht mehr da ist ein volk entsteht, indem entweder krieg oder liebe eskalieren. das land, das nicht mehr da ist, entstand aus einem volk, dessen bewohner aus liebe bestanden. es war ein land, das vor dem krieg an ansehen nicht mehr hatte, als das nachbarland england. doch england entstand durch ein volk des krieges. kriege entstehen durch streitene völker, ein streit um land. dieses land wird zum land, indem völker es besiedeln. oder war amerika vor columbus trotzdem ein land. für die indianer schon, doch die indianer entstanden ja erst durch columbus. boh, ist das anstrengend, jetzt irgendetwas hier hinzuschreiben. 1,2,3,4,5...
aufgeschoben ist nicht aufgehoben die angst vor dem sterben zwingt uns geradezu, alt werden zu wollen. ich will nicht alt werden? liegt es in der natur oder im „nicht-naturteil“ des menschen, im bewußtsein? doch eher das zweite, bedenkt man, daß lediglich wir das bewußtsein über unseren tod besitzen. das lebewesen, das als erstes dieses bewußtsein erlangte, war der erste mensch. wie er sich mit diesem bewußtsein verhalten hat, ob er so weiter lebte wie bisher, versuchte, sein leben so weit wie nur möglich zu Seite 71
verlängern oder sich auf der stelle selbst tötete, so will ich es auch. hätte die natur nur nicht dem bewußtsein die angst entgegengesetzt.
ein sachlicher text über liebe, unsicherheit und dem stellen zu vieler fragen ‘das warten lohnt sich oder geht voll in die hose’, habe ich immer gedacht. daß es dazwischen etwas gibt, wußte ich nicht. der erste fall wäre: man wartet — mann des lebens kommt — man heiratet — man bekommt kinder — man stirbt und hatte ein erfülltes leben. der zweite fall wäre: man wartet — man wartet — man altert — man stirbt einsam und hatte kein leben. die sonderfälle (man wartet gar nicht und schnappt sich stets den erst besten): man hat irgendwann glück und siehe fall eins man hat spaß aber stirbt einsam und siehe fall zwei man bekommt aids und hat ein erfülltes leben, weil man den richtigen gefunden hat oder nicht. auf alle fälle ist das erfüllte leben kurz, und es fehlt die zeit, es zu genießen. oder man ist froh, daß das leben sich dem ende neigt, weil man einsam ist. doch gibt es „nicht-sonderfälle“, die liegen zwischen „in die hose gehen“ und „sich lohnen“: man wartet, der mann des lebens kommt und man ist unfä72. Seite
hig, ihn festzuhalten. er geht. man ist einsam und stirbt am gedanken, während er das selbe tut, denn sonst wäre er ja nicht der mann des lebens. oder gibt es den mann des lebens, der weder liebe geben noch empfangen kann. ist vielleicht ein mensch mit titten, poh und mumu ausreichend, um das leben erfüllt zu machen? hier begeben wir uns auf das gebiet des anspruches an des anderen geschlechtes und an sich selber. ein gebiet, aus dem ich aussteige, weil ich mir nicht sicher bin, vielleicht hochgestochenen müll zu labern, ohne eigentlich wirklich ahnung zu haben. denn vielleicht ist der anspruch des menschen auf liebe kein natürlicher, sondern eher eine norm. vielleicht gibt uns ja die musik, drogen oder das neuöffnen von nicht desinfizierten, bereits verheilten wunden den lebensinhalt, den wir ja schließlich noch alle nicht sicher sind, gefunden zu haben? es ist naiv zu denken, die erfüllung im manne zu finden. uns, ich, er, he, it, …oder?
in jeder zelle ein tier kleine köpfe. insekten mit fünf beinen, an jedem ein kleines häckchen, fast so, als wäre es eine katzenkralle, nur viel kleiner, an jedem bein haare und klein wie mücken. Seite 73
dinge dingen in mich ein. es kribbelt, es juckt. das blut scheint stückchen zu enthalten, die mit ihrer rauhen oberfläche in den blutgefäßen kratzen. das herz schmerzt mit jedem schlag, so wie das kratzen im hals bei einem starken hustenreiz. es kratzt so sehr, daß man sich wünscht, es höre auf zu schlagen. die beine sind nicht zum gehen geschaffen. man glaubt, es wäre besser sie zu bewegen, doch genau das macht die sache noch viel unerträglicher. die tiere an sich sind nicht schlimmer als die pest. doch das gesehene, das wissen, wie die tiere aussehen und das wissen über das dasein der tiere in meinem körper läßt mich erschaudern, was den eigentlichen kitzelreiz noch verstärkt. das kratzen auf der äußeren haut meinerseits sollte eigentlich ablenken, denn vielleicht merke ich es nicht so, wenn ein anderer schmerz mir ein teil des schmerzes ausgehend von den tieren, abnehemen kann. das kratzen ging jedoch von beißen und dann zum messerstechen über. das blut floß und schoß aus den wunden. als das blut auf den teppich klatschte, sah ich sie dann wieder, die tiere, die erst leicht vom blut rotgefärbt aus dem blut herauskam. nun sah ich auch meine hand mit diesen monstern bedeckt und durch den schock, den ich erlitt, hatten die viecher die chance, meinen ganzen arm zu besetzen. einige krochen jetzt über die schulter in mein ohr hinein, was mich zur besinnung brachte. ich rannte in den keller und nahm eine flasche spiritus 74. Seite
vom regal. ich goß mir diesen auf den arm und befreite ihn somit zumindest von den sich momentan auf dem arm befindlichen insekten. ich schien ein wirkungsvolles mittel gegen diese viecher gefunden zu haben. ich nahm mir schnell noch eine flasche jack daniels aus dem anderen regal, am anderen ende des kellers und schluckte die viertel flasche auf ex. dann fiel ich hin und schlief. als ich aufwachte dachte ich nicht mehr an den spiritus, auch das kribbeln war verschwunden. ich zündete mir eine zigarette an und expandierte zum kuchenkauf. doch ich starb an den spiritus. denn in diesem moment, am 30.02.1948 trank ich das erste mal schnaps und dann war ich somit alkoholiker bis 1945. ich muß wohl der am lungenkrebs am schnellsten gestorbene mensch gewesen sein.
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ein zweiter traum ich fahre mit dem zug. wohin? das weiß ich nicht. mit mir fahren mein kleiner bruder, ein freund. als wir ankommen, laufen wir. ersteinmal die bahnschienen entlang. dann rechts an einem park vorbei. dann hinter einer großen hecke sehe ich einen mann, der einem rollstuhlfahrer das richtige trinken aus einem falschen becher gibt. cola nimmt er in dem gelben, neues in dem grünen becher. ist das sinnvoll? ich ging sofort hin und schubste den mann, der dem rollstuhlfahrer etwas zu trinken gab. bei seite und tötete ihn. der rollstuhlfahrer hieß dietrich, ich nahm ihn mit. nach einer weile erreichten wir ein haus. wir mußten über eine brücke gehen, um es zu erreichen. drinnnen war ein kino. wir gingen in einen film, den kein anderer sehen wollte, die sitze standen drei meter auseinander. jetzt fiel es mir auf: das kino hatte überhaupt nur vier sitze. dann mußte dietrich, obwohl ihm der film gefiel. also setzten wir uns ins wartezimmer des arztes. es war sehr voll. als die krankenschwester hineinkam. sagte ich: „können wir zuerst, ich muß so dringend auf klo“. alle standen auf, die menge murmelte „ich auch“, und ging hinaus. plötzlich merkte ich was, das gefühl, verfolgt zu werden. ich muß hier schnell raus und mich verstecken. ich ging die tür hinaus und den gang links hinunter. dann kletterte ich 76. Seite
oben auf die fensterbank der herrentoilette. sie war etwa zwei meter hoch und schien mir als versteckt völllig auszureichen. dietrich hatte ich ganz vergessen. er schaute nun im wartezimmer fern. er würde alles verrraten. als ich schritte hörte, flüchtete ich durch die fensterluke der toilette. es war viel zu klein, und ich wußte, daß ich da nicht durchpassen werde. doch die angst erwischt zu werden, ließ mich dieses doch schaffen. im zweiten stock dann zeigte mir der besitzer des hauses auf seinem balkon einen umschlag. in dem umschlag waren geldscheine, viele geldscheine. er sagte, er habe es gesparrt für die heilung seiner todkranken schwester. es seien 10.000 DM. plötzlich wieder diese leute, die mich verfolgen, oder war es nur einer? ich kletterte auf einen balkon, der unter dem war, auf den ich mich befand. dabei verlor ich meine schuhe. es waren lilane chucks. der balkon, auf dem ich jetzt stand, war lediglich schwarz geteert, keine tür, nichts. ich kletterte am haus lang, über das dach der gerage, rannte einmal herum und versteckte mich im holzstapel. dann suchte ich nach geld, denn die 10.000 DM hatten mich geldgeil gemacht. ich fand aber nur 230 DM in einem umschlag. dann plötzlich kam mein kleiner bruder und versteckte sich auch im holzstapel. er legte 11,50DM von den 230 DM zurück in den holzstapel. Seite 77
dann hörte ich schüsse und ich wußte, der hausbesitzer war tod. ich rannte aus dem holzstapel und nahm eine schwere holzwaffe. mein freund war der, der mich verfolgte. mitten im garten standen wir uns dann gegenüber, als er sagte: „schieß’doch, is’eh nicht geladen!“. ich schlug ihm mit der pistole auf seinen kopf und hielt dies für eine prima idee. er sank zu boden und der kopf verwandelte sich in einen flaschenhals. diesen zerschmetterte ich mit einem zweiten schlag mit dem gewehr. nun ging ich ins haus, um dietrich zu suchen. ich wollte gehen. dann wieder das gefühl, verfolgt zu werden. ich ging aus dem fenster und merkte, daß ich keine schuhe anhatte. ich kletterte auf den zweiten balkon. dort waren meine schuhe aber nicht. ich sah jedoch den umschlag und nahm mir das ganze geld. dann kam mein bruder und sagte: „das kannst du nicht machen!“, und legte 500 DM in den umschlag zurück und ließ ihn auf den zweiten balkon zurück. als ich hinunter kletterte sah ich im schwarz meine schuhe auf dem ersten balkon. plötzlich hörte ich die polizeisirenen. wir gingen wieder über die brücke. alle wurden untersucht, nur bei mir sagte der polizist, der auf der rechten seite der brücke stand: „den kenne ich, den können wir so durchlassen“. insgesamt waren nur ich und mein bruder zu kontrollieren, und es war eindeutig, daß der polizist nach dem von mir geklauten geld 78. Seite
suchte, so vermutete ich. als wir auf den schienen langliefen, dachte ich über des polizisten worte nach und woher wir uns denn kannten. licht. ich ging die schienen entlang und entlang und ich drehe mich auf die andere seite. zu spät. verschlafen seh ich auf die uhr und merke, es ist wochenende, ich kann noch länger schlafen. wenn ich könnte, ohne zu denken! dann wachte ich auf.
ich du (unzensiert und unverändert, bis der sinn zum persönlichen wohl verschwand) ich poppe bin in der küche und esse im bett ich kotze bin auf feten und trinke auf klo ich nehme drogen ohropax auf konzerten und höre musik in discos ich esse bin bei den proben und spiele mit meinem penis im bett ich kotze und bin auf drogen feten und esse bin bei musik auf dem klo
freestyle
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wir pissen, scheißen, fressen, saufen, wixen, kotzen, gebären, erzeugen, sterben, säugen auch. doch wir sind besser? mensch = säugetier + x - z ! x sei eine oder mehrere komponente/n des menschen, die im klassischen sinne den menschen ausmacht/-en. welche komponente/n hier genannt wurde/n, und welche hier angewendet wird, sei für diese ausführung egal!!! (wer will kann also auch hier wieder mal den verstand einsetzen). z sei eine oder mehrere komponente/n des menschen, die uns näher an das säugetier heranbringen. etwa die naivität, an das x zu glauben (x=0), an die bloße überschätzung des x oder der trieb des menschen. x>z v x=z v xz =>ja, der mensch ist besser fall 2: x=z jedes tier ist herrscher seiner eigenen welt, nicht anders als wir. jedes tier hat seine feinde, wir auch. daß wir wissen, daß die eigentlichen feinde wir selber sind, spiele keine rolle. unser weltbild ist ein weltbild, daß sich nicht von dem weltbild anderer tiere unterscheidet. nur nehmen wir das weltbild der anderen tiere auch anders wahr und umgekehrt (so sehen wir beispielsweise nicht, daß tiere ebenfalls verstand haben und ihn benutzen, nicht lediglich nach instink80. Seite
ten handeln). => nein, der mensch ist allen anderen säugern gleich fall 3: x nein, wir sind sogar schlechter ausgehend von fall 2 muß fall 3 richtig sein, da tiere ja nicht wissen, daß wir verstand haben. so gesehen wird fall3 dadurch wieder verstärkt richtig sein, da diese sicht aus meiner welt heraus gemacht wird.
sucht 3 und ich sehe eure bilder. ihr kommt mir tod vor. ich sehe meine leber, obwohl ich noch nicht tod bin. ich träume schlecht, kann nicht schlafen. er stört mich, obwohl ich heute schon zwei mal. unzufriedenheit, unausgeglichenheit, ungeschaltetsein. ich steh früh auf, obwohl ich müde bin und schlafen könnte, wenn ich schlafen könnte. sucht 3 und
heute höre ich auf, mit krank zu sein krank sein. krank tun. ich sehe, versehe und denke: ‚wenn ich will, kann ich alles, was ich auf diesem bildSeite 81
schirm sehe, in mein zimmer teleportieren‘. ich schalte ganz normal durch alle programme. ich weiß, es wird nur einmal funktionieren. in einem agentenfilm war ein koffer mit 3 millionen dm. ich aber klug genug, nicht sofort diesen haben zu wollen, denn ich mußte unterscheiden zwischen echt und filmrequisite. die 3 millionen sind auf jeden fall nicht echt. ich beschließe ersteinmal den fernseher auszuschalten, und etwas zu essen. dann gehe ich aufs klo und onaniere. dann habe ich wieder einen klaren kopf, und ich entschließe mich, eine liste mit den dingen zu machen, die ich immer schon haben wollte. ich überlegte auch, ob ich nicht eine zeichentrickfigur ins leben rufen sollte. aber das wird bestimmt nicht gehen. außerdem konnte ich auch weder mit mickey mouse noch mit bugs bunny wirklich etwas anfangen. außerdem bestände die gefahr, daß sie im endeffekt doch lediglich nur comicfiguren gezeichnet auf einem blatt wären, ich etwa lediglich ein lebensgroßes bekomme, was ich auch in irgendeinem laden dieser welt bekommen könnte. ich beschließe, mich auf die nichttrickfilme zu beschränken. ich dachte dann an ein auto. es muß eines sein, von dem man sicher sein kann, daß es echt und in guter verfassung ist. aber ich wußte, daß kann man nie. wie entttäuscht war ich als kind, als ich erfuhr, daß michael knight lediglich alte schrottkarren fährt und kit gar 82. Seite
nicht sprechen könne, ja nicht einmal fliegen. ich beschließe, etwas nicht materielles zu nehmen. mittlerweile sind drei tage vergangen und ich habe beschloßen, pamela anderson in mein zimmer zu teleportieren. endlich sehe ich sie. ich wünsche es mir so sehr. doch es funktioniert nicht. ich beschließe ersteinmal den fernseher auszuschalten, und etwas zu essen. dann gehe ich aufs klo und onaniere.
die reise in eine ananasmarmelade eines morgens geht mir die erdbeermarmelade aus. es ist wochenende und seit einundzwanzig jahren beginnt mein wochenende mit einem ausgiebigen frühstück, genau einundzwanzig jahre lang esse ich ein eierbrötchen, ein marmeladenbrötchen und ein wurstbrötchen, genau seit zwanzig jahren trinke ich einen tee zu diesen brötchen, und genau seit zweiundzwanzig jahren sitzt meine frau neben mir, die vor neunzehn jahren mir das erste marmeladenbrötchen schmierte. doch heute hat sie es das erste mal in den zehn jahren, in den wir uns kennen, vergessen. doch gott sei dank, es ist ja dienstag, so daß ich noch in den laden gehen kann. die kirschmarmelade von meinem opa schmeckt mir nämlich nicht mehr. ich muß also meine frau erSeite 83
schießen und gehe drei stunden selber einkaufen. als ich zurück komme, hat meine frau mir schon meine ananasmarmelade auf den tisch bereit zum frühstück gestellt. ich tauche mit meinem gesicht in das toast, das ich vorher mit himbeermarmelade beschmiert habe und as das andere brötchen mit käse dann selber. plötzlich entdeckte ich in diesem brot das geheimnis.
ein dritter traum endlich einmal wieder da, wo ich mich am wohlsten fühle: in der größten cd- und videoabteilung der stadt. ein ort, an dem man eigentlich immer schnäppchen schlagen kann. thorsten, ein kumpel dessen interesse weniger der musik sondern dem computer gilt, ist mit dabei. er soll auch heute abend auf meine fete kommen, welche überhaupt der eigentlich anlaß für unseren stadtbesuch ist. ich muß noch dringend quark für den zaziki und etwas fladenbrot einkaufen. doch ein kurzer blick in die cd- und videoabteilung ist schlichtweg pflichteil eines jeden stadtbesuches. außerdem haben die geschäfte ja noch zwei stunden auf. zeit genug, um auf schnäppchenjagt zu gehen. neu ist in dem laden ein cd anhörgerät, an dem ein kassettterekorder angeschlossen ist. es scheint, als hätte sich jemand heimlich die neue jamiroquai überspielt, in84. Seite
dem er aus der hifi-abteilung einen kassettenrekorder klaute und diesen an das cd-reinhörgerät anschloß, in dem die neue jamiroquai eingelegt war. warum er wohl nicht gleich einfach die cd klaute. naja, vielleicht sollte ich mir ja die cd kaufen. 25 dm für eine doppel cd ist nicht viel geld, dazumal das album eine offizielle live aufnahme ist, bei der also qualität garantiert ist. ich werde mich aber noch ersteinmal weiter umschauen. ah, hier steht die gleiche cd für 18 dm. jetzt ist es aber sicher, daß ich mir dieses exemplar sichern werde, wobei ich mich wundere, warum die preisunterschiede so imenz sind. moment, das ist ja ein live video, was ich da in der hand halte. vielleicht sollte ich ja einfach die kassette klauen, die in dem kassetterekorder liegt. „kannst du mir zehn mark leihen?“, „ne, wofür?“, „da ist ‘ne live cd für 25 mark, das live video kost’ nur 18.“, „und warum brauchst du dann 10?“, „8 hab’ ich selbst.“, „vielleicht ist ja das video geschnitten!?“. ich gehe also das erste mal seit monaten aus diesem laden, ohne etwas zu kaufen, besorge den zarziki und das fladenbrot und fahre nach hause. abends dann kommt mein besuch: stacy und susan. thorsten hing eigentlich den ganzen restlichen tag bei mir, so daß er jetzt sowieso da ist. na dann kann die party ja losgehen, nur komisch, daß nicht alle kommmen, die ich eingeladen habe. Seite 85
susan kommt irgendwann bei mir an und sagt: „endlich haben wir mal zeit uns privat kennenzulernen, ich bin schon lange scharf auf dich [...]“. spitz wie ich bin, ficken wir kurze zeit später in der ecke meines zimmers, während thorsten mit stacy in der anderen. dann, als wir fertig sind, klingelt die tür am laufenden band. der besuch kommt also doch noch. am ende sind es etwa 30 leute. alle mit unendlich viel alkohol und haschisch. während wir denn da so feiern, wird mir bewußt, wie geil eigentlich stacy aussieht, und daß ich eigentlich grad’ die falsche fickte. ich bin sehr entschlossen, sie zu fragen, ob sie vielleicht lust hätte, vielleicht zu dem musikladen zu gehen, wenn sie denn lust hätte. doch stacy hängt die ganze zeit mit thorsten rum. trotzdem fasse ich allen mut zusammen. sie ist einverstanden, doch thorsten und susan wollen auf jeden’ ebenfalls mit. das kann ja wohl nicht angehen. thorsten will unbedingt mit, obwohl er sich nicht die bohne für musik interessiert. er befürchtet wohl, ich spanne ihm stacy aus und er bekommt seinen zweiten fick heute nicht mehr (womit er ja nicht g’rad’ den falschen verdacht schöpft). als wir unterwegs sind, unterhalte ich mich mit thorsten. es ist schon dunkel. „susan ist echt eine scharfe braut“, sagt thorsten, „sie kam vorhin, als du gerade bier kalt stellen gingst an, und sagte [...]. ich 86. Seite
konnte natürlich nicht wiederstehen. kannst du dich erinnern, als susan und ich für 10 minuten zusammen auf klo waren?“. „die gleiche tour zog sie bei mir vorhin auch ab, aber das hast du ja selbst mitbekommen. du hast also heute abend schon zweimal mit zwei verschiedenen frauen?“. mein schlechtes gewissen susan gegenüber ist mit diesem gespräch wie weggewischt, wobei ich merkte, was für ein kumpel doch thorsten ist, denn wer sonst würde so offen alles gegenüber seinem freund gestehen. abgesehen davon, daß es auch ziemliche angeberei ist. stacy jedenfalls ist mein alleiniges ziel des abends geworden. als wir die erste straße überqueren müssen (wir hatten noch etwa 16 vor uns, also ca. 6 km), schaue ich auf die uhr und muß feststellen, daß der laden schon vor zwei stunden geschlossen hat. als ich das den anderen mitteile, bricht ein gelächter und ein unwetter aus. szenenwechsel ich liege zu hause in meinem zimmer mit stacy in einem bett. ihre kurzen blonden haare machten mich schon wieder tierisch scharf. ich weiß nicht ob die fete gestern war, oder ob tage, vielleicht wochen oder sogar monate verstrichen sind. das erste was ich sehe, sind zwei schwebene luftballons. an dem einen ist bart simpson, an einem anderen bussi bär, an einem dritten mork vom ork. sie schweben alle durch mein zimmer. Seite 87
das bild ist so eindeutig, daß ich erschrecke, weil es mir zeigt, was ich getan habe, denn mork fliegt auf das offfene fenster zu. plötzlich verspüre ich unerträgliche angst. wenn mork ‘rausfliegen wird, ist das schlimmer, als der verlust eines menschen, den ich nicht liebe. ich springe also schnell auf und rette den ballon. genau in diesem moment geht die zimmertür auf und meine schwester kommt hinein. der ballon zerplatzt. es wird mir sofort klar, daß sie mir die ballons gestern, oder wann auch immer in mein zimmer getan hat. die beziehung zu allen ballons ist auf einen schlag weg, genauso wie stacy wegzusein scheint. stattdessen kommt mein vater hinein und schlägt meine schwester blau. ich gehe in ein anderes zimmer, denn ich habe nun wirklich keine lust, diese so geführte, sinnlose diskusion nocheinmal mit anzuhören. szenenwechsel zu den besagten abend es fängt fürchterlich an zu hargeln und ich renne zu einer rückseite einer an der strasse liegender garagenzeile. der hagel wechselt immer mehr in schnee über, der wind scheint sich immer mehr in eis zu verwandeln. ich frage mich, wo denn die anderen drei sind. dann sehe ich plötzlich stacy auf mich zurennen. sie blutet von den hargelkörnern, die sich zwischen den schnee mischen und ihr fast den schädel einschlagen. nach kurzen sechs stunden hört das unwetter auf, und ich habe mich gut mit stacy unterhalten. unsere beiden 88. Seite
jacken über die köpfe geschmissen, uns eng umschlingend und die nähe der garage suchend, hatten wir zwar nicht den perfekten, doch einen sehr guten schutz gegen das unwetter gefunden. warum knutsche ich sie nicht einfach, sie ist mein traum. dann hören wir thorsten und susan. es ist die zeit gekommen, uns durch die schneemassen nachhause zu kämpfen. ich freue mich jetzt endlich, nach dieser scheiß aktion, zu hause mich mit stacy im warmen zu unterhalten, und ich wede mich an sie heranmachen, denn ich habe mich verliebt, dessen bin ich mir sicher. doch thorstens und susans blicke sind vernichtend. nimmt mir thorsten etwa übel, daß ich mit stacy die ganze zeit alleine war, obwohl ich gar nichts zu seiner affaire mit susan geagt habe? außerdem kam stacy doch zu mir und nicht umgekehrt. doch moment. thorsten will mir etwas anderes kund tun. endlich merke ich, was thorsten und susan schon länger im blick haben: einen etwa 10 meter hohen schneeberg, der uns den weg nach hause versperrt. ich weiß gar nicht, warum wir nicht einen kleinen umweg in kauf nehmen und einfach um den berg herum gehen, da finde ich mich bereits mittten im schneeberg wieder. es zeichnet sich ab, daß thorsten doch eher etwas von susan als von stacy will. stacy klettert jedenfalls neben mir und nicht neben thorsten. nach etwa einer stunde erreichen wir nur die mitte des berges. es ist jetzt genau drei uhr und ich frage mich Seite 89
schon, was zu hause auf der party vorgeht. am anfang schienen 10 meter gar nicht so viel, doch es ist pulverschnee, so daß wir jetzt zum teil bis zum bauchnabel in der kälte hängen. es macht aber auch irgendwie spaß und ich wage es. ich greife nach stacy, so als ob ich sie vor einem sturz bewahren will. mein bekaktes herzklopfen bringt mich noch um. ich habe da etwas in der hand. es geht zu schnee. ja, es ist, es kann nur ihre hand sein. sie lächelt mich an, unendliche erleichterung und der gedanke, was thorsten hinter mir denkt. bingo. oben angekommen sahen wir [piep] leute. sind das etwa [piep] welche von meiner fete? [nein] piep. gedicht es ist spät, ich laufe dem vollmond entgegen ich denke an sie, es scheint mir sehr gelegen mir einzugesteh’n, daß der fisch, des wassers naß nicht mehr braucht - so wie die liebe. und ich laß es raus es scheint die liebe zu vergeh’n niemand kann es seh’n daß ich hilfe brauch daß ich genau wie sie, ins leere tauch’ nichts find’ doch der vollmond ist es nicht 90. Seite
führt mich zwar ins rechte licht tut erleuchtung mir verschaffen er von liebe doch nichts raffen schade doch schluß mit des dichters hohn wer gut gelesen, der weiß es schon wer glaubt hier geht’s um liebe der werde es auch nie be merken wer das gedicht als triviales beschimpft scheint gegen dieses nicht geimpft gibt triviales einen sinn kommen hier die schemata nicht mal hin silben und
unterordnung wir scheinen unseren fehlenden verstand ausgleichen zu wollen, indem wir bewertes zur gewohnheit werden lassen. oder wir klammern uns an eine person, von der wir annehmen, sie könne die funktion des nicht vorhandenen übernehmen. die gefahr, etwas verkehrt zu machen, d.h. schaden abzubekommen, spüren wir alle. also ergeben wir uns Seite 91
meistens der gewohnheit. wir versklaven uns der uhr, indem wir dinge, bei den wir gut fahren, wiederholen. so gehen wir ins bett, weil morgen die arbeit beginnt, obwohl wir manchmal gar nicht müde sind - aber uns geht es gut dabei und wer weiß was geschehen wird, tue ich es nicht so. wir stellen uns den wecker und trikksen den schlaf so aus. möchten wir denn nicht manchmal (oder immer) länger schlafen - richtig: nein! - denn uns geht es gut dabei und wer weiß was geschehen wird, tue ich es nicht so. in dem anderen fall versklaven wir uns einer person. stirbt diese, sterben wir auch, es sei denn, fall eins tritt ein. selbständigkeit bedeutet gefahr. beidemale ordnen wir uns zwar unter (einer person oder einen gewissen ablauf der dinge, also einer uhr), doch folgen wir damit instinktiv unseren erhaltungstrieb. an dieser stelle könnten sie sagen: folglich will der mensch unterdrückt werden. ich stimme dieser these aber nicht ganz zu, so ist es nicht der mensch, der unterdrückt werden will, sondern das viel stärkere tier in ihm (zu 67,383%).
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5.Kapitel (Bernds Entscheidungen) Der fehlende Zeitraum Geboren wurde Fredd Osych 1978 in Wien. Sein Vater war gelernter Schreiner aus Italien, seine Mutter kam aus Deutschland. In Wien wurde Fredd eher zufällig geboren, denn seine Mutter war lediglich zu Besuch in Trento, wo ihr Mann einen letzten Auftrag hatte. Als plötzlich die Wehen einsetzten, befanden die beiden sich bereits auf der Abreise nach Stuttgart, wo sie eigentlich die Geburt ihres Kindes geplant hatten. Fredds Vater hatte bereits einen deutschen Paß, der Aufenthalt in Italien sollte auch der vorerst letzte sein. Den Auftrag erledigte er auch nur, weil ein Freund, dem er noch einen Gefallen schuldete, in der Klemme steckte. Aber bekam er somit auch Gelegenheit, sich von seiner Familie zu verabschieden. Seine Eltern wiederum wohnten zwar schon sehr lange in Trento, stammten aber nicht aus Italien. Fredd jedenfalls war eine Unfallsgeburt. Weder wollten seine Eltern ihn, noch haben sie es geschafft, ihn planmäßig zur Welt zu bringen. Statt dessen kam er auf einer Raststätte in Wien zur Welt. Die Ursachen für Fredds psychischen Schaden in der Tatsache, daß er eine ungewollte Brut ist, zu suSeite 93
chen, halte ich jedoch für falsch. Er bekam dieses nämlich nie zu spüren, im Gegenteil, es konnte von einer liebevollen, harmonischen Kindheit gesprochen werden. Fredd wuchs in Stuttgart auf, zog jedoch nach seiner Lehre nach Berlin, wo er Informatiker wurde. Sein Interesse galt schon immer dem Computer. Er war einer der ersten in seiner Klasse, der einen Computer besitzen durfte, da er nach langen Diskussionen einen von seinen Eltern geschenkt bekam. Sowieso taten seine Eltern alles, um einen Musterknaben heranwachsen zu lassen. Doch so sehr er auch von seinen Eltern in Sachen Bildung beansprucht wurde, so schnell kam er auch in die Pubertät. Er war nicht nur der erste mit einem Computer, er war auch der erste mit einem Mädchen und er war der erste, der mit einer schlief. Irgendwie schien er damals einen Zwang zu verspüren, stets der Erste zu sein. So hatte er sich bis zur 3. Klasse nie in ein Mädchen verliebt, es war halt nur der Zwang, eher Mädchen zu ficken, als andere (wobei von einem richtigen Geschlechtsakt in dem Sinne natürlich nicht die Rede sein konnte, aber genauso wenig waren das, was Fredd praktizierte, irgendwelche Doktorspielchen. Überhaupt war es unglaublich, was Fredd in seinem Alter über Sexualität wußte. Gebe es ein Guiness Buch 94. Seite
der Sexualität, dann wäre Fredd wohl in allen Kategorien vertreten, die mit „Der Jüngste, der...“ anfangen. Irgendwann jedoch verliebte er sich. Kate, die ganze drei Jahre älter war als er, sollte eine sehr lange und nicht ganz unschwere Zeit mit Fredd verbringen. Zuerst war die Kindheitsbeziehung natürlich eine sehr harmonische. Sie spielten immer zusammen, kapselten sich aber gleichzeitig stets von Gleichaltrigen ab. Dabei stellten sie sich aber immer so geschickt an, daß kein Erwachsener auch nur im entferntesten an das dachte, was die beiden wirklich trieben. Als die beiden älter und reifer wurden, veränderte sich Fredd ständig. Ihre Beziehung war durch die Jahre, die sie erlebt hat, so intensiv, daß zunächst einmal eine gegenseitige Abhängigkeit entstand. Fredd wurde jedoch von Zeit zu Zeit immer einnehmender. Aus der Kindheitsbeziehung entwickelte sich langsam eine Jugendbeziehung. Nun waren die beiden in ein Alter gekommen, wo es nicht mehr so außergewöhnlich war, einen Partner zu haben. In dem Alter fingen andere Jungen jedoch erst an, sich mit Mädchen zu unterhalten, anstatt mit Steinen auf sie zu schmeißen. Irgendwann, Fredd mußte so um die zwölf Jahre gewesen sein, starb seine Mutter. Dieser Zeitpunkt war wohl ein sehr entscheidender im Leben des jungen Paares. Fredd verlor seine Gefühle und Kates Alltag Seite 95
bestimmten die Schläge. Natürlich spreche ich noch immer von Teenagern. Einmal dann kam es auch soweit, daß Kate mit der Wahrheit gegenüber ihrer Mutter herauskam. Natürlich rief Kates Mutter mehr als einmal beim Vater der Brut an. Sie wünsche sich jeglichen Kontaktabbruch mit ihrer Tochter. Fredds Vater schob alles auf den Tod seiner Frau. Man solle mit Fredd ein wenig Nachsicht zeigen, obwohl er auch versprach, mit Fredd ein ernstes Wort zu reden. Kate jedoch kam trotz der Umstände immer zu Fredd zurück und sie blieb auch sehr lange. Als Fredds Vater wieder eine Freundin hatte, zog Fredd dann aus. Mit 14 hatte er seine Schule fertig und begann eine Ausbildung, Kate nahm er mit. Sie war bereits eine Marionette ihres Freundes geworden, die in völliger Abhängigkeit von ihm stand und machte, was Fredd sagte. Sie war mit 17 schon da, wo andere Frauen häufig erst nach drei Jahren Ehe sind. Als Fredd mit der Ausbildung in Stuttgart fertig war, zog er nach Berlin, und auch diesmal nahm er sein Spielzeug mit. Dort merkte er jedoch schnell, daß Kate schon abgenutzt war und schenkte ihr das Leben zurück. Genau zu diesem Zeitpunkt begann Fredd auch mit seinen ersten Experimenten. Er nahm an, daß Kate wohl irgendwo auf der Straße leben wird. Was Fredd nicht wußte war, 96. Seite
daß sie zu einem alten Klassenkameraden zog, der zufällig in Berlin studierte: Bernd Zahnecke. Szene: Bernd und Kate in der Küche seiner Wohnung Kate: „Ich muß mir endlich einen Job suchen. Er ist so nett zu mir, läßt mich hier wohnen und sorgt auch noch für mich. Ich kann für mich alleine sorgen. Heute werde ich Bewerbungen schreiben.“ Bernd betritt die Küche Bernd: „Guten Morgen! Seit wann läßt Du Dir Deinen täglichen Morgensport nehmen?“ Kate läuft zum Kühlschrank, um schnell davon abzulenken, daß sie gerade total in Gedanken war. Sie holt ein Stück Butter und Marmelade aus dem Kühlschrank: „War ich schon. Ich suche mir heute einen Job.“, schoß es plötzlich aus ihr raus, die Erleichterung ihr ins Gesicht geschrieben stehend, als wäre es das erste mal gewesen, daß sie das sagte. Bernd: „Das haben wir doch schon hundert mal beredet. Mich störst Du überhaupt nicht, im Gegenteil, und das weißt Du. Von mir aus brauchst Du überhaupt nichts zur Wohnung beizusteuern, warum also willst Du unbedingt arbeiten?“ Bernd weiß sehr wohl, daß er das Geld von Kate gebrauchen könnte, daß er zwei Monate im Rückstand mit seiner Miete ist und, daß es kaum möglich war, noch mehr Vorlesungen zu schwänzen, um nebenbei Geld zu verdienen. Auch weiß er, daß es seiner ach so Seite 97
Geliebten nicht alleine um das schlechte Gewissen geht, sondern um das einfache Wieder-Im-Leben-Stehen. Das hatte ihn Kate zumindest schon sehr viele Male erzählt, doch Kate bedeutet ihm einfach zu viel, als daß er sie schon jetzt wieder auf den eigenen Beinen stehen läßt. Er will Kate zwar nicht die Freiheit rauben, er will sie aber auch nicht der Gefahr aussetzen, sich erneut in ein nächstes Dilemma, gleich welcher Art, zu stürzen. Das würde sie umbringen, das wußte er. Bernd weiter: „Und überhaupt verstehe ich Dich nicht. Dir geht es doch hier wahrlich nicht schlecht und vergiß bitte nicht, wie es Dir ging, als Du völlig fertig vor meiner Tür standst und weinend ‘Fredd, dieses Schwein’ geplärrt hast. Seit dem Du dieses Schwein nicht mehr siehst, geht es mit Dir doch nur bergauf. Willst Du nun alles kaputt machen?“ Kate (den Tränen nahe): „Laß doch einmal Fredd aus dem Spiel“. Bernd verliert plötzlich völlig die Kontrolle über sich, drückt Kate sehr fest an den Kühlschrank. Kate läßt erschrocken die Butter aus ihrer Hand fallen. Er schreit sie an: „Ich lasse nicht zu, daß Du wieder in dieses Loch versinkst, aus dem ich Dich gezogen habe!“ Nun fängt Kate richtig an zu weinen: „Du bist doch kein Stück besser als er.“ Bernd kommt sofort wieder runter, wird ruhig, zeigt Einsicht und tröstet sie: „Pssst, das wollte ich 98. Seite
nicht.“, flüstert er ihr ins Ohr, „Du weißt wie empfindlich ich auf ihn reagieren kann. Von mir aus kannst Du Dir einen Job suchen und wenn ich ehrlich bin, können wir das Geld auch gut gebrauchen. Weißt Du, mein Studium hat sehr gelitten in den letzten Monaten und da wäre es nicht schlecht, gemeinsame Kasse zu machen.“ Bernd hatte dieses zwar gesagt, doch hatte ihn jedoch mehr seine Erschrockenheit dazu gebracht, er könne genauso wie Fredd sein. Natürlich wußte er, daß er sie damit glücklich gemacht hatte und, daß sie genauso ein Recht hat, machen zu können, was sie wolle, wie jede andere auch. Aber er wußte auch, wie gefährlich ein Rückschlag für Kate in dieser Situation sein könnte. Ein Mißerfolg bei der Bewerbung oder irgendein kleinstes Dilemma würde Kate in eine Katastrophe stürzen, das wußte er genau. Sie macht zwar ein sehr stabilen Eindruck, doch kommt in manchen Situationen heraus, wie sehr sie noch mit den Ereignissen mit Fredd zu kämpfen hat. Schlimmer noch, während andere Frauen, die an einem Abend von einem Mann mißbraucht werden, wußte Kate dieses nicht, weil sie so in das Leben von Fredd hineinwuchs und im Endeffekt nichts anderes kannte und eine Menge verdrängte. Manchmal glaubte Bernd sogar, sie würde Fredd immer noch lieben. Kate: „Danke, daß Du so ehrlich zu mir bist. Danke, daß wir das erste mal ehrlich zueinander waren. Seite 99
Gleich morgen suche ich mir einen Job und werde Dir alles zurückzahlen. Ich werde Dich bestimmt nicht enttäuschen.“ Kate tat so, als ob ihr von Bernd ein großes Stück ihres Lebens zurückgegeben wurde, und vielleicht war es auch so. Ihre durch Jahre hinweg eingebrannte Unterwürfigkeit klang jedoch nach wie vor in jedem ihrer Sätze mit. Bernd reagierte sehr zufrieden und gelassen, hielt Kate immer noch sehr fest in den Armen: „Nun laß Dir bitte Zeit. Und daß mit der Rückzahlung streiche am besten gleich wieder. Ich bin sicher, Du machst das mit links.“ Kate wußte wie schwer es Bernd gefallen haben mußte, offen mit ihr zu reden. Die Gefahr, die tatsächlich in einem beruflichen Neuanfang liegen würde, übersah sie. Daß das alleinige Um-Erlaubnis-Fragen schon ein kleines Zeichen dafür war, daß sie scheitern würde, übersah er. Sie übersah Bernds Gefühle, sie übersah den Blick in Bernds Augen, der ihr hätte sagen sollen: ‚Du brauchst noch ein wenig Geduld! Sie hatte sich Bernd noch nie so nahe gefühlt. Unterdessen war Franci auf dem besten Wege, sich Fredd genauso zu unterwerfen, wie es Kate ihrerseits getan hatte. Sie hatte jedoch gegenüber Kate den großen Vorteil, nicht mit Fredd aufgewachsen zu sein. 100. Seite
Während Fredd weiterhin nach echten Gefühlen suchte, ging Franci weiterhin zu ihrer geliebten Arbeit, in das Büro, indem sie Fredd das erste mal gesehen hatte, in das Büro, in dem sie Fredd den Arbeitsplatz wegnahm, in das Büro, von dem aus die Entwicklung von Computerbausteinen finanziell geprüft und überwacht wurde. So war tatsächlich die offizielle Beschreibung des Arbeitsplatzes Francis. Inoffiziell hieß es lediglich das Ausspionieren anderer Arbeitskollegen und diese im Ernstfall über den Chef zu entlassen. Als Franci wie immer zur Mittagszeit in die Kantine schlenderte, endlich mit den Gedanken mehr bei der Arbeit als bei Fredd, dachte sie gerade an den Angestellten, der durch ihre Analyse wahrscheinlich gerade seinen Schreibtisch aufräumen mußte. Sie liebte ihren Job zwar, doch an die Aufgabe, die sie hatte, nämlich ihre eigenen Arbeitskollege zu kontrollieren und die Unfähigkeit dieser sofort dem Chef zu petzen, konnte sie sich wohl nie gewöhnen. ‚Moment, warum wurde Fredd gefeuert, wenn er doch als gefühlloser Mensch die besten Voraussetzungen hatte?’, werden sich jetzt wohl viele Leser fragen. In der Tat war er ein Meister seines Berufes, doch machten seine Experimente selbstverständlich auch vor der Arbeit nicht halt. Eigentlich wollte er immer die Arbeit als Tabuzone für seine Experimente betrachten. Doch konnte er sich in dem Stadium nicht zurückhalten - und er hatte Pech. Seite 101
Es kam heraus, daß er Leuten, mit der Hoffnung auf Schuldgefühlen, etwas in die Schuhe schob, damit sie gehen mußten - sein berufliches Ende. Erstaunlicherweise begegneten die Kollegen Franci gegenüber mit sehr viel Verständnis, doch wußte sie, daß diese wohl alle lediglich Angst hatten, sie könne sich für Mißachtung rächen wollen. Selbstverständlich gehörte sie nicht gerade zu den beliebtesten Mitarbeitern, doch einige hatten auch einfach nur Mitleid mit ihr, weil sie einfach nur die Handlangerin des Chefs war. Auch wußten die meisten Mitarbeiter gar nicht, was sie wirklich an ihr hatten - was sie nicht schon alles vertuschen konnte. Doch nun war Mittag, und Mittag war die Gelegenheit, nicht nur Fredd, sondern auch die Arbeit für eine halbe Stunde zu vergesssen. Als sie in der Essensschlange stand, fiel ihr eine Person hinter dem Tresen der Essensausgabe auf. Es war eine sehr große Firma mit sehr wechselhaftem Personal, so daß ein neues Gesicht eigentlich nichts besonderes war. Franci fiel jedoch auf, das dieses Gesicht ein ganz besonderes sein mußte, weil es ein zwar ganz junges Gesicht war, doch eine sehr lange Geschichte erzählen konnte. Bei alten Menschen haben sich die Gesichtszüge in das Fleisch hineingefressen. man kann an dem Ausdruck des Gesichtes erkennen, ob ein Mensch ein glückliches oder ein eher trauriges Leben 102. Seite
hatte. Dieses Gesicht, was da hinter dem Tresen stand, mußte demnach schreckliches erlebt haben. Ohne daß Franci das Mädchen des Küchenpersonals kannte (denn sie hatte zwar die Möglichkeit, doch nicht die Aufgabe, auch das Küchenpersonal in ihrer Leistung zu prüfen), verspürte sie ungewöhnlich heftiges Mitgefühl. Das Gefühl war so intensiv und ungewöhnlich, daß sie sich den Rest des Tages frei nahm und der Frau am Ausgang der Kantine auflauerte. „Hallo, sind sie neu hier?“, fragte Franci, als die Frau endlich vorbei kam. „Was wollen sie?“, fragte die Frau, die keine Ahnung hatte, wer vor ihr steht. „Ich wollte sie zu einem Kaffee einladen. Ich habe sie heute bei der Essensausgabe beobachtet, sie schienen sehr glücklich. Ach was rede ich, sie interessieren mich einfach.“ „Sind sie lesbisch? Schreiben sie ein Buch? Was wollen sie?“, fragte die Frau und machte damit schon ganz klar deutlich, was sie davon halte. „Nein, ich schwöre es!“, sagte Franci mit Nachdruck und lachte ein wenig. Die Frau wandelte sich in ihrer Stimmung und wurde auf einmal kacken freundlich: “Ist mir eigentlich auch egal, los gehen wir.“, meinte die Frau, die anscheinend glücklich war, etwas machen zu können. Die Frau machte auch auf Franci zunächst einen extrem unfreundlichen Eindruck. Im Café lernte sich die beiden Frauen denn aber erst richtig kennen. Seite 103
„Hi, ich heiße Franziska, aber nenne mich ruhig Franci. Ich arbeite auch in der Firma - nur als Chefsekretärin, zwei Etagen höher. Ich hoffe Dich nicht zu sehr überfallen zu haben.“, sagte Franci und log natürlich, was ihren Beruf anging. „Nein, ich bin froh, mal jemanden kennenzulernen. Ich bin Kate!“. Kate war wirklich sehr froh, so schnell Kontakt gefunden zu haben. Natürlich war sie sehr verwundert, warum eine so feine, wildfremde Dame, eine Küchenfrau einfach so zum Kaffee einlud. Sie hatte jedoch Angst, Franci könne wieder gehen, wenn sie nach dem Grund dafür fragen würde. Sie hatte Hoffnung auf eine echte Freundschaft und diese wollte sie nicht gleich wieder zerstören. Die beiden unterhielten sich sehr lange. Natürlich erzählte Franci dabei auch, daß sie einen Freund hatte und wie sehr sie ihn liebt. Als Franci dabei den Namen Fredd erwähnte, kam Kate zwar für einen kurzen Augenblick der Gedanke, daß sie die neue Freundin von ihrem Fredd gegenüber sitzen hatte, sie verlor jedoch ganz schnell diese Idee, weil sie tief daran glaubte, Fredd liebte sie immer noch. Die beiden Frauen verstanden sich, als ob sie sich schon seit Jahren kennen. Sie wußten um eine seelische Verbindung, sahen diesen aber lediglich im gemeinsamen Hobby, dem früh morgendlichen Joggen. Ab sofort trafen die beiden sich also zum Joggen und wurden tatsächlich die besten Freunde. Über das 104. Seite
morgendliche Joggen und das Sehen auf der Arbeit ging diese Freundschaft aber nie hinaus. Häufig hatte Franci Kate zum Essen eingeladen, ‚da könne sie ja auch Fredd kennenlernen’, sagte Franci immer. Im tiefsten Inneren hatte Kate aber wohl zu viel Angst, sie könne ihren Fredd dort antreffen und fand auch jedesmal eine gute Ausrede, nicht zu erscheinen. Selbst Franci weiter nach ihrem Freund zu fragen, traute sich Kate nicht, sie mied sogar das Thema Freund vollkommen. Die Freundschaft zwischen ihr und Kate bekam somit auch einen etwas bitterlichen Beigeschmack. Mit der Zeit fand in Kate jedoch ein sehr merkwürdiger Prozeß statt. Sie ließ mehr und mehr von Fredd ab und fand mehr und mehr zu Bernd, der sie seit der Kindheit liebte, daß wußte sie. Mehr und mehr stieg jedoch auch die Angst, Kates Freund könne wirklich der sein, der sie in den Ruinen getrieben hat. Aus den beiden Gefühlen der Liebe und der Angst, die sie bei Fredd immer verspürte, wurde nur noch Angst und schließlich Haß. Aus der Eifersucht gegenüber Franci wurde immer mehr Freundschaft, und Bernd hatte nun endlich sein Ziel erreicht und war mit Kate zusammen. Kate schien wirklich vollkommen geheilt. „Ich habe Angst.“, sagte Kate eines Abends zu Bernd, der von dem Rumgeficke von gerade noch gar nicht richtig da war. „Angst?“, murmelte er, „du Seite 105
nimmst doch die Pille!“. „Angst vor Fredd“. Man müßte meinen, die beiden hätten sich an den Namen längst gewöhnt, doch einen Schauer löste er noch allemal aus, besonders in diesem Moment, denn er glaubte, Kate wäre nun endgültig sein und er gehöre endgültig Kate. Er rückte näher und nahm sie behutsam in seinen Armen und flüsterte: „Fredd ist Vergangenheit. Bist du ihm begegnet, hat er es mit uns herausgefunden oder sogar angerufen“. Sie wußte, wozu Bernd in der Lage wäre, wenn es wirklich so wäre. Sie fing an zu erzählen, sie erzählte von ihrer Freundin, vom gemeinsamen Joggen und von dem Freund der Freundin: Fredd. Nicht daß sie Bernd diese Geschichte zum ersten mal erzählte, ließ sie jedoch den Namen des Freundes Fredd weg. „Du bist manisch! Fredd ist doch nur ein Name, woher willst du wissen, daß er es wirklich ist?“ - „Ich spüre es. Jedesmal wenn sie den Namen erwähnt. Jedesmal wenn ich sie sehe wird mir deutlicher, er muß es sein. Ihr Verhalten verrät es mir.“ - „Du hast eine Menge mitgemacht. Kein Wunder, daß Du bei dem Gedanken, Fredd könne eine Neue haben und diese ist auch noch Deine beste Freundin, erschauerst.“ Bernd redete nicht nur Kate, sondern auch sich selber den Gedanken raus. Für ihn war es nun auch wirklich sehr unwahrscheinlich, daß es wirklich der Fredd sein könne, er kannte Franci ja auch nicht. Kate jedoch beschäftigte sich länger mit dem Gedan106. Seite
ken und beschloß, Franci gleich am nächsten Morgen nach Fredd zu fragen. Sie wußte zwar nicht, was sie machen wolle, wenn sich ihre schreckliche Vermutung bestätigte, doch brauchte sie ganz einfach die Gewißheit. Wenn Franci einen völlig anderen Fredd als Freund hätte, würde sie das Kapitel endgültig abschließen. An dem Abend jedenfalls war Fredd ganz nahe bei ihr, ob sie wollte oder nicht. Das Einschlafen war für sie unmöglich, doch war sie schon froh, zumindest so ruhig zu bleiben, daß Bernd neben ihr liegend nicht aufwachte. Am Abend noch voller Tatendrang, stellte Kate am Morgen fest: sie ist krank. Ihr Vorhaben mußte sie daraufhin auf einen späteren Zeitpunkt verschieben. Ihr blieb nur, das tägliche Joggen mit Franci abzusagen und die Hoffnung, schnell wieder auf die Beine zu kommen. Daraus wird so schnell nichts, die schwere Grippe zieht sich Wochen hin. Einige Tage bekommt sie Krankenbesuch von Franci. Bernd bekommt sie jedoch nie zu Gesicht, weil er entweder arbeitet oder studiert. Bernd wäre wohl entsetzt, Franci zu sehen, denn es war eindeutig, daß sie unter der eigentlich sehr frohen Stimmung, etwas schreckliches zu verbergen hat. „Ich bin schwanger und werde Fredd heiraten“, sagt Franci völliger Freude am Krankenbett Kates sitzend, „Franziska Osych, daran muß ich mich wohl Seite 107
dann gewöhnen“. Tausend Gedanken schwirren Kate durch den Kopf. Hat sie zwar damit gerechnet, daß Franci von Fredd beherrscht wird, hat sie jetzt die unausweichliche Bestätigung. Mit einem Schlag ist sie in dem Zustand der letzten Jahre zurückversetzt worden, als ob es nie eine Trennung von Fredd gegeben hätte. Nichts kann sie herausbringen, nie könne sie in dieser Situation Franci helfe. Die sowieso krankheitsbedingte Atemnot verheftigt sich, starker Hustenanfälle überkommen sie. Mit einem: „Ich freue mich, tut mir leid, ist wohl besser wenn Du jetzt gehst. Laß uns reden, wenn es mir besser geht“, behält Kate erstaunlicher Weise die Verfassung. Franci schaut sehr erschrocken „Geht es Dir wirklich gut, soll ich einen Arzt rufen“. „Ich will nur, daß Du gehst. Ich erkläre Dir allles Morgen“. Völlig besorgt und nichtsahnend gukkend, verläßt Franci das Zimmer. Die Tür gerade ins Schloß gefallen, fängt Kate an zu weinen. War sie auf den Schock zwar Vorbereitet, bleibt doch der unglaubliche Schmerz, Fredd hat es geschafft, auch jetzt noch ihr Leben zu zerstören. Das Warten auf Bernd wurde an diesem Abend zu einer unglaublichen Qual. ‚Das Studium streßt mich, ob das wohl mal irgendwann einen Sinn ergibt? Ich glaube, ich werde auf dem nach Hause Weg Blumen für Kate kaufen. Mein Babe liegt zu Hause im Bett und hat absolut nichts außer ihr Fernsehen. Vielleicht könnte ich ihr ja auch gleich noch 108. Seite
einen Videofilm ausleihen. Nachher, wenn ich mit der Arbeit im Supermarkt fertig bin, könnten wir ja versuchen, einen einigermaßen romantisches Wochenende anzubrechen. Vielleicht geht es meinem Babe ja auch schon besser. […] O.K., geschafft, jetzt nur noch die Blumen und den Film holen, und das Wochenende mit meiner Kate kann beginnen.’ Bernd hatte einen relativ normalen Tag hinter sich gebracht, mit den Gedanken sowieso nur noch bei Kate. Weder beim Studium, noch bei der Arbeit, schien der Tag mal wieder überhaupt gar kein Ende zu nehmen. ‚Jetzt muß ich nur noch die Tür aufschließen. Wie es meinem Babe wohl ergehen wird.’ Ich mache die Tür auf. „Hey, Kleines. Was ist denn passiert“. Ich ahnte schlimmes und ich ahnte richtig, nur war alles noch viel schlimmer. Nachdem sie Bernd alles erzählte. „Du mußt sie warnen. Sag ihr, was Du mitgemacht hast, sag ihr von Fredds abnormalen Neigungen. Sag ihr, was Fredd aus Dir gemacht hat und Dich weggeworfen hat wie ein Stück scheiße.“, Bernd wußte natürlich, daß er totalen Stuß redete. Er wußte genauso gut wie Kate, daß Franci bereits von Fredd gefangen war, daß es für Franci eigentlich keine Hoffnung mehr gibt. Es wäre alles so einfach gewesen, wenn Kate nicht nur selber in der Scheiße stecken würde. Häufiger hat Seite 109
Kate schon mit angesehen, wie Fredd irgendwelche Leute ermordete, Leichenteile mit nach Hause nahm. Sie hat es aber eigentlich nie wirklich auch verarbeitet. Fredds Einfluß auf sie war dafür einfach viel zu intensiv, als daß sie diese schrecklichen Taten überhaupt wahrnehmen könnte. Kate war in der Beziehung die einzige Person, der Fredd volles Vertrauen entgegenbringen konnte. Natürlich hatte er nie darüber mit ihr geredet. Es war einfach eine Selbstverständlichkeit geworden. Der Einfluß auf Kate war so intensiv, daß die totale Verdrängung stattfand. Wie hypnotisiert hat Kate alles gesehen, alles miterlebt und alles mitgemacht. Tatsächlich hat Kate gemeinsam mit Fredd Kinder mißbraucht, Menschenteile gegessen und nicht selten sogar den Lebenden den letzten Atem genommmen. Alles jedoch war unter dem Segen Fredds geschehen. Wenn man sie nach den Ereignissen fragen würde, dann würde sie alles abstreiten, d.h. abstreiten bräuchte sie eigentlich nichts, denn für sie ist das alles nie existent gewesen. Da ist nur noch ein kleiner Krümel, was nur in den tiefsten Abgründen der Seele davon übriggeblieben ist. Aber selbst wenn sie sich bewußt an die Ereignisse erinnern würde, Anzeigen konnte sie ihn nicht, sie wäre in den Augen Anderer genauso eine Verbrecherin wie Fredd, und streng genommen war sie das auch. Auch Bernd wußte eigentlich nie, was wirklich zwischen Fredd und Kate 110. Seite
vorgegangen war. Er ging immer von dem aus, was Kate noch über Fredd wußte: Die Vergewaltigungen und die Schläge. „Wir müssen es versuchen!“, sagt Bernd entschlossen, „entweder wir befreien Deine Freundin aus dieser Situation, oder sie ist verloren. Du mußt mit ihr reden. Sag ihr sie solle das Kind abtreiben, sag ihr, sie solle so schnell wie möglich das Weite suchen. Das wird zwar nicht klappen, doch ist das das Wenigste, was wir tun können“. „Nein, ich lasse nicht zu, daß er Franci auch noch dran bekommt“, sagt Kate mit einer für Bernd völlig unvertrauten, sehr erschreckenden, rachsüchtigen Stimme. „Wenn Franci nicht alleine zur Vernunft kommt, dann werde ich das einzig richtige tun. Ich werde nicht zu lassen, das Fredd ein zweite mal mein Leben zerstört“, sagte sie erschreckend nüchtern. Bernd weiß sofort, was Franci ihm mit diesen Worten sagen will. Er selber hatte auch schon häufig gedacht, ihn einfach umzubringen. Und zum ersten mal schien es die einfach sinnvollste Lösung zu sein, wenn er auch weiterhin ein unbeschwertes Leben mit Kate führen wolle. Natürlich war ihm Franci an sich scheißegal, er sah nur sein eigenes Leben, und das war auch das Leben Kates. Am nächsten Tag war Kate wieder gesund, zumindest gesund genug, um nicht mehr im Bett liegen zu Seite 111
müssen. Das Wochenende war jedoch trotzdem nicht so, wie es sich Bernd noch am Freitag vorstellte. Kate machte endlich den ersten Schritt. Sie nahm den Hörer ab und wählte die Nummer von Franci. Das war das erste mal, daß sie dort anrief. Wenn Fredd ans Telefon gehen würde, würde sie gleich wieder auflegen. Doch damit wäre es eigentlich nicht getan. Sie würde wohl wieder erstarren, so wie sie erstarrte, als sie die Nachricht der Hochzeit erhielt. „Bei Osych“ - Gott sei Dank, es war Franziska. „Hallo, Franci! Ich bin wieder Fit und muß mit Dir reden.“ Ihre Stimme klang sehr ernst, für Franci sehr erschreckend. „Ja sicher, was ist denn passsiert?“, fragte Franci besorgt, nicht ahnend, das sie der eigentliche Anlaß ist. „Nicht hier. Kommst Du heute Abend zu mir, es ist wichtig!“ - „Ja, sicher. Fredd ist heute Abend nicht zu Hause, da habe ich wohl für eine Stunde Zeit, so um 20 Uhr“, Franci versuchte, ein wenig die Stimmung zu lockern, schaffte es aber natürlich nicht. „Dann bis acht!“, Kate legt den Hörer auf. Abends dann kam Franci. Kate fiel auf, wie dick sie eigentlich schon geworden ist. Die Schwangerschaft erschien ihr nie so deutlich. Im Nachhinein lag sie jedoch auf der Hand, schaute man sich Franci nur einmal mit gesundem Menschenverstand an. „Hallo! Nun erzähle mir endlich, was denn überhaupt los ist.“, sagte Franci fast schon sauer, gleich als sie den Raum betrat. 112. Seite
„Setz‘ dich erstmal hin.“ - Kate blieb erstaunlicherweise sehr ruhig. Bernd war zur Sicherheit auch da geblieben, obwohl er eigentlich noch mit ein paar Kumpels verabredet war. Das beruhigte Kate. Als Franci Platz genommen hatte, Kate ihr Bernd vorgestellt und einen Tee gekocht hatte holte sie tief Luft und es brach aus ihr hinaus: „Verschwinde von Fredd, so schnell und so weit wie Du nur kannst“. Sie hätte sicherlich einen besseren Einstieg finden können, doch das war das einzige, was sie auf den Punkt gebracht in dieser Aufregung sagen konnte. Franci schluckte nur ganz tief, schwieg aber zunächst. Sie hatte mit allem gerechnet, nur nicht mit einem „Verschwinde von Fredd“. Kate erklärte ihr weiter: „Ich war mal mit ihm zusammen. Er hat mich verprügelt, vergewaltigt und mißbraucht. Sieh mich bitte an. Wäre Fredd nicht gewesen, dann würde ich jetzt nicht so aussehen“. Kate war an sich eine hübsche Frau, nur sah man ihr an, was sie durchgemacht hatte. „Ich kann gar nicht glauben, was Du mir da erzählst. Kate! Ich bin im sechsten Monat schwanger!“. Völlig entsetzt wußte Franci endlich etwas zu antworten. Ihre Erschütterung stand ihr ins Gesicht geschrieben. Ihr schoß alles durch den Kopf, die Sache mit dem Supermarkt, die nächtlichen Eskapaden und die Nacht, in der das Baby entstand. Eine Zeit lang war sie wie weggetreten. „Franci,“, Kate packte sie fest an beiSeite 113
den Oberarmen, „Treib’ Dein Kind ab und verschwinde so schnell wie du nur kannst. Es ist Deine einzige Chance!“. Kate schrie: „Nein!“ und rannte weinend aus dem Zimmer. „Mach keinen Fehler!“, schrie Kate noch hinterher und brach selber wieder in Tränen aus. Sie hatte nichts erreicht. Bernd, dem Kate versprechen mußte, sich nur im Notfall sich ins Gespräch einzumischen, versuchte sie noch zu erwischen. Er hatte sich ganz einfach mehr von dem Gespräch erhofft. So jedoch wurde das Gespräch sehr kurz und der Abend sehr, sehr lang. Eine lange Zeit brach an, ohne daß wir etwas von Franci hörten. Natürlich versuchten wir, Franci telefonisch zu erreichen - vergebens. Selbst bei der Arbeit schien sie wie vom Erdboden verschluckt. Auch joggte sie anscheinend nicht mehr, wie mir Kate berichtete. Eines Tages, es muß so zwei Wochen später gewesen sein, wagte ich mich zu Fredds Haus. Kate habe ich natürlich nichts erzählt, sie hätte es niemals erlaubt. Ich selber hatte natürlich auch große Angst, schließlich wußte ich nicht, wie ich meinem alten Schulkameraden begegnen würde, und vor allem, wie er mir begegnen würde. Die ganze Aufregung war jedoch umsonst. Als ich durch ein Seitenfenster der Eingangstür in das Haus schaute, mußte ich feststellen, daß es leer stand. Es war eindeutig, daß die beiden umgezogen sein 114. Seite
mußten. Zu diesem Zeitpunkt dachte ich, nie mehr etwas von Franci zu hören. Franci hatte bereits geheiratet und ein Kind bekommen: Eine Tochter. Susan war, was zu dem Zeitpunkt keiner wußte, dessen Gegenteil auch keiner befürchtete, völlig gesund zur Welt gekommen. Franci war die glücklichste Mutter auf Erden. Sie dachte eher selten an Kates Worte, führte ihr eigenes Leben. Auch war das Verhältnis zu Fredd ein anderes nach der Hochzeit. Vielleicht hing das auch mit dem Umzug zusammen. Die beiden wohnten in einem Haus, in der Nähe von Ketzin, einem Außenbezirk von Berlin. Sie beschäftigte sich viel mehr mit ihrer Tochter. Fredd nahm (angeblich) einen richtigen Job an, schaffte jedenfalls Geld ins Haus und führte mit seiner Frau ein wirklich durchschnittliches Eheleben. Ihm war schon ganz recht, daß Franci sich mehr um seine Tochter kümmerte, als um ihn. Es schien in dieser Zeit fast, als ob Fredd sich geändert hätte. Zumindest mißbrauchte Fredd seine Frau zu nichts mehr, wie gesagt: ein durchschnittliches Eheleben. Kate und ich versuchten in dieser Zeit, einfach wieder genauso wie vorher zu leben. Dadurch daß Kate jetzt arbeitete, gab ich meinen Job im Supermarkt auf, nahm aber eine Stelle in der Videothek an. Dort mußte ich aber nur noch zwei mal in der Woche arbeiten, so daß ich sehr, sehr viel Zeit mit Kate verbringen konnte Seite 115
- und daß war auch sehr dringend nötig. Ich bewunderte sie immer, schließlich hat sie durch Fredd eine Freundin verloren und nicht ich. Wir redeten zwar nie mehr über Franci, schon gar nicht über unseren albernen Plan, Fredd umzubringen, doch spürte ich von Zeit zu Zeit Kates Unsicherheit. In diesen Momenten verriet Sie, daß Ihr Fredd sehr zu schaffen machte. Sie wollte das natürlich nicht zugeben – schon gar nicht vor mir. Am schlimmsten waren jedoch diese Tage – ja, es gab sogar ganze Tage, da war sie zu absolut nichts zu gebrauchen. Da meldete sie sich sogar krank, um nicht zu ihrer sonst übergöttlichen Arbeit gehen zu müssen. Doch auch ich habe zu nichts mehr Bock. Die Situation kotzt mich voll an und mir fällt die Decke auf den Kopf. Ich sollte einen kompletten Tapetenwechsel machen. Ich sollte mir eine neue Freundin suchen, eine neue Stadt, ein neues Studium und völlig neue Sachen kaufen. Ich sollte mein Leben wegwerfen, vielleicht sollte ich mich auch umbringen, schlicht und einfach alles beenden. Klar könnte ich noch Spaß haben. Dieser Spaß wäre aber künstlich. Ich könnte vor meinem Tod noch eine gute Tat vollbringen, eine gute, aber kriminelle Tat. Ich könnte noch alle Robbenjäger umbringen, oder irgendeinen Nazianführer. Wenn ich mein Leben opfere, dann will ich eine gute Tat vollbringen – aber 116. Seite
dann lasse ich Kate im Stich, dann drücke ich mich, dann hat Fredd gewonnen. Die meisten Tage jedoch blieben mir immer positiv in Erinnerung. Ich jedenfalls schaffte es sogar, mal einen ganzen Tag keinen Gedanken an Fredd zu verschwenden. Hatte es auch einen sehr bitteren Beigeschmack: Fredd war aus unserem Leben verschwunden. Zu dieser Zeit muß es auch gewesen sein, als Nathascha entstand. Ich weiß noch genau als ich diesen Abend nach Hause kam, …aber lassen wir das. Über drei Jahre verstrichen jedenfalls. Drei Jahre, in den wir eine Tochter zur Welt brachten und wir heirateten. Die Hochzeit war eigentlich nie geplant, doch unter gewissen, auch finanziellen Aspekten war sie unausweichlich. Dementsprechend einfach fiel sie auch aus. Nathascha kam nur drei Wochen später zur Welt. Kate hatte mittlerweile eine Ausbildung als Köchin begonnen. Auch wenn sie die meiste Zeit davon mit Nathascha beschäftigt war, sollte sie in einem halben Jahr ihre Abschlußprüfung schreiben. Ich war mit meinem Studium fertig und sorgte mich um Nathascha - Kate zu liebe. Wir waren eine super arme, aber eine glückliche Familie. Das letzte was wir von Franci hörten war, daß sie ihren Job gekündigt hatte. Überhaupt war auch sie durch Nathascha längst vergessen, längst neue Freunde waren gewonnen, längst ein bessSeite 117
seres Leben angebrochen. Bis..., wir waren gerade mitten in den Vorbereitungen von Nathaschas zweiten Geburtstag, an denen wir vor hatten, andere Eltern mit ihren Kindern einzuladen, die wir im Kinderclub kennenlernten, bis ein einziger Anruf unser ganzes Leben zerstörte. Ich weiß es noch, als wäre es gestern gewesen. Gott sei Dank ging nicht Kate sondern ich ans Telefon. Was ich an der anderen Seite hörte, war eine Frau. Eine Frau die bitterlich weinte, die um Hilfe flehte. Ein Kind schrie im Hintergrund, es schien genauso verbittert zu weinen, wie die Frau. Ich wußte im ersten Moment gar nicht, was los war, denn es war ein sehr kurzer Anruf: „Helft mir. Ihr müßt mir unbedingt helfen“. Dann schrie sie noch einmal laut und die Verbindung war unterbrochen. Es dauerte noch einige Sekunden bis ich begriff, daß am anderen Ende Franci zu hören war. Anscheinend unter Drogen und schrekklichen Schmerzen mußte sie versucht haben, irgend etwas zu unternehmen. Ich wußte nicht, was am anderen Ende der Leitung geschah, ob nur sie selber, oder auch das Kind oder sogar eine dritte Person leideten. Ich war mir nur ganz sicher, es muß Franci gewesen sein. „Wer war das denn, Schatz?“, fragte Kate (In dieser Situation wie in einem schlechten Film). „Verwählt!“, sagte ich, wie in einem noch schlechterem. Natürlich hatte ich Kate nicht einfach so erzählt: „Hey das war Franci, sie schrie um Hilfe und wurde wohl ge118. Seite
rade verprügelt. Das wird bestimmt ein super Kindergeburtstag“. Nein, diesen Anruf mußte ich selber erst einmal richtig verarbeiten. Handeln mußte ich erst einmal alleine, denn ich wollte nichts zerstören, was wir so mühselig in drei Jahren aufgebaut hatten. Natürlich merkte Kate sofort, daß irgend etwas mit mir nicht stimmte. Ich führte das auf meine Kopfschmerzen zurück, die ich von Zeit zu Zeit bekam. Erstaunlicher Weise schluckte sie diese schlechte Ausrede, als hätte ihre Psyche einen natürlichen Schutz gegen schlechte Nachrichten. Trotzdem dauerte es nicht einmal einen Tag, nämlich ziemlich genau vier Stunden, bis ich erzählte, wer es wirklich war. Die schwersten acht Stunden meines Lebens. Wir lagen gerade Abends im Bett, die Zimmer waren geschmückt, der Kuchen zum Anstellen bereit im Ofen. „Schatz! Sag‘ mir bitte was wirklich los ist. Ich merke doch, daß etwas nicht stimmt.“, meinte sie und kuschelte sich an mich. Ich war eigentlich ganz froh, daß sie gefragt hatte, denn ich konnte diese Last eh nicht allein auf mir tragen. Meine ganzen Pläne, alleine etwas zu unternehmen, meine ganzen Bemühungen zu schweigen schmiß ich innerhalb Sekunden über den Haufen. Ich riskierte, die Ernte der letzten drei Jahre zu vernichten und meiner Liebsten in Angst und Schrecken zu versetzen. Das Kind, die Hochzeit, meine Frau, alles war mir egal, wenn ich nur diese Last nicht Seite 119
mehr alleine tragen mußte. Nach einer sehr langen Pause holte ich tief Luft: „Franci hat angerufen!“. „Das ist ja toll, wann will sie uns denn mal besuchen. Warum hast Du mir denn nicht gleich gesagt, das es Franci war?“. In dieser Situation mußten wohl alle Sicherungen bei Kate durchgebrannt sein. Wie ein geisteskrankes Kind freute sie sich auf Franci, völlig außer acht lassend, daß ich total niedergeschlagen war, völlig außer acht lassend, mit wem Franci die letzten drei Jahre verbrachte. Ich reagierte gar nicht auf ihre Fragen und redete weiter: „Sie schrie um Hilfe“. - Ich machte alles nur noch schlimmer. Kate war gerade noch ganz ruhig, wurde sie nun auf einen Schlag hysterisch. Halb schrie sie, halb weinte sie: „Franci kommt uns besuchen! Ich muß schnell einen Tee Kochen“. Ich wußte, daß sie schlimm reagieren würde, ich wußte, daß ich ihr Schlimmes antun würde, doch reagierte sie völlig überdreht. Nun stand sie sogar auf, ging in die Küche, tanzte geradezu: „Einen Tee, Franci trinkt ihn immer mit Zucker!“ - ich gab ihr eine kräftige Ohrfeige. Das Schreien und Heulen veränderte sich nur noch in Geplärre: „Du hast mich geschlagen“, sie sprach wie ein kleines Kind. Plötzlich stimmungswechselnd, schreiend: „Du hast mich geschlagen!“. Sie griff ein Messer neben sich und wollte auf mich los. Mir blieb keine andere Wahl und schlug ihr mit der Faust ins Gesicht - Totenstille, nur das Baby fing an zu schreien. Ich 120. Seite
selber weinte auch, ich weinte bitterlich. Kate, die Ohnmächtig am Boden lag, blutete, atmete aber noch. Ich weiß nicht mehr viel von diesem Abend. Ich nahm sie auf, küßte sie, legte ihr einen Kopfverband um und legte sie ins Bett. Ich habe die ganze Nacht nicht eine Minute geschlafen, nur über sie gewacht. Am nächsten Morgen (sie bewegte sich, murmelte): „Guten Morgen, Schatz!“, flüsterte ich ihr ins Ohr und gab ihr einen leichten Kuß. „Ich habe so Kopfschmerzen!“, murmelte sie weiter. Offensichtlich war, daß sie sich (noch) nicht an den gestrigen Abend erinnerte. Sie murmelte weiter: „Was ist passiert?“. „Du bist völlig durchgeknallt!“, vorsichtig versuchte ich ihr es wieder beizubringen. Natürlich hatte ich Angst, der Horror würde von vorne losgehen. Schlimmer war jedoch der Gedanke, sie anzulügen. Also erzählte ich weiter: „Weißt Du es nicht mehr?“. „Was?“, babbelte sie im Halbschlaf weiter, „Ich habe so schreckliche Kopfweh!“. „Es tut mir so leid, Babe! Weißt Du es nicht mehr?“, versuchte ich es noch einmal, „Franci hatte gestern angerufen. Sie hat schrecklich um Hilfe geschrien“. Natürlich wußte Kate im Grunde den Ablauf des gestrigen Abends, doch schien sie wohl auf einen bösen Traum gehofft zu haben. Die Tatsache, daß es kein Traum war (was sie im Grunde auch wußte), schien sie auf einen Schlag zu verändern. Ihre Katerstimmung schwankte in eine ernste Miene um. Gar Seite 121
nicht mehr wie am Abend noch, sondern mit klarer Nüchternheit sagte sie: „Wir müssen dieses Schwein finden!“. „Leg Dich erst mal hin und Ruhe Dich aus. Ich koche uns einen Kaffee.“, sagte ich mit verwunderter Stimme, denn so eine Klarheit war nicht zu erwarten. Ich küßte sie, schlug ihr vor, alles nach dem Frühstück zu bereden, stand auf und kochte einen Kaffee. Sie war mir offensichtlich überhaupt nicht böse, konnnte sich wohl einerseits nicht an gestern Abend erinnnern, fragte andererseits aber auch nicht, warum sie Kopfschmerzen hatte. Vielleicht konnte sie sich ja erinnern und schwieg, weil ihr es peinlich ist. Wie auch immer, ich schaute nach Nathascha. Diese schlief in seliger Ruhe - Gott sei Dank. Nach dem Frühstück redeten wir. Zunächst einmal darüber, jetzt überlegt, und nicht vorschnell zu handeln. Als erstes brauchten wir eine Adresse und dann einen Plan. Im Nachhinein ist es sehr erschreckend zu sehen, in welcher Nüchternheit wir über diesen Vorfall redeten. Ich schlug vor, zu der Polizei zu gehen, wußte aber, Kate würde dieses nicht wollen. Ich verstand sie nicht. Natürlich ist es eine Sache, ihre eigene Vergewaltigung anzuzeigen, eine Freundin aus der Not zu helfen aber doch eine ganz andere. Ich jedenfalls akzeptierte ihre Meinung und wie überlegten weiter über eine Möglichkeit, seine Adresse herauszufinden. 122. Seite
Kate kam auf die Idee, in der Firma herumzuschnüffeln. Sie hatte zwar schon vor langer Zeit gekündigt, vielleicht aber noch ihre neue Adresse irgendwo, irgendwem hinterlassen. Ich fragte mich jedoch immmer, was Franci am Telefon wirklich geschehen war. Selbstverständlich ist eine Vergewaltigung schlimm, doch das konnte es alleine nicht gewesen sein. Die Schreie hatte ich noch wochenlang, jahrelang in meinem Kopf. Noch merkwürdiger war, daß Kate immer etwas verunsichert reagierte, wenn ich sie auf die Ereignisse mit Fredd ansprach. Sicherlich ist es nicht angenehm, über seine eigene Mißhandlung zu reden, ich vermute aber bis heute, daß es mehr war. Irgendein Geheimnis muß sie mir bis heute verborgen haben. Jedenfalls ging alles ganz schnell. Kate gelang es gleich am nächsten Morgen, Francis neue Adresse herauszufinden. Die Arbeitskollegin, die Francis Stelle übernommen hatte plauderte aus dem Nähkästchen. Kate brauchte nur nach der Adresse ihrer alten Freundin zu fragen, sie hätte etwas wiedergefunden, was Franci seit langer Zeit von ihr vermißte. Manchmal kann auch eine Sache so einfach sein! Was Bernd und Kate nicht wußten war, daß Franci in der Zwischenzeit alles herausgefunden hatte. Fredd fühlte sich wohl in die Zeit mit Kate versetzt und wurde unvorsichtig. Er nahm einen Kopf eines Kindes mit nach Hause. Er stellte ihn aber nicht sofort in sein Seite 123
abgeschlossenes Kühlfach in einem Geheimfach im Keller, sondern behielt ihn noch paar Minuten in seinem Auto. Prompt holte Franci, die natürlich noch längst nicht alles vergessen hatte (die Worte von Kate, die Lügen von Fredd als er vom angeblichen Einkauf wieder kam), ihren am Vortag vergessenen Einkaufskorb aus dem Kofferraum. Sie stand zwar unter Schock, konnte aber noch einigermaßen vernünftig reagieren. Wäre Susan nicht in dem Haus gewesen, würde sie wohl weggerannt sein. So aber mußte sie noch einmal ins Haus zurück. Alles dies passierte sechs Wochen vor dem Anruf… ‚Heute Abend werde ich nur Fernsehen. Es macht viel mehr Spaß, wenn Franci ein paar Tage Pause gehabt hatte. Oh nein, der Kopf. Ich muß ihn schnell holen’. Fredd ging ganz entspannt zum Auto, auf halben Weg trifft er Franci. „Hallo Franci“, warum erschreckt sie sich denn so. Sie hat ja den Autoschlüssel in den Händen, „Komm doch mal mit“, nun bloß keine Szene vor den Nachbarn. Scheiße, sie hat alles entdeckt. „Wir können darüber reden“. Sie wird nichts sagen. Nicht wenn ich sie um die Finger wickeln kann’. Franci schrie um Hilfe, doch Fredd schaute sich einmal kurz um und als er niemanden sah, schlug er Franci auf der Stelle K.O. und schleppte sie schnell ins Haus hinein. Als Franci wieder aufgewacht war, fand sie sich ans Bett gefesselt wieder. Sie versuchte sich zu befreien, 124. Seite
merkte aber schnell, daß es zwecklos sei. Es dauerte auch nicht lange, da hörte sie auch schon Fredd den Flur herunterkommen. „Oh, ist meine kleine Prinzesssin aufgewacht“. „Ich habe nichts gesehen. Ich werde nichts verraten, daß schwöre ich. Gebe mir nur mein Kind wieder und laß mich verschwinden. Das ist nur fair“, bettelte Franci um Vergebung. „Du hast alles versaut“, schrie Fredd Franci an und gab ihr eine kräftige Ohrfeige. Er wußte zwar nicht mehr wie es ist, wütend zu sein. Was er aber ganz bestimmt wußte war, wie man Leuten Angst machen konnte. „Komm Schatz, probiere mal von diesem hier, es wird Dir ganz bestimmt gefallen!“, sagte Fredd und holte eine Spritze heraus. Kate versuchte sich zu wehren, doch vergebens. Fredd spritzte ihr etwas von seiner selbst entdeckten Enddroge. Längst hatte er die Hoffnung aufgegeben, sein Experiment mit Franci könne klappen. Immer abgedrehter wurden Fredds Ideen, daß ist bekannt. Das er aber irgendwann den eigentlichen Sinn aus dem Auge verliert ist jedoch erst in den letzten Wochen geschehen. Daß sein Hauptexperiment damit endet, daß er seine Frau mit Handschellen ans Bett fessselt, sie die meiste Zeit knebelt (es sei denn, er wollte sie gerade hören, wenn er sie mit den unglaublichsten Gegenständen vergewaltigte) und sie mit der Endddroge vollpumpt (was eigentlich ein Akt der Güte war, Seite 125
denn was er nicht wissen konnte: dieses Zeug war unglaublich geil), konnte er selber wohl nie ahnen. „Ja, tut mir leid Herr Plausig. Wissen sie, meine Frau ist wirklich schwer krank und braucht dringend Pflege“. Ließ Fredd Franci Wochen am Bett festgeschnallt bis oben hin mit der Enddroge voll liegen. Susan neben ihr geschnallt, wochenlang schreiend, während er seelenruhig zur Arbeit ging, mußte er nun etwas vorhaben. Er kam herein, schmiß das Telefon auf den Boden und nahm sich Susan. „Nicht mein Baby, nimm nicht mein Baby.“, flüsterte sie zunächst. Sekunden später, als Fredd das Kind nahm und ihr Schläge so ins Gesicht gab, daß Susan zwar schmerzen spürte, aber nicht das Bewußtsein verlor, mobilisierte Franci unglaubliche Kräfte. Sie schaffte es, ihre linke Hand zu befreien, indem sie eine ganze Stange aus den Metallverzierungen des Bettes herausriß. Während Fredd ganz damit beschäftigt war, sein Glied in die kleine Öffnung des unschuldigen, jetzt blutigen, bewegenden Etwas zu stecken, schaffte sie es, das auf dem Boden liegende Telefon zu erreichen. Jede andere Frau wäre längst vor Angst und Trauer gestorben. Nicht aber eine Frau, die unter der Enddroge stand. Wie gefährlich die Enddroge auch für Fredd war, wußte er nicht, denn auch die rechte Hand hätte Franci fast befreien können, und dann hätte sie vermutlich ihm ein126. Seite
fach die Kehle durchgebissen. So aber blieb ihr nur der Anruf bei Ihrer alten Freundin. Als Fredd seine Frau telefonieren sah, schmiß er seine Tochter einfach an die Wand, sprang auf Franci drauf und zerschmetterte das Telefon ähnlich wie vorher seine Tochter. Franci heulte, plärrte. Obwohl sie mit Drogen vollgepumpt war, kam es zu einem Kampf. Sie konnte sich unvorstellbar heftig mit dem linken Arm wehren. Die Enddroge war wohl das, was die Gallier „Zaubertrank“ nannten. Nur das man von der Enddroge nicht zu viel haben durfte und sie spritzte (außerdem waren die Nebenwirkungen etwas heftiger und das Starksein lediglich auf die psychischen Einwirkungen der Droge zurückzuführen). Jedenfalls hätte Fredd keine Chance gehabt, wäre er nicht auf die Idee gekommen, Franci mit einem Hammer, den er Vorgestern noch für seine „Spielchen“ gebraucht hatte, niederzuschlagen. Franci lag bewußtlos auf dem Bett, und wo Fredd schonmal den Hammer in der Hand hatte, schlug er das sich auf dem Boden bewegliche Ding tot. Anschließend spritzte er Franci noch einen kräftigen Schuß. Anschließend verließ er das Zimmer und holte Teile aus seinem Gefrierfach. Was nun folgte ist einfach zu heftig, als das man irgendwie mit irgendwelchen Worten passend zum Ausdruck bringen könnte, was Fredd wirklich tat. Seite 127
„Beeile Dich“, sagte ich, „vielleicht können wir noch etwas retten“. Kate hat mir soeben gesagt, daß sie die Adresse herausfand. Ich will auf keinen Fall Zeit verlieren. Ich kenne die Straße, in der Fredd jetzt lebt. Ich lernte dort häufig bei einer Mitstudentin, die die gleichen Semester wie ich belegte. „Was hast Du vor?`“, fragt mich Kate nicht ganz zu unrecht, denn einen Plan hatten wir nicht. „Helfen! Komm schnell, wir fahren etwa eine viertel Stunde“. Ständig, viel schlimmer als die letzten 24 Stunden, habe ich die Hilfeschreie Francis im Ohr. Viel mehr jedoch sehne ich mich nach Rache. Ich habe viel mehr im Sinn, Fredd umzubringen als Franci zu helfen. Meine Rache ist blind, trotzdem bin ich froh, daß ich mir dessen bewußt bin. Blind? Die Fahrt ist absolut erschreckend. Eine viertel Stunde Motorengeräusch. Daß Nathascha an ihrem Geburtstag nun nicht feiert, statt dessen im Auto zweier werdender Mörder sitzt, während „ihre“ Gäste vor offener Haustür, aber ohne Gastgeber stehen, hätte ich vor 2 Stunden auch nicht geahnt. Angekommen, stehen wir wie verwurzelt vor seinem Haus. Die Rolläden sind heruntergelassen. „Bleibe im Auto!“, sag’ ich zu Kate. Sie versucht trotzdem auszusteigen. „Bleib’ verflucht nochmal im Auto“, schreie ich sie nun an. Wie friedlich Nathascha auf dem Rücksitz schläft. 128. Seite
Ich gehe auf die Haustür zu und klingel. Ich versuche meine Fassung zu bewahren. Fredd kann gar nicht wissen, was ich von ihm will. Ich klingel. Nichts bewegt sich. Ich klingel ein drittes mal. Immer noch nichts bewegt sich. Ich drehe mich noch mal um. Mein Babe sitzt angespannt und weinend im Auto. Sie scheint zu wissen, was ich vor habe. Ich fange an, am hellichten Tag die Tür des Hauses einzubrechen. Die Wohnung macht einen sehr gepflegten Eindruck. Ich gehe durch den Eingang, mache die Tür des Windfangs vor mir auf. Auf dem Tisch steht ein schwerer Kerzenhalter, den ich mir greife. Geradeaus geht es in die Küche, links ist eine Tür zum Wohnzimmer. Alle Türen stehen offen. Ich betrete das Wohnzimmer. Ich denke mehr und mehr, Fredd hat sich mit Franci aus dem Staub gemacht. Nun bleibt noch eine Tür, die vom Wohnzimmer in das letzte Zimmer des Hauses geht. Ich öffne sie - Franci, tot auf dem Bett. Rechts in der Ecke ein Kind. Es scheinen alle Knochen gebrochen zu sein - tot. Außerdem Blut, überall Blut. Blut und eine dritte Person, das heißt, der Unterteil einer dritten Person, liegend neben dem Leichnam von Franci. Auf einen zweiten Blick fallen mir die ganzen Gegenstände auf, die auf dem Fußboden zerstreut liegen. Alle samt mit Blut überseht. „Fahren wir.“, sagte Bernd zu Kate, als er zurück zum Auto gegangen war. Kate war sehr erschrocken Seite 129
und weinte. Sie brauchte nicht zu fragen, Bernd redete weiter. „Sie sind tot. Franci und ihr Kind. Beide tot“. Bernd blieb sehr ruhig, eher weggetreten. „Nun fahr’ endlich los.“, brüllte Bernd Kate an, die selber eigentlich überhaupt nicht in der Lage war, die Zündschlüsssel umzudrehen. „Und Fredd?“, brachte sie dann endlich mit einer sehr leichten, aber gefaßten Stimme hervor. „Verschwunden.“, sagte Bernd, „fahre zur Polizei“. Kate bewahrte die Verfassung. Sie wußte, sie müsse jetzt zur Polizei. Sie wußte aber auch, sie hätte jetzt nichts mehr zu befürchten. Fredd war tot, das spürte sie. Was sie nicht wußten war, daß Fredd lediglich im Keller war, nichtsahnend von dem, was über ihm passsierte. Was sie nicht wußten war, daß Franci lediglich dermaßen unter Drogen stand, daß sie leblos auf dem Bett lag. Selbstverständlich dachte Bernd im schlimmsten Traum nicht daran, daß Franci noch leben könnte. Bernd ging einfach vom Tod Francis aus, vielleicht um sich selber vor dem Wahnsinn zu schützen. […] Als ich aus dem Keller kam, um meine Frau zu ficken, bis sie blutet und schreit, fand ich einen Zettel an der Schlafzimmertür hängend: „Ich wünsche Dir eine schöne Nacht und garantiere Dir den ewigen Schlaf.“ „Typisch Weiber“, dachte ich, „große Klappe und nichts dahinter“. Völlig von Drogen zerstört auf dem 130. Seite
Bett liegend, tat ich den Rest und brachte sie um: Franci ja? ich liebe dich. ich erwarte keine Antwort, ich kenn’ die Situation [stottert, klingt unsicher] Oh, Du bist süß, aber gib mir mehr ich ziehe die Knarre, erschieße sie ich bekomme ein Kind ich bekomme ein Kind ich bekomme ein Kind ich bekomme ein Kind ich bekomme ein Kind ich werde verrückt. Das Experiment war eh längst gescheitert, Susan längst tot. Es war aber gar nicht ihre Handschrift, wessen dann, warum verschwand sie und wohin. Ich glaubte für eine kurze Zeit, ich hätte einen Fehler gemacht, und das hatte ich auch. Ich kenne den Sinn meines Lebens nicht, ich weiß, er macht keinen sinn. Ich werde verrückt. Das Experiment hat geklappt. Gefühle. Liebe. Schmerz, dieser Schmerz. Fredd nahm seine Pistole und schoß sich in den Kopf. Die Polizei fand Fredd, erschossen neben seiner Frau. Ich betrat nie ein zweites mal den Tatort und ich weiß genau, Fredd hatte nicht dort gelegen, als ich in dem Haus war. Franci wurde auch erschossen. Das Kind wurde Mißbraucht, bis es seinen schweren Verletzungen erlag. Wir mußten uns vor Gericht verantworten. Als jedoch die Polizei etliche Leichenteile in einem Versteck des Kellers fand, wurde die Klage gegen uns fallen gelassen. Fredd konnte mit 57 anderen FällSeite 131
len in Verbindung gebracht werden, nicht alle wurden bewiesen. „Und Kate? Warum habt ihr Euch getrennt?“, fragte der mittlerweile wirklich betrunkene Mann an der Bar. „Wir lebten einige Jahre zusammen. Einigermaßen glücklich, könnte man sagen. Natürlich blieb uns das Ereignis immer im Hinterkopf. Mir mehr als Kate, denn Kate war Fredd ein Leben lang gewohnt. Genau genommen hat es Kate anscheinend gar nichts ausgemacht. Sie schien auch im Nachhinein wenig geschockt, daß sie Jahre mit einem Massenmörder verbracht hatte. Ich jedenfalls konnte diesen Anblick bis heute nicht vergessen. Nachdem wir unseres zweites Kind bekamen, fing ich an zu trinken. Ich weiß nicht, wie das passieren konnte. Ich trank, und trank, aber die Geschichte kennen Sie ja schon. Jedenfalls hat mich meine Frau verlassen, weil ich sie im Suff geschlagen habe. Unverzeihlich, sie drohte mir vorher, sie würde mich verlassen, wenn ich nicht aufhören würde zu saufen. Bis heute habe ich seit dem Abend, an dem ich sie schlug, nicht ein Tropfen Alkohol mehr getrunken. Verziehen hat sie mir trotzdem bis heute nichts.“ Der Barkeeper, der irgendwann vom hinterem Tisch aufgestanden war und ebenfalls zuhörte, fragte, ob ich noch etwas trinken wolle. Ich bestellte ein Bier.
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