Das Erbe der Macht Band 7 Ewiges Leben Sie durchwandert die Jahrhunderte - Einsam und alleine wächst ihr Hass auf das SE Kapitel 1: Bund des Lichts Frankreich, 1549 Sanft wurde meine Brust von Wärme durchflutet, was mich langsam die Augen öffnen ließ. Ich blickte in einen strahlend blauen Himmel. Die Luft war warm und um mich herum war heftiges Stimmengewirr zu hören. Langsam richtete ich mich auf. Kurz sah ich noch verschwommen, dann klärte sich mein Blick und ich nahm die Umgebung wahr. Ich befand mich in der Nähe eines belebten Platzes. Es musste sich hierbei um einen Marktplatz handeln. Ständig gingen Leute an mir vorbei. Entweder ins Gespräch vertieft oder alleine beachteten sie mich meist mit einem vorwurfsvollen ja angeekelten Blick. Als ich an mir heruntersah, fiel mir der Kontrast zwischen der Kleidung, die ich trug und der Kleidung der anderen Menschen auf. Ich selbst trug blaue Jeans eine weiße Bluse und Turnschuhe. Seltsamerweise konnte ich keinen anderen Menschen in der Umgebung erkennen, der ähnliche Kleidung trug. Braune, grobe Stoffe dominierten das Bild, das sich mir bot. Einfache Schuhe aus irgendeinem seltsamen Material säumten die Füße der Bewohner. Nur hin und wieder erkannte ich vereinzelt Personen, sie mussten wohl aus vornehmerem Hause stammen, die sehr edel gekleidet waren. Als ich nach Worten suchte um meine Erkenntnisse näher zu beschreiben bemerkte ich, dass mir oftmals kein passendes Wort einfiel. Ich lag auf dem Boden vor einer Hauswand. Aber wie war ich hierher gelangt? Mit jähem Entsetzen stellte ich fest, dass mir die Erinnerung an die Geschehnisse vor meinem Erwachen fehlte. Aber nicht nur das, auch der Name der Stadt in der ich mich befand war mir nicht geläufig und was das schlimmste war, ich vermochte nicht einmal meinen eigenen Namen auszusprechen. Ich kannte ihn nicht. So wusste ich also nicht wer ich war, wo ich war, noch warum ich hier war. Panik ergriff mich. Ich war alleine an diesem Ort, zumindest vermutete ich dass ich alleine hierher gekommen war. Was sollte ich tun? In Gedanken nach einem Ausweg suchend streifte meine Hand über meinen Hals und wurde von einem seltsamen Oval gestoppt. Ein rötlich schimmerndes, rundes Amulett hing um meinen Hals. Seltsamerweise strahlte es eine beruhigende Wirkung auf mich aus. Mit einem Ächzen richtete ich mich auf um zu erfahren wo ich mich befand, wollte ich zwei vorüberziehende Damen ansprechen, was mir jedoch nicht gelang da die beiden als sie bemerkten das ich auf sie zukam ihre Schritte beschleunigten und fortliefen. Zwei weitere erfolglose Versuche ließen mich die Erfolglosigkeit meines Tuns erkennen. So verließ ich also den Platz und lief durch die Straßen. Hier und da schnappte ich einige Wortfetzen auf. Instinktiv wusste ich, dass hier Französisch gesprochen wurde und dies nicht meine Muttersprache war. Trotzdem verstand ich jedes Wort. Auf meinem Weg durch enge Gassen und breite Straßen wichen die Menschen unaufhörlich vor mir zurück. Als ich im Weitergehen den Blick in ein kleines Fenster warf erschrak ich. Mein Spiegelbild sah furchtbar aus. Meine schwarzen Haare fielen völlig wirr und durcheinander in meine Stirn. 1
Ein leichter Schweißfilm bedeckte mein bleiches Gesicht und glasige Augen starrten mich an. War ich etwa krank? Das würde natürlich erklären warum die Menschen mir auswichen. Zwar fühlte ich mich nach wie vor schwach auf den Beinen, doch dies ließ langsam nach. Erst jetzt bemerkte ich den unaufhörlichen warmen Strom, der in meine Brust eindrang. Dieses seltsame, ovale Amulett tat mir zweifellos gut. Mit jeder verstreichenden Minute fühlte ich mich sicherer auf den Beinen. Als rechts von mir ein kleiner Brunnen auftauchte wusch ich mir den Schweiß aus dem Gesicht und glättete mein Haar soweit es ging. Entsetzt blieben einige Leute stehen, starrten in meine Richtung und begannen zu tuscheln. Hatte ich etwas Verbotenes getan? Kurze Zeit später gingen sie weiter. Auch ich lief weiter durch die Stadt. Als ich von weitem eine Gestalt an einer Hauswand liegen sah keimte Hoffnung in mir auf. Bestimmt würde diese Person nicht vor mir davonlaufen und mir Rede und Antwort stehen. Meine Hoffnung wurde bitter enttäuscht. Als ich mich über den Körper des Mannes beugte fuhr ich entsetzt zurück. Gelbe Eiterpusteln bedeckten sein Gesicht. Der schwarze Tod – Die Pest, Wisperte es in meinen Gedanken. Als ich wieder aufblickte sah ich am Ende der Gasse einige Männer mit einem Karren auftauchen. Als der äußere, noch sehr junge, Mann mich erblickte rief er seinen Kollegen etwas zu, worauf diese auf mich zurannten. Instinktiv fuhr ich herum und rannte los. Hinter mir hörte ich die aufgebrachten Rufe meiner Verfolger. Die Städter wichen entsetzt vor mir zurück als sie die Worte vernahmen. Ich beachtete sie nicht und rannte weiter. Nach einer langen Verfolgungsjagd durch enge, dunkle Gassen hatte ich es geschafft. Rote Punkte tanzten vor meinen Augen. Zweifellos hatte ich mich überanstrengt. Ein heißes Pulsieren in der Brust ließ meine Kräfte wieder langsam zurückkehren. Trotzdem nahm ich mir vor mich nun erst einmal auszuruhen. Ich kam nicht mehr dazu das Vorhaben in die Tat umzusetzen. Mit einem Male wurde mir schwindelig und ich strauchelte. Das Letzte was ich verspürte war ein harter Schlag auf den Kopf, bevor mein Geist in tiefer Schwärze versank. * Als ein feuchtes Tuch meine Stirn berührte schlug ich langsam die Augen auf. Meine Hände ertasteten weichen Stoff unter meinem Körper. Als mein Blick sich klärte, sah ich ein engelsgleiches Gesicht über mir. Blonde lange Locken umrahmten ein junges, unschuldiges Gesicht. Volle Rote Lippen lächelten mich an. Als ich mich aufrichten wollte, drückte die Unbekannte mich wieder ins Kissen zurück. „Bleibt liegen. Ihr seid noch sehr schwach. Ruht euch aus, ich sehe später wieder nach euch“, sprach die Unbekannte. Ich war zu schwach um etwas zu erwidern. Noch zwei weitere Male versank ich in Bewusstlosigkeit bevor ich, gestärkt, wieder erwachte. Auch dieses Mal saß die Unbekannte an meinem Bett. In ihrer Hand hielt sie eine hölzerne kleine Schüssel in der eine seltsame Brühe schwamm. „Esst dies. Es wird euch wieder zu Kräften kommen lassen“, sprach die junge Frau und hielt mir die Schüssel entgegen. Dankend nahm ich sie entgegen und begann zu essen. Erst jetzt wurde mir bewusst, dass seit meinem letzten Mahl schon lange Zeit vergangen sein musste. Als ich fertig war nahm die Blonde die Schüssel und stellte sie zur Seite. „Wo bin ich hier?“, wollte ich wissen, „Und wer seid ihr?“ „Mein Name ist Mandy. Zumindest ist das mein „Künstlername“ und du befindest dich in Francis „Haus der Freuden“, erklärte mir Mandy. Zwar wusste ich nicht was man unter einem solchen Haus verstand, doch wie ich an meiner Behandlung gesehen hatte konnten hier zweifellos nur gute Menschen leben. Als Mandy mich nun nach meinem Namen frage erzählte ich ihr was mir wiederfahren war und ich ihr absolut nichts von mir erzählen konnte. Ihre Augen machten mir jedoch sehr schnell klar, dass mir die junge Frau kein Wort glaubte. Trotzdem erfuhr ich von ihr den Namen der Stadt in der ich 2
mich befand. Agen, sagte mir Mandy. Und wir schrieben das Jahr 1549. Aus diesem Grund hatte mich in meiner Bewusstlosigkeit wohl auch ein Arzt aufgesucht und untersucht. Doch glücklicherweise hat dessen abschließendes Urteil gelautet, dass ich völlig gesund war und der schwarze Tod wohl bisher kein Interesse an mir gehabt hatte. Mandy und ich unterhielten uns noch eine Weile. Dann verließ sie das Zimmer erneut um wenig später mit neuen Kleidern zurückzukommen. Es musste sich um ein sehr edles Haus handeln, denn die Kleider waren wunderschön und sicher sehr teuer gewesen. Unter ihrer Anleitung zog ich sie an und verließ mit ihr das Zimmer. Erst jetzt wurde mir bewusst, dass ich mich in einem äußerst großen Haus befand. Mandy führte mich zu einer Tür und klopfte dann an. Nach einigen Sekunden ertönte ein „Herein!“ und wir betraten den Raum. Eine freundliche, helle Einrichtung empfing mich. Die Wände waren mit Holz vertäfelt und zahlreiche Gemälde zierten den Raum. Gegenüber der Eingangstür befand sich ein großer hölzerner Tisch hinter dem ein großer, etwas übergewichtiger Mann saß. Auf ein Nicken von ihm verließ Mandy wieder das Zimmer. Verdattert blieb ich alleine stehen und blickte den Fremden mit einem unsicheren Lächeln an. „Vielen Dank, dass ihr mich so freundlich aufgenommen habt“, begann ich das Gespräch. „Aber, aber, nichts zu danken. Wer in Not ist findet bei mir immer Unterschlupf. Mandy erzählte mir bereits eure Geschichte“, erklärte mir der Unbekannte und stellte sich dann als Francis vor. Ihm gehörte also diese Einrichtung. „Leider kann ich euch für eure Hilfe nicht entlohnen, da ich nichts besitze“, erklärte ich Francis, fest in der Überzeugung gleich von ihm aus dem Haus geworfen zu werden. Dem war jedoch nicht so. Mit einem Lächeln erklärte der schwarzhaarige Mann mir das er eine Entlohnung überhaupt nicht erwartet hatte. Schon vielen Frauen wie mir hatte er anscheinend geholfen und tat dies auch bei mir völlig selbstlos. Er bot mir an auch weiter hier zu wohnen. „Aber das kann ich doch nicht annehmen“, wollte ich zunächst ablehnen. Erst viel später erinnerte ich mich an diesen Augenblick zurück und wünschte mir es auch getan zu haben. So ließ ich mich aber von ihm überreden noch zu bleiben. Wir unterhielten uns noch einige Minuten, bevor Mandy wieder eintrat und mit mir das Zimmer verließ. Ich erzählte ihr von dem Gespräch. „Ja, so ist der Herr Francis. Selbstlos und voller Nächstenliebe“, erwiderte sie. Kurz vermutete ich Ironie aus ihrer Stimme zu hören, glaubte dann jedoch mich geirrt zu haben. Mandy brachte mich in ein neues Zimmer, das ebenso hell und freundlich eingerichtet war wie das von Francis jedoch nicht so groß. Dies sollte von nun an mein Zimmer sein. In den nächsten Tagen ging Mandy mit mir durch die Stadt und kaufte mir neue Kleider, Schminkutensilien und vielerlei mehr. Natürlich freute ich mich darüber, doch war es mir gleichzeitig auch sehr unangenehm. „Du musst doch hübsch aussehen, wenn du zum ersten Mal Besuch empfängst“, erklärte mir Mandy auf mein schlechtes Gewissen. Mittlerweile waren wir zum vertrauten „Du“ übergewechselt. Als ich versuchte sie weiter auszuquetschen, was sie damit meinte, sagte sie jedoch kein weiteres Wort. Erst am Mittag einige Tage später, ich befand mich nun schon seit einigen Wochen bei Francis erklärte dieser mir was er für meine Zukunft vorgesehen habe. Er bat mich doch hin und wieder mit einigen Geschäftsfreunden vom ihm essen zu gehen. Die Herren waren noch nicht verheiratet und wollten bei ihren Kollegen einen guten Eindruck hinterlassen. Ich erklärte mich dazu bereit. Sicherlich war mein schlechtes Gewissen ein Hauptgrund die Bitte nicht auszuschlagen. So kündige mir Francis für diesen Abend also einen seiner „Kunden“ an. Dieser würde mich in meinem Zimmer abholen.
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Mandy kümmerte sich rührend um mich. Ihre Gegenwart flößte mir Mut und Zuversicht ein. Immerhin wusste ich nicht, wem ich in wenigen Stunden gegenübersitzen würde. So saß ich also bis kurz vor dem Treffen bei Mandy und unterhielt mich mit ihr. Mittlerweile hatte sie sich angewöhnt mich „Lady X“ zu nennen. Zwar glaubte sie mir meine Geschichte nach wie vor nicht, doch zum Spaß ging sie darauf ein. „Ich erinnere mich noch genau daran als ich zum ersten Mal einen „Kunden“ traf. Noch bis kurz davor schlotterten meine Knie. Doch ich hatte Glück und schon kurze Zeit später trugen die Wogen des Glücks mich fort“, schwelgte Mandy. Oft stellte ich große Unterschiede zwischen meinem Sprachschatz, meiner Artikulation und die der anderen fest. Nach wie vor wusste ich nicht, was sie meinte und wieso sie ein solches Treffen dermaßen überbewertete. „Nun ja, ich werde das Treffen schon überstehen. Trotzdem frage ich mich warum Francis unbedingt will, dass ausgerechnet ich mit einem seiner Geschäftspartner speise. Du scheinst dies bisher ja auch schon öfter getan zu haben“, sprach ich zu Mandy. Kurz sah diese mich mit einem etwas ungläubigen Blick an, wurde dann jedoch wieder so fröhlich wie zuvor. „Wie auch immer, du solltest dich nun sputen. Man lässt „Gäste“ nicht allzu lange warten“, spornte sie mich an. So verließ ich also Mandys Unterkunft und machte mich auf den Weg in mein Zimmer. Als ich eintrat stellte ich fest, dass wohl jemand in meiner Abwesenheit seine romantische Ader ausgelebt und mein Zimmer mit allerlei Dingen ausstaffiert hatte. Es war in sanftes Kerzenlicht gehüllt und ein Duft nach frischen Rosen wehte mir entgegen. Langsam wurde mir doch etwas mulmig zumute. Als ich an den runden Tisch, der an der linken Wand des Zimmers stand, herantrat, fiel mein Blick auf ein Schreiben von Francis. Er bat mich darum die Pfauenmaske, die neben dem Brief lag aufzusetzen. Sein Geschäftspartner liebte es wohl wenn er sein Gegenüber nicht erkannte. Die Maske bestand aus einem blauen Stoff, der nur die Augen und den Mund freiließ. Ich setzte sie also, mit Widerwillen, auf und nahm mir vor am nächsten Tag ein ernstes Wort mir Francis zu sprechen. Als es hinter mir klopfte bemerkte ich erst wie lange ich in Gedanken versunken einfach im Zimmer gestanden hatte. Schnell verstaute ich den Brief und bat den Herren dann herein. Ein elegant gekleideter Gentleman trat ein. Lächelnd kam er zu mir, nahm meine Hand und hauchte sie leicht, einen Handkuss vortäuschend, an. „Guten Abend Mademoiselle“, säuselte er dabei. Sein Verhalten kam mir ein wenige kitschig vor, doch für ihn schien es etwas völlig normales zu sein. So grüßte ich also zurück und bat ihn doch bitte Platz zu nehmen. Nun nannte er mir auch seinen Namen. Er hieß Pieré. Bereits nach kurzer Zeit entwickelte sich eine entspannte Unterhaltung und ich bemerkte wie sich meine Innerstes entspannte. Pieré war ein sehr angenehmer Zeitgenosse. Das glaubte ich zumindest noch zu diesem Zeitpunkt. Wir aßen den von Francis bereitgestellten Imbiss und tranken dazu ein Glas Sekt. Zwar wunderte es mich, da ich bis zu diesem Zeitpunkt vermutet hatte er wolle mich ausführen, doch so war es mir bedeutend lieber. Nach dem Essen nahm Pieré mich an der Hand führte mich zum Bett. Nun würde mir doch ein wenig mulmig zumute. „Es ist schon spät“, versuchte ich mich der Situation zu entziehen. Doch mit einemmal trat ein lüsterner Ausdruck in Piere´s Gesicht. „Aber Madam, ziert euch nicht. Ich werde euch zu höchsten Wonnen führen“, gab er zurück. Langsam begann ich zu begreifen was der „Geschäftspartner“ von Francis wirklich wollte. In jähem Schrecken wollte ich ihn von mir stoßen, was mir angesichts seiner Kraft nicht gelang. Mit einem Ruck stieß er mich auf das Bett und warf sich auf mich. Sein junges Gesicht, das von schwarzen Haaren umrahmt wurde, war nun direkt über mir. Ein kleiner Schweißfilm bedeckte sein Gesicht.
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„Auch die harte Tour ist mir recht“, stöhnte er und riss mir mit einem Ruck das Kleid vom Leib. Als ich mich zu wehren begann, schlug er mir seine Faust ins Gesicht, was mich für einige Sekunden benommen werden ließ. Kurz darauf lag ich auf dem Bauch unter ihm und spürte einen furchtbaren Schmerz in meinem Leib. Ich war nicht mehr in der Lage etwas zu unternehmen. Mit apathischer Ruhe wartete ich ab was weiter geschah. Keuchend und stöhnend stieß er immer wieder in mich, bevor er sich mit einem Seufzen in mich ergoss. Mich ekelte es in dieser Sekunde vor mir selbst. Pieré ließ von mir ab, zog sich an und verließ den Raum. Mein Unterbewusstsein registrierte den goldenen Siegelring an seiner Hand in den die schwarzen Lettern „CD“ eingraviert waren. Als er das Zimmer ohne ein weiteres Wort verlassen hatte und ich alleine war kam mir erst voll zu Bewusstsein was hier gerade passiert war. Ich wollte weinen, seinen Schweiß von mir abwaschen, mich erbrechen, einfach aufhören zu existieren und vergessen, doch ich lag nur apathisch auf meinem Bett und war nicht in der Lage irgend etwas in die Tat umzusetzen. Gleichzeitig entwickelte ich einen Hass auf Mandy und Francis, die für das Geschehen verantwortlich waren. Ohne weiter über alles nachzudenken rannte ich aus meinem Zimmer und aus dem Haus. * Die Kälte der Nacht umfing mich. Im Rennen riss ich mir die Maske vom Gesicht, die nach wie vor mein Gesicht bedeckt hatte. Ich rannte und rannte und vergaß alles um mich herum. Schweiß lief über mein Gesicht, mein Kleid war nun völlig zerrissen und mein Atem ging stoßweiße. Ich hatte längst den Überblick verloren in welche Richtung meine Füße mich trugen und hatte längste keine Möglichkeit mehr zurück zu Francis Haus zu laufen. Allerdings wollte ich dies auch nicht. Nur weg, war mein einziger Gedanke. Eine Erhebung in der Straßenbepflasterung ließ mich straucheln. Als ich aufblickte starrte mir das Gesicht einer jungen Frau entgegen. „Aber Mademoiselle, zu so später Stunde noch unterwegs. Mich dünkt euer Zustand ist nicht der beste. Kann ich euch eine Hilfe sein?“, lächelte die Fremde mich an. Ich schüttelte nur stumm den Kopf und wollte weiterrennen. Doch die Fremde hielt mich fest. „Nun, so könnte doch wenigstens ihr mir helfen. Mich dürstet es“, hauchte die Fremde. Ich blickte in ein blasses, von schwarzen Haaren umrahmtes Gesicht. „Ich habe nichts zu trinken bei mir“, erwiderte ich. „Aber sicher habt ihr dies“, säuselte die Unbekannt nun und hob ihren Kopf. Mondlicht fiel ihr ins Gesicht und ließ die spitzen Eckzähne die sich bildeten noch bedrohlicher erscheinen. In diesem Moment wurde mir bewusst, dass mir ein Wesen der Nacht, ein Vampir gegenüberstand. Seltsamerweise kam mir dies nicht seltsam oder gar unbekannt vor. Nun warf sich mir die Fremde auch schon entgegen. Ohne groß zu überlegen wich ich aus und setzte zur Flucht an. Doch daraus wurde nichts. Ein Ruck ließ mich zurück taumeln und ich landete unter der Unbekannten, die sich nun bedrohlich meinem Hals näherte. Plötzlich handelte ich instinktiv. Zwei gezielte Schläge warfen die Fremde von meinem Körper. Mit einer Rolle rückwärts stand ich wieder auf den Beinen und warf mich auf die Vampirin. Ich umfasste mit beiden Händen ihren Kopf und drehte diesen mit einem Ruck. Kurz darauf zerfiel die Vampirin zu staub und ein Schlag auf den Kopf ließ mich ein weiteres Mal in Schwärze versinken. * Als ich wieder zu mir kam schmerzte mir mein Kopf, wie so oft in letzter Zeit, doch ich war sehr schnell wieder obenauf. Langsam gewöhnte sich mein Schädel wohl daran ständig einen
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Schlag abzubekommen. Mehrere Köpfe beugten sich über mich und sahen besorgt auf mich herab. „Wie geht es ihnen Madame?“, richtete sich nun ein junger Mann an mich. „Es geht einigermaßen“, gab ich zurück. Der kitschigen Sprache dieser Stadt hatte ich mich nach wie vor nicht angepasst. Nachdem ich mich wieder erhoben hatte, erklärte mir einer der Männer, dass die Vampirin nicht alleine gewesen war und ihr Begleiter es gewesen war, der mich von hinten niedergeschlagen hatte. Eine Gruppe von drei Männern, die er mir nun zeigte, hatte alles beobachtet und dann eingegriffen. Sie hatten den Vampir gepfählt und mich mitgenommen. Die Beobachter waren sehr beeindruckt von mir gewesen. Und fragten wo ich so kämpfen gelernt hatte. Ich erklärte ihnen, dass ich dies nicht wüsste und erzählte ihnen die Geschichte meines Erwachens. Den Teil bei Francis ließ ich aus. Zuerst musste ich selbst wieder mit mir ins reine kommen. Die Fremden erklärten mir, dass sie für das „Centro Domini“ arbeiteten. Ein Einrichtung, die es sich zur Aufgabe gemacht hatte, gegen das Böse dieser Welt zu kämpfen Mit dem Bösen waren hier Schwarzblüter im allgemeinen, also auch Vampire gemeint. Sie boten mir an ebenfalls für sie zu arbeiten. Da ich selbst keinerlei Alternativen sah, willigte ich schließlich ein. Die darauffolgende Zeit war sehr hart. Vom eigentlichen CD bekam ich nicht sehr viel mit. Man war darauf bedacht mir vor meiner Initiierung nichts zu zeigen. So absolvierte ich ein hartes Kampftrainning, das mir seltsamerweise sehr leicht viel, wurde täglich in Dämonenkunde unterrichtet und musste ständig Tests absolvieren. Nach einigen Monaten, in denen ich auch langsam den Schrecken „jener“ Nach im Hause Francis vergaß, war es dann soweit. Ich beherrschte die verschiedensten Kampftechniken perfekt, kannte mich bezüglich Dämonen und ihrer Physiologie sehr gut aus und hatte jeden Test bestanden. Mittlerweile, seit meinem Erwachen waren etliche Monate vergangen, schrieb man das Jahr 1550. Meine Initiierung stand kurz bevor. Ein junger Mann namens Jaques hatte mir die Monate über zur Seite gestanden. Er war ein lebenslustiger Mann Anfang Zwanzig. Blondes Krauselhaar bedeckte seinen Kopf. Trotz des Altersunterschiedes, mein Alter schätze ich auf 33 Jahre, kamen wir sehr gut miteinander zurecht. Mit der Zeit entwickelte sich eine innige Freundschaft zwischen uns. In langen Streifzügen durch das herrschaftliche Anwesen am Rande von Agen, in dem das CD untergebracht war, diskutierten und philosophierten wir stundenlang. Es war also ein Abend des Herbst 1550 als ich, durch eine Reihe von anderen Mitgliedern schritt und den großen Saal betrat in dem bereits ein weiterer Mann stand. Er sollte wohl Heute ebenfalls in CD aufgenommen werden. Sein Name war Shadow, wie mir Jaques verraten hatte und er war ein Vampir. Allerdings kämpfte er auf der Seite des Lichts. So standen wir also in demütiger Haltung in der Mitte eines weißen, auf dem Boden aufgezeichneten Pentagramms, und sahen Michel de Notre-Dame entgegen, der auf uns zuschritt. Er wechselte einige Worte mit Shadow und steckte ihm dann einen Ring an den Finger. Ich nahm es nur im Unterbewusstsein war, da mein Blick in den Hintergrund der Halle gerichtet war, wo die zwölf Lenker standen. Zwölf Menschen, verborgen unter Kapuzen, die den Rat des CD bildeten. Niemand wusste, wer sich im Rat befand. Dann kam Michel zu mir. „Ich grüße dich Tochter. Ich habe deinen Werdegang bis hierher verfolgt und erachte es als richtig dich nun, nach einer langen Zeit des Prüfens für richtig dich in unseren Kreis aufzunehmen. Kämpfe von nun an für das Licht“, sprach der Seher und steckte mir den Ring an den Finger. Ich erstarrte. Bisher war der Ring mir an niemandem aufgefallen, doch nun erkannte ich ihn. Es war derselbe Ring, den Pieré in „jener“ Nacht getragen hatte. Er musste sich also hier befinden. Langsam löste sich die Versammlung auf und auch ich verließ den Raum. Ich musste umgehend mit Michel de Notre-Dame sprechen. Er musste erfahren dass einer aus 6
dem CD mir dies angetan hatte. Zwar hatte ich keine Beweise, doch der alte Mann würde mir sicher glauben. So machte ich mich so schnell ich konnte auf den Weg zur Unterkunft des Sehers. * Bereits von weitem erkannte ich den kleinen Spalt aus Licht der den dunklen Gang erhellte. Leises Stimmengewirr ertönte aus Michels Raum. Ich wollte bereits durch ein Klopfen auf mich aufmerksam machen als ein Wort mich hellhörig werden ließ. „Träne der Zeit“, hörte ich aus dem Zimmer die Stimme eines Unbekannten. Irgendetwas in mir begann zu schwingen. Leise näherte ich mich der Tür und blieb stehen. Durch den Spalt erkannte ich Nostradamus, wie er von vielen von uns genannt wurde, und einen Mann in brauner Kutte. Sie unterhielten sich und ich lauschte gespannt. „Wir müssen ihr das Amulett abnehmen. Sie weiß nicht welche Macht sie in den Händen hält“, ertönte die Stimme des unbekannten. „Aber mein lieber Pieré warum sollten wir dies tun. Sie gehört nun zu uns und das Amulett ist in ihren Händen sicher“, erwiderte der Seher. „Da bin ich anderer Meinung. Du erzähltest erst vor kurzem von deiner Vision die dich unsere Zukunft schauen ließ. Und darin war von einer Macht aus ferner Zeit die Rede, die unseren Untergang einleiten wird“, warf der Mann in der Kutte nun zurück. „In dieser Sache lasse ich nicht mit mir diskutieren. Das Amulett muss bei ihr bleiben!“, rief Nostradamus. Wütend ballte Pieré die Fäuste, wandte sich dann um und verließ den Raum durch eine zweite, der Haupttür gegenüberliegende Tür, den Raum. Noch immer hielt ich entsetzt den Atem an. In dem Gespräch ging es zweifellos um mich und mein Amulett. Da war ich mir sicher. Und der Mann unter der Kutte war Pieré gewesen. Er war also hier. Und er gehörte zum Rat. Das war schlimmer als ich angenommen hatte. „Du hast ja recht mein Freund, sie hätte die Träne nie erhalten dürfen. Aber so ist der Lauf der Geschichte. Die ihre ist vorgezeichnet. So wird Lady X die Macht an sich reißen“, sprach Nostradamus zu sich selbst. Ich fuhr zusammen. Woher kannte er den Namen mit dem Mandy mich immer angesprochen hatte. Als ich wieder durch die Tür blickte, hatte auch Nostradamus den Raum verlassen. So öffnete ich die Tür und schlüpfte in das Zimmer. Es war hell und groß. An der Wand befanden sich große Regal in denen dicke Folianten standen. Ein großer Schreibtisch stand rechts der Tür in einer Nische. Ein Globus stand daneben. Der Globus war riesig und aus irgendwelchen Gründen zog er mich wie magisch an. Langsam ging ich auf ihn zu und berührte ihn dann. Ein stechender Schmerz in meiner Brust ließ mich aufschreien. Gleichzeitig vibrierte der Globus und öffnete sich dann langsam. Ein Buch kam zum Vorschein. Es war enorm groß und hatte einen goldenen, halbierten Globus auf der Vorderseite. Schwarz und Weiß flossen ineinander und gaben dem Buch somit ein seltsames Aussehen. Als wäre der Einband durchsichtig und darunter würden Schwarz und Weiß ständig kämpfen, dachte ich zu diesem Zeitpunkt. Langsam tastete ich nach dem Buch und...berührte es. Im gleichen Augenblick öffnete es sich. Wie von Geisterhand bewegt wurden die Seiten umgeblätterte und blieben bei einem bestimmten Kapitel stehen. Gleißender Schmerz durchraste meinen Körper, ließ mich taumeln. Das Amulett auf meiner Brust glühte sandte Schockwellen durch meinen Körper. Die Schrift wurde lebendig, wurde zu Bildern die in meinem Geist entstanden und mir eine Geschichte erzählten. Die Geschichte einer Frau namens Nina Prestova. Im gleichen Augenblick kehrten meine Erinnerungen zurück. Ich war Nina Prestova, die Lightfighterin aus dem Jahre 2001. Wie von selbst entstanden die Bilder. Das missglückte 7
Experiment, das Zusammentreffen mit Nil´re´m und der Kampf gegen Zorek. Die Rückkehr und mein Fall aus der Zeitblase. Ich war wieder ich selbst. Doch damit war es noch nicht vorbei. Die Agenda der Ewigkeit, instinktiv, wie so oft in letzter Zeit, kannte ich ihren Namen, zeigte mir mehr. Ich sah was nach meinem Fall geschehen war. Der Kampf der Lightfighter gegen Alicia und ihr Zusammentreffen mit Shadow. Der Spiegeltor in Rynoltice und Andis Biss durch Alicia. Dann verebbten die Bilder. Die Agenda schloss sich, ebenso wie der Globus. Sie haben einfach nichts unternommen. Sie holen mich nicht zurück, dachte ich entsetzt. Minutenlang schossen mir Gedanken durch den Kopf, als plötzlich mit einem Ruck die Tür aufgerissen wurde und Jaques den Raum betrat. „Da bist du ja. Wir suchen dich schon die ganze Zeit. Wir haben einen Auftrag. Michel ist nicht hier, wenn du ihn sprechen willst, musst du bis morgen warten, er hat das Gut verlassen“, erklärte er. „Ich muss mit dir reden“, sprach ich noch ganz im Schatten der Ereignisse stehend, die mir mein Leben zurückgegeben hatten. Doch was für ein Leben war dies? Gefangen in einer Zeit, die nicht die Meine war. „Später. Wir haben keine Zeit. Eine Vampirsippe belagert ein Haus in der Nähe. Wir müssen den Menschen helfen“, erwiderte Jaques und zog mich mit sich. Zusammen schlossen wir zu den restlichen Mitgliedern auf und verließen das Gut. * Es war eine regnerische Nacht durch die wir uns kämpften. Bereits nach wenigen Minuten erreichte unsere 12köpfige Truppe das Haus. Übelkeit stieg in mir hoch als ich Francis Haus erkannte. Alles hängt zusammen. Das Leben ist wie ein großer Kreis, der mit andern verknüpft ist, dachte ich an die Worte meines Ausbilders beim KGB. Ohne große Worte stürmten wir das Haus und kämpften uns durch das Erdgeschoss. Es wimmelte hier geradezu von Vampiren. Was wollten sie ausgerechnet von Francis? Jacques machte sich auf den Weg in das Obergeschoss. Ich wollte ihm folgen, wurde jedoch von den anderen zurückgehalten. Sie hielten es für zu riskant schon nach oben vorzustoßen. Sie riefen Jaques zurück. Wie in Zeitlupe nahm ich die nächsten Geschehnisse war. Jaques drehte sich in unsere Richtung. Aus einem Zimmer sprang ein Vampir und warf sich auf ihn. Er hatte keine Zeit mehr zu reagieren. Blitzschnell zerfetzte der Vampir Jaques Brust und schlug seine Zähne in dessen Herz. „Nein!“, rief ich und löste damit die Erstarrung der um mich stehenden. Schnell sprang einer der Mistreiter zu Jaques und warf sich dem Vampir entgegen. Kurze Zeit später hatte er den Vampir gepfählt. Ich lief zu Jaques und beugte mich über ihn, während um mich herum die Hölle losbrach. Von überallher kamen Vampire und warfen sich auf die anderen Mitglieder des Centro Domini. Es war mir egal. Tausend Dinge schossen durch meinen Kopf. Ich dachte an die Lightfighter. Warum hatten sie mich nicht geholt und mir dieses ganze Elend erspart. Nil´re´m war bei ihnen. Die Agenda hatte mir gezeigt wer er wirklich war. Sicher hätte er es gekonnt. So hatten sie mich im Stich gelassen. Und sicher würden sich mich auch weiterhin nicht holen. Denn würden sie es tun könnten, sie zu dem Zeitpunkt meiner Ankunft springen mich also direkt von dort wieder mitnehmen. Sie würden es niemals tun, sonst wäre es für mich schon längst geschehen. Sie hatten mich allein gelassen. Pieré hatte mich vergewaltig, Jaques war tot und ich war weit entfernt von zuhause, meiner Zeit. Unbändiger Hass loderte in mir. Hass auf die Lightfighter, auf Mandy und Francis und auf meine Mitstreiter, die Jaques in den Tod laufen gelassen hatten. 8
Als ich aufblickte, war der Boden mit Staub bedeckt. Es hatte wohl keine weiteren Verluste gegeben. Betreten standen die Anderen am Fuße der Treppe. Francis war dabei sich zu bedanken und ich konnte auch Mandy sehen, die aus einem Zimmer lugte und gerade dabei war mich zu erkennen. Es war der Moment in dem ich mich dazu entschloss dieses Spiel auf meine Weise zu beenden. Ich schloss die Augen. Es war als hätte die Träne des Engels nur darauf gewartet. Hass verzerrte mein Gesicht als ich sie aktivierte. Ein grelles Leuchten erfüllte den Raum als Strahlen das Amulett verließen und in die umstehenden einschlugen. Innerhalb kürzester Zeit zeigten sich Falten auf ihrem Gesicht und ihre Haut welkte. Die Träne stahl ihre Zeit. Innerhalb von Sekunden wurden sie zu alten Männern und Frauen und starben, wurden zu Staub. Mandys flehender Blick erreichte mich noch als ich die Kraft der Träne auf sie lenkte und sie erbarmungslos auslöschte. Als ich das Gebäude verließ war niemand mehr am Leben. Ich hatte das gesamte Haus ausgelöscht. Und ich fühlte eine ungeheure Befriedigung. * Dutzende Male musste ich die Geschichte des Massakers erzählen. Erzählen wie eine Horde von Vampiren meine Mitstreiter tötete und ich selbst unter Aufbietung aller Kraft entkommen konnte. Letztendlich glaubte man mir und für mich änderte sich nichts. Längst hatte ich mich entschlossen mein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Es gab hier niemandem dem ich vertrauen konnte. Selbst Nostradamus war gegen mich. So wollte ich also dafür sorgen, dass seine Prophezeiung sich erfüllte. Die Macht aus einer fernen Zeit würde dem Centro Domini, zumindest in dieser Form, den Untergang bringen. Wenn die Seite des Lichts mir nicht zu meinem Leben zurückverhalf, dann sollte es die Seite der Schatten tun. Natürlich würde ich nicht den lächerlichen Pakt mit einem Dämon eingehen oder in irgendeiner Form mein Leben in eine Abhängigkeit begeben Ich besaß die Träne der Zeit und damit das ultimative Machtmittel. Als einige Tage später Pieré zu mir kam und mir ein Angebot unterbreitete war ich begeistert. Da ich in „jener“ Nacht eine Pfauenmaske getragen hatte, konnte er mich nicht erkennen. Ich hatte außerdem jeden in dem Glauben gelassen, mein Gedächtnis noch immer nicht wiedergewonnen zu haben. Pieré erklärte mir, dass er mit den momentanen Zuständen nicht einverstanden sei. Im Laufe des Gesprächs bot er mir etwas zu trinken. Nach drei Gläsern Sekt mimte ich die beschwipste kleine doofe Dame und sah zu wie er versuchte mich zu hypnotisieren. Ich spielte mit und erfuhr von seinem ganzen Plan. Er wollte den Rat des Centro Domini stürzen uns sich selbst an die Spitze stellen. Er hatte bereits einige Mitglieder von sich als neuen „Führer“ überzeugen können. Nur vor Nostradamus fürchtete er sich noch. Da ich die Träne besaß war dies jedoch kein Hindernis mehr für ihn. So gab ich mich also als Opfer und er hielt mich von da an für eine willige Helferin. * Pieré hatte jedoch eine Konstante nicht beachtet. Da war immer noch Shadow. Als Vampir war er äußerst gefährlich und konnte zu einer Gefahr werden. Ich beschloss diese Gefahr zu beseitigen als Shadow seinen ersten Auftrag erhielt. Bereits einen Abend vorher bereitete ich ein Zimmer des Hauses vor in dem Shadow mit einem Helfer die Familie eines Politikers schützen sollte. Angeblich war dieser Politiker von einem Vampirclan zu einem der ihren gemacht worden. Niemand wusste, dass ich es war, der den Mann getötet hatte Es war für die Träne ein Leichtes gewesen die Male eines Vampirs nachzustellen. Danach hatte ich ihn altern und zu Staub zerfallen lassen. In wenigen Tagen würde ich behaupten der ehemalige Politiker sei von mir gepfählt worden. Pieré hatte dafür gesorgt, dass Shadow den Auftrag erhielt. 9
So stattete ich der hiesigen Vampirsippe also einen Besuch ab und erklärte auch ihnen meinen Plan. Bereits vorher hatte ich zarte Bande zu ihnen geknüpft, indem ich ihnen hin und wieder einen Mitstreiter brachte, den sie aussaugen konnten. Sie hielten sich also bereit. Als die Nacht hereingebrochen war schlich ich mich in das Haus. Durch einige gezielte Geräusche lockte ich Shadow in das Schlafzimmer der Familie das ich mit Dämonenbannern und Kreuzen versehen hatte. Als er darin war schloss ich mit Hilfe der Träne magisch die Tür und ließ die Dämonenbanner und Kreuze aufflammen. Shadow war gefangen. Ihr dürft euch nun amüsieren, sandte ich den Vampiren telepathisch die Erlaubnis nun einzugreifen. Kurze Zeit später hörte ich aus dem Eingangsbereich der Villa die Todesschreie der Familie und Shadows Gehilfen. Ein Gedankenbefehl ließ mich für die Augen von Dämonen unsichtbar werden. Ich begann die Träne immer besser zu beherrschen. Als Shadow aus dem Zimmer ausbrach waren meine Helfer bereits verschwunden und der Vampir erblickte die Leichen der von ihm zu Schützenden. Entsetzt und über sein eigenes Unvermögen verbittert verließ er das Haus, die Stadt und das Land. Damit war Shadow keine Gefahr mehr. Der Plan konnte in die entscheidende Phase übergehen. * Bereits wenige Tage später, es war ein lauer Frühlingsabend, war das Gut am Rande von Agen von Schreien erfüllt. Pieré hatte sich um die elf anderen Mitglieder des Rates gekümmert. Teils mit aufgeschlitzter Kehle, teils mit gebrochenem Genick lagen diese in ihrem Räumen. Auf ein Zeichen seinerseits begannen die von ihm auf seine Seite gezogenen damit die andern auszuschalten. Pieré selbst beteiligte sich an dem Schauspiel. Ich stand in der Bibliothek des Hauses. Man hatte einen prächtigen Ausblick auf die Weinberge hinter dem Anwesen. Ich hatte ein Glas Sekt in der Hand, trank genüsslich und lauschte den Schreien der Sterbenden. Welch erhabender Augenblick. Das große Centro Domini wurde ausgelöscht. Nach einiger Zeit herrschte Stille und Pieré trat ein. Ich sah noch immer aus dem Fenster als er hinter mir die Bibliothek betrat. Ohne hinzusehen wusste ich bereits, dass er einen Dolch in den Händen hielt. Nun war ich nutzlos für ihn geworden. Er wusste noch nicht, dass er es war, nicht ich, der heut sterben würde. „Es ist getan“, säuselte er. „Ja, es ist getan“, gab ich zurück und drehte mich langsam zu ihm um. Die Träne hatte die Pfauenmaske perfekt nachgebildet die auf meinem Gesicht lag. Entsetzt riss Pieré die Augen auf. „Na, erkennst du mich wieder?“, lächelte ich ihn an und schritt langsam auf ihn zu. „Du!“, rief er überrascht. Langsam kam ich näher. Erkenntnis stahl sich in seinen Blick. Er begriff wohl langsam, dass ich ihm etwas vorgemacht hatte. Die Erkenntnis kam zu spät. Einen Gedanken später war er waffenlos. Ich genoss seinen entsetzten Anblick als ich vor ihm zum stehen kam. „Wer bist du?“, wollte er wissen. Jede Kraft war aus seinen Gliedern gewichen, Angst erfüllte dieses abscheuliche Geschöpf, das es nicht wert war Mensch genannt zu werden. „Dein Tod“, antwortete ich ihm, „Küss mich mein Lieber.“ Entsetzt wollte Pieré mich zurückstoßen, doch es war zu spät. Ich zog ihn an mich und küsste ihn innig. Gleichzeitig aktivierte ich die Träne. Ein leichtes rotes Glimmen hüllte mich ein. So entzog ich ihm langsam seine Lebensenergie. Nach und nach bildeten sich Falten auf Pierés Haut. Ich genoss das Gefühl das Leben aus ihm weichen zu sehen. Stück für Stück entzog ich ihm seine Energie, sein Leben, seine Kraft. Er alterte, starb und zerfiel zu Staub. Und dies alles in wenigen Minuten. Ich war die alleinige Siegerin. 10
Es bereitete mir keine Probleme die anderen Streiter von meinen Führungsansprüchen zu überzeugen. Es kostete sie einen Toten, dann war ich die neue Leiterin des Centro Domini. Von da an beschloss ich meine Macht weiter auszubauen. Das Wissen über die Zukunft würde mir hier sehr hilfreich sein. Die Macht lag in meiner Hand. Und sie würde Wachsen.
Kapitel 2: Schwarze Möwe flieg Österreich, 1860 Langsam schritt ich auf die stille sich nicht bewegende Dame zu. Seit meiner Machtergreifung im Centro Domini waren 311 Jahre vergangen. Ich sah keinen Tag älter aus. Ich hatte es erst nach einiger Zeit bemerkt, die Träne der Zeit hatte meinen Alterungsprozess gestoppt. Zu Beginn war ich natürlich begeistert gewesen, wer wünscht sich nicht das ewige Leben. Doch nach und nach fragte ich mich nach dem „warum“. Wofür sollte ich leben. Ich war in Jahre der Depression gesunken und hatte mit mir und meinem Schicksal gehadert. Erst langsam hatte ich den Sinn meines Lebens entdeckt und den Willen zum Weiterleben wiedergewonnen. Meine Rache stärkte mich. Meine Rache die im Jahre 2001 stattfinden sollte. So sorgte ich langsam dafür, dass das Centro Domini völlig von der Bildfläche verschwand, schließlich wusste ich aus der Zukunft, dass niemand etwas von diesem Bund wusste, ja nicht einmal die „Spectral Enterprise“. Mit Hilfe der Träne konnte ich außerdem Menschen unter meine telepathische Kontrolle bekommen. Überall auf der Welt manipulierte ich Menschen in der Politik und an wichtigen Schaltstellen der Macht. Teilweise sorgte ich sogar dafür, dass die Geschichte sich erfüllte. So auch im Österreich des Jahres 1860. Hier fand mein zweites Zusammentreffen mit Shadow, dem Vampir statt. Bereits einige Jahre zuvor hatte ich damit begonnen auch hier einige Menschen der Politik unter meinen Bann zu stellen. Zurzeit regierte der 30 jährige Kaiser Franz Joseph. Bereits zu Beginn seiner Thronbesteigung hatte ich versucht, ihn auf meine Seite zu ziehen, was mir jedoch nicht gelungen war. Mit Erschrecken hatte ich festgestellt, dass mir dies nur sehr schwer gelang. Es hatte mich Jahre der Mühe gekostet, doch nun war es vollbracht. Auch die Mutter des Kaisers, Erzherzogin Sophie befand sich in meinem Bann. Doch dies war mir noch immer nicht genug. Wollte ich meinen Einfluss bei Hofe festigen musste ich auch die junge Kaiserin Elisabeth unter meine Kontrolle bekommen. Es war eine Leichtigkeit. Unter dem Namen Gräfin Lily Hunyady hatte ich mich in den Adel eingeschlichen. Ein astreiner Stammbaum machte dies möglich. Ich verstand mich noch immer perfekt aufs Fälschen, was ich ebenfalls meiner Zeit beim KGB verdankte. Nun stand sie also vor mir. Die junge Kaiserin Elisabeth, die auf tragische Weise Berühmtheit erlangen sollte. „Du weißt wer ich bin?“, sprach ich die Kaiserin nun an. Hätte sie nicht unter meiner Kontrolle gestanden, sie hätte ob meiner unverschämten Anrede wohl die Wachen herbeigerufen. „Sie sind Gräfin Lily Hunyady“, antwortete mir die wunderschöne, braunhaarige Kaiserin. 11
Ich lächelte. Durch mein geschichtliches Wissen wusste ich dass es tatsächlich einmal eine Gräfin Lily Hunyady in Sissis Nähe gegeben hatte. Viel war nicht über sie bekannt. Nun wusste ich wieso. Ich selbst war diese Gräfin. Es war noch immer ein seltsames Gefühl wenn ich bemerkte dass ich selbst zu einem Teil der Geschichte wurde, also bereits über mich selbst in etlichen Geschichtsbüchern gelesen hatte. „Hör gut zu junge Kaiserin. Was ich jetzt sage, wirst du genau befolgen“, sprach ich langsam und eindringlich. Die Träne der Zeit glühte rötlich als ich der jungen Kaiserin meine Befehlte gab. Von nun an würde sie mich wie eine beste Freundin behandeln. Vorerst jedoch im geheimen. Doch dabei sollte es nicht bleiben. Ich musste Kontakte knüpfen. Also befahl ich der Kaiserin eine Krankheit vorzutäuschen. Da sie sowieso sehr kränklich und in depressiver Stimmung war, würde dies auch sehr glaubhaft wirken. Ich trug ihr auf den Hausarzt, Dr. Skoda, von einer Lungenkrankheit zu überzeugen. Die Symptome ließ ich mit Hilfe der Träne in dem Körper der jungen Frau entstehen. Sie sollte nach Madeira fahren, offiziell zur Kur. Nach ihrer Rückkehr würde sie mich langsam in ihren Hofstaat einführen. Natürlich würde ich in dieser Zeit auch nicht untätig bleiben. Meine Macht sollte beständig ausgeweitet werden. * Bereits einige Wochen später, Kaiserin Elisabeth befand sich längst in Madeira wurde meine euphorische Stimmung gestoppt. Denn ich sah etwas, was mir gar nicht behagte. Es war bereits später Abend und ich fuhr in meiner Kutsche durch das nächtliche Wien. Wie immer war der Damencercle bei Hofe furchtbar langweilig gewesen. Schon immer hatte ich mich gefragt wie die Frauen der früheren Zeit sich nur mit Tratsch und Klatsch beschäftigen konnten und das einen ganzen Abend. Nun wusste ich es. Natürlich hatte ich hierdurch viel erfahren was mir später noch nützlich sein konnte, doch über mehrere Stunden mit diesen dummen Puten in einem Raum zu sein und sich deren Geschwätz zu Gemüte führen zu müssen hatte mich an die Grenzen des Erträglichen getrieben. Entsetzt riss ich meine Augen auf und starrte aus der Kutsche. Von einem Moment zum nächsten war ich wieder hellwach. Nur kurz überlegte ich ob ich eventuell einer Täuschung erlegen war, doch ich hatte richtig gesehen. Nur wenige Meter von mir entfernt schritt Shadow durch die Dunkelheit. Doch er war nicht alleine. An seiner Hand bewegte sich graziös eine zierliche Dame, mit langen blonden Haaren. Ungläubig riss ich die Augen auf. Alicia, schoss es mir durch den Kopf. Damals, 1549 hatte ich in der Agenda der Ewigkeit im Raum von Michel de Notre-Dame vom Zusammentreffen zwischen Shadow und den LF in der Zukunft gelesen. Auch die kaltblütige, sadistische Vampirin Alicia hatte darin eine Rolle gespielt. Doch Shadow und sie waren in der Zukunft Feinde. Doch hier liefen sie Hand in Hand durch die Straßen. Bereits einige Meter weiter gab ich dem Kutscher ein Zeichen zu stoppen und sprang aus der Kutsche. Langsam ging ich in die gleiche Richtung in die sich auch Shadow und Alicia bewegten. Es bereitete mir keine Mühe sie unbemerkt zu verfolgen. Auch hier half mir die Träne der Zeit. So verfolgte ich die beiden Vampire durch das nächtliche Wien, bis sie wenige Minuten später vor einem kleinen Haus in der Nähe des Kaiserpalastes hielten. Nach kurzem Klopfen wurde den beiden geöffnet und sie traten ein. Kurz darauf konnte ich einen vagen Lichtschein aus einem der oberen Zimmer erkennen. In den vergangenen Jahren hatte ich mich zunehmend mit der schwarzen Magie beschäftig. Zusammen mit der Träne der Zeit eröffnete dies natürlich ein unglaubliches Potential. Es bereitete mir keine Mühe einen Beobachtungszauber zu initiieren, der mich an dem Geschehen in den Räumen, es waren zwei, teilhaben ließ.
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Shadow und Alicia standen in einem heruntergekommen, schäbigen Zimmer, das durch eine Verbindungstür an ein anderes Zimmer anschloss. Mit Verwunderung stellte ich fest das Alicia jedoch keinesfalls Vampirin war. Sie war ein Mensch. „Bis du dir sicher Geliebter?“, richtete Alicia ihre Augen nun fragend an den Vampir. „Die Beweise verdichten sich. Ich war schon damals misstrauisch als ich nach einigen Monaten der Wanderung zurück ins Centro Domini gehen wollte. Ich fand nichts mehr vor. Mein Mentor, Nostradamus erzählte mir von Nina Prestovas Massaker auf dem Gut. Das Anzapfen verschiedener Quellen lässt keinen anderen Schluss zu, sie befindet sich hier in Wien. Und ich muss sie finden. Wenn doch nur die Agenda mitteilen würde so sie ist“, gab der Vampir zurück. Mit diesen Worten richtete er seinen Blick auf die Agenda der Ewigkeit, die auf einem Tisch in einer Zimmerecke lag. Mit Entsetzen wurde mir bewusst wie nahe mir der Vampir schon auf den Fersen war. Ich überlegte, wie konnte ich ihn mir ein weiteres Mal vom Halse schaffen. Als ich sah, wie sich Alicia und Shadow innig küssten, bevor sie sich in das andere Zimmer zurückzog, fasste ich einen Plan. Ich konnte mein Lächeln nicht unterdrücken als ich daran dachte, dass ich es mal wieder war, die dafür sorgte dass die Geschichte so verlief wie es vorbestimmt war. Alicia ging nun wohl zu Bett, während Shadow Anstalten machte das Zimmer zu verlassen. Ich drückte mich in eine Hausnische als er an mir vorbei das Haus verließ. Bereits Minuten später war ich auf den Weg in sein Zimmer. Die Agenda der Ewigkeit missachtend begab ich mich direkt in Alicias Raum. Der Hausverwalter machte keine Probleme. Apathisch starrte er in eine Ecke, als ich bereits den Raum der jungen Frau betrat. Erschrocken fuhr sie hoch, doch es war zu spät. Ich hatte die Träne aktiviert und begann Alicia zu beeinflussen. Als mein Werk beendet war sank sie in ihren Kissen zurück und schlief friedlich weiter. Erst wenn sie Shadows Anwesenheit spürte würde sie aktiv werden. Ich verließ den Raum und wandte mich der Agenda zu. Als ich sie berührte färbte sich der durchscheinende Einband schwarz. Dann öffnete das Buch sich. Von Geisterhand wurden sie Seiten umgeblättert. Ein Kapitel öffnete sich vor meinen Augen. Allmacht, dachte ich als mein Blick auf den Beginn der Seite fiel. Schnell huschte mein Blick über die Seite der Agenda. Als ich geendet hatte war ich schockiert und fasziniert. Dies würde also in der Zukunft geschehen. Weit, weit in der Zukunft, nachdem ich mich den LF offenbart haben würde. Ein Keuchen entfuhr mir. Zu dritt also konnten wir etwas bewirken. Ich musste mich mit Torsten Thielmann in der Zukunft verbünden und nicht nur mit ihm. Zu dritt hatten wir die Chance auf die Allmacht. Und ein Lightfighter würde sterben. Doch Merlin konnte gefährlich werden. Zwar war seine Zeit fast abgelaufen, doch immerhin wusste er wo der Schlüssel begraben lag. Der Schlüssel befindet sich dort, wo das Chaos begraben liegt, dachte ich. Ich war wohl die einzige die bereits jetzt ahnte wie alles enden würde. Doch wollte ich es? Auf diese Art und Weise. Aber hatte ich denn eine Wahl? Meine Gedanken wurden unterbrochen als hinter mir mit einem Ruck die Tür aufflog. Shadow war zurück. Ich hatte ihn nicht bemerkt, da ich in meinen Gedanken beschäftigt war. „Nina Prestova!“, rief er. „Shadow, alter Junge. Was heißt alt, eigentlich bin ich ja die ältere. Aber glaube ja nicht ich biete dir das „Du“ an“, lächelte ich ihn an. Es musste ihn zur Weißglut bringen. „Du hast meine Freunde gemordet. Du bist für die Toten bei meinem Auftrag verantwortlich, Michel hat es mir erzählt. Nun wirst du für alles bezahlen!“, rief er. Mir wurde bewusst dass ich mir einen Todfeind gemacht hatte, doch es störte mich nicht. „Du solltest dich lieber um deine süße kleine Freundin kümmern, sonst bist du bald wieder alleine und für noch eine Tote verantwortlich“, säuselte ich ihm zu.
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Seine Augen weiteten sich. Ohne nachzudenken hetzte er auf die Tür zum Nebenzimmer zu. Ich lächelte. Er musste Alicia sehr lieben. Als der Vampir die Tür aufriss lag Alicia bereits in der Mitte des Raumes. Ihre Pulsadern waren weit geöffnet. Ihre Lieder flatterten. Die Junge Frau befand sich am Rande des Todes. Eine Lache von Blut breitete sich im Zimmer aus. Gespannt beobachtete ich Shadow, der sofort zu seiner Geliebten sprang. Gleichzeitig begann ich einen Zauber wirken zu lassen. Shadow wurde, ohne es zu bemerken, verwirrt. Er konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. „Geliebter“, hauchte Alicia, „Hilf mir. Du darfst mich nicht sterben lassen. Öffne mir das Tor zu ewigem Leben.“ Shadow hatte von Nostradamus viel gelernt. Zweifellos wusste er dass ein Mensch, der durch einen Biss zum Vampir wurde grundsätzlich der dunklen Seite verfallen war. Ein Teil der dunklen Seite steckte in jeder Kreatur der Nacht. Selbst der netteste, liebste Mensche, wurde durch einen Biss zu einem blutrünstigen Vampir. Ja, die guten wurden meist sogar zu den furchtbarsten Kreaturen der Nacht. Mein Zauber verhinderte jedoch das Shadow klar denken konnte. Ohne groß zu überleben beugte er sich über Alicia. Fasziniert beobachtete ich das Ritual. Der Vampir trank die junge Frau bis auf den letzten Tropfen aus und gab ihr dann von seinem eigenen Blut zu trinken, indem er seine Pulsadern ebenfalls öffnete. Mit einem Lächeln verließ ich das Zimmer und die Wohnung. Gewiss würde mich Shadow ab heute bis zu seinem Tode jagen. Doch auch er hatte nun einen Todfeind. Alicia war geboren. Die Vampirin die in ferner Zukunft den Keim an Andi weitertragen würde. So hatte ich also auch zu meiner Rache beigetragen, während Shadow nun unter dem Verlust seiner Geliebten leiden würde. Lächelnd durchstreifte ich das nächtliche Wien und begab mich wieder in den Kaiserpalast. * Bereits einige Tage später schlug Shadow zurück. Durch ein magisches Ritual entzog er mir eines meiner wichtigsten Opfer. Er befreite Kaiserin Sissi aus meiner geistigen Gefangenschaft und immunisierte sie gegen die Träne der Zeit und meine Beeinflussung. Damit hatte er einen klugen Schachzug getan. Shadow hatte die Agenda der Ewigkeit, wie ich herausgefunden hatte, irgendwo versteckt, was mich jedoch nicht störte. Was ich wissen musste, wusste ich. Doch nun musste ich mich Shadows endgültig entledigen. Die Hoffnung, dass Alicia dafür sorgte erfüllte sich scheinbar nicht. Sissi tat von nun an alles um mir das Leben in Wien schwer zu machen. Und als Kaiserin von Österreich standen ihr bedauerlicherweise genügend Mittel zur Verfügung. Offiziell konnte sie natürlich nichts ausrichten, da sie mich überall als ihre „gute und geachtete Freundin“ ausgegeben hatte. Eine Kaiserin konnte sich einen solchen Fauxpas nicht erlauben. Somit blieb ich offiziell also die „Vertraute“ der Kaiserin. Kaiser Franz-Joseph und Erzherzogin Sophie hatte ich gegen Shadows Einfluss rechtzeitig gewappnet, wodurch sie in meiner Hand blieben. Der Ehe des jungen Kaiserpaares war dies natürlich nicht sehr zuträglich. Ich arbeitete zunehmend daran Sissi zu brechen und die Ehe zu demontieren. Der Zufall kam mir zu Hilfe. Eines Abends, ich sann gerade über weitere Pläne nach, spürte ich einen leisen Lufthauch. Als ich herumfuhr blickte ich in das Gesicht von Alicia. „Die berühmte Nina Prestova, der ich meine „Geburt“ verdanke“, hauchte die Vampirin lasziv. Ich lächelte nur, sagte jedoch nichts. Alicia kam auf mich zu und umrundete mich. „Wenn ich dir danken kann, so sprich es aus. Du hast mich zu dem gemacht was ich bin. Eine mächtige Kreatur der Nacht. Mein Dank ist dir gewiss“, erklärte die Vampirin. „Nun gut, ich habe tatsächlich einen Wunsch“, erwiderte ich.
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Auf den erwartungsvollen Blick der Vampirin erklärte ich: „Verlasse umgehend die Stadt und am besten das Land.“ Kurz spiegelte sich Unverständnis auf den Zügen der Vampirin, doch dann begriff sie. Langsam wandte sie sich um und schritt zum Fenster. „Wir werden uns sicher eines Tages wieder sehen!“, rief sie mir noch zu, bevor sie aus dem Fenster schwebte. „Sicher, eines Tages“, sprach ich leise zu mir selbst. Damit war ich Shadow los. Natürlich bereute der Vampir es furchtbar ein solches Monster wie Alicia erschaffen zu haben, doch nun musste er damit Leben. Zumindest untot leben. Er würde Alicia nicht aus den Augen lassen und natürlich versuchen sie zu pfählen. So musste auch er die Stadt verlassen und ich hatte wieder freie Bahn. Nun musste ich mich schnellstmöglich um Sissi kümmern. * Doch die Kaiserin war zäher als ich annahm. Ich erlangte keine Kontrolle mehr über sie. So versuchte ich also sie seelisch zu treffen. Der größte Schlag gelang mir im Januar 1889. Bereits Jahre vorher hatte ich damit begonnen auf Kronprinz Rudolph einzuwirken. Er war ein stiller, sehr gebildeter aber kränklicher Mann. Bedauerlicherweise legte man zu jener Zeit noch sehr viel Wert auf das Militär, vor allem Franz-Joseph hätte seinen Sohn gerne dort gesehen. Rudolph war anderer Meinung. Der junge Mann war mir von Beginn an symphatisch. Sehr symphatisch sogar. Nur langsam begann ich auf ihn einzuwirken und gegen die Monarchie aufzuhetzen. Über Jahre hinweg beeinflusste ich ihn so, besuchte ihn nur selten um die Kaiserin nicht darauf aufmerksam werden zu lassen. So bemerkte ich zu spät, dass ich zu weit gegangen war. Im Januar Jahre 1889 beging der Kronprinz in Mayerling Selbstmord. Damit war mein Plan, ihn gegen seine Mutter aufzuhetzen und letztendlich zum Mord anzustacheln leider schief. Mal wieder hatte ich Geschichtsschreiberin gespielt, ohne es gewollt zu haben. So beschloss ich also das Kapitel Elisabeth auf die einzig Mögliche Art und Weise zu beenden. Es war eine Leichtigkeit Luigi Lucheni ausfindig zu machen. Er zählte sich bereits zur „Königsmörderbrut“. Auch ihn zog ich in meinen Bann. Zu einem genau festgelegten Zeitpunkt sollte er die Kaiserin ermorden. Und so geschah es auch. Ich fand mich einige Jahre später, im Oktober 1898 ebenfalls in Genf ein um aus sicherer Entfernung zu beobachten. Es lief alles nach Plan. Lucheni stieß zu und machte sich auf und davon, als die Kaiserin des Mittags mit Irma Sztarays das Hotel verließ und in Richtung Fähre ging. Schnell aktivierte ich die Träne und ließ das Blut nur langsam in die Herzkammer fließen. Damit verschaffte ich Sissi noch einige Minuten Leben. Äußerlich unverletzt liefen die beiden Damen weiter in Richtung Dampfer. „Auf wiedersehen Kaiserin“, sendete ich ihr in Gedanken. Entgegen der öffentlichen Meinung war die Kaiserin noch sehr klar bei Verstand. Sie erkannte mich sofort. Schließlich hatte sie Jahrelang versucht mich auszuschalten. „Du hast es also geschafft du Bestie. Ich spüre meinen nahenden Tod. Doch merke dir, eines Tages wird dich jemand in die Schranken weisen“, gab sie zurück. Es waren die letzten Gedanken in dem Leben der Kaiserin von Österreich. Die Fähre hatte mittlerweile abgelegt und sich bereits einige Meter vom Ufer entfernt. „Flieg, schwarze Möwe!“, sandte ich ihr in Gedanken hinterher, während die Kaiserin starb. Wieder war ich die Siegerin. Ich machte mich auf um Österreich zu verlassen. Es lagen noch viele Jahre vor mir bevor meine Rache sich verwirklichen lassen würde. Jahre in denen ich mich auf meine Rendevouz mit den LF vorbereiten würde. *
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Das Ende der Vergangenheit Berlin, 1976 Mit einem verkrampften Lächeln auf den Lippen nahm ich das Fernglas von dem Lippen und ging vom Fenster weg. Soeben hatten Karsten und Karren Hartmann das Hotel betreten. Damit konnte mein Plan in die Tat umgesetzt werden. Wie ich wusste war Karren Hartmann im Jahre 1976 getötet worden. Kurz zuvor musste Michael geboren worden sein. Nachdem ich die letzten Jahre ungeduldig überstanden hatte konnte ich nun endlich wieder aktiv werden. Ich hatte beschlossen die Geschichte zu verändern und Karren zu töten bevor Michael geboren werden konnte. Den Gedanken an mögliche Zeitparadoxa drängte ich zurück. Was konnte schon schlimmstenfalls geschehen? Ich dachte nicht weiter darüber nach. Nach einigen Minuten sah ich Karsten erneut. Er verließ das Hotel, alleine. Den Fehler hat der gute Shadow damals auch gemacht, dachte ich lächelnd. Doch mit Karren hatte ich andere Dinge vor. Schnell schlich ich zu ihrem Hotelzimmer. Dann nahm ich meinen Schlüsselbund aus der Hosentasche und steckte ihn ins Schloss. Als ich einige Sekunden darin herumgestochert hatte wurde die Tür von innen geöffnet. Karren Hartmann schaute mir entgegen. „Kann ich ihnen helfen?“, wollte die junge Frau wissen. „Oh entschuldigen Sie! Ich muss mich in der Tür geirrt haben. Ich bin doch ein Schussel. Würden sie mich wohl schnell ihr Telefon benutzen lassen, ich muss so schnell wie möglich meine Mutter benachrichtigen dass ich versehentlich ihre Tabletten eingesteckt habe“, sprach ich zu Karren. „Das ist schon okay, kommen sie nur herein“, lächelte mir Karren zu. Bereits kurze Zeit später hatte ich das fiktive Gespräch geführt und stand der jungen Frau gegenüber. Natürlich wollte sie wissen was mit meiner ach so kranken Mutter war, wodurch wir in ein Gespräch gerieten. Sie bot mir etwas zu trinken an. Gemeinsam setzten wir uns auf den Balkon des Hotelzimmers. Entsetzt musste ich mit ansehen wie das weite, weiße Sommerkleid, das Karren trug als sie sich setzte glatt auf ihrem Bauch zum liegen kam. Einem Bauch der kaum zu sehen war. Aber 1976 muss sie bereits schwanger gewesen sein. Michael ist 25 gewesen als ich die Gegenwart verließ, dachte ich. Irgendetwas stimmte nicht. Schnell beschloss ich meinen Plan zu ändern. Zweifellos war Karren nicht schwanger, wodurch sich Michaels Geburt nicht verhindern ließ. Vielleicht war er ja unehelich und wurde erst nach Karrens Tod geboren. Von einer anderen Frau. Zwar gefiel mir der Gedanke nicht, da ich wenn es so gewesen wäre sicher darüber Bescheid wissen würde, verfolgte ihn aber nicht weiter. Der Plan „Michael“ war gestorben. Sollte ihn auf die Welt bringen wer immer es wollte. Aber mit Karren, war ich noch nicht fertig. Unter einem Vorwand verließ ich kurz das Zimmer, versprach jedoch gleich zurückzukehren. Ich musste mich beeilen um vor Karsten Hartmann zurück zu sein. Es bereitete mir keine Schwierigkeiten über das Centro Domini einen Succubus aufzutreiben. Zusammen mit diesem betrat ich wieder das Zimmer. Karren hatte keine Gelegenheit zu reagieren. Ich ließ sie erstarren. „Du wirst ihren Platz einnehmen. Töte Karsten Hartmann. Ich kümmere mich um die Frau“, gab ich meinem Untergebenen Befehle. Schnell ließ ich Karren Hartmann schweben und verließ mit ihr das Zimmer. Bereits kurze Zeit später sah ich Karsten zurückkehren. Von meinem Hotelzimmer aus beobachtete ich den Angriff des Succubus. Zusammen gingen die beiden gerade über eine Kreuzung, als dieser sich auf Karsten warf und ihn vor einen LKW stieß. Reaktionsschnell hielt dieser sich jedoch an dem Dämon fest und zog ihn mit sich. Beide fielen auf den Asphalt. Bremsen quietschten.
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Karsten war so gefallen das der LKW ihn nicht traf, während der Succubus jedoch mitgeschleift wurde. Als Karsten Hartmann seine geliebte Karren, oder das was er für sie hielt, erreichte, hatte der Succubus sich bereits wieder in seine Dämonische Gestalt zurückverwandelt. Schnell schaltete ich mich in seine Gedanken ein und sprach durch ihn: „Du hast überlebt, Karsten Hartmann, doch deine Frau hatte nicht so viel Glück. Bereits gestern haben wir sie hier auf dieser Kreuzung getötet. Es war ein Spaß dich den ganzen Tag in ihrer Identität zu begleiten. Von nun wirst du ohne sie leben müssen.“ Als ich sah wie Karsten weinend auf der Kreuzung zusammenbrach triumphierte ich. Mein Plan war aufgegangen. Karren Hartmann würde für tot gehalten werden und Karsten trauerte um seine geliebte Frau. Das Rätsel um Michael konnte warten. So verließ ich des Nachts das Hotel mit der bewegungslosen Karren Hartmann. Ich verließ mit ihr die Stadt und das Land. An einem geheimen Ort lud ich sie ab. Ich ließ die Luft um sie herum einfrieren. Ich ließ die Zeit, das Leben einfrieren. Karren Hartmann wurde von mir in der Zeit eingefroren. Für die Träne der Zeit kein Problem. Danach versiegelte ich den Ort magisch, auf dass sie erst dann erwachen soll, wenn ich es ihr gestatte. Dann nämlich wenn ich sie als Waffe verwenden kann. Ich habe noch viel mit ihr vor, weit, weit in der Zukunft. Bis dahin wird sie niemand finden. Und so verstrichen die Jahre. Ich traf auf Torsten Thielmann. Ich war dabei als er auf die dunkle Seite überwechselte und begriff nun auch endlich warum er dies tat. Ich half ihm in „jener“ Nach 1981 dabei das „Spectral Enterprise“ auszulöschen und dabei die Prismen von Nil´re´m zu erbeuten. Ich war es, die ihm Kraft spendete um Karsten Hartmann auf der Traumebene zu besiegen. Ich sendete den Gefahrenimpuls zu Nil´re´m in die Vergangenheit und veranlasste ihn so mein jüngeres ich zusammen mit Dorian, Jürgen und Sandra zu sich zu holen. Mit Spannung verfolgte ich die Geschehnisse in Brest, leider konnte ich Alicias Tod nicht verhindern, und Rynolticé, bevor ich mich dazu entschied mich ihnen nun zu zeigen, den Lightfightern. Und nun stehe ich hier, in meinem Refugium und bin dabei ihnen meine Geschichte zu erzählen. Entsetzt starren sie mich an und lauschen meiner Geschichte. Natürlich erzähle ich ihnen nicht was in der Agenda stand, was ich also über die Zukunft weiß. Und natürlich erfahren sie auch nicht das Karren Hartmann noch lebt. Diese Überraschung möchte ich mir für Michael persönlich aufbewahren. Denn was ich mit der Frau, die seine Mutter sein sollte vorhabe wird ihn tief treffen. Auch, dass Karren nicht seine Mutter ist werde ich ihm noch vorenthalten. Erst wenn ich selbst alles überschaue wird er es erfahren. Dann wenn ich ihn töten werde. Auch wer Nil´re´m ist werden sie nicht erfahren. Längst bin ich nicht mehr Nina Prestova, denn diese starb damals in jenem Freudenhaus in Frankreich. Nun bin ich Lady X. Nun werden die Lightfighter bezahlen für alles was ich ihretwegen erdulden musste. So viele Jahre Einsamkeit, so viele Jahre Grauen. So viele Kriege und Schreckensregime die aufbrandeten und vergingen. So viel Leid und Warten. Ich bin zurück Und am Ende werde ich siegen. * Mit Entsetzen starrten die Lightfighter auf Nina Prestova, die ihre Erzählung nun beendete. Mittlerweile hatte Dorians Bein aufgehört zu bluten, da Anna es abgebunden hatte. Sandra versuchte weiterhin ständig in den Gedanken der ehemaligen Mitstreiterin zu lauschen, was ihr jedoch nie gelang. Jürgen starrte entsetzt auf Andi, von dem sie nun wussten dass er zu einem Vampir geworden war. Nina hatte es in ihrer Erzählung erwähnt. Doch obwohl er ein Schwarzblüter war und somit auf ihrer Seite stand hatte sie nicht vor ihn zu schonen. Denn auch er war ein LF gewesen. Auch er würde von ihr getötet werden. Mit der Erwähnung das sie den Succubus auf Karsten gehetzt und dessen Frau selbst ermordet hatte, endete sie nun. Und in den Streitern des Lichts machte sich Entsetzen breit als sie begriffen, dass Nina 17
Prestova für immer tot war. Lady X aber lebte und sie war der größte Feind des „Spectral Enterprise“. Ende des 2. Teils Vorschau auf Band 8: Nach dem Ende ihrer Geschichte ist Lady X dazu bereit die Lightfighter zu töten, doch es kommt anders als sie denkt. Plötzlich rückt ihr Ziel, die Allmacht, wieder in weite Ferne und sie muss sich zu einer neuen Taktik entschließen um zu bekommen was sie will. Das fehlende Glied des Trios betritt das Spielfeld und gibt den Auftakt zum letzten entscheidenden Kampf um die Allmacht. Das Erbe der Macht Band 8 „Sieg des Bösen“ Am 12.06.01 zum Download bereit. © 2001 by Mike Hard (
[email protected])
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