Dieter Strauch Mittelalterliches nordisches Recht bis 1500
Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertums...
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Dieter Strauch Mittelalterliches nordisches Recht bis 1500
Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Herausgegeben von Heinrich Beck, Dieter Geuenich, Heiko Steuer Band 73
De Gruyter
Dieter Strauch
Mittelalterliches nordisches Recht bis 1500 Eine Quellenkunde
De Gruyter
ISSN 1866-7678 ISBN 978-3-11-025076-3 e-ISBN 978-3-11-025077-0 Library of Congress Cataloging-in-Publication Data Strauch, Dieter, Dr. Mittelalterliches nordisches Recht bis 1500 : eine Quellenkunde / Dieter Strauch. p. cm. --(Reallexikon der Germanischen Altertumskunde – Ergänzungsbände ; 73) Includes bibliographical references and index. ISBN 978-3-11-025076-3 (hardcover : alk. paper) 1. Law--Europe--Sources. 2. Law--Europe--History to 1500. 3. Law--Europe, Northern--Sources. 4. Law--Europe, Northern--History to 1500. I. Title. KJC147.S77 2011 349.4809’02--dc22 2010049452
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet unter http://dnb.d-nb.de abrufbar © 2011 Walter de Gruyter GmbH & Co. KG, 10785 Berlin/New York Satz: Dörlemann Satz GmbH & Co. KG, Lemförde Druck und Bindung: Hubert & Co. GmbH & Co. KG, Göttingen ÜGedruckt auf säurefreiem Papier Printed in Germany www.degryuter.com
Meiner lieben Frau Ruth Strauch, geb. Weinbrenner * 30. Oktober 1933 † 17. Dezember 2000, unseren Kindern und Enkeln
VII
Vorwort Die nordischen Rechtsquellen umfassen einen Zeitraum, der etwa im neunten Jahrhundert beginnt und hier bis zum Ende des Mittelalters, gegen 1500, verfolgt werden soll. Sie erstrecken sich im Norden von Grönland und Irland über Island, die Inselgruppen der Hebriden mit Man, die Färöer, Shetlands und Orkneys, Norwegen, England, die Normandie, Dänemark, Schweden, Finnland bis nach Rußland hinein, wo die Nordmänner Ansiedlungen in Altladoga, Nowgorod, Smolensk und Kiew gegründet haben. Mit ihnen wanderte ihr Recht, das zwar jeweils besonders ausgeformt war, sich jedoch in den Grundzügen glich und sich je nach den Verhältnissen weiterentwickelte. Auf ihren Handels- und Raubzügen lernten die Nordleute viele Kulturen kennen und erfuhren viel Neues, am nachhaltigsten wirkte jedoch ihre Begegnung mit dem Christentum. Die Christianisierung verwandelte ihr Leben und ihr Selbstverständnis und veränderte auch ihr Recht, das sich nun an den Errungenschaften des mittelalterlichen lombardischen, kanonischen und römischen Rechts messen lassen mußte und doch (etwa im Erbrecht) am überkommenen Denken der heimischen Geschlechterverbände und ihrer Landwirtschaft festhielt – dem Streben der Kirche nach Seelgaben zum Trotz. Ein räumlich und zeitlich so ausgedehntes Werk hätte nicht zustande kommen können ohne die Hilfe vieler Fachgelehrter. Für freundlich gewährte Hilfe danke ich vor allem Herrn Prof. Thorsten Andersson, Uppsala und Frau Dr. Astrid van Nahl, Vettelschoss, für ihren kenntnisreichen Rat bei der Literatursuche; Herrn Prof. Odd Einar Haugen und første amanuensis Ole-Jœrgen Johannessen in Bergen für eine besondere Recherche; Dr. Johnny Grandjean Gøgsig Jakobsen und Lektor Peder Gammeltoft in Kopenhagen für die dänische Karte; Prof. Pia Letto-Vanamo und Prof. Heikki Ylikangas in Helsinki, Prof. Lars Björne in Turku, Prof. Stefan Brink in Aberdeen, Docent Dr. Birgitta Fritz sowie Docent Dr. Jan-Olof Sundell in Stockholm für Literaturbeschaffung. Herr Prof. Per-Axel Wiktorsson, Örebro/Uppsala hat mir seine neuesten Forschungen zum älteren Västgötalag zugänglich gemacht. Die Mitarbeiter der Dansk Centralbibliotek for Sydslesvig in Flensburg und der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln haben meine umfangreichen Literaturwünsche stets mit großer Sorgfalt er-
VIII
Vorwort
füllt. Den Herausgebern der Neuauflage des Hoops, den Herren Professores Dr. Heinrich Beck, Dr. Dieter Geuenich und Dr. Heiko Steuer danke ich für die Aufnahme des Buches in die Ergänzungsbände zum Hoops und Herr Prof. Dr. Heinrich Beck für die stete Unterstützung in allen Fragen der Nordistik. Für freundliche Nachdruckerlaubnisse hinsichtlich der Karten danke ich Frau Docent Dr. Birgitta Fritz, dem Verlag Rosenkilde & Bagger in Kopenhagen, Nordiska Museet in Stockholm und Hij íslenska bókmenntafélag in Reykjavík. Herr Jino Edechelathu hat die Karten hervorragend für den Druck bearbeitet. Mein Dank gilt nicht zuletzt den Mitarbeitern des Verlages de Gruyter, Frau Dr. Gertrud Grünkorn, Herrn Christoph Schirmer und Herrn Andreas Vollmer, welche die Drucklegung stets hilfreich begleitet haben. Köln, 4. Advent 2010
Dieter Strauch
IX
Inhaltsübersicht
Inhaltsübersicht Einleitung A. B. C. D. E. F. G. H.
Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zugänglichkeit der Quellen . . . . . . . . . . . . . . . . Allgemeiner Einfluß des Christentums auf Skandinavien Die Veränderbarkeit des Rechts . . . . . . . . . . . . . . Norwegen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Island . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dänemark . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Schweden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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3 6 10 12 17 38 45 57
1. Kapitel: Norwegen A. B. C. D. E. F. G.
Überblick . . . . . . . . . . . . . . . . . Rechtsquellen . . . . . . . . . . . . . . . Urkunden . . . . . . . . . . . . . . . . . Literarische Quellen . . . . . . . . . . . . Die Faeröer . . . . . . . . . . . . . . . . Die Orkneys und Shetlands (Hjaltland) . . Die Hebriden (Sujreyar), Man und Irland
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109 114 183 184 185 193 203
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215 220 263 264
2. Kapitel: Island und Grönland 1. Abschnitt: Island A. B. C. D.
Überblick . . Rechtsquellen Urkunden . . Sagas . . . .
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X
Inhaltsübersicht
2. Abschnitt: Grönland A. B. C. D.
Die skandinavische Besiedelung Die Christianisierung . . . . . . Das Verhältnis zu Norwegen . . Das Rechtswesen . . . . . . . .
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267 270 272 277
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283 290 301 319 330 335 341 357 359 360 362
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369 372 374 377 381
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385 393 435 530 535 575 607 616
3. Kapitel: Dänemark A. B. C. D. E. F. G. H. I. J. K.
Überblick . . . . . . . . . Seeländische Rechtsquellen Schonische Rechtsquellen Jyske Lov . . . . . . . . . Dänische Stadtrechte . . . Das dänische Vitherlagsret Spätere Gesetze . . . . . . Dorfordnungen . . . . . . Urteile . . . . . . . . . . . Urkunden . . . . . . . . . Das englische Danelag . .
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4. Kapitel: Die Normandie A. B. C. D. E.
Die Nomannische Landnahme . . Die Ausbreitung des Christentums Der Staat . . . . . . . . . . . . . Die Normannen in England . . . Die weitere Entwicklung . . . . .
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5. Kapitel: Schweden A. B. C. D. E. F. G. H.
Überblick . . . . . . . . . . . . . . Götarechte . . . . . . . . . . . . . Oberschwedische Rechte . . . . . . Um Styrilse Konunga och Höfdinga Landrechte . . . . . . . . . . . . . Das allgemeine Stadtrecht (MEStL) Königliche Gesetzgebung . . . . . Dorfrecht . . . . . . . . . . . . . .
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XI
Inhaltsübersicht
6. Kapitel: Finnland A. B. C. D.
Finnische Landschaften . . . Besiedelung Finnlands . . . Ländliches Recht in Finnland Bjärköarätt in Finnland . . .
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623 629 643 664
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669 672 674 678 682
7. Kapitel: Skandinavisches Recht in Rußland A. B. C. D. E.
Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Frühe Tributherrschaft der Wikinger in der Rus’ Überlieferung der Rechtsquellen . . . . . . . . Vergleich mit altschwedischem Recht . . . . . . Die weitere Entwicklung . . . . . . . . . . . .
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Quellen und Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 685 Register . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 825
XII
Inhaltsübersicht
XIII
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
VII
Inhaltsübersicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
IX
Verzeichnis der Karten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XXVII Abkürzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
XXIX
Einleitung A. Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
3
B. Zugänglichkeit der Quellen . . . I. Der Rechtsquellen . . . . II. Der Urkunden . . . . . . III. Der literarischen Quellen
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6 6 6 8
C. Allgemeiner Einfluß des Christentums auf Skandinavien . .
10
D. Die Veränderbarkeit des Rechts . . . . . . . . . . . . . . . . I. Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . II. Organe der Gesetzgebung . . . . . . . . . . . . . . .
12 12 15
E. Norwegen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I. Die Christianisierung . . . . . . . . . II. Königliche Rechtsfortbildung . . . . . III. Königtum und Kirche . . . . . . . . . IV. Das Recht im 12./13. Jahrhundert . . . V. Das Thronfolgerecht von 1260 . . . . VI. Die Gesetze König Magnus Lagabøters VII. Die Gerichtsbarkeit . . . . . . . . . . VIII. Die Sklaverei . . . . . . . . . . . . . .
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17 17 21 22 24 26 27 30 32
F. Island . . . . . . . . . . I. Das Allthing . . . II. Die Lögrétta . . . III. Der Lögsögumajr
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38 38 40 41
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XIV IV. V. VI.
Inhaltsverzeichnis
Der Fimtardómr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Annahme des Christentums . . . . . . . . . . . . . . Die Sklaverei . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
G. Dänemark . . . . . . . . . . . . . . . I. Die Christianisierung . . . . . II. Der König als Gesetzgeber . . III. Das Seeländische Kirchenrecht IV. Die Sklaverei . . . . . . . . . .
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41 42 44
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45 45 46 53 54
H. Schweden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I. Der Beginn der Christianisierung . . . . . . . . . . . II. Der Aufbau der Kirche im 12. Jahrhundert . . . . . . 1. Nikolaus von Albanos Mission . . . . . . . . . . 2. Papst Alexander III. und Schweden . . . . . . . . III. Königtum und Kirche im 13. Jahrhundert . . . . . . 1. Sverker Karlssons Kirchenprivileg . . . . . . . . . 2. Die Bischöfe und die weltliche Macht . . . . . . . 3. König Knut Långes Reformen . . . . . . . . . . . 4. Die Christianisierung des Rechts in VGL I . . . . a) Der Kirchenabschnitt . . . . . . . . . . . . . . . b) Die Gerichtsbarkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Eherecht und Erbrecht . . . . . . . . . . . . . . . d) Strafrecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . IV. Birger Jarl und die Kirche . . . . . . . . . . . . . . . V. Die Reform Wilhelm von Sabinas 1248 . . . . . . . . 1. Zölibat und Testierfreiheit . . . . . . . . . . . . . 2. Die Neuregelung des Gastungsrechts . . . . . . . 3. Die Kanonisierung des Kirchenrechts . . . . . . . 4. Die Einführung von Domkapiteln . . . . . . . . . VI. Königtum und Kirche am Ende des 13. Jahrhunderts 1. Der Thronstreit unter Birger Jarls Söhnen . . . . 2. Die Haltung der Kirche zu Magnus Birgersson . . 3. König Magnus Ladulås Kirchenprivilegien . . . . 4. Das Gesetzgebungsrecht dieses Königs . . . . . . VII. Weiterer Ausbau des schwedischen Kirchenrechts . . 1. Das Telgestatut von 1279 . . . . . . . . . . . . . 2. Die Statuten des Bischofs Brynolf von Skara . . . VIII. Folgen für das weltliche Recht . . . . . . . . . . . . . 1. im jüngeren Västgötalag (vor 1296) . . . . . . . . 2. im Ostgötenrecht und Upplandsrecht . . . . . . .
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57 57 60 61 61 62 62 64 66 66 67 68 69 73 76 78 78 79 80 80 81 81 83 84 85 89 90 91 93 93 95
XV
Inhaltsverzeichnis
IX.
X.
Die Sklaverei . . . . . . . . . . . 1. Freilassung in Västergötland . 2. Freilassung in Östergötland . 3. Freilassung in Oberschweden 4. Die Abschaffung der Sklaverei Zur Rezeption fremden Rechts .
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99 99 101 101 102 103
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Das Frostuthingsbók als lebender Text . . b) Vom Allthing zum Lagthing . . . . . . . c) Das Christenrecht . . . . . . . . . . . d) Die Eisenprobe . . . . . . . . . . . . e) Die weiteren Teile der Frostuthingsbók . . Borgarthingslög . . . . . . . . . . . . . . 1. Geltungsbereich . . . . . . . . . . . . 2. Überlieferung . . . . . . . . . . . . . . 3. Inhalt . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eidsivathingslög . . . . . . . . . . . . . . 1. Geltungsbereich . . . . . . . . . . . . 2. Überlieferung . . . . . . . . . . . . . . 3. Inhalt . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die norwegische Hirjskra . . . . . . . . . 1. Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . 2. Die Konungs Skuggsjá . . . . . . . . . 3. Überlieferung, Datierung . . . . . . . 4. Einteilung der Hirjskrá . . . . . . . . 5. Gliederung der Hirj . . . . . . . . . . 6. Pflichten und Rechte der Hirjmannen . 7. Die weitere Entwicklung . . . . . . . .
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1. Kapitel: Norwegen A. Überblick . . . . . . . . . . B. Rechtsquellen . . . . . . . . I. Gulathingsbók . . . . 1. Geltungsbereich . 2. Überlieferung . . . 3. Inhalt . . . . . . . II. Gullfjöjr (Goldfeder) III. Frostuthingsbók . . . 1. Geltungsbereich . 2. Überlieferung . . . 3. Inhalt . . . . . . .
IV.
V.
VI.
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XVI
Inhaltsverzeichnis
VII. Magnus Lagabœtirs Landslag (ML landslag) 1. Entstehung . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Überlieferung . . . . . . . . . . . . . . 3. Inhalt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4. Stellung des Königs . . . . . . . . . . . 5. Neuerungen . . . . . . . . . . . . . . . 6. Sprache . . . . . . . . . . . . . . . . . . VIII. Bjarkeyarréttr (Bj) . . . . . . . . . . . . . . 1. Überlieferung und Geltungsbereich . . . 2. Inhalt und Besonderheiten . . . . . . . . IX. Magnus Lagabœtirs Stadslag (ML stadslag) . 1. Entstehung . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Überlieferung . . . . . . . . . . . . . . 3. Inhalt und Besonderes . . . . . . . . . . a) Die Rechtsthinge . . . . . . . . . . . . . b) Die Stadtordnung . . . . . . . . . . . . c) Handel und Wandel . . . . . . . . . . . X. Die weitere Entwicklung . . . . . . . . . . 1. Kirchliche Gesetzgebung . . . . . . . . 2. Weltliche Gesetzgebung . . . . . . . . . 3. Königliche Urteilsmacht . . . . . . . . . 4. Rechtsverhältnisse in Jämtland . . . . . .
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158 158 161 162 162 164 165 166 166 168 170 170 171 172 172 173 174 176 176 178 180 181
C. Urkunden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
183
D. Literarische Quellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
184
E. Die Faeröer . . . . . . . . . . . . . . . I. Die norwegische Besitznahme . . II. Die Rechtsverfasssung . . . . . . III. Die Christianisierung . . . . . . IV. Die Entwicklung zum Schatzland V. Der Schafs- und der Hundebrief
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185 185 188 189 190 191
F. Die Orkneys und Shetlands (Hjaltland) I. Die Orkneys . . . . . . . . . . . 1. Die norwegische Landnahme 2. Die Christianisierung . . . . 3. Die Rechtsverfassung . . . . II. Die Shetlands (Hjaltland) . . . . 1. Die norwegische Landnahme 2. Die weitere Entwicklung . . . 3. Die Rechtsverfassung . . . .
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193 193 193 195 197 200 200 200 201
XVII
Inhaltsverzeichnis
G. Die Hebriden (Sujreyar), Man und Irland I. Die Hebriden (Sujreyar) . . . . . . II. Die Insel Man . . . . . . . . . . . III. Irland . . . . . . . . . . . . . . . .
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2. Kapitel: Island und Grönland 1. Abschnitt: Island A. Überblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 215 B. Rechtsquellen . . . . . . . . . . . . I. Quellen vor der Grágás . . . 1. Die ältesten Rechtsquellen 2. Die Thinge vor 930 . . . . 3. Die Úlfjlóts lög . . . . . . . 4. Die Viertelsthinge . . . . 5. Die Lenzthinge . . . . . . 6. Die Thingorte . . . . . . 7. Die Herbstthinge . . . . . 8. Das Allthing . . . . . . . a) Die Lögrétta . . . . . . . b) Der Lögsögumajr . . . . c) Die Fjórjungsdómr . . . . d) Der Fimtardómr . . . . . e) Der prestadómr . . . . . . II. Die Grágás (Graugans) . . . 1. Entstehung . . . . . . . . 2. Überlieferung . . . . . . . 3. Sprache . . . . . . . . . . 4. Inhalt . . . . . . . . . . . a) Konungsbók . . . . . . . b) Stajarhólsbók . . . . . . 5. Besonderes . . . . . . . . a) Der Freistaat . . . . . . . b) Das Klagewesen . . . . . c) Das Seerecht . . . . . . . d) Sorge für Bedürftige . . . . d) Sklaverei . . . . . . . . . e) f)
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. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rechtstext und Rechtswirklichkeit . Kaum Gottesurteile . . . . . . .
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XVIII III.
Inhaltsverzeichnis
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246 246 248 249 250 250 252 253 255 256 256 259 260
C. Urkunden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
263
D. Sagas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
264
IV.
V.
Die Járnsija . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Zustandekommen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Überlieferung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Inhalt und Verhältnis zum norwegischen Recht . . . Die Jónsbók . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Namen und Überlieferung . . . . . . . . . . . . . . 2. Entstehung und Verhältnis zum norwegischen Recht 3. Aufnahme in Island . . . . . . . . . . . . . . . . . 4. Inhalt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Islands weiterer Weg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Die rechtliche Entwicklung . . . . . . . . . . . . . 2. Magnus Eriksson und die isländische Kirche . . . . 3. Die Verwaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
2. Abschnitt: Grönland A. Die skandinavische Besiedelung . . . . . . . . . . . . . . . . .
267
B. Die Christianisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
270
C. Das Verhältnis zu Norwegen . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
272
D. Das Rechtswesen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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3. Kapitel: Dänemark A. Überblick . . . . . . . . . I. Landschaftsrechte . II. Stadtrechte . . . . . III. Gefolgschaftsrecht
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283 283 287 288
B. Seeländische Rechtsquellen . . . . . . . . I. Allgemeines . . . . . . . . . . . . II. Valdemars Sjællandske Lov . . . . 1. Überlieferung . . . . . . . . . 2. Die Sprache . . . . . . . . . . 3. Die verschiedenen Redaktionen
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290 290 292 292 293 295
XIX
Inhaltsverzeichnis
III.
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C. Schonische Rechtsquellen . . . . . . . . . . . . . I. Geographisches und Historisches . . . . . II. Skånelagen . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Geltungsbereich und Überlieferung . . 2. Aufzeichnung . . . . . . . . . . . . . . 3. Aufbau und Inhalt . . . . . . . . . . . III. Der liber legis Scaniae . . . . . . . . . . . 1. Sein Verfasser . . . . . . . . . . . . . . 2. Einflüsse und Zweck . . . . . . . . . . 3. Aufbau und Inhalt . . . . . . . . . . . 4. Wissenschaftliche Bearbeitung . . . . . IV. Schonisches Kirchenrecht . . . . . . . . . V. Die Eisenprobenverordnung Waldemars II.
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301 301 304 304 305 307 307 307 308 310 311 313 315
D. Jyske Lov . . . . . . . . . . . . . . . . . I. Jütland im Mittelalter . . . . . . . II. Jyske Lov entsteht . . . . . . . . . III. Überlieferung . . . . . . . . . . . IV. Druck und Verbreitung . . . . . . V. Inhalt und Eigenart . . . . . . . . VI. Die weitere Entwicklung . . . . . . 1. Thords Artikel . . . . . . . . . 2. Knut Mikkelsens Glossen . . . 3. Blasius Ekenbergers Elucubratio
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319 319 320 321 322 323 324 324 325 328
E. Dänische Stadtrechte . . . . . . . . . . . . . . . . . I. Schonisches Stadtrecht (SkStL, adän. biærkerætt) 1. Entstehung . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Druck und Verbreitung . . . . . . . . . . . II. Weitere dänische Stadtrechte . . . . . . . . .
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330 330 330 330 332
F. Das dänische Vitherlagsret . . . . I. Der dänische Text . . . . . II. Svens Aggesens Lex curiae III. Die lex curiae bei Saxo . . .
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335 335 335 339
IV.
Eriks Sjællandske Lov . . . 1. Überlieferung . . . . . . 2. Inhalt . . . . . . . . . . 3. Die Sprache . . . . . . . Sjællandske Kirkelov . . . . 1. Das Kirkelov als Vertrag 2. Datierung . . . . . . . .
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XX
Inhaltsverzeichnis
G. Spätere Gesetze . . . . . . . . . . . . . . . . . I. Einzelgesetze . . . . . . . . . . . . . . II. Die Gesetzgebung Christians II. . . . . 1. Datierung von Land- und Stadtrecht 2. Inhalt des Landrechts . . . . . . . . a) Allgemein . . . . . . . . . . . . . . b) Kirchenfeindlichkeit . . . . . . . . . . c) Almosenwesen . . . . . . . . . . . . d) Strafrecht . . . . . . . . . . . . . . e) Gerichtsverfahren . . . . . . . . . . . f) Erb- und Familienrecht . . . . . . . . g) Schulwesen . . . . . . . . . . . . . 3. Inhalt des Stadtrechts . . . . . . . . a) Stadtverfassung . . . . . . . . . . . . b) Weitere Vorschriften . . . . . . . . . 4. Zustimmung des Landsthings? . . .
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341 341 343 343 348 348 349 350 351 351 352 352 353 353 354 355
H. Dorfordnungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
357
I. Urteile . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
359
J.
360
Urkunden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
K. Das englische Danelag . . . . . . . . . . . I. Die dänische Landnahme in England II. Die weitere Entwicklung . . . . . . III. Dänisches Recht in England? . . . .
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A. Die Normannische Landnahme . . . . . . . . . . . . . . . . . I. Wikingereinfälle auf dem Kontinent . . . . . . . . . . . II. Die Landnahme in Nordfrankreich . . . . . . . . . . . .
369 369 371
B. Die Ausbreitung des Christentums I. Allgemein . . . . . . . . . II. Klostergründungen . . . . III. Die Bistümer . . . . . . .
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372 372 372 373
C. Der Staat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I. Seine Verfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . II. Spuren normannischen Rechts . . . . . . . . . . . . . .
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4. Kapitel: Die Normandie
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XXI
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D. Die Normannen in England . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 377 I. Wilhelm der Eroberer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 377 II. Der englische Normannenstaat . . . . . . . . . . . . . . 379 E. Die weitere Entwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 381
5. Kapitel: Schweden A. Überblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 385 B. Götarechte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I. Äldre Västgötalagen (VGL I) . . . . . . . 1. Västergötland Geographisch/historisch 2. Die Entstehung von VGL I . . . . . . 3. Textentwicklung der Hs. B 59 . . . . . 4. Druckausgaben . . . . . . . . . . . . . 5. Hednalagen . . . . . . . . . . . . . . . II. Yngre Västgötalagen (VgL II) . . . . . . . 1. Entstehung . . . . . . . . . . . . . . . 2. Sprache und Geltungsbereich . . . . . 3. Inhalt und Besonderheiten . . . . . . . a) Inhalt . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Besonderheiten . . . . . . . . . . . . . 4. Nachwirkung . . . . . . . . . . . . . . III. Östgötalagen (ÖGL) . . . . . . . . . . . . 1. Östergötland Geographisch/historisch 2. Entstehung . . . . . . . . . . . . . . . 3. Überlieferung und Geltungsbereich . . 4. Inhalt und Besonderheiten . . . . . . . a) Inhalt . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Besonderheiten . . . . . . . . . . . . . 5. Neuerungen . . . . . . . . . . . . . . 6. Sprache . . . . . . . . . . . . . . . . . IV. Smålandslagen (SmL) . . . . . . . . . . . 1. Småland geographisch/historisch . . . 2. Rechtlich . . . . . . . . . . . . . . . . a) Reste von Smålandslagen . . . . . . . . . b) Smålandslagens kyrkobalk . . . . . . . . c) Besonderheiten . . . . . . . . . . . . . V. Värmlandslagen . . . . . . . . . . . . . .
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393 393 393 394 397 400 401 402 402 403 404 404 405 408 409 409 411 412 414 414 417 419 421 422 422 425 425 426 429 433
XXII
Inhaltsverzeichnis
C. Oberschwedische Rechte . . . . . . . . . . . . . . I. Uplandslagen (UL) . . . . . . . . . . . . . 1. Uppland geographisch/historisch . . . . 2. Entstehung . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Geltungsbereich . . . . . . . . . . . . . 4. Roslagen . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Geographisch . . . . . . . . . . . . . . b) Rechtlich . . . . . . . . . . . . . . . . 5. Überlieferung und Sprache . . . . . . . 6. Inhalt und Besonderheiten . . . . . . . . 7. Nachwirkung . . . . . . . . . . . . . . . II. Södermannalagen (SdmL) . . . . . . . . . . 1. Södermanland geographisch/historisch . 2. Überlieferung . . . . . . . . . . . . . . 3. Verhältnis zu Uplandslagen . . . . . . . 4. Die Umarbeitung 1325/27 . . . . . . . . 5. Testamente ad pias causas . . . . . . . . . 6. Private Pfandnahme . . . . . . . . . . . 7. Die næmnd . . . . . . . . . . . . . . . . III. Närkeslagen . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Närke geographisch/historisch . . . . . 2. Närkeslagen . . . . . . . . . . . . . . . IV. Västmannalagen (VmL) . . . . . . . . . . . 1. Västmanland geographisch/historisch . 2. Überlieferung . . . . . . . . . . . . . . 3. Geltungsbereich . . . . . . . . . . . . . 4. Västmannalag und Dalalag . . . . . . . . 5. Art und Zeit des Zustandekommens . . 6. Sprache und Druckausgaben . . . . . . 7. Inhalt und Besonderheiten . . . . . . . . V. Hälsingelagen (HL) . . . . . . . . . . . . . 1. Hälsingland Geographisch/historisch . . 2. Geltungsbereich . . . . . . . . . . . . . 3. Überlieferung . . . . . . . . . . . . . . 4. Niederschrift, Inhalt und Besonderheiten a) Der Erzbischof sorgt für die Aufzeichnung . . b) Verhältnis zu benachbarten Rechten . . . . . c) Inhalt und Besonderheiten . . . . . . . . . 5. Der Forsaring . . . . . . . . . . . . . . VI. Gutalagen (GL) . . . . . . . . . . . . . . . 1. Allgemeines und Überlieferung . . . . .
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XXIII
Inhaltsverzeichnis
2. Datierung und Inhalt . . . 3. Besonderheiten . . . . . . 4. Ergänzungen . . . . . . . VII. Bjärköarätt (Bj) . . . . . . . . 1. Überlieferung . . . . . . . 2. Der Name . . . . . . . . 3. Inhalt und Besonderheiten VIII. Visby Stadslag (VStL) . . . . 1. Die Entwicklung der Stadt 2. Überlieferung . . . . . . . 3. Inhalt und Besonderheiten a) Der Inhalt . . . . . . . .
Einfluß des hansischen Rechts? Kirchlicher Einfluß . . . . . Visbyer Recht in Riga . . . . Visbyer Recht in Novgorod . . Ergänzungen . . . . . . . .
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D. Um Styrilse Konunga och Höfdinga . I. Verhältnis zur Konungsskuggsjá II. Überlieferung und Datierung . III. Zweck und Inhalt . . . . . . .
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E. Landrechte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I. Magnus Erikssons Landslag (MELL) . . . . . 1. Einfluß des Königtums auf das Recht . . . 2. Die Gesetzeskommission . . . . . . . . . 3. Die Kirche und die Gesetzgebungsarbeiten 4. Inkrafttreten . . . . . . . . . . . . . . . . 5. Überlieferung . . . . . . . . . . . . . . . . 6. Das sogenannte Mellersta lag . . . . . . . 7. Inhalt und Besonderheiten . . . . . . . . . a) Magnus Erikssons Wahlstatut . . . . . . . . . b) Das Skara-Statut von 1335 . . . . . . . . . . c) Das Skänninge-Statut von 1335 . . . . . . . . d) Das Uppsala-Statut von 1344 . . . . . . . . . e) Das Telge-Statut von 1344 . . . . . . . . . . f) Das Telge-Statut von 1345 . . . . . . . . . . g) Räfstething und rättarping . . . . . . . . . . h) Die Übereignung von Grundstücken . . . . . . i) Die königlichen Ausschüsse . . . . . . . . . .
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b) c) d) e) f)
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XXIV II.
Inhaltsverzeichnis
Christoffers Landslag (KrLL) . 1. Die Vorgeschichte . . . . . 2. Ziel der Überarbeitung . . . 3. Der kirchliche Einfluß . . . 4. Überlieferung . . . . . . . 5. Inhalt und Besonderheiten . a) im Königsabschnitt . . . . . b) im Erbrecht . . . . . . . . c) im Grundstücksabschnitt . . . d) im Eidschwurabschnitt . . .
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. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . e) im Abschnitt über vorsätzlichen Totschlag . . f) im Diebsabschnitt . . . . . . . . . . . . . F. Das allgemeine Stadtrecht (MEStL) . . . . . . . . I. Entstehung . . . . . . . . . . . . . . . . . II. Überlieferung . . . . . . . . . . . . . . . . III. Geltungsbereich . . . . . . . . . . . . . . . IV. Inhalt und Besonderheiten . . . . . . . . . 1. Übernahmen aus anderen Rechtsquellen 2. Im Familien- und Erbrecht . . . . . . . 3. Im Grundstücksrecht . . . . . . . . . . 4. Im Bauabschnitt . . . . . . . . . . . . . 5. Im Kaufabschnitt . . . . . . . . . . . . 6. Im Seerechtsabschnitt . . . . . . . . . . 7. Im Ratsstubenabschnitt . . . . . . . . . 8. Strafrechtliche Neuerungen . . . . . . . V. Altes Söderköpingsrecht . . . . . . . . . . . VI. Weitere Stadtrechte . . . . . . . . . . . . . G. Königliche Gesetzgebung . . . . . . . . . . . . . I. Die Friedensgesetze . . . . . . . . . . . . . II. Hofdienstrechte . . . . . . . . . . . . . . . III. Tröghbolag, ein Gemeinwaldstatut . . . . . IV. Das Steuerbuch Erichs von Pommern . . . H. Dorfrecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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561 561 562 563 567 570 570 571 572 573 574 574 575 575 577 581 584 584 585 586 587 588 591 593 598 602 603 607 607 608 610 614 616
A. Finnische Landschaften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . B. Die Besiedelung Finnlands . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I. Die Landnahme der Finnen . . . . . . . . . . . . . . . .
623 629 629
6. Kapitel: Finnland
XXV
Inhaltsverzeichnis
II.
Finnlands schwedische Besiedelung . . . . . 1. Die kirchliche Initiative . . . . . . . . . . 2. Der Wettbewerb mit Novgorod . . . . . 3. Die Kirchenorganisation in Finnland . . 4. Der Kreuzzug von 1238/39 . . . . . . . 5. Der Kreuzzug von 1293 und die Folgen . 6. Der Kreuzzug von 1348 . . . . . . . . . 7. Finnland in der Kalmarer Union . . . . . C. Ländliches Recht in Finnland . . . . . . . . . . . . I. Finnisches und schwedisches Recht . . . . . II. Wie kam schwedisches Recht nach Finnland? III. Grundstücksübertragungen . . . . . . . . . IV. Wasserrecht in Finnland . . . . . . . . . . . V. Das Steuerbuch Erichs von Pommern . . . . VI. Neuer Gerichtsaufbau . . . . . . . . . . . . VII. Urteilsbücher . . . . . . . . . . . . . . . . . VIII. Neuer Verwaltungsaufbau . . . . . . . . . . D. Bjärköarätt in Finnland . . . . . . . . . . . . . . .
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632 632 634 635 637 639 641 642 643 643 644 647 650 653 656 660 661 664
7. Kapitel: Skandinavisches Recht in Rußland A. Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 669 B. Frühe Tributherrschaft der Wikinger in der Rus’ . . . . . . . . . 672 C. Überlieferung der Rechtsquellen . . . . . . . . . . . . . . . . . 674 D. Vergleich mit altschwedischem Recht . . . . . . . . . . . . . . . 678 E. Die weitere Entwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 682 Quellen und Literatur A. Allgemeines und Übergreifendes . . . . . . . . . . . . . . . . . 687 I. Quellen, allgemein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 687 II. Literatur, allgemein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 690 B. Norwegen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I. Quellen, Norwegen . . . . . . . . . . II. Literatur, Norwegen . . . . . . . . . . III. Norwegische Nebenlande . . . . . . . 1. Quellen, Norwegische Nebenlande 2. Literatur, Norwegische Nebenlande
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709 709 714 727 727 728
XXVI
Inhaltsverzeichnis
C. Island und Grönland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I. Quellen, Island und Grönland . . . . . . . . . . . . . . . II. Literatur, Island und Grönland . . . . . . . . . . . . . .
732 732 736
D. Dänemark und Danelag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I. Quellen, Dänemark und Danelag . . . . . . . . . . . . . II. Literatur, Dänemark und Danelag . . . . . . . . . . . . .
745 745 750
E. Die Normandie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I. Quellen, Normandie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . II. Literatur, Normandie . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
764 764 765
F. Schweden und Gotland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I. Quellen, Schweden und Gotland . . . . . . . . . . . . . II. Literatur, Schweden und Gotland . . . . . . . . . . . . .
768 768 777
G. Finnland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I. Quellen, Finnland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . II. Literatur, Finnland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
813 813 814
H. Skandinavisches Recht in Rußland . . . . . . . . . . . . . . . . I. Quellen, Rußland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . II. Literatur, Rußland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
821 821 822
Register A. Personenregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . B. Ortsregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . C. Sachregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
827 841 858
Inhaltsverzeichnis
XXVII
Verzeichnis der Karten Die Reichsgrenzen, Quelle: Herluf Nielsen/Jan Liedgren/ Jarl Gallén, Art. Rigsgrænse, KLNM, Bd. XIV (1969), Sp. 203–206 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12. Die Syssel in Norwegen am Ende des Hochmittelalters, Quelle: Grethe Authén Blom, Norge i union på 1300-tallet, Bd. I, Trondheim 1992, S. 370 . . . . . . . . . . . . . . . . . 13. Die Färöer, Quelle: Otmar Werner, Art. Färöer, in: RGA2 Bd. VIII (1994), S. 120 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14. Die Shetlands, Quelle: Jon Leirfall, West over the sea, Sandwick (Shetland) 1979, S. 74 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15. Norwegische Niederlassungen in Irland, den Hebriden und Schottland, Quelle: Roger Raymond Stanley Sellman, The Vikings, London 1957/64, S. 16 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16. Das Königreich Sodor und Man, Quelle: Roesdahl, Else, Vikingernes verden. Vikingerne hjemme og ude, 3. udgave, 2. oplag, København 1991, S. 240 . . . . . . . . . . . . . . . 17. Die Isle of Man, Quelle: Russel Andrew Mc Donald, Manx kingship in its Irish Sea setting, 1187–1229, Dublin 2007, S. 23 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18. Die isländischen Viertel und Thingstätten, Quelle: Jesse L. Byock, Viking Age Iceland, London 2001, S. 172f . . . . . . . 19. Thingvellir, Quelle: Ólafur Lárusson, Lov og Ting, oversatt av Knut Helle, Bergen etc. 1960, S. 23 . . . . . . . . . . . . . . 10. Grönland, Quelle: Else Roesdahl, Vikingernes verden. Vikingerne hjemme og ude, 3. udgave, 2. oplag, København 1991, S. 284 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 a. Grönland, Vesterbygd, Quelle: derselbe, in: RGA 2, Bd. 13 (1999), S. 69 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 b. Grönland, Østerbygd, Quelle: Svend E. Albrethsen, Art. Grönland, in: RGA2, Bd. 13 (1999), S. 68 . . . . . . . . . . . . 11. Harden in Dänemark ca 1250; Karte: Johnny Grandjean Gøgsig Jakobsen, Kopenhagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12. Das Danelag ca 910, Quelle: Heinrich Beck/Henry Royston Loyn, Art. Danelag, in: RGA2, Bd. V (1984), S. 229 . . . . . . . 11.
5 110 186 199 204 206 207 223 228 268 269 269 284 363
XXVIII 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26.
Verzeichnis der Karten
Die Normandie, Quelle: Else Roesdahl, Vikingernes verden. Vikingerne hjemme og ude, 3. udgave, 2. oplag, København 1991, S. 229 . . . . . . . . . . . . . . . . . . Schweden nach Snorri, Quelle: Fagrskinna, hrsg. Bjarni Einarsson, Reykjavík 1985 (Íslenzk Fornrit Bd. 29), Anhang Västergötland, Dal, Värmland, Quelle: Birgitta Fritz, Hus, land och län. Förvaltningen i Sverige 1250–1434, Bd. II, Stockholm 1973, S. 60 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Östergötland, Quelle: wie Nr. 15, S. 82 . . . . . . . . . . . Öland, Quelle: Ulf Erik Hagberg, Art. Öland, in: RGA2, Bd. 21 (2002), S. 591 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Östgötischer Rechtsbereich, Strauch, OGR (1971), S. 34 . . Småland, Strauch, in: RGA2, Bd. 29 (2005), S. 132 . . . . . Uppland, Quelle: wie Nr. 15, S. 15 . . . . . . . . . . . . . Södermanland, Quelle: wie Nr. 15, S. 17 . . . . . . . . . . Närke, Västmanland, Dalarna, Quelle: wie Nr. 15, S. 36 . . Hälsingland, Medelpad, Ångermanland, Quelle: Magnus Lundqvist, Atlas over Sverige. Det medeltida Sverige, S. 133/134 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gotland, Quelle: derselbe, S. 133/134 . . . . . . . . . . . . Finnische Landschaften nach 1323, Quelle: Herluf Nielsen/ Jan Liedgren/Jarl Gallén, Art. Rigsgrænse, KLNM, Bd. XIV (1969), Sp. 206 . . . . . . . . . . . . . . . . . . Karte Russland, Quelle: Hilda Roderick Ellis Davidson, The Viking Road to Byzantium, London 1976,S. 48 f. . . .
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370
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386
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395 410
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415 416 432 436 459 476
. . . .
489 504
. .
624
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670
Abkürzungen
XXIX
Abkürzungen AAA aaO. AASF AB adän. Add. ae. Æb ÆR ags. AH ahd. aisl. Alfr. AM AML ANF ANOH anorw. AO APS APS Art. ASun asw. ÄVgL Bb BBKL Bd. Bdb Bf Bj. Bb BFH BLF Bps. Brtl
Acta Akademiæ Aboensis (Åbo 1920 ff) am angegebenen Ort Annales Academiæ Scientiarum Fennicae (Helsinki 1908 ff) Ausfertigung des bylovs Christians II. nach Ms. Malmø E I: 5 (früher A 49) altdänisch Additamenta altenglisch Ärfpa balk Ældre Redaktion (von V.Sjæll.L) angelsächsisch Handlingar till upplysning af Finlands häfder, utg. A. I. Arwidsson, Bde I–X, Stockholm 1846–58 althochdeutsch altisländisch Alfred die Arnamagnäanische Handschriftensammlung Ausfertigung des landslovs Christians II: nach Ms. AM 804, 4°, S. 3r–77r, Kbh. Arkiv för nordisk Filologi, 1883 ff Annaler for nordisk Okdkyndigheit og Historie (1836–63) altnorwegisch Arvebog og Orbodemål Acta Pontificum Svecica Acta philologica scandinavica Artikel Andreae Sunonis liber legis Scaniae altschwedisch Äldre Västgötalagh Byggningabalken Biographisch-bibliographisches Kirchenlexikon, hrsg. F. W. Bautz, 1975 ff Band, Bind Bardaghæ Balkær Bischof Bjärköa-Rätten Bygda balkær Reinhold Hausen, Bidrag till Finlands Historia, Bde I–V 1881 ff. Biografiskt Lexikon för Finland, Bd. I: Svenska tiden, Hfors/Sthlm 2008 Biskupa sögur Borgatingslov
XXX BSM Bt. Bull. Dan. c. C. ca can. conc. CIC COD da. DA Db DD DGK DGL DHT DI Dig. D. DL DMS DN DRB DrVd Drvl DS DVV E. ebda Ebf Ebt. Ed. Eds. ed. Chilp. ed. Theod. Egnb ELLChr. E.Sjæll.L. Erfj EStLChr. estn. Eth ES Et et al. Etl f. ff.
Abkürzungen Bidrag till Sveriges Medeltidshistoria tillegn. C. G. Malmström Bistum Bullarium Danicum caput, Kapitel Causa (bei Gratian) circa canon concilium Corpus iuris canonici Conciliorum Oecumenorum Decreta dansk Deutsches Archiv Drapa balkær Diplomatarium Danicum, Kbh. 1938 ff Danmarks gamle Købstadslovgivning Kbh. 1951 ff Danmarks gamle Landskabslove med Kirkelovene, Kbh. 1920 ff (Dansk) Historisk Tidsskrift, Kbh. 1840 ff Diplomatarium Islandicum, Rvík 1857 ff Digesta Justiniani Distinctio (bei Gratian) Dalalagh Det Medeltida Sverige Diplomatarium Norvegicum, Kra. 1849 ff Danmarks Riges Breve, Kbh. 1938 ff Drapamal mæp vapa Drapa mal mæp vilia Diplomatarium Svecanum Sthlm 1829 ff Danske Vider og Vedtægter, ed. Bjerge/Søegaard/Schmidt 1904–38 Entwurf ebenda Erzbischof Erzbistum Editor Editores Edictum Chilperici edictum Theodorici Egnobalk (MELL’s jordabalk) Landrechtsentwurf Christians II. Eriks Sjællandske Lov Erfjapattr Stadtrechtsentwurf Christians II. estnisch Epsöres balkær Eghna salur Eidsivathing et alii (und andere) Eidsivathingslov feminin; oder: folgend folgende
Abkürzungen Farm. Fb fhäls. FHT fin. Fl Flat FMU FRA Fskm Ft Ftl Gb Gbg. GGA GHÅ GL Grg Ia, b Grg II Grg III Grat. Grim. GS Gt Gtl HansUB HB Hb hd Hfors HGBll. HGH Hhvd HJ Hki Hkr HL Hloth HR HSCGM HSH HSHH HSLS HTF HTS HU hu HVLÅ HVUÅ
Farmannalög Fornamix bolkær (VGL I) fornhälsingisch Historisk tidskrift för Finland, Helsingfors 1916 ff finnisch Farmannalov, Farmannalög Flateyarbók Finlands Medeltidsurkunder I–VIII, Hfors 1910–35 Finsk Riksakivet, Helsinki Forskilaman Frostathing Frosthingslov Giptamals balkær Göteborg Göttingische Gelehrte Anzeigen Göteborgs högskolasårsskrift Gutalagh Grágás, Konungsbók Grágás, Stajarhólsbók Grágás, Skálholtsbók Gratian Grimuald Gutasagan Gulathing Gulathingslov Hansisches Urkundbuch Historiskt bibliotek höghmala balkær härad (Hundertschaft, Harde) Helsingfors Hansische Geschichtsblätter Hyltén-Cavallius-stiftelsens årsbok Häradshövding Historisches Jahrbuch der Görresgesellschaft Helsinki Snorris Heimskringla Hälsingelagh Hlothære Hanserezesse Historiska studier. Festskrift till C. G. Malmström Handlingar rörande Skandinaviens historia, Stockholm 1816 ff Historiska Studier tillägnade Harald Hjärne Historiska studier tillägnade Ludvig Stavenow Historisk Tidskrift för Finland Historisk Tidskrift för Skåneland Hansisches Urkundenbuch hundare (Hundertschaft) Humanistiska vetenskapssamfundet i Lund Årsbok Humanistiska vetenskapssamfundet i Uppsala Årsbok
XXXI
XXXII HZ IA ÍF Inst. Jb JbGOE JFT JHD Js Jsb Isl.; isl. JyL Kbh. KFÅ Kg Kgb Kgs Kkb KLNM Kmb Knut II Kpb Kra. Krb Kr. landslag KVAH Kvg KÅ l. lat. Lat. Lb l. c. LECUB LexKirchG Lfg. lib. Llb ll. Grim. ll. Henr. ll. Liutpr. l. Roth. ll. Vis. LexMa Lgm Liutpr. LLChrII LUÅ Lüb. UB
Abkürzungen Historische Zeitschrift, (Band, Jahr) Islandske Annaler indtil 1578, utg. Gustav Storm, 1888 Íslenzk fornrit, Rvík 1933 ff Institutiones Justiniani Jorda balkær Jahrbuch für die Geschichte Osteuropas Tidskrift utg. av Juridiska Föreningen i Finland Jämtlands och Härjedalens Diplomatarium I, II, Östersund 1943/85 Járnsija Jónsbók Island; isländisch Jyske Lov København Karolinska förbundets årsbok König Konunga balkær Konungs skuggsjá Kyrkobalkær Kulturhistoriskt Lexikon för nordisk medeltid Köpmåla balkær Knuts weltliche Gesetze Kaupabálkr Kristiania Kristindómsbálkr, Kristnubalkær Kristoffers landslag Kungliga vetenskapsakademiens handlingar Kvennagiptingar Kyrkohistorisk Årsskrift, Uppsala 1900 ff lex lateinisch Lateranense Landabrigji loco citato Liv-, Est- u. Curländisches Urkundenbuch Lexikon d. Kirchengeschichte Lieferung liber Landsleigubálkr leges Grimvaldi leges Henrici leges Liutprandi lex Rothari leges Visigothorum Lexikon des Mittelalters, Lachen 1978–1998 Laghman Liutprant Landslov Christians II. Lunds universitets årsskrift Lübisches Urkundenbuch
Abkürzungen m. Mb mdän. MELL MEStL MGH MGHUHL mhd. mnd. Mh MIS
XXXIII
maskulin af mandrapi mitteldänisch Magnus Erikssons Landslagh Magnus Erikssons Stadslagh Monumenta Germaniae historica, Berlin 1826 ff MGH, Urkunden Heinrichs des Löwen mittelhochdeutsch mittelniederdeutsch Manhelgis balkær, Mannhelgi Meddelanden från Institutionen för nordiska språk vid Stockholms universitet MLB Magnus Lagaböters Bylov MLL Magnus Lagaböters Landslov mlat. mittellateinisch mnd. mittelniederdeutsch MRA Meddelanden från Riksarkivet N. Note NBL Norsk Biografisk Leksikon (Kristiania 1923 ff) Necrol. necrologium N. F. Neue Folge (Ny Följd) NGL Norges Gamle Love I–V, Kra., 1846–95 NGL, II. Rk. Norges Gamle Love, anden Række (1388–1536) NHT (Norsk) Historisk Tidsskrift, Kra. 1871 ff NoB Namn och Bygd, Uppsala 1913 ff NoK Natur och kultur Nok Nordisk kultur Nr. Nummer NS New Series NT Nordisk tidskrift NTBB Nordisk tidskrift för bok- och biblioteksväsen, Stockholm/Uppsala, 1914 ff NTT Norsk teologisk tidskrift, Kristiania 1900 ff O Orbodemål ÖgL Östgötalagh o. O. ohne Ort ostfi. ostfinnisch pact. Sal. pactus legis Salicae or. perg. original pergament p. page PHT Personhistorisk tidskrift pr. principium PSS Privilegier, Resolutioner och Förordningar för Sveriges Städer, I (1251–1523, Stockholm 1927 RA Svenskt Riksarkiv in Stockholm Rb Rättegångs balkær, Rättlösabalkær REA Registrum ecclesiae Aboensis eller Åbo domkyrkas svartbok, Hfors 1890 Reg.Norv. Regesta Norvegica REO Records of the Earldom of Orkney 1299–1614, Bd. 7 (1914)
XXXIV RGA1 RGA2 Rigslovg. Rk. Rn. RPB Rsb Rvík russ. S.; SS s. Saxm. Sb SBL Sc SD SD SDHK-Nr. SdmL SEHR SFS SFSS SFT SGL SHT SHVL SHVU Sjæll. SKB SjKL SJT Skb SkL SkKL Slb SLL Smål. SmL SMR SNF SOL SRA SRP SRS SSEÅ SSÍ SSR StLChrII
Abkürzungen Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, 1. Auflage, 1911 ff Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, 2. Auflage, 1973–2008 Rigslovgivning Række (Reihe) Randnummer Svenska Riksarkivets Pergamentsbref Radstuffu balker Reykjavík russisch Seite, Seiten siehe Saxmund Saramals balkær Svenskt Biografiskt Lexikon Scandia, Sthlm 1928 ff schwed. schwedisch Sonderdruck Svenskt diplomatarium från och med år 1401 Svenskt Diplomatarium, Huvudkartotek-Nr. Södermannalagh Scandinavian Economic History Review Skrifter utg. av Fahlbeckska stiftelsen Samlingar utg. av Svenska fornskriftsällskapet Svenska fornminnesföreningens tidskrift Samling af Sweriges gamla lagar, utg. H. C. Collin/C. J. Schlyter, I–XIII, Lund 1827–77 (Svensk) Historisk tidsskrift, Sthlm 1881 ff Skrifter utg. av Humanistiska vetensskapssamfundet i Lund Skrifter utg. av Humanistiska vetensskapssamfundet i Uppsala Sjælland Kunglika biblioteket, Stockholm Sjællandske Kirkelov Svensk juristtidning, Sthlm 1916 ff Skipmala balkær Skånske Lov, Skånelagh Skånske Kirkelov Slagsmålbalkær Svenska Landskapslagar, ed. Holmbäck/Wessén Småland Smålandslagen Svensk medeltidsregester 1434–1441, ed. Sven Tunberg, Stockholm 1937 Studier i nordisk filologi Svenskt Ortnamnslexikon Svenska Riksarkivet Svenska Riks-Archivets pergamentsbref, Bde I–III (1866/68/1872) Scriptores rerum Suecicarum I–III, Uppsala 1818–76 Samfundet St. Eriks årsbok Safn til sögu Íslands (Kbh & Rvík 1856 ff) Skrifter utg. av Svenska Riksarkivet Stadslov Christians II.
Abkürzungen SvLSS ST STb Sthlm STK StvT SUGNL Svb SvJT Svlb SVSL SVT Tb TfR Tfb Tgb Thule TRE u. a. Ub UFT UL ULB ULL Upps. Urb utg. UUÅ v. VAAH VHAAÅ Vald.jordeb. Vap Vb VFT vgl. VgL I VgL II VgL III VgL IV VgL V Vinsb VmL VO VS V.sjæll.L VSLÅ
XXXV
Skrifter utg. av Svenska litteratursällskapet i Finland, Helsingfors 1866 ff Sverges Traktater med främmande magter Stockholms stads tänkeböcker Stockholm Svens teologisk kvartalskrift Stasvetenskapslig tidskrift Samfund til udgivelse af gammel nordisk Literatur Registrum ecclesiae Aboensis eller Åbodomkyrkas svartbok, Hfors 1890 Svensk Juristtidning Saramala balkær mep vilia Skrifter utg. av Vetenskapssocieteten i Lund Svensk tidskrift Tjuva balkær, Tyvebolken Tidsskrift for Retsvitenskap, Kristiania 1888 ff Tingfarebolken Tingbalkær Altnordische Dichtung und Prosa, s. Lit. Verz. Niedner/Neckel, S. 735 Theologische Realenzyklopädie 1976 ff unter anderem Vt giærpæ bolker Upplands fornminnesföreningens tidskrift Uplandslagh Entwurf des bylovs Christians II., nach: Ms. Uldall 255, 4°, S. 65r–106v, Kbh Entwurf des Landrechts Christians II. nach Ms. Uldall 255, 4°, S. 4r–63v, Kbh. Uppsala Urbotamal utgave; utgåva; utgiven etc. Uppsala Universitets Årsskrift, Uppsala 1861 ff von Kungliga Vitterhets-Historie och Antikvitetsakademiens handlingar Kungliga Vitterhets-Historie och Antikvitetsakademiens årsbok Valdemars jordebog, udg. S. Aakjær, Kbh. 1926–45 Uapa mal ok sara mal Vådamålsbalken Västergötlands fornminnesföreningens tidskrift vergleiche äldre Västgötalagh yngre Västgötalagh Västgötalagh, Lydekini Excerpter Västgötalagh, Statuta generalia Västgötalagh, Additamenta Uinsorpa balkær Västmannalagh Verordnung Af vapæ sarum (VgL I); Af vapæsarum bolkær (VgL II) Valdemars sjællandske Lov Vetenskapssocieteten i Lund Årsbok
XXXVI VStL VSWG VuF YR YVgL Wb westfi. Zs. ZverglRW Pgb Pfb Pjb Psk
Abkürzungen Visby stadslag Vierteljahresschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte Vorträge und Forschungen, hrsg. v. Konstanzer Arbeitskreis für mittelalterliche Geschichte Yngre Redaktion (af V.Sjæll.L) Yngre Västgötalagen Wipærbo balkær westfinnisch Zeitschrift Zeitschrift für vergleichende Rechtswissenschaft Pingmala balkær Pingfarabálkr Pjófabálkr Pegnskylda
Einleitung
Allgemeines
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A. Allgemeines Das mittelalterliche nordische Recht wird gewöhnlich – wie die skandinavischen Sprachen – eingeteilt in westnordisches und ostnordisches. Zum westnordischen Recht gehört nicht nur das Norwegische1, sondern – wegen der Besiedelung Islands von Norwegen aus – auch das Isländische und Grönländische2, ferner das Recht der Orkneys, Shetlands, der Färöer, der Hebriden, der Insel Man und Irlands3. Zum ostnordischen Rechtsbereich zählen das dänische Recht4 und das schwedische5. Beide haben jedoch – wie das norwegische Recht – einige Erweiterungen erfahren. So gehört zum Einflußgebiet dänischen Rechts auch das englische Danelag (ae. denalagu)6 sowie das Recht der Normandie7, und das schwedische Recht ist auch in Finnland8 heimisch geworden. Alle diese frühen Rechte waren zunächst mündlich überliefert worden, doch begann im 12. und 13. Jahrhundert allgemein die Aufzeichnung der Rechtsquellen, zunächst des kanonischen Rechts, dann aber bald auch der weltlichen Rechte9. Diese sogenannte Rechtsbücherzeit ist nicht auf Skandinavien beschränkt, sondern eine gemeineuropäische Erscheinung, welche die Kirche in Skandinavien, wie sich gezeigt hat, maßgeblich angestoßen und unterstützt hat. Die heute gängige Unterscheidung zwischen Rechtsbuch (als Privatarbeit ohne öffentlichen Auftrag)10 und Gesetzbuch (als Aufzeichnung eines Gesetzgebungsaktes) war dem Mittelalter unbekannt, erst das 19. Jahrhundert hat sie an die Quellen herangetragen. Aber sie ist 1 2 3 4 5 6 7 8 9
S. näher unten, 1. Kapitel, S. 107–212. S. näher unten 2. Kapitel, S. 213–279. S. näher unten, 1. Kapitel, XI, XII, XIII, S. 185–212 S. näher unten, 3. Kapitel, S. 281–366. S. näher unten, 5. Kapitel, S. 383–619. S. näher unten, 3. Kapitel, K, S. 362–366. S. näher unten 4. Kapitel, S. 367–381. S. näher unten 6. Kapitel, S. 621–665. Vgl. Sten Gagnér, Gesetzgebung, z. B. S. 288 ff; 314 ff; Hanna Vollrath, Gesetzgebung, in: HJ Bd. 99 (1979), S. 28–54; dieselbe, orale Gesetze, in: HZ, Bd. 233 (1981), S. 571–594; Bernd Kannowski, Art. Aufzeichnung des Rechts in: HRG2, Bd. I, Sp. 347–355. 10 Vgl. Dietlinde Munzel, Art. Rechtsbücher, in: HRG1 Bd. IV (1986), Sp. 277–281 (278).
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nur bedingt hilfreich und möglicherweise unbedeutend11, weil sich häufig beide Typen von Rechtsaufzeichnung mischen. Rechtsquellen des Nordens sind uns in bedeutender Anzahl – wenn auch örtlich in unterschiedlicher Dichte – überliefert. Im Nachfolgenden wird versucht, diese Rechtsquellen in ihrer Entstehungsart, Datierung, ihrem Geltungsbereich und ihrer inhaltlichen Besonderheit darzustellen. Man muß sich jedoch von der Auffassung12 freimachen, die nordischen Quellen enthielten überwiegend altnordisches Recht aus der vorchristlichen Zeit. Wie gleich zu zeigen sein wird, hat das Christentum, die Kirche und ihr kanonisches Recht erheblichen Einfluß auf Inhalt und Gestaltung des nordischen Rechts ausgeübt.
11 Vgl. Lars Arne Norborg, källor, S. 80; Gudmund Sandvik meint, die norwegischen Landschaftsrechte seien zum Gebrauch der politischen Zentralorgane aufgezeichnet worden (in: Bloch/Helle/Kiil/Sandvik, S. 7); und Ole Fenger, Romerret, S. 55–59 sieht in ihnen eine Bestandsaufnahme des jeweilig geltenden (alten und neuen) Rechts. Auch Mia Korpiola, canon law, S. 205, unterscheidet ältere und jüngere Teile der Landschaftsrechte. 12 Diese Auffassung vor allem bei Karl v. Amira, Zweck (1876), S. 30; derselbe, NOR, Bd. I, S. 10 ff; Bd. II, S. 1 ff; vgl. Jörg Müller, Rügeverfahren, S. 273 ff, abgemildert in: Amira/Eckhardt, Rechtsdenkmäler, Bd. I, 4. Aufl. (1960), S. 82 ff.
Allgemeines
Karte 1: Die Reichsgrenzen, Quelle: Herluf Nielsen/Jan Liedgren/Jarl Gallén, Art. Rigsgrænse, in: KLNM, Bd. XIV (1969), Sp. 203–206.
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B. Zugänglichkeit der Quellen Vor allem das 19. Jahrhundert hat bei der Erschließung mittelalterlicher skandinavischer Quellen Erhebliches geleistet. Diese Forschungen sind bis zur Gegenwart fortgesetzt worden; vor allem einheimische skandinavische Gelehrte haben sie vorangetrieben. Deshalb muß man in der jeweiligen Nationalliteratur stöbern, um ihre Werke zu finden. Nun ist der europäische Austausch von Forschungsergebnissen bereits im 19. Jahrhundert recht umfangreich gewesen. Deshalb sind die nationalen Quellenausgaben auch nach Deutschland gelangt. Dort sind sie jedoch unterschiedlich gesammelt worden.
I. Rechtsquellen Was zunächst die Rechtsquellen angeht, so sind die großen Sammlungen aus Norwegen/Island, Dänemark und Schweden in die meisten Universitätsbibliotheken, beziehungsweise in die einschlägigen Seminarbibliotheken gelangt. Allerdings kenne ich – außer Kiel – keine deutsche Universitätsbibliothek, die Skandinavien zu ihrem Hauptsammelgebiet gemacht hätte. Es gibt gewisse Schwerpunkte (Hamburg, Göttingen, Münster, Köln, München) während die anderen Bibliotheken dem Norden ferner stehen. Vor allem ist die rechtshistorische Sekundärliteratur nur vereinzelt in nennenswertem Umfang verfügbar. Das erschwert in Deutschland die wissenschaftliche Arbeit an der skandinavischen Rechtsgeschichte ungemein.
II. Urkunden Die Zugänglichkeit der Urkunden war lange weit weniger ausgeprägt als die der Rechtsquellen: Die Diplomatarien der skandinavischen Länder sind meist nur von speziellen Seminarbibliotheken mit skandinavischem Interesse bezogen und gesammelt worden. Dieser Zustand hat sich erfreulicherweise im Zeitalter des Internet grundlegend geändert. Außer den alten Teilen des Diplomatarium Danicum (bis 1400) sind inzwischen alle Diplomatarien digitalisiert und im Internet verfügbar:
Zugänglichkeit der Quellen
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Die norwegischen Urkunden sind umfänglich gesammelt im Diplomatarium Norvegicum13, nachgewiesen in den Regesta Norvegica14 und im Internet verfügbar. Das Diplomatarium Islandicum ist nicht nur als Druckausgabe in 15 Bänden zwischen 1857 und 1950 veröffentlicht worden, sondern auch im Internet einsehbar15. Die mittelalterlichen dänischen Urkunden sind gesammelt im Diplomatarium Danicum16, das bis 1990 in Buchform, seitdem nur noch im Internet erscheint. Die schwedischen mittelalterlichen Urkunden finden sich im Diplomatarium Svecanum, das seit 1829 veröffentlicht wird und 1991 bei Band X (bis 1375) angelangt ist17. Die neuere Serie Svenskt Diplomatarium umfaßt bis jetzt die Jahre 1401–1420 in drei Bänden und einem Supplement18. Als Appendix hat Ludvig Magnus Bååth in den Jahren 1936–1957 herausgegeben: Acta Pontificum Suecica I: Acta Cameralia, vol. I, II für die Jahre 1062–1492. Die ganze Reihe ist jetzt auch im Internet verfügbar19. Das Diplomatarium Fennicum (Finlands Medeltidsurkunder)20 ist ebenfalls digitalisiert und ins Internet gestellt21, leider ist das Registrum ecclesiæ Aboensis oder Åbo domkyrkas svartbok22, zwar neugedruckt, aber bisher nicht digitalisiert worden.
13 Diplomatarium Norvegicum, Bd. I–XXII, Christiania 1847 – Oslo 1991; Internet: >http://www.dokpro.uio.no/dipl_norv/diplom_felt.html< 14 Regesta Norvegica, Bd. I – VI, Oslo 1989–1993. 15 Diplomatarium Islandicum im Internet: >http://www.heimildir.is/ugla. php?verk=fornbr<. 16 Diplomatarium Danicum, 1. række, I–VII; 2. række, I–XII, 3. række I–IX; 4. række I. København 1938–1990; Fortsetzung jetzt im Internet: 4. række (1376–1412), Bände 8–12 (1401–1412) udg. av Aage Andersen etc.; damit ist die 4. række abgeschlossen. Internet: online 1401–1412: >http://dd.dsl.dk/<. 17 Diplomatarium Svecanum (Svenskt Diplomatarium), im Druck: bis 1375 und 1401–1420 zuletzt: Teil XI. 1 (1411–1420); Internet: >http://www.ra.sera/diplomat.html<. 18 Hrsg. v. Carl Silfverstolpe/Karl Henrik Karlsson, vol. 1–3, Stockholm 1875–1902) und vol. 4: suppl. (1903). 19 Svenskt Diplomatarium: >http://www.ra.se/ra/diplomat.html<. 20 Reinhard Hausen, Finlands Medeltidsurkunder [FMU] Bde I–VIII (1910–1935). 21 Diplomatarium Fennicum im Internet: >http://193.184.161.234/DF/df/php<. 22 Åbo domkyrkas svartbok, hrsg. v. Reinhard Hausen, Helsingfors 1890 [REA]; Neudruck Helsinki 1950.
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III. Literarische Quellen Eine für die Rechtsgeschichte wichtige Literatur sind auch die Sagas, vor allem die isländischen (Íslendinga sögur), die zwischen 1200 und 1350 anonym verfaßt und zunächst mündlich tradiert wurden. Nachdem in der Altnordischen Sagabibliothek zwischen 1892 und 1929 viele dieser Sagas wissenschaftlich ediert worden sind, hat Island die Herausgabe seines Schrifttums selbst in die Hand genommen. Hij Íslenzka Fornritafélag gibt seit 1933 die Reihe Íslenzk fornrit heraus, die noch nicht abgeschlossen ist23. Für die Edda ist noch immer die Ausgabe von Hans Kuhn/Gustav Neckel Standard24. Die Sagas sind mehrfach ins Deutsche übersetzt worden, zunächst in zwei Auflagen in der Sammlung Thule25. Eine neuere Sammlung haben Kurt Schier26 und Hans-Peter Naumann27 begonnen herauszugeben. Über die verschiedenen Arten der isländischen Sagas unterrichten nicht nur die neueren Literaturgeschichten28, sondern auch der Artikel Isländersagas im neuen Hoops29. Den nicht einfach zu ermittelnden rechtlichen Gehalt der Isländersagas hat für das Strafrecht Andreas Heusler bereits 1911 bearbeitet30; weitere Forschungen für andere Rechtsgebiete (Familien31- und Erb23 Snorri Sturlusons große Darstellung der norwegischen Geschichte, die Heimskringla, hat Bjarni Adalbjarnarson in dieser Reihe herausgegeben (IF, Bde. 26–28, Reykjavík 1941/51), im Internet unter >http://www.heimskringla.no<, dort auch viele Sagas und andere historische Texte, siehe unter >www.Septentrionalia.net<. 24 Hans Kuhn/Gustav Neckel (Hrsg.), Edda, Bd. I, 5. Auflage, Heidelberg 1983; Bd. II, Kommentierendes Glossar, ebda 1968. 25 Die Sammlung Thule erschien in erster Auflage in 24 Bänden 1911–1930, in zweiter Auflage in Düsseldorf 1963–1967, allerdings gibt sie die Sagas häufig verkürzt wieder und ist durch Register und literarische Hilfsmittel kaum erschlossen. 26 Saga-Bibliothek der altnordischen Literatur, bisher 8 Bände, hrsg. von Kurt Schier, München 1996–1999. 27 Skandinavistik: Sprache – Literatur – Kultur, Bd. 3: Die Saga von Njal und dem Mordbrand, hrsg. u. übersetzt von Hans-Peter Naumann, 2. Auflage, Münster 2006. 28 Vgl. Jónas Kristjánsson, Eddas und Sagas, Reykjavík 1988; Kurt Schier, Sagaliteratur (Sammlung Metzler M 78), Stuttgart 1970; Heiko Uecker, Geschichte der altnordischen Literatur, Stuttgart 2004; Jan de Vries, Altnordische Literaturgeschichte, 3. Auflage, Berlin etc. 1999; sowie Rudolf Simek/Hermann Pálsson, Lexikon der altnordischen Literatur2, Stuttgart 2007. 29 Stephanie Würth, Art. Isländersagas in RGA2, Bd. 15 (2000), S. 511–517. 30 Andreas Heusler, Das Strafrecht der Isländersagas, Leipzig 1911; für die Sturlungenzeit vgl. desselben: Zum isländischen Fehdewesen in der Sturlungenzeit, Abh. d. preuß. Akad. d. Wiss., phil.-hist. Klasse, 4, Berlin 1912, S. 1–102. 31 Für das Eherecht verweise ich auf Strauch, Vertrags-, Raub- und Friedelehe. Zur Entwicklung des Eherechts im mittelalterlichen Island, in: FS Andreas Wacke, München 2001, S. 451–485; und: Strauch, Raub- und Entführungsehe, § 5, Skandinavien, in: RGA2, Bd. 24 (2003), S. 166–172.
Zugänglichkeit der Quellen
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recht32, Schuldrecht u. Gesellschaftsrecht33, Dorfschaftsrecht34) sind auf Untersuchungen allgemeineren Zuschnitts zerstreut, während das isländische Sachenrecht zwar im Landnamabók historisch angedeutet, aber bisher nicht näher behandelt wurde.
32 Erbrechtliche Fragen sind mitbehandelt in Strauch, Art. Giftorätt, in: RGA2, Bd. 12 (1998), S. 96–101. 33 Vgl. Karl v. Amira, Nordgerm. Obligationenrecht, Bd. II, Westnord. Obligat.R (1895). 34 Diese Frage spricht Wolfgang Gerhold, Armut und Armenfürsorge im ma. Island (2002) in Kapitel 5. 2 an; vgl. im Internet: Per Joergen Olafsen’s Nordic Local Government Page, Nordisk lokalstyre, Island: >http://home.sol.no/~perj/komdiv.html<; ferner: britannica.com „Iceland, Administration and social conditions“: >http://www.britannica.com/bcom/eb/article/6/0,5716,109066+1+<.
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C. Allgemeiner Einfluß des Christentums auf Skandinavien Die fortschreitende Christianisierung in Skandinavien kann man in drei Stufen fassen35: Die erste ist die individuelle: Einzelne Menschen lassen sich (im Ausland auf Handelsfahrten etc. oder im Heimatland) taufen und nehmen christliche Sitte, christlichen Ritus und Glauben an36. Die zweite ist die kollektive: Ganze Gruppen von Menschen treten (nach dem Vorbild des Königs und des Adels) im Ausland oder daheim zum neuen Glauben über37. Die dritte Stufe schließlich ist die rechtliche: Die Landsthinge der einzelnen Landschaften38 übernehmen durch Beschluß christliche Sitte, Glauben und Ritus und lassen ihn hinfort – unter starkem Einfluß des kanonischen Rechts – das heimische Recht und das öffentliche Leben bestimmen. Solche Beschlüsse enthalten gewöhnlich drei Teile: Als erstes wird der heidnische Kult unter Berufung auf die zehn Gebote untersagt, dann wird befohlen, dem christlichen Glauben, Recht und Kult zu folgen und weiter beschließt man, eine Kirche für den neuen Glauben zu errichten. Dieses Stadium der Christianisierung ist erst im fortgeschrittenen 13. Jahrhundert erreicht: Während die frühesten Landschaftsrechte, wie Skånelag39 und Gutalag von etwa 1220 noch keinen eigenen Christenrechtsabschnitt haben, 35 So schon für Norwegen: Fridtjof Birkeli, 1982; Jan-Arvid Hellström, vägar, S. 164 ff; vgl. im übrigen die neuesten Forschungen über die Christianisierung Schwedens in dem seit 1989/90 betriebenen ‚Projektet Sveriges kristnande‘. Publikationer 1: Kontinuitet i kult och tro från vikingatid till medeltid, red. Bertil Nilsson, Stockholm 1992; Publikationer 2: Möres kristnande, red. Henrik Williams, Stockholm 1993. 36 Beleg für diese Stufe ist die zu Beginn des 13. Jahrhunderts aufgezeichnete Gutasaga, cap. 4, vgl. Karl Schildener, Guta – Lagh, cap. III: 2, S. 110; Carl Johan Schlyter, Corpus Iuris Sveo – Gotorum Antiqui, Bd. VII: Gotlands – Lagen, Lund 1852, S. 98. 37 Vgl. dazu Karl Schildener, Guta – Lagh, Gutasaga III: 8, 9, S. 111, Schlyter, Gutalag, cap. 5, S. 100; Jan-Arvid Hellström, vägar, S. 172 f, 182 ff. 38 Der Vorgang ist zunächst aus Island bekannt, wo das Allthing des Jahres 1000 durch Beschluß das Christentum annahm, um Blutvergießen zu vermeiden; an diesen Beschluß erinnert Grg Ia, c. 7 (S. 22f) mit seinem Verbot heidnischer Opfer, für Norwegen vgl. Gtl I: 29. 39 Wohl infolge der frühen Christianisierung Västergötlands hat VgL I (von ca 1220) bereits einen Kirchenabschnitt, doch fehlt hier der Thingbeschluß zur Annahme des Christentums wie im UL, Kkb 1.
Allgemeiner Einfluß des Christentums auf Skandinavien
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sondern das neue Recht dem alten dort einfügen, wo es gebraucht wird, beginnen die jüngeren, seit dem Ende des 13. Jahrhunderts, mit einem solchen Abschnitt. Ein Beispiel ist das Upplandslag, aus dem die obigen drei Teile des Christianisierungsbeschlusses deutlich zu entnehmen sind40. Das Ergebnis ist bekannt: Nicht nur Sitte und Brauchtum, Feiertage und das tägliche Leben sind christianisiert, sondern auch die rechtlichen Verhältnisse: Ehe und Erbrecht, vor allem auch das Strafrecht. Nun behauptet zwar Elsa Sjöholm, es sei ein Irrtum, dass die mittelalterlichen Menschen in zwei Rechtssystemen – dem weltlichen und dem kirchlichen – lebten41, doch steht dem z. B. entgegen, dass sie bei einigen Straftaten, zum Beispiel bei Inzest und Mord in der Familie zwar nach weltlichem Recht eine Buße entrichten mußten, aber zusätzlich richtete darüber nicht der Bischof, sondern allein der Papst42: Der Täter mußte in Rom Sündennachlaß erwirken43. Auch sonst ergänzt die Sendgerichtsbarkeit die weltliche Strafgerichtsbarkeit oder tritt an deren Stelle44.
40 „An Christus sollen alle Christen glauben, dass er Gott ist und dass es keine anderen Götter gibt als ihn allein. Keiner soll Abgöttern opfern und keiner an Haine und Steine glauben. Alle sollen die Kirche verehren. Dorthin sollen alle geführt werden, Lebende und Tote, die in die Welt kommen und die aus ihr fahren. Christus gebot, eine Kirche zu bauen und Zehnt zu zahlen …“, vgl. v. Schwerin, Schwed. R., S. 68f; vgl. Gutalagen cap. 4, welches das Verbot enthält, Abgöttern zu opfern. Die Gutasaga cap. 4 berichtet über den Thingbeschluß, das Christentum anzunehmen (Carl Johan Schlyter (wie Fn. 21), S. 99f; Karl Schildener (wie Fn. 20) cap. III: 9). 41 Vgl. Elsa Sjöholm, Gesetze, S. 53 ff (85). 42 Vgl. VgL I, Gb 8: 1 (vgl. VgL II, Kkb 52 (beruht auf dem Brief Erik Erikssons v. 1228/29 oder 1234/38 in: DS I, Nr. 215, S. 226f); Gb 15; VgL IV: 17, Mord in der Familie geht nach Rom); Vgl. DS I Nr. 56 (1165–81, Alexander III.) und DS I Nr. 196 (Honorius III., 1220), vgl. X. 5. 38. 7 (Clemens III., 1188–91, bei Friedberg II, Sp. 885f); in ÖgL Krb 15: pr wird nur an den Bischof drei Mark gebüßt. Tötet ein Mann seine Frau, so bedroht UL den Mord in Drb 13: pr mit Rädern, tötet die Frau ihren Mann, so erwartet sie die Steinigung (UL, Drb 13: 1); wollen die Verwandten dem Täter allerdings das Leben schenken, so kann er außer Landes [in Rom?] Kirchenbuße tun, muß aber im Inland 140 Mark büßen; vgl. Mia Korpiola, canon law, S. 216. 43 Das privilegium canonis des kanonischen Rechts, schützte die Priester persönlich gegen Tätlichkeiten: jede Gewalttat gegen Geistliche wurde mit der Exkommunikation bestraft, die nur der Papst lösen konnte Vgl. c. 15 conc. Lateranense II (1139, COD II, S. 200) = C. 17, q. 4. 29 (Friedberg I, Sp. 822) = und X. 5. 39. 5 (Friedberg I, Sp. 885); vgl. Hans Erich Feine, S. 394. 44 Vgl. Lotte Kéry, Strafe, S. 115 ff.
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D. Die Veränderbarkeit des Rechts I. Allgemeines Im Mittelalter beruhte – wie vor allem Fritz Kern herausgearbeitet hat45 – das Recht auf alter und guter Gewohnheit (antiqua et bona consuetudo oder ex consuetudine ab antiquo servata)46, es war ungeschrieben und wurde nur anerkannt, wenn es alt und gut war. Zu fragen ist aber, wie man dann neues Recht setzen konnte. Nach dieser Auffassung war Gesetzgebung entweder nur die Aufzeichnung bereits bestehenden Rechts, oder das Gesetz ergänzte das alte Recht unter der Vorgabe, altes, bereits vergessenes Recht wieder hervorzuholen, es gleichsam wiederzuentdecken47. Der Lehre vom guten alten Recht stand aber seit dem 11. Jahrhundert eine neuere gegenüber, vertreten vor allem von Ivo v. Chartres48 und Thomas
45 Fritz Kern, Recht und Verfassung im Mittelalter, S. 23 ff. Zur Kritik an seiner Lehre vgl. Johannes Liebrecht, Diskussion, (1996), S. 185–204; derselbe, Art. Gutes altes Recht, in: HRG2, Lfg. 11 (2010), Sp. 624 – 626. 46 Isidor von Sevilla (570–636), in: PL, Bd. 82, Etym. II, 10 (Sp. 130f = V 3, 2 (Sp. 199), zitiert bei Gratian D. 1. 5 und dem Dictum Gratiani dort (Friedberg I, Sp. 2) sagt: § 2: „Consuetudo autem est ius quoddam moribus institutum, quod pro lege suscipitur, cum deficit lex“; § 3 a. E.: „Vocatur enim consuetudo, quia in communi est usu“. Eine constitutio Konstantins von 319 (Cod. 8. 52 [53]. 2) verneinte die derogatorische Kraft der Gewohnheit. Als Gesetz anerkannt wurde nur eine gute Gewohnheit. Im römischen Recht stehen die Hauptfundstellen in Dig. 1. 3. 32. 1 (Julian); Gaius, Inst. 3. 82; Inst. 1. 2. 9 Cod. 8. 52 (53).2; vgl. Kaser/Knütel, § 3.2, S. 28f. Gratian hat für das Kirchenrecht Anleihen bei Isidor und im römischen Recht genommen (Grat. D. 1. 1–5 [Friedberg I, Sp. 1f]). Tertullian, Cyprian und Augustinus haben an die Gewohnheit den Maßstab der veritas und der ratio gelegt, vgl. Grat. D. 8. 4–9; 11; 12 (Friedberg I, Sp. 14 ff; 22 ff). Die Voraussetzungen sind erheblich verschärft bei Gregor IX. in: X. 1. 4. 11 (Friedberg II, Sp. 41); vgl. Hermann Krause, Art. Gewohnheitsrecht in HRG I (1970), Sp. 1675–1684 (1676f). 47 Im Mittelalter hieß der Vorgang „legem emendare“, das Recht von seinen Verunstaltungen befreien, vgl. Fritz Kern, Recht, S. 40; Armin Wolf, Gesetzgebung, S. 41 ff. Sowohl Gerhard Köbler, Recht, S. 223 ff; derselbe, Ordnung, S. 93 ff als auch Karl Kroeschell, Rechtsbegriff, S. 317 meinen, „gutes altes Recht“ habe es im frühen Mittelalter nicht gegeben; auch Winfried Trusen, FS Küchenhoff, S. 191 meint, unveränderliches „gutes altes Recht“ gebe es nicht. Vgl. auch Johannes Liebrecht, S. 185 ff. 48 Ivos Dekret ist vermutlich bereits vor dem Decretum Gratiani nach Dalby in Scho-
Die Veränderbarkeit des Rechts
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v. Aquino49, welche die Möglichkeit einräumte, Gesetze zu verändern, also neues Recht zu schaffen, wenn dies notwendig sei. Da die für Skandinavien überlieferten Rechtstexte erst aus dem 13. oder 14. Jahrhundert stammen, hatte sich dort die neue Lehre bereits durchgesetzt. Dies folgt schon aus der Vorrede von Jyske Lov50, findet sich aber ebenso in der confirmatio von Upplandslagen51. Hierher gehört die These Elsa Sjöholms, die uns vorliegenden mittelalterlichen skandinavischen Rechtsquellen enthielten nur Recht der Entstehungszeit (12. – 14. Jahrhundert), aber kein früheres. Im Zusammenhang damit behauptet sie, niemand habe bisher nachweisen können, wie das skandinavische Recht vor seiner Niederschrift ausgesehen habe. Diese These hat einiges für sich, obwohl es einige Stellen in den Quellen gibt, die ein älteres Gepräge zeigen als die umgebenden Vorschriften. Ich denke vor allem an die Besitznahme von Land durch Umfahrt mit Brand52 in den isländischen Quellen53, bzw. durch Schuß mit brennendem
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nen gekommen, vgl. den Text des Ivo v. Chartres bei Lotte Kéry, Collections, S. 250 ff; zur Benutzung in Dalby: Peter Landau, Ivo, S. 25 ff; derselbe, Scandinavia, S. 25 f. Bereits Ivo von Chartres (im prologus in decretum [PL 161, Sp. 57 A]), sagte 1090: „Ex necessitate fit mutatio legis“. Ihm folgte Thomas v. Aquino (Summa theologiae Ia, IIae 97, 1 resp. ad 2): „ … lex recte mutari potest propter mutationem conditionum hominum“, der zugleich das Gesetz definiert (ebda Ia, IIae, 90, 4; vgl. 97): „potest colligi definitio legis, quae nihil est aliud quam quaedam rationis ordinatio ad bonum commune, ab eo qui curam communitatis habet“; vgl. Sten Gagnèr, Gesetzgebung, S. 270 ff; 317 ff; Hermann Krause, Dauer, S. 231 ff; 238; Armin Wolf, Gesetzgebung, S. 43; Peter Landau, Scandinavia, S. 25 f. „Och wæræ ey gørth. æth schreuæn for annæn mans særligh wyld. num æfftær allæ mæns tharff thær i land bo. vgl. die Übersetzung Klaus v. Sees, JyL, S. 24: „Das Gesetz soll nicht gemacht werden nach dem sonderlichen Wunsch irgendeines Menschen, sondern für den Nutzen aller Menschen, die im Lande wohnen“. In der confirmatio von Uplandslagen heißt es (SGL II, S. 3): „po at forni laghæ rættir sein wirpningæ wærpir. pa kombær stundum swa til. at vm skiptis pæn laghæ stapgi“ (Obgleich altes Recht würdig ist, verehrt zu werden, kommt es doch zuweilen so, dass die Rechtsatzung geändert wird …“(v. Schwerin, Schwed. R., S. 65). Auf dem Kontinent sprechen die Herrscher offen aus, dass sie neue Gesetze geben, so ist in der Regalienfunktion der Roncalischen Gesetze die Rede von „novis constitutionibus“ (MGH Const. I. S. 245, Zeile 2); das Krönungsgesetz Kaiser Friedrichs II. von 1220 heißt „nova sanctio“ und im Liber Augustalis (I. 38) sagt er: „de nostro gremio nova iura producimus“. Vgl. Dag Strömbäck, att helga land, in: FS Axel Hägerström (1928), S. 198–220 (203–210); Julius Ejdestam, omfärd, in: Svenska Landsmål och Svenskt Folkliv, årg. 69, Stockholm 1946, S. 86–114 (99 ff), der darin eine magische Grundlage sieht. „at fara eldi um landnám sitt“ z. B. in: Eyrbyggja saga c. 4 (Anord. Sagabibl. Bd. VI, c. IV, 5 (S. 9) = Klaus Böldl, S. 19; Landnámabók c. 10, Ausg. Finnur Jónsson (1925), S. 12; c. 265, ebda, S. 113. Eine besondere Lage ergab sich in der Hœnsa-Póris saga, c. 8 (Ausg. Andreas Heusler, S. 13 = Thule, Bd. VIII, c. 10, S. 41, wo Oddr Önundarsson das Brandzeichen zum Eigentumserwerb nach einem Mordbrand setzte. Dass man
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Pfeil54 über das neue Land. Es war dies eine magische Handlung, welche die bisherigen Besitzer dort vertreiben sollte. Zu erinnern ist auch an ÖGL Bb 28: 255, wo die Abgrenzung eines Hügeldorfs aus der Heidenzeit zur Allmende beschrieben ist: Die Allmendegrenze wird bestimmt durch einen Ruf zwischen Botulfsmesse (17. Juni) und Johanni (24. Juni) zur Zeit, wo der Tag am taubsten ist („ok opa pa daghrin ær dövaster“); die Grenze zur Allmende verläuft da, wo man den Ruf noch hören kann. Der Bootshakenschaft (der schwimmen kann) wird geworfen, um die Wassergrenze festzulegen. Hier verbindet sich die christliche Sommerzeit mit einer Abgrenzungsmethode, die so urtümlich wirkt, dass sie weder zur Sonnenteilung (solskipt) paßt noch aus der Zeit der Niederschrift stammen kann, wo man bereits auf den Höhen der Kanonistik wandelte56. Doch ist das Christentum eine synkretistische Religion, die auch Heidnisches bestehen ließ oder sich anverwandelte57. Sjöholms Urteil58, die Rechtsquellen böten nur neugeschaffenes Recht aus der Zeit der Niederschrift ist unhaltbar: Da sie gleichzeitig behauptet, älteres Recht könne darin nicht nachgewiesen werden, kann sie auch kein Urteil über das Alter des niedergeschriebenen Rechts abgeben, denn dass alles Recht bei der Niederschrift der Landschaftsrechte neugeschaffen sei, ist genauso unbeweisbar. Ihr Urteil ist deshalb folgendermaßen einzuschränken: Niedergeschrieben ist das zur Zeit der Niederschrift geltende Recht; es besteht möglicherweise aus neuem und altem, das ungeschieden ineinander verwoben ist.
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diese Zeichen nur innerhalb eines Tages ausbringen durfte, geht auf König Harald Schönhaar zurück: „en á pat sætti Haraldr konungr pa hinn hárfagri, at engi skyldi vístara nema en hann mætti eldi yfir fara á degi mej skipverjum sínum“ (König Harald Schönhaar schlichtete den Streit dahin daß niemand mehr nehmen solle als er mit seinen Schiffsgenossen an einem Tage mit Feuer umschreiten könne), vgl. Landnámabók, ed. Jónsson, Einl. vor Austfirjinga fjorjungr, S. 8 = ÍF, Bd. I, 2, Hauksbók 294, S. 337 = Thule Bd. 23, Buch V, c. 1, S. 142; vgl. Dag Strömbäck, helga land, S. 203 ff. Önundr „skaut yfir ána mej tundröru ok helgaji sér sva landit“ s. Landnámá c. 245, Ausg. Finnur Jónsson, S. 106; vgl. c. 243, ebda, S. 105: „han skaut milli hauganna ok hvarf pajan aptr“; vgl. Dag Strömbäck, helga land, S. 205. SGL II (Östgötalagen), Bb 28: 2, 3 (S. 216) = Strauch, OGR, S. 211. Abgrenzung der Dorfmark gegen die Allmende in ÖgL, Bb 28: 2, 3 (SGL II, S. 216) = Strauch, OGR, S. 211; vgl. Karl Gustaf Westman, rop, S. 55f; Julius Ejdestam, omfärd, in: Svenska Landsmål och Svenskt Folkliv, årg. 69, Stockholm 1946, S. 86–114 (99f), der auf den magischen Hintergrund dieses Rechtsbrauches hinweist. Auch Mia Korpiola, canon law, S. 205, unterscheidet ältere und jüngere Teile der Landschaftsrechte. Adolf v. Harnack, S. 261–268; 419 ff; vgl. Reinhard Staats, S. 15, der die skandinavische Missionsgeschichte als Geistesgeschichte sieht. Elsa Sjöholm, Gesetze, S. 175; Medeltidslagar S. 50f; dazu: Ole Fenger, Bespr. Gesetze S. 119.
Die Veränderbarkeit des Rechts
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II. Organe der Gesetzgebung Damit erhebt sich die Frage, wer berechtigt war, neue Gesetze zu geben. Hier herrschten unterschiedliche Ansichten bei Kaiser und Papst. Nach den Digesten hat das römische Volk mit der lex regia das Gesetzgebungsrecht dem Kaiser übertragen59, er allein sollte Recht setzen60. Auch die deutschen Kaiser beriefen sich auf Justinian61. Dieses kaiserliche Gesetzgebungsrecht übertrug Johannes von Salesbury seit 1168 mit seiner Lehre vom rex imperator in terra sua (oder: in regno suo)62 auch auf die Könige. Während der Investiturstreit tobte, hat Papst Gregor VII. im Dictatus papae 1075 dieses Recht allein für sich beansprucht63. Gratian (um 1140) jedoch billigt das Gesetzgebungsrecht sowohl dem Papst als auch den Kaisern und Königen zu64. Zur Begründung ihrer Ansicht beriefen sich die Päpste auf Röm. 13: 465, woraus folgt, dass die Könige gottgewollte Macht haben. Die Päpste Gelasius I. (492–495) und Gregor der Große (560–604) hatten daraus die Zweischwerterlehre geschaffen: Gott habe das geistliche Schwert dem Papst, das weltliche dem Kaiser verliehen. Erst Gregor VII. gab der Zweischwerterlehre eine neue Deutung: Beide Schwerter habe Gott dem Papst verliehen, der das eine dem weltlichen Herrscher weitergebe, was zugleich hieß, dass dieser es nicht aus eigenem Recht führe, sondern als Be59 In D. 1. 4. 1 pr. heißt es: „quod principi placuit, legis habet vigorem utpote cum lege regia, quae de imperio eius lata est, populus ei et in eum omne suum imperium et potestatem conferat“; ähnlich in Inst. 1. 2. 6: „Quodcumque igitur imperator per epistulam et subscriptionem statuit vel cognoscens decrevit vel de plano interlocutus est vel edicto praecepit, legem esse constat. Haec sunt quas vulgo constitutiones appellamus“. 60 In Cod. 1. 14. 12. 3 heißt es: „Si enim in praesenti leges condere soli imperatori concessum est, et leges interpretari solum dignum imperio esse oportet“, ähnlich in Cod. 1. 14. 12. 5: „tam conditor quam interpres legum solus imperator iuste existimabatur“. 61 Vgl. das gefälschte Privileg für Otto I. in MGH, Const. I, Nr. 449, S. 667; vgl. Walter Ullmann, Growth, S. 356; Armin Wolf, Gesetzgebung, S. 18 f. 62 Vgl. Walther Holtzmann, Imperium, S. 19, Fn. 20; vgl. Armin Wolf, Gesetzgebung, S. 20. 63 Dort heißt es im Dictatus papae Nr. 7 (MGH Epistolae Selectae II, 1, S. 203, auch bei Karl Kroeschell, Rechtsgeschichte I, S. 176): „Quod illi (sc. papae) soli licet pro temporis necessitate novas leges condere …“ 64 Grat. C. XXV, qu. 1. 6 (einem Papst Urban II. zugeschrieben, vgl. Friedberg I, Sp. 1008). Unter Berufung auf Isidor, Etym. lib V, c. 10 und lib. II, c. 10 definiert Gratian in D. II, 1 das Gesetz: „Lex est constitutio populi, qua maiores natu simul cum plebibus sanxerunt“ und in D. 2. 4 (Friedberg I, Sp. 3) die constitutio: „Constitutio vel edictum est, quod rex vel imperator constituit vel edidit“; vgl. Armin Wolf, Gesetzgebung, S. 19. 65 In Röm. 13: 4 heißt es: „Dei enim minister est tibi in bonum si autem male feceris time non enim sine causa gladium portat; Dei enim minister est vindex in iram ei que malum agit ideo necessitate subditi estote non solum propter iram sed propter conscientiam …“.
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vollmächtigter der Kirche66. Seine Handlungen zur Friedens- und Rechtswahrung (auch die Gesetzgebung) seien deshalb nur so lange gerechtfertigt, als sie sich an den Auftrag Gottes bzw. der Kirche hielten.
66 MLL II, 2 betrachtet den König und den Bischof als Gottes Bevollmächtigte: „at vera augsyniliga hans vmbods menn vm dessa hælga trooc hans heilgat lomal …“ und weiter: „Oc firir pui, at peir eru gujs vmbods menn …“ (Weil sie aber Gottes Bevollmächtigte sind) Druck in NGL II, S. 23; Rudolf Meißner, Landrecht S. 34f; vgl. Klaus v. See, Selbsthilfe, S. 382 ff.
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E. Norwegen I. Die Christianisierung Der Beginn der norwegischen Christianisierung ist zunächst mit dem Namen des Königs Håkan I. Ajalsteinsfóstri, genannt der Gute (um 935 – um 960), verbunden. In England erzogen, wurde er gläubiger Christ und versuchte auch Norwegen zu christianisieren, scheiterte damit jedoch. Erst Olaf Tryggvason (995–1000) hatte damit Erfolg. Die historischen Nachrichten über ihn sind bescheiden, um so mehr berichten die Sagas über ihn, da er als Begründer des Christentums in Norwegen und vor allem in Island gilt67. Auch hat er die dänische Vorherrschaft in Norwegen (außer in Viken) unterbrechen können. Er war es auch, der den Deutschen Thankbrand nach Island sandte, dessen Missionsarbeit zum Übertritt Islands zum Christentum im Jahre 1000 beitrug. Dieses Missionswerk betrieb sein vierter Nachfolger als norwegischer König, Olaf II. Haraldsson, genannt der Heilige (1015–1028) weiter. Seinem Einsatz auf dem Thing von Moster im Jahre 1024 (einer Reichsversammlung, die zugleich eine Reichssynode war) verdankt Norwegen die endgültige Christianisierung. Er errichtete vier Sitze für Missionsbischöfe (Nidaros, Bergen, Stavanger und Oslo), aber erst Olaf Kyrre (1066–93) wies ihnen Bistümer zu, die sich an die Einteilung der Thingverbände anschlossen68, so für den Bezirk des Gulathings mit Sitz zuerst in Selja, später in Bergen69 und – etwa gleichzeitig – für den Bezirk des Borgarthings in Viken mit Sitz in Oslo70.
67 Vgl. Claus Krag, Art. Ólafr Tryggvason, in: RGA2, Bd. 22 (2003), S. 64. 68 Dass die Missionsbischöfe zuerst keine festen Bistümer hatten, folgt aus Adam IV, 34, S. 482: „adhuc nulli episcopatus certo limite sunt designati, sed unusquisque episcoporum a rege vel Populo assumptus communiter aedificant ecclesiam, et circumeuntes regionem, quantos possunt ad christianitatem trahunt …“; Adam hat sein Werk etwa 1076 fertiggestellt, vgl. Werner Trillmich, S. 139; vgl. weiter Per Sveaas Andersen, kristningen, S. 313; Gunnar Smedberg, S. 24–49; vgl. Tore S. Nyberg, Kirche, S. 23. 69 Vgl. Hans-Emil Lidén, Bergen, S. 12; Knut Helle, Bergen, S. 92. 70 Vgl. Per Sveaas Andersen, kristningen, S. 172, 239, 313; vgl. Tore S. Nyberg, Kirche, S. 14.
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Die Mission in Norwegen stand fast ganz unter dem Einfluß der englischen Kirche,71 die jedoch von Knut dem Großen abhängig war. Deshalb nahm Bischof Grimkel72, der zur hirj Olafs des Heiligen gehörte, wahrscheinlich 1020/2373 Kontakt zum Erzbistum Hamburg/Bremen auf74, dem Olaf die norwegische Kirche unterstellte. Obwohl 1028 nach Rußland zum Fürsten Jaroslav von Kiew-Nowgorod ausgewichen, versuchte Olaf die Herrschaft über Norwegen zurückzugewinnen, doch unterlag er in der Schlacht von Stiklastajir am 29. Juli 1030. Die damit gefestigte dänische Macht in Norwegen, die der aus Dänemark stammende Svein Álfivuson (ein Sohn Knuts des Großen und der Engländerin Ælfgifu), seit 1028 für seinen Vater ausübte, machte die Norweger tief unzufrieden. Unterstützt von der Kirche, wurde Olaf im Dom von Nidaros (Trondheim) bestattet und schon bald nach seinem Tode zum Nationalheiligen erhoben75. Auch galt er als Urheber des „Gesetzes des heiligen Olaf“, also des Landschaftsrechts, das die Gulathingsbók häufig nennt76. Mit der Errichtung des Erzbistums Lund im Jahre 110377 wurde Norwegen diesem unterstellt. Die sogenannte Florenzliste, die wohl auf 1103/04 zu datieren ist78, gibt für Norwegen nur drei Bischofssitze an: Oslo, Bergen und Trondheim, während Stavanger und Hamar fehlen. In der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts stärkte die norwegische Kirche ihre Organisation: An71 Erster Bischof Norwegens war nach Adam der Engländer Johannes, vgl. Adam, IV, 34, S. 480. 72 Über ihn: Adam IV, 34, S. 480. 73 Vgl. die Nachweise bei Wolfgang Seegrün, Skandinavien, S. 51, Fn. 20. 74 Vgl. Adam v. Bremen II, 57, S. 117; IV, 34, S. 268; Wolfgang Seegrün, Skandinavien, S. 51. 75 Durch den am Hofe Olafs lebenden englischen Bischof Grimkel, wahrscheinlich nach englischem Vorbild, vgl. Theodricus Monachi, historia, c. XX, in: Monumenta Historica Norvegiæ, ed. Gustav Storm, S. 43; Erich Hoffmann, S. 67, Fn. 61. 76 Vgl. Grethe Authén Blom, St. Olavs lov, S. 63–84. 77 Wohl auf Betreiben des Dänenkönigs Erik Ejegod (1095–1103), vgl. Necrologium Lundense, S. 81; Klaus v. See, Königtum, S. 42) errichtete der päpstliche Legat Kardinal Albericus 1103 das Erzbistum Lund und Ascer (Oezur) wurde sein erster Erzbischof, vgl. Saxo Grammaticus XII, V, 1 Olrik/Ræder I; S. 335; Knytlinga Saga c. 80, S. 313f; die päpstliche Urkunde ist vermutlich 1294 untergegangen, vgl. Philipp Jaffé Nr. 5954 v. 1104, dazu Olof Simon Rydberg I, Nr. 29, S. 64 und Wolfgang Seegrün, Skandinavien, S. 120, Fn. 68; im päpstlichen Schreiben v. 8. Mai 1104 (Philipp Jaffé Nr. 6335; DD I, 2, Nr. 30, S. 67) ist bereits ein Erzbischof von Lund erwähnt. „fratre nostro Lundensi archiepiscopo volumus esse solicitam …“; vgl. das Schreiben Anselms v. Canterbury an: „reverendo Lundonis ecclesiae archiepiscopo“ Ascer von 1106, in: Hamb. UB Nr. 130, S. 123; Konrad Maurer, Bekehrung S. 667 ff. 78 Druck in: MGH, Auctores antiquissimi IX, Berlin 1892, S. 573 f. Für die obige Datierung mit guten Gründen: Arne Palmqvist, S. 51, dem Tore S. Nyberg, S. 36 mit Fn. 150 folgt, vgl. S. 43, gegen Jarl Gallén, Florensdokumentet, S. 1 ff.
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stelle der Vergütung einzelner kirchlicher Handlungen79 führte Sigurd Jorsalfar (1123–30) zuerst im Bistum Nidaros den Zehnt ein, der nach Magnus Erlingssons (1162–1184) Gesetzesrevision von 1164 im größten Teil des Landes galt80. Davon erhielt drei Viertel die Kirche (je ¼ der Bischof, die Priester und die Kirche) ¼ fiel an die Armen. Um 1115 wurde das Bistum Bergen geteilt, Stavanger wurde Bischofssitz81, so dass es im Bereich des Gulathings zwei Bistümer gab. 1152 sandte Papst Eugen III. (1145–1153) den Kardinalbischof Nikolaus von Albano (Breakspear, den späteren Papst Hadrian IV. (1154–1159) nach Skandinavien, um in Norwegen und Schweden neue Kirchenprovinzen zu errichten. Die Heimskringla berichtet82, dass Nikolaus um den 20. Juli 1152 in Norwegen ankam, die norwegische Kirche reformierte und endlich in Nidaros eine eigene Kirchenprovinz in Gestalt des Erzbistums errichtete. Nach der Bestätigung durch Papst Anastasius IV. vom 30. November 115483 umfaßte es fünf Bistümer in Norwegen (Nidaros, Oslo, Bergen, Stavanger sowie das gleichzeitig errichtete Bistum Hamar84), ferner sechs westlich gelegene Bistümer, nämlich Skálholt und Hólar auf Island, Grönland, die Orkneys mit den Färöern85 sowie die Südinseln (Hebriden) mit Man86. Den bisherigen Bischof von Stavanger, Jon Birgersson, weihte er zum ersten Erzbischof. Der Grund für diese Maßnahmen mag darin zu suchen sein, dass die Päpste das Übergewicht von Hamburg Bremen und dessen Einfluß auf Dänemark damit ausglei79 Sog. Stolgebühren für Taufe, Ehesegnung, letzte Ölung und Beerdigung. 80 Vgl. Knut Helle, Stat, S. 46; 141; 237 f. 81 Bestätigt durch Papst Anastasius IV. durch das Dekretale vom 30. November 1154, welches das Erzbistum Trondheim errichtete; dort sind als Suffraganbistümer in Norwegen Oslo, Hamar, Bergen, Stavanger genannt, außerdem die Bischöfe der Orkneys, Shetlands, Islands und Grönlands; Druck NGL I, S. 439–441; vgl. Reg. Norvegica I, Nr. 92. 82 In der Geschichte des Königs Inge, Heimskringla, ed. Finnur Jónsson, Bd. III, c. 23, S. 380f = Thule, Bd. 16, c. 23, S. 297. 83 Die Bestätigung ist nicht im Original, sondern nur in Abschriften erhalten, vgl. die Nachweise bei Tore S. Nyberg, S. 66; Druck in NGL I, S. 439–441; vgl. Reg. Norv. I, Nr. 92. 84 Vgl. Hans-Emil Lidén, Bergen, S. 32f; Tore S. Nyberg, S. 23; Arne Odd Johnsen, Nikolaus, S. 117f; Knut Helle, Stat, S. 48.; Wolfgang Seegrün, S. 163. 85 Der Orkneys und wohl auch der Färöer, vgl. Reg. Norv. I, Nr. 92, Fn. 2, die auf Papst Innozenz’ Bestätigung vom 13. Februar 1206 (Druck in Dipl. Norv. VII, Nr. 7 = Dipl. Isl. I, Nr. 93), hinweisen, vgl. Reg. Norv. I, Nr. 317. 86 Sujerøyane waren die Hebriden, sie erhielten spätestens 1150 zusammen mit Man einen gemeinsamen Bischof, vgl. Knut Robberstad, Retssoga, S. 167 f. Erst König Magnus Lagabøter gab die norwegische Herrschaft über beide durch Vertrag mit dem schottischen König vom 2. Juli 1266 auf, Druck: DN VII, Nr. 276; vgl. Reg. Norv. II. Nr. 38; Knut Helle, Stat, S. 126.
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chen wollten87. Die Kirchenreform ergibt sich aus den 15 undatierten Canones Nidrosienses, die wahrscheinlich auf den Reichstag in Bergen 1164 zurückgehen, der auch eine neue Thronfolgeordnung beschloß88. Die canones verbieten die bisher herrschende Laieninvestitur (can. 3) und schreiben die freie kirchliche Wahl durch die nunmehr eingerichteten Domkapitel (can. 5) fest. Sie führen das privilegium fori für die Kirche ein (can. 14), stärken die wirtschaftliche Stellung der Kirche, indem sie die bisherigen Eigenkircheninhaber auf ein Patronatsrecht mit dem Recht der Präsentation beschränken (episcopis offerant ordinandos, canon 1) und den Kirchenzehnt festschreiben (can. 13). Der kirchliche Anteil an ererbten Gütern wird auf 1/10, an erworbenen Gütern auf ¼ festgesetzt; auch der Peterspfennig muß entrichtet werden89. Die Priester sollten hinfort einen eigenen Stand bilden sie waren von Ledung und Kriegswesen befreit (esse discretos et separatos, canon 2), und durften der Eisenprobe (can. 14) nicht unterworfen werden, auch der Zölibat wurde vorgeschrieben (can. 6–8). Schließlich sollte sich das Leben an den christlichen Idealen orientieren: Die Ehescheidung (can. 10) und die Taufe unehelicher Kinder (can. 9) wurden verboten; Priester sollten keinen Handel treiben (can. 11) und sich geistlich kleiden (can. 15). Der päpstliche Legat Stephanus v. Orvieto90 war wohl der Verfasser, er hat seine Bestimmungen auf Gratians Dekret gestützt, aber jeweils mehrere canones kombiniert91. Ergänzend verliehen die Könige Øystein, Sigurd und Inge Haraldssønner dem erzbischöflichen Stuhl ein Privileg, das dem Erzbischof unbegrenzt viele Reisepferde zugestand und ihm erlaubte, jährlich 30 Lasten Mehl nach Island auszuführen sowie ausländische Kleriker zu beerben, die im Erzbistum starben92. 87 Vgl. Arne Odd Johnsen, Nicolaus Brekespear (1945); Knut Helle, Stat, S. 45 ff. 88 Und nicht bereits auf die Legation des Nikolaus von Albano (1152/53) zurückgehen; Druck: bei Eirik Vandvik, lat. dok. Nr. 7, S. 42–50, mit Kommentar S. 140–156; auch bei Walther Holtzmann, Norwegen, DA II (1938), S. 376–382 [Datierung S. 343f], mit leicht abweichender Zählung; vgl. Reg. Norv. I, Nr. 187A; Vegard Skånland, provinsialstatutt (1969); Knut Helle, Stat, S. 48 ff; Sverre Bagge, LexMA II (1983), Sp. 1983; Peter Landau, Scandinavia, S. 28. 89 Vgl. Reg. Norv. I, Nr. 91 und Ftl III. 17 (NGL I, S. 153), sowie Magnus Erlingssons Krönungseid in Reg. Norv. I, Nr. 110; Druck bei Walther Holtzmann, S. 359f; vgl. Vandvik, Eirik, Magnus Erlingssons kroningseid, in: (Norsk) Historisk Tidskrift, Bd. 34 (1946/48), S. 625–637. 90 Über ihn Walther Holtzmann, Norwegen, S. 358; vgl. Oluf Kolsrud, Brekespear, S. 375–385. 91 Vgl. Walther Holtzmann, Norwegen, S. 356 ff und bei Eirik Vandvik lat. Dokum, S. 142. 92 Vgl. Reg. Norv. I, Nr. 90 (1151–1153), wegen der Pferdegestellung vgl. Ftl. II: 44; bestätigt durch Magnus Erlingssons Privileg in Reg. Norv. Nr. 145 (1163–1172), Druck in NGL I, S. 442–444.
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Die norwegische Kirche sollte also nach dem Muster der römischen Universalkirche aufgebaut werden. Doch gelang dies zunächst nicht: Erst im 13. Jahrhundert waren die norwegischen Domkapitel so erstarkt, dass sie wirksamen Einfluß auf die Bischofswahl nehmen konnten; auf Island sind sie erst im Spätmittelalter nachzuweisen, in Grönland und auf den Färöern wurden sie überhaupt nicht errichtet. Bei der Bischofswahl blieb der königliche Einfluß maßgebend. Auch beim Zölibat und den kirchlichen Ehehindernissen hatte bereits Nikolaus Rücksicht auf die norwegischen Verhältnisse nehmen müssen. Die 1224 erfolgte Bestätigung von Kardinal Nikolaus’ Beschränkung des Verwandtenerbrechts93 zeigt, dass sich so neuartiges Recht nicht ohne weiteres durchsetzen ließ.
II. Königliche Rechtsfortbildung Nach der auf Harald Schönhaar zurückgehenden Thronfolgeordnung hatten alle Söhne eines Königs – gleichgültig ob eheliche oder uneheliche – ein Erbrecht auf die Königswürde, keiner von ihnen war bevorrechtigt, sondern alle waren insoweit gleichberechtigt, was zu endlosen Streitigkeiten und Auseinandersetzungen um das Königtum, aber auch zum Mitkönigtum führte (wie etwa bei Sigurd Mund [1136–1155] Inge Krokrygg [1136–1161] und Eystein, der 1142 im Tröndelag zum König gewählt wurde). Nach dem Tod Erzbischof Jóns ließ König Inge Krokrygg seinen Kaplan Eystein Erlandsson zum Erzbischof wählen94, ohne die Vorschriften von 1152/53 zu beachten. Dieser stützte dann – im Einverständnis der anderen Bischöfe – die Wahl des damals fünfjährigen Magnus Erlingsson zum norwegischen König und krönte ihn im Spätsommer 1163 oder 1164 in Bergen unter Beteiligung des päpstlichen Legaten Stephanus, der norwegischen Bischöfe und vieler weltlicher Großer95. Es war die erste norwegische Königskrönung überhaupt. Da Magnus zwar echter Geburt, aber nur von seiner Mutter her ein Königssohn war, bedeutete seine Wahl zum König einen Bruch mit dem Herkommen, doch sicherte die Krönung ihm die göttliche und kirchliche Unterstützung. Allerdings hat der sechsjährige König einen Krö93 Vgl. oben Fn. 89; Bestätigung durch die Verordnung von Juni ( ? ) 1224 in Reg. Norv. I, Nr. 495; Druck in NGL I, S. 447 f. 94 In Norwegen auch: Øystein, vgl. über diesen bedeutenden norwegischen Kirchenfürsten: Erik Gunnes, Erkebiskop Øystein. Statsman og kirkebygger, 1996; Sverre Bagge, Art. Eystein Erlendsson in LexMA IV (1989), Sp. 193f; Dominik Waßenhofen, Skandinavier, S. 105–139. 95 Vgl. den Bericht in der Heimskringla, Magnussaga Erlingssonar, ed. Finnur Jónsson, Bd. III, c. 21, S. 461–464 (Thule Bd. 16, c. 21, S. 361 ff); Knut Helle, Stat, S. 59.
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nungseid geleistet, der noch kein Lehnseid, sondern ein Treu- und Oboedienzeid gewesen ist96. Sein Vater Erling Skakke und zwölf lendir menn haben für den Minderjährigen einen entsprechenden Huldigungseid geleistet97, ihre Eide nahm der Legat Stephanus für Papst Alexander III. entgegen. Magnus Erlingsson betätigte sich auch als Gesetzgeber, indem er das überkommene Landschaftsrecht reformierte. Dazu bediente er sich des Rates der weisesten Männer im Lande und ließ das Ergebnis ihrer Arbeit 1163/64 von der Reichsversammlung gutheißen, die weitgehend mit der Krönungsversammlung identisch war. Aber auch die auf den Landsthingen vertretenen Bauern mußten seiner Einführung in die Rechtsbücher zustimmen. Der König war also keineswegs alleiniger Gesetzgeber. Das Ergebnis dieser Bemühungen ist der Magnustext in der Gulathingsbók98. Für die Zusammenarbeit mit der Kirche ist entscheidend der Privilegienbrief Magnus Erlingssons von 1163/7299, in dem er für ewige Zeiten Norwegen Gott und St. Olav übertrug und es als Lehen von der Kirche zurücknahm. Als Zeichen der Lehnsabhängigkeit opferte er seine Krone auf dem Altar der Christuskirche in Nidaros und gelobte, sie solle nach seinem Tode der Kirche zufallen.
III. Königtum und Kirche Erst später sprach Magnus Erlingsson (1162–1184) von einer Schenkung des norwegischen Königtums an den heiligen Olaf. Dieser galt als Patron des norwegischen Königtums, wie aus dem Privileg des Königs Magnus Erlingsson von etwa 1165100 hervorgeht: Es erklärt Olaf zum ewigen König Norwegens und seine Nachfolger (also auch sich selbst) als seine Vasallen 96 Vgl. den Wortlaut des Eides bei Walther Holtzmann, canones Nidrosienses can. 1, S. 376f und die Ausführungen über seinen Inhalt dort S. 349–355; Eirik Vandvik, kroningseid, in: (Norsk) Historisk Tidskrift, Bd. 34 (1946/48), S. 625–637. 97 Vgl. den Bericht in der Heimskringla, Magnussaga Erlingssonar, ed. Finnur Jónsson, Bd. III, c. 22, S. 464 = Thule Bd. 16, c. 22, S. 364; Walther Holtzmann, S. 349; zur Frage des Krönungsdatums vgl. auch Vandvik/Skånland, Privilegiebref (1962), S. 70–85, die sie auf 1163 legen; zum Krönungseid: Eirik Vandvik, kroningseid, wie Fn. 96. 98 Vgl. Knut Helle, stat, §§ 7; 35 (S. 39 ff; 157). 99 Druck in NGL I, S. 442–444; DI I, Nr. 39; vgl. Reg. Norv. I, Nr. 145, S. 69 f. 100 Das Privilegium Magnus Erlingssons für die norwegische Kirche läßt sich nicht genau datieren, vgl. Reg. Norv. I, Nr. 145, S. 69f, die es zwischen 1163 und 1172 ansetzen; Druck: von Absalon Taranger, in: NGL I, S. 442–444 (der es auf 1172/73 datiert); Norvegica Sacra II, Kristiania 1922; S. 17 ff; Eirik Vandvik, privilegiebrev, datiert es auf 1163/64 / S. 45–64 (64).
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oder Stellvertreter101, auch schützt es den Dom in Trondheim vor Gewalttaten und garantiert der Kirche freie Bischofswahl und das Kollationsrecht für die Kirchen des Landes. Magnus Erlingssons Nachfolger, Sverre Sigurdsson, der seit 1177 um die Krone kämpfte, sie aber erst 1184 nach dem Sieg über Magnus Erlingsson erlangte (bis 1202), förderte die Reichseinheit, baute die Zentralverwaltung aus und begann, die Hirp (die Gefolgschaft), über ihre militärischen Aufgaben hinaus zu einem staatstragenden Adelsstand mit festen politischen und Verwaltungsaufgaben zu formen, wie sie dann das norwegische Hochmittelalter kennt102. Auch Sverre arbeitete zunächst mit dem neuen Erzbischof Erik Ivarsson und der Kirche insgesamt, zusammen, indem sie auf der Reichssynode von 1189/90 eine Landfriedensordnung beschlossen103, die sich anschließend in einer entsprechenden königlichen Verordnung niederschlug104. Der Frieden hielt jedoch nicht lange: Streit entbrannte105 um die neugewonnenen Rechte der Kirche, die ihr Magnus Erlingsson eingeräumt hatte. Während Sverre sich auf das Kirchenrecht vor 1152/53 bezog, wie es Olaf der Heilige in sein Gesetz und Magnus der Gute (1035–1047) in sein Rechtsbuch Grágás (Graugans) geschrieben hatte106, stützte sich Erzbischof Erik auf die Bewilligungen Erling Skakkes und Magnus Erlingssons, wie sie in der Gullfjöjr („Goldfeder“)107, dem Christenrecht des Erzbischofs Eystein († 1188), niederlegt waren oder sich aus kanonischem Recht (romersk gudslov) und aus Papstbriefen ergaben. Im wesentlichen ging es um das Patronatsrecht der Eigenkirchen, denn Sverre verlangte, Priester selbst auswählen zu dürfen, also mehr als in can. 1 der canones Nidrosienses niedergelegt war. Wei101 Vgl. Halvdan Koht, Noreg, S. 81–107; Claus Krag, Art. Olaf der Heilige, in: RGA2, Bd. 22 (2003), S. 56. 102 Vgl. Knut Helle, Stat, S. 77; Strauch, Art. Vitherlagsret, § 2, in: RGA2, Bd. 32, S. 463–469. 103 Provinzialstatut von 1189/90, Druck in NGL IV, S. 98–100, vgl. Reg. Norv. I, Nr. 197. 104 Verordnung König Sverres von 1189/90, Druck in NGL I, S. 409, vgl. Reg. Nov. I, Nr. 198. 105 Geschildert in der Sverris Saga, Ausgabe von Gustav Indrebø, 1920, Neudruck 1981, c. 117, S. 122f; vgl. Thule 18, Sverris Saga, c. 37, S. 80 f. 106 Vgl. Heimskringla, Saga Magnus konungs goja, ed. Finnur Jónsson, III, c. 16, S. 33f = Thule Bd. 16, c. 16, S. 39); vgl. Jørn Sandnes, Art. Frostuping und Frostupingsbók, in: RGA2, Bd. 10 (1998), S. 114. Dieses Rechtsbuch ist zu unterscheiden von der isländischen Rechtssammlung Grágás, die erst dem 13. Jahrhundert angehört (s. u. 2. Kap., II, S. 234–246). 107 Die Gullfjöjr ist erwähnt in der Sverris Saga, ed. Gustav Indrebø, 1920, c. 117, S. 122 vgl. Norwegische Königsgeschichten II, Thule Bd. 18, c. 37, S. 80 f.
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ter verlangte er Einfluß auf die Bischofswahlen (was Erzbischof Erik mit Hinweis auf ein Dekretale Alexanders III. von 1169 ablehnte) und schließlich bestritt er der Kirche die Jurisdiktion über Geistliche (die der Erzbischof mit Hinweis auf ein Dekretale Coelestins III. von 1196 beanspruchte108). Dass der Erzbischof die ihm zustehenden Bußen (wie von Erzbischof Eystein und Erling Skakke vereinbart) nach Silbergewicht bemessen wissen wollte und dass er Recht auf 90 Gefolgsleute habe, bestritt Sverre mit Hinweis auf Gesetz und Recht109.
IV. Das Recht im 12./13. Jahrhundert Die Krönungsversammlung hat noch weitere Rechtsakte beschlossen: Das neue Thronfolgerecht110 ist hinsichtlich seiner Neuerungen stark umstritten111. Heute herrscht die Meinung vor, es enthalte sowohl Erbfolgemerkmale als auch Wahlelemente, neu sei die Verbindung beider, indem die Bischöfe und zwölf hinzugewählte Männer aus jedem Bistum den geeignetsten unter mehreren Kandidaten auswählen sollten. Auch die Landschaftsrechte wurden geändert und ergänzt112, das Strafrecht verschärft, neue unbüßbare Straftaten sowie öffentliche Bußen für den Bruch des allgemeinen Friedens eingeführt. So war die neue Strafe für Friedensbrüche das erste Beispiel norwegischer Landfriedensgesetzgebung nach europäischem Muster113. Zur Ergänzung der norwegischen Landschaftsrechte ist zu bemerken, dass es sich wohl nicht um reine Privatarbeiten handelt114, weil auch in Norwegen die isländische Regel115 galt, dass neue Gesetze in drei aufeinander folgenden Jahren unwidersprochen vorgetragen werden mußten, um als Recht zu gelten. Erst im 13. Jahrhundert entwickelte sich die Ansicht, ein Gesetz trete in Kraft mit seiner Annahme durch das Thing 108 Vgl. das päpstliche Dekretale vom 17. März 1196, Druck in NGL IV, S. 105, vgl. Reg. Norv. I, Nr. 236 als Antwort auf Nr. 235; Knut Helle, Stat, S. 87. 109 Vgl. Sverris Saga c. 37, Ausgabe von Gustav Indrebø, 1920, Neudruck 1981, c. 117, S. 123, vgl. Thule 18, c. 37, S. 82. 110 Es findet sich in c. 2 der Gulathingsbók (NGL I, S. 3f = Rudolf Meißner, Gtl, S. 3f). 111 Vgl. den Meinungsstand bei Helle, Stat, S. 60 f. 112 Es handelt sich im Gtl um den sog. Magnustext, der auf Magnus Erlingsson zurückgeht; vgl. Knut Helle, stat, S. 18, 62 f. 113 Vgl. z. B. Gtl c. 22; 32; unbüßbare Friedlosigkeit ist genannt in c. 135; vgl. c. 178; Rudolf Meißner, S. XXI; Absalon Taranger, Folkelovbøker I (1926), S. 193 ff; Knut Helle, stat, S. 63, 186. 114 So aber Konrad Maurer, Entstehungszeit, S. 137; Ebbe Hertzberg, lovtekster, S. 93. 115 Diese Regel in Grg. Ia, c. 19, vgl. Grg. III, S. 443; vgl. Absalon Taranger, folkelovbøker I (1926), S. 199, der als Beispiel das Thronfolgegesetz von 1164 anführt.
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oder seiner Verkündung dort, man wollte aber zunächst einer Rückwirkung des Gesetzes vorbeugen116. Weil nymæli (neue Gesetze) drei Mal vorgetragen werden mußten, um geltendes Recht zu werden, wollte die Kirche Guds lov, also das kanonische Recht, nicht als nymæle gelten lassen, es sollte bereits von seiner Annahme durch das Thing an als Recht gelten. Aber erst seit dem Konkordat von 1152/53117 betrachtete man Guds lov in den Landschaftsrechten als geltendes Recht118, so dass auch hier die Rechtsgewohnheit den Ausschlag gab. Das steht in direkter Beziehung zur Rechtslehre Gratians119. Wie aus der Gulathingsbók c. 15, 314 folgt, gibt sich entweder das Volk selbst das Recht oder es entsteht im Zusammenwirken von Gesetzesthing, König und Kirche (c. 8; 9; 10; 15; 17; 24). Folglich ist eine rettarbót ein königliches Privileg, das nur den König bindet, dagegen war ein nymæli ein Gesetzesvorschlag, den der König allein oder zusammen mit einer Reichsversammlung machte, der aber erst Gesetz wurde, wenn er in den Vortrag des Rechtsprechers aufgenommen wurde und unwidersprochen blieb. Deshalb war es nötig, auch den alten Olafstext der Gulathingslög in die Lagsaga oder den Text eines Rechtsbuches aufzunehmen, bis die Gewohnheit entschied, was geltendes Recht sei120. Eine größere Revision der Frostuthingslög hat vermutlich in den Jahren 1220–1225 stattgefunden, also zu Beginn von Hákon Hákonssons Regierungszeit (1217–1263). Ihre neue Einteilung in sechzehn Abschnitte geht auf die Gullfjöjr zurück, die ganz in die Frostuthingslög integriert wurde; die Gullfjöjr aber beruht weitgehend auf Bernhards von Pavia Dekretalsammlung compilatio prima von 1191121.
Vgl. Absalon Taranger, folkelovbøker, I (1926), S. 200. Vgl. Reg. Norv. I, Nr. 89–91. Vgl. Absalon Taranger, folkelovbøker, I (1926), S. 201. Gratian D. 4, c. 3 (Friedberg I, Sp. 5f). Eine entgegenstehende Gewohnheit kann Gesetze aufheben, wenn sie nicht pravus usus ist, Grat. D. 11. c. 1 (Friedberg I, Sp. 23), was aus Cod. 8. 52. 2 entnommen ist. Nach X. 1. 4. 11 (Friedberg II, Sp. 41) beseitigt eine Gewohnheit weder göttliches noch Naturrecht, wohl aber positives Recht (iuri positivo debeat praeiudicium generare, nisi fuerit rationabilis et legitime sit praescripta), wenn sie vernünftig ist und längere Zeit gedauert hat. 120 Vgl. Absalon Taranger, folkelovbøker, I (1926), S. 201 f. 121 Vgl. Absalon Taranger, folkelovbøker, II (1928), S. 53 ff.
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V. Das Thronfolgerecht von 1260 Der Gegensatz zwischen dem alten und dem neuen Thronfolgerecht brach 1217 nach dem Tode Inge Bardssons erneut auf: Die Kirche stützte den ehelich geborenen Jarl Skule, die verschiedenen Thinggemeinden den unehelich geborenen Hákon Hákonsson. Obwohl das vierte Laterankonzil die kirchliche Mitwirkung bei Gottesurteilen gerade verboten hatte122, forderten die norwegischen Bischöfe eine Eisenprobe von Hakons Mutter, die sie jedoch bestand123. Die Anerkennung des damals 13-jährigen Hakons als König beruhte also auf kirchlicher Billigung, so dass sich nunmehr das neue Thronfolgerecht durchgesetzt hatte, zudem trat Hakon Norwegens Norden (etwa ein Drittel des Reiches) an Jarl Skule ab. Aus der skandinavischen Mission des Kardinals Wilhelm v. Sabina haben wir ein Provinzialstatut124 von 1247 – dem Krönungsjahr Hákon Hákonssons – das die strittigen Kirchenrechte auflistet und der Kirche das Patronatsrecht über alle Kirchen zuerkennt, die freie kirchliche Wahl ohne Einmischung der staatlichen Gewalt festlegt und vor allem das privilegium fori in vollem Umfang anerkennt. Ob dies der Wirklichkeit entsprach, ist freilich umstritten125. Dass die kirchliche Jurisdiktion nach 1247 zunahm, ist zwar sicher, doch wirkt das Statut mehr als Programm denn als Wiedergabe der Wirklichkeit. Auch das kirchliche Patronatsrecht war bei den königlichen Kirchen und Kapellen durchbrochen126, und schließlich redete auch bei den Bischofswahlen der König ein gewichtiges Wort mit127. Immerhin anerkannte die Kirche durch die Krönung Hákon Hákonssons im Jahre 1247 das Erbprinzip nach ehelicher Geburt. Das auf dem Frostuthing im Juni/Juli 1260 angenommene Thronfolgegesetz jedenfalls legte die genaue Erbfolge beim Tode eines Königs fest128. Im Vergleich mit Magnus Erlingssons Thronfolgegesetz hatte die Kirche allerdings an Einfluß verlo122 Vgl. can. 18 conc. Lat. IV, in: COD II, S. 244. 123 Die Vorgänge sind in der Saga Hákon Hákonssons (ed. Kjær/Holm-Olsen, 1947, c. 44, S. 333f) und die Rede des Königs in c. 45, S. 334f; vgl. Felix Niedner, Thule 18 (Norweg. Königsgeschichten II), cap. I. 20 ff, S. 138 ff dargestellt. Die Eisenprobe hat erst Wilhelm v. Sabina auf seiner skandinavischen Legationsreise durch Statut vom August ( ? ) 1247 verboten, vgl. Reg. Norv. I, Nr. 784. 124 Provinzialstatut v. 16. Aug. 1247, in: NGL I, S. 450–452, vgl. Reg. Norv. I, Nr. 779. 125 Vgl. die Nachweise bei Knut Helle, Stat, S. 114f (117f); vgl. Mia Korpiola, canon law, S. 208. 126 Vgl. das päpstliche Dekretale v. 19. Dez. 1247, Druck in NGL IV, S. 112. 127 Vgl. Knut Helle, Stat, S. 114f (117f). 128 Thronfolgesetz von Juni/Juli 1260, Druck in NGL I, S. 263/64 (im Hákonarsbók); NGL II, S. 308–310 und in NGL V, S. 17–19; vgl. Reg. Norv. I, Nr. 974.
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ren, weil das Erbrecht die Nachfolge automatisch regelte. Auch das Legitimitätsprinzip wurde durchlöchert, weil an dritter Stelle uneheliche Söhne ein Nachfolgerecht hatten, und schließlich waren es die Anführer der Hird, also weltliche Große, welche die Vertreter der Bauern für die königliche Huldigungsversammlung auswählten.
VI. Die Gesetze König Magnus Lagabøters Der König handelte nicht allein, sondern bediente sich eines Beraterkreises, der gode menn, die vornehmlich aus Geistlichen und Amtsträgern der königlichen Gefolgschaft (hirj) bestanden129. Die im Land verteilten lendirmenn (die Lehnsleute) hießen seit 1277 „Barone“, sie bildeten eine geschlossene Adelsschicht130. Der König und seine Berater widmeten sich vor allem der Revision der Landschaftsgesetze. Für das Christenrecht vertrat Magnus Lagabøter die Auffassung, es handele sich um eine Aufgabe, die gemeinsam mit den Bischöfen zu lösen sei. Zuerst wurde im Jahre 1267 die Gulathingsbók angepaßt, dann überarbeitete er die Landschaftsrechte des Borgarthings und des Eidsivathings (1268), jeweils einschließlich des Christenrechts. Als die Frostupingsbók verändert werden sollte, war als neuer Erzbischof Jón Raude (1268–1282) im Amt. Als eifriger Gregorianer war er der Ansicht, nur die Kirche dürfe Christenrecht setzen. Auf dessen Rat genehmigte das Frostuthing dem König 1269 nur die Reform des weltlichen und das Königtum betreffenden Rechts131. So konnte er weder das Christenrecht des Frostuthings noch anderer Landschaften bearbeiten. In der Folge arbeitete Jón Raude ein eigenes Tröndisches Christenrecht aus132. Dies ermunterte Bischof Arne von Skálholt, auf der Grundlage von Jóns Christenrecht ein isländisches Christenrecht zu schaffen und – ohne Wissen des Königs – dem isländischen Allthing 1275 vorzulegen, das es provisorisch annahm133. 129 Vgl. zur neuen hirjskrá von 1274/77 und zur Konungs Skuggsjá von Magnus Lagabøter: Strauch, Art. Vitherlagsret, in RGA2, Bd. 32 (2006), S. 460–469 (463 ff). 130 Die Rechtsbesserung v. 17. Juni 1308 (Druck in NGL III, Nr. 25, S. 74–81 (79) regelte ihre Rechte und Pflichten neu; vgl. Knut Helle, Stat, S. 135, 203. 131 Die Isl. Annalen S. 138 sagen: „pá fekk Magnus konungr sampyct allra frostru pingsmanna at skipa Frostu pings bók um alle luti pa sem til veralldar héyra ok konungsdómsins …“ (Da erhielt König Magnus die Zustimmung aller Thingleute von Frosta, die Frostuthingsbók in allen Teilen zu ordnen, welche zu den weltlichen Sachen und denen des Königstums gehörten). 132 Vgl. Erkebiskop Jóns Christenret in NGL II, S. 340–386. 133 Bischof Arnes Christenrecht, Druck in NGL V, S. 16–56; vgl. jetzt die Ausgabe von Bernarjsson/Magnússon/Jónsson (2005).
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Der König reagierte, indem er Jóns Christenrecht nicht bestätigte und davon absah, dem Trondheimer Recht ein Kirchenrecht einzufügen, sondern dieses nur den bisher überarbeiteten Rechten anglich. Das Frostuthing nahm das neue Gesetzbuch am 24. Juni 1274 an; bis 1276 ( ? ) scheinen es auch die übrigen Thingbezirke gebilligt zu haben. Die neueren Landschaftsrechte des Gulathings, des Borga- und Eidsivathings und des Frostuthings wurden alsdann unter dem Namen „Landrecht des Königs Magnus Hakonarsson“ zusammengefaßt. Es besteht zum größten Teil aus altem Gulathings-, aber auch aus Frostuthingsrecht und ist von der Staatsund Rechtsidee des Königsspiegels getragen. Aber auch Neues hat es zu bieten: Das königliche Recht der Staatsverwaltung ist ausgeweitet. Die bereits unter Hákon Hákonsson häufig einberufene Reichsversammlung wird zur staatsrechtlichen Praxis134. Sie fand meist in Bergen statt, und es nahmen nicht nur der Erzbischof, die Bischöfe und andere Prälaten, sondern auch weltliche Große, vor allem die Landherren, aber auch Bauern teil. Die Leitung lag beim König, doch trat ihm der Erzbischof als Berater zur Seite135. Daneben bildete sich ein fester Rat aus, dessen Kern aus den geistlichen und weltlichen Hirdmitgliedern bestand. Die lendirmenn (Landherren) sind – neben den Bischöfen – nach der Hirjskrá des Königs wichtigste Ratgeber gewesen136, doch waren sie selten ständig bei Hofe. Der König regierte das Land mit Rat und Hilfe der gode menn, die er aus den bewährtesten Männern der Hird wählte137. Für die Lokalverwaltung am wichtigsten waren die s´yslumenn (Amtmänner). Ihr Amt taucht zuerst in Magnus Erlingssons Rechtsrevision auf, und ist in Magnus Lagabøters Gesetzeswerk als Institution voll ausgebildet138. Die Amtmänner hatten drei Hauptaufgaben: Rechtswahrung (Anklage, Polizei und Zwangsvollstreckung), Führung des Ledungsheeres und Finanzverwaltung. So organisierten sie das Rechtsthing und die lokalen Thinge, wählten die Urteiler und nahmen an der Rechtsprechung an der Seite der Rechtsprecher teil, in geringeren Sachen konnten sie auch ohne Beteiligung des Rechtsprechers Bußen verhängen. In ihren Bezirken hatten sie die Auf-
134 Reichsversammlungen sind bekannt von 1218; 1223; 1233; 1236; 1247; 1257; 1260; 1261; 1271; 1273; 1277; 1280; 1281, 1299 und 1302, vgl. Knut Helle, Stat, S. 218. 135 Vgl. Knut Helle, Stat, S. 218 ff. 136 Vgl. Strauch, Art. Vitherlagsret, in: RGA2, Bd. 32 (2006), S. 466 f. 137 Vgl. Knut Helle, Konge og gode menn i norsk riksstyring ca 1150–1319, Bergen 1972; vgl. derselbe, epilog, S. 190–201. 138 Vgl. c. 19 der Konungs Skuggsjá, vgl. Strauch, Art. Vitherlagsret, in: RGA2, Bd. 32 (2006), S. 466 f.
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sicht über den Ledung139 im Frieden und die militärische Führung im Krieg. Sie kassierten die königlichen Bußanteile in Strafsachen, zogen die Ledungssteuer ein und erhoben die Grundsteuer. Auch hatten sie die Aufsicht über die Gastung in ihrem Bezirk und übten das königliche Vorkaufsrecht bei allen Waren aus. Seit der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts war das ganze Land in feste Bezirke (s´yslur, auch: lén) eingeteilt, wobei zwei s´yslur (zuweilen mehrere) ein Fylke ausmachten140. 1274/77 nahm der König die Hirdleute von der Ledungspflicht, beziehungsweise der Ledungssteuer teilweise aus. Das Landrecht hatte das Thronfolgerecht erneuert, was auf dem Vergleich mit Erzbischof Jón Raude (compositio finalis et concordia) beruhte141, der – gegen Gewährung der alten Privilegien aus Magnus Erlingssons Zeit142 – von der Schenkung der Krone an den Heiligen Olav Abstand nahm, aber an der Königswahl mit der ersten Stimme beteiligt war. Auch die Reihenfolge der Thronanwärter war verändert: Die unehelichen Königssöhne sind vom dritten auf den siebten Platz gerückt; die Regeln aus Magnus Erlingssons Thronfolgegesetz sollten gelten, wenn ein Erbe fehlte. Das Erbkönigtum blieb jedenfalls erhalten. Während dieser Vergleich noch der päpstlichen Genehmigung harrte, hat dann das Konkordat von Tønsberg143 auf seinen Inhalt verzichtet144. Dieses Konkordat vom 9. August 1277145 brachte der Kirche wichtige neue Privilegien, vor allem erkannte es ihr die Gerichtsbarkeit in causis mere ecclesiasticis und in causis ecclesiasticis adnexis zu146. Über das Gesetzgebungs139 Über den Ledung und seine Entwicklung vgl. Johan Schreiner, kongemakt, in: Scandia Bd. 9 (1936), S. 161 ff; Edvard Bull, norske folk II, S. 176f; Carl Göran Andrae, kyrka, S. 20 ff; Strauch, Art. Ledung, in: RGA2, Bd. 18 (2001), S. 180–191 (181 ff). 140 Vgl. Knut Helle, Stat, S. 207 f. 141 Vgl. die Urkunde Bergen, vom 1. Aug. 1273, Druck in NGL II, S. 455–462 = DN IV, Nr. 64 A; vgl. Reg. Norv. II, Nr. 109, wo in Nr. 110, 111 die Bekanntmachung an das Volk folgt, vgl. den Hinweis in NGL II, S. 24, Fn. 32; 33 und ebenda der Text von Nr. 111, S. 392–399. 142 NGL II, S. 455–462: Der König hat keine Rechtsprechung in geistlichen Sachen, er garantiert freie Bischofs- und Abtswahl und gewährt der Kirche Handelsprivilegien. 143 Auch das Konkordat v. 9. August 1277 nennt sich „Compositio et finalis concordia“, Druck: NGL II, S. 462–467 = DI II, Nr. 65A, jedoch ohne päpstliche Zustimmung. 144 Über die vielseitigen Aspekte zum hochmittelalterlichen Königtum in Norwegen vgl. Knut Helle, epilog, S. 190 ff; Kåre Lunden, kongedømmet, S. 202 ff; Andreas Holmsen, sentrum, S. 214 ff. 145 Sættargjerden von Tønsberg vom 9. August 1277, Druck in: NGL II, lat. S. 462–467; anorw. S. 467–477; vorausgegangen war die Übereinkunft vom 1. August 1273 in Bergen (Druck in: NGL II, S. 455–462); vgl. Halvdan Koht, sættargjerden, S. 119 ff; Jens Arup Seip, sættargjerden, S. 99 ff; 143 ff; Hartmut Böttcher, Glaubensbek. S. 121 ff. 146 Sie sind im Konkordat von Tønsberg, § 2 (NGL II, S. 464) aufgeführt, vgl. Fn. 145.
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recht der Kirche sagt das Konkordat von Tønsberg nichts. Zu Recht hat Grethe Authén Blom147 daraus geschlossen, dass der König der Kirche kein eigenes Gesetzgebungsrecht in seinem Lande zugestand, denn die von der Kirche bereits verfaßten zwei Kirchenrechte (der Bischöfe Jón148 und Arne149) erkannte der König nicht an150. Er hat lediglich zugelassen, dass der Erzbischof bei der Ausarbeitung des Christenrechtes mitwirkte, wie auch die Überschrift von Jóns Christenrecht zeigt151. Im Übrigen war er der Auffassung, dass weltliches und geistliches Schwert gleichberechtigt nebeneinander stehen152. Bei der Gesetzgebung hielt er der Form nach am guten alten Recht und der Beteiligung des Volkes durch die Thinge fest. Die Wirklichkeit sah meist anders aus: Die Gesetze formulierten gelehrte Männer, die römischrechtlich und kanonistisch geschult waren; auch die Annahme der Gesetzesentwürfe auf den Landsthingen war nicht viel mehr als eine Formsache153.
VII. Die Gerichtsbarkeit In Norwegen gab es zwei Arten von Gerichten154: das öffentliche (lögping) und das Privatgericht (auch Klarstellungsgericht, skiladómr). Dieses war gewöhnlich ein Ausschuß von zwölf Männern, von denen jede Partei die Hälfte ernannte. Es arbeitete entweder als sættardómr, als Schiedsgericht, das bei klarer Sach- und Rechtslage die Bußen festsetzte, oder bei Klagen um 147 Grethe Authén Blom, kongemakt, S. 174; vgl. Hartmut Böttcher, Glaubensbek. S. 128. 148 Biskop Jon Raudes Kristenret, Druck in NGL II, S. 341–386. 149 Biskop Arnes Kristenret, ausgearbeitet 1273/74 und vom Allthing großenteils 1275 angenommen; vgl. Arna biskuper saga c. 14 (Biskupa sögur I, S. 697); Druck in NGL V, S. 16–56; vgl. Hartmut Böttcher, Glaubensbek. S. 113. 150 Das folgt aus einem Brief Magnus Lagabøters an die Isländer von 1276, vgl. Biskupa sögur, c. 17, Bd. I, S. 701f; vgl. Hartmut Böttcher, Glaubensbek. S. 129. Jóns Christenrecht haben auch die norwegischen Thingverbände nicht angenommen, Jens Arup Seip, sættargjerden, S. 155 ff; Hartmut Böttcher, Glaubensbek. S. 129. 151 Jedenfalls in Hs. B, vgl. NGL II, S. 341, mit Fn. 1. 152 Vgl. MLL II, 2, in: NGL II, S. 23 = Rudolf Meißner, MLL, S. 35; vgl. auch die Konungsskuggsjá LXIX, = Rudolf Meißner, Königsspiegel, S. 256. 153 In ML landslov I: 4 (NGL II, S. 16 = Rudolf Meißner, I: 4: 4, S. 19) heißt es: „Und alles, worüber das Gesetzbuch nichts sagt, … sollen entscheiden der Rechtsprecher und die ihm Zustimmenden, wenn nicht dem König nach dem Rat der einsichtigsten Männer etwas anderes gesetzmäßiger dünkt“; vgl. die Rechtsbesserung vom 9. März 1295 in NGL III, S. 24f, § 2. Dem liegt ML landslov I: 11 (NGL II, S. 21) zu Grunde: „pui at hann er ifir login skipajr“ (denn der König ist über das Gesetz gestellt); vgl. Knut Helle, stat, § 23; Per Andersen, kingdoms, S. 120 ff; Klaus v. See, Königtum, S. 128; ders. Selbsthilfe, S. 389. 154 Vgl. Konrd Maurer, Vorlesungen Ib, §§ 3; 4, S. 6–32 und §§ 11; 12, S. 87–178.
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Geld oder Sachen als wirkliches Gericht, das die Sachlage und danach die Rechtslage zwischen den Parteien feststellte, ohne das Thing zu bemühen. Dieses Privatgericht kam im Hochmittelalter unter öffentliche Kontrolle, da es seit der Zeit Magnus Erlingssons verboten war, sich zu vergleichen (Verbot des sættardómr). In Magnus Lagabøters Landrecht wird das Vergleichsgericht vom Amtmann ernannt und es übt seine Spruchtätigkeit auf dem Thing aus, so dass es nicht mehr privat, sondern öffentlich tätig wird. Das Rechtsthing (lögping) übte öffentliche Rechtspflege und seine Tätigkeit weitete sich im 13. Jahrhundert aus, was sich vor allem aus der Rechtsthingordnung ergibt155. Das Thing wird nicht nur zuständig für die Gesetzgebung, seine Verhandlungen werden jetzt auch von königlichen Amtsträgern kontrolliert. Magnus Lagabøter erhöhte auch die Zahl der Rechtsthinge: Sein Stadtrecht156 setzt voraus, dass es sie in Bergen, Nidaros, Tønsberg und Oslo gab. Sie tagten einmal jährlich, und es versammelten sich Delegierte157. Aber von etwa 1300 ab (zur Zeit Hakons V. [1299–1319]) gab es fünf neue Rechtsthinge: in Steig für Halogaland, in Sproteid für Jämtland, in Avaldsnes (später in Stavanger) für Ryfylke und Agder, in Skien für Telemark und Numedal sowie in Båholm für Svinesund. Diese Rechtsbereiche hatten bereits früher einen Rechtsprecher und der König wollte offenbar Rechtsthing und Rechtsprecher jeweils zusammenbringen158. Gleichzeitig wurde die Zahl der Delegierten verringert, für das Gulathing von 400 auf 246159; im Landrecht sind es dann nur noch 148160. Die Rechtsprecher (lögmajr, pl. lögmenn) waren zunächst Rechtskundige, die auf dem Thing Rechtsrat erteilten161. Seit der Zeit König Sverres (1184–1202) wurden sie jedoch zu königlichen Sachwaltern, deren Rechtsrat sich einem Urteil näherte und von der Gesetzgebung als solches anerkannt wurde. Die Gesetzgebung Magnus Lagabøters setzt voraus, dass sie in Klagen über Geld und Gut selbständig urteilten. Ihre Entscheidungen konnte nicht das lögping, sondern nur der König abändern162. So wurden sie zu selbständigen Richtern an ihrem Sitz in Städten oder Verwaltungszentren, wo sie teils allein, teils mit dem dómr (Richter) teils mit anderen Königsmannen urteilten. Ende des 13. Jahrhunderts waren ihre Rechtsprechungsbezirke mit den zehn lögsagor (Rechtsbereichen) identisch: Håloga155 156 157 158 159 160 161 162
Vgl. ML Landslov I, 1 ff. Magnus Lagabøters Bylov in: NGL III, S. 179–290. Vgl. Knut Helle, Stat, S. 181 f. Vgl. Knut Helle, Stat, S. 181 f. Vgl. Gulapingsbók, c. 3, NGL I, S. 4 f. Vgl. ML Landslag I, 2 (NGL III, S. 11f = Rudolf Meißner S. 11f). Vgl. Art. Lögmajr in NGL V, S. 421 ff. So in ML Landslov I. 11. 3, NGL II, S. 21 = Rudolf Meißner S. 31.
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land, Jämtland, Trondheim, Bergen, Ryfylke og Agder, Skien, Tønsberg, Oslo, Hamar und Viken (südlich des Svinesunds). Vergütet wurden sie durch königliche Landlehen, Sporteln und eine Sonderabgabe der Bauern, der Rechtsprecherabgabe (lögmannstollr)163. Nach Landrecht ist der König nicht nur höchster Richter (über dem Rechtsprecher und dem lögping), sondern er ist auch „ifir login skipajr“, über das Gesetz gestellt164. Es gibt jedoch nur wenige Beispiele, dass der norwegische König selbst (allein oder mit den gode menn) gerichtet hat. Meist überließ er das Urteil einem Rechtsprecher, einer Kommission von ihnen, anderen Amt- oder Lehnsmannen und begnügte sich damit, ihr Urteil zu bestätigen165. Seine Gerichtsbarkeit befriedete nicht nur das Land, sondern bot dem König wirtschaftliche Vorteile, indem er die öffentlichen Bußen kassierte166 (während sie früher zwischen der Thinggemeinde, dem König und dem Bischof geteilt wurden)167. Das Verhältnis der kirchlichen Rechtsprechung zur weltlichen, seien es Thinge oder der König selbst, hat vor allem Jens Arup Seip untersucht168, der diese Rechtsprechung als Teil der norwegischen Rechts- und Staatsordnung ansah. Allerdings ist zu bemerken, dass die umfangreichen Christenrechte vielfältige neue Straftatbestände schufen, über deren Verletzung die Kirche urteilte. Es spricht deshalb vieles dafür, dass sie es war, die eine öffentliche Strafverfolgung durch ihr Netz von Priestern in allen Fylken einführte. Das Königtum hat sie dann während des Mittelalters allmählich übernommen169.
VIII. Die Sklaverei Wie in den anderen skandinavischen Staaten war auch in Norwegen die Sklaverei eine gängige Erscheinung. Sklaven wurden auf Kriegszügen ge163 Über lögmannstollr vgl. Kong Haakon Magnussöns Retterbod om Lagmanns-Told i Gulathingslagen, in NGL III, S. 143 und Bd IV, S. 594, Fn. 1; vgl. Konrad Maurer, Alter, S. 48; Helle, Stat, S. 183 f. 164 So in ML Landslov I. 11. 3, NGL II, S. 21 = Rudolf Meißner, Landrecht, S. 31. 165 Vgl. Knut Helle, Stat, S. 184 f. 166 Ftl. Einl. 2 (NGL I, S. 121 = Rudolf Meißner, Ftl, S. 2); ML Landslag IV, 2, 1; X A 5; X B 10 (NGL II, S. 49; 175; 177 = Rudolf Meißner, Landrecht, S. 90; 398; 403). 167 Vgl. Etl. I. 25 (NGL I, S. 383 = Rudolf Meißner, Etl, S. 99); in Etl. I. 44 (NGL I, S. 389 = Rudolf Meißner, Etl, S. 119 beim Gottesurteil) erhält der Sachverfolger 1/3 des friedlosen Gutes, der Rest wird gedrittelt: je 1/3 für den König, den Bischof und die Thinggemeinde. Hákon Hákonsson hat diesen Anspruch jedoch auf 1/3 (13 Mark und 8 Örtug) ermäßigt; vgl. Knut Helle, Stat, S. 187 f. 168 Vgl. Jens Arup Seip, Sættargjeden (1942), S. 6f; vgl. Sverre Bagge, jurisdiktion, S. 173. 169 Vgl. Sverre Bagge, jurisdiktion, S. 181 ff; 187 ff.
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raubt und zu Diensten gezwungen, aber auch die Nachkommen von Sklaven waren weiter unfrei und mußten Sklavendienste verrichten170. Gleichwohl nahmen die Sklaven während des 13. Jahrhunderts ab, sei es, dass man sie freiließ, sei es, dass die Sklaverei im allgemeinen außer Gebrauch kam. Auch die Kirche besaß eine große Zahl von Sklaven und nutzte sie. Deshalb hat sie im frühen und hohen Mittelalter Verbote gegen eine entschädigungslose Freilassung von Sklaven erlassen171. Andererseits geboten Barmherzigkeit und Frömmigkeit – gepaart mit dem Gedanken an die natürliche Freiheit des Menschen – den Sklaven die Freiheit zu schenken172. Aber nicht nur die Kirche hat Sklaven des ewigen Seelenheils wegen freigelassen, sondern auch Gläubige, die ihre Sklaven der Kirche als Geschenk überließen, und schließlich hat die Kirche als Zeugin bei der Freilassung gedient – der manumissio in ecclesia. Da das kanonische Recht die skandinavischen Landschaftsrechte erheblich beeinflußt hat, finden wir diese Grundzüge auch hier. Die Gulathingslög empfahlen, in jedem Fylke jedes Jahr einen Sklaven freizugeben173. Ausführliche Vorschriften über die Freilassung finden sich in Gulathingsbók, c. 61174. Es erwähnt sowohl die weltliche Freilassung, bei welcher der Sklave eine Summe zahlte und das Freilassungsbier veranstaltete, als auch die manumissio in ecclesia175. Dieses Freilassungsbier wurde nicht fällig bei Freilassung durch den König, bei Freilassung von Kindern, welche ihre dritten Weihnacht noch nicht erlebt hatten, und nach der Frostuthingslög beim 170 Vgl. eingehend: Tore Iversen, Knechtschaft, Kap. 5, S. 193–308. 171 Wer die Güter der Kirche und die ihr dienenden Personen angriff, wurde mit dem Bann belegt (Grat., C. 24. 3. c. 24 [Friedberg I, Sp. 997]); vgl. Erich Hoffmann, S. 18 ff; außerdem konnten Klostersklaven nicht freigelassen und deshalb nicht ordiniert werden (Grat., D. 54. c. 21f [Friedberg I, Sp. 213f]). 172 So Gregor der Große im Jahre 595: „homines, quos ab initio natura liberos protulit …“, zitiert bei Grat. C. 12. qu. 2, c. 68 (Friedberg I, Sp. 709). 173 Vgl. Gtl, c. 4; 5 (NGL I, S. 5 = Rudolf Meißner, S. 7), beide Stellen von Olaf dem Heiligen eingeführt und von Magnus Erlingsson aufgehoben; vgl. die Parallelstelle in Ftl, c. III: 19 (NGL I, S. 153 = Rudolf Meißner, S. 53), wo die Freilassung durch den ebenfalls gottgefälligen Wegebau ersetzt ist, und Sverres Christenrecht, c. 3 (NGL I, S. 413, nach 1215), wo von Aufhebung oder Ersetzung nichts steht. 174 Gtl, c. 61 ff (NGL I, S. 32f = Rudolf Meißner, S. 53 ff); vgl. Isaak Sven Landtmanson, S. 35–40. 175 Was die in Gtl, c. 61 (NGL I, S. 32 = Rudolf Meißner, S. 53) erwähnte (æja a kistu setr) Truhe enthielt, auf die sich der Sklave in der Kirche setzen soll, ist umstritten: Konrad Maurer, Vorlesungen I, 1, S. 105 sieht darin einen Reliquienschrein, doch dürfte kaum jede Dorfkirche über eine Reliquie verfügt haben. Deshalb ist die Übersetzung in NGL V, S. 345, Art. kista (vgl. Tore Iversen, Knechtschaft, S. 324, Fn. 743) vorzuziehen, wonach es sich um die Kiste handelte, welche das Vermögen (orka) des Freigelassenen enthielt.
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Kauf der Freiheit176. Wurde die Freilassungssumme nicht ganz bezahlt, konnte der Herr den Rest bußfrei durch Prügel eintreiben. Wer jedoch mehr als zwanzig Jahre sich frei als Händler bewegt und geheiratet hatte, ohne dass jemand daran Anstoß genommen hätte, war ebenfalls frei – er hatte die Freiheit gleichsam ersessen. Wer freigelassen war, aber weder das Freilassungsbier gehalten noch es abgekauft hatte, besaß zwar Geschäftsfähigkeit (kaup) und Eheschließungsrecht (kvánfang), hatte auch ein persönliches Bußgeld bei Ehrverletzungen177, konnte Verträge schließen und eine Erbschaft antreten, war aber dennoch nicht aller Verpflichtungen ledig: die Gulathingslög, c. 61 sagen, dass er noch zwölf Monate lang für seinen bisherigen Herrn arbeiten mußte und die Gulathingslög, c. 66 fügen hinzu, dass er ihm gegenüber pyrmsl (n.) (Schonung, Achtung, Rücksicht) üben sollte. Auch durfte er nicht ohne dessen Erlaubnis aus dem Fylke wegziehen178. Tat er es dennoch, verlor er seine Freiheit wieder und sein erarbeitetes Vermögen179. Nach den Gulathingslög180 dauerten diese Freiheitsbeschränkungen zwei Generationen lang, nach den Frostuthingslög181 sogar vier Generationen. Gab es im Geschlecht des Freigelassenen keinen Erben, so sollten die Nachkommen des gesetzlichen Herren bis ins neunte Glied die Erbschaft antreten, ehe sie an den König fiel182. Allerdings kennen die Gulathingslög einen Vertrag, durch welchen der Freigelassene seinen Kindern das Erbrecht kaufte, das sie sonst erst auf Grund des Freilassungsbieres erhalten hätten183. Die Frostuthingslög bieten auch die Möglichkeit, sich anstelle des Freilassungsbieres von allen oder einzelnen pyrmslir freizukaufen (kaupa af sér pyrmslir)184. Allgemein wird man nach den Quellen zwei Arten von Freigelassenen unterscheiden müssen: eine höhere Ordnung derjenigen, die das Freilassungsbier gehalten oder es abgekauft hatten: das sind die Abgelösten (leysíngi) und eine niedere Ordnung, wo beides nicht geschehen war: das sind die Freigelassenen, frjálsgjafi oder Verpflichteten, pyrmslamenn, die es in der Ftl, c. IX: 14 (NGL I, S. 212 = Rudolf Meißner, S. 169). Vgl. Ftl, c. X: 35 (NGL I, S. 225 = Rudolf Meißner, S. 193f). Gtl, c. 67 (NGL I, S. 34 = Rudolf Meißner, S. 57); Gtl, c. 66 (NGL I, S. 34 = Rudolf Meißner, S. 56f); vgl. Tore Iversen, Knechtschaft, S. 365. Wie Fn. 179. Ftl, c. IX: 11 (NGL I, S. 211f = Rudolf Meißner, S. 167f). Gtl, c. 106 (NGL I, S. 49f = Rudolf Meißner, S. 85f); vgl. Ftl, c. IX: 11 (NGL I, S. 211f = Meißner, S. 167f). 183 Gtl, c. 66 (NGL I, S. 34 = Rudolf Meißner, S. 56f); vgl. Konrad Maurer, Vorlesungen I, S. 112. 184 Ftl, c. IX: 14; vgl. IX: 10; 11 und XI: 23 (NGL I, S. 211f; 234 = Rudolf Meißner, S. 166 ff; 211); vgl. Konrad Maurer, Vorlesungen I, 1, S. 112.
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Stadt genauso gab wie auf dem Lande185. Die Borgathingslög und die Eidsivathingslög behandeln die verschiedenen Klassen von Freigelassenen (die frjálsgjafar, die leysíngjar und die leysíngjasynir (= Söhne von leysíngjar) beim Grabkauf (leghkaup, auch Begräbnisgeld) als drei verschiedene Klassen186, wonach für den Sohn des Freigelassenen vier Ellen Wollstoff, für den Freigelassenen drei Ellen und für den Freigelassenen minderen Rechts eineinhalb Ellen an den Priester zu zahlen waren. Die gleiche Abstufung gilt bei der Unzuchtbuße in den Borgathingslög187. An dieser Stelle ist streitig geworden, ob das Freilassungsbier von den zwei oder vier Generationen währenden pyrmslir befreite oder ob die Verpflichtungen trotz Freilassungsbieres die in den Rechtsbüchern vermerkte Zeit andauerten. Aus den Frostuthingslög188 folgt, dass diese Abhängigkeit jedenfalls Freigelassene betraf, die kein Freilassungsbier veranstaltet hatten. Damit ist jedoch noch nicht gesagt, dass die pyrmslir mit dem Freilassungsbier erloschen189. Vor allem spricht die kirchliche Praxis dagegen: Hatten die Dekretisten die Freilassung von Sklaven nur in Ausnahmefällen erlaubt190, so blieben solche Freigelassenen (liberti) und ihre Nachkommen auch nach ihrer Freilassung weiter im patrocinium ihres früheren Herren, dem sie weiterhin obsequium schuldeten. Dieses obsequium, entsprach inhaltlich den pyrmslir ziemlich genau191. Immerhin empfahlen die Kanonisten, den Umfang des geschuldeten obsequiums schriftlich festzuhalten192. Damit es nicht in Vergessenheit geriet, mußte bei jedem Wechsel des Amtsinhabers (Bischof, Abt, Pfarrer) das patrocinium erneuert werden193. Nach Kir185 Vgl. für die Stadt: Ældre Bjarkö-Ret, II: 47 (NGL I, S. 314); Konrad Maurer, Vorlesungen I, 1, S. 118. 186 Btl, c. I: 12 = Btl, II: 20 (NGL I, S. 346f = S. 360 = Rudolf Meißner, S. 29; 67); vgl. Etl, c. I: 48 = II: 37 (NGL I, S. 390f = 404 = Rudolf Meißner, S. 125); Konrad Maurer, Vorlesungen I, 1, S. 116; Ruth Mazo Karras, Slavery, S. 129 f. 187 Btl, c. II: 14 (NGL I, S. 358 = Rudolf Meißner, S. 63). 188 Ftl, c. IX: 10; 11; 14 (NGL I, S. 211f = Rudolf Meißner, S. 166 ff); vgl. Gtl, c. 61. 189 Eine Meinung in der Wissenschaft spricht sich für den Vorrang des Freilassungsbiers vor den pyrmslir aus, wonach diese erloschen waren, wenn das Freilassungsbier gehalten war. Vgl. Antonio Gjessing, S. 278f, der sich auf Ftl, c. IX: 10 (NGL I, S. 211 = Rudolf Meißner, S. 167) stützt; Konrad Maurer, Vorlesungen I, 1, S. 112; Arne Bøe, Art. Leysingi in KL Bd. 10 (1965), Sp. 523f, der sich auf Ftl, c. IX: 14 (NGL I, S. 212 = Rudolf Meißner, S. 169) stützt, ihm folgte Tore Iversen, NHT 62 (1983), S. 248. 190 Vgl. John Gilchrist, S. 297 ff. 191 Grat., C. 12 q. 2. c. 64 (= Friedberg I, Sp. 707f), aus dem conc. Tolletano III [589]), gestützt durch Dekretisten, wie Huguccio; vgl. John Gilchrist S. 299 f. 192 Vgl. die Glossa ordinaria zu Grat, C. 12, qu. 2, c. 61 (Friedberg I, Sp. 706f); John Gilchrist, S. 299f; Erich Hoffmann, S. 19; Tore Iversen, Knechtschaft, S. 325 f. 193 Grat., C. 12 q. 2. c. 65 (Friedberg I, Sp. 708, aus dem conc. Tolletano IV [633]).
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chenrecht bestand nämlich der Unterschied zwischen servi und liberti lediglich darin, dass servi unbestimmte und ungemessene, die liberti dagegen nur die aus dem obsequium folgenden (und in der Freilassungsurkunde schriftlich festgehaltenen) Dienste schuldeten194, vor allem aber darin, dass auch ihre Kinder im patrocinium (und damit im obsequium) blieben195. Aus der Frostuthingslög, c. IX: 14 folgt zudem, dass nur der Loskauf (statt des Freilassungsbiers) aus der Abhängigkeit endgültig befreite. Man wird deshalb davon ausgehen dürfen, dass in Norwegen die pyrmslir trotz Freilassungsbiers weiterbestanden196, weil sie im Einklang mit der kirchlichen Rechtsauffassung standen, die sich in Norwegen (zum Nutzen der Herren) durchgesetzt hatte. Dass die Frostuthingslög sie auf vier Generationen beschränkten197, ist ein gewisser Fortschritt gegenüber der kirchlichen Praxis, aber wohl wieder kirchlich motiviert198. Ergänzend ist auf Frostuthingslög, c. X: 35 hinzuweisen, wonach das Freilassungsbier nur die Höhe der Buße bei Ehrenkränkungen bestimmte, aber nicht von den pyrmslir befreite, solange die vier (bzw. zwei) Generationen nicht verstrichen waren199. Bei der Freilassung in der Kirche war die Gemeinde und der Pfarrer Zeuge der dort getroffenen Abmachungen über die Weiterarbeit beim bisherigen Herrn (den pyrmslir), und zugleich Garant dafür, dass nicht neue Arbeit verlangt oder die Freilassung bestritten wurde. Die Beteiligung der Kirche an den Freilassungen beschränkte sich jedoch nicht auf ihre Zeugenschaft, es ist vielmehr wahrscheinlich, dass sie auch das Patronatsrecht an den Freigelassenen gewann200, denn die gesetzlich verordneten Freilassungen waren mit der Zahlung von sechs Öre an die Kirche und der Übernahme der Freigelassenen als neue Arbeitskräfte der Kirche verbunden201. Für das
194 Vgl. die Glossa ordinaria zu C. 12. q. 2, c. 61 (Friedberg I, Sp. 706f): „licet liberti ecclesiae tenenatur ei praestare operas, non tamen tales quales servi, aliqua enim debet esse differentia“, zit. nach John Gilchrist, S. 300, Fn. 114. 195 Vgl. John Gilchrist, S. 300. 196 Vertreten von Peter A. Munch, Historie, II, S. 964f; Frederik Brandt, forelæsninger I, S. 74–77; Klaus Krag, Trelleholdet, in NHT 3 (1983), S. 368, denen sich jetzt auch Tore Iversen, Knechtschaft, S. 367–380 angeschlossen hat. 197 Ftl, c. IX: 11 (NGL I, S. 211f = Rudolf Meißner, S. 167f). 198 Vgl. Exodus 20: 5: „ … Gott, der da heimsucht der Väter Missetat an den Kindern bis ins dritte und vierte Glied …“ 199 Vgl. Tore Iversen, Knechtschaft, S. 378 f. 200 Dafür spricht die Formel til gujs pakka (zu Gottesdank) in Ftl, III: 14 (NGL I; S. 153 = Rudolf Meißner, S. 53); vgl. Tore Iversen, Knechtschaft, S. 328. 201 Vgl. Tore Iversen, Knechtschaft, S. 328f, der S. 330f irrig auf eine Parallele zum capitulare Saxonicum hinweist; gemeint ist c. 15 der capitulatio de partibus Saxoniae von 782 oder 785 (Leges Saxonum, ed. Claudius v. Schwerin, S. 39), wonach jeweils 120 Sachsen
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Patronatsrecht spricht auch, dass die Freigelassenen – wie die Priester – von der Ledungspflicht befreit waren202. Das Ende der Sklaverei in Norwegen läßt sich an den Rechtstexten ablesen: Während die Frostuthingslög II: 2 noch vorschrieben, das Kind einer toten Bettlerin aufzunehmen und für sich als Habe zu nutzen (ser at fé n´yta)203, verbot Erzbischof Jóns Christenrecht (um 1270) in c. 5, es zum Sklaven zu machen (en ægi ser til anaujar manz)204 und in Magnus Lagabøters Landrecht ist von Sklaven nicht mehr die Rede. Es mag sie zwar noch gegeben haben, sie sind aber nicht mehr Gegenstand der Gesetzgebung. Bestätigt wird das insofern, als die Sverris Saga (nach 1200) die Sklaven mehrmals erwähnt, die Hákonar Saga Hákonarsonar (1264/65) dagegen nicht mehr. In Norwegen sind die Sklaven schließlich zu Vollfreien geworden, was Tore Iversen auf die erstarkende Königsmacht zurückführt, welche die Rechtsprechung und Besteuerung an sich zog205 und die nunmehr frei Gewordenen als Steuerobjekt begrüßte.
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ihrer Kirche nicht nur einen Hof und zwei Hufen Landes, sondern für den Priester auch einen Sklaven und eine Magd (servum et ancillam) schenken sollten. Vgl. Gtl, c. 298 (NGL I, S. 97f = Rudolf Meißner, S. 172), wo nur kranke Sklaven befreit sind; jedoch sagt ein Schutzbrief Papst Coelestins III. für den Ebf. Eirik v. Nidaros vom 15. Juni 1194, dass alle Priester, Kleriker und Laien, die dem hl. Olaf dienen, befreit seien (DN II, Nr. 3 = NGL IV, S. 101–104, vgl. Reg. Norv. I, Nr. 226. Vgl. Magnus Lagabøters Verordnung v. 13. Sept. 1277 (NGL II, S. 481 ff [482]), wo die Kirchenleute (hverdagsfolk) des Erzbischofs von der Ledungspflicht ausgenommen werden. FtL II: 2 (NGL I, S. 131 = Rudolf Meißner, FtL, S. 19f). Ebf. Jóns Christenrecht c. 5 (NGL II, S. 344). Vgl. Tore Iversen, Knechtschaft, S. 468; 485 f.
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F. Island Da das objektive Recht alle angeht, führt es kein Sonderdasein, vielmehr ist es in seiner Entstehung, seiner Anwendung und seiner Weiterentwicklung abhängig von der allgemeinen politischen Entwicklung in einem Land. Das gilt auch für Island, wenngleich hier besondere Verhältnisse vorlagen.
I. Das Allthing Da der isländische Staat bei seiner Entstehung ein Auswandererstaat206 war, fehlte ein König207. Stattdessen war oberste Instanz das 930 eingerichtete Allthing208, das in Thingvellir (im Südwesten Islands) einmal im Jahr vom 18.–24. Juni (nach dem Julianischen Kalender) tagte209. Außerdem gab es im ganzen Land 12 örtliche Thinge210. Ari berichtet, dass Island seit 965 in vier Viertel gegliedert wurde, und dass 13 lokale Frühjahrsthinge (varping) gehalten wurden211. Sie hießen auch sóknarping und skuldaping (Streit- und 206 Über die Gründe der Auswanderung nach Island vgl. Jón Jóhannesson, historie, S. 22–30; Hallvard Magerøy, S. 70–77. 207 Vgl. die Bemerkung bei Adam von Bremen, Gesta, IV, 36, S. 484 ff, schol. 156 (S. 486): „Apud illos non est rex, nisi tantum lex“; es folgt das Zitat aus Horaz, Carmina III, 24. V, 24: „et peccare nefas, aut pretium est mori“ (Bei ihnen ist König allein das Gesetz: „Frevel ist jeder Fehl und seine Strafe Tod“). 208 Vgl. Ari Porgilssons Íslendingabók, c. 2; vgl. Jón Jóhannesson, historie, S. 31 ff; Sveinbjörn Rafnsson, Art. Island, in: RGA2, Bd. 15 (2000), S. 526; über den Rechtsgang in Island vgl. Hallvard Magerøy, S. 34–37. 209 Dagegen nennt die Grg. Ia, c. 23, S. 43 ff noch eine Tagungszeit von zwei Wochen. 210 So in Grg. Ia, c. 117, S. 211. 211 Um 965 erhielt das Nordviertel ein viertes lokales Thing, so dass es nunmehr deren 13 gab, vgl. Grg. Ia, c. 20, S. 38; c. 83, S. 140; Grg. II, c. 245, S. 277, vgl. Aris Íslendingabók, c. 5; Grg. II, c. 328, S. 356. Diese Thingplätze sind inzwischen ermittelt. Im Südviertel waren es das Rangársping, das Árnesping und das Kjalarnesping; im Westviertel das pverárping, das pórsnesping und das porskafjarjarping; im Nordviertel das Húnavatnsping, das Hegranesping, das Vajlaping und das Pingeyjarping; im Ostviertel das Sunnudalsping, das Múlaping und das Sjaftafellsping (vgl. die graphische Darstellung bei Jesse L. Byock, S. 178. Herbstthinge sind beschrieben in Grg. Ia, c. 61, S. 111f; vgl. die Karte unten S. 223 und bei Ólafur Lárusson, Ting, am Ende; Vilhjalmur Finsen, Love, in: Aarbøger for Nordisk Oldkyndighet 1873, S. 123; Jón
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Schuldenthing), sie wurden zwischen dem 7. und 27. Mai gehalten. Daneben gab es auch Herbstthinge (leijir). Die drei Goden, die gemeinsam dem lokalen Thing vorstanden, hielten es nach dem Allthing ab, also im Juli oder im August. Diese Versammlungen dienten vornehmlich der Verkündung von Gesetzen oder öffentlichen Bekanntmachungen. Die leijir ersetzten daher den Daheimgebliebenen die Teilnahme am Allthing. Später kamen – gleichsam als Zwischeninstanz zwischen Allthing und den 13 lokalen Thingen – die Viertelsthinge (fjórjungsping) hinzu, für jedes Viertel eins. Zu jedem lokalen Thing gehörten drei Häuptlinge (die Goden [gojar]), insgesamt also 13 × 3 = 39. Das Verhältnis der Goden zu ihren Gefolgsmännern, den Thingmännern (pingmenn) hieß gojorj (Godentum), womit ein räumlicher Bezirk nur insofern gemeint war, als die Mitglieder des gojorj im selben Viertel sonst aber durcheinander wohnen konnten, also lediglich in persönlicher Bindung zu ihrem Goden standen. Die gegenseitige Pflicht zu Schutz und Hilfe war allerdings nur wirksam, wenn der Gode und sein Thingmann nicht allzu weit voneinander wohnten. Die räumliche Nähe beider lockerte sich weiter, als das Gesetz des Jahres 1004 neue Godorde schuf, deren Inhaber nicht zu den alten Dingverbänden gehörten212. Die Goden standen in besonderer Beziehung zu heidnischen Kultstätten, die hof (n.) hießen und an die man Zahlungen zu leisten hatte213. Nach Einführung des Christentums verglich der Erzbischof von Nidaros die Goden mit den Gefolgsleuten des norwegischen Königs (den lendir menn) und untersagte dem isländischen Bischof, sie zu Priestern zu weihen214. Zum Besuch des Allthings war grundsätzlich jedermann berechtigt215, verpflichtet dagegen nur diejenigen, die an einer Klage aktiv oder passiv beteiligt waren, als Zeuge oder Geschworener benötigt wurden sowie diejenigen, auf deren Hof das pingfarakaup, eine besondere Abgabe, lastete216. Be-
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Jóhannesson, historie, S. 62 ff; Sveinbjörn Rafnsson, Art. Island, in: RGA2, Bd. 15 (2000), S. 528; Jón Jóhannesson, Íslendinga saga I, S. 94–102; Ólafur Lárusson, Lög, S. 91–99; Magnús Stefánsson, Art. Ding, § 16: Island, in: RGA2, Bd. V (1984), S. 461–464. Vgl. Konrad Maurer, Vorlesungen I, S. 90; IV. S. 325–402; Lújvík Ingvarsson (1986/87); Jón Vijar Sigurjsson, gojorj (1989). So nach den Úlfljótslög in der Hauksbók-Version der Landnámabók, vgl. Ólafur Lárusson, Ting, S. 36 ff; zur Beschreibung der hof in der isländischen Prosaliteratur vgl. Olaf Olsen, S. 19–34, in den Úlfljóts lög S. 34–49; Jón Jóhannesson, Íslendinga saga I, S. 72–82; Sveinbjörn Rafnsson, Art. Island, in: RGA2, Bd. 15 (2000), S. 527; vgl. Hallvard Magerøy, S. 30–34. DI I, Nr. 72 (1190), S. 289–291 (Brèf Eiriks Erkbiskups til biskupinna à Íslandi … og aj biskuper vígi eigi hèr eptir gojorjmenn [S. 291]); Klaus v. See, Rechtswörter, S. 107 ff; vgl. Sveinbjörn Rafnsson, Art. Island, in: RGA2, Bd. 15 (2000), S. 526. Vgl. Hallvard Magerøy, S. 34 ff. Vgl. Grg. Ia, c. 23, S. 45; vgl. Konrad Maurer, Vorlesungen IV, S. 328 f.
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freit waren nur diejenigen, die weder Zehnt noch pingfarakaup leisteten, weil sie zu arm waren, ferner die sog einvirkjar, Bauern, die ohne Hilfskräfte wirtschafteten217, sowie solche, die – ohne eigene Wirtschaft – von ihrer Hände Arbeit lebten. In späterer Zeit gab es auf dem Allthing auch ein Priestergericht (prestadómr), besetzt mit zwölf Geistlichen, welche der Bischof seinen Dingleuten entnahm218. Es sprach in kirchlichen Disziplinarsachen anstelle des Bischofs Recht, urteilte lediglich über die Schuld des Angeklagten und legte die Buße fest. Wurde sie nicht bezahlt, so ging die Berufung an das weltliche Gericht, wie denn auch alle sonstigen Vergehen von Geistlichen nicht vor dem geistlichen, sondern vor dem weltlichen Gericht angeklagt wurden. Die libertas ecclesiae der isländischen Kirche war also stark eingeschränkt.
II. Die Lögrétta Eine wichtige Einrichtung des Allthings war die Lögrétta, die Gesetzeskammer (wörtlich: Gesetzesberichtiger)219. Nach der Graugans220 umfaßte sie alle Goden mit neun ausgewählten Männern, insgesamt 48 Mann, zwölf aus jedem Viertel. Jeder von den 48 sollte sich von zweien seiner Thingmänner beraten lassen. Dazu gehörte ferner der Rechtsprecher, der sie leitete, und die beiden isländischen Bischöfe; wobei alle drei Stimmrecht hatten. Eine vollständige Lögrétta bestand also aus insgesamt 147 Männern. Nach der Graugans war sie zuständig für die Gesetzgebung (rétta lög sin, gera n´ymæli); neue Gesetze wurden mit Stimmenmehrheit gefaßt. Darauf beruht wahrscheinlich die Normenfülle der Grágás. Ferner hörte sie den Rechtsvortrag des Rechtsprechers an, kontrollierte ihn und machte den Vortrag zu geltendem Recht, falls sie ihn widerspruchslos anhörte. Schließlich war die Lögrétta eine Art Verwaltungsbehörde, die begnadigte oder Ausnahmen vom Gesetz bewilligte221. Zweifelhaft ist jedoch, ob die Beschreibung der Grágás mit der sozialen Wirklichkeit – wie sie die Sagas schildern – überein217 Sie sollten auch nicht zu Geschworenen gewählt werden, vgl. Grg. Ia, c. 89, S. 159f; Konrad Maurer, Vorlesungen IV, S. 328, Fn. 5. 218 Vgl. Grg. Ia, c. 6, S. 21; Grg. II, c. 16, S. 25f; Konrad Maurer, Vorlesungen V, S. 403; Jón Stefánsson, Art. Ding, in RGA2, Bd. V (1984), S. 463. 219 Zur Geschichte der Lögretta von 930 bis 1271 vgl. Jón Jóhannesson, historie, S. 53 ff; Finnur Jónsson, alting S. 5–57; Jón V. Sigurjsson, Art. Lögretta in: RGA2, 18 (2001), S. 548 ff. 220 Vgl. Grg. Ia, c. 117. 221 Vgl. Vilhjalmur Finsen, Grg. III, S. 647–649; Jón Vijar Sigurjsson, Art. Lögrétta, in: RGA2, Bd. 18 (2001), S. 548–550.
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stimmte. Da sich die Grágás zuweilen widerspricht, ist mangels hinreichender Quellen die eigentliche Tätigkeit der Lögretta unklar222.
III. Der Lögsögumajr Schließlich war es auch die Lögrétta, welche den Lögsögumajr (Rechtsprecher) aus ihrer Mitte auf drei Jahre wählte223. Er war nicht nur Mitglied der Lögrétta, sondern hatte dort den Vorsitz inne und trug zu jeder Allthingszeit das Prozeßrecht vor, um es in Erinnerung zu rufen, sodann den übrigen Rechtsstoff, verteilt auf drei Jahre, also einmal in seiner Amtszeit. Nahm die Lögrétta seinen Vortrag widerspruchslos hin, so war er geltendes Recht. Vom lögberg, dem Gesetzeshügel, verkündete er neubeschlossene Gesetze. Außerhalb des Allthings gab er auf Anfrage Auskunft über die Rechtslage, hatte aber sonst keine Verwaltungsaufgaben. Für seine Dienste sprach ihm die Grágás eine Vergütung zu224.
IV. Der Fimtardómr Island besaß auch ein höchstes, das „fünfte Gericht“, den Fimtardómr. Es urteilte in allen Fällen, welche die Viertelsgerichte wegen Uneinigkeit nicht entscheiden konnten225, war also teils eine Art Berufungsgericht, teils aber auch erstinstanzlich zuständig, z. B. bei Lügensprüchen oder -zeugnissen, Geldannahme etc.226 Es entschied endgültig, ohne Berufungsmöglichkeit. Der Fimtardómr bestand aus 48 Richtern, welche die Goden jährlich ernann-
222 Jón Vijar Sigurjsson, Art. Lögrétta, in: RGA2, Bd. 18 (2001), S. 548–550 (549). 223 Er wird auch Gesetzessprecher genannt, vgl. Magnús Már Lárusson, Art. Lagman, Island, in: KLNM Bd. X (1965), Sp. 162f u. Art. Lögsögumapr, in: KLNM Bd. XI, (1966), Sp. 138; Jón Jóhannesson, historie, S. 40 ff (mit Liste der Rechtsprecher S. 301 ff); Else Ebel, Art. Gesetzessprecher in RGA2, Bd. 11, S. 540–543. Seine Wahl steht in Grg. Ia, c. 116, S. 208 ff. Bei erstmaliger Wahl war Einstimmigkeit erforderlich, bei Wiederwahl genügte die Stimmenmehrheit; vgl. Hallvard Magerøy, S. 35 ff. 224 Nach Grg. Ia, c. 116, S. 209 erhielt er jeden Sommer zwei Großhundert Ellen Wollstoff und die Hälfte aller Dreimarkbußen, vgl. Vilhjalmur Finsen, Grg. III, S. 650. Für die weitere Entwicklung der isländischen Verhältnisse vgl. unten das 2. Kapitel, 1. Abschn., V, S. 256–262. 225 Weil véfang vorlag (d. h. Spaltung des Gerichts in zwei Parteien wegen Uneinigkeit der Richter, vgl. Grg. Ia, c. 43, 44, S. 77f; Finsen, Grg. III, S. 605. 226 Die Zuständigkeit ist in Grg. Ia, c. 44, S. 77f aufgezählt; vgl. vgl. Jóhannesson, historie, S. 59 ff; Finsen, Grg. III, S. 605.
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ten. Da die Parteien jedoch 12 davon ausscheiden konnten, sprachen nur 36 von ihnen das Urteil227.
V. Die Annahme des Christentums Bei der Besiedelung Islands nach 874 waren die keltischen Einwanderer und die Nordmänner, die aus England und Irland kamen, großenteils Christen, dagegen die unmittelbar aus Norwegen kommenden Familien (der Großteil der Siedler) Heiden. Aus der Landnámabók folgt, dass das Christentum zurückging und am Ende der Landnahmezeit (um 950) Island wieder fast ganz heidnisch war228. Das Heidentum in Island ist aus den Rechtsquellen nur in geringen Resten – geschildert nur aus christlicher Sicht – erkennbar. So berichten die Úlfjlóts lög über die Goden und ihre hof genannte Kultstätte und geben die Anrufungsformel für die Götter wieder. Die Goden waren religiöse und weltliche Führer der Bauern229. Im Gegensatz zu Maurer ist Sigurjsson der Ansicht, es sei ihr Verdienst, dass der Übergang zum Christentum im Jahre 1000 reibungslos verlief. Allerdings beruht Aris Schilderung der Annahme des Christentums um das Jahr 1000230 nicht auf Augenzeugenberichten, sondern ist mehr als 100 Jahre später geschrieben. Auch sein Gewährsmann Teitr, der Sohn Bischof Ísleifrs, hat die Geschehnisse nicht selbst erlebt. Richtig ist, dass die Annahme des Christentums ein Kompromiß zwischen den ungetauften Konservativen und den schon bekehrten Christen war, um weiteres Blutvergießen zu verhüten. Ob die von Ari genannten Ausnahmen von der Christenlehre für die Neubekehrten (Zulässigkeit der Kindesaussetzung, Essen von Pferdefleisch und heimliches Anbeten heidnischer Götter) den Tatsachen entsprechen, ist streitig231. 227 Vgl. Grg. Ia, c. 43, S. 77; c. 47, S. 82. 228 Vgl. Walter Baetke, Besiedelung, Thule 23, S. 8. 229 Vgl. Konrad Maurer, Island, S. 43–45, der glaubt, sie seien göttlichen Ursprungs gewesen; dagegen jetzt: Jón Vijar Sigurjsson, Chieftains, S. 185 ff, der zwar ihre Doppelfunktion als weltliche und religiöse Führer anerkennt, aber ihre weltliche Macht hervorhebt; ebenso: Hallvard Magerøy, S. 30–34; anders: Ólafur Lárusson, lov, S. 36 ff und Jón Jóhannesson, Íslendinga saga, S. 46–53 die das Hauptgewicht auf die Gottesverehrung der Goden legen. 230 Aris Islendingabók c. 7; vgl. über die Christianisierung Islands: Jón Jóhannesson, historie, S. 103–183. 231 Vgl. Aris Islendingabók c. 7; während Sveinbjörn Rafnsson, The Penitential of St. Porlákur in its Icelandic Context, in: Bulletin of Medieval Canon Law, Bd. 15 (1985), S. 19–30, sie für unglaubhaft hält, weil sie an alte Bußbücher erinnern, meint Jón Vijar Sigurjsson, Chieftains, S. 188, dies sei der Preis für die Zustimmung der Goden zur Übernahme des Christentums gewesen.
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Die Bekehrung Islands bis 1118 ist geschildert in der Kristni Saga232, die allerdings erst im späten 12. Jahrhundert aufgezeichnet worden ist. Lediglich die Berichte über die Tätigkeit Thangbrands dürften zeitgenössisch sein, wenn sie auch erst – mit weiteren Bekehrungsberichten – im 13. Jahrhundert niedergelegt wurden233. Der erste Bischof mit Sitz in Skálholt war Ísleifr Gissurarson, den Erzbischof Adalbert von Hamburg-Bremen 1056 weihte234. Während des Investiturstreites kam Island zum Erzbistum Lund; man gründete als zweites Bistum Hólar im Nordviertel, dessen erster Bischof der von Erzbischof Ascer von Lund 1106 geweihte235 Jón Ögmundarson war. Er war es auch, der 1133 das Benediktinerkloster Thingeyrar im Nordwesten Islands gründete, (heute: Austur-Húnavatn), das bis 1550 Bestand hatte und die Bildung der Isländer förderte. Als das Erzbistum Nidarós (Trondheim) 1153/54 gegründet wurde236, kamen Island und Grönland zu Nidaros. Nachdem der norwegische Erzbischof Jón Raude (1268–82) ein eigenes Kirchenrecht237 ausgearbeitet hatte, ermunterte das den Bischof Arne von Skálholt, auf der Grundlage von Jóns Christenrecht auch ein isländisches Christenrecht zu formulieren und es – ohne Wissen des Königs – dem Allthing 1275 vorzulegen, das es provisorisch annahm238.
232 Kristni saga, hrsg. v. Bernhard Kahle, in: Altnordische Sagabibliothek, Bd. 11, Halle 1905; die Übersetzung von Walter Baetke in Thule 23 (1928), S. 161–185 ist gekürzt. 233 Vgl. Sveinbjörn Rafnsson, Um kristnibojspættina, in: Gripla Bd. 2 (1977), S. 19–31; Klaus Düwel, Bekehrung, S. 249–275; Dag Strömbäck, The Conversion of Iceland, London 1975; Orri Vésteinsson, The Christianisation of Iceland, 2000; Lutz E. v. Padberg, Art. Thankbrand, in: RGA2, Bd. 30 (2005), S. 398–400, dort weitere Literatur. 234 Eine isländische Bischofsliste für die Freistaatszeit gibt Jón Jóhannesson, historie, S. 305. 235 Vgl. Ari, Íslendingabók, c. 10; Sveinbjörn Rafnsson, Art. Island, in: RGA2, Bd. 15 (2000), S. 530. 236 Druck der Urkunde Papst Anastasius’ IV., ausgestellt zwischen dem 14. Nov. u. 2. Dez. 1154, in: NGL I, S. 439–441 (S. 440: „commissam gubernacioni tue urbem Thrudensem eiusdem provincie perpetuam metropolim ordinavit et ei … insulas Orcades, insulas Suthraie, insulas Islandensium et Grenelandie episcopatus … constituit subiacere“). 237 Vgl. Erkebiskop Jons Christenret in NGL II, S. 340–386. 238 Bischof Arnes Christenrecht, Druck in NGL V, S. 16–56. Für die weitere Entwicklung der isländischen Verhältnisse vgl. unten 2. Kapitel, S. 246–262.
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VI. Die Sklaverei Die Sklaverei wird in unseren Rechtsquellen noch relativ häufig erwähnt239; ein Dokument, das sie formell abschaffte, gibt es für Island nicht. Ob ihre Erwähnung in den Rechtsquellen lediglich rechtshistorische Reminiszenz ist, weil sie bereits im 11. Jahrhundert erloschen sei, erscheint fraglich. Den Rechtsquellen und den Sagas ist zu entnehmen, dass es zwar in der Mitte des 13. Jahrhunderts noch Unfreie gab, ihre Zahl aber infolge des Rückgangs der Kriegszüge und der Zunahme der Freilassungen stark abnahm240. Zudem hatte es in Island schon immer freie Dienstleute gegeben, deren Rechtsverhältnisse in den Rechtsquellen dargestellt sind241, so dass man nicht nur auf Sklavenarbeit angewiesen war. Während das jüngere Christenrecht des Bischofs Arne (1269–1298)242, welches das Allthing 1275 provisorisch annahm, in c. 17 noch den Unfreien243 und den Mönchen das Testieren (aus Gründen des kanonischen Rechts244) untersagte, ist weder in der Járnsíja (ca 1271/73)245 noch in der Jónsbók (1281)246 mehr von Sklaverei die Rede. Sie scheint also in Island seit der Mitte oder seit dem Ende des 13. Jahrhunderts völlig verschwunden zu sein247. 239 Gemeint sind Grg. Ia, c. 111, S. 191; c. 113; S. 202, c. 118, S. 224; Grg. Ib, c. 229, S. 165; c. 237, S. 181; vgl. Beck, Wortschatz, Art. præll, S. 299; Grg. Ia, Tillæg IV, c. XLVV, S. 239; und Grg. II, c. 59, S. 68; c. 165, S. 194; c. 379, S. 396f; vgl. Finsen, Grg. III, Art. Præll, S. 709 ff. 240 Ihr Rückgang folgt z. B. aus der Sturlunga Saga (ca 1300), vgl. Simek/Pálsson2, S. 368 ff; Jóhannesson/Finnbogason/Eldjárn, Sturlunga saga, Bde 1, 2 (1946); Strauch, Sklavenrecht, S. 253 ff. 241 Grg. I a, c. 78 (S. 129f); Grg. II, c. 233 (S. 265f); vgl. Maurer, Vorlesungen IV, S. 134f; Jón Jóhannesson, freie Arbeiter S. 106; Hallvard Magerøy, S. 28f; Niels Skyum-Nielsen, Slavery, S. 146, allgemein: Thomas Lindqvist, landborna (1979). 242 Vom Allthing 1275 provisorisch angenommen, und zwar ohne Kenntnis des Königs, dem die Kirche kein Mitwirkungsrecht beim Christenrecht zubilligte, vgl. Knut Helle, S. 101; Text in NGL V, S. 16–56. 243 Dass Unfreie kein Testament machen konnten, war seit ca 492/96 kirchliches Recht, vgl. Grat. C. 13, q. 2. c. 5 (Friedberg I, Sp. 722). 244 Vgl. das Testierverbot für Äbtissinnen in c. 2. X. 3. 26 (Friedberg II, Sp. 538f); da die Mönche an das Armutsgebot gebunden waren, kam für sie normalerweise ein Testament ohnehin nicht in Frage. 245 Vgl. NGL I, S. 259–300, vgl. Strauch, Art. Járnsíja, in: RGA2, Bd. 16 (2000), S. 36 f. 246 Vgl. NGL IV, S. 183–340; bessere Ausgabe: Olafur Halldórsson, 1904 (Neudruck 1970) und jetzt: Jónsbók, The Laws of Later Iceland, According to MS AM 351 fol. Skálholtsbók eldri. With an English Translation by Jana K. Schulman, Saarbrücken 2010; vgl. Strauch, Art. Jónsbók, in: RGA2 Bd. 16 (2000), S. 71–74. 247 Vgl. Antonio Gjessing, S. 304–313; Frederik Brandt, forelæsninger I, S. 77; Rudolf Keyser kirkes histoire II, S. 275; Konrad Maurer, Vorlesungen IV, S. 177.
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G. Dänemark I. Die Christianisierung Die Anfänge der Christianisierung Dänemarks liegen bereits im 9. Jahrhundert und sind mit dem Namen Ansgars, des Apostels des Nordens, verknüpft248, der jedoch bei König Horich (827 – 854) insgesamt nicht viel erreichte. Erst in der Regierung Harald Blauzahns (ca 936–986) wird Dänemark dem Christentum gewonnen: Harald ließ sich und seine Hird um 965 taufen249, er wandte scharfe Bekehrungsmethoden an, von denen sich erst sein Sohn Sven Gabelbart (987–1014) trennte250. Dessen Nachfolger Knut der Große (1018–1036), der bereits seit 1014 in England herrschte, ließ 1022 durch Erzbischof Ethelnod von Canterbury drei Bischöfe für Dänemark weihen: Gerbrand für Seeland, Bernhard für Schonen und Reginbert für Fünen251, auch war der König bei der Kaiserkrönung Konrads II. (1024–39) in Rom 1027 anwesend252. Allgemein wird angenommen, dass bereits Knut der Große den Peterspfennig erhoben hat253. Das ergibt sich aus seinen Gesetzen und aus einem Brief von 1266254. Die Gabe war aber zunächst freiwillig und erst 1062 hat Papst Alexander II. versucht, sie als feste Taxe zu behandeln und daraus weitere Folgerungen zu ziehen. Da Dänemark im 11. Jahrhundert sich von einer Bauerngesellschaft allmählich in einen Herrschaftsstaat nach europäischem Vorbild wandelte, mußte z. B. Sven Estridsen (1047–1075) nicht nur seine Herrschaft und die seines Geschlechts sichern, sondern den Staat auf die allgemeinen europäi248 Vgl. Vita Anskarii c. 24 (Werner Trillmich S. 78 ff); Adam I, c. 25 (ebda, S. 198); vgl. Wolfgang Seegrün, S. 37. 249 Vgl. das Poppo-Wunder (eine Eisenprobe) bei Widukind III, 65, S. 140 f; vgl. Wolfgang Seegrün, S. 48. 250 Vgl. Adam II, 27 (Werner Trillmich S. 260 ff); vgl. Seegrün, S. 55 f. 251 Vgl. Adam II, 55 (Werner Trillmich S. 294); vgl. Wolfgang Seegrün, S. 58. 252 Vgl. Saxo X, c. 17, 1, (Olrik/Ræder I, S. 291); Wolfgang Seegrün, S. 59. 253 Vgl. Karl Jordan, Lehnswesen, S. 68f; Ellen Jørgensen, Indflydelse, S. 173; Wolfgang Seegrün, S. 63. 254 Über diese Gesetze berichtet noch 1266 der Nuntius Sinitius an Papst Clemens IV. (Liber Censuum I, Nr. 349, S. 590): „Quoniam hic denarius elemosina regis est“, vgl. Wolfgang Seegrün, S. 63.
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schen Grundlagen (Königtum, Adel und Kirche) stellen. Um die Herrschaft seines Geschlechtes zu sichern, versuchte er, Harald Blauzahn als Heiligen darzustellen255 und seine Gesetzgebung zu betonen256. In Kontakt zum Papst brachte ihn unter anderem seine unkanonische Verwandtschaftsehe mit Gunhild257, die Sven auflöste, um nicht als exkommunizierter König regieren zu müssen. Um sein Reich zu festigen, plante Sven Estridsen, neue Bistümer zu gründen und ein eigenes Erzbistum zu schaffen258, während Adalbert von Bremen sein Erzbistum in ein Patriarchat verwandeln wollte259. Dies gelang jedoch nicht, denn eine päpstliche Urkunde von 1053 dehnte zwar den Sprengel von Hamburg-Bremen bis zum Eismeer aus260 und Adalbert wurde zum päpstlichen Vikar und Legaten, aber nicht zum Patriarchen ernannt. Mit Zustimmung Adalberts teilte Sven Estridsen um 1057/60 Dänemark in neun Bistümer261. Davon ging Dalby bald in Lund auf262, so dass acht blieben: Lund, Schleswig, Ribe, Aarhus, Roskilde, Odense, Viborg (nordwestlich von Aarhus) und Børglum (in Nordjütland). Einen Machtzuwachs verbuchte die Kirche unter der Regierung Knuts des Heiligen (1080–86): Gegen die Großen des Landes stützte er sich auf die Kirche, legte fest, dass die Bischöfe den ersten Stand bildeten, deutete das privilegium fori dahin, dass Geistliche nur von Bischöfen oder dem König gerichtet werden durften und geistliche Sachen vor das geistliche Gericht gehörten263. Er verpflichtete die Bauern zu Fest- und Fasttagen264 und bereitete die Einführung des Zehnten vor265. 255 Vgl. Die Parallelen zu Olav dem Heiligen, die Wolfgang Seegrün S. 66f nachweist; Adam hatte sein Wissen von König Sven Estridsen selbst, vgl. Werner Trillmich, Einl. S. 139 und den Text bei Adam II, 28, S. 262 f; Wolfgang Seegrün, S. 67. 256 Vgl. Adam II, 25f: „leges et iura constituisse, quas adhuc pro auctoritate viri servare contendunt“; Wolfgang Seegrün S. 67. 257 Berichtet bei Adam III, 12 (Werner Trillmich S. 338 f); es handelt sich wohl um Papst Leo IX. (1048–1054), doch ist dessen Schreiben verloren; vgl. Wolfgang Seegrün S. 68. 258 Vgl. Adam III, 18, (Werner Trillmich S. 350); vgl. Horst Fuhrmann, Studien, in: ZRG, KA 41 (1955), S. 120–170 (166 ff); Wolfgang Seegrün S. 69. 259 Vgl. Adam III, 33 (Werner Trillmich S. 368); Horst Fuhrmann, Studien, in: ZRG, KA Bd. 41 (1955), S. 120–170 (166 ff); Wolfgang Seegrün S. 69. 260 Vgl Adam III, 78 (Werner Trillmich S. 430f; Philipp Jaffé Nr. 4290, Cu, nr. 23, S. 49 ff v. 6. Jan. 1053; vgl. Otto H. May Nr. 241. 261 Vgl. Adam III, 25, 77; IV, 2; 3; 8; 9 (Werner Trillmich S. 358 mit Fn. 104, welche die dänischen Bistümer aufzählt); Wolfgang Seegrün S. 69. 262 So: Adam III, 77 (Werner Trillmich S. 428). 263 Vgl. Saxo, liber XI, c. 11, 4–5, (Olrik/Ræder I, S. S. 319): „omnia, quae adversum divina committerentur … sacerdotali iudicio destinatas a publico foro secrevit“. 264 Vgl. Aelnoth c. 14 in: Vitae sanctorum Danorum, S. 101. 265 Vgl. Saxo lib. XI, c. 14, 3, (Olrik/Ræder I, S. 325); Wolfgang Seegrün, S. 98.
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Die Errichtung eines Erzbistums in Lund nahm zu Beginn des 12. Jahrhunderts nähere Gestalt an. Im Sommer 1101 trafen sich die Könige Erik Ejegod von Dänemark (1095–1103), Inge von Schweden (1087–1110) und Magnus Barfuß von Norwegen (1093–1103) in Kungälv, um sich auf der Grundlage ihres jeweiligen Besitzstandes Frieden zuzusichern266. Möglicherweise ist dabei auch die Errichtung eines skandinavischen Erzbistums besprochen worden. Man einigte sich auf Lund, wo Erik Ejegod der Laurentiuskirche neue Einkünfte zuwandte267. Auch der päpstliche Legat Alberich, dessen Reise nach Dänemark wohl um die Wende 1102/03 anzusetzen ist268, entschied sich für Lund und den dortigen Bischof Ascer als zukünftigen Erzbischof269. Die eigentliche Erhebungsurkunde ist verloren, doch erwähnt ein päpstliches Schreiben vom 8. Mai 1104 bereits den Erzbischof von Lund270. Das neue Erzbistum umfaßte außer Dänemark auch Schweden, Norwegen und Island271. Ascer führte vor 1136 in Lund die consuetudines canonicae ein, welche die Bischofswahl im cluniazensischen Sinne reformierten und den König bei der Wahl und der Investitur ausschalteten272. Für das Jahr 1135 wird über den Zehnt berichtet273, welcher der dänischen Kirche die wirtschaftliche Grundlage schuf. Der auf dem ersten Laterankonzil 1123 beschlossene Zölibat274 wird seit 1124 in Seeland einzuführen versucht275. Auch verlieh König Erik Emune (1134–37) Immunität für die Stiftungen Sven Estridsens und Knuts des Heiligen276. Allerdings hatte der Papst am 27. Mai 1133 den gesamten Norden abermals dem Erzbischof 266 Vgl. Aelnoth c. 35 in: Vitae sanctorum Danorum, S. 133 f. 267 Vgl. Joen Tursön, ed. Frederik Brandt, S. 308, dessen Quelle wahrscheinlich Saxo ist; Wolfgang Seegrün, S. 116 f. 268 Vgl. die Erwägungen bei Wolfgang Seegrün, S. 118 ff. 269 Saxo (lib. XII, c. VI, 6, (Olrik/Ræder I, S. 337) begründet die Wahl Lunds mit dessen guter Verkehrslage und der Person des dortigen Bischofs Ascer: „Lundiae ob egregias Asceri mores, tum quod ad eam e finitimis regionibus terrae marique transitus abunde pateat hunc potissimum honorem deferendum existimavit“. 270 Wolfgang Seegrün, Skandinavien, S. 120, Fn. 68; im päpstlichen Schreiben v. 8. Mai 1104 (Philipp Jaffé Nr. 6335; DD I, 2, Nr. 30, S. 67) heißt es: „fratre nostro Lundensi archiepiscopo volumus esse solicitam …“; vgl. das Schreiben Anselms v. Canterbury an „reverendo Lundonis ecclesiae archiepiscopo“ Ascer von 1106, in: Hamb. UB Nr. 130, S. 123. 271 Vgl. oben E. I., S. 18, Fn. 78 die Ausführungen über die Florenzliste. 272 Vgl. Ellen Jørgensen, Indflydelse, S. 146; Wolfgang Seegrün, S. 126. 273 Allerdings im Zusammenhang mit Eskil, der damals noch Bischof von Roskilde war, vgl. Koch/Kornerup, I, S. 126; Wolfgang Seegrün, S. 125. 274 Vgl. can. 7 conc. Later. I, bei COD, Bd. II, S. 191. 275 Wegen des Widerstandes des Klerus vollzog sich seine Einführung nur zäh: Noch 1241 wird in JyL III, 10 (v. See, S. 123) nur die Hofstätte eines unverheirateten Priesters von Ledingsabgaben befreit. 276 Vgl. DD I, 2, Nr. 63, S. 123; vgl. Wolfgang Seegrün, S. 127.
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Adalbero von Hamburg unterstellt277. Doch kehrten sich die skandinavischen Bischöfe nicht daran, und der Papst setzte diesen Anspruch nicht durch. Nachdem 1137 sowohl König Erik Emune als auch Erzbischof Ascer gestorben waren, wählte Klerus und Volk von Schonen Eskil von Roskilde zum neuen Erzbischof von Lund (1138–1177)278. Und der Papst bestätigte 1137 das Erzbistum und sandte das Pallium für Eskil279. 1139 hat auch ein päpstlicher Legat das dänische Erzbistum wieder anerkannt280 und damit die Zugehörigkeit zu Hamburg-Bremen verworfen. Eine weitere Entwicklung ergab sich durch die Reise Nikolaus Breakspears: Da es ihm nicht gelungen war, in Schweden ein Erzbistum zu errichten, versprach er Erzbischof Eskil 1157 auch den Primat über Schweden und übergab ihm das Pallium für Schweden281. Nikolaus – seit 1154 (–1159) Papst Hadrian IV. – hat Eskil, der zu dieser Zeit in Rom war, am 15. Januar 1157 den Primat über Schweden verliehen282, doch stand er Schweden nur als Legat283 im Auftrag des Papstes vor, nicht als dänischer Erzbischof. Als sich Papst Alexander III. (1159–1181) im Jahre 1164 entschloß, in Schweden ein Erzbistum zu errichten284, weilte Eskil beim Papst in Sens: Von 1161–1167 war er außer Landes, weil er die Reformideen Papst Gregors VII. (1073–85) in seinem Erzbistum durchsetzen wollte und sich deswegen mit Waldemar I. (dem Großen, 1157–1182) überworfen hatte285. Mit der Erhebung Schwedens zum Erzbistum wurde er Primas über Schweden. Auf Veranlassung des Papstes kehrte Eskil 1167 nach Dänemark zurück286 und fand jetzt in Waldemar einen Förderer. Waren bisher die dänischen Könige teils nach Erbrecht aufeinander gefolgt, so war dennoch eine Wahl nö277 Vgl. DD I, 2, Nr. Nr. 57, S. 109 ff; Wolfgang Seegrün, S. 136 f. 278 Eskil erhielt 1138 die päpstliche Bestätigung und das Pallium, vgl. DD I, 2, Nr. 72, S. 140f; Wolfgang Seegrün, S. 139. 279 DD I, 2, Nr. 72; S. 140f; Wolfgang Seegrün, S. 139. 280 Das Privileg für die Knutsbrüder in Lund vom 8. August 1139, wo Eskil als Erzbischof bezeichnet wird (DD I, 2, Nr. 77, S. 148 ff) hat der päpstliche Legat Dietwin ausgefertigt und damit das Erzbistum wieder anerkannt (Wolfgang Seegrün, S. 140f). 281 Vgl. Saxo, lib. XIV, c. XI, 1, (Olrik/Ræder I, S. 389). 282 Vgl. Philipp Jaffé Nr. 10 454 und den Text bei Wladimir J. Koudelka, RHM 3, S. 125–127; vgl. Wolfgang Seegrün S. 171 ff. 283 Vgl. DD I, 2, Nr. 120 (April 1158), S. 226, wo er sich „Apostolicae sedis legatus“ nennt; auch Papst Alexander III. 1165/66 redet ihn so an, in DD I, 2, Nr. 167, S. 316; vgl. Wolfgang Seegrün S. 174f, mit Fn. 224–226;. 284 Vgl. Philipp Jaffé Nr. 11 047 v. 5. August 1164 an Stephanus, Druck in: DD I, 2, Nr. 153, S. 286 ff; vgl. Wolfgang Seegrün S. 196. 285 Vgl. Thomas Riis, Bruddet, S. 162 f. 286 Vgl. Necrol. Lundense S. 48, Fn. 5.
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tig, wenn es keine Königssöhne gab, sie noch nicht erwachsen waren oder mehrere sich um das Erbe stritten. Dänemark war also in alter Zeit sowohl ein Erb- wie ein Wahlreich287. Etwa seit dem Tode Sven Estridsens (1075) herrschte in Dänemark unter christlichem Einfluß die Königswahl vor. Sie wurde auf den Landsthingen vollzogen, und zwar zuerst für Jütland in Viborg, dann für Schonen in Lund und schließlich für Seeland in Ringsted.
II. Der König als Gesetzgeber Um 1120 schreibt Aelnoth in der Märtyrergeschichte Knuts des Heiligen (1080–86), der König sei Stellvertreter Gottes auf Erden288. Das Kirchenprivileg Knuts des Heiligen289 von 1085 für die Lunder Domkirche290 beleuchtet die dänischen Verhältnisse. Daraus folgt zwar, dass es in Dänemark bereits geregelte Abgaben und königliche Bußansprüche gab (auf die der König teilweise verzichtet)291, dass aber des Königs Gesetzgebungsmacht beschränkt war: Er konnte nicht über das gute alte Recht hinausgehen, sondern allenfalls Vergessenes wiederbeleben292. Außerdem war er an die Zustimmung der Betroffenen gebunden, wie sich aus der Niederschrift des Gefolgschaftsrechts (Vederloven293) ergibt, wonach Knut VI. (1182–1202) zusammen mit Erzbischof Absalon das Gesetz ausarbeitete und von der Hird annehmen ließ. Ebenso spricht Knut VI. beim Erlaß seiner Tot-
287 Vgl. Poul Johs. Jørgensen, Retshistorie, S. 261 f. 288 Aelnoth, Druck bei Gertz, vitae sanctorum Danorum S. 77–136; Koch/Kornerup, Kirke I, S. 19–105.; Übersetzung bei Axel Olrik, Helgerne, I, S. 19–105. 289 Vgl. Ælnoths Bericht über ein edictum regale, die kirchlichen Feiertage und Fastenzeiten zu halten bei Axel Olrik, Helgerne I, S. 60 und Martin C. Gertz, S. 101; vgl. Ole Fenger, historieskrivning S. 43 f. 290 Privileg Knuts des Heiligen vom 21. Mai 1085 für die St. Laurentius-Kirche in Lund, in: DD I. Række, 2. Bind (1053–1169), Nr. 21, S. 43–52; vgl. Ole Fenger, Gammeldansk Ret, S. 75 ff; derselbe, historieskrivning, S. 41. 291 Vgl. Ole Fenger, gammeldansk, S. 67 ff; die Einführung von Abgaben und der Forderung, Friedensbußen zu zahlen, bzw. sich in den Frieden zu kaufen, führte allerdings zum Aufstand und zur Erschlagung des Königs, vgl. Ole Fenger, ebda S. 75. 292 In der Totschlagsverordnung v. 28. Dez. 1200 heißt es (DGL I, S. 777):„Quamvis autem regie sit potestatis leges condere vel mutare, legem hanc ex novo non condimus, sed ab antiquis temporibus constitutam et annorum multitudine, que oblivionis mater est, ignorancie nebulis obfuscatam ad humanam a qua lapsus est memoriam revocatus“, vgl. SkL c. 85 (DGL I, S. 64: „pætteæ hauir konung for py swa skipæt …“[das hat der König für sie so gestaltet]); Klaus v. See, Selbsthilfe, S. 389 f. 293 Vgl. Ole Fenger, gammeldansk ret, S. 80f; Strauch, Art. Vitherlagsret in Hoops Bd. 32 (2006), S. 461.
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schlagsverordnung vom Jahre 1200294 vom „ministerium nobis divina gracia traditum“. Bereits im Mittelalter wurde es Sitte, dass der gewählte König dem Landsthing einen Eid leistete, die Gesetze zu halten und dem Volk zu dienen, dagegen leistete das Thing dem neuen König einen Treueid295. Waldemar der Große vollzog den Schritt vom Wahl- zum Erbkönigtum und war der erste dänische König, den nicht nur das Volk gewählt hatte, sondern den die Kirche salbte und krönte (1170)296. Eine Treupflicht gegenüber dem Herrscher war dem älteren Recht unbekannt, sie erscheint zuerst in der königlichen Hird als Treupflicht der Hirdmannen und der Adeligen, doch war sie seit dem 12. Jahrhundert eine allgemeine Treupflicht des Volkes. Wer sie durch Landesverrat brach, machte sich nun des Majestätsverbrechens (crimen laesae maiestatis) schuldig297. Die Strafe war Friedlosigkeit und Verlust der gesamten Habe. Der Treupflicht entsprach eine wachsende Königsmacht, die sich im Recht der Gesetzgebung (unter Mitwirkung des Things), der Landesverwaltung (dem Königsbann) und der Rechtsprechung äußerte. Die Kirche hat das nachhaltig unterstützt, um königlichen Schutz für ihre Anliegen zu genießen. Soweit die Könige diese verfochten, waren sie an des Landes Recht und Gesetz nicht gebunden, sondern gaben ihre Verordnungen aus göttlichem Auftrag298. Sie selbst haben ihre Stellung als von Gott übertragen aufgefaßt: „ea quam a deo habemus regiam majestatem, præcipimus“299. Eine Bindung an die kirchlichen Vorgaben für Gesetze folgt auch aus Anders Sunesøns liber legis300 (nach 1216) und aus einem Brief von ca 294 Totschlagsverordnung v. 28. Dez. 1200, Druck in: DGL I, S. 774 – 778 (774) = DD 1. rk. IV, Nr. 24 = DS I Nr. 118, S. 143–146. 295 Vgl. Poul Johs. Jørgensen, Retshistorie, S. 65; 263 f. 296 Vgl. Axel Olrik, Konge II, S. 81; Hal Koch, Kirke I, S. 173f; 177; Poul Johs. Jørgensen, Retshistorie, S. 264; 303 ff; Wolfgang Seegrün, S. 199. 297 Der Sache nach erwähnt in Sven Aggesens Vederloven c. 10 (Rigslovg. I, S. 30f), bei Saxo XIV, c. 21 § 1; ferner in ASun c. 62 unter dem Begriff awend skyold, awg skiold; avughan skiöld aus Add. H, c. 1 (SGL, Bd. IX (Skånelagen), S. 236 = DGL, I, 2, Tillæg VIII, c. 1, S. 768f) und aus ESjL II: 27 bekannt (DGL, Bd. V, [Texte 1–2], S. 106); vgl. Stadrecht Schleswig (1200–1250), § 1 (DGKL, Bd. I, S. 3). 298 Vgl. König Knuts VI. Totschlagsverordnung für Schonen v. 28. Dez. 1200, Druck: DGL, Bd. I, S. 774–778: „Ministerium nobis diuina gracia traditum“ … (S. 774) „jn huiusmodi crimine legem hanc autoritate regia decernimus promulgare“ (S. 775), obwohl er behauptet, damit nichts Neues geschaffen zu haben: „Quamuis autem regie sit potestatis leges condere vel mutare, legem hanc ex nouo non condimus, sed ab antiquis temporibus constitutam et annorum multitudine, que obliuionis mater est … memoriam reuocamus“; vgl. Poul Johs. Jørgensen, Retshistorie, S. 34f; 313 f. 299 Vgl. Codex Esromensis 230, 228; vgl. Poul Johs. Jørgensen, Retshistorie, S. 313. 300 Vgl. Strauch, Art. Schonen, in: RGA2, Bd. 27 (2004), S. 259f – 262. In c. 127 hat Anders Sunesøn das Kirchenrecht höher gestellt als das weltliche schonische: „ … matri-
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1220301, wo er sich allgemein über Gesetzgebung äußerte. Dass der Anteil des dänischen Königs an der Gesetzgebung im 13. Jahrhundert gewachsen war, sagt auch die Vorrede von Jyske Lov302: König Waldemar II. Sejr (1202–41) wird ausdrücklich als Urheber des Gesetzes genannt; es wurde nicht auf dem eigentlich zuständigen Landsthing in Viborg beschlossen, sondern in Vordingborg auf Seeland, wo sich Waldemar II. mit Vorliebe aufhielt, und zwar mit dem Rat seiner Söhne, des gesamten Klerus und der besten Männer seines Reiches303. Dabei war „Rat“ keine bloße Beratung, sondern eine echte Einflußnahme und Mitwirkung an der Gesetzgebung304. Allerdings beruhte sie nicht mehr allein auf den Regeln der Kirche305, sondern das Recht des Königs, sein Land zu regieren, wird jetzt deutlich her-
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monia iubet non fori sed poli, non curie secularis sed ecclesie spiritualis examine atque regimine subiacere …“ (DGL I, 2, S. 644; Hexaëmeron, ed. Martin C. Gertz, v. 2981; 3507); dies entspricht dictum Gratiani post c. 7. C 2, qu. 3 (Friedberg I, Sp. 453); vgl. dictum Gratiani ante c. 1. D. X (Friedberg I, Sp. 19) und c. 19. C XXVII, qu. 2 (Friedberg I, Sp. 1067); vgl. Ludvig Holberg, len, S. 61; Sigvard Skov, in: Scandia Bd. 13, 1940, S. 171–195 (190); Bertil A. Frosell S. 248), so hat er doch das dänische Gewohnheitsrecht nur dort zurückgedrängt, wo die Kirche sich unmittelbar auf römisches Recht oder das ius divinum positivum, d. h. die Bibel, berief. Die Urkunde haben neben Anders Sunesøn auch die Bischöfe Karl und Bengt von Linköping mitverfaßt, Druck in: DS I Nr. 832 (1216–1223), S. 690f, wo es heißt: „unde perutile fore censetur, ea scripto commendari, ut tam errori quam pravae voluntati tollatur occasio, sicque fragili succuratur memorie, ut quivis habeat, ad quod recurrere debeat certificandi gratia, si de aliquo positivi iuris articuclo contingat dubitari, quaelibet autem terra pro sui qualitate et morum diversitate, suas ac varias leges habeat. Legem enim (ut Isidorus ait) loco et patriae convenire convenit.“ Der Einwand Elsa Sjöholms, die Urkunde betreffe nur die Vorschriften über Bischofsvisitationen, trifft nicht, denn das Zitat aus Isidor (Etym. lib. V, c. 20f, in: PL Bd. 82, S. 203, auf den das dictum Gratiani und c. 1f D. IV verweist) zeigt, dass er hier lediglich den von ihm gebilligten allgemeinen Nutzen von Rechtsaufzeichnungen auf die Visitationsvorschriften bezieht. Jyske Lov, Vorrede a. E., in: DGL II, S. 14–18 = Peter Skautrup, Jyske Lov, S. 5 = Klaus v. See, Jyske Lov, S. 26, Zeile 60 ff; vgl. eingehend zu den Quellen der Vorrede: Ludvig Holberg, fremmed ret, S. 25–83; Ole Fenger, fortale, S. 18 ff, der zu Recht darauf hinweist, dass bereits in der Totschlagsverordnung Knuts VI. von 1200 das Gesetzgebungsrecht des Königs betont wird. In der Vorrede heißt es (wie Fn. 302): „meth hans sønnæer raath thær wyth waræ … Offæ thær tha war erkibiscop i Lund, og biscop … Oc thær tyl allæ bæstæ mæns raath thær i hans rigi waræ“ (mit dem Rat seiner Söhne, die dort waren … mit Uffe, der da Erzbischof in Lund war und Bischof … und dazu mit dem Rat aller der besten Männer, die in seinem Reich waren [womit offenbar eine Reichsversammlung gemeint war]). Peter Skautrup (JyL, S. 4, Z. 25) und Kroman/Iuul DGL, paa Nutidsdansk, S. 136, Z. 25 übersetzen denn auch das adän. „sønnær raath“ mit „sønners symtycke“ (Einverständnis der Söhne). So die frühere Lehre, vgl. Ludvig Holberg, Dansk ret S. 37 ff.
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vorgehoben306, zugleich seine Stellung als Diener Gottes, als Hüter des Gesetzes und des Landes weiter betont307. Doch stehen geistliche und weltliche Gewalt gleichberechtigt nebeneinander, da die Einwohner dem König „hørsum oc lythæn oc undærdanugh“ (gehorsam, ergeben und untertänig) sein sollen. Die Worte hørsum und undærdanugh sind Lehnworte aus Mitteleuropa308. Das Anwachsen der königlichen Macht wird auch daran deutlich, dass die dänischen Landschaftsrechte den Königsbeamten bryti (Gutsverwalter)309 nennen; in Jyske Lov heißt er dagegen umbosman (Amtmann), sein Amt lææn (Lehen). Auch sonst hat sich das Lehnswesen in Dänemark310 ausgebreitet: So hat Waldemar II. seine Söhne mit Fyrstelen (Fürstenlehen) ausgestattet, die ihnen eine recht selbständige Stellung gewährten311. Doch wollte der König weiterhin überall in seinem Reich Mannen nehmen312, behielt also auch in den Fürstenlehen Einfluß, der noch dadurch verstärkt wurde, dass die Herrenmannen, die nicht am Ledung teilnahmen, steuerpflichtig werden313, von ihm also zum Dienst oder zur Steuer herangezogen werden konnten. Am Ende der Waldemarszeit war das Recht des Königs, zu gebieten und zu verbieten, allgemein anerkannt, wie das Vorwort von Jyske Lov deutlich sagt314. Der König war von nun an nicht mehr der Erste unter Gleichen, sondern als Obrigkeit allen übergeordnet. Das Bannrecht des Königs war jedoch nicht unbegrenzt, denn im Vorwort von JL findet sich auch der Satz, der König dürfe ein vom Land angenommenes Gesetz nicht ändern oder 306 Vgl. JyL, Vorwort, DGL II, S. 11f = Peter Skautrup, S. 4 = Klaus v. See, S. 25, Z. 40 ff; vgl. Niels Knut Andersen, med Lov, S. 84 ff; Klaus v. See, Jyske Lov, S. 4; Ole Fenger, gammeldansk ret, S. 102; Per Andersen, kingdoms, S. 120 ff; derselbe, imperator (2005). 307 Der Text der Ribehandschrift bei Peter Skautrup, S. 4, lautet: „tha ær han gwth thenestæ man oc loghs gæzlæ man“; DGL II, Text I, S. 11 hat stattdessen: „tha ær han gudz thianæstæ man oc landz giætzlæ man“, den Klaus v. See seiner Übersetzung zugrundegelegt hat. 308 Vgl. Klaus v. See, JyL, S. 5. 309 Vgl. Klaus v. See, Königtum, S. 22 ff. 310 Zum Lehnswesen in Dänemark vgl. Michael H. Gelting, feudalsamfund, S. 26–36. 311 Schleswig wurde Herzogtum und 1231 an Waldemars II. Sohn Abel verliehen (vgl. JyL, Vorrede, DGL II, S. 16 = Peter Skautrup S. 4, Z. 26: „hertogh Abel“), vgl. Klaus v. See, JyL, S. 26, Z. 63. 312 JyL III. 8 (DGL II, S. 372f) = Peter Skautrup S. 124; vgl. Klaus v. See, JyL, S. 122. 313 Wie Fn. 312. 314 JL, Vorwort, S. 8 = v. See, S. 24: „æfter thæn logh scal land dømæs oc rætæs, thæn logh thær kunung giuær oc land takær with“ (nach dem Gesetz, das der König gibt und das Land annimmt, soll das Land geurteilt und gerichtet werden); S. 9 = v. See, S. 25: „Thet ær kunungs æmboth oc høfthings thær i land ær, at gømæ dóm oc gøræ ræt“ (Das ist das Amt des Königs und der Fürsten, die im Lande sind, die Urteile zu überwachen und Recht zu üben).
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abschaffen ohne den Willen des Landes, es sei denn, er ist offensichtlich gegen Gott315. Deshalb mußten die Könige in ihren Handvesten (den Königsgelöbnissen) Gesetzestreue versprechen316.
III. Das Seeländische Kirchenrecht (SjKL) Um 1150 fanden sich weder in Schweden noch in Dänemark irgendwelche Rechtsaufzeichnungen. Ihr Beginn hängt vermutlich mit der neuen Stellung Waldemars I. zusammen, der nach der Schlacht auf der Grathe Heide am 23. Okt. 1157 Alleinherrscher in Dänemark geworden war. Etwa zur gleichen Zeit war sein Pflegebruder Absalon (geb. in Fjenneslev/Sorø im Oktober 1128 ( ? ), † 21. März 1201 in Sorø) von seinen Studien in Paris ca 1157 zurückgekehrt, 1158 Bischof von Roskilde und 1178 Erzbischof von Lund geworden. Bischof Absalon leitete nicht nur die Politik König Waldemars I., sondern war schon als Bischof von Roskilde bemüht, die dänische Kirche zu reformieren. Mit Hilfe geschriebenen Rechts wollte er zudem auch ihre Rechte und die des Königs sichern. Das seeländische Kirchenrecht (SjKL) gehört mit dem Vitherlagsret zu den ersten Rechtsaufzeichnungen in dänischer Sprache, beide sind von Absalon veranlasst worden, kenntlich daran, dass viele ihrer Sätze wirken, als seien sie aus dem Lateinischen übersetzt317. Dass es zur Aufzeichnung kam, beruht auf den Auseinandersetzungen zwischen der Kirche und den Bauern, die darüber klagten, at ræt wor før harth mællæ biscop oc bøndær (das kanonische Recht sei zu hart gewesen zwischen Bischof und Bauern)318. Es kam deshalb zu Verhandlungen, die schließlich auf der Versammlung von Ringsted am 21. Juli 1171 durch das vertraglich
315 JL, Vorwort, S. 8f: „Thæn logh thær kunung giuær oc land takær with, then ma han oc ey skiftæ æth af takæ utæn landzæns wiliæ, utan han ær openbalic gen guth“ (Das Gesetz, das der König gibt und das Land annimmt, das kann er auch nicht ändern oder abschaffen ohne Willen des Landes, es sei denn, er ist offensichtlich gegen Gott) = Klaus v. See, JL, S. 24. 316 Vgl. etwa die Handveste von 1320, § 37, die von 1326, § 46 und von 1483, § 2; in: Samling af danske Kongers Haandfæstninger (1856–58), Neudruck Kbh. 1974; vgl. Poul Johs. Jørgensen, Retshistorie, S. 315. 317 Vgl. Carl Ivar Ståhle, Studier, S. 155f; Paul Diderichsen, S. 75f; vgl. den Hinweis auf Absalon bei Sven Aggesen, lex castrensis, Druck bei Erik Kroman, Rigslovgivning indtil 1400 Nr. 2, Text I, S. 7; Text II, S. 25; Strauch, Art. Vitherlagsret in RGA2, Bd. 32 (2006), S. 461. 318 SjKL, Vorspruch, in: DGL VIII, S. 445; über den Aufstand in Schonen vgl. Inge Skovgaard-Petersen, skanske uprör, S. 31 ff.
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vereinbarte SjKL abgeschlossen wurden319. Darin verpflichteten sich die Bauern, den bisher verweigerten Bischofszehnt zu entrichten, während der Bischof auf einige Bußen verzichtete und anerkannte, dass das weltliche Beweissystem auch beim Bruch von Kirchenrecht gelten solle320. Die Bauern durften ihren Priester (mit Zustimmung des Bischofs) selbst wählen321; auch die Größe von Seelgaben wurde festgelegt322. Im übrigen enthält SjKL Vorschriften verschiedenen Inhalts, die bisher zwischen Kirche und Bauern streitig waren. Vollständig wollte SjKL offenbar nicht sein323.
IV. Die Sklaverei In Dänemark konnte man dem Sklaven die Freiheit schenken oder er konnte sie selbst erwerben. Die Freilassung war nur wirksam, wenn sie auf dem Thing oder in der Kirche bekanntgemacht wurde324. Ein anderer sollte ihn in seine Familie aufnehmen (leda i ætt) und geloben, für ihn einzustehen. Dann sollte er von den Bußen, die der Freigelassene für Missetaten zu entrichten hatte, ein Drittel zahlen und von den für ihn zu zahlenden Bußen ein Drittel erhalten; zwei Drittel sollte der Freigelassene selbst zahlen und erhalten; er erhielt jedoch nur eine halbe Mannbuße. War der Freigelassene nicht ins Geschlecht geleitet worden, sollte er lindæ bot (Bæltebod, Gürtelbuße) zahlen, es sollte ihm nämlich alles, was er in den nächsten drei Jahren erwerben würde (bis hin zum Gürtel), weggenommen werden, wenn er sich dem nicht durch die Flucht entzog325. Auch in Dänemark erhielten die Kinder des geschlechtsgeleiteten Freigelassenen die volle Freiheit326. Eriks Sjællandske Lov hat – im Gegensatz zu Waldemars Sjællandske Lov – die
319 Vgl. Holmbäck/Wessén, SLL Bd. IV, S. XXXV; Poul Johs.Jørgensen, Retshistorie, S. 91; Stig Iuul in KLNM, Bd. X (1965), Art. Kyrkorätt, Sp. 5; Paul Diderichsen S. 74. 320 Vgl. etwa c. 7; 8; 20 (DGL VIII, S. 448f, 456), wo der Zwölfereid genannt ist; c. 8; 10; 11; 14 (DGL VIII, S. 449 ff, 453), wo der Missetäter sich mit der næfnd (dem Ausschuß) wehren soll. 321 Vgl. c. 3 (DGL VIII, S. 446). 322 Vgl. c. 8 (DGL VIII, S. 449). 323 Über die einzelnen Landschaftsrechte und das schonische Kirchenrecht vgl. unten das 3. Kapitel, S. 290–340. 324 SkL, c. 126; 135 (DGL I, 1, S. 94f; 100) = ASun, c. 52; 73f, (DGL I, 2, S. 540; 571f). 325 ASun, c. 52 (DGL I, 2, S. 541f); Klara Nevéus, Trälarna, S. 49f; Strauch, Art. Geschlechtsleite in: RGA2, Bd. XI (1998), S. 512–516 (S. 514). 326 Vgl. Klara Nevéus, Trälarna, S. 46–53; Ruth Mazo Karras, Slavery S. 130f; Niels SkyumNielsen, Art. Træl, KL 19, Sp. 19f; Strauch, Art. Geschlechtlseite § 3, RGA2, Bd. XI (1998), S. 514.
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Freilassung ausführlich dargestellt327. Als Besonderheit ist zu vermerken, dass sie als Gabe in der Kirche erfolgte und dass der Freigelassene sofort frei wurde sum thæt waræ frælst fød – als wäre er frei geboren. Ließ jemand seinen Sklaven um seines Seelenheils willen auf dem Totenbette frei, so war dies nur dann wirksam, wenn der Sklave nicht mehr wert war als ein halber Kopfteil328, weil der Testierende letztwillig über mehr nicht verfügen konnte. Für Dänemark gibt es lediglich drei Urkunden, die von Sklaven handeln. Die älteste stammt von 1177 und enthält den Befehl des Königs Waldemar des Großen (1157–82), eine Magd freizulassen, die als Schuldsklavin genommen war, obwohl sie nicht selbst Schuldnerin, sondern nur Schwester des Schuldners war, was der König umgehend verbot329. Erzbischof Absalon (1128( ? ) – 1201) hat in seinem Testament mehreren Sklaven die Freiheit geschenkt, deren Unfreiheit verschiedenen Ursprungs war330. Die dritte Urkunde behandelt den Fall, dass zwei Sklaven einen Priester geschlagen hatten und nun ihre Sünde durch Wallfahrt nach Rom büßen sollten – ihr Herr wollte sie aber nicht ziehen lassen. Papst Innozenz III. erlaubte deshalb dem Erzbischof Anders Sunesøn in Lund, ihnen eine andere Buße aufzuerlegen, wenn ihre Abwesenheit den Herrn allzusehr schädige331. Auch in Dänemark gab es mehrere Gründe, warum die Sklaverei in der sogenannte Waldemarszeit332 bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts aufhörte: Es fehlte der Nachschub aus den Kriegszügen, und durch den kirchlichen Druck nahmen die Freilassungen zu. Infolgedessen stiegen die Preise für Sklaven und ihr Tod sowie die Versorgungspflicht bei Krankheit und Alter bedeutete ein finanzielles Risiko für den Herrn, der es vorzog, seinen Bedarf an Arbeitskräften durch Lohnarbeiter (häufig Freigelassene!) zu dekken. Schließlich führte der damalige Wohlstand zu großen Urbarmachungen, wodurch manche Sklaven eine unabhängige Stellung als Verwalter er327 ESjælL, III: 16 (DGL V, S. 262). 328 Wie Fn. 327; zum Verfügungsrecht über einen halben Kopfteil vgl. VSjælL, AO c. I: 50f (DGL VII, S. 36f = v. Schwerin, Dän. R. S. 167). 329 DS I, Nr. 75 (1177), S. 99 f. 330 DD, 1: 4, Nr. 32 (S. 55–63 [62]), es handelt sich um einen Sklaven und mehrere Frauen mit ihren Kindern, die freigelassen werden sollen; Ebfs Absalons Testament v. 1201 (DD I: 4, Nr. 32, S. 63) zeigt auch das Beispiel eines Schuld- oder Strafsklaven: „qui iniuste captus erat in seruitutem“; vgl. Niels Skyum-Nielsen, Slavery, S. 130. 331 Päpstliche Bulle vom 13. Jan. 1206 an Ebf. Anders Sunesøn in Lund, in: DD, 1: 4, Nr. 108 (S. 213f) = DS I, Nr. 128 (S. 154); vgl. Niels Skyum-Nielsen, Slave, S. 259f; Klara Nevéus, Trälarna, S. 51 f. 332 Gemeint ist die Regierungszeit Waldemars II. (Sejr) (1202–41).
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langten333. Ein dänisches Gesetz zur Abschaffung der Sklaverei ist unbekannt, doch läßt die nur gelegentliche Erwähnung der Sklaven im Jütschen Recht (1241)334 (gegenüber Skånelagen und den seeländischen Rechten aus dem Anfang des 13. Jahrhunderts) darauf schließen, dass sie keine wichtige Rolle mehr spielte.
333 Vgl. Poul Johs. Jørgensen, Retshistorie, S. 205 f. 334 Vgl. Strauch, Art. Jyske Lov, in: RGA2, Bd. 16 (2000), S. 144–147.
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H. Schweden I. Der Beginn der Christianisierung Die Christianisierung Schwedens war ein jahrhundertelanger Prozeß, der sich in den Landschaften zu unterschiedlichen Zeiten und in verschiedener Weise durchsetzte335. So dürfte der südliche Teil Schwedens (Schonen, Blekinge etc.), der damals noch dänisch war, bereits im Laufe des 11. Jahrhunderts christianisiert worden sein. Väster- und Östergötland folgten gegen Ende des 11. und zu Beginn des 12. Jahrhunderts, während Uppland sich erst gegen Ende des 12. Jahrhunderts vollständig zum Christentum bekehrte336. Der Bericht Rimberts337 über Ansgars Mission um 830 auf Birka im Mälarsee338 bedeutet noch nicht die Christianisierung Upplands, denn Birka war ein Handelsort, der vornehmlich von ausländischen Kaufleuten besucht wurde und wenig schwedische Einwohner hatte, vergleichbar mit Haithabu, Ribe oder Dorestad. Dass hier ein vom Umlande verschiedenes besonderes Recht galt, vermutlich das später so genannte Bjärköarätt339, ist ein weiteres Zeichen dafür, dass in diesem Handelsort besondere Umstände herrschten. Ähnlich lagen die Verhältnisse in Sigtuna, mit dem Unterschied, dass sich dort aus der Christianisierungszeit Reste von Steinkirchen (z. B. St. Per und St. Olof340) erhalten haben, die sich in Birka nicht finden (und auch nicht in Resten ergraben worden sind), ferner dass es Bischofssitz war341, der erst gegen 1140 nach Gamla Uppsala verlegt wurde, als Uppland christlichem Recht und Kult weitgehend folgte342. Sigtuna war aber nicht nur ein Handelsort im Mälartal mit eige-
335 Zu dieser Frage vgl. zuletzt Birgit u. Peter H. Sawyer/Peter Hayes (1993); Beskow/Staats (1994). 336 Vgl. Jan-Arvid Hellström, tankar, S. 77–91 (S. 77); derselbe, Vägar till Sveriges kristnande, Stockholm 1996, S. 144 ff. 337 Rimbert, cap. 26 ff. 338 Vgl. Jan-Arvid Hellström, tankar, S. 77; derselbe, vägar, S. 113, 161 f. 339 Vgl. näher unten 5. Kapitel, C VII, S. 512–517. 340 Vgl. Gunnar Redelius 1975. 341 Vgl. Jan-Arvid Hellström, vägar, S. 198. 342 Dass Sigtuna Bischofssitz war, berichtet auch Adam v. Bremen, IV, 29.
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ner Münze343, sondern zugleich eine Art Brückenkopf für das westgötische Königsgeschlecht, wenn es richtig ist, dass Olaf Schoßkönig dort um 1000 seinen Sitz hatte344. Unsere Kenntnis der Christianisierungszeit beruht neben dem Bericht Rimberts345 über Ansgars Wirksamkeit vor allem auf Heiligenlegenden, wie der Eriks- und der Siegfriedslegende346, die in ihrer ältesten Fassung vor 1219 niedergeschrieben wurde und dazu diente, das zwischen 1164 und 1170 durch Ausscheiden Värends aus dem Bistum Linköping errichtete Bistum Växjö zu begründen und zu rechtfertigen347. Auch die Bischofsliste im Västgötalag348 ist etwa zur gleichen Zeit unter Benutzung Adams von Bremen, der Siegfriedslegende und anderer einheimischer Vorlagen zusammengestellt worden. Sie enthält aber – den Tatsachen zuwider – nur englische Bischöfe. Das Bistum Skara verfolgte damit ein kirchenpolitisches Ziel, nämlich sich gegen mögliche Machtansprüche von Hamburg – Bremen zu wehren349. Denn es ist ziemlich deutlich, dass der dortige Erzbischof mit der von England aus betriebenen Mission Schwedens konkurrierte. So finden sich Spuren früher englischer Bischofssitze im dänischen Schonen, z. B. in Lund, gegenüber dem von Deutschen besetzten Dalby. Und als der englische Bischof Henrik starb, siedelte sein deutscher Widerpart von Dalby nach Lund über350. In Västergötland steht das englisch besetzte Husaby dem Bistum Skara gegenüber, in Södermanland vermutlich 343 Vgl. die ungedruckte Arbeit ‚Myntimport, myntcirculation och myntning‘ von Brita Malmer (1994) bei Jan-Arvid Hellström, vägar, S. 273. 344 Da man in Sigtuna auch Münzen Knuts des Großen gefunden hat, ist nicht auszuschließen, dass Teile des Mälartales zum Großreich dieses Dänenkönigs gehört haben, vgl. Bo Gräslund, Scandia 1986, S. 211–239. Über die Taufe Olaf Schoßkönigs (des angeblich ersten christlichen Königs) berichtet bezeichnenderweise nicht die Bischofsliste von Västergötland, sondern die Königsliste in derselben Handschrift B 59 in Kungl. Biblioteket in Stockholm, vgl. Natanael Beckman, Ur vår äldsta bok, Stockholm 1912, der Text findet sich auch in SGL, Bd. I, Westgöta-Lagen, IV:15; S. 298–304; vgl. Jan-Arvid Hellström, tankar, S. 86 ff; derselbe, vägar, S. 146, 244 f. Über die Missionsgeschichte als Sozial- und Geistesgeschichte (Mission durch Geschenke; politische Friedensethik, vgl. Reinhart Staats, S. 9 ff. 345 Rimbert, cap. 26 ff, Werner Trillmich S. 87 ff. 346 Für die Erikslegende vgl SRS, Bd. II, (vita, miracula, legendae, officium) S. 270–330; dazu: Einar Carlsson, translatio, in: Uppsala Universitets Årsskrift Uppsala 1944:2; derselbe, Erikslegendens historicitet, in: SHT, Bd. 72, S. 217–250; für die Siegfriedslegende vgl. die frühere Ausgabe in SRS II, S. 345–364, Kritik daran, Neuausgabe und Nachweise von Alf Önnerfors S. 11; 64 ff; Jan-Arvid Hellström, tankar, S. 84 ff. 347 Vgl. Alf Önnerfors S. 15f; Jan-Arvid Hellström, vägar S. 28 ff. 348 Druck: SGL, Bd. I, (Västgötalagen), IV:16, S. 304–307. 349 Vgl. Jan-Arvid Hellström, vägar, S. 145. 350 Vgl. Jan-Arvid Hellström, vägar, S. 155. Dalby liegt etwa 10 Km südöstlich von Lund.
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Eskils Tuna gegenüber Strängnäs, in Västmanland vielleicht Botvids Munktorp gegenüber Västerås und in Östergötland das Kloster Vreta gegenüber Linköping351. Der im 11. Jahrhundert schwächer werdende englische Einfluß führte dann zur Stärkung der von Hamburg – Bremen ausgehenden deutschen Mission. Auch in Schweden ließen sich zunächst Einzelne (im Ausland auf Handelsfahrten etc. oder in Schweden) taufen352. Später folgten ganze Gruppen von Menschen, die nach dem Vorbild des Königs und des Adels dem neuen Glauben beitraten353. Schließlich übernahmen die Thinge der einzelnen Landschaften354 durch Beschluß christliche Sitten, Glauben und Riten. Solche Beschlüsse enthalten gewöhnlich drei Teile: Als erstes wird der heidnische Kult unter Berufung auf die zehn Gebote verboten, dann wird befohlen, dem christlichen Glauben, Kult und dem christlichen Recht zu folgen und schließlich beschließt man, eine Kirche für den neuen Glauben zu errichten. Dieses Stadium der Christianisierung ist erst im fortgeschrittenen 13. Jahrhundert erreicht: Während die frühesten Landschaftsrechte, wie Skånelag355 und Gutalag von etwa 1220 noch keinen eigenen Christenrechtsabschnitt haben, sondern das neue Recht dem alten dort einfügen, wo es gebraucht wird, beginnen die jüngeren, seit dem Ende des 13. Jahrhunderts, mit einem solchen Abschnitt. Ein Beispiel ist das Upplandslag, aus dem die genannten drei Teile des Christianisierungsbeschlusses deutlich zu entnehmen sind356. 351 Vgl. Jan-Arvid Hellström, vägar, S. 144–156. 352 So schon für Norwegen: Fridtjov Birkeli (1982); Jan-Arvid Hellström, vägar, S. 164 ff; vgl. im übrigen die neuesten Forschungen über die Christianisierung Schwedens in dem seit 1989/90 betriebenen ‚Projektet Sveriges kristnande‘: Kontinuitet i kult och tro från vikingatid till medeltid, red. Bertil Nilsson, Stockholm 1992; Publikationer 2: Möres kristnande, red. Henrik Williams, Stockholm 1993. Beleg für die Taufen einzelner ist die zu Beginn des 13. Jahrhunderts aufgezeichnete Gutasaga, cap. 4; vgl. Karl Schildener, Guta-Lagh, cap. III: 2, S. 110; SGL, Bd. VII (Gotlands-Lagen), Gotl. L. II, Hist. 5, S. 165. 353 Vgl. dazu Karl Schildener, Guta-Lagh, Gutasaga III: 8; 9, S. 111, SGL, Bd. VII (Gotlands-Lagen), Gotl. L. II, c. 5, S. 166; Jan-Arvid Hellström, vägar, S. 172 f, 182 ff. 354 Der Vorgang ist zunächst aus Island bekannt, wo das Allthing des Jahres 1000 durch Beschluß das Christentum annahm, um Blutvergießen zu vermeiden; an diesen Beschluß erinnert Grg. Ia, c. 7, S. 22f (= Andreas Heusler S. 19f) mit seinem Verbot heidnischer Opfer, für Norwegen vgl. Gulathingsbók c. 29 (NGL I, S. 18 = Rudolf Meißner, Gtl, S. 27). 355 Wohl infolge der frühen Christianisierung Västergötlands hat VgL I (von ca 1220) bereits einen Kirchenabschnitt, doch fehlt hier der Thingbeschluß zur Annahme des Christentums wie UL, Kkb 1 in aufweist. 356 „An Christus sollen alle Christen glauben, dass er Gott ist und dass es keine anderen Götter gibt als ihn allein. Keiner soll Abgöttern opfern und keiner an Haine und Steine glauben. Alle sollen
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II. Der Aufbau der Kirche im 12. Jahrhundert Das mit Thronkämpfen angefüllte 12. Jahrhundert war zugleich die Zeit, in der die Kirche Schweden geistlich durchdrang und ihrer Herrschaft einfügte. Im Jahre 1103 oder 1104 löste Papst Paschalis II. Dänemark aus dem Primat des Erzbistums Hamburg-Bremen und errichtete in Lund ein neues Erzbistum, dessen erster Inhaber Erzbischof Ascer war357. Ob auch Schweden sofort dazu gehörte, bleibt ungewiß358, wird aber in der Folgezeit zur historischen Tatsache. Nach der sogenannten ‚Florenzliste‘ von ca 1120359 gab es in Schweden im 12. Jahrhundert vermutlich sechs Bistümer oder Missionszentren, nämlich Skara, Linköping, Eskilstuna360, Strängnäs, Sigtuna361 und Västerås362. Es festigte sich aber nicht nur die Kirchenorganisation in diesem Jahrhundert, es war auch die Zeit der Klostergründungen. König Sverker der Ältere (1130–1156) und Königin Ulfhild riefen die Zis-
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die Kirche verehren. Dorthin sollen alle geführt werden, Lebende und Tote, die in die Welt kommen und die aus ihr fahren. Christus gebot, eine Kirche zu bauen und Zehnt zu zahlen …“, vgl. Claudius v. Schwerin, Schwed. R., S. 68f; vgl. Gtl cap. 4, welches das Verbot enthält, Abgöttern zu opfern. Die Gutasaga cap. 4 berichtet über den Thingbeschluß, das Christentum anzunehmen (SGL, Bd. 7 (Gotlandslagen), Hist. c. 4, S. 99f); Karl Schildener c. III: 9, S. 111. Vgl. ausführlich oben I, S. 47 ff. und Olof Simon Rydberg, ST, Nr. 29 (dort nur Bericht, die Urkunde ist verloren). Vgl. Sven Ulric Palme, genombrott, S. 68; vgl. weiter Olof Simon Rydberg, ST Nr. 31, 33–36 v. 1133, S. 65–67; 69f, wo Papst Calixt II. und Innozenz II. die Oberhoheit Hamburg – Bremens über den Norden (mindestens zeitweise) wiederherstellen. Auch Friedrich Barbarossa bestätigte nach 1158 dem Erzbischof von Hamburg seine alten kirchlichen Rechte über Skandinavien, vgl. DS I Nr. 40, Frankfurt/M, den 16. 3. 1158, S. 59 f. Druck in: MGH, Auctores antiquissimi IX, Berlin 1892, S. 573 f. Vgl. Jarl Gallén, Florensdokumentet, S. 1 ff; Arne Palmqvist, Kyrkans enhet, S. 57; Kjell Kumlien, kristnande, S. 263 ff; vgl. Jan-Arvid Hellström, biskop, S. 41f sieht die dort genannten Bischofssitze als Fortschreibung der Verhältnisse an, wie sie sich aus Adam von Bremen, II, 58; III, 76; IV, 23 etc. ergeben. So die bisherige Meinung; es kann sich aber auch um Hälsingtuna handeln. Über den Bischofssitz für Hälsingland vgl. Jan-Arvid Hellström, biskop, S. 63–78; über ‚Tuna‘ derselbe, S. 87–98. Dieser Bischofssitz ist spätestens um 1170 nach Gamla Uppsala verlegt worden, vgl. Carlsson/Rosén, I, S. 133. Das Bistum Eskilstuna erlosch jedoch bald, und das Bistum Strängnäs erlangte seinen alten Umfang wieder; 1170 ist zuerst vom Bistum Växjö die Rede; als letztes schwedisches Bistum ist im 12. Jahrhundert Turku (Åbo) als Missionsbistum entstanden, vgl. Carlsson/Rosén, I, S. 33.
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terzienser ins Land und gründeten ca 1143 Alvastra und Nydala sowie 1150 Varnhem363. 1. Nikolaus von Albanos Mission Um die Mitte des 12. Jahrhunderts machte sich die ordnende Hand Roms und ein deutlicher Fortschritt in der Entstehung einer schwedischen Nationalkirche bemerkbar: Durch die Legation Nikolaus Breakspears, Bischofs von Albano364 erhielt nicht nur Norwegen 1152 ein eigenes Erzbistum mit Sitz in Trondheim365, sondern er wurde auch in Schweden tätig, erließ Statuten über die Freiheit der Kirche (libertas ecclesiae), die Ehe, das Ablegen der Waffen beim Kirchgang und führte den Peterspfennig ein, den die einheimischen Bischöfe sammeln sollten366. Ob er plante, Schweden zu einer selbständigen Kirchenprovinz zu machen, ist ungewiß. Jedenfalls hat Nikolaus v. Albano später (als Papst Hadrian IV.367) verordnet, dass der Erzbischof von Lund weiterhin den Primat über Schweden behalten sollte, obwohl jetzt in Uppsala ein eigenes Erzbistum für das Land errichtet wurde368. 2. Papst Alexander III. und Schweden Auch als der Zisterziensermönch Stefan aus Alvastra 1164 in Sens zum Erzbischof von Schweden mit Sitz in (Gamla) Uppsala geweiht wurde, blieb der Lunder Primat über Schweden erhalten369. Alexander III. sorgte auch dafür, dass kirchliches Recht in Schweden eingeführt und die rauhen Sitten der Nordmänner gemildert wurden370. Gleichzeitig mußte der Papst 363 Vgl. Sven Tunberg, Sveriges Historia II, S. 41 f. 364 Später Papst Hadrian IV. (Papst vom 4. Dez. 1154 bis 1. Sept. 1159), vgl. über ihn John N. D. Kelly/Michael Walsh, S. 191 f. 365 Vgl. oben E I, S. 19 f. 366 Der Peterspfennig ist erwähnt in DS I Nr. 38, [dort falsch datiert] v. 28. Nov. 1154, S. 56–58 (an den schwedischen König), vgl. ST I, Nr. 38, S. 72–74 und in DS I Nr. 820, Lateran, d. 28. Nov. 1154, S. 679f = ST I Nr. 39 v. 28. Nov. 1154, S. 74f (an die schwedischen Bischöfe), worin Papst Anastasius IV. die Anordnungen Nikolaus’ von Albano bestätigt. 367 Nikolaus Breakspear war Papst mit dem Namen Hadrian IV. vom 4. Dezember 1154 bis zum 1. September 1159, er blieb der einzige Engländer auf dem päpstlichen Thron. 368 Vgl. ST I Nr. 40, S. 74f, der auf DS I Nr. 110, Lateran, d. 23. Nov. 1198, S. 134f verweist, wo diese Urkunde zitiert wird; vgl. weiter Tunberg, Sveriges Historia, II, S. 42; Ingvar Andersson, Ärkesäte, SHT 84 (1964), S. 389 ff; derselbe, Primatet, SHT, 85 (1965), S. 324 ff, mit Druck des Textes. Zum Ebt. Uppsala vgl. oben G I S. 48, mit Fn. 281ff. 369 Vgl. DS I Nr. 49, 50, Sens, d. 5. Aug. 1164, S. 70–73 = ST I Nr. 43, 44, S. 80–83. 370 Vgl. ST I Nr. 47, Tusculanum, d. 10. Sept. 1171/72, S. 86–93 und Nr. 49 vom 6. Juli 1172 (oder 1180), S. 94–98 = DS I Nr. 41, vgl. Nr. 577, Lyon d. 9. Aug. 1274,
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gegen letztwillige Verfügungen einiger Schweden einschreiten, die mit dem Eifer der Neubekehrten der Kirche alle ihre Güter hinterlassen und ihre Söhne enterbt hatten371. Offenbar hatte die Begehrlichkeit der Kirche, Grundstücke zu erwerben, zu einem Aderlaß am Sippeneigentum geführt, welche die Familien, die von ihrem Grund und Boden lebten, nicht mehr hinnehmen konnten. Der Papst bremste denn auch ihren Spendeneifer und begrenzte ihn auf den Sohnesteil Christi als Maß für letztwillige Gaben an die Kirche. So erscheint er in den Götarechten als zulässiges Maß der Testierfreiheit372. In der Urkunde vom 10. September 1171 oder 1172 faßt Alexander III. die wichtigsten Grundsätze der libertas ecclesiae zusammen (Exemtion der Geistlichen von der weltlichen Gerichtsbarkeit, Verbot der Simonie und der Gottesurteile, Verpflichtung zur Zahlung von Zehnt und anderen Gaben an die Kirche), wie sie seit der cluniazensisch – gregorianischen Reform zum Selbstverständnis der Kirche gehörten373, um sie auch in Schweden durchzusetzen. Er gab damit Erzbischof Stefan alle Argumente an die Hand, die dieser zur Führung seines Amtes und zur Verteidigung der Herrschaft des Sverkerschen Geschlechtes bedurfte374.
III. Königtum und Kirche im 13. Jahrhundert 1. Sverker Karlssons Kirchenprivileg Eine Schenkungsurkunde Sverkers von 1200375 bestätigt die Exemtion der Geistlichen von der weltlichen Gerichtsbarkeit376 und befreit den kirchlichen Grundbesitz von allen Abgaben an den König. Auch scheint Sverker
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S. 475–477 ebenda. Vgl. auch die Urkunde DS I, Nr. 51 (1164–1167), S. 73f, wo Erzbischof Stefan und Karl Sverkerson in einem Streit um eine Landschenkung an das Kloster Sigtuna vermitteln, die der Sohn der Schenkerin angefochten hatte; Abb. bei Maja Hagerman, S. 353; vgl. Helle Vogt, S. 244. Vgl. DS I Nr. 41 vom 6. Juli 1171/72, S. 62, ausführlicher unten Fn. 430. VgL II, Kkb 60; Äb 9; VgL IV, 21: 56; ÖgL, Krb 23 f; vgl. SkL, Äb 38, 40; Asun 15. In ÖgL, Äb c. 11, wird auf das frühere Recht verwiesen, als die Verfügungsbefugnis der Landeigner noch unbegrenzt war; vgl. Åke Holmbäck, Ätten S. 67f; Helle Vogt, S. 243. Vgl. Hans E. Feine, Kirchliche Rechtsgeschichte, 5. Auflage, Köln/Wien 1972, S. 257. Vgl. ausführlich Knut B. Westman, kyrka, S. 146f, 149 ff. Vgl. DS I Nr. 115 (1200), S. 139 f. Vgl. DS I, Nr. 115 (S. 140). In DS I Nr. 54, Tusculanum, d. 10. Sept. 1165–1181 hatte Papst Alexander III. dem neuen Erzbischof Stefan die Durchsetzung der kirchlichen Freiheitsrechte ans Herz gelegt.
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willens gewesen zu sein, das kanonische Recht dem einheimischen vorgehen zu lassen377. Damit hatte der König nicht nur erhebliche Vorleistungen an die Kirche erbracht, ihm kam daneben auch zugute, dass er in erster Ehe mit einer Nichte des Lunder Erzbischofs Anders Sunesøn378 verheiratet war. So gewann er nach der verlorenen Schlacht von Älgarås 1205 durch dessen Fürsprache päpstlichen Schutz und Zuflucht in Dänemark. Die am 13. November 1208 von Papst Innozenz III. ausgefertigte Bulle379 erklärt Sverker für den allein rechtmäßigen schwedischen König, denn sein Rivale Erik Knutsson habe den von seinem Vater geschworenen Treueid gebrochen und das Reich „violenter“ eingenommen. Kraft des oberrichterlichen Rechts der Päpste zum Eingreifen in Streitigkeiten weltlicher Staaten380 beauftragte Innozenz III. drei Bischöfe, darunter die von Skara und Linköping, Erik Knutsson unter Androhung des Bannes zu veranlassen, die rechtswidrig (contra iustitiam) erworbene Krone niederzulegen. Dabei ging der Papst fälschlich davon aus, in Schweden sei die Krone erblich381. Tatsächlich hatte aber Sverker Karlsson382 sie so gut wie Erik Knutsson durch Wahl des Volkes erhalten. Wie die Thronfolgehuldigungen beweisen383, war Schweden im 12. Jahrhundert keine Erbmonarchie. Nach dem Tode Sverker Karlssons 1210 (in der Schlacht bei Gestilren)384 hatte Erik Knutsson keine Rivalen mehr. Durch seine Heirat mit der dänischen Königstochter Rikissa entzog er dem Sverkerschen Geschlecht die Hilfe Dänemarks. Auch gewann er die schwedischen Geistlichen für sich. Valerius, sein ehemaliger Hofkaplan385, war ihm zu besonderem Dank verpflichtet, da Erik mitgeholfen hatte, ihn zum Erzbischof zu machen. Valerius krönte ihn noch 1210 als ersten schwedischen König in Uppsala386. Eine Bulle Papst Innozenz’ III. vom 4. April 1216387 bestätigte die Rechtmäßigkeit dieser Krönung und gewährte ihm päpstlichen Schutz. Mögli-
377 Papst Innozenz III. hat das privilegium fori in der Bulle vom 10. März 1206 (DS I Nr. 131, S. 156f) bei der schwedischen Geistlichkeit nochmals angemahnt. 378 Über Anders Sunesøns Werdegang und seine Studien vgl. Dominik Waßenhofen, S. 154. 379 DS I Nr. 135, Lateran, d. 13. Nov. 1208 = ST I Nr. 59, S. 118–120. 380 Vgl. c. 13 X. 2, 1 (Friedberg II, Sp. 242–244) und Mirbt/Aland, Nr. 598 (1204). 381 So von Sverker selbst behauptet in DS I Nr. 102 (1196–1210). 382 Vgl. SRS, I, S. 24, 48, 62, 84. 383 Vgl. DS I Nr. 825 (S. 682f [683]) 1191–1192, vgl. Rudolf Edgren, Innocentius III. in: BSM Nr. 6, S. 6f; Herman Schück, ecclesia, S. 52, Fn. 44. 384 Nach SRS I, S. 49: am 18. Juli 1210. 385 Vgl. DS I Nr. 133, Corneto, d. 25. Okt. 1207 und Knut B. Westman, kyrka, S. 238. 386 Vgl. SRS I, S. 24: 1189; S. 62: 17. Nov. 1210; S. 84: 22. Nov. 1208 ( ! ). 387 ST I Nr. 64, Lateran, d. 4. April 1216, S. 131 f.
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cherweise hat sie jedoch ihren Empfänger vor dessen Tode nicht mehr erreicht388. Wichtig an dieser Urkunde ist, dass sie die durch frühere Kreuzzüge bewirkte Eroberung Finnlands erwähnt389 und dem König das Recht einräumt, in Finnland ein oder zwei Bistümer zu schaffen, die dem Erzbischof von Uppsala unterstehen sollten. Dem Versuch des Lunder Metropoliten Anders Sunesøn, die finnischen Bistümer unmittelbar von Lund (und damit von Dänemark) abhängig zu machen, war offenbar kein Erfolg beschieden390. Auf Grund dieser Urkunde ist aber als siebtes und letztes zur Upsalenser Kirchenprovinz gehörendes Bistum das finnische eingerichtet worden. Bis 1229 hatte es seinen Sitz in Nousiainen391, danach in Åbo (Turku). 2. Die Bischöfe und die weltliche Macht In dieser Aufbauphase förderten die Könige aus beiden Häusern Kirche und Klöster. Ihr Ziel war stets, die Macht im Reiche zu gewinnen oder zu erhalten. Eine weitschauende Kirchenpolitik wird dabei nicht deutlich. Wichtig sind hier die Bestimmungen in Västgötalag I, Rb 1–3 (ca 1220), die im Zusammenhang gesehen werden müssen. Sowohl an der Wahl des Königs (Rb 1) wie auch an der des Bischofs (Rb 2) und des Rechtsprechers (Rb 3) sind die Landschaft und das Thing beteiligt. Dies ist eine politische Machtstellung, die beide sowohl gegen den König also auch gegen die Kirche zu verteidigen hatten. Dass seit Erik Knutsson neben die Wahl des Königs nun auch die Krönung trat, verschaffte den Königen zwar das Heil und den Schutz der Kirche, band sie aber auch an deren Mitwirkung, so dass nun zur Königserhebung ein kirchliches Element hinzutrat. Auch wurden die Könige durch die Krönung zu Vasallen der Kirche und schuldeten ihr Gehorsam392. Jedoch hatte der König nicht nur Einfluß auf die Bischofswahl, sondern er mußte auch den Gewählten anschließend mit Ring und Stab investie-
388 Nach ST I, Nr. 64, S. 131 wird die Urkunde im Hauptarchiv in Schwerin verwahrt. 389 Vgl. dazu die Erikslegende zum Kreuzzug nach Finnland ca 1154 und das Martyrium des Bischofs Henrik dort, bei Sven Tunberg, historia II, S. 48, 50 ff; Jutikkala/Pirinen, S. 30; DS I Nr. 59, Tusculanum, d. 7. Sept. 1165–81, S. 86f; vgl. ST I, Nr. 46, Tusculanum, d. 9. Sept. 1171 oder 1172, S. 84f; dazu Knut B. Westman, kyrka, S. 158 f. 390 Vgl. Ingve Brilioth, Handbok, S. 76. 391 Vgl. Jutikkala/Pirinen S. 30. 392 Vgl. den dictatus papae c. 9, 12 bei Mirbt/Aland Nr. 547; c. 6 X. 1. 33; c. 34 X. 1. 6 (Friedberg II, Sp. 196–198; 79–82); DS I Nr. 107 Civita Castellana ( ? ), d. 6. Okt. 1198, S. 130f und Nr. 135, Lateran, d. 13. Nov. 1208, S. 160f sowie Georg J. V. Ericsson, kan. rätten S. 22, 27; Jan-Arvid Hellström, biskop, S. 167 ff.
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ren393. Das ist zwar seit dem Wormser Konkordat (1122) unkanonisch, darf jedoch als schwedische Besonderheit gelten. Da die Bischöfe bald zu einflußreichen Machtfaktoren in Schweden wurden, suchten die meisten Könige sich ihr Wohlwollen und ihre Unterstützung durch Landschenkungen zu sichern. Auch hatten die Bischöfe Zutritt zu den Thingversammlungen, durften dort auch sprechen und ihre Ansicht kundtun, konnten also ihr Ansehen und ihren Einfluß geltend machen. So hat der erwähnte Bischof Järpulf den Kirchenzehnten durch Thingbeschluß eingeführt, und auch sonst gibt es Quellen, welche die Anwesenheit der Bischöfe auf dem Thing belegen394. Umgekehrt brauchten die schwedischen Bischöfe die Gunst der Könige, um sich der Machtansprüche des Adels erwehren zu können, der seine Eigenkirchen selbst mit Pfarrern besetzen wollte395 und die Geistlichen vor die weltlichen Gerichte zog396. Dagegen versuchten Päpste und Bischöfe, die libertas ecclesiae im gregorianischen Sinne zu stärken und die materielle Grundlage kirchlichen Wirkens zu verbreitern: Landschenkungen unter Lebenden und von Todes wegen sollten jedermann möglich sein, das kirchliche Recht dem einheimischen weltlichen darin vorgehen397. Im Übrigen zeigt die Einführung des Peterspfennigs, die Errichtung des Erzbistums Uppsala398 und die Einladung Innozenz’ III. an die Bischöfe, Äbte und Prioren zur Teilnahme am vierten Laterankonzil399, dass die schwedische 393 VgL I, Rb 2; vgl. Holmbäck/Wessén, SLL, V, S. 121f, Fn. 12–15; die hier gewiesene Praxis, die sich unverändert noch in VgL II, Rb 2 findet, widerspricht dem kanonischen Recht, vgl. z. B. Grat. c. 1 ff D. 62, 63 (Friedberg I, Sp. 234–247) und c. 3, conc. Lat. I (1123, COD II, S. 190); für Schweden vgl. DS I Nr. 133, Corneto, d. 25. Okt. 1207, S. 158f und Nr. 186, Lateran, d. 3. Nov 1220, S. 209; die Regelung in VgL, Rb 2 geht weit über den für Deutschland gefundenen Kompromiß des Wormser Konkordates hinaus (vgl. Mirbt/Aland, Nr. 571 und Hans Erich Feine, S. 268). 394 Vgl. Yngve Brilioth, I, S. 74; und die abwägende Darstellung des Problems bei JanArvid Hellström, biskop, S. 212–254; die Anwesenheit von Bischöfen auf dem Thing findet sich in VgL IV 11; 13; 16: 3; in der Gutasaga c. 5; im Gutalag c. 3: 1; 6 und in DS I, Nr. 168, Lateran, d. 30. Jan. 1217, S. 190; vgl. Jan-Arvid Hellström, biskop, S. 138–142. 395 Vgl. Jan-Arvid Hellström, biskop, S. 376 f. 396 Vgl. z. B. DS I, Nr. 127, Rom, 12. Jan. 1206; S. 154; Nr. 129, Rom, d. 18. Jan. 1206, S. 155; Nr. 131, ebda, 10, März 1206, S. 156f (Innozenz III.). 397 DS I, Nr. 131, Rom, den 10. März 1206 spricht auf S. 157 von „abhominatio legis“ und „consuetudo perversa“ hinsichtlich des einheimischen Erbenwartrechtes und der Nichtanerkennung freier Testiermöglichkeit über Grund und Boden. Da Innozenz III. auf Sverkers Bericht hin schreibt, hatte sich dessen kirchenfreundliche Politik offenbar im heimischen Recht nicht durchsetzen können, vgl. Knut B. Westman, kyrka, S. 236. 398 Vgl. oben Fnn. 366 und 368. 399 DS I Nr. 145, Lateran, d. 19. Apr. 1213, S. 167f (Innozenz III.).
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Kirche nun ein voll berechtigtes und voll verpflichtetes Mitglied der abendländischen Christenheit geworden war. 3. König Knut Långes Reformen Letzter König aus Eriks des Heiligen Geschlecht war Erik Eriksson, der 1222 mit sechs Jahren zum König gewählt und 1224 gekrönt wurde. Dem ‚Rat‘, der während seiner Minderjährigkeit die Regierung führte, gehörten unter anderem Bischof Bengt von Skara, der königliche Kanzler Knut Holmgersson und Knut Kristineson, der Stiefsohn des westgötischen Rechtsprechers Eskil an400. Nachdem Bischof Bengt 1228 gestorben war, scheint sich dieser Beraterkreis schnell aufgelöst zu haben, denn Knut Holmgersson („Långe“) erstrebte selbst die Krone, besiegte 1229 Erik Eriksson und schwang sich zum König auf (bis 1234); Erik Eriksson floh nach Dänemark. Auch Knut Långe mußte – seiner schwachen Stellung im Reiche wegen – die Kirche unterstützen. Davon zeugt einmal seine Schenkung an die Marienkirche in Uppsala401, zum anderen auch die Bemerkung im Ostgötenrecht402, er habe die eigenmächtige Pfandnahme abgeschafft. Wie Sten Gagnér nachgewiesen hat, ist das keine schwedische Besonderheit, sondern entspricht den kirchlichen Friedensbestrebungen, wie sie in damaligen Konzilsbeschlüssen und Landfrieden zum Ausdruck kommen: Fast gleichzeitig ergeht das Pfandnahmeverbot des Mainzer Reichslandfriedens403. 4. Die Christianisierung des Rechts in VgL I Das königliche Machtstreben und der Kampf der Kirche um die libertas ecclesiae wirkten sich auf das Gemeinwesen insgesamt aus. Die Menschen des 12. und 13. Jahrhunderts lebten nach Landschaftsrecht, aber als „Kirchenvolk“ auch nach (angepaßtem) kanonischem Recht. Vermutlich war die Kirche als Erbin römischer Kultur und Hüterin des rechten Glaubens in größerem Umfang der gebende Teil als die Schweden. Bereits an Västgötalagen, der ältesten Rechtsaufzeichnung Schwedens von ca 1220404, läßt sich der Einfluß der Kirche ablesen. 400 Vgl. DS I Nr. 216 (1222–30), S. 227–229; dazu Sven Tunberg, Sveriges Historia II, S. 74; Knut B. Westman, kyrka, S. 289. 401 Vgl. DS I, Nr. 259 (1231), S. 259 f. 402 Vgl. Östgötalagen, Rb 3: 2 = Strauch, OGR, S. 170 f. 403 Vgl. Paul Hinschius, Bd. V, 1895, S. 186 ff und das Konzil von Montpellier 1215; vgl. Sten Gagnér, Knutzs, S. 132f sowie den Mainzer Reichslandfrieden vom 15. August 1235, Art. 14 bei Lorenz Weinrich, Quellen, Nr. 119, S. 462 ff (S. 472). 404 Vgl. auch Strauch, Birger Jarl, S. 339 ff.
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a) Der Kirchenabschnitt Der Rechtsprecher Eskil Magnusson, der Västgötalag I zusammengestellt hat405, beginnt sein Werk mit einem Kirchenabschnitt und dieser mit den Worten: „Christus ist der Erste in unserem Recht, dann folgt unser christlicher Glaube und alle Christen, der König, die Bauern und alle seßhaften Männer, der Bischof und alle Geistlichen“. In den nun folgenden Rechtssätzen werden vor allem die Verhältnisse der kleinen Pfarreien geregelt; dagegen ist die Organisation des Bistums Skara nicht erwähnt, denn sie richtete sich ausschließlich nach kanonischem Recht. Der weitaus größte Teil des Kirchenabschnitts folgt dem kanonischen Recht, wie es damals im Decretum Gratiani und den nachfolgenden Beschlüssen der ökumenischen Konzile bis zum 4. Laterankonzil von 1215 aufgezeichnet war406. Es gab aber auch landschaftliche Besonderheiten. So wählte die Gemeinde ihren Priester selbst407 (wogegen sich immer wieder die Päpste wenden)408. König und Volk wirkten bei der Bischofswahl mit409, und der König investierte den Gewählten mit Ring und Stab410 wie vor dem Investiturstreit im Deutschen Reich. Dem kanonischen Recht widersteitet auch, dass der Bischof sechs Mark Buße zahlen soll, wenn er einen zugesagten Weihetermin nicht einhält411, doppelt so viel 405 Vgl. über ihn: Natanael Beckman, äldsta bok, S. 20 ff; Holmbäck/Wessén, SLL V (Västgötalagen etc.), S. XIX f. 406 Zu dieser Frage vgl. Johan Jakob Nordström, Bd. I, S. 211 ff; Bd. II, S. 360 ff, 400 ff; Axel W. Liljenstrand, Kanoniska Rätten (1851); Ludvig Magnus Bååth, kan. rätten (1905); Wilhelm Sjögren, Kyrkobalkarna, in: Tidskrift for Retsvidenskab, 1904, S. 125–152; Jan-Arvid Hellström, biskop, S. 143 ff. 407 Vgl. VgL I, Kkb 11; im kanonischen Recht bestimmt ihn dagegen der Bischof, vgl. Grat. D. 63. 8; c. 6 § 1 C. 16, q. 2 (Friedberg I, Sp. 237; 785); vgl. aber VgL II, Kkb 21, wo ein Entscheidungsrecht des Bischofs festgelegt ist, vgl. Wilhelm Sjögren, Kyrkobalkarna, S. 133; Holmbäck/Wessén SLL V, S. 15, N. 35; Georg J. V. Ericsson, kan. rätten S. 85f, der auf X. 3. 38. 3 (Friedberg II, Sp.610) = c. 17 conc. Lat. III (1179, COD, II, S. 220) verweist. 408 DS I, Nr. 54, Tusculanum, d. 10. Sept. 1165–81, S. 76–82; Nr. 129, Rom, d. 18. Jan. 1206, S. 155; Nr. 186, Lateran, d. 3. Nov. 1220, S. 209. 409 Vgl. VgL I, Rb 2; Jan-Arvid Hellström, biskop, S. 215 ff. 410 VgL I, Rb 2; vgl. Holmbäck/Wessén SLL V, S. 121f, N. 12–15; die hier gewiesene Praxis, die sich unverändert noch in VgL II Rb 2 findet, widerspricht dem kanonischen Recht, vgl. z. B. Grat. c. 1 ff D. 62, 63 (Friedberg I, Sp.234 ff); und c. 3, conc. Lat. I (1123, COD II, S. 190) für Schweden vgl. DS I Nr. 133, Corneto, d. 25. Okt. 1207, s. 159f und Nr. 186, Lateran, d. 3. Nov. 1220, S. 209; die Regelung in Rb 2 geht weit über den Kompromiß des Wormser Konkordates hinaus (vgl. Mirbt/Aland I, Nr. 571 und Hans Erich Feine, S. 268). 411 VgL I, Kkb 3 = VgL II, Kkb 3; das kanonische Recht beharrt dagegen auf dem privilegium fori für Kleriker, vgl. Grat. c. 1 C. 11, q. 1 (Friedberg I, Sp. 626f) und ST I Nr. 47 = DS I Nr. 54, vgl. dazu Knut B. Westman, kyrka, S. 150 ff; Holmbäck /Wessén, SLL, Bd. V, S. 226, N. 10 und Georg J. V. Ericsson, kan. rätten S. 68 f.
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wie die Bauern, wenn sie ihn versäumen412. Dass ein Priester den Schaden ersetzen muß, der durch seine Unachtsamkeit (Diebstahl bei offener Kirchentür) geschah, entspricht zwar dem kanonischen Recht413, nicht aber, dass darüber – entgegen dem privilegium fori – das Thing entschied414. Daraus folgt, dass in Bußsachen weder die geistliche Gerichtsbarkeit noch das privilegium fori anerkannt waren. Auch im Übrigen ist im Västgötalag I von diesem privilegium nichts zu bemerken. Entsprechend ordnet Kapitel 5: 5 im Totschlagsabschnitt (Drb) an, dass für die Tötung eines ausländischen Priesters genauso hohe Bußen gezahlt werden sollen wie für einen westgötischen Mann, und dass der Priester hier nach Bauernrecht lebe415. Diese Regelung widerspricht dem privilegium canonis des kanonischen Rechts, das den Priester persönlich gegen Tätlichkeiten schützte, wonach jede Gewalttat gegen Geistliche mit der Exkommunikation bestraft wurde, die nur der Papst lösen konnte416. Auch die kirchliche Gerichtsbarkeit ist in Västgötalag I nur an wenigen Stellen erwähnt417. b) Die Gerichtsbarkeit Kanonisches Recht hat Västgötalag I auch sonst beeinflußt. In Mitteleuropa beanspruchte damals die katholische Kirche nicht nur die Gerichtsbarkeit in causae mere spirituales (vor allem von Klagen der Kleriker untereinander418), sondern auch in causae spiritualibus adnexae419. Nach Västgötalag I richtete der Bischof dagegen zunächst nur über Geistliche (ausgenommen 412 413 414 415 416 417
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VgL I, Kkb 4. Vgl. X. 2. 13. 7 (Alexander III., 1159–81; bei Friedberg II, Sp. 282f). Vgl. Knut B. Westman, kyrka, S. 296; Georg J. V. Ericsson, kan. rätten S. 81. Vgl. Holmbäck/Wessén, SLL V, S. 47, N. 60 mit weiteren Nachweisen; vgl. zum privilegium fori oben S. 63 mit Fn. 377; S. 67 mit Fn. 411 und unten S. 84 mit Fn. 543 u. S. 90 mit Fn. 594. Vgl. Grat. C. 17, q. 4. c. 29 (Friedberg I, Sp. 822f) = c. 15 conc. Lat. II (1139, COD II, S. 200) und X. 5. 39. 5 (Friedberg II, Sp. 891); vgl. Hans Erich Feine, S. 394. Das bischöfliche ius iurisdictionis in Bannsachen ist erwähnt in VgL I, Kkb 22 und bei Todsünden (peccata mortalia) in VgL I, Kkb 4 und Gb 8; vgl. X. 5. 38. 7 (Clemens III., 1188–91, bei Friedberg II, Sp. 885f); DS I Nr. 56, Tusculanum, d. 11. Sept. 1165–1181, S. 83–85 und Nr. 196, Lateran, d. 13. Nov. 1220, S. 214; vgl. weiter Wilhelm Sjögren, Kyrkobalkarna, in: Tidskrift for Retsvidenskab, 1904, S. 125–176 (160 ff); Ludvig Magnus Bååth, kan. rätten, S. 69; Holmbäck/Wessén, SLL V, S. 106, N. 36; Jan-Arvid Hellström, biskop, S. 317 ff. Vgl. für Klerikerstreit: c. 1; 2; 9; 12; 13 X. 2. 2 (Friedberg II, Sp. 602–607). Diese Gerichtsbarkeit anerkannte auch die weltliche Gewalt, vgl. L. 1 Cod. Theod. de relig. 16. 11; vgl. allgemein Johannes B. Sägmüller, Bd. I, S. 44f; Bd. II, § 169, S. 313 ff und unten S. 96f, mit Fn. 637 ff. Vgl. Fn. 418; eine schiedsrichterliche Tätigkeit in diesen Sachen hat sich allerdings in Schweden nicht durchgesetzt.
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Bußsachen) und allgemein in Bannsachen420. Eine undatierte Urkunde Erik Erikssons421 fügte Ehebruch und Religionsvergehen hinzu. Erst gegen Ende des 13. Jahrhunderts wird die geistliche Gerichtsbarkeit auf Ehe- und Testamentssachen ausgedehnt422. c) Eherecht und Erbrecht Da die Ehe nach kirchlicher Lehre ein Sakrament ist, findet sich schon in Västgötalag I kirchlicher Einfluß auf das Eherecht423. Es verweist auf Ehehindernisse „nach Gottes Recht“, ohne dass Näheres gesagt wäre. Man muß deshalb annehmen, dass die Milderungen des IV. Laterankonzils auch in Schweden galten424. Über Inzest und Mord in der Familie durfte nicht der Bischof, sondern nur der Papst richten425. Den Streit zwischen Lizzie Carlsson und Ragnar Hemmer um Alter und rechtlichen Gehalt des Beilagers zwischen Ehegatten426 will ich nicht erneut aufgreifen. Elsa Sjöholm hat richtig nachgewiesen, dass Östgötalagen (Gb 6: pr) die kirchliche Trauung zwar erwähnt, sie aber nicht zwingend vorgeschrieben hat427. Der Priester darf die Trauung nicht ohne den Vermähler vornehmen. Die Kirche wollte vor allem heimliche Ehen und solche verhindern, die zwischen Menschen in verbotenen Verwandtschaftsgraden
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VgL I, Kkb 22; Jan-Arvid Hellström, biskop, S. 328 ff. ST I, Nr. 67b, S. 136 (Erik Eriksson ca 1228/29 oder 1234–1237). VgL II, Kkb 59; VgL IV 21: 41. Vgl. z. B. VGL I Gb 2:1 (Verlöbnisbruch); Gb 7; 9:6; Äb 8:3 (Ehehindernisse)Gb 8: pr (Inzest); Gb 8:1, 2 (Mord in der Familie) Gb 9:pr (Hochzeitsbier). Vgl. VgL I, Gb 7: Ehehindernis der nahen Verwandtschaft, Erleichterung nach conc. Lateranense IV, c. 50 (COD II, S. 257); vgl. Knut B. Westman, kyrka, S. 153f; Johann Baptist Sägmüller, II, S. 614 ff; die kanonische Zählung findet sich in Grat. c. 2 C. 35, q. 5 (Alexander II. 1061–73, bei Friedberg I, Sp. 1271–1274) und in conc. Lat. IV (1215), can. 50 (COD II, S. 257f) = X. 4. 14. 8 (Innozenz III., 1215, bei Friedberg II, Sp. 703f) für Schweden: DS I Nr. 156 (1216). Vgl. VgL I, Gb 8: 1 (Mord in der Familie geht nach Rom); Vgl. DS I Nr. 56, Tusculanum, d. 11. Sept. 1165–81, S. 83–85 (Alexander III.) und DS I Nr. 196, Lateran, d. 13. Nov. 1220, S. 214 (Honorius III., 1220), vgl. c. 7 X. 5. 38. (Clemens III., 1188–91, Friedberg II, Sp. 885f). Vgl. Lizzie Carlsson, dotter I, S. 162 ff; Ragnar Hemmer, Beilager, in: ZRG, GA 76 (1959), S. 292–301; 78 (1961), S. 298–309. Für die Frage, ob die Frau gesetzlich verheiratet ist und ihre Kinder erbberechtigt sind, setzt ÖgL Äb 8: pr die kirchliche Trauung nicht voraus, vgl. Elsa Sjöholm, Gesetze, S. 77 ff; gegen Carl Johan Schlyter, Jur. Avhandl. I, S. 152 ff; Holmbäck/Wessén, SLL I, ÖgL, S. 117, N. 14, sie hat erst das Tridentinum 1563 (in der constitutio Tametsi [bei Mirbt/Aland I, Nr. 930, S. 636f]) zwingend vorgeschrieben; vgl. aber das Dekretale Alexanders III. (DS I, Nr. 56, S. 85) oben Fn. 425.
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geschlossen wurden. Deshalb hat das vierte Laterankonzil das Aufgebot verpflichtend vorgeschrieben428. Im Erbrecht429 förderte die Kirche vor allem das Testamentsrecht, das sich nur allmählich gegenüber dem einheimischen Erbenwartrecht durchsetzen konnte. Da die Neubekehrten durch ihre letztwilligen Verfügungen das Sippeneigentum gefährdeten, griff Papst Alexander III. mäßigend ein430 und wies auf den Sohnesteil Christi als Maß für letztwillige Gaben an die Kirche hin. Diesen Einzelfällen stand aber die übliche Praxis entgegen, letztwillige Verfügungen zu Gunsten der Kirche nur zu erlauben, wenn die Erben zustimmten, was Innozenz III. als „consuetudo perversa“ bezeichnete431. Die Kirche hatte stets betont, jeder müsse sie letztwillig bedenken, um sein Seelenheil zu retten. Wäre jedoch die kirchlich befürwortete allgemeine Testierfreiheit durchgedrungen, so hätten die Vermögen der großen Familien und der Bauern in jeder Generation einen Aderlaß erlitten und wären auf Dauer geschrumpft. Der schließlich erzielte Kompromiß sieht für die Götalande den Sohnesteil Christi, für die Svealande 1/10 des ererbten Landes432 vor. In VGL I und in Dalalagen erbte die Tochter nach dem Sohn, hier sogar erst nach dem Enkel433. Das Östgötalag hat als allgemeine Regel: Wenn Zweie gleich erbberechtigt und gleich nah verwandt sind, da geht stets der 428 Vgl. Conc. Lat. IV, c. 51 (COD II, S. 258) = c. 3 X IV. 3 (Friedberg II, Sp. 679f). 429 Z. B. VgL I Äb 4: pr; 12 (Taufe gibt Erbrecht); Äb 9:pr, 1 (Erbteilung bei Eintritt ins Kloster), vgl. Grat. c. 9 C. 19, q. 3 (Friedberg I, Sp. 842f); X. 3. 31. 16 (Friedberg II, Sp. 574f); Holmbäck/Wessén, SLL, V, S. 87, N. 31; Knut B. Westman, kyrka, S. 299; vgl. auch Äb 10 (Widerspruch zwischen weltlichem und kanonischem Recht wegen Testaments), vgl. Ludvig M. Bååth, kan. rätten S. 142; Äb 13: pr (Überlebensbeweis); Äb 14 (Beerbung eines ausländischen Priesters); Jan-Arvid Hellström, biskop, S. 318 ff; Strauch, in RGA2, 28 (2005), Art. Sippe, Norden, § 3, e, 1, S. 490–493. Der europäische Vergleich der verschiedenen Erbrechtslösungen findet sich bei Jack Goody, S. 31 ff; 116 ff; 256 ff. Über den Zusammenhalt der Sippen und deren innere Politik vgl. Thyra Nors, in: Dansk Historisk Tidskrift Bd. 98 (1998), S. 1–33; Lars Hermanson, S. 180–184; Lars Ivar Hansen, S. 170–201 (173f); für Island: Jón Vijar Sigurjsson, in: Norsk Historisk Tidskrift, Bd. 74 (1995), S. 311–330. Michael H. Gelting (bördsrätt, S. 149) will allerdings die Kirche für den Familienzusammenhalt verantwortlich machen, ihm folgt Helle Vogt, Slægtens funktion, S. 148–162. 430 Das Dekretale „eterna et incommutabilis“ Alexanders III. in: DS I Nr. 41, Tusculanum, d. 6. Juli 1171/72 (an Karl Sverkersson), S. 60–63 [dort fälschlich auf 1161 datiert] = ST I, Nr. 49, S. 94–98 (97): „quod sunt aliqui inter vos qui exheredatis legitimis filiis, bona sua omnia ecclesiis derelinqunt, quod quidem nullo iure permittitur“, vgl. Grat. C. 13. 2. 8 (Friedberg I, Sp. 723). 431 Vgl. DS I Nr. 131, Rom, d. 10. März 1206, S. 156f (Innozenz III.,) und X. 3. 26. 10 (Friedberg I, Sp. 541, mündliches Testament vor dem Priester und zwei Zeugen). 432 Vgl. unten S. 96, Fn. 630. 433 VgL I, Äb 1; DL, Gb 11
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Hut zum Erbe und die Haube leer aus434, die Söhne haben also Vorrang. Uplandslagen läßt zwar Sohn und Tochter erben, doch erbt der Sohn 2/3, die Tochter nur 1/3435. Södermannalagen bietet einen Kompromiß zwischen Uplandslagen und den übrigen Landschaftsrechten: Es wendet das Gradualprinzip an, aber gleich nah verwandte Männer und Frauen sind Miterben436. Birger Jarls Erbgesetz stellte demgegenüber eine neue Regel auf437: Die Schwester erbt mit dem Bruder, doch nur ein Drittel, während der Bruder zwei Drittel erhält. Elsa Sjöholm hat bezweifelt, ob Birger Jarl dieses Gesetz (um 1260) aus Anlaß der Heirat seines Sohnes Waldemar Birgersson (1250–75) mit Prinzessin Sofia von Dänemark erlassen hat, weil mit „i nyiu laghum“ stets das Landrecht Magnus Erikssons gemeint sei438. Abgesehen davon, dass sie nur einen Beleg für diese Behauptung gibt, ist die neue Regelung nicht nur in Östgötalagen, sondern auch in Uplandslagen und im jüngeren Västgötalag enthalten439, sie ist also älter als Magnus Erikssons Landslag, das seit 1350 in Östergötland eingeführt wurde440. WaÖgL Äb 3: 1 (SGL II, S. 115) = Strauch, OGR, S. 128. UL, Äb 11 (SGL III, S. 115) = Claudius v. Schwerin, Schwed. R., S. 117. SdmL, Äb 1 (SGL IV, S. 61): pön æru all iamnarwa„ (sie sind alle Gleicherben). Erwähnt in der Erikskrönika, Vers 456–459 (ed. Rolf Pipping); vgl. ÖgL Äb 1, pr. In Äb 2: pr ist das „neue Gesetz“, nicht jedoch Birger Jarl erwähnt. 438 Hierfür zitiert Elsa Sjöholm, Medeltidslagar, S. 127, Fn. 38 als einzigen Beleg DS VI (1348–1355), Nr. 5043 v. 3. Aug. 1354, S. 509. Da MELL etwa 1350 fertig war und seitdem nach und nach in den Landschaften angewendet wurde, lag es damals nahe, von „i nyu laghum“ zu sprechen, da MELL ganz neu war. Es handelt sich dabei jedoch um einen ganz allgemeinen Ausdruck, so dass er auch für andere „neue“ Gesetze benutzt worden sein kann. 439 Vgl. UL, Äb 11 und VgL II, Äb 1. 440 Dass Östgötalagen erst nach MELL aufgezeichnet worden sei, wie Elsa Sjöholm, Medeltidslagar, S. 127, 229 behauptet, wird bereits dadurch widerlegt, dass zwar in einer Urkunde vom 25. März 1350 (DS VI, Nr. 4553, S. 180) noch ostgötisches Recht angewendet wird (“secundum leges Osgotorum„), aber die Bestätigung dieses Rechtsaktes durch Magnus Eriksson am 3. August 1354 (DS VI, Nr. 5043, S. 509) sagt „forthy at thæt war gjort i gamblo laghumen, før æn the nyo gawas ælla lystos“ (denn das war nach den alten Gesetzen geschehen, bevor die neuen gegeben oder verkündet waren). Per Axel Wiktorsson (S. 125–139) hat den Beweis für die Anwendung von MELL noch eingeengt: auf den Zeitraum zwischen dem 25. März 1350 und dem 21. April 1351, wie aus der Urkunde dieses Tages hervorgeht (Druck nicht in DS, sondern bei Per Axel Wiktorsson, S. 137f). Die Anwendung von MELL wird bestätigt durch (DS VI, Nr. 4869, S. 391) vom 18. Nov. 1352, wo ein Grundstück nach Landrecht erworben wurde (æfter py sum laghu æru“) und durch (DS VI Nr. 4875, S. 393) vom 6. Dezember 1352, wo der Hundertschaftshäuptling Jønis Siggason in Boberg bezeugt, Eigentum „sua som nya lagen sighia“ (wie das neue Gesetz sagt) bestätigt zu haben. Östergötland hat demnach das Landrecht nach dem 25. März 1350, spätestens 1252 angewendet; vgl. Åke Holmbäck, Landslag, Inledning, S. XXXIX und Bilaga 2, S. LVII. 434 435 436 437
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rum soll dann die Angabe der Erikschronik unwahr sein? Unter diesen Umständen fragt man sich auch, wofür die Niederschrift des Östgötalags nach Einführung von Magnus Erikssons Landrecht noch gebraucht wurde?441 Dass Birger Jarl ca 1260 den Erbteil von Töchtern auf 1/3 gesetzt hat, mag darin begründet sein, dass sie durch die ihnen bei der Hochzeit von den engsten Verwandten überreichte Aussteuer (hemfylgp) bereits die Hälfte ihres zukünftigen Erbes vorweg erhalten hatten. Da die Kirche den römischen Grundsatz „viventis hereditas non est“442 anerkannte, sie also von der Aussteuer kein Erbteil erlangen konnte, – ihrer karitativen Aufgaben und ihres Eigenbedarfs wegen aber an einer Teilhabe bei Vermögensübergängen von Todes wegen stark interessiert war443, setzte sie sich für Testamente ein (und baute dabei auf die Freigebigkeit der Frauen). Um am Erbe beteiligt zu werden, fand sie zwei Wege: entweder, indem die Mitgift bei der Erbteilung angerechnet wurde und dann Brüder und Schwestern gleich viel erbten444, oder, indem die Mitgift pauschal mit der Hälfte des Erbes berücksichtigt und dieses entsprechend auf 1/2 gegenüber Brüdern verkleinert wurde. Der von ihr empfohlene und nur auf Söhne bezogene „Sohnesteil Christi“ als Seelgabe445 glich dann den Verlust, den die Kirche dadurch erlitt, dass von der Aussteuer keine Seelgaben an sie flossen, grundsätzlich wieder aus446, doch klagt noch 1274 Papst Gregor X. darüber447, dass der Sohnesteil Christi sich in Schweden bislang nicht durchgesetzt habe.
441 Auch Elsa Sjöholms Hinweis auf die Folter in Landslagen Eths 37 (SGL X, S. 265) besagt nichts für die Zeit der Niederschrift von Östgötalagen, denn dass dort in Eths 17 und 25 die Folter genannt ist, beruht nicht auf dem Vorbild von MELL, weil die weltliche Obrigkeit sie bereits 1252 für die Kirche nach dem Vorbild römischen Rechts (Cod. 9. 8. 3) angewendet hat und später die Unterbeamten der Inquisitoren gefoltert haben (vgl. Innozenz IV. Ad exstirpanda § 26, in: Bullarum Taurinensis, vol. III (1872), S. 556 und die Nachweise bei Paul Hinschius V, S. 485). Ihre Übernahme in ÖgL wird also auf dem Einfluß der Kirche beruhen. 442 Der Grundsatz findet sich in Dig. 18. 4. 1 (Pomponius); vgl. Detlev Liebs Buchst. V, Nr. 34, S. 220; in UL, Äb 8: pr heißt er: „ængin ma annæn quikkæn ærfwæ“ (niemand darf einen Lebenden beerben). 443 Vgl. Elsa Sjöholm, Scandia 1968, S. 164–195 (188); dieselbe, Medeltidslagar, S. 127f; anders: Åke Holmbäck, ätten, S. 96 ff. 444 Davon spricht ÖgL in Äb 10: pr, 2, 3, vgl Strauch, OGR Art. Ausgleichung, S. 232, das im übrigen jedoch Birger Jarls Erbgesetz durchführt, vgl. ÖgL, Äb 1: pr. 445 Zum Sohnesteil Christi (vgl. Grat. C. 13. 2. 8 (Friedberg I, Sp. 723, der auf Augustin verweist) und Papst Alexander III. (1171/72) in: ST I, Nr. 47, S. 97 = DS I, Nr. 41, Tusculanum, d. 6. Juli 1171/72, S. 60–63 (62) [dort falsch auf 1161 datiert]; vgl. Alfred Schultze, S. 154 ff). 446 Vgl. Elsa Sjöholm, in: Scandia 34 (1968), S. 188. 447 Zu Gregor X. vgl. DS I, Nr. 577, Lyon, d. 9. Aug. 1274, S. 475–477.
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d) Strafrecht Im Strafrecht setzte sich die kanonistische Schuldlehre durch448. Sie ist gekennzeichnet durch das Bemühen der Dekretisten, auch bei unvorsätzlichen Missetaten die Verantwortung des Täters zu erfassen. Dazu unterschied man das forum externum, wofür der Grundsatz galt „lex opus attendit“, und das forum internum, wofür der Satz galt „Deus attendit voluntatem“449, denn nur Gott könne in das Herz des Täters schauen, die Kirche könne nur die äußerlichen Anzeichen von Schuld erkennen und die Gesetzesanwender nur die Tat beurteilen („ecclesia de occultis non iudicat“)450. Immerhin unterscheidet schon Västgötalag I die vorsätzliche von der unvorsätzlichen Tat und bestraft diese milder451. Aus Anlaß der Ermordung Thomas Beckets unterscheidet das Dekretale Sicut dignum Alexanders III.452 vier Formen der Teilnahme an Missetaten: Beihilfe, Anstiftung, Unterlassung und nachträgliche Zustimmung. Ihnen gemeinsam ist die Zustimmung (consensus) zur Tat, die hier weiter gegriffen wird als sonst die Teilnahme an Verbrechen im kanonischen Recht. In der kanonistischen Literatur453 wird deshalb darüber gestritten, ob der bloße Wille und der consensus zur Tat oder eine beabsichtigte Beihilfe und die unterlassene Hilfeleistung bereits strafbar sei. Systematisiert und auf ihre Grundformen beschränkt hat Innozenz IV.454 die Teilnahme, indem er consensus negligentiae (Unterlassung von Widerstand gegen die Tat), consensus consilii (Anstiftung), consensus cooperationis (Beihilfe) und consensus authoritatis sive defensionis (nachträgliche Genehmigung oder Verteidigung) unterscheidet455. 448 449 450 451
452 453
454 455
Vgl. dazu allgemein: Daniela Müller, S. 403–420. Vgl. Stephan Kuttner, Schuldlehre, S. 58f; Lotte Kéry, Strafe, S. 400 ff; 449. Vgl. Stephan Kuttner, ecclesia, S. 227–246; Lotte Kéry, Culpabilité, S. 432 ff. VgL I, Md 12; 13; 15 und den Abschnitt über Ungefährwunden; vgl. Ragnar Hemmer, vådaverk, S. 51f; Stephan Kuttner, Schuldlehre, S. 17–20, 200 ff und Lotte Kéry, Strafe, S. 103 ff, die auf das Sendhandbuch Reginos v. Prüm, II, S. 15–19 verweist. Vådaverk findet sich außerdem in ÖgL, UL, GL und Bj, vgl. SGL XIII, (Ordbok), Art. vaji, S. 697. Dekretale Sicut dignum in c. 6 X. 5. 12. (Friedberg II, Sp. 794f). Bernhard von Parma in der glossa ordinaria zu Sicut dignum ad c. 6 X. 5. 12. (Friedberg II, Sp. 794–796), in: Decretales Gregorii Noni Pont. Max, q. 8; Hostiensis, Lectura, fol 44, Nr. 2 vgl. Lotte Kéry, Strafe, S. 405 f. Dass Hostiensis in Skandinavien verfügbar war, zeigt Toni Schmid, Canon Law, S. 449; dieselbe, Manuscripts, S. 96; vgl. Peter Landau, Scandinavia, S. 38. Innozenz IV. (Sinibaldus Fliscus) in seinem Kommentar zum Dekretale Quia quaesitum (X. 1. 29. 1 [Friedberg II, Sp. 158]) unter Hinweis auf Röm. 1, 32, in: Apparatus decr. ad X. 1. 29. 1. s. v. Poena, fol. 119rb: Quadruplex est consensus; vgl. Lotte Kéry, Strafe, S. 412. Auf die erweiterten Formen der Teilnahme geht er in seinem Kommentar zu Sicut dignum ein in: Apparatus decr. ad c. 6 X. 5. 12., fol. 510 ra; vgl. Lotte Kéry, Strafe, S. 411 ff, wo er den consensus negligentiae und consilii schwerer als die eigentliche Tat bestrafen will.
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Ob der Beklagte bestraft wurde456 oder ihn lediglich Kirchenbuße (poenitentia) traf, ist in der mittelalterlichen kanonistischen Literatur streitig457. Die ersten drei Teilnahmeformen sind – jedenfalls in ihren Grundzügen – auch in die schwedischen Quellen eingedrungen. So ergibt sich aus VGL I, Drb 1: 1; 3: pr, 1, 2, dass dort zwischen dem Haupttäter, dem Halttöter und dem Rattöter unterschieden wird, die der Erbe des Getöteten nach seiner Wahl anklagen kann, indem er ihnen ihre Teilnahme an der Tat vorwirft. Selbst diejenigen, die nur dabeistanden (mit consensus negligentiae), konnten belangt werden. Ähnliche Regeln finden sich in anderen götischen und oberschwedischen Landschaftsrechten458. In Uplandslagen hat sogar die Talion Eingang gefunden459. Zudem kämpften Königtum und Kirche für eine Einschränkung der Rache: Wer sich rächen wollte, mußte als Rächer alle Bußen selbst zahlen, die sonst der Täter an König und die Harde zu entrichten hatte460. Das kirchliche Denken schränkte auch das Recht ein, einen ertappten und flüchtigen Dieb zu töten461. Er durfte nur noch getötet werden, wenn er sich wehrte und der Bestohlene sein Gut sonst nicht zurückerlangen 456 Wie im römischen Recht, vgl. Dig. 48. 19. 16 = Grat. C. 33. 3. 1. 19 (Friedberg I, Sp. 1162f). 457 Vgl. Hostiensis, Lectura, fol. 44; Innozenz IV. Apparatus decr. ad c. 6 X. 5. 12.; vgl. Lotte Kéry, Strafe, S. 417–421. 458 In ÖgL vgl. Drb 2: 1; 2; 6: 1; Vap 34: 1, wurden die Teilnehmer milder bestraft; das hat aber Eths. 8 geändert: Dort ist die Strafe für Haupttäter und Teilnehmer gleich. Karl Gustaf Westman, Delaktighet, S. 9, leitet das aus dem römischen Recht ab; vgl. Per-Edwin Wallén, Art. Rådsbane, in: KLNM XIV (1969), Sp. 547–550. – UL Mhb 9: 3, 4 bestraft Haupttäter und Teilnehmer gleich, legt aber den Zuschauern (mit consensus negligentiae) in Mhb 9: 4 nur Kirchenbuße, aber kein Bußgeld auf; vgl. auch VmL, Mhb 9: 3, wo auch ein bloß am Kampfplatz Anwesender als Täter verklagt werden kann. Die Beihilfe ist auch erwähnt in JyL III: 35; 36. Thords Artikler Art. 4 (zu JyL III: 35, in: DGL, Tillæg til Bind 4, S. 80) kennt die wetherwisteboot: „solvat heredibus interfecti sex marchas et regi tres marchas“, das ist die Buße des Anwesenden, der hier ähnlich dem consensus negligentiae belangt wird; vgl. Klaus v. See, JyL, Art. Gefolgebuße, S. 177; Art. Mitwisser, S. 194. Der Mitwisser des Diebes als Gehilfe ist erwähnt in JyL II: 92; 95; 97; 100; vgl. Stig Iuul, Art. Meddelagtighed, in: KLNM X, Sp. 513 f. In Norwegen findet sich der consensus negligentiae in Ftl IV: 6; die Beihilfe in Ftl IV: 35. 459 Talion, in: UL, Mhb, 9: 4 (SGL III, S. 139): „hawær han æi pænninge til at bötæ. giældi pa liff fore liff“ (hat er kein Geld zum Büßen, bezahle er Leben mit Leben); übernommen aus: 2. Mose 21: 23–25 = 3. Mose 24: 19; 20 = 5. Mose 19: 21; vgl. Holmbäck/Wessén, SLL I, UL, N. 42, S. 120. 460 Vgl. UL, Mh 9: 2 und 10: 1 (SGL III, S. 138; 140 = Claudius v. Schwerin, Schwed. R., S. 133; 135); vgl. Klaus v. See, Selbshilfe, S. 384 nennt die vom Rächer zu zahlende Buße „Vergnügungssteuer“. 461 Vgl. VgL I, Md 8 a.E.; vgl. Grat. c. 32 C. 13, q. 2 und X. 5. 12. 2 (Friedberg I, Sp. 731f; derselbe II, Sp. 793f); dazu: Per-Edwin Wallén, in: Kyrkohistorisk Årsskrift 57 (1957), S. 1 ff (18f).
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konnte. Dann lag Notwehr vor. Ebenso liegen die Dinge beim Schutz des Heimfriedens462. Auch sonst wirkte die Kirche auf eine Humanisierung des Erfolgsstrafrechts hin. Bei Schmähungen, die nach Hednalagen noch zum Zweikampf führten463, soll der Priester in Västgötalag I, Rb 5: 6 zunächst einen Vergleich versuchen464, sonst war eine Buße von drei Mark zu zahlen465. Nach Jb 13: 2 soll ein rechtswidrig errichteter Hof zwar abgebrochen, aber nicht verbrannt werden466. Ebenso dürfte der mehrfach auftretende Augenzeuge aus dem kanonischen Prozeß übernommen sein467, da der altschwedische Prozeß im wesentlichen nur Geschäftszeugen und Eidhelfer kannte. Die Kirche war inzwischen so fest mit der staatlichen Ordnung verwachsen, dass das Recht auch ihre Bedürfnisse berücksichtigte. So ist der Bruch des Kirchenfriedens mit besonderer Strafe bedroht468, das Priesterpferd darf im umzäunten Land weiden, um stets zur Hand zu sein469 und das bäuerliche Leben richtete sich jetzt nach den Festen des Kirchenjahres470. Anderes ließ sich nicht durchsetzen: Der Bischof hat zwar das Beweisrecht vor dem König und dessen Lehnsmännern471, aber erst nach den Bau462 Vgl. VgL I Md 9; vgl. Per-Edwin Wallén, Klage, S. 62f; Ragnar Hemmer, Missetat, S. 24. 463 Es handelt sich beim Zweikampf in Hednalagen (Text bei Holmbäck/Wessén, SLL V, S. XXIV ff) nicht um ein Ordal, sondern um den Beweis männlicher Ehre, vgl. Holmbäck/Wessén, SLL V, S. XXVI und S. 127, N. 42; Amira / Eckhardt, I, S. 98. 464 Für Norwegen vgl. Gtl c. 196 (NGL I, S. 70), Ftl V: 22 (NGL I, S. 181); für Västergötland vgl. Holmbäck/Wessén, SLL V, S. 125 ff; (S. 127, N. 42) und Gerhard Hafström, Rætlösa, in: Rättshistoriska Studier, Band 10, Stockholm 1984, S. 102 ff. 465 Diese Revision des ursprünglichen Textes dürfte um die Mitte des 13. Jahrhunderts erfolgt sein, vgl. Natanael Beckman, in: ANF 28 (1912), S. 69f und derselbe’ in: ANF 37 (1921) S. 153 f. 466 Vgl. DS I, Nr. 127, Rom, d. 12. Jan. 1206, S. 154 (Innozenz III). 467 Vgl. z. B. VgL I, Rb 8: pr, 9:pr, 2; 11: pr; VmL unterscheidet zwischen Geschäftszeugen (Æb 9: 2; 12: 2; Bb 6: 1) und Zufallszeugen (Bb 6: 3; 14: 10), wobei auch hierbei das römische und biblische Prinzip deutlich wird, dass nur zwei oder drei Zeugen einen Beweis erbringen (VmL Rb 18: pr.; vgl. Codex 4. 20. 9: „unius omnino testis responsio non audiatur“), bzw. der Bibel entlehnt (vgl. Numeri 35: 30; Deut. 17: 6; 19:15, worauf Joh. 8: 17; 2. Kor. 13: 1 und 1. Tim. 5: 19 verweisen). Vgl. Natanael Beckman, in: ANF 37 (1921), S. 156f, der von „neuem Recht“ spricht, vgl. denselben, in: ANF 40 (1927), S. 231f; Beispiele bei Claudius v. Schwerin, Eidhilfe, S. 17f; zweifelnd aber: Holmbäck/Wessén, SLL V, S. 129, N. 63. 468 Vgl. VgL I, Bdb 4; Urbm pr, 6. 469 Vgl. Fornb. 4: 1 (Weiden eines Priesterpferdes); Jb 9:pr (Kirchenzaun). 470 Vgl. VgL I, Gb 9: pr (Martinsmesse); Forn. 1 (Christi Himmelfahrt), Forn. 11: pr (Ostern u. Michaelsmesse); Jb 12: 1 (Leichenweg z. Kirche); Jb 15: 1 (Begriff des Volldorfes); vgl. Hans Hildebrand, medeltid, Del I, S. 121 f; Holmbäck/Wessén, SLL V, S. 150, N. 71. 471 VgL I, Jb 5 (Beweisrecht des Bischofs) vgl. Bruno Sjöros, Äldre Västgötalagen, S. 245; Holmbäck/Wessén SLL V, S. 145f, N. 42.
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ern. Hier war dem Privilegienstreben der Kirche eine Grenze gesetzt; die Stelle zeigt auch, dass der Klerus mit dem privilegium fori für Grundstückssachen nicht durchdrang. Da das Recht kirchlicher Ansicht nach mit Christus beginnt und rechtmäßige Taten schützt, Missetaten aber straft, ist es eine Waffe gegen die Anschläge des Teufels. Deshalb lauten die Schlußworte von Västgötalag I, Fb 11: 2: „Gœri huemledær sik vrepæn“ (Mag nun der Teufel sich erzürnen)472.
IV. Birger Jarl und die Kirche Knut Holmgersson starb schon 1234, und spätestens zu dieser Zeit ist Erik Eriksson nach Schweden zurückgekehrt. 1235 oder 1236 verheiratete sich seine Schwester Ingeborg mit Birger Magnusson473, der Erik Erikssons Macht nach Uppland auszudehnen trachtete. Dort stieß er jedoch auf die Folkunger, eine starke Adelsopposition, die er 1247 in der Schlacht bei Sparrsätra besiegte474. Im Frühjahr 1248 ernannte Erik Eriksson Birger Magnusson zum Jarl475 und schnell wurde er zum eigentlichen Leiter der Reichspolitik. Birgers gutes Verhältnis zur Kirche zeigte sich in seinem Zusammenwirken mit dem päpstlichen Legaten Wilhelm von Sabina, der damals Schweden bereiste476. Dieser lud ihn ein, am Provinzialkonzil in Skänninge teilzunehmen, dessen Beschlüsse der Jarl guthieß477. Offenbar auf
472 VGL I, Fb, c. 11: 2 (SLL, Bd. I, S. 66); über die Bedeutung dieses sonst unbekannten Wortes vgl. Carl Johan Schlyter, Ordbok (SLL, Bd. XIII), Art. hvemleder, S. 296f; vgl. Mårten B. Richert, S. 6f; Bruno Sjöros (wie Fn. 471), S. 289f; Knut B. Westman, kyrka, S. 289 f. 473 Vgl. Harry Hedin, S. 68; Karl H. Karlsson Folkungaätten, S. 223, mit Stammtafel S. 228. 474 Die politische Einigung des schwedischen Reiches folgte hier mit fast 100 Jahren Verspätung der Christianisierung Upplands, die bereits 1164 mit der Errichtung des Erzbistums (Gamla) Uppsala einen Höhepunkt erreicht hatte. Vgl. Thomas Lindqvist, Kungamakt, kristnande, statsbildning (1994, ungedruckt), erwähnt bei Jan-Arvid Hellström, vägar, S. 251f, 254. 475 Vgl. DS I Nr. 359, Skänninge, d. 1. März 1248, S. 330–333 (331): „quibus interfuit etiam dux per quem fere totaliter regitur terra illa“; dass mit ‚dux‘ hier Birger Jarl (und nicht Ulf Fase) gemeint ist, folgt aus DS I Nr. 360, Skänninge, d. 2. März 1248, S. 334; vgl. Jarl Gallén, korståget, S. 87 ff; zu dem nur scheinbar widersprechenden Brief DS I Nr. 364, 25. Dez. 1248, S. 336f vgl. Karl Henrik Karlsson, Folkungaätten, S. 219, 222f; anders: Åke Ljungfors, Skänninge, in: Kyrkohistorisk Årsskrift, Band 49 (1949), S. 5, 26f; vgl. auch Strauch, Birger Jarl, S. 139 f. 476 Vgl. Bengt Engström, Birger (II) Magnusson, in: Svenskt Biografisk Lexikon, Band IV (1924), S. 419. 477 Vgl. oben Fn. 475.
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Veranlassung Wilhelms schaffte er die Eisenprobe478 mindestens in Östergötland ab479 und ersetzte sie durch die næmnd, den Ausschuß. Knut Långes Verbot der pignoratio fügte er einen zweiten Schritt hinzu, indem er den königlichen Ausschuß (ræfst = nämnd) zum Beitreibungsorgan machte480. Diese Maßnahme war mehrfach fruchtbar: Sie stärkte die Staatsgewalt, in dem sie dem Königsgericht neben der Volksversammlung neue Befugnisse verlieh481. Sie drängte die private Fehde noch einmal nachdrücklich zurück und sie förderte zugleich den allgemeinen Frieden im Lande. Vor 1257 erließ Birger Jarl zudem ein Friedensgesetz482, das zur Keimzelle der Eidschwurgesetzgebung wurde, wie sie später in der Alsnösatzung483 und den Eidschwurabschnitten der Landschaftsrechte484 sich voll entfaltet zeigt, vergleichbar der kontinentalen Landfriedensgesetzgebung485. Birger Jarl verstand es auch – vermutlich durch die Vermittlung Wilhelms v. Sabina und des Erzbischofs von Uppsala – persönliche Beziehungen zum Papst zu knüpfen: In einer Bulle vom 21. 10. 1252 weist Innozenz IV. die schwedischen Geistlichen an, König Waldemar und Birger Jarl „contra perturbatores“ zu unterstützen486. Weitblickend nahm Birger Jarl auch päpstlichen Schutz für dynastische Maßnahmen in Anspruch: Als er Schweden in Herzogtümer einteilte und sie seinen Söhne verlieh, mahnte Papst Alexander IV. die schwedischen Geistlichen, diese friedensstiftende und rechtmäßige („legitime fecerit“) Maßnahme zu gewährleisten487.
478 Vgl. conc. Lat. IV, c. 18 (COD II, S. 244 = c. 9 X III. 50 [Friedberg II, Sp. 659f]) verbot die Teilnahme Geistlicher an den Ordalen; vgl. Stephan Kuttner, Schuldlehre, S. 244. 479 Vgl. ÖgL, Eps. 17; vgl. Strauch, OGR, S. 28 und 65; vgl. Strauch, Eisenprobe, S. 772f; 779 f. 480 In ÖgL Rb 3: 2 (SGL II, S. 167 = Strauch, OGR, S. 171) heißt es: „sipan ræfst hauær laghwnnit malit, pa skal læggia stæmnu dagh … uilia per egh böta: pa skal næmdin pön sum fælde hem fara til perra …“ (Nachdem das Königsgericht die Sache rechtsgemäß abgeurteilt hat, soll man einen Zieltag festlegen … wollen sie nicht büßen, da soll der Ausschuß, der schuldig sprach, heim zu ihnen fahren …). Vgl. Gagnér, Knutzs, S. 106. 481 Vgl. Harald Hjärne, nämnden, S. 43 ff und Karl v. Amira, NOR I, S. 111. 482 Vgl. SRD, Tom. V, S. 596; vgl. Erikskrönikan, v. 463 ff. 483 Vgl. DS I Nr. 799, Alsnö, 1279 [in DS falsch auf 1285 datiert, vgl. Hans Jägerstad, S. 325 (1280), aber jetzt: Jan Liedgren, Alsnö, S. 114 ff: zwischen dem 15. Mai und dem 16. Okt. 1279]. 484 Vgl. Östgötalagen, Dalalagen: Epsöre; Södermannalagen, Uplandslagen, Hälsingelagen, Västmannalagen jeweils Kgb. 485 Vgl. Ekkehard Kaufmann, Art. Landfrieden I in: HRG Band II, Sp. 1451–1465. 486 DS, I, Nr. 396, Rom, den 21. Okt. 1252, S. 356f; die perturbatores sind die oppositionellen Adeligen der Folkungerpartei. 487 DS I, Nr. 429, Lateran, den 30. Dez. 1255, S. 377 = ST I, Nr. 102, S. 207 f.
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V. Die Reform Wilhelm von Sabinas 1248 Die innere Reform der schwedischen Kirche nahm Wilhelm v. Sabina auf seiner Reise durch Schweden 1247/48 in Angriff488. Sie schlug sich hauptsächlich nieder in den Beschlüssen des Provinzialkonzils in Skänninge vom 1. März 1248489, die das kanonische Recht stärker als bisher zur Geltung bringen sollten. Die Ergebnisse dieses Konzils habe ich bereits an anderer Stelle490 ausführlich dargestellt. Im Folgenden deshalb nur einige zusammenfassende Hinweise. 1. Zölibat und Testierfreiheit Nachdem frühere Versuche der Päpste, den Zölibat auch in Schweden durchzusetzen, mißlungen waren491, der Kardinaldiakon Otto Candidus ihn jedoch 1231/32 in Dänemark eingeführt hatte492, ließ ihn Wilhelm v. Sabina nun auch für Schweden beschließen, um den Aderlaß, den das Erbrecht der Priesterkinder dem Kirchenvermögen zufügte, zu unterbinden493. Lediglich ihren persönlichen Erwerb durften die Priester durch Testament ihren Erben zuwenden, der übrige Nachlaß fiel der Kirche zu494. Das entsprach zwar dem kanonischen495, lief aber dem schwedischen Recht zuwider, das dem Erbrecht der Verwandten den Vorrang vor testamentarischen Verfügungen einräumte. Schon Papst Innozenz III. hatte die schwedischen Bischöfe aufgefordert, für Testierfreiheit „in extremis“ zu sorgen496. Das ältere
488 489 490 491
492 493
494 495 496
Vgl. Göran Inger, Visitation, S. 244 ff. DS I, Nr. 359, Skänninge, den 1. März 1248, S. 330–333. Vgl. Strauch’ Birger Jarl, S. 339 ff. Vgl. z. B. DS I, Nr. 111, Lateran, d. 5. Dez. 1198, S. 135f (dazu: Herman Schück, ecclesia, S. 53); Nr. 133, Corneto, d. 25. Okt. 1207, S. 158f; Nr. 136, Lateran, d. 30. Okt. 1209, S. 161f; Nr. 150, Segni, d. 3. Okt. 1213, S. 176f; Nr. 170, Lateran, d. 11. Febr. 1217, S. 192; vgl. Jan-Arvid Hellström, biskop, S. 381 f. Vgl. Bullarium Danicum, Nr. 229; Göran Inger, Visitation, S. 242 und Åke Ljungfors, Skänninge, in: Kyrkohistorisk Årsskrift, Band 49 (1949), S. 1–32 (S. 7). DS I, Nr. 359, Skänninge, d. 1. März 1248, S. 330–333 (331): „rapinam et furtum committunt, si de hereditate sacerdotis vel ecclesie aliquid acceperint, et nisi restituant, deo reconciliari non possunt“; dabei stützt er sich auf Grat. c. 5 C. 12, q. 1; c. 4 C. 12, q. 2 (Friedberg I, Sp. 677f; 687f); c. 1 conc. Romanum 1078 und Grat. c. 46 C. 12, q. 2 (Friedberg I, Sp. 702) = c. 31 conc. Alverniae 1095 (Johannes D. Mansi, Bd. XX, S. 818; Philipp Jaffé, post Nr. 4182) vgl. Jan-Arvid Hellström, biskop, S. 382. Vgl. DS I, Nr. 359, S. 331 (wie Fn. 493). Vgl. Grat. c. 1 ff C. 12, q. 5 (Friedberg I, Sp. 715–717). Vgl. Innozenz III.: DS I, Nr. 131, Rom, d. 10. März 1206, S. 156f, vgl. Ludvig Magnus Bååth, Kan. rätten, S. 142.
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Västgötalag hielt jedoch am heimischen Recht fest497, und erst gegen Ende des 13. Jahrhunderts zeigen sich gewisse Einschränkungen des alten Grundsatzes in den Landschaftsrechten498. Die erste erhaltene Urkunde, in der das Wort „testamentum“ benutzt wird (und eine Seelgabe gemeint ist) stammt – soweit ich sehe – von 1238499; das erste den kanonischen Regeln entsprechende Testament liegt dagegen erst nach der Skänningesatzung, es ist 1259 errichtet worden500. Die Einführung des Zölibats gelang jedoch trotz Exkommunikation der widersetzlichen Priester nicht501, so dass der heilige Stuhl sich zehn Jahre nach dem Konzil von Skänninge gezwungen sah, das Statut wieder aufzuheben502. 2. Die Neuregelung des Gastungsrechtes Ferner erweiterte Wilhelm v. Sabina das Gastungsrecht der Bischöfe und Prälaten: Er erhöhte ihr Gefolge auf zwanzig Mann503, kürzte aber die Visitationsdauer um einen Tag, in der Hoffnung, dadurch einen gangbaren Mittelweg504 gewiesen zu haben. Doch die schwedischen Priester blieben störrisch505, so dass 1279 das Telgestatut506 die Regelung von 1248 wiederholte. Dagegen kehrten die nach 1279 aufgezeichneten Landschaftsrechte wieder zu dem Gastungsmaß zurück, das VgL I enthielt507. 497 VgL I, Äb 10 und oben Fn. 494. 498 Vgl. z. B. Södermannalagen Äb 7 (das in den Landschaftsrechten sonst keine Parallele hat) und Kkb 11, 12; Östgötalagen Kkb 24: pr; über den Unterschied zwischen Seelgabe und Testament vgl. Åke Ljungfors, Skänninge, S. 12, Fn. 2. 499 Vgl. Testament des Kanonikers Tyche Djäkn: DS, I, Nr. 301 vom 3. Sept. 1238, S. 292 f. 500 Vgl. Testament des Bengt Sigtryggsson: DS I, Nr. 457, Rådene, d. 21. Jan. 1259, S. 394 f. 501 Vgl. DS I, Nr. 399, Perugia, d. 29. Okt. 1252, S. 358 (Innozenz IV). 502 Vgl. DS I, Nr. 449, Viterbo, d. 26. Aug. 1258, S. 389f; vgl. Nr. 464, Anagni, d. 5. März 1259, S. 398: Auf Bitten des Erzbischofs von Uppsala hebt Papst Alexander IV. das Skänningestatut hinsichtlich der Zölibatsvorschriften auf. Wegen der weiteren Entwicklung vgl. Åke Ljungfors, Skänninge, S. 31. 503 DS I, Nr. 359, Skänninge, d. 1. März 1248 S. 330–333 (332); vgl. Göran Inger, Visitation, S. 415 ff; Jan-Arvid Hellström, biskop, S. 304 f. 504 Vgl. c. 4 conc. Lateranense III (1179, COD II, S. 213) = X. 3. 39. 6 (Friedberg II, Sp. 623), danach waren den Bischöfen bei Visitationen 20 oder 30 berittene Begleiter erlaubt, vgl. DS I Nr. 130, d. 18. Jan. 1206, S. 155f und Nr. 169, Lateran, d. 1. Febr. 1217, S. 190 f. 505 Vgl. etwa Papst Honorius III.: DS I, Nr. 190, d. 3. Nov. 1220, S. 211; derselbe: Nr. 239, Rieti, d. 13. Aug. 1225, S. 246; Gregor IX.: Nr. 283, Lateran, d. 6. Febr. 1234, S. 278 f. 506 Vgl. das Statut: DS I, Nr. 692, Telge, 1279, S. 558–566 (S. 560). 507 In VgL I, Kkb 2 (SGL I, S. 3) war die Gastung des Bischofs zwei Nächte bis zum dritten Abend mit zwölf Männern, er selbst der dreizehnte; vgl. z. B. VgL II, Kkb 4 (SGL I, S. 84); Östgötalagen Kkb 2; 13: 1 (SGL II, S. 4; 12), wobei in Södermanna-
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3. Die Kanonisierung des Kirchenrechts Um die Geschlossenheit der katholischen Kirche zu fördern, erließ Wilhelm von Sabina nicht nur eine Dienstanweisung für bischöfliche Offiziale508, sondern wies die schwedischen Bischöfe an, sich den im Jahre 1234 veröffentlichen Liber Extra anzuschaffen. Das war ein wichtiger Schritt auf dem Wege zur kirchlichen Rechtseinheit509, der gleichzeitig die landschaftlichen Besonderheiten des schwedischen Kirchenrechts zurückdrängte. 4. Die Einführung von Domkapiteln Während das Wormser Konkordat noch die Wahl der Bischöfe durch Klerus und Volk vorgesehen hatte510, drängte die spätere päpstliche Gesetzgebung die Mitwirkung der Laien, Mönche und übrigen Kleriker immer mehr zurück511, und das vierte Laterankonzil bestimmte die Kapitel zur alleinigen Wahlkörperschaft512. Bischofswahlen durch die weltliche Gewalt wurden dagegen für nichtig erklärt, weil sie „contra canonicam libertatem“ verstießen513. In Schweden war jedoch das gegen Ende des 12. Jahrhunderts in Uppsala errichtete Regularkapitel bereits gegen 1220 wieder verschwunden514. Wil-
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lagen Kkb 5 (SGL IV, S. 19 ff) nur die Zahl der Begleiter 12 beträgt, aber noch drei Mark und Naturalleistungen aufgezählt werden. Vgl. das Statut DS I, Nr. 359, Skänninge, d. 1. März 1248, S. 330–333 (333); die „officiales, vulgo exactores“ waren im damaligen Schweden unbekannt, vgl. Åke Ljungfors, Skänninge, S. 22 f; sie treten erst auf in VgL III, c. 91 und in VgL IV (ca 1325), 21, 36, 141; Göran Inger, Visitation, S. 120 ff. Im übrigen Europa kamen die Offiziale seit Ende des 12. Jhs. auf, in Deutschland erst im 13. Jh., vgl. Franz Gescher, in: AHVN, H. 115 (1929), S. 136 ff; Paul Hinschius, Band II, (1878), §§ 86, 87; Hans Erich Feine, S. 370 ff; im kanonischen Recht sind sie erwähnt in: X. 3. 7. 3 (Alexander III., 1159–81, bei Friedberg II, Sp. 483f) und in VI°, 2. 15. 3 (Friedberg II, Sp. 1015f); vgl. Göran Inger, Visitation, S. 120 ff. Vgl. DS I, Nr. 359, S. 333 (wie oben Fn. 508); vgl. Åke Ljungfors, Skänninge, S. 23. Dass diese Anweisung Wilhems tatsächlich befolgt worden ist, ergibt sich aus den kanonistischen Texten, die sich aus dem 13. und 14. Jahrhundert in Schweden finden, vgl. dazu Toni Schmid, Canon Law, S. 444 ff; und dieselbe, manuscripts, S. 93 ff; Peter Landau, Scandinavia, S. 37 f. Vgl. Mirbt/Aland, Nr. 571, privilegium pontificis, S. 297. Vgl. c. 28, conc. Lateranense II (1139, COD II, S. 203) = Grat. c. 35 D. 63 (Friedberg I, Sp. 247) hier noch Wahl „eorum consilio“), vgl. Hans Erich Feine, S. 380 f. Vgl. c. 24 conc. Lateranense IV (1215, COD II, S. 246f) = c. 42 X. 1. 6. (Friedberg II, Sp. 88f). Vgl. c. 25 conc. Lateranense IV (1215, COD II, S. 247) = c. 43 X. 1. 6. (Friedberg II, Sp. 89). Erwähnt hat es Ebf. Peter in: DS I, Nr. 98, 1188–1197, S. 123f; Papst Innozenz III. in: Nr. 106, Perugia, d. 26. Sept. 1198, S. 129f; König Sverker II. in: Nr. 115, 1200, S. 139 f. In DS I Nr. 225, Lateran [dort falsch auf den 10. Febr. datiert, vgl. Karl Gustaf West-
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helm v. Sabina, ein eifriger Gregorianer515, hat deshalb diese wichtige Teilfrage der libertas ecclesiae aufgegriffen und zu regeln gesucht. Eine Urkunde darüber fehlt, aber eine Bulle des Papstes Innozenz IV. vom 7. Dezember 1250516, welche die Beteiligung von König und Volk an den Bischofswahlen verbietet, erwähnt, dass Wilhelm v. Sabina während seiner Legation in Schweden die Errichtung von Kapiteln mit mindestens fünf Kanonikern bei allen Bischofskirchen angeordnet habe.
VI. Königtum und Kirche am Ende des 13. Jahrhunderts 1. Der Thronstreit unter Birger Jarls Söhnen Während das Deutsche Reich unter dem Interregnum litt (1250–1273) und die Macht der Papstkirche ihrem Höhepunkt zustrebte, änderten sich in Schweden die Verhältnisse abermals: Am 21. Oktober 1266 starb Birger Jarl und sein Sohn Waldemar – 1250 bereits zum König gewählt und gekrönt – begann allein zu regieren. Ein Reibungspunkt mit der Kirche waren die neuen Ablösungssteuern gengärd (procuratio) und leding (expeditio), die um die Mitte des 13. Jahrhunderts Birger Jarl und Waldemar eingeführt hatten517. Von ihnen war auch die Kirche zunächst nicht ausgenommen518. Allem Anschein nach hatte Waldemar bei Verhandlungen mit den schwedischen Bischöfen im Sommer 1274 in Tränonäs519 sich bereit gezeigt, ein Immunitätsprivilegium zu erlassen520. Damit ist er aber auf erheblichen Widerstand seines Bruders Magnus und der weltlichen Großen ge-
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man, rådet, S. 9f, fn. 5], d. 29. Jan. 1224, S. 237f beklagte jedoch Papst Honorius III., die Kirche in Uppsala habe kein Kapitel („capitulum non habente“). Vgl. Karl Viktor Lundqvist, S. 17 ff; Herman Lundström, in: Kyrkohistorisk Årsskrift 1900, S. 79 ff; Knut B. Westman, kyrka, S. 171 ff; Jarl Gallén, domkapitel, in: Historisk Tidskrift för Finland, Band 23 (1938), S. 139 ff; Jan-Arvid Hellström, biskop, S. 187 ff. Vgl. Jerker Rosén, domkapitler, in: Svensk Teologisk Kvartalsskrift Band 16 (1940), S. 61. Vgl. Innozenz IV.: DS I, Nr. 382, Lyon, d. 7. Dez. 1250, S. 348f und Alexander IV.: Nr. 450, Viterbo, d. 4. Sept. 1258, S. 390. Vgl. die Annales Sigtunenses anno 1247, in: SRS III, 1, S. 4. Vgl. z. B. König Waldemar Birgersson: DS I, Nr. 525, Lena, d. 9. Jan. 1267, S. 439 und die weitere Erwähnung der Abgeltungssteuern durch Waldemar in: DS I, Nr. 617, Gudhem, d. 7. Aug. 1276, S. 511f; und durch König Magnus Ladulås in: Nr. 631, Varnhem, d. 25. Nov. 1277, S. 519f; Nr. 675, Sundby, d. 9. Juni 1279, S. 549; Nr. 676, Dafö, d. 11. Juni 1279, S. 549f; Nr. 725, Söderköping, d. 29. Juli 1281, S. 585f und Nr. 880, d. 25. Aug. 1279, S. 726; vgl. Erik Lönnroth, statsfinans, S. 66 ff. Vgl. Erikskrönikan, ed. Rolf Pipping, V. 646–669; gemeint ist vermutlich Strängnäs. Vgl. Erik Lönnroth, tronskiftet, S. 301; Hugo Yrwing, maktkampen, S. 36 ff.
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stoßen, die der Kirche diese Sonderstellung nicht zubilligen mochten. Die Kirche hatte jedoch allen Grund, auf ein solches privilegium zu drängen, weil die Magnaten die früheren Immunitätsprivilegien mißachteten, den testamentarischen Erwerb von Grundeigentum nicht anerkannten und das der Kirche vermachte Gut als ihr Privateigentum behandelten, indem sie auf dem Thing das einheimische Recht gegen die Kirche ausspielten521. Der Papst beklagte weiter rechtswidrige Besteuerung der Kirche, Mißachtung des privilegii fori und Frauenraub. Alle diese Beschuldigungen sind in einer Bulle Papst Gregors X. vom 9. August 1274522 enthalten, die der Uppsalenser Kanoniker Roger, der Abgesandte des schwedischen Klerus auf dem Konzil zu Lyon, beim Papst erwirkt hatte523. Auf Grund von Rogers Schilderung der schwedischen Verhältnisse befahl Papst Gregor X. Waldemar dem Schutz des Erzbischofs Fulko Johannis und des Bischofs Henrik von Linköping an524 und erteilte ihnen zugleich den Auftrag, den Waffenexport nach Karelien zu unterbinden und einen von Waldemar angeregten Kreuzzug dorthin zu predigen525. Mit diesem kirchlichen Schutz glaubte Waldemar sich imstande, der Fürstenopposition zu begegnen. Das zeigt seine Ladung an die Großen des Reiches auf Palmsonntag nach Vadstena526: Wer ihr grundlos nicht folge, solle „… capiti suo cum rebus mobilibus priuaretur“. Die Eingeladenen sind dieselben Großen, denen die Papstbulle vom 9. Aug. 1274 galt527. Das Treffen in Vadstena brachte jedoch Waldemar keinen Sieg, sondern stärkte die Opposition, die nun die Entscheidung suchte: Magnus und sein Bruder Erik warben Hilfstruppen in Dänemark528 und besiegten
521 Vgl. Hugo Yrwing, maktkampen, S. 36f; vgl. dazu oben Fn. 393 über die schwedischen Besonderheiten der Bischofswahl. 522 Gregor X. in: DS I, Nr. 577, Lyon, d. 9. aug. 1274, S. 475–477. 523 Vgl. König Magnus Ladulås in: DS I, Nr. 618, Upsala, d. 21. Sept. 1276, S. 512f (512), wo er als Rodgerus erwähnt ist; vgl. Erik Lönnroth, tronskiftet, S. 294. 524 Gregor X. in: DS I, Nr. 587, Lyon, den 9. Jan. 1275, S. 490. 525 DS I, Nr. 254, 255, Lyon [dort falsch auf 1230 datiert], beide Urkunden sind am 9. Jan. 1275 ausgefertigt worden, vgl. Herman Brulin, in: BSM, Nr. 10, S. 8f; Hugo Yrwing, maktkampen, S. 37; Erik Lönnroth, tronskiftet, S. 300 f. 526 Vgl. Toni Schmid, brevuppteckning, S. 83 ff; die Aufzeichnung dieses Ladungsschreibens ist undatiert, und es ist ungewiß, ob es abgesandt wurde. Jedoch paßt die Ladung auf Palmsonntag recht genau zu der Versammlung, die am 3. Ostertag, dem 16. April 1275, in Östergötland stattfand, vgl. Lagman Bengt in: DS I, Nr. 592 vom 16. Apr. 1275, S. 494; vgl. auch Erik Lönnroth, statsfinans, S. 21 ff. 527 Gregor X. in: DS I, Nr. 577, Lyon, den 9. Aug. 1274, S. 475–477; Vgl. Hugo Yrwing, maktkampen, S. 38. 528 Vgl. ST I, Nr. 123, S. 270, vom Frühjahr 1275.
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Waldemar am 14. Juni 1275 bei Hova529 in Västergötland. Dieser floh nach Norwegen530, kehrte jedoch bald zurück und wurde gefangen genommen. Sein Bruder Magnus wurde einen Monat später zum König gewählt531. 2. Die Haltung der Kirche zu Magnus Birgersson Um sich nicht in Widerspruch zur Bulle Gregors X. vom 9. Januar 1275532 zu setzen, hat der schwedische Klerus zunächst die weitere Entwicklung abgewartet533. Magnus hat die Zeit genutzt und vor allem Erzbischof Folke und Bischof Henrik von Linköping534 zu gewinnen gesucht. Darauf deuten die Schenkungen hin, die Magnus zwischen seiner Erhebung und der Krönung den beiden Bischofskirchen zuwandte535. Magnus’ Treffen mit allen schwedischen Bischöfen zu Weihnachten 1275 in Dåvö536 scheint dann den Ausschlag gegeben zu haben: Am 24. Mai 1276 krönte Folke in Uppsala Magnus zum König537. Über seine bisherigen Zuwendungen hinaus versprach Magnus zwei Tage später, sobald als möglich die Immunitätsforderung der Kirche zu erfüllen538. 529 Vgl. SRS III, 1 mit Fn. o; Magnus Saga, Vol. II: Hakonar saga and a fragment of Magnus’ saga, S. 68; Annales Danici Medii Aevi, ed. Ellen Jørgensen, Heft 1, København 1920, S. 121. 530 Vgl. Magnus’ Saga (wie Fn. 529), S. 368. 531 In der Schenkungsurkunde DS I, Nr. 596, Upsala, d. 22. Juli 1275 bezeichnet sich Magnus gegenüber den versammelten schwedischen Bischöfen noch als „Dux sweorum“; „Rex Sweorum“ nennt er sich erst in DS I, Nr. 599, Västerås, d. 11. Sept. 1275, S. 498. 532 DS I, Nr. 587, Lyon, d. 9. Jan. 1275, S. 490; eine Huldigung erfolgte damals nicht, vgl. Yngve Brilioth, kyrkohistoria, S. 16. 533 So: zutreffend Hugo Yrwing, maktkampen, S. 27f; anders: Erland Hjärne, lagstadganden, S. 36 f. 534 Henrik war Bischof von Linköping seit 1258, vgl. Herman Schück, ecclesia, S. 60 f. 535 Vgl. Herzog Magnus in: DS I, Nr. 596, Uppsala, d. 22. Juli 1275, S. 496f für ein Kanonikat in Uppsala, König Magnus in: Nr. 600, Linköping, d. 5. Okt. 1275, S. 499 für Linköping und derselbe, in: Nr. 606, Dåvö, d. 31. Dez. 1275, S. 504 für Uppsala anläßlich einer Versammlung aller schwedischen Bischöfe Weihnachten 1275 in Dåvö. 536 DS I, Nr. 606 (wie Fn. 535; hier fügt Magnus dem anläßlich seiner Wahl am 22. Juli 1275 (DS I, Nr. 596) in Uppsala gestifteten Kanonikat eine weitere Schenkung hinzu. Erster Inhaber dieses Kanonikates war Bengt, König Magnus’ und Herzog Eriks Bruder, vgl. Erik Lönnroth, tronskiftet, S. 308. 537 Vgl. DS I, Nr. 612, Uppsala, d. 24. Mai 1276, S. 508 (Schenkung an die Kirche in Uppsala aus Anlaß der Krönung), vgl. SRS I, 1, Nr. 12, S. 25. 538 Vgl. DS I, Nr. 613, Upsala, d. 26. Mai 1276, S. 508; vgl. dazu Karl Gustaf Westman, rådet, S. 186 ff; Sven Tunberg, ständerstaten, in: (Svensk) Historisk Tidskrift Band 37 (1917), S. 75f; Jerker Rosén, kronoavsöndringar, S. 94 ff; Hugo Yrwing, maktkampen, S. 30.
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Mit der Krönung des Aufrührers Magnus hatte die Kirche zwar eindeutig Partei ergriffen, aber die Stellung des neuen Königs war keineswegs gesichert: Die Folkunger unter Johan Filipson erhoben sich bereits 1278 und bedrohten Magnus’ Stellung539. In dieser gefährlichen Lage hielt der Klerus treu zu ihm und beschloß auf dem Konzil von Telge 1279, von allen kirchlichen Gütern eine Abgabe zu erheben, um sie dem König „caritative“ als „subsidium“ zuzuwenden540. In die Statuten des Telgekonzils wurde überdies die sogenannte „Execrabilis – Verordnung“ aufgenommen, die alle Aufrührer gegen den von der Kirche gekrönten König mit dem Banne bedrohte541. 3. König Magnus Ladulås’ Kirchenprivilegien Für diese Hilfe zeigte sich Magnus in der Folge erkenntlich: Er bestätigte der Uppsalenser Kirche den von Erik Eriksson und Birger Jarl übertragenen Armenzehnt542 und räumte dem Bistum Skara das privilegium fori ein543. In beiden Urkunden werden den Diözesen auch Immunitätsprivilegien verliehen, doch sollen nur die vorhandenen (nicht die zukünftig erworbenen) Güter von Abgaben frei sein. Die mehrfach angemahnte allgemeine Abgabenfreiheit hat Magnus der schwedischen Kirche dann im großen Kirchenprivileg von 1281 verliehen544. Ergänzt wurden diese Zuwendungen und die 539 Vgl. SRS III, 1, S. 6 und Erik Lönnroth, tronskiftet, S. 310. 540 Vgl. DS I, Nr. 691, Telge, d. 16. Okt. 1279, S. 557f (558): „arbitramur ad statum et pacem ipsius atque regni sui conservandum maxime cum de pace ipsorum pax eciam dependeat Ecclesie, sibi per Ecclesiam subueniri“. 541 Vgl. das Statut DS I, Nr. 692, Telge, 1279, S. 558–566 (566); vgl. Herman Reuterdahl, Statuta synodalia, S. 37f; Streit herrscht darüber, ob die Execrabilis-Verordnung (beginnend mit den Worten „Execrabilis presumpcio …“) schon in der früheren Fassung der Telgestatuten von 1275 enthalten war: Dann hätte sie dem Aufrührer Magnus gegolten, und die Kirche hätte sich mit ihrer Aufnahme in die Statuten von 1279 in schiefes Licht gesetzt; doch scheinen die Statuten von 1275 nicht ausgefertigt worden zu sein, so richtig: Hugo Yrwing, maktkampen, S. 22 ff, 27, anders: Toni Schmid, brevuppteckning, S. 87f; Erik Lönnroth, tronsksiftet, S. 306; Erland Hjärne, lagstadganden, S. 34ff. 542 DS I, Nr. 669, Alsnö, d. 15. Mai 1279, S. 544 f. 543 DS I, Nr. 690, Telge, d. 15. Oktober 1279, S. 557; vgl. Mia Korpiola, canon law, S. 208f, die zu Recht darauf hinweist, dass das privilegium fori in Norwegen (DN I, Nr. 64a, S. 54) umfangreicher war als in Schweden. 544 DS I, Nr. 725, Söderköping, d. 29. Juli 1281, S. 585f; streitig ist, ob Magnus zwischen dem 26. Mai 1276 und dem 3. März 1277 auf einem Provinzialkonzil in Telge sein in der Handfeste DS I, Nr. 613, Upsala, d. 26. Mai 1276, S. 508f versprochenes allgemeines Immunitätsprivileg erlassen hat, denn die h. M. verneint das, vgl. Karl Gustaf Westman, rådet, S. 187; Erik Lönnroth, tronskiftet, S. 308; Jerker Rosén, kronoavsöndringar, S. 97, Fn. 7). Eine Urkunde ist nicht überliefert, und es sprechen gewichtige Gründe dafür, dass es sich lediglich um ein mündliches Versprechen gehandelt hat, das Magnus erst 1281 einlöste, vgl. ausführlich: Hugo Yrwing, maktkampen, S. 42 ff.
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Abgabenbefreiung durch eine besondere Anweisung über die Zehntzahlung545. Die Testamentsfrage hingegen, auf deren Lösung im Sinne der Kirche schon Innozenz III. gedrungen hatte546, nahm Magnus aus, „preter quam articulum de testamentis quem deliberacioni maiorum regni reseruamus“547. Weder das Kirchenprivileg von 1281548 noch sonst eine Urkunde regelte diese Frage549. Den schließlich gefundenen Kompromiß spiegeln dann die zum Ende des 13. Jahrhunderts aufgezeichneten Landschaftsrechte wider550. 4. Das Gesetzgebungsrecht des Königs Von den Götarechten äußert sich allein Västgötalag I zur Gesetzgebung: Bei seiner Umfahrt mußte der König schwören, das geltende Recht nicht zu brechen551, war also an das Überkommene gebunden; Gesetze durfte er nur geben, wenn er sich damit nicht in Gegensatz zum geltenden Recht setzte. Gesetzgeber blieb also das Landsthing. Auch im Västgötalag II vom Ende des 13. Jahrhunderts findet sich insoweit keine Änderung. Gerade am Westgötenrecht wird aber deutlich, dass das Recht sich geändert und weiterentwickelt hat552. Wie stellte sich Schweden zur Rechtsveränderung und Gesetzgebung? Die Kirchenabschnitte im West- und Ostgötenrecht, der Eidschwurabschnitt im Ostgötenrecht und der Königsabschnitt im uppländischen Recht, die hauptsächlich Landfriedensrecht enthalten, stammen nicht aus der vorchristlichen Zeit, sondern sind der Christianisierung geschuldet553. Über die ostgötische Gesetzgebung um die Mitte des 13. Jahr-
545 DS II, Nr. 937, Gälaqvist, d. 3. Mai 1287, S. 25 für das Bistum Skara und Nr. 957, Linköping, d. 12. Febr. 1288, S. 43f für das Bistum Linköping. 546 DS I, Nr. 131, Rom, d. 10. März 1206, S. 156 f. 547 So in DS I, Nr. 613, Upsala, d. 26. Mai 1276, S. 508 f. 548 DS I, Nr. 725, Söderköping, d. 29. Juli 1281, S. 585 f. 549 Vgl. Ludvig Magnus Bååth, kan. rätten, S. 167 f. 550 Vgl. Ludvig Magnus Bååth, kan. rätten S. 170 ff; vgl. VgL II, Kkb 60; Äb 9; VgL IV, 21: 56; ÖgL, Krb 23 f; SkL, Äb 38, 40; ASun 15, die alle ein huvudlott, d. h. den Seelteil als frei testierbar ansehen. Ein anderes Prinzip haben die Svearechte: UL, Kkb 14; SdmL Kkb 12; VmL I, Gb 16; VmL II, Kkb 12; HälsL Krb 13. 551 In VgL I, Rb 1 (SGL I, S. 151 = Claudius v. Schwerin, Schwed. R., S. 34) heißt es: „at skal eig ræt a lanje varo brytæ“, bryta heißt brechen, verletzen, nichtbeachten (SGL I, S. 373, vb. bryta [4]). 552 In ihren Schriften, die eine Rechtsveränderung leugnen, hat sich Elsa Sjöholm mit der Rechtsentwicklung in Västergötland leider nicht beschäftigt. 553 Wann sie erlassen worden sind, ist nicht überliefert und deshalb umstritten, darunter auch, ob die Friedensgesetzgebung Birger Jarls sich in ÖgL niedergeschlagen hat, vgl. Strauch, OGR, Art, Königseidschwur, S. 265 ff; Art. Rechtsprecher S. 280.
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hunderts sind wir aus Östgötalagen unterrichtet554. Die Neuerungen sind verknüpft mit dem Namen von Birger Jarl und den Königen Knut Långe, Erik Eriksson und Magnus Ladulås. Während von Knut Långe und Erik Eriksson nur gesagt wird, dass in ihren Tagen die Pfandnahme abgeschafft oder die Kränkungsbuße erhöht wurde, sie also nicht selbst als Gesetzgeber genannt sind, heißt es von Birger Jarl, „er führte ins Recht ein“ oder „er schaffte die Eisenprobe ab“ oder „er verordnete“555. Obwohl Birger Jarl von 1248 bis 1266 Reichsverweser war, dürfte es sich dabei kaum um Reichsrecht, sondern nur um ostgötisches Landesrecht gehandelt haben, beschlossen vom Landsthing in Linköping. Näheres ist nicht bekannt. Von Magnus Ladulås heißt es: „pæssin laghin gaf konung magnus“556. Von ihm sind die Texte mehrerer Gesetze überliefert, die im ganzen Reich gelten sollten; ihre Arengen geben Aufschluß über das Selbstverständnis dieses Königs als Gesetzgeber, das deutlich auf der Gesetzgebungslehre Thomas von Aquins und der Veränderbarkeit des Rechts fußt557, die sich auch im Fürstenspiegel des Aquinaten und des Aegidius Romanus, vor allem aber in der Sacrosanctae, der Publikationsbulle des Liber Sextus Decretalium, vom 3. März 1298558 findet. Beispiele sind die Alsnö- und die Skänningesatzung von 1279559 und 1284560 und das Kirchenprivileg von 1281561. In der Arenga der Alsnösatzung und in der Skänningesatzung beruft sich Magnus auf die ihm von Gott verliehene Gewalt, die ihn berechtige, Verordnungen zur Ehre Gottes und zum Nutzen der Einwohner zu erlassen. Er benutzt damit denselben Begriff, der sich in der Vorrede von Jyske Lov findet und der den Anforderungen „necessaria“ und „utilis“ in Gratians bekannter Definition des guten Gesetzes entspricht562. Ähnlich sagt die norwegische Konungs Skuggsjá (vor 1260), der König solle „der heiligen Gesetze Regel hüten“ und legt ihm die Sorge für die lannznaujsyniar auf, er soll Sorge 554 Vgl. die Zusammenstellung bei Strauch, OGR, S. 27 f. 555 Vgl. ÖgL Db 14: 6: „swa gæf Birghir Jarl i lag“; vgl. Eths 17; Æb 11; Rb 3: 2. 556 Dies Gesetz gab König Magnus, in: ÖgL Vath 35 a. E (SGL, Bd. II, S. 91 = Strauch, OGR, S. 110). 557 Vgl. Hermann Krause, Dauer, S. 231 ff, 238; vgl. Sten Gagnèr, Gesetzgebung, S. 283 ff. 558 Die Sacrosanctae in Friedberg, II, Sp. 934f; vgl. Sten Gagnèr, Gesetzgebung, S. 283 ff. Zu Aegidius Romanus, De regimine principum vgl. Wilhelm Berges, S. 211 ff, 320 ff; zu Thomas’ De regimine principum ad regem Cypri (ca 1265/66) S. 317 ff. 559 Alsnösatzung in DS I, Nr. 799, S. 650–654 [dort falsch auf 1285 datiert], richtig jetzt: Jan Liedgren, Alsnö, S. 105 ff: zwischen 15. Mai und 16. Oktober 1279. 560 Skännigesatzung: DS I, Nr. 813 [dort falsch auf 1285 datiert] v. 23. 8. – 31. 12. 1284, vgl. Karl Gustaf Westman, rådet, S. 211; Claudius Annerstedt, in: SRS, Bd. III, 1, S. 6, Fn. e; Gösta Åqvist, Frieden, S. 221, Fn. 65. 561 Kirchenprivileg von 1281 in: DS I, Nr. 725, Söderköping, d. 29. 7. 1281, S. 585 f. 562 Grat. D. 4. c. 2 (Friedberg I, Sp. 5), der auf Isidor, Etym. V, c. 21 fußt.
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tragen für das Wohl des Volkes und die Notwendigkeiten des Reiches563. Das ist kein eigenmächtiges Gesetzgebungsrecht, doch ist praktisch das entsprechende Recht des Things ziemlich eingeschränkt. Obwohl Magnus Ladulås sein Gesetzgebungsrecht aus dem ihm von Gott verliehenen königlichen Amt ableitete, und insofern kirchlicher Lehre folgte564, wahrte er die Rechte des Volkes, indem er beide Satzungen auf Hoftagen beschließen ließ565. Die dort Versammelten werden „sniælræ mannæ“, oder „gothræ mannæ“ (eigentlich: kluge oder gute Männer) genannt. In den lateinischen Diplomen heißen sie „majores regni“ oder „discretiores regni“566. In der Skänninge-Satzung von 1284 taucht erstmals die Bemerkung auf, diese Satzung sei „a skænningis samtalu“ beschlossen567. Samtal heißt soviel wie „parlamentum“ oder „collegium“. Die Verwandtschaft zu Lehnsversammlungen in Dänemark, Deutschland und Westeuropa wird deutlich, wenn in weiteren Urkunden Magnus Ladulås’ lehnrechtliche Begriffe gebraucht werden568. Obschon sich der König ein eigenes Gesetzgebungsrecht schafft, wahrt er die volkliche Beteiligung, schränkt sie aber auf die ritterdienstpflichten Adeligen, die „sniælræ mannæ“ ein. Ihre Namen geben Aufschluß darüber, dass mindestens jeweils zwei von ihnen im Ausland studiert hatten569. So wird erklärlich, dass Elsa Sjöholm Übernahmen mitteleuropäischen Rechts, vor allem der Lombarda hat feststellen können570. Eigentümlicherweise ist diese Reichsgesetzgebung in die später aufgezeichneten Landschaftsrechte gar nicht oder nur unvollkommen aufgenommen worden; das Gesetzgebungsrecht der Landschaftsthinge hat sich 563 Vgl. Ausgabe Ludvig Holm-Olsen, S. 74f, Z. 41f; S. 75, Z. 11; Wilhelm Berges, S. 182f, der die Ausgabe Finnur Jónssons 1920, S. 188, Z. 15 ff und Z. 28, sowie S. 229, Z. 30 zitiert; vgl. Rudolf Meißner, Konungs Skuggsjá, c. XLIV, S. 166 f. 564 Vgl. Sten Gagnèr, Gesetzgebung, S. 275 ff; Walter Ullmann, Papsttum, S. 222 ff. 565 Vgl. Hans Jägerstad, Hovdag, S. 81 ff (zur Alsnöstadga); S. 92 ff (zur Skänningestadga). 566 Vgl. DS I, Nr. 668 [dort falsch auf den 1. April datiert], d. 25. März 1279; vgl. Hans Jägerstad, Hovdag, S. 95. 567 DS I, Nr. 813 (1284), S. 668 (s. o. Fn. 560). 568 Vgl. z. B. in DS I, Nr. 802, Skara, d. 22. Febr. 1285, S. 655–659 (659): „hoc idem fidelitatis et obsequij vinculum“, ferner in ST I, den Kolsätervertrag in: Nr. 157a, d. 15. Febr. 1305, S. 319f und König Birger Magnussons Protest in: ST I, Nr. 169, d. 11. März 1309, S. 351 ff: „fides et homagium“. 569 In der Alsnösatzung sind das der königliche Kanzler Peter Algotsson, der Dompropst von Uppsala, Andreas And, möglicherweise auch der Uppsalenser Archidiakon Johannes Odulphi. In der Skänningesatzung sind es der Skarabischof Brynolf Algotsson und sein Bruder, der Kanzler Peter Algotsson, vgl. Näheres bei Strauch, Rechtsfortbildung, S. 316, Fn. 24; S. 317, Fnn. 30, 31 und S. 321, Fn. 53. 570 Vgl. Elsa Sjöholm, Gesetze, S. 81 ff; dieselbe, Medeltidslagar, S. 71f; 109f; 123.
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als stärker erwiesen571. Wenn es um die ureigenen Interessen der meliores und maiores regni ging, wie etwa die Einführung der Testierfreiheit, welche die Kirche ihres eigenen Nutzens wegen forderte572, konnte sich das Gesetzgebungsrecht des Königs nicht durchsetzen: In der Handfeste von 1276573 klammerte Magnus die Testamentsfrage aus, weil er sich erst mit seinen Großen beraten müsse, die offenbar für ihre Familiengüter fürchteten und die Testierfreiheit den Landsthingen nicht vorzuschlagen wagten. Den schließlich gefundenen Kompromiß spiegeln die Ende des 13. Jahrhunderts aufgezeichneten Landschaftsrechte wider574. Eine Weiterentwicklung des königlichen Gesetzgebungsrechts zeigt Uplandslagen: Nach königlichem Gebot wählte sich Birger Persson, der Rechtsprecher von Tiundaland, eine Kommission von 15 Personen. Dazu gehörten neben Birger Persson der Rechtsprecher Hakon von Attundaland, Magister Andreas And, Dompropst in Uppsala, zwei Urteiler, adelige Ritter und Bauern575. Andreas And stand nicht nur für das kanonische Recht, sondern für das Gesetzgebungsdenken der Kirche überhaupt, die Adeligen für die meliores576 und die Urteiler und Bauern für das Volk. Die von dieser Kommission zugrunde gelegte Rechts- und Gesetzgebungslehre findet sich in der confirmatio, der präfatio und in den ersten Kapiteln des Königsabschnittes. Sie hat mancherlei Anklänge, z.B. an die constitutio Tanta Justinians577, an die Bulle Rex Pacificus Gregors IX.578 und das Vorwort zu König Magnus Lagabøters norwegischem Landrecht579. König Birger anerkennt zunächst allgemein die Notwendigkeit der Rechtsbesserung in Analogie zum Kirchen571 Vgl. schon Karl Lehmann, Königsfriede, S. 36; 39; 46f, 50f; ihm folgt Fredrik Lagerroth, landslagen, S. 118 f. 572 Vgl. die Schreiben Innozenz’ III. (DS I, Nr. 131, Rom, d. 10. 3. 1206, S. 156f) und Gregors X. (DS I, Nr. 577, Lyon, d. 9. Aug. 1274, S. 475–477. 573 Handfeste Uppsala, d. 26. 5. 1276 in DS I, Nr. 613, S. 508f; dort heißt es: „preter quam articulum de testamentis quem deliberacionem maiorum regni reservamus“. 574 Vgl. den huvudlott (Hauptteil) in den Götarechten: VgL II, Kkb 60; Äb 9; VgL IV, 21: 56 (pars capitalis); ÖgL Krb 23f; vgl. SkL Äb 30 u. 38; ASun 15. Ein anderes Prinzip haben die Svearechte (1/10 des ererbten Landes), vielleicht nach dem Vorbild von GL 7: 1, 2 und Gregors IX. in DS I, Nr. 257 v. 23. 1. 1230 (S. 258f); vgl. UL Kkb 14: pr; SdmL, Kkb 12. Dieser Anteil entspricht dem Hauptzehnt (decima capitalis), vgl. VgL IV 21: 99; 100 und Bischof Brynolfs Statut von 1281, in: DS I, Nr. 709, § 2 (S. 575f). 575 Vgl. dazu Holmbäck/Wessén SLL I, UL, S. 9. n. 9–11; Strauch, Rechtsfortbildung, S. 332 f. 576 Birger Persson war Mitglied des königlichen Rates und ein Vetter Andreas Ands (vgl. Jarl Gallén, in: ÄSF I, 1957, S. 35f). 577 Constitutio Tanta c. 18. 578 Vorwort zum Liber Extra Gregors IX. v. 1234, in: Friedberg II, Sp. 2. 579 NGL II, S. 7–10 = Rudolf Meißner, Landrecht, S. XVII; vgl. Sten Gagnèr, Gesetzgebung, S. 364 und unten 1. Kap., VII, S. 158 ff.
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und Kaiserrecht580, will aber altes Recht nicht unüberlegt ändern und neues nicht unrichtig erfinden. Das Ergebnis ihrer Sichtungsarbeit trug die Kommission dem Landsthing in Uppsala vor, holte dessen Billigung ein und im nächsten Akt verlieh der König diesem Werk aus königlicher Macht Gesetzeskraft. In der praefatio heißt es dann, dass der König erst nach eingehender Prüfung und mit Zustimmung aller Verständigen581 das Werk bestätigt habe. Der König behält sich also eine eigene Wertung vor, die sich in Streichungen und Zusätzen zeigt. Daraus ergibt sich ein schwebendes Gleichgewicht zwischen Volks- und Königswillen. Da Magnus Eriksson 1296 erst sechzehn Jahre alt war, dürfte die Kommission unter Birger Persson diesen Kompromiß ausgehandelt und beschlossen haben. Die Beschränkungen der königlichen Gesetzgebungsmacht gegenüber der Alsnö- und Skänningesatzung sind unverkennbar. Magnus Erikssons Landslag582 betont zwar in Kb c. 5, § 7583 noch einmal die Bindung des Königs an den Volkswillen, ohne doch damit die wachsende Königsmacht vermindert zu haben.
VII. Weiterer Ausbau des schwedischen Kirchenrechts Die Bischöfe hatten – zusammen mit König Magnus – für Ruhe im Lande gesorgt und das große Landfriedensgesetz von 1280 mitgetragen584, ihn auf Grund ihrer persönlichen Treuepflichten im königlichen Rat unterstützt, dessen Kern sie bildeten585, sie hatten ihm die erwähnten Privilegien abge580 Mit Kaiserrecht gemeint ist das in Deutschland aufgenommene römische Recht, vgl. Holmbäck/Wessén, SLL, I, UL, S. 8, n. 5; vgl. Ole Fenger, droit Romain, S. 41 ff. 581 In der praefatio heißt es (SGL III, S. 7): „ok aff wari brysthyggiu ok warpt rap hwat wir gitum til satt ællr aff takit, sum allum snællum sympykkis a pa skulum wir samæn sætiæ til parwæ aldræ mannæ ær byggiæ pær fyrmer saghpum“ (Und was wir nach unserer Überzeugung und unserer Erwägung ergänzt oder gestrichen haben mit Zustimmung aller Klugen, das werden wir dann zusammensetzen zum Nutzen aller, die da wohnen, wie wir zuvor gesagt haben), vgl. Claudius v. Schwerin, Schwed. R., S. 68. 582 Magnus Erikssons Landslag ist entstanden 1347, vgl. die Ausgabe SGL X, 1862 und die neuschwedische Übersetzung von Holmbäck/Wessén, Rättshistoriskt Bibliotek Bd. 6, Stockholm 1962. 583 MELL, Kb c. 5, § 7 (SGL X, S. 11 ff) = H/W (wie Fn. 582) S. 5. 584 Gemeint ist die sog. ‚Alsnöstadga‘, DS I, Nr. 799, S. 650–654 [dort fälschlich auf 1285 datiert], zum Datum vgl. Hans Jägerstad, hovdag, S. 81 ff; Jerker Rosén, Alsnö stadga, S. 16 und Hugo Yrwing, maktkampen, S. 63; zuletzt Jan Liedgren, Rättshistoriska Studier, Bd. XI (1985), S. 103–117: zwischen 15. Mai und 16. Oktober 1279. 585 Vgl. Yngve Brilioth, kyrka I, S. 120; Karl Gustaf Westman, rådet, S. 9 ff, 57 ff; Sven Tunberg, ständerstaten, S. 161f, 166f; Hans Jägerstad, hovdag, S. 35 ff, 45 ff, 95 ff; Jan-Arvid Hellström, biskop, S. 172 f.
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wonnen, aber sie gingen nun auch daran, die kirchliche Ordnung Schwedens der übrigen katholischen Kirche anzugleichen. 1. Das Telgestatut von 1279 Im Jahre 1279 hielt Erzbischof Jacobus Israel in Södertälje ein Provinzialkonzil ab586, das umfangreiche Statuten beschloß: Noch immer war das Problem der Priesterehe nicht gelöst, deshalb wurden (nochmals verschärfte) Strafen gegen sie angedroht587. Das Gastungsrecht der Bischöfe und Prälaten wurde abermals präzisiert588 und bei Übergriffen doppelter Ersatz des zu viel Beanspruchten angeordnet589. An zwei Stellen ordnete das Statut die Erbfolge nach Geistlichen590. Die Rangfolge der Kleriker im Provinzialkonzil591 wurde ebensowenig vergessen wie die Kleidung der Geistlichen592. Auch der Erzbischof unterwarf sich diesen Statuten und betonte, dass sie nur durch ein Konzil abgeändert werden dürften593. Ganz deutlich suchte das Statut die libertas ecclesiae im gregorianischen Sinne zu sichern594. Dem 586 DS, I, Nr. 692 von 1279, S. 558–566; zur Datierung vgl. Toni Schmid, brevuppteckning, S. 87 ff. 587 DS I, Nr. 692, S. 559. 588 DS I, Nr. 692, S. 560. 589 Andererseits wurden die Priester verpflichtet, reisenden Geistlichen den nötigen Lebensbedarf zu verkaufen, vgl. DS, I, Nr. 692, S. 563. 590 DS I, Nr. 692, S. 561 und 565. 591 DS I, Nr. 692, S. 564. 592 DS I, Nr. 692, S. 563. 593 DS I, Nr. 692, S. 565. 594 Mit der l i b e r t a s e c c l e s i a e ist im wesentlichen gemeint (vgl. Georg J. V. Ericsson, kan. rätten, S. 24): (1) die freie Bischofswahl durch die Kapitel ohne Beteiligung von Laien, vgl. c. 3 conc. Lat. I (1123, COD II, S. 190) = Grat. c. 3 D. LXII (Friedberg I, Sp. 234); c. 25 conc. Lat. IV (1215, COD II, S. 247) = c. 43 X. 1. 6. (Friedberg II, Sp. 89); (2) persönlicher Schutz der Priester gegen Tätlichkeiten (privilegium canonis), vgl. c. 15 conc. Lat. II (1139, COD II, S. 200) = Grat. c. 29 C. XVII, q. 4 (Friedberg I, Sp. 822f); vgl. Hans Erich Feine, S. 394; (3) Geistliche dürfen nur durch kirchliche Gerichte und nur nach kanonischem Recht verurteilt werden (privilegium fori), vgl. Grat. c. 11 ff C. XI, q. 1 (Friedberg I, Sp. 629 ff); c. 8 X. 2. 1.; c. 12 X. 2. 2. (1206, Friedberg II, Sp. 241; 251f); für Schweden ST I, Nr. 47, Tusculanum, d. 10. Sept 1171 o. 72, S. 86–93 = DS I, Nr. 54, S. 76–82; DS I, Nr. 131, Rom, d. 10. März 1206, S. 156f; vgl. Hans Erich Feine, S. 394; (4) Befreiung kirchlicher Personen, Sachen und Orte von Steuern aller Art (privilegium immunitatis), vgl. Grat. c. 23 ff C. XXIII, q. 8 (Friedberg I, Sp. 961 ff); c. 46 conc. Lat. IV (1215, COD II, S. 255) = X. 3. 49. 4 u. 7 (Friedberg II, Sp. 654f, 656) und c. 3 X. 5. 4. (Friedberg II, Sp. 768).
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diente sowohl das Verbot, einem Laien den lehnsrechtlichen Treueid (homagium) zu leisten595, als auch das durch Androhung des Interdiktes gesicherte Verbot, Geistliche einzukerkern. Die schon genannte Execrabilis-Verordnung schloß die Statuten ab596. 2. Die Statuten Bischof Brynolfs von Skara Für das westgötische Bistum Skara hat der tatkräftige Bischof Brynolf597 mehrere Statuten erlassen, zuerst das Synodalstatut vom 7. Juli 1280. Es ist die Frucht von Brynolfs Pariser Studien und Folge der starken Stellung, die er auf Grund seiner geistlichen Würde und seiner Herkunft aus dem westgötischen Adelsgeschlecht der Algotssöner in seiner Diözese einnahm. Der Inhalt schließt sich eng an den Liber Extra von 1234 und andere Kirchenrechtssammlungen der Zeit an598. Bemerkenswert ist vor allem § 6, der –
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(5) Schutz vor Zwangsvollstreckungen in das Vermögen, das Einkommen und gegen Personalarrest (privilegium competentiae), vgl. c. 3 X. 3. 23. (1227–34, Friedberg II, Sp. 532); (6) Asylrecht, vgl. Grat. c. 6 D. LXXXVII; c. 6, 36 C. XVII, q. 4 (Friedberg I, Sp. 305; 825); c. 19 conc. Lat. III (1179, COD II, S. 221) = c. 4 X. 3. 49. (Friedberg II, Sp. 654f); vgl. Hans Erich Feine, S. 73; Paul Hinschius, Bd. IV, S. 380 ff; (7) Testierfreiheit für alle zugunsten von Kirchen und Klöstern (Gültigkeit kanonischer Testamente), vgl. c. 10 X. 3. 26. (Alexander III., 1171/72, bei Friedberg II, Sp. 541), vgl. DS I, Nr. 131, Rom, d. 10. März 1206, S. 156 f. Vgl. DS I, Nr. 692, Telge, 1279, S. 562, vgl. c. 43 conc. Lat. IV (1215, COD II, S. 253f) = c. 30 X. 2. 24. (Friedberg II, Sp. 372) wo von fidelitatis iuramenta die Rede ist. Ausgenommen waren nur Eide, die dem König oder dem Herzog geleistet wurden. Vgl. oben Fn. 541. Brynolf Algotsson war der Sohn des Rechtsprechers Algot Brynolfson von Västergötland (Rechtsprecher 1270–1288), vgl. Jan-Erich Almqvist, Lagsagor, S. 208); Brynolf wurde ca 1248 geboren, studierte 18 Jahre [ ! ] in Paris, wurde 1278 zum Bischof von Skara gewählt und bekleidete dieses Amt bis zu seinem Tode am 6. oder 7. Februar 1317. Die in DS I, Nr. 650 v. 20. Aug. 1278 geschilderte Wahl erfolgte per compromissum; sie beachtete c. 23 conc. Lat. IV (1215, COD II, S. 246) = c. 41 X. 1. 6. (Friedberg II, Sp. 88; [Bischofsstühle sollen höchstens drei Monate leerstehen]) und stellte fest, dass alle Wahlberechtigten eingeladen waren (vgl. c. 28; 35; 36 X. 1. 6. [Friedberg II, Sp. 71–73; 82f]) vgl. dazu Ivar Nylander, Beneficialwesen, S. 56 ff; Karl Axel Fryxell, biskopsval, S. 88 f, 126 ff); zur Person Bischof Brynolfs vgl. SRS III, 2, S. 118, ferner die Lebensbeschreibung und sein Heiligsprechungsprozeß ebenda S. 138 ff, S. 141; vgl. auch DS I, Nr. 621 (1277), S. 514; Nr. 648, Kalmar, d. 9. Juli 1278, S. 529 und Jakob Koit, Algotssönerna, in: Äldre Svenska Frälsesläkter, Band I, 2, S. 1 ff; Trygve Lundén, Art. Brynolf Algotsson, in: KLNM, II, Malmö 1957, Sp. 289–291; Knut B. Westman, Art. Brynolf Algotsson, in: Svensk Biografisk Lexikon Band I, S. 391–395. Der Text des Statuts und kirchenrechtliche Nachweise finden sich bei Carl Grönblad, synodalstatut, in: BSM, Nr. 12; vgl. Natanael Beckman, in: ANF Band 28 (1912), S. 140–164 (154 ff).
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entgegen VgL I und II – den kirchlichen Anspruch auf alleiniges Gesetzgebungs- und Urteilsrecht in Ehesachen geltend macht: Aufgebot durch den Priester, Erkundung von Ehehindernissen und kirchliche Segnung der Ehe werden zwingend vorgeschrieben599. Das zweite Statut stammt aus dem Jahre 1281600. Es ist für das übrige Schweden beispielhaft geworden und später in das jüngere Västgötenrecht eingegangen601. Die §§ 1 und 2 geben Anweisungen, wie Streitfälle zwischen Laien und Geistlichen in Zehntsachen entschieden werden sollen, Die §§ 3 und 4 enthalten Friedensbestimmungen für bestimmte Orte und Zeiten nach dem Vorbild der europäischen Gottesfrieden (treuga dei), § 5 legt die Bußen für Sittlichkeitsverbrechen fest. Im Vorwort sagt der Bischof, dass sich Streit über die Freiheit der Kirche („iuir kirkiunna frælsi“) erhoben, und dass König Magnus die Statuten unter Beratung des Domkapitels in Skara erlassen habe, ein weiteres Beispiel des Zusammenwirkens von geistlicher und weltlicher Macht. Das gilt auch von dem 1284 erlassenen Skänninge-Statut602. Es enthält zwar im wesentlichen Staatsrecht603, doch finden sich dort auch Vorschriften über den allgemeinen Landfrieden (§ 1), ein Racheverbot (§ 3) und Normen über königlichen Schutz für Witwen, Waisen und Alte (§ 4); der König nimmt sich also der Aufgaben an, die einem christlichen Herrscher nach der Zweischwerterlehre oblagen604. In Schweden wurde die Zweischwerterlehre bereits in DS, Bd. I, Nr. 89 v. 1178/1201605 vorgeführt und auf einen konkreten Fall angewendet.
599 Vgl. c. 51 conc. Lat. IV (1215, COD II, S. 258) = c. 3 X. 4. 3. (Friedberg II, Sp. 679f) und DS I, Nr. 156, Lateran, d. 5. Apr. 1216, S. 182f; vgl. Mia Korpiola, domsmakten, S. 89–93; dieselbe, canon law, S. 222 ff. 600 DS I, Nr. 709 (1281), S. 575f und SGL, Bd. I, Västgötalagen, S. 70 ff; neuschwedische Übersetzung bei Holmbäck/Wessén SLL V, S. 224. 601 Für § 1 vgl. VgL II Kkb 37, VgL III, 5; 6; VgL IV, 21: 2; für § 2 vgl. VgL II Kkb 72; für § 3 vgl. VgL II, Kkb 52; VgL IV, 21: 11; für § 4 vgl. VgL II, Kkb 52; VgL III, 18; VgL IV, 21: 37; für § 5 vgl. VgL II, Kkb 52; VgL III, 121; VgL IV, 21: 16, 17, 18, 40 602 Skänninge-Statut in: DS I, Nr. 813 [dort fälschlich auf 1285 datiert], 23. Aug. – 31. Dez. 1284, S. 668–670 vgl. Claudius Annerstedt, in: SRS III, 1, (1876), S. 6, Fn. 2; Karl Gustaf Westman, rådet, S. 211, zuletzt: Gösta Åqvist, Frieden, S. 221. 603 Vgl. Gösta Åqvist, Frieden, S. 221 f. 604 Vgl. Grat. c. 23 C. 23, q. 5 (Hieronymus, bei Friedberg I, Sp. 937); f. d. Deutsche Reich: Schröder/v. Künßberg S. 527; Otto v. Gierke, GenossenschaftsR., Bd. III, S. 522 ff, 558 ff. 605 In DS, Bd. I, Nr. 89 (1178–1201), S. 112 sagt Erzbischof Absalon von Lund: „Quoniam sicut in secularibus causis positus est gladius materialis ad cohibendam malorum proteruiam. ita & in ecclesiasticis causis gladius seu spiritualis prelatis ecclesiarum commissus est ut ecclesie seruientium iniurias uirorum seu religiosorum uindicent“, um die Einwohner von Njudung, Värend und Finveden vor Eingriffen in den Besitz des Klosters von Nydala zu warnen.
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VIII. Folgen für das weltliche Recht Sicherung und Aufbau der kirchlichen Macht im schwedischen Staat läßt sich auch an den gegen Ende des 13. Jahrhunderts aufgezeichneten Landschaftsrechten feststellen. 1. im jüngeren Västgötalag (vor 1296) Bischof Brynolf von Skara hat nicht nur die soeben dargestellten Statuten ausgearbeitet, sondern war auch an der Abfassung des Kirchenabschnittes in VgL II und der lateinischen Fassung des westgötischen Kirchenrechts (der statuta generalia = VgL IV: 21) maßgeblich beteiligt606. Nicht nur Herkunft und Bildung befähigten ihn dazu; Anstöße zur Fortbildung des Kirchenrechts in Schweden empfing er auch von außen, zum Beispiel die Beschlüsse des zweiten Konzils von Lyon (1274)607. Nehmen wir als Beispiel das jüngere Västgötalag (VgL II, vor 1296): Hier schreibt das Kirchenrecht in den Kapiteln 1–47 im wesentlichen das bisherige Recht fort, fügt aber in den Kapiteln 48–73 wesentlich Neues hinzu, das vielfach aus älteren Statuten608 übernommen ist. Bei den Pfarrkirchen, die genossenschaftlich gegründet worden waren, wählt weiterhin die Mehrheit der Gläubigen den Priester, doch hat der Bischof nach drei Wochen das Entscheidungsrecht609. Die Gemeindewahl des Pfarrers war immerhin durch kanonisches Recht gedeckt610. Die Bestimmungen über die
606 Vgl. seinen Kanonisierungsprozeß in: SRS III, 2, S. 142, Art. 6: „totam ecclesiam skarensem laudabilibus ordinationibus et statutis … reformauit“. Das wird durch die vernommenen Zeugen, z. B. die Mitglieder des königlichen Rates, den damaligen Rechtsprecher von Västergötland, Gustav Magnus (aaO. S. 147), und den königlichen Stadthauptmann von Skara und Schloßhauptmann von Axevall, Nikolaus Guttormsson (aaO. S. 149), bestätigt; vgl. Natanael Beckman, ANF, Bd. 28 (1912), S. S. 140–164 (154 ff); Holmbäck/Wessén, SLL V, S. 223. 607 Vgl. z. B. DS I, Nr. 577, Lyon, d. 9. Aug. 1274, S. 475–477, ferner die Beschlüsse des Konzils von Lyon 1274 (COD II, S. 303–331), des Provinzialkonzils von Telge 1279 (DS I, Nr. 692) und den königlichen Brief DS I, Nr. 690, Telge, d. 15. Okt. 1279, S. 557, wo das privilegium fori der Kirche anerkannt wird; auch scheint Bischof Brynolf mit Erzbischof Jón Raude, dem Vorkämpfer kirchlicher Rechte in Norwegen, gut bekannt gewesen zu sein, denn dieser suchte ihn nach seiner Vertreibung auf und starb in Skara, vgl. Natanael Beckman ANF, Bd. 28 (1912), S. 140–164 (155 f). 608 Vgl. die oben unter Punkt VII, 2, S. 91 f. behandelten Statuten. 609 Vgl. VgL I, Kkb 11; VgL II, Kkb 21 sowie VgL IV 21: 53 und 21: 10. 610 Vgl. c. 24 X. 1. 6. (1205 [Friedberg II, Sp. 68f]), vgl. Ivar Nylander, S. 125 ff, 165 ff; Wilhelm Sjögren, kyrkobalkarna, S. 133; Holmbäck/Wessén, SLL V, S. 227f, N. 31 und Hans Erich Feine, S. 186; Jan-Arvid Hellström, biskop, S. 376 ff.
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Bischofswahl sind in VgL II unverändert geblieben611, entsprechen aber nicht mehr dem kanonischen Recht. Das Eherecht ist – dem kirchlichen Verständnis der Ehe als Sakrament entsprechend – nun dem kanonischen Recht angepaßt: Im Vordergrund steht nicht mehr die Trauung des Paares durch den Verlober und die Bettbeschreitung unter Zeugen612. Nachdem das vierte Laterankonzil heimliche Eheschließungen verboten hatte613, waren nunmehr entscheidend das kirchliche Aufgebot (zur Ermittlung von Ehehindernissen) und die priesterliche Segnung der Ehe614. Die ablehnende Haltung von Västgötalag I gegenüber Testamenten ist einem Kompromiß gewichen: Ein gesunder Mensch darf über den sogenannten Sohnesteil Christi testieren615, auf dem Krankenbette aber nur einen halben Kopfteil fortgeben. Das privilegium fori hat inzwischen Aufnahme ins Landschaftsrecht gefunden616, allerdings nicht unumschränkt: Die Freiheit von weltlicher Gerichtsbarkeit soll nur in Strafsachen gelten, nicht aber in Bodenstreitigkeiten und Dorfschaftssachen617, wohl aber bei einem Streit zwischen Priestern und kirchlichen Einrichtungen618. Nunmehr gehören auch die causae spiritualibus adnexae dazu. Västgötalag II, Kb 59 sagt: „Der Bischof soll über Kleriker, in Ehe-, Bann- und Testamentssachen richten“619. 611 Vgl. VgL II, Rb 2; anders: Holmbäck/Wessén, SLL V, S. 300, N. 2 im Widerspruch zu S. 122, N. 15. 612 Vgl. VgL I, Gb 9: 1–7; VgL II, Gb 16. 613 Vgl. c. 51 conc. Lateranense IV (1215, COD II, S. 258) = c. 3 X. 4. 3. (Friedberg II, Sp. 679f); DS I, Nr. 156, Innozenz III., Lateran, d. 5. Apr. 1216, S. 182f; die Segnung der Ehe durch den Priester ist erwähnt in Bischof Brynolfs Synodalstatut von 1280, vgl. Carl Grönblad, Nr. 12. 614 Vgl. VgL II, Kkb 69; VgL III, 33; VgL IV, 21: 24; von der kirchlichen Beteiligung an der Eheschließung spricht auch VgL II, Kkb 53. 615 Vgl. VgL II, Kkb 60: „houothloot“; „pars capitalis“ in VgL IV, 21: 56; vgl. c. 8 C. 13, q. 2 (Friedberg I, Sp. 723f); vgl. Holmbäck/Wessén, SLL V, S. 234f, N. 95, 97, 99. 616 Vgl. VgL II, Kkb 59; VgL IV, 21: 53: „item clerici in omnibus causis debent defendi vel conuinci per clericos non per layos“, vgl. Grat. c. 1–7 C. 11, q.1 (Friedberg I, Sp. 626–628); c. 8 X. 2, 1.; c. 12 X. 2. 2. (Friedberg II, Sp. 241; 251f); vgl. auch DS I, Nr. 577, Gregor X., Lyon, d. 9. Aug. 1274, S. 475–477 und Nr. 690, Magnus Ladulås, Telge, d. 15. Okt. 1279. 617 Vgl. VgL II, Kkb 63 und VgL IV, 21: 33; vgl. Holmbäck/Wessén, SLL V, S. 233, N. 93. 618 Vgl. VgL II, Kkb 61; vgl. c. 1 X. 2, 2 (Friedberg II, Sp. 248). 619 Vgl. VgL III, 27; ausführlicher in VgL IV, 21: 41; vgl. zu den Ehesachen: c. 52 conc. Lateranense IV (1215, COD II, S. 259) = c. 47 X. 2. 20. (Friedberg II, Sp. 337); c. 7 X. 4. 17. (1159–81); c. 7 X. 4. 20. (1206 [Friedberg II, Sp. 712; 729f]) und Wilhelm Sjögren, kyrkobalkarna, S. 163. Vgl. zu den Testamentssachen: c. 3, 6 X. 3, 26 (Friedberg II, Sp. 539f); vgl. DS I, Nr. 577, Gregor X., Lyon, d. 9. Aug. 1274, S. 475–477); vgl. Ludvig Magnus Bååth, kan. rätten, S. 168 ff; Wilhelm Sjögren, kyrkobalkarna, S. 163 f;
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2. im Ostgötenrecht und Upplandsrecht Ein ganz ähnliches Bild bietet das Ostgötenrecht. Das privilegium fori ist allgemein in Gb 6: pr angeordnet; allerdings gab es auch hiervon Ausnahmen, etwa in Krb 29: 1, wo wegen einer Geldschuld auch ein Priester nach Landschaftsrecht zu verklagen war. Das privilegium canonis ist ganz nach kanonischem Recht geregelt620: Wer einen Priester verwundet, muß sich in Rom vom Banne lösen lassen. Auch nach ostgötischem Rechte (Krb 4) wirkt die Gemeinde bei der Priesterwahl mit, jedoch ist ihr nur ein Vorschlagsrecht eingeräumt621. Upplandslag Kkb 5 gewährt dem Bischof ein Bestätigungsrecht622. Auch das Patronatsrecht ist erwähnt623. Es ist deutlich zu sehen, dass in diesen Vorschriften der Gemeindeeinfluß zurückgedrängt, die Rechte des Bischofs dagegen gestärkt werden sollten624. Über die Bischofswahl äußern sich unter allen schwedischen Landschaftsrechten nur Västgötalag I und II. Dagegen fehlen Vorschriften in Östgötalag und Upplandslag. Zur Zeit ihrer Entstehung dürfte sich hier bereits das alleinige Wahlrecht des Kapitels durchgesetzt haben625. Im Eherecht hat im Östgötalag und Upplandslag gegenüber Västgötalag II das kirchliche Recht deutlich an Gewicht gewonnen. Zwar bleiben in beiden Aufzeichnungen die Rechte des landrechtlichen Vermählers beste-
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Göran Inger, Visitation, S. 183. Vgl. zu den Bannsachen: VgL II, Kkb 52, 70, 71; Holmbäck/Wessén, SLL V, S. 231, N. 71 und S. 22, N. 71; Wilhelm Sjögren, kyrkobalkarna, S. 164f; Ludvig Magnus Bååth, kan. rätten, S. 64 f. ÖgL Krb 29, 30, vgl. c. 15 conc. Lat. II (1139, COD II, S. 200) = Grat. c. 29 C. 17, q. 4 (Friedberg I, Sp. 822f) und c. 5 X. 5. 39. (Friedberg II, Sp. 891); anders dagegen UL Kkb 17: 4, wo nur Bußen angedroht sind, vgl. Wilhelm Sjögren, kyrkobalkarna, S. 154; Göran Inger, Visitation, S. 185. Dabei folgte die Priesterweihe oftmals der Wahl nach, vgl. DS I, Nr. 470, v. 1. Mai 1261, S. 402; dass ein Jungpriester (asw. Pæpplingh) möglichst nicht gewählt werden sollte, sagt Bischof Henrik von Linköping in DS I, Nr. 562, Bro, d. 26. Apr. 1272, S. 464f; vgl. Wilhelm Sjögren, kyrkobalkarna, S. 133f; vgl. Holmbäck/Wessén, SLL I, ÖgL, S. 23, N. 15. Vgl. Wilhelm Sjögren, kyrkobalkarna S. 134 f; vgl. Holmbäck/Wessén, SLL I, UL, S. 36, N. 22. Vgl. UL Kkb 5, vgl. c. 29 conc. Lat. IV (1215, COD II, S. 248) = c. 28 X. 3. 5. (Friedberg II, Sp. 477f) und Wilhelm Sjögren, kyrkobalkarna, S. 135. Vgl. Holmbäck/Wessén, SLL I, UL, S. 36, N. 22. Vgl. oben Punkt VIII, 1, S. 94, mit Fn. 611 und die kirchliche Entwicklung, die durch c. 3 conc. Lat. I (1123, COD II, S. 190) = Grat. c. 3 D. LXII (Friedberg I, Sp. 234) und c. 25 conc. Lat. IV (1215, COD II, S. 247) = c. 43 X. 1. 6. (Friedberg II, Sp. 89) gekennzeichnet ist; für Schweden vgl. Karl Axel Fryxell, biskopsval, S. 88f, Hans Hildebrand, medeltid I, S. 121f, III, 1903, S. 120 ff; Karl Viktor Lundqvist, domkapitlen, S. 17 ff; Holmbäck/Wessén, SLL V, S. 121f, N. 15; Jan-Arvid Hellström, biskop, S. 186 ff, 245 f.
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hen626, aber die kirchliche Einsegnung (benedictio sacerdotalis, Trauung) wird im Östgötalag und Upplandslag bereits als selbstverständlich zur Hochzeit gehörig betrachtet627, im Upplandslag sogar besonders gefördert: Sie soll nicht am fehlenden Gelde scheitern628. Das Upplandslag regelt zudem ausführlich das kirchliche Aufgebot629, das in Östgötalagen nicht erwähnt ist. Auch in dem für die Kirche wichtigen Testamentsrecht dringt der christliche Gedanke weiter vor. Östgötalagen benutzt zwar weder das Wort Testament noch das altschwedische sialagiæf (Seelgabe), gewährt aber Testierfreiheit im gleichen Maße wie das Västgötalag630, nämlich nach Kopfteilen. Der darin liegende Gedanke des Sohnesteils Christi631 mindert das Familienerbe anteilig im Verhältnis der vorhandenen Erben. Einen anderen Weg wählte (vielleicht nach dem Vorbild von Gutalagen632) das Upplandslag: Hier sollte der testierbare Teil 1/10 des ererbten Landes betragen633, während das durch Kauf oder Schenkung erworbene Land insgesamt frei testierbar war. Der Kirchenanteil ist also auch hier eine relative Größe, die aber nicht personen-, sondern sachbezogen berechnet wird und der Größe des
626 Vgl. ÖgL Vap 36 und vor allem Gb 6, 7, wo die Verletzung des landrechtlichen Verlobungsrechtes eine Buße von 40 Mark nach sich zieht und UL Gb 2–4; vgl. Holmbäck/Wessén, SLL I, UL, S. 81, N. 20. 627 Vgl. ÖgL Krb 31; Vap 36; Gb 6: pr, 7, 8 und UL Kkb 9; 15:2; Äb 19, nachdem schon Papst Alexander III. die kirchliche Trauung in seinem Dekretale v. 11. Sept. 1165/81 (DS I, Nr. 56, Tusculanum, d. 11. Sept. 1165–811, S. 83–85 (85) zur Vermeidung heimlicher Ehen vorgeschrieben hatte: „Caeterum clandestina & absque sacerdotali benedictione non debere contrahi coniugia …“. 628 UL Kkb 9; vgl. c. 1–8 C. 30, q. 5 (Friedberg I, Sp. 1104–1106); Johan Jakob Nordström, II, S. 25, Fn. 48 und Holmbäck/Wessén, SLL I, UL, S. 38, N. 44. 629 UL, Kkb 15: 2 (SGL III, S. 60 ff.). 630 ÖgL Krb 24: pr, vgl. VgL I, Äb 9; VgL II, Kkb 60; VgL III, 28; VgL IV 21: 56 (pars capitalis, Kopfteil); vgl. SkL c. 38 und SkKl c. 8; ferner Grat. c. 8 C. 13, q. 2 (Friedberg I, Sp. 723f); die vom Papst verlangte Testierfreiheit (vgl. DS I, Nr. 131 (1206), und Nr. 577 (1274) ist damit zwar zugunsten der Kirche eingeführt, im übrigen bleibt aber die Sippenbindung des Grundbesitzes bestehen, der genossenschaftliche Grundzug des schwedischen Landschaftsrechtes also beibehalten, vgl. ÖgL Äb 4. 631 Vgl. Alexander III. in DS I, Nr. 41, Tusculanum, d. 6. Juli 1171 o. 72, S. 60–63 [dort fälschlich auf 1161 datiert] = ST I, Nr. 49, S. 94–98; vgl. Michael H. Gelting, inheritance, S. 108 ff. 632 Vgl. Gutalag (GL) 7: 1, 2 und Gregor IX. in DS I, Nr. 257, Perugia, d. 23. Jan. 1230, S. 258f, wo der Seelteil noch ausnahmsweise „propter sterelitatem et angustiam terre“ gewährt wird und 1/10 nicht überschreiten soll; vgl. SmL Kkb 15, 18: hiernach durfte jemand auf dem Totenbette oder wenn er ins Kloster gehen wollte, „ein Örtugland von einem Markland“ also 1/24 des Grundbesitzes geben. 633 UL Kkb 14: pr, vgl. SdmL Kkb 12; vgl. Holmbäck/Wessén, SLL IV, S. 253 f, N. 7, 8.
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Hauptzehnts634 entspricht, der nach westgötischem Recht unter anderem beim Erbfall zu entrichten war635. Die kirchliche Gerichtsbarkeit schließlich zeigte sich gegen Ende des 13. Jahrhunderts voll entwickelt: Das Ostgötenrecht erwähnt das Bischofsgericht636, das anläßlich der bischöflichen Visitationen tätig wurde und nach Krb 13: 3 nicht nur über causae mere spirituales, sondern auch über die causae spiritualibus adnexae richtete637. Allerdings ist der Bischof hier (und im Upplandslag) – anders als in VgL II, Kkb 59; VgL IV 21: 41 – nicht für Testamentssachen zuständig638. Zudem wird der bischöfliche Gerichtsbarkeitsanspruch in Grundstückssachen zwischen Laien und Kirche (wie er in einer Urkunde von 1297 deutlich wird639), weder vom Ostgötenrecht640 noch vom Upplandsrecht641 anerkannt. Lediglich Västgötalag II weist innerkirchliche Bodenstreitigkeiten dem Bischof zu642. Die kirchliche Gerichtsbarkeit über personae miserabiles643 erkennt das Upplandslag an644. Zu den causae spiritualibus adnexae, die außer den bisher genannten im ÖgL und UL der bischöflichen Gerichtsbarkeit zugewiesen sind, zählen insbesondere: Verlöbnis, Ehe645, Zehntstreitigkeiten646 und Verstoß gegen das kirchliche Zins634 Vgl. VgL I, Kkb 3; VgL II, Kkb 2; VgL IV, 21: 99, 100 (decima capitalis); Bischof Brynolfs Statut von 1281 (DS I, Nr. 709), § 2 (S. 575f), VgL II, Kkb 71: pr = VgL IV 21: 99; VgL II, Kkb 72: 1 = VgL IV 21: 100. 635 Vgl. VgL II, Kkb 72:1 = VgL IV 21: 100; zum Hauptzehnt vgl. weiter Johan Jakob Nordström, II, S. 165 ff; Konrad Maurer, Hauptzehnt, S. 64f, 80 ff; Hans Hildebrand, medeltid I, S. 289f; Knut Olivecrona, Testamentsrätten, S. 76 ff; Gösta Eberstein, S. 1 ff; Holmbäck/Wessén, SLL V, S. 12, N. 13; der Hauptzehnt wurde in der Reformationszeit durch die Beschlüsse von Västerås 1528 abgeschafft. 636 ÖgL Krb 13: 2; 16; Rb 16: 1; es galt das Mehrheitsprinzip, vgl. ÖgL Krb 16: 2, allerdings ist die Stellung des Bischofs in diesem Gericht unklar, vgl. Göran Inger, Visitation, S. 197. 637 ÖgL Krb 13: 3, vgl. Wilhelm Sjögren, kyrkobalkarna, S. 169 ff; Jan-Arvid Hellström, biskop, S. 308 ff. 638 Vgl. Göran Inger, Visitation, S. 183. 639 DS II, Nr. 1210 v. 12. Okt. 1297, S. 242 und Göran Inger, Visitation, S. 182 f. 640 Vgl. ÖgL Rb 2; vgl. ES 14: 2; Rb 25; Krb 13: 3 weist nur die Eide in Bodenstreitigkeiten dem Bischofsausschuß zu. 641 UL Kkb 20 (SLL, Bd. III, S. 80 ff). 642 Vgl. VgL II, Kkb 61; VgL IV 21: 41, vgl. Göran Inger, Visitation, S. 181 ff, der dies dem Wirken Bischof Brynolfs zuschreibt. 643 Vgl. dazu Grat. c. 1, 2 D. 87; c. 10, § 3 C. 18, q. 2 (Friedberg I, Sp. 304f; 832); c. 3, 4 X. 3. 36. (1185–87 [Friedberg II, Sp. 603]). 644 UL Äb 23 (SLL, Bd. III, S. 125 ff). 645 Vgl. ÖgL, Krb 28; UL, Kkb 15. 646 Vgl. UL Kkb 13: 2; für das ÖgL ist die Zuweisung nicht so eindeutig wie nach upländischem Recht, aber doch aus ÖgL, Krb 13 und 29 (Klage vor der Kirchentür) zu folgern, vgl. Göran Inger, Visitation, S. 177 f.
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verbot647. Der Kirchenraub als sacrilegium reale648 steht den Kirchfriedensbrüchen649 und dem Bruch des kirchlichen Festtags- und Feiertagsfriedens650 gleich, die ebenfalls vom Bischofsgericht abgeurteilt wurden. Aber nur die sacrilegia localia (Körperverletzung und Totschlag in der Kirche) sind zugleich Eidschwursachen651 und fallen damit auch unter die Zuständigkeit des Königsgerichts652. Das Bischofsgericht dürfte durchaus nicht nur Kirchenstrafen verhängt haben, da die Vorschriften des Kirchenabschnitts über sacrilegia localia und Feiertagsbruch mit Bußen bedroht waren 653. Das Zusammenwirken weltlicher und geistlicher Gewalt wird besonders deutlich an ÖgL Krb 25: 1 und UL Kkb 13: 2, wo der König den Gebannten, der sich nicht vom Banne löst, köpfen lassen soll. Das gilt nicht, wenn der Schuldige eine kirchlich auferlegte Geldbuße schuldig bleibt. Hier bewegt sich das schwedische Landschaftsrecht auf der Höhe seiner Zeit654. Im Uplandslag (1296) haben sich die Verhältnisse weiterentwickelt: Wird die Kirche oder der Kirchhof entweiht, ist der Bischof gerichtlich zuständig655. Friedensbrüche sind jedoch sowohl im Kirchenabschnitt656 als auch im Königs – und Mannheiligkeitsabschnitt geregelt657. Hier findet sich 647 Vgl. UL Kkb 15: 4; das Zinsverbot geht zurück auf Exodus 22; 25; Leviticus 25, 35 ff; Deuteronium 23, 19f, vgl. auch die Formulierung des Ambrosius von Mailand (in: PL Bd. 16, Sp. 982: „usura est plus accipere quam dare“). Nachdem bereits das Konzil von Nicäa (325) den Klerikern das Zinsnehmen verboten hatte (Conc. oec. decr., can. 17), hat Papst Leo I. († 461) dieses Verbot auch auf Laien ausgedehnt (PL Bd. 54, Sp. 613, c. 3); c. 25 conc. Lat. III (1179, COD II, S. 223, mit Lit. Fn. 6) = c. 3; 5; 14 X. 5. 19., (insbesondere c. 3 [Friedberg II, Sp. 812f]); vgl. Hans-Jörg Gilomen, Wucher, HZ, Band 250 (1990), S. 269 ff. 648 ÖgL, Krb 13: 3. 649 ÖgL Krb 24: 1; 25 (sacrilegia localia). 650 ÖgL, Krb 22; 23 (durch strafbare Handlungen); Krb 13: 3, 20 (durch verbotene Arbeit); vgl. dazu Grat. c. 1, 2 C. 15, q. 4 (Friedberg I, Sp. 753) und X. 2. 9 (Friedberg II, Sp. 270–273), Göran Inger, Visitation, S. 191 vermutet, dass der Bischof auch in Uppland die Gerichtsbarkeit in diesen Fällen hatte. 651 ÖgL, Eps 3: 2. 652 ÖgL, Eps 10: 2; 13; Rb 2. 653 Vgl. ÖgL Krb 22; 23; 24: 1; 25; anders und teilweise weitergehend: Göran Inger, Visitation, S. 185 ff. 654 Die Regelung entspricht der Stellung des Königs als weltlichem Arm der Kirche, da diese kein Blut vergießt („ecclesia non sitit sanguinem“), vgl. Grat. c. 1–3 C. 23, q. 5 (Friedberg I, Sp. 928–930); c. 9 X. 5. 7. (Lucius III., 1184, bei Friedberg II, Sp. 780–782) und c. 7 der ‚confoederatio cum principibus ecclesiasticis‘ von 1220 bei Mirbt/Aland, Nr. 618, S. 321; Günter Jerouschek, Art. ecclesia non sitit sanguinem, in: HRG2, Lfg. 5 (2007), Sp. 1174–1176. 655 UL, Kkb 15: 7. 656 UL, Kkb 18: 1. 657 UL, Kgb 7; Mhb 50.
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eine bemerkenswerte Neuerung: Totschlag, Verwundung oder Diebstahl in der Kirche oder auf dem Kirchhof werden wegen der Verletzung von Königseidschwur und Kirchenrecht von einem Ausschuß abgeurteilt, den Krone und Kirche gemeinsam besetzen. Auch die Bußen werden geteilt658. Höchster Richter – auch in Kirchensachen – ist jedoch sowohl nach ÖgL659 als auch nach UL660 der König. Die Kirche hatte also ihren Anspruch auf autonome Gerichtsbarkeit nicht voll durchsetzen können, das Königtum dagegen erheblich an Macht gewonnen.
IX. Die Sklaverei 1. Freilassung in Västergötland In Schweden ist von hausgeborenen Sklaven (fostrar) häufig in Freilassungsurkunden die Rede, wobei in mehreren Fällen auch die unfreien Mütter freigelassen wurden661. Die Freilassung von Sklaven wird in den götischen Landschaftsrechten häufig erwähnt, wenn auch nicht systematisch dargestellt662: Nach Västgötalagen gab es zwei Arten, um die Sklaverei zu verlassen, nämlich durch ættleping, die Geschlechtsleite663 und durch frælsgivi, Freigabe664, doch wird nicht gesagt, wie dies geschah. Die Geschlechtsleite ist nur für den Fall erwähnt, dass Verwandte einen ihnen verwandten Sklaven auslösen wollten. Auf einem siunættinger (Siebennachtthing) mußten sie die Nähe ihrer Verwandtschaft nachweisen und seinem Herrn zwei Öre Gold oder zwei Mark gewogenen Silbers als Lösesumme anbieten. Die eigentliche Geschlechtsleite fand auf dem Thing aller Göten oder einem anderen Thing statt665. Weigerte sich der Herr, den Sklaven nach dem sægnarping
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UL, Kkb 22; vgl. Göran Inger, Visitation, S. 189, 198. ÖgL, Krb 16. UL, Kkb 20; vgl. Göran Inger, Visitation, S. 199. Vgl. DS I, Nr. 559, Forsith, d. 9. Apr. 1272, S. 461f); Nr. 871 (1275/92, S. 722); Nr. 902 (1280er Jahre, S. 740); DS II, Nr. 925, Baldtæhi, d. 21. Okt. 1286, S. 16); vgl. Klara Nevéus, Trälarna, S. 137. Zur Lage der Sklaven in Schweden vgl. jetzt Lindqvist/Myrdal, trälar (2003). VgL I, Æb c. 22 vgl. VgL II, Æb c. 31 (SGL I, S. 31; 142 = Claudius v. Schwerin, Schwed. R., S. 29); vgl. VgL II, Add. 8 und 12: 2 (S. 240; 251); vgl. Strauch, Art. Geschlechtsleite, in: RGA2, Bd. 11 (1998), S. 515. Erwähnt in VgL I, Æb c. 25 = VgL II, Æb c. 35 (SGL I, S. 32; 143 = Claudius v. Schwerin, Schwed. R., S. 30); VgL I, Gb c. 4 = VgL II, Gb c. 3 (SGL I, S. 33; 145 = Claudius v. Schwerin, Schwed. R., S. 32); vgl. Klara Nevéus, Art. Træl, in: KLNM Bd. XIX, Sp. 24. VgL II, Æb c. 32 (SGL I, S. 142); vgl. Klara Nevéus, Trälarna, S. 81.
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(Schlußthing) auszuliefern, mußte er drei Mal neun Mark666 büßen. Der ins Geschlecht Geleitete war noch nicht völlig frei, sondern von seinem Herrn in gewisser Weise abhängig: Dieser beerbte den Geschlechtsgeleiteten, wenn der keine nächsten Verwandten (Vater, Mutter, Bruder und Schwester) hatte, die auch ins Geschlecht geleitet sein mußten667. Handelte es sich um Sohn oder Tochter, so hatten sie nur Erbrecht, wenn sie von einer apalkuna, einer echten Ehefrau – nicht von einer frilla (einer Friedel) – stammten. Der Geschlechtsleiter hatte das Amt des Verlobers einer ins Geschlecht geleiteten Magd. Im übrigen fehlen Aussagen über die Rechtsstellung des Geschlechtsgeleiteten. Etwas anders war die Stellung des frælsgivi oder der frælsgiva (Freigelassenen): Västgötalagen sagt zwar nicht, wie freigelassen wurde, aber aus dem Rechtsbuch ist zu entnehmen, dass der Freilasser nach dem Tode des Freigelassenen den Teil von dessen Vermögen erhält, den er ihm bei der Freilassung gegeben hatte668. Auch sonst war der Freigelassene in seinen Rechten beschränkt: Seine geschlechtsgeleiteten Verwandten konnte er weder beerben noch für sie Geschlechtsbuße erhalten669, insofern war er minderen Rechts. Immerhin konnte er jetzt eine freie Frau heiraten670 und ihre Kinder waren frei. Heiratete der Freigelassene eine fostra (hausgeborene Sklavin), so hatte sie weder Anspruch auf Freundes- noch Morgengabe, doch konnte er ihr beides freiwillig gewähren671; sie erhielt aber nur eine halbe Buße. Dass die Unfreiheit in Västergötland im 13. Jahrhundert noch eine große Rolle spielte, geht auch aus den überlieferten Testamenten hervor, welche letztwillige Freilassung anordnen672.
666 In VgL I, Æb c. 22 steht zwar: neun Mark, doch fiel genau so viel Buße für König und Harde an, vgl. Klara Nevéus, Trälarna, S. 80, Fn. 7, die auf VgL II, Æb c. 31 (SGL I, S. 142); zum Sägnarthing vgl. Holmbäck/Wessén, SSL V, S. 36, Note 23. 667 VgL I, Æb c. 23 = VgL II, Æb c. 32 (SGL I, S. 31; 142 = Claudius v. Schwerin, Schwed. R., S. 29). 668 VgL I, Æb c. 25 = VgL II, Æb c. 35 (SGL I, S. 32; 143 = Claudius v. Schwerin, Schwed. R., S. 30). 669 VgL II, Æb c. 32 (SGL I, S. 142); bzw. VgL I, Mb c. 2; VgL II, Db c. 2 (SGL I, S. 12; 125) = Claudius v. Schwerin, Schwed. R., S. 12. 670 VgL I, Gb c. 4 = VgL II, Gb c. 3 (SGL I, S. 37; 145 = Claudius v. Schwerin, Schwed. R., S. 31); vgl. Klara Nevéus, Trälarna, S. 84. 671 Wie Fn. 670; vgl. Klara Nevéus, Trälarna, S. 84 mit Fn. 2. 672 DS I, Nr. 457, Rådene, Testam. v. 21. Jan. 1259, S. 394f); Nr. 901, Testam. v. ca 1270, S. 738f); DS II, Nr. 925, Baldtæhi, Testam. v. 21. Okt. 1286, S. 16f; vgl. Klara Nevéus, Trälarna, S. 86; 132 ff.
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2. Freilassung in Östergötland In Östergötland findet sich die Freilassung nur auf Veranlassung von Verwandten, die dem Sklaven Mannheiligkeit verleihen und die Lösungssumme für ihn zahlen sollen673. Sind sie dafür zu arm, so kann ihn an ihrer Stelle jemand (auch sein Herr) firi sials sins (um seiner Seele Seligkeit willen) auslösen674. Blieb es dabei, so mußte der Freigebende weiter für ihn haften und seine Sachen anklagen, auch war der Freigelassene nicht eidesfähig; er war also immer noch minderen Rechts. Das ändert sich erst mit der Geschlechtsleite (hier: taka i bo [Aufnahme ins Haus]), die nach ÖGL, Ærfpabalk c. 20: 1675 auf dem Thing mit Vierzehnmännereid vorzunehmen war, obwohl auch hier noch gewisse Rechtsbeschränkungen für den Freigelassenen bestanden676. Hinzuweisen ist noch darauf, dass aus dem schwedischen Mittelalter insgesamt 29 Testamente überliefert sind, die Freilassungen von Sklaven enthalten. Sie finden sich vor allem im Götaland, sind aber auch in Uppland, Västmanland, Närike und Värmland vertreten677. Sie beweisen, dass in Schweden die Sklaverei noch im 13. Jahrhundert üblich war. 3. Freilassung in Oberschweden Die oberschwedischen Rechte widmen weder der Sklaverei noch der Freilassung viel Raum. Nur in Upplandslagen und Västmannalagen wird die Freilassung erwähnt678 und gesagt, wie sich der Freigelassene gegen ein Herausgabeverlangen seines früheren Herrn wehren soll. Von Geschlechtsleite ist bereits in Södermannalagen679 keine Rede mehr, sie scheint zu Beginn des 14. Jahrhunderts keine Rolle mehr gespielt zu haben680.
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ÖgL, Æb c. 17 (SGL II, S. 126 ff = Strauch, OGR, S. 138). ÖgL, Æb c. 20: pr (SGL II, S. 128f = Strauch, OGR, S. 139f). ÖgL, Æb c. 20: 1 (SGL II, S. 128f = Strauch, OGR, S. 139f). Er kann weder einen anderen aus der Sklaverei lösen noch die Frau, deren Buhle er ist, vgl. ÖgL, Æb c. 18; 20 (SGL II, S. 128f = Strauch, OGR, S. 139f). Vgl. die Übersicht bei Klara Nevéus, Trälarna, S. 132 ff, mit Graphik der zeitlichen Häufigkeit der Freilassungen. UL, Kmb c. 3: 1 (SGL III, S. 206 = Claudius v. Schwerin, S. 185f); WmL, Kmb c. 3 (SGL V, 2, S. 187), anders: SdmL, Kmb c. 3: 1 (SGL IV, S. 127), wo von Geschlechtsleite nicht mehr die Rede ist; vgl. Klara Nevéus, Trälarna, S. 128 f. Södermannalagen (ca 1325/27), vgl. Strauch, Art. Södermannalag, in: RGA2, Bd. 29 (2005), S. 187–193 (189). Vgl. Klara Nevéus, Trälarna, S. 131.
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4. Die Abschaffung der Sklaverei Dagegen sind wir über die Abschaffung der Sklaverei in Schweden durch eine Verordnung vom 28. Januar 1335681 unterrichtet. König Magnus Eriksson (1319–64) hat sie bei seinem Königsumritt (Eriksgata) im westgötischen Skara für die Bewohner von Västergötland und Värmland682 erlassen, die sich dort zum Austausch der Eide trafen683. Die Verordnung684 sagt in ihrem letzten § 9, dass dort alle zukünftig von christlichen Männern oder Frauen geborenen Menschen nicht mehr Sklaven oder Sklavinnen sein und auch diesen Namen nicht mehr führen sollen685. Die Begründung für diese Anordnung ist christlich: „Wie Gott uns befreit hat vom Heidentum, so hat er auch diese Menschen aus der Knechtschaft befreit“. Da die Sklaven sich im 13. Jahrhundert nicht mehr durch Kriege, sondern fast ausschließlich durch unfreie Geburt ergänzten, war damit das Ende der Sklaverei abzusehen. Die christliche Begründung der königlichen Verordnung zeigt wieder einmal das Zusammenwirken von Kirche, König und Adel in dieser Sache. Die Verordnung nennt zwar ausdrücklich nur Västergötland und Värmland, doch besteht Einigkeit darüber, dass sie auch in den anderen Landschaften galt, so dass damals die Erblichkeit der Sklaverei in ganz Schweden ver-
681 DS IV, Nr. 3106 (S. 407f, v. 28. Jan. 1335), sie liegt allerdings nur in einer Abschrift Hadorphs von 1687 vor, das Original ist beim Stockholmer Schloßbrand von 1697 verbrannt; vgl. Gösta Hasselberg, Skarastadgan, S. 68 ff. 682 Dass das Wort Wærinsko in Art. 9 der Verordnung Värmland (und nicht Värend) meint, hat Samuel Henning, in: SHT, årg. 50 (1930), S. 86–95 (86f) überzeugend begründet. 683 Dargestellt in Hs. B von Södermannalagen, die Carl Johan Schlyter in SGL IV (1838) als Addit. I auf SS. 184–190 druckt, dort S. 189f der Art. 9, der den Ablauf des Königsumritts schildert; vgl. Samuel Henning, träldomen, in: SHT, årg. 50 (1930), S. 86–95 (87); Strauch, Art. Södermannalagen in: RGA2, Bd. 29 (2005), S. 190. Dass der Königsumritt erst 1335 stattfand, lag daran, dass Magnus Eriksson bei seinem Regierungsantritt erst drei Jahre alt war (geb. 1316), so dass er nun 19 Jahre zählte. Über die urkundliche Gestalt dieser Verordnung vgl. ausführlich: Gösta Hasselberg, Skarastadgan, S. 68 ff. 684 Gösta Hasselberg, Skarastadgan, hat S. 72–80 ausführlich dargelegt, dass es sich dabei nicht um eine Verordnung im üblichen Sinne handelt, sondern um das Protokoll des westgötischen Rechtsprechers, der den Inhalt einer königlichen VO in den §§ 1 und 9 sowie die Beschlüsse des Landsthings aus Anlaß dieses Besuchs wiedergibt. 685 Wörtlich sagt § 9 der VO: „att alt Mankyn ælder qwinkön, sum i Wæsgözko ælder Wærinsko Laghsaga födhes af krisnum Manne ældir Kono, maa aldrigh præl ælder ambat wæra ælder pettta namn bæra“ (dass alle Männer oder Frauen, die im Westgötischen oder Värmländischen Rechtsbereich von einem christlichen Manne oder einer christlichen Frau abstammen, weder Knecht noch Magd sein noch deren Namen tragen sollen).
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schwand686 – denn die auf Upplandslagen (1296) folgenden Landschaftsrechte Västmannalagen (nach 1298), Södermannalagen (1327) und Hälsingelagen (nach 1320) haben zunehmend weniger Vorschriften über Sklaverei aufgenommen. Auch sind die beim Königsumritt in den einzelnen Landschaften erlassenen Verordnungen entweder nicht überall schriftlich niedergelegt worden, oder die entsprechenden Urkunden sind verloren687. In Magnus Erikssons Landrecht (nach 1350) fehlen alle Vorschriften über Sklaven, im Stadtrecht dieses Königs (nach 1355688) kommt es nur noch als ein mit Buße bedrohtes Schimpfwort vor689.
X. Zur Rezeption fremden Rechts Die bisherigen Ausführungen haben gezeigt, dass die christliche Kirche – teils im Zusammenwirken mit dem Königtum teils gegen dessen Machtstreben – sich im ganzen Norden zwischen dem achten und dem zwölften Jahrhundert durchgesetzt hat. Dabei haben die Skandinavier den neuen Glauben zum Teil aus praktisch-nützlichen Gesichtspunkten angenommen. Allerdings hat die Mission auch den christlichen Glauben verändert, weil die Kirche sich dem bisherigen Geistesleben der Neubekehrten angeglichen hat. Das Christentum ist eine synkretistische Religion, die auch Heidnisches bestehen ließ oder sich anverwandelte690. Dies gilt nicht nur für die Theologie, sondern für das ganze Gebiet des Geistes, also auch für das Recht. Deshalb ist es unzutreffend, wenn Elsa Sjöholm behauptet, die Landschaftsrechte des 12./13. Jahrhunderts seien in allen Teilen neu und enthielten kein altes Recht691, sondern bestünden lediglich aus den damals in Europa herrschenden Gesetzen, nämlich hauptsächlich aus langobardischem und Kirchenrecht. 686 Isak Sven Landtmanson, träldomen, in: Skrifter utg. af Kgl. Humanistiska Vetenskapssamfundet i Upsala, Bd. V: 6, Upsala 1897, S. 1–41 (40), meint, Västergötland und Värmland seien die letzten Landschaften mit Sklaven gewesen. 687 Samuel Henning, S. 89f, 93; Gösta Hasselberg, Skarastadgan, S. 83f, ihm folgt auch Klara Nevéus, Trälarna, S. 158 f. 688 Vgl. die ausführlichen Überlegungen Åke Holmbäcks (MEStL, S. LV–LXXXVII), zum Zustandekommen von MEStL. 689 Konung Magnus Erikssons Stadslag (SGL XI, Rstb c. 31: 1 [S. 285]); vgl. Klara Nevéus, Art. Træl, in: KL Bd. 19 (1975), Sp. 25. 690 Adolf v. Harnack, S. 261–268; 419 ff; vgl. Reinhard Staats, S. 15, der die skandinavische Missionsgeschichte als Geistesgeschichte sieht. 691 Vgl. Elsa Sjöholm, Gesetze, S. 174 ff; Medeltidslagar, S. 50f; vgl. dagegen Ole Fenger, Bespr. Gesetze, S. 118 f.
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Dass langobardisches und dänisches Erbrecht eng verwandt sind, ist eine Entdeckung, die Christian Kier bereits 1901 gemacht hat692. Er zieht daraus den Schluß, dass die Langobarden kein deutscher, sondern ein skandinavischer Stamm seien, woraus sich die Vergleichbarkeit ihres und des dänischen Erbrechts erkläre. Schaut man dazu in die neuesten Forschungsergebnisse, so ist durchaus zweifelhaft, ob die Langobarden in Skandinavien gesiedelt haben693: An der südlichen Niederelbe sind sie zwar im zweiten Jahrhundert nachweisbar694, sind also zu den Elbgermanen zu zählen695, doch gaben sie dieses Gebiet am Ende des vierten Jahrhunderts auf. Das Edictum Rothari wird jedoch erst auf 643 datiert, die leges Liutprandi auf die Jahre 713–735696, beide liegen also nach ihrer Ansiedelung der Langobarden in Italien (568). Zwischen dem vierten und dem 7. bzw. 8. Jahrhundert liegt aber eine so erhebliche Zeitspanne, dass sowohl eine aus der Nähe der Siedlungsstätten abzuleitende Parallelentwicklung als auch eine Übernahme zweifelhaft wird697. Elsa Sjöholm spricht zwar oft von der Lombarda, zitiert aber weder ihren Text noch Carolus de Tocco, der dazu den maßgeblichen Kommentar geschrieben hat698, sondern bezieht sich meist auf die Leges Rothari und Liutprandi. Zu Beginn des 11. Jahrhunderts hatte Lanfrancus (ca 1005–1089) den liber Papiensis glossiert699 und ihn mit dem Kirchenrecht in Verbindung gebracht. Ariprand lieferte zu Beginn des 12. Jahrhunderts einen Lombarda-Kommentar in drei Büchern, den Albertus Longobardista später bearbeitet hat700. Beide sind weit verbreitet gewe692 Vgl. Christian Kier, Dansk og Langobardisk arveret, 1901. 693 Den in der Origo gentis, Walter Pohl, RLGA, Bd. 222 (2003), § 3, S. 186, sich findenden Namen Scathanavia siedelt Fredegar (17 III, 65) „inter danuviam et mare Ocianum“ an, also zwischen Ostsee und Donau; vgl. Alheydis Plassmann, origo gentis (2006), S. 207. 694 Vgl. Christoph Eger, Art. Langobarden, in: RGA2, Bd. 18 (2001), § 10, Karte 7 (S. 72) und § 11, S. 75 ff. 695 Vgl. Franz Beyerle, S. XIII f. 696 Vgl. Heinrich Brunner, RG3, I, 1961, S. 533f; Walter Pohl, Art. Leges Longobardorum in: RGA2, Bd. 18 (2001), S. 208–213. 697 So aber Heinrich Brunner, RG3, I, S. 538f mit Beispielen in Fn. 37. 698 Carolus de Tocco, Leges Longobardorum, 1537, Neudruck 1964; Elsa Sjöholm, Medeltidslagar, zitiert nur die älteren Ausgaben von August Anschütz. 699 Die Expositio ad librum Papiensem des Lanfrancus (über ihn vgl. Gero Dolezalek, Art. Lanfrancus in HRG1, II, Sp. 1604f) ist in Migne PL, Bd. 150 nicht abgedruckt; Elsa Sjöholm, Medeltidslagar, S. 71 ff; zitiert auch keine der Lombarda-Ausgaben, etwa den 1964 nachgedruckten Text der Lombarda des Carolus de Tocco, sondern nur die Leges, auf die sie sich bezieht, ohne die Verbindung herzustellen. 700 Ariprand ist nach gewiesen für Ende 1153, sein Schüler war Albertus Longobardista, der den Lombardakommentar seines Lehrers fortführte (vgl. zu beiden Enciclopedia Italiana, Bd. 4, S. 322; Bd. 2, S. 194); beide Kommentare hat August Anschütz 1855 herausgegeben.
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sen. Da nicht nur die Bologneser Rechtsschule die Lombarda (in der Vulgata-Rezension) in ihren Lehrstoff übernahm, sondern das lombardische Recht auch für die Kirche praktische Bedeutung hatte701, und die Theologen Europas nach Bologna strebten, um dort das Kirchenrecht zu studieren, wird Anders Sunesøn nicht die longobardischen Leges, sondern die Lombarda bei seinem Aufenthalt in Bologna (1180er Jahre) kennen gelernt und studiert haben702. Genaueres ist nicht bekannt. Wenn auch Elsa Sjöholm die Fundstellen der Lombarda nicht hinreichend nachgewiesen hat703, wird man die Verwandtschaft des langobardischen Rechts mit dem dänischen bzw. gutnischen nicht leugnen können704. Elsa Sjöholm hat jedoch nicht erklärt, warum die skandinavischen Rechtsquellen die Lombarda rezipiert haben. Die Juristen kennen eine Bedarfs- und eine Autoritätsrezeption. Während kaum zweifelhaft ist, dass die Übernahme kanonischen Rechts auf der geistlichen Autorität der Kirche beruhte, ist bisher noch offen, ob die Ähnlichkeit der Rechtsregeln zur Lombarda eine Parallelentwicklung, beruhend auf gleichen sozialen und wirtschaftlichen Verhältnissen der Elbgermanen705 war, ob ein Rezeptionsbedarf vorlag – oder ob es sich auch hier um eine Autoritätsrezeption handelt, die Anders Sunesøn förderte, weil sie sich auf Rang und Ruf der Bologneser Rechtsschule gründete706. Die bisherigen Ausführungen dürften allerdings deutlich gemacht haben, dass die skandinavischen Rechte des 12. – 14. Jahrhunderts keineswegs nur auf Rechtsentwicklungen im eigenen Lande beruhen, sondern dass vor 701 Vgl. Christoph H. F. Meyer, in: Tijdschrift voor Rechtsgeschiedenis, 71 (2003), S. 393 ff. 702 Vgl. Dominik Waßenhofen, S. 154; Christoph H. F. Meyer, in: Tijdschrift voor Rechtsgeschiedenis Bd. 71 (2003), S. 394 ff. 703 Elsa Sjöholm hat die Ausgabe der leges Longobardorum von Friedrich Bluhme (MGH, Leges in folio, Tom. IV, Hannover 1868) benutzt. Friedrich Bluhme gibt zwar den Text der Leges, begnügt sich bei der Lombarda (S. 607–638) aber mit einem Titelverzeichnis, wozu er die Fundstellen in den Leges fügt; diese Verbindung fehlt jedoch bei Elsa Sjöholm. Migne, PL Bd. 150, enthält einige Schriften des Lanfrancus, doch fehlt dort die Glosse zum liber Papiensis. Zur Überlieferung der Lombarda vgl. jetzt Christoph H. F. Meyer, in: Tijdschrift voor Rechtsgeschiedenis Bd. 71 (2003), S. 390 ff. 704 Zu lombardistischen Texten nördlich der Alpen vgl. Christoph H. F. Meyer, in: Tijdschrift voor Rechtsgeschiedenis Bd. 71 (2003), S. 398 ff; der S. 405f auch auf die Forschungen Elsa Sjöholms und Michael Jacobys (Rechtssprache, S. 46 ff) verweist; vgl. Per G.Norseng, S. 65. 705 Zur Bedarfsrezeption vgl. Jens Arup Seip, problemer, in: NHT 32 (1940/42), S. 49–133 (78); vgl. Ole Fenger, in DHT 1979, S. 119; Per G. Norseng, lormaterialet S. 67. 706 Zur Frage der Bedarfsrezeption vgl. Jens Arup Seip, problemer, S. 78; vgl. Ole Fenger, in Dansk Historisk Tidskrift 1979, S. 119; Per G. Norseng, lormaterialet S. 67.
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allem die Kirche mit ihren herausragenden Vertretern (etwa Jón Raude in Norwegen, Eskil und Anders Sunesøn in Dänemark, Andreas And und Brynolf Algotsson in Schweden), die zumeist im Ausland (Bologna, Paris, Oxford) studiert hatten, das Recht kräftig zu ihren Gunsten beeinflußt hat707. Eine zweite Einflußquelle ist das Königtum, das – teilweise im Zusammenwirken mit der Kirche – zunehmend durch Gesetzgebung – das Recht zu seinen Gunsten geändert, indem es insbesondere das Recht zur eigenmächtigen Gesetzgebung ausgeweitet hat. Zur Begründung seiner Maßnahmen griff es auf die Regeln des corpus iuris civilis zurück, führte neue Bußen ein oder erhöhte bestehende, um den Zeitumständen gerecht zu werden und/oder die königlichen Einnahmen aufzubessern. Den Großen des Landes haben die Könige Privilegien gewährt, um sie günstig zu stimmen oder ihre Dienste zu lohnen. Diese waren ihrerseits bestrebt, in Thronfolgegesetzen die Macht des Königtums zu beschneiden. Auch diese Vorgänge sind jedoch mit gewisser Vorsicht zu betrachten, denn monokausale Erklärungen, wie sie etwa Per Nyström708 anbietet, der aus den Landschaftsrechten lediglich Tributpflichten der kleinen Leute gegenüber der adeligen und kirchlichen Oberklasse herleitet, also das Klassendenken des 19. Jahrhunderts in das skandinavische Mittelalter versetzt709, dürften an der Wirklichkeit vorbeigehen. Zugleich zeigt er – gleich Elsa Sjöholm710 – eine heftige Abneigung gegen den Entwicklungsgedanken711. Nun ist hier weder an Georg Friedrich Wilhelm Hegel noch an Rudolf Sohm anzuknüpfen, aber es liegt auf der Hand, dass sich mit den politischen und den Lebensverhältnissen auch das Recht im Laufe der Zeit ändert, womit noch nicht gesagt ist, dass es sich stetig bessert. Weil es immer Änderungen gegeben hat, sind die überlieferten Landschaftsrechte keine Einheit aus einem Guß, die der Gesetzgeber durch Beschluß neu geschaffen hätte, sondern eine Mischung aus Altem und Neuem712, wie es dem Bedarf der Zeit angemessen war.
707 Vgl. Per G. Norseng, lormaterialet S. 63. 708 Per Nyström, landskapslagarna, S. 62–81; vgl. Per G. Norseng, lormaterialet S. 64. 709 Per Nyström, landskapslagarna, S. 64; ihm stimmt Elsa Sjöholm, Gesetze, S. 85 zu; vgl. dagegen Ole Fenger, Bespr. Elsa Sjöholm, Dansk Historisk Tidskrift 79 (1979), S. 122; Thomas Lindqvist, Bespr. Elsa Sjöholm, in: Svensk Historisk Tidsskrift 1989, S. 419. 710 Vgl. Elsa Sjöholm, Bespr. Ole Fenger etc. in: Svensk Historisk Tidskrift 1975, S. 204; vgl. Ole Fenger, Bespr. Elsa Sjöholm, Dansk Historisk Tidskrift 79 (1979), S. 120. 711 Per Nyström, dilemma, S. 26 ff; auch hierin zeigt sich Elsa Sjöholm mit ihm einig, vgl. Elsa Sjöholm, Gesetze, S. 33f, 51f, 67 ff, 85; dieselbe, medeltidslagar, S. 33 ff, 40 ff 712 Vgl. Ole Fenger, Bespr. Elsa Sjöholm, Danks Historisk Tidskrift 79 (1979), S. 114; Per G. Norseng, lormaterialet S. 60.
1. Kapitel Norwegen
Überblick
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A. Überblick Norwegen hatte vier große Thingverbände, die zugleich Rechtsbereiche waren. Ihre Namen tragen sie nach den Volksversammlungen (lögping, allsherjarping). Dort trug der Rechtsprecher (lögsögumaper) alljährlich das Recht dieser Verbände vor – sei es Gewohnheitsrecht, das sich durch die Rechtsprechung der Volksversammlungen fortbildete, sei es später auch Gesetzesrecht, das aus einzelnen Gesetzgebungsakten des Königs bestand. Aufgezeichnet wurde dieser Rechtsvortrag im Laufe des 12. Jahrhunderts. Diese Aufzeichnungen waren Privatarbeiten. Dass der heilige Olaf um 1020–1025 und später sein Sohn Magnus der Gute um 1040 Gesetze gegeben und ihre Aufzeichnung veranlaßt habe, erscheint wenig glaubhaft1. Im Gegensatz zu den schwedischen Rechtsbüchern beginnen sie jedoch alle mit der Thingordnung, dem pingfarabálkr. Man kann insgesamt vier norwegische Landschaftsrechte unterscheiden. Von zweien kennen wir nur das Christenrecht2. Es sind dies das Recht des Borgarthings, also des Landstrichs, der den Oslofjord umgibt. Er bestand aus den drei Fylken Álfheimar, Vestfold und Vingulmörk. Der Thingverband des Eidsivathings grenzte nördlich an den des Borgarthings an und lag im Binnen- und Hochland. Er bestand aus den drei Fylken Heinafylki, Hajafylki und Raumafylki. Die beiden genannten Thinge waren alpingar oder pjójpingar, das heißt, alle waffenfähigen Männer durften es besuchen. Beide wurden schließlich zu Repräsentantenthingen, das Eidsivathing zur Zeit Olaf Haraldsons (1015–28) und auch das Borgathing ist für 1224 als Lögping sicher bezeugt3. Es gibt zwei norwegische Rechtsbücher, die besser überliefert sind, nämlich die Gulathingsbók und die Frostupingsbók. Die Gulathingsbók enthält das Recht des südwestlichen Thingverbandes, dessen Thingstätte das Gulathing war, das beim Hof Gula, südlich der Mündung des Sognefjords tagte4, 1 vgl. Amira-Eckhardt I, S. 110. 2 Vgl. Meißner, Volkskirche, Deutschrechtl. Archiv II, Weimar 1941, S. 1 ff. 3 Vgl. Die Neuregelung der Testierfreiheit durch König Håkan Håkansson auf dem Borgathing 1224, Druck in: NGL I, S. 447f, wo S. 447 loghrettumanna erwähnt sind; Schledermann, Art. Ding § 14: Norwegen, in: RGA2, Bd. V (1984), S. 457. 4 Vgl. dazu Strauch, Art. Gulathingsbók in RGA2, Bd. 13 (1999), S. 184–189.
Karte 2: Die Syssel in Norwegen am Ende des Hochmittelalters, Quelle: Grethe Authén Blom, Norge i union på 1300-tallet, Bd. I, Trondheim 1992, S. 370. Die Karte zeigt nur ungefähre Grenzen; unsichere Angaben tragen ein „?“.
110 Norwegen
Überblick
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dessen genaue Lage jedoch umstritten ist. Im 13. Jahrhundert wurde der Tagungsort nach Guløy, gegen 1300 nach Bergen (Björgvin) verlegt. Der Thingverband bestand ursprünglich aus dem Hörjafylki, dem Sygnafylki und dem Firjafylki5; dazu traten im Süden Rygafylki und Egjafylki, später im Norden Sunnmœri6. Das Recht des Gulathings diente dem nach Island ausgewanderten Norweger Ulfljót als Vorlage für das älteste isländische Rechtsbuch (Ulfljóts lög) das vielleicht um 930 entstand. Auch das Gulathing war ein alping7, zugleich aber auch ein lögping. Dass das Thing als Gericht Streitfälle entschied, ergibt sich aus Bezeichnungen wie manndrápsping8 (für Totschlag oder Mord), sóknarping9 (für gewöhnliche Prozesse) oder skírslaping10 (wo der Verklagte sich reinigen, also seine Unschuld beweisen sollte). Als skipreijuping11 erließ das Thing Verwaltungsentscheidungen für die Küstenverteidigung (leijangr) und als vápnaping prüfte es die Waffen für die Verteidigung12. Schließlich wurde das Thing auch als Gesetzgeber tätig und hieß dann lögping. Kennzeichnend ist, dass es sich dabei nicht mehr um ein Allthing handelte: Seit der Zeit König Håkons des Guten (935–961) waren sowohl das Gulathing wie auch das Frostuthing Repräsentantenthinge, die nicht mehr alle Bauern besuchten13, doch gab es keine Ausschlußklausel: Aus Gtl c. 3 „så mange som vil“ folgt zumindest für Sunnmöre vielmehr, dass auch andere als die ausgewählten Männer kommen durften. Das umfangreichste norwegische Rechtsbuch ist die Frostupingsbók des Thingverbandes um den Trondheimsfjord14. Es handelte sich – wie das Gulathing – ursprünglich um ein alping, also eine Versammlung aller Männer, wurde aber zu einem unbekannten Zeitpunkt (wahrscheinlich im 10. Jahrhundert) in ein lögping, also ein Thing, auf dem sich nur noch Repräsentanten des Volkes versammelten, umgewandelt15. Der Name stammt von der Halbinsel Frosta im Trondheimfjord. Der Thingverband bestand 5 6 7 8 9 10 11 12 13
Das ergibt sich aus der Egils Saga Skallagrimssonar c. 56. Vgl. Gtl., kristin dóms bolkr, c. 3, NGL I, S. 4 f. Vgl. Gtl c. 131, NGL I, S. 55 f. Vgl. Gtl. c. 131, NGL I, S. 55 f. Vgl. Ftl c. X. 3, NGL I, S. 217 f. Vgl. Réttarbœtr in NGL Bd. II, S. 454 und Bd. I, S. 459. Vgl. Ftl 23 (NGL I, S. 126); ML Landslov III. 4; 12. Vgl. Schledermann, Art. Ding § 14: Norwegen, in: RGA2, Bd. V (1984), S. 456. Vgl. die Auswahl in Gtl c. 3; Schledermann, Art. Ding § 14: Norwegen, in: RGA2, Bd. V (1984), S. 457. 14 Vgl. Jørn Sandnes, Art. Frostuping und Frostupingsbók in RGA2, Bd. 10 (1998), S. 112–115. 15 Vgl. Sandnes (wie Fn. 14), S. 113.
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zunächst aus den vier Fylken der Innprændir, nämlich Veradalr, Skaun, Sparbyggvafylki, Eynafylki und den vier Fylken der Utprændir, nämlich Strind, Stjórdœlafylki, Gauladalr und Orkadalr. Dazu stießen später die drei Fylke útan fjardar (außerhalb des Trondheimfjords), nämlich Naumdœlafylki, Nordmœrafylki und Raumsdœlafylki, zeitweise vielleicht auch Sunnmœri. Nach dem Bericht Snorri Sturlusons in der Saga Königs Magnus des Guten (1035–1047) der Heimskringla ließ dieser König ein Rechtsbuch schreiben, das den Namen Grágás (Graugans) erhielt und in der Kirche von Logtun aufbewahrt wurde16. Das Recht des Frostuthings galt im wesentlichen auch in Halogaland und in Jämtland-Härjedalen, obwohl diese jeweils ein eigenes Thing hatten. Sowohl die Gulathingsbók als auch die Frostuthingsbók wurden durch königliche Gesetze (réttarbœtar) ergänzt und verbessert. Diese tauchen zuerst in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts auf und werden ein Jahrhundert später häufiger17. Seit der Einführung des allgemeinen Land- und Stadtrechts sind es diese Verordnungen, die der König allein erlassen konnte und mit denen er das Recht fortbildete. Neben dem Landrecht gab es in Norwegen auch ein Marktrecht oder Weichbild (bjarkeyjar réttr). Das älteste ist nach 1164 für die Stadt Nidaros im Anschluß an die Frostuthingsbók (III, 22–24) verfaßt. Es ist nur in Resten überliefert18 und mit dem Stadtrecht von Söderköping19 und den dänischen Marktrechten verwandt. Kennzeichnend ist, dass es an Handelsplätzen nicht ununterbrochen, sondern nur während der Markttage galt und dass es nicht an einem bestimmten Ort20, sondern auch bei der Heringsfischerei und der Kauffahrtei angewendet wurde, so dass es auch ein Seefahrerrecht (farmannalög) enthält21. 16 So in Ftl I, c. 3 (NGL I, S. 128). 17 Gedruckt sind sie größtenteils in: Keyser/Munch, NGL I, S. 437–463; II, S. 453–491; III, S. 4–226; IV, S. 357–386 bis 1387. Von 1388 bis 1482 haben sie fortgesetzt Taranger/Johnsen/Kolsrud, in NGL, Anden Række, I (1904/12; II (1914/34) und im Diplomatarium Norvegicum I–XXI (1847–1915). 18 Druck in NGL I, S. 301–336, verbessert in NGL IV, S. 71–97; deutsche Übersetzung von Meißner, Stadtrecht des Königs Magnus Hakonarson für Bergen (1950), S. 310–457; vgl. Hartmut Böttcher, Art. Bjarkörecht in RGA2, Bd. 3 (1978), S. 55–59. 19 Die Ausgabe von Elias Wessén, Söderköpings lagbok 1387 (1971) enthält allerdings eine Ausfertigung von Magnus Erikssons Stadslag für Söderköping. 20 Druck der Fragmente I, II, und IV bei Keyser/Munch, NGL I, S. 303f;305–315; 334–336; Fragment IV ergänzt durch Gustav. Storm in NGL IV, S. 71–74. Ausgaben der vier Fragmente mit deutscher Übersetzung bei Meißner, Stadtrecht des Königs Magnus Hakonarson für Bergen, 1950, S. 310–457. 21 Vgl. Rudolf Meißner (wie Fn. 20), S. XII; anders: Hartmut Böttcher, Art. Bjarkörecht in RGA2, Bd. 3 (1978), S. 56.
Überblick
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Nach der Revision des Landrechts legte Magnus Hakonarson auch eine Revision des Marktrechts vor, das nun nicht mehr bjarkeyjar réttr, sondern bœjarmanna lög, Gesetz der Stadtbewohner, hieß22. Es wurde in den großen Städten des Landes, in Bergen am 22. Januar 1276, aber auch in Nidaros, Oslo und Tønsberg, den villae forenses, also Städten mit eigenem lögping, eingeführt23. Es folgt in wesentlichen Teilen dem Landrecht, hat aber zusätzlich die farmannalög (das Seerecht) und ersetzt landabrigji und landsleigu bolkr durch die bœjarskipan, die Stadtordnung, und arbeitet den pingfarar bolkr, das Prozeßrecht, zu einem pingskipanar bolkr um, macht also daraus eine auf die städtischen Verhältnisse passende Thingordnung. Auf die hirjskrá24, das Recht der königlichen Gefolgschaft von 1274/77 und den Königsspiegel (konungs skuggsjá [speculum regale])25 aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts sei hier ebenfalls hingewiesen.
22 Vgl. dazu Strauch, Art. Magnus Hákonarsons (Lagabœtir) Landrecht und Stadtrecht, in RGA2, Bd. 19 (2001), S. 153–160 (156 ff). 23 Druck bei Keyser/Munch, NGL II, S. 185–290; neunorwegische Übersetzung von Knut Robberstad, 1923; Ausgabe mit deutscher Übersetzung von Meißner, Germanenrechte, NF Nordgermanisches Recht III, Weimar 1950, S. 2–309. 24 Hirjskrá, Druck bei Keyser/Munch, NGL II, S. 391–450; in der Faksimile-Ausgabe des Codex Tunsbergensis (1895) und die deutsche Übersetzung von Meißner, 1938; vgl. Strauch, Art. Vitherlagsret in RGA2, Bd. 32 (2006), S. 460–469. 25 Vgl. die Ausgabe von Ludwig Holm-Olsen, 1983; die deutsche Übersetzung von Meißner, 1944; Sverre Bagge, kongespeilet, 1979 und Strauch, Art. Vitherlagsret (wie oben Fn. 24).
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B. Rechtsquellen I. Gulathingsbok 1. Geltungsbereich Von den vier mittelalterlichen Rechtsbereichen Norwegens (Borgathing, Eidsivathing, Frostuthing und Gulathing)26 umfaßte dieses den südwestlichen Teil. Der Rechtsbereich kann bis ins 9. Jh. zurückverfolgt werden, denn Ari berichtet in c. 2 seines Isländerbuchs, dass Ulfljót (ein norwegischer Siedler auf Island)27 im Jahre 930 neues Recht nach Island brachte, das dem Vorbild der Gulathingsbók folgte. Daraus ist zu schließen, dass das Gulathingsrecht in Norwegen damals bereits fest eingeführt war28. Aus den Kapiteln 40 und 56 ff der Egilssaga Skalla-Grímssonar ist zu entnehmen, dass die Gulathingsbók ursprünglich in den Volklanden (=Fylke)29 Horjafylki, Sygnafylki und Firjafylki galt. Vor dem 10. Jh. traten im Süden Rygafylki und Egjafylki hinzu. Erst später wechselte die Landschaft Sunmöri (nördlich vom Firjafylki gelegen) vom Frostuthing zum Gulathing: Nach der Historia Norwegiae30 war Sunmöri eines der sechs Küstenfylke, die zum Gulathingsbereich gehörten31. Sein nördlichster Punkt war Mien (Media), eine Insel zwischen Südmöre und Romsdal, der südöstliche Grenzort war Rygjarbit. Aber auch einige weitere Landstriche zwischen Hordaland und Oppland, wie Valdres und Hallingdal, Setesdal und Otradal (in Ostagder) entsandten Delegierte zum Gulathing. Außer26 Vgl. zu den norwegischen Rechtsquellen: Ludwig M. B. Aubert, Retskilder (1877); Per Augdahl, Rettskilder3, Oslo 1973; Kjersti Selberg, rettskilder (2002). 27 S. dazu unten, 2. Kap., I, 3, S. 221. 28 Vgl. Absalon Taranger, retshistorie, S. 24 f. 29 Die Fylke des Gulathings beschreiben Gustav Storm, in: Historisk Tidskrift 1877, S. 478–484; Edvard Bull in: Scandia 1930, S. 78–105 und Gustav Indrebø in: Bergens Museums Årbok 1931, Hist.-antikvarisk rekke Nr. 1, S. 5 ff; die Einteilung der Fylke in Viertel ebda 1935, Hist.-antikvarisk rekke Nr. 1, S. 11–16. 30 Vgl. die Ausgabe von Gustav Storm, S. 77. 31 Vgl. die Karte bei Knut Helle, Gulathing, S. 27; eine Karte der Ämter in Süd- und Mittelnorwegen dort auf S. 152.
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dem galt die Gulathingsbók in Hjaltland. Erst im 14. Jh. wechselten Valdres und Hallingdal zum Rechtsprecherbezirk Oslo. Der Ort der Versammlungen war zunächst Gule (Gula), südlich der Mündung des Sognefjordes gelegen, doch ist der genaue Thingplatz bislang umstritten32, denn aus der Haupthandschrift scheint eine Namensänderung zu folgen, wonach aus Gula nunmehr Guløy geworden ist. Dies wird bestätigt durch die Håkon Håkonssons Saga, die in der Friisbok-Version bemerkt33, dieser König (1217–63) habe den Thingort nach Guløy verlegt: „han let gera kirkio i Goley norjr fra Biörgyn och færji pangat Golaping“. Der Grund für diese Verlegung ist unbekannt. Gegen das Jahr 1300 scheint schließlich das Gulathing nach Bergen verlegt worden zu sein, auch der Rechtsprecher führt jetzt den Titel „Gulapings logmajr i Björgvin“34. 2. Überlieferung Das Landschaftsrecht dieser frühen Zeit lebte in der mündlichen Überlieferung. Es gab damals nicht nur Männer des Wissens (frójir menn), die geschichtliche Ereignisse bewahrten und überlieferten, sonder auch Männer, die durch Familientradition, Ausbildung und Übung die Rechtskunde zu ihrem Beruf gemacht hatten. Sie spielten in der Volksversammlung (dem Thing), und bei öffentlichen Verhandlungen eine Rolle. Wer von ihnen zum Rechtsprecher (lögmajr) gewählt war, hatte nicht nur bei Rechtsstreitigkeiten das Urteil zu weisen (das die Volksversammlung dann durch vápnatak (Waffenlärm) annehmen oder durch Murren verwerfen konnte), er hatte auf dem Thing auch (jährlich?) das geltende Recht vorzutragen. Zwei solcher Rechtsprecher sind in der Gulathingsbók namentlich erwähnt, nämlich Atli in c. 314 (11. Jh.) und Bjarni Marjarson, auf den die neue Wergeldordnung in c. 316 ff zurückgeführt wird. Er gehörte zu den Gegnern König Sverrirs (1184–1202) und nahm noch 1223 am Reichstag in Bergen teil35. Das G. ist immer ein ‚lebender‘ Text gewesen, der – im 9. und 10. Jahrhundert mündlich überliefert – später unter gleichzeitiger Verbesserung und Anreicherung aufgezeichnet worden ist. Von dieser ältesten Redaktion haben wir keinen vollständigen Text, es sind uns nur Bruchstücke und Auszüge überliefert. Die drei Bruchstücke stammen aus einer Handschrift vom Ende des
32 Vgl. Knut Robberstad, Gulatingslovi, S. 315f; Amira/Eckhardt, I, S. 111; Gustav Indrebø, in: Syn og Segn 1917, S. 374–384. 33 In der Ed. Carl Richard Unger, c. 341, S. 582. 34 Vgl. Trygve Knudsen Art. Gulathing in: KLNM Bd. V, Sp. 558, Magnus Lagabœters landslov I: 2 (NGL II, S. 12). 35 Fornmanna sögur Bd. 9, c. 86, S. 325.
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12. Jahrhunderts oder um 120036. Einen Auszug aus der zweiten Hälfte des 17. Jhs.37 hat die Ausgabe NGL I, S. 114–115 dazu benutzt, die letzte Seite zu verbessern, da der Auszug vollständiger ist. Die Wiedergabe desselben Textes in NGL IV, S. 14 ist dagegen aus Arne Magnussons Abschrift (AM 146 qv) verbessert. Die Kapitel 179 u. 18038 finden sich zusammenredigiert in einer Abschrift aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts39, die außerdem auch noch Teile des Kapitels 259 zu enthalten scheint. Der Codex Rantzovianus (die einzig vollständige Hs.)40 schreibt zwar diese älteste Redaktion dem heiligen Olaf (1015–1028) zu, und die christlichen Feiertage soll er mit Bischof Grimkel gemeinsam auf dem Mosterthing angeblich 1024 festgelegt haben (c. 17). Das kann jedoch nicht richtig sein, da auch Olafs eigener Heiligentag dort genannt ist und c. 2 der Islendingabók von 930, berichtet, dass Ulfljot für sein isländisches Recht das Gulathingsrecht als Vorlage benutzt habe. Und wenn die Königssagas (Håkons des Guten (935–961) Olafs Trygvasons (995–1000) und Olafs des Heiligen (1015–1028) übereinstimmend sagen, dass Håkon der Gute mit dem Rat Torleif Spakes der Verfasser der Gulathingsbók gewesen sei, so ist das nur eine der gewöhnlichen Herrscherzuschreibungen. Es gibt im Text der Gulathingsbók jedoch einige Hinweise, die eine zeitliche Einordnung ermöglichen: zunächst die Überschrift von c. 148, die über Rechtsbesserungen Magnus’ des Guten im Langösund (südl. des Kristiansundes gelegen) berichtet. Sie hoben die verhaßten Julabgaben auf, die der aus Dänemark stammende König Sven Alfivason (Sohn Knuts des Großen und der Engländerin Ælfgifu) einführte, nachdem ihn Knut der Große 1028 zum König von Norwegen gemacht hatte. Diese Aufhebung hatte Hákon Magnusson pórisfóstri (Gegenkönig 1093–1094 gegen Magnus Barfuß [1093–1103]) auf der weihnachtlichen Zusammenkunft 1093/94 in Nidaros bestätigt. Wortführer der Bauern auf der Versammlung im Langösund (etwa im Jahre 1040) war Atli gewesen41, vielleicht derselbe Mann, den die Gulathingsbók in c. 314 als Rechtsprecher nennt. Er dürfte bei der Neufassung der Wehrordnung (c. 314) zwar bereits tot, aber noch in guter Erinnerung gewesen sein. Auch für den terminus ante quem gibt das Rechtsbuch Anhaltspunkte: 36 AM 315 F. fol., gedruckt in NGL I, S. 111–115 und – verbessert – in NGL IV, S. 3–14; die beste Ausgabe des ersten und größten Fragments (315 Fa) von Anton Karlgren, in: Uppsala Universitets Årsskrift 1905, S. 1–16. 37 Kgl. Bibl. Kopenhagen, ny kgl. Samling 1633 qu. 38 In: NGL IV, S. 14. 39 In: Uppsala Universitets Bibliotek, Juridica Islandica 1. qv. 40 Codex Rantzovianus (Pergament Codex Nr. 137, 4° „e donatione variorum“, in der Universitätsbibliothek Kopenhagen, jetzt ebda in der kungl. Bibliotek. 41 Vgl. die Morkinskinna, ed. Finnur Jónsson, 1932, S. 31.
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Aus c. 8 folgt, dass der Olafstext noch keine Zehntpflicht enthielt. Da Sigurd Jórsalafari erst 1111 von Jerusalem zurückkehrte, wird deutlich, dass vor diesem Jahr noch das alten Gebührensystem galt, von dem z. B. der Olafstext in c. 23, (Begräbnis, letzte Ölung) berichtet. Hierzu gehört auch c. 129, wonach der Zehnt unter die freiwilligen Abgaben zählt. Auch die Vollmacht, die c. 47 bei Griechenlandfahrern vorsieht, paßt besser in das 10. Jh. Aus alledem folgt, dass man den Text (vermutlich stückweise) seit der zweiten Hälfte des 11. Jhs. aufzeichnete, wobei die Zeugnisse für die Aufzeichnung sich in König Olav Kyrres (1066–1093) Zeit häufen42. Der Olafstext ist zur Zeit von König Magnus Erlingsson (1162–1184) überarbeitet worden. Gegen die sich befehdenden unehelichen Nachkommen des Magnus Barfuß (1093–1103) hatte Erling Skakke seinen fünfjährigen Sohn Magnus 1162 zum König wählen lassen. Da dieser nur mütterlicherseits von Sigurd Jórsalafari abstammte, bedurfte er kirchlicher Salbung und Krönung, um sich halten zu können. Erzbischof Øystein krönte ihn aber nur gegen das beschworene Zugeständnis43, dass er die Krone lediglich als Lehen des heiligen Olaf erhalte und sie nach seinem Tode an den Heiligen zurückfalle. Der Nachfolger sollte nach Erbrecht bestimmt werden; fehlte ein Erbe, sollten Geistliche den Nachfolger wählen (c. 2). Auf dem Reichstag zu Bergen 1164 wurde Magnus gekrönt, die neue Thronfolgeordnung und ein Landfriedensgesetz (c. 32) beschlossen. Offenbar in den Jahren danach sind die Neuerungen in den Olafstext eingearbeitet worden. Sie finden sich fast alle vor c. 33, mit dem der Christenrechtsabschnitt endet. Im weltlichen Recht sind lediglich die c. 37 und c. 54, 55 geändert worden. So entstand die Redaktion II. Der älteste Magnustext findet sich in vier Bruchstücken einer Handschrift von ca 118044, jedoch neben dem Olafstext. Weitere Reste der Gulathingsbók sind zwei Blatt von ca 1240 in Cod. 315 E fol. der Arnamagnäanischen Sammlung in der Kgl. Bibliothek Kopenhagen45, wobei nicht sicher ist, ob sie Olavs- oder Magnustext enthalten, ferner das Christenrecht (bis c. 29) in dem Rechtsbuch der Osloer Marienkirche46 von ca 1350 mit beiden Texten. Es scheint, als seien Olavs- und Magnus-Text um 1200 kompiliert worden. Die dadurch entstandene Redaktion III der Gulathings42 Vgl. Ebbe Hertzberg, lovtekster, S. 103 ff, Meißner, Gulathingsbok, S. XIII, Trygve Knudsen, Art. Gulatingsloven, in: KLNM Bd. V, Sp. 560. 43 Der Krönungseid findet sich bei Walther Holtzmann, canones, c. 1, S. 376f; die Schenkung Norwegens an den Heiligen Olaf in NGL I, S. 442–444. Die Urkunde wird heute allgemein für echt gehalten, vgl. Knut Helle, stat, § 7, S. 42. 44 Im Reichsarchiv Oslo 1 B, gedruckt NGL II, S. 495–500, ergänzt in NGL IV, S. 795 f. 45 Druck in: NGL I, S. 115–118, vgl. die Edition George T. Flom, Cod. 315 E fol. von 1928. 46 In der Arnamagnäischen Sammlung 309 fol. k.
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bók findet sich mit nahezu vollständigem Text (Gulapings boc) als Ældre Gulathings Lov47. Er stammt von ca 1250 und bietet in vielen Kapiteln Olavsund Magnus-Text nebeneinander. Dieses für den heutigen Gesetzgeber undenkbare Verfahren wird verschieden erklärt. Die bislang herrschende, von Konrad Maurer begründete Meinung sah im Codex Rantzovianus keinen offiziellen Gesetzestext, sondern die Arbeit eines rechtsgeschichtlich interessierten Privatmannes, der die überholten Rechtstexte aus geschichtlichen Gründen bewahrt habe48. Demgegenüber hat Taranger49 geltend gemacht, die neu beschlossenen Rechtstexte (nymæle) seien zwar von Reichstag und König oder vom König allein als hinfort geltendes Recht beschlossen worden, es habe aber die Gewohnheit bestanden, das alte Recht so lange zu erwähnen, bis das neue vom Gerichtsgebrauch aufgenommen sei. Jedoch gibt es keine Hinweise dafür, dass der im Codex Rantzovianus enthaltene Text ein offizielles Gesetzbuch gewesen ist. Dagegen spricht nicht nur, dass er die einzige vollständig überlieferte Hs. der Gulathingsbók ist, sondern auch die Bemerkung in c. 314, die auf eine Privatarbeit, also auf ein Rechtsbuch, hindeutet. Eine Privatarbeit wird aber kaum aus rechtshistorischem Interesse gefertigt worden, sondern bestimmt gewesen sein, einem Rechtsprecher als Unterlage seiner Tätigkeit zu dienen. Ihm aber war es nützlich, alte und neue Rechtsregeln nebeneinander vor Augen zu haben, um sich die Arbeit zu erleichtern. Ähnliches findet sich im schwedischen Ostgötenrecht. Die Redaktion III der Gulathingsbók hat nicht lange gegolten. Die zunehmende Gesetzgebungstätigkeit der norwegischen Könige machte auch vor den Landschaftsrechten nicht halt. König Magnus Håkonarson Lagabœtir (der Gesetzesbesserer) stellte 1267 durch Gesetzgebungsakt das sog. jüngere Gulathingsbuch vor50, das aber keine Anerkennung fand: Noch immer war es nötig, dass das Thing die königlichen Gesetzgebungsvorschläge billigte. Inzwischen hegte der König größere Pläne: Er ließ den Inhalt der älteren Gulathingsbók und der älteren Frostuthingsbók kompilieren, berücksichtigte daneben die anderen Rechtsbücher, sowie die Gesetzgebung bis 47 Druck in: NGL I, S. 3–110, 115–118, ergänzt in NGL IV, S. 14–19, gedruckt nach dem Codex Rantzovianus (codex E donatione variorum Nr. 137 qv) in der Königlichen Bibliothek in Kopenhagen, eine genaue Beschreibung findet sich in NGL IV, 641 ff; vgl. jetzt: Bjørn Eithun/Magnus Rindal/ Tor Ulset, Den eldre Gulatingslova, Oslo 1994. 48 Vgl. Konrad Maurer, Entstehung S. 137 und Gulathingslög, in Ersch und Gruber, Bd. 97, S. 8 ff; ebenso: Ebbe Hertzberg, lovtekster, S. 93. 49 Vgl. Absalon Taranger, Tidskrift for Rettsvidenskap Bd. 29 (1926), S. 198 f. 50 Erwähnt in den isländischen Annalen (ed. Gustav Storm), S. 137 für 1267: „lögtekin Gulapingsbók su, er Magnus konungr let setja“.
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1273 und legte das so entstandene Werk den einzelnen Landschaftsthingen vor. Das Frostuthing nahm es am 24. Juni 1274 an, die anderen Landschaftsthinge in den folgenden Jahren (bis 1276?). Die fast gleichlautenden Texte dieser Gesetzbücher faßt die Wissenschaft unter dem Namen Landrecht des Königs Magnus Håkonarson zusammen51. Da das Landrecht keinen wirklichen Christenrechtsabschnitt hat, blieb der der jüngeren Gulathingsbók erhalten52. Das Gulathingslov hat zuerst gedruckt Grímur Jonsson Thorkelin 181753; es folgte die Ausgabe von Keyser/Munch in NGL, Bd. I von 184654. Eine Neuausgabe des alten Textes55 hat George Tobias Flom 1937 vorgelegt. Bjørn Eithun/Magnus Rindal/ Tor Ulset haben 1994 eine Neuausgabe veranstaltet56. Die neueste Ausgabe (mit Übersetzung ins Spanische von Teodoro Antón Manrique) stammt von Maria Pilar Fernández Álvarez 200557. Das verstärkte Interesse der dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts an dem alten Text schlug sich in Übersetzungen nieder. Solche haben im Jahre 1935 vorgelegt Rudolf Meißner58 und Laurence Marcellus Larson59. Knut Robberstad hat Übersetzungen des ganzen Gulathingslovs und seines Christenrechts ins Neunorwegische veröffentlicht60. 3. Inhalt Die Gulathingsbók ist in zehn Abschnitte eingeteilt, dem als elfter die neue Sühneformel (trygjamál) beigefügt ist. Die meisten heißen bolkr, was dem schwedischen balkr entspricht und eigentlich die durch Zwischenwände im Stall entstehenden Fächer meint. Die Abschnitte sind in NGL durchge51 Druck: NGL II, S. 7–178, ergänzt in NGL IV, S. 117–159; deutsche Übersetzung von Meißner 1941. 52 Druck als „Nyere Gulathings Christenret,“ in: NGL II, S. 306–338. 53 Grímur Jonsson Thorkelin druckte das Original mit lateinischem und dänischem Kommentar, Kopenhagen 1817 (s. Lit.-Verz. S. 712). 54 Rudolf Keyser/ Peter Andreas Munch, Norges Gamle Love I, S. 1–118. 55 George Tobias Flom, The old Norwegian General Law of the Gulathing according to codex Gl. k. S. 1154 fol. (University of Illinois studies in language and literature 20, 3, 4). Diplomatic edition, with linguistic-paleographic introduction and four facsimile pages, ed. by G. T. F., Urbana, Ill. 1937. 56 Vgl. Bjørn Eithun/Magnus Rindal/ Tor Ulset, Den eldre Gulatingslova, Oslo 1994. 57 Maria Pilar Fernández Álvarez/Teodoro Antón Manrique, Las leyes del Gúlathing (Texte imprimé y trad.), Salamanca 2005. 58 Rudolf Meißner, Norwegisches Recht. Das Rechtsbuch des Gulathings, Weimar 1935. 59 Laurence Marcellus Larson, The earliest Norwegian Laws, New York 1935. 60 Knut Robberstad, (Übs.), Gulatingslovi, Oslo 1952, Neudruck 1969, derselbe, Kristendomsbolken i den gamle Gulatingslov (inledning och oversettelse til nynorsk, in: Bibliotheca Norvegiæ Sacræ IV, Norvegia Sacra 1924 B, S. 53–77.
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zählt, insgesamt 320. Anders als das Frostuthingsrecht und später das Landrecht beginnt die Gulathingsbók mit dem Kirchenrecht. Kirchlicher Einfluß auf den Staat ist aber nicht nur hier, sondern an vielen Stellen des Rechtsbuches spürbar. Es enthält keineswegs heidnisches germanisches Recht, sondern spiegelt das Recht eines Staates, der nicht nur oberflächlich christianisiert ist, sondern bereits weitgehend christlich lebt61. Selbst das einst unumstößliche Erbenwartrecht ist durch die Einführung testamentarischer Verfügungen (c. 107) eingeschränkt. Reste heidnischen Rechts sind noch vorhanden, aber selten: Genannt sei das kultische Trinken (c. 71, 198 a.E.), das Freilassungsbier (c. 61, 62), und die Verbindung der Sattel- und Trinkfestigkeit mit der Geschäftsfähigkeit (der Mann muß hestfærr ok ölfærr (sattel- und trinkfest) sein, um über sein Gut bestimmen zu können, c. 126), ferner die Geschlechtsleite (c. 58), und die Reste der Rachepflicht in c. 152, 171, vor allem in c. 186, wonach man nur drei Mal einen Bußanspruch hat, wenn man sich nicht dazwischen rächt. Die Gulathingsbók gibt aber auch Beispiele dafür, dass die Kirche heidnische Bräuche mit christlichem Geiste erfüllte, indem sie z. B. das für kultisches Trinken gebraute Bier Christus zum Dank weihte und der heiligen Maria ‚blóta til árs ok frijar‘ („für gutes Jahr und Frieden“ widmete (c. 6, 7, vgl. c. 1). Alte Bräuche deutete sie bisweilen um, indem sie z. B. das Fest der Wintersonnenwende (jul) auf die Weihnacht übertrug. Auch das Bier zum Erbantritt ‚erfiöl‘ (Erbbier) hat die Kirche in Seelenbier (‚sáluöl‘ ) umbenannt, der Priester mußte es segnen und am Umtrunk teilnehmen, c. 23. Um die christliche Lebensweise durchzusetzen, erließ die Kirche auch Gebote: Sonntagsheiligung, Messetage, c. 16–18, Kreuze schneiden, c. 19, Freitagsfasten, c. 20, christliche Bestattung, c. 23. Einige Verbote dienten der Ausrottung des Heidentums: Untersagung von Weissagung und Zauberei, c. 28, heidnischer Opfer, c. 29, von Schandwerk, c. 30, bestimmter Speisen, c. 31. Es folgt eine zivilrechtliche Abteilung, mit Kauf, Landpacht und Erbrecht. Der anschließende Abschnitt ‚Verschiedenes‘ enthält neben der Aufbietung zum Thing und verschiedenen Eidesformeln mehrere Kapitel strafrechtlichen Inhalts (Verleumdung, Überfall, Sachbeschädigung), dann aber eine Gruppe von Normen über Rechte an Sachen, deren Zuordnung unklar ist (Fund, Strandgut, Wale). Dem schließt sich das Strafrecht, bestehend aus Mannheiligkeit (Straftaten gegen Leib und Leben) und Diebstahl, an. Das Grundstücksrecht ist – etwas unsystematisch – zwischen Strafrecht und Wehrordnung eingeschoben. Am Ende folgen (als spätere Ergänzungen) die neue Bußenberechnung und die Sühneformel tryggja mál. 61 Vgl. Meißner, Gulathingsbuch (1935), S. XXVII ff; Absalon Taranger, indflydelse S. 218; Sveaas Andersen, Samlingen c. 25, S. 301 ff.
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Die Gulathingsbók trägt zwei Kennzeichen: Einmal, dass es dem Vortrag des Rechtsprechers vor dem Thing entsprungen ist und deshalb noch weitgehend Zeichen mündlicher Rede trägt. Das ist kenntlich z. B. daran, dass der Rechtsprecher (lögmajr) die Thingmänner anredet (c. 36, 40, 46, 156, 161, 298, 302), oder von sich selbst spricht: „sem nú hevi ek talt“ („wie ich eben gesagt habe“), c. 9, 24, 70, 87, 91, 199, 227, 237 etc.). Die Sätze sind weitgehend einfach und parataktisch gebaut; alliterierende Wortpaare häufen sich, und die Begriffe sind anschaulich gestaltet (c. 82: niemand braucht einem anderen als Zaunstecken zu dienen, c. 124: mit zwei Zungen reden, c. 205: Gänserichsfrevel, c. 185: Kammhindernis für eine Beule am Kopf, c. 185: herausgeschlagener Knochen, der in der Schale klingt, risungr (Buschsohn) und hornungr (Winkelsohn, c. 104)). Kennzeichnend sind auch die häufigen nú-Sätze, also die Einleitung von Rechtssätzen mit dem hypothetischen „nú“, (gesetzt den Fall, dass), oder „en ef“ (und wenn), vor allem im Olavs-Text, wogegen diese Wendung im Magnus-Text und in den Zusätzen kaum begegnet. Sie scheint ebenfalls aus dem Vortrag des Rechtsprechers zu stammen62. Ihr zweites Kennzeichen ist, dass der Verfasser der Gulathingsbók assoziativ arbeitet, den Stoff in Gedankenketten vorträgt und Benachbartes berücksichtigt, das von der eigentlichen Systematik zwar wegführt, aber dennoch nahe liegt. Da die Gulathingsbók kein feststehender Gesetzestext war, konnten spätere Entwicklungen berücksichtigt werden, die man entweder (wie c. 2 u. 148) in das Bisherige eingerückt oder dem Ganzen angehängt hat (c. 316–320). Die Wergeldzahlung kennt eine ältere Ordnung (c. 218–237) und eine jüngere (c. 316–319); auch sonst ist manches doppelt behandelt (c. 4 und 5; c. 6 und 7; c. 238 und 240; c. 274 und 285; c. 276 und 287; c. 277 und 289). Zur politischen Geschichte des Landes ergeben sich Hinweise aus dem Christenrechtsabschnitt, dessen c. 2 beispielsweise die Beschlüsse des Reichstags von 1164 in Bergen widerspiegelt und dessen c. 3 den wachsenden königlichen und kirchlichen Einfluß auf das Gemeinwesen zeigt: Das Gulathing und die drei anderen Landschaftsthinge (Borgarthing, Eidsivathing, Frostuthing) sind die obersten Landschaftsversammlungen. Sie waren zunächst jeweils ein Allthing, die Versammlung aller freien Männer, später sind nur noch ausgewählte Männer (Delegierte) zugelassen, nämlich die in c. 3 festgelegte Zahl von Vertretern, so dass daraus ein lögping (Gesetzesthing, also ein Repräsentantenthing) wurde. Diese Änderung dürfte auf Há-
62 Vgl. Carl Ivar Ståhle, S. 131 ff.
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kon den Guten (ca 940) zurückgehen63, der 400 Mitglieder zuließ Der Olafstext von 1024 (c. 3), der es der Landschaft Sunnmöre erlaubt, beliebig viele Männer zu entsenden, so dass ihre Zahl 400 betrug, scheint aus der Zeit übernommen, als sie noch als weitentlegenes Fylke dem Frostathing angehörte und deshalb nur wenige erschienen. Magnus Erlingsson senkte ihre Zahl im Jahre 1164 auf 248: Von den Landherren durften sieben daheim bleiben, um die Heimat vor Dieben und Räubern zu schützen, und von den Priestern ernannte der Bischof lediglich je zwei Teilnehmer aus jedem Fylke. Die anderen nefndarmenn jedoch traf allesamt eine mit Bußen bewehrte Anwesenheitspflicht, wogegen sie von den freien Bauern ihres Bezirks anteilige Reisekosten verlangen durften. Nach dem Magnustext von 1180 betrug die Zahl der Lagthingsmitglieder nur noch 246. Die wachsende Königsmacht zeigt sich etwa darin, dass seit dem Landrecht des Königs Magnus Lagabœter die Delegierten nicht mehr gewählt, sondern die königlichen Beamten (ármenn = Amtswalter, lendrmenn = Landherren und syslumenn = Bezirksamtmänner) ernennen die Vertreter (nefndarmenn) des Volkes auf dem Lagthing64, wozu ML landslov I: 2 besondere Vorschriften für die einzelnen Landschaften65 enthält. Dazu traten diese Beamten selbst und alle Kirchspielpfarrer. Aus den gesamten nefndarmenn beriefen die Amtleute des Königs die lögrétta (den Rechtsausschuß). Er bestand aus 36 Mitgliedern (vgl. ML Landslov I: 3: 166) und hatte die Aufgabe, den Gesetzen die gültige Fassung zu geben, sie auszulegen und als der Landschaft höchstes Gericht zu richten (c. 266). Die Beschlüsse und Urteile des Rechtsausschusses mußte jedoch die Gesamtheit der Thingmänner durch vápnatak (Waffenlärm) billigen, (vgl. c. 267, 279, 292), um sie verbindlich zu machen. Die wachsende Königsmacht machte sich erst recht bei der Gesetzgebung bemerkbar: Die Gulathingsbók spricht zwar häufiger davon, dass Olaf dies festsetzte (z.B. c. 9, 17), oder Magnus das abschaffte (z.B. c. 4, 148), doch ist das nicht wörtlich zu nehmen. Denn anders als bei der Erteilung von Privilegien hatte der König bei der Gesetzgebung nur ein Vorschlagsrecht, das z.B. in c. 314 anschaulich wird: „außer unser König wolle uns andere [Vorschriften über die Wehrpflicht] zugestehen und wir uns darüber einig werden 63 Vgl. Hakons des Guten Saga in Heimskringla II, ÍF Bd. 27, Saga Hakons des Guten, c. 11, ed. Bjarni Ajalbjarnarson, S. 163, = Thule, Bd. 14, S. 146; vgl. Absalon Taranger, Alting, S. 36 f. 64 Vgl. ML landslov I: 1, 3 ff (NGL II, S. 11 ff = Meißner, Landrecht, S. 10 ff). 65 Vgl. ML landslov I: 1 (NGL II, S. 10f = Meißner, Landrecht, S. 9f); Absalon Taranger, Alting, S. 38. 66 Druck in NGL II, S. 14 = Meißner, Landrecht, S. 15.
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alle miteinander“. Ob die königliche Autorität immer ausreichte, einem unterbreiteten Vorschlage die Zustimmung des Things zu verschaffen, war zweifelhaft. Sie hing von den politischen Umständen ab und wechselte mit ihnen.
II. Gullfjöjr (Goldfeder) In dem Streit zwischen König Sverre Sigurdsson (1177/84–1202) und dem Erzbischof Erik ging es um das in Norwegen anwendbare Christenrecht. Der König berief sich auf eine Aufzeichnung der Frostuthingsbók aus der Zeit Magnus des Guten (1035–1047), das Grágás67 hieß. Er vertrat den Standpunkt, die königliche Gewalt sei auch den Bischöfen übergeordnet, und hat ihm Ausdruck verliehen im Anecdoton Historiam Sverreri, das sich auf die Bibel, das Dekret, und andere kirchliche Schriften bezieht68, sowie in „En tale mot biskopene“ von etwa 1198/9969. Der Erzbischof Erik dagegen stützte sich auf das in der Gullfjöjr (Goldfeder)70 enthaltene Christenrecht, das sein Vorgänger Øystein (Erzbischof von Nidaros 1161–1188) verfaßt und dabei an das ca 1140 entstandene Decretum Gratiani angeglichen hatte. Die Gullfjöjr ist heute nicht mehr erhalten, hat aber die Rechtsgeschichte Norwegens beeinflußt. Verfaßt worden ist sie wahrscheinlich zwischen 1164 und 1180. Einen Hinweis auf ihre Entstehungszeit gibt die Frostuthingsbók71, die von einem gemeinsamen Kirchhof für die Christuskirche (dem späteren Dom in Trondheim) und die Marienkirche spricht. Diese hat nämlich Erzbischof Øystein 1178 abreißen lassen, ihren Namen aber auf die Kirche des Augustinerklosters in Elgesæter übertragen72. Die Goldfeder war ein lebender Text: Einige Artikel sind bereits zwischen 1152 und 67 C. 16 der Saga Magnus des Guten (in der Heimskringla, ed. Bjarni Ajalbjarnarson, III (Í. F. 28), S. 31 = Sammlung Thule 16, S. 39) sagt, auf den Rat der weisesten prœndr habe dieser König das Gesetzbuch (die Frostupingslög) aufschreiben lassen, das den Namen Grágás (Graugans) erhielt, der später auf das isländische Rechtsbuch überging. 68 Anecdoton Historiam Sverreri, ed. Ericus Werlauff (1815), etwa S. 15 ff; 41 ff. 69 En tale mot biskopene, utg. av Anne Holtsmark, Det Norske Videnskaps-Akademi i Oslo II, Hist.-Filos. Klasse 1930, Nr 9, S. 60f; dazu: Astrid Salvesen, in NHT, Bd. 37 (1955), S. 204–224; Übersetzung von Alf Hellevik 1963. 70 Vgl. c. 117 der Sverris Saga, Ausg. Gustav Indrebø (1920); vgl. Absalon Taranger, indflydelse, S. 205f; 304–312; derselbe, retts historie, S. 37f; Trygve Knudsen, Art. Frostating in: KLNM, Bd. IV (1959), Sp. 657; Jørn Sandnes, Art. Frostuping, in RGA2 Bd. 10 (1998), S. 114; Trygve Knudsen, Art. Gullfjær, in: KLNM, Bd. V (1960), Sp. 593 f. 71 Vgl. Ftl II: 10 (NGL I, S. 134): „i krist kirkiu eja i marie kirkiu eja i kirkiu garje peirra“ (bei Meißner, Ftl, S. 23f steht fälschlich „Kirchhöfen“). 72 Elgesæter Kloster, im Süden von Trondheim gelegen, vgl. den Stadtplan bei Absalon Taranger, Trondheim, S. 4.
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1164 entstanden, andere erst im 13. Jahrhundert: So ist der ältere vijreldistíund (der Zehnt auf den Zuwachs der Rinderherde) abgelöst worden durch den Käsezehnt. Von dem Käse, der aus der ganzen Milch des Freitags vor Johanni (24. Juni) gewonnen war, sollte drei Viertel die Kirche, der Bischof und der Priester, ein Viertel die Armen erhalten73. Nach 1215 ist auch das Abendmahlsalter von 12 auf 7 Jahre herabgesetzt worden74. Das Christenrecht der Frostuthingsbók gibt im wesentlichen das der Goldfeder wieder. Deren Wirkung erstreckte sich aber auch auf das weltliche Recht75, doch ist nicht bekannt, ob die Goldfeder nur das Christenrecht enthielt oder aber eine Aufzeichnung des ganzen Frostuthingsrechtes war76.
III. Frostuthingsbók 1. Geltungsbereich Die Frosthuthingsbók war das Rechtsbuch der Fylke um den Trondheimfjord77. An der Mündung der Nij elv in den Fjord errichtete König Olaf Tryggvason 997, die Stadt „Mündung der Nij“ (Nijaróss), das heutige Trondheim78. Jarl Erik Hakonarson verlegte den Handelsplatz nach dem heutigen Steinkjer, in das Innere des Fjords, doch Olaf der Heilige (König 1015–1028, gefallen in der Schlacht bei Stiklestad am 29. Juli 1030) stellte Nidaros wieder her79. Wichtig wurde die Stadt als Ruhestätte Olafs 73 Vgl. Ftl II: 18 (NGL I, S. 137 = Meißner, Ftl, S. 28). 74 Vgl. Ftl II: 40 (NGL I, S. 144 = Meißner, Ftl, S. 39). Dies beruht auf can. 21, Conc. Lat. IV (1215, vgl. COD II, S. 245 = X. 5. 38. 12), wo die Erteilung der Kommunion abhängig gemacht wird von „postquam ad annos discretionis pervenerit“, worunter nun das siebte Lebensjahr verstanden wurde, vgl. Johannes Sägmüller, I, S. 36f; Johannes Ernst, in: Arch. f. kath. Kirchenrecht, Bd. 107 (1927), S. 433–497; Bd. 109 (1929), S. 594–598 und Bd. 110 (1930), S. 136–153; Franz Gillmann, ebda, Bd. 108 (1928), S. 556–217. 75 Das Wirken Erzbischofs Øystein ist erwähnt in: Ftl I: 3; II: 26; V: 44 (NGL I, S. 128; 139; 182 = Meißner, Ftl, S. 15; 32; 111); über sein Wirken vgl. Sverre Bagge, kirkereform, S. 69 ff. 76 Vgl. Trygve Knudsen, Art. Gullfjær, in: KLNM, Bd. V (1960), Sp. 594. 77 vgl. dazu Gustav Indrebø in: Bergens Museums Årbok 1931, Hist.-antikvarisk rekke Nr. 1, S. 7 ff; die Einteilung der Fylke in Viertel, ebda 1935, Hist.-antikvarisk rekke Nr. 1, S. 17–22. 78 Vgl. Ágrip af Nóregskonunga sögum (ÍF, Bd. 29), c. 43 ff (S. 40 ff); Fagrskinna c. 93, (ÍF, Bd. 29, S. 30); Heimskringla, Bd. I, Olaf Tryggvasons saga c. 70 (ÍF, Bd. 26, S. 318) = Thule Bd. 14, S. 276; Meißner, Ftl, S. XII. 79 Vgl. Fagrskinna c. 26; 31 (ÍF, Bd. 29, S. 166; 181); Meißner, Ftl, S. XII f; Trygve Knudsen, Art. Frostating, in: KLNM, IV, Sp. 654 f.
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des Heiligen in der dortigen Domkirche80 und seit 1152 als Sitz des norwegischen Erzbischofs81. Das innere Trondheim bildeten die vier Fylke Veradalr, Skaun, Sparbyggvafylki und Eynafylki82. Es war früh ein eigenständiges Thing mit heute unbekanntem Tagungsort. Das äußere Trondheim besteht aus dem Strindafylki, dem Sjórdœlafylki, dem Gaulardalr und dem Orkadalr. Da der Nij im Strindafylki in den Fjord mündet, war das Eyrathing83 das frühere Thing dieses Gebietes84. Später traten noch drei außerhalb des Trondheimfjords liegende Fylke hinzu: Naumdœlafylki 85, Nordmœri und Raumsdœlafylki86. Vorübergehend zählte dazu auch Sunnmœri, das sich jedoch später dem Gulathing anschloß. Ob das Thing auf der Halbinsel Frosta älter ist als das Eyrathing und wann das innere und äußere Trondheim sich zu einem Thing zusammenschlossen, ist umstritten: Während Indrebø annahm, das Eyrathing sei älter als das Frostathing und dieses sei in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts nach Frosta verlegt worden87, meint Sandnes88, das Frostathing sei das älteste tröndische Thing. Im 10. Jahrhundert sei es lediglich von einem Allthing (das alle Bauern besuchten) in ein lögping (ein Repräsentantenthing) umgewandelt worden. Das Eyrathing dagen sei errichtet worden, um das Verhältnis der Trönder zum König zu regeln; deshalb habe dort die Königswahl und die Huldigung stattgefunden89. Wann die drei Fylke útan fjarjar (Raumsdœlafylki, Norjmœrafylki und Naumdœlafylki) zum Frostuthing stießen, ist um-
80 Vgl. Adam v. Bremen IV, 33 (32), S. 480: „Metropolis civitas Nortmannorum est Trondemnis, quae nunc decorata ecclesia magna populorum frequentia celebratur. In qua iacet corpus beatissimi Olaph regis et martyris“. 81 Päpstliche Bestallung von 1154 in: NGL I, S. 439. 82 Vgl. Heimskringla I, 105; Meißner, Ftl, S. XV; Gustav Indrebø, Fylke, S. 7. 83 Vgl. zum Eyrathing: Ftl I: 4 (NGL I, S. 122 =Meißner, Ftl, S. 15; Absalon Taranger, Trondheim, S. 7 f. 84 Eine Erinnerung an dieses Thing findet sich in Ftl I: 4 (NGL I, S. 128 = Meißner, Ftl, S. 15. 85 Zum Naumdœlafylke vgl. Gustav Indrebø in: Bergens Museums Årbok 1931, Hist.antikvarisk rekke Nr. 1, S. 7 ff; die Einteilung der Fylke in Viertel ebda 1935, Hist.antikvarisk rekke Nr. 1, S. 83–90, mit Karte S. 88. 86 Vgl. Gustav Indrebø, Fjordung, S. 22 ff; Jørn Sandnes, Art. Frostuping, in RGA Bd. 10 (1998), S. 113. 87 Vgl. Heimskringla, Saga von Hákon dem Guten c. 11; Gustav Indrebø, Fjordung, S. 20 ff; vgl. Jørn Sandnes, Art. Frostuthing, in: RGA, Bd. 10 (1998), S. 112 f. 88 Jørn Sandnes in: Norsk Historisk Tidskrift 46 (1967), S. 1–20; vgl. denselben, in: RGA Bd. 10 (1998), S. 112 f. 89 Absalon Taranger, Trondheim, weist S. 7 darauf hin, dass ihm neben der Huldigung auch die Annahme von Gesetzen (lögtak) für die ganze Landschaft nach 1164 zustand (Ftl, Einl. c. 22 (NGL I, S. 126 = Meißner, Ftl, S. 10f).
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stritten90, da die Quellen es nicht genau sagen. Im wesentlichen galt die Frostuthingsbók auch in Nordnorwegen nämlich im Halogaland 91 und in Jämtland/Härjedalen, jedoch mit schwedischem Einfluß. Diese Fylke hatten jeweils ein eigenes Thing92. Das Thing wurde auf der Halbinsel Frosta gehalten, die südwestlich in den Fjord an seiner breitesten Stelle hineinragt. Die genaue Lage des Thingplatzes ist unbekannt. Er wird beim Hof und der Kirche Logtun (anord. Lagatún)93 vermutet. Taranger94 und Knudsen halten eine Felskuppe beim Nachbarhof Lögstein für den Gesetzesberg, von dem Gesetze und Urteile verkündet wurden95. Die Thingzeit entsprach der des Gulathings: Magnus Erlingsson legte sie auf die Petersmesse (28. Juni), aber Magnus Lagabœter verlegte sie auf den Abend der Botolfsmesse (botolfsvökuaptann, vigilia Butolphi, 17. Juni)96. Als im 10. Jahrhundert aus dem Allthing ein Lögthing wurde, schrieb Ftl I: 297 vor, dass der königliche Årmann (Amtmann) aus jedem innertröndischen Fylke je 60, aus jedem außertröndischen Fylke je 40 nefndarmenn (Vertreter) in den Rechtsausschuß (lögrétta) ernennen solle98. Von Namdal und
90 Gustav Indrebø, Fylke, S. 7 ff; Frederik Brandt, Forelæsninger I, S. 8, Ebbe Hertzberg, Grundtrækkene S. 120 ff und Alexander Bugge, Norges Historie, Bd. I, 2, S. 189 meinen, dies sei in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts geschehen, als Hákon der Gute (Ajalsteinsfóstri, 935–961 [vgl. Arnulf Krause in RGA2 Bd. 13, 1999, S. 390–392]) den Thingplatz nach Frosta verlegte, Maurer, Entstehung S. 1–84 glaubte, die Aufnahme sei erst in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts geschehen, während Jørn Sandnes, historie, S. 234 ff und in: Art. Frostuping, in: RGA2, Bd. 10 (1998) S. 113 sich Absalon Taranger (Frostatingsboken), in: Tidsskrift for Retsvidenskap Bd. 31 (1928), S. 1–68 anschließt und meint, Nordmœrafylki sei im 11. Jahrhundert, die beiden anderen um 1100 aufgenommen worden. 91 Über Fylke und Fylkesviertel in Halogaland vgl. Gustav Indrebø in: Bergens Museums Årbok 1935, Hist.-antikvarisk rekke Nr. 1, S. 27–82, mit Karten S. 48 und 53. 92 Vgl. Trygve Knudsen, Art. Frostatingsloven in: KLNM Bd. IV (1959), Sp. 656; Jørn Sandnes, Art. Frostuping, in: RGA Bd. 10 (1998) S. 113. 93 Vgl. dazu Oluf Rygh, der Lagatun im Zusammenhang mit dem herred Frosten als Nr. 92 (S. 70f) erörtert: Platz an dem das Frostathing gehalten wurde; Absalon Taranger, Trondheim, S. 15–19, mit Lageplan S. 19. 94 Absalon Taranger, Trondheim, S. 15–19; 26f, mit Lageplan S. 19. 95 Trygve Knudsen, Art. Frostating in: KLNM, Bd. IV (1959), Sp. 654. 96 Trygve Knudsen, Art. Frostating in: KLNM, Bd. IV (1959), Sp. 655. 97 Ftl c. I: 2 (NGL I, S. 127 = Meißner, Ftl, S. 14f). 98 Der darüber ausgebrochene Streit, dass unmöglich so viele Männer der lögrétta angehören könnten (Nachweise bei Jørn Sandnes, Art. Frostuping, in: RGA Bd. 10 (1998) S. 113), beruht auf einer Verwechselung von lögping und lögrétta in Ftl, vgl. das Pingfarabolkr c. 2 von ML landslov (NGL II, S. 12 = Meißner, Landrecht, S. 13), wo zwar dieselben Zahlen auftauchen, doch sind sie dort richtig auf die Teilnahme am Thing,
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Romsdal sollten für jeden Schiffsbezirk zwei, von Nordmöre99 und Oppdal je drei Mann für jeden Schiffsbezirk entsandt werden, insgesamt 85. Dem Gebot des Erzbischofs Øystein100 entsprechend sollten alle Männer bei Sonnenaufgang auf dem Thing erscheinen, sich dort den Tag über den Thingsachen widmen und fasten bis zur Non101. Die Thingreisekosten (pingfararfé) erhielten die Delegierten von ihren Heimatorten erstattet102. Bereits zur Zeit Magnus’ des Guten (1035–1047) ist von diesem Gesetzbuch – genannt Grágás103 – die Rede und König Sverre Sigurdsson (1177/ 84–1202) hat sich darauf im Streit mit Erzbischof Erik gestützt. Dieser berief sich dagegen auf das von seinem Vorgänger Øystein (1161–1188) verfaßte (heute nicht mehr erhaltene) Christenrecht Gullfjöjr (Goldfeder)104. Einige Vorschriften der Frostuthingsbók scheinen jedoch bereits unter König Olaf dem Heiligen (1015–1028) zustande gekommen zu sein. Darauf wies der Rechtsprecher Gunnar Grjónbak auf der Reichsversammlung von 1223 hin105. Auch Ftl XVI: 4106 nennt Olav den Heiligen als Urheber der älteren Frostuthingsbók, in der auch einzelne Kapitel auf ihn verwei-
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nicht auf den Rechtsausschuß, bezogen, vgl. Trygve Knudsen, Art. Frostating in: KLNM, Bd. IV (1959), Sp. 655; anders: Absalon Taranger, Trondheim, S. 20–24. Zum Nordmörefylke und seine skipreide-Viertel vgl. Gustav Indrebø in: Bergens Museums Årbok 1931, Hist.-antikvarisk rekke Nr. 1, S. 14 ff; die Einteilung der Fylke in Viertel ebda 1935, Hist.-antikvarisk rekke Nr. 1, S. 217–237, mit Karten S. 225, 235. Øystein, Erzbischof von Nidaros von 1157–1188; seine Anordnung mag ihren Ursprung in seiner Gullfjöjr, dem von ihm verfaßten Rechtsbuch (Goldfeder) haben vgl. Trygve Knudsen, Art. Frostating in: KLNM, Bd. IV (1959), Sp. 655. Vgl. Ftl I: 3 (NGL I, S. 128 = Meißner, Ftl, S. 15). Die christliche Kirche heiligte – entsprechend Apg. 2: 15; 3: 1 und 10: 9 – die dritte sechste und neunte Stunde des Tages durch Gebet; bis zur neunten Stunde sollten also die Thingverhandlungen dauern. Vgl. Ftl I: 1 (NGL I, S. 127 = Meißner Ftl, S. 13); ML landslov c. I: 2 (NGL II, S. 12f schreibt dagegen vor, der Rechtsprecher solle die Reisekosten aus der Bauernkasse (bóndafé) begleichen, vgl. Trygve Knudsen, Art. Frostating in: KLNM, Bd. IV (1959), Sp. 655. C. 16 der Saga Magnus des Guten (in der Heimskringla, Bd. III [ÍF Bd. 28], S. 31 = Sammlung Thule, Bd. 16, c. 16, S. 39) sagt, auf den Rat der weisesten prœndr habe dieser König das Gesetzbuch (die Frostupingslög) aufschreiben lassen, das den Namen Grágás (Graugans) erhielt, der später auf das isländische Rechtsbuch überging. Vgl. c. 117 der Sverris Saga, Ausg. Indrebø (1920); Trygve Knudsen, Art. Frostating in: KLNM, Bd. IV (1959), Sp. 657; Jørn Sandnes, Art. Frostuping, in RGA Bd. 10 (1998), S. 114. lögbok hins helga Olafs kongs in c. 94 der Hákonar saga Hákonarsonar, ed. AM 81 a, fol. ved Albert Kjær/Ludvig Holm-Olsen (1947); vgl. Trygve Knudsen, Art. Frostatingsloven in: KLNM Bd. IV (1959), Sp. 657. Ftl c. XVI: 4 (NGL I, S. 258 = Meißner, Ftl, S. 256); vgl. Trygve Knudsen, Art. Frostating in: KLNM, Bd. IV (1959), Sp. 657.
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sen107. Insgesamt ist das Kapitel XVI von Ftl ein Rechtsbesserungskapitel, denn es beginnt mit den Worten „her hefr upp réttarbœtr pær er kunungar gáfu“108. Den Text der Frostuthingsbók verwahrte der Priester von Logtun. Dort hat es Snorri Sturluson109 bei seinem Aufenthalt in Nidaros 1219/20 vermutlich gesehen. Wenn der Priester mit dem Buch zu Thing gehen wollte, um es dort zu verlesen, sollte er die große Glocke läuten110. Er übte also zunächst das Amt eines Rechtsprechers aus, später ging es auf den eigentlichen Lagmann über111. Sowohl beim Gulathing wie auch beim Frostathing war der Rechtsprecher eng mit dem lögping verknüpft und hatten deshalb größere Autorität als andere Inhaber dieses Amtes. Vor dem schwarzen Tod (der Pest), die Norwegen 1349/50 erreichte, gab es zwei Rechtsprecher, einen für das Tröndelag und einen für die Stadt Nidaros. Danach legte man beide Rechtsprecherämter112 zusammen. Seit dem Beginn des 15. Jahrhunderts hieß das Amt „Rechtsprecher von Trondheim“, umfaßte aber auch das Tröndelag. Als Zeichen seiner Selbständigkeit führte das Frostuthing seit 1280 ein eigenes Siegel113. Bis 1572 tagte es in Frosta, 1594 wurde es jedoch in die Stadt Trondheim verlegt. 2. Überlieferung Der Text des weltlichen Teils der Frostathingsbók beruht auf Abschriften des Codex Resenianus114, der zwischen 1260 und 1269 geschrieben, aber im 107 Es sind dies c. VII: 18 (NGL I, S. 202 = Meißner, Ftl, S. 149); c. XIII: 9 (NGL I, S. 243 = Meißner, Ftl, S. 227); c. XVI: 1 (NGL I, S. 257 = Meißner, Ftl, S. 254). 108 Ftl c. XVI (NGL, Bd. I, S. 257); vgl. Grethe Authén Blom, Art. Retterbot, in: KLNM, Bd. XIV (1969), Sp. 108–114 (109). 109 Über ihn vgl. jetzt: Anthony Faulks, Snorri Sturluson (2008), S. 311–314. 110 So in Ftl I: 3, (NGL I, S. 128 = Meißner, Ftl, S. 15); In ML landslov c. I: 3, 2 (NGL II, S. 15 = Meißner, landslov, S. 17) verwahrt der lögmajr das Gesetzbuch und soll die große Glocke läuten lassen, wenn er mit dem Buch das Thing aufsucht. 111 Über das Lagmannsamt am Frostuting vgl. Gunnar Nissen, lagmansembete (1956). 112 Vgl. Absalon Taranger, Trondheim, S. 32 f. Eine Aufstellung der Rechtsprecher von Nidaros von 1293–1797 gibt Absalon Taranger, Trondheim, S. 33f; vgl. Trygve Knudsen, Art. Frostating in: KLNM, Bd. IV (1959), Sp. 656. 113 Erwähnt in der Rechtsbesserung von 1280, § 8 (NGL III, S. 5f) Vgl. Absalon Taranger, Trondheim, S. 31, mit Bild S. 54. 114 Der Name geht zurück auf Peder Hansen Resen (latinisiert: Resenius, 1625–1688), der 1664 Bürgermeister von Kopenhagen und 1669 Assessor beim dänischen obersten Gerichtshof wurde. Er war ein großer Sammler historischer Dokumente, der seine Sammlung der Universität in Kopenhagen vermacht hat. Einen Großteil davon vernichtete das Feuer von 1728, vgl. Erik Noreen, Art. P. H. R. in: Svensk Uppslagsbok, 2. Aufl., Bd. 23, Malmö 1947/55, Sp. 1193; Meißner, Ftl, S. XXII.
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Großfeuer von Kopenhagen 1728 vernichtet wurde. Diese Abschriften haben Isländer vorgenommen, sie sind in NGL I gedruckt115, doch hat auch Arne Magnusson den Anfang bis Kapitel II: 6 kopiert, seine Abschrift ist in NGL IV verfügbar116. Im Norwegischen Reichsarchiv in Oslo finden sich fünf Fragmente des Codex Resenianus, sie sind in NGL II gedruckt117. Obwohl das Fragment IV (ca 1220–1225) das saktal (wie der Codex Resenianus) im sechsten Buch abhandelt, weicht es von den anderen ab, weil es die Totschlagsbußen (saktal) anders ordnet als Teil VI des Codex Resenianus. Amira 118 hat den verstümmelten Text restauriert und festgestellt, dass diese Bußordnung älter ist als die des Bjarni Majarson in der Gulathingsbok, c. 316–319 und bereits aus dem 12. Jahrhundert stammt. Das saktal in VI: 9 der Frostuthingsbók weist Taranger119 dem Rechtsprecher Gunnar Grjonbakr zu, der zur Zeit des Königs Hákon Hákonarsson (1217–1263) nicht nur der älteste Rechtsprecher war, sondern auch als der weiseste galt120. Ergänzt wird das Bisherige durch die Fragmente aus der Universitätsbibliothek Tübingen, die Eduard Sievers 1886 herausgegeben hat121. Sie sind auch in NGL gedruckt122 und enthalten denselben Text wie der Codex Resenianus, doch mit etwas anderer Einteilung. Amira sieht in diesen Bruchstücken den ältesten Text der Frostuthingsbók, entstanden zwischen 1215 und 1220123. Da der Codex Resenianus lückenhaft und ohne Sorgfalt geschrieben ist, bedarf er der Ergänzung. Dazu kann die Járnsíja124 dienen, das Gesetzbuch für Island, das dort zwischen 1271 und 1273 eingeführt wurde und zum großen Teil wörtliche Zitate aus der Frostuthingsbók
115 Frostuhings-Lov in NGL I, S. 119–259; deutsche Übersetzung von Meißner, 1939, Neudruck 1960. 116 NGL IV, S. 19–30 (AM 312 fol.); vgl. Meißner, Ftl S. XXII. 117 Fragmenta Reseniana in Oslo: 1 C, cod. II–V; Druck in: NGL II, S. 500–522 und in NGL IV S. 30 f. 118 Karl v. Amira, Zur Textgeschichte der Frostuthingsbók, in: Germania, Bd. 32 (1887), S. 129–164 (S. 137 ff). 119 Absalon Taranger, Frostathingsboken, in: Tidskrift for Retsvidenskap 31 (1928), S. 38; derselbe, Trondheim, S. 32. 120 Dieses Lob spricht König Hákon Hákonarsson (1217–1263) in Fornmannasögur 9, S. 330 aus; vgl. Meißner, Ftl, S. XXIII. 121 Druck in: Tübinger Fakultätsprogramm 1886, S. 3–39; 50–52; vgl. zu diesen Fragmenten: Gustav Storm, brudstykkerne, in: Tidsskrift for Retsvidenskab Bd. III (1890), S. 416–428. 122 NGL V, S. 1–7. 123 Vgl. Karl v. Amira in: GGA 1886, S. 541–555. 124 Über die Járnsíja vgl. unten 2. Kap., 1. Abschn. III, S. 246 ff.
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bringt125. Járnsíja bedeutet ‚Eisenseite‘, der Name rührt vermutlich vom Einband her, doch kann er auch die Strenge des darin enthaltenen Rechtes andeuten. Die jüngere Bezeichnung ‚Hákonarbók‘ ist mißverständlich. Die Sprache der einzelnen Quellen ist mehr oder minder untröndisch. Man hat sogar damit gerechnet, dass der Codex Resenianus isländisch geschrieben war, was nicht mehr nachgeprüft werden kann. Immerhin waren die Abschreiber Isländer. Auch die fünf Fragmente im norwegischen Reichsarchiv 1 C weichen vom gewöhnlichen Tröndischen ab. Das älteste (1 C IV) scheint – zusammen mit der Handschrift AM 315 K – bei den Endungen a/æ einer Handschrift von Eidsivathings Christenrecht zu ähneln. Der Schreiber der Handschrift AM 60 qu. b stammte wahrscheinlich aus dem Südosten und hat in der in Oslo gewöhnlichen Sprache geschrieben126. Rudolf Keyser und Peter Andreas Munch haben die Frosthuthingsbók 1846 herausgegeben in NGL I127. Rudolf Meißner hat es 1939 ins Deutsche übersetzt128. Bereits 1935 hat Laurence Marcellus Larson eine englische Übersetzung vorgelegt129. Zuletzt haben Jan Ragnar Hagland und Jørn Sandnes das Rechtsbuch ins Neunorwegische übertragen130. 3. Inhalt a) Die Frostuthingsbók als lebender Text Auch die Frostuthingsbók war ein lebender Text: Aus dem Codex Resenianus folgt, dass er ein früheres Rechtsbuch ablöste, genannt Frostopings bóc, bóc var oder nur bóc. Damit dürfte die aus den Sagas bekannte Grágás gemeint sein. Jüngster Teil des Codex Resenianus ist die Einleitung, die in den Kapiteln 1–13 und 14–21 (mit einer Lücke dazwischen) Hákon Hákonarssons neues Gesetz von 1260 enthält. Die Kapitel 22–24 der Einleitung131 enthalten Rechtsbesserungen, von denen es zwar heißt „gáfum vér Prœndum“, also eigentlich ‚den Trondheimern‘, womit aber die Bauern des Tröndelags gemeint sind132. Hier ist noch auf eine Besonderheit des Dienstrechts hinzuweisen: Kapitel 20 der Einleitung versucht, dem Arbeitermangel der Bauern zu steu125 126 127 128 129 130 131 132
Die Entnahmen aus Ftl sind aufgelistet in NGL V, S. 838–844. Vgl. Trygve Knudsen, Art. Frostatingsloven in: KLNM Bd. IV (1959), Sp. 661. Rudolf Keyser/Peter Andreas Munch, Norges Gamle Love, Bd. I, S. 119–258. Rudolf Meißner, Das Rechtsbuch des Frostothings, Weimar 1939, Neudruck Witzenhausen 1960. Zu englischen Übersetzung durch Laurence Marcellus Larson vgl. oben Fn. 59. Jan Ragnar Hagland/Jørn Sandnes, Frostatingslova, Oslo 1994. Ftl c. 22–24 in NGL I, S. 126 = Meißner, Ftl, S. 10 f. Vgl. Meißner, Ftl, S. 10, Fn. 2.
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ern, indem er allen, die weniger Vermögen als drei Mark haben, verbietet, zwischen Ostern und der Michaelsmesse (29. September) auf Handelsfahrt zu gehen133. Sie dürfen nur den Winter über ausfahren. Die Vorschrift reicht weiter als ihr Text sagt, denn aus der Jónsbók IX: 4 folgt, dass man nach Marien Geburt (8. Sept.) von Island nicht mehr aussegeln sollte (Herbststürme drohten). Die Gefahr schlechten Wetters drohte aber auch norwegischen Schiffern, wenngleich die Schiffahrt im Winterhalbjahr nicht völlig ruhte, so dass Handelsfahrten nach dem 29. September über den Winter und die ersten Monate des neuen Jahres mit erheblichen Gefahren verbunden, wenn nicht unmöglich waren. Die Vorschrift wird wiederholt in ML landslov134. In Kapitel 25 der Einleitung beginnt dann das eigentliche Rechtsbuch mit einer Übersicht seiner Gliederung: Es ist eingeteilt in 16 staji oder lutr (Teile), sie enthalten (einzeln nicht ausgewiesene) Sinnabschnitte (pá bölku), deren Regeln innerlich zusammenhängen. Die Teile gliedern sich in Kapitel (capitula). Jedoch scheint die Verteilung des Christenrechts auf zwei Teile eine spätere Entwicklung zu sein, um sechzehn Teile zu erreichen, denn sowohl die Vorlage für die Übersetzung von 1594, die Excerpte aus dem Bjärköarecht von Nidaros als auch die Tübinger Fragmente zeigen es noch als Einheit. Die Vorlage der Tübinger Bruchstücke scheint auch eine eigene Einteilung in Bücher, Teile (aber andere als die Gliederung in 16 Teile) und Kapitel gehabt zu haben135. Ihr Vorbild dürfte entweder die Gullfjöjr Erzbischofs Øystein oder frühe kanonistische Dekretaliensammlungen gewesen sein, denn sie sind eingeteilt in libri, tituli und capitula. Das System geht auf Bernardus Papiensis (vor 1150–1213) zurück, der es 1188/90 seiner Summa zur Compilatio prima zugrundelegte136. b) Vom Allthing zum Lagthing Auch das Frostuthing entwickelte sich – wie das Gulathing – vom Allthing zum Lagthing. Jedoch enthält der überlieferte Text im wesentlichen Magnustext, so dass über die Gestaltung des Olafstextes nichts gesagt werden kann. Man kann nur versuchen, ihn aus den Angaben in Magnus Lagabœters Landrecht zu ergänzen. Das Lagthing sollte jährlich am 28. Juni statt133 Dies entspricht auch der Regelung der JB IX: 4 (ed. Ólafur Halldórsson, S. 240 = Meißner, Stadtrecht, S. 462f), wonach niemand auf Handelsfahrt gehen darf, der weniger als zehn Hunderte (= 120 × 10 Ellen Wollstoff) besitzt. 134 Siehe ML landslov VIII: 23 (NGL II, S. 163 f. 135 Vgl. Gustav Storm, in: Tidsskrift for Retsvidenskab, Bd. 3 (1890), S. 416–428. 136 Vgl. Absalon Taranger, Frostatingsboken in: Tidskrift for Retsvidenskap, Bd. 31 (1928), S. 1–68; zu Bernardus Papiensis vgl. Peter Landau, Juristen, S. 81 f.
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finden. Die Auswahl der Teilnehmer folgt aus ML Landslov I: 2 und zeigt für die einzelnen Fylke unterschiedliche Auswahl der Repräsentanten137. Im übrigen ähneln die Verhältnisse im Tröndelag denen des Gulathings stark. c) Das Christenrecht Das Christenrecht (kristinréttr) findet sich in den Teilen II und III des Codex Resenianus138. Teil II enthält auch das Thronfolgerecht von 1164, Teil III kirchliches Ehe- und Strafrecht. Der Text in NGL I139 stammt aus AM 60 qv. b mit etwa demselben Inhalt und von derselben Hand wie AM 322 fol. c). Die sechs ersten Kapitel hat auch Arne Magnus übertragen140. Bruchstücke desselben Christenrechts finden sich in AM 315 fol. K, die zur Handschrift des norwegischen Reichsarchivs 1 C IV (von etwa 1220/25) gehören und in NGL IV gedruckt sind141. Die Tübinger Fragmente sind etwa fünfzig Jahre jünger142. Von etwa 1300 stammt ein Christenrechtsfragment im Codex 1 C I des norwegischen Reichsarchivs143. Aus der Mitte des 14. Jahrhunderts sind große Teile von Teil II und der ganze Teil III überliefert im Ms. Sthlm 35 qv. b144. In dem kompilierten Text einer Papierabschrift von AM 313 fol. finden sich Teile des alten Christenrechts der Frostuthingslög145. Aus der Frostuthingslög stammt auch ein Christenrechtsbruchstück im älteren Bjärköarecht von Nidaros146 aus der Mitte des 13. Jahrhunderts. Einige isländische Papierabschriften dieses Bjärköarechts (von 1600 und später) enthalten Auszüge des Trondheimischen Kirchenrechts147. Eine Übersetzung von 1594 enthält den vollständigen Text dieses Kirchenrechts und läßt nur die Kapitel über die Eisenprobe und die geistliche Verwandtschaft weg148. NGL IV, S. XI hat die verschiedenen Bruchstücke zusammengestellt149. Allgemein wird angenommen, dass (die sonst verlorene) Gullfjöjr (Goldfeder), das Christenrecht des Erzbischofs 137 Vgl. für das Lagthing des Frostuthings: Absalon Taranger, Alting, S. 25–38. 138 Vgl. zum Nachfolgenden die Darstellung bei Trygve Knudsen, Art. Frostathing, in: KLNM Bd. IV, Sp. 659 f. 139 Kirchenrecht in NGL I, Teil II und III, S. 129–156 = Meißner, Ftl, S. 16–58. 140 Druck in: NGL IV, S. 27–30. 141 NGL IV, S. 30/31, dort genannt „Brudstykke af den ældre Frostathingslov“. 142 Druck in NGL V, S. 1–7. 143 Druck in NGL II, S. 500–501. 144 Die Handschrift Stockholm (Sthlm) 35 qv. b trug früher die Nr. 22. 145 Sie sind gedruckt in NGL IV, S. 50–65. 146 Aus der Hs. AM 315 fol., Druck in NGL IV, S. 71/72. 147 Druck in NGL I, S. 315–318 und in NGL IV, S. 75/76. 148 Druck in NGL IV, S. 31–50. 149 Vgl. auch die Aufstellung bei Absalon Taranger, indflydelse, S. 206, vgl. Trygve Knudsen, Art. Frostathing, in: KLNM Bd. IV, Sp. 660.
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Øystein150, Eingang nicht nur in das in 16 Teile gegliederte Frostuthingsbók151, sondern auch in die Tübinger Fragmente und die Übersetzung von 1594 gefunden hat. Das Rechtsbuch beginnt mit dem Thronfolgegesetz von 1164 in derselben Fassung, welche die Gulathingsbók in c. 2 aufweist. Dagegen wird die Grágásfassung vor diesem Gesetz mit der Formel begonnen haben, die NGL I, S. 130 zeigt152. Die Ausweitung des Testamentsrechts in Kapitel III: 17 der Frostuthingsbók, welche die Reichsversammlung in Bergen 1152 beschloß153, ist geknüpft an Erzbischof Jón Birgisson (1152–1157) und den Besuch Kardinal Nikolaus Breakspears in Norwegen 1152154. Auch Papst Alexander III. (1152–1181) ist erwähnt in c. II: 26155: Er erlaubte den Heringsfang auch an Sonntagen und nahm nur hohe Feiertage davon aus. Die Vorschriften über bischöfliche Visitation sind als Dienstleistung des Bischofs für die Bauern aufgefaßt156, sie zeigen seine jährlich Verpflichtung, die nur durch Ruf des Königs, Erzbischofs oder Krankheit aufgehoben ist, aber gleichwohl seinen Anspruch auf den Bischofszehnt nicht berührt157. Es handelt sich um eine gleichsam vertragliche Pflicht, so dass er seinen Lohn (raija) nur erhält, wenn er tätig wird. Das hat sich in den Frostuthingslög geändert, die – nach dem Vorbild von Erzbischof Øysteins Goldfeder – vom Amtsdienst des Bischofs sprechen158.
150 S. dazu oben II (S. 123 f.). 151 Zum Beispiel findet sich in Ftl I: 6 (NGL I, S. 128 = Meißner S. 16) der berühmte Satz, der später in der Járnsíja c. 3 (NGL I, S. 260) wieder auftaucht: „At lögum skal land várt byggia en eigi at úlögum eyja“ (Mit dem Gesetz soll man unser Land bebauen und es nicht durch Ungesetzlichkeit veröden). 152 NGL I, S. 130: „pat er vpphaf laga vara at ver skolum kristni lyda oc kristnum dome oc konungi uarum oc biskupi til laga oc til rettra mala at fylgia“; vgl. Trygve Knudsen, Art. Frostathing, in: KLNM Bd. IV, Sp. 660. 153 Testamentsrecht in c. III: 17 (NGL I, S 153 = Meißner, Ftl, S. 52). 154 Vgl. Halfdan Koht, Kardinal Nicolaus og erkestolen i Nidaros, in: NHT, Bd. 37, Oslo 1955, S. 225–232. 155 Ftl c. II: 26 (NGL I, S. 139 = Meißner, Ftl, S. 32 f.); vgl. auch die ähnliche Regelung in Grg Ia, c. 14, S. 31f = Heusler, Graugans, S. 28 f. 156 Vgl. Gtl c. 8; 9 (NGL I, S. 6 f. = Meißner, Gtl, S. 8 ff.); Ftl c. II: 44 (NGL I, S. 145 = Meißner, Ftl, S. 41); Brtl c. II: 27; III: 24 (NGL I, S. 363, 372 = Meißner, Brtl, S. 68, 73). 157 Vgl. Anne Marit Hamre, Visitasen, S. 222 f. 158 Ftl, c. II: 44: „ueita monnum pionisto“ (den Männern seinen Amtsdienst zu leisten). In Ebf. Jóns Christenrecht c. 6 (NGL II, S. 344 f) ist die vertragliche Verpflichtung völlig verschwunden, die bischöfliche Visitation ist dort (im Rahmen der Firmung) rein kanonisch begründet: Der Bischof wird als berufener Verwalter des Konfirmationssakraments tätig, vgl. Anne Marit Hamre, Visitasen, S. 222.
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d) Die Eisenprobe Umfänglich ist die Eisenprobe geregelt159; nur Männer konnten sich ihr unterziehen, denn für Frauen galt als Gottesurteil der Kesselfang (III: 15)160. Deutlich wird, dass die Mitwirkung eines Priesters unabdingbar ist (II: 45), doch soll sie nur zugelassen werden, wenn andere Beweismittel fehlen. Bereits can. 15 der Beschlüsse der Reichssynode von 1164 verbot den Priestern, das Eisen zu tragen161 und 1169 hat Papst Alexander III. in einer Dekretale dem Erzbischof in Nidaros und seinen Suffraganen mitgeteilt, das Kirchenrecht verbiete die Gottesurteile162. Can. 18 des vierten Laterankonzils von 1215 schließlich verbot den Priestern, an Gottesurteilen mitzuwirken163. Gleichwohl mußte 1218 Inga, die Mutter Hákon Hákonarssons sich der Eisenprobe unterziehen, um seine Herkunft aus altem Königsgeschlecht nachzuweisen. Erzbischof Guttorm (1215–1224) – selbst ein Teilnehmer am vierten Laterankonzil – hatte sogar (trotz seiner Kenntnis des can. 18) das Gottesurteil Ingas veranlaßt164. Auch sonst wurde dieses Verbot kaum befolgt, deshalb hat es der päpstliche Legat Wilhelm von Sabina während seines Aufenthalts in Norwegen bei der Krönung König Hákon Hákonarssons 1247 den Anwesenden erneut eingeschärft. e) Die weiteren Teile der Frostuthingsbók Aus der oben genannten Grágás stammt auch Teil IV über die Mannheiligkeit; er weist viele Bezüge zum mündlichen Rechtsvortrag (Sätze mit nú) auf. Teil V, der Vorschriften über das Thing und Strafrecht enthält, schließt in c. 44–46 mit dem Strafgesetz König Magnus Erlingssons von 1164 in der Fassung, die vor der Frostuthingsbók angenommen wurde165. Teil VI enthält die Bußvorschriften (saktal). Hiervon gibt es zwei Redaktionen, eine ältere im Fragment 1 C IV des norwegischen Reichsarchivs, die aus dem Grágástext vor 1164 stammt und eine jüngere im Codex Resenianus von etwa 1200 oder zehn Jahre später, gekennzeichnet dadurch, die damalige ständige Erhöhung der Mannbußen zu verhindern. Nach Absalon Taranger dürfte diese Fassung der saktal auf den Rechtsprecher Gunnar Gjrónbak, den Vater des Erzbischofs Einar Smjorbak, zurückgehen, wie denn über159 Auch in Fällen, die uns sonderbar erscheinen, vgl. Ftl II, 1; VIII: 16. 160 Ftl III: 15 (NGL I, S. 152 = Meißner, Ftl, S. 51) läßt heidnische Opferer friedlos werden und – falls sie ihr Tun leugnen – Männer der Eisenprobe, Frauen dem Kesselfang unterwerfen. 161 Vgl. Walther Holtzmann, canones, in: DA, Bd. II (1939), S. 382. 162 Text bei Walther Holtzmann, canones, in: DA Bd. II, (1939), S. 391 f. 163 Can. 18 conc. Lat. IV, bei: COD II, S. 243. 164 Vgl. Meißner, Ftl, S. XXXIII. 165 Vgl. Trygve Knudsen, Art. Frostathing, in: KLNM Bd. IV, Sp. 658.
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haupt die sechzehnteilige Frostuthingsbók aus seinem Umkreis stammt. Da aber weder die Járnsíja noch Magnus Lagabœtirs Landslov die saktal geändert haben, liegt dem Codex Resenianus wohl nur ein privater Vorschlag des Rechtsprechers zugrunde, der nicht Gesetz geworden ist166. Teil VII behandelt das Ledungswesen. In Teil VIII vermerkt c. 15, dass die Königssöhne Sigurd, Øystein und Olaf167 einen vierzehnten Erbgang eingeführt hätten. Es sind vermutlich dieselben Könige, die in VIII: 19 das Fylkesthing auf der Insel Ytterøy zu Jorulfsstajir im Trondheimsfjord errichteten168. Gleicherweise unsystematisch sind den Vorschriften über das Ehegüterrecht in XI: 1–17 unterschiedliche Vorschriften angefügt, unter anderem XI: 24 über die Tötung von Hunden. Sie finden sich in Norwegen nur in der Frostuthingsbók, dagegen aber im schwedischen Östgötalag, im dänischen Skånelag und im Sachsenspiegel169. Eine Sonderstellung nimmt Teil XVI ein: Er enthält Rechtsbesserungen, und zwar die c. 1 und 4 für alle Trönder (öllum lögunautum, allen [tröndischen] Gesetzesgenossen) in c. 1; (prændum oc öllum lögunautum, den Tröndern und allen Gesetzesgenossen in c. 4), die c. 2 und 3 für Halogaland170 und für Namdal171. Höchstwahrscheinlich sind mit Magnus und Harald in c. XVI: 4 die beiden auf Sigurd Jorsalafarare folgenden Könige Magnus der Blinde (1130–1134) und Harald Gille (1130–1136) gemeint. Damit sind diese Ergänzungen die jüngsten der ältesten Frostuthingsbók.
IV. Borgarthingslög 1. Geltungsbereich Das Borgathing war die Versammlungsstätte der Landschaft Viken zunächst für die drei Fylke Ranriki (Renafylki, jetzt: Bohuslän), Vingulmörk
166 Vgl. Absalon Taranger, Frostatingsboken, in: Tidsskrift for Retsvidenskap, Bd. 31 (1928), S. 1–68; Trygve Knudsen, Art. Frostathing, in: KLNM, Bd. IV, Sp. 658. 167 Es handelt sich um die Söhne des Königs Magnus Barfot (1093–1103), nämlich Sigurd Jorsalafarare (1103–1190), Øystein (1103–1123) und Olaf Magnusson (1103–1116). 168 Es ist nicht nur in Ftl VIII: 19 (NGL I, S. 208) sondern auch in Ftl XV: 16 (NGL I, S. 256f) erwähnt, vgl. Meißner, Ftl, S. 160; 253. Der Einschub über die Thingerrichtung ist recht unsystematisch ins Erbrecht eingefügt. 169 Vgl. ÖGL Bb 24: 2; Skl c. 190 [nicht bei ASun]; Ssp, LdR III: 51. 170 Halogaland ist die nördlichste von Norwegern im Mittelalter bewohnte Küstenlandschaft (heute: Nordland Fylke und der Südteil von Troms bis zum Fjord Melangen.) 171 Das Namdal (Naumdœlafylki) ist das Tal des Namsen nördlich des Trondheimfjordes.
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(jetzt: Østfold) und Vestfold172. Im 13. Jahrhundert gehörten auch Grenland, Telemark und die Oslosyssel dazu173. Die Bezirke westlich von Nes bis zur Grenze zwischen Telemark und Ostagder waren zunächst nur lose an das Borgathing geknüpft174. Es tagte in dem von Olaf dem Heiligen 1016 gegründeten Borg (heute: Sarpsborg)175. Nach der Heimskringla176 war es 1028 das Huldigungsthing für Knut den Großen (1028–1035), dann im Jahre 1047 für Harald Hardrade (1047–1066)177, zugleich war es Urteilsthing, also Gericht für die ihm angeschlossenen Fylke. Gesetzesthing wird es erstmals 1224 genannt178, als es die Vorschrift des Kardinals Nikolaus Breakspears über Grundstücksgaben bestätigte. 2. Überlieferung Das Borgathingsrecht ist in drei Fassungen überliefert, die zwar auf eine gemeinsame Vorlage zurückgehen, aber unterschiedlich lang sind und in ihren Lücken und Zusätzen voneinander abweichen179. Lediglich die Reihenfolge der Kapitel stimmt in B II und B III überein. Alle drei Handschriften sind in NGL abgedruckt180. Allein B II hat in c. 3–14 Vorschriften über das Eherecht. B I ist in NGL I abgedruckt nach AM 78, 4° (aus dem 14. Jahrhun172 Zu den Fylke und ihren Vierteln (zum Teil Heradsviertel, S. 153–168) im Bezirk des Borgathings vgl. Gustav Indrebø in: Bergens Museums Årbok 1931, Hist.-antikvarisk rekke Nr. 1, S. 8 ff; die Einteilung der Fylke in Viertel ebda 1935, Hist.-antikvarisk rekke Nr. 1, S. 91–216, mit Karten S. 94; 98 ff, 102, 106, 111, 113, 116, 122, 125, 127, 202; zur Grenze von Vingulmörk vgl. Mattias Tveitane, in: Maal og Minne 1982, S. 161–166. 173 Vgl. Hartmut Böttcher, Art. Borgathingsbok in: RGA2, Bd. 3 (1978), S. 293; Amira/ Eckhardt I, S. 112, Fn. a) und Meißner, Brtl, S. XIII geben als Fylke Alfheimar (Ranriki), Vestfold (wozu auch Neset (Brunlanes) gehörte und Vingulmörk an; zur Abgrenzung und Lokalisierung von Renafylki und Ranriki bzw. Alvheimar vgl. Asgaut Steinnes, Alvheim, in: Norsk Historisk Tidskrift 35 (1950), S. 353–404 (369–378); derselbe, Husebyar (1955), S. 75–78; derselbe, Art. Landskap, in: KLNM, Bd. X (1965), Sp. 233f; zur Grenze gegen Västergötland vgl. Erland Hjärne, Alfheimar, S. 331–381. 174 Vgl. Didrik Arup Seip, Art. Borgarting, in: KLNM, Bd. II (1957), Sp. 148 f. 175 Der König erbaute dort eine Burg, legte in ihrem Bering eine Stadt an und ließ die Marienkirche errichten. S. Ólafs saga hins helga, c. 61 (ÍF, Bd. 27 = Heimskringla, Bd. II, S. 81); vgl. Alexander Bugge, indflydelse, S. 244 f. 176 Vgl. Heimskringla, Olavs saga hins helga, c. 173,. S. 311. 177 Vgl. Fagrskinna, ed. Finnur Jonsson, c. 45, 243 ff. 178 Vgl. Didrik Arup Seip, in: KLNM, Bd. II (1957), Sp. 149. 179 Zur Frage der Abweichung der Redaktion Brtl III: 22 hinsichtlich der Eisenprobe vgl. unten Fn. 245. 180 B I (mit 18 Kapiteln) findet sich in NGL I, S. 337–352 (hier Hs. A); B II (mit 27 Kapiteln) in NGL I, S. 353–363 und (verbessert) in NGL IV, S. 66–70; B III (mit 24 Kapiteln) in NGL I, S. 363–372.
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dert)181, der Text findet sich auch im Codex Tunsbergensis aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts182 und ein Fragment183 in AM 68 4°. Die Handschrift B II ist gedruckt nach AM 31. 8°184; die Handschrift B III schließlich nach C 15. 4° in der königlichen Bibliothek in Stockholm185. Auch diese Handschriften gehören dem 14. Jahrhundert an. Das im Codex Tunsbergensis enthaltene Borgathingsrecht hat Georg Tobias Flom 1925186 und diesen gesamten Codex hat Anne Brit Gabrielsen187 1986 herausgegeben. Rudolf Meißner hat die Bruchstücke des Borgathings- und Eidsivathingsrechts 1942 in deutscher Übersetzung vorgelegt188. Nach c. 29 der um 1250 entstandenen legendarischen Olafssaga gab Olaf der Heilige (1015–1028) den Landschaften Uppland und östliches Viken ein gemeinsames Gesetz. Vom Borgathingslög ist jedoch nur das Christenrecht überliefert, das inhaltlich nicht mit dem für das Eidsivathing übereinstimmt, doch zeigen beide gemeinsame Anklänge. Seine Aufzeichnung wird gewöhnlich in die Mitte des 12. Jahrhunderts (zwischen 1140 und 1152) gelegt189. Was damals darin stand, ist jedoch nicht sicher zu ermitteln, da die überlieferten Texte sehr unterschiedliche und zum Teil widersprüchliche Vorschriften enthalten190: sehr alte finden sich neben neueren, deren Entstehungszeit sicher ist. So steht z. B. die Gebührenpflicht priesterlicher Handlungen191 neben dem unter Sigurd Jorsalafarare (1103–1130) eingeführten Zehnt192, welcher die priesterlichen Dienste allgemein abgalt. Hier181 Zu AM 78, 4° vgl. NGL IV, S. 569–571. 182 Zum Codex Tønsbergensis (Nyere Samling 1642 qv.) vgl. NGL IV, S. 425–434; Vikens gamle Kristenret dort S. 428 Nr. 7 (in NGL I: Hs. B); vgl. Georg Tobias Flom, The Borgathing law of the Codex Tunsbergensis C. R. 1642 4to, Urbana, Illin. 1925 und jetzt die Ausgabe von Anne Brit Gabrielsen, Codex Tunsbergensis, Trondheim 1986. 183 Die Hs. AM 68 4° ist beschrieben in NGL IV, S. 561–563. 184 Die Hs. AM 31. 8° ist beschrieben in NGL IV, S. 607–609. 185 Die Hs. C 15. 4° (kgl. Bibl. Stockholm) ist beschrieben in NGL IV, S. 653f unter Nr. 8 (S. 654). 186 Georg Tobias Flom, The Borgathing law of the Codex Tunsbergensis C. R. 1642, 4to, 1925. 187 Anne Brit Gabrielsen, Codex Tunsbergensis, Trondheim 1986. 188 Rudolf Meißner, Bruchstücke der Rechtsbücher des Borgarthings und des Eidsivathings, Weimar 1942 [Übersetzung mit altnorwegischem Text]. 189 Vgl. Konrad Maurer, bei Ersch u. Gruber, Bd. 97 (1878), S. 29; derselbe, Retskilder, S. 30; Amira/Eckhardt, I, S. 112; Ebbe Hertzberg, Retskilder, S. 39; 190 Vgl. Ebbe Hertzberg, lovtekster, S. 105 ff; Meißner, Brtl, S. XV ff 191 Stolgebühren in Brtl I: 12; Brtl II: 20; Brtl III: 15, 16 (NGL I, S. 346f; 360f; 369 = Meißner, Brtl S. 29 gegen S. 31; S. 67; 71, wo der Zehnt die Dienste abgilt. 192 Zehntpflicht geregelt in Brtl I: 11; Brtl II: 22; 24; Brtl III: 14; 18 (NGL I, S. 346; 361; 369f = Meißner, Brtl S. 25; 67; 71).
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bei hat sich jedoch die libertas ecclesiae nicht durchgesetzt: Aus Brtl I: 11 folgt193, dass die Bauern (nicht die Kirche) das für die Armen bestimmte Zehntviertel erhielten und verteilten. Auch die Zahl der Weihnachtstage ist uneinheitlich: Während in B I: 14194 nur vier Weihnachtstage heilig sind, hat der Codex Tunsbergensis fünf, womit Brtl III: 19 übereinstimmt195: Hier wird der 29. Dezember (Tag des Thomas Becket [ermordet 1170]) als fünfter Weihnachtstag mitgezählt. Hierbei mag es sich um Einschübe handeln, deren Einfügung zeitlich unsicher ist. Dagegen folgt aus Brtl II: 4 und III: 4196, dass der Lagmann197 Bessi die Rechtsfolgen eines Verlöbnisbruches gesetzlich geregelt hat. Nun ist dieser Rechtskundige zwar in das 11. Jahrhundert zu datieren, es bleibt jedoch unklar, ob er lediglich diese Vorschrift oder das ganze Borgathingslov aufgezeichnet hat. Vom Borgathtingslov überliefert ist im wesentlichen nur das Christenrecht. Das hängt mit dem wechselnden Verhältnis zwischen Königtum und Kirche zusammen: Obgleich die Christenrechte der vier norwegischen Thingbezirke im einzelnen voneinander abweichen, bildete sich in Norwegen die Meinung, Olaf der Heilige (1015–1028) habe ihnen ein gemeinsames Kirchenrecht gegeben198. Es war dieses Recht, das Magnus der Gute bestätigt hatte199, worauf sich König Sverre im Streit mit Bischof Erik berief, und das sich noch im Königseid des Landrechts findet200. Geltendes 193 Zehntviertel der Armen in: Brtl I: 11 (NGL I, S. 346 = Meißner, Brtl, S. 24 ff); vgl. derselbe, S. XV. 194 Brtl I: 14: vier Weihnachtstage nach AM 78. 4° (NGL I, S. 348 = Meißner, Brtl, S. 32 ff). 195 Brtl III: 19 (NGL I, S. 370 = Meißner, Brtl, S. 70); derselbe S. XVII. 196 Brtl II: 4; III: 4: „pa gerji Bessi par lög til ok hafa pau æ veret sijan …“ [da machte Bessi ein Gesetz (über Handschlagsbruch), das seither immer gegolten hat] (NGL I, S. 354; 365 = Meißner, Brtl S. 54; 68). 197 Bessi, ein lögmajr aus der Zeit Olaf Kyrres (1066–1093), vgl. NGL V, S. 97a; Meißner, Btl S. XVII; Hartmut Böttcher, Art. Borgathingsbok in RGA2, Bd. 3 (1978), S. 293 f. 198 In der Heimskringla, Saga Olafs des Heiligen, c. 58 heißt es: „kristinn rett setti hann mej ráji Grimkels biskups ok annara kennimanna“ (Heimskringla, ed. Bjarni Ajalbjarnason (Íslenzk Fornrit 27), S. 73 = Thule XV (Heimskringla II) c. 58, S. 79. 199 Vgl. oben Fn. 67. 200 In ML landslov heißt es in II: 8: „pui iatta ek guji oc hans hællgum monnum oc pui hans folki, sem ek em ouverjugr ifir skipajr, at ek skal pau kristin logh hallda, sem hinn hælgi Olafr konungr hof oc hans rettir eptirkommendr hafa nú symjykt millum konungs oc peirra, er landit byggia, mej huara tueggia symjykt oc med gojra manna raje oc vm at bœta eptir pui uiti, sem gud ler mer.“ (Das gelobe ich Gott und seinen Heiligen und diesem seinem Volke, über das ich Unwürdiger gesetzt bin, dass ich das christliche Gesetz halten werde, das König Olaf zuerst gegeben und dem seine rechtmäßigen Nachfolger zugestimmt haben, zwischen König und denen, die das Land bewohnen, mit dem Einverständnis beider Teile und dem Rat guter Männer, und dass ich es bessern werde nach dem Verstande, den mir Gott verleiht).
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Recht kam nach norwegischer Auffassung nur durch Vereinbarung zwischen König und Volk zustande; die Kirche konnte es nicht allein setzen, obwohl Papst Coelestin III. das bereits im Privileg von 1194 an den Erzbischof Heiricus von Nidaros201 gefordert hatte. Die Gesetzesbesserung des Königs Magnus Hakonarsson Lagabœter führte 1267 nicht nur zu einem neuen Gulathingsbók, sondern auch zu einem neuen Borgathingsbok202, das jedoch verloren ist. Der norwegische Erzbischof Jón Raude erhielt (wie alle damaligen Erzbischöfe) zur Vorbereitung des für 1274 geplanten zweiten Konzils von Lyon203 und der dort beabsichtigten Kirchenreform ein Schreiben Papst Gregors X. von 11. März 1273204, mit dem Auftrag, binnen sechs Monaten Reformvorschläge für die norwegische Kirche vorzulegen. Die Folge waren Verhandlungen mit dem König über ein Konkordat, das eine Reichsversammlung in Bergen am 1. August 1273 annahm205 und Papst Gregor am 26. Juli 1274 bestätigte. Da der Inhalt der päpstlichen Bestätigung jedoch für Magnus Lagabœtir unannehmbar war, führte das in der Folge zu neuen Verhandlungen, die in das Konkordat von Tønsberg 1277 mündeten206. Darin machte der König dem Erzbischof Jón Raude erhebliche Zugeständnisse: Er befreite den Klerus von der weltlichen Gerichtsbarkeit, unterwarf die Laien für die causae ecclesiastici der kirchlichen Gerichtsbarkeit und verzichtete auf seinen Einfluß bei der Bischofswahl, mit einem Wort: er kam dem Streben der Kirche nach libertas weit entgegen, die gujs lög als oberste Autorität dem Gesetz der Männer (lög manna, dem Landrecht) überordneten207. 201 Privileg vom 15. Juni 1194 in: NGL IV, S. 101–104 (S. 102): „nulli eciam regi vel principi liceat approbatas patrie leges et scriptas absque consensu episcoporum et sapientium consilio et pecuniarias penas tam in clericis quam in laicis contra antiquam consuetudinem in ecclesiarum seu clericorum dispendium immutare“. 202 Erwähnt in den isländischen Annalen (ed. Gustav Storm), S. 137 für 1268: „lögtekin lögbók Upplendinga ok vikverja su er Magnus konungr skipaji“; vgl. Absalon Taranger, Alting, S. 43. 203 Zur Vorbereitung des 2. Konzils v. Lyon vgl. COD II, S. 303 ff. 204 Reg. Norv. Bd. II, Nr. 107, S. 68, Druck: DN, Bd. VI, Nr. 35; vgl. Magnus Rindal, corpus VII, S. 17. 205 Reg. Norv. Bd. II, Nr. 109, Druck in DN, Bd. II, Nr. 109 und in NGL, Bd. II, S. 455–462 mit der päpstlichen Bestätigung v. 26. Juli 1274. 206 Konkordat von Tønsberg vom 9. August 1277, Druck in: NGL II, S. 462–467 (norw. Übersetzung ebda S. 467–477; Facsimile in: Magnus Rindal, corpus VII, fol. 77v – 81r; vgl. Eldbjørg Haug, S. 91–93. 207 Das Ergebnis des Konkordats von Tønsberg ist zwar im einzelnen streitig (vgl. Sverre Bagge, Art. Sættargjerden i Tønsberg, in: KLNM, Bd. XXI (1977), Sp. 326–330; Knut Helle, stat2 (1974), S. 139–141; Magnus Rindal, corpus VII, S. 17, aber der Machtzuwachs der Kirche ist unbestritten.
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Der König trat damit aber zugleich in Gegensatz zu dem erst seit 1267 ergangenen Landrecht, das fortan um aldr ok um ævi (für alle Zeiten) gelten sollte208, und dessen oben zitierter Königseid das Christenrecht als Teil des Landrechts betrachtete und der Kirche ein eigenes Gesetzgebungsrecht nicht zugestand. Bereits 1290 haben die Söhne von Magnus Lagabœtir, König Erik und Herzog Hákon durch eine Rechtsbesserung das alte Christenrecht wieder aufleben lassen209, und Hákon V. Magnusson Hålägg (1299–1319) hat als König ausdrücklich das alte Christenrecht wieder in Kraft und die Strafen für kirchliche Rechtsbrüche eigenmächtig herabgesetzt210. Auch hat er die kirchliche Gerichtsbarkeit zurückgedrängt und in mehreren Verordnungen statt des Bischofs die Rechtsprecher in Kirchensachen zuständig gemacht211. Sein Nachfolger, der erste Unionskönig Magnus Eriksson, hat das bestätigt212. Ob damit auch das Konkordat von Tønsberg aufgehoben war, ist unklar213. Darüber hinaus erkannten die norwegischen Könige die von Bischöfen214 in der Zeit König Magnus Hakonarsons entworfenen Christenrechte nicht an. Das gleiche Schicksal traf das Christenrecht des isländischen Bischofs Arne Porláksson von Skálholt, der auf der Grundlage von Jóns Christenrecht ein isländisches Christenrecht ausgearbeitet und es – ohne Wissen des Königs – dem Allthing 1275 vorgelegt
208 Epilog des Landrechts in: Retterböder III (NGL II, S. 178 = Meißner, Landrecht, XI: 1, S. 404f). 209 Retterbod vom 14. Mai 1290, Druck in: NGL III, Nr. 3, S. 17 f. Es handelt sich um einen Vergleich, den die Magnussöhne mit der Kirche schlossen; er hob nicht das Tønsberger Konkordat als Ganzes, sondern lediglich die Zusatzprivilegien vom 13. Sept. 1277 (Druck in: NGL II, S. 481 ff), vgl. Halvdan Koht, sættargjerder, S. 126, Sverre Bagge, Art. Sættargjerden i Tønsberg, in: KLNM, Bd. XXI (1977), Sp. 329. Hartmut Böttcher, Glaubensbekenntnis, S. 132. 210 Retterbod v. 28. Juli 1316, Druck in: NGL III, Nr. 46, S. 116–117. 211 DI, Bd. II, Nr. 182; vgl. NGL, Bd. IV, S. 347f (Retterbot v. 23. Juni 1305); NGL, Bd. III, S. 89 (Retterbod v. 23. Juni 1310); NGL, Bd. III, S. 117 (Retterbod v. 28. Juli 1316); vgl. Sverre Bagge, Art. Sættargjerden i Tønsberg, in: KLNM, Bd. XXI, Malmö 1977, Sp. 329. 212 Die Retterbod v. 14. Sept. 1327 (Druck in NGL III; Nr. 66, S. 153f) erging in Übereinstimmung mit den norwegischen Bischöfen, sie setzte das Kirchenrecht von Hákon Hákonarsson dem alten (1217–1263) wieder in Kraft, vgl. Hartmut Böttcher, Glaubensbekenntnis, S. 132. 213 Vgl. dazu unten S. 177, Fn. 550. 214 Es sind das jüngere Christenrecht des Borgarthings (Druck in: NGL II, S. 293–312; das jüngere Christenrecht des Gulathings (Druck in: NGL II, S. 313–335) und das Christenrecht des Erzbischofs Jon Raude (Druck in: NGL II, S. 339–386) und das Christenrecht des isländischen Bischofs Arni Porláksson von Skálholt, Druck in: NGL V, S. 16–56.
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hatte, das es provisorisch annahm215. Diese Nichtachtung kirchlicher Gesetzgebung ist der Grund, warum die Christenrechte der vier Thingbezirke (also auch das des Borgarthings) weiter benutzt und überliefert wurden. Die Christenrechte des Borgathings und des Eidsivathings ähneln sich und haben sich wahrscheinlich wechselseitig beeinflußt216. Die sogenannte Florenzliste, die wohl auf 1103/04 zu datieren ist217, gibt für Norwegen nur drei Bischofssitze an: Oslo, Bergen und Trondheim, während Stavanger und Hamar fehlen. Hamar ist als Bistum erst in der päpstlichen Bestätigung des Erzbistums Nidaros von 1154 erwähnt218, doch ist nicht erkennbar, ob bei der Niederschrift der Christenrechte der beiden Landschaften das Bistum Hamar bereits bestand. 3. Inhalt Das Christenrecht, das auf Olaf den Heiligen zurückgeführt wird219, war altertümlich, denn es führte die Kirchenordnung als Teil des Landrechts. Wer sie brach, wurde nach Landrecht wegen Bruch des Rechtsfriedens verfolgt. Kennzeichnend ist, dass Teile der deswegen verhängten Bußen an den König fallen220. Das ist sogar bei der Verteilung des Gutes von Friedlosen so: Brtl I: 16 bestimmt221, dass der Bischof davon drei Mark, der König alles übrige erhält. Die Geistlichkeit war kein eigener Stand und hatte keine eigene Gerichtsbarkeit; von der angestrebten libertas ecclesiae war nichts zu bemerken. Dies wird deutlich an Brtl I: 17222: Wurde eine Sache heradsfleytt (hardenkundig), für die der Bischof bußberechtigt war, so hatte der bischöf215 Druck in: Lovsamling I, S. 12–16. Erst König Magnus Eriksson hat es durch den Brief Björgvin, d. 19. Okt. 1354, (Druck: DI, Bd. III, Nr. 60, S. 98f) als für ganz Island verbindlich anerkannt. 216 Vgl. Meißner, Brtl, S. XXI; Hartmut Böttcher, Art. Borgathingsbok in: RGA2, Bd. 3 (1978), S. 294. 217 Druck in: MGH, Auctores antiquissimi IX, Berlin 1892, S. 573 f. Für die obige Datierung mit guten Gründen: Arne Palmqvist, S. 51, dem Tore S. Nyberg, S. 36 mit Fn. 150 folgt, vgl. S. 43, gegen Jarl Gallén, Florensdokumentet, S. 1 ff. 218 Urkunde des Papstes Anastasius IV. zwischen dem 14. Nov. und 2. Dez. 1154, Druck in NGL I, S. 439–441 (440). 219 Die Heimskringla, Saga Olafs des Heiligen, ed. Bjarni Ajalbjarnason, Í. F. 27, c. 62, S. 82 = Thule XV (Heimskringla II) c. 64, S. 89) bescheinigt zwar den Bewohnern von Viken starken Verkehr mit christlichen Ländern und deshalb große Bereitschaft, das Christentum anzunehmen, doch erstreckte sich diese Weltoffenheit nicht auf die Annahme kanonischer Rechtsregeln. 220 Dies zeigt sich noch in Erzbischof Jóns Christenrecht, c. 65 (NGL II, S. 385), über die Herkunft dieses Kapitels vgl. NGL IV, S. X, unter III; Meißner, Volkskirche, S. 21. 221 Brtl I: 16 (NGL I, S. 350f = Meißner, Brtl, S. 42f). 222 Brtl I: 17 (NGL I, S. 351f = Meißner, Brtl, S. 48f).
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liche Amtmann (biskups armajr) das Häradsthing einzuberufen, durfte aber Klage nur erheben, wenn ein Viertel der Thingleute davon bereits gehört, oder der Amtmann Zeugen hatte. Das Ende des Kapitels sagt, dass es für bischöfliche Klagen kein lögfé gebe. Das ist der Betrag, den die Bauern erhielten, wenn sie ein Urteil vollstrecken halfen223; bei einer Vollstreckung nach einer bischöflichen Klage entfiel es jedoch. Im Allgemeinen ging man damals davon aus (obwohl im Borgathingsrecht nicht erwähnt), dass die Priester verheiratet waren224. Die Kirche hat zwar versucht, für sie den Zölibat durchzusetzen, doch hat sie damit lange keinen Erfolg gehabt. Der päpstliche Legat Nikolaus Breakspear (der spätere Papst Hadrian IV [1154–1159]) soll zwar bei seiner Legation nach Skandinavien 1150/53 den norwegischen Priestern Ehedispens gewährt haben, doch ist dies angesichts der Konzilsbschlüsse in can. 21 des ersten und can. 7 des zweiten Laterankonzils sowie seiner Haltung zu dieser Frage in Schweden nicht glaubhaft225. Bereits die canones 7 ff der Reichssynode von 1164226 haben den Zölibat in Norwegen durchzusetzen gesucht. Papst Gregor IX. hat denn auch die Berufung darauf als excusatio frivola zurückgewiesen227. Noch das Statut Erzbischof Olafs vom 23. Aug. 1351 wendet sich 223 Lögfé kommt nur in Brtl vor (vgl. NGL V, S. 420b; Meißner, Brtl, S. XXIV), es ist der Betrag. den die Bauern für die Vollstreckung des Urteils (auch eines bischöflichen Urteils) erhielten. 224 Vgl. Gtl c. 15; 200; 298 (NGL I, S. 9; 71; 97f = Meißner, Gtl, S. 13; 125; 172) 225 Über die biblische Begründung der Ehelosigkeit vgl. Matth. 19, 12 ff; 1. Kor. 7, 32 ff; Offb. 14, 4f; zur Geschichte des Zölibats vgl. Johannes Sägmüller, I, S. 264 ff. Seit Gregor VII. (vgl. Grat. c. 15 (anno 1074) D. LXXXI [Friedberg I, Sp. 284] wurde das Eheverbot der Priester immer wieder erneuert: Es findet sich in can. 5 des Reimser Konzils von 1119 und in can. 21 des 1. Laterankonzils (1123, COD II, S. 194 mit Grat. c. 8 D. XXVII [Friedberg I, Sp. 100, mit Fn. 56]; Paul Hinschius I, S. 155) sowie in can. 7 des zweiten Laterankonzils (1139, COD II, S. 198 mit Grat. c. 40 C. XXVII, q. 1 [Friedberg I, Sp. 1059]), also bereits vor der Reise Nikolaus Breakspears nach Norwegen (1152). In Schweden hat Nikolaus Breakspear unter anderem auch Anordnungen über Fragen der Ehe erlassen, wie aus dem Dekretale Papst Anastasius’ IV. vom 28. Nov. 1154 an König Sverker I (DS I, Nr. 38, S. 56–58 (57) hervorgeht („prefati fratris nostri statuta de … matrimonio …“). Es ist mehr als wahrscheinlich, dass dazu außer dem Verbot der Heirat bei geistlicher Verwandtschaft und innerhalb bestimmter Verwandtschaftsgrade auch das Verbot der Priesterehe gehörte. Da der Zölibat zur anerkannten Kirchenlehre gehörte, kann der Legat in Norwegen nicht anders gehandelt haben. 226 Druck bei Walther Holtzmann, canones, S. 380 f. 227 Vgl. sein Schreiben v. 16. Mai 1237 an den Erzbischof von Nidaros, in: NGL IV, Nr. 10, S. 110; vgl. auch das Statut Erzbischof Olavs von Nidaros vom 23. Aug. 1351, in: NGL III, Nr. 13, S. 301–306 (302), der sie abermals verbietet; vgl. Meißner, Brtl, S. XXX.
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gegen die Frauen der Priester228, die es focaria nennt, (eine Übersetzung von arinelja, [Kebse]): Die Priester schlössen in Anwesenheit der Verwandten der Frau mit ihr einen Vertrag, so dass der Schein einer wirklichen Ehe entstehe. Wird eine Fylkeskirche baufällig und versitzen die dafür verantwortlichen Bauern alle Fristen, so darf der König zur Stütze des Christentums dorthin eine Heerfahrt unternehmen (at heria til kristins dóms, Brtl I: 8)229. Das Gut und das Vieh der Fylkesbauern fällt ihm als Beute zu. Zu den Eigenheiten des Christenrechts im Borgathing gehört auch, dass die Bauern ihren Priester wählen dürfen. Das widerspricht nicht nur dem kanonischen Recht230, sondern stellt sich auch in den Rechtsbüchern des westlichen Norwegens anders dar231, die ja erst im 13. Jahrhundert niedergeschrieben sind. Die in Brtl II: 3 erwähnte Verlobung ist ein Vertrag nach Landrecht232, der auf den Willen der Frau keine Rücksicht nimmt. Dagegen unterscheidet Etl I: 22233 zwischen Landrecht und Gottesgesetz und läßt den Frauenwillen entscheiden. Das Eherecht entspricht weitgehend kanonischen Grundsätzen: Die Ehe ist unauflöslich234, Bigamie verboten235. Auch Ehebruch scheidet die Ehe nicht236, doch darf sich die vom Manne drei Mal mißhandelte Frau von ihm scheiden237. Nimmt ein in Muntehe lebender Mann sich noch eine arinelja (Kebse) ins Haus, so wird er mit drei Mark bußfällig (Brtl II: 8)238. Die Buße ist verhältnismäßig gering und zeigt, dass die Kirche gegen die Bettgenossinnen nicht recht durchzugreifen wagte239. 228 Erzbischof Olafs Statut v. 23. Aug. 1351 in: NGL III, Nr. 13, S. 301–306 (302). 229 Brtl I: 8 (NGL I, S. 343f = Meißner, Brtl, S. 18f). 230 Die Teilnahme des Volkes an der Anstellung der Priester war im deutschen Reich bereits im 9. Jahrhundert verschwunden (vgl. zur geschichtlichen Entwicklung: Johannes Sägmüller, I, S. 346f). Das erste Laterankonzil 1213, legte in c. 4 fest, (COD II, S. 190) = c. 11 C XVI, q. 7 (Friedberg I, Sp. 804) dass nur der Bischof berechtigt sei, die Pfarrstellen zu besetzen. 231 Vgl. Gtl c. 15; Ftl II: 11 (NGL I, S. 9; 135 = Meißner, Gtl, S. 13; Ftl S. 25). 232 Verlobung in Brtl II: 3 (NGL I, S. 354 = Meißner, Brtl, S. 52f); 233 Verlobung in Etl I: 22 (NGL I, S. 382 = Meißner, Etl, S. 96f; vgl. Etl II: 19 (NGL I, S. 398f). 234 Ausdrücklich geregelt in Etl I: 22 (NGL I, S. 382 = Meißner, Etl, S. 94 ff), aber auch in Brtl I: 17 (NGL I, S. 351 =Meißner, Brtl, S. 46f) vorausgesetzt. 235 Verbot der Bigamie in Brtl I: 17 (NGL I, S. 351 =Meißner, Brtl, S. 48f). 236 Wie Fn. 235. 237 Brtl II: 8 (NGL I, S. 356 = Meißner, Brtl, S. 56f). 238 Wie Fn. 237. 239 Vgl. Retterbod König Erik Magnusssons Prästhatare v. ca 1280 (NGL III, Nr. 1, S. 5, § 7), der verbietet, dem Mann, der wegen seiner Kebse eine Beichtbuße geleistet hat, dahin zu beeiden, dass er sie heiraten werde.
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In den Fassungen I und II der Borgathinslög240 erscheint noch die Eisenprobe, und zwar einmal, wenn jemand den Beweis führen will, dass keine gültige Ehe vorliege: Dann kann die Partei, welche die Ehe bestreitet, den Zeugen, die für eine dreißigjährige gültige Ehe streiten, ihrerseits Zeugen entgegenstellen oder aber stattdessen den Gegenbeweis durch die Eisenprobe führen241. Zum anderen dient die Eisenprobe dem Beweis der Hexerei: derjenige muß sich ihr unterziehen, der kirchliche Speisevorschriften aus Not gebrochen, dies aber verheimlicht hat: Er gilt als Hexenmeister, wenn ihm die Probe mißlingt242. Auch sonst dient sie der gerichtlichen Überführung von Hexen beiderlei Geschlechts. Wer die Probe nicht besteht, wird friedlos, verliert Vermögen, Land und loses Gut und darf bußlos erschlagen werden. In der dritten Fassung der Borgathingslög243 sind diese Delikte unter die Dreimarksbußen eingereiht. Da den Priestern die Mitwirkung bei den Gottesurteilen durch can. 18 des vierten Laterankonzils 1215 verboten war244, kann die Fassung III des Borgathingslögs darauf hindeuten, dass sie erst nach 1215 niedergeschrieben und die Rechtsfolge geändert ist. Da die überlieferte Fassung aus dem 14. Jahrhundert stammt, scheint ihre Vorlage von den beiden anderen in diesem Punkte abzuweichen245.
V. Eidsivathingslög 1. Geltungsbereich Der Name ist entweder Eidsifathingslög oder Eidsivathingslög; doch heißt es auch Heijsævislög. Es handelt sich um das Recht der inneren Teile Ostnorwegens, nördlich von Oslo246: Das Eidsivathing umfaßte die Fylke Raumaríki und die alten Upplande einschließlich Eystridalir und Gujbrandsdalir, seine Thingstätte war Eidsvoll (etwa 70 km nördlich von Oslo). Vorausgegangen war ein Gemeinschaftsthing für Hedmark und Mjøsa, das Heijsævisping. Das dort geltende Recht hieß Heijsævislög, gebildet aus dem alten Brtl I: 16 = II. 25 = III. 22 (NGL I, S. 350f; 362; 372 = Meißner, Brtl, S. 45, 67, 73). So in Brtl II: 10 (NGL I, S. 356 = Meißner, Brtl, S. 58f). Brtl I: 5 (NGL I, S. 342 = Meißner, Brtl, S. 12f). Brtl III. 22 (NGL I, S. 372 = Meißner, Brtl, S. 73 [nur Verweis]). Verbot der Mitwirkung an Gottesurteilen in: can. 18. conc. Lat. IV. in: COD II, S. 244; vgl. Strauch Eisenprobe, S. 765 ff. 245 Obwohl sonst angenommen wird, dass die Vorlage den drei Redaktionen gemeinsam ist, vgl. oben vor Fn. 179. 246 Vgl. die Karte 2 (oben S. 110) und bei Knut Helle, Gulathing, S. 152. 240 241 242 243 244
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Heijsær, dessen Thingstätte Akre (jetzt: Åker, nahe beim Pfarrhof und der Kirche in Vang und der späteren Stadt Hamar)247 gewesen ist. Dieses Recht soll nach c. 7 der Saga Hálfdan Svarti um 850248 gesetzt haben. Nach c. 10249 der Saga Olafs des Heiligen in der Heimskringla wird diese Rechtsetzung jedoch Hákon dem Guten (935–961) um 940 zugeschrieben. Um 1000 ist dann das uppländische Thing weiter nach Süden, nach Eid, in die Nähe der Kirche von Eidsvoll verlegt worden. Hierauf bezieht sich wahrscheinlich die Bemerkung in c. 114 der Saga Olafs des Heiligen, dass er im Winter 1021/22 ein Treffen mit vielen Männern veranstaltete, wo seitdem das Heijsævisping tage und das Heijsævislög für alle Fylke in Uppland gelten solle250. Daneben gab es vier lokale Hauptthinge, nämlich Ringerike, Telemark, Hedmark und Gudbrandstal, welche die Beschwerden gegen die Sprüche regionaler Thinge entschieden251. Die sprachliche Herleitung von Heijsæfis- und Eijsifa- ist umstritten252. Wahrscheinlich ist *heijsær ein anderer Name für Mjörs (jetzt: Mjøsa), den größten Binnensee Norwegens253. Den Namen Eijsifa löst Tveitane in Eids-ifa auf, indem er ifa aus *afi (neunorwegisch ave), Flußbucht herleitet. Dazu stimmt, dass der Thingplatz nahe einer Bucht des Flusses Vorma liegt, der den Mjøsasee entwässert254. Die Gesetzgebungstätigkeit des Königs Magnus Lagabœter führte 1267 auch zu einer neuen Eidsivathingsbók, die nicht erhalten ist255. Die spätere Organisation des Eidsivathings ist in Magnus Lagabœters Landslag
247 Vgl. Trygve Knudsen, Eidsivathing in: KLNM, Bd. III (1958), Sp. 524. 248 Heimskringla, Bd. I, Saga Halvdans Svarti, c. 7, (Íf, Bd. 26), S. 91. 249 Heimskringla, Bd. II, Saga Olafs des Heiligen c. 15, (ÍF, Bd. 27), S. 26; vgl. Heimskringla, Bd. I, Saga Hakons des Guten, c. 11, (ÍF, Bd. 26), S. 163: „Hann setti Gulapingslög med ráji Porleifs spaka ok han setti Frostapingslög med ráji Sigurjar jarls ok annara prœnda, peira er vitrajir vásu“; vgl. die Fn. 1 dort, wo Bjarni Ajalbjarnason darauf hinweist, dass beide Gesetze bereits vor Hakons des Guten Zeit erlassen wurden, vgl. Gustaf Indrebø, Fylke, S. 42–47. 250 Vgl. Heimskringla, Bd. II; c. 114 der Saga Olafs des Heiligen, ed. Ajalbjarnarson, S. 191 = Thule XV, S. 193. 251 Vgl. Historia Norvegiae, in: Monumenta Historica Norvegiae, utg. Gustav Storm, Kristiania 1880, S. 81; Trygve Knudsen, Art. Eidsivathing in: KLNM, Bd. III (1958), Sp. 525. 252 Vgl. Trygve Knudsen, Art. Eidsivathing in: KLNM, Bd. III (1958), Sp. 525; Mattias Tveitane, Art. Eidsivathing in: RGA2, VI (1986), S. 553 f. 253 Vgl. Mattias Tveitane, Art. Eidsivathing in: RGA2, VI (1986), S. 554. 254 Vgl. die Karte bei Wilhelm Holmsen, Eidsvoll, S. 85; Mattias Tveitane, Art. Eidsivathing in: RGA2, VI (1986), S. 554. 255 Erwähnt in den isländischen Annalen (ed. Gustav Storm), S. 137 für 1268: „lögtekin lögbók Upplendinga ok vikverja su er Magnus konungr skipaji“; vgl. Absalon Taranger, Alting S. 43.
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(c. I: 2)256 ablesbar: Dort werden nicht nur die dazugehörigen Fylke genannt (Gudbrandstal, Heinafylke, Hadafylke, Raumafylke und Österdal), es ist auch angegeben, wie viele Männer jedweils zum Gesetzesthing ernannt werden sollen. 2. Überlieferung Das Christenrecht des Eidsivathings ist in zwei Fassungen überliefert, einer älteren, längeren, sowie einer jüngeren, kürzeren, die ein Auszug der älteren ist. Aus den Ausführungen über den Zehnt und die kanonische Bischofswahl hat Hertzberg257 die älteste Niederschrift des Christenrechts in die Jahre 1067–1111 oder 1120 gelegt. Beide Redaktionen sind in zwei Handschriften aus dem 14. Jahrhundert überliefert: Die längere (mit 53 Kapiteln) findet sich in AM 68 qv.258 sowie im Codex Nr. 317 der Universitätsbibliothek in Oslo259, der den besten und ältesten Text enthält. Für die jüngere Redaktion (mit 44 Kapiteln) ist der Haupttext AM 58, den NGL I gedruckt hat260, und der sprachliche Eigenheiten zeigt261. Rudolf Meißner hat die Christenrechte des Borgarthings und des Eidsivathings 1942 herausgegeben262. Das älteste weltliche Recht Ostnorwegens, das sowohl im nördlichen und südlichen Uppland als auch in Viken galt, ist nur in einem einzigen Fragment von ca 1230 auf uns gekommen, das Teile des Mannheiligkeitsabschnittes enthält263. Es enthält Vorschriften über Berufungsgerichte für Bereiche mit Drittelthing (prijjungs ping) und solche mit Halbfylkeseinteilung (holvu ping)264, was den Schluß nahelegt, dass es aus einer Zeit stammt, in der zwischen Uppland und Viken Rechtsgemeinschaft bestand265. Be256 ML landslov I: 2 (NGL II, S. 12f = Meißner, Landrecht, S. 12f). 257 Ebbe Hertzberg, lovtekster, S. 106–117; vgl. Trygve Knudsen, Art. Eidsivathing in: KLNM, Bd. III (1958), Sp. 527. 258 Das ältere Eidsivathings-Christenrecht in AM 68. qv. (in NGL I, S. 374 mit „A“ bezeichnet). 259 Das ältere Eidsivathings-Christenrecht im Codex Nr. 317 der Universitätsbibliothek in Oslo (in NGL I, S. 374 mit „B“ bezeichnet). Es endet aber bereits mit c. 33, deshalb ist in NGL I die Hs. A zugrunde gelegt. 260 Das jüngere Eidsivathings-Christenrecht im Codex AM 58 qv. (NGL I, S. 374, Text: S. 394–406 nur als Ergänzung zu Etl I: bei Meißner, Brtl S. 130 ff). 261 Vgl. Trygve Knudsen, Art. Eidsivathing in: KLNM, Bd. III (1958), Sp. 527. 262 Vgl. oben Fn. 188. 263 Fragment orstnorwegischen Rechts [O] in: NGL II, S. 522f = Meißner, Brtl, S. 134–139. 264 Zu prijjungs ping und holvu ping vgl. NGL II, S. 523 = Meißner, Brtl, O: 2, S. 136 f. 265 So richtig: Trygve Knudsen, Art. Eidsivathing in: KLNM, Bd. III (1958), Sp. 526, zweifelnd dagegen Mattias Tveitane, Art. Eidsivathing in: RGA2, VI (1986), S. 554.
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merkenswert ist auch, dass dieses Fragment Rechtsbegriffe enthält, die sonst kaum vorkommen, z. B. das aschw. gorvargher266 und das anorw. grimumajr267. Im Magnus Lagabœters Landrecht sind Teile des Landpachtabschnitts ostnorwegischem Recht entnommen268. Einzelne Handschriften des Landrechts aus dem Eidsivathing, vornehmlich Stockholm 30 qv.269, haben das Landrecht an das Eidsivathingsrecht angepaßt270. Diese trägt insbesondere am Anfang und Ende des Prologes den königlichen Auftrag an die Bischöfe Andreas in Oslo und Torfinn in Hamar, das Gesetzbuch durchzuarbeiten und Verbesserungsvorschläge zu machen. Deshalb hat man mit Recht angenommen, dass diese Handschrift oder ihre unmittelbare Vorlage für den Bischofsstuhl in Oslo ausgearbeitet wurde, wie denn überhaupt die Landrechtsredaktionen für das Eidsivathing an Oslo und das dortige Bistum anknüpfen, denn das Recht des Eidsivathings umfaßte große Teile des Bistums Oslo (vor allem Romerike und Vingulmörk271. Auch die älteste Übersetzung von Magnus Lagabœters Landrecht ins Dänische, die der Osloer Rechtsprecher Anders Sæbjørnsson nach 1520 angefertigt hat, beruht auf der Redaktion des Landrechts für das Eidsivathing. 3. Inhalt In Etl I: 9 ist als Feiertag für den Orkadenjarl Magnus Erlendsson außer der Reihe der 16. April aufgeführt. Es handelt sich um einen späteren Zusatz, denn der Jarl ist erst 1135 kanonisiert worden272. In gleicher Weise hat Etl I: 9 auch Thomas Beckets gedacht273. Wie in Brtl (I: 5)274 sind auch die Speiseverbote in Etl streng: In I: 26275 ist das Eßbare definiert, in Etl I: 27f steht auf bewußten Bruch der Fasten-
266 Aschwed. gorvargher (Viehwolf, NGL II, S. 523) findet sich in VGL I: O 9 (SSGL I, S. 24 = v. Schwerin, Vgl I, S. 22). 267 Anorw. grimumajr (vermummter Missetäter, NGL II, S. 523) kommt nur noch in Ftl IV: 62 (NGL I, S. 175 = Meißner, Ftl, S. 94) und in NGL II, S. 501 vor. 268 Vgl. Trygve Knudsen, Art. Eidsivathing in: KLNM, Bd. III (1958), Sp. 526. 269 Hs. Stockholm 30 qv. (früher: 17 qv.), vgl. NGL II, S. 4. 270 Vgl. Edvard Bull, Eidsivatingslov, in Norsk Historisk Tidskrift 5. Række, 6. Bind, (1927), S. 373–383. 271 Trygve Knudsen, Art. Eidsivathing in: KLNM, Bd. III (1958), Sp. 527. 272 Etl I: 9 (NGL I, S. 377f = Meißner, Brtl, S. XVII, 85). Magnus Erlendsson ist 1115 gestorben, aber erst 1135 heilig gesprochen worden. 273 Etl I: 9 heiligt auch den fünften Weihnachtstag zum Gedenken an Thomas Becket, ermordet am 29. Dez. 1170 und 1173 kanonisiert; vgl. Meißner, Brtl S. XVII, 82 f. 274 Brtl I: 5 (NGL I, S. 341f = Meißner, Brtl, S. 8–13); derselbe, S. XXX. 275 Etl I: 26 (NGL I, S. 383 = Meißner, Brtl, S. 98 ff).
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gebote Friedlosigkeit und Vermögensverlust276 und selbst in äußerster Not sollte man kein Pferdefleisch essen277. Das Recht des Mannes, den Verführer seiner Frau bußlos zu töten, ist zwar in Brtl II: 15278 noch zugestanden, fehlt aber in dem Nachtrag Etl II: 44279: Dort wird vorausgesetzt, dass sich der gehörnte Ehemann mit dem Täter vergleicht; erst beim zweiten Ehebruch wird dieser friedlos und verliert sein Vermögen. Bemerkenswert ist, dass Etl I die Eisenprobe noch anwendet, wie sich aus Etl I: 3280; I: 42f, 45281, aber auch aus O: 3282 ergibt. In Etl I. 3 ersetzt die Eisenprobe den mißlungenen Zeugenbeweis, in den anderen Fällen ist sie freiwillig und von der Wahl des Beschuldigten abhängig. Etl I: 43 gewährt dem Priester, der das Gottesurteil weiht, eine Entschädigung von sechs Ellen Wollstoff. Bemerkenswert ist, dass Etl II die Eisenprobe nicht mehr kennt, ein Zeichen dafür, dass der Beschluß, die priesterliche Mitwirkung dabei zu verbieten, hier gewirkt hat283.
VI. Die norwegische Hir jskrá 1. Allgemeines Westnordisch hirj, altdänisch hirdh, altschwedisch hirp wird in c. 27 der Hirjskrá abgeleitet von hirja, schützen (ebenso in c. 29 der Konungs276 Etl I: 27 (NGL I, S. 383f = Meißner, Brtl, S. 100 ff); dagegen ist der Bruch der Fasten an den Quatembertagen (jejunia quatuor temporum), also den jeweils drei Fasttagen vor Weihnachten, Ostern, Johanni (24. Juni) und Michaelis (29. September) nur mit sechs Öre an den Bischof bedroht. 277 Brtl I: 6 (NGL I, S. 343 = Meißner, Brtl, S. 14f); vgl. Etl I: 29 (NGL I, S. 384 = Meißner, Brtl, S. 102f). 278 Brtl II: 15 (NGL I, S. 358 = Meißner, Brtl, S. 66f). 279 Etl II: 44 (NGL I, S. 406 = Meißner, Brtl, S. 130f). 280 Etl I: 3 (NGL I, S. 376 = Meißner, Brtl, S. 78f) betrifft die Wöchnerin, die ein totes Kind gebiert: Den Vorwurf des Kindesmordes muß sie durch Zeugenbeweis und bei dessen Mißlingen durch Eisenprobe abwehren. 281 In Etl I. 42 und 45 (NGL I, S. 389f, = Meißner, Brtl, S. 118 ff) darf sich nach seiner Wahl mit Zeugen oder mit der Eisenprobe wehren, wer der Hexerei beschuldigt ist. 282 In Hs. O (NGL II, S. 523 = Meißner, Brtl, O: 3, S. 136f) steht dem Beschuldigten ebenfalls die Wahl zwischen Entlastung durch Zeugenbeweis oder Eisenprobe offen. 283 Vgl. Etl I: 3 mit II: 3 (NGL I, S. 394), wo die Frau bei Mißlingen des Zeugenbeweises friedlos wird, aber gegen Bußzahlung zurückkehren darf. In Etl II: 34 (NGL I, S. 403) wird der der Hexerei Verdächtigte friedlos, wenn ihm der Zeugeneid mißlingt; sein Gut wird dreigeteilt zwischen König, Bischof und Bauern. Das Verbot der priesterlichen Mitwirkung bei Gottesurteilen in: can. 18 conc. Lat. IV (1215), in: COD II, S. 244.
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skuggsjá284. In der Dichtung tauchen hirj und hirjmajr neben dem älteren drótt erst in der Zeit Olafs des Heiligen (1015–28) auf, dem eine Ordnung der Gefolgschaft zugeschrieben wird. In der Saga dieses Königs schildert Snorri in c. 57 der Heimskringla285 die königliche Hird, die sogar einen hirjbiskup hatte. Hirj ist die verbreitete Bezeichnung für die Gefolgschaft. Das Wort ist aus dem ags. entlehnt, wo hired auch das Gefolge bezeichnet286, das nordische Fürsten und Häuptlinge in der Wikingerzeit und im frühen Mittelalter in Krieg und Frieden um sich scharten. Sie wird schon bei Tacitus287 erwähnt. Nach Kuhn288 war die skandinavische Gefolgschaft „ein Verband durchweg freier Männer im ständigen, aber gewöhnlich nicht lebenslänglichen Dienst eines Mächtigeren, seinem Haushalt angehörend und nur für den Waffendienst und die Repräsentation bestimmt, in geachteter Stellung und im gegenseitigen Treuverhältnis zu ihrem Führer.“ Für Norwegen finden sich die meisten Aufschlüsse über die Hird im Königsspiegel (Konungs-Skuggsjá) und in der Hirjskrá, dem norwegischen Gefolgschaftsrecht, das König Magnus Hakonarson (Lagabœtir, 1263–81) in den Jahren 1274/77 einschließlich der königlichen Neuerungen aufzeichnen ließ, wie Haukr Erlendsson in seiner Abschrift bezeugt289. Die Hird der Hirjskrá war jedoch eher eine Ordnung der königlichen Hofhaltung und hatte mit der alten Gefolgschaft, die sich seit 1066 allmählich veränderte, nur noch wenig gemein290. So trat zu dem ursprünglich privatrechtlichen Vertrag zwischen Hirdmann und König (c. 5; 11) eine staatsrechtliche Komponente, da der Mann bei Aufnahme in die Hird auch schwor: hallda skal ek oc eijar sem han havir svoret ollu landz folke (halten werde ich auch die Eide, die der König allen Landsleuten geschworen hat, c. 31)291. Diese Entwicklung läßt sich auch aus der Sagaliteratur ablesen292. Eine Hird hatte nicht nur der König: Aus c. 13; 17 der Hirjskrá folgt, dass sie auch dem Herzog und dem Jarl zustand und selbst die aus den hersar (dem alten Adel) 284 285 286 287 288
289 290 291 292
Vgl. Ludvig Holm-Olsen, Kon. Skuggs., S. 43 = Meißner, Hirjskrá, S. 109 f. Heimskringla II (ÍF, Bd. 27) S. 72f; vgl. Knut Robberstad, Retssoga, S. 202) Vgl. Konrad Maurer, Vorlesungen I, S. 168 ff; Meißner, Hirjskrá, S. XIX f. Tacitus, Germania, c. 13: comitatus. Vgl. Hans Kuhn, Grenzen, S. 12. Es darf jedoch nicht übersehen werden, dass die Wikingerzüge auch darauf beruhten, dass die Häuptlinge zahlreiche halbfreie oder unfreie Bauern um sich scharten, die sie veranlassen konnten, sich an den Wikingerfahrten zu beteiligen, vgl. Knut Helle, Viking Age, S. 253 ff. Das Fragment des Haukr Erlendsson ist gedruckt in: NGL IV, S. 133. Vgl. Hans Kuhn, Grenzen, in: ZRG, GA Bd. 78 (1956), S. 47. Vgl. Lars Hamre, Art. Hird, in: KLNM, Bd. VI (1961), Sp. 573. Nachw. bei Hertzberg, FS Konrad Maurer, S. 285; vgl. Hans Kuhn, Grenzen, in: ZRG, GA Bd. 78 (1956), S. 46.
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hervorgegangenen Landherren (lender men) durften sich eine Hird von höchstens 40 Mann halten, „taka ser men til trausts oc kononge sinum til styrks“ (sich selbst zur Wehr und dem König zur Stütze)293, doch sollten sie huskarlar (Hausmannen) heißen, welche die Hirjskrá nicht zur eigentlichen Gefolgschaft rechnete. Sie gehörten nur zur föruneyti, dem Gesinde oder allen dienstbaren Männern des Königs294, und dienten ohne Lohn nur gegen Kost und Schutz, waren also fast Knechte295. 2. Die Konungs Skuggsjá Über das norw. Gefolgschaftsrecht gibt Aufschluß auch der Königsspiegel Konungs Skuggsjá, speculum regale. Er gehört zur Gattung der Morallehrbücher, die Geistliche seit dem frühen Mittelalter vor allem für die Unterweisung von Königs- und Fürstensöhnen verfaßten296. Er schildert in seinem zweiten Teil die Hird und gipfelt dann im eigentlichen Königsspiegel297, der das Augustinische Königsideal zeigt, den König als imago dei, ihn aber vornehmlich als Richter darstellt. Als Lehrbuch für Königssöhne war es möglicherweise bestimmt für Hákon den Jungen (1232–57) und Magnus Lagabœter (1238–80) die 1240/50 im Schulalter waren. Der Verfasser hat nicht nur die zeitgenössischen Fürstenspiegel (Johann v. Salesbury, Vincent v. Beauvais298, sondern auch Aristoteles’ Politik und die pseudoaristotelische Ökonomik benutzt, vermittelt wohl durch Pariser Dominikaner299. Zugleich aber werden die politischen Ideen der Zeit deutlich300. Der Herzogstitel taucht nicht auf (er war seit Herzog Skules Tod 1240 nicht vergeben). Aber in c. 26 ist die im Jahre 1260 eingeführte Mannbuße von 40 Mark301 erwähnt, auch bekämpft das speculum regale in c. 36302 die Samtherrschaft mehrerer Königssöhne, was auf Kenntnis der Thronfolgeord293 Vgl. Meißner, Hirjskrá, S. XXXVf. 294 Vgl. Meißner, Hirjskrá, S. XXXVII. 295 Vgl. Hans Kuhn, Grenzen, in: ZRG, GA Bd. 78 (1956), S. 46; Knut Helle, Stat, § 31, S. 202. 296 Vgl. Wilhelm Berges, Fürstensp., S. 159 ff; 315 ff; Anne Holtsmark, Art. Kongespeilliteratur, in: KLNM, Bd. IX, Malmö 1964, Sp. 61 ff. 297 Vgl. Rudolf Simek, Thought, S. 723 ff; Jens Eike Schnall, S 46 ff; 50 ff. 298 Vgl. Rudolf Simek, Thought, S. 724, 726f; derselbe, Mirror. 299 Rudolf Simek, Thought, S. 731 ff; anders: Sverre Bagge, Thought, S. 117; 214 ff. 300 Sverre Bagge, Thought, S. 113 ff; 154, 185f; Rudolf Simek, Thought, S. 722 ff. Über das Verhältnis des Königsspiegels zur Stjórn, der norw. Übersetzung des Alten Testaments mit Kommentar, vgl. Dietrich Hofmann, Stiórn, S. 1 ff; Sverre Bagge, Stjorn, S. 163 ff. 301 Bei Ludvig Holm-Olsen Kon. Skuggs., S. 40 = Meißner, Hirjskrá, S. 104. 302 Bei Ludvig Holm-Olsen Kon. Skuggs., S. 52f = Meißner, Hirjskrá, S. 125 ff.
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nung von 1260303 beruhen kann, so daß er auf die Jahre 1240–1263 zu datieren ist304. Der zweifellos gelehrte Verfasser ist unbekannt, über ihn wird viel gerätselt. Einiges deutet auf den Erzbischof, seit 1255 Einar Gunnarsøn Smiörbak305. Da der Prolog mehr verheißt, als der Text später einlöst306, ist auch erwogen worden, ob es sich es sich um einen lebenden Text mit mehreren Verfassern handelt307, deren erster dann bereits zu Zeit Sverres (1177/84–1202) gelebt, während ein zweiter um 1250 den Stoff zusammengeführt hätte. Die Haupthandschrift (in der Arnemagnäischen Sammlung Nr. 243 b !) ist ca 1275 in Bergen geschrieben308. Daß die mitteleuropäischen Fürstenspiegel in Norwegen bekannt waren und benutzt wurden, zeigt das Testament des Kämmerers (fehirde) Bjarne Audunsson vom 4. Febr. 1320309, in dem er ein liber de regimine principis dem Notar Hákon vermacht, der das Testament als Zeuge mitgesiegelt hatte310. 3. Überlieferung; Datierung Neben einer Reihe von Fragmenten – darunter einigen aus dem 13. Jh.311 – ist der Text der Hirjskrá in sechs norwegischen und drei isländischen Handschriften des 14. Jhs. vollständig erhalten312. Die Herausgeber in NGL II, Keyser und Munch, haben ihrem Druck die Handschrift 323 der Arnemagnäischen Sammlung zugrunde gelegt und den Codex Tunsbergensis313 – trotz hoher sachlicher Qualität – seiner ‚ungewöhnlichen und anstößigen Orthographie‘ wegen verworfen, aber die Varianten sorgsam vermerkt. 303 Thronfolgeordnung in: NGL II, S. 308 ff; vgl. Anne Holtsmark, Art. Kongespeilliteratur, in: KLNM, Bd. IX (1964), Sp. 65 f. 304 Vgl. Anne Holtsmark, Art. Kongespeilliteratur, in: KLNM, Bd. IX (1964), Sp. 62. 305 Vgl. Fredrik Paasche, forfatter, S. 170 ff; Wilhelm Berges, S. 160: nach 1250 – ca 1260. 306 Vgl. Rudolf Simek, Thought, S. 725 ff. 307 So: Eirik Vandvik, Approachment, S. 101 ff. 308 Vgl. Ludvig Holm-Olsen, Kon. Skuggs., S. XII, Holm-Olsen, Handskriftene; Anne Holtsmark, Art. Kongespeilliteratur, in: KLNM, Bd. IX (1964), Sp. 66; eine neunorwegische Übersetzung gibt Alf Hellevik, Kongsspegelen8 (1976); die neuere Literatur bei Mattias Tveitane. 309 Das Testament ist datiert, Tunsberghus, d. 4. Febr. 1320, Regest in Reg. Norv. Bd. IV, Nr. 9 (S. 25f), Druck: DN, Bd. XVI, Nr. 2. 310 Es bleibt unklar, ob es sich bei diesem Buch um das Werk dieses Titels des Thomas v. Aquino (ca 1265/66) oder des Aegidius Columnus [Colonna oder Romanus, ca 1277/79] handelt. 311 Im Norwegischen Reichsarchiv Nr. 19 A und 29 B; vgl. Didrik Arup Seip, Art. Hirdskrå, in: KLNM, Bd. VI (1961), Sp. 580. 312 Vgl. NGL II, S. 389f; IV, S. 503. 313 Codex Tønsbergensis (Nr. 1642 qv. der neueren Hss-Sammlung der kgl. Bibliothek in Kopenhagen).
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Auch Meißner ist für seine Übersetzung314 ihrem Beispiel gefolgt. Von der Hirjskrá gibt es eine Faksimile-Ausgabe nach dem Cod. Tunsbergensis von 1895315. Den ersten Druck veranstaltete Dolmer in Kopenhagen 1666, der jedoch als schlechte Kopie der Hs. C 21 qv. in der Stockholmer königlichen Bibliothek gilt316. Zwei isländische Papierabschriften von ca 1700 bewahrt AM 105 qv. und zwei Übersetzungen des 16. und. 17. Jhs. finden sich in AM 107 qv. und 108 qv.317. Zur näheren Datierung der Hirjslrá mögen zwei Erwägungen dienen: Sie erwähnt Barone (barúnar, anstelle von lendir menn, Landherren) nur ausnahmsweise318, knüpft jedoch die Rechtsbesserungen der Hirjslrá (c. 48–53) an den Namen des Königs Magnus Lagabœter (1263–80). Sie waren Teil der großen Gesetzesrevision der Jahre 1274/77319 und haben auch die Titel Baron und Ritter eingeführt. Deshalb ist dies der terminus ad quem. Soweit barúnar (Barone) in den Texten der Hirjskrá auftauchen, sind das Zutaten späterer Schreiber320. Ähnlich verhält es sich mit dem Wort riddari (Ritter) für skutilsvein (Schüsselreicher)321. Da das Thronfolgegesetz von 1273 (29. Juni – 15. Aug.) in die c. 2–10 der Hirjskrá322 aufgenommen ist, ergibt sich daraus der terminus a quo. Damit ist sie jünger als der Königsspiegel, die Konungsskuggsjá, die auf die Zeit König Hákon Hákonsson (1217–63), nach 1250, anzusetzen ist323. Dass dies nicht die erste hirjskrá gewesen ist, folgt aus den Kapiteln 48–50324, die von einer forna hirjskrá sprechen. Da das Wort skrá, benutzt ist, kann es sich nur um eine geschriebene Satzung handeln. In den genannten Kapiteln ist von den Rechtsbesserungen Hákon Hákonarssons und den Änderungen seines Sohnes Magnus Lagabœter die Rede, so dass forna hirjskrá wohl das Gefolgschaftsrecht Hákon Hákonarssons gewesen 314 Rudolf Meißner, Das norwegische Gefolgschaftsrecht (Hirjskrá) [Germanenrechte 5], Weimar 1938. 315 Gustav Storm, Hirdskraa, Facsimile-Ausgabe, Christiania 1895, s. Lit. Verz. S. 713. 316 So: Keyser/Munch, NGL II, S. VII. 317 Vgl. NGL IV, S. 503; 597; Didrik Arup Seip, Art. Hirdskrå, in: KLNM, Bd. VI (1961), Sp. 580. 318 In c. 3; 8, Fn., NGL II, S. 393, 397. 319 Vgl. Didrik Arup Seip, Art. Hirdskrå, in: KLNM, Bd. VI (1961), Sp. 580; wogegen sich Knut Helle, Stat, § 31, S. 204 und Rudolf Meißner, Hirjskrá, S. XI auf 1277 festlegen; Magnus Rindal, corpus VII, S. 15. 320 Vgl. Rudolf Meißner, Hirjskrá, S. XI. 321 Vgl. Hirjskrá, c. 11; 24, Fn., in: NGL II, S. 399, 412 f. 322 In: NGL II, S. 392–399; vgl. Knut Helle, gode menn, S. 163 f. 323 Vgl. Rudolf Meißner, Konungsskuggsjá, S. 2; 6; Anne Holtsmark, Art. Kongespeilliteratur, in: KLNM, Bd. IX (1964), Sp. 65 f. 324 Hirjskrá, NGL II, S. 446 = Meißner, Hirjskrá, S. 63 ff.
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ist. Es gibt jedoch Anzeichen dafür, dass die Hirjskrá auf die Zeit König Sverre Sigurdssons (1177/84–1202) vor 1200 zurückgeht, da dieser sich nachdrücklich gegen die Trunksucht wandte325, was sich in Hirjskrá, c. 28326 niedergeschlagen hat. Außerdem erwähnen c. 21 am Ende und c. 38 die Birkebeiner327. Das weist ebenfalls auf die Zeit König Sverres oder auf die Zeit davor hin328. Ob diese frühen Satzungen schriftlich niedergelegt waren, ist unbekannt329. 4. Einteilung der Hirjskrá Sie enthält drei Teile. Der erste umfaßt die c. 1–26. Er beginnt mit dem Thronfolgegesetz von 1273 in den Kapiteln 2–10330, legt die Eide der verschiedenen Stände fest und fährt mit der Ernennung von Herzog, Jarl, Landherren etc. fort. Die c. 27–42 bilden den zweiten Teil. Er regelt die Aufnahme und die Pflichten der Gefolgsmannen. Der dritte und letzte Teil schließlich legt die Rechte und Pflichten der Gäste, die Ernennung von Hirdamtleuten und ihre Versorgung fest. Dabei enthalten die Kapitel 48–52 Rechtsbesserungen331. Die Hirjskrá schließt mit der Pflicht, sie jeweils zu Weihnachten zu verlesen. Ergänzt wird sie durch das Burgrecht König Hakons V. (1299–1319332, das für alle Burgmannen in Norwegen gelten sollte und strafrechtliche Vorschriften enthält. Über die Geschichte der Hirjskrá gibt c. 27 Aufschluß: Danach hießen alle diejenigen handgengnir menn, die dem König Treue (homagium, c. 31) geschworen hatten und sverjtakarar (Schwertfasser) waren. Der Handgang war auch die Voraussetzung, um eine veizla oder ein læn (beneficium) zu erhalten. Die húskalar (Hausmannen) gehörten im 13. Jh. der Hird nicht mehr an, obwohl der Königsspiegel in c. 25 f333 sie noch zur kgl. Hofhaltung – wenn auch nicht zur Hird – zählt. Erst später haben sich drei Körperschaften der Hird (löguneyti) herausgebil-
325 Vgl. Sverris Saga, c. 104, ed. Gustav Indrebø, S. 110f = Felix Niedner, Norw. KönigsGesch. II (Thule Bd. 18), c. 33, S. 72 ff. 326 Hirjskrá, c. 28 (NGL II, S. 417 = Meißner, Konungsskuggsjá, c. 28: 11, S. 32. 327 Birkebeiner in: NGL II, S. 410, 433 = Meißner, Konungsskuggsjá, c. 21: 9, S. 25; c. 38: 2, S. 50. 328 Vgl. Gustav Storm, Klosterstiftelser, S. 86; Didrik Arup Seip, Art. Hirdskrå, in: KLNM, Bd. VI (1961), Sp. 581. 329 Vgl. Meißner, Hirjskrá, S. XIX. 330 Siehe oben Einleitung E VI, S. 26. 331 „Rettarbøt pær er gaf Magnus konongr hinn koronaji (NGL, Bd. II, S. 444–447; vgl. Grethe Authén Blom, Art. Retterbot, in: KLNM, Bd. XIV (1969), Sp. 108–114 (109). 332 Burgrecht König Hakons V. (1299–1319, in NGL III, S. 144 f. 333 Ludvig Holm-Olsen, Kon. Skuggs., S. 39f = Meißner, Konungsskuggsjá, S. 102 ff.
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det (Hirjskrá, c. 25; 42f; vgl. Konungskjá c. 29334: die hirjmenn (Gefolgsleute), die gestir (Gäste) und die kertisveinar (Kerzenjunker)335. 5. Gliederung der Hird Die königliche Hird war hierarchisch gegliedert. Eine Sonderstellung nahmen Herzog und Jarl (c. 7; 12–17) ein. Einen Herzog konnte der König ernennen ser til lettes oc sœmdar (sich zur Entlastung und zur Ehre, c. 12: 2). Bei der Jarlswürde unterscheidet die Hirjskrá das Jarltum von königlichen Verwandten (c. 14), denen er Landesteile zur nichterblichen Verwaltung überließ und das Jarltum über Schatzländer (c. 15), so über die Orkneys und über Island. Wo mittelalterliches norwegisches Krongut bestand und welche Größe es hatte, ist nur schwer festzustellen, da für Norwegen ein Güterverzeichnis (wie in Dänemark der liber census Daniae (Kong Valdemars Jordebog) fehlt und nur wenige punktuelle Aufzeichnungen überliefert sind. Hinweise ergeben sich aus den Arbeiten von Ausgaut Steinnes336 Andreas Holmsen337 und Halvard Bjørkvik338, häufig im Rückschluß aus der Lage späterer Zeit. An der Spitze der Hird stand als höchster königlicher Ratgeber der kanceler (c. 21). Er war meist ein Geistlicher und eigentlich kein Gefolgsmann. Ihm zur Seite standen zwei hirjprestr (Hirdgeistliche), die dem König Gottesdienst hielten und den Hirdmannen die Beichte abnahmen (c. 21), aber zum Waffendienst nicht verpflichtet waren339. Von den Hirdmitgliedern hatten die hirjstjórar (Befehlshaber) den höchsten Rang. Das waren die lendir menn, die Landherren. Sie schuldeten dem König seit der Verordnung vom Januar/Febr. 1273340 Militärdienst mit ihren huskalar nach dem Maß ihrer königlichen Lehen. Die Landherren waren außerdem des Königs höchste Ratgeber in der Hird. An Festtagen bildeten sie das Gefolge des Königs. Die skutilsveinar (eigentlich Schüsselreicher) trugen ihren Namen nach dem festtäglichen Dienst an der königlichen Tafel. Aus ihrer Mitte wählte der König den Truchseß (dróttseti) und den Mundschenk (skenkjari, c. 26). Zu den allgemeinen Aufgaben der skutilsveinar gehörte es, den König zu bewachen. Dem Kanzler und den Landherren rechtlich gleichgestellt waren der 334 Ludvig Holm-Olsen, Kon. Skuggs., S. 41: gestir = Meißner, Konungsskuggsjá, S. 109 f. 335 Siehe dazu sofort unten 5. 336 Vgl. Asgaut Steinnes, Alvheim, in: NHT, Bd. 35 (1950), S. 353–404; Utskyld, in: NHT, Bd. 36 (1951), S. 303–411; Husebyar 1955. 337 Vgl. Andreas Holmsen, gard, 1980. 338 Vgl. Halvard Bjørkvik, krongodset, in: NHT Bd. 40 (1961), S. 201–231. 339 Vgl. Knut Helle, Stat, § 31, S. 202. 340 Verordnung vom Januar/Febr. 1273, c. 36, in: NGL II, S. 428–430.
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stallara (Marschall, c. 22) und der merkismajr (Bannerträger, c. 23), die jedoch einen geringeren Rang hatten als die Landherren, doch waren sie die Schlichter bei Hirdstreitigkeiten und gleichzeitig Verbindungsleute zwischen Hird und König341. Die eigentlichen Gefolgsleute waren die hirjmenn. Ihnen fiel die Wacht um den König zu; sie kämpften in seiner Nähe und schützten ihn auf seinem Schiff oder zu Land (c. 25: 3, 4; 32). Die hirjstefna (die Gefolgschaftsversammlung), zu der die hirjstjórar und alle hirjmenn gehörten, behandelte die inneren Angelegenheiten der Hird und Fragen im Verhältnis zum König. Sie beriet ihn militärisch und politisch (c. 20: 2; 23: 3; 42: 1, 2). Erst in der späteren Gesetzgebung wird der féhirjir (der königliche Schatzmeister oder Rentmeister eines Bezirks (der féhirjzla) zur Hird gerechnet342. Unterhalb der hirjmenn rangierten die gestir (Gäste), eine Sondereinheit, die der König als Spähtrupp oder mit politischen Aufträgen überall ins Land entsenden konnte (c. 43 ff). Ihre Hauptaufgabe scheint die Tötung von Feinden des Königs und die Einziehung ihrer Güter gewesen zu sein (Hirjskrá, c. 44f; Königsspiegel c. 27343. In der Hird bildeten sie die äußere Wache des Königs (c. 45: 1). Bei Kriegszügen hatten sie ein eigenes Schiff, das ein formajr (Vormann) befehligte (c. 45: 2). Wie die hirjmenn hatten auch die Gäste eine eigene gesta stefna (Gästeversammlung), die ihre Angelegenheiten regelte und Streit schlichtete (c. 45). Schließlich gab es noch die kertisveinar (Kerzenjunker), junge Männer, benannt nach den Kerzen, die sie zu Weihnachten oder anderen Festtagen zu tragen hatten. Die Hirjskrá verlangt, dass sie aus gutem Hause stammen sollten (c. 47), während sonst die Herkunft der Hirdleute nicht vorgeschrieben war. Erst die Verordnung vom 17. Juni 1308344 ordnete an, dass jeder, der Aufnahme in die Hird suchte, einen Brief des zuständigen Amtmanns vorlegen mußte, der seine Herkunft und seine wirtschaftlichen Verhältnisse auswies. Die kertisveinar waren dem König neben dem Geleitsdienst zu jedwedem Hilfs- und Ehrendienst (ser til lettes oc sömdar, c. 47) verpflichtet. Im Kriege fuhren sie hinter dem Königsschiff auf eigenem Fahrzeug, das ihr Vormann befehligte. Doch gehörten sie formell nicht zu den sverjtakarar, den Schwertfassern, sondern befanden sich noch auf dem Wege, echte Gefolgsleute zu werden.
341 342 343 344
Vgl. Hirjskrá, c. 22: 3; 23: 3, in: NGL II, S. 411f = Meißner, Hirjskrá, S. 26 f. Vgl. Lars Hamre, Art. Hird, in: KLNM, Bd. VI (1961), Sp. 574. Ludvig Holm-Olsen, Kon. Skuggs., S. 41 = Meißner, Konungsskuggsjá, S. 105 f. Verordnung vom 17. Juni 1308, in: NGL III, S. 74 ff (79).
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6. Pflichten und Rechte der Hirdmannen Sie sollten bessere Waffen halten als die übrige Bevölkerung, und zwar gestaffelt nach den Rangklassen der Hird (c. 35). Sie waren verpflichtet, dem König bei inländischen und auswärtigen Kriegen zu folgen (c. 31; 44). Soweit sie nicht bei Hofe lebten, sollten sie Unruhen im Reiche dem König oder dem nächsten Amtmann melden. Auch an der Zivilverwaltung waren sie beteiligt. Wer keine amtliche Stellung hatte, sollte doch die königlichen Amtleute bei der Aufrechterhaltung von Gesetz und Recht unterstützen. Dabei waren sie einer strengen Disziplin unterworfen: Wer den König ohne Urlaub verließ oder seinen Urlaub ohne Erlaubnis verlängerte, wurde aus der Hird verwiesen (c. 34). Auch Übergriffe gegen Landsleute [Untertanen?] galten als Dienstvergehen345. Die sverjtakarar erhielten für ihren Dienst einen jährlichen Sold (máli, c. 48), hatten Anspruch auf Gaben des Königs und auf Anteil an der Kriegsbeute (c. 38)346. Die vornehmeren Mitglieder der Hird hatten darüber hinaus Lehen und/oder Amtseinkünfte als lendir menn (Landherren) oder s´yslumenn (Amtmänner, c. 19)347. 1274/77 nahm der König die Hirdleute von der Ledungspflicht, beziehungsweise der Ledungssteuer teilweise aus, und zwar die Schüsselreicher für drei, die geringeren Hirdmitglieder für zwei Personen, vermutlich als Anerkennung ihrer militärischen Pflichten. Es handelte sich um die Befreiung von Grundsteuern, denn König Magnus Lagabœter war es gelungen, die Gestellungspflicht im Seezugswesen in eine jährlich fällige Steuer umzuwandeln und so dem Königtum eine feste finanzielle Grundlage zu verschaffen348. Wie man die persönliche Steuerfreiheit in die Grundsteuerbefreiung umrechnete, ist unbekannt349. Der unter König Hákon V. (1299–1319) darüber entbrannte Streit endete damit, dass nur der Stammsitz (ábœli) der norwegischen Großen befreit wurde350. Sie standen sich also schlechter als die dänischen und schwedischen Adeligen, die ganz steuerfrei lebten.
345 346 347 348 349 350
Übergriffe in: c. 34; vgl. Knut Helle, Stat, § 31, S. 202. Hirjskrá, c. 38, in: NGL II, S. 433 f. Vgl. Meißner, Hirjskrá, S. XXXV. Vgl. Eldbjørg Haug, S. 84. Vgl. Knut Helle, Stat, § 31, S. 202. Vgl. die Verordnung vom 15. Mai 1311, in: NGL III, Nr. 29, S. 90; vgl. Ole Jørgen Benedictow, Adel, S. 21 f.
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7. Die weitere Entwicklung Die Gefolgschaftsprivilegien lockten viele weltliche Große in die Hird und dienten zugleich dazu, die Adeligen dem Königsdienst zu verpflichten. Da allmählich die Besten in Städten und Dörfern in die Hird eintraten, aber weiterhin fern vom Königshofe lebten, bedeckte schließlich ein Netz königlicher Gefolgsleute das Land. Die Hird wurde so zum organisatorischen Rahmen des landständischen Adels, weil zur Aufnahme eine gehobene wirtschaftliche und soziale Stellung gehörte. Sowohl das Frostuthingsrecht351 wie auch das Landrecht352 rechnen nämlich damit, dass nur wenige Erbbauernsöhne zur Hird zählten. Nach c. 29 des Königsspiegels353 sollen die Hirdmannen aus gutem Hause kommen, wirtschaftlich gut gestellt sein und annehmbare Sitten haben354. Die norwegische Gefolgschaft nahm in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts aus dem Süden die adeligen Symbole Wappenschild und Siegel an. Seit der Rechtsbesserung der Hirjslrá von 1274/77355 hat Magnus Lagabœter auch die ausländischen Titel barún (Baron) für lendrmajr (Landherr) und riddari (Ritter) für skutilsvein anerkannt. Unter König Hákon V. nannte man den gewöhnlichen Gefolgsmann nun lateinisch armiger statt altnorwegisch sverjtakari. Hákon war es auch, der durch seine Verordnung vom 17. Juni 1308356 die Reichsverwaltung und die Hird neu ordnete. Er rief nicht nur alle syslur (Verwaltungsbezirke) zurück357, sondern hob auch grundsätzlich den Jarls- und Landherrentitel für die Zukunft auf (Ausnahme für Königssöhne und den Orkadenjarl sowie für gegenwärtige Träger bis zu ihrem Tode). Dies geschah wohl, um einer selbständigen Politik dieser Großen vorzubeugen358. Die Hird war also im mittelalterlichen Norwegen ein königliches Dienstgefüge und gleichzeitig die Organisation des weltlichen Adels. Ihre Doppelnatur spiegelt die gegenseitige Abhängigkeit zwischen König und Hird359. So ergab sich ein schwebendes Gleichgewicht, das sich stets der politischen Lage anpaßte und – wenn nötig – verschob.
Ftl IV: 60, in: NGL I, S. 175 = Meißner, Ftl, S. 93. ML Landslov IV: 3, 1, in: NGL II, S. 49f = Meißner, Landrecht, S. 92 f. c. 29 bei Ludvig Holm-Olsen, Kon. Skuggs., S. 43 = Meißner, Konungsskuggsjá, S. 110. Vgl. Knut Helle, Stat, § 31, S. 203. Vgl. oben Fn. 289. Verordnung vom 17. Juni 1308, in: NGL III; Nr. 25, S. 74–81. Karte bei Knut Helle, Stat, S. 209. Vgl. Jerker Rosén, bröder, S. 159 ff; Johan Schreiner, Retterboten, in: (Norsk) Historisk Tidsskrift 31 (1937/40, S. 6 ff; Knut Helle, Stat, § 31, S. 204 und § 41, S. 263f; für die weitere Entwicklung vgl. Ole Jørgen Benedictow, Adel, S. 25 f. 359 Ole Jørgen Benedictow, Adel, S. 25 spricht von Symbiose. 351 352 353 354 355 356 357 358
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Die Konungsskuggsjá hat auch Verbindungen zu Schweden, denn daraus ist ein lateinischer Auszug für „Ingiburga filia regis Norwegiæ“360, die Tochter Ingeborg361 des norwegischen Königs Hákon V. gefertigt worden, der im schwedischen Fürstenspiegel Um styrilsi kununga och höfdinga verwendet worden ist362.
VII. Magnus Lagabœtirs Landslag (ML Landslag) 1. Entstehung Die norwegischen Landschaftsrechte waren lebende Texte, die sich der Gesetzgebung und der Rechtsprechung gemäß dauernd veränderten. Bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts waren die Rechte der vier großen, im Süden des Landes gelegenen Rechtskreise, des Borgathings (um den Oslofjord), des Eidsivathings (der nördlich vom Oslofjord gelegenen binnenländischen Landschaft), des Gulathings (um Bergen) und des Frostuthings (um den Trondheimsfjord) schriftlich (teilweise in neubearbeiteter Form) niedergelegt. Die Reformarbeiten reichten bis in die Zeit Håkons IV. Håkonarssons des alten (1217 – 1263) hinein. Sein Sohn, Magnus Håkonarsson (1263–1280) gewann seinen Beinamen Lagabœter (Gesetzesbesserer) durch die Gesetzgebungsarbeit, die er den genannten Landschaftsrechten angedeihen ließ363. Bereits 1267 hat er eine neue Gulathingsbók, 1268 ein Gesetzbuch für das Eidsivathing und das Borgathing anfertigen und von den Thingen annehmen lassen364. Die beiden letzten Gesetzbücher sind jedoch bis auf die Christenrechtsabschnitte verloren365. Papst Clemens IV. hatte am 28. Juni 1268 die Wahl Jón Raudes zum Erbischof von Trondheim bestätigt366. Als dieser von seiner Weihe aus Rom zurückkehrte, begann er im Sinne der libertas ecclesiae die Rechte der norwegischen Kirche zu sammeln, um die erzbischöfliche von der königlichen 360 Druck: Gustav Storm, Brudstykke, in: ANF, Bd. I (1983), S. 110–112; vgl. Anne Holtsmark, Art. Kongespeilliteratur, in: KLNM, Bd. IX (1964), Sp. 66; Ludvig Holm-Olsen, litteratur, S. 171; Gösta Åqvist, Kungen, S. 166 f. 361 Ingeborg, Tochter Hakons V., geb. 1301, gest. 17. Juni 1361, vgl. Jerker Rosén, Art. I. in: Svvenskt Biografiskt Lexikon, Bd. 20 (1973/75), S. 2 f. 362 S. unten 5. Kapitel, D., S. 530–534. 363 Vgl. Isländische Annalen, ed. Gustav Storm, S. 484; vgl. Eldbjørg Haug, S. 83. 364 Vgl. Konrad Maurer, Retskilder, S. 39. 365 Vgl. NGL II, S. 293 – 306 (neues Christenrecht des Borgathings) und S. 306–338 (neues Christenrecht des Gulathings). 366 Jón Raude (Ebf. 1268–1282), vgl. Regest Nr. 59 in: Regesta Norvegica Bd. II, S. 54, Druck in DI, Bd. II, Nr. 6a = DN, Bd. VI, Nr. 34a.
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Macht abzugrenzen. Zugleich beharrte er darauf, dass in geistlichen Sachen nur die Kirche gesetzgebungsbefugt sei. Auf dem Frostothing des Jahres 1269 widersprach er deshalb der Befugnis des Königs Magnus, auch das Kirchenrecht zu reformieren. Infolgedessen ermächtigte – wie die isländischen Annalen zeigen – das Frostˇuping den König nur, alle zum königlichen Recht gehörenden weltlichen Teile des Rechtsbuches zu überarbeiten367. Sein Landrecht enthält deshalb kein Kirchen-, sondern nur einen Abschnitt über Christenrecht (kristin doms bolkr), der aber kein Kirchenrecht, sondern Vorschriften über die königliche Erbfolge und die Königswahl enthält368. Der Erzbischof selbst aber begann, ein eigenes Kirchenrecht auf der Grundlage des kanonischen Rechts auszuarbeiten. Es war vermutlich im Sommer 1273 vollendet369, doch erkannte es der König nicht an. Im Jahre 1259 begann König Magnus – damals 31 Jahre alt – mit einem Kreis von rechtsgelehrten Ratgebern (den sog. „besten Männern“ „mej hinna bezstra manna raje“370), die bisherigen Landschaftsrechte zu überarbeiten und die bis 1273 erlassenen Rechtsbesserungen zu berücksichtigen371. Man behalf sich damit, das Kirchenrecht der bisherigen Landschaftsrechte weitergelten zu lassen, was Magnus Lagabœters Sohn, König Hákon Magnusson, in einer Verordnung vom 28. Juli 1316372 bestätigte. Die Namen der Berater373 sind nicht mit Sicherheit bekannt, doch dürfte es sich dabei um den schon genannten Ritter Lojinn Leppr, den Stallmeister Audun Hugleiksson aus Hegranes in Jølster (1302 hingerich367 Vgl. Isländische Annalen, ed. Gustav Storm (1888), S. 138; Konrad Maurer, Retskilder, S. 48f; Knut Helle, Bergen, S. 40, 101. 368 Vgl. ML landslov, II (NGL II, S. 22–32 = Meißner, Landrecht S. 33–53; Vgl. Trygve Knudsen, Art. Frostatingsloven in: KLNM Bd. IV (1959), Sp. 661. 369 Christenrecht des Erzbischofs Jón Raude (Druck in: NGL II, S. 339–386; FaksimileAusgabe Magnus Rindals in: Corpus codicum Norvegicorum, Bd. VII [1983], S. 17 und S. 155–185). 370 Landslag, Prolog (NGL II, S. 7 = Meißner, Landrecht S. 2); vgl. Knut Helle, stat, S. 17 ff; derselbe, Bergen, S. 99. Zu ihnen gehörte Lodin Leppr, der 1257 königlicher Botschafter in Spanien gewesen war, um die Hochzeit zwischen Magnus’ Lagabœters Schwester Christine und Filip, dem Bruder König Alfons von Kastilien anzubahnen. Alfons hatte seinerseits die ‚Siete partidas‘, ein umfassendes spanisches Gesetzbuch, verfassen lassen. Gegenseitiger Gedankenaustausch der mit Gesetzgebung Beschäftigten liegt nahe, vgl. Eldbjørg Haug, S. 83. 371 1273 erging vermutlich auch die Hirdskra, vgl. oben VI 3, S. 151–153. 372 Verordnung v. 28. Juli 1316 in: NGL, Bd. III, Nr. 46, S. 116 f. 373 Im Prolog heißt es, das Gesetz sei abgefaßt „mej hinna bezstra manna raje“ (mit dem Rat der besten Männer [NGL, Bd. II, S. 7]); vgl. Knut Helle, gode menn, S. 41; 486 f.
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tet)374 und den Kanzler Tore Hakonsson von Leikvang (Lekum) in Østfold375 gehandelt haben; alle galten als Rechtskenner, der Kanzler war Kanonist, die beiden letzten wurden später geadelt376, Lojinn Leppr hatte schon König Hákon den Gamle als Berater gedient. Auch der isländische Rechtsprecher und Historiker Sturla Pórjason († 1284) hielt sich von 1263 bis 1271 in Norwegen auf. Seine Rechtskenntnisse machten ihn zum Berater Magnus Lagabœters; zudem hatte er Einfluß auf den Inhalt der in Norwegen für Island gefertigten Járnsíja (1271)377. Auch die norwegischen Bischöfe scheinen mit Änderungsvorschlägen beteiligt gewesen zu sein378. Die Kommission verringerte abermals die Zahl der Delegierten auf dem Gulathing, nunmehr auf 148 Mann379. Diesen Text hat das Gesetzesthing (lögping) des Gulathings mej rétto pingtake (mit rechtem Thingbeschluß) am 24. Juni 1274 angenommen, die anderen Thingverbände folgten bis 1276 ( ? ), nachdem der Text an die örtlichen Verhältnisse angepaßt war380. Das Landrecht galt danach nicht nur in den vier alten Thingverbänden, sondern auch in Jämtland, Härjedalen, auf den Färöern, den Shetlands (Hjaltland), den Orkneys und wahrscheinlich auch in Grönland381. Das Landslov ist deshalb das klassische Beispiel einer Parallelgesetzgebung, sein Name lediglich von der Wissenschaft hinzugefügt382. Immerhin gab das Landslov Norwegen die Rechtseinheit, die z. B. in 374 Audun Hugleikssons Lebensabriß bei Knut Helle, gode menn (1972), S. 41, 486f; 581, warum er 1302 bei Bergen gehenkt wurde, ist strittig; vgl. Magnus Rindal, corpus VII, S. 9ff; 12 f. 375 Tore Hauksson († 1317) war ein Sohn Bischofs Håkon von Oslo; vgl. über ihn: Porleifur Hauksson, Árna saga (1972), S. 29; Magnus Rindal, corpus VII, S. 13. 376 Vgl. Arna Biskups saga, c. 22 in: Biskopar sögur, Bd. III (ÍF Bd. XVII), S. 35 = Ed. Gujni Jónsson, Bd. I, c. 11, S. 307); Bøe, Art. Magnus Lagabœters landslov, in: KLNM XI (1966), Sp. 234f; Knut Robberstad, forskningsnytt 1972, S. 25 hält beide für Hauptpersonen bei dieser Gesetzesrevision. 377 Magnus Rindal, corpus VII, S. 13; vgl. dazu unten 1. Kapitel, 1. Abschnitt, III, S. 246–250. 378 Vgl. Absalon Taranger, landslov (1915), S. 59; Edvard Bull, Eidsivatingslov (1927), S. 380; Magnus Rindal, corpus VII, S. 13. 379 Der Olafstext (1024) hatte noch 375 Delegierte vorgesehen, der Magnustext (1164) 246, vgl. die Tabelle bei Absalon Taranger, Alting, S. 39. 380 In ML landslov XI: 2 (NGL II, S. 178 = Meißner, Landrecht, XI: 2, S. 404 ff) steht: Gulaping, dass auch die übrigen norwegischen Landschaften (Frostuthing, Borgathing und Eijsivathing) gefolgt sind, folgt aus NGL II, S. 178, Fn. 14; vgl. Gustav Storm, Haandskrifter, S. 14f; Konrad Maurer, Retskilder, S. 64 f. Magnus Rindal hat 1983 im Corpus Codicum Norvegicorum, Bd VII auf den S. 38–154 eine Faksimile-Ausgabe veranstaltet. 381 Vgl. Magnus Rindal, corpus Bd. VII, Einl., S. 13. 382 Vgl. Amira/Eckhardt, I, § 16, S. 115.
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Schweden erst um 1350, in Dänemark erst 1683 erreicht wurde. Das Landslov ist jedoch kein Rechtsbuch (Aufzeichnung des geltenden Gewohnheitsrechts), sondern ein Gesetzbuch. Da nunmehr der König das Recht zur Gesetzgebung in Anspruch nahm und sich vorbehielt, es durch rettarbœtar (Rechtsbesserungen) zu ändern und fortzubilden383, blieb für die lögping hinfort allenfalls formell der Beschluß über königliche Gesetzgebungsvorlagen. 2. Überlieferung Die älteste Hs. des Landrechts stammt vom Schluß des 13. Jhs., die meisten jedoch aus der ersten Hälfte des 14. Jhs., die – entsprechend seiner Aufnahme in den vier großen Thingbezirken – von den Herausgebern in NGL in vier Familien: Borgathing (B), Eijsivathing (E), Frostuthing (F) und Gulathing (G) eingeteilt sind. Lediglich der Deichmannsche Codex in Oslo384 läßt sich keiner Landschaft zuordnen und trägt deshalb die Bezeichnung D. Dem Druck in NGL II, 1–178 haben die Herausgeber den PergamentsCodex 60 qv. der Arnamagnæanischen Sammlung zugrunde gelegt und die Abweichungen der anderen Codices vermerkt. Gustav Storm hat in NGL IV, S. 117–159 weitere Bruchstücke des Landrechts gedruckt. Er schätzt für das 16. Jh. den Bestand auf etwa 80 Handschriften, doch haben Keyser/ Munch in NGL II, S. 3–6 nur 41 vollständige Codices aufgelistet. Die erste Ausgabe besorgte Grímur Jónsson Thorkelin 1817385. Zusätzlich zur heute gängigen Ausgabe in NGL II u. IV sind die im norw. Reichsarchiv verwahrten Handschriftenfragmente im Faksimile-Druck 1963 herausgekommen386. Magnus Rindal und Knut Berg haben 1983 eine Neuausgabe der Handschrift 1154 fol. in Kopenhagen veranstaltet387. Übersetzungen haben vorgelegt Absalon Taranger 1915388 und Rudolf Meißner 1941389, der eine normalisierte Fassung des altnordischen Textes beigefügt hat.
Vgl. Knut Helle, Bergen, S. 159. Beschreibung dieses Codex in NGL II, S. 5. Regis Magni legum reformatoris Leges Gula-Thingenses, 1817. Corpus codicum Norvegicorum medii aevi, Quarto Series, Faksimile, Gamalnorske membranfragment i Riksarkivet, Vol. I: Lovtekster, Oslo 1963. 387 Magnus Rindal/Knut Berg, Eds., King Magnus Håkonarsson’s Law of Norway and other Legal Texts: Gl. Kgl. Saml. 1154 fol. in The Royal Library, Copenhagen, Oslo 1983. 388 Absalon Taranger, Magnus Lagabøters landslov oversatt, Kristiania 1915, 5. Neudruck (Scandinavian university books) 1979. 389 Rudolf Meißner, Landrecht des Königs Mangus Hakonarson, Weimar 1941. 383 384 385 386
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3. Inhalt Wie schon die Vorgeschichte dieses Gesetzeswerkes zeigt, ist das Landrecht keine völlige Neuschöpfung. Vielmehr haben der König, seine Berater, der Kanzler Askatin (später Bischof in Bergen390 und dessen Nachfolger Tore Håkonsson von Leikvang i Eidsberg (Østfold), beide Kirchenrechtskundige391, ferner der „vitraste mann i landslaga“ Audun Hugleiksson von Hegranes i Jølster, dem die Árna biskups saga, c. 11, S. 306f große Rechtskenntnisse nachrühmt392, den vorhandenen Stoff gut durchgearbeitet. Das Landrecht enthält zehn Abschnitte (I: Thingfahrt, II: Christenrecht; III: Landesverteidigung; IV: Mannheiligkeit; V: Erbrecht; VI: Landeinlösung; VII: Landpacht; VIII: Kauf; IX: Diebstahl; X: Rechtsbesserungen. Der zweite Teil heißt zwar „Christenrecht“, streift aber die kirchlichen Rechtsverhältnisse lediglich in einem einzigen Kapitel (II: 2) und regelt stattdessen die königliche Erbfolge und die Königswahl, auf Grundlage der Beschlüsse des Reichstags in Bergen 1273393. Inhaltlich vereinigt das Landrecht die Errungenschaften der beiden großen Landschaftsrechte Gulapingsbók und Frostupingsbók, benutzt aber auch die Jarnsija394, die ihrerseits wieder teils auf dem Recht des Gula- bzw. Frostopings, teils auf der Grágás fußt. Das Landrecht bildet sie weiter und bezieht die zwischenzeitlich ergangenen Rechtsbesserungen mit ein. 4. Stellung des Königs Bis zum Konkordat von Tønsberg (1277)395, erkämpfte sich zwar die Kirche Unabhängigkeit von der weltlichen Gewalt, doch räumte sie dem König eine neue Stellung ein: Er war nicht mehr der vom Volke erhobene Führer, der auch abgesetzt und getötet werden konnte396, seine Macht wurde jetzt vielmehr als von Gott verliehen angesehen: „hefir konungr af guji ualld til veralldigra luta“ (es hat der König von Gott weltliche Gewalt für weltliche Dinge, ML Landslov II: 2), er herrscht „mej gujs miskunn“ (mit Gottes 390 Vgl. Knut Helle, Gode menn, S. 163f, 170, 378 f. 391 Vgl. Knut Helle, Gode menn, S. 583 f. 392 Vgl. Edvard Munch, Historie, IV, 2, S. 482 ff; Knut Helle, stat, S. 99; Knut Helle, Bergen, S. 578 ff; Knut Robberstad, ny rett, S. 48 ff; Hartmut Böttcher, Glaubensbekenntnis, S. 234 f. 393 Vgl. Edvard Munch, Historie, IV, 1, S. 518; 538 ff; Nedkvitne/Norseng, S. 279 ff; Konrad Maurer, Retskilder, S. 60f; Knut Helle, stat, S. 100; Eldbjørg Haug, S. 87–91. 394 Vgl. Konrad Maurer, Retskilder, S. 59f, 62. 395 Druck in: NGL II, S. 462–467 (lat.) u. S. 468–447 (anorw.), dazu Gudmund Sandvik, Tønsberg, S. 563 ff. 396 Vgl. Ftl IV: 50 (NGL I, S. 172 = Meißner, Ftl S. 88).
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Gnade397). Die Kirche bescheinigte ihm, fortan allein für die Gesetzgebung zuständig zu sein. Doch galt dies nicht unbegrenzt. So beschränkte ihn das Landrecht in seiner Verfügung über den Ledung: Er durfte ihn nicht nach Willkür aufbieten398 und nur bei Angriffen von außen oder Aufruhr im Inneren konnte er das ganze Aufgebot beanspruchen (III: 3, 1), bei selbstveranlaßten Heerzügen dagegen nur das halbe (III: 1, 3). Auch endete die Dienstpflicht der Mannschaft bei drohendem Nahrungsmangel399. Magnus Håkonarson sah König und Bischof als gleichberechtigt an, er wahrte damit die staatliche Autorität und befand sich zugleich auf der Höhe der europäischen Entwicklung400. Dem christlichen Herrscher stand nicht nur das Recht zur Gesetzgebung zu, er verstand sich auch als Friedefürst, wie sich aus den Resten der von Sturla Pórjarson um 1271 verfaßten Magnus saga lagabœtis ergibt401. Das verpflichtete ihn auch zur Fürsorge für seine Untertanen. Hierher gehören die Vorschriften gegen den Aufwand bei Hochzeiten (V: 24) und beim Erbbier (sáluöl, erfiöl, V: 25)402, der Versuch, der Landflucht zu steuern403 und die Maßnahmen bei Nahrungsmittelmangel404. Mit seiner neuen Stellung hing auch ein erhöhter Rechtsschutz zusammen: Wer in seiner Umgebung jemanden tötete, beging nijingsverk (Neidingswerk), und verfiel damit unbüßbarer Friedlosigkeit405. Der König hatte ein Vorkaufsrecht für alle Waren im Lande406; zu seinen Vorrechten gehörte es auch, Jagdfalken fangen zu lassen oder zu erwerben407. Nach Landrecht war nicht mehr die lögrétta des Gesetzesthings die höchste gerichtliche Instanz, sondern der König408, und wenn die lögrétta sich in einem Streitfall mit dem Rechtsprecher (lögmajr (Rechtsprecher) nicht einigen konnte, durfte sie sein Urteil nicht umstoßen, denn er galt als Vertreter (umbojsmajr) des Königs, dem die Entscheidung zukam409, weil er 397 398 399 400 401 402 403 404 405 406 407 408 409
Landrecht, Prolog (NGL II, S. 7 = Meißner Landrecht S. 3). ML landslov III: 1, 2 (NGL II, S. 33 ff = Meißner, Landrecht, S. 54–58). ML landslov III: 13, 2 (NGL II, S. 44 = Meißner, Landrecht, S. 79). Vgl. ML landslov II: 2; Konungsskuggsjá c. LXIX (ed. Ludvig Holm-Olsen, S. 123f); vgl. Meißner, Königssp., S. 256; Grethe Authen Blom, Kongemakt, S. 159 ff, 314 ff; Konrad Maurer, Retskilder, S. 380 ff; Sophus Bugge, selvstyrelse, S. 33, 119 ff, 130 ff, 172. Vgl. Sophus Bugge, selvstyrelse, S. 180 ff; 36, 402) ML landslov V: 24, 25 (NGL II, S. 91 f = Meißner, Landrecht, S. 194 ff). ML landslov VIII: 23 (NGL II, S. 163 f = Meißner, Landrecht, S. 370 ff). ML landslov L. IV: 2, 2 (NGL II, S. 49 = Meißner, Landrecht, S. 242 ff; 374f). ML landslov IV: 4, 3 (NGL II, S. 51f = Meißner, Landrecht, S. 96f). ML landslov, VIII: 9 (NGL II, S. 155 = Meißner, Landrecht, S. 352f). ML landslov, VII: 52, 1) (NGL II, S. 137f = Meißner, Landrecht, S. 306f). ML landslov, VII: 52, 1) (NGL II, S. 137f = Meißner, Landrecht, S. 90f). ML landslov, I: 4, 4; I: 11, 3 (NGL II, S. 15f; 20f = Meißner, Landrecht, S. 18f; 30f); vgl. Konrad Maurer, Vorlesungen, Bd. I, 2, S. 73 ff).
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über dem Gesetz stand. Die Verantwortlichkeit des Königs für das Gesetz bot auch die Handhabe dafür, den Gleichheitseid (jafnajaeijr abzuschaffen, weil man ihn seiner Meinung nach mehr aus Übermut und Übertreibung verlangt habe als nach Gesetz und Recht410. 5. Neuerungen Fortschritte erzielte das Landrecht bei Fehde und Rache. Es schaffte sie zwar nicht ab, verbot aber die vindicta transversa411 (wohl aus Frostuthingslög, Einl. 8 übernommen) und führte eine allgemeine Pflicht ein, Missetäter zu verhaften412. Die Sippenbußen wurden aufgehoben: Nur der Erbe des Getöteten erhielt eine Buße aus dem Vermögen des Töters413, wobei der König seinen Bußanspruch allgemein auf ein Viertel der früheren Summe minderte414 oder zurückstellte415, falls das Gut des Töters nicht ausreichte. Hinterließ ein Friedloser unmündige Kinder, sollte sein Gut zunächst deren Unterhalt sichern, selbst wenn der König dann nichts erhielt416. Auch das Recht des Ehemannes, den mit seiner Frau betroffenen Ehebrecher auf frischer Tat zu töten, ist aufgehoben und durch einen Bußanspruch ersetzt417. Das Gnadenrecht des Königs war stark ausgebildet418, (sogenannter skógarkaup, frijkaup). Aus dem römischen Recht (Dig. 1. 3. 31) stammt ML landslov, I: 11419, (konungr er ifir login skipajr, [princeps legibus solutus]). Die mildere Beurteilung des Ungefährwerks in IV: 13420, aber auch die Anweisung an die Richter in IV: 17, 1–4, beim Urteilen die Umstände zu berücksichtigen und sich nicht
410 411 412 413 414 415 416 417 418 419
420
ML landslov, IV: 26, 1 (NGL II, S. 70f = Meißner, Landrecht, S. 140f). Verbot der vindicta transversa in: X, A: 2 (NGL II, S. 176 = Meißner, Landrecht, S. 398f). ML landslov, IV: 16, 1 (NGL II, S. 61 = Meißner, Landrecht, S. 118f). ML landslov, IV: 12, 1, 2; X: 2–7 (NGL II, S. 58; 176 = Meißner, Landrecht, S. 110f; X: B 5, S 400f). ML landslov, X: 2 (NGL II, S. 176 = Meißner, Landrecht, X: B 1, 2, S 400f). ML landslov, IV: 12, 2; X: 2 (NGL II, S. 58; 177 = Meißner, Landrecht, S. 112f; X: B 6, 7, S 402f). ML landslov, X: 2 (NGL II, S. 177f = Meißner, Landrecht, X B: 11, S. 402 ff [404]). ML landslov, IV: 5; vgl. I: 8, 1 (NGL II, S. 52; 19 = Meißner, Landrecht, S. 98f; 24 ff). Vgl. z. B. ML landslov, III: 5, 1; IV: 2, 2; IV: 6, 1 (NGL II, S. 37; 49; 52f = Meißner, Landrecht, S. 64f; 90f; 98f). ML landslov, I: 11 (NGL II, S. 21 = Meißner, Landrecht, I: 11, 3 (S. 30f); vgl. X: 3 (NGL II, S. 178 = Meißner, Landrecht, X, B: pr., S. 400f); anders dagegen Sandvik, Codes, S. 433), der auf den § II: 8, 1 (NGL II, S. 29 = Meißner, Landrecht, S. 46f) hinweist, der dem König jedoch nur die alleinige die Gesetzgebungsbefugnis verleiht, ihn aber an das christliche Gesetz bindet. ML landslov, IV: 13 (NGL II, S. 59 = Meißner, Landrecht, S. 112 ff).
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sachfremd beeinflussen zu lassen421, dürfte auf kirchlichem Einfluß beruhen422. Darauf ist auch die Vorschrift in VIII: 11423 zurückzuführen, dass anstelle des bis dahin üblichen Zeugenbeweises (skírskota424, für bestimmte Verträge (Heirats-, Grundstücks- und Kaufverträge über zehn Mark) eine besiegelte Urkunde nötig war oder ein cirographum, das heißt eine carta partita, die unregelmäßig zerschnitten wurde, und von der jede Partei einen Teil erhielt. Im Abschnitt über die Landpacht425 finden sich Spuren von verlorenen Gesetzen Ostnorwegens426. Auch die Grágás ist benutzt, so bei Buße und Erbe nach nicht legitimiertem Sohn427, bei der Unzuchtsklage428 und beim Erbe nach dem Ziehsohn429. In der Erbfolge der Töchter (die nur die Hälfte dessen erbten, was die Söhne erhielten430), gleicht das Landrecht dem dänischen431 und schwedischen Recht432. Neu ist auch, dass alles Land zum Ójal wird, das ein Familienzweig 60 Winter oder länger im Besitz hatte433. 6. Sprache Die Sprache des Landrechts erinnert noch immer auf weite Strecken an den mündlichen Vortrag des Rechtsprechers (lögmajr), der in den vier Thingbezirken auf der Versammlung des Volkes oder seiner Vertreter das Recht vortrug und seine Hörer anredete434. Den Rechtsbeteiligten wird – wie in der Gulapingsbók – häufig die Formulierung ihrer Rechtshandlung in direkter
421 422 423 424 425 426 427 428 429 430 431 432 433 434
ML landslov, IV: 17, 1–4 (NGL II, S. 219f = Meißner, Landrecht, S. 120 ff). Vgl. Arne Bøe, Art. ML landslov, in: KLNM Bd. XI (1966), S. 234. ML landslov, VIII: 11 (NGL II, S. 157 = Meißner, Landrecht, S. 354 ff). Vgl. Gulapingsbók c. 37, NGL I, S. 23 = Meißner, Landrecht, S. 35 ff, stefna hanom heim til kuoju, Hausladung) ML landslov, VII (NGL II, S. 104 ff = Meißner, Landrecht, S. 223 ff). ML landslov, VII: 37; 44–47; 49; 54 (NGL II, S. 126 ff; 131–134; 135; 139 = Meißner, S., vgl. 63, 24f, 13, XV; 32, 233f); vgl. Absalon Taranger, retts historie, S. 24f; Meißner, Landrecht, S. XV; Arne Bøe, Art. ML landslov, in: KLNM, Bd. XI, Sp. 234. Nicht legitimierter Sohn in: ML landslov, IV: 11, 9 entspricht Grágás Ia, c. 94, S. 169. Unzuchtsklage in: ML landslov, V: 5, 3 entspricht Grágás Ib c. 155, S. 47 f. Erbe nach dem Ziehsohn in: ML landslov, V: 23 ~ Grágás Ib, c. 143, S. 27. ML landslov, V: 7, 1–3 (NGL II, S. 80 = Meißner, Landrecht, S. 160–163). Z. B. Jyske Lov I: 5 (DGL II, S. 27 ff = v. See, S. 29f). Z. B. Östgötalag, Ærfpa balkær I: pr, 2; II: pr (SSGL II, S. 114f = Strauch, OGR, S. 126f); Upplandslag, Arfpæ balker 11: pr (SSGL III, S. 115f = v. Schwerin, S. 117 f.) ML landslov, VI: 2, 1 (NGL II, S. 93 = Meißner, Landrecht, S. 199). ML landslov, z. B. VIII: 4, 1; 7, 1 (NGL II, S. 152f; 154 = Meißner, Landrecht, S. 344f; 348f).
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Rede vorgeschrieben, (z. B. den Zeugen435; dem Anbieter von Ójal zum Verkauf436; dem des Wildfangs Beschuldigten, der sich verteidigt437. Auch alte Formeln haben sich erhalten, z. B bei der Geschlechtsleite438, beim Benutzungsverbot (lögfesta) von Land, Holz, Hag und Fischplätzen439. Jedoch gibt es auch Stellen, die auf die Kirche zurückgehen und deshalb an den lateinischen Kurialstil erinnern440.
VIII. Bjarkeyar réttr (Bj) 1. Überlieferung und Geltungsbereich Für die seefahrenden Kaufleute, für die Heringsfischer und andere Handelsmänner bildete sich im gesamten Norden bald ein eigenes Marktrecht heraus, das in Norwegen bjarkeyar réttr oder biærköar rætter (Birkinselrecht)441 hieß. Seine älteste Erwähnung fand es in den Privilegien König Olafs des Heiligen für Island (vielleicht von 1022), eidlich bestätigt 1056/57 und 1082/83442. Dort ist in Erbschaftssachen von einer Bürgschaft nach Birkinselrecht die Rede („at biarceyiar rétte“)443. Es dürfte sich um das Stadtrecht von Nidaros handeln, womit Olaf Tryggvason die von ihm gegrün435 Schriftliche Formeln für Zeugen in ML landslov, V: 19, 2; 22, 2; VI: 10, VIII: 2, 3 (NGL II, S. 89f; 90f; 99; 150 ff = Meißner, Landrecht, S. 188f; 192f; 212f; 342f). 436 Verkaufsangebot von Odal: ML landslov, VI: 4, 1 (NGL II, S. 95 = Meißner, Landrecht, S. 202f). 437 Verteidigung gegen Wildfangsbeschuldigung in: ML landslov, VII: 61, 3 (NGL II, S. 144f = Meißner, Landrecht, S. 324 ff). 438 Formel bei Geschlechtsleite in ML landslov, V: 8, 3 (NGL II, S. 84f = Meißner, Landrecht, S. 176f). 439 Benutzungsverbot in ML landslov, VII: 19 (NGL II, S. 116 = Meißner, Landrecht, S. 252f). 440 Kurialstil in ML landslov, II: 2; IV: 17 (NGL II, S. 23f; 62f =Meißner, Landrecht, S. 34 ff; 120 ff); vgl. Arne Bøe, Art. ML Landslov, in: KLNM Bd. XI (1966), Sp. 235 f. 441 Birkinselrecht, Druck in: NGL I, S. 301–336; vgl. Meißner, Stadtrecht, Text mit Übersetzung (1950); Jan Ragnar Hagland, Bjarkøyretten, S. 117–126; Olav Brattegard, Art. Bjärköarätt, Norge, in: KLNM, Bd. I (1956), Sp. 659 f. 442 Vgl. Reg. Norv. I, Nr. 27 (1016–1028), wo die Fn. 1 darauf hinweist, dass der Vertrag zwei Mal eidlich bekräftigt wurde: 1056/57 und 1082/83; Druck in NGL I, S. 437f, in: DI, Bd. I, Nr. 21 und in Grágás Ib, c. 248, S. 195 ff; vgl. Holmbäck/Wessén, SLL, Bd. V, S. CIII. 443 Bekannt als Bestätigung des isländischen Bischofs Gizur und seiner Begleiter etwa von 1083; Text in: Grg Ib, c. 248, S. 196: „scal hann æsta tacs at biarceyiar rétte til mótz“ (dann soll er Bürgschaft verlangen nach Bjarköarecht bis zur Zusammenkunft) = Andreas Heusler, Graugans,S. 420, auch in: DI, Bd. I; Nr. 21 (S. 64 ff) u. NGL I, S. 437f; vgl. Hartmut Böttcher, Art. Bjarkörecht in: RGA2, Bd. III (1978), S. 56.
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dete Stadt bewidmete444, in der überlieferten Fassung entstanden nach 1164445. Ob das Bjarkeyarréttr auf eine Unterschlagung von Abgaben anwendbar war, beherrschte den Streit der Könige Sigurjr Jorsalafara (1123–30) und Øystein (1103–23) im Ächtungsverfahren gegen Sigurjr Hranason 1114/15446, denn Øystein meinte, nur das Landrecht sei anwendbar447. Ursprünglich galt das bjarkeyar réttr auf allen Kauf- und Fischfahrten448, doch wurde es allmählich auf die Bedürfnisse einzelner Städte zugeschnitten, in Norwegen zuerst auf Nidaros (Trondheim), worauf das älteste Fragment IV hinweist449. Bruchstück I ist in einer Handschrift aus der erste Hälfte des 14. Jahrhunderts überliefert, Fragment IV bereits in einer Handschrift des 13. Jahrhunderts450. Es enthält hauptsächlich Christenrecht (aus dem Frostuthingsbók III: 22–24 übernommen), einen Mannheiligkeitsabschnitt und die farmannalög (Seefahrerrecht). Die Fragmente II und III sind Abschriften des 17. und 18. Jahrhunderts. Ob dieses frühe bjarkeyar réttr auch für andere norwegische Städte galt, ist nicht überliefert. Die Herausgeber des bjarkeyar réttr in Norges Gamle Love I451 haben keinen einheitlichen Text geschaffen, sondern die einzelnen Fragmente hintereinander abgedruckt und die Kapitel fortgezählt, so dass sie insgesamt auf 177 Kapitel kommen. Davon enthält Teil I das Christenrecht nach dem Kodex Arnamagnäus 60 qv452. Es 444 445 446 447
448 449 450
451 452
Holmbäck/Wessén, SLL, Bd. V, S. CIII. Vgl. Amira/Eckhardt I, S. 114. Vgl. Jan Liedgren, Bjärköarätt S. 46. „ok á mál petta á pingi at dœma en eigi á móti, pvi at sökin veit til landslaga, en eig til Bjarkeyiarréttar“ in: Heimskringla III, ed. Finnur Jónsson, Tillæg: Saga Sigurjur, Eysteins ok Ólafs, c. 20, S. 504, auch in der Morkinskinna, ed. desselben, c. 177 [28 B], S. 177, Saga Sigurjar Jórsalafara; vgl. Peter A. Munch, historie, Bd. II, (1855), S. 642 ff; Gustav Storm, Proces (1877); eine ähnliche Vorschrift findet sich in dem von Jan Liedgren, bjärköarätt, S. 33–61 beschriebenen Fragment von Östgötalagen, in Zeile 30 D/E (S. 46). Vgl. c. 42 in: NGL, Bd. I, S. 312f; auch die Konungsskuggsjá, c. III, Übs. Meißner, S. 36 weist auf das bjarkeyar réttr als Grundlage des Handels hin. Bjarkeyar réttr, Druck in: NGL, Bd. I, S. 301–336 und Bd. IV, S. 71–97; vgl. die Übersetzung bei Meißner, Stadtrecht, S. 310–457. Vgl. die Beschreibung von Gustav Storm in: NGL, Bd. IV, S. XII; Bj I steht in der Hs. AM 60. 4°, vgl. NGL, Bd. I, S. 303–304, Bd. IV, S. 547; Bj IV in der Hs. AM 315 G fol. aus dem 13. Jh. (NGL, Bd. I, S. 334–36; Bd. IV, S. 492); das dortige Christenrecht ist wörtlich aus Ftl III: 22–24 übernommen, woraus folgt, dass dieses bjarkeyar réttr für Nidaros bestimmt war; vgl. Meißner, ML Stadtrecht S. XIII ff; Hartmut Böttcher, Art. Bjarkörecht in RGA2, Bd. III (1978), S. 56. Bjarkeyar réttr, in: NGL I, S. 301–336 = Meißner, ML Stadtrecht, S. 311–457 (mit deutscher Übersetzung). Arnamagnäisches Fragment Nr. 60 qv., Christenretten in 9 Kapiteln (NGL I, S 303f = Meißner, ML Stadtrecht, S. 311–319).
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folgt das Bruchstück I mit den Kapiteln 10–52453. Daran schließt sich der weitläufige Auszug aus den Papierhandschriften X und Y454. Die Ausgabe schließt mit dem ältesten Fragment, Kodex Arnamagnäus Nr. 315 fol.455. 2. Inhalt und Besonderheiten Zwar läßt sich aus den Bruchstücken des bjarkeyar réttr ihrer Lückenhaftigkeit wegen die Verfassung der Stadt Nidaros nicht wirklich erschließen, doch sind ihnen einige wichtige Kennzeichen zu entnehmen. Allgemein zeigt sich das bjarkeyar réttr altertümlicher als das ihm folgende Stadtrecht des Königs Magnus Lagabœter: So geht nach Zahlung des Brautpreises (des mundr) die Rechtsvertretung der Braut vom Verlober auf den Bräutigam über456. Die Opferhandlung beim Freilassungsbier eines Sklaven wird in bjarkeyar réttr c. 112 noch geschildert457. Auch die Eisenprobe (für Männer) und der Kesselfang (für Frauen), die heidnischen Göttern geopfert oder sich mit Zauberei abgegeben hatten, ist noch geltendes Recht458, obwohl sie seit dem vierten Laterankonzil 1215 stark zurückging und praktisch abgeschafft war459. Wer sich als Geächteter in den Frieden kaufen wollte, mußte an den König als Buße den skogarkaup zahlen460. Dass die Stadt ein eigenes lögping mit einer lögrétta, dem Gesetzesausschuß, hatte, erfahren wir aus dem bjarkeyar réttr zwar nicht, immerhin ist aber von der Bürgerversammlung (der mot) die Rede. Sie soll sich grundsätzlich tagsüber versammeln, in Ausnahmefällen auch des Nachts461. Diese Versammlung ist das Stadtgericht,
453 Arnamagnäisches Fragment Nr. 123 qv. A (NGL I, S. 305–315 = Meißner, ML Stadtrecht, S. 319–369). 454 Der Auszug aus den Papierhandschriften (vgl. die Beschreibung in NGL I, S. 302) umfaßt die Kapitel 53 – 168 (NGL I, S. 315–334 = Meißner, ML Stadtrecht [er gibt zunächst die Hs. Y wieder, und zwar in abgeänderter Reihenfolge, S. 368–438, sodann die Hs. X auf den S. 439–449]. 455 Arnamagnäisches Fragment Nr. 315 fol., mit den Kapiteln 169–177 (NGL I, S. 334–336 = Meißner, ML Stadtrecht, S. 450–457). 456 S. Bj I, c. 8; III X c. 68; III Y, c. 132; (NGL I, S. 304; 317f; 327f = Meißner, ML Stadtrecht, Bj I, c 8, S. 316f; Bj III X, c. 46, S. 394f; Bj III Y, c. 60, S. 448f; vgl. Alfred Schultze, Eherecht, S. 32 ff. 457 Vgl. Bj. III Y, c. 166 (NGL I, S. 334 = Meißner, ML Stadtrecht, Bj III Y, c. 112, S. 438f). 458 Vgl. Bj. III Y, c. 69 (NGL I, S. 318 = Meißner, ML Stadtrecht, Bj III Y, c. 60, S. 400f). 459 Vgl. Conc. Lat. IV., can. 18 (COD II, S. 244), der die Mitwirkung von Priestern an Gottesurteilen verbot. 460 Er muß sich aus dem Walde, wo er als Geächteter wohnt, freikaufen, s. Bj III Y, c. 72 (NGL I, S. 318 = Meißner, ML Stadtrecht, Bj III Y, c. 62, S. 400f). 461 Siehe Bj II, c. 25 (NGL I, S. 309 = Meißner, ML Stadtrecht, Bj II, c. 16, S. 338f).
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es werden nicht nur Prozesse entschieden462, sondern auch Eide gelobt und geleistet463, Wunden geschätzt464 oder ein Totschlag kundgemacht, sogenanntes víglysing465. Der Schultheiß konnte sogar eine freie Frau, die Unzucht begangen hatte und deren Verwandtschaft ihre Auslösung verweigert, in die Schuldknechtschaft verkaufen466. Aus dem Bruchstück Bj IV folgt, dass das Seerecht (farmannalög) bereits Teil des bjarkeyar réttr gewesen ist467, sein Inhalt ist bereits nach 1174 anzusetzen468. Es kennt einen genossenschaftlich organisierten Schiffahrtsbetrieb und nutzte neben den Langschiffen auch das Großschiff (storskip; Knorr), das mehr als fünf Lasten trug469. Die Norweger gingen mit verhätnismäßig undichten Schiffen auf Seefahrt: Ein Schiff galt als seeklar, wenn man binnen 24 Stunden nur drei Mal zu schöpfen brauchte470. Jedes Schiff sollte einen st´yrimajr (Schiffsführer, eigentlich: Steuermann) haben. Daneben gab es die hásetar (Seeleute) und die skipara (Reisende), wobei der Unterschied zwischen beiden nicht immer deutlich ist471, denn für beide Gruppen von Bordgenossen galt die Pflicht, sich an der Schiffsarbeit (dem Schöpfen, Rudern, Wachen472 etc.), und auch an etwaigen Kämpfen zu beteiligen. Sie mußten sich während der Fahrt selbst verpflegen und bildeten dafür Speisegemeinschaften (mötunautar)473. Zur Unterkunft brachten sie ihr 462 Entscheidung der Prozesse im Zusammenwirken von Schultheiß (gjaldkeri) und mot, s. Bj III Y c. 102 (NGL I, S. 322f = Meißner, ML Stadtrecht, Bj III Y, c. 71, S. 402 ff). 463 Eide geloben und leisten vgl. Bj. II, c. 23; II, c. 34 (NGL I, S. 308; 311 = Meißner, ML Stadtrecht, Bj II, c. 14, S. 334f; Bj II, 25, S. 348f). 464 Wunden schätzen, Bj II, c. 14 (NGL I, S. 306 = Meißner, ML Stadtrecht, Bj. II, c. 5, S. 322 ff). 465 Totschlag kundmachen, Bj II, c. 27 (NGL I, S. 309 = Meißner, ML Stadtrecht, Bj. II, c. 18, S. 340f); vgl. Strauch, Art. Víglysing und Lysing, in RGA2, Bd. 32 (2006), S. 364–371. 466 Siehe Bj III Y, c. 127 (NGL I, S. 327 = Meißner, ML Stadtrecht, Bj. III, Y c. 41, S. 390f). 467 Vgl. Knut Robberstad, Art. Sjörätt, Noreg, in: KLNM, Bd. XV (1970), Sp. 356–372 (356). 468 Vgl. Götz Landwehr, Art. Seerecht, in: HRG1, Bd. 4 (1999), Sp. 1600. 469 Vgl. Knut Robberstad, Art. Sjörätt, Noreg, in: KLNM, Bd. XV (1970), Sp. 356 ff. 470 Siehe Bj IV, c.170 (NGL I, S. 335 = Meißner, ML Stadtrecht, Bj. IV, c. 2, S. 450f); dies entspricht ML bylov IX: 2 (NGL I, S. = Meißner, ML Stadtrecht, c. IX: 2, wo jedoch (Fn. 1) eine Variante mehr fordert: „Zwei Mal in sechsunddreißig Stunden“, „zwei Mal in zwei Tagen“; vgl. Knut Robberstad, Art. Sjörätt, Noreg, in: KLNM, Bd. XV (1970), Sp. 365, Nr. 18. 471 Für diese Unterscheidung: Karl v. Amira, NOR II, S. 780, 788; dagegen übersetzt Meißner, ML Stadtrecht, S. XLII beide Begriffe mit „Schiffsgenossen“; vgl. Max Pappenheim, St´yrimenn, S. 246 ff. 472 Siehe Bj IV, c. 175–177 (NGL I, S. 336 = Meißner, ML Stadtrecht, Bj. IV, c. 7–9, S. 456f). 473 Mötunautar sind Schiffsreisende, die ihre Speisen gemeinsam haben, sie sind in ML bylov IX: 7 (NGL II, S. 277f = Meißner, ML Stadtrecht, S. 270f) erwähnt.
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Zelt mit und ein Schanzstück zur Erhöhung des Schiffsbordes (vígyurjill)474. Der st´yrimajr wies jedem seinen Platz an Bord zu, wo er seine Waren lassen und sein Zelt aufschlagen konnte. Die Schiffsgenossen bildeten während der Fahrt und in fremden Häfen eine Rechtsgenossenschaft, was auch daran zu sehen ist, dass für sie während der Fahrt nicht nur der Fahrtvertrag475 galt, sondern dass sich auch unter der für alle Insassen geltende Schiffsordnung (skipan)476 standen. Wurde sie verletzt, so war Ankläger nicht etwa der st´yrimajr, sondern die reijumenn (eigentlich Werkleiter, aber besser mit Schiffsmaate zu übersetzen477, die vornehmlich Pflichtverletzungen bei der Schiffsarbeit zu rügen hatten478, während der Schiffsführer nur bei Meuterei eingriff. Die Gerichtsversammlung tagte im Hafen am Ende der Landungsbrücke (bryggjusporjr), auf See vor dem Mast, wozu der rote Schild479 aufgezogen wurde; sie konnte Bußen verhängen480. Das Sonderrecht der Schiffsordnung erlosch, wenn das Schiff in die tacmörk (die Stadtmark, den Rechtsbereich der Stadtbürger) kam481: Die unerledigten Sachen fielen dann unter die königliche Gerichtsbarkeit.
IX. Magnus Lagabœtirs Stadslag (ML Stadslag) 1. Entstehung Bald nach dem Landrecht ließ Magnus Håkonarsson das Landrecht für die norwegischen Städte bearbeiten, die ein eigenes Gericht hatten (villae forenses): Bergen482, Nidaros (= Trondheim483, Oslo484 und Tøns474 Zu vígyurjill siehe Bj IV, c. 169 (NGL I, S. 334f = Meißner, ML Stadtrecht, Bj. IV, c. 1, S. 450f); vgl. Hjalmar Falk, Seewesen, S. 116. 475 Siehe Bj IV, c. 169 (NGL I, S. 334f = Meißner, ML Stadtrecht, Bj. IV, c. 1, S. 450f); vgl. Max Pappenheim, Seefrachtvertrag, in: ZRG, GA, Bd. 51 (1931), S. 175 ff. 476 Skipan ist erwähnt in Bj IV., c. 175 (NGL I, S. 336 = Meißner, ML Stadtrecht, Bj. IV, c. 7, S. 456f). 477 So mit Recht: Meißner, ML Stadtrecht, S. XLIV. 478 Siehe Bj IV, c. 172 (NGL I, S. 335 = Meißner, ML Stadtrecht, Bj. IV, c. 4, S. 452 ff). 479 Siehe Bj IV, c. 173 (NGL I, S. 335f = Meißner, ML Stadtrecht, Bj. IV, c. 5, S. 454f); vgl. Herbert Meyer, rote Fahne, in: ZRG, Bd. 50 (1930), S. 346. 480 Wie Fn. 479. 481 Wie Fn. 479. 482 Vgl. Knut Helle, Bergen, S. 512 ff; 529 ff. 483 Vgl. Trygve Knudsen, Art. Nidaros bylov in: KLNM, Bd. XII (1967), Sp. 299. 484 Vgl. Nedkvitne/Norseng, Oslo Bys Historie, Bd. I, (1991), S. 236 ff; Per N. Grötredt, Oslo Bylov, in: ANF Bd. 69 (1954), S. 78–90; Trygve Knudsen, Art. Oslo bylov, in: KLNM, Bd. XIII (1968), Sp. 42.
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berg485. In Bergen wurde es bereits am Vincencius messo dagh (22. Jan.) 1276 vom lögping angenommen486. Wann die anderen drei Städte es einführten, ist unbekannt487. Es hieß nicht mehr bjarkeyar réttr, sondern jetzt bæjarmannœ lög (nach bær, für Stadt, anstelle des früheren kaupangr (Handels- oder Marktplatz) und war nicht nur das Recht der Handelsplätze, sondern galt – wie bisher – auch für die Heringsfischerei und die Seefahrt (farmannalög)488. Ob es ein gemeinnordisches Kaufmannsrecht gab, ist zweifelhaft489. Über weite Strecken – nämlich dort, wo die Verhältnisse sich glichen – entspricht das Stadtrecht dem Landrecht. Einige Abschnitte sind jedoch den städtischen Erfordernissen entsprechend ersetzt: So ist Bylov II. über die Thingordnung an die Stelle von Landslov I, den Thingfahrtabschnitt, getreten. Der Abschnitt III: Landesverteidigung ist angepaßt, neu eingefügt sind die Abschnitte VI: Stadtordnung (bœjarskipan) und IX: Seefahrerrecht (farmannalög). Ausgelassen sind dagegen die landrechtlichen Abschnitte VI: Landeinlösung und VII: Landpacht. Auch sonst sind einzelne Kapitel für die Stadt geändert. Die stadtrechtlichen Besonderheiten sind zum Teil aus früheren Rechtsbüchern übernommen, nämlich aus dem biærköarrætt, das vornehmlich in Trondheim galt490 und einem Stadtrecht von Bergen, das nicht überliefert ist, aber wohl das biærköarrætt gewesen sein wird. Unklar ist auch, ob es schriftlich vorgelegen hat491. 2. Überlieferung Sie ist bestimmt durch die örtlichen Besonderheiten und vor allem durch unterschiedliche Vollständigkeit: Von den 25 überlieferten Handschriften bieten nur drei den vollständigen Text, während die übrigen die mit dem Landrecht gleichlautenden Teile weglassen und/oder nur kurze Hinweise
485 Vgl. Grethe Authén Blom, Art. Tønsberg bylov, in: KLNM, Bd. XIX (1975), Sp. 237–240; dieselbe, Trondheim bys historie I (1956) S. 286 ff; Konrad Maurer, Gulathingslög, S. 66 f. 486 NGL II, S. 288. 487 Dies wird wahrscheinlich vor dem Tode des Königs (1280) geschehen sein, vgl. Magnus Rindal, corpus VII, S. 15. 488 Vgl. ML bylov IX: 19 a. E. (NGL II, S. 284 = Meißner, Stadtrecht, S. 292 ff; vgl. Didrik Arup Seip, Farmannsloven, in: KLNM, Bd. IV (1959), Sp. 169 f. 489 Vgl. Carsten Müller-Boysen, Kaufmannsschutz, S. 120, 146 ff; derselbe, farrmanna logh, S. 93 ff. 490 Vgl. Meißner, Stadtrecht, S. XIII; Trygve Knudsen, Art. Nidaros bylov, in: KLNM, Bd. XII (1967), Sp. 299. 491 Für schriftliche Niederlegung: Alexander Bugge, selvstyrelse, S. 32f, der sich auf den Text des Prologs von ML bylov stützt, dagegen: Meißner, Stadtrecht, S. XIII.
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geben492. Der Ausgabe in Norges Gamle Love493 haben die Herausgeber den Pergaments-Codex 323 fol. der Arnamagnæanischen Sammlung494, für das Seefahrerrecht den codex AM 60 qv. zugrunde gelegt und die Abweichungen der anderen Codices vermerkt. Nur wenige Handschriften des Stadtrechts sind älter als 1300, die meisten gehören der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts. an. Die Herausgeber von NGL haben sie – entsprechend ihrer Aufnahme in den vier großen Städten – in vier Familien eingeteilt: Bergen (B), Nidaros (N), Oslo (O) und Tønsberg (T). Lediglich die codices, deren örtliche Angaben wechseln oder wo solche fehlen, tragen die Bezeichnung X495. Berichtigungen hinsichtlich des Druckes der Handschriften finden sich in NGL, Band IV496; verfügbar sind jetzt auch Faksimiledrucke497. Eine erste Ausgabe hat Gregers Foughner-Lund 1829 vorgelegt498. Sie ist ersetzt durch die Ausgabe von 1848 in NGL, Bd. II499. Eine Übersetzung ins neunorwegische bieten Knud Robberstad/Absalon Taranger500. Ins Deutsche hat Rudolf Meißner dieses Stadtrecht übersetzt und den normalisierten altnorwegischen Text hinzugefügt501. 3. Inhalt und Besonderes a) Die Rechtsthinge Die Rechtsthinge (lögping) in den vier Städten scheinen durch das Stadtrecht erst eingeführt worden zu sein502, denn die Versammlung der ansässigen Männer (húsfaster menn), die der Schultheiß (gjaldkeri 503, durch den rennari 504 (der auch kallari 505 Stadtdiener heißt), mit dem Horn zusammenrufen ließ, 492 493 494 495 496 497 498 499 500 501 502 503 504 505
Vgl. NGL II, S. V und S. 181–184. ML bylov, in: NGL II, S. 179–290. Vgl. NGL IV, S. 514. NGL II, S. 183. NGL IV, S. XIX ff. Faksimile-Drucke in: Corpus codicum Norvegicorum, vol. I: Lovtekster (1963); vol. III: Farmansloven og Bergens bylov (1963). Gregers Foughner-Lund, Bergens gamle bylov, Kjöbenhavn 1829. Rudolf Keyser/Peter Andreas Munch, NGL, Bd. II (1848): Den nyere By-Lov eller Bjarkö-Ret, S. 179–290. Knud Robberstad/Absalon Taranger, Magnus Lagabøters Bylov, Kristiania 1923 Rudolf Meißner, Stadtrecht des Königs Magnus Hakonarsson für Bergen, Weimar 1950. Vgl. Knut Helle, Bergen I, S. 529 ff. Vgl. ML bylov I: 6 (NGL II, S. 191f = Meißner, Stadtrecht, S. 20–25); vgl. Knut Helle, Bergen I, S. 496 ff. Zum rennari (Stadtboten) vgl. ML bylov VII: 13 (NGL II, S. 258f = Meißner, Stadtrecht, S. 214–218). Zum kallari (Stadtdiener) vgl. ML bylov VI: 17, (NGL II, S. 250 ff = Meißner, Stadtrecht, S. 192f).
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hieß nicht ping, sondern mót (n., Versammlung). Wo sie tagte, wird nicht gesagt. Den Vorlagen stimmten ihre Mitglieder durch Handzeichen zu (lófatak506. Wer mit einem Urteil des Rechtsprechers (lögmajr507) nicht einverstanden war, konnte sich berufungshalber an das mót wenden508. Gegen sein Urteil war weitere Berufung an den Rechtsausschuß (lögrétta) und von dort an den König möglich509. Um die Abgesandten für das lögping und die Zusammensetzung des Rechtsausschusses zu bestimmen, waren besondere Normen nötig: Das Rechtsthing tagte einmal jährlich am Sonntag nach dem 6. Januar im Saale der Mariengilde in Bergen510. Jedes Stadtviertel entsandte zwölf Abgeordnete511, so dass das lögping aus 48 Bürgern bestand. Hinzu kamen die Mitglieder des städtischen Rates, die leitenden Beamten und ein Vertreter des Bischofs512. Die lögrétta bestand aus zwölf Ratsherren und je drei weiteren Abgeordneten aus den Stadtvierteln, insgesamt also aus 24 Mann513. Ihre Verhandlungen waren – wie die des mót – durch einen erhöhten Frieden gesichert514. Sie war das höchste Gericht der Stadt, doch durfte man gegen ihre Urteile den König anrufen515, der auch für die Städte der oberste Richter war516. Bergens Einwohner waren wehrpflichtig und mußten ihre Waffen selbst stellen517. Ob das geschehen war, wurde auf dem Waffenthing am Montag nach Mittfasten kontrolliert518. b) Die Stadtordnung Der VI. Abschnitt, die „Stadtordnung“ (bœarskipan)519enthält hauptsächlich polizeiliche Vorschriften über die allgemeine städtische Ordnung (c. 8), die nächtlichen Wachen (c. 1; 3), die Feuerpolizei (c. 9 ff), Hausbau und Straßenbreite (c. 4), die Mitwirkung beim Schiffsziehen (skipdráttr 520 und das 506 507 508 509 510 511 512 513 514 515 516 517 518 519 520
Zum lófatak vgl. ML bylov VI: 2 (NGL II, S. 240 f = Meißner, Stadtrecht, S. 158f). Vgl. Knut Helle, Bergen, S. 512 ff. Vgl. Knut Helle, Bergen, S. 526 ff. Vgl. ML bylov VII: 15 (NGL II, S. 259f = Meißner, Stadtrecht, S. 218 ff). Zu weiteren Aufgaben des mót vgl. Meißner, Stadtrecht, S. XXIIf; Knut Helle, Bergen, S. 526 ff. Vgl. ML bylov I: 1 (NGL II, S. 187f = Meißner, Stadtrecht, S. 8f). ML bylov I: 2, 3(NGL II, S. 188f = Meißner, Stadtrecht, S. 8–15). ML bylov I: 2 (NGL II, S. 188 = Meißner, Stadtrecht, S. 10f). ML bylov I: 3 (NGL II, S. 188f = Meißner, Stadtrecht, S. 10 ff). ML bylov IV: 8 (NGL II, S. 214 = Meißner, Stadtrecht, S. 70 ff). ML bylov VII: 15 (NGL II, S. 259f = Meißner, Stadtrecht, S. 218 ff). ML bylov VII: 6 (NGL II, S. 255 = Meißner, Stadtrecht, S. 204f). ML bylov III: 12 (NGL II, S. 206f = Meißner, Stadtrecht, S. 46–49). ML bylov III: 13 (NGL II, S. 207 = Meißner, Stadtrecht, S. 48–51). ML bylov VI (NGL II, S. 240–254 = Meißner, Stadtrecht, S. 156–195). Vgl. Carsten Müller-Boysen, Kaufmannsschutz, S. 120, 146 ff; derselbe, farrmanna logh, S. 91 ff.
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Stapelrecht (c. 16; 18). Die städtische Verfassung ergibt sich dagegen aus dem Stadtrecht nur mittelbar, doch wird das Vorbild des Lübecker Stadtrechts von 1240 deutlich: Der Rat (ráj) leitet die Geschicke der Stadt521, seine Mitglieder heißen formenn eja rájsmenn, B. I: 4; ihm untersteht die gesamte Bau-, Straßen- und Feuerpolizei522. Möglicherweise hatte jedes Stadtviertel einen Vorsteher523. Die Stellung des gjaldkeri (Schultheißen) hat gewechselt: War er ursprünglich ein königlicher Beamter, der die Bußansprüche des Königs wahrte, so wurde er im 14. Jh. unter Mitwirkung des Rechtsprechers vom Rat gewählt524. Er hieß jetzt Stadtvogt (b´yfógt525, stand an der Spitze des Rates und hatte vor allem die Aufsicht über die Stadt526. Er führte ein Siegel, mit dem er wichtige Verträge der Bürger beglaubigte527. Seine bisherigen königlichen Aufgaben übernahm zum Teil der Bezirksamtmann (s´yslumajr), ein Bevollmächtigter des Königs (umbojs majr konungs528, der auch siegelführungsbefugt war. Der dritte wichtige Beamte in der Stadt war der Rechtsprecher (lögmajr)529. Er hatte zwei Aufgaben: das Recht zu weisen und Streitsachen zu entscheiden (veita órskurd). Zur Zeit des Stadtrechts bestellte ihn der König und gewährte ihm besonderen Schutz: Wer ihn tötete, wurde unbüßbar friedlos530. Auch die Ladung vor den lögmajr war durch erhöhten Frieden geschützt531. c) Handel und Wandel Der sechste und der neunte Abschnitt des Stadtrechts zeigen das lebhafte Treiben der Händler und Handwerker in Bergen. Im Seefahrerrecht (Far521 ML bylov VI: 6 (NGL II, S. 254 = Meißner, Stadtrecht, S. 168–171),vgl. Knut Helle, Bergen, S. 532 ff. 522 ML bylov VI: 9, 10, 13 (NGL II, S. 244; 246f; 249 = Meißner, Stadtrecht, S. 176–179; 179–181; 184f). 523 Vgl. er stræte atte in: ML bylov VI: 1; 9 (NGL II, S. 240; 246f = Meißner, Stadtrecht, S. 156f – 171; 179 mit Fn. 1); Alexander Bugge, selvstyrelse, S. 24; Meißner, Stadtrecht, S. XXIV. 524 Vgl. réttarbót König Håkons V. Magnussons (1299–1319) vom 29. Mai 1306, in: NGL IV, S. 360–363 (§ 8, S. 362f). 525 Vgl. die undatierte réttarbót in: NGL III, S. 210 ff (212). 526 Vgl. etwa ML bylov VI: 4; 6; 9; 10; 13; 15 (NGL II, S. 244; 246f; 249f = Meißner, Stadtrecht, S. 168–171; 176–181; 184f; 186–189; weitere Aufgaben nennt Meißner, Stadtrecht, S. XXVÍF); vgl. Knut Helle, Bergen, S. 534 ff. 527 ML bylov VII: 17 (NGL II, S. 260f = Meißner, Stadtrecht, S. 222f). 528 ML bylov III: 18 (NGL II, S. 209f = Meißner, Stadtrecht, S. 58f); vgl. Knut Helle, Bergen, S. 507 ff. 529 Vgl. Knut Helle, Bergen I, S. 512 ff. 530 ML bylov IV: 3 (NGL II, S. 211 = Meißner, Stadtrecht, S. 62f). 531 ML bylov IV: 19 (NGL II, S. 221 = Meißner, Stadtrecht, S. 94f).
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manna logh)532 wird eigenartigerweise eine deutsche Schiffsordnung nicht erwähnt. Es galt auch hier der genossenschaftlich organisierte Schiffsbetrieb, der bereits im Bjarköarecht geregelt war533. ML bylov enthält in seinem Seerechtsabschnitt (dem farmannalogh) nicht nur eingehende Regeln über die Rechte und Pflichten der Matrosen (IX: 6f, NGL, Bd. II, S. 276 ff), sondern auch Regeln über den Seewurf, die – wie üblich – eine Verteilung des Schadens nach dem Wert der geworfenen Waren auf alle Befrachter vorsehen (IX: 8 NGL, Bd. II, S. 278)534. Die Verfasser des Stadtrechts gingen offenbar davon aus, dass der Handel in norwegischen Händen lag535. Die fremden Kaufleute sollten sich überhaupt nur vom 3. Mai bis zum 14. September in Bergen aufhalten. Doch ließ sich diese Regel nicht durchsetzen: Die deutschen Fernkaufleute siedelten sich zunehmend in Bryggen, dem alten Teil Bergens, die deutschen Handwerker und Krämer in der oberhalb parallel gelegenen Øvregaten an536. Während diese das bœargiald (das Stadtgeld537) zu entrichten hatten, erlangten die Fernkaufleute auf Grund von königlichen Privilegien bald eine Sonderstellung. So befreite König Magnus Lagabœter die Deutschen bereits durch Privileg vom 18. Juli 1278538 von der für Ausländer festgelegten Pflicht539, sich am Wachdienst zu beteiligen. Auch brauchten die deutschen Kaufleute in Bergen, soweit sie mindestens zwölf Monate dort ansässig waren, lediglich einen Ledungsbeitrag („pa skulu vera i ollum utbopum med bœar monnum“) zu leisten; bloße Überwinterer (vetrsetar) und Handwerker mußten dagegen volle Ledungssteuer zahlen, die allein dem König zufiel540. Der Vertrag vom 6. Juli 1294 mit einer Reihe deutscher Städte (u. a. Bremen, Lübeck, Rostock, Stralsund, Wismar, Greifswald, Stettin u. den Deutschen in Visby)541 nahm jedoch die Kaufleute, die sich vor Weihnachten auf den Heimweg machten oder nur des Wetters wegen festsaßen, von der Ledungspflicht aus. Grund für diese Privilegien war 532 ML bylov IX: 6 (NGL II, S. 276f = Meißner, Stadtrecht, S. 266–269); vgl. Knut Robberstad, Art. Sjörätt, Noreg, in: KLNM, Bd. XV (1970), Sp. 356 ff. 533 Vgl. oben VIII, 2, S. 168 ff.; über den skipdróttin oder st´yrimajr (Schiffsführer, Ml Bylov IX: 5), die hásetar (Schiffsleute, ML Bylov IX: 6f; 12 [NGL, Bd. II, S. 276f; 279f]). 534 Vgl. Knut Robberstad, Art. Sjörätt, Noreg, in: KLNM, Bd. XV (1970), Sp. 368, Nr. 25. 535 ML bylov VII: 6 (NGL II, S. 255 = Meißner, Stadtrecht, S. 202–205). 536 Vgl. Mikjel Sørlie, Art. Bergens bylov, in: KLNM, Bd. I (1956), Sp. 467. 537 Zu bœargiald (Stadtgeld) vgl. ML bylov III: 8 (NGL II, S. 204 = Meißner, Stadtrecht, S. 40–43). 538 Privileg vom 18. Juli 1278, in: DN V, Nr. 10. 539 Wachpflicht für Ausländer in ML bylov III: 4 (NGL II, S. 201 = Meißner, Stadtrecht, S. 34f). 540 ML bylov III: 6 (NGL II, S. 203 = Meißner, Stadtrecht, S. 38f). 541 Druck in DN V, Nr. 23.
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Kornmangel infolge von Mißernten: Allein die Hanseaten waren in der Lage, Getreide günstig anzubieten und zu liefern. Zwischen 1340 und 1342 wurde die Hanse des Landes verwiesen542. Doch sie verbanden sich mit Waldemar Atterdag, der – in Verbindung mit den Hanseaten – 1343 Magnus Eriksson bei Kopenhagen besiegte. Dieser sah sich nun gezwungen, als Vormund seines Sohnes Håkon VI. Magnusson543, durch eine Rechtsbesserung vom 13. Januar 1344544 die Privilegien von 1294 zu bestätigen. Der Reichsrat stimmte dem nur zu, weil Magnus Eriksson seinen dreijährigen Sohn Håkon zum König ernannte. Damit war die schwedisch-norwegische Union aufgelöst545. Der wirtschaftliche Aufstieg der Hansekaufleute nahm nunmehr seinen Fortgang. Doch suchte seit 1349 die Pest Norwegen und Schweden heim, so dass die Hälfte der Bevölkerung starb und das Land allgemein verarmte.
X. Die weitere Entwicklung Wie wir gesehen haben, stehen in den norwegischen Landschaftsrechten Vorschriften unterschiedlichen Alters nebeneinander. Die zeitliche Einordnung dieser verschiedenen Textstufen gelingt nicht überall, so dass die Landschaftsrechte eher einen Einblick in den staatlichen Aufbau des frühen Mittelalters gewähren als in den zeitlichen Ablauf der Rechtsentwicklung. Besser sind wir daran, soweit kirchliche und weltliche Gesetze seit der Mitte des 12. Jahrhunderts schriftlich niedergelegt wurden. 1. Kirchliche Gesetzgebung Seit der Errichtung des Erzbistums Nidaros 1152 läßt sich die kirchliche Gesetzgebung verfolgen. Sie findet sich vornehmlich in den Christenrechtsabschnitten der Rechtsbücher, in päpstlichen Dekretalen, Beschlüssen von Provinzialkonzilien und erzbischöflichen Statuten, deren letztes zur Zeit König Hakons VI. (ca 1355–80) erlassen wurde546. Als das Konkordat von Tønsberg (1277) der Kirche ein eigenständiges Gesetzgebungsrecht zugestand, hat die Kirche es in Beschlüssen von Provinzialkonzilien
542 543 544 545 546
Vgl. Christian Wiberg, S. 33 ff, 245; Grethe Authén Blom, Union, S. 134 f. Vgl. Rolf Fladby, oppløsningen, in: NHT, Bd. 43 (1964), S. 85 (S. 262). Rechtsbesserung vom 13. Januar 1344 in: NGL III, S. 163 f. Vgl. Rolf Fladby, oppløsningen, in: NHT, Bd. 43 (1964), S. 85–102. Zu den Provinzialstatuten norwegischer Erzbischöfe des 14. Jahrhunderts vgl. unten S. 177 ff. mit Fnn. 553–555; vgl. Magnus Rindal, corpus VII, S. 18.
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und bischöflichen Urkunden ausgeübt547. Die ältesten sind die päpstliche Bestätigung der Errichtung des Erzbistums Nidaros548 und die canones der Reichssynode von 1164 sowie die bei Holtzmann549 abgedruckten Dekretalen des 12. Jahrhunderts. Ob der Vertrag König Erich Magnussons (1280–1299) und Herzogs Hákon Magnusson mit Erzbischof Jorund und anderen norwegischen Bischöfen, der das alte Kirchenrecht der Rechtsbücher wieder in Kraft setzte und damit das Konkordat von Tønsberg ganz oder teilweise außer Kraft getzt hat, bleibt – trotz ausgiebiger Diskussion – unklar550. Beachtlich sind auch die von verschiedenen Erzbischöfen verfaßten Christenrechte, von denen jedoch der König keines anerkannt hat551, während das sogenannte Christenrecht König Sverres, lediglich eine Kompilation der Christenrechte des Gula- und Frostuthings ist552. Provinzialstatuten der norwegischen Kirchenprovinz hat Erzbischof Pál Bårdsson (1333–1346) zusammengestellt553. Die Statuten des Erzbischofs Arne Vade Einarsson (1346–1349)554 und des Erzbischofs Olav (1350– 1370)555 schließen sich an. Weitere kirchliche Gesetze zwischen 1386 und
547 Vgl. die zwischen 1280 und 1351 erlassenen geistlichen Statuten in NGL III, S. 227–307 sowie weitere in NGL, AR gedruckte. 548 Dekretale Papst Anastasius’ IV. vom 14. Nov./2. Dez. 1154, Druck in: NGL I, S. 439–441. 549 Beide bei Holtzmann, canones, S. 376–382 und S. 383–400. 550 Vgl. den Vertrag König Erich Magnussons und Herzog Hákon Magnussons mit den norwegischen Bischöfen, über den die „Rechtsbesserung“ v. 14. Mai 1290 (NGL III, S. 17f) sowie die undatierte Rechtsbesserung (wohl 1298, ebda S. 32f) Auskunft gibt; vgl. die Nachweise bei Knut Helle, stat, § 39, S. 180f; Sverre Bagge, Sættargjerden i Tønsberg, in: KLNM, Bd. XXI (1977), Sp. 326–330 (329). 551 Es sind das jüngere Christenrecht des Borgarthings (Druck in: NGL II, S. 293–312; das jüngere Christenrecht des Gulathings (Druck in: NGL II, S. 313–335), das Christenrecht des Erzbischofs Jón Raude (Druck in: NGL II, S. 339–386; FaksimileAusgabe Magnus Rindals in: Corpus codicum Norvegicorum, Bd. VII [1983], S. 155–185) und das Christenrecht des isländischen Bischofs Arni Porláksson von Skálholt, vom Allthing 1275 angenommen, Druck in: NGL V, S. 16–56; (Faksimile-Ausgabe Magnus Rindals, Bd. VII, S. 200 ff; die Ausgabe enthält auch das dritte Statut des Erzbischofs Pål Bardsson (1333–1346) aus dessen Amtszeit, ebda, S. 193–199. 552 Christenrecht König Sverres in: NGL I, S. 407–434; vgl. Meißner, Volkskirche, S. 4. 553 Die Provinzialstatuten Erzbischof Páls sind gedruckt in: NGL, Bd. III, S. 285–294, Facsimile in: Magnus Rindal, corpus VII, fol. 81 r – 84 v; vgl. auch den Katalog ‚Den norske kirkeprovins 1153–1953‘, Trondheim 1953. 554 Provinzialstatut des Erzbischofs Arne, Druck in: NGL, Bd. III, S. 295–301; Facsimile in: Magnus Rindal corpus VII, fol. 84 v – 88 v. 555 Provinzialstatut des Erzbischofs Olaf, Druck in: NGL, Bd. III, S. 301–306.
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1447 und zwischen 1483 und 1513 finden sich in Norges gamle Love, 2. Række, Bd. I, 2 und in Bd. III, 2: Kirkens lovgivning 1483–1513556. 2. Weltliche Gesetzgebung Seit der Zeit Magnus Erlingssons (1162–1184) gibt es eine staatliche Gesetzgebung, z. B. das Thronfolgegesetz557 und die Schenkung König Magnus Erlingssons an den heiligen Olaf (1015–1028)558. Der Band I von Norges Gamle Love enthält weitere Rechtsbesserungen (réttarbœtr), vornehmlich vom Beginn des 13. Jahrhunderts559. Sie mehren sich nach der Annahme von Magnus Lagabœters Landrecht nach 1267, da ihm die Thinge ein weitergehendes Gesetzgebungsrecht zugestanden als bisher. So ist denn Band III von Norges Gamle Love ganz den Rechtsbesserungen gewidmet. Er enthält 121 königliche Gesetze und Verordnungen zwischen 1280 und 1384560. Da im Mittelalter die Könige außer den für alle geltenden Landschafts- und Landrechten auch vielfältige Privilegien für Städte und einzelne Personen gewährten, die spätere Herrscher bestätigten. Bereits 1439 erließ Erich von Pommern eine Bergordnung für den Holfnisbergk, die 1540 revidiert wurde.561 Auch entwickelte sich eine Sondergesetzgebung für die Geistlichen (ius singulare), die ihren ganzen Stand auszeichnete562. Sie sind in den Urkundenausgaben (Diplomatarium Norvegicum, Diplomatarium Svecanum, Jämtlands Diplomatarium) enthalten. Nachdem eine Reichsversammlung in Lödöse Christoph von Bayern 1442 zum norwegischen König gewählt hatte563, versprach dieser, das Recht des Landes zu bewahren und mit dem Reichsrat zu regieren. Bereits am 6. Juli 1442 erließ er für die drei nordischen Unionsreiche eine Verordnung über den Landfrieden564 und wenig später ein Verbot gegen Räuberei565. Im Streit 556 NGL, 2. Rk., Bd. I, 2 ed. Absalon Taranger (1912) und 2. Rk., Bd. III, 2, ed. Grethe Authén Blom und Ferdinand Lindhoe Hæshagen (1976). 557 Thronfolgegesetz in Gtl c. 2 (NGL I, S. 3f = Meißner, Gtl, S. 3f). 558 Schenkung Magnus Erlingssons in: NGL I, S. 442–444. 559 Vgl. die Rechtsbesserungen in NGL I, S. 444–463. 560 Königliche Gesetze und Verordnungen, in: NGL III, S. 1–226. 561 Diese ‚Bergkordnung‘ ist 1540 in Zwickau gedruckt worden (Neudruck als Facsimile in Trondheim 1963). 562 Solche Privilegien hat Grethe Authén Blom, kongemakt (1987) und wieder in: Union, Bd. II, S. 685 – 694 für die Zeit Hakons V., Magnus Erikssons und Hakons VI. untersucht. 563 Vollmacht zur Wahl vom 1. Juni 1442 in: NGL, 2. Rk., Bd. I, Nr. 102, S. 204–206. 564 Landfriedensverordnung v. 6. Juli 1442, in: NGL, 2. Rk., Bd. I, Nr. 106, S. 212–215. 565 Verbot der Räuberei, Homborgsund, d. 20. Juli 1442, in: NGL, 2. Rk., Bd. I, Nr.117, S. 222–224.
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um die Rechte der Hanse erneuerte er ihre die alten Privilegien566. Doch war er meist abwesend und ernannte keinen Drost, so daß aus seinen Versprechen, Norwegen zu regieren, nichts wurde. Nach seinem Tode 1448 wählte der Reichsrat nach Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen norwegischen Parteien ein Jahr später den Dänenkönig Christian I. zum norwegischen Herrscher, nachdem dieser am 3. Juli 1449 in Marstrand eine Wahlkapitulation abgegeben hatte567. Im Folgejahr schlossen der norwegische und der dänische Reichsrat einen neuen Unionsvertrag, wonach Norwegen ein selbständiges und gleichberechtigtes Reich sein568, und in Personalunion mit Dänemark verbunden bleiben sollte. Christian I. hielt sich jedoch nicht an die Marstrander Handfeste, sondern setzte Dänen in die maßgeblichen Stellen ein und förderte die Hanseaten569. Seit 1469 hatte Norwegen – infolge der Verpfändung der Orkneys und Shetlands an König Jakob III. von Schottland – nur noch drei Schatzländer: Grönland, Island und die Färöer. Die Herrschermacht über sie wurde mehrfach geteilt: Hákon IV. Hakonsson vereinbarte mit Jarl Skule 1217, daß dieser über 1/3 Norwegens und 1/3 der Schatzländer herrschen solle570. Vermutlich nach demselben Schlüssel teilten sich König Erik Prästhatare (1280–99) und Herzog Hákon am 28. Juni 1298 die Macht in Norwegen, wobei der Herzog die Färöer erhielt571. Schließlich brachte die Reichsteilung von 1350 zwischen König Magnus Eriksson und seinem Sohn Hákon VI. die Herrschaft über die drei Schatzlande an König Magnus572. Sein Verspre566 Urkunden v. 4. Dez. 1444; v. 25. Sept. 1445 und v. 26. Oktober 1445, in: NGL, 2. Rk., Bd. I, Nr. 130, S. 234–243, mit Anhängen; Nr. 136, S. 267–269 mit Anhang; Nr. 137, S. 278–280. 567 Handfeste von Marstrand, d. 3. Juli 1449, in: NGL, 2. Rk., Bd. II, 1, Nr. 3, S. 4–12, mit Anhängen S. 12–14. Zu weiteren Urkunden Christians I. s. d. Diplomatarium Christierni Primi, udg. Hans Knudsen (1856). 568 Unionsvertrag von Bergen, de. 29. August 1450, in: NGL, 2. Rk., Bd. II, 1, Nr. 21, S. 54–57. 569 Vgl. die Privilegien für Rostock v. 12. April 1451, in: NGL, 2. Rk., Bd. II, 1, Nr. 34, S. 74f; Nr. 52 v. 11. Dez. 1453 und die hansischen Privilegien in: Nr. 63, v. 1. Juli 1455, S. 112–114 und Nr. 64 v. 2. Juli 1455, S. 114f für die Deutschen in Bergen etc. 570 In der Hákons saga Hákonarssonar, c. 25 (22), S. 319f u. c. 27 (24), S. 320f, ed. Kjær/ Holm.Olsen; vgl. Felix Niedner, Norwegische Königsgeschichten, Bd. II, Geschichte v. Hákon Hákonsson, c. 22, S. 140; c. 29, 30, S. 173f; Grethe Authén Blom, Art. Skattland, in: KLNM, Bd. XV (1970), Sp. 448. 571 Rechtsbesserung für die Färöer, Druck: NGL, Bd. III, Nr. 10, S. 33–40 = DN, Bd. I, Nr. 89; vgl. Peter Andreas Munch, Historie, Bd. IV, 2, S. 275 ff. 572 Vgl. Gustav Storm, Islandske Annaler (1888): Lögmanns annáll, S. 276, c; Flatø-annaler, S. 404 (1350): „Magnus kongr … gaf … Eireki syni sinum Suia riki enn Hakoni Noreg ok setti pa i konga sæti ok skipadi peim hird enn sialfum ser ætladi hann til rikis Halogaland, Island, Færeyiar ok Hialltland“.
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chen, den Isländern durch regelmäßige Schiffe mit Holz und Schmiedewaren ihr Überleben zu ermöglichen, hielt er jedoch oft nicht. So berichten die Flatø-Annalen für 1251573: „kom ecki kaupskip til Islandz“, ein Eintrag, der sich in den Folgejahren öfters wiederholt. 3. Königliche Urteilsmacht Magnus Lagabœters Landrecht sah in I: 12: 3 vor574, daß man das Urteil des Rechtssprechers in einer Streitsache angreifen konnte. Geschah das, so war zunächst die lögrétta (der Rechtsausschuß) zuständig. Sie durfte zwar das Rechtsprecherurteil nicht brechen, sollte es aber mit seinem Gutachten dem König zur Entscheidung vorlegen. Es ist jedoch nur eine persönliche Entscheidung des Königs als oberster Richter bekannt, die er mit den weisesten Männern beraten hat575. Hinfort setzte er bei solchen Berufungen eine Urteilskommission ein, die aus seinen Ratgebern bestand, darunter einen Rechtsprecher oder den Kanzler und gode menn (gute Männer) aus der Landschaft und auch den Rechtsprecher, der das Urteil erster Instanz gefällt hatte. Seit 1321 ist noch ein weiterer Schritt zu beobachten: Guttorm Kolbjørnsson nennt sich seit diesem Jahr lagmann i kongsgården (Rechtsprecher am Königshof), ein Titel, den er zumindest bis 1330 innehatte576. Einmal wird er sogar overlagman genannt577. Er war jedoch nicht höchster Richter an Königs Statt (dieses Amt hatte seit 1318 der merkesman (Bannerträger der Hird) inne578, sondern war eher der höchste Richter über das königliche Gefolge579. Das schließt nicht aus, daß er auch mit besonderen Rechtsprechungsaufgaben betraut wurde, wie einige Urkunden zeigen580, und daß er
573 So bei Gustav Storm, Isl. Annalen, Flatø-Annaler, S. 404 (1351). 574 ML landslov I: 11: 3 (NGL, Bd. II, S. 21 = Meißner, Landrecht, S. 30). 575 Urteil Hakons V. v. 28. März 1318, in: NGL, Bd. III, Nr. 50, S. 128–131 = DN Bd. IV, Nr. 123; Regest in Reg. Norv. Bd. III, Nr. 1051. 576 DN, Bd. V, Nr. 85; Reg. Norv. Bd. IV, Nr. 744; vgl. Allan Ranehök, S. 97 ff; Grethe Authén Blom, Union, Bd. I, S. 87. 577 Vgl. Reg. Norv., Bd. IV, Nr. 484, Druck in: DN, Bd. III, Nr. 145. 578 Vgl. Statut König Hakons V., Agder, 1318, s. Reg. Norv. Bd. III, Nr. 1084; Druck: NGL, Bd. III, Nr. 19a (S. 64–66) = DI, Bd. II, Nr. 237; vgl. Knut Helle, stat1 (1964), Kap. 33, S. 148; anders: Didrik Arup Seip, Art. Guttorm Kolbjønsson, in: NBL, Bd. V (1931), S. 116f, der ihn (S. 117) für den obersten Richter an Königs Statt hält. 579 So: Jens Arup Seip, lagmenn, S. 92f; zweifelnd: Allan Ranehök, S. 99, der den Mangel an einschlägigen Urkunden beklagt. 580 In DN, Bd. II, Nr. 137; Bd. III, Nr. 141 (vidimiert von Guttorm Kolbjörnsson), Nr. 145; Bd. XII, Nr. 67; Bd. XV, Nr. 3 tritt dieser als Richter auf, während Mitglieder des Gefolges Partei sind oder eine Partei vertreten; vgl. Allan Ranehök, S. 99.
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als hoher königlicher Amtsträger im Auftrag der Vormundschaftsregierung im ganzen Reich an Königs Statt tätig geworden ist581. 4. Rechtsverhältnisse in Jämtland Jämtland war im Mittelalter territoriell und juristisch eine eigene Landschaft, kenntlich daran, daß sie ein eigenes Siegel hatte: Sein Bild zeigte den norwegischen Löwen, als Zeichen, daß sie zum Königreich Norwegen gehörte582. Wie es norwegisch geworden war, ist dunkel, deutlich ist aber, daß es seit der Mitte des 13. Jahrhunderts zum Erzstift Uppsala gehörte und darin eine Propstei bildete. Der Uppsalenser Erzbischof hatte wirtschaftliche Interessen an der Jämtländischen Lachsfischerei in Ragunda, welche ihm die Bauern immer wieder streitig machten. In diesen Auseinandersetzungen erhielt er jedoch die Unterstützung des norwegisch/schwedischen Königs Magnus Eriksson583, der seine beiden Geschäftsträger in Jämtland, den laghman und den sysselman (Rechtsprecher und Amtmann) anwies, dem Erzbischof Recht zu schaffen584. Aus den Jahren 1332–49 sind eine Reihe von Totschlagssachen überliefert, in denen allgemein eine Berichtspflicht an den König bestand; die Urteile werden teilweise von Rechtsprecher und Amtmann gemeinsam gesprochen585. Über die Verhältnisse in Jämtland nach 1350 bis 1402 geben eine größere Zahl von Urkunden Auskunft586. Hinzuweisen ist auf eine Grenzabmarkung zwischen Jämtland und Härjedalen aus dem Jahre 1480587, die ein Ausschuß von 24 Mann festlegte und der Rechtsprecher Esbjörn Sæmundsson von Jämtland durch Urteil bestätigte. Eine Urkunde von 1348 zeigt588, daß Jämtland ein eigenes Rechtsbuch 581 Z. B. Urkunde Tunsberghus d. 31. März 1321 (Reg. Norv. Bd. IV, Nr. 100, Druck in DN, Bd. XV, Nr. 3; Urkunde Nidaros, d. 28. Jan. 1322 (Reg. Norv. Nr. 142, Druck DN, Bd. III, Nr. 127); weitere Beispiele bei Grethe Authén Blom, Union, Bd. I, S. 87 ff. 582 Vgl. Peter Andreas Munch, Historie, 2. hovedavdelning: Unionsperioden, Bde I, II (1862/63); Edvard Bull, Jemtland og Norge (1927/1970); Nils Ahnlund, Jämtland (1948); Grethe Authén Blom, Union, Bd. I, S. 287; Abbildung des Siegels S. 289. 583 Vgl. die Urkunde Båhus, d. 10. o. 17. Juli 1326 (Reg. Norv. Bd. IV, Nr. 419, Druck: DN, Bd. IV, Nr. 168 = DS, Bd. III, 2, Nr. 2568 = JHD Nr. 29; ferner die Urkunden JHD Nr. 35 (1335) Nr. 39 u. Nr. 40 (1341); Grethe Authén Blom, Union, Bd. I, S. 287. 584 Über Ihre Namen und Tätigkeit vgl. Grethe Authén Blom, Union, Bd. I, S. 287 f. 585 Vgl. Grethe Authén Blom, Union, Bd. I, S. 305–310. 586 Vgl. ausführlich: Nils Ahnlund, Jämtland, Bd. I (1948); Grethe Authén Blom, Union, Bd. II, S. 588–598. 587 Urkunde Sproteid, d. 16. Juni 1480, in: NGL II, Bd. II, Nr. 180, S. 290 f. 588 DS, Bd. VI, 1, Nr. 4378 (SDHK-Nr. 5686), Lagman i Jämtland, Jörund Haversson urteilt in Häggen, i Oviken, d. 12. Nov. 1348: „saghde ek medh lagha orskurdi … i Jamptskum laughum … or Jamsker loghbok“.
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hatte, worauf auch die Grenzabmarkung zwischen Jämtland, Finnmark und Hälsingland von 1482 hinweist589, denn die Grenze wird genommen, „aff bokinne, som landit til hørir, som kallis landz skra“ (aus einem Buch genommen, das dem Land gehört und das des Landes [Rechts]buch heißt). Erst im Brömsebrofrieden von 1645 kam Jämtland zu Schweden590. Die Jämtland betreffenden Urkunden – kirchliche und weltliche – finden sich weniger in Norwegen als heute im schwedischen Reichsarchiv591. Sie fließen vor allem seit 1331 reichlich und sind von 1943–1999 in Jämtlands och Härjedalens Diplomatarium in drei Teilen herausgegeben worden592.
589 Urkunde Sunde, d. 15. Mai 1482, in: NGL II, Bd. II, Nr. 187, S. 302 f. Eine Notiz am der Urkunde und von derselben Hand sagt (S. 303): „Nota: Halsungia concludit in se Mædilpadiam, Angermanman et Norrebutn secundum Noricos etc.“ (Helsingland umschließt Medelpad, Ångermanland und Norrbotten gemäß den Norwegern etc.). 590 Jämtland gehörte bis 1536 zu Norwegen; von 1537 bis 1645 zusammen mit Norwegen zu Dänemark, wechselte aber nach 1563 häufig die Herrschaft. Das heutige Wappentier ist ein Elch. 591 Vgl. Grethe Authén Blom, Union, Bd. I, S. 292–304. 592 Vgl. Jämtlands och Härjedalens Diplomatarium, s.: Lit. Verz. S. 711.
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C. Urkunden Nicht alles Recht ist in Gesetzen und Rechtsbesserungen enthalten. Einen wesentlichen Teil unserer Kenntnis der mittelalterlichen Verhältnisse Norwegens verdanken wir den Urkunden, und zwar den öffentlichen, welche die Könige, die Kirche oder die Päpste verfassen ließen. Bis ins 14. Jahrhundert sind Privaturkunden selten, und öffentliche Urkunden beginnen erst in der Mitte des 12. Jahrhunderts häufiger zu werden. Vor allem die Errichtung des erzbischöflichen Stuhles in Nidaros und der Aufbau der kirchlichen Organisation hat die Urkunden kirchlicher Herkunft, auch die der Papstbriefe ansteigen lassen. Die Hauptmasse der norwegischen Urkunden des Mittelalters ist gedruckt im Diplomatarium Norvegicum593; daneben gibt es noch ein von Gustav Storm bearbeitetes Diplomatarium594. Da diese beiden Ausgaben, die jetzt auch mit vollem Text im Internet verfügbar sind, nicht alle Urkunden erfaßt haben, sind die zwischen 1989 und 1993 herausgegebenen Regesta Norvegica nützlich, weil sie neben dem Druckort auch weitere Querverweise bieten595. Die färöischen Urkunden sind gesammelt im Diplomatarium Færoense596, die Urkunden der Orkneys und Shetlands im Diplomatarium Orcadense et Hialtlandense597. 593 Diplomatarium Norvegicum, Oldbreve til kundskab om Norges indre og ydre forholde, sprog, slægter, ræder lovgivning og rettergang i middelalderen, hrsg. von Christian Christoph Andreas Lange/Carl Richard Unger, Bd. I–XXII, Christiania 1847 – Oslo 1995; Internet: Alle Texte online: >http://www.dokpro.uio.no/dipl_norv/diplom_felt.html<. 594 Diplomatarium Norvegicum, kronologisk Fortegnelse over Dokumenter vedkommene Norge, Nordmænd og den norske Kirkeprovins I, hrsg. von Gustav Storm, Christiania 1898, im Internet: >http://www.dokpro.uio.no/dipl_norv/diplom_felt.html<. 595 Regesta Norvegica 822–1369, utg. av Erik Gunnes etc., Bde I–VI, Oslo 1978–1993, im Internet: >http://www.dokpro.uio.no/dipl_norv/regesta_felt.html<; einen früheren Versuch hat unternommen: Gustav Storm (utg.), Regesta Norvegica, Bd. I, Christiania 1898. 596 Diplomatarium Færoense. Føroysk fornbrævasavn I ed. Jakob Jakobsen, Tórshavn og Köbenhavn 1907, 4°. 597 Diplomatarium Orcadense et Hialtlandense. Fornbréfasafn Orkneyinga ok Hjaltlendinga, ed. Alfred W. Johnston/Amy Johnston/Jón Stefánsson, vol. I, London 1907 [Hjaltland = Shetlandinseln].
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D. Literarische Quellen Da die schriftliche Überlieferung für das frühe Mittelalter recht dünn ist, greift man gern auf die literarischen Quellen zurück, wie sie die Sagas, vor allem die Königssagas, bieten. Sie bieten zwar nicht die detaillierte Information wie Rechtsquellen oder Urkunden, doch künden sie in literarischer Bearbeitung von geschichtlichen Ereignissen. Vor allem Snorri Sturlusons Heimskringla598 steht hier an erster Stelle, doch auch die Biskupar sögur599 bieten viele Aufschlüsse. Jedoch verlieren die Sagas in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts an Bedeutung. Ich sehe hier von einer vollständigen Aufzählung ab600; die Sagas sind an passender Stelle genauer zitiert.
598 Die Heimskringla gibt es in zwei Ausgaben, einmal in der Bearbeitung von Finnur Jónsson (ed.): Heimskringla. Nóregs konunga sögur, 4 Bde, I–III, København 1893/1910; Bd. IV, ebda 1900/01, zum anderen in der Bearbeitung von Bjarni Ajalbjarnarson: Heimskringla. 3 Bde, (Íslenzk Fornrit, Bde. 26–28), Reykjavík 1941/51. Eine deutsche Übersetzung hat Felix Niedner besorgt: Heimskringla. Snorris Königsbuch, 3 Bde (Thule 14–16), Jena 1922/23. 599 Vgl. etwa Byskupa sögur, ed. Gujni Jónsson, 3 Bde, Reykjavík 1948, 2. Aufl. Akureyri 1953. 600 Eine allgemeine Übersicht über die literarischen Quellen bieten: Simek/Pálsson, Lexikon der altnordischen Literatur Norwegens und Islands, 2. Aufl. Stuttgart 2007.
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E. Die Faeröer I. Die norwegische Besitznahme Etwa 1210 ist die in Island niedergeschriebene Färingersaga601 entstanden, welche Einblicke in die Entwicklung von 960 bis 1040 gewährt, doch ist sie nicht geschlossen überliefert, sondern Carl Christian Rafn hat sie 1832 aus verschiedenen Sagas und Handschriften zusammengestellt602. Es handelt sich also nicht um eine Geschichtsquelle, so dass von ihrem Bericht gewisse Abstriche erforderlich sind. Aus der Saga folgt, dass norwegische Wikinger im Zuge ihrer Fahrten nach Irland, Schottland und Island, vermutlich um 825, sich auch auf den Faeröern603 festsetzten. Ob der erste Siedler Grímr unmittelbar aus Norwegen kam, ist zweifelhaft, sein Beiname kamban (der Schräge, Geneigte) deutet eher auf Nordirland hin604. Dass es sich dabei um eine Flucht vor dem Herrschaftsanspruch Harald Schönhaars handelte, dürfte der Entstehung der Saga in Island und der dort herrschenden Geschichtsauffassung zuzuschreiben sein. Die Bauern lebten ziemlich autark auf ihren Gütern, die sie mit Hilfe von thrælar (Sklaven) bewirtschafteten. Bald entwickelten sich Machtkämpfe zwischen den Sippen, die zugleich ein Kampf zwischen dem Heidentum (Tróndur í Gøta auf Eysturoy) und dem von Olaf Tryggvason (995 – 1000) bekehrten Gefolgsmann Sigmundur Brestisson auf Kúnoy waren. Sigmundur brachte die Inseln wieder unter norwegische Herrschaft. Die Häuptlinge (höfjingi) herrschten über eine Insel des Archipels oder Teile davon, was sich in ihren Tributforderungen ausdrückte. Doch scheinen sie zugleich Lehnsleute oder Vögte (s´yslumenn) des norwegischen Königs oder Jarls gewesen zu sein605, wie aus dem Christianisierungsauftrag Olafs des 601 Vgl. Færeyinga saga, ed. Finnur Jónsson, København 1927 und Felix Niedner (Übs.) Grönländer und Färingergeschichten (Thule 13), 1929, 2. Aufl. 1965. 602 Vgl. Otmar Werner, Art. Färöer, in RGA2, Bd. 8 (1994), S. 123f, 129f und Jürg Glauser, Art. Færinga saga, ebda, S. 111 ff. 603 Karte bei Otmar Werner, Art. Färöer, in RGA2, Bd. 8 (1994), S. 120; vgl. Símun V. Arge, Faroe Islands (2008), S. 579–587. 604 Vgl. Otmar Werner, Art. Färöer, in RGA2, Bd. 8 (1994), S. 123 f. 605 Vgl. Otmar Werner, Art. Färöer, in RGA2, Bd. 8 (1994), S. 131.
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Heiligen deutlich wird. Die Sippen fanden sich seit etwa 979 in einem gemeinsamen Thing, dem Allthing, zusammen606, das auf Streymoy, der Strominsel, bei Porshavn, dem heutigen Thórshavn, auf einer flachen Felsnase (dem heutigen Tinganes) tagte. Dort hatten die Sippen auch ihre Zelte (búj). Es scheint sich aus einem lokalen Thing entwickelt zu haben607 und war ein Allthing, das alle freien Männer besuchen konnten. Dort wurde auch der Antrag Sigmundurs, die Färinger sollten sich zum Christentum bekehren, verhandelt608: Sie bekehrten sich 999 zum Christentum. Die Saga berichtet609, König Olaf der Heilige (1015–1028) habe von allen Inseln (den Orkaden, den Shetlands (Hjaltland), den Färöern und Grönland (außer Island) Abgaben verlangt. Außerdem wollte er den Färingern Gesetze geben. Die Abordnung der Färinger, die ihn in Norwegen besucht hatte, unterwarf sich diesem Verlangen und schwor ihm, Gesetz und Recht zu Hause zu halten, wie er es ihnen vorschreibe. Es handelt sich dabei um Gilli, Leif Ossurson, und Thorolf Sigmundsson610. Gilli trägt den Titel Rechtsprecher (lögmajr), weil er sich König Olaf dem Heiligen gegenüber verpflichtet hatte, die norwegischen Gesetze zu halten; er war deshalb der höchste Richter und Rechtsprecher der Färöer611. Über die Befugnisse des Things und sein Verfahren zwischen 1035 und 1271 verlautet wenig612, doch tagte es gegen Mittsommer und übte Verwaltung und Rechtsprechung613. Um das Jahr 1200 scheint es die Sklaverei ge-
606 Es hieß zunächst Allthing, ab 1400 Lagthing, vgl. George Young, Färöer, S. 79; Peter Korsgaard, Art. Färöer, in: LexMA, Bd. IV, Sp. 301 ff; vgl. die Karte oben S. 186 und bei James Graham-Campbell, S. 167. 607 Vgl. George Young, Färöer, S. 80. 608 Vgl. Færeyinga saga (ÍF 25), c. 30, S. 71f = Thule 13, c. 30, S. 316 f. 609 Vgl. Færeyinga saga (ÍF 25), c. 43, S. 91f = Thule 13, c. 42, S. 333 ff; vgl. Heimskringla (ÍF 27), c. 127, S. 219f und c. 129, S. 220f) = (Thule 15, c. 127, S. 221 ff (224). 610 Vgl. Færeyinga saga (ÍF 25), c. 43, S. 91f = Thule 13, c. 42, S. 333 ff; George Young, Färöer, S. 83. 611 Lögmajr Gilli, s. Færeyinga saga (ÍF 25), c. 3, S. 91 = Thule 13, c. 42, S. 334. Der Name Gilli ist keltischen Ursprungs, Gilli war ein christlicher Norweger, der mit diesem Amt betraut wurde, vgl. George Young, Färöer, S. 26, mit Fn. 107; S. 83; Arthur William Moore, Man, S. 63. 612 Dass dort Konflikte verhandelt wurden, zeigt die Debatte über die Annahme des Christentums (Færeyinga saga (ÍF 25), c. 30, S. 71f = Thule 13, c. 30, S. 316f). Die Männer kamen zunächst bewaffnet zum Thing, denn in c. 49 der Færeyinga saga (ÍF 25, S. 104 = Thule 13, c. 48, S. 345) wird ein Gesetz beschlossen, dass die gemeinen Männer unbewaffnet zum Thing kommen sollen; vgl. George Young, Färöer, S. 85. 613 Vgl. George Young, Färöer, S. 80.
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setzlich abgeschafft zu haben614. Seine gesetzgebende Tätigkeit endete 1271, als der norwegische König sie an sich zog615.
II. Die Rechtsverfassung Das den Färingern verliehene norwegische Recht war das (bis auf wenige Fragmente verlorene) ältere Gulathingsbók616. Das Allthing in Thórshavn hatte aber bald auch gesetzgeberische Befugnisse, wie sich aus dem Gesetz ergibt, dass die Männer unbewaffnet zum Thing erscheinen sollten617. Neben dem Allthing gab es auch lokale Thinge auf den Inseln Vágar, Stremoy, Eystiroy, Borjoy, Sandoy und Sujuroy, die várthing (Lenzthing) hießen. Sie übten lediglich Rechtsprechung für ihren Bezirk oder syssel und waren Untergerichte, während das Allthing in Thorshavn das Obergericht der Inseln war. Jedes dieser lokalen Thinge ernannte sechs Männer (lögréttumenn), die den Bezirk auf dem Allthing vertraten. Die unterste Stufe von Zusammenkünften stellten die grannastevnur (Nachbarschaftskonvente) dar, die jährlich vor dem Lenzthing gehalten wurden, wobei der königliche Amtmann herumreiste, um die einzelnen Konvente zu besuchen. Streitig ist, ob sie erst im 19. Jahrhundert auftauchten. Da es darüber jedoch keine schriftliche Satzung gibt und solche Zusammenkünfte seit dem Mittelalter im ganzen Norden (außer Island) bekannt sind618, wird es sie auch auf den Färöern seit dem Mittelalter gegeben haben619. Sie waren keine Gerichte, entschieden aber über örtliche Streitfragen (z. B. Zaunfragen, Teilung eines Wracks oder eines erlegten Wales). Waren die Inseln zunächst nur abgabepflichtig, so verlieh Magnus Lagabœter im Jahre 1271 – angeblich auf ihre Bitten – den Färingern das Recht
614 Vgl. George Young, Färöer, S. 83, 50. 615 Vgl. die Rechtsbesserung König Magnus Lagabœters, Druck in NGL IV, S. 353f (dort falsch auf 1273 datiert, vgl. Reg. Norv. Bd. II, Nr. 92, S. 64, welche die Urkunde zwischen dem 16. Dez. 1270 und dem Frühling 1272 datieren. 616 Vgl. George Young, Färöer, S. 83. 617 Vgl. c. 49 der Færeyinga saga (ÍF 25, S. 104 = Thule 13, c. 48, S. 345); vgl. George Young, Vikings, S. 83. 618 Vgl. für Dänemark und Schweden: Poul Meyer; KLNM Bd. II (1957), Art. Bystævne, Sp. 444–447; für Norwegen: Halvard Bjørkvik, ebda Sp. 447 und KLNM Bd. X (1965), Poul Meyer, Art. Landsbystyre [für Dänemark], Sp. 224–227; vgl. George Young, Färöer, S. 88 f. 619 Dafür spricht Art. 6 des Seyjabrævij (Druck in: NGL III, Nr. 10, S. 37), wonach alle Betroffenen (das ist der Nachbarschaftskonvent) der Zahl der zu haltenden Schafe zustimmen mußten, vgl. George Young, Färöer, S. 88 f.
Die Faeröer
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des Gulathings620 in der Form, wie er es – vergeblich – 1267 in Westnorwegen hatte einführen wollen, und damit auch das Ójal (das Recht der Familienstammgüter)621. Noch im färöischen Thingbuch von 1622 findet sich eine Entscheidung über Ójal 622. Das Allthing verlor damit seine gesetzgebende und vollziehende Gewalt, die jetzt ein königlicher Vogt ausübte. Da das norwegische Gulathing das königliche Gesetzbuch von 1267 nicht anerkannte, dürfte das 1274 dort eingeführte Landrecht in der Form der Gulathingsbók (ML landslov) auch auf den Färöern übernommen worden sein, obwohl keine Quelle dafür vorliegt. Doch verlieh sein Sohn, Herzog Hákon Magnusson, den Färöern 1298 eine besondere Rechtsbesserung, die das Landrecht verbesserte. Auch erhielten die Inseln einen gemeinschaftlichen Rechtsprecher623. Auf den Inseln galten – wie eine Urkunde von 1425 bestätigt – das Gesetz König Olafs und die königlichen Rechtsbesserungen624.
III. Die Christianisierung 1067 errichtete der Erzbischof von Bremen-Hamburg auf den Färöern einen Bischofssitz in Kirkjubøur im Süden von Streymoy bei der Thingstätte Tinganes im heutigen Thórshavn. 1104 wurden die Inseln jedoch dem neugegründeten Erzbistum Lund625 und 1153 dem Erzbistum Trondheim zu620 Es dürfte sich um das (verlorene) jüngere Gulathingsbók handeln, das der König 1267 durch Gesetzgebungsakt vorstellte, damit jedoch keine Anerkennung fand. 621 Druck in NGL IV, S. 353f (dort falsch auf 1273 datiert, vgl. Reg. Norv. II, Nr. 92, S. 64, welche die Urkunde zwischen dem 16. Dez. 1270 und dem Frühling 1272 datieren. 622 Vgl. Knut Robberstad, Art. Odelsrett, in: KLNM, Bd. 12 (1967), Sp. 433–499 (498). 623 Retterbod vom 28. Juni 1298, Druck in: NGL, Bd. III, Nr. 10, S. 33–40; vgl. Grethe Authén Blom, Art. Skattland, in: KLNM, Bd. XV (1970), Sp. 447 f. 624 DN, Bd. VI, Nr. 423, Kirkevaag, d. 28. März 1425, S. 449–451. 625 Wohl auf Betreiben des Dänenkönigs Erik Ejegod (1095 – 1103, vgl. Necrologium Lundense, S. 81; Klaus v. See, Königtum, S. 42) errichtete der päpstliche Legat Kardinal Albericus 1103 das Erzbistum Lund und unterstellte ihm die nordischen Reiche Norwegen, Dänemark und Schweden samt den Inseln der Nordsee. Ascer (Oezur) wurde sein erster Erzbischof, vgl. Saxo Grammaticus XII, V, 1 Olrik/Ræder I, S. 335; Knytlinga Saga c. 80, S. 313f; die päpstliche Urkunde ist vermutlich 1294 untergegangen, vgl. Philipp Jaffé Nr. 5954 v. 1104, dazu Olof Simon Rydberg, ST. Bd. I, Nr. 29, S. 64 und Wolfgang Seegrün, Skandinavien, S. 120, Fn. 68; im päpstlichen Schreiben v. 8. Mai 1104 (Philipp Jaffé Nr. 6335; DD I, 2, Nr. 30, S. 67) ist bereits ein Erzbischof von Lund erwähnt. „fratre nostro Lundensi archiepiscopo volumus esse solicitam …“; vgl. das Schreiben Anselms v. Canterbury an: „reverendo Lundonis ecclesiae archiepiscopo“ Ascer von 1106, in: Hamb. UB Nr. 130, S. 123; Konrad Maurer, Bekehrung S. 667 ff. Am 27. Mai 1133 verlieh Innozenz II. die kirchliche Oberhoheit über die Färöer wieder Adalbert von Hamburg/Bremen, vgl. DS I, Nr. 29; Reg. Norv. Bd. I, Nr. 74, S. 47.
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gelegt626. In der Schule am Bischofssitz wurde um 1160 der spätere König Sverre Sigurdsson (1177/84–1202) ausgebildet, der im Jahre 1200 die Sklaverei auf den Färöern aufhob. Zu gleicher Zeit gab es auf den Färöern ein Flursystem mit geteilter Innenmark und gemeinsamer Außenmark627. Die Personalunion zwischen Norwegen und Dänemark seit 1380 wirkte sich auf den Färöern zunächst kaum aus, nachdem jedoch Christian III. (1534–1559) im Jahre 1535 beschloß, die Reformation einzuführen, erging 1538 der Befehl, die Bischöfe Islands und der Färöer abzusetzen, und die Kirchengüter einzuziehen. Auf diese Weise erwarb die Krone den Grundbesitz der Kirche, der mehr als die Hälfte des färingischen Landes betrug, das danach kongensland hieß, nach wie vor von Pächtern bewirtschaftet wurde und nicht geteilt werden durfte. Ein Drittel des Landes war in bäuerlicher Hand, jedoch zersplitterte die im Erbfall übliche Realteilung die privaten Höfe628.
IV. Die Entwicklung zum Schatzland Im Jahre 1035 (nach Thrands Tod) läßt sich der damalige Alleinherrscher der Inseln, Leifr, von König Magnus dem Guten (1035–1047) mit den Färöer629 belehnen, damit wurden die Inseln zum norwegischen Schatzland und verloren ihre Selbständigkeit, aber auch die inneren Machtkämpfe endigten. Seit König Sverres Zeit (1177/84–1202) gab es auf den Färöern einen norwegen Amtmann. Zwischen 1035 und 1298 wurde aus dem All626 Als „insulae Suthraie“ ( ! ) erwähnt in der Urkunde Papst Anastassius’ IV. vom 14. Nov. und 2. Dez. 1154, in der er die Errichtung des Erzbistums Nidaros bestätigt, Druck in: NGL I, S. 439–441 (440); vgl. Reg. Norv., Bd. I, Nr. 223, Fn. 2. 627 Vgl. Erik Arne Bjørk, bygderet (1956/63); Peter Korsgaard, in: LexMA, Art. Färöer, Bd. IV, Sp. 301 ff. 628 Vgl. Peter Korsgaard, Art. Färöer, in: LexMA, Bd. IV, Sp. 301 ff; John F. West, The History of the Färoe Islands, Copenhagen 1975; Ernst Krenn, Besiedlung, S. 53–64; Christian Matras, Art. Færøerne, in: KLNM, Bd. V (1960), Sp. 78–80; Jürg Glauser, Art. Færinga saga, in: RGA2, Bd. 8 (1994), S. 111–117; Otmar Werner, Art. Färöer, in: RGA2, Bd. 8 (1994), S. 118–135; George Young, Faroe Islands, Douglas 1979; derselbe, The Isle of Man and the Faroe Islands: two similar countries, Peel 1981. 629 Vgl. Færeyinga saga (ÍF 25), c. 58, S. 104 = Thule 13, c. 58, S. 360; Knud Berlin, Grönland, S. 42 ff. Dass die Färöer nicht unmittelbar zu Norwegen gehörten, sondern nur dessen Zinsland waren, folgt aus der Eidesformel der Reichsverweser im Reichsgesetz vom 9. (16.) September 1302 (NGL III, Nr. 14, S. 44 ff (46): ivir allu Noreghs konungshs veldi innan landz oc sua skatlandum„ …; vgl. NGL III, Nr. 95, S. 181; vgl. Absalon Taranger, rettshistorie II, S. 317; Peter Korsgaard, in: LexMA, Art. Färöer, Bd. IV, Sp. 301 ff; Otmar Werner, Art. Färöer, in RGA2, Bd. 8 (1994), S. 132.
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thing ein Rechtsthing (lögping), wo nur die 36 løgréttumenn (die aus den sechs Bezirken ausgewählten Mitglieder) entscheidungsbefugt waren, obwohl die freien Männer der Inseln weiterhin Zugang zum Thing hatten630. In løgthing umbenannt wurde es aber erst kurz vor 1400631. Zwischen 1350 und 1400 wurde auch ein Gesetz beschlossen, das die Vergütung für die 36 løgrættumenn (Mitglieder der løgrætta, des Gesetzesthings) unterschiedlich nach der Entfernung ihrer Wohnsitze von der Thingstätte regelte632. Dieselbe Urkunde633 versprach den Färingern jährlich zwei Schiffe, die den Handel mit Norwegen betreiben sollten. Mit diesem Satz wollte der König ein norwegisches Handelsmonopol errichten. Ab 1271 nahm jedoch die Hanse den norwegischen Handel (Getreide gegen Stockfisch) ganz in die Hand, da sie allein die Kornversorgung Norwegens garantieren konnte634. Deshalb wurde aus diesem geplanten Monopol nicht viel. Im Handel mit den Färöern, deren Schafwolle begehrt war635, konkurrierte die Hanse zwar mit England und Holland, behielt jedoch die Oberhand. Sie schleppte auch um 1350 die Pest auf den Färöern ein. Erst 1361 erteilten die Könige Magnus Eriksson von Schweden (1219–1364) und Hákon VI. Magnusson von Norwegen (1355–1380) der Hanse die schriftliche Erlaubnis, den Handel mit allen ihren Ländern (also auch den Färöern) zu betreiben636.
V. Der Schafs- und der Hundebrief Wichtig für die Färinger war der sog. Seyjabrævij, der Schafsbrief, den Herzog Hákon Magnusson am 28. Juni 1298 als Rechtsbesserung erließ637. Er regelte das wirtschaftliche Leben auf der Insel (z. B. den Viehbestand, 630 Vgl. George Young, Vikings, S. 89. 631 Vgl. George Young, Vikings, S. 84f; 89. 632 Gesetz über die Vergütung der Lögthingsmitglieder in: DF, S. 27; Übersetzung bei George Young, Färöer, Appendix 11, S. 170f; S. 84 f. 633 Vgl. oben Fn. 621). 634 Vgl. dazu oben X 2, S. 178 ff. 635 Ein färingisches Sprichwort sagt: „ull er førroyar gull“ (Wolle ist das Gold der Färöer). Ausgeführt wurde daneben auch Butter, Trockenfisch, Federn und Tran; eingeführt vor allem Bauholz, Getreide und Gebrauchsgüter, vgl. Peter Korsgaard, Art. Färöer, in: LexMA, Bd. IV, Sp. 301 ff. 636 Es handelt sich um das große Greifswalder Privileg zugunsten der norddeutschen Hansestädte vom 9. Sept. 1361, Druck in: Olof Simon Rydberg, ST, Bd. II, Nr. 354; DS, Bd. VIII, Nr. 6534; DD, 3. Række, 6, Nr. 83; Hans UB, Bd. IV, Nr. 28; vgl. Reg. Norv. VI, Nr. 790, S. 264 f. 637 Druck des seyjabrævij: NGL III, Nr. 10, S. 33–39; vgl. George Young, Färöer, S. 85 f.
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die Zuordnung verirrter Tiere, die Aufteilung von Walen und Treibgut und die Errichtung neuer Höfe: Ihr § 7 sagt638: Wer nicht wenigstens drei Kühe besaß, durfte nicht selbständig wirtschaften, so dass die freigelassenen Sklaven abhängig blieben, da sie kaum drei Kühe vorweisen konnten. Der Schafsbrief legte also die Herrschaft über landlose Arbeiter in die Hand ihrer Herren: Sie blieben lohnabhängig oder wurden bestenfalls Pächter. Aus der Zeit zwischen 1350 und 1400 stammt auch der sogenannte Hundabræv, ein Gesetz, das nur fragmentarsich überliefert ist639. Es nennt Schafshunde, Vogelhunde und als deren besondere Art die Manx Shearwater Hunde (Sturmtaucherhunde der Insel Man), regelte aber insbesondere die Zahl der zu haltenden Hunde, um das Reißen von Schafen einzudämmen; es galt jedoch nur ein Jahr lang640. Die Färöer, Orkneys, Shetlands (Hjaltland) und England kommen übrigens auch in den Farmannalög von Magnus Hakonarssons Stadtrecht vor: Wer die Schiffsordnung (etwa durch übermäßige Ladung) verletzte, mußte – wenn dies in England, auf den Orkneys, den Shetlands oder den Färöern geschah641 – acht Mark Silbers büßen, zur Hälfte dem König, zur Hälfte dem Schiffsführer. Das war acht Mal so viel als wenn die Verletzung in Norwegen geschehen wäre. Geschah dies jedoch in Grönland, auf Island oder in Rußland im Osten, erhöhte sich die Buße auf dreizehn Mark Silbers und acht Örtug. Die färöischen Urkunden sind gesammelt im Diplomatarium Færoense642.
638 Vgl. NGL III, Nr. 10, § 7, S. 37; vgl. Peter Korsgaard, in: LexMA, Art. Färöer, Bd. IV, Sp. 301 ff. 639 Druck in: Útiseti, vol. VI (1951), S. 111f. (Lit. Verz. S. 731; vgl. George Young, Färöer, S. 85. 640 Vgl. George Young, Färöer, S. 85. 641 Vgl. ML bylov IX: 6 (NGL II, S. 277 = Meißner, Stadtrecht, S. 269. 642 Diplomatarium Færoense. Föroysk fodnbrævasavn I, ed. Jakob Jakobsen, Tórshavn og Köbenhavn 1907, 4°.
Die Orkneys und Shetlands (Hjaltland)
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F. Die Orkneys und Shetlands (Hjaltland) I. Die Orkneys 1. Die norwegische Landnahme Der Sund zwischen den Orkaden und der schottischen Grafschaft Caithness war den norwegischen Wikingern als Pentlands Fjördr (heute: Pentland Firth) bekannt. Ende des 8. Jahrhunderts setzten sich die Norweger auf den Orkaden643 und den Shetlands fest. Wie das im einzelnen geschah, ist in den Quellen widersprüchlich wiedergegeben, so dass darüber keine Klarheit zu gewinnen ist644: Unklar bleibt, ob Harald Schönhaar auf den Hebriden und der Insel Man heerte, die Orkneys und die Shetlands eroberte645 und diese beiden Inselgruppen dem Rögnvald von Möre zu Lehen übertrug, oder ob dieser – aus Möre vertrieben – auf Wikingerfahrt die Inseln gewann und sich dort festsetzte646. Die Orkneyinga Saga kennt keine wikingische Eroberung. Doch ist die Frage, ob die Niederlassung der Norweger friedlich oder kriegerisch geschah, streitig647. Die Sagaliteratur be-
643 Über ihre Entdeckung in der Antike vgl. Tacitus, Agricola, c. 10 und Beda Venerabilis Historia Ecclesiastica c. 3, vgl. Iain Crawford, LexMA VI, Sp. 1458; zu Schottland und den Inseln vgl. jetzt: James H. Barrett (2008), S. 411–427. 644 Etwa um 880, vgl. Orkneyinga Saga, ed. Sigurjur Nordal, c. 4, S. 5f = Thule 19, c. 1, S. 23, u. Felix Niedner ebda, S. 3, wonach Harald Schönhaar seinem Lehnsmann Rögnvald von Möre die Shetlandinseln und die Orkaden zu Lehen gab, der sie – mit königlicher Billigung – seinem Bruder Sigurd weiterreichte, den der König zum Jarl machte (Heimskringla I, Harald Schönhaars saga c. 22, Thule 14, S. 111 f. Dieser blieb auf den Inseln zurück. 645 Orkneyinga saga, ed. Sigurjur Nordal, c. 4, S. 6 = Thule 19, c. 1, S. 23; über ihre Chronologie 1148–1158 vgl. Oluf Kolsrud, Brekespear, S. 387–414. 646 So: Historia Norvegiae, ed. Gustav Storm (12. Jh.), S. 90; vgl. die Karte bei James Graham-Campbell, S. 153. 647 Es streiten miteinander die vor allem von der Archäologin Anna Ritchie (Monuments, 1995) vertretene Friedenstheorie und die von Brian Smith (Vikings, S. 145–150) und anderen vertretene Kriegstheorie, vgl. Knut Robberstad, Retssoga S. 165; Iain A. Crawford, War or peace (1981); Frederick Wainwrigth, Northern Isles, S. 162; Maria Claudia Tomany, S. 74f; William Thomson, S. 12–23; Jessica K. Bäcklund, S. 33 ff.
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richtet jedoch einstimmig648, dass die Wikinger seit dem späten 8. Jahrhundert die Orkneys und die Shetlands besiedelten und sie spätestens seit 900 einheitlich verwaltet haben. Ein friedliches Zusammenleben mit den Pikten – wie vor allem die Archäologen meinen – ist zwar möglich, doch hat ihre gewaltsame Unterdrückung mehr Wahrscheinlichkeit649. Die Aufgabe der Orkneyjarle war, die Inseln zu verteidigen (wozu ihnen eine kleine Ledungsflotte diente) und im Inneren den Frieden zu wahren. Jarl Torf-Einar verglich sich mit Harald Schönhaar, zahlte diesem die verlangte Abgabe, kassierte dafür aber alle Stammgüter (ujal law [Odal] ) der Bauern, doch gab Jarl Sigurd Digre Lodveson († 1014) sie ihnen zurück650. Schließlich bot Jarl Rögnvald Kolsson Kali (1136–1158) den Bauern an, ihr Odal zurückzukaufen, das ihm kraft Erbrechts zugefallen war (ca 1137)651. Außerdem nahmen die Jarle für ihre Dienste Gastung in Anspruch652. Sie griffen auch auf Nordschottland (auf Caithness und Sutherland) über und Harald Maddadsson (1138–1206) vermählte sich mit einer Schottin653. Auch die schottischen Könige machten ihren Einfluß geltend654, doch blieben die Jarle zunächst Lehnsleute des norwegischen Königs655, aber der Jarl Harald Maddadsson stammte bereits aus schottischem Hochadel, er war auch Jarl der Shetlands und von Caithness656. Im Frühjahr 1195 einigte er sich mit König Sverre über die Hälfte der Geldbußen, so daß die Orkneys zum Schatzland wurden; der Vergleich zwischen König Magnus Hakonsson
648 So die Heimskringla (ÍF Bd. 26, Harald Schönhaars saga c. 22, S. 120 ff = Thule 14, c. 22, S. 111f) und die Orkneyinga Saga c. 4, S. 6 = Thule 19, c. 1, S. 23, vgl. die Historia Norvegiae, S. 88 ff. 649 Vgl. Historia Norvegiae, ed. Allan Anderson, Bd. I, S. 330–331; William Thomson, S. 12–23. 650 Vgl. Orkneyinga saga c. 8, S. 14 = Thule 19, c. 5, S. 29 (Jarl Thorfinn). 651 Vgl. über Ragnvald Kolsson († 1158) vgl. Orkneyinga saga c. 76, S. 194 = Thule 19, Geschichte des Jarls Rögnvald Kali u. Harald Maddadsons, c. 27, S. 126; Knut Robberstad, Art. Odelsrett, Noreg, in: KLNM, Bd. XII (1967), Sp. 498. 652 Vgl. Knut Robberstad, Rettssoga I, S. 166. 653 Orkneyinga saga c. 109, S. 321 = Thule 19, 2, Teil, c. 60, (Jarl Haralds Kampf gegen Harald den Jungen (˘ugni), S. 212 und c. 61 ff). 654 Vgl. den Brief des schottischen Königs David (zwischen 1140 und 1145) an Ragnvald, den Orkadenjarl, die Mönche in Durnock (Caithness) in Sutherland zu schützen, Reg. Norv., Bd. I, Nr. 82, S. 49. 655 Vgl. den Lehnbrief König Øystein Haraldssons (zwischen 1153/54), der dem Erlend Haraldsson den Orkadenteil verleiht, den bisher Harald Maddadsson zu Lehen hatte (Reg. Norv. I, Nr. 93, S. 53), doch scheint dieser sein Lehen behauptet zu haben. 656 Vgl. Reg. Norv., Bd. I, Nr. 214 (um 1190), S. 91.
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und dem Jarl Magnus Gilbertsson von 1267 wiederholte diese Abmachung657. Das Jarlsamt der Orkneys und der Shetlands wurde 1379 dem schottischen Adelsgeschlecht der Sinclair übertragen, was die Inseln schottischem Einfluß öffnete658, der sich sowohl bevölkerungsmäßig, kirchlich und wirtschaftlich bemerkbar machte. Als König Christian I (1448–81) seine 1456 geborene Tochter Margarethe mit dem schottischen König Jakob III. verlobte, konnte er die vereinbarte Mitgift nicht bezahlen, da er in ständiger Geldverlegenheit war. Deshalb verpfändete er 1468 und 1469 die Hoheitsrechte über die Orkneys, um Jakob III. wegen seines Anspruchs zu sichern659. Eingelöst wurden sie nicht mehr. Im Gegenteil: Da Jakob III. wenige Jahre später vom Jarl William Sinclair das Jarlsrecht mit allen Rechten und Einkünften erwarb, war er Pfandherr und zugleich der Jarl der Orkneys660. Norwegen hatte seit dieser Zeit nur noch drei Schatzländer: Grönland, Island und die Färöer661. 2. Die Christianisierung Da die Nordleute die christlich-keltische Welt bewunderten, sind manche schon früh Christen geworden, obwohl die eigentliche Christianisierung erst im späten 10. Jahrhundert unter Olaf Tryggvason stattfand, als sich die Familie Jarl Rögnvalds zum Christentum bekehrte. Das Jarltum behielt die Familie bis 1231662. Im 10. Jahrhundert begann die kirchliche Organisation der Orkneys663. Als ersten Bischof der Orkneys nennt Adam von Bremen Heinrich, der etwa 1060 Bischof in Lund wurde664. Jarl Thorfinn der Mäch-
657 Vergleich von 1195: Reg. Norv. Nr. 229; der Vergleich von 1267 ebda, Nr. 57, beide bestätigt in c. 15 der Hirdskrá (NGL, Bd. II, S. 403); vgl. Grethe Authén Blom, Art. Skattland, in: KLNM, Bd. XV (1970), Sp. 447. 658 Vgl. Knut Robberstad, Rettssoga I, S. 238; Grethe Authén Blom, Art. Skattland, in: KLNM, Bd. XV (1970), Sp. 448 f. 659 Zur Verpfändung vgl. NGL, 2. Række, Bd. II, 1, Nr. 115, Kjøbenhavn, de. 8. Sept. 1468, S. 174–183 (Verpfändung der Orkneys durch Christian I.); Nr. 116, ebda den 28. Mai 1469, S. 184f (Verpfändung der Shetlands); Nr. 118 (Edinburgh, d. 24. Juli 1469, S. 188–190 (König Jakobs III. v. Schottland offener Brief wegen der Mitgift und ihrer Rückerstattung). 660 Vgl. Knut Robberstad, Rettssoga I, S. 238 f. 661 Vgl. Grethe Authén Blom, Art. Skattland, in: KLNM, Bd. XV (1970), Sp. 449. 662 Vgl. Knut Robberstad, Rettssoga I, S. 166. 663 Taufe Sigurds 996 auf Drängen Olafs des Heiligen in: Orkneyinga Saga c. 12, S. 21f, Note = Thule 19, c. 9, S. 33f; vgl. Barbara Crawford, Bishopric, S. 143. 664 Vgl. Adam v. Bremen, IV, 8, bei Werner Trillmich S. 444, vgl. Barbara E. Crawford, bishopric, S. 143.
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tige665 (um 1020–1065) erbaute in Birsay – nahe seiner Residenz – eine Kathedrale, die erste auf den Orkneys666 und gründete ein Bistum. Erzbischof Adalbert von Hamburg/Bremen (1043–1072) setzte dort Thorulf als Bischof ein667. Thorulf konnte sich jedoch nicht durchsetzen und der Einfluß des Erzbischofs von Hamburg/Bremen erlosch wieder. Durch die Einführung des Christentums wurden Änderungen des herrschenden Gewohnheitsrechtes nötig. Jarl Thorfinn gilt als ihr Urheber668. Nach seinem Tode teilten seine Söhne die Inseln. Der Erzbischof von York fühlte sich dadurch ermuntert, dort seinen Kandidaten als Bischof zu installieren. Das wiederholte sich in den letzten zwanzig Jahren des 12. Jahrhunderts669. Der Orkadenjarl Pål Torfinnsson (1065–1098) hatte 1073 Radulf als Bischof für die Orkneys vorgesehen und bat Thomas, den Erzbischof von York, ihn zu weihen670. Auch die Päpste stritten für York671, doch konnte er sich gegen den Kandidaten der norwegischen Könige, Bischof Wilhelm den Alten (1102 (?) – 1168), nicht durchsetzen. Ob der Erzbischof von Lund ihn weihte und ihn unterstützte, ist unbekannt672. Seit 1152/53 gehörten die Orkneys zum Sprengel von Nidaros. Doch betrachtete der Erzbischof von York die Inseln weiter als zu seinem Sprengel gehörig und ernannte dort nominell Bischöfe. Der Orkadenbischof saß zunächst in Birsay673 auf der Hauptinsel,
665 Über Jarl Thorfinn Sigurjarson († 1064) berichtet seine Saga in Orkneyinga Saga c. 1–8, S. 1–16 = Thule 19, Geschichte von Jarl Thorfinn in 29 Kapiteln, S. 23–77. 666 Vgl. Orkneyinga Sögur c. 31, S. 86, ed. Sigurjur Nordal = Thule 19, c. 28, S. 76; vgl. Barbara E. Crawford, bishopric, S. 143. 667 So nach Adam von Bremen III, Nr. 24, 73, 77. (S. 358, 426, 430) und ebda IV. 35, S 484; in III, Nr. 77 (S. 430) sind aber auch ein in Schottland geweihter Johannes und ein Adalbert für die Orkaden genannt. 668 Vgl. Orkneyinga Sögur c. 31, S. 86, ed. Sigurjur Nordal = Thule, Bd. XIX, c. 28, S. 76; vgl. Barbara E. Crawford, Scotland, S. 82 f. 669 Vgl. Barbara E. Crawford, Bishops of Orkney, in: Innes Review 47 (1996), S. 1–10; dieselbe, Bishopric, S. 144. 670 Die Weihe sollte am 3. März 1073 stattfinden, vgl. Reg. Norv. I, Nr. 46–49, S. 39; vgl. Nr. 58; 60 ebda; In Nr. 63 (um den 20. Nov. 1119) bestätigt Papst Calixtus II. die Wahl und Weihe Radulfs, sein Konkurrent Vilhelm der Alte hatte aber tatächlich das Amt viele Jahre ausgeübt, vgl. ebda Nr. 68 v. 9. Dez. 1125. 671 Vgl. die Briefe des Papstes Calixtus II. an die norwegischen Könige Øystein Magnusson und Sigurd Magnusson von ca 20. November 1119 und v. 9. Dez. 1125 an Sigurd Magnusson, wonach der in York geweihte Radulf Novell Bischof der Orkneys und zu unterstützen sei (Reg. Norv. I, Nr. 63 und 68, Druck in: DN, Bd. XVII, Nr. 2 (1119) und 3 (1125); vgl. Barbara E. Crawford, Bishopric, S. 144. 672 Vgl. Barbara E. Crawford, Bishopric, S. 144. 673 Der Ort hieß früher Birgisherad, jetzt Birsay, im NW von Mainland, vgl. Adam von Bremen IV, 35 (S. 484, Fn. 104).
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ging jedoch im 12. Jahrhundert nach Kirkwall, wo er eine Kathedralkirche erbauen ließ. 3. Die Rechtsverfassung Wie die Orkneys rechtlich organisiert waren, sagt die Orkneysaga nicht. Vermutet wird, dass sie eine ähnliche Organisation hatten wie Norwegen im Gulathingsbereich um Bergen674. Das folgt auch aus einem Vergleich mit der Rechtsverfassung der Insel Man, wo das Landsthing in Tynwald tagte675. Zwar wissen wir über die Rechtsverfassung dieser Insel und ihre Gesetze wenig, doch ist das Landsthing für die Jahre 1228 und 1237676 belegt. Darüber hinaus gab es je ein Thing für den Nord- und den Südteil sowie sechs Thinge für die séttungr (Sechstel), ferner 16 oder 17 Kirchspielthinge677. Auf den Orkneys gab es – in Übereinstimmung mit Magnus Lagabœters Gesetzbuch – ein lagthing, außerdem Gefolgschaftsversammlungen678. Aus den Ortsnamen Byrgisheraj (heute: Birsay) und Harray läßt sich schließen, daß die Inseln eine Hardeneinteilung hatten679. Für die Orkneys (einschließlich Caithness) werden jedoch erst für das 16. Jahrhundert Viertelsthinge (fjórjungr) angenommen. Jedes Viertel entsandte neun rajmenn (Ratmänner), die zusammen die lögrétta unter der Leitung eines Rechtsprechers bildeten680. Immerhin kann man den Sitz solcher lokaler Thinge (wie Tingwall in Rendall [ping-völlr] und Kirkwall) aus den Ortsnamen ableiten, die bis heute überliefert sind681. Da es nur wenige sind, ist zu vermuten, dass die Orkneyjarle die Rechtsprechung an sich zogen und lokale Gerichte unterdrückten682. Die Thingnamen auf den Orkneys und in Schottland lassen jedoch vermuten, dass die norwegischen Eroberer und 674 Vgl. Barbara E. Crawford, Scotland, S. 204 f. 675 Vgl. dazu unten G II, S. 205–209. 676 In der Chronica Regum Manniæ et Insularum, die in der Abtei Rushen Abbey verfaßt ist, heißt es für 1237: „congregatio totius Mannensis populi apud Tingualla“, zitiert nach Carl J. Marstrander, Tingsteder, S. 385 f. 677 Vgl. Carl J. Marstrander, tingsteder, in: Norsk Tidskrift for Sprogvidenskap, Bd. X (1938), S. 384–393 (mit Karte von Man S. 389); Barbara E. Crawford, Scotland, S. 205. 678 Gefolgschaftsversammlungen werden genannt für 1434/38 und 1574, vgl. Knut Robberstad, Retssoga I, S. 239. 679 Byrgisheraj tritt in der Orkneyinga Saga häufiger auf, z. B. ed., ÍF, Bd. 34 (1965), c. 31, S. 80; c. 32, S. 82 etc. Vgl. Thorsten Andersson, hærap, S. 41–49; derselbe, Art. Herred, in: RGA2, Bd. 14 (1999), S. 436. 680 Vgl. REO, Bd. 7, Nr. LXXVIII–LXXVIII; vgl. Barbara E. Crawford, Scotland, S. 205. 681 Vgl. Hugh Marwick, Orkney (1951), S. 79; vgl. Barbara E. Crawford, Scotland, S. 206. 682 Vgl. Barbara E. Crawford, Scotland, S. 206.
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Siedler ihr heimisches Rechtssystem auch in den neuerworbenen Ländern einführten683. Die Orkneys waren in sechs Bezirke gegliedert, jeder mit einen Hauptort, in dem die Verwaltung saß. Sitz des Jarls war Orfjara (Orphir), von den übrigen trugen vier den Namen Husaby684. Es gab ein Hauptthing, das damals ein Allthing gewesen sein wird. Es tagte zunächst auf Hrossey (Rousay), später in Kirkjuvágr (Kirkwall), die zugleich auch Kaufstadt685 war. Nach 1274 und bis nach 1469 galt auf den Orkneys das norwegische Landrecht des Königs Magnus Lagabœter686. Seine dort eingeführten Rechtsbesserungen galten dort als gutes altes Recht687, wie aus einem Brief von 1425 an Königin Philippa (1406–1430, die Gemahlin Erichs von Pommern) hervorgeht. Auch einheimische Rechtsgewohnheiten sind aufgenommen worden. Diese Rechtsordnung ist jedoch später durch schottisches Recht ersetzt worden, wie es sich im Thingbuch (dem Court Book von 1602/04688 findet. Dort wurde z. B. im Jahre 1604 festgelegt, dass jeder, der Grundstücke verkaufen wollte, diese zuerst seinen Verwandten anzubieten habe689. Wollten diese nicht kaufen, sollte er es dem Jarl zu dem Preis veräußern, auf den sie sich einigten. Im Jahre 1611 ersetzte schottisches Recht das norwegische auf den Orkneys und den Shetlands690. Die Urkunden der Orkneys und Shetlands sind im Diplomatarium Orcadense et Hialtlandense691 gesammelt.
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Vgl. Barbara E. Crawford, Scotland, S. 208 ff. Vgl. Asgaut Steinnes, Husebyar, S. 206; vgl. Knut Robberstad, Rettssoga, S. 165 f. Vgl. Orknøyinga saga, ed. Sigurjur Nordal, c. 57 S. 143f, 138. Vgl. die Urkunden vom 17. Juni 1420 und vom 28. März 1425 in DN, Bd. II, Nr. 657, S. 489 und Bd. VI, Nr. 423, S. 449 ff. DN, Bd. VI, Nr. 423, Kirkevaag, d. 28. März 1425, S. 451: „sed iura antiqua serenissimi regis Olaui approbate constitutiones et consuetudines antique nec non litere regales nobis misse que wlgo litere iuris aut rectitudinis dicuntur“; vgl. Grethe Authén Blom, Art. Retterbot, in: KLNM, Bd. XIV (1969), Sp. 113. Vgl. Ronald Miller, Orkney, S. 88, der auf die von Robert S. Barclay herausgegebenen Court Books von Orkney und Shetland verweist. Dagegen vermutet Knut Robberstad, Rettssoga I, S. 166, dass die Orkneys eigenes Recht, einen Rechtsprecher und eine lögrétta (Gesetzgebungsausschuß) hatten. So in: Court Book of Shetland 1602–04, ed. G. Donaldson (1954), S. 150f; vgl. Knut Robberstad, Art. Odelsrett, Noreg, in: KLNM, Bd. XII (1967), Sp. 498. Vgl. Knut Robberstad, Art. Odelsrett, Noreg, in: KLNM, Bd. XII (1967), Sp. 498. Diplomatarium Orcadense et Hialtlandense. Fornbréfasafn Orkneyinga ok Hjaltlendinga, ed. Alfred W. Johnston/Amy Johnston/Jón Stefánsson, vol. I, London 1907 [Hjaltland = Shetlandinseln].
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Karte 4: Die Shetlands (Hjaltland), Quelle: Jon Leirfall, West over the sea, Sandwick (Shetland) 1979, S. 74.
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II. Die Shetlands (Hjaltland) 1. die norwegische Landnahme Die Shetlandinseln hießen anorw. Hjaltland692. Sie umfassen 1596 km2 und sind damit größer als die Orkneys (972 km2). Zwischen 800 und 850 haben Norweger sie unter Verdrängung der hier zuvor siedelnden Pikten besiedelt. Trotz umfangreicher Ausgrabungen in Jarlshof (an der Südspitze von Mainland) bleibt unklar, wo der Hauptsitz des Jarltums war. Das Land stand nicht im Lehnsbesitz, sondern war Allod693, doch suchten die Jarle das Recht der freien Grundeigentümer einzuschränken. Als Papst Anastasius IV. 1154 die Erhebung von Nidaros zum Erzbistum ratifizierte694, werden die Shetlands als Bistum nicht genannt. Seine Bewohner waren nicht nur den Earls der Orkneys untergeordnet, sie unterstanden auch dem dortigen Bischof. Zwischen 1195 und 1567 waren die Shetlands ein Archidiakonat695. Im Jahre 1195 rebellierte Harald Maddadsson gegen König Sverre (1177/84–1202). Daraufhin entzog der König die Shetlands den Orkneyjarlen, machte sie zum norwegischen Schatzland, beanspruchte die Hälfte aller Geldbußen und ließ sie durch einen Amtmann verwalten696. 2. Die weitere Entwicklung Bereits im 12 Jahrhundert heirateten die Jarls der Shetlands in schottische und hebridische Adelsfamilien ein. Seit 1231 bis ins 15. Jahrhundert hatten die Earls von Angus (in Ostschottland), die von Strathearn (im Flußtal des Earn) und die Sinclairs von Roslin das Jarlsamt inne. Die Wikingerherrschaft über die Inseln um Schottland brach im Jahre 1263 zusammen, denn König Hákon IV. (1217–1263) starb nach der verlorenen Schlacht vor Largs
692 Zu den Namen der Inselgruppe vgl. Wilhelm F. H. Nicolaisen, Art. Shetlandinseln, in: RGA2, Bd. 28 (2005), S. 259–262; zur Archäologie: Torsten Capelle ebda, S. 262–265. 693 Anord. Ójal, ein Familienstammgut, worüber nicht verfügt werden konnte, weil die nächsten Verwandten (ojalsnautar) ein Wartrecht darauf hatten. Was Ójal war, sagt Gtl. c. 270 (NGL I, S. 91 = Meißner, Gtl, S. 160); vgl. Robberstad/Hafström, Art. Odelsrett, in: KLNM, Bd. XII (1967), Sp. 493–502f; Harald Ehrhardt, Art. Odal, in: LexMA, Bd. VI (1993), Sp. 1345; Else Ebel, Art. Odal in: RGA2, Bd. 21 (2002), S. 533–538; vgl. die Karte bei James Graham-Campbell, S. 153. 694 Druck in: DN, Bd. VIII, Nr. 1, vgl. Brian Smith, Archdeacons, S. 161–169. 695 Vgl. Brian Smith, Archdeacons, S. 161–169. 696 Vgl. Reg. Norv. I, Nr. 229 (Frühling 1195), S. 96; vgl. NGL II, S. 403; Sverris saga, ed. Kjær/Holm-Olsen, c. 87 (125, 126), S. 164 ff).
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in Kirkwall. Im Frieden von Perth (2. Juli 1266)697 gewann der schottische König Alexander III. (1214–1249) gegen eine jährliche Rente die Insel Man und die Hebriden698. Dies bestätigte der Vertrag von Inverness 1312, doch blieben die Orkneys und die Shetlands bei Norwegen699. 1469 heiratete König Jakob III. (1460–1488) von Schottland Margarethe, die Tochter König Christians I. von Dänemark und Norwegen. Als Sicherheit für die Mitgift seiner Tochter verpfändete der Dänenkönig seinem Schwiegersohn neben den Orkneys (s. o.) auch die Shetlands700. Sie wurden nie wieder eingelöst701. 3. Die Rechtsverfassung Auch hier gab es ein Allthing, das in Thingwall (pingvöllr), im Westen von Mainland702, nördlich von Scalloway, tagte, wo die Thingfahrer ihre Zelte (búj) hatten. Außerdem scheint jede Insel ein eigenes Thing gehabt zu haben. Der merhfach auftretende Ortsname de Herra weist auf eine Hardenverfassung hin703. Über das Recht der Shetlands vor Magnus Lagabœter ist wenig bekannt. Danach galt dort das Landrecht dieses Königs in der Form, wie es das Gulathing 1267 angenommen hatte, denn so stand es im Gesetzbuch des dortigen Rechtsprechers704. Es wurde in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts aufgezeichnet, der Band wird in der königlichen Bibliothek in Stockholm aufbewahrt705. Außerdem gibt es eine faeröische Abschrift der dänischen Übersetzung von Magnus Lagabœters Landrecht von
697 Nach einem Präliminärfrieden von Bergen im Winter 1265/66 (vgl. Reg. Norv. II, Nr. 34, S. 47) wurde am 2. Juli 1266 in Perth der endgültige Frieden (compositio et finalis concordia) geschlossen, Druck in DN, Bd. VIII, Nr. 9 und Bd. XIX, Nr. 482, vgl. Reg. Norv. II, Nr. 38, S. 48; Sven Axelson, Perth, in: NHT, Bd. 37 (1955), S. 176–182. 698 Sie war nach dem Text des Vertrages an den 1248/49 geweihten Orkneybischof Heinrich oder die Kanoniker des Stifts von St. Magnus auszuzahlen, vgl. oben Fn. 697; vgl. Barbara E. Crawford, Bishopric, S. 144. 699 Vgl. Knud Berlin, Grönland, S. 48. 700 Verpfändung der Shetlands, in: NGL, 2. Rk., Bd. II, 1, Nr. 116, Kjøbenhavn d. 28. Mai 1469, S. 184f mit Zusätzen S. 185–187. 701 Vgl. Barbara E. Crawford, The Pawning of Orkneys and Shetland. A Reconsideration, in: Scottish Historical Review, Bd. 48, Edinburgh (1969), S. 33–53; dieselbe, Scotland in the early Middle Ages, Bd. II: Scandinavian Scotland, Leicester 1987. 702 Vgl. Geoffrey W. S. Barrow, Art. Shetland Inseln, in: LexMA, Bd. VII (1999), Sp. 1827 f. 703 Vgl. Thorsten Andersson, hærap, S. 41–49; zu den nordischen Ortsnamen auf den Shetlands vgl. die Karte von Roy Norman Pedersen und Roy Grønneby (1974/1991). 704 Vgl. Knut Robberstad, Art. Odelsrett, Noreg, in: KLNM, Bd. XII (1967), Sp. 498. 705 Kunglika biblioteket Stockholm [SKB]: Perg. 33 kv. vor C 20 kv.
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1571, die auch den Ojalsabschnitt enthält706. Die Urkunden der Orkneys und Shetlands finden sich im Diplomatarium Orcadense et Hialtlandense707.
706 Aufbewahrt in der königlichen Bibliothek in Stockholm unter Papp. 70 kv., vor C 29 kv.; das faeröische Courtbook (ed. Gordon Donaldson) enthält auf den Seiten 169f ein Ojalsurteil von 1622. 707 Diplomatarium Orcadense et Hialtlandense. Fornbréfasafn Orkneyinga ok Hjaltlendinga, ed. Alfred W. Johnston/Amy Johnston/Jón Stefánsson, vol. I, London 1907 [Hjaltland = Shetlandinseln].
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G. Die Hebriden, Man und Irland I. Die Hebriden Die Hebriden werden in den Quellen auch Suderøane (Südinseln) genannt. Sie gehörten zum Gebiet der Pikten, wurden aber von den irischen Scoten besiedelt. Sie gelangten im späten achten Jahrhundert und um 900 in norwegischen Besitz. König Harald Schönhaar soll dort einen Jarl eingesetzt haben708. Die Hauptinseln der äußeren Hebriden sind Lewis mit Harris, North und South Uist, Benbecula und Barra; die der inneren Hebriden Skye, Rhum, Eigg, Tiree, Mull, Colonsay, Jura, Islay und Coll. Insgesamt handelt es sich um 500 Inseln, von denen weniger als 1/5 bewohnt ist. Auf den Hebriden wurde die frühere Bevölkerung nicht verdrängt, denn die Norweger setzten sich dort nicht eigentlich fest, sondern wohnten vornehmlich auf der Insel Lewis (Ljodhus) und auf Skye, wo sich ihre Spuren in den Ortsnamen finden. Der Name Harris weist auf eine Hardenverfassung hin709. Im 12. Jahrhundert bildeten sich zwei Teilherrschaften: Norweger herrschten über Lewis, Harris, Skye und Man, während von Uist, Barra und Rhum im Norden bis Islay im Süden und auf Intyre und Lorn die schottische Familie Mac Gillebhrigte regierte, welche die Lordship of the Isles begründete, die 1266 erscheint, als Norwegen die Inseln an den König von Schottland abtrat710. Von norwegischem Recht auf diesen Inseln ist nichts bekannt.
708 Vgl. die Heimskringla, Harald Harfagrs saga, c. 22, S. 120 ff = Thule Bd. XIV, c. 22, S. 110 ff. Landnama, ÍF I, 1, c. S 95/H 82, S. 136; vgl. die Karte bei James GrahamCampbell, S. 153. 709 Vgl. Thorsten Andersson, hærap, S. 41–49; derselbe, Art. Herred, in: RGA2, Bd. 14 (1999), S. 436. 710 Vgl. Barbara E. Crawford, Scandinavian Scotland (1987); G. W. S. Barrow, Art. Hebriden, in: LexMA, Bd. IV, Sp. 1983 f.
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Karte 5: Norwegische Niederlassungen in Irland, den Hebriden und Schottland, Quelle: Roger Raymond Stanley Sellman, The Vikings, London 1957/64. Die Norweger besiedelten – von Westen kommend – die Orkneys, Teile von Nordschottland, die Hebriden, Man und die Ostküste Irlands (Pfeile). Von dort aus gründeten sie weitere Niederlassungen im englischen Cumbria und im wallisischen Dyfed.
Die Hebriden, Man und Irland
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II. Die Insel Man Bereits Harald Schönhaar hatte die Insel Man erobert. Skandinavische Siedler sind seit dem späten 9. Jahrhundert anhand ihrer Gräber nachweisbar, die sich teilweise auf gemischt norwegisch/einheimischen Friedhöfen finden711. Sie hatte zeitweise einen eigenen König oder wurde vom norwegischen König in Dublin regiert. Nachdem Olaf der Heilige (1015–1028) auch auf der Insel Man (abermals) den christlichen Glauben eingeführt hatte, war ihr erster skandinavische Bischof Roolwer oder Rollo (1069), geweiht in Nidaros712. Auch König Magnus Barfuß (1093–1103) eroberte 1098 die Hebriden und die Insel Man. Seit dieser Zeit gehörte dieses vereinigte Königreich zum norwegischen Herrschaftsbereich der Hebriden (Sujreyar, lat. Sodorenses), bestehend aus den Inseln Man, Islay, Mull, Skye, Uist und Lewis713. In den Jahren 1152 und 1210 erkannte Man seine Steuerpflicht gegenüber dem norwegischen König an und wurde so zum norwegischen Schatzland714. Von 1153 ab mußte jeder neue König dort eine Lehnsabgabe von zehn Mark Gold an den norwegischen König zahlen715. Ólafr I. Gujrøjarson erklärte1134, dass Man einen eigenen Bischof haben sollte716, auch gründete er im selben Jahr das Kloster Rushen. Spätestens 1150717 erhielten beide Inselreiche (Sodor und Man) einen gemeinsamen Bischof; die Diözesen blieben bis 1333 vereinigt, jedoch fielen die Hebriden und die Insel Man durch den Vertrag von Perth schon 1266 an Schottland718. Es spricht viel dafür, dass auf der Insel Man – gleichwie in Norwegen – in den Kirchen auch nach 1266 Gericht gehalten wurde, denn 711 Vgl. David M. Wilson, Art. Man in RGA2, Bd. 19 (2001), S. 205; vgl. die Karte bei James Graham-Campbell, S. 153. 712 So: Powicke/Fryde, Handbook2 (1961), S. 254. 713 Vgl. Michael Richter, Handbuch, S. 883; George Broderich, Chronicle (2004); David M. Wilson, Man (2008). 714 Vgl. Grethe Authén Blom, Art. Skattland, in: KLNM, Bd. XV (1970), Sp. 446–450 (447). 715 Cronica fol. 34v, 36v; vgl. Arne Odd Johnsen, lensavgift (1966); Knut Robberstad, Rettssoga I, S. 168; David M. Wilson, Art. Man in RGA2, Bd. 19 (2001), S. 207; vgl. für die Vorgänge von 1153: R. Andrew Mc Donald, kingship, S. 64 ff; 175. 716 John Robert Oliver, Monumenta Bd. II, S. 1–6; vgl. R. Andrew Mc Donald, kingship, S. 187 f. Im Jahre 1134 gründete Olaf I. auch die Abtei Rushen, vgl. John Robert Oliver, Monumenta, Bd. I, Appendix E, S. 225. 717 Bischof von Man war von 1113–1151 Wimund, der später auch den zu einer Diözese vereinigten Inseln Sodor und Man vorstand; vgl. Alex Woolf, The diocese of Sudreyar, S. 171–182. 718 Vgl. oben S. 201, Fn. 697.
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Karte 6: Das Königreich Sodor und Man (1079 – 1266), Quelle: Else Roesdahl, Vikingernes verden. Vikingerne hjemme og ude, 3. udgave, 2. oplag, København 1991, S. 240. Es umfaßte die Hebriden und die westlich Schottland gelegenen Inseln und war zugleich Bistum, mit Sitz auf St. Patricks Insel (Peel, westlich Man).
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Karte 7: Die Insel Man, Quelle: Russel Andrew Mc Donald, Manx kingship in its Irish Sea setting 1187–1229, Dublin 2007, S. 23.
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Bischof Mark (1275–1304) veranlaßte seine Provinzsynode 1291 zu einem Beschluß719, wonach an Sonn- und Festtagen weder Kirchen, Friedhöfe noch andere heilige Stätten für die Laiengerichtsbarkeit, vor allem nicht für Blut- und Kriminalsachen genutzt werden durften720. Auf der Insel Man tagte das Landsthing wohl seit 979 am 5. Juli in Tynwald721 (manx-gälisch: Tinvaal), darüber hinaus gab es je ein Thing für den Nord- und den Südteil sowie sechs Thinge für die séttungr (Sechstel), ferner 16 oder 17 Kirchspielthinge722. Das auf der Insel von den Wikingern errichtete Gemeinwesen ist das einzige in keltischem Land, dessen Verfassung und Rechtsordnung (wenn auch nur aus der Aufzeichnung von 1417723) bekannt ist. Deutlich ist, dass seine Verfassung in gerader Linie von der Thingordnung der skandinavischen Eroberer abstammt724. Später waren auch die Hebriden und die nördlichen Inseln (Lewis, Harris und Skye) mit dem Königreich Man verbunden, denn sie entsandten acht Vertreter nach Tynwald. Wahrscheinlich kamen ebenfalls acht Vertreter von den südlichen Hebriden, denn die von Man selbst stammenden beliefen sich auf sechzehn725. Seit 1405 war die Insel mit England vereinigt, ein königlicher Statthalter regierte sie, zusammen mit einem Rechtsrat, gebildet aus dem Statthalter, dem Bischof und den sechs höchstens Beamten der Insel. Er wirkte wie ein Senat. Daneben gab es eine Versammlung aus 24 Mitgliedern, genannt „The House“ oder „The Keys“, die tatsächlich – wie die isländische lögrétta – ein gesetzgebender Ausschuß war, denn Gesetze wurden erst verbindlich, wenn sie auf Tynwald Hill (Cronk-y-Kecillown), dem Gesetzesberg des Things von Man (bei der Kirche St. Johns gelegen), verkündet waren. Dieser Hügel
719 Die Provinzialstatuten von Man finden sich bei J. R. Cheyney, synodal statutes (1984). 720 Vgl. John Robert Oliver (ed.), Publications oft the Manx Society, vol. VII: Monumenta de Insulae Manniae (1861), S. 197; George V. C. Young, Vikings, S. 81, Fn. 22. 721 Tynwald wird in Urkunden erst 1229, bzw. 1237 erwähnt: „congregatio totius mannensis populi apud tingualla“, Druck: Cronica, folii 44r – 45r; vgl. weiter: R. Andrew Mc Donald, kingship, S. 174, mit Fn. 78. 722 Vgl. Carl J. Marstrander, tingsteder, in: Norsk Tidskrift for Sprogvidenskap, Bd. X (1938), S. 384–393; Barbara E. Crawford, Scotland, S. 205. 723 Dies ist die älteste überlieferte Aufzeichnung der Gesetze von Man, anläßlich des Regierungsantritts von John Stanley II., vgl. die Nachweise unten in Fn. 726; James Johnson, jurisprudence, S. 13; John Robert Oliver, Monumenta, Bd. I, S. X. 724 Vgl. Alexander Bugge, indflydelse, S. 6; Hákon Shetelig, Historie, Bd. I, S. 199f; James Johnson, jurisprudence, S. 13 ff; bringt S. 18, 28 Zitate aus der Verfassung von 1422; vgl. die engl. Übersetzung in ‚Lex scripta of the Isle of Man‘ (1819), S. 12–27. 725 Vgl. REO, Bd. 7, Nr. LXXVIII; B. R. S./E. M. Megaw, Norse heritage, S. 167f; Barbara E. Crawford, Scotland, S. 205.
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entspricht dem isländischen lögberg in Thingvellir726, denn er ist eine künstlich errichtete, drei Meter hohe stufenförmige Erhebung von etwa 25 Metern Durchmesser, vermutlich ein praehistorischer Grabhügel727. Gleichzeitig war „The House“ auch das höchste Gericht728. Als John Stanley II. im Jahre 1417 seinem Vater als Statthalter des englischen Königs auf der Insel nachfolgte, erklärte ihm der damalige deemster729, wie das Thingverfahren auf Tynwald Hill ablief: Der Lord of Man (d. i. der Statthalter des Königs) der Bischof, die Mitglieder des House of Keys und alle anderen Würdenträger versammelten sich in der Kirche von St. Johns und zogen von dort in feierlichem Zuge nach Tynwald Hill. Eine Urkunde von 1421 beschreibt dieses Verfahren als alt und es wird sich ähnlich (mit dem König von Man an Stelle des Statthalters) seit 979 abgespielt haben730.
III. Irland Seit 795 erschienen die Norweger in Irland731, sie bildeten zunächst kleine Gruppen unter Häuptlingen, fuhren von Norwegen westwärts, stießen auf die Shetlands (Hjaltland), Orkneys und Hebriden (Sujreyar) wo sie irische Einsiedler vertrieben und sich teilweise ansiedelten. Über Westengland gelangten sie zur Insel Man und nach Irland732, plünderten dort die reichen 726 Dies folgt aus der Urkunde vom 18. Jan. 1417, (Druck in: J. F. Gill, statutes, I, 3–4, wo dies als „alte Sitte“ bezeichnet wird; vgl. John Robert Oliver, Statutes, S. 230; Barbara E. Crawford, Scotland, S. 205 ff; G. Broderick, placenames, Art. ‚Tynwald‘, § 9; Andrew Mc Donald, kingship, S. 173 ff. 727 Vgl. R. Andrew Mc Donald, kingship, S. 176, Fn. 92, m. weit. Nachweisen. 728 Vgl. Hákon Shetelig, historie I, S. 198 ff; E. H. Stenning, The Isle of Man 58 ff; Knut Robberstad, Retssoga I, S. 168 f. 729 Deemster, sprachlich herzuleiten von d¯emestre, demese, deemer, ein Richter; das Wort wurde besonders für die beiden Richter der Insel Man gebraucht, von denen einer für den Südteil, der andere für den Nordteil der Insel zuständig war: vgl. Oxford English Dictionary, 2nd ed., vol. IV, Oxford 1989, S. 361, Art. deemster. 730 Vgl. Das Verfahren bei James Jonson, jurisprudence (1811), S. 13 ff, der S. 18 die ordinance von 1421 zitiert; diese ist gedruckt in: John Robert Oliver, Monumenta, Bd. II (1861), S. 232–246; Hákon Shetelig, historie I, S. 199 f; ausführlich auch bei E. H. Stenning, The Isle of Man 58 ff; vgl. für die Königserhebung R. Andrew Mc Donald, kingship, S. 173ff. 731 Vgl. Donnchadh O’Corráin, Wikinger, S. 93 (Karte S. 96; auch bei Michael Richter, Art. Irland, Historisches, in: RGA2, Bd. 15 (2000), S. 496); vgl. James Graham-Campbell, Wikinger: Karte S. 126; Ausgrabungen in Dublin: S. 162 f. 732 John Bradley, Settlement and Society in Medieval Ireland, Kilkenny 1988; Donnchadh O’Corráin, Ireland, Scotland and Wales c. 700 to the Early Eleventh Century, in: Cambridge History, Nr. 20, S. 43–63; J. O’Donovan, (Hrsg.), Annals of the Kingdom of Ireland by the Four Masters, I–VII, Dublin 1860.
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Norwegen
Klöster, so dass die Kleriker (z. B. Johannes Scotus Eriugena) auf das Festland flohen. Seit etwa 830 setzten sie sich auf der grünen Insel fest, trieben Handel und errichteten feste Stützpunkte (Anagassan, Dublin, Limerick, Cork, Waterford, Wexford). In Dublin baute der Wikingerkönig Torgjest im Jahre 841 eine Burg733 und erhob Kopfsteuer von den Iren. Von 852–871 war dort Olav in hviti oder Geirstaja-alv König, ein Halbbruder Halvdans des Schwarzen734. Er ging nach Norwegen und wurde dort König; im Gokstad-Schiff soll er begraben sein735. Nach 871 scheint sein Bruder Ivar ganz Irland befriedet zu haben. Zwischen 914 und ca 977 herrschen die Norweger in Irland, doch war ihre Herrschaft weniger stark als auf den Inseln736. Aus der Erzählung Cogadh Gaedhel re Gallaibh (Kampf der Iren gegen die Fremden) geht hervor, dass die Nordmänner in Irland bereits ein stehendes Heer hatten, das wie das pingmannalij der isländischen Sagas bzw. die Thinglid bei Sven Aggesen als Gefolgschaft organisiert war737. Die Nordmänner kämpften nicht nur gegen die Iren, sondern arbeiteten teilweise auch mit irischen Königen zusammen738. Auch bei den Nordmännern in Irland scheint das Ledungswesen eine feste Einrichtung gewesen zu sein, welche die Iren übernommen haben739. Vor allem unterhielten die Wikinger Handelsverbindungen und scheinen sich auch zu Handelsgesellschaften zusammengeschlossen zu haben740. Dass sie ein eigenes (ungeschriebenes) Seerecht mit eigenen Maßen und Gewichten hatten, folgt aus Cormacs Glossar741. Das 10. Jahrhundert brachte Irland wechselvolle Kämpfe, die seit der Mitte des Jahrhunderts unter Olaf Kvaran zur Kolonisierung der ganzen Insel führten. Nach der Taufe der Norweger (Olaf Kvaran starb 981 als Mönch im Kloster Iona) 733 Vgl. Donnchadh O’Corráin, Wikinger, S. 98; Michael Richter, Handbuch, S. 871 setzt die Gründung der Stadt Dublin auf ca 850 an. 734 Vgl. Jón Jóhannesson, Ólafur, in: Skirnir, Jg. 130 (1956), S. 51–63 (61). 735 Vgl. Asgaut Steinnes, Husebyar, S. 48; Jón Jóhannesson, Ólafur, in Skirnir 1956, S. 51–63. 736 Vgl. Michael Richter, Art. Irland, Historisches, in: RGA2, Bd. 15 (2000), S. 495. 737 Zu Sven Aggesen s. 3. Kapitel F, II, S. 335–338; vgl. Alexander Bugge, indflydelse, S. 249ff. 738 Vgl. Donnchadh O’Corráin, S. 99. 739 Dies geht aus der Erzählung über Caithreim Ceallachain Caisil (Cellachan von Cashel) hervor, vgl. Alexander Bugge, indflydelse, S. 132. 740 Vgl. Alexander Bugge, indflydelse, S. 187. 741 Vgl. Cormacs glossar (um 900), ed. Kuno Meyer (1919), S. 290 ff, Art. Epscop fína; vgl. Alexander Bugge, indflydelse, S. 187; derselbe, Ireland I, S. 203 ff; Adolf Schück, stadsväsendet, S. 110 f. die Regelung des Seewurfs nach Beschluß der Mehrheit der Männer in der Grágás („meira lut manna“) in Grg Ib, c. 166, S. 71 = Heusler, Graugans, S. 300 ähnelt in ihrer neutralen Formulierung der lex Rhodia de iactu in Dig. 14. 2. 2, wo es heißt: „placuit omnes, quorum interfuisset iacturam fieri, conferre oportere, quia id tributum observatae res deberent …“
Die Hebriden, Man und Irland
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sammelte sich der irische Widerstand und bereitete ihnen 980 bei Tara eine schwere Niederlage. Auch weiterhin suchten die irischen Könige sich dieser Herrschaft zu erwehren und der König von Munster, Brian Boru, besiegte am 23. April 1014 in der Schlacht bei Clontarf den Orkney-Jarl Sigurd742. Fortan waren die Norweger auf ihre Stadtsiedlungen beschränkt. Bei der Anlage ihrer Städte bedienten sie sich des Vorbildes anderer Länder, vornehmlich Englands. Deren Stadtpläne zeichneten sich durch eine lange Hauptstraße aus, an der mehrere Kirchen standen und die mit einer Burg abgeschlossen wurde743. Eingeteilt waren die Städte in „avdelningar“, die den fjærdhungar (Vierteln) entsprachen, wie sie in England (Huntingdon und Leicester) aber auch in Deutschland und später in Schweden vorkamen744. Die unter anderem in Irland erlernte Stadtbaukunst wirkte auf Norwegen zurück: Als Olaf Tryggvason 997 Nidaros gründete745, nahm er die Gestalt der irischen Wikingerstädte zum Vorbild: Seine Hauptstraße in Nidaros hieß kaupmanna stræti746. Ähnlich verfuhr Olaf der Heilige 1016 bei der Errichtung von Sarpsborg: er erbaute dort eine Burg, legte in ihrem Bering eine Stadt an und ließ die Marienkirche errichten747. Die Norweger hatten in den irischen Städten ein eigenes Thing, das auf einem Wall tagte, der Thengmota hieß748. Der englische Papst Hadrian IV. (1154–59, vorher: Nikolaus Breakspear) hatte bereits im Jahre 1155 durch seine Bulle749 laudabiliter eine Eroberung Irlands unterstützt, um die Vorherrschaft Englands in Irland zu begründen750. Aber erst 1169 kamen englische Truppen als Söldner König Dermot Mac Murroughs nach Irland, dem folgte 1171/72 der Irlandzug 742 743 744 745 746
747 748 749
750
Clontarf, nördlich Dublin gelegen, vgl. Donnchadh O’Corráin, S. 111. Vgl. Alexander Bugge, Ireland, S. 203 ff; Adolf Schück, stadsväsen, S. 110 f. Vgl. Adolf Schück, stadsväsen, S. 236 ff. Vgl. den Bericht in der Heimskringla I, Olaf Tryggvasons saga c. 70 (ÍF, Bd. 26, S. 318) = Thule Bd. 14, S. 276. Zur Geschichte von Nidaros vgl. Grethe Authén Blom, St. Olavs by (1000–1537) = Trondheim bys historie, Bd. I:, Trondheim 1956. Das Wort stræti ist aus dem Angelsächsischen stræt entlehnt, das seinerseits auf lat. via strata (gepflasterter Weg) zurückgeht, vgl. Alexander Bugge, vesterlandet, S. 204; Adolf Schück, stadsväsen, S. 111. Ólafs saga hins helga, c. 61, Heimskringla, Bd. II (ÍF, Bd. 27, S. 81); vgl. Alexander Bugge, indflydelse, S. 244 f. Vgl. Adolf Schück, stadsväsen, S. 110. Bulle Laudabiliter von 1155, Text bei Giraldus Cambrensis, Druck bei K. Norgate, The Bull, in: English Historical Review, Bd. 8 (1893), S. 18–51; vgl. A. Jocelyn Otway-Ruthven, Ireland, S. 59f; 235; Gearóid MacNiocaill, Art. Laudabiliter, in: LexMA, Bd. V, Sp. 1753. Vgl. J. F. O’Doherty, S. 131 ff.
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Norwegen
König Heinrichs II. von England. Er gewährte den Küstenstädten Dublin, Cork und Limerick Privilegien. In Dublin hatten die Norweger ein eigenes Thing, das 1258 thengmotha hieß751. Über das dort gesprochene Recht und die verkündeten Gesetze ist jedoch nichts bekannt752.
751 Vgl. Peter Andreas Munch, Rec. J. J. A Worsaae, in: Afhandlingar III, S. 1–26 (25). 752 Die von Fergus Kelly, A Guide to Early Irish Law (1988/2005) auf den Seiten 264–283 veröffentlichte Liste von Gesetzestexten enthält keine nordischen Texte.
2. Kapitel Island und Grönland Erster Abschnitt Island
Überblick
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A. Überblick Island ist in der Zeit von 870 bis etwa 930 von norwegischen Bauern besiedelt worden, die aus verschiedenen Gründen ihre norwegische Heimat verlassen wollten oder mußten. Warum und wie das geschah, ist in Aris Isländerbuch und im Landnamabók nachzulesen1, welche die Namen von etwa 400 Siedlern und ihren Familien verzeichnen. Vermutlich besiedelten mehr Menschen Island als diese namentlich bekannten, aber nur die Bedeutendsten sind erwähnt. Sie setzten bald auch Regeln für die Landnahme fest: Die Männer durften sich das Land aneignen, das sie durch eine Anzahl von Feuern – eins in Sichtweite des anderen – an einem Tag abstecken konnten2. Frauen mußten eine mittelgroße zweijährige Färse (junge Kuh) an einem Frühlingstag von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang um ein Stück Land führen, das ihnen dann gehören sollte3. In der Landnahmezeit hingen die Isländer überwiegend dem vorchristlichen Glauben an. Sie besuchten in Tempeln oder den Hallen größerer Höfe die religiösen Feste des Jahres, die ein Gode leitete, doch gab es auch eine bedeutende Zahl christlicher Siedler, die aus England, Irland und Schottland kamen. Nach der Errichtung des Allthings 930 nahm jedoch die Zahl der Christen in Island wieder ab. Seit 981 versuchten der deutsche Missionsbischof Friedrich und Thorvaldr Kojránsson, der Weitgereiste, in Island zu missionieren, sie mußten das Land aber bald wieder verlassen4. König Olaf Tryggvason (995–1000) unternahm einen weiteren Missionierungsversuch durch den Isländer Stefnir Thorgilsson und später durch den Flamen Thangbrandr, der jedoch allzu gewaltsam vorging und 999 dem König berichtete, es bestehe wenig Hoffnung für eine Bekehrung der Isländer. Zudem hatten auf dem Allthing des Jahres 1000 die Christen und die Heiden einander die Rechtsgemeinschaft aufgekündigt. Island drohten blu1 Vgl. Íslendingabók, Landnámabók, ed. Jakob Benediktsson (Íslenzk Fornrit I, 1, 2), Reykjavík 1968; vgl. Walter Baetke, Islands Besiedelung und älteste Geschichte (Thule 23), Jena 1928. 2 Landnámabók, Hauksbók, c. 294 (ÍF, Bd. I, 2, S. 337 = Thule 23, V, c. 1, S. 142). 3 Landnámabók, Hauksbók, c. 276 (ÍF, Bd. I, 2, S. 321 = Thule 23, IV, c. 5, S. 138. 4 Aris Isländerbuch, ÍF, Bd. I, 1, S. 14f = Thule 23, c. 7, S. 49f; vgl. Jón Jóhannesson, historie, S. 102ff; Jón R. Hjálmarsson, S. 32 ff.
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Island und Grönland – Island
tige Auseinandersetzungen und eine Zweistaatigkeit. In dieser Lage machte der Rechtsprecher Thorgeir Ljósvetningagoji auf dem Allthing den Vermittlungsvorschlag, den Gesetzesverband und den Frieden auf Island nicht zu zerreißen, sondern die Taufe anzunehmen, doch sollte man weiter nach den alten Gesetzen neugeborene Kinder aussetzen, Pferdefleisch essen und den alten Göttern heimlich opfern dürfen5. Diesen Schiedsspruch nahm das Allthing an. Bald bauten die Goden und größeren Bauern auf ihren Höfen Kirchen, ließen ihre Söhne studieren und zu Priestern weihen. Im Jahre 1056 wurde der erste eingeborene isländische Bischof geweiht: Ísleifr Gizurrarson (1056–1080), der auf seinem Familiengut in Skálholt im Süden seinen Sitz nahm. Bereits 10976 nahm das Allthing auf Vorschlag des Bischofs Gizurr Ísleifsson (1082–1118) ein Zehntgesetz an, das jeden Grundeigentümer verpflichtete, 1 % seines Vermögens oberhalb eines Minimums an die Kirche zu zahlen. Je ein Viertel des Zehnten erhielten der Bischof, der Priester, die Kirche und die Armen. Da jedoch die meisten Kirchen im Privateigentum der Häuptlinge standen, vergrößerte der Zehnt zunächst hauptsächlich ihr Vermögen. 1106 wurde ein zweites Bistum im Norden der Insel in Hólar gegründet und mit Jón hin helgi Ögmundarson (1106–1121) besetzt. Bevor die Grágás (Graugans) in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts aufgezeichnet wurde, gab es bereits andere isländische Schriftquellen mit rechtlichem Inhalt7. Die älteste dürfte der Vertrag mit dem norwegischen König Olaf dem Heiligen (1016–1028) gewesen sein8, der als notitia von ca 1085 erhalten ist, den Bischof Ísleifr (1056/57?) und später Bischof Gissur (1082/83) eidlich bekräftigt haben9. Weitere frühe Berichte, die jedoch erst in Handschriften des 13. Jahrhunderts greifbar werden, sind die Landnámabók von ursprünglich ca 1100 und die Íslendingabók des Ari Thorgilsson von 1048–1148.
5 Aris Isländerbuch, ÍF, Bd. I, 1, S. 14 ff = Thule 23, c. 7, S. 51f; vgl. Walter Baetke, Thule 23, Einl. S. 24 ff; Jón Jóhannesson, historie, S. 110 ff; Jón R. Hjálmarsson, S. 34 ff. 6 Druck in: DI, Bd. I, Nr. 22 (in den Versionen A – I, S. 70–162), dort ist als Datum 1096 genannt, doch dürfte 1097 richtig sein, vgl. Jón Jóhannesson, historie, S. 122, Fn. 1. 7 Zum Streit darüber, ob die Haflijaskrá die Vorgängerin der beiden Haupthandschriften der Grágás gewesen ist, vgl. Per G. Norseng, S. 52 f. 8 Diplomatarium Islandicum I, Nr. 16 (1022), S. 54 (Um Rétt Noregs konungs a Islandi). 9 Druck in Grg. II, S. 195/97; NGL I, S. 437/38; Diplomatarium Islandicum I, Nr. 21 (vor 1083), S. 64–70; vgl. Regesta Norvegica I, Nr. 27; Hartmut Böttcher, Art. Bjarkörecht, in: RGA2, Bd. 3 (1978), S. 55–59 (56); Sveinbjörn Rafnsson, Art. Island, in: RGA2, Bd. 15 (2000), S. 525.
Überblick
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Da Island zur Zeit Harald Schönhaars (860–930) meist von Norwegern besiedelt worden ist und das Allthing um 930 beschloß, einen Staat und ein gemeinsames Landrecht zu schaffen, lag es nahe, an die Rechtserfahrungen anzuknüpfen, die man aus der Heimat kannte. Deshalb sandte man den kürzlich eingewanderten Norweger Úlfljótr in sein Heimatland, wo er zusammen mit seinem Onkel Porleifr Hörda-Kárason, dem Klugen (spaki), binnen drei Jahren aus dem mündlichen norwegischen Gewohnheitsrecht eine Rechtssammlung zusammenstellte, sie auswendig lernte und so nach Island brachte10. Das Allthing nahm sie um 93011 unter dem Namen Úlfjlóts lög als Gesetz an. Mit den Úlfjlóts lög schuf er so die älteste isländische lögsaga und wurde auch ihr ältester Rechtsprecher12 (lögmajr). Wegen der stetigen Weiterentwicklung des Rechts beschloß das Allthing 1117, den Goden Hafliji Másson († 1130) zu beauftragen, das bisherige Recht in ein Buch zu schreiben. Dies geschah im Winter 1117/18 unter Mithilfe des Rechtsprechers Bergthórr Hrafnson und anderer rechtskundiger Männer. Das nächste Allthing erhob das Werk zum Gesetz, Haflijaskrá genannt13; auch sie ist leider nicht erhalten. Zwischen 1123 und 1132 wurde auch das alte Christenrecht der Bischöfe Pórlakr Rúnólfsson (1118–1132)14 von Skálholt und Ketill Pórsteinsson (1121–1145)15 von Hólar aufgezeichnet und der Grágás als Christenrechtsabschnitt (Kristinna laga páttr) eingefügt16. Auf diese Weise ist ein stoffreiches Rechtsbuch mit vielen, teils unübersichtlichen Einzelregelungen entstanden, das jedoch weder wissenschaftliche Auseinandersetzungen noch grundlegende Rechtsprinzipien enthält17. Die genannten Gesetze sind allerdings nicht im Original überliefert, sondern nur in den Kompilationen, die seit 1548 „Grágás“ heißen – wie das angeblich von Magnus dem Guten (1035–1047) stammende norwegische Gesetzbuch18. Rechtstexte, die keinen Eingang in die Grágás fanden, gibt es nur wenige: Es sind das Fasten10 11 12 13 14 15 16 17 18
Vgl. vgl. Jón Jóhannesson, historie, S. 72–76. Zur Datierung vgl. Sverrir Tómasson in: RGA2, Bd. 31 (2006), S. 404 f. Vgl. Jón R. Hjálmarsson, S. 21. Die Haflijaskrá ist erwähnt in Grg. Ia, c. 117, S. 213; vgl. Vilhjalmur Finsen, Grg. III, Art. fyrirsögn, S. 615 und skrá, S. 673, ferner Love (1873), S. 127 f. Vgl. Hungrvaka c. 7, Íslendingabok c. 10; Islendske Annaler anno 1118; vgl. Maurer, Bekehrung II, S. 595 f. Vgl. Hungrvaka c. 14; Islendske Annaler (Annales Resiani) anno 1145, S. 20, vgl. S. 582; vgl. Maurer, Bekehrung II, S. 599 f. Vgl. Hungrvaka c. 3; vgl. Vilhjalmur Finsen, Love, in: Aarbøger for Nordisk Oldkyndighet 1873, S. 244 f. Vgl. Ólafur Lárusson, Grágás, S. 70–73. Vgl. Hans P. Naumann, Art. Grágás, in: RGA2, Bd. 12 (1998), S. 569.
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Island und Grönland – Island
gebot und das Pönitentiale des Bischofs Porlákr Pórhallsson von etwa 117819 und die Strandordnung des Sæmundr Ormsson für den Hornafjord von ca 124520. Der Zeitraum zwischen 1180 und 1262 wird die Sturlungenzeit genannt, weil sich mächtige Geschlechter blutig bekämpften; geschildert ist dies in der Sturlungensaga21. Nach jahrelangen Versuchen des norwegischen Königs, die Isländer rechtlich abhängig zu machen und zu besteuern, unterwarfen sich auf dem Allthing des Jahres 1262 die Bewohner des Nord- und ein großer Teil des Südviertels dem König Håkon Håkonsson (1217–1263) und seinem Sohn Magnus VII. Håkonsson Lagabøtir (1263–1280). Auf dem Pverárpíng 1262 die Westländer, im Jahre 1263 der Rest der Südländer und im Jahre 1264 in zwei Schüben die Ostländer. Nur für die erste Unterwerfung von 1262 gibt es einen Unterwerfungsvertrag22, der auch die Bedingungen der Unterwerfung enthält, unter anderem die Verpflichtung, Steuern zu zahlen, welche die Handschriften der Urkunden verschieden angeben23; doch wird das pegngildi (Buße für die Tötung eines freien Mannes) erst 1271 auferlegt, als die Járnsíja in Island eingeführt wurde24. Die in den Jahren 1262/64 erfolgte Angliederung Islands an Norwegen ließ zunächst das alte Freistaatsrecht unberührt, doch ersetzte es 1271/72 die Járnsija25, ein deutlich durch norwegisches Recht bestimmtes, aber insgesamt oberflächlich gearbeitetes Gesetzbuch, dem die Isländer nur nach und nach zustimmten. Auch 1272, als das ganze Gesetzbuch angenommen 19 Druck in DI, Bd. I, Nr. 42 (1178), S. 235f (Boj Porláks Biskups Pórhallssonar i Skálaholt um föstu hald i Skálaholts biskpsdœmi) und Nr. 43 (1178), S. 237–244 (um skriptahald i Skálaholts biskupsdœmi); vgl. Amira/Eckhardt I, S. 122. 20 Druck in DI, Bd. I, Nr. 137 (um 1245), S. 532–587 (Skipan Sæmundar Ormssonar um álmennings fjösur i Hornafirji, mejferj rekafvala og vijrlög); vgl. Amira/Eckhardt I, S. 122. 21 Vgl. die Sturlunga saga, ed. Jóhannesson/Finnbogason/Eldjárn, Bde I, II, Reykjavík 1946; Andreas Heusler, Fehdewesen, (1912), S. 1–102. 22 Druck in DI, Bd. I, Nr. 152 (1262), S. 619–625 (Sáttmáli af hendi Norjlendinga og Súnnlendinga, um skattegjald til Hákonar konungs og Magnus konungs Hákonarsonar, sog. Gamli sáttmáli) = NGL I, Nr. 12 b, S. 461f, deren Nr. 12 a, S. 460 aber aus mehreren Urkunden zusammengesetzt ist, vgl. Maurer, Island, S. 471, Fn. 1. Die von Jón Sigurjsson in DI, Bd. I, Nr. 153 (1263), S. 634–640 und Nr. 156, S. 670f gedruckten Urkunden erkennt Maurer aaO. S. 471 ff mit guten Gründen nicht als die Unterwerfungsurkunden der Jahre 1263/64 an. 23 Vgl. Maurer, Island, S. 474. 24 Vgl. Árna biskups saga c. 9 S. 688f; Isl. Annáler (Annales Resiani 1271, S. 28): „Sturla com ut [mej] log boc Jarn siju“; vgl. Maurer, Island, S. 474. 25 Druck in NGL I (1846) als ‚Hákonarbók‘, S. 259–300 Vgl. dazu Strauch, Art. Járnsíja in RGA2, Bd. 16 (2000), S. 36 f. Über das Verhältnis der Járnsíja zur Grágás vgl. Ólafur Lárusson, Lögbækurnar, S. 7–24. Die neueste Ausgabe haben Bernharjsson/Magnusson/Jónsson vorgelegt (2005).
Überblick
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wurde, blieb davon das Erbrecht (norrœn erfjabalkr) als zu norwegisch ausgeschlossen26. Erst 1273 ist es in Island eingeführt worden, aber bereits 1281 ist die Járnsíja durch die erheblich verbesserte Jónsbók abgelöst worden27. Dieses Gesetzbuch führt seinen Namen nach dem isländischen Rechtsprecher Jón Einarsson († 1306), der vermutlich an seiner Abfassung beteiligt war. Wegen der Schwächen der Járnsíja suchte der norwegische König im Anschluß an seine Arbeiten zur Vereinheitlichung des norwegischen Rechtes (1274–76) das isländische Recht zu verbessern. Zum Vorbild der Jónsbók nahm man Magnus Lagabøters Landslov, doch suchte man es den isländischen Verhältnissen anzupassen. Dazu wurde jedoch weder die Konungsbók noch die Stajarhólsbók, sondern ein anderes Rechtsbuch benutzt28, eine verlorene Version der Grágás, die der Stajarhólsbók nahestand29. Die Jónsbók stand auf der Höhe der Zeit: Die Rache war verboten, statt der Landesverweisung wurde die Todesstrafe verhängt. Die Verwaltung Islands lag in der Hand königlicher Beamter, der kirchliche Einfluß war stark. Obwohl formell zu Norwegen gehörend, behandelte der König Island als Sonderrechtsbereich: Das Allthing nahm die Jónsbók ohne königliche Mitwirkung an, die Untergerichte veränderten sie eigenmächtig und erkannten spätere königliche Briefe nicht an, so dass das in Island geltende Recht nicht in der Jónsbók steht, sondern den Gerichtsurteilen entnommen werden muß30. Weitere Einzelheiten aus dem isländischen Mittelalter sind nachzulesen in der Urkundensammlung Diplomatarium Islandicum31.
26 Vgl. Biskupa sögur I, c. 7 a. E. 27 Vgl. Strauch, Art. Jónsbók, in RGA2, Bd. 16 (2000), S. 71–74. Die Neueste Ausgabe (mit englischer Übersetzung) haben Jana K. Schulman und Hans Fix vorgelegt (2010). 28 Vgl. Magnus Már Lárusson, Art. Jónsbók in KLNM Bd. VII (1962), Sp. 612–617 (613). 29 Vgl. Magnus Már Lárusson, Art. Jónsbók in KLNM Bd. VII (1962), Sp. 613 f. Zum Verhältnis der Jónsbók zur Grágás vgl. Ólafur Lárusson, Lögbækurnar, S. 25–87; zur Aufnahme der Jónsbók in Island vgl. Strauch, Art. Jónsbók, in RGA2, Bd. 16 (2000), S. 72 f. 30 Vgl. dazu Strauch, Art. Jónsbók, in RGA2, Bd. 16 (2000), S. 73 f. 31 Diplomatarium Islandicum, (íslenzkt Fornbréfasafn, [DI]), Bde I–XV, København/ Reykjavík 1857–1950.
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B. Rechtsquellen I. Quellen vor der Grágás 1. Die ältesten Rechtsquellen Bevor die Grágás Ia in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts aufgezeichnet wurde, gab es bereits andere isländische Schriftquellen mit rechtlichem Inhalt32. Die älteste dürfte der Vertrag mit dem norwegischen König Olaf dem Heiligen (1016–1028) gewesen sein33, der als notitia von ca 1085 erhalten ist. Bischof Ísleifr (1056/57?) und später Bischof Gizur (1082/83) haben ihn eidlich bekräftigt34. Weitere frühe Aufzeichnungen, die jedoch erst Handschriften des 13. Jahrhunderts überliefert haben, sind die Landnámabók von ursprünglich ca 1100 und die Íslendingabók35 des Ari Thorgilsson von 1048–1148. 2. Die Thinge vor 930 Die Landnahmemänner, die das Thing von Norwegen her kannten, sahen bald die Notwendigkeit, es auch in Island zu einzurichten. Das erste Thing Islands war das Kjalarnesping (nördlich von Reykjavík), das Thorsteinn Ingólfsson mit den Häuptlingen dieser Gegend errichtet hatte36. Es war zwar ein Bezirksthing, doch spielte es bei der Errichtung des Allthings eine wich-
32 Zum Streit darüber, ob die Haflijaskrá die Vorgängerin der beiden Haupthandschriften der Grágás gewesen ist, vgl. Per G.Norseng, S. 52 f. 33 Diplomatarium Islandicum I, Nr. 16 (1022), S. 54 (Um Rétt Noregs konungs a Islandi). 34 Druck in Grg II, S. 195/97; NGL I, S. 437/38; Diplomatarium Islandicum I, Nr. 21 (vor 1083), S. 64–70; vgl. Regesta Norvegica I, Nr. 27; Hartmut Böttcher, Art. Bjarkörecht, in: RGA2, Bd. 3 (1978), S. 55–59 (56); Sveinbjörn Rafnsson, Art. Island, in: RGA2, Bd. 15 (2000), S. 525. 35 Íslendingabók, Landnámabók, ed. Jakob Benediktsson (ÍF, Bd. I, 1, 2), Reykjavík 1969; zur Geschichte Islands vgl. jetzt: Jón Vijar Sigurjsson, Iceland, in: Viking World (2008), S. 571–578. 36 Íslendingabók c. 3 (ÍF, Bd. I, S. 8, mit weit. Lit.) = Thule 23, S. 45; vgl. Jakob Benediktsson, Art. Ting, Island, in: KLNM, Bd. XVIII (1974), Sp. 359.
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tige Rolle. Ein anderes Bezirksthing vor Einführung des Allthings war das Pórsnesping am Südufer des Breijafjordes37. 3. Die Úlfljóts lög Nach dem Bericht der Íslendingabók war der Norweger Úlfljótr im Alter von 60 Jahren nach Island ausgewandert und hatte sich in Vík i Lón38, im Ostviertel, angesiedelt. Da Norweger Island zur Zeit Harald Schönhaars (860–930) besiedelt haben und das Allthing um 930 beschloß, einen Staat und ein gemeinsames Landrecht zu schaffen., lag es nahe, an die Rechtserfahrungen anzuknüpfen, die man aus der Heimat kannte39. Deshalb sandte man den kürzlich eingewanderten Norweger Úlfljótr in sein Heimatland, wo er zusammen mit seinem Onkel Porleifr Hörda-Kárason, dem Klugen (spaki), binnen drei Jahren aus dem mündlichen norwegischen Gewohnheitsrecht eine Rechtssammlung zusammenstellte, sie auswendig lernte und so nach Island brachte40. Das Allthing nahm sie sofort unter dem Namen Úlfljóts lög als Gesetz an. Dies geschah um 93041, und zwar mit Wirkung für ganz Island. Mit den Úlfljóts lög schuf er so die älteste isländische lögsaga und wurde ihr erster Rechtsprecher42 (lögmajr). Die inhaltliche Ähnlichkeit mit den Gulathingslög rührt vermutlich auch daher, dass Porleifr spaki als Kenner der Gulathingslög galt43. Vermutlich fußten beide auf einem alten, gemeinsamen Bestand, zumal die Sprache recht unterschiedlich ist44. In der Hauksbók45 werden die Úlfljóts lög als heidnisch bezeichnet: Sie enthielten
37 So die Eyrbyggja saga (ÍF 4, c. 4, S. 8 ff) = Klaus Böldl, Eyr, S. 20, doch ist der Quellenwert dieser Mitteilung umstritten, vgl. Jakob Benediktsson, Art. Ting, Island, in: KLNM, Bd. XVIII (1974), Sp. 359. 38 Im Diplomatarium Islandicum Bd. XII, Nr. 1 (etwa 1200), S. 1–15, (Auflistung der Kirchen im Bistum Skálholt) heißt es auf S. 5: „ÍLóni var fjórjungirping Austfirjinga“, Lón i Austur-Skaftafellss´ysla ist der Tagungsort des Viertelsthings für das Ostviertel (Austfirjingafjórjungr), vgl. Ólafur Lárusson, Ting, S. 50 und die Karte dort am Ende, sowie bei Sveinbjörn Rafnsson, Art. Island, in: RGA2, Bd. 15 (2000), S. 528. 39 Vgl. Ólafur Lárusson, fristat, in: JFT, 1939, S. 262–275 der S. 266 feststellt, dass die isländischen Thinge nach norwegischem Vorbild geschaffen wurden und auch die Macht der Häuptlinge bzw. Goden den norwegischen Verhältnissen entsprach. 40 Vgl. vgl. Jón Jóhannesson, historie, S. 72 – 76. 41 Zur Datierung vgl. Sverrir Tómasson, Art. Ulfljótr, in: RGA2, Bd. 31 (2006), S. 404 f. 42 Vgl. Jón F. Hjálmarsson, S. 21. 43 Heimskringla, Hákonar saga gója, c. 11, S. 90; vgl. Konrad Maurer, Vorles. IV, S. 13. 44 Vgl. Ólafur Lárusson, Lög, S. 120; Gunnar Karlsson, Gojamenning, S. 40–51; Sverrir Tómasson, Art. Ulfljótr, in: RGA2, Bd. 31 (2006), S. 404. 45 Íslenzk Fornrit I (1968), S. 313.
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Normen über die Einteilung Islands in Viertel, Verordnungen über Tempel (hof), Opfer und die heidnische Eidesformel46. 4. Die Viertelsthinge Jedes Viertel erhielt 930 jeweils drei Bezirksthinge, aber die Neueinteilung der Viertel um 965 (wahrscheinlich bereits 962)47 errichtete im Nordviertel ein viertes Thing48 und zugleich für jedes Viertel ein Fjórjungsping (Viertelsgericht)49, dort konnte jeder Mann aus dem Viertel einen anderen, der zwar nicht im selben Thingbezirk, aber im selben Viertel wohnte, wegen einer Straftat anklagen. Jedoch herrscht hier Streit: Die einen meinen, die 965 beschlossene Bezirksverfassung sei entweder nicht durchgeführt worden oder bald wieder verfallen50; auch würden die Viertelsthinge (fjórjungsping) in den Sagas überhaupt nur zwei Mal für das Westviertel erwähnt51, und nur ein Mal in der Stajarhólsbók52. Ólafur Lárusson hat aber nachgewiesen53, dass sie nicht nur für jedes Viertel errichtet worden sind, sondern auch längere Zeit tätig waren. Jedoch scheinen sie zur Aufzeichnungszeit der Grágás II (um 1280) nicht mehr regelmäßig getagt zu haben. Fjórjungsping für das Ostviertel war Vík i Lón54, für das Westviertel das Pórsnesping55, für das 46 Vgl. Sverrir Tómasson, Art. Ulfljótr, in: RGA2, Bd. 31 (2006), S. 404 f. 47 Vgl. den Anlaß dazu in Íslendingabók, c. 5 = ÍF, Bd. I, 1, S. 11f = Thule, Bd. 23, S. 48; Jón Jóhannesson, historie I, S. 43f; Ólafur Lárusson, Fjerdingstingene, S. 44 verweist auf die isländischen Annalen, die für 962 den Blundketilsbrand ansetzen. 48 Vgl. Íslendingabók, c. 5 = ÍF, Bd. I, 1, S. 12 = Thule, Bd. 23, S. 48; vgl. Ólafur Lárusson, hof, SvJT, årg. 37 (1952), S. 633 = hov, S. 37. 49 So: Íslendingabók c. 5 S. 12 = Thule 23, S. 47f; Eyrbyggja saga c. 10, S. 18 = Klaus Böldl, Eyr, S. 25f; Hauksbók, Landnáma c. 73, S. 32; Sturlubók, c. 85 (ÍF, Bd. I, 1) S. 125f; Hœnsa-Poris saga c. 14, S. 38 = Thule VIII, S. 49; Ólafur Lárusson, Art. Fjórjungsping, in: KLNM, Bd. IV (1959), Sp. 393. 50 So die h. M., vgl. Konrad Maurer, Island, S. 55; Vilhjálmur Finsen, Institutiones, S. 42; derselbe, Grg III, Art. fjórjungaping, S. 606. 51 Fjórjungsping s. Eyrbyggja saga c. 10, S. 18 = Klaus Böldl, Eyr, S. 26; Íslendinga bók c. 5, ÍF I, 1, S. 12 = Thule 23, Islendingabok c. 5, S. 48; vgl. Íslendingabók og Landnamabók, ed. Valdemar Ásmundarson (1891), II, c. 29, S. 111 = ÍF, Bd. I, 1, c. H. 120, S. 190: „á fjórjungspingi á pórsneri“; vgl. Konrad Maurer, Island, S. 100. 52 Grg II, c. 328, S. 356, danach konnten alle Viertelsmänner auf dem Viertelsthing eine Strafklage erheben. 53 Ólafur Lárusson, Fjerdingstingene, S. 43–58; derselbe, Art. Fjórjungsping in KLNM, Bd. IV (1959), Sp. 393. 54 Vík i Lón genannt, in DI, Bd. XII, S. 5 und Kristian Kålund, beskrivelse II, S. 484; vgl. Ólafur Lárusson, Fjerdingstingene, S. 50–53. 55 Pórsnesping genannt in DI, Bd. XII, Nr. 1 um 1200: Katalog der Kirchen im Bistum Skálholt, S. 1–15 (S. 12: „pórsnesping var fjorjungsping Vestfirjinga“) und Kristian Kålund, beskrivelse, II, S. 390; vgl. Ólafur Lárusson, Fjerdingstingene, S. 53–54.
Karte 8: Die isländischen Viertel und Thingstätten, Quelle: Jesse L. Byock, Viking Age Island, London 2001, S. 172f.
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Nordviertel aller Wahrscheinlichkeit nach das Hegranesping in Garjur56 und für das Südviertel das Ármannsfellping57. Gehalten wurden sie nach dem Lenzthing der einzelnen Bezirksthinge und dem Allthing, also Ende Mai oder Anfang Juni. Die Grágás unterscheidet zwischen festen Thingen (skapping), die regelmäßig jedes Jahr zu bestimmten Zeiten stattfanden58, und anderen, die nach Bedarf tagten. Die skapping waren die várping (Lenzthinge)59 in den Vierteln und die leijir (oder haustping60, die Herbstthinge)61 dort. Das Thing für die ganze Insel war das alping (Allthing)62, gehalten in Thingvellir, nordwestlich von Reykjavík. 5. Die Lenzthinge Die Lenzthinge wurden in zwei Abteilungen gehalten: dem sóknarping (Klagthing)63 und dem skuldaping oder skuldamót (Schuldenthing)64: Wurde das Klagthing geschlossen, begann das Schuldenthing; möglicherweise galt aber das Klagthing als das eigentliche Lenzthing, das bereits mit dessen Ende abschloß65. Dem Klagthing standen die drei Goden des jeweiligen Gerichtsbezirk vor, sie ernannten jeder 12 Richter aus ihrem Gerichtsbezirk66, so dass insgeamt 36 Richter urteilten. Das Lenzthing begann 56 Hegranesping genannt in Biskupar sögur I (1858), Kristni saga c. 4, S. 8, u. S. 47; ebda Bd. III (Lárentíus saga, c. 20, S. 259–261), aber auch in Islenzkar Fornsögur I, Kbh 1880, Víga-Glums saga c. 14, S. 42; vgl. Kristian Kålund, beskrivelse, II, S. 67, 77 ff; 143, 422; Ólafur Lárusson, Fjerdingstingene, S. 54–58. 57 Ármannsfellping, genannt in DI, Bd. XII, Nr. 1, S. 8; Kristian Kålund, beskrivelse, II, S. 387; vgl. Ólafur Lárusson, kirknatal, in: Skirnir 1925, S. 16–37; derselbe, Fjerdingstingene, S. 52 f. 58 Skapping, gesetzliches, regelmäßiges Thing, s. Grg Ia, c. 82, S. 140; Grg II, S. 277; vgl. Finsen, Grg III, Art. skap-, S. 670. 59 Várping, Lenzthing, s. Grg Ia, c. 56, S. 96; vgl. Finsen, Grg III, Art. várping, S. 689; Jakob Benediktsson, Art. Várthing, in: KLNM, Bd. XIX (1975), Sp. 560 f. 60 Leij = haustping s. Vatnsdœla saga, (Altnord. Sagabibl. H. 16, 1921) c. 37, S. 89; vgl. Konrad Maurer, Entstehung, S. 173; derselbe, Island, S. 161, Fn. 2. 61 Leij, Herbstthing, s. Grg Ia, c. 19, S. 37; c. 61, S. 111 = Heusler, Graugans, S. 34; 106f; Grg II, c. 309, S. 345; c. 430, S. 488; vgl. Finsen, Grg III, Art. leij, S. 638. 62 Álpingi, Allthing, für ganz Island, vgl. Finsen, Grg III, Art. alpingi, S. 581 f. 63 Auf dem sóknarping wurden die Strafsachen angeklagt und verhandelt, s. Grg Ia, c. 56, S. 96; c. 58, S. 102 = Heusler, Graugans; S. 91f; 97; vgl. Finsen, Grg III, Art. sóknarping, S. 676; Jakob Benediktsson, Art. Várthing, in: KLNM, Bd. XIX (1975), Sp. 560 f. 64 Auf dem skuldaping wurden fällige Schulden beglichen und Umsätze getätigt, vgl. Grg Ia, c. 58, S. 102 = Heusler, Graugans, S. 97; Grg II, c. 87, S. 115; vgl. Finsen, Grg III, Art. skuldaping, S. 675 f. 65 Vgl. Finsen, Grg III, Art. sóknarping, S. 676. 66 Vgl. Jakob Benediktsson, Art. Várthing, in: KLNM, Bd. XIX (1975), Sp. 560 f.
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vier Wochen vor Sommersende, frühestens am 7. Mai. Dessen Klagthing sollte im allgemeinen nicht länger als eine Woche und mindestens vier Tage währen67. 6. Die Thingorte Die einzelnen Thingorte haben häufiger gewechselt, so dass wir keineswegs nur von 13 Bezirksthingen wissen. Im Sunlendingafjór j ungr (Südviertel) gab es das Píngskálaping (später Rángárping genannt)68, das Árnesping69 und das Kjalarnesping, dessen Tagungsort jedoch unsicher ist70. Im Vestfir j ingafjór j ungr (Westviertel) tagte das südlichste und älteste Bezirksthing um 950 in Hvitá71, später in Pinghóll72, zuletzt in Pvera73 ferner gab es das bereits genannte Pórsnesping74. Das nördlichste Bezirksthing im Westland wurde in Porskafjörjur75 und in D´yrafjörjur76 gehalten, wobei es für D´yrafjörjur zwei Thingstätten gab, nämlich in Pingeyrar und in Valseyri oder Hvalseyrarping77. Ferner werden genannt das Pingeirarping (oder D´yrafjarjarping)78, schließlich 67 Vgl. Grg Ia, c. 56, S. 96f = Heusler, Graugans S. 91f; Jakob Benediktsson, Art. Várthing, in: KLNM, Bd. XIX (1975), Sp. 560 f. 68 Das Rángárping ist erwähnt in Sturlunga saga (1946), II, S. 237; vgl. Kristian Kålund, beskrivelse, I, S. 219. 69 Das Árnesping ist erwähnt in Grg Ia, tillæg IV, Nr. LXII, S. 246 und Nr. LXV, S. 251; vgl. Kristian Kålund, beskrivelse, I, S. 194–197; Ólafur Lárusson, hov, S. 39. 70 Islendingabok, c. 3 = ÍF, Bd. I, 1, S. 8 = Thule 23, S. 45; DI, Bd. I, Nr. 102 (um 1220), S. 402; vgl. Konrad Maurer, Island, S. 102; Kristian Kålund, beskrivelse, I, S. 172f; II, S. 348, 387; Ólafur Lárusson, hov, S. 39. 71 Hvita s. Islendingabok, c. 5 =ÍF, Bd. I, 1, S. 12 = Thule 23, S. 47f; Egils saga c. 28 (ÍF II, S. 74 ff) = utg. Finur Jónsson S. 92; c. 83, S. 309; Sturlunga saga (1946), I, Pórda saga Kakala c. 39, S. 130, Íslendinga saga, c. 15, S. 240; II, Porgils saga Skarja c. 14, S. 125; c. 15, S. 126f; vgl. Kristian Kålund, beskrivelse, I, S. 301–308; Ólafur Lárusson, hov, S. 39, mit Fnn. 12–14. 72 Pinghóll (Pingshála) s. Kristian Kålund, beskrivelse, I, S. 218 f. 73 Pvera s. Sturlunga saga (1946), Bd. I, Íslendinga saga, c. 66 ff, S. 321 ff; Kristian Kålund, beskrivelse, I, S. 304 f. 74 Pórsnesping s. z. B. Landnámábok, c. M 19, S. 114, c. S 86, S. 128; Sturlunga saga I (1946), Hrafns saga Sveinbjarnasonar c. 13, S. 214 ff; vgl. Kristian Kålund, beskrivelse, I, S. 573f, 577; Ólafur Lárusson, hov, S. 40, mit Fn. 15. 75 Porskafjarjárping s. z. B. Sturlunga saga I (1946, Íslendinga saga) c. 146ff, S. 448 ff; vgl. Kristian Kålund, beskrivelse, I, S. 524–527; Ólafur Lárusson, hov, S. 40, mit Fn. 18. 76 D´yrafjarjarping s. z. B. Sturlunga saga I (1946, Hrafns saga Sveinbjarnarsona), c 16, S. 220; vgl. Kristian Kålund, beskrivelse, I, S. 568 – 579 (573); Ólafur Lárusson, hov, S. 40, mit Fn. 19. 77 Valseyri (Hvalseyrarping) s. Kristian Kålund, beskrivelse, I, S. 576f; Ólafur Lárusson, hov, S. 40. 78 D´yrafjarjarping s. o. Fn. 76; vgl. Konrad Maurer, Island, S. 101, Fn. 3.
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ein Ping undir Valfelli im Südwesten79. Das Nor j lendingafjór j ungr (Nordviertel) hielt als Bezirksthinge das Húnavatnping80 in Pingeyrar, das Hegranesping in Garjur81, das Vajlaping82 an der Mündung des Eyjafjarjará und auf Pingey in Skjálfandi83; dies ist wahrscheinlich das um 965 neu errichtete Thing. Ferner wird erwähnt das Mijfjördping84 und ein Vallalaugarping85. Für das Austfir j ingafjór j ungr (Ostviertel) haben die Thingstätten mehrfach gewechselt. Es werden insgesamt fünf genannt: Krákalækjarping86, das Lambanesping (Lantbanessping)87, ferner das Sunnudalsping88, das Múlaping89 und das Skaptafellsping in Öræfi90. Ólafur Lárusson ist der Frage nachgegangen91, ob die Orte der Bezirksthinge in der Nähe der Tempel der Goden lagen. Er konnte zeigen, dass sie meist mehrere Kilometer von diesen entfernt waren, so dass ein Zusammenhang zu verneinen ist. Mit der Annahme der Járnsíja 1271 wurden die Lenzthinge abgeschafft92. 79 Ping undir Valfelli s. Gunnlaugs saga, ed. Ásmundarson, c. 2, S. 3; vgl. Kristian Kålund, beskrivelse, I, S. 369f; 382; Konrad Maurer, Island, S. 101, Fn. 3. 80 Húnavatnping in Pingeyrar, s. z. B. Vatnsdœla saga, c. 33, S. 87; c. 37, S. 100; vgl. Kristian Kålund, beskrivelse, II, S. 29f; Ólafur Lárusson, hov, S. 40, mit Fn. 20. 81 Hegranesping in Garjur s. z. B. Viga-Glums saga, c. 14; 42; c. 24, S. 73; Eyjolfs saga, c. 25, S. 224 Grettis saga c. 72, S. 229; vgl. Kristian Kålund, beskrivelse, II, S. 77–79; Ólafur Lárusson, hov, S. 41, mit Fn. 21. 82 Vajlaping (oder Vöjluping) s. z. B. Reykdœla saga, c. 15, S. 45; 20; Sturlunga saga (1946) Bd. I, Gujmunda saga dyra c. 2, S. 163; c. 6, S. 170; vgl. Kristian Kålund, beskrivelse, II, S. 110f; 125 ff; 142f; Ólafur Lárusson, hov, S. 41, mit Fn. 22. 83 Pingeyrar s. Reykdœla saga c. 16, S. 47; Sturlunga saga I (1946, Hrafns saga Sveinbjarnarsona), c. 20, S. 227; vgl. Kristian Kålund, beskrivelse, II, S. 29f; 135f, 156f; Ólafur Lárusson, hov, S. 41, mit Fn. 24. 84 Mijfjördping s. Kristian Kålund, beskrivelse, II, S. 5–11. 85 Vallalaugarping s. Islendinga saga c. 134, S. 422; Ljósvetnínga saga c. 15, S. 83; c. 20, S. 102 und Sturlunga saga (1946), I, Íslendinga saga, c. 5, S. 67; c. 134, S. 422; II, Porgils saga Skarja c. 55, S. 196; vgl. Kristian Kålund, beskrivelse, II, S. 66 ff; Reykdœla saga, c. 20, S. 215; vgl. Konrad Maurer, Island, S. 101, Fn. 6. 86 Krakalækjarping s. z. B. Droplaugssonar saga c. 4, S. 19; vgl. vgl. Kristian Kålund, beskrivelse, II, S. 206; 242; Konrad Maurer, Island, S. 102, Fn. 2; Ólafur Lárusson, hov, S. 41, mit Fn. 28. 87 Lambanesping s. Fljótsdœla saga c. 37, S. 124; vgl. vgl. Kristian Kålund, beskrivelse, II, S. 206, 242; Ólafur Lárusson, hov, S. 41, mit Fn. 29. 88 Sunnudalsping, s. Vápnfirjinga saga c. 8; 17, Ed. Jón Jóhannesson, in: Austfirjinga sögur (ÍF Bd. XI); vgl. Kristian Kålund, beskrivelse, II, S. 197, 241; Ólafur Lárusson, hov, S. 41, mit Fn. 26; Simek/Pálsson2, S. 411. 89 Mulaping, s. Fljótsdœla saga c. 29, S. 115; vgl. Kristian Kålund, beskrivelse, II, S. 211–243; Ólafur Lárusson, hov, S. 41, mit Fn. 30. 90 Skaptafellsping s. Kristian Kålund, beskrivelse, II, S. 291, 323. 91 vgl. Ólafur Lárusson, hov, S. 36–42. 92 Vgl. Jakob Benediktsson, Art. Várthing, in: KLNM, Bd. XIX (1975), Sp. 560 f.
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7. Die Herbstthinge Die Herbstthinge (leijir oder haustping93) wurde in den einzelnen Vierteln frühestens 14 Tage nach Ende des Allthings – ehestens also im Juli und spätestens Ende August gehalten. Sie dienten dazu, die auf dem Allthing beschlossenen Gesetze kundzumachen und die Termine des folgenden Jahres zu verkünden. Sie sollten wenigstens einen ganzen Tag, aber nicht mehr als zwei Tage dauern und tagten meist am Platze des Lenzdings. Den Vorsitz führten die drei Goden, die zum jeweiligen Bezirksthing gehörten; sie verkündigten die Gesetzesbeschlüsse, welche die lögrétta gefaßt hatte94. 8. Das Allthing Das Allthing war das gemeinsame Thing aller Isländer, das einflußreiche Häuptlinge wahrscheinlich am Ende der Landnahmezeit gegen 920 als höchstes Organ des Freistaates eingerichtet haben. Das Allthing begann am Donnerstag der elften Sommerwoche95, also (da der Sommer ehestens am 9., spätestens am 15. April begann) frühestens am 18., spätestens am 24. Juni. Es dauerte zwei Wochen96, wurde grundsätzlich unter freiem Himmel gehalten, doch durfte der Rechtsprecher bei schlechtem Wetter seinen Rechtsvortrag in der Kirche von Thingvellir halten97. a) Die Lögrétta Auf dem Allthing war die gesetzgebende Gewalt von der richterlichen Gewalt getrennt98. Gesetze erließ die lögrétta (Gesetzeskammer)99, während für die Rechtsprechung die fjórjungsdómar, der fimtardómr und der prestadómr zuständig waren100. Die Mitglieder der lögrétta saßen auf drei Bänken, die im Kreis oder im offenen Viereck aufgestellt waren101. Auf der mittelsten saßen die 39 Goden der Insel, denn jedes Viertel war in drei Bezirksthinge ge93 Leij = haustping s. Vatnsdœla saga, (Altnord. Sagabibl. H. 16, 1921) c. 37, S. 89; vgl. Konrad Maurer, Entstehung, S. 173; derselbe, Island, S. 161, Fn. 2. 94 Grg. Ia, c. 16, S. 37; c. 61, S. 111 = Heusler, Graugans, S. 34; 106f; Grg II, c. 309, S. 345, c. 430, S. 488; vgl. Finsen, Grg III, Art. leij, S. 638. 95 Zum Beginn des Allthings s. Grg Ia, c. 19, S. 37; c. 23, S. 43 = Heusler, Graugans, S. 34; 40; vgl. Finsen, Grg. III, S. 581 f. 96 Vgl. Grg. Ia, c. 80, S. 132; Grg Ib, c. 234; S. 175 = Heusler; Graugans, S. 121; 400f; Grg II, c. S. 113; vgl. Finsen, Grg III, S. 581 f. 97 Grg. Ia, c. 117, S. 216 = Heusler, Graugans, S. 201; vgl. Finsen, Grg III, S. 582. 98 Vgl. Ólafur Lárusson, Art. Alpingi, in: KLNM, Bd. I (1956), Sp. 123–126 (123). 99 Grg Ia, c. 117, S. 211 ff = Heusler, Graugans, S. 196 ff; Finsen, love, in: ANOH 1873, S. 146–206. 100 Dazu unten c) – e), S. 230–234. 101 Grg Ia, c. 117, S. 211 ff = Heusler, Graugans, S. 196 ff.
Karte 9: Thingvellir [= Felder der Volksversammlung; die Thingebene am Öxará-Fluß], Quelle: Ólafur Lárusson, Lov og Ting, overs. av Knut Helle, Bergen etc. 1960, S. 23. Der Tagungsort der Lögretta ist nicht genau bekannt.
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teilt, so dass sich 36 Godentümer ergaben. Als jedoch um 965 das Nordviertel ein viertes Bezirksthing einrichtete, erhöhte sich die Zahl der Goden auf 39. Um dieses Mißverhältnis auszugleichen, wählten die übrigen drei Viertel je drei zusätzliche Männer für die Mittelbank der lögrétta, so dass sie insgesamt 48 Mitglieder umfaßte. Jedes Mitglied versah sich mit zwei Ratgebern, so dass die lögrétta insgesamt 147 Mitglieder hatte. Seit der Errichtung der beiden Bistümer in Skálholt (1055) und Hólar (1104) hatten auch die beiden Bischöfe einen Sitz auf der Mittelbank102. Vorschläge zur Gesetzesänderung oder zum Erlaß eines neuen Gesetzes wurden in die lögrétta eingebracht, dort diskutiert und mehrheitlich beschlossen, doch waren nur die Männer der Mittelbank stimmberechtigt. Die Gesetze galten lediglich drei Jahre lang, der Rechtsprecher mußte sie nach der Beschlußfassung vom Gesetzesfelsen verkündigen und das jeden dritten Sommer wiederholen, um ihre Gültigkeit zu wahren103. Auch auf den Lenz- und Herbstthingen sollten diese neuen Gesetze kundgemacht werden. b) Der Lögsögumajr Mitglied der lögrétta war auch der lögsögumajr (der Rechtsprecher)104, der einzige Amtsinhaber Islands, der ihr auch angehörte, wenn er kein Gode war. Die lögrétta wählte ihn für drei Jahre in sein Amt105, doch war Wiederwahl zulässig und wurde oft geübt106. Seine Aufgabe war, a) den Vorsitz in der lögrétta zu führen und ihre Verhandlungen zu leiten107; b) der Rechtsvortrag. Er sollte jedes Jahr das Prozeßrecht und 1/3 des geltenden Rechts vortragen, so dass er im Laufe seiner Amtszeit das gesamte isländische Recht darlegte108, das so in Zeiten der mündlichen Überlieferung lebendig blieb. Nahm die lögrétta seinen Vortrag widerspruchslos hin, so galt das Vorgetragene als Gesetz; c) die Kundmachung neuer Gesetze vom lögberg (dem Gesetzesfelsen) aus109; d) die Rechtsberatung auf dem Allthing aber auch immer dann, wenn er gefragt wurde (segja öllum lögmál)110. 102 Grg Ia, c. 117, S. 211 = Heusler, Graugans, S. 196. 103 Grg Ia, c. 19, S. 37 = Heusler, Graugans, S. 34. 104 Vgl. Finsen, Grg III, S. 649f; Ólafur Lárusson, Art. Alpingi, in: KLNM, Bd. I (1956), Sp. 123–126 (124). 105 Grg Ia, c. 116, S. 208 ff = Heusler, Graugans, S. 193 ff. 106 Eine Liste der isländischen Rechtsprecher von ca 930–1271 bei Jón Jóhannesson, Íslendinga saga, vor dem Inhaltsverzeichnis. 107 Grg Ia, c. 117, S. 211 ff, 215 = Heusler, Graugans, S. 196 ff. 108 Grg Ia, c. 19, S. 37 = Heusler, Graugans, S. 34; c 116 S. 208 ff = Heusler, Graugans, S. 193 ff. 109 Grg Ia, c. 19, S. 37 = Heusler, Graugans, S. 34;c 116, S. 209 = Heusler, Graugans, S. 194. 110 Grg I, c. 117, S. 216= Heusler, Graugans, S. 201.
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In seinen Vortrag mußte er nicht nur das bisherige Recht, sondern auch die Gesetzgebung der lögrétta, die sich in den nymæli (neuen Gesetzen)111 äußerte, einarbeiten. Ferner haben lokale und bischöfliche Erlasse, private Vereinbarungen sowie die Entscheidung einzelner Fälle (Gutachten) der Rechtssprecher, die Úlfjlóts lög und damit auch den Vortrag des Rechtsprechers ergänzt und verändert. Auf diese Weise wurde aus der Sammlung ein ‚lebender Text‘112, der zunehmend unübersichtlicher wurde. Deshalb beschloß das Allthing 1117, den Goden Hafliji Másson († 1130) zu beauftragen, das bisherige Recht aufzuzeichnen113. Dies geschah im Winter 1117/18 mit Hilfe des Rechtsprechers Bergthórr Hrafnson (Rechtsprecher 1117–1122) und anderer rechtskundiger Männer. Auf dem nächsten Allthing trugen Geistliche das Werk der lögrétta vor114, die es – ohne Widerspruch – zum Gesetz erhob, Haflijaskrá genannt115; auch sie ist nicht erhalten. c) Die Fjórjungsdómar Das Allthing war auch für die Rechtsprechung zuständig, dort wirkten mehrere Gerichte: a) die fjórjungsdómar (die Viertelsgerichte). es gab eines für jedes Landesviertel. Dementsprechend hießen sie Norjlendínga-, Sunnlenjínga-, Austfirjínga- und Vestfirjínga-dómr. Die Goden der 39 alten Godorde ernannten die Mitglieder dieser Gerichte, und zwar nach einer jetzt herrschenden Meinung116 ernannte jeder Gode in jedes einzelne Viertelsgericht einen Richter, so dass diese aus jeweils 36 Richtern bestanden. Die Zuständigkeit der fjórjungsdómar richtete sich nach dem Sachzusammenhang: welchen Wohnort der Beklagte hatte, welcher Dingstätte er in seinem Vier-
111 Über n´ymæli berichtet die Grg I neun Mal, die Grg II zehn Mal, ob es sich dabei um rechtswirksame Gesetze handelte, ist unklar, vgl. Ólafur Lárusson, Grágás (1969), S. 59–73; Hans-Peter Naumann, Art. Grágás., in: RGA2, Bd. 12 (1998), S. 570. 112 Vgl. Jón Jóhannesson, Íslendinga saga I (1956), S. 56–59; Sverrir Tómasson Art. Ulfljótr, in: RGA2, Bd. 31 (2006), S. 404. 113 Der Vorgang ist dargestellt in Ari Thorgilssons Íslendingabók, c. 10, ed. Jakob Benediktsson, Islendingabók (Ízlenzk Fornrit I, 1), S. 23f = Thule 23, c. 10, S. 55 f. 114 Die Geistlichen waren offenbar bei der Niederschrift beteiligt und trugen – weil sie lesen konnten – das Geschriebene vor. 115 Die Haflijaskrá ist erwähnt in Grg Ia, c. 117, S. 213; vgl. Finsen, Grg III, Art. fyrirsögn, S. 615 und skrá, S. 673, ferner love (1873), S. 127 f. 116 So: Konrad Maurer, Entstehung, S. 177f; derselbe, Island, S. 174 und die dort S. 175, Fn. 1 Genannten; anders: Finsen, Institutioner, S. 174 ff und noch in Grg III, Art. fjórjungsdómar, S. 608, der annimmt, dass in jedem Viertelsgericht nur 9 Urteiler saßen, die 9 Goden eines Viertels nur einen Richter, also insgesamt nur 36 Richter in das fjórjungsdómr ernannten.
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tel zugehörte117, wo das streitige Grundstück lag118, wo die Straftat begangen worden war119. Es war vor allem eine Berufungsinstanz für die auf den Lenzthingen angeklagten Sachen, die aber dort dort nicht hatten entschieden werden können, weil das Gericht uneinig gewesen war (sogenannte Spaltung des Gerichts, véfang). Gleiches galt für Sachen, die auf den Schuldenthingen nicht erledigt werden konnten (engidómr, afréttardómr)120. Die fjórjungsdómar waren aber auch als erste Instanzlich tätig, wenn der Kläger es vorzog, vor diesem Gericht zu klagen. Örtlich zuständig war dann der fjórjungsdómr, in dessen Viertel der Beklagte wohnte121, bzw. die Tat begangen war122 (forum delicti commissi). Hatte jedoch der Beklagte Protest gegen die Zuständigkeit des várpings eingelegt, so wurde der fjórjungsdómr zuständig, dem das betreffende várping angehörte123. Waren die Richter des fjórjungsdómr uneinig (véfang, Gerichtsspaltung), ging die Sache weiter an den fimtardómr124. d) Der Fimtardómr Der fimtardómr war das fünfte (höchste) Gericht auf Island. Nach dem Bericht Aris125 schuf Skapti Thóroddson, Rechtsprecher 1004–1030, das Gesetz über dieses Gericht. Die Njála hat seine Entstehungsgeschichte literarisch ausgeschmückt, doch gab es handfeste Gründe, dieses Gericht zu gründen: Die alte isländische Rechtsverfassung krankte daran, dass zuweilen ein Urteil nicht ergehen konnte, weil die ihm zugrunde liegenden Eide angegriffen wurden, sie seien falsch oder durch Bestechung zustande gekommen. Diese Vorwürfe machten das erkennende Gericht unfähig, die Sache zu entscheiden, so dass ein anderes Gericht nötig schien, um diese Vorwürfe auszuräumen. Zuweilen wurden Entscheidungen auch durch Ge117 Grg Ia, c. 22, S. 40 ff = Heusler, Graugans, S. 38, vgl. Grg II, c. 328, S. 356, c. 369, S. 386, vgl. Finsen, Grg III, Art. fjórjungsdómar, S. 607. 118 Grg Ib, c. 172, S. 76 = Heusler, Graugans, S. 305; Grg II, c. 389, S. 411. 119 Grg Ia, c. 99, S. 175 = Heusler, Graugans, S. 161; Grg II, c. 308, S. 345, vgl. Finsen, Grg III, Art. fjórjungsdómar, S. 607. 120 Vgl. Finsen, Grg III, Art. fjórjungsdómar, S. 607. 121 Grg Ia, c. 22, S. 40f = Heusler, Graugans, S. 37 f; vgl. Maurer, Vorlesungen, Bd. V, S. 412 f. 122 Grg Ia, c. 99, S. 175 = Heusler, Graugans, S. 160 f. 123 Grg Ia, c. 59, S. 105 = Heusler, Graugans, S. 100; vgl. Maurer, Vorlesungen, Bd. V, S. 412 f. 124 Grg Ia, c. 44, S. 77 = Heusler, Graugans, S. 73; vgl. Finsen, Grg III, Art. fjórjungsdómar, S. 608; Maurer, Island, S. 175 f. 125 Aris Islendingabók, c. 8, S. 19 = Thule 23, c. 8, S. 53; vgl. den – literarisch ausgeschmückten Bericht in der Njála, c. 97, S. 220 = Thule IV, c. 97, S. 211; vgl. Konrad Maurer, Island, S. 58 f.
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walt oder Betrug unmöglich gemacht. Der zur Entscheidung solcher Pattlagen benutzte Zweikampf (hólmgánga) galt allmählich als veraltet. Die Errichtung eines neuen Gerichts versprach mehr Erfolg, wenn man die dort zu leistenden Eide verschärfte und den Parteien die Möglichkeit gab, einige Richter abzulehnen126. So beschloß man für den fimtardómr (wahrscheinlich 1004), daß jeder Inhaber eines älteren Godordes einen Richter ernannte, doch beriefen die 12 Goden des Nordviertels auch nur neun Richter. Die Inhaber der neuen Godorde ernannten weitere 12 Richter (je drei aus einem Viertel). Von den so ernannten 48 Mitgliedern durfte jede Partei sechs abwählen127, so dass das Gericht schließlich (wie auch sonst) aus 36 Richtern bestand. Das Gericht hielt seine Beratungen in der lögrétta ab. Zuständig war es zunächst, wenn in den Viertelsgerichten véfang (Gerichtsspaltung) eintrat, ferner bei Klagen wegen falschen Zeugnisses, falschen Geschworenenspruch oder falscher Versicherung auf Ehrenwort (pegnskaparlagníng) im Viertelsgericht, wegen Bestechung der Richter im Viertelsgericht und wegen Thingstörung (pingsafglapan)128. Später kamen noch die Aufnahme und Unterstützung von Ächtern, flüchtigen Sklaven, Schuldknechten und dienstpflichtigen Priestern hinzu. Es war also keine reine Appellationsinstanz129. In der Jónsbók (1281 in Island angenommen) werden 4 Thinge genannt130, an denen alle Bauern teilzunehmen hatten: Das Thing, auf dem königliche Briefe verlesen werden sollten, das manndrápsping, das manntalsping und das hreppstjórnarping. Die drei ersten sind aus ML landslov VII: 56 übernommen, doch fanden die ersten beiden nicht regelmäßig statt. Das Manntalsping hielten die Amtmänner im Frühjahr ab131, es diente der Steuereintreibung132. Dagegen war das hreppstjórnarping die Zusammenkunft am Ende eines Jahres in jedem hreppr (jedem Kreis)133. Im Spätmittelalter gab es das priggja hreppa ping, ein gemeinsames Thing für drei Gemeinden134. Vgl. Konrad Maurer, Island, S. 57–61. Vgl. Eyvind Fjeld Halvorsen, Art. Dómr, in: KLNM, Bd. III (1958), Sp. 217 f. Njála, c. 97, S. 220 = Thule IV, c. 97, S. 211. Vgl. Konrad Maurer, Island, S. 176. Jónsbók Erfj c. 34 (Ólafur Halldórsson S. 113). Vgl. Magnus Már Lárusson, Art. Manntal, in: KLNM, Bd. XI, Sp. 342 So gibt das mantal von 1311 (in: DI, Bd. II, Nr 205 v. 1311, S. 373–375 („um manantal a Íslandi skattbœndr“; dasselbe in: Bd. IV, Nr. 7 v. 1311, S. 9–10) die Zahl der Männer an, die Steuern gezahlt hatten. 133 Das hreppstjórnarping ist erwähnt in der Jónsbók (Ed. Ólafur Halldórsson), c. 34, S. 113; und in den Réttarbœtr Nr. 34, ebda S. 285. 134 Vgl. Magnus Már Lárusson, Art Hreppr, in: KLNM, Bd. VII (1962), Sp. 17–22 (21); vgl. Jakob Benediktsson, Art. Ting, Island, in: KLNM, Bd. XVIII (1974), S. 360.
126 127 128 129 130 131 132
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e) Der prestadómr In Island war es die lögrétta, die auch in geistlichen Dingen die Gesetze gab. Dementsprechend gab es auch keine eigentliche geistliche Gerichtsbarkeit, sondern eine beschränkte Zuständigkeit des prestadómr (des Priestergerichts) in Disziplinarsachen, die nur den Klerus betraf, so dass die Laien keiner geistlichen Gerichtsbarkeit unterworfen waren135. Der Bischof berief es an das Allthing und ernannte zwölf Priester zu Richtern136. Es tagte in der Kirche am Allthing. Der prestadómr richtete ausschließlich in Sachen wegen Ungehorsams der Priester gegen Gebote des Bischofs, der auch stets die Klage erhob, aber keinen Gefährdeeid zu leisten brauchte. Mußte Beweis erhoben werden, so hatte der Bischof mit zwei Priestern einen Wahrspruch zu erbringen. Wurden der angeklagte Priester überführt, so mußte er drei Mark Buße an den Bischof zahlen, und zwar am Mittwoch in der Mitte der nächsten Allthingszeit auf dem Kirchhof der Allthingskirche137. Zahlte der Verurteilte nicht, so war das dómrof (Urteilsbruch), der mit Klage vor den weltlichen Gerichten zu verfolgen war. Gegen dieses unkanonische Verfahren richtete sich bald der Kampf der Kirche138, etwa des Bischofs Gujmundr Arason139. Doch die weltlichen Gerichte Islands beachteten die bischöflichen Verbote nicht, wie denn auch der Bischof selbst Interdikt und Bann des Erzbischofs von Nidaros mißachtete140. Schließlich ermächtigte der Papst Erzbischof Sigurjr, durch zwei Dekretalen vom 135 Vgl. Konrad Maurer, Vorlesungen, Bd. IV, S. 383. 136 Kristinréttr hinn gamli, c. 15, S. 72; Grg Ia, c. 6, S. 21 = Heusler, Graugans, S. 18; vgl. Konrad Maurer, Island, S. 96. 137 Grg Ia, c. 6, S. 21 = Heusler, Graugans, S. 18; vgl. Konrad Maurer, Island, S. 96; derselbe, Vorlesungen, Bd. IV, S. 383; und Bd. V, S. 403 ff. 138 Vgl. etwa das Dekretale Papst Cölestins III. (1191–98) an Erzbischof Eirik Ivarsson (1188–1213) v. 15. Juni 1194, Regesta Norv. I, Nr. 226; Druck: NGL Bd. IV, S. 101–104 = DN, Bd. II, Nr. 3, Punkt 3 (Kleriker sollen sich nicht dem weltlichen Gericht stellen) sowie das Dekretale Papst Cölestins III. an das Domkapitel in Nidaros v. 17. März 1196, mit dem er verbot, dass Rechtsprecher über die norwegische Kirche zu Gericht sitzen (Druck in: DN, Bd. I, Nr. 1; DI, Bd. I, Nr. 74, S. 296f; NGL, Bd. IV, S. 105 sowie die Proteste des Bischofs Gujmundur Arason gegen weltliche Gerichte in der Sturlunga saga (1946), I, Íslendinga saga, c. 75, S. 335; DI, Bd. I, Nr. 96 (Frühjahr 1211), S. 355–369; Konrad Maurer, Vorlesungen, Bd. V, S. 404 ff; vgl. Jón Jóhannesson, Island I, S. 167–177. 139 Gujmundur Arason, geweiht von Erzbischof Eirekr am 13. April 1203, Bischof von Hólar 1203–37. 140 1211 lud Erzbischof Porír Gujmundsson (1206–1214) Bischof Gujmundur und dessen Gegner nach Nidaros (Biskupa Sögur II (1878), Gujmundur saga c. 47, S. 90f gibt den Text des erzbischöflichen Briefes; vgl. Sturlunga saga (1946), I, Íslendinga saga, c. 26, S. 255f, DI, Bd. I, Nr. 96 (Frühjahr 1211), S. 362–69; vgl. Konrad Maurer, Vorlesungen Bd. V, S. 404, Fn. 4.
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11. Mai 1237141, Bischof Gujmundur zu suspendieren und bei Verweigerung der Resignation einen Koadjutor zu ernennen.
II. Die Grágás (Graugans) 1. Entstehung Das Ergebnis dieser Sammelarbeiten (oben S. 217) ist die Grágás (Graugans), ein sehr umfangreiches Rechtsbuch, das viele Einzelheiten ausbreitet. Deshalb ist zu vermuten, dass die Kommission sich inhaltlich zwar an die isländische Lagsaga anschloß, doch die überlieferten Texte zugleich erheblich umarbeitete und dann in Buchform brachte142. Daneben sind Vorschriften aus anderen Werken eingefügt: Die Kapitel 247f der Konungsbók – die Rechtshilfe betreffend – sind offenbar aus Norwegen übernommen. Aus der Gulathingsbók143 stammen die Friedensformeln (Vertragsformulare) Grijamál (der Sicherheitsspruch oder Geleitschwur) und Tryggjamál (der Friedensspruch oder Urfehdebann) 144. Auch die Kapitel 112, 114 f der Konungsbók ähneln norwegischem Recht145. Doch ist die Eigenart isländischen Rechts stärker als die Abhängigkeit von Normen des Mutterlandes Norwegen. Nachdem Island im Jahre 1000 durch Beschluß des Allthings das Christentum eingeführt hatte146, gehörte es zunächst zum Erzbistum Hamburg/Bremen, danach zu Lund und seit 1152/53 zu Nidaros. Erster Bischof wurde Ísleifur Gissurason; er wurde 1055 oder 1056 für ganz Island geweiht. Sein Sohn und Nachfolger Gissur machte 1058 den Haupthof seiner Familie in Skálholt im Südwesten zum Bischofssitz. Er war es auch, der zusammen mit den mächtigsten Häuptlingen (Go-
141 DI, Bd. I, Nr. 133, Urkunde, Viterbo d. 11. Mai 1237 S. 515–517; vgl. Konrad Maurer, Vorlesungen Bd. V, S. 405, Fn. 7. 142 Vgl. Ólafur Lárusson, Grágás S. 59–73; Hans-Peter Naumann, Art. Grágás, in: RGA2, Bd. 12 (1998), S. 571. 143 Gulathingsbók c. 320, vgl. Astrid van Nahl, Art. Trygjamál, in: RGA2(2006), S. 297. 144 Der Text der grijamál findet sich in Grg Ia, c. 114, S. 204f; II, c. 383, S. 402 ff; des tryggjamál ebenda c. 115, S. 205 ff sowie in der Grg II, c. 387, S. 405 f. Beide sind die einzigen Stellen der Grágás, die eine gebundene Sprache aufweisen; vgl. Finsen, Grg III, S. 619; zum Tryggjamál den Art. von Astrid van Nahl, in: RGA2 (2006), S. 296–300. 145 Vgl. Hans-Peter Naumann, Art. Grágás., in: RGA2, Bd. 12 (1998), S. 570. 146 Über die näheren Umstände der Bekehrung vgl. Konrad Maurer, Bekehrung, Bd. I, S. 411–443 ff; Dag Strömbäck, Conversion (1975); Jón Hnefill Ajalsteinsson, Bekehrung, S. 73–93.
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den)147 der Insel 1096/97 den Zehnt in Island einführte148. Die Häuptlinge des Nordens waren mit der Regelung des Bischofssitzes unzufrieden und wirkten dahin, dass im Nordviertel (in Hólar) 1106 ein weiterer Bischofssitz errichtet wurde149. Zwischen 1123 und 1132 wurde auch das alte Christenrecht der Bischöfe Pórlakr Rúnólfsson (1118–1132)150 von Skálholt und Ketill Pórsteinsson (1121–1145)151 von Hólar aufgezeichnet152 und als Christenrechtsabschnitt (Kristinna laga páttr) dem isländischen Rechtsbuch eingefügt153. Auf diese Weise ist ein stoffreiches Rechtsbuch mit vielen, teils unübersichtlichen Einzelregelungen entstanden, das jedoch weder wissenschaftliche Auseinandersetzungen noch grundlegende Rechtsprinzipien enthält154. Der Streit darüber, ob diese Aufzeichnung eine Privatarbeit sei, die neben Gesetzen auch Gewohnheitsrecht, Urteile, Vortrag des Rechtsprechers und private Ausführungen enthält (so: Maurer), dürfte inzwischen zu Gunsten Vilhjálmur Finsens entschieden sein, der die Graugans zwar auch für eine Privatarbeit hält, die aber lediglich auf Grund von Gesetzen der Lögrétta kompiliert worden, also eine private Gesetzessammlung sei155. 2. Überlieferung Die genannten Gesetze sind jedoch nicht im Original überliefert, sondern nur in den Kompilationen, die nach der Inventarliste des Bischofssitzes in Skálholt von 1548 „Grágás“ heißen – wie das angeblich von Magnus dem
147 Die Stellung und der Macht der Häuptlinge (Goden) haben die Isländer von ihrer Heimat Norwegen übernommen, vgl. Friedrich Boden, Häuptlinge, ZRG, GA, Bd. 24 (1903), S. 148 ff; Ólafur Lárusson, fristat, S. 263 ff. 148 Vgl. Íslendingabók c. 10; ihr Text findet sich in DI, Bd. I, Nr. 22 (Juni 1096), S. 70–162: „Tíundarstatúta Gizurra biskups, eja tíundarlög Íslendínga hin fornu“, auch in Lovsamling I, S. 1–9; Konrad Maurer, Bekehrung II, S. 462f; Jón Vijar Sigurjsson, Nidaros, S. 122. 149 Vgl. die Karte über die isländischen Bischofssitze und Klöster bei Jón Vijar Sigurjsson, Nidaros, S. 121. 150 Vgl. Hungrvaka c. 6, S. 24f; Íslendingabok c. 10; Islendske Annaler anno 1118; vgl. Konrad Maurer, Bekehrung II, S. 595 f. 151 Vgl. Hungrvaka c. 6, S. 24f; Islendske Annaler (Annales Reseniani) anno 1145, S. 20, vgl. S. 582; vgl. Konrad Maurer, Bekehrung II, S. 599 f. 152 Druck: Kristinréttr hinn gamli, Hauniae 1775 und 1776 und lovsamling I, S. 9 f. 153 Vgl. Hungrvaka c. 6, S. 24 f. 154 Vgl. Ólafur Lárusson, Grágás, S. 70–73. 155 Vgl. Konrad Maurer, Udsigt, S. 79 ff; Finsen, Love, S. 108 ff; Ólafur Lárusson, Grágás, S. 68–73; Hans-Peter Naumann, Art. Grágás, in: RGA2, Bd. 12 (1998), S. 572.
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Guten (1035–1047) stammende norwegische Gesetzbuch156. Es gibt zwei große, nahezu vollständige Sammlungen: die Konungsbók oder Codex Regius157 und die Stajarhólsbók158. Beide sind Prachthandschriften mit mehrfarbigen Initialen, die auch als Faksimileausgaben vorliegen159. In der Konungsbók fehlen ein oder zwei Blätter, die sich jedoch zum Teil aus der Stajarhólsbók ergänzen lassen. Beide stammen von derselben Vorlage. Beide treiben auch die Kasuistik auf die Spitze, so dass man sich nicht vorstellen kann, der Text könne mündlich auswendig vorgetragen worden sein. Die Konungsbók gleicht eher einem Entwurf, der dem Haupttext n´ymæli und andere Ergänzungen vorläufig zuordnet, aber nicht mehr ausarbeitet. Immerhin enthält sie Abschnitte, die in der Stajarhólsbók fehlen. Dafür ist diese systematisch (aber völlig anders als die Konungsbók) geordnet, in Einzelheiten ausführlicher und gibt das n´ymæli genau an. Entstanden sind beide Texte in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts, und zwar die Konungsbók um 1260, die Stajarhólsbók um 1280160. Eine erste Ausgabe, die beide Manuskripte vereint, haben Thord Svenbjörnson und Johan Frederik Vilhelm Schlegel 1829 vorgelegt161. Die noch immer maßgebliche Ausgabe beider Handschriften stammt von Vilhjálmur Finsen162. Er hat auch die zahlrei156 Vgl. Magnus Már Lárusson, Art. Grágás, in: KLNM, Bd. V (1960), Sp. 410; die Herkunft des Namens ist ungeklärt, vgl. Hans-Peter Naumann, Art. Grágás, in: RGA2, Bd. 12 (1998), S. 569. 157 Konungsbók in der königlichen Bibliothek in Kopenhagen: GkS 1157 fol., hier zitiert als Grg Ia, b. Vermutlich hat sie Bischof Brynjólfur Sveinsson dem dänischen König Frederik III. (1648–1670) geschenkt. 158 Stajarhólsbók (nach einem Hof im Westviertel, von wo sie Árni Magnusson erwarb), in der Arnamagnæanischen Hs. 334 fol., hier zitiert als Grg II. 159 Faksimileausgabe der Kónungsbók von Pál Eggert Ólason, Corpus codicum Islandorum medii aevi, Bd. 3, Copenhagen 1932; der Stajarhólsbók von Ólafur Larusson, Corpus codicum Islandorum medii aevi, Bd. 9, Copenhagen 1936. 160 Zur Diskussion um die Entstehungszeit vgl. Ólafur Lárusson, in Eldjárn, S. 80 ff; Hans-Peter Naumann, Art. Grágás, in: RGA2, Bd. 12 (1998), S. 569; anders: Ole Widding (1961), S. 65–75, der die ersten 13 Blätter des Kodex Regius aus paläographischen Gründen auf 1300–1325, den Rest aber auf 1270/80 datiert. Heusler, Graugans, S. XI meint, die Stajarhólsbók müsse von ca 1270 stammen, da man sie nach dem ersten norwegischen Königsgesetz (der Járnsíja von 1271/73) kaum noch bearbeitet hätte; vgl. auch Magnus Hakonarssons Bitte an den Bischof von Skálholt, ihn bei der Einführung des neuen Gesetzbuches in Island zu unterstützten (Regesta Norvecica Bd. II, Nr. 99 vom Winter 1271/72). 161 Thord Svenbjörnson/Johan Frederik Vilhelm Schlegel, Hin forna logbok Islendinga sem nefnist Gragas … ex duobus manuscriptis pergamenis (quae sola supersunt) … Haviniae 1829. 162 Vilhjálmur Finsen, Konungsbók (1852–70, Neudr. 1974); derselbe, Stajarhólsbók (1879, Neudr. 1974); derselbe, Skálholtsbók (1883; Neudr. 1974). Finsen hat dazu auch
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chen verstreuten Handschriften herausgegeben, die Bruchstücke des Freistaatsrechtes bewahren, welche in den beiden Haupthandschriften fehlen163. Das Fragment AM 315 d fol. gehört zu den ältesten isländischen Schriftzeugnissen, es ist auf etwa 1150/75 zu datieren164. Eine Faksimile-Ausgabe der Konungsbók hat Pál Eggert Ólason 1932, der Stajarhólsbók hat Ólafur Lárusson 1936 vorgelegt. Von Vilhjálmur Finsen (1870) und Gunnar Karlsson/ Kristján Sveinsson/Mörjur Árnason (1992) stammt eine neuisländische Übertragung165. Eine sprachlich hervorragende deutsche Übersetzung hat Andreas Heusler 1937 geschaffen166. Eine Ausgabe des alten Textes mit englischer Übersetzung haben Andrew Dennis/Peter Foote und Richard Perkins – zusammen mit weiteren Quellen – 2000/2006 in zwei Bänden vorgelegt167. Ein besonderes Schicksal hatte das isländische Christenrecht: Der norwegische König Hákon Hákonsson (1217–1263) suchte seinen Machtbereich mit dem des Erzbischofs von Nidaros zur Deckung zu bringen168. Deshalb fügte er u. a. Island und Grönland seinem Reiche ein, aus dem isländischen Freistaat wurde so im Jahre 1262 ein norwegisches Schatzland, der Freistaat ging unter. Seinem Sohn Magnus Lagabœter (1263–1280) fiel die Aufgabe zu, die neuen Schatzlande dem norwegischen Reich einzugliedern169. Nun arbeitete Bischof Arni Porláksson von Skálholt auf der Grundlage von Erzbischof Jóns Arbeit170 ein isländisches Christenrecht171 aus und legte es – ohne Wissen des Königs – dem Allthing 1275 vor, das es
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eine dänische Übersetzung herausgebracht: Grágás, islændernes lovbog i fristatens tid, del 3, Oversættelse 1 und del 4, Oversættelse 2, Kjøbenhavn 1870. Hierzu zählt etwa die Troilsbók, in der Uppsala Universitetsbibliotek R. 713, von etwa 1600/1650; Druck in: Finsen, Grg III, S. 716; vgl. Hans-Peter Naumann, Art. Grágás, in: RGA2, Bd. 12 (1998), S. 569; vgl. Hans Fix, Grágás Konungsbók (Gammel kongelig samling [GkS] 1157 fol.) und Vilhjálmur Finsens Edition, in: ANF, Bd. 93 (1978), S. 82–115. AM 315 d fol., Druck in: Vilhjálmur Finsen (Hrsg.), Grágás, Skálholtsbók m. m. Kjøbenhavn 1883 [hier zitiert Grg III], S. 219–230. Vilhjálmur Finsen, Islændernes lovbok (1870); Gunnar Karlsson/Kristján Sveinsson/Mörjur Árnason, Grágás (1992); Neudruck 1997. Andreas Heusler, Isländisches Recht. Die Graugans, Weimar 1937. Andrew Dennis/Peter Foote/Richard Perkins Laws of early Iceland. Grágás: the codex Regius of Gragas with Material from other Manuscripts, vol. I, II Winnipeg (1980); 2000; 2006. Zur Hákonar saga Hákonarsonar vgl. Simek/Pálsson, Literatur, S. 146f; Lennart Sjöstedt, tillkomstförhållanden, in: NHT, Bd. 37 (1955), S. 393–432. Vgl. Jón Vijar Sigurjsson, Nidaros, S. 127; Sigurjur Líndal, Islands statsretslige stilling, in: Tidskrift for Retsvitenskap 1973, S. 590–611. Ebf Jóns Christenrecht, Druck: NGL, Bd. II, S. 341–386; Facsimile: Magnus Rindal, corpus VII, fol. 62 r – 77 v. Biskop Arnes Kristenret, vom Allthing 1275 angenommen, Druck: NGL V, S. 16–56.
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provisorisch annahm. Der König hat es – wie die anderen Christenrechte172 – nicht anerkannt. Gleichwohl blieb es – wenigstens im Bistum Hólar – bis 1354 in Kraft. Das isländische Christenrecht (oder Teile davon) tradiert eine Reihe von Handschriften173, nämlich die Stajarfellsbók (ca 1300–1350)174, die Belgsdalsbók (ca 1350–1400)175, die Skálsholtsbók eldri (ca 1350–1400)176, die Arnabælisbók (ca 1400–1500)177, ferner die Handschrift AM 173 c, 4° (ca 1300–1400)178 und die Handschrift AM 181, 4° (ca 1650–1700)179. 3. Sprache Kennzeichnend für die altnordische Rechtssprache180 ist, dass zunächst ein Sachverhalt formuliert wird (beginnend meist mit ef oder [seltener] mit nú), dem dann eine Rechtsfolge in Gestalt eines Gebotes, Verbotes oder eines Dispenses folgt. Die Sprache, in der Bußen oder Strafen formuliert sind, ist stark formalisiert und benutzt stets dieselben Worte. Bei der strengen Acht (dem Waldgang, skóggangr) heißt die Formel varja skóggang und verja skógarmajr, der Geächtete heißt ferjandi, wenn er die Insel verlassen darf, aber óæll (non alendus), wenn ihm Kost und Uterkunft versagt wird. Die milde Acht dagegen wird mit varja fjörbaugsgarj (‚Lebensringszaun‘. [dreijährige Landesverweisung]) ausgedrückt. Die Bestimmung der Erbfähigkeit in Grg Ia, c. 118181 nach der Fähigkeit des Erben, die Richtung des Reitsattels zu bestimmen, läßt den Schalk aufblitzen. Witzig ist auch Grg Ia, c. 111 a. E.182, wo der Knecht mehr Recht hat als der Freie. Der Stil der Grágás – im Gegensatz etwa zu den altnorwegischen und altschwedischen Rechtsquellen – zergliedert die Sachverhalte stark und strotzt vor Ausführlichkeit; das beruht auf ihrer ausgedehnten Kasuistik. Der mündliche Vortrag des Rechtsprechers ist noch spürbar, doch eher selten. Auch die Grágás ist ein lebender Text, zusammengesetzt aus Quellen und Rechtsstoffen verschiedenen 172 Vgl. oben, 1. Kap., Fn. 551, S. 177. 173 Beschrieben von Vilhjálmur Finsen, Grg III, S. XXXVI–LVI, Vgl. Hans-Peter Naumann, Art. Grágás, in: RGA2, Bd. 12 (1998), S. 569. 174 Stajarfellsbók (AM 346 fol., ca 1300–1350), Druck in: Grg III, S. 56–92. 175 Belgsdalsbók (AM 347 fol., ca 1350–1400), Druck in: Grg III, S. 93–146. 176 Skálsholtsbók eldri (AM 351 fol., ca 1350–1400), Druck in: Vilhjálmur Finsen, Grg III, S. 1–54. 177 Arnabælisbók (AM 135, 4°, ca 1400–1500), Druck in: Grg III, S. 147–192. 178 Handschrift AM 173 c, 4° (ca 1300–1400), Druck in: Grg III, S. 275–290. 179 Handschrift AM 181, 4° (ca 1650–1700), Druck in: Grg III, S. 292–368. 180 Vgl. dazu Hans-Peter Naumann, Art. Grágás, in: RGA2, Bd. 12 (1998), S. 571 f. 181 Grg Ia, c. 118, S. 222 = Heusler, Gragas, S. 206. 182 Grg Ia, c. 111, S. 191 = Heusler, Gragas, S. 176, XXIII.
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Alters und sich überlagernden Schichten. Die neuere Forschung hat sich besonders der Konungsbók gewidmet183. 4. Inhalt Wie schon berichtet, folgen die Konungsbók und die Stajarhólsbók denselben Quellen, Inhalt und Gliederung sind jedoch unterschiedlich: Den sieben Abschnitten des Stajarhólsbóks entsprechen die Abschnitte der Konungsbók in folgender Reihenfolge: 1; 7; 8; 9; 11; 3, 10184. a) Konungsbók 1. Kristinna laga páttr (c. 1–19) (Christenrechtsabschnitt) 2. Ping skapa páttr (c. 20–85) (Thingordnungsabschnitt) 3. Her hefr vpp vígslóji (c. 86–112) (hier heben d. Totschlagsfolgen an) 4. Baugatal (c. 113–115) (Ringtafel) 5. Lögsögumans páttr (c. 116) (Rechtsprecherabschnitt) 6. Lögrettu páttr (c. 117) (Abschnitt der Gesetzeskammer) 7. Arfa páttr (c. 118–127) (Erbschaftsabschnitt) 8. Ómaga balkr (c. 128–143) (Kapitel von Bedürftigen) 9. Festa páttr (c. 144–171) (Verlöbnisabschnitt [c. 165–169 enthalten die farmannalög]) 10. Land brigja páttr (c. 172–220) (Landeinlösungsabschnitt) 11. Um fiár leigor (c. 221–226) (Von ausgeliehenem Gut) 12. Ran sókna páttr (c. 227–233) (Haussuchungsabschnitt) 13. Um Hreppaskil (c. 234–236) (Von der Kreisordnung) Nachträge I, Verschiedenes: c. 237–254 Nachträge II, Kirchenrecht: c. 255–268
b) Stajarhólsbók 1. (1) Kristinna laga páttr (c. 1–55) (Christenrechtsabschnitt) 2. (7) Erfja páttr (c. 56–80) (Erbschaftsabschnitt) 3. (8) Ómaga bálkr (c. 81–117) (Kapitel von Bedürftigen) 4. (9) Festa páttr (c. 118–176) (Verlöbnisabschnitt) 5. (11) Um fjárleigor (c. 177–262) (Güterleihe) 6. (3) Vígslóji (c. 263–388) (Totschlagsfolgen) 7. (10) Landabrigjis páttr (c. 389–460) (Landeinlösungsabschnitt)
183 Vgl. Hans-Peter Naumann, Sprachstil (1979), S. 187; Beck, Verbwörterbuch (1983). 184 Diese Ziffern sind den Ziffern der Stajarhólsbók in (Klammern) beigefügt.
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Die Nachträge I in den Kapiteln 237–254 der Konungsbók enthalten vermischte Satzungen und Nachträge, nämlich Beleidigungen (c. 237), Dichterei (c. 238), Fundgut (c. 239), Allmenden (c. 240), Hundebiß (c. 241), Bullen (c. 242), zahme Bären (c. 243), Schiedssprüche (c. 244), Silberwährung (c. 245), Preisverordnung des Allthings (c. 246), Recht des Norwegerkönigs in Island (c. 247), Recht der Isländer in Norwegen (c. 248), Erbregelung für Norweger in Island (c. 249), Gutseinforderung (c. 250), Zeugenaufgebot (c. 251), Verlobungsrecht (c. 253, abweichend von c. 144), Klage in Beischlafssachen (c. 254, abweichend von v. c. 156) und drei weitere Punkte. Die Nachträge II enthalten neuere kirchliche Vorschriften, nämlich die Ausgestaltung der Zehntpflicht (c. 255–260), Kindstaufe (c. 261), Grabgesang (c. 262), Waffentragen in der Kirche (c. 263), Gottesurteile (c. 264), Messelohn der Priester (c. 265), Wirtschaften auf Kirchengut (c. 266), verbotenes Begräbnis (c. 267), Kirchengutsrodel und Feiertagsruhe (c. 268, vgl. c. 4). Die Ordnung der Vorschriften ist häufig dadurch gestört, dass sie mehrmals (so vor allem in Grg II) aufgeführt sind185. Viel mehr stört, dass der Schreiber von Grg I einen Satz beginnt, ihn aber nicht vollendet186, oder nur die Anfangsworte gibt und mit „usque in finem“ sogleich auf die Schlußworte verweist187. Solche Lücken gibt es nur wenige in der Stajarhólsbók, aber viele in der Konungsbók188. Auch sonst decken die Abschnittsüberschriften nicht immer den Inhalt: So enthalten im Verlobungsabschnitt die c. 165–169 das Seerecht (übernommen aus dem Bjarkeyarréttr) und die c. 170, 171 im selben Abschnitt behandeln Fundstücke und vergrabenes Gut189. Die Grágás hat nicht alle Rechtstexte der isländischen Freistaatszeit aufgenommen, es fehlen jedoch nur wenige, so das Fastengebot und das Pönitentiale des Bischofs Thorlakr Thórhallsson von ca 1178190 sowie die 185 Vgl. Grg II, c. 62–69 und c. 95. 186 Vgl. Grg Ia, c. 20 a. E. = Heusler, Graugans, S. 36; in Grg Ia, c. 89 a. E. (S. 164) = Heusler, Graugans, S. 150 kann die Lücke im Aufgebot der Nachbarn bei Wunden nicht ergänzt, beim Aufgebot an Ziehtagen, aus Grg II, c. 354, S. 377, Z. 5 ff geschlossen werden. 187 In Grg Ia, c. 60, S. 109, Z. 15 ff steht „usque in finem“, gemeint ist der Text in c. 71, S. 121; in Grg Ia, c. 120, S. 229, Z. 22 steht „usque ef a pat fyn“ (wenn es ihm früher zusteht), die Ergänzung ist unbekannt (Finsen, Grg Ia, S. 229, Fn. a). 188 Vgl. Heusler, Graugans, S. XVI. 189 Grg. Ib, Festa-páttr, c. 165–169 bei Finsen S. 66–75; c. 170, 171, ebda S. 75 = Heusler, S. 294–304. 190 Fastengebet und das Pönitentiale des Bischofs Thorlakr Thórhallsson, Druck in: DI, Bd. I, Nr. 42 und 43.
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Strandordnung Sæmundr Ormssons für den Hornafjorj von ca 1245191. Dagegen ist die Neufassung des isländischen Christenrechts durch den Skálholter Bischof Magnus Gizursson von 1217 in beiden Fassungen der Grágás berücksichtigt192. 5. Besonderes a) Der Freistaat Die wichtigste Besonderheit des isländischen Freistaates und seines Rechts ist zunächst das, was fehlt: Es gab kein Königtum mit seinen Wahlproblemen, Ansprüchen und Rechten; deshalb gab es auch keine Ledungspflicht. Alle freien Isländer waren rechtlich gleich, Norwegens Erbgüter (ójal)193 gab es bis zur Járnsíja nicht, es fehlte also jeder Standesunterschied. Ferner sind die Goden194 eine isländische Besonderheit. Auch die isländische Acht (sekp), unterteilt in Waldgang (skóggangr) und Landesverweisung (fjörbaugsgarjr), ist von der norwegischen Friedlosigkeit (útlegj) durchaus verschieden195. b) Das Klagewesen Die Grágás ist völlig vom Klagewesen durchdrungen und obwohl nur zwei der fünfzehn Abschnitte das Strafrecht behandeln, ist das ganze Werk von Klage und Abwehr196 geprägt: Wer einen Waldmann (skógarmajr) tötete, hatte Anspruch auf Kopfgeld. Er konnte es jedoch nicht einfach vom Goden verlangen, sondern mußte Klage auf Zahlung und Herausgabe erheben gegen seinen Goden, dessen Mitgoden und ihre Dingmäner. Das geschah durch Kundmachung von der Dinghalde oder dem Gesetzesfelsen197. Mit anderen Worten: Jeder Isländer mußte dauernd bereit sein, seine Ansprüche klageweise durchzusetzen. Die Grágás legte deshalb nicht nur das zuständige Gericht mit besonderer Sorgfalt fest198, sondern schrieb auch für den Verlauf des Rechtsstreites vielfältige Formen vor, die notwendigen 191 Strandordnung, Druck in DI, Bd. I, Nr. 152. 192 Grágás Ia, c. 18 (S. 36f) = Heusler, Graugans, S. 33f; Grágás II, c. 120, S. 157; vgl. DI, Bd. I, Nr. 98. 193 Über Ójal vgl. z. b. Ftl XII: 5 ff (NGL I, S. 237 ff) = Meißner, Ftl, S. 212 ff; Else Ebel, Art. Odal in RGA2 Bd. 21 (2002), S. 533–538 (535). 194 Gode (goji), ein Häuptling, Gerichts- und Polizeiherr in seinem gojorj, vgl. z. B. Grg Ia, c. 83 f (S. 140–142) = Heusler, Graugans, S. 128–131; Jón Jóhanesson, historie, S. 46–53; Else Ebel, Art. Gode, Godentum, in: RGA2, Bd. 12 (1998), S. 260–263. 195 Vgl. Heusler, Graugans, S. XXIV. 196 So der Ausdruck von Heusler, Graugans, S. XX. 197 Grg Ia, c. 110, S. 189 = Heusler, Graugans, S. 174. 198 Über das zuständige Gericht vgl. Grg Ia, c. 79 (S. 131f) = Heusler, Graugans, S. 120 f.
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(häufigen) Eide und die immer notwendigen Zeugen199. Die Formenstrenge ging sogar der sachgerechten Entscheidung vor200. c) Das Seerecht An systematisch wenig passender Stelle, nämlich im Verlöbnisabschnitt (Festa páttr, c. 165–169201), hat die Graugans auch das Seerecht (farmannalög) geregelt. Es regelt die Haftung bei Schiffen, bei Miteigentum die Frage, wer entscheidet, ob das Schiff fahren soll, die Beladung des Schiffes, das Schiffschleppen, Hafenzoll und Aufsetzgeld, aber auch den Seewurf. Die in c. 166202 getroffene Regelung des Seewurfs nach Beschluß der Mehrheit der Männer ähnelt in ihrer neutralen Formulierung der lex Rhodia de iactu in Dig. XIV: 2. Auch der Kauf an Schiffen und die Klage bei überhöhtem Kaufpreis der Waren ist in c. 167 ausführlich geregelt. Christlicher Einfluß macht sich im Seerecht ebenfalls bemerkbar: An den hohen Feiertagen, nämlich an vierzehn Tagen im Jahr203 soll man ein Schiff weder hinaufschleppen noch hinausziehen. d) Sorge für Bedürftige Stellt man die isländischen Sagas (vor allem die Njála) der Grágás gegenüber, so ergibt sich, dass die Sagas gleichsam im oberen Stockwerk der Gesellschaft spielen, die Grágás berücksichtigt dagegen die kleinbäuerlichen Verhältnisse, wie sich an den Abschnitten X und XI zeigt. Viel ist dort von Bedürftigen die Rede und wie man sie versorgen soll. Dem dient die komplizierte Regelung im Ómaga balkr (Grg Ib, c. 128–143)204, die ganz als Summe von Klagerechten gegen die Versorgungspflichtigen aufgebaut ist. Immerhin kommt darin eine soziale Gesinnung zum Ausdruck, die stark kirchlich motiviert ist und in der Zulässigkeit von Seelgaben mündet205. Selbst wer um seines Seelenheils willen einen Waldmann unwissentlich versorgte, machte sich nicht strafbar206. Die Grenze dieser Wohltätigkeit ist da Vgl. Heusler, Graugans, S. XX ff. Vgl. Grg Ia, c. 47 (S. 83) = Heusler, Graugans, S. 78. Festa páttr, c. 165–169, Grg Ib, S. 66–75 = Heusler, Graugans, S. 294–303. Seewurf in Grg Ib, c. 166, S. 71 = Heusler, Graugans, S. 300. Die 14 hohen Feiertage, an denen sowohl die Jagd als auch das Aufschleppen und Herausziehen von Schiffen (aus dem Schuppen) verboten ist, finden sich im Christenrecht, Grg 1a, c. 14, S. 31f = Heusler, Graugans, S. 28 f. 204 Grg Ib, c. 128–143 (S. 3–28 = Heusler, Graugans, S. 235–258); vgl. Wolfgang Gerhold, S. 69 ff. 205 Vgl. Grg Ia, c. 127, S. 246 ff = Heusler, Graugans, S. 230f, vgl. Hans Kuhn, Christentum, S. 17 f. 206 Vgl. Grg Ia, c. 77 (S. 127) Heusler, Graugans, S. 116. 199 200 201 202 203
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erreicht, wo es um den wirtschaftlichen Bestand einer Ehe gilt: Dann ist sogar Ehescheidung erlaubt207. Dagegen gilt dem Bettler der Abscheu des Rechtsbuches208: Er durfte nichtswürdig behandelt werden und es war auch erlaubt, ihn zu entmannen und sogar zu töten209. Ergänzt wird die soziale Fürsorge durch den Abschnitt der Konungsbók „Um Hreppaskil“ (von der Kreisordnung, c. 234–236)210. Die nur in Island anzutreffenden hreppar waren landschaftliche Verbände von mindestens zwanzig Bauernhöfen; sie waren genossenschaftlich organisiert, versorgten die Bedürftigen und beaufsichtigten die Fürsorgemaßnahmen. Außerdem wirkten die hreppar wie eine Versicherung, indem sie Vieh- und Brandschäden ausglichen211. e) Sklaverei Wie auch im übrigen Norden gab es auch in Island Sklaven, die vornehmlich auf Kriegszügen erbeutet und mitgebracht wurden212. Es war sogar möglich, einen Dieb, der binnen eines Jahres einem anderen Sachen im Wert von zwei Öre oder mehr gestohlen und das Diebesgut verborgen hatte, mit dem Ziel der Versklavung vor das Thing zu bringen. Wurde ihm die Tat nachgewiesen, so urteilte ihn das Thing zum „præl fastan afótom oc hinom fé hans“, zum Sklaven mit gebundenem Fuß (zum Strafsklaven) und wies seine Habe dem Kläger zu213. Die Annahme des Christentums durch Allthingsbeschluß im Jahre 1000 hatte auch in Island wohltätige Folgen: Im Jahre 1006 wurden nicht nur die Zweikämpfe verboten214, auch die Freilassung von Sklaven nahm zu. Sie war sogar recht einfach geregelt: Hatte der Sklave die Hälfte der Freilas207 Vgl. die erlaubte ( ! ) Ehescheidung wegen Versorgungslast des anderen Ehegatten für seine Bedürftigen in Grg Ib, c. 149, S. 39f = Heusler, Graugans, S. 269. Die Bedürftigen werden aber deutlich von Bettlern abgegrenzt und versorgt, vgl Grg Ib, c. 234, S. 172 = Heusler, Graugans, S. 398. 208 Beispiele: Dem rüstigen, aber arbeitsscheuen Bettler (gönguman) droht Waldgang, Grg Ia, c. 82, S. 139f = Heusler, Graugans, S. 128; Grg Ia, c. 121, S. 229f = Heusler, Graugans, S. 213f löst den Konflikt zwischen dem Erbanspruch des Herbergenden und des Erben des Bettlers; Grg Ib, c. 131, S. 14 = Heusler, Graugans, S. 245; bedroht Männer, die einem Bettler am Thing speisen, mit Lebensringzaun 209 So in Nachtrag I, Grg Ib, c. 254, S. 203 = Heusler, Graugans, S. 427. 210 Vgl. dazu Jón Jóhannesson, historie, S. 67–72; Wolfgang Gerhold, S. 115 ff und meine Besprechung in: ZRG, GA, Band 120, Wien etc. 2003, S. 585–590. 211 Wie Fn. 210. 212 Vgl. eingehend: Marlis Wilde-Stockmeyer, Sklaverei auf Island (1978) und jetzt: Stefan Brink, Slavery (2008), S. 49–56. 213 Grg I b, c. 229 (S. 165 = Heusler, Graugans, S. 392) 214 Gunnlaugs saga, ed. Jakob Fjalestadt (1977), S. 29; vgl. Hans Kuhn, Christentum, S. 17 f.
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sungssumme bezahlt, so erhielt er eine beschränkte Freiheit, die volle erst, wenn frelse gefit at fullo er hann er i lög leiddr (wenn er ins Gesetz eingeführt ist)215. War dies nicht geschehen, so hieß der Sklave gref leysingr (Hackenfreigelassener), ihm stand weder die Buße eines Freien noch eines Sklaven zu. Auch nach der Freilassung konnte der Herr den Freigelassenen beerben, für ihn prozessieren und Bußen für seine Tötung fordern, mußte ihn aber auch erforderlichenfalls versorgen216. Da die Kinder des Freigelassenen bereits frjálsborin (Freigeborene) heißen und volle Geschäftsfähigkeit hatten217, dauerte der Freigelassenenstand dort – anders als etwa in Norwegen218 – nur eine Generation. Die Sklaverei ist zwar bezeugt bis zum Ende der Wikingerzeit (1066), aber im letzten Drittel des 11. Jahrhunderts fehlen Nachrichten über sie und wir haben kein Dokument, das sie formell abschaffte219. Aus den alten Rechtsquellen sind diesbezüglich Vorschriften jedoch nicht entfernt worden: Während das jüngere Christenrecht des Bischofs Árne (1269–1298)220, welches das Allthing 1275 provisorisch annahm, in c. 17 noch den Unfreien221 und den Mönchen das Testieren (aus Gründen des kanonischen Rechts222) untersagte, ist weder in der Járnsíja (ca 1271/73)223 noch in der Jónsbók (1281)224 mehr von Sklaverei die Rede. Den Sagas ist zu entnehmen, dass es zwar in der Mitte des 13. Jahrhunderts noch Unfreie gab, ihre Zahl aber infolge des Rückgangs der Kriegszüge und der Zunahme der Freilassungen rapide schmolz225. Sie scheint also in Island seit dem Ende
215 Grg I a, c. 112 (S. 192 = Heusler, Graugans, S. 176f); vgl. Magnus Már Lárusson, Art. Leysingi, in: KLNM, Bd. X (1965), Sp. 525. 216 Grg I b, c. 134f; 137 (S. 17, 19f =Heusler, Graugans, S. 247 ff); c. 229 a. E. (S. 165 = Heusler, Graugans, S. 392); Magnus Már Lárusson, Art. Leysingi, in: KLNM, Bd. X (1965), Sp. 526. 217 Grg I a, c. 96 (S. 172 = Heusler, Graugans, S. 157). 218 Vgl. Strauch, Sklavenrecht, S. 250 ff. 219 Vgl. Hans Kuhn, Christentum, S. 19 f. 220 Vom Allthing 1275 provisorisch angenommen, Text in NGL V, S. 16–56; Neuausgabe von Bernharjsson/Magnusson/Jónsson (2005). 221 Dass Unfreie kein Testament machen konnten, war seit ca 492/96 kirchliches Recht, vgl. Grat. C. 13, q. 2. c. 5 (Friedberg I, Sp. 722). 222 Vgl. das Testierverbot für Äbtissinnen in c. 2. X. 3. 26 (Friedberg II, Sp. 538f); da die Mönche an das Armutsgebot gebunden waren, kam für sie normalerweise ein Testament ohnehin nicht in Frage. 223 Vgl. NGL I, S. 259–300, vgl. Strauch, Art. Járnsíja, in: Hoops2, Bd. 16 (2000), S. 36 f. 224 Vgl. NGL IV, S. 183–340; bessere Ausgabe: „Olafur Halldórsson, 1904 (Nachdruck 1970); vgl. Strauch, Art. Jónsbók, in: Hoops, Bd. 16 (2000), S. 71–74. 225 Die Sturlunga Saga (ca 1300), vgl. Simek/Pálsson2, S. 368f; Jóhannesson/Finnbogason/ Eldjárn, Sturlunga saga, Bde 1, 2 (1946).
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des 13. Jahrhunderts überhaupt verschwunden zu sein226. Zudem hatte es in Island schon immer freie Dienstleute gegeben, deren Rechtsverhältnisse in den Rechtsquellen dargestellt sind227, so dass man also nicht nur auf Sklavenarbeit angewiesen war. f) Rechtstext und Rechtswirklichkeit Fraglich ist nur, ob die vielgestaltigen verwickelten Rechtsregeln der Grágás auch der Rechtswirklichkeit entsprachen. Das ist deshalb fraglich, weil sowohl die Familiensagas der Zeit vor 1030 und ihre späten Nachfolger in Gestalt der Sturlungengeschichten (aus dem 12./13. Jahrhundert) ein anderes Bild zeichnen: Das Strafrecht der Grágás war zwar zum Teil von den jeweiligen Rechtsprechern vorgeschlagen und von der lögrétta angenommen, doch stand es nur auf dem Papier, weil die Praxis sich wesentlich einfacher entwickelte und die Parteien sich weit öfter verglichen als Klage erhoben228. Der Buchstabe des Rechts und seine gelebte Wirklichkeit klafften also auseinander. Der allzu zahlreich angeordnete Lebensringzaun (fjörbaugsgarjr, dreijährige Landesverweisung) hätte – wären er durchgeführt worden – die Inselbevölkerung drastisch verringert und die übermäßige Rechtsfolge des Waldganges, selbst für geringe Vergehen229, hätte Herden von Waldmännern mit allen Versorgungsproblemen und Gefahren für die Allgemeinheit schaffen müssen. Die Bedrohung des Dichtens mit Waldgang230 engte überdies den freien Mann und seine Meinungsäußerung ungebührlich ein. Dass in Island auch Rotwild, Hirsch und Rentier zu den verbotenen Fleischspeisen gehörten, kann nur unbesehen aus Norwegen übernommen sein, da es diese Tiere in Island nicht gab.
226 Vgl. Antonio Gjessing, S. 304–313; Frederik Brandt, Vorl. I, S. 77; Rudolf Keyser, kirkes historie II, S. 275; Konrad Maurer, Vorl. IV, S. 177. 227 Grg I a, c. 78 (S. 129f); Grg II, c. 233 (S. 265f); vgl. Konrad Maurer IV, S. 134f; Jón Jóhannesson, S. 106; Niels Skyum-Nielsen, Slavery, S. 146. Noch im Jahre 1404 erging ein Allthingsbeschluß über Dienstleute, den der hirjstjóri Vigfúsi Ívarssyni und die beiden Rechtsprecher bestätigten, Druck in: NGL II. Rk., lovgivning, Bd. I, S. 34 f. 228 Über Vergleiche sagt der Abschnitt von der Dingordnung (Grg Ia, c. 20 ff) wenig, der Nachtrag in Grg Ib, c. 244 (S. 189–192 = Heusler, Graugans, S. 413 ff) gibt wenigstens die Grundzüge. 229 Vgl. den Waldgang für den Ritt mit gestohlenem Pferd in Grg Ib, c. 164 (S. 61–65 = Heusler, Graugans, S. 290f) und für den Mundraub in Grg Ib, c. 228 (S. 164f = Heusler, Graugans, S. 391). 230 Grg Ib, c. 238 (S. 183 ff = Heusler, Graugans, S. 407 ff; der es S. XXVI als lebensfremd tadelt).
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g) Kaum Gottesurteile Schließlich fällt auf, dass Gottesurteile (skírslor) in allen Handschriften der Grágás relativ selten sind, sie dienen hauptsächlich zum Nachweis der Vaterschaft231. Die Konungsbók sagt an keiner Stelle, welche Art von Gottesurteil gemeint sei, doch folgt aus der Stajarhólsbók232, dass ein Mann zu seiner Entlastung die Eisenprobe (iarnburj) anbieten konnte, eine Frau den Kesselfang (teka hon i ketil)233. Dass die Bischöfe in Grg Ib, c. 264 mehrfache Gottesurteile zum Nachweis (oder Gegenbeweis) der Vaterschaft anordnen durften und das letzte Urteil sachentscheidend war, kann dem Zehntgesetz Bischof Gissurs von 1096/97 angehören234, doch ist nicht auszuschließen, dass es sich um einen späteren Nachtrag handelt. Läge er nach 1215, so wäre auch hier das Verbot kirchlicher Mitwirkung in can. 18 des vierten Laterankonzils zu bedenken235.
III. die Járnsija 1. Zustandekommen Járnsija236 ist der seit dem Beginn des 14. Jhs. benutzte Name eines Gesetzbuches, das zwischen 1271 und 1273 in Island eingeführt wurde. Er bedeutet ‚Eisenseite‘ und rührt vermutlich vom Einband her, doch kann er auch die Strenge des darin enthaltenen Rechtes andeuten. Die jüngere Bezeichnung ‚Hákonarbók‘237 ist mißverständlich. Nachdem sich Island durch Vertrag von 1262238 dem norwegischen König Håkon Håkansson (1217–1263) 231 Von Gottesurteilen sprechen Grg Ib, c. 143 (S. 25) = Grg II, c. 116 (S. 149) = Grg III, c. 30 [A. M. 125 a] (S. 419) =Heusler, Graugans, S. 255), vom Gegenbeweis der Vaterschaft Grg Ib, c. 156 (S. 48f = Grg II, c. 146 (S. 178) = Heusler, Graugans, S. 278) und vom mehrfachen Gottesurteil Grg Ib, c. 264 (S. 216) = Grg II, c. 48 (S. 58) = Grg III, c. 9 [Skálholtsbók] (S. 20) = Grg III, c. 37 [Belgsdalsbók] (S. 146) = Grg III, c. 2 [A. M. 173 D] (S. 456) = Heusler, Graugans, S. 439). Es findet sich aber auch in Grg II, c. 163 (S. 192). 232 Eisenprobe in: Grg II, c. 153 (S. 182); vgl. Grg II, c. 172 (S. 206) diese Stellen finden sich in keiner anderen Handschrift. 233 Kesselfang in: Grg II, c. 172 (S. 206), vgl. Finsen, Grg III, Ordregister S. 671 f. 234 Vgl. Finsen, Grg Ib, c. 255, Fn. a), S. 205). 235 Can 18. Concil. Later. quattuor in COD II, S. 244. 236 Die neueste Ausgabe haben Bernharjsson/Magnusson/Jónsson vorgelegt (2005). 237 Kong Håkon Håkonssons islandske Lov (Hákonarbók) in: NGL I, S. 259–301. 238 Der Vertrag (gámli sáttmáli) von 1262, Druck in: NGL I, Nr. 12, S. 460–462, vgl. DI I, Nr. 152 (1262) sáttmáli á alpingi, S. 602–625; Nr. 153 (1263), Endrn´yja sáttmálans á alpingi, S. 625–646; die Erneuerung dieses Vertrages 1302 auch in: NGL II. Rk., lovgivning, Bd. I, S. 23f; die Erneuerung von 1319 ebda, S. 32f; vgl. Grethe Authén Blom,
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unterworfen hatte und damit zu einem Teil des norwegischen Königreiches geworden war, änderte sich die alte Verfassung des Freistaates grundlegend. Die Goden239 verloren ihre bisherigen Befugnisse als Träger der öffentlichen Gewalt. Infolgedessen konnten sie auch die Richter nicht mehr ernennen. Die Strafrechtspflege erneuerte sich, weil der König Bußansprüche erhob und Buße vom Totschläger für die Tötung eines Freien (pegngildi) verlangte. Auch das Privatrecht mußte dem norwegischen Recht angepaßt werden. König Magnus VII. Håkonsson Lagabœtir (1263–1280, der ‚Gesetzesbesserer‘) kompilierte aus den norwegischen Landschaftsrechten, unter anderem dem verlorenen Gulathingsbók von 1267 und dem verlorenen Frostuthingsbók von 1269240, die Járnsíja als neues Gesetzbuch für Island, das auch die Neuerungen bis 1271 aufnahm. Der König setzte nicht nur die Anzahl der Delegierten auf den zwölf Lagthingen fest (insgesamt 140), in die Island nun eingeteilt war241, sondern auch die der lögrétta des isländischen Allthings242, die jetzt nur noch ein Gerichtshof war, da der König das Gesetzgebungsrecht allein beanspruchte243. Auf diese Weise ist viel norwegisches Recht in die Járnsíja eingeflossen244. Gleichzeitige Quellen nennen sie deshalb „norsk lagbok“ oder „norsk lag“245. Doch ging das freistaatliche Recht nicht ganz verloren: in 24 von 141 überlieferten Kapiteln, vornehmlich im Land brigja páttr (Landeinlösungsabschnitt) ist die Grágás berücksichtigt246. Diese Teile haben zur Rekonstruktion des isländischen Rechts gedient. Obwohl der bedeutende isländische Rechtsprecher und Historiker Sturla Pórjason († 1284)maßgeblich an der Gesetzgebungsarbeit in Norwegen beteiligt war, zeigt die Járnsíja deutliche Zeichen von Flüchtigkeit in Aufbau und Sprache247. Als der König das Gesetzbuch 1271 dem Allthing zur Genehmigung vorlegte, stieß es auf erheblichen Widerstand. Das Allthing nahm zunächst nur den pingfarabálkr
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Art. Skattland, in: KLNM, Bd. XV (1970), Sp. 447. Zur streitigen Frage, ob die lög3rétta dieses Gesetz ordnungsmäßig beschlossen hat, vgl. Finsen, love, S. 238; Konrad Maurer, Island, S. 470 ff; Knud Berlin, Island, S. 50ff. Vgl. dazu oben S. 241, Fn. 194. Vgl. Ólafur Lárusson, utveckling, in: SvJT, årg. 35 (1950), S. 244. Vgl. Js, c. 2 (NGL I, S. 259f), vgl. Absalon Taranger, Alting, S. 40 ff. Vgl. Js. c. 3 (NGL I, S. 260), vgl. Absalon Taranger, Alting, S. 41. Vgl. Ólafur Lárusson, utveckling, in: SvJT, årg. 37 (1950), S. 241–259 (242 ff). Zum norwegischen Recht in der Járnsíja vgl. die Vergleichstabellen in NGL V, S. 836–852; allgemein kann gesagt werden, dass die Járnsida hauptsächlich nach Ftl geformt wurde, vgl. Trygve Knudsen, in: KLNM IV, Art. Frostating, Frostatingsloven (1959), Sp. 657. Vgl. Ólafur Lárusson, utveckling, in: SvJT, årg. 35 (1950), S. 244. Aufgelistet von Ólafur Lárusson, lögbækurnar, S. 7–24. Vgl. Magnus Már Lárusson, Art. Járnsija, in KLNM Bd. VII (1962), Sp. 567.
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(das Prozeßrecht) und lediglich zwei Kapitel aus dem erfjabálkr (Erbrecht) über festarkonubarn (Brautkinder) und ættleijing (Geschlechtsleite) an248. Arni Porláksson (Bischof von Skálholt 1269–1298) veranlaßte aber auf Bitten des Königs das Allthing 1272, das ganze Gesetzbuch zu billigen. Ausgeschlossen blieb gleichwohl das Erbrecht, weil es zu norwegisch schien und den Erbgang entscheidend veränderte. Erst 1273 wurde auf Druck des Bischofs und der königlichen Lehnsleute Hrafn Oddsson und Porvarjr Pórarinsson der norrœnn erfjabálkr (= norwegischer Erbrechtsabschnitt) angenommen249. In Kraft blieb dieses Gesetzbuch nur bis zur Einführung der Jónsbók, 1281250, galt also insgesamt nur acht Jahre, und war nichts anderes als eine Zwischenlösung, wie denn auch der Stockholmer Auszug es als ‚Interim‘ bezeichnet251. Immerhin wird aus dem jahrelangen Tauziehen um die Einführung der Járnsíja deutlich, dass der König eine solche Gesetzgebung ohne das Allthing nicht durchzusetzen vermochte. 2. Überlieferung Der Text der Járnsíja ist in der Handschrift Stajarhólsbók AM 334 fol. überliefert252, hat jedoch im Rekabálkr eine Lücke, die leider nicht zu füllen ist, da von dieser Handschrift die bei Finsen in Grágás III, S. LII–LV aufgeführten 30 jüngeren Handschriften abstammen253. Die Járnsija ist ge248 Wie Fn. 247. 249 Vgl. Gujni Jónsson, Byskupar sögur Bd. I, Árna saga Byskups, c. 29, S. 350–353; Walter Baetke, Die Geschichte von Bischof Árni Thorlaksson, gekürzt), in: Islands Besiedelung und älteste Geschichte (Thule 23), c. 6, S. 265 ff (267); Hans Bekker-Nielsen, Arna saga biskups, in: Dictionary of the Middle Ages, I, New York 1982, S. 537. 250 Vgl. Gujni Jónsson, Byskupar sögur Bd. I, Arna saga Byskups, c. 29, S. 350–353; Walter Baetke, Geschichte von Bischof Arni Thorlaksson, gekürzt), in: Islands Besiedelung und älteste Geschichte (Thule 23), c. 13, S. 282 ff. 251 Ólafur Lárusson, Stajarhólsbók, AM 334 fol. (Faks.), (Corpus Codicum Islandicorum medii aevi IX), Copenhagen 1936, S. 11, wo er auf sein Werk Lögbækurnar, S. 69–73 verweist. 252 Ausgabe von Ólafur Lárusson, Stajarhólsbók, AM 334 fol. (Faks.), (Corpus Codicum Islandicorum medii aevi IX), Købnhavn 1936. 253 Vgl. Finsen, Grg III, listet auf SS. LII–LV alle Handschriften auf, die Abschriften der Stajarhólsbók oder ihrer Teile sind, vielleicht mit Ausnahme des Auszuges in AM 125, 4°, in: Grágás III, S. 467–73; vgl. den Hinweis Gustav Storms in NGL V, S. V und den Abdruck dort S. 13–15. Dazu tritt die Hs. Stockholm Papp. 4° Nr. 66 vom Schluß des 16. Jhs, vgl. die Hss. der Járnsíja bei Jakob Benediktsson, Arngrímur Jónsson and his works (1957), S. 100 ff; John Anthony Benson Townsend, A Bibliografie, Supplement to Islandica 4, (1961), der auf die Manuskripte British Museum, Add. 11.250 (F. M. 405, ca 1540–48) und 11. 242, Finnur Magnussons Liste Nr. 206 (ca 1540–50) hinweist.
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druckt in NGL254 und von Pórdur Sveinbjörnsson 1847255. Die letzte Ausgabe haben Haraldur Bernharjsson/Magnús Lyngdal Magnússon/Már Jónsson im Jahre 2005 veranstaltet256. 3. Inhalt und Verhältnis zum norwegischen Recht Das Gesetzbuch gliedert sich in 141 Kapitel ohne Überschriften257. Folgende Abschnitte lassen sich unterscheiden: I. Thingfahrt (cap. 1–6), II. Christenrecht (cap. 7–13), III. Mannheiligkeit (cap. 14–49), IV. Erb- / Familienrecht (cap. 50–78), V. Landeinlösung (cap. 79–88), VI. Landpacht (cap. 89–130), VII. Diebstahl (cap. 131–141). Anders als bei den norwegischen. Landschaftsrechten, denen die königliche Gesetzgebung von 1273 im wesentlichen denselben Inhalt gegeben hatte und die deshalb als Magnus Håkonarsons Landrecht überliefert sind, wurden in Island große Teile des in Norwegen geltenden Rechtes (wie etwa der Landuarnarbólkr (Landesverteidigung) und die Réttarbœtr (Rechtsbesserungen) nicht in die Járnsíja übernommen, andere sind stark verändert: Die königliche Macht ist in den isländischen Verhältnissen jetzt stark ausgeprägt. So spricht der Pingfararbálkr in c. 6258 vom konungs umbodsmann (königlichen Beauftragten), vom konungs valjsmajr (königlichem Hauptmann) und c. 12 (Christenrecht)259 erwähnt den Eid der königlichen lender menn und der hirjstiorar (der königlichen Beamten [Landherren] und Statthalter). Sie ersetzen die frühere Herrschaft der Goden. Die lögrétta ist jetzt das höchste isländische Gericht, das auch über dem fimtadómr steht, dem bisher höchsten Spruchkörper der Insel. Die Mitglieder der lögrétta werden – wie im neuen Gulathingsrecht260 – nun von den königlichen Amtleuten bestimmt, aber nicht mehr frei gewählt. Auch der früher auf dem Allthing gewählte lögsögumajr (Rechtsprecher) ist nun durch die lögmenn ersetzt, die als königliche Beamte der Ernennung durch die Krone bedürfen261. Soweit jemand Neidingswerk und Totschlag begeht, tritt neben die private Buße (bœtr) jetzt das pegngildi, eine Buße an den König, welche aus dem Gut des Täters genommen 254 Die Járnsija haben Rudolf Keyser und Peter Andreas Munch gedruckt in NGL, Bd. I (1846/95), S. 259–300 unter dem irreführenden Namen ‚Hákonarbók‘. 255 Pórdur Sveinbjörnsson, Járnsija ejr Hákonarbók, Havniæ 1847. 256 Haraldur Bernharjsson/Magnús Lyngdal Magnússon/Már Jónsson, Járnsija og Kristinréttur Porlákssonar, Reykjavík 2005. 257 Siehe NGL I, S. 259–300, ergänzt durch den Auszug in NGL V, S. 13–15. 258 Pingfararbálkr c. 6 (NGL, I, S. 261). 259 kristindóms bálkr c. 12 (NGL, I, S. 264). 260 Vgl. Gtl c. 266 und oben 1. Kap., A,I, 3, S. 116. 261 Vgl. dazu die ältere Literatur in NGL, V, Art. lögmajr, S. 423.
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wird262. Kann er sie nicht entrichten, wird er friedlos gelegt und des Landes verwiesen. Das in der Kónungsbók der Grágás (in den Kapiteln 165–169)263 noch relativ ausführlich gerelte Seerecht ist in der Járnsíja auf ein einziges Kapitel (c. 129) geschrumpft, das aus der Gulathingsbók c. 146 stammt264 und fast wortgleich übernommen ist. Es regelt die Schiffsbefrachtung und den Ladevertrag. Schließlich ist altes Isländisches Recht aus der Grágás beibehalten worden. Insgesamt hatte König Magnus Håkonarson sich mit einer ungefähren Anpassung an norwegisches Recht bescheiden müssen, ohne eine allgemeine Rechtsvereinheitlichung durchsetzen zu können265.
IV. Die Jónsbók 1. Name und Überlieferung Die Jónsbók266 ist ein isländisches Gesetzbuch, das seit dem Beginn des 14. Jhs. den Namen des isländischen Rechtsprechers Jón Einarsson († 1306) trägt, der vermutlich an seiner Abfassung in Norwegen maßgeblich beteiligt war267. In den Quellen heißt es dagegen landslagabókin (das Landrechtsbuch), lögbókin (das Gesetzbuch) oder nur bókin (das Buch). Das Original ist nicht erhalten, doch finden sich 286 vollständige Handschriften und Bruchstücke, davon die Hälfte mittelalterliche. Kein anderer mittelalterlicher isländischer Text ist so gut überliefert wie die Jónsbók. Man teilt ihre Überlieferung in zwei Klassen. Die erste umfaßt 45 Handschriften, von denen der Haupttext AM 351 Skálholtsbók eldri aus der Mitte des 14. Jh. ist; er wurde der modernen Ausgabe von Ólafur Halldorsson268 und von Jana K. Schulman zugrunde gelegt. Die zweite Klasse umfaßt 148 Hss. und gedruckte Ausgaben. Ihre Hauptvertreter sind die Svalbarjsbók, AM 343 fol. Zum pegngildi vgl. Js. c. 15; 42; 44 (NGL, I, S. 264; 274 ff). Siehe Grg Ib, c, 165–169, S. 66–75. Siehe Gtl c. 146 (NGL I, S. 58 = Meißner, Gtl, S. 102 = Js c. 129 [NGL I, S. 298]). Vgl. Amira-Eckhardt, I, S. 122f; Jakob Benediktsson, Arngrímur Jónsson, S. 100 ff; Jónas Kristjánsson, Eddas, S. 201, 377 ff; Ólafur Lárusson, lögbækurnar (1923), S. 7 ff; derselbe, Próun Íslenzks Rèttar eftir 1262, in: Svensk Juristtidning 1950, S. 241–259. 266 Die Neueste Ausgabe (mit englischer Übersetzung) haben Jana K. Schulman und Hans Fix vorgelegt, Saarbrücken 2010. 267 Vgl. Ólafur Lárusson, utveckling, in: SvJT, årg. 35 (1950), S. 243 f. 268 Ólafur Halldórsson, Jónsbók, København 1904 (Neudruck m. Nachwort von Gunnar Thoroddsen, Odense 1970). Sie ersetzt den von Gustav Storm edierten Text der Jónsbók in NGL IV, S. 186–353; vgl. C. Westergård-Nielsen, Skálholtsbók eldri, Jónsbók etc. AM 351 fol. (Early Icelandic Manuscripts in Facsimile 9), Copenhagen 1971. 262 263 264 265
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und die Skarjsbók, AM 350 fol.269, beide aus der Mitte des 14. Jhs. Die Unterscheidung in zwei Klassen beruht nicht auf verschiedenem Alter, sondern darauf, dass die Hss. der ersten Klasse dem Grundtext AM 351 nahestehen, während die zweite Klasse Handschriften umfaßt, wie sie die Praxis benötigte. Die ältesten von ihnen gehören ebenfalls in die erste Hälfte des 14. Jhs., viele sind illuminiert270, nur wenige nicht interpoliert271. Sie berücksichtigen die Rechtsbesserungen und haben ihren Text der jeweiligen Rechtslage angepaßt, so dass sie untereinander erheblich abweichen. Den ersten Druck legte der Rechtsprecher Jón Jónsson 1578 in Holar vor272. Eine weitere Ausgabe veröffentlichte Benedikt Magnusson Bech in Hólar 1709273. Egill Porhallesen hat im Jahre 1763 die Jónsbók ins Dänische übersetzt274. Eine Neuausgabe hat Sveinn Skúlason 1858 in Akureyri veröffentlicht275. Im Jahre 1904 folgte die Ausgabe Ólafur Halldórssons in Kopenhagen276. Eine Faksimile-Edition der Skardsbók hat 1943 Jakob Benediktsson277 und der Skálholtsbók eldri278 Christian Westergard-Nielsen 1971 vorgelegt. Jana K. Schulman hat kürzlich eine moderne Übersetzung ins Englische veröffentlicht, ihr Buch enthält zugleich einen diplomatisch genauen Abdruck der Handschrift AM 351 fol.279. 269 Jakob Benediktsson, Skarjsbók. Jónsbók and other laws and precepts (Faksimile) AM 350 fol., (Corpus Codicum Islandicorum medii aevi XVI), København 1943; Jónas Kristjánsson, et al. (Hrsg.), Skarjsbók. Codex Scardensis. AM 350 fol. (Manuscripta Islandica Medii Aevi, 1), Reykjavík 1981 (Facsimile). 270 Halldór Hermansson, Illuminated manuscripts of the Jónsbók (Islandica 28), Ithaca, New York 1940. 271 Vgl. Ole Widding, Jónsbóks to ikke-interpolerede håndskrifter. Et bidrag til den islandske lovbogs historie, in: Scripta Islandica 18, 1967, S. 3–20. 272 Lögbok Islendinga etc. utg. durch Lögman Jón Jónsson, Holum 1578; diese Ausgabe haben Ólafur Lárusson als Faksimile-Ausgabe der Jónsbók im Jahre 1934 und Már Jonsson 2004 in Reykjavík neugedruckt; vgl. auch Halldór Hermanssons Illuminated manuscripts of the Jónsbók, with 30 plates, Ithaca, N. Y. 1940. 273 Benedikt Magnússon Bech, Løg-Bok Islendinga hvøria saman hafur satt Magnus Norges kongur, mit Vorwort des Bischofs von Hólar, Bjørn Thorleifsson, Hoolum 1709. 274 Egill Porhallesen, Den Islandske Lov … Af det gamle Norske udi det Danske Sprog oversatt, Kiøbenhavn 1763. 275 Lögbók Magnúsar konungs, lagabœtis, handa Íslendingum, éjur Jónsbók hin forna: lögtekin á alpingi 1281, utg. Sveinn Skúlason, Akureyri 1858. 276 Ólafur Halldórsson, Jónsbók, mit den Rechtsbesserungen von 1294, 1305 und 1314, København 1904; das Buch hat Gunnar Thoroddsen 1970 in Odense neu herausgegeben. 277 Vgl. oben Fn. 269. 278 Vgl. oben Fn. 268. 279 Zu Jana K. Schulman vgl. oben Fn. 266.
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2. Entstehung und Verhältnis zum norwegischen Recht Da die Járnsíja nicht sorgfältig gearbeitet und nur unter Druck angenommen worden war, lag es nahe, im Anschluß an Magnus Håkonarson Lagabœters Arbeiten zur Vereinheitlichung des Norwegischen Rechts (1274–76), die nicht nur die umgearbeiteten norwegischen Landschaftsrechte, sondern auch die Grágás und die Járnsíja benutzten, nun auch das isländische Recht anzugleichen. Allgemeines Vorbild für das neue isländische Gesetzbuch wurde das neue Landrecht des Königs Magnus Håkonarson280. So hat er auch – wie in der Járnsíja – die Zahl der Mitglieder des Lagthings und der lögrétta festgesetzt281. Auch Vorschriften aus dem norwegischen Land- und Stadtrecht finden sich in 196 von 251 Kapiteln der Jb. Man kopierte aber nicht lediglich das norwegische Recht, sondern suchte es den isländischen Verhältnissen anzupassen und auch altlisländisches Recht zu bewahren. Für dessen Übernahme gibt es eine regelrechte Filiation: Die Jónsbók enthält 24 Stellen, von denen 18 unmittelbar und 6 über das norwegische Landrecht mittelbar aus der Járnsíja stammen, alle 24 leiten sich aber ursprünglich aus der Grágás her. Dazu kommen weitere 121 Stellen, von denen 108 unmittelbar aus der Grágás, und 13 mittelbar über das Landrecht in die Jónsbók eingeflossen sind282. Merkwürdigerweise sind aber weder die Konungsbók noch die Stajarhólsbók der Grágás als Vorlage für die Jónsbók benutzt worden, sondern eine verlorene Version, die der Stajarhólsbók nahestand283. Offensichtliche Abweichungen zwischen Jónsbók und dem norwegischen Landrecht zeigen sich daran, dass der 3. Abschnitt des Landrechts: Landvarnabálkr (Landesverteidigung) in der Jónsbók ersetzt ist durch Um konungs pegnsskyldu (die Pflicht der königlichen Untertanen). Der Landbrigjabálkr (Landeinlösungsabschnitt) hat in der Jónsbók einen völlig anderen Inhalt als im Landrecht, auch fehlen in der Jónsbók die königlichen Rechtsbesserungen (Réttar-
280 Druck in NGL II, S. 1–178, Übersetzung von Rudolf Meißner, Landrecht des Königs Magnus Hakonarson (Germanenrechte Neue Folge), Weimar 1941, S. 259 ff, 459 ff; vgl. dazu oben 1. Kapitel VII, S. 158 ff. 281 Vgl. Jb c. 2f (Ólafur Halldórsson S. 6–9), vgl. Absalon Taranger, Lagting, S. 40. Die königlichen Amtmänner ernennen – wie in ML Landslov – die Delegierten. 282 Aufgelistet von Ólafur Lárusson, lögbækurnar, S. 25–75; vgl. Magnus Már Lárusson, Art. Jónsbók, in KLNM, Bd. VII (1962), Sp. 613. 283 Vgl. Magnus Már Lárusson, Art. Jónsbók, in KLNM, Bd. VII (1962), Sp. 613; Ólafur Lárusson, lögbækurnar, S. 25–75; Sigurjur Lindal, Lögfesting Jónsbókar 1281, in: Tímarit lögfræjinga 32, 1982, S. 182–195; Magnus Rindal, The legislation of King Magnus Håkonsson (Corpus codicum Norvegicorum medii aevi. Quarto Series, VII, Oslo 1983), S. 9–17.
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bœtar). Stattdessen hat die Jónsbók als IX. Abschnitt: ‚Farmannalög‘284, der aus Magnus Håkonarsons Stadtrecht für Bergen (1276) stammt285. Insgesamt sind die Teile geschickt und ohne merkliche Brüche verbunden. Die Sprache der aus der Grágás entlehnten Teile ist häufig vereinfacht und der Zeit angepaßt286. 1280 war die Arbeit an der Jb abgeschlossen. Jón Einarsson und Lojinn leppr brachten die Jónsbók im Auftrag des Königs Magnus Håkonarson Lagabœter (1263–1280) in dessen letztem Lebensjahr nach Island287 und setzten 1281 ihre Annahme auf dem Allthing durch. 3. Aufnahme in Island Über die Aufnahme der Jónsbók in Island sind wir aus den Kapiteln 28f und 31 der Árna saga biskups288, gut informiert. Im Winter 1280/81 wurde sie den führenden Männern des Landes vorgelegt, die auch diesen erneuten Versuch des Königs, in Island neues Recht zu setzen, scharf kritisierten und sich dabei in drei Gruppen spalteten, von denen jede eigene Anmerkungen zur Jónsbók machte. Das waren a) die kirchliche Partei, angeführt von Árni Porláksson (1269–1298 Bischof in Skálholt), sie stützte sich zum einen auf den Allthingsbeschluß von 1253289, auf Bischof Arnes Christenrecht von 1275290 und auf das Konkordat von Tønsberg vom 9. Aug. 1277291, wonach das Kirchenrecht (Gujs lög) dem weltlichen Recht vorgehen sollte. Dabei 284 Farmannalög, Druck bei Ólafur Halldórsson, S. 236–262 mit 28 Kapiteln. 285 MLStL, in NGL II, S. 274–286 (dort Abschnitt IX.) = Meißner, MLStadtrecht, S. 258–301; die farmannalög der Jónsbók bei Meißner, MLStadtrecht, S. 458–481 (mit Übersetzung); er folgt der Ausgabe von Gustav Storm in: NGL IV, S. 183–340; dort sind die farmannalög der 8. Abschnitt (S. 315–330), während die Ausgabe von Ólafur Halldórsson sie als 9. Abschnitt führt. 286 Vgl. Hans Fix, Zwillingsformel, S. 187–206; (21) derselbe, Wortschatz der Jónsbók (1984); derselbe, Art. Jónsbók, in: Medieval Scandinavia, S. 346f; Jónas Kristjánsson, Eddas und Sagas, S. 380 f. 287 Vg. Jónas Kristjánsson, Eddas und Sagas (1992), S. 377–381. 288 Vgl. Árna saga biskups, Reykjavík 1972; Jón Helgason (Hrsg.), Byskupa sögur, 2 Bde, Køpenhamn 1938/1978; Gujni Jónsson (Hrsg.), Byskupa sögur, 3 Bde, Akureyri 1953; G. Vigfússon/J. Sigurjsson, Biskupa sögur, København 1858–1878, Neudruck: Byskupa sögur I, Reykjavík 1948; Walter Baetke, Die Geschichte von Bischof Árni Thorláksson, gekürzt), in: Islands Besiedelung und älteste Geschichte (Thule 23), c. 13, S. 282–286. 289 Vgl. Porleifur Hauksson (Hrsg.) Árna saga biskups, Reykjavík 1972; Jón Helgason (Hrsg.), Byskupa sögur, 2 Bde, Køpenhamn 1938/1978; Gujni Jónsson (Hrsg.), Byskupa sögur, 3 Bde, Akureyri 1953, c. 28. 290 Bischof Arnes Christenrecht, Druck in: NGL, Bd. V, S. 16–56 (c. 16 a. E., S. 28); König Magnus Eriksson hat in der Urkunde Bergen, d. 19. Okt. 1354 angeordnet, daß dieses Christenrecht weiter gültig sei, Druck in: NGL II. Rk., lovgivning, Bd. I, S. 33f. 291 Druck in: DI II, Nr. 65, S. 139–155.
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ging es um die weltliche Gerichtsbarkeit über Geistliche und über die Gerichtsbarkeit der Kirche; b) die bäuerliche Partei. Deren Kritik war weniger grundsätzlich, sondern drehte sich vornehmlich um Eigentums- und andere Einzelfragen. So wurde kritisiert, das neue Strafrecht sei zu streng, wenn es bei óbótamál (unbüßbaren Sachen) die Einziehung des Tätervermögens anordne, auch berücksichtige es zu wenig die isländischen Verhältnisse. c) Was die dritte Partei (der königlichen Lehnsmänner) vorzubringen hatte, ist nicht genau überliefert. Auf dem Allthing des Jahres 1281 vertrat der Abgesandte des Königs, Lojinn leppr, den königlichen Standpunkt gegen den Bischof von Skálholt mit großer Bestimmtheit und es gelang ihm, das Allthing zur Annahme der Jónsbók zu bewegen292, die jedoch nicht einstimmig ausfiel: Bischof Árni und neun andere Männer stimmten in der lögrétta (Gesetzeskammer) gegen das Gesetzbuch, doch galt damals bereits das Mehrheitsprinzip293. Nicht angenommen wurden die Kapitel, welche die Ernennung der Lehnsleute der Entscheidung des Königs und des Erzbischofs übertragen wollten. Einige Streitpunkte wurden durch die Rechtsbesserung König Erik Magnussons vom 2. Juli 1294294, verglichen und festgestellt. Die Rechtsbesserungen König Hákon Magnussons vom 23. Juni 1305295, und vom 14. Juni 1314296, gaben schließlich der Jónsbók die Fassung, die sie fast 400 Jahre lang zur Hauptrechtsquelle Islands gemacht hat. Sie war dort nicht nur die Grundlage des Rechtslebens, sondern auch das meistgelesene Buch, das die Reinheit der isländischen Sprache bewahrte, weil es zugleich die Fibel der Kinder war, die auf diese Weise in isländische Sprache und Recht eingeführt wurden. Seit 1578 wurde die Jónsbók auch im Druck verbreitet. Die bedeutende kommentierende Literatur des 16. und 17. Jhs. ist bisher nicht herausgegeben. Teile der Jónsbók gelten noch heute297. 292 Text in: Ólafur Halldórsson, Jónsbók, S. 1–280 und (veraltet) in: NGL IV, S. 183–340. 293 Das Mehrheitsprinzip galt in der lögrétta und bei der Wahl des Rechtsprechers (Grg. Ia, c. 116, S. 208 ff = Heusler, Graugans, S. 193 ff). Da bei Stimmengleichheit die Stimme des Bischofs den Ausschlag gab, ist anzunehmen, dass dieses Prinzip aus der kirchlichen Praxis stammt, vgl. conc. Lat. IV c. 23f (COD, Bd. II, S. 246f) = c. X. I. 6. 42; 48; 50; 55 (Friedberg II, Sp. 88 ff); Hallvard Magerøy, S. 35 ff. 294 Rechtsbesserung König Erik Magnussons, bei Ólafur Halldórsson, Jónsbók, S. 281–289 = NGL IV, S. 341–346. 295 Rechtsbesserung König Hákon Magnussons bei Ólafur Halldórsson, Jónsbók, S. 289–292 = NGL IV, S. 347 f. 296 Rechtsbesserung König Hákon Magnussons bei Ólafur Halldórsson, Jónsbók, S. 293–300 = NGL IV, S. 349–353. 297 Das sind nach der Auflistung des isländischen Parlaments >www.althingi.is/lagas< in Abschnitt IV (Mannheiligkeit und Frieden): c. 8; 13; Abschn. V (Hochzeit und Erbe): c. 12; 13; 30; Abschn. VII (Landpacht): c. 6; 16f; 20–25; 32; 36; 38f; 42f; 52; 57f; Abschn. VIII (Kauf): c. 16f [Abschn. VII u. VIII i. Ges. v. 1. Febr. 2010
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4. Inhalt Nach einem Prolog beginnt das Gesetzbuch (nach der Ausgabe von Ólafur Halldórsson) I. mit dem Pingfarar bálkr (dem Thingfahrerrecht), das neun Kapitel umfaßt. Es folgt II. der kristinsdóms bálkr mej konunga erfjatali (das Christenrecht mit dem königlich festgelegten Erbgang, in zwölf Kapiteln), III. die konungs pegnskylldu (die Untertanenpflicht, in drei Kapiteln), IV. die mannhelgi (die Mannheiligkeit, in dreißig Kapiteln)298, V. die kvennagiptingar mej almenniligum erfjum (das Ehe- und Erbrecht, in fünfunddreißig Kapiteln), VI. der landsbrigja bálkr (der Landeinlösungsabschnitt, in zwölf Kapiteln), VII. landsleigu bálkr (der Landpachtabschnitt, in einundsiebzig Kapiteln), VIII. kaupabálkr (der Kaufrechtsabschnitt, in achtundzwanzig Kapiteln), IX. farmannalög (das Seefahrergesetz, in achtundzwanzig Kapiteln), X. pjofabálkr (der Diebsabschnitt, in dreiundzwanzig Kapiteln). Den Schluß bilden drei Réttarbœtr (Rechtsbesserungen, von 1294, 1305 und 1314299 und die Leyfi Viljálms kardinalis ok páfa (die Gesetze des Kardinals Wilhelm v. Sabina von 1247, bestätigt von Papst Innozenz’ IV.). Streit ist entstanden über das Alter der Kapitel fünf (Hvat lögaurar eru mönnum) und sechs (Fjárlag almenniligt á vár) im Kaufrecht, die im wesentlichen mit Grágás Ib, c. 246 (vgl. c. 221)300 übereinstimmen. Der Herausgeber des Diplomatariums Islandicum301 hält sie für eine spätere Interpolation, die auf einem Beschluß von ca 1280 beruhe. Da aber aus § 30 der réttarbót vom 2. Juli 1294302 und der Árna saga biskups, c. 28f, 31 hervorgeht303, dass die Kapitel 5 und 6 des Kaupabálkr304 schon im ursprünglichen, dem Allthing 1281 vorgelegten, Vorschlag enthalten waren, gehen beide auf bedeutend älteres Recht zurück305. Bei
298 299 300 301 302 303 304 305
>http:/www.althingi.is/lagas138a/1281000.400.html<; Abschn. IX (Diebstahl [Früher: X]): c. 14–16; Abschn. X (Seerecht [früher: IX]): c. 28. Vgl. Lagasafn.Íslenzk Lög 1. April 1965. Ármann Snævarr bjó undir prentun, Reykjavík 1965, II, Jónsbók: S. LXXVIII; ausführlicher noch: Jana K. Schulman Jónsbók (2010), S. XI, Fn. 1. Vgl. Porsur Eyjólfsson, Refsiréttur Jónsbókar, in: Afmælisrit helgaj Einari Arnórssyni, Reykjavík 1940, 166–189; Magnus Már Lárusson, Nokkrar athugasemdir um upphæj manngjalda, in: Saga. Tímarit Sögufélags, Reykjavík 1960–1963, 76–91. Siehe oben Fnn. 294, 295, 296. Grg Ib, c. 246 (S. 192–195); vgl. c. 221, (S. 140–147). Vgl. DI, Bd. I, Nr. 163 und DI, Bd. II Nr. 167 f. Vgl. Ólafur Halldórsson, Jónsbók, S. 285 = NGL IV, S. 341–346. Vgl. Gujni Jónsson, Byskupar sögur, Bd. I, Arna saga Byskups, c. 29f (S. 347–354); c. 31 (S. 354–357). Kaupabálkr c. 5; 6 bei Ólafur Halldórsson, Jónsbók, S. 214–217. Vgl. Ólafur Halldórsson, Jónsbók, S. X; (27), 199 ff; Ólafur Lárusson, Próun íslenzks réttar eftir 1262, in: Svensk Juristtidning 1950, S. 241 ff; Magnus Már Lárusson, Nokkrar athugasemdir um upphæj manngjalda, in: Saga. Tímarit Sögufélags, Reykjavík 1960–1963, S. 76 ff; Magnus Már Lárusson, Art. Jónsbók in KLNM, Bd. VII, 1962, Sp. 614.
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dem sog. Odalskapitel306 ist anzunehmen, dass die Vorschrift bereits in dem ursprünglichen Vorschlag stand, da ihm das Allthing 1281 nicht zustimmte307. Gegenüber Grágás und Járnsíja ist die Jónsbók ein Fortschritt: Die Vorschriften sind genauer gefaßt, die Rache ist verboten, an Stelle der Landesverweisung traten die Prügel- oder Todesstrafe; Geldbußen blieben erhalten. Die Verwaltung Islands lag jetzt in der Hand königlicher Beamter308. Richterregeln finden sich im pingfarar bálkr, c. 4, kristinsdóms bálkr, c. 11; und – mit starkem kirchlichen Einfluß – im mannhelgis bálkr, c. 13 und vor allem c. 17309. Zusätze zu mannhelgis bálkr c. 17 stehen in AM 37a, 8° (14./15. Jh.) und AM 47, 8° (17. Jh.), sie stammen aus Alkuin, ‚de virtutibus et vitiis‘ und aus der Konungsskuggsjá c. LVII ff310.
V. Islands weiterer Weg 1. Die rechtliche Entwicklung Obwohl die Jónsbók sich an das norwegische Landrecht anlehnt, enthält sie keine Vorschriften über die Gesetzgebung. Das hatte einmal zur Folge, dass das isländische Allthing das Gesetzbuch ohne königliche Mitwirkung annahm, führte aber in der weiteren Entwicklung dazu, dass sich in Island die Ansicht durchsetzte, das Allthing habe nach wie vor gesetzgebende Befugnisse, entweder im Zusammenwirken mit dem König oder allein. Zwischen 1294 und 1314 hat der norwegische König nur wenige rétterbøter (Rechtsbesserungen) erlassen311. Sie ergänzten die Jónsbók und behoben 306 Der Einschub ‚um jarjar sölu‘ nach landsbrigjabálk, c. 7 findet sich in: Ólafur Halldórsson, Jónsbók, S. 126. 307 Vgl. Ólafur Halldórsson, Jónsbók, Einl. S. X; Magnus Már Lárusson, Nokkrar athugasemdir um upphæj manngjalda, in: Saga. Tímarit Sögufélags, Reykjavík 1960–1963, S. 76 ff; Ólafur Lárusson, Alpingi árij 1281, in: Skírnir 104, 1930, 135 ff; Magnus Már Lárusson, Art. Jónsbók, in: KLNM, Bd. VII (1962), Sp. 614. 308 Vgl. kristinsdóms bálkr c. 10, (Ólafur Halldórsson, Jónsbók, S. 28); vgl. Jónas Kristjánsson, Eddas und Sagas, S. 380 f. 309 Mannhelgis bálkr, c. 13 und vor allem c. 17 (Ólafur Halldórsson, Jónsbók, S. 49–51; 54–57) beruhend auf Landslagen IV. 17 (NGL II, 62f = Meißner, MLLandslov S. 120–123). 310 Vgl. Meißner, Königssp., S. 174–184; vgl. Ole Widding, (Hrsg.) Alkuin’ De virtutibus et vitiis’ i Norsk-Islandisc Overlevering og udvidelser til Jonsbogens Kapitel om Domme (Editiones Arnamagnæanæ, Ser. A, vol. 4), København 1960, S. 23 ff, 137 ff. 311 Zu finden in Regesta Norvegiae, Bd. II, Nr. 748 (Tønsberg, d. 2. Juli 1294, Druck in: NGL, Bd. IV, S. 341–346; DI, Bd. II, Nr. 155; auch in: NGL II. Rk., lovgivning, Bd. I,
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Mängel, welche die Isländer in der Allthingsdebatte von 1281 selbst angeführt hatten, doch hatten sie nur geringe Bedeutung312. Die Isländer meinten, dass königliche Gesetze nur galten, wenn das Allthing sie angenommen habe; auch gibt es Beispiele dafür, dass das Allthing königliche Verordnungen verwarf, eigenmächtig änderte, oder selbst Gesetze ohne königliche Mitwirkung erließ313. Auch die Untergerichte veränderten in ihren Grundsatzurteilen eigenmächtig das Recht und erkannten spätere königliche Briefe nicht an. Die Möglichkeit, Grundsatzurteile zu erlassen, schärfte nicht nur das juristische Denken in Island, sondern führte auch zu besonderer Eigenständigkeit: So mußte dem Bischof von Skálholt erst mit dem Bann gedroht werden, ehe er einen päpstlichen Dispens wegen zu naher Verwandtschaft anerkannte314. Andererseits wurde es schon im 14. Jahrhundert üblich, dass die Isländer nicht nur die für sie bestimmten Rechtsbesserungen des Königs, sondern auch norwegische, die in Island nicht in Kraft getreten waren, in ihre Handschriften des Gesetzbuches einfügten, so dass Streitparteien sie als geltendes Recht behandelten und sich darauf stützten315. Ob sie wirklich angewendet wurden, entschieden allein die Gerichte. Deshalb sind die
312 313 314
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S. 17–22); Nr. 990, (o. O. v. 10. Mai 1280–13. Juli 1299); Bd. III, Nr. 252 (Tønsberg, d. 13. Juni 1305, Druck in: NGL, Bd. IV, S. 347f; DN, Bd. II, Nr. 182) auch in: NGL II. Rk., lovgivning, Bd. I, S. 24–26); Bergen, d. 14. Juni 1314, in: Reg. Norv. Bd. III, Nr. 897, Druck in: NGL, Bd. IV, S. 349–53; auch in: NGL II. Rk., lovgivning, Bd. I, S. 27–31. Vgl. Ólafur Lárusson, utveckling, in: SvJT, årg. 35 (1950), S. 247. Vgl. Ólafur Lárusson, utveckling, in: SvJT, årg. 35 (1950), S. 248 f. Vgl. DI, Bd. VI, Nr. 377, v. 19. Dez. 1481, S. 418–421; weitere Beispiele dort: Nr. 231 v. 20. 12. 1479, S. 235; Nr. 101 v. 28. 2. 1477, S. 102f; Nr. 159 v. 26. 9. 1478, S. 162f; Nr. 276 v. 3. Okt. 1480, S. 293f; Bd. VII, Nr. 427, 532. Über die Geschichte der Jónsbók vgl. im übrigen Porsur Eyjólfsson, Refsiréttur Jónsbókar, in: Afmælisrit helgaj Einari Arnórssyni, Reykjavík 1940, 166–189; Jónas Kristjánsson, Eddas und Sagas. Die mittelalterliche Literatur Islands, übertr. v. Magnus Pétursson u. Astrid van Nahl, Hamburg 1994 (auch als engl. Ausgabe, übertr. v. Peter Foote, Reykjavík 1992); Sigurjur Lindal, Lögfesting Jónsbókar 1281, in: Tímarit lögfræjinga 32 (1982), S. 182–195; Páll Eggert Ólason, Menn og menntir, Bd. III. Sijskiptaaldarinnar à Íslandi, Reykjavík 1924, S. 7, 711f, und Bd. IV, Reykjavík 1926, S. 33, 162, 235–245; Magnus Rindal, The legislation of King Magnus Håkonsson, in: Corpus codicum norvegicorum medii aevi. Quarto Series, Bd. VII, Oslo 1983, S. 8–18; Ole Widding, Til Konungs Skuggsjá. Kongens bøn efter R: 719, i Bibliotheca Arnamagnæana XX (Opuscula 1), København 1960, 327–330. In einem großen Erbstreit vom Ende des 15. Jahrhunderts stützte sich eine Partei auf die norwegische rettarbot vom 2. Mai 1313 (NGL, Bd. III, Nr. 56, S. 98–105), doch entschied der Rechtsprecher, dass diese Rechtsbesserung in Island nicht gelte, was das Allthing bestätigte; vgl. Ólafur Lárusson, utveckling, in: SvJT, årg. 35 (1950), S. 243–259 (248).
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rechtlichen Unterschiede zu Norwegen so erheblich, dass der König Island (obwohl formell seit 1262 zum Königreich gehörend) weiter als Sonderrechtsbereich ansah. Was in Island in der Folge als Recht galt, kann deshalb nicht aus der Járnsíja und der Jónsbók, sondern muß den Gerichtsurteilen entnommen werden; von einer Rechtseinheit mit Norwegen kann also auch nach 1281 nicht gesprochen werden. Die für Island nach 1281 ergangenen Rechtsbesserungen hat Christian II. noch als Herzog für König Hans (1481–1513) im Jahre 1507 ausdrücklich bestätigt316. Seit 1280 ernannte der König statt des bisherigen lögsögumajr einen oder zwei lagmenn (Rechtsprecher)317; der erste uns bekannte war Sturla Porjason. Seit 1283 wurden zwei genannt. Sie teilten sich die vier isländischen Viertel untereinander auf: Der eine arbeitete im Süd- und Ostviertel, der andere im Nord- und Westviertel318. Nach dem Gamli Sáttmáli von 1262319 sollten die Rechtsprecher aus isländischem Goden-Geschlecht stammen. Sie wurden auch jetzt von der lögrétta auf dem Allthing gewählt, der König mußte sie jedoch bestätigen, wodurch sie zu seinen Amtleuten wurden320. Der dänische König sorgte hinfort auf der Insel für Ruhe und Ordnung. Ein Beispiel dafür ist die sogenannte langa réttarbót vom 26. November 1450321, die in 21 Nummern die königlichen Amtsträger zur unparteiischen Rechtsprechung verpflichtete (§ 1), Gewalt gegen Kleriker untersagte (§§ 15, 16) sowie ihnen und den königlichen Beamten verbot, ihr Gefolge zu vermehren (§§ 4–6). Raub und Diebstahl waren allgemein verboten (§ 2);
316 Bestätigung von 1507, Druck: NGL, 2. Række, Bd. III, Nr. 194: Christian II. bestätigt als Herzog für König Hans alle Rechtsbesserungen Hakons V. „widh fulde macht at bliffue oc vbrigdelige at holdes offuer alth Jislandh Hjæltland oc Fjærjæ som anderstedz her i Norige“; vgl. Grethe Authén Blom, Art. Skattland, in: KLNM, Bd. XV (1970), Sp. 448. 317 Erwähnt von Bischof Árni von Skálholt in: Árna saga biskups, c. 28 (Ed. Gujni Jónsson, S. 347–350 (348) = Ed. Porleifr Hauksson (1972), c. 62, S. 76f = ÍF, Biskupa sögur Bd. III, Ed. Gujún Ása Grímsdóttir (1998) c. LXII (S. 86–93 (86f). 318 Vgl. Magnus Már Lárusson, Art. Lagman, Island, in: KLNM, Bd. X (1965), Sp. 162 f. Auch die Rechtsbesserung Tunsberg, d. 2. Juli 1294 (Druck in: Ólafur Halldórsson, Jónsbók, S. 281–288) setzt mehrere Rechtsprecher voraus. 319 Zum Gámli Sáttmáli von 1262 s. o. S. 246 f., Fn. 238. 320 Der letzte gewählte isländische Rechtsprecher war Porleifur hreimur Ketilsson, der dieses Amt drei Mal bekleidete: 1263–65; 1268 und 1271. Er legte dieses Amt mit der Einführung der Járnsíja nieder; die Rechtsprecherreihe bei Jón Sigurjsson, in: Skirnir, Bd. II (1828), S. 1–250; vgl. Jón Jóhannesson, Íslendinga saga, vor dem Inhaltsverzeichnis. 321 Druck in: DI, Bd. V, Kjøbenhavn, d. 26. Nov. 1450, Nr. 55, S. 62f = DN, 2. Rk., Bd. II, Nr. 30, S. 66–71; sie wurde in einem Vidisse noch am 25. Oktober 1543, Hole i Hjaltadal durch den Bischof Jón Arason und die Rechtsprecher Are Jónsson und Thormod Arason erneuert.
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Ausländern wurde untersagt, Fluchthilfe aus Island zu leisten (§ 14). Auch der Holmgang war verboten (§ 20). Allerdings meldet die Sammlung isländischer Gesetze, das Allthing habe diese Verordnung nicht registriert322. 2. Magnus Eriksson und die isländische Kirche Im Jahr 1350 finden wir den ältesten im Original erhaltenen Königsbrief nach Island, den Magnus Eriksson im Streit zwischen Orm, dem Bischof von Skálholt, und den Bauern über deren kirchliche Verpflichtungen erließ323. In einem weiteren Brief von 1354 verpflichtete der König die isländischen Bauern zur Zehntzahlung und erkannte das Kirchenrecht des Bischofs Árne für auch für dass Bistum Hólar an324. Damit war das vom norwegischen König einst getadelte Christenrecht Bischof Árnes325 jetzt geltendes Recht für ganz Island („at han gange vm alth landet“), da es für das südliche Bistum Skálholt bereits seit längerem galt. Der König hatte damit eine pragmatische Entscheidung gefällt, die seinem Verhältnis zu Island nützte, denn er hatte sich 1350, als er die Regierung in Norwegen dem Drosten Orm Eysteinsson übertrug326, die Verwaltung Islands und der übrigen Schatzlande ausdrücklich vorbehalten, weil er dort vom Reichsrat unabhängig war327, sie nach eigenem Gutdünken frei verwalten konnte und weil er sich die daraus fließenden finanziellen Vorteile sichern wollte. 1358 erneuerte sich der Streit um die Verteilung der kirchlichen Einnahmen aus dem Kirchengut. Man stritt sich um die Auslegung des Vergleiches von Avaldsnes von 1297328. Die entsandten Visitatoren schlossen einen Vertrag mit dem Allthing, der den Vergleich von 1297 ausdrücklich aufnahm329. Der Vertrag sollte gelten „par til sem konungur ok erkibiskup med bestu manna radi j rikinu vilia adra skipan a gera“ (bis der König und der Erzbischof mit dem Rat der besten Männer des Reiches einen anderen Vergleich machen). Damit
322 NGL II. Rk., Lovgivning, Bd. I, S. 36. 323 Brief Magnus Erikssons, datiert Björgvin, d. 2. Juni 1350, Druck: DI, Bd. II, Nr. 529, S. 856–858. 324 Brief Magnus Erikssons, datiert Björgvin, d. 19. Okt. 1354, Druck in DI, Bd. III, Nr. 60, S. 98f und der Brief des königlichen Drosten in Bergen in DI, Bd. IX, Nr. 9, Björgvin, d. 20. Okt. 1354, S. 9–11. 325 S. dazu oben S. 237, mit Fn. 173–179. 326 Vgl. ausführlich: Grethe Authén Blom, Union II, Drottsetestyre, S. 389–397. 327 Vgl. Grethe Authén Blom, Island, S. 19 f. 328 Vergleich von Avaldsnes, Druck in: DI, Bd. II, Nr. 167, S. 323–325, zur Datierung vgl. Knut Helle, gode menn, S. 606, 613f; Grethe Authén Blom, Island, S. 17. 329 Vertrag von Skálholt v. 19. Juli 1358, Druck in: DI, Bd. III, Nr. 86, S. 120–122, vgl. dort S. 121, Fn. 20.
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gaben die Geistlichen und Laien Islands ihre Selbständigkeit zugunsten der Macht von König, Reichsrat und Erzbischof auf330. 3. Die Verwaltung Der norwegische König hielt Island als Schatzland fest in der Hand. Seit dem Tode Gizurr Porvaldssons 1268 gab es keine Jarle mehr auf Island331. Die Járnsíja (1271) und die Jónsbók (1280/81) kennen nur mehr valdsmenn (Machthaber, hier: Statthalter für die ganze Insel) oder s´yslumenn (Amtleute, zuständig für ein Viertel)332. Im Jahre 1279 ernannte der König seinen merkismajr (Bannerträger der Hird) Hrafn Oddsson zum Statthalter für ganz Island. Im Vertrag von Varberg vom 15. August 1343333 hatte Magnus Eriksson zwar versprochen, seinem Sohn Hákon VI. bei dessen Mündigkeit die Regierung „super Noruegiam, terras, prouncias et insulas tributarias“ zu überlassen, doch als dieser 1355 mündig wurde und als er 1358 mit achtzehn Jahren die Regierung Norwegens tatsächlich übernahm, hat Magnus die Regierung Islands behalten. Bis zum Ende des 15. Jahrhunderts setzte der König einen, zwei (oder seltener vier) Statthalter ein, die das Land bzw. die Viertel in seinem Namen verwalteten und Anteile an den eingetriebenen Steuern erhielten. Sie hießen entweder hirjstjórar (Statthalter)334 oder höfujsmenn (Hauptleute), am Ende des Mittelalter auch fóguti oder fóveti (Vögte). In ihren Huldigungsbriefen für Erik von Pommern machten die Isländer gewisse Eigenrechte geltend335, 330 Vgl. Grethe Authén Blom, Island, S. 17. 331 Bereits 1258 hatte König Hákon Hákonsson den Isländer Gizurr Porvaldsson zum Jarl für Island ernannt, der regieren sollte, sobald die Isländer dem König Treue geschworen hätten (vgl. Knut Gjerset, S. 204). Im Gamli Sáttmáli (Reg. Norv. Bd. I, Nr. 1004; Druck: NGL, Bd. I, [B], S. 461 f = DI, Bd. I, Nr. 152 A) waren sie damit einverstanden, „Jarlinn vilium vier yfir oss hafa mejan hann heldr trunaj vid yjur enn frij vij oss“ (einen Jarl wollen wir über uns dulden, solange er dem König treu ist und uns den Frieden erhält). 332 Vgl. die Fundstellen und den Nachweis ihrer Befugnisse in NGL, Bd. V, Art. s´yslumajr, S. 624f und valdsmajr ebda S. 683, vgl. Js c. 6 (S. 261); c. 116f (S. 294f); Jb, Ed. Halldórsson, Tfb c. 5 (S. 11); Kpb c. 9 (S. 219). 333 Varberg v. 15. Aug. 1343, Reg. Norv. Bd. V, Nr. 647, Druck in DN, Bd. II, Nr 258 und in NGL, Bd. IV, S. 370–372; vgl. Vgl. Grethe Authén Blom, Island, S. 2. 334 Vgl. Árna saga biskups, c. 24; der Titel hirjstjóri wird erstmals in der Urkunde vom 10. Juni 1320 (DI, Bd. II, Nr. 342, S. 495f (496) genannt, vgl. Björn Porsteinsson, Art. Hirjstjóri, in: KLNM, Bd. VI (1961), Sp. 582f (582). 335 Vgl. z. B. die isländischen Huldigungsbriefe für Erich von Pommern v. 1. Juli 1419 (in: NGL, II. Rk., Bd. I, 2, Nr. 50 a, S. 708–710) und vom 30. Juni 1431 (ebda, Nr. 69 a, S. 715f). Hier wird das Gamli sáttmáli von 1262 als retterbot im Sinne von Gunsterweis gebraucht, vgl. Grethe Authén Blom, Art. Retterbot, in: KLNM, Bd. XIV (1969), Sp. 113.
Rechtsquellen
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z. B. sollten als Statthalter nur Isländer ernannt werden. Noch 1501 beschloß das Allthing, der König solle die Statthalter benennen, aber die Rechtsprecher und das Allthing solle sie bestätigen336. Gleichwohl hielten sich die norwegischen und dänischen Unionskönige häufig nicht daran, sondern ernannten stattdessen Norweger oder Dänen, die sich meist nicht in Island aufhielten, sondern sich durch Beauftragte oder Vögte vertreten ließen. 1354 begann der König, das Amt des Statthalters an den Meistbietenden zu verpachten. Der Pächter erhielt die Hoheit über Island und durfte alle Steuern und Abgaben für jeweils drei Jahre einziehen337. Damit waren dem Mißbrauch und der Ausbeutung Tür und Tor geöffnet. Das Mißvergnügen entlud sich denn auch gegen den hirjstjóri und Pächter Smijur Andresson, den die Isländer 1361 oder 1362 töteten338. Später protestierten die Isländer gegen die Ausbeutung mit einem allgemeinen Beschluß339. Die Statthalter erhoben die königlichen Steuern von den Amtmännern. Die bereits erwähnte Rechtsbesserung von 1450340 [§§ 17, 18]) hatte bereits untersagt, ungerechte Steuern zu erheben und geboten, zu Recht erhobene umgehend an die zuständigen Beamten abzuliefern. Die Statthalter bewirtschafteten auch die Königsgüter, richteten über kleinere Vergehen und führten die Aufsicht über den Handel, was wichtig wurde, als die Hanse341 im 14. und die Engländer im 15. Jahrhundert den Islandhandel in ihre Hand brachten342. Die Handelsgüter wechselten: War zunächst 336 DI, Bd. VII, Nr. 550, á Alpingi, d. 1. Juli 1501, S. 573f (Alpijngis sampykt); vgl. Björn Porsteinsson, Art. Hirjstjóri, in: KLNM, Bd. VI (1961), Sp. 582. 337 Die Lögmanns-Annalen berichten für 1358 (3 A, S. 277, Gm): „hofdv Pessir allt Island mej sköttum og skylldum vm Priú aar af konginum“ (sie nahmen vom König ganz Island für drei Jahre in Pacht, mit Steuern und Abgaben); vgl. Sigurjur Lindal, Saga Íslands, Bd. IV, S. 237. 338 Smijur Andresson wurde nach dem Bruchstück der Skálholts-Annalen (IA, S. 225) und den Gottschalks-Annalen (IA, S. 278) am 8. Juli 1361, nach den Lögmanns-Annalen (IA, S. 359f) und den Flatey-Annalen für 1361 (IA, S. 407f) am 8. Juli 1362 getötet; vgl. Reg. Norv. Bd. VI, Nr. 806; Sigurjur Lindal, Saga Íslands, Bd. IV, S. 237; Knut Gjerset, S. 247f; Jana K. Schulman, S. XIX. 339 Allerdings erst recht spät: Die sog. Arnesingaskrá in: DI, Bd. II, Nr. 189, Skálholt, d. 20. Juli 1375, S. 354–357 „sampykt ok samtal allra beztu manna ok almúga á Íslandi“ und DI, Bd. IX, Nr. 7, í Skálholti d. 20. Juli 1375, S. 13–17: „So vilium vier hafa alla jslendska logmenn og syslumenn“; vgl. auch Björn Porsteinsson, Art. Hirjstjóri, in: KLNM, Bd. VI (1961), Sp. 582 f. 340 S. oben Fn. 321. 341 Über die Beziehungen der Hanse zu Island vgl. Bjørn Porsteinsson, Det nordiske syn på forbindelsen mellom Hansestæderne og Norden: Island, in: Det nordiske historikermøde i Aarhus 7.–9. august 1957, Aarhus 1958, 2. oplag, ebda 1972, S. 165–195. 342 Mehrere Verträge zwischen den Unionskönigen und den englischen Königen sperren Island für englische Kaufleute, es sei denn, sie erwarben eine ausdrückliche Zu-
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Wolle und Wollstoff die hauptsächliche Exportware, so wurden es nun Stockfisch und Fischöl. Islands Fischzeitalter begann, vor allem nach 1400, als die deutschen und englischen Kaufleute begannen, Island direkt anzulaufen. Zwischen beiden kam es zu einem regelrechten Handelskrieg343. Dadurch wurden die Isländer, die kaum Schiffe besaßen, vom ausländischen Handel abhängig344. Zudem herrschte 1402 bis 1404 in Island die Pest, die große Opfer forderte. Ein offener Brief des dänischen Königs von 1463345 sicherte die Entrichtung des seckia giolld (Sackgeld) als Steuer für das Privileg, in Island Handel treiben zu dürfen. Auch die Landesverteidigung lag in den Händen dieser Statthalter; sie hatten überhaupt die höchste Regierungsgewalt in Island inne. Nach dem Kriegsausbruch zwischen Dänemark und England 1468 entsandte der dänische König Christian I. Kriegsschiffe und Seeoffiziere nach Island, als ersten Didrich Pining aus Hildesheim, der von 1478–1490 Statthalter auf Island wurde346. Er sollte Freibeuter verjagen und die königliche Seeherrschaft sichern.
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lassung des Unionskönigs, so: der Vertrag Erichs von Pommern mit Heinrich VI. v. 24. Dez. 1432 (lovgivning, Bd. I, S. 3); zwischen Christian I. und Heinrich VI. v. 1449/50 (ebda S. 36) sowie zwischen Christian I. und Eduard IV. v. 3. Okt. 1465 (ebda, S. 36f); vgl. auch die retterbod Christians I. über Winterlieger in Island Kjöbenhavn d. 30. Apr. 1480 (ebda S. 37f) sowie den Vertrag des Königs Hans mit Heinrich VII. v. 20. Jan. 1490 (Teildruck ebda, S. 39–41). Vgl. Jón R. Hjálmarsson, Island, S. 64 f. Vgl. Nordal/Kristinsson, Iceland, S. 42 f. DI, Bd. V, Nr. 334, Kjøbenhavn d. 15. Juli 1463 = NGL, 2. Rk., Bd. II, Nr. 98, S. 154 f. Vgl. Björn Porsteinsson, Art. Hirjstjóri, in: KLNM, Bd. VI (1961), Sp. 583.
Urkunden
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C. Urkunden Die isländischen Urkunden sind zum größten Teil zusammengefasst im Diplomatarium Islandicum347, das nicht nur als Druckausgabe, sondern jetzt auch im Internet verfügbar ist348. Da Island seit 1262 norwegisches Schatzland349 war, haben sich die Rechtsbesserungen der norwegischen Könige auch auf Island bezogen, soweit sie nicht – wie bei der Ausgabe der Jónsbók zu sehen – besonders für Island ergingen350.
347 Diplomatarium Islandicum (Íslenzkt Fornbréfasafn), ed. Íslenzka Bókmentafélagi, Bde I–XV, København/Reykjavík 1857–1950 [DI]. 348 Diplomatarium Islandicum im Internet: >http://www.heimildir.is/ ugla.php?verk=fornbr<. 349 Vgl. Grethe Authén Blom, Art. Skattland, in: KLNM, Bd. XV (1970), Sp. 446–450 (448). 350 Vgl. Grethe Authén Blom, Island (1983).
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Island und Grönland – Island
D. Sagas Bei der Betrachtung der verschiedenen Formen der Graugans haben wir gesehen, dass man unterscheiden muß zwischen den dort niedergelegten Beschlüssen der lögrétta, den Sprüchen des jeweiligen Rechtsprechers und der Rechtswirklichkeit, die davon durchaus abweichen kann. Sie ist – mit gewissen Abstrichen, die der literarischen Form und ihrer Überlieferung geschuldet sind – in der reichhaltigen isländischen Sagaliteratur überliefert. Die Sagas stehen nicht völlig allein, sondern es lassen sich europäische Zusammenhänge aufweisen351. Ihren strafrechtlichen Gehalt hat Andreas Heusler352 herausgearbeitet. Eine Sonderstellung nimmt dabei die Njálssaga ein, deren Rechtsgehalt Carola Gotzmann353 erarbeitet hat. Die Saga handelt zwar vielfältig über Rechtsfragen, doch ist ihre Wirklichkeitsnähe fraglich, denn sie ist erst im späten 13. Jahrhundert (gegen 1300) entstanden und ihr Verfasser setzt die Verhältnisse seiner Zeit in das 10./11. Jahrhundert zurück354. Ebenfalls im 13. Jahrhundert spielen die Geschichten der Sturlungasaga355, die ein ganz anderes Bild der Rechtswirklichkeit zeigen als die Grágás.
351 Vgl. Walter Baetke, Gehalt, S. 315 ff; Lars Lönnroth, Sources (1965), S. 15–25; Mattias Tveitane, påvirkning, in: Edda 69 (1969), S. 73–95. 352 Vgl. Andreas Heusler, Das Strafrecht der Isländersagas (1911). 353 Vgl. Carola L. Gottzmann, Njáls saga (1982), vor allem S. 91 ff. 354 Vgl. Andreas Heusler, Strafrecht, S. 14. 355 Vgl. die Nachweise bei Simek/Pálsson, anord. Lit.2, S. 368 ff.
2. Kapitel Island und Grönland 2. Abschnitt Grönland
Die skandinavische Besiedelung
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A. Die skandinavische Besiedelung Während Island von Norwegen aus seit 870 besiedelt wurde, kamen die ersten Siedler von Island aus erst im Jahre 985 nach Grönland1. Der erste war Erik der Rote2, der in Norwegen Totschlags wegen friedlos gelegt war. Auch in Island hatte man über ihn den fjörbaugsgarjr (Lebensringzaun), die milde Friedlosigkeit in Form dreijähriger Landesverweisung eines weiteren Totschlags wegen verhängt. Diese Zeit nutzte er, um mit einigen Schiffen von Island nach Grönland zu fahren und sich dort (in Brattahlíj [Quassiarsuk] niederzulassen3. Diese ersten Kolonisten errichteten auf der Westseite von Grönlands Südspitze die Ostsiedlung (Eystribyggj, heute Julianehaab, [Quaqortoq]), am Ende des sich ca 100 Km nach Osten ziehenden Eriksfjordes, mit zuletzt 192 Höfen. Andere Isländer gründeten die etwa 500 Km nördlich liegende Westsiedlung (Vestribyggj, heute Godthaab, [Nuuk]) mit zuletzt ca 90 Gehöften nahe der heutigen Siedlung Kapisillit, unternahmen aber Jagdausflüge weit nach Norden (Norjsetur) bis etwa nach Upernavik.
1 Über Grönland berichtet bereits Saxo Grammaticus in seiner Vorrede: „Eadem septentrione regionem ignoti situs ac nominis intuetur, humani cultis expertem, sed monstrosae novitatis populis abundantem, quam ad adversis Norvegiae interflua pelagi se paravit immensitas“, er nennt weder Grönland noch ist eindeutig, welches Land er meint (zitiert nach Mindesmærker, Bd. III, S. 425 ff), ferner: Ordericus Vitalis in seiner Historia ecclesiastica (1141), Text in: Mindesmærker, Bd. III, S. 428, und über das Leben der Norweger dort auch die Konungsskuggsjá, c. 17 und 18 (Meißner, Königssp., S. 83–86); vgl. Christen Leif Vebæk, Kolonisation af Grønland, in: KLNM, Bd. 8 (1963), Sp. 650–658; Jette Arneborg, Greenland (2008), S. 588–597, m. Karte S. 589. 2 Vgl. Knud J. Krogh, Erik den Rødes Grønland (1967); derselbe, Viking Grønland (1967). 3 Vgl. die Eiriks saga rauja (auch: Porfinns saga karlsefnis), vgl. Svensson/Pórjarson, Eyrbyggia saga, c. 24 (ÍF, Bd. 4, S. 60) und Eiriks saga rauja, c. 2, ebda S. 202 = Thule 13 (Geschichte Erichs d. Roten, c. 4, S. 31 ff.
Karte 10: Grönland, Quelle: Else Roesdahl, Vikingernes verden. Vikingerne hjemme og ude, 3. udgave, 2. oplag, København 1991, S. 284.
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Die skandinavische Besiedelung
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10 a. Grönland, Vesterbygd, Quelle: derselbe, in: RGA², Bd. 13 (1999), S. 69 (nach S. 246).
10 b. Grönland, Österbygd, Quelle: Svend E. Albrethsen, Art. Grönland, in: RGA², Bd. 13 (1999), S. 68 (nach S. 246).
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Island und Grönland – Grönland
B. Die Christianisierung Die Grönländersaga berichtet4, dass Herjólfr, ein Begleiter Erichs des Roten einen Christen von den Hebriden an Bord hatte, doch blieben die Grönländer zunächst Heiden. Im Jahre 1000 sandte Olaf Tryggvason (995–1000) Leif Eriksson5, den Sohn Erichs des Roten, aus Norwegen mit einem Missionar und dem Missionsauftrag6 nach Grönland zurück. In der Folge bekehrten sich die Grönländer zum Christentum und Erichs Frau Pjójhild7 baute eine Kirche8, deren Reste ausgegraben sind. 1034 legte Papst Benedikt IX. Grönland dem Erzbistum Hamburg/Bremen zu und bestätigte damit die Bulle Papst Agapets II. vom 2. Jan. 948, mit der er die Jurisdiktion des Erzbischofs von Hamburg/Bremen (damals Adaldag) auf Dänemark und andere nordische Länder erstreckte9. Erster grönländischer Bischof war Eirík Gnupsson (1112–1121)10, in 4 Siehe Thule 13, Grönländersaga c. 2, S. 51, vgl. Landnámábok, c. S 91 (ÍF Bd. I, 2 S. 132. (nicht in Thule 23). 5 Leif Eriksson hatte sich bei König Olaf Tryggvason taufen lassen, vgl. Ólavs saga Tryggvasonars, c. 86 (Heimskringla, ÍF 26, S. 334) = Thule 14, S. 289. 6 Zum Missionsauftrag König Olaf Tryggvasons saga, c. 96 (Heimskringla, ÍF 26, S. 347f = Thule, Bd. 14, S. 299 f. 7 Sie hieß vor ihrer Bekehrung Pórhildr, danach Pjódhildr. 8 Siehe Ólafs saga Tryggvasonars, Heimskringla c. 96 (Heimskringla, ÍF, 26, S. 347f = Thule 14 (Heimskringla Bd. I, S. 299f, vgl. Mindesmærker Bd. II, S. 234–239; Eiríks saga rauja, Svensson/Pórjarson, Eyrbyggia saga, c. 4 (ÌF, Bd. 4, S. 212) = Geschichte Erichs des Roten (Thule 13), c. 4, S. 31 ff. Erste Nachricht über die Besiedelung und Christianisierung Grönlands (außer den Sagas) findet sich bei Adam von Bremen, III, 24 (S. 358 mit Fn. 103) und IV, 37 (S. 488) für 1076. 9 In der Bulle vom 2. Jan. 948 heißt es: „cum illis etiam qui nunc tuo tempore, diuina protegente gratia, ad Christi conversi sunt fidem, videlicet episcopis Danorum, Norvenorum, Sveonum, necnon omnium septentrionalium partium“, vgl. Mindesmærker, Bd. III, S. 73. 10 Über Bischof Eirík upsi Gnupsson siehe die Biskupa registr i Noregi ok skattlöndum (Arnamagnæanischer Codex 415, 4°, zitiert in: Mindesmærker Bd. III; S. 896, Fn. 1. Erwähnt ist er in der Landnámá saga (ÍF Bd. I, 2) in der Geschlechtstabelle III a und in cap. S 56 (S. 17) sowie cap. H 17 (S. 57: „Gnups föjur Eiríks Grœnlendinga byskups“ ). Von ihm ist weder eine päpstliche noch eine erzbischöfliche Bestätigung bekannt; er scheint sich entweder selbst zum Bischof gemacht zu haben oder das Volk nannte ihn so. Immerhin hielt er neun Jahre in Grönland aus, 1121 zog er nach Vinland (Nordamerika) weiter; vgl. Mindesmærker III, S. 896.
Die Christianisierung
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Garjar, der 1121 nach Vinland (Nordamerika) weiterzog11. Die Grönländer wünschten jedoch einen festen Bischof und sandten deshalb Einar Sokkason nach Norwegen, um für diesen Wunsch zu wirken12. Spätestens 1124 bat deshalb König Sigurd Jórsalafarare den Erzbischof von Lund, in Grönland einen Bischofssitz zu errichten und zum Bischof den Überbringer des Briefes, den Priester Arnald, zu weihen. Dies geschah 112413 und Arnald (1124–1150) nahm seinen Sitz in Garjar (in Eystribygd, heute: Igaliku). Es folgte der Streit zwischen dem Erzbischof von Lund und dem von Hamburg/Bremen um die kirchliche Oberhoheit im Norden, den Papst Innozenz II. auf Bitten Kaiser Lothars III. von Supplinburg zugunsten Hamburg/Bremens entschied14. Nachdem Nikolaus von Albano aber 1154 das Erzbistum Trondheim errichtet hatte, wurde Grönland diesem zugeteilt15 und Isleif Gizursson zum Bischof von Skálholt und Grönland geweiht16. Vor allem die Kirche war es, welche im 14. Jahrhundert die Verbindung zu dem entlegenen Grönland aufrechterhielt, nicht zuletzt auch, um ihren Zehnt dort einzusammeln17. Als Bischof Álfr 1368 starb, wurde zwar bald eine neuer geweiht, doch residierte er nicht mehr in Garjar, sondern ließ sich dort durch einen Vikar vertreten. Der letzte grönländische Bischof war Vincentius Petrus Kampe, der 1520 als solcher genannt wird, und 1537 starb18. Wegen der Reformation endete mit ihm die Reihe dieser Bischöfe.
11 Vgl. Mindesmærker, Bd. III, S. 1f; 6; 42; 44. 12 Vgl. Mindesmærker, Bd. II, S. 676, 680, welche die Grænlendínga páttr c. 1, in: Flateyarbók, Bd. III, S. 445 zitieren. 13 Siehe das Regest Nr. 67 von spätestens 1124 in: Reg. Norv. I, S. 45, das in Fn. 1 auf die isländischen Annalen und auf Flateyarbok III, S. 512 verweist. Er ist außerdem genannt in der Grœnlandsaga, in: Flateyarbók, Bd. III, S. 445f; vgl. DD 1. Række II, Nr. 47, S. 97 f. 14 Siehe die Urkunde Innozenz’ II. vom 27. Mai 1133 in: DS, Bd. I, Nr. 29, S. 46f; vgl. Reg. Norv. I, Nr. 74, S. 47. 15 Siehe die Urkunde vom 30. Nov. 1154 in: NGL I, S. 439–451; vgl. Reg. Norv. I, Nr. 92, S. 52 f. 16 Vgl. die Regesten Nr. 36; 38; 39 und 45 in Reg. Norv. I, S. 36f, 38. 17 Siehe Reg. Norv. III (1301 – 1319), Nr. 500 (v. 22. Juni 1308), der den grönländischen Bischof Tord über die neueste politische Entwicklung in Norwegen unterrichtet, und Reg. Norv. IV (1320–1336), Nr. 521, 522, 612, wo der Zehnt in Wahlrosszähnen entrichtet wird. 18 Vgl. Mindesmærker Bd. III, S. 897.
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Island und Grönland – Grönland
C. Das Verhältnis zu Norwegen Schon früh beanspruchten die norwegischen Könige die Oberhoheit über Grönland: So folgt aus der Heimskringla19, dass bereits Olaf der Heilige (1015–1028) versuchte, Grönland von Norwegen abhängig zu machen. Er soll auch fünf Länder christianisiert haben20. Und zumindest der Skalde Björn krepphendi nannte König Magnus Barfuß (1093–1103) Grœnlands dróttin (den Herren Grönlands)21; doch scheinen beide Könige keinen Erfolg gehabt zu haben22. Erst Hákon Hákonsson (1217–1263) sandte 1247 auf den Rat Wilhelms von Sabina durch den grönländischen Bischof Olaf (1246–1280) eine Botschaft nach Grönland, die Grönländer sollten ihm dienen23. Zehn Jahre später (1257) versuchte er abermals, sie zur Zinszahlung zu bewegen. Druckmittel war unter anderem die Drohung, einen far19 Siehe Heimskringla, Saga Olafs des Heiligen, c. 127, ed. Finnur Jónsson, Bd. II, S. 277 ff = ÍF, Bd. 27, c. 124, S. 214: „hann hafji ok haft orjsendingar ok gjort sér marga visi bæji á Íslandi, ok grœnlandi ok svá i Færeyjum“ = Thule 15, S. 221f); vgl. Färingergeschichten c. 42 (Thule 13, S. 333f); vgl. Olafs saga hins helga, Færingar páttr och Olafs konungs, in: Flateyar bok, II, c. 181, S. 241, wonach er schatzpflichtig gemacht hat die Orkneys, Hjaltland, die Färöer und Grönland, außer Island. Vgl. auch Mindesmærker Bd. III, S. 445f, die davon ausgehen, dass Bischof Grimkels Christenrecht nicht nur auf den Färöern, sondern auch in Grönland eingeführt wurde, denn die Olafs saga, c. 58 sagt: „kristinn rett setti hann mej ráji Grimkels biskups ok annara kennimanna“ (Heimskringla, ed. Bjarni Ajalbjarnason (ÍF 27, S. 73 = Thule XV [Heimskringla II] c. 58, S. 79). 20 Vgl. Mindesmærker, Bd. II, S. 236, Fn. 4: Einar Gilssön in der Olafsrima Haraldzsonar, Vers 4, über den heiligen Olaf (in: Flateyarbok Bd. I, S. 8) „Fimm hefir konungr kristnat lönd hann ek öll at nefna“, doch dann fehlen die Namen dieser Länder in der Quelle! 21 In der Heimskringla, Magnuss saga berfætts, c. 8 (ÍF, Bd. 28, S. 220) = Heimskringla III (Thule 16), S. 191 22 Der irrige Bericht von Olafs des Heiligen Herrschaft über Grönland in der Flateyarbok pflanzte sich in Arngrim Johnsens Specimen Islandiæ historicum, S. 149 und in Lyschanders Grönlandske Chronica, S. 27f fort, vgl. Mindesmærker III, S. 445 ff. Davon zu unterscheiden ist die Christianisierungsleistung Olaf Tryggvasons (zitiert in: Mindesmærker II, S. 234–237, in: Saga Ólafs Tryggvasonar af Oddr Snorrason munk, c. 52, S. 154f heißt es: „En pat er sagt at Óláfr konungr Tryggvason cristnandi fimm lönd, ok pat fólk er pau bygju. En pessi eru heit landa peirra er hann cristnaji: Noregr, Hjaltland, Orkneyjar, Færingjar, Ísland, Grœnland“; vgl. ebda c. 40, S. 155. 23 Siehe Hákonar saga Hákonarsonar, c. 228 (Flateyar Bók III, S. 172) = Thule 18 (Norwegische Königsgeschichten II, Hákon Hákonssons saga IV, c. 37, S. 344.
Das Verhältnis zu Norwegen
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bann zu erlassen, also ein Verbot jeder Schiffahrt von und nach Norwegen. Der von den Schiffern betriebene Handel mit Holz, Schmiedewerk und anderem Alltagsbedarf war – mangels eigener Versorgung – für die Grönländer lebenswichtig; ein farbann hätte ihre Lebensgrundlage zerstört. Da der Handel ohnehin bereits geschrumpft war24, mußten sie klein beigeben: 1261 (also noch vor Island 1262/64) versprachen sie, bei allen Totschlägen in ganz Grönland dem König thegngildi, Totschlagsbuße, zu zahlen25: So waren sie zum Schatzland Norwegens geworden26. Bereits 1271 versuchten die Grönländer zwar, die norwegische Herrschaft wieder abzuschütteln27, doch gelang es ihnen nicht. Dass Grönland lediglich ein Schatzland und kein Teil Norwegens war, ist gelegentlich aus politischen Gründen28 bestritten worden, dürfte aber inzwischen gesichertes Wissen sein29. Es war also eigentlich nicht viel mehr als eine Kolonie. Handel und Verkehr nach Grönland haben die norwegischen Könige (wie auch für die anderen Schatz24 Für das Jahr 1189 berichten die isländischen Annalen (in: Flateyar Bók III, S. 519), aus Grönland sei ein Schiff nach Norwegen gekommen, nur von Holznägeln zusammengehalten und die Planken mit Sehnen zusammengebunden; vgl. Mindesmærker Bd. III, S. 9 und allgemein: Michael Müller-Wille, Jb. RGZM, Bd. 19 (1972), S. 155–176. 25 Siehe Mindesmærker, Bd. II, S. 776–778, s. die Hákons saga Hákonarssona, ed. Carl Richard Unger, c. 352 [311] (S. 458f) zitiert: „peir sögju, at Grænlendíngar höfstu gengit undir skattgildi, svá at öll mann dráp skyldi bœta vid konungiun, hvárt er væri norrœnir eja grænlenzkir, ok vart sem peir váru drepnir i bygd eda nordrsetu, ok alt nordr undir stjörnuna skyldi kungr pegngildi taka …“ (engl. Übersetzung bei George W. Dasent, The saga of Hacon, c. 311, S. 333. 26 Im Jahre 1261, ein Jahr bevor auch Island diesen Weg ging (1262), s. das gámli sáttmáli in: NGL I, S. 460 f. Für Grönland existiert nur die Ausfertigung einer Proklamation König Fredriks II. (1559–1588) an die Grönländer von 1568, die nie ausgehändigt, sondern nach Rückkehr des Jacob Aalborg im königlichen Archiv hinterlegt wurde (Mindesmærker III, S. 201f). Die Urkunde erwähnt einen (nicht datierten, aber erst nach 1261 geschlossenen) Vertrag mit Grönland nur vom Hörensagen: „formerttvm vier i sanleicka ath par skylldi vera giordvr nockur sattmalli og skilldagi vppaa begia sidv, ath fra Norie til Grœnlandzs skylldi sigla tvo skip hvortt ar hier fra Norie til Grœnlandzs, og fœra pangat alla goda nyttsmlega vorv sem landinv og allmaga væri til besta …“ (hörten wir als Wahrheit, es sollten auf Grund eines Vertrages jährlich zwei Schiffe von Norwegen nach Grönland fahren, mit allen guten und nützlichen Waren, zum Besten des Landes und des Landvolks) vgl. Mindesmærker, Bd. III, S. 199–205 [202]; 453 ff. Dies erinnert an die Rechtsbesserung König Magnus Lagabœters von 1270/72 desselben Inhalts, vgl. oben 1. Kap., I, 11, S. 188, Fn. 615. Vgl. Claus Christoffersøn Lyschander, S. 62 ff (zitiert nach Mindesmærker, Bd. III, S. 454–457; Knud Berlin, Grönland S. 41; Ella Anker (1931). 27 Vgl. Klaus Christoffersøn Lyschander (wie Fn. 381, S. 62 ff. 28 Vgl. Ella Anker, Eirik Raude’s land, (1931). 29 Vgl. Rudolf Keyser, Retsforfatning, S. 19; Absalon Taranger, Udsigt, II, 1, S. 69 ff; Knud Berlin, Grönland S. 44 ff.
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lande) streng geregelt: Sie monopolisierten den Handel und regelten den Zugang zu den Schatzlanden30. Wer gegen diese Regeln verstieß, verlor seine Ware an den König31. Schließlich monopolisierten die norwegischen Könige die Fahrt zu den Schatzlanden: Sie bedurfte eines königlichen Lizenzbriefes32: Norwegische Lizenzinhaber sollten ihre Waren nach Bergen führen und dort sekkjagjald (Sackgeld) zahlen. Die Bergener Kaufleute erhielten jedoch am 18. Juni 1361 ein allgemeines Privileg für den Handel mit den Schatzländern33. Lizensierte Ausländer mußten ihre Waren an bestimmten isländischen Handelsplätzen vorweisen und dort die Steuer an den königlichen Amtman zahlen. Um 1330 gab es in der Ostsiedlung ca 190, in der Westsiedlung ca 90 Höfe34. Ihr Gedeihen und Fortkommen wurde jedoch entscheidend geschwächt35, weil König Hákon Magnusson bereits 1294 den norwegischen Kaufleuten von Bergen einen Privilegienbrief ausstellte, der ihnen das Monopol für den Grönlandhandel verlieh und allen anderen – namentlich den deutschen Hansekaufleuten – die Schiffahrt nach Grönland verbot. 1302 beschränkte er den Handel ausländischer Kaufleute mit bestimmten Waren in Norwegen und seinen Schatzlanden36. König Magnus Erikssons Rechtsbesserung von 134837 aber verbot den ausländischen Kaufleuten, alle norwegischen Schatzlande anzulaufen. 1349/50 wütete erstmalig die Pest in Norwegen, vornehmlich in Oslo und Bergen38, zwischen 1402 und 1404 in 30 So im Friedensvertrag mit den wendischen Städten vom 6. Juli 1294, Druck: DN, Bd. V, Nr. 23, S. 23–25, wo den Kaufleuten verboten wird, nördlicher als Bergen oder zu den Schatzländern zu fahren, später wiederholt in der Rechtsbesserung Hakons V. (wahrscheinlich 11. Juni 1302), in: NGL, Bd. III, Nr. 53, S. 134f: „att engen vtlendskr majr skall flytia sitt gojz æja sænda … til Islandz æja annara skattlanda“. 31 Beschlagnahme der Waren: NGL, Bd. III, Nr. 53, S. 134f; NGL, 2. Rk, Bd. I, Nr. 63 (7. Mai 1425), S. 116f; 125 (21. Okt. 1443), S. 230f); Nr. 377 (10. Juli 1416), S. 660–662 und 2. Rk., Bd. II, Nr. 56 (29. Nov. 1454), S. 102–104). 32 NGL, 2. Rk., Bd. I, Nr. 49b (v. 5. Sept. 1415), S. 707; Bd. II, Nr. 30, § 14 (v. 26. Nov. 1450), S. 69f); Nr. 98 (15. Juli 1463), S. 154f sowie Bd. III, Nr. 55, § 3; vgl. Grethe Authén Blom, Art. Skattland, in: KLNM, Bd. XV (1970), Sp. 450. 33 Rechtsbesserung Hákon Magnussons v. 18. Juni 1361, in: NGL, Bd. III, Nr. 93, S. 181 f. 34 Vgl. die Karten oben S. 269 und bei Svend E. Albrethsen, Art. Grönland, in RGA2, Bd. 13 (1999), S. 68 f. 35 Vgl. Jette Arneborg, Nordboliv i Grønland (2004). 36 Hákon Magnussons Hålägg (1299–1319) Retterbod über den Handel von Ausländern in: NGL, Bd. III, Nr. 53, S. 134 f. 37 Magnus Erikssons Retterbod ist ausgestellt am 15., 18. oder 20. Februar 1348, Druck in: NGL, Bd. III, Nr. 83, S. 170, vgl. Mindesmærker, Bd. III, S. 117–119. 38 Vgl. Ole Jørgen Benedictow, manndauen, in: NHT, Bd. 65 (1986), S. 3–15; derselbe, Svarte Dauen (2002); Kåre Lunden, Mannedauden, in: Norsk Historisk Tidskrift, Bd. 87 (2008), S. 607–632. Die Pest wütete in Norwegen 1356; 1370/71; 1379; 1390; 1392;
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Island, aber auch auf den Hebriden, den Orkneys, den Shetlands und den Färöern (um 1350) so dass der Handel schwer behindert wurde. Im Jahre 1384 erließ König Olaf Hakonsson (1380–1387) eine Verordnung, die Schiffahrt und Handel allgemein einschränkte39. Dass Verstöße gegen das Verbot geahndet wurden, zeigt eine Urkunde von 138940. König Erich von Pommern (1388–1442) wiederholte und verschärfte sie im Jahre 142541. Damit wollte er vor allem die Hanse und die englischen Kaufleute treffen, die Handel mit Grönland trieben. Im Jahre 1432 schloß Erich von Pommern mit dem englischen König Heinrich VI. (1422–1461) einen Vertrag, dessen Art. 6 den englischen Handel mit den norwegischen Schatzlanden verbot42. Mußten die Schiffer der Meeresgefahren oder Sturmes wegen dennoch landen, durften sie keinen Handel treiben. Der Vertrag vom 12. Mai 1444 verbot abermals den Handel mit den Schatzlanden und wurde 1449 wiederholt43, er galt bis Michaelis (29. September) 1451. Danach rissen die Engländer fast den ganzen isländischen Handel an sich bis 1490, wo er bedingt freigegeben wurde44. Die Schiffahrt nach Grönland blieb allein dem königlichen Monopol vorbehalten. Jedoch fehlen sichere Nachrichten darüber, ob dieses Monopol den Grönlandfahrten schadete. Grethe Authén Blom sieht das Haupthindernis des Schiffsverkehrs in den Verhältnis-
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1420; 1445; 1447/48 1452; 1459 und 1500; vgl. Vilhelm Møller-Christensen, Art. Pest, in: KLNM, Bd. XIII (1968), Sp. 238–241; Halvard Bjørkvik, Art. Pest, Noreg, ebda Sp. 243–246. König Olaf Hakonssons VO von 1384, vgl. Mindesmærker, Bd. III, S. 123–127; vgl. Grethe Authén Blom, Art. Grønlandshandel, in: KLNM, Bd. V (1960), Sp. 519–523. Im Jahre 1389 wurden einige Isländer in Bergen angeklagt, weil sie dem königlichen Verbot zuwider nach Grönland gesegelt seien, dort ohne Erlaubnis Handel getrieben und königliche Güter gekauft hätten, die Urkunde Bergen, den 20. Mai 1389 ist gedruckt in DN, Bd. 18, Nr. 33, S. 29 ff = DI, Bd. III, Björgvin, Nr. 367, S. 432–441 [die Herausgeber geben S. 433 ff Annalberichte über die Grönlandschiffahrt; die Urkunde steht S. 440f], es heißt dort: „vilde konungs vmbodzman pat eigi rot faa saker pes att peir hafdo par engen bref till“; der Schiffer wurde dennoch nicht bestraft, weil er nachweisen konnte, wegen Sturmes gelandet zu sein und keine verbotenen Güter gehandelt zu haben. Vgl. Grethe Authén Blom, Art. Grønlandshandel, in: KLNM, Bd. V (1960), Sp. 519–523 [521]. Vgl. Mindesmærker, Bd. III, S. 159 f. Der Vertrag von 1432 ist gedruckt in: Mindesmærker, Bd. III, S. 162 ff; dort heißt es S. 163: „caveant nihilominus omnes mercatores … qui visitare praesument terras Islandiae, Finnmachiae, Halghalandiae seu alias quascumque terras prohibitas in Regnis Daciae, Sveciae et Norvegiae … nisi hos vel illos evidens maris periculum aut tempestatum impulsus coegerint, ubi tamen sub poena praecedente minime mercari licebit“. Vgl. für den Vertrag v. 12. Mai 1444: Mindesmærker, Bd. III, S. 163; für den Vertrag mit Heinrich VI. vom 17. Juli 1449 ebda. Vgl. Mindesmærker, Bd. III, S. 163, Fn. 177.
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sen in Grönland selbst, dem hohen Risiko, das die Grönlandfahrer wegen des Wetters und der Vereisung der grönländischen Fjorde trugen und der schrumpfenden Bevölkerung, die den Umsatz schwinden ließ, so dass die Fahrten sich nicht mehr lohnten und nach 1450 ganz aufgegeben wurden. Hinzu kam noch folgendes: Die Nordleute hatten die Skrælingar (Eskimos, Inuit) bereits auf ihren Jagdausflügen in den Norden (die der Fleischversorgung dienten) kennen gelernt45, doch waren ihre Begegnungen meist unfreundlich verlaufen46. Die Eskimos betrachteten sich seit alten Zeiten als Inhaber des Landes und die Nordleute als lästige Eindringlinge. So kam es im 13. und 14. Jahrhundert häufiger zu Kämpfen mit ihnen, weil die Eskimos sich damals entlang Grönlands Westküste nach Süden auszubreiten trachteten47. Nach 1350 hatten die Eskimos bereits die Westsiedlung zerstört: Ívarr Bárjarson, der Vorsteher des Bischofshofes in Garjar48, der von 1341 bis 1364 in Grönland weilte, fand – als er 1350 zum Entsatz von Vestribygd kommen wollte – dort keine Menschen mehr vor. 1448 wurde Grönland von einer feindlichen Flotte überfallen, Häuser und Kirchen zerstört und viele Einwohner als Sklaven verkauft49. Die Lebensumstände verschlechterten sich auch durch Klimaänderung: Zwischen 1400 und 1850 herrschte in Europa die „kleine Eiszeit“: Die Durchschnittstemperaturen sanken in Grönland um 0,5 bis 1° C50, worunter die Viehwirtschaft litt. Mißernten, Hunger und Krankheit wuchsen. So ist die Ostsiedlung aus diesen Gründen und durch Angriffe der Eskimos um das Jahr 1500 erloschen. Um 1550 war auch die letzte skandinavische Siedlung in Grönland verschwunden51. 45 Vgl. Jørgen Meldgaard, Eskimoer og Nordboer (1995), S. 199–214. 46 Vgl. die Eiríks saga rauja, c. 10 (ÍF, Bd. 4, S. 227f = Thule, Bd. 13, S. 43 ff) wo Thorfinn Karlsefni in Amerika ein Gefecht mit den Skrælingern geriet. Auch die Gottskálks Annalen (in Gustaf Storm, Islandske Annaler, S. 364) vermerken für 1379, die Skrælingar hätten bei den Grönländern geheert, 18 Mann getötet und zwei Knechte versklavt. 47 Vgl Christen L. Vebæk, Art. Kolonisation, Grønland, in: KLNM, Bd. VIII (1963), Sp. 650–658 (658). 48 Vgl. über Ívarr Barjason, Grønland Annall, in: Mindesmærker, Bd. III, S. 248–264, [259]. 49 Darüber berichtet eine Dekretale Papst Nikolaus’ V. (1447–1455) vom 20. Sept. 1448: „ex finitimis littoribus paganorum ante annos triginta classe navali Barbari insurgentes, cunctum habitatorum ibidem populum crudeli invasione aggressi, et ipsam patriam aedesque sacras igne et gladio devastantes“, zitiert nach Mindesmærker, Bd. III, S. 168–174, [170]; über Nikolaus V. vgl. Johannes Grohe, in: BBKL, Bd. 16, S. 1142–1146. 50 Vgl. Dahl-Jensen/Mosegaard/Gundestrup et al., Past temperatures, in: Science, vol. 282 (1998), Nr. 5387, S. 268–271 (>http://dx.doi.org/10.1126/science.282.5387.268<). 51 Vgl. Poul Nørlund, Wikingersiedlungen (1937); Knud Berlin, Grönland, S. 50.
Das Rechtswesen
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D. Das Rechtswesen Dass sich in Grönland die Siedlungen allmählich in ein Gemeinwesen verwandelten, zeigt sich daran, dass es dort – wie in Island – ein Allthing gab52, das bei Garjar (heute: Igaliku) tagte53. Über das dort angewendete Recht fehlen genauere Kenntnisse, doch scheinen die Grönländer sich nach der Grágás gerichtet zu haben54, also seit 930 nach den Úlfjlóts lög und seit 1119 nach der Haflijaskrá von 1117/18, mit gewissen Verbesserungen55. Es gab dort auch einen lagmajr (Rechtsprecher), der das Thing auf Garjar leitete und auch für die Fortentwicklung des Rechts zuständig war. Als solcher ist ein Isländer bekannt, Skáld-Helge, der vermutlich um 990 geboren wurde, 1017 nach Grönland kam und wahrscheinlich um 1060 oder 1070 starb. Bekannt ist er wegen seiner Rimur56. In das Amt des Rechtsprechers hat man ihn vielleicht 1027/28 gewählt, nachdem die wichtigsten Vertreter der Sippe Eriks des Roten gestorben waren. Auf ihn und seine Arbeit ist es wohl zurückzuführen, dass die neuesten isländischen Entwicklungen des Rechts auch nach Grönland gelangten und dass die Grágás Grönländische Besonderheiten enthält57. Dort finden sich drei Kapitel, die ein besonderen Recht für Grönland festlegen. Es handelt sich um die Verfolgung eines Totschlags und um einen Schuldspruch auf Grönland58, sowie um Nachlaßgut in Grönland, das man wie in Norwegen übernehmen soll59. Schließlich erwähnt die 52 Wann es errichtet wurde, ist nicht bekannt, doch spricht die Erwähnung des Rechtsprechers Skáld-Helge (ca 990–1060/1070) dafür, dass es bereits recht früh tagte. 53 Vgl. Mindesmærker, Bd. II, S. 440 ff; Finnur Jonsson, Greenland II, S. 331 ff; Knud Berlin, Grönland, S. 35. 54 Siehe dazu oben Island, 2. Kap., B I, S. 220 ff. 55 Vgl. Mindesmærker, Bd. III, s. 429–435; 903; Maurer, Island, S. 67. 56 Skáld-Helga rimur, die Versbearbeitung einer verlorenen Isländersaga, die über die Liebesabenteuer des Helden berichtet, vgl. William A. Craigie, Rímur (1938); vgl. Simek/Pálsson, Lexikon anord. Literatur, S. 345 f. 57 Vgl. Mindesmærker III, S. 440–443. 58 Grg II, vígslóji, c. 373; 374 (S. 389f); die Stelle findet sich in der Konungsbók (Grg. Ia) nicht; Mindesmærker III, S. 430 ff zitieren die alte Ausgabe Pordur Sveinbjörnsons der Grágás von 1829, Bd. II, S. 142f, die beide Mss. zusammenwirft. 59 Siehe Grg. I b, c. 125; 127 (S. 240, Z. 18 u. S. 249, Z. 6 = Heusler, Graugans, S. 224; 233), vgl. Mindesmærker III, S. 432 f, die auf die Ausgabe Sveinbjörnsons, Bd. I, S. 211 verweisen.
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Grágás Grönlandfahrer, die das Wetter nach Norwegen verschlug: Sie brauchten kein Landgeld zu zahlen, wenn sie mittellos waren60. Nachdem die Grönländer sich dem norwegischen König gebeugt hatten und zu seinem Schatzland geworden waren, sind wahrscheinlich aus Norwegen dorthin neue Gesetzbücher gesandt worden61, darüber gibt es aber nur Nachrichten aus zweiter Hand: Finn Magnusen, der Mitherausgeber von Grønlands Mindesmærker, berichtet, er habe aus einer Abschrift anonymer Annalen entnommen, dass die Jónsbók auch nach Grönland gebracht worden sei62. Gleiches berichtet 1608 aus alten Quellen Lyschander in seiner grönländischen Chronik; vermutlich ist auch das Landrecht König Magnus Lagabœters dort eingeführt worden.63 So wird man sagen können, dass das skandinavische Recht auf Grönland im allgemeinen zur norwegisch/isländischen Rechtsfamilie gehörte, jedoch wird es lokale Eigenheiten gegeben haben, die aus den besonderen grönländischen Bedürfnissen und wegen des seltenen Kontakts mit Island und Norwegen geboren wurden. Wie das frühe Recht vor der Wiederbesiedelung jedoch im einzelnen aussah, ist nicht überliefert. Immerhin hat Louis Bobé 1936 ein Diplomatarium Grœnlandicum herausgegeben, dem er nicht nur zwei Einleitungen beigegeben hat, sondern wo auch die Akten und Urkunden von 1492 bis 1814 gesammelt sind64. Für unseren Untersuchungszeitraum (bis ca 1500) enthält es jedoch nur drei Einträge: Papst Alexander VI. (11. Aug. 1492–18. aug. 1503) befiehlt für den bereits von seinem Vorgänger Innozenz VIII. (29. Aug. 1484–25. Juli 1492) für Garjar auf Grönland (ecclesia Gadensis in fine mundi sita in terra Gronlandie) auersehenen electus Mads Knudsen (venerabilem fratrem nostrum Mathiam electum gadensem ordinis s. Benedicti), alle zur Bischofsernennung nötigen Urkunden gratis auszustellen65, da das Land so 60 Siehe Grg. I b, c. 248 (S. 197, Z. 5 = Heusler, Graugans, S. 420). 61 Magnuss saga lagabœtis, die Saga von Magnus Lagabœter, ist großenteils verloren (vgl. Simek/Pálsson, Literatur, S. 257f), sie dürfte über das Schicksal der Jónsbók Auskunft gegeben haben; vgl. Mindesmærker III, S. 457; Knud Berlin, Grönland, in: Tidsskrift for Retsvidenskap, årg. 42 (ny Række VIII), 1929, S. 104–166 (163 ff) gegen Jón Duason, S. 189 ff. 62 Finn Magnusen: „1280 deyji Magnus konungr; à sama ári sendi hann Jón lögmann, er kallajr var gjaldkyli, med lögbók híngaj til Íslands; svo segja at sú sama bók hafi til Grœnlands komit; hun var köllut jónsbók“, zitiert nach Mindesmærker III, S. 458. 63 Siehe Claus Christophersøn Lyschander, Grönlandske Chronica, S. 66: „Man vil oc sige den Lov bleff sendt henover til Grönland, der kyndet oc kjendt, hvor de skulle redelig leffve“, zitiert nach Mindesmærker III, S. 458; vgl. Magnus Rindal, corpus VII, S. 13. 64 Louis Bobé, Diplomatarium Grœnlandicum, København 1936; vgl. auch Wolfgang Wagner, Gesetzgebung, S. 525 f. 65 Urkunde v. 23. Oktober 1492, in: Dipl. Grœnlandicum Nr. 1, S. 3f = DN Bd. XVII, S. 644 f.
Das Rechtswesen
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arm sei, daß die Bewohner „ob defectum panis, vini et olei, siccis piscibus et lacte uti consuerunt“. Aus dem Jahre 1521 gibt es zwei Berichte: Am 8. Februar meldet der Ritter Sören Norby König Christian II., daß er bereit sei, nach Grönland zu segeln, aber nicht vor Ostern segelfertig sei66, und am 21. September bittet aus Rom Klaus Pedersen den König, dafür zu sorgen, daß nicht die Spanier Grönland anlaufen, sondern dänische Schiffe die Verbindung halten statt nach Indien zu fahren. Das würde ihm und dem Reich in Zukunft größeren Nutzen bringen67.
66 Dipl. Grœnlandicum Nr. 2, S. 4. 67 Dipl. Grœnlandicum Nr. 3, S. 4 f.
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3. Kapitel Dänemark
Überblick
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A. Überblick I. Landschaftsrechte Dänemark gliederte sich im Mittelalter in drei Rechtskreise: Jütland (mit Schleswig, Fünen und Langeland), Seeland (mit Lolland)1 und Schonen (mit Halland und Blekinge)2. Die ältesten überlieferten dänischen Rechtsbücher finden sich in Schonen, das erst im Frieden von Roskilde 1658 endgültig schwedisch wurde. Es sind dies Skånelagen, das nach 1202 und vor 1216 aufgezeichnet wurde3. Nach 1216 ist der liber legis Scaniae verfaßt worden, ein Rechtsbuch in lateinischer Sprache, das dem Erzbischof Anders Sunesøn oder einem Mitglied des Lunder Domkapitels zugeschrieben wird. Er fußt auf denselben Quellen wie Skånelagen, folgt im Wesentlichen dessen Aufbau, systematisiert aber den Stoff besser. Er war jedoch kein Lehrbuch für die Lunder Domschule, sondern sollte seinen Schlußworten nach „ad utilitatem totius terre“ dienen. Allerdings stimmt der Inhalt beider Rechtsbücher nicht völlig überein4. Skånelagen galt auch in Halland, auf Bornholm und in Blekinge, obwohl diese Landschaften zu Schweden, gehörten5. Der zweite dänische Rechtskreis ist der seeländische, der auch die Inseln Møn, Lolland und Falster umfaßte. Seine zwei Rechtsbücher sind jünger als Skånelagen, aber vor 1241 verfaßt. Es sind Waldemars Sjællandske Lov, dessen besonders für Schonen zugerichtete Fassung Arvebog og Orbodemål
1 Vgl. Kroman, Art. ESjL in: KLNM Bd. IV, Sp. 34; Karte bei Hoff, S. 14. 2 Vgl. die Karte über die dänischen Harden unten S. 284; Fenger, Jydske Lov, S. 38: Schonisches Recht galt außer in Schonen auch in Halland, Blekinge und auf Bornholm; seeländisches Recht in Seeland, auf Møn, Lolland und Falster; jütsches Recht in Nord- und Südjütland und auf Fünen mit dessen kleineren Inseln. 3 Vgl. zu Skånelagen und seiner Datierung Strauch, Art. Schonen in RGA2, Bd. 27 (2004), S. 256–266. 4 Vgl. Strauch, Art. Schonen in RGA2, Bd. 27 (2004), S. 260 f. 5 Vgl. Amira/Eckhardt, I, S. 89; Skånelagen, Druck: Carl Johann Schlyter (Samling af Sveriges Gamla Lagar [SSGL], Bd. IX), Lund 1859; Skånske Lov, Anders Sunesøns Parafrase, Skånske Kirkelov m. m. Danmarks gamle Landskabslove med Kirkelovene, Bind I, 2 [DGL], ed. Aakjær/ Kroman, København 1933.
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Dänemark
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Karte 11: Harden in Dänemark. Ca. 1250. Harden im mittelalterlichen Dänemark (ca 1250) I. JYSKE LOV (Jütsches Recht) W ÆNDLE SYSSEL : 1. Horns; 2. Winæbiærg; 3. Burlun; 4. Jarlslef; 5. Kyærræ; 6. Læsø birk (not an actual herred); 7. Hwet; Thythæ syssel 8. Hanæ; 9. Hildeslef; 10. Hunbiærg; 11. Hasing; 12. Refshøg; Saling syssel: 13. Morsø nørræ; 14. Morsø syndræ; 15. Hargæ; 16. Rything; 17. Nørgæ; 18. Hærnburg; 19. Fyallans; Himber syssel 20. Slæthe; 21. Hornum; 22. Gislum; 23. Rins; 24. Hornøg; 25. Flæskium; 26. Hellyum; 27. Hethænstathæ; Omungær syssel: 28. Othænshyllæ; 29. Gerlef; 30. Hallæ; 31. Styfrig; 32. Lyungæ syndræ; 33. Lyungæ nørræ; 34. Mæthælsholm; Abo syssel: 35. Galtæn; 36. Halla; 37. Rougzsøe; 38. Dyursø nørræ; 39. Dyursø syndræ; 40. Mulnæs; 41. Lithæsbiarg; 42. Saghæbrok; 43. Haghælbiarg; 44. Giærnæ; 45. Framlef; 46. Hialmæslef; 47. Hasløg; 48. Ningge; 49. Samsø; Lofræth syssel: 50. Harz; 51. Horæ; 52. Biarg; 53. Hattyng; 54. Nym; 55. Thysting; 56. Vraz; 57. Hiz; 58. Lyusgard; Harthe syssel: 59. Geting; 60. Hiarmæ; 61. Skodburg; 62. Wændlefolk; 63. Ulburg; 64. Heingæ; 65. Bylæng; 66. Hamrum; Ialyng syssel: 67. Wang; 68. Ialyng; Warwith syssel: 69. Horns; 70. Skazsta; 71. Moltæ; Almundæ syssel: 72. Iarlæz; 73. Anzstat; 74. Almundæ; Barwith syssel: 75. Thyurstrop; 76. Hathærslef; 77. Gramæ; 78. Frøs; 79. Rafnsthorp; Ellæm syssel: 80. Hwityng; 81. Høthær; 82. Løghæ; 83. Kyærræ; 84. Slox; 85. Risæ; 86. Lyungtoft; 87. Sundwith; Istathe syssel: 88. Husby; 89. Ny; 90. Slæs; 91. Struksthorp; 92. Ugglæ; 93. Wiz; 94. Nørrægøs; 95. Syndrægøs; 96. Arælds; 97. L AND ZWISCHEN S CHLEI UND E IDER : (gehört nicht zur Hardeneinteilung, sondern wird gewöhnlich als Einheit betrachtet, unterteilt in die Landschaften Stapeleholm, Fræzlæt, Kamp, Iernewith, and Swansø); Utland*: 98. Thynning; 99. Giæthning; 100. Utholm; 101. Lundæbyarg; 102. Edoms; 103. Pylwærm; 104. Byltring; 105. Wyriks; 106. Føør wæstær; 107. Føør østær; 108. Bokyng; 109. Horsæby; 110. Syld; Alsæ: 111. Nørræ; 112. Syndræ; Feonia: 113. Wændæslæt; 114. Bokæ; 115. Schogby; 116. Schammæ; 117. Lundæ; 118. Othæns; 119. Salæng; 120. Asum; 121. Byærg; 122. Winnyng; 123. Guthum; 124. Sundz (mit Thosland); 125. Ærræ; Langæland: 126. Nørræ; 127. Syndræ; 128. Imbræ (kein Teil der Hardeneinteilung). * Die Harden des friesischen Außenlandes (Nrn. 98–110) wurden durch Sturmfluten im vierzehnten und siebzehnten Jahrhundert schwer beschädigt und großenteils vernichtet; Die Karte zeigt die jetzige Küstenlinie und die Reste der Harden über dem Meeresspiegel. II. SJÆLLANDSKE LOV (Seeländisches Recht) Syaland: 129. Odz; 130. Skyppings; 131. Arfs; 132. Tuzæ; 133. Myærløs; 134. Løghæ; 135. Slauløsæ; 136. Flackebyærg; 137. Strø; 138. Lyung; 139. Iurlund; 140. Støfnæs; 141. Smørem; 142. Litlæ; 143. Tunæ; 144. Semæ; 145. Horns; 146. Walbys; 147. Ryngstath; 148. Alæstat; 149. Thyuthæbiærg; 150. Ramsyo; 151. Byauerscog; 152. Stethyums; 153. Faxæ; 154. Hamar; 155. Burghøs Møøn: 156. Møøn; Falstria: 157. Nørræ; 158. Syndre; Laland: 159. Mossæ; 160. Fuglæ; 161. Arnøng; 162. Horselund. III. SKÅNSKE LOV (Schonisches Recht) Halland: 163. Fyæræ; 164. Wiskærdal; 165. Hænøfle; 166. Farthusæ; 167. Aræstath; 168. Halmstath; 169. Thundrøs; 170. Høx; Scania: 171. Biærg; 172. Asbo nørræ; 173. Asbo syndræ; 174. Lyuthgud; 175. Rynæbyarg; 176. Othæns; 177. Harthakær; 178. Dapræ; 179. Thornæ; 180. Baræ; 181. Oshøg; 182. Skøz; 183. Wæmundhøg; 184. Lyugnæs; 185. Hæruæstat; 186. Ingilstat; 187. Iarlæzstat; 188. Albo; 189. Færs; 190. Gæræ; 191. Gything; 192. Wætlands; Lystær: 193. Lystær; Blekyng: 194. Wæstærst; 195. Mæthlæst; 196. Østærst; Burghændæholm: 197. Haslæ; 198. Rothnæ; 199. Hænnings; 200. Michlingæ.
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heißt (AO)6, und das viel umfangreichere Eriks Sjællandske Lov, das auch Siælands logh oder Lex Erici regis heißt7. Zu diesen privaten Aufzeichnungen traten in Dänemark schon früh Gesetze, wozu auch die Kirchenrechte von Schonen und Seeland gehören: Das schonische Kirchenrecht hat Erzbischof Eskil von Lund (1137–1178) wahrscheinlich 1171 mit seinen Bauern vereinbart8. Da er mit Bischof Absalon von Roskilde gut zusammenarbeitete, und der Inhalt dieses Vertrages dem seeländischen Kirchenrecht gleicht, dürften beide etwa 1171 entstanden sein9. Neben diese kirchlichen treten seit 1200 die auf dem Landsting (commune placitum) beschlossenen Gesetze und Verordnungen, von denen die Totschlagsverordnung Knuts VI. (1182–1202) vom 28. Dezember 120010 und die Eisenprobenverordnung Waldemar Sejrs von ca 121611 die ältesten sind. Der dritte dänische Rechtskreis ist der jütische, der neben Jütland auch die Insel Fünen umfaßte. In anderen dänischen Landesteilen (Alsen, Langeland und einem Teil Schleswigs) ist es erst in der frühen Neuzeit übernommen worden. Waldemar II. Sejr (1202–41) hat auf dem Reichstag zu Vordingborg im März 1241 Jyske Lov als Kodifikation des jütischen Rechts und damit als Gesetzbuch beschließen lassen. Es hat teilweise bis 1900 gegolten und zeigt deutliche Einflüsse des kanonischen (und damit auch des römischen) Rechts12. Vom Ende des 13. Jahrhunderts (nach 1286) stammen Thords Artikel in lateinischer Sprache (mit verkürzter Übersetzung ins Altdänische und Niederdeutsche13, die das Jyske Lov teils ergänzten teils
6 Vgl. Strauch, Art. Sjællandske Love, in: RGA2, Bd. 28 (2005), S. 535–542. 7 Druck: Eriks Sjællandske Lov, in: Danmarks Gamle Landskabslove med Kirkelovene [DGL], Bd. V, (Texte 1–2), ed. Peter Skautrup, København 1936; Bd. VI (Texte 3–5), ed. Mogens Lebech med Peter Jørgensen u. Peter Skautrup, ebda 1937; Waldemars Sjællandske Lov, [VSjL] in: Danmarks Gamle Landskabslove med Kirkelovene [DGL], Bd. VII (Waldemars Sjællandske Lov, Arvebog og Orbodemål [AO]), ed. Erik Kroman, København 1942; Bd. VIII (Waldemars Sjællandske Lov. Ældre og Yngre Redaktion [ÆR; YR] samt Sjællandske Kirkelov [SjKL], ed. Kroman, ebda 1941. 8 Es ist dänisch und in lateinischer Übersetzung überliefert, Druck in Waldemars Sjællandske Lov (wie Fn. 7). 9 Druck in Waldemars Sjællandske Lov (wie Fn. 7); vgl. Stig Iuul, Art. Kyrkorätt, Danmark in KLNM Bd. X, S. 5f und Strauch, Art. Sjællandske Love in RGA2, Bd. 28 (2005), S. 541. 10 Druck in: DGL I, S. 774, vgl. Erik Kroman (Hrsg.), Rigslovgivning indtil 1400, Nr. 4, S. 41. 11 Druck in: DGL I, S. 781–791; vgl. Erik Kroman (wie Fn. 10), Nr. 5, S. 41; vgl. Strauch, Art. Sjællandske Love, in: RGA2, Bd. 28 (2005), S. 535–542 (S. 537). 12 Vgl. Ole Fenger, droit Romain, S. 13 ff, 29 ff, 51 ff. 13 Vgl. die sieben verschiedenen Texte von Thords Artikler in DGL, Tillæg till Bd. VII (1961), S. 77–426.
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Vorschläge zur Rechtsbesserung waren, woraus erhellt, dass den Zeitgenossen die königliche Gesetzgebung zu weit ging und man versuchte, sie zu beschneiden14. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts hat König Christian II. (1513–23) ein Land- und Stadtrecht erlassen15, das die bisherigen Wege der landschaftlichen Gesetzgebung verließ und sich den neuen Gedanken des Humanismus und der Fürsorge für die Einwohner öffnete, dabei allerdings auch die Macht des Königtums gegen Adel und Kirche zu stärken suchte. Es hat jedoch nur zwei Jahre gegolten.
II. Stadtrechte Neben dem Landrecht gab es in Dänemark auch Stadtrechte. Zuerst wurden sie in Jütland aufgezeichnet. Zu erwähnen sind die lateinischen Statuten von Schleswig (etwa 1200/1202)16, die später auf Horsens17, Æbeltoft18 und Flensburg19 übertragen wurden. Von anderen Stadtrechten unabhängig war die skraa von Aabenraa20 (Apenrade, [vor 1241]) und die von Haderslev21, die 1292 bestätigt wurde22. Einige dänische Städte haben lübisches Recht aufgenommen, so Tønder (1243)23 und Ribe24, das Erik Klipping (1259–86) am 26. Juni 1269 bestätigt hat. Es wurde auch auf andere jütische
14 Vgl. Jacob F. Kinch, S. 230 ff und Strauch, Art. Jyske Lov in RGA2, Bd. 16 (2000), S. 146. 15 S. dazu unten G II., S. 343–356. 16 Schleswig: Druck bei Erik Kroman, Danmarks gamle Købstadslogivning, Bd. I (1951), S. 1–76. 17 Horsens: Druck bei Erik Kroman, Danmarks gamle Købstadslogivning, Bd. II (1952), S. 155–164. 18 Æbeltoft: Druck bei Erik Kroman, Danmarks gamle Købstadslogivning, Bd. II (1952), S. 191–197. 19 Flensburg: Druck bei Erik Kroman, Danmarks gamle Købstadslogivning, Bd. I (1951), S. 91–211. 20 Aabenraa: Druck bei Erik Kroman, Danmarks gamle Købstadslogivning, Bd. I (1951), S. 243–263. 21 Haderslev: Druck bei Erik Kroman, Danmarks gamle Købstadslogivning, Bd. I (1951), S. 265–284. 22 Vgl. Peder G. Thorsen, De med Jydske Lov beslægtede stadretter for Slesvig, Flensborg, Aabenraa og Haderslev, 1855; Amira/Eckhardt I, S. 93, 97, Anm. 22. 23 Tondern: Druck bei Erik Kroman, Danmarks gamle Købstadslogivning, Bd. I (1951), S. 213–242. 24 Ribe: Druck bei Erik Kroman, Danmarks gamle Købstadslogivning, Bd. II (1952), S. 1–106.
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und fünensche Städte übertragen und ist nach 1350 unter dem Namen Kong Erik Klippings almindelige Stadsret (Byret) bekannt25. Im seeländischen Rechtsbereich sticht Kopenhagen26 mit seinen Stadtrechten seit 1254 hervor, die nach dem 14. Oktober 1443 – teilweise unter Anleihen beim schonischen Stadtrecht – zu Kong Christoffer af Bayerns allmindelige stadsret weitergebildet wurden27. Kong Hans’ stadsret verarbeitet Magnus Erikssons und Christoph von Bayerns sowie das Kopenhagener Stadtrecht28. In Schonen gab es einen stadtrechtlichen Grundstock in Gestalt des biærkeræt, das zwischen 1216 und ca 1250 wohl für Lund29 in dänischer Sprache aufgezeichnet wurde30. Waldemar III. (1326–30) hat es 1326 bestätigt. Auch in Helsingborg31, Halmstad, Væ, Sølvitsborg, Tommerup und Ystad hat es nach einiger Umarbeitung gegolten. In der Unionszeit (1397–1521) folgte dem allgemeinen Stadtrecht Königs Christophs von Bayern 1484 oder 1487 ein allgemeines Stadtrecht des Königs Hans (1481–1513), das dänisches und schwedisches Stadtrecht vereinte32.
III. Gefolgschaftsrecht Das dänische Gefolgschaftsrecht ist in drei Formen überliefert: in einem altdänischen Text, der zwischen 1182 und 1201 entstand, in Sven Aggesens lex curiae und in der lex curiae des Saxo Grammaticus33. Zwischen 1240 25 Vgl. Vilhelm A. Secher, (Hrsg.), Den såkalte Erik Glippings byret, 1882; Erik Kroman (Hrsg.) in: Danmarks gamle Købstadslogivning, Bd. V: Almindelige Stadsretter og almindelig Købstadlovgivning, (1961), S. 1–35. 26 Kopenhagen: Druck bei Erik Kroman, Danmarks gamle Købstadslogivning, Bd. III (1955), S. 1–119. 27 Von 1397 bis 1521 waren die drei Königreiche Dänemark, Norwegen und Schweden in der Kalmarer Union vereinigt. Christoph von Bayern regierte von 1440–48. Druck seines Stadtrechts in: Danmarks gamle Købstadslogivning, udg. Erik Kroman, Bd. V (1961), S. 35–71; vgl. Amira/Eckhardt I, S. 93 f. 28 Druck bei Erik Kroman (wie Fn. 25), Bd. V (1961), S. 72–102. 29 Lund: Druck bei Erik Kroman, Danmarks gamle Købstadslogivning, Bd. IV (1961), S. 1–26. 30 Vgl. dazu Strauch, Art. Schonen in RGA 2, Bd. 27 (2004), S. 264 f. 31 Die schonischen Stadtrechte sind gedruckt bei Erik Kroman, Danmarks gamle Købstadslogivning, Bd. IV (1961): Helsingborg: S. 149–166; Væ: S. 215–231; Sølvitsborg: S. 311 – 316; Tommerup: S. 197–201; Ystad: S. 191–196. 32 Druck in: Erik Kroman, Danmarks Gamle Købstadlovgivning, Bd. V, (s. o. Fn. 27). 33 Vgl. Karsten Friis-Jensen, Art. Saxo Grammaticus, in: RGA2, 26 (2004), S. 549–554; Strauch, Art. Vitherlagsret in RGA2, Bd. 32 (2006), S. 460–469 (460–462).
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und 1259 hat der König das Vitherlagsret novelliert. Seit etwa 1400 wurde das schwedische gardsret in Dänemark eingeführt und mehrfach überarbeitet34.
34 Vgl. Amira/Eckhardt I, S. 95.
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B. Seeländische Rechtsquellen I. Allgemeines In Dänemark gab es im Mittelalter drei Rechtskreise: Seeland, Schonen und Jütland. Der jütische umfaßte außer Jütland auch die Inseln Fyn und Langeland, der schonische außer dem heutigen Schonen auch Halland, Blekinge und Bornholm, der seeländische außer Seeland seit 1284 auch die Inseln Møn, Falster und Lolland35. Um 1150 fanden sich weder in Schweden noch in Dänemark irgendwelche Rechtsaufzeichnungen. Ihr Beginn hängt vermutlich mit der neuen Stellung Valdemars I. zusammen, der nach der Schlacht auf der Grathe Heide am 23. Okt. 1157 Alleinherrscher in Dänemark geworden war. Im Jahre 1156 oder 1157 war sein Pflegebruder Absalon36 von seinen Studien in Paris zurückgekehrt. 1158 wurde er Bischof von Roskilde und 1178 Erzbischof von Lund. Als Leiter der Politik Valdemars I. (1157–82) versammelte er wahrscheinlich kurz vor der Schlacht auf der Grathe Heide einen Kreis von jütischen und seeländischen Großen in Viborg (Jütland), um die bislang mündlich überlieferten Rechtsregeln zu sammeln und niederzuschreiben. Dass es sich dabei um Adelige und nicht um freie Bauern gehandelt hat, folgt daraus, dass die Ehegatten in dem zunächst zusammengestellten Erbbuch der Ældere Redaktion und der Yngre Redaktion, die sprachlich westnordische Einflüsse zeigen, bondæ (mannæn) und frughæ(n) heißen. Frue (Frau) meint aber stets die hochmittelalterliche Adelsfrau. Dagegen nennt Arvebog og Orbodemål die Ehegatten bonde und kunæ37. Wohl ca 1158 folgte der zweite Teil von Valdemars Sjællandske Lov (Orbodemal, Unbüßbare Sachen), redigiert in Seeland. In den Quellen taucht mehrfach der Ausdruck leges Danorum auf, so dass fraglich ist, ob es sich dabei um ein schriftliches Reichsgesetz handelt. Jedoch ist die Bedeutungsbreite von lex sehr weit: Niermeyer/van de Kieft38 weisen 33 verschiedene Inhalte nach, darunter auch ‚Gewohnheitsrecht‘ 35 Vgl. Poul J. Jørgensen, Retshistorie, S. 18. 36 Absalon, geb. in Fjenneslev/ Sorø im Oktober 1128 ( ? ), † 21. März 1201 in Sorø. 37 Vgl. Johannes Brøndum-Nielsen, Sprogformen, S. 107, Erik Kroman, Ugeskrift S. 173; derselbe, Slægtskab, in: Acta philologica Scandinavia Bd. 29 (1973), S. 111 – 126. 38 Vgl. Niermeyer/van de Kieft, Lexicon, I, S. 786–790.
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(Nr. 10) und ‚Stammesrecht‘ (Nr. 14). Da die dänischen Urkunden weitgehend dem kontinentalen Urkundenstil folgen, dürfte beim Begriff leges Danorum der Schluss auf ein geschriebenes Reichsgesetz sehr zweifelhaft sein, da nähere Hinweise fehlen. Man vergleiche etwa das Privileg Valdemars I. für das Kloster Tommerup39 vom 27. März 1161: (concedimus … lege Danorum servata …), ferner eine Annalnotiz in den Annales Ryenses für 1170 in Rydårbogen (entstanden im Rydkloster an der Flensburger Förde): „Leges Danorum editi sunt“40. Spätere Annalwerke (die Annales Slesuicenses ad 1268 und die Annales Ripenses) haben sie übernommen, woraus Fenger schloß, damals sei Arvebog og Orbodemål auf ganz Dänemark ausgedehnt worden41. Ob es sich dabei freilich um einen Gesetzgebungsakt gehandelt hat, ist nicht überliefert. 1171 erließ Absalon das seeländische Kirchenrecht42. Saxo berichtet in Kapitel 16: 4: 243 über eine von Knut VI. (1182–1202) nach Samsø berufene Versammlung von Adeligen (ingenti nobilitate contracta) für 1184, die etiam iuris civilis emendandi gratia einberufen wurde, doch leider läßt sich der Notiz nicht entnehmen, welche Beschlüsse sie fassen und ob hier ein Reichsgesetz verabschiedet werden sollte. Doch scheint Valdemars Sjællandske Lov um 1200 eine Art Reichsrecht gewesen zu sein, denn andere Aufzeichnungen gab es nicht. Deshalb ist es auch zu dieser Zeit in schonischem Dialekt nach Schonen eingeführt worden. Erst nach 1210 hat die nach seinem Vorbild erfolgte Redaktion von Skånelagen Valdemars Sjællandske Lov dort verdrängt. Vor 1241 hat man aber Eriks Sjællandske Lov aufgezeichnet und dabei mehrere Beschlüsse des Landsthings berücksichtigt. 1241 arbeitete schließlich eine Kommission Jyske Lov aus. Dass Valdemar I. bei diesen Aufzeichnungen nicht als Gesetzgeber tätig war, ist zwar richtig, doch ist Valdemars Sjællandske Lov zu seiner Regierungszeit niedergelegt worden und Eriks Sjællandske Lov dürfte zur Regierungszeit Erik Plovpennings (1241–50) auf Seeland in allgemeinen Gebrauch gekommen sein.
39 Privileg Valdemars I. für das Kloster Tommerup, in: DD I. Række, Band 2, Nr. 143 vom 27. März 1161, S. 268–271. 40 Vgl. die Notiz in den Annales Ryenses für 1170 (Rydårbogen), in: Danmarks Middelalderlige Annaler [DMA] S. 166; sie ist von späteren Annalwerken, z. B. den Annales Slesuicenses ad 1268, in: Annales Danici [AD], S. 134 und den Annales Ripenses, in: Annales Danici, S. 150 übernommen worden. 41 So: Ole Fenger, Jydske Lov S. 47; ähnlich Michael H. Gelting, FS Inger Dübeck, S. 44 ff; Inger Dübeck, Skånske Lov, S. 410f; ablehnend dagegen: Annette Hoff, S. 16 ff (18). 42 S. u. IV, S. 299–300. 43 Saxo, 16: 4: 2, bei Olrik/Raeder I, S. 540 f.
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II. Valdemars Sjællandske Lov 1. Überlieferung Das ältere der beiden seeländischen Landschaftsrechte ist in drei Fassungen überliefert, nämlich als schonisches Arvebog og orbodemål [AO] (Erbbuch und unbüßbare Sachen) sowie einer älteren [Ældre Redaktion] und einer jüngeren seeländischen Redaktion [Yngre Redaktion]. Die Entstehung ist etwas verzwickt. Zwar scheint zuerst der erste Teil von Arvebog og Orbodemål (das Erbbuch) niedergelegt zu sein, doch gibt es davon keine frühe Handschrift: AO ist nur in der schonischen Fassung aus der Mitte des 15. Jhs. überliefert44. Die älteste Handschrift von ÆR ist Stockholm C 69, 8° von ca 140045, während von YR mehrere Handschriften von ca 1300 existieren46. ÆR und YR mit ihren Inversionsformen im Erbbuch (z.B. ÆR 35: 11 und YR 37: 947) weisen westnordische Stilformen auf. ÆR nimmt unter den ostnordischen Rechtstexten eine Sonderstellung ein, weil es in westnordischer Rechtssprache nach 1157, wahrscheinlich um 1160 aufgezeichnet ist. Das deutet sich auch in der Überschrift seines ältesten Fragmentes: AM 24. 4° vom Ende des 13. Jhs. an, die sagt: „thætæ ær the rætæ sialanzfaræ logh oc thæn gamlæ ut aruæ mal“ (Dies ist das rechte Seelandfahrergesetz und das alte Erbrecht)48. Frühere Ausgaben von Valdemars Sjællandske lov haben Peder Goth Thorsen49 1852 und Christian Ludvig Kjer50 1890 vorgelegt. Maßgeblich ist jetzt die Ausgabe von Erik Kroman51 in Danmarks Gamle Landskabslove von 1941/42. AO kennt noch die Eisenprobe52, für die das 4. Laterankonzil 1215 die Mitwirkung von Priestern verbot53, und die danach allmählich abstarb. In 44 Vollständige Überlieferung von AO zuerst in der Rantzauischen Hs. E don. var. 136. 4° v. 1472 ( ? ), nach einer Hs. v. 1430, vgl. DGL Bd. VII, S. XII, LVI. 45 Vgl. dazu DGL, Bd. VII, S. XXVI, XXXVIIf. 46 Vgl. Erik Kroman, DGL,. Bd. VII, Einl. S. XXXVIII. 47 Vgl. Johannes Brøndum-Nielsen, Sprogformen, S. 103. 48 DGL, Bd. VIII, S. 107; vgl. Johannes Brøndum-Nielsen, Sprogformen, S. 103; vgl. aber Gerd Wellejus, S. 139. 49 Peder Goth Thorsen, Valdemars Sjællandske Lov og Absalons Sjællandske Kirkelov, Kjøbenhavn 1852. 50 Christian Ludvig Kjer, Valdemars sjællandske lov: et bidrag till den danske Lov historie, Aarhus 1890. 51 DGL, Bd. VII: Valdemars Sjællandske Lov: Arvebog og Orbodemål, København 1942 und Bd. VIII: Ældre og yngre Redaktion samt Sjællandske kirkelov, ebda 1941. 52 Die Eisenprobe z. B. in: AO II: 4 (DGL, Bd. VII, S. 66 und öfter. 53 Verbot der Mitwirkung von Priestern an den Gottesurteilen in: conc. Lat. IV. can. 18, COD II, S. 244 = c. 9 X. III 50 (Friedberg II, S. 659f).
Seeländische Rechtsquellen
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Schonen ersetzt sie das Statut Valdemar Sejrs von ca 121654, auch läßt AO I: 8155 die erbberechtigte Sippe mit dem „siebten Mann“ enden. Die beiden anderen Redaktionen haben statt der Eisenprobe die næfnd (den Ausschuß), vgl. z. B. ÆR, Text I, c. 172, 17656 und bei ihnen endet die erbberechtigte Sippe mit dem „fünften Mann“57. Die Sprache in AO ist schonisch eingefärbt, sie weist die gleichen Eigenarten auf, wie das Seeländische und das Schonische Kirchenrecht, was darauf hinweist, dass die beiden Kirchenrechte in Seeland (vermutlich unter dem Einfluß Absalons) entworfen wurden58. Die schonische Dialektfärbung rührt nicht daher – wie früher angenommen –, dass AO erst im späteren Mittelalter nach Schonen übertragen und dort als subsidiäres Recht neben Skånelagen gebraucht worden ist. Vielmehr scheint es nach neueren Erkenntnissen59 bereits vor 1202 nach Schonen übertragen worden zu sein, denn es enthält weder das Gesetz Valdemar Sejrs über Sippenbuße von 120260 noch das Verfahren vor dem Ausschuß (næfnd), sondern ordnet – wie gesagt – noch die Eisenprobe an. Als Skånelagen ca 1210 (das nach dem Vorbild von AO gegliedert ist) aufgezeichnet wurde, trat jenes zurück, kam aber nach 1400 als novella lex Scaniæ regis, nämlich als ergänzende Rechtsquelle, wieder in Gebrauch61. 2. Die Sprache Nachdem Graf Adolf v. Holstein 1143 die Kaufmannssiedlung Lübeck neu gegründet hatte, drangen die deutschen Kaufleute bald nach Dänemark vor, so dass mit ihnen deutsche Lehnworte in die dänischen Sprache einwanderten. Die Zahl der Lehnworte in den dänischen Landschaftsrechten läßt deshalb Rückschlüsse auf ihr Alter zu62. VSjL weicht von den anderen mittelalterlichen dänischen Landschaftsrechten insofern ab, als es kaum 54 55 56 57 58 59
Vgl. DGL, Bd. I, 2, Skånelagen, Tillæg XII, S. 781–791. In: DGL, Bd. VII, S. 63, ~ JL I: 23, DGL Bd. II, S. 61. In: DGL, Bd. VIII, S. 82, 84; vgl. Strauch, Eisenprobe, S. 771 f. In: VSjL, ÆR, Text 1, c. 81b; YR, Text 1 c. 20, DGL, Bd. VIII, S. 41, 280. Vgl. Carl Ivar Ståhle, Studier, S. 156f; Paul Diderichsen, Prosahistorie, S. 79 f. Vgl. dazu: Johannes Brøndum-Nielsen, Sprogformen, S. 105 ff; Kroman, Slægtskab, in: Acta philologica Scandinavia Bd. 29, København 1973, S. 111 ff, und derselbe in KLNM, Bd. XIX, Art. Valdemars Sjællandske Lov, Sp. 461. 60 Gesetz über Sippenbuße mitgeteilt bei ASun c. 45, Text in Tillæg II, DGL Bd. I, 2, S. 732 f (Text 1) und S. 736f (Text 2) = SGL, Bd. IX, Skånelagen, I. Add. B 5, S. 218–221. 61 Vgl. Johannes Brøndum-Nielsen, Sprogformen, S. 105 ff. 62 Vgl. Marius Kristensen, S. 12 ff; Erik Kroman, Slægtskab, in: Acta philologica Scandinavia Bd. 29, 1973, S. 114f; Ole Fenger, Jydske Lov S. 45; zum deutschen Einfluß vgl. auch Karl Haff, Einfluss (1938), S. 3 ff.
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Dänemark
deutsche Lehnworte hat, wogegen Skånelagen mehrere und Jyske Lov sowie Eriks Sjællandske Lov (ESjL) die meisten Lehnworte aufweisen. ÆR und YR stehen einander nicht nur sprachlich und in der Ausdrucksweise nahe, sondern sind nach Brøndum-Nielsen63 auch jütisch geprägt, das älteste Bruchstück von ÆR: AM 24, 4° von 1280/90 am meisten64 hin. Er vermutet, ein Jüte habe es niedergeschrieben und es sei von Jütland nach Seeland übertragen worden. Darauf weise auch YR c. 1365 hin, wo eine Witwe ein Grundstück nach jütischem Recht überträgt: hun scotæ tha at iuzk logh, während ÆR c. 6566 sagt, tha ær thætte syælanzfaræ logh67. Diese These haben neuerdings Bjerrum68 und Wellejus69, angegriffen. Sie meinen, es handele sich dabei nicht um jütische Eigenheiten, sondern um die damals allgemein gebräuchliche dänische Rechtssprache. Bemerkenswert für Valdemars Sjællandske Lov ist auch, dass die Hörer auf dem Thing persönlich angesprochen werden, wobei der Sprecher jeg benutzt, wenn er auf früher Gesagtes verweist70, vi dagegen, wenn er Vorschriften einführt oder erklärt71. Das läßt nicht auf das Vorhandensein eines Rechtsprechers auch in Dänemark schließen72, sondern bedeutet nur, dass ein Kreis von Rechtskundigen die Aufzeichnung ausgearbeitet und dass ihr Sprecher das Ergebnis auf dem Thing vorgetragen hat. Kroman73 meint zu Recht, dass es sich um eine schriftliche Ausarbeitung handelt: Die Verweise auf früher Gesagtes74 hätten Zuhörer nicht nachvollziehen können.
63 Vgl. Johannes Brøndum-Nielsen, Sprogformen, S. 103 ff. 64 DGL, Bd. VII, S. VIII, XXXVIII, Johannes Brøndum-Nielsen, Sprogformen, S. 103; vgl. Erik Kroman, Ugeskrift, S. 173. 65 YR, c. 13 (DGL, Bd. VIII, S. 272. 66 ÆR c. 65 (DGL, Bd. VIII, S. 32. 67 Vgl. Michael H. Gelting, Skånske Lov, S. 45. 68 Vgl. Anders Bjerrum S. 214. 69 Gerd Wellejus, S. 139, ebenso: Annette Hoff, S. 18. 70 Z. B. ÆR c. 58 (DGL, Bd. VIII, S. 29); YR c. XI (DGL, Bd. VIII, S. 270. 71 Z. B. ÆR, Text II, c. 27 (DGL, Bd. VIII, S. 112: æn thæt wilæ wi at .i. withæ at …; oder: thæt skulæ i oc witæ (AO c. 60 [DGL, Bd. VII, S. 45; ÆR c. 57; YR c. 10b (DGL, Bd. VIII, S. 29, 269); vgl. Erik Kroman, Slægtskab, in: Acta philologica Scandinavia Bd. 29, 1973, S. 115. 72 So: Konrad Maurer, Dänemark, S. 363 ff, anders jedoch: Vilhjalmur Finsen, Love, S. 216 ff, Fn. 1. 73 Erik Kroman, Slægtskab, in: Acta philologica Scandinavia Bd. 29, 1973, S. 115f; vgl. Christian Kjer, S. 59 ff. 74 Verweise auf früher Gesagtes, z. B. AO I: 43 auf I: 27 ff (DGL, Bd. VII, S. 31 auf S. 20 ff); I: 44 auf I: 14 (DGL, Bd. VII, S. 32 auf S. 11) oder I: 61 auf I: 4 (DGL, Bd. VII, S. 45 auf S. 5), und zwar ohne Nennung des bezogenen Kapitels.
Seeländische Rechtsquellen
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3. Die verschiedenen Redaktionen ÆR und YR stehen der ursprünglichen Niederschrift näher als AO. Andererseits weisen AO und ÆR gemeinsame Fehler auf, die sich in YR nicht finden. Daraus ist zu schließen, dass sich YR von einer anderen Mutterhandschrift herleitet. Die Sprache von Valdemars Sjællandske Lov (ÆR und YR) ist einfach und klar, der Aufbau sytematisch, mit einer Ausnahme: Das Erbbuch I: 47 bricht mitten im Text ab, danach sind die c. 48–53 eingeschoben, c. 47 wird erst am Ende von c. 53 abgeschlossen75. Dieser Bruch ist allen drei Überlieferungssträngen von VSjL gemeinsam, beruht also wohl auf einer frühen Textverwirrung. AO unterscheidet sich von ÆR auch in der Reihenfolge der strafrechtlichen Abschnitte: Während AO die Reihenfolge Unzucht, unbüßbare Sachen, Wunden hat, bietet ÆR Wunden, Unzucht, unbüßbare Sachen. Nach der Eisenprobenverordnung Valdemars Sejrs von ca 1216 ist das seeländische Recht überarbeitet und vermehrt worden. So entstand die Ældre Redaktion. Es folgte dabei dem ca 1210 aufgezeichneten Skånelag. Hinsichtlich der neu aufgenommenen Kapitel zeigt ÆR zwei Gruppen: Während die Handschriften A – C76 die Fletfahrerkapitel (SkL 41–44) nach dem Erbbuch, das Totschlagskapitel nach den Wunden und die übrigen aus Schonen übernommenen Kapitel (SkL 58–84) nach den unbüßbaren Sachen am Ende des Rechtsbuches bringen, fügt die kleinere Gruppe D, die sich an die Hs. AM 24, 4° anschließt, nicht nur die Fletfahrerkapitel (SkL 41–44), sondern auch das übrige Familienrecht (SkL 59–66) dem Erbbuch an, bringt dann den Totschlag und schließt die Aufzeichnung mit den Kapiteln über Landbau (SkL 67–84). Erst jetzt kann man eigentlich von Valdemars Sjællandske Lov sprechen77. Die Yngre Redaktion findet sich in den Handschriften immer gemeinsam mit dem seeländischen Kirchenrecht (s. u. IV, S. 299 f.). In seiner revidierten Form enthält dieses den Beschluß einer Kirchenversammlung in Roskilde vom 8. April 1241, so dass YR jünger als 1241 sein muß78. Die Änderungen gegenüber ÆR sind gering: Das Alter eines Sohnes, der seiner verwitweten Mutter Vormund sein soll, ist von 15 Jahren (ÆR c. 64)79 auf 75 Vgl. Erik Kroman, gamle Love, in: Acta philologica Scandinavica Bd. 29 (1973), S. 117. 76 Über die Handschriften A – C vgl. DGL, Bd. VIII, S. XLIV ff; LIX ff. 77 Vgl. Erik Kroman, gamle Love, in: Acta philologica Scandinavica Bd. 29 (1973), S. 119 f. 78 Vgl. Ludvig Holberg, Len, S. 113 ff; Poul Johannes Jørgensen, Retshistorie, S. 30, 93; Kroman, DGL, ND, S. IX; XVIII; derselbe, gamle Love, in: Acta philologica Scandinavica Bd. 29 (1973), S. 120. 79 15 Jahre: ÆR c. 64 (DGL, Bd. VIII, S. 32).
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Dänemark
18 Jahre erhöht (YR c. 13)80. Auch verlangt ÆR c. 15781 für Verwüstung in Wald und Weide statt der an den Bauern verwirkten neun Mark einen Dreizwölfereid und statt der an den König verwirkten drei Mark einen Zwölfereid zum Beweise der Unschuld, während YR (c. 58)82, es bei drei Mark an den Bauern und drei Mark an den König bzw. einem Zwölfereid beläßt. Im übrigen haben sich auch neue Fehler eingeschlichen83. Das Verhältnis zwischen ÆR und YR ist kompliziert, weil AO und ÆR eine gemeinsame Vorlage haben, YR aber eine andere benutzt hat. Andererseits schließt sich YR bei neuen Vorschriften (z. B. beim Ersatz der Eisenprobe durch den Ausschuß und beim Totschlagsabschnitt) enger an ÆR an. Die Kapitel über Sklaven und Diebstahl sind dem ÆR in den Handschriften nur angefügt84, aber nicht eingearbeitet; in YR folgen sie dagegen dem strafrechtlichen Teil als c. 86 und c. 8785. Sie scheinen also als selbständige Quelle vor der Abfassung von YR bestanden zu haben. Kroman vermutet86, dass YR von einem Kreis Rechtskundiger verfaßt worden ist, denen mehrere Handschriften als Vorlage gedient haben.
III. Eriks Sjællandske Lov 1. Überlieferung Wie das Sjællandske Lov Valdemars ist auch Eriks Lov kein Gesetz, sondern ein Rechtsbuch. Über seine Entstehungszeit herrscht Streit. Während frühe Autoren (wie Huitfeldt im 17. Jh.) es in die Zeit Erik Menveds (1286–1319) setzten, neigte man später dazu, es für älter als JyL zu halten87. Inger Dübeck88 meint, es habe eine nicht überlieferte frühere Fassung gegeben, die Saxo vorgelegen habe, wobei sie sich auf Saxo V. V. 589 und ESjL
80 81 82 83 84 85 86 87 88 89
18 Jahre: YR c. 13) (DGL, Bd. VIII, S. 272). ÆR c. 157 (DGL. Bd. VIII, S. 75). YR c. 58 (DGL, Bd. VIII, S. 313). Vgl. Erik Kroman, gamle Love, in: Acta philologica Scandinavica Bd. 29 (1973), S. 120. Vgl. DGL, Bd. VIII, S. 223–244. C. 86 und c. 87 (DGL, Bd. VIII, S. 340 ff, 350 ff). Erik Kroman, gamle Love, in: Acta philologica Scandinavica Bd. 29 (1973), S. 121. So: Janus Lauritz Kolderup-Rosenvinge, Grundrids, § 20, S. 32; Poul Johannes Jørgensen, Retshistorie, S. 32; Claudius v. Schwerin, Dän. R., S. XII; Johannes Brøndum-Nielsen, Sprogformen, S. 101, 108); Inge Skovgaard-Petersen, Tidernes Herre, S. 238 f. Inger Dübeck, Skånske lov, S. 402. Saxo V. V. 5, in: Olrik/Raeder I, S. 128.
Seeländische Rechtsquellen
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II: 2790 bezieht, aus der sie schließt, dass Saxo den Bruch königlicher Rechte schärfer verurteilt als Eriks Sjællandske Lov. Bedenkt man jedoch, dass es in den Handschriften stets mit YR von VSjL und der jüngeren Fassung des seeländischen Kirchenrechts überliefert ist, die beide nach 1241 niedergeschrieben wurden und dass es VSjL, YR ergänzt, so dürfte es ebenfalls erst nach 1241 aufgezeichnet worden sein. Dem entspricht auch der sprachliche Befund: Niederdeutsche Lehnwörter haben es völlig durchwirkt und die Kapitel I: 42–50 wirken wie eine Übersetzung aus dem Deutschen91. Die älteste Handschrift, die Skautrup seiner Ausgabe in DGL, Bd. V, zugrunde gelegt hat92, stammt von ca 1300, geschrieben von dem Mönch Johannes Jutæ in Sorø93. Der Name ESjL, der sich zuerst in der Hs. AM 26. 8° aus der 2. Hälfte des 14. Jhs. findet, kann durchaus mit einem König Erik, nämlich Erik Klipping (1259–86) in Verbindung gebracht werden, zu dessen Zeit es vermutlich allgemein in Gebrauch kam. Die Handschriften verbinden es gewöhnlich mit VSjL, YR, dem ‚rechten Seelandsfahrer Recht‘ während Eriks Sjællandske Lov das ‚andere seeländische Recht‘ heißt. Den ersten Druck besorgte Gottfried af Gemen [auch: Ghemen] 150594. Es gibt auch eine plattdeutsche Übersetzung, die auf einer einzigen Hs. beruht: E Donatione variorum 133, 4° von 144595. Neuere Ausgaben haben Kolderup Rosenvinge96 1821 und Peder Goth Thorsen97 1852 vorgelegt. 2. Inhalt Inhaltlich stellt sich Eriks Sjællandske Lov als Fortschreibung und Ergänzung zu Valdemars Sjællandske Lov dar. Die beiden ersten Bücher folgen in großen Zügen VSjL und ÆR, enthalten also das Erbrecht und das Strafrecht, haben aber viele Einschübe und Unregelmäßigkeiten. Soweit ÆR sich aus dem schonischen Recht ergänzt hat, folgt ESjL der Handschriften90 ESjL II: 27 (DGL Bd. V, S. 105 f). 91 Vgl. Marius Kristensen, S. 12, Erik Kroman, gamle Love, in: Acta philologica Scandinavica Bd. 29 (1973), S. 121. 92 Eriks Sjællandske Lov, AM 455. 12°, vgl. DGL, Bd. V, S. IX, XV ff. 93 Vgl. Erik Kroman, Art. Eriks Sjællandske Lov, in: KLNM, Bd. IV (1959), Sp. 35. 94 Vgl. Gotfrid af Gemen [Ghemen], Hær begynnes then Zelands low paa ræt Dansk … Kiobenhaffn 1505; neugedruckt von Matz Wingaardt, ebda 1576; vgl. Karl Haff, elucubratio, S. VII sowie Luca Panieri, Eriks Sjællandske Lov, libro primo: la famiglia e il patrimonio nella Danimarca postvichinga, Milano 1994. 95 E Donatione variorum 133, 4° von 1445, beschrieben in: DGL, Bd. VI, S. XLIII und dort S. 459–574 gedruckt. 96 Janus Lauritz Andreas Kolderup-Rosenvinge, Kong Eriks sjellandske lov, Kjøbenhavn 1821. 97 Peder Goth Thorsen, Eriks Sællandske Lov, København 1852.
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Dänemark
gruppe D, die auf AM 24, 4° beruht, und läßt dementsprechend die familienrechtlichen Kapitel unmittelbar auf das Fletfahrerrecht folgen. Im übrigen Buch I war jedoch AO das Vorbild. In Buch II sind zwischen das Kapitel über Landkauf98 und das Landbaurecht drei umfangreiche Kapitel über die Verfolgung von Totschlägen und die Vierzigmarkssachen eingeschoben99. Es sind die einzigen in ESjL, in denen die Eisenprobe noch vorkommt; vermutlich sind sie aus einer älteren (vor 1216 abgefaßten) Handschrift übernommen. Die Kapitel 1–48 im Buch III100 ergänzen die beiden ersten Bücher, wobei sie ab und zu ausdrücklich auf früher Gesagtes verweisen. Dagegen findet sich in den Kapiteln 49–69 eine Sammlung königlicher Rechte und der Befugnisse des königlichen Amtmanns. Die Kapitel 51–67 sind offensichtlich aus einer Handschrift von Skånelagen übernommen, mit der sie dieselbe Kapitelfolge gemein haben. Wenn sie deren Inhalt auch frei behandeln, stimmen doch Terminologie und Wortwahl vielfach überein101. Während die früheren Handschriften drei Bücher haben, weisen die späteren fünf, sechs oder sieben Bücher auf. 3. Die Sprache Die Sprache von Eriks Sjællandske Lov ist schwerfällig und oft dunkel, von seeländischer Prägung, mit jütischen Anklängen. Dass es sich um eine schriftliche Ausarbeitung handelt, folgt daraus, dass einige Male verwiesen wird auf das, was ær skriuit102. Die persönliche Anrede an die Zuhörer fehlt, doch spricht der Verfasser in III: 12103 in der Ichform: thet will iac frestæ til fleræ cummæ withær (da will ich warten, bis mehr Leute gekommen sind). Vermutlich hat der Sprecher der Gruppe von Rechtskundigen, die über die Niederschrift beraten haben, das Ergebnis einem Thingschreiber diktiert, der auch diesen Satz mitgenommen hat. Das Diktat könnte zudem die schwerfällige Sprache erklären104.
98 99 100 101
ESjL, II: 49c (DGL, Bd. V, S. 142). ESjL, II: 50–52 (DGL, Bd. V, S. 143–175 = Claudius v. Schwerin S. 61–73). ESjL, III: 1–48 (DGL, Bd. V, S. 236–328). Vgl. Kroman/Iuul, DGL ND, Bd. III (Kommentar), S. 116; Erik Kroman, gamle Love, in: Acta philologica Scandinavica Bd. 29 (1973), S. 122. 102 Vgl. Erik Kroman, gamle Love, in: Acta philologica Scandinavica Bd. 29 (1973), S. 123). 103 ESjL III: 12 (DGL, Bd. V, S. 258, vgl. Erik Kroman, gamle Love, in: Acta philologica Scandinavica Bd. 29 (1973), S. 122 f. 104 Vgl. Erik Kroman (wie Fn. 103), S. 123.
Seeländische Rechtsquellen
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IV. Sjællandske Kirkelov 1. Kirkelov als Vertrag Bischof Absalon leitete nicht nur die Politik König Valdemars I., sondern war schon als Bischof von Roskilde bemüht, die dänische Kirche zu reformieren. Mit Hilfe geschriebenen Rechts wollte er zudem auch ihre Rechte und die des Königs sichern. Das Sjællandske Kirkelov gehört mit dem Vitherlagsret105 zu den ersten Rechtsaufzeichnungen in dänischer Sprache, beide sind von Absalon herbeigeführt worden, kenntlich daran, dass viele ihrer Sätze wirken, als seien sie aus dem Lateinischen übersetzt106. Dass es zur Aufzeichnung kam, beruht auf den Auseinandersetzungen zwischen der Kirche und den Bauern, die darüber klagten, at ræt wor før harth mællæ biscop oc bøndær (das kanonische Recht sei zu hart gewesen zwischen Bischof und Bauern)107. Es kam deshalb zu Verhandlungen zwischen beiden Parteien, die schließlich auf der Versammlung von Ringsted am 21. Juli 1171 durch das vertraglich vereinbarte Sjællandske Kirkelov abgeschlossen wurden108. Darin verpflichteten sich die Bauern, den bisher verweigerten Bischofszehnt zu entrichten, während der Bischof auf einige Bußen verzichtete und anerkannte, dass das weltliche Beweissystem auch beim Bruch von Kirchenrecht gelten solle109. Die Bauern durften ihren Priester (mit Zustimmung des Bischofs) selbst wählen110; auch die Größe von Seelgaben wurde festgelegt111. Im übrigen enthält SjKL Vorschriften verschiedenen Inhalts, die bisher zwischen Kirche und Bauern streitig waren. Vollständig wollte SjKL offenbar nicht sein. Das Sjællandske Kirkelov kommt in zwei Hauptformen vor, einer älteren und einer jüngeren Redaktion, die der ÆR und YR von VSjL entsprechen112. 105 Vgl. Strauch, Art. Vitherlagsret, Hirjskrá, in: RGA2, Bd. 32 (2006), S. 460–469 und unten F, S. 335–340. 106 Vgl. Carl Ivar Ståhle, studier, S. 155f; Paul Diderichsen, S. 75 f. 107 SjKL, Vorspruch (DGL, Bd. VIII, S. 445); über den Aufstand in Schonen vgl. Inge Skovgaard-Petersen, skanske uprör, S. 31 ff. 108 Vgl. Holmbäck/Wessén, SLL Bd. IV, S. XXXV; Poul Johannes Jørgensen, Retshistorie, S. 91; Stig Iuul, Art. Kyrkorätt, in KL X, Sp. 5; Paul Diderichsen S. 74. 109 Vgl. etwa c. 7; 8; 20 (DGL, Bd. VIII, S. 448f, 456), wo der Zwölfereid genannt ist; c. 8; 10; 11; 14 (DGL, Bd. VIII, S. 449 ff, 453), wo der Missetäter sich mit der næfnd (dem Ausschuß) wehren soll. 110 SjKL, c. 3 (DGL, Bd. VIII, S. 446). 111 SjKL, c. 8 (DGL, Bd. VIII, S. 449). 112 Vgl. DGL, Bd. VIII, ÆR, Text 1, S. 445–457 = Stockholm C 69 8° ca 1400; Text 2, S. 458–467 = Stockh. C 73 4°, Erasmus Lætelses Bearbeitung von Mitte des 16. Jhs.; YR, Text 1 = AM 455 12°, Johannes Jutæ, ca 1300.
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Dänemark
Es gibt auch eine spätmittelalterliche Bearbeitung, die Gemen 1505 gedruckt hat113. Schließlich findet sich eine plattdeutsche Übersetzung114. Regelmäßig sind die Handschriften von SjKL den entsprechenden Niederschriften von VSjL angefügt, sie weisen aber viele Fehler auf und werden deshalb in den modernen Druckausgaben aus den Handschriften des schonischen Kirchenrechts (SkKL) (Skånske Love) verbessert, da diese nahezu gleichlauten. 2. Datierung Die Entstehungszeit des schonischen Kirchenrechts ist streitig, denn seine Datierung am Ende115 ist in sich widersprüchlich. Von den verschiedenen Lösungsvorschlägen116 scheint der von Holmbäck/Wessén117 am plausibelsten: SkKL ist nicht etwa 10 Jahre älter als SjKL, denn Erzbischof Eskil war von 1161–1167 außer Landes, weil er die Reformideen Papst Gregors VII. (1073–85), in seinem Erzbistum durchsetzen wollte und sich darüber mit König Waldemar I. überwarf118. Da der sachliche Inhalt in beiden Verträgen im wesentlichen gleich ist und Bischof Absalon auch sonst mit Erzbischof Eskil gut zusammenarbeitete, dürften beide etwa zur gleichen Zeit entstanden sein119. Auffallend ist, dass in SkKL noch die Eisenprobe als Beweismittel angeordnet wird120, und zwar in c. 7 (Bruch des Kirchenfriedens; in c. 11 (Verwundung eines Priesters); in c. 13 (Totschlag, Zauberei, Vergiftung); in c. 14 (Hurerei)121, während in SjKL an diesen Stellen die næfnd (der Ausschuß) tätig wird. Die Erwähnung der Eisenprobe deutet jedoch nicht auf ein höheres Alter von SkKL, denn die Eisenprobe wurde in Schonen erst ca 1216 abgeschafft122, sondern darauf, dass das seeländische Kirchenrecht uns nur in überarbeiteter Form von frühestens ca 1300 überliefert wurde, während die ursprüngliche Fassung von 1171 verloren ist. Diese Überarbeitung erfolgte wohl gemeinsam mit AO zwischen 1216 und 1241123. 113 SjKL, YR, Text 2, S. 482–491; YR, Text 3 = Thott 1161 2°, Mitte 16. Jh., S. 492–499. 114 SjKL, E don. var. 133, 4° (Ende 15. Jh.), S. 500–504, in: DGL, Bd. VIII, YR Text 2, S. 482–491. 115 SkKL, in: DGL, Bd. I, 2, S. 864 ff. 116 Vgl. Johananes Brøndum-Nielsen, Forelæsninger, S. 44 ff; Lauritz Weibull, Skånes Kyrka, S. 19 ff. 117 Vgl. Holmbäck/Wessén, SLL Bd. IV, S. XXXIII ff. 118 Vgl. Thomas Riis, Bruddet S. 162 f. 119 Vgl. Holmbäck/Wessén, SLL Bd. IV, S. XXXVI; Jarl Gallén, Art. Kyrkorätt, in: KLNM, Bd. X, Sp. 2f; Stig Iuul, ebda Sp. 5. 120 Vgl. Stockholm B 76 4° ca 1300, beschrieben in DGL, Bd. VII, S. XXII. 121 Vgl. SGL, Bd. IX (Skånelagen), S. 362, 367, 369, 372. 122 Vgl. oben IZ I, S. 286. 123 Vgl. Carl Ivar Ståhle, studier, S. 156f; Paul Diderichsen, S. 74, 79.
Schonische Rechtsquellen
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C. Schonische Rechtsquellen I. Geographisches, Historisches Schonen (dänisch und schwedisch Skåne, lat. Scania, mitteldänisch Skanæ, altwestnordisch Skáney, Skáni) grenzt im Westen an den Öresund, im Norden an die im Mittelalter unwegsamen Wälder Hallands und der Landschaft Finnveden, im Osten an Blekinge und im Süden an die Ostsee124. Bereits Adam von Bremen125 rühmt es für seine Schönheit und seinen Reichtum. Dieser bestand nicht nur in der Fruchtbarkeit seiner Landschaft, sondern beruhte auch auf dem regen Marktwesen in Skanör und Falsterbo, der äußersten Südwestspitze des Landes126, wo im Spätsommer jeden Jahres nicht nur der internationale Heringsfang blühte, sondern sich auch die hansischen und anderen Kaufleute zum Gütertausch einfanden. Jährlich wurde auf ihren Zusammenkünften feierlich ein Marktfrieden in der Form einer Polizeiordnung verkündet, beschworen und schriftlich niedergelegt, der wegen der Art seiner Entstehung den Namen plattdeutsch motbok, dänisch modbog (von møde = Zusammenkunft) trug. Er beruhte auf den Absprachen mit den Hansestädten und deren Vögten, trat aber als Anweisung an die königlichen Amtleute auf127. Es galt zunächst für Skanör, später überall am Öresund: Jeweils von Mariae Geburt (8. September) bis Allerheiligen (1. Nov.) sollte jeder Rechtsstreit unter den Marktbesuchern und ihren Heimatstädten ruhen. Ein frühes Fragment des Skanør-lovs, wahrscheinlich aus Valdemar Sejrs Zeit (1202–41), druckt Schlyter128, ordnet es aber Valdemar 124 Vgl. Herluf Nielsen, Art. Skåne og Blekinge, in: KLNM, Bd. XVI (1971), Sp. 77–81. 125 Vgl. Trillmich,/Buchner, Quellen, Buch IV, c. 7 ff, S. 443 ff. 126 Vgl. Trillmich,/Buchner, Quellen, Buch IV, c. 7, mit Zusatz Q, S. 442; Kay Hørby, Art. Skånemarknadet, in: KLNM, Bd. XVI (1971), Sp. 68 ff mit Karten Sp. 70; Thomas Hil, Art. Schonen, in: Lex Ma, Bd. VII (1999), Sp. 1535; Henning S. Eriksson, Skånemarkedet, Højbjerg 1980, Karten S. 17; Ragnar Blomkvist, Lunds Historia, I: Medeltiden, Lund 1951. 127 Vgl. Dietrich Schäfer, Môtbôk, S. 79f; Walther Stein, HGBll. 1897, S. 229–238. Vgl. die moderne Ausgabe der verschiedenen Fassungen des Môtbôks von Königin Margaretha (nach 1389) bis König Frederik I (1524/33) in: Aage Andersen, Rigslovgivning 1397–1513, S. 185–226; vgl. Aksel E. Christensen, Hansestæder (1957), S. 55–96. 128 Vgl. SGL, Bd. IX (Skånelagen), Statuta diversa V, 7, S. 494 ff.
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Atterdag (1340–75) zu129. Seit Königs Hans’ Regierung (1481–1513) nahmen die Könige Einfluß auf den Inhalt dieser Frieden130. Wann Skåne in Harden (Hundertschaften) eingeteilt wurde, ist unbekannt. Knuts des Heiligen (1080–86) Schenkung an die St. Laurentius-Kirche in Lund vom 21. Mai 1085131erwähnt bereits Gärds und Göinge hæræp. Erst Valdemars Jordebog (Waldemars Landbuch) von ca 1231; nennt die heutige Hardeneinteilung mit Ausnahme von Frosta (das dort noch Dapra heißt), nämlich: Albo, Nörre und Söndre Asbo, Bara, Berge, Färs, Gärds, Göinge, Harjagers, Herrestads, Ingelstads, Järrestads, Ljunits, Luggude, Onsjö, Oxie, Rönneberga, Skytts, Thorna, Vemmenhögs, und Villands, jeweils mit dem Zusatz hæræp (Harde)132. Das Landsthing versammelte sich laut Saxo II. II. 6 zunächst in arna vallis (Arendala, 5 km östlich von Lund133, später in Lund selbst134. Skåne gehörte seit der Wikingerzeit zu Dänemark, begünstigt durch den Öresund, der eine enge Verbindung zu Seeland ermöglichte. Zur Zeit des dänischen Interregnums (1332–1340) weigerten sich die Schoninger unter der Führung Erzbischof Karls von Lund, den Pfandherrn Johann III. von Holstein als Landesherrn anzuerkennen. Stattdessen riefen sie 1332 den schwedischen König Magnus Eriksson (1319–64) ins Land und wählten ihn zum König von Halland, Schonen und Blekinge135. In der Folge betrachtete Magnus Eriksson Schonen als Teil Schwedens (erste Erwähnung im Königstitel am 9. Aug. 1332136), er bestätigte als „Scanieque rex“ am 28. Juni 1340 Schonens geistliche und weltliche Privilegien137 und gab am 29. Aug. 1340138 der Lunder Kirche ein Hilfsversprechen. Valdemar Atterdag (1340–74) konnte Schonen erst 1360 für Dänemark zu129 Vgl. SGL, Bd. IX (Skånelagen), S. CXXIX; anders: Dietrich Schäfer, Môtbôk, S. L, Fn. 2), der Valdemar Sejrs Zeit für wahrscheinlich hält. 130 Vgl. Poul Johannes Jørgensen, Dansk Retshistorie, S. 118; Text bei Dietrich Schäfer, Môtbôk, S. 82–98; zu den Ausgaben ebenda, S. LIIIf und CXXXVIf; derselbe, in: HGBll. 1888, S. 173–180; Walther Stein, in: HGBll.1897, S. 229–238. 131 Text in: DD, I. Række, Bd. 2, Nr. 21, S. 43–52; vgl. ausführlich unten Fn. 139. 132 Kong Valdemars Jordebog, Bd. I, S. 22f, Bd. II, S 175–185; Carl Gustaf Styffe, Unionstiden, S. 61–89, mit den zugehörigen Kirchspielen; Ingvar Andersson, Skånes Historia, S. 320f; Thorsten Andersson, Häradsnamn, S. 73 ff. 133 Vgl. Saxonis Gesta Danorum, ed. Olrik/Ræder, Bd. I (1931), S. 372; Ingvar Andersson, Skånes Historia, S. 268; Ragnar Blomkvist, Lunds Historia, I, S. 266. 134 1181 erstmals belegt bei Saxo, XV. IV. 2, 3 (Olrik/Ræder, Bd. I, S. 524); vgl. Ragnar Blomkvist, Lunds Historia, I, S. 20f, 266. 135 Vgl. Curt Härenstam, Finnveden, S. 49 ff. 136 Erwähnt in DS IV, Nr. 2940, S. 279. 137 Druck in: DD, III. Række, Bd. I, Nr. 50, S. 67 ff. 138 Druck in: DD, III. Række, Bd. I, Nr. 53, S. 74 f.
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rückerobern. Die Landschaften blieben fortan dänisch bis zum Frieden von Roskilde 1658, der sie Schweden zusprach. Neben den Freibauern und dem Adel war seit früher Zeit der König in Schonen reich begütert. Bereits König Knut der Heilige (1080–86) schenkte der St. Laurentius-Kirche in Lund am 21. Mai 1085139 Land. Damit begann eine Entwicklung, welche die Kirche – vor allem den Erzbischof und das Domkapitel in Lund – durch Seelgaben allmählich zum größten dänischen Grundbesitzer machte. Über riesige Ländereien verfügten seit dem 13. Jahrhundert viele Adelsgeschlechter (Galen, Krognos, Hak und Neb) später auch die Due, Båd, Thott, Laksmand und Ulfstand. Die ältesten Ortschaften waren Lund (von Knut dem Großen 1019 gegründet140, Helsingborg, Tommarp141 (jetzt: Tommerup bei Simrishamn) und Vä, deren Alter unbekannt ist, sowie die schon genannten Handelsorte Skanør und Falsterbo142. Knut der Große schlug in Lund Münzen und machte die Stadt zum Sitz seines höchsten Beamten, des gældkære, (eig. Steuereintreiber, auch præfectus Scaniæ oder præfectus Lundensis), der unmittelbar dem königlichen Drost unterstand143. Im Laufe des 13. und 14. Jahrhunderts stießen schließlich die Handels- und Fischereiplätze Luntertun, Malmö, Trelleborg, Ystad, Simrishamn Åhus und zuletzt Karlskrona dazu144. Lund wurde 1048 Bischofssitz und war145 von 1103/04 an Sitz des Erzbischofs für den gesamten skandinavischen Norden, bis 1164 Gamla Uppsala Sitz
139 DD, I. Række, Bd. 2, Nr. 21, Lund, d. 21. Mai 1085, S. 43–52. Arthur Køcher (in: DHT, 9. Rk., Bd. II, S. 129–170 hielt die Urkunde für gefälscht, dagegen mit Recht: Lauritz Weibull, gåvobrev till Lunds domkyrka 1085, in: DHT 9. Række, bind 3, København 1925, S. 104–147. Hierher gehört auch das Privileg Valdemars I. für das Kloster Tommerup, in: DD I. Række, Band 2, Nr. 143 vom 27. März 1161, S. 268–271. Stig Juul hat in Fællig, Tillæg, S. 332–343 Zweifel an der Echtheit der Urkunde geäußert, aber Lauritz Weibull, Valdemars I:s privilegium för Tommerups kloster, in: Scandia, årg. XV, 1943, S. 69–92 hält sie für echt. 140 Vgl. Trillmich/Buchner, Quellen IV: 7 mit Zusatz Q, S. 442; Ingvar Andersson, Skånes Historia, S. 266 ff; Ragnar Blomkvist, Lunds Historia, I, S. 26 ff; Stadtplan von ca 1300 dort, Anhang. 141 Zum Privileg Valdemars I. für das Kloster Tommerup, in: DD I. Række, Band 2, Nr. 143 vom 27. März 1161, S. 268–271 vgl. oben Fn. 139. 142 Vgl. Carl Gustaf Styffe, Unionstiden, S. 53–61. 143 Vgl. Poul Johannes Jørgensen, Dansk Retshistorie, S. 363; Ragnar Blomkvist, Lunds Historia, I, S. 28 ff, 252; zu Knut dem Großen vgl. jetzt: Niels Lund, Cnut the Great and his Empire, in: Viking World (2008), S. 665–667. 144 Vgl. Carl Gustaf Styffe, Unionstiden, S. 53–61. 145 Vgl. dazu Diplomatarium Diocesis Lundensis, Lunds Ærkestifts Urkundsbok, utg. av Lauritz Weibull, Bd. III (1421–1460, Lund 1900; Bd. IV (1461–1385), ebda 1909; Bd. V (1486–1500, ebda 1921; Bd. VI (1501–1512), ebda 1939.
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eines weiteren Erzbistums wurde, das dann 1198 dem Erzbistum Lund unterstellt wurde146.
II. Skånelagen 1. Geltungsbereich und Überlieferung Das schonische Landrecht (SkL) galt außer in Schonen auch in den Nachbarlandschaften Halland, Blekinge und auf der Insel Bornholm147. Es ist in zahlreichen Handschriften überliefert. Die älteste, der Codex Runicus AM 28, 8° in Kopenhagen, enthält außer dem Rechtstext in 241 Kapiteln mehrere Beilagen, darunter zwei dänische Königslisten, den Bericht über eine Grenzabmarkung zwischen Dänemark und Schweden und eine Beschreibung dieser Grenze. Er stammt vom Ende des 13. Jahrhunderts. Die zweitälteste Handschrift ist B 76 in Stockholm von ca 1300, die Johan Hadorph seiner Druckausgabe von 1676 zugrunde gelegt hat. Beide Handschriften stehen sich inhaltlich so nahe, dass sie eine (verlorene) gemeinsame Vorlage haben müssen. SkL ist ein Rechtsbuch und kein Gesetz. Das folgt aus den c. 75f, 78 ff, wo widerstreitende Rechtsansichten vorgetragen werden, aus c. 104, das inhaltlich dem c. 103 widerspricht und auf eine Satzung Valdemars II. Sejr (1202–41) zurückgeht, und aus c. 101 und 124, wo neue königliche Satzungen dem bisherigen Recht gegenübergestellt sind. Dass es sich um einen lebenden Text handelt, zeigen die 14 Zusätze in den Handschriften des 14.–17. Jahrhunderts. Seit dem 16. Jh. gab es einen verbindlichen Text, der in der Lunder Dombibliothek aufbewahrt wurde. Die erste Druckausgabe veranstaltete 1505 der Kopenhagener Drucker Gotfrid v. Gemen148. Es folgte eine Ausgabe Arnold Huitfelds von 1590149 und – nach dem Übergang Schonens an Schweden im Frieden von Roskilde 1658 – die Ausgabe 146 Vgl. DS, Bd. I, Nr. 117 v. 23. Nov. 1198; Nr. 110 v. 23. Nov. 1201 = DD, I. R., 4, Nr. 38; DS I, Nr. 172 v. 16. Nov. 1217 = DD, I. R., Bd. 5, Nr. 123.b 147 Vgl. Amira/Eckhardt, I, S. 88 ff; Erik Kroman, Art. Eriks Sjællandske Lov, in: KLNM, Bd. IV (1959), Sp. 34; Karte bei Annette Hoff, Love og Landskab, S. 14. Zu weiteren Urkunden, Bornholm betreffend vgl. Jens Rasmussen Hübertz, (Udg.), Aktstykker til Bornholms Historie 1327–1565, Kjøbenhavn 1851. 148 Gotfrid aff Gemen, Hær begynnes skonskæ logh paa ræth danske, tryckt i köpænhaffn Anno 1505, vgl. Schlyter, SGL, Bd. IX (1859), S. LIXf; CXLVIIIf. 149 Arnoldvs Hvitfeldivs, Leges Provinciales terræ Scaniæ ante annos 400. latinæ redditæ per Andream Svnonis f. Archiepiscopvm Lvndensem, Hafniæ Anno Domini 1590,vgl. Schlyter, SGL, Bd. IX (1859), S. CXLIXf.
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des Schweden Johan Hadorph von 1676150. Weitere Ausgaben sind bei Schlyter verzeichnet151. Erwähnenswert ist noch die Ausgabe Peder Goth Thorsens152, die nur sechs Jahre vor der heute noch brauchbaren Ausgabe Carl Johan Schlyters von 1859 erschien. Die neueste Ausgabe haben Johannes Brøndum-Nielsen, Svend Aakjær und Erik Kroman Im Jahre 1933 in der Reihe DGL in zwei Bänden vorgelegt153. Skånelagen ist nach 1202 und vor 1216 aufgezeichnet, denn es hat in den c. 85–90 die Satzung Knuts VI. (1182–1202) vom 18. 12. 1200 über Totschlag und in den c. 90f, 104, 125 Vorschriften aus den Satzungen Valdemars II. aufgenommen. Andererseits dient die Eisenprobe noch häufig als Beweismittel. Die auf c. 18. des vierten Laterankonzils (1215)154 fußende Satzung Valdemars II., welche die kirchliche Beteiligung an den Gottesurteilen verbot155, ist nicht eingearbeitet. Die ältesten Handschriften teilen den Stoff nicht in balkær wie die schwedischen Landschaftsrechte, sondern in Kapitel, aber diese sind nicht numeriert; nur einzelne tragen (teilweise lateinische) Überschriften. Erst die jüngeren Handschriften haben eine Einteilung in Abschnitte. Eine systematische Gliederung ist erkennbar, sie bleibt aber hinter den schwedischen Landschaftsrechten zurück. 2. Aufzeichnung Bis zur Aufzeichnung von SkL scheint Valdemars Sjællandske Lov (VSjL) eine Art Reichsrecht gewesen zu sein, weil es sonst noch keine Aufzeichnungen gab. Es ist zunächst als schonisches Arvebog og orbodemål [AO] (Erbbuch und unbüßbare Sachen), und zwar zunächst das Arvebog, niedergelegt worden, doch gibt es davon keine frühe Handschrift: AO ist nur in der schonischen Fassung aus der Mitte des 15. Jahrhunderts überliefert (vollständig zuerst in der Rantzauischen Hs. E don. var. 136. 4° v. 1472 ( ? ), nach
150 Johan Hadorph, Then gambla Skåne lagh, som i forna tiider hafwer brukat warit, och nu off ett gammalt pergamentz ms.to med fliid uthskrivin, medh nyare codicibus jempnförd och förbättrat, Stockholm 1676. 151 Vgl. Schlyter, SGL, Bd. IX (1859), S. CLIII–CLXII. 152 Thorsen, Peder Goth, Skånske Lov og skånske Kirkelov, tilligmed Andreæ Sunonis lex Scaniæ provincialis …, Köpenhamn 1853; vgl. dazu Schlyters Bemerkungen in SGL, Bd. IX, S. CLX ff. 153 DGL, Bd. I, 1: Skånske Lov, Text I–III; Bd. I, 2: Anders Sunesøns Parafrase, Skånske kirkelov mm. udg. af Svend Aakjær/Erik Kroman/Jørgen Olrik/Hans Ræder, København 1933. 154 COD II, S. 244 = X. 3. 50. 9 (Friedberg II, Sp. 659f). 155 Vgl. SGL, Bd. IX (Skånelagen), S. 440 ff.
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einer Hs. v. 1430156. Daraus erklärt sich auch, dass es zu dieser Zeit in schonischem Dialekt nach Schonen eingeführt wurde. Erst nach 1210 hat die nach seinem Vorbild erfolgte Redaktion von Skånelagen VSjL in Schonen verdrängt. Nach neueren Erkenntnissen157 scheint AO bereits vor 1202 nach Schonen übertragen worden zu sein, denn es enthält weder das Gesetz Valdemars II. Sejr über Sippenbuße von 1202158 noch das Verfahren vor dem Ausschuß (næfnd)159, sondern ordnet noch die Eisenprobe an. Als Skånelagen zwischen 1202 und 1216 aufgezeichnet wurde, trat dieses zurück, kam aber nach 1400 als novella lex Scaniæ regis i als ergänzende Rechtsquelle wieder in Gebrauch160. Unbekannt ist, wer Skånelagen abgefaßt hat. Da es in Dänemark keine Rechtsprecher gab161, das Rechtsbuch aber eine klare und bündige Sprache spricht, liegt die Vermutung nahe, dass das schonische Landsting eine Kommission zu seiner Ausarbeitung eingesetzt und einen Lunder Kanoniker mit der Niederschrift beauftragt hat162. Es wendet sich vor allem an die selbständigen Bauern und die Pächter von ledungspflichtigem Land. Die Adeligen sind – anders als in AO – nur am Rande erwähnt163. Möglicherweise liegt der Grund darin, dass der Adel seit den 1180er Jahren seine Rechtsverhältnisse bereits im Gefolgschaftsrecht (viperlagsret) geordnet fand. Weil damals kein Streit mit der Kirche bestand (das schonische Kirchenrecht war durch Vertrag erst 1171 zustande gekommen), sind auch die erzbischöflichen Rechte erwähnt164.
156 Vgl. Valdemars Sjællandske Lov, in: DGL, Bd. VII (VSjL, AO); Bd. VIII (VSjL. Ældre og Yngre Redaktion samt Sjællandske Kirkelov), Bd. VII, S. XII, LVI. 157 Vgl. dazu Johannes Brøndum-Nielsen, Sprogformen, in: Acta philologica Scandinavia Bd. 29, København 1973, S. 105 ff; Erik Kroman, Slægtskab, in: Acta philologica Scandinavia Bd. 29 (1973), S. 111–126, und derselbe, Art. Valdemars sjællandske lov, in: KLNM, Bd. XIX (1975), Sp. 461. 158 Gesetz über Sippenbuße, mitgeteilt bei ASun c. 45, Text in: Tillæg II, DGL, Bd. I, 2 (1933), S. 732 f und S. 736f (Text 2) = SGL, Bd. IX (Skånelagen), I, Add. B 5, S. 218–221. 159 Vgl. dazu Strauch, Eisenprobe (2008), S. 765–786. 160 Vgl. Johannes Brøndum-Nielsen, Sprogformen in: Acta philologica Scandinavia Bd. 29, 1973, S. 105 ff. 161 Vgl. Konrad Maurer, Gesetzsprecheramt, in: Sitzungsberichte der kgl. bayer. Akademie d. Wiss., philos.-philol. Klasse, 1887, II, S. 363–399. 162 Erik Kroman, Slægtskab, in: Acta philologica Scandinavia Bd. 29 (1973), S. 118; derselbe, Dänemarks alte Rechte, in: ZRG, GA Bd. 94, 1977, S. 11 ff. 163 Vgl. SkL c. 112 und ASun c. 63 (hepvarpær mæn); Erik Kroman, Slægtskab, in: Acta philologica Scandinavia Bd. 29, København 1973, S. 118. 164 Vgl. Jens Ulf Jørgensen, Art. Skånske Lov, in: KLNM, Bd. XVI (1971), Sp. 81.
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3. Aufbau und Inhalt Skånelagens Aufbau folgt in großen Zügen dem des Erbbuches von Waldemars seeländischem Recht (AO), denn es handelt Personen-, Familien- und Erbrecht (c. 1–66) nacheinander ab (jedoch mit wichtigen Zusätzen). Es folgen Grundstücks- und Landbaurecht (c. 67–84), Totschlag und Körperverletzung (c. 85–121), Knechte in c. 122–135, Diebstahl und Eisenprobe in c. 136–163; Strandgut, Wrack, Schiffbruch etc. in c. 164–214; Unzucht, Ehebruch und Notzucht in c. 215–224, fahrlässiger Umgang mit Feuer und Brandstiftung in c. 225f, Verwalterdienst c. 227–231, Schulden, Miete, Leihe und Verwahrung in c. 232–237, schließlich Landpacht in c. 238–241. Bemerkenswert ist, dass es keinen Prozeßabschnitt gibt, sondern die Verfahrensfragen in die Sachregelungen eingehen165. Den Handschriften von Skånelagen sind häufig Nachträge beigefügt, welche die königliche Gesetzgebung im Familienrecht166, vornehmlich aber im Strafrecht enthalten167. Neuere Forschungen haben ergeben, dass Jyske Lov in gewisser Weise Skånelagen voraussetzt: Es übernimmt einzelne Formulierungen daraus168, baut aber auch insofern auf seinen Regelungen auf, als es lediglich Verfahrensvorschriften hinzufügt169.
III. Der liber legis Scaniae [ASun] 1. Sein Verfasser Neben dem altdänischen Text liegt auch eine lateinische Fassung von Skånelagen vor, der „liber legis Scaniae“, dessen älteste Handschrift (AM 37, 4° in Kopenhagen) von etwa 1300 stammt. Verfaßt hat ihn Erzbischof Andreas Sunesøn oder ein Mitglied seines Lunder Domkapitels nach 1216 in 150 Kapiteln. Die bisherige Meinung nahm also an, dass Andreas’ Arbeit etwas jünger sei als Skånelagen, weil er in c. 45 das Gesetz Waldemar Sejrs über
165 Vgl. Jens Ulf Jørgensen, Art. Skånske Lov, in: KLNM Bd. XVI (1971), Sp. 82. 166 So in: DGL, I, 2, Tillæg Nr. VI, Text 2, S. 756 ff; Tillæg Nr. VIII, Text 2, S. 771f; Tillæg Nr. X, c. 1, 2, S. 774. 167 Vgl. SGL Bd. IX, Skånelagen, V, Nr. 1–9, S. 437 – 500; DGL, I, 2, Tillæg Nr. I–V; VII, IX, XI–XIV, S. 721–818 passim. 168 Vgl. Henning Matzen, Forelæsninger, S. 196–199; Michael H. Gelting, Skånske Lov og Jyske Lov, S. 54 ff. 169 Z. B. über Fletfahrer: JL I, 32 [DGL, Bd. II, S. 80 ff] ~ SkL, c. 41–44 [SGL, Bd. IX, Skånelagen, S. 33–36], vgl. Michael H. Gelting, Skånske Lov og Jyske Lov, S. 54 – 58.
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Sippenbuße von 1202 erwähnt170, das in SkL fehlt171. Andreas Sunesøn gehörte dem einflußreichen Geschlecht der Hvide an172. Vermutlich war es Erzbischof Absalon, der Vetter seines Vaters, der ihn zu Studien nach Paris, Bologna und Oxford( ? ) sandte173. Nach seiner Heimkehr, spätestens 1194, wurde Andreas Kanzler König Knuts VI. (1182–1202) und 1201–23 Ebf. in Lund, er starb 1228 auf Ivöhus. 2. Einflüsse und Zweck Sein Werk wird oft fälschlich „Paraphrase“ genannt, ist aber weder eine wörtliche Übersetzung von Skånelagen noch ein Kommentar dazu, sondern eine nach scholastischer Methode geschriebene Summe, die das schonische Recht systematisiert, seine Begriffe definiert und seine Regeln historisch und rechtspolitisch begründet. Andreas Sunesøn nutzt dabei seine Kenntnisse des kanonischen und römischen Rechts (die er in Bologna erworben hatte174. So finden sich Begriffsdefinitionen, Regelungsbegründungen, rechtsgeschichtliche Erklärungen und gelegentliche Kritik an den Regeln von Skånelagen175. Auch Rechtsregeln aus der Lombarda sind entlehnt176. Daraus hat die bisher herrschende Meinung den Schluß gezogen, es handele sich um ein Lehrbuch für die Lunder Domschule oder es sollte dem internen Gebrauch des Lunder Erzstuhls dienen.
170 Der Text I findet sich in: Tillæg II, DGL) Bd. I, 2, S. 732 f und S. 736f (Text 2) = SGL, Bd. IX),I., Add. B 5, S. 218 – 221. 171 Vgl. SGL, Bd. IX), S. CIII; Kroman/Iuul, DGL paa Nutidsdansk, Bd. IV, Kommentar S. 58–66; Erik Kroman, Slægtskab, in: Acta philologica Scandinavia Bd. 29, København 1973, S. 118; derselbe, Dänemarks alte Rechte, in: ZRG, GA Bd. 94, 1977, S. 11f; Poul Johannes Jørgensen, Retshistorie, S. 28; Erik Kroman, Dänemarks alte Rechte, in: ZRG, GA Bd. 94, 1977, S. 11. 172 Stammtafel bei Hal Koch, in: Danmarks Historie, Bd. 3, S. 224. 173 Vgl. Aksel E. Christensen, Art. Sunesen, Anders, in: Dansk Biografisk Leksikon, Bind 14, 3. Aufl., S. 208–211; Kai Hørby, Anders Sunesens liv, in: Dansk Biografisk Leksikon, Bind 14, 3. Aufl., S. 11–25. 174 Vgl. über ihn Saxo, I, 4 Saxonis Gesta Danorum, Olrik/Ræder, Bd. I, prefatio, S. 3 f; Stig Iuul, Anders Sunesen, in: Svensk Juristtidning 33, 1948, S. 7f; Sigvard Skov, parafrase, in: Scandia Bd. 13 (1940), S. 171f, 190. 175 Vgl. Sigvard Skov, parafrase, in: Scandia Bd. 13, 1940, S. 176–193; Jens Ulf Jørgensen, Art. Skånske Lov, in: KLNM Bd. XVI, Sp. 83; Michael H. Gelting, Skånske Lov og Jyske Lov, S. 73. 176 Vgl. Elsa Sjöholm, Gesetze, S. 124 ff.
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Iuul177, Dübeck178 und Gelting179 haben eine andere Lösung vorgeschlagen: Nachdem das 4. Laterankonzil von 1215 das kanonische Recht erheblich verändert hatte, waren die Päpste bemüht, diese Beschlüsse allgemein durchzusetzen. Wahrscheinlich 1216 habe man in Dänemark eine Kommission berufen, die feststellen sollte, was nach den Beschlüssen des Konzils in Dänemark noch geltendes Recht sei180. Deren Arbeit sei 1220 fertig gewesen, ihr Ergebnis sei Skånelagen, das deshalb erst auf 1220 zu datieren sei. Außerdem meint Gelting, der päpstliche Legat Gregorius de Crescentio, habe den Auftrag gehabt, das Verbot der Eisenprobe durchzusetzen, er habe aber weder Dänisch verstanden noch habe er die dänischen Rechtsverhältnisse gekannt, er sei lediglich mit römischem und Kirchenrecht vertraut gewesen. Deshalb habe man einen lateinischen Text gebraucht, der das dänische Recht zum ius canonicum in Beziehung setzte. Dies sei Andreas Sunesøns „Paraphrase“ gewesen. Damit ändert Gelting die zeitliche Einordnung: Er setzt ASun zwischen 1220 und der Ankunft des päpstlichen Legaten in Dänemark, 1222 an. Die bisher herrschende Meinung, Skånelagen sei nach 1202 aufgezeichnet und ASun sei etwas jünger, ist vorzugswürdig. Zwar wird man die von Gelting181 vermutete Kommission zur Ausarbeitung von SkL akzeptieren können, doch kann sie nicht den Auftrag gehabt haben, SkL mit der nachkonziliaren Rechtslage abzustimmen (wie Gelting meint), denn SkL (z. B. c. 88; 161; 154, 156; 217) stellt die Eisenprobe als geltendes schonisches Recht dar und auch ASun macht nirgendwo (z. B. c. 60, 97, 99; 127) einen Vorbehalt bei ihrer Anwendung, sondern beschreibt im Gegenteil ihre Formen in c. 99 ausführlich182. Was Valdemar Sejr veranlaßt hat, um einen päpstlichen Legaten zu bitten (wo doch Papst Innozenz III. seinen Pariser Studienfreund Andreas Sunesøn 1204 zum legatus natus ernannt hatte183, ist jedoch unbekannt und von vielen Vermutungen umrankt184. Wir wissen nur, dass Papst Honorius III. in Briefen an185 Valdemar und norddeutsche Vgl. Stig Iuul, Anders Sunesen, in: Svensk Juristtidning 33, 1948, S. 11. Vgl. Inger Dübeck, Skånske lov, S. 403. Vgl. Michael H. Gelting, Skånske Lov, S. 76. Vgl. Michael H. Gelting, Skånske Lov, S. 75. Wie Fn. 180. Vgl. Skånske Lov, DGL, Bd. I, 2, S. 605 ff. Vgl. Vegard Skånland, Art. Legat og nuntius, KLNM Bd. X (1965), Sp. 401; Aksel E. Christensen, Art. Sunesen, Anders, in: Dansk Biografisk Leksikon, Bind 14, 3. Aufl., S. 208. 184 Vgl. das Nachwort bei Michael H. Gelting, Skånske Lov, S. 74 f. 185 DD, I. Række, Bd. 5, Nr. 177, S. 230f v. 4. 12. 1220 und DD I. Række, Bd. 5, Nr. 179, S. 232f, v. 29. 12. 1220.
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Bischöfe samt Andreas Sunesøn186 den Besuch seines Kardinallegaten Gregorius de Crescentio ankündigte. Sein Legatenauftrag187 wird nach dem üblichen Formular mit „concesso sibi plenaria potestate ut euellat et destruat. edificet atque plantet …“ umschrieben. Dazu kamen noch bestimmte Vollmachten, die der Papst in getrennten Urkunden formulierte188. Sein Auftrag bezog sich auf die Durchsetzung der Beschlüsse des vierten Laterankonzils, vornehmlich auf die Sammlung von Geldern für den fünften Kreuzzug, aber wohl auch auf die Durchführung des Zölibates und der Abschaffung des Erbrechts von Priesterkindern, also auf kirchliche Fragen. Ihn konnte er auch ohne Kenntnis des dänischen Rechts erfüllen. Sie alle haben auch mit der Durchsetzung des can. 18 conc. Lat. IV nichts zu tun. Darüber, was der Legat überhaupt in Dänemark bewirkt hat, ist wenig bekannt (Ausnahme: Abschaffung des Erbrechts von Priesterkindern)189. Damit fällt der von Gelting genannte vermeintliche Zweck der „Paraphrase“. 3. Aufbau und Inhalt Im Aufbau folgt ASun im großen Ganzen dem von Skånelagen, hat aber den Stoff besser systematisiert, doch bleiben darin (wie dort) einige Lücken. Er behandelt in c. 1–24 Erbe und Ehe, fügt ein Kapitel über den Prozeß an (c. 25) und fährt mit Landstreitigkeiten fort (c. 26–42). Es folgen Totschlag (c. 43–63190, Körperverletzung (c. 64–72), Sklavenrecht (c. 73–84), Diebstahl (c. 85–99), Strandgut (c. 100, 101), Landbaurecht (c. 102–125), Ehebruch und Unzucht (c. 126–130), fahrlässige und vorsätzliche Brandstiftung (c. 131, 132), Verwalter (c. 133–135), Schuldrecht (c. 136–142) und Pachtrecht (c. 143–150). Dem entspricht in großen Zügen die Einteilung in 17 Bücher, wie sie die ersten Drucke von Gemens, 1505 und Hvitfeldius’ (1590) bieten191. Sieben Kapiteln von Skånelagen fehlt die Entsprechung bei ASun: c. 54; 101; 82; 183; 190; 205 und 222. Dass c. 222 (Ehebruch) fehlt, hat seinen Grund darin, dass Andreas Sunesøn ihn in c. 127 der kirchlichen Jurisdiktion unterstellt. Die übrigen Kapitel sind wohl der systematischen Umstellung bei ASun zum Opfer gefallen192 oder übergangen wor186 Vgl. DD, I. Række, Bd. 5, Nr. 180, S. 233 ff v. 31. 12. 1220. 187 Wie Fn. 186, S. 234. 188 Vgl. Bullarium Danicum, Nr. 159–165 v. 4. Jan. 1221 = DD, I. Række, Bd. 5, Nr. 182–189, S. 235 ff. 189 DD, I. Række, Bd. 5, Nr. 209, S. 264 ff. 190 Poul Johannes Jørgensen, Manddrabsforbrydelsen, S. 14 ff. 191 Vgl. SGL, Bd. IX, Skånelagen, Einl. S. LXV. 192 Vgl. Holmbäck/Wessén, Svenska Landskapslagar, 4. Serien: Skånelagen och Gutalagen, S. XXIVf.
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den, was aber nicht darauf hindeutet, dass er eine andere Vorlage als Skånelagen benutzt hat. Es dürfte heute unbestritten sein, dass Skånelagen und ASun auf den gleichen Text zurückgehen193. 4. Wissenschaftliche Bearbeitung Der liber legis Scaniae weist gegenüber Skånelagen gewisse Zusätze auf, so haben etwa 12 Kapitel bei ASun keine Entsprechung in Skånelagen (c. 23; 36; 38; 43; 44; 47; 61; 64; 80; 81; 84; 140). Davon enthalten c. 43 und 64 allgemeine Überlegungen, drei weitere bringen Definitionen: c. 36 (hävd, Ersitzung, die Skånelagen c. 78 widerspricht, aber Dig. 41. 3. 3. folgt), c. 38 (skötning, symbolische Übereignung von Land), c. 44 (sal, ein Drittel der Mannbuße); die übrigen sieben fehlen in SkL überhaupt: c. 23 (Verwaltung des Vormunds), c. 47 (Verteilung der Mannbuße), c. 61 (unbüßbare Sachen), c. 80f (Streit, ob jemand Sklave oder Freier sei), c. 84 (ius postliminii), c. 140 (Streit, ob jemand eine Sache entliehen oder gemietet habe). Wenn der Ebf. zuweilen auch das Kirchenrecht höher stellte als das weltliche schonische: „ … matrimonia iubet non fori sed poli, non curie secularis sed ecclesie spiritualis examine atque regimine subiacere …“194 (dies entspricht einem dictum Gratiani)195, so hat er doch das dänische Gewohnheitsrecht nur dort zurückgedrängt, wo die Kirche sich unmittelbar auf römisches Recht oder das ius divinum positivum, d. h. die Bibel, berief. Dies gilt vor allem für das Eherecht196. Einige Kapitel in ASun erklären dänische Rechtsbegriffe durch Rückgriff auf römisches Recht. Unmündige dürfen nach ASun c. 18 kein Land veräußern. Während aber SkL das Mündigkeitsalter in c. 46 auf 15 Jahre legt, folgt ASun, c. 18 dem römischen Mündigkeitsalter von 14 Jahren197. In ASun c. 23 taucht der römische Begriff eines tutor suspectus auf198, der – wie das ganze Kapitel – dem SkL unbekannt ist. SkL c. 90 spricht vom Bruch des Königsfriedens, wenn jemand einen Menschen tötet, während der König im Lande weilt, dagegen läßt ASun in c. 62 denjenigen, der als Feind ins 193 Vgl. Sigvard Skov, parafrase, in: Scandia Bd. 13, 1940, S. 173 ff; Holmbäck/Wessén, Svenska Landskapslagar, 4. Serien: Skånelagen och Gutalagen, S. XXVI, Fn. 1; Erik Kroman, Danmarks gamle Love, in: Acta philologica Scandinavia Bd. 29, København 1973, S. 118 gegen SGL, Bd. IX, Skånelagen, S. CVI–CX. 194 Vgl. c. 127 (DGL, Bd. I, 2, S. 644); Andreae Sunonis Hexaëmeron, I, v. 2981, 3507. 195 Dictum Gratiani post c. 7. C. 2, qu. 3 (Friedberg I, Sp. 453); vgl. dictum Gratiani ante c. 1. D. X (Friedberg I, Sp. 19) und c. 19. C XXVII, qu. 2 (Friedberg I, Sp. 1067); vgl. Ludvig Holberg, Kirke, S. 61; 67, 190; Bertil A.Frosell, gejstlig stormand, S. 243–253. 196 Vgl. Sigvard Skov, in: Scandia Bd. 13, 1940, S. 189 ff. 197 So in: Inst. I. 22. pr. 198 Tutor suspectus, in: Inst. I. 26.
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Land einfällt, wegen crimen laesae maiestatis nicht nur friedlos legen, sondern auch seinen Grundbesitz und die Fahrhabe an den König verlieren. ASun bezieht sich wohl auf Dig. 48. 4. 1. und Cod. 9. 8. 5. pr. Der Vorgang ist unter dem Begriff awend skyold (awg skiold; avughan skiöld) aus Add. H, c. 1199, aus Eriks seeländischem Recht200 und aus Upplandslagen201 als Landesverrat bekannt, fehlt aber in SkL. In c. 84 schildert ASun das ius postliminii202, wonach die Rechte eines Kriegsgefangenen sich wegen dessen Gefangenschaft nicht vererben, sondern in der Schwebe bleiben und er sie bei seiner Rückkehr zurückfordern kann. Entsprechendes fehlt in SkL. In c. 87 begründet ASun den doppelten Ersatz des Gestohlenen mit der Regel in Dig. 50. 17. 10, dass den Schaden tragen soll, wer den Vorteil hat. Die Freilassung von Sklaven (ASun c. 73, 74) braucht nicht auf dem Thing, sondern kann auch in der Kirche erfolgen und sie hat sich danach weiter um sie zu kümmern, was auf Gratian c. 14. C. 32. qu. 4 beruht, der den Satz aus Cod. 1. 13. 1, 2 bzw. Inst. 1. 5. 1 entnimmt203. Bei Streit darüber, ob ein Sklave frei sei (ASun c. 80, 81) greift ASun auf Gratian c. 36. C. 17. qu. 4 und auf die Auslegung seines Lehrers Stephan Tornacensis zu c. 6. D. 87204 sowie auf Philemon v. 10 ff205 zurück; in SkL fehlen beide Kapitel. Es gibt jedoch auch Fälle, wo das römische Recht bereits ins SkL eingedrungen ist. So hat das Prozeßrecht den Beweis mit zwei Zeugen aus dem römischen Recht206, bzw. der Bibel entlehnt207 und bereits in weitem Umfang übernommen208. Dass die männlichen Verwandten vorzugsweise zum Vormund berufen sind (SkL c. 56209, findet sich auch bei ASun c. 21, hinter beiden Stellen steht wohl Cod. 5. 30. 1. Bei alledem kann nicht ausgeschlossen werden, dass Andreas Sunesøn als königlicher Kanzler Einfluß auch auf die Ausgestaltung von SkL genommen hat210. Die Regeln über Leihe (SkL c. 221 = ASun c. 138)und Pacht (SkL c. 225 = ASun c. 143–149) stimmen
199 200 201 202 203 204 205 206 207
SGL, Bd. IX (Skånelagen), S. 236 = DGL, I, 2, Tillæg VIII, c. 1, S. 768 f. ESjL II: 27 (DGL, Bd. V, (Texte 1–2), S. 106). SGL, Bd. III (Uplandslagen), Mb 15: pr, S. 146. Ius postliminii, in: Inst. I. 12. 5; vgl. Kaser/Knütel, § 15, Rn. 17. Vgl. Inger Dübeck, Skånske lov, S. 404; Kaser/Knütel, § 16, Rn. 8. Vgl. Stephanus Tornacensis, Summa über das Decretum Gratiani, S. 109. Vgl. Bertil A. Frosell, gejstlig stormand, S. 250. Beweis mit zwei Zeugen, in: Cod. 4. 20. 9: „unius omnino testis responsio non audiatur“. Vgl. Numeri 35: 30; Deut. 17: 6; 19:15, worauf Joh. 8: 17; 2. Kor. 13: 1 und 1. Tim. 5: 19 verweisen. 208 SkL c. 49; 85; 87; 88; 118; 138; 141; 153; 204; 210; 225 vgl. ASun c. 58; 60; 65; 57; 89; 91f; 98; 99; 126f; 144; 148; 150. 209 Vgl. SGL, Bd. IX, Skånelagen, S. 43 = c. 57, DGL I, 1, S. 34 f. 210 Vgl. Inger Dübeck, Skånske lov, S. 419.
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weitgehend mit dem römischen Recht überein211, ASun c. 143 (ungestrafte Aufhebung der Pacht, wenn nur durch Handschlag geschlossen) scheint eine sanfte Kritik an dieser schonischen Gewohnheit zu sein, weil das kanonische Recht bereits nuda pacta für verbindlich hielt212. Da entweder Andreas Sunesøn selbst oder ein Mitglied seines Lunder Domkapitels Asun in lateinischer Sprache verfasst hat und fast ausschließlich die Geistlichen des Lateinischen mächtig waren, deutet dies auf seine Verwendung in der Lunder Domschule hin. Die geschilderten Begriffserklärungen, die Rückgriffe auf das römische und das Kirchenrecht zeigen, dass hier ein kanonistisch geschulter Kleriker begonnen hat, das heimische Recht wissenschaftlich zu durchdringen. Die jungen Geistlichen sollten im heimischen Recht bewandert sein und es bei seiner Anwendung in rechter Weise, nämlich kirchengemäß, interpretieren können. So rechtfertigen sich auch die Schlußworte verschiedener Handschriften nach c. 150: „ … composuit ad utilitatem totius terre“213, sie weisen auf Zweck und Gebrauch des Werkes hin.
IV. Schonisches Kirchenrecht (SkKL) Skånelagen wird ergänzt durch das schonische Kirchenrecht. Es ist in den genannten älteren Handschriften, in den meisten anderen Handschriften und in der Handschrift von Andreas Sunesøns „Liber legis Scaniae“ enthalten. Die älteste (AM 28, 8°) stammt von 1300. Die altdänischen Fassungen haben 13 oder mehr Kapitel214, zwei lateinische Fassungen stammen aus der Mitte des 15.215 und vom Anfang des 16. Jahrhunderts216. Inhaltlich stimmt es fast wörtlich mit dem seeländischen Kirchenrecht217 überein, enthält jedoch wie dieses kein reines kanonisches, sondern ein modifiziertes Kir211 Inst. 3. 14. 2, bzw. Inst. 3. 24 (vgl. Vgl. Kaser/Knütel, Römisches Privatrecht, § 39, Rn. 10 ff bzw. § 42, Rn. 6 ff; Bertil A. Frosell, gejstlig stormand, S. 250; Inger Dübeck, Skånske lov, S. 404). 212 c. 1. X. 1. 35. 1; c. 1 X. 1. 35. 3 (Friedberg, II, Sp. 203f; vgl. Bertil A. Frosell, gejstlig stormand, S. 250. 213 SGL, Bd. IX, Skånelagen, S. 354, Fn. 32. 214 SGL, Bd. IX, Skånelagen, III A, S. 357 ff = DGL, I, 2, Texte I–IV, S. 821–917, hier zit. Text I. 215 SGL, Bd. IX, Skånelagen, III B, S. 381 ff = DGL, I, 2, Text V, S. 918 ff, mit 22 Kapiteln. 216 SGL, Bd. IX, Skånelagen, III. C, S. 390 ff = DGL, I, 2, Text V, Text VI, S. 926 ff mit 17 Kapiteln. 217 Vgl. oben B IV, S. 299 ff., Sjællandske Kirkelov, in: DGL, Bd. VIII, Text 1, S. 445 ff.
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chenrecht. SkKL ist in sich widersprüchlich datiert, so dass daraus seine Entstehungszeit nicht hergeleitet werden kann. Wahrscheinlich ist es etwa gleichzeitig mit SjKL im Einvernehmen zwischen Bischof Absalon von Roskilde und Erzbischof Eskil von Lund (Ebf. 1137–78) mit den schonischen Bauern im Jahre 1171 vereinbart worden, denn „das Recht war vorher zu hart“218. Sein c. 13 legte fest219, dass der Text des vereinbarten Kirchengesetzes bei zukünftigem Zwist streitentscheidend sein sollte, doch ging die Geschichte andere Wege: Obwohl SkKL in fast allen Kapiteln den Reinigungseid mæp tolf laghfastum mannum oder mæp næfnd kirkiu mannæ vorsah, rügte Papst Honorius III. in seinem Dekretale vom 28. Mai 1218220 die Kumpanei der Eidhelfer beim Reinigungseid (Wirst du mein Eidhelfer, so werde ich auch der Deinige). Das Dekretale ist an den Erzbischof Anders Sunesøn von Lund und seine Suffragane gerichtet. Seine Aufnahme in den Liber Extra zeigt die Wichtigkeit der päpstlichen Entscheidung. Es ist häufig behauptet worden, das Dekretale habe sich allgemein gegen den Eidhelferprozeß gewandt und ihn als „pestis contraria omni juri“ gerügt221. Das ist jedoch unrichtig, denn es handelte sich um Prozesse vor geistlichen Gerichten gegen dänische Geistliche, die von dem Reinigungseid des profanen dänischen Rechts in der Weise Gebrauch machten, dass sie als Eidhelfer Kollegen heranzogen, die – gleich ihnen – criminosi waren und also ebenfalls einen Prozeß befürchten mußten, in dem sie den jetzt unterstützten Angeklagten zum Eidhelfer berufen konnten222. Die Stoßrichtung der Dekretale geht also nicht gegen Eidhelfer als solche, sondern gegen deren Unehrenhaftigkeit223. Da jedoch in weltlichen Prozessen zu Eidhelfern nur Familienangehörige berufen werden konnten, bestand – wegen der Familienbande – der Kumpaneiverdacht um so mehr. Insofern war dieses Dekretale gleichwohl ein Schritt auf dem Wege, die materielle Wahrheit durch den Næmndprozeß zu ermitteln und den Eidhelferprozeß mit seiner formellen 218 So die Einleitung, vgl. SGL, Bd. IX, Skånelagen, S. CXVI = DGL, I, 2, S. 821; vgl. Lauritz Weibull, Skånes Kyrka, S. 117 ff; Jarl Gallén, Art. Kyrkorätt, in: KLNM, Bd. X, (1965), Sp. 2 f. 219 DGL I, 2, S. 864 = SGL, Bd. IX, Skånelagen, III A, c. 17, S. 379. 220 Druck in: DD 1. Rk., 5. Bd. Nr. 140, S. 191 = DS I, Nr. 176, S. 196 = c. 12. X 2. 19 (Friedberg II, Sp. 314). 221 Vgl. jetzt: Strauch, Eisenprobe (2008), S. 777 ff. 222 „Unde contigit, quod quandoque ad purgationem suam sui similes criminosos adducunt, ut eis debeant in similibus oportuno tempore respondere, multaque crimina committuntur audacius ab eisdem“ (DS I, Nr. 176, S. 196); vgl. Gösta Åqvist, Kungen S. 248, der jedoch bezweifelt, dass das Dekretale in Schweden bekannt geworden ist. 223 „sed in purgationibus bonae famae viros dumtaxat canonice admittentes …“ (DS I, Nr. 176, S 196).
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Wahrheit zu überwinden. Deshalb forderte der Papst, dass vor kirchlichen Gerichten möglichst ein positiver Schuldnachweis erbracht werde und beim Reinigungseid nur bone fame viri mitwirken dürften. Auch im Streit zwischen König Christoph I. (1252–59) und Erzbischof Jakob Erlandsson um die Rechte der Kirche (vornehmlich zwischen 1254 und 1257) spielte SkKL eine große Rolle, denn der Erzbischof berief sich auf das reine kanonische Recht, während der König das dänische Kirchenrecht anzuwenden wünschte224.
V. Das Eisenprobenstatut Waldemars II. Das IV. Laterankonzil hatten in c. 18 den Geistlichen verboten225, bei Gottesurteilen (z. B. dem Kesselfang und Eisenprobe) mitzuwirken. Deshalb kann Waldemars Statut erst nach Ende des Konzils (30. Nov. 1215226, frühestens 1216 abgefaßt sein. Wie Skyum-Nielsen wahrscheinlich gemacht hat227, ist Andreas Sunesøn doch zum Konzil gereist, nachdem der Papst ihn wegen seines Entschlusses, daheim zu bleiben, gerügt hatte228, von dort aber erst Mitte 1216 heimgekehrt. Die Konzilsbeschlüsse waren also in Dänemark spätestens dann bekannt. Dagegen meint Gelting229 dieses Statut sei das Ergebnis der Verhandlungen mit Gregorius de Crescentio und auf 1222/23 zu datieren. Dann lägen aber zwischen dem Ende des vierten Laterankonzils (30. Nov. 1215), und der Ankunft des päpstlichen Legaten Gregorius in Dänemark (1222) fast sieben Jahre. Der Austausch zwischen Rom und Dänemark war jedoch stets recht zügig: So hat Papst Honorius III. als Nachfolger Innozenz’ III.230 nicht nur sofort seine Wahl angezeigt, sondern in mehreren Bullen auf die Durchführung der Konzilsbeschlüsse gedrängt231. Deshalb wird Waldemar II. mit seiner Reaktion auf 224 Vgl. ausführlich Niels Skyum-Nielsen, Kirkekampen (1963, Neudruck 1971); Stig Iuul, Art. Kyrkorätt, Danmark, in: KLNM, Bd. X (1965), Sp. 5f; zur Streitvermittlung Birger Jarls dabei vgl. Strauch, Birger Jarl, S. 349 ff. 225 C. 18. Conc. Lat. IV, in: COD II, S. 244 = . 9 X. III. 50 (Friedberg II, S. 659f). 226 Vgl. COD II, S. 228. 227 Vgl. Niels Skyum-Nielsen, in: DD I, 5, zu Nr. 96, S. 137 ff und zu Nr. 59, S. 92 f. 228 Vgl. Bullarium Danicum, Nr. 92 = DD I. Række, Bd. 5, Nr. 41 v. 21. Febr. 1214, S. 64f; vgl. SGL, Bd. IX (Skånelagen), S. CXXVIf; Danske Rigslovgivning indtil 1400, S. 41. 229 Vgl. Michael H. Gelting, Skånske Lov, S. 76. 230 Bullarium Danicum, Nr. 111 v. 25. Juli 1216, S. 104 ff = DD, I. Række,Bd. 5, Nr. 91, S. 128 ff. 231 Bullarium Danicum, Nr. 112, 125, 130, 134 (1216–18) = DD I. Række, Bd. 5, Nr. 94, 116, 133, 137.
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das Verbot geistlicher Mitwirkung bei der Eisenprobe nicht lange gewartet haben, zumal sein Erzbischof Andreas Sunesøn als päpstlicher legatus natus und sein Kanzler Peder Jacobsen als Bischof auch die Interessen der Kurie vertraten. Andreas’ Bruder Peder Sunesøn war 1191–1214 Bischof von Roskilde, danach Andreas’ Neffe Peder Jacobsen (1217 – 25)232. Bemerkenswert ist weiter, dass der König sich in seinem Statut233 zwar auf den Papst (d. h. das Konzil), aber nicht auf den päpstlichen Legaten Gregorius beruft, den er mittelalterlichem Brauch zufolge als Intervenienten hätte erwähnen müssen, wenn dieser in Dänemark für die Einführung der næfnd als Beweismittel gewirkt hätte. Wie oben234 gezeigt, hatte der päpstliche Legat mit der Eisenprobenverordnung Waldemars II. offenbar nichts zu schaffen. Das Mitwirkungsverbot für Kleriker in c. 18 Conc. Lat. IV. hinterließ im dänischen Prozeß eine Lücke im Beweisverfahren. Valdemar Sejr füllte sie durch sein Statut, das er „mz gothra manna etlan och vare radhe“ erließ. Mit „vare radhe“ ist kein institutionalisierter königlicher Rat gemeint (er wird erst 1321 urkundlich erwähnt235. Seine lateinische Fassung hat „cum meliorum consilio“ und „post multam deliberationem“. Das deutet auf Beratungen mit den Meliores, seinem Kanzler und Andreas Sunesøn hin. Dieser hatte bereits in seiner Zeit als königlicher Kanzler den Inhalt der Totschlagsverordnung Knuts VI. vom 28. Dez. 1200236 maßgeblich beeinflußt237. Seine Ansicht zu Sinn und Zweck der Gesetzgebung ergibt sich aus DS I Nr. 832 (1216–23)238. Auch wenn Skyum-Nielsen239 die Urkunde für gefälscht hält, entspricht ihr Inhalt allgemeiner kirchlicher Auffassung im dictum Gratiani zu c. 1. D. 4240. Da Andreas Sunesøn auch sonst großen Einfluß auf die dänische Gesetzgebung hatte, wird er ihn auch hier geltend gemacht haben. Dem König und seinen Beratern wird jedoch die bei der Eidhilfe im Lande herrschende Kumpanei nicht verborgen geblieben sein. Zudem hatte der Papst die Eid232 Vgl. Ellen Jørgensen, Art. Jacobsen, Peder, in: Dansk Biografisk Leksikon, Bd. XI, S. 335; Kai Hørby, Anders Sunesens liv, S. 14, 18; derselbe, Art. Peder Sunesen, in: Dansk Biografisk Leksikon, 3. Aufl. Bd. 14, S. 213 f. 233 DGL, I, 2, Tillæg XII (S. 781 ff) = SGL Bd. IX, Skånelagen, V: 2, S. 440 (adän. u. lat); lat. in: DD I. Række, Bd. 5, Nr. 96 mit Anm. Niels Skyum-Nielsen S. 138–140; vgl. Holmbäck/Wessén, SLL, Skånelagen och Gutalagen, S. 156 ff. 234 Vgl. oben III, 2, S. 309 f. 235 Vgl. Janus Lauritz Kolderup-Rosenvinge, Grundrids I, S. 118, Fn. D. 236 DGL I, 1, Tillæg XI, S. 774 ff = SGL Bd. IX, Skånelagen, V: 1, S. 437 ff. 237 Holmbäck/Wessén, Svenska Landskapslagar, 4. Serien: Skånelagen och Gutalagen, S. 71f, N. 14; Aksel E. Christensen, Art. Sunesen, Anders, in: Dansk Biografisk Leksikon, Bind 14, 3. Aufl., S. 208. 238 DS I, Nr. 832 (1216–23), S. 690f; vgl. Strauch, Rechtsfortbildung, S. 320. 239 Vgl. DD Bd. I. Række, Bd. 5, S. 145. 240 Bei Friedberg, I, Sp. 5.
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hilfe in seiner Dekretale vom 28. Mai 1218, bezogen auf den dortigen Fall241 als „pestis contraria omni iuri“ gebrandmarkt. Um die Lücke im Beweisrecht zu schließen, konnten der König und sein Erzbischof deshalb nicht auf den Reinigungseid mit Eidhelfern zurückgreifen. Ansatzpunkte für eine Neuregelung bot jedoch SkKL: Es unterscheidet zwischen laghfastær mannæ242 und næfnd, deren Bildung c. 7243 beschreibt. Dort wurde der Beweisausschuß bei Mißhandlung eines Priesters aus den Männern des Kirchspiels und nur bei Verwandtenmißhandlung aus der Sippe genommen. Das scheint bereits in SkL c. 147 eingeflossen zu sein244, wo der Kläger bei Diebstahl eine Jury ernennt, welche die Schuld des Täters an der Missetat durch Schwur beweist oder leugnet (die Eisenprobe drohte dem Beklagten nur bei offensichtlicher Wunde oder zwei Augenzeugen). ASun hat diese næfnd in c. 92245 übernommen und für gewisse Fälle den römischen Kalumnieneid246 hinzufügt. Die Neuregelung konnte sich aber auch auf die Einrichtung von Sendgeschworenen oder Sendzeugen stützen (die juratores synodi oder scabini synodales247, die Andreas Sunesøn vermutlich bereits aus Frankreich gekannt hat. Innozenz III. war es, der sie 1215 in c. 6 conc. Lat. IV = c. 25 X. 5. 1248: personas idoneas, providas videlicet et honestas) allgemein für Provinzialsynoden eingeführt hatte. Neu ist in der Eisenprobenverordnung Waldemars II., dass der Kläger fünfzehn Männer benennt, aus denen der Beklagte drei ihm nicht genehme aussondern kann, zum anderen, dass die Beweisjury nicht mehr (wie die Eidhelferzwölft) den Reinigungseid des Beklagten verstärkt, sondern allein und selbständig Schuld oder Unschuld des Angeklagten durch Eid feststellt. Auch die Auswahl der Geschworenen ist objektiviert: Bei Diebstahl und Totschlag wählt der Kläger die Jury aus Männern der Harde (c. 1; 3249), bei Wunden und gemeinem Heerwerk aus dem Kirchspiel (c. 2; 4). Auf den Einfluß Andreas Sunesøns dürfte auch die Mehrheitsentscheidung in c. 1 241 242 243 244 245 246 247 248 249
DD, Bd. I. Række, Bd. 5, Nr. 140, S. 191. Z. B. in c. 5, 6, 7 DGL, Bd. I, 2, S. 832 ff. DGL, Bd. I, 2, S. 840 ff. DGL, Bd. I, 1, S. 114 ff = SGL, Bd. IX, Skånelagen, c. 141, S. 133 ff = ASun c. 92, (SGL, Bd. IX, Skånelagen, S. 313 = DGL, Bd. I, 2, S. 595 f. SGL, Bd. IX, Skånelagen, S. 313 = DGL, Bd. I, 2, S. 595 f. Kalumnieneid, in: Cod. 2. 58. 1, (vgl. X. 2. 7 de iuramento calumniae [Friedberg II, Sp. 265 ff]). Scabini synodales, dazu: Paul Hinschius, Bd. III, S. 489, Fn. 1; Bd. V, S. 436f; Johannes Baptist Sägmüller, Bd. II, § 168, S. 308 f. „idoneas personas, providas videlicet et honestas: c. 6, conc. Lat. IV (COD II, S. 236f) = c. 25 × 5. 1, bei Friedberg, Bd. II, Sp. 747. DGL, Bd. I, 2, Tillæg XII, S. 781 ff.
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des Statuts250 zurückzuführen sein, gebildet nach dem Vorbild bei kirchlichen Wahlen251. Das bisherige Eidhelfersystem war damit für die im Statut genannten Delikte überwunden. Dass es sich nur um eine Beweis- und nicht um eine Urteilsjury handelt, folgt aus c. 1 am Ende252, wo der Dieb nach dem Schuldspruch der Jury zum Tod durch Hängen verurteilt wird („tha ma han til galgha døma oc vp henga“253. Diese Überlegungen legen es nahe anzunehmen, dass das Statut zwischen 1218 und vor der Resignation Andreas Sunesøns 1222 unter seiner tätigen Mitwirkung und der anderer königlicher Berater zustande gekommen ist.
250 SGL, Bd. IX, Skånelagen, V. 2, S. 443f = DGL, Bd. I, 2, Tillæg XII, Text 1, S. 785 f. 251 Vgl. conc. Lat. IV c. 23f (COD II, S. 246f) = c. 41f; vgl. 48; 50; 55. X. I. 6 (bei Friedberg, Bd. II, Sp. 88 ff. 252 DGL, Bd. I, 2, S. 786. 253 Zur Terminologie vgl. Gösta Åqvist, Kungen, S. 195 ff.
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D. Jyske Lov I. Jütland im Mittelalter Jütland bestand im Mittelalter aus Nord- und Südjütland (dem späteren Herzogtum Schleswig). Es war in 14 sysæl (provinciae, syssel)254 eingeteilt, die mehrere Harden umfaßten. Das Wort sysæl bedeutet ursprünglich ‚Arbeit, Beschäftigung‘, was sich noch in JL, c. I; 50 („kunungs sysæl“) zeigt. Die Herleitung ist dunkel und umstritten. Es kann sich um eine jüngere Verwaltungseinteilung des Königtums nach dem Vorbild der englischen Shires handeln, doch ist zu bedenken, dass ein Teil der nordjütischen Sysselbezeichnungen die Namen alter Völkerschaften enthält (etwa Thysyssel, Vendsyssel, Himmersyssel)255. Ein königlicher Beamter (wie der norwegische syslumajr) ist in Dänemark unbekannt. So bleibt unsicher, ob die Sysseleinteilung im 10. Jahrhundert entstanden oder älter ist. Da Nordjütland keine einheitliche Landschaft war und deshalb zunächst kein Landsthing hatte, gab es in den Syssler jeweils ein Thing, die später durch das Landsthing in Viborg verdrängt wurden. Diese sysælthing, (placita communia) hatten danach keine gesetzgebende und kaum rechtsprechende Gewalt, sondern dienten der Grundstücksübertragung (wie noch in JL I: 37)256, dem Aufgebot und der Bekanntmachung. Im Landesteil Schleswig gibt es nur schwache Spuren der Sysselthinge, sie sind dort vom Landsthing in Urnehoved257 ganz verdrängt worden. Größere Bedeutung hatten die Syssel dagegen für die Kirchenorganisation, da sie die Grundlage für die Einteilung der Bistümer in Propsteien bildeten. Für die weltliche Einteilung treten sie nur selten
254 Vgl. Otto Kalkar, Ordbog, Bd. IV, S. 257. 255 Vgl. Sven Tunberg, sysselindelningen, in: SHT årg. 67 (1947), S. 339–351; Poul Johs. Jørgensen, Retshistorie, S. 241; Paul Johansen, Ösel, in: Festschrift Karl Haff (1950), S. 95–110; Klaus v. See, JL, Art. Syssel, S. 203, Sysselding, S. 203 f. 256 JL I: 37: „A thingi sculæ man iorth scøtæ … æth sysæl thing“ (DGL, Bd. II, S. 89 = v. See, JL, S. 50. 257 Die genaue Lage der Thingstätte ist heute unbekannt; sie lag südwestlich von Aabenraa, im Kirchspiel Bjolderup, östlich von Bolderslev und wurde bis 1523 benutzt.
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auf, so in Christophs I. Verordnung über Majestätsverbrechen, wo sie für Fünen, Seeland und Småland genannt sind258.
II. Jyske Lov entsteht In der Mitte des 13. Jhs. näherte sich die Zeit der Rechtsbücher ihrem Ende, weil die königliche Gesetzgebungsmacht (mit Hilfe der Kirche)259 erstarkte. So gelang es dem dänischen König Valdemar II. Sejr (1202–1241), auf einer Reichsversammlung im März 1241 in Vordingborg, unmittelbar vor seinem Tod, das Jyske Lov, ein offizielles Gesetzbuch, verabschieden zu lassen. Dass das Landsthing in Viborg Jyske Lov angenommen hat, ist nicht belegt, aber wahrscheinlich. Da sich keine inhaltlichen Unterschiede zwischen den früheren Rechtsbüchern und Jyske Lov finden, darf man davon ausgehen, dass auch Jyske Lov auf älteren privaten Aufzeichnungen beruht, die leider nicht überliefert sind. Als sein Hauptverfasser wird Bischof Gunnar von Viborg vermutet. Die Einleitung enthält nicht nur den berühmten Satz: „Mæth logh scal land byggæs“260 („civitas fundaretur legibus“ d. h., mit dem Gesetz soll man das Land bauen), sondern auch Ausführungen, wie die Gesetze beschaffen sein sollen, über die Aufgaben des königlichen Amtes und der Kirche, alles dies in Anknüpfung an kanonisches und römisches Recht261. Dieses Vorwort ist ein Meisterstück mittelalterlicher dänischer Prosa262. Festzuhalten ist, dass die Vorrede (am Ende) Bischof Gunnar von Viborg keinen besonderen Anteil an der Abfassung von Jyske Lov zuschreibt. Dass er Hauptverfasser von JL sei, beruht vielmehr auf einer unzuverlässigen Angabe in seiner Vita263.
258 Diese Verordnung wird zwischen 1252 und 1259 angesetzt, vgl. Rigslovg. I, Nr. 9, S. 58f, wo es heißt: „Sed Feonia pro II sysel, Sielandia pro tribus sysel et quelibet smalandarum pro I sysel computabitur“. In unserer Karte Dänemarks [s. S. 284] sind die Syssel eingetragen. 259 Vgl. dazu Wolfgang Stürner, potestas (1987). 260 „Mæth logh scal land byggæs“ in: DGL II, S. 3 = v. See, JyL, S. 23. 261 Vgl. Ludvig Holberg, Waldemars lov, s. 84 ff; derselbe, fremmed ret, S. 37 ff; der die Vorrede allein auf kanonisches Recht zurückführt, anders: Niels Knud Andersen, med lov, S. 84 ff; v. See, JyL, S. 4ff; Ole Fenger, Fortale (1976), S. 18 ff; derselbe, Romerret, S. 73 ff. Die verschiedensten Aspekte von JyL sind vereinigt in der Festschrift Jydske Lov 750 år (1991), vgl. dort die Beiträge von Bjerg, Degn, Dübeck, Fenger, Gelting, Stig Jørgensen, Karker, Lerche, Poul Meyer; Paludan, Tamm und Ulsig. 262 Vgl. Troels Dahlerup, S. 42. 263 Vgl. Scriptores minores historiae Danici. cur. Martin. Cl. Gertz, Bd. II, S. 274, vgl. Ludvig Holberg, Valdemars Lov, S. 26.
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III. Überlieferung Jyske Lov ist von allen dänischen Landschaftsrechten mit den meisten Handschriften überliefert, die nicht nur aus Jütland, sondern auch aus Seeland und Schonen stammen, obwohl es nicht als Reichsgesetz gegolten hat264. Keine Handschrift geht auf 1241 zurück, die ältesten stammen von ca 1300, nämlich die durch südjütische Sprache gekennzeichnete Flensburghandschrift265 und die Handschrift Stockholm C 39, die ostdänischen Ursprungs sein soll und wohl jünger ist266. Die stärkste Handschriftengruppe wird angeführt von NKS 295, 8° von ca 1325 in Kopenhagen, die Skautrup in Danmarks Gamle Landskabslove zum Grundtext seiner Ausgabe gemacht hat267. Da dort die Vorrede fehlt, druckt Skautrup sie nach AM 455, 12° von ca 1300. Auch die Ribehandschrift von 1430–1450 gehört zu dieser Gruppe; Peter Skautrup hat sie der Jubiläumsausgabe von 1941 zugrunde gelegt268 und 1972/73 Faksimile-Ausgaben der wichtigsten Handschriften veröffentlicht269. Matthäus Brandis hat bereits 1486 eine Ausgabe von JL in Lübeck veröffentlicht270. 1590 hat Matz Wingaardt eine neue Ausgabe vorgelegt, die Salomon Sartor und Jørgen Hantsch im 17. Jahrhundert nachgedruckt haben271. Die deutsche Übersetzung Erik Krabbes (1510–1564) hat Peder Hansen Resen jedoch erst 1687 in Kopenhagen veröffentlicht272. Eine weitere – auf Blasius Ekenberger beruhende – Übersetzung hat Emanuel Wölfel 1717 in Flensburg vorgelegt273. Eine neu264 Vgl. Mogens Lebech, S. 157, Peter Skautrup, sproget, S. 200 ff. 265 Flensburg-Hs., übersetzt v. Peter Skautrup, in: V. Erik Reitzel-Nielsen, Med Lov skal Land bygges (1941), S. 368–453. 266 Vgl. Peter Skautrup, Einleitung zu DGL, Bd. II, S. XL u. LXXX ff. 267 Ny Kongelig Samling [NKS] Nr. 295, 8°, von Peter Skautrup als Hs. A1 bezeichnet, vgl. Vorwort zu Bd. II, S. XXIV. 268 Peter Skautrup, Den Jyske Lov. Text med oversættelse, kommentar og ordbog, Aarhus 1941. 269 Peter Skautrup, Codicem Arnamagnæanum 286. 2o, codicem A. M. 4. 4°, codicem A. M. 453. 12°, legem Iutiæ [Jyske Lov] cum Danica praefatione (corpus codicum Danicorum medii aevi 9), Hafniae 1972; derselbe, Codicem Holmiensem C 37; codicem Holmiensem C. 44, Legem Iutiæ, cum Britannica praefatione (corpus codicum Danicorum medii aevi 10), Hafniae 1973. 270 Matthäus Brandis, Jyske Lov, Lübeck 1486. 271 Matz Wingaardt, Den rette judske lowbog, nu nylige offuerseet, corrigerit oc dansken forbedrit, Kiøbenhaffn 1590; Neudruck von Salomon Sartor in Kiøbenhavn zwischen 1612 und 1619 sowie von Jørgen Hantsch ebda, zwischen 1615 und 1623. 272 Kong Valdemars den Anden Low-Bog, udsat paa Tysk aff Herr Erick Krabbe aar 1557, oc nu … befordret til Trycken aff Peder Hansen Resen, Kiøbenhaffn 1687. 273 Emanuel Wölffel, Das jütische Low-Buch … [das] Vor diesen 2. mahl/als Anno 1593. und Ao. 1603 von Blasio Ekenbergern in Hollsteinischer Sprache herausgegeben …/ Zum Druck befördert durch E. W., Flensburg 1717.
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dänische Übertragung stammt von Stig Iuul und Erik Kroman274. Neuere Ausgaben haben vorgelegt J. L. A. Kolderup-Rosenvinge 1837275, Niels Matthias Petersen 1850276 und Peder Goth Thorsen 1853277. Stig Iuul und Erik Kroman haben 1967 Text und Übersetzung von JL veröffentlicht. Die maßgebliche Ausgabe ist die von Peter Skautrup, Stig Iuul und Peter Jørgensen in DGL278. Schließlich gibt es auch eine polnische Ausgabe von Andrzej Gaca279.
IV. Druck und Verbreitung Für Südjütland (Schleswig) ist Jyske Lov um 1400 ins Mittelniederdeutsche übersetzt280 und 1486 auch gedruckt worden, während der altdänische Text erst 1504 im Druck erschien281. Dass mit Jyske Lov ein Gesetzbuch für ganz Dänemark beabsichtigt war, darf als widerlegt gelten282, es handelt sich vielmehr um das Landschaftsrecht von Jütland, wozu damals auch Schleswig und Fünen gehörten. Seine Anwendung auch in anderen Landesteilen dürfte erst der frühen Neuzeit angehören. Jyske Lov hat sehr lange gegolten: in Dänemark bis zur Einführung von Danske Lov 1683283, in Schleswig bis zum 1. Jan. 1900, als das Bürgerliche Gesetzbuch es ersetzte.
274 Stig Iuul/Erik Kroman, Skaanske og Jyske Lov oversatt og kommenteret, København 1956, 4. oplag, ebda 1968. 275 Janus Lauritz Andreas Kolderup-Rosenvinge, (Udg.), Samling af gamle danske Love, Bd. III: Kong Valdemar den andens Jydske Lov og Thord Degns Artikler, Kjöbenhavn 1837. 276 Niels Matthias Petersen, Kong Valdemar den Andens Jyske Lov (Nordiske Oldskrifter 9), København 1850. 277 Peder Goth Thorsen, Kong Valdemar den Andens Jyske Lov; vgl. zu den früheren Ausgaben: Peter Skautrups Einleitung zu: Jyske Lov, 1941 (wie Fn. 268), S. XII–XIV. 278 DGL, Bd. II: Jyske Lov, Text 1 ed. Peter Skautrup, København 1933; Bd. III: Jyske Lov, Texte 2–4, ed. derselbe, ebda 1951; Bd. IV: Texte 5, 6, ed. Stig Iuul/Peter Jørgensen, ebda 1945. 279 Andrzej Gaca, Prawo Jutlandzkie Waldemara II (Jyske Lov) z 1241 roku [Habilschrift], Torún 2007. 280 Lindau Hs. von ca 1400 (= Text 6 in DGL, Bd. IV, S. 267 ff). 281 Neudän. Übersetzungen von JL in: Kroman/Iuul, Skaanske Lov og Jyske Lov, 4. upl, 1968; Peter Skautrup, Den JL, Text med Oversættelse (1941) und derselbe, JL, Lov i Oversættelse efter Flensborghandsksriftet (1941). 282 Vgl. Johannes E. Larsen, Samlede Skrifter I, S. 105–127, Stig Iuul, Art. Jyske Lov in: KLNM, Bd. VIII, (1963) S. 51. 283 Vgl. dazu Ditlev Tamm (Red.), Danske og Norske Lov i 300 år, Køpenhamn 1983.
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V. Inhalt und Eigenart Jyske Lov ist in drei Bücher eingeteilt. Das erste beginnt mit dem Erbrecht (c. 1–17), fährt mit dem Familienrecht fort (c. 18–33), behandelt den Landkauf (c. 34–44) und schließt das Dorfschaftsrecht an (c. 45–57). Das zweite Buch beginnt mit den Wahrmännern (c. 1–12), fährt dann mit dem Strafrecht fort (c. 13–59), behandelt anschließend Darlehn und Bürgschaft sowie Zwangsvollstreckung (c. 60–70), sodann Dorfschaftsrecht (c. 71–76), wendet sich dann dem Kirchfriedensbruch zu (c. 77–85) und regelt schließlich den Diebstahl (c. 86–114). Das dritte Buch beginnt mit dem Heerwesen (Lething, c. 1–22)284, es folgen Bußen für Tötung nach Bußzahlung und für Leichenberaubung (c. 23, 24), sodann Körperverletzungen (c. 25–37) und Bienenrecht (c. 38–41). Allein steht c. 42 über Angebotseide. Danach ist das Ehegüterrecht geregelt (c. 43–46) und wieder folgt Dorfschaftsrecht (c. 47–60). Das dritte Buch schließt mit verschiedenen Strafvorschriften über Wrack, (c. 61–63), Falschmünzerei (c. 64, 65) und Gewalttaten (c. 66–68). Entsprechend der gewachsenen Königsmacht enthält Jyske Lov Neuerungen im Strafrecht. So ist die Selbsthilfe bei Diebstahl eingeschränkt (II, 87), die alte volksrechtliche Gerichtsverfassung mit ihrem formalen Beweisverfahren ist ersetzt durch einen unparteiischen Ausschuß285. Im Strafrecht finden sich vergleichbare Ausschüsse in den sannænd mæn (Wahrmänner, II, 1–38) und den Raubernannten (rans næfning, II, 39–76). Der König ernannte die Wahrmänner auf Lebenszeit (II, 4), die Dinggemeinschaft die Raubnernannten auf ein Jahr, doch mußte der königliche Amtmann sie bestätigen (II, 50). Die im gerichtlichen Verfahren erwähnten Zeugen sind zumeist besonders hinzugezogene Geschäftszeugen, also keine zufälligen Augenzeugen. Sie sollen die Behauptungen des Klägers bekräftigen286. Das Zweimännerzeugnis in III, 37 dürfte auf kanonisches Recht zurückgehen287. Die Kirche drängte darauf, das kanonische Recht durchzusetzen, wie sich zum Beispiel an der ausführlichen Regelung des Kirchfriedensbruches (hællægth brot, II, 77–85), an der legitimatio per matrimonium subsequens (I, 25) und an der Steuerfreiheit zölibatärer Priester (III, 10) zeigt288. Auch das 284 Vgl. Svend Aakjær, Plov, in: med Lov, S. 251–287. 285 Das Verfahren vor dem Ausschuß (næfnd, neffnynge) findet sich in: I, 1, 13, 15; II, 6, 39–76; II, 77–80, 82; III, 5, 12, 34–36. 286 Vgl. Poul Johannes Jørgensen, Vidnebeviset, in: Med lov, S. 315 ff, Klaus v. See, Jütsches Recht, S. 210, Art. Zeuge. 287 S. die Nachweise oben S. 312, Fnn. 206; 207. 288 Vgl. Nils Knud Andersen, Kanonisk Ret, in: Med Lov, S. 85 ff.
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Heerwesen (leding) ist ausführlich geregelt. Jyske Lov zeigt aber nicht mehr die ursprüngliche Form des Aufgebotes, vielmehr ist im 13. Jahrhundert die persönliche Gestellungspflicht bereits durch eine Steuer ersetzt, doch hat die Landesverteidigung Vorrang: so dass im 14. Jahrhundert die Manngestellungspflicht wieder auflebte289. Das hafne meint nur noch einen bestimmten Steuersatz (III, 12)290. Wobei der Dienstadel – gleichgültig ob er dem König, den Großen oder den Bischöfen diente (hærræ mæn) – ihres besonderen Heeresdienstes wegen steuerfrei waren, (III, 7, 8, 18). Die königlichen Verwalter (bryti) heißen jetzt umbosmæn (Amtmänner) und ihr Amt wird als læn (Lehen) bezeichnet, das sie verlieren konnten, wenn sie Missetaten begingen (II, 54, 88, III, 3, 62, 63). Auch die Fürstenlehen291 Waldemars II. haben ihre Spur in Jyske Lov hinterlassen: Aus III, 8 folgt, dass „der König sich Mannen nehmen darf überall in seinem Reich“ die Herzöge, Grafen und Bischöfe aber nur in ihrem Herrschaftsbereich292, so dass einer zentrifugalen Tendenz des Lehnswesens auch in den Fürstenlehen vorgebeugt wurde. Dagegen wird man die Vorschriften in I, 13, wonach Kinder keinen Kopfteil am elterlichen Gesamtgut haben, als Übernahme alten Rechts ansehen dürfen293.
VI. Die weitere Entwicklung 1. Thords Artikel Vom Ende des 13. Jahrhunderts (nach 1286) stammt ein Kommentar zu Jyske Lov, die sogenannten Thords Artikel, deren lateinische Fassung (articuli et correctiones legis, quas litlæ thord diægn Norjuciæ legifer composuit), wohl der ursprüngliche Text ist294. Daraus ergibt sich, dass den Zeitgenossen die könig-
289 Vgl. Erik Kjersgaard, landeværn, S. 113–140 (127 ff). 290 Vgl. Svend Aakjær, Plov, in: med Lov, S. 251 – 287; Carl A. Christensen, Ledingssatserne, in: med Lov, S. 288–314. 291 Im 13./14. Jahrh. galten Schleswig, Nord- und Südhalland, Blekinge, Lolland und Falster als Fürstenlehen; vgl. dazu: Mouritz Mackeprang, Fyrstelen, in: Dansk Historisk Tidskrift, 6. Række, Bd. 6 (1895), S. 139–204; Aksel E. Christensen, Kongemagt, S. 143 ff; Klaus v. See, Jütsches Recht, S. 12. 292 Vgl. den lat. Text in: Ledreborg-Hs., Text 5, (c. III: 8), in: DGL, Bd. IV, S. 202: „et dux in ducatu suo et filii regum et cognati regum uel comites non recipiunt homines, id est fidelitatem ab aliquibus“. 293 Vgl. Stig Juul, Fællig, S. 134ff, Klaus v. See, Jütsches Recht, S. 6. 294 Vgl. Jacob F. Kinch, Om Thord (Degn) og hans Artikler (Samlingar til Jydsk Historie. og Topografi II), 1868/69, S. 230–247. Da es zwei Personen mit dem Namen Thord
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liche Gesetzgebung zu weit ging und man versuchte, sie zurückzudrängen. Thords Artikel sind erwähnt in § 7 des Reichsgesetzes vom 13. März 1304295. Dort beauftragte König Erik Menved (1286–1319) eine Kommission (bestehend aus Christian, dem Bischof von Ribe, und den Herren Gunnolph Swensson, Swen Rusticus, Thord Litlæ und Nicolaus Brock) damit, die Artikel ins Dänische zu übertragen, um danach Rechtsbesserungen durch Reichsgesetz zu ermöglichen. Zu dieser Zeit haben aber wohl nur die ersten 53 Artikel vorgelegen, da die folgenden bereits das Reichsgesetz von 1304 als Quelle nutzen296. Eine Bestätigung als Reichsgesetz haben sie erst später (vermutlich 1354)297 gefunden. Nur der lateinische und der kürzere dänische Text sind gedruckt298. Geändert haben dieses Reichsgesetz königliche Verordnungen (z. B. von 1251, 1283, 1284, 1304)299 und Thords spätere Artikel, soweit der König sie bestätigt hat, aber auch der Gerichtsgebrauch; insgesamt überarbeitet worden ist JL nicht. 2. Knut Mikkelsens Glossen Jyske Lov ist mehrfach übersetzt worden, so im 14. Jh. ins Lateinische300. Obwohl diese Übersetzung nur in wenigen Handschriften überliefert ist, hat Bischof Knut Mikkelsen in Viborg sie ca 1465 zur Grundlage seiner gelehrten Glossen gemacht, in denen er Jyske Lov und römisch-kanoni-
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Degn gegeben hat, ist nach neueren Erkenntnissen die obige Überschrift Norjuciæ legifer (DGL, Tillæg till Bind IV, S. 79) nicht auf den Verfasser der Artikel zu beziehen. Auch eine Verbindung zum Landsthing von Viborg existierte nicht. Thord Litle amtierte als Richter auf dem königlichen Retterting, das 1301 in Viborg tagte, auch war er 1307 Mitglied einer Kommission, welche die Rechte an Aalwehren in der Harde Østre Han klären sollte, vgl. Jexlev/Iuul, Art. Litle, Thord, in: Dansk Biografisk Leksikon, Bd. IX (1981), S. 92. Vgl. Erik Kroman, Rigslovgivning indtil 1400, Nr. 19, S. 178–183. In § 7 (S. 182) heißt es, dass eine Kommission beauftragt war, die Thordschen Artikel vom Lateinischen ins Dänische zu übertragen, „ut considerint et eligant utiliores, quas voluerint et petierint confirmari, quas etiam nos considerato, que nobis, corone nostre et communitati regni necessarie fuerint, anno futuro in celebratione parlamenti proximi confirmari faciemus“. Poul Johannes Jørgensen, Retshistorie, S. 43. Vermutlich durch den Danehof in Nyborg von 1354, den Valdemar Atterdag einberufen hatte. Vgl. das Reichsgesetz v. ca 1. Juli 1354, bei Erik Kroman, Rigslovgivning I, Nr. 28, S. 230–236. Vgl. Erik Kroman, Rigslovgivning I, Nr. 7 (1251), S. 43 ff; Nr. 14 (1283), S. 104 ff; Nr. 15–17 (1284), S. 107 ff; Nr. 19 (1304), S. 178 ff. Ledreborg Hs. 11. 4°, gedruckt als Grundtext in Text 5 (lat. Übersetzung mit Knut Mikkelsens Glossen, in: DGL, Bd. IV (1945), S. 1–265; vgl. ebda S. III.
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sches Recht verglich301. Über das Leben dieses Bischofs ist nur wenig bekannt302. Sein Geburtsjahr kennen wir ebensowenig wie seine Familie, und sein Tod kann nur auf die zehn Jahre zwischen 1478 und 1488 eingegrenzt werden. Immerhin kennen wir seinen Werdegang: 1421 immatrikulierte er sich in Rostock, wo er baccalaureus artium wurde. In Erfurt wurde er 1425 zum magister artium promoviert. Danach begann er ein juristisches Studium in Erfurt, wo er 1440 den damals seltenen Grad eines doctors iuris utriusque erwarb. Im Winter 1434/35 war er Rektor in Erfurt 1440 wird er als Dekan des Domkapitels in Kopenhagen erwähnt, 1445/47, 1449 war er königlicher Kammermeister303 und 1451 Bischof in Viborg. Dieses Amt hatte er bis 1478 inne. Seine Glossen zum Jyske Lov sind in fünf Handschriften von etwa 1500 überliefert304. In den Ausgaben von Jyske Lov von 1504 und 1508 sind sie mitabgedruckt. Die einzelnen Glossen knüpfen gewöhnlich an ein einzelnes Wort – meistens des lateinischen Textes – an und bedienen sich der für die scholastische Methode kennzeichnenden distinctiones305. Auch allgemeine Rechtsregeln (brocardica) werden zuweilen formuliert306. Kommentare zu anderen dänischen Gesetzen fehlen. Die Glossen erwecken den Eindruck, als habe Knud Mikkelsen die Schriften von fünf Legisten und zwanzig Kanonisten benutzt307. Doch hat Stig Iuul mit Recht darauf hingewiesen, dass es eine solche umfangreiche juristische Bibliothek im Dänemark des 15. Jahrhunderts nicht gegeben hat. Knud Mikkelsen hat denn auch nur einige der damals gängigen Handbücher benutzt und deren Verweisungen ohne Nachprüfung übernommen. Mit Sicherheit konnte er auf Gratians Dekret (ca 1150), den Liber Extra (1234), den Liber Sextus (1298) und die Clementinen (1317) zurückgreifen; eine Extravagantensammlung besaß er nicht. Darüber hinaus hatte er Zugang zu Huguccios 301 Vgl. Ludvig Holberg, fremmed Ret, S. 26, Nils Knud Andersen, Indflydelse, in: Med Lov S. 85 ff, Stig Iuul, DGL, Bd. IV, Einleitung, S. XVI–XXV; Stig Iuul, Retslitteraturen, in: Erik Reitzel-Nielsen, med Lov S. 121–145. 302 Vgl. William Christensen/Stig Iuul, Art. Mikkelsen, Knud, in: Dansk Biografisk Leksikon, 3. Auflage, Bd. XV København 1938, S. 586f; Stig Iuul, Mikkelsen, S. 129 ff. 303 Vgl. William Christensen, Statsforvaltning, S. 64 ff. 304 Handschriften der Glossen Knud Mikkelsens: AM 12. 8°; AM 16. 8°; GKS (Gammel Kongelig Samling) Nr. 3135; 3136; 3137. 4°; über weitere Handschriften vgl. DGL, Tillæg till Bd. IV, S. XI ff. 305 Distinctiones find sich etwa in JL II: 9; II: 50 [52]; II: 68 [71] (wo er Henricus Boichs Ausführungen über die Arten der compromissio benutzt) und II: 82 [86] (DGL, Bd. IV, S. 92; 130; 149; 163). 306 Allgemeine Rechtsregel (brocardica) finden sich in JL I: 15; I: 23; III: 51 [53] (DGL, Bd. IV, S. 27f; 36; 132). 307 So: Ludvig Holberg, fremmed Ret, S. 15; diese Werke hat Stig Iuul in seiner Ausgabe der lateinischen Fassung (DGL IV, S. XXV–XXVIII) aufgeführt.
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(† 1210) Summa zu Gratians Dekret308 und zu den Distinctiones in libros V decretalium des Henricus Bohicus [Boich]309. Aus dem Vorwort geht hervor, dass er beweisen wollte, in welchen Punkten Jyske Lov mit dem römischen und kanonischen Recht übereingeht310. Dass er die Anwendung von Jyske Lov fördern wollte, sagt er dort ebenso: Was mit römischem Recht übereinstimme, werde desto mehr befolgt werden, was ihm widerspreche, allmählich verdorren311. Gleichwohl zieht er das fremde Recht dem heimischen weder vor noch will er es verbessern, doch benutzt er das römisch-kanonische Recht, um das heimische einschränkend auszulegen312. Meist betrachtet er das fremde aber nur als Parallele. Wo jedoch eine Norm in Jyske Lov offenbar gegen Gott verstößt, verlangt er sie aufzuheben, denn da das göttliche Gesetz eine Gottesgabe ist (quia lex dei donum est), sei jene Norm kein Recht313. Die Glossen Knud Mikkelsens geben ein Bild des zu seiner Zeit in Jütland geltenden Rechts; immerhin waren seit dem Erlaß von Jyske Lov mehr als 230 Jahre vergangen. Thords Artikel sind ihm geltendes Recht, das immer dort vorgeht, wo es Jyske Lov ändert. Auf diese Weise war ein großer Teil der in JL III: 1–20 enthaltenen Ledungsordnung obsolet314. Während die Glosse zu JL II: 27 davon spricht, einige meinten, Sippenbuße sei nur noch zu zahlen, wenn jemand in Notwehr töte, erklärt Knud Mikkelsen in der Glosse zu JL III: 2, dass Erik Glippings Helsingborgsches Statut von
308 Sie war auch im Besitz Andreas Sunesøns, vgl. Lunde Domkapitels Gavebøger, ed. Christian Weeke, (1884/89), S. 145. 309 Henricus Boich (auch: Bohic) stammte aus England (Leonensis dicocesis in Britannia). Er wurde 1310 geboren, studierte in Paris und war dort anschließend Lehrer bis 1349. Sein Hauptwerk sind die Distinctiones, die er 1348 vollendete; ca 1350 wird er gestorben sein. Sein Werk wurde im 14. und 15. Jahrhundert viel benutzt, im Jahre 1498 und 1557 wurde es in Lyon von Franciscus Josserandi gedruckt, vgl. v. Schulte, Quellen u. Literatur, Bd. II (1877), S. 266–270. 310 „edisserere curaui et decreui, in quibus sunt imperialibus et canonicis constitutionibu conformes …“ in: DGL IV, S. 3. 311 Dort heißt es: „in quibus eciam imperii legibus et canonibus sunt contrarie et difformes, quatinus in huiusmodi exulentet arescant …“ (DGL, Bd. IV, S. 3), wobei er sich auf Dig. 1. 3. 39 bezieht. 312 Beispiele sind JL I. 21; I. 27 und I. 31 (DGL IV, S. 34; 40f; 46f), vgl. Stig Iuul, Mikkelsen, S. 137 f. 313 Beispiel in JL III. 2 (DGL, Bd. IV, S. 197f), wo das JL nicht nur gegen Thords Artikel 92, 48 und 75, sondern auch gegen göttliches und römisches Recht verstößt und deshalb aufzuheben sei. Ausdrücklich verweist er auf seine Vorrede (DGL, Bd. IV, S. 1), wo dieser Grundsatz steht und auf Dig. 1. 3. 1; vgl. Stig Iuul, Mikkelsen, S. 139. 314 Das folgt aus JL II. 27, wo es um die Sippenbuße geht, von der Knud Mikkelsen meint, sie sei vollständig aufgehoben.
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Dänemark
1283315 die Sippenbuße überhaupt (auch für diesen Fall) aufgehoben habe, weil sie zur Tötung gleichsam auffordere, was gegen Gott sei316. Aus den Glossen Knud Mikkelsens folgt, dass er die Reichsgesetze des 13. bis 15. Jahrhunderts kannte und eifrig benutzt hat. Zwei Gesetze (von 1459 und 1466) sind sogar nur durch ihn bekannt317. Auch die Rechtsprechung des Königsgerichts hat er benutzt318. 3. Blasius Ekenbergers Elucubratio Aus dem Jahre 1595 stammt ein Handbuch des Jütischen Rechts von Blasius Ekenberger319. Er wurde – wahrscheinlich in Lübeck – 1524 geboren, studierte seit 1542 Jura in Leipzig und wurde 1549 Amtsschreiber in Flensburg. 1573 warf man ihm Amtsmißbrauch vor und entließ ihn. Obwohl später rehabilitiert, erhielt er keine Anstellung mehr, sondern eröffnete ein juristisches Büro in Flensburg und betätigte sich als Rechtsanwalt für den Adel des Herzogtums, bekannt für seine Streitlust. Er starb 1616 in ärmlichen Verhältnissen. Nachdem er 1593 eine Übersetzung von Jyske Lov ins Mittelniederdeutsche vorgelegt hatte320, schrieb er im Jahr darauf die Elucubratio321, von der nur zwei Handschriften erhalten sind322. Karl Haff hat vom Ms. 1, Nr. 3287 aus dem Buch I das Erb-, Familien- und Sachenrecht herausgegeben und es ein Lehrbuch genannt, obwohl es teilweise nur die Übersetzung Ekenbergers wiederholt323, doch umschreibt er den Inhalt des Jütschen Rechts und verdeutlicht ihn oft. Ekenberger war sowohl im dänischen als auch im schleswigschen Landesrecht und im gemeinen Recht erfahren. Im Gegensatz zu Knud Mikkelsen will Ekenberger eine systematische Darstellung des Jütschen Rechts geben. Er versucht, das nordgermanische Jyske Lov mit römischen Zitaten zu kommentieren und mit ihnen abzugleichen. In315 § 4 dieses Statuts, gedruckt in: Erik Kroman, Rigslovgivning I, S. 106. 316 Vgl. JL III: 2 (DGL, Bd. IV, S. 198 [die Verweisung in S. 198, Fn. e) auf JL II: 28 ist falsch, es muß II: 27 heißen]), wo Knud Mikkelsens Glosse auf JL II: 27 (DGL, Bd. IV, S. 111) und seine dortige Glosse verweist; vgl. Stig Iuul, Mikkelsen, S. 140. 317 Erwähnt in der Glosse zu JL, II: 25 und JL II: 26 (DGL, Bd. IV, S. 110f). 318 Vgl. Stig Iuul, Mikkelsen, S. 141. 319 vgl. H. A. Hens/Stig Iuul, Art. Ekenberger, Blasius, in: Dansk Biografisk Leksikon, 3. Auflage Bd. IV (1980), S. 146f; Stig Iuul, Mikkelsen, S. 147 f. 320 Blasius Ekenbergers Judske Lovbock ist gedruckt Schleswig 1593, vgl. Karl Haff, Elucubratio, S. VII; Stig Iuul, Mikkelsen, S. 148. 321 Elucubratio heißt „durch ein Buch ans Licht gebracht“. 322 Die Hss. liegen in der königlichen Bibliothek in Kopenhagen: MS 1 hat die Nr. Gl. Kgl. S. 3287, MS 2 die Nr. 3288; vgl. Karl Haff, Elucubratio, S. 3. 323 Vgl. Karl Haff, Elucubratio, S. 6; Stig Iuul, Mikkelsen, S. 149.
Jyske Lov
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sofern ist das Handbuch das Zeugnis einer versuchten Rezeption des römischen Rechts im damaligen Schleswig. Das Gesetz König Erik Glippings vom 29. Juli 1282324 ist erwähnt, aber falsch auf 1352 datiert325. Auch die Glossen des Bischofs Knut Mikkelsen326 hat Ekenberger benutzt, jedoch wohl in der Ausgabe von 1504 oder 1508, deren zahlreiche Fehler er nicht korrigiert. Zuweilen verwendet er Knud Mikkelsens Glossen, ohne sie zu zitieren327. Leider benutzt Ekenberger seine Quellen wenig kritisch, stellt ältere und jüngere nebeneinander, ohne darauf hinzuweisen, dass ältere Gesetzesstellen durch jüngere ersetzt sein können328. Iuul mißt der elucubratio wenig wissenschaftliche und praktische Bedeutung bei, anerkennt aber, dass sich daraus Aufschlüsse über die Rechtspraxis des 16. Jahrhunderts gewinnen lassen, die man anderweitig vergeblich sucht329. Weitere Juristen, die sich mit dem Jütschen Recht befassten, waren Joachim Blüting, der Glossen zur elucubratio verfaßt hat330, und der Flensburger Stadtschreiber Johannes Meier († 1616), der ein compendium iuris cimbrici seu methodus iuris Danici verfaßt hat331.
324 Reichsgesetz König Erik Glippings vom 29. Juli 1282 in: Erik Kroman, Rigslovgivning indtil 1400, Nr. 13 (S. 74–104). 325 Vgl. Karl Haff, Elucubratio, S. 6 und S. 137; auch die constitutio Erici regis von 1375 ist nicht nachweisbar, vgl. denselben, S. 77 und S. 86, Fn. 5. 326 Die Glossen Knut Mikkelsens sind gedruckt in: DGL, Bd. IV, Jyske Lov, Text 5 (den latinske Text med Knud Mikkelsens Glosser, 1–265 und in Tillæg till Bd. IV, Knud Mikkelsens Glosser, Dansk Text: der dänische Text S. 1–75; og Thords Artikler: Text 1: Latin S. 76–107; Text 2–7: adän. S. 109–400, davon Text 8: Plattyskt Oversættelse, S. 379 – 400. 327 Vgl. Stig Iuul, Mikkelsen, S. 149. 328 Beispiele dafür bei Stig Iuul, Mikkelsen, S. 150. 329 Dazu zitiert Stig Iuul, Mikkelsen, S. 151 die Beschreibung des Schoßwurfs, also der Grundstücksübereignung, bei Karl Haff, elucubratio, dist. 5., Art. 3, § 3, S. 94. 330 Joachim Blüting, geb. 1572 in Kiel, 1606 Sekretär beim Amtmann in Gottorp. Blütings Glossen zur Elucubratio Ekenberges wurden noch 1717 zusammen mit dieser gedruckt; vgl. Stig Iuul, Mikkelsen, S. 154 f. 331 Johannes Meier wurde 1579 Flensburger Stadtschreiber; sein compendium bereitet den Inhalt von JL pädagogisch auf, vgl. Stig Iuul, Mikkelsen, S. 153 f.
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E. Dänische Stadtrechte I. Schonisches Stadtrecht (SkStL, adän. biærkerætt) 1. Entstehung Das schonische Stadtrecht ist in seiner ältesten Hs. (Ledreborg 12 in Kopenhagen) aus der 2. Hälfte des 14. Jhs. in 54 Kapiteln überliefert; die c. 55 bis 57 sind später hinzugesetzt. Da sich im schonischen Stadtrecht weder Rat noch Bürgermeister finden, welche die dänischen Städte erst in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts aus Deutschland übernahmen, und es auf weite Strecken wie eine Ergänzung zu Skånelagen wirkt, dürfte es nicht viel jünger als dieses und zwischen 1216 und ca 1250 entstanden sein. Es handelt sich um eine Privatarbeit, also ein Rechtsbuch, das Waldemar III. (1326 – 1330) am 15. Aug. 1326 bestätigt hat332. Das schonische Stadtrecht sagt nichts über Heringsfischerei und Seefahrt, deshalb hat es wohl zunächst in Lund, Schonens wichtigster Stadt333, später auch in Helsingborg gegolten. Aus dem Privilegium für Halmstad (früher: Broktorp in Halland,) vom 23. März 1327 folgt, dass die königliche Bestätigung vom Vorjahr beiden Städten galt334. Eine Übersetzung ins Schwedische bieten Holmbäck/ Wessén335. 2. Druck und Verbreitung Erik Kroman hat eine Sammlung dänischer Stadtrechte herausgegeben336, deren Band IV. (1961) das schonische Stadtrecht und die Stadtrechte von Bornholm, Halland und Blekinge umfaßt. Demgemäß enthält es die Stadtrechte von Lund, Malmø, Landskrona, Helsingborg, Engelholm, Baastad, 332 SGL, Bd. IX, Skånelagen, S. CXVIII; vgl. Holmbäck/Wessén, SLL, Skånelagen och Gutalagen, S. XL f; Poul Johannes Jørgensen, Dansk Retshistorie, S. 114; Erik Kroman, Art. Stadsrett (Danmark), in: KLNM Bd. XVI, Sp. 694. 333 DGK Bd. IV, S. 1–15 in 57 Kapiteln. 334 DGK Bd. IV, S. 263, vgl. Poul Johannes Jørgensen, Dansk Retshistorie, S. 114. 335 Holmbäck/Wessén, SLL, Skånelagen och Gutalagen, S. 187–202. 336 Erik Kroman, Danmarks gamle Købstadlovgivning, Bind I, København 1951 – Bind V, ebda 1961 [DGK].
Dänische Stadtrechte
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Skanør, Falsterbo, Trelleborg, Ystad, Tommerup, Aahus, Væ, Rønne, Aakirkeby, Neksø, Halmstad, Laholm, Falkenberg, Varberg, Sølvitsborg, Elleholm und Ronneby sowie Gemeinschaftsprivilegien337. Das schonische Birkerett scheint darüber hinaus schon früh auch einen autonomen Rechtsbezirk auf königlichem Grundeigentum gebildet zu haben, der nicht nur Städte, sondern auch bäuerliche Bezirke umfaßte338. Frühestens 1322 ist Halmstads birkerett mit 51 Kapiteln zu datieren, eine Bearbeitung von Lunds Birkerett339. Helsingborgs birkerett ist vor dem 7. Dez. 1346 aufgezeichnet340, der Lunder Erzbischof Peter Galen hat es an diesem Tage auf Åkirkeby/Bornholm übertragen341. Die übrigen schonischen Stadtrechte sind im 15. oder erst im 16. Jh. niedergeschrieben342. Hinzu traten königliche Privilegien für Malmö 1353, 1360 und 1487 sowie Lund 1361343; Landskrona vom 24. März 1489344 und Halmstad vom 6. Februar 1498345, die das jeweilige Stadtrecht fortschrieben. Es gibt auch königliche bzw. erzbischöfliche Privilegien für alle schonischen Städte346. Eine Bearbeitung des Lunder birkeretts für diese Städte stammt ebenfalls aus dem 15. Jh.347. Die städtischen Rechtsregeln entstammen teils der Praxis teils königlichen Privilegien. Die Aufzeichnungen sind jeweils durch den König oder seinen Vogt geprüft und bestätigt worden, denn die Städte lebten von der Gunst des Königs und waren auf seine Privilegien angewiesen. Immerhin haben sie sich vom Landrecht so weit befreit, als zum Beispiel c. 55 des Lunder Stadtrechts von 1326 das Stadtgericht für Klagen gegen Bürger ausschließlich zuständig machte348. Das Thing oder das Moth diente als Gericht, 337 DGK, Bd. IV, Nr. 1 (Lund), S. 9, Fn. 15. Christoffers II. Privileg für Kristrup sogn, Datiert Skelsør, d. 23. Aug. 1320 nennt „de love, der haldes byærkælough“, in: DD, 2. rk. Bd. VIII, Nr. 257; vgl. Henrik Lerdam, birk, lov og ret (2004), S. 80. 338 Vgl. Kirsten Berth Paulsen, skånske birkeret, in: Scandia, årg. 44, 1978, S. 25 – 57; rez. Erich Hoffmann HGBll. Jg. 97 (1979), S. 248f; Henrik Lerdam, birk (2004). 339 Halmstads birkeret (frühestens 1322), in: DGK, Bd. IV, S. 255–263. 340 Helsingborgs birkeret in: DGK Bd, IV, S. 151–159. 341 Åkirkeby/Bornholm in: DGK, Bd. IV, S. 239. 342 DGK, Bd. IV: Landskrona 1413 (S. 107–127); Malmö 1414 (S. 27–57); Neksö/ Bornholm ca 1450 (S. 247 ff), Elleholm 1450 (S. 317–320). 343 Vgl. Niels Herlitz, Privilegier I, (1251–1523), Nr. 276, 277, 344 (Malmö) und Nr. 278 (Lund). 344 Privilegien für Landskrona mit 84 Kapiteln, in: DGK, Bd. IV, S. 131–141. 345 Privilegien für Halmstad mit 82 Kapiteln, in: DGK Bd. IV, S. 277–289. 346 Privilegien für alle schonischen Städte von 1328–1521, in: DGK, Bd. IV, S. 335–371. 347 Bearbeitung des schonischen Birkerechts für die schonischen Städte, in: DGK, Bd. IV, S. 340–350 in 58 Kapiteln. 348 In DGK, Bd. IV, c. 55 für Lund (S. 14); c. 33 für Helsingborg 1346 (S. 155); c. 63 für Malmö 1414 (S. 55f); c. 61 für Landskrona 1413 (S. 119).
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Dänemark
doch hatte es auch Verwaltungsaufgaben. Fremde Kaufleute werden nicht erwähnt. Der König hatte in der Stadt einen Amtmann, der gældkære349 hieß. In c. 57 des schonischen Stadtrechts findet sich stattdessen der jüngere Begriff foghet (Vogt), doch sind die c. 55–57 späterer Zusatz350. In der Stadt herrschte ein besonderer Frieden351. Kennzeichnend für das schonische Stadtrecht sind auch die strengen Strafen für Missetaten und die hohen Bußen. Da es weithin wie eine Ergänzung zu Skånelagen wirkt, das es offenbar voraussetzt, hat man bei Gericht wahrscheinlich darauf zurückgegriffen, um Lücken zu schließen352.
II. Weitere dänische Stadtrechte Nur das schonische Stadtrecht führt den Namen biærkerætt, die anderen heißen „Stadtrecht“. Der jüngere Namen biærkerett meinte in Dänemark das „Recht für ein Birk“, wobei Birk ein Gebiet war, in dem das Landrecht nicht galt. Darunter faßte man nicht nur das Stadtrecht, sondern jeden Bezirk, den nicht das Landrecht regierte, die sogenannten Landbirke. Sie gehörten nicht zur üblichen Hardeneinteilung, sondern hatten ihr eigenes biærkeret (Birkegericht) und wählten einen Birkevogt353. Sie entstanden zuerst auf Krongütern (königliche Birke), im Umkreis königlicher Schlösser oder größerer Kronhöfe, wohl weil die königlichen Amtleute sich nicht auf dem Hardenthing verantworten wollten und das birkerett moderner war. Im Mittelalter gab es auch Landbirke auf Kirchen- und Adelsgütern sowie solche auf Initiative der Bauern, die wegen der Abgelegenheit ihres Bezirks mit dem geltenden Rechtswesen unzufrieden waren354. Neben der Sammlung Gamle Danske Love, die nur die verschiedenen Landrechte umfaßt, hat Erik Kroman eine Sammlung dänischer Stadtrechte herausgegeben355, die das gesamte dänische Stadtrecht vorführt.
349 350 351 352 353 354
S. oben C I., S. 303. Vgl. Holmbäck/Wessén, SLL, Skånelagen och Gutalagen, S. XLI. SGL, Bd. IX, Skånelagen, c. 9, S. 403 = DGL, Bd. IV, S. 5. Vgl. Holmbäck/Wessén, SLL, Skånelagen och Gutalagen, S. XLI f. Vgl. Poul Johs. Jørgensen, Retshistorie, S. 510. Vgl. Paul Johs. Jørgensen, Retshistorie, S. 391, 409; 508 ff; Poul Meyer, Art. Bjärkörätt, Danmark, in: KLNM, Bd. I (1956), Sp. 660 f; Hartmut Böttcher, Art. Bjarkörecht, in: RGA2, Bd. III (1978), S. 57 f. 355 Danmarks gamle Købstadlovgivning, Bind I, København 1951 – Bind V, ebda 1961 [DGK].
Dänische Stadtrechte
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Band I (1951) enthält die Stadtrechte Südjütlands: (Schleswig, Husum, Flensburg356, Tønder357, Aabenraa, Haderslev, Sønderborg und Ærøskøbing sowie ein Gemeinschaftsprivileg); Band II (1952) die von Nordjütland: (Ribe, Kolding, Varde, Vejle, Horsens, Ringkøbing, Aarhus, Æbeltoft358, Grenaa, Viborg, Randers, Skive, Nykøbing Mors, Nibe, Aalborg, Hjørring und Skagen sowie Gemeinschaftsprivilegien); Band III (1955) die von Seeland, Lolland, Falster, Møn, Fyn und Langeland: (København, Helsingør, Roskilde, Køge, Storehedinge, Præstø, Vordingborg, Næstved, Skælskør, Korsør, Slagelse, Ringsted, Kalundborg, Nykøbing, Holbæk, Slangerup, Nakskov, Rødby, Maribo, Sakskøbing, Nysted, Nykøbing, Stubbekøbing, Stege, Borre, Odense, Kerteminde, Nyborg, Svendborg, Faaborg. Assens, Middelfart, Bogense, Herrested und Rudkøbing sowie eine Reihe von Gemeinschaftsprivilegien); Band IV (1961) die bereits erwähnten Stadtrechte359 von Schonen, Bornholm, Halland und Blekinge; Band V (1961) enthält die allgemeinen Stadtrechte und die allgemeinen Gesetze für alle Kaufstädte. Die Stadtrechte sind verschieden lang und unterschiedlich gut durchgearbeitet. Es ragen die Städte Kopenhagen360, Malmö, Lund, Ribe, Schleswig, Flensburg und Aarhus hervor. In den jütischen Landbirke galten meist Bearbeitungen des Riber Stadtrechts361 aus dem 16. und 17. Jahrhundert, das 356 Das Stadtrecht Flensburgs vom 16. August 1284 zeigt Einflüsse des Schleswigschen Stadtrechts, das von ca 1200–1250 stammt. 357 Tonderns Stadtrecht von 1243 erklärt im Vorspruch, dass Lübeck es der Stadt auf Bitten Tonders übersandt hat (DGKL, Bd. I (1951), S. 215. 358 König Erik Menved (1286–1319) erlaubte den Bürgern von Æbeltoft am 25. August 1317, das Recht von Viborg und Aarhus zu brauchen (DGKL, Bd. II, S. 193), doch überlassen die Bürger von Horsens etwa um die gleiche Zeit denen von Æbeltoft ihr Stadtrecht, das sie von Schleswig etwa 1259–1286 übernommen hatten (DGK, Bd. II, S. 194, vgl. Bd. I, S. 3, Nr. 1, Vorspruch). 359 S. oben E I, 2, S. 330. 360 Das erste Kopenhagener Stadtrecht vom 13. März 1254 hat der Roskildebischof Jacob Erlandsen verfaßt; vgl. das umfangreiche Stadtrecht Erichs von Pommern von ca 1422 (DGKL, Bd. III, S. 54–73, das frühere Stadtrechte von 1254 und 1294 wiederholt und ergänzt sowie das Stadrecht Christophs von Bayern vom 14. Okt. 1443, das genauso verfährt; vgl. Poul Johs. Jørgensen, in: Historiske Meddeleser om København 1944/46, S. 1–52; Ditlev Tamm, Københavns forfatning fra middelalderen indtil 1978, in: ebda, 1978, S. 7–38. 361 Erik Glipping (1259–1286) gab Ribe eine Reihe von Privilegien. Aus seiner Regierungszeit stammt die erste Niederschrift des Riber Stadtrechts (DGK, Bd. II, S. 8–19), eine zweite folgte vor 1443 (DGK, Bd. II, S. 19–61).
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sog. Erik Klippings landbirkeret362, in Schonen das schonische Birkeret363. Ihre Bedeutung in der Rechtswirklichkeit ist unbekannt. Was die Praxis aus den Stadtrechten in die Landbirke hinübernahm, waren meist strafrechtliche Regeln und solche über die Rechtspflege. König Christian IV (1588–1648) erließ 1623 ein für alle Landbirke gemeinsam geltendes Birkeret364; erst von diesem Zeitpunkt ab werden Stadtrecht und Landbirkerecht unterschieden.
362 Druck dieses Landbirkerets in: Kofod Ancher, Lovhistorie II (1776); vgl. Poul Johs. Jørgensen, Retshistorie, S. 117 ff. 363 Vgl. oben E I, 2, S. 330 ff. 364 Druck in: Vilhelm Adolf Secher, Forordninger etc. Bd. IV.: 1622–1638 (1897); vgl. Poul Johs. Jørgensen, Retshistorie, S. 117 ff; Poul Meyer, Art. Bjärkörätt, Danmark, in: KLNM, Bd. I (1956), Sp. 660 f.
Das dänische Vitherlagsret
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F. Das dänische Vitherlagsret I. Der dänische Text Das adän. withærlogh heißt eigentlich Strafrecht (von læggiæ withær = aufs Spiel setzen, oder eine Buße oder Strafe festsetzen365), meint aber die dänische Gefolgschaft. Es ist davon auszugehen, dass während der Wikingerzeit viele Häuptlinge über eine Gefolgschaft (withærlogh) verfügten, später war die wichtigste die des dänischen Königs. Schriftliche Aufzeichnungen haben sich aus dieser frühen Zeit nicht erhalten. Überliefert ist das Vitherlagsret in drei Formen. Die älteste ist der adänische Text, den die Handschriften de la Gardie 44. 4° der Universitätsbibliothek Uppsala und E don. var. 136, 4° der kgl. Bibliothek in Kopenhagen – beide aus dem 15. Jh. – bewahren366. Der dänische Text benutzt den Ausdruck witherlax ræt (Vederlagsrett), wobei das Wort lagh damals die Bezeichnung für die königliche Haustruppe war, so dass witherlax ræt das für sie geltende Recht bezeichnete. Der Gefolgschaftsdienst war freiwillig und beruhte auf einem Vertrag, der mit Eid (hominium) beschworen wurde. Der Mann schuldete dem König Treue und Gehorsam, dieser mußte ihm gnädig sein, ihn beschützen und unterhalten. Der Unterhalt bestand in Gaben und Anteil an der Kriegsbeute, später in einer Besoldung (malæ), zu der auch Kleidung und Nahrung gehörten.
II. Sven Aggesens lex curiae Die zweite Form des Vitherlagsrets hat Sven Aggesen verfaßt. Er gehörte zu den Trugotsöhnen, einem vornehmen dänischen Geschlecht. Streitig ist, ob er selbst der Hird angehörte oder ein Geistlicher war367. Seine Werke schrieb er etwa zwischen 1180 und 1200, das Vitherlagsret verfaßte er vor 365 Vgl. Poul Johannes Jørgensen, retshistorie, S. 56. 366 Übersicht bei Claudius v. Schwerin, Dänische Rechte, S. 195–198. 367 Vgl. Inge Skovgaard Petersen, Art. Sven Aggesen, in: RGA2, Bd. 30 (2005), § 1; anders: Erik Kroman, Art. Vederloven, in: KLNM, Bd. 19 (1975), Sp. 612–614 (613); vgl. Eric Christiansen, Sven Aggesen, S. 2 f.
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seiner Dänischen Geschichte von ca 1185. Beide sind in zwei Fassungen erhalten, von denen der Text II eine späte Bearbeitung vermutlich vom Ende des 13. Jahrhunderts ist368. Der altdänische Text und die Fassung Sven Aggesens haben dieselbe Vorlage und weisen deshalb dieselbe Lücke auf (im letzten Kapitel beim Treubruch der Gefolgschaftsleute)369. Sven Aggesen baute auf dem Vederlov auf und nannte es lex castrensis et militaris vel lex curiæ370. Zunächst berichtet er, dass es im Auftrage König Knuts VI. (1182–1202) und seines Erzbischofs Absalon (1158 Bischof von Roskilde, 1178 Erzbischof von Lund) niedergeschrieben wurde, das heißt entweder 1182 oder kurz davor, weil Knut den Königstitel bereits vor seiner Thronbesteigung führte. Der Text gibt vor, das Recht Knuts des Großen (1018–36) für seine Gefolgschaft (pinglip371) wiederzugeben. Dieses pinglip oder pingmannalip war die Gefolgschaft, die Knut der Große oder Sven Gabelbart372 in England um sich geschart hatte. Ihr Lob singt das Bjarkamál (das Barkilied), das der Skalde Pormójr Kolbrúnaskáld 1030 vor der Schlacht von Stiklastajir der versammelten Mannschaft vortrug, die es Húskarla-hvöt (Anspornung des Gefolges) nannte373. Kroman374 weist zu Recht darauf hin, dass die dänischen Könige schon vor Knut dem Großen eine Hird gehabt haben, so dass das Vitherlagsret auf einer älteren dänischen Withærloghsordnung beruhen kann. Zudem haben Knut VI. und Absalon zwei Seeländer (Øppe Snille und seinen Sohn Eskil – beide secretarii des Königs)375 – als Berater hinzugezogen. Ob die Hird zur Zeit Sven Aggesens mit der Knuts des Großen noch übereinstimmte und ob das Vitherlagsret noch das Recht der pinglip wiedergibt, darf bezweifelt werden376. Ob die dänischen Landschaftsrechte insgesamt oder in Teilen bis auf Tacitus (geb. um 55, gest. nach 115) zurückgeführt werden können, wie Karl Wührer meint377, ist so lange nicht zu entscheiden, als der vorchristli368 Vgl. Poul Johannes Jørgensen, retshistorie, S. 57. 369 Zur Überlieferung der Werke Sven Aggesens vgl. Martin Clarentius Gertz, Scriptores minores, Bd. I, S. 62; 155; 194; Erik Kroman, rigslovgivning I, S. 5; 25. 370 So: Text I, Vorspruch, bei Erik Kroman, rigslovgivning I, S. 7. 371 Vgl. Martin Clarentius Gertz, Scriptores minores, Bd. I, S. 68; c. 2 a. E.; Erik Kroman, rigslovgivning I, S. 10; vgl. Henning Matzen, Forelæsninger I, S. 78; Eric Christiansen, Sven Aggesen, S. 12. 372 Vgl. Inge Skovgaard-Petersen, Sven Tveskæg, S. 1–38. 373 Vgl. Hans Kuhn, Grenzen, in: ZRG, GA Bd. 78 (1956), S. 1–83 (45, 50); Simek/Pálsson, anord. Literatur2 (2007), Art. Bjarkamál S. 41. 374 Vgl. Erik Kroman, Art. Vederloven, in: KLNM, Bd. 19 (1975), Sp. 613. 375 Vitherlagsret c. 1, Erik Kroman, rigslovgivning I, S. 2; vgl. Henning Matzen, Forelæsninger I, S. 81. 376 Vgl. Herluf Nielsen, Art. Hird, Danmark, in: KLNM, Bd. VI (1961), Sp. 578. 377 Karl Wührer, Quelle, S. 51–56.
Das dänische Vitherlagsret
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che vom christliche Anteil an diesem alten Recht nicht getrennt werden kann378, und das ist bis heute nicht gelungen. Immerhin scheint der christliche Einfluß auf das dänische Vitherlagsret nach den vorstehenden Ausführungen sicher. Gegen Ende des 12. Jahrhunderts drängten auch Bauernhäuptlinge und Großbauern dort hinein, so dass sich der Charakter der Hird veränderte. Sie war nun kein pinglip mehr, sondern begann, sich zum Herrenstand (von hærmand, Heermann) und später zum Adelsstand zu entwickeln. Hierfür war eine schriftliche Fassung des zugrundeliegenden Rechts nützlich, aber sie durfte nicht zu drakonisch sein, um das wachsende Ehrgefühl des Gefolges zu schonen379. Die königliche Hird war in vier Viertel eingeteilt, die später worthhæld hießen was auf ihren Wachtdienst zielte380. Jedes Viertel bestand aus Trupps (sveit). Wie groß die Hird war, kann man nur schätzen: Für die Zeit Knuts des Heiligen (1080–86) geht man von 50 Mann aus. Dieser und König Niels (1104–34) ließen die Hird auf Grund ihrer Dienstpflicht zunehmend öffentliche Aufgaben wahrnehmen; viele ihrer Mitglieder wurden Amtleute. Wer am königlichen Hofe blieb, rückte bald in Hofämter ein, die im 11. und 12. Jahrhundert aufkamen: Es war dies der Küchenmeister (dapifer, später: drotsed, Drost), der Kammermeister (camerarius), der Mundschenk (pincerna) und der Stallmeister (stabularius) der später Marschall (marscalcus) hieß381. Im Laufe des 12. Jhs. unterschied man deshalb die gemeinen Mitglieder der Gefolgschaft, welche die Leibwache des Königs bildeten, von den mit Verwaltungsaufgaben und Aufgaben bei Hofe betrauten höhergestellten homines regis. Sven Aggesen hat den Gesetzestext mit einer historischen Darstellung verbunden. Er will ausführlicher sein als das Vitherlagsret, weil dessen alter Text succincta brevitate geschrieben sei und beginnt mit der Entstehung des Gesetzes in England: Knut der Große habe es für seine Haustruppe erlassen. Da er König über Dänemark und Norwegen war und in England als Eroberer aufgetreten sei, benötigte er eine große Gefolgschaft, deren
378 Karl Wührer, Quelle, führt z. B. S. 52f den Treubruch des Gefolgsmannes an, den das dänische vederlov „Judaswerk“ nennt, während bei Tacitus, (Germania c. 14) das Verlassen des Gefolgsherren in der Schlacht als Bruch des gefolgschaftlichen Treuschwurs, als „praecipuum sacramentum“ gilt. Hier hat Wührer übersehen, das „Judaswerk“ nur christlich sein kann, wovon bei Tacitus nicht die Rede ist. 379 Vgl. Poul Johannes Jørgensen, retshistorie, S. 58f; Eric Christiansen, Sven Aggesen, S. 16. 380 Vgl. Henning Matzen, Forelæsninger I, S. 80; Adolf Ditlev Jørgensen, Avhandlinger, Bd. III, Worthæld, S. 304 ff. 381 Vgl. Poul Johannes Jørgensen, retshistorie, S. 282; 338f; Herluf Nielsen, Art. Hird, Danmark, in: KLNM, Bd. VI, Sp. 578 f.
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Größe Sven Aggesen mit 3000 Mann angibt382. Die Gefolgsleute (commilitones) schuldeten dem König unverbrüchliche Treue und Gehorsam, und er sollte ihnen hold und milde sein. Untereinander waren sie zu kameradschaftlichem Verhalten verpflichtet: Um die Gefolgschaft schlagkräftig zu erhalten, war Strenge nötig: Wer sich eines geringen Vergehens schuldig machte, erhielt einen niedrigeren Platz bei Tisch (skulde hin sitia en man utermeræ æn han sat førre) oder wurde an einen anderen Tisch (exterius in solito cœnaculo locandum considere) verbannt, wo er dem Spott seiner Kameraden ausgesetzt war, die Knochen nach ihm werfen durften: pro arbitrio cuiuslibet ossibus eum iactandum383. Wer einen Kameraden schlug oder verwundete, wurde unbüßbar friedlos, ein Neiding (nithing)384. Den Spruch fällte das colloquium, quod dicitur huskarlestefne, und zwar unter Vorsitz des Königs385. Jeder Gefolgsmann war überdies verpflichtet, einen Friedlosen anzugreifen, wenn er ihm überlegen war. Das huskarlestefne war zuständig im Streit zwischen König und Gefolgsmann, und von Gefolgsleuten untereinander; außerdem zur Gesetzgebung für die Hird386. Unter den Gefolgsleuten, die curialis, decurio, miles oder commilito hießen, herrschte eine Art Bruderschaft, wie man an den Bruderlisten in Valdemars Jordebog sehen kann387. Diese scharfen Bestimmungen wurden jedoch zur Zeit von König Niels durch eine Buße von drei mal 40 Mark ersetzt (wovon 1/3 der König, 1/3 der Verletzte und 1/3 das Gefolge erhielt)388. Diese Milderung ist dann dauernd beibehalten worden, obwohl sie Veranlassung zu weiteren Verstößen war389. Streng bestraft blieb jedoch das Schlagen mit einem Stock (quod eo canes quis abigere soleat390. Zu bemerken bleibt, dass diese Änderung des Vitherlagsrets im Zusammenwirken von König und Gefolgschaft erfolgte, sie also der Gesetzesänderung zustimmen mußte391.
382 Sven Aggesen, c. 2, bei Erik Kroman, rigslovgivning I, S. 10. 383 Vederloven c. 7 (bei Erik Kroman, rigslovgivning I, S. 4), der auf Sven Aggesen, c. 5; 8 und Saxo c. 6b verweist. 384 Vederloven c. 6 (bei Erik Kroman, rigslovgivning I, S. 3), der auf Sven Aggesen c. 14 und Saxo c. 14 verweist; vgl. Claudius v. Schwerin, Dänische Rechte, § 5, S. 196. 385 Sven Aggesen Text I, c. 8 (bei Erik Kroman, rigslovgivning I, S. 15). 386 Vgl. Henning Matzen, Forelæsninger I, S. 83. 387 Vgl. Sven Aakjær, Jordebog, Bd. II, S. 545. 388 Vgl. Erik Kroman, rigslovgivning I, c. 11, S. 19f; 31 f. 389 Zu weiteren Verstößen vgl. Erik Kroman, rigslovgivning I, c. 10, Text I, S. 17. 390 Vgl. Saxo c. 16 (bei Erik Kroman, rigslovgivning I, S. 39). 391 Sven Aggesen, Text II, c. 11 (bei Erik Kroman, rigslovgivning I, S. 32; vgl. Henning Matzen, Forelæsninger I, S. 81.
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III. Die lex curiae bei Saxo Die dritte Textform schließlich findet sich bei Saxo Grammaticus in dessen zwischen 1190 bis kurz nach 1208 entstandenem Werk Gesta Danorum, Buch 10: XVIII392. Er ist der jüngste der drei Texte. Er füllt zwar die Lücke der beiden anderen, aber dafür fehlen andere Vorschriften so etwa die beschriebene Milderung der Strafe für Kameradenverletzung (wohl weil Saxo ein idealisiertes Bild der Vergangenheit geben wollte393. Er gibt die Stärke der Hird mit 6000 Mann an394. Insgesamt enthält das Vitherlagsret im wesentlichen Disziplinarrecht, nämlich, wann der König jemanden aus der Hird verstoßen darf395 und sogar eine Vorschrift, nach der jemand seinen Vertrag lösen und die Hird verlassen kann396. Nach König Christophs Statut über Majestätsverbrechen, das nach herrschender Meinung zwischen 1252 und 1259 entstand397, war die Hird auch die Institution, aus deren Mitte ein Ausschuß von fünfzehn Mann genommen wurde (colloquium, quod dicitur Huskarlestefne398, der in Sachen des crimen laesae maiestatis richtete399. Thomas Riis will das Gesetz jedoch in die Jahre 1139/40 verlegen400, und kann sich dafür auf die Erwähnung dieses Verbrechens in Vederloven c. 3401 berufen402. Dass ein Gesetz König Harald Heins (1076–80), das Saxo erwähnt403, das Beweisverfahren von Vederloven im Prozeß wegen Majestätsverbrechens geändert habe404 wird heute nicht mehr vertreten405. Im übrigen galt das Vederlov nicht nur für die königliche Hird, sondern auch für die Gefolgschaft anderer vornehmer Männer (hæthwærthæ mænds hird)406. Sie
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Bei Olrik/Raeder, S. 293–297; Erik Kroman, rigslovgivning I, Nr. 3, S. 34–41. Vgl. Eric Christiansen, Sven Aggesen, S. 16. So in Saxo X: 17: 5, Olrik/Ræder, Bd. II, S. 292. Vederloven c. 4 (bei Erik Kroman, rigslovgivning I, S. S. 2, der auf Sven Aggesen c. 14b und Saxo c. 8–13 verweist); vgl. Claudius v. Schwerin, Dän. Rechte, c. 3, S. 196. Vederloven, c. 5 (bei Erik Kroman, rigslovg. I, S. 3, der auf Sven Aggesen c. 7 und Saxo, c. 20 verweist); vgl. Claudius v. Schwerin, Dän. Rechte, c. 4, S. 196. Vgl. Erik Kroman, rigslovgivn. I, Nr. 9, S. 58 ff. Sven Aggesen, c. 8 (bei Erik Kroman, rigslovgivn.I, S. 15). Vgl. Thomas Riis, Institutions S. 227 ff. Vgl. Thomas Riis, Institutions, S. 48–54. Vederloven c. 3 (bei Erik Kroman, rigslovgivn. I, S. 2), Sven Aggesen, c. 14 (ebda S. 22f) und Saxo c. 8 (ebda S. 37). Vgl. Henning Matzen, Forelæsninger I, S. 83 ff; Riis, S. 227 f. Saxo XI: 10: 7 bei Olrik/Ræder, Bd. II, S. 318. So: Henning Matzen, I, S. 88 ff. Vgl. Poul Johannes Jørgensen, retshistorie, S. 60, 65. Vederloven,. c. 2, (bei Erik Kroman, rigslovgiv. I, S. 2; vgl. Henning Matzen, I, S. 78.
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hießen deshalb homines regis oder homines dominorum407, altdänisch herremænd408, noch später adelsmænd409. Nach 1200 wurden die Hirdmitglieder frei von Ledungsabgaben und auch sonst steuerfrei. Das machte die Aufnahme in die Hird auch für besitzende Bauern begehrenswert, zumal die Hirdmannen sich nicht dauernd bei Hofe aufhalten mußten. So bildeten die Gefolgsleute bald die majores regni und im Laufe der Zeit einen erblichen Herren- und Adelsstand410. Formell aber blieb die Hirdorganisation noch in König Abels Statut von 1251 und in König Christophs I. Statut von 1252/59411 bestehen. In der Waldemarszeit änderten sich auch die huskarlestefner: Da viele ihrer Mitglieder sich ihren Ämtern außerhalb des Hofes widmeten, wurden die Versammlungen zu herremandsmøder, eine Art Reichsversammlung, die für Angelegenheiten des Herrenstandes und als Gericht zuständig war412.
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Vgl. Thords Art. 69, in: DGL, Tillaeg till Bd. IV, S. 96); vgl. Henning Matzen I, S. 78. Vgl. JL III: 14; 15, 18, in: DGL II, S. 382f; 389. Vgl. Henning Matzen I, S. 79. Vgl. Henning Matzen, I, S. 78. Vgl. Erik Kroman, rigslovgivn. I, Nr. 7, S. 43 ff und Nr. 9, S. 58 ff. Vgl. Herluf Nielsen, Art. Hird, Danmark, in: KLNM, Bd. VI (1961), Sp. 579.
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G. Spätere Gesetze I. Einzelgesetze Die dänischen Landschaftsrechte sind durch die spätere Gesetzgebung – vor allem der Könige – vielfältig geändert und erweitert worden. Einzelne dieser Gesetze, durch welche die Könige das heimische Recht an die veränderte Lage der Gegenwart anpaßten, sind bereits früher genannt worden. Dazu gehört etwa die Totschlagsverordnung Knuts VI. (1182–1202) und die Eisenprobenverordnung Valdemars Sejrs von ca 1216, die das Beweisverfahren im Prozeß änderte und die Eisenprobe daraus verbannte. Bereits im 19. Jahrhundert hat sich der dänische Rechtshistoriker Janus Lauritz Andreas Kolderup-Rosenvinge um die dänischen Reichsgesetze bemüht413. Seine Ausgabe in fünf Bänden umfaßt auch die lateinischen und plattdeutschen Texte des Mittelalters, den lateinischen und altdänischen Text von Thords Artikeln und spätere Reichsgesetze, die seit dem Beginn der Regierung des Hauses Oldenburg (seit König Christian I. [1448–1481]) ergingen. Dazu hat er noch einen weiteren Band herausgegeben414, der teilweise auch Urteile der Herrentage enthält. Zusätzlich hat er die Sprüche des Königlichen Hofgerichts (Retterting) und der Landstinge veröffentlicht415. Dem hat Vilhelm Adolf Secher in seinem „Corpus constitutionum Daniae“ die königlichen Gesetze, Verordnungen etc. zwischen 1558 und 1660 hinzugefügt416 413 Janus Lauritz Kolderup-Rosenvinge (Udg.), Samling af gamle danske Love, ved Indledninger og Anmærkninger og tildeels med Oversættelse, 5 Bind, alle in Kjöbenhavn: Bd. I, 1 (alles Erschienene): Lex Scaniæ antiqua, 1846; Bd. II: Lex Siælandica Erici Regis, 1821; Bd. III: Kong Valdemar den andens Jydske Lov og Thord Degns Artikler, 1837; Bd. IV: Danske Recesser og Ordinantser av Kongene af den Oldenborgske Stamm, 1824; Bd. V: Danske Gaardsretter og Stadsretter, 1827. 414 Janus L. A. Kolderup-Rosenvinge, (Udg.), Danmarks Rigens Ret. En Samling af gamle Retssætninger, tildeels grundat paa Herredagsdomme, Kjöbenhavn 1842. 415 Janus L. A. Kolderup-Rosenvinge, (Udg)., Udvalg af Gamle Danske Domme afsagte paa Kongens Retterting og paa Landsting, Bind I, II, Kjöbenhavn 1842 f. 416 Vilhelm Adolf Secher, (Hrsg.), Corpus constitutionem Daniæ, forordninger, recesser og andre kongelige breve, Danmarks lovgivning vedkommende, Bd. I: 1558–1575, Kjøbenhavn 1887; Bd. II: 1576 – 1595 (1889); Bd. III: 1596–1621, (1891); Bd. IV: 1622–1638 (1897); Bd. V: 1639–1650 (1903); Bd. VI: 1651–1660, (1918).
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und Camillus Nyrop hat die dänischen Gildesatzungen und andere herausgegeben417. Im vorigen Jahrhundert sind Einzelgesetze, welche die dänischen Rechtsänderungen dokumentieren, abermals im Druck erschienen. Die Zeit zwischen ca 1180 und 1396 deckt der Band „Den Danske Rigslovgivning indtil 1400“ ab, den Erik Kroman herausgegeben hat418. Ich nenne einige dieser Gesetzgebungsakte: Zunächst die sogenannte Abel/Christophsche Verordnung. Das Gesetz des Königs Abel (1250–52) erging auf einer Reichsversammlung zu Mittfasten (um den 26. März) 1251419. Von ihm heißt es „quasdam novas leges libro legali addidit“. Dieses Gesetz wird ergänzt durch die Gesetze Christophs I. (1252–59) über Majestätsverbrechen und Erich Klippings (1259–86) Verordnung über dasselbe Verbrechen vom 9. Oktober 1276420. Im Jahre 1292 brach ein Streit aus zwischen König Erik Klipping und den Adeligen des Landes. Die sogenannte Handveste dieses Königs von 1282, die auch die Magna Charta Dänemarks heißt, besiegelte den Sieg der dänischen Aristokratie über den König, der erhebliche Zugeständnisse machte und versprach, jährlich den Danehof, eine Reichsversammlung, einzuberufen421. Auf einer Reichsversammlung in Nyborg erließ Erich Klipping zwischen dem 21. und 27. Mai 1284 Verordnungen für Nordjütland, Seeland und Schonen, welche die Strafen für Totschlag und Verwundung verschärften, aber auch prozeßrechtliche Normen enthielten und staats- und verwaltungsrechtliche Ziele festlegten422. Eine Reihe von Gesetzen geht auf Valdemar Atterdag (1340–75) zurück: Am 6. Januar 1341 versprach er, die Feinde seines Vaters Christophs II. nicht zu verfolgen und gelobte, die Rechte des Adels, der Kirche und aller Dänen zu achten423. Es folgen zwei Gesetze zu Gunsten der Kirche424. In den Jahren 1354 und 1360 erließ Waldemar zwei Gesetze, welche den Streit zwischen ihm und den jütischen Großen beilegten und ihnen eine Amnestie gewährte. Zugleich sind sie als königliches Versprechen anzusehen, die 417 Camillus Nyrop, Danmarks Gilde- og Lovsskraaer fra Middelalderen, Bd. I Kjøbenhavn 1895; Bd. II, ebda 1904. 418 Den Danske Rigslovgivning indtil 1400, udg. Erik Kroman, København 1971 [Rigslovg.I]. 419 Text in Rigslovg. I, Nr. 7, lat. S. 43–47 und adän. S. 47–49, vgl. Poul Johs. Jørgensen, Retshistorie, S. 73. 420 Texte in Rigslovg. I, Nr. 9, S. 58 und ebda Nr. 10, S. 60f; vgl. Poul Johs. Jørgensen, Retshistorie, S. 73 f. 421 Handfeste v. 29. Juli 1282, Druck in Rigslovg. I, Nr. 13, in verschiedenen Fassungen, S. 74–104, vgl. Poul Johs. Jørgensen, Retshistorie, S. 74–78. 422 Druck in: Rigslovg. I, Nr. 15–17, S. 107–177, vgl. Poul Johs. Jørgensen, Retshistorie, S. 76. 423 Druck in: Rigslovg. I, Nr. 25, Roskilde, d. 6. Jan. 1341, S. 223–228. lat. u. dänisch. 424 Druck in: Rigslovg. I, Nr. 26; 27, Roskilde, d. 22. Febr. u. 30. Sept. 1341, S. 228–230, lat.; vgl. Poul Johs. Jørgensen, Retshistorie, S. 77.
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überkommenen Gesetze des Landes zu halten; daneben bieten sie auch Rechtsvorschriften, etwa, dass Straftaten gegen das Vermögen oder gegen den Hausfrieden vor den Gerichten bis hinauf zum Danehof verfolgt werden können. Dieser sollte jährlich am Tage St. Johannes Baptists (24. Juni) in Nyborg gehalten werden425. Als Erich von Pommern auf dem Landsthing in Viborg zum dänischen König gewählt wurde, erließ Königin Margareta am 24. Jan. 1396 ein Gesetz in seinem Namen, das die Regierungsgrundsätze der Kalmarischen Union für Dänemark enthielt426. Dem Band I der Rigslovgivning sind zwei weitere gefolgt: Aage Andersen hat 1989 den Band „Den Danske Rigslovgivning 1397–1513“427 und 1991 den Anschlußband „Den Danske Rigslovgivning 1513–1523“ herausgegeben428, so dass bis zum Ende des Mittelalters die dänischen Reichsgesetze geschlossen vorliegen. Seit ungefähr 1400 hat Dänemark das schwedische Hofdienstrecht (gårdsrætt, adän. gardsret) eingeführt. Das schwedische und dänische Hofdienstrecht haben dieselbe Quelle; später ist es mehrfach überarbeitet worden. Kolderup Rosenvinge hat es im Band 5 seiner Quellen herausgegeben429.
II. Die Gesetze Christians II. 1. Die Datierung von Land- und Stadtrecht430 Der Sohn Christians I., Christian II. (1513–1523), der den Beinamen ‚Tyrann‘ trägt, war eine schillernde Persönlichkeit. Er war unerhört machtbewußt und folgte darin dem Zug der Zeit, die ein starkes erbliches Königtum 425 Druck in: Rigslovg. I, Nr. 28, Nyborg ca 1. Juli 1354, S. 230–236, lat. u. dän.; u. Nr. 30 (sog. Handfeste Valdemars), Kalundborg, d. 24. Mai 1360, S. 239–275, lat. und dänisch; vgl. Poul Johs. Jørgensen, Retshistorie, S. 77. 426 Druck in Rigslovg. I, Nr. 35, 36, S. 334–344; vgl. Poul Johs. Jørgensen, Retshistorie, S. 78. 427 Den Danske Rigslovgivning 1397–1513, udg. Aage Andersen, København 1989. 428 Das ist die Zeit König Christians II., Tyrann (1513–1523). Der Band „Den Danske Rigslovgivning 1513–1523“, udg. Aage Andersen, København 1991 umfaßt dessen Regierungszeit. 429 Danske Gaardsretter og Stadsretter, 1827, (s. o. Fn. 413). 430 Für Land- und Stadtrecht Christians II. verwende ich folgende Abkürzungen: ULB = Entwurf des bylovs, nach: Ms. Uldall 255, 4°, S. 65r – 106v Kbh; AB = Ausfertigung des bylovs nach Ms. Malmø E I: 5 (früher A 49); ULL = Entwurf des Landrechts nach Ms. Uldall 255, 4°, S. 4r – 63v; AML Mogens Gøyes Exemplar des Landrechts nach Ms. AM 804, 4°, S. 3r – 77r, Kbh; Druck in Rigslovg. III, Nr. 12; 13, S. 48–255.
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wünschte und eine Kirche, die dem örtlichen Königtum stärker verbunden war als dem Papst. Seine bis heute nicht restlos geklärte Beteiligung am Stockholmer Blutbad vom 8. November 1520431 sollte den ihm widerstrebenden schwedischen Adel beseitigen. Das Blutbad war jedoch der Auslöser des schwedischen Unabhängigkeitskampfes, der 1521 mit der Machtergreifung Gustav Vasas endete. Die Macht des dänischen Adels und der hohen Geistlichen seines Landes suchte Christoph II. zu mindern432 und die Städte und ihren Handel zu fördern. Auch war er mit den humanistischen Ideen bekannt, hatte die dänischen Humanisten Christian Pedersen und Paul Helgesen gefördert433, sich mit den Lehren Luthers beschäftigt und 1521 auf seiner Niederlandreise auch Erasmus von Rotterdam besucht434. Die Universität Kopenhagen ist 1479 nach dem Vorbild der Kölner Universität gegründet worden, nachdem Papst Sixtus IV. mit der Bulle vom 19. Juni 1475435 ihrer Errichtung mit sämtlichen Fakultäten zugestimmt und ihr das Recht verliehen hatte, Baccalaurei, Licentiaten Magister und Doctores zu ernennen. Dies hat der zum König gewählte Hans am 19. Mai 1482 bestätigt436. Die Professoren kamen teils aus Köln (z. B. Tileman Schlecht)437, teils wurden sie von woanders her berufen. Wie in Köln hatten die Juristen in Kopenhagen zwei Fakultäten, eine für das kanonische, eine für das Zivilrecht438. Sie hielten sich in der Lehre an das corpus iuris canonici bzw. an das corpus iuris civilis. Die studierende Jugend möglichst im eigenen Lande zu halten, war von Anfang an das Bestreben von Universität und König: Rektor Erik Nielsen aus dem Geschlecht der Rosenkrantz (1447/48 – ca 1505) hat als Rektor schon 1498 ein Verbot des Auslandsstudiums für jeden erwirkt439, der nicht zuvor drei Jahre in Kopenhagen studiert hatte. Dieses Verbot wiederholt c. 22 des Landrechtsentwurfs von 431 Vgl. Carl Ferdinand Allen, breve, S. 223, Carlsson/Rosén, Historia I, S. 281 ff m. Lit. S. 284 f. 432 Vgl. Martin Schwarz Lausten, Reformation, S. 12 f. 433 Vgl. Martin Schwarz Lausten, Reformation, S. 14 ff; 21 ff. 434 Vgl. Martin Schwarz Lausten, Reformation, S. 21. 435 Bulle v. 19. Juni 1475, Druck in: Henning Matzen, universitet I, Tillæg, S. 1f; vgl. Ditlev Tamm, retsvidenskaben, S. 16. 436 Druck in: Rigslovg. II, Nr. 36, S. 142–144. 437 Vgl. Tamm/Slottved, universitet, Bd. VI, 1 (2005), S. 15. 438 Vgl. Tamm/Slottved, universitet, Bd. VI, 1 (2005), S. 8 ff mit Auszug aus den Fakultätsstatuten S. 10f, die nach dem Vorbild der Kölner Statuten von 1398 gestaltet sind. 439 Ausgenommen war Uppsala, das jedoch zum Machtbereich Christians I. gehörte, vgl. Ericus Christianus Werlauff, universitet, S. 62; vgl. Ditlev Tamm, retsvidenskaben, S. 19.
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1522, der für das Auslandsstudium sogar den zuvor erworbenen Baccalaureus fordert440. 1520 war Rektor der Dr. iuris canonici Amelungus Amelungi441, der als „Christiani II Advocatus & Consiliarius“ genannt wird442. Wie in der Einleitung bereits gesagt443, hatte nach den Digesten das römische Volk mit der lex regia das Gesetzgebungsrecht dem Kaiser übertragen 444, er allein sollte Recht setzen445. Auch die deutschen Kaiser beriefen sich auf Justinian446. Dieses kaiserliche Gesetzgebungsrecht übertrug Johannes von Salesbury seit 1168 mit seiner Lehre vom rex imperator in terra sua (oder: in regno suo)447 auch auf die Könige. Gratian (um 1140) billigte das Gesetzgebungsrecht sowohl dem Papst als auch den Kaisern und Königen zu448. Zur Begründung ihrer Ansicht beriefen sich die Päpste auf Röm. 13: 4449, woraus folgt, dass die Könige gottgewollte Macht haben. Diese Gedanken, verbunden mit den humanistischen Ideen450, dass die Könige für das Wohl ihrer Völker verantwortlich seien, bilden die Grundlage der Gesetzgebung Christians II. 440 UL c. 22 (Rigslovg. III, S. 154), vgl. AM. c. 13 (ebda S. 216f) und ULB c. 99 (Rigslovg. III, S. 82): „wille wii, at ingen af riigens indfødde børn schulle drage her af riigit till fremmede universiteter at studere, førendt the hafue thagit gradum baccalauriatus“ = AMB c. 99 (ebda S. 82). 441 Vgl. zu Amelungus Amelungi: Ericus Christianus Werlauff, universitet, S. 63; vgl. Ditlev Tamm, retsvidenskaben, S. 19. 442 Vgl. Tamm/Slottved, universitet, Bd. VI, 1 (2005), S. 15. 443 S. o. Einl. D II, S. 15 f. 444 In D. 1. 4. 1 pr. heißt es: „quod principi placuit, legis habet vigorem utpote cum lege regia, quae de imperio eius lata est, populus ei et in eum omne suum imperium et potestatem conferat“; ähnlich in Inst. 1. 2. 6: „Quodcumque igitur imperator per epistulam et subscriptionem statuit vel cognoscens decrevit vel de plano interlocutus est vel edicto praecepit, legem esse constat. Haec sunt quas vulgo constitutiones appellamus“. 445 In Cod. 1. 14. 12. 3 heißt es: „Si enim in praesenti leges condere soli imperatori concessum est, et leges interpretari solum dignum imperio esse oportet“, ähnlich in Cod. 1. 14. 12. 5: „tam conditor quam interpres legum solus imperator iuste existimabatur“. 446 Vgl. das gefälschte Privileg für Otto I. in MGH, Const. I, Nr. 449, S. 667; vgl. Walter Ullmann, Growth, S. 356; Armin Wolf, Gesetzgebung, S. 18 f. 447 Vgl. Walther Holtzmann, Imperium, S. 19, Fn. 20; vgl. Armin Wolf, Gesetzgebung, S. 20. 448 Grat. C. XXV, qu. 1. 6 (einem Papst Urban II. zugeschrieben, vgl. Friedberg I, Sp. 1008). Unter Berufung auf Isidor, Etym. lib. V, c. 10 und lib. II, c. 10 definiert Gratian in D. II, 1 das Gesetz: „Lex est constitutio populi, qua maiores natu simul cum plebibus sanxerunt“ und in D. 2. 4 (Friedberg I, Sp. 3) die constitutio: „Constitutio vel edictum est, quod rex vel imperator constituit vel edidit“; vgl. Armin Wolf, Gesetzgebung, S. 19; Per Andersen, Rex imperator in regno suo (2005). 449 In Röm. 13. 4 heißt es: „Dei enim minister est tibi in bonum si autem male feceris time non enim sine causa gladium portat; Dei enim minister est vindex in iram ei qui malum agit ideo necessitate subditi estote non solum propter iram sed propter conscientiam …“. 450 Auf die Verbindung Skandinaviens zum niederländischen Humanismus, z. B. der Universität Löwen, weist hin Jozef Ijsewijn, Relations (1996), S. 1–18.
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Ob es sich dabei bereits um Rikslovgivning (Reichsgesetzgebung) handelte ist, zweifelhaft, da insofern noch die mittelalterlichen landschaftlichen Bezüge überwiegen451. Dieser König hat viele Gesetze erlassen452: Den Anfang machten soche über Münzen und Geldwesen453. Dann wandte er sich den Städten zu und erließ mehrere Gesetze für dänische Städte in verschiedenen Landesteilen454. Dahinter stand sein Streben, die Städte zu fördern, den Handel dort zu konzentrieren455 und den Vorkauf auf dem Lande zu verbieten456. Dazu war es nötig, die Macht des weltlichen und geistlichen Gutsadels zu brechen und ihm die bisherige Praxis zu nehmen, seine Erzeugnisse selbst zu vermarkten. Er wollte ihn zwingen, sie in den Städten feilzubieten457. Dass der König sich damit über seine Handveste (die Wahlkapitulation) hinwegsetzte, wo er dem Adel und den Geistlichen freien Handel mit ausländischen Kaufleuten zugesichert hatte458, focht ihn zunächst nicht an, die aufständischen Großen machten aber 1523 diesen Eidbruch zu einem Hauptanklagepunkt gegen ihn. Höhepunkt dieser Gesetzgebung war die Verordnung vom 10. Februar 1521459, die Vorschriften für alle dänischen Landschaften enthielt. Es folgte eine Verordnung über die Rechte an Wracks460 vom 451 Vgl. Toels Dahlerup, betragtninger, S. 261 ff. 452 Vgl. Carl Ferdinand Allen, breve (1854). 453 Rigslovgivning III, Nr. 2 (1. Aug. 1513), Nr. 4 (3. Aug. 1513) bis 6 (24. Aug. 1515), S. 33–39). 454 Rigslovgivning III, Nr. 10 v. 4. u. 6. März 1516; v. 12., 19. u. ca 23. März 1516 und vom 10. Februar 1521, die in DKG, Bde III und IV bei den einzelnen Städten abgedruckt sind. 455 Vgl. Orla Vestergaard, handelslovgivning, in: Middelalderstudier tilegnede Aksel E. Christensen på tresårsdagen 11. september 1966, S. 185–218 (209 ff); Michael Venge, fald S. 34. 456 Dazu besonders Christians II. Verordnung vom März 1516, Druck in: Rigslovg. III, Nr. 10, S. 44f, wo auf den Druck in DGK, Bd. III und IV, S. 100 ff; 145 ff; 193 ff; 291 ff; 308 ff für die verschiedenen Städte hingewiesen wird; Orla Vestergaard, handelslovgivning, S. 209 ff. 457 Vgl. Carl Ferdinan Allen, Historie, Bd. II, S. 148f; 258–64; Mikael Venge, fald, S. 34. Zum Kampf gegen die Macht der Kirche gehörte auch der Streit mit den Bischöfen um die Macht über die Klöster, vgl. Mikael Venge, fald, S. 40 ff mit Nachweisen. 458 Vgl. Carl Frederik Wegener, S. 62, § 40; Carl Ferdinan Allen, Historie, Bd. III, 2, S. 12f; Michael Venge, fald S. 34. 459 VO vom 10. Febr. 1521 für alle Landschaften, genannt in: Rigslovg. III, Nr. 10, S. 45, Druck in: DGK, Bd. III, S. 462–69 und Bd. IV, S. 365–71. 460 VO, København, d. 26. Mai 1521, in: Rigslovgivning III, Nr. 11, S. 45–47. Dies ist keineswegs neu, denn bereits nach JL, III: 61; 62 (DGL, Bd. II, S. 484–488 = Klaus v. See, Jütsches Recht, S. 149f) hatte der König das Strandregal. Auch nach dem Entwurf des Landrechts, c. 135 = Text, c. 99 (Rigslovgivning III, S. 200; 245f) gebührt das Wrack dem König; zur Normandie vgl. unten 4. Kap. C II, S. 376.
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26. Mai 1521, die dafür sorgte, dass die Schiffbrüchigen Gelegenheit erhielten, ihr Gut zu bergen, statt von den Anrainern ausgeplündert zu werden461. Da es seinen Vorgängern nicht gelungen war, Jyske Lov für das ganze Reich verbindlich zu machen462, wandte sich Christian II. nun der Aufgabe zu, ein für alle dänischen Landschaften gleichmäßig geltendes Recht zu schaffen463. Er gab deshalb ein Land- und ein Stadtrecht heraus. Der Entwurf des Landrechts hat zwar dasselbe Datum wie die Wrack-Verordnung (während das Exemplar dieses Gesetzbuches des Reichsmarschalls Mogens Gøye ohne Datum ist464). Doch hatte bereits Kolderup Rosenvinge erkannt465, dass der Landrechtsentwurf dieses Datum nur übernommen hat, das Gesetz an diesem Tag aber nicht veröffentlicht wurde. Die Kundgabe des Landrechts kann jedoch näher bestimmt werden, denn das königliche retterting (Hofgericht) fertigte am 21. Dezember 1521 ein Urteil aus, wonach der säumige Kläger dem Beklagten alle Kosten zu erstatten hatte, die diesem wegen der nutzlosen Reise zum Gericht entstanden waren466. Diese Norm war im dänischen Recht ganz neu467; sie entsprach dem Kapitel 37 des Landrechts und Kapitel 23 des Stadtrechts468. Das Landrecht ist also spätestens am 22. Dezember 1521 (wahrscheinlich) vom Reichsrat angenommen worden469. Da die Ausfertigung des Stadtrechts für die einzelnen 461 Vgl. Vilhelm la Cour, Historie, Bd. I, S. 330 f. 462 Dass man es gelegentlich auch außerhalb Jütlands anwandte, lag an seiner eingängigen Fassung; auch ist es auf privatem Wege nach Seeland und Schonen gelangt, wo man es gern benutzte, vgl. Poul Johs. Jørgensen, Retshistorie, S. 42 f. 463 Vgl. Wolfgang Wagner, danske lov, S. 214, m. Fn. 44; derselbe, in: Gesetzgebung, Bd. II, 2, S. 507; 531. 464 Handschrift AM 384, 4°, Kbh; Druck in Rigslovgivning III, Nr. 13, S. 209–257. Mogens Gøye hat in königlichem Auftrag vom 1. März bis 10. April 1522 Jütland bereist, um dort Recht zu sprechen, vgl. Mogens Rathsack, DHT 12. Rk., Bd. II (1966/67), S. 294 ff. 465 Janus L. A. Kolderup-Rosenvinge, Danske Love, Bd. IV, S. XIIIf. 466 Rettertinget, d. 22. Dez. 1521 in Odense, Druck: Danske domme, Bd. I, Nr. 54, S. 155–157 (156): „ … og at bøde mod kongen efter vor skikkelse og ordinantses lydelse“ det ær efter c. 54 i Christians II:s landret af november – december 1521 mit Fn. 1, S. 156 (Literatur); vgl. Carl Ferdinan Allen, breve, S. 233; Troels Dahlerup, betragtninger, S. 265. 467 Vgl. Carl Ferdinand Allen, love, S. 233; Aage Andersen, lovgivning III, S. 145. 468 Dieser Auslagenersatz findet sich im Entwurf des Landrechts c. 54 (Rikslovgivning III, S. 169f) und im Landrecht c. 37 ebda S. 222) sowie in c. 21 des Stadtrechtsentwurfs (ebda S. 58) bzw. c. 23 des Stadtrechts (ebda S. 109). Troels Dahlerup, betragtninger, S. 265, m. Fn. 25, kritisiert, dass das neue Gesetz dagegen nicht vorsah, ein Säumnisurteil zu erlassen und in der Sache selbst zu entscheiden. 469 Vgl. Jakob Pasternak, in: Scandia, Bd. XXX, Lund 1964, S. 194; Mogens Rathsack, S. 298; 315 m. Fn. 24.
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Städte mit den für sie bestimmten Sondernormen einige Zeit beanspruchte, ist das darauf angegebene Datum 6. Januar 1522 wahrscheinlich nicht der Tag der Annahme, sondern der Veröffentlichung470. Landrecht und Stadtrecht sind als Einheit zu betrachten, so dass für beide Gesetze der 6. Jan. 1522 als Tag der Veröffentlichung gelten kann471. Diese Veröffentlichung erfolgte für Nordjütland vermutlich auf dem jütischen snapslandsting, also dem ersten Landsting des neuen Jahres472. Dass die vorliegenden Entwürfe des Stadt- und Landrechts (mit Änderungen) wirklich Gesetze geworden sind, ergibt sich aus zwei Beschwerdebriefen des Bischofs Lage Urne, der sich über das Weglaufen von Pachtbauern beklagte473, die das neue Gesetz474 wirklich anwandten, wenn sie rechtswidrig behandelt wurden, ihre Stellen verließen und so die geistlichen und weltlichen Herren, die auf ihre Arbeit angewiesen waren, in Verlegenheit setzten. 2. Inhalt des Landrechts a) Allgemein Das Landrecht Christians II. gleicht den bisherigen Landschaftsrechten nicht mehr. Es gibt nicht nur deren Einteilung in Abschnitte (balkar) auf, sondern zeigt lediglich (nicht numerierte) Kapitel, im Entwurf 141 an der Zahl, die das Landrecht auf 111 vermindert hat. Der Leser ist zunächst dadurch verwirrt, dass der Entwurf des Landrechts im angehängten Inhaltsverzeichnis als Geistlige lov bezeichnet ist. Tatsächlich behandeln jedoch nur die ersten einundzwanzig Kapitel (und einige eingestreute) geistliche Sachen; danach beginnt das Landrecht mit erb- und familienrechtlichen Vor470 Vgl. Henning Matzen, Forelæsninger, Bd.I, S. 258; Johannes Oskar Andersen, Kirkebruddet, s. 144 ff; Carl Ferdinand Allen, breve, S. 221 ff; 232 ff; Troels Dahlerup, betragtninger, in: Festskrift til Niels Skyum-Nielsen, på 60-årsdagen, d. 17. Okt. 1981, København 1981, S. 261–278 (263–67). 471 Vgl. Carl Ferdinand Allen, love, S. 220 ff; 233; 235; Troels Dahlerup, betragtninger, S. 261–278; Aage Andersen, Rigslovgivning III, S. 145; Mikael Venge, fald, S. 34. 472 Vgl. Poul Johs. Jørgensen, Retshistorie, S. 246; Troels Dahlerup, betragtninger, S. 263, der Fn. 5 auf einen Brief vom 11. Jan. 1522 hinweist, der sich auf das neue Gesetz bezieht. 473 Der erste Brief ist vom 6. Febr. 1522, der zweite vom 23. Apr. 1522, beide im dänischen Geheimarchiv; gedruckt bei Carl Ferdinand Allen, breve, S. 236. 474 Es verbot die unchristliche Sitte, die armen Bauern zu verkaufen wie unvernünftige Tiere. Wurden sie auf diese Weise rechtswidrig behandelt, so durften sie ihre bisherige Stelle verlassen, wie ULL, c. 101 und c. 111 ausdrücklich sagt, vgl. AML c. 68 u. 85 (Rigslovg. III, S. 188; 192, bzw. S. 238; 242). Die Leibeigenschaft war damit praktisch aufgehoben; vgl. Mogens Rathsack, DHT, 12. Rk, Bd. II (1966/67), S. 333; Vilhelm la Cour, Historie, Bd. I, S. 330.
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schriften. Es ist sehr stark den humanistischen Ideen der Zeit verpflichtet, enthält nämlich zum großen Teil Vorschriften über Kirche, Landwirtschaft, Gewerbe und Handel, Wissenschaft und Armenfürsorge, also das, was den Inhalt mitteleuropäischer Polizeyordnungen ausmacht. Es krempelt die bestehende Rechtsordnung gründlich um475, hebt jedoch die bisher geltenden Landschaftsrechte nicht auf, denn an vielen Stellen heißt es: „och schall ther schicis huer mandt log oc ret som forschreffuit staar“476, oder: „effter loughen“477, ohne dass in den vorhergehenden Kapiteln diese Dinge geregelt wären. Deshalb ist mit diesen Verweisungen häufig nicht das neue Landrecht gemeint, sondern die bisherige Rechtsordnung, ohne dass sie genauer benannt wäre. Daraus folgt, dass das Landrecht lediglich die der Zeit und dem König angemessen dünkenden Neuerungen verzeichnet, im übrigen aber das bestehende Recht aufrecht erhält. b) Kirchenfeindlichkeit Zu den Neuerungen gehört, dass das Landrecht großenteils kirchenfeindlich ist478. Jedoch geht der Entwurf des Landrechts darin weiter als dessen endgültiger Text, denn die Entwurfskapitel 1–4; 6–8, 13 und 18 finden sich weder im Landrecht noch im Stadtrecht wieder479. C. 17 des Entwurfs verbietet den Geistlichen, Grundstücke zu kaufen480 und Handel zu treiben481. Niemand darf durch Testament der Kirche oder einem Kloster Grundstücke schenken482, auch dürfen die Bischöfe den Nachlaß von Priestern, die ohne Testament sterben, den rechten Erben nicht entziehen, c. 31483. Am tiefsten traf der König die Geistlichkeit, indem er verbot484, mit ihren internen Prozessen nach Rom (zum Papst) zu ziehen. Wer gegen dieses Verbot verstieß, sollte 4 Mark in Gold büßen, von denen der König zwei Mark 475 476 477 478 479 480 481 482 483 484
Vgl. Poul Johs. Jørgensen, Retshistorie, S. 80. Z. B. ELLChr. c. 37 a. E. (Rigslovg. III, S. 161). Z. B. ELLChr. c. 78 a. E. (Rigslovg. III, S. 181). Die einzige Ausnahme, der Zehntanspruch der Geistlichen in ULL c. 18 (Rigslovg. III, S. 152f) ist nicht Gesetz geworden; vgl. Mogens Rathsack, DHT 12. Rk., Bd. II (1966/67), S. 317. Es handelt sich um innerkirchliche Dinge, wie Messelesen etc., die nicht übernommen sind. ULL, c. 17 = AML, c. 7 (Rigslovg. III, S. 152; 214); Ausnahme: Wenn der Geistliche heiratet, eine christliche Ehe führt und so dem Apostel Paulus folgt (1. Tim. c. 3). ebenso c. 96 ULB = c. 96 AB, aber ohne die Ausnahme (Rigslovg. III, S. 81; 131). Das Verbot steht nur in ULB, c. 87 = AB, c. 87 (Rigslovg. III, S. 78; 128). ULL, c. 23 = AML c. 7 (Rigslovg. III, S. 155). ULL, c. 31 = AML, c. 14 (Rigslovg. III, S. 158; 217) vgl. ULB, c. 98 = AB, c. 98 (Rigslovg. III, S. 81f; 132). In: ULL, c. 21, vgl. AML, c. 11, 12 (Rigslovg. III, S. 153f; 215f).
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selbst beanspruchte. Um die geistliche Gerichtsbarkeit im Lande zu halten, gründete er ein eigenes kammerret (Kammergericht), also ein staatliches Gericht, das (nach dem Entwurf) dem königlichen Hof folgen, aber nach dem Gesetz in Roskilde sitzen sollte485. Dort war kurzer Prozeß angesagt: Die Verfahren sollten nicht länger als ein Viertel- bis ein halbes Jahr dauern486. Die doctores des Kammergerichts sollten sowohl im Kirchen- also auch im Kaiserrecht erfahren sein487, also den beiden Rechtsgebieten, die an der Universität Kopenhagen gelehrt wurden. Damit war die geistliche Gerichtsbarkeit aufgehoben, die libertas ecclesiae abgeschafft und der Bruch mit der Kirche vollzogen. Jedoch gibt es keine Anzeichen, dass dieses Kammergericht tatsächlich tätig geworden ist488. Dass die Bischöfe bzw. Prälaten an allgemeinen Herrentagen Messen für den König lesen sollten, ist nicht ins Gesetz übernommen489. c) Almosenwesen Schließlich schränkte das Landrecht auch das Sammeln von milden Gaben durch die Klöster ein, indem nur noch die Bettelorden, nämlich die Dominikaner, Franziskaner, Karmeliter und die in der Krankenpflege tätigen Augustiner berechtigt waren, Almosen zu erbitten490. Andererseits verbot das Landrecht491, Almosen an arbeitsscheue Arme zu geben. Nur Kranke und Behinderte sollten sie erhalten, und zwar schrieb das Stadtrecht492 dem Schultheiß (scultus) und den Bürgermeistern vor, ihnen ein Abzeichen zu verleihen, das sie sichtbar an der Brust tragen sollten: „thennom schall giifuis eth besynderligt stadztegn, som the schulle bere obenbar paa theris bryst“.
485 Bereits ULB, c. 82, 83 (Rigslovg. III, S. 77) sah Roskilde als Sitz vor, ebenso AB, c. 82f (ebda S. 127f); dagegen schreibt ULL, c. 21 (S. 154) vor, das Gericht solle dem königlichen Hofe folgen, erst AML c. 11f (Rigslovg. III, S. 216) ist Roskilde als Sitz genannt. 486 So in ULL, c. 21 (Rigslovg. III, S. 154) = AML, c. 12 (S. 216); vgl. ULB, c. 83 = AB, c. 83 (Rigslovg. III, S. 77; 128). 487 ULB, c. 82. 83 = Ab, c. 82, 83 (Rigslovg. III, S. 77; 127f): „Skall samme doctores och magistri were forfarne bode wtii kierckelougen och wtii keyserlougen“; vgl. AML, c. 21 (Rigslovg. III, S. 216, dagegen nicht in ULL). 488 Johannes O. Andersen, kirkebruddet, S. 195; Troels Dahlerup, betragtninger, S. 266, Fn. 30. 489 Es steht nur in ULL, c. 3 (Rigslovg. III, S. 146). 490 So in ULL, c. 120 = AML, c. 88 (Rigslovg. III, S. 195; 243), vgl. (nicht wortgetreu) ULB, c. 88 = AB, c. 88 (Rigslovg. III, S. 78; 129). 491 ULL, c. 112–114 = AML, c. 93; 86; 87; (Rigslovg. III, S. 192f; 242f). 492 Vgl. ULB, c. 93 = AB, c. 93 (Rigslovg. III, S. 80; 130f).
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d) Strafrecht Außer den schon genannten Streichungen von Entwurfsvorschriften, ist noch eine weitere Reihe seiner Kapitel nicht ins Landrecht eingegangen493, aber auch im Stadtrecht finden sie sich nicht494. Im Strafrecht sind nur wenige Delikte genannt: Mord, den auf dem Lande nicht die Geschworenen, sondern der landsdommere, also der königliche Richter, verfolgen sollte495, Diebstahl496 (der Rückfalldiebstahl ist nicht Gesetz geworden497) und troldom (Zauberei), zu deren Aufklärung sogar die Folter angewandt werden durfte498. Die Strafe war dieselbe wie für Diebstahl. Wer für sein Vieh etc. um Zauberei bat, wurde mit Ruten oder Geißeln ausgepeitscht und aus dem Dorf gewiesen499. Auch das Heerwerk ist erwähnt500. e) Gerichtsverfahren Recht umfangreich ist das Gerichtsverfahren geregelt. Es handelt sich nicht mehr um die Volksgerichtsbarkeit des alten Things, vielmehr setzt der königliche Lensmann (koningens embitzmandth; lensmandt) einen Hardenrichter ein, den die Bauern unterhalten sollten501, und dazu zwei bestens geeignete dandnemendt (rechtskundige Männer) als Richter. Um eine sachgerechte Ausübung des Richteramtes zu gewährleisten, sollte der Hardenrichter einen 493 Aus ULL nicht übernommen sind die Kapitel 5; 24–30; 51f; 65; 70; 73–76; 80, 84f; 87; 91, 104; 119 und 127, vgl. Mogens Rathsack, in: DHT, 12. Rk., Bd. II (1966/67), S. 322f, der jedoch irrig die c. 78 und 79 als nicht übernommen ansieht; anders: Jakob Pasternak, Scandia, Bd. XXX, Lund 1964, S. 207. 494 Mogens Rathsack, in: DHT, 12. Rk., Bd. II (1966/67), S. 323. 495 ULL, c. 57, 58, vgl. AML, c. 39 (Rigslovg. III, S. 170f; 227); anders im Stadtrecht, wo Schultheiß, Bürgermeister und Rat ihn verfolgen sollen, vgl. ULB, c. 35 – 42, vgl. AB, c. 34–41 (Rigslovg. III, S. 62–65; 113–115). 496 ULL, c. 72–77, wovon nur c. 72 und 77 in AML, c. 50 übernommen sind (Rigslovg. III, S. 178–180; 233); jedoch ist die Hehlereinorm in c. 74 nicht Gesetz geworden ULL, c. 74 (Rigslovg. S. 179f), nur die Beihilfe (ULL, c. 77 (Rigslovg. S. 180) war strafbar. Das Landrecht (AM, c. 50; ebda S. 233) läßt die Beihilfe sogar durch Folter ermitteln und bestraft auch die Begünstigung. In der Stadt kann bei Diebstahlsverdacht der Verdächtige (wie auch ein der Beihilfe Verdächtiger und sogar Mitwisser) der Folter unterworfen werden, ULB, c. 44 ff (Rigslovg. S. 65) = AB, c. 43 ff (ebda S. 116f) 497 Erwähnt in ULL, c. 84 (Rigslovg. S. 183). 498 ULL, c. 78, 79 (Rigslovg. III, S. 181f) = AML, c. 50 (ebda S. 233). Das Stadtrecht behandelt die Zauberei strafrechtlich wie den Diebstahl, vgl. ULB, c. 44f = AB, c. 43f (Rigslovg. III, S. 65f; 116). 499 UL, c. 79 = AML, c. 50 (Rigslovg. S. 181f; 233). 500 ULL, c. 83 (Rigslovg. III, S. 183), vgl. AML, c. 82 (ebda, S. 241): nur der landsdommeere soll darüber richten. 501 ULL, c. 35; 36, vgl. AML, c. 18f (Rigslovg. III, S. 160; 218f).
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tüchtigen Schreiber anstellen502, und alle Bauern mußten dazu beitragen, in der Harde ein Gerichtshaus zu errichten503. Gegen Urteile des Hardenrichters504 war Berufung (schudzmol, asw. Skuts mal) an den ihm übergeordneten landzdommere (Landrichter) möglich. Eine Berufung gegen dessen Urteil ging an das Kammergericht505. Es folgen genaue Vorschriften über die Arbeitsweise der Richter, die Klageerhebung und das Säumnisverfahren506 sowie über die Zeugen507. f) Erb- und Familienrecht Die Erb- und Familienrechtsvorschriften finden sich im Entwurf in den Kapiteln 23–30, doch beschränkt sich das Erbrecht im Entwurf vornehmlich auf Testamente508. Statt des früheren gipta balkær findet sich im Landrecht nur ein Luxusverbot für Hochzeiten509. g) Schulwesen Dagegen kümmert sich das Gesetzbuch ausführlich um die Ausbildung der Kinder und erlaubt den Bauern, sie ein Handwerk in der Stadt erlernen zu lassen510, doch überwog die Sorge vor Bettelei, so dass der Unterhalt der 502 503 504 505
506 507 508
509 510
ULL, c. 40, vgl. AML, c. 23 (Rigslovg. III, S. 162f; 220). ULL, c. 37, 38, vgl. AML, c. 20, 22 (Rigslovg. III, S. 160f; 219f). ULL, c. 39, vgl. AML, c. 22 (Rigslovg. III, S. 161f; 220). ULL, c. 44; 45, vgl. c. 28, 29 AML (Rigslovg. III, S. 164f; 223). In UL c. 45 und AML c. 28 ist der genaue Wortlaut der apostoli, oder litterae dimissorii (Brief des Landrichters an das Kammergericht) vorgeschrieben, einer Einrichtung des römischen Rechts, vgl. Dig. 49. 6. 1; Georg W. Wetzell, S. 725 f. ULL, c. 47–56, vgl. AML, c. 30–38, wobei UL, c. 51, 52 nicht Gesetz geworden sind (Rigslovg. III, S. 166–170; 223–227). ULL, c. 66–69; 71, vgl. AML, c. 45–48 (Rigslovg. III, S. 175–178; 230–232). ULL, c. 23–30 (Rigslovg. III, S. 155–158). Die Vorschrift über Testamentserrichtung in ULL, c. 23 ist nicht Gesetz geworden, denn AML, c. 7 verbietet nur, der Kirche letztwillig Grundbesitz zuzuwenden (ebda S. 214); vgl. Mogens Rathsack, in: DHT, 12. rk. Bd. II, 1966/67, S. 326. Vgl. ULL, c. 129; vgl. AML, c. 53 (Rigslovg. III, S. 198; 234), dem entspricht auch ULB, c. 58 = AB, c. 58 (Rigslovg. III, S. 69; 120). ULL, c. 125; 126 (Rigslovg. III, S. 197). Gegenüber dem Entwurf ist das Gesetz (AML, c. 91 (ebda S. 243f) nicht nur kürzer, sondern geht auch weniger frei mit den Bauernkindern um. Die freie Lehre für Bauernsöhne in ULL, c. 127 ist nicht Gesetz geworden, ein deutlicher Rückschritt gegenüber dem Entwurf! Für Bürgersöhne ordnet ULB, c. 60 (Rigslovg. III, S. 70) an, dass sie nicht nur Lesen, Schreiben und Rechnen lernen, sondern auch ein Handwerk (embede) erlernen sollen, um für sich sorgen zu können, wenn Einnahmen aus ihrer üblichen Kaufmannstätigkeit mangeln; und c. 61 (= AB, c. 60, 61, ebda, S. 121) fügt hinzu, dass nur solche Kinder zur Schule gehen dürfen, deren Unterhalt gesichert ist; vgl. Mogens Rathsack, in: DHT, 12. rk. Bd. II, 1966/67, S. 323 f.
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Kinder für die Ausbildung gesichert sein mußte. Wo nicht, verweist der Entwurf Christians II. die Bauernkinder für ihre Unterweisung an die örtlichen Pastoren: Dort ist das Schulpensum: das Pater noster, das Ave Maria und das Credo sowie Lesen und Schreiben. Wer sich die städtische Schule erlauben konnte, lernte dagegen Grammatik, Terenz, Vergil, Cicero und das alte Testament kennen. ULL, c. 125 weist am Ende auf eine Schulverordnung hin, von der nur ein Entwurf überliefert ist511. Unbekannt ist, ob er wirksam wurde und wann er erlassen worden ist, doch meint Aage Andersen, er sei älter als das Land- und Stadtrecht, da er im Entwurf des Landrechts erwähnt ist512. Dieser Verordnungsentwurf enthält Einzelheiten über den Schulalltag, fordert eine hochwertige Ausbildung der Lehrer, sichert ihre Vergütung und verbietet, die Kinder körperlich zu strafen513. Der Aufrechterhaltung von Ruhe und Frieden dienen mehrere Vorschriften über Herbergen514; auch die Behandlung von Wracks mit dem Strandregal des Königs ist am Schluß des Entwurfs noch einmal ausführlich geregelt515. 3. Inhalt des Stadtrechts a) Stadtverfassung Christians II. Entwurf des Stadtrechts weicht nicht so wesentlich vom endgültigen Gesetz ab wie das Landrecht von seinem Entwurf: ULB und AB haben jeweils 140 Kapitel. In den ersten elf Kapiteln ist zunächst die Stadtverfassung behandelt, mit dem Schultheißen, den Bürgermeistern, Ratsherren (oder Schöffen), dem Stadtschreiber516 und den Stadtdienern. Christian II. stellte die Städte unter königliche Aufsicht, denn bereits das erste Kapitel behandelt die Einsetzung des scultus, des Schultheißen517. Er trat an die Stelle des Stadtvogtes, war Vertreter der königlichen Gewalt in der Stadt 511 Entwurf einer Schulverordnung, Druck: Rigslovg. III, Nr. 14, S. 258–260; vgl. Vilhelm la Cour, Historie, Bd. I, S. 330. 512 Die Schulverordnung ist erwähnt in ULL, c. 125 a. E. (Rigslovg. III, S. 197), dagegen nicht in den beiden Gesetzen (nicht in AB, c. 61 (ebda S. 121) und nicht in AML, c. 91 (ebda S. 244); vgl. Aage Andersen, Rigslovg. III, S. 258; Mogens Rathsack, in: DHT, 12. rk. Bd. II, 1966/67, S. 323 f. 513 Rigslovg. III, Nr. 14. Lehrerbildung: S. 259, Z. 43 ff; ihr Lohn: S. 259f, Z. 67 ff; Züchtigung der Kinder: S. 260, Z. 73 ff (keine Rohrstöcke, keine Ruten in der Schule). 514 ULL, c. 130–134, vgl. AML, c. 54–59 (Rigslovg. III, S. 198–200; 234–236). 515 ULL, c. 135–140, vgl. AML, c. 99–104 (Rigslovg. III, S. 200–203; 245–248). 516 ULB, c. 9, 11, vgl. AB, c. 11, 13 (Rigslovg. III, S. 53f;). 517 Scultus ist eine Verkürzung des gängigen scultetus, Schultheiß, vgl. Du Cange, Tom. VII, S. 376; Ordbog over det danske sprog, Art. schout.
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und übte die volle Strafgewalt über Leib und Leben518, war also eine Art Oberbürgermeister519. Zum Zeichen seiner Würde sollte er einen weißen Stab tragen. Seiner Unterstützung dienten – je nach Größe der Stadt vier, sechs oder acht Diener (suene), die ihm über die Vorgänge in der Stadt berichten sollten. Dies war offenbar ein verdrießliches Amt, denn welcher Bürger sich ihm verweigerte, sollte vier Schillinge zahlen520. Der Schultheiß sollte einen Stadtschreiber (stadtzskriffvere) bestellen, der die städtischen Bücher und Register führen und Schultheiß, Bürgermeister und Rat vor Doppelurteilen in einer Sache warnen sollte521. Er sollte auch dreißig der angesehendsten Kaufleute der Stadt benennen; aus ihnen sollten jeweils vier Bürgermeister (borgemestere) und sieben Stadträte oder Schöffen (VII shepe eller raadmenth) gewählt werden. Ihre Amtszeit betrug ein Jahr, doch sollten die beiden ältesten Bürgermeister ein weiteres Jahr im Amt bleiben522. In das Bürgerrecht mußte man sich einkaufen, doch wer es gewonnen hatte, sollte nicht mehr Diener (außer Stadtdiener) sein, sondern sollte frei sein und sich in der Stadt niederlassen523. b) Weitere Vorschriften Ausführlich regeln die Kapitel 12 ff den Prozeß vor Schultheiß, Bürgermeistern und Rat, ihren Schutz gegen Ungebühr524, das Säumnisverfahren525 und die Vereidigung der Zeugen526. Wer einen Meineid schwor, verlor die Schwurfinger527. Im Strafrecht werden Mord und Diebstahl – ähnlich wie im Landrecht – behandelt528. Die folgenden Vorschriften schützen das städtische Leben gegen Einfluß von außen, es ergeht ein Ausfuhrverbot für Korn529, und die Märkte werden in den Städten konzentriert, ländliche Märkte verboten530. Eine Reihe von Vorschriften regelt die sanitären Verhältnisse in der Stadt531. Große Aufmerksamkeit widmet das Stadtrecht auch 518 519 520 521 522 523 524 525 526 527 528 529 530 531
ULB, c. 1–3, vgl. AB, c. 1; 4; 5 (Rigslovg. III, S. 49f; 101–103). Vgl. Mogens Rathsack, in: DHT, 12. rk. Bd. II, 1966/67, S. 329. ULB, c. 1; 9; 11, vgl. AB, c. 1, 11, 13 (Rigslovg. III, S. 49; 52; 101; 106). ULB, c. 9; 11, vgl. AB, c. 11, 13 (Rigslovg. III, S. 53f; 106). ULB, c. 6, vgl. AB, c. 8, wo nur ein Bürgermeister weiter amtiert (Rigslovg. III, S. 51; 104f). ULB, c. 8, Abs. II, (Rigslovg. III, S. 52), die Vorschrift kehrt in AB nicht wieder. ULB, c. 12; 14–16, vgl. AB, c. 14; 16–18 (Rigslovg. III, S. 55f; 106–108). ULB, c. 20 f, vgl. AB, c. 22f (Rikslovg. III, S. 58; 109). ULB, c. 25–28, vgl. AB, c. 26–28 (Rigslovg. III, S. 59f; 110f). ULB, c. 29, vgl. AB, c. 29 (Rigslovg. III, S. 61; 112). ULB, c. 35–46, vgl. AB, c. 34–45 (Rigslovg. III, S. 63–66; 113–117). ULB, c. 48, vgl. AB, c. 47 (Rigslovg. III, S. 67; 117). ULB, c. 65 ff, vgl. AB, c. 65 ff (Rigslovg. III; S. 71 ff; 122 ff). ULB, c. 73–76, vgl. AB, c. 73–76 (Rigslovg. III, S. 74f; 124f).
Spätere Gesetze
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der Brauerei sowie dem Bier- und Weinhandel532. Auch die Zollvorschriften sind zahlreich533. Das Stadtrecht schließt mit einer Kollisionsnorm534: Im Widerstreit zwischen Stadtrecht und städtischen Privilegien geht das Stadtrecht vor, nur wo es Lücken zeigt, dürfen die Privilegien angewandt werden. 4. Zustimmung des Landsthings? Im späten Mittelalter war in Dänemark die Mitwirkungsbefugnis des Landsthings bei der königlichen Gesetzgebung fraglich geworden. Ein Urteil von 1468535 scheint darauf hinzudeuten, dass eine königliche Anordnung aus der Zeit Christians I.536 nach Herkommen und mit Zustimmung (vedtægt og Samtykke) des Landsthings angenommen worden sei. Doch berichtet die Verordnung der Königin Margareta von 1396537 nur, dass ihr Inhalt zwischen Margareta und dem Rat Erichs von Pommern besprochen, die Verordnung selbst auf dem Landsthing jedoch nur kundgemacht worden sei. Christian II. (1513–1523), hatte zwar in seiner Handfeste vom 22. Juli 1513 gelobt, ohne Zustimmung des Reichsrates, der Prälaten, der Ritterschaft und der Bauern keine Steuern zu erheben (c. 30)538. und Verbote (c. 50) nicht ohne Zustimmung des Reichsrates zu erlassen539. Gehalten hat er sich daran nicht, vielmehr scheint er das Landsthing bei der Gesetzgebung gar nicht mehr beteiligt zu haben, denn nach seiner Absetzung in Dänemark 1523, gelobte der Nachfolger Friedrich I. (1523–33) in c. 73 seiner Handfeste540, 532 533 534 535 536 537 538 539 540
ULB, c. 120–131, vgl. AB, c. 118–129 (Rigslovg. III, S. 88–91; 138–141). ULB, c. 135–139, vgl. AB, c. 133–136 (Rigslovg. III, S. 92f; 141f). ULB, c. 140, vgl. AB, c. 137 (Rigslovg. III, S. 93; 143). Urteil v. 1468 in: Gamle Danske domme, Bd. I, Nr. 4, S. 5–7; vgl. Poul Johs. Jørgensen, Retshistorie, S. 39. Vielleicht das Reichsgesetz vom 14. oder 15. Mai 1454 (Rigslovgivning II, Nr. 24, S. 108–111); vgl. Poul Johs. Jørgensen, Retshistorie, S. 39. Margareta, 1387–1412 Königin von Dänemark und Norwegen, seit 1389 auch von Schweden; vgl. die Verordnung, Viborg, d. 24. Jan. 1396, in: Rigslovgigning I, Nr. 35, S. 334–339 (339); vgl. Poul Johs. Jørgensen, Retshistorie, S. 39. Handfeste v. 22. Juli 1513, c. 30: (Rigslovgivning III, S. 27): „Item skulle wii ey polægge noghen landtskatt poæ allmwenellir kiøpsteder vden efftir menige riighins raadz raad oc prelaters oc ridderskabs tilladelse oc noghre allmwens sambtycke“. Handfeste v. 22. Juli 1513, c. 50 (Rigslovgivning III, S. 29): „Item skulle wii inthet forbud giøre vden menige riighins raadz sambtycke …“. Diese Handfeste ist gedruckt in: Samling af danske Kongers Haandfæstninger. Af Geheime-archivets Aarsberetninger 1866–68, Neudruck København 1974, Nr. 2B, auch bei Carl Ferdinand Allen, Loven, S. 220. C. 73 der Handfeste lautet (zitiert nach Carl Ferdinand Allen, loven, S. 220): „Skulle vi aldrig paalægge, gjøre eller give ny Lov, Skik eller Ordinants uden med vort elskelige Danmarks Riges Raad og Landet vil der vedtage, og al den ny Lov, som Konning Christiern gjorde, ska være aldeles død og magtesløs“.
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zwar abermals, kein Gesetz ohne Zustimmung des Reichsrates und Zustimmung des Landsthings zu erlassen541, aber auch für ihn gibt es keinen Hinweis, dass er sich an sein Gelöbnis gehalten hat. Land- und Stadtrecht Christians II. haben nur kurze Zeit gegolten: Bereits 1523 erhob sich ein Aufruhr gegen ihn542, und er mußte das Land verlassen. Sein Nachfolger Friedrich I. (1523–33) und der Reichsrat hoben alle seine Gesetze und Verordnungen auf, ihre öffentliche Verbrennung diente wahrscheinlich nur als Schaustück fürs gemeine Volk543.
541 § 73 der Handfeste Friedrichs I., vorläufig erlassen am 26. März 1523 in Viborg und endgültig am 3. August 1523 in Roskilde (vgl. Henning Matzen, Haandfestninger, S. 44 ff). 542 Vgl. dazu: Mikael Venge, fald, 6. Kapitel: Bruddet med kongen, S. 100 ff; über die Gründe des Aufruhrs vgl. Troels Dahlerup, betragtninger, S. 268 ff. 543 S. das Zitat in Fn. 540; vgl. Troels Dahlerup, betragtninger, S. 267.
Dorfordnungen
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H. Dorfordnungen In Dänemark gab es bereits im Mittelalter eine gewisse dörfliche Selbstverwaltung: So bestimmte Skånelagen544, dass die Auflassung von Grundstücken vor der Bauernversammlung eines Dorfes eine geringere Wirkung habe als auf dem Thing. Fundstücke sollten – um den Diebstahlsvorwurf abzuwehren – zuerst auf der Bauernversammlung kundgemacht werden, danach auf der Kirchenversammlung und dem Thing545. Hatte jemand in einem Dorf auf der gemeinsamen Straße gebaut, konnte er vor der Bauernversammlung angeklagt werden546. Und Erik Sjællandske Lov enthält eine allgemeine Vorschrift, dass diese Versammlung in allen geringen Sachen urteilte, die zwischen zwei und zwölf Öre wert waren547. Auch das Jütsche Recht scheint die Bauernversammlung vorauszusetzen548. Die erste Volksorganisation war jedoch nicht die Dorfleitung, sondern waren die ländlichen Gilden, die als Wehrgilden bereits im frühen Mittelalter entstanden549 und im Spätmittelalter vielfältig nachgewiesen sind550. Ihre Satzungen enthalten nur wenige Regeln, die das Dorfleben betreffen. Auch ist unklar, ob diese Satzungen nur für das Dorf oder für das ganze Kirchspiel galten, obwohl die Geltung nur für das Dorf wahrscheinlicher ist, denn eine Klage über eine Rechtsverletzung, die im Dorf oder dessen Mark geschehen war, sollte man vor die Dorfversammlung bringen ehe man sie auf dem Thing erhob551. 544 Skl c. 82 (DGL, Bd. I, 1, S. 60); vgl. ASun, c. 40 (DGL, Bd. I, 2, S. 518: „conventus incolarum“). 545 S. SkL c. 148 (DGL. Bd. I, 1, S. 117f), vgl. ASun, c. 93 (DGL, I, 2, S. 596 ff). 546 S. E.Sjæll.L, c. I. II: 53 (DGL, Bd. V, S. 175 ff). 547 S. E.Sjæll.L, c. I. II: 76 (DGL, Bd. V, S. 230f). 548 S. JL, c. III: 57; 58 (DGL, Bd. II, S. 237–240) = Klaus v. See, S. 146 ff; vgl. Poul Meyer, Art. Bystævne, in: KLNM, Bd. II (1957), Sp. 444 – 447 [444f]; vgl. Poul Johannes Jørgensen, Retshistorie, S. 124 ff. 549 Vgl. Jacob Langebek, SRD, Bd. IV, S. 333; Poul Meyer, bylag, S 49; Axel Steensberg, landsby, S. 92 f. 550 So die Hansgilde in Uggeløse und die von Snesere von ca 1375, die St. Gertrudsgilde in Hellested (in Stevns Amt) von 1404 und die Jungfrau Maria-Gilde in Herslev in der Gegend von Roskilde von 1515, vgl. Camillus Nyrop, Gilde- og Lovskraer, Bd. I (1899), S. 101–106; Poul Meyer, bylag, S 49. 551 So die Satzung für das Dorf Rude, §§ 37 und 42 im Kirchspiel Saksild, IX; vgl. Poul Meyer, Bylag, S. 51.
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Dazu gehören Vorschriften, wie dem Nachbarn zu helfen sei, der im Herbst (nämlich zwischen dem St. Olufs-Tag (29. Juli) und dem St. Michaels-Tag (29. Sept.) krank wurde und mit einem Tagwerk Erntearbeit im Rückstand war, oder dessen Zugtiere im Frühjahr starben552. Solche Gildesatzungen finden sich im 16. Jahrhundert häufig. In Bornholm (das kein Dorfrecht kannte) ist die älteste für das Kirchspiel Øster Mariæ von 1554 nachgewiesen553. Daneben und unabhängig davon gab es die „staatlichen“ Dorfordnungen, welche die Leitung des Dorfes regelten. Die älteste ist für Fünen im Jahre 1492 ergangen554; die Rezesse von Kopenhagen 1547555 und Kolding 1558556 haben sie fortgeschrieben. Das oberste Organ war die Versammlung der Bauern (die Dorfversammlung, bystævnet), deren Leitung der Olderman (der Älteste) innehatte. Er trommelte die Dorfversammlung zusammen, indem er die Dorftrommel (bytromme) schlug557. Er leitete nicht nur die Versammlung, sondern mußte ihre Beschlüsse ausführen und darauf achten, dass ihre Urteile der Satzung entsprachen; er mußte die Unterlagen des Dorfes aufbewahren, führte die Bußkasse und war für alle Unregelmäßigkeiten bei der Amtsführung verantwortlich558. Sein Amt wechselte jährlich unter den Bauern559. Alter und Krankheit waren gültige Entschuldigungsgründe, doch war es ein „verdrießliches Amt“, dem man sich gern entzog, indem man sich freikaufte560.
552 Nachzuweisen beispielsweise in § 24f in der Satzung der Hansgilde von Uggeløse von 1375, vgl. Camillus Nyrop, Gilde- og Lovskraer, Bd. I (1899), S. 101, dort heißt es in § 24: „a medio Aprili vsque ad seminatum fuerit quilibet fratrum juuat eum vno die cum uno økænøt vel quinque denariis; aliter faciens solidum soluat“; Poul Meyer, bylag, S. 49; 367. 553 In: DVV, Bd. I, S. 232. 554 Kong Hans overenskomst med biskop Karl etc. om Fyns vedtægt v. 19. Februar 1492, in: Rigslovgivning 1397–1513, Nr. 43, S. 164–166; vgl. vgl. Poul Johannes Jørgensen, Retshistorie, S. 124 ff.; Axel Steensberg, landsby, S. 92 ff; Poul Meyer, Art. bystævne, in: KLNM, Bd. II (1957), Sp. 446 f. 555 Kjøbenhavnske Reces af 1547, Druck bei Kolderup-Rosenvinge, danske Love, Bd. IV, S. 214–236; vgl. Karl Haff, Gemeinderechte, Bd. I, S. 205; Bd. II, S. 79 ff. 556 Der Koldingske Reces v. 1558 Druck bei Kolderup-Rosenvinge, danske Love, Bd. IV, S. 253–286, und bei: Vilhelm Adolf Secher, corpus, Bd. I, S. 35; vgl. Karl Haff, Gemeinderechte, Bd. I, S. 205; Bd. II, S. 79 ff; Poul Meyer, bylag, S. 47 ff. 557 Vgl. die Abbildung bei Sigurd Erixon, byalag, S. 26 und S. 83 für Schweden. 558 Vgl. August F. Schmidt, Oldermand, S. 15f; Poul Meyer, bylag, S. 113 ff. 559 Vgl. Poul Meyer, bylag, S. 111 ff. 560 Vgl. Axel Steensberg, landsby, S. 93 ff.
Urteile
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I. Urteile Die Urteile des höchsten dänischen Gerichts, des rettertings und der Landsthinge sind bereits von Janus Lauritz Andreas Kolderup-Rosenvinge in vier Bänden gesammelt und als Udvalg af Gamle Danske Domme zwischen 1842 und 1848 herausgegeben561 worden, die von der Mitte des 15. Jahrhunderts bis 1596 reicht562. Dazu tritt eine noch umfangreichere private Sammlung von dänischen Urteilen, die Erik Reitzel-Nielsen und Ole Fenger zwischen 1978 und 1987 in acht Bänden ediert haben563. Sie umfaßt die Urteile des königlichen Rettertings und der Landsthinge von 1375 bis 1662564.
561 Janus L. A. Kolderup-Rosenvinge, Udvalg af Gamle Danske Domme, Bd. I, II: fra Midte af det 15. til Midte af det 16. Aarhundrede, Kjöbenhavn 1842/44; Bd. III: 1563–1580, 1845; Bind IV: 1581–1596, 1848. 562 Siehe S. 748 im Literaturverzeichnis unter Janus Lauritz Andreas Kolderup-Rosenvinge. 563 Danske Domme 1375–1662. De private domssamlingar ved Erik Reitzel-Nielsen/Ole Fenger, Bde I–VIII, København 1978–87. 564 Die Ausgabe der Danske Domme 1375 –1662 von Reitzel-Nielsen umfaßt insgesamt sieben Bände, sie ist zwischen 1978 und 1984 in Kopenhagen erschienen, s. Literaturverzeichnis S. 746.
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J. Urkunden Auch in Dänemark sprudeln die Urkunden reich. Am Umfangreichsten ist die Sammlung Diplomatarium Danicum (Danmarks Riges Breve)565, deren erste Reihe von 789 bis 1237 reicht und sieben Bände umfaßt; die zweite bringt die Urkunden von 1250–1339 in zwölf, die dritte die Urkunden von 1340–1375 in neun Bänden. Für die vierte (1376–1412) sind zwölf Bände geplant. Davon sind sieben Bände (bis 1400) erschienen. Die Reihe wird nunmehr mit Band 8 im Internet fortgesetzt566, die Bände 8–12 sollen die Jahre 1401–1412 umfassen. Neben dieser Reihe hat Kristian Erslev ein Repertorium Diplomaticum Regni Danici zwischen 1894/95 und 1906/12 in vier Bänden herausgebracht567. Es ist in einer zweiten Reihe zwischen 1928 und 1939 von William Christensen in neun Bänden fortgesetzt worden und reicht von 1451 bis 20. Februar 1513568. Die dänischen mittelalterlichen Annalen hat 1920 Ellen Jørgensen zu veröffentlichen begonnen569, einen neuen Anlauf unternahm Erik Kroman, der seine Ausgabe 1980 herausbrachte570. Die mittelalterlichen Papsturkunden, Dänemark betreffend, hat Alfred Krarup bereits 1931/32 gedruckt571. Hinzu kommen die Schriften der mittelalterlichen dänischen Geschichtsschreiber, die Martin Clarentius Gertz 1918–1922 in zwei Bänden veröf-
565 Diplomatarium Danicum = Danmarks Riges Breve, utg. af Det danske Sprog- og Literaturselskab, 1. række, I–VII (789–1237) ved Lauritz Weibull/Niels Skyum-Nielsen, København 1957–1979; 2. række, I–XII (1250–1339), ebda 1938–1960, 3. række I–IX (1340–1375), ebda 1958–1982; 4. række I–XII (1376–1412) København 1938–1990, udg. av Aage Andersen etc.; die 4. række ist mit Band 7 abgeschlossen. 566 Fortsetzung der vierten Reihe im Internet: Bände 8–12 (1401–1412), >http:// www.dd.dsl.dk< 567 Der dänische Titel von Kristian Erslevs Ausgabe lautet: „Fortegnelse over Danmarks Breve fra Middelalderen“. 568 Die von William Christensen herausgegebene zweite Reihe [II. Række] ist im Literaturverzeichnis S. 748, „Repertorium Diplomaticum …“ verzeichnet. 569 Annales Danici Medii Aevi, ed. Ellen Jørgensen, Heft 1, København 1920. 570 Danmarks middelalderlige Annaler [DMA], ed. Erik Kroman, København 1980. 571 Bullarium Danicum. Påvelige Aktstykker vedrørende Danmark 1198–1316, udg. red. Alfred Krarup, 2 Bde, København 1931/32.
Urkunden
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fentlicht hat572. Eine wichtige Quelle für die mittelalterlichen dänischen Grundstücksverhältnisse stellt König Waldemars Jordebog dar573, das Svend Aakjær in den Jahren 1926–1945 mit ausführlichem Kommentar herausgebracht hat. Wichtige Aufschlüsse über die mittelalterlichen Personen gewährt das von Lauritz Weibull 1923 in Lund herausgegebene Necrologium Lundense574.
572 Gertz, Martin Clarentius (Hg.), Scriptores minores historiæ Danicæ medii ævi, Bd. I, II, København 1918–22. 573 Kong Valdemars Jordebog, Bd. I: Text, Bd. II: Kommentar, udg. af Svend Aakjær, København 1926–1945. 574 Necrologium Lundense, ed. Lauritz Weibull, Lund 1923.
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K. Das englische Danelag I. Die dänische Landnahme in England Parallel zu den Norwegern stießen auch die Dänen nach England vor, verwüsteten Jarrow, Morganwg (Südwales), Kintyre (Isle of Man), Monkwearmouth/Sunderland, Iona (795) und griffen auch irische Orte an, stießen aber 811 in Ulster und 812 in Connaught und Kerry auf harten Widerstand. Seit der Mitte des 9. Jhs. fielen die Dänen vermehrt in den Süden und Osten Englands ein575. Sie besetzten Deira, einen Teil Northumbriens und wenig später Ostanglien, dessen Land sie unter sich verteilten576. Während 870 die Eroberung von Wessex mißlang, setzten sie sich 874 in Mercien fest und begannen diese Gebiete zu kolonisieren, die später Denelagu (Danelag, Danelaw) hießen577. Seit 877 entstand in Ostanglien, um die ‚Five Boroughs‘ Lincoln, Stamford, Leicester, Nottingham und Derby ein weiteres Dänenreich. Es wurde nicht nur von Dänen, sondern teilweise auch von Norwegern besiedelt, worauf Ortsnamen wie Normanby oder Normanton hindeuten, wer im einzelnen siedelte, ist jedoch nicht immer sicher auszumachen578. Alfred dem Großen (871–899 (901?) gelang es bis 899, Südengland und London zurückzugewinnen und als Südgrenze des Danelagh den Lauf der Themse bis zur Einmündung des Lea zu vereinbaren579. Beim Tode Afreds des Großen waren die Grenzen der englischen Counties noch nicht völlig klar, aber eine verläßliche Einteilung verzeichnet in der ersten 575 Vgl. Simon Keynes, Die Wikinger in England (um 790–1016), in: Peter Sawyer (Hrsg.), Die Wikinger, übers. v. Thomas Bertram, Darmstadt 2000, S. 60 ff. 576 Vgl. Herluf Nielsen, Art. Kolonisation, Danmark, in: KLNM, Bd. VIII (1963), Sp. 644. 577 Vgl. Frank Merry Stenton (Hrsg.), Documents illustrative of the social and economic history of the Danelaw, London 1920; Cyril Hart, Danelaw, S. 6 ff mit Karte 1.1, S. 9; Hanna Vollrath, Angelsachsen, in: VuF, Bd. XLI, 1 (1993), S. 317–337 behandelt die frühe Landnahme nach 410–514; Rüdiger Fuchs, Landnahme, in: VuF, Bd. XLI, 2 (1994), S. 95–128 (108 ff); vgl. jetzt Dawn M. Hadley, Danelaw (2008), S. 375–378. 578 Vgl. Herluf Nielsen, Art. Kolonisation, Danmark, in: KLNM, Bd. VIII (1963), Sp. 648. 579 Vgl. den nicht datierten Vertrag zwischen Alfred dem Großen und Gujrum von etwa 880–886), vgl. Herluf Nielsen, Art. Kolonisation, Danmark, in: KLNM, Bd. VIII (1963), Sp. 644; Simon Keynes, England, S. 66 ff; Ralf H. C. Davis, Alfred; Cyril Hart, Danelaw, S. 7 f.
Das englische Danelag
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Karte 12: Das Danelag, ca 910, Quelle: Heinrich Beck/Henry Royston Loyn, Art. Danelag, in: RGA2, Bd. V (1984), S. 229.
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Hälfte des 12. Jahrhunderts der Mönch Simeon aus Durham († ca 1130)580 für das Danelag: Es sind die 15 Shires Yorkshire, Nottinghamshire, Derbyshire, Leicestershire, Lincolnshire, Northamptonshire, Huntingdonshire, Cambridgeshire, Bedfordshire, Norfolk, Suffolk, Essex, Herfordshire, Middlesex und Buckinghamshire.
II. Die weitere Entwicklung Auch das 10. Jh. sieht die Dänen auf dem Rückzuge: Bis 927 verloren sie Northumbrien, bis 954 York, siedelten aber gleichwohl im Danelag unter englischer Herrschaft weiter. Aepelred II. (the Unready, der Ratlose, 978–1016) konnte die seit 980 verstärkten Däneneinfälle nicht abwenden, obwohl er seit 1013 in ganz England das sogenannte Danegeld erhob (die erste Steuer dort). Im selben Jahr wurde er vom Thron vertrieben und die englischen Großen beriefen Sven Gabelbart (König in Dänemark 987–1014, in England 1013/14) an seiner Statt581. Nachdem dieser in der Seeschlacht bei Svöldr (1000) Olaf Tryggvason besiegt und sich zum König über Dänemark und Norwegen aufgeschwungen hatte, griff er seit 1002 England an und zwischen 1013 und 1042 beherrschten er und nach ihm sein Sohn Knut der Große (1018–36) und seine Enkel Harald Hasenfuß (1037 – 40) und Hardeknut (1040–42) das Land. Die Grenze des Danelags ergibt sich aus den Gesetzen Edwards des Bekenners, aufgezeichnet etwa 1135: Es war die Wætlinga Street (Watling Street) und jenseits davon acht Meilen nach Westen. Sie zieht sich in nordwestlicher Richtung von London bis Tamworth, schlägt dort einen Haken bis Shrewsbury und wendet sich dann nordwärts bis Chester582. Im Norden ging die Grenze bis zum Tyne, im Westen bildeten die Berge wohl eine natürliche Grenze, weshalb Staffordshire, Lancashire und Cheshire nicht zum Danelag gehörten583. Es bestand also aus den shires Norfolk, Suffolk, Essex, Cambridge, Hertford, Huntingdon, Northampton, Bedford, Lincoln, Nottingham, Derby, Leicester, York sowie teilweise Buckingham und Stanford (jetzt: Rutland). Cyril Hart584 unterscheidet Eastern Danelaw (Norfolk und Suffolk), Southern Danelaw (Buckinghamshire, Middlesex, 580 Symeonis opera, ed. Thomas Arnold, vol. II, S. 393; vgl. Cyril Hart, S. 8. 581 Vgl. Kurt Kluxen, England, S. 18 ff. 582 Vgl. die Karte oben S. 363 u. bei Henry Royston Loyn, Art. Danelag, in: RGA2, Bd. V (1984), S. 229. 583 Vgl. Herluf Nielsen, Art. Kolonisation, Danmark, in: KLNM, Bd. VIII (1963), Sp. 644, mit Karte Sp. 646. 584 Cyril Hart, S. 8–19 mit Karte 1. 1., S. 9.
Das englische Danelag
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Hertfordshire und Essex), Outer Danelaw (Bedford, Huntingdon, Cambridge und Northampton), the five Boroughs585 (Leicester, Derby, Lincoln, Nottingham und Stamford) sowie Northern Danelaw (Yorkshire). Mit der Wahl Edward des Bekenners 1042 zum König endete die dänische Herrschaft dort. Spätere Rückeroberungsversuche (1069, 1075, 1086) scheiterten.
III. Dänisches Recht in England? Die dänischen Siedler im Danelag „were illiterate pagans“586, die kein geschriebenes Recht mitgebracht hatten. Gleichwohl war der skandinavische Einfluß auf das Danelag bedeutend, wie sich an Lehnworten, Ortsnamen587, und auch an der Übernahme skandinavischer Rechtsinstitute588 erkennen läßt: So war z. B. Yorkshire und ein Teil von Lincolnshire eingeteilt in ridings, was sich aus thrithing, dem anord. prijjungr (Drittel) entwickelt hat. Die ridings hatten jeweils ein eigenes Thing und dienten der Selbstverwaltung, wie sich aus dem Domesday Book ergibt589. Sie wurden bald eingeteilt in wapentakes (ags. wæpentac, anord. vápnatak (Beifall mit den Waffen); das Wort ist im Englischen sowohl ein Unterbezirk des ridings (mit unterstem Gericht) als auch die Versammlung, die ihn repräsentiert. Sie erschienen zuerst 962 in den Gesetzen König Eadgars von 962/63590, später in den Gesetzen (vornehmlich im Wantage Code) König Æthelreds II.591, aus denen folgt, dass es in den five Boroughs die wirtschaftliche Grundeinheit war. Es entspricht dem hundred im übrigen England. Das Ackerland war nicht in englische hides, sondern in ploughlands eingeteilt592, und die Stände samt ihrem Wergeld richteten sich nach skandinavischem Recht. In den fünf Boroughs tagte ein ge585 Vgl. die Karte 1. 4 bei Cyril Hart, S. 17. 586 So: Cyril Hart, S. 4. 587 Vgl. Kenneth Cameron, Place-Name Evidence for the Anlgo-Saxon Invasions and Scandinavian Settlements, in: English Place-Name Society, 1975. 588 Vgl. dazu Heinrich Beck, Art. Danelag, Sprache und Namen, in: RGA2, Bd. V (1984), S. 230–234, mit Karte S. 232; Ole Fenger, The Danelaw and the Danish Law, Scandinavian Studies in Law 1972, S. 85–96 und die Beispiele bei Cyril Hart, S. 20 ff. 589 Vgl. Herluf Nielsen, Art. Kolonisation, Danmark, in: KLNM, Bd. VIII (1963), Sp. 646f; Cyril Hart, der S. 21 die Shire-customs von Nottinghamshire und Derbyshire (tempore Regis Eadwardi, Domesday book fol. 280b; fol. 336b und fol. 298b) mitteilt; vgl. R. Welldon Finn, Domesday Book (1963). 590 Liebermann, Eadgar IV, Bd. I, S. 210; vgl. derselbe, Bd. II, Art. wæpentac, S. 235; Herluf Nielsen (wie Fn. 589); vgl. Cyril Hart, S. 281 ff. 591 Der Wantage Code Æthelreds II. (von 981–1012; 997 [ ? ]) bei Felix Liebermann, Bd. I, S. 228–232. 592 Vgl. Cyril Hart, S. 288–293: „The Hide, the Carucate and the Ploughland“.
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Dänemark
meinsames Landsthing, dem des Königs reeve vorsaß, ferner ein Thing in jedem Borough, das ein lageman leitete und vapentake courts593. Die Thinge verhängten Bußen wegen Missetaten, die zur königlichen Urteilsmacht gehörten, insbesondere für Bruch des Königsfriedens, Verwundungen auf Landwegen und für Angriffe im Haus, deren Höhe sich nach dem Rang des Täters richtete. Doch waren sie so hoch, dass ein Einzelner sie kaum entrichten konnte, sondern ein ganzer Bezirk dafür aufzukommen hatte. Für geringere Vergehen verhängten sie lahslit594. Ein anderes Bußsystem skandinavischen Ursprungs findet sich in Æthelreds II. Wantage Code595, der für die fünf Boroughs galt. Hier war Währungseinheit der ora (anord. öre), wobei acht orae eine Mark waren. Aus dem Code folgt auch, dass das Gericht aus jedem vapentake zwölf führende Männer zu Geschworenen (pegnas)596 auswählte. Sie mußten schwören, weder Unschuldige anzuklagen noch Schuldige zu schützen. War Einstimmigkeit nicht möglich, so galt der Spruch von acht Mitgliedern, also der Mehrheit597, während jeder der überstimmten Vier eine halbe Mark büßen sollte. Eine geschlossene Aufzeichnung des skandinavischen Rechts im Danelag ist nicht überliefert598. Dies ist auch nicht weiter verwundertlich, denn bereits König Eadgar bestimmte in seinem vierten Gesetz, that „secular rights should be in force among the Danes according to such good laws as they best decide on“599. Da die eingewanderten Dänen und ihre Nachkommen sich sozial anpaßten und durch Heirat mit den eingeborenen Engländern verbanden, war es praktisch unmöglich, nach mitgebrachtem dänischen Recht und gesondertem Gesetzbuch zu leben600. Das erklärt, warum dänisches Recht in England nicht als geschlossene Aufzeichnung existierte. 593 Die vapentake courts sind erwähnt in Æpelreth, Wantage Code, III, 3, 1, bei Felix Liebermann, I, S. 228 f. 594 Lahslit ist eine Rechtsbruchbuße, die aus 12 Oran bestand, vgl. Felix Liebermann, Bd. II, S. 130, Art. lahslit. 595 Zu Æthelreds II. Wantage Code (von 981–1012; 997?) s. Felix Liebermann, Bd. I, S. 228–232; vgl. Herluf Nielsen, Art. Kolonisation, Danmark, in: KLNM, Bd. VIII (1963), Sp. 646f; Auszug bei Cyril Hart, S. 20 f. 596 Zu pegnas (genannt in Felix Liebermann, Æthelred, III, 3, 1), S. 228f, vgl. derselbe, Bd. II, Art. pegnas, S. 218 f. 597 Vgl. James Tait, The medieval English Borough, 1936; Susan Reynolds, An introduction to the history of English Medieval Towns, 1977. 598 Vgl. Henry Royston Loyn, Art. Danelag, the Danelaw, in: RGA2, 5 (1984), S. 228–230 mit Karte S. 229. 599 So in: English Historical Documents, vol. I, ca 500–1042 (1979), S. 434–437; vgl. Dawn M. Hadley, Vikings, S. 67; Niels Lund, Danelaw S. 181–195. 600 Vgl. Susan Reynolds, Anglo-Saxons, in: Journal of British Studies, Bd. 24 (1985), S. 395– 414 (411); Dawn M. Hadley, Vikings, S. 67 ff; Matthew Innes, identities (2000), S. 65–88.
4. Kapitel Normandie
Die normannische Landnahme
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A. Die normannische Landnahme I. Wikingereinfälle auf dem Kontinent Um 800 begann der dänische König Godfred in Friesland zu heeren. Mit seinem Nachfolger Hemming schloß Karl der Große zwar Frieden und Ludwig der Fromme wies 815 Harald Klak Rüstringen/Unterweser als Lehen zu, dennoch wurde ab 834 Dorestad (jetzt: Wijk bij Duurstede) und die holländisch-belgische Nordseeküste Ziel von Überfällen1. Die Normannen (teils Dänen allein, teils vereint mit Norwegern) fielen in der Folge in das Fränkische Reich ein2, fuhren raubend und brennend die Seine und andere nordfranzösische Flüsse hinauf, und 845 verwüstete Ragnar (Lodbrok?) Paris. Auch fernerhin blieben Friesland und Westeuropa normannischen Angriffen ausgesetzt, die sich noch ausweiteten. Zwischen 878 und 891 suchte ein großes Heer Frankreich, Belgien, Flandern sowie Westdeutschland heim und plünderte unter anderem Köln, Koblenz, Trier, Aachen sowie das Kloster Prüm/Eifel3. Erst am Ende dieses Zeitraums stieß es auf entschlossenen Widerstand. Hunger und Krankheit lösten es schließlich auf. Die normannischen Angriffe auf das Frankenreich brachen die bisherige Reichseinheit auf und leiteten künftige Entwicklungen ein, indem aus dem Königtum der Ostfranken später Deutschland, aus dem der Westfranken Frankreich entstand. Das Westfrankenreich zerfiel in viele feudale Fürstentümer – unter ihnen die Normandie – so dass Frankreich politisch zersplittert war. Karl III. (der Einfältige, 898–923) beherrschte nur noch ein kleines Gebiet nördlich von Paris, dessen Mittelpunkt Lâon war4.
1 Vgl. Albert D’Haenens, invasions (1967); derselbe, catastrophe (1970). 2 Vgl. Karl Wührer, Wikingerzüge, § 149, S. 979 ff; Hartmut Harthausen (1966); Lucien Musset, Assaut2 (1971); derselbe, Skandinavier, S. 88–95; Joachim Peeters,Wikinger in: Zs. f. dt. Altertum u. dt. Literatur, Bd. 115, 1986, 1–21; Timothy Reuter (1985), S. 75–94. 3 Vgl. Walther Vogel, Normannen, S. 251 ff. 4 Vgl. Karl Ferdinand Werner, Westfranken (1976), S. 731–783; derselbe, duché (1976), S. 692–709.
Karte 13: Die Normandie, Quelle: Else Roesdahl, Vikingernes verden. Vikingerne hjemme og ude, 3. udgave, 2. oplag, København 1991,S. 229.
370 Normandie
Die normannische Landnahme
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II. Die Landnahme in Nordfrankreich Im westfränkischen Reich ließen sich die dänischen Normannen seit etwa 890 in der großenteils zerstörten Normandie nieder, nachdem sie unter ihrem norwegischen Anführer Göngu Hrólfr (Rollo, bis 928 o.933) das Seinetal verwüstet hatten. 911 schloß Karl III. mit ihm den halb legendären Vertrag von St. Clair-sur-Epte5 und machte ihn zum Lehnsherrn über Gebiete an der unteren Seine, begrenzt durch die Flüsse Bresle, Epte, Avre und Dives, also das pays de Caux (das heißt die heutigen Départements Seine-Maritime, Eure, Calvados, Manche und teilweise Orne). König Rudolf (923–936) belehnte 924 Wilhelm Langschwert mit dem Bessin (um Bayeux), dem Hiémois (um Falaise) und Maine sowie 933 mit dem Cotentin und Avranchin (um Coutances und Avranches). Diese dreifache Ausweitung des an die Normannen verliehenen Gebietes steht jedoch urkundlich auf schwachen Füßen, weil Flodoard und Dudo von St. Quentin keine genauen Angaben über die Lage der Landzuweisungen machen6. Deshalb dürfte die Normandie, die erst in der Mitte des 11. Jhs. in ihren Grenzen greifbar wird, aus vielen kleinen von den Herzögen unabhängigen normannischen Ansiedelungen entstanden sein, indem eine kriegerische Oberschicht sich unter Verdrängung der fränkischen Adeligen ansiedelte und die Herrschaft übernahm7. Wilhelm der Eroberer hat erst 1051/52 das Alençon, Domfront und das Passais hinzugewonnen. Auch gingen die Herrschaftsrechte der abgelösten karolingischen Grafen nur schrittweise auf die Normannen über. Die Nachfolger Rollos führten den Grafentitel (comes), nannten sich aber auch marchio, marchius (Markgrafen) nach der Mark Rouen8.
5 Vgl. Hans Hattenhauer (1990), S. 9 f. 6 Vgl. Reginald A. Brown (2004), S. 21; John le Patourel, Norman Empire (1976), Kap. 1; anders jetzt: Eleanor Searle, Dudo (1984), S. 119–137, wonach Dudo nur über die Obernormandie berichtet und die Normannen dort erst 966 durch norwegischen Zuzug ihre von den Franken stark bedrängte Stellung festigen konnten. 7 Vgl. John Le Patourel, S. 12; 281 ff; David Bates, Normandie (1982). 8 Vgl. Fauroux/Musset, Recueil, S. 49f; Lucien Musset, Invasions (1965), S. 162.
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Normandie
B. Ausbreitung des Christentums I. Allgemein Das 10. Jahrhundert wird fast nur durch Dudo von St. Quentin erschlossen, auch archäologische Funde sind selten, aber seit der Mitte des 11. Jahrhunderts fließen die normannischen Quellen reicher9. Sie sind Zeichen wachsender Schriftkultur. Auch Ordericus Vitalis oder Gilbert Crispins Leben des Herluin sind hier zu nennen10. Die Normannen wurden bald romanisiert und verloren weitgehend ihre Muttersprache Dänisch11. Sie waren sehr anpassungsfähig, deshalb wuchs die Normandie schnell in das französische Umfeld hinein und wurde bald ein Teil Frankreichs. Kern der Normanitas war das Christentum. Die Bekehrung Rollos war nicht nur Voraussetzung für den Vertrag von 911, auch in der Folge ist die normannische Kirche Teil der Gesellschaft und Quelle der normannischen Einheit, Identität und Impuls geworden. So war der Schlachtruf der Normannen bei Hastings „Deus aie“ (Gott helfe uns!) und sie eroberten England mit päpstlichem Segen, waren in Süditalien Bundesgenossen des Papstes und maßgebliche Teilnehmer des ersten Kreuzzuges.
II. Klostergründungen Seit dem späten 10. und frühen 11. Jahrhundert wuchs die Bevölkerung, und bewirkte zugleich einen wirtschaftlichen Aufschwung, zumal die Herzöge den Bauern Privilegien gewährten und sie vor der Leibeigenschaft bewahrten. Seit etwa 1025 gründeten die Herzöge Burgi12, die zur Keimzelle 9 Wilhelm v. Jumièges, Gesta Normannorum ducum; Wilhelm v. Poitiers, Gesta Guillelmi; Fauroux/Musset, actes des ducs de Normandie; Mogens Rud, Der Teppich von Bayeux, 3. Aufl. 1999; Frank M. Stenton, der Wandteppich von Bayeux; David M. Wilson, Der Teppich v. Bayeux, 2. Aufl. 2005. 10 Vgl. Joseph A. Robinson (Hrsg.), Gilbert, S. 37; Marjorie Chibnall (Hrsg.), Ordericus Vitalis2 (2001/06). 11 Dudo, hrsg. Jules Lair, S. 221; Jean Marx (Hrsg.), Wilhelm v. Jumieges (1914). 12 Vgl. Gabriel Fournier, Art. Burgus, in: LexMA, Bd. III, Sp. 1099f; Robert Genestal, bourgage (1900); James Tait, Borough (1968).
Ausbreitung des Christentums
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neuer Städte (zum Beispiel Caen) wurden. Die Wirtschaftsblüte ermöglichte zugleich die Förderung von Kirche und Klöstern13. In der Normandie zeugen vor allem die normannischen Kirchenbauten und Klöster von dem lebendigen Glauben der Normannen. Die Klosterkultur förderten sie als sozialen Faktor und Beispiel für eine bessere Lebensführung. Wilhelm Langschwert erneuerte um 940 das Kloster Jumièges und Richard I. restaurierte zwischen 961 und 963 die Klöster St. Ouen in Rouen, St. Wandrille (Fontanella) an der Seine und den Mont St. Michel nach dem Vorbild von Gent. Richard II. gelang es 1001, den Dijoner Abt Wilhelm von Volpiano zu bewegen, mit seinen Mönchen nach Fécamp überzusiedeln, wo er die benediktinische Klosterreform durchführte. Das Kloster entwickelte sich zum Hauskloster der normannischen Herzöge. Johannes von Fécamp wurde 1028 Wilhelms Nachfolger. Das von Herluin 1034 gegründete Kloster Le Bec wurde unter Lanfranc, der 1042 als Lesemeister dorthin kam, und unter Anselm von Canterbury, seinem Schüler und von 1078–93 dortigem Abt, zur bedeutendsten Pflegestätte der Gelehrsamkeit unter den normannischen Klöstern. Erwähnt zu werden verdienen aber auch die Kirchen in Caen, Cerisy-la-Forêt und Lessay14.
III. Die Bistümer In der Kirche außerhalb der Klöster lassen sich um 990 im Erzbistum Rouen sechs Suffraganbistümer erkennen: Avranches, Coutances (deren Bischöfe erst einige Jahrzehnte später in ihrer Stadt residieren konnten), Bayeux, Sées, Lisieux und Évreux. Reformsynoden auf Provinzial- oder Diözesanebene – vom Herzog einberufen und geleitet15 – formierten die normannische Kirche neu. Es gab kirchliche Gerichtshöfe mit eigenständiger Rechtsprechung, und das kanonische Recht wurde in Studium und Praxis gepflegt. Allerdings blieb die Kirche unter fürstlicher Kontrolle: Die Bischöfe waren zwar im Adel verankert, wurden aber nur ihrer Verdienste wegen ausgewählt und vom Herzog ein- und abgesetzt16.
13 Vgl. Annie Renoux, Art. Normandie (Hochmittelalter), in: LexMa Bd. VI, Sp. 1242. 14 Vgl. Marjorie Chibnall (Hrsg.), Ordericus Vitalis2 (2001/06), Bd. II, S. 10; Reginald A. Brown, Normannen, S. 32 mit Fn. 10. 15 Vgl. Raymonde Foreville (Hrsg.), Wilhelm v. Poitiers, Gesta Guillelmi; S. 124 f. 16 Vgl. Michel de Boüard, Guilleaume, S. 67, 134 ff.
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Normandie
C. Der Staat I. Seine Verfassung Rollo und seine Nachfolger bauten in der Normandie einen modernen Lehnsstaat auf17. Sie übernahmen nicht nur das Christentum sondern auch das fränkische Lehnswesen. Rollo verschmolz die Verwandtschaftsbande des nordischen Rechts mit dem fränkischen Lehnrecht und vergab das Land nach dem derart weiterentwickelten normannischem Lehnrecht an seine Großen. Auch stärkte er die Herzogsgewalt, indem er einen ligischen Treuebegriff entwickelte, der keine Doppelvasallität kannte, so dass auch Bündnisse mit benachbarten Herrschern (amicitiae), die seine Vasallen eingingen, ihre Lehnstreue nicht beeinträchtigten18. Auch viele Äbte und Bischöfe gehörten zu den Lehnsleuten, die 1066 das Aufgebot Wilhelms des Eroberers für die Fahrt nach England verstärkten. Der Adel der Normandie stammte meist von Einwandern ab, die der Fürst gefördert, die aber weder Verwandtschaftsbeziehungen noch persönliche Verbindungen zum karolingischen Adel hatten, wenn sie dort nicht einheirateten19. Auch Robert I., ‚der Teufel‘ (1027–35) nutzte das Lehnswesen, um die eigene Autorität zu festigen. Doch das Machtstreben der Adeligen, kenntlich etwa an ihrem Burgenbau, verlieh jetzt dem Lehnswesen eine zentrifugale Tendenz, die sich nach dem Tode Roberts I. im Heiligen Land und während der Minderjährigkeit seines Sohnes Wilhelm (des Eroberers)20, noch verstärkte und sich in vermehrtem Burgenbau und in Aufständen der Barone äußerte. Um dem zu begegnen, stärkte Wilhelm seine Verbindungen zur Kirche, setzte 1054/55 seinen Onkel, den Erzbischof Mauger, mit päpstlicher Billigung 17 Vgl. Dietrich Stichtenoth (1938); Henri Navel, in: Bulletin de la Société des Antiquaires de Normandie LX, 1953, S. 77–120; Ludwig Buisson, Staatsbildung in: VuF, Bd. V (1960), S. 95–184; Jean Yver, Settimane di studi del Centro italiano di Studi sull’alto medioevo 16, Spoleto 1969, S. 299–366. 18 Vgl. Ludwig Buisson, Staatsbildung, in: VuF, Bd. V (1960), S. 120. 19 Vgl. Lucien Musset, aristocratie, in: Essai à la Mémoire de Robert Boutruche, hrsg. v. Philippe Contamine, 1976, S. 71–96. 20 Vgl. Raymonde Foreville (Hrsg.), (1952), Michel de Boüard, Guillaume (1987); David C. Douglas, Wilhelm (1980).
Der Staat
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ab und ersetzte ihn durch Maurilius, einen Mönch aus Fécamp. Auch in die Klöster griff der Herzog ein. So hat Wilhelm den Abt von St. Evroul, Wilhelm de Grandmesnil21, und Lanfranc, den Prior von Le Bec, abgesetzt (dies aber bei Lanfranc später zurückgenommen22. Zugleich festigte er das Lehnswesen, ließ illegale Burgen brechen und überwachte die Bildung von Unterlehen. Allein der Herzog war der comes, da er seine Herkunft bis auf Rollo zurückverfolgen konnte. Darauf, auf seinem riesigen Landbesitz und auf der Persönlichkeit Wilhelms des Eroberers beruhten seine Macht und sein Einfluß und seine Kontrolle der Adeligen, die sämtlich seine Lehnsleute waren. So erreichte er, dass das normannische Lehnswesen seine zentripetale Tendenz zurückgewann und die ihm geschuldete ligische Treue seine Macht vermehrte. Die Lehnsleute waren zugleich berittene Krieger, die Ordericus Vitalis milites nennt23 und die später bei Hastings die schlagkräftige Kavallerie stellten. Die Ritterschaft war ein gesellschaftlicher Status, den die Jungmannen sich in schwerer Lehrzeit verdienen mußten24. Der Ritterschlag war Voraussetzung ihres wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Aufstiegs. So herrschte Wilhelm seit 1055 wie ein König im ganzen Land. Ziemlich sicher ist, dass es in der Normandie auch ein Ledungswesen gegeben hat, die es Wilhelm ermöglichte, den Englandzug durchzuführen, jedoch haben sich dazu keine Urkunden gefunden25.
II. Spuren normannischen Rechts Vorhandene lokale Strukturen und einheimisches Recht verschmolzen mit normannischer Gesetzgebung, römischem und kanonischem Recht zu einer neuen Einheit, die sich schließlich in einem Rechtsbuch, den Coutumiers de Normandie niederschlug26, deren erster Teil um 1200 und deren 2. Teil zw. 1218 und 1229 aufgezeichnet wurde. Die Namenforschung hat ermittelt, dass dort ein Thing bestand, das im heutigen Ort Tingland tagte27. Auch einige pagi tragen normannische Namen, so Haga Sarnes und Helganes28. Normannischer Herkunft waren das Recht des Herzogs, jemanden friedlos 21 22 23 24 25 26 27 28
Vgl. Marjorie Chibnall (Hrsg.), Ordericus, Bd. II, S. 90 ff. Vgl. Joseph Armitage Robinson (Hrsg.), vita Herluini S. 97 f. Marjorie Chibnall (Hrsg.), Ordericus, Bd. II, S. 90. Fauroux/Musset (Hrsg.), Recueil des Actes, Nr. 2, S. 70); Marjorie Chibnall (Hrsg.), Ordericus, Bd. II, 40; S. 126; Bd. III, S. 110–112. Vgl. Lucien Musset, Normannica (1997), S. 245–261. Coutumiers de Normandie, ed. Ernest-Joseph Tardif, 2 Bde (1881/96). Vgl. Renaud/Ridel, Le Tingland (2000), S. 304. Vgl. Jean Renaud, Normandy, S. 455.
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Normandie
zu legen und des Landes zu verweisen (ullac), das auf anord. útlagr zurückgeht29. Auch das Verbot der Heimsuchung (hamfara) ist normannisch. Der Herzog war Inhaber des Strandrechts: Ihm gehörten Schiffswracks, Wale, Delphine und Störe30. Auch das Wort fisigardum verweist auf das schonische fiska garpa31. Heutige Familiennamen wie Dodeman (anord. daujamajr = Todeskandidat) und Floteman (anord. flóttamajr = Flüchtender), sind ebenfalls normannisch32. Kennzeichnend war auch die straffe Verwaltung seines Staates, die sich in einer durchgreifenden Friedensgesetzgebung niederschlug. So verkündete Wilhelm einen Gottesfrieden, der zugleich herzoglicher Friede war. Die Städte erhielten im 11. Jahrhundert weitgehende richterliche, finanzielle und wirtschaftliche Privilegien, jedoch keine politische Selbständigkeit. Auch in der Folge blieben den Normannen ihr Wagemut, ihre Rastlosigkeit, Abenteuerlust und ihr Landhunger gleichsam angeboren. So waren sie unbegrenzt verfügbar33. Wohin sie auch kamen (in die Normandie, nach England, Süditalien, Sizilien, Antiochia), führten sie ihr Lehnssystem ein.
29 Vgl. Jean Renaud, Normandy, S. 455. 30 Das erinnert an JL, III: 61; 62 (DGL, Bd. II, S. 484–488); vgl. Jean Renaud, Normandy, S. 455. 31 Zu schonisch fiska garpa (Fischzaun) vgl. SkL c. 212 (DGL, Bd. I, 1, S. 170f); ASun, c. 123: piscatoria (DGL, Bd. I, 2, S. 638). 32 Vgl. Gillian Fellows-Jensen, in: Namn och Bygd 76, 1988, S. 113–137. 33 Vgl. Lucien Musset, Invasions (1971), S. 256.
Die Normannen in England
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D. Die Normannen in England I. Wilhelm der Eroberer Der englische König Ethelred II (der Unberatene, 979–1016)34 heiratete 1002 in zweiter Ehe Emma von der Normandie. Ihr Sohn, Edward III. ‚der Bekenner‘ (1042–1066), wurde von Earl Godwin von Kent und seinen Söhnen hart bedrängt, die das Land 1051 an den Rand eines Bürgerkrieges brachten. Nach den normannischen Quellen35 hat Edward 1051 den normannischen Herzog Wilhelm als Thronerben anerkannt, was angeblich auch die englischen Großen (auch Godwin) beschworen haben36. 1051 des Landes verwiesen, kehrten Earl Godwin und seine Söhne jedoch im Jahr darauf nach England zurück, und die antinormannische Partei gewann die Oberhand. Viele normannische Verbündete Edwards wurden vertrieben, darunter auch Robert von Jumièges, der Erzbischof von Canterbury. Den Stuhl von Canterbury bestieg Stigand, ein Günstling Godwins, der auf unkanonische Weise erhoben wurde. 1053 starb Godwin und seine Söhne weiteten ihre Machtstellung Edward gegenüber aus. 1064 hat Harold, Godwins Sohn, Wilhelm in der Normandie besucht. Dieser hat ihn dort mit Ehren überhäuft, zum Ritter geschlagen und von ihm den Vasalleneid empfangen37. Dafür stattete Wilhelm ihn mit Besitz und Ämtern in England aus und begann so, seine Lehnsherrschaft dorthin auszudehnen. Statt jedoch die Sache seines Lehnsherren in England zu vertreten, ließ sich Harold am 6. Januar 1066, einen Tag nach dem Tode Edwards, zum König von England krönen. Darauf machte Herzog Wilhelm seinen auch auf Erbrecht 34 Simon Keynes, The Diplomas of King Æthelred ‚the Unready‘ 978–1016: A Study of their Use as Historical Evidence, Cambridge 1980; derselbe, Die Wikinger in England (um 790–1016), in: Peter Sawyer (Hrsg.), Wikinger (2000), S. 82 – 92. 35 Vgl. Guilleaume de Jumièges, Gesta normannorum ducum (1914), S. 132; Wilhelm v. Poitiers, Gesta Guillelmi ducis (1952), S. 30; 100; 109; 174 ff (die englischen Quellen schweigen). 36 Vgl. Reginald Allen Brown, The Normans, dt. Übs. Harald Ehrhardt: Die Normannen (1988, Neudruck 2000), S. 73 ff. 37 Vgl. Guilleaume de Jumièges, Gesta normannorum (1914), S. 132f; Wilhelm v. Poitiers, Gesta Guillelmi (1952), S. 100; Ordericus Vitalis, Ecclesiastical History Bd. II, S. 134; Frank Merry Stenton, Wandteppich (1957), Abb. 27.
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gegründeten Thronanspruch gegenüber König Harold formell geltend, denn Emma, die Gemahlin Ethelreds II. und Mutter Edwards des Bekenners war seine Großtante gewesen: Er entsandte einen Mönch aus Fécamp nach England, der den normannischen Standpunkt vortrug38 und – als wichtigsten Punkt – Harold des Meineides beschuldigte. Dieser machte dagegen geltend, Edward habe ihm auf dem Sterbebett das Reich übertragen39. Wilhelm von Poitiers akzeptierte zwar in seinem Bericht diese Übertragung auf dem Sterbebett, betrachtet sie aber als ungültig nach normannischem Recht. Dagegen hielt Harold sie für gültig, indem er sich auf englisches Recht berief40. Dieser Widerstreit der Rechtsansichten konnte nur durch das Schwert entschieden werden. Wilhelm sicherte seine Kriegspläne diplomatisch ab, indem er einen Vertrag mit dem deutschen Kaiser Heinrich IV. und mit König Sven Estridsen von Dänemark schloß. Gleichzeitig erbat und erhielt er den päpstlichen Segen und das päpstliche Banner für sein Unternehmen41. Außerdem suchte Wilhelm Gottes Beistand, indem er seiner Abtei Fécamp das Land Steyning in Sussex zu schenken versprach, wenn er in England siege42. Auch im übrigen war der Zeitpunkt glücklich gewählt, da die Hauptgegner Wilhelms in Frankreich, König Heinrich I. und Gottfried II. Martell, Graf v. Anjou, bereits 1060 gestorben waren, so dass Wilhelm den Rücken frei hatte. 1066 fiel zudem der norwegische König Harald Hårdråde (1047–1066) in England ein. Harold kämpfte gegen ihn bei Gate Fulford und am 25. September bei Stamford38 Wilhelm v. Poitiers, Gesta Guillelmi ducis (1952), S. 174–178; David C. Douglas, William the Conqueror, London 1964; deutsch: Wilhelm der Eroberer (hier zitiert); Kurt Ulrich Jäschke, Landnahme (1994), S. 213–335; Ann Williams, succession (1978), S. 144–167. 39 Vgl. Vita Ædwardi Regis (1962), S. 79 f. 40 Vgl. Wilhelm v. Poitiers, Gesta Guillelmi (1952), S. 172 ff; 206 ff; Frank Merry Stenton, Wandteppich, Bild 33; Reginald Allan Brown, The Normans, dt. Übs. Harald Ehrhardt, S. 80 ff; Ann Williams, Some notes, in: Proceedings of the Battle Conference on Anglo-Norman Studies, Bd. I, 1978, S. 144–167; Raymonde Foreville, Aux origines de la renaissance juridique, in: Le Moyen Age, Bd. 58, 1952. 41 Vgl. Wilhelm v. Poitiers, Gesta Guillelmi ducis (1952), S. 154; Reginald Allan Brown, The Normans, dt. Übs. Harald Ehrhardt (1988, Neudruck 2000), S. 83, m. Fn. 62; vgl. Gregors VII., Brief v. 24. April 1080 an Wilhelm d. Eroberer, in: Bibliotheca Rerum Germanicorum II: Monumenta Gregoriana, Hrsg.: Philipp Jaffé (1865), S. 414–416, dagegen: 145, Catherine Morton, Pope Alexander and the Norman Conquest, in: Latomus (Revue d’etudes latines de Bruxelles), Bd. 34, Bruxelles 1975, S. 362–382. 42 Vgl. Fauroux, Marie/Musset, Lucien (Hrsg.), Recueil des actes des ducs de Normandie, 911–1066 (Mémoires de la Société des Antiquaires de Normandie, 36), Caen 1961, Nr. 231; Davis H. W. Carless (Hrsg.), Regesta regum Anglo-Normannorum, Bd. I: Regesta Wilhelmi Conquestoris et Wilhelmi Rufi (1066–110), 1913, Nr. 1; Reginald Allan Brown, The Normans, dt. Übs. Harald Ehrhardt: (1988), Neudruck 2000), S. 84.
Die Normannen in England
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bridge, wo der Norweger fiel. Gleichwohl banden diese Unternehmungen die (organisatorisch veralteten) Streitkräfte Harolds, so dass er keine Verteidigung gegen das in St. Valéry sur Somme versammelte und zum Übersetzen bereite Heer Wilhelms aufbauen konnte. Im Gegenteil: Am 8. September mußte Harold das englische Verteidigungsheer auflösen. Obschon Wilhelm sechs Wochen lang (vom 12. August bis zum 27. September 1066) auf günstigen Wind warten mußte, konnte er sein Heer so lange zusammenhalten und in der Nacht vom 27. zum 28. September 1066 gelang die Überfahrt. Harold, der sich mit seinem Restheer bei York aufhielt, erhielt die Nachricht von Wilhelms Landung um den 1. Oktober, zog in Eilmärschen nach Süden und traf am 13. Oktober abends bei Hastings ein43. Die Schlacht begann am nächsten Morgen und endete nach wechselndem Erfolg, wobei die Normannen erfolgreich die Taktik der Scheinflucht anwendeten, mit dem Tode Harolds und dem Sieg der Normannen44.
II. Der englische Normannenstaat Schon während der Eroberung (1066–71) begann die normannische Besiedelung Englands, begleitet von einer Fülle neugebauter Burgen, Kirchen und Klöster. Um 1070 begann Wilhelm die Eroberung von Wales45, die Erfolg hatte, denn in der südwestlichen Walliser Landschaft Dyfed finden sich viele skandinavische Ortsnamen46. Bei der Durchdringung Englands ging Wilhelm ähnlich vor wie Rollo in der Normandie47. Seit etwa 1069 gab er erobertes Land seinen Gefolgsleuten nach normannischem Recht zu Lehen48. Auf diese Weise ersetzte er fast den gesamten englischen Adel durch seine 43 Vgl. Reginald Allen Brown, The Battle of Hastings, in: Battle, Proceedings of the Battle Conference (Anglo-Norman Studies, Bd. III), 1980, S. 1 ff. 44 Vgl. Anglo-Saxon Chronicle, ed.: Charles Plummer/John Earle (1892/99), „D“, S. 143; Wilhelm v. Poitiers, Gesta Guillelmi ducis (1952), S. 200 ff; Reginald Allen Brown, (wie Fn. 43), S. 10 ff; derselbe, The Normans, Suffolk dt. Übs. Harald Ehrhardt: (1988, Neudruck 2000), S. 86–91; Sten Körner, The Battle of Hastings (1964); John Le Patourel, The Norman conquest 1066, 1106, 1154?, in: Proceedings of the Battle Conference on Anglo-Norman Studies, Bd. I, 1978, S. 103–120. 45 Bertie George Charles, Old Norse Relations with Wales, Cardiff 1934; Wendy Davies, Wales in the Early Middle Ages, Leicester 1982 (Neudruck ebda 1989); David Walker, Settlement, in:Battle I, 1978, S. 131–143; 222–224. 46 Wendy Davies, Wales in the Early Middle Ages, Leicester 1982, S. 2f; 116 ff, Karte S. 118; 47 Walter Kienast, Der anglo-normannische Staat, HJ. 54, 1934, S. 64–74; John Le Patourel, The Norman Empire, Oxford 1976. 48 Reginald Allen Brown, The Normans and the Norman Conquest, London 1969.
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Normandie
Leute. Auch die kirchlichen Würdenträger tauschte er aus. Von den altenglischen Bischöfen konnte sich nur der von Worcester und zwei Äbte (von Ramsey und Bath) halten. Bischof Giso von Wells blieb im Amte, weil er aus Lothringen stammte. Dagegen machte er Lanfranc, der seit 1045 Prior von Le Bec, seit 1063 Abt des Bußklosters St. Etienne in Caen gewesen war, im Jahre 1070 zum Erzbischof von Canterbury und damit zum Primas der englischen Kirche49. Er übertrug die besonderen kirchlichen Einrichtungen der Normandie auf England50: eigene Konzilien und Synoden, unabhängige kirchliche Gerichtshöfe, der Gebrauch des kanonischen Rechts, die Kathedralkapitel und Archidiakonate. Die normannischen Prälaten brachten aber auch die normannische Gelehrsamkeit mit, sie bewirkten eine geistige Erneuerung, die sich zumal in ihren Kirchenbauten zeigte. Aus dem erheblich vermehrten königlichen Grundbesitz wurde auch die Kirche bedacht. Die earldoms aus der Zeit Knuts des Großen und die Landschaften des Danelags teilte Wilhelm in Grafschaften (shires, counties) und unterstellte sie damit seinen Beamten und Gerichten. 1087 ließ er mit dem Domesday Book ein umfassendes Grundkataster aufstellen, für uns zugleich eine wichtige Rechtsquelle51. Frühere Rechtsverhältnisse wurden zwar berücksichtigt, aber jede Gemeinde wurde jetzt einem Lehnsbezirk zugewiesen, und der gesamte Boden der obersten Lehnshoheit des Königs unterstellt, Allod nicht mehr anerkannt. Die Lehnspyramide war damit lückenlos, und der König nahm von allen Lehnsleuten ligische Treue in Anspruch. Außerdem ließ er 1086 alle Lehnsleute einen besonderen Treueid leisten52. Vom Anfang des 12. Jhs. stammen die Leis Willelme53, die vorwiegend Gewohnheitsrecht enthalten. Die Beziehungen Englands zu Skandinavien erloschen. Stattdessen wurde es in den Kulturbereich Nordfrankreichs einbezogen. 49 Frank Barlow, The English Church 1066–1154. London 1979. 50 Wie Fn. 49. 51 Reginald Allen Brown, The Normans, dt. Übs. Harald Ehrhardt (2000), S. 96; Vivian Hunter Galbraith, The making of Domesday Book, London 1961; Helen Cam/Vivian Hunter Galbraith, Review of the Making of Domesday Book, in: The American Historical Review, vol. 67 (1962), S. 1006–1008; Reginald Allen Brown/Vivian Hunter Galbraith, Review of Domesday Book, Its Place in Administrative History, in: Economic History Review, vol. 29 (1976), S. 147–149; Frederic F. Kreisler/V.H. Galbraith, Review of Domesday Book: Its Place in Administrative History, in: Speculum. A Journal of Medieval Studies, vol. 52 (1977), S. 666–670; Vivian Hunter Galbraith, Domesday Book: Its place in administrative History, Oxford 1974 (2002); Henry Royston Loyn, Domesday Book, in: Proceedings of the Battle Conference on Anglo-Norman Studies, ed. Reginald Allen Brown, Bd. I, 1978, S. 121–130; Frank Merry Stenton, Anglo-Saxon England, Oxford3 (Reprint) 1998. 52 Reginald Allen Brown, The Origins of English Feudalism, London 1973 (Reprint 1975). 53 Felix Liebermann (Hrsg), Gesetze der Angelsachsen, Bd. I (1903), S. 492 ff.
Die weitere Entwicklung
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E. Die weitere Entwicklung Nach dem Tode Wilhelms des Eroberers 1087 versuchte Wilhelm II. ‚Rufus‘ (1087–1100), der englischer König geworden war, seinen älteren Bruder Robert ‚Courteheuse‘ (1087–1106), der Wilhelm I. als Herzog der Normandie beerbt hatte, dort zu vertreiben. Aber erst der jüngste Bruder, Heinrich I. ‚Beauclerk‘ (1100–1135), der Wilhelm II. in England nachfolgte und 1106 Robert besiegte, konnte beide Länder wieder vereinigen. Nach seinem Tode stritten Gottfried Plantagenet und Stefan von Blois um die Nachfolge. Diesen Streit entschied schließlich Heinrich II. für sich. Er wurde 1150 Herzog der Normandie, 1151 Graf von Anjou, 1152 Herzog von Aquitanien und 1154 König von England und beherrschte damit das sogenannte Angevinische Reich. Die Normandie war zu einem Territorium unter mehreren geworden, seine Herzöge waren häufig abwesend und preßten dem Volk große Geldmittel für ihren Krieg mit Frankreich ab, so dass sich das Land ihnen entfremdete. Die Nachfolger Heinrichs II., Richard ‚Löwenherz‘ (1189–99, der 1196–99 Château Gillard (bei Les Andelys, südöstlich von Rouen erbaute) und Johann ‚Ohneland‘ (1199–1216) hatten dem Kapetinger Philipp II. August (1180–1233) nicht viel entgegenzusetzen, so dass dieser 1203/04 nicht nur diese Burg, sondern die ganze Normandie erobern und Frankreich einverleiben konnte54.
54 Vgl. Lucien Musset, Skandinavier (1992), S. 88–95.
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Normandie
5. Kapitel Schweden
Überblick
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A. Überblick Das Volk der Svear siedelte in Zentralschweden, im Gebiet des Mälarsees, es ist auch außerhalb Skandinaviens schon früh bezeugt1. Das mittelalterliche Schweden teilte man im Mittelalter in zwei große Teile: Sverige nordanskog, womit die Bistümer Uppsala, Västerås und Strängnäs gemeint waren, weil sie nördlich der Grenzwälder Kolmården und Tiveden lagen, und in Sverige sunnanskog, das heißt in die Bistümer Linköping, Skara und Växjö2. Daneben gab es in Finnland noch das Bistum Åbo (heute: Turku). In Dänemark und Schweden wurden die Teile dieser Landschaften unterschiedlich bezeichnet: in ganz Dänemark3, im südlichen Teil des norwegischen Bohuslän4 (heute schwedisch5) und in Schweden (Südschweden, Götaland, bis Dalsland einschließlich, dazu aus Svealand Värmland und Närke) heißen sie hærap6, hier wiedergegeben mit „Harde“; in Uppland, Södermanland und Västmanland dagegen hundari (hier: „Hundertschaft“)7. Das ist ein altschwedisches Kompositum aus hund (hundert) und hær (Heer) und gehört zur Seekriegsorganisation (ledung). Das Wort härad (n.) ist ein nordisches Wort (awnord. heraj, isl. héraj, adän. hærath, asw. hæræpe). Es bedeutete ursprünglich (vornehmlich im Altwestnordischen) ‚Siedlungs1 Vgl. Thorsten Andersson, Altgermanische Ethnika, in: NoB, årg. 97 (2009), S. 12–15. 2 Vgl. KrLL, Kgb, c. 1: 1 (SGL, Bd. XII, S. 11f). 3 Vgl. für Dänemark: Bent Jørgensen, Danske stedenavne, Art. herred, S. 118. Danach war Dänemark um 1250 in seiner damaligen Ausdehnung (mit Skåne, Halland, Blekinge, Bornholm etc.) in 200 Harden unterschiedlicher Größe eingeteilt, die sowohl Verwaltungs- als auch Kirchenverwaltungsbezirke waren, vgl. die Karte von Johnny Grandjean Gøgsi Jakobsen oben S. 284. 4 Vgl. für Norwegen: Sandnes/Stemshaug, Art. heraj, S. 210; Thorsten Andersson, Art. Herred, in: RGA2, Bd. 14 (1999), S. 439. 5 Im Frieden von Roskilde v. 1658 erhielt Schweden Schonen, Blekinge, Bohuslän, (sowie Trondheim und Bornholm, die beide 1660 wieder an Dänemark fielen); dazu Zugang zum Öresund und zum Kattegat. 6 Vgl. zur Verteilung des Wortes häraj die Karte bei Thorsten Andersson, Art. Herred, in: RGA2, Bd. 14 (1999), S. 439. 7 Vgl. Gerhard Hafström, Art. Hundare, in: KLNM, Bd. VII (1962), Sp. 74–78; Thorsten Andersson, Art. Hundare, in: RGA2, Bd. 15, Berlin etc. 2000, S. 233–238; derselbe, Svethiudh, in: NoB årg. 92 (2004), S. 5–18; anders jetzt: Stefan Brink, land (2008), S. 87–112, der hund als „settlement district“ (bygd) interpretiert.
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Karte 14: Schweden (Svípjój) nach Snorri, Quelle: Fagrskinna, Hrsg. Bjarni Einarsson, Reykjavík 1985, Anhang. Die Grenze zwischen Schweden und Norwegen ist mit fetter Linie gezeichnet.
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gemeinschaft‘, bygd. Diese Bedeutung kommt auch im Altschwedischen vor, doch wird sie dadurch überlagert, daß auch Verwaltungsbezirke härad hießen8. Die Herkunft des Wortes ist lange streitig gewesen9; heute herrscht die Meinung vor, die Grundbedeutung von heraj, urnord. *harjar¯aja, sei Herrschaft über ein Heer/Volk gewesen, woraus die Bedeutung ‚Siedlungsgemeinschaft‘ entstanden sei10. Die Harde war aber auch Gerichts- und Verwaltungsbezirk und stand in Verbindung mit dem Ledungswesen (dem Seezugswesen). Im Hardensystem, das Erich von Pommern Anfang des 15. Jahrhunderts in Finnland einführten, war häraj die Bezeichnung für einen Gerichts- und Verwaltungsbezirk11. Die meisten Rechtsbücher und Gesetzbücher sind uns aus Schweden überliefert. Sie sind aus der laghsaga hervorgegangen, dem Vortrag des Rechtsprechers auf dem Landsthing, und teilweise später durch königliche Bestätigung zu Gesetzbüchern geworden. Es gab zwei große Rechtsbereiche, die sich wieder in kleinere Einheiten unterteilten, nämlich die der Götar12 im Süden, vertreten durch die Rechtsbücher von Väster- und Östergötland sowie durch das Småländische Recht (Tiuhæræp), ferner den Rechtsbereich der Svear13, vertreten durch Upplandslagen, Södermanna-, Westmanna-, und Hälsingelagen14, das auch in Teilen Finnlands galt. Dagegen sind die in Urkunden erwähnten Landschaftsrechte von Närke und Värmland von ca 1285–1290 völlig verloren. Von dem småländischen Rechtsprecherbezirk (Tiuhæræp) hat sich von dem vor 1296 verfaßten Rechtsbuch nur das Kirchenrecht erhalten (Smålandslagh)15. 8 Vgl. Thorsten Andersson, Art. Herred, in: RGA2, Bd. 14 (1999), S. 435 f. 9 Vgl. die Nachweise bei Thorsten Andersson (wie Fn. 8), S. 436 f. 10 So: Hjalmar Falk, zuletzt in: ANF, Bd. 22 (1906), S. 272–282; Otto v. Friesen, in: Svensk Ordbok, Bd. 12 (1933), H 2072; Thorsten Andersson, (wie Fn. 8), S. 437; derselbe, Folk (2010), S. 38 ff (dort auch über die schwedischen Orte auf „-rå“, mit Karte S. 40; Mats Wahlberg, SOL, S. 143. Anders noch: Svend Aakjær, herred, S. 1–30 (2 ff); Stefan Söderlind, häradet, SHT, årg. 88 (1968), S. 102–176 (S. 164; 168; 172). 11 Vgl. u. 6. Kap. C, VIII, S. 661 ff. 12 Über die sprachliche Herleitung von Götar, Gutar, Goten vgl. Thorsten Andersson, Ethnika, S. 15–20. 13 Über die sprachliche Herleitung von Svear vgl. Thorsten Andersson, Ethnika (2009), S. 12–15; derselbe, Svethiudh, in: NoB, Bd 92 (2004), S. 5–18. 14 Druck in: Carl Johan Schlyter, (Hrsg.), Samling af Sweriges Gamla Lagar [SGL), Bd. I–X, Stockholm/Lund 1827–1877; neuschwedische Übersetzung von Holmbäck/Wessén, Svenska Landskapslagar tolkade och förklarade für nutidens Svenskar [SGL], 5 Serien, Stockholm 1933–46. 15 Druck in: SGL, Bd. VI: Helsingelagen, Kristnubalken af Smålandslagen och Bjärköarätten (HL; SmL, Bj.), hrsg. C. J. Schlyter, Lund 1844; vgl. Holmbäck/Wessén, Bd. V: Äldre Västgötalagen, Yngre Västgötalagen, Smålandslagens Kyrkobalk och Bjärköarätten, Stockholm 1946, S. 435. Die schwedischen Rechtstexte sind jetzt auch im In-
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Das älteste schwedische Landschaftsrecht ist Västgötalagen, das in zwei Rezensionen (als älteres und jüngeres) vorliegt16. Das ältere ist das ca 1220–1225 vom Rechtsprecher Eskil Magnusson verfaßte ältere Västgötalag. Das jüngere ist eine Bearbeitung des älteren und zwischen 1281 und 1300 ausgeführt; das Kirchenrecht ist am vollständigsten in den statuta generalia enthalten, die Laurentius Diakn bereits in seine Zusätze zum älteren Västgötalag aufgenommen hat17. Die Haupthandschrift des älteren Västgötalag war ein ‚lebender Text‘: Er ist durch viele Zusätze späterer Zeit gekennzeichnet18. Das umfänglichste schwedische Rechtsbuch ist Östgötalagen, verfaßt nach 1285 und vor 1303 von dem ostgötischen Rechtsprecher Bengt Magnusson19, einem Mitglied des königlichen Rates und Onkel des Königs Magnus Ladulås. Es berücksichtigt auch die Gesetzgebung und nennt ihre Urheber20. Ihm ging möglicherweise eine ältere Niederschrift von etwa 1270 voraus21. Es galt nicht nur in Östergötland, sondern auch in den nördlichen und östlichen Hundertschaften Smålands (Tveta, Vedbo, Vista, Kind und Tjust, in Sevede, Asbo, Anbyrd und Möre) sowie auf Öland22. Das Recht der Landschaft Uppland (Upplandslagen) ist in einem Gesetzbuch von 1296 niedergelegt, über dessen Entstehung wir unterrichtet sind: Der Rechtsprecher von Tiundaland, Birger Persson, hatte namens der drei oberschwedischen Volklande Tiundaland23, Attundaland24 und Fiæprundaland25 (also Landschaften, die ursprünglich aus zehn, acht bzw. vier
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ternet greifbar: Fornsvenska textbanken vid Lunds universitet: >http://www.nordlund.lu.se/Fornsvenska/Fsv%20Folder/< Västgötalagen, Druck von Collin/Schlyter in: SGL, Bd. I, Stockholm 1827; Lex Vestro-Gothico Vetustior (Corpus codicum Suecicorum Bd. 12 (1950); dito Recentior (Corpus codicum Bd. 6 [1946]), beide hrsg. v. Elias Wessén; neuschwedische Übersetzung von Holmbäck/Wessén, in SLL, Ser. 5, Stockholm 1946; deutsche Übersetzung von v. Schwerin, Schwedische Rechte: Älteres Västgötalag, Uplandslag, Weimar 1935; vgl. dazu Strauch, Art. Västgötalag in RGA2, Bd. 32 (2006), S. 15–22. Druck in: SGL, Bd. I, in IV: 21, S. 317–344. Vgl. die Zusätze bei Collin/Schlyter SGL, Bd. I, Nr. III–V, S. 255–348. Bengt Magnusson war Rechtsprecher Östergötlands zwischen 1269 [1264?] und 1294. Östgötalagen, Druck in: SGL, Bd. II (1830); Facsimile-Ausgabe 1898; neuschwedische Übersetzung von Holmbäck/Wessén, SLL Bd. I (1933); vgl. Strauch, Ostgötenrecht (Östgötalagen), Weimar 1971 (die Gesetzgeber: S. 27f) und Strauch, Art. Östgötalag in: RGA2, Bd. 22 (2003), S. 1–5. Vgl. Strauch, Art. Östgötalag, in: RGA2, Bd. 22 (2003), S. 1. Vgl. Strauch, Art. Östgötalag (wie Fn. 21), S. 2; vgl. unten S. 376 mit Fn. 196 und Karte Nr. 18, s. 416. Vgl. Eva Nyman, Art. Tiundaland, in: RGA2, 31 (2006), S. 7. Vgl. Karl Wührer, Art. Attundaland in: RGA2, 1 (1973), S. 473–474. zu Fiæprundaland vgl. Thorsten Andersson, Art. Fjädrundaland, in: RGA2 9 (1995), S. 150.
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Hundertschaften bestanden) bei König Birger Magnusson (1290–1318) beantragt, das oberschwedische Recht aufzuzeichnen. Der König betraute ihn und eine Kommission der drei Volklande mit der Ausarbeitung. Das Landsthing nahm den Entwurf einstimmig an, und der König bestätigte ihn am 2. Januar 129626. Mit dem Inkrafttreten von Uplandslag wurden die drei Volklande zu einem einheitlichen Rechtsbereich; auch der Name Uppland erscheint in der confirmatio zum ersten Mal. Aus ihr folgt weiter, dass Upplandslag auch in Roden (heute: Roslagen27, der Küstenregion der drei Volklande) sowie in Gästrikland galt. Die Rechtsbücher der anderen Svea-Landschaften haben sich weitgehend nach Uplandslag gerichtet. Die Aufzeichnung der Handschrift A von Södermannalagen28 läßt sich auf die Jahre 1279–1285 eingrenzen, so dass dieses Landschaftsrecht bereits vor Uplandslagen aufgezeichnet war. Es ist allerdings im Jahre 1325 durch eine Kommission erheblich überarbeitet worden. Hälsingelagen ist ein Rechtsbuch, das eine stark verkürzte, auf Hälsingland zugeschnittene Bearbeitung von Uplandslagen darstellt29. Es existiert nur eine Handschrift, alle anderen sind verloren, aber eine von ihnen diente als Druckvorlage für die Ausgabe von 1609. Inhaltlich am selbständigsten sind die c. 1–16 des Landbauabschnitts und der Rechtsgangsabschnitt. Im Mittelalter umfaßte Hälsingland die Küstenregion des Bottnischen Meerbusens, also außer Hälsingland auch Medelpad, Ångermanland, den schwedischen Teil von Västerbotten und den besiedelten Teil von Norrbotten. In allen diesen Landesteilen galt Hälsingelagen. Im 14. Jahrhundert wurde außer Hälsingland auch die östliche Küste des finnischen Meerbusens mehr und mehr schwedisch besiedelt. Die schwedischen Siedler lebten nach Hälsingerecht30.
26 Vgl. den lat. und altschwed. Text der confirmatio in: SGL Bd. 3, S. 1–6. 27 Vgl. Strauch, Art. Roslagen, in: RGA2, Bd. 25 (2003), S. 346–351. 28 Södermannalagen, Druck: von Carl Johan Schlyter, in: SGL Bd. IV, Lund 1838; von Karl Henrik Karlsson, Södermannalagen efter Cod. Hav. ny Kgl. Saml. 4°, Stockholm 1904; neuschwed. Übersetzung von Holmbäck/Wessén, SLL Ser. III: Södermannalagen och Hälsingelagen, Stockholm 1940. 29 Hälsingelagen, Druck von Carl Johan Schlyter in SGL, Bd. VI, Lund 1844; FacsimileAusgabe von Axel Nelson, Lex Helsingiae, Corpus Codicum Svecicorum VIII, 1948; neuschwedische Übersetzung von Holmbäck/Wessén, in SLL, 3. Serie: Södermannalagen, Hälsingelagen, Stockholm 1940; vgl. Strauch, Art. Hälsingelagen, in: RGA2, Bd. 13 (1999), S. 280–283. 30 vgl. Strauch, Art. Hälsingelagen, in: RGA2, Bd. 13 (1999), S. 280 f.
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Was schließlich Västmanland angeht, so galt hier das Rechtsbuch Västmannalagen31, über dessen Zustandekommen man wenig weiß. Västmännische Rechtsprecher sind erst vom Anfang des 14. Jahrhunderts bekannt32. Die jüngere Version von Västmannalagen (Hs. B 57, zwischen 1296 und 1347 abgefaßt) besteht zu 7/10 aus upländischen, der Rest aus västmännischen Rechtsregeln, die sich sonst nirgendwo finden. Västmannalag war im wesentlichen ein Bauernrecht, aristokratische und kirchliche Tendenzen sind schwächer ausgeprägt als in Uplandslagen33. Die schwedische Einzelgesetzgebung beginnt eigentlich erst im 13. Jahrhundert mit Birger Jarl34, der zwischen 1248 und 1261 Reichsverweser war, und unter seinen Söhnen Waldemar (1250 – 1275) und Magnus Ladulås (1275–1290). Zu nennen ist vor allem die Alsnö-Verordnung von 127935, die eine Friedensgesetzgebung enthält, welche danach in die einzelnen Landschaftsrechte als Edsöre-Abschnitt eingegangen ist und ihrerseits auf Gesetzen von Birger Jarl von 1251 bzw. 1261 beruht. Im Jahre 1347 setzte König Magnus Eriksson (1319–64) eine Kommission von drei Rechtsprechern ein36, die ein einheitliches Landrecht ausarbeiten sollte. Hauptquellen ihrer Arbeit waren Östgötalagen und Uplandslagen sowie die Gesetze, die der König 1335 und 1344/45 erlassen hatte37. Da MELL weder eine königliche confirmatio noch eine praefatio (wie Uplandslagen) trägt, muß sein Inkrafttreten erschlossen werden. Aus den entsprechenden Urkunden ergibt sich, daß die schwedischen Landschaften es zwischen März 1350 und April 135138 unter dem Namen Konung Magnus 31 Västmannalagen, Druck von Carl Johan Schlyter in SGL, Bd. 5, Lund 1841; Facsimile-Ausgabe von Elias Wessén (Hrsg.), Dalalagen, Corpus Codicum Suecicorum Medii Aevi, Bd. 17, 1964; neuschwed. Übersetzung: Holmbäck/Wessén, SLL, Ser. 2: Dalalagen och Västmannalagen, Stockholm 1936. 32 Vgl. vgl. Strauch, Art. Västmannalag, in: RGA2, Bd. 32 (2006), S. 22–27 (S. 23). 33 Vgl. vgl. Strauch, Art. Västmannalag, in: RGA2, Bd. 32 (2006), S. 25. 34 Vgl. über Birger Jarl (ca 1220–1266) neuestens: Lena Huldén, in: BLF, vol. I (2008), S. 71–73. 35 Druck in: DS, Bd. I, Nr. 799, S. 650–654, dort auf 1285 falsch datiert; richtig: Liedgren, Alsnö, S. 103–117, der die Verordnung zwischen Mai und Oktober 1279 legt. Die Alsnö-Satzung schafft zugleich Privilegien für den Adel (frälse), vgl. Andrae, S. 123 ff; 126 ff. 36 Die Urkunde vom 8. März 1347 (der Protest der fünf Geistlichen gegen die kirchenfeindlichen Art. des Entwurfs ist die einzige Urkunde, die über die Abfassung des Landrechts Auskunft gibt), in: Diplomatarium Svecanum V, Nr. 4148, S. 643f, vgl. die neuschwedische Übersetzung bei Holmbäck/Wessén, Landslagen, S. XXVIIf. 37 Vgl. Holmbäck/Wessén, Landslagen, S. XVII ff. 38 Dazu unten D I. 4, S. 542 f.
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Erikssons Landslag39 als geltendes Recht behandelten. Als Kirchenrecht galten die alten Kirchenrechtsabschnitte von Ostgötalagen und Uplandslagen und Teile der Landschaftsrechte weiter, so dass die handschriftliche Überlieferung des Landrechts unregelmäßig ist. König Christoph von Bayern hat das Landrecht revidieren lassen und es am 2. Mai 1442 bestätigt, sogenanntes Konung Christoffers Landslag40. Später als in Dänemark ist auch in Schweden das Stadtrecht aufgezeichnet worden. Aus den 1290er Jahren existiert unter dem Namen biærköæ rætter eine Sammlung von Stadtrechtssätzen, die ursprünglich für Stockholm bestimmt war, aber später von anderen schwedischen Städten aufgenommen wurde41. Auf der Grundlage seines Landrechts ließ König Magnus Eriksson zwischen 1353 und 1357 ( ? ) ein allgemeines Stadtrecht ausarbeiten, Konung Magnus Erikssons Stadslag42. Es war jedoch zunächst nur für Stockholm gedacht. Dabei wurde der Königsabschnitt verkürzt, die Thingordnung durch den radzstuffvu balker 43 ersetzt und ein zusätzlicher Seerechtsabschnitt skipmala balker – nach dem Vorbild von Bjärköarätten eingefügt44, allerdings sind die Arbeiten nicht völlig zum Abschluß gekommen45. Das Stadtrecht scheint Magnus Eriksson allein (ohne Beteiligung seines Sohnes Erik Magnusson [1356–59]) 1357 eingeführt zu haben46. Eine wei-
39 Konung Magnus Erikssons Landslag, Druck von Carl Johan Schlyter in: SGL, Bd. 10, Lund 1862; Konung Magnus Erikssons Landslag, Facsimilie-Ausgabe von Henrik Cornell, Corpus codicum Suecicorum medii aevi I, 1943; neuschwedische Übersetzung von Holmbäck/Wessén, landslag (1962). 40 Konung Christoffers Landslag, Druck von Carl Johan Schlyter in: SGL, Bd. 12, Lund 1869. 41 Bjärköa Rätt, Druck von Carl Johan Schlyter in: SGL, Bd. 6: Helsinge-Lagen, KristnuBalken af Smålands-Lagen och Bjärköa-Rätten, Lund 1844; vgl. Jan Liedgren, Ett nyfunnet fragment av en Bjärköarätt, Uppsala Universitets Årsskrift 1939; neuschwedische Übersetzung von Holmbäck/Wessén, SLL, Serien V: Äldre Västgötalagen, Yngre Västgötalagen Smålandslagens Kyrkobalk och Bjärköarätten, Stockholm 1946. 42 Konung Magnus Erikssons Stadslag, Druck von Carl Johan Schlyter, SGL Bd. XI, Lund 1865; Facsimile-Ausgabe von Niels Ahnlund, Corpus codicum Suecicorum medii aevi IV, 1944; neuschwed. Übersetzung von Holmbäck/Wessén, Magnus Erikssons Stadslag i nusvensk tolkning (Rättshistoriskt Bibliotek Bd. VII), Stockholm 1966. Für den Zeitpunkt seiner Einführung vgl. Holmbäck/Wessén, Stadslag, S. LXXXIII ff. 43 Vgl. Holmbäck/Wessén, Stadslag, S. 185. 44 Vgl. Holmbäck/Wessén, Stadslag, S. XLIX f; S. 162 f. 45 Vgl. Holmbäck/Wessén, Stadslag, S. XLV f; vgl. Holmbäck, Studier i äldre sjörätt, 1926. 46 Vgl. Holmbäck/Wessén, Stadslag, S. LXXXIII ff.
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Schweden
tere Handschrift dieses Stadtrechts gehörte unter dem Namen „Söderköpings lagbok“ dem Rathausarchiv in Söderköping47. Das Hofdienstrecht (gardsrætter, slotsrætter) ist erst ziemlich spät – zur Zeit von König Magnus Ladulås (1275–90) – privat aufgezeichnet und von späteren Königen fortgeschrieben worden. Erhalten sind nur zwei jüngere Redaktionen, welche beide – mit dem dänischen Gardsret48 – dieselbe Vorlage gemeinsam haben.
47 Ausgabe von Elias Wessén, Söderköpings lagbok 1387 (1971). 48 Druck von G. E. Klemming, Magnus Erikssons Gardsrätt und Erik av Pommerns Gardsrätt, in: Småstycken på forn svenska I (1868), S. 53–68; vgl. Amira/Eckhardt, I, S. 105 (107, Anm. 29).
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B. Götarechte I. Äldre Västgötalagen (VgL I) 1. Västergötland Geographisch/historisch Götaland ist besiedelt worden durch die Götar/Gutar/Goten49. Der Landesteil Västergötland ist im Norden und Nordosten bestimmt durch die beiden größten schwedischen Seen, den Vättern im Osten (mit Grenze zu Östergötland) und dem Vänern nordwestlich davon. Die Grenze zu den Nachbarlandschaften Värmland und Dalsland verläuft mitten durch den Vänern. Im Westen stößt es an Bohuslän und im Südwesten an Halland, im Südosten an Finnveden50. Västergötland war im Mittelalter in 29 Harden51 eingeteilt, wozu auch das eigentlich zu Småland gehörige Mo härad gehörte. Hauptort und Bischofssitz war Skara, weitere Städte waren Lidköping, Falköping und Skövde.52 Das Hauptthing für Västergötland und Dalsland (allra Göta thing) tagte meist in Skara, konnte aber auch anderswo gehalten werden; die Tagungszeit wechselte53. Das entsprechende Haupt49 Vgl. Thorsten Andersson, Altgermanische Ethnika, in: NoB, årg. 97 (2009), S. 15–20; derselbe, Folk (2010), S. 41 f. 50 S. die Karte u. S. 395; vgl. die mittelalterliche Beschreibung bei Birgitta Fritz, Hus, Bd. II, S. 60 ff mit Karte S. 60; die spätere bei Carl Gustav Styffe, Skandinavien, S. 123–184; Jan Liedgren, Art. Landskap, Sverige, in: KLNM, Bd. X (1965), Sp. 236–240; vgl. auch die Karte bei Mats Wahlberg, SOL, Einband, Innenseite. 51 Vgl. die Karte in: Mats Wahlberg, SOL, S. 135). Västergötlands Harden hießen 1) Askims hd; 2) Sävedal med halva Hisingen; 3) Vättle hd; 4) Bollebygds hd; 5) Ale hd; 6) Kullings hd; 7) Flundre hd; 8) Bjärke hd; 9) Väne hd; 10) Åse hd; 11) Viste hd; 12) Barne hd; 13) Kållands hd; 14) Kinne hd; 15) Skånings hd; 16) Laske hd; 17) Gäsene hd; 18) Vedens hd; 19) Ås hd; 20) Redvägs hd; 21) Vartofta hd; 22) Gudhems hd; 23) Valle hd; 24) Kåkinds hd; 25) Vadsbo, hd; 26) Vilske hd; 27) Frökind hd; 28) Mark hd; 29) Kind hd; 30) Mo hd; vgl. Birgitta Fritz, Hus, Bd. II, S. 60. 52 Lidköping am Südufer des Vänern, Skara etwa 22 Km südöstlich davon, Skövde ca 26 Km östlich davon und Falköping ca 31 Km südlich davon. 53 Vgl. den undatierten Rechtsprecherbrief von etwa 1230, in: DS, Bd. I, Nr. 836, S. 692f; Während MELL, Tmb, c. 8 (SGL, Bd. X, S. 215f) noch vier Tage für die Landsthinge vorschrieb, nämlich jeweils am Montag 1) nach dem 20. Tag nach Weihnachten; 2) nach Mittfasten; 3) nach St. Peterstag (29. Juni) und 4) nach Michaelis (29. Sept.). Dagegen legte KrLL, Tmb, c. 9 (SGL, Bd. XII, S. 242f) nur einen Tag pro
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thing Värmlands war in Tingvalla (heute: Karlstad). Das Bistum Skara umfaßte ganz Västergötland, Dal54, Mo härad und Värmland, dessen Nordmarks härad aber erst seit der Mitte des 16. Jahrhunderts zu Värmland (vorher zu Dal) gehörte55. Die alte Einteilung Västergötlands in Propsteien ist weitgehend unbekannt, doch scheint es eine Propstei in Falköping gegeben zu haben, die jedoch (vor 1342) im Archidiakonat von Skara aufging, dessen Inhaber nicht nur Falköping als Präbende, sondern auch im Anschluß an eine ältere Propstei von mehreren Harden die provastargipt (Propstabgabe) erhielt. Die Kirche in Falköping war jedoch im 13. Jahrhundert keine Landkirche, sondern für eine größere Gemeinde bestimmt, welche die Propstabgabe als Falköpingskeppan (ein Scheffel Korn) entrichtete56. Die Stiftssynoden versammelten sich am achten Tag nach Peter und Paul (29. Juni), also am 6. Juli. Die Gegend um die Mündung des Götaälvs (die sogenannten Utlanden) sind erst Anfang des 13. Jahrhunderts zu Västergötland gekommen (vorher waren sie dänisch)57. 2. Die Entstehung von VGL I Das VgL ist die älteste schwedische Rechtsaufzeichnung, deren Anfänge ca 1220–25 liegen. Von dieser frühesten Fassung ist nur ein Fragment von zwei Blatt erhalten (B 193 in der königlichen Bibliothek in Stockholm), das Otto von Friesen 1904 als Faksimile gedruckt und kommentiert hat. Er datierte es auf ca 125058. Daneben ist VgL in zwei Versionen überliefert. Von der älteren [VgL I] existiert nur ein einziges Manuskript, Cod. Holm. B 59 (in der königlichen Bibliothek in Stockholm), von etwa 1285 mit starken Gebrauchsspuren. Die jüngere Version [VgL II] ist in zahlreichen Hand-
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Jahr für ein landztingh fest, für Skara war das der Tag nach Mariae Himmelfahrt (15. Aug.), doch zeigen Urkunden des 15. und 16. Jahrhunderts, dass es meist am Tage nach Mariae Heimsuchung (2. Juli) gehalten wurde; vgl. Jan Liedgren, Art. Allra Göta thing, in: KLNM, Bd. I (1956), Sp. 90. Dal oder Dalsland grenzt im Osten an den Vänern, im Süden auf kurzer Strecke an Västergötland und im Westen an Bohuslän. Es bestand nur aus fünf Harden, nämlich 1) Sundals hd; 2) Valbo hd; 3) Nordals hd; 4) Tössbo hd und 5) Vedbo hd; vgl. Birgitta Fritz, hus, Bd. II, S. 60 (mit Karte); Jan Liedgren, Art. Landskap, Sverige, in: KLNM, Bd. X (1965), Sp. 237. Vgl. Carl Gustaf Styffe, unionstiden, S. 184. Vgl. Natanael Beckman, vägar, S. 75; 79 ff; Adolf Schück, stadsväsen, S. 191. Vgl. Gunnar Olson, Göta älvs myning (1953); Birgitta Fritz, hus, I, S. 66, II, S. 110; Jan Liedgren, Art. Landskap, Sverige, in: KLNM, Bd. X (1965), Sp. 237. Otto v. Friesen, Vår älsta handskrift på fornsvenska, Uppsala 1904, jetzt in: SGL, Bd. I, Neudruck 1976, Anhang, vgl. Natanael Beckman, ANF 28, S. 61f; H/W, SLL, Bd. V, S. XVIII; Wessén Corpus, Bd. VI, S. XXIV f.
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Karte 15: Västergötland mit Dal und Nordhalland, Quelle: Birgitta Fritz, Hus, land och län. Förvaltningen i Sverige 1250–1434, Bd. II, Stockholm 1973, S. 60. Harden in Västergötland: 1 Askims hd; 2 Sävedal hd mit halva Hisingen; 3 Vättle hd; 4 Bollebygds hd; 5 Ale hd; 6 Kullings hd; 7 Flundre hd; 8 Bjärke hd; 9 Väne hd; 10 Åse hd; 11 Viste hd; 12 Barne hd; 13 Källands hd; 14 Kinne hd; 15 Skånings hd; 16 Laske hd; 17 Gäsene hd; 18 Vedens hd; 19 Ås hd; 20 Redvägs hd; 21 Vartofta hd; 22 Gudhems hd; 23 Valle hd; 24 Kåkinds hd; 25 Vadsbo hd; 26 Vilske hd; 27 Frökind hd; 28 Mark hd; 29 Kind hd; 30 Mo hd. Harden in Dal: 1 Sundals hd; 2 Valbo hd; 3 Nordals hd; 4 Tössbo hd; 5 Vedbo hd.
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schriften bewahrt, deren älteste, (Cod. Holm. B 58) von etwa 1350 stammt. Hs. B 59 ist ein Sammelwerk, bestehend aus drei Heften von drei verschiedenen Händen, die erst im 17. Jh. zusammengebunden wurden. Das erste umfaßt den Text des älteren Västgötalags59. Das zweite ist das Buch des Priesters von Vidhem (jetzt: Vedum, ca 45 km südwestl. von Skara)60, das dritte Heft hat Lydekinus hinzugefügt. Heft 2 und 3 zusammen nennt Wessén B 59b. Im Rechtsprecherverzeichnis von VgL I61 wird als 17. Rechtsprecher und Verfasser von Västgötalag Eskil Magnusson genannt. Er lebte von ca 1175 bis ca 1227, war ein älterer Bruder von Schwedens Regent Birger Jarl aus dem in Bjälbo in Östergötland ansässigen Geschlecht, hatte lange Jahre in Norwegen verbracht und war mit Kristina, einer Enkelin Erichs des Heiligen und Witwe des norwegischen Jarls Håkon Folkvidsson, verheiratet62. Da es in Norwegen bereits geschriebene Rechtsbücher gab, wird Eskil sie gekannt haben, als er Västgötalagen aufzeichnete. Von seiner Arbeitsweise sagt das Rechtsprecherverzeichnis63: han spurjpi innurllika oc letæjpi all Lums lagh oc annaræ … Sijpæn han fan laszins lagh. pa huxædpi han pem mæj mykilli snilli oc syalfsins forfeo (er erfragte eindringlich Lumbærs alte Gesetze und die anderer, die von alters her zum Nutzen des Landes gebraucht wurden, und durchdachte sie – nachdem er sie gefunden – mit Scharfsinn und der ihm eigenen Umsicht)64. Dieses huxædpi war kein antiquarisches Interesse, sondern die Schlußredaktion des Textes unter Abwägung des Bewährten und der Anforderungen des Tages. Da Andreas Sunesøn (Ebf. von Lund 1201–23) in einer Urkunde von 1220–23 die Aufzeichnung von Gewohnheitsrecht empfahl65, wird auch kirchlicher Einfluß die Aufzeichnung mitveranlaßt haben; zudem sind Beratungen mit Adligen und Geistlichen zur Vorbereitung der Aufzeichnung wahrscheinlich66. Trotz der ausgezeichneten Bildung Eskils, die VgL IV: 14 rühmt, ist die Aufzeichnung wenig systematisch und auch nicht lückenlos: So fehlt ein Abschnitt über Landbau (einige Rechtssätze dazu im Grundstücksabschnitt), und im Diebsabschnitt vermißt man den Kleindiebstahl und abgestufte Bußen. Auch Kapitel 59 VGL I, von Wessén B 59a genannt. 60 In der Handschrift nennt er sich Bl. 47 „Lars Diäkn“ (Diakon Lars); er war wohl der Pfarrer der Kirche in (Laske-)Vedum und ist vielleicht identisch mit dem Pfarrer im Kirchspiel Berg in der Vadsboharde (nordöstlich von Skara), der später Kanoniker, Dechant, Dompropst und von 1356–1358 Bischof von Skara wurde. 61 In: SGL, Bd. I, VgL IV: 14, S. 297. 62 Vgl. H/W, SLL, Bd. V, S. XIX ff. 63 In: SGL, Bd. I, IV: 14, S. 297. 64 Vgl. Strauch, Rechtsfortbildung, S. 323 f. 65 In: DS I Nr. 832, S. 690f, Strauch, Rechtsfortbildung, S. 323. 66 Vgl. Strauch, Rechtsfortbildung, S. 323 f.
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und Paragraphen haben erst Collin/Schlyter ihrer Ausgabe hinzugefügt. Es handelt sich um eine private Rechtsaufzeichnung, eine königliche Bestätigung (wie in Upplandslagen) ist weder für VgL I noch VgL II bekannt. 3. Die Textentwicklung der Hs. B 59 Der Text der Hs. B 59a ist nicht mehr der von Eskil niedergelegte, sondern möglicherweise die Abschrift einer Hs. im Besitz des Bischofs und Domkapitels in Skara67. Die einzelnen Teile der Handschrift B 59 stammen von verschiedenen Händen68. Der Text von VgL I ist in 14 Abschnitte geteilt: Der erste enthält das Kirchenrecht (22 cap.), es folgt der Totschlag (15 cap.). Drei Abschnitte behandeln Körperverletzungen: Wundsachen (6 cap.), Ungefährwunden (5 cap.) und Schläge (9 cap.). Der Abschnitt unbüßbare Sachen umfaßt nur ein Kapitel, das Erbrecht dagegen 25 und das Eherecht 9 Kapitel. Es folgen die Rechtlosigkeit (13 cap.) und der Grundstücksabschnitt (20 cap.). Der Mühlenabschnitt hat ein, der Diebstahlsabschnitt 19 Kapitel. Gebrauchsanmaßungen sind auf zwei Abschnitte verteilt (Gebrauchsanmaßungssachen (6 cap.) und -abschnitt (11 cap.). Mit dem Spielmannsrecht beginnen bereits die Zusätze. Er war also ein ‚lebender Text‘. Der Schreiber der Hs. B 59 hat ihm folgendes angefügt: a) das Spielmannsrecht (lecara rætter)69, b) den Danaholmstraktat (pættæ ær conongs bolkær), einen Grenzvertrag zwischen dem schwedischen König Emund Slemme (Emund Gamle, 1050–61) und dem Dänenkönig Sven Tjuguskägg (gemeint wohl Sven Estridsson, 1047–7570 sowie Harald Hardråde für Norwegen; c) die Verteilung der Bußen unter die westgötischen Harden (huru pinglot skal skiptae)71, d) Bischof Brynolfs Skara-Statut von 1281 (biscups Brynjulfs stapue)72 und e) ein Verzeichnis der westgötischen Kirchen (Westgöta kyrkior)73. Das bischöfliche Statut datiert die Hs. B 59a: Sie kann erst nach 1281 geschrieben sein. Da VgL II um 1290 ausgearbeitet wurde, dürfte dies der terminus ante quem sein74, doch schiebt ihn Åquist75 auf das Jahr 1325 hinaus, weil das 67 So die Vermutung Per-Axel Wiktorssons, der in seiner geplanten Neuausgabe von VGL I auch die bisher unleserlichen Seiten lesbar machen will. 68 Per-Axel Wiktorsson unterscheidet: (1) den A-Schreiber, dem die Haupths. verdankt wird, (2) den B-Schreiber (der Johannitermönch), (3) den C-Schreiber (der Vidhemspriester) und (4) den D-Schreiber (Lydekinus). 69 In: SGL, Bd. I, S. 67. 70 Vgl. Olof Simon Rydberg, ST, Bd. I, S. 46 ff; SGL, Bd. I, S. 67f; Gunnar Olsson, Art Danaholmen in KLNM. Bd. II (1957), Sp. 636–38; jetz auch Per-Axel Wiktorsson. 71 In: SGL, Bd. I, S. 69. 72 In: SGL, Bd. I, S. 70, DS, Bd. I Nr. 709, S. 575 f. 73 In: SGL, Bd. I, S. 74. 74 Vgl. Wessén, Corpus, Bd. XII, S. XIV.
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letzte Blatt von B 59a76 den Bestand der Kirchenkasse in Vidhem für 1325 festhält. Um 1325 hat das Manuskript dem Laurentius Diakn gehört. Dabei ist zweifelhaft, ob er Diakon des Bischofs von Skara war und das Kirchspiel Vidhem als Präbende innehatte oder ob es sich um einen Grundbesitzer handelte, für den Lydekinus (s. u.) seine Niederschrift verfaßt hat. War er Grundbesitzer, so kann er kaum ein Geistlicher gewesen sein. Der Beiname „Diakn“ würde dann auf eine gewisse literarische Bildung deuten. Es scheint also zwei Laurentii gegeben zu haben, einen Grundeigentümer in Vidhem, für den Lydekinus sein Heft schrieb, und einen Diakon des Bischofs von Skara77. Der Priester Laurentius hat auf den letzten Seiten der Hs. B 59a Mehreres hinzugefügt: 1). die Fortsetzung des Danaholmvertrages (hær byriæs danaholmber)78, der die Grenzen Westergötlands gegen Norwegen beschreibt, 2). die Allmenden Västergötlands79, 3). einen Auszug aus dem jüngeren VgL80, es sind Erbrechtsregeln (arsvslott), die Birger Jarls Erbrecht voraussetzen) und den Text von VgL II, Add. 5: pr.81, der unbüßbare Sachen aufzählt), 4). die Richterregeln (um domara82, die kanonistisch beeinflußt83, aber an die schwedischen Verhältnisse angepaßt sind84 und 5). Aufzeichnungen über das Kirchspiel Vidhem85. Außer den Textzusätzen weist die Hs. B 59 auch viele Randbemerkungen auf, die teils von Laurentius teils
75 Vgl. Gösta Åqvist, Art. Västgötalagarna, in: KLNM, Bd. XX (1976), Sp. 338. 76 In: SGL, Bd. I, IV: 13, S. 295. 77 Vgl. Gösta Åquist, Art. Västgötalagarna, in: KLNM, Bd. XX (1976), Sp. 339; anders: H/W, SLL, Bd. V, S. XVI f. 78 SGL, Bd. I, VgL IV: 10, S. 287–290. Danaholm war eine kleine Insel im Schärengürtel vor dem späteren Göteborg, ca 6 Km nordöstlich der Insel Vinga gelegen; sie hieß auch Danmark lilla (heute: Danmark). Sie lag an der Grenze zwischen Dänemark und Norwegen im Stämmesund/Kungssund, die etwa eine Meile südlich der Insel verlief. Die Grenze zwischen Dänemark und Norwegen bildete noch im 13. Jh. der Göta-älv. In den Skärengarten davor teilten sich beide Reiche: Brännö gehörte zu Dänemark, die Öckerinseln zu Norwegen., vgl. Ivar Lindqvist, bilagor, S. 75f; Wessén, Corpus, Bd. VI, S. XV; Gunnar Olsson, Göta älvs mynning (1953); ders. Art. Danaholmen, in: KLNM, Bd. II (1957), Sp. 637. 79 SGL, Bd. I, VgL IV: 11, S. 290 ff. 80 SGL, Bd. I, VgL II, Add. 11: 16, S. 247 f. 81 SGL, Bd. I, S. 227. 82 SGL, Bd. I, VgL IV: 12, S. 292 ff. 83 Z. B. durch Grat. c. 78 ff C. XI qu. 3 (Friedberg I, Sp. 665 ff.). 84 VgL. Elis Wadstein, lagar, in: Nordisk Tidsskrift for Filologi, 3. Række, Bind 5, København 1896, S. 26f; Natanael Beckman ANF 34 (1918), S. 156 ff, wo S. 164 ff ein Stück von Arboga lagbok abgedruckt ist. 85 SGL, Bd. I, VgL IV: 13, S. 294 f.
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von einem Johannitermönch86 stammen, deren Handschriften sich nicht immer sicher unterscheiden lassen87. Auch vom Ms. B 59b hat Laurentius Diakn wesentliche Teile geschrieben, und zwar Verzeichnisse 6) der westgötischen Rechtsprecher88; 7). der christlichen schwedischen Könige bis Johan Sverkersson (1216–22)89 und 8). der Bischöfe von Skara bis Bischof Stenar, der 1238 resignierte90. Die Verzeichnisse sind um 1240 entstanden, etwa 75 Jahre bevor Laurentius sie abschrieb91. Es folgen 9). Rechtstexte, nämlich a). Aus dem Diebsabschnitt (om tjuvnad) von VgL II92; b). die Eidschwurgesetze (All pæssi mal æru konongs ezöre)93; es handelt sich um den ältesten Text dieser königlichen Friedensgesetze94; c). Magnus Ladulås’ Statut über Gewaltgastung95; d). die lateinische Redaktion des Kirchenabschnitts96, ‚statuta generalia‘, die mit einem Zitat aus Matth. 5: 20 schließt97. Auf den letzten Blättern von B 59b finden sich noch 10). ein lat. Epigramm, 11). ein lat. Sündenbekenntnis (hec est recta confessio …) und 12) einige Glossen98. Zwischen den Texten c). und d). von Ziffer 9 ist ein Heft mit den Excerpten und Anmerkungen des Lydekinus (asw. „Lydeke“, deutsch: Lüde(c)ke, eine Kurzform von Ludolf)99, eines Mannes mit niederdeutschem Namen, eingefügt100, die aus VgL II, aus dem kanonischen Recht und unbekannten Quellen stammen. Aus VGL II hat er Auszüge gefertigt, die er VGL I ein86 Unklar ist, ob dieser Mönch aus dem einzigen schwedischen Johanniterkloster in Eskilstuna oder aus dem Johanniterkloster auf dem Königshof Verne im norwegischen Østfold fylke stammt und dem Bischof von Skara als Schreiber gedient hat. Seine Handschrift weist ihn in das 14. Jahrhundert (Per-Axel Wiktorsson). 87 Vgl. Hugo J. Ekholm, Vidhemspräst, S. 101 ff; Elias Wessén, Corpus, Bd. VI, S. XXII. 88 In: SGL, Bd. I, VgL IV: 14, S. 295–297; vgl. Natanael Beckman, äldsta bok, S. 9 ff. 89 In: SGL, Bd. I, VgL IV: 15, S. 298–304; vgl. Natanael Beckman, äldsta bok, S. 28 ff. 90 Vgl. Natanael Beckman, äldsta bok, S. 46 ff. 91 VgL. Natanael Beckman, ANF, Bd. 28 (1912), S. 141 ff und derselbe, ebda, Bd. 57 (1943/44), S. 74 ff; Ivar Lindqvist (1941); Sture Bolin, historieforskning, S. 141–168; Wessén, Corpus, Bd. XII, S. XVI. 92 In: SGL, Bd. I, VgL IV: 18; S. 308–310. 93 In; SGL, Bd. I, VgL II Add. 7, S. 230–39. 94 VgL. Hugo J. Ekholm, Studier, S. 2 ff; Carl Ivar Ståhle, ANF 64 (1950), S. 170 ff; Gösta Åqvist, Frieden, S. 151 ff. 95 In: SGL, Bd. I, VgL IV: 19, S. 310–316, auch bekannt als sog. Alsnö-Statut von 1279, in: DS I Nr. 799, S. 650–654, dort falsch datiert, vgl. Liedgren, Alsnö S. 103 ff. 96 In: SGL, Bd. I, IV: 21, S. 317–344. 97 Vgl. Wessén, Corpus, Bd. XII, S. XVI. 98 Vgl. Collin/Schlyter, SGL, Bd. I, S. XIII f. 99 Vgl. Ivar Modéer, Svenska personnamn3 (1989), S. 46. 100 In: SGL, Bd. I, VgL III, S. 255–281.
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gefügt hat, um die Handschrift für seine Zeit anwendbar zu machen. Er beherrschte das Schwedische nur mäßig und war später wohl Priester in Lödöse101. Sein Heft schließt mit den Worten Explicit liber laurencii quem sripsit lydekinus102. Es enthält Exzerpte aus Gratian103 und dem Liber Extra104. Sie sind zu Beginn des 14. Jhs. geschrieben. Auf dem letzten freien Blatt des Heftes hat der Vidhemspriester einen Auszug aus dem Zaunabschnitt von VgL II105, sowie einige lateinische Rätsel und lateinisch-schwedische Glossen eingetragen106. Seine von Schlyter unter IV: Incerti Auctoris variae adnotationes verzeichneten Zusätze, die um 1325 entstanden sind107, enthalten unter IV: 12108 auch die ältesten Richterregeln Schwedens. Wenn die Hs. B 59a aus den 1280er Jahren stammt, war sie alsbald veraltet. Die vielen Zusätze, vor allem die des Lydekinus aus VgL II, zeigen, dass man sich bemüht hat, sie auf dem neuesten Stand zu halten. 4. Druckausgaben VgL I hat zuerst Georg Sternhielm 1663 gedruckt109, eine lateinische Übersetzung legte Johannes Loccenius 1695110 vor, dem Ebbe Samuel Bring 1812–1822 etliche Zusätze aus anderen Handschriften nachgetragen und darüber hinaus 1818 eine eigene Ausgabe veranstaltet hat111. Erst die vorzügliche Ausgabe von Collin und Schlyter 1827112 hat jedoch eine verläßliche Textgrundlage geschaffen. Adolf Schück hat VgL II und Elias Wessén
101 Vgl. H/W, SLL, Bd. V, S. XV. Er schrieb um 1320. Wahrscheinlich ist er derselbe Lydekinus, der am 23. Oktober 1330 in Lödöse einen Brief (DS, Bd. IV, 1, Nr. 2809, (SDHK-Nr. 3751 = DN, Bd. IV, Nr. 191; vgl. Reg. Norv. Bd. IV (1320–1336), Nr. 774), schrieb, der in manchen Schriftzügen denen in B 59 gleicht (Per-Axel Wiktorsson). Er war Pfarrer an der Kirche St. Olof in Lödöse, die Urkunde sagt: „et lydekino curato ad sanctum olauum ibidem“. 102 Vgl. SGL, Bd. I, VgL III: 66, S. 265. 103 Grat. c. 19 C. XVII, qu. 4; c. 107 C. XI, qu. 3; c. 5 C. XVII. qu. 4. 104 Liber Extra c. 5 X. 5. 17; c. 22 X. 5. 39; vgl. Collin/Schlyter, SGL, Bd. I, S. 265, Fn. 88, 93f, 96 f. 105 In: SGL, Bd. I, VgL IV: 20, 1–3, S. 316. 106 Vgl. SGL, Bd. I, S. XIII; zu weiteren Einzelheiten der Hs. B 59 vgl. Sune Ambrosiani, S. 14 ff; Elias Wessén, Corpus, Bd. XII, S. XIV–XVII. 107 Schlyter, SGL, Bd. I, S. XI. 108 SGL, Bd. I, S. 292–294: „vm domara“. 109 Vgl. die Beschreibung in SGL, Bd. I, S. XLVI f; vgl. dazu Jan-Eric Almqvist, Stiernhielm, in: SvJT, årg. 43 (1958), S. 231–237. 110 Vgl. die Beschreibung in SGL, Bd. I, S. XLVIII f. 111 Vgl. die Beschreibung in SGL, Bd. I, S. XLIX–LII. 112 SGL Bd. I (1827).
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VgL I in Faksimile herausgegeben113. Übersetzungen ins Neuschwedische haben Otman, Sjöros, Beckman und Holmbäck/Wessén verfaßt114. Beauchet115 hat VgL ins Französische übertragen, Bergin116 ins Englische; eine deutsche Übersetzung (nur von VgL I) hat v. Schwerin vorgelegt117. Das Westgötenrecht hat nicht nur in Västergötland, sondern auch in Dalsland und in Mo härad in Småland gegolten118. Ob es auch in Värmland gegolten hat, ist strittig119, doch ähneln die Reste von Värmlandslagen dem Westgötenrecht stark. 5. Hednalagen Das nur vom schwedischen Reformator Olaus Petri mitgeteilte120, in keiner mitterlalterlichen Hadschrift überlieferte Fragment eines mittelalterlichen Rechtstextes namens Hednalagen (Heidenrecht)121, gehörte nach früher herrschender Meinung ursprünglich zur Eskilschen Redaktion von VgL I. Carl Ivar Ståhle hat jedoch gute Gründe dafür beigebracht, es dem oberschwedischen Rechtskreis zuzurechnen122. Es handelt vom Zweikampf, der statt eines Prozesses stattfindet, also einen Streit außergerichtlich entschei113 Lex Vestro-gothico Recentior: Yngre Västgötalagen och Bjärköarätten, Facsimileausgabe von Cod. B 58 der Kgl. Bibliothek Stockholm, durch Adolf Schück, Corpus codicum Suecicorum medii aevi, Vol. VI, Hafniae 1946; Lex Vestro-gothico vetustior: Äldre Västgötalagen, Facsimileausgabe von Elias Wessén, Corpus codicum Suecicorum medii aevi, Vol. XII, Hafniae 1950 (=Faksimile-Ausgabe von Cod. B 59 d. Kgl. Bibliothek Stockholm), Hafniae 1950. 114 Ivar Otman, Äldre Västgötalagen öfversatt och förklarad, Helsingfors 1883; Bruno Sjöros, Äldre Västgötalagen. Diplomatisk avtryck och normaliserad text jämte inledning och kommentar, Helsingfors 1919; Natanael Beckman, Äldre Västgötalagen, översatt och förklarad, Uppsala 1924; H/W, SLL, 5. Serien: Äldre Västgötalagen, Yngre Västgötalagen, Smålandslagens Kyrkobalk och Bjärköarätten, Uppsala 1946, Neudruck 1979. 115 Ludovic Beauchet, Loi de Vestrogothie (Västgötalagen), traduite et annotée et précedée d’une étude sur les sources du droit suédois, Paris 1894. 116 Alfred Bergin, The Law of the Westgoths according to the manuscript of Eskil lawman of Westergötland, Rock Island (Illin.) 1906. 117 Claudius v. Schwerin, Schwedische Rechte: Älteres Västgötalag, Upplandslag, Weimar 1935. 118 Vgl. Gerhard Hafström, rättskällor, S. 40. 119 Vgl. dazu unten V., Värmlandslagen, S. 433 f. mit Fnn. 318 f. 120 Vgl. Otto von Friesen, Hednalagen (1902) in: Samlaren, Bd. 23, S. 109–112; Olaus Petri (eigentlich: Olof Petersson), der schwedische Reformator, wurde am 6. Jan. 1493 (1497?) in Örebro geboren, er starb am 19. April 1552 in Stockholm, vgl. über ihn SBL, Bd. 28 (1992/94), S. 151; Gerhard Schmidt, Richterrregeln, S. 17–24. 121 Hednalagens Text findet sich auch bei H/W, SLL, Bd. V, S. XXVI. 122 Vgl. Carl Ivar Ståhle, Upplandslagen, S. 130–139.
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det, der durch ehrenkränkende Schmähworte entstand. Das Gesetz bestimmt die Form des Zweikampfes und regelt seine Rechtsfolgen, er wird aber nicht als Gottesurteil beschrieben. Daraus folgt, dass er als Beweismittel diente123. In die Niederschriften der svealändischen Gesetze ist es nicht aufgenommen worden, weil der Zweikampf zur Aufzeichnungszeit kein Rechtsinstitut mehr war124.
II. Yngre Västgötalagen (VgL II) 1. Entstehung Am Ende des 13. Jahrhunderts wurden viele skandinavische Rechtsbücher umgearbeitet und der Zeit angepaßt. Das gilt für Norwegen, wo Magnus Lagabøter (1263–1280) seine Gesetze schuf, aber auch für Schweden, wo Magnus Ladulås (1275–1290) die Rechtsbücher Östgötalagen und Södermannalagen überarbeiten ließ, Närkeslagen bestätigte und neue Statuten (z. B. die Privilegien für Kopparbergs bergslag) erließ. In diese Zeit fällt auch die Bearbeitung von VgL I, ausgeführt zwischen 1281 und 1300, und doppelt so umfangreich. Davon sind mehrere Handschriften erhalten. Deren wichtigste ist die Hs. B 58 von ca 1347125, jedoch mit anderer Vorlage als Hs. B 59. Die Zusätze stammen teils aus Urteilen des Things, die der Rechtsprecher zu Rechtssätzen geformt, teils aus Recht, das Eskil nicht berücksichtigt hat. Sie sind großenteils (außer im Diebsabschnitt) mechanisch an die vorhandenen Abschnitte angefügt. Die Systematik ist gegenüber VgL I nicht verbessert und fällt gegenüber der von Östgötalagen und Uplandslagen stark ab. Die Reihung der Abschnitte folgt großenteils der von VgL I, doch haben einige die Plätze getauscht, die Verletzung der Mannheiligkeit ist auf zwei Abschnitte verteilt und bardaghæ balkær heißt in VgL II frip balkær. Alle Abschnitte gliedern sich in numerierte Kapitel, deren Einteilung jedoch wenig durchdacht ist. Den größten Zuwachs zeigt der Kirchenabschnitt: Nicht nur das Statut Bischof Brynolfs von 1281 ist übernommen, sondern auch Synodalstatuten und vieles aus dem kanonischen Recht126. Die Hs. B 58 enthält neben dem VgL II auch das Bjärköarecht127 (=Stadt123 Vgl. Leopold F. Leffler, Hednalagen, S. 100 ff; Ernst Estlander, in: Tidskrift utg. av Juridiska Föreningen i Finland 48, 1912, 571–594. Alvar Nelson, Envig, in: Saga och Sed 1944, S. 57–94 (82f); H/W, SLL, Bd. V, S. XXVIII. 124 Vgl. Alvar Nelson (wie Fn. 123), S. 82f; Carl Ivar Ståhle, Upplandslagen, S. 137. 125 Zur Faksimile-Ausgabe Adolf Schücks s. o. Fn. 113 126 Vgl. Georg J. V. Ericsson, kyrkobalk (1967). 127 S. dazu unten VII., S. 512–517.
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recht) für Lödöse und eine lateinische Übersetzung von König Magnus Erikssons Statut vom 17. Juli 1345 für (Söder-)Tälje128, so dass die Handschrift erst danach geschrieben sein kann. Ihr fehlt jedoch das Kirchenrecht. Das beruht vielleicht darauf, dass am 8. März 1347 eine Delegation von fünf Kanonikern gegen die Verkürzung kirchlicher Rechte protestierte129, die eine zur Vorbereitung von Magnus Erikssons Landrecht130 berufene königliche Kommission plante. Auch Algot Bengtsson, der damalige Rechtsprecher von Västergötland, gehörte ihr an131. Andere Handschriften von VgL II haben jedoch einen Kirchenabschnitt; seine jüngste und vollständigste Form findet sich in den ‚statuta generalia‘, die schon Laurentius Diakn in seine Zusätze zu VgL I aufgenommen hatte132. 2. Sprache und Geltungsbereich Terminologie und Aufbau ähneln den ostnorwegischen Rechten. Streitig ist vor allem, ob der lænder maper in VgL I, Jb 5 und in VgL II, Jb 13 ein königlicher Vertrauensmann oder ein Lehnsmann war und so dem norwegischen lendr majr (Lehnsmann) entsprach133. Auch einige Sätze des schonischen Rechts sind übernommen134. Da es sich jeweils um Nachbarlandschaften handelt, glichen sich zur Aufzeichnungszeit Sprache, Kultur und Rechtsgewohnheiten weitgehend, auch hatte das skandinavische Recht des Mittelalters dieselben Grundzüge und wies lediglich lokale Abweichungen auf. Anhand sprachlicher Eigenarten des Manuskripts B 59 hat Götlind den Ort näher bestimmt, wo in Västergötland VgL I abgefaßt wurde. Er meint, er liege in den Harden Barne und Viste, westlich Skara135. Über die Sprache von VgL handelt vergleichend Petterson136, über die des Lydekinus Ekholm137. VgL I ist nicht nur ein herausragendes altschwedisches Sprachdenkmal, sondern auch ein wichtiges Zeugnis für die skandinavische mit-
128 129 130 131 132 133 134 135
In: DS, Bd. V Nr. 3972, S. 475–481. Druck in: DS, Bd. V, Nr. 4148, S. 643 f. Zu MELL s. unten D. I, S. 535 ff. Vgl. Gösta Åqvist, Art. Västgötalagarna, in: KLNM, Bd XX (1976), Sp. 340. In: SGL, Bd. I, VgL IV: 21, S. 317–344. Vgl. H/W, SLL, Bd. V, S. 145, N. 42. Vgl. H/W, SLL, Bd. V, S. XXI. Vgl. Johan Götlind, äldre Västgötalagen, in: Språkvetenskapliga Sällskapets i Uppsala förhandlingar 1919–21, S. 63–83; vgl. Torsten Wennström, Dialektgränser, S. 164 ff; H/W, SLL, Bd. V, S. XXXV. 136 Vgl. Björn Petterson, Stilstudier (1959). 137 Vgl. Hugo J. Ekholm, anteckningar, in: Studier i Nordisk filologi 7, 2 B, (1915), 101–112.
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telalterliche Rechtskultur. Es galt in Västergötland, daneben auch in Dalsland und im småländischen Mo härad. 3. Inhalt und Besonderheiten a) Inhalt VgL II enthält nach einer neu eingefügten Praefatio folgende Abschnitte: den Kirchenabschnitt mit 73 Kapiteln, Ungefährwunden mit den Kapiteln 10–13, wobei die ersten neun Kapitel fehlen, den Friedensabschnitt mit 15 Kapiteln, den Friedensabschnitt mit 3 Kapiteln, den Totschlagsabschnitt mit 41 Kapiteln, Erbschaften mit 35 Kapiteln, das Eherecht mit 18 Kapiteln, den Rechtlosigkeitsabschnitt mit 30 Kapiteln, den Diebsabschnitt mit 58 Kapiteln. Der Grundstücksabschnitt umfaßt 46 Kapitel, der Mühlenabschnitt hat nur eines. Gebrauchsanmaßungen sind (anders als VgL I) in einem einzigen Abschnitt mit 51 Kapiteln geregelt; der eigentliche Text wird mit dem Zaunabschnitt in 29 Kapiteln beschlossen. Auch hier folgen Zusätze, die insgesamt 13 Nummern und in der Ausgabe SGL, Bd. I die Seiten 222–253 einnehmen. Die beiden Herausgeber Collin und Schlyter haben die Excerpte des Lydekinus VgL III genannt; sie stammen aus VgL II, aus dem kanonischen Recht und unbekannten Quellen und sind dem VgL I beigefügt. Die Zusätze eines unbekannten Autors nennen sie VgL IV. Den Schluß bildet ein Verzeichnis der königlichen Steuern und Einnahmen in Västergötland. Westgötisches Recht VgL I
VgL II
Hs. B 59 a
Hs. B 58
Kirkiu bolkær
22 cap.
Praefatio
Af mandrapi
15 cap.
Kirkyu balker
83 cap.
Særæ malum bolkar
6 cap.
Af vapæ sarum bolkær
Af vapæ sarum
5 cap.
Frip balkær
Bardaghæ bolkær
9 cap.
Orbotæ mal
Orbotæ mal
1 cap.
Dræpare bolkær
41 cap.
25 cap.
Aruæ bolkær
35 cap.
9 cap.
Giptæ bolker
18 cap.
Arfpær bolkær Gipta bolker
cap. 10–13 15 cap. 3 cap.
Rætlosæ bolkær
13 cap.
Retlosæ bolker
30 cap.
Iordpæ bolkær
20 cap.
Piufua bolker
58 cap.
1 cap.
Iorpæ bolkær
46 cap.
Huru myulnu skal gæra
405
Götarechte VgL I
VgL II
piuuæ bollkær
19 cap.
Fornæmix sakir
6 cap.
Fornæmis balker
51 cap.
11 cap.
Vt giærpæ bolker
29 cap.
Additamenta
13 cap.
Fornæmix bolkær Lecara rætar
Hs. B 59 b
1 cap.
Mölnu balker
Conongs bolkær
1 cap.
VgL IV 1–9: Verschiedene Bemerkungen
Horo ping lot skal skiptæ
1 cap.
10: Danaholms Traktat
Biscups bryniolfs stapue (1281, DS I, Nr. 709)
5 cap.
11: Almænninger
Westgöta Kyrkior
1 cap.
[VgL III] Lydekini excerpta et adnotationes
1 cap.
9 cap.
12: Rætær domæri (Richterregeln) 13: Vidhemmæ sokn skiptis
146 cap. 14: Rechtsprecherliste 15: Königsliste 16: Bischofsliste von Skara 17: Ablaß 18: Diebstahlsprozeß (13 §§) 19: Alsnöstadga v. 15. Mai – 16. Okt. 1279 (in DS I, Nr. 799 falsch auf 1285 datiert) 20: Dienstverweigerung etc. 21: lat. Kirchenrecht (141 §§) VgL V Königliche Steuern und Einnahmen (1 cap.)
b) Besonderheiten Im 13. Jh. war der Einfluß der Kirche auch in Västergötland erstarkt, was sich am Anwachsen des Kirchenabschnitts in VgL II und an den statuta generalia ablesen läßt, die überwiegend kanonisches Recht enthalten138. Nachdem das 4. Laterankonzil im November 1215 in c. 18 die Mitwirkung Geistlicher an Gottesurteilen verboten hatte139, verschwand die Eisenprobe nach 138 Statuta generalia in VgL IV: 21 (SGL, Bd. I, S. 317–344), vgl. Strauch, Birger Jarl, S. 339f. 139 Druck in COD II, S. 244.
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und nach aus den Landschaftsrechten: In Norwegen 1247 nach dem Besuch des päpstlichen Legaten Wilhelm von Sabina. 1248 besuchte er Schweden140 und drang vermutlich auch dort auf die Abschaffung der jarnbyrp, denn Birger Jarl (1248–1266) schaffte sie ab141, und zwar nicht nur für Öster-, sondern vermutlich auch für Västergötland142. Ob Eskil diese Rechtsänderung einführte, der ja eher ein Rechtssammler war, ist fraglich, da das mit VgL ungefähr gleichzeitige SkL [ca 1202–16] und der liber legis scaniae (nach 1216) des Ebfs. Andreas Sunesøn die Eisenprobe noch als geltendes Recht beschreiben und die Verbindungen zu Schonen eng waren. So dürften eher Eskils Nachfolger im Amte, die Rechtsprecher Gustav und Folke, die Eisenprobe abgeschafft haben. Von ihnen heißt es143: toko marghir hedpner af warum laghum oc frillubörn gengu ffra arwi sinum (sie tilgten vieles Heidnische in unserem Recht und die Kebskinder verloren ihr Erbrecht). Vermutlich handelt es sich um den Zweikampf und die Eisenprobe, ferner um Æb 8: pr.144, wonach das Ehebruchskind nicht erbt. Damit war die kirchliche Forderung nach der Einehe erfüllt. Æb 8 kann jedoch nicht zu Eskils Text gehört haben, da diese Kinder zu seiner Zeit noch ein Erbrecht nach ihrem Vater hatten145. Die alte heidnische Eidesformel (bipi sva sær gup hollan, er bitte sich die Götter hold)146 ist jedoch trotz der Christianisierung stehen geblieben. Auch sonst gab man nicht stets den kirchlichen Wünschen nach: Ihnen stellte sich z. B. Jb 5147 entgegen. Die Stelle gibt dem freien Bauern in Bodenstreitigkeiten das Beweisrecht vor allen anderen (auch vor dem Bischof) und schützt ihn so in seiner Lebensgrundlage. Wegen ihrer Forderung nach libertas ecclesiae wollte sich die Kirche zwar sonst einem weltlichen Gericht nicht unterwerfen, konnte das jedoch für Bodenstreitigkeiten nicht durchsetzen. Ein weiteres Beispiel der Rechtserneuerung ist die Einführung der næmnd, des Ausschusses im Prozeß. Infolge des Verbots der Eisenprobe mußte nach 1215 dieses Beweismittel ersetzt werden148. Wenig später 140 141 142 143 144 145 146
Vgl. DS I, Nr. 359, S. 330–333. Vgl. Östgötalagen, Eps. 17 (SGL, Bd. II, S. 37 = Strauch, OGR S. 65). Vgl. H/W, SLL, Bd. V, S. XXIX. In: SGL, Bd. I, VgL IV, 14: 19, S. 297. In: SGL, Bd. I, S. 26. Vgl. H/W, SLL, Bd. V, S. 86, N. 21. In: SGL, Bd. I, VgL I Piuvæ bolkær [Tb] c. 14: „bipi sva sær gup hollæn“; Retlosæ bolkær [Rb] 8: pr., 9: pr.: „bipi sva sær gup holl“ (S. 39f); VgL IV, 18: 2 (S. 308), 13 (S. 294f); vgl. Leopold F. Leffler, edsformulär, in: Antikvarisk Tidskrift för Sverige, Bd. 5, Stockholm 1873–95, S. 149–160. 147 Jb 5, in: SGL, Bd. I, S. 44. 148 Vgl. Strauch, Eisenprobe, S. 765 ff.
Götarechte
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hatte der Papst in einem Schreiben vom 28. Mai 1218149 an den Erzbischof von Lund und seine Suffragane auch die Eidhilfe der Verwandten als „pestis contraria omni iuri“ gebrandmarkt (wobei seine Bedenken sich vor allem gegen ihre Unehrenhaftigkeit richtete)150 und verlangt sie vor kirchlichen Gerichten durch bone fame viros zu ersetzen. Wohl auf Grund dieses Schreibens hatte Valdemar II. in Dänemark das sogenannte Eisenprobenstatut erlassen151, wonach ein Ausschuß über Schuld und Unschuld eidlich zu entscheiden hatte. Dieser Papstbrief dürfte auch dem Erzbischof von Uppsala und seinen Suffraganen bekannt geworden sein. Jedenfalls schreibt VgL I die Beweisführung durch den Ausschuß statt durch Eidhelfer in ähnlichen Fällen vor wie in Valdemars II. Statut, nämlich bei Totschlag (Mb 11; Slb 6; 8; 9; Æb 11; 15), bei Wunden und Schlägen (Sb 2), bei Diebstahl (Tb 6), bei Ehebruch (Gb 5: 1) sowie bei Bodenstreitigkeiten zwischen Land und Harde (Jb 16: 1). Ob das schon zu Eskils Zeit geschah, ist unbekannt. Immerhin veränderte die Einführung der næmnd den Prozeß152. Deutlich ist aber, dass sie noch auf dem Eidhelferbeweis fußte, weil sie zunächst dazu diente, den Beweis der Sachlage für den Kläger oder den Beklagten zu führen. Der Fortschritt im Beweisverfahren bestand nur darin, dass nicht mehr der Beweisführer die Mitglieder des Ausschusses ernannte, sondern dass Außenstehende sie auswählten und den Beweis damit objektivierten153. Es ist jedoch anzunehmen, dass der Beweisführer nur dann obsiegt hat, wenn der Ausschuß einstimmig für ihn sprach. In vier besonders schweren Fällen von Totschlag und Vergiftung (VgL I Slb 8; 9; Æb 11 und 15 [vgl. VgL II, Æb 19]) fordert VgL I eine lukt hærasznæmd (einen geschlossenen oder einstimmigen Hardenausschuß). Die weitere Entwicklung machte aus dem Ausschuß des Beweisführers einen Beweisausschuß, der selbständig über Schuld und Unschuld entschied. In diesem Stadium reichte dann nach dem Vorbild bei kirchlichen Wahlen154 die Ausschußmehrheit. Das sagt schon VgL I, Gb 5: 1155, vorausgesetzt, dass es kein späterer Zusatz ist156. VgL I 149 In: DS I, Nr. 176, S. 175. 150 Vgl. Strauch, Eisenprobe, S. 777 f. 151 In: DGL I, 2, Tillæg XII, S. 781–791; vgl. Sjöholm, Medeltidslagar, S. 57 ff; Bååth, kanoniska rätten, S. 77f; Åqvist, Frieden, S. 207. 152 Vgl. Harald Hjärne, nämden S. 1 ff; H/W, SLL, Bd. V, S. XXX; LXVIII ff; Strauch, Eisenprobe, S. 765 ff. 153 SGL, Bd. I, VgL I, Mb 11 (S. 15); Sb 2 (S 17); Slb 1: pr.; 6 (S. 20; 22); Jb 16: 1 (S. 49f), vgl. H/W, SLL, Bd. V, S. LXVIII. 154 Vgl. conc. Lat. IV c. 23f (COD II, S. 246f) = c. 42; 48; 50; 55. X. I. 6. 155 In: SGL, Bd. I, S. 33. 156 Vgl. VgL II, Gb 6 (SGL, Bd. I, S. 146; H/W, SLL, Bd. V, S. 104, N. 18.
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spricht jedoch nicht von fælla eller væria (urteilen oder freisprechen), sondern – immer noch im Sinne der Eidhelfer – von sieben Stimmen beim Zwölferausschuß, um den Beweis zu führen. Wer den Ausschuß ernannte, sagt VgL I nicht. Zu vermuten ist, dass ihn das Thing bestimmte oder dessen Wortführer157. Auch hierin ist eine Entwicklung zu sehen: Wählte man den Ausschuß ursprünglich für eine bestimmte Sache, so wurde er bald über die gesamte Thingdauer für alle anhängigen Sachen zuständig und schließlich zur dauernden Einrichtung, die von Thing zu Thing bestehen blieb. Es gab Hardenausschüsse und Viertelsausschüsse (für ein Hardenviertel). Neben dem laghmaper (Rechtsprecher) und dem hærapshöfpingi (Hardenhauptmann) kennen Lydekinus158 und VgL II159 den næmdarmaper (den Ernannten). Vermutlich wählte ihn eine Nachbarschaft (grænd oder skiri (von aengl. scir, engl. shire160, die Teil einer Harde oder einer Viertelsharde sein konnte, doch durfte gegen den Willen von Hardenhauptmann und Bauern kein piænistu maper (im Hof- oder Kriegsdienst stehender Mann) dieses Amt erhalten161. Grænd und skiri sind nur aus Västergötland bekannt. Sie entsprachen vielleicht den hamnor in den Svealandschaften, also den Unterbezirken der Ledungsorganisation, die einen hampnumaper mit gleichen Pflichten kannten162. Der Ernannte hatte Aufgaben bei byarbygning (Bauarbeiten im Dorf), der Abgabenerhebung und bei Gericht, wo er berufen war, in einigen Fällen att fælla eller væria, also zu urteilen163. Streitig ist, ob der næmdarmaper auch Mitglied des Beweisausschusses war. Darauf deuten VgL III: 76; 77164, vielleicht auch VgL II Tjb 2165. 4. Nachwirkung VgL galt bis ins 14. Jh. hinein. Wann es durch Magnus Erikssons Landslag (MELL) abgelöst wurde, das sich nach 1350 in den schwedischen Landschaften allmählich durchsetzte, ist unsicher. Immerhin berief man sich in
Vgl. H/W, SLL, Bd. V, S. LXVIII f. Lydekinus, in SGL, Bd. I, III: 130 (S. 278). SGL, Bd. I, Vgl II, Fb 42; 43; 47 (S. 208, 210); Add. 10 (S. 241f). Thorsten Andersson, Gränd, in: Namn och Bygd, Bd. 84 (1996), S. 131 f. SGL, Bd. I, VgL III: 77, (S. 269). Vgl. Upplandslag, Kgb 10: 2 (SGL, Bd. III, S. 95); Södermannalag, Tgb 2 (SGL, Bd. IV, S. 173f); vgl. H/W, SLL, Bd. V, S. 400f, N. 1) 163 Vgl. die Nachweise bei H/W, SLL, Bd. V, S. LVIIIf. 164 VgL III: 76; 77 (SGL, Bd. I, S. 268f). 165 VgL II Tjb 2 (SGL, Bd. I, S. 162), so: Harald Hjärne, nämnden S. 23; H-W S. LVII ff; 321, N. 10; 400f, N. 1; Karl Wührer, Art. Nämnd in: KLNM, Bd. 12 (1967), Sp. 446f gegen Carl J. Schlyter, Ordbok, S. 804 f.
157 158 159 160 161 162
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einer Urkunde vom 18. Okt. 1399 noch auf Westgöta lagh166, obwohl seit den 1390er Jahren MELL zunehmend angewandt wurde167.
III. Östgötalagen (ÖGL) 1. Östergötland, geografisch/historisch Östergötland ist die Landschaft, in der das Geschlecht Birger Jarls168 begütert war, der in Bjälbo (wenige Kilometer südwestlich Skänninge gelegen) geboren wurde. Es grenzt im Nordwesten an Närke, im Nordosten bildet der Kolmorden den Grenzwald zu Södermanland, im Westen verläuft die Grenze durch den Vättern, wobei Visingsö mit der alten Burg Visingsborg schon zu Småland zählt. Im Süden grenzt es an Småland, im Osten an die Ostsee zwischen Norrköping und Valdemarsvik169. Usprünglicher Siedlungsschwerpunkt war die Ebene südlich des Motalastromes, in der auch Linköping, der politische und kirchliche Mittelpunkt der Landschaft170, liegt: Dort tagte das Lionga thing und Linköping war Bischofssitz. Weitere wichtige Städte waren Söderköping, eine bedeutende Handelsstadt, Norrköping am Bråviken, Skänninge am Skenån und etwa 14 Km nordwestlich davon Vadstena am Vättern, das dem dortigen Kloster seine Entstehung verdankt171. Das Bistum ging weit über Östergötland hinaus: Es umfaßte auch die småländischen Landschaften Tveta, Vedbo, Ydre, Kind, Tjust, Se166 Druck bei Alexander W. Gadolin, pantsättning, Nr. 48, S. 285 f. 167 Belege bei H/W, MELL, S. LVIII f. 168 Vgl. über ihn: SBL, Bd. IV (1924), S. 424; Sven Tunberg, historia, Bd. II, S. 86–110; Gösta Åqvist, Frieden, S. 160 ff; Strauch, Art. Birger Jarl in: Lex MA, Bd. Bd. II (1999), Sp. 214; Dick Harrison, Jarl, S. 175 ff. 169 Vgl. Carl Gustaf Styffe, unionstiden, S. 239–264; Jan Liedgren, Art. Landskap, Sverige, in: KLNM, Bd. X (1965), Sp. 236–240; Strauch, OGR, S. 32 ff mit Karte S. 34; Birgitta Fritz, hus, Bd. I, S. 64–66; 112–119; Bd. II, S. 80–90 mit Karte S. 82 und in Mats Wahlberg, SOL, Einband, Innenseite. 170 Sie war gegliedert in 18 Harden, nämlich 1) Östkinds hd; 2) Lösninga (jetzt: Lysinge) hd; 3) Biærkekinds (jetzt: Björkekinds) hd; 4) Hammarkinds hd; 5) Skärkinds hd; 6) Bankekinds hd; 7) Åkerbo hd; 8) Hanekinds hd; 9) Valkabo hd; 10) Vifolka hd; 11) Gilstrings (jetzt: Göstrings) hd; 12) Lysings hd; 13) Dals hd; 14) Aska hd; 15) Bobergs hd; 16) Gullbergs hd; 17) Myminga (jetzt: Memmings) hd; 18) Brabo (jetzt: Bråbo) hd. Birgitta Fritz, hus, Bd. II, S. 82; 106–110 rechnet seit der Mitte des 14. Jahrhunderts infolge der Kriege und Reichsteilungen, bzw. der Propsteieinteilungen auch noch 19) Kinds hd und 20) Ydre hd dazu, doch ist die Grenzziehung zwischen beiden Landschaften unklar; ebenso: Jan Liedgren, Art. Landskap, Sverige, in: KLNM, Bd. X (1965), Sp. 238; anders noch: Carl Gustaf Styffe, unionstiden, S. 246 ff. 171 Vgl. Carl Gustaf Styffe, unionstiden, S. 242 ff.
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Karte 16: Östergötland, Quelle: Birgitta Fritz, Hus, land och län. Förvaltningen i Sverige 1250–1434, Bd. II, Stockholm 1973, S. 82. Harden in Östergötland: 1 Östkinds hd; 2 Lösings hd; 3 Björkekinds hd; 4 Hammarkinds hd; 5 Skärkinds hd; 6 Bankekinds hd; 7 Åkerbo hd; 8 Hanekinds hd; 9 Valkebo hd; 10 Vivolka hd; 11 Göstrings hd; 12 Lysings hd; 13 Dals hd; 14 Aska hd; 15 Bobergs hd; 16 Gulbergs hd; 17 Memmings hd; 18 Bråbo hd; 19 Kinds hd; 20 Ydre hd. Die mittelalterlichen Namen der Harden finden sich auf S. 364, Fn. 169.
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vede, Aspeland, Anbyrd und Möre mit Njudung und Finnveden sowie die Inseln Öland172 und das schwedische Schatzland Gotland. Eingeteilt war es in nur zwei Propsteien: Vestanstang (dessen Propst in Skänninge residierte)173 und Östanstang (dessen Propst in Söderköping saß)174, die seit 1396 auch für die weltliche Verwaltung genutzt wurden175. Nach Aufzeichnungen vom Ende des 16. Jahrhunderts176 hatten die sechs westlichen ostgötischen Harden die Öjebro über den Svartån zu unterhalten, die sechs mittleren die Stångebro bei Linköping und die sechs östlichen die Brücke in Norrköping177. Die sechs Harden, die südlich des Sees Asplången und östlich des Aspveden lagen (eines Gemeinwaldes zu beiden Seiten der Straße zwischen Söderköping und Linköping) hatten nach ÖGL, Bb, c. 28 Steuern an König und Jarl zu entrichten178. 2. Entstehung Wie gewöhnlich nennt das Östgötalag keinen Verfasser. Doch läßt sich seine Niederschrift nicht ohne den ostgötischen Rechtsprecher denken. Er hatte nämlich zwei Aufgaben: in Streitfällen das Recht zu weisen (asw. skilia lagh179, Entscheidungen zu fällen (ein Urteil des Rechtsprechers (laghmans dom) erwähnen Kr 13: § 2; 16:pr; Vap 31: pr. etc.180 und auf dem Landsthing der Ostgöten, (dem Liongaping bei Linköping) das gesamte ostgötische Recht vorzutragen (tælia lagh). Dieser jährliche Rechtsvortrag umfaßte das überlieferte Recht, die entschiedenen Streitfälle, aber auch die neueste Gesetzgebung. Die Niederschrift von Östgötalagen fällt in die Zeit allgemeiner Rechtsaufzeichnungen in ganz Europa, die sogenannte Rechtsbücherzeit des 13. Jhs. Die Aufzeichnung liegt vor 1303, denn eine Urkunde aus 172 Über die Einteilung der Insel Öland in Kirchspiele vgl. die anliegende Karte Nr. 17, S. 415. 173 Propst in Skänninge, s. d. Urk. Anagni, d. 2. Nov. 1232, in: DS, Bd. I, Nr. 273, S. 271. 174 Propst in Söderköping, s. Urkunde v. 1287, in: DS, Bd. II, Nr. 931, S. 20f (S. 21); vgl. Adolf Schück, stadsväsen, S. 190. 175 Vgl. Carl Gustaf Styffe, unionstiden, S. 242, der auf die Räfstethinge 1396–1444 verweist. 176 Es handelt sich um den Codex B 7 in SRA, vgl. Jan Liedgren, Art. Landskap, Sverige, in: KLNM, Bd. X (1965), Sp. 238. 177 Das Urteil vom 25. Jan. 1380 in: SD [noch nicht gedruckt], SDHK-Nr. 11623 stellt den Anteil der Brückenbaulast fest, den Östkinds- und Hammarkinds härad an der Brücke in Norrköping haben; Jan Liedgren (wie Fn. 176, Sp. 238. 178 ÖGL, Bb, c. 28: pr (SGL, Bd. II, S. 215); mit den Steuern an den Jarl sind wohl die Seezugslasten gemeint, vgl. Bb, c. 28: 5; vgl. die Urkunde v. 15. Apr. 1316, in: DS, Bd. III, Nr. 2053, S. 247f; Jan Liedgren, (wie Fn. 176, Sp. 238). 179 Vgl. Vapa mal (Vap) c. 30: 2 (SGL, Bd. II, S. 84 = Strauch, OGR, S. 104). 180 Vgl. Strauch, OGR, S. 280f, Art. Rechtsprecher.
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Linköping vom 2. April 1303 spricht bereits von einem liber legum181. Der terminus post quem läßt sich dagegen nicht sicher feststellen. Als Verfasser von Östgötalagen gilt allgemein Bengt Magnusson, der von 1269 (1264?) bis 1294 Rechtsprecher in Östergötland war. Er gehörte nicht nur dem königlichen Rat an, sondern war auch der Onkel des Königs Magnus Ladulås (1275–90). Möglicherweise konnte er bereits auf eine (heute verlorene) ältere Niederschrift zurückgreifen, die ihm sein Vater und Vorgänger im Amte des Rechtsprechers, Magnus Bengtsson, hinterlassen haben kann. Dessen Vater wiederum, der Bischof von Linköping Bengt Magnusson, sein Bruder und Vorgänger in Linköping, Karl, (beide Brüder Birger Jarls182, und der Lunder Erzbischof Andreas Sunesøn betonten bereits um 1220 in einer für Gotland bestimmten Urkunde183 die Nützlichkeit von Rechtsaufzeichnungen. Es ist deshalb nicht abwegig, die erste (verlorene) Aufzeichnung von Östgötalagen in die Jahre nach 1220 zu setzen.184 Da in Östgötalagen die späteren Zusätze den gleichen Sprachstil aufweisen wie ältere Teile, kann Bengt Magnusson bereits 1270 das ostgötische Recht aufgezeichnet und durch spätere Nachträge auf dem Laufenden gehalten haben185. Dafür spricht Æb 2, wo ein Erbfall als „i nyiu laghum“(„nach neuem Gesetz“), also dem Erbgesetz Birger Jarls von 1260, beurteilt wird. Eine Urkunde vom 22. März 1279186 spricht von „consuetudines et leges Osgocie“; die sog. Ängsöchronologie sagt für das Jahr 1286: „Item quod dicitur ormynd secundum leges osgotorum heredes repetere possint infra triennium“187 und dieses Recht, eine Mitgift zurückzufordern, regelt Östgötalagen in Gb 14: § 2, so dass dieses Datum gewöhnlich als terminus post quem gilt. Aber diese Bestimmung kann ein späterer Zusatz sein, so dass man daraus nicht das Datum der gesamten Niederschrift ableiten sollte. 3. Überlieferung und Geltungsbereich Von den uns überlieferten Handschriften des Östgötalags sind die meisten Fragmente. Die älteste (N) stammt aus der 1. Hälfte des 14. Jhs. Sie ist etwa gleich alt wie die Aufzeichnung der Kap. 1–16 des ostgötischen kunungx 181 182 183 184 185 186 187
Vgl. DS, Bd. II, Nr. 1386 vom 2. April 1303 (S. 380). Vgl. Herman Schück, Ecclesia Lincopensis, S. 54 f. In: DS, Bd. I, Nr. 832 (1216–23), S. 690 f. Vgl. Gerhard Hafström, rättskällorna, S. 53. Vgl. Carl Ivar Ståhle, Art. Östgötalagen, in: KLNM, Bd. XXI, Sp. 51 f. In: DS, Bd. I, Nr. 665, S. 542. Ängsö-chronologien. Anteckningar om tilldragelser under åren 1208–1288 in: Historiska Handlingar, Sjunde Delen, Stockholm 1870, S. 1 ff = Annales Sigtunenses für 1286, in: SRS, Bd. III, S. 7.
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epzsöre (Königseidschwur), die um 1325 der Priester von Vidhem in der Hs. B 59 von Västgötalagen niedergelegt hat. Eine größere Gruppe von Fragmenten stammt aus der Mitte des 14. Jhs. (D, E, M), das umfangreichste (C) aus der zweiten Hälfte des 14. Jhs. Diese Hs. wurde im 15. Jh. in einer Buchbinderei in Vadstena zum Einbinden anderer Werke benutzt. Aus den bisher bekannt gewordenen Resten läßt sich etwa 1/3 des ursprünglichen Textes herstellen. Vollständig sind nur 3 Texte überliefert: Hs. A von ca 1350, Hs. F vom Ende des 16. Jhs. Und die gedruckte Ausgabe von 1607 (Hs. B). Sie spiegeln das Ö. auf den verschiedenen Stufen seiner Entwicklung, die man hier über verschiedene Generationen verfolgen kann: Den Handschriften C, F und M fehlt die Einteilung in Kapitel, der Hs. M auch die Abschnittsüberschriften (die in Hs. F später hinzugefügt sind); sie enthalten fast durchgängig den älteren, auf Bengt Magnusson zurückgehenden, Rechtszustand und sind – jede für sich – später interpoliert worden. Der Druck B beruht auf jetzt unbekannten Handschriften und Handschrift A vergleicht den neueren Rechtszustand häufig mit dem alten, sie dürfte deshalb den Endzustand der Niederschrift darstellen. Nach Bengts Tod scheint der Rechtsstoff dann – wahrscheinlich nach dem Muster von Upplandslagen, also nach 1296 – in balkar und flockar (Abschnitte und Kapitel) eingeteilt worden zu sein, wobei die Kapitel den Sachzusammenhang wenig berücksichtigen. Collin und Schlyter haben die Hs. A ihrer Ausgabe zugrunde gelegt und die Abweichungen verzeichnet. Zuvor war Östgötalagen bereits im Jahre 1607 im Druck erschienen188. Der Stockholmer Drucker Ignatius Meurer ließ 1666 eine Sammelhandschrift schwedischer Landschaftsrechte erscheinen, die auch Östgötalagen enthielt189. Die heute noch maßgeblich Ausgabe haben Hans Samuel Collin und Carl Johan Schlyter 1830 vorgelegt190. Leopold Fredrik Leffler hat sie 1881 unverändert; Gösta Holm und Carl Ivar Ståhle haben sie 1980 – vermehrt um einige alte Fragmente – neu gedruckt191. Axel Olof Freudenthal192 hat 1895 eine Ausgabe mit Erklärungen veröffentlicht und Emil Olson hat 1911 ein Fragment 188 Johannes Bureus, Östgötha laghen, Stockholm 1607; vgl. Johannes Rudbeck, lagbibliografi (1915). 189 Ignatius Meurer, [Drucker], Sveriges rikes lagh-böker, som äre landz lag, stadz lagh, vplands lagh, Wästgöta lag, Östgöta lag, Södermanl. Wästmanna lag ok Helsing lagh, Stockholm 1666. 190 Hans Samuel Collin/Carl Johan Schlyter, Östgötalagen (SGL, Bd. II), Stockholm 1830. 191 Gösta Holm,/Carl Ivar Ståhle, Östgöta-Lagen, Ed. by H. S. Collin and C. J. Schlyter. Facsimile edition with addendum by the main Part of Emil Olson, Östgötalagens 1300-talsfragment (reprint) and Carl Ivar Ståhle, De Liedgrenska fragmenten av Östgötalagens C-text (first print), Lund 1980. 192 Axel Olof Freudenthal, Östgötalagen med förklaringer, Helsingfors 1895.
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aus dem 14. Jahrhundert herausgegeben193. Algernon Börtzell hat 1898 einen Faksimile-Druck der Stockholmer Handschrift B 50 veröffentlicht194 Schließlich hat Jan Liedgren noch einige Fragmente der Handschrift C entdeckt, die in die Ausgabe von Holm und Ståhle eingegangen sind. Eine neuschwedische Übersetzung mit Erläuterungen haben Åke Holmbäck und Elias Wessén 1933 herausgebracht195; meine Übersetzung stammt von 1971. Östgötalagen galt nicht nur im eigentlichen Östergötland zwischen Vättersee und Ostsee, dem Grenzwald Kolmården im Norden (gegen Södermanland) und dem Walde Holaviper im Süden (gegen Småland), sondern auch im nördlichen und östlichen Teil Smålands, nämlich den Kleinlandschaften (nichts anderes heißt Småland!) Tveta, Vedbo, Vista, Ydre, Kind und Tjust, in Sevede, Asbo, Anbyrd, Möre sowie auf der Insel Öland 196. 4. Inhalt und Besonderheiten a) Inhalt In der Ausgabe von Collin/Schlyter umfaßt Östgötalagen zehn Abschnitte: 1). Christenrecht; 2). Königseidschwur; 3). Totschlag; 4). Ungefährwerk und Wunden; 5). Ehe; 6). Erbschaften; 7). Bodenverkauf; 8). Kaufsachen; 9). Rechtsgang; 10). Landbau. Eigentümlich ist, dass das Christenrecht nicht mit Christus, sondern mit dem König beginnt197: Er ist es, der für den Kirchenbau sorgt. Im übrigen enthält dieser Abschnitt das kanonische Recht, des Inhalts, wie er damals in Östergötland angewendet wurde. Das Rechtsbuch schließt mit dem Dorfschaftsrecht, das nicht nur ausführlich die Anlage eines Dorfes nach der Sonnenteilung regelt, sondern auch sonst das bäuerliche Leben in feste Regeln gießt.
193 Emil Olson, Östgötalagens 1300-talsfragment, Lund 1911. 194 Algernon Börtzell, Östgötalagen: Östgöta Laghbok. Fototypisk reproduktion af Cod. Holm B 50, Stockholm 1898. 195 Åke Holmbäck/Elias Wessén, Östgötalagen (SLL, Bd. I), Stockholm 1933. 196 Vgl. Karte Nr. 17, S. 415. Streitig ist, ob Öland ein eigenes Landschaftsrecht besaß. Schriftlich überliefert ist es nicht. Über ein eigenes Landsthing wird nichts berichtet. Es gab zwar in Öland einen Rechtsprecher, auch spricht Magnus‘ Ladulås Urkunde vom 29. Dez. 1281 (DS, Bd. I, Nr. 736, S. 591–593 (593) von „leges patriae et consuetudinem approbatam“, doch bleibt ihr Verhältnis zu ÖGL unklar. Vgl. zu Öland: Carl Gustaf Styffe, Unionstiden, S. 264 –271; Sölve Göransson, härad, S. 97–116; derselbe, byar, in:Ymer, Bd. 106 (1986), S. 37–51; derselbe, skeppslaget, in: Saga och Sed 2003, S. 97–136; DMS, Bd. IV, 3: Öland, Sthlm 1996; Thorsten Andersson, Ölandslag, in: Saga och Sed 2010. 197 Vgl. Sven-Erik Pernler, in: Kyrkohistorisk årsskrift 1984, S. 80 f.
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Karte 17: Öland, Quelle: Ulf Erik Hagberg, Art. Öland, in: RGA2, Bd. XXI (2002), S. 591.
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Karte 18: Ostgötischer Rechtsbereich, Quelle: Strauch, Das Ostgötenrecht, Weimar 1971, S. 34. Außer den in Karte 17 genannten ostgötischen Harden lebten nach Ostgötenrecht auch die Landschaft Möre mit den Harden Norpa hd und Surpa hd; die Landschaft Njudung mit den Harden Væstra hd und Østra hd; ferner die Landschaften, welche zu Harden wurden: pvetum; Vist; Vipbo; Ypri; Kind, Sighvipi, piust; Asboland, Andbyrpi, Tunaläns hd; Stranda hd sowie die Insel Öland; vgl. auch Karte 19: Småland, S. 432.
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b) Besonderheiten Das Eherecht im fünften Abschnitt ist ein Beispiel dafür, dass überkommenes Eherecht überformt ist von kirchlichen Bestimmungen z. B. der Ehehindernisse198, über die der Bischof entschied. Neben die Trauung und die Traurede des Muntwalts als weltlichem Vermähler (G 6: pr; 9: pr) trat die kirchliche Trauung (vixl), Kr 31; G 6: pr; 7: pr, 8: pr), die aber noch nicht ohne den Vermähler stattfinden durfte (G 6: pr). Dabei bevorzugte die Kirche der Tradition gemäß die dotierte Muntehe. Obwohl sie auf den freien Willen der Verlobten den größten Wert legte, verwarf sie die auf freier Willensübereinstimmung beruhende Friedelehe, deren Kinder kein Erbrecht hatten (vgl. Æ 4). Im Erbrecht ist die Erbenordnung ausführlich geregelt, nicht aber, wie die Verwandtschaftsgrade berechnet wurden. Die Vorschriften über Knechte, Knechtskinder, deren Auslösung und Freilassung haben mit Erbrecht jedoch nur wenig zu tun. Grundstücksverkehr und allgemeines Kaufrecht sind auf die Abschnitte sieben und acht verteilt. Das Prozeßrecht beschränkt sich nicht ausschließlich auf den neunten Abschnitt, sondern findet sich – dem Sachzusammenhang nach – z. B. auch im Christenrecht (Bischofsausschuß Kr 13) oder im Grundstücksrecht (Bodenstreit, ES 12–15; Rb 25). Der Rechtsgangsabschnitt regelt nicht nur den überkommenden Eidhelferprozeß (Rb 18–21, 24), sondern auch den auf der Grundlage der Eidschwurgesetzgebung eingeführten Ausschußprozeß (Rb 1–4; 16). Das Statut von Alsnö 1279199, das den königlichen Einfluß auf die Rechtsprechung erweiterte, hat der Verfasser von Östgötalagen umgesetzt und in den Christenrechts-, Eidschwur- und Rechtsgangsabschnitt eingearbeitet. Während aus Kr 16: 3 und Dr. 3: 2 zu folgen scheint, dass die næmnd noch ein Beweisausschuß sei, der die Wahrheit zu erforschen hatte, folgt aus Rb 2 und 3, dass der konungx ræfst (dem Königsausschuß) für die dort aufgezählten Sachen das Entscheidungsrecht zukam, er sich also zu einem Urteilsausschuß entwickelt hatte200, wobei nicht sicher ist, ob die Aufzählung in Rb 2 seine Zuständigkeit erschöpft. Den hæræphöfpingi (den Hardenhauptmann, lateinisch: prolocutor) erwähnen sowohl die Rechtsbücher Västergötlands201 wie das Östgötalag202. Er war – vermutlich seit der Eidschwurgesetzgebung Birger Jarls – der Ur198 in: Kr 28; 29:1 (SGL, Bd. II, S. 24f), H/W, SLL, Bd. I, S. 31, N. 74. 199 In: DS, Bd. I Nr. 799 (1285), (S. 650–654) dort falsch datiert, vgl. zuletzt: Jan Liedgren, in: Rättshistoriska Studier 11 (1985), S. 116 (zwischen 15. Mai und 16. Oktober 1279) und Gösta Åqvist, Kungen S. 54 (1280); vgl. Strauch, Birger Jarl S. 515 mit Fn. 109). 200 Vgl. Gösta Åqvist, konung, S. 272 ff. 201 Vgl. Schlyter, in SGL, Bd. I, S. 430. 202 Vgl. die Nachweise bei Strauch, OGR, Art. Hundertschaftshäuptling, S. 260 f.
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teiler auf dem Hardenthing und nahm zugleich allgemeine Aufgaben der Harde wahr: Er verhängte die Reichsfriedlosigkeit (vara biltugher, ÖGL, Eth c. 11), verhaftete Totschläger (ÖGL, Drb c. 2: 2), verteilte deren Habe (ÖGL, Drb 5: pr), nahm Haussuchungen vor (ÖGL, Vath 32: 4) und kassierte die Bußanteile der Harde (ÖGL, Rb 3: 2). Jedoch sagt keines der beiden Rechtsbücher, wie er in sein Amt gelangte203. Nach dem Alsnöstatut von 1279204 sollte er für seine Harde Verwalter einsetzen205, welche Reisende mit dem Nötigen versehen sollten. Seit der Niederschrift und Anwendung von MELL verbreitete sich sein Amt in ganz Schweden. Nun wurde auch die Wahl geregelt: Nach Tgb c. 2206, sollte der Rechtsprecher ein außerordentliches Thing mit dem Auftrag einberufen, einen Ausschuß von zwölf Männern (er selbst als dreizehnter) zu wählen. Dieser sollte dem König einen Wahlvorschlag von drei hardenansässigen Personen unterbreiten207, aus dem dieser den ihm genehmen auswählen und zum Hardenhauptmann ernennen sollte208. Dieses Wahlverfahren ist meist beachtet worden, doch hat Sten Claëson gezeigt, dass es gelegentlich durchbrochen wurde, und dass in der Sturezeit das Amt zunehmend an adelige Knappen und Vögte als Belohnung für ihre Dienste verliehen wurde, so unter Sten Sture, dem älteren und jüngeren und unter Svante Nilsson Sture (Reichsverweser 1504–1512)209: Zu den Klagepunkten des Reichsrates gegen ihn von Juni 1511210 gehörte auch der Vorwurf, in Schweden und Finnland Harden203 Vgl. Jan Eric Almqvist, häradshövding, in: SvJT 1945, S. 275–281; Gerhard Hafström, Art. Häradshövding, in: KLNM, Bd VII (1962), Sp. 252. 204 Alsnösatzung, in: DS, Bd. I, Nr. 799 (1285, S. 650–654) dort falsch datiert, vgl. Jan Liedgren, Alsnö S. 103 ff und oben Fn.199. 205 In DS, Bd. I, Nr. 799 (wie Fn. 204, S. 650 heißt es: „Hwar hæræzhøfjenge skipi rættæræ i sinu hæræji“. 206 MELL, Tgb, c. 2 (SGL, Bd. X, S. 212f). 207 In MELL, Tgb, c. 2 (SGL, Bd. X, S. 212f) heißt es: „pe prættan skulu kununge pre i val læggia af pem i hæræpe boa, per taki Kununger en av, pen sum han vil och veet per fallnæn til vara“. 208 Vgl. zur Besetzungspraxis im Spätmittelalter: Sten Claëson (1987). 209 VGl. die Nachweise bei Sten Claëson, S. 162 ff, für die Sturezeit: S. 189 ff. 210 Der Brief des Reichsrates vom Juni 1511 (Regest in SDHK-Nr. 36999 v. Juni 1511; Druck in HSH, Bd. XX (1835), Nr. 164, S. 257–262) enthält die Klagepunkte gegen den Amtsmißbrauch des Reichsverwesers. Dort heißt es: „Jtem hur i haffwen oc mot laghen aff sæth oc tilskickat herredishöffdinger baade i findland och her i rikit ær ider veterligit. Teslikis skicket lagmen emot laghen“ (Ebenso habt Ihr – wie Euch bekannt – wissentlich sowohl in Finnland als auch in hier im Reiche Hardenhauptleute gegen das Gesetz ab- und eingesetzt; auch habt Ihr Rechtsprecher gesetzwidrig eingesetzt). Die Klageschrift schließt mit dem Satz „Thetta giffwe wij ider tilkenna i en god acht ati sielffwe kwnna ransache med idert iget samweth om eij swa sket ær som forscriffuit star“ (Dies geben wir Euch achtungsvoll zur Kenntnis, damit Ihr nach eurem eigenen Wissen untersuchen könnt, ob es nicht so geschah, wie oben geschrieben steht). Der Brief Staffan
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hauptmänner gesetzwidrig abgesetzt und ernannt zu haben, was durch Urkunden zwischen 1507 und 1511 bestätigt wird211. 5. Neuerungen Neu ist der zweite Abschnitt über den Königseidschwur. Er enthält in seinen Kapiteln 1–16 und 27:1 die Landfriedensgesetzgebung, die auf das Wirken Birger Jarls zurückgeht212 und listet im zweiten Teil die Schwerverbrechen (Hoch- und Landesverrat, Taten gegen das Leben) auf, die keine Eidschwursachen waren. Strafrechtliche Vorschriften finden sich weiter im Totschlags- (Dr) und im Ungefährwerksabschnitt (Vap). Dieser enthält unter anderem besondere Vorschriften über Uapa mal, also unvorsätzliche Missetaten, die entweder typologisch bestimmt, oder aber durch den Ungefährwerkseid als solche anerkannt wurden (Vap 1: pr; 11: 1 etc.). War aber Ungefährwerk festgestellt, haftete der Täter nur ermäßigt. Dass hier nicht der Erfolg, sondern der Täterwille maßgeblich war, ist auf das Wirken der Kirche zurückzuführen, die das forum internum (das Gewissen) als entscheidend ansah. Das dahinter stehende kirchliche Streben, die Blutrache einzudämmen, griff der König mit seiner Landfriedensgesetzgebung, aber auch mit der Regelung des Ungefährwerks auf, bei dem keine öffentlichen Bußen verlangt wurden213. Die auf Thomas von Aquin zurückgehende Lehre von der Veränderbarkeit der Gesetze214 beeinflußte auch die Anschauungen vom Gesetzge-
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Henrikssons v. 13. Sept. 1511, Regest in: SDHK-Nr. 37092; deutet darauf hin, dass die Anklagepunkte auf der nächsten Sitzung des Reichsrates („vid nästa herremöte“ sagt das Regest SDHK-Nr 37092) nunmehr zu seiner Absetzung führen werden. Vgl. zu dieser Frage: Jan Eric Almqvist, häradshövding, in: SvJT, årg. 30 (1945), S. 275–281; Vgl. den Briefwechsel zwischen dem Ritter Åke Hansson (Tott) und dem Reichsverweser, in: HSH, Del 20, S. 110 ff; Jan-Eric Almqvist, häradshövding, S. 278f, der dort weitere Beispiele anführt; Sten Claëson S. 179 ff. Die Folgen der Absetzung eines Hardenhauptmanns sind z. B. erwähnt im Brief Didrik Hanssons v. 13. Sept. 1511, Regest in SDHK-Nr. 37086. Auch die Bauern von Åkerbo härad weigerten sich, den von Svante Nilsson vorgeschlagenen Erik Karlsson Kuse (halv hjort) als Hardenhauptmann zu akzeptieren, weil er zu weit entfernt (auf Almby in Österrekarne, Södermanland) wohne (Brief v. 5. Mai 1511, Regest in SDHK-Nr. 36979, Druck in: Carl Gustaf Styffe, arkiver, Bd. V, S. 450); Erfolg hatte die Eingabe nicht, denn Erik Kuse hielt noch 1517 Thing in Åkerbo (Styffe, Bd. V, S. XXXIX). Vgl. zu Svante Nilsson: Jerker Rosén, historia I, S. 269 ff; Gottfrid Carlsson, Hemming Gadh (1915); Gerhard Hafström, Art. Häradshövding, in: KLNM, Bd. VII (1962), Sp. 252. Vgl. Strauch, OGR, S. 26 ff. Vgl. Ragnar Hemmer, vådaverken S. 51 ff. Vgl. Sten Gagnèr, Gesetzgebung, S. 261 ff, 270 ff, 317 ff.
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bungsrecht weltlicher Herrscher. So verzeichnet Östgötalagen zum Beispiel prozeßrechtliche Neuerungen: Abschaffung der eigenmächtigen Pfandnahme und Einführung des Königsgerichts. Beide Gesetze gab König Knut Långe (1229–1234) in den wenigen Jahren seiner Regierung215. Birger Jarl (Schwedens Regent 1248–66), führte diese Linie Knuts fort, indem er die Eisenprobe abschaffte. Statt ihrer machte er das Königsgericht zuständig (Eps 17), und wies ihm zugleich die Aufgaben eines öffentlichen Beitreibungsorgans zu (Rb 3:2). Auch sonst trat er durch Gesetzgebungsakte hervor: „Swa gaf Birghir Jarl i lagh“ (Db 14: 6) und ähnliche Formulierungen finden sich an mehreren Stellen in Östgötalagen216. So erwähnt es nicht nur das um 1260 erlassene Erbgesetz Birger Jarls, wonach die Tochter neben Söhnen nur die Hälfte erbte217, vor allem nimmt es in den ersten 16 Kapiteln des Eidschwurabschnittes die Landfriedensgesetzgebung Birgers auf218. Dieser hatte nämlich bereits vor 1257 (vielleicht 1251) für Schweden ein Landfriedensgesetz erlassen. Auch von Birger Jarls Sohn Magnus Birgersson (Ladulås) heißt es in Östgötalagen: „pæssin laghin gaf kunung magnus“ (dieses Gesetz gab König Magnus, Vap 35). Aus seiner Zeit hervorzuheben sind vor allem die strengen Landfriedensgesetze, nämlich die Alsnösatzung von 1279219 und die Skänningesatzung von 1284220. Namentlich die Skänningesatzung zeigt, dass der König ein eigenes Gesetzgebungsrecht (ohne Mitwirkung des Landsthings) beanspruchte, wenigstens da, wo die Regelung dem geltenden Landschaftsrecht nicht widersprach221. In der Arenga der Alsnösatzung heißt es: „Wir bekennen dabei, dass durch die Gewalt, die Gott 215 Vgl. Sten Gagnèr, Knut, in: Tidskrift utg. av Juridiska Föreningen i Finland 97 (1961), S. 102–140. 216 Vgl. die Zusammenstellung bei Strauch, OGR, S. 27 f. 217 Æ 1: pr; 2: pr (SGL, Bd. II, S. 114f = Strauch, OGR, S. 127f), vgl. dazu Åke Holmbäck, ätten, S. 96 ff; Gösta Åqvist, kungen, S. 22 ff. 218 Vgl. Gösta Åqvist, kungen S. 48 ff. 219 In: DS, Bd. I Nr. 799, dort falsch datiert, vgl. oben Fn. 199. 220 In: DS, Bd. I, Nr. 813 (vom 23. 8. – 31. 12. 1284), S. 668–670. 221 In der Skänningesatzung von 23. Aug. – 31. Dez. 1284, DS, Bd. I, Nr. 813 (vgl. Gösta Åqvist, Frieden, S. 221, Fn. 65) heißt es S. 668: „Aff skiæl dømum wir thæt pyrftilikt ok rathilikt at fælla nokor ping i almænnilikt æller i enlikt ærænde. the sum næfst thorwo wit. æller rættilsi. æn tho at pe se eigh før gømd æller i lagh satt. tha wilium wir at wart raath. ok wærræ gopræ mannæ at hwat sum wir skipum thær iuir. ok latum scriuæ. at lysis opt firi allum mannum. thær til at mæn mattin pæt gømæ wir skipum.oc pæt fly wir firi biuthum“ (Da wir es nötig und dienlich finden, in allgemeinen und besonderen Fällen über einige Sachen, die bisher nicht geordnet oder zum Gesetz erhoben sind, mit unserem und dem Rat guter Männer bestimmen und schreiben zu lassen, so wollen wir, dass das Verordnete häufig vor allen Männern verlesen werde, damit man das beachte, was wir anordnen und das meiden, was wir verbieten).
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uns verliehen hat, es uns zukommt, das zu bedenken und zu verordnen (at huxæ oc stadwæ), was Gott zur Ehre dient und den Männern zum Nutzen, die das Reich bewohnen“. Zu dieser Gesetzgebung gehört auch das nur lateinisch vorliegende große Kirchenprivileg von 1281222. Wie denn nicht übersehen werden darf, dass die schwedische Kirche im 13. Jahrhundert zum festen Bestandteil des Reiches wurde und ihre Stellung sich auch in den Landschaftsrechten niederschlug223. 6. Sprache Obwohl Östgötalagen kein Gesetz-, sondern ein Rechtsbuch ist, weist es doch einen anderen Sprachduktus auf als Västgötalag und Uplandslag. Ihm fehlt deren rascher Replikwechsel und ihre rhythmische Epik224. Stattdessen redet der Rechtsprecher die ihm lauschende Thinggemeinde in direkter Rede an (vgl. ES 8; Rb 14; Bb 51), schärft ihr den neuesten Rechtszustand ein, bemüht sich, seinen Zuhörern den Sinn der Regelung zu erklären und zu kommentieren. In keinem anderen Landschaftsrecht findet sich so häufig der Satz: „thät är sua undirstandande …“ („das ist so zu verstehen …“). Der Rechtsprecher rät, warnt und bedient sich dabei einer umständlich-genauen Sprache, die sich wohl aus seiner Zugehörigkeit zum königlichen Rat und den dort häufigen juristischen Auseinandersetzungen herleiten läßt225. So zeigt sich Östgötalagen auf der Höhe seiner Zeit. Es galt – zusammen mit Upplandslagen – auch nach dem Inkrafttreten des schwedischen Land- und Stadtrechts weiter, um deren Lücken schließen zu können226. Die Druckausgaben von Östgötalagen und Uplandslagen, die König Karl IX. 1607 veranlaßte, dienten diesem Zweck, zumal auch Kristoffers Landrecht von 1442 kein Kirchenrecht enthielt und die Kirchenabschnitte der Rechtsbücher diesen Mangel bis 1686 ausgleichen mußten227.
222 In: DS, Bd. I Nr. 725 (vom 29. Juli 1281), S. 585 f. 223 Vgl. Sven Ulric Palme, in: Acta Visbyensia III, Visby 1969, S. 55–64; Strauch, geistliche Gewalt, S. 169 ff. 224 Vgl. Carl Ivar Ståhle, Art. Östgötalagen, in: KLNM, Bd. XXI, Sp. 51. 225 Vgl. dazu: Gudrun Utterström, in: The Nordic languages and modern linguistics, 2: Proceedings of the second international conference of Nordic and general linguistics, University of Umeå, June 14–19, 1973, ed. by Karl-Hampus Dahlstedt, Stockholm 1975, S. 734–748; Thorsten Andersson, fornsvenskt perspektiv (1987), S. 124 ff. 226 Vgl. Bo-A. Wendt, Östgötalagen och landslagen, in: Arkiv för Nordisk Filologi 114, 1999, S. 129–144. 227 Vgl. Göran Inger, Visitation S. 201 ff; H/W, MELL, S. XXVII ff; Strauch, Sveriges Rikes Lag, S. 69.
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IV. Smålandslagen 1. Småland geographisch/historisch Småland heißt wörtlich „Kleinlande“, ein geographischer Sammelbegriff, hinter dem zunächst keine rechtliche Einheit stand. Erwähnt ist der Name erstmals in der Grenzabmarkung zwischen Dänemark und Schweden zwischen 1050 und 1056228, doch ist zweifelhaft, ob die dortigen Angaben nicht aus späterer Zeit stammen229. Es handelt sich um zwölf kleine Landschaften im Südwesten Schwedens, die sich vom See Sommen aus nach Süden erstrecken und dort an die Landschaften Blekinge und Schonen grenzen (das im MA lange dänisch war und erst im Frieden von Roskilde 1658 endgültig schwedisch wurde). Im Westen stößt Småland an Halland, im Nordwesten an Västergötland und im Norden an Östergötland. Von diesen zwölf Kleinlandschaften lebten Tveta, Vista (mit der Insel Visingsö im Vätternsee), Vedbo, Tjust, Aspeland, Sevede, Anbyrd und Möre (sowie die Insel Öland) nach ostgötischem Recht230. Seit dem Ende des Mittelalters rechnete auch Ydre und Kind zu Småland und zur ostgötischen Laghsaga. Dagegen gehörte Mo härad das ganze Mittelalter hindurch zu Västergötland und kam erst später zu Småland231. Värend ist zu Beginn des 12. Jhs. zum schwedischen Reich gekommen. Die Bildung eines eigenen Rechtsbereichs dürfte erst während des 12. Jahrhunderts abgeschlossen sein, möglicherweise im Zusammenhang mit der Errichtung des Bistums Växjö, das nur Värend umfaßte. Das mittelalterliche Värend hatte also eigenes Recht, einen eigenen Rechtsprecher und ein Landsthing in Växjö232. Es lebt heute im Wesentlichen in Kronobergs län fort, benannt nach der mittelalterlichen Bischofsburg nördlich von Växjö auf einer Halbinsel im Helgasjön. Spätestens zu König Knut Erikssons Zeit (1169–1196) stießen die angrenzenden Kleinlandschaften Finnveden und Njudung dazu233; alle zusammen bildeten den småländischen Rechtsbereich, 228 In: Olof Simon Rydberg, ST I, Nr. 23, S. 45–56, vgl. Jörg Weibull, gränsläggningen, S. 12 ff; Curt Härenstam, S. 384 ff; die Frage ist weiterhin strittig, vgl. Thorsten Andersson, Svethiudh (2005), S. 60 mit Lit. 229 Vgl. Sten Carlsson, De småländska gränslanden under medeltiden, in: (SHT (1948), S. 1–25. 230 Vgl. Strauch, OGR, S. 32 f. u. o. S. 414, Fn. 196 231 Vgl. Carl Gustav Styffe, Unionstiden, S. 212; Curt Härenstam S. 384, Fn. 5. 232 Vgl. Lars-Olof Larsson, Värend, S. 49 ff (76), vgl. auch ebda, S. 85 ff (Diplommaterialet); Gerhard Hafström, Art. Smålandslagen, in: KLNM, Bd. XV (1971), Sp. 309–312 (309f). 233 Siehe Knut Erikssons Urkunde DS, Bd. I, Nr. 71 v. 1167–1199, S. 96 f und Erzbischof Absalons Urkunde in DS, Bd. I, Nr. 89 v. 1178–1201, S. 112; vgl. Jan Liedgren, Art. Landskap, Sverige, in: KLNM, Bd. X (1965), Sp. 237.
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der auch Tiohärad (Zehnharden) hieß234. Die Laghsaga von Värend hieß deshalb auch Tiohäradslagen. Sein Rechtsprecher nannte sich legifer decem provinciarum235. Von diesen zehn Harden lagen zwei in Njudung (Væstra hærap u. Østra hærap), drei in Finnveden (Sunderbo, Væstbo und Østbo) und fünf in Värend (Alboa hærap, Kindavatz hærap, Kurunga hærap, Norvipinga hærap und Upvipinga hærap236, heute: Allbo, Kinnevald, Konga, Norrvidinge und Uppvidinge härad). Von den fünf Värendhäraden stoßen vier im zentralen Kult- und Thingort Växjö, südlich des Helgasjön, zusammen. Über die Geschichte der Ortschaften informiert Ödeen237. Das legisterium smalenzt, das sich im Jahre 1346 auf der Festung Bohus fand238, dürfte ein Rechtsbuch für Tiohärad gewesen sein. Die Geschichte der frühen Christianisierung Smålands liegt weitgehend im Dunklen. Die 1206 aufgezeichnete Sigfridslegende239 berichtet, der Missionsbischof Sigfrid habe nicht nur Olav Skötkonung (995–1022) getauft, sondern auch in Växjö eine christliche Kirche errichtet. Die legenda cod. Ups. C 292, lectio V240 fügt hinzu, Sigfrid habe dort „pontificali amministratione … gubernavit“. Sollte das zutreffen, so muß es nach seinem Tode einen Rückschlag gegeben haben, denn in der sogenannten Florenzliste von ca 1120241, das sechs schwedische Bistümer bzw. Missionsbezirke kennt, fehlt ein Bistum Växjö. Zwischen 1164 und 1170 ist es aus dem Bistum Linköping ausgegliedert und zu einem eigenen Stift geworden242. Trotz vielfältiger Bemühungen, seine Grenzen zu vergrößern, blieb es das ganze Mittelalter hindurch Schwedens kleinstes Stift und auf Värend beschränkt. Sein Bischof lag häufig mit dem Oberhirten von Linköping wegen der Bistums234 Er ist erwähnt in DS, Bd. I, Nr. 71, S. 96f (1167–1199) und DS I, Nr. 89, S. 112 (1178–1201), vgl. Lars Olof Larsson, Värend, S. 76f; derselbe, Art. Småland, in: KLNM, Bd. XVI (1971), Sp. 304–309 (305). 235 Vgl. die Urkunde DS, Bd. I, Nr. 522 v. 16. Okt. 1266, S. 437f (437), vgl. Jan Liedgren, Art. Landskap, Sverige, in: KLNM, Bd. X (1965), Sp. 237. 236 Vgl. Thorsten Andersson, häradsnam, S. 30 mit Karte. 237 Vgl. Nils Ödeen, Studier i Smålands bebyggelsehistoria, Lund 1927. 238 Vgl. DS, Bd. IV, Nr. 3484, Bohus, d. 5. Mai ( ? ) 1340, S. 709 – 712 (710); Jan Liedgren, wie Fn. 235, Sp. 238. 239 In: SRS, Bd. II, 1, vita Sancti Sigfridi, S. 369; vgl. Alf Önnerfors, Sigfridoffizium, S. 117–125. 240 Bei Alf Önnerfors, Sigfridofficium, S. 122. 241 Florenzliste in: MGH auct. ant., Bd. IX, S. 573f,vgl. Jarl Gallén, Florensdokumentet, S. 1 ff; Strauch, Rechtsfortbildung, S. 504. 242 Vgl. Knut B. Westman, S. 175 ff; Lars Olof Larsson, Värend, S. 49 ff; Sten Carlsson, De småländska gränslanden under medeltiden, in: (Svensk) Historisk Tidsskrift (1948), S. 13 ff; anders: Toni Schmid, Sigfrid, S. 90 ff, die Växjö für das älteste schwedische Bistum, gegründet zu Beginn des 11. Jhs., hält.
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grenzen in Streit243. Die übrigen småländischen Kleinlandschaften (auch Finnveden und Njudung) gehörten kirchlich zunächst zum Bistum Skara, später zu Linköping244, lebten also kirchlich nach dem Kirchenrecht von Östgötalagen und auch sonst nach diesem Recht. In Finnveden und Njudung galt im übrigen Smålandslagen. Die Rand- und Grenzlage Smålands verlieh ihm eine Sonderstellung in Schweden, denn der Schwerpunkt des schwedischen Reiches lag weiter nördlich im eigentlichen Götaland und in Uppland. Das zeigt sich bei der Königswahl und der anschließenden Eriksgata245, der Umfahrt des neugewählten Königs durch das Reich zu Huldigung und Treueschwur: Aus Västgötalagen I246, im Vergleich zu Upplandslagen247 folgt, dass die Eriksgata ursprünglich Tiohärad nicht einbezog. Erst Uplandslagens Kgb 1; 2 erwähnt den Rechtsprecher von Tiohäradslagen und die Mitwirkung der Småländer als solche, obwohl die nordöstlichen Kleinlande damals bereits zur ostgötischen Laghsaga gehörten248. Auch jetzt reiste der König jedoch nicht durch Tiohärad, vielmehr trafen ihn die Småländer am südlichen Grenzwald Östergötlands, Holaviper,249 und sollten ihn bis Junabäck begleiten, der Grenze zu Västergötland. Insofern war Småland nun Teil des Schwedenreiches. Die wichtigsten königlichen Stützpunkte in Småland waren Jönköping (an der Südspitze des Vättern) und Kalmar. Gegen Ende des Mittelalters waren große Teile Smålands als Lehen an die småländischen Adelsgeschlechter Bielke, Bonde, Oxenstierna, Bååt und Trolle ausgegeben, so dass sich die königliche Stellung abschwächte. Das ging so weit, dass die småländischen Bauern in den südlichen Grenzlandschaften Möre, Värend und Finnveden grenzüberschreitende Bauern- oder Grenzfrieden schlossen, um den Streitigkeiten der Unionszeit (1389–1521) zu begegnen. Denn Småland war bereits im Spätmittelalter geprägt von seinem Außenhandel mit den Städten im Süden und Westen, vor allem Ronneby, Sölvesborg, Åhus, Hälsingborg in Schonen und Halmstad in Halland. Die Hafen243 DS, Bd. I, Nr. 99, 100 v. 28. u. 31 Dez. 1191, S. 124, vgl. Curt Härenstam, Finnveden, S. 192 ff. 244 Vgl. Adam v. Bremen IV, 24, bei Trillmich S. 466f, Curt Härenstam, Finnveden, S. 178 ff. 245 Vgl. Schlyter, Avhandlingar I, S. 14 ff; Elis Wadstein, Eriksgata, StVT 1934, S. 195–206; Jerker Rosén, historia I, S. 119; Gösta Hasselberg, Art. Eriksgata, in: KLNM, Bd. IV (1959), Sp. 22–27. 246 VgL I, Rb 1 (ca 1220) vgl. VGL II, Rb 1 (1281–1300), SGL, Bd. I, S. 36f; 151. 247 UL, Kgb 1 und 2 (1296) (SGL, Bd. III, S. 87 ff. 248 Vgl. Sten Carlsson, småländska gränslanden, in: (Svensk) Historisk Tidsskrift (1948), S. 4 ff. 249 Vgl. Schlyter, Avhandlingar II, S. 49, Holmbäck/Wessén, SLL, Bd. V, S. 435; Strauch, OGR, S. 32.
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städte Västervik und Kalmar waren für die östlichen småländischen Landschaften gut erreichbar. Von den im Landesinneren gelegenen Städten hatte Jönköping250 Handelsverbindungen den Fluß Nissan entlang vornehmlich mit Halmstad bzw. den Fluß Lagan entlang nach Laholm oder Hälsingborg, während die Kaufleute aus Växjö nach Halmstad oder Kalmar, die von Eksjö und Vimmerby nach Västervik zogen251. 5. Rechtlich a) Reste von Smålandslagen Das Rechtsbuch der drei småländischen Landschaften Finnveden, Njudung und Värend (die leges wärendie) hieß später Smålandslagen oder Tiohäradslagen. Es ist heute weitgehend verloren. Überliefert sind nur eine Thinghegungsformel, die Einleitungsworte zum Königsabschnitt, ein Verzeichnis von Grenzmarken zum dänischen Blekinge, zu Schonen und Halland und der Kirchenabschnitt. Jedoch gibt es Hinweise auf Smålandslagen in schwedischen Urkunden. So richtet König Knut Eriksson einen Brief an den Rechtsprecher und die Einwohner von Finnveden, Värend und Njudung252, setzt also dort einen Rechtsprecherbezirk voraus; am 16. Okt. 1266, stellt der legifer decem provinciarum Karl Ingeborgsson eine Urkunde über einen Grundstückstausch (istius emptionis sive concambij) aus253, und die Kaufurkunde vom 30. Sept. 1299254 spricht von leges legiferatus wärendie, also von den Gesetzen des Rechtsprecherbezirks (der laghsaga) Värend. Noch die Beschreibung der Eriksgata in Södermannalagen255 nennt den Rechtsprecher uirja laghmajer und die Einwohner uirjar och alla smalenningar (die Virden und alle Småländer). Magnus Erikssons Skarastatut von 1335256 spricht von einer Wærinsko Laghsagu. Im Inventar von König Magnus Erikssons (1319–64) Bibliothek257 findet sich auch ein legisterium smalenzt, und 1344258 wird Land getauscht secundum omnes condiciones legum Tiehærzlag. Das sind alles Zeugnisse dafür, dass Smålandslagen tatsächlich schriftlich niedergelegt 250 Vgl. das Stadtrechtsprivileg vom 18. Mai 1284, in: Privilegie Jönköping S 12 ff, vgl. Lars Arne Norborg, Jönköping, S. 137 f. 251 Vgl. Curt Härenstam, Finnveden, S. 49 ff; Lars Olof Larsson, Vägar, S. 95 ff. 252 In: DS, Bd. I, Nr. 71 (1167 – 1199), S. 96f; vgl., Curt Härenstam, Finnveden, S. 29 ff. 253 In: DS, Bd. I, Nr. 522, de, 13. Okt. 1266, S. 437. 254 In: DS, Bd. II, Nr. 1287, Skenninge, d. 30. Sept. 1299 [dort fälschlich: 1290] S. 299 f. 255 In: SGL, Bd. VI (Hälsingelagen, Kristnu-Balken af Smålandslagen etc.), Add. 1:7, S. 188 f. 256 In: DS, Bd. IV, Nr. 3106, v. 28. Jan. 1335, S. 407 f. 257 In: DS, Bd. IV, Nr. 3484 v. 5. Mai( ? ) 1340, S. 710; über spätere Kunde von diesem Recht vgl. Gerhard Hafström, rättskällor, S. 43 f. 258 In: DS, Bd. V Nr. 3783 v. 12. Mai 1344, S. 260 f.
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war. Das in einer schottischen Bibliothek noch 1640 vermutete Exemplar eines Värend-Rechtes ist bis heute nicht gefunden259. Auch die Historia Sancti Sigfridi erwähnt leges antiquæ in hac terra und ein commune terræ placitum dort260. b) Smålandslagens Kyrkobalk Überliefert ist Smålandslagens Kyrkobalk in zwei Handschriften von Magnus Erikssons Landslag. Dass es sich gerade dort findet, liegt daran, dass dieses Gesetz wegen eines kirchlichen Protestes261 keinen Kirchenrechtsabschnitt erhielt und seinen Handschriften deshalb entweder das Kirchenrecht von Upplandslagen oder das jeweilige landschaftliche Kirchenrecht beigefügt ist. Die eine Handschrift, Skokloster 155, 4°, heute im Reichsarchiv in Stockholm, hat eine Hand vom Ende des 14. Jhs. geschrieben. Da sie vollständig und älter ist als die im Folgenden erwähnte, hat sie Schlyter seiner Ausgabe zugrunde gelegt262. Die zweite Hs. ist AM 51, 4° in der Arnamagnäischen Handschriftensammlung in der Universitätsbibliothek in Kopenhagen. Sie stammt aus der Mitte des 14. Jhs. und ist nach Schlyter die Haupthandschrift von Magnus Erikssons Landrecht. Das Småländische Kirchenrecht steht auf den Blättern 89–91, doch sind zwei Blätter verloren. In beiden Handsschriften fehlt die Einteilung in Kapitel und Paragraphen und deshalb auch ein Inhaltsverzeichnis des Kirchenabschnitts; erst Schlyter hat sie seiner Ausgabe hinzugefügt263. Daneben sind noch zwei Fragmente vorhanden, nämlich die Worte konugr ær Kristj næst, in Bischof Hans Brasks264 sogenanntem Handelsbuch (Codex A 6 im schwedischen Reichsarchiv), die Hafström als Anfang von Smålandslagens verlorenem Königsabschnitt deutet, und eine Grenzabmarkung zwischen Schweden und Dänemark, die dem Codex Holm. B 100e, einer Rechtshandschrift von 1492, als Anhang angefügt265, aber auch in anderen (späteren) Handschriften überliefert ist266. Anders als 259 Vgl. Gerhard Hafström, Tiohäradslagen S. 54; derselbe, Art. Art. Smålandslagen, in: KLNM, Bd. XVI (1971), Sp. 310; Lars Olof Larsson, Värend, S. 22 f. 260 In: SRS, Bd. II, 1, S. 352. 261 In: DS, Bd. V, Nr. 4148, S. 643 v. 8. März 1347, vgl. H/W, MELL, S. XXVII ff. 262 Vgl. SGL, Bd. VI (HL, Kristnu-Balken af Smålandslagen etc.), S. XVIII–XXV. 263 Vgl. SGL, Bd. VI (Häsingelagen, Kristnu-Balken af Smålandslagen etc.), Vorwort, S. XXVI ff und H/W, SLL, Bd. V, S. LXXV ff. 264 Vgl. über ihn: Knut B. Westman, genombrottsår (1918); Herman Schück, ecclesia (1959); zuletzt: Per Stobaeus, Hans Brask (2008), rez. v. Thomas Småberg, in: SHT 2010, S. 316–329. 265 Vgl. Carl Ivar Ståhle, förlaga, ANF 1954, S. 142 f. 266 Vgl. Gerhard Hafström, Tiohäradslagen, S. 56 f.
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die im VGL I überlieferte267 Grenzabmarkung zwischen Dänemark und Schweden, die von 6 Grenzsteinen berichtet, hatte Smålandslagens Landamæri-Abschnitt 34 Grenzsteine, von denen 29 identifiziert sind. Sie stehen gewöhnlich dort, wo ein Wasserlauf oder eine alte Straße die Grenze kreuzte268. Die Entstehungszeit von Tiohärads laghsaga setzen Holmbäck/ Wessén269 in das 12. Jahrhundert, als Finnveden und Njudung sich rechtlich an Värend anschlossen und ein gemeinsames Landsthing mit einem Rechtsprecher bildeten, die Aufzeichnung des vorliegenden Text von Smålandslagen dagegen in die Zeit vor 1296. Um dies zu begründen, braucht man nicht270 die Einleitungsworte von Smålandslagens Kirkubalk auf die Eriksgata zu beziehen, denn Smålands wurde an der Eriksgata erst am Ende des 13. Jahrhunderts beteiligt. Das folgt aus dem Vergleich von VGL II, R 1271, wo sie fehlt, und UL Kgb 2272, wo sie erstmals erwähnt ist. Während Schlyter273 und ihm folgend Karl Gustaf Westman274 eine Abhängigkeit von Upplandslagens Christenabschnitt annehmen und Smålandslagens Niederschrift deshalb nach 1296 oder in den Anfang des 14. Jhs. legen, halten Hasselberg275 und Hafström276 die Einleitungsworte für eine alte Thinghegungsformel, wogegen nichts einzuwenden ist. Hafström glaubt in seiner Analyse des überlieferten Kkb277 sehr alte Bestandteile ausgemacht zu haben. So scheint zunächst Kkb 17 aus Borgathings Kristenrett I: 9 genommen, doch ist dieses erst im Zuge der norwegischen Gesetzesreform unter König Magnus Lagabøter 1268 niedergelegt. Was aus Uplandslagens Kkb übernommen wurde, zeigt die folgende Tabelle278:
267 268 269 270 271 272 273 274 275 276 277
Smålandslagh, Kkb Kkb
Uplandslagh, Kkb
c. 4
c. 5
c. 5: pr, 1–3
c. 6: 3–6
c. 6: pr
c. 7: 3
c. 7: 1
c. 9: 1
In: VGL I, Kgb, SGL, Bd. I, S. 67 f. Vgl. Gerhard Hafström, Tiohäradslagen S. 59. H/W, SLL Bd. V, S. LXXX. Wie H/W, SLL, Bd. V, S. LXXX u. S. 435; Schlyter, Avhdl. I, S. 14f, II, S. 192 ff. Västgötalag II (1281–1300), vgl. SGL, Bd. I, S. 151. Uplandslag (1296), vgl. SGL, Bd. III, S. 88 f. Schlyter in Einl. zu SGL, Bd. VI(Häsingelagen, Kristnu-Balken af Smålandslagen etc.), S. XXII, Nachweise in Fnn. 9; 10. Karl Gustaf Westman, Rättskällorna S. 21. Gösta Hasselberg, inledningsord, in: Saga och Sed 1948, S. 44 ff. Gerhard Hafström, Tiohäradslagen, in: Kronobergsboken 1965, S. 55 f. SGL, Bd. VI (Häsingelagen, Kristnu-Balken af Smålandslagen etc.), S. 60–68.
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Schweden c. 8
c. 10
c. 9: pr, 1
c. 11: pr, 1
c. 12: pr
c. 4: pr, 1
Aus Östgötalagen sind übernommenen279 Smålandslagh, Kkb
Östgötalagh, Kkb
c. 6: pr, Zusatz in Hs. B, Fn. 36
c. 9
c. 7: 2
c. 10: pr
c. 7: 3
c. 12: pr
c. 13:4, Zusatz in Hs. B, Fn. 44
c. 14: 1
Diese Stellen können auch aus früheren (nicht erhaltenen) Niederschriften der beiden Landschaftsrechte stammen. Jedenfalls zeigen sie, dass Småland in lebhaftem Austausch mit anderen schwedischen Landschaften stand. Immerhin ist bemerkenswert, dass sich Übernahmen aus dem Kirchenrecht von Skånelagen nicht nachweisen lassen. Dass die in Kkb 13 verordnete Bußenreihe von 6, 12 und 24 Öre = 3 Mark sehr alt sei280, ist zwar richtig, doch muß sie nicht aus dem Borgathingslag stammen, weil sie auch in Schweden geläufig war. Als Zeugnis für ein hohes Alter können Stabreim und Rhythmik in den Kapiteln 10, 13 und 17 kaum angeführt werden, da seit langem bekannt ist, dass es sich dabei um eine Zutat christlicher Schreiber handeln kann281. Der Hinweis auf Stabkirchen in c. 2:1 ist als Altersbestimmung untauglich, weil man sie auch noch im 13. Jh. errichtete. Die in c. 4 beschriebenen Anforderungen an die Eigenschaften eines Priesters gehen zwar ursprünglich auf ein Schreiben Papst Alexanders III. zurück282, das 1171/72283 ausgefertigt wurde, doch können sie auch später ins Kyrkobalk übernommen worden sein. Was schließlich die geringe Seelgabe von 1/24 des Grundbesitzes angeht284, so steht Smålandslagen damit allein, ein Sohnesteil Christi ist nicht erwähnt. Allgemein ist es ein gewöhnliches 278 Vgl. Schlyter, Einl. zu SGL, Bd. VI, S. XXII, Fn. 9. 279 Vgl. SGL, Bd. VI (Hälsingelagen, Kristnu-Balken af Smålandslagen etc.), Schlyters Einl. S. XXII, Fn. 10. 280 Vgl. Gerhard Hafström, Tiohäradslagen, in: Kronobergsboken 1965, S. 63 ff. 281 Vgl. Klaus v. See, Rechtswörter, S. 84 ff. 282 In: DS, Bd. I, Nr. 54, S. 76–82. 283 So: Olof Simon Rydberg, in: ST I, Nr. 47, Fn. 1. 284 (c. 15; 18: pr, SGL, Bd VI (Häsingelagen, Kristnu-Balken af Smålandslagen etc.), S. 110); vgl. dagegen UL, Kkb, c. 14: pr (SGL, Bd. III, S. 50 = v. Schwerin, UL, S. 83): 1/10 des ererbten Landes.
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Kennzeichen altschwedischer Rechtstexte, dass sie nach Gelegenheit und Zeitgeist ergänzt worden sind, also lebende Texte waren, die Rechtssätze verschiedener Zeitstufen vereinigten. Der Inhalt des Kirchenabschnitts ist zwar teilweise aus Uplandslagen und Östgötalagen übernommen, weist aber landschaftliche Eigenheiten auf: Er beginnt mit dem Bau, der Ausstattung und Weihe der Kirche (c. 2, 3, 12), es folgen die Anstellung eines Priesters, seine Einkünfte und Aufgaben (c. 4, 6–11) und eines Glöckners (c. 5), Gerichtsstand des Priesters und Bischofsgericht (c. 11, 13), Zehntzahlung (c. 6, 14), Seelgabe und Mönchwerdung (c. 15, 18), Landverpfändung an die Kirche (c. 16) und Graböffnung (c. 17). c) Besonderheiten Aus späteren Quellen läßt sich noch eine weitere Eigenart Smålandslagens erschließen: Die Frage nämlich, wie das Frauenerbrecht geregelt war. Hier ist daran zu erinnern, dass der Reichsverweser Birger Jarl um 1260 ein Erbgesetz erließ, wonach Töchter nur die Hälfte dessen erbten, was den Söhnen zufiel285. Diese Regelung ist in Magnus Erikssons Landslag aufgenommen worden286 und galt für ganz Schweden, doch ist streitig, ob das in Småland anders war. Hier soll es Beispiele dafür geben, dass Schwestern und Brüder gleich viel erbten. Das erste ist Philip Carlssons (Lejonbalk) Testament287 von ca 1270. Die Formel „ita quod sit sua preter divisionem legalem“ weist auf eine freiwillige Zuwendung hin, die zusätzlich zur gesetzlichen Teilung gewährt wurde. Wie diese aber beschaffen war, verschweigen die folgenden Worte „quia minus ceteris fratribus & sorore de bonis patrimonialibus noscitur habuisse“. Vor allem scheint nur eine Tochter benachteiligt worden zu sein, die andere dagegen nicht. Im Erbteilungsvertrag vom 30. März 1350 über den südschwedischen Familienbesitz von Erengisle Petersson Bonde288, geschlossen ca 90 Jahre nach Birger Jarls Erbgesetz, aber bevor MELL 1354 in Småland geltendes Recht wurde289, erhält die einzige Tochter ebenso viel Grundbesitz in Südschweden wie ihre Brüder, doch wird der Aussteller der Urkunde nicht genannt und eine gesetzliche Regelung nicht bezogen. Erwähnt ist das Gleicherbe auch in einer Urkunde Offe Nilsson 285 Vgl. Rolf Pipping, Erikskrönikan v. 456 ff; ÖGL, Æb 1: pr (SGL, Bd. II, S. 114; vgl. Strauch, OGR, S. 28, 245, Art. Erbe. 286 Vgl. MELL, Æb, c. 1 (SGL, Bd. X, S. 73). 287 In: DS, Bd. I Nr. 901, S. 738 f. 288 In: DS, Bd. VI, 1, Nr. 4554, S. 180f; vgl. Gottfrid. Carlsson, in: Svensk Biografisk Leksikon, Bd. V, S. 311, Art. Bonde; Lars Olof Larsson, Värend, S. 13, Fn. 12, S. 402 ff. 289 Vgl. Åke Holmbäck, MELL, Bilaga 2, S. LVIII.
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Bååts, datiert Hamra, 11. Juni 1441290. Sie alle berufen sich jedoch weder auf eine småländische Rechtsnorm noch auf Gewohnheitsrecht. Alle Beispiele zeigen freiwillige Zuwendungen, die das Landschaftsrecht offenbar nicht verbot. Lars Olof Larsson291 hat nämlich anhand der Urkundenüberlieferung gezeigt, dass der Småländische Adel, vor allem der in Finnveden, dem Gleichteilungsprinzip nicht durchgängig, sondern nur teilweise gefolgt ist, auch gibt es Gleichteilungsbelege erst für das 17. Jahrhundert292. Eine zur Herkunft der Gleichteilung vertretene Theorie führt sie auf die Heruler zurück: Nach Jordanes293, hätten ihre ursprünglichen Sitze in Südschweden gelegen. Prokop294 berichtet, sie seien im 6. Jh. (nach 512 [ ? ]) erneut nach „Thule“ eingewandert, das v. Friesen295 und Elgqvist296 als Blekinge und Värend interpretieren, Ellegård297 meint dagegen, „Thule“ sei Skandinavien298. Sie hätten die Gleichteilung von den Westgoten und mittelbar aus dem römischen Recht299 übernommen und nach Småland gebracht. Ablehnend: Hafström300, zweifelnd zuletzt Taylor301, der zu Recht rügt, die antiken Angaben seien zu vage. Zur Begründung des gleichen Erbrechts von Töchtern und Söhnen verweist Hafström302 auf Skånelagen und Skånska stadsrätten. Diese Verweisungen tragen jedoch nicht, da bei beerbter Ehe die Tochter dort nur 1/3 erbte303. Gleichwohl scheint in Schonen 290 In: Sven Tunberg, Medeltidsregester 1434–1441, Nr. 1397, S. 447, vgl. Sten Carlsson, in: Svensk Historisk Tidskrift 1948, S. 7f; weitere Beispiele bei Lars Olof Larsson, Värend, S. 13, Fn. 12. 291 Lars Olof Larsson, Värend, S. 13, Fn. 12. 292 In: Svenska Riksarkivets Pergamentsbrev [RPB], Bd. II, Nr. 2972 v. 31. März 1399; vgl. Curt Härenstam, S. 319; Sten Carlsson, in: (Svensk) Historisk Tidskrift 1948, S. 7 ff. 293 Jordanes, De origine actibusque Getarum 3, 23–24 294 Prokop, bellum Gothicum 2, 15, 1–4; 6, 15, 26. 295 Vgl. Otto v. Friesen, Heruler, in: Studier tillägnade Esaias Tegnér den 13 jan. 1918, S. 484–495 296 Vgl. Eric Elgqvist Erulernas bosättning i Värend, in: Hyltén-Cavallius-föreningens årsbok 1930, S. 13 ff. 297 Alvar Ellegård, Goth, in: Vetenskap och omvärdering. Till Curt Weibull på hundraårsdagen 19. Aug. 1986, S. 49f; derselbe, eruli, in: Scandia, Bd. 53 (1987), S. 9. 298 Vgl. Marvin Taylor, Art. Heruler, RGA2, Bd. 14 (1999), S. 471–474. 299 Vgl. Gaius III, 1–7 (Ed. Ulrich Manthe, S. 220 ff); Kaser/Knütel, Römisches Privatrecht § 66, Rn. 1 ff. 300 Vgl. Gerhard Hafström, Tiohäradslagen, S. 71f, Lars Olof Larsson, Värend, S. 14. 301 Vgl. Marvin Taylor, Art. Heruler, RGA 2, Bd. 14, S. 471 f. 302 Vgl. Gerhard Hafström, Tiohäradslagen, S. 72, Fn. 50. 303 Vgl. SkL c. 7; 25 (SGL, Bd. IX, I, S. 8; 21) und c. 22; 23 (SGL, Bd. IX, I, S. 19f); SkStL c. 27; 28 (SGL, Bd. IX, IV S. 410f); vgl. die Auseinandersetzung zwischen Hafström, Hatt, in: Svensk Juristtidning Stockholm 1958, S. 276 ff, derselbe, Tiohäradslagen, in: Kronobergsboken, 1965, S. 50–83; derselbe, in: Scandia 36, S. 333 ff gegen Elsa Sjöholm, in: Scandia 34, S. 164 ff und in Scandia 36, S. 337 ff.
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das Gleicherbe die ursprüngliche Regel gewesen zu sein, weil Töchter den Söhnen gleichgestellt sind, wenn es sich um das Eintrittsrecht von Urenkeln handelt304 und im schonischen Stadtrecht immerhin die ferneren Nachkommen (Ururenkel etc.) gleichgestellt werden305. Insofern besteht hier ein systematischer Bruch, und das alte Gleicherbe lebt im Eintrittsrecht fort306. Dagegen ist bei ASun c. 4; 14307 die Drittelbeteiligung der Töchter voll durchgeführt. Da das småländische Kirchenrecht viele Anleihen bei anderen Landschaftsrechten getätigt hat, kann man nicht ausschließen, dass dazu auch die erbrechtliche Gleichteilung Schonens gehörte; Belege dafür gibt es jedoch nicht. Hafströms Hinweis308 auf Värends Urteilsbücher des 17. Jhs. und die Diskussion des 18. Jhs. zeigen lediglich, dass die Småländer das Gleicherbe von Töchtern und Söhnen damals als rechtspolitisches Anliegen verfolgt haben, denn ihre Berufung auf eine „urminnes sedvana“ (uralte Gewohnheit) ist nur ein Behelf, da Belege offenbar fehlten. Dass Birger Jarl ca 1260 den Erbteil von Töchtern auf 1/3 gesetzt hat, mag darin begründet sein, dass sie durch die ihnen bei der Hochzeit von den engsten Verwandten überreichte Aussteuer (hemfylgp) bereits die Hälfte ihres zukünftigen Erbes vorweg erhalten hatten. Der von der Kirche propagierte und nur auf Söhne bezogene „Sohnesteil Christi“ als Seelgabe309 glich den Verlust, den die Kirche dadurch erlitt, dass von der Aussteuer keine Seelgaben an sie flossen, zwar grundsätzlich wieder aus310, doch klagt noch 1274 Papst Gregor X. darüber311, dass sich dieser Sohnesteil in Schweden bislang nicht durchgesetzt habe. In Småland hatte sich das bei der Niederschrift von Smålandslagen ca 20 Jahre später noch immer nicht geändert: Kkb c. 15, (vgl. c. 18) erlaubt als Seelgabe nur 1/24 des ererbten Grundbesitzes.
304 Vgl. SkL I, c. 33, vgl. I, c. 35 (SGL, Bd. IX, I, S. 27 ff). 305 Vgl. SkStL c. 34 (SGL, Bd. IX, IV, S. 413 = Lund 1326 (DGK IV, S. 9). 306 Vgl. Åke Holmbäck, Ätten S. 100; H/W, Bd IV, S. 25, Fn. 44; S. 28, Fn. 66 u. S. 29, Fn. 68. 307 ASun c. 4; 14 (SGL, Bd. IX, II, S. 243; 249). 308 Vgl. Gerhard Hafström, Tiohäradslagen, S. 69 f. 309 Vgl. dazu Decretum Gratiani c. 8 C. XIII. 2 (Friedberg I, Sp. 723, der auf Augustin verweist) und Papst Alexander III. (1171/72), in: Olof Simon Rydberg, ST I, Nr. 47, S. 97 = DS, Bd. I, Nr. 41, S. 62 (dort falsch datiert); vgl. Alfred Schultze, Seelteil, S. 154 ff. 310 Vgl. Elsa Sjöholm, arvsrättsliga problem, in: Scandia, Bd. 34 (1968), S. 188. 311 Papst Gregor X., vgl. DS, Bd. I, Nr. 577 (5. Aug. 1274), S. 475 ff.
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Karte 19: Småland, Quelle: Strauch, Art. in RGA2, Bd. XXIX (2005), S. 132, nach Thorsten Andersson, Svenska häradsnamn, Uppsala/Köpenhamn 1965, S. 30. Die Ziffern bezeichnen die alten småländischen Landschaften, die meist als Ganzes in die Hardenorganisation eingegangen sind. Soweit sie in Hardenbezirke zerfallen, sind sie mit kleinen Buchstaben bezeichnet. Die Grenzen sind die heutigen, die Hardennamen mittelalterlich. 1. Finnveden mit drei Bezirken, die zu Harden wurden: a) Sunderbo; b) Væstbo; c) Østbo. 2. Värend mit 5 Harden: a) Alboa hd; Kindavatz hd; c) Kurunga hd; d) Norvipinga hd; e) Upvipinga hd. 3. Möre mit 2 Harden: a) Norpra hd; b) Supra hd. 4. Njudung mit 2 Harden: a) Væstra hd; b) Østra hd. Nr. 5 – 13 sind Landschaften, die zu Harden wurden: 5 pvetum; 6 Vist; 7 Vipbo; 8 Ypri; 9 Kind; 10 Sighvipi; 11 piust; 12 Asboland; 13 Andbyrpi; 14 [neuschwed.:] Tunaläns hd; 15 Stranda hd.
Götarechte
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V. Värmlandslagen Värmland gehörte zu den schwedischen Landschaften norpanskogs (nördlich des Grenzwaldes), es umgreift mit dem östlichen Teil seiner südlichen Grenze den Vänern und stößt mit deren westlichen Teil an das zu Västgötalagen gehörende kleine Dalsland. Die östliche Grenze bilden (von Süden) Närke und Västmanland, während nordöstlich Dalarna angrenzt. Die ganze Westgrenze teilt es von den norwegischen Östfold-, Akerhus- und Hedmark-Fylkes ab. Die Häradseinteilung war (wegen der dünnen Besiedelung) zur Unionszeit von geringer Bedeutung. Immerhin verzeichnet Styffe312 insgesamt zwölf Harden, wobei einige – zunächst selbständige – anderen zugelegt wurden313. Jede Harde war ein eigener Gerichtsbezirk. Im Jahre 1336 war die ganze Landschaft verpfändet314. Nach ihrer Auslösung verwaltete sie ein königlicher Vogt. Anläßlich der Reichsteilung 1357 kam es zu Magnus Erikssons Reichsteil315. Kirchlich gehörte Värmland zum Bistum Skara. Bereits Königin Blanche von Namur (Gemahlin Magnus Erikssons seit 1335) und Margareta von Dänemark (Gemahlin Hakon Magnussons seit 1363) erhielten Leibgedinge. Bei der Vermählung König Christophs von Bayern mit Dorothea von Brandenburg im Jahre 1445 erhielt sie – außer Besitzungen in Dänemark und Norwegen – das feste Haus in Örebro mit Närke und Värmland als Leibgedinge. Diese Güter wurden als Morgengabelehen vergeben; in den Urkunden heißen sie donatio propter nuptias, mit dem Zusatz dicte morgongäv316. Dorothea durfte diese Güter auf Lebenszeit behalten und so lange sie in einem der nordischen Länder lebte. Als sie aber als Witwe im Jahre 1449 Christian I. von Dänemark (1448–81) heiratete, verweigerte ihr Karl Knutsson die Herausgabe oder Abgeltung317. 312 Carl Gustaf Styffe, unionstiden, S. 187–192. 313 Diese Harden waren 1) Jursers hd; 2) Gilbærgæ hd; 3) Næs hd; 4) Grums hd; 5) Friskdals hd; 6) Ekes hd; 7) Væs hd; 8) Visneem hd; 9) Värmelandsberg (Jernberget i Vermeland); dagegen rechnete Nordmarks hd bis ins 17. Jh. zu Dal, vgl. die Schutzbriefe Erichs v. Pommern, Skänninge, v. 16. April 1413 für jernbergsmännen och jernberget i Wærmelande, in: SD, Nr. 1708 (SDHK-Nr. 17 992) und dasselbe vom gleichen Tage für die bergmästare och bergmännen, in: SD, Nr. 1709 (SDHK-Nr. 17 993); Carl Gustaf Styffe, unionstiden, S. 184; Jan Liedgren, Art. landskap, in: KLNM, Bd. X (1965), Sp. 237. 314 Urkunde Magnus Erikssons v. 29. Dez. 1336, in: DS, Bd. IV Nr. 3267, S. 536f an die Bewohner Södermanlands; vgl. Birgitta Fritz, hus, Bd. II, S. 75 ff. 315 Vgl. Carl Gustaf Styffe, unionstiden S. 185; Jan Liedgren, Art. landskap, in: KLNM, Bd. X (1965), Sp. 237; Birgitta Fritz, hus, Bd. II, S. 75. 316 Vgl. Jerker Rosén, Art. Morgongåva, Sverige, in: KLNM, Bd. XI (1966), Sp. 702f; Birgitta Fritz, hus, Bd. I, S. 92 ff. 317 Vgl. dazu ausführlich: Gottfrid Carlsson, morgongåva, in: SHT 1911, S. 238–268.
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Größere Städte sind heute Karlstad, Kristinehamn, Säffle und Arvika. Ein värmländisches Rechtsbuch wird in den mittelalterlichen Urkunden bis hin zu KrLL mehrfach erwähnt318, so 1426 („Vermælands lag oc lagbok“)319 und 1444 „Værmsk lag“; es stimmte weitgehend mit dem Recht von Västergötland überein. Das Rechtsbuch ist heute verloren. Dem Reichsrat und Hardenhauptmann Otto Torbjörnsson gehörte ein Rechtsbuch, das in den 1460er Jahren in Gebrauch war. Es enthält ein Kapitel über die Jagd, das sprachlich und inhaltlich dem Jagdrecht anderer Landschaftsrechte entspricht; es ist vermutlich das einzige, was von Värmlandslagen übrig blieb320.
318 So in einem Morgengabebrief vom 19. Juli 1440: „epther Vermsson laghom“ und in einer Verkaufsurkunde vom 29. Juli 1444: „Værmsk lag, fæst oc wmfærdh“, zitiert von Carl Gustaf Styffe, unionstiden S. 186, Fn. 7. In KrLL ist der Värmländische Rechtsprecher z. B. in Kgb, c. 1: 1 und c. 11: 1 erwähnt; vgl. Gerhard Hafström, rättskällor, S. 44 f. 319 Vgl. Gerhard Hafström, rättskällor, S. 44 f. 320 Vgl. dazu Carl Ivar Ståhle, Torbjörnsson, S. 97 ff; derselbe, Upplandslagen in: ANF, Bd. 69 (1954), S. 91–143 (132) und Jan Eric Almqvist, Stiernhielm, S. 235, der in Fn. 15 erwägt, ob Värmland nach Västgötalag lebte und gar kein eigenes Rechtsbuch besaß (wie Carl Gustaf Styffe, Unionstiden, S. 186, Fn. 7 meint); dagegen sprechen jedoch die oben genannten Urkunden.
Oberschwedische Rechte
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C. Oberschwedische Rechte I. Uplandslagen 1. Uppland geographisch/historisch Die Landschaften um den Mälarsee faßte man im 13. Jahrhundert unter dem Namen Svethiudh (lateinisch Suecia oder Suecia superior) zusammen321. Die Hauptlandschaft war Uppland, bestehend aus den Teillandschaften Tiundaland, Attundaland und Fjädrundaland. Sie waren eingeteilt in hundari, Hundertschaften und zu jeder gehörten an der Küste und im Mälarsee Schiffsbezirke (skeppslag)322, die insgesamt Roslagen (Roden) hießen323. Upplands Nordgrenze bildete bis zum Beginn des 14. Jahrhunderts der Wald Ödmorden324, heute die Grenze zwischen Gästrikland und Hälsingland, so dass Gästrikland damals noch zu Uppland gehörte. Erst eine Urkunde vom 26. Aug. 1314 trennte es durch eine Landmarke von Tiundaland325. Es hatte im Spätmittelalter einen eigenen Hardenhauptmann. Weiter zählten zu Uppland alle Inseln des Mälarsees (außer Ekerö) und die uppländischen Schären der Ostsee. Es gab ein gemeinsames Landsthing für Svethiudh (also für die drei upländischen Volklande sowie Roden und Västmanland, das Snorri Sturluson326 allra Svia thing nannte und das anfänglich zur Zeit der Frühlings-Tag-und-Nachtgleiche in Alt-Uppsala unter der Leitung des Rechtsprechers von Tiundaland tagte. Unter christlichem Einfluß 321 Vgl. Thorsten Andersson, Svethiudh (2005), S. 53–76. 322 Zum Begriff skeppslag (skiplagh) s. u. 4 a), S. 444 f., Fnn. 380 f; zur Besiedelung Upplands vgl. jetzt Sigurd Rahmqvist, Sätesgård (1996). 323 Zu Roslagen (Roden) vgl. unten 4, S. 444 – 451. 324 Vgl. Mats Wahlberg, Art. Ödmorden, SOL, S. 386. 325 Die Urkunde Stockholm, d. 26. Aug. 1314 in: DS, Bd. III, Nr. 1975, S. 176f enthält die Bestätigugng der Grenze zwischen Gästrikland und Tiundaland; vgl. Carl Gustaf Styffe, unionstiden, S. 328; Jan Liedgren, Art. landskap, Sverige, in: KLNM, Bd. X (1965), Sp. 239. 326 Snorris Beschreibung Schwedens findet sich in der Saga Óláfs konungs hins helga, udg. Oscar Albert Johnsen/Jón Helgason (1941), c. 60–64, S. 158–157 und in der Heimskringla udg. Finnur Jónnson, Bd. II, c. 77–82, S. 134–150, vgl. Erland Hjärne, Svethiudh, S. 91 ff; Jan Liedgren, Art. Allra Svia thing, in: KLNM, Bd. I (1956), Sp. 90 f.
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Karte 20: Uppland, Quelle: Birgitta Fritz, Hus, land och län. Förvaltningen i Sverige 1250 – 1434, Bd. II, Stockholm 1973, S. 15. Uppland besteht aus den drei Teillandschaften Attundaland, Tiundaland und Fjärdhundraland, jeweils eingeteilt in hundare [hu]. A. Attundaland: 1) Sollentuna hu; 2 Färentuna hu; 3 Bro hu; 4 Ärlinghundra hu; 5 Vallentuna hu; 6 Seminghundra hu; 7 Långhundra hu; 8 Sjuhundra hu; 9 Lyhundra hu. Die zu Roden gehörigen Hundertschaften (10 – 16 und 29) heißen jeweils skeppslag [skl]: 10 Väddö-Häverö skl; 11 Bro-Vätö skl; 12 Frötuna-Länna skl; 13 Åkers-Lo skl; 14 Ryds skl; 15 Danderyds skl; 16 Värmdö skl. B. Tiundaland: 17 Håbo hu; 18 Hagunda hu; 19 Ulleråkers hu; 20 Bälinge hu; 21 Vaksala hu; 22 Rasbo hu; 23 Närdinghundra hu; 24 Olands hu; 25 Norunda hu; 26 Vendels hu; 27 Våla hu; 28 Tierps hu; 29 Västlands skl; 30 Österlövsta socken; 31 Hållnäs socken; 32 Valö socken; 33 Frösåkers hu; 34 Börstils socken; 35 Hargs socken; 36 Edebo socken. C. Fjärdhundraland: 37 Trögds hu; 38 Lagunda hu; 39 Åsunda hu; 40 Simtuna hu; 41 Torstuna hu.
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wurde es auf Mariae Lichtmeß (2. Februar) verlegt. Nach Upplandslagen (also nach der Vereinigung der upländischen Rechtsbereiche 1296) hatte nämlich der uppländische Rechtsprecher dieses Amt nicht nur in Uppland und Gästrikland inne, sondern war auch der oberste Rechtsprecher der weiter nördlich gelegenen Landschaften, die zunächst Hälsingland hießen, dann aber unter dem Namen Norrland zusammengefaßt wurden. Dort galt Hälsingelagen. Die einzelnen Teile (Medelpad, Ångermanland und Västerbotten) erhielten im Laufe des Mittelalters eigene Unterrechtsprecher. Zu den wichtigsten uppländischen Städten gehörte Stockholm, das zwar erst im 15. Jahrhundert zur Residenz wurde, aber schon vorher ein wichtiger Handelsort war. Sigtuna war die älteste Stadt im Mälargebiet, zunächst Bischofssitz und Münzort, aber bald von Stockholm überholt; Uppsala war Sitz des Bischofs und Erzbischofs. Aus drei Urkunden von 1244 geht hervor, dass jedes der drei Volklande eine prosteri (Propstei) bildete327. Diese Einteilung bestand bereits seit den 1160er Jahren328. Enköping wird bereits Mitte des 13. Jahrhunderts als Stadt genannt329. Weitere Städte waren Östhammar und Gävle330, beide an der Ostsee gelegene Häfen. Die zu Uppland zusammengeschlossenen Landschaften wiesen – da dicht bevölkert – zahlreiche Hundertschafen auf. Entgegen den Namen Fjärdhundaland (=fyra hundaris land [Landschaft mit vier Hundertschaften]331) hatte diese Landschaft fünf, Attundaland (=Åtta hundaris land [Landschaft mit acht Hundertschaften])332 neun und Tiundaland (=Tio hun327 Es sind die Urkunden Upsala 1244, in: DS, Bd. I, Nr. 316, S. 304f, Upsala, d. 10. Aug. 1244, Nr. 317, S. 305 und Nr. 318 (1244–1255), S. 306, in denen die Übereinkunft bestätigt wird, dass jeder Haushalt in Tiunda- und Fjädrundaland zwei Pfennige Propstabgabe jährlich zahlen soll; vgl. Adolf Schück, stadsväsen, S. 188 f. 328 Im Schutzbrief für das Kloster Viby bei Sigtuna werden für Uppland drei Pröpste genannt, in Sigtuna (Attundaland), Enköping (Fjärdhundraland) und Östra Aros (Tiundaland), den wichtigsten Handelsorten der drei Volklande, s. DS, Bd. I, Nr. 51 (1164–1167), S. 73f [S. 74]; vgl. Adolf Schück, stadsväsen, S. 188 f. 329 Über Enköping s. DS, Bd. I, Munsö, d. 27. Febr. 1250 (oder: 2. März 1253), Nr. 376, S. 344f; vgl. Carl Gustaf Styffe, unionstiden, S. 347. 330 Vgl. Carl Gustaf Styffe, unionstiden, S. 348. 331 Hundertschaften in Fjärdhundraland: 1) Trögds hu; 2) Lagunda hu; 3) Åsunda (Aashundare) hu; 4) Simtuna (Simbohundare) hu; 5) Torstuna (Thorsaker) hu, vgl. Carl Gustaf Styffe, unionstiden, S. 348–355; Birgitta Fritz, hus, Bd. II, S. 15. 332 Attundaland hatte im Mittelalter 8 Hundertschaften: 1) Sollentuna hu; 2) Bro hu; 3) Ärlinghundra hu; 4) Vallentuna hu; 5) Seminghundra hu; 6) Långhundra hu; 7) Sjuhundra hu; 8) Lyhundra hu. Färentuna hu ist jünger; er erscheint zuerst in den 1550er Jahren, vgl. Mats Wahlberg, SOL, S. 86. Die nachfolgenden skeppslag zählten nicht als Hundari: a) Väddö-Häverö skeppslag; b) Bro-Vätö skeppslag; c) Frötuna-Länna skeppslag; d) Åkers-Lo skeppslag; e) Ryds skeppslag; f) Danderyds skeppslag; g) Värmdö skeppslag; vgl. Carl Gustaf Styffe, unionstiden, S. 366–375; Birgitta Fritz, hus, Bd. II, S. 15.
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daris land [Landschaft mit zehn Hundertschaften])333 dreizehn. Aus UL, Bb 17: 4 folgt334, folgt noch der ursprüngliche Zustand, daß nämlich beim Grenzstreit zwischen Dörfern der Rechtszug vom Augenscheinsausschuß der Hundertschaft an den gleichen Ausschuß des jeweiligen Volklandes ging und das Pfand für die Berufung eine Mark für jede Hundertschaft betrug, also für Fjädhrundaland fünf (weil es dort damals (1296) schon fünf Hundertschaften gab), für Attundaland acht und für Tiundaland zehn Mark zu hinterlegen waren. Woher aber diese Namen nach der Zahl der hundari (und ihre unterschiedliche Größe) anstelle alter Siedlungsnamen? Wahrscheinlich hatten Häuptlinge (Kleinkönige) die Herrschaft über mehrere Siedlungen erlangt und dann Bündnisse gebildet. Die gleichförmige Bildung von hundari und die Benennung der Landschaften nach deren Zahl beruht dagegen auf dem Handeln des Sveakönigs, der über alle Kleinkönige herrschte335. Zur Zeit der Unionskönigin Margareta (1389–1412) wurde die Verwaltung reformiert und Uppland in Schloßlehen und Vogteien eingeteilt336. Das Bistum Uppsala umfaßte nicht nur Uppland und Hälsingland, sondern auch Jämtland (Jamtaland)337, und zwar auch dann noch, als es bereits zu Norwegen rechnete338. Schließlich legte man die Nordgrenze des Bistums Uppsala gegen das von Åbo zwischen den Torne und den Kemi Älv. Bereits zeitig im 13. Jahrhundert hat man die Grenzbeschreibung in HL, Tgb, c. 15339 mißdeutet und wollte die Grenze Hälsinglands zum Bistum 333 Tiundaland hatte im Mittelalter 10 Hundertschaften, wie aus der Urkunde Ulf Jarls in DS, Bd. I, Nr. 316, Uppsala 1244, S. 304f hervorgeht: „quatinus singulis annis a singulis decem prouinciarum habitatoribus … denarios recipiat“. Sie haben sich später auf 13 vermehrt (vgl. Sigurd Rahmqvist, Sätesgård, S. 65; Thorsten Andersson, Svethiudh, S. 13): 1) Håbo hu; 2) Hagunda hu; 3) Ulleråkers hu; 4) Bälinge hu; 5) Vaksala hu; 6) Rasbo hu; 7) Närdinghundra hu; 8) Olands hu; 9) Norunda hu; 10) Vendels hu; 11) Våla hu; 12) Tierps hu; 13) Västlands hu; vgl. Carl Gustaf Styffe, unionstiden, S. 355–366; Birgitta Fritz, hus, Bd. II, S. 15. 334 UL. Bb 17: 4 (SGL, Bd. III, S. 240f). 335 So: Thorsten Andersson, Svethiudh, S. 13. 336 Die uppländischen Schloßlehen und Vogteien waren seit dem 13. Jahrhundert: 1) Stockholms län mit Burgvogtei; 2) Svartsjö län (kungsgard u. Vogtei); 3) Stäkes län (Almarestäket, Burgvogtei); 4) Östra Roden (war 1418 dem Erzbischof verlehnt, s. Urkunde Frötuna ting, d. 15. Jan. 1418, SD, Nr. 2439 [SDHK-Nr. 19042]; Beata Losman, S. 71; Birgitta Fritz, S. 21, Fn. 27; seit 1453 Östra Rodhin genannt); 5) Östhammars län (Burg mit Vogtei); 6) Gästrikland und Vogtei; 7) Fjerdhundraland und Vogtei; 8) Trögd härad und Vogtei; vgl. Carl Gustaf Styffe, unionstiden, S. 338f; Birgitta Fritz, hus, Bd. II, S. 14 ff. 337 Vgl. Nils Ahnlund, Jämtland, Bd. I (1948) und Carl-Göran Ekerwald (2004). 338 Über diese Grenzziehung vgl. unten 5. Kap. V, 1, S. 493 f. 339 HL, Tgb, c. 15 (SGL, Bd. VI, S. 93)
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Åbo an den finnischen Ule älv und Ule träsk verlegen340. Erzbischof Birger Gregersson hat das 1374 genau untersuchen lassen341 und die Grenze am Ule Älv in Finnland bestätigt. Schließlich teilte ein Brief König Albrechts von 1377342 den Einwohnern von Norbotten in Hälsingland mit, alle Siedler bis zum finnischen Ule träsk und Ule älv gehörten zum Erzbistum Uppsala. Wirklicher Erfolg war dem damals nicht beschieden, die wirkliche Grenze blieb zwischen dem Torne und den Kemi Älv. 2. Entstehung Während die Landschaftsrechte von Götaland (Västergötland, Östergötland), Dalarna, Tiohärad, aber auch Gutalagen Aufzeichnungen des damals geltenden Rechtes sind, stellen die uppländischen Landschaftsrechte (Upplandslagen, Södermannalagen, Västmannalagen, Hälsingelagen) eine durchgehende Überarbeitung des dortigen Rechtes dar, die von den Königen bzw. den Vormundschaftsregierungen veranlaßt wurde. So sagt ein Statut der Vormundschaftsregierung für Magnus Eriksson von 1330343 über das (verlorene Landschaftsrecht von Närke): Sein Landschaftsrecht sei conditus von König Magnus Ladulås. Dabei handelt es sich jedoch nicht um eine confirmatio, denn es lag nicht im Sinne dieser vorläufigen Regierung, das Königtum zu stärken. Vermutlich hatte Magnus Ladulås nur das Närker Recht und königliche Statuten zusammenstellen lassen und das Landsthing hat diese Sammlung später gutgeheißen344. Die Folge dieser Modernisierungsarbeiten über die Landschaftsgrenzen hinweg war, dass viele Rechtsvorschriften den oberschwedischen Landschaften und dem ganzen Nordland gemeinschaftlich wurden. Upplandslagen hat eine auf den 2. Januar 1296 datierte confirmatio erhalten, welche die Vormundschaftsregierung für den unmündigen König Bir-
340 So in der Urkunde des Drosten Knut Jonsson, Telge, d. 5. Sept. 1328, in: DS Bd. IV, Nr. 2676, S. 73f: „extrema pars Helsingiae versus aquilonem, que ad amnem dictum Wlv et stagnum Wlvträsk vsque protenditur“; das hat Torsten Styrbjönsson 1374 wiederholt (in: Åbo domkyrkas Svartbok, Nr. 230), vgl. unten V, 1, S. 493, Fn. 723. 341 Vgl. H/W, SSL, Bd. III (Hälsingelagen), S. XLV und S. 410f, N. 110. 342 Brief König Albrechts v. Mecklenburg, Enköping, d. 17. Juni 1377 (in: FMU, Bd. I. Nr. 864 (vgl. unten Fn. 723); H/W, SSL, Bd. III (Hälsingelagen), S. 410f, N. 110. 343 Im Statut, Telge, d. 6. Mai 1330 in: DS. Bd. IV, Nr. 2773, S. 157f heißt es: „contentos in libro vestro legali, per magnificum principem dominum Magnum … condito …“; vgl. Åke Holmbäck in: H/W, landslag, S. XV. 344 Vgl. Einar Carlsson, stadfästelse, in: Svensk Historisk Tidskrift, årg. 66 (1946), S. 261–265 (261); Åke Holmbäck in: H/W, landslag, S. XVI.
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ger Magnusson ausfertigte345. Ihr ist zu entnehmen, dass die drei Volklande Attundaland, Fjärdhundraland und Tiundaland zunächst selbständige Rechtsbereiche waren346. Doch murrten die Bauern über den Zustand ihres Rechts, weil es teils veraltet teils dunkel und unzulänglich war. Da König Birger Magnusson (1290–1318) erst 1280 geboren war, wird Birger Persson (Finsta), der Rechtsprecher von Tiundaland, Mitglied des königlichen Rates und mächtigster upländischer Grundherr347), ihre Bitte um Rechtsbesserung nicht dem König, sondern dem Reichsrat vorgetragen haben, an dessen Spitze damals der Marschall Torgils Knutsson stand. Birger Persson erhielt im Namen des Königs den Auftrag, das alte Recht mit Hilfe eines Ausschusses zu sammeln, zu sichten und neues Recht auszuarbeiten. Ihm gehörten Vertreter des Adels und der Bauern an348. Dazu kamen als Rechtskundige zwei Rechtsprecher (laghmæn), die man ebenfalls dem Adel zurechnen darf, zwei Urteiler (domari) sowie Birger Perssons Vetter Magister Andreas And, Dompropst von Uppsala. Er hatte in Paris studiert349, vertrat die Interessen der Kirche und verfügte über viele Verbindungen zu den führenden Adelsgeschlechtern Upplands350. Vermutlich war er der Sekretär der Kommission. Er hielt Verbindung zu den Schweden, die damals in Bologna studierten, wie dem Erzdiakon Olaus Nicolai und zu Carolus Erlandi,
345 Die Bestätigung trägt das Datum „Anno Domini MCCLXXXXVI. in octaua Beati Stephani Protomartyris“, (der Stephanstag ist der 26. Dezember, die Oktave dazu der 2. Januar, vgl. Herman Grotefend, S. 100); sie steht in SGL, Bd. III, S. 1–6. Birger Magnusson war damals 16 Jahre alt. 346 Fjärdhundraland ist die neuschwedische Form; im Mittelalter hieß die Landschaft Fjädrundaland, vgl. Jan Liedgren, Art. Fjädrundaland, in: KLNM, Bd. IV (1959), Sp. 393 f. Ob ihre Laghsagas niedergeschrieben waren, ist unbekannt, wie denn der Wortlaut ihres Rechtes nur in der veränderten Form von Uplandslagen überliefert ist. Zu den Namen vgl. Karl Wührer, Art. Attundaland, in: RGA2, Bd. I (1973), S. 473f; Thorsten Andersson, Art. Fjädrundaland, in: RGA2 IX (1995), S. 150. Eva Nyman, Art. Tiundaland, in: RGA2, Bd. 31, S. 7. 347 Birger Persson († 1327) war Vater der heiligen Birgitta, vgl. über sie: Yngve Brilioth, in: SBL, Bd. 4 (1924), S. 436–439, Bild S. 436. 348 Vgl. H/W, SLL, Bd. I, UL, S. 9. n. 9–12. Eine ausführliche Aufzählung der Kommissionsmitglieder fand sich im Vorwort der Druckausgabe von 1607, vgl. die Übersetzung ebda S. 12, n. 9. 349 Über Magister Andreas And († 13. März 1317), vgl. Henrik Schück, S. 45 ff; Knut B. Westman, Art. And, in: Svenskt Biografiskt Lexikon, Bd. I (1918), S. 647–651; Åke Sällström, S. 217, 221, 230; Strauch, Rechtsfortbildung, S. 316. 350 Vgl. Hans Toll, Folkungastudier, in: Personhistorisk Tidskrift, Bd. 20 (1918/19), Ätten Ängel, S. 110 ff; Åke Sällström, S. 220f; Sigurd Rahmqvist, Sandbroätten, in: Personhistorisk Tidskrift 74 (1978), S. 47–79.
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einem Vetter Birger Perssons351. Die confirmatio erwähnt als Mitglieder fünfzehn Namen; der Ausschuß heißt jedoch tolf mannæ næmpd (Zwölferausschuß)352, weil wahrscheinlich nur 12 Mitglieder ernannt, die beiden Rechtsprecher und Andreas And aber Mitglieder kraft Amtes waren. Diese Kommission faßte das bisherige Recht der drei Landschaften zum neuen Uplandslag zusammen. Die confirmatio war zunächst (vermutlich von Andreas And) lateinisch abgefaßt, und ist dann ins Schwedische übertragen worden353. Sie weist Anklänge an Justinians constitutio Tanta, c. 18, die Bulle Rex Pacificus Gregors IX. von 1234 und das Vorwort zu König Magnus Hakonarssons (1263–80) norwegischem Landrecht auf, hat also spätantike und mittelalterliche Rechtsgedanken aufgenommen354. Die confirmatio, die praefatio und Kgb 2; 3 sagen etwas über die königlichen Aufgaben und das Gesetzesverständnis der Zeit. Die praefatio vergleicht den König mit Mose, der als erster Rechtsprecher dem Volk Gottes Gesetze gebracht habe. Beide Texte beziehen sich auf biblische Gedanken355, die sich auch im kanonischen Recht finden. Die Kirchenväter Ambrosius356 und Augustinus357 sahen den König als miles christi. Seine Aufgabe war, Gesetze zu geben, den Frieden sowie Witwen und Waisen zu schützen. Dazu gehört auch ihre Urteilsmacht. Uplandslagen verleiht dem König zwar keine konkurrierende Rechtsprechung neben den volklichen Gerichten, von ihm geht aber alle Urteilsmacht aus358 und an ihn kann sich jeder wenden, der das Urteil der Hundertschaft, eines Rechtsprechers oder des Bischofs anfechten will359.
351 Vgl. Åke Sällström, Bologna, S. 217 ff (Carolus Erlandi); S. 228f (Olaus Nicolai); Gerhard Hafström, rättskällor, S. 51. 352 Vgl. SGL, Bd. III (UL), S. 4. 353 Vgl. SGL, Bd. III (UL), S. 1–6; Henrik A. Olsson, stadfästelsebrev, in: Lychnos 1975/76, S. 236–255; Jan Liedgren, Art. Översättning, in: KLNM, Bd. 21 (1977), Sp. 55. 354 Vgl. Bo Petterson, Stilstudier, S. 277 ff; Henrik A. Olsson, stadfästelsebrev, in: Lychnos 1975/76, S. 249 ff; Elsa Sjöholm, Medeltidslagar, S. 268, Fn. 6; Göran Inger, Upplandslagen, in: Festskrift till Stig Strömholm (1997), S. 427; anders: Sten Gagnér, Gesetzgebung, S. 363, der die Bulle Sacrosanctae Bonifaz’ VIII. von 1298 als alleiniges Vorbild nimmt. 355 Biblische Gedanken in: Proverbia 8: 15f; Sapientia 6: 4f; Röm. 13: 1 ff. 356 Ambrosius, in: Ep. 17. 1 ff, in: Migne, PL 16, Sp. 1002–1006. 357 Augustinus, in: Ep. 93. 5. 19, Migne, PL 33, Sp. 331. 358 In: Pgb 1 (SGL, Bd. III, UL, S. 258f = v. Schwerin, UL, S. 227). 359 In: Kkb 20; Pgb 10; 13 (SGL, Bd. III; UL, S. 81f; 272 = v. Schwerin, UL, S. 94; 239; Göran Inger, UL, S. 433.
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Dass die Gesetze an Ort und Zeit angepaßt und wie sie inhaltlich beschaffen sein sollen, steht schon bei Isidor von Sevilla (570–636)360. Zur Änderung von Gesetzen hat sich auch Thomas v. Aquino (1225–1274) ausführlich geäußert361. Das Verhältnis des einzelnen zum Gesetz gründet sich auf c. 13 X 3. 1, das auf c. 14. conc. Lat. IV (1215) zurückgeht362. Diese Gedanken sind auch im Norden aufgegriffen worden: Bereits König Knut VI. von Dänemark hatte im schonischen Landfrieden vom 5. Jan. 1201363 das Gesetzgebungsrecht für sich in Anspruch genommen. In Schweden sind Birger Jarl (1248–66) und Magnus Ladulås (1275–90) als Gesetzgeber hervorgetreten364. Eine Urkunde von 1216/1223365 rühmt den Nutzen von Rechtsaufzeichnungen und billigt ihren von Ort zu Ort unterschiedlichen Inhalt. Der zweite Absatz von Uplandslagens praefatio übernimmt Grundgedanken, die bereits in der Vorrede von Jyske Lov (1241) stehen, wo nicht nur das Amt des Königs, sondern auch Inhalt und Sinn der Gesetze beschrieben sind. Insbesondere der Satz „Land skulu mæp laghum byggiæs och æi mæp walz wærkum“ (Land soll mit Recht gebaut werden und nicht mit Gewalttaten)366, den der Druck von 1607 [Hs. E] in die praefatio einfügt, scheint gemeinnordisch gewesen zu sein367. Auf diesen Voraussetzungen ruht der Gedanke der Vereinheitlichung und Zusammenfassung des Rechts der drei Volklande. Mit den Worten „quod profecto tam in Ecclesiasticarum quam Ciuilium traditionum abrogationibus suppletionibus ac nouellis institutionibus clarius elucescit …“ verweist die confirmatio nicht nur auf das Vorbild des kanonischen und römischen Rechts (der asw. Text sagt „ok fore dessum faldum giörs umskipti bapi .j. kirkiu rætt och i kiæsæræ laghum“368, 360 Isidor von Sevilla, Etym. lib. V, c. 20f, in: Migne, PL Bd. 82, S. 203, auf den das dictum Gratiani und Grat. c. 1f D. IV verweist. 361 Thomas von Aquino, in: Summa Theologica I/II q. 97, ar. 2 [ed. Busa II, S. 483]. 362 c. 13 X 3. 1 (Friedberg, II, Sp. 452) das auf c. 14. conc. Lat. IV (1215) [COD II, S. 242] zurückgeht; vgl. Niels Knut Andersen, S. 84 ff; Kroman/Iuul, Nutidsdansk, Bd. 3 (Kommentar), S. 133 ff; H/W, SLL Bd. I, UL, S. 10 f. 363 Schonischer Landfrieden v. 5. Jan. 1201, in: DS, Bd. I, Nr. 118, S. 143, 146. 364 Vgl. Gösta Åqvist, Kungen, S. 14 ff; 92 ff; Strauch, OGR, S. 27 ff; derselbe, Rechtsfortbildung, S. 327 ff. 365 Urkunde von 1216/1223, in: DS, Bd. I Nr. 832, S. 690. 366 Der Satz steht eigentlich im Plural: „Land skulu …“, doch scheint in der Übersetzung der Singular passender. Er findet sich in UL, Wb 1: pr. (SGL, Bd. III, UL, S. 215, mit Fn. 24 und S. 6, Fn. 16), den Hs. E [Druck von 1607; Samuel Henning, Utg. 1607, S. 7, Z. 11f] in die praefatio einfügt) 367 Vgl. SGL, Bd. III (UL), S. 6, Fn. 16; Bo Pettersson S. 265 ff; H/W, SLL, Bd. I, UL, S. 10f; 186f, n. 1. 368 Confirmatio (SGL, Bd. III, UL, S. 1; 3 = v. Schwerin, UL, S. 65), „Aus diesen Gründen änderten wir sowohl das Kirchen- wie das Kaiserrecht“.
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sondern vor allem auch auf den Gedanken einer Rechtssichtung und -besserung. Insofern befand man sich damals in Uppland auf der Höhe der Zeit. Deshalb besteht kein Grund, das Datum der confirmatio (2. Jan. 1296) anzuzweifeln369. Die confirmatio schildert das Verfahren des Ausschusses in drei Schritten: a) Er stellte das alte Recht zusammen, sichtete es und beschloß – wo erforderlich – neue Regeln; b) anschließend trug er die Ergebnisse dem Thing der drei Volklande vor370, das den Vorschlag ohne Gegenrede annahm; c) der König (oder der Reichsrat) prüfte die Streichungen und Zusätze, anschließend bestätigte er das Werk. Damit ist Uplandslagen ein Gesetzbuch und kein Rechtsbuch. Das Verfahren läßt zugleich die damaligen Interessengegensätze erkennen: Die Arbeit der Kommission und der Thingbeschluß repräsentierten zwar den Volkswillen, aber es war nicht das Thing, das die Kommission berief, sondern der König, der auch das letzte Wort behielt, weil er ihre Streichungen und Zusätze nach eigenen Wertungen überprüfte, so dass ein schwebendes Gleichgewicht zwischen Volkswillen und königlichem Gesetzgebungsrecht entstand. Das von der Kirche geförderte Gesetzgebungsrecht des Königs war damit zwar anerkannt, aber gegenüber der Handhabung unter Magnus Ladulås, wie es die Alsnösatzung371 und die Skänningesatzung372 zeigen, abgeschwächt373. Es handelt sich um einen Kompromiß, den Birger Perssons Ausschuß beeinflußt haben dürfte, da König Birger Magnusson im Jahr der Bestätigung erst 16 Jahre alt war. 3. Geltungsbereich Aus vorchristlicher Zeit stammt die Einteilung Uplands in hundare, Hundertschaften oder Bezirke, in die sich die drei Volklande Attundaland, Fjädrundraland und Tiundaland gliederten (also Landschaften, die ursprünglich aus acht, vier bzw. zehn Hundertschaften bestanden374 und mit Uplandsla369 So: Strauch, S. 333; Elsa Sjöholm, Medeltidslagar, S. 268, Fn. 6; Göran Inger, UL, S. 429; anders: Sten Gagnér, Ideengeschichte, S. 363. 370 Über allra Svía ping vgl. Erland Hjärne, Svethiudh S. 98, 149 ff. 371 Alsnösatzung, in: DS, Bd. I, Nr. 799 (1285, S. 650–654) dort falsch datiert, vgl. Jan Liedgren, Alsnö S. 103 ff, der sie zwischen den 15. Mai und 16. Okt. 1279 legt. 372 Skänningesatzung, in: DS, Bd. I, Nr. 813 (1284); vgl. Göran Inger, Skänninge. S. 177 ff. 373 Vgl. Strauch, Rechtsfortbildung S. 327, 333. 374 Daß die Volklande 1296 mehr Hundertschaften hatten als ihr Name sagt, ist schon berichtet (s. o. I, 1, S. 437 f.); vgl. Mats Wahlberg, Art. hundare, SOL, S. 135f, vgl. Erland Hjärne, Svethiudh, S. 116 ff; Det Medeltida Sverige, Bd. I, 4 (Uppland), S. 20 ff; Birgitta Fritz, Hus, Bd. II, S. 14 ff, Karte S. 15; Thorsten Andersson, Art. Fjädrundaland, in: RGA2, Bd. IX (1995), S. 150; Karl Wührer, Art. Attundaland, in: RGA2, Bd. I (1973), S. 473f; Eva Nyman, Art. Tiundaland, in: RGA2, Bd. 31 (2000), S. 7.
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gens Inkrafttreten zu einer neuen, einheitlichen laghsaga (Rechtsbereich) wurden. Wo sich deren Rechte unterschieden, sollte Tiundalands Recht den Ausschlag geben375. Den Namen Upland benutzt erstmals die confirmatio von 1296376. Sie sagt, dass Uplandslagen dort, und in nyrri Ropin galt, dem nördlichen Roden, heute Roslagen, also dem Küstenbereich nördlich von Stockholm, wozu auch Gästrikland gehörte. Seine Grenzen zu Tiundaland sind 1314 festgelegt worden377. Die praefatio gibt als Geltungsbereich alle Siedlungen an zwischen der Ostsee und Sagån (dem Sagfluß, der Grenze zu Västmannaland) sowie im Norden den Öpmorper (den Ödwald), der die Grenze zwischen Gästrikland und Hälsingland bildete378. 4. Roslagen a) Geographisch Die altschwedischen Worte *roper, n. und auch roplagh, n. haben dieselbe Bedeutung wie skip, skiplagh, zu deutsch also „Gemeinschaft, Genossenschaft, Gesellschaft“, die zur Schiffsgestellung für den Ledung verpflichtet war. Daraus bildete sich der Eigenname Roprin (Ropin) oder Roplaghin (pl. zu lagh, n.), Roslagen mit derselben Bedeutung, die sich dann als Name auf die Küstenregionen der Volklande Attundaland und Tiundaland379 übertrug. Das heutige Roslagen umfaßt die nördlich von Stockholm am Bottnischen Meerbusen gelegenen Teile von Stockholms län und Uppsala län einschließlich des Schärengürtels bis hinauf nach Älvkarleby; Hauptort ist Norrtälje. Ob die skiplagh ursprünglich Teile der uppländischen Hundertschaften der Volklande waren, diese heute verstanden als Schar von hundert oder hundertzwanzig Mann380, läßt sich nicht eindeutig belegen381. Sie erlangten jedenfalls als Schiffsgestellungsbezirke für die Ledungsflotte eine rechtliche Sonderstellung. Eine enge Verbindung zwischen den uppländischen hundare375 Vgl. Harald Hjärne, Svethiudh, S. 177 ff; H/W, SLL, Bd. I, UL, S. XVI. 376 Vgl. Birger Lundberg, Art. Uppland in: KLNM, Bd. XIX (1975), Sp. 320–323 (mit Karte Sp. 322) und Upplandslagen Sp. 331–334. Natiencyk, in: Nationalencyklopedin, Bd. 19 (1996), S. 74–80, Karte S. 74. 377 Vgl. DS, Bd. III, Nr. 1975, 1975a, S. 176 f. 378 Vgl. H/W, SLL, Bd. I, UL, S. 11, N. 3. 379 Vgl. Erland Hjärne, Roden, in: NoB, Jg. 35 (1947), S. 55 ff; Sven Ekbo, Roden, in: ANF, Bd. 73 (1958), S. 187–199; Åke Granlund, Art. Roslagen, Finland, in: KLNM, Bd. XIV (1969), Sp. 356. 380 vgl. Thorsten Andersson, Onoma, vol. 37, 2002, S. 95–120 (S. 110). 381 So aber: Sven Tunberg, in: Studier i ekonomi och historia tillägnade Eli F. Heckscher på 65-årsdagen, d. 24. november 1944, S. 273–302 (S. 278f); Erland Hjärne, Roden, in: NoB, Jg. 35 (1947), S. 27, Gerhard Hafström, Ledung S. 141.
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Bezirken und den skiplagh zeigt sich immerhin darin, dass überall Uplandslagen galt382. Aus UL Kgb 10 folgt, dass die uppländische Normalhundertschaft in Viertel und Achtel eingeteilt war383. Nach Hafströms Berechnungen umfaßte der Inlandsteil eines uppländischen hundare-Bezirks zwei skiplagh oder acht Zwölftel (tylftar)384, jede Zwölft bestand aus drei hamnor (Ruderbänken), jedes skiplagh also aus zwölf hamnor385. Dazu kamen die Schiffsgestellungsbezirke mit zwei Zwölfteln, so dass danach jeder uppländische hundare-Bezirk insgesamt aus zehn Zwölfteln bestand386. Da die kirchliche Gliederung von Roslagen in soknar (Kirchspiele) mit dem Fortschritt der Christianisierung erst allmählich gewachsen sein kann, hat sie sich in unterschiedlicher Weise an die ältere Einteilung in skiplagh angelehnt, aber nur selten die alten Namen der Verwaltungsbezirke übernommen387. Erst 1298 hat Erzbischof Nils Alleson die kirchliche Einteilung in Dekanate an den Grenzen der drei Volklande ausgerichtet388. Streitig ist, ob sich die Landschaftsbezeichnung Roslagen auf den Küstenbereich von Uppland und die nördlich angrenzenden Landstriche beschränkte. Schlyter389 und Sven Tunberg390 wollten ihn auch auf die Küstenbereiche von Södermanland, Östergötland, auf die Insel Öland, auf Västmanland und Hälsingland ausdehnen. Zur Begründung führten sie an, dass die sechs ostgötischen Harden, die östlich des Aspveden lagen (einem Gemeinwald südlich des Sees Asplången, an der Straße zwischen Söderköping und Linköping), sich von den übrigen ostgötischen Hundertschaften dadurch unterschieden, dass sie Abgaben an König und Jarl zahlten391. Zudem spreche ÖGL, Db 14: 1 von iarls bryti i rops bo, und auch in Söderman382 Vgl. UL, confirmatio, a. E. (SGL, Bd. III, S. 5f = Schwerin, Uplandslag, S. 67. 383 Vgl. Gerhard Hafström, Ledung, S. 142 gegen Erland Hjärne, Roden, in: NoB 47, S. 10. 384 Vgl. UL, Kirkiu balker (Kkb) 2; Konunga balker (Kgb) 10: 5 (SGL, Bd. III, S. 14 ff; 96f). 385 Vgl. Gerhard Hafström, Ledung S. 125, 132 ff; Strauch, Art. Ledung, in: RGA2, Bd. 18 (2001), S. 186 f. 386 Vgl. Gerhard Hafström, Ledung, S. 143. 387 Vgl. Thorsten Andersson, Art. Kirchspielnamen, in: RGA2, Bd. 16, S. 577–584 ff (580 ff); anders noch Gerhard Hafström, sockenindelning, in: Historiska Studier tillägnade Nils Ahnlund till 25. 8. 1949, Stockholm 1949, S. 62 ff; derselbe, in: Upplands kyrkor S. 8 ff. 388 In: DS, Bd. II, Nr. 1240 v. 2. Juli 1298, S. 267; vgl. Styffe, Unionstiden, S. 339. 389 Schlyter, in: Afhandlingar II, S. 51 ff, 79. 390 Sven Tunberg, in: Studier tillägnade Eli F. Heckscher (1944), S. 282 ff; vgl. H/W, SLL, Bd. I, S. 62 u. 71, N. 62. 391 Vgl. Östgötalagen (ÖGL), Bb 28: pr, 5 (SGL, Bd. II, S. 215, 217 = Strauch, OGR, S. 211f, und den königlichen Brief v. 15. Apr. 1316, in: DS, Bd. III, Nr. 2053, S. 247 f.
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nalagen, Västmannalagen und Hälsingelagen tauche das Wort skiplagh, bzw. skipnøti auf. Dagegen wandte Erland Hjärne392 zu Recht ein, der Ausdruck in ÖGL, Drb 14: 1 deute lediglich darauf hin, dass die Erträge dieses Gutes dem Jarl zukamen, weil er für den Ledung verantwortlich war. Streitig ist auch die Reichweite der Begriffe Norræ und Södhra Rodhrin. Aus dem Satz Ropin liggær .j. lanzlaghum aldær pæn owæn stokholm ær in Uplandslagen Thingmala balker (Tgb) c. 13 haben Carl Johan Schlyter393 und Sven Tunberg394 zu Recht geschlossen, Norra Roden und das Land nördlich von Stockholm seien am Ende des 13. Jhs. identisch gewesen. Erland Hjärne hat sich dagegen gewandt und den Bestätigungsbrief von Uplandslagen angeführt, dessen Ausdruck omnes et singuli Norræ rodhrin inhabitantes … utantur legibus supradictis395 er lediglich auf Tiundalands Roden bezieht396. Das überzeugt nicht, weil kein Grund ersichtlich ist, Uplandslagen allein auf Tiundalands Roden anzuwenden und Attundalands Roden davon auszunehmen. Auch ist kaum anzunehmen, dass sich zwischen der praefatio und Tgb c. 13 von Uplandslagen ein Widerspruch auftut. Da die confirmatio der königlichen Kanzlei entstammt und der Schwedenkönig nicht nur in Uppland, sondern auch in Södermanland herrschte und zudem die historische uppländische Südgrenze wohl unmittelbar südlich von Stockholm im Nämdöfjärden verlief, ist anzunehmen, dass die Kanzlei mit Södrha Rodhin damals das sörmländische, mit Norræ Rodhin dagegen das uppländische Küstengebiet meinte. Erst später hat sich der Name Norra Roden auf die skiplagh von Tiundaland beschränkt397, so dass nunmehr Södhra Rodhin den skiplagh von Attundaland vorbehalten blieb398. Konsequent hat sich Hjärne zunächst geweigert, Södermanland wegen der Worte rodarætter in Södermannalagen399 als Södrha Rodhin zu verstehen400. Auch die Worte skiplæghi in Västmannalagen, Kgb 7: 2, 3 und skiplagh
392 393 394 395 396 397 398 399 400
Vgl. Erland Hjärne, Roden S. 69 ff. Schlyter, Afhandlingar II, S. 72, 79. Sven Tunberg, in: Studier tillägnade Eli F. Heckscher (1944), S. 281 f. In: SGL, Bd. III (UL), lat. S. 2, asw. S. 5. Vgl. Erland Hjärne, Roden S. 62f, Carl Gustaf Styffe, Unionstiden, S. 383; Thorsten Andersson, Svethiudh, det svensk rikets kärna, in: NoB, Bd 92 (2004), S. 5–18. Vgl. die Nachweis bei Carl Gustaf Styffe, Unionstiden, S. 383 ff. Vgl. Adolf Schück, in: Svithjod, Historiska Studier tillägnade Nils Ahnlund (1949), Karte S. 13. Vgl. SdmL, Kgb 11: rubr.; 12; Mh 26: 10 (SGL, Bd. IV, S. 53 ff; 155) bzw. skiplagh (SdmL Mb 29; Tgb 11: 1 [SGL, Bd. IV, S. 160f; 183]). Vgl. Erland Hjärne, roden, S. 70 ff; ihm folgt Jan Liedgren, Art. Landskap in KLNM, Bd. 10, Sp. 236–240 u. Art. Roden in KLNM, Bd. 14, Sp. 355f, ebenso: H/W, SLL, Bd. III, S. 62, N. 56.
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in Hälsingelagen401, bzw. skipnøti dort402 oder das skiplagh auf Öland403 sollten nicht auf eine Zugehörigkeit dieser Landschaften zu Roslagen deuten. Dem widerspricht aber Snorri Sturlusons Bericht über die schwedische Landschaftseinteilung, der auf seinen Besuch 1219 beim westgötischen Rechtsprecher Eskil und andere Quellen zurückgeht404. Danach gehört zum eigentlichen Schweden (Svípiój sjalf) auch Sjáland (=Land an der See), das östlich zum Meer hin liegt (er par liggr til it eystra mej hafinu). Auch wenn man dieses Sjáland mit Roden identifiziert, bleibt seine Ausdehnung nach Norden und Süden fraglich. Hjärne hat seine frühere Ansicht, in der er Sjáland mit Norra Roden gleichsetzte405 später korrigiert und406 den von Snorri gebrauchten Ausdruck Sjáland auf den gesamten, Ende des 13. Jahrhunderts besiedelten Küstenstreifen etwa von Umeå bis hinunter nach Södermanland (wohl bis zum Bråviken) in den Begriff Roslagen einbezogen. Damit wird auch seine Interpretation von Uplandslagens confirmatio und Tgb. 13 (s. o.) fragwürdig. Åqvist neigt dazu407, selbst die Ålandsinseln zu Roslagen zu rechnen. Er versteht aber408 unter Sjáland nicht Roden, sondern nur den Schärengürtel von den Ålandsinseln bis nach Södermanland. Auch hält er Roslagen nicht für einen zusammenhängenden Landstrich, sondern lediglich für eine Anzahl von Schiffsorten, wo sich die Seekönige vorzugsweise aufhielten. Erst in einer Urkunde von 1314 wird der räumliche Umfang von Roden genauer genannt und zugleich die Kirchspieleinteilung deutlich409. Danach bestand es damals aus den sieben Kirchspielen (soknar) Västland, Lövsta, Hållnäs, Valö, Hökhuvud, Börstil und Harg. Aus einem Urteil von 1493 geht hervor, dass es sechs skiplagh umfaßte. Attundalands Roden wurde im 15. und 16. Jahrhundert in Östra und Södra Roden eingeteilt, bestehend aus den Kirchspielen Häverö, Frötuna und Roslags-Bro mit den davor liegenden Inseln410. Abrechnungen aus Gustav Vasas Zeit (1523–60) zeigen, dass 401 Hälsingelagen, Kgb 6: 1; 11: pr; Æb 16:1; Mb 23; Vb 24: 3; Tgb 6 (SGL, Bd. VI, S. 22, 26; 39; 53; 84; 87). 402 Hälsingelagen, Kgb 8; Mb 5: pr (SGL, Bd. VI, S. 24; 45); vgl. Thorsten Andersson, Verwaltungsbezirke in: RGA2, Bd. 32 (2006), S. 270; derselbe, Folk (2010), S. 38. 403 In: DS, Bd. I, Nr. 736 v. 29. Dez. 1281, S. 592, vgl. Sölve Gövansson, skiplagh, S. 97ff. 404 Snorri Sturlusons Bericht in: Olafs Saga ed. Johnsen/Helgason, 1941, I, c. 60, S. 159, zugleich in Heimskringla II, c. 77, S. 110. 405 Erland Hjärne, roden, in: NoB 1947, S. 65. 406 Erland Hjärne, Svethiudh, 1952, S. 109, Fn. 52. 407 Gösta Åqvist, Rodenproblemet S. 163 f. 408 Gösta Åqvist, Rodenproblemet S. 165 f. 409 In: DS, Bd. III Nr. 1946, S. 146–150 (147) betr. den sog. Viennezehnt, vgl. Gösta Åqvist, Rodenproblemet, S. 164; Karte bei Birger Lundberg, S. 23. 410 Vgl. Styffe, S. 339; Erland Hjärne, Roden S. 66.
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Attundalands Östra und Södra Roden jeweils sechs soknar umfaßte411. Zu Roslagen gehörten aber auch benachbarte Gebiete, so Teile von Gästrikland (nämlich die Kirchspiele Hamrånge, Hille und die Hälfte von Valbo)412, ferner im Mälarsee Lovö (Loghbo skiplagh) und das Svartsjöland (Færingö thinglagh)413. Neuere Forscher rechnen außer Teilen von Gästrikland wenigstens den sörmländischen Küstentrakt zu Roden414. b) Rechtlich Uplandslagen galt grundsätzlich auch in Roslagen415. Das daneben dort geltende spezielle Recht (einschließlich des Seezugsrechtes) hieß roparætter416. Nach der praefatio von Uplandslagen417 waren die Bewohner von Roslagen verpflichtet, auf Anforderung des Königs einen Anteil am Schiffbau, der Mannschaft, Ausrüstung und Verpflegung der Ledungsflotte aufzubringen418. Präzisiert werden die Abgaben in UL Kgb 10419, wonach jede Hundertschaft vier Ledungsschiffe420 samt Mannschaft und Verpflegung (skipvist)421, zu stellen und außerdem auch die Abgaben für das steuerpflichtige Kirchenland zu entrichten (UL, KGb 10: 5) hatte. Wer die Abgaben verweigerte, wurde mit Buße belegt (UL, Kgb 10: 6–11). Weitere Abgaben für Roslagen regelt Kgb 11, nämlich die Thingsteuer (pinglami), die fällig wurde, wenn der Ledung ausfuhr und das Sippengeld (ættærgæld)422. Dazu kam der lepungslami (Ledungssteuer, eigentlich: Ledungsverhinderung), der zunächst eine Buße für Ledungssäumige war, später aber eine allgemeine Abgabe, 411 Vgl. Jan Liedgren, Art. Roden, in: KLNM, Bd. 14 (1969), Sp. 355. 412 Vgl. Styffe, S. 366, 386; Adolf Schück, in: Historiska Studier tillägnade Nils Ahnlund, 23. 8. 1949, Stockholm 1949, S. 14. 413 Vgl. die Zusammenstellung bei Carl Gustaf Styffe, S. 338 f, 365 f, 376 f; Adolf Schück, in: Historiska Studier tillägnade Nils Ahnlund, 23. 8. 1949, Stockholm 1949, S. 13f mit Karten S. 12f; Birger Lundberg, Karte S. 155. 414 Vgl. Göran Dahlbäck, Norra Roden, DMS, Bd. I, 1, S. 19, 27 ff; Sigurd Rahmqvist, Gästrikland, DMS 11, S. 22, ihnen folgen Birger Lundberg, S. 82f u. Thorsten Andersson, roden, in: NoB, årg. 89 (2001), S. 153. 415 Vgl. die confirmatio, a. E. (SGL, Bd. III, S. 5f = v. Schwerin S. 67) und Tgb 13 (SGL, Bd. III, S. 274 = v. Schwerin S. 241). 416 Upplandslagen (UL), Kgb c. 10; Überschrift c. 11, c. 12: 2, a. E. (SGL, Bd. III, S. 94f; 87; 101 = v. Schwerin, S. 105, 108); vgl. UL, Tgb 13 (SGL, Bd. III; S. 274 = v. Schwerin S. 241). 417 Praefatio von UL (SGL, Bd. III; S. 8) = v. Schwerin, S. 68. 418 Vgl. Strauch, Art. Ledung, in: RGA2, Bd. 18, S. 186 ff. 419 UL, Kgb c. 10 (SGL, Bd. III, S. 94 ff = v. Schwerin, S. 101 ff). 420 Anders v. Schwerin S. 101, der irrig ein Schiff pro Hundertschaft nennt. 421 Vgl. Gösta Åqvist, Rodenprobl. S. 174 ff. 422 Vgl. Josef Sandström, in: (Svensk) Historisk Tidskrift, Jg. 33 (1913), S. 1–22; Erik Lönnroth, statsfinans, S. 112f; Gösta Åqvist, Rodenprobl. S. 174 ff.
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wenn der Kriegsledung nicht aufgeboten wurde423. Nach der Schlacht von Sparrsätra 1247 hat der lepungslami den Kriegsledung ersetzt424, er wurde zu einer jährlichen Ledungssteuer. Åqvist425 hat versucht, für das 14. Jahrhundert die Steuern in Roslagen zu ermitteln und kommt zu dem erstaunlichen Ergebnis, dass die Steuerbelastung in den uppländischen Hundare-Bezirken größer war als in Roden, das doch dem König und dem Jarl steuerpflichtig war. Da Uplandslagen Vorbild für die Rechte der benachbarten Landschaften Södermanland, Västmanland und Hälsingland war, finden sich ähnliche Vorschriften über die Ledungspflicht beziehungsweise die dazu gehörigen Abgaben auch in deren Landschaftsrechten426. Nach der Gutasaga c. 6427, mußten die Gotländer sieben snækkiur (kleine Kriegsschiffe) zum Aufgebot beisteuern. In Östergötland waren nur die an der Küste liegenden hæræpBezirke ledungspflichtig (liggia till ha och hamnu)428. In Hälsingland erstreckten sich die skiplag zwar bis kurz vor Umeå, doch sollten die Einwohner von Ångermanland und Medelpad sowie die von Bygdeå und die weiter nördlich ansässigen Siedler keine Schiffe stellen, sondern stattdessen Abgaben zahlen und ihr Land daheim wehren429. Die Klärung des Grenzstreites benachbarter Dörfer in den Hundertschaften der Volklande ist in UL, Bb 17: 4 geregelt: Der Rechtszug ging vom Augenscheinsausschuß der Hundertschaft an den gleichen Ausschuß des jeweiligen Volklandes, wofür in Tiundaland 10 Mark, in Attundaland 8 Mark und in Fiädrundraland 5 Mark430 als Pfand zu hinterlegen waren. Mit einer Pfandsetzung von 40 Mark ging der weitere Rechtszug an den König. Für Roslagen enthält jedoch Uplandslag, Tgb 13 den Begriff roparætter, der für Augenscheinssachen demgegenüber einen besonderen Instanzen423 Vgl. UL, Kgb c. 11: pr (SGL, Bd. III, S. 98f); HL, Kgb c. 7 (SGL, Bd. VI, S. 23f) VmL, Kgb c. 7: 1 (SGL, Bd. V, S. 117), = H/W, SLL, Bd. II, S. 41, N. 23; vgl. SdmL Kgb c. 10 (SGL, Bd. IV, S. 52f); Gerhard Hafström, Skeppsvist, S. 27 ff; Erik Lönnroth, statsfinans, S. 111 ff. 424 Vgl. Jerker Rosén, Svensk Hist. I, S. 131f; Gerhard Hafström, Art. byamål, in: KLNM, Bd. II (1957), Sp. 392. 425 Vgl. Gösta Åqvist, Rodenprobl. S. 171 ff, m. weit. Lit.; 185. 426 vgl. SdmL, Kgb 10 (SGL, Bd. IV, S. 52, die Zahl der zu stellenden Schiffe wird nicht genannt); VmL, praefatio (SGL, Bd. V, S. 69) u. Kgb 7 (SGL, Bd. V, S. 116 ff). Kgb 7: 1 (SGL, Bd. V, S. 117) schreibt zwei Schiffe für jeden hundare- Bezirk vor. 427 Gutasaga c. 6 (SGL, Bd. 7, S. 102 ff). 428 Vgl. ÖGL, Bb 28: 5 (SGL, Bd. II S. 217 = Strauch, OGR, S. 212). 429 Vgl. Hälsingelagen, Kgb 7; 8 (SGL, Bd. VI, S. 23f) = H/W, SLL, Bd. III, S. 291 mit N. 33–43. 430 Weil Fjädrundaland bereits früh um einen hundari-Bezirk zu fünf hundari erweitert war.
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zug vorgibt: Wollte dort jemand gegen den Spruch des Augenscheinsausschusses ein Rechtsmittel einlegen, so sollte er drei Mark zum Pfande setzen („wetten“) und den Schiffsbezirk (skiplagh) anrufen. Wer sich mit dessen Augenschein nicht begnügte, sollte sechs Mark zum Pfande setzen und zwei Schiffsbezirke anrufen. Wurde ihm auch dadurch kein Recht, konnte er zehn Mark zum Pfande setzen und sechs Schiffsbezirke anrufen. Ein höheres Volksgericht konnte in dieser Sache nicht tätig werden. Wer aber noch das Urteil des Königs oder des Herzogs einholen wollte, durfte das unter weiterer Pfandsetzung tun. Das Ledungsaufgebot bedeutete für die Hundertschaften und Schiffsbezirke zugleich ein absolutes Friedensgebot431 und bis zum Ende des Seezuges herrschte Prozeßruhe. Brachten die Hundertschaften und Schiffsbezirke nur Verpflegung, aber keine Mannschaft auf, so durfte Thing nach Landrecht gehalten werden432 wie zu Friedenszeiten. Für die Ledungsmannschaften galt roparætter als besonderes Seestrafrecht: Erhöhte Bußen verfielen bereits, wenn das Ledungsschiff segelfertig am Landungssteg lag (UL, Mhb 11:3). War das Schiff utan warp ok waku (außerhalb von Wacht und Warte, also außerhalb des Schärengürtels433), so wurden bei Eigentumsdelikten und Landrechtsverletzungen doppelte Bußen fällig, die zwischen dem Schiffsführer, der Mannschaft und dem Verletzten gedrittelt wurden. Die Zahl der nötigen Zeugen und Eide wurde dagegen halbiert. Bei Vollwunden und Totschlag hatte der König Anspruch auf 40 Mark Buße434. Hinter Uplandslag, Tgb 13 a. E. „wæpning undir kunung ællr hærtughæ“ verbirgt sich auch die Frage, was hærtughæ (Herzog) bedeutet, wie sein Verhältnis zum Jarl435 war, seit wann es ein schwedisches Herzogtum gegeben hat und wie es sich zum Königtum verhielt. Allgemein rechnet man damit, dass das Jarlsamt bruchlos in das Herzogsamt übergegangen ist436. Die Quellen 431 UL Tgb 14: 1 (SGL, Bd. III, S. 275 = v. Schwerin, S. 242); SdmL, Tgb 11:1; vgl. VmL, Mb, 24: 4 (SGL, Bd. V, S. 155); vgl. Gerhard Hafström, Ledung, S. 76. 432 UL, Tgb 14:1 (SGL, Bd. III, S. 275); vgl. SdmL Tgb 11:1 (SGL, Bd. IV, S. 183); VmL Tgb 24:1 (SGL, Bd. V, S. 239). 433 So: UL, Kg 11: 1 (SGL, Bd. III, S. 99) nach fast allen Hss.; vgl. aber Thorsten Andersson, Varphaelde, S. 198 ff; anders in Hs. A., wo es heißt „ok .j. warp ok waku komit“, wenn also die Schiffswache bezogen war. 434 UL, Kgb 11 (SGL, Bd. III, S. 98 ff, vgl. SdmL, Kgb 11; 12; und Mhb 26: 10 (SGL, Bd. IV, S. 53 ff; 155); VML Mhb 10: 1; 25: 4 (SGL, Bd. V, S. 145; 157); HL Kgb 8; 9 (SGL, Bd. VI, S. 24f); vgl. auch ÖGL Eps. 33: 1; 34, Db 14: 6 (SGL, Bd. II; S. 44; 60) = Strauch, OGR, S. 71f; 84); vgl. Erland Hjärne, Rod och runor S. 21 ff; derselbe, Roden, S. 1 ff; Gerhard Hafström Ledung, S. 74 ff; Gösta Åqvist, Roden S. 195 ff. 435 Vgl. Else Ebel, Art. Jarl, in: RGA2, Bd. 16 (2000), S. 32. 436 Vgl. Erland Hjärne, Roden, S. 82, 85, 90f; Stefan Söderlind, S. 371f; Jerker Rosén, Art. Hertig in KLNM, Bd. 6 (1961), Sp. 514; Herman Schück, capella regis, S. 148.
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des 13./14. Jahrhunderts erwähnen das Amt des Sveajarls oder -herzogs (dux Suecie oder sueorum), und – damit verbunden – einen ducatus, ein Jarloder Herzogtum437. Es war zunächst kein Gebietsherzogtum, sondern bestand aus verschiedenen Gütern, Bußanteilen, Steuern und anderen Einnahmequellen in den küstennahen Gebieten Schwedens, weil die Organisation des Ledungswesens die Hauptaufgabe des Jarls war438. Da die Angaben in den Urkunden denen der Literatur (vor allem der Erikschronik [nach 1318])439, widersprechen, wird man annehmen dürfen, dass sich die Aufgaben des Schwedenherzogs gegen Ende des 13. Jahrhunderts änderten: Nicht mehr die Organisation des Kriegsledungs (der kaum noch aufgeboten wurde) war nun seine Hauptaufgabe, sondern er war Führer der Großen, die mit ihren gepanzerten Reitern die Spitze des Heeres und sonst der Verwaltung bildeten; marsk und drots (Marschall und Drost) des Schwedenherzogs werden ausdrücklich genannt440. Zur Finanzierung dieser Aufgaben reichten die bisherigen Einnahmen aus den verstreuten Jarlsgütern nicht aus, so dass ihm nun Södermanland mit Nyköpingshus und das dortige Kroneinkommen verlehnt wurde441, jedoch ohne erbrechtliche Bindung442. Auch waren der Schwedenherzog Erik Magnusson (und sein Bruder Valdemar Magnusson als Herzog von Finnland) Mitglieder des königlichen Rates443. Das schwedische Herzogtum erlosch nach dem Tode des letzten Herzogs Erik Magnusson (1318), und die Vormundschaftsregierung (1319 – ca 1332) vereinigte seine Einkünfte mit dem Krongut444.
437 Vgl. etwa das Telgestatut v. 1279, in: DS, Bd. I, Nr. 692, S. 562; das Skännigestatut v. 23. 8./31. 12. 1284, in: DS, Bd. I, Nr. 813, S. 670 und Herzog Bengt Birgerssons Testament v. 14. 7. 1287, in: DS, Bd. II, Nr. 941, S. 28 ff; Nr. 1000, S. 80f; Nr. 1367, S. 362; Nr. 1749, S. 692, dazu Hermann Schück, ecclesia, S. 302 mit Fn. 13, Birgitta Fritz, Jarladömet, in: (Svensk) Historisk Tidskrift 1971, S. 341. 438 Vgl. die Diskussion zu ÖGL Drb 14: pr „iarls bryti i rops bo“ bei Erland Hjärne, Roden, S. 84; Gerhard Hafström, Ledung S. 54 ff; Birgitta Fritz, Jarladömet, in: (Svensk) Historisk Tidskrift 1971, S. 339. 439 Erikschronik, Vers 540f, 2003f, bei: Rolf Pipping Ed. S. 31; 115; derselbe, Kommentar, S. 276f; 524. 440 In: ST, Bd. I, Nr. 154, S. 315; vgl. Karl Erik Löfqvist, drots, S. 13 ff; Jerker Rosén, bröder S. 33, mit Fn. 9. 441 In: DS. Bd. II, Nr. 1401 (1303, 28. Juni); ST, Bd. I, Nr. 157b (1305), S. 320; Erland Hjärne, Lagstadganden, S. 193f; Jerker Rosén, bröder S. 34; Birgitta Fritz, Jarladömet, in: (Svensk) Historisk Tidskrift 1971, S. 348 ff. 442 In: ST, Bd. I, Nr. 157b (1305), S. 320. 443 Vgl. DS, Bd. II, Nr. 1749 (15. Dez. 1302), S. 692; Nr. 1750 (16. Dez. 1302), S. 693, ST, Bd. I, Nr. 155 (16. Nov. 1303), S. 316. 444 Vgl. Jerker Rosén, bröder, S. 32 ff; Birgitta Fritz, Jarladömet, in: (Svensk) Historisk Tidskrift 1971, S. 346.
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5. Überlieferung und Sprache Fünf mittelalterliche Handschriften überliefern (mit geringen Lücken) Uplandslagens vollständigen Text. Sie stammen alle aus der Mitte des 14. Jahrhunderts, außer Schlyters Cod. B, der auf den Anfang des 14. Jhs. zu datieren ist445. Schlyter hat seiner kritischen Ausgabe von 1834 (die bis heute nicht überholt ist) den Uppsalenser Cod. B 12 als Hs. A zugrunde gelegt. Er ist als Faksimiledruck von Dag Strömbäck 1960 mit ausführlicher Würdigung der übrigen Quellen herausgegeben worden446. Den Codex Esplunda447 hat Schlyter nicht gekannt, der Cod. Ups. B 45 aus Ängsö448 war ihm unzugänglich449. Neben die Handschriften tritt die Druckausgabe des Jonas Bureus von 1607450, die wahrscheinlich den Text enthält, der 1295 dem Reichsrat vorgelegen hat und welcher der offiziellen Fassung von 1296 am nächsten kommt451. Deren Vorlage ist – wie das Original der königlichen Bestätigung, die Schlyter confirmatio nennt – verloren. Henning hat den Cod. Holm. B 199 (bei Schlyter Cod. B), und die Ausgabe von 1607 gemeinsam herausgegeben452. Daneben gibt es zahlreiche Bruchstücke453 und eine lateinische Übersetzung454 sowie vor allem Wiedergaben des Kirchenabschnittes. Der Handschrift A sind 18 Zusätze (Additamenta) unbekannter Herkunft beigefügt, die großenteils den Gesetzestext verdeutlichen455. Nach der Bureus’schen Ausgabe von 1607 ist Upplandslagen auch 1643, 1650 und 1666 gedruckt worden456. Oskar Hultman hat 1916 eine Hand445 Vgl. Samuel Henning, utg. 1607, S. I; derselbe, redigering, in: Arkiv för Nordisk Filologi 48 (1932), S. 121–155. 446 Vgl. Dag Strömbäck, Corpus Codicum Suecicorum Medii Aevi, Bd. XV: Lex Uplandiae, Hafniae 1960, S. XI f. 447 Codex Esplunda, ed. Samuel Henning, Uppsala 1934. 448 Otto von Friesen, (Hg.), Upplands-Lagen efter Ängsöhandskriften, Stockholm 1902. 449 Dag Strömbäck, Corpus, Bd. XV (wie Fn. 446), S. XI f. 450 Bei Schlyter (SGL, Bd. III, UL, S. LXXXI), Hs. E; über die Ausgabe selbst vgl. Schlyter ebda S. LX ff; vgl. Samuel Henning, utg. 1607, S. IX ff; Carl Ivar Ståhle, Upplandslagen, in: Arkiv för Nordisk Filologi 69 (1954), S. 91–143. 451 Vgl. Samuel Henning, utg. 1607, S. XI f. 452 Samuel Henning, (Hg.), Upplandslagen enligt Cod. Holm B 199 och 1607 års utgåva, (Sv. Fornskrift-Sällskapets Samlingar, H. 240), Uppsala 1967. 453 Verzeichnet in SGL, Bd. III, UL, S. VII–LX. 454 Lundius, Carolus/Rudbeckius, Olavus, Jus vetus Uplandicum, quod Birgerus Magni Filius, Svionum Gothorumque Rex, A:o Chr. MCCXCV recognoscit et e Svionico in Latinum transtulit Johannes Loccenius … Upsalis A:o MDCC; vgl. SGL, Bd. III, UL, S. LXIV ff; vgl. über Lundius (1638–1715) Gerhard Hafström, rättskällorna, S. 143f, über Loccenius (1598–1677) ebda, S. 140 f. 455 Druck in: SGL, Bd. III, UL, S. 276 ff. 456 Vgl. die Bemerkungen Schlyters zu diesen Ausgaben in: SGL, Bd. III, S. LXII–LXIV sowie Leopold Fredrik Leffler, Om 1607 års upplaga af Upplandslagen, Uppsala 1880.
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ausgabe von UL vorgelegt457. Eine Übersetzung dieses Gesetzbuches ins Französische hat Ludovic Beauchet 1908 veröffentlicht458. Es folgte die Übertragung ins Neuschwedische von Åke Holmbäck und Elias Wessén 1933459 sowie ins Deutsche von Claudius v. Schwerin 1935460. Uplandslagens Sprache hat viele Stileigenheiten des mündlichen Rechtsvortrags bewahrt, aber es wird in Kkb 7: 3, Fn. 14; Pb 1: 1 nicht auf die mündliche Laghsaga, sondern auf eine frühere Stelle im Buch verwiesen. Die Sprache ist einfach, konkret und verständlich, zuweilen sprichwörtlich, jedoch künstlerisch durchgebildet sowie beim Gebrauch der Artikel und lexikalisch etwas altertümlich. Die Nu-Sätze schildern häufig vorkommende Fälle und bringen Leben in den Text. Niederdeutsche Lehnworte fehlen fast ganz461. Ins Lateinische hat Johannes Loccenius Upplandslagen übersetzt. Seine Arbeit hat Olavus Rudbeckius neu herausgegeben462. Da das upländische Kirchenrecht noch immer angewendet wurde, ist es vielen Ausgaben von MELL und MEStL beigefügt worden, so etwa der Ausgabe von MELL von 1608463. Ragvald Ingemundsson hat sowohl MELL als auch Uplandslagens Kirchenrecht ins Lateinische übersetzt und im Jahre 1614 herausgegeben464. 6. Inhalt und Besonderheiten Das Vorwort (von Schlyter praefatio genannt) beschreibt den Inhalt. Es sind acht balkær (Abschnitte), die jeweils in flokkar (Kapitel) eingeteilt sind: Kirchenrecht (22 cap.); Königsabschnitt (12 cap.); er regelt nicht nur das Landfriedens-, Seezugs- und Steuerrecht, sondern in c. 1–3 auch das Verhältnis von König und Volk. Er kann deshalb als Grundstock aller späteren schwedischen Verfassungen gelten; seine Wahlvorschriften (Kgb 1) verhindern ein Erbkönigtum und sollten den Einfluß der Kirche mindern465. Es folgen Erbrecht (25 cap. mit Familienrecht); Mannheiligkeit (d. h. Strafrecht, 54 cap.); Grundstücke (83 cap.); Kaufsachen (11 cap.); Dorfschaft (29 cap.) 457 Oskar Fredrick Hultman, Upplandslagen, handupplaga, Helsingfors 1916. 458 Ludovic Beauchet, La lois d’Upland, Paris 1908. 459 Åke Holmbäck/Elias Wessén, SLL, vol. I: Östgötalagen och Upplandslagen, Stockholm 1933. 460 Claudius v. Schwerin, Schwedische Rechte: Älteres Westgötalag, Uplandslag (Germanenrechte 7), Weimar 1935. 461 Vgl. H/W, SLL, Bd. I, UL, S. XIX; Bo Petterson, stilstudier, S. 235 ff; Göran Inger, UL, S. 436 f. 462 Vgl. Schlyters Bemerkungen zu dieser Ausgabe in: SGL, Bd. III, S. LXIV–LXVIII. 463 Vgl. Schlyters Bemerkungen zu dieser Ausgabe in: SGL, Bd. III, S. LXVIIIf. 464 Vgl. Schlyters Bemerkungen zu dieser Ausgabe in: SGL, Bd. III, S. LXX. 465 Vgl. Göran Inger, UL, S. 436.
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und Dingsachen (Prozeßrecht, 14 cap.). Der Rechtsstoff scheint also klar aufgebaut und tatsächlich ist Uplandslagen (neben ÖGL) das systematisch am besten gegliederte Landschaftsrecht. Das hinderte jedoch nicht, dass man in allen Abschnitten assoziativ vorging und die Regeln nach Lebenssachverhalten ordnete, so dass jeder Abschnitt zivilrechtliche, strafrechtliche und prozeßrechtliche Normen nebeneinander enthält, wobei zu beachten ist, dass diese Unterscheidung der Rechtsgebiete zur Moderne gehört, dem mittelalterlichen Rechtsdenken jedoch fremd war. Uplandslagen enthält nach Alter und Herkunft unterschiedliches Recht, doch heben sich neue Teile zum Teil deutlich ab. Erheblichen Einfluß hat das Christentum ausgeübt: Aus der confirmatio folgt, dass Kirchen- und Kaiserrecht (d. h. römisches Recht) geändert und das Kirchenrecht erstmals dem Uplandslag hinzugefügt worden ist. Der Kirchenabschnitt beginnt mit einem für alle verbindlichen Glaubensbekenntnis. Für die Zehntpflicht stellt er Adam und seine Söhne, für den Kirchenbau Salomo als Vorbilder dar (Kkb 1: pr.). Tatsächlich sind viele upländische Gemeindekirchen nach den Maßen des salomonischen Tempels466 gebaut worden. In UL, Äb c. 3 finden sich am Ende der Trauformel die Worte „han a kono manni giptæ … ok til allæn pæn ræt ær uplenz lagh æru ok hin hælghi erikær konungær gaff j nampn fapurs ok sons ok pæs hælghæ andæ“467. Hieraus leitet sich die Annahme her, Erik der Heilige habe sich als Gesetzgeber im Familienrecht betätigt und die Stellung der Frau verbessert468, vor allem ihr Recht am Gesamtgut der Gatten. Dieselbe Formel findet sich im Hälsingerecht und in beiden Landrechten469. Sie taucht zuerst bei einem Landtausch in Nordsmåland 1398 auf und kommt seit dem Kungsätervertrag von
466 Nach 1. Iud. 6, 1–10, vgl. Göran Inger, UL, S. 431 f. 467 UL, Äb, c. 3: pr (SGL, Bd. III, S. 107): „Er hat die Frau dem Manne zu geben … und zu allem Recht, das uppländisches Recht ist, das der heilige König Erich gab, im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes“. Vgl. auch UL, praefatio (SGL, Bd. III, S. 7: „ok wilium wir fylghiæ .i. laghum pæmmæ warum forfæprum. Erikinum hælghæ. Byrghiri iarli. ok magnusi kunungi“ (und im Recht wollen wir dem unserer Vorväter folgen, Erich dem Heiligen, Birger Jarl und König Magnus [Ladulås]). 468 So: Nils Ahnlund, Erik, S. 133ff; Erland Hjärne, Svethiudh, in: NoB, Årg. 40 (1952), S. 91–183 ff [139f]; Jan Liedgren, Art. Erik konungs lag, in: KLNM, Bd. IV (1959), Sp. 22 gegen Sune Ambrosiani, Ärfda balk III, S. 1–6 und Knut B. Westman, Erik, S. 56f, nach denen die Trauformel Erik dem Heiligen nur den christlichen Schluß (im Namen des Vaters …) verdankt. 469 Vgl. diese Trauformel in: UL (wie Fn. 467); HL, Äb, c. 3: pr (SGL, Bd. VI, S. 30); MELL, Gb, c. 5: pr. (SGL, Bd. X, S. 55); KrLL, Gb. c. 5: pr (SGL, Bd. XII, S. 62, in beiden Landrechten unter Verweisung auf UL).
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1471470 in Gebrauch, wo der König versprach, „att halle alle Swergis inbyggiare viid Gudz, sancte Ericx oc Swergis bescripne lag, räth, priuilegier, frihether oc goda gambla sidwänia“ (alle schwedischen Einwohner zu halten bei Gottes, des heiligen Eriks und allen geschriebenen schwedischen Gesetzen, Rechten, Privilegien und guten alten Gewohnheiten); im 16. Jahrhundert wird sie gängig471. Ob die Formel eine neue Regelung König Eriks des Heiligen war, ist zweifelhaft, möglicherweise hat er lediglich einen Rechtsbrauch gesetzlich bestätigt472, wenn es sich nicht nur um eine der gängigen Herrscherzuschreibungen handelt, wie sie sich in der Erikslegende aber auch in der norwegischen Olavslegende finden. Testamente hat die Kirche ins Uplandslag eingeführt (Kkb 14): Der Erblasser konnte letztwillig über seine Fahrhabe und sein Kaufland frei verfügen, aber ohne Zustimmung der Erben nur über 1/10 des Erblandes. Im übrigen hat die Gesetzeskommission aus dem Römischen Recht das Parentelprinzip und das Eintrittsrecht übernommen. In Uppland (Æb 11–16 erbten die Nachkommen mit Eintrittsrecht der Kinder bis zum siebten Glied; erst danach kamen die Voreltern und deren Abkömmlinge zum Zuge, und zwar nach dem Gradualsystem. Hier machte sich Einfluß des römischen Rechts geltend473. Jedoch sagt Æb 11, dass Frauen gegenüber Männern nur die Hälfte erbten; das Erbgesetz Birger Jarls (ca 1260) ist also auch hier durchgeführt474. Auch sonst ist an vielen Stellen die Umformung älterer Normen im christlichen Sinne zu beobachten: Die Abschnitte schließen nicht nur mit einem christlichen Spruch; auch das Ungefährwerk hatte sich durchgesetzt475, und zwar in der fortschrittlichen Form, bei der die Buße geringer ist (meist 7 Mark) als beim Willenswerk (40 Mark). Kirchlich beeinflußt ist auch Mhb 16 (Totschlag zwischen Priester und Bauer); Mhb 29 (Kirchenfrieden); Mhb 46 (Tötung des flüchtenden Diebes); Kmb 3 (Verkauf eines christlichen Mannes); Kmb 11 (Beherbergung von Armen); Rb 14 (allgemeine Friedenszeiten). Durch kirchlichen Einfluß wurde das Recht, einen fliehenden Dieb (runpiuver) zu erschlagen, an die Bedingung geknüpft, dass er anders nicht ergriffen werden konnte (Mh. 46). Es handelt sich um einen 470 Kungsäterverträge vom 9. April 1471, SDHK Nr. 29 243 und 29 244, Druck in: Carl Gustaf Styffe, arkiver, Bd. IV, Nr. 2, S. 2 und Nr. 3, S. 3; vgl. Herman Schück, rikets brev, S. 357 Nr. 1 ff. 471 Vgl. Jan Liedgren, Art. Erik konungs lag, in: KLNM, Bd. IV (1959), Sp. 21. 472 Vgl. Knut Olivecrona, giftorätt,S. 216; H W, SLL, Bd. III UL, S. 82, n. 20. 473 Vgl. Nov. 118, 127, vgl. Kaser/Knütel § 60, Rn. 22 ff. 474 Vgl. oben Ostgötalagen, B III, 5, S. 420 m. Fn. 217. 475 Zum Ungefährwerk vgl. SGL, Bd. III, UL, (Æb 23:3 (S. 127); Mhb c. 1–7; 21 – 23 (S. 132–137; 151–154); Kmb 11 (S. 213f); Wb 5 (S. 220).
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Sonderfall von Notwehr, der sich in der Bibel (Exod. 22: 2f), in der kanonistischen Lehre von der necessitas defensionis, causa tuendi corporis et res476 und dem römischen Recht findet477. Bezeichnenderweise läßt Uplandslagen den Beweis hierbei nicht durch Eidhelfer, sondern durch die (fortschrittliche) næmnd, den Ausschuß478, führen. Auf kirchlichen Einfluß beruhte auch die Friedensgesetzgebung (kunungs epsöre)479, und die Satzung über Gastung und Gastungsordner (Kmb 9f). Beide gehen auf die Landfriedensgesetze Birger Jarls zurück, wie sie Östgötalagens Epsöreabschnitt zeigt, und auf ihre Erneuerung 1279 in Alsnö480. Kanonisches Recht ist aber nicht vollständig übernommen worden. Andreas And hat einen Kompromiß herbeigeführt: Für Upplands Eigenkirchen bestimmte die Gemeinde und der Patronatsherr jeweils den Priester, während der Bischof nur seine Kenntnisse prüfen durfte (Kkb 5). Die Testierfreiheit (Kkb 14) und die kirchliche Gerichtsbarkeit waren beschränkt: Über Missetaten eines Laien gegen Geistliche und über Landstreitigkeiten mit der Kirche entschied nicht das kirchliche Gericht, sondern das Thing; auch konnte der Bauer ein bischöfliches Urteil vor dem König anfechten481. Nachdem Papst Honorius III. am 28. Mai 1218482 die Kumpanei und die Unehrenhaftigkeit der Eidhelfer beim Reinigungseid gerügt hatte (wirst du mein Eidhelfer, so werde ich auch der Deinige), führte nicht nur das dänische Skånelag, sondern auch Uplandslagen im Kirchenrecht (Kkb 22) und sonst allgemein neben den Eidhelfern die næmnd ein, den urteilenden Ausschuß, der zuweilen auch einfach tolf mæn (zwölf Männer) heißt483. Uplandslagen kennt einen Ausschuß des Hundertschaftsviertels (Kmb 9:1) und den Hundertschaftsausschuß (Kgb 4; Kmb 9:3). Seine Unabhängigkeit wurde dadurch
476 Vgl. Grat. c. 32. C 13. qu. 2 (Friedberg I, Sp. 731f); c. 2 X 5. 12 (Friedberg II, Sp. 793f). 477 Vgl. Gaius 3. 184, 189; Dig. 9. 2. 4. 1; 9. 2. 5: pr.; 48. 8. 9; vgl. Stephan Kuttner, Schuldlehre, S. 375–79; Per Edwin Wallén, tjuf, in: Kyrkohistorisk Årsskrift 57 (1957), S. 8 ff; Kaser/Knütel § 51, Rn. 2. 478 S. UL, Mh. c. 46 (SGL III, S. 171) u. o. S. 99. 479 Die næmnd oder næmpd ist erwähnt in Kkb 22 (SGL, Bd. III, UL, S. 83–86; Add. 2 (S. 276); Kgb 4 – 9 (S. 89–94); Mhb 12 (S. 142–145); 24 (S. 163); Wb 14 (S. 232–236; Pgb 7: 5; 14 (S. 267; 274f); vgl. Göran Inger , UL, S. 432 f. 480 Vgl. (DS I, Nr. 799 [s. o. wie o. Fn. 478]; H/W, SLL, Bd. I, UL, S. 158, N. 18; Birger Lundberg, Art. Uppland, Upplandslagen in: KLNM, Bd. XIX (1975), Sp. 333; Strauch, Birger Jarl, S. 356 f. 481 Vgl. UL, Kkb 20 (SGL, Bd. III, UL; S. 80 ff = v. Schwerin, S. 94); Göran Inger, domsrätt, in: Festskrift till Per Henrik Lindblom (2004), S. 318 ff. 482 In: DD, 1. Rk., 5. Bd. Nr. 140, S. 191 = c. 12. X 2. 19 (Friedberg II, Sp. 314). 483 Die næmnd ist als tolf mæn erwähnt z. B. in: Æb 20 (SGL, Bd. III; UL, S. 124); Pgb 2; 9: 1; 12 (S. 259f; 270; 273); vgl. Strauch, Eisenprobe, S. 765 ff.
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gesichert, dass jede Partei die Hälfte seiner Mitglieder ernannte484 und sein Spruch konnte nicht angefochten werden (Pb 2: 1). Nicht nur aus sprachlichen Gründen ist auch der Dingsachenabschnitt (Pmb) spät anzusetzen. Infolge der schon damals wirksamen Inflation führte man – im Zusammenhang mit den Friedensgesetzen – ein neues Bußsystem ein, das auf der 40-Marksbuße (statt auf der Dreimarksbuße) fußt. Aus diesen Neuerungen und anderen Umständen hat Elsa Sjöholm den Schluß gezogen485, das Uplandslag (und alle übrigen Landschaftsrechte) enthielten nur neugeschaffenes Recht aus der Umbruchszeit des 13. Jhs. Aber dieser These widerspricht nicht nur die confirmatio, wonach der König zögerte, der Bitte um Rechtsbesserung nachzukommen fore py at wir wildum æi gamul lagh oskiællike um skiptæ, ok æi ny orætlikæ til hittæ (weil wir altes Recht nicht unbillig verändern und neues nicht unrechtmäßig hinzufügen wollten), sondern auch der Satz der praefatio, man habe das noch Brauchbare aus dem Vortrag Viger Spas in die Niederschrift aufgenommen. Selbst wer diesen Rechtsprecher nicht als historische Person sieht, muß die allgemeine Erfahrung beachten, dass das Mittelalter nirgendwo historisch Gewachsenes völlig über Bord geworfen hat, um es restlos durch Neues zu ersetzen. Im Uplandslag findet sich einheimisches Recht vor allem im Grundstücksund Dorfschaftsabschnitt, über dessen Alter und Entstehung wir nichts wissen. Vielmehr ist Altes und Neues so kunstvoll verwoben, dass die Fäden bis heute nicht sicher bestimmt sind. 7. Nachwirkung In der Folge hat das Uplandslag die benachbarten oberschwedischen Landschaftsrechte (Dala-, Södermanna- und Västmannalagen) sowie Hälsingelagen maßgeblich beeinflußt. Auch sie bestehen aus altem Recht und neuem, für dessen Formulierung das Uplandslag Vorbild war. Unter den mittelalterlichen schwedischen Landschaftsrechten nimmt nämlich Uplandslagen – neben Östgötalagen – seiner klaren Gliederung, knappen Sprache und der gelungenen Verbindung heimischen und römisch-kanonischen Rechts wegen – den ersten Platz ein. Deshalb war das UL bei der Abfassung der zivilrechtlichen Abschnitte von Magnus Erikssons Landrecht (MELL) neben Västmanna- und Ostgötalagen die Hauptquelle; doch ist oberschwedisches Recht häufig in der verkürzten sprachlichen Form, die es 484 Ernennung der Hälfte der Mitglieder z. B. in: Kkb 14: 2; 22: pr (SGL, Bd. III, UL, S. 52f; 83 = v. Schwerin, UL, S. 84, 94); Jb 21 SGL Bd. III, S. 201 = v. Schwerin, UL, S. 182); Kmb 11 (ebda S. 213 = v. Schwerin,UL, S. 191); Pgb 2: 1; 4: pr; 12: pr (S. 259; 261; 273 = v. Schwerin, UL, S. 229; 230; 240). 485 Elsa Sjöholm, Medeltidslagar, S. 236 ff.
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in Västmannalagen angenommen hatte, in das Landrecht eingegangen. Da dieses keinen Kirchenabschnitt erhielt, ist das landschaftliche Kirchenrecht, vornehmlich das von Uplandslagen und von Ostgötalagen weiter angewandt worden, bis die Kirchenordnung von 1572 es teilweise, und die vom 3. Sept. 1686 es endgültig ablöste. Im Jahre 1353 ist Magnus Erikssons Landslag in Uppland angewendet worden, es scheint also zwischen 1351 und 1353 dort eingeführt worden zu sein486; die Einführung des Landrechts war offenbar ein gestreckter Prozeß. Erst das Reichsgesetzbuch von 1734 hat es endgültig der Rechtsgeschichte zugewiesen.
II. Södermannalagen (SdmL) 1. Södermanland, geographisch/historisch Södermanland, altschwedisch Sujermannaland, lateinisch Sundermannia487 hat seinen Namen von seiner Lage südlich des Mälarsees. Es erstreckt sich südlich von Västmanland und Uppland etwa 167 km lang vom Hjälmaren und Bråviken im Westen bis zum Nämdöfjärden im Osten. Vom Mälarsee im Norden reicht es bis zur Ostseeküste etwa 100 km weit nach Süden. Die südliche Grenze (zu Östergötland) bildet zunächst Bråviken, danach der alte Grenzwald Kolmorden, sodann läuft die Grenze in nordwestlicher Richtung mit einer westlichen Ausbuchtung bei Vingåker zum Hjälmaren. Im Hjälmaren gibt es ein Dreilandschaftseck, weil hier nordwestlich Närke anstößt und südlich von Arboga ein Zipfel von Västmanland in den See hineinreicht. Die Nordgrenze Södermanlands zu Västmanland verläuft östlich nahe Arboga durch den Arbogaån und den Mälarsee bis zur Insel Aspö nördlich von Strängnäs; weiter im Osten grenzt Uppland an. Von Stockholm selbst gehört der südliche Teil (von Slussen ab) bereits zu Södermanland. Die Grenze wendet sich dann südöstlich über Saltjsöbaden bis zum Nämdöfjärden. Die ausgedehnten Seen und Wasserstraßen waren im Mittelalalter bevorzugte Transportwege, doch hat die skandinavische Land486 Wie die Urkunden erweisen (vgl. DS, Bd. VI, Nr. 4556, v. 1. April 1350, S. 182: „testes dictos firmarios juxta leges patriae“; und Nr. 4585 v. 19. Febr. 1351, S. 278 [24 Namen genannt], sind am 1. April 1350 und am 19. Februar 1351 noch Festigungsbriefe über Landverkäufe mit 24 Festigern (wie sie UL, Jb c. 4: pr vorsieht) ausgefertigt worden; erst der Festigungsbrief vom 18. Juni 1353 (DS, Bd. VI, Nr. 4927 v. 18. Juni 1353, S. 436: „epter lans laghum“ zeigt für Verkäufe über drei Mark Wert die im MELL (Egnb c. 12 (SGL, Bd. X, S. 102f) vorgesehenen 12 Festiger; vgl. H/W, MELL, Inledning, Bilaga 2, S. LVII f. 487 Vgl. Mats Wahlberg, SOL, S. 310 f.
Hundare: 1 Övra Tör [jetzt: Svarlösa hd]; 2 Yttra Tör [jetzt: Sotholms hd]; 3. Öknebo hu; 4 Hölebo hu; 5 Selebo hu; 6 Åkers hu; 7 Öster-Reks hu [jetzt: Österrekarne]; 8 Vester-Reks hu [jetzt: Västerrekarne]; 9 Oppunda hu; 10 Jönåkers hu; 11 Dava hu [jetzt: Daga hd]; 12 Rönö hu.
Karte 21: Södermanland, Quelle: Birgitta Fritz, Hus, land och län. Förvaltningen i Sverige 1250–1434, Bd. II, Stockholm 1973, S. 17. Auch Södermanland ist eingeteilt in hundare [hu]:
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hebung einige dieser Wasserwege später unpassierbar und zum Beispiel die Insel Fogdö zur Halbinsel gemacht. Die Landwege traten gegenüber den Wasserstraßen zurück. Die wichtigsten waren der aus dem Königsumritt (der Eriksgata)488, bekannte Weg. Er führte von Strängnäs nach Nyköping und weiter über den Kolmord und das ostgötische Svintuna (heute: Krokek) nach Norrköping sowie der Weg von Strängnäs entlang dem südlichen Mälarufer über Mariefred und Södertälje nach Stockholm. Politisch war Södermanland in zwölf Hundertschaften asw. hundari (in Klammern die heutigen Namen) eingeteilt489. Eine Sonderstellung nimmt Vilattunger ein (jetzt: Villåttinge hundare): Ursprünglich war es relativ selbständiger Teil von Oppunda, dann kam es im Spätmittelalter zu Österreks, später wurde es selbständige Hundertschaft490. Die Hundertschaften hatten jeweils einen Thingplatz für das hundaris ping und ein husaby (ein Dorf mit Königshof und königlichem Verwalter)491. Schwedens Jarl war ursprünglich für das Ledungsaufgebot492 zuständig. Ende des 13. Jahrhunderts ging das Jarlsamt wohl bruchlos in das Herzogsamt über. Es war jedoch nicht mit einem festen Gebiet ausgestattet, sondern umfaßte verschiedene Güter, Bußanteile und Steuern aus den Küstengebieten Schwedens. Da der Kriegsledung damals kaum noch ausfuhr, wurde der Jarl nun Führer der Großen des Reiches, welche die Spitzen des Heeres und der Verwaltung bildeten; auch drotts und marsk (Drost und Marschall) werden ausdrücklich genannt. Zur Finanzierung seiner Aufgaben wurden dem Jarl jetzt Södermanland mit Nyköpingshus und das dortige Kroneinkommen – jedoch ohne erbrechtliche Bindung – verlehnt. Infolge politischen Streits hatte König Birger Magnusson (1290–1318) seine Brüder, die Herzöge Erik von Söderman488 Königsrumritt (Eriksgata), vgl. Kgb 2 (SGL, Bd. IV [SdmL], S. 47f). 489 Die Hundertschaften Södermanlands waren, und zwar (von West nach Ost) im Norden: 1) Wæsterrek (1291), jetzt: Västerrekarne; 2) Østurrek (1349), jetzt: Österrekarne (vgl. Mats Wahlberg SOL, S. 370; 393); 3) Akerbo (Åkers) hu ; 4) Sylbo (Selebo) hu; in der Mitte: 5) Uppunde (Oppunda) hu; 6) Dava (Daga) hu, 7) Öknabo (Öknebo) hu; 8) Öfra Tör (Svartlösa) hu; an der Küste: 9) Junakers (Jönåkers) hu; 10) Röna (Rönö) hu; 11) Hölbo (Hölebo) hu und Ytra Tör (Sotholms) hu; vgl. Carl Gustaf Styffe, unionstiden, S. 279–300; Birgitta Fritz, hus, II, S. 17 (Karte); vgl. die Karte in: Mats Wahlberg, SOL, S. 310. 490 Vgl. Mats Wahlberg, SOL, S. 350. 491 Vgl. Styffe, Unionstiden S. 275; Asgaut Steinnes, Husebyar (1955); Mats Wahlberg, SOL, S. 136 Stephan Brink, sockennamn, S. 59 (Karte), derselbe, husabyar (1999), S. 283–291; derselbe, Art. husby, Settlement-history etc, in: RGA2, Bd. XV (2000), S. 275 ff; Michael Olausson, Husbyar (2000); Strauch, Art. Ledung, in: RGA2, Bd. 18 (2001), S. 188. 492 Zum Ledung vgl. Harald Bjørkvik/Magnus Mar Lárusson/Carl A. Christensen/Gerhard Hafström/Vilho Niitemaa, Art. Leidang, in: KLNM, Bd. X (1965), Sp. 432–459; Strauch, Art. Ledung, in: RGA2, Bd. 18 (2001), S. 180–191 (186 ff).
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land und Valdemar von Finland, nach dem Ende von Nyköpings gästabud, dem berüchtigten Gastmahl auf Nyköpingshus vom Dezember 1317, gefangensetzen und elend verschmachten lassen493. Doch der Adel stand auf, vertrieb den König; er starb bereits 1319 in Dänemark. Während der Vormundschaftsregierung nach Birger Magnussons Tode verschwand dieses frühe Herzogtum wieder494. Stattdessen gab die Krone Schloßlehen (slottslän) aus495. Södermannalagens bedeutendster Handelsplatz war Nyköping (Nycopia), an der Mündung des Nyköpingså in die Ostsee, dessen Zugang zum Mälarsee leicht zu sperren war. Ähnlich war die Lage in Tælghia (jetzt: Södertälje)496, nordöstlich an einem Auslauf des Mälarsees in die Ostsee gelegen. Bereits Adam v. Bremen hat es erwähnt497. Torshälla (asw. Thorsærghe)498, nördlich von Eskilstuna, war wegen seiner Lachsfischerei berühmt, ein Stadtrechtsprivileg erhielt es am 24. Febr. 1317499. Trosa wird 1413 als Stadt erwähnt500. Södermanland glänzte vor allem mit seiner vorzüglichen und ertragreichen Landwirtschaft. Bergbau wurde seit dem 12. Jh. in Utö (asw. Uthø)501 und in Tunaberg502 im östlichen Kolmorden betrieben. Bereits aus den wenigen Quellen der Wikingerzeit – meist Runensteinen – kann man die Grundzüge der gesellschaftlichen und rechtlichen Verhältnisse Södermanlands erkennen: Sie zeigen eine freie und gleichberechtigte Bauernbevölkerung überall in der Landschaft, deren Landverteilung in den Dörfern sich meist bis ins 19. Jh. erhalten hat. Die Dörfer waren für die Rechtspflege in Hundertschaften (asw. hundare) und die küstennahen Bezirke für die Seekriegsordnung (asw. lepunger) in Schiffsgestellungsbezirke (asw. skiplagh) zusammengefaßt. Dichte Bebauung wiesen Rekarne im Nordwesten mit der Thingstätte Kjulaås (nöstl. von Eskilstuna)503 und Rönö mit der Thingstätte Aspa (asw. Aspu (1257), nördlich von Oxelösund)504 auf.
493 494 495 496 497 498 499 500 501 502 503 504
Vgl. Jerker Rosén, striden, S. 257–298. Vgl. die Nachweise bei Strauch, Art. Roslagen, in: RGA2, Bd. 25 (2003), S. 349 f. Über Schloßlehen vgl. Styffe, Unionstiden, S. 275. Vgl. Mats Wahlberg, SOL, S. 311. Vgl. Adam von Bremen, IV. 29, bei Trillmich, S. 474. Vgl. Mats Wahlberg, SOL, S. 323. Zum Stadtrechtsprivileg für Torshälla vgl. Styffe, Unionstiden, S. 279, Druck: Nils Herlitz Privilegia I, Nr. 15, S. 16 f. Vgl. Styffe, Unionstiden, S. 278; Nationalencyclopedin, ed. Christer Engström u. a., Bd. 18 (1995), Art. Södermanland, S. 43. Vgl. Mats Wahlberg, SOL, S. 339. Vgl. Mats Wahlberg, SOL, S. 330. Vgl. Mats Wahlberg, SOL, S. 168. Vgl. Mats Wahlberg, SOL, S. 27.
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An den Thingstätten haben sich bedeutende Runensteine gefunden505. Södermannalagens Landschaftsthing tagte am Samstag vor dem ersten Fastensonntag (Invokavit), in Strängnäs, der asw. sampings sunnodagh oder asku Opinsdagher hieß und zugleich Markttag war, wobei der Marktfrieden nach SdmL, Thingmala Balker (Pb) 11: pr von Freitag- bis Sonntagabend währte506. Wie die großen mit Runen und Ornamenten geschmückten steinernen Särge zeigen, war Södermannalagens nordwestlicher Teil (Rekarne) bereits um 1120 christianisiert und die noch bestehende Gemeindeorganisation vorgezeichnet507. Kurz danach wird St. Eskil genannt. Der Legende nach kam er aus England und König Inge der Ältere (1079–84; 1087–1110) bestimmte ihn zum Missionsbischof norpanskogs, also nördlich des Grenzwaldes zu Götaland. Er hatte in Tuna508 seinen Bischofssitz, erlitt ca 1080 in Strängnäs bei einem heidnischen Opferfest den Märtyrertod und wurde in Tuna begraben, das nach ihm Eskilstuna heißt509. Wie der sog. Florenzliste von ca 1120 zu entnehmen ist510, war Eskilstuna Sitz eines Missionsbischofs; zu seinem Sprengel dürfte neben Rekarne seit ca 1170 auch Närke gehört haben511. Bei der Errichtung des Erzbistums Uppsala führt die Urkunde Papst Alexanders III.512 die dazu gehörenden Suffraganbistümer auf, doch fehlt darin Eskilstuna. Das Bistum scheint also wieder aufgegeben worden zu sein und das Stift Strängnäs seinen alten Umfang (einschließlich Närkes) wiedergewonnen zu haben. Diese Neuordnung der Stifte steht vermutlich im Zusammenhang mit der Legation des Nikolaus von Albano (Nikolaus Breakspears, des späteren Papstes Hadrian IV. [1154–1159]) und der Linköpinger Kirchenversammlung von 1152, auf die
505 Vgl. Brate/Wessén, Runinskrifter, Bd. III, 1, z. B. Nr. 19, S. 13f; Nr. 54, S. 40 f. 506 Vgl. Svenska Riks-Arkivets pergamentsbref [SRP] från och med år 1351 förtecknade med angifvande af innehållet I–III, ed. Nils Axel Kullberg (1866–1872), Nr. 448 v. 23. März 1360; SGL, Bd. IV (SdmL), S. 300, Art. Sunnudagher; Natanael Beckman, in: Nordisk Kultur, Bd. XXI, S. 47 mit Fn. 89, S. 57; H/W, SLL, Bd. III, S. XXXI. 507 Vgl. Brate/Wessén, Runinskrifter III, 1, S. 525 ff. 508 Tuna (‚Zaun‘), vgl. Mats Wahlberg, SOL, S. 328 ff; vgl. über die Tuna-Orte allgemein: Thorsten Andersson, Folk (2010), S. 37. 509 Vgl. die Eskilslegende in SRS, Bd. II, 1, S. 395f; Sune Lindqvist, Biskopsdöme, S. 3 ff; H/W, SLL, Bd. III, S. XXIX. 510 Vgl. MGH, Scriptores, Auctores antiquissime Bd. IX, S. 573f; Jarl Gallén, in: Historisk Tidskrift för Finland [FHT], Jg. 43 (1958), S. 1–26; Strauch, Rechtsfortbildung S. 315 f. 511 Vgl. H/W, SLL, Bd. III, S. XXIX; Nationalencyclopedin, ed. Christer Engström u. a., Bd. 18 (1995), Art. Södermanland, S. 43. 512 Papst Alexander III. in: DS. Bd. I, Nr. 49, S. 70 ff, v. 5. Aug. 1164.
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Papst Anastasius IV. hinweist513. Jedenfalls hat Papst Alexander III. das Bistum Strängnäs in seiner Urkunde514, zu dem auch Närke gehörte, seinem Schutz unterstellt. Bischofssitz war die gleichnamige Stadt (asw. Strængenæs)515 am südlichen Ufer des Mälarsees. Im 13. Jh. wurden Propsteien in Strängnäs, Nyköping und Örebro (Närke) eingerichtet516. Södermanland weist auch eine Reihe von Klöstern auf. Zisterziensermönche siedelten seit etwa 1169 in Julita (am Öljaren, südöstlich des Hjälmaren) und Zisterzienserinnen seit 1233 in Vårfruberga (auf der jetzigen Halbinsel Fogdö nordwestlich von Strängnäs517), die Johanniter circa 1180 in Eskilstuna, die Dominikaner seit 1268 in Strängnäs, die Franziskaner seit 1280 in Nyköping und die Karthäuser seit 1493 in Mariefred. 2. Überlieferung Södermannalagen ist vollständig in zwei Handschriften des 14. Jahrhunderts. überliefert. Die ältere ist die Handschrift B 53 in der königlichen Bibliothek in Stockholm518 die andere Nr. 2237, 4° in der Ny Kongelig Samling in Kopenhagen519. Daneben gibt es noch 47 Bruchstücke, vor allem des Kirchenabschnittes, die Schlyter in Bd. IV, S. XIII–XLIII verzeichnet. Die Handschrift A ist auf Grund ihrer Schrift nach 1327, die Hs. B nach 1335 entstanden520, ihr Inhalt dürfte aber älter sein: Bereits am 22. März 1279 wird ein Grundstück in Kinda härad (Östergötland) an den Bischof Anund Jonsson von Strängnäs cum vulgari sudermannie consuetudine verpfändet521. Am 13. März 1281 bestätigt König Magnus Ladulås den Verkauf eines Gutes an 513 Papst Anastasius IV. in: DS, Bd. I, Nr. 38, S. 56 ff = ST Nr. 38, S. 72 ff und DS, Bd. I, Nr. 820 v. 28. Nov. 1154; vgl. H/W, SLL, Bd. III, S. XXIX. 514 Papst Alexander III., in: DS, Bd. I, Nr. 58, v. 7. Sept. zwischen 1165 und 1181, S. 86 f. 515 Über Strängnäs vgl. Mats Wahlberg, SOL, S. 299. 516 Eine Urkunde von 1314 [undatiert und ohne Ort], in: DS, Bd. III, Nr. 1947, S. 151–153 nennt als Propsteien in Strängnäs Stift, S. 151: „prepositura strenginensi“, S. 152: „Törensi, Nicopensi und Nærichiensi“, während die Urkunden Skedwi d. 1. Mai 1293, in: DS, Bd. II, Nr. 1091, S. 155 und ebda Nr. 1083, v. 1293 (o. O., Bengt Petersons Testament), S. 149f (150) einen prepositus Nychopensis und einen prepositus strenginensis nennen, der letzte wohl der Dompropst; vgl. Styffe, Unionstiden, S. 288, Fn. 2; Adolf Schück, stadsväsen, S. 190f; H/W, SLL, Bd. III, S. XXX. 517 Vgl. Edwin Ortved, Cicercienserordenen, Bd. II, S. 258 ff; 519 ff. 518 Handschrift A in SGL, Bd. IV (SdmL), S. I–V. 519 Handschrift B in SGL, Bd. IV (SdmL), S. V–XIII. 520 Vgl. SGL, Bd. IV (SdmL), S. VI ff; Södermannalagen efter Cod. Hav. ny Kgl. Saml. 4°, N° 2237 [SdmL], ed. Karl Henrik Karlsson (1904), S. X; H/W, SLL, Bd. III, S. XII. 521 In: DS, Bd. I, Nr. 665, Höle, d. 22. März 1279, S. 542: „in prouincia Kynd“: Das ist die Kinda Harde in Östergötland. Härad und hundare heißen gewöhnlich „provincia“ in lateinischen Urkunden; vgl. DS, Bd. I, Nr. 316, Uppsala 1244, S. 304f (oben Fn. 333).
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die Domkirche von Strängnäs durch Herzog Erik secundum consuetudinem suthirmannie522 und vier Jahre später erwähnt er die leges et consuetudines Suthirmanie523. Diese Urkunden sagen nicht eindeutig, ob Södermannalagens Recht damals bereits aufgezeichnet war, doch gibt es dafür andere Hinweise: König Magnus (1275–90) war beständig um die Rechtssicherheit in seinem Reiche bemüht. Politisch arbeitete er eng mit Bischof Anund Jonsson von Strängnäs (1275–1291) zusammen. Dieser Bischof war nicht nur Mitglied des königlichen Rates (erwähnt 1288) und bei vielen Hoftagen anwesend, sondern später auch einer der Testamentsvollstrecker des Königs524 und betrieb mit ihm die Aufzeichnung der Landschaftsrechte: Damit wollte der König seinen Einfluß auf das Recht, der Bischof die Durchsetzung des kanonischen Rechts fördern. Beispiel dafür ist die Nachbarlandschaft Närke: König Magnus Eriksson sagt in einem Brief an ihre Einwohner vom 6. Mai 1330525, bereits sein Großvater Magnus Ladulås habe für sie einen liber legalis conditus (ein Gesetzbuch geschaffen). Dann dürfte es nicht abwegig sein anzunehmen, dass beide ein Gleiches auch für Södermanland ins Werk setzten526. Zu welcher Zeit das geschah, läßt sich aus einem Vergleich mit Uplandslagen ableiten, dessen confirmatio vom 2. Januar 1296 stammt: Während der Wortlaut der Handschrift A weder mit Uplandslagen noch mit dem Protokoll von 1325 übereinstimmt, finden sich in der Hs. B ca 30 Fälle527 gleichen Textes mit Uplandslagen. Daraus folgt, dass der Inhalt der Handschrift A vor 1296 aufgezeichnet worden ist528. Der terminus post quem ergibt sich aus Kmb 10: pr529, das auf die Gastungsvorschriften der Alsnösatzung von 1279 Bezug nimmt530. Die Gastungsvorschriften sind gleichzeitig in das (verlorene) Närkeslag eingefügt worden531 und finden 522 In: DS, Bd. I, Nr. 714, Skänninge, d. 13. März 1281, S. 580. 523 „Leges et consuetudines Suthirmanie“, in: DS, Bd. I, Nr. 811, S. 665f, Sundby, d. 23. Aug. 1285. 524 Vgl. Knut B. Westman, Artikel Anund Jonsson, in: Svensk Biografiskt Lexikon, Bd. II, Stockholm 1920, S. 76–78; Hans Jägerstad, hovrad, S. 69 ff; derselbe, SdmL, in: Svensk Juristtidning 37 (1952), S. 277, mit Fn. 1; Gerhard Hafström, rättskällor, S. 50. 525 Urkunde vom 6. Mai 1330, in: DS, Bd. IV, Nr. 2773, S. 157. 526 Vgl. Hans Jägerstad, SdmL, in: Svensk Juristtidning 37 (1952), S. 276 f. 527 Vgl. H/W, SLL, Bd. III, S. XXV, Fn. 1. 528 Vgl. Elias Wessén, Landskapslagar, S. 96. 529 SdmL, Kmb 10: pr (in: SGL, Bd. IV (SdmL), S. 131). 530 Deren Datierung ist umstritten: DS, Bd. I, Nr. 799, S. 650–654 hat: 1285; Hans Jägerstad, Hovdag S. 81 ff hat: 27. Sept. 1280; dagegen mit Recht Jan Liedgren, in: Rättshistoriska Studier Band XI (1985), S. 103–117.: 15. V. – 16. 10. 1279. 531 Die Gastung ist erwähnt in der Telgesatzung v. 6. Mai 1330, DS, Bd. IV, Nr. 2773, S. 157f; vgl. Einar Carlsson, Närkeslag, in: Historisk Tidskrift, Bd. 66 (1946), der es S. 264 für ein Rechtsbuch hält; Hans Jägerstad, SdmL, S. 276.
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sich auch in Uplandslagen532. Nimmt man die oben zitierten Urkunden zu Hilfe, so engt sich der Zeitraum der erstmaligen Aufzeichnung von Södermannalagen auf die Jahre 1279–1285 ein. Dass diese Aufzeichnung vom Ende des 13. Jahrhunderts bereits einen Kirchenabschnitt hatte, ergibt sich aus dem Protokoll von 1325533; die Kirche hatte darin bereits Regeln über die ihr so wichtigen Seelgaben und Testamente einbringen können, wie sie sich im Text der Handschrift A zeigen. Aus dieser Vorgeschichte folgt, dass Södermannalagen vermutlich von einem Geistlichen redigiert worden ist. Darauf weisen auch sprachliche Eigenheiten hin, die einen Lateinkenner voraussetzen. Kennzeichnend sind Partizipkonstruktionen und tautologische Doppelausdrücke. Wessén534 bescheinigt ihm, ein guter Stilist zu sein, denn seine Formulierungen glänzen durch Kürze und Prägnanz. Hafström vermutet, dass Anund Jonsson, Bischof von Strängnäs (1275–1291, oder ein Mitglied seines Domkapitels (?) Södermannalagens Verfasser gewesen ist535. 3. Verhältnis zu Uplandslagen Die Forschung hat darüber gestritten, ob und wie stark Uplandslagen dem Södermannalag als Vorbild gedient hat536, oder ob umgekehrt bei der Ausarbeitung von Uplandslagen und der damit verbundenen Verschmelzung der drei upländischen Landschaftsrechte Fiæprundaland, Tiundaland und Attundaland eine schriftliche Fassung von Södermannalagen benutzt worden ist. Den Grund für den Streit lieferte die Datierung der beiden vollständigen Handschriften. Hs. A dürfte nach 1327, Hs. B nach 1335 niedergeschrieben sein, also nach der confirmatio von Uplandslagen 1296537. Obwohl Holmbäck/Wessén538 eine Aufzeichnung des sörmländischen Rechts für das Ende des 13. Jahrhunderts annehmen, haben sie nicht erwogen, ob Södermannalagen bei der Abfassung von Uplandslagen benutzt worden ist. Eine neue Perspektive ergibt sich aber aus der von Jägerstad539 wahrscheinlich gemachten Niederschrift zwischen 1279 und 1285. Danach hat Södermannalagen bereits vor Uplandslagen schriftlich vorgelegen und die Hs. 532 533 534 535 536 537 538 539
Vgl. H/W, SLL, Bd. III, S. 162, Fn. 70 mit Hinweis auf VmL, Kmb 12. S. u. 4., S. 467– 471. Vgl. Elias Wessén, in: H/W, SLL, Bd. III, S. XXVII. Vgl. Carl Ivar Ståhle, lagsprak, S. 23; 102, 182; Gerhard Hafström, rättskällorna, S. 47, Harald Ehrhardt, Art. Södermannalagh, in: LexMa, Bd. VII (1999), Sp. 2021. Vgl. für UL als Vorbild: Amira/Eckhardt, I, S. 101; H/W, SLL, Bd. III, S. XXVf; Elias Wessén, Art. Södermannalagen, in: KLNM, Bd. XVIII (1974), Sp. 11. Vgl. Schlyter, in SGL, Bd. IV (SdmL), S. VIII; Karl Henrik Karlsson, SdmL, S. X; H/W, SLL, Bd. III, S. XII; Elias Wessén, Landskapslag, S. 96. Vgl. H/W, SLL, Bd. III, S. XXV. Vgl. Hans Jägerstad, SdmL, in: Svensk Juristtidning, årg. 37 (1952), S. 273 ff.
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A ist die ursprüngliche Aufzeichnung oder eine Abschrift davon. Da der Austausch zwischen den oberschwedischen Landschaften stets rege war, ist deshalb anzunehmen, dass die upländische Gesetzeskommission Södermannalagen für ihre Arbeit benutzt hat. Vergleicht man die Einteilung beider Gesetze, so ergibt sich, dass Södermannalagen insgesamt zehn Abschnitte (asw. balkær) aufzählt, Uplandslagen nur acht: Södermannalagen, Hs. A
Uplandslagen
Södermannalagen, Hs. B
Confirmatio
Confirmatio Regis Birgeri
Confirmatio
Prologus
Praefatio
Prologus
1. Kirkiu balker [Kkb]
21 Kap. 1. Kirkiu balkær
22 Kap. 1. Kkb
30 Kap.
2. Kununx balker [Kgb]
12 Kap. 2. Kununx balkær
12 Kap 2. Kgb
15 Kap.
3. Gipninger balker [Gb]
6 Kap. 3. Ærfpa balkær
25 Kap. 3. Gb
6 Kap.
4. Ærpær balker [Æb]
7 Kap. 4. Manhælgis balkær 54 Kap. 4. Æb
11 Kap.
5. Jorpæ balker [Jb]
18 Kap. 5. Jorpæ balkær
23 Kap. 5. Jb
25 Kap.
6. Bygningæ balker [Bb]
33 Kap. 6. Kiöpmalæ balkær 11 Kap. 6. Bb
43 Kap.
7. Köpmala balker [Kmb]
14 Kap. 7. Wipærbo balkær
29 Kap. 7. Kmb
18 Kap.
8. Manhelgis balker [Mhb] 36 Kap. 8. pingmalæ balkær 14 Kap. 8. Mhb
37 Kap.
9. Piufnapa balker [Pb]
16 Kap.
16 Kap.
10. Pingmala balker [Pmb] 11 Kap.
9. pb
10. pmb 12 Kap.
Uplandslagen hat zudem die Systematik des Rechts gegenüber Södermannalagen verändert: Ein Eheabschnitt fehlt, das Eherecht ist ins Erbrecht eingegliedert; das Strafrecht im manhælghis balkær zusammengefaßt, das Dorfschaftsrecht weiter ans Ende gerückt. Das Prozeßrecht beschließt in beiden Werken das Gesetzbuch. Der Ehe- und Erbschaftsabschnitt, der Dorfschafts- und Prozeßabschnitt sowie Teile des Grundstücks- und die Kapitel 10–12 des Königsabschnitts über Ledung und Wachtdienst der Hs. A sind gegenüber Uplandslagen selbständig540. Im übrigen hat Uplandslagen manches verkürzt und zusammengefaßt, so ist das Verbot, Holz in fremden Wäldern zu schlagen in SdmL Bb 15–17 auf drei Kapitel verteilt, es findet sich dagegen in UL allein in Wb 14. Das Verbot der Gewaltgastung steht in SdmLs Hs. A, Kmb 10, 11 und zusammengefaßt in UL, Kmb 9.
540 Vgl. Gerhard Hafström, Grundr. S. 46.
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4. Die Umarbeitung 1325/27 Die politischen Ereignisse bestimmten Södermannalagens weiteres Schicksal: Nachdem Anfang 1318 die beiden gefangenen Herzöge Erik und Valdemar in Nyköping gestorben waren, brach ein Adelsaufstand los, der den König nach Dänemark vertrieb, wo er 1319 starb. Die schwedischen Bischöfe, Rechtsprecher und weltlichen Adeligen nutzten diese Lage zu ihren Gunsten und verkündeten im sogenannten Freiheitsbrief von 1319541, ihre politischen Ziele und legten dementsprechend der Wahl Magnus Erikssons eine neue Ordnung zugrunde, die aus dem bisherigen Erbreich ein Wahlreich machte542. Ein engerer Kreis übernahm auch 1322 die Vormundschaftsregierung für den damals sechsjährigen König Magnus Eriksson bis ca 1331543. Ihre Politik war antimonarchisch und eher kirchenfeindlich544. Ihren politischen Erfolg suchte die Aristokratie durch Gesetzgebung zu festigen. Södermanland bot sich dafür an, weil es nicht nur eine zentralschwedische Landschaft, sondern weil sein bisheriges Recht auch Ausdruck der Zusammenarbeit zwischen König und Kirche im 13. Jahrhundert war. Die neuen Verhältnisse geboten hier eine Änderung. Auf Initiative des sörmländischen Rechtsprechers Lars Ulvsson (Stengavel) und anderer Ratsmitglieder bildete man einen Ausschuß, dessen Mitglieder sich aus der confirmatio in Hs. B ergeben545. Ihr gehörten an: der sörmländische Rechtsprecher Lars Ulvsson (Rechtsprecher 1319–46), und „tolf uara ærlica riddara, sum vart raj æru ok hær nemnas ok i sujermanna lande iorjæghanda æru“546, also Standespersonen, die Mitglieder des königlichen Rates und zugleich sörmländische Landbesitzer waren, darunter der westgötische Rechtsprecher Knut Magnusson. Der Ausschuß änderte, was der Aristokratie politisch und wirtschaftlich nachteilig war547. Näheren Aufschluß darüber gibt das
541 Druck in: DS, Bd. III, Nr. 2199, v. 8. Juli, S. 411f, neuschw. Übersetzung bei Hans Jägerstad, Hovdag, S. 248f; vgl. Einar Carlsson, konungavalet in SHT 1937, S. 217–254; derselbe, SHT 1940, S. 1–22; Fredrik Lagerroth, landslagen (1947); Jerker Rosén, historia I, S. 154 ff; 173 ff. 542 Vgl. Add. 1: 2, in: SGL, Bd. IV (SdmL), S. 185, vgl. Hans Jägerstad, Hovdag, S. 248. 543 Druck in: Olof Simon Rydberg, ST, Bd. I, Nr. 203, S. 430–433, v. 20. Juli 1322. 544 Vgl. Bjarne Beckman, Matts, I, II (1953/54); Allan Mohlin, Kristoffer II (1960); Hans Gillingstam, Art. Mathias Kettilmundsson, in: SBL Bd. 25 (1985/87), S. 246–248. 545 Vgl. SGL, Bd. IV (SdmL), S. 2. 546 In der confirmatio (SGL, Bd. IV [SdmL]), S. 2); vgl. näher zu den einzelnen Mitgliedern: H/W, SLL, Bd., III, S. 10, Fn. 16. 547 Anders: Elias Wessén, Art. Södermannalagen, in: KLNM, Bd. XVIII (1974), Sp. 10, der jede Umarbeitung bestreitet.
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Protokoll einer Zusammenkunft vom 26. Okt. 1325548. Es taucht auch in anderen Rechtstexten auf, so in mehreren Handschriften des sörmländischen Kirchenrechts, in Magnus Erikssons Stadslag549, und in Kristoffers Landslag550. Der politische Wille der Gesetzeskommission ist vor allem in diesem Protokoll überliefert551. Zugegen waren Bischof Styrbjörn (1308–43) nebst Kapitel, der sörmländische Rechtsprecher Lars Ulvsson, Södermanlands früherer Rechtsprecher Staffan Rörikson sowie Magnus Nilsson „medh mangum adrhrum godhum landzmannom“. Magnus Nilsson ist auch in der confirmatio genannt und die anderen Männer sind wahrscheinlich – wie dort – Mitglieder des königlichen Rates und Gutsbesitzer in Södermanland gewesen552. Das Protokoll enthält keine Rechtssätze, sondern Anmerkungen zum bestehenden Recht. Die Kommission beschloß verschiedene Änderungen des Kirchenrechts (Kkb 2: pr; 3; 4: pr; 6; 7: 1, 2; 9: 1; und von Kmb 12553, ließ aber in zwei Punkten: Nr. 4 (Kkb 5: 1); und 10 (Kkb 16: 3) des Protokolls die Regelung von gambla laghboken, das heißt von Hs. A, bestehen. Holmbäck und Wessén554 vermuten, dass diese Änderungen in ein Exemplar von Södermannalagen eingetragen wurden, das dem Rechtsprecher oder dem Landsthing gehörte und dessen Inhalt die Vormundschaftsregierung für Magnus Eriksson 1327 bestätigte555. Auch den Königsabschnitt überarbeitete sie im Sinne der neuen Politik: Die bisherigen – recht allgemein gehaltenen – Vorschriften über die Königswahl (Kgb 1–3)556, ersetzte die Wahlordnung, die der Hs. B als Add. 1557 angefügt wurde. Sie sind später – kaum verändert – dem Königsabschnitt von Magnus Erikssons Landslag eingefügt worden558. Des Königs oberste Gerichtsbarkeit folgt bereits aus seiner Pflicht, „lagh styrkiæ ok frip halda“(das Gesetz zu stärken und Frieden zu hal548 Protokoll vom 26. Okt. 1325, in: Add. 12 (SGL, Bd. IV (SdmL), S. XXI, 194f), berichtigt in SGL, Bd. IX, Skånelagen, S. CLXX f. 549 MEStL, in: SGL, Bd. XI (MEStL), S. XIV. 550 In: SGL, Bd. XII (KrLL), S. LVII; vgl. Karl Gustaf Westman, Affattning, S. 92; H/W, SLL, Bd. III, S. XV. 551 Vgl. Karl Gustaf Westman, SdmL, S. 92; Hans Jägerstad, SdmL, in: Svensk Juristtidning, Bd. 37 (1952), S. 268 ff (273 ff). 552 Vgl. H/W, SLL, Bd. III, S. XV. 553 Vgl. SGL,. Bd. IV (SdmL), S. 194f, Fn. 49–57; Hans Jägerstad, SdmL, in: Svensk Juristtidning, Bd. 37 (1952), S. 274; Elsa Sjöholm, Medeltidslagar, S. 218 f. 554 H/W, SLL, Bd. III, S. XVIII. 555 Wortlaut in Kod. B (SGL, Bd. IV, S. 1–4; vgl. Gerhard Hafström, rättskällor, S. 50. 556 Königswahl in: SGL, Bd. IV (SdmL), S. 47 f. 557 Hs. B, Add. 1 in: SGL, Bd. IV (SdmL), S. 184–190. 558 Vg. SGL, Bd. X (MELL), S. 4 ff; Hans Jägerstad, SdmL, in: Svensk Juristtidning, Bd. 37 (1952), S. 279.
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ten) in Kgb 1559. Das Add I: 4560 entbindet ihn jedoch erstmals vom Landrecht und stellt ihn über das Gesetz, weil er urteilen darf „eptir laghum eller ok eptir utlette fulle sannind, huat han hælder uil“561. Da die Ergebnisse der Beratung von 1325 in Hs. A nicht eingeflossen sind, enthält sie noch den Rechtstext der ursprünglichen Aufzeichnung vom Ende des 13. Jahrhunderts562. Auch Wessén563 hält ihn für älter als 1325, die Handschrift selbst datiert Schlyter564 auf die erste Hälfte des 14. Jahrhunderts oder nicht lange nach 1327. Schlyters Hs. B dagegen verzeichnet die 1325 beschlossenen und auch sonstige Änderungen mit Ausnahme der Nr. 9, wonach jede hamna565 dem Hospital in Strängnäs „en span korn“ (eine halbe Tonne Korn) geben sollte. Dieses Hospital wird erstmals 1328 erwähnt566, die Nr. 9 des Protokolls hat jedoch keine sörmländische Handschrift übernommen. Die Hs. B unterscheidet sich vor allem darin von Hs. A, dass sie eine neue Kapiteleinteilung hat. Dabei ist der Stoff im wesentlichen nur im Kirchen- und Königsabschnitt verändert, im übrigen lediglich neu eingeteilt: Hs. A
Hs. B.
1. Kirkiu Balker [Kkb]
21 Kapitel
1. Kirkiu Balker [Kkb]
30 Kapitel
2. Kununx Balker [Kgb]
12 Kapitel
2. Kununx Balker [Kgb]
15 Kapitel
3. Gipninger Balker [Gb]
6 Kapitel
3. Gipninger Balker [Gb]
6 Kapitel
4. Ærpær Balker [Æb]
7 Kapitel
4. Ærpær Balker [Æb]
11 Kapitel
5. Jorpæ Balker [Jb]
18 Kapitel
5. Jorpæ Balker [Jb]
25 Kapitel
6. Bygningæ Balker [Bb]
33 Kapitel
6. Bygningæ Balker [Bb]
43 Kapitel
7. Köpmala Balker [Kmb]
14 Kapitel
7. Köpmala Balker [Kmb]
18 Kapitel
8. Manhelghis Balker [Mhb] 36 Kapitel
8. Manhelghis Balker [Mhb] 37 Kapitel
9. Piufnapa Balker [Pb]
16 Kapitel
9. Piufnapa Balker [Pb]
16 Kapitel
10. Pingmala Balker [Pmb]
11 Kapitel
10. Pingmala Balker [Pmb]
12 Kapitel
559 Kgb 1 in: SGL, Bd. IV (SdmL), S. 47. 560 Add. 1: 4 in: SGL, Bd. IV (SdmL), S. 187. 561 Also: „nach dem Gesetz oder nach ermittelter voller Wahrheit, wie er will“, vgl. H/W, SLL, Bd. III, S. 253, Fn. 40; Elsa Sjöholm, Landskapslagar, S. 221. 562 So: Hans Jägerstad, SdmL, in: Svensk Juristtidning, Bd. 37 (1952), S. 272 ff; Harald Ehrhardt, Art. Södermannalagh, in: Lex Ma, Bd. VII (1999), Sp. 2020; gegen Ludvig Magnus Bååth, in: (Svensk) Historisk Tidskrift, årg. 23 (1903), S. 172 ff, 182. 563 Vgl. Elias Wessén, Art. Södermannalagen, in: KLNM, Bd. XVIII (1974), Sp.10. 564 Vgl. Schlyter, in: SGL, Bd. IV (SdmL), S. II. 565 Hamna ist die Besatzung einer Ruderbank, vgl. Strauch, Art. Ledung, in: RGA2, Bd. 18 (2001), S. 187. 566 In: DS, Bd. III, Nr. 2649, S. 43, v. 7. Jan. 1328; vgl. H/W, SLL, Bd. III, S. XXI.
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Handschrift B weist außerdem eine königliche Bestätigung (confirmatio) auf, welche die Vormundschaftsregierung für König Magnus Eriksson (*1316, † 1374, König 1319–1364) am 9. Aug. 1327 erließ567, als der König elf Jahre alt war. Diese königliche Bestätigung stimmt fast wörtlich mit der Bestätigung in der Ängsö-Handschrift von Upplandslagen (UL) vom 2. Jan. 1296 überein568, nur die Namen der Handelnden sind durch sörmländische ersetzt (s. o). Infolgedessen bietet die Bestätigung lediglich Aufschluß über die Besetzung der Kommission, kann aber zur Datierung der Hs. B kaum herangezogen werden. Auch außer den Namen ergeben sich gewisse Änderungen: So ist in Hs. B immer verwiesen auf Bestimmungen „i thæssi book“, weil die confirmatio nicht in einer besonderen Urkunde ausgefertigt, sondern einem offiziellen Exemplar des Gesetzbuches569 angefügt ist, während einige Hss. die upländische Formel „i thesso breve“ beibehalten haben. Die upländische Bestätigung erwähnt auch, dass das Kirchenrecht und das Kaiserrecht („kirkiu ræt ok Keysare laghum“; bzw. „tam in Ecclesiasticum quam Ciuilium traditionem abrogationibus suppletionibus ac nouellis institutionibus clarius elucescit“), – also das römisch-kanonische Recht – den neuen Erfordernissen angepaßt sei. Dagegen hat Södermannalagens Handschrift B das Wort Keysare laghum durch „lanzlaghum“ ersetzt (die upländische Formel findet sich nur in den Hss. 46–48)570. Die Gesetzeskommission hat also das Landschaftsrecht geändert. Auf mehreren Landsthingen ist es vorgetragen und ohne Widerspruch mit Freuden (glajlica) angenommen worden571. Dem entspricht, dass das anschließende Vorwort („prologus“) zwar auch dem upländischen verpflichtet ist, in seinem zweiten Teil aber den königlichen Ursprung des Gesetzes stärker betont als Uplandslagen. Auch der Ergänzung des Landrechts durch das Kirchenrecht wird nicht mehr gedacht. Die Urkunde vom 9. Aug. 1332572 fügt Magnus Erikssons Königstitel erstmals die Provinz Schonen hinzu573. Södermannalagens Prolog verschweigt sie jedoch, während sie alle Handschriften der königlichen confirmatio nennen, man darf deshalb davon ausgehen, daß SdmL 1327 fertig gewesen ist. 567 S. o. Fn. 555; vgl. H/W, SLL, Bd. III, S. 12, Fn. 28; Hans Jägerstad, SdmL, in: Svensk Juristtidning, årg. 37 (1952), S. 275. 568 Vgl. Schlyter, in: SGL, Bd. III (UL), S. 2 ff; Otto v. Friesen, UL, S. XI f; H/W, SLL. Bd. III, S. 6 ff. 569 S. o. I, 2, S. 468. 570 Vgl. SGL, Bd. IV (SdmL), S. XLI. 571 Vgl. die confirmatio, in: SGL, Bd. IV (SdmL), S. 3; vgl. Jan Arvid Hellström, biskop, S. 144. 572 Urkunde vom 9. August 1332, in: DS, Bd. IV, Nr. 2940, S. 279. 573 Vgl. Hans Hildebrand, Skåne, in: SHT, årg. 2 (1882), S. 1–28; Jerker Rosén, historia I, S. 182.
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Södermannalagens erste Druckausgabe veranstaltete Claudius Akerman 1666 nach der Hs. B574. Es folgten Schlyter575, der die Hs. A zugrundelegte und die Kapitel der Handschriften in Paragraphen gliederte, und Karl Henrik Karlsson, der 1904 die Hs. B herausgab576. Elias Wessén hat 1948 eine Faksimile-Ausgabe der Hs. A veranstaltet577. Zusammen mit Åke Holmbäck hat er 1940 auch eine neuschwedische Übersetzung des Rechtsbuches vorgelegt578. Södermannalagens sprachliche Eigenheiten haben Robert Larsson, Arnold Nordling und Carl Ivar Ståhle579 untersucht. 5. Testamente ad pias causas Das Protokoll von 1325 spart die alten Streitfragen über Seelgaben und Testamente für die Kirche aus. Wahrscheinlich ist darüber erfolglos verhandelt worden, denn die confirmatio vermerkt: „them laghum glajlica takit hafjo. undan taknum at enosto tuem punctum. en ær kirkiu gift. annar ær um testament“ (Annahme des Gesetzes außer in zwei Punkten, der Kirchengabe und dem Testament580. Zum historischen Hintergrund gehört, dass sich die Bischöfe an der Vormundschaftsregierung für Magnus Eriksson zunehmend beteiligten und der Reichsverweser Knut Jonsson zu Aspenäs fromm und kirchentreu war. Infolgedessen betrieb die Vormundschaftsregierung unter seiner Leitung zwar eine kirchenfreundliche Politik im Gegensatz zu der, die König Birger Magnusson und sein Kanzler Torgils Knutsson bis zum Kolsätervertrag vom 15. Febr. 1305 verfolgt hatten581. Gleichwohl hatten die Bauern wegen mehrerer Mißernten den Bischofszehnt an Bischof Styrbjörn nicht gezahlt und er war deshalb mit dem päpstlichen Sechsjahrszehnten (der decima sexennalis) rückständig582. Daraufhin hatte er einen Brief
574 Vgl. Schlyter, in SGL, Bd. IV (SdmL), S. XLIII ff. 575 Schlyter, SGL, Bd. IV (SdmL, 1838). 576 Södermannalagen efter Cod. Hav. ny Kgl. Saml. 4°, N° 2237, ed. Karl Henrik Karlsson (Samlingar utgifna af Svenska Fornskrift-Sällskapet, 126), Stockholm 1904. 577 Elias Wessén, Lex Sudermanniae, (Corpus codicum Suecicorum medii aevi, Vol. IX), Hafniae 1948. 578 Åke Holmbäck/Elias Wessén, SLL, Bd. III: Södermannalagen och Hälsingelagen, Stockholm 1940. 579 Vgl. Robert Larsson, Södermannalagens språk, Bd. I: ljudlära (1891); Arnold Nordling, ordskatt (1928); Carl Ivar Ståhle, studier (1958). 580 Über Testamente vgl. Kkb 11; 12, (SGL, Bd. IV (SdmL), S. 30–34). 581 Vgl. Svenska Riks-Archivets pergamentsbref [SRP], Bd. I, Nr. 157 mit Nr. 157 a, b; vgl. Carl Ivar Ståhle, studier, S. 175 ff; Yngve Brilioth, S. 67 ff. 582 Vgl. das Einkünfteverzeichnis für das Stift Strängnäs in DS, Bd. III, Nr. 1947 (vermutlich von 1314), S. 151 f.
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König Birger Magnussons erwirkt583, der den Bauern unverzügliche Zahlung befahl, und hatte sie 1317 exkommuniziert und gebannt. Jetzt wandten sie sich durch den Domherren Nils Christineson als Sachwalter des Königs Birger Magnusson an den erzbischöflichen Electen Olof, weil sich excommunicatio und Bann „contra deum et iustitiam“ gegen alle Grundherren in Södermanland, also auch den König, richte584. Zu Beginn des Jahres 1326 wurde der Streit einvernehmlich beigelegt: Bischof Styrbjörn vereinbarte mit dem Ritter Erengisle Jonsson, dem Marschall Erengisle Näskonungsson und mit Magnus Nilsson, dass sie wegen des Zehnten in Vorlage treten sollten gegen dreijährige Verpfändung aller Einnahmen des Stiftes Strängnäs mit Ausnahme der Einkünfte aus der Propstei Närke und der Hundertschaft Oppunda585. Wegen dieser Zehntausfälle war der Bischof bestrebt, seine Einnahmen zu erhöhen. Die Punkte 2, 8 und 9 des Protokolls von 1325586 hätten sie vermehrt, doch hat die Handschrift B sie nicht übernommen. Auch hinsichtlich der Seelgaben und Testamente zu Gunsten der Kirche konnte er sich nicht durchsetzen, weil die Interessen der adeligen Kommission dem entgegenstanden: Einen Aderlaß des ererbten Vermögens zugunsten der Kirche in jeder Generation wollte eine Gesellschaft, die vom Landbau lebte, nicht hinnehmen. So zeigt denn die Handschrift B in Kkb 11, 12 eine Lücke587, und Handschrift A gewährt Testierfreiheit für ein Zehntel des ererbten Landes nur mit Zustimmung der Erben. Bei einer Verfügung ohne ihr Einverständnis konnten sie auch dieses Zehntel zurückfordern. Handelte es sich um Kaufland, betrug der testierbare Teil bei guter Gesundheit die Hälfte, auf dem Totenbett ein Drittel. Demgegenüber erlaubte Uplandslagen, Kkb c. 14588 mit Zustimmung der Erben eine unbegrenzte Verfügung über ererbtes Land, ohne Erbenlaub ein Zehntel. Die folgende Zeit war der Kirche auch weiterhin nicht sonderlich günstig. Als Magnus Eriksson etwa 20 Jahre später (um die Mitte des 14. Jhs.) eine Kommission berief, die ein allgemeines schwedisches Landrecht ausarbeiten sollte, überreichten ihr fünf Domherren am 8. März 1347 eine Schrift589, mit der sie gegen die Verkürzung kirchlicher Rechte protestier583 Vgl. DS, Bd. III, Nr. 1774, v. 22. Jan. 1311, S. 1 f. 584 Vgl. DS, Bd. III, Nr. 2111 von 1317, S. 328. 585 Regest eines Notariatsinstruments vom 5. Juli 1354 in DS, Bd. VI, Nr. 5468, Druck in Acta Pontificum Svecica [APS], = Diplomatarium Svecanum Appendix, I: Acta Cameralia, vol. 1 (1052–1370), Nr. 482, S. 490–495 (491f); vgl. H/W, SLL, Bd. III, S. XX. 586 Vgl. dieses Protokoll in: SGL, Bd. IV (SdmL), S. 195. 587 In: SGL, Bd. IV (SdmL), S. 32 ff; vgl. H/W, SLL, Bd. III, S. 36, Fn. 82. 588 Kkb c. 14 in: SGL, Bd. III (UL), S. 48 ff. 589 Protestschrift der Geistlichen in: DS, Bd. V, Nr. 4148, S. 643f; Übs.: Jan Liedgren bei H/W, MELL, S. XXVII.
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ten. Die Folge war, dass Magnus Erikssons Landslag (MELL) keinen Kirchenabschnitt erhielt und den späteren Landrechtsausgaben stattdessen Kirchenabschnitte der Landschaftsrechte beigegeben wurden. Auf diese Weise hat Södermannalagens Kkb in mehr als 40 Hss. von Magnus Erikssons und Kristoffers Landslag Eingang gefunden590. Sogar in Handschriften von Skånelagen des 15. und 16. Jhs. finden sich dänische Übersetzungen des sörmländischen Kirchenabschnittes591. 6. Private Pfandnahme Das Protokoll vom 26. Okt. 1325 enthält in § 10 einen Hinweis auf die private Pfandnahme (asw. nam): Sie soll so gehandhabt werden, wie es im alten Rechtsbuch steht592. Hs. A sagt in Bb 1: 1 und Rb 11: 2, dass es keine private Pfandnahme mehr gebe, außer bei königlichen Steuern und bei Geldschulden unter drei Öre. In Östgötalagen Rb 3: 2 ist vermerkt, dass ein König Knut sie allgemein [ ? ] abgeschafft habe. Dass damit König Knut Långe (1229–34) gemeint ist, dürfte heute herrschende Meinung sein593. Zweifelhaft ist jedoch, ob die Pfandnahme nach dem Gesetz Knut Långes wirklich in ganz Schweden abgeschafft wurde. Nach Handschrift A führte der Kläger die Pfandnahme mit einem Ausschuß von sechs Mann nach Urteilsfällung durch; bei dreimaliger Weigerung des Beklagten erhöhte sich seine Buße um drei Mark, und der Lehnsmann sollte sie mit den Hundertschaftsmännern eintreiben594. Dieses Verfahren war für geringe Schuldbeträge offenbar zu aufwendig; in Hs. B, Bb 1 am Ende595 erscheint es nicht. Man blieb deshalb für diese Fälle bei der privaten Pfandnahme und nahm ihre Folgen in Kauf, ungeachtet der sich dabei häufig ergebenden Handgreiflichkeiten. Uplandslag, Æb 15: 1 sieht private Pfandnahme bis zum Schuldbetrag von einer halben Mark vor, während Södermannalagen, Hs. B596 sie nur bis zum Betrag von drei Öre gewährt.
590 Vgl. H/W, SLL, Bd. III, S. XIII. 591 Vgl. DGL, Bd. I, 2, S. 932–952. 592 Nam, in: SGL, Bd. IV (SdmL), Add. 12, S. 195; vgl. H/W, SLL, Bd. III, S. XVII, Fn. 1; S. 136, Fn. 9 gegen Hans Jägerstad, SdmL, in: Svensk Juristtidning, Bd. 37 (1952), S. 272 ff, der nämnd statt nam lesen will. 593 Vgl. Sten Gagnèr, Knut, S. 124 ff, Gösta Åqvist, Frieden S. 208 ff, Strauch, OGR, S. 170f; 277 Art. Pfandnahme. 594 In: SdmL, Bb 1: 1 (SGL, Bd. IV (SdmL), S. 86, Fn. 39; H/W, SLL, Bd. III, S. 106 mit Fn. 8. 595 SdmL, Hs. B, Bb 1 (ed. Karl Henrik Karlsson, S. 76). 596 SdmL, Hs. B (SGL, Bd. IV (SdmL), S. 86, Fn. 39; vgl. H/W, SLL, Bd. III, S. XXII; Elsa Sjöholm, Landskapslagar, S. 170 f.
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7. Die næmnd Bei Streit vor Gericht waren im altschwedischen Recht die häufigsten Beweismittel der Eid mit Eidhelfern und das Gottesurteil – häufig die Eisenprobe – gewesen. Als das IV. Laterankonzil in c. 18 Ende 1215 die Mitwirkung von Geistlichen bei der Eisenprobe verbot597, mußte dieses Beweismittel ersetzt werden. Wenig später hatte der Papst in einem Schreiben vom 28. Mai 1218598 an den Erzbischof von Lund und seine Suffragane auch die Kumpanei bei der Eidhilfe als „pestis contraria omni iuri“ gebrandmarkt und verlangt, sie vor kirchlichen Gerichten durch bone fame viros zu ersetzen599. Dieses Schreiben dürfte auch dem Erzbischof von Uppsala und seinen Suffraganen bekannt geworden sein. Welche Folgerungen man daraus für Södermannalagen gezogen hat, ist nicht überliefert, jedoch ist in SdmL zwar die Eisenprobe verschwunden, der Beweis mit Eidhelfern aber häufiger als in Uplandslagen beibehalten600. Neben den Eidhelfern findet sich auch der (modernere) Ausschuß (die næmnd)601. Er hatte gewöhnlich zwölf Mitglieder (Kkb 16: 3; Kmb 10: 2; Pb 5: 1; Pb 9: 2), doch kommt auch ein Ausschuß mit sechs Mitgliedern vor (Mhb 36: pr). Das Mehrheitsprinzip findet sich in allgemeiner Formulierung in Pb 5: 1. Die Auswahl der Ausschußmitglieder ist objektiviert, indem Männer aus dem Kirchspiel oder aus Stadt und Land statt der Verwandten zu wählen waren. Die Streitenden mußten entweder der Auswahl zustimmen (Kmb 2: pr) oder durften die Hälfte der Mitglieder bestimmen (Kkb 4: 4; 16: 3; 20; Kgb 9:1; Jb 1; 4:1; 7: 1; Bb 3). Bei Friedensbrüchen ernannte der Lehnsmann des Königs oder des Bischofs den halben Ausschuß, die andere Hälfte der Beklagte (Kkb 21). Södermannalagens Terminologie ist nicht einheitlich. So ist in Jb 4: 1; 7: 1 und Pb 9: 2, zunächst von tolf mæn die Rede, die kurz darauf als næmnd bezeichnet werden. Tolf kann also sowohl Eidhelfer als auch den Ausschuß (næmnd) bezeichnen602. Der Ausschuß dient entweder dem Augenschein (synemæn (Jb 1; Bb 11: pr; 13: pr etc.); sokn syn, Bb 3: pr); hundaris syn (Add. 6), vgl. Bb 24: 4; oder dem Beweis (zum Beispiel Kgb 4: pr, 1; 6: pr; Kkb 4: 4; 597 Text in COD II, S. 244. 598 Urkunde vom 28. Mai 1218, in: DS, Bd. I, Nr. 176, S. 175. 599 Vgl. Strauch, Eisenprobe, S. 777 ff, wo deutlich wird, dass der Papst nicht eigentlich gegen den Eidhelferprozeß kämpfte, sondern gegen die Unehrenhaftigkeit der Eidhelfer, da sein Dekretale vom 28. Mai 1218 (in: DD, 1. Rk., 5. Bd. Nr. 140, S. 191 = DS, Bd. I, Nr. 176, S. 196 = X. 2. 19. 12 [Friedberg II, Sp. 314]) sich gegen die Kumpanei dänischer Geistlicher wandte. 600 Eidhelferprozeß in SdmL: z. B. in: Kmb 11; Mhb 2; 9: pr; 12: pr; 13: 1; 14: pr; 15; Tb 2; 3; 8: 1, vgl. H/W, SLL, Bd. III, S. XXVI; S. 183, Fn. 7. 601 Vgl. ausführlich: Gösta Åqvist, Kungen, S. 176 ff. 602 Vgl. die Nachweise in: SGL, Bd. IV (SdmL), Art. Tolf, S. 306.
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16: 3; 20; Jb 1; 4: 1; 7: 1; Kmb 10: 2; 11: pr; Bb 3). Bot sowohl der Kläger als auch der Beklagte Beweis durch Zeugen und Eidhelfer an, so stand Eid gegen Eid (asw. tvæsværi). Anders als Uplandslagen, das bei tvæsværi (in Kkb 15: 6, 8; 16: pr, 1)603 den Eid des Beklagten vorzieht, läßt Södermannalagen bei widerstreitenden Eiden die næmnd entscheiden: Ihr Eid sollte den Ausschlag geben (z. B. Kkb 16: 3; Jb 1). Eine ähnliche Regelung findet sich in Västmannalagen, Kkb 24: 5604; beide Rechte haben ihr Vorbild in Östgötalagen gesucht, das die zahlreichen Fälle von tvæsværi605 in Rb 2 durch den Königsausschuß richten läßt. Das ist einer der wenigen Fälle, wo Södermannalagen Anleihen bei Östgötalagen aufgenommen hat. Entstand bei der Gastung Streit (Kmb 10: 2; 11: pr), so sollte ihn eine nämnd von zwölf Mann des Hundertschaftsviertels entscheiden, wie es schon die Alsnösatzung 1279 in § 1606 vorgesehen hatte. Das 1325/27 revidierte Södermannalag hat in seiner neuen Form nicht lange gegolten. Bereits 1347 waren die Arbeiten an einem gemeinen Landrecht für ganz Schweden im Gange. Eine Urkunde vom 19. Oktober 1353607 berichtet, der Häuptling von Jönåkers hundare habe das Urteil einer næmnd in einem Erbprätendentenstreit verkündet. Damit wird Magnus Erikssons Landslag, Æb c. 13 angewendet, eine neue Vorschrift, die in Södermannalagen fehlt608.
III. Närkeslagen 1. Närke geographisch/historisch Närke ist die kleinste der nordanskog (nördlich der Grenzwälder Tiveden und Kolmorden) gelegenen Landschaften, der es von Götaland scheidet. Sie umfaßt die Nordspitze des Vättern und ist begrenzt im Osten von Södermanland (die Grenze durchquert den Hjälmaren), im Südosten von Östergötland, im Süden von Västergötland und im Nordwesten von Värmland609. Örebro war seine einzige mittelalterliche Stadt. Bei der heutigen Stadt Nora gab es bereits im 14. Jahrhundert Bergbau, ebenso wurden Erzlager im 603 UL, Kkb 15: 6, 8; 16: pr, 1 (SGL, Bd. III (UL), S. 67 ff). 604 VmL, Kkb 24: 5, in: SGL, Bd. V, S. 107. 605 Zu tvæsværi in ÖGL vgl. SGL, Bd. II, S. 370, H/W, SLL, Bd. I, S. 190, Fn. 8 mit S. XXX, XXXIV. 606 Alsnösatzung in: DS, Bd. I, Nr. 799, S. 651 f. 607 Urkunde vom 19. Oktober 1353 in: DS, Bd. VI, Nr. 4961, S. 455. 608 Vgl. H/W, MELL, S. 70, Fn. 32. 609 Vgl. die Karte auf der Innenseite des Einbands von Matts Wahlberg, SOL, (2003).
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Karte 22: Närke, Västmanland südliches Dalarne. Quelle: Magnus Lundquist, Atlas över Sverige. Det medeltida Sverige, S. 133 f. Närke war in härade [hd], Västmanland in hundare [hu] eingeteilt. A. Närke: 1 Grymostens hd [jetzt: Grimstens hd]; 2 Hardhems hd; 3 Sundbo hd; 4 Kumla hd; 5 Skiöllista hd; 6 Askers hd; 7 Mædallösa hd; 8 Örebro hd; 9 Noraskogha bergslag; 10 Edsberghs hd; 11 Knistadha hd B. Västmanland: 1 Tyurbo hu [jetzt: Ytterturbo hd]; 2 Seunda-Gorunda hu [jetzt: Siende hd]; 3 Norrbo hu; 4 Tuhundra hu; 5 Snävingia hu [jetzt: Snävringe hd]; 6 Åkerbo hu.
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Süden bei Lerbäck ausgebeutet; beteiligt waren der König, der Bischof von Strängnäs und das Kloster Riseberga. Bereits 1340 hatte Magnus Eriksson ein Abbauprivileg erteilt610. Das eigentliche bäuerliche Kulturland lag westlich und südwestlich des Hjälmaren. Närke war in Harden eingeteilt, benannt nach den Thingorten, doch hießen sie zunächst nicht so, denn Sie waren recht klein und nach ihrem Thingort benannt. Wegen ihrer Kleinheit hatte man mehrere zu einem Gerichtsbezirk zusammengefaßt, dem pripiunger (das Drittel). So gab es Hardenhauptleute für das westliche, östliche und südliche Drittel, doch war diese Einteilung nicht fest. Erst im 15. Jahrhundert wurden sie härade genannt. Eingeteilt war die Landschaft in elf Harden611, Das Landsthing tagte im 14. Jahrhundert in Mosås612 und Kumla613, aber seit Beginn des 15. Jahrunderts in Örebro, und zwar stets zur Hindersmessa (Heinrichsmesse, 19. Januar)614. Kirchlich gehörte Närke zum Sprengel des Bischofs von Strängnäs, bildete aber nur eine einzige Propstei615. 2. Närkeslagen Närke hat bereits früh ein Gesetzbuch besessen, das nun verloren ist. Wir wissen davon aus einer Urkunde Magnus Erikssons vom 6. Mai 1330616. Der König spricht darin zu den Einwohnern von einem „libro vestro legali, per magnificum principem, dominum Magnum quondam regem Svethie, avum nostrum ca610 Magnus Erikssons privileg, Walby, d. 7. Nov. 1340, in: DS, Bd. IV , Nr. 3526, S. 747, für Västra berget, später Stålberget genannt; vgl. Carl Gustav Styffe, unionstiden, S. 301. 611 Närkes Hundertschaften hießen 1) Sunds hd; 2) Kumbla hd; 3) Skiöllista hd; 4) Askers hd; 5) Mædallösa hd; 6) Hardheme hd; 7) Knista hd; 8) Örebro hd; 9) Glanzhammars hd und 10) Noraskoga bergslag; vgl. Carl Gustaf Styffe, unionstiden, S. 305–309. Birgitta Fritz, hus, Bd. II, S. 36 kennt nur drei Hundertschaften: Grimstens, Sundbo und Kumla härad. 612 Mosås, in Örebro härad, heute: Mosjö, vgl. Mats Wahlberg, SOL, S. 214. 613 Placitum generale apud ecclesiam Mosæs, d. 10. März 1331, in: DS, Bd. IV, Nr. 2838, S. 206; das Landsthing in Kumbla ist erwähnt in der Urkunde des Rechtsprechers für Närke, Karl Ulfsson, Kumla, d. 28. Okt. 1365, in: DS, Bd. VIII, 3, Nr. 7248, S. 725f: „in Kumblin in præsentia mea et in placito generali“; vgl. Carl Gustaf Styffe, unionstiden, S. 302. 614 Hindersmessa war der 19. Januar, vgl. Grotefend, Zeitrechnung S. 64. Die Kundmachung des Vormundschaftsrates für Magnus Eriksson v. 6. Mai 1330 enthielt die Anweisung, „precipimus ut viarum et poncium necnon navium penes vos pro regni solitarum teneri tutamine, debite preparationi“ und die Beschränkung des ritterlichen Gefolges bei Ritten über Land, wie es „contentos in libro vestro legali, per magnifivam principem, dominum magnum [Magnus Ladulås] quondam regem swechie auum nostrum karissimum“ in: Bd. IV. v. 6. Mai 1330, Nr. 2773, S. 157f, Carl Gustaf Styffe, unionstiden, S. 302. 615 Vgl. Carl Gustav Styffe, unionstiden, S. 303. 616 Urkunde Magnus Erikssons v. 6. Mai 1330, in: DS, Bd. IV, Nr. 2773, S. 157f; vgl. Gerhard Hafström, rättskällor, S. 48.
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rissimum, condito“, also von einem Gesetzbuch, das sein Großvater Magnus Ladulås für sie geschaffen habe. Im einzelnen geht es um die Gastungsvorschriften617. Es ist vermutlich durch die Annahme von MELL außer Gebrauch gekommen.
IV. Västmannalagen (VmL) 1. Västmanland geographisch/historisch Västmanland grenzt im Norden an Dalarna, im Westen an Värmland, im Süden an Närke und – (von Järle bis Kungsör) den Arbogaån entlang und weiter durch den Mälarsee an Södermanland. Im Osten ist Uppland benachbart, wobei die Grenze von Sala ab südwärts dem Sagån folgt. Västmanland war – zusammen mit Dalarna – ein Bistum, dessen Hauptort Västerås am Mälarsee war. Propsteien werden nur in Akerbo und in Dalarna genannt. Die fruchtbarste Gegend lag dem Mälarsee zu, doch beutete man schon früh den Reichtum an Eisenerz aus – wie im nördlich benachbarten Dalarna. Die Verwaltungseinteilung in län (Lehen) und Vogteien hat sich mehrfach geändert. Zu Beginn der Regierungszeit König Albrechts von Mecklenburg (1364–89) gab es nur zwei Vogteien, im Osten: ÖstanAros618, die andere vermutlich Västan-Aros, doch ist über die Verwaltung des westlichen Västmanland wenig bekannt. Die im östlichen Teil liegenden Hundertschaften Norrbo, Siende, Gorunda und Tjurbo waren seit 1350 an Nils Turesson verpfändet, von 1364 bis 1370 an den Papst, so dass ein Teil Schwedens unmittelbar der katholischen Kirche zugehörte619. Ob jedoch der päpstliche Nuntius und Collector Guido de Cruce diese westmännischen Hundertschaften tatsächlich ist Besitz genommen hat, ist fraglich, da sie 1366 dem Ritter Erik Karlsson für die Erben des Drosten Nils’ Turessons überlassen wurden620. 617 Wie Fn. 616: Es heißt dort „in libro vestro legali, per magnificum principem Magnum quondam regem Svethie, avum nostrum carissimum, condito“, was darauf hindeutet, dass der König es als Gesetz bestätigt hatte, doch hält Einar Carlsson, Närkeslag, in: SHT, årg. 66 (1946) es S. 264 für ein Rechtsbuch; vgl. Hans Jägerstad, SdmL, S. 276. 618 Vgl. Carl Gustav Styffe, unionstiden, S. 311; eingehend jetzt: Birgitta Fritz, hus, Bd. II, S. 46. 619 Vgl. Yngve Brilioth, Albrekt, S. 31 ff; Sten Engström, Bo Jonsson I, S. 98 ff; Birgitta Fritz, hus, Bd. II, S. 45 f. 620 Vgl. die Urkunde Stockholm, d. 4. Mai 1366 in: Acta Cameralia, Bd. I, 1, Nr. 703, S. 713–716 [vgl. die Urkunden DS Nr. 8660 und 8666 u. unten Fn. 736]; Sten Engström, Bo Jonsson I, S. 101; Birgitta Fritz, hus, Bd. II, S. 45.
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Die wichtigsten Städte waren Arboga, das damals für die Schiffahrt von der Ostsee durch den Mälarsee zugänglich war. Sein Handel war hauptsächlich auf die nahen Bergwerke gerichtet, wobei es mit dem närkischen Örebro konkurrierte. Weitere Städte waren Köping, etwa 18 Km nordöstlich von Arboga gelegen und Västerås, wie Köping am Mälarsee gelegen. Västmanland war in sieben Hundertschaften eingeteilt621, während Dalarna (zuweilen auch Dala hundare genannt) eigentlich eine eigene Landschaft bildete. Sie umfaßte zunächst die Gebiete um den Siljansee und den Västerdalälven, dann aber auch den Bergbaubezirk südlich davon, wozu auch Norberg gehörte622. Die Hauptquelle für seine Geschichte ist das Diplomatarium Dalekarlicum623. 2. Überlieferung Das mittelalterliche Recht von Västmanland, Västmannalagen624, ist in drei vollständigen Handschriften überliefert. Die erste ist der Codex Holmiensis B 57, den Schlyter in seiner Ausgabe als Hs. B bezeichnet und als jüngeres Västmannalag bezeichnet hat. Ihn hat auch Wessén seinem FaksimileDruck625 zugrunde gelegt. Die zweite ist die Handschrift Codex Holmiensis B 56, in Schlyters Ausgabe als Hs. C bezeichnet. Sie hat eine andere Einteilung der Abschnitte in Kapitel als die Handschrift B 57, die aber später hinzugefügt ist und die ganze Handschrift B 56 jünger erscheinen läßt als B 57. Beide gehören aber der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts an626. Die dritte ist Cod. Holm. B 55 (bei Schlyter Hs. D); sie ist jünger als die beiden anderen, steht aber der Hs. B recht nahe und dürfte auf den zweiten Teil des 13. Jhs. zu datieren sein. Västmannalagens Kirchenrechtsabschnitt findet sich außerdem in zwei Handschriften von Magnus Erikssons Landrecht, nämlich einmal in Cod. Upsal. B 10 vom Ende des 14. Jhs., den Nicles dyäkn geschrieben
621 Die Hundertschaften (hundari) Västmanlands waren: 1) Tjurbo (Thyrbo) hu; 2) Seunda hu (jetzt: Siende), 3) Gorunda hu; 4) Norrbo hu (welche zusammen eine östliche Vogtei bildeten) 5) Tuhundra hu; 6) Snävringe hu und 7) Åkerbo hu; vgl. Carl Gustaf Styffe, unionstiden, S. 311, 314–327; H/W, SLL, Bd. II, S. XXXIV; Birgitta Fritz, hus, Bd. II, (Karte S. 36 u. S. 44 ff). 622 Vgl. Carl Gustav Styffe, unionstiden, S. 323; Mårten Stenberger, S. 786; Jan-Eric Almqvist, lagsagor, S. 126–131; Birgitta Fritz, hus, Bd. II, S. 49–53. 623 Diplomatarium Dalekarlicum, hrsg. v. Carl Gustav Kröningssvärd und Johan Vilhelm Lidén, 1842–1846 u. Supplement 1853. 624 Vgl. Elias Wessén, Svensk Medeltid, Landskapslagar, S. 56–89. 625 Lex Västmanniae (Corpus codicum Suecicorum medii aevi, Vol. XX), Hafniae 1967. 626 Vgl. SGL, Bd. V (1841), S. XXII; Jan-Eric Almqvist, Lagsagor, Bd. I, S. 94; Elias Wessén, Lex Vestmanniae (1967), S. XI.
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hat627. Schlyter nennt ihn in seiner Ausgabe von Västmannalagen Handschrift E; zum anderen als Fragment in einer Handschrift aus der zweiten Hälfte des 15. Jhs. in der königlichen Bibliothek in Stockholm mit der Signatur Lag n:o 43, die aber nur die Kapitel 3–20 des Kirchenrechtsabschnitts enthält. Schlyter kannte diesen Text nicht. Schließlich sind einige Stücke aus Västmannalagen im Cod. Upsal. B 53 enthalten, der aus dem 16. Jahrhundert stammt628. Die Handschrift B 54 in der königlichen Bibliothek in Stockholm halten Schlyter und jetzt Wiktorsson dagegen für das ältere Västmannalag, aber nicht für ein Dalalag629. Der Drucker Ignatius Meurer hat 1666 auch Västmannalagen herausgegeben630. Åke Holmbäck und Elias Wessén haben 1936 eine neuschwedische Übersetzung veröffentlicht631 und Karl Karlsson Siljestrand hat die Wortbeugung dieses Rechtsbuches untersucht632. 3. Geltungsbereich Västmanland wird erstmals in der sogenannten Florenzliste vom Anfang des 12. Jahrhunderts erwähnt633, die sechs schwedische Bistümer bzw. Missionsbezirke, darunter auch Guasmannia mit Bischofssitz in Västra Aros (heute: Västerås634) kennt, aber Dalarna nicht erwähnt. Snorri berichtet in der Heimskringla (in Olafs des Heiligen Saga)635 auch über Västmanland (das er mit Fjädrundaland gleichsetzt): Jede Landschaft habe eigenes Recht und ein eigenes Gesetzesthing. Ob Västmanland von Fjädrundaland aus besiedelt worden ist und deshalb bis 1120 als dessen Teil gegolten hat, ist streitig geworden636. Der Rechtsprecher jeder Landschaft habe am Thing 627 628 629 630 631 632 633 634 635 636
Vgl. SGL, Bd. V (VmL), S. XXX f; SGL, Bd. X (MELL), S. XXf. Vgl. H/W, SLL, Bd. II, S. XXXIII, Fn. 3. S. u. 4, S. 481–483. Sie ist bei Schlyter Hs. A (SGL, Bd. IV, S. I–XXI). Ignatius Meurer [Drucker], Sveriges rikes lagh-böker, som äre landz lag, stadz lagh, vplands lagh, Wästgöta lag, Östgöta lag, Södermanl. Wästmanna lag ok Helsing lagh, Stockholm 1666. Åke Holmbäck/Elias Wessén, SLL, vol. II: Dalalagen och Västmannalagen, Stockholm 1936. Karl Karlsson Siljestand, Ordböjningen i Västmannalagen, vol. I, II, Upsala 1890/91. Druck in: MGH auct. ant., Bd. IX, S. 573f, vgl. Jarl Gallén, Florensdokumentet, S. 1 ff; Petrus Envall, Florenslängden, in: SHT, årg. 81 (1961), S. 35–55; Strauch, Rechtsfortbildung, S. 504. Vgl. Kjell Kumlien, Västerås til 1600-talets början (1971). Heimskringla, ÍF Bd. 27, c. 77 (S. 109f) = Thule 15, c. 77 (S. 114f). Dafür sprechen Schlyter, Avhandl. II, S. 80; Erland Hjärne, Svethiudh, in: NoB Bd. 40 (1952), S. 116 ff; Kjell Kumlien, Västerås, S. 83f; Krister Ström, (Hg.), Om forntid och medeltid i Västmanland (1994); dagegen meinen Thorsten Andersson, Svethiudh, S. 7 und Göran Dahlbäck, Nationalencyklopedin, Bd. VI, Art. folklanden, S. 472, daß die Verhältnisse vor 1296 dunkel und ungeklärt seien.
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die meiste Autorität, denn was er dort [unwidersprochen] vortrage, werde Gesetz. Wo aber die Gesetze verschieden seien, müssen sich alle nach dem Uppsala-Gesetz richten, denn alle anderen Rechtsprecher seien dem von Tiundaland unterstellt. Dieser Bericht fußt auf Snorris Besuch 1219 in Schweden, und es ist unklar, ob Västmanland und Fjädrundaland damals noch zusammengehörten. Sicher ist nur, dass bei der Niederschrift von Upplandslagen 1296, beide Rechte geschieden waren, da Uplandslagen in Kgb c. 2637 das Königsurteil des västmännischen Rechtsprechers und das Geleit für den König genau beschreibt.Danach übernahmen die Västmänner das Geleit von den Närkern an der Uppbågabrücke über den Arbogaån, sie übten es bis zur Östensbro über den Sagån, wo sie es den Uppländern übergaben638. Auch das Testament des Königs Magnus Ladulås (1275–90) von 1285639 erwähnt Abgaben aus Västmanland. Västmännische Rechtsprecher sind jedoch erst vom Anfang des 14. Jhs. bekannt. Eine Urkunde vom 13. Juli 1303640 nennt Holmbernus; eine andere vom 29. Juni 1305 erwähnt Magnus Gregersson, einen Enkel Birger Jarls641. Petrus de Ighilstum ist nur von seinem Grabstein in Romfartuna von 1320 bekannt und Magnus Niclisson, legifer (vermutlich Petrus’ Nachfolger) nennt eine Urkunde aus Uppsala vom 8. Juli 1319642. Das Bistum Västerås war wirtschaftlich schwach, es wies nur etwas mehr als 60 Kirchen auf (während Västergötland 517 Kirchen zählte643). 4. Västmannalag und Dalalag Höchst streitig ist, welches Verhältnis zwischen Västmannalag und Dalalag herrscht. Schlyter644 meinte, Dalalag sei eine frühere Fassung von Västmannalag, weil Dalarna im Mittelalter kein selbständiger Rechtsbereich gewesen sei und rechtlich zu Västmanland gehört habe. Dalarna ist von Västmanland aus besiedelt worden und noch Kristoffers Landslag von 1443 spricht in Bb 23: 2645 von dala j wesmannalande. Neuere Forscher haben dem wider-
637 Uplandslagen, Kgb c. 2 (SGL, Bd. III, S. 88f). 638 Vgl. Kjell Kumlien, Västerås, S. 82 ff; Karten in: Nationalencyklopedin, Bd. XX, Art. Västmanland (1996), S. 174, 178. 639 Druck in: DS, Bd. I, Nr. 802, S. 655–659 (657). 640 Druck in: DS, Bd. II, Nr. 1402, S. 394, vom 13. Juli 1303. 641 Druck in: DS, Bd. II, Nr. 1472, S. 451, v. 29. Juni 1305. 642 Druck in: DS, Bd. III, Nr. 2199, S. 411, Uppsala, v. 8. Juli 1319; vgl. H/W, SLL, Bd. II, S. XXXIV, mit Fn. 3; Kjell Kumlien, Västerås, S. 82. 643 Über die Zahl der Kirchen in Västergötland vgl. SGL, Bd. I, S. 74. 644 Vgl. Schlyter, Avhandl., Bd. II, S. 80f und in SGL, Bd. V, S. VI ff. 645 KrLL, Bb 23: 2 (SGL, Bd. XII, S. 173); vgl Schlyter, Avhandl., Bd. II, S. 81.
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sprochen646, indem sie darauf hinwiesen, dass „pæssum lagh hawa standit æ sipan Dala bygdhus“ (dieses [Erb]recht hat gegolten, seitdem Dalarna bewohnt ist) in Gb 11: pr.647 nur auf Dalarna paßt, das zudem allein in Drittel (pripiunger) eingeteilt war, während es in Västmanland Hundertschaften (hundari) gab. Die Datierung der einzigen Handschrift dieser Fassung (heute in der königlichen Bibliothek in Stockholm: B 54) ist heftig umstritten: Karlsson648 datierte sie nach 1327, ihm folgte Henrik Schück649. Wessén650 meinte, sie sei nach 1298 entstanden, Hafström datierte sie zunächst auf vor 1296651, später auf vor 1279652, ihm stimmt jetzt Wiktorsson zu653. Da die Datierung ungewiß ist, kann sie nicht als Argument für ein Dalalag benutzt werden. Betrachte man den Inhalt von Västmannalag, so ergebe sich, dass es zu 7/10 aus upländischen Normen, aber nur zu 3/10 aus Normen des älteren Västmannalags bestehe. Das sind Stellen, die sich in keinem anderen Landschaftsrecht finden: Sie stammen aus dem alten Recht Västmanlands (z. B. Kgb 7: 2, 3, 5; Æb 6: 4; 7; 8: 4; 12: 1, 3, 5; Mb 9:5; 11: 2; 20; 21: 1–3; Jb 2: pr.; 3: 1, 3; Kmb 3; 13: 4; Bb 5: 1; 15: 1; 23: 1–3; Rb 3; 4; 9: pr. etc.654. Västmannalag I stimmt auch mit UL kaum überein. Hafström655 hat nachgewiesen, dass von den elf Stellen, die Schlyter auf Uplandslag zurückführte, nur zwei sich völlig gleichen, die übrigen jedoch Abweichungen zeigen. Die Übereinstimmungen zwischen dem älteren (VmL I) und dem jüngeren Västmannalag (VmL II) sind ebenfalls gering. Auch gibt es keine Anzeichen für die Einwirkung einer dritten Redaktion. Weil Dalarnas Christenrecht im ganzen Stift von Västerås (also sowohl in Dalarna als auch in Västmanland) galt, spricht alles dafür, dass das Recht in Hs. B 54 ebenfalls beiden Landschaften gemeinsam war656, es also ein eigenes Dalalag nicht gegeben hat. Kein Hindernis für diese Ansicht ist, dass Västmanland in Hundertschaf646 Vgl. Rudolf Tengberg, S. 67f; Karl Henrik Karlsson, SHT 1889, S. 45 ff; Åke Holmbäck, Ätten S. 109 ff; H/W, SLL, Bd. II, S. XIV ff; Ragnar Hemmer, Dalalagen, S. 29 ff; Gerhard Hafström, Art. Dalalagen, in: KLNM, Bd. II (1957), Sp. 623–626; Harald Erhardt, Art. Dalalagen, in: LexMa Bd. III (1999), Sp. 436 f. 647 VmL, Gb 11: pr. (SGL, Bd. V, S. 50). 648 Karl Henrik Karlsson, in: (Svensk) Historisk Tidsskrift 1889, S. 48. 649 Henrik Schück, Dalelagen, S. 44 f. 650 Vgl. H/W, SLL, Bd. II, S. XVIII. 651 Vgl. Gerhard Hafström, Art. Dalalagen, in: KLNM, Bd. II (1957), Sp. 623–626. 652 Gerhard Hafström, rättskällorna S. 45f sagt: vor 1280, weil er von diesem (falschen) Datum des Alsnö-Statuts ausgeht; es ist tatsächlich von 1279, vgl. Jan Liedgren, Alsnö, S. 103 ff; in DS, Bd. I Nr. 799, S. 650–654 falsch auf 1285 datiert. 653 Vgl. Per-Axel Wiktorsson, Avskrifter, S. 41. 654 Vgl. die Nachweise bei H/W, SLL, Bd. II, S. XXXVII, Fn. 3. 655 Vgl. Gerhard Hafström, Art. Dalalagen, in: KLNM, Bd. II (1957), Sp. 625. 656 Vgl. Jan-Eric Almqvist, Lagsagor, Bd. I, S. 126f; Per-Axel Wiktorsson, Avskrifter, S. 51.
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ten, Dalarna in Drittel eingeteilt war. Wiktorsson hat gezeigt, dass beide Bezeichnungen dasselbe meinten657. Es gab also kein eigenes Recht für Dalarna, und die Hs. B 54 ist die ältere Fassung von Västmannalagen, die nach 1318 nur noch (wohl eher inoffiziell658 in Dalarna angewendet wurde659. Dass Västmannalagen I den Bergbau in Dalarna nicht erwähnt, liegt daran, dass er schon früh auf Grund königlicher Privilegien betrieben wurde, die dem Landschaftsrecht vorgingen660. Das jüngere Västmannalag (Hs. B 57) ist eine private Aufzeichnung, also ein Rechtsbuch, das nach Uplandslagen, also nach 1296, aber vor 1347 (der Abfassung von Magnus Erikssons Landslag [MELL]) niedergeschrieben ist. 5. Art und Zeit des Zustandekommens Wann und wie Västmannalagen zustande kam, ist weitgehend unbekannt. Man weiß nicht, ob es eine Kommission ausgearbeitet hat (wie in Södermanland und Uppland). Auch eine königliche Bestätigung fehlt. Vermutlich hatte das Landsthing den västmännischen Rechtsprecher mit der Aufzeichnung beauftragt, der möglicherweise andere Rechtskundige beigezogen hat661. Ins Auge fallen zwei Vorbilder: Zunächst Upplandslagen, von dem nicht nur die Systematik und die Reihenfolge der Abschnitte stammt, sondern das auch zu einem großen Teil wörtlich ausgeschrieben worden ist, so dass es sich um ein modernisiertes Uplandslag handelt. Auch Södermannalagen ist an mehreren Stellen benutzt662. Die Übereinstimmungen zwischen Upplandslagen und Västmannalagen sind nicht zufällig entstanden: Ein Statut der Vormundschaftsregierung für Magnus Eriksson von 1330663 sagt nämlich für das (verlorene) Närkeslag, Magnus Ladulås habe es „conditus“. Darin liegt jedoch keine königliche Bestätigung, denn die Vormundschaftsregierung hatte damals wenig Anlaß, Artikel zu bestätigen, welche die kö657 Vgl. Per-Axel Wiktorsson, Avskrifter, S. 55 f. 658 So mit Recht: Per-Axel Wiktorsson, Dalalag, in: ANF, Bd. 100, S. 155–166 gegen Gudrun Utterström, Dalalagen, in: ANF, Bd. 93 (1978), S. 199–204, die sich gegen Ståhle, förlaga, in: ANF 1954, S. 138f und für Hemmer, in: JFT 1969, S. 57 ausspricht. 659 Vgl. Per-Axel Wiktorsson, Avskrifter, S. 61; anders: Gerhard Hafström, rättskällor, S. 46, der sich für ein Dalalag entscheidet; anders auch: H/W, SLL, Bd. II, S. XIX; XXXVI. 660 Vgl. Gerhard Hafström, rättskällorna, S. 66. 661 Vgl. H/W, SLL, Bd. II, S. XXXV. 662 Z. B. VmL Æb 2: 1 = UL Æb 2:1 = SdmL Gb 3:1; VmL Æb 9: pr. = SdmL Gb 5: pr.; VmL Æb 9: 2 = SdmL Gb 5: 3; VmL Bb 9: pr. = UL Wb 10: pr. = SdmL Bb 7: pr.; VmL Bb 12: pr. = UL Wb 12: pr. = SdmL Bb 3; VmL Bb 17: 4 = SdmL Bb 22: 2. 663 Im Statut, Telge, d. 6. Mai 1330 in: DS. Bd. IV, Nr. 2773, S. 157f heißt es S. 157: „contentos in libro vestro legali, per magnificum principem dominum Magnum … condito …“.
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nigliche Macht vermehrten664. Vielmehr deutet das Statut darauf hin, dass der König eine Sammlung des Rechts in Närke samt seiner einschlägigen Statuten hat zusammenstellen lassen, welche das Landsthing später annahm. Immerhin scheinen sich die Könige bereits seit dem Ende des 13. Jahrhunderts für den Inhalt und die Gestaltung der Landschaftsrechte interessiert zu haben. Für die Praxis der Vereinheitlichung dieser Landschaftsrechte ist auf die entscheidenden Rolle von Tiundalands Rechtsprecher in rechtlichen Streitfragen hinzuweisen, die bereits Snorri Sturluson erwähnt hat, und auf die Vorreiterrolle, welche Uplandslagens Niederschrift seit 1296 Dank des königlichen Einflusses spielte. Es gab jedoch auch västmännische Besonderheiten, die man beibehielt und dafür uppländische Regelungen strich, veränderte oder ergänzte. Dies ermöglicht Einblicke in die Prinzipien der Kompilation, ob man Bewährtes behalten oder Neues einführen wollte: Standen die uppländischen Regelungen im Einklang mit den västmännischen, hat man sie übernommen, in anderen Fällen an die västmännischen Gepflogenheiten angepaßt, so bei der Bußhöhe, der Beweisfrage, der Zusammensetzung der Eidhelfer etc. Vor allem hat man sprachliche Knappheit und Kürze angestrebt: Alles, was selbstverständlich oder überflüssig schien, ist weggelassen. Wann VmL in der vorliegenden Form zustande kam, kann man nur ungefähr ermitteln. Da es große Teile aus Uplandslagen übernommen hat, muß es jünger als 1296 sein. Seine aus Södermannalagen entlehnten Stellen können sowohl vom älteren Södermannalagen als auch aus dem 1327 niedergelegten stammen. Rb 14 erwähnt ein Gesetz König Birgers. Gemeint ist damit wohl Birger Magnusson (1290–1318), der aber erst 1298 mündig wurde, so dass für die Niederschrift die Zeit von 1298–1318 (oder später) in Frage kommt665. In mehreren Urkunden wird zwar das västmännische Recht erwähnt666, es muß aber nicht der aufgezeichnete Text gemeint sein, sondern es kann sich auch um das mündlich überlieferte Recht handeln und die promulgatio in DS II Nr. 1552 kann den Vortrag des Rechtsprechers meinen. Nimmt man eine Entlehnung aus dem jüngeren Södermannalag an, so ist terminus post quem 1327667; terminus ante quem ist jedenfalls 1347, die Abfas664 Vgl. Einar Carlsson, stadfästelse, in: SHT, årg. 66, Stockholm 1946, S. 261–265; Åke Holmbäck, in: H/W, landslag, S. XV, N. 7. 665 Vgl. H/W, SLL, Bd. II, S. XVIII, XXXVIII gegen Schlyter, in: SGL, Bd. V, S. XVIII. 666 So in der Urkunde vom 29. Mai 1307 (DS, Bd. II, Nr. 1552, S. 504: „secundum legum terre promulgacionem“); vom 18. Mai 1335 (DS, Bd. IV, Nr. 3142, S. 442: secundum leges Westmanniæ; und vom 18. Januar 1337 (DS, Bd. IV, Nr. 3276, S. 543: „secundum leges, ritus et consuetudines terre Vestmannie“). 667 So: Karl Gustaf Westman, in: FS Adolf Noreen, S. 102, zweifelnd: H/W, SLL, Bd. II, S. XXXIX, Fn. 3.
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sung von Magnus Erikssons Landslag. Aus einer Urkunde des västmännischen Rechtsprechers vom 13. Juni 1352668 geht hervor, dass man Magnus Erikssons Landslag angewendet hat; nach diesem Zeitpunkt ist Västmannalagen wohl nicht mehr bearbeitet worden. 6. Sprache und Druckausgaben Gegenüber Uplandslagen fällt Västmannalagen stark ab. Texte aus unterschiedlichen Quellen sind zuweilen so schlecht zusammengefügt, dass Unklarheiten und Widersprüche entstanden (z. B. Æb 6: pr., Bb 13: pr.) oder der Satzbau fehlerhaft ist669. Selbständige Formulierungen sind häufig schlechter als die aus UL übernommenen670. Der Text ist nicht sachlogisch geordnet und nicht in Kapitel eingeteilt. So sind ungegliederte lange Kapitel entstanden (z. B. Kkb 24; Mb 24; 25 und 26, wobei c. 26 den gesamten Diebsabschnitt enthält. Über die Sprache von Västmannalagen haben Beckman, Brate, Bratt, Envall, Hesselman, Siljestrand, Ståhle und Ehrhardt671 gearbeitet. Die erste Ausgabe veranstaltete Claudius Åkerman 1666 (nach Hs. B 56); Loccenius hat Västmannalagen nach der Åkermanschen Ausgabe ins Lateinische übersetzt, den Kirchenabschnitt jedoch ausgelassen672. Über weitere Drucke vergleiche die immer noch maßgebende Ausgabe von Schlyter673. Eine neuschwedische Übersetzung haben Holmbäck und Wessén 1936 veranstaltet674, wobei Nils Sjödahl das sogenannte Dalalag (=VmL I) übersetzt hat. 7. Inhalt und Besonderheiten Västmannalagen beginnt mit einer praefatio, die auch den Satz land skulo mæp laghum byggiaz oc æi mæp walds wærcum (Land soll mit Recht gebaut werden und nicht mit Gewalttaten) enthält, der sich nicht nur in Uplandslagen, 668 Urkunde vom 13. Juni 1352, in: DS, Bd. VI, Nr. 4823, S. 361). 669 Fehlerhafter Satzbau z. B. in: Bb 1: pr (SGL, Bd. V, S. 195f) im Verhältnis zu UL, Wb 1: pr. (SGL, Bd. III, S. 215f), vgl. H/W, SLL, Bd. II, S. 151, N. 11. 670 Selbständige Formulierungen: z. B. in: Æ 9: pr.; Mb 5: pr. (SGL, Bd. V, S. 126; 139f), vgl. H/W, SLL. Bd. II, S. XXXVIII u. S. 89, N. 18. 671 Vgl. Natanael Beckman, outgivna, S. 94–101, Erik Brate, böjningslära (1890); Arnold Bratt, språkdrägt (1918); Petrus Envall, bergsmålet (1930), S. 8f; Bengt Hesselman, vokalerna (1909/10), S. 229 f.; Karl Karlson Siljestrand, Ordböjningen I–III (1891–1893); Carl Ivar Ståhle, literatur, S. 44 ff und Harald Ehrhardt, Alliteration S. 96 ff. 672 Vgl. SGL, Bd. V (VmL), S. XXXIX; Bd. II (ÖGL), S. XXII. 673 Vgl. SGL, Bd. V (VmL), S. XXXIII–XXXIX. 674 Vgl. H/W, SLL, Bd. II (1936).
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Wb 1: pr. findet, sondern gemeinnordisch gewesen zu sein scheint675. Im übrigen enthält die praefatio eine Aufzählung der acht Abschnitte und ihrer Kapitel. Das Rechtsbuch beginnt mit dem Kirchenrecht (Kkb, 26 cap.), es folgt der Königsabschnitt mit dem Eidschwurrecht (Kgb, 7 cap.). Der nächste Abschnitt beginnt mit dem Familienrecht, dem das Erbrecht folgt (Æb, 20 cap.). Der Mannheiligkeitsabschnitt enthält das Strafrecht (Mhb, 35 cap.); der Grundstücksabschnitt (Jb) zählt 18 Kapitel; der Kaufrechtsabschnitt (Kmb), 14. Der Dorfschaftsabschnitt (Bb) hat 28 Kapitel und den Schluß bildet das Prozeßrecht (pb) mit 24 Kapiteln. Västmannalagen war wesentlich ein Bauernrecht; aristokratische und kirchliche Tendenzen sind schwächer als in Uplandslagen: So wird die Ehrenbuße (asw. pokkabot) in Mhb 14676 nur dem König, aber keinem anderen Herren zugebilligt. Auch die Bußen für gewisse Sittlichkeitsdelikte sind geringer und uneheliche Kinder waren erbberechtigt, denn ihr Ausschluß vom Erbe in Uplandslagen, Æb 24: 1677 hat Västmannalagen nicht übernommen678. Frühjahrs- und Erntearbeiten an kirchlichen Feiertagen waren nicht ausdrücklich verboten679. Auch das alte Racherecht lebte noch680 und die private Pfandnahme blieb erlaubt681. Fortschrittliche Rechtsnormen finden sich vor allem im Prozeßrecht. Während Uplandslagen eine Jury kennt, die der Bischof und die Krone je zur Hälfte ernennen und auch des Bischofs Amtmann (biskups lænsman) erscheint (UL, Kkb 16; 18: pr.; 22: pr.), der in einigen späten Handschriften offitiæl (Offizial) genannt wird682, kennt ihn VmL I und II nur als lænsman. Es geht aber insofern über Uplandslagen hinaus, als es dem Bischof und den Geistlichen ein eigenes Thing mit eigener Zuständigkeit einräumt (kirkiuping in VmL II, Kkb 26: 2). Die libertas ecclesiae ist vermehrt, denn das kirkiuping soll alle Bischofsklagen entscheiden, offenbar auch Landstreitigkeiten mit der Kirche, die in Uplandslagen, (Kkb 20) noch nach Landrecht entschieden wurden. Schlußvereinbarungen mit dem Unterlegenen (lyctir) sollVgl. Björn Petterson, Stilstudier, S. 265f; H/W, SLL, Bd. I, UL, S. 10f; 186f, N. 1. VmL, Mhb c. 14 (SGL, Bd. V, S. 150). Uplandslagen, Æb, c. 24: 1 (SGL, Bd. III, S. 127). Vgl. H/W, SLL, Bd. II, VmL, S. 64, N. 103. Anders in: UL, Kkb, c. 14: 9, vgl. H/W, SLL, Bd. II, VmL, S. 29, N. 79. Racherecht in: VmL, Æb 6: pr (SGL, Bd. V. S. 123). VmL, Mhb, c. 25: 12 (SGL, Bd. V, S. 159); vgl. H/W, SLL, Bd. II, VmL, S. 100, N. 155. 682 Offizial in: UL, Kkb 16: pr. (SGL, Bd. III, S. 70, Fn. 59: Die Handschrift Nr. 119 aus der Mitte des 16. Jahrhunderts (ebda S. LIV) hat „offitiæl“, die lateinische Übersetzung des Ragvald Ingemundsson von etwa 1506 (ebda Nr. 45, S. XVIII) hat: „prepositus seu officialis episcopi“.
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ten auf dem Hundertschaftsthing erfolgen. Seelgaben und Testamente sind in Kkb 13 ausführlich geregelt: Es blieb jedoch bei der herkömmlichen Regel, dass ohne Erlaubnis der Erben nur 1/10 des ererbten Landes der Kirche vermacht werden durfte; mit Erlaubnis der Erben war der testierfähige Teil aber unbeschränkt. Ausführlich wird der innerkirchliche Streit geregelt, ob eine Gabe zu des Priesters Unterhalt oder zum Schmuck der Kirche dienen solle. Västmannalagen hatte mehrere Thingkreise: Der unterste war das Hundertschaftsthing (hundaris ping) (Rb 2; Mhb 33: pr.), wofür ein Zwölferausschuß zwei Urteiler wählen sollte (Rb 1), von denen aber nur einer anwesend zu sein brauchte. Darüber stand das Landsthing, das auch folklands ping hieß (Mhb 33: pr.), da Västmanland ein Volkland war (wie die uppländischen Volklande)683. Der Rechtsprecher leitete es (Rb 8; 14: 1; 19), und man konnte es anrufen, wenn der Urteiler des Hundertschaftsthings sich mangels Rechtskenntnis außerstande sah, eine Sache zu entscheiden (Rb 8). Über dem Rechtsprecher stand in einigen Fällen ein Ausschuß (Rb 14: 1), dessen Zusammensetzung wir jedoch nicht kennen. Gegen falsche und unrechtmäßige Urteile dieses Ausschusses konnte man nach VmL II, Rb 14: 1; 19) den König anrufen. Das ist die erste Beschreibung der richterlichen Zuständigkeit des Königs im schwedischen Landschaftsrecht684. Dass ein Ausschuß einen Streit entscheiden sollte, kommt in Västmannalagen zwar häufig vor, doch findet sich kein Grundsatz, wann der Ausschuß und wann der Eidhelferbeweis (mit zwölf, achtzehn oder sechsunddreißig Mann) zuständig sein sollte. Normalerweise bestand er aus zwölf Mitgliedern, die entweder die Urteiler (Kgb 6: 1; Jb 3: 3; Bb 5: 1) oder die Parteien je zur Hälfte benannten (Kkb 24: 5; Jb 3:3; 17; Bb 9; Kmb 14; Rb 8). Jedoch ist der Beweisausschuß vom Augenscheinsausschuß nicht deutlich getrennt (Bb 2: 2; 22: 1). Der Ausschuß mußte auf drei rechtsgemäßen Thingen685 eidlich seine Meinung äußern, wobei die Mehrheit von sieben Stimmen genügte (Mb 21: pr.; Tgb 8). Das kanonische Mehrheitsprinzip hatte sich also auch in Västmanland durchgesetzt686. Västmannalagen unterscheidet zwischen Geschäftszeugen (Æb 9: 2; 12: 2; Bb 6: 1) und Zufallszeugen (Bb 6: 3; 14: 10), wobei auch hierbei das Prinzip deutlich wird, dass nur zwei oder drei
683 Vgl. H/W, SLL, Bd. II, S. XLII. 684 Vgl. H/W, SLL, Bd. II, S. XLII. 685 Auf drei rechtsgemäßen Thingen (i pri lagha pingom), Bb 17:3; Rb 18: 1 (SGL, Bd. V (VML), S. 215; 236). 686 Für Wahlen vgl. conc. Lat. IV c. 23f (COD II, S. 246f) = c. 42; 48; 50; 55. X. I. 6 (Friedberg, II, Sp. 88f; 91f; 94f).
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Zeugen einen Beweis erbringen; das folgt aus dem römischen Recht687, oder ist der Bibel entlehnt688. Auch das Erbrecht wird – wie in den meisten schwedischen Landschaftsrechten – an die Taufe geknüpft689. Die Weiterentwicklung des Prozeßrechtes zeigt sich daran, dass das räfstetings-Statut Erichs von Pommern vom 9. April 1413690 bereits wenig Monate später, nämlich am 27. Juni 1413, in einem Prozeß in Västerås691 angewendet wurde: Der königliche Vogt Josse Finsson692 hatte sich widerrechtlich bäuerliche Güter, die der Krone steuerpflichtig waren, angeeignet und sie so den königlichen Einnahmen entzogen. Der Prozeß zeigt nicht nur, dass diese Bauerngüter in einem Grundbuch namentlich erfaßt waren, sondern auch, dass es zu Beginn des 15. Jahrhunderts möglich war, sich gegen adelige Willkürakte durch Gerichtsurteil zur Wehr zu setzen und die königlichen Steuereinnahmen wiederherzustellen.
V. Hälsingelagen 1. Hälsingland geographisch/historisch Der Name Hälsing wird verschieden gedeutet, er kann eine Landzunge meinen; wahrscheinlicher aber ist die Bedeutung „schmaler Wasserweg“ (aschwed. hals, m.). Dafür kommt der Arnösund im Kirchspiel Rogsta in Frage. Die Hälsinger trügen dann ihren Namen als Bewohner um diesen Sund herum, wozu die Halbinsel Hornsland und die Gegend um das heu-
687 Vgl. VmL Tgb 18: pr. (SGL, Bd. V, S. 236); vgl. Codex 4. 20. 9: „unius omnino testis responsio non audiatur“. 688 Vgl. Numeri 35: 30; Deut. 17: 6; 19:15, worauf Joh. 8: 17; 2. Kor. 13: 1 und 1. Tim. 5: 19 verweisen. 689 So in: VmL Æb 10: 1 (SGL, Bd. V, S. 128), das hier von VgL I, Kkb 1 (SGL, Bd. I, S. 3) und UL, Kkb 11: 1 (SGL, Bd. III; S. abweicht, wonach die von Laien gespendete Nottaufe für das Erbrecht des Kindes genügt; vgl. Lizzie Carlsson, dopet, in: Kyrkohistorisk Årsskrift Bd. 66 (1966), S. 28 f. 690 Räfstestings-Statut v. 9. Apr. 1413, Druck: SD, Bd. II, Nr. 1702, S. 600–611, vgl. u. S. 555, Fn. 1182 u. S. 560, Fn. 1216; vgl. Kjell Åke Modéer, Art. Ting, Sverige, in: KLNM, Bd. XVIII (1974), Sp. 345. 691 Prozeß in Västerås vor einem doppelten Ausschuß (aus 12 Bauern und 12 Bergleuten bestehend) unter der Leitung des dortigen Bischofs Peter und des Unterrechtssprechers Karl Störkersson, Druck in: DS, Bd. II, Nr. 1737, (SDHK-Nr. 18036) v. 27. Juni 1413, vgl. Anders Winroth, in: Festskrift Hans Gillingstam, 1990, S. 327–339 (327); Martin Sahlin, S. 113 ff (nur Inhaltsangabe). 692 Josse Finsson war der Nachfolger Olof Tyrgilssons als königlicher Vogt in Dalarna, vgl. Anders Winroth (wie Fn. 691), S. 327.
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Karte 23: Hälsingland, Medelpad, Ångermanland, Norrbotten; Quelle: Magnus Lundqvist, Atlas över Sverige. Det medeltida Sverige, S. 133f. Hälsingland war im Spätmittelalter in zwei Teile geteilt: das südwestliche Alir und das nordöstliche Sundhed, die zugleich Propsteien waren. Möglicherweise gab es im Norden noch einen dritten Teil : Nordhstighi, der in Sundhed aufging. Die weitere Unterteilung waren skeppslag (snäcklolag) und Kirchspiele (socknar). Medelpad war im 15. Jh. in 4 skeppslag eingeteilt: Niurunda, Tuna, Torp und Indals. Ångermanland war in mindestens 11 skeppslag eingeteilt, ihre genaue Zahl ist unbekannt. Sie dienten als Gerichtssprengel. Norrbotten, nördlich von Ångermanland, zog sich um den bottnischen Meerbusen bis nach (Österbotten) hinein und wurde teils von Styrisholm (in Ångermanland) teils von Korsholm (in Österbotten) verwaltet.
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tige Hudiksvall gehört693. Hälsingland umfaßte im Mittelalter das Gebiet nördlich des Grenzwaldes Öpmorper694, also die westliche Küstenregion des Bottnischen Meerbusens hinauf bis zu seinem Nordende. Es ist zuerst bei Adam von Bremen erwähnt695 und dieser ernannte zum ersten Bischof Stenfi (Simon), der dort missionierte. Auch Snorri Sturluson696 und Karl Jónsson697 erwähnen Hälsingland. Die älteren schwedischen Urkunden sind dagegen recht schweigsam: Im 12. Jahrhundert ist es nur einmal erwähnt698. Zu Albrecht von Mecklenburgs Zeit (1364–89) war Hälsingland in zwei Teile geteilt, deren jedes einen Rechtsprecher (laghman), einen Amtmann (sysloman) und einen Propst hatte. Der südwestliche Teil der Landschaft war Alir699. Er erstreckte sich vom Ödmorden bis zur norwegischen Grenze und umfaßte das Ljusnetal und den unteren Teil des Voxnatales. Der nördliche Teil von Hälsingland hieß 1314 Sundædh (Sunded)700. Die Propsteien beider Teile nannten sich nach dem Wohnort der Pröpste, nämlich die südliche Propstei Baldanæs (Bollnäs für Alir) und die nördliche Propstei Forsa (für Sunded)701. Zu Großhälsingland gehörten weiterhin die Landschaften Medelpad, Ångermanland und Västerbotten702. a) Medelpad (Mæpalpapa), war zur Zeit der Niederschrift von HL nur an der Mündung der Flüsse Indal und Ljungdal die nördlich und südlich des heutigen Sundsvall in die Ostsee münden, und der großen Bucht 693 Vgl. Carl Erik Thors, Art. Hälsing, in: KLNM, Bd. VII (1962), S. 232f; Stefan Brink, Namnet Hälsingland, in: NoB, Bd. 69 (1981), S. 115–151; Thorsten Andersson, Art. Länder- und Landschaftsnamen, in: RGA2, Bd. 17 (2001), S. 545–569 (563); Lennart Hagåsen, *Hals i Hälsingland och Sunded – två namn i samma farled? in: NoB, Bd. 89 (2001), S. 69–94; Mats Wahlberg, Art. Hälsingland, in: SOL (2003), S. 142. 694 Neuschwed. Ödmården (heute: Tönnbroskogen, vgl. SGL, Bd. III (UL), praefatio S. 9, u. S. 452, vb. Öpmorp, so dass Gästrikland noch zu Uppland rechnete. 695 Vgl. Adam von Bremen, ed. Trillmich, IV. 25 mit Scholie 137. 696 Snorri Sturluson, Heimskringla I, ÍF 26, c. 12, S. 184. 697 Über Karl Jonsson vgl. die Sverris saga, etter Cod. AM 372 4°, c. 26, S. 27. 698 In: DS, Bd. I, Nr. 98 (1187–97), S. 123 f. 699 Zur älteren Verwaltungseinteilung vgl. Stefan Brink, bebyggelsehistoria, in: Bebyggelsehistorisk Tidskrift årg 27 (1994), S. 153–172 (168 ff). 700 Urkunde Söderala, d. 20. März 1314, in: DS, Bd. III, Nr. 1962, S. 165f: „Omnes et singuli Alyr et Sundædh inhabitantes …“; vgl. Carl Gustaf Styffe Unionstiden S. 391, Fn. 3. 701 Vgl. Urkunde Njutånger d. 19. Febr. 1363, in: DS, Bd. VIII, Nr. 6772, S. 298f; vgl. Carl Gustaf Styffe Unionstiden S. 389, Fn. 4. In der Urkunde Norrala, d. 7. März 1363, in: DS, Bd. VIII, Nr. 6778, S. 303 ist auch konungens sysloman für Forsa erwähnt. 702 Vgl. NGL II, 2, Nr. 187, Sunde, d. 15. Mai 1482, S. 302f, wo es heißt: „Nota: Halsungia concludit in se Mædilpadiam, Angermanman et Norrebuth secundum Noricos etc.“.
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zwischen beiden besiedelt. Das Land war eingeteilt in Schiffsbezirke, die zugleich Gerichtsbezirke waren, die der Unterrechtsprecher zwei Mal im Jahr aufsuchte703. Die Landschaft hatte nur eine Propstei. b) Ångermanland704 (Angermannaland, Angermannia), war das Siedlungsgebiet am Ångerman älv, der weit hinauf segelbar war, an dessen Nebenflüssen und dem dazugehörigen fruchtbaren Mündungsland an der Ostsee. Der nördliche Teil war die sogenannte Lappmark. Seine Siedlungen reichten bis zum Ume älv705. Eingeteilt war Ångermanland in mindestens elf Schiffsbezirke, die als Gerichtsbezirke dienten, doch ist ihre genaue Anzahl unbekannt706. Ein Landsthing zu Nora (nördlich von Härnösand) wird schon zu Beginn des 14. Jahrhunderts genannt707, doch scheint es auch in Kuta oder Kutuby getagt zu haben, das HL, Kgb c. 11: 1 erwähnt, einem alten Krongut (heute Bjärtrå708). Die Landschaft hatte auch eigene Gesetze, wie eine Urkunde von 1345 ausweist709, doch ist unbekannt, ob dieses Recht niedergeschrieben war oder nur mündlich überliefert worden ist. Die Stadt Härnösand wird bereits 1374 als Hafen erwähnt und gehörte später zu den verbotenen Handelsplätzen710. 703 Zu Beginn des 14. Jahrunderts gab es dort jedoch noch zwei Rechtsprecher, vgl. DS, Bd. III, Nr. 1957, Nora d. 27. Febr. 1314, S. 161: „ad placitum nostrum commune … dictum varthingh et tradantur et committantur ibidem duobus discretis viris presente preposito …“ und Nr. 1959, Skön, d. 7. März 1314, S. 163: „presentibus nicolao et bryniulpho legiferis“; vgl. Carl Gustaf Styffe Unionstiden S. 392. 704 Ångermanland erwähnt in HL, Kgb, c. 11 (SGL, Bd. VI, S. 26 = H/W, SLL, Bd. III, S. 292f) und in DS Bd I, Nr. 444 (v. 6. Okt. 1257, S. 386); DS, Bd. III, Nr. 1946 v. 1314 (S. 146–150 [150]); DS, Bd. III, Nr. 1957, Nora, d. 27. Febr. 1314 (S. 160–161); und DS, Bd. III, Nr. 2043 v. 1316 (S. 237–239 [238f]), wo die Orte verzeichnet sind; vgl. Rudolf Tengberg, indelningen, S. 13. 705 HL, Kgb, c. 11 (SGL, Bd. VI, S. 26; 196); DS v. 1259, Nr. 444; Nr. 1957; 1946 und 2043, wo die Kirchspiele in den Jahren 1314 und 1316 aufgezählt sind); vgl. Rudolf Tengberg, indelningen, S. 13; Carl Gustaf Styffe Unionstiden S. 394 f. 706 Vgl. Carl Gustaf Styffe Unionstiden S. 394. 707 Urkunde König Christians I., Stockholm, d. 5. April 1458 (SD, SDHK-Nr. 27 196) bestätigt das Recht der Ångermanländer, einmal jährlich ein Landsthing und einen Jahrmarkt zu halten (Ångermanlännigarnas skatt, marknad och samting), vgl. Carl Gustaf Styffe Unionstiden S. 394; Birgitta Fritz, medeltidsbrev, S. 113 mit Lit. 708 HL, Kgb, c. 11: 1 (SGL, Bd. VI, S. 26; 193). 709 DS, Bd. V, Nr. 3940 (SDHK-Nr. 5165), Nordingrå, d. 25. Apr. 1345, S. 440f: „per firmarios dictos fasta. secundum leges angarmannie dimiserat …“. 710 Zu Härnösand, s. Urkunde v. 17. Okt. 1374, in: DS, Bd. X (2002), Nr. 8666, S. 355–359 (357). Der Brief König Christians I. v. 27. Aug. 1461, SDHK-Nr. 27 827 (vgl. Birgitta Fritz, medeltidsbrev, S. 130) verbietet rechtswidrige Häfen, darunter Härnösand; vgl. die Urkunde des Stockholmer Magistrats an Danzig v. 22. April 1472, keine verbotenen Häfen (wie Härnösand) anzulaufen, zit. bei Carl Gustaf Styffe Unionstiden S. 396.
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c) Västerbotten (Vesterbottnen). Die nördlichste damalige Ansiedlung hieß zunächst Norrabotten (heute: Norrbotten)711. Erst zu Beginn des 14. Jahrhunderts finden sich schwedische Ansiedlungen am Umeälv. Zur Zeit der Vormundschaftsregierung für Magnus Eriksson (1319–1331) sorgte Erzbischof Olov Björnsson (1315–13. 3. 1332, sapiens) dafür, auch die Gebiete nördlich des Skellefteälvs zu besiedeln712, um die Samen für das Christentum zu gewinnen. Zu dieser Zeit gab es bereits Gemeinden in Ume (heute Umeå) und Bygde (heute: Bygdeå), die nach HL, Kgb, c. 7 keine Ledungsabgaben zu zahlen brauchten und ihr Gebiet selbst verteidigen sollten713. Steuerfreiheit wurde damals denen zugesichert, die sich zwischen Skellefteälven und Luleälven niederlassen würden714. d) Lappmarken. Da die Lappen mit ihren Rentierherden in den unbebauten Gebieten nördlich von Västerbotten auf beiden Seiten des bottnischen Meerbusens umherzogen, hatte Lappmarken keine genauen Grenzen, doch hielten sie sich vornehmlich auf der nördlich von Västerbotten gelegenenen Hochfläche auf. Etwa 1268/73 hat man die Grenze zu Norwegen geregelt715. Trotz der Ortsangaben dieser Urkunde blieb die Grenze wegen der nomadisierenden Samen unklar. Deshalb begnügte man sich schließlich damit, die Birkarlar zu besteuern, die den Handel mit den Samen in der Hand hatten716. Doch waren die zum Kirchspiel Ume zählenden Samen nicht von den Birkarlarn abhängig, weshalb sie „Königs-Samen“ hießen717.
711 Vgl. zum Sprachgebrauch: Mats Wahlberg, SOL, Art. Norrbotten, S. 227. 712 DS, Bd. IV, Nr. 2606 v. 2. Febr. 1327, S. 8 (Besiedelung und Aufteilung des Landes zwischen Skellefteå und Uleå); DS, Bd. IV, Nr. 3134 Stockholm, d. 9. Apr. 1335, S. 435f (Nils Abjörnson erhält den Pite älv) und DS, Bd. IV, Nr. 3409, Lule d. 1. Jan. 1339, S. 646f (Svenald af Rutuvik überträgt Güter um Lule an die Åbo domkirke); vgl. Rudolf Tengberg, indelningen, S. 13; vgl. Birgitta Fritz, Hus, Bd. II, S. 53f; Fn. 5. 713 HL, Kgb, c. 7 (SGL, Bd. VI, S. 23; 192; 195). 714 DS, Bd. IV, Nr. 2606 v. 2. Febr. 1327, S. 8 (wie Fn. 712); dito Nr. 2850, d. 23. Mai 1331, S. 214; (Güterteilung bei Lule); vgl. Carl Gustaf Styffe Unionstiden S. 396; Vgl. Karl Johan Schlyter, landskap, in: afhandlingar II, S. 88–93, 155f; Rudolf Tengberg, indelningen, S. 13, der auf DS, Bd. IV, Nr. 2606, 3134 und 3409 (wie Fn. 712) verweist. 715 Urkunde v. ca 1268/73, Druck in: NGL, Bd. II, S. 487–491 („petta landamære er mellim Jæmtalandz ok Finmarkar ok Hælsingaland …“, S. 490f); zuvor hrsg. u. erläutert v. Ericus Chr. Werlauff, Grændze, in: ANOH, Bd. 1844/45, S. 147–192; vgl. auch die Urkunde von 1482, welche die ältere Urkunde aus den 1270ern bestätigte, in: HSH Bd. 29, S. 44–48; vgl. Carl Gustaf Styffe, Unionstiden, S. 398 f. 716 Über die Birkarla vgl. unten 6. Kap. B 1, S. 631, Fnn. 41 ff. 717 Vgl. das Gutachten des Vogtes von Norrbotten, Sten Henriksson, Torneå, d. 27. Dez. 1454a (SDHK-Nr. 26 602), Druck: FMU 2959 nach HSH Bd. 29, Nr. 8, S. 29; vgl. Carl Gustaf Styffe, Unionstiden, S. 399.
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Der Friedensvertrag zwischen Sven Sture, Erich von Pommern und Königin Margareta vom 10. Oktober 1398718 teilte Norrland so ein, daß Norrbotten und Lappmarken zur Vogtei Korsholm (Krytzeburg, in Östernorrbotten, bei Vasa) gehörten, Ångermanland und die Hälfte von Medelpad zur Vogtei Styresholm und die andere Hälfte von Medelpad und Hälsingland zur Vogtei Faxeholm (in Alir)719. Die Grenze zwischen dem schwedisch besetzten Finnland und Rußland legte der Frieden von Nöteborg 1323 fest720. Danach beanspruchten die schwedischen Könige das Land nördlich von Umeå und Bygdeå, auch kolonisierten sie die Gegend um den Lule- und Piteälv. Die Besiedelung erfaßte auch die östliche Küste des bottnischen Meerbusens. Die kirchliche Einteilung folgte der weltlichen: Zu Beginn des 14. Jahrhunderts hatte Hälsingland vier Propsteien: Bollnäs (für Alir), Forsa (für Sunded), sowie je eine für Medelpad und Ångermanland721. Über die Grenze zwischen den Bistümern Uppsala und Åbo herrschte Streit. Angeblich sollte der finnische Uleälv (Oulujokki) und der Uleträsk (Oulojärvi)722 die Grenze bilden. Das ist zwar durch mehrere Urkunden belegt, doch gründen sie auf einem Fehlverständnis von HL, Tgb, c. 15723: Die Worte, welche die Grenze zwischen Norwegen und Schweden kennzeichnen „Swa skifptis landum II kunungæ mællum. at swerikis ok norikis byriæas i vlu præski …“ beziehen sich auf den Sumpf oder Binnensee Ulen (Ulsjön), im Kirchspiel Sörli im Fylke Nordtröndelag, nordwestlich von Hotagen in Jämtland, aber 718 Vertrag vom 10. Okt. 1398, in: ST, Bd. II, Nr. 426; vgl. Carl Gustaf Styffe, Unionstiden, S. 391, 395, 417; Birgitta Fritz, Hus, Bd. II, S. 56. 719 Vgl. Birgitta Fritz, Hus, Bd. II, S. 56. 720 Zu ihrem genauen Verlauf vgl. Jarl Gallén/John H. Lind, Nöteborgsfred 1–3 und die Karte in: Art. Rigsgrænse, in: KLNM, Bd. XIV (1969), Sp. 205f; Vilkuna, Kustaa, Nöteborgsfreden (1961); vgl. unten 6. Kap. B II, 5, S. 640, Fnn. 106 ff. 721 Vgl. Carl Gustaf Styffe Unionstiden S. 389 f. 722 Vgl. H/W, SLL, Bd. III (HL), S. III. 723 HL, Tgb, c. 15 (SGL, Bd. VI, S. 93). Dies ist schon früher behauptet worden, so in der Urkunde des Drosten Knut Jonsson v. 5. Sept. 1328, in: DS Bd. IV, Nr. 2676, S. 73f: „extrema pars Helsingie versus aquilonem, que ad amnem dictum Wlv et stagnum Wlvträsk vsque protenditur“; das hat Torsten Styrbjönsson 1374 wiederholt (in: REA, Nr. 230). Erzbischof Birger Gregersson hat die Frage 1374 genau untersuchen lassen und die Grenze am Ule Älv in Finnland bestätigt. Schließlich teilte ein Brief König Albrechts, Enköping, d. 17. Juni 1377 (in: FMU, Bd. I. Nr. 864; vgl. H/W, SSL, Bd. III [Hälsingelagen], S. 410f, N. 110) den Einwohnern von Norbotten in Hälsingland mit, dass er diese Grenze bestätige („limites Helsingie … in prefatis ampne Vlo et stagno Vlothresk … per has nostras literas declaramus … ac ratam et gratam habemus“) und dass alle Siedler bis zum finnischen Ule träsk und Ule älv zum Erzbistum Uppsala gehörten. Der tatsächlichen Lage entsprach das nicht; vgl. Jan Liedgren, Art. Landskap, in: KLNM, Bd. X (1965), Sp. 239.
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nicht auf den finnischen Uleälv724. Wegen der nördlichen schwedischen Siedlungen in Medelpad, Ångermanland und Västerbotten, die auch nach Finnland übergriffen, festigte sich die Grenze zwischen beiden Bistümern auf finnischem Gebiet, und zwar zwischen dem Torneälv (der bei Tornio/ Haparanda in die Ostsee mündet) und dem Kemi älv (der sich in Rovaniemi südwärts wendet und in Kemi die Ostsee erreicht)725. Die Sprachgrenze bildete das Kirchspiel Nederkalix (ca 45 km westlich von Haparanda). Außer diesem Großhälsingland gab es im Norden nur noch Härjedalen, das norwegisch besiedelt war und zu Norwegen rechnete sowie Jämtland, das zwar von Westen und Osten besiedelt wurde, aber politisch zu Norwegen, kirchlich zum Erzstift Uppsala gehörte726. Der Grenzverlauf zu Norwegen ist in Hälsingelagen, Pmb 15 geschildert727. 2. Geltungsbereich Hälsingelagen galt nicht nur im eigentlichen Hälsingland, sondern auch weiter nördlich. Auf Grund einer Urkunde Magnus Erikssons vom 16. März 1340728 lebten die schwedischen Siedler nördlich von Hälsingland und Ångermanland (in der Lappmark, im Norden des Bottnischen Meerbusens, aber wohl auch die von schwedischen Siedlern bewohnten Bereiche Ostbottniens) seit dem Frieden von Nöteborg 1323 nach Hälsingerecht. Hälsingelagen galt also auch in Teilen Finnlands729, bis es gegen Ende des 14. Jh. von MELL abgelöst wurde730.
724 So schon Schlyter, SGL, Bd. VI, S. 195, Art. Ulu præsk; vgl. H/W, SLL, Bd. III (HL), S. 410, N. 110; Carl Gustaf Styffe, Unionstiden S. 396 f. 725 Die Urkunde REA Nr. 224, Kumo kyrka, d. 16. Juli 1374 bezeugt S. 149 „tota communitas terre Satagundie … generaliter congretati … notum facimus et probare volumus iuramentis nostris“, die Grenze zwischen dem Bt. Uppsala und dem Bt. Åbo „ab antiquo seruatis … quod limites in Norrabotn in modum qui sequitur sunt seruati, videlicet quod Kakama attinet archiepiscopi Vpsalensi, et Kem attinet episcopati Aboensi et subsequenter Yioki, Vlajoki, Sikajoki et Patsjoki“. 726 S. dazu oben 1. Kap., BX, 4, S. 181 f., Fnn. 582 ff. 727 SGL Bd.VI, S. 93; vgl. Axel Nelson, Lex Helsingiae, S. XXVI ff; derselbe, inledning, in: Rättshistoriska Studier, Bd. II, S. 74 ff; H/W, SLL, Bd. III, S. 409 ff, N. 109 ff. 728 Vgl. DS, Bd. IV, Nr. 3473, Telge, d. 16. März 1340, S. 700f: („att the landzende wårtt Rijkes som widh Helsingeland och Ångermanaland liggiandes äre, benemdh Laepmarck … att the niuta och bruka förnempde Helsingelandz lag och sedwengio“, vgl. Gerhard Hafström, rättskällor, S. 47 f. 729 Vgl. H/W, SLL, Bd. III, S. LX; Axel Nelson, Lex Helsingiae, S. XXXI f; Kauko Pirinen, Art. rättssedvänjor, in: KLNM, Bd. IV, Sp. 271 ff. 730 Vgl. Ragnar Hemmer, historia, in: JFT 1931, S. 315–354, derselbe, tillämpning, in: JFT 1963, S. 84–101.
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3. Überlieferung Von Hälsingelagen ist nur eine einzige mittelalterliche Handschrift überliefert: B 49 in der UB Uppsala731, die nach 1320 (vgl. Æb 16:pr), wohl aus der Mitte des 14. Jahrhunderts stammt und von Schlyter seiner Ausgabe zugrunde gelegt worden ist. Leider fehlen dort einige Blätter und damit der Text von Æb 1, Mb 2–13, der Anfang von Æb 14 sowie von Jb. Aus Berichten ist bekannt, dass weitere mittelalterliche Handschriften existiert haben, die jetzt verloren sind. Eine von ihnen war die Vorlage für den Druck von 1609. Sie hat wahrscheinlich der königlichen Kanzlei gehört732, war korrekter als B 49 und füllte deren Lücken. Für den Herausgeber der Druckausgabe von 1609 halten Henning, Ståhle und Holmbäck/Wessén733 Jonas Bureus (1575–1655); dagegen spricht sich Nelson734 für dessen Onkel Johannes Bureus (1568–1652) aus. Der Herausgeber hatte neben B 49 die Vorlage für die Druckausgabe und mindestens eine weitere Handschrift zur Verfügung, wie die Variantensammlung am Ende der Ausgabe von 1609 zeigt. Es hat aber wohl mindestens vier Handschriften gegeben, wie sich aus der Kollationierung von R 15 ergibt, die Erzbischof Birger Gregersson (1367–1383) im Jahre 1374 veranlaßten, den Grenzverlauf zu Norwegen zu ermitteln735. Eine davon war das in der Kirche von Selånger dem allgemeinen Gebrauch dienende, durch eine Kette gesicherte Exemplar736. Ignatius Meurer hat auch Hälsingelagen in seine Sammelausgabe alter Rechtstexte von 1666 aufgenommen737. Eine Nachlese zu den überlieferten Texten hat Carl Ivar Ståhle gehalten738. Auf Initiative Erzbischof Olov Björnssons
731 Vgl. dazu: Schlyter, Jur. Avhandlingar II, S. 155 ff; Oskar Fredrik Hultman, ärvdabalk, S. 1–5. 732 Vgl. Oskar F. Hultman, ärvdabalk, S. 4; H/W, SLL, Bd. III, S. XLIV. 733 Vgl. Sam Henning, redigering, S. 126f; Carl Ivar Ståhle, Upplandslagen, in: ANF, Bd. 69, S. 97f; H/W, SLL, Bd. III, S. XLIV. 734 Vgl. Axel Nelson, lex Helsingiae, S. XI–XXI; derselbe, Studier, in: (Svensk) Historisk Tidskrift 1955, S. 54 ff. 735 In der Urkunde Swartasund (Norrala socken), d. 16.Oktober 1374, in: DS Bd. X, 2, Nr. 865 heißt es: „...tres libri legum continentes terre Helsingiae...“; vgl. Axel Nelson, lex Helsingiae, S. XXV ff.; H–W, SLL, Bd. III, S. XLV, 408 f. 736 Das geht aus der Urkunde SDHK Nr. 10597 v. 7. Okt. 1374 (DS Nr. 8660) hervor, wo es heißt: „...quendam librum legum terre Hælsingie, approbatum per Dominum Magnum regem [Magnus Eriksson], ad quem ab omnibus illius terre jncolis, quorum causa agitur, quando dubium super aliquo oritur, vel a judicibus appellatur generaliter et solummodo refugitur...“. Offenbar wurde Hälsingelagen noch zu diesem Zeitpunkt angewendet, obwohl MELL bereits seit etwa 1350 fertig war, vgl. Gerhard Harström, rättskällor, S. 47. 737 Zur Ausgabe Ignatius Meurers s. o. Fn. 189. 738 Vgl. Carl Ivar Ståhle, texter, Hs. D, S. 227–230.
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(1315–13. 3. 1332, sapiens, das heißt des Rechtskundigen739), geht ein Beschluß des schwedischen Reichsrats vom 4. Juni 1320 zurück, nämlich die in Hälsingland wieder aufgenommene Eisenprobe, (an der bereits nach canon 18 des 4. Laterankonzils 1215 Geistliche nicht mehr mitwirken durften740) abermals zu verbieten (bewahrt in Æb 16:pr) Auch wenn man dieses Datum nur auf diese Stelle, nicht auf das ganze Gesetzbuch bezieht, wie Hafström will741, bleibt die Tatsache, dass dieser Erzbischof (verwandt mit Birger Persson [† 1327], dem laghman von Tiundaland) am weltlichen Recht in seinem Sprengel nicht nur interessiert war, sondern sich um dessen Sammlung verdient gemacht hat742. Deshalb und wegen seiner Abhängigkeit von Uplandslagen, wird es nach 1296, wahrscheinlich zwischen 1320 und 1332743 zustande gekommen sein. Åke Holmbäck und Elias Wessén haben 1940 eine neuschwedische Übersetzung vorgelegt744 und Oscar Fredrik Hultman hat die Erbrechtsabschnitte von Hälsinge- und Upplandslagen kommentiert745. 4. Niederschrift, Inhalt und Besonderheiten a) Der Erzbischof sorgt für die Aufzeichnung Hälsingland lag vom schwedischen Machtzentrum um Stockholm und Uppsala weit entfernt. Deshalb besuchten es die schwedischen Könige kaum, und es gab auch keinen eingesessenen Adel, die Mehrheit der Bevölkerung setzte sich vielmehr aus freien Bauern zusammen746. Die Landschaft hatte auch ein eigenes Recht, denn im Jahre 1314 sprechen die Einwohner von Alir-Sundæde, Mædelpada und Ångermanland in verschiedenen Urkunden von Strafe „secundum quod in legibus nostris est statutum“747. 739 Vgl. Axel Nelson, lex Helsingiae, S. XXXIV; derselbe, kodifiering, in: Nordisk tidskr. för bok- och biblioteksväsen 1951, S. 1–4. 740 Verbot der Teilnahme Geistlicher an den Gottesurteilen in: COD II, S. 244. 741 Vgl. Gerhard Hafström, Art. Hälsingelagen, in: KLNM, Bd. VII (1962), S. 233f; derselbe, rättskällor, S. 46 f. 742 Vgl. Axel Nelson, kodifiering, in: Nordisk Tidskr. f. Bok- ok Biblioteksväsen 1951, S. 2f. 743 Vgl. Axel Nelson, lex Helsingiae, S. XXXVI; H/W, SLL, Bd. III, S. LXI; Gerhard Hafström, Art. Hälsingelagen, in: KLNM, Bd. VII (1962), S. 235. 744 Åke Holmbäck/Elias Wessén, SLL, Bd. 3: Södermannalagen och Hälsingelagen, Stockholm 1940. 745 Oskar Fredrik Hultman, Hälsingelagens och Upplandslagens ärfdabalk i Cod. Ups. B 49. Språkhistorisk undersökning, Helsingfors 1908; Neuauflage Bollnäs 1911. 746 Vgl. Stephan Brink, Hälsingelagen (2010), S. 119–135. 747 S. die Urkunden DS, Bd. III, Nr. 1957, Nora, d. 27. Febr. 1314 (S. 160–161); Nr. 1959, Skön, d. 7. März 1314 (S. 162f [163]) und Nr. 1962, Söderala, d. 20. März 1314 (S. 165f [165]): „quod legibus nostris est statutum“; vgl. Rudolf Tengberg, indelningen, S. 68; Ragnar Hemmer, historia, in: JFT 1931, S. 351.
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Woher der Anstoß, das hälsingische Recht aufzuzeichnen kam, kann nur vermutet werden. Da das ganze Land in Nordschweden zum Erzbistum Uppsala gehörte, dürfte der rechtskundige Erzbischof Olov die Aufzeichnung veranlaßt haben, da das uppländische Recht für die dortigen Verhältnisse nicht recht paßte748. Und daß auch nach der Mitte des 14. Jahrhunderts die Landschaftsrechte – trotz der Existenz von MELL – weiter angewendet wurden, ist deutlich749. b) Verhältnis zu benachbarten Rechten Hälsingelagen ist ein Rechtsbuch, es wird Hälsingæ landæ laghbok,(Praefatio) genannt und stellt eine stark verkürzte und auf Hälsingland zugeschnittene Bearbeitung von Uplandslagen dar750. Am selbständigsten sind die Kapitel 1–16 des Landbauabschnitts (Vb) und der Rechtsgangsabschnitt (Tmb). Uplandslag bot ein Vorbild für HL, das dort abgeändert wurde, wo es für Hälsingland nicht paßte751. Das traf besonders auf den Manhelgs-, Jorda-, Byalags-, Köpmåla- und Rättegångsbalk zu, die von UL fast ganz unabhängig sind752. In Hälsingelagen finden sich aber auch Vorschriften, die altes Recht enthalten und von Uplandslagen abweichen, so z.B. in Mhb 6:pr. (Totschlag) und 28 (Diebstahl). Im Mhb 38 ist die Blutrache noch erlaubt und die Sippenbuße (ætta[r] bot) geltendes Recht. Die ausgefeilten Regeln über den Heimfrieden (Mb 6:2; 23) sind wohl nicht alt753, sondern beruhen auf der Eidschwurgesetzgebung des 13./14. Jahrhunderts754. Außerdem sind dem Kirchen-, dem Königs-, Mannheiligkeits-, Grundstücks- und Rechtsgangsabschnitt ältere Vorschriften angefügt, die Einblicke in den früheren Rechtszustand gestatten, der vermutlich seinerseits von den (verlorenen) Rechten der uppländischen Volklande (Tiundaland, Attundaland, Fiæprundraland) beeinflußt war. Dagegen sind Kkb 21:2–5 und Pb 15 später beigegeben755. 748 Zum Umfang des damaligen Hälsinglands vgl. Harry Ståhl, ortnamn (1976), S. 134f; Stefan Brink, Hälsingelagen (2010), S. 119–135. 749 Vgl. Elias Wessén, lagspråk, S. 36. 750 Eine Urkunde aus Hälsingland vom 19. Februar 1363 spricht von „vår uppländska lag“, in: SRP Nr. 172. 751 So ergeben sich weitgehnde Ähnlichkeiten mit UL in Kkb, c. 11:1 (mit UL, Kkb 11: 2; Kgb c. 3 (mit UL Kgb 6); Mb 2 und 32 (mit UL ebda); Jb 13 (mit UL Jb 16); Tmb 12 (mit UL Tmb 8); und Wb 23:1 (mit UL Wb 28); vgl. die Tabelle bei Stephan Brink (2010?). 752 Vgl. Gerhard Hafström, Art. Hälsingelagen, in: KLNM, Bd. VII, Malmö 1962, Sp. 234. 753 So aber: v. Schwerin, in: Besprechung von Torsten Wennström, ZRG, GA, Bd. 57 (1937), S. 509; Lizzie Carlsson, högsätet, S. 67 ff. 754 Vgl. Ragnar Hemmer, Hemfriden, in: Svensk juristtidning 1945, S. 248–253. 755 Vgl. H/W, SLL, Bd. III, S. LXI, 338 f.
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Als Summe der fälligen Bußen verwendet Mhb 6: 2756 das Wort bogher (Bogen), das offenbar mit dem awestn. baugar, bauggildr (Ringbuße, Wergeld für einen Getöteten) verwandt ist. Damit wird deutlich, daß Hälsingland auch nähere Beziehungen zu Norwegen und dem tröndischen Recht hatte757. Weitere Belege dafür sind der Gebrauch des Wortes konungs aræ (Königsbote), dem væzla (Nahrung) zu gewähren ist758. Dieses Wort erscheint im Altschwedischen nur hier; es ist offenbar verwandt mit dem awnord. veizla, dem Unterhalt für den reisenden König und sein Gefolge. Möglicherweise hat der konungs ari etwas mit dem norwegischen ármajr, dem örtlichen königlichen Beamten zu tun759. c) Inhalt und Besonderheiten Hälsingelagen besteht aus einem Vorwort, und acht Abschnitten (Kirchen-, Königs-, Erbschafts-, Mannheiligkeits-, Grundstücks-, Kaufrechts-, Dorfschafts und Rechtsgangsabschnitt). Das Vorwort gibt den Gedankengang der praefatio von Uplandslagen stark gedrängt wieder, macht aber auch Anleihen beim Vorwort des Jütschen Rechts, wie sich unter anderem aus dem Satz ergibt „mæp lagh skal man land byggæ“ (Mit Recht soll das Land gebaut werden). Die Sprache verrät (ebenso wie bei der Ängsö- und Esplunda-Hs. von Uplandslagen) dänischen Einfluß760. Außerdem zeigt vor allem sein Kirchenabschnitt, dass sich Hälsingland zur Zeit der Niederschrift auf der rechtlichen Stufe der Christianisierung761 befand: Das folgt nicht nur aus dem Vorwort, das unter anderem das Gleichnis vom Sämann (Markus 4:7,18; Lukas 8:7, 14) zitiert, sondern auch aus Kkb c. 1: pr, 1, das heidnischen Glauben verbietet, christlichen befiehlt und Kirchenbau verlangt. Das Ringen zwischen altem und neuem Recht beleuchten Æb 11 und 12, wo von Seelgabe, Testament und dem Lösungsrecht der rechten Erben die Rede ist. Einige alte Rechtsgewohnheiten leben in Hälsingelagen weiter: Die Blutrachepflicht (Mb 38) folgt der Erbenordnung (Æb 15), auch gibt es
756 Mhb 6: 2 (SGL, Bd. VI, S. 46f) 757 Vgl. H/W, HL, Mhb 6: 2 (SLL, Bd. III, S. 328, mit N. 67, S. 344f); Gerhard Hafström, baugar, S. 2–7. 758 Konungs aræ in: HL, Kgb 10; 11 (SGL, Bd. VI, S. 25f). 759 Vgl. Per Sveaas Andersen, Art. Årmann, in: KLNM, Bd. XX (1976), Sp. 446–450. 760 Vgl. Samuel Henning, språkproblem, S. 78 ff; H/W, SLL, Bd. III, S. 262; Ernst Nygren, Besprechung von Axel Nelson, in: Nord. Tidskr. f. bok- och biblioteksväsen 1949, S. 100. 761 Vgl. H/W, SLL, Bd. III, S. LVII; Strauch, geistliche Gewalt, S. 143–146.
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noch die Sippenbuße (Mhb 38)762, die außer Hälsingelagen bei den Svearechten nur noch Västmannalagen I, Gb 3: 2 (ættæbot) kennt763. Auch die altertümliche Ehrenbuße (pokkabot) findet sich noch (Mb 7: pr). Die im Jahre 1320 erneut verbotene Eisenprobe soll durch das Verfahren vor dem zwölfköpfigen Ausschuß ersetzt werden (Æb 16). Der Tradition verhaftet sind das Grundstücks- und das Dorfschaftsrecht: Das Hälsingelag kennt – anders als das Uplandslag im gleichen Abschnitt – weder die „Sonnenteilung“ noch den Satz „tomt ær akærs moper“764, noch auch das Markland und seine Unterteilungen. Bei Grenzstreitigkeiten zwischen Dörfern entscheiden die „minnunga mæn“ (= alte Männer mit Erinnerung, vgl. Vb, c. 12), und ebenso bei Grundstücksstreit im Dorf, Vb 14; 16, eine alte Rechtseinrichtung, die offenbar aus dem hälsingischen Gewohnheitsrecht stammt765. Rechtsprechungsbezirke waren die Drittel (pripiungar, (Mb 29; Vb 7:1)766, die wieder in skiplagar zerfielen. Von „pripiunger“ = Dritteln ist an zwei Stellen die Rede, sie entsprechen den tingslagar (Gerichtssprengeln) in UL767. Ob die skiplagar mit den Kirchspielen zusammenfielen, ist unbekannt. Das Thing tagte nur zwei Mal im Jahr768. Auf dem Thing wirkte nur ein Urteiler, der „laghman“ hieß (Pb 1:pr). Darin weicht Hälsingelagen von allen anderen Svearechten ab, die zwei Urteiler kennen und zudem den Lagmannstitel dem Vorsitzer des Landsthings vorbehalten769. Dass es in Hälsingland nur ein Landsthing gegeben habe (vgl. Pb 6:pr), ist unwahrscheinlich, da für jeden Landesteil eines nachweisbar ist: für Alir in Sudherale (jetzt: Söderala), für Sunded in Hög (ca 100 Km nordwestlich von Hudiksvall), für Medelpad in Husaby Næs (in Selångers socken) und für Ångermanland in Kuta oder
762 HL, Mhb c. 38 (SGL, Bd. VI, S. 60): „Een timæ skal ættæ boot bötæs. sipæn warpæ siælfwr wærkum sinum“ (bisher soll Sippenbuße gezahlt werden, jetzt haftet man selbst für seine Taten). 763 Vgl. Schlyter, Juridiska afhandlingar I, S. 66, Fn 2, der auch auf VmL I, Mhb c. 10 (SGL, Bd. V, S. 20) hinweist, wo nur die Sache behandelt, das Wort aber nicht gebraucht ist. 764 UL, Vb 2:6 (SGL, Bd. III, S. 218) = das Hausgrundstück ist des Ackers Mutter, d. h., dass dessen Größe sich nach der des Hausgrundstücks richtet. 765 Vgl. H/W, HL, (SLL, Bd. III, S. 385, N. 58; 61); Stephan Brink, Hälsingelagen (2010?). 766 Für das frühe Mittelalter nennt Stefan Brink, bebyggeleshistoria, in: Bebyggelsehistorisk Tidskrift årg. 27 (1994), S. 168 neben Alir und Sunded auch das nördlich davon gelegene Drittel Nordanstig. 767 Asw. pingunøte, vgl. Thorsten Andersson, Art. Verwaltungsbezirke, in: RGA2, Bd. 32 (2006), S. 268–273; derselbe, Folk (2010), S. 38. 768 HL, Pgb 3: pr (SGL, Bd. VI, S. 86); in Upland dagegen jeden 7. Tag: UL, Pgb 1: pr (SGL, Bd. III, S. 258). 769 Vgl. H/W, SLL, Bd. III, S. LXIV.
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Kutaby (dem Uppsalagut in Bjärtrå)770. Zu Beginn des 15. Jahrhunderts gab es jedoch nur noch einen Rechtsprecher, der durch die Landschaft reiste und in den größten Kirchspielen Thing hielt. Es gab auch ein Landsthing, das bei der Kirche von Tuna gehalten wurde771. Von dem nordwestlichen Teil Hälsinglands ist nur der Name Norpstigher mit einem Uppsala-Gut überliefert772. Bemerkenswert ist, dass die älteren Teile von Hälsingelagen die noch unabhängig von Uplandslagen sind, durch Alliteration und Rhythmus, also durch den mündlichen Vortrag des laghmans geprägt sind773. Eingeteilt war das Land in drei tredingar (Drittel), die in Schiffsbezirke (skiplagh [skipnøte] oder snæckolagh)774 zerfielen. Diese setzten sich aus skeppslagsfjärdingar (Schiffsbezirksviertel) und fhäls. harar (Ruderdollen), zusammen. Sie entsprechen den upländischen hamnar (Schiffsgestellungsbezirken), sind also nur ein anderes Wort für dieselbe Sache. Anders als UL kennt HL keine hundari oder Harden (hærap). Die Pfarreien775 („sokn“) haben vielleicht den Skiplagar entsprochen, wo sie errichtet waren. Wie viele Schiffsbezirke es in Hälsingland gab und wie sie abgegrenzt waren, ist ungewiß. Zu Beginn des 14. Jahrhunderts scheinen sie mit den 19 Pfarreien zusammengefallen zu sein776. Nicht in HL erwähnt, aber aus Hälsinglands ältesten Grundbüchern (jordeböcker) des 16. Jahrhunderts bekannt ist der Verwaltungsbezirk skiolder, sköll777, den Gustav Vasa zur Grundlage seines Steuersystems machte. Er ist jedoch älter als dieses und diente auch vorher schon der Steuererhebung: Jeder sköll bestand aus sechs Vollbauern und 770 Vgl. DS, Bd. III, Nr. 1957 v. 27. Febr.; Nr. 1959 v. 7. März und Nr. 1962 v. 20. März 1314, die von „placitum nostrum commune“ sprechen; vgl. SGL, Bd. VI, S. 163, (vb. Lands ping); S. 194f (vb. Sundap); Carl Gustav Styffe, Unionstiden, S. 391–395; H/W, SLL, Bd. III, S. XLVII. 771 Das Thing in Tuna ist belegt durch die Urkunde vom 3. Mai 1458, SDHK-Nr 27 213, vgl. Carl Gustaf Styffe Unionstiden S. 389, Fn. 5. 772 Upsala-öper-gops erwähnt in HL, Kgb c. 11:pr (SGL, Bd. VI, S. 26), vgl. Art. Norpstigher, dort S. 194; Carl Gustaf Styffe Unionstiden S. 389, Fn. 4. 773 Vgl. Gerhard Hafström, Art. Hälsingelagen, in: KLNM, Bd. VII (1962), Sp. 235. 774 „Skiplagh“ sind Schiffsbezirke, hier: Gerichtsbezirke), erwähnt in: HL Kgb 11: pr; Mb 23; Vb 24: 3 (SGL, Bd. VI, HL, S. 26; 53; 84); vgl. UL, Kgb 11: pr, 12; Mb 18; Pgb 14: 1 (SGL, Bd. III, UL, S. 98, 100f; 149; 275). Zum Begriff skiplagh (Schiffsbezirk) s. o. 4 a), S. 444 f., Fnn. 380 f; snäckolag findet sich in FMU Bd. I, Nr. 883, d. 15. Febr. 1380: „Theuesala Snækkiolagh“ und in REA Nr. 244, Nousiainen, d. 25. März 1380: „aa snæckielagx tingeno i santamalum j Nwmmisby“; welches die Kirchspiele Nousis, Masku und Lemo umfaßte; vgl. Carl Gustaf Styffe Unionstiden S. 388; Vilho Niitemaa, Art. Leidang, Finland, in: KLNM, Bd. X (1965), S. 458 f. 775 Sokn (Pfarrei) in: Pgb 1:1; 3:pr (SGL, Bd. VI, HL, S. 85; 86). 776 Carl Gustaf Styffe, Unionstiden, S. 388; H/W, SLL Bd. III, S. LXIII f; S. 299, N. 40. 777 Vgl. Stephan Brink, skattelängd, S. 146.
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hatte einen Teil der Gesamtsteuerlast aufzubringen. Das Wort sköll scheint gleichbedeutemd mit (ut)skyld zu sein und bedeutet einen Steuerbezirk wie gärd oder gärdetal in anderen Landesteilen, entsprechend wohl auch der uppländischen hamna778. 5. Der Forsaring Aus Hälsingland stammt eine alte Inschrift Schwedens779, eine Runeninschrift auf einem eisernen Ring von 43 cm Durchmesser780 an der mittelalterlichen Kirchentür in Forsa, ca 10 Km westlich von Hudiksvall gelegen, das im Mittelalter Sitz der Propstei für die Landschaft Sunded geworden war781. Heute wird die Inschrift ins neunte oder zehnte Jahrhundert datiert782 und gilt als vorchristlich. Damals gab es noch kein Hälsingelag, sondern das Recht des Landsthings in Hög, das für die ganze Landschaft Sunded galt, also ein Sundedslag (liuprettr), das älteste bekannte schwedische Recht. Der Ring war nicht immer in Forsa, sondern zierte nach einer Legende von etwa 1700783 die Kirchentür von Hög, dem politischen Zentrum des Landes, wo das Landsthing tagte784. Hier lagen auch drei alte Königshöfe, die in Hälsingelagen upsala öper (Uppsala-Gut) heißen785. Die beiden auf dem Ring genannten Namen, Anund i Tåsta und Ofeg in Hjortsta, wa778 Nachgewiesen in den ältesten jordeböckern för Hälsingland (1542), in: Gammal Hälsingkultur, utg. Sven Brun/Alfred Vestlund (1933): Skatte boken av Hälsingland för år 1542, S. 11–113 und die Einleitung dort, S. 7–10; vgl. Stephan Brink (wie Fn. 777). 779 Text in: H/W, SLL, Bd. III, S. LIVf; vgl. Gerhard Hafström, lagbud, S. 5; Aslak Liestøl, Runeringen i Forsa, in: Saga och Sed 1979, S. 12–27; Stefan Brink, Forsaringen (1996), S. 27–55; Gun Widmark, Forsaringen, in: Runor och Namn, Hyllningsskrift till Lena Petersen (1999), S. 117–124. 780 Vgl. Aslak Liestøl, Forsa, S. 22. 781 Vgl. Carl Gustav Styffe, Unionstiden, S. 391; Bo Ruthström, ristningen, S. 41. Aus Sicherheitsgründen befindet sich das Original heute im Museum, vor Ort hängt eine Replik, vgl. Stefan Brink, Forsaringen, S. 52 782 Noch H/W, SLL, Bd. III, S. LVII datierten die Inschrift auf die erste Hälfte des 12. Jhs, ihnen folgt Gerhard Hafström, Forsaringen, S. 6 und jetzt – wenig überzeugend – Carl Löfving, in: Fornvännen 2010, S. 48–53. Neuere Forschungen von Aslak Liestøl, Runeringen, S. 12–27; Stefan Brink, Forsaringen, S. 27–55; derselbe, lagbud (1996), S. 7–55; derselbe, law (2008), S. 29: 9. Jh.; Gun Widmark, Forsaring, S. 117–124 datiert ihn in das neunte oder 10. Jahrhundert; vgl. Bo Ruthström, ristningen, in: ANF, Bd. 105, S. 53f, der das 9. Jh. bevorzugt. Ebenso jetzt auch: Magnus Källström, Forsaringen tillhör 900-talet, in: Fornvännen Bd. 105 (2010), S. 228–232. 783 Vgl. Bo Ruthström, ristningen, S. 41. 784 Vgl. Aslak Liestøl, Forsa, S. 26 f. 785 Nämlich in HL c. Kkb 2: pr und Kgb 11:1 (SGL, Bd. VI, S. 6; 26), vgl. ÖGL, Drb c. 14: pr. Uppsala öper war ein Gut, das zu dem in verschiedenen Reichsteilen belegenen Krongut gehörte, vgl. Staffan Helmfrid, S. 135 ff, Strauch, OGR, S. 290.
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ren im Kirchspiel Hög ansässige Rechtskundige, welche die Formulierung der Inschrift bestimmt haben786. Der Inhalt des Ringes sagt, wer für die Beschädigung der stavar (Stäbe)787, die den heidnischen Kultplatz (vi)788 einhegten, verantwortlich sei und sie nicht rechtzeitig herrichte, müsse dafür einen Ochsen und zwei Öre büßen, bei Wiederholungen jeweils das Doppelte. Fraglich ist, wer die Buße empfängt. Brink bezieht staf auf den Empfänger der Buße und schlägt drei Deutungen vor, ohne sich zu entscheiden789, während Ruthström790 das Volk als Empfänger nennt. Sicher ist nur, dass wegen der Datierung der Inschrift in die frühe Wikingerzeit (als das Christentum in Hälsingland noch nicht Fuß gefaßt hatte) es sich bei der Buße weder um den verweigerten Hauptzehnt791 noch um die Störung des Messefriedens und auch nicht um eine Buße an den Bischof handeln792 kann. Dass die Bußvorschrift des Forsarings in Hälsingelagen nicht wiederkehrt, dürfte darauf beruhen, dass man die Inschrift im 14. Jh. nicht mehr zu deuten wußte, weil es keinen heidnischen Kultplatz mehr gab. Der Ring wird die Aufgabe eines Eidringes gehabt haben für Schwüre, die auf dem Landsthing zu leisten waren793. Ein Ring mit einer landrechtlichen Inschrift (liuprettr)794 gehörte schon seines Inhalts wegen an diesen Ort795.
786 Vgl. Magnus Källström, Mästare och minnesmärken (2007), S. 200 f. 787 So die Deutung von Bo Ruthström, ristningen, S. 54; 788 Vgl. Stefan Brink, Ortnamn (1984), S. 102; derselbe, kultplats (1988); derselbe, Forsaringen, S. 36; vgl. Gun Widmark, Forsaring, S. 119. 789 Für die Deutung von „Staf“ schlägt Stefan Brink, Forsaring, S. 37 drei Deutungen vor: a) ein eingehegter Kult- oder Thingplatz, b) die durch einen Stab repräsentierte Gottheit oder c) ein Häuptling oder Kleinkönig, der als Zeichen seiner Würde einen Stab trägt; vgl. Gun Widmark, Forsaring, S. 119. 790 Bo Ruthström, ristningen, S. 54. 791 Vgl. H/W, SLL, Bd. III, S. LVII. 792 Wie Gerhard Hafström, lagbud, S. 15 ff, aus HL, Kkb 19:4 (SSLL, Bd. VI, S. 15) schließt. Das dürfte sich wegen der heute viel früheren Datierung nicht mehr aufrecht erhalten lassen, vgl. die in Fn. 782 genannten Autoren. 793 Vgl. Stefan Brink, Sockenbildning (1990), S. 272f; derselbe, Forsaring, S. 42. 794 Gun Widmark, Forsaring, S. 121 glaubt jedoch, dass nicht das Landrecht allgemein bezogen sei, sondern ein Gewohnheitsrecht, das dem Volk außerhalb des Things zustand. 795 Vgl. Stefan Brink, Forsaringen, S. 42 mit Karte S. 43.
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VI. Gutalagen (GL) 1. Allgemeines und Überlieferung Gotland, die mit 3001 km2 größte Ostseeinsel, war nach dem Bericht des Wulfstan um 1000 den schwedischen Königen zinspflichtig, es wuchs in der Nachfolge Birkas zu einem Handelszentrum heran796. Visby war im 9. Jahrhundert wahrscheinlich nur der zeitweise genutzte Hafen gotländischer Handelsbauern, wurde aber bald ganzjährig besiedelt. Der von Heinrich dem Löwen gestiftete Vergleich zwischen deutschen und gotländischen Kaufleuten (Vertrag von Artlenburg, 1161)797 sowie der Handelsvertrag zwischen dem Fürsten Jaroslaw von Nowgorod und gotländischen sowie deutschen Kaufleuten von 1189 förderten den gotländischen Handel798. Um 1200 war Visby (erste urkundliche Erwähnung 1203) ein Knotenpunkt des Ostseehandels799. Der Norwegerkönig Olav der Heilige weilte während seiner Verbannung 1028–1030 längere Zeit auf Gotland und hat dabei missionarisch gewirkt800. Die Grabbeigaben verraten, dass bis zur Mitte des 12. Jahrhunderts heidnische Vorstellungen weiterlebten. In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts festigte sich jedoch die Kirchenorganisation, sie bildete 94 Kirchspiele und drei pripiungar (Drittel) mit je einem Drittelsthing und jedes Drittel in zwei siettungar (Sechstel) eingeteilt801. 1288 Schutzund Schatzland Schwedens bis zur Eroberung und Zerstörung Visbys 796 Die wikingerzeitlichen Häfen Paviken und Bogeviken waren nur vorübergehend besetzt, vgl. Beata Böttger-Niedenzu/Adalbert Niedenzu, Art. Gotland, in: LexMa, Bd. IV, Sp. 1579; weitere Literatur bei H/W, SLL, Bd. IV, S. 305; Klaus Friedland, Kaufmann, S. 99 f. 797 Der Artlenburg-Vertrag vom 18. Okt. 1161 ist gedruckt in DS, Bd. I. Nr. 48, S. 69f (dort auf 1163 datiert), in ST, Bd. I, Nr. 42, S. 78–80 und in MGH, UHL, Nr. 48; vgl. Schlyter, in: SGL, Bd. VIII, S. III, Fn. 7. 798 Der Vertrag mit dem Fürsten Jaroslaw von 1189/1199 und von 1262 ( ? ), bei Rydberg, ST I, Nr. 52, S. 106 ff und Nr. 111, S. 219 ff; vgl. Strauch, Art. Wikinger, § 4: Skandinavisches Recht in Rußland, in: RGA2, Bd. 34 (2007), S. 72–79 (S. 77); vgl. unten VIII, 1, S. 517 f. 799 Vgl. Göran Dahlbäck, Art. Visby in: LexMa, Bd. VIII (1999), Sp. 1714. 800 Vgl. H/W, SLL, Bd. IV, S. LXXIV. 801 Die Drittel hießen Norjasta und Sunnersta pripiungr sowie Mijalpripiungr, wobei das nördliche und südliche Drittel je sieben, das mittlere dagegen 6 Thingstätten aufwies, vgl. die Karte Nr. 24, S. 504 und Gerhard Hafström, Art. treding, in: KLNM, Bd. XVIII (1974), Sp. 575–578; Beata Böttger-Niedenzu/Adalbert Niedenzu, Art. Gotland, in: LexMa, Bd. IV (1999), Sp. 1578–1580. Aus der Festigungsurkunde über einen Landkauf vom 5. Febr. 1515 geht erstmals hervor, dass Gotland in zwei Vogteien, eine nördliche und eine südliche, eingeteilt war, vgl. Tryggve Siltberg, S. 252; vgl. die Karte 24 (nach: Magnus Lundqvist, Det medeltida Sverige, S. 133f).
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Karte 24: Gotland, Quelle: Magnus Lundqvist, Atlas över Sverige. Det medeltida Sverige, S. 133f. Die Verwaltung Gotlands war in drei Drittel (thridiungar) eingeteilt: Nordhasta, Sunnersta und Midhalthridiung. Jedes Drittel enthielt mehrere Thingbezirke [thg].
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1361802 durch Valdemar Atterdag (1340–1375), fiel die Insel erst im Brömsebrofrieden 1645 an Schweden803. Sie wurde allerdings in der Zwischenzeit mehrfach von anderen Mächten besetzt, so 1394–98 von den Vitalienbrüdern, von 1398–1408 vom Deutschen Orden, 1436–1449 vom entthronten Erich von Pommern und von 1449 bis 1487 von Mitgliedern der Familie Thott, die selbständige Lehnsträger waren. Das in altgutnischer Sprache abgefaßte Gutalag war das Recht eines Bauerngemeinwesens, in dem Handel und Seefahrt keine Rolle spielten. Es galt auf der ganzen Insel, aber nicht in der Stadt Visby, dem Mittelpunkt des nordischen und hansischen Handels mit Rußland, deren Stadtrecht (Visby Stadslag) der Schwedenkönig Magnus Eriksson 1341/44 bestätigte804. Das Landrecht dieses Königs aber wurde in Gotland nicht eingeführt; auch nach der dänischen Eroberung galt Gutalagen bis in die Neuzeit hinein weiter. Es ist nur in einer einzigen mittelalterlichen Handschrift überliefert, (B 64 von ca 1350, jetzt in der königlichen Bibliothek zu Stockholm). Bereits Johan Hadorph hat sie 1687 seiner Ausgabe zugrunde gelegt, Schlyter nennt sie Handschrift A. Sie besteht aus 50 Blättern, von denen 42 den Text von Gutalagen und die restlichen den Bericht über Gotlands frühe Geschichte enthalten, der Carl Säve805 den Namen Gutasaga [GS] gegeben hat806. Die Handschrift stammt von einem einzigen Schreiber, doch finden sich Randbemerkungen, Korrekturen, Kapitelüberschriften und Kapitelnummern in der Guta Saga von anderer Hand. Das erste Blatt der Handschrift A enthält ein Inhaltsverzeichnis von 72 Kapiteln, wogegen der Text nur 65 aufweist. Es zeigt sich, dass dort den c. 20, 32, 33, 45 und 56 jeweils zwei Überschriften zugeordnet sind, dem c. 24 sogar sechs. Außerdem gibt es nach c. 32 eine Überschrift Af cauptum mannj (vom gekauften Manne), die
802 Vgl. dazu Ingvar Andersson, Atterdag, in: Fornvännen Bd. 21 (1926), S. 395–417; über die Hintergründe und Folgen vgl. Hugo Yrwing, Gotlandståg, in: Gotlandskt arkiv 33, Visby 1961, S. 7–20. 803 Wie Fn. 801. Im Frieden von Brömsebro (heute ein Teil Karlskronas) erhielt Schweden 1645 Jämtland, Härjedalen, Gotland und Saaremaa, Halland auf 30 Jahre (aber im Frieden von Roskilde 1658 endgültig). 804 Vgl. SGL, Bd. VIII, Lund 1853, praefatio, S. 22; Gösta Hasselberg, Visby, S. 19, Fn. 18 datiert VStL anhand der städtischen Siegel auf die Zeit zwischen 1341 und 1344 und beruft sich auf die Urkunden in DS, Bd. V, Visby d. 21. März 1341, Nr. 3552, S. 24f und in Hans UB, Bd. III, Nr. 661 v. 1. Okt. 1344, S. 460f, wo der Rat von Visby einen Bericht gibt. Zur gutnischen Bürgerschaft in Visby vgl. Dick Wase, S. 289 ff; vgl. näher dazu unten VIII, 2, S. 520. 805 Vgl. Carl Säve, Gutn. Urkunder, S. 31, Fn. 3. 806 Vgl. zu dieser Quelle: Hans-Peter Naumann, in: RGA2, Bd. XIII (1999), S. 226–228.
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im Text fehlt, und eine andere Af farvegum manz (über Fahrwege der Männer), die zwar zwischen die c. 24 und c. 25 gehört, aber als c. 64 angefügt ist. Schließlich sind die c. 62, 63 und 65 im Inhaltsverzeichnis nicht erwähnt. Da das Kapitelverzeichnis als letzte Überschrift Af dufli (über Würfelspiel) hat, dem im Text c. 61 entspricht, ist deutlich, dass die c. 62, 63 und 65 später hinzugefügt sind. Darauf deutet auch der Schluß von c. 61 hin807: „Und nach Übereinkommen ist festgesetzt: Gesetz sei, was hier geschrieben steht. Das sollen alle Männer halten. Wenn aber neue Sachen aufkommen, die hier fehlen, da sollen sie durch Urteil mit dem Spruch der [Mehrheit der] Richter [mip domera talj] entschieden werden; und diese sollen schwören, dass es wahres gutnisches Recht sei. Und dann soll das hier geschrieben werden.“ Nicht nur der Anfang von c. 62 („Das ist das, was zuletzt angenommen wurde über Haarausreißen“) deutet darauf hin, dass hier die Zusätze beginnen, sondern auch die Sprache ändert sich808. Bemerkenswert ist, dass die Handschrift A keine Vorschriften über Priesterkinder und Sklaven enthält. Der Zölibat ist zwar in Schweden auf Veranlassung des päpstlichen Legaten Wilhelm von Sabina im Jahre 1248 von der Versammlung in Skänninge durch Satzung beschlossen worden809, doch brauchte es lange, bis er sich durchsetzen ließ. In der Urkunde vom 18. Juni 1255810 befiehlt aber Bischof Lars von Linköping (zu dessen Sprengel Gotland gehörte), den Priestern und dem Volk von Gotland, die Beschlüsse von Skänninge genau zu befolgen. Deshalb ist es unwahrscheinlich, dass das gutnische Thing danach noch Regeln über Priesterkinder in sein Gesetzbuch aufgenommen hat. Die Sklaverei hatte König Magnus Eriksson auf seiner Eriksgata in Skara durch Statut vom 28. Jan. 1335811 für Schweden abgeschafft, und die c. 2: 3; 6: 5 und 16: 2 von Gutalagen deuten darauf hin, dass sie sich auch in Gotland ihrem Ende zuneigte. Da diese Vorschriften in der Handschrift A fehlen, ist daraus zu schließen, dass sie nicht vor 1335 geschrieben sein kann und das weggelassen hat, was nicht mehr galt. Daneben gibt es noch eine Papierhandschrift von 1587 (54. 4o der Arnamagnäischen Sammlung in Kopenhagen, bei Schlyter: Hs. B). Ihr Urheber, David Bilefeld, Pfarrer von Barlingbo, hat sie aus einer inzwischen verlorenen Handschrift von 1470 kopiert, deren Vorlage älter war als Handschrift A. Bilefelds Kopie enthält einige Stücke, die in Handschrift A fehlen812. Ihre Nummern 1 und 2 be807 808 809 810 811 812
C. 61 trägt bei H/W, SLL, Bd. IV die Nr. c. 61a. Vgl. Carl Säve, Gutn. Urkunder, S. XIII, H/W, SLL, Bd. IV, S. LXV. S. DS, Bd. I, Nr. 359, S. 331. Urkunde vom 18. Juni 1255 in: DS, Bd. I Nr. 426, S. 375. Urkunde vom 28. Jan. 1335 in: DS, Bd. IV, Nr. 3106, S. 407. In SGL, Bd. VII, die Additamenta 1–6, S. 104–112.
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treffen Priesterkinder, die Nummern 4 und 5 Sklaven. Im Übrigen hat Pipping813 zu Recht darauf hingewiesen, dass die Handschriften A und B gemeinsame Fehler aufweisen, woraus zu schließen ist, dass sie auf gemeinsamer Vorlage fußen. Außer den Handschriften A und B finden sich zwei alte Übersetzungen von Gutalagen: eine niederdeutsche von 1401 und eine dänische aus der Mitte des 16. Jahrhunderts. Die niederdeutsche hat der Vorstand des St. Jörgen-Hospitals in Visby, Sunye, auf Veranlassung von Johan Techewicz, des Deutschordenshauptmanns für Gotland, gefertigt; Peter Wartenbergh hat sie niedergeschrieben814. Ihr fehlen die Vorschriften über Priesterkinder und die Zusatzkapitel 62, 63, und 65; sie enthält aber die beiden c. 32a u. 38 über Sklaven. Jedoch stehen die c. 48–61 in anderer Reihenfolge als in Hs. A. Die Übertragung ins Dänische815 ist möglicherweise entstanden, als König Hans von Dänemark (1481–1513) Gutalagen im Jahre 1492 bestätigte. Gutalagen blieb zwar weiter geltendes Recht, Hans fügte aber eine Reihe von Vorschriften hinzu, die meist aus Skånelagen genommen sind816. Die Handschrift weist zwar das c. 32a „Aff manna Kaupi“ auf, es fehlt aber c. 38 über den durch Sklaven verübten Diebstahl, und c. 5 über Priesterkinder. Außerdem fehlen die c. 36 (über Schiffswacht) und c. 53 (über Steuern). Dagegen enthält sie zehn Kapitel, von denen sieben in den anderen Texten entweder ganz fehlen, oder einen abweichenden Inhalt haben. Die letzten 14 Kapitel haben eine andere Reihenfolge als die Hss A, B und die niederdeutsche Übersetzung. Deshalb, und weil sie einen sehr gemischten Inhalt haben, ist es wahrscheinlich, dass die c. 48–61 überhaupt ein späterer Zusatz zu Gutalagen sind817. Im übrigen ist deutlich, dass beide Übersetzungen jeweils auf andere Vorlagen zurückgehen als die Handschriften A und B, so dass Gutalagen in vier verschiedenen Überlieferungssträngen auf uns gekommen ist. Karl Schildener hat 1818 eine Ausgabe mit neudeutscher Übersetzung veranstaltet818. Die heute maßgebliche Ausgabe hat Carl Johan Schlyter 1852 vorgelegt819. Hugo Pipping hat 1901 eine Ausgabe nach dem
813 S. Rolf Pipping, Gutalag, S. XVIII, n. 1. 814 Es ist die Handschrift B 65 der königlichen Bibliothek in Stockholm, Text auch bei H/W, SLL Bd. IV, S. LXVII. 815 Dänische Übersetzung von Gutalagen: Ms. 55. 4o in der Arnamagnäischen Sammlung in Kopenhagen. 816 Vgl. Schlyter in SGL, Bd. VII, S. 219 ff. 817 Vgl. H/W, SLL Bd. IV, S. LXVIII. 818 Karl Schildener, Guta-Lagh. Das ist der Insel Gotland altes Rechtsbuch, In der Ursprache und einer … altdeutschen Uebersetzung hrsg., Greifswald 1818. 819 Carl Johan Schlyter, Gotlands-Lagen (SGL, Bd. 7), Lund 1852.
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codex A. M. 54. 4°820 und 1905/07 eine weitere Ausgabe veröffentlicht 821. Elias Wessén hat 1945 eine Faksimile-Ausgabe vorgelegt822. Åke Holmbäck und Elias Wessén haben 1943 eine Übersetzung ins Neuschwedische823 und Christine Peel hat 2009 eine solche ins Englische veröffentlicht824. 2. Datierung und Inhalt Die Datierung des älteren Teiles von GL. (c. 1–47) ist streitig. Amira-Eckhardt825 sind Schlyter826 gefolgt, der ihn auf das Ende des 13. Jahrhunderts oder in das Jahr 1300 setzt. Demgegenüber haben Holmbäck/Wessén827 zu Recht geltend gemacht, dass Gutalagen nicht ohne die Gutasaga denkbar ist, die mit ziemlicher Sicherheit um 1220 verfaßt wurde828. Ihre Kapitel 2–6 zeigen (mindestens teilweise) geschichtliche Ereignisse: Christianisierung, Vereinigung mit dem Bistum Linköping in Östergötland und die rechtliche Stellung zu Schweden. Die Ledungsvereinbarung mit dem schwedischen König gewährte den Gotländern gewisse Freiheiten. Im Jahre 1285 wurde ihre Ledungspflicht in eine feste Steuer (ledungslama) umgewandelt829. Insgesamt ist die Gutasaga ein Gemisch von Sagamotiven, Gedichten, gelehrten Ausführungen und Rechtsfragen, die ihren Wert als historische Quelle zwar relativieren830, aber doch zeigen, dass die Gotländer bestrebt waren, ihre Rechtsstellung und ihre Eigentändigkeit gegenüber Schweden zu wahren831.
820 Gotlandslagen, aftryck enligt cod. A. M. 54. 4° av Hugo Pipping, Upsala 1901. 821 Hugo Pipping, Gutal lag och Guta saga, København 1905/07. 822 Elias Wessén, Lex Gotlandiae, Gotlandslagen, Facsimile-Ausgabe von Elias Wessén, (Corpus codicum Suecicorum medii aevi, Vol. V), Hafniae 1945. 823 Åke Holmbäck/Elias Wessén, SLL, vol. 4: Skånelagen och Gutalagen, Stockholm 1943. 824 Christine Peel, Guta Lag. The Law of the Gotlanders, London 2009. 825 Amira-Eckhardt, Grundriß Bd. I, S. 108. 826 Schlyter, in: SGL, Bd. VII, S. IX. 827 Vgl. H/W, SLL Bd. IV, Meinungsstand dort S. LXXIII, Fn.1. 828 Zur Datierung der Gutasaga vgl. H/W, SLL Bd. IV, S. LXXI; 297; 313f; Leopold Fredrik Läffler, in: Fornvännen 1908/09, S. 164f; Karl Gustaf Ljunggren, Gutasagan, S. 9; Hugo Pipping, Gutalag, S. III; Erik Nylén, Goterna, Gotland och Gutasagan, in: Gotlandica, Bd. 14, Visby 1979, S. 181–186; Hans-Peter Naumann, Art. Gutasaga in RGA2, Bd. 13, 1999, S. 227; zu ihrer Gliederung in neun Abschnitte vgl. jetzt Mitchell, composition, in: ANF, Bd. 99 (1984), S. 151–174. 829 DS, Bd. I, Nr. 815 (v. 7. Okt. 1285), S. 671f; vgl. Gerhard Hafström, Ledung, S. 189 f. 830 Vgl. Hans-Peter Naumann, Art. Gutasaga in RGA2, Bd. 13, 1999, S. 228. 831 Vgl. H/W, SLL Bd. IV, S. LXXI; Mitchell, composition, in: ANF, Bd. 99 (1984), S. 174.
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Da die oben832 erwähnte Urkunde vom 18. Juni 1255 über den Zölibat nur in der jüngeren Handschrift A in c. 5 zum Wegfall der Vorschrift über Priesterkinder geführt hat, sie sich in Hs. B aber noch findet, besagt dieser Punkt für die Datierung der Niederschrift nichts. Aus der in c. 24: 5 erwähnten Vorschrift, dass Töchter von Ausländern (Schweden) nur die Hälfte dessen erben, was Brüdern erbweise zufällt, hat Schlyter geschlossen, dass Gutalagen erst am Ende des 13. Jahrhunderts niedergeschrieben sein kann, denn diese Vorschrift führt die Erikschronik (v. 456f) auf Birger Jarls Erbgesetz von 1260 zurück, das er aus Anlaß der Hochzeit seines Sohnes Waldemar (König 1250–1275) erließ833. Holmbäck/Wessén haben aber deutlich gemacht, dass c. 20 und c. 24: 4, 5 sich sachlich aufeinander beziehen, einer Zeit wirtschaftlichen Niedergangs angehören und spätere Zusätze sind. Für eine Niederschrift um 1220 spricht vor allem eine Urkunde aus dieser Zeit834. Darin regeln Bischof Bengt von Linköping und Erzbischof Andreas Sunesøn, der ca 1206–1215 seinen liber legis Scaniae verfaßt und 1207 Gotland besucht hatte, die Bischofsvisitationen in Gotland. Die Einleitung legt eindringlich den Nutzen einer Aufzeichnung des geltenden Rechts dar, Andreas Suneson hat sie wahrscheinlich selbst verfaßt, da er von ihrer Nützlichkeit überzeugt war und sich um die Niederschrift von Skånelagen eifrig bemüht hat. Offenbar war Gutalagen im Jahre 1220 noch nicht aufgezeichnet. Vom 23. Januar 1230 stammt ein Papstbrief835, der die von Andreas Suneson für die Insel erlassenen Vorschriften über den Zehnten für Priester und die Errichtung von Testamenten bestätigt. Die Zehntordnung stimmt mit GL c. I: 3836 auffallend überein. Gutalags Kirchenrechtsabschnitt zeigt starken norwegischen Einfluß, da Olaf der Heilige sich zwischen 1028 und 1030 dort aufhielt und die Christianisierung der Insel gefördert hat. Wie sich aus den Schlußworten von c. 61 ergibt, ist Gutalagen kein Rechts-, sondern ein Gesetzbuch, welches das Gutnalping (das Allthing der Gotländer)837, beschlossen hatte. Es hatte seine Tagungsstätte bei der Klosterkirche von Roma (das lange auch Gutnalia hieß, gelegen im Norden des Midhalthridhiungs), in der Mitte der Insel, südöstlich von Visby. In seiner Hand lag die Gesetzgebung der Insel und die höchste Gerichtsbarkeit. Der 832 Vgl. oben die Fn. 810. 833 Vgl. Rolf Pipping, Erikskrönikan, S. 247 f. 834 In: DS, Bd. I, Nr. 832 (1216–1223), S. 690f (vgl. Nr. 837 (1226), S. 693; dazu Strauch Rechtsfortbildung, S. 509 ff. 835 Brief Papst Gregors IX., Perugia, 23. Jan. 1230, in: DS, Bd. I, Nr. 257, S. 258 f. 836 GL, c. I: 3 (SGL, Bd. VII, S. 10–13). 837 Zum Gutnalthing vgl. Gutasaga c. 2 (SGL, Bd. VII, S. 97).
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Aufzeichnung zugrunde liegt eine mündlich tradierte Rechtsordnung, die jedoch keinen Rechtsprecher kennt. Anders als die Landschaftsrechte Schwedens hat Gutalagen keine balkar (Abschnitte), sondern nur Kapitel. Die Einteilung des Stoffes folgt assoziativem Denken: Sie arbeitet mit Gedankenketten, indem sie einer Vorschrift sachlich Benachbartes anschließt, auch wenn das der eigentlichen Systematik widerspricht. So gliedert sich der ältere Teil von Gutalagen in 15 Sachgruppen, denen sich die Kapitel einfügen: I. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15.
Älterer Teil des Gesetzes (mit späteren Ergänzungen) Christen- (bzw. Kirchen-)recht, c. 1–7, ergänzt in c. 60 (Messeausfall); Sonderfrieden, c. 8–12; ergänzt in c. 59 (Fruchtfrieden); Missetaten gegen Leib und Leben, c. 13–19; ergänzt in c. 62 (Haarausreißen) und Zusatz 1 aus Hs. B (schadenstiftende Tiere); Erbrecht, c. 20; ergänzt in c. 24: 5 (Birger Jarls Erbrecht); Verbrechen gegen Frauen, c. 20a – 23; Luxusverbote bei Hochzeit etc., c. 24; ergänzt in c. 65: 2, 3 und in Zusätzen 2, 3 aus der dänischen Übersetzung; Nachbarschaftsrecht, c. 24a – 27; ergänzt in c. 52 (Wegebau) und c. 63 (Wald); Zusätze 5–10 aus der dänischen Übersetzung; Grundstückskauf, c. 28; Schuld und Pfand, c. 29, 30; ergänzt in c. 65: 3 und in Zusatz 2 aus Hs. B (Verbot von Bürgschaft und Grundpfand); Thing, c. 31 mit Streit um Fahrhabe und Grundstücke, c. 32; Kauf von Fahrhabe, c. 32a – 35; Schiffswacht, Aneignung, c. 36, ergänzt in c. 49 (Wrack); Diebstahl, c. 37, 38; Beleidigung, c. 39; Zugelaufenes Vieh, c. 40–46; Äcker, c. 47.
II. Jüngerer Teil des Gesetzes (Neue Vorschriften, ohne vorgängerregelung) 16. Armenfürsorge, c. 48, ergänzt in c. 56a; 17. Schadensfeuer, c. 50, 51; 18. Steuern, c. 53; 19. Wachtpflicht, c. 54; Zusatz 4 in der dänischen Übersetzung; 20. Dienstleute, c. 55, 56; 21. Jagd, c. 57, 58; 22. Würfelspiel, c. 61; 23. Rechtsfortbildung, c. 61a; 24. Sicherung von Witwen, c. 65: 1.
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3. Besonderheiten Während die Vorschriften über Totschlag (c. 13) sehr alt wirken, scheint das Verbot heidnischer Opfer in c. 4 aus der Zeit der Christianisierung zu stammen. Der Eingang des Gesetzes ähnelt den Eingangsworten der Gulathingsbók sehr stark und die c. 2–8 beginnen mit den Worten „Das ist nun das nächste“ wie im Gulathingsbók. Auch das Wort gripkuna (befriedete Frau) in c. 2: 1 scheint aus dem Altnorwegischen zu stammen. Die Ähnlichkeiten hängen wahrscheinlich damit zusammen, dass der verbannte norwegische König Olaf der Heilige zwischen 1028 und 1030 längere Zeit auf Gotland missionarisch gewirkt hat. Die c. 3 und 5 setzen bereits eine christliche Kirchspielorganisation auf Gotland voraus. Da diese in der Mitte des 12. Jahrhunderts entstand, scheint c. 3 aus dieser Zeit zu stammen. C. 7: pr über das Grundeigentum von Mönchen wird erst etwas später eingeführt worden sein, da das Zisterzienserkloster Roma 1164 gegründet wurde und das Nonnenkloster Solberga erst 1246 erwähnt wird.838 Dagegen ist c. 7: 1 über Testamente durch die Urkunde Papst Gregors IX. vom 23. Januar 1230839 genauer datierbar. Kennzeichnend ist, dass Gutalagen nirgendwo den König erwähnt (ebensowenig wie Visby Stadslag) und ihm weder Rechte noch Bußen zumißt. Der richtende Ausschuß (nämnd) ist in Gotland unbekannt840, und auch das Eidschwurrecht (epsöre) fehlt. Immerhin dürfte die 40-Marksbuße in c. 5; 8: 1, 2; 21: 1 von Schweden übernommen sein841. Die vielen Vorschriften über nichtgutnische (das heißt vornehmlich schwedische) Männer dürften auf einen Vertrag zurückgehen, den die Gutasaga in c. 6 erwähnt und der nach der Mitte des 12. Jahrhunderts anzusetzen ist842. Danach waren die Gotländer verpflichtet, dem schwedischen König im Kriegsfalle sieben Ledungsschiffe zu stellen (jedes Sechstel eines, das siebte durch die Stadt Visby843, oder stattdessen eine Ablösung zu zahlen. Aus der Urkunde des Königs Magnus Ladulås vom 7. Oktober 1285844, geht jedoch hervor, dass auf Grund eines neuen Vertrages die Gotländer die Ledungsabgabe als 838 Vgl. H/W, SLL, Bd. IV, S. LXXIV. 1230 hatten die Dominikaner in Visby ihr Kloster St. Nicolai errichtet, 1233 die Franziskaner dort St. Katharina. Außerhalb von Visby hatte Bischof Laurentius von Linköping die Zisterzienserinnen in Solberga angesiedelt: Am 12. August 1246 weist er ihnen Einkünfte zu (DS I, Nr. 336 [SDHK-Nr. 576]; Edwin Ortved, Bd. II, S. 471, Fn. 2). 839 Urkunde vom 23. Jan. 1230, in: DS, Bd. I Nr. 257, S. 258. 840 Vgl. Gutasaga c.6 (SGL, Bd. VII, S. 104). 841 Vgl. H/W, SLL, Bd. IV, S. 253, N. 11. 842 Vgl. H/W, SLL, Bd. IV, S. 319; Hugo Yrwing, Gotland, S. 58 f. 843 Vgl. Hugo Yrwing, Gotland, S. 338. 844 Urkunde vom 7. Okt. 1285, in: DS, Bd. I, Nr. 815, S. 671 f.
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ständige Steuer zu zahlen hatten. Die vielen Nachträge und Ergänzungen zeigen, dass Gutalagen ein „lebender Text“ war, der den jeweiligen Entwicklungen der politischen und sonstigen Verhältnisse angepaßt wurde. Da c. 61 zur jüngeren Schicht des Gesetzbuches gehört, ist das dort mitgeteilte Verfahren der Gesetzesfortschreibung lehrreich: Schwieg das Gesetz, sollte die Entscheidung eines Streitfalles mip domera tali845 (vom Spruch der [Mehrheit der] Richter) abhängig sein. Damit sie Gesetz werde, waren aber zwei weitere Dinge nötig: der Eid der Richter, das Urteil gebe das wirkliche zukünftige gutnische Recht wieder und die Eintragung in das Gesetzbuch. Ob dazu ein Thingbeschluß nötig war, sagt Gutalagen nicht. 4. Ergänzungen Das Gutnische Recht wird im Spätmittelalter ergänzt durch zwei Gesetze des dänischen Königs. Das erste hat der Unionskönig Hans (1481–1513) im Jahre 1492 erlassen846, das andere König Christian III (1534–59) im Jahre 1537847. Das erste enthält im wesentlichen strafrechtliche Vorschriften über Diebstahl, Raub, Körperverletzung, Totschlag und Königsfrieden, das zweite auch solche über den Zehnt und Kirchenland sowie über den Schutz des Handels in Visby, der damals stark nachgelassen hatte. Dass Gotland an den Handelsverträgen zwischen der Hanse und Novgorod bzw. Smolensk von 1189/99; 1229; und 1240/50 beteiligt war, ist im 6. Kapitel näher ausgeführt848. Eine Satzung der Katharinengilde des Kirchspiels Björke auf Gotland von 1443 hat Gustaf Edvard Klemming gedruckt849.
VII. Bjärköarätt (Bj) 1. Überlieferung850 Das Bjärköarätt ist nur in einer einzigen vollständigen Handschrift überliefert, nämlich in B 58 in der Königlichen Bibliothek in Stockholm. Sie enthält auch die vollständige Wiedergabe des jüngeren Västgötenrechts (VGL 845 Abhängig von der Richtermehrheit, entsprechend dem Vorwort von Visby stadslag, vgl. SGL, Bd. VIII, I, § 8, S. 24. 846 Druck in SGL, Bd. VII, S. 219–227, vgl. Amira/Eckhardt, S. 109. 847 Druck in SGL, Bd. VII, S. 227–234. 848 6. Kapitel unten S. 621–665. 849 Druck nach: Joannes Schoumacher, Dissertatio gradualis de Gothlandia, præs. Joannis Steuch, Upsaliæ 1716; das Original ist verloren, vgl. Gustaf Edvard Klemming, Småstycken, Bd. I, S. 149–151. 850 Über das Bjärkörätt in Norwegen und Island vgl. oben 1. Kapitel, VIII, S. 166–170.
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II) und ist dessen Text auf den Seiten 105–123 angefügt851. Der Text des Bjärköarätts ist in der auf etwa 1345 zu datierenden Handschrift weder in Abschnitte (balkar) noch in Kapitel eingeteilt; die vorhandene Gliederung hat Schlyter hinzugefügt. Es ist wahrscheinlich kein Zufall, dass diese beiden Texte in einem Band vereinigt sind: Sie waren wohl für eine Stadt Västergötlands bestimmt, vermutlich für Lödöse, das in c. 13: 2 genannt ist852. Da die damaligen Städte ihre Stadtrechte untereinander tauschten bzw. einer anderen Stadt auf Anfrage übersandten, ist ziemlich deutlich, dass dieses Recht von Stockholm nach Lödöse gelangt ist und Birger Jarl es war, der damit zuvor seine Gründung Stockholm bewidmet hatte. Deshalb dürfte es frühestens um 1250, jedenfalls vor 1296 entstanden sein853. Dafür sprechen zwei Urkunden, nämlich ein Privileg für die Siedler, die auf dem Grund und Boden des Klosters St. Klara in Norrmalm wohnten, vom 17. September 1288854 und ein Festigungsbrief über einen Grundstückstausch zwischen Ragnhild und dem Kloster St. Klara vom 27. März 1297855, der „jure civili ac legum terre“ vorgenommen wurde, woraus folgt, dass sowohl upländisches Landrecht als auch Stockholms Stadtrecht (Bjärköarätten) angewendet worden ist. Seine Übernahme aus Stockholm geht bereits daraus hervor, dass darin Åsön, Konungshamn, Södra och Norra malmarna genant sind, alles Namen, die zum Umkreis Stockholms gehören, vor allem aber auch, dass darin der Bürgermeister auftaucht, der in Lödöse vor 1360 nicht bekannt war856, in Stockholm aber bereits vor 1300 amtiert hat. Es ist nicht auszuschließen, dass dieses Recht auch in anderen westgötischen Städten gegolten hat857. Da ein Fragment dieses Bjärköarechts sich auch in einem sörmländischen Kodex findet, kann es auch in Södermanland, vielleicht in Nyköping, gegolten haben858. Außer diesem vollständigen Text findet sich in einer Handschrift von Södermanalagen859 ein Blatt, das den Beginn von Bjärköarätten enthält, 851 Vgl. oben S. 402 mit Fn. 127, in SGL, Bd. VI: Hs. „A“, S. 111–134; neuschwed. Übersetzung von H/W, SLL, Bd. V, S. 451–469. 852 Bj c. 13: 2 (SGL, Bd. VI, S. 120). 853 Vgl. Åke Holmbäck, in: SLL, Bd. VI, S., XCVI. 854 Privileg für Kloster St. Klara, Alsnö, d. 17. Sept. 1288, in: DS, Bd. II, Nr. 978, S. 62f, das diesen Siedlern die Rechte der „cives intra muros ibidem“ gewährt. 855 Festigungsbrief, Stockholm, d. 27. März 1297, in: DS, Bd. II, Nr. 1191, S. 230 f. 856 Vgl. Carl R. af Ugglas, Lödöse, S. 145 ff; Jan Liedgren, Bjärköarätt S. 36;. H/W, SLL, Bd. V, Seite C. 857 Vgl. Schlyter, in: SGL, Bd. VI, S. XXXIII; Kjell Kumlien, stadslag, in: Rättshistoriska Studier, Bd. XIV, S. 1–52 (9–20), der im Bj eine frühe Niederschrift des später MEStL genannten Gesetzbuches – unter hansischem Einfluß – sieht. 858 Vgl. Gerhard Hafström, rättskällorna, S. 57. 859 Hs. B 53 in der Stockholmer königlichen Bibliothek, in SGL, Bd. VI: Hs. „B“.
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nämlich die c. 1–3, die mit der Überschrift „äruis köp balkir“ beginnen, die restlichen Blätter sind herausgeschnitten. Wir haben hier also dieselbe Lage wie in Västergötland: Text des Landschaftsrechts, verbunden mit dem Stadtrecht, das in Södermanland, vermutlich in Nyköping, galt860. Jedoch weicht die Hs. B 53 erheblich von B 58 ab. Schließlich hat sich noch in einer Papierhandschrift des 15. Jahrhunderts, die einst dem Kloster Vadstena gehörte, und die heute die Universitätsbibliothek in Uppsala aufbewahrt861, eine Reihe von Pergamentstreifen gefunden, die aus einer Handschrift von Bjärköarätten aus dem 14. Jahrhundert stammen und zum Buchbinden verwendet wurden. Die vorhandenen Reste zeigen, dass diese Handschrift (C) allein das Bjärköarätt enthielt und Teile der Kapitel 1–5, 9, 11–12, 14–15, 21 und 40–41 bewahrt, die weitgehend mit der Hs. A übereinstimmen. Der Dialekt der Handschrift weist sie nach Östergötland, so dass ihr Text entweder in Skänninge oder Linköping gegolten haben wird. Die weitgehende Übereinstimmung der Handschriften A und C läßt vermuten, dass beide auf eine gemeinsame ältere Vorlage zurückgehen, die aber nicht älter sein kann als das in c. 21: pr erwähnte Bürgermeisteramt. Eine Einteilung in Abschnitte oder Kapitel fehlt862. Aus einigen Vorschriften von Västmannalagen863 folgt, dass es auch in Västmanland ein Stadtrecht gegeben hat, wahrscheinlich für Västerås, aber auch in weiteren schwedischen Städten864. 2. Der Name Über die Herkunft des Namens Bjärköarätt hat es viel Streit gegeben865. Am wahrscheinlichsten ist, dass sein Ursprung die Insel Björkö im Mälarsee (anord. Biarköy oder Biärkoy) war, die zur Wikingerzeit ein vielbesuchter Handelsplatz gewesen ist. Bereits Rimbert in seiner Vita Anskarii und Adam von Bremen in seiner hamburgischen Kirchengeschichte nen-
Vgl. H/W, SLL, Bd. V, S. XCII. Hs. C 16 in der UB Uppsala, vgl. ausführlich: Jan Liedgren, Bjärköarätt, S. 33–61. Vgl. Jan Liedgren, fragment, S. 33 ff; H/W, SLL, Bd. V, S. XCII f. Vgl. VmL, Tgb 12: 3; Mhb 24: 3 und Kmb 2: 1 (SGL, Bd. V, S. 231; 155; 187) Über das Stadtrecht anderer schwedischer Städte in anderen Landschaften s. unten F VI, S. 603–606 mit Fnn. 1510 ff. 865 Johan Hadorph (1630–1693) hat versucht, es von dem afries. Wort birk (Handel) abzuleiten, während Schlyter den Ortsnamen Birka von biærk herleiten wollte, was Wessén, Art. Bjärköarätt, in: KLNM, Bd. I (1956), Sp. 657 verwarf, weil es diese Worte nicht gegeben habe; vgl. über Hadorph: Gerhard Hafström, rättskällorna, S. 140. Weitere Erklärungsversuche: Elis Wadstein, Birka och Bjärköarätt, in: NoB, årg. 2 (1914), S. 92–97; Gösta Åqvist, Biarceyiarréttr och bjärköarätt, in: Rättshistoriska Studier, Bd. 5 (1976), S. 373–400.
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nen es866. Der Ort hatte ein eigenes Thing, eigenes Recht und war der bedeutendste Handelsplatz dieses Namens. Dieses Recht gab es auch als biärkerät in Schonen und als biarkeyiarréttr in Norwegen867. Dort ist es bereits im 12. Jahrhundert aufgezeichnet worden und galt für Nidaros. Ein Handschriftenfragment davon ist aus dem 13. Jahrhundert überliefert. Die älteste Erwähnung findet sich im Vertrag zwischen König Olaf dem Heiligen und Island von etwa 1020, eidlich bestätigt 1056/57 und 1082/83868. Es dürfte sich um das Stadtrecht von Nidaros handeln, womit Olaf Tryggvason seine Stadt Nidaros bewidmete869. Der Name bjarköarätt ist gemeinnordisch. Es scheint, als habe jeder Handelsplatz, wo dieses Recht galt, den Namen Biarköy erhalten870. Davon fanden sich sieben an der norwegischen Küste, einer in Estland, vier auf den Ålandsinseln und drei in Finnland871. 3. Inhalt und Besonderheiten Anders als das gleich zu besprechende Stadtrecht des Königs Magnus Eriksson haben die Handschriften des Bjärköarätts keine Abschnittseinteilung. Hadorph872 und Schlyter haben ihre Ausgaben in Kapitel eingeteilt, wobei Schlyter sich nicht auf die Gliederung Hadorphs gestützt hat873, auch gibt er keine Kapitelüberschriften. Das schwedische Bjärköarätt ist kurz: Es zählt in Schlyters Ausgabe nur 41 Kapitel und ist ziemlich planlos zusammengestellt. Recht ausführlich sind das Strafrecht874, das Seerecht875, das Schuldrecht876 und das Stadtrecht877 geregelt, dagegen ist das Erbrecht878 866 Rimbert, c. 17–19; 27, Adam, c. I, 21; 26 etc. (bei Trillmich/Buchner, S. 52–56; 90; 194; 198); vgl. Wessén (wie Fn. 865); derselbe, in NoB Bd. 11 (1923), S. 135–178 und derselbe in NoB. Bd. 13 (1925), S. 39–60, der insoweit mit Hadorph, Messenius und Schlyter übereinstimmt, vgl. Hartmut Böttcher, Art. Bjarkörecht, in: RGA2, Bd. III (1978), S. 58. 867 Vgl. oben 1. Kapitel, VIII, S. 166–170. 868 Vgl. Reg. Norv. I, Nr. 27 (1016–1028), wo die Fn. 1 darauf hinweist, dass der Vertrag zwei Mal eidlich bekräftigt wurde: 1056/57 und 1082/83; Druck in NGL I, S. 437f, in: DI, Bd. I, Nr. 21 und in Grágás Ib, c. 248, S. 195 ff; vgl. H/W, SLL, Bd. V, S. CIII. 869 H/W, SLL, Bd. V, S. CIII. 870 Vgl. H/W, SLL, Bd. V, S. CII f. 871 Vgl. Alexander Bugge, Sydrusland, S. 77–103 (77f); Hartmut Böttcher, Art. Bjarkörecht, in: RGA2, Bd. III (1978), S. 58. 872 Vgl. Johan Hadorphs Ausgabe Uppsala 1687. 873 Vgl. Schlyter, SGL, Bd. VI, S. XL. 874 Strafrecht findet sich in c. 3, 10–12; 14–18; 21; 23; 36, 38 f. 875 Seerecht findet sich in c. 8; 13, 19 f. 876 Schuldrecht findet sich in c. 1, 5f; 30; 32; 37. 877 Stadtrecht und Prozeßrecht findet sich in c. 4; 7; 9; 21f, 35; 40 f. 878 Erbrecht findet sich in c. 1, 25f, 28 f.
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nur in Grundzügen, das Familienrecht879 nur als Auszug dargestellt. Das Kirchenrecht fehlt gänzlich. Wie schon bemerkt, ergänzte dieses Stadtrecht lediglich die Landschaftsrechte, mit denen zusammen es häufig in einem Kodex niedergeschrieben ist. Das Bjärköarecht setzt voraus, dass die Verwaltung der Stadt mit Vogt, Rat und Bürgermeister voll ausgebaut ist880. Ihre Rechte sind betont, sie sind gegen Gewalttaten, Verleumdung und übler Nachrede geschützt; auch ihre alleinige Zuständigkeit als Stadtgericht ist festgeschrieben (c. 4), um weiteren Klagen in einer anderen Stadt vorzubeugen. Die Bürgerversammlung (byamot oder byaping) wird erwähnt beim Aufruf Steuern zu zahlen (c. 1:pr) und ein Pfand einzulösen (c. 37). Wer Gewalt gegen dieses Thing übt, wird bußfällig (c. 22)881. Dass die Bürgerversammlung im Bjärköarecht sehr alt ist und auf das Marktrecht der Insel Birka im Mälarsee zurückgeht, bestätigt bereits Rimbert882. Geleitet hat es der König persönlich oder sein Stellvertreter, der praefectus der Stadt. Von dort ist es auch nach Norwegen gewandert, wie sich aus der Vereinbarung zwischen König Olaf den Heiligen und den Isländern aus den 1020er Jahren ergibt883. Die Thingversammlung amtierte dort als Gericht, denn sie erließ ein Urteil. Kapitel sieben sagt, dass auch Vogt und Ratsmitglieder ihr Urteil auf der Bürgerversammlung sprechen884. Im Ehegüterrecht wird die Gütergemeinschaft als allgemein geltendes Recht angeordnet: Jeder Ehegatte erhält die Hälfte des Vermögens des anderen (c. 24). Eine Morgengabe behält die Ehefrau nach dem Tod des Mannes nur bei kinderloser Ehe; bei beerbter Ehe erhält sie die Kirchenkleider und ihr Bett als Voraus, sodann teilt sie mit den Erben til halfs (zur Hälfte). Im Erbrecht ist das Testament anerkannt. C. 29885 sagt aber nicht, wie große der testierbare Teil des Vermögens war886. Immerhin wurde gesetzlich festgelegt, dass die Begräbniskosten und das Begräbnisbier aus dem ungeteilten Vermögen beider Eheleute bezahlt werden sollten. Ebenso die Stolge879 Familienrecht findet sich in c. 24 und 27. 880 Vgl. Åke Holmbäck in: SLL, Bd. V, S. XCVI. 881 Bj c. 1: pr (s. SGL, Bd. VI, S. 113; c. 22 (S. 127); c. 37 (S. 132); vgl. H/W, SLL. Bd. V, 470 ff, c. 1, N. 3. 882 Rimbert, vita Anskarii, c. 19; (bei Trillmich S. 56 (placitum); S. 62 (conventus populi publico); c. 27 Trillmich S. 90 (placitum), S. 92 (alio placito). 883 NGL, Bd. I, S. 437f; vgl. H/W, SLL, Bd. V, 470 ff, c. 1, N. 3. 884 Bj c. 7 (SGL, Bd. VI, S. 116), vgl. H/W, SLL, Bd. V, 470 ff, c. 1, N. 3; c. 7, N. 1. 885 Bj c. 29 (SGL, Bd. VI, S. 129 = H/W, SLL, Bd. V, S. 465). 886 Im Gegensatz zu MEStL, Æb c. 19 (SGL, Bd. XI, S. 97f = H/W, MEStL, S. 62 f, vgl. dieselben, SLL, Bd. V, S. 465), wo die Testierfreiheit bei beerbter Ehe 1/10, bei unbeerbter (kinderloser) Ehe 1/3 beträgt.
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bühren für den beerdigenden Priester. Spätere Feiern (das Monats- und das Jahresbier) mußte der Erbe tragen. Seelgaben (an Kloster oder Kirche) waren nur erlaubt, wenn die Erben oder deren nächste Verwandten zustimmten. Nur wenn einer der Eheleute kinderlos starb, konnte er über 1/3 seines Vermögens testamentarisch beliebig verfügen887.
VIII. Visby Stadslag (VStL) 1. Die Entwicklung der Stadt Visby ist die einzige Stadt auf Gotland und besitzt den besten Hafen an dessen Westküste. Im 9. Jahrhundert wurde er wahrscheinlich nur zeitweise von gotländischen Handelsbauern genutzt, aber bald auch von Deutschen ganzjährig besiedelt888, weil die Schiffe von der südlichen Ostseeküste den direkten Seeweg nach Riga und Novgorod noch nicht bewältigen konnten. Sie segelten an der schwedischen Küste entlang und benutzten den günstigen Hafen Visby als Zwischenhalt vor der Fahrt in den Osten889. Der von Heinrich dem Löwen gestiftete Vergleich zwischen deutschen und gotländischen Kaufleuten (Vertrag von Artlenburg, 1161)890 sowie der Handelsvertrag zwischen dem Fürsten Jaroslav von Novgorod und gotländischen sowie deutschen Kaufleuten von 1189 förderten den gotländischen Handel891, der russische und ostbaltische Waren (Eisen, Pelze, Wachs und Häute) gegen westeuropäische Waren (Tuch, Salz, Wein, Gewürze und Werkzeuge) tauschte892. Um 1200 war Visby (erste urkundliche Erwähnung 1203) ein Knotenpunkt des Ostseehandels893. Aus den Personennamen ist zu schließen, dass die deutschen Kaufleute vorwiegend aus westfälischen Hansestädten (Dortmund, Münster, Soest) stammten, die entweder direkt 887 So in Bj c. 29: 1 (SGL, Bd. VI [Hälsingelagen etc.], S. 129 = H/W, SLL, Bd. V, S. 465. 888 Die Wahrscheinlichkeit spricht dafür, dass sich Deutsche in einer bereits bestehenden gotländischen Gemeinde ansiedelten; die Meinungen sind geteilt, vgl. die Darstellung bei Gösta Hasselberg, Visby, S. 1–14; gegen Adolf Björkander: Hugo Yrwing, Gotland, S. 217 ff; 235 ff, 253 ff; 305 ff; 335 ff; unentschieden: Stefan Ullrich, S. 75 f. 889 Vgl. Adolf Björkander, Visby (1898); Hugo Yrwing, Visby (wie Fn.888). 890 Der Artlenburg-Vertrag vom 18. Okt. 1161 ist gedruckt in DS, Bd. I. Nr. 48, S. 69f (dort auf 1163 statt 1161 datiert), in ST, Bd. I, Nr. 42, S. 78 – 80 und in und MGH, UHL, Nr. 48. 891 Der Vertrag mit dem Fürsten Jaroslaw von 1189/1199 und von 1262 ( ? ), bei Rydberg, ST I, Nr. 52, S. 106 ff und Nr. 111, S. 219 ff; vgl. Strauch, Art. Wikinger, § 4: Skandinavisches Recht in Rußland, in: RGA2, Bd. 34 (2007), S. 72–79 (S. 77). 892 Vgl. dazu jetzt: Elisabeth Harder-Gersdorff, Handelsgüter, S. 133–151. 893 Vgl. Göran Dahlbäck, Art. Visby in: LexMa, Bd. VIII (1999), Sp. 1714.
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oder über Lübeck nach Visby kamen. Im späten 12. und im 13. Jahrhundert wuchs Visby erheblich: Es wurden fünfzehn Kirchen gebaut, doch nur von der Marienkirche ist bekannt, dass 1225 die deutschen burgenses das Patronat und das Beerdigungsrecht erhielten894. Auch drei Klöster sind errichtet worden, nämlich 1230 das der Dominikaner895, 1233 das der Franziskaner und 1246 das der Zisterzienserinnen außerhalb der Stadt. Der schwedische König hatte zwar seit dem 13. Jahrhundert die Herrschaft über Visby erlangt, doch wollte die Stadt sich diesem Einfluß möglichst entziehen und begann seit 1270 mit dem Bau einer Stadtmauer. Auch glich die Stadt ihre Verfassung dem lübischen Vorbild an, indem sie Ratsherren und Bürgermeister übernahm896. Das führte zum Krieg mit dem ländlichen Gotland und rief 1288 den König Magnus Ladulås auf den Plan897, dessen Oberhoheit Visby zwar anerkannte, zugleich aber seine Eigenständigkeit gegenüber dem ländlichen Bereich verteidigte. Immerhin hat König Magnus Eriksson nach 1340 das Stadtrecht von Visby in der niederdeutschen Fassung verkündet. Gegen Ende des 13. Jahrhunderts verlor Visby seine beherrschende Stellung im Ostseehandel an Lübeck und die Hanse, die nunmehr mit neuen kraweel gebauten898 Schiffen die Zwischenlandung in Visby nicht mehr benötigten, sondern direkt nach Riga, Reval und Nowgorod segelten. 1361 eroberte Valdemar Atterdag (1340–1375) die Stadt, die dann zwar bis zum Brömsebrofrieden 1645 dänisch blieb, aber – wie schon berichtet – mehrfach von anderen Mächten besetzt wurde899. Visby galt zwar noch eine Zeitlang als Hansestadt, entsandte aber 1469 letztmalig Delegierte zum Hansetag900.
894 DS, Bd. I, Nr. 231 (1225), S. 241, wonach der Bischof Bengt von Linköping (zu dessen Sprengel Gotland gehörte) den Deutschen burgenses das Patronat und das Beerdigungsrecht für die Marienkirche zugestand; vgl. Gösta Hassselberg, stadslag, S. 14. 895 Vgl. die Bulle Papst Gregors IX. v. 13. Sept. 1230 in: Preußisches UB I: 1, Nr. 81; vgl. Jarl Gallén, Dacie, S. 48 f. 896 Vgl. die Urkunde in Fn. 897 und VStL c. I: 1–9 (SGL, Bd. VIII, S. 23 ff), nachdem das bereits nach 1250 und vor 1296 verfaßte Bjarköarecht Bürgermeister und Rat aufwies. 897 Vgl. die Urkunde vom 9. August 1288 in DS, Bd. II, Nr. 970, S. 54f, wo Bürgermeister und Rat von Visby dem König Buße für die durch den Mauerbau veranlaßten Unruhen und Tätlichkeiten gegen die Landbevölkerung versprechen. 898 Kraweel beplankte Schiffe (nach der Karavelle) hatten ihre Planken stumpf aufeinander gesetzt (Gegensatz: geklinkert). 899 Vgl. oben VI, 1, S. 505. 900 Vgl. Göran Dahlbäck, Art. Visby, in: LexMA, Bd. VIII, Sp. 1714–1716.
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2. Überlieferung Visby stadslag ist nur in einer einzigen mittelalterlichen Handschrift überliefert, sie ruht in der königlichen Bibliothek in Stockholm und trägt die Nr. B 63901. Es scheint sich um die auf dem Rathaus von Visby aufbewahrte niederdeutsche Version zu handeln902. Sie ist wahrscheinlich von einem Manne geschrieben worden, der aus Westfalen stammte903. Schlyter hat seiner Ausgabe eine schwedische Übersetzung beigefügt, die Hasselberg jedoch nicht in allen Punkten für verläßlich hält904. Da beide Texte parallel gedruckt sind, kann man sie aber mühelos vergleichen. Die Datierung der Handschrift B 63 läßt sich einmal als terminus a quo an den Titel Magnus Erikssons im Vorwort „köning magnus … van scone“905, festmachen, den er durch die Wahl zum König in Schonen seit 1332 führte, zum anderen aus den Stadtsiegeln: Aus dem Vorwort folgt, dass Visby „en inghesegel van beyden tunghen“, also ein zweisprachiges Siegel führen sollte. Tatsächlich weist eine Urkunde von 1344 und eine von 1347 ein solches Siegel („sigillum nostrum“) auf906. Die Abfassung der Handschrift B 63 liegt also zwischen 1332 und 1344. Die im Vorwort Magnus Erikssons angekündigte gleichberechtigte schwedische Fassung ist nicht überliefert, sie scheint nicht ausgeführt worden zu sein907. In der königlichen Bibliothek in Stockholm liegt auch die Handschrift B 67, eine fehlerhafte Abschrift von B 63, die keinen selbständigen Wert hat908. Es gibt zwei Fragmente früherer Texte, die auf älteres Stadtrecht in Visby hinweisen: Das eine, genannt „R“, stammt aus der Stadtbibliothek in Riga und gehört ins 13. Jahrhundert. Es enthält ein Vorwort und 30 Artikel, meist familienrechtlichen Inhalts. Das andere, genannt „Wo“ fand sich in Wolfenbüttel909. Es enthält 8 Artikel, strafrechtlichen Inhalts und ist auf ca 1270 zu datieren; beide Bruchstücke sind etwa gleich alt910. Schlüter hält 901 Vgl. die Beschreibung in SGL, Bd. VIII, S. I ff. 902 Ebenso: J. Albin Hansson, Studien, S. 5f; vgl. Gösta Hasselberg, stadslag S. 17. 903 Da die Westfalen einen bedeutenden Teil der Einwohner Visbys ausmachte, wie ihre Namen ausweisen, hat diese These viel für sich. Vgl. Gustaf Lindström, Gotland, Bd. II, S. 493–531; J. Albin Hansson, Studien (1928); Gösta Hasselberg, stadslag S. 18. 904 Vgl. Gösta Hasselberg, stadslag S. 17. 905 SGL, Bd. VIII, S. 22; vgl. Strauch, Art. Schonen, in: RGA2, Bd. 27 (2004), S. 257). 906 Hans UB, Bd. III, Nr. 661 (1. Okt. 1344) und DS, Bd. V, Nr. 4182 (16. Mai 1347), vgl. Ferdinand Frensdorff, Visby, S. 44f; Gösta Hasselberg, stadslag S. 19. 907 Vgl. Gösta Hasselberg, Art. Visby stadslag, in: KLNM, Bd. XX (1976), Sp. 165. 908 Auch Schlyter hat sie für seine Ausgabe nicht herangezogen, vgl. SGL, Bd. VIII, S. XV f. 909 Hrsg. von Wolfgang Schlüter, Bruchstücke, S. 487 ff; Gustav Korlén, Texte, S. 183 f. 910 Vgl. Wolfgang Schlüter, Bruchstücke, S. 510f; Gösta Hasselberg, stadslag S. 21.
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beide Fragmente für Reste eines kurz vor 1270 aufgezeichneten Stadtrechts von Visby911. Auch Frensdorff stellt beide Stücke nahe zusammen und datiert sie auf ca 1270912, er will jedoch die Niederschrift des älteren Visby stadslag bereits auf ca 1220 legen913, während Yrwing die Rechtssätze der Handschrift R für Sonderrecht der deutschen Kaufleute hält (im Gegensatz zu ähnlichen Regeln im Gutalag), die in Visby dauerhaft wohnten und sich zunächst als Gemeinde um die Marienkirche scharten, aber in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts eine selbständige Stadtgemeinde bildeten914. Wie sich aus dem königlichen Vorwort ergibt, ist das Stadtrecht von Visby jedoch älter als das 13. Jahrhundert, denn dort wird zunächst an ein altes beschworenes Recht erinnert, wonach die Seefahrer Frieden genossen an den Ankerplätzen entlang der ganzen Küste Gotlands und am Meeresstrand acht Faden915 tief ins Land hinein, um ihre etwa über Bord gegangenen Waren bergen zu können. Weiter erinnert das Vorwort an den Schutzund Privilegienbrief Kaiser Lothars von Supplinburg und den Artlenburgvertrag vom 18. Okt. 1161916, durch den Heinrich der Löwe den Streit zwischen den Deutschen und den Gotländern schlichtete, diesen Zollfreiheit und Schutz in seinen Ländern gewährte. Im 13. und 14. Jahrhundert haben sich die Bürger Visbys – wenn Streit mit den Gotländern entstand – zur Schlichtung an die schwedischen Herrscher gewandt. Genannt werden die Könige Magnus Ladulås (1275–90), Birger Magnusson (1290–1318), die beiden Herzöge Erik von Södermanland und Waldemar von Finnland, die seit 1310 mit Teilen des Reiches belehnt waren und 1318 nach dem berüchtigten Nyköpings gästabud (Gastmahl in Nyköping) starben, sowie schließlich König Magnus Eriksson (1319–64), der Visby stadslag bestätigte.
911 Wolfgang Schlüter, Bruchstücke, S. 497 f. 912 Vgl. Ferdinand Frensdorff, Visby, in: HGBll, Bd. XXII (1916), S. 1–85 zieht zur Datierung die älteste Novgoroder Skra heran, die ebenfalls auf ca 1270 datiert wird (S. 39; 75); Gösta Hasselberg, stadslag S. 22. 913 Vgl. Ferdinand Frensdorff, Visby, in: HGBll, Bd. XXII (1916), S. 39; 75; vgl. Hugo Yyrwing, Gotland, S 350 ff. 914 Die Zeit des Zustandekommens dieser Rechtsaufzeichnung dehnt Yrwing jedoch von 1225–1279, ebda S. 350 ff. 915 Die historischen Faden- und Ellenmaße waren unterschiedlich: Nach ÖgL Bb 4: pr umfaßte der Faden drei Ellen zu 59,38 cm, also 1,78 m; dann sind 8 Faden = 14,25m; in Lübeck war die Elle 57,20 cm lang, der Faden 1,72 m, 8 Faden sind dann 13,80; in Stralsund und Wismar war die Elle 58, 20 cm lang, der Faden 1,746 m; 8 Faden sind dann 13,97 m; vgl. Strauch, OGR, Art. Elle/Faden, S. 244/246 und die dort zitierte Lit.; Kahnt/Knorr, Maße, Elle: S. 81; Faden: S. 86. 916 Druck in: ST, Bd. I, Nr. 42, S. 78–80; und MGH, UHL, Nr. 48; vgl. Hugo Yrwing, Gotland, S. 109f; Fritz Rörig, Reichssymbolik (1940); Gösta Hasselberg, stadslag S. 23.
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Wichtig für die Geschichte dieses Rechtes sind aber auch die bereits genannten Handelsverträge mit Nowgorod und Smolensk917. Ignatius Meurer, hat in seine Sammlung altschwedischer Landschaftsrechte von 1666 auch Visby stadslag aufgenommen918. Eine weitere Auflage hat Johan Hadorph 1688 vorgelegt919. Die Sprache von Visby stadslag hat Wolfgang Schlüter untersucht: Sie ist mittelniederdeutsch, bietet aber einige besondere Worte und ihre Umlautsbenennungen zeigen, dass der Schreiber mit der schwedischen Schriftsprache vertraut war920. Der Lautlehre von Visby stadslag hat sich Hansson gewidmet921, auch bietet er eine Liste der Worte, die in den Wörterbüchern von Schiller/Lübben und Lübben/Walther fehlen. Die erste Ausgabe von Visby stadslag hat Hadorph 1688 veranstaltet922. Darüber hinaus haben Schildener und Pardessus Teile des Gesetzbuches gedruckt923. Wolfgang Schlüter hat 1907 zwei Bruchstücke dieses Stadtrechts herausgegeben924. 1. Inhalt und Besonderheiten a) Der Inhalt Bereits der mittelalterliche Text von Visby stadslag kennt vier Bücher und weist über 200 Kapitel auf, die wieder in Paragraphen eingeteilt sind. Das erste Buch behandelt vornehmlich die Stadtverfassung, die Gerichte und das Strafrecht, das zweite bietet vermischte Vorschriften aus dem Straf-, Prozeß- und Zivilrecht, daneben reine Ordnungsvorschriften, wie die über den Fürsprech (II: 23), die Gewinnung des Bürgerrechts, das Recht der
917 S. oben unter VI, 1, S. 503, mit Fn. 798; vgl. Gösta Hasselberg, stadslag S. 24f; 918 Ignatius Meurer [Drucker], Sveriges rikes lagh-böker, som äre landz lag, stadz lagh, vplands lagh, Wästgöta lag, Östgöta lag, Södermanl. Wästmanna lag ok Helsing lagh, Stockholm 1666. 919 Johan Hadorph, (utg.), Wisby Stadz Lag på Gotland, Stockholm 1688. 920 Vgl. Wolfgang Schlüter, Umlaut (1911), S. 2; 20; Gösta Hasselberg, stadslag S. 17. 921 J. Albin Hansson, Studien, S. 2 ff; Karl Christian Schiller/August Lübben, Mittelniederdeutsches Wörterbuch, 6 Bde (1875 ff); August Lübben/Christoph Walther, Mittelniederdeutsches Handwörterbuch 1888. 922 S. o. Fn. 919. 923 Karl Schildener, Beyträge, druckt S. 88–122 das königliche Vorwort und das erste Kapitel aus Johan Hadorphs Ausgabe mit deutscher Übersetzung; Jean-Marie Pardessus III, S. 114–125 gibt dagegen das Visbysche Seerecht (III: III, c. 1–19) mit französischer Übersetzung. 924 Wolfgang Schlüter, (Hrsg.), Zwei Bruchstücke einer mittelniederländischen Fassung des Wisbyschen Stadtrechts aus dem 13. Jahrhundert, in: Mitteilungen der Geellschaft für Geschichte und Altertumskunde der Ostseeprovinzen Rußlands, Bd. 18 (1907), S. 487–553.
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Handwerker (II: 33, 34) oder über den Weinhandel (II: 38–41)925. Das dritte Buch zeigt drei Teile: Es regelt das Grundstückswesen (III: I, c. 1–26) den Bodenzins (III: II, c. 1–6) und das Seerecht (III: III, c. 1–19)926. Das vierte Buch bietet das Familien- und Erbrecht, nämlich in einem ersten Teil das Eherecht(IV: I, c. 1–26), im zweiten Teil das Testamentsrecht (IV: II, c. 1, 2) und im dritten Teil sonstiges Erbrecht (IV: III, c. 1–11)927. Im Handelsknotenpunkt Visby kamen nicht nur Kaufleute aus verschiedenen Ländern zusammen, auch das Recht war verschiedenen Einflüssen ausgesetzt. Sie sind im einzelnen noch nicht vollständig erforscht. Lizzie Carlsson hat für das Eherecht festgestellt928, dass es – auch hinsichtlich der Luxusverbote bei Hochzeiten und anderen Famileinfeiern929 – von deutschem Recht abhängig und – wie Visby Stadslag überhaupt – in deutscher Sprache aufgezeichnet ist. Dass sich darin die christliche Trauung als Voraussetzung einer gültigen Ehe findet930, scheint die Folge von can. 51 des vierten Laterankonzils von 1215 zu sein931. Vermutlich sind die Vorschriften dieses Konzils zunächst im Bistum Linköping durchgesetzt worden (zu dem Gotland gehörte), denn nur in Östgötalagen932 als einzigem schwedischen Landschaftsrecht ist die kirchliche Trauung der Ehe vorgeschrieben933. 925 SGL, Bd. VIII, S. 91; 99 ff; 107 f. 926 SGL, Bd. VIII, S. 113–128; 128–130; 131–146. Dieser Abschnitt ist nicht zu verwechseln mit Visby Sjörätt, das Schlyter ebenfalls in SGL, Bd. VIII im Anschluß an VStL herausgegeben hat. Gemeinsam ist beiden nur der Name „Visby“; das Sjörätt ist jedoch eine zwischen 1341 und 1344 entstandene Kompilation verschiedenster europäischer Seerechtsvorschriften, von denen es nicht nur eine deutsche, sondern auch eine holländische und eine dänische Version gibt. Gottfried von Ghemen hat es erstmals 1505 gedruckt, da war die große Zeit Visbys als Handelsmetropole der Ostsee bereits vorüber; vgl. Gösta Hasselberg, stadslag, S. 75 ff; 359. 927 SGL, Bd. VIII, Teil I: S. 146–162; Teil II: S. 162–164; Teil III: S. 165–171. 928 Vgl. Lizzie Carlsson, äktenskapsrätten, in: SHT, årg. 81 (1961), S. 159–182. 929 VStL IV. I. c. 6–22 (SGL, Bd. VIII, S. 149–157); vgl. Wolfgang Schlüter, Bruchstücke, S. 493 ff Lizzie Carlsson, äktenskapsrätten, in: SHT, årg. 81 (1961), S. 169–181. 930 VStL IV: I, c. 10 (SGL, Bd. VIII, S. 151); vgl. Lizzie Carlsson, äktenskapsrätten, in: SHT, årg. 81 (1961), S. 160 ff. 931 In can. 51 Conc. Lat. IV heißt es: „clandestina coniugia penitus inhibemus, prohibentes etiam ne quis sacerdos talibus interesse presumat … Statuimus ut cum matrimonia fuerint contrahenda, in ecclesiis per presbyteros publice proponantur … Si vero clandestina vel interdicta coniugia inire praesumpserint in gradu prohibito etiam ignoranter, soboles de tali coniunctione suscepta prorsus illegitima censeatur“.(COD, Bd. II, S. 258). 932 ÖgL, Gb 6: pr; 7: pr, vgl. Vath 36 (SGL, Bd, II, S. 91; 98f = Strauch, OGR, S. 110; 114f). 933 Diese Vorschriften sind offenbar später eingefügt, aber nicht mit dem bisherigen Recht abgeglichen, so dass die Rechtsfolgen der Ehe teils von der kirchlichen Trauung (Gb c. 7: 2 (SGL, Bd. II, S. 99 = Strauch, OGR, S. 115), teils von der offenen Bettbeschreitung abhängig sind Gb 7: 1; 10: 2; vgl. H/W, SLL, Bd. I, S. 114.
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Eine ältere Niederschrift von Östgötalagen934 kannte diese Vorschrift noch nicht; sie ist vermutlich aus Visby Stadslag übernommen, das insoweit auch Gutalagen beeinflußt hat935. b) Einfluß des hanseatischen Rechts? Die Stadt Visby ist aus einem Hafen gutnischer Handelsbauern erwachsen, den sie nur zeitweise benutzten. Sie lebten nach gutnischem Recht, das wohl auch das spätere Stadtrecht Visbys beeinflußt hat. Die bald in Visby ansässigen Kaufleute der deutschen Hanse aus Lübeck und Hamburg brachten ihr heimisches Recht mit: In Hamburg ist das Stadtrecht 1270 im Ordelbok aufgezeichnet worden. Hamburgs Seerecht ist gleichfalls (ausgerichtet am Handel mit Flandern) gegen Ende des 13. Jahrhunderts (wohl 1292)936 entstanden und als Schiprecht in einer Redaktion von 1301 überliefert. Das lübische Stadtrecht hat sich im 13. Jahrhundert lebhaft entwickelt. Es enthält in der Form vom Ende des 13. Jahrhunderts (1294/95)937 auch einige Seerechtsvorschriften938. Nachdem Hamburg sein Stadt- und Seerecht der Stadt Riga für deren Statuten von 1294–1296 übersandt hatte, hat auch Lübeck im Jahre 1299 das Hamburger Seerecht vollständig übernommen939. Zu fragen ist indes, ob dieses Seerecht auch Einfluß auf VStL gehabt hat. Hier ist zu beobachten, dass ein großer Unterschied zwischen dem nordischen und dem hanseatischen Seerecht besteht: Der westnordische Seefrachtvertrag940 (fartekja) kennt nur zwei Partner, den st´yrimajr (Schiffer) und den háseti, (den Befrachter), der gleichzeitig Teil der Mannschaft war941. Die fartekja mit zwei Partnern war auch dem ostnordischen Seerecht bekannt, wie nicht nur aus dem Bjar934 Vgl. dazu die Nachweise bei H/W, SLL, Bd. I, S. 4; Strauch, Art. Östgötalag, in: RGA2, Bd. 22 (2003), S. 1. 935 Vgl. Gtl c. 24; 65, 2, 3 (SGL, Bd. VII, S. 59f; 92f = H/W, SLL, Bd. IV, S. 225; 240. 936 Vgl. Theodor Kiesselbach, Grundlage, in: HGBll 1900, S. 53 ff; Walther Stein, Genossenschaft, in: HGBll 1908, S. 426 f. 937 Vgl. die Ausgabe Johann Friedrich Hachs (1839) und die Gustav Korléns (1951), S. 33 ff. 938 Vgl. die Stichworte schip, schipvrucht, schiphêre, schipbröke, bei Gustav Korlén, S. 223. 939 LübUB II, 1, Nr. 105; Walther Stein, Genossenschaft, S. 415f; Gösta Hasselberg, stadslag, S. 76. 940 Nachzuweisen in den seerechtlichen Vorschriften des Bjärköarätts und in Magnus Erikssons Stadslag sowie in der sog. Schleswiggruppe, den Stadtrechten von Schleswig, Flensburg, Åbenrå und Haderslev, vgl. Gösta Hasselberg, stadslag, S. 77 ff und die Konkordanztabelle dort S. 102. 941 S. Gtl c. 146 (NGL I, S. 58 = Meißner, Gtl, S. 258); ML bylov IX: 1 (NGL II, S. 274 = Meißner, ML Stadtrecht, S. 258f; Vgl. ausführlich: Max Pappenheim, St´yrimenn, S. 261 ff; Gösta Hasselberg, stadslag, S. 107 ff; gegen Karl v. Amira NOR I, S. 635, N. 9; 645f; 653, n. 4 und Schlyter in: Glossar zu MEStL, Art. farfaster (SGL, Bd. XI, S. 424).
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köarätt942 und Magnus Erikssons Stadslag943, sondern auch aus dem Seerecht der Schleswiggruppe folgt944. Dagegen ist das hanseatische Seerecht genossenschaftlich organisiert: Es kannte drei Partner: den Befrachter (vruchtman), der einen Vertrag mit dem Schiffer über den Transport seiner Waren schloß, aber mit dem Schiffsdienst nichts zu tun hatte, den Schiffer (schiphere), der Verträge mit dem/oder den Befrachtern über den Warentransport und mit der Schiffsbesatzung (schipman) den Heuervertrag über die Arbeit an Bord schloß. Diese drei Partner tauchen auch im Seerechtsabschnitt III, III von Visby Stadslag auf, es scheint also dem hanseatischen Recht insoweit nahe verwandt, doch ist eine direkte Übernahme nicht nachweisbar945. Insgesamt ist die Entwicklung von Visby Stadslag verwickelt, so dass Hasselberg drei Gruppen von Vorschriften unterscheidet: a) VStL III, III, 1–3, die eine eigenständige gutnische Entwicklung darstellen946, b) VStL III, III, 4; 13, die ziemlich wörtlich dem Bjärköarätt entnommen sind947 und c) VStL III, III, 5, 8, 10, 11, die im Kern zwar inhaltlich mit dem Bjärköarätt übereinstimmen, andererseits doch wieder voneinander abweichen. Möglicherweise stammt der Kern dieser Vorschriften aus dem Bjärköarätt, ist jedoch nach hanseatischen Vorbildern abgeändert948. Gösta Hasselberg hat vor allem die Nähe von VStL zum Bjärköarätt und zu Magnus Erikssons Stadslag betont, die er als Vorbilder ansieht. Da es aber eine Fassung des Visbyschen Seerechtsabschnittes von ca 1270 gegeben hat, muß man ebenso damit rechnen, dass das Visbysche Seerecht hanseatischen Vorbildern gefolgt ist, die das Bjärköarätt von ca 1300 aufgenommen hat949. Ein gegenseitiges Geben und Nehmen kann nicht ausgeschlossen werden950. Ähnliches gilt für das Strafrecht von Visby. Hasselberg hat die Parallelen zwischen diesem und dem schwedischen Bjärköa-Recht in ausführlichen
942 Bj 20: pr (SGL, Bd. VI, S. 126). 943 MEStL XV (SGL, Bd. XI, S. 240f). 944 Schleswig I, 59; 61; Aabenraa Skraa 41; Haderslev 34; vgl. Gösta Hasselberg, stadslag, S. 102 ff; Wilhelm Ebel, Rechtszug, in: HGBll 85 (1967), S. 1 ff; derselbe, Ostseeraum, S. 26 f. 945 Gösta Hasselberg, Art. Sjörätt, in: KLNM, Bd. XV (1970), Sp. 354 besteht darauf, dass das Seerecht von VStL grundsätzlich aus dem Bj stammt, doch scheint mir die Verwandtschaft mit den Seerechten von Hamburg und Lübeck genauso wahrscheinlich. 946 Vgl. Gösta Hasselberg, stadslag, S. 114. 947 Vgl. Gösta Hasselberg, stadslag, S. 114 f. 948 Vgl. Gösta Hasselberg, stadslag, S. 134, mit Fn. 40. 949 Möglicherweise über Visby, vgl. Wilhelm Ebel, Ostseeraum, S. 25; Åke Holmbäck, in: SLL, Bd. V, S. CVI ff. 950 Vgl. Bernhard Rehfeldt, Bespr. Hasselberg, in: HGBll, Jg. 72 (1954), S. 131 ff (132).
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Tabellen herausgearbeitet951, so dass eine Verbindung zwischen beiden sicher ist. Die nordischen Züge des Strafrechts von Visby können auch auf gutnischem Einfluß beruhen. Soweit Visbys Stadtrecht von Gutalagen abweicht, kommen für die Handelsmetropole Visby Einflüsse aus dem hanseatischen Bereich (Hamburg, Lübeck), aber auch kirchliche und staatliche (vom schwedischen König unterstützte) Einflüsse in Frage. Die Todesstrafe für Bigamie952 weist eine erstaunliche Ähnlichkeit zu hanseatischen Regeln953 auf, beruht jedoch letztlich auf kirchlichen Vorstellungen. Lizzi Carlsson hat nachgewiesen, dass bei der Eheschließung in Visby die katholische Trauung – wie im ganzen übrigen Bistum Linköping – vorgeschrieben war. Auch das Anrecht der Gatten am Gesamtgut geht auf deutsche Vorbilder zurück954. Die Luxusverbote bei Hochzeits- und Totenfeiern in Visby stadslag955 haben zwar Parallelen in Gotlandslagen956, in MELL957 und in MEStL958, sie finden sich aber auch in allen deutschen Stadtrechten, so dass eine Übernahme wahrscheinlich ist. c) Kirchlicher Einfluß Kirchlicher Einfluß hat die öffentliche Anklage bei Ehebruch und die gleiche Bestrafung von Mann und Frau wegen dieses Deliktes eingeführt959. Der Kirche verdankt sich weiter die Todesstrafe für falsches Zeugnis960, ebenso die Geltung des Talionsprinzips. Dieses stammt aus dem mosaischen Recht961, eröffnete in gewissem Umfang die Rache und schränkte sie zugleich ein. Auch das Waffenverbot962 beruht auf kirchlichem Friedenswirken und zugleich auf der staatlichen Friedensgesetzgebung. Gefängnisstrafe wird vielfältig als subsidiäre Strafe angedroht963; sie trat als SchuldVgl. Gösta Hasselberg, stadslag, S. 146f; 149. Zum Bigamieverbot vgl. VStL II, 15 (SGL, Bd. VIII, S. 87f). Vgl. HR I, Nr. 7; 9, 1260/65; vgl. Hasselberg, stadslag, S. 339 ff) Vgl. Lizzie Carlsson, in: SHT, årg. 81 (1961), S. 259 – 282 (281). VStL IV: I: 6, 10; 12. pr; 13; 14; 17 (SGL, Bd. VIII, S. 149; 151–153). Vgl. GtL c. 24; 65: 2, 3 (SGL, Bd. VII, S. 59–61; 92); s. a. oben, S. 510. Vgl. MELL, Gb, c. 8 (SGL, Bd. X, S. 58–61); KrLL, Gb, c. 8 (SGL, Bd. XII, S. 64 ff) MEStL, Gb, c. 7 (SGL, Bd. XI, S. 58–61). Vgl. Gösta Hasselberg, stadslag, S. 332 ff. Zur Strafe für falsches Zeugnis s. VStL II, 28: 2 (SGL, Bd. VIII, S. 94); vgl. Wilhelm Eduard Wilda, S. 978f; Gösta Hasselberg, stadslag, S. 347 f. 961 Zur Talion vgl. 2. Mos. 21, 23–25; 3. Mos. 24, 19–22; 5. Mos. 19, 21, vgl. His, Bd. I, S. 371f; Ekkehard Kaufmann, Art. Talion, in: HRG, Bd. V (1991), Sp. 113–118. 962 Waffenverbot in VStL I, 32 (eine Ausnahme dazu in VStL I, 36: 2, [SGL, Bd. VIII, S. 46f; 51]); vgl. Gösta Hasselberg, S. 159 ff (167). 963 Zur Gefängnistrafe s. VStL, I, 16 (SGL, Bd. VIII, S. 34–37). 951 952 953 954 955 956 957 958 959 960
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haft (van scult) bei Zahlungsunfähigkeit und als subsidiäre Strafe (van bröke) auf, wenn der Schuldner eine Buße an die Stadt oder den Vogt schuldig blieb. Sie findet sich bereits in den Stadtrechten von Hamburg und Lübeck964, doch scheint sie von dort nicht schlicht übernommen, sondern in Visby weiterentwickelt worden zu sein965. Insgesamt lassen sich also verschiedene Einflüsse bei einzelnen Rechtsinstituten feststellen, die einen überragenden Einfluß des Bjärköarättes und von Magnus Erissons Stadtrecht zwar nicht ausschließen, aber doch relativieren, weil die Wahrscheinlichkeit gegenseitigen Gebens und Nehmens zwischen dem Handelszentrum Visby, der Hanse, der Kirche und dem schwedischen Festland größer ist als eine einseitige Einflußnahme dieser beiden Rechte. d) Visbyer Recht in Riga Visby hat aber nicht nur Rechtsinstitute aus den Heimatländern der in seinen Mauern tätigen Kaufleute übernommen, sondern auch sein Recht an die Handelspartner weitergegeben. Hier ist zunächst Riga zu nennen. Albert, seit 1199 Bischof von Livland, gründete die Stadt 1201966. Sie war nicht nur ein Standort für den Rußlandhandel, sondern auch dazu bestimmt, Stützpunkt für die Christianisierung zu sein. Aus einer Urkunde Wilhelms von Sabina von 1225 geht hervor, dass Bischof Albert der jungen Stadt das ius Gotorum verlieh967. Eine Urkunde von 1238 sagt, die Bürger von Riga hätten bisher secundum iura Gotlandiae gelebt968. Was ist darunter zu verstehen? Gemeint sein kann das gutnische Recht, oder dieses in der Fassung, die es in Visby erhalten hat, oder gar die Visbyschen Privilegien, die hier auf Riga übertragen wurden969. Das Rigische Stadtrecht ist in vier Versionen bekannt: Während Riga A in lateinischer Fassung auf einer Übertragung nach Reval beruht und von etwa 1220 stammt, hat Riga B (1294) eine Reihe von hamburgischen Vorschriften aus dessen Stadtrecht von 1270 964 Zur Schuldhaft vgl. Johann Martin Lappenberg, Hamburgisches Stadtrecht v. 1270: IX: 2; XI: 2; v. 1292: M 23. L. 2; Johann Friedrich Hach, Lübisches Recht, II, 12. 140; 202; 221; Karl v.Amira, NOR I, S. 156 ff. 965 Vgl. Gösta Hasselberg, stadslag, S. 260 ff (268). 966 Vgl. Friedrich Georg v. Bunge, Riga; August v. Bulmerrincq, Ursprung; Fritz Rörig, Reichssymbolik auf Gotland, S. 51f; vgl. Heinz v. zur Mühlen, Art. Riga, Stadt, in: LexMA, Bd. VII, Sp. 844 ff. 967 HansUB I, Nr. 194 = LECUB, Bd. I, Nr. 75, Dez. 1225, wo von jus Gotorum die Rede ist; vgl. Gösta Hasselberg, stadslag, S. 46. 968 LECUB, Bd. I, Nr. 155 (1238); vgl. Gösta Hasselberg, stadslag, S. 46; Norbert Angermann, Art. Rigisches Recht, in: Lex MA, Bd. VII (1999), Sp. 846 f. 969 Vgl. Hugo Yrwing, Gotland, S. 171 ff; 184. Eine Ausgabe von LECUB bietet Napiersky (1876).
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aufgenommen, die sich in Riga C (1290er Jahre) noch vermehrt haben. Erst Riga D (die „umgearbeiteten Statuten“ um 1300) bieten eine Neuredaktion, die zwar hamburgisches Recht beibehät. es aber teilweise durch Vorschriften aus aus Redaktion C ersetzt. Diese Fassung hat bis 1673 gegolten970. e) Visbyer Recht in Novgorod Die hanseatischen Handelsbeziehungen nach Osten reichten bis Novgorod971, dem Zentrum des Handels nach Rußland und weiter über die Wasserwege der Wolga bis zum kaspischen und des Dnjepr bis zum schwarzen Meer. Die Gotländer unterhielten in Novgorod als Handelsniederlassung den Gotenhof972, die Hanseaten seit der Mitte des 12. Jahrhunderts das Handelskontor St. Peter973. Die Rechtsbeziehungen beider Kaufmannsgruppen regelten zunächst Verträge mit dem Fürsten von Novgorod974 und mit dem Fürsten von Smolensk975. Die Verbindung zwischen VStL und dem Recht von Novgorod liegt jedoch nicht in diesen Verträgen, sondern in den Novgoroder Satzungen, der Novgoroder Skra976. Sie sind in sieben Fassungen überliefert, von denen aber hier nur die Fassungen I bis III interessieren. Wolfgang Schlüter hat sie 1911 kommentierend herausgegeben, auch Ferdinand Frensdorff hat sie interpretiert977. Die Skra I scheint keine Vorbilder zu haben, zeigt aber skandinavische Züge978. Die drei Fassungen 970 Vgl. Heinrich Reincke, hamb. Stadtr. S. 29f; Gustav Korlén, Texte, S. 203f; Gösta Hasselberg, stadslag, S. 47f; derselbe, Art. Visby stadslag, in: KLNM Bd. XX (1976). Sp. 164–168 (167); Norbert Angermann, Art. Rigisches Recht, in: Lex MA, Bd. VII (1999), Sp. 846 f. 971 Vgl. Andrzej Poppe, Art. Novgorod, in: LexMA, Bd. VI (1999), Sp. 1306–1311; Sebastian Brather, Art. Nowgorod in: RGA2, Bd. 21 (2002), S. 440–448 m. drei Karten. 972 Vgl. Hugo Weczerka, Handelswege, S. 16. 973 Vgl. dazu jetzt: Birte Schubert, Handelskontor, S. 79–95. 974 Es sind die Verträge von 1189/99 (s. Rydberg, ST, Bd. I, Nr. 52, S. 106 ff; zur Datierung vgl.: Elena Aleksandrovna Rybina, S. 125–128), von 1259 (Goetz, Handelsverträge S. 72–90) und von 1268/69 (s. Rydberg, ST, Bd. I, Nr. 118, S. 229–241 (1270) = DS, Bd. II, Nr. 1712 (dort auf 1269 datiert) vgl. unten 6. Kapitel, B II, 4, S. 639; und Rydberg, ST, Bd. I, Nr. 111, S. 219 ff (1262); Leopold Karl Goetz, Handelsverträge, S. 14 ff; derselbe, Handelsgeschichte, S 447 ff; vgl. Harald Witthöft, Smolensker Vertrag, S. 177–201. Ein Ausgrabungsplan von Novgorod bei Rolf Hammel-Kiesow, Novgorod, S. 32. 975 Vertrag von 1229 (s. Rydberg, ST, Bd. I, Nr. 77, S. 146–175 und Nr. 87, S. 181 – 186; vgl. Leopold Karl Goetz, Handelsverträge, S. 231 ff; u. unten 7. Kapitel, E, S. 683. 976 Das Wort Skra kommt bereits in GL 20:14 (SGL, Bd. VII, S. 51) vor; es bedeutet ‚Schrift‘ oder ‚geschriebene Tafel‘, vgl. Schlyter, SGL, Bd. VII, Art. Skra, S. 295. 977 Vgl. Wolfgang Schlüter, sieben Fassungen; Ferdinand Frensdorff, Novgorod I, II (1886/87) 978 Das Fragment der Skra I in Wolfenbüttel zeigt außerdem VStL und scheint der Handschrift nach von ca 1270 zu stammen, sein Inhalt gehört jedoch bereits der
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der Skra II stimmen weitgehend überein, so dass sie auf einer gemeinsamen Vorlage beruhen. Während aber die Handschriften L und K der Skra II in § 60 als Oberhof Lübeck nennen979, hat die Handschrift R an dieser Stelle eine Rasur980. Hier zeigt sich bereits der Wettstreit zwischen Lübeck und Visby aus den 1290er Jahren um den Einfluß auf Novgoroder Recht, der in der Skra II Lübeck begünstigt981. Dieser Vorrang lübischen Rechts wird auch im Vergleich von Skra I, § 5 und Skra II, § 5 deutlich: Beide handeln von Meuterei, während aber der Beweis in Skra I durch zwölf Eidhelfer geführt wird, ordnet die Skra II den moderneren Beweis durch zwei Zeugen an. Dieser deutliche Einfluß lübischen Rechts wird aber in der Skra III zurückgedrängt: Skra III, § 68 läßt als Berufung sowohl den Oberhof in Lübeck als den in Visby zu; der Überschuß des Hofes St. Peter soll nach Skra III, § 69 umschichtig in jedem zweiten Jahr nach Visby bzw. nach Lübeck fließen. Dies zeigt, dass der Verfasser der Redaktion Skra III den Einfluß Lübecks zu Gunsten des visbyschen Rechts zurückzudrängen sucht982. Diese Tendenz hat Hasselberg durch eine eingehende Untersuchung erhärtet983, so dass man davon ausgehen kann, dass die Skra III den lübischen Einfluß zugunsten Visbys vermindert hat. Damit gewinnt aber die Skra III, die auf etwa 1325 anzusetzen ist, Bedeutung als Quelle für VStL, dessen Entstehung wir auf die Zeit nach 1340 gelegt hatten984. f) Ergänzungen (1) Das sog. Seerecht von Visby985 ist eine Zusammenstellung des spätmittelalterlichen europäischen Seerechts in 72 Artikeln, dem Gottfrid af Ghemen in seinem Druck, Kopenhagen 1505, irrtümlich den Namen Wis-
979 980 981
982 983 984 985
Mitte des 13. Jahrhunderts an, vgl. Wolfgang Schlüter, sieben Fassg. S. 8; Gösta Hasselberg, stadslag, S. 51 f. Der Oberhof für Novgorod wurde bereits in 1290er Jahren von Visby nach Lübeck verlegt, vgl. Leopold Karl Goetz, Handelsgeschichte, S. 54 ff; vgl. Hugo Weczerka, Handelswege, S. 22. Vgl. Wolfgang Schlüter, sieben Fassg. S. 13; Gösta Hasselberg, stadslag, S. 52 f. Vgl. Ferdinand Frensdorff, Novgorod I, S. 11f; Gösta Hasselberg, stadslag, S. 53 ff; derselbe, Art. Visby stadslag in: KLNM, Bd. XX, Sp. 166 weist darauf hin, dass 27 Hansestädte 1297 Lübeck als Oberhof unterstützten, während Riga für Visby stimmte; Wilhelm Ebel, Ostseeraum, S. 23. Vgl. Ferdinand Frensdorff, Novgorod II, S. 13; Gösta Hasselberg, stadslag, S. 56. Endgültig hat Lübeck als Oberhof über Visby erst 1371 gesiegt, nachdem Waldemar Atterdag im Jahre 1361 die Insel erobert hatte, vgl. Wilhelm Ebel, Ostseeraum, S. 23. Vgl. Gösta Hasselberg, stadslag, cap. 10, Detaljanalys, S. 59–73. Vgl. Ferdinand Frensdorff, Novgorod II, S. 28; Wolfgang Schlüter, sieben Fassg. S. 21 Gösta Hasselberg, S. 57 f. Visby Sjörätt, Druck Schlyter in SGL, Bd. VII, S. 183–466.
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bysches Seerecht (oder Gotländisches Waterrecht) gab986. Seine Quellen sind die „Vonnesse von Damme“ aus dem 14. Jahrhundert (eine Übersetzung der Rôles d’Oléron), die „Ordinantie und Satzung, die die Kaufleute und Schiffer miteinander halten“ (zweite Hälfte des 14. Jahrhunderts) aus den Niederlanden und Lübisches Recht, von dem acht Artikel des lübischen Stadtrechts von 1294 in das Visbysche Seerecht gelangt sind987. Das Visbysche Seerecht liegt zeitlich außerhalb unserer Darstellung. Schweden erließ erst 1667 ein neues Seegesetz, dessen Quellen und Vorarbeiten Åke Holmbäck dargestellt hat988. (2) Eine Privilegiensammlung. Den Text von Visby Stadslag druckt Schlyter nach der Hs. B 67 in der königlichen Bibliothek in Stockholm und nennt sie Handschrift A. Sie stammt aus der Mitte des 16. Jahrhunderts. Ihr folgt in Schlyters Ausgabe989 – von späterer Hand geschrieben – eine Sammlung von Privilegien für Visby in dänischer Sprache (bei Schlyter: Hs. B)990. Eine Abschrift dieser Sammlung aus der Mitte des 17. Jahrhunderts ist ebenfalls dänisch geschrieben, doch gibt es eine deutsche Übersetzung991. Die Privilegien behandeln das Verhalten der Kaufleute in Visby, insbesondere wird der Handel in der Stadt näher geregelt. Der freie Handel mit den gotländischen Bauern im Umkreis von vier Meilen um die Stadt ist verboten992. Auch wird dafür gesorgt, dass ausländische Kaufleute nur selten in der Stadt überwintern: Fremde Kaufleute, die winters in Visby Handel treiben wollten, mußten dem Stadtrat acht Mark Gotländisch zahlen993.
986 Den Kopenhagener Druck von Visby Sörätt (auf Plattdeutsch) 1505 beschreibt Schlyter in SGL, Bd. VIII, S. XVII; zum Einfluß von Bj auf VStL vgl. Gösta Hasselberg, stadslag, S. 120 ff; derselbe, Art. Sjörätt, in: KLNM, Bd. XV (1970), Sp. 355; Götz Landwehr, Seerechte, in: Kjell Åke Modéer, sjölag, S. 89f; derselbe, Art. Seerecht, in: HRG1, Bd IV (1989), Sp. 1596–1614 (1600 ff); derselbe, Art. Transportrecht, in: RGA2 Bd. 31 (2006), S. 136–139. 987 Vgl. näher: Götz Landwehr, Seerechte, S. 89 f. 988 1667 års sjölag ist gedruckt im „Justitieverket“ Johan Schmedemans von 1706, Del I, S. 478 – 539; vgl. dazu Kjell Åke Modéer (Red.), 1667 års sjölag, 1981 und die dortigen Arbeiten über europäisches Seerecht der Neuzeit. Die Quellen und Vorarbeiten zum schwedischen Seegesetz von 1667 bei Åke Holmbäck, sjörätt (1926), S. 4 ff. 989 VStL, Appendix (SGL, Bd. VIII, S. 172 – 182); vgl. Amira/Eckhardt, I, S. 108, die diese Sammlung – ohne Begründung – ins 15. Jahrhundert verlegen. 990 Schlyter druckt sie nach der Hs. B 67 in der königlichen Bibliothek in Stockholm, die er in VStL, S. X f beschreibt. 991 Aufbewahrt im schwedischen Reichsarchiv, bei Schlyter, SGL, Bd. VIII, S. XI f, Nr. 3. 992 VStL, Appendix c. 6 (SGL, Bd. VIII, S. 174). 993 VStL, Appendix c. 34, der deutsche Text hat: sechs Mark (SGL, Bd. VIII, S. 182).
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D. Um Styrilse Konunga och Höfdinga I. Verhältnis zur Konungsskuggsjá Wir hatten bereits früher gesagt, daß die europäische Tradition der Fürstenspiegel994 auch in Skandinavien zu beobachten ist und dafür auf die Konungs Skuggsjá (nach ca 1250) hingewiesen995. Eine Verbindung zwischen Norwegen und Schweden stellte nicht nur die Königstochter Ingeborg dar, die Mutter des schwedischen Königs Magnus Eriksson (geb. 1316), der als Kind von drei Jahren 1319 die norwegische Krone erbte und noch im gleichen Jahre zum schwedischen König gewählt wurde, sondern auch der schwedische Fürstenspiegel Um styrilse Konunga och Höfdinga (das Regiment des Königs und der Hauptleute), denn von der norwegischen Konungs Skuggsjá ist ein lateinischer Auszug überliefert, der gefertigt wurde für Ingiburga filia regis Norwegiæ996, aller Wahrscheinlichkeit nach der Tochter des norwegischen Königs Hakon V. (1299–1319), die von 1301 bis 1361 lebte.
II. Überlieferung und Datierung Die konungastyrilse ist nur recht dürftig überliefert: Eine mittelalterliche Handschrift ist unbekannt. Lennart Moberg hat 1964 die Ausgabe des Johannes Bureus von 1634 neu gedruckt997. Sie fußt auf einer heute verlorenen Handschrift von ca 1450 ( ? )998. Später sind noch vier Seiten einer an-
994 Vgl. dazu ausführlich: Wilhelm Berges, Fürstenspiegel (1938). 995 Vgl. oben 1. Kapitel, VI, 2, S. 150 f. und VI, 7, S. 157 f. 996 Druck: Gustav Storm, kongespeilet, in: ANF, Bd. I (1883), S. 110–112; er enthält jedoch nur geographische Angaben, die sich der styrilse nicht wiederfinden; vgl. Anne Holtsmark, Art. Kongespeilliteratur, in: KLNM, Bd. IX (1964), Sp. 66; Ludvig HolmOlsen, litteratur, S. 171; Gösta Åqvist, Kungen, S. 166 f. 997 En nyttigh Bok om Konunga styrilse och höfdinga (Samlingar utgivna av Svenska Fornskrift-Sällskapet, Bd. 69, 1), Uppsala 1964. 998 Näher dazu: Lennart Moberg, undersökning, S. 17 ff; vgl. Anne Holtsmark, Art. Kongespeillitteratur, in: KLNM, Bd. IX (1964), Sp. 67.
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deren Handschrift gefunden worden, das Vadstena-Fragment, heute in der königlichen Bibliothek in Stockholm999. Da keine mittelalterliche Handschrift überliefert ist, kann die konungstyrilse nur mittelbar datiert werden. Einigkeit herrscht insoweit, als man sie ins 14. Jahrhundert setzt, also etwa hundert Jahre nach der Konungsskuggsjá1000, doch hatte Söderwall1001 gemeint, sie sei erst nach der Mitte dieses Jahrhunderts entstanden, während andere Verfasser sie der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts zuordnen und sie in die 1340er Jahre setzen1002. Dann kann sie den Söhnen Magnus Erikssons, Erik und Hákan, als Lehrbuch gedient haben1003. Wegen der dürftigen Quellenlage ist auch darüber gerätselt worden, wer Konungastyrelse verfaßt hat. Wilhelm Berges schlägt Torgils Knutsson vor1004, während Henrik Schück Filip Ragvaldi (PukeGeschlecht) benennt1005, der 1330/31 Kanzler Magnus Erikssons, Dekan in Linköping und sein Erzieher war. Dann wäre sie jedoch ein Lehrbuch für Magnus Eriksson selbst gewesen. Kristin Drar meint jedoch, Verfassser sei der Beichtvater der heiligen Birgitta, Magister Matthias Övidsson gewesen, der ebenfalls ein gelehrter Kleriker und Verfasser mehrerer theologischer Werke gewesen ist1006. Lennart Moberg bleibt letztlich unentschieden1007. Der Verfasser der styrilse zeigt jedenfalls hohe geistliche Bildung, seine Sprache kommt jedoch der nahe, in welcher die Landschaftsrechte und Reimchroniken abgefaßt sind. Es ist darüber nachgedacht worden, ob der Verfasser der styrilse zugleich auch das Wahlstatut Magnus Erikssons ver999 Das Vadstena-Fragment trägt in der kgl. Bibliothek die Signatur Cod. Holm. B 219; vgl. dazu: Lennart Moberg, undersökning, S. 42–48; über das Verhältnis des Druckes und des Fragments zueinander, ebda S. 48–55. 1000 Henrik Schück, konungastyrelse (1908), S. 45 ff. 1001 Knut Fredrik Söderwall, konungastyrelsen, S. 39 ff (51), m. weit. Nachweisen. 1002 Vgl. Wilhelm Berges (1938), S. 327: 1335–1350; Lennart Moberg, statskonst, in: Saga och Sed 1983, S. 21–31; derselbe, undersökning, S. 56; 107: erste Hälfte des 14. Jhs.; zuletzt: Gösta Åqvist, konung (1989), S. 168. 1003 Erik XII Magnusson, (geb. 1339, † 1359), wurde nach der Reichsteilung von 1357 (s. dazu unten S. 576, Fn. 1315) Mitregent seines Vaters Magnus Eriksson in Schweden; Hákon Magnusson, geb. 1340, wurde 1343 als Hákon VI. König von Norwegen und dort Mitregent seines Vaters Magnus Eriksson, er starb als König von Norwegen 1364; vgl. Anne Holtsmark, Art. Kongespeillitteratur, in: KLNM, Bd. IX (1964), Sp. 67. 1004 Wilhelm Berges, S. 327. 1005 Henrik Schück, konungastyrelse (1908), S. 45 ff; vgl. über Philip Ragvaldsson: Jarl Gallén, in: SBL, Bd. 16 (1964/66), S. 23 f. 1006 Vgl. Kristin Drar, herravälde (1980); Lennart Moberg, undersökning (1984), S. 14; vgl. Anders Piltz, Art. Mathias Ouidi (Övidsson), in: SBL, Bd. 25 (1985/87), S. 248–251 (248). 1007 Vgl. Lennart Moberg, undersökning, S. 219–228 (228).
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faßt hat1008. Lennart Moberg hat das verneint1009. Ohne sich zur Verfasserfrage zu äußern, hat Per-Axel Wiktorsson festgestellt, daß die Handschrift B im Jahre 1335 (nach Abschluß von Magnus Erikssons Eriksgata?) in Ärnäs entstanden ist1010. Deshalb darf man annehmen, daß die styyrilse erheblichen Einfluß auf den Inhalt von MELL und später auf KrLL gehabt hat. Gösta Åqvist hat die Parallelen zwischen ihnen in einer Tabelle aufgelistet1011.
III. Zweck und Inhalt Die Konungastyrelse ist ein Lehrbuch für einen zukünftigen König in Staatskunst und guten Sitten1012. Eingeteilt ist sie in vier Abschnitte (balkar): 1. Warum ein Volk einen König haben soll und wem es zukommt, ein rechter König zu sein; 2. Wie ein König oder Hauptmann sich selbst und sein Volk mit Zucht und Ehre regieren soll; 3. wie er sein Volk und seine Herrschaft ohne Last und Tadel regieren soll; 4. wie er Land und Leute regieren soll, sich zu Lob und Ehre, dem Volk zu Frieden, Freiheit und innerer Eintracht1013. Einen geographischen oder naturgeschichtlichen Abschnitt enthält die styyrilse nicht. Wie die konungsskuggsjá nutzt die styrilse (vor allem in den Büchern zwei bis vier) die Fürstenspiegel des Kontinents, insbesondere das Buch de regimine principum des Aegidius Colonna (Romanus), das dieser ca 1277/79 für Philipp den Schönen als Kronprinz von Frankreich verfaßt hatte1014. Damit übernimmt er die Staatslehre des Augustinus’ aus De civitate dei und des Aristoteles aus Politica et Ethica, aber auch die Lehren des Thomas von Aquino1015 aus de regimine principum [1265/66]. Auch zitiert der Verfasser aus
1008 Dieses Wahlstatut ist abgedruckt in SGL, Bd. IV (SdmL), als Additamentum 1, S. 184–190; Per-Axel Wiktorsson, B-Handskrift, S. 46 datiert sie nach Abschluß von Magnus Erikssons Eriksagata (Februar 1335), aber vor der Fertigkstellung der Hs. B von SdmL, später im Jahr 1335. 1009 Vgl. Lennart Moberg, undersökning, S. 138–142; vgl. Gösta Åqvist, kungen, S. 167 f. 1010 Vgl. Per-Axel Wiktorsson, B-handskrift, S. 46; 53 ff, unter Hinweis auf DS, Bd. IV, Nr. 3130 und 3131 vom 5. April 1335, S. 432f; vgl. Strauch, Art. Södermannalag, in: RGA2, Bd. 29 (2005), S. 188; Gösta Åqvist, kungen, S. 167 f. 1011 Vgl. Gösta Åqvist, kungen, S. 169. 1012 Vgl. Lennart Moberg, statskonst, in: Saga och Sed 1983, S. 21–31. 1013 Text bei Lennart Moberg, styrilse, S. 1; vgl. Anne Holtsmark, Art. Kongespeillitteratur, in: KLNM, Bd. IX (1964), Sp. 66. 1014 Vgl. Wilhelm Berges, S. 320. 1015 Vgl. Lennart Moberg, undersökning, S. 87; Gösta Åqvist, kungen, S. 169.
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dem Werk des Pseudo-Cyprianus [ca 200–258], De XII abusivis saeculi1016, ferner die Bibel, Cicero und römisches Recht. Das spricht dafür, daß er auch die Konungsskuggsjá als Quelle benutzt hat1017. Das Ideal des Königs ist der miles christianus, der christliche Streiter. Er ist ‚Gesalbter des Herrn‘, mehr als ein Mensch, aber weniger als Gott, für sein Volk ist er verantwortlich und soll ihm ein Vorbild sein. In sein Amt gelangt er nach der styrilse kraft Erbes, obwohl sich in Schweden damals bereits das Wahlrecht durchgesetzt hatte. Im vierten Abschnitt behandelt das vierte Kapitel den König als Richter. Dort steht der Satz1018: „Ok ty six kunungur wara liwande Lagh“ (Und deshalb siehst Du, daß der König das lebende Gesetz ist). Dies ist ein Zitat aus Engelbert von Admonts de regimine principum1019. Als Ratgeber soll der König die ersten und weisesten Männer seines Landes wählen. Diese Forderung entnimmt der Verfasser der styrilse dem Spiegel des Aegidius Romanus, der sich seinerseits auf des Aristoteles Ethik beruft1020. Bei den Beratungen des Reichsrates sollen fünf Grundsätze beachtet werden1021, von denen der fünfte lautet, man solle dem Land und Volk gerechte Gesetze geben1022. Der König soll vor allem gerecht handeln, und zwar sowohl in seiner Rechtsprechung, aber auch in Verhalten zu seinen Mitmenschen1023. Da er nicht überall richten kann, soll er in den Landschaften gerechte Männer zu laghmän eller lanzdomara (Rechtsprechern oder Landesrichtern)1024 und in 1016 Ed. Siegmund Hellmann (1909); vgl. Robert Geete, styrilse, S. 49 ff; Anne Holtsmark, Art. Kongespeillitteratur, in: KLNM, Bd. IX (1964), Sp. 67. 1017 Gösta Åqvist, kungen, S. 171. 1018 Johannes Bureus, Ausgabe Lennart Moberg, S. 68. 1019 Engelbert Admontensis, sagt im prooemium von de regimine principum: „Rex vero est lex animata, quia praecepto et correctione movet ad ipsius observantiam et declarando et interpretando dat sensum legi, et determinat particularia et emergentia et incerta circa intellectum et usum ipsius ad recte vivendum et faciendum secundum legem“; zit. nach Knut Frederik Söderwall, studier, S. 26, m. Fn. 76. 1020 Styrilse, IV: 5, S. 70, stammt aus Aegidius Romanus III, II, 17, der sich auf Aristoteles, Ethik 3: 3 beruft, vgl. Knut Frederik Söderwall, studier, S. 26, m. Fn. 82. 1021 Styrilse, S. 73–75; vgl. Knut Frederik Söderwall, studier, S. 27. 1022 Dies ist entnommen aus Aegidius Romanus, III, II, 19, der sich auf Aristoteles, Rhetorik beruft, zitiert bei Knut Frederik Söderwall, studier, S. 27, mit Fn. 87. 1023 So: styrilse, S. 31, wo Knut Frederik Söderwall, studier, S. 9; 31 auf des Aristoteles’ justitia legalis et aequalis hinweist; entnommen aus Aegidius Romanus, I, II, 10. 1024 So: styrilse, S. 68f; hierher gehören die Vorschriften der Landschaftsrechte über die Wahl der laghmän (VGL I, Rb 3: pr; VGL II, Rb 3 (wonach die Bauern ihn wählen); HL, Tgb 1: pr (wonach des Königs Amtmänner zwölf Mann benennen, die ihn wählen); MELL, Tgb 3 (wonach das Landsthing einen Ausschuß von sechs Hofleuten und sechs Bauern wählen soll, die drei Kandidaten wählen, aus denen der König einen zum Rechtsprecher ernennt; vgl. Knut Frederik Söderwall, studier, S. 24 f.
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den Harden Hauptleute1025 einsetzen. Sie sollen ihr Richteramt gerecht ausüben. So dürfen sie das Gut ihrer Mitmenschen nicht unrechtmäßig in Anspruch nehmen, denn das sei Diebstahl1026. Anders als in der konungsskuggsjá, wo als Grundlage des königlichen Richtens die vier Töchter Gottes, nämlich sanning, fredssämja, rättvisa und miskund (Wahrheit, Friedfertigkeit, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit) genannt sind1027, weist die konungastyrilse auf die Gefahren hin, die einen gerechten Richterspruch bedrohen1028: „Et är rædde, annat peninga wild/ winskaper ok frändsämi“ (eine ist Furcht, die anderen Geldgier, Freundschaft und Verwandtschaft)1029. Daß der König bei Streifällen in erster Linie den wahren Sachverhalt ermitteln soll, findet sich in MELL und in KrLL1030. In beiden Gesetzen folgt der Satz „oc laghman æghær lagh skilia“ (der Rechtsprecher soll das Gesetz anwenden. Dabei ist allerdings nicht ausgeschlossen, daß der König das Gesetz anders auslegt oder Neues hinzufügt, da er – wie gesagt – das ‚lebende Gesetz‘ ist, also über dem Gesetz steht1031.
1025 Die Wahl der hövdinge ist gleichlautend geregelt in UL, Tgb 1: pr; SdmL, Tgb 1; VmL, Tgb 1: Der königliche Lensman soll auf dem Thing einen Zwölferausschuß bilden, der einen Zweiervorschlag wählt, aus dem der König einen zum Hardenhauptmann ernennt. Nach MELL, Tgb, 2 beruft der laghman den Zwölferausschuß ein (dem er als dreizenter angehört), der wählt einen Dreiervorschlag, aus dem der König einen zum Hardenhauptmann ernennt. 1026 Dies ist eine Anleihe beim römischen Recht, nämlich Inst. 4. 1. 6, vgl. Knut Frederik Söderwall, studier, S. 27, m. Fn. 88. 1027 Konungsskuggsjá, c. XLV, Meißner, S. 168, mit Fn. 216 = Alf Hellevik, S. 124 ff. Sie kehren wieder in ML landslag IV: 17 (NGL, Bd. II, S. 62 = Meißner, Landrecht, S. 120); vgl. Gösta Åqvist, kungen, S. 171. 1028 Johannes Bureus, Ausgabe Lennart Moberg, S. 69. 1029 Dabei schöpft der Verfasser der styrilse aus Psalm 25: 10, Jesaja c. 33: 15f und Grat. C. 11. 3, 72; 78–80; 83 (Friedberg I, Sp. 663; 665f); dieselbe Warnung findet sich in den Richterregeln (SGL, Bd. I, S. 292–294: „vm domara“, die der Vidhemspriester um 1325 in VGL IV: 12 aufgezeichnet hat [hier: SGL. Bd. I, S. 293]). 1030 MELL Tgb, c. 38 (SGL, Bd. X, S. 237); KrLL, Tgb, c. 41: 1 (SGL, Bd. XI, S. 263). 1031 Vgl. Gösta Åqvist, kungen, S. 171, der allerdings dort die Frage, ob der König das Gesetz ändern könne, nicht entscheidet.
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E. Landrechte I. Magnus Erikssons Landslag (MELL) 1. Einfluß des Königtums auf das Recht Das allgemeine schwedische Landrecht ist erst verhältnismäßig spät mit dem Namen des Königs Magnus Eriksson (1319–1364)1032 verbunden worden. Ursprünglich trug es nicht einmal den Namen Landrecht. Dieser König wurde 1316 geboren, erbte mit drei Jahren nach dem Tode seines Großvaters Hakon V. am 8. Mai 1319 die norwegische Krone und wurde am 8. Juli 1319 zum schwedischen König gewählt1033. Bis zu seiner Mündigkeit, die nach damaligem Recht mit fünfzehn Jahren eintrat1034, herrschte in Schweden eine Vormundschaftsregierung. Im Laufe des 13. Jahrhunderts waren in den schwedischen Landschaftsrechten bedeutsame Änderunge eingetreten: Birger Jarl (1248–1266) und sein Sohn Magnus Ladulås (1275–1290) hatten durch ihre Friedensgesetzgebung das Strafrecht verschärft, Birger Jarl hatte im Anschluß an das vierte Laterankonzil die Eisenprobe abgeschafft und ein neues Erbrecht eingeführt, Magnus Ladulås hatte die Gewaltgastung verboten und dafür gesorgt, dass Reisende das Lebensnotwendige unterwegs kaufen konnten. Vor allem aber waren die einzelnen Landschaftsrechte schriftlich niedergelegt worden. Dabei ging man unterschiedlich vor: In Väster- und Östergötland, in Dalarna, Småland (Tiohärad) und auf Gotland ist das damals geltende Recht (vermutlich ziemlich unverändert) aufgeschrieben worden; in Oberschweden, also in Uppland, Södermanland Västmanland und in Hälsingland hat man das überkommene Recht dagegen bearbeitet und den Zeitverhältnissen angepaßt. So sind die Rechte der drei uppländischen Landschaften Tiundaland, Attundaland und Fiæprundaland zur uppländischen Lagsaga mit einheitlichem Recht (Upplandslagen) vereinigt worden. Upplandslagen (am 2. Januar 1296 vom gemeinsamen Thing der drei Volk1032 Vgl. Kjell Kumlien, Art. Magnus Eriksson, in: SBL, Bd. 24 (1982/84), S. 659–668. 1033 Vgl. Einar Carlsson, 1319, in: SHT 1937, S. 217–254; derselbe, in SHT 1940, S. 1–22. 1034 Die verbreitete Meinung, Magnus Eriksson sei 1332 mündig geworden, bestreitet Hans Jügerstad, Hovdag, S. 306 ff (310), der mit guten Gründen das Jahr 1331 nennt.
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lande angenommen und von Birger Magnusson (1290–1318) bestätigt1035), bildete wiederum die maßgebliche Quelle für Södermannalagen, Västmannalagen und Hälsingelagen. Die Vormundschaftsregierung für Magnus Eriksson hat 1327 die Neufassung von Södermannalagen bestätigt1036. In Hälsingland war der Einfluß von Upplandslagen besonders stark: Eine Urkunde vom 19. Februar 1363 nennt das hälsingische Landschaftsrecht „var uppländska lag“ (unser uppländisches Recht)1037. Västmannalagen ist ein modernisiertes und stilistisch knapp gefaßtes Upplandslag1038, das einige alte västmännische Vorschriften behalten hat. Die Vereinigung des Rechts der uppländischen Volklande und der Einfluß, den Upplandslagen auf die oberschwedischen Rechte ausgeübt hat, verdankt sich offenbar nicht dem Einigungsdrang der einzelnen Landsthinge. Das Einigungsstreben geht vielmehr auf das Königtum zurück, das für sein Herrschaftsgebiet ein möglichst einheitliches Recht einzuführen suchte. Den geringsten Erfolg hatte es beim Recht der Götalandschaften und ebenso klein war er im Verhältnis zwischen diesen und den oberschwedischen Landschaften. Insofern blieben die Landschaftsrechte individuell1039, und zwar nicht nur im Zivil-, sondern auch im Straf- und Prozeßrecht. 2. Die Gesetzeskommission Über das eigentliche Werden von Magnus Erikssons Landslag sind wir nur unzureichend und indirekt unterrichtet. Wir wissen weder, ob die Vormundschaftsregierung oder der König selbst die Kommissionsmitglieder berufen, noch, wann die Kommission zusammentrat und ihre Arbeit aufgenommen hat. Immerhin war Södermannalagen 1327 fertig geworden1040. Kjell Kumlien vermutet, daß der König die Kommission 1345 eingesetzt hat1041, doch weiß man nicht, wie weit ihre Arbeiten im Jahre 1347 gediehen 1035 Die Bestätigung steht in SGL, Bd. III, S. 1–6. Birger Magnusson war damals 16 Jahre alt; vgl. genauer oben S. 440, Fn. 345. 1036 Handschrift B von SdmL weist außerdem eine königliche Bestätigung (confirmatio) auf, welche die Vormundschaftsregierung für König Magnus Eriksson am 9. Aug. 1327 erließ, als der König elf Jahre alt war. Diese confirmatio stimmt fast wörtlich mit der Bestätigung in der Ängsö-Handschrift von Upplandslagen (UL) vom 2. Jan. 1296 überein, nur die Namen sind durch sörmländische ersetzt, vgl. oben II, 2, S. 198 f. 1037 SRP Nr. 572; vgl. H/W, landslag, S. XV. 1038 Vgl. schon oben IV, 5, S. 483 ff. 1039 Vgl. Åke Holmbäcks Zusammenstellung der Unterschiede im Zivilrecht in: H/W, Landslag, Bilaga I, S. LI–LV. 1040 Vgl. oben B,II,4, S. 467–471. 1041 Vgl. Kjell Kumlien, Art. Magnus Eriksson, in: SBL, Bd. 24 (1982/84), S. 661.
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waren. Auch über die Größe der Kommission hat es viel Streit gegeben, der bis heute nicht beendet ist1042. Sicher ist nur, dass am 8. März 1347 (am Donnerstag vor Laetare) fünf Geistliche, welche alle Bistümer Schwedens1043 (außer Skara und Åbo) repräsentierten, in Örebro der Gesetzeskommission einen schriftlichen Protest1044 überreichten, der sich gegen die Verkürzung und Änderung kirchlicher Rechte wandte, die durch die geplante Gesetzgebung drohte. Welche Punkte die Kirche im einzelnen beanstandet hat, ist nicht überliefert. Diese Urkunde ist die einzig sichere Nachricht über die Kommission, nennt aber nur drei Mitglieder, die aus Västergötland, Värmland und Småland stammten, dagegen scheinen die größeren und bedeutenderen Landschaften Östergötland und Uppland in der Kommission nicht vertreten, auch kamen aus Götaland nur zwei, aus Oberschweden nur ein Mann. Da bei der Ausarbeitung von Upplandslagen und Södermannalagen die Kommissionen aus zwölf bis fünfzehn Mitgliedern bestanden hatten, ist zu vermuten, dass die Landrechtskommission größer war als die Geistlichen in ihrem Protestbrief angegeben haben. Weitere urkundliche Nachrichten fehlen, immerhin läßt sich folgendes sagen: Die Auswahl der Mitglieder scheint sich nach ihren Rechtskenntnissen gerichtet zu haben: Der im Protest genannte Ulf Abjörnsson (Sparre af Tofta) war nicht nur Mitglied des königlichen Rates1045, sondern hatte auch bereits der Kommission angehört, die Södermannalagen 1325/27 umgearbeitet hatte1046, war also in der Gesetzgebungsarbeit erfahren. Er 1042 Vgl. Sigrid Sjöberg, S. 12–54 (§ 5, S. 44 ff). 1043 Also die Bistümer Uppsala, Linköping, Strängnäs, Västerås und Växjö, vgl. Göran Inger, Visitation, S. 201. 1044 Protest vom 8. März 1347, Druck in DS, Bd V, Nr. 4148, S. 643f; neuschwed. Übersetzung bei H/W, Landslag, S. XXVIIf. Dieser Protest ist übrigens Teil einer erneuten Einrede gegen das Landrecht von Beauftragten der Bischöfe und Domkapitel in Uppsala, Linköping, Strängnäs und Västerås, die auf Grund von Vollmachten aus Uppsala (v. 31. Dez. 1453), Strängnäs (v. 11. Jan. 1454), und Västerås (v. 10. Jan. 1454) in einem Notariatsinstrument, datiert Örebro, den 15. Jan. 1454, niedergelegt ist (im schwedischen Reichsarchiv, Domkyrkoarkiv, G VI.; Druck in Åbo domkyrkas svartbok [REA], Nr. 563, Örebro, d. 15. Jan. 1454, S. 447; vgl. REA Nr. 117, das den Originalprotest Örebro, d. 8. März 1347, S. 75f enthält); vgl. Karl Gustav Westman, rättstillämpning, S. 12f; Yngve Brilioth, historia S. 92f; Göran Inger, Visitation, S. 201f; H/W, Landslag, S. XXVIII, N. 3. 1045 Vgl. Karl Gustaf Westman, rådet (1904); Hans Jägerstad, hovdag (1948). 1046 Vgl. Södermannalagens confirmatio (SGL, Bd. IV, S. 2), näher zu den einzelnen Mitgliedern: H/W, SLL, Bd., III, S. 10, Fn. 16. Ulf Abjörnsson wurde bald Rechtsprecher in Tiohärad und war am 30. Mai 1348 bereits tot (vgl. DS, Bd. VI, Nr. 4335, v. 30. Mai 1348, S. 38.
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starb jedoch bereits 1348. Sein Nachfolger in Tiohärad war der Rechtsprecher von Öland, Nils Turesson (Bielke). Er trat sein neues Amt am 2. Februar 1348 an1047, wurde 1349 Drost1048 und hatte in den folgenden Jahren bedeutenden Einfluß. Vermutlich ist er Ulf Abjörnssons Nachfolger in der Kommission geworden. Algot Bengtsson (Algotssönernas Geschlecht) gehörte zwar dem Rat nicht an, war aber noch 1358 Rechtsprecher in Västergötland1049, so dass er der Kommission bis zum Schluß angehört haben wird. Thyrger (Djäkn, Lilja) war – anders als der Protest der Geistlichen es darstellt – nicht Värmlands Rechtsprecher1050, sondern dort Unterrechtsprecher; er hat Gustav Tunesson vermutlich vertreten1051. Er lebte noch im Herbst 13491052, sein Todesjahr ist unbekannt. Ein vermutetes weiteres Kommissionsmitglied war Israel Birgersson (Finsta-Geschlecht), der Sohn Birger Perssons, der die Kommission zur Ausarbeitung von Upplandslagen angeführt hatte. Israel war Upplands Rechtsprecher von 1334–1351, dazu Mitglied des königlichen Rates und genoß das besondere Vertrauen des Königs1053. Als Kenner des uppländischen Rechts wird er – sofern er Kommissionsmitglied war – vermutlich großen Einfluß auf die Gestaltung des Landrechts genommen haben. Wer in der Zeit um 1347 Rechtsprecher in Västmanland war, ist nicht bekannt. Aber am 13. Juni 1352 fertigte der damalige Rechtsprecher von Västmanland und Dalarna, Nils Abjörnsson (Sparre af Tofta, ein Bruder Ulf Abjörnssons) den Bestätigungsbrief über ein Grundstücksgeschäft nach Landrecht aus1054. Das zeigt seine Nähe zu dieser Reichsgesetzgebung. Da 1047 DS, Bd. VI, Nr. 4282, S. 6. 1048 Zum Amt des Drosten (dapifer) im spätmittelalterlichen Scandinavien vgl. Hans Jägerstad, hovdag, S. 247 ff; Arne Odd Johnsen/Jerker Rosén, Art. Drottsete, in: KLNM, Bd. III (1958), Sp. 338 – 348. 1049 Vgl. Algot Bengtsson war Rechtsprecher in Västergötland von 1344–1358, vgl. Jan Eric Almqvist, lagsagor, I, S. 208. 1050 Värmlands Rechtsprecher war von 1339–1348 Gustav Tunesson (Ving-Geschlecht); er wird nach 1348 nicht mehr in diesem Amt genannt; sein Nachfolger ist unbekannt (vgl. Jan-Eric Almqvist, Lagsagor I, S. 197), er lebte aber noch 1355 (vgl. DS, Bd. VI, Nr. 5114, (v. 25. Apr. 1355), S. 551 f. 1051 Vgl. H/W, landslag, S. XXXIf. 1052 DS, Bd. VI, Nr. 4488 (v. 29. Sept. 1349), S. 140. 1053 In der Urkunde v. 4. Juni 1348 wird er „officialis noster generalis“ genannt; er war Reichsverweser während des Kriegszuges nach Finnland (s. DS, Bd. VI, Nr. 4337, S. 39f) und hatte das Amt auf Drängen seiner Schwester, der heiligen Birgitta, übernommen, vgl. H/W, landslag, S. XXXIV, N. 23. 1054 Dieser Bestätigungsbrief ist der erste Beweis, dass das Landrecht in Schweden angewendet wurde, s. DS, Bd. VI, Nr. 4823 (v. 13. Juni 1352), S. 361f und unten Fn. 1081).
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er Mitglied des königlichen Rates und Drost war, sowie zu den ersten Männern des Landes zählte, kann ihn der König bzw. die Vormundschaftsregierung in die Gesetzeskommission berufen haben. Ähnliches gilt für Magnus Knutsson (Lejonörn av Aspenäs), der in Östergötland Rechtsprecher von 1347 bis 1363 war. 3. Die Kirche und die Gesetzgebungsarbeiten In diesem Zusammenhang stellt sich auch die Frage, ob Geistliche der Kommission angehört haben. Sie ist ebenfalls ganz unterschiedlich beantwortet worden1055. Das Landrecht hat jedoch – obwohl es keinen Kirchenabschnitt erhielt – den Erzbischof und einige Bischöfe am königlichen Rat beteiligt1056. Auch die Mitwirkung der Bischöfe an der Wahl der Rechtsprecher1057 billigte ihnen Einfluß auf die weltliche Rechtsprechung zu. Dagegen ist die richterliche Gewalt der Bischöfe über Wucher nicht im Landrecht geregelt, sie war ihnen bereits in Uplandslagen zugestanden und das Telge-Statut1058 (beschlossen auf dem Provinzialkonzil zu Telge vom 27. Juni 1344) hat das Wucherverbot auf Ihren Rat hin1059 wiederholt und genauer umschrieben, die Rechtsprechung bei Verstößen gegen das Statut ist dort nicht erwähnt. Die Geistlichen können also entweder in der Kommission gesessen haben oder sie wußten anderweitig ihren Einfluß auf den Inhalt des neuen Gesetzbuches geltend zu machen. Ein Beispiel dafür ist das Kirchenasyl. Den Asylgedanken gab es in Östergötland bereits im Heidentum1060. Da die Kirche immer bereit war, heidnische Institute ihrem Denken und Handeln anzupassen, finden wir das Kirchenasyl auch in Gutalagen, das dem Verbrecher ein vierzigtägiges Asyl in den drei Kirchen von Fardhem, Tingstäde und Atlingbo gewährte1061. 1055 Vgl. dazu die Zusammenstellung bei Sigfrid Sjöberg, § 5, S. 48 ff, u. a. Jarl Gallén, Art. Kyrkorätt, in: KLNM, Bd. X (1965), Sp. 4, der ihre Teilnahme an der Kommission bejaht., während Ivar Sgögren, Kompendium, S. 71 sie verneint. 1056 MELL, Kgb c. 9: pr (SGL, Bd. X, S. 19). 1057 MELL, Pgb c. 1 (SGL, Bd. X, S. 211 f). 1058 Telge-Statut v. 27. Juni 1344, in: DS, Bd. V, Nr. 3797, S. 272 f. 1059 Das Statut ist erlassen „in concilio Telghensis communicato concilio venerabilium patrum dominorum episcoporum ac consiliariorum nostrorum dilectorum regni nostri …“, in: DS, Bd. V, Nr. 3797, S. 272 [SDHK-Nr. 5012]. 1060 Zum heidnischen Asyl vgl. Arthur Nordén, in: Fornvännen 1931, S. 330 ff; Otto v. Friesen, in: Runorna 1933, S. 152 ff. 1061 GL, c. 13 (SGL, Bd. VII, S. 25). Das beruht auf Numeri 35: 11–15; Deut. 4: 41–43 und 19: 1–7; Josua 20: 1 – 6. Asyl hatte nach diesen Quellen nur, wer unvorsätzlich getötet hatte. Wer das Asyl brach, hatte dem Land eine Buße von 40 Mark zu zahlen (GL, c. 8: 2 (SGL, Bd. VII, S. 21); vgl. Holmbäck, in: H/W, SLL, Bd. IV (1943), S. 255f.
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MELL erkannte das Kirchenasyl für das ganze Land so lange an, bis bewiesen wurde, dass der Täter vorsätzlich und ohne Not getötet hatte1062. KrLL formuliert fast ebenso: „æn thet kann pröuas ath han giorde gerningena meth lust …“ (bis bewiesen werden kann, dass er die Taten vorsätzlich beging)1063. Wer das Asyl verletzte, machte sich nach dem Statut von Västerås von 1528 selbst des Eidschwurbruchs schuldig1064. Der Protest der Geistlichen von 1347 ist eine der vielen seit dem 12. Jahrhundert geführten Auseinandersetzungen der Kirche mit dem Königtum. Der Erzbischof und drei weitere Bischöfe waren zwar Mitglieder des königlichen Rates1065, hatten jedoch offenbar so wenig Einfluß auf die Arbeiten der Gesetzeskommission, dass sie der Kirche nachteilige Beschlüsse nicht verhindern konnten. Die gute Zusammenarbeit zwischen Königtum und Kirche bei der Ausarbeitung von Upplandslagen wiederholte sich beim Landslag nicht. Die Kommission löste den Konflikt, indem sie beschloß, dem neuen Landrecht keinen Kirchenabschnitt zu geben. Da es gleichwohl nicht ohne Kirchenrecht ging, galten die Kirchenabschnitte der einzelnen Landschaftsrechte – trotz des neuen Landrechts – weiter, so dass die Kirche ihre bisherige Rechtsstellung bewahrt hatte1066. Es ergaben sich jedoch einige Änderungen im Strafrecht des Landrechts: Die Sittlichkeitsverbrechen (Ehebruch1067, Blutschande1068 und Sodomie1069) erwähnt das Landrecht nicht. Auch der Wucher ist nicht genannt. Dieser ist eine causa spiritualibus adnexa, also zuvörderst ein kirch1062 MELL, Dvl, c. 2 (SGL, Bd. X, S. 286). Das steht im Gegensatz zu MEStL, Db I, c. 1: 2 (SGL, Bd. XI, S. 333), wo sechs Wochen Asyl in Kirchen oder Klöstern gewährt wird; vgl. Holmbäck, in: H/W, landslag, S. 234, N. 6. 1063 KrLL, DbI, c. 2 (SGL, Bd. XII, S. 314). 1064 Das Statut von Västerås 1528 ist gedruckt, bei Johan Schmedeman, Justitieverket, S. 5. Aber das Kirchenasyl kam allmählich außer Gebrauch, denn der Landrechtskommentar von Petter Abrahamsson (1726), S. 746 bezeichnet es bereits als abgeschafft; vgl. Wessén, in: H/W, landslag, S. 234, N. 6; vgl. über Petter Abrahamsson (1668–1741) Gerhard Hafström, rättskällorna, S. 145 f. 1065 Vgl. dazu die Testamente Magnus Erikssons und der Königin Blanche av Namur vom 1. Mai 1346, in: DS, Bd. V, Nr. 4069, S. 561–568. 1066 Zur vergleichbaren Lage in Norwegen, vgl. oben 1. Kap., B VII, 1, S. 158 f. 1067 Das Landrecht regelte die vermögensrechtlichen Folgen des Ehebruchs in MELL, Gb 11 (SGL, Bd. X, S. 63 = H/W, landslag S. 43): Die Frau verlor ihre Morgengabe und alle ihre hochzeitlichen Geschenke. 1068 Auch die Blutschande (Inzest) war als Verstoß gegen das sechste Gebot eine causa spiritualis, vgl. z. B. Gratian C. 30. 4. 2 (Friedberg I, Sp. 1103); X. 5. 34. 15 (Friedberg II, Sp. 875 ff); Vgl. Sägmüller II, S. 386 f. 1069 Vgl. Jan Eric Almqvist, Tidelag (1926).
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liches Vergehen1070. Bereits Upplandslagen hatte ihn verboten1071 und Verstöße dem bischöflichen Gericht zugewiesen. Dass die Kirche dieses Delikt in Upplandslagen an sich zog, geht vermutlich auf das Wirken von Andreas And, des Dompropstes von Uppsala, zurück, der in der uppländischen Gesetzeskommission saß. Er war auf Grund seiner Pariser Studien1072 über die kirchliche Rechtsauffassung in dieser Sache informiert und hat der Kirche die richterliche Zuständigkeit für dieses Delikt gesichert. Das königliche Statut vom 27. Juni 1344 (Telge)1073 hat das Wucherverbot wiederholt, sagt jedoch über die gerichtliche Zuständigkeit in Wuchersachen nichts1074. Nur die Rechtsfolgen der Bigamie hat das Landrecht geregelt1075. Dies beruht auf kirchlichem Einfluß, da bereits die Bibel die Doppelehe verboten1076 und die Kirche sie unter Strafe gestellt hatte1077. Der Mann wurde geköpft, die Frau gesteinigt1078.
1070 Wucher war ein Verstoß gegen das biblische Zinsverbot. Es findet sich in Exodus 22; 25; Leviticus 25, 35 ff; Deuteronium 23, 19f, vgl. auch die Formulierung des Ambrosius von Mailand (in: PL Bd. 16, Sp. 982: „usura est plus accipere quam dare“). Nachdem bereits das Konzil von Nicäa (325) den Klerikern das Zinsnehmen verboten hatte (Conc. oec. decr., can. 17 (in: Gratian D. 47 [Friedberg, I, Sp. 169ff]), hat Papst Leo I. († 461) dieses Verbot auch auf Laien ausgedehnt (PL Bd. 54, Sp. 613, c. 3). Das zweite Laterankonzil von 1139 sprach in c. 13 ein allgemeines Zinsverbot aus (COD II, S. 200), wiederholt in X. 5. 19. 3 [Friedberg II, Sp. 812] = c. 25 conc. Lat. III [1179, COD II, S. 223, mit Lit. Fn. 6]; vgl. Gilomen, Wucher, HZ Bd. 250 (1990), S. 269 ff; vgl. Sägmüller, Bd. II, S. 387f; Mc Laughlin, Terence Patrick, The teaching of Canonists on Usury, XII, XIII and XIV Centuries Medieveal Studies I (1939), S. 81–147, II, ebda 1940, S. 1–22. 1071 Bereits UL, Kkb c. 15:4 hatte den Wucher dem Gericht des Bischofs unterstellt, der als Buße sechs Mark erhielt (SGL, Bd. III, S. 65f = v. Schwerin, UL, S. 88), vgl. Åqvist, kungen, S. 253f, der X. 5. 19 (de usuris, Friedberg II, Sp. 811–816) und in VI. 5. 5. (de usuris, Friedberg, II, Sp. 1081f, = c. 26, conc. Lugd. II [1274] = COD II, S. 328f) hinweist. 1072 Andreas And, † 13. März 1317, hatte in Paris studiert, vgl. über ihn oben S. 440 mit Fn. 349. 1073 Statut vom 27. Juni 1344 (Telge) in; DS, Bd. V, Nr. 3797, S. 272 f. 1074 Es heißt dort S. 272: „fenerari sit prohibitum lege diuina pariter et humana“. 1075 MELL, Hb, c. 4 (SGL. Bd. X, S. 275f). 1076 Ephes. c. 5: 23 ff, woraus die Kirche seit Augustinus ableitete, dass die konsumierte Ehe ein Abbild der Verbindung Christi mit seiner Kirche sei. Nach 1. Tim. c. 3: 2; 12 und Tit. c. 1:6 sollten Bigamisten auch nicht zum Ältesten oder Bischof berufen werden, vgl. Johannes Baptist Sägmüller, Bd. I, S. 220 f. 1077 Vgl. Johannes Baptist Sägmüller, Bd. II, S. 158 f. 1078 Vgl. MELL Hb 4 (SGL, Bd. X, S. 275f = H/W, Landslag S. 214); diese Zuweisung verwundert, weil Bigamie als Verstoß gegen das sechste Gebot eine causa spiritualis war, vgl. Gratian C. 24. 3. 19 (Friedberg I; Sp. 996).
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4. Inkraftreten Da MELL weder eine königliche confirmatio noch eine praefatio (wie Uplandslagen) trägt, so ist ungewiß, wann es in Kraft trat, doch scheint sicher, daß Magnus Eriksson, der damals bereits 25 Jahre alt war, es allein in Kraft gesetzt hat. Genaueres kann nur aus Urkunden der Zeit erschlossen werden: Am 25. März 1350 wurde Östgötalagen noch angewendet1079, am 19. Februar 1351 noch Upplandslagen1080. Als erstmalige Anwendung des neuen Landrechts galt bisher eine Urkunde vom 13. Juni 1352 aus Västmanland1081, wo ein Rechtsprecher eine Grundstücksübertragung mit dem nach Landrecht vorgeschriebenen Festigungsbrief1082 beurkundet hat. Nun hat Per-Axel Wiktorssson nachgewiesen, dass eine bisher der Fälschung verdächtigte Urkunde vom 21. April 13511083 sowohl das alte ostgötische Recht („epter gambla lagom“)1084als auch das Landrecht („epter Suerigis lag“) erwähnt und deshalb das erste Beispiel für seine Anwendung ist, also erst vier Jahre nach dem kirchlichen Protest von 1347 gegen die Arbeit der Kommission. Dass dies so spät geschah, kann darauf beruhen, dass der Text des Landrechts erst damals fertig war1085, aber auch darauf, dass Magnus Eriks1079 Vgl. die Urkunde vom 25. März 1350 in: DS, Bd. VI, Nr. 4552, S. 179, auf welche die Urkunde Magnus Erikssons vom 3. Aug. 1354 (DS, Bd. VI, Nr. 5043, S. 509 verweist, vgl. Jan Liedgren, in: H/W, landslag, Bilaga 2, S. LVII; Per-Axel Wiktorsson, ikraft, S. 133. 1080 Vgl. die Urkunde v. 1. Apr. 1350 (DS, Bd. VI, Nr. 4556, S. 182f), u. v. 19. Febr. 1351 in: DS, Bd. VI, Nr. 4685, S. 278f, dagegen MELL in: DS Nr. 4927 (SDHK-Nr. 6580) v. 18. Juni 1353. Vgl. Jan Liedgren, in: H/W, landslag, Bilaga 2, S. LVII. 1081 Vgl. den Festigungsbrief des Rechtsprechers von Västmanland und Dalarna, Nils Abjörnsson (Sparre af Tofta), vom 13. Juni 1352 in: DS, Bd. VI, Nr. 4823, S. 361f, vgl. Jan Liedgren, in: H/W, landslag, Bilaga 2, S. LVII. 1082 Vgl. Jan Liedgren, Art. Fastebrev, in: KLNM, Bd. IV (1959), Sp. 194–196. 1083 Das Original der Urkunde ist verloren; sie war vermutlich lateinisch ausgefertigt, überliefert ist nur eine (schwedische) Abschrift vom Anfang des 16. Jahrhunderts. Die Urkunde ist datiert Hycklinge (im Lofta socken im Norden von Tjust härad), den 21. Apr. 1351; sie betrifft jedoch Güter, die in Östergötland belegen sind. Die Urkunde findet sich nicht in DS; Wiktorsson druckt sie in seinem Beitrag ‚ikraft‘ S. 137f ab. 1084 Über die Bezeichnung „lag“ in ostgötischen Urkunden vgl. Per-Axel-Wiktorsson, lag, S. 142–186 (S. 144, 163–169). 1085 Karl Erik Löfqvist, riddarväsen, S. 90, Fn. 65; derselbe, drotsämbet, S. 39, meint zwar, der Königs- und der Totschlagsabschnitt I (Kgb, Drvl) seien bereits vor dem Juni 1349 abgeschlossen gewesen, weil beide Abschnitte den æmbitsman (officialis noster), einen königlichen Amtmann nennen; vgl. Kgb c. 17; 22; 28 (SGL, Bd. X, S. 28; 32; 40 = H/W, landslag, S. 11; 12f; 15); Drvl c. 12; 13; 14 (SGL, Bd. X, S. 290–292 = H/W, landslag, S. 224f). Dagegen erscheint der Drost im Landrecht nicht, sondern als solcher wird Nils Turesson am 1. Aug. 1344 und wieder am 29. Juni 1349 genannt;
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son sich von 1348 bis 1351 außer Landes auf einem Kreuzzug gegen Novgorod befand1086 und dass im Jahre 1350 auch Schweden von der Pest heimgesucht wurde, so dass die Ausfertigung sich verzögerte. Das neue Landrecht ist also zwischen dem 25. März 1350 und dem 21. April 1351 in Kraft getreten. Seine verschiedenen Namen listet Jan Liedgren auf1087. 5. Überlieferung Landslagen zeigt eine reiche Überlieferung. Die ältesten Handschriften stammen aus der Mitte des 14. Jahrhunderts, sind also kurz nach Abschluß der Gesetzgebungsarbeit geschrieben. Schlyter verzeichnet 91 vollständige Handschriften und sechs Bruchstücke1088. Aus dieser Fülle hat er neunzehn ausgewählt, die er mit A – T bezeichnet und deren Eigenarten er in den Fußnoten berücksichtigt hat. Die grundlegende Handschrift (A), auf der Schlyters Ausgabe vornehmlich beruht, ist die in der Universitätsbibliothek in Kopenhagen befindliche Handschrift Nr. 51, 4° der Arne-Magnäanischen Sammlung, die auch das Kirchenrecht von Smålandslagen enthält. Nach Schlyters Meinung stammt sie aus der Mitte des 14. Jahrhunderts1089. Nahe damit verwandt ist die Handschrift B aus der königlichen Bibliothek in Stockholm aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Jedoch hat Schlyter die Überschrift zum Königsabschnitt der Handschrift Nr. 11 (L) entnehmen müssen, da sie in Hs. A fehlt1090. Andere Handschriften enthalten das Kirchenrecht weiterer Landschaften, am häufigsten (40 Mal)1091 das von Upplandslagen. Die Handschriften stammen frühestens aus der Mitte des 14. Jahrhunderts, die meisten jedoch von dessen Ende oder aus späterer Zeit. Jedoch sind die Texte des Landrechts und der unter König Christoph von Bayern geänderten Neuauflage nicht sauber voneinander geschieden, da das Landrecht keine königliche Bestätigung trägt und die Unterschiede zu Kristoffers Landslag nicht immer augenfällig waren. Ragvald Inge-
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dazwischen sprechen die Urkunden vom „offiicialis noster generalis“, doch ist die Ableitung nicht überzeugend, da Bo Jonsson Grip sich selbst in der Urkunde, Åbo slott, d. 3. März 1372 (DS, Bd. X, 1, Nr. X 147, S. 133 dapifer et officialis generalis nennt, vgl. Sigfrid Sjöberg, S. 42 f. Vgl. dazu unten 6. Kap., B II, 6, S. 641. Vgl. Jan Liedgren, Art. Sveriges Lag, in: KLNM, Bd. XVII (1972), Sp. 550 f. SGL, Bd. X, S. I–LIV. So: Schlyter, SGL, Bd. 10, S. I–IV, ihm folgten Adolf Noreen und Natanael Beckman, outgivna (1917), S. 207 ff, dagegen verlegt sie Kristian Kålund, Katalog (1900) in die Zeit um 1400 oder ans Ende des 14. Jahrhunderts, vgl. H/W, stadslag, S. XXI, Fn. 16. Vgl. Schlyter, in: SGL, Bd. 10, S. LXXXVII ff. Vgl. Schlyter in: SGL, Bd. X, S. LXVIII ff.
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mundsson hat das Gesetzbuch im Jahre 1481 ins Lateinische übersetzt1092 und Johannes Messenius hat die Übersetzung 1614 im Druck herausgegeben1093. Den altschwedischen Text hat erst Carl Johan Schlyter 1862 herausgegeben1094, denn der Druck, den König Karl IX. am 20. Dezember 1608 bestätigte, war KrLL1095. Johan Henrich Cornell hat 1943 eine FaksimileAusgabe des Codex B 172 der königlichen Bibliothek in Stockholm veröffentlicht1096. und Per-Axel Wiktorsson hat 1989 den Codex Ups. B 23 herausgeben. Seit 2005 ist das Gesetz auch elektronisch verfügbar1097. Emil Olson hat einen Auszug des Gesetzes vorgelegt1098. Eine neuschwedische Übersetzung stammt von Åke Holmbäck und Elias Wessén1099 und eine englische haben im Jahre 2000 Ruth Donner und Richard Tötteman vorgelegt1100. 6. Das sogenannte Mellersta lag Die Handschriften von MELL unterscheiden sich auch darin, wie sie das Erbrecht der Kindeskinder regeln1101. Eine Gruppe von ihnen (der Sprache nach aus Uppland stammend) hat die uppländische Regel1102 fortgeschrieben, die das Eintrittsrecht sowohl der unmittelbaren Abkömmlinge bis zum fünften Glied als auch der Abkömmlinge der Seitenlinie bis zum fünften Glied anerkennt. Diese Handschriftengruppe heißt mellersta lagen (mittleres Gesetz). Ein Urteil des Reichsrates vom 10. Nov. 1507 hat nicht nur die Erbprätendenten des Streitfalles im Sinne dieser Handschriften zu Gleicherben erklärt, sondern zugleich auch alle schwedischen Richter verpflichtet, in gleichgelagerten Fällen ebenso zu entscheiden, was während des 16. Jahr1092 Davon existieren zwei Handschriften und eine Abschrift, vgl. Schlyter, in: SGL, Bd. X, S. LVI–LXI. 1093 S. über diesen Druck: Schlyter, in: SGL, Bd. X, S. LXXXIV–LXXXVII; vgl. auch die Ausgabe der Bücher V–XV durch Göran Bäärnhielm (1980). 1094 SGl, Bd. X, Lund 1862, S. LXXXIV ff. 1095 Vgl. Gerhard Hafström, Tryckning, in: SvJT, årg. 44 (1959), S. 15–19. 1096 Johan Henrik Cornell (Ed.), Lex communis regni Sueciae vetustior, (cod. Holm. B 172), Hafniae 1943. 1097 Magnus Erikssons Landslag, in: Forsvenska textbanken vid Lunds universitet: >http://www.nordlund.su.se/fornsvenska/Fsv%20Folder/<. 1098 Emil Olson, Utdrag ur Magnus Erikssons landslag. Med inledning, anmärkningar och glossarium Lund 1909 (4. uppl., ebda 1956). 1099 Åke Holmbäck/Elias Wessén, Magnus Erikssons Landslag i nusvensk tolkning (Rättshistoriskt Bibliotek Bd. VI), Stockholm/Lund 1962. 1100 Ruth Donner/Richard Tötteman, (Eds.), King Magnus Erikson’s law of the realm: a medieval Swedish code, Helsinki 2000. 1101 Vgl. dazu unten, s. 547 mit mit Fnn. 1119,1120. 1102 UL, Äb, c. 11: pr (SGL, Bd. III, S. 115f = v. Schwerin, UL, S. 117f).
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hunderts auch geschehen zu sein scheint1103. Erst König Johan III. (1568–1592) verwarf die Lösung von mellersta lagen, und seit Karl IX. (1599–1611) Kristoffers landslag 1608 drucken ließ1104, galt dessen Text landesweit; es enthält jedoch in Äb, c. 1 diese Regel nicht, sondern folgt der Mehrzahl der Handschriften von MELL1105. 7. Inhalt und Besonderheiten Die gesetzgeberische Tradition, die sein Urgroßvater Birger Jarl und sein Großvater Magnus Ladulås geschaffen hatten, griff Magnus Eriksson nach seiner Mündigerklärung 13311106 wieder auf. Jedoch war es auch im 14. Jahrhundert noch fraglich, wie weit das Gesetzgebungsrecht des Königs reichte: Nach dem Königseid in MELL1107 durfte der König kein Gesetz ohne Zustimmung des Volkes geben. Jedoch durfte er seit Alters wirtschaftliche Gesetze und Statuten allein erlassen, welche die Gesetze auslegten und Lücken schlossen. Jedoch war der damals der Unterschied zwischen Gesetz und Statut noch wenig ausgebildet und das 15. Jahrhundert kennt kein sicheres Beispiel, dass das Volk an der Gesetzgebung beteiligt gewesen wäre. Immerhin werden Reichsratsbeschlüsse als Grundlage einiger Urteile genannt: „epter thy rikesins radh i Swerighe hafwa stadgath i lagbokenne“(wie der schwedische Reichsrat im Gesetzbuch festgesetzt hat)1108. Das Gesetzgebungsrecht hat also offenbar dem König in Verbindung mit dem Reichsrat und den Rechtsprechern zugestanden. Der laghman (Rechtsprecher) wurde nach MELL, Pb c. 11109 durch ein gestuftes Verfahren bestimmt: Ein Wahlmännergremium, bestehend aus je sechs Adeligen und sechs Bauern beschloß einen Dreiervorschlag, aus dem der König allein den Rechtsprecher wählte, der demnach im 14. Jahrhundert bereits ein königlicher Beamter war. Die Vorgeschlagenen gehörten damals zumeist dem Adel an und wurden vom König ernannt, doch war das Volk immerhin an der Aufstellung der dem König vorzulegenden Dreierliste be1103 Vgl. Schlyter, KrLL, Företal, S. LXXXIV ff; Jan-Eric Almqvist, mellersta lagen (1953); Gerhard Hafström, Art. Mellerster Lagen, in: KLNM, Bd. XI (1966), Sp. 523 f. 1104 Vgl. Gerhard Hafström, tryckning, SvJT 1959, S. 15–19. 1105 Vgl. unten S. 547, mit Fn. 1120; vgl. Schlyter, KrLL, Företal, S. LXXXV f; C. O. Sommar, 500-årsjubileum, in: SvJT 1942, S. 417 ff. 1106 Vgl. dazu oben E I, 1, S. 535 mit Fn. 1034. 1107 In MELL, Kgb, c. 5: § 7 (SGL, Bd. X, S. 12) heißt es: „æt … ængin pön lagh giuis almoghanum vtan ia ok gop uilia pera“ (kein solches Gesetz darf dem Volke ohne seine Zustimmung und guten Willen gegeben werden). 1108 Urteil vom 23. Febr. 1402, in: SD, Nr. 146 [SDHK-Nr. 15 791], vgl. Karl Henrik Karlsson, redaktioner, in: SHT, årg. 4 (1884), S. 276. 1109 Rechtsprecherwahl in: MELL, Pgb c. 1 (SGL, Bd. X, S. 211f).
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teiligt. Da die meisten Rechtsprecher damals auch Sitz und Stimme im Reichsrat hatten, lag die Gesetzgebung praktisch in wirtschaftlichen und allen anderen Dingen bei diesem Gremium und dem König1110, während der Minderjährigkeit Magnus Erikssons beim Reichsrat allein. Der junge König erließ deshalb nach 1331 mehrere Statuten, um die während seiner Minderjährigkeit entstandenen Auswüchse zu beschneiden. Diese Statuten waren ein Teil des Materials, das die Kommission später dem neuen Landrecht zugrunde gelegt hat. Wir nennen hier die wichtigsten: a) Magnus Erikssons Wahlstatut Magnus Eriksson hat nach seiner Mündigkeitserklärung ein Wahlstatut für Schweden ausarbeiten lassen, das in alle Landschaftsrechte aufgenommen werden sollte. Überliefert ist es in der Handschrift B von Södermannalagen1111, es war aber auch in Västergötland bekannt1112. In Magnus Erikssons Landslag ist es in überarbeiteter Form eingegangen und umfaßt dort die Kapitel 1–8 des Königsabschnitts. Danach war Schweden ein Wahlreich (c. 4). Einen neuer König sollten die Rechtsprecher der in c. 1 genannten Landschaften1113 – zusammen mit 12 klugen und verständigen Männern (vitra ok snialla mæn) auf der Morawiese (Mora æng) bei Uppsala wählen, die Mehrheit der Stimmen genügte1114. Anschließend sollte der Gewählte den Königseid nach Kgb, c. 5, die Rechtsprecher und Wähler ihren Treueid gegenüber dem König leisten (Kgb, c. 6). Dieselben Personen urteilten dann den Gewählten zum König1115 (döma till kunung), wodurch er alle königlichen Rechte über Schweden gewann. Es folgte der Umritt durch die Landschaften (die Eriksgata), auf der er jeweils seinen Eid wiederholte und den Treueid der Landschaften entgegennahm. Den Abschluß bildete die Krönung durch den Erzbischof im Dom zu Uppsala (Kgb, c. 8). 1110 Vgl. Karl Henrik Karlsson, redaktioner, in: SHT, årg 4 (1884), S. 276. 1111 Schlyter druckt den Text seiner Hs. B (s. darüber SGL, Bd. IV, S. V–XIII) als Additament 1 im Anhang von SdmL (SGL, Bd. IV, S. 184–190; Karl Henrik Karlsson hat diese Hs. 1904 separat herausgegeben; er setzt die Niederschrift der Wahlordnung in die 1370er Jahre, doch hat sie der König bereits nach 1331 ausarbeiten lassen. Eine neuschwedische Übersetzung geben H-W, SLL, Bd. III, S. 236–241. 1112 Dies findet sich in der Hs. B 10 von MELL, die Karl Henrik Karlsson als Anhang (S. 193 ff) zu seiner Ausgabe der Hs. B von SdmL abdruckt; vgl. H/W, SLL, Bd. III, S. 245; 254, N. 43. 1113 Es waren nach MELL, Kgb, c. 1: neun, nämlich Uppland, Södermanland, Närke, Östergötland, Öland, Tiohärad [Småland], Västergötland, Värmland und Västmanland mit Dalarna; vgl. H/W, SLL, Bd. III, S. 246, N. 2. 1114 Vgl. MELL, Kgb, c. 4, § 1 (SGL, Bd. X, S. 8); vgl. Gustaf Holmgren, taga, in: Fornvännen 1937, S. 19–26. 1115 Vgl. Karl Olivecrona, döma till konung, 1942.
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b) Das Skara-Statut von 1335 Am 28. Januar 1335 wurde ein weiteres Statut in Skara ausgefertigt. Sein Wortlaut ist nicht erhalten, sondern nur neun Artikel für alle Västgötar, die später schriftlich formuliert werden sollten1116. Art. 1 hob des Königs Ratgeber und alle Ritter (mit ihren Frauen und Kindern) in den Adelsstand. Fünf Artikel (2–5) änderten das Westgötenrecht, um es mit anderen Landschaftsrechten abzustimmen: So erhielten die Enkel einen besseren Platz in der Erbenordnung1117: Art. 2 des Statuts gab ihnen nach dem Vorbild von Södermannalagen (Äb c. 1)1118 jetzt das alleinige Eintrittsrecht1119 in das Erbrecht ihres Vaters oder ihrer Mutter1120. Nach Art. 3 des Statuts war der Sohn kein Verlober seiner Mutter mehr. Fehlten der Witwe väterliche Verwandte bis zum fünften Glied, so traten die mütterlichen Verwandten in dieses Amt ein1121. Das Statut änderte auch das Strafrecht für Frauen: Nach Art. 7 sollten sie bei Tötungsdelikten jetzt wie ein Mann bestraft werden1122. Am wichtigsten war jedoch Art. 9 (gegeben zur Erinnerung und für den Seelenfrieden seines Vaters und Onkels, der beiden 1217 in Nyköping als Gefangene gestorbenen Herzöge Erik und Valdemar1123), mit der er in Västergötland die Sklaverei aufhob1124. Ob Magnus Eriksson ähnliche Statuten 1116 Skara-stadga v. 28. Januar 1335, Druck in: DS, Bd. IV, Nr. 3106, S. 407f nach dem Text Johan Hadorphs als Anhang zu seiner Ausgabe von Bjärköarätten 1687, S. 11; vgl. Åke Holmbäck, in: H/W, landslag, S. XVII. 1117 Während sie vorher erst erbten, wenn weder Kinder, Eltern, Brüder noch Geschwister des Erblassers lebten, s. VGL II, Äb c. 1–3 (SGL, Bd. I, S. 133f); Add. 11, § 16 (SGL, Bd. I, S. 247f) vgl. Gösta Hasselberg, Skarastadgan, in: Västergötlands Fornminnesföreningens tidskrift Bd. V, 3, S. 51–90; dazu: Bespr. v. Henrik Munktell, in: Lychnos 1944/45, S. 348f, der meint, das Landsthing habe mitgewirkt; Åke Holmbäck, in: H/W, landslag, Bilaga 1, Nr. 2, S. LI f. 1118 SdmL, Äb c. 1 (SGL, Bd. IV, S. 61). 1119 Es handelt sich um das Eintrittsrecht der Kinder eines vorverstorbenen Erben, ius repraesentationis, schwed. istadarätt, vgl. Gerhard Hafström, Art istadarätt, in: KLNM, Bd. VII (1962), Sp. 515 f. 1120 Skara-stadga v. 28. Januar 1335, Art. 2, Druck in: DS, Bd. IV, Nr. 3106, S. 408. Die Regelung beruht auf 4. Mos. 27: 7, vgl. Knut Robberstad, Retssoga I, S. 18. Sie findet sich wieder in MELL, Äb, c. 1 (SGL, Bd. X, S. 73 = KrLL, Äb, c. 1 (SGL, Bd. XII, S. 78). 1121 S. die alte Regel in VGL II, Gb c. 2 (SGL, Bd. I, S. 144f), dagegen die neue in Add. 8 (SGL, Bd. I, S. 240). 1122 Art. 7 (aaO. S. 408) sagt: „at kuna gialle all bruth siin sum madher, oc særlika pe a Lijf ganga“ (Die Frau büße alle ihre Verbrechen wie ein Mann, besonders die ans Leben gehen). Damit wurde die Regelung in VGL II, Tb c. 33 (SGL, Bd. I, S. 169) abgeschafft, nach welcher die Frau nicht mit dem Tode bestraft werden durfte, außer bei Zauberei. 1123 S. über ihr Schicksal oben 460 f., Fn. 493. 1124 Das Skara-Statut sagt aaO. S. 408: „at al Mankyn ælder qwinkön, sum Wæsgözko ældir Wærinsko Laghsagu födhes af krisnum Manne ældir Kono, maa aldrigh præl ælder ambut wæra
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für andere schwedische Landschaften erließ, ist nicht bekannt, doch zeigen die Beispiele, dass der König mit seinem Statut die Landschaftsrechte einander angleichen wollte. In den Landschaftsrechten1125 konnte eine Frau, die einen Totschlag begangen hatte, weder vor das Thing geführt noch wegen Totschlags geköpft werden; man konnte lediglich ihren Muntwalt zur Verantwortung ziehen. Dies änderte das Skara-Statut1126: Die Frau solle alle ihre Missetaten wie ein Mann verantworten. In MELL, Drvl, c. 27 wird die Frist der Strafverfolgung wegen Totschlags auf Jahr und Tag begrenzt. Diese Vorschrift hat sich in der Praxis aber nicht durchgesetzt1127, obwohl KrLL sie wiederholt1128. c) Das Skänninge-Statut von 1335 Die Jahre der Vormundschaftsregierung hatten dem Frieden im Lande nicht wohlgetan, vor allem hatten die Großen des Landes Züge mit großer Gefolgschaft über Land unternommen und sich gewaltsam genommen, was sie brauchten. Diese Gewaltgastung (vald gæstning) hatte bereits Magnus Ladulås mit dem Alsnö-Statut1129 bekämpft und sie mit einer Buße von 40 Mark belegt, die bei Nichtzahlung in Reichsfriedlosigkeit (biltoghet) umgewandelt wurde. Magnus Eriksson dagegen bestrafte diese Täter in seinem Skänninge-Statut1130 mit bedingungsloser Todesstrafe, auch wenn sie sich nicht mehr als den Wert eines Huhns angeeignet hatten1131. Diese Strafschärfung entsprach dem Geist der Zeit, der – infolge der Friedensgesetz-
1125 1126 1127 1128 1129 1130 1131
alder petta namn bæra“ (dass alle Männer oder Frauen, die im Westgötischen oder Värendschen Rechtsbereich von einem christlichen Mann oder christlicher Frau abstammen, weder Sklave noch Sklavin sein noch heißen sollen). Vgl. dazu Strauch, Sklavenrecht, S. 224–265 (258). Vgl. ÖGL, Drb, c. 9: 1 (SGL, Bd. II, S. 55 = Strauch, Ostgötenrecht, S. 80). Skara-Statut 1335, Art. 7, in: DS, Bd. IV, Nr. S. 408, s. d. Wortlaut oben Fn. 1122; vgl. Wessén, in: H/W, landslag, S. 239f, N. 101. Die Vorschrift findet sich wieder in MELL, Drvl, c. 31; 32 (SGL. Bd. X, S. 302ff). Vgl. Petter Abrahamsson, Kommentar (1726), S. 759; der dafür Num. 35: 31 beruft, wonach Totschlag nicht verjährt, und dazu zwei Zeugen verlangt (Num. 35: 30). KrLL, Dr I, c. 24 (SGL, Bd. XII, S. 326). Alsnö-Statut, Druck in: DS, Bd. I, Nr. 799, S. 650–654 [650 ff] (dort fälschlich auf 1285 datiert; es ist jedoch richtigerweise auf die Zeit zwischen dem 15. Mai und 16. Oktober 1279 anzusetzen), vgl. Jan Liedgren, Alsnö stadga (1985), S. 103–117. Skänninge-Statut vom 30. Nov. 1335 in: DS, Bd. IV, Nr. 3175, S. 463–467. Seine Vorschriften finden sich in MELL wieder in Kgb, c. 22–26, in Eb c. 37 und in Tjb c. 38; vgl. Wessén, in: H/W, landslag, S. 18. Skänninge-Statut, Art. 5 (Gewaltgastung): „wi skulum hanum lijf af latæ takæ mædh Swerdh, höghum sum laghum at thæt ware eigh vtan eett höns wært“ DS, Bd. IV. Nr. 3175, S. 465; vgl. Birgitta Odén, Art. Gästning, in: KLNM, Bd. VI (1961), Sp. 1 ff.
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gebung – die bisherigen Bußen durch peinliche Strafen ersetzte1132, was sich auch an der Vorschrift zeigt, dass niemand einen Verdächtigen körperlich peinigen durfte, wenn er nicht auf frischer Tat betroffen war1133. Andererseits suchte er – wie sein Großvater Magnus Ladulås – den Reisenden zu helfen, indem er an den Straßen Gasthäuser anzulegen befahl, wo sie ihren Bedarf käuflich decken konnten1134. Auch begrenzte das Statut die Zahl des Gefolges der Großen1135. d) Das Telge-Statut vom 27. Juni 1344 Magnus Eriksson setzte seine Maßnahmen zur Rechtsvereinheitlichung in Schweden durch zwei weitere Statuten von 13441136 und einem von 13451137 fort. Das Telge-Statut vom 27. Juni 1344 erging an die Einwohner des Bistums Strängnäs, also der Rechtsprecherbereiche von Södermanland und Närke – wie seine Einleitung sagt – auf Grund der Beratung mit den Bischöfen und Mitgliedern des Reichsrates auf dem Konzil von Telge als Vorschrift, welcher der König „vim legum perpetuo et inuiolabiliter volumus optinere“. Es wiederholt zunächst das Wucherverbot das bereits Upplandslagen ausgesprochen hatte1138, verbietet aber weiter das Nutzungspfandrecht an Grundstücken1139. Dies war eine Verbeugung vor der Rechtsauffassung der Kirche. Papst Alexander III. hatte bereits 1163 auf dem Konzil von Tours den Geistlichen verboten, ein Nutzungspfand entgegenzunehmen und die
1132 Vgl. Conrad, DRG2, I, S. 448 ff; Holmbäck, in: H/W, landslag, S. XVIIIf. 1133 Skänninge-Statut in: DS, Bd. IV, Nr. 3175, Art. 5, S. 466: „taks man, bastæz, binds eller pinæs oforwnnen eigh bar ok aatakin“. 1134 Vgl. das Alsnö-Statut, Druck in: DS, Bd. I, Nr. 799, S. 650 sowie das SkänningeStatut in: DS, Bd. IV, Nr. 3175, Art. 4, S. 465: „Samthyktum ok thæt ok staddum at Tawerne skulu skipæs aa allmannæ wæghum“ (übereingekommen und verordnet, dass Tavernen an öffentlichen Straßen errichtet werden sollen); vgl. die parallele Regelung König Hakon Magnussons von Norwegen von 1302/03 über die Errichtung von taffernishus, in: NGL, Bd. III, Nr. 55, S. 136 f. 1135 Skänninge-Statut in: DS, Bd. IV, Nr. 3175, Art. 3, S. 465: Bischöfe sollten nur mit 30 Pferden, Ritter mit 12 Pferden, Knappen mit sechs Pferden und geringe Männer mit zwei Pferden über Land reiten. 1136 Telge-Statut vom 27. Juni 1344 (DS, Bd. V, Nr. 3797, S. 272f) sowie das UppsalaStatut vom 6. Dezember 1344 (DS, Bd. V, Nr. 3864; 3864a, S. 373–379 und 379 ff); es ist nur in einer Abschrift Johan Hadorphs und in Hans Brasks Abschriftensammlung [=Abschrift II] erhalten, vgl. Holmbäck, in: H/W, landslag, S. XIX, Fn. 9. 1137 Telge-Statut vom 17. Juli 1345 (DS, Bd. V, Nr. 3972, S. 475–481). 1138 S. dazu oben S. 541 f. mit Fnn. 1070 ff. 1139 Telge-Statut v. 1344, S. 272f; diese Vorschriften sind in MELL, Egnb, c. 7–10 (SGL, Bd. X, S. 98 – 101) eingegangen; vgl. Alexander W. Gadolin, pantsättning, S. 229 ff.
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Einnahmen daraus als Rente zu nutzen1140. Dieses Verbot hatte Papst Gregor IX. auch auf Laien ausgedehnt1141. Da sich der König von den schwedischen Bischöfen beraten ließ, ist davon auszugehen, dass sie den Text der Dekretalen Gregors IX. zur Hand hatten, den sie sich alle nach dem Konzil von Skänninge 1248 binnen eines Jahres beschaffen sollten1142. Obwohl das Verbot des Nutzungspfandes an Grundstücken in Gesetzesform erging, hat Magnus Erikssons Landrecht es nicht übernommen. Es war möglicherweise einer der Punkte, gegen den die Geistlichen im Jahre 1347 protestiert haben. Auch die übrigen Vorschriften des Telge-Statuts finden sich im Landrecht nicht wieder, im Gegenteil: Die weitere Entwicklung zeigt, dass das Nutzungspfandrecht an Grundstücken die gewöhnliche Verpfändungsform wurde. Da die Kirche auf den Inhalt von Kristoffers Landrecht erheblichen Einfluß nahm1143, verwundert es nicht, dass der dortige Grundstücksabschnitt dieses Gesetzbuches nunmehr das Nutzungspfand verbot1144, doch hinderte das die weitere Verbreitung dieser Art von Sicherheit nicht, denn sogar noch im Reichsgesetz von 1734 ist es geregelt1145. e) Das Uppsala-Statut vom 6. Dezember 1344 Das Uppsala-Statut vom 6. Dezember 13441146 wiederholt großenteils den Inhalt des Skänninge-Statuts von 1335, führt aber ein neues Rechtsprechungsorgan ein, den Zwölferausschuß. Hierbei ging der König schrittweise vor: Als er 1344 nach Norwegen aufbrechen wollte (was dann doch
1140 Vgl. den Wortlaut des Konzilsbeschlusses in X. 5. 19. 1, 2 (Friedberg II, Sp. 811); vgl. Wessén, in H/W, landslag, S. 87f, N. 21. 1141 Vgl. X. 5. 19. 2 (Friedberg II, Sp. 811). 1142 Vgl. die vom päpstlichen Legaten Wilhelm von Sabina auf dem Konzil von Skänninge am 1. März 1248 veranlaßten Beschlüsse, wonach sich die Bischöfe binnen eines Jahres den Liber Extra anschaffen sollten (DS, Bd. I, Nr. 359, S. 330–333 [333]). 1143 S. unten II, 3, S. 563–567. 1144 KrLL, Jb, c. 7 (SGL, Bd. XII, S. 104f), vgl. ebda Kmb, c. 8: 1 für das Pfandrecht an beweglichen Sachen (ebda, S. 226f). 1145 1734 års lag, Jb, c. 9: 7; „Sätter man jord, hus eller tomt i pant, och gifwer genast werkelig införsel theri, med the wilkor, at långifwaren på winst och förlust skal niuta all afgäld, som theraf gå bör, til thes hufwudstolen betales: giöre thet med witnen, och ware thet gildt, som them bådom åsämjer“ (Setzt man Land, Haus oder Hausgrundstück zum Pfande und verpfändet die Einnahmen dazu, mit der Bedingung, daß der Darlehnsgeber alle Einkünfte – Gewinn und Verlust – nutzen darf, die daraus anfallen, bis die Hauptschuld bezahlt ist, dann tue er das unter Zeugen und es gelte das, worüber sich beide einigen); vgl. Wessén, in: H/W, landslag, S. 88. 1146 Die Vorschriften des Uppsala-Statuts v. 6. Dez. 1344 (DS, Bd. V; Nr. 3864; 3864 a, S. 373–379) finden sich wieder in MELL, Kgb c. 22–26; 31; 32, in Eb c. 37 und in Tjb c. 38, 39.
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nicht geschah), beauftragte er1147 seine Ratgeber, den Erzbischof Hemming, den västmännischen Rechtsprecher Nils Abjörnsson1148 und den uppländischen Rechtsprecher Israel Birgerssson1149 – zusammen mit dem officialis generalis (dem Reichsverweser) Johan Christineson – alle vom König zu richtenden Fälle in den Diözesen Uppsala und Västerås abzuurteilen1150. Die Berufungen aus Gotland und Finnland sollte der Reichsverweser „cum tribus deputatis proximis“aus den Landschaften, in denen er sich gerade aufhielt, entscheiden1151. Schwierigere Fälle sollten alle königlichen Ratgeber zusammen aburteilen. Diese Urteile sollten endgültig sein, der König verpflichtete sich, sie nicht zu ändern1152. Das Uppsala-Statut1153 legte die Bildung und Zuständigkeit der konungsräfst dann auch für das ganze Reich fest. MELL, Kgb, c. 31 sieht die Bildung eines Ausschusses in jeder Landschaft vor, der feststellen sollte, ob die Angeklagten den vom König gebotenen Frieden im Lande verletzt hatten1154. Fraglich ist, wer dessen Mitglieder auswählte und ob der Rechtsprecher bei der Auswahl mitwirkte. Da das Volk beteiligt werden sollte, erscheint es einleuchtend, dem Landsthing die Bestellung der Mitglieder – zusammen mit dem König – zuzusprechen, aber nicht den Rechtsprecher zu beteiligen1155. Die Mitglieder des Zwölferausschusses legten nach Kgb, c. 31 den gewöhnlichen Richtereid ab; Sie 1147 Vgl. diesen Auftrag in der Urkunde Uppsala, den 6. Dez. 1344 in: DS, Bd. V, Nr. 3863, S. 371 f. 1148 Nils Abjörnsson (Sparre av Tofta), war Rechtsprecher in Västmanland 1352–1359 (vgl. Jan-Eric Almqvist, lagsagor I, S. 131); Karl Henrik Karlsson, domsrätt, S. 38, vernutet, dass er das Amt bereits 1344 innehatte. 1149 Zu Israel Birgersson (Finsta), Rechtsprecher (1334–1351) vgl. Jan-Eric Almqvist, lagsagor I, S. 12. 1150 In DS, Bd. V, Nr. 3863, S. 372 heißt es: „plenam eisdem auctoritate nostra regia committentes facultatem omnes et singulos articulos et causas medio tempore absencie nostre penes vos hinc inde emergentes, et ad jurisdictionem nostram spectantes, diligenter examinandi, fideliter tractandi et fine debito secundum leges et jura patrie ac statua nostra sentencialiter terminandi“. 1151 In DS, Bd. V, Nr. 3863, S. 372 heißt es weiter: „plenam comittimus facultatem omnes causas per homines nostros de Gottlandia et Østerlandia sibi propositas corrigendas, corrigere et penitus terminare, cum tribus deputatis proximis in quolibet legiferatu vbicunque ipsum Johannem contigerit inueniri“. 1152 DS, Bd. V, Nr. 3863, S. 372f: „nisi forsitan casus adeo difficiles et intricati interim emerserint, quod per ipsos non poterint sufficienter terminari. Tunc enim super huiusmodi casibus terminandis, omnes consiliarios nostros Swecie decreuimus consulendos.Quodque per ipsos consiliarios nostros pro hac parte diffinitum, actum et gestum fuerit, ac si per nos ipsos factum esset, inuiolabiter volumus obseruari“. Vgl. Karl Henrik Karlssson, domsrätt, S. 37. 1153 Gemeint ist DS, Bd. V, Nr. 3864 v. 6. Dez. 1344, S. 373 ff. 1154 „a moot kununglikan rææt varn oc pessom stafghæ“ (§ 8 des Statuts v. 6. Dez. 1344, DS, Bd. V, Nr. 3864, S. 376, vgl. den ähnlichen Wortlaut in MELL, Kgb c. 31 (SGL, Bd. X, S. 43). 1155 Ebenso (ohne Begründung) Holmbäck, in: H/W, landslag, S. XX, Fn. 12.
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sollten „fria eller fæller“ (befreien oder schuldig sprechen), wobei die Mehrheit von sieben Stimmen genügte1156. Hieran wird deutlich, dass der Ausschuß im Gerichtsverfahren immer noch ein Beweisgremium war, denn das Urteil fällte die konungs ræfst, das Königsgericht1157. Zwischen diesem Zwölferausschuß des Landrechts und dem Königsgericht sowie dem Hardenausschuß in Östgötalagen1158 besteht große Ähnlichkeit, wobei jedoch dieser Ausschuß dort ad hoc gebildet, während der Zwölferausschuß nach Landrecht auf Dauer gewählt wurde. Soweit Zweifel an der Rechtmäßigkeit seiner Entscheidungen aufkam, durfte man unter Einsatz von 40 Mark an den König appellieren, der die Wahrheit erforschen sollte1159. Sprach der König den Verurteilten frei, mußten alle Mitglieder des Zwölferausschusses 40 Mark büßen, auch durften sie hinfort nicht mehr am Thing teilnehmen, keine Zeugen sein und keinen Eid leisten; sie waren „skämdemen“ (ehrlose Männer)1160. Außerdem verbot dieses Statut die Überlassung des Klagerechts1161 und den betrügerischen Tausch von steuerfreiem Allod (frælsa iorp) gegen steuerbares Bauernland (skatta iorp), wodurch des Königs Steuern verkürzt wurden1162. Diese Regel wurde nötig, weil sich Magnus Eriksson in dauernder Geldnot befand. 1156 DS, Bd. V, Nr. 3864, S. 376, vgl. MELL, Kgb, c. 31 (SGL, Bd. X, S. 43f, hier zitiert): „Hwem pæsse tolf ællæ siu af pem væriæ, varin varpe for kunungx dome hæræpe oc malsæghandæ; huem pe fellæ, æru felde vndi kunungx Ræfst, æpter hand, hals liif ællæ goz ok pænninga, kununge ok hæræpe, æpter py sum brut æru till.“ (Wen die vorgenannten Zwölf oder sieben von ihnen entlasten, ist auch vom Königs-, Harden- und Klägerurteil befreit; wen sie schuldig sprechen, ist dem Königsgericht unterworfen nach Hand, Hals, Leben oder Gut und Geld für den König oder für die Harde, wie es die Missetat verlangt). 1157 Vgl. Strauch, Eisenprobe, S. 765–786. 1158 Vgl. ÖGL, Eb, c. 13 (kunungx ræfst, SGL, Bd. II, S. 36 = Strauch, OGR, S. 64) und Rb, c. 1 (hæræzs næmd, SGL, Bd. II, S. 165 = Strauch, OGR, S. 169); vgl. Holmbäck, in: H/W, landslag, S. XXI. 1159 § 15 des Uppsala-Statuts v. 6. Dez. 1344 DS, Bd. V, Nr. 3864, S. 378: „aghe pæs waald at wæpia a mot pere næfnd med XL mark, vndi wara sannind at letæn“ (er habe die Macht, gegen diesen Ausschuß Berufung einzulegen mit 40 Mark und Unsere Wahrheit zu suchen); vgl. SdmL, Add. I. § 4 (SGL, Bd. IV, S. 187) und VmL, Pgb, c. 19 (SGL, Bd. V, S. 237); vgl. Holmbäck, in: H/W, landslag, S. XXIf. 1160 S. die Abschrift II des Uppsala-Statuts (oben Fn. 1136): „hete skämdemen och aldrik nempdemen“ (sie mögen ehrlose Männer und nicht mehr Ausschußmitglieder heißen); vgl. Holmbäck, in: H/W, landslag, S. XXII. 1161 § 11 des Uppsala-Statuts v. 6. Dez. 1344, DS, Bd. V, Nr. 3864, S. 377. 1162 § 12 des Uppsala-Statuts v. 6. Dez. 1344 (DS, Bd. VI, Nr. 3864, S. 377): „hwa sum polict gyor, ær kunungx fulder pyuwer“ (wer das tut, ist ein voller Dieb für den König); diese Vorschriften finden sich wieder in MELL, Kgb, c. 25; 26 (SGL, Bd. X, S. 38f).
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Auch der Gebrauchsdiebstahl wurde im 14. Jahrhundert geahndet: Wer ein fremdes Pferd ohne Erlaubnis nahm, um es zum Reiten oder zur Feldarbeit zu benutzen und dabei betroffen wurde (MELL, Tb, c. 38), konnte als Dieb1163 oder Räuber1164 angeklagt werden. KrLL, Tb, c. 38 hat die Vorschrift übernommen. Sie geht bereits auf das Skänningestatut von 1335 zurück1165, das dem Eigentümer noch das Recht zubilligte, den auf frischer Tat Betroffenen ohne Urteil (at odömdo) zu hängen1166. Das Uppsala-Statut von 1344 hat sie zwar wiederholt, doch fehlt das Selbsthiferecht; es ist durch das Verfahren vor dem Thing ersetzt1167. f) Das Telge-Statut vom 17. Juli 1345 Das Telge-Statut vom 17. Juli 1345 regelt hauptsächlich die Rechte des Adels1168, seine Verpflichtung zum Kriegsdienst zu Pferde und die dafür nötigen Kontrollen. Der König setzte aber seine prozeßrechtlichen Reformen fort: Er machte den Zwölferausschuß zum Beitreibungsorgan1169 und führte den Namen rættæræ thing (Gerichtsthing) für ein Thing ein, das in seiner Anwesenheit oder in seinem besonderen Auftrag urteilte. Das Wort begegnet zuerst im Statut Erik Glippings vom 26. Mai 1284 für Schonen1170 und scheint aus Dänemark übernommen zu sein. 1163 1164 1165 1166 1167
Anklage als Dieb, wie MELL, Tb, c. 1 (SGL, Bd. X, S. 345f). Anklage als Räuber, wie MELL, Eb, c. 44 (SGL, Bd. X, S. 270f). Skänninge-Statut von 30. Nov. 1335 in: DS, Bd. IV, Nr. 3175, Art. 8, S. 466 f. In DS, Bd. IV, Nr. 3175, Art. 8, S. 466 heißt es: „hænggi wpp han at odömdo“. Uppsala-Statut v. 6. Dez. 1344 (DS, Bd. VI, Nr. 3864, Art. 13, S. 378), ebenso in MELL, Tb, c. 38 (SGL, Bd. X, S. 370f = KrLL, Tb, c. 38 (SGL, Bd. XII, S. 396 f. 1168 Das Telge-Statut v. 17. Juli 1345, in: DS, Bd. V, Nr. 3972, S. 475–481 regelt auf S. 476 auch die Stellung von Frau und Kindern des Adeligen (MELL, Kgb, c. 20, 21); auf den SS. 476 ff den Waffendienst und die Waffenschau des Adels mit etwaigen Bußen (MELL, Kgb, c. 11–18); S. 478f die Morgengabe (MELL, Gb, c. 10); S. 479 die Geschenke des Bräutigams an seine Braut (MELL, Gb, c. 7), S. 479f die Luxusverbote bei Hochzeit und Leichenbegängnis und die Buße der Uneingeladenen (sog. Nassauer) (MELL, Gb, c. 8) sowie S. 480 die Eintreibung von Schulden (MELL, Kgb, c. 29) und S. 480f den Bruch des Königsurteils (MELL, Kgb, c. 33); vgl. Wessén, in: H/W, landslag, S. 19; 52. 1169 Vgl. DS, Bd. V, Nr. 3972, S. 480 f. Diese Anordnung findet sich nur in Abschrift II des Statuts (s. o. Fn. 1136), sie gehört vielleicht nicht mehr zu seinem Text, vgl. Holmbäck, in: H/W, landslag, S. XXII, Fn. 24. 1170 Statut Erik Glippings vom 26. Mai 1284, Druck in: Erik Kroman, Rigslovgivning indtil 1400, Nr. 17, S. 148–161 (157) = SGL, Bd. IX, V: 3, § 10, S. 455. „rættæræ thing“ scheint die Übersetzung des lateinischen „placitum justiciarium“ zu sein, das sich in Magnus Ladulås Urkunde vom 29. Juli 1287 (in: DS, Bd. 2; Nr. 943, S. 31f) und später bei Magnus Eriksson in DS, Bd. IV, S. 826 Art. placitum justiciarium und in Bd. V, S. 819 (selber Artikel (rättareting) findet; vgl. Holmbäck, in: H/W, landslag, S. XXIII.
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Die königliche Urkunde vom 26. August 1346 war für Uppland bestimmt1171. Sie führt die prozeßrechtlichen Neuerungen noch ein Stück weiter: Da der König sich häufig außer Landes (in Norwegen) aufhalten mußte, hatten die Berufungen gegen den Spruch des Zwölferausschusses sich so gehäuft, dass er sie nicht mehr selbst erledigen konnte. Deshalb hatte er für jeden schwedischen Rechtsbereich einen königlichen Ausschuß gebildet, der in seinem Auftrag alle diese Streitfälle untersuchen und entscheiden sollte. Seine uppländischen Mitglieder (darunter vier Adelige) zählt die Urkunde auf1172. Ihre Zuständigkeit ging über die des Zwölferausschusses hinaus: Er sollte nicht nur die Wahrheit ermitteln und schuldig oder unschuldig sprechen (fria eller fæller), sondern auch das Urteil über den schuldig Gesprochenen fällen. Dieser königliche Ausschuß war also ein Urteilsausschuß1173. Ob in den anderen Landschaften solche königlichen Ausschüsse gebildet wurden und welche Tätigkeit sie bis zur Einführung des Landrechts ausübten, ist nicht bekannt. Der Förderung des Friedens im Lande diente die Eidschwurgesetzgebung, die Gewalttaten besonders bestrafte. Doch trachtete der König auch, die Gelegenheit, sie zu begehen, möglichst zu vermeiden. Er erließ deshalb im Jahre 1347 ein Statut für den Kupferberg in Dalarna1174, das dem gemeinen Mann das Tragen von Waffen (Dolch, Bogen, Keule, Spieß, Schwert oder Breitaxt) bei einer Buße von drei Mark verbot. Zugelassen war höchstens ein Tischmesser. Nur die Meister durften Schwert, Schild, Eisenhut und Waffenhandschuh tragen. Bei Unruhen konnte der königliche Vogt einen Meister beauftragen, volle Waffen zu tragen, bis der Frieden wiederhergestellt war. Dieses Statut weist auf eine gleichzeitiges hin, das allgemein das Anstiften von Unruhen und das Waffentragen verbot; sein Inhalt ist in MELL, Svlb c. 9 eingeflossen1175. Danach galt das Verbot, Stichwaffen zu führen für Zinsbauern und deren Hausgenossen, nämlich unverheiratete 1171 Urkunde vom 26. August 1346, Druck in: DS, Bd. V, Nr. 4108, S. 605 f. 1172 „pa hawm wi sat ok skipat. J hwarri laghsagu tolf mæn. Som heter konungs næfnd, æfte sampykkyu ok rape wara rapgiuara …“ (da haben wir in jedem Rechtsbereich zwölf Mann gesetzt und angeordnet, die Königsausschuß heißen, mit Zustimmung und Rat unserer Ratgeber) s. DS, Bd. V, Nr. 4108, S. 606. Die Vorschrift findet sich wieder in MELL, Pgb, c. 39. 1173 Vgl. Holmbäck, in: H/W, landslag, S. XXIIIf. 1174 Statut über das Waffenverbot für den Kupferberg in Dalarna, s. DS, Bd. V, Nr. 4442, S. 636–639, Art. 8, S. 638 = Medeltida urkunder rörande Kopparberget 1947, S. 32 f; vgl. Wessén, in: H/W, landslag, S. 266, N. 34. 1175 S. KrLL, Dvlb, c. 9 (SGL, Bd. X, S. 341) = KrLL, Dvlb, c. 7 (SGL, Bd. XII, S. 365f; vgl. Gerhard Hafström, Art. Folkvapen, in: KLNM, Bd. IV (1959), Sp. 475; Wessén, in: H/W, landslag, S. 266, N. 34.
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Söhne und Knechte, Schlafburschen, Müller, ferner für Pachtbauern und Verwalter von Adelsgütern. Ausgenommen waren auf dem Land also nur die Adeligen und ihre persönlichen Diener und Pagen (pianistomän ok fantä). Wer jemanden mit Kurzschwert, Dolch oder Hirschfänger unter Zeugen antraf, konnte ihn auf drei Mal drei Mark Buße verklagen. War der Täter zahlungsunfähig, sollte der Hundertschaftshäuptling ihm auf dem Thing ein Messer durch die Hand stoßen. g) Räfsteping und rättarping Die Namen Konungs räfst und rättarting werden in der Literatur häufig gleichbedeutend gebraucht. Dagegen wendet sich Åqvist1176: Er macht geltend, das Verfahren vor der räfst beruhe auf einer Anklage, sei also strafrechtlich bestimmt, während das Verfahren vor dem rättarping auf einer Klage beruhe, also zivilrechtlich bestimmt sei. Das komme darin zum Ausdruck, dass das Verfahren der räfst sowohl in MELL1177 als auch in KrLL hauptsächlich im Königsabschnitt1178, das Verfahren des rättarpings dagegen im Prozessabschnitt1179 geregelt sei. Åqvist hat hier jedoch allzu modern gedacht, denn beide Verfahrensarten werden nicht nur durchgängig unterschiedlich bezeichnet, es fällt auch auf, dass der Ausschuß, den der König zur Beweisaufnahme ernennt, in KrLL in beiden Rechtsabschnitten identisch geregelt ist1180 und in Abwesenheit des Königs das Urteil sowohl in Straf- als auch in Zivilsachen fällt. Während aber Magnus Eriksson in seiner Urkunde vom 26. August 13461181 nur die Namen der Männer nennt, die er in den Ausschuß berufen hat, dagegen nichts darüber sagt, ob sie eine Strafoder Zivilsache entscheiden sollen, verwendet das Statut Erichs von Pommern über das räfsteting von 14131182 diesen Namen sowohl für Zivil- wie für Strafsachen. Das räfstetings-Statut hat der König fast gleichlautend zwei Mal ausgefertigt, einmal für Uppland (in Uppsala zu halten), zum anderen für das Bistum Linköping (in Linköping und Kalmar zu halten). Es enthält zwei Vgl. Gösta Åqvist, kungen, S. 139 ff. MELL, Kgb, c. 31 (SGL, Bd. X, S. 43f). KrLL, Kgb, c. 26: 2; 35: 1 (SGL, Bd. XII, S. 43; 52). MELL, Pgb, c. 39 (SGL, Bd. X, S. 237f); KrLL, Pgb, c. 40 (SGL, Bd. XII, S. 262). KrLL, Kgb c. 35: 1 (SGL, Bd. XII, S. 51f) und Pgb, c. 37; 42 (SGL, ebda S. 260; 263 f). 1181 Urkunde v. 26. Aug. 1346 an die Einwohner Upplands, in: DS, Bd. V, Nr. 4108, S. 605 f. 1182 Räfstetingsstadga v. 9. Apr. 1413, Druck bei Johan Hadorph, Bjärköarätten, stadga im Anhang S. 37 und in: SD, Bd. II, Nr. 1702, S. 609–611für Linköpings stift u. Nr. 1703, S. 611 f. für Uppsala stift; vgl. unten, S. 560, mit Fn. 1216; Gösta Åqvist, kungen, S. 139f; Gabriela Bjarne Larsson, stadgelagstiftning, S. 102 ff. 1176 1177 1178 1179 1180
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neue Regelungen: Es hebt das lagmansping auf und ersetzt es durch das räfsteping (Art. 6). In Uppsala soll es zwei Mal im Jahr gehalten werden: zur Eriksmesse1183 (18. Mai) und zum Disating1184 (Mariae Lichtmeß, 2. Februar); im Bistum Linköping dagegen drei Mal: zur Michaelsmesse (29. September), am zwanzigsten Tag nach Weihnachten und in Kalmar acht Tage vor St. Maria Magdalena (22. Juli)1185. Aus dem Art. 15 beider Ausfertigungen des Statuts folgt, dass diese Gerichtstage für das ganze Reich gelten sollten1186. Zum anderen werden in Art. 2 die Mitglieder des Ausschusses bestimmt: Es waren der Erzbischof, zwei Domkapitulare und der Rechtsprecher sowie sechs Adelige und ein Knappe (in Linköping fünf Adelige und ein Knappe). Gegen Schluß des 14. Jahrhunderts bildete das räfsteping auf Grund von Nyköpings recess1187 auch das Gericht, das Reduktionen durchführte. Das waren Prozesse über Rückforderung von Land, das König Albrecht von Mecklenburg (1364–1389) schwedischen Adeligen, vornehmlich Bo Jonsson Grip und Knut Bosson1188, überlassen hatte1189. Der Rezess regelt das räfsteping allgemein, seine Besetzung (Rechtsprecher oder Unterrechtsprecher, Bischof „ok tolf godhom manom“ [zwölf gute Männer])1190 und seine Tagungen in den einzelnen Bistümern bzw. Landschaften1191 Schließlich ha-
1183 Sanctae Eriks dagh (18. Mai), s. UL, Kkb, c. 22: pr (SGL, Bd. III, S. 83); 1184 Disapings dagher (ping allra sviar) war ursprünglich ein heidnisches Opferfest im Februar, verbunden mit einem Markt; in christlicher Zeit überführt auf die Kyndilsmæssa, Mariae Lichtmeß, am 2. Februar, vgl. Schlyter, in SGL, Bd. III, Art. Disaping, S. 309. 1185 Art. I der Urkunde SD Nr. 1702 (wie Fn. 1182), Stockholm vom 9. Apr. 1413. 1186 In Art. 15 beider Ausfertigungen (SD Nr. 1702 und 1703) heißt es: „Item hawum vi i thesse forscrefna mato screwat til all biscopsdøme oc laghsaghu, at thær scal oc haldas vm areth ræfstathing oc skal rættas i alla mato, so forescrewat ær.“ (Ebenso haben wir in der vorbeschriebenen Art an alle Bistümer und Rechtsbereiche geschrieben, daß auch dort jährlich Königsgericht gehalten und in aller Art gerichtet werden soll, wie vorgeschrieben). 1187 Nyköpings recess vom 20. Sept. 1396, Druck: ST, Bd. II, Bihang 1396, S. 655–664; vgl. Gösta Åqvist, kungen, S. 140f; Håkon Norén, Nyköpings historia I (2005). 1188 ST, Bd. II, S. 657 f. 1189 Vgl. Zu diesen Prozessen: Carl Gustaf Styffe, arkiver, Bd. II (1864), Nr. 18–22 (S. 38–55); 27–38 (S. 63–104) und 59–74 (S. 147–194); Folke Dovring, skatterna, S. 144f; Gösta Åqvist, kungen, S. 140. 1190 ST, Bd. II, S. 657 f. 1191 Die Tagungen des räfstepings wegen Reduktion reichen von einem halben Monat nach Michaelis (29. Sept. 1396) in Uppland bis zur Fastenzeit des nächsten Jahres (1397) in Värend, vgl. ST, Bd. II, S. 657.
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ben die verschiedenen Verfahren, für die das räfsteping1192 zuständig war, ihre abschließende Regelung in KrLL, Pb, c. 9; 101193 gefunden. Bemerkenswert ist noch, dass nach KrLL, Pb, c. 41: 1 der König maa sannind wtleta, aber der laghman ægher lagh skilia1194. Das heißt, der König solle die Wahrheit ermitteln, der Rechtsprecher aber das Recht weisen. Damit war der König nicht an den alten Eidhelfereid gebunden1195, sondern konnte die Beweise frei würdigen. Da Magnus Erikssons Landrecht sich nur allmählich durchsetzte, zielt das Rechtsweisungsrecht des Rechtsprechers darauf ab, die Rechtslage nach dem Recht der jeweiligen Landschaft zu weisen. h) Die Übereignung von Grundstücken Über Grundstücke verfügte man in Schweden nur im Notfall und dann durch feierlichen Akt. Deshalb sah bereits Upplandslagen1196 vor, dass der Veräußerer das Grundstück zunächst seinen Verwandten anzubieten hatte; wollten sie es nicht kaufen, konnte er es auf dem Thing veräußern. Außer den Vertragsparteien mußten aber zumindest zwölf Festiger dabei sein, welche die Übereignung bezeugten1197. Diese Zeremonie konnte auch in der Kirche, d. h. vor der versammelten Kirchengemeinde, stattfinden1198. 1192 Das räfsteping wird in KrLL, Pgb, c. 9 (SGL, Bd. XII, S. 242f) mit dem landsping gleichgesetzt und war eben auch das rättarping, vgl. Gösta Åqvist, kungen, S. 141. 1193 Während das räfstethings-Statut von 1413 als Mitglied des Gerichts den Bischof, zwei Kapitulare, den Rechtsprecher und sechs weltliche Adelige vorsah, hat KrLL, Rb 10 statt der sechs Adeligen zwei Reichsräte oder andere freigeborene Männer genannt. So: KrLL, Pgb, c. 9; 10; 41 (SGL, Bd. XII, S. 242–244; 262f). Vorgebildet war die Regelung bereits in VmL, Pgb, c. 19 (SGL, Bd. V, S. 237; vgl. Gabriela Bjarne Larsson, stadgelagstiftning, S. 106. 1194 Vorgebildet ist das bereits in VmL, Pgb, c. 19 (SGL, Bd. V, S. 237); es findet sich wieder in MELL, Pgb, c. 38 (SGL. Bd. X, S. 237) und dann in KrLL, Pgb, c. 41: 1 (SGL, Bd. XII, S. 263); vgl. Gösta Åqvist, kungen, S. 143. 1195 Vgl. zur Ablösung der Eidhelfer durch die nämnd: Strauch, Eisenprobe (2008), S. 765–786. 1196 Ul, Jb, c. 4: pr (SGL, Bd. III, S. 183 = v. Schwerin, UL, S. 167f); dagegen begnügte sich SdmL, Jb 12: 1 mit zwölf Festigern, was auch die sörmländischen Urkunden widerspiegeln; vgl. Gerhard Hafström, Art. Fastar, in KLNM, Bd. IV (1959), Sp. 191–194 [193], die nach alter Sitte bei ihrer Zeugentätigkeit das Heft eines Schwertes umfassen sollten, vgl. Gerhard Hafström, Skafthållning, in: FHT 1954, S. 53–65. 1197 Festiger, asw. fastar, lat. firmarii, firmatores, confirmatores oder confirmantes. Der Sprecher der Festiger hieß asw. forskilia majr, lat. prolocutor (Wortführer). Er bestätigte den Grundstückskauf, vgl. Ragnar Hemmer, historia, in: JFT 1931, S. 315–354 (338f); Gerhard Hafström, Art. Forskilaman, in: KLNM, Bd. IV (1959), Sp. 535. 1198 Vgl. Ragnar Hemmer, historia, in: JFT 1931, S. 315–354 (338f); derselbe, tillämpning, S. 100.
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Während aber Upplandslagen – je nach Grundstückswert – die Zahl der Festiger bis auf vierundzwanzig erhöhte, begnügt sich MELL mit zwölf Festigern1199. KrLL fügt jedoch hinzu, der Hardenhauptmann solle auf dem Hardenthing einen Brief (den iordabref)1200 darüber ausstellen. Diese Festiger waren zunächst Nachbarn aus demselben Kirchspiel, doch übernahmen allmählich die Mitglieder des Hardenausschusses (der nämnd) diese Rolle. Der Hardenhauptmann führte nach MELL die Verhandlung und übernahm die Rolle des forskilia majrs (prolocutors, Wortführers)1201. Die von ihm zu sprechende Formel1202 stammte aus frühen lateinischen Urkunden Schwedens, sie findet sich in Uppland bereits im 12. Jahrhundert1203 und war im 14. Jahrhundert in ganz Schweden verbreitet. Sie umfaßte nicht nur das Grundstück selbst, sondern auch das Zubehör und zugehörige Rechte (die Pertinenzien). Die Vorschrift in MELL, Egnb, c. 13, dass beim Verkauf mehrerer Grundstücke die zwölf Festiger für jedes von ihnen antreten mußten, hat KrLL nicht übernommen1204.
1199 MELL, Egnb, c. 12 (SGL, Bd. X, S. 102 ff). 1200 Das asw. hundare (das früher in Uppland, Västmanland und Södermanland gebräuchlich war, taucht weder in MELL noch in KrLL auf, stattdessen verwenden beide „hæræp“, das wir bereits früher mit „Harde“ übersetzt haben (vgl. oben S. 385 mit Fn. 6, Fn. 51). Das Wort iordabref findet sich in KrLL nur in der Rubrik zu Jb, c. 11 (SGL, Bd. XII, S. 98). 1201 Vgl. Gerhard Hafström wie Fn. 1197. 1202 MELL, Egnb, c. 12: „penne man afhænde sik iorp sina sua mykla ok i pem by, nær by ok fiærran, ok mep allo py per til ligger innan garz ok utan“ (dieser Mann übereignet sein Land, belegen in diesem Dorf, nahe beim Dorf und entfernter, mit allem was innerhalb des Zauns liegt und außerhalb) [SGL, Bd. X, S. 103], das ist eine Übersetzung der im Mittelalter gebräuchlichen lateinischen Pertinenzformel „prope vel remote positis, infra sepes et extra“, welche die einzelnen Zubehörstücke zusammenfaßt; vgl. Wessén, in: H/W, landslag, S. 89f, N. 38. 1203 So die Urkunde über den Vergleich, den der Uppsalenser Erzbischof Stefan 1164/67 schloß (Druck: DS, Bd. I, Nr. 51, S. 73f): villam Wicbu nomine cum omnibus appendiciis, pratis uidelicet et siluis, piscationibus ac cunctis necessariis eidem uille attinentibus„. Die ausführliche Erwähnung der Pertinenzien (des Zubehörs) beruhte darauf, daß nach römischem Recht das Zubehör eine selbständige Sache war, so daß die Übertragung des Eigentums an der Hauptsache das Zubehör nicht mitumfaßte. Deshalb mußte das Verpflichtungs- und auch das dingliche Geschäft (die Übereignung) das mitumfaßte Zubehör namhaft machen; vgl. Sohm/Mitteis/Wenger, § 47, S. 260f; Kaser/Knütel, § 19, Rn. 15, die auf D. 19. 1, 13, 31–19. 1. 16 und auf D. 33, 7, 18, 4 verweisen. 1204 Vgl. Wessén, in: H/W, landslag, S. 91, N. 48.
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i) Die königlichen Ausschüsse Die höhere Instanz für Prozesse vertraute der König in MELL einem Ausschuß an, der jeweils für eine Harde bestimmt wurde und deshalb Hardenausschuß hieß1205. Er bestand aus zwölf Männern der Harde, die der Hardenhauptmann auswählte, zur Hälfte Adelige, zur Hälfte Bauern (MELL, Pb, c. 30). Der Hardenhauptmann war Mitglied der næmnd, hatte aber kein Stimmrecht1206. Der Ausschuß sollte „fria eller fæller“, sich also über die Schuldfrage äußern und war deshalb ein Beweisauschuß. Zur Beschlussfassung genügte die einfache Mehrheit (MELL, Pb, c. 331207). Das Urteil sprach „pem sum kunungx dom hauer“1208, der Richter wird also nicht ausdrücklich genannt, sondern hing von einem besonderen königlichen Urteilsauftrag ab, der gewöhnlich an den Hardenhauptmann erging; unterstützt wurde er von „pem hans dom incighle hauer“1209, dem Siegelbewahrer, der das Urteil in des Königs Namen ausfertigte. Außerdem waren – außer den Parteien – bei jeder Urteilsfällung anwesend der Hardenhauptmann, dessen Urteil überprüft werden sollte, und der königliche Vogt, der die auf den König entfallenden Bußen entgegennahm. War dagegen Berufung gegen ein Urteil des Rechtsprechers eingelegt, so gehörte dieser – aus nicht erkennbaren Gründen – nicht zur næmnd. Der Hardenausschuß war auch in erster Instanz zuständig, nämlich für alle Eidschwurbrüche und alle Schwerverbrechen, die das Leben betrafen oder sowohl das Leben als auch Gut, alle Morde und Mordbußen, alle Raubsachen – seien sie groß oder klein – jeden Bruch des Urteils des Hardenhauptmanns oder Rechtsprechers, es sei denn, sie gehörten vor den Königsausschuß1210. Aus MELL, Pb, c. 31 folgt zwar, dass der Schuldspruch des Hardenausschusses Bestand haben sollte, doch war es möglich, gegen das dort gefundene Urteil Berufung an den König einzulegen1211, falls der Ausschuß sein Urteil noch nicht durch Eid bekräftigt hatte. Über den König als höchste Instanz handeln MELL, Pb, c. 38; 391212: Der König (oder ein von ihm bestellter Richter) wird allein (ohne næmnd) die Wahrheit in der 1205 S. MELL, Pgb, c. 30–34 (SGL, Bd. X, S. 231–235). 1206 Der Hardenhauptmann war ohne Stimmrecht, da in Pgb, c. 31 und 33 nur de tolv genannt sind. 1207 MELL, Pgb, c. 33 (SGL, Bd. X, S. 234). 1208 „Der des Königs Urteil hat“, MELL, Pgb, c. 34 (SGL, Bd. X, S. 235). 1209 „Der das königliche Siegel führt“, MELL, Pgb, c. 34 (SGL, Bd. X, S. 235). 1210 Zur Konungx næmnd s. MELL, Pgb, c. 37: 1 (SGL, Bd. X, S. 236f). 1211 MELL, Pgb, c. 32: pr (SGL, Bd. X, S. 233). 1212 MELL, Pgb, c. 38; 39 (SGL, Bd. X, S. 236f). Der Wortlaut von c. 39 ist aus dem Telge-Statut vom vom 17. Juli 1345 (DS, Bd. V, Nr. 3972, S. 475–481 [480]) übernommen; vgl. Wessén, in: H/W, landslag, S. 186, N. 121.
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Sache erforschen und der Rechtsprecher das Landschaftsrecht dazu weisen. Dieses Königsgericht heißt in MELL rættara ping1213. Obwohl der Hardenausschuß den Schuldspruch in des Königs Namen fällt und das Urteil mit dem Königssiegel gesiegelt wird und deshalb MELL, Pgb c. 30 von des Königs Ausschuß spricht (nu vill kununger næmdir sina se), ist er zu unterscheiden vom Königsausschuß (kunungs næmd; MELL, Kgb, c. 31), der in jeder Landschaft vom König und dem Thing berufen wird, um Hochverrat und Bruch des Königsabschnitts zu ahnden1214. Soweit der König nicht selbst urteilte, sondern einem Würdenträger (dem Reichsverweser (officialis generalis), einem Mitglied des Rates, einem Bischof etc.) die Gerichtshoheit für solche Fälle übertrug, wurde diese zu einem Machtmittel in der Hand des Adels. Dies geschah jedoch immer nur ad hoc. Dass mit dem Adel stets auch öffentliche Aufgaben (wie die Gerichtshoheit) verbunden waren, hat sich jedoch nicht allgemein durchgesetzt1215. Bereits das Räfstethingsstatut vom 26. August 1346 hatte das Königsgericht (konungs ræfst oder konungs nämnd) in Uppland eingeführt. Erich von Pommerns Statut vom 1413 legte die Zuständigkeit dieses Ausschusses für Linköpings Stift näher fest1216. Es sollte drei Mal jährlich gehalten werden: am Montag nach Michaelis (29. September), am nächsten Montag nach dem zwanzigsten Tag nach Weihnachten und acht Tage vor St. Maria Magdalena (22. Juli). Ihr Inhalt findet sich nicht nur in MELL1217, sondern auch in KrLL1218 wieder. Hier hat sich jedoch eine erhebliche Änderung gegenüber MELL vollzogen: Die königlichen Hardenausschüsse wurden mit dem Kö-
1213 Der Begriff rættara ping bedeutet dasselbe wie kunungs ræfst; Ragvald Ingemundsson bezeichnet es in seiner Übersetzung von MELL als generalem inquisicionem de administrata iusticia, vgl. Wessén, in: H/W, landslag, S. 187, N. 122. 1214 Siehe zur Streitfrage, ob der Rechtsprecher oder das Thing bei der Berufung dieses Ausschusses mitwirkt, das Uppsala-Statut v. 6. Dez. 1344, DS, Bd. V, S. 373–379 und oben 7d, S. 549 mit Fn. 1136. 1215 Vgl. Nils Herlitz, statsskick, S. 43. 1216 Räfstetingsstadga vom 9. Apr. 1413, (SDHK-Nr. 17 986) Druck bei Johan Hadorph, Bjärköarätten, stadga im Anhang S. 37 und in: SD, Bd. II, Nr. 1702, S. 609–611; Regest bei Herman Schück, brev, S. 217. Das Statut legt nicht nur die Tagungszeiten fest, sondern auch die sachliche Zuständigkeit, die Folgen einer Säumnis des Angeklagten und seine Vertretung vor dem Gericht.; Karl Henrik Karlsson, domsrätt, S. 57f; vgl. auch Wessén, in: H/W, landslag S. 37, N. 185; Gabriela Bjarne Larsson, stadgelagstiftningen, S. 102 ff. 1217 MELL, Pgb, c. 30; 38; 39 (SGL, Bd. X, S. 231f; 236f). 1218 KrLL, Kgb, c. 35 (SGL, Bd. XII, S. 50 ff = MELL, Kgb. c. 31 (SGL, Bd. X, S. 43f); ferner KrLL, Pgb, c. 9, 10 (SGL, Bd. XII, S. 242 ff).
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nigsgericht (konungs ræfst oder konungs nämnd) zusammengelegt1219. Jedoch ist der Text von MELL, Pb. c. 30 nur insoweit geändert, als in KrLL, Pb. c. 411220 nun vom rættara ping die Rede ist, wofür der Hardenhauptmann den Ausschuß ernennen soll, wobei der übrige Text von MELL, Pb. c. 30 unverändert blieb.
II. Kristoffers Landslag (KrLL) 1. Die Vorgeschichte Bereits im Jahre 1423 waren Schwedens Geistliche mit Magnus Erikssons Landrecht nicht mehr zufrieden: Die 1423 in Arboga tagende Kirchenversammlung hatte dort den Wunsch geäußert, den Kirchenabschnitt zu reformieren1221. Da das Landrecht einen solchen nicht erhalten hatte, aber stets ein solcher aus einem Landschaftsrecht den Manuskripten beigegeben wurde – häufig aus Södermannalagen, zuletzt fast nur noch aus Upplandslagen – so bezieht sich der Änderungswunsch auf eine Reform dieses Kirchenrechts1222, aber Erzbischof Nils Ragvaldsson und seine Suffraganbischöfe hatten auch Wünsche zur Besserung des weltlichen Rechts, da die vorhandenen Abschriften nicht unerheblich untereinander abwichen. Dem folgten auch der königliche Rat, der schwedische Adel, die Ritter und Knappen, wie die königliche Bestätigung sagt1223. Als Christoph von Bay1219 MELL Pgb, c. 39 (SGL, Bd. X, S. 237f = KrLL, Pgb, c. 40 (SGL, Bd. XII, S. 262); bereits das Räfstethings-Statut v. 26. August 1346 hatte dies ausgesprochen, vgl. oben S. 555 mit Fn. 1182. 1220 KrLL, Pgb. c. 41 (SGL, Bd. XII, S. 262f); vgl. Karl Henrik Karlsson, domsrätt, S. 50 ff; Hans Hildebrand, Statsförfatningen, S. 135f; Nils Herlitz, statsskick, S. 43; Wessén, in: H/W, landslag, S. 183f, N. 92. 1221 Es heißt dort, der König solle „aliquibus committere, qui assumtis deputandis per ecclesiam reforment partem legisterii, quae kirkiobalker dicitur, qui per hoc controversiae inter clerum et populum sopirentur“, Druck bei: Herman Reuterdahl, statuta, S. 118, berichtigt von Jaakko Gummerus, Synodalstatuter, S. 5f; vgl. Schlyter, SGL, Bd. X, S. LXX, Fn. 8. 1222 Das geht aus einem Beschluß hervor, den eine Versammlung von Bischöfen, Rittern, deren Gefolgsleuten und des Reichsrates in der Jakobskirche zu Stockholm im Jahre 1439 faßte, Text bei Natanael Beckman, outgivna, S. 52 f; vgl. Jan Eric Almqvist, Om 1439 års s. k. straffordning, in: SvJT 1960, S. 503–510; vgl. H/W, landslag, S. XLIV. 1223 In der Bestätigung heißt es (SGL, Bd. XII, S. 2: „necnon dilectis consiliariis nostris nobilibus militibus ac militaribus sepe sepiusque instanter requisiti …“. Dass diese Bestätigung eine Fälschung sei (so: Harald Hjärne, redaktioner, S. 10 ff), dürfte durch die Arbeiten von Karl Henrik Karlsson, in: SHT 1884, S. 273 ff; Carl Gustaf Westman, rättskällorna, S. 42f; Erik Lönnroth, Kalmarunionen, S. 225; Gottfrid Carlsson, Historia III, 1, S. 508 ff, Åke Holmbäck, landslag, S. XLIII und zuletzt Jan Liedgren, landslag, bilaga 3, S. LXIII–LXIX widerlegt sein.
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ern, der Neffe Erichs von Pommern (1396–1439), sich im Jahre 1440 als König von Dänemark um die schwedische und norwegische Krone bewarb, legten die schwedischen Unterhändler ihm am 26. April 1441 in Kopenhagen den Entwurf einer Urkunde vor1224, deren Anerkennung die Bedingung für seine Wahl zum schwedischen König war. Darin sollte er den Schweden zusichern, alle ihre schriftlichen Gesetze, Rechte, Privilegien und Freiheiten sowie alle guten alten Gewohnheiten zu wahren und „soweit Ihr oder Eure Nachkommen jetzt oder zukünftig euer Gesetz verbessern wollt, so werden wir das vollbringen und bestätigen und niemand soll dagegen sein oder das verhindern“1225. Die Verwendung des Wortes „jetzt“ deutet darauf hin, dass die Kirche und andere Kreise in Schweden eine Überarbeitung des Landrechts planten. Christoph hat in seiner Urkunde, ausgefertigt am selben Tage, den Inhalt dieses Entwurfs zustimmend übernommen. 2. Ziel der Überarbeitung Ob die Revisionsarbeiten bereits im April 1441 begonnen hatten, ist unbekannt, doch waren sie etwa ein Jahr später fast abgeschlossen, denn auf dem allgemeinen Rats- und Herrentreffen, das von Mitte April 1442 ab drei Wochen lang in Stockholm tagte, unterzog man den Entwurf einer letzten Durchsicht und so hat ihn König Christoph am 2. Mai 1442 bestätigt1226. Die Bestätigung folgt weitgehend dem Vorwort Papst Gregors IX. für den von ihm 1234 publizierten Liber Extra1227. Aber nicht nur die kirchlichen Würdenträger hatten eine Revision des Landrechts gefordert, sondern auch der königliche Rat, der Adel, die Ritter und Knappen. Doch sollte die Revision das gemeine Recht, wie es sich im corpus iuris1228 fand, und die Privi1224 Sie gründete sich vermutlich auf die Erklärung des Herrentages von Arboga vom Januar 1440 und die Beschlüsse, die der Reichsrat auf der Unionstagung zu Lödöse an Maria Lichtmeß faßte, (2. Februar ff 1441); vgl. Einar Carlsson, Historia III, 1, S. 477 ff. 1225 Versicherung vom 26. April 1441, Druck in: ST, Del III, S. 191 ff, neuschwedische Übertragung bei H/W, landslag, S. XLI. Keiner der folgenden Unionskönige hat eine solche Versicherung, das Recht zu bessern, abgegeben, vgl. Karl Henrik Karlsson, redaktioner in: SHT årg. 4 (1884), S. 276. 1226 Der Text der Bestätigung ist in Codex D von Kristoffers Landslag und außerdem in einigen Abschriften sowie in einer schwedischen Übersetzung vom Druck des Gesetzes im Jahre 1608 überliefert; Schlyter (SGL, Bd. XII, S. 1–4) druckt beide parallel ab; vgl. H/W, landslag, S. XLII, Fn. 4. 1227 Bestätigung der Dekretalen Gregors IX. „Rex pacificus“ (Friedberg II, S. 2f). 1228 In der Bestätigung heißt es (SGL, Bd. XII, S. 2: „saluo iure communi in corpore juris clauso“. Die schwedische Übersetzung von 1608 versteht darunter das schwedische Landrecht; Schlyter (SGL, Bd. X, S. LXX) hat gemeint, dass mit „corpus iuris“ das
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legien der Kirche, der Priester, des Adels, der Ritter und Knappen nicht beeinträchtigen. Dagegen sollte die Unklarheit und Verwirrung, die durch frühere königliche Gesetze, Statuten und Gewohnheiten im Laufe der Zeit entstanden war, durch die neue compilatio beendigt werden1229. Um auch das Volk für die Maßnahme des neuen (ausländischen!) Herrschers zu gewinnen, sollte es sich also nur um eine Klarstellung und Berichtigung des bisherigen Landrechts, nicht um gänzlich Neues handeln1230. Auch die Sprache von KrLL hat – wie in jedem größeren Werk – ihre Eigenart1231. 3. Der kirchliche Einfluß Wer die Revision des Landrechts durchgeführt hat, ist unbekannt. Zu denken wäre an den Erzbischof Nicolaus Ragvaldi (Nils Ragvaldsson)1232, der sich für die Überarbeitung besonders eingesetzt hatte, und an den upländischen Rechtsprecher Bengt Jönsson (Oxenstierna av Salsta)1233, beide damals herausragende Mitglieder des königlichen Rates, doch ist fraglich, ob ihre sonstigen Pflichten ihnen genügend Zeit für eine aufwendige Gesetzgebungsarbeit ließen1234. Der Erzbischof hatte auf dem Konzil in Basel
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kirchliche Recht (canonici) gemeint sei, doch kann es auch das corpus iuris civilis sein, bzw. dessen Teil, den alle Menschen neben ihrem heimischen Recht nutzen können (Inst. I, 2. 1; Dig. I. 1. 1. 9); vgl. H/W, landslag, S. XLV, Fn. 12. In der Bestätigung heißt es (SGL, Bd. XII, S. 3: „compilacionem presentem seu veteris legisterij propter temporis variationem et correctionem oportunam auctoritate regia … confirmamus“. KrLL heißt deshalb auch „veteris legisterii propter temporis variationem correctio opportuna“, vgl. Schlyter, KrLL, Företal, S. LXXXII. Vgl. Bo A. Wendt, Landslagspråk (1997). Vgl. über ihn: Jan Liedgren, Art. Nils Ragvaldsson, in: Svenskt biografisk lexikon, Bd. 14 (1952), S. 322. Ein praktisches Beispiel seiner Einflußnahme gibt Lizzie Carlsson, tiohäradslagen, S. 34–41 (KrLL, Tb 1 SGL, Bd. 12, S. 369f); SmL, Kkb 13: 5 (SGL, Bd. VI, S. 108f); VmL I, Kkb 9: 6 (SGL, Bd. V, S. 9): Todesstrafe für Ehebruch und Weglaufen mit verheirateter Frau), s. dazu unten S. 574 mit Fn. 1307. Vgl. Jan Eric Almqvist, lagsagor, S. 15. Bengt Jönsson übte nach dem Tode des Drosten Krister Nilsson (Vasa) seit 1442 das Drostenamt aus. Nach dem Freiheitsbrief v. 8. Juli 1319 gehörte es zu seinen Aufgaben „ad exequendum iustitiam et iura regni nostri“, er übte also die urteilende und rechtswahrende Macht für den König aus (in: DS, Bd. III, Nr. 2199, S. 411f; vgl. Hans Gillingstam, Ätterna, S. 279 ff; Arne Odd Johnsen/ Jerker Rosén, Art. Drottsete, in: KLNM, Bd. III (1958), Sp. 341), auch gehörte ihm die älteste Hs. von KrLL (Hs. B 23 a in der kgl. Bibliothek in Stockholm, vor 1929: gammel kongelig samling 2° Nr. 1209 der Königlich dänischen Bibliothek), vgl. Holmbäck, in: H/W, landslag, S. XLVIII; Jan Liedgren, Art. Kristoffers landslag, in: KLNM, Bd. IX (1964), Sp. 363. Vgl. Holmbäck, in H/W, landslag, S. XLVIII.
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die götizistische Theorie vorgetragen1235, wonach die Ost- und Westgoten aus Götaland stammen sollten; sie kommt in KrLL, Kgb, c. 1 zu Wort1236. Dass ihm Rechtsfragen wichtig waren, zeigt die von ihm veranlaßten Sammlung kirchlicher Statuten1237, auch hatte er so viel Autorität, dass es ihm (oder einer von ihm beauftragten Person) gelang, kirchliche Belange in das neue Gesetz einzubringen. Dazu gehörte, dass der König zwar höchster Richter über die Richter in weltlichen, aber nicht mehr in geistlichen Sachen war1238; Nils Ragvaldsson hat also die libertas ecclesiae1239 zu wahren gewußt. Außerdem hat er dafür gesorgt, dass im Königsgericht, wenn der König selbst nicht teilnehmen konnte, der Bischof der Landschaft und zwei seiner Domkapitulare neben dem Rechtsprecher und zwei Mitgliedern des Reichsrates sitzen und urteilen sollten, so dass die Kirche auch im weltlichen obersten Gericht wohlvertreten war1240. Zu Gunsten der Kirche wirkte ebenso KrLL, Æb, c. 23: 1: War ein Erbe auch nach Jahr und Tag unbekannt, so sollte die Hälfte des Nachlasses an 1235 Vgl. dazu Verner Söderberg, Nicolaus Ragvaldis tal i Basel 1434, in: Samlaren 1896, S. 187–195 und den Anfang von KrLL, Kgb, c. 1 (SGL, Bd. 12, S. 11) sowie Wessén, in H/W, landslag, S. 19 ff. 1236 Götizistische Theorie in KrLL, Kgb, c. 1 (SGL, Bd. XII, S. 11); vgl. Sten Lindroth, Art. Göticismen, in: KLNM, Bd. VI (1961), Sp. 35–38. 1237 Die Aufzeichnung des „Compendium statutorum provincialium upsaliensis provinciae“ hat Erzbischof Nicolaus in den 1440er Jahren veranlaßt, es enthielt die in der Kirchenprovinz Uppsala geltenden Provinzialstatuten. Ihr Redakteur war der Dompropst von Strängnäs, Birger Birgersson, gedruckt wurde es 1525. Davon existiert noch „quod omnes praelati instent pro reformatione Kyrkie balken“, Druck bei Reuterdahl, statuta, S. 128 ff; 160. Der Beschluß des Provinzialkonzils von Arboga 1423, den König um Neubearbeitung des Kirchenrechts zu bitten, (s. o. Fn. 1221) ist dagegen nicht ausgeführt worden; vgl. Jan Liedgren, Art. Kristoffers landslag, in: KLNM, Bd. IX (1964), Sp. 363 f. 1238 KrLL, Kgb, c. 4: 9: „j rike sino aff gudhi högsta dom haua ofuer alla werlzlica domara“ ([der König habe] in seinem Reiche von Gott her das höchste Gericht über alle weltlichen Richter, SGL, Bd. XII, S. 20), während in der entsprechenden Stelle in MELL das Wort werlzlica fehlt, so dass auch er auch über die Sprüche der geistlichen Richter richten konnte. 1239 Zur libertas ecclesiae vgl. Brigitte Szabó-Bechstein (1985). 1240 KrLL, Pgb, c. 10: pr (SGL, Bd. XII, S. 243f). Die Vorschrift war zwar in KrLL neu, beruhte aber auf dem räfstetings-Statut Erichs von Pommern (s. o. S. 555, Fn. 1182); vgl. Karl Henrik Karlsson, domsrätt, S. 57. Dass dies so praktiziert wurde, zeigt ein Urteil vom 5. März 1444 des Königsgerichts in Strängnäs. Als Richter waren zugegen: der Bischof von Strängnäs, der Dompropst und der dortige Archidiakon, ferner der Reichsrat Nils Jönsson (Oxenstierna) und Gustav Algotsson (Sture) sowie der sörmländische Rechtsprecher Johan Karlsson (Färla); vgl. Karl Henrik Karlsson, redaktioner, in: SHT 1884, S. 277; derselbe, domsrätt, S. 90; Holmbäck, in: H/W, landslag S. XLII, Fn. 5 und S. XLVII, Fn. 24.
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den König, die andere als Seelgabe an die Kirche fallen; starb ein Kleriker erbenlos, so fiel des Königs Anteil an den Bischof, die andere Hälfte blieb Seelgabe1241. Tötete ein Kleriker einen Laien, so fiel der königliche Bußanteil an den Bischof, der Bußanteil der Harde an das Domkapitel; tötete ein Laie einen Kleriker, so erhielt der König zwar seinen Bußanteil, doch fiel der Hardenanteil an das Domkapitel. Die Bußbeteiligung des Domkapitels hat Kristoffers Landrecht hinzugefügt1242. Im Abschnitt über Schwerverbrechen1243 (högmæle) hat KrLL auch den Selbstmord (forgöra sik sielf) aufgenommen. Im römischen Recht war er – unter stoischem Einfluß und selbst bei Sklaven – noch straflos1244; auch die Bibel1245 hat den Selbstmord nicht ausdrücklich untersagt. Seit dem Konzil von Orléans 533 (cap. 15)1246 und dem von Braga 563 (can. 16)1247 haben alle Konzilien diesen Toten das kirchliche Begräbnis verweigert1248 und verboten, für sie Messen zu lesen. Auch Augustinus1249, und Thomas v. 1241 KrLL, Æb, c. 23: 1 (SGL, Bd. XII, S. 97); dieser Zusatz fehlt in MELL, Æb c. 21 (SGL, Bd. X, S. 91). 1242 KrLL, Drvl, c. 31, 32 (SGL, Bd. XII, S. 331), verglichen mit MELL, Drvl, c. 34, 35 (SGL, Bd. X, S. 304), vgl. Holmbäck, in: H/W, landslag, S. XLVII, Fn. 24 und S. 240, N. 106 f. 1243 Vgl. Per Edwin Wallén, Art. högmålsbrott, in: KLNM, Bd. VII (1962), Sp. 288 f. 1244 Dig. 15. 1. 9. 7; Andreas Wacke, Selbstmord, in: ZRG, RA, Bd. 97 (1980, S. 26–77). 1245 Die Stellen Exodus 20: 13; Deut. 32: 39 und Röm. 14: 7 interpretierte die Kirche zwar indirekt als Selbstötungsverbot, ausdrücklich sagen die Stellen es jedoch nicht. 1246 Das concilium Aurelianense (von Orléans) anno 533, cap. 15 (bei Mansi, concilia, Tom, VIII, S. 836–840 [837]) verbot Opfergaben an Gräbern von Selbstmördern: „Oblationes defunctorum, qui in aliquo crimine fuerint interempti, recipi debere censemus, si tamen non ipsi sibi mortem probentur propriis manibus intulisse“. 1247 Das concilium Bracavense (von Braga) anno 563, cap. 16 (bei Mansi, concilia, Tom. IX, S. 774–783 [779]): „Item placuit, ut hi qui sibiipsis aut per ferrum, aut per venenum, aut per praecipitium, aut suspendium, vel quoque modo violentiam inferunt mortem, nulla pro illis oblatione commemoratio fiat, neque cum psalmis ad sepulturam eorum cadavera deducantur multi enim sibi hoc per ignorantiam usurpaverunt. Similiter & de his placuit, qui pro suis scelebus puniuntur“; s. a. X. 3. 28. 11 (1206, Friedberg II, Sp. 553); vgl. Fn. 1249; Johannes Baptist Sägmüller, Bd. II, S. 71; Einar Molland, Art. Självmord, in: KLNM, Bd. XV (1970), Sp. 331 f. Das Verbot christlichen Begräbnisses für Selbstmörder findet sich noch in der schwedischen Kirchenordnung des Laurentius Petri von 1571; vgl. Åke Ström, ebda, Sp. 334. 1248 Die Selbstmörder erhielten ein Esels- oder Hundsbegräbnis („sepultura asinaria sive canina“), nach Jeremia 22: 19; vgl. Andreas Wacke, Selbstmord, in: ZRG, RA, Bd. 97 (1980), S. 33. 1249 Sancti Aurelii Augustini, De civitate Dei, Bd. I, Liber I, c. 26: S. 27; vgl. Georges Minois, Geschichte des Selbstmords (1996); Anna Christ-Friedrich, Suizid, theologisch, in TRE, Bd. XXXII, S. 445–453; Robert Nedoma, Art. Selbsttötung, in: RGA2, Bd. 28 (2005), S. 129–135.
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Aquin1250 haben den Selbstmord abgelehnt. Dem folgend haben Gratian1251 und die Dekretalen den Selbstmord als widerrechtlichen Eingriff in die göttliche Schöpfung zur Todsünde erklärt. Dass KrLL nun ein besonderes Kapitel für die Folgen des Selbstmords eingefügt hat, dürfte auf kirchlichem Einfluß beruhen. Die Folgen einer solchen Tat stuft KrLL, Hb, c. 41252 ab: Bei vollbewußtem Selbstmord wird die christliche Bestattung verweigert, war der Täter so verwirrt, dass er die Gefahr seines Tuns nicht mehr erkennen konnte, wurde er außerhalb des Friedhofs begraben. Nur wenn der Hardenausschuß den Selbstmord verneinte, durfte der Tote christlich begraben werden. In allen Fällen aber erhielten die Erben den Nachlaß. Im Kapitel Hb 51253 ist das Verbot der Bigamie aus MELL Landslag übernommen. Auch dies beruht auf kirchlichem Einfluß, da bereits die Bibel die Doppelehe verbot1254, und die Kirche sie unter Strafe gestellt hatte1255. Die Frau wird jedoch nicht mehr – wie in MELL – gesteinigt, sondern lebendig begraben. Selbst wer sich mit einer zweiten Frau verlobt, muß 40 Mark Buße zahlen1256, auch wenn er sie nicht schwängert. Die Buße wird geviertelt zwischen dem Kläger, dem Bischof, dem König und der Harde. Auf kirchlichen Rat hat KrLL nach Hb c. 12 zwei neue Kapitel eingefügt1257: Nach Kapitel 13 kann ein Mann, der bloß mit Feuer, Mord oder Totschlag gedroht hatte, bußlos belangt werden, wenn der Geschädigte später durch solche Tat einen Schaden erlitt. KrLL, Hb, c. 14 stellt die Sodomie unter Strafe: Wird jemand dabei auf frischer Tat ertappt und erklärt ihn der Hardenausschuß für schuldig, so wird er entweder mit dem Tier lebendig begraben oder verbrannt. Wurde er nicht ertappt, sondern nur der Tat angeklagt und erklärte ihn der Ausschuß für schuldig, behielt er sein Le1250 Thomas v. Aquin, Summa theologica II:II, qu. 64, Art. 5: utrum alicui liceat se ipsum occidere macht drei Gründe gegen den Selbstmord geltend: 1) quia naturaliter qualibet res seipsam amat; 2) quia qualibet pars id quod est, est totius (homo est pars communitatis et ita id quod est, est communitatis) und 3) quia vita est quoddam donum divinitus homini attributum et ejus potestati subjectum qui „occidit et vivere facit“, also Gott, der in Deut. 32: 39 sagt: „ego occidam et vivere faciam“. 1251 Grat. C. 11. 3. 37 (Friedberg I, Sp. 654), unterstützt durch C. 23. 5. 9–12 = can. 16 von 563 (Friedberg I, Sp. 933–935) und durch C. 24. 2. 1 (Friedberg I, Sp. 984). 1252 KrLL, Hb, c. 4(SGL, Bd. XII, S. 300f); vgl. Wessén, in: H/W, landslag, S. 218, N. 18. 1253 KrLL, Hb, c. 5 (SGL, Bd. XII, S. 301f = MELL, Hb, c. 4 (SGL, Bd. X, S. 275f). 1254 Wie oben S. 541, Fn. 1076. 1255 Vgl. Johannes Baptist Sägmüller, Bd. II, S. 158 f. 1256 KrLL, Hb, c. 5: 1 (SGL. Bd. XII, S. 302). 1257 KrLL, Hb, c. 13, 14 (SGL, Bd. XII, S. 307 ff); vgl. Wessén, in: H/W, landslag, S. 220, N. 48.
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ben, wurde aber in Eisen gelegt und der Bischof legte ihm Kirchenbuße auf1258. Die christliche Begründung der Ehe zieht KrLL in SLb I, c. 191259 heran, um Gewalttaten zwischen Ehegatten zu richten: Jeder Mann, der seine Ehefrau aus Haß, Tücke, Trunkenheit oder wegen einer anderen, die er liebt, blau, blutig oder lahm schlägt oder sie verkrüppelt, zahlte doppelte Bußen und ihre nächsten Verwandten sollten Klage erheben. Züchtigte er sie billigerweise wegen ihrer Missetat, so blieb er bußlos. Der Hardenausschuß sollte mit den Nachbarn prüfen, was daran wahr sei. Als Karl Knutsson zu Reduktionen griff, um die königlichen Einnahmen zu steigern, verschonte er auch die Kirche nicht, denn 1453 gründete er ein Gericht, das Kirchen- und Klostergut einziehen sollte. Als Antwort überreichten Vertreter der schwedischen Bischöfe einen scharfen Protest1260. Harald Hjärne1261 will aus der Tatsache, dass die Geistlichen sich dabei nicht auf die Bestätigung König Christophs von Bayern von KrLL beriefen, schließen, diese sei untergeschoben. Tatsächlich enthält sie nichts anderes, als was hinsichtlich der kirchlichen Privilegien im Gesetz selbst steht, so dass dieser Schluß Hjärnes irrig ist1262. 4. Überlieferung Schlyter listet in seiner Vorrede zur Ausgabe von Kristoffers Landslag insgesamt 159 verschiedenen Handschriften auf. Die wichtigsten davon hat er mit den Buchstaben A – X bezeichnet. Den seiner Ausgabe als Haupthandschrift zugrundegelegten Codex haben wir bereits erwähnt: Er gehörte einst dem uppländischen Rechtsprecher Bengt Jönsson1263. Eine andere 1258 Vgl. Jan-Erich Almqvist, Tidelagsbrottet2, S. 18; Lizzie Carlsson, skamstraffen, S. 139f; Wessén, in: H/W, landslag, S. 220f, N. 48. 1259 KrLL, Svlb, c. 19 (SGL, Bd. XII, S. 360): „Æn tho ath gudh hauir gifuit mannenom quinnona til hielp och wnderdan, tho ey til træl eller fot trodh …“ (Nachdem Gott dem Mann die Frau zu Hilfe und Gehorsam, aber nicht als Sklavin und Fußschemel gegeben hat …). Dies zielt auf Gen. 2: 18 und Ephes. 5: 22–29; vgl. Wessén, in: H/W, landslag, S. 260f, N. 53. 1260 Vgl. die Urkunde v. 15. Jan. 1454, SDHK-Nr. 26 426 [Regest], die den Protest gegen den Eingriff in kirchliche Rechte vom 8. Mai 1347 (gegen die Abfassung von MELL) wiederholt; Druck: REA Nr. 563, S. 447f (vgl. schon oben, S. 537, Fn. 1044; FMU Nr. 2935 (nicht in DS); Textauszug bei Karl Henrik Karlsson, redaktioner, in: SHT 1884, S. 278; vgl. Jerker Rosén, historia, Bd I, S. 252. 1261 Vgl. Harald Hjärne, redaktioner, S. 10 ff. 1262 So richtig Karl Henrik Karlsson, redaktioner, in: SHT 1884, S. 277. 1263 S. oben Fn. 1233; Schlyter (SGL, Bd. XII, S. I–III) setzt ihn in die Mitte des 15. Jahrhunderts.
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Handschrift (Schlyters Text B)1264 stammt von 1446. Nur Schlyters Text D1265 enthält als einzige der mittelalterlichen Codices den königlichen Bestätigungsbrief, der sich sonst nur in Abschriften vom Ende des 16. Jahrhunderts findet. Die Zweifel an seiner Echtheit sind inzwischen ausgeräumt1266. Etwa 25 Handschriften von Kristoffers landslag sind zwischen 1442 und 1520 entstanden. Seltsamerweise ist Magnus Erikssons landslag in derselben Zeit weiter vervielfältigt worden. Das hat viel Verwirrung gestiftet, weil den damaligen Zeitgenossen die Unterschiede zwischen beiden Fassungen nicht geläufig waren, so dass sie MELL häufig gutgläubig als „neues“ Landrecht angewendet haben. Wegen der Gegensätze zwischen Christoph von Bayern (1440–1448) und Karl Knutsson Bonde1267, die auch während der Regierung Christophs verdeckt fortdauerten, ist Kristoffers Landslag vermutlich nie öffentlich verkündet worden. Deshalb ist schwer festzustellen, wo es tatsächlich angewendet worden ist. Immerhin enthält der Urteilsbrief des Königsgerichts von Strängnäs vom 5. März 1444 die Besetzung des Gerichts, die KrLL vorschreibt1268, und den Tagungszeitpunkt, der für Strängnäs auf den Montag nach samting festgelegt war1269. Ein Zeugnis aus Västergötland vom 14. April 14451270 beruft sich auf „waar nadhighe herra konungens oc rikesens laghbook“ (unseres gnädigen Herrn Königs und des Reiches Gesetzbuch), womit nur KrLL gemeint sein kann. Aus diesem Zeugnis folgt auch, dass man ver-
1264 Zu Schlyters Text B vgl. SGL, Bd. XII, S. III f; er trägt in der kgl. Bibliothek in Stockholm die Signatur B 162. 1265 Schlyters Text D (SGL, Bd. XII, S. IV f), früher in der kgl. Bibliothek zu Berlin mit der Signatur Ms. germ. Quart. 84. 1266 Vgl. dazu oben die Fnn. 1223 und 1226; vgl. Jan Liedgren, Art. Kristoffers landslag, in: KLNM, Bd. IX (1964), Sp. 363. 1267 Karl Knutsson Bonde, geb. 1409; Reichsverweser 1438–1440; König 1448–1457; 1464/65 und 1467–1470. 1449/50 auch König von Norwegen; † 1470. 1268 Der Urteilsbrief wird in der Universitätsbibliothek Uppsala unter den Papierhandschriften des Mittelalters verwahrt, vgl. Karl Henrik Karlsson, redaktioner, in: SHT årg 4 (1884), S. 277); die Besetzung des Königsgerichts in KrLL, Pgb, c. 21: 2 (SGL, Bd. XII, S. 251). 1269 Samting ist der allgemeine Markt, der in Strängnäs Ende Februar gehalten wurde, vgl. Schlyter, Art. Samting in SGL, Bd. XII, S. 456; das Königsgericht für den Montag danach legt KrLL, Pgb, c. 9 (SGL, Bd. XII, S. 242) fest. 1270 Die Urkunde aus Skånings Åsaka v. 14. Apr. 1445 (or. perg., RA 0101; SDHK-Nr. 24 726) ist bisher nicht gedruckt; sie ist ein gerichtliches Zeugnis darüber, wie der Kanoniker Torkel Jonsson aus Skara von seinem Pächter Lafrensson in War schikaniert wird, indem er sich weigert, die in Jb c. 25 vorgesehenen Verbesserungen vorzunehmen.
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sucht hat, KrLL bereits 1442 anzuwenden1271. Die Berufung auf das Landrecht in den Urkunden ist jedoch zuweilen unklar, weil nicht deutlich wird, ob man MELL oder KrLL meint1272. Aus diesem Grunde gab es bereits seit dem 16. Jahrhundert Bestrebungen, Christofs Landrecht im Druck herauszugeben1273, auch wollte König Karl IX. (1599–1611) das Gesetz überarbeitet wissen. Gleichwohl wurde aus allen Plänen nichts, und dieser König entschloß sich, das Gesetzbuch unverändert drucken zu lassen. Den Druck versah er mit einer neuen Bestätigung, die das Datum des 20. Dezembers 1608 trägt1274. Er umfaßte nicht nur den Text von 1442 (Seiten I–LXXIX), sondern auch den Kirchenabschnitt von Upplandslagen (S. LXXX–LXXXIX, der aber nicht angewendet werden sollte: „doch här medh förbehållit Kyrkio balken, hwilken j inge Domar skal efterfölias“). Angefügt war vielmehr Guds Lagh, Gottes Gesetz, das heißt Bibelworte aus den fünf Büchern Mose (S. XC–XCVIII)1275. Karl IX. schrieb vor: „At man vthi Höghmåls och andre sådane grofve saker … rätter sigh efter Gudz lagh, som i then helige Skrift är forfattat, och här efter skal warda infördt“.(dass man in Schwer- und anderen groben Verbrechen sich nach Gottes Gesetz richte, wie es in der heiligen Schrift steht und hiernach eingeführt werden soll). Die mosaischen Vorschriften wurden damit geltendes Recht in Schweden1276.
1271 Vgl. Carl Olof Sommar in: SvJT, årg. 27 (1942), S. 417–424; Carl-Eric Almqvist, stadfästelse, in SvJT, årg. 44 (1959), S. 311 f. 1272 Vgl. Schlyter, Förteal til KrLL, S. LXXXI–XCIII und Förtal til MELL, S. LXXII ff; Jan Liedgren, Art. Kristoffers landslag, in: KLNM, Bd. IX (1964), Sp. 364. 1273 Vgl. Schlyter, KrLL, Företal, S. LXXXVII ff. 1274 Die Ausgabe 1608 beschreibt Schlyter in KrLL, S. XCIII ff, die Bestätigung ist gedruckt in KrLL (SGL, Bd. XII, S. 4–6); vgl. Gerhard Hafström, Tryckning, in: SvJT, årg. 44 (1959), S. 15–19. 1275 Die zehn Gebote in: 2. Mose c. 20, v. 7–17 und 5. Mose c. 5, v. 11–21; Druck bei Jan-Eric Almqvist, mosaiska rätten, Bilaga, S. 28–31, gedruckt nach der Ausgabe 1608. 1276 Sie umfaßten folgende Straftaten: I. Fluchen, Meineid und andere Gotteslästerung [2. Gebot, 3. Mose c. 24, v. 13f; 16]; II. Ungehorsam und Mißhandlung der Eltern [4. Gebot, 3. Mose c. 20, v. 9; c. 21, v. 15, 18–21]; III. Mord [5. Gebot, 1. Mose c. 9, v. 6; 2. Mose c. 21, v. 12 ff; 2. Mose c. 22, v. 16f; 4. Mose c. 35, v. 11f; 5. Mose c. 19, v. 11f]; IV. Sittlichkeitsverbrechen (Ehebruch, Notzucht, Hurerei, Blutschande und Sodomie [6. Gebot, 2. Mose, c. 22, v. 16f; 3. Mose c. 18, v. 6f, 10f, 17f, 23–25; c. 20, v. 10–15, 17, 19f, 21; 5. Mose 22, v. 23–27]; V. Wucher [7. Gebot, 3. Mose 25, v. 35–37]; VI. falsches Zeugnis [8. Gebot, 5. Mose 19, v. 16–21]; vgl. Sven Kjöllerström, S. 91 ff; Jan-Eric Almqvist, mosaiska rätten, in: Lychnos 1942, S. 1–32; Gerhard Hafström, Tryckning, in: SvJT, årg. 44 (1959), S. 15–19.
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Dieser ersten Druckausgabe folgten noch weitere, die Schlyter verzeichnet hat1277. Obwohl Karl IX. die Überarbeitung des Landrechts als dringend angemahnt hatte, dauerte es noch über ein Jahrhundert, bis sie im Gesetzbuch von 1734 verwirklicht wurde, das König Frederik I. am 23. Januar 1736 bestätigte und am 1. September 1736 in Kraft setzte1278. Bo A. Wendt hat die Sprache des Gesetzes bearbeitet1279. Über einzelne Regelungen des Gesetzes haben gehandelt Lizzie Carlsson1280 und Vilho Niemi1281. 5. Inhalt und Besonderheiten1282 Obwohl Kristoffers Landrecht wesentliche Teile von Magnus Erikssons Landrecht übernommen hat, bietet es doch in fast allen Abschnitten Änderungen: a) im Königsabschnitt Der Königsabschnitt ist besonders stark überarbeitet. Das Kgb c. 1 bietet einen geschichtlichen Rückblick, der die götizistische Theorie wiederholt, die der Bischof Nicolaus Ragvaldi von Växjö schon um 1440 auf dem Konzil von Basel vorgetragen hatte1283. Man wird deshalb davon ausgehen dürfen, dass er der Urheber dieser Formulierung im Landrecht war. Im übrigen 1277 Schlyter, KrLL, Företal, S. XCIII–CI, verzeichnet insgesamt 13 Drucke, davon sind die Nrn 1–8 schwedische Ausgaben, Nr. 9 ist die lateinische Übersetzung des Johannes Loccenius von 1672, die 1675 in Lund nachgedruckt wurde, Nr. 11 eine deutsche Übersetzung Frankfurt/Leipzig 1709, die Georg Matthias Nöllers gedruckt hat, und Nr. 12 die finnische Übersetzung Ljungo Thomaes, hrsg. von Wilhelm Gabriel Lagus, Helsingfors 1852. 1278 Vgl. Schlyter, KrLL, Företal, S. XC; Strauch, Quellen (1986), S. 61–106. Zum 200-Jahrsjubliäum erschienen 3 Bände, die seine Quellen und Anwendung darstellten: Minnesskrift ägnad 1734 års lag av jurister i Sverige och Finland, den 13. Dez. 1934, 200-årsdagen av riksens ständers beslut, Stockholm 1934. 1279 Bo A. Wendt, Landslagspråk ock stadslagspråk. Stilhistoriska undersökningar i Kristoffers landslag, Lund 1997. 1280 Lizzie Carlsson, Tjuvabalken I i Kristoffers landslag, in: Kyrkohistorisk Årsskrift 1958, S. 156–161. 1281 Vilho Niemi, Dråps och såramålsbalkarna i Konung Kristoffers landslag under jämförelse med Magnus Erikssons landslag och Uplandslag, Helsinki 1970. 1282 S. hierzu auch die Ausführungen zu MELL (oben E I, 7, S. 561 ff.), wo auch die weitere Entwicklung zu KrLL dargestellt ist. 1283 Bereits die Florenzliste von etwa 1120 (in: MGH auct. ant., Bd. IX, S. 573f) übersetzte Östergötland mit Gothica australis; Nicolaus Ragvaldi setzte Götar mit Gothi gleich (vgl. Verner Söderberg, in: Samlaren 1896, S. 187–195 und die Zitate aus Johannes’ Magnus Götiska historia, Buch XVI (S. 190); vgl. auch die Einleitungsworte zu KrLL (SGL, Bd. XII, Kgb, c. 1: pr, S. 11: gotha) wie auch den Titel von Ericus Olais’ schwedischer Geschichte: „Cronica regni Gothorum“.
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hat der neue Königsabschnitt die staatsrechtlichen Änderungen zwischen 1347 und 1442 aufgenommen: So ist die Urkunde König Hakon Magnussons (1362–1364) von 13621284, die Finnland das Recht gewährt, an der schwedischen Königswahl teilzunehmen, in Kgb, c. 1 eingegangen. Jedoch brauchte der neugewählte König seine Eriksgata nicht persönlich auf Finnland auszudehnen, es genügte vielmehr, wenn der Drost oder ein Mitglied des Reichsrates zusammen mit dem Bischof von Åbo dort den Königseid leisteten und den Treueid Finnlands entgegennahmen1285. Die Zweiteilung des finnischen Rechtsbereiches in einen südlichen und einen nördlichen geht auf die Urkunde von 14351286 zurück, sie findet sich in Kgb c. 1: 11287. Auch das Statut von Strängnäs von 14371288, das Steuerfragen regelte, ist berücksichtigt. Die Hauptforderung der Aufrührer von 1434–1441 unter dem Reichsverweser Engelbrekt Engelbrektsson1289, Schweden nur durch Eingeborene regieren und auch die Bezirke nur durch sie verwalten zu lassen, findet sich in Kgb, c. 4: 41290. In die gleiche Richtung zielte die dortige Anweisung, der König solle mit dem Rat des schwedischen Reichsrats regieren (und nicht mit einem Organ der nordischen Union). b) im Erbrecht Im Erbrecht ist das Eintrittsrecht der Erben verändert: Nach MELL, Äb, c. 2: pr1291: Starb der Erblasser kinderlos und lebten auch seine Eltern 1284 Urkunde, Uppsala, d. 15. Febr. 1362 in: Reinhold Hausen, FMU Nr. 695: König Hakon Magnusson erkennt dem finnischen Rechtsprecher und 12 Männern das Recht zu, auf der Mora äng bei Uppsala – zusammen mit den Abgesandten der übrigen Rechtsbereiche – an der Königswahl teilzunehmen; vgl. KrLL, Kgb, c. 3: pr (SGL, Bd. XII, S. 14). 1285 KrLL, Kgb, c. VI: 2 (SGL, Bd. XII, S. 24); die Stelle fehlt in MELL, Kgb, c. 7. 1286 Urkunde, Stockholm, d. 29. Okt. 1435, in: Reinhold Hausen, FMU, Nr. 2159 [kein Text. nur Verweisung auf eine Abschrift in REA Nr. 456, S. 349f]; vgl. den Text unten, 6. Kap. A (3), S. 625, Fn. 9. 1287 KrLL, Kgb, c. I: 1 (SGL, Bd. XII, S. 12); jedoch sollte die Waffenschau für beide Rechtsbereiche in Åbo stattfinden, Kgb, c. 11: 1 (SGL, Bd. XII, S. 29). 1288 Das Statut von Strängnäs v. 25. März 1437 (SDHK-Nr. 22 731), Druck: in PSS, Bd. I, Nr. 80; zu Überlieferung und Inhalt vgl. Gabriela Bjarne Larsson, stadgelagstiftning, S. 75–79; Herman Schück, brev, S. 232; derselbe, kyrka S. 272. 1289 Vgl. Jerker Rosén, historia I, S. 230 ff. KrLL, Tb c. 1290 Es heißt dort: „sino swerike styra oc raada meth jnföddum swenskom mannom och ey wtlendzkom oc at han ey wtföddan man j raad hans j swerike taki, oc ey laty hwsom eller landom raada“ … (Sein Schweden leiten und raten mit eingeborenen schwedischen und nicht ausländischen Männern, und daß er keinen fremdgeborenen Mann in seinen Rat in Schweden berufe und lasse ihn nicht seinem Hause oder dem Lande raten), in: SGL, Bd. XII, S. 16, ähnlich schon in MELL, Kgb c. 5:4 (SGL X, S. 9). 1291 MELL, Äb, c. 2: pr (SGL, Bd. X, S. 74f).
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nicht mehr, erbten seine Großeltern väterlicherseits, danach die Großeltern mütterlicherseits, dann Onkel und Tante väterlicherseits, danach Onkel und Tante mütterlicherseits, jedoch so, dass die Männer jeweils doppelt so viel erbten wie die Frauen1292. Diese Regelung hat KrLL übernommen (Äb, c. 2: 2)1293. Neu hingegen ist, dass die Eltern des Toten und ihre Vollgeschwister Miterben sind (KrLL, Äb, c. 3: 3)1294; dies beruht möglicherweise auf einer Übernahme römischen Rechts1295. c) im Grundstücksabschnitt Im Grundstücksabschnitt hat KrLL zwei Kapitel eingefügt, welche die Lasten eines verpachteten Hofes neu verteilen. Kapitel 231296 regelt den Fall, dass der Pächter vor Ende der Pachtzeit (bolatækkia) den Hof räumt: Dann hat der Eigentümer das Recht, ihn mit seinem Inventar gewaltsam zurückzubringen. Wehrt sich der Pächter, so geht aller Schaden, den er dabei erleidet (außer Totschlag, der aber nur mit der Hälfte, nämlich zwanzig Mark, gesühnt wird) zu seinen Lasten, er erhält dafür keine Bußen. Dagegen wird der Schaden, den der Eigentümer und seine Begleiter dabei erleiden, doppelt gebüßt. Darüber hinaus muß jeder Begleiter des Pächters drei Mark büßen und der Pächter selbst dem Eigentümer allen Schaden ersetzen und ihm außerdem sechs Mark büßen, die ihm allein zufallen. Eine Vorschrift, die vor allem den Adeligen nützte, die ihr Land verpachteten. Eine weitere Vorschrift, die den Pächter belastete, war c. 251297. Sie verpflichtete ihn, Haus und Zäune des Pachtgutes jährlich im Wert von einer halben Mark zu verbessern; etwaige Schäden mußte er aus seinem Inventar und Vermögen ersetzen1298. Beide Kapitel zeugen davon, dass die Adelsherrschaft in Schweden gewachsen war. Karl Knutsson hat dann – um sich bei den Päch-
Vgl. Åke Holmbäck, Ätten, S. 185f; Wessén, in: H/W, landslag, S. 66f, N. 5. KrLL, Äb, c. 2: 2 (SGL, Bd. XII, S. 79f). KrLL, Äb, c. 3: 3 (SGL, Bd. XII, S. 79f). Wessén, in: H/W, landslag, S. 66f, N. 5 verweist darauf, dass Justinian in Nov. c. 118: 2 (CIC, vol. III, S. 569, Zeile 2–8) dieselbe Regelung enthält; Alfred Winroth, danaarf, S. 43, n. 2, meint auch, daß Schweden hier römisches Recht rezipiert habe, sagt aber, die Regelungen der schwedischen Landschaftsrechte seien nicht nur unterschiedlich, sondern zum Teil widersprüchlich. Er zitiert dafür die Regelungen aus ÖGL, Gb c. 21: 1; c. 28; UL, Äb, c. 12; HL, Äb c. 12: pr; WmL I, Gb c. 11: § 1. 1296 KrLL, Jb, c. 23 (SGL, Bd. XII, S. 117f). 1297 KrLL, Jb, c. 25 (SGL, Bd. XII, S. 119). 1298 Vgl. Caspar Johan Wahlberg, S. 70; Jan Eric Almqvist, stadfästelse, S. 311f; H/W, landslag, S. 95f, N. 95 und N. 103.
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tern beliebt zu machen – 1448 nach seiner Wahl zum König in Aussicht gestellt, zum alten Text von Jb c. 25 zurückzukehren1299. d) im Eidschwurabschnitt Die Eidschwurgesetzgebung ist in KrLL verschärft: Während die beweglichen Güter eines Reichsfriedlosen nach MELL, Eb, c. 431300 dem Hardenhauptmann zu treuen Händen übertragen wurden, der aus deren Erträgen die Schulden des Täters bezahlen sollte, wiederholt KrLL in Eb, c. 33 dies, fügt aber dann zwei weitere Kapitel (c. 34, 35) hinzu: Flieht der Täter aus Schweden, kann er aber mit seinem beweglichen Gut weder seine Schulden tilgen noch seine Bußen bezahlen, und einigt er sich mit dem Kläger nicht binnen Jahr und Tag darüber, dass dieser ihm vom König den Frieden wieder verschafft, dann sollen zwölf Männer sein Grundeigentum pfänden, daraus des Täters Schulden und die Ansprüche des Klägers begleichen. Ein Überschuß werde so verteilt wie c. 33 sagt1301. Wird der Täter aber auf frischer Tat betroffen (c. 35)1302, dann soll der Hardenhauptmann das Thing einberufen und der Hardenausschuß soll des Täters Schuld prüfen. Hat er – unter Verletzung des Königseidschwurs – jemanden getötet und bestätigt der Ausschuß dies, soll der Hardenhauptmann ihn und seine Gefährten zum Tode durch das Schwert verurteilen, hat die Tat eine Wunde verursacht, verlieren der Täter und die Gefährten die rechte Hand und für einen dabei begangenen Raub soll ihre Fahrhabe verteilt werden, ob sie hingerichtet werden oder nicht. Hier ist deutlich zu sehen, dass im 15. Jahrhundert das alte Bußstrafrecht zurücktritt und die neue Zeit die Todes- und Leibesstrafen bevorzugt. Das Gleiche ordnet KrLL1303 für Räuber oder Seeräuber (qwettokarla oc sjö röfuara) an: Auch wer sich zum Räubern in den Hinterhalt legt, wird bei offenbarer Tat enthauptet, bei anderem Nachweis der Tat oder auch nur bei umlaufendem offenbarem Gerücht über die Tat dagegen mit 40 Mark Buße belegt, deren Uneinbringlichkeit jedoch ebenfalls zur Todesstrafe führt. Geht mit dem Raub ein Totschlag einher, so werden der oder die Täter gesteinigt. Selbst wer die Täter nur beherbergt oder schützt, wird ihnen gleichgeachtet. 1299 Vgl. Carl Olof Sommar in: SvJT, årg. 27 (1942), S. 417–424; Carl-Eric Almqvist, stadfästelse, in SvJT, årg. 44 (1959), S. 311 f. 1300 MELL, Eb, c. 43 (SGL, Bd. X, S. 269f) = KrLL, Eb, c. 33 (SGL, Bd. XII, S. 288f). 1301 KrLL, Eb, c. 33 (SGL, Bd. XII, S. 288f) läßt den Überschuß der Grundeigentumserträge als Seelgabe den Armen bzw. Kirche und Kloster zufallen, bis der Täter den Frieden wiedererlangt oder stirbt; erst nach seinem Tode erhalten seine Erben das Gut. 1302 KrLL, Eb, c. 35 (SGL, Bd. XII, S. 290); vgl. Wessén, in: H/W, landslag, S. 211, N. 117. 1303 KrLL, Eb, c. 42 (SGL, Bd. XII, S. 295f); vgl. Wessén, in: H/W, landslag, S. 212, N. 122.
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e) im Abschnitt über vorsätzlichen Totschlag Das Selbsthilferecht des durch Totschlag Geschädigten hatte MELL noch gewahrt: Der Täter war zwar vom Lehnsman gefangengesetzt worden, wurde aber zur Durchführung des Prozesses dem Kläger übergeben1304, der ihn nicht nur verurteilen lassen, sondern das Urteil auch selbst vollstrecken sollte. In KrLL wird der gefangene Täter dagegen dem königlichen Vogt überantwortet, der ihn für den Prozeß dem Thing vorführt; danach sorgt nicht mehr der Kläger, sondern der Henker (bödel) für die Vollstreckung1305. f) im Diebsabschnitt Im Diebsabschnitt ist das Kapitel 1 neu eingefügt worden. Es beginnt mit den Worten1306 „Das beste Ding, das der Bauer in seinem Hause hat, ist seine rechtmäßige Ehefrau; wer sie dem Bauern stiehlt, ist der schlimmste und größte Dieb“. Wer sie locke, mit ihr das Weite suche und auf frischer Tat betroffen werde, solle zum Thing geführt und gehängt werden. Wolle der Bauer seiner Frau das Leben nicht schenken, so werde auch sie zum Thing geführt und verurteilt, lebendig begraben zu werden1307. Das Todesurteil über die Frau passt systematisch nicht zum Diebstahl, da sie nicht gestohlen hatte, auch die Ergänzung dort in § 3: „vari lagh samu om lös kona bort löper meth giptom manne“ (dasselbe Gesetz gilt, wenn eine unverheiratete Frau mit einem verheirateten Manne fortläuft)1308 war systemfremd, weil sie niemandem gestohlen wurde, wenn sie einem verheirateten Manne folgte.
1304 MELL, Drvl, c. 33 (SGL, Bd. X, S. 304). 1305 KrLL, Drvl, c. 30 (SGL, Bd. XII, S. 330f). Über das Aufkommen und die Aufgaben des Henkers (bödel) [ahd butil, mhd. bütel, eigentlich: Gerichtsdiener, aber auch Henker], vgl. Grethe Autén Blom Art. Bödel, in KLNM, Bd. II (1957), Sp. 494 ff; vgl. Wessén, in: H/W, landslag, S. 240, N. 105. 1306 KrLL, Tb c. 1: „Baezsta ting bonde j boo sino hauer, thet ær lagh gipta hustru hans; huilken hona fraan bondanom stiel, han ær wærste oc störste tiuffuer“ (SGL, Bd. XII, S. 369). 1307 Hieran schließt sich eine umfängliche Kontroverse zwischen Lizzie Carlsson und Ragnar Hemmer, die das Buch von Arthur Thomson, stöld av annans hustru (1963) beendet hat: L. Carlssons Meinung, bestraft werde Ehebruch und Flucht, hat R. Hemmer widersprochen, er setzt Ehebruch nicht voraus, sondern sieht bereits die Flucht der Frau als strafwürdig an. A. Thomson hat alle in Schweden abgeurteilten Fälle seit 1587 verfolgt und L. Carlssons Meinung bestätigt. Vgl. L. Carlsson, in: Kyrkohistorisk Årsskrift 1957, S. 29, Fn. 1; 1958, S. 156–161; und 1960, tiohäradslag, S. 34–41 sowie R. Hemmer, ebda 1958 und in JFT 1959, sowie L. Carlsssons Besprechung von A. Thomsons Buch, in: Tidskrift för Nordisk Folkminnesforskning, vol. 20 (1964), S. 179–187. 1308 KrLL, Tb c. § 3: „Dasselbe gilt, wenn eine unverheiratete Frau mit einem verheirateten Manne fortläuft“.
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F. Das allgemeine Stadtrecht (MEStL) I. Entstehung Über die Art und die Zeit der Entstehung von MEStL gibt es keine direkten Nachrichten, man kann beides nur aus den überlieferten Handschriften erschließen. Diesen Fragen haben Åke Holmbäck und Kjell Kumlien eingehende Untersuchungen gewidmet1309. Es ist davon auszugehen, dass das Gesetzbuch nicht auf der Arbeit eines einzelnen Mannes beruht, sondern – wie auch sonst – eine Kommission tätig gewesen ist. Ihre Mitglieder sind ebenfalls nicht bekannt, doch darf man annehmen, dass zwei Angehörige des königlichen Rates daran beteiligt waren: Nils Turesson (Bielke)1310 und Karl Ulvsson (Sparre af Tofta)1311, die über hinreichende rechtliche Erfahrung verfügten. Die Arbeiten der Gesetzeskommission begannen zwischen 1353 und 13561312, sie dauerten – wegen des Umfangs des Stof1309 S. Åke Holmbäck, in: H/W, MEStL, S. LV–LXXXVII; Kjell Kumlien, stadslag, in: Rättshistoriska Studier Bd. XIV, S. 17–31, der vor allem auf den politischen Einfluß der Hanse eingeht und im Bj eine frühe Niederschrift des später so genannten MEStL sieht; vgl. Erik Lönnroth, Hansestæder (1957), S. 97–122. 1310 Nils Turesson (Bielke) war nicht nur von 1349 bis 1352 Drost des Reiches, sondern nacheinander Rechtsprecher von Öland, Tiohärad und Finnland, vgl. über ihn Lennart Sjöstedt, S. 33, Fn. 7; S. 233f (mit DS, Bd. VI, v. 23. Juni 1349 Nr. 4457, S. 119f [120]; Jan Eric Almqvist, lagsagor I, S. 362; 326 und DS, Bd. VIII, Nr. 6584 v. 15. Febr. 1362 S. 160f; Åke Holmbäck, in: H/W, MEStL, S. LXXXIV; vgl. schon oben E I, 5, S. 542 f., Fn. 1085. 1311 Karl Ulvsson (Sparre af Tofta, ca 1317–1407) war 1359 König Erik Magnussons (Magnus Erikssons Sohn) Reichsverweser, vgl. Lennart Sjöstedt, S. 59), wurde 1359 Rechtsprecher in Uppland (Jan Eric Almqvist, lagsagor I, S. 15; vgl. Sjöstedt, S. 195, Fn. 171), hatte während des Kanonisationsprozesses von Nils Hermansson mehrere Jahre zu Studien in Paris verbracht und war nach der Erikschronik (utg. Gustav Edvard Klemming, 1865) „then betzsta boklerdh man som man tha aff swenskom fan i siw bokliga konster och alla lagha oc lagman i uplandh i sina dagha“ (der beste buchgelehrte Mann, den man bei den Schweden finden konnte in den sieben Buchkünsten und allen Gesetzen und unter den upländischen Rechtsprechern seiner Tage); vgl. Åke Holmbäck, in: H/W, MEStL, S. LXXXIV; vgl. Svenskt Biografiskt Lexikon, Bd. 32 (2003/06), S. 796. 1312 Gerhard Hafström, stadslag, in: SvJT, årg. 45 (1960), S. 537 ff legt den terminus post quem nach der Urkunde Uppsala, den 6. Dez. 1344 (DS, Bd. V, Nr. 3864, S. 373–379 auf dieses Datum fest, da die Vorschriften des Uppsala-Statuts von diesem Tage in
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fes – einige Jahre und fielen zudem in eine unruhige Zeit, denn Erik Magnusson1313 empörte sich gegen seinen Vater, König Magnus Eriksson, und strebte danach, König über ganz Schweden zu werden. Jerker Rosén nennt sie zu Recht die Aufruhrszeit (1356–1363)1314. Die Gesetzgebungsarbeit wurde wahrscheinlich zwischenzeitlich unterbrochen, doch dürfte der seit Herbst 1358 geführte Krieg1315, die Vorarbeiten für MEStL nicht gestört haben, da Stockholm außerhalb der Kämpfe lag1316. Das Gesetz ist entweder zwischen 1355 und 1357 oder zwischen dem 20. Juni 1359 und dem Herbst 1360 verkündet worden1317, denn Erik Magnusson ist im Sommer 1359 gestorben1318 und es ist unwahrscheinlich, dass Magnus Eriksson
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MEStL wiederkehren (vgl. oben Fn. 1146). Den terminus ante quem bezieht er auf das Privileg Magnus Erikssons vom 11. Sept. 1349, in: DS, Bd. VI, Nr. 4483, S. 136f, mit dem er Jönköping das byærkerætt von Stockholm verlieh. Hafström nimmt irrig an, das sei bereits MEStL gewesen. Dann wäre MEStL aber älter als MELL, was nicht zutreffen kann; ähnlich wie Hafström: Kjell Kumlien, stadslag, Rättshistoriska Studier Bd. XIV, S. 20 ff, vgl. dazu unten IV, 1, S. 584 ff., Fnn. 1369 ff. Über Erik Magnusson, geb. spätestens 1339, † im Sommer 1359, den Mitkönig von Magnus Eriksson, vgl. Jerker Rosén, Historia I, S. 183 ff und in: SBL, Bd. 14, Stockholm 1953, S. 261. Vgl. Jerker Rosén, Historia I, S. 183 ff. Der erste schwedische Bürgerkrieg der Zeit begann mit der Aufruhrproklamation König Magnus Erikssons vom 17. Oktober 1356 (ST, Bd. II, S. 228). Sie richtete sich gegen Bengt Algotsson (Lejon). Er war in Östergötland begütert, tauchte 1350 in den Quellen auf, wurde 1351 Ritter, saß seit 1352 im Reichsrat, wurde wahrscheinlich 1353 zum Herzog über Finnland und Halland ernannt und wurde ca 1355 Statthalter in Schonen (vgl. Lennart Sjöstedt, S. 185f; 197f). Ende Dezember 1356 flüchtete er ins Ausland. Der Aufruhr wurde beeendet mit dem am 28. April 1357 in Jönköping geschlossenen Vergleich (Druck in: ST, Bd. II, S. 327), den Herzog Albrecht von Mecklenburg und Graf Adolf von Holstein-Plön ausgearbeitet hatten. Bengt Algotsson wurde dauernd ins Ausland verbannt, Schweden geteilt: Erik Magnusson wurde Mitkönig und erhielt Schonen, die Insel Ven (nordwestlich von Landskrona im Öresund gelegen), Blekinge, Lister, Südhalland, Östergötland, Småland (außer Finnveden) und ganz Finnland, während Magnus Eriksson das Land ovanskog (vgl. Erland Hjärne, in: NoB 1952, S. 145, Fn. 80) erhielt, also ganz Oberschweden mit Stockholm, Gästrikland, Hälsingland, Gotland, Öland, Västergötland, Dal, Värmland und Norra Halland mit Finnveden (vgl. Lennart Sjöstedt, S. 4f). Doch hat der Vertrag vom 22. November 1357 (ST, Bd. II, S. 332) diese Verteilung bereits wieder verändert (vgl. Sjöstedt, S. 32f). Dieser zweite Bürgerkrieg (zwischen Magnus Eriksson und seinem ältesten Sohn Erik Magnusson) wurde 1358 in Schonen ausgetragen vgl. Lennart Sjöstedt, S. 36 ff. Vgl. Åke Holmbäck, in: H/W, MEStL, S. LXXXVII. Aus einem Brief König Albrechts von Mecklenburg (1364–89) vom 7. Febr. 1365 (in: DS, Bd. VIII, 2, Nr. 7138, S. 627f (628) geht hervor, dass Magnus Eriksson MEStL allein veröffentlicht hat: „Byaarkölagh seu libro legum per carissimum in Christo avunculum nostrum dominum Magnum Dei gratia Sweciæ et Norwegiæ regem pro utilitate civitatum et villarum forensium … nuper edito“); vgl. Åke Holmbäck, in: H/W, MEStL, S. LXXXIV.
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noch ein so großes Gesetzeswerk verkündet hat, nachdem Waldemar Atterdag im Herbst 1360 die südlichen Provinzen Schwedens (Schonen, Blekinge und Südhalland) erobert und damit die Stellung des schwedischen Königs geschwächt hatte1319. Damit ist auch ausgeschlossen, dass MEStL älter ist als MELL, das folgt zudem aus sachlichen Gründen, denn es gibt keine Stelle im Landrecht, die vom Stadtrecht beeinflußt wäre1320. Über sprachliche Eigenheiten von MEStL, auch über den Einfluß des Deutschen, hat sich Wessén geäußert1321.
II. Überlieferung Der Namen Magnus Erikssons Stadslag stammt nicht aus der Entstehungszeit, sondern ist dem Werk erst später zugelegt worden. Es herrschte sogar lange Zeit Unklarheit, wann dieses gemeine Stadtrecht zustande gekommen sei und wo es gegolten hat. Noch Stiernhöök (1672)1322 und Hadorph (1676)1323 glaubten, es sei erst nach König Christophs Landrecht1324 (1442) zusammengestellt worden. Dem widersprechen jedoch erhebliche Tatsachen: So hat man Handschriften von Söderköpings Stadtrecht von 1387 und 1411 gefunden und Schlyter verzeichnet in seiner Ausgabe des Stadtrechts fünf Handschriften aus dem 14. Jahrhundert1325. Deshalb ist inzwischen unstreitig, dass das allgemeine Stadtrecht im Anschluß an Magnus Erikssons Landrecht verfaßt ist. Eine Originalhandschrift von MEStL hat sich nicht erhalten, so dass wir auf Abschriften angewiesen sind. Sie sind in großer Fülle vorhanden: Fünf von ihnen gehören der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts an, etwa 40 stammen aus dem 15. Jahrhundert und etwa 60 aus dem 16. und dem Anfang des 17. Jahrhunderts, so dass über 100 Hand-
1319 Zu den Gegenmaßnahmen Magnus Erikssons zählen seine Verträge mit den holsteinischen Grafen zwischen 1352 und 1361, die sich allerdings ihre Hilfe gut bezahlen ließen, vgl. dazu Ingvar Hammarström, in SHT, årg. 60 (1940), S. 153–60, der auf ST II, Nr. 308; 331; 337; 348 und 351 verweist. 1320 Vgl. dazu weiter unten Abschnitt IV, S. 584 ff. 1321 Vgl. Elias Wessén, inflytandet; derselbe, in: H/W, MEStL, S. XLVII. 1322 S. Johan Olofssøn Stiernhöök (1596–1675), jus Sveonum, S. 19. 1323 Vgl. Jan Liedgren, Art. Magnus Erikssons stadslag, in: KLNM, Bd. XI (1966), Sp. 227. 1324 Bestätigung vom 2. Mai 1442, s. SGL, Bd. XII, S. 1–4. 1325 MEStL, s. SGL, Bd. XI (1865); es handelt sich um die Hss. Nr. 2 (B), S. IIIf; Nr. 4 (D), S. VIf; Nr. 6 (F), S. VIII; Nr. 7 (G), S. VIII; und 18 (S). S. XVf, alle aus dem 14. Jahrhundert.
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schriften auf uns gekommen sind1326. Schlyter hat die achtzehn wichtigsten Handschriften in seiner Ausgabe mit den Buchstaben A bis S bezeichnet. Daneben weist er unter den Nummern 19–110 weitere 92 Codices nach. Nach Erscheinen seiner Ausgabe sind noch weitere Handschriften entdeckt worden1327, bemerkenswert ist die Handschrift Nr. 127 a in der Königlichen Bibliothek in Stockholm, da sie vom Ende des 14. Jahrhunderts stammt. Seit 1865 haben sich die Verwahrungsorte und einige Signaturen der Handschriften geändert, deshalb hat Wessén sie dankenswerterweise nach den neuesten Daten zusammengestellt1328. In der Fülle der Handschriften hat Natanael Beckman vier Handschriftenfamilien ausgemacht1329, nämlich • den Texttyp Stockholm, in: Hss. AHIP u. Nr. 41, • den Texttyp Söderköping, in: Hss. BCGKQ und Hs. B 82 der Königlichen Bibliothek in Stockholm1330, • den Texttyp Uppsala, in: Hss. DELMNO u. Hs. B 127 a der königlichen Bibliothek in Stockholm und • den Texttyp Västerås, in: Hss. FS, Hs. Nr. 461331. Als Schlyter die Hs A zur Grundlage seiner Ausgabe machte, ging er davon aus, dass sie aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts stamme. Dieser Datierung haben sich zwar viele Historiker angeschlossen1332, doch hat Sam Jansson ihr widersprochen und sie hundert Jahre später angesetzt1333. Seine Angabe hat Elias Wessén aus sachlichen Gründen noch einmal präzisiert: Er macht geltend, dass MEStL, Kgb, c. 26 und Eb, c. 27 ursprünglich nicht zum Text des Stadtrechtes gehört haben, denn sie fehlen in den vier ältesten Handschriften (Hss. BDE sowie Hs. B 127 a) und die Hs. C hat sie an an-
1326 Vgl. Elias Wessén, in: H/W, MEStL, S. XIII. 1327 Vgl. Natanael Beckman, outgivna (1917), S. 227 (der sich auf Schlyter, KrLL, S. CX f bezieht), ferner: Beckman, Eine Handschrift des schwedischen Stadtrechts, in: ANF, Bd. 50 (1934), S. 260–264; es handelt sich um eine Abschrift der Hs. 127a, heute in der königl. Bibliothek in Stockholm. 1328 Elias Wessén, in: H/W, MEStL, S. XV. 1329 Vgl. Natanael Beckman, outgivna (1917), §§ 5; 6, S. 17–23; § 41, S. 240–243 und derselbe, in: Göteborgs Högskolas Årsskrift, Bd. 39 (1933), S. 75 ff; derselbe in ANF, Bd. 50 (1934), S. 261 f. 1330 Diese Hs. kannte Schlyter 1865 nicht, vgl. aber über sie seine Ausgabe von KrLL, S. CX. 1331 Vgl. Elias Wessén, in: H/W, MEStL, S. XVIII. 1332 So vor allem Nils Ahnlund in seiner Faksimile-Ausgabe der Hs. (in: CCSM, Bd. IV) von 1944, vgl. Elias Wessén, in: H/W, MEStL, S. XX. 1333 Sam Jansson, lagbok, in: Svend Dahls Bibliotekshandbok I, 1, S. 117–126
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derer Stelle eingefügt1334. Außerdem ist im Högmalsbalken in c. 1 und 2 die Strafe der mordenden Frau das Verbrennen, während die älteren Handschriften noch die Steinigung vorsahen1335. Für die Niederschrift der Handschrift A gibt es einen feststehenden Terminus ante quem: Das ist die Schlacht am Brunkeberg vom 10. Oktober 1471, denn vier Tage später1336 hat der Beschluß des Reichsrates die Kapitel 2 und 3 des Königsabschnittes im Stadtrecht so geändert, dass Bürgermeister und Rat nicht mehr hälftig aus Deutschen und Schweden bestehen, sondern nur noch Schweden in diese Ämter gewählt werden sollten1337. Daraus folgt, dass die Hs. A von MEStL weder Ende des 14. noch Ende des 15. Jahrhun1334 MEStL, Kgb, 26 und Eb, c. 27 (SGL, Bd. XI, S. 48; 318f) geben das Aufruhrstatut Magnus Erikssons wieder, das dieser am 25. November 1357 zum Schutze des städtischen Vogtes, der Bürgermeister und des Rates oder einzelner seiner Mitglieder erlassen hatte (so in: Eb, c. 27, S. 318f); vgl. Elias Wessén, in: H/W, MEStL, S. XXI. 1335 MEStL, Hb, c. 1; 2, bzw. Hb, c. 3 (SGL, Bd. XI, S. 320 ff); Elias Wessén, in: H/W, MEStL, S. XXIII. 1336 In der Schlacht am Brunkeberg bei Stockholm schlug am 10. Oktober 1471 der Reichsverweser Sten Sture d. Ältere mit einer Koalition von adeligen Unternehmern aus Dalarna und Bergslagen und mit Teilen der schwedischen Ratsaristokratie, verstärkt durch Stockholmer Bürger, Bauern aus Götaland und Bergknappen aus Dalarna den Dänenkönig Christian I. (1448–81), der mit Teilen der anders interessierten schwedischen Ratsaristokratie aus den Geschlechtern der Axelsöhne und der Oxenstierna verbündet war. Es war nicht nur ein nationaler Aufstand gegen den Unionskönig Christian I., sondern auch eine Interessenvertretung des Grenzadels, der am Vieh- und Butterhandel interessiert war, und von Bergwerksunternehmern aus Dalarna; vgl. Erik Lönnroth, Brunkeberg, S. 143–179 (177 ff), Jerker Rosén, Medeltid, S. 261 ff. Der schwedische Reichsrat beschloß am 14. Oktober 1471, MEStL so zu ändern, dass die deutschen Hansekaufleute im Stadtrat nicht mehr vertreten waren, vgl. Salomon Kraft, Brunkeberg, in: SHT, årg. 60 (1940), S. 89–132; Kjell Kumlien, in: Rättshistoriska Studier Bd. 14 (1988), S. 40 ff. 1337 Vgl. den Text des Beschlusses in SGL, Bd. XI, Additament A, S. 401f; vgl. Elias Wessén, in: H/W, MEStL, S. XXII und S. 21 ff mit neuschwedischer Übersetzung; Karl G. A. Grandinson, historia, Del I, Bilaga IV, S. 93 ff; Walther Stein, Deutsche, HGBll., Jg. 32 (1904/05), S. 85 ff; dort S. 101–106 auch die Rats- und Ämterlisten zwischen 1419 und 1491. Salomon Kraft, Brunkeberg, in: SHT, årg. 60 (1940), S. 89–132 hat vor allem die wirtschaftlichen Folgen dieses Beschlusses auf den hanseatischen Handel (vor allem Lübecks) in Konkurrenz mit den Niederländern dargestellt. Vorangegangen waren allerdings die gegen Schweden gerichteten hansischen Restriktionsmaßnahmen von März und April 1471, die nur noch Lüneburger Salz in den Norden gelangen ließen und damit Lübeck begünstigten, während das Baiensalz (sal Bajonense) nicht mehr nach Schonen gebracht werden sollte. König Christian I. (1448–81) scheint dies gestützt zu haben, um mit der Verteuerung des Salzes in Schweden seine politischen Interessen zu fördern (s. o. Fn. 1336); vgl. Kraft aaO., S. 91; S. 105f und HR II: 6, Nr. 437, §§ 5–11 u. 10–22 und HU Bd. X, Nr. 18, S. 10 mit Fn. 4 und ebda Nr. 55, S. 27, Fn. 2.
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derts, sondern ehestens in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts niedergeschrieben sein kann1338. Sie war also nicht Stockholms älteste Handschrift von MEStL. Diese ist schon früh untergegangen, spätestens beim Stadtbrand 14191339. Schlyter hätte deshalb ohne weiteres die Handschrift B zur Grundlage seiner Ausgabe machen können, denn sie ist nicht nur älter als A (nämlich von 1387), sondern enthält auch einen ursprünglicheren Text1340. Es fällt auch auf, dass die Kommission ihre Arbeit noch nicht beendet hatte, als Magnus Eriksson das Gesetz verkündete: So fehlen insgesamt achtzehn Mal die Ersatzstrafen, wenn ein Täter die Buße nicht zahlen konnte1341. Auch hat der Schreiber der ältesten Handschrift B zuweilen im Manuskript Platz gelassen für Ergänzungen1342. MEStL liegt auch in älteren Drucken vor. Zuerst hat Gustav II Adolf (1611–32) den von Jonas Bureus 1617 redigierten Text am 7. Januar 1618 bestätigt und in Stockholm drucken lassen1343. Diese Ausgabe ist 1635 und 1638 nachgedruckt worden1344. Weitere Drucke – teilweise zusammen mit MELL – folgten zwischen 1643 und 17021345. Johannes Loccenius hat 1672 MEStL ins Lateinische übersetzt. Die Übersetzung ist 1675 erneut in Lund 1338 Vgl. Elias Wessén, in: H/W, MEStL, S. XXIIf. Aus dem Widerspruch über das anwendbare Recht in Rsb, c. 12: 3 und 4, wo § 4 den Text des Stockholmer Stadtrechtsprivilegs vom 1. Mai 1436 wiederholt, geht hervor, dass die Hs. A nicht vor diesem Datum niedergeschrieben sein kann, vgl. H/W, ebda S. 198, N. 85. 1339 Vgl. Jan Liedgren, Art. Magnus Erikssons stadslag, in: KLNM, Bd. XI (1966), Sp. 227. 1340 Eine Abschrift des Stockholmer Exemplars von MEStL vom Jahre 1387 (die Hs. B) hat Elias Wessén herausgegeben: Söderköpings lagbok 1387, utgiven efter den medeltida handskriften och med en inledning (Rättshistoriskt Bibliotek Bd. XV), Stockholm/Lund 1971; vgl. H/W, MEStL, S. XXVI. Vgl. im übrigen die moderne Wertung der Handschriften ebda, S. XXIII–XLVIII. 1341 So etwa in Gb c. 5: 1 (SGL, Bd. XI, S. 57); Skb c. 10 (S. 235); Eps c. 20: 3; 24 (S. 312; 316); Hmb c. 8: 1 (S. 327); Drvl c. 2: 1 (S. 334); Drvd c. 2: 1; 3: pr; 4; 10; 14: 1 (S. 344 ff; 351; 353); Svl c. 14; 16: 1; 21: pr (S. 367; 369; 373); Svd, c. 6: 2; 8 (S. 378; 380); Tjb 1: 2; 20: 1 (S. 382; 397). Zuweilen ist eine Zeile freigelassen, um die Ersatzbuße einsetzen zu können, vgl. H/W, MEStL, S. 50 f, N. 30. 1342 So in MEStL, Eths. c. 19: pr (SGL, Bd. XI, S. 307f), wo die Strafe des Ehemanns, der seine Frau so geschlagen hat, dass sie starb, offen blieb. Hs. A ergänzte dann: ihn traf die Strafe für Totschlag, aber er soll sein Leben nicht verlieren. Wohin die Verweisung zielt, ist nicht klar, in Frage käme Drbvd, c. XIII, doch paßt es nicht ganz, weil dort die Frau schwanger war, vgl. Natanael Beckman, outgivna, S. 18, Fn 1; H/W, MEStL, S. 227f, N. 45. 1343 S. den Text der Bestätigung in SGL, Bd. XI, S. 1 f. 1344 Sie 1672 in Stockholm Vgl. Schlyter in SGL, Bd. XI, S. LXXXIIIf. 1345 Sie sind beschrieben bei Schlyter in SGL, Bd. XI, S. LXXXIVf. Die Ausgabe von 1702 ist vom Hardenhauptmann Petter Abrahamsson kommentiert, der auch einen Kommentar zu MELL geliefert hat.
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erschienen1346. 1709 erschien in Frankfurt und Leipzig eine deutsche Übersetzung, die der livländische Generalgouverneur Graf Dahlberg veranlaßt hatte; einer ihrer Bearbeiter (von zweien) war der spätere Rechtsprecher von Närke, Johan Enander (geadelt: Enanderhjelm)1347. Wichtig ist noch die 1730 in Stockholm erschienene Ausgabe mit einem Kommentar von Israel Arnell1348. 1736 ist MEStL durch die neue schwedische Kodifikation abgelöst worden. 1852 erschien noch eine finnische Übersetzung von Ljungo Thomae, die Wilhelm Gabriel Lagus in Helsingfors herausgegeben hat1349. Nils Ahnlund veröffentlichte 1944 eine Faksimile-Ausgabe von MEStL1350. Åke Holmbäck und Elias Wessén haben 1966 eine neuschwedische Übersetzung dieses Stadtgesetzbuches herausgebracht1351. Eine Reihe von Beiträgen hat spezielle Rechtsfragen daraus behandelt1352.
III. Geltungsbereich MEStL war zunächst kein Gesetzbuch für alle schwedischen Städte, sondern anfangs nur für Stockholm gedacht. Das ergibt sich aus mehrere Bezügen, die nur auf Stockholm passen, nämlich einmal daraus, dass in Bb c. 23 die Norrbro erwähnt ist1353, die auf Stockholm weist, zum anderen daSie ist beschrieben bei Schlyter in SGL, Bd. XI, S. LXXXVIf. Beschrieben bei Schlyter in SGL, Bd. XI, S. LXXXVIIf. Beschrieben bei Schlyter in SGL, Bd. XI, S. LXXXV. Beschrieben bei Schlyter in SGL, Bd. XI, S. LXXXVIII. Lex Municipalis regni Sueciae, Konung Magnus Erikssons Stadsdslag, FacsimileAusgabe von Nils Ahnlund, Hafniae 1944. 1351 Åke Holmbäck/Elias Wessén, (Übs.), Magnus Erikssons Stadslag i nusvensk tolkning, Stockholm/Lund 1966 [Stadslag], vgl. meine Besprechung, in: ZRG, GA Band 85, Weimar 1968, S. 362–370. 1352 Vgl. z. B. Ivar W. Sjögren, Studier angående fastighetsköpet enligt konung Magnus Erikssons allmänna stadslag, in: Minnesskrift ägnad 1734 års lag, Bd. II, Stockholm 1934, S. 279–310; Ragnar Hemmer, Det offentliga åklagarväsendets organisation enligt Magnus Erikssons Stadslag, Helsingfors 1946; derselbe, Fridlysning mellan tvistande parter enligt Magnus Erikssons stadslag, Rådstugubalken 14: 1, in: Rättshistoriska Studier, Bd. 3, Stockholm 1969, S. 104–113; Carl Ivar Ståhle, Ett medeltida företal till Magnus Erikssons stadslag, in: Lychnos 1952, S. 102 – 129; Gösta Åqvist, Magnus Eriksssons Stadslags tillämpning på skärkarlar och sjöfolk, in: Rättshistoriska Studier, Bd. 6, Stockholm 1976, S. 124–152. 1353 MEStL, Bb, c. 23: 1 (SGL, Bd. XI, S. 166f) nennt die am Bau und Unterhalt der Norrbro in Stockholm beteiligten Städte: Stockholm, Västerås, Arboga, Enköping, Sigtuna, Strängnäs und Uppsala. Wer nicht baute, dem setzte der Stadtvogt von Stockholm eine Frist. Verstrich sie fruchtlos, mußte die betreffende Stadt 40 Mark je zur Hälfte dem König und der Stadt Stockholm büßen. 1346 1347 1348 1349 1350
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raus, dass kleinere Städte kaum so viele Bürgermeister und Ratsleute hatten wie MEStL, Kgb, c. 2 A vorschreibt1354. Es folgt weiter aus Kmb, c. 171355, wo festgelegt ist, dass Handel in Stockholm nur „zwischen den Brücken“, aber nicht in den späteren Vorstädten Norder- und Södermalm getrieben werden durfte. Eine Ausnahme galt nur für Hering und Kalk. Nach MEStL, Svlb, c. 141356 wurde jemand, der einen anderen aus Zorn von der Stockholmer Nord- oder Südbrücke ins Wasser warf, mit 40 Mark Buße belegt, geriet das Opfer in Lebensgefahr und wurde der Täter auf frischer Tat ertappt, stand sogar Leben gegen Leben. MEStL galt aber nicht nur im ummauerten Stadtbereich, sondern auch im Umland, das noch zur Stockholmer Mark1357 gehörte: Der Ratsgerichtsabschnitt unterwirft Straftaten, die zwischen dem Aspasund1358 und Stockholm (ausgenommen die Straftaten der Schärenbewohner, die nach Landrecht beurteilt werden), zwischen Stockholm und Konungshamn1359 bzw. Korshamn1360 oder auf Åsön1361 geschahen, dem städtischen Recht. Von
1354 Es sollten je drei schwedische und drei deutsche Bürgermeister und je 15 Ratsmitglieder beider Gruppen gewählt werden, s. MEStL, Kgb, c. 2 A (SGL, Bd. XI, S. 7f). 1355 MEStL, Kmb, c. 17 (SGL, Bd. XI, S. 191f). 1356 MEStL, Svlb, c. 14 (SGL, Bd. XI, S. 366f). Die Hss. LMNO fügen deshalb den Satz hinzu: „eller j hwat köpstadh thet ær helst“ (oder in welcher Kaufstadt auch immer). 1357 Stockholms stads mark ist genannt in MEStL, Rb, c. 12: 1, 2; Eths. c. 23: pr u. Tjb, c. 3: 1 (SGL, Bd. XI, S. 263; 314; 385). Ob litlæ Swethiuth bereits die Grenze des Stockholmer Rechts bedeutete oder nur eine segelbare Fahrstraße meinte, bleibt offen, vgl. Thorsten Andersson, art. Sveriges Holme, in: KLNM, Bd. XVII (1972), Sp. 548–550. 1358 Der Aspasund liegt zwischen Nämdö und Runmarö im südlichen Stockholmer Schärengürtel, wo auch die Grenze zwischen Uppland und Södermanland verlief (H/W, stadslag, S. 194, N. 74); hier lag auch die Grenze der Ledungsorganisation, vgl. HL, Kgb, c. 7 (SGL, Bd. VI, S. 24); vgl. oben II, 1. S. 458 ff.; zur Ledungsorganisation vgl. Gerhard Hafström, Art. Leidang, Sverige, in: KLNM, Bd. X (1965), Sp. 450–456; Strauch, Art. Ledung, in: RGA2, Bd. 18 (2001), S. 180–191 (186 ff). 1359 Konungshamn (heute: Kungshamn) liegt auf der Sicklaö, an der Einfahrt in den Skurusund, am südlichen Seeweg nach Stockholm. Nahebei liegt die Insel Litlä Swethiudh (klein Schweden, Foto bei Nils Ahnlund, Stockholm, S. 12, vgl. Thorsten Andersson, art. Sveriges Holme, in: KLNM, Bd. XVII (1972), Sp. 548–550). Kungshamn liegt näher an Stockholm als der Aspasund: Alle, die zwischen Kungshamn und Stockholm wohnten, unterlagen der städtischen Gerichtsbarkeit, vgl. Erland Hjärne, lagstadganden, S. 212f; Ahnlund, ebda, S. 72f; H/W, stadslag, S. 195, N. 77. 1360 Der Ort Korshamn ist allgemein unbekannt, doch vermuten H/W, stadslag, S. 195f, N. 77 ihn an die Nordspitze der Insel Björkö im Mälarsee am Fahrwasser der inneren Mälarstädte, vgl. Erland Hjärne, lagstadganden, S. 185f; unentschieden: Nils Ahnlund, Stockholm, S. 75 f.
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der nördlichen Stadtgrenze spricht MEStL dagegen nicht. Hier stoßen das Kirchspiel Solna und die Harde Sollentuna an das städtische Gebiet, das sich gegen Ende des 13. Jahrhunderts bereits jenseits der Norrbro auf Norrmalmen ausgebreitet hatte. Das Land dort gehörte dem Kloster St. Klara1362, dem die Siedler abgabenpflichtig waren. König Magnus Ladulås1363 gab ihnen mit der Urkunde vom 17. Sept. 1288 das Recht, sich auf Norrmalmen anzusiedeln und verlieh ihnen dieselben Rechte wie den Bürgern in Stockholms Mauern („damus licentiam uolentibus habitare iuxta Norræmalm dicte ville, vt ipsi cum sibi succedentibus gaudeant eodem jure, quo gaudent ciues infra muros ibidem quamdiu ipsis placuerit illic commorari & dictis, loco, & monasterio, quibus attinere dinoscitur territorium ipsum, soluerint censum“). So unterwirft denn auch MEStL, Eths, c. 231364 Räuber, die innerhalb der Stadtgrenze oder in Södermalm, Norrmalm oder in der städtischen Mark geraubt hatten, der Todesstrafe. Nach MEStL, Rsb, c. 12: 3 scheint es so, als würde ein Missetäter, von dem man sicher wußte, dass er sich eines todeswürdigen Verbrechens schuldig gemacht hatte, nach Stadtrecht belangt, doch steht in § 4 das Gegenteil: Jeder soll nach am Ort der Tat geltenden Recht verfolgt werden und dort büßen müssen, wo er wohnt. Dies geht zurück auf das Stockholmer Stadtrechtsprivileg vom 1. Mai 14361365, Art. 18, wo just der Inhalt von Rsb, c. 12: 4 erscheint. Der Rechtssatz kann also der ursprünglichen Fassung von MEStL nicht angehört haben; das läßt den weiteren Schluß zu, dass die Hs. A (wo er sich findet) nicht vor 1436 geschrieben worden sein kann1366. MEStL ist – als vorbildliches Stadtrecht – nach und nach vielen anderen schwedischen Städten verliehen worden. Dabei wird es nicht in allen Fällen als Stadslag, sondern häufiger auch als Bjärköarätt bezeichnet, wobei im einzelnen durchaus streitig sein kann, ob das ältere Bjärköarätt oder MEStL gemeint ist1367. Die Übernahme von MEStL in den schwedischen Land1361 Åsön liegt südlich von Stadsholmen, es umfaßte einen Teil von Södermalm, vgl. Carl Gustaf Styffe, unionstiden, S. 340f; Nils Ahnlund, Stockholm, S. 56f; 149f; H/W, stadslag, S. 196, N. 77und S. 229, N. 61. 1362 Kloster St. Klara, gegründet in den 1280er Jahren, vgl. die Urkunde Dåwö, d. 12. Okt. 1286, in: DS, Bd. II, Nr. 922, S. 14 f. 1363 Magnus Ladulås’ Urkunde Alsnö, d. 17. Sept. 1288, in: DS, Bd. II, Nr. 978, S. 62f; vgl. H/W, stadslag, S. 196, N. 77. 1364 MEStL, Eths, c. 23: pr (SSGl, Bd. XI, S. 314): „i stadhenum … eller a sudhramalme eller nodhramalme ella innan stadz mark“ (in der Stadt … oder in Södermalmen oder Norrmalmen oder innerhalb der Stadtmark); vgl. dazu H/W, stadslag, S. 229, N. 61. 1365 Stadtrechtsprivileg vom 1. Mai 1436, Druck in: Hildebrand/Bratt, privilegiebref, S. 2f = Nils Herlitz, Privilegier, Bd. I, S. 77–83. 1366 Vgl. H/W, stadslag, S. 198, N. 85. 1367 Siehe dazu die Ausführungen unten VI., S. 603–606.
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städten seit der Mitte des 14. Jahrhunderts ist wohl daran zu erkennen, dass dort zu dieser Zeit das Amt des Bürgermeisters eingeführt wurde1368.
IV. Inhalt und Besonderheiten 1. Übernahmen aus anderen Rechtsquellen Die Quellen, auf denen MEStL beruht, sind schnell genannt: An erster Stelle steht MELL, das bereits die Einteilung und Reihenfolge der Abschnitte vorgegeben hat1369. So heißt zwar der erste Abschnitt – wie in MELL – Königsabschnitt, doch ist von der Stellung des Königs zur Stadt nur seine Steuerhoheit (MEStL, Kgb, c. 18–20) erwähnt, auch ist die königliche Gerichtsbarkeit nicht hier, sondern im Kaufrechtsabschnitt (Kmb 30: 2) geregelt. Stattdessen bietet der Königsabschnitt Vorschriften über die Verwaltung der Stadt durch Bürgermeister und Rat und eine Reihe von Bußbestimmungen für Beleidigung von König, Bürgermeistern und Rat. Auch sonst ist viel Stoff aus dem Landrecht genommen, denn von den sechzehn Abschnitten des Stadtrechts beruhen zehn inhaltlich auf dem Landrecht1370. Damit ist etwa 1/3 aus dem Landrecht übernommen, jedoch angepaßt an die städtischen Verhältnisse, wobei vor allem das Familienrecht (mit städtisch bestimmten Verbesserungen hinsichtlich der Stellung der Frau)1371 und das Strafrecht1372 aus MELL stammen. Insgesamt ist die Hälfte von MEStL neugesetztes Recht; es findet sich vornehmlich in den städtisch bestimmten Abschnitten1373. An zweiter Stelle steht das Bjärköalag1374, das als frühes Stadtrecht bereits städtisches Sonderrecht geregelt hatte. Etwa 1/6 von MEStL beruht auf dem Bjärköarecht1375, jedoch wegen des zeitlichen Abstandes stärker bearbeitet und verändert als das aus MELL Genommene. Ungefähr die Hälfte von MEStLs Text ist völlig neu, ohne dass frühere Quellen dafür bekannt wären. Schlyter hat in seiner Ausgabe jeweils vermerkt, welche Kapitel MELL oder Bj entnommen sind, doch führen seine Gleichsetzungen bisweilen in die Irre: Oft ist nämlich nur der 1368 Von Bürgermeistern hören wir für Västerås 1351, für Skänninge 1353, für Linköping 1354, vgl. Adolf Schück, stadsväsen, S. 345, Fn. 4. 1369 Vgl. Wessén, in: H/W, MEStL, S. L; LXVIII. 1370 Vgl. Elias Wessén, in: H/W, MEStL, S. LXVIII. 1371 S. unten Fn. 1381 1372 In den Abschnitten Eth.; Hb; Db; Sb und Tb. 1373 Also besonders in den Abschnitten Kgb, Bb; Kmb; Skb und Rb. 1374 S. dazu oben B VII, S. 512–517. 1375 Vgl. Wessén, in: H/W, MEStL, S. XLIX.
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Inhalt ungefähr gleich, doch sind die Vorschriften überarbeitet und stilistisch verändert1376. Ganz neue Vorschriften sind häufig unklar und schlecht formuliert: Ihnen fehlt die Tradition des mündlichen Rechtsvortrags1377. Für das unvollendete MEStL ist keine königliche Bestätigung bekannt, offenbar ist es ohne sie in Gebrauch genommen worden, aber begreiflicherweise erst, nachdem die umgebende Landschaft MELL als geltendes Recht anerkannt hatte1378. Wahrscheinlich haben mehrere Niederschriften existiert, die nicht völlig übereinstimmten, so dass in verschiedenen Städten unterschiedliche Vorschriften galten1379. Auch ist zu beobachten, dass lokale Bräuche beibehalten wurden, auch wenn sie der Regelung des neuen Stadtrechts widersprachen1380. 2. Im Familien- und Erbrecht Das Familienrecht unterscheidet sich sehr stark vom Landrecht: Bei der Heirat erhielt die Frau die Hälfte von allem Gut, sei es erworben oder ererbt1381, auch war sie als Mutter Verloberin ihrer Tochter1382. Dies setzt sich im Erbrecht fort: Töchter und Söhne sind beim Erbe gleich berechtigt: beide erben gleichviel1383. Der testierbare Teil des Vermögens wird in Äb, c. 19 unterschiedlich bestimmt: Hatte die Ehe Kinder hervorgebracht, so durfte nur über 1/10 des Mobiliar- und Immobiliarvermögens testiert werden; war die Ehe kinderlos, gab es aber andere Erben in Schweden, betrug der testierbare Teil 1/3, lebten Erben nur im Ausland, war die Hälfte des Vermögens testierbar1384, was besonders wichtig war, wenn die Erben in deutschen Städten saßen.
1376 1377 1378 1379 1380
1381 1382 1383 1384
Vgl. Wessén, in: H/W, MESTL, S. XLIX; LXXXII, Fn. 85a. So: Wessén, in: H/W, MESTL, S. L. Vgl. Wessén, in: H/W, MESTL, S. LII. Vgl. Wessén, in: H/W, MESTL, S. XXXV; XLV; LVIII. So hat die Stadt Arboga bis 1488 seine Bürgermeister am Nikolaustag (6. Dezember) gewählt, obwohl MEStL, Kgb, c. 1: pr (SGL, Bd. XI, S. 6) sagt, sie sollen an St. Walburgas Tag (1. Mai) gewählt werden, vgl. Natanael Beckman, nyfunnen, in: Göteborgs Högskolas Årsskrift, Bd 39 (1933), S. 75; Wessén, in: H/W, MESTL, S. LI. MEStL, Gb, c. 5 (SGL, Bd. XI, S. 56f). MEStL, Gb, c. 1 (SGL, Bd. XI, S. 50). MEStL, Äb, c. 1 (SGL, Bd. XI, S. 77). Bj., c. 29 bindet das Testament bei vorhandenen Kindern an deren Zustimmung, bei kinderloser Ehe erlaubt es jedoch, über 1/3 zu testieren; vgl. MEStL, Äb, c. 19 (SGL, Bd. XI, S. 97 f), vgl. H/W, MESTL, S. 68, N. 63 ff.
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3. Im Grundstücksrecht Auch die mittelalterlichen Städte hatten selbst Bedarf an Grunderwerb für eigene Zwecke und deshalb ein Vorkaufsrecht1385, wenn die gesetzlichen Erben ihr Vorkaufsrecht nicht ausübten. Es bestand auch das Bedürfnis, Grundstücke schnell veräußern zu können, deshalb sind die Angebotsfristen kurz: Nach MEStL, Jb, c. 11386 sollte der Hof oder das Grundstück zunächst an drei Montagen auf dem Rathaus angeboten werden, danach den nächsten Verwandten in ihrem Hause1387 (hembuddhen), und zwar das von Vaterseite ererbte Grundstück den väterlichen, das von Mutterseite ererbte den mütterlichen Verwandten. Im Unterschied zu MELL, wo der Preis durch eine Taxe bestimmt wird, sieht MEStL vor, dass die Erben den Preis zu zahlen haben, den ein Dritter bietet. Ihr Beispruchsrecht ist also ein bloßes Einstandsrecht1388, das möglicherweise aus deutschen Stadtrechten (Lübeck oder Hamburg) übernommen ist1389. Die Vorschriften über die Grundstücksübereignung in MEStL geben jedoch nicht die geübte Rechtspraxis wieder: Sie gehen davon aus, dass vor dem öffentlichen Verfahren im Rathaus (Jb, c. 6)1390, vor Vogt, Bürgermeistern und Rat, der Verkauf noch nicht bindend vereinbart war. Dies war Mitte des 14. Jahrhunderts bereits teilweise veraltet, weil Verkäufe an die Kirche oder von großen Grundbesitzern bereits schriftlich festgehalten wurden, bevor man das Aufgebotsverfahren begann und die Festigung auf dem Rathaus nachsuchte. Dabei wurde das Verfahren vor dem Rathausgericht zu einer Untersuchung, ob die beispruchsberechtigten Erben der Veräußerung widersprochen hatten. Wo nicht, stellte man nur noch den Verkauf fest. Der schriftlich festgehaltene Verkauf galt also bereits als bindend, so dass die durch fullom stadzbrefwm ok incigle stadzins, den gesiegelten städtischen Festigungsbrief1391, oder die Eintragung i stadzins book1392 bereits voll-
Vgl. Karl v. Amira, NOR, I, S. 573, 575. MEStL, Jb, c. 1 (SGL, Bd. XI, S. 102 ff). MEStL, Jb, c. 3: 1 (SGL, Bd. XI, S. 109); H/W, MESTL, S. 80, N. 3. Vgl. Karl v. Amira, NOR, I, S. 576; es gleicht insofern der Regelung in §§ 463f BGB. Vgl. Stadtrecht von Lübeck, Ausg. Johann Friedrich Hach: I: 5; II: 29; vgl. Ivar Sjögren, in: Minnesskrift, Bd. II, S. 279f; 285f mit Fn. 2; 289; H/W, Stadslag, S. 79. 1390 MEStL, Jb, c. 6 (SGL, Bd. XI, S. 112 ff). 1391 „Medh fullom stadzbrefwm“(mit vollen Briefen der Stadt), in MEStL, Jb, c. VI: pr (SGL, Bd. XI, S. 113). 1392 Gemeint ist stadens tänkebok, das Protokollbuch des Rathausgerichts, das auch in Kgb, c. 15: 3 (SGL, Bd. XI, S. 24) erwähnt ist, vgl. Schlyter, MEStL, Einl. S. LVIII, Fn. 4; H/W, MESTL, S. 82, N. 38, die eine Reihe solcher Stadtbücher aus dem 15. Jahrhundert und später aufzählen. 1385 1386 1387 1388 1389
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zogene Festigung vor Gericht nur noch zum reinen Eintragungsverfahren wurde1393. 4. Im Bauabschnitt Sowohl MELL1394 als auch MEStL1395 haben Vorschriften über Arbeitsverhältnisse, die zwei Mal jährlich gewechselt werden konnten. Dabei unterscheiden sich die Zeiten des Dienstwechsels: Während das Arbeitsverhältnis im Landrecht zu Pfingsten und zu St. Martin (11. November) gewechselt werden konnte, war es im Stadtrecht zu Ostern und zu Michaelis (29. September), also etwa 1 ½, bzw. einen Monat früher als im Landrecht. Der Wechsel war auf dem Lande bedingt durch das bäuerliche Wirtschaftsjahr. Dass der Beginn der Arbeitsverträge mit den kirchlichen Festen zusammenfiel, zeigt, wie stark die Kirche das allgemeine Leben bestimmte1396. Da Stockholm und die anderen schwedischen Städte im Mittelalter weitgehend Holzhäuser aufwiesen, sind die Brandschutzvorschriften besonders ausführlich (Bb, c. 22), zumal man damals die Häuser mit offener Flamme sowohl beleuchtete als auch heizte und dort kochte. Gegen die Brandgefahr traf man deshalb mannigfache Vorsorge: Hatte die Abendglocke geläutet und damit die Nachtwache begonnen (æn i wardh ær ringt), durften die Gastwirte weder Licht noch Feuer mehr haben und auch kein Bier oder andere Getränke ausschenken, was Wächter stets kontrollierten. Auch wer vor dem Morgengeläute Feuer anzündete, wurde bußfällig. Da die Feuersgefahr in der mittelalterlichen Stadt stets hoch war, schreibt MEStL, Bb, c. 22: 8 vor, welche Gerätschaften jeder Hauseigentümer für den Brandfall vorhalten sollte: eine sieben Ellen lange Leiter, einen zwölf Ellen langen Brandhaken, eine Brandaxt, einen Eimer und ein Wasserfaß vor dem Haus. Um etwaige Schadensfeuer schnell löschen zu können, war Stockholm in vier Fiærdhunger (Viertel) geteilt, deren jedes – zusammen mit den Bürgermeistern – zwei Hauptleute, einen Schweden und einen Deutschen wählen sollte1397, die bei Feueralarm mit je einem Mann aus jedem Haus mit Äxten, 1393 Wie weit dieses Verfahren in den Städten vor der Niederschrift von MEStL gediehen war, ist noch nicht eingehend untersucht, vgl. Ivar Sjögren, in: Minnesskrift, Bd. II, S. 290f; H/W, MESTL, S. 78 f. 1394 Arbeiter in MELL, Bb, c. 14 (SGL, Bd. X, S. 148f). 1395 Arbeiter in MEStL, Bb, c. 21 (SGL, Bd. XI, S. 154–157). 1396 Vgl. das für ländliche Arbeiter gedachte Verbot von Handelsfahrten zwischen Ostern und St. Michaelis im norwegischen Recht oben 1. Kap., III, 3 a, S. 130 f. mit Fn. 133. 1397 MEStL, Bb, c. 22: 5 (SGL, Bd. XI, S. 161f); nach der Schlacht am Brunkeberg 1471 (s. o. S. 579, Fn. 1336 f.) waren es nur noch Schweden.
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Eimern, Leitern und Brandhaken herbeieilen sollten, um das Feuer zu löschen, die Nachbargebäude einzureißen (damit das Feuer sich nicht ausbreitete)1398 und den Betroffenen zu helfen, ihre Habe in Sicherheit zu bringen. Nach dem Löschen sollten die Nachbarn und jeder Bürger der Stadt zum Wiederaufbau der eingerissenen Häuser beitragen. Brandstiftung. Wer vorsätzlich Feuer legte und auf frischer Tat ertappt wurde, den erwartete – in spiegelnder Strafe – der Scheiterhaufen (tha skal han i bale brænnas)1399; sein Vermögen wurde zunächst für den Schadensersatz verwandt, der Rest zwischen Geschädigtem, König und Stadt dreigeteilt. MEStL unterscheidet zwischen Vorsatz (medh vilia), Nachlässigkeit (af forsumilson) und Fahrlässigkeit (medh vadhe). Möglicherweise verbirgt sich dahinter die römische Unterscheidung der Schuldformen von Vorsatz (dolus), Fahrlässigkeit (culpa) und Zufall (casus)1400, denn die forsumilse wird in Bb, c. 22: 4 mit dem Tode bestraft, während die vadhe straflos bleibt. 5. Im Kaufabschnitt Während das Landrecht den Kauf nur relativ kurz behandelt, ist der Kaufabschnitt im Stadtrecht ungemein ausführlich, da der Handel die eigentliche Tätigkeit der meisten städtischen Bewohner war. Deshalb hat MEStL nur zu geringen Teil Kaufvorschriften aus dem Landrecht übernommen (in den Kapiteln 1–8). Daneben stammt einiges aus dem Bjärköarätt (in den Kapiteln 9–17), jedoch nicht ohne größere Anpassungen, denn das Kaufrecht des frühen Stadtrechts war kaum schriftlich abgefaßt, sondern beruhte im wesentlichen auf Handelsbräuchen. Die Folge war, dass die Verfasser des gemeinen Stadtrechts diese Handelsbräuche niederschrieben und (seit dem 13. Jahrhundert) neue Vorschriften schufen, die sich in den Stadtbüchern und in den burspraken1401 niedergeschlagen haben. Der Kaufabschnitt von MEStL ist dreigeteilt: Die Kapitel 1–13 geben allgemeine Handelsregeln, in den Kapiteln 14–24 ist der innerschwedische 1398 MEStL, Bb, c. 22: 6 (SGL, Bd. XI, S. 162f). 1399 MEStL, Hb, c. 9 (SGL, Bd. XI, S. 327f); vgl. MELL, Hb, c. 10, wo das Ertappen durch Alliteration beschrieben wird: „varper takin mæp blæsande munne ok brinnande brande …“ (wird er gefangen mit blasendem Munde und brennendem Brande …). 1400 Dass mit vadhe hier casus (Zufall) gemeint ist, dürfte richtig sein, wie H/W, stadslag, S. 110, N. 144 sagen, da vadhe sowohl leichte Fahrlässigkeit als auch Zufall umfassen kann und Fahrlässigkeit gewöhnlich mit (leichterer) Strafe belegt ist. 1401 Bursprake (Bur [Nachbar, Mitbewohner]; Spraka [Sprache, Rede], civiloquium, burgiloquium, eine städtische Versammlung der Buren, denen Ordnungsvorschriften, meist polizeilichen Inhalts, kundgetan werden; vgl. Schiller/Lübben, Bd. I, S. 457f; Gerhard Köbler, Art. Bursprake, in: LexMA, Bd. II, Sp. 1110f; vgl. dazu unten S. 596, Fnn. 1453 f.
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und in den Kapiteln 25–34 der Handel von Ausländern oder mit ausländischen Waren geregelt. Der Kauf beweglicher Sachen war formbedürftig: Nach Kmb, c. 1 war der Vertrag nur gültig, wenn er in Gegenwart von zwei Zeugen geschlossen und mit Handschlag (medh vpslaghi) bekräftigt oder ein Festigungspfennig gegeben war1402. Die Verfasser des Kaufabschnittes waren bestrebt, den Handel der Stadtbürger gegen Wettbewerb zu schützen, wobei kein Unterschied zwischen schwedischen und deutschen Händlern erkennbar ist. Dagegen wurden handeltreibende Bauern kurz gehalten1403: Aller Handel sollte auf dem städtischen Markt geschehen, nicht aber auf Schiffen oder auf dem Lande. Märkte in anderen Städten (Västerås, Uppsala etc.) und in Hälsingland etc.1404 sollte es nur zu bestimmten Zeiten geben. Vorkauf (oder Fürkauf, forköp, also Einkauf im Großen, um die Ware einzeln wieder abzustoßen) war verboten1405. Besondere Vorschriften gab es für Gäste (gæster)1406. Das waren ausländische Kaufleute (oder deren Angestellte), die des Handels wegen Stockholm besuchten. Sie durften nur tätig werden, wenn sie bei einem Verwandten oder am gemeinsamen Handel interessierten Stockholmer Bürger wohnten, der für sie und die von ihnen zu zahlenden Steuern haftete1407. Freie Gäste ohne Bindung an einen Bürger gab es nicht. Die Vorschriften schränkten das Handeln der Gäste zugunsten der Stockholmer Großkaufleute ein1408: Die Gäste durften nur in der Stadt tätig werden, Handel auf dem Lande war ihnen bei Buße von 40 Mark verboten. Auch sonst durften die Gäste nur Großhandel im Ein- und Verkauf betreiben, um den städtischen Händlern den Kleinhandel vorzubehalten. Dieser war genau geregelt: Er sollte auf dem Markt oder in offenen Straßenläden getätigt werden. Ausgenommen waren nur Fische und andere schwere Güter, wie Salz: Sie durften auf den Schiffen oder Booten verkauft werden1409, aber nicht auf Brücken1410. 1402 Vgl. v. Amira, NOR, I, S. 291 f. 1403 MEStL, Kmb, c. 15–17; 20–23 (SGL, Bd. XI, S. 188–192; 195–202). 1404 MEStL, Kmb, 22 (SGL, Bd. XI, S. 199f) läßt das Gebot neben Hälsingland auch für Dalarne, Jämtland und alle Landschaften gelten. 1405 MEStL, Kmb, c. 14 (SGL, Bd. XI, S. 184–188). 1406 MEStL, Kmb, c. 30–34 (SGL, Bd. XI, S. 209–225); vgl. v. Amira, NOR I, S. v. Schwerin, Forköp, in: Festschrift für Ernst Heymann, Bd. I (1940), S. 380–398. 1407 MEStL, Kgb, c. 19 f (SGL, Bd. XI, S. 34–45); vgl. Adolf Schück, stadsväsen, S. 268; H/W, stadslag, S. 147, N. 182. 1408 MEStL, Kmb, c. 30: 1 (SGL, Bd. XI, S. 209f); H/W, stadslag, S. 148, N. 183. 1409 MEStL, Kmb, c. 33: 2 (SGL, Bd. XI, S. 215f). 1410 Es war auch den Schuhmachern verboten, die Schuhe anders als in öffentlichen Läden zu verkaufen, auch sollte ein Schlächter nicht auf der Straße schlachten, vgl. STb, Bd. I, S. 467; 494; 463; Hugo Yrwing, Art. Strætiskaup, Sverige, in: KLNM, Bd. XVII (1972), Sp. 319.
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Es kamen jedoch auch strætisköp, Straßenverkäufe im eigentlichen Sinne vor, die man möglichst zu verhindern suchte. So beschloß der Stockholmer Rat 1482, dass keine Mädchen oder anderes loses Gesindel („at enga pighor eller annat löst folk“) ihren Kram auf der Straße feilhalten sollten1411. Bereits 1459 und 1478 hatten die Burspraken festgelegt, dass alle Mädchen, die auf der Straße Waren feilboten, stattdessen arbeiten sollten1412. Wer Waren auf der Straße feilbot und beraubt wurde, sollte deswegen nicht klagen dürfen, sondern dafür noch Buße zahlen1413. Der Kampf richtete sich auch gegen Handel in „engom kællarum ella bakbodhum“ (engen Kellern oder Hinterläden)1414: Das Verbot, dort zu handeln, hat die bursprake von 1460 eingeschärft: Die Waren sollten feilgehalten werden in „apenbare bodhom with gathen ok pa torget, men inte i bakbodhom i grendanom“1415 (in offenen Läden an der Straße und dem Markt, aber nicht in Hinterläden der Gassen). Gleichzeitig schnitt MEStL den Gästen auch die Umgehung seiner Handelsschranken durch Strohmänner ab, denn Kmb, c. 33: 4, 5 und 71416 belegt auch sie mit herben Bußen. Jedoch galt eine Ausnahme für Gotländer: Die Kaufleute aus Visby hatten das Privileg1417, Korn und Salz in geringeren Mengen verkaufen zu dürfen als andere. Schließlich beugte MEStL, Kmb, c. 33: 9 dem Kreditbetrug vor. Hatten Bauern, Fischer oder Ausländer gehandelt, so schützte Unkenntnis der Normen über Handelsschranken vor der sonst fälligen Buße von 40 Mark und dem Verfall der Gegenleistung an König und Stadt; jedoch mußten diese Männer eidlich versichern, diese Schranken nicht gekannt zu haben. Gelang ihnen das, so waren sie gutgläubig, blieben bußfrei und erhielten ihre Gegenleistung zu1411 STb, Bd. I, S. 366; ebenso schon die Bursprake von 1475 (STb, Bd. I, S. 40); vgl. Hugo Yrwing, Art. Strætiskaup, Sverige, in: KLNM, Bd. XVII (1972), Sp. 319. 1412 STb, Bd. I, S. 433; 473. 1413 STb, Bd. I, S. 366. 1414 MEStL, Kmb, c. 33: 2 (SGL, Bd. XI, S. 215 f). 1415 STb, Bd. I, S. 435; vgl. Hugo Yrwing, Art. Strætiskaup, Sverige, in: KLNM, Bd. XVII (1972), Sp. 319. 1416 MEStL, Kmb, c. 33: 4, 5, 7 (SGL, Bd. XI, S. 217 ff). Es ist die erste Maßnahme in Schweden gegen Strohmänner (neuschw. bulvan); MEStL, Kmb, c. 33: 4 hat keinen Begriff, sondern braucht die Umschreibung: „Nw kann gæsten nokrom byamanne fa sit godz at han skal thet at honum sælia, æntiggia lönlika ella openbarlika …“ (Nun kann der Gast einem Dörfler sein Gut übergeben, es für ihn zu verkaufen, entweder heimlich oder offen …) vgl. H/W, stadslag, S. 151, N. 222. 1417 S. MEStL, Kmb, c. 33: 3; 34: 4 (SGL, Bd. XI, S. 216 f; 223 f); vgl. das königliche Privileg, Varberg, 17. Juni 1352, in: DS, Bd. VI, Nr. 4823, S. 362 sagt: „ad partes quascumque voluerint absque solucione thelonii libere ducendi …“; vgl. Nils Ahnlund, MEStL, Facsim., S. XIX f; derselbe, Stockholm, S. 166f; H/W, stadslag, S. 150, N. 212.
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rück1418. Der Großhandel war nicht nur in den schwedischen Städten geschützt1419, auch das Marktrecht von Dalarnes Kupferberg enthielt vergleichbare Vorschriften1420. Den zugereisten Gästen garantierte Kapitel 30: 2 bei Streitigkeiten ein unabhängiges Gericht: Sie brauchten Recht nicht vor dem (befangenen?) Rathausgericht zu suchen, sondern konnten das Königsgericht anrufen, das zwei Mal jährlich (zu Pfingsten und zu Jakobi [25. Juli]) tagte und mit einem Mitglied des königlichen Rates und einem Domkapitular besetzt war1421. Jeder Bischof sollte in seinem Stift ebenso verfahren. Wie weit dieses königliche Gericht tatsächlich Urteile des Ratsstubengerichts aufgehoben hat, ist unbekannt1422. Nach Kapitel 34: 3 MEStL durften alle Finnen (Ausnahme: die Bewohner von Åbo), ferner die Einwohner von Roslagen, Hälsingland, Gästrikland und Nyland ihren Handel nur in Stockholm tätigen. Die Vorschrift bildet die Grundlage des bottnischen Handelszwanges, der sich in den ostbaltischen Städten auswirkte: Es entsprach einem Zug der Zeit, den Handel in größeren Städten zu konzentrieren1423. 6. Im Seerechtsabschnitt Er regelt das Schiffs- bzw. das Seerecht, seine Vorschriften sind großenteils aus dem Bjärköarecht, den Resten von Söderköpingsrätten und dem norwegischen Bjärköarecht genommen1424. Aber auch das Seerecht der sogenannten Schleswig-Gruppe (das sind die Stadtrechte von Schleswig, Flensburg, Haderslev und Åbenrå1425) hat Pate gestanden. Landete ein Schiff im Hafen, 1418 MEStL, Kmb, c. 33: 3; vgl. c. 15: pr, 2, 3; 34: 4 (SGL, Bd. XI, S. 188 ff; 223f);. H/W, stadslag, S. 151, N. 213; S. 140, N. 91. 1419 Schutz des Großhandels in MEStL, Kmb, c. 20–23 und 33 (SGL, Bd. XI, S. 195–202). 1420 S. das Privileg, Husby, 17. Febr. 1347 in: DS, Bd. V, Nr. 4142, S. 636–639 = Elias Wessén, urk. kopparberg, S. 36 mit Kommentar S. 102; vgl. Tom Söderberg, stora kopparberg, S. 431 f. 1421 MEStL, Kmb, c. 30: 2 (SGL, Bd. XI, S. 210f); H/W, stadslag, S. 148, N. 183 ff. 1422 Vgl. Henrik Schück, Stockholm, S. 17, der in den Stockholmer Stadtbüchern keine Hinweise für die Tätigkeit dieses Gerichts gefunden hat. 1423 Zur Konzentration des norwegischen Handels in Bergen vgl. Kjell Kumlien, Hanseaterna, S. 226; vgl. H/W, stadslag, S. 153, N. 241. 1424 Vgl. Gösta Hasselberg, Visby, S. 120 ff, 136; Götz Landwehr, Risiko, FS Kroeschell, S. 599. 1425 Für das Stadtrecht von Schleswig: der lat. Text des 12. Jahrhunderts (ca 1200–1250) Art. 53–62 (in: DGK, Bd. I (1951), S. 12f) und Flensburg, lat. Text v. 1284, Art. 65–67; 69–75 (in: DGK, Bd. I; S. 107 ff) sowie der dän. Text von ca 1300, Art. 83–93 DGK, Bd. I, S. 127f); für Haderslev das Stadtrecht von 1292 Art. 32–34
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so durfte es nicht gelöscht werden, bevor seine Waren nicht dem königlichen Vogt angeboten waren. Der König hatte also ein Vorkaufsrecht1426. Wer es mißachtete, verlor alle seine Waren, sie fielen dem Vogt als Buße zu. Auch im schwedischen Seerecht gab es den Schiffer, die Besatzung und die Kaufleute, die Waren befördern ließen, aber selbst an Bord waren. Besatzung und Kaufleute waren nicht sauber geschieden, da auch die Besatzung Waren transportieren lassen konnte, andererseits aber auch die Kaufleute sich an den Arbeiten auf dem Schiff beteiligen konnten. Geriet das Schiff in Seenot und konnte man es nur retten, wenn Teile der Ladung über Bord geworfen wurden (sogenannter Seewurf), so herrschte seit dem römischen Recht der Grundsatz, dass die geretteten Güter gleichmäßig am Schadensausgleich für die geopferten Waren heranzuziehen waren1427. Streitig ist aber, wer darüber entschied, ob und welches Gut geworfen werden sollte: der Schiffer und die ständige Mannschaft oder die Befrachter. In MEStL, Skb, c. 11: 1 heißt es: tha skulu the radha flere æru forfaste„1428, doch wird das verschieden gedeutet: Die einen meinen1429, darunter sei der Schiffer und seine Matrosen gemeint, die anderen glauben, es seien die Befrachter1430. Vergleicht man jedoch den Seewurf in anderen Rechtsquellen, z. B.
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(DGK, Bd. I, (1951), S. 274f) und für Åbenrå das Stadtrecht vom 1. Mai 1335, Art. 8; 12; 28; 41 (DGK, Bd. I, S. 245–251, vgl. den plattdeutschen Text aus der 1. Hälfte des 15. Jhs., S. 251–258); vgl. Gösta Hasselberg, Art. Sjörätt in: KLNM, Bd. XV (1970), Sp. 352. MEStL, Skb, c. 1 (SGL, Bd. XI, S. 226f); auch nach ML bylov 6: 16,18 (NGL II, S. 250, 252 hatte der König in Norwegen ein Vorkaufsrecht an allen Waren, die zu Schiff nach Bergen kamen; vgl. v. Schwerin, Forköp, S. 380f; H/W, stadslag, S. 164, N. 5. Dig. 14: 2; vgl. Christian Claussen, Lex Rhodia (1876); Levin Goldschmidt, Lex Rhodia, S. 37 ff; Karl Friedrich Krieger, S. 81 ff. Die Stelle ist aus Bj, c. 20: 1 (SGL, Bd. VI, S. 126) übernommen, die Schlyter, Art. farfæster, ebda, S. 227 auf den Schiffer und das Schiffsvolk bezieht; er erwähnt (jedoch ohne Stellungnahme) Johan Ihre (Glossarium Sviogothicum, Art. farfæster) der meint, das Wort ziele auf die Befrachter. So: Amira, NOR, I, S. 653, Fn. 4; H/W, stadslag, S. 165f N. 42; hierzu paßt auch, dass Visby sjörätt I: 41 (SGL, Bd. VIII, S. 232 f) und das Hamburger Stadtrecht von 1497 (Ed. Jürgen Bolland (1968), Abschnitt P. (Van Schiprechte), Nr. 31, S. 127–134 = die Entscheidung über den Seewurf in die Hand des Schiffers und von zwei oder drei Matrosen legten. In MEStL, Art. farfaster, S. 424, beruft sich Schlyter auf die deutsche Übersetzung von 1709 und bezieht das Wort auf die Befrachter; ihm hat sich Gösta Hasselberg, Visby, S. 108 ff angeschlossen, der sich dazu auf die Urkunde Nora (Ångermanland) vom 27. Febr. 1314, in: DS, Bd. III, Nr. 1957, S. 161 beruft; dort heißt es: „de qualibet persona in ipsa naue res aliquas mercacionis causa deferente dicta in nostra lingua farfasta …“.
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mit § 8 der Rôles d’Oléron aus dem 13. Jahrhundert1431, wo Schiffer und Mannschaft darüber bestimmten, ob und was geworfen wurde, und erwägt man, dass das Schiff und die Menschen darauf in Todesnot waren, auch das Schicksal der restlichen Ladung zu bedenken war, die Befrachter aber in erster Linie ihre Ware und ihren Gewinn im Auge hatten und dass der Schiffer und seine Mannschaft sie an seemänischer Erfahrung meist übertrafen, dann scheint mir die Deutung von farfæster auf den Schiffer und seine Mannschaft richtig zu sein. Der durch den Seewurf entstandene Schaden wurde ursprünglich (anders als im römischen Recht) auf die Befrachter (einschließlich des Schiffsführers mit seinem Ladungsgut) verteilt, anfänglich nach Kopfzahl (mann mergj), dann nach der Zahl der Lasten (lesta tak) und schließlich nach dem Wert der Güter (eptir markæ tali)1432. Übrigens stimmen alle Seerechte darin überein, dass die Befrachter eine Gefahrengemeinschaft bildeten, so dass sie den durch den Seewurf entstandene Verlust gemeinschaftlich zu tragen hatten1433. 7. Im Ratsstubenabschnitt Dieser Abschnitt gibt (zusammen mit dem Königsabschnitt) Aufschluß über das Stadtregiment und die dort amtierenden Gerichte. Seine Vorschriften sind – wie bereits die Worte radh, borghamestare und radhstugha (Ratsstube)1434 zeigen – größtenteils deutschen Ursprungs. Der Rat bestand insgesamt aus sechs Bürgermeistern und 30 Ratsmitgliedern, von denen
1431 In den Rôles d’Oléron entscheidet nicht der Schiffer allein, sondern er mit drei Schiffsleuten „pour sauver l’equipage, le navire et le reste du chargement“, Druck bei JeanMarie Pardessus, Bd. I, S. 328; vgl. über das Verhältnis der lex Rhodia de iactu zum römischen Recht ebda, S. 328, Fn. 3; Karl Friedrich Krieger, Rôles d’Oleron, S. 81 ff. Eine neutrale Formulierung (“meira lut manna„) findet sich auch in Grg Ib, c. 166, S. 71: „at meira lut manna pyckir raj at casta“ (dass der größere Teil der Männer den Rat zu werfen gegeben zu haben scheint) = Heusler, Graugans, S. 300: „es der Mehrheit rätlich dünkt, auszuwerfen“); das Stadtrecht von Bergen IX: 8 (NGL II, S. 278 = Meißner, Stadtrecht, S. 272) sagt nichts über einen Mehrheitsbeschluß. 1432 Bj c. 20: 1 (SGL, Bd. VI, S. 126), doch bei Grundberührung des Schiffes und Leichterung durch Seewurf wird auch der Reeder am Ausgleich mit dem Schiffswert beteiligt, Bj c. 20: 3: „kastæ thæt ater. gialdi bapi skip [oc] goz æptir marktæli pæt sum pær var vt kastet“ (wird [die Ware] ausgeworfen, vergüte das sowohl das Schiff [der Reeder als dessen Eigner) als auch das Gut [die Kaufleute als Eigner] nach dem Geldwert der ausgeworfenen Ware); ebda S. 126. 1433 So schon in der lex Rhodia de iactu in Dig. XIV: 2. 1434 Dagegen kommt das Wort rådhus (Rathaus) weder in MEStL noch in den mittelalterlichen schwedischen Quellen als Haus oder Institution vor, es taucht erst in nachmittelalterlichen Quellen auf, vgl. H/W, stadslag, S. 186 f.
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(bis 1471)1435 jeweils die Hälfte Schweden und Deutsche sein sollten. Diese Regel ist wahrscheinlich aus dem alten Söderköpingsrecht übernommen worden1436. Die Ratsmitglieder wurden am Walpurgistag (1. Mai) jeden Jahres in Gegenwart des königlichen Vogtes gewählt1437. Wahlberechtigt waren nur der Vogt, die Bürgermeister und die Ratsmitglieder, so dass er sich selbst ergänzte1438. Davon zu unterscheiden ist der sitzende Rat (sitiande radhe)1439, der nur aus einem Drittel der Ratsmitglieder, also aus zwei Bürgermeistern und zehn Ratsmitgliedern (je zur Hälfte Schweden und Deutschen) bestand und das Ratsstubengericht1440 bildete. Es entspricht dem Hardengericht in MELL. Der Stockholmer Rat tagte in einem Haus auf dem Stortorget, dem großen Markt1441. Dort stand auch die kista (Truhe), in der das Siegel, das Gesetzbuch und die Privilegien der Stadt geborgen waren. Sie war mit zwei Schlössern gesichert, deren Schlüssel der amtierende schwedische und der deutsche Bürgermeister verwahrten (nach 1471: die beiden schwedischen Bürgermeister)1442. Ohne dass MEStL es irgendwo ausdrücklich sagt, war der Vogt1443 (foghate) des königlichen Schlosses zugleich der Stadtvogt. Er hatte nicht nur für die Wehrhaftigkeit und den Unterhalt des Schlosses zu sorgen, sondern mußte auch die Steuern, den königlichen Anteil an Bußen und sonstige Einnahmen des Königs eintreiben1444. Daher nahm er an allen Sitzungen des Rates, seinen Beschlüssen und seiner richterlichen Tätigkeit teil: Ohne den Vogt konnte das Ratsstubengericht keine gültigen Beschlüsse fassen, doch konnte er sich dort vertreten lassen1445. 1435 Am 11. Okt. 1471 beschloß der Reichsrat nach der siegreichen Schlacht gegen den dänischen König Christian I., die Beteiligung deutscher Bürger an Rat und Bürgermeistern in Stockholm aufzuheben. Das war eine Repressalie gegen die deutschen Hansestädte, die zuvor eine Handelsblockade Christians I. unterstützt hatten, obwohl Sten Sture die Beziehungen zur Hanse weiter pflegte, vgl. Salomon Kraft, Brunkeberg, in: SHT årg. 60 (1940), S. 89–132; Erik Lönnroth, Hansestäderna, S. 48–67 (S. 61 ff); derselbe, Brunkeberg, S. 143–179 (177 ff); Jerker Rosén, historia I, S. 263 u. oben S. 579, Fnn. 1336 f. 1436 Vgl. die Ausgabe von Gustaf Edvard Klemming, Söderköpingsrätten, S. 280f; dazu: Åke Holmbäck, ätten, S. 187 ff; derselbe, hälften, in SHT, Bd. 45 (1925), S. 47 ff; 1437 MEStL, Kgb, c. 1; 2 (SGL, Bd. XI, S. 5 ff). 1438 Vgl. MEStL, Kgb, c. 1; 2; 4; 7; H/W, stadslag, S. 18. 1439 MEStL: „a sitiande radhe“ (der sitzende Rat): Kgb, c. 12: 3 (SGL, Bd. XI, S. 19). 1440 Siehe z. B. MEStL, Rsb, c. 3: 1; 10 (SGL, Bd. XI, S. 252; 260). 1441 Vgl. Nils Ahnlund, Stockholm, S. 190; Henrik Schück, Stockholm2 1951, S. 169f; H/W, stadslag, S. 186. 1442 MEStL, Kgb, c. 3, a, b (SGL, Bd. XI, S. 10f). 1443 Zu Vogt (foghate) vgl. Sven Ljung, Art. Fogde, in: KLNM, Bd. IV (1959), Sp. 455–459. 1444 MEStL, Kgb, c. 18–20; 22: pr(SGL, Bd. XI, S. 33–46). 1445 MEStL, Kgb, c. 2: 6 (SGL, Bd. XI, S. 250).
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In geringeren Sachen urteilte aber nicht das Ratsstubengericht, sondern das Marktgericht (a torgheno vte)1446. Es bestand aus drei Vögten, von denen einer a konungxens wæghna (im königlichen Auftrage) handelte (der Stadtvogt oder sein Vertreter), und zwei a stadhens wæghna (im städtischen Auftrag) tätig wurden, also zwei Ratsmitglieder, ein schwedischer und ein deutscher. Gegen die Urteile des Marktgerichts gab es Berufung an das Ratsstubengericht (c. 5: 1). In Stockholm wechselte der Auftrag Rechtsvogt (rättafogde) zu sein unter den Ratsmitgliedern in der Weise, dass neugewählte Räte ihre Laufbahn als Rechtsvogt im Marktgericht begannen, danach Kämmerer wurden und schließlich im Ratsstubengericht saßen1447. Zwei Mal jährlich, nämlich zu Pfingsten und an St. Jacobi (25. Juli) tagte in Stockholm das königliche Gericht1448. MEStL entscheidet auch die Frage der Rechtsverweigerung: Wußte das Ratsstubengericht auf eine Rechtsfrage keine Antwort, sollte es den gesamten Rat befragen (Rsb, c. 131449). Äußerte der sich nicht, so wurde Rechtsverweigerung vermutet, die mit Buße bedroht war. Der gesamte Rat konnte aber auch schwören, dass er zu diesem Falle kein Gesetz kenne und auch das Stadtrecht keine Lösung biete. Während Visby stadslag dem Stadtgericht dann zugestand1450, einen eigenen Spruch zu finden und ihn dem Rechtsbuch hinzuzufügen, bietet MEStL keine Lösung (was das Gericht jedoch nicht hinderte, selbst zu entscheiden und sein Erkenntnis hinfort in gleichgelagerten Fällen als „ständige Rechtsprechung“ zu nutzen). Erst das Privileg vom 1. Mai 1436 gewährt in Art. 171451 dem Rat die Macht, den Fall
1446 MEStL, Rsb, c. 5: pr (SGL, Bd. XI, S. 253). Zu den drei Vögten vgl. Sven Ljung, Art. Fogde, in: KLNM, Bd. IV (1959), Sp. 457, anders: H/W, stadslag, S. 191, N. 21, die irrig einen Kopierfehler vermuten. Ein asw. Wort torghrætten (Marktgericht) hat Schlyter nicht verzeichnet. Es findet sich aber in Olaus Petri, samlade skrifter, Bd. IV, S. 335; vgl. Nils Ahnlund, Stockholm, S. 180; H/W, stadslag. Auch in VStL, I: 3 (SGL. Bd. VIII, S. 23), saßen zwei städtische Vögte (die einzigen, die VStL kennt) im Marktgericht. 1447 Vgl. Sven Ljung, Art. Fogde, in: KLNM, Bd. IV (1959), Sp. 457. 1448 Siehe dazu oben Punkt 5 (Kaufabschnitt), S. 588 ff. 1449 Rsb, c. 13 (SGL, Bd. XI, S. 264f). 1450 VStL, I: I: 9 (SGL, Bd. VIII, S. 24f). 1451 Privileg vom 1. Mai 1436, Druck in: privilegiebrev, S. 2f = Nils Herlitz, privilegier, S. 77–83 (S. 81f): „Item waare thet swa, at nokre rætte fore kome, som eigh finnas bescriffne ok vth tryckte i lagh bokinne, thøm mugha the rætta vppa thera eedh effter bætzta samvist, oc skula stadughe oc fasta bliffua som annar beschriffuen lagh“ (Auch war es so, wenn ein Rechtsfall vorkam, der sich im Gesetzbuch weder beschrieben und gedruckt fand, dann sollten sie nach bestem Wissen und ihrem Eid richten und [ihr Spruch] sollte beständig und fest stehen wie anderes geschriebenes Gesetz).
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nach seinem besten Wissen und Gewissen zu entscheiden und läßt seine Entscheidung fortan als Gesetz gelten. Erstaunlich wenig erwähnt MEStL die Bürgerschaftsversammlung (byamot). Sie kommt nur im Kgb, c. 20: 9 vor1452, wo auf dieser Versammlung jemand gemahnt wird, seine Steuern zu zahlen. Die rechtsprechende Aufgabe dieser Versammlung war offenbar auf das Ratsstubengericht übergegangen: Die volkliche Verfassung hatte sich damit in eine aristokratische Ratsverfassung verwandelt. Dies wird noch deutlicher an den (in MEStL nicht erwähnten) burspraken (mnd. bûrsprake), einer Sammlung von Ordnungsvorschriften, die zwei Mal jährlich, zu Pfingsten und Weihnachten, von den Stufen des Rathauses den auf dem Markt versammelten Bürgern verkündet wurden. Sie treten erstmals in einer Urkunde vom 1409 auf1453, es ist aber nicht bekannt, seit wann sie in Stockholm regelmäßig verwendet wurden, denn die älteste erhaltene bursprake stammt aus den Jahren 1459–62, worauf die von 1476–82 folgt. Olaus Petri hat im Jahre 1527 eigenhändig eine bursprake niedergeschrieben1454. Obgleich sich die in den Burspraken enthaltenen Anweisungen häufig wiederholen, gibt es doch einen Unterschied: Während die Pfingstbursprake neun oder zehn Punkte der Vorsicht beim Gebrauch des Feuers und einige Punkte der Seefahrt widmet, regelt die Weihnachtsbursprake vornehmlich die Marktreisen im Winter. Gleichwohl sind einige Vorschriften über denselben Gegenstand aus unbekannten Gründen im Sommer und im Winter unterschiedlich formuliert. Bereits dem Bjärköarätt war die Einrichtung der Schuldhaft (persönlicher Arrest) und des dinglichen Arrestes bekannt1455. Beides wird dort mit dem asw. Wort bysætning, bezeichnet, das aus dem mnd. bisetten (beisetzen, auch eines Toten) kommt. Kgb, c. 241456 braucht es sowohl für Schuldhaft als auch für den dinglichen Arrest. Nach MEStL, Rsb, c. 181457 bleibt unklar, ob Schuldhaft und Arrest zunächst bei Vogt und Rat angemeldet werden 1452 MEStL, Kgb, c. 20: 9 (SGL, Bd. XI, S. 42). 1453 Urkunde Stockholm, d. 22. Nov. 1409, SDHK-Nr. 17 377; Druck: SD Bd. II, Nr. 1217, S. 229, wo die Rechte am St. Martinus-Altar der Stockholmer NicolaiKirche der Königin Margareta (Tochter Waldemar Atterdags, † 1412) übertragen werden: „oc thet ær nw kunnughat vppa burspraket, at …“ (und es ist jetzt kundgemacht in der bursprake, dass …), vgl. oben S. 588, Fn. 1401. 1454 Die Burspraken von 1459–62 und von 1476–82 sind gedruckt bei Emil Hildebrand, Tänkeböcker, Bd. I, 1474–83, S. 427–496. 1455 Bj, c. 40: pæn maper skal taksætias eller hans goz (dieser Mann soll arretiert werden oder seine Güter, [SGL, Bd. VI, S. 133]); vgl. VStL, II: 30 (SGL, Bd. VIII, S. 95: besetten vp en recht, für den dinglichen Arrest). 1456 MEStL, Kgb, c. 24, (SGL, Bd. XI, S. 47). Im nschwed. heißt der dingliche Arrest jedoch kvarstad, vgl. Gesetz v. 1734, Utsökningsbalken, c. 8 „kvarstad och bysätning“. 1457 MEStL, Rsb, c. 18, vgl. c. 22 (SGL, Bd. XI, S. 271f; 274f).
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mußten (welche die Maßnahmen aber nicht durchführten). Die dort erwähnten „mædh twem byamannum“ (mit zwei Bürgern) dürfen als Zeugen gelten, aber es ist nicht gesagt, wer sie bestimmt. Doch ist zu bemerken, dass man nach lübischem Recht mit zwei Grundeigentümern (besetene man) nur einen provisorischen Arrest ausbringen konnte1458. Wie persönlicher und dinglicher Arrest tatsächlich durchgeführt wurden, ergibt sich aus den Stadtbüchern1459. Während das Bjärköarätt den Arrest nur für Gäste kennt, aber auch Adelige und Priester nicht ausnimmt, läßt MEStL den Arrest auch gegen Stockholmer Bürger zu, nimmt jedoch (auf Grund des Einflusses von König und Kirche) Mitglieder des Reichsrates, den hohen Adel und die Priester aus (utan the i konungx raadh æru ella riddara ella preste), aber auch die Ehefrau des bäuerlichen Schuldners. Stattdessen drohte dem Bauern und seiner Frau dinglicher Arrest ihrer Habe. Dagegen konnte eine auswärtige Witwe in persönlichen Arrest gelegt werden, wenn sie selbst Schuldnerin war. Der Gläubiger mußte übrigens die Kost für den Gefangenen bezahlen, zwei Pfennige pro Tag1460. Eine besonders harte Strafe traf den Verleumder: 60 Mark Buße, die zwischen dem Verleumdeten, dem König und der Stadt gedrittelt wurde. Bewiesen werden mußte die Tat mit sechs Zeugen. Konnte der Überführte die Buße nicht zahlen, wurde er auf dem Pranger ausgepeitscht (wardhe slagin til stupunna), mußte geloben, die Stadt zu verlassen und niemals zurückzukehren ohne enthauptet zu werden1461. Der Gegenbeweis war mit zwölf Eidhelfern zu führen; mißlang der Eid, galt der Beschuldigte als überführt1462. Aus MEStL, Rsb, c. 341463 geht hervor, dass die Friedensbemühungen der Könige und der Kirche noch nicht zu vollem Erfolg geführt hatten: Das Verbot des Waffentragens, das Magnus Eriksson im Skänningestatut vom 30. Nov. 1335 und im Uppsalastatut vom 6. Dezember 1344 ausgesprochen hatte1464, sollte zwar grundsätzlich auch in den schwedischen Städten gel1458 Vgl. Gustav Korlén, Lübeck, Art. 51, 73 (S. 97; 104). 1459 Dort findet sich noch 150 Jahre später Fälle von solchen Arresten, vgl. Stockholms stads tänkeböcker 1514–1530, S. 70; Jönköpings stads tänkebok 1456–1548, S. 13 u. 20; vgl. H/W, stadslag, S. 204, N.131. 1460 Das folgt aus MEStL, Rsb (Radstuffu balker), c. 23: 2 (SGL, Bd. XI, S. 276). 1461 MEStL, Rsb, c. 30, vgl. Kgb, c. 12: 4 (SGL, Bd. XI, S. 283; 19f). 1462 Diese Strafe findet sich bereits im Bjärkörätt, c. 16 (SGL, Bd. VI, S. 125), war aber auch sonst gewöhnlich, vgl. DGK, Bd. IV, S. 339f (allgemeines Privileg für die schonischen Städte vom 20. Juli 1328 und später), §§ 41f, mit geringen Änderungen. 1463 MEStL, Rsb, c. 34 (SGL, Bd. XI, S. 287–290). 1464 Skännigestatut v. 30. Nov. 1335, DS, Bd. IV, S. 463f; Uppsalastatut v. 6. Dez. 1344, DS, Bd. V, S. 373, 379; vgl. dazu oben E I, 7, c, d, f (S. 548, Fn. 1130 u. S. 550, Fn. 1146).
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ten. Es gab aber erhebliche Ausnahmen: Wer in einer Sippenfehde lebte (sie war immer noch alltäglich), durfte Waffen auch in der Stadt tragen, doch sollte der Streit möglichst durch Bußzahlung beigelegt werden1465. Aber auch Bürger mit hinreichendem Grundbesitz oder Vermögen in der Stadt durften Waffen tragen, um die öffentliche Ordnung aufrecht zu halten1466. Dies entspricht der Ausnahme für Werkmeister in Dalarnes Kupferberg1467. Wer in Stockholm zur Stadtwache eingeteilt war (them sum burwardh tilsigx), der sollte einen Schild, Helm, Panzer und eine Armbrust haben1468. Und die Bursprake von 1459 (§ 7 etc.)1469 schrieb vor, jeder solle seinen Harnisch Tag und Nacht zur Hand haben, gleich was geschehen könne. Aus den Burspraken folgt aber auch, dass grundsätzlich das Waffentragen in der Stadt verboten war1470. Für Bauern, Lumpengesindel (man weet othetis drengia wara, [ein als Halunke bekannter Mann]) und Lohnarbeiter galt das Waffenverbot ohnehin ausnahmslos1471. 8. Strafrechtliche Neuerungen Bemerkenswert ist, dass ein Räuber zwar mit dem Tode bestraft, dass er aber enthauptet und nicht gehängt wurde1472 (wie ein Dieb). Dies ist aus dem Bjärköarätt übernommen1473. Die Enthauptung war nicht entehrend wie das Hängen, wie denn zuweilen jemand – statt gehängt zu werden – zur Enthauptung begnadigt wurde. Den Schluß von Eths. bildet c. 27, das auf ein Statut König Erik Magnussons und des Reichsrates vom 25. Nov. 13571474 zurückgeht. Es findet sich nur in Hs. A1475, ist also später hinzugefügt: Wer sich gegen die städti1465 Siehe den Vergleich vom 7. Juni und 9. August 1546, in: Stockholms stads tänkeböcker, ny följd, Bd. I, S. 189, 196; vgl. H/W, stadslag, S. 210, N. 214. 1466 MEStL, Rsb, c. 24: 1 (SGL, Bd. XI, S. 288f). 1467 Vgl. Privileg v, 17. Febr. 1347, in: DS, Bd. V, Nr. 4442, S. 636–639, Art. 8, S. 638 = Wessén, Medeltida urkunder rörande Kopparberget 1947, S. 32 f; vgl. H/W, stadslag, S. 210f; N. 216a; 223. 1468 Stockholms stads tänkeböcker Serie 2, Bd. I, S. 487, vgl. Henrik Schück, Stockholm, S. 408; H/W, stadslag, S. 210, N. 218. 1469 Die Burspraken von 1459–62 sind gedruckt bei Emil Hildebrand, Tänkeböcker, Bd. I, 1474–83, S. 427–496. 1470 Siehe die Burspraken (wie Fn. 1469) von 1459, § 14f; 1460, § 23; 34 etc. vgl. H/W, stadslag, S. 211f; N. 223. 1471 MEStL, Rsb, c. 34: 4 (SGL, Bd. XI, S. 289f); vgl. H/W, stadslag, S. 210f; N. 222. 1472 MEStL, Eths., c. 23 (SGL, Bd. XI, S. 314 ff). 1473 Bj, c. 39 (SGL, Bd. VI, S. 133): „hawær fore giort halsinum“ (er habe seinen Hals verwirkt); vgl. H/W, stadslag, S. 230, N. 65. 1474 Das Statut v. 25. Nov. 1357 ist gedruckt in: SGL, Bd. XII, Add. b, Nr. 6 (S. 401f). 1475 Dort aber auch (verkürzt) in Kgb, c. 26 (SGL, Bd. XI, S. 48).
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sche Obrigkeit zusammenrottete und einen Aufruhr machte, verlor sein Leben; seine Habe sollten die Erben erhalten. Geschahen dabei jedoch Mord, Totschlag, Verwundung oder Einbruch in ein Haus, so verloren die Täter Leben und Eigentum. Die Aufruhrgefahr scheint damals recht konkret gewesen zu sein, denn in den Burspraken wird die Warnung vor Zusammenrottung und Zwietracht ständig wiederholt1476. Bereits MELL hatte das Kirchenasyl anerkannt1477, es dauerte, bis die Schuld des Täters geklärt war. In MEStL, Dvl, c. 1: 21478 ist jedoch das Kirchenasyl auf sechs Wochen begrenzt. In dieser Zeit durfte sich der Klageinhaber nicht rächen. Während aber in MELL die Sache auf das Königsgericht warten sollte, schaltet MEStL das Königsgericht nicht ein, sondern sagt, der Täter solle nach den sechs Wochen in die Stadt kommen und (wohl auf dem Rathaus) Bußen anbieten (60 Mark an den Klageinhaber, und je 30 an König und Stadt). Beharrte der Klageinhaber auf Rache und nahm er die Buße nicht, so sollte sie ein Treuhänder verwahren, und der Täter gewann den Königsfrieden. Nach Jahr und Tag erhielt der königliche Vogt die verschmähte Buße als übertragenes Gut (fluta fæ)1479. In Dvl, c. 11: 11480 hat das Stadtrecht eine Beweisregel des kanonischen Rechts übernommen: Wer auf dem Rathaus eine Tat bekennt, auf die Todesstrafe steht, braucht nicht mehr durch Zeugen überführt zu werden: Das Geständnis ersetzt den Zeugenbeweis1481. Denn der kirchliche Strafprozeß stützte sich auf das römische Rechtssprichwort „confessus pro iudicato habetur“1482: Das gerichtliche, unumwundene Geständnis, das persönlich vor dem kompetenten Richter und der Gegenpartei abgegebene wurde, (confessio pura) machte den Fall zur res iudicata1483. 1476 Siehe die Bursprake von 1459 (wie oben Fn. 1469), § 5 etc. (S. 427 ff); vgl. H/W, stadslag, S. LXXIV u. S. 231; N. 82. 1477 MELL, Dvl, c. 2; 6; 7 (SGl, Bd. X, S. 286; 288 f), s. o. E, I, 3, S. 539 f. mit Fnn. 1060 ff.). 1478 MEStL, Dvl, c. 1: 2 (SGL, Bd. XI, S. 332f). 1479 Vgl. H/W, stadslag, S. 246f, N. 9; 10; 14; die Sachlage ist ähnlich wie beim danaarv (Äb, c. 18: pr (SGL, Bd. XI, S. 96), wo der Nachlaß dem König zufällt, falls der ausländische Erbe nicht binnen Jahr und Tag kommt. Die gleiche Vorschrift findet sich in MEStL, Svlb, c. 1: 2 (SGL, Bd. XI, S. 357f). 1480 DrVl, c. 11: 1 (SGL, Bd. XI, S. 339f). 1481 DrVl c. 11: 1 1482 Dig. 42. 2. 3 a. E (Paulus), vgl. Detlef Liebs, Rechtsregeln, Nr. C 60. 1483 Vgl. X. II. 1. 4 und X II. 18. 3 (Friedberg II, Sp. 240) in VI°II, 9 (Friedberg II, Sp. 1001); vgl. auch Olavus Petri, skrifter, Bd. IV, S. 341, wo es heißt „Gambla halla, Tå är han felter som sigh sielff feller. Och är een almenneligh regla j rettgånger“ (alter [Rechts]brauch: Der ist verurteilt, der sich selbst verurteilt; das ist eine allgemeine Regel im Prozeß); vgl. Sägmüller II, S. 327; H/W, stadslag, S. 249, N. 36.
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Für Verwundungen, die zugleich den Frieden brachen und begangen wurden zwischen Pfingsten und Maria Himmelfahrt (15. August), zu Weihnachten und Ostern, zu besonders verkündeten Frieden1484 oder solange der König in der Stadt weilte, waren doppelte Bußen zu leisten. Dies geht auf den Königsfrieden der Landschaftsrechte und auf Magnus Erikssons Skänninge- und Uppsalastatut zurück1485. MEStL, Svlb c. 21: 1 enthält den wichtigen Grundsatz der Gnade: Hatte der Täter jemanden verwundet, ihn aber nicht verstümmelt, so wurde er lediglich bußfällig. Konnte er die Buße nicht zahlen, verlor er seine Hand, wenn nicht der Verletzte für ihn bat. Gnade konnte sowohl der König als auch die Stadt ihm erweisen, indem sie ihm die Buße ganz oder teilweise erließen. Die Gnade lag also nicht nur in des Königs Hand1486. Diebstahl war auch im schwedischen Mittelalter ein gängiges Delikt, das zudem in der Stadt besonders oft vorkam1487. Wenn auch der auf frischer Tat ertappte Dieb nicht mehr erschlagen werden durfte1488, so war doch seine Strafe im Stadtrecht härter als in MELL1489. Sie richtete sich nur nach dem Wert des Gestohlenen (das Ergreifen auf frischer Tat wurde nicht mehr berücksichtigt): Betrug der Wert des Gestohlenen eine Mark, wurde er gehängt, handelte es sich um Kirchendiebstahl, genügte dafür schon eine halbe Mark, was auch galt, wenn der Dieb im Bade oder die Sache seines Herrn stahl1490. Weitere Strafen waren der Verlust eines oder beider Ohren und das Auspeitschen am Pranger. Für die Frau galten dieselben Strafen, aber sie wurde nicht gehängt, sondern lebendig begraben (qwik i iordh græwas). Jedoch war der Diebstahl von Stammholz („fiölar, thilde widh ella hwat thet ær)“[Bretter, Dielen, Brennholz oder was immer]1491 im holzreichen Schweden nicht mit Leibesstrafen, sondern nur mit Bußen bedroht. Das 1484 Die Burspraken für Stockholm weisen dauernd auf einzuhaltende Friedenszeiten hin, vgl. Stockholms stads tänkeböcker, Bd. I (1474–1483), S. 419f, H/W, stadslag, S. 267f, zitieren daraus wörtlich aus 1459: 1 und 1460: 1. 1485 Das Skännigestatut v. 30. Nov. 1335, in: DS, Bd. IV, Nr. 3175, S. 463–467 (s. o. S. 548 ff.) das Uppsalastatut v. 6. Dez. 1344, in: DS, Bd. V, Nr. 3864; 3864a, S. 373–379 (s. o. S. 550 ff.); vgl. Ragnar Hemmer, straffutmätningen, S. 250 ff; H/W, stadslag, S. 268, N. 5. 1486 MEStL, Svlb c. 21: 1 (SGL, Bd. XI, S. 373), vgl. H/W, stadslag, S. 272, N. 70. 1487 Das ergibt sich aus den verschiedenen Stadtbüchern (Tänkeböckerna), vgl. H/W, stadslag, S. 284. 1488 Vgl. Per Edwin Wallén, dräpa tjuv, in: Kyrkohistorisk Årsskrift, Bd. 57 (1957), S. 1–24. 1489 Diebstahl in MELL, Tjb, c. 23–39 (SGL, Bd. X, S. 362–371) = MEStL, Tjb, c. 6–20 (SGL, Bd. XI, S. 386–397); vgl. H/W, stadslag, S. 284 f. 1490 MEStL, Tjb, c. 3 (SGL, Bd. XI, S. 384f). 1491 MEStL, Tjb, c. 19 (SGL, Bd. XI, S. 395).
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Gleiche gilt für den Diebstahl von Früchten oder von Fischen1492. Selbst wer einen Apfel- oder anderen Fruchtbaum fällte, brauchte dafür nur Buße zu zahlen1493. Wer jedoch Hopfen vom Feld oder Fischgerät (Netze etc.) stahl und beim Diebstahl von Fischgerät auf frischer Tat betroffen wurde, dem band man das Diebesgut auf den Rücken, führte ihm zum Thing und verurteilte ihn dort als Dieb1494. Der Fund wird in den Kapiteln 11–17 recht ausführlich behandelt. Der Finder von Sachen auf dem Land mußte – um dem Vorwurf des Diebstahls zu entgehen – den Fund seinem Begleiter und dann unter Zeugen in der Gemeindekirche und auf dem Rathaus melden. Die Meldung mußte er im Streitfall beweisen. Konnte er die Zeugen dazu nicht auftreiben, dann mußte er entweder 40 Mark büßen oder wurde als Dieb bestraft (c. 12). Der Viehdiebstahl (Pferd, Rindvieh, Schaf oder anderes Nutzvieh, c. 13)1495 mußte ebenfalls kundgetan werden, der Finder durfte nach der Kundmachung mit Hengst, Stute oder Ochse landwirtschaftlich arbeiten, mußte sie jedoch auch ohne Lohn herausgeben, denn sonst war der Finderlohn beträchtlich: Er betrug ein Drittel (c. 14–16) und bei versunkenem Wrackteilen (botn find, c. 15)1496, die Hälfte des Sachwertes. Meldete sich der Eigentümer nicht binnen Jahr und Tag, so fielen zwei Drittel an den König (c. 14), bei versunkenem Gut sogar die Hälfte (c. 15). Die Bergung eines Ankers verschaffte dem Finder Arbeitslohn nach Schätzung guter Männer (c. 16, „epter godrha manna skudhan“). Wer einen Dieb vor der Verurteilung laufen ließ, mußte 40 Mark an den König büßen. Der Dieb sollte hängen und sich nicht loskaufen können. Wer ihn dennoch loskaufte, mußte die Lösungssumme an den König abführen und dazu vierzig Mark büßen. Festzuhalten ist, dass sich weder in MELL noch in MEStL Vorschriften über das Strandrecht finden, sondern dass Wracks unter Fundrecht fielen. Man darf darüber nachdenken, ob dies dem diesbezüglichen Appell der heiligen Birgitta1497 an Magnus Eriksson zu verdanken ist.
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MEStL, Tjb, c. 6; 7; 9 (SGL, Bd. XI, S. 386 ff). MEStL, Tjb, c. 7 (SGL, Bd. XI, S. 387). MEStL, Tjb, c. 8; 9: 1 (SGL, Bd. XI, S. 387f). MEStL, Tjb, c. 13 (SGL, Bd. XI, S. 390f). In MELL, Tjb, c. 35 (SGL, Bd. X, S. 369) steht statt „wrak“ das Wort „strandfynd“; ausführlichere Vorschriften hat das Bjarköarätt in c. 19 (SGL, Bd. VI, S. 125f). 1497 Revelationes der hl. Birgitta lib. 8: 6, siehe den Text in Übers. bei H/W, stadslag, S. 289, N. 59; über ihr Verhältnis zu Magnus Eriksson im Allgemeinen vgl. Bernd-Ulrich Hergemöller, Magnus (2003).
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V. Altes Söderköpingsrätt Die Stadt Söderköping in Östergötland (ca 47 Km nordöstlich von Linköping am Ende des Slätbakens, eines etwa 27 Km langen Ostseearmes gelegen, heute zugleich Beginn des Göta Kanals), weist nicht nur die älteste Handschrift von MEStL auf1498, sie hatte bereits vor MEStL ein eigenes Stadtrecht, von dem eine vermutlich aus der Mitte des 14. Jahrhunderts stammende Handschrift noch in den 1650er Jahren existierte. Sie hieß den erkegamle Söderköpings retter (das uralte Söderköpingsrecht), ist aber heute nur bekannt aus kurzen Exzerpten von Johannes Thomæ Bureus († 1652) für dessen Wörterbuchentwurf. Klemming und Ljunggren haben es beschrieben1499. Es stammt von etwa 1290–1300 und hat eine ältere Version von Östgötalagen für die städtischen Verhältnisse in Söderköping ergänzt1500. Dieses „gamle Söderköpings laghbok“ darf übrigens nicht verwechselt werden mit dem neuen Söderköpings lagbok, einer Version von Magnus Erikssons Stadslag, (das Schlyter in seiner Ausgabe in SGL, Bd. XI [1865] als Hs. B bezeichnet hat). Dabei handelt es sich um eine Abschrift des Stockholmer Exemplars dieses städtischen Gesetzbuches vom Jahre 1387; Elias Wessén hat es herausgegeben1501. Söderköping war Ende des 13. Jahrhunderts eine „offene Stadt“, hatte also keine königliche Burg1502. Das „gamle Söderköpings laghbok“ nennt bereits Bürger, einen Vogt, den Stadtrat, der möglicherweise in götländische und deutsche Mitglieder unterteilt war1503, sowie Steuern, das städtische Hospi1498 Es handelt sich um Schlyters Hs. B, die sich seit 1866 als Hs. B 170 in der königlichen Bibliothek in Stockholm befindet. 1499 Es handelt sich um die Hs. Fa 13 in SKB, eine Abschrift aus dem Nachlaß von Johannes Thomae Bureus, das dieser für seine Wörterbücher verwenden wollte; vgl. Gustav Edvard Klemming, Söderköpingsrätten, KVAH, Bd. 25 (1867), S. 261–286; vgl. den Text bei Sven Ljung, in: Söderköpings historia I (1949), S. 333–365 bearb. u. übersetzt von Carl Gustaf Ljunggrén/Sten Gagnèr/Sven Ljung sowie die Darstellung des Söderköpingsrätts dort S. 78–177; vgl. H/W, stadslag, S. XXV, Fn. 24; Jan Liedgren, Art. Söderköpingsrätten in: KLNM, Bd. XVIII (1974), Sp. 8f; Gerhard Hafström, rättskällor, S. 57. Holmbäck, ätten, S. 121, 189 ff. Auf S. 190f vermutet Holmbäck auch, es habe ein Stadtrecht für Västmanland oder Dalarna gegeben. 1500 Vgl. Adolf Schück, stadsväsen, S. 202; Gerhard Hafström, rättskällorna, S. 57. S. o. II (Überlieferung), S. 594 mit Fn. 1436. 1501 Elias Wessén (utg.), Söderköpings lagbok 1387, (Rättshistoriskt Bibliotek Bd. XV), Stockholm/Lund 1971. 1502 Vgl. Adolf Schück, stadsväsen, S. 322. 1503 Bei der Nennung der Oberen des Hospitals heißt es „annar gøtskær annar pyskær“, so dass die Vermutung naheliegt, es sei auch beim Stadtrat so gewesen, vgl. Åke Holmbäck, rådet, in: SHT, Bd. 45 (1925) S. 47 ff; Jan Liedgren, Art. Söderköpingsrätten in: KLNM, Bd. XVIII (1974), Sp. 9.
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tal, Seefahrt, Gäste etc. Es spricht auch vom Kämmerer und vom städtischen Gericht, kennt aber noch keinen Bürgermeister, der dort erst 1367 auftaucht. Vielleicht ist dieses Stadtrecht in Zusammenhang mit Svantepolk Knutsson zu sehen. Er starb 1308 oder 1310, war ein Enkel Valdemar Sejrs und heiratete Benedikta, König Erik Erikssons Schwägerin. Er war in Östergötland reich begütert und 1305/06 dort Rechtsprecher1504. Bereits aus einer Urkunde von 1253 geht hervor, dass Svantepolk ein Mühlengrundstück in Söderköping verkauft hat1505. Ihm scheint auch der Bossegardh1506 in Söderköping (gelegen am Südufer des Storån) gehört zu haben, der – mit der Kirche St. Lars – sich zu Bossegårdens mark entwickelte. Der Name Bo[se]gård deutet darauf hin, dass es sich um ein Königs- oder Jarlsgut gehandelt hat, die in ÖGL upsala bo oder rops bo heißen1507. Die Urkunde vom 22. Sept. 12981508 spricht auf S. 274 von „aduocato nostro s. giurdone“ [Gjurd], er hatte also dort einen von ihm eingesetzten Vogt. Handelsgeschäfte über Häute, Wollstoff, Butter und verschiedenen Arten von Salz hießen dort strætisköp1509, aber auch die Hausmiete, die Verpfändung und die Verschuldung sind geregelt sowie die begrenzte Ledungspflicht der Stadt. Die städtische Gerichtsbarkeit war eigenständig: Straftaten, die in der Stadt geschahen (innan stapsins vapa), durften nicht vor dem Hardengericht angeklagt werden.
VI. Weitere Stadtrechte Dass auch weitere schwedische Städte ein Stadtrecht hatten, folgt aus verstreuten Notizen in Urkunden, vornehmlich für Uppsala1510. Durch Ur1504 Zu Svantepolk Knutsson (delad sköld med lejon och hjärtan) vgl. Jan Eric Almqvist, lagsagor, S. 274; Svenska Män och kvinnor, Bd. 7, Stockholm 1954, S. 352 f. 1505 Urkunde Söderköping 1253 (DS, Bd. I, Nr. 404, S. 361). 1506 Über die Erwähnung von Bosgård und seine Geschichte vgl. Gösta Franzén, Hammarkinds härad (1982), S. 177. 1507 Vgl. upsala bo in ÖGL Dr 14: pr; rop bo dort Dr 14: 1 (SGL, Bd. II, S. 59 = Strauch, OGR, S. 83, mit Art. Küstengut, S. 268 und Art. Uppsala-Gut S. 290); vgl. Adolf Schück, stadsväsen, S. 202, Fn. 5. 1508 Urkunde Söderköping, d. 22. Sept. 1298 (DS, Bd. II, Nr. 1250, S. 273f); vgl. Adolf Schück, stadsväsen, S. 202. 1509 Vgl. Hugo Yrwing, Art. strætisköp in KLNM, Bd. XVII (1972), Sp. 318 f. 1510 DS, Bd. III, Nr. 2587 (v. 23. Okt. 1326), S. 748f; DS, Bd. IV, Nr. 3126 (v. 24. März 1335), S. 426. Dieses Privileg Magnus Erikssons erlaubte der Stadt Uppsala, über alle Straftaten zu richten, die auf ihrem Gebiet begangen wurden. Die Gerichtsbarkeit über die Dombauhandwerker führte jedoch 1338 zum Streit mit dem Erzbischof
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kunde vom 11. September 1349 verlieh König Magnus Eriksson der Stadt Jönköping Stockholms Bjärköarätt und erwähnt dabei auch das bisher dort geltende Stadtrecht1511. In den Urkunden wird das einer Stadt verliehene Recht häufig als Bjärköarätt bezeichnet, wobei im einzelnen durchaus streitig sein kann, ob das ältere Bjärköarätt oder MEStL gemeint ist. Besonders umstritten ist dabei die Urkunde vom 11. Sept. 13491512, die – neben anderen Bestimmungen – den Einwohnern von Jönköping erlaubt, ihre bisherigen Privilegien und das byerkerætt wie die Stockholmer Bürger zu nutzen, ihnen aber gleichzeitig verbietet, in Landorten Handel zu treiben1513. Doch durfte der Käufer für sich und seine Familie dort Kleider kaufen1514. Meint byerkerætt in dieser Urkunde das alte Bjärköarätt1515 oder ist Jönköping MEStL verliehen worden?1516. Wäre MEStL gemeint, dann wäre dies älter als MELL, was – wie bereits gesagt1517 – aus sachlichen Gründen irrig ist. Die Ausführungen Holmbäcks zur Verkündung von MEStL zeigen zudem, dass es nicht vor 1355 verkündet worden sein kann, so dass diese Urkunde noch auf das alte Bjärköarätt verweist. Das Jönköping verliehene neue Stadtrecht dürfte Magnus Erikssons Stadtrecht gewesen sein1518, wie auch das Bijarkö lagh, das König Albrecht von Mecklenburg 1365 der finnischen
1511 1512
1513 1514 1515 1516 1517 1518
(DS, Bd. IV, Nr. 3384, Uppsala d. 22. Sept. 1338, S. 627 [Magnus Eriksson befreit die Dombauwerker in Uppsala von jeder anderen Gerichtsbarkeit und weist sie dem Spruch „sunonis halstensson, aduocati nostri stockholmis“ zu]. Sieben Jahre später entscheidet Magnus den Streit zwischen Stadt und Erzbischof zu dessen Gunsten (DS, Bd. V, Nr. 3877, Stockholm, d. 2. Jan. 1245, S. 393f); vgl. Adolf Schück, stadsväsen, S. 335. DS, Bd. VI, Nr. 4483 (1349), Jönköping, d. 11. Sept. 1349, S. 136f; H/W, SLL, Bd. V, S. CI. Magnus Erikssons Brief vom 11. Sept. 1349, Druck in: DS, Bd. VI, Nr. 4483, S. 136f; H/W, SLL, Bd. V, S. CI; auch in: PRF, Bd. I, Nr. 36, S. 37 f. Dort heißt es in Art. 1: „quatenus statutis ac juribus dictis byækerætt pari modo per omnia, prout per villanos nostros Stockholmienses observari noscuntur decetero libere vti debeant“. Es heißt dort (s. o. Fn. 1512), S. 136f: „statuimus, quod nulli omnino hominum negationes aliquas seu contractus rerum venalium in locis aliquibus penes rurenses … liceat exercere.“ Es heißt dort (s. o. Fn. 1512), S. 136f: „nisi quantum quis pro vestibus sibi ac familiae sue emere voluerit“. Zum Bjärköarätt vgl. oben VIII, S. 512–517 mit Fnn. 850 ff. Vgl. dazu ausführlich: Wessén, in: H/W, MEStL, S. LXVI–LXVIII. S. o. I, S. 577. So: Natanael Beckman, outgivna, S. 123; Adolf Schück, stadsväsen, S. 345; Nils Ahnlund, MEStL, S. XVII; H/W, SLL, Bd. V, S. CI; kritisch dazu: Wessén, in: H/W, MEStL, S. LXVI, der zu Recht darauf hinweist, dass ‚Bjärköarätt‘ sowohl das alte Recht dieses Namens als auch MEStL meinen kann.
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Stadt Ulfsby verliehen hat1519. Im übrigen ist nicht auszuschließen, dass Stockholms Bjärköarätt auf ein älteres Stadtrecht zurückgeht, das in Uppland – etwa in Sigtuna – gegolten hat1520. Eine weitere Bewidmung mit MEStL galt 1403 dem finnischen Wiborg1521, wobei aber nicht das Stockholmische Rechtsbuch, sondern die Uppsalenser Abschrift verliehen wurde1522. Der codex Upsalensis ist zwar 1702 verbrannt, aber Natanael Beckman konnte nachweisen1523, dass auch Arboga1524 und Nyköping1525 ihr Stadtrecht im 15. Jahrhundert aus Uppsala erhalten haben. Für Uppsala gibt es eine Urkunde von 13261526, in der ein Kanoniker ein Grundstück erworben hat, wofür auf dem Thing Festiger „secundum leges patriae, per quas tunc civitas regebatur“ ernannt wurden. Daraus folgt, dass dort früher das Recht von Tiundaland, seit 1296 Upplandslagen, galt, aber nunmehr Stadtrecht angewendet wurde. Ob dies das Bjärköarätt1527 war, ist zweifelhaft, weil es keine Vorschriften über Festiger (fastar) enthält, die jedoch seit 1296 in UL, Jb bei Grundstücksgeschäften erforderlich waren1528. Ob das (verlorene) Recht von Tiundaland fastar gekannt hat, ist nicht bekannt. 1519 Vgl. FMU, Bd. I, Nr. 726 (v. 7. Febr. 1365), auch bei Nils Herlitz, privilegier I, Nr. 50. Über Albrechts von Mecklenburg Maßnahmen in Finnland vgl. Ingrid Bohn, S. 73–88. 1520 H/W, SLL, Bd. V, S. CI. 1521 Wiborg (auch Vyborg, finnisch: Viipuri), früher finnisch, jetzt russisch. 1522 In der Urkunde vom 19. Aug. 1403, SDHK-Nr. 16 161 (SD Nr. 379 = FMU Nr. 1173); heißt es: „wy hafwom ont oc gifuet ware borger, som bygge oc bo i war kyøpstadh Wyborgh, stadz ræt æpter thy som stadz boghene i Upsalom utwyser“ (wir haben gegönnt und gegeben unseren Bürgern, die in unserer Kaufstadt Wiborg bauen und wohnen, ein Stadtrecht nach dem, welches die Stadtbücher in Upsala ausweisen), vgl. Jan Liedgren, Art. Magnus Erikssons stadslag, in: KLNM, Bd. XI (1966), Sp. 227; vgl. Gerhard Hafström, rättskällorna, S. 139. 1523 Vgl. Natanael Beckman, outgivna, Inledning, § 6, S. 18–23. 1524 Arboga liegt in Västmanland, wenige Kilometer nördlich des Hjälmaren, an einer Krümmung des Arbogaån (arbughi [neuschwed. åkrök] = Biegung des Flusses), vgl. Mats Wahlberg, ortnamnslexikon, S. 24. 1525 Nyköping liegt in Södermanland an der Mündung des Nyköpingsån (heute eine lange Kette von Seen, die vom See Tisnaren (Närke) bis zur Ostsee reicht, etwa 52 Km nordöstlich von Norrköping, vgl. Mats Wahlberg, Ortnamnslexikon, S. 231. 1526 Urkunde, Upsala, d. 23. Okt. 1326, in: DS, Bd. III, Nr. 2587, S. 748f (also vor der Abfassung von MEStL). Skänninge liegt östlich des Vättern, ca 30 km westlich von Linköping. 1527 Bjärköarätt, entstanden zwischen 1250 und vor 1296, vgl. oben VII, 1, S. 512 ff. 1528 Vgl. UL, Jb, c. 3; 4: pr; 6: pr; 9: 1; 15: pr (SGL, Bd. III, S. 182f; 186; 189; 194).
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Stockholms Recht ist noch weiteren schwedischen Städten verliehen worden, wenn sich auch keine codices erhalten haben. So berichten Urkunden über die Anwendung von Bjärköarätt 1324 für Skänninge1529 und 1347 für Linköping1530, Västerås1531 und Kalmar1532.
1529 Für Skänninge berichtet ein Festigungsbrief Skänninge, d. 7. Dez. 1324, in: DS, Bd. III, Nr. 2489, S. 665 über „leges civiles“. 1530 Linköping (um 1120: Ljunga kaupinga) ist die Hauptstadt der Landschaft Östergötland. Sein Stadtrecht ist genannt in: DS, Bd. V, Nr. 4211 (v. 15. Aug. 1347), S. 694 (secundum iura et statuta civilia ibidem ab antiquitus inolita). Ob die in einem Festigungsbrief von 1351 (DS, Bd. VI, Nr. 4735, [o. O.] v. 29. Juni 1351, S. 310) erwähnten „iura ciuilia ciuitatis Lincopensis“ noch das alte Stadtrecht meinen, ist zweifelhaft, weil damals bereits MEStL in die Städte gelangte. 1531 Genau so verhält es sich mit „secundum statuta iuris civilis prescripte ciuitatis“ von Västerås (DS, Bd. VI, Nr. 4919, Västerås, d. 30. Mai 1353, S. 429–430). 1532 In SGL, Bd. XI (MEStL), S. LIX, Fn. 5, verweist Schlyter auf Kalmar stads tänkebok 1381–1560; Zu Kalmar vgl. Adolf Schück, stadsväsen, S. 335f; 339 ff; H/W, SLL, Bd. V, S. CI.
Die königliche Gesetzgebung
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G. Die königliche Gesetzgebung I. Die Friedensgesetze Mit ihren Friedensgesetzen bewegen sich die schwedischen Könige auf der Ebene der spätmittelalterlichen kontinentalen Landfriedensbewegung1533. Erste Friedensgesetze in Schweden erließ sein Regent Birger Jarl (1248–66). Er griff dabei nicht nur auf die kontinentale Friedensgesetzgebung zurück, sondern auch auf die dänischen Friedensgesetze (vederlovene). Aus dem Bericht über den processus litis inter Christophorum I. et Jacobum Erlandi1534 folgt, dass er bereits im Jahre 1257 (vielleicht schon 1251) ein Friedensgesetz erlassen hat. Ob dieses Gesetz von den Großen beschworen wurde und ob es über den götischen Bereich hinaus in ganz Schweden galt, ist unbekannt. Erst Birger Jarls Sohn, Magnus Birgersson Ladulås (1275–1290) hat die Satzungen von Alsnö1535 und Skänninge1536 selbst beschworen und von den Großen (einschließlich der Kirche) beschwören lassen, die sich verpflichteten, den durch diese Gesetze verbürgten Frieden als kunungs epsöre (Königseidschwur) im ganzen Reich aufrecht zu erhalten. Danach fanden sie als besondere Abschnitte mit diesem Namen Aufnahme in die Landschaftsrechte, freilich nicht unverändert, sondern der landschaftlichen Rechtsprechung in diesen Fragen angepaßt1537. Mit diesen Gesetzen begann in Schweden ein öffentliches Strafrecht das bisherige Bußenstrafrecht zu ersetzen, bei dem Straftaten oft durch Vergleich beendet wurden. Auch hatte 1533 Vgl. Ekkehard Kaufmann, Art. Landfrieden I (Landfriedensgesetzgebung), in: HRG, Bd. II (1976), Sp. 1451–1465 und Heinz Holzhauer, Art. Landfrieden II (Landfrieden und Landfriedensbruch) ebda Sp. 1465–1485. 1534 Druck in: Scriptores Rerum Danicarum Medii Aevi, Bd. V, S. 596; vgl. Strauch, OGR, S. 28 f. 1535 Alsnöstatut, Druck in DS, Bd. I, Nr. 799, S. 650–654 (dort falsch auf 1285 datiert; den Streit darüber hat zuletzt Jan Liedgren, in: Rättshistoriska Studier, Bd. XI (1985), S. 103–117 dahin entschieden, dass die Satzung zwischen dem 15. Mai und dem 16. Okt. 1279 anzusetzen ist). 1536 Skänningestatut, Druck in DS, Bd. I, Nr. 813, S. 668–670. Die Datierung dort auf den 23. Aug. – 31. Dez. 1285 ist in 1284 zu berichtigen, vgl. Karl Gustaf Westman, rådet, S. 211 und Gösta Åqvist, Frieden, S. 221, Fn. 65. 1537 Vgl. Harald Ehrhardt, Art. Eidschwurgesetzgebung, in: LexMA, Bd. III, Sp. 1701 f.
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sich damit die kanonistische Auffassung durchgesetzt, der König habe ein eigenes Gesetzgebungsrecht; in MELL zeigt es sich vollendet.
II. Hofdienstrechte Außer den Gesetzestexten sind seit König Magnus Ladulås (1275–90) auch Hofdienst- oder Schloßrechte (gardsrætter; borgararætter, slotsrætter) bekannt. Diese (heute verlorenen) Privataufzeichnungen, enthielten ein Hofdienstrecht König Magnus’ Ladulås1538, das vor dem Skänninge-Statut von 1284 erlassen worden sein muß1539. Das älteste erhaltene Hofdienstrecht hat Magnus Eriksson nach 1332 erlassen1540. Erhalten sind nur zwei jüngere Redaktionen, welche dieselbe Vorlage haben wie das dänische Gardsret1541. Magnus Erikssons Schloßrecht ist in zwei Fassungen überliefert. Es steht in einer Handschrift von MELL mit der alten Signatur des Antiquitets-Arkivs Nr. B 2 und stammt vom Ende oder aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts1542. Die zweite Fassung ist in einer Handschrift von MeLL der Linköpinger Stiftsbibliothek aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts enthalten1543. Die erste Fassung (bei Klemming: A) umfaßt fünfzehn Paragraphen, die Totschlag (§ 1), Notzucht (§ 12) und Raub (§ 13) behandeln. Diese drei Taten sind mit der Todesstrafe bedroht. Für blutige Körperverletzungen (§ 2) ist der Verlust einer Hand, für trockene Schläge (§ 3) das Durchstechen einer Hand vorgesehen. Auch Turmhaft bei Wasser und Brot verbunden mit Rutenstreichen ist angedroht; diese geringeren Strafen richten sich nach 1538 Darauf weist bereits Konrad Maurer, Hofrecht, S. 86 hin. Auch eine Handschrift der Gymnasialbibliothek in Växjö (Ms 4o, Nr. 56) nennt ein gårdsrätt von 1277 des Königs Magnus Ladulås, vgl. Lars Bergquist, S. 108, Fn. 19. 1539 Das Skänninge-Statut vom 23. Aug. – 31. Dez. 1284 in DS, Bd. I, Nr. 813, S. 668–670; dazu: Lars Bergquist, S. 108. 1540 Da Magnus sich König von Schonen nennt, ist die Hs. nach 1332 anzusetzen. Das Statut gibt an, von „ärliks höfdinga herra magnussa konungs mz gudz nad Swerikis Norgis ok skones“ (vom ehrenwerten Fürsten, Herrn Magnus, von Gottes Gnaden Schwedens, Norwegens und Schonens König) erlassen zu sein (Edvard Klemming, Småstycken, Bd. I, S. 53). 1541 Magnus Erikssons Gardsrätt bei: Gustaf Edvard Klemming, Småstycken, Bd. I, S. 53–57; 58–62. 1542 Derselbe Text (mit wenigen Abweichungen) findet sich in der Hs. 15 (bezeichnet mit O) in Schlyters Ausgabe von MELL (SGL, Bd. X, Nr, 15, S. XVI f). 1543 Früher: Linköpings stifts- och landsbibliotek. Druck bei Gustaf Edvard Klemming, Småstycken, Bd. I, S. 58–62; die Hs. hat Schlyter unter Nr. 63 (SGL, Bd. X, S. XLII) beschrieben.
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der Stellung des Täters am Hofe: Schildknappe und Schütze werden härter bestraft als junge Pagen oder noch geringere Ränge (§ 8). Der nicht auf frischer Tat Ertappte (§ 5), wird – wenn es sich um ein todeswürdiges Verbrechen handelt – vor ein Gericht gestellt, für das jeder Kläger sechs Mann aus den Hofbediensteten ernennt; sie fällen ein endgültiges Urteil. Bei nicht todeswürdigen Vergehen (z. B. verbotenem Spiel, § 8) benennt jeder Kläger nur drei Mann. Der Inhalt der zweiten Handschrift (bei Klemming: B) entspricht im wesentlichen der Handschrift. A, doch sind die Paragraphen teilweise umgestellt. Das zweite spätmittelalterliche Hofrecht ist unter dem Namen der Königin Margareta (1389–1412), Erichs von Pommern (1396–1439) und Karl Knutsson (1438–1440) überliefert1544. Es stammt ursprünglich ebenfalls aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts; Klemming druckt es nach einem Kodex aus Skokloster, der auch MELL bringt. Schlyter hat ihn näher beschrieben1545. Spätere Könige haben es bestätigt und es auch den Höfen der Reichsratsmitglieder verliehen1546. Diese Handschrift enthält zwar im wesentlichen dieselben Strafvorschriften wie das Hofrecht König Magnus Erikssons, doch sind die einzelnen Delikte ausführlicher beschrieben. Neu ist, dass sich Bürger strafbar machen, welche die hofbediensteten Täter schützen oder unterstützen: Werden sie gefangen, dann sollen sie nicht nur reichsfriedlos sein, sondern die gleiche Strafe wie die Täter erleiden1547. Das Hofrecht schließt mit der Regelung von Wachtversäumnissen: Der Wachtverpflichtete kann sich zwar vertreten lassen, schuldet dann aber allen anderen Knappen am nächsten Tagen eine Tonne Bier1548. 1544 Vgl. Lars Bergquist, S. 108. 1545 Druck bei Gustaf Edvard Klemming, Småstycken, Bd. I, S. 63–68; Schlyter beschreibt ihn in MELL, Nr. 50 (SGL, Bd. X, S. XXXVI f und in: UL (SGL, Bd. III, S. XXI, Nr. 24); die Hs. enthält auch das Tröghbolagh (bei Klemming ebda, S. 71–80, s. unten F, III, S. 610–614). 1546 Das Hofrecht Erichs von Pommern galt nach seinen Worten (bei Gustaf Edvard Klemming, Småstycken, Bd. I, S. 67, § 22) nicht nur an seinem Hofe, sondern auch an den Höfen der Reichsratsmitglieder sowie für seine Hauptleute und Beamten: „hawer han skipadh sama rätt allo sino rikes radhe swa som är biscopom riddarom ok swenom so j hans radhe äro ok särdelis allom sinom höuitzmannom ok ämbitzmannom huilke sama rät hawa ää hwar the helzt stadde äru“ (Dasselbe Recht hat er allen seinen Reichsräten zugelegt, als da sind den Bischöfen, Rittern und Schildknappen, die in seinem Rat sitzen und sonderlich allen seinen Hauptleuten und Amtmännern, die dasselbe Recht haben, wo sie auch sitzen mögen). Im 16. Jh. haben Gustav Vasa, Erik XIV., Johan III. und Karl IX eigene Hofdienstrechte veröffentlicht, die auf der früheren spätmittelalterlichen Fassung beruhen, vgl. Konrad Maurer, Hofrecht, S. 46 ff; Lars Bergquist, S. 109. 1547 Hofrecht Erichs von Pommern, § 22, in: Klemming, Småstycken, Bd. I, S. 67. 1548 Hofrecht Erichs von Pommern, § 23, in: Klemming, Småstycken, Bd. I, S. 67 f.
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Auf Grund dieses Privilegs konnten die Mitglieder des königlichen Rates Missetaten ihrer Gefolgsleute selbst bestrafen, sie umgingen damit zu gleich die Zuständigkeit des Things. Bergquist hat den Sachverhalt für die Schlösser Bergkvara in Småland, Torpa in Västergötland und Ängsö in Västmanland und die dort nacheinander herrschenden Familien näher untersucht1549: Sie waren nicht nur in verschiedenen Stellungen als königliche Lehnsleute, Rechtsprecher und Hardenhauptleute tätig, sondern alle auch Mitglieder des Reichsrates. Jedoch ging die Entwicklung dahin, die Jurisdiktionsprivilegien des Adels von der persönlichen Bindung zu befreien und sie mit der Besitzung zu verknüpfen. Erst Karl XI (1660–97) hat sie 1691/92 aufgehoben1550, um die Einheit der Rechtsprechung in Schweden zu gewährleisten1551.
III. Tröghbolagh, ein Gemeinwaldstatut Tröghbolagh ist ein Statut für den Allmendwald von Tröghbo hundare (heute: Trögd) in Upplands Fjädrundaland. Die Hundertschaft liegt am Nordufer des Mälarsees zwischen dem Svinnegarnsvik im Westen und dem Ekolsundsvik im Osten, sie grenzt westlich an As hundare, auf der Grenze liegt die Stadt Enköping. Östlich sind Håbo- und weiter südlich Brohundare benachbart1552. Die Hundertschaft war eingeteilt in drei Drittel (tridiunghar), die jeweils ein Tridiungsthing hatten, nämlich Hammars Drittel im Norden, das mittlere Drittel (mellersta tridiungh) und schließlich Yttersta tridiungh im Süden1553. Jedes Drittel bestand aus drei Zwölften (tolftar), die das Ledungsaufgebot bestritten1554. Sie waren in je zwölf hamnor (eigentlich: Ruderbänke) eingeteilt, die je einen Mann für das Ledungsaufgebot zu stellen und auszurüsten hatten. Als der Ledung nicht mehr aufgeboten und zur ständigen Steuer wurde, berechnete man z. B. die skip1549 Vgl. Lars Bergquist, S. 110–112. 1550 Riksregistraturet betr. Ängsö v. 21. Nov. 1691; Bergkvara v. 9. Febr. 1692 und Torpa v. 27. Sept. 1692; zitiert nach Lars Bergquist, S. 104. 1551 Schreiben Karls XI an Nils Gyllenstierna (Fogelvik) auf Torpa, in: Riksregistraturet v. 27. Sept. 1692. 1552 Vgl. Atlas över Sverige, S. 133/134 und die Karte bei Birger Lundberg, Tröghbolagh, S. 165, sie zeigt die Drittelung der Hundertschaft und ihre Hamnor. 1553 Erwähnt in Kammerarkivet, Landskapshandlingar, Upland 1540: 10, zitiert bei Birger Lundberg, Tröghbolagh, S. 5, Fn. 3. 1554 Vgl. Erland Hjärne, roden, in: NoB, årg. 35 (1947), S. 1–96 [4 ff]; zum Ledung vgl. Gerhard Hafström, Art. Leidang, Sverige, in: KLNM, Bd: X (1965), Sp. 450–458; Strauch, Art. Ledung, in: RGA2, Bd. 18 (2001), S. 180–191 (186 ff).
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vist 1555teils mit Hilfe der hamnor teils nach der mantal (der Mannzahl) 1556. Von den hamnor unabhängig war die Kirchspieleinteilung der Hundertschaft1557. Überliefert ist das Waldstatut für Trögd in zwei Versionen: Im Jahre 1369 erließ König Albrecht von Mecklenburg (1364–1389) ein Statut für das (nördliche) Drittel Hammars, das – anstelle einer Arenga – mit einem Prolog von fünfzig Versen beginnt. Das Original ist verloren, das Statut ist jedoch überliefert in der Pergamentsbriefsammlung des schwedischen Reichsarchivs1558. Die Bestätigung König Albrechts für Hammars treding ist datiert auf den 15. Juni 13691559. Daneben gibt es eine Reihe weiterer Handschriften1560, die der neueste Herausgeber, Birger Lundberg, mit den Buchstaben B – O bezeichnet hat1561. Seine Ausgabe beruht auf dem Text der Handschrift A. Die Redaktion des Statuts für Trögds mittleres Drittel stammt ebenfalls aus dem Anfang oder der Mittte des 14. Jahrhunderts. Sie enthält den (nahezu gleichlautenden) Prolog in Versen und das Statut des mittleren Drittels, das hier weit ausführlicher ist als das für Hammars Drittel; ein königlicher Bestätigungsbrief fehlt jedoch. Diese Redaktion steht in der bereits genannten1562 Skokloster-Handschrift, die neben MELL und Erich von Pommerns Hofrecht auch dieses Waldstatut in einer jüngeren Abschrift aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts bringt. Auch diese (einzig vollständige) Handschrift hat Birger Lundberg mit Hs. A bezeichnet1563. Daneben findet sich nur noch eine einzige weitere Handschrift die1555 Gerhard Hafström, ledung, S. 154 ff. 1556 Mantal kann zwar die Zahl der Männer bedeuten, die schwören, bußpflichtig oder erbberechtigt sind, Arbeiten besorgen, der Ratsmitglieder oder der Krieger, hier aber bedeutet es Steuerschuldner, vgl. Birger Lundberg, Tröghbolagh, S. 164–179, gegen Gerhard Hafström, ledung, S. 96–100, mit Karte nach S. 96; vgl. Birger Lundberg, Art. Mantal, in: KLNM, Bd. XI, Sp. 338–340 mit Quellennachweisen. 1557 So: Birger Lundberg, Tröghbolagh, S. 179. 1558 SRP Nr. 872; bei Birger Lundberg, Tröghbolagh, Hs. A, vgl. ebda S. 11, Fn. 4. 1559 Die Rechte am Wald im Hammars treding (Hammars Drittel von Trögd) hat König Albrecht am 15. Juni 1369 in einer in Stockholm ausgefertigten Urkunde verbrieft. Ihr Original ist nicht überliefert; die Abschrift ist gedruckt in DS, Bd. IX (1970), Nr. 7899, S. 541f; sie führt jetzt die SDHK-Nr. 9462 [der Text von Tröghbolagh fehlt jedoch]. 1560 Druck zunächst bei Gustaf Edvard Klemming, Småstycken, Bd. I, S. 71–80, mit einer Einleitung S. 69–71; die neueste Ausgabe hat Birger Lundberg, Tröghbolagh, 1952 veranstaltet (Text S. 20–38; er beschreibt sämtliche Hss. (S. 11–14) und gibt die leicht abweichenden Versionen von Hammar und mellersta treding (des mittleren Drittels) von Trögd, mit einer neuschwedischen Übersetzung. 1561 Nachgewiesen bei Birger Lundberg, Tröghbolagh, S. 11–13. 1562 S. o. Fn. 1545. 1563 Birger Lundberg, Tröghbolagh, S. 15.
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ser Redaktion, eine unvollständige Abschrift des Statuts von Johannes Bureus’ Hand1564. Da nur Abschriften überliefert sind, ist nach dem Alter des Statuts zu fragen. Auch hier ist zu vermuten, dass sein Text im Laufe der Zeit gewachsen ist. Es ist wahrscheinlich nicht älter als das umgebende Landschaftsrecht. Da das Recht von Fjädrundaland in Uplandslagen aufgegangen und nicht allein überliefert ist, bietet dessen Bestätigung von 1296 einen Anhaltspunkt für die Entstehung. Ein weiterer Hinweis ist ein Brief vom 14. Sept. 13361565, der sich auf ein Urteil des Königs Birger Magnusson (1290 – 1318) beruft, das den Einwohnern des untersten Drittels den Besitz der Waldallmende Amnö bestätigte. Das Urteilsdatum ist nicht überliefert. Da jedoch der Prolog die Herzöge Erich und Waldemar nennt, Brüder des Königs Birger, die dieser nach dem Gastmahl auf Nyköpingshus vom Dezember 1317 gefangen nahm und verschmachten ließ, wird deren Bestätigung des Statuts vor diesem Zeitpunkt (etwa um 1310) liegen1566. Ob König Magnus Eriksson Tröghbolagh bestätigt hat, ist nicht überliefert, doch sagt der Prolog am Ende, dass alle verständigen Männer der Hundertschaft ihn um Bestätigung gebeten haben1567. Da er als junger Mann genannt ist, dürfte dies bei Gelegenheit seiner Eriksgata geschehen sein, auf der er 1335 den nördlichen Teil von Trögd berührte. Ein Jahr später hat er denn auch für das südliche Drittel den Besitz des Allmendwaldes in Amnö bestätigt1568. Der Wald in Trögd war ein almænninger (eine Allmende)1569, befand sich im Gemeineigentum der Bauern dieses Drittels, so dass es nötig war, deren Pflichten zum Wachtdienst und ihre Rechte auf Holzeinschlag, Eichelmast und andere Nutzungen zu regeln. Dazu war im mittleren Drittel ein Drittelsthing eingerichtet, das sechs Mal im Jahr tagte, nämlich [1.] in der Kirche 1564 Hs. B bei Birger Lundberg, Tröghbolagh, S. 15. Diesen Text hat Lundberg seiner neuschwedischen Übersetzung (S. 40–45) zugrunde gelegt. 1565 Brief vom 14. Sept. 1336, in: DS, Bd. IV, Nr. 3253, S. 523f (SDHK-Nr. 4284). 1566 Vgl. Birger Lundberg, Tröghbolagh, S. 68. 1567 Es heißt dort in der Redaktion für das mittlere Drittel (S. 96v), bei Birger Lundberg, Tröghbolagh, S. 31: „ … oc allom giffwa godhan räät som vnder honom boo tha far han hymerike thet är war troo. Nu bidhia thet alle spake män …“ (… und allen gebe er gutes Recht, die unter ihm wohnen, darauf erwerbe er das Himmelreich, das ist unser Glaube. Das [die Bestätigung] erbitten nun alle verständigen Männer, die danach im mittleren Drittel wohnen„). 1568 Urkunde vom 14. Sept. 1336, Druck in DS, Bd. IV, Nr. 3253, S. 523f, SDHK-Nr. 4284; ein solcher Allmendwald ist zwar nicht bekannt, es gibt aber einen Besitz dieses Namens in Kirchspiel Veckholm, gelegen im untersten Drittel, vgl. Birger Lundberg, Tröghbolagh, S. 68. 1569 Vgl. zum almænninger und zur Entwicklung dieses Instituts: Erik Schalling, allmänningar, S. 382–436.
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von Boglösa am 14. Tag nach Weihnachten (7. Januar), [2.] am St. Blasiustag (3. Februar), [3.] am asko odhensdag1570 (Aschermittwoch), abhängig von Ostern, also zwischen dem 24. Februar und 14. März). [4.] am 4. Tag nach Pfingsten (zwischen 13. Mai und 16. Juni). Dort sollten (alle oder einige) der bisherigen Obhutsmänner und Augenscheinsmänner abtreten und neue gewählt werden. Der [5.] Thingstag war am 25. Juli in Hornö. Dort sollten vier Mann gewählt werden, um festzustellen, ob der Wald für die Eichelmast bereit sei; danach wurde das Drittelsthing gehalten. Der [6.] Thingstag war der St. Bartholomäustag (24. August) in Hultängen. Dort sollte der Wald wie in Hornö besichtigt werden1571. Die genannten vier Männer sollen eine Frist von sieben Tagen setzen, den Wald zu reinigen und ihn weitere sieben Tage befrieden. Wer dann seine Tiere nicht aus dem Wald getrieben hatte, verlor ein Tier an die Allgemeinheit (das er allerdings gegen Zahlung von sechs Öre auslösen konnte). Der Allmendwald wurde eingezäunt, Wachen gestellt und Wachtbuden errichtet. Über seinen Anteil am Allmendwald konnte jeder bestimmen, ob er selbst seine Schweine zur Eichelmast hineintreiben oder ihn verpachten wollte. Das mußte auf drei Thingen kundgetan werden1572. Die Tiere mußten gezeichnet sein, wer ungezeichnete Tiere hineintrieb, wurde bußfällig. Fällte jemand unberechtigt Bäume im Walde, entrindete oder verbrannte er sie, so mußte er dafür büßen, wobei die Buße mit der Zahl der Eingriffe stieg und beim vierten auf drei Mark anwuchs. Besonderen Schutz genossen fruchttragende Bäume, wie Eiche, Buche und Apfel1573. Härter noch wurden Männer angefaßt, die den Allmendwald eines fremden Drittels unberechtigt nutzten: Ihre Buße war höher als die der Drittelsmänner, sie steigerte sich beim vierten Eingriff bis zu drei Mark und führte beim fünften Eingriff überdies zur Beschlagnahme alles dessen, was er bei sich führte (also auch von Pferd und Wagen)1574. Wer unbefugt im Fischwasser des Drittels fischte, dem wurde alles beschlagnahmt, was er zum Fischfang mit sich führte: Fischgeräte und Boot, aber nicht seine anderen beweglichen Sachen1575. 1570 Asko odhensdag (eigentlich Odins Aschentag oder Askonsdag, lat. dies cinerum oder cineris) ist der Aschermittwoch, vgl. Ordbok över Svenska Språket, Bd. II (1903), S. A 2492 f. 1571 Vgl. dazu Birger Lundberg, Tröghbolagh, S. 49, Note 23. 1572 Vgl. Birger Lundberg, Tröghbolagh, S. 50, Note 26. 1573 Schutz dieser bærande træ (Fruchtbäume) schon in: ChrLL, BB, c. 18 (SGL, Bd. XII, S. 162–166); die weitere Entwicklung bei Pehr von Seth, jordbruk, S. 437–464 (458 ff). 1574 Tröghbolagh S. 98 = Birger Lundberg S. 34, neuschwed. Übersetzung S. 42. 1575 Tröghbolagh S. 100 = Birger Lundberg S. 37, neuschwed. Übersetzung S. 44.
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Ist Tröghbolagh 1336 allgemein bestätigt worden, so ist zu fragen, wie sich dieses Statut zu Upplandslagen und später zu MELL verhielt. Beide Gesetze haben nämlich für den Privatwald und den Dorfwald ähnliche Regeln wie Tröghbolagh für seinen Allmendwald, aber andere für ihren Allmendwald1576. Die in Tröghbolagh angedrohten Bußen sind höher als in diesen Gesetzen, boten also den beteiligten Bauern besseren Schutz. Auch in Schweden galt der Grundsatz, dass ein königliches Privileg dem allgemeinen Gesetz vorging, so dass Tröghbolagh also in Trögd den Vorrang vor Uplandslag hatte.
IV. Das Steuerbuch Erichs von Pommern Nachdem die Reichsräte von Dänemark, Norwegen und Schweden am 20. Juni 1397 in Kalmar die nach der Stadt benannte Union geschlossen1577 und die Erzbischöfe von Lund und Uppsala Margaretes 14-jährigen Neffen Erich von Pommern wenige Tage vorher dort zum ersten Unionskönig gekrönt hatten1578, blieb Margarete weiter an der Macht, bis sie am 28. Oktober 1412 in Flensburg starb. Sie scheint jedoch Erich zunehmend in ihre schwedische Politik eingebunden und ihm vor allem in Finnland freie Hand gelassen zu haben1579. Den Herbst 1412 verbrachte er in Helsingborg, wo ihn vermutlich auch die Nachricht vom Tode seiner Tante Margarete erreichte. Im Januar 1413 sehen wir ihn in Lödöse, Skara und seit dem 20. März in Stockholm1580. Im Zusammenhang mit dieser Reise sind bei den einzelnen Aufenthalten die Daten des Steuerbuches erhoben und notiert worden. Es handelt sich jedoch in erster Linie um ein Register der tatsächlichen Einnahmen; daneben enthält es aber auch Angaben über die Steuer-
1576 Die entsprechenden Vorschriften finden sich in UL, Wb, c. 14 (Privatwald); 20 (Allmendwald, SGL, Bd. III, S. 232–236; S. 245f), in MELL Bb c. 17 (Privatwald, SGL, Bd. X, S. 152–155); Bb c. 36 (Almendwald, SGL, Bd. X, S. 196f); vgl. Birger Lundberg, Tröghbolagh, S. 69. 1577 Vgl. Olof Simon Rydberg, unionsmötet (1886), S. 3–102; Absalon Taranger, unionsbrevet (1898); Lauritz Weibull, Unionsmødet, in: Scandia, Bd. 3 (1930), S. 185–222; Erik Lönnroth, Unionsdokumentet i Kalmar 1397, in: Scandia, årg. 24 (1958), S. 32–67; Sven Welander, baksida, S. 151–154. 1578 Die Schweden wählten Erich von Pommern auf einer Versammlung in Skara im Frühjahr 1396 zum schwedischen König (Jerker Rosén, Historia S. 195; zur Vorgeschichte dieser Wahl vgl. Gottfrid Carlsson, förhistorien, S. 47–58); gekrönt wurde er am 17. Juni 1397 in Kalmar. 1579 S. dazu unten 6. Kapitel, C V, S. 653–655. 1580 Vgl. die Nachweise bei Gottfrid Carlsson, skattebok, S. 44 f.
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pflicht der unterschiedlichen Landesteile und der dort ansässigen Bauern1581. Das Steuerbuch (skattebok) von 1413 ist nur lückenhaft überliefert in Abschriften des Johannes Bureus und des Johan Hadorph. Für Schweden werden die Lehen des westlichen Teils (Dal, Västergötland, Västmanland, Dalarne, Uppland und Gästrikland) sowie für Öland und Gotland verzeichnet, für Finnland Åland, Åbo, Teile von Satakunta und Västernyland, die Lehen von Tavastehus und Korsholm (nämlich die finnischen Teile von Östernorrland [Österbotten])1582. In der Darstellung Oscar Bjurlings1583 haben wir eine Rekonstruktion und ein Facsimile der überlieferten Abschriften, worauf zukünftige Untersuchungen aufbauen können. Erich von Pommern hat sich auch um die Wirtschaftsförderung Schwedens verdient gemacht, indem er unter anderem neue Bergwerke gründete. Beispiel ist das im sörmländischen bergslag gelegene Näveberg (Nävequarn), südlich von Nyköping, das später Tunaberg hieß1584. Es wird bereits 1417 als bestehend erwähnt1585 und ist auch 1444 belegt. Erich gründete dazu eine geselschaft. Seinem Stockholmer Schloßhauptmann Johannes Kröpelin1586 übertrug Erich die Leitung dieses Konsortiums, an der neben ihm selbst auch Angehörige des Deutschen Ordens in Preußen sowie schwedische Bürger (z. B. Erengisle Niklisson) beteiligt waren. Dieser schenkte seinen Anteil seiner Frau als Morgengabe, die ihn 1417 testamentarisch dem Kloster Vadstena vermachte1587.
1581 Vgl. Gottfrid Carlsson, skattebok, S. 47 f. 1582 Vgl. Nils Ahnlund, Skattebok, in: SHT å41 (1921), S. 273–287; Gottfrid Carlsson, skattebok, in: SHT, årg. 73 (1953), S. 42–48; Oscar Bjurling, Steuerbuch (1962), S. 89 ff; 95f und die Einzelheiten in der Rekonstruktion S. 48–53 sowie die Karte S. 17. 1583 Vgl. Nils Ahnlund, in: SHT, årg. 41 (1921), S. 273–287; Gottfrid Carlsson, in: SHT, årg. 73 (1953), S. 42–48 (44); Oscar Bjurling, Steuerbuch, S. 9f, der S. 25–71 das Steuerbuch rekonstruiert und S. 121–145 Facsimiles der Exzerpte bietet. 1584 Vgl. Gottfrid Carlsson, bergverk, in: SHT, årg. 76 (1956), S. 153–162 (155f). 1585 Kristin Rörikstochter vermachte aus ihrer Morgengabe den Hof Räcklösa in Nävebergs bergslag („i Twna sokn i Jwnakers hundare i Sudhermannalande“) dem Kloster Vadstena „ … meth hyttom oc hyttostadhum, thorppom oc thorpastadhum“ am 19. Mai 1417 (in: SDHK-Nr. 18 927, SD-Nr. 2366); vgl. Lars Arne Norborg, Vadstena kloster, Lund 1958; Gottfrid Carlsson, Art. Erik av Pommern, in: SBL, Bd. XIV, S. 273f; derselbe, bergverk, S. 156, Fn. 7. 1586 Vgl. Gottfrid Carlsson, bergverk, in: SHT, årg. 76 (1956), S. 154 ff. 1587 S. o. Fn. 1585; zur Rente des Kloster Vadstena vgl. Robert Geete, Småstycken på fornsvenska, Bd. II, (1900–1916), S. 209–212 (211), Generalconfessorn Johannes Borquadis förmaning till nunnorna av 23. Jan. 1444), wo es heißt: „clostirssens järn ränto badhe j närike oc oppa näfua bärgh ällir annarstadz“ (die Eisenrenten des Klosters sowohl in Närike als auch in Näveberg oder andern Orts).
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H. Dorfrecht Ähnlich wie in Dänemark1588 finden sich in den schwedischen Landschaftsrechten Hinweise, dass es eine gewisse dörfliche Selbstverwaltung gegeben hat. So sollten die Dorfleute selbst die Teilung der Dorfmark vornehmen1589, wobei jeder Betroffene in der Versammlung eine Stimme hatte. Im Ostgötenrecht bestimmt die Mehrheit der Bauern des Dorfes, wie die Dorfstraße angelegt werden soll; bei Stimmengleichheit entscheidet die Stimme des Hardenhauptmanns1590. In mehreren Landschaftsrechten findet sich eine Vorschrift, wonach nicht jeder beliebige Grundbesitzer die Neueinteilung der Dorfmark verlangen kann, sondern dass sein Hof eine Mindestgröße haben mußte: im Östgötalag war das ein siattungs attunger (das Sechstel eines Achtels)1591, im jüngeren Västgötalag attundi loter attungs (ein Achtel eines Achtels)1592, in Uplandslagen, in Södermannalagen und in Västmannalagen war es ein fiarpunger (ein Viertel) des Dorfes1593, ebenso nach MELL1594. Der größte Grundeigentümer im Dorf hatte das Recht, über die Neuanlage zu bestimmen1595. Ähnlich sagt es auch GtL c. 471596. Meinte jemand, ihm sei bei der Neuanlage des Dorfes Unrecht geschehen, gab Södermannalagen ihm die Gelegenheit, die Nachbarn um Recht zu bitten. Verweigerten sie es ihm, sollte er zur Kirche fahren und um Augenschein des Kirchspiels bitten. Jeder der verklagten Nachbarn sollte sechs Mann für den Augenscheinsausschuß ernennen; taten sie das nicht, sollte der Kläger dessen Mitglieder alle ernennen, er hieß dann nöj syn (Notaugenschein)1597. 1588 1589 1590 1591 1592 1593 1594 1595 1596 1597
S. o. 3. Kapitel, S. 357 f. SdmL, Bb, c. 11 (SGL, Bd. IV, S. 97 f). ÖGL, Bb, c. 2: 1 (SGL, Bd. II, S. 192f) = Strauch, OGR, S. 191. ÖGL, Bb, c. 1: 1; 2: 1 (SGL, Bd. II, S. 189; 193 = Strauch, OGR, S. 188; 192). VGL II, Jb, c. 19 (SGL, Bd. I, S. 185). UL, Bb, c. 1: 2(SGL Bd. III, S. 216 = v. Schwerin, UL, S. 193), SdmL, Bb, c. 11: pr; Add. 5 (SGL, Bd. IV, S. 97f; S. 191); VmL, Jb, c. 1 (SGL, Bd. V, S. 172); vgl. Gerhard Hafström, Art. Byamål, in: KLNM, Bd. II, Sp. 392. MELL, Bb, c. 3: 1 (SGL, Bd. X, S. 128); vgl. Gerhard Hafström, Art. Byamål, in: KLNM, Bd. II (1957), Sp. 392. UL, Bb, c. 1: 2 (SGL Bd. III, S. 216 = v. Schwerin, UL, S. 193). GtL c. 47 (SGL, Bd. VII, S. 83). SdmL, Bb, c. 3 (SGL, Bd. IV, S. 87f).
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Dieser Ausschuß entschied, ob die neue Einteilung rechtens war. Für die unrechte Verteilung der Grundstücke konnte er Bußen bis zu drei Mark verhängen, die dreigeteilt wurden. Das Verfahren in SdmL Bb, c. 1: 1 ist allerdings unklar, weil sich Hs. A und B widersprechen. Nach Hs. A war die private Pfandnahme grundsätzlich abgeschafft: der Kläger mußte ein Urteil des Things erwirken, und der Richter ernannte nach dem Urteilsspruch einen Ausschuß von sechs Mann, der drei Mal die verhängte Buße fordern sollte. Zahlte der Verurteilte nicht, so erhöhte sich seine Buße auf drei Mark, die der Lehnsmann mit den Hundertschaftsleuten beitreiben sollte. Der Betrag wurde – weil der König beteiligt war – zwischen Kläger, König und Hundertschaft dreigeteilt1598. Die jüngere Handschrift B (die Magnus Eriksson bestätigt hat1599) ließ dagegen die ältere private Pfandnahme wieder zu, so dass auch die Beteiligung des Things nicht erforderlich war1600. Wenn man die Niederschrift von Gutalagen auf etwa 1220 ansetzt1601, ist dieses Landschaftsrecht das erste, welches nicht nur das kirchliche Interesse an der dörflichen Selbstverwaltung zeigt, sondern der Kirchspielversammlung bürgerliche Befugnisse gewährte: Hatte eine Frau ihr Kind umgebracht, sollte sie drei Mark büßen, wenn die Tat vor die Kirchspielmänner kam1602; wer die Mannheiligkeit verletzt hatte, sollte – nach Bußzahlung – vom Bann gelöst werden, wenn die Kirchspielmänner dies ratsam fanden1603; wer ein Haus bauen wollte, sollte das nur mit Zustimmung des Kirchspiels tun1604, oder er wurde mit drei Mark bußfällig und mußte das Haus noch selbigen Jahres abreißen. Auch sonst ist die Kirchspielversammlung der Ort, wo man Funde verklaren, Klage erheben und Schulden einfordern sollte. Ihre Befugnisse gingen aber bald darüber hinaus: Sie nahm gerichtliche Aufgaben wahr, z. B. bei Schmähungen1605. Auch die Nachbarn spielten in Rechtsdingen eine gewisse Rolle: Sie dienten mit den Kirchspielmännern als Zeugen, sollten bei einem halbscheidigen Zaun 1598 SdmL, Bb, c. 1: 1 (SGL, Bd. IV, S. 86, mit Fn. 39); vgl. Karl Gustaf Westman, nämnd, S. 218f; Poul Meyer, bylag, S. 58 f. Zur Abschaffung der privaten Pfandnahme und den Regeln dazu in den verschiedenen Landschaftsrechten vgl. H/W, SLL, Bd. III, SdmL, Bb, c. l: 1, Note 5. 1599 Vgl. Schlyter, SGL, Bd. IV, S. VIII. 1600 Vgl. dazu H/W, SLL, Bd. III, Einl. S. XXII; und SdmL, Bb, Note 9; Poul Meyer, bylag, S. 58 f. 1601 Siehe dazu oben D, VI, 2, S. 508 –510. 1602 GtL I, c. 2: 2 (SGL, Bd. VII, S. 8); vgl. Poul Meyer, bylag, S. 57. 1603 GtL I, c. 8: 1 (SGL, Bd. VII, S. 20); vgl. Poul Meyer, bylag, S. 57. 1604 GtL I, c. 55 (SGL, Bd. VII, S. 86). 1605 GtL I, c. 39 (SGL, Bd. VII, S. 79f).
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(halfgierpi) die Lose bestimmen1606; bei ausgebrochenem Vieh1607 sollten die Nachbarn den Augenschein abhalten, ebenso die Haussuchung bei vermutetem Diebstahl1608. Soweit die Fluren mehrerer Dörfer aneinanderstießen, gab es Vorschriften, wen eine Zaunpflicht traf1609. Dagegen sollte ein Pfandvertrag in der Kirche oder auf dem Thing geschlossen werden und die Kirchspielleute bzw. die Thingleute sollten das Pfand bewerten1610. Da es auf Gotland am Beginn des 13. Jahrhunderts keine Dörfer gab, kann man davon ausgehen, dass das Kirchspiel eine Untergliederung der verschiedenen Thingbezirke1611 und die Kompetenzen beider nicht klar getrennt waren1612. Upplandslagen erlaubt den Kirchspielleuten, beim Kirchenbau mitzuwirken1613, die schwedischen Landschaftsrechte erwähnen jedoch die Kirchspielversammlung nicht, sie taucht erst in den jüngeren Handschriften von MELL auf1614. Im Laufe des Mittelalters wurde das schwedische Kirchspiel zu einer Selbstverwaltungsorganisation, die weit über das kanonische Recht hinausging und eine schwedische Sonderentwicklung war1615. Spuren von Dorfordnungen können den Kirchspielstatuten, städtischen Statuten und aus den hamnordningar der Fischerdörfer entnommen werden1616. Anders als in Dänemark gab es in Schweden jedoch kein Reichsgesetz, das vor 1742 die Selbstverwaltung der Dörfer regelte. Einzelne Dorfordnungen sind überliefert, sie stammen aber erst aus dem siebzehnten
1606 GtL I, c. 26: pr (SGL, Bd. VII, S. 64), vgl. Strauch, Art. Zaun, § 5: Rechtshistorisch. Norden, in, RGA2, Bd. 34, (2007), S. 452–458 (457). 1607 GtL I, c. 26: 1; 2 (GL, Bd. VII, S. 64f). 1608 GtL I, c. 37 (SGL, Bd. VII, S. 77f). 1609 Vgl. Strauch, Art. Zaun, § 5: Rechtshistorisch. Norden, in, RGA2, Bd. 34, (2007), S. 452–458 (457). 1610 GtL I, c. 30 (SGL, Bd. VII, S. 72). 1611 Hundertschaften (hundari) gab es ursprünglich auf Gotland nicht. Soweit das Wort in GL vorkommt (Gtl c. 19: 1; 28: 4; Add. 5: 3 (SGL, Bd. VII, S. 36; 68; 112), setzt Schlyter ebda, S. 267f, Art. hunderi, den Begriff mit ping gleich; Hugo Yrwing, Gotland, S. 92 f hält hunderi für eine spätere Übernahme, ebenso: Sven Tunberg, indelning, S. 138f; vgl. Henrik Munktell, rättsarvet, S. 119; Poul Meyer, bylag, S. 57. 1612 Wie im übrigen Schweden gab es auch in Gotland byordningar (Dorfordnungen) erst nach 1742, vgl. Ivar Moberg, Gotländska „by“-ordningar, in: Ymer, årg. 56 (1936), S. 111–133, der S. 128–133 die Dorfordnung für Vamlingbo von 1775 druckt. 1613 UL, Kkb, c. 1: 1 (DGL, Bd. III, S. 12f). 1614 MELL, Kgb, c. 32, not. 27; Bb c. 7: 2, not. 30; 37: pr, not. 41 (DGL, Bd. X, S. 45; 134; 197), in Bb c. 37: pr heißt sie sogar sokna ping mit derselben Bedeutung. 1615 Vgl. Poul Meyer, bylag, S. 56 f. 1616 Vgl. Poul Meyer, Art. bystævne, in: KLNM, Bd. II (1957), Sp. 445.
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bzw. achtzehnten Jahrhundert1617. Die schwedische Musterdorfordnung ist auf Antrag des Bauernstandes erst durch königlichen Brief vom 20. Februar 1742 in Kraft gesetzt worden1618.
1617 Vgl. Sigurd Erixon/Sven Ljung, byordningar II, 1 (1955), S. 7 ff für Röke socken (von 1652; Erixon, Skultuna bruk, Bd. II, S. 205 (visitationsreferat v. 16. 5. 1697); Poul Meyer, bylag, S. 60 ff. 1618 Vgl. Reinhold Gustaf Modée, Publique handlingar, Tom III, S. 1847 ff; vgl. Poul Meyer, bylag, S. 75 ff.
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6. Kapitel Finnland
Finnische Landschaften
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A. Finnische Landschaften Die Landschaft und das Land Finnland heißen fin. Suomi, germ. Finland. Im Mittelalter war Finland entweder das Schloßlehen Åbo oder die Landschaft, die heute Egentliga Finland oder fin. Varsinais Suomi heißt1. Zu Beginn der historischen Zeit kann man fünf Landschaften unterscheiden: (a) die Ålandsinseln, (b) Finland, (c) Kaland (norw. Kvenland, fin. Kainu), das den nördlichen Teil des heutigen Egentliga Finland (das sog. Vacka (fin. Vakka-Suomi) sowie das heutige nedre Satakunta (lat. Satagundia) und Österbotten (fin. Pohjanmaa) umfaßte, (d) Tavastland, und (e) Karelien,. Schaut man in die Urkunden, so ergeben sich während des Mittelalters folgende Entwicklungen und Einzelheiten2: (1) Die Ålandsinseln (lat. Alandia, fin. Ahvenanmaa) waren bereits seit der Völkerwanderungszeit schwedisch besetzt. Sie werden urkundlich erstmals 1250 erwähnt3, ihr Landsthing erst 1322. Die Landschaft bildete Kastelholmens län, das 1388 zuerst erwähnt wird4. Im 15. Jahrhundert teilte man Åland in die drei Drittel (schwed. tridung, fin. kolmanes): Saltviks, Finströms und Jomala tridung, die Verwaltungs- und Rechtsprechungsaufgaben auf dem Tridungsping (dem Drittelsthing) wahrnahmen5. (2) Finland (lat. Finlandia, fin. Suomi), liegt an der Südwestecke Finnlands und bestand aus dem heutigen Egentliga Finland (fin. Varsinais-Suomi, ein Name, der erst in der Neuzeit dieser Landschaft beigelegt wurde), 1 Finnland (Finlandia) erscheint urkundlich zuerst 1209 (FMU, Bd. I, Nr. 48, Innozenz III., Lateran d. 30. Okt. 1209, S. 19f: „terra, quae Fialanda dicitur“), Suomi (Sum) erst 1240 (FMU, Bd. I, Nr. 83 (1240), S. 30: „År 1240 komo Svearne med stor krigsstyrke och Normän och Sumer och Järner …“; vgl. Aulis Oja, Art. Finland, in: KLNM, Bd. IV (1959), Sp. 270. 2 Über die sprachliche Herleitung der finnischen Landschaftsnamen vgl. Viljo Nissilä, Art. Landskapsnamn, Finland, in: KLNM, Bd. X (1965), Sp. 256–262. 3 Vgl. FMU, Bd. I, Nr. 100 (1250), S. 41f (Seewegbeschreibung durch die finnischen Schären nach Reval, S. 40: „trans mare Aland“). 4 „communis placitum“ (Landsthing) ist erwähnt in REA Nr. 29, Saltvik d. 15. März 1322, S. 19; Kastelholmens län erwähnt die Urkunde v. 6. Okt. 1388, in: FMU, Bd. I, Nr. 977, S. 416; vgl. Aulis Oja, Art. Landskap, Finland, in: KLNM, Bd. X (1965), Sp. 241 f. 5 Vgl. Gerhard Hafström, Art. Treding in: KLNM, Bd. XVIII (1974), Sp. 575–578 (577).
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Karte 25: Finnische Landschaften nach 1323, Quelle: Herluf Nielsen/Jan Liedgren/Jarl Gallén: Art. Rigsgrænse, in: KLNM, Bd. XIV (1969), Sp. 205f. Finnisch – schwedische Ortsnamen: Åbo = Turku; Björkö = Koivisto; Borgå = Porvoo; Fors = Koski; Jääskis = Jääski; Kalix = Kainuu; Karlö = Hailuoto; Kexholm = Käkisalmi; Raseborg = Raasepori; Raumo = Rauma; Satakunda = Satakunta; Savolax = Savo; Siitti = Varkaus; Tavastehus = Hämeenlinna; Tavastland = Häme; Torne = Tornio; Ule träsk = Oulujärvi; Ule älv = Ulejoki; Uleåborg = Oulunlinna; Ulvsby = Ulvila; Vetil å = Perhonjoki; Viborg = Viipuri.
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sowie aus dem westlichen Teil des heutigen Nyland (fin. Uusimaa)6. Es wird zuerst 1209 erwähnt, die Landschaft bildete das Åbo län (fin. Turku), erstmals 1308 erwähnt7. Seitdem Finland zum Namen des ganzen Staates geworden war, unterschied man die mittelalterliche Landschaft Finland in Norrfinne (fin. Pohja-Suomi) und Söderfinne (fin. EteläSuomi), entsprechend seinen zwei Vogteien8. Seit 1435 entsprachen dem auch zwei Rechtsbereiche9. (3) Satakunta (lat. Satagundia). Der Name ist die finnische Übersetzung von asw. hundare. Es ist nördlich von Suomi am Bottnischen Meerbusen und am Kokemäkifluß gelegen, wird erstmals 1331 genannt, sein Landsthing und dessen Siegel zuerst 1374. Bereits 1335 unterschied man Nedre und Övre Satakunta10. Später bildete die Landschaft Kumogårds län (fin. Kokemäenkartano), das zuerst 1446 erwähnt ist11. 6 Suomi zuerst erwähnt 1209 (in: FMU, Bd. I, Nr. 48, S. 19f [s. o. Fn. 1], sein Landsthing und das Landschaftssiegel („sigillum terre nostre“) in: REA Nr. 32, d. 28. Dez, 1322, S. 21; vgl. Aulis Oja, Art. Landskap, Finland, in: KLNM, Bd. X (1965), Sp. 242. 7 Åbo län in: FMU, Bd. I, Nr. 252, Örebro, d. 26. März 1308, S. 100 = DS, Bd. II, Nr. 1577, S. 523 – 525; das Landsthing („jn … terre nostre placito“) in: REA Nr. 32, d. 28. Dez. 1322, S. 21; vgl. Aulis Oja, Art. Landskap, Finland, in: KLNM, Bd. X (1965), Sp. 242. 8 So im Jahre 1310 in: SRS, Bd. I, 1, S. 93 = FMU, Bd. I, Nr. 262, S. 104 [Reichsteilung zwischen Birger Magnusson (1290–1318) und seinen Brüder Erik und Valdemar: „1310 facta est concordia inter reges Swetiæ et Datiæ et dominum regem et fratres suos … ita quod dominus rex recepit partem et partem domini duces. Dominus Ericus Wesgotiam, Daal, Wærmlandiam, Hallandiam Kalmarniam et Smalandiam, dominus autem Waldemarus Stockholm et partem Suetiæ cum Finlandia et Ölandia ad partem suum obtinuit, reliqua vero Birgero in sortem cecidit pars Swetiæ“]; vgl. Aulis Oja, Art. Landskap, Finland, in: KLNM, Bd. X (1965), Sp. 243. 9 Urkunde Stockholms slott, d. 29. Okt. 1435, in: REA Nr. 456, S. 349f heißt es S. 350: „thy haffuum vi … skipt oc lagth biscopsdømeth i twa dela som her epter scriffuat star, swa at en deelen är Sudherfinne oc thes skär, Nylandh öster ok vester, Karelen oc Tauastelandh, thet skal vara en lagsaga oc haffua en lagman; annar delen är Norfinne oc thes skär, Satagund, øfra oc nidhra, Norrabotn oc Alandh, thet skal oc vara en lagsaga oc haffua sin sinderlika lagman“ (Da haben wir das Bistum [Åbo] in zwei Teile geteilt, wie hiernach geschrieben steht, so dass ein Teil aus Südfinnland und seinen Schären besteht, nämlich Ost- und Westnyland, Karelien und Tavastland. Sie sollen einen Rechtsbereich bilden und einen Rechtsprecher haben. Der andere Teil besteht aus Nordfinnland und seinen Schären, Oberes und Niederes Satakunta, Norrbotten und Åland; sie sollen einen Rechtsbereich bilden und einen eigenen Rechtsprecher haben). Neben der Rechtsprechung des Schloßhauptmanns von Wiborg sind in Karelien auch karelische Rechtsprecher nachgewiesen, der erste am 6. Mai 1447 (FMU, Bd. III, Nr. 2698) vgl. Ragnar Hemmer, Lagmän, in: JFT årg. 77 (1941), S. 239–243. 10 Nedre Satakunta in: FMU, Bd. I, Nr. 428 (1335), S. 165: „Nedre Sategunde“. 11 „sigillum terre Sathakundhie“ ist erwähnt in: REA Nr. 63, Kumo, d. 9. Jan. 1331, S. 40, sein Landsthing („tota comunitas terre Satagundie … apud ecclesiam Kumo generaliter congregati“) REA Nr. 224, Kumo kyrka d. 16. Juli 1374, S. 149; Kumo socken ist 1446 zuerst
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(4) Nyland (lat. Nylandia, fin. Uusimaa) liegt östlich von Egentliga Finland. Als eigene Landschaft wird es erstmals 1310 genannt, sein Landsthing 1373, das Landschaftssiegel bereits 132612. Nyland war in zwei län gegliedert: das westliche war Raseborgs län (fin. Raasepori län, erstmals 1384 genannt, das östliche Borgå län (fin. Porvoo län), zuerst 1387 erwähnt13. 1386 spricht man auch von Västra Nyland und 1395 von Östra Nyland14. (5) Tavastland (lat. Tavastia, fin. Häme, russ. Jem), bestand aus dem heutigen oberen Satakunta und Tavastland sowie aus den zentralen und östlichen Teilen des heutigen Nylands. Es wird 1310 erstmals genannt, sein Landsthing und Landschaftssiegel 131915. Tavastland bildete Tavastehus län (fin. Hämeenlinna län), zuerst 1308 erwähnt16, wurde aber 1405 in zwei Harden geteilt, nämlich in Sääksmäki härad (seit 1540: Nedre Tavastland) und in Hattula härad (seit 1540: Övre Tavastland)17.
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erwähnt in FMU Bd. III, Nr. 2428, S. 401 (FRA Nr. 202 a, fol. 83 v.) und Kumogårds län in: FMU Nr. 2681 (FRA Nr. 1800 a, fol. 33); vgl. Aulis Oja, Art. Landskap, Finland, in: KLNM, Bd. X (1965), Sp. 242. Nyland och Tavastland sind erwähnt in FMU, Bd. VII, Nr. 330, Åbo, d. 29. Mai 1326, S. 355, das Landsthing („apud ecclesiam Kumo in publice placito congregatj“, in REA Nr. 225, Kumo Kyrka, d. 16. Juli 1374, S. 149, das Landschaftssiegel in FMU, Bd. I, Nr. 331, Åbo, d. 31. Mai 1326, S. 133: „cum sigillo … et Ingonis Dyækn legiferi Nylandiæ“. Die Burg Raseborg (fin. Raasepori), von Bo Jonsson Grip († 1386) als Zentrum von Nyland erbaut; Raseborgs län genannt in seinem Testament: FMU, Bd. I, Nr. 922, Vadstena kloster, d. 11. ( ? ) April 1384, S. 393f (S. 393: „Rassbärgz Huus“); Borgå län ist erwähnt in: FMU, Bd. I, Nr. 962, König Albrecht, Stockholm, d. 23. Juni 1387 S. 410–412: „Borgha föghati“; Aulis Oja, Art. Landskap, Finland, in: KLNM, Bd. X (1965), Sp. 242. Västra Nyland in: FMU, Bd. I, Nr. 1026, Tenala, d. 31. März 1395 S. 444f: (S. 444: „Niclis Ingason, domare j westra Nyland); Östra Nyland in: FMU, Bd. II, Nr. 1428, Pernå, d. 3. März 1414 S. 149; „jagh Erich af Kumos, lagmans doom hafwandis öfver öster Nylandh …“; Aulis Oja, Art. Landskap, Finland, in: KLNM, Bd. X (1965), Sp. 242. Sigillum terre Tavastie; sein Landsthing ist erwähnt in: REA Nr. 26, S. 17f (18) und Nr. 35, d. 18. Jan. 1324, S. 22; Aulis Oja, Art. Landskap, Finland, in: KLNM, Bd. X (1965), Sp. 242. Tawastia in: FMU, Bd. VIII, Nr. 6572 (1310), S. 355; Tavastehus län in: FMU, Bd. I, Nr. 252, Birger Magnusson, Örebro, d. 26. März 1308, S. 99f (S. 100: „Tavastehus … quod castra praedicta et terras cum pertinentiis suis …“ [dort vergleicht sich König Birger mit seinen Brüdern, den Herzögen Erik und Waldemar, und tritt die Burgen Åbo, Tavastehus und Wiborg an sie ab]), vgl. Aulis Oja, Art. Landskap, Finland, in: KLNM, Bd. X (1965), Sp. 242. Sääksmäki härad in: FMU, Bd. II, Nr. 1204, Voipala i Sääksmäki, d. 10. Febr. 1405, S. 44f: Clauus Flæmming, ryddare oc laghman öfuer Österlandh … at tha wi ræfstathingh hioldom met almoghanom aff Kulsiæla, Pælkana, Saaris oc Sexmeki sokn j Woipala by, Hattula socken in: FMU, Bd. VIII, Nr. 6595 (1380), S. 365; vgl. REA Nr. 304, v. 14. Febr. 1405, S. 227 = SD, Bd. II, Nr. 536 (SDHK-Nr. 16 412), Nedre und Övre Tavastland in: FRA 9: 4–8; vgl. Aulis Oja, Art. Landskap, Finland, in: KLNM, Bd. X (1965), Sp. 243 f.
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(6) Karelien (lat. Carelia; fin. Karjala, schwed. Karelen, russ. Korela), bestehend aus dem heutigen Karelien und aus Savo (schwed. Savolax). Es wird erstmals 1255 genannt, die communitas Karelie etwa 137018. Ein Landsthing erscheint in den Urkunden nicht. Die Landschaft bildete Wiborgs län (fin. Viipuri län), erstmals 1308 erwähnt19. 1323 unterschied man dort drei gisslalag20. (7) Österbottten (lat. Ostrobotnica, fin. Pohjanmaa), nördlich von Satakunta am Bottnischen Meerbusen gelegen, tritt erst im Laufe des 14. Jahrhunderts als eigene Landschaft hervor. Es hieß zunächst Norrbotten21 und umfaßte das heutige Österbotten, aber auch das schwedische Västerbotten auf der westlichen Seiten des Bottnischen Meerbusens. Seit Beginn des 14. Jahrhunderts nannte man den zum Bistum Åbo gehörenden Teil Östernorrbotten22, später Österbotten, während der zum Bistum Uppsala gehörende Teil entsprechend Västerbotten hieß. Ein Landsthing wird nicht genannt; die Landschaft bildete Korsholms län (fin. Korsholma län), erstmals 1398 erwähnt23. (8) Savolax (lat. Savolaxia, fin. Savo) ist die jüngste mittelalterliche finnische Landschaft, sie spaltete sich am Ende des 14. Jahrhunderts von Karelien ab, nachdem im Jahre 1475 Olafsborg (fin. Olavinlinna, oder Nyslott,
18 Karelien ist erstmals erwähnt in FMU, Bd. I, Nr. 108, Papst Alexander IV., Anagni, d. 3. Aug. 1255 an den Erzbischof Albert von Riga, S. 44 ernennt einen Bischof für Vatland, Ingrien und Karelien: „pagani Wathlandiæ, Ingriæ et Carelie, tuæ provinciæ …“; die communitas Karelie in: FMU, Bd. VIII, Nr. 6590, Wiborg, 5. März 1370( ? ), S. 362f; Aulis Oja, Art. Landskap, Finland, in: KLNM, Bd. X (1965), Sp. 242. 19 Wiborgs län genannt in: FMU, Bd. I, Nr. 252 S. 100 (s. o. Fn. 16); Aulis Oja, Art. Landskap, Finland, in: KLNM, Bd. X (1965), Sp. 242. 20 Gisslalag ist genannt in der schwedischen und lateinischen Urkunde des Nöteborgfriedens v. 12. Aug. 1323: „try giszla lagh Sauolax, Jæskis, Æg[r]epæ Karelsk gitzla lagh“ in: FMU, Bd. I, Nr. 215, S. 77 (Erikskrönikan: „Karela … met fiorton gislalagh“), ebenso FMU Bd. I, Nr. 313, S. 121–125 (S. 122 u. S. 124 = ST, Bd. I, Nr. 205, S. 448 (schwed.); S. 442 (lat.); vgl. Aulis Oja, Art. Landskap, Finland, in: KLNM, Bd. X (1965), Sp. 244; Kustaa Vilkuna, Art. Gisslalag, in: KLNM, Bd. V (1960), Sp. 327–329 (327f). 21 Norrbotten genannt zuerst 1358, in: FMU, Bd. I, v. 2. Juni 1361, Nr. 689, S. 280; Aulis Oja, Art. Landskap, Finland, in: KLNM, Bd. X (1965), Sp. 242. 22 Östernorrebotten genannt 1478 in: REA, Nr. 670, Åbo, d. 20. Nov. 1478, S. 536. Die Urkunde REA Nr. 53, Stockholm, d. 23. Aug. 1329, S. 33 spricht bereits von Östernorrlandia, vgl. Aulis Oja, Art. Landskap, Finland, in: KLNM, Bd. X (1965), Sp. 242 f. 23 Korsholms län, von Bo Jonsson Grip als nördlichste Burgprovinz errichtet, umfaßte die Küste des Bottnischen Meerbusens und Teile des Novgoroder Gebiets; vgl. FMU, Bd. I, v. 14./21. Juli 1445, Nr. 2626, S. 475; Jouko Vahtola, Art. Finnland, in LexMA, Bd. IV (2002), Sp. 478–483 (481).
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Finnland
fin. Savonlinna) errichtet worden war24. Nyslotts län ist 1502 urkundlich belegbar25, es blieb jedoch bis zum Ende des Mittelalters Wiborgs län untergeordnet. Im 16. Jahrhundert unterschied man Stor-Savolax und Lill-Savolax 26.
24 Bereits 1442 nennt eine Urkunde (in: REA, Nr. 510, Stockholms slott, d. 6. Mai 1442, S. 403) Sawlax kirkio j Karela und 1495 Nyia slotthet och Sawalax landt (in: FMU, Bd. V, Nr. 4637, S. 513 = Sturekrönikan (1495), Verse 3577–3908); vgl. FMU Nr. 2462, Stockholm, d. 6. Mai 1442 = REA Nr. 510, S. 403. 25 „Nyslottit“ und „ved Viborgx och Nyslottszlen“ in: FMU, Bd. VI, Nr. 4959, Hollola, d. 23. Juli 1502, S. 236, ebenso in Nr. 5615 und 5616 v. 30. Sept. 1512. 26 Vgl. Aulis Oja, Art. Landskap, Finland, in: KLNM, Bd. X (1965), Sp. 244.
Die Besiedelung Finnlands
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B. Die Besiedelung Finnlands I. Die Landnahme der Finnen Ein Volk Fenni/Finni ist bereits in der Antike erwähnt27. Erst in nachmittelalterlicher Zeit sprach man in Finnland von Landschaften (schwed. landskap, fin. maakunta). Im Mittelalter hießen die Landesteile schwed. land (terra) oder fin. maa, denn sie sind bereits in vorhistorischer Zeit entstanden. Zu Beginn der geschichtlichen Zeit hatten die Finnen sich in drei Bereichen Finnlands niedergelassen: in Egentliga Finland, in Satakunta-Tavastland und in Karelien, wobei sich die Einwanderung entlang der schiffbaren Flüsse (Kumo älv, Kymmene älv) und der verzweigten Seen Tavastlands vollzog. Ottars Reisebericht spricht von Cwenland (schwed. Kaland, fin. Kainuu)28. Auf dem Runenstein von Hämlinge erscheint um 1000 der Name Tafstalonti (Tavastland) und die Egilssaga Skallagrímssonar erwähnt um 1100 Kvenland, Finland und Kirjáland (Karelien)29. Die in beiden Berichten genannten Kväner (fin. kainulaiset30) saßen nördlich der Norweger und 27 Vgl. Thorsten Andersson, Altgermanische Ethnika, in: Namn och Bygd, årg. 97 (2009), S. 29–32. 28 Ottars (Ohtheres) Reisebericht, bei Janet Bately/Anton Englert, Voyages, S. 46f: „7 toemnes pæm lande norjweardum Cwenaland“ (zitiert nach Janet Bately, Orosius [1980, S. 166]) und die Erläuterung in Voyages S. 52; vgl. Irmeli Valtonen, ebda S. 108 f. Wie weit Ottar bei seiner Reise zur Halbinsel Kola und ins weiße Meer wirklich vorgedrungen ist, bleibt zweifelhaft, weil die Namen Beormas, der Bjarmer, welche die Küsten des Weißen Meeres besiedelten (Bately, Orosius, S. 185f; vgl. Kustaa Vilkuna, Art. Bjarmer, Bjarmaland, in: KLNM, Bd. I (1956), Sp. 647–651) und Terfinnaland (Voyages S. 56) sowie der Voyages S. 45 genannte große Fluß nicht genau bestimmt werden können. Zweifelhaft ist, ob mit diesem Fluß der Varzuga auf der Halbinsel Kola gemeint ist: Anton Englert, ebda, S. 117–129 (125 ff) mit mehreren Karten; vgl. Nikolaj M. Makarov, ebda, S. 140–149, der auf der Karte S. 141 die möglichen weiteren Interpretationen zeigt. 29 Die Egils saga (ÍF, Bd. II), c. 14, S. 36 und c. 17, S. 41 berichtet für die Zeit um 800, dass östlich des norwegischen Naumdals Jämtland (Jamtaland) liege, dahinter Kvenland, worauf Finland folge und schließlich Kirjáland (Karelien). Nördlich dieser Länder liege Finnmark; vgl. Torsten Edgren, Viking Age in Finland (2008), S. 470–484. 30 Vgl. Armas Luukko, Art. Kväner, in: KLNM, Bd. IX (1964), Sp. 599–602; Gösta Holm, Kväner (1982), S. 131–144.
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Schweden und an der Küste Ostbottniens. Ottar und die Egils saga schildern sie als ein bewaffnetes, weit umherstreifendes Volk mit leichten, wendigen Booten. Zwischen dem neunten und dem zwölften Jahrhundert unternahmen sie Jagd-, Handels-, Steuereintreibungs- und Plünderungsfahrten bis hinauf nach Lappland und Finnmark31. Sie überfielen auch Norwegen, Karelien und Schweden. Dagegen gibt es keine Nachrichten von Überfällen in Südwestfinnland32. Die Herleitung ihres Namens ist umstritten33: Einige meinen, das norwegische hvein, kvein und das finnische Kainu- bedeuten dasselbe, nämlich Flachland, so dass die Kvenir/Kainulaiset Flachlandbewohner seien34. Andere meinen, sie seien weder Schweden noch Samen gewesen, sondern eine Mischung aus Finnen und Schweden35, ansässig am Nordende des Bottnischen Meerbusens. Ob sie mit den Kylfingern36 identisch sind, ist umstritten. Eine eindeutige kulturelle Identität ist bisher nicht nachgewiesen, denn der schwedische Norden, Finnisch-Lappland und die Nordküste des Bottnischen Meerbusens sind archäologisch bisher wenig erforscht. Sie waren die Vorgänger der Birkarlar (fin. Pirkkalaiset), denn aus den norwegischen Quellen verschwinden sie im 14. Jahrhundert37. Bei den Birkarlar ist häufig von Erämark (mfin. erämaa, schwed. æremark) die Rede38. 31 32 33 34 35
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Vgl. Grethe Authén Blom, Art. Finnmark, in: KLNM, Bd. IV (1959), Sp. 281–287. Vgl. Armas Luukko, Art. Kväner, in: KLNM, Bd. IX (1964), Sp. 599 f. Vgl. Armas Luukko, Art. Kväner, in: KLNM, Bd. IX (1964), Sp. 601 f. Vgl. Armas Luukko, Art. Kväner, in: KLNM, Bd. IX (1964), Sp. 601; Kyösti Julku, S. 87f; Irmeli Valtonen, S. 108. Vgl. Gösta Holm, Kväner S. 138f; Thomas Wallerström, Del 1, S. 225–228; 314–316; Irmeli Valtonen, S. 108; Karl Bernhard Wiklund, in: P. August Lindholm, Västerbottens län (1926), S. 48–51, der die Kylfinger für „Keulenleute“ hält (von awnord. kolfr [Stab]); sie bildeten eine Vereinigung von Händlern in der Lappmark, die einen Pfeil mit keulenförmiger Spitze herumgehen ließ, um ihre Mitglieder zusamenzurufen; vgl. Kurt Schier, Egils Saga, Fn. 33, S. 285 f. Die kylfingar, russ. Êîëásãè (kolbjagi) werden in norwegisch und schwedisch Lappland, Finnland, Rußland sowie in Griechenland genannt. Die Erklärung Kustaa Vilkunas, Kainuu, S. 129–134 und derselbe, Kvänland (1969) ist am plausibelsten: Er hält Kväner (fin. kainulaiset) und kylfingar für identisch, weil fin. kainu – ebenso wie kolfr (s. o. Fn. 35) Keule, Stab bedeutet. Sie sollen sowohl in Lappland als auch in Österbotten mit Jagd und Fischerei beschäftigt gewesen sein und bei den Samen Steuern eingetrieben haben. Andere haben sich den Warägern angeschlossen und sind mit ihnen bis nach Byzanz gelangt. Vgl. Paul Johansen, Art. Kylfinger, in: KLNM, Bd. IX (1964, Sp. 602–604 (603); und unten 7. Kap. B, S. 672, mit Fn. 8. Vgl. Irmeli Valtonen, in: Bately/Englert, Voyages, S. 108. 1511 wird Sääksmäki in Tavastland genannt (FMU, Bd. VII, S. 123); vgl. Armas Luukko, Art. Erämark, in: KLNM, Bd. IV (1959), Sp. 39–45 (mit Karte Sp. 41f); Gunvor Kerkkonen, Erämark, in: Historialinnen Arkisto (1966), S. 5–124.
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Das Wort bedeutet einerseits Wildbret, Fang, Beute, andererseits ein abgegrenztes Stück Land aus einer größeren Einheit, also ein Jagdgebiet, das aus der Allmende ausgeschieden und persönlich zugeordnet war. Oft wurde es mit dem Namen des Besitzers genannt39. Die Nutzung dieser Jagdreviere (zu denen auch der Fischfang gehörte) war im finnischen Mittelalter für die Versorgung bedeutsam: Die Bauern begnügten sich nicht mit Ackerbau und Viehzucht, sondern suchten über die Seen und zahlreichen Wasserwege ihre bis zu 30 Meilen entfernten Jagdreviere auf, die sie als Privateigentum selbst nutzen, vererben, verkaufen oder tauschen konnten40. Die Birkarlar stammten aus den Küstengegenden von Kemi, Torneå, Luleå und Piteå (dem späteren Großkirchspiel Birkala storsocken) und waren Jäger, Fischer (erämän), Lapplandfahrer und Kaufleute41, denen der König Magnus Ladulås bereits im 13. Jahrhundert erlaubte, bei den Lappen Handel zu treiben und sie zu besteuern, nämlich den Birkarlarskatt zu erheben42. Ob die Birkarlar Finnen43, Schweden oder Norweger waren, ist streitig, doch sprechen die Überlieferung und Urkunden44 dafür, sie für 39 So: Mustilanmaa 1485, in Hauho, Tavastland, in: Reinhold Hausen, BFH, Bd. I, S. 62, denn FMU, Bd. III, Nr. 2428, S. 249 nennt 1441 im Nachbarkirchspiel Tuulos ein Ausschußmitglied Mattes Mustela, vgl. Armas Luukko, Art. Erämark, in: KLNM, Bd. IV (1959), Sp. 40. 40 Vgl. Schenkung des Magnus Kase, Vogt auf Tavastehus, 1390 an die Domkirche v. Åbo, Saaris, d. 5. Jan. 1390, in: REA, Nr. 269, S. 197; Armas Luukko, Art. Erämark, in: KLNM, Bd. IV (1959), Sp. 40 ff; zur Einschränkung dieser Einkünfte durch die Ansiedlungspolitik des schwedischen Königs vgl. Olav Ahlbäck, utmärksrätt, in: Saga och Sed 1962, S. 22–35. 41 Vgl. Armas Luukko, Art. Kolonisation, Finland, in: KLNM, Bd. VIII (1963), Sp. 658–665 (658f); derselbe, Art. Birkarl ebda Bd. I (1956), Sp. 594–597. 42 Gegen eine geringe Abgabe in Fellen, vgl. Armas Luukko, Art. Birkarlaskatt, in KLNM, Bd. I (1956), Sp. 598–600. 43 Über die Etymologie des Namens Fenni/Finni vgl. Thorsten Andersson, Ethnika (2009), S. 29–32. 44 Die erste Urkunde über die Birkarlar stammt von dem Reichsdrost Knut Jonsson, Tälje, d. 5. Sept. 1328 b (SDHK-Nr. 3558; Druck in DS, Bd. IV, Nr. 2676, S. 73 f. Er fertigte damit den Vertrag aus, den das Treffen von Tälje 1328 am Montag vor Marien Geburt (= 8. Sept., also am 5. Sept.) zwischen den Leuten von Hälsingland und den Birkarlar (Bircharlaboa) geschlossen hatte. Unter Berufung auf einen Brief des Königs Magnus Ladulås (secundum tenorem litterarum Domini nostri Regis super hoc antea collatum) durfte sich in Hälsinglands Norden, der sich bis zum Ule älv und dem Ule träsk erstreckte, jedermann frei ansiedeln und sollte dort steuerfrei sein bis zur Volljährigkeit des Königs Magnus Eriksson. Es heißt dort: „homines silvestres et vagos, vulgariter dictos Lappos nullus debeat impedire, nec eciam prefatos Birkarlaboa ad eosdem Lappa accedentes, apud ipsos commorantes vel ab eis cum suis rebus denuo reuertentes.“ Magnus Eriksson war nach den Quellen im Herbst 1316 geboren. Auch die schwedischen Könige wurden damals mit 15 Jahren mündig (vgl. das allgemeine Mündigkeitsalter in
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Finnen zu halten45. Auch aus der Ortsnamenforschung folgt, dass die Birkarlar Finnen gewesen sind: Sie hat ermittelt, dass im Gebiet von Torneå und Kemi zahlreiche Familien- und Hofnamen aus dem Großkirchspiel Obersatakunta stammten46.
II. Finnlands schwedische Besiedelung 1. Die kirchliche Initiative Ob Schweden bereits vor der Kreuzzugszeit nach Finnland einwanderten, ist zweifelhaft47. Die Einwanderung begann auf den Ålandsinseln, setzte sich in den Schären südlich und südwestlich von Åbo (Turku) fort und griff dann auf das südlich Finnland (Nyland) über48. Nachdem 1153 der päpstliche Kardinallegat Nikolaus Breakspear49 in Schweden eingetroffen war, um die dortige Kirche zu organisieren, lag es nahe, dass er den Schweden einen Kreuzzug nach Finnland schmackhaft machen konnte, wo unter anderem ihre wirtschaftlichen Interessen lagen. Der schwedische König Erik IX. (der Heilige, 1156–60)50 unternahm dann zusammen mit dem (aus England stammenden) Bischof Henrik51 von Uppsala wahrscheinlich52 einen Kreuzzug nach Finnland und suchte dort das Christentum auszubreiten. Damit
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MELL, DrVd c. 13 [SGL, Bd. X, S. 317]). Hans Jägerstad, hovdag, S. 306 ff (310) hat schlüssig nachgewiesen, dass der König dann im Herbst 1331, nämlich spätestens in der ersten Hälfte des Septembers 1331, mündig geworden ist. Dies war also der Zeitpunkt wo die Steuerfreiheit der helsingischen Neusiedler endete; sie betrug also nur drei Jahre. Vgl. Johan Adolf Lindström, birkalarne, 1860; Nils Enewald, Finnmarken, 1920; Armas Luukko, Art. Birkarl, in: KLNM, Bd. I (1956), Sp. 594 f. Vgl. Armas Luukko, Art. Birkarl, in: KLNM, Bd. I (1956), Sp. 596. Vgl. den Überblick bei Olav Ahlbäck, bosättningen, in: Finsk Tidskrift, Bd. 165 (1954), S. 110–120. Vgl. Gunvor Kerkkonen, bosättningen (1949), S. 7–20; Ann-Marie Ivars/Lena Huldén (Hrsg.), När kom Svenskarna til Finland? (2002). Nikolaus Breakspear, der spätere Papst Hadrian IV. (1154–1159), ein Engländer, der als päpstlicher Legat Skandinavien bereiste. Vgl. über Erich den Heiligen (ca 1120–1160) zuletzt Lena Huldén, in BLF, vol. I (2008), S. 202–204. Über den Bischof Sankt Henrik, den Nationalheiligen Finnlands vgl. Ari – Pekka Palola/Jurri Nuorteva, in BLF, vol. I (2008), S. 319–322. Ob dieser Kreuzzug, über den die Erikskrönika berichtet, stattgefunden hat, ist zweifelhaft, vgl. Carlsson/Rosén, I, S. 114f; 164. Immerhin bestätigt die Bulle Papst Alexanders III. vom 7. Sept. 1165–1181 (DS I, Nr. 58, S. 86f) die schwedische Beteiligung an der finnischen Mission.
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verbanden sie den Versuch, sich in Finnland auch politisch festzusetzen. Die Zeit dieses Kreuzzuges ist streitig, er kann 1155 oder 1157 stattgefunden haben53. Das Unternehmen führte jedoch nicht zur dauernden Eroberung Südfinnlands, sondern war eher eine Strafexpedition, denn es traf dort auf die Konkurrenz des Fürsten von Novgorod und heidnischen Widerstand. Bischof Henrik blieb in Finnland zurück, wurde aber der Legende nach ein Jahr später am 20. Januar (1158?) durch den Bauern Lalli ermordet. Auch in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts setzten sich diese Bestrebungen fort: König Erik Knutsson (1208–16) kämpfte Jahr für Jahr gegen die (finnischen) Heiden54. Deshalb ist klar, dass Finnland in dieser Zeit mit schwedischen Siedlern und schwedischem Recht in Berührung gekommen ist, doch ist höchst streitig, in welcher Form (mündlich? schriftlich?) dies geschah55. Nach dem ersten Kreuzzug Erichs des Heiligen war dem Papst berichtet worden, dass die Finnen das Christentum nur annahmen, wenn sie sich davon Hilfe gegen ihre Feinde versprechen konnten. Das waren nach russischen Chroniken die Novgoroder und die Karelier. Die erste Urkunde über Finnland ist eine Bulle Papst Alexanders III. (1208–16) an Erzbischof Stephan von Uppsala, dessen Suffragane und Guttorm Jarl56, in der er ihnen nahelegt, schwedische Besatzungen in finnische Befestigungen zu legen, um die Finnen zur Botmäßigkeit zu zwingen. Doch hatten die Schweden in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts schwer zu kämpfen, um ihren Brückenkopf in Finnland zu halten. Es gibt jedoch Anzeichen dafür, dass die südwestlichen Finnen in den schwedischen Ledung einbezogen waren, denn ihr Name für die Schweden ist Ruotsi, der von Roden oder Roslagen57 herzuleiten ist, in welcher der Ledung eine feste Einrichtung war.
53 Vgl. Jutikkala/Pirinen, Geschichte, S. 30. 54 So die Bulle des Papstes Cölestin III. zwischen dem 12. März und dem 13. April 1193, Druck von Walther Holtzmann, in: Revue d’Histoire ecclésiastique Bd. 50, 1955, S. 445, Nr. 95. 55 Kritisch gegen eine frühe Kolonisation: Curt Weibull, Scandia 13 (1940), S. 1–21; vgl. Kauko Pirinen, Art. Finlands rättssedvänjor, in: KLNM Bd. IV (1959), Sp. 271. 56 Bulle Alexanders III. Tusculanum, d. 9. Sept. 1165–1181 in: DS, Bd. I, Nr. 59, S. 87f [SDHK-Nr. 207; diese Datierung ist wahrscheinlich in 1171/72 zu berichtigen]; vgl. Ivars, Ann-Marie/Huldén, Lena (eds), 2002. 57 Das anerkennt jetzt auch die russische Forschung, vgl. Eva Nyman, Art. Roslagen, Namenkundliches, in: RGA2, Bd. 25 (2003), S. 344–346; zu Roslagen vgl. oben 5. Kap. C I, 4, S. 444 – 451.
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2. Der Wettbewerb mit Novgorod Die Schweden hatten sich am Ende des 12. Jahrhunderts auch gegen den Wettbewerb der Dänen zu wehren, die 1191 und 1202 Kriegszüge nach Finnland unternahmen und wahrscheinlich Teile der Nordküste des finnische Meerbusens eroberten, denn 1209 ermächtige der Papst den Erzbischof von Lund, den unbesetzten finnischen Bischofsstuhl mit dem Priester Thomas zu besetzen58. Dies rief den schwedischen König auf den Plan, dem der Papst 1216 bestätigte, dass er Finnland von den Heiden erobert und deshalb das Recht habe, dort einen oder zwei Bischöfe einzusetzen59. Die Bulle unterstellte Finnland ausdrücklich dem schwedischen König Erik Knutsson (1208–16) und dem Erzbischof von Uppsala60. Da der Versuch Schwedens mißlang, sich – wie die Deutschen und Dänen in Livland und Estland – in ganz Finnland festzusetzen, beschränkte sich das schwedische Missionsgebiet (wie bisher) auf die Nordküste des finnischen Meerbusens. Es wurde bald durch Novgorod bedroht, das in Karelien ostkirchlich missionierte und die schwedische katholische Mission in Finnland bedrohte. Deshalb verbot Papst Honorius III. 1221 den Verkauf von Waffen an die „Heiden“, womit vermutlich die Karelier gemeint waren61. Fürst Jaroslav von Novgorod griff jedoch weiter an, ließ 1227 in Karelien eine Zwangstaufe durchführen und drang in Tavastland ein. In dieser Lage erneuerte der Papst 1229 die Handelsblockade von 1221, indem er den Bischof von Linköping, zugleich Zisterzienserabt in Gotland und Propst in Visby, anwies, ihre guten Beziehungen zu den gotländischen Händlern (die dafür bekannt waren, ihren Waffengeschäften alles andere unterzuordnen) zu nutzen und ihnen nahe zu legen, den Waffenhandel mit den heidnischen Russen einzustellen62.
58 Bulle Innozenz’ III. (1198–1216), Lateran, d. 30. Okt. 1209, in: DS, Bd. I, Nr. 136, S. 161f; Thomas war zwar nicht ehelich geboren, jedoch Dominikaner und Domkapitular in Uppsala und besaß alle nötigen Eigenschaften, diese novella plantatio zu organisieren und zu pflegen. Zu seiner Organisationsleistung vgl. Thomas Lindqvist, Kreuzzüge, S. 59 f. 59 Bulle Innozenz’ III. v. 4. Apr. 1216, in: ST, Bd. I, Nr. 64, S. 131 f. 60 In ST, Bd. I, Nr. 64, S. 131 heißt es: „ … personam tuam et regnum sub beati Petri et nostra protectione suscipimus, ipsumque regnum ac terram, quam clare memorie predecessores tui a paganorum manibus extorserunt … auctoritate tibi apostolica confirmamus et presentis scripti parocinio communimus.“. 61 Bulle Honorius’ III. (1216–27), Lateran, d. 13. Jan. 1221, in: DS, Bd. I, Nr. 206, S. 220f an den Bischof in Finnland. 62 So: die Bullen Gregors IX. (1227–41), Perugia, d. 27. Jan. 1229, in: DS, Bd. I, Nr. 250, S. 253f; Perugia, d. 16. Febr. 1229, Nr. 253, S. 255 f.
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3. Die finnische Kirchenorganisation Bischof in Finnland war damals Thomas, ein Engländer, der früher Kanonikus in Uppsala gewesen war. Er gab der finnischen Kirche eine feste Organisation und machte die Kirchspiele auch der weltlichen Verwaltung dienstbar. Dazu schuf er der Kirche eine finanzielle Grundlage, indem er den Zehnt nach den Vorschriften des kanonischen Rechts63 einführte. Wobei – wie auch in Schweden – dessen Erträge zwischen dem Priester, der Pfarrkirche, dem Bischof und den Armen verteilt wurden64. Dabei nahm er auf die unterschiedlichen Verhältnisse in den finnischen Landesteilen Rücksicht: Er erließ keine einheitliche Verordnung für ganz Finnland, sondern bemaß den Zehnt nach den landschaftlichen Erträgen: Auf der Grundlage von Verträgen oder gestützt auf finnisches Gewohnheitsrecht65 war in Egentliga Finland Bemessungsgrundlage für den Zehnt der Getreideertrag bzw. tierische Produke; im Landesinneren und in Karelien die Jagdbeute, wobei man später den Anteil der Pfarrkirche weiter aufspaltete (etwa für den Wiederaufbau des durch die Russen zerstörten Domes in Åbo)66. In den südwestfinnischen Küstenlandchaften unterschied der Bischof auch zwischen Finnen und Schweden: So entrichteten die Finnen des Inlandes (Sydösterbotten, Tavastland, Savolax und Karelien), da ihr ius finnonicum ka-
63 Liber Extra: X. III. 30 (de decimis, primitiis et oblationibus), c. 1–35 (Friedberg II, Sp. 555–569); vgl. Johannes Cederlöf, prästerskapet (1934); Erkki O. Kuujo, Art. Tiend, Finland, in: KLNM, Bd. XVIII, (1974), Sp. 299f; anders: Thomas Lindqvist, Kreuzzüge, S. 59. 64 Die Zehntpflicht ist bereits im alten Testament (Leviticus 27: 30 ff; Deuteromium 14: 22 ff geregelt. Im Mittelalter gab es zwei Hauptsysteme der Zehntnutzung, eine Viertelung, die auf dem Kontinent üblich wurde, und den Zehnt zwischen Bischof, Pfarrer, Pfarrkirche und den Armen teilte (X. I. 31. 16; X. II. 26. 4; X. III. 30. 13 (Friedberg II, Sp. 192f; 383; 560f; vgl. Raymund Kottje, Art. Zehnt, LexKirchG II, Sp. 1752 – 1757) und auch in Norwegen und Island angewendet wurde; zum anderen eine Drittelung, die in England zwischen dem Pfarrer, seiner Kirche und den Armen Platz griff, in Dänemark aber zwischen Pfarrer, Pfarrkirche und dem Bischof geübt wurde (vgl. Ludvig Holberg, Kirke, S. 75 ff; 166 ff; Konrad Maurer, Vorlesungen II, S. 167 ff; derselbe, Hauptzehnt, S. 61 ff; Hal Koch, II, S. 121 ff; Adolf Ditlev Jørgensen, Kirke, Tillæg X, S. 62 ff; Ivar Nylander, S. 205 ff. Schweden hat das erste der beiden Systeme übernommen und teilte den Zehnt zwischen den Bischöfen, den Pfarrern, der Pfarrkirche und den Armen (vgl. Olof Simon Rydberg, ST I, Nr. 28 (1081), S. 62–64; DS I, Nr. 119 (1201–1223), S. 146–149; vgl. Ivar Nylander, S. 206 f. 65 Vgl. Erkki Kuujo, Art. Tiend, Finland, in: KLNM, Bd. XVIII (1974), Sp. 299 f. 66 So in der Bulle Papst Innozenz’ VI. (1352–62), Avignon, d. 11. Nov. 1353, in: FMU, Bd. I, Nr. 636 und in REA Nr. 246, Nummis i Santamala d. 25. März 1380, S. 175; vgl. Erkki Kuujo, art. Tiend, Finland, in: KLNM, Bd. XVIII (1974), Sp. 299 f.
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nonisches Recht nicht anerkannte67, seit dem 13. Jahrhundert Zehnt in Form von Nahrungsmitteln (Pelzen, Korn, Butter und Fisch, aber auch Wildbret, später Fleisch, Hopfen oder Hanf)68. Dagegen erhob die Kirche von den Schweden in Egentliga Finland und in Nedre Satakunta den Geistlichen- und Kirchenzehnt nach dem Recht des Mutterlandes und nach kanonischem Recht69, wobei aber vom Kornzehnt ein Armenzehnt wohl nicht entrichtet wurde70. Seit dem 13. Jahrhundert wurde in Finnland auch der Speisezehnt, ein Speisezuschuß für den Priester des Kirchspiels (aschw. mathskuth) erhoben. In Nyland betrug er im 14. Jahrhundert zehn Pfund71 Butter pro Haushalt und Jahr; ursprünglich bestand er jedoch aus Brot, Fleisch, Stockfisch und Butter72. Später wandelte man den Speisezehnt in Butterzehnt (smörskatt) um73, und ein Großteil des Tierzehnts wurde zur komålssmör, zur Kuhmahlbutter. Der Bischofszehnt war dagegen vertraglich vereinbart, wurde aber später durch den „näbbskatt“ 74, eine feste Kopfsteuer zum Unterhalt der Priester, ersetzt, die in Österbotten auch aus Fisch und Butter bestand. So ging die kirchliche der weltlichen Steuerorganisation75 in Finnland voran. 67 So: Erkki Kuujo, Art. Tiend, Finland, in: KLNM, Bd. XVIII (1974), Sp. 299f; anders: Gunvor Kerkkonen, Art. Skatter, Finland, in: KLNM, Bd. XV (1970), Sp. 440 der dort von „regelrätt kanonisk tionde“ spricht. 68 Vgl. Erkki Kuujo, Art. Tiend, Finland, in: KLNM, Bd. XVIII (1974), Sp. 299 f. 69 Es handelt sich um die decimae reales (Realzehnt). Er war entweder Feldzehnt (decimae praediales), der auch vom Neubruchland erhoben wurde (decimae novales), oder Tierzehnt (decimae animalium), der entweder aus den Tieren selbst erhoben wurde (decimae sanguinales) oder von deren Produkten (z. B. Butter, Eier); dazu gehörten auch Seeund Flußfische, in Åland der Robbenfang, vgl. Gabriel Nikander, själfångst, in: AAA, Humaniora III (1922), S. 1–24; Erkki Juujo, Art. Tiend, Finland, in: KLNM, Bd. XVIII (1974), Sp. 299 f. Die Zehntpflicht war geregelt im Liber Extra: X. III. 30 (de decimis, primitiis et oblationibus), c. 1–35 (Friedberg II, Sp. 555–569); vgl. Johannes Baptist Sägmüller, KR, Bd. II, § 195, S. 442 ff. 70 REA Nr. 208, Åbo, d. 8. Okt. 1369, S. 137f, wo der visitierende Ebf. den Zehnt „inter alia iura, statuta et consuetudines ipsius patrie“ bestätigte, nämlich „mathbyyrdh vnam karpam siliginis cumulatam in iure finnonico et decem marcas butiri in iure sueuico, ac quiktyondh sev alias decimas piscium, animalium, pellium, lini, canapis ac aliorum quorumcunque, necnon introducciones nubencium et post partum, et funeralia consueta“; vgl. DS 2736 und 2738; vgl. Johannes Cederlöf, S. 291 ff; Ivar Nylander, S. 252 f. 71 Damals rechnete das Pfund zu 425 g. 72 Dem clero et populo, Nylandiam inhabitantibus in iure Helsingonico„ schreibt Bf. Hemming von Åbo in REA Nr. 131, d. 6. Juli 1349, S. 84 vor: „super mathskuth, quod in rebus diuersis exhibebatur, videlicet in pane, carnibus, siccis piscibus et butiro“, vgl. Aulis Oja, Art. Matskott, Finland, in: KLNM, Bd. XI (1966), Sp. 502 f. 73 Vgl. Aulis Oja, Art. Smörskatt, in: KLNM, Bd. XVI (1971), Sp. 336 f. 74 Vgl. Stig Jägerskiöld, Art. näbbskatt, in: KLNM, Bd. XII (1967), Sp. 431 f. 75 Dazu unten C. V, das Steuerbuch Erichs von Pommern. S. 653–655.
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4. Der Kreuzzug von 1238/39 Zu Beginn des 13. Jahrhunderts verstärkten sich diese Bemühungen, nunmehr von Gotland und dem Bistum Linköping aus. Erzbischof Valerius von Uppsala krönte Erik Knutsson (1208–16) noch 1208 als ersten schwedischen König in Uppsala76. Eine Bulle Papst Innozenz’ III. vom 4. April 121677 bestätigte die Rechtmäßigkeit dieser Krönung und gewährte ihm päpstlichen Schutz. Möglicherweise hat diese Urkunde weder Schweden noch ihren Empfänger vor dessen Tode erreicht78. Wichtig daran ist, dass sie die durch frühere Kreuzzüge bewirkte Eroberung Finnlands erwähnt79 und dem König das Recht einräumt, in Finnland ein oder zwei Bistümer zu schaffen, die dem Erzbischof von Uppsala unterstehen sollten. Dem Versuch des Lunder Metropoliten Anders Sunesøn, die finnischen Bistümer unmittelbar von Lund (und damit von Dänemark) abhängig zu machen, war offenbar kein Erfolg beschieden80. Auf Grund dieser Urkunde ist aber als siebtes und letztes zur Upsalenser Kirchenprovinz gehörendes Bistum das finnische eingerichtet worden. Während seiner Amtszeit (zwischen 1220 und 1245) baute Bischof Thomas die Kirchenorganisation auf und dehnte sie auf das eigentliche Finnland (egentliga Finland) und Tavastland aus. 1229 verlegte er seinen Bischofssitz von Nousiainen nach Koroinen an den Aurijokki und von dort wurde er um 1290 an dessen Mündung nach Åbo (Turku) verlegt81, das im selben Jahr städtische Privilegien erhielt. Nach 1245 wurde das Bistum Åbo dem Erzbistum Uppsala unterstellt. Auf Bischof Thomas’ Bitten gehen vermutlich die päpstlichen Bullen von 1229 zurück. Da er jedoch in Tavastland allzu schneidig vorging, kam es 1236/37 zu einem von Novgorod gesteuerten Aufstand, gegen den der Papst in Schweden und seinen Nachbarländern den Kreuzzug predigen ließ82. Daraufhin unternahm wahrscheinlich im Jahre 123983 Birger Jarl84 76 77 78 79
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Vgl. SRS I, S. 24: 1189; S. 62: 17. Nov. 1208; S. 84: 22. Nov. 1208. ST, I Nr. 64, S. 131 f. Nach ST I, Nr. 64, S. 131 wird die Urkunde im Hauptarchiv in Schwerin verwahrt. Vgl. dazu die Erikslegende zum Kreuzzug nach Finnland ca 1154 und das Martyrium des Bischofs Henrik dort, bei Sven Tunberg, Sveriges Historia II, S. 48, 50 ff; Jutikkala/Pirinen, S. 30; DS I Nr. 59 (1165–81); vgl. ST I, Nr. 46 v. 9. Sept. 1171 oder 1172; dazu Knut B. Westman, kyrka, S. 158 f. Vgl. Yngve Brilioth, Handbok i Svensk Kyrkohistoria, I, Stockholm 1948, S. 76. Vgl. Jarl Gallén, När blev Åbo biskopssäte?, in: Historisk Tidskrift för Finland, Jg. 63 (1978), S. 312–324. Vgl. die Bulle Gregors IX., Lateran, d. 9. Dez. 1237, in: DS, Bd. I, Nr. 298, S. 290. Vgl. die päpstliche Urkunde in DS I, Nr. 298 v. 9. Dez. 1237, in der Papst Gregor IX. die schwedischen Bischöfe zum Kreuzzug nach Tavastland aufruft und Jarl Gallén, Kring Birger Jarl och andra korståget till Finland, S. 87 ff.
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(oder eher Bischof Thomas v. Åbo[ ? ]85) einen Kreuzzug nach Tavastland, um die schwedische Herrschaft dort zu sichern86, gründete Tavastehus, stärkte das Christentum im östlichen Ostseeraum87 und siedelte am finnischen Meerbusen (dem sogenannten Nyland, finnisch Uusimaa88) schwedische Kreuzfahrer an. Den Kampf gegen Alexander Nevskij verloren die Schweden jedoch 1240 an der Neva89 und die Deutschen im Winter 1242 auf dem Eis des Peipussees. In der Folge waren die finnischen Stämme zweigeteilt: Die Westfinnen gehörten fortan zum schwedischen, die Ostfinnen zum russischen Einflußbereich90. Als Folge des Kreuzzugs von 1239 nach Tavastland darf man annehmen, daß die schwedische Ansiedlung an der damals noch fast menschenleeren Nordküste des Finnischen Meerbusens sich nach 1250 weiter verstärkte91. Hilfe gegen das Vordringen Rußlands kam auch von der Kirche: 1249 gründete der Dominikanerorden sein Kloster in Åbo92, dem damaligen Bischofssitz93. Der Orden übte seitdem großen Einfluß auf die kirchliche Kultur Finnlands. Das schwedische Siedlungsgebiet erhielt bald den Namen Nyland (fin. Uusimaa). Die Festung Hämeenlinna (Tavastehus) ist wohl noch nicht im frühen 13. Jahrhundert, sondern – wie Ausgrabungen zeigen – erst gegen dessen Ende erbaut worden94. Der schwedische König Magnus Ladulås 84 Vgl. über Birger Jarl (ca 1220–1266) neuestens: Lena Huldén, in: BLF, vol. I (2008), S. 71–73. 85 Vgl. Thomas Lindqvist, Kreuzzüge, S. 59; über Bischof Thomas († 1248) zuletzt: AriPekka-Palola in: BLF, vol I (2008), S. 671–673. 86 Die Datierung ist umstritten, Jarl Gallén, Kring Birger Jarl och andra korståget till Finland. En omdatering och omvärdering, in: Kaj Mikander (Hrsg.), Kring korstågen till Finland (1968), S. 87–102; derselbe, andra korståget, S. 49–53 hat deutlich gemacht, daß die Datierung dieses Kreuzzuges auf 1249 nicht haltbar und auf 1239 zu korrigieren ist; vgl. auch Thomas Lindqvist, Kreuzzüge, S. 54 ff. 87 Vgl. Jarl Gallén korståget, S. 87 ff; Seppo Suvanto, S. 219 ff. 88 Vgl. die Karte 2 bei Eino Jutikkala, am Ende. 89 Vgl. John H. Lind, Battle (1991), S. 269–295; Thomas Lindqvist, Kreuzzüge, S. 54. 90 Vgl. Jutikkala/Pirinen, Geschichte, S. 38; John H. Lind, battle, Scandinavian Journal of History, vol. 16 (1991), S. 269–295. 91 Sie ging weitgehend nicht auf königlichen Anstoß zurück, sondern folgte häufig bäuerlicher Initiative, vgl. Gunvor Kerkkonen, obygd (1966), S. 5–124; Thomas Lindqvist, Kreuzzüge, S. 60. 92 Vgl. die Annales Sigtunenses für 1249 in: SRS, Bd. III, 1, S. 4; Jarl Gallén, Dacie, S. 39 ff; 51ff. 93 Vgl. Jarl Gallén, biskopssäte, in: FHT, Jg. 63 (1978), S. 312–324. 94 Die Ausgrabungen in Tavastehus haben ergeben, daß sie erst am Ende der 1290er Jahre errichtet wurde, so daß die Angaben in der Erikschronik vermutlich nur der Ehrung Birger Jarls dienten, aber historisch nicht verläßlich sind, vgl. Erikskröni-
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machte nach 1275 die Burgen in Åbo und Hämeenlinna zu Verwaltungszentren der von Vögten geleiteten Burgprovinzen. Nach dem Kreuzzug von 1239 war die Grenze Finnlands nach Osten der Kymmene älv, denn Tavastland war nun Teil des schwedischen Reiches und des Bistums Åbo. Deshalb drehte sich der Streit im Folgenden um Karelien. In den Handelsverträgen zwischen Novgorod und den Deutschen Kaufleuten von 126295 und 126996 verpflichteten sich die Novgoroder den Kaufleuten gegenüber, auf der Insel Björkö97 Frieden zu halten, wenn sie aber über den Volchov kamen, sollten sie die von alters her gewohnte Freiheit genießen98. Die Deutschen hatten in den Verhandlungen zwar verlangt99, die Novgoroder sollten ihnen auch zwischen der Insel Koivisto (östlich von Viipuri) und Karelien Sicherheit garantieren, doch lehnten diese ab, denn der deutsche Text fügt hinzu: „So welic Dhudische ofte Gote ueret copfart to dhen Crelen [Karelen], geschut deme dhar wat, dhar ne hebbet dhe Nogardere nicht mede to donde“100. Die Beziehungen der deutschen Kaufleute zu den Kareliern waren nämlich den Novgorodern ein Dorn im Auge, so dass sie 1278 dorthin eine Strafexpedition entsandten101. 5. Der Kreuzzug von 1293 und die Folgen Als die Tatareneinfälle Novgorods Macht geschwächt hatten, unternahm der schwedische Marschall Tyrgils Knutsson102 1293 den sogenannten dritten Kreuzzug nach Karelien103. Er erbaute die Burg Wiborg (Viipuri) an ei-
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kan, Ed. Rolf Pipping, Verse 136f; 150–155; dagegen Thomas Lindqvist, Kreuzzüge, S. 54 ff. Siehe Rydberg, ST, Bd. I, Nr. 52, S. 106–109 und Nr. 111, S. 219–221; vgl. Leopold Karl Goetz, Handelsverträge, S. 14 ff. Handelsvertrag von 1269: Druck in ST, Bd. I, Nr. 118 [dort auf die ersten Monate von 1270 datiert], S. 229–241; auch in DS, Bd. II, Nr. 1712, S. 651–653 [dort: 1269]; vgl. ausführlich. Leopold Karl Goetz, Handelsverträge, S. 90–161. „veniunt in Berkö, in regno regis Nogardensium, erunt sub pace et protectione regis et Nogardensium …“ (in: ST, Bd. I, Nr. 118, S. 229); Björkö ist eine Insel im Finnischen Meerbusen südlich von Wiborg und nördlich von Süstebäck. „Cum autem mercatores veniunt in aquam, que dicitur Nv, fruentur libertate, quam ab antiquo in omnibus habuerunt“ (in: ST, Bd. I, Nr. 118, S. 229). Die gesamten Unterlagen dieses Vertragsschlusses (einschließlich der deutschen Forderungen) fanden sich im lübischen Archiv, sie sind gedruckt bei Friedrich Georg v. Bunge, LECUB, Bd. I, Nr. CDXIII und CDXIV; vgl. ST, Bd. I, Nr. 118, S. 240. Der deutsche Text in: ST, Bd. I, Nr. 118, S. 230. Vgl. Jutikkala/Pirinen, Geschichte, S. 41. Vgl. über Tyrgils Knutsson († 1306) zuletzt: Seppo Suvanto, in: BLF, vol. I (2008), S. 701–703. Den Streit, ob dies 1292 oder 1293 geschah, hat Sven Axelson (in: HTF, årg. 50 (1965), S. 25–29 überzeugend für 1293 entschieden.
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nem alten Handelsplatz des damals noch schiffbaren Mündungsarms des Vuoksi und eroberte die karelische Burg Käkisalmi, den Hauptort LadogaKareliens. In Landskrona (wo 400 Jahre später St. Petersburg entstand) legte er eine Schanze an104. In der Folge siedelten Schweden nicht nur auf der Ostseite des Kymmene älvs, sondern seit dem Ende des 13. Jahrhunderts auch an der Küste Ostbottniens bis zum Fluß Vetil an der alten Grenze Kareliens105 und teilweise auch die schiffbaren Flüsse hinauf. Dies sollte die Verbindung zwischen Schweden und Finnland stärken. Es folgten dreißig Jahre lang Kämpfe zwischen den Schweden und Novgorod, die durch Vermittlung deutscher Kaufleute erst 1323 im Frieden von Nöteborg beendet wurden. Der Vertrag106 legte zwei Grenzen durch Nordfinnland: Die westliche verlief vom finnischen Meerbusen nordwestlich bis zum bottnischen Meerbusen, die östliche ging stracks nordwärts bis zum Eismeer107. Sie schlug Westkarelien und Savolax einschließlich Savonlinna zu Finnland, mit der Folge, dass nun auch dort die schwedische Besiedelung wuchs108. Dagegen kamen Ostkarelien und Ingermanland zu Novgorod. Der zwischen beiden liegende Teil von Norrbotten unterlag der gemeinsamen Besteuerung beider Staaten. Die Auseinandersetzungen des Jahres 1337 endeten mit dem Vertrag von Dorpat 1338 und einem Protokoll der Schlichtung Bischof Engelberts vom 17. Mai 1338, mit dem auch alle anderen Streitigkeiten beendet wurden109. Während der Unmündigkeit Magnus
104 Vgl. Thomas Lindqvist, Kreuzzüge, S. 56 f. 105 Vgl. Armas Luukko, Art. Kolonisation, Finland, in: KLNM, Bd. VIII (1963, Sp. 660 f. 106 Der Frieden wurde am 12. August 1323 in der russischen Grenzfeste Oreˇsek, fin. Pähkinäsaari, schwed. Nöteborg, deutsch Schlüsselburg (an der Südwestecke des Ladogasees) geschlossen, Druck in: HU, Bd II, Nr. 410 und ST, Bd. I, Nr. 205, S. 434–513 mit Erläuterungen; vgl. Leopold Karl Goetz, Handelsverträge, S. 171 ff. 107 Ihre genaue Lage ist streitig, vgl. Jarl Gallén/John H. Lind, Nöteborgsfreden, del I, S. 55 ff; 87 ff; del II, S. 302 ff; sie haben einen genaueren Grenzverlauf vorgeschlagen. Danach begann er an der Mündung der Neva, lief um Olavinlinna herum nordwestlich, bog im Siittisee (bei Varkaus) nach Norden ab und knickte beim Wasserfall Karjalan (Karjalankoski, im Nilsiä) nach Westen um, verlief westlich bis zum Wasserfall Kolimankoski, durchschnitt die Seen Kolimajärvi und Pyhäjärvi in nördlicher Richtung und folgte dann nordwestlich dem Lauf des Flusses Pylä (Pyhäjoki oder Petäjoki) bis zur Mündung im Bottnischen Meerbusen, wo der Stein Hanhikivi die Grenze markierte; vgl. Karte 25 (oben S. 624), die Karte in Gallén/Lind, ebda , del II, S. 497f und Karte in Art. Rigsgrænse, in: KLNM, Bd. XIV (1969), Sp. 205f; vgl. auch Kustaa Vilkuna, Nöteborgsfreden (1961); Kari Tarkiainen (2008), S. 105. 108 Vgl. Karte 2 bei Jutikkala/Pirinen, Geschichte (im Anhang); Armas Luukko, Art. Kolonisation, Finland, in: KLNM, Bd. VIII (1963, Sp. 663); Jarl Gallén, östgräns, 1968. 109 Vertrag von Dorpat 1338 in: HU, Bd. II, Nr. 614; das Protokoll vom 17. Mai 1338 in HU, Bd. II, Nr. 615, S. 270f; vgl. Leopold Karl Goetz, Handelsverträge, S. 174–178.
Die Besiedelung Finnlands
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Erikssons (1319–1331) verwalteten die Burgherren von Åbo und Wiborg Finnland weitgehend selbständig. 6. Der Kreuzzug 1348–1351 Da die heilige Birgitta110 in Schweden ein Kreuzzugsfieber entfachte, unternahm Magnus Eriksson 1348 einen Kreuzzug zur Neva, an dem nicht nur Schweden und Finnen, sondern auch Deutsche und Norweger beteiligt waren. Die allgemein grassierende Pest111 verhinderte jedoch jeglichen Erfolg, so daß der Friede von Dorpat (Tartu) 1351 die Einigung von 1338 wiederholte112. Danach führte jedoch Magnus Eriksson in Finnland mannigfaltige Reformen durch und benutzte seine dortige Stellung als Machtposition gegen den schwedischen Adel113. Am 15. Februar 1362 verlieh König Håkon Magnusson (1362–1364) Finnland das Recht, gleichberechtigt an der schwedischen Königswahl teilzunehmen114. Diese Urkunde ist in MELL, Kgb, c. 1 eingegangen115. Jedoch brauchte der neugewählte König seine Eriksgata nicht persönlich auf Finnland auszudehnen, es genügte vielmehr, dass der Drost oder ein Mitglied des Reichsrates zusammen mit dem Bischof von Åbo dort den Königseid leisteten und den Treueid Finnlands entgegennahmen116. Achtzig Jahre später wurde dort auch Christoffers Landslag eingeführt, wie denn zuvor dort schon Magnus Erikssons Stadslag seit der Mitte des 14. Jahrhunderts galt117. 110 Vgl. über die heilige Birgitta (1303–1373) Päivi Setälä/Anneli Mäkelä-Abitalo, in BLF, vol. I (2008), S. 73–76. 111 Vgl. Lars Arne Norborg, Art. Pest, Sverige, in: KLNM; Bd. XIII (1968) Sp. 246–248; Andreas Holmsen, manndauen (1984). 112 Vgl. Jutikkala/Pirinen, S. 49 f. 113 Vgl. Ingrid Bohn, S. 68 ff. 114 Urkunde, Uppsala d. 15. Febr. 1362 in: Reinhold Hausen, FMU Nr. 695: König Håkon Magnusson erkennt dem finnischen Rechtsprecher und 12 Männern das Recht zu, auf der Mora äng bei Uppsala – zusammen mit den Abgesandten der übrigen Rechtsbereiche – an der Königswahl teilzunehmen (auch in: desselben, Bidrag till Finlands Historia, Bd. I, S. 455f [mit Facsimile]). Allerdings heißt Finnland hier „Österland, det är et Biscopsdöme oc eth lagmansdöme“ (Ostland, das ist ein Bistum und ein Rechtsprecherbezirk), vgl. auch den Vertrag von Jönköping im Jahre 1357: „omnes terras Osterlandiarum videlicet dioecesim Aboensem“ bei Carl Gustaf Styffe, Unionstiden, S. 401, Fn. 1; vgl. KrLL, Kgb, c. 3: pr (SGL, Bd. XII, S. 14). 115 MELL, Kgb, c. 1 (SGL, Bd. X, S. 5: „Siunda ær abo biskops döme“, mit den Ergänzungen Schlyters in Fn. 44). 116 KrLL, Kgb, c. VI: 2 (SGL, Bd. XII, S. 24); die Stelle fehlt in MELL, Kgb, c. 7. 117 Dass MEStL auch in Finnland galt, folgt aus seinem Kmb 34: 3 (SGL XI, S. 223), wonach die Finnen (außer denen aus Åbo) ihren Handel nur in Stockholm tätigen
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7. Finnland in der Kalmarer Union Nachdem die skandinavischen Reichsräte Erich von Pommern118 1396 zum ersten Unionskönig gewählt hatten, wurde auch Finnland Teil der Kalmarer Union (1397–1523)119. Margarete und Erich von Pommern förderten die schwedische Ansiedlung, sie reformierten die Besteuerung, teilten die Burgprovinzen in Verwaltungsgemeinden und ordneten die Rechtsprechung neu. Die Zweiteilung des finnischen Rechtsbereiches in einen südlichen und einen nördlichen geht auf die Urkunde von 1435120 zurück, sie findet sich in Christophers Landslag, Kgb c. 1: 1121. Dieser König mußte Karl Knutsson122 (1409–1470) die Burgprovinz Wiborg als Lehen überlassen. Ihm folgte Erik Axelson Tott (ca 1420–1481)123, der nicht nur diese Provinz innehatte, sondern ganz Finnland regierte und 1475 Olavinlinna gründete. Nach seinem Tode erwarb der schwedische Reichsverweser Sten Sture124 die Macht in Finnland, aber im Kampf mit dem Dänenkönig Christian II (1513–23) siegte dieser 1520 und besetzte Finnland. Erst im Herbst 1523 gewann Gustav Vasa (1521–60) dort die Macht125.
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sollen; Axel W. Liljenstrand, Helsingelagen S. 1 weist darauf hin, dass ChrLL, Bb 23: 2 (SGL 12, S. 173) auch für Finnland ausnahmsweise das Aufstellen von Speeren für die Elchjagd (ælgia spiut) erlaubt hat. Vgl. über Erik von Pommern zuletzt Lena Huldén, in: BLF, vol. I (2008), S. 200–202. Vgl. Ingrid Bohn, S. 88 ff. Urkunde, Stockholm d. 29. Okt. 1435, in: Reinhold Hausen, FMU, Nr. 2159 [Text. nur in: REA Nr. 456, Stockholms slott, dieses Datums, S. 349f]: „thy haffuum vi … skipt oc lagth biscopsdømeth j twa dela … swa at en deelen ær Sudherfinne oc thes skær, Nylandh, øster ok vester Karelen oc Tauastelandh, thet skal vara en lagsaga oc haffua en lagman; annar delen ær Norfinne oc thes skær, Satagund øfra oc nidhra Norrabotn oc Alandh, thet skal oc vara en lagsaga oc haffua sin sinderlika lagman“ (Deshalb haben wir … verordnet und das Bistum [Åbo] in zwei Teile geteilt …, so dass ein Teil Südfinnland ist und seine Schären, Nyland, Ost- und Westkarelien und Tavastland; dies soll ein Rechtsbereich sein und einen Rechtsprecher haben. Der andere Teil ist Nordfinnland und seine Schären, Satakunta, oberes und niederes Norrbotten und Åland; das soll auch ein Rechtsbereich sein und seinen besonderen Rechtsprecher haben). KrLL, Kgb, c. I: 1 (SGL, Bd. XII, S. 12); jedoch sollte die Waffenschau für beide Rechtsbereiche in Åbo stattfinden, Kgb, c. 11: 1 (SGL, Bd. XII, S. 29). Vgl. über Karl Knutsson (Bonde): zuletzt: Lena Huldén, in: BLF, vol. I (2008), S. 394–396. Vgl. über den Reichsrat Ivar Axelson Tott zuletzt: Seppo Suvanto, in: BLF, vol. I (2008), S. 696 – 697. Vgl. über den Riksförestandare Sten Sture den yngre (1492/93–3. Mai 1520) zuletzt: Lena Huldén, in: BLF, vol. I (2008), S. 632–634. Vgl. Jutikkala/Pirinen, Geschichte, S. 71–75; Jouko Vahtola, Art. Finnland, in LexMA, Bd. IV (2002), Sp. 478–483 (481f).
Ländliches Recht in Finnland
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C. Ländliches Recht in Finnland I. Finnisches und schwedisches Recht Als die Schweden nach Finnland einwanderten trafen sie – wie gezeigt – auf einheimische Stämme, die ihre jeweils eigene (ungeschriebene) Rechtsordnungen besaßen. Andererseits brachten die schwedischen Einwanderer ihr heimisches Recht zu den neuen Wohnsitzen mit. Es ergab sich deshalb häufig die Frage, welches Recht im Streitfall anzuwenden war. Da finnisches Recht nur mündlich überliefert war, kennen wir seinen Inhalt nicht insgesamt, sondern nur in Bruchstücken, die in der Volksdichtung, in Sagen oder anhand von Urkunden oder Urteilen überliefert sind. Die von Kauko Pirinen als finnisch genannten126 Rechtsinstitute Frauenkauf, Kindesaussetzung, Gottesurteile, Zweikampf, Blutrache und Steinigung sind auch in Skandinavien bekannt und muten zum Teil (Gottesurteile, Steinigung) christlich an. Die dahinter stehende Rechtswirklichkeit kann man nur schwer in Zeit und Raum einordnen. Pirinen vermutet, dass man das Familienrecht als erstes festen Regeln unterworfen hat. Die Sprachwissenschaft unterscheidet rein finnische Worte, wie käräjät (Thing), käräjämäki (Thinghügel) von jüngeren Lehnworten, wie sakko (saköre, Geldbuße), tuomio (dom, Urteil), tuomari (domare, Urteiler). Rechtssprichworte spiegeln zuweilen altes finnisches Recht: „mäillä käräjät käydään“ (auf einem Hügel wird Thing gehalten), gegen geschriebenes Recht wendet sich der Spruch: „oma löytty, vieras varastettu“ (der Fund ist Eigenes, das Gestohlene Fremdes). Weil der Sprachunterschied zwischen Finnen und Schweden erheblich war, teilte man Kirchspiele, in denen beide Volksgruppen siedelten, in zwei Thingbezirke mit gemeinsamer Thingstatt127, ein Zeichen dafür, daß zwischen ihnen ein gutes Verhältnis bestand. 126 Kauko Pirinen, Art. Finlands rättssedvänjor, in: KLNM, Bd. IV (1959), Sp. 271. 127 Am 26. Nov. 1418 hielt der Hardenhauptmann Sone Sonesson ein „hærædhz thingh hiolth meth thøm aff Wemo aff finska rætten widh kirkione widh soknstuffunne“ (Hardenthing, gehalten mit denen von Wemo, finnischen Rechts, bei der Kirche, in der Kirchspielstube); Druck in SD Nr. 2546 (SDHK-Nr. 19 175), worüber er einen dombreff vppa Helsingaby oc Kutkuma øø„ (einen Urteilsbrief auf Hälsingaby und der Insel Kutkoma) ausfertigte, und Nils Olfosson von Särkilaks urteilte auf dem Landesgericht in Åbo am
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Einiges vermag auch die Archäologie beizutragen: In Westfinnland hat man zwei Richterringe ausgegraben, nämlich in Eura und im Kirchspiel Kumo (Kokemäki) beide in Satakunta. Sie weisen gewöhnlich Sitze aus zwölf Steinen auf (für zwölf Richter oder Ausschußmitglieder), mit einem dreizehnten (als Platz des Angeklagten ( ? ) in der Mitte128. Wie in Schweden sind diese Richterringe auf Gräbern aus dem sechsten bzw. siebten Jahrhundert errichtet. Thing wurde also an historischer Stätte gehalten. In Finnland liegen sie auf Hügeln, wie denn dort auch Thing auf einem Hügel (käräjämäki, Thinghügel) gehalten wurde. Die christliche Parallele dazu ist die Thingstätte in Eura auf dem Kirchhof, genannt 1429129. Der Thinghügel in Kumo (Kokemäki) ist in einer Urkunde von 1463 genannt130.
II. Wie kam schwedisches Recht nach Finnland? Bliebe noch zu klären, wie schwedisches Landschaftsrecht nach Finnland gelangte. Zwar zeigen die ältesten Urkunden das finnische Rechtsleben unter starkem schwedischen Einfluß, doch ist streitig, ob dieser auf den Kontakten der Finnen mit den benachbarten Schweden und ihren Einwanderern beruhte131, oder ob der schwedische König bereits zur Zeit der schwedischen Landschaftsrechte versucht hat, geschriebenes schwedisches Recht in Finnland einzuführen132.
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29. April 1446 in einem Grenzstreit zwischen Mäkis by im Kirchspiel Lundh „i finska rätten“ und „i svenska rätten“ im selben Kirchspiel, zitiert bei Carl Gustaf Styffe, Unionstiden, S. 410, Fn. 3; Henrik G. Porthan berichtet in seinem Chronicon S. 318 über einen Urteilsbrief von 1474, der im selben Kirchspiel „then raaen, som skiller ath finske retthen och svenske retthen“ festlegt (die Grenze, die das finnische und das schwedische Recht scheidet), vgl. Styffe, ebda; Oskar Fredrik Hultman, finlandssvenskarna, S. 55–61. Vgl. Nils Cleve, Art. Dómhringr, Finland, in: KLNM, Bd. III, (1958), Sp. 167f; Kauko Pirinen, Art. Finlands rättssedvänjor, in: KLNM, Bd. IV (1959), Sp. 271 f. FMU Nr. 1881 v. 19. Febr. 1429, Druck in REA Nr. 428, Eura, dieses Datums, S. 325: „hæredsztingh hwlth j Efra soken wijd kirkiona“ (Hardenthing, gehalten im Kirchspiel Eura, bei der Kirche); vgl. Nils Cleve, Art. Dómhringr, Finland, in: KLNM, Bd. III (1958), Sp. 167 f. FMU Nr. 3222 v. 29. Dez. 1463 (Harviik Japsson, Laghmann der nordfinska laghsaga hielt lagmansting in Kumo am 5. Juli 1463); vgl. FMU Nr. 3203 v. 14./21. Juli 1463 = REA Nr. 596 (Räfsteting in Åbo); Nils Cleve, Art. Dómhringr, Finland, in: KLNM, Bd. III (1958), Sp. 168. So: Jalmari Jaakkola, jus finnonicum (1940), S. 19–35 und 1942, S. 89f; Oskar Fredrik Hultman, finlandssvenskarna, S. 55–61. Ragnar Hemmer, historia (1931), S. 315–354; derselbe, Karelen (1941), S. 439–451; derselbe, tillägg (1941), S. 139 ff; derselbe, spörsmål, in: JFT 1965, S. 211–231; derselbe, fastar, in: JFT, Bd. 103, 1967, S. 221–243.
Ländliches Recht in Finnland
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Hier stehen sich zwei Meinungen gegenüber: Jalmari Jaakkola hat gemeint133, finnische Selbstverwaltungsträger hätten schwedisches Recht nach Kontakten mit schwedischen Siedlern freiwillig übernommen, ohne dadurch ihr eigenes Recht aufzugeben. Die Wirklichkeit scheint aber anders zu sein. Kauko Pirinen meint nämlich, Finnland habe schwedisches Landschaftsrecht durch die Rechtsprechung der Gerichte rezipiert, eine Ausnahme bilde nur die Einführung des Frauenfriedens in Karelien, die König Birger Magnusson (1290–1318) in einer Urkunde des Jahres 1316 angeordnet hatte134. Aus dem Brief geht hervor, dass bis dahin in Karelien schwedisches Recht nicht eingeführt war, denn dann wäre eine besonderes Statut über den Frauenfrieden überflüssig gewesen, da er bereits in den schwedischen Friedensgesetzen geregelt war. Da der Frauenfrieden nur ein Ausschnitt aus den allgemeinen schwedischen Friedensgesetzen war, liegt tatsächlich ein Maßnahmegesetz vor, vermutlich veranlaßt durch die damals in der Burg von Wiborg liegenden Truppen135. Da sich die allgemeine Einführung schwedischen (hälsingischen) Landschaftsrechts in Finnland nicht nachweisen läßt, ist der Vermutung Kauko Pirinens zuzustimmen, dass es allmählich durch die Gerichtspraxis eingeführt wurde136. Dies kann jedoch nur zutreffen, wenn die Richter staatliche Beauftragte, aber nicht vom Volk gewählt waren. Für Åland sagt eine Urkunde von 1322137, dass damals in Saltvik auf Åland ein allgemeines Thing gehalten wurde. Auf solchen Landsthingen (nicht in Saltvik) waren gewöhnlich die Großen des Landes, der Propst, des Königs Vogt, der Rechtsprecher und der landsdomare (Landesrichter) anwesend. Während Vogt und Rechtsprecher königlich bestellte Amtleute waren, ist der landsdomare ursprünglich vom Volk gewählt worden138. In den Urkunden tritt er aber erst 1401 und später auf. Er war ein wirklicher Richter, der bei der Auflassung von Grundstücken als forskilaman 133 In: Historialinnen Aikakauskirja 1940, S. 35 [Übers. bei Ragnar Hemmer, finska elementet in: HTF, årg. 46 (1961), S. 104]. 134 Urkunde FMU, Nr. 275, Yninge, d. 1. Okt. 1316 [neuschw. Übers.: Ragnar Hemmer, historia, S. 349]; vgl. Kauko Pirinen, Art. Finlands rättssedvänjor, in: KLNM, Bd. IV (1959), Sp. 273f; Ragnar Hemmer, finska elementet in: HTF, årg. 46 (1961), S. 111. 135 Deshalb ist die Urkunde nicht Ausdruck für den Willen des Königs, in Karelien allgemein schwedisches Recht einführen zu wollen, wie Jaakko Forsman, I, S. 166 will; vgl. Ragnar Hemmer, historia, S. 349 f. 136 Dem stimmt auch Ragnar Hemmer, finska elementet in: HTF, årg. 46 (1961), S. 111f zu. 137 REA Nr. 29, Saltvik, d. 15. März 1322, S. 19: „in communi placito octo firmariis, dictis fastum subscriptis [folgen die Namen] cum Jacobo, tunc exactore in Alandia, forskiælaman, secundum consuetudinem et leges terre per scotationem fecimus confirmari“; vgl. Ragnar Hemmer, historia, in: JFT 1931, S. 325, 327. 138 Vgl. Väino Voionmaa, S. 85f; 89f; 143; Ragnar Hemmer, historia, in: JFT 1931, S. 326 ff.
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oder prolocutor auftrat, wie es MELL, Egnb c. 12 vorschreibt139, also die Stellung eines Hardenhauptmanns bekleidete, der unter dem Namen häradshövding allerdings in Finland erst 1411 nachweisbar ist140. Im südwestlichen Finnland finden sich bereits im 14. Jahrhundert Rechtsprecher141. Ob sie früher vom Thing gewählt wurden, läßt sich nicht sicher feststellen, doch scheinen sie im 14. Jahrhundert bereits dieselbe Stellung gehabt zu haben, welche die Rechtsprecher in Schweden hatten, sie waren also königliche Amtleute142. Auch in den kleineren Rechtskreisen, etwa dem Kirchspiel, amtierten in Finnland domare (Richter). In ihrer Stellung glichen sie den Hardenhauptleuten in Schweden143, da sie ebenfalls als forskilamæn bei Grundstücksauflassungen amtierten. Nun sind in Finnland außer den bisher genannten Richtern auch die Schloßhauptmänner in ihrer Eigenschaft als königliche Repräsentanten als Richter tätig geworden, die im Namen des Königs Recht sprachen144. Das setzt eine Gerichtsorganisation voraus, die auf königlicher Anordnung beruhte, jedoch nicht durch bloße Gewohnheit entstanden sein kann145. Soweit das von ihnen angewendete schwedische Landschaftsrecht dem finnische Gewohnheitsrecht widersprach, werden sie als schwedische Amtleute das schwedische Landschaftsrecht vorgezogen haben.
139 So: REA, Nr. 325, Sunds kyrka, d. 8. Juni 1410, S. 240: „trættonde forskælaman Larens Olaffson, lansdomare“ (als dreizehnter ihr Sprecher Laurenz Olafsson, Landesrichter); REA Nr. 327, Finströms kyrka omkring 1410, S. 241f: met XII fæstho ok XIII forskælæman … trættande forskalman Larens Olaffson, landzens domare„ (mit zwölf Festigern und als dreizehnten, ihr Sprecher Laurenz Olafsson, Landesrichter); FMU, Nr. 1929 (Saltvik d. 2. Dez. 1429) etc. vgl. Ragnar Hemmer, historia, in: JFT 1931, S. 327, Fn. 4. 140 Häradshövding (Hardenhauptmann) in Finland genannt in der Urkunde Åbo, d. 25. Jan. 1411, in: REA Nr. 329, S. 243 (herædzhøffdinge); vgl. H/W, landslag, S. LX. 141 So: REA Nr. 37, Åbo, d. 30. Aug. 1324, S. 23f: „Bero legifer“; vgl. Ragnar Hemmer, historia, in: JFT 1931, S. 331. 142 Vgl. Ragnar Hemmer, historia, in: JFT 1931, S. 331 f. 143 So in: FMU, Nr. 629 (Åbo, d. 20./21. Jan. 1353) und FMU Nr. 877 (Kimito, d. 20. März 1379); vgl. Ragnar Hemmer, historia, in: JFT 1931, S. 334. Die Stellung der Hardenhauptleute als forskilamæn in Schweden folgt aus MELL, Egnb, c. 12 (SGL, Bd. X, S. 102f). 144 Vgl. Yrjö Blomstedt, Art. Domare, Finland, in: KLNM, Bd. III (1958), Sp. 153. 145 Vgl. Ragnar Hemmer, historia, in: JFT 1931, S. 326 ff; derselbe, Rättsordnung II, in JFT 1943, S. 121–158 (143 ff); derselbe, finska elementet in: HTF, årg. 46 (1961), S. 112; Kauko Pirinen, Art. Finlands rättssedvänjor, in: KLNM, Bd. IV (1959), Sp. 274.
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III. Grundstücksübertragungen Um etwas über altfinnisches Recht zu erfahren, ist in zwei Abteilungen des Rechts die Urkundenüberlieferung so reichhaltig, dass wir das dort angewendete Recht ermitteln können: Das sind einmal die Grundstücksübertragungen, deren Urkunden ihrer Bedeutung wegen erhalten geblieben sind, und das Wasserrecht, das die widerstreitenden Interessen verschiedener Bevölkerungsgruppen regelte. Der Urkundenstrom beginnt jedoch erst im 14. Jahrhundert zu fließen. Seit dieser Zeit gibt es urkundliche Beweise, dass in Finnland verschiedene Rechte galten. So wird 1319 eine Grundstücksübertragung mit Altenteilsvorbehalt (sytning) „secundum leges terre“ vorgenommen146, in Åland wird 1322 ein Grundstück „secundum consuetudines et leges terre“ übertragen147 und noch 1401 wird ein Grundstück „epther thy som gamul sidhwænia och Alandh retther ok lagh vthuisa (nach dem, was alte Gewohnheit und åländisches Recht und Gesetz ausweisen) verkauft und „met allom Alandszkom reth“ (mit allem åländischem Recht) übereignet148. Das Wort „lag“, „lex“ bedeutet in der Sprache des schwedischen (und finnischen) Mittelalters eine gewillkürte Rechtsetzung, der Plural „lag“, „leges“ dagegen schriftlich aufgezeichnete Rechtsregeln149. In Egentliga Finland wurde 1335 getauschtes Land, das finnischem Recht unterlag, („bona iuri finnonico subiecta“) „secundum morem terre“ übertragen150, also nach finnischem Gewohnheitsrecht. Danach war also jede finnische Landschaft – wie in Schweden – ein eigener Rechtsbereich. Da aber häufig Finnen und Schweden dieselbe Landschaft bewohnten, heißt eine Grundstücksübertragung „secundum consuetudinem et leges terre“151 wohl nichts anderes als das dort insgesamt geltende Recht, es umfaßt also sowohl
146 REA, Nr. 26, Tavastehus, d. 4. Nov. 1319, S. 17: „Hec enim donacio jure et legittime secundum leges terre data fuit“ und ebda Nr. 46, d. 21. Sept. 1328, S. 28f: „secundum leges terre“; vgl. Kauko Pirinen, Art. Finlands rättssedvänjor, in: KLNM, Bd. IV (1959), Sp. 272. 147 REA, Nr. 29, Saltvik d. 15. März 1322, S. 19; Ragnar Hemmer, finska elementet, in: HTF, årg. 46 (1961), S. 106. 148 REA, Nr. 293, Stockholm, d. 29. Juli 1401, S. 219; vgl. Kauko Pirinen, Art. Finlands rättssedvänjor, in: KLNM, Bd. IV (1959), Sp. 272 f. 149 Vgl. Rudolf Tengberg, S. 55, Fn. 1; H/W, SLL, Bd. III (SdmL), S. XXX; Gerhard Hafström, Land2, S. 29; Ragnar Hemmer, finska elementet in: HTF, årg. 46 (1961), S. 107 f. 150 REA, Nr. 79, d. 30. Apr. 1335, S. 49f, vgl. auch dort Nr. 108, d. 8. April 1345, S. 67f: secundum leges terre“; Kauko Pirinen, Art. Finlands rättssedvänjor, in: KLNM, Bd. IV (1959), Sp. 273. 151 So in REA Nr. 29, Saltvik, d. 15. März 1322, S. 19f; vgl. Ragnar Hemmer, finska elementet, in: HTF, årg. 46 (1961), S. 106.
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mündlich überliefertes finnisches Gewohnheits- als auch schwedisches geschriebenes Recht152. Im schwedischen Grundstücksrecht ist die Landübereignung durch acht fastar im Hälsingelag (in HL, Jb, c. 4) und – bei Übereignung vor dem Thing – in VmL II, Jb c. 2), bezeugt153. Die finnischen Urkunden kennen acht Festiger und einen Vorsprecher154, aber auch acht Festiger mit Sprecher in zwei Abteilungen, von denen jede eine Partei ernennt155, acht Festiger in zwei Abteilungen156 und schließlich zwölf Festiger in zwei Abteilungen mit Sprecher157. Die finnischen Urkunden verzeichnen also teils acht teils zwölf Festiger, diese in Vånå 1329, Bjärnå 1330, Virmo 1345, Euraåminne 1346, Halikko 1352 und in Bjärnå 1353. Während HL (Jb, c. 4158) bei Grundstücksübertragungen acht Festiger vorsah, sind es nach MELL (Egnb c. 12159) zwölf. Nach Ragnar Hemmer haben sich die finnischen Grundstücksauflassungen zunächst nach HL, später (bereits seit der Ur152 Vgl. Ragnar Hemmer, finska elementet, in: HTF, årg. 46 (1961), S. 109f; Kauko Pirinen, Art. Finlands rättssedvänjor, in: KLNM, Bd. IV (1959), Sp. 273 f. 153 HL, Jb, c. 4 (SGL, Bd. VI, S. 62): „pæssær fastær skulu gildir wæræ at allum iorpæ köpum, sum gifwas ok takas foræ kyrkiu sokn æller a pingi. göörs æy swa pa ær æy laghlikæ köpt“ (diese Festiger sollen rechtsgültig da sein bei allen Landkäufen, die gegeben oder genommen werden vor den Kirchspielleuten oder auf dem Thing. Geschieht das nicht, so ist nicht rechtsgültig gekauft); vgl. Karl Lehmann, Festiger, S. 140; Ragnar Hemmer, historia, in: JFT 1931, S. 338 ff 346 ff; derselbe, elementet, S. 104f; 109. Dagegen meint Jalmari Jaakkola, in: Historialinnen Aikakauskirja (1942), S. 89 f, es handele sich dabei um eine altfinnische Rechtstradition, die später schwedisch beeinflußt sei. 154 Acht Festiger und ein Vorsprecher in: REA Nr. 29 (Saltvik 1322); Nr. 46 (jord i Sund 1328); Nr. 127 (jord in St. Marie 1347) und in FMU Bd. I, Nr. 823 (Tövsala 1374); vgl. Olav Ahlbäck, fastar, in: HTF 1969, S. 99–106 (S. 101). 155 Acht Festiger mit Sprecher in zwei Abteilungen in: REA Nr. 17 und 48 (Pargas 1329 in der Kirche); Nr. 59 (jord i Sund 1330); Nr. 86 (Åbo 1336); Nr. 94 (Åbo 1338); Nr. 133 (jord i Lokalax 1350); Nr. 203 (jord i Nykyrka på Bastö i Finström 1367); Nr. 205 (Finström 1368 in der Kirche); vgl. Olav Ahlbäck, fastar, in: HTF 1969, S. 101. 156 Acht Festiger in zwei Abteilungen in: FMU, Bd. I, Nr. 396 (Åbo 1332); REA Nr. 150 (Halikko 1352, in der Kirche); vgl. Olav Ahlbäck, fastar, in: HTF 1969, S. 101 f. 157 Zwölf Festiger in zwei Abteilungen und Sprecher in: REA Nr. 47 und 48 (Vånå 1329 in der Kirche); Nr. 150 (Halikko 1352 in der Kirche); in REA Nr. 55 und 56 werden bei einer Seelgabe in Bjärnå zwölf Zeugen genannt; die jedoch Festiger waren, da in UL, Kkb c. 14; VmL II, Kkb c.13 und HL, Kkb c. 14 auch Seelgaben mit Festigern zu übertragen waren; ferner in REA Nr. 115 (teils in Virmo kyrka 1345 und teils in Euraåminne 1346); vgl. Karl Lehmann, Festiger, S. 139; Olav Ahlbäck, fastar, in: HTF 1969, S. 102. 158 Hälsingelag, Jb, c. 4 (SGL, Bd. VI, S. 62). 159 MELL, Egnb, c. 12 (SGL, Bd. X, S. 102).
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kunde vom 20/21. Jan. 1353160) nach MELL gerichtet, doch zeigt die verschiedene Zahl der Festiger in den finnischen Urkunden, die keiner Regel zu folgen scheint, daß hier noch andere Umstände vorliegen können. Nun haben sowohl Gerhard Hafström als auch Olav Ahlbäck geltend gemacht161, daß die Fälle, wo die Festiger je zur Hälfte von einer Partei benannt werden und in zwei Abteilungen auftreten, in den schwedischen Landschaftsrechten bei der Verlobung einer Frau auftreten162, aber bei der Grundstücksauflassung bereits verlassen waren163, so daß die Zweiteilung einer älteren Rechtsschicht angehört, die der alten Familiengesellschaft eigen war. Die Zweiteilung bei der finnischen Auflassung läßt hier eine ältere Rechtsschicht zutage treten, die wahrscheinlich dem finnischen Gewohnheitsrecht angehört. Sie ist nur durch den Zwang, die Auflassung in der Kirche oder auf dem Thing vorzunehmen, vom schwedischen Recht beeinflußt164. Da die zwölf Festiger bereits vor der Fertigstellung von MELL in Finnland auftreten, ist Hemmers Meinung, dieses Gesetz seit 1353 in Finnland eingeführt, kaum zu halten165. Dass die schwedischen Siedler nördlich von Hälsingland und Ångermanland nach Hälsingerecht lebten, zeigt eine Urkunde Magnus Erikssons vom 16. März 1340166, die bestimmte, dass diese (im Frieden von Nöteborg 160 FMU, Bd I, Nr. 629 v. 20/21. Jan. 1353, dort heißt es: „wi hawm sköt ok vplatit eftir landæ laghum medh twem widperuæru mannum … mether tolf fastum …“ (wir haben geschenkt und aufgelassen nach dem Gesetz des Landes mit zwei anwesenden Männern … mit zwölf Festigern). Die beiden Urkunden REA Nr. 47 und 48, beide Vånå, d. 6. Juni 1329, S. 29f, dieselben Grundstücke betreffend, haben für verschiedene Grundstücke je vier und je sechs Festiger, von denen jeweils die Hälfte von jeder Partei benannt ist. 161 Vgl. Gerhard Hafström, Art. Fastar, in: KLNM, Bd. IV, Malmö 1959, Sp. 191–194 (194); Olav Ahlbäck, Fastar, S. 104 f. 162 Vgl. etwa UL, Äb c. 1: 1; 18 (SGL, Bd. III, S. 104; 123); HL, Kkb c. 15:1; Äb c. 1: 1 (SGL, Bd. VI, S. 12; 28); wo jede Familie vier Festiger ernannte und VmL II, c. Äb c. 1: 1, wo jeweils zwei Festiger ernannt wurden. 163 Anders nur in dem altertümlichen VmL I, Bb c. 3 (SGL, Bd. V, S. 27). 164 Vgl. Olav Ahlbäck, Fastar, S. 104f; anders: Ragnar Hemmer, finska elementet in: HTF, årg. 46 (1961), S. 109; Gunvor Kerkkonen, Helsingerätt, in: JFT 1966, S. 114–129. 165 Anders denn auch: H/W, landslag, S. LX, Nr. 8), die für die Anwendung von MELL auf einen Festigungsbrief mit zwölf Zeugen des dommare Åke Sack auf dem Socknatingh vid kirkiobyn I Kimmetoo (Kirchspielthing im Kirchdorf Kimmetoo) vom 20. März 1379 (in: FMU, Nr. 877) verweisen. 166 Vgl. DS, Bd. IV, Nr. 3473, Telge, d. 16. März 1340, S. 700f: („att the landzende wårtt Rijkes som widh Helsingeland och Ångermanaland liggiandes äre benemdh Laepmark … att the niuta och bruka förnempde Helsingelandz lag och sedwengio“ (dass die Landesteile unsere Reiches, die bei Hälsingland und Ångermanland liegen, genannt Lappmarken, vornehmlich das Recht und die Sitten Hälsinglands nutzen und brauchen); vgl. Gerhard Hafström, rättskällor, S. 47 f.
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1323 erworbenen) Gebiete im Norden des Bottnischen Meerbusens – aber wohl auch die von schwedischen Siedlern bewohnten Bereiche Ostbottniens – nach Hälsingerecht leben sollten. Darüber hinaus galt Hälsingelagen wohl auch in anderen Teilen Finnlands167, vor allem in Westfinnland, bis es gegen Ende des 14. Jh. von MELL abgelöst wurde168. Der Erläuterung bedarf noch eine finnische Landübereignung von 1344: Sie wurde auf dem Landschaftsthing von Satakunta vorgenommen, worüber der Rechtsprecher Jakob Andersson ein schriftliches Zeugnis ausfertigte169. Drei Jahre später mußte er seine frühere Urkunde berichtigen170. Die Berichtigung fertigte er „secundum legum nostrarum statum“, dabei nannte er sich „legifer parcium orientalium iuris finnonici“. „Ius fennonicum“ ist hier ein geographischer Begriff, er meint allgemein das in Finnland geltende, also geschriebenes hälsingisches und ungeschriebenes finnisches Gewohnheitsrecht171. Im übrigen finden sich in späteren Urkunden durchweg zwölf Festiger172, so dass MELL tatsächlich spätestens 1379 auch Finnland erreicht hat und damit dem schwedischen Rechtskreis eingegliedert war.
IV. Wasserrecht in Finnland Besondere Verhältnisse weist Finnland im Wasserrecht auf: In Karelien bestanden große Fischwassergemeinschaften, denn der Frieden von Nöteborg (1323) hat nicht nur drei karelische Gislalagh (Kirchspiele)173, „pro ami167 Vgl. H/W, SLL, Bd. III, S. LX; Axel Nelson, Lex Helsingiae, S. XXXI f; Kauko Pirinen, Art. rättssedvänjor, in: KLNM, Bd. IV, Sp. 271 ff. 168 Vgl. Ragnar Hemmer, historia, in: JFT 1931, S. 315–354, derselbe, tillämpning, in: JFT 1963, S. 84–101. 169 Druck in: FMU, Nr. 487 (1344). 170 Druck in: FMU, Nr. 518 (1347); vgl. Ragnar Hemmer, finska elementet in: HTF, årg. 46 (1961), S. 109 f. 171 Vgl. Kauko Pirinen, Art. Finlands rättssedvänjor, in: KLNM, Bd. IV (1959), Sp. 273, der allerdings leges und consuetudines irrig gleichzusetzen scheint; richtig dagegen: Ragnar Hemmer, finska elementet in: HTF, årg. 46 (1961), S. 109 ff. 172 Vgl. etwa REA Nr. 175, Borgå, d. 8. Jan. 1362, S. 114; REA Nr. 325, Sunds kyrka, d. 8. Juni 1410, S. 240f, doch hat REA Nr. 203, Helges af Bastö gård, d. 4. Okt. 1367, S. 135 noch eine Grundstücksverpfändung mit acht Festigern; ebenso REA Nr. 205, Finströms kyrka, d. 1. Nov. 1368, S. 136 (acht Festiger). 173 Aschw. giszlalagh, fin. kiblakunta, estn. kibelkond, bedeutet eine Gruppe von steuerpflichtigen Menschen, die Geiseln stellten, um die Ansprüche des Steuerforderers zu sichern, dann aber auch eine zusammengehörige Menschengruppe, vgl. Kustaa Vilkuna, Art. Gisslalag, in: KLNM, Bd. V (1960), Sp. 327–329.
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citia“ den Schweden überlassen, nämlich Sawolax, Jæskis und Ægrepe (Eurepä), sondern der Vertrag weist auch den unter Novgoroder Herrschaft bleibenden Gislalaghar die Hälfte einiger Fischwässer im Bereich von Wiborg zu174: „Nostra gislalagh de Nogardia aqua et terra [et] piscariis habent Yliueesi dimidium in omnibus istis, Cochankallio dimidium …“. Die schwedischen Könige haben – wie die Urkunden zeigen175 – die Benutzung finnischer Wasserläufe auch sonst durch hoheitliche Akte geregelt, denn sie mußten hier die aufeinanderstoßenden vitalen Interessen verschiedener Bevölkerungsgruppen ausgleichen. Die Urkunde von 1347 (ausgefertigt auf Bitten des Bischofs Hemming in Åbo176) legte fest, dass ein jeder im Fluß nur so viele Fischwerke anlegen durfte wie er (angrenzendes) Land besaß. Diese Bauten durften den Bootsverkehr auf dem Fluß nicht behindern und ein Ausschuß sollte mit Zustimmung aller Eigner feststellen, wie breit die allgemeine (unverbaute) Fahrrinne zu halten war. Dies ist nichts anderes als der allgemeine Grundsatz „pæn agher watn sum land agher“ (das Wasser gehört dem Landeigner), der sich nur in HL, Wb, c. 14: 1177 findet, so dass hier deutlich ist, dass schwedisches Recht durch königlichen Befehl nach Finnland übertragen wurde178. Unter Hinweis auf diesen königlichen Brief verbietet der Rechtsprecher in einem Urteilsbrief vom 14. Oktober 1347179, die Fahrrinne zu versperren und Fischwerke mitten im Strom zu bauen „swa som laagh sægia“ (wie das Gesetz sagt). Schließlich bestätigt die königliche Urkunde vom 13. Februar 1348, dass die Siedler nördlich des Kumo-älvs alle Wasserrechte, „effter som han æger i landeno“ (die sie von alters her haben), behalten sollen, so dass auch hier wieder auf HL zurückgegrif-
174 Frieden von Nöteborg v. 12. Aug. 1323, in: ST, Bd. I, Nr. 205 B, S. 442 = FMU, Bd. I, Nr. 313, S. 122 = DS, Bd. III, Nr. 2418; 2419.; vgl. Erik Anton Virtanen, Art. fiskeret, Finland, in: KLNM, Bd. IV (1959), Sp. 337. 175 So: Magnus Eriksson in: REA Nr. 120, Åbo slott, d. 1. Sept. 1347, S. 77 = DS, Bd. V, Nr. 4218, S. 699; Nr. 4252 (14. Okt. 1347), S. 728f und Bd. VI, Nr. 4284 (13. Februar 1348), S. 7; vgl. Ragnar Hemmer, historia, in: JFT 1931, S. 341 ff; derselbe, rättsordning II, in: JFT 1943, S. 140 ff; derselbe, rättsordning III, in: JFT 1944, S. 64f; derselbe, finska elementet in: HTF, årg. 46 (1961), S. 105; 112. 176 Vgl. über Hemming, den heiligen Bischof von Åbo (ca 1338–1366) Birgit Klockars, Biskop Hemming af Åbo (1960) und zuletzt: Arik Pekka-Palola, in: BLF, vol. I (2008), S. 317–319; 177 HL, Wb, c. 14: 1 (SGL, Bd. VI, S. 77). 178 Vgl. Karl Gustaf Westman, Kungsådran, S. 25f; Ragnar Hemmer, historia, in: JFT 1931, S. 341 f. 179 Urteilsbrief des Lagmans Björn i ström i Kumo bo, Åbo, d. 14. Oktober 1347, in: REA, Nr. 126, S. 80f = DS, Bd. V, Nr. 4252, S. 728f, der „med XII“ syne manne witner“ (mit zwölf Schaumannen als Zeugen) urteilte.
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fen wird180. Hälsingisches Wasserrecht galt in Finnland nicht nur in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts, denn eine weitere Urkunde181 zeigt, dass es auch im 15. Jahrhundert so geblieben ist182. Später hat man diesen Grundsatz allerdings aufgeweicht, denn eine Urkunde des älteren Sten Sture über Netzfischerei von 1488183 bestimmt, dass das Fischereirecht der Anrainer zwar grundsätzlich aufrechterhalten blieb, doch am Meeresstrand, an Steinstränden und bewaldeten Inseln sollte die Fischart Strömlinge frei für alle sein. Den Anrainern gesteht die Urkunde nur an zwei Tagen der Woche den ersten Netzwurf zu, im übrigen durften alle dort frei fischen. Dieser „Freiwurf“ hieß später in Rymättylä (im Erstafjärden von Åbos Skärgård) ‚geschriebene Fahrt‘ (fin. kirjavuoro), ein Hinweis darauf, dass man zwischen geschriebenem und Gewohnheitsrecht unterschied184. Dass dieser teilweise freie Gebrauch des Fischereirechts185 in der Praxis komplizierter war als dieser Beleg zeigt, geht aus späteren Urkunden des 17. Jahrhunderts hervor186. 180 Urkunde Kumo, d. 13. Februar 1348, in: REA, Nr. 129, S. 83 = DS, Bd. VI Nr. 4284, S. 7: König Magnus Eriksson verleiht „allom thom bo nordhan Kumboaa i swenske rætten alle thera gambla inbundhna wathen oc strøma, som the aff older hafft dømon til æuerdelica ægo i watneno thær effter so han æger i landeno …“ (allen denen, die im nördlichen Kumofluß nach schwedischem Recht leben, alle ihre alten zugehörigen Wasser und Ströme, die ihnen von alters her zu ewigem Eigentum im Wasser gehören, nach dem, was sie an Land besitzen). 181 Hierher gehört auch die Urkunde in REA Nr. 337 (ca 1412–17), S. 251, wo es heißt: „the ther jnbondhen watn haffwa oc ey oppenbara hafstrand ær, tho skal hwar føre sino landhe haffwa wassa oc wærka oc frijij oc kattizzor stadh, oc æ enkanlika hwar føre sino landhe haffwa wassa oc wærka oc frijij ok kattizzor stadha, oc æ enkanlika hwar for sinom akrom oc ængiom, æpther thy som laghen wtwisa oc funneth ær hær j landhen j Konung Magnussa oc herre Arffwid Gøstafssons breffwum“ (diejenigen, die eingebundenes Wasser [Wasser im Schärgarten] haben, das kein offenbarer Meeresstrand ist, sollen vor ihrem Land die Freiheit haben, Schilfrohr zu hegen, (Fisch)werke und Lattenwerke zur Fischköderung zu betreiben, stets gesondert, jeder vor seinem Acker und seiner Wiese, wie es das Gesetz ausweist und hier im Lande aus den Briefen König Magnus [Erikssons] und Herrn Arwed Gustavssons folgt); Hans Hildebrand, Bd. I, S. 212 beschreibt dieses Lattenwerk und gibt eine Zeichnung der Anlage; vgl. Erik Anton Virtanen, Art. fiskeret, Finland, in: KLNM, Bd. IV (1959), Sp. 338. 182 Vgl. Joël Napoleon Lang, S. 21f; Ragnar Hemmer, historia, in: JFT 1931, S. 343; derselbe, finska elementet in: HTF, årg. 46 (1961), S. 105; Kauko Pirinen, Art. Finlands rättssedvänjor, in: KLNM, Bd. IV (1959), Sp. 274. 183 Sten Stures d. ä. Urkunde, Åbo, d. 20. Okt. 1488, in: FMU, Bd. V, Nr. 4212 (S. 217f), sie geht mindestens teilweise auf ein – sonst unbekanntes – Statut Magnus Erikssons zurück; vgl. Kauko Pirinen, Art. Rättsedvänjor, in: KLNM, Bd. IV (1959), Sp. 275; Erik Anton Virtanen, Art. fiskeret, Finland, in: KLNM, Bd. IV (1959), Sp. 338. 184 Vgl. Kauko Pirinen, Art. Rättsedvänjor, in: KLNM, Bd. IV (1959), Sp. 275. 185 Vgl. Gabriel Nikander, Allmendewasser, in: Folkliv 1938, S. 48–76 und S. 229 – 262. 186 Vgl. Erik Anton Virtanen, Art. fiskeret, Finland, in: KLNM, Bd. IV (1959), Sp. 338 f.
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V. Das Steuerbuch Erichs von Pommern Wie bereits ausgeführt187, hatte Königin Margarete Erich von Pommern nach seiner Krönung (1397 in Kalmar) zunehmend in ihre Politik eingebunden, ihm aber vornehmlich in Finnland freie Hand gelassen. Bereits vor ihrem Tode 1412 besuchte Erich Finnland zwei Mal: 1403 führte ihn seine Eriksgata dorthin und 1407 reformierte er das finnische Gerichtswesen sowie die Verwaltung und suchte die finnischen Schloßlehen eng an sich zu binden, indem er seine Vertrauensleute zu Schloßvögten ernannte188. Am 19. August 1403 fertigte er Stadtprivilegien für Wiborg aus189 und erließ eine Reihe von Regierungsmaßnahmen im eigenen Namen, so dass Finnland wieder (wie zu Birger Jarls Zeit) ein Königsland wurde, unabhängig vom schwedischen Reichsrat190. Zunächst suchte er die Steuereinnahmen zu erhöhen. Zu diesem Zweck förderte er – gegen den Widerstand der finnischen Bauern, die um ihre Jagdgründe fürchteten191 – die Neuansiedlung im bisherigen Ödland und erließ eine neue Steuerordnung, wonach die adeligen Besitzungen steuerfrei blieben, das erbliche Bauernland aber besteuert wurde. Um die Folgen dieser Maßnahme zu mildern, erhob Erich bei seiner zweiten Reise am 7. Dezember 1407 eine Reihe von Grundbesitzern in den Adelsstand und befreite sie so von der Steuerpflicht192. Erichs Steuerbuch (skattebok) von 1413 ist nur lückenhaft überliefert in Abschriften des Johannes Bureus und des Johan Hadorph193. Für Schweden werden die Lehen des westlichen Teils (Västergötland, Närke, Västmanland, Dalarne, Uppland und Västerbotten) sowie für Öland und Gotland verzeichnet, für Finland Åland, Åbo, Teile von Satakunta und Västernyland, die Lehen von Tavastehus und Korsholm (also die finnischen Teile von Östernorr-
187 Vgl. oben 5. Kap. G IV, S. 614 f. 188 Vgl. Magnus Gottfrid Schybergson, S. 33; Ingrid Bohn, S. 89 f. 189 Druck in: Adolf Ivar Arwidsson, Handlingar, Bd. I, Nr. 9, S. 8; vgl. Magnus Gottfrid Schybergson, S. 33. 190 Vgl. Jutikkala/Pirinen Geschichte, S. 59. 191 Urkunde Birger Magnussons, Stockholm, d. 1. Juni 1303, in: FMU, Bd. I, Nr. 242; vgl. Olav Ahlbäck, utmärksrätt, in: Saga och Sed 1962, S. 22–35 (S. 24 ff). 192 Druck in: SD Bd. I, Nr. 906–913 [SDHK-Nr. 16 958–16 965, alle v. 7. Dez. 1407]; in FMU tragen diese Urkunden die Nrn. 1258; 1260; 1262; 1264; 1265 und 1268; die SD-Nrn. 910 und 912 finden sich nicht in FMU; vgl. Magnus Gottfrid Schybergson, S. 34; Jutikkala/Pirinen Geschichte, S. 59. 193 Vgl. Nils Ahnlund, in: SHT, årg. 41 (1921), S. 273–287; Gottfrid Carlsson, in: SHT, årg. 73 (1953), S. 42–48 (44); Oscar Bjurling, Steuerbuch, S. 9f, der S. 25–71 das Steuerbuch rekonstruiert und S. 121–145 Facsimiles der Exzerpte bietet.
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Finnland
land [Österbotten])194. Wie bereits gesagt195, handelt es sich dabei eher um ein Verzeichnis tatsächlicher Einnahmen als um ein Verzeichnis der Steuerpflicht, doch ergeben sich auch Aufschlüsse über die Verwaltung des Landes, denn es wurde im Zuge des neuen Steuerrechts, das die steuerpflichtigen von den steuerbefreiten Landesteilen abgrenzte, in Steuerkreise und Verwaltungsbezirke eingeteilt196. Deutlich wird aber, dass Erich von Pommerns Steuerreform darauf abzielte, von Naturalabgaben zur Steuererhebung in Geld zu wechseln197. Seit etwa 1409 schlug man deshalb in Åbo und Wiborg Münzen; gleichzeitig mit der Urkunde vom 22. Nov. 1414198 legte man auch die Kurse zwischen den Münzen von Åbo, Reval und Preußen fest. Diese Urkunde vom 22. Nov. 1414199 gibt die Höhe der Steuern i Østerlanden an. Hier werden die Begriffe Rök, Krok und Bol als Besteuerungseinheiten genannt. Ein Steuerobjekt war der röker200 (lat. fumus, westfi. savu, ostfi. suitsu, bedeutet sowohl Rauch, Herd als auch Heimstatt). Die Kirche benutzte den Begriff zuerst 1331 und 1345, als Wiborg län dem Bischof jährlich „de quolibet fumo in iure Karelico duas bonas pelles siue palke, jn iure vero Helsingonico habitantes vnam marcam butiri de quolibet capite virilis uel muliebris sexus, septimum etatis sue annum completentem singulis annis teneanimi exhibere“ 201. In der weltlichen Besteuerung erscheint röker zuerst 1387 in
194 Vgl. Oscar Bjurling, Steuerbuch, S. 89 ff; die Einzelheiten in der Rekonstruktion S. 48–53 und die Karte S. 17. 195 Vgl. oben, 5. Kap., G IV, S. 615. 196 Vgl. Jutikkala/Pirinen Geschichte, S. 59. 197 Vgl. Folke Dovring, skatterna, S. 54 ff; 147; Gunvor Kerkkonen, Art. Skatter, Finland, in: KLNM, Bd. XV (1970), Sp. 437. 198 In der Urkunde Vordingborg, d. 22. Nov. 1414 (Druck: SD Nr. 2027, SDHK-Nr. 18445 = REA, Nr. 349, Vordingborgs slott, S. 260f) heißt es: „tha skulde hwar rök gøre fæm marc oc hwar krok II marc ok hwarth bool X marc oc ey meræ“ (da sollten jede Heimstatt fünf Mark, jedes Pflugland zwei Mark und jeder Hof zehn Mark zahlen und nicht mehr). 199 Gunvor Kerkkonen, Art. Skatter, Finland, in: KLNM, Bd. XV (1970), Sp. 437 verweist auf eine Steuerabrechnung von 1413 für Åbo län, wo diese Begriffe auftauchen und auf eine Steuerlehre von 1539 (FRA 1), wo sie näher erläutert sind. 200 Karl Fredrik Söderwall, Ordbok, Bd. II, S. 289, Art. röker, definiert: „eldstad, härd, hushåll, mindre jordegendom som anses tilräcklig att föda ett hushåll“; i Finland: jordområde, från hvilket en bestämd skatt utgick„ (Feuerstätte, Herd, Haushalt, kleiner Landbesitz, der als ausreichend galt, einen Haushalt zu ernähren; in Finnland ein Landstück, das eine bestimmte Steuer zu zahlen hatte). 201 Rök in: REA, Nr. 66. Vesterås, d. 14. Sept. 1331, S. 42, vgl. REA Nr. 110, Stockholm, d. 8. Sept. 1345 ( ? ) S. 69f, wo König Magnus Eriksson die Abgaben an die Priester ausführlich regelt; Aulis Oja, Art. Rök, in: KLNM, Bd. XIV (1969), Sp. 620.
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Åbo202 und wird nach 1413 die neue Steuereinheit für Åbos, Kumogårds und Korsholms län203, die später zum Teil auch auf das übrige Finnland übertragen wurde204. Im 14. Jahrhundert war röker ein kleines Landgut als Steuerobjekt (Steuergut), später – nach Aufteilung größerer Höfe auf mehrere kleine – wurden diese kleineren Höfe zusammengefaßt und als Einheit besteuert. Nach der Steuerlehre von 1539 war rök eine Anzahl Grundstücke, von denen Steuern in Form von Getreide oder in Geld zu entrichten war205. Obwohl der röker die ältere Besteuerungseinheit kroker bald ersetzte, wird er in der Urkunde von 1414 noch genannt. Kroker war ein Haken oder Pflug, in Finnland aber auch ein Landstück, das mit Pflug und Zugtieren an einem Tag beackert werden konnte (Pflugland)206; es handelt sich also um die Besteuerung des Ackerbaus207. Bol war eigentlich ein Bauernhof, in Finnland aber eine Besteuerungseinheit, nämlich eine Gruppe von Dörfern, die als Steuern festgelegte Beträge, zum Teil in Form von Erträgen der Viehzucht zahlten (Steuerhof)208.
202 So in: FMU, Bd. I, Nr. 962, Stockholm, d. 23. Juni 1387, S. 411; vgl. Aulis Oja, Art. Rök, in: KLNM, Bd. XIV (1969), Sp. 620. 203 So in: BFH, Bd. I, S. 301–319; vgl. Aulis Oja, Art. Rök, in: KLNM, Bd. XIV (1969), Sp. 620. 204 Vgl. Gunvor Kerkkonen, Art. Skatter, Finland, in: KLNM, Bd. XV (1970), der Sp. 437–440 die besteuerbaren Objekte für die finnischen Landschaften auflistet. Im 16. Jahrhundert löste dann die neue Steuereinheit mantal (Mannzahl) den rök ab, vgl. Aulis Oja, Art. Rök, in: KLNM, Bd. XIV (1969), Sp. 620. 205 Vgl. Gunvor Kerkkonen, Art. Skatter, Finland, in: KLNM, Bd. XV (1970), Sp. 437. 206 Vgl. Karl Fredrik Söderwall, Bd. I, S. 695, Art. kroker, der auf DS, Bd. IV, Nr. 366 (1334) und SD, Bd. II, Nr. 757 (1414) verweist; vgl. Aulis Oja, Art. Krok, in: KLNM, Bd. IX, (1964), Sp. 395. Krok heißt in Westfinnland koukku, in Ostfinnland dagegen aatra (ardha [ardawero]). Zuerst erwähnt ihn eine Urkunde von 1334 (in: REA, Nr. 74, Stockholm, d. 29. Apr. 1334 S. 46f). Diese Urkunde erging an die Einwohner in Egentliga Finland, Nyland, Åland, Tavastland und Satakunta. Der Begriff dagsverke (Tagwerk, fin. päivätyö oder mundartlich taksvärkki) hat aber auch die Bedeutung Hand- und Spanndienst, Frondienst, vgl. Aulis Oja, Art. Dagsverke, Finland, in: KLNM, Bd. II (1957), Sp. 621 f. Zur Festsetzung von Sonderabgaben und Steuer für das Bistum Uppsala durch Königin Margareta vgl. SD Nr. 328 (Uppsala, d. 3. Mai 1403; SDHK-Nr. 16 083) und Folke Dovring, skatterna, S. 145. 207 Vgl. Gunvor Kerkkonen, Art. Skatter, Finland, in: KLNM, Bd. XV (1970), Sp. 437; Arvo M. Soininen, Art. Jordskatter, Finland, in: KLNM, Bd. VII (1962), Sp. 689 f. 208 Vgl. Gunvor Kerkkonen, Art. Skatter, Finland, in: KLNM, Bd. XV (1970), Sp. 437; derselbe, Art. Bol, Finland, in: KLNM, Bd. II (1957), Sp. 64; derselbe, kustbebyggelse, in: SvLSS, Bd. 301 (1945), S. 113–119.
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VI. Neuer Gerichtsaufbau Das Gerichtswesen Finnlands wird erst in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts voll greifbar: Gewisse Rechtshandlungen (wie etwa die Grundstücksauflassung) mußten vor der Kirchengemeinde oder auf dem allgemeinen Thing (in communi placito) vorgenommen werden. Ob diese placita altfinnische Rechtstraditionen fortsetzten oder ob kirchlicher Einfluß ihre Gestalt beeinflußte, ist streitig209. Da der kirchliche Steuereintreiber jedoch auch als förskelaman (als Sprecher bei Auflassungen) tätig wurde210, weist das auf den kirchlichen Einfluß bei der Gerichtsorganisation hin. Wer dieses Thing leitete, geht jedoch aus den Urkunden nicht hervor. 1353 ist der Urteiler oder Richter (fin. tuomari für asw. domare) und sein Urteil urkundlich belegt211, so dass sich hier seit etwa 1350 das schwedische (hälsingische) Recht bemerkbar macht. Der Gebrauch dieses Wortes währte bis zur Gerichtsreform Erichs von Pommern nach 1407. Abweichend von Schweden kennen die finnischen Landschaften verschiedene Zuständigkeiten der Urteiler: (1) in Egentliga Finland erscheint der sockendomare, ein Richter in weltlichen Sachen des Kirchspiels212. (2) In Tavastland und in (3) Satakunta gab es den Landesrichter (domare j Tauestalande), in Satakunta den domare i Sathagunnom und den domare j westra Nyland213, die offenbar für die ganze Landschaft zuständig waren. (4) In Åland ist der landsdomare bis um 1530 tätig gewesen, da auch das Landsthing sich dort bis ins 17. Jahrhundert hielt. Nach 1407 taucht daneben (erstmals in Finnland) der häradshövding (Hardenhauptmann) auf, in Ostfinnland (Karelien und Savolax) ist er jedoch erst nach 1530 nachweisbar214. (5) Auch Ost-
209 Für Fortsetzung alter Tradition: Yrjö K. Yrjö-Koskinen, S. 179f; für kirchlichen Einfluß dagegen: Erkki Kustaa Osmonsalo, S. 93; zitiert nach: Yrjö Blomstedt, Art. Domare, Finland, in: KLNM, Bd. III (1958), Sp. 151–153. 210 In REA Nr. 29, Saltvik, d. 15. März 1322, S. 19 ist erwähnt „Jacob tunc exactor in Alandia“; vgl. Yrjö Blomstedt, Art. Domare, Finland, in: KLNM, Bd. III (1958), Sp. 151. 211 Die Urkunde FMU Nr. 629 (1353) spricht von einer Mark Buße für den Bruch des Urteils eines Richters: „ … een mark for domæræns dom och tre for hans egheen dom“ (eine Mark für das Urteil des Richters und drei für sein eigenes Urteil). 212 Vgl. die Urkunden FMU Nr. 877 (Kimito 20. März 1379); FMU Nr. 890 (Pikis, d. 19. Juni 1380); vgl. Yrjö Blomstedt, Art. Domare, Finland, in: KLNM, Bd. III (1958), Sp. 151 f. 213 Satakunta: REA Nr. 274, Säkylä by, d. 29. Sept. 1392, S. 205f; västra Nyland: FMU Nr. 1026 Tenala, d. 31. März 1395). 214 Vgl. Yrjö Blomstedt, Art. Häradshövding, Finland, in: KLNM, Bd. VII (1962), Sp. 253.
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finnland kannte einen domare215, doch ist über seine Zuständigkeit nichts bekannt, da in Karelien und Savolax die Rechtsprechung unterster Instanz dem königlichen Statthalter auf Schloß Wiborg zustand216. Möglicherweise war der domare dessen Stellvertreter. (6) Schließlich heißen in Finnland die Ausschußmitglieder zuweilen domare, möglicherweise dann, wenn es sich nicht um einen bloßen Beweisausschuß, sondern um einen Urteilsausschuß handelte217. Über die Tätigkeit der häradsnämnd (des Hardenausschusses) in Finnland handelt auf Grund der finnischen domböcker (Urteilsbücher) Kaarlo Ignatius218. Aus finnischen Urkunden des 14. Jahrhunderts, die Grundstücksauflassungen beurkunden, ergibt sich219, dass es außer den lokalen Thingen auch ein Landsthing gab, denn diese Urkunden sind mit dem Siegel der jeweiligen Landschaft gesiegelt. Ein Landsthing hatten danach Egentliga Finland, Tavastland, Satakunta, Västra Nyland und Åland220. In Egentliga Finland, Nyland und Satakunta erscheint in den Urkunden seit 1324 auch der Rechtsprecher, legifer genannt221. Wahrscheinlich war er vor 1350 nichts anderes als der laghman nach Hälsingerecht222, doch gehörte er zu dieser Zeit nicht zu den Großen des Landes, denn für 1324–1350 wird ein Bero oder Björn genannt, der ein Unfreier war223. 1352 nennt sich Matthias Kogger224 legifer – vndilaghman j Østherlandum (Rechtsprecher, Unterrechtsprecher im Ostland), woraus zu schließen ist, dass es einen wirklichen Rechtsprecher gab, der aber seine Tätigkeit delegiert hatte. Aber MELL
215 REA Nr. 506, d. 20. Jan. 1442, S. 399, vgl. Yrjö Blomstedt, Art. Domare, Finland, in: KLNM, Bd. III (1958), Sp. 152 f. 216 Vgl. Yrjö Blomstedt, Art. Domare, Finland, in: KLNM, Bd. III (1958), Sp. 153. 217 Vgl. Yrjö Blomstedt, Art. Domare, Finland, in: KLNM, Bd. III (1958), Sp. 152 f. 218 Vgl. Kaarlo Ignatius, häradsnämnd, S. 1055–1070. 219 Diese Urkunden in: AH, Bd. IX, S. 15–17; BFH, Bd. II, S. 178; vgl. Yrjö Blomstedt, Art. Landsting, Finland, in: KLNM, Bd. X (1965), Sp. 296. 220 Vgl. Yrjö Blomstedt, Art. Landsting, Finland, in: KLNM, Bd. X (1965), Sp. 296. 221 Legifer z. B. in REA Nr. 37, Åbo, d. 30. Aug. 1324, S. 23, auch legifer parcium orientalium Finlandiæ oder legifer Nylandiæ, schw. laghman genannt, vgl. REA Nr. 126, Åbo, d. 14. Okt. 1347, S. 80f; vgl. Yrjö Blomstedt, Art. Lagman, Finland, in: KLNM, Bd. X (1965), Sp. 151. 222 HL, Tgb c. 1; 11 (SGL, Bd. VI, S. 85; 91). 223 REA Nr. 37, Åbo, d. 30. Aug. 1324, S. 23f; vgl. Yrjö Blomstedt, Art. Landsting, Finland, in: KLNM, Bd. X (1965), Sp.151 f. 224 In REA Nr. 153, Nummis kyrka, d. 18. Okt. 1352, S. 98; vgl. FMU Nr. 622, Nummis, d. 18. Okt. 1352. In gleichzeitigen schwedischen Urkunden (DS, Bd. VI, Nr. 4898, Linköping, d. 4. März 1353, S. 415: „wnderlagman i Østergøtlande“ (Unterrechtsprecher in Östergötland) und Nr. 5165, Söderköping, 1355 (nach d. 15. März), S. 584 vicelegifero Osgocie„ vgl. Yrjö Blomstedt, Art. Landsting, in: KLNM, Bd. X (1965), Sp. 152.
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nennt in Kgb 1: 1225 für Schweden neun Rechtsprecherbezirke, aber keines für Finnland226. Möglicherweise gab es dort nur beauftragte Rechtsprecher, so dass der in den Urkunden von 1344 und 1347 als solcher genannte227 Jakob Andersson beauftragt war, in den Teilen von Egentliga Finland und von Satakunta, die zum ius Fennonicum gehörten, dem Rechtsprecherthing vorzustehen228. Daß aus der Handschrift B, Additament 1 von SdmL zu folgen scheint, Finnland habe zwei Rechtsprecherbezirke besessen, beruht auf einem Irrtum229. Wenn man sich auf die finnische Urkunde vom 20./21. Jan. 1353 verlassen kann230, hat zu dieser Zeit der Rechtsprecher als zweite Instanz geurteilt. Im Jahre 1362 ist Nils Turesson (Bielke) als erster finnischer Rechtsprecher von Adel genannt231. Erst nach 1435 war Finnland in zwei Rechtsprecher- und Verwaltungsbezirke geteilt232, die der Fluß Aura trennte: Zum Bezirk Südfinnland gehörten seine Schären, Ost- und Westnyland, Karelien und Tavastland. Nordfinnland umfaßte seine Schären, das Obere und Niedere Satakunta, Norrbotten und Åland233. Am Ende des 15. Jahrhunderts werden jedoch auch Rechtsprecher in Karelien, Savolax und im Lehen Borgå genannt, die aber nur dem niederen Adel angehörten234. Rechtsprecherwahlen sind von 1386 und 1506 überliefert235. Da MELL in Finnland erst seit 1353 angewendet 225 MELL, Kgb 1 (SGL Bd. X, S. 4f). 226 Wie Fn. 225, Schlyter fügt ebda S. 5, Fn. 44 die spätere Regelung in ChrLL, Kgb 1: 1 (SGL, Bd. XII, S. 12) hinzu: „Swnda ær aabo biscops döme, som hauer j sik tw laghmanz döme, norfinna oc swderfinna“. 227 Urkunde, Ulvsby, d. 30. Mai 1344 (FMU Nr. 487); Urkunde v. 11. März 1347 (FMU Nr. 518) 228 Vgl. Olav Ahlbäck, legifer (1964), S. 81–92. 229 So schon: Carl Johan Schlyter, SdmL, Add. 1: pr (SLL, Bd. IV, S. 184, Fn. 5); ihm folgen H/W, SLL, Bd. III, S. 246f, N. 5 und Olav Ahlbäck, legifer (1964), S. 87, Fn. 2. 230 FMU Nr. 629 (Åbo, d. 20/21. Jan. 1353); vgl. Yrjö Blomstedt, Art. Landsting, Finland, in: KLNM, Bd. X (1965), Sp. 152. 231 In der Urkunde, Upsala, d. 15. Febr. 1362 in REA Nr. 176, S. 114f, die Finnland die Teilnahme an der Königswahl in Mora stenar zuerkennt, ist erwähnt: „herræ Niclis Tureson [Bielke], som lagman i Osterlandh ær“ (Herr Niklas Tureson [Bielke], der Rechtsprecher in Ostland [= Finnland] ist); vgl. über ihn: Sven Tunberg, in: SBL Bd. IV (1924), S. 146 f. 232 Vgl. Ingrid Bohn, S. 90. 233 So in REA Nr. 456, Stockholm, d. 29. Okt. 1435, S. 350; s. den Text oben S. 642, Fn. 120. 234 Vgl. Ragnar Hemmer, Karelen, S. 439–451; Yrjö Blomstedt, Art. Landsting, Finland, in: KLNM, Bd. X (1965), Sp. 152. 235 Druck der Urkunden über die Rechtsprecherwahl von 1386 in: FMU, Bd. I, Nr. 948. Vgl. Ragnar Hemmer, lagmansval, in: JFT, årg. 75 (1939), S. 331–336. Der Dreiervorschlag der Rechtsprecherwahl von 1506 ist gedruckt im Brief an Svante Nilsson, „regni
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wurde236, richtete sich die Wahl nach Tgb c. 1 dort, doch schlug man 1386 nur einen einzigen Kandidaten, nämlich den Åboer Schloßvogt Jeppe Diäkn (Jacob Abrahamsson), vor, weil man keinen anderen wollte. König Albrecht scheint ihn bestätigt zu haben, denn 1395 wird er als Amtsinhaber genannt237. Die genannten Gerichte sind mit der Einführung beamteter Rechtsprecher auf dem finnischen Festland, spätestens jedoch verschwunden, als Erich von Pommern sein Räfstetings-Statut von 1413, auf das ganze schwedische Reich erstreckte, so dass es auch in Finnland galt238. Lediglich in Åland dauerten die Rechtsprecher als Selbstverwaltungsorgane fort. Zur Wahrnehmung der königlichen Rechtsprechung im abgelegenen Finland, hat es in Åbo bereits vor den schwedischen Königsgerichten (konungsräfst) ein landsrätt (königliches Landesgericht) gegeben. Erich von Pommern hat gelegentlich seiner finnischen Reise im Sommer 1407 dort ein räfsteting (konungsräfst, Königsgericht) gehalten. Ob er dabei auch Åbo landsrätt errichtet hat, ist nicht belegt, doch ist es seit etwa 1410 nachweisbar239. Die weitere Praxis schwankt: Spätestens 1420 scheint man zum alten System zurückgekehrt zu sein, wonach Königsgericht nur halten konnte, wen der König eigens dazu bestellt hatte240. Aber für das Jahr 1434 weist ein Urteilsbrief noch die Tätigkeit von Åbo landsrätt aus241. Nach Engelbrecht Engelbrechtsons Aufruhr 1434 verglich sich Erich von Pommern im folgenden Jahr mit den Schweden über seine Herrschaft. Sein Brief vom 29. Okt. 1435242 ordnete das Landesgericht in Åbo neu: Es sollte bestehen
236 237 238 239
240
241 242
Swethiæ gubernatorj“, in: FMU, Bd. VI, Nr. 5174, Kustö, d. 3. März 1506; vgl. Yrjö Blomstedt, Art. Landsting, Finland, in: KLNM, Bd. X (1965), Sp. 152. Vgl. oben III, S. 649, Fn. 165, anders (für 1353): Ragnar Hemmer, historia, in: JFT 1931, S. 315–354 (353f). So in FMU, Bd. I, Nr. 1037, Åbo, d. 15. August 1395, S. 451; vgl. Ragnar Hemmer, lagmansval, S. 336. Räfstetingsstadga für Schweden, in Art. 15 beider Ausfertigungen (SD Nr. 1702 und 1703; vgl. oben 5. Kap. E I, 7g, S. 555 f., Fnn. 1182 ff.). Urkunden in REA Nr. 328, Helsingborgs slott, d. 16. Jan. 1411, S. 242: „Abo landzræt“ (Landesgericht in Åbo) und Nr. 397, Birkala, d. 19. Okt. 1422 ( ? ), S. 298: „j landzrettenom“ (im Landesgericht); weitere Belege für dieses landrätt sind REA Nr. 337 (1412–1417), S. 251 und 352, Åbo, d. 25. Juni 1415, S. 262: „at then tiid vii lanzrætten hullom j Abo“ (als wir zu dieser Zeit Landesgericht in Åbo hielten). So haben 1420 vier Mitglieder des Reichsrates räfsteting in Åbo gehalten, s. REA Nr. 387, Åbo, d. 25. Juni 1420, S. 291: „at tha wi ræfstetingh hiollom j Abo“ (als wir Könrigsgericht in Åbo hielten); FMU Nr. 1625 (d. 22. Juni 1420); 1632 (d. 26. Juni 1420), 1633 (d. 29. Juni 1420) und 1635 (d. 1. Juli 1420), alle Åbo; vgl. Yrjö Blomstedt, Art. Landsrätten i Åbo, in: KLNM, Bd. X (1965), Sp. 292. Urteilsbrief Åbo, d. 20. Mai 1434, in: REA Nr. 449, S. 343. Urkunde vom 29. Okt. 1435 in: REA Nr. 457, S. 350f: „at ther i landhit skal haldas en tiidh vm æreth en mene rætgang som ma kalla landz ræth oc han skal holdas j Abo neste VIII
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aus dem Bischof, zwei Domkapitularen, den in Finnland weilenden Mitgliedern des Reichsrates, den Rechtsprechern des Landes und den Hardenhauptleuten sowie allen Vögten, deren Anwesenheit befohlen war. Den Vorsitz sollte ein vom Reichsrat aus seiner Mitte entsandtes und dazu bevollmächtigtes Mitglied führen. War Streit zwischen Bauern und Städtern zu entscheiden, sollten ihm zusätzlich zwei Bürgermeister und einige Mitglieder des Stadtrates von Åbo als Beisitzer angehören. Der Ausschuß (næmnd) sollte zur Hälfte aus Adeligen, zur Hälfte aus Bauern bestehen und nur solche Fälle durften behandelt werden, die zuvor vom Harden- oder Rechtsprechergericht abgeurteilt waren. Jedoch sollte man Klagen gegen den Bischof, die Rechtsprecher oder die königlichen Vögte vor dem Landesgericht in erster Instanz geltend machen können. Tagen sollte es jährlich acht Tage vor dem St. Heinrichs Tag (18. Juni). Die Urteile sollten schriftlich ergehen und mit dem Urteilssiegel des Landesgerichts (landsrättens domincigle) gesiegelt werden Eine weitere Änderung brachte KrLL, das Christoph von Bayern am 2. Mai 1442 bestätigt hatte: Aus Tgb c. 9243 geht hervor, dass die ræfst oder das landztingh jedes Jahr in Åbo am Tage nach St. Heinrichs Tag (also am 19. Juni)244 gehalten werden sollte. Der Ausdruck landsrätt ist zwar noch 1488 nachweisbar, doch scheint es nicht mehr in seiner ursprünglichen Form, sondern als landsting, also nach KrLL als ræfst, gehalten worden zu sein245.
VII. Urteilsbücher Wie das finnische Gerichtswesen erst im 15. Jahrhundert recht greifbar wird, so ist es auch mit den Urteilssammlungen (domböcker): Sie liegen in größerer Zahl erst für das 16. Jahrhundert und später vor und sind hier nicht mehr zu behandeln. Aus dem 15. Jahrhundert hat Reinhold Haudaga fore sancte Henrics dagh vm sommaren …“ (dass dort im Land einmal im Jahr ein allgemeines Gericht gehalten werde, das Landesgericht heißt, und es soll in Åbo acht Tage vor St. Heinrichs Tag (18. Juni) im Sommer gehalten werden); vgl. Yrjö Blomstedt, Art. Landsrätten i Åbo, in: KLNM, Bd. X (1965), Sp. 292. 243 KrLL, Tgb c. 9 (SGL, Bd. XII, S. 243). 244 Dagegen haben die Hss. C und R: barnabe apostoli (= 11. Juni), vgl. SGL, Bd. XII, S. 243, Fn. 37. 245 So in: FMU Nr. 3301 (Åbo, d. 11. Juni 1466: landzting) und 3335 (ebda, d. 22. Mai 1467: landzrætten); vgl. Yrjö Blomstedt, Art. Landsrätten i Åbo, in: KLNM, Bd. X (1965), Sp. 293; anders: Ragnar Hemmer, landsrätten I, in: AASF XXVII, B Nr. 3 (1949), S. 3–40, der meint, Åbo landsrätt habe noch zu Beginn des 16. Jahrhunderts gearbeitet; derselbe, landsrätten II, in: FHT Bd. 50 (1965), S. 151–158.
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sen zwei frühe Urteilsbücher herausgegeben246, eines für das südöstliche Tavastland, das von 1443 bis 1502 reicht und eines für das südwestliche Tavastland, welches das Jahr 1464 sowie Urteile von 1506–1510 umfaßt. Eine Übersicht über die Art des urteilenden Things, die Urteilszeit und die Gerichtsorte beschließt den Band247. Diese domböcker dienten Kaarlo Ignatius dazu, die Entwicklung der finnischen Häradsnämnd darzustellen248.
VIII. Neuer Verwaltungsaufbau Die alte Ordnung, wonach ein und dieselbe Gemeinde sowohl kirchlichen als auch weltlichen Zwecken diente, und dessen Obmann der weltlichen Verwaltung der nempdaman, nempningeman, (fin. nimitysmies)249 war, hat Erich von Pommern in den Jahren 1405–1407 abgeschafft250. Stattdessen gliederte er das Land in Harden (hæræper, neuschw. härader), welche die Bedeutung ‚Verwaltungsbezirk‘ übernahmen251, in Lehnsmannsbezirke (lænsmanssocknar oder lænsmansdömenar) und Steuerhöfe (bol) oder Viertel (fjærpungar, neuschw. fjärdingar). Zur Vereinheitlichung von Verwaltung und Rechtsprechung im ganzen Reich diente ihm MELL als Vorbild. So ersetzte er das Gemeindething (sockenting) durch das Hardenthing (Hæræps ping, neuschw. häradsting)252, den Gemeinderichter (sockendomare) durch den Hardenhauptmann (hæræphöfpinge, neuschwed. häradshövding) und den Gemeindeobman (nempdaman) durch den Lehnsmann (læns maper, neuschwed. länsman, fin. nimismies). An der Spitze einer solchen Harde (fin. kihlakunta) stand der Hardenhauptmann (hæræphöfpinge), welcher am Hardenthing das Richteramt ausübte. Für Åbo län gab es vier Harden, in Tavastehus län drei, jeweils zwei in Kumogårds, Raseborgs und Wiborgs län und jeweils eines in Kastelholms, Korsholms, Borgå und Nyslotts län, insgesamt 17 Harden in ganz Finnland. Die meisten davon waren zugleich Vogteien, denen die allgemeine Verwaltung der Harde oblag. Nur in Åbo, Tavastehus und Raseborgs län waren Druck in: Reinhold Hausen, Bidrag till Finlands Historie, Bd. I (1881–83). Wie oben Fn. 246, S. 421–425. Vgl. Kaarlo Ignatius, häradsnämnd (1934), S. 1055–1070. Vgl. Aulis Oja, Art. Nämningeman, in: KLNM, Bd. XII (1967), Sp. 450f; derselbe, Art. Sogn, Finland, in: KLNM, Bd. XVI (1971), Sp. 383. 250 Vgl. für Nyland: Gunvor Kerkkonen, Nyland, in: JFT 1947, S. 56–59. 251 Vgl. Thorsten Andersson, hund, in: Frühmittelalterstudien Bd. 13 (1979), S. 18–124; derselbe, härad, in: Bebyggelsehistorisk tidskrift Bd. IV (1982), S. 52–66; derselbe, Art. Herred, in: RGA2, Bd. 14 (1999), S. 435–440 (437). 252 Zu Hæræps ping vgl. MELL, Egnb c. 2, 7 etc. (SGL, Bd. X, S. 95; 95f). 246 247 248 249
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Finnland
Ende des Mittelalters jeweils zwei Harden zu einer Vogtei verbunden253. Die Hardenhauptleute hatten die in MELL für sie vorgesehenen Aufgaben254. Das Amt des Hardenhauptmanns stellte seit Beginn des 16. Jahrhunderts nicht nur eine Versorgung für verdiente Adelige dar, es vererbte sich auch in den jeweiligen Adelshäusern über mehrere Generationen hinweg. Die Amtsinhaber wurden jedoch häufig nicht selbst tätig, sondern ließen sich vertreten255. In Karelien und Savolax gab es das Amt des Hardenhauptmanns jedoch erst nach 1530, weil bis dahin der Schloßhauptmann von Wiborg dort das Untergericht versah256. Außer den Harden errichtete Erich von Pommern durch seine Verwaltungsreform auch Lehnsmannssprengel (länsmansdömen, länsmanssocknar oder pingslagh). Sie stimmten teilweise mit den alten Kirchspielen überein, wichen aber zum Teil auch erheblich davon ab257. Das Ziel war, in einem solchen Sprengel gleiches Recht walten zu lassen, also entweder alte finnische Besiedelungsstätten mit finnischem Recht zusammenzufassen oder schwedische Neusiedlungsbereiche mit schwedischem Rechtsleben. Zu Beginn des 15. Jahrhunderts gab es in Kastelholms län 8, in Åbo län 26, in Kumogårds län 14, in Korsholms län 10, in Raseborgs län 8, in Tavastehus län 22, im Borgå län 4 in Wiborgs län 11 und in Nyslotts län 5, insgesamt also 108 Lehnsmannssprengel258. Der Lehnsmann übte in seinem Sprengel die Gerichtsbarkeit aus und sorgte auf seinem Hof für den Unterhalt von Abgesandten der Krone. Bis zum Ende des 17. Jahrhunderts übten die wohlhabensten Bauern dieses Amt aus, entweder für längere Zeit, oder es wechselte jährlich unter ihnen. Erst danach bestellte man für dieses Amt ausgebildete Beamte259. Die Viertel waren – wie der Name sagt – der vierte Teil einer Gemeinde. Solche Viertel als Verwaltungseinheit sind bekannt aus Tavastehus, Borgå, Viborgs, Nyslotts und Korsholms län, zum Teil auch aus Kumogårds län. Die entsprechende Einheit in Åbo und Raseborgs län war das bol (der Steuerhof), in Kastelholms län auf Åland das marklag (Markbereich) und in einem Teil von Kumogårds län der pripiunger, neuschwed. tridung
Vgl. Aulis Oja, Art. Herred, Finland, in: KLNM, Bd. VI (1961), Sp. 492. Vgl. MELL, Egnb, c. 7 ff; Tgb, c. 2, 4 ff; (SGL, Bd. X, S. 98 ff; 212 ff). Vgl. Yrjö Blomstedt, Art. häradshövding, Finland, in: KLNM, Bd. VII (1962), Sp. 253. Vgl. Yrjö Blomstedt, Art. Domare, Finland, in: KLNM, Bd. III (1958), Sp. 153. So der Lehnsmannssprengel Muurla im Lehen Åbo, der aus Teilen der alten Kirchspiele Uskela, Somero, Lojo, Pojo und Bjärnå bestand, vgl. Aulis Oja, Art. länsmansdöme, in: KLNM, Bd. XI (1966), Sp. 111. 258 Vgl. Aulis Oja (wie Fn. 257). 259 Vgl. Aulis Oja, Art. Lensman, Finland, in: KLNM, Bd. X (1965), Sp. 512.
253 254 255 256 257
Ländliches Recht in Finnland
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(Drittel)260. Das Viertel war eingeteilt in byar (Dörfer). Nur in Wiborgs und Nyslotts län hießen die Teile nötslag (Rindbereich, fin. natuakunta), oder Zehntel (tionde, fin. kymmenyskunta). Den diensthabenden Verwalter des Viertels wählten die Bauern des Viertels; er hieß fiærpungs maper (Vietelsmann, neuschwed. fjerdingsman, fin. neljännesmies, 1555 aber Neliennes miehet)261. War eine Gemeinde besonders groß, erhielt das Viertel auch ein fiærpungs ping (Viertelsthing)262.
260 Vgl. Väinö Voionmaa, Suomalaisia keskiajan tutkimuksia (1912); Aulis Oja, Art. Fjerding, Finland, in: KLNM, Bd. IV (1959), Sp. 378 f. 261 Vgl. Aulis Oja, Art. Fjerding, Finland, in: KLNM, Bd. IV (1959), Sp. 379. 262 Vgl. Kauko Pirinen, domböcker för Savolax (1954); Aulis Oja (wie Fn. 261).
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Finnland
D. Bjärköarätt in Finnland Dass Bjärköarätt263 auch in Finnland angewendet wurde, ergibt sich zunächst aus drei Ortsnamen, nämlich Björkö (heute Koivisto, [ca 40 Km südlich von Wiborg am östlichen Ufer des finnischen Meerbusens, jetzt russisch]), Birkala (Pirkkala [ca 12 Km südwestlich von Tampere]) und Pirkkiö am Torneå, das Olaus Magnus im 16. Jahrhundert als internationalen Handelsplatz schildert264. Björkö (Koivisto) wird bereits im Jahre 1268 als internationaler Handelsplatz mit Namen Berkø genannt265. Birkala erwähnt erstmals eine Urkunde von 1328266 als Zentrum der Lapplandfahrer, die birkalarna (fin. Pirkkalaiset) hießen, was offenbar mit den von ihnen besuchten Plätzen und dem dort geltenden Recht zusammenhängt267. Dazu gehört ferner das aus einer Birke gefertigte Kerbholz, das zweifach (für Gläubiger und Schuldner) hergestellt und auf dem die Schuld aus Handelsgeschäften durch Kerben festgehalten wurde. Es hieß asw. birkkavle oder birk-trä, finnisch pirkkapuu268. Die Benutzung des Wortes birk kann auch darauf verweisen, dass die Orte mit Namen Birka oder Birkö – wie im Norden gewöhnlich – mit Birken bestanden waren. Als in der Mitte des 14. Jahrhunderts in Finnland Magnus Erikssons Stadslag eingeführt wurde, hieß es dort noch Bijarkö lagh269, doch hat die Hanse ihren Einfluß
263 Vgl. Alexander Bugge, Sydrusland, S. 77–103 (77f); Hartmut Böttcher, Art. Bjarkörecht, in: RGA2, Bd. III (1978), S. 58. 264 Vgl. Olaus Magnus, historia IV, 20: 1; vgl. Elias Wessén, Art. Bjärköarätt, in: KLNM, Bd. I, (1956), Sp. 658; Vilho Niitemaa, frühe Städte, S. 201 ff. 265 Vgl. Leopold Karl Goetz, Handelsverträge, S. 98. 266 FMU, Bd. I, Nr. 360 (Telge, d. 5. Sept. 1328; Vertrag zwischen den Hälsingern und den Birkarlen). 267 Vgl. Armas Luukko, Art. Birkarl in: KLNM, Bd. I (1956), Sp. 594–597; Vilho Niitemaa, Art. Bjärköarätt ebda, Sp. 659. 268 Vgl. Vilho Niitemaa, Art. Bjärköarätt, in: KLNM, Bd. I, Sp. 659. 269 Das folgt aus dem Privilegium vom 7. Febr. 1365, mit dem Albrecht von Mecklenburg dem Ort Ulfsby Magnus Erikssons Stadslag verliehen hat, vgl. FMU, Bd. I, Nr. 726: „… ut jure civili, dicto Bijärkö lagh, seu libro legum … nuper edito de cetero in villa vestra cum omnibus singulis articulis et clausulis in dicto libro contentis quibus civitates et ville prædicte uberius perfruuntur, uti libere valeatis.“ (auch bei Nils Herlitz, privilegier I, S. 49f). Ulfsby heißt heute Ulvila; es liegt am Fluß Kokemäkenjoki in Satakunta (Westfinnland),
Bjärköarätt in Finnland
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auch in den finnischen Städten geltend gemacht und mit ihnen Handel getrieben270.
nahe Pori (Björneborg). Die Stadt entstand in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts anstelle des alten Handelsplatzes. 270 Vgl. Vilho Niitemaa, Det nordiske syn på forbindelsen mellom Hansestæderne og Norden: Finland, in: Det nordiske historikermøde i Aarhus 7. – 9. august 1957, Aarhus 1958, 2. oplag, ebda 1972, S. 123–195.
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Finnland
7. Kapitel Skandinavisches Recht in Rußland
Einführung
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A. Einführung Nachdem der Streit, ob schwedische Krieger oder altrussische Völkerschaften das Kiever Reich gegründet haben (normannistische und antinormannistische Theorie), infolge der Perestroika abgeflaut ist, hat sich – vor allem auf Grund archäologischer Erkenntnisse – die Situation entkrampft und eine gemäßigt normannistische Theorie durchgesetzt1. Bereits lange vor den Handels- und Raubzügen der Waräger, die seit der Mitte des 8. Jahrhunderts über die Wolga zum Kaspischen Meer, und ein Jahrhundert später über den Dnjepr zum Schwarzen Meer führten2, haben ostslawische Stämme auf der riesigen Landfläche Osteuropas gesiedelt. Über ihre Einwanderung und Niederlassung berichtet die Povest’ vremennych let an verschiedenen Stellen. Gemeint ist die sog. Nestorchronik, entstanden in Kiev im zweiten Jahrzehnt des 12. Jahrhunderts3. Die Literatur erkennt die herr1 Anders aber noch: Mykhailo Hrushevsky, S. 280 ff. 2 Vgl. die Karte 26, hier, S. 670: Die schwedischen Waräger (Rûs’) fuhren aus dem finnischen Meerbusen durch die Newa in den Ladogasee (wo sie ca 820 Aldeigjuborg [Altladoga] gründeten); südlich durch den Wolchow nach Novgorod (Holmgård); über den Ilmensee, die Lowat aufwärts über eine Schleppstelle und den Seligersee zur Wolga, der sie über Bulgar (ca 30 Km südlich der Einmündung des Kasan) und Itil [968/69 zerstört, heute liegt Astrachan nahe] bis zum Kaspischen Meer folgten. Von der Düna aus konnten sie bei Gnedzdowo (Smolensk) den Dnjepr erreichen, dem sie bis ins Schwarze Meer folgten, um in Byzanz (Miklagård) Handel zu treiben. Ein weiterer Weg führte die Weichsel und den Bug aufwärts, wo die Waräger über eine Schleppstelle zum Pripjet kamen, der nördlich von Kiew in den Dnjepr mündet. Schließlich konnten sie von der Wolga aus in der Gegend des heutigen Wolgograd den Don erreichen und über das Asowsche sowie das Schwarze Meer ebenfalls nach Byzanz fahren. Vgl. Evgenij Franceviˇc Smurlo, S. 97 ff; Hilda Roderick Ellis Davidson, The Viking Road to Byzantium, London 1976, mit Karte S. 48f; Klaus Heller, S. 57–87, mit Karte der Handelswege (ohne Schleppstellen) S. 101; Jonathan Shepard, Viking Rus and Byzantium (2008), S. 496–516, mit Karte S. 506f). Alexander Bugge, Björkö S. 77–103 hat 15 Orte mit Namen Björkö in Norwegen, Schweden und Finnland nachgewiesen und gezeigt, dass die Waräger auf ihren Fahrten durch Wolga und Dnjepr sowie in ihren Niederlassungen viele skandinavische Namen hinterlassen haben, wozu auch ein Berki oder Borki [Björkö?] am Irpon gehört, der nördlich von Kiew in den Dnjepr mündet (S. 97); vgl. Manfred Hellmann, Spoleto, S. 206. 3 Ausgaben von Dimitrij S. Lichaˇcev und G. Maravcsik, Übersetzungen von Reinhold Trautmann und Axel Norrback.
Karte 26: Russland, Quelle: Hilda Roderick Ellis Davidson, The Viking Road to Byzantium, London 1976, S. 48f.
670 Skandinavisches Recht in Rußland
Einführung
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schaftsbildende Rolle der Waräger an, wenn auch bis ca 1150 die Bevölkerung der Rus’ multinational war4. Zwischen 860 und 879 faßte Rurik( ? ) 5 die verschiedenen warägischen Herrschaften Nordrußlands im Gardarike zusammen. Er herrschte seit 862 in Alt-Ladoga oder in Novgorod. Seine Nachfolger Oleg (Helgi, ca 880–912) und Igor (Ingvar, 912–45) suchten ihren Machtbereich weiter auszudehnen. Oleg schloß 911 einen Handelsvertrag mit Byzanz, den Igor 944 o. 945 erneuerte. Seine Witwe Olga (Helga 945–957) ließ sich spätestens 957 in Byzanz taufen und öffnete das Gardarike damit der griechischen Mission. Jaroslav Mudryj (der Weise, 1019–54) heiratete Ingigerd, die Tochter Olaf Skötkonungs6 und hielt so die Verbindung mit Skandinavien.
4 Vgl. Thomas S. Noonan, S. 321 ff; Eduard Mühle, S. 80 ff; Jukka Korpela, S. 109f; Dittmar Schorkowitz S. 580 ff; Gottfried Schramm, Anfang, S. 113 ff, 132 ff. 5 Vgl. Alexander Nazarenko, in: Lex MA, Bd. VII (1999), Sp. 880. 6 Vgl. Adam v. Bremen II, 39, S. 274 f.
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Skandinavisches Recht in Rußland
B. Frühe Tributherrschaft der Wikinger in der Rus’ Die Grundlage dieser frühen auf Burgen und feste Plätze gegründeten skandinavischen Herrschaftsstützpunkte war die militärische Macht, die sich jeweils auf einen Häuptling und seine Gefolgschaft7 gründete, die im 9. Jahrhundert und zu Beginn des 10. Jahrhunderts zum größten Teil aus Schweden, später auch aus Ostseefinnen, Balten und Ostslaven bestanden. Wahrscheinlich deutet ihr Name væringjar auf diese Gefolgschaftsbindung hin8. Aus der Povest wissen wir zum Beispiel, dass im 10. Jahrhundert Vladimir der Heilige (980–1015) in Schweden eine Gefolgschaft (Druˇzina) anwarb und damit Kiev eroberte9. Noch Jaroslav der Weise hat im 11. Jahrhundert schwedische Krieger in seine Gefolgschaft aufgenommen. Der Zustrom hörte erst mit der Christianisierung Schwedens im 12. Jahrhundert auf10. Den schwedischen und später russischen Fürsten diente die Gefolgschaft dazu, sich im eroberten Gebiet zu behaupten. Dass die druˇzina an der Gesetzgebung beteiligt war, sagt die Nestorchronik für das Jahr 996: „Vladimir liebte das Gefolge und beratschlagte mit ihm über die Einrichtung des Landes und über Kriege und über das Gesetz für das Land“11. Der Fürst sandte sein Gefolge aus, um Abgaben zu erheben, die waffenfähigen Männer zum Heer aufzubieten und die Bevölkerung der Burgstädte samt den zeitweilig dort Handel treibenden Fremden unter das fürstliche Gericht zu zwingen12. Auch die Richter amtierten teils als Vertreter des Fürsten, teils wählte sie aber auch 7 Siehe oben 3. Kapitel, S. 335–340, (Vitherlagsret). 8 Neben den væringjar oder varjagar werden auch die kylfingar, russ. Êîëásãè (kolbjagi) genannt. Sie sind eine privilegierte Gruppe, die in byzantinischen Urkunden zwischen 1075 und 1088 als Soldtruppen des byzantinischen Kaisers auftreten. Sie tauchen auch auf schwedischen Runensteinen auf. Die Etymologie des Wortes kylfingar ist unklar und umstritten, möglicherweise sind sie mit den Kvänern identisch, vgl. Paul Johansen, Art. Kylfinger, in: KLNM, Bd. IX (1964), Sp. 602 ff; vgl. auch oben, 6. Kapitel, B I, S. 630 f., Fnn. 35;36. 9 Vgl. Reinhold Trautmann, S. 47; 52. 10 Vgl. Manfred Hellmann, Spoleto, S. 225. 11 Übersetzung von Leopold Karl Goetz, Russ. Recht I, S. 193f; ähnlich Reinhold Trautmann, S. 90. 12 Vgl. Manfred Hellmann, Spoleto, S. 50.
Frühe Tributherrschaft der Wikinger in der Rus'
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die örtliche Bevölkerung. Ferner zogen in einigen Orten (z. B. in Novgorod) die Veˇce (die burgstädtischen Volksversammlungen) die Strafjustiz an sich13. Teile der Rechtsprechung waren der Kirche übertragen. Einen straff organisierten Erobererstaat wie die Normannen ihn in Nordfrankreich, Süditalien/Sizilien und England nach 1066 gründeten, haben die Waräger nicht errichtet, es handelte sich zunächst eher um eine Tributherrschaft14. Diese Gemeinwesen lebten jedoch nicht nur nach skandinavisch-germanischem Geist und seinen Lebensformen15, sondern es waren verschiedene Einflüsse wirksam: die überkommene Lebensform der ansässigen ostslawischen Stämme und Stammesverbände16, das skandinavische Recht der Eroberer, der byzantinischen Kirche und das Recht von Byzanz.
13 Vgl. Manfred Hellmann, Staat, S. 50f; 55; Klaus Zernack, Vece, S. 126 ff. 14 Vgl. Gottfried Schramm, Anfang, S. 135. 15 Vgl. Samuel Hazard Cross, S. 505 ff; Manfred Hellmann, Staat, S. 51; derselbe, Elemente, S. 321 ff. 16 Vgl. Manfred Hellmann, Elemente, S. 321 ff; Carsten Goehrke, Ostslaventum (1992).
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Skandinavisches Recht in Rußland
C. Überlieferung der Rechtsquellen Die ältesten schriftlich überlieferten russischen Rechtsdenkmäler sind die in der Povest mitgeteilten Verträge der Rus’ mit Byzanz vom 2. September 911, von 944 und der Friedensvertrag von Juli 97117. Dass sie auf alten Quellen beruhen und deshalb vertrauenswürdig sind, wird nicht bestritten18. Inhaltlich regeln sie den beiderseitigen Handel und sind deshalb völkerrechtliche Abkommen. Sie geben die altrussischen, vorchristlichen Rechtsvorstellungen nur sehr unvollkommen wieder und enthalten viel griechisches Recht19. Um russisches mit dem schwedischen Recht zu vergleichen, ist die Russkaja Pravda besser geeignet. Davon sind insgesamt etwa 112 Handschriften überliefert; die älteste stammt aus den 1280er Jahren, während die meisten Abschriften des 14. und 15. Jh. sind20. Üblich, aber nicht unbestritten21 ist ihre Einteilung in drei Redaktionen, die kurze Pravda (Kratkaja Pravda22), die ausführliche Pravda (Prostrannaja Pravda23) und die verkürzte Pravda (Sokrasˇcennaja Pravda24). Die Kratkaja Pravda ist die Aufzeichnung von altslawischem Gewohnheitsrecht sowie der rechtsprechenden und gesetzgeberischen Tätigkeit der ersten christlichen Fürsten Rußlands. Der Verfasser war entweder ein
17 Die Texte bei Reinhold Trautmann S. 20f; 32; 49f, vgl. Günther Stökl, Geschichte, S. 44f; Dittmar Schorkowitz, S. 587. 18 Vgl. Leopold Karl Goetz, RP I, S. 234; Klaus Zernack, S. 31 mit Fn. 109. 19 Vgl. Hartmut Rüss, Handbuch, S. 215. 20 Vgl. Kåre Selnes, S. 113; Hartmut Rüss, Handbuch, S. 215; Jan T. Knoph, S. 17 ff; Ausgaben der Russkaja Pravda gibt es von Boris D. Grekov, der Russischen Akademie der Wissenschaften und Michael N. Tichomirov; Übsetzungen von Leopold Karl Goetz, RP I, S. 1 ff, [hier zitiert], George Vernadsky und Daniel H. Kaiser; Jan T. Knoph und Günter Baranowski; vgl. Strauch, Rus, S. 392, Fn. 66. 21 Vgl. Hartmut Rüss, Handbuch, S. 215, Fn. 21 mit weit. Nachweisen. 22 Die Kratkaja Pravda [kRP] ist in 6 Hss. überliefert, bei Leopold Karl Goetz: RP I, S. 4–11; vgl. Daniel H. Kaiser, S. 15–19; Günter Baranowski, S. 13–18. 23 Die Prostrannaja Pravda [aRP] ist in über 100 Hss. überliefert, bei Leopold Karl Goetz: RP III, S. 18–65; vgl. Daniel H. Kaiser, S. 20–34; Günter Baranowski, S. 18–37. 24 Die Sokrasˇcennaja Pravda [vRP] ist in 2 Hss. überliefert, bei Daniel H. Kaiser, S. 45–50 und bei Günter Baranowski, S. 37–43 [nicht bei Leopold Karl Goetz].
Überlieferung der Rechtsquellen
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Geistlicher25, wahrscheinlich aus warägischem Stamme, oder ein Gerichtsbeamter aus dem Kreis der sogenannten Wergeldmänner, die ein solches Werk benötigten26. Dass auch die Fürsten Recht gesetzt haben, sagt schon die Nestorchronik: Sie berichtet für 946 über Satzungen Olgas (um 890–969), der Witwe Igors27. Überliefert sind ferner kirchliche Satzungen Vladimirs (980–1015)28, Jaroslavs (1019–1054) und anderer, die das von byzantinischen Missionaren mitgebrachte sehr strenge Kirchengesetz (den Nomokanon) den russischen Verhältnissen anpaßten und die Zuständigkeit von Kirche und Staat abgrenzten29. Wegen der überhand nehmenden Verbrechen ermunterten die Bischöfe Vladimir, auch staatliches Recht zu setzen: „Du bist gesetzt von Gott, die Bösen zu strafen und der Guten sich zu erbarmen“30. Beraten waren die Fürsten dabei von ihrer Gefolgschaft, sowie von den Bischöfen und den Ältesten31, die es in den zentralen Plätzen (wie Kiev und Novgorod) gab. 996 hat Vladimir sie „aus allen Städten“ zu diesem Zweck zusammengerufen32. Nach Beratung mit den Ältesten schaffte Vladimir das Wergeld ab und ersetzte die bisherigen privatrechtlichen Bußen durch Geldstrafen, führte aber nicht die byzantinische Züchtigung als Strafe ein. Doch scheint er damit keinen dauernden Erfolg gehabt zu haben, da selbst die Blutrache später wieder auftaucht33, denn in der Povest für das Jahr 996 heißt es: „Vladimir lebte nach der Einrichtung seines Vaters und Großvaters“. Sein Sohn Jaroslav hat Blutrache und Wergeld in die kurze Pravda wieder eingeführt. Die beiden ältesten Handschriften der kurzen Pravda sind die sog. akademische und die archäographische Handschrift aus der Mitte des 15. Jahrhunderts34. Kaiser und Baranowski drucken und übersetzen den Text nach der akademischen Handschrift35. Sie spiegelt frühes Gewohnheits25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35
Vgl. Hans v. Rimscha, S. 39. Vgl. Leopold Karl Goetz, RP II, S. 117f, 227. Text bei Reinhold Trautmann, S. 40. Text bei Reinhold Trautmann für 996, S. 90; Leopold Karl Goetz, RP I, S. 194 ff; Daniel H. Kaiser, S. 19. Vgl. Tschedomilj Mitrovits, S. 8 ff; Lothar Schultz, S. 70 f. Zitat aus Röm. 13:4 in der Nestorchronik bei Reinhold Trautmann, S. 90, für das Jahr 996, vgl. Leopold Karl Goetz RP I, S. 194 ff; Günter Baranowski, S. 738. Vgl. Leopold Karl Goetz, RP I, S. 199; Klaus Zernack, S. 38 f. Vgl. die Povest für 996 bei Reinhold Trautmann S. 89; Leopold Karl Goetz, RP I, S. 199, RP II, S. 261f; Klaus Zernack, S. 38. Vgl. Ewald S. Tobien, S. 183–192, der auf Reinhold Trautmann S. 91 für das Jahr 996 verweist. Anders: Gerhard Hafström, Ledung, S. 83; vgl. aber Leopold Karl Goetz, RP I, S. 4–65; Jan T. Knoph, S. 40f; Günter Baranowski, S. 11 ff. Siehe Daniel H. Kaiser, S. 15 ff; Günter Baranowski, S. 13 ff [hier zitiert].
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Skandinavisches Recht in Rußland
recht ostslavischer Stämme. Auf Grund ihrer altertümlichen Sprache und des fast ganz fehlenden christlichen Einflusses, sowie der Überschrift einiger Handschriften setzt man sie gewöhnlich in die Zeit Jaroslavs des Weisen (1015/19–105436. Goetz hielt sie jedoch für rein slawisches Volksrecht, ohne skandinavischen Einfluß37 und ordnete sie Vladimir (980–1015) zu38. Die Vereinigung beider Teile wird jetzt auf 1052 oder 1054 gesetzt39. Die kurze Pravda ist sehr knapp gehalten und regelt viele Rechtsgebiete nicht: So fehlt z. B. das ganze Privatrecht, außer der Schuldbeitreibung. Unklar bleibt, ob die kurze Pravda in Kiev oder in Novgorod entstanden ist40. Die akademische Handschrift der kurzen Pravda enthält in ihrem ältesten Teil, den §§ 1–18 (auch Drevnejsaja Pravda genannt), strafrechtliche Vorschriften, in § 17 die Missetaten Unfreier. Es folgen in den §§ 19–41 Satzungen von Jaroslavs Söhnen Izjaslav, Svjatoslav und Vsevolod, die auf etwa 1072 anzusetzen sind. Sie enthalten in den §§ 19–3041 die Rechtsfolgen von Totschlägen und Körperverletzungen, in den §§ 31–4142 die Eigentumsverletzungen. § 42 regelt die Verköstigung des virnik, eines fürstlichen Beamten43 und § 4344 das Entgelt für Brückenbauer. Die §§ 3, 13, 14, 18, 21, 24 und 25 der archäographischen Handschrift hält Goetz45 für spätere Zusätze, deren jüngere Fassung im 46. Kapitel der Kormˇcaja Kniga (=Steuermannsbuch) steht46. Auch die Erwähnung der Buße für Angehörige bestimmter Bevölkerungsgruppen in der kurzen Pravda § 147 sei spätere Ergänzung. Die Postrannaja Pravda Russkaja (ausführliche Pravda) ist fünf bis sechs Mal so umfangreich wie die kurze Pravda. Kaiser und Baranowski drucken und übersetzen sie nach der Troica-Handschrift48. Sie wurde in der zweiten Hälfte des 12. oder zu Beginn des 13. Jhs. als Neuredaktion der kurzen Pravda komponiert, nur wenige Vorschriften kehren nicht wieder. Die
36 So: Karel Kadleˇc, S. 317f; Andrzej Poppe, S. 1121; Günter Baranowski, S. 148. 37 Vgl. Leopold Karl Goetz, RP I,S. 124, 128 ff. 38 Vgl. Leopold Karl Goetz, RP I, S. 270 ff; ähnlich Hartmut Rüss, S. 215, der nur die neueren Teile der kurzen Pravda (die §§ 19 ff) in die Zeit Jaroslavs verweist. 39 Vgl. Günter Baranowski, S. 150. 40 Vgl. Günter Baranowski, S. 151. 41 Vgl. Günter Baranowski, S. 250–299. 42 Vgl. Günter Baranowski, S. 299–324. 43 Vgl. Günter Baranowski, S. 324 ff. 44 Vgl. Georg Vernadsky, S. 34 f. 45 Vgl. Leopold Karl Goetz, RP I, S. 245 ff. 46 Vgl. Tschedomilj Mitrovits, S. 8. 47 Bei Leopold Karl Goetz: § 3. 48 Siehe Daniel H. Kaiser, S. 20 ff; Günter Baranowski, S. 18 ff.
Überlieferung der Rechtsquellen
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§§ 1–52 enthalten die Jaroslav zugeschriebene Gerichtssatzung49. In § 53 wird ein Statut erwähnt, das Vladimir II. Vsevolodoviˇc Monomach, der Enkel Jaroslavs, bei seinem Regierungsantritt in Kiev 1113 erließ. Er war 1078–94 Fürst von Cˇernigov, dann 1094–1113 von Perejaslavl’, schließlich 1113–1125 Großfürst von Kiev50. Ob auch die folgenden §§ 53–121 auf Vladimir Monomach zurückgehen und ob nicht die Redaktion der ganzen ausführlichen Pravda – einschließlich des in der kurzen Pravda fehlenden Familien- und Erbrechts – auf ihn zurückgeführt werden muß, ist seit je höchst umstritten51. Die Blutrache wird in der ausführlichen Pravda § 1 noch genannt, doch sagt ihr § 2, dass eine Satzung der Söhne Jaroslavs sie abgeschafft habe52. Außerdem wird die privatrechtliche Buße vom Wergeld als öffentlicher Strafe abgegrenzt. Die ausführliche Pravda ist ungefähr gleichzeitig mit der ältesten Fassung von Västgötalag I53 und spiegelt ein Recht, das aus slawischen, skandinavischen, kirchlichen und einigen byzantinischen Normen besteht. Die Sokrasˇcennaja Pravda Russkaja (verkürzte Pravda) ist nur in zwei sehr späten Abschriften bekannt. Kaiser und Baranowski drucken und übersetzen sie nach der Tolstovskij IV-Handschrift54. Mit der ersten Pravda hat sie nur die Vorschrift über den blutig und blau geschlagenen Mann gemein55, so dass sie nicht als Neuredaktion der kurze Pravda gelten kann. Heute wird mehrheitlich angenommen, dass sie erst im 15. Jh. (vor 1488)56 aus der ausführlichen Pravda abgeleitet wurde und eine verkürzte Neufassung darstellt57.
49 Vgl. Günter Baranowski, S. 155. 50 Vgl. Klaus Zernack, S. 43; Strauch, Rus’, S. 393, Fn. 72; Andrzej Poppe, S. 1121. 51 Vgl. Aleksandr Aleksandrovich Zimin, in: Istoriˇceskie zapiski, Bd. 76 (1965), S. 266 ff; Günter Baranowski, S. 129 ff, 154 f. 52 Vgl. Günter Baranowski, S. 339 ff. 53 Siehe dazu oben 5. Kap. B I, 1–4, S. 393–401. 54 Siehe Daniel H. Kaiser, S. 35 ff; Günter Baranowski, S. 37 ff. 55 Verkürzte Pravda § 2 = kurze Pravda § 2; 30 = ausführliche Pravda § 29. 56 Vgl. Günter Baranowski, S. 156. 57 Vgl. Hartmut Rüß, S. 125; Andrzej Poppe, S. 1121; Günter Baranowski, S. 47 ff; 156 f.
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Skandinavisches Recht in Rußland
D. Vergleich mit altschwedischem Recht Über skandinavische Einflüsse auf russisches Recht haben mehrere Verfasser geforscht58. Norrback59 und Selnes60 haben nachgewiesen, dass der Ahndung des Totschlages in der kurzen Pravda §§ 1, 2 und in VGL I, af mandrapi (Mb) 1 derselbe Gedanke zugrunde liegt, nämlich dass man ihn rächen oder (nach der kurzen Pravda § 1) Buße dafür nehmen kann (so noch in der ausführlichen Pravda § 1). Das bestätigt auch die Povest, die in der Einleitung vom Gewohnheitsrecht und der Blutrache bei den Drevljanen und den Polovzern spricht61. Bußen wurden nur gezahlt, wenn ein Rächer fehlte (kurze Pravda § 1), oder der Verletzte sich krankheitshalber nicht rächen konnte (kurze Pravda § 2). Für die Bußen wird ein fester Betrag genannt, der unterschiedslos galt. Maß der Buße ist die Grivna, ein Gewichtsmaß, dem ursprünglich in Kiev 307,08 gr, in Novgorod 409,44 gr. Silber entsprach62. Zu Beginn des 13. Jahrhunderts betrug es in Kiev nur noch 197 Gramm. Der Vergleich zeigt, dass Totschlag, Körperverletzung und Ehrenkränkung auch in VGL I behandelt sind. Hier fehlt jedoch die Verletzung mit einem stumpfen Gegenstand63, das Schnurrbartreißen64, das Schwertzücken ohne nachfolgende Verletzung und die Beschädigung von Speer, Schild und Kleidern. Auch die ausgeworfenen Bußen sind in der kurzen Pravda und VGL I unterschiedlich65. Diese Aufteilung der Bußen fehlt in der kurzen Pravda. 58 Vgl. Leopold Karl Goetz, RP IV, S. 75–87; Natanael Beckman; Studier i Nordisk filologi, III, 3 (1912), S. 1–16; Ernst Estlander, JFT 38 (1902), S. 341–363; Gerhard Hafström, Ledung, S. 81 ff; Axel Norrback, S. 43 ff; Kåre Selnes, in: Norsk Historisk Tidskrift 42 (1963), S. 113–127. 59 Vgl. Axel Norrback, S. 43 f. 60 Vgl. Kåre Selnes, in: Norsk Historisk Tidskrift 42 (1963), S. 121. 61 Vgl. Reinhold Trautmann, S. 7, 9; vgl. auch Ewald S. Tobien, S. 125 ff. 62 Vgl. Leopold Karl Goetz, RP I, S. 67, Fn. 2; 274 ff; derselbe, Handelsverträge, S. 30f, 237; Lothar Schultz, 42, Fn. 26; Knud Rahbek Schmidt, S. 32. 63 Vgl. aber z. B. in ÖgL, Vath 23; 24 (SGL, Bd. II, S. 81f = Strauch, OGR, S. 101f). 64 Erwähnt nur in Gtl c. 195 (NGL Bd. I, S. 69f = Meißner, S. 122f), vgl. Kåre Selnes, in: Norsk Historisk Tidskrift 42 (1963), S. 121. 65 Z. B. Totschlag in der kurzen Pravda § 1: 40 Grivna, in VGL I, Mb. c. 1–6 (SGL, Bd. I, S. 10–14 = v. Schwerin, VGL I, S. 10–14): 21 Mark, von denen 9 Mark Erbenbuße und 12 Mark Sippenbuße sind.
Vergleich mit altschwedischem Recht
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Zu den Eigentumsdelikten zählen der unrechtmäßige Gebrauch eines Pferdes (kurze Pravda § 12), der Diebstahl von Pferden, Waffen und Kleidern (kurze Pravda § 13). Hier vermißt man die Rachemöglichkeit bzw. als Strafe das Hängen des Diebes66. Die kurze Pravda ist jedoch besonders wortkarg und deshalb notwendig lückenhaft; das Fehlen dieser Sanktion besagt deshalb noch nicht, dass es sie damals in Rußland nicht gab. Hieraus auf die besondere Milde des russischen Rechts zu schließen, wie v. Rimscha67 und Schultz68 wollen, halte ich für verfehlt. Es widerspricht vor allem den Angaben arabischer Schriftsteller, z. B. Ibn Fadhlans (923), c. 8669 und dem in der Nestorchronik für das Jahr 911 abgedruckten Vertrag mit Byzanz70. Das Vgl I, Tb ist in diesen Dingen ausführlicher. Prozeßrechtliche Vorschriften finden sich zunächst in der kurzen Pravda § 15: Bestreitet der Schuldner eine eingeforderte Schuld, so soll der Anspruch vor 12 Mann bewiesen werden. Es handelt sich dabei um einen richtenden Ausschuß (das Dorf- oder Stadtgericht könnte gemeint sein). Dies kann an die schwedische næmnd erinnern. Sie kommt bereits in VGL I vor71, doch überwiegt dort noch der Eidhelferprozeß. Nachdem jedoch das 4. Laterankonzil in c. 18 die priesterliche Beteiligung an Gottesurteilen verboten und wenig später der Papst in seiner Bulle vom 28. Mai 121872 an den Erzbischof von Lund und seine Suffragane auch die Eidhilfe der Verwandten als „pestis contraria omni iuri“ gebrandmarkt (wobei seine Bedenken sich vor allem gegen ihre Unehrenhaftigkeit richtete)73 und verlangt hatte, sie vor kirchlichen Gerichten durch bone fame viros zu ersetzen, mußten für den Prozeß auf dem Thing ein anderes Beweismittel gesucht werden. Das war die næmnd; sie löste den Eidhelferbeweis ab, war aber auch nach 1215 noch ein Beweisausschuß74. Der schwedische Prozeß entwickelte sich also vom Eidhelfer- zum Næmndprozeß, während der russische die Richtung vom Næmnd- zum Eidhelferprozeß nahm, da dort der Vertrag von 1189/99 an Stelle eines solchen Ausschusses den Zwölfmännereid des 66 67 68 69 70 71 72 73 74
So in: VgL I, piuuæbalkær (Tb) c. 2, 3 [15, I, S. 53]) Hans von Rimscha, S. 52. Lothar Schultz, S. 48, 68. Ibn Fadhlan c. 86 bei Ahmed-Zeki Validi Togan, S. 88; vgl. zu den arabischen Quellen jetzt: James Edward Montgomery, Arabic Sources (2008), S. 550–561. Siehe Reinhold Trautmann, S. 20f; vgl. auch den Vertrag von 944 ebenda S. 32. S. etwa VGL I, Gb c. 5: 1; Rb c. 3: 1; Tb 6: pr (SGL I, S. 33; 37; 55 = Claudius v. Schwerin, VGL I, S. 31; 34f; 52; vgl. Strauch, Eisenprobe, S. 775 f. In: DS I, Nr. 176, S. 175. Vgl. Strauch, Eisenprobe, S. 777 f. Vgl. zur næmnd und der kirchlichen Ächtung des Eidhelferbeweises oben 4. Kap., IV, S. 313 ff.; Strauch, Eisenprobe S. 765–786.
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Skandinavisches Recht in Rußland
Gläubigers vorschrieb75, nach dessen Gelingen dieser das Seinige nehmen durfte. Schließlich taucht in mehreren Artikeln der kurzen Pravda der Augenzeuge (vidok) auf76. In der kurzen Pravda § 10 und der langen Pravda §§ 31, 37 sind sogar zwei Zeugen erwähnt. Da das frühe Recht sonst nur Geschäftszeugen und Eidhelfer kennt, liegt in diesem Punkte christlicher Einfluß nahe, da die Bibel mindestens zwei Zeugen fordert, um vollen Beweis zu erbringen77. Ein weiterer Hinweis auf christlichen Einfluß dürfte auch in der Buße für izgoji (kurze Pravda § 1) liegen, die das kirchliche Statut des Vsevolod Mstislaviˇc von Novgorod (1117–1137) als Kirchenleute bezeichnet78. Das in VgL I, af mandrapi, c. 1 und bardaghæ balkær c. 179 ausführlich geschilderte Verfahren der Friedloslegung, das einer Rachetötung vorhergehen mußte, fehlt in der kurzen Pravda ganz. Bemerkenswert ist, dass dort der Sprachstil und die Syntax von denen der schwedischen Landschaftsrechte völlig verschieden sind80; auch ihre Regeln finden sich in der kurzen Pravda kaum wieder. Der Vergleich zwischen der kurzen Pravda (nach 1036) und den Verträgen der Waräger mit Ostrom von 911 und 944, zeigt, dass ihr oberste Gebot war, Frieden zu halten und Unrecht wieder gut zu machen81, um den Handel überhaupt zu ermöglichen. Deshalb wurden als Missetaten, die den Frieden stören konnten, geregelt: (a) Totschlag, (b) Wunden und stumpfe Schläge, (c) das Entlaufen von Sklaven und (d) die Strafe für den ertappten Dieb. Privatrechtliche Normen finden sich hinsichtlich (e) des Sondervermögens der Frau und (f) der Testierfreiheit und der Verwandtenerbfolge. Dabei tritt die Kulturdifferenz zwischen dem hochentwickelten oströmischen Reich und den Rus’ in den Verträgen kaum in Erscheinung, weil entweder die Normen in beiden Rechtsordnungen gleich waren oder die Rechtsfolgen die nämlichen sind und nur der Weg dahin verschieden ist. 75 Siehe Rydberg, ST, Bd. I Nr. 52, S. 108. 76 In der kurzen Pravda §§ 2; 10; 16; vgl. die lange Pravda §§ 29; 31; 37. 77 Vgl. Deut. 17:6; 19:15; Joh. 8:17; 1. Kor. 21:10; 2. Kor. 13:1; Hebr. 10:28; 1. Tim. 5:19; vgl. Leopold Karl Goetz, RP I, S. 121f, der den § 13 der kurzen Pravda (bei Günter Baranowski : § 10) aber für einen späteren Einschub hält; anders: Gerhard Hafström, Ledung, S. 83. 78 So: Leopold Karl Goetz, RP I, S. 130, Fn.1, gegen Hans v. Rimscha, S. 37 und Günter Baranowski, S. 175–181, die izgoj für Menschen halten, die aus einer sozialen Gemeinschaft ausgeschlossen oder ausgeschieden sind. 79 VgL af mandrapi, c. 1 und bardaghæ balkær c. 1 (SGL, Bd. I, S. 10f; 20 = v. Schwerin, S. 10f; 16f). 80 Vgl. Henrik Birnbaum, in: Scando-Slavia 8 (1962), S. 115–140. 81 Vgl. Reinhold Trautmann, S. 20, 23, 30, 31.
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So sagt der Vertrag von 911 beim Totschlag nur, der Täter solle sterben: Er war also nach russischem Recht der Rache ausgeliefert, nach griechischem drohte ihm die öffentliche Todesstrafe82. Das Erbrecht regelt der Vertrag von 911 nur für die beim Kaiser dienenden Russen, die ausschließlich Waräger gewesen sein dürften83. Dagegen ist die Erbrechtsnachfolge für russische Kaufleute nicht erwähnt. Der Vertrag kennt Testierfreiheit, gibt der Familie ein gesetzliches Erbrecht und beruft danach ersatzweise die ferneren Verwandten. Da in der kurzen Pravda kein Erbrecht vorkommt, fehlen direkte Vergleichsmöglichkeiten mit dem frühen Recht der Rus’. Die ausführliche Pravda regelt zwar das Erbrecht in den §§ 90–95, 98–106 kennt auch in §§ 92f das Testament, aber die Normen weisen deutlichen byzantinischen bzw. kirchlichen Einfluß auf, kenntlich daran, dass die Töchter nach § 91 nur erben, wenn keine Söhne vorhanden sind84. Starb jemand ohne Testament, so erhielt die Kirche kraft Gesetzes den Seelteil85.
82 83 84 85
Vgl. Lothar Schultz, S. 36. Vgl. Reinhold Trautmann, S. 22 f. Vgl. Numeri 27: 8 ff. Vgl. die lange Pravda § 92 und Leopold Karl Goetz, RP, III, S. 366f; Günter Baranowski, S. 620–626.
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Skandinavisches Recht in Rußland
E. Die weitere Entwicklung Die lange Pravda verdoppelt die Strafe bei Tötung eines fürstlichen Gefolgsmannes86, doch kann es sich um eine Parallelentwicklung handeln, weil jeder Fürst seine Gefolgschaft schützte87. Berücksichtigt werden jetzt auch die Umstände der Tat: Ein bloßer Totschlag (lange Pravda § 7) wird abgesetzt von geplanter Tötung (= Mord, lange Pravda §§ 3, 6), wo die ganze Gemeinde haftet, falls der Mörder nicht gefunden wird. Dies erinnert in etwa an die Haftung der Hundertschaft in Västgötalag I, af mandrapi c. 1: 388, wo noch die persönliche Haftung des Hardenhauptmanns hinzutritt. Die lange Pravda war fortschrittlicher als VgL I, weil die Söhne Jaroslavs in § 2 die Rachetötung abgeschafft hatten und sie infolgedessen bei Mord, Diebstahl und Brandstiftung (in §§ 7; 35; 83) nur die Verbannung mit Vermögenseinziehung (potok i razgrablenie) kennt. In der Russkaja Pravda finden sich auch Vorschriften über das straflose Töten eines nächtlichen Diebes89. Der gefesselte Dieb darf nicht mehr bußlos erschlagen, sondern muß zum Fürstenhof gesandt werden. Das geht auf Exodus 22: 1f zurück und findet sich sowohl im schwedischen90 als auch im byzantinischen Recht91. Nach der (verlorenen) Rostovskij Handschrift ergibt sich in eine weitere Ähnlichkeit in der verkürzten Pravda § 2092. Dort hängt die Bußzahlung für einen erschlagenen Dieb davon ab, ob seine Füße außerhalb des Hoftores liegen. Die vergleichbare schwedische Regelung findet sich nicht beim Diebstahl, sondern bei der Heimsuchung93, die je86 Fürstlicher Gefolgsmann (Ogniscanin, bzw. Tiun = ‚Diener‘, hier: fürstlicher Verwaltungsbeamter, Richter) in der langen Pravda, §§ 1; 3; 10; 12 (vgl. die verkürzte Pravda §§ 1; 2); vgl. Leopold Karl Goetz, RP II, S. 18f; 48 f. 87 Vgl. Leopold Karl Goetz, RP IV, S. 80 f. 88 VgL I, af mandrapi c. 1: 3 (SGL, Bd., I, S. 11 = Claudius v. Schwerin, S. 11f). 89 So in der kurzen Pravda § 38, in der langen Pravda § 40, vgl. die verkürzte Pravda § 11. 90 Keine Tötung des Diebes in: VGL I, Tb, c. 1–3 (SGL, Bd. I, S. 53 = Claudius v. Schwerin, S. 49f). 91 Zum byzantinischen Recht vgl. Leopold Karl Goetz, RP I, S. 237; RP II, S. 122; RP IV, S. 78; Lothar Schultz, S. 37, Fn. 19; Per Edwin Wallén, S. 1; Strauch, Rus’ S. 406, Fn. 133. 92 Bei Leopold Karl Goetz, RP II, S. 130 f. 93 Heimsuchung in ÖgL, Epsöre 1: 4 (SGL, Bd. II, S. 29 = Strauch, OGR, S. 58); VGL II, Addit. 7: 4 (SGL, Bd. I, S. 231); Västmannalag I, Eps. 2: 2 (SGL, Bd. V, S. 12).
Die weitere Entwicklung
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doch im russischen Recht nicht als Delikt auftaucht. Die hier verwendete Abgrenzung der Bußpflicht ist gleichwohl so frappierend ähnlich, dass sie als Übernahme aus dem schwedischen Recht gelten kann94. Das gilt auch für die Schuldknechtschaft, die sich sowohl im schwedischen, isländischen und norwegischen Recht95 findet, als auch in der langen Pravda §§ 55–6296. Im Entwurf eines Handelsvertrages von 123097 sollte die Schuldknechtschaft gemeinsames Recht werden zwischen den Gotländern und Novgorodern, auch Frau und Kinder sollten mitverknechtet werden. Erst der Freiheitsbrief des Großfürsten Jaroslav von Novgorod für die dort lebenden Gotländer und Deutschen von 126998 hat sie aus der Mithaftung entlassen. Kirchlicher Einfluß macht sich geltend in einer Handschrift der verkürzten Pravda, in § 4199 für den Kirchenzehnt und in § 42 bei Fischen für die Fastenzeit100. Die Handelsverträge zwischen den Deutschen und Gotländern sowie dem Fürsten von Novgorod von 1189/1199 und von 1262 ( ? ), bei Rydberg101 und zwischen den Kaufleuten von Gotland und Riga sowie dem Fürsten von Smolensk von 1229 sowie die Erneuerung von 1240/50102 regeln strafrechtliche Fragen, wobei im Sinne der mittelalterlichen schwedischen Landschaftsrechte und der langen Pravda Totschläge, Körperverletzungen und Beleidigungen meist mit Buße abgegolten werden. Erstaunlicherweise ist im Vertrag von 1229103 und im Vertrag von 1240/50104 noch die Eisenprobe erwähnt, bei der Geistliche seit 1215 nicht mehr mitwirken durften105. Man durfte jedoch den Gegner zu diesem Beweismittel nicht zwingen. Über den ertappten Dieb durfte der Bestohlene frei verfügen106, ihn also auch 94 Vgl. Axel Norrback, S. 58; Kåre Selnes, in: Norsk Historisk Tidskrift 42 (1963), S. 124 f. 95 Schuldknechtschaft in: ÖgL Vath 4; 35; 37 (SGL, Bd. II, S. 69, 90f, 92 = Strauch, OGR, S. 90; 109f; 110f); vgl. für Island: Karl v. Amira, Nordgerm. OR, Bd. I, S. 126 ff; für Norwegen: derselbe, Nordgerm. OR, Bd., II, S. 154 ff. 96 Vgl. Leopold Karl Goetz, RP III, S. 263 ff; RP IV, S. 81. 97 Siehe DS, Bd. II, Nr. 1708, S. 644 ff (647). 98 Siehe DS, Bd. II, Nr. 1712, S. 651 (653). 99 Verkürzte Pravda § 41 = Leopold Karl Goetz, RP II, § 23: Zehnt) und § 42 (= Goetz, RP II, § 24: Fische für die Fastenzeit. 100 Vgl. Leopold Karl Goetz, RP II, S. 144 ff (Zehnt) und ebenda S. 163 ff (Fastenzeit). 101 Siehe Rydberg, ST, Bd. I, Nr. 52, S. 106 ff und Nr. 111, S. 219 ff; vgl. Leopold Karl Goetz, Handelsverträge, S. 14 ff. 102 Siehe Rydberg, ST, Bd. I, Nr. 77, S. 146 ff und Nr. 87, S. 181 ff; vgl. Leopold Karl Goetz, Handelsverträge, S. 231 ff. 103 Siehe Rydberg, ST, Bd. I, Nr. 77, S. 163. 104 Siehe Rydberg, ST, Bd. I, Nr. 87, S. 185. 105 Vgl. concilium Lateranense IV von 1215, can. 18 (COD II, S. 244). 106 Vgl. Leopold Karl Goetz, Handelsverträge, S. 276 f.
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töten. Beide Verträge gewähren den Vertragspartnern gegenseitig freien und zollfreien Warenkauf. Im Falle der Havarie verbietet der Vertrag von 1229 gegenseitig das Strandrecht107. Ein weiterer Friedens- und Handelsvertrag zwischen dem Fürsten Jaroslav Jaroslavitsch108, den Novgorodern, deutschen und gotländischen Kaufleuten folgte 1269109, der nach ausführlichen und langen Verhandlungen in den Jahren 1268 und 1269 zustande kam110. Er gewährte ihnen freien Zugang nach und Abreise von Novgorod; sie durften für den Schiffsgebrauch Holz schlagen, und Streitigkeiten sollten von den Gerichten entschieden werden. Novgorod hat mit den Deutschen in Livland zur Regelung des beiderseitigen Handels am 1. März 1392 den Nieburfrieden geschlossen. Er wurde 1405 und 1417 erneuert, hatte aber grundsätzliche Bedeutung, so dass die weiteren Frieden zwischen dem deutschen Orden, Livland und Novgorod von 1481, 1487 und 1493 darauf zurückgriffen111, er galt also im wesentlichen bis zum Ende des Novgoroder Kontors der Hanse 1494112. Seit 1456 nahm der Moskauer Großfürst Einfluß auf die Novgoroder Außenpolitik. Novgorods Schaukelpolitik zwischen Livland und Moskau endete, als der Großfürst Ivan III. (1462–1505) Novgorod militärisch besiegte und 1478 in das Großfürstentum Moskau eingliederte. Daraufhin beschränkte Ivan III. 1488 und 1494 die hansischen Vorrechte und schloß am 6. Nov. 1494 das Hansekontor in Novgorod113. Erst der Vertrag seines Sohnes Wassilij IV. Iwanowitsch mit der gesamten Hanse (70 Hansestädten) vom 22. Mai 1514114 öffnete das Novgoroder Kontor wieder, das jedoch seine frühere Größe nicht zurückgewann. 107 Siehe Rydberg, ST, Bd. I, Nr. 77, S. 170; vgl. Leopold Karl Goetz, Handelsverträge, S. 290. 108 Jaroslav Jaroslavitsch war der Bruder Alexander Nevskis; er starb im Winter 1271/72, vermutlich 1272, vgl. STI, S. 238, Fn. 1R. 109 Handelsvertrag von 1269: Druck in ST, Bd. I, Nr. 118 [dort auf die ersten Monate von 1270 datiert], S. 229–241; auch in DS, Bd. II, Nr. 1712, S. 651–653 [dort: 1269]. 110 Text der Entwürfe in HU I, Nr. 633 (S. 229–233) und 665 (S. 233–235) und bei Ewald Tobien, Traktate, S. 85f; vgl. dazu ausführlich: Ernst Bonnell, Chronographie (1862); Leopold Karl Goetz, Handelsverträge, S. 90–161. 111 Im September 1481 wurde ein zehnjähriger Beifriede zwischen Novgorod und Livland geschlossen (vgl. Leopold Karl Goetz, Handelsverträge, S. 216); ihm folgte der für 20 Jahre geschlossene Frieden vom 25. März 1487 (HU, Bd. XI, Nr. 276; HR Abt. III, Bd. II, Nr. 136), er wurde am 13. März 1493 auf weitere zehn Jahre verlängert (Lüb. UB II, Abt. II, Nr. 510 und die Hanserezesse Abt. III, Bd. II, Nr. 136; (vgl. ebda Nr. 272, § 10, S. 187), vgl. Goetz, Handelsverträge, S. 218–220). 112 Vgl. Leopold Karl Goetz, Handelsverträge, S. 186–216, Druck des Friedens in: HU Bd. IV, Nr. 1080 und bei Karl Eduard Napiersky, Urkunden, Nr. 115. 113 Vgl. Leopol K. Goetz, Handelsgeschichte, S. 183; Norbert Angerman, Novgorod, S. 100. 114 Druck in: Hanserecesse, 3. Abt., Bd. 6 (1899), Nr. 534, S. 517–520.
Quellen und Literatur
Allgemeines und Übergreifendes
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A. Allgemeines und Übergreifendes I. Quellen, allgemein Adam von Bremen, Gesta Hammaburgensis Ecclesiae pontificum; Rimbert, Vita Anskarii etc., hrsg. v. Werner Trillmich/Rudolf Buchner (Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe Bd. XI), Darmstadt 1978. Aegidii Columnae [Aegidius Romanus, O.E.S.A] archiepiscopus Bituricensis, De regimine principum libri III, [ca 1277–79] par Fr. Hieronymum Samaritanum … in lucem editi, Romae 1607. Aegidii Columnae [Aegidius Romanus] arch. Bituricensis, De regimine principum libri III, [ca 1277–79], ed. Axel Mante, Lund 1929. Anderson Allan, Early Sources of Scottish History a. d. 500 to 1286, collected and translated, Bd. I, Stanford 1990. Anschütz, August (Hrsg.), Die Lombarda-Kommentare des Ariprands und Albertus. Ein Beitrag zur Geschichte des germanischen Rechts im 12. Jahrhundert. Nach den Handschriften zum ersten Male hrsg., Heidelberg 1855. Sancti Aurelii Augustini, De Civitate Dei (Corpus Christianorum, Series Latina, Bd. 47, 1), Turnhout 1955. Bately, Janet M. (Ed.), The old English Orosius (Early English Text Society. Supplemantary Series, Bd. VI), London 1980. Beauchet, Ludovic, Lois maritimes scandinaves (Suéde, Danmark, Norvège), traduit et annotée par L. B., Paris 1895. Beyerle, Franz (Bearb., Übs.), Die Gesetze der Langobarden, Weimar 1947. Birgisson, Einar Gunnar, Ohtere’s report in the old Englisch Orosius: a critical approach, Reykjavík 2006. Bolland, Jürgen (Hrsg.), Die Bilderhandschrift des hamburgischen Stadtrechts von 1497, erläutert von Heinrich Reincke, Hamburg 1968. Bullarum diplomatum et privilegiorum sanctorum Romanorum pontificum Taurinensis editio, ed. Francesco Gaude/Aloysius Tomassetti, 25 vol., Augustae Taurinorum 1857–1872. Cartularium Saxonicum, ed. Walter de Gray Birch, vol. III A. D. 948–975. Appendix, London 1893, Neudruck New York 1964. Conciliorum Oecumenicorum Decreta, hrsg. v. Giuseppe Alberigo etc. /Dekrete der ökumenischen Konzilien, hrsg. Josef Wohlmuth, Bd. 1: Konzilien des ersten Jahrtausends v. Konzil von Nizäa (325) bis zum 4. Konzil v. Konstantinopel (869/70), Paderborn 1973, übersetzt von Josef Wohlmuth (2. Aufl. ebda 1998); Bd. 2: Konzilien des Mittelalters (v. 1. Lateran-Konzil (1123) bis zum 5. Lateran-Konzil (1512–17), Paderborn 2000 [COD]. Constitutiones Regni Siciliae, „Liber Augustalis“, Neapel 1475, mit einer Einleitung hrsg. v. Hermann Dilcher, Glashütten/Taunus 1973.
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Norwegen
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Dänemark und Danelag
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Personenregister
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A. Personenregister Die Zahlen bezeichnen die Seiten. Die Fußnoten sind mitgenommen. Abkürzungen: Bf-Bischof; Ebf-Erzbischof; Fst-Fürst; Hhvd-häradshövding; Ks-Kaiser; brKg-britischer König; däKg-dänischer König; däKgn-dänische Königin; fi-finnisch; frKg-fränkischer König; frzKg--französischer König; Fst-Fürst; Geschl.-Geschlecht; gen.-genannt; Hhvd-Häradshövding; Hzg-Herzog; irKg-irischer König; isl-isländisch; lbKg-langobardischer König; Leg-Legat; noKg-norwegischer König; noKgn-norwegische Königin; OSB-Ordo Sancti Benedicti; Pp-Papst; Rspr-Rechtsprecher; svKg-schwedischer König; svKgn-schwedische Königin; Testam.-Testament; UKg-Unionskönig; uKgn-Unionskönigin; v.-von.
Abel (däKg 1250–52) 340, 342 Absalon (Ebf v. Lund 1178–1201) 49, 53, 55, 286, 290, 299f, 308, 314, 336 Adalbert (Ebf v. Bremen) 43, 46, 48, 189, 196 Adalbert (Bf d. Orkneys vor 1072) 196 Adaldag (Ebf v. Hamburg/Bremen 937– 988) 270 Adam (Urvater) 454 Adam von Bremen (Domscholaster 1069, † 1081/85) 17f, 38, 45f, 125, 195f, 270, 301, 424, 490, 514 Adolf VII. Graf v. Holstein – Plön (1359– 1390) 293, 576 Aegidius Romanus (Colonna, AugustinerEremit, 1295 Ebf v. Bourges, † 1316) 86, 151, 532f Ælfgifu (ca 990–1040) 18, 116 Aelnoth of Canterbury (Benediktiner, schrieb die vita Knuts des Hl. ca 1109/22) 46–49 Aepelred II. [the Unready] (brKg 978– 1013/1014–16) 364ff, 377f Agapet II (Pp 946–955) 270 Åke Hansson Tott (sv Marschall, † 1510) 419 Albericus (Kard, Leg., errichtet 1103 Ebt Lund) 18, 47, 189 Albertus Langobardista (12. Jh.) 104
Albert II. Suerbeer (Ebf v. Riga 1253–73) 627 Albrecht (Albert v. Buxthoven, Bf v. Livland [Riga] 1198–1229) 526 Albrecht II. v. Mecklenburg (Herzog 1348–1272, † 1379) 576 Albrecht III. v. Mecklenburg (uKg 1364– 89) 439, 478, 490, 493, 556, 576, 604f, 611, 626, 659 Alexander II. (Pp 1061–73) 45, 69 Alexander III. (Pp 1159–81) 11, 22, 48, 61f, 68ff, 73, 80, 96, 133f, 428, 431, 462f, 549, 632f Alexander IV. (Pp 1251–61) 77, 79, 81, 627 Alexander III. (schott. Kg 1214–49) 201 Alexander Nevski (Fürst v. Novgorod u. Vladimir 1220–63) 638 Alfons X. v. Kastilien (Kg 1252–82) 159 Álfr (Bf v. Garjar 1368) 271 Alfred der Große (brKg 871–899 (901?) 362 Algot Bengtsson [Algotssönernas Gesch.] (Rspr v. Västergötland 1344–1358) 538 Alkuin (Gelehrter, geb. 735, † 804) 256 Ambrosius (Bf v. Mailand 374–397) 98, 441, 541 Amelungus Amelungi (1520 Rektor in Kbh) 345
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Register
Anastasius IV. (Pp 1153/54) 19, 43, 61, 141f, 190, 463 Anders Sæbjørnsson (Rspr in Oslo um 1520) 147 Anders Sunesøn (Ebf v. Lund 1201–23) 50, 55, 63f, 105f, 307–318, 327, 396, 406, 412, 509, 636 – als legatus natus 309, 316 Andreas (Bf v. Oslo 1267–1287) 147 Andreas And (Dompropst in Uppsala, † 1317) 87f, 106, 440f, 456, 541 Anselm v. Canterbury (Ebf 1093–1109) 18, 189, 373 Ansgar (Apostel des Nordens 801–865) 45, 57f, 514 Anund Jonsson (Bf v. Strängnäs 1275–91) 463ff Anund i Tåsta (Forsaring, 9./10. Jh.) 501 Are Jónsson (Rspr in Island um 1543) 258 Ari Porgilsson (isl. Historiker 1067/ 68–1148) 38, 42, 114, 215f, 231 Ariprand (lombard. Kommentator, Ende 1153) 104 Aristoteles (griech. Philosoph 384–322 v. Chr.) 150, 532f Arnald (Bf v. Garjar 1124–50) 271 Arne Vade Einarsson (Ebf v. Nidaros 1346–49) 177 Arne Magnusson (Sammler isl. Handschriften 1663–1730) 116, 129, 132 Arngrímur Jónsson (isl. Gelehrter 1568– 1648) 250 Árni Porlákson (Bf v. Skálholt 1269–98) 27, 30, 43f, 140, 160, 162, 177, 218, 237, 244, 248, 253ff, 258ff Arwed Gustafsson (gen. 1412ff) 652 Ascer (Oezur, 1. Ebf v. Lund 1104–1137) 18, 43, 47f, 60, 189 Askatin (Bf v. Bergen 1270–77) 162 Atli (noRspr, 11. Jhdt) 115f Audun Hugleisson (Stallmeister, † 1302) 159, 162 Augustiner 350 Augustinus, Aurelius (Bf v. Hippo 354– 430) 72, 431, 441, 532, 541, 565 Axelsöhne 579 Båd (däGeschl.) 303 Bååt (svGeschl.) 424
Balten 672 Beda Venerabilis (Gelehrter 672/73–735) 193 Benedikt IX. (Pp 1032–44) 270 Benedikta Sunesdotter [svBjälbo-Geschl.], (Gemahlin Svantepolk Knutssons, geb. um 1230, † 1261) 603 Bengt Algotsson [Lejon] (1351 Ritter, 1352 Reichsrat, 1353 Herzog v. Finnland u. Halland) 576 Bengt II., d. Jüngere (Bf v. Skara 1219– 1228) 66 Bengt Birgersson (Bf v. Linköping 1286– 91) 83 Bengt Jönsson [Oxenstierna av Salsta] (Reichsrat, Rspr. v. Upland 1440–49, † 1449/50) 563, 567 Bengt Magnusson [svBjälbo-Geschl.] (Bf v. Linköping 1220–36, zugl. Zisterzienserabt v. Gotland u. Propst v. Visby) 51, 412, 509, 518, 534 Bengt Magnusson (Rspr v. Östergötland 1269 [1264?]–1294) 388, 412f Bengt Sigtryggsson (Testament 1259) 79 Bengt Magnusson [svFolkunga-Geschl.] (Rspr v. Östergötl. 1269–1294) 82 Bergthórr Hrafnson (isl. Rspr 1117–22) 217, 230 Bernhard (Bf v. Schonen 1022) 45 Bernhard v. Parma (Bf v. Parma, † 1133) 73, 131 Bernhard v. Pavia (Kanonist, Bf v. Pavia 1198–1213) 25 Bernhardus Papiensis s. Bernhard v. Pavia Bero legifer (Björn, finRspr, gen. 1324) 646, 657 Bessi (noRspr. 11. Jh.) 138 Bielke (svGeschl.) 424 Birger Birgersson d. J. [Trolle] (Reichsrat, Dompropst in Strängnäs 1401–71) 564 Birger Gregersson (Ebf v. Uppsala 1366– 1383) 439, 493, 495 Birger Jarl [Magnusson] sv.Regent 1248– 66) 71f, 76f, 81, 84, 86, 390, 396, 398, 406, 409, 412, 414, 417, 420, 431, 442, 454ff, 509f, 513, 535, 607, 637f, 653 Birger Magnusson (svKg 1290–1318) 389, 440, 443, 460f, 471f, 484, 520, 536, 612, 626, 645, 653
Personenregister Birger Persson (Rspr v. Tiundaland, Uppland, † 1327) 88, 388, 440, 496 Birgitta [svFinsta-Geschl.](Heilige, Ordensgründerin, um 1303–1373) 538, 601, 641 Birkarlar (Bircharlaboa; fin. Pirkkalaiset) 492, 630ff, 664 Bjarmer (Beormas) 629 Bjarne Audunsson (Fehirde, Testam. 1320) 151 Bjarni Marjarson (noRspr nach 1200) 115, 129 Björn krepphendi (Skalde um 1100) 272 Björn i ström (Rspr. i Kumo bo, gen. 1347) 651 Blüting, Johannes (geb. 1572) 329 Bo Jonsson Grip (sv officialis generalis) 1369–1386 556, 626f Bonde (sv Geschl.) 424 Botvid (sv Missionar, † 1120) 59 Brandis Matthäus (Drucker, † nach 1512) 321 Brian Boru (irKg 940–1014) 211 Brynolf I. Algotsson (Bf v. Skara 1267– 1317; Seligsprechungsprozeß 1417, sel. 1492) 87f, 91, 93f, 97, 106, 397, 402 Bureus, Johannes (1568–1652) 495, 530, 533f, 602, 612, 615, 653 Bureus, Jonas (1575–1655) 495, 580 Calixt II (Pp 1119–24) 60, 196 Carolus Erlandi (Vetter Birger Perssons, gen. 1293) 440 Carolus de Tocco (um 1200, Glossator der Lombarda 1208/10) 104 Christian I. (däKg 1448–81) 179, 195, 201, 262, 341, 343, 355, 491, 579, 594 Christian II. Tyrann (däKg 1513–23) 258, 279, 287, 343, 345–356, 642 Christian III. (däKg 1534–59) 190, 512 Christian IV. (däKg 1588–1648) 334 Christian (Bf v. Ribe 1288–1313) 325 Christian Pedersen (dän. Humanist, † 1554) 344 Christine (Kg Magnus Lagabøters Schwester) 159 Christoph I. (däKg 1252–59) 315, 320, 339f, 342, 607
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Christoph II. (däKg 1319–32) 331, 342, 344, 467 Christoph v. Bayern (UKg 1440–48) 178, 288, 333, 421, 468, 473, 543, 545, 550, 561–574, 641f Christus 70, 72, 94, 120, 414, 428, 431 Cicero (röm. Politiker u. Jurist, 106– 43 v. Chr.) 353, 533 Claus Fleming (Ritter, Rspr. Österland, gen. 1405) 626 Clemens III. (Pp 1187–91) 11, 68f Clemens IV. (Pp 1265–1268) 45, 158 Cölestin III (Pp 1191–98) 24, 37, 139, 233, 633 Cormac (um 900) 210 Dänen 369, 634 David (schott. Kg 1140–45) 194 David Bilefeld (Pfarrer Barlingbo, gen. 1587) 506 Dermot mac Murrough (irKg 1110–71) 211 Deutsche 634, 638 Deutscher Orden 505, 615 Dietwin [Theodwin] (Leg, † 1153) 48 Didrich Pining (isl. Statthalter 1478–90) 262 Didrik Hansson (gen. 1511) 419 Dominikaner 350, 463, 518, 638 Drevljanen 678 Dudo v. St. Quentin (norm.Chronist 965– vor 1043) 371f Due (däGeschl.) 303 Eadgar (brKg 957–975) 366 Eduard IV. (brKg 1461–70 u. 1471–83) 262 Edward der Bekenner (brKg 1042–1066) 364f, 377f Egil Skallagrímsson isl. Skalde ca 910– 990) 111, 114, 629f Êîëásãè s. Kylfinger Einar Gilssön (isl. Skalde 14. Jh.) 272 Einar Gunnarsøn Smjorbak (Ebf v. Nidaros 1255–63) 134, 151 Einar Sokkason (gen. 1118) 271 Ekenberger, Blasius († 1616) 328f Emma v. d. Normandie (um 987–1052) 377f
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Register
Emund Slemme (Gamle, sv Kg 1050–61) 397 Engelbert Admontensis (Abt OSB um 1250–1331) 533 Engelbert von Dolen (Bf v. Dorpat 1323–1341) 640 Engelbrekt Engelbrektsson (sv Aufrührer, † 1436) 571, 659 Erasmus Lætelse (Mitte 16. Jh.) 299 Erasmus v. Rotterdam (humanist. Gelehrter 1465(69)–1536) 344 Erengisle Jonsson (Ritter, gen. 1326) 472 Erengisle Näskonungsson (Reichsrat, 1322 Marschall, † 1328) 472 Erengisle Niklisson (Ritter, 15. Jh.) 615 Erengisle Petersson Bonde (gen. 1319– 1350) 429 Erich av Kumos (Rspr v. Östra Nyland, gen. 15. Jh.) 626 Eirík upsi Gnupsson (Bf v. Garjar, Grönland 1112–21) 270f Eirik Ivarsson [Heirikus] (Ebf v. Nidaros 1189–1205) 23f, 37, 123, 127, 138f, 233 Elbgermanen 104f Erich v. Pommern (UKg 1396–1439) 178, 198, 260, 262; 275, 343, 353, 387, 433, 488, 493, 505, 560, 564, 609, 611, 614f, 636, 642, 653, 656, 659, 661f Ericus Olai (Historiker, † 1486) 570 Erik Axelson [Tott] (svReichsrat, ca 1420– 1481) 642 Erik Birgersson (Herzog v. Småland, geb. 1250) 82, 464 Erik VII. Glipping (däKg 1259–86) 327, 329, 333, 553 Erik IX. der Heilige (svKg 1156–60) 58, 66, 454f, 509, 556, 632f Erik XII. Magnusson (svKg 1357–59) 531, 575 Erik Ejegod (däKg 1095–1103) 18, 47, 189 Erik Emune (däKg 1134–37) 47f Erik Eriksson (svKg 1234–50) 11, 66, 69, 76, 84, 86, 603 Erik Hákonarson (Ladejarl 995–1012, † 1024) 124 Erik Karlsson (1366 genannt) 478 Erik Karlsson Kuse [halv hjort] (Hhvd Österrekarne 1504–16) 419
Erik X. Knutsson (svKg 1208–16) 63f, 633f, 636 Erik Magnusson (noKg 1280–99) 177, 254, 391 Erik Magnusson (svKg 1357–59) 391, 575f, 598 Erik Magnusson (Herzog v. Södermanland ca 1282–1318) 451, 460, 467, 520, 547, 612, 626 Erik IV. Plovpenning (däKg 1241–50) 291 Erik VII. Klipping (däKg 1259–86) 286ff, 297f, 334, 342 Erik Menved (däKg 1286–1319) 296f, 325 Erik XIV. (sv Kg 1560–68) 609 Erik Prästhatare (noKg 1280–99) 140, 143, 179 Erik [Eirik] der Rote [rauji] 950–um 1003) 267, 277 Erlend Haraldsson (Orkneyjarl 1151–54) 194 Erling Skakke (noHäuptling 1115–79) 22, 24, 117 Esbjörn Sæmundsson (Rspr in Jämtland 1480ff) 181 Eskil (Ebf v. Lund 1137–78) 48, 106, 286, 300, 314 Eskil Magnusson (Rspr Västergötland 1175–1227) 66, 388, 396f, 402, 406f, 447 Eskimos 276 Ethelnod (Ebf v. Canterbury 1020–38) 45 Eugen III. (Pp 1145–53) 19 Eystein (øystein) Haraldsson (noKg 1103– 23) 20f, 167, 194, 196 Eystein (øystein) Erlendsson (Ebf v. Nidaros 1161–88) 21, 23, 117, 123, 127, 131, 133 Fenni (Finni) 629, 631 Filip (1257 gen., Bruder Kgs Alfons v. Kastilien) 159 Filip Ragvaldi (svPuke-Geschl., 1330/31 sv Kanzler) 531 Finnen 630f Flodoard v. Reims (Bf, Chronist 894–966) 371 Folke Johansson Ängel (Fulko Johannis), Ebf v. Uppsala 1274–77) 82
Personenregister Folke (Rspr v. Västergötland 1240) 406 Folkunger 76f, 84 Franciscus Josserandi (Kanonist 1419– 1517) 327 Franziskaner 350, 463, 518 Fredegar (Historiker 7. Jh.) 104 Frederik I (svKg 1720–51) 570 Fredrik I. (Frederik) däKg 1523–33) 301 Friedrich Barbarossa (Ks 1152–90) 60 Friedrich I. (däKg 1523–33) 355f Friedrich, (isl. Missionar, 981 gen.) 215 Gaius röm. Jurist, Werke 130–180) 12 Galen (däGeschl.) 303 Geirstaja-alv (noKg), s. Olaf in hviti Gelasius I. (Pp 492–96) 15 Gerbrand (Bf v. Seeland [Roskilde] 1022– 1029/30) 45 Gilbert Crispin (br Theologe um 1046– 1117) 372 Gilli (Rspr d. Färöer ab 1000) 187 Giraldus Cambrensis (Historiker 1146– 1223) 211 Giso (Bf v. Wells 1059/61–1088) 380 Gizur (Gissur) Ísleifsson (Bf v. Hólar 1082–1218) 166, 216, 234, 246 Gizurr Porvaldsson (isl. Jarl 1258–68) 260 Godfred (däKg um 800–810) 369 Godwin (Earl v. Wessex 1019–53) 377 Götar 387, 393 Goten 387, 393, 570 Gottfried av Ghemen [Gemen] (Drucker, † um 1510) 297, 300, 304, 310, 522, 528 Gottfried II. Martell (Gf v. Anjou † 1060) 378 Gottfried V. Plantagenet (Graf v. Anjou 1129–51) 381 Gøye, Mogens (däReichsmarschall, ca 1470–1544) 347 Gratian (Kanonist Ende 11. Jh.–vor 1160) 12, 15, 20, 25, 36, 51, 69, 123, 311f, 316, 326f, 345, 400, 431, 534, 541, 566 Gregor der Große (Pp 590–604) 15, 33 Gregor VII. (Pp 1073–85) 15, 48, 300 Gregor IX. (Pp 1227–41) 12, 73, 79, 88, 142, 441, 509, 511, 550, 562, 634, 637 Gregor X. (Pp 1271–76) 72, 82f, 88, 96, 139, 431
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Gregorius de Crescentio (Kardinal 1205, Leg. in Dänemark 1222) 309f, 315 Grimkel (Bf v. Nidaros 1015–nach 1031) 18, 116, 272 Grimr kamban (1. Färöischer Siedler um 825) 185 Gujmundr Arason (Bf v. Hólar 1203–37) 233f Gujrum [Guthrum, Gorm d. Ä.] (däKg † 890) 362 Guido de Cruce (Nuntius 14. Jh.) 478 Gunhild (noKgn 995) 46 Gunnar Grjónbak (noRspr, 1223 gen.) 127, 129, 134 Gunnar (Bf v. Viborg 1222–52) 320 Gunolph Svensson (däRitter, 1304 gen.) 325 Gustav (Rspr v. Västergötland 1230) 406 Gustav Algotsson [Sture] (Ritter, 1407 genant, † 1448) 564 Gustav I. Vasa (svKg 1523–60) 344, 447, 500, 609, 642 Gustav II. Adolf (svKg 1611–32) 580 Gustav Tunesson [svVing-Geschl.] (Rspr v. Värmland 1339–48) 406, 538 Gutar 387, 393 Guttorm (Ebf v. Trondheim 1215–24) 134 Guttorm svJarl (1160 genannt; † vor 1172) 633 Guttorm Kolbjørnsson (lagmann i kunggården), noRspr 1321–1330) 180 Hadorph, Johan (1630–93, 1679 sv Riksantiquar) 102, 304f, 505, 514f, 521, 547, 549, 555, 560, 577, 615, 653 Hadrian IV. (Pp 1154–59) s. Nikolaus v. Albano Hafliji Másson (isl.Gode, † 1130) 217, 230, 277 Hak (däGeschl.) 303 Hákan I., [der Gute Ajalsteinsfóstri] (noKg 935–61) 17, 111, 116, 121f, 125, 145 Hákan IV. Hákonsson (d. Gamle, noKg 1217–63) 25f, 37, 109, 115, 129f, 134, 152, 158ff, 179, 200, 218, 237, 246, 260, 272f
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Register
Hákon Hákonsson Unge (noUnterkönig 1240–57) 150 Hákan V. Hålägg (noKg 1299–1319 [vorher: Herzog Hákon Magnusson]) 31f, 140, 152, 156ff, 177, 179f, 189, 191, 254, 274, 535 Hákan VI. Magnusson (noKg 1355–80) 176, 179, 191, 260, 531 Håkon Magnusson (svKg 1362–64) 571, 641 Hákon Magnusson Pórisfóstri (noGegenKg 1093/94, † 1098) 116 Hákon Folksvidsson (noJarl † 1214) 396 Hákon (Bf v. Oslo 1248–67; 1267 Ebf Nidaros) 160 Hakon (Rspr v. Attundaland, gen. 1296) 88 Hákon (noNotar, 1320 gen.) 151 Halfdan Svarti (noKg ca 810–ca 860) 145, 210 Hans (däKg 1481–1513) 258, 262, 288, 302, 358, 507, 512 Hans Brask (Bf v. Linköping 1513–27) 426, 549 Hanse 512 Hansgilde 357f Harald Blauzahn (däKg 940–87) 45f Harald Gille (noKg 1130–36) 135, 194 Harald Hasenfuß (brKg 1037–40) 364 Harald Hardrade (noKg 1047–66) 136, 378, 397 Harald Hein (däKg 1076–80) 339 Harald der Junge [ugni] († 1198, Vetter v. Harald Maddadsson) 194 Harald Maddadsson (Jarl ca 1134–1206) 194, 200 Harald Schönhaar (noKg 860–930) 14, 21, 185, 193f, 203, 205, 217 Hardeknut (brKg 1040–42) 364 Harold Godwinson [brKg Harold I.] (1066) 377f Harviik Japsson [Hartvik] (Rspr nordfin. Laghsaga, gen. 1463) 644 Haukr Erlendsson (isl.Rspr 1294; noRspr 1311, † 1334) 149 Heinrich IV. (Ks) 1084–1106) 378 Heinrich I. [Beauclerk] brKg 1100–35) 381 Heinrich II. (brKg 1154–89) 211, 381
Heinrich VI. (brKg 1422–61) 262, 275 Heinrich VII. (brKg 1485–1509) 262 Heinrich I. (frKg † 1060) 378 Heinrich (Bf v. Lund ca 1060) 195, 201 Heinrich (Henrik, Bf v. Uppsala 1152–55, 1156 Bf v. Finnland, † 1156) 477, 632f, 637 Heinrich der Löwe (Herzog, 1129/30 o. 1133/35–1195) 517, 520 Helga s. Olga Helge (af Bastö gård, gen. 1367) 650 Helgi s. Oleg Hemming (däKg 810–812) 369 Hemming (Bf v. Åbo 1338–66, 1514 heilig) 636, 651 Hemming Gadh (sv. Priester u. Politiker ca 1450–1520) 419 Hemming Nilsson (Ebf v. Uppsala 1341– 51) 551 Henricus Bohicus [Boich] (gen. 1403/05) 327 Henrik (Bf v. Linköping 1258–1283) 58, 64, 82f Herjólfr (Begleiter Eriks d. Roten, siedelte in Herjolfsness) 270 Herluin (Gründerabt v. Le Bec 1040) 372f, 375 Holmbernus (Rspr v. Västmanld 1303) 481 Honorius III. (Pp 1216–27) 11, 69, 79, 81, 309, 315, 456, 634 Horaz (röm. Dichter, 65–8 v. Chr.) 38 Horich (däKg 827–45) 45 Hostiensis [Henricus de Segusio] (Kanonist, ca 1194–1271) 73f Hrafn Oddsson (isl. Häuptling, merkismajr um 1225–1289) 248, 260 Huguccio de Pisa (Jurist, um 1140–1210) 35, 326 Huitfeld, Arnold (Drucker 1590) 304, 310 Hvide (däGeschl.) 308 Ibn Fadhlan (arab. Autor 921/22) 679 Igor [Ingvar] Fürst v. Novgorod 912–945) 671 Inga v. Varteig († 1234), Mutter d. noKgs. Hákon Hákonsson 134 Inge der Ältere (svKg 1079–84; 1087– 1110) 19, 47, 462
Personenregister Inge Bardsson (noKg 1204–17) 26 Inge Haraldsson [noKrokrygg] (noKg 1116–1161) 20f Ingeborg (Tochter des svKgs Erik Knutsson, geb. ca 1212, Gemahlin Birger Jarls 1235–54) 76 Ingeborg (Tochter d. noKg Hákons V., 1301–1361) 158, 530 Ingigerd Olafsdottir (1001–50, heiratet 1019 Jaroslav Mudryj) 671 Ingo Diækn (Rspr. v. Nyland, gen. 1326) 626 Ingvar s. Igor Innozenz II. (Pp 1130–43) 60, 189, 271 Innozenz III. (Pp 1198–1216) 19, 55, 63, 65, 69f, 75, 78, 80, 88, 94, 309, 315, 317, 623, 634, 636 Innozenz IV. (Pp 1213–51) 72ff, 77, 81, 255 Innozenz VI. (Pp 1352–62) 635 Inuit 276 Isidor v. Sevilla (Bf v. Sevilla 600–636) 12, 15, 51, 86, 442 Ísleifr Gizurrarson (Bf v. Skálholt u. Grönland 1056–80) 42, 216, 234 Israel Birgersson [svFinsta-Geschl.] (Rspr. v. Uppland 1334–51) 538, 551 Ivan III. (Großfürst v. Moskau 1462–505) 684 Ívarr Barjason (Verwalter des Bischofshofes in Garjar, 1341–64) 276 Ivar Ragnarsson (Wikingerführer um 794– 872/73) 210 Ivo v. Chartres (Kirchenreformer, Bf v. Chartres 1090–1115) 12f Izgoji 680 Izjaslav I. (Fürst v. Kiew 1054–78) 676 Jacob (exactor, gen. 1322) 656 Jacob Abrahamsson (Jeppe Diäkn, Rspr Åbo, gen. 1386) 659 Jacobus Erlandi (Ebf v. Lund 1254–74) 607 Jacobus Israel (Ebf v. Uppsala 1278–81) 90 Jacobus (exactor in Alandia, gen. 1322) 645 Jakob III. (schottKg 1460–1488) 179, 195, 201 Jakob Andersson (Rspr v. Satakunta) 650)
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Jakob Erlandsson (Ebf v. Lund 1254–70) 315, 333 Jarl Skule Barjarson (1217 noJarl, 1237–40 no Herzog) 26, 150, 179 Jarler (Ebf v. Uppsala 1236–55) 77 Jaroslav Mudryj (der Weise, Fürst v. Kiew 1019–54) 18, 670, 675f, 677 Jaroslav Fürst v. Nowgorod (1189) 503, 517, 634, 682 Jaroslav III. Jaroslavitsch (Fürst v. Novgorod 1264–71) 683 Järpulf (Bf v. Skara 1190–1200) 65 Jeppe Diäkn s. Jacob Abrahamsson Jesaja 534 Joen Tursön (dä Historiker) 47 Johan Christineson (officialis generalis 1344ff) 551 Johan Filipson (Folkunger 1242–80) 84 Johan Karlsson [Färla] Rspr v. Södermanland 1443–57) 564 Johan Sverkersson (svKg 1216–22) 399 Johan Techewicz (Deutschordenshauptmann f. Gotland, gen. 1401) 507 Johan III. (svKg 1568–92) 545, 609 Johann ohne Land (brKg 1199–1216) 381 Johann III. v. Holstein-Kiel u. Hst.-Plön (ca 1297–1359) 302 Johannes v. Fécamp (benedictinischer Reformer 990–1078) 373 Johannes Jutæ (dä Historiker gen. 1231, 1270) 297, 299 Johannes Kröpelin (Schloßhautpmann v. Sthlm, gen. 1417, 1444) 615 Johannes Odulphi (Ebf v. Uppsala 1281– 84) 18, 87 Johannes v. Salesbury (Bf v. Chartres 1176–1180) 15, 150, 345 Johannes Scotus Eriugena (Theologe gen. 850/51) 210 Johannes (Bf d. Orkneys 1043( ? ) 1073) 196 Johannis Borquadis (Generalkonfessor, gen. 1444) 615 Johanniter 463 Jón Arason (Bf v. Skálholt 1524–50) 258 Jón Birgisson (Ebf v. Nidaros 1152/ 53–57) 19, 37, 133 Jón Einarsson (isl. Rspr † 1306) 219, 250, 253
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Register
Jón Jónsson (isl. Rspr, gen. 1578) 251 Jón Ögmundarson (1. Bf v. Holar 1106– 21) 43 Jón Raude (Ebf v. Nidaros 1268–82) 27, 29f, 43, 93, 139f, 158f, 177, 237 Jønis Siggason (Hhvd in Östergötland gen. 1352) 71 Jørund (Ebf v. Nidaros 1288–1309) 177 Jörund Haversson (Rspr v. Jämtland, gen. 1348) 181 Josse Finsson (sv kgl Vogt 1413) 488 Judas 337 Julian, Publius Salvius (Röm. Jurist, geb. 108) 12 Jungfrau-Maria-Gilde 357 Justinian (Röm. Ks 527–65) 15, 88, 345, 441 Kainulaiset s. Kväner Karelier (Karelen) 633f, 639 Karl der Große (frKg, Ks 768–814) 369 Karl III. (d Einfältige, frKg 828–923) 369, 371 Karl VII. Sverkerson (svKg 1161–67) 62 Karl IX. (svKg 1599–1611) 421, 545, 569f, 609f Karl Eriksen (Bf v. Lund 1325–34) 302 Karl Ingeborgsson (Rspr v. Tiohärad, gen. 1266, † verm. 1273) 425 Karl Jonsson (isl. Abt, † 1213) 490 Karl Knutsson [Bonde] (1438–40 sv. Reichsverweser; 1449/57; 1464/65; 1467/70 svKönig, † 1470) 567f, 572, 609, 642 Karl Magnusson (svBjälbo-Geschl., Bf v. Linköping 1216–20) 51, 412 Karl Rønnow (Bf v. Odense 1475–1501) 358 Karl Störkersson (Unter-Rspr Västmanland u. Dalarne, gen. 1413) 488 Karl Ulfsson [Sparre av Tofta] (Rspr v. Närke 1348–65, 1359 Reichsverweser u. bis 1407 Rspr v. Uppland) 477, 575 Karmeliter 350 Karthäuser 463 Katharinengilde in Björke 512 Ketil Pórsteinsson (Bf v. Hólar 1121–45) 217, 235 Klaus Pedersen (gen. 1521) 279
Knut Bosson [Grip] (Lehnsherr in Finnland 1386–89, † 1406) 556 Knut Eriksson (svKg 1169–1196) 425 Knut d. Große (däKg 1018–36) 18, 45, 58, 116, 136, 303, 336f, 364, 380 Knut IV. d. Heilige (däKg 1080–86) 46–49, 302f, 337 Knut Holmgerson [Långe] (svKg 1229– 34) 66, 76f, 86, 420, 473 Knut VI. (däKg 1182–1202) 49f, 286, 291, 305, 308, 336, 341, 442 Knut Jonsson (svDrost, Rspr v. Östergötland 1310–47, Reichsverweser) 439, 471, 493, 631 Knut Kristineson (gen. 1222/30) 66 Knut Magnusson (Rspr v. Västergötland ca 1313–19) 467 Knut Mikkelsen (Bf v. Viborg ca 1451–78) 325ff, 329 Kjolbagi s. Kylfinger Königs-Samen 492 Konrad II. (Ks 1024–39) 45 Krabbe, Erik (Übersetzer 1510–64) 321 Kristina, Nilsdotter († 1254, Enkelin Erichs d. Hl.) 396 Krognos (däGeschl.) 303 Kväner (Kainulaiset) 629f, 672 Kylfinger (Kjolbagi) 630, 672 Kyndilsmæssa s. Mariae Lichtmeß Lafrensson (Pächter, gen. 1445) 568 Lage Urne (Bf v. Roskilde 1512–29) 348 Laksmand (däGeschl.) 303 Lalli (Mörder Bf Henriks 1156) 633 Lanfrancus (Prior v. Le Bec, Ebf v. Canterbury 1070–89) 104f, 373, 375, 380 Langobarden 104 Lappen s. Samen Lars (Bf v. Linköping 1236–58) 506 Lars Ulfsson Stengavel (Rspr v. Södermanland 1319–46), 467f Laurentius (Lars) Diakn (Bf v. Skara 1240/ 41–57) 388, 396, 398f Laurentius Petri [Nericius] (Ebf v. Uppsala, Reformator 1571–73) 565 Laurenz Olafsson (Landesrichter, gen. 1410) 646 Leif Eriksson (um 975–1020, Sohn Eriks d. Roten) 270
Personenregister Leifr Ossurson (geb. 980, 1024 Legation bei Olaf d. Heiligen, Jarl der Färöer bis 1035, † vor 1047) 187, 190 Leo I. (der Große, Pp 440–61) 98, 541 Liutprand (langob.Kg 712–44) 104 Lojin Leppr (Ritter) 159f, 253f Lothar III. v. Supplinburg (Ks 1133–37) 271, 520 Lucius III. (Pp 1181–85) 98 Ludwig der Fromme (frKg; 814–840) 369 Lumbær (mythischer svRspr) 396 Luther, Martin (Reformator 1483–1546) 344 Lydekinus (Pfarrer in Lödöse, gen. um 1320) 396–400, 404f, 408 Mac Gillebhrigte (schottisches Geschl., gen. 1266) 203 Magnus Barfuß (noKg 1093–1103) 47, 116f 135, 205, 272 Magnus Bengtsson (1269 (64?)–1294 Rspr v. Östergötland) 412 Magnus Birgersson Ladulås (svKg 1275– 90) 81–84, 86–89, 94, 388, 390, 392, 399, 402, 412, 414, 420, 439, 442f, 454, 463f, 478, 481, 483, 511, 518, 520, 535, 545, 548f, 553, 583, 607f, 631, 638 Magnus der Blinde (noKg 1130–34) 135 Magnus Eriksson (UKg 1319–64) 71f, 89, 102f, 112, 140f, 176, 179, 181, 191, 253, 259, 274, 288, 302, 390f, 408, 425f, 429, 433, 439, 457f, 464, 467f, 470–473, 475, 483, 485, 492, 494f, 505, 518ff, 523f, 526, 530ff, 535–606, 631f, 640f, 649, 652, 654, 664 Magnus Erlendsson (Orkneyjarl um 1100) 147 Magnus VI. Erlingsson (noKg 1162–84) 19f, 22, 23f, 26, 28f, 31, 117, 122, 126, 134, 178 Magnus Gilbertsson (Orkneyjarl 1239– 1256) 195 Magnus Gregersson (Rspr v. Västmanland 1305) 481 Magnus der Gute (noKg 1035–47) 23, 109, 112, 116, 123, 127, 138, 190, 217, 235f Magnus Gizursson (Bf v. Skálholt 1216– 37) 241
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Magnus VII. Hákonarsson [Lagabœtir] (noKg 1263–80) 19, 27, 30f, 37, 88, 113, 119, 122, 126, 131, 135, 139f, 145, 147, 149f, 152, 156–160, 163, 168, 171f, 178, 180, 188, 192, 197f, 201, 218, 236f, 247, 250, 252f, 257, 273, 278, 402, 427, 441 Magnus Kase (Vogt auf Tavastehus, gen. 1390) 631 Magnus Knutsson [Lejonörn af Aspenäs] Rspr v. Östergötld. 1347–1363) 539 Magnus Niclisson (Rspr v. Västmanland 1319) 481 Magnus Nilsson (svReichsrat, gen. 1325) 468, 472 Margareta (UKgn 1387–1412) 301, 343, 353, 355, 438, 493, 596, 614, 642, 653, 655 Margarethe (1456–86; Tochter des däKgs Christians I.) 195, 201 Maria (Mutter Jesu) 120, 131, 301, 437 Mattes Mustela (fi.nämndeman, gen. 1441) 631 Matthias Kogger (Unter-Rspr v. Ostland, gen. 1352) 657 Matthias Övidsson [Ouidi], † 1350) 531 Mauger (Ebf v. Rouen 1037–54/55) 374 Maurilius (Ebf v. Rouen 1055) 375 Meier, Johannes (1579 Flensburger Stadtschreiber, † 1616) 329 Mose 441, 569 Neb (däGeschl.) 303 Nicles Diäkn (svGeistlicher, Ende. 14. Jh.) 479 Niclis Ingason (domare i westra Nyland, gen. 1395) 626 Nicolaus Brock (gen. 1304) 325 Niels (däKg 1104–34) 337f Nielsen, Erik [Rosenkrantz] (ca 1447– 1505, oft Rektor d. Universität Kbh, zuletzt 1501) 344 Nikolaus V. (Pp 1447–55) 276 Nikolaus v. Albano (Breakspear = Hadrian IV., Pp 1154–59) 19ff, 48, 61, 133, 136, 142, 211, 271, 462, 632 Nikolaus Guttormsson (Schloßhauptm., gen. 1417) 93
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Register
Nils Abjörnsson (Sparre af Tofta, Rspr v. Västmanld u. Dalarna 1352–59) 485, 492, 538f, 542, 551 Nils Christineson (Domherr in Strängnäs, gen. 1317) 472 Nils Gyllenstierna [Fogelvik] auf Torpa, (gen. 1692) 610 Nils Hermansson (Bf v. Linköping 1375– 91) 575 Nils Jönsson [Oxemstierna] (sv Reichsrat, um 1390–um 1450) 564 Nils Olofsson [Stjärnkors] Reichsrat in Särkilax 643 Nils Ragvaldsson [Nicolaus Ragvaldi) (Ebf v. Uppsala 1438–48) 561, 563f, 570 Nils Turesson [Bielke] (Rspr v. Tiohärad 1348–1356, 1349/52 Drost) 478, 538, 575, 658 Normannen 673 Norweger 369, 631 Oddr Snorrason (12. Jh., Mönch, Biograf Olaf Tryggvasons) 272 Ofeg i Hjortsta (Forsaring, 9./10. Jh.) 501 Offe Nilsson Bååt (gen. 1441) 429f Olaf I. Gujröjarson (Kg v. Sodor u. Man 1137–53) 205 Olaf Hákonsson (noKg 1380–87) 275 Olaf II. Haraldsson, der Heilige (noKg 1015–28) 17f, 22, 23, 29, 33, 37, 46, 109, 116f, 124f, 127, 136, 138, 141, 145, 149, 166, 178, 187, 189, 205, 211, 216, 272, 435, 480, 503, 509, 511, 515f Olaf in hviti (noKg in Dublin 852–71, † ca 900) 210 Olaf Kvaran (Kg v. York, später v. Dublin, † 980) 210 Olaf Kyrre (noKg 1066–93) 17, 117, 138, 167 Olaf Magnusson (noKg 1103–16) 135 Olaf Skötkonung (svKg 995–1022) 58, 423, 671 Olaf Tryggvason (noKg 995–1000) 17, 116, 166, 185, 195, 211, 215, 270, 272, 364, 515 Olaf, Ebf v. Nidaros (1350–70) 142f, 177 Olaf (Bf in Garjar 1246–80) 272 Olaus Nicolai (Erzdiakon in Uppsala, gen. 1296) 440
Olaus Petri (Olof Petersson, svReformator 1493 [97?]–1552) 401, 595f Oleg [Helgi] (Fürst v. Novgorod ca 880– 912) 669, 671 Olga [Helga] (Fürstin v. Novgorod 945– 957) 671, 675 Olov Björnsson (Ebf v. Uppsala 1315– 32) 472, 492, 494f, 497 Olof Tyrgilsson (kgl. Vogt in Dalarna, 1330–93) 488 øppe Snille af Siælande (gen. 1180er Jahre) 336 Ordericus Vitalis (normannischer Chronist 1075–um 1142) 372, 375, 377 Orm Eysteinsson (Drost, gen. 1350) 259 Ormur Ásláksson (Bf v. Skálholt 1342–56) 259 Orosius, Paulus (Historiker 385–418) 629 Ostfinnen 638 Ostseefinnen 672 Ostgoten 564 Ostslawen 672 Ottar [Ohtere] norw. Kaufmann um 890) 629f Otto I. (Ks 936–73) 15 OttoTorbjörnsson (svReichsrat, Hhvd, † 1475) 434 Oxenstierna (svGeschl.) 424, 579 Øystein (noKg 1103–23) 135 Pál Bårdsson (Ebf v. Nidaros 1333–46) 177 Pål Thorfinnson (Orkadenjarl 1065–95) 196 Paschalis II (Pp 1099–1118) 60 Paul Helgesen (däHumanist, ca 1485–ca 1535) 344 Paulus (Apostel) 349 Paulus, Julius (röm. Jurist, † nach 223) 599 Peder Jacobsen (Bf v. Roskilde 1217–25) 316 Peder Sunesøn (Bf v. Roskilde 1191–1214) 316 Peter (Ebf v. Uppsala 1187–97) 80 Peter Algotsson (Kanzler, geb. 1248, gen. 1279) 87 Peter Jensen Galen (Ebf v. Lund 1334–55) 331 Peter Wartenbergh (gen. 1401) 507
Personenregister Petrus de Ighilstum (Rspr v. Västmanld 1320) 481 Petrus Ingevasti (Bf v. Västerås 1403–15) 488 Petter Abrahamsson (sv Hhvd, Jurist 1688–1741) 540, 548, 580 Philemon (Brief d. Paulus ca 54/55) 312 Philip Carlsson Lejonbalk (Testament ca 1270) 429 Philipp II. August (frzKg 1180–1233) 381 Philipp IV., der Schöne (frz Kg 1285– 1314) 532 Philippa (Gemahlin Erichs v. Pommern 1406–30) 198 Pikten 194, 200. 203 Polovzer 678 Pomponius [Sextus] (Röm. Jurist, 2. Jh. n. Chr.) 72 Prokop v. Caesarea (Historiker, 6. Jh.) 430 Pseudo-Cyprianus (ca 200–258) 533 Radulf Novell (Bf d. Orkneys 1109/14– 1129/51) 196 Ragnar Lodbrok (däKg 750–770 o. 770– 785) 369 Ragnhild (gen. 1297) 513 Ragvald Ingemundsson (Uppsala-Kanoniker ca 1440–1515) 486 Reginbert (Bf v. Fünen 1022) 45 Regino v. Prüm (Kanonist um 840–915) 73 Resen, Peter Hansen [Resenius] (dä Jurist u. Historiker 1625–1688) 128 Richard I. (Sans Peur, Hzg d. Normandie ca 945–996) 373 Richard II (le Bon, Hzg d. Normandie 996–1027) 373 Richard Löwenherz (brKg 1189–99) 381 Rikissa (svKgn 1127–30) 63 Rimbert Ebf v. Bremen 865–888) 57f, 514ff Robert Courteheuse (Hzg d. Normandie 1087–1106) 381 Robert v. Jumièges (Ebf v. Canterbury 1051/52) 377) Robert der Teufel (Hzg d. Normandie 1027–35) 374 Roger (Rodgerus, Kanoniker in Uppsala, gen. 1276) 82
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Rögnvald Eysteinsson v. Möre (Orkneyjarl um 890) 193, 195 Rögnvald Kolsson Kali (Orkneyjarl 1136–58) 194 Rollo (Göngu Hrólfr, Wikinger 860( ? )– 928 o. 933) 371f, 374, 379 Roolwer (Rollo, Bf v. Man 1069) 205 Rothari (langobKg 636–52) 104 Rudolf (frKg 923–936) 371 Ruotsi 633 Rurik (um 830–um 879, Gründer des russischen Reiches) 669 Rus’ 672, 674, 680 Russen 635, 681 Sachsen 36 Sack, Åke (domare in Kimmetoo, gen. 1379) 649 Saemundr Órmsson (isl. Gode 1227–52) 218, 241 Salomo (bibl. Kg, 10. Jh. v. Chr.) 454 Samen (Lappen) 492, 630f St. Bartholomäus (24. Aug.) 613 St. Blasius (18. Juli) 613 St. Eskil (Bf in Tuna [12. Juni], † ca 1080) 462 St. Heinrich (19. Jan.) 659f St. Jakobi (25. Juli) 591 St. Johannes Baptist (24. Juni) 343 St. Magnus (v. Schottland, † um 1105) 201 St. Mariae Himmelfahrt (15. Aug.) 600 St. Maria Magdalena (22. Juli) 556, 560 St. Martin (11. Nov.) 587, 596 St. Michael (29. Sept.) 358, 587 St. Nikolaus (6. Dez.) 585, 596 St. Oluf (29. Juli) 358, 400 St. Stephanus Protomartyr (26. Dez.) 440 St. Walburga (Walpurgis, 1. Mai) 585, 594 Saxo Grammaticus (dä Historiker 1140– 1220) 18, 45–48, 50, 288, 291, 296f, 302, 308, 339f Scoten 203 Sigfrid der Heilige (Bf v. Växjö? nach 1045) 58, 426 Sigmundur Brestisson (Gefolgsmann Olaf Tryggvasons (10. Jh.) auf den Färöern) 185, 187 Sigurd Haraldsson (Munn, noKg 1136–55) 20f
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Register
Sigurd Jórsalafari (noKg 1123–30) 19, 117, 135, 137, 167, 196, 271 Sigurjr Eindridsson (Ebf v. Nidaros 1231–52) 233 Sigurd Hranason (gen.1114/15) 167 Sigurd (Orkneyjarl, um 890) 193, 211 Sigurd Digre Lodvedson (Orkneyjarl, † 1014) 194 Simeon, Mönch aus Durham (Historiker, † um 1130) 364 Sinclair, William (Orkneyjarl seit 1379) 195 Sinclairs v. Roslin (Shetlandjarle seit 1231) 200 Sinitius (päpstlicher Nuntius, gen. 1266) 45 Sixtus IV. (Pp 1471–1484) 344 Skald-Helge (grönländ. Rspr 1027/28, † 1060/70) 277 Skapti Thóroddson (isl.Rspr 1004–30) 231 Skrælinger (Inuit) 276 Smijur Andresson (Hirjstjóri † 1362) 261 Snorri Sturluson (isl Skalde u. Historiker 1179–1241) 112, 128, 184, 435, 447, 480f, 484, 490 Sophia Eriksdotter, sv Königin 1260– 75) 71 Sören Norby (Ritter, gen. 1521) 279 Spanier 279 Staffan Hendriksson (gen. 1511) 418 Staffan Röriksson (Ritter, Rspr in Södermanland gen. 1308–44) 468 Stefan von Blois (brKg 1135–54) 381 Stefnir Thorgilsson (Missionar in Island vor 997) 215 Sten Henriksson (Vogt v. Norrbotten 1454) 492 Sten Sture d. Ä. (Reichsverweser 1501– 1503) 418, 579, 642, 652 Sten Sture d. J. (Reichsverweser 1512– 1520) 416 Stenar (Bf v. Skara 1228–38) 399 Stenfi(nn) [Simon], (Bf. v. Hälsingland, † nach 1072) 490 Stephan (Ebf v. Uppsala 1164–85) 61f, 558, 633 Stephanus v. Orvieto (päpstl. Leg 1163/64 Norwegen) 20ff, 48
Stephanus Tornacensis (Dekretist 1128– 1203) 311 Stiernhöök, Johan Olofsson (Sv Jurist, 1596–1675) 577 Stigand (Ebf v. Canterbury 1052–1070) 377 Sturla Pordason (isl. Rspr u. Historiker, 1214–1284) 160, 163, 247, 258 Sturlungen 218 Styrbjörn (Bf v. Strängnäs 1308–43) 468, 471f Sunye (Hospitalvorsteher in Visby, gen. 1401) 507 Svante Nilsson Sture (Reichsverweser 1504–12) 419, 568f Svantepolk Knutsson (Ritter, Reichsrat, Rspr. v. Östergötld. 1305/06, † 1308 o. 1310) 603 Svear 385, 387, 623 Svein Alfifuson (noKg 1030–35) 18, 116 Sven Aggesen (geb. ca 1140/50, † unbekannt, Werke zw. 1180/1200) 50, 53, 210, 288, 335–338 Sven Estridsen (däKg 1047–75) 45f, 49, 378, 397 Sven Gabelbart [Tjuguskägg] (däKg 987– 1014) 45, 336, 364, 397 Sven Sture (Ritter, † 1423 o. 24) 493 Svenald av Rutuvik (gen. 1339) 492 Sverker d. Ältere (svKg 1130–56) 60, 62 Sverker II. Karlsson (svKg 1195–1208) 63 Sverre Sigurdsson (noKg 1177/84– 1202) 23, 37, 115, 123, 127, 151f, 177, 190, 200 Svjatoslov II. (Fürst v. Kiew 1073–76) 676 Swen Rusticus (gen. 1304) 325 Tacitus (röm. Historiker 58–um 120 n. Chr.) 149, 193, 336f Tataren 639 Teitr Ísleifsonar (isl. Häuptling † 1111) 42 Terenz [Publius Terentius Afer] (röm Dichter, um 195/185–159/158 v. Chr. 353 Thankbrand (Missionar in Island 997/99) 17, 43, 215 Theodricus Monachus (norw. Historiker um 1200) 18
Personenregister Theodwin s. Dietwin Pjójhild [Porhild] (Gemahlin Eriks d. Roten) 270 Thomas v. Aquino (Philosoph um 1225– 1274) 12f, 86, 151, 419, 442, 532, 565f Thomas Becket [v. Canterbury] 1118– 1170) 73, 138, 147 Thomas I. v. Bayeux (Ebf v. York 1070– 1100) 196 Thomas, Bf v. Finnland (Åbo) 1225–45) 634–638 Thord Litle (Richter am kgl. Retterting nach 1286, gen. 1304) 74, 286, 325, 327, 340 Thorfinn Karlsefni (Grönländischer Wikinger 980–nach 1007) 276 Thorfinn Sigurjarson d. Mächtige (Orkadenjarl um 1020–1065) 195f Thorgeir Ljósvetningagoji (geb. ca 940, isl. Rspr 985–1001) 216 Porir Gujmundsson (Ebf v. Nidaros 1206–1214) 233 Pórlakr Rúnólfson (Bf v. Skálholt 1118– 1132) 217, 235, 240 Pórlakr Pórhallsson (Bf v. Skálholt 1174– 1193) 218 Porleifr Hörda-Kárason Spaki (nach 930) 217 Porleifur hreimur Ketilson (isl. Rspr 1263/65; 1268; 1271) 258 Thormod Arason (Rspr v. Island um 1543) 258 Pormójr Kolbrúnaskald (gen. 1030) 336 Thorulf (Bf der Orkneys nach 1045– 1072( ? ) 196 Thorolfur Sigmundsson (gen. 1024) 187 Thorvaldr Kojransson Missionar auf Island 981–986) 215 Porvarjr Pórarinsson (no Lehnsmann, gen. 1273) 248 Thott (svGeschlecht) 303, 505 Thrand (Färöischer Adeliger 945–1035, der nach 1002 die Unabhängigkeit der Insel wahrt) 190 Thyrger Diäkn (svLilja-Geschl., UnterRspr v. Värmld, gen. 1347) 538 Tore Hakonsson [Tore Hauksson] (Kanzler Magnus Lagabœters, † 1317) 160, 162 Torf Einar (Orkneyjarl, geb. 975/95) 194
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Torfinn (Bf v. Hamar 1278–1285) 147 Torgils Knutsson (svMarschall, † 1306) 440, 471, 531 Torgjest [Porgestr] (WikingerKg, gen. 841) 210 Torkel Jansson (Kanoniker in Skara, gen. 1445) 568 Torleif Spake (2. Hälfte 11. Jh.) 116 Torsten Styrbjörnsson [Sandbro] (Vogt v. Hälsingland 1347/48) 439, 493 Trolle (svGeschl.) 424 Tyche Diäkn (Testament 1238) 79 Tyrgils Knutsson (sv Marschall † 1306) 639f Uffe [Thrugutsen] (Ebf v. Lund 1228–52) 51 Ulf Abjörnsson [Sparre af Tofta] (Ritter, Reichsrat, Rspr. v. Tiohärad, † 1347/ 48) 537f Ulf Fase (sv Jarl 1221–47) 76, 438 Ulfhild (svKgn 1116–25/ 1134–48) 60 Úlfljótr (isl. Rspr um 930) 111, 114, 116, 217, 230, 277 Ulfstrand (däGeschl.) 303 Urban II (Pp 1088–99) 15, 345 Væringjar s. Waräger Västgötar 547 Valerius (Ebf v. Uppsala 1207–19) 63, 637 Vergil [Publius Vergilius Maro] (röm. Dichter 70–19 v. Chr.) 353 Viger Spa (mythischer sv Rspr zur Zeit des Ynglinga-Kgs Ingjald Illråde (640– ca 655?) 457 Vincent v. Beauvais (1184/94–um 1264, Dominikaner, Gelehrter) 150 Vincentius Petrus Kampe (Bf v. Garjar 1530–37) 271 Vinzenz v. Valencia [levite] (Märtyrer, Heiliger, † 304) 171 Vitalienbrüder 505 Vsevolod (Fürst v. Kiew 1078–1093) 676 Vsevolod Mstislaviˇc (Fürst v. Novgorod 1117–1137) 680 Waldemar I. (Valdemar der Große, däKg 1157–82) 48, 50, 53, 55, 283, 290–297, 299ff, 303, 305ff
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Register
Waldemar II. (Valdemar Sejr, däKg 1202–41) 51f, 55, 152, 286, 302, 304–307, 309, 315ff, 320f, 324, 338, 341, 361, 407, 603 Waldemar III. (Valdemar, däKg 1326–30) 288 Waldemar Atterdag (däKg 1340–75) 176, 302, 325, 342, 505, 518, 577, 596 Waldemar Birgersson (svKg 1250–75) 81f, 390, 509 Waldemar Magnusson (svHerzog v. Finnland, ca 1285–1318) 451, 461, 467, 520, 547, 612, 626 Waräger (væringjar) 630, 669, 673, 681 Wassilij IV. Iwanowitsch (Großfürst v. Moskau 1505–33) 684 Westfinnen 638 Westgoten 564 Wilhelm I. [d. Alte] (Orkney-Bf 1102( ? )– 1168) 196 Wilhelm der Eroberer (Herzog, 1035–87; brKg 1066–87) 371, 374f, 377, 381 Wilhelm de Grandmesnil (Abt v. St. Evroul † 1025) 375 Wilhelm [Guilleaume] v. Jumièges (norm. Historiker geb. um 1000 – † nach 1070) 372, 377
Wilhelm Langschwert (Herzog, Jarl im Bessin, 924–942) 371, 373 Wilhelm II. Rufus (brKg 1087–1100) 381 Wilhelm v. Poitiers (normannischer Chronist geb. um 1020, † 1090) 372f, 377ff Wilhelm v. Sabina [v. Modena] (Leg † 1251) 26, 76f, 79ff, 255, 272, 406, 506, 550 Wilhelm v. Volpiano (Abt v. Fécamp, Klosterreformer 962–1031) 373 Wimund (Bf v. Man 1113–51) 205 Wingaardt, Matz (Drucker, gen. 1590) 321 Wladimir [Vladimir] der Heilige (Fürst v. Kiew 980–1015) 672, 675f Wladimir II. Vsevolodoviˇc Monomach (1078–94 Fürst v. Cˇernigov, 1094– 1113 Fürst Perejaslavl’, 1113–25 Großfürst v. Kiew) 677 Wulfstan (v. Haithabu, reisender Kaufmann, vor 880) 503 Zisterzienser 463 Zisterzienserinnen 463, 518
Ortsregister
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B. Ortsregister Die Zahlen bezeichnen die Seiten; die Fußnoten sind mitgenommen. Abkürzungen: Dep.-Département; hd-Harde; hu-Hundertschaft; fin.-finnisch; sklskeppslag; sokn-Kirchspiel; Sthlm-Stockholm. Å, å sind wie a; p ist wie th eingeordnet; die Umlaute ae, oe, ue sind wie die einfachen Vokale behandelt.
Aabenraa (Åbenrå, Apenrade) 287, 319, 333, 523f, 591f Aachen 369 Aalborg 333 Aarhus 46, 333 Åbo (Turku) 7, 60, 64, 385, 438f, 492ff, 537, 571, 591, 615, 623, 625ff, 631f, 635, 637, 639; 641ff, 651–655, 658 Åbo landsrätt 659f Åbo län 623, 625, 654, 661f Æbeltoft 287, 333 Ægrepe (Eurepä) 651 Agder 31f Åhus (Aahus) 303, 331, 424 Ahvenanmaa s. Åland Åkerbo (Åkers) hu 409, 419, 460, 478f Akershus 433 Åkers-Lo skl 437 Åkirkeby 331 Akre (Åker) 145 Åland (Ahvenanmaa) 447, 515, 615, 623, 625, 632, 642, 645, 647, 653, 656–659, 662 – Finströms tridung (kolmanes) 623 – Jomala tridung (kolmanes) 623 – Saltviks tridung (kolmanes) 623 Albano 61 Albo hd (Schonen) 302 Alboa hd (Värend, jetzt: Allbo) 423 Ale hd 393 Alençon 371 Alfheimar (Ranriki) 109, 136, 152 Älgarås 63 Alir 490, 493, 496, 499
Almare stäket (Burgvogtei) 438 Almby 419 Alsen (Als) 286 Alsnö 84, 86–89, 390, 405, 417f, 443, 456, 464, 513, 548f, 607 Alt-Ladoga 669 Alt-Uppsala (Östra Aros) 435, 437 Alvastra 61 Alvernia 78 Älvkarleby 444 Amnö (Waldallmende) 612 Anagni 411, 627 Anbyrd 411, 422 Anagassan 210 Anbyrd (hd) 388 Ångerman älv 491 Ångermanland (Angermannia) 389, 437, 449, 490f, 493f, 496, 499, 592, 649 Ängsö 412, 452, 470, 498, 536, 610 Angus 200 Antiochia 376 Arboga 458, 479, 562, 564, 581, 585, 605 Arbogaån 458, 478, 481, 605 Arendala 302 Ärlinghundra hu 437 Ärnäs 532 Árnesping 38, 225 Arnösund 488 Ærøskøbing 333 Artlenburg 503, 517 Arvika 434 As hu 610 Ås hd 393 Asbo (hd) 302, 388, 414
842
Register
Åse hd 393 Aska hd 409 Askers hd 477 Askims hd 393 Åsön 513, 582f Aspa (Aspu) 461 Aspasund 582 Aspeland 411, 422 Asplången 411, 445 Aspö 458 Aspveden 411, 445 Assens 333 Åsunda hu 437 Atlingbo 539 Attundaland 388, 435, 437f, 443, 449, 465, 497, 535 Attundalands Roden 446ff Aurijokki 637, 658 Austur-Hunavatn 43 Avaldsnes (Rechtsthing f. Ryfylke u. Agder) 31, 259 Avignon 635 Avranches 371, 373 Avranchin 371 Avre 371 Axevall 93 Baastad 330 Båholm (Rechtsthing f. Svinesund) 31 Båhus 181 Baldanæs s. Bollnäs Baldtæhi 99f Bälinge hu 438 Bankekinds hd 409 Bara hd 302 Barlingbo 506 Barne hd 393, 403 Barra 203 Basel 563 Bastö gård 650 Bayeux 371ff Bedfordshire 364f Belgien 369 Benbecula 203 Berg (Kirchsp. Vadsbo hd) 396 Berge hd 302 Bergen (Björgvin) 17ff, 20, 22, 29, 31f, 111, 113, 115, 117, 121, 133, 139, 141, 151, 162, 170–175, 179, 201, 259, 274f, 592f
Bergkvara (Småland) 610 Bergslagen 579 Berki (Borki) am Ipon 669 Bertrå s. Kuta Bessin 371 Biækekinds hd (jetzt: Björkekinds) 409 Birgisheraj s. Birsay Birka 503, 516, 664 Birkala socken (Pirkala) 631, 659, 664 Birsay (Birgisheraj) 196 Bjälbo 396, 409 Bjärke hd 393 Bjärkö 35, 166, 524 Bjärnå 648, 662 Bjolderup 319 Björgvin 141, s. a. Bergen Björke (Kirchsp. Gotland) 512 Björkö (Biarköy) 514, 516, 582, 639, 664 Björneborg s. Pori Blekinge 57, 283, 290, 301f, 304, 324, 330, 333, 385, 422, 425, 430, 576f Bobergs hd 71, 409 Bogense 333 Bogeviken 503 Bohus 423 Bohuslän 385, 393 Bolderslev 319 Bollebygds hd 393 Bollnäs (Baldanæs) 490, 493 Bologna 105f, 308 Borjoy 188 Borgå län (Porvoo l.) 626, 658, 661f Borgarthing 27f, 109, 114, 121, 135ff, 140f, 143f, 158, 160f, 177, 427f Børglum 46 Borki s. Berki Bornholm 283, 290, 304, 330f, 333, 358, 385 Borre 333 Börstil (sokn) 447 Bossegardh 603 Bossegardens mark 603 Bottnischer Meerbusen 389, 490, 627, 630, 640, 650 Brabo hd (jetzt: Bråbo) 409 Brandenburg 433 Brännö 398 Brattahlíj (Quassiarsuk) 267 Bråviken 409, 447, 458
Ortsregister Bremen 6, 19, 43, 175 Bresle 371 Bro hu 437 Broktorp (später: Halmstad) 330f Brömsebro (jetzt: Teil v. Karlskrona) 182, 505, 518 Bro hu 610 Brunkeberg 579, 587, 594 Brunlanes 136 Bryggen (in Bergen) 175 Buckinghamshire 364 Bug 669 Bygdeå (Bygde) 449, 492f Byzanz 630, 671, 674, 679, 682 Caen 373 Caithness 193f, 197 Calvados (Dep.) 371 Cambridgeshire 364f Canterbury 45, 377, 380 Cashel 210 Caux, pays de 371 Ceresy-la-Forêt 373 Cˇernigov 677 Cheshire 364 Chester 364 Christiania s. Oslo Civita Castellana 64 Clontarf 211 Cochankallio (Gislalagh) 651 Coll 203 Colonsay 203 Connaught 362 Cork 210, 212 Corneto 65, 67, 78 Cotentin 371 Coutences 371, 373 Cronk-y-Kecillon s. Tynwald Hill Daga s. Dava hu Dalarna 433, 439, 457, 478–483, 535, 542, 546, 554, 579, 589, 591, 598, 615, 653 Dalby 12f, 46, 58 Dals hd 409 Dalsland (Dal) 385, 393f, 401, 404, 433, 576, 615, 625 Damme 529 Danaholm (Danmark) 397f, 405 Danderyds skl 437
843
Danelag 362–366, 380 Dänemark 6f, 18, 45–56, 63f, 66, 71, 78, 82, 87, 106, 116, 161, 165, 189f, 201, 262, 270, 275, 281–366, 385, 391, 398, 422, 427, 433, 461, 467, 498, 553, 562, 614, 618, 637 Danzig 491 Dapra hd (Frosta) 302 Dava hu (Daga) 460 Dåvö (Dåwö) 83, 583 De Herra 201 Deira 362 Derby 362, 365 Derbyshire 364f Deutschland 6, 87, 369 Dijon 373 Dives 371 Dnjepr 527, 669 Domfront 371 Donau 104 Dorestad (jetzt: Wijk bij Duurstede) 57, 369 Dorpat (Tartu) 640f Dortmund 517 Dublin 205, 210f Düna 669 Durnock 194 Dyfed/Wales 379 Dyrafjarjarping 225 Dyrafjörjur 225 Eastern Danelaw (Norfolk u. Suffolk) 364 Edinburgh 195 Egjafylki 111, 114 Egentliga Finland (Vacka Suomi, Varsinais S.) 623, 626, 629, 635, 637, 647, 656ff – Vacka Suomi (=nördl. Teil) 623 Eid 145 Eidsberg 161 Eidsivathing 27f, 109, 114, 121, 141, 144–147, 158, 160f Eidsvoll 144f Eigg 203 Ekerö 435 Ekes hd 433 Ekolsundsvik 610 Eksjö 425 Elgesæter 123 Elleholm 331
844
Register
Engelholm 330 England 42, 45, 58, 192, 208, 211, 215, 262, 327, 337, 362, 372, 376, 379, 462, 632, 673 Enköping 437, 581, 610 Epte 371 Erämark (Erämaa) 630f Erfurt 326 Eriksfjord (Grönland) 267 Eskilstuna 59f, 399, 461ff Esplunda 452, 498 Esrom 50 Essex 364 Estland 515, 634 Euroåminne 648 Eure (Departement) 371 Eurepä s. Ægrepe Evreux 373 Eyjafjarjara (Fluß) 226 Eynafylki 112, 125 Eyrathing 125 Eystribyggj 267, 271 Eystridalir 144 Eysturoy 185, 188 Faaborg 333 Falaise 371 Falkenberg 331 Falköping 393f Falster 283, 290, 324, 333 Falsterbo 301, 303, 331 Fardhem 539 Färentuna hu 437 Færingö thinglagh 448 Färöer 3, 19, 21, 160, 179, 183, 185–192, 195, 272 Färs hd 302 Faxeholm 493 Fécamp 373, 375, 378 Fiæprundaland (Fjädrundaland) 388, 435, 437f, 443, 449, 465, 480f, 484, 497, 535, 612 Finnischer Meerbusen 640 Finnland (Finland, Østerlandia, Suomi) 3, 7, 64, 385, 387, 418, 493f, 515, 538, 551, 571, 575f, 605, 614f, 621–665 Finnmark 182, 492, 630 Finnveden 92, 301f, 393, 411, 423–425, 427, 430, 576
Finström 648, 650 Firjafylki 111, 114 Fjenneslev 53, 290 Flandern 369, 523 Flensburg 287, 321, 328f, 333, 523, 591, 614 Florenz 18, 60, 423, 462, 480, 570 Flundre hd 393 Fogdö 460, 463 Forsa 490, 493, 501f Fränkisches Reich 369 Frankreich 369, 372, 532 Friesland 369 Friskdals hd 433 Frökind hd 393 Frosta 111, 125f, 128, s. a. Dapra Frostuthing 23f, 26, 28, 111f, 114, 118f, 121, 126ff, 129f, 133, 135, 157–162, 164, 167, 177, 247 Frötuna (sokn) 447 Frötuna-Länna skl 437f Fünen (Fyn, Feonia) 283, 286, 290, 320, 322, 333, 358 Gälaqvist 85 Gamla Uppsala 57, 60f, 76, 303 Garjar (Grönland, heute: Igaliku) 271, 276f Gardarike 671 Gärds hd 302 Garjur 226 Gäsene hd 393 Gästrikland 389, 435, 437f, 444, 448, 490, 576, 591, 615 Gävle 437 Gate Fulford 378 Gauladalr 112, 125 Gestilren 63 Gilberga hd 433 Gillard (chateau) 381 Gilstrings hd (jetzt: Göstrings) 409 Glanzhammars hd 477 Godthaab (Nuuk) 267 Göinge hd 302 Gokstad 210 Gorunda hu 478f Göstrings hd s. Gilstrings hd Göta älv 394, 398 Göta Kanal 602
Ortsregister Götaland 101, 385, 424, 439, 462, 537, 564, 579 Göteborg 398 Gotenhof in Novgorod 527 Gotland 59f, 411f, 449, 503–518, 520, 522, 535, 539, 551, 576, 615, 618, 634, 637, 653, 683 Gotländer 449 Göttingen 6 Gottorp 329 Grathe Heide 53, 290 Greifswald 175, 191 Grenaa 333 Griechenland 117, 630 Grönland 19, 21, 160, 187, 190, 192, 195, 237, 265–279 Grums hd 433 Guasmania 480 Gujbrandsdalir 144ff Gudhems hd 393 Gula 109, 115 Gulathing 28, 109, 111f, 114ff, 118, 121, 125f, 129, 132f, 140, 158, 160ff, 177, 188f, 201, 234, 247, 249 Gullbergs hd 409 Guløy 111, 115 Gutnalia s. Roma Gutnalping 509 Håbo hu 438, 610 Hajafylki 109, 146 Haderslev (Hadersleben) 287, 333, 523, 591 Haga Sarnes 375 Häggen 181 Hagunda hu 438 Haithabu 57 Halland 283, 290, 301f, 304, 324, 330, 333, 385, 393, 422, 424f, 505, 576, 625 Hallingdal 114f Hållnäs (sokn) 447 Halmstad (früher: Broktorp) 288, 330f, 425 Halikko 648 Hålogaland (Nordland Fylke) 31f, 112, 126, 135, 179 Hälsing 488 Hälsingaby 643 Hälsingetuna 60
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Hälsingland 60, 182, 387, 389, 435, 437f, 444f, 447, 449, 488–502, 535f, 576, 589, 591, 631, 649f, 654, 656f Hamar 18f, 32, 141, 145, 147 Hamburg 6, 19, 43, 48, 523–527 Hamburg/Bremen 18f, 46, 48, 58ff, 189, 196, 234, 270f Häme s. Tavastland Hämeenlinna s. Tavastehus Hammarkinds hd 409, 411 Hammars Tridiung 610f Hamra 429 Hamrånge (sokn) 448 Hanekinds hd 409 Hanhikivi (fin. Grenzstein) 640 Haparanda 494 Hardhems hd 477 Harg (sokn) 447 Harjagers hd 302 Härjedalen 112, 126, 160, 181f, 494, 505 Härnösand 491 Harray 197 Harris 203, 208 Hastings 372, 375, 379 Hattula hd s. Övre Tavastland Hattula socken 626 Hauho (Tavastland) 631 Häverö (sokn) 447 Hebriden (Sujerøyane, Sodorenses) 3, 19, 193, 203–209, 270 Hedmark 144f, 431 Hegranes 160, 162 Hegranesping 38, 226 Heinafylki 109, 146 Helganes 375 Helgasjön 422f Hellested in Stevns Amt 357 Helsingborg (Hälsingborg) 288, 303, 327, 330f, 425, 614, 659 Helsingør 333 Herfordshire 364 Herrestads hd 302 Herrested 333 Herslev 357 Hiémois 371 Hildesheim 262 Hille (sokn) 448 Himmersyssel 319
846
Register
Hisingen hd 393 Hjälmaren 458, 463, 475, 605 Hjaltland (s. a. Shetlands) 115, 160, 179, 187, 192–202, 209, 272 Hjørring 333 Hög 499, 501f Hökhuvud (sokn) 447 Hólar 19, 43, 216f, 229, 235, 238, 259 Holaviper 414, 424 Hölbo hu (jetzt: Hölebo) 460 Hole i Hjaltadal 258 Holfnisbergk 178 Homborgsund 178 Hörjafylki (Horda-) 111, 114 Hordaland 114 Hornafjord (Isl.) 218, 241 Hornö 613 Hornsland 488 Horsens 287, 333 Hotagen 493 Hova 83 Hudiksvall 490, 499, 501 Húnavatnsping 38, 226 Huntingdon 211, 365 Huntingdonshire 364 Husaby 58, 198 Husaby Næs 499 Husum 333 Hvalseyrarping 225 Hvita 225 Hycklinge 542 Igaliku (früher: Garjar) 271, 277 Indal 490 Ingelstads hd 302 Ingermanland 640 Ingrien 627 Innprændir 112 Intyre 203 Iona (Kloster) 210, 362 Ipon 669 Irland 3, 42, 185, 209–212, 215 Island 3, 6ff, 10, 17, 19, 21, 38, 42ff, 59, 70, 129, 160, 166, 179f, 185, 187f, 192, 195, 213–264, 267, 272, 515, 683 – Nordviertel (norjlendingafjórjungr) 226, 232, 235, 258 – Ostviertel (Austfirjingafjórjungr) 221 – Südviertel (Sunlendingafjórjungr) 224f
– Westviertel (Vestfirjingafjórjungr) 222, 225, 236, 258 Islay 203, 205 Ivöhus 308 Jämtland (Jamtaland) 31f, 112, 126, 160, 181f, 438, 492, 494, 505, 589, 629 Järle 478 Jarlshof 200 Järrestads hd 302 Jarrow 362 Jæskis (Gislalagh) 651 Jem s. Tavastland Jerusalem 117 Joki 494 Jølster 160, 162 Jönåkers s. Junakers hu Jönköping 425, 576, 604, 641 Jordanes († nach 552) 430 Jorulfsstajir 135 Julianehaab (Quaqortoq) 267 Julita 463 Jumièges 373, 377 Junabäck 424 Junakers hu (jetzt: Jönåkers) 460, 475, 615 Jura 203 Jursas hd 433 Jütland 49, 56, 283, 287, 290, 294, 307, 319, 321, 327f, 347 Kainuu s. Kvenland Kakama 494 Kåkinds hd 393 Käkisalmi (fin. Burg) 640 Kaland s. Kvenland Kållands hd 393 Kalmar 91, 425, 555, 605, 614, 625, 642, 653 Kalundborg 333, 343 Kapisillit 267 Karelien (Carelia, Karjala, Kirjaland) 82, 623, 625, 627, 629f, 634f, 639f, 645, 650, 654, 656ff, 662 Karjala s. Karelien Karjalankoski 640 Karlskrona 303 Karlstad s. Tingvalla Kaspisches Meer 537, 669 Kastelholmen 623
Ortsregister Kastelholms län 661f Kattegat 385 Kem 494 Kemi älv 438f, 494, 631f Kent 377 Kerry 362 Kerteminde 333 Kiel 6, 329 Kiev (Kiew) 18, 669, 675, 677f Kimito (Kimmetoo) 646, 649, 656 Kinda hd 388, 393, 409, 414, 422, 463 Kindavatz hd (Värend) 423 Kinne hd 393 Kinnevald hd 423 Kintyre (Man) 362 Kirkevaag 189 Kirkjubøur 189 Kirkwall (Kirkjuvágr) 198, 201 Kjalarnesping 38, 220, 225 Kjulaås 461 Knista hd 477 Koblenz 369 Køge 333 Koivisto 639, 664 Kokemäenkartano s. Kumogårds län Kokemäki-Fluß 625, 644, 664 Kola (Halbinsel) 629 Kolding 333, 358 Kolimankoski 640 Kolmården (Kolmorden) 385, 409, 414, 458, 460f, 475 Köln 6, 344, 369 Kolsäter 87, 471 Konga hd 423 Konungshamn (jetzt: Kungshamn) 513, 582 Kopenhagen (København) 117, 129, 152, 176, 183, 236, 288, 304, 326, 333, 342, 344, 350, 358, 463, 529, 543, 562 Köping 479 Kopparberg 402, 598 Korela s. Karelien Koroinen 637 Korshamn 582 Korsholm (Krytzeburg) 493, 615, 627, 653 Korsholms län (Korsholma l.) 627, 655, 661f Korsør 333
847
Krákalækjarping 226 Kristiansund 116 Kristinehamn 434 Kristrup 331 Krokek s. Svintuna Kronobergs län 422 Kullings hd 393 Kulsiæla 626 Kumbla hd 477 Kumla 477 Kumo 494, 625, 644 Kumo älv 629, 651 Kumogårds län (Kokemäenkartano) 624, 626, 655, 661f Kumo sokn 625 Kungälv 47 Kungshamn s. Konungshamn Kungsör 478 Kungsäter 454f Kungssund 398 Kúnoy 185 Kurunga hd (Värend) 423 Kuta (Kutuby, jetzt: Bertrå) 491, 499f Kutkoma 643 Kvenland (Kaland, Kainuu) 629 Kymmene älv (Kymijokki) 629, 639f Ladoga-Karelien 640 Lagan 425 Lágatun s. Logtun Lagunda hu 437 Laholm 331, 425 Lambanesping 226 Landskrona 330f, 576, 640 Langeland 283, 286, 290, 333 Långhundra hu 437 Langösund 116 Laon 369 Lappland 630 Lappmark 491–494, 630, 649 Largs 200 Laske hd 393 Laske-Vedum 396 Lateran 61, 63, 65, 67f, 77–80, 92, 94f, 142ff, 292, 474, 496, 541, 623, 634, 637, 679 Lea 362 Le Bec 373, 375, 380 Ledreborg 324f, 330 Leicester 211, 362, 364f
848
Register
Leicestershire 364 Leikvang (jetzt: Lekum) 160, 162 Leipzig 328 Lekum (früher: Leikvang) Lemo sokn 500 Lena 81 Lerbäck 477 Les Andelys 381 Lessay 373 Lewis (Ljodhus) 203, 205, 208 Lidköping 393 Lill-Savolax 628 Limerick 210, 212 Lincoln 362, 365 Lincolnshire 364f Lindau 322 Linköping (Ljunga kaupinga) 51, 58ff, 63, 82f, 85, 385, 409, 411f, 424, 445, 462, 506, 508, 514, 522, 525, 537, 555, 584, 602, 606, 608, 634, 637 Liongathing 411 Lisieux 373 Lister 576 Litlä Sviuthiudh 582 Livland 526, 634, 684 Ljungdal 490 Ljunits hd 302 Ljusnetal 490 Lödöse 178, 400, 403, 513, 562, 614 Lögstein 126 Logtun (Lágatun) 126, 128 Lojo socken 662 Lolland 283, 290, 324, 333 Lombardei 105 London 183, 362, 364 Lorn 203 Lösninga hd (jetzt: Lysinge) 409 Lovö skiplagh 448 Lövsta (sokn) 447 Lofta sokn 542 Lübeck 174f, 293, 328, 333, 518, 523–526, 528, 579, 597 Luggude hd 302 Lule älv 492f Luleå 631 Lund 18f, 43, 46–49, 51, 53, 55, 58, 60f, 64, 92, 189, 196, 234, 271, 283, 288, 302ff, 308, 330f, 336, 396, 412, 474, 637, 679
Lundh socken (Finnland) 644 Lüneburg 579 Luntertun 303 Lyhundra hu 437 Lyon 72, 82f, 93, 139, 327 Lysinge hd (früher: Lösinga hd) 409 Mædallösa hd 477 Mailand 98, 541 Maine 371 Mainland (Orkneys) 196 Mainz 66 Mäkis by 644 Mälarsee 385, 435, 448, 460f, 463, 478f, 610 Malmö 303, 330f, 343 Man 3, 19, 192f, 197, 203, 205–209 Manche (Dep.) 371 Marienkirche (Visby) 518. 520 Mariefred 460, 463 Mark hd 393 Marstrand 179 Masku sokn 500 Medelpad (Mæpalpapa) 389, 437, 449, 490, 493f, 496, 499 Media s. Mien Mellersta Tridiungh (Tröghbolag) 610ff Memel 669 Middelfart 333 Middlesex 364 Mijalpripiungr (Gotland) 503, 509 Mijfördping 226 Mien (Media) 114 Mjøsa (Mjörs) 144f Mo hd 393f, 401, 404, 422 Møn 283, 290, 333 Monkwearmouth/Sunderland 362 Mont St. Michel 373 Mora æng 546, 571, 641 Mora stenar 658 Möre (hd) 388, 411, 414, 422, 424 Morganwg (Südwales) 362 Mors 333 Mosås (Mosjö) 477 Moskau 684 Moster 17 Mosterthing 116 Motala 409 Múlaping 38, 226
Ortsregister Mull 203, 205 München 6 Munktorp 59 Munster (Irland) 211 Münster 6, 517 Muurla 662 Myminga hd (jetzt: Memmings) 409 Nämdö 582 Nämdöfjärden 446, 458 Namur 433 Närdinghundra hu 438 Närike 101 Närke 385, 387, 409, 433, 439, 458, 462ff, 472, 475–478, 483f, 546, 549, 605, 653 Næs hd 433 Næstved 333 Naumdœlafylki 112, 125, 135 Näveberg (Nävequarn, jetzt: Tunaberg) 615 Nederkalix 494 Nedre Satakunta 623, 625, 636, 658 Nedre Tavastland 626 Neksø 331 Neset (Brunlanes) 136 Neva 638, 640f Nibe 333 Nicäa 98, 541 Nij elv 124f Nidaros 17ff, 22f, 31, 39, 61, 113, 116, 124, 128, 131f, 134, 139, 141, 166ff, 170, 172, 176f, 181, 183, 196, 200, 205, 211, 233f, 515 s. a. Trondheim Niebur 684 Niederlande 579 Niedersatakunta s. Nedre S. Nilsiä 640 Nissan 425 Njudung 92, 411, 422f, 427 Nora 475, 491, 496, 592 Noraskoga bergslag 477 Norberg 479 Nordanstig 499 Norjasta pripiunger (Gotland) 503 Nordermalm (Stockholm) 582 Nordfinnland 625, 640, 642, 658 Nordfrankreich 673 Nordingrå 491 Nordirland 185
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Nordjütland 46, 319, 333, 342 Nordmarks hd 394, 433 Nordmœrafylki 112, 125ff Nordsmåland 454 Nordtröndelag 493 Norfolk 364 Normanby 362 Normandie 3, 369–379 Normanton 362 Norra Halland 576 Norrala 490 Norrala skn 495 Norra Malm (Sthlm) 513, 583 Norrbo hu 478f, Norrbotten (Norrabotten) 389, 492ff, 625, 627, 640, 642, 658 Norrbro (Stockholm) 581, 583 Norrfinne (Pohja-Suomi) 625 Norrköping 409, 411, 460, 605 Norrland 437, 493 Norrtälje 444 Norrvidinge hd 423 Northamptonshire 364f northanskogs 462 Northern Danelaw (Yorkshire) 364 Norpstiger (Hälsingland) 500 Northumbrien 362 Norunda hu 438 Norvipinga hd (Värend) 423 Norwegen 3, 6f, 17–37, 42, 47, 59, 61, 74f, 83f, 93, 106, 109–185, 189f, 192, 201, 205, 209ff, 218f, 234, 240, 245, 258f, 267, 270–275, 277, 337, 396ff, 402, 406, 433, 438, 492ff, 498, 515f, 531, 550, 554, 592, 608, 614, 630, 683 Nöteborg (Pähkinäsaari; Oresek, Schlüsselburg) 493f, 649ff Nottingham 362, 365 Nottinghamshire 364f Nousiainen 64, 500, 637 Nousis sokn 500 Novgorod (Nowgorod, Nogard) 18, 503, 512, 517f, 521, 527f, 543, 627, 633f, 637, 639f, 651, 669, 673, 675, 680, 683f Numedal 31 Nummis 635, 657 Nummisby 500 Nyborg 325, 333, 342f Nydala (Kloster) 61, 92
850
Register
Nyköping (Nykøbing, Nycopia) 333, 460f, 463, 467, 514, 520, 547, 556, 605 Nyköpingså 461, 605 Nyköpingshus 451, 460f Nyland (Nylandia, Uusimaa) 591, 623, 626, 632, 636, 638, 642, 657 Nyslott s. Olavinlinna Nyslotts län 628, 661f Obersatakunta s. Övre S. Oberschweden 537, 576 Öckerinseln 398 Odense 46, 333 Ödmorden (Öpmorper, heute: Tönnbroskogen) 435, 490 Öfra Tör hu (Svartlösa) 460 Öjebro 411 Öknabo hu (Öknebo) 460 Öland 388, 411, 414, 422, 445, 447, 546, 575f, 615, 625, 653 Olands hu 438 Olavinlinna (Olavsburg, Nyslott, Savonlinna) 627, 640, 642, 663 Oldenburg 341 Oléron 529, 593 Öljaren 463 Onsjö hd 302 Oppdal 127 Oppland 114 Oppunda (Uppunde) hu 460, 472 Örebro 401, 433, 463, 475, 477, 537 Örebro hd 477 Öræfi 226 Oresek s. Nöteborg Öresund 301f, 385, 576 Orkadalr 112, 125 Orkneys 3, 19, 147, 157, 160, 179, 183, 187, 192–202, 209, 211, 272 Orne (Departement) 371 Orphir (Orfjara) 198 Oslo (Christiania) 17ff, 31f, 113, 115, 117, 129f, 141, 144, 147, 160f, 170, 172, 274 Ostagder 114 Östan Aros 478 Ostanglien 362 Östanstang 411 Østbo hd (Finnveden) 423 Ostbottnien 494, 630, 640, 650
Östensbro 481 Österbotten (Ostrobotnica, Pohjanmaa) 615, 623, 627, 630, 636, 654 Österdal 146 Östergötland 57, 59, 77, 82, 101, 387f, 393, 406, 409, 412, 414, 422, 424, 439, 445, 546, 457f, 475, 508, 514, 535, 537, 539, 546, 570, 576, 602f, 657 Østerlandia 656f s. a. Finnland Øster Mariæ (Kirchspiel) 358 Östernorrbotten 493, 627, 653f Östernorrland s. Österbotten Österrekarne (Østurrek) 419, 460 Osteuropa 669 Ostfinnland 655ff Östfold 160, 162. 399, 433 Ostfranken 369 Östhammars län 437f Ostkarelien 640, 642 Östkinds hd 409, 411 Ostnorwegen 146, 165 Ostnyland 625, 658 Östra Aros s. Alt-Uppsala Østra hd (Njudung) 422 Östra Nyland (Finnland) 626 Östra Roden 448 Ostrom 680 Ostschottland 200 Ostsee 104, 414, 461, 491, 605 Otradal 114 Östra Roden 438 Østurrek s. Österrekarne Öpmorper s. Ödmorden Oulujokki s. Ule älv Oulujärvi s. Uleträsk Outer Danelaw (Bedford etc.) 364 Ovanskog 476 Oviken 181 Övre Satakunta 625f, 632, 658 Övre Tavastland (Hattula hd) 626 Oxelösund 461 Oxford 106, 308 Oxie hd 302 Pähkinäsaari s. Nöteborg Palkana 626 Paris 53, 91, 106, 308, 327, 369, 541, 575 Passais 371 Patsjoki 494
Ortsregister Pavia 105 Paviken 503 Peipussee 638 Pentland Firth (P. Fjördr) 193 Perejaslavl’ 677 Pernå 626 Perth 201, 205 Perugia 79f, 95, 509, 634 Petäjoki s. Pyhäjoki Pikis 656 Pirkala s. Birkala Pirkkiö (am Torneå) 664 Pite älv 492f Piteå 631 Pohjanmaa s. Österbotten Pojo socken 662 Pori (Björneborg) 665 Porvoo län s. Borgå l. Præstø 333 Preußen 615, 654 Prüm 73, 369 Pyhäjärvi 640 Pyhäjoki (s. Pylä, Petäjoki) 640 Pylä s. Pyhäjoki Quaqortoq s. Julianehaab Quassiarsuk s. Brattahlij Raasepori län s. Raseborgs l. Rådene 79, 100 Ragnholmsund 495 Ragunda 181 Randers 333 Rangárping 38, 225 Ranriki (Alfheimar) 135 Rasbo hu 438 Raseborg 626 Raseborgs län (Raasepori l.) 626, 661f Raumafylki 109. 144, 146 Raumsdœlafylki 112, 125 Redvägs hd 393 Reims 142 Rekarne 461f Renafylki (Bohuslän) 135 Rendall 197 Reval 518, 654 Reykjavík 220 Rhodos 242, 593 Rhum 203
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Ribe (Ripen) 46, 57, 287, 291, 321, 325, 333 Riga 517ff, 523, 526f, 627, 683 Ringerike 145 Ringkøbing 333 Ringsted 49, 53, 299, 333 Riseberga 477 Roden (Roslagen) 389, 435, 444–451, 591, 633 – Norra Roden 446 – Södra Roden 446 Rogsta 488 Rom 45, 61, 78, 91, 158, 279 Roma (Gutnalia Kloster [Gutnalia]) 509, 511 Romerike 147 Romsdal 114, 127 Roncaglia 13 Röna hu (jetzt: Rönö) 460f Rönneberga hd 302 Ronneby 331, 424 Roskilde 46f, 53, 283, 286, 295, 299, 303f, 333, 336, 342, 350, 357, 422, 505 Roslagen s. Roden Roslags bro (sokn) 447 Roslin 200 Rostock 175, 179, 326 Rotterdam 344 Rouen 371, 373, 381 Rousay (Hrossey) 198 Rude 357 Rudkøbing 333 Runmarö 582 Rus’ 672, 674 Rushen Abbey (Man) 197, 205 Rußland 192, 493, 505, 526, 630, 638, 674, 679 Rüstringen 369 Rutland s. Stanford Rydårbogen 291 Rydkloster 291 Ryds skl 437 Ryfylke 31f Rygafylki 111, 114 Rygjarbit 114 Sääksmäki hd 626, 630, s. a. Nedre Tavastland Saaremaa 505
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Register
Saaris 631 Saaris sokn 626 Sachsen 36 Säffle 434 Sagån 444, 478, 481 Saint Johns (Man) 208f Saksild 357 Sala 478 Saltsjöbaden 458 Saltvik (Åland) 623, 645 Samsø 291 Sandoy 188 St. Clair sur Epte 371f St. Etienne (Kloster Caen) 380 St. Evroul 375 St. Jörgen-Hospital Visby 507 St. Katharina (Franziskaner-Kloster Visby 511 St. Klara (Kloster Norrmalm, Sthlm) 513, 583 St. Lars in Söderköping 603 St. Laurentius in Lund 302f St. Marie (Finnland) 648 St. Nicolai (Dominikaner-Kloster Visby) 511 St. Peter (Hansehof Novgorod) 527f St. Petersburg 640 St. Ouen (Rouen) 373 St. Quentin 371f St. Valéry sur Somme 379 St. Wandrille (Fontanella) 373 Santamala 635 Särkilaks 643 Sarpsborg 211 Satakunta (Satagundia) 494, 615, 627, 629, 642, 644, 650, 653, 656ff, 664 Sävedal hd med halva Hisingen 393 Savolax (Savolaxia, Savo) 627, 635, 640, 651, 656ff, 662 Savonlinna s. Olavinlinna Scalloway 201 Scathanavia 104 Schleswig 46, 283, 286 f. 291, 319, 322, 324, 328f, 333, 523f, 591 Schlüsselburg s. Nöteborg Schonen (Scania) 12f, 54, 57, 283, 286, 288, 290–294, 300–315, 321, 330, 333, 342, 347, 385, 387, 406, 422, 424f, 431, 515, 553, 576f, 608
Schottland 179, 185, 193, 203, 205, 215 Schwarzes Meer 527, 669 Schweden (Suecia) 6f, 10, 47f, 53, 57–106, 161, 165, 176, 189, 275, 283, 290, 304, 385–619, 635, 644, 647, 682f Schwerin 64, 637 Seeland (Sielandia) 49, 51, 54, 283, 286, 290–294, 297, 302, 320, 333, 342, 347 Sées 3373 Segni 78 Seine 371, 373 Seine Maritime (Dep.) 371 Selånger 495, 499 Selebo hu s. Sylbo Selja 17 Seminghundra hu 437 Sens 48, 61 Setesdal 114 Seunda hu (jetzt: Siende) 479 Sevede (hd) 388, 409f, 414, 422 Sexmäki sokn 626 Shetlands (s. a. Hjaltland) 3, 160, 179, 183, 187, 192–202, 209 Shrewsbury 364 Siende hu (früher: Seunda) 478f Sigtuna 57, 60, 62, 81, 412, 437, 581, 605, 638 Siittisee 640 Sikajoki 494 Siklaö 582 Siljansee 479 Simrishamn 303 Simtuna hu 437 Sizilien 376 Sjaftafellsping 38 Sjáland 447 Sjórdœlafylki 125 Sjuhundra hu 437 Skagen 333 Skálholt 19, 140, 177, 216ff, 229, 235ff, 253, 257, 259, 271 Skælsør 333 Skandinavien 10, 104, 385, 643, 671 Skånings hd 393 Skänninge 76, 78ff, 86ff, 409, 411, 433, 443, 451, 464, 506, 514, 548ff, 553, 584, 597, 600, 605–608 Skanör 301, 303, 331 Skaptafellsping 226
Ortsregister Skara 58, 60, 63, 66f, 85, 91, 93, 102, 385, 393f, 396–399, 403, 405, 424, 425, 506, 537, 547f, 568, 614 Skärkinds hd 409 Skaun 112, 125 Skedwi 463 Skellefte älv 492 Skelsør 331 Skenån 409 Skien (Rechtsthing f. Telemark u. Numedal) 31f Skiöllista hd 477 Skive 333 Skjálfandi 226 Skokloster 426, 611 Skön 496 Skövde 393 Skurusund 582 Skye 203, 205, 208 Skytts hd 302 Slagelse 333 Slätbaken 602 Slussen 458 Småland (Smalandae) 320, 387f, 401, 409, 414, 422–431, 535, 537, 546, 576, 610, 625 Smolensk 512, 521, 527, 683 Snävringe hu 479 Snesere 357 Söderala (Sudherale) 490, 496, 499 Söderfinne (Etelä-Suomi) 625 Söderköping 81, 84f, 112, 392, 409, 411, 445, 578, 580, 591, 594, 602f, 657 Södermalm (Stockholm) 582f Södermanland 58, 385, 387, 409, 414, 419, 445ff, 449, 451, 457–475, 478, 483, 513f, 535f, 546, 549, 558, 582, 605 Södertälje (Tælghia) 90, 403, 460 Södra Malm (Sthlm) 513 Södra Roden 448 Soest 517 Sognefjord 109 Sølvitsborg (Sölvesborg) 288, 331, 424 Sollentuna hu 437, 583 Somero socken 662 Sommen (See) 422 Solna 583 Sønderborg 333 Sörli 493
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Sorø 53, 290, 297 Sotholms hu s. Ytra Tör hu Southern Danelaw (Buckinghamshire etc.) 364 Sparbyggvafylki 112, 125 Sparrsätra 76, 449 Sproteid (Rechtsthing f. Jämtland) 31, 181 Stadsholmen (Stockholm) 583 Staffordshire 364 Stäkes län 438 Stamford 362, 365 Stamfordbridge 378f Stämmesund 398 Stanford (jetzt: Rutland) 364 Stångebro 411 Stavanger 17ff, 31, 141 Stege 333 Steig (Rechtsthing f. Halogaland) 31 Steinkjer 124 Stettin 175 Stevns Amt 357 Steyning/Sussex 378 Stiklastajir 18, 124, 336 Stjórdœlafylki 112 Stockholm 102, 137, 147, 152, 201f, 292, 321, 344; 394, 401, 414, 426, 435, 437f, 446, 458, 460, 463, 478–482, 491, 505ff, 513, 519, 529, 531, 556, 562, 576, 578–581, 583, 589, 591, 594–598, 600, 604ff, 611, 614, 625f, 628, 641, 647, 654f Stockholmer Mark 582f Stockholms län 444 Storån 603 Storehedinge 333 Stor-Savolax 628 Stralsund 175 Strängnäs (Strængenæs) 59f, 81, 385, 458, 460, 462f, 469, 471f, 477, 537, 549, 564, 568, 571, 581 Strathearn 200 Streymoy 187ff Strindafylki 112, 125 Stubbekøbing 333 Styresholm 493 Südengland 362 Sujerøyane s. Hebriden Südfinnland 625, 632f, 642 Südhalland 576f Süditalien 376, 673
854
Register
Südjütland 322, 333 Südösterbotten 635 Sujuroy 188 Südwestfinnland 630, 646 Suffolk 364 Sund (Finnland) 648, 650,658 Sundal 490 Sundby 81, 464 Sunded (Sundædh) 490, 493, 496, 499, 501 Sunderbo hd (Finnveden) 423 Sunds hd 477 Sunmœri 111f, 114, 122, 125 Sunnersta pripiungr (Gotland) 503 Sunnudalsping 38, 226 Suomi s. Finnland Süstebäck 639 Sutherland 194 Svartån 411 Svartlösa s. Övra Tör hu Svartsjö län 438 Svartsjöland 448 Svealand 385 Svendborg 333 Sverige norpanskog 385, 431 Sverige sunnanskog 385 Svethiudh 435, 438, 443, 454 Svinnegarnsvik 610 Svinesund 32 Svintuna (heute: Krokek) 460 Swartasund 495 Sygnafylki 111, 114 Sylbo (jetzt: Selebo) hu 460 Tampere 664 Tamworth 364 Tara 211 Tartu s. Dorpat Tavastehus (Hämeenlinna) 615, 626, 631, 638f, 647, 653, 661 Tavastehus län 626, 638, 661f Tavastland (Tavastia, Häme) 623, 625, 626, 629ff, 634f, 637ff, 642, 656ff, 661 Telemark 31, 145 Telge (Tälje) 79, 84, 90, 93f, 439, 451, 464, 549f, 553–561, 631, 649 Terfinna land 629 Themse 362 Theuesala Snækkiolag 500 Thingeyrar 43
Thule 430 Pingey 226 Pingeyjarping 38 Pingeyrar 225f Pingeyraping 225 Pinghóll (Pingshála) 225 Píngskálaping 225 Thingvellir 38, 209, 227 Thingwall (Pingvöllr) 201 Thorna hd 302 Thorsærghe s. Torshälla Thórshavn 183, 187ff Tingstäde 539 Tiohärad 423, 425 Tjurbo (Thyrbo) hu 479 Tjust (hd) 388, 409, 414, 422, 542 Tönnbroskogen s. Ödmorden Torneå (Tornio) 492, 494, 631f Torne älv 438f, 494 Porskafjarjarping 38 Porskafjörjur 225 Porsnesping 38, 225 Pvera 225 Pverarping 38, 218 Thysyssel 319 Tierps hu 438 Tinganes 187, 189 Tingland 375 Tingvalla (heute: Karlstad) 394, 434 Tingwall (Ping-völlr) 197 Tiohæræp (Tiu-) 387, 422ff, 439, 535, 546, 575 Tiree 203 Tisnaren 605 Tiundaland 388, 435, 437f, 443f, 449, 465, 497, 535, 605 Tiundalands Roden 446 Tiveden 385, 475 Tjurbo hu 478 Toledo 35 Tommarp (jetzt: Tommerup bei Simrishamn) 288, 291, 303, 331 Tønder (Tondern) 287, 333 Tønsberg (früher: Tunsberg) 29–32, 113, 137, 139f, 151f, 162, 170, 172, 176f, 253, 256, 258 Torneå 664 Torpa (Västergötld.) 610 Torshälla (Thorsærghe) 461
Ortsregister Torstuna (Thorsaker) hu 437 Tours 549 Tövsala 648 Tränonäs 81 Trelleborg 303, 331 Trier 369 Trögbo hu (jetzt: Trögds hu) 437f; 610– 614 Tröndelag 128, 130, 132 Trondheim (früher: Nidaros) 18, 32, 61, 112, 123, 125, 130, 141, 158, 167, 170f, 189f, 271, 385 Trondheimfjord 111f, 135 Tróndur i Gøta 185 Trosa 461 Tübingen 129, 131ff Tuhundra hu 479 Tuna 462, 500 Tunaberg (s. a. Näveberg) 461, 615 Tuna sokn 615 Tunsberg s. Tønsberg Tunsberghus 151, 181 Turku s. Åbo Tusculanum 61f, 64, 67–70, 72, 90f, 95, 633 Tuulos (Tavastland) 631 Tveta (hd) 388, 409, 414, 422 Tyne 364 Tynwald (Tinvaal) 197, 208 Tynwald Hill (Cronk-y-Kecillon) 208f Uggeløse 357f Uist (North, South) 203, 205 Uleå 492 Ule älv (Oulujokki) 439, 493f, 631 Ule träsk 439, 493f, 631 Ulen (Ulsjön) 493 Ulfsby (jetzt: Ulvila) 605, 664 Ulleråker hu 438 Ulster 362 Ulvila s. Ulfsby Umeå (Ume) 447, 449, 493 Ume älv 491f Upernavik 267 Uppbogabro 481 Uppland (norw.) 144ff Uppland (schwed.) 57, 59, 98, 101, 137, 385, 387ff, 424, 435–502, 535, 537, 546, 554–558, 575, 582, 615, 653
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Uppsala (s. a. Gamla U.) 61, 63–66, 77, 80–84, 88f, 181, 344, 385, 437f, 462, 474, 493f, 514, 537, 541, 546, 549–552f, 555f, 568, 571, 575, 578, 581, 589, 597, 600, 603ff, 627, 632, 634f, 637, 641, 658 Uppsala län 444 Uppvidinge hd (Värend, früher: Upvipinga hd) 423 Urnehoved 319 Uskela socken 662 Utlanden 394 Utö (Uthø) 461 Utprændir 112 Uusimaa s. Nyland Vacka Suomi s. Egentliga Finland Väddö-Häverö skl 437 Vajlaping 38, 226 Vadsbo hd 393, 396 Vadstena 82, 409, 413, 514, 531, 615, 626 Væ 288, 303 Vágar 188 Vaksala hu 438 Våla hu 438 Valbo (sokn) 448 Valdemarsvik 409 Valdres 114f Valfelli 226 Valkabo hd 409 Valle hd 393 Vallalaugarping 226 Vallentuna hu 437 Valö sokn 447 Valseyri 225 Väne hd 393 Vänern (See) 393, 433 Varberg 260, 331, 590 Varde 333 Värend 58, 92, 102, 423–426, 430, 548, 556 Vårfruberga 463 Varkaus 640 Värmdö skl 437 Värmelands hd (Järnberget i Värmland) 433 Värmland 101f, 385, 387, 393f, 401, 434, 475, 478, 537, 546, 576, 625
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Register
Varnhem 61, 81 Varsinais Suomi s. Egentliga Finland Vartofta hd 393 Varzuga (Fluß) 629 Västan Aros 478 Væstbo hd (Finnveden) 423 Västerås (Västra Aros) 59f, 385, 478f, 482, 488, 537, 540, 551, 578, 581, 584, 589, 606 Västerbotten (Vesterbottnen) 389, 437, 490, 492, 494, 627, 630, 653 Västergötland 10, 57ff, 75, 83, 91, 93, 100, 102, 136, 387, 393f, 398, 401, 403–406, 422, 424, 439, 475, 481, 513, 535, 537, 546ff, 568, 576, 615, 625, 653 Västernyland (Finnland) 615, 653, 656 Västerrekarne (Wæsterrek) 460 Västervik 425 Västland (sokn) 447 Västlands hu 438 Västmanland 101, 385, 387, 390, 433, 444ff, 449, 457f, 478–488, 514, 535f, 542, 546, 558, 615, 653 Væstra hd (Njudung) 422 Västra Nyland 626, 656f Væs hd 433 Vånå 648 Vasa 4993 Västerås 514 Västerdalaälv 479 Västra Aros 480 Vatland 627 Vättern (See) 393, 409, 414, 422, 424, 475, 605 Vättle hd 393 Växjö 58, 60, 385, 422–425, 537, 570, 608 Vedbo (hd) 388, 409, 414, 422 Vedens hd 393 Vedum s. Vidhem Vejle 333 Vemmenhögs hd 302 Ven (Insel) 576 Vendels hu 438 Vendsyssel 319 Veradalr 112, 125 Verne (Königshof) 399 Vestanstang 411 Vestfold 109, 136
Vestribygj 267, 276 Vetil (fin. Fluß) 640 Viborg (Jütland) 46, 49, 51, 290, 319f, 325f, 333, 343 Viborg (Finnland) s. Wiborg Viby (bei Sigtuna) 437 Vidhem (jetzt: Vedum) 396, 398, 405, 413 Vifolka hd 409 Viipuri s. Wiborg Viken 17, 32, 137, 146 Vilattunger hu (jetzt: Villåttinge hu) 460 Villands hd 302 Vilske hd 393 Vimmerby 425 Vinga (Insel) 398 Vingåker 458 Vingulmörk 109, 135f, 147 Vinland 270f Virmo 648 Visby 175, 503, 505, 509, 517–529, 590, 595, 634 Visingsborg 409 Visingsö 409, 422 Visneem hd 433 Vista hd 388, 393, 403, 414, 422 Viterbo 79, 81 Voipala 626 Volchov s. Wolchow Vordingborg 51, 286, 320, 333, 654 Vorma 145 Voxnatal 490 Vreta 59 Vuoksi (Fluß durch Wiborg) 640 Walby 477 Wales 379 Wantage 366 War 568 Wæsterrek s. Västerrekarne Waterford 210 Watling Street 364 Weißes Meer 629 Wemo (Finnland) 643 Wessex 362 Westdeutschland 369 Westeuropa 87 Westfinnland 650, 655, 664 Westfranken 369 Westkarelien 640, 642
Ortsregister Westnyland 625, 658 Wexford 210 Wiborg (Viipuri, Vyborg) 605, 625–628, 639–642, 645, 651, 653f, 657, 662, 663f Wiborgs län (Viipuri län) 627, 661f Wijk bij Duurstede s. Dorestad Wismar 175 Woipala by 626 Wolchow (Volchov) 639 Wolfenbüttel 519, 527 Wolga 527, 669 Worcester 380 Worms 65, 80
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Ydre 409, 414, 422 Yliueesi (Gislalagh) 651 Yninge 645 York 196, 379 Yorkshire 364f Ystad 288, 303, 331 Ytra Tör hu (Sotholms) 460 Ytterøy 135 Yttersta Tridiungh (Tröghbolagh) 610, 612 Zentralschweden 385 Zwickau 178
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Register
C. Sachregister Die Zahlen bezeichnen die Seiten; die Fußnoten sind mitgenommen. Kernstellen sind fett, Stichwörter in Altnordisch oder Latein sind kursiv gesetzt; p ist wie th eingeordnet; die Umlaute ae, oe, ue sind wie die einfachen Vokale behandelt. Abkürzungen: ags.-angelsächsisch; Bt-Bistum; dä-dänisch; engl-englisch; fi-finnisch; KgKönig; kgl. königlich; ma-mittelalterlich; no-norwegisch; norm.-normannisch; russ-russisch; VO-Verordnung; Ges.-Gesetz; sv-schwedisch
Ábæli s. Stammsitz Abel/Christophsche VO (1251) 342 Abendmahlsalter 124 Abgaben, Unterschlagung von 167 Abgeltungssteuern 81 Abgötter 11 Åbo domkyrkas svartbok 7 Acht (Sekp) 241 Ächtung 167 Acta Pontificia Suecica (Acta Cameralia) 7 Adelsstand 337 – Jurisdiktionsprivilegien 610 Adelsfrau (Frue) 290 Afréttadómr 231 Åländisches Recht (Alandska reth) 647 Alliteration 500 Allmende (almænninger) 14, 612f Allmendwald 613f Allod 552 Allra Götar thing 393 Allra Svia Thing s. Landsthing Allsherjarping 109, 111 Allthing – allgemein 121, 125f, 131 – isländisches 10, 38f, 44, 59, 215, 217, 220f, 224, 227, 229, 234, 237, 256f – in d. Kirche v. Thingvellir 227 Alsnöstatut (1279) 77, 86, 89, 390, 418, 420, 443, 464, 475, 548f, 607 – Gastungsvorschriften 464, 475, 548 Amicitiae s. Bündnisse
Amtmann (syslumann) 122, 156, 181 – kgl. dän. (gældkære) 332, 337 – kgl. dän. (umbosman) 298, 301, 324 – kgl. sv. (æmbitman, officialis noster) 542 Amtswalter (Ármann) 122, 126, 498 Anecdoton Historiam Sverreri 123 Ångermanland 490 – Jahrmarkt 491 – Kirchspiele 491 – Landsthing (samting) 491, 499f Angevinisches Reich 381 Ängsöchronologie 412 Annalen – dänische 360 – isländische 27, 139, 145, 159 Annales Ripenses 291 Annales Ryenses 291 Annales Sigtunenses 81 Annales Slesuicenses 291 Apostolicae sedis legatus 48 Arbeitsverhältnis 587 – Wechsel 587 Arboga, Stadtrecht 605 Archidiakonat 394 Arinelja s. Kebse Ármann s. Amtswalter Arme, Beherbergung 455 Armenzehnt 636 Armiger s. Schwertfasser Arnes Christenrecht (1275) 27f 30, 43f, 177, 244, 253, 259 Arrest, dinglicher 596f
Sachregister Artlenburg, Vertrag (1161) 503, 517, 520 Arvebog og Orbodemål 283, 291f, 305ff – Ældre Redaktion 290, 292, 295f – Yngre Redaktion 290, 292, 295f Aschermittwoch (Asku OPinsdagher) 462, 613 Asylrecht 91 Apalkuna s. Ehefrau Ættarbot s. Sippenbuße Ættærgæld s. Sippengeld ættleping s. Geschlechtsleite Attundaland – Hundertschaften 437 – Landschaftsrecht 465 Attundalands Roden 446 Aufgebot, kirchliches 92, 94, 96 Aufruhr 599 sv Aufruhrszeit (1356–63) 576 Aufzeichnung des Rechts 509 Augenscheinsausschuß (synemæn) 438, 449f, 474, 487, 616 Augenzeuge 75, 323, 487 – in Rußland (vidok) 680 Ausfuhrverbot, dä 354 Auslagenersatz, gerichtl. 347 Ausschuß s. næmnd Aussteuer (hemfylgp, ormynd) 72, 412, 431 Autoritätsrezeption 105 Awg skiold s. Landesverrat Baiensalz (sal Bajonense) 579 Bann, kirchlicher 33, 233 Bannerträger (merkismajr) 155, 180f Bannsachen 69, 95 Baron (barún) 27, 152, 157 Baugar s. Ringbuße Beamter, fürstlicher (Virnik) 676 Bedarfsrezeption 105 Befehlshaber (der Hirj, hirjstjórar) 154f, 249 Befrachter (hásetar) 523 Beihilfe 73 Beilager 69 Beispruchsrecht d. Erben 586 Beleidigung 683 Benedictio sacerdotalis s. Trauung Benutzungsverbot (lögfesta) 166 Bergen – s. Reichstag 1164
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Bergordnung 178 Bergwerksgründung 615 Beste Männer 51, 87f, 159(s. a. gode menn, majores regni) Bettbeschreitung 94 Bettler (gönguman) 243 Beweisjury 317 Beweisrecht 75 Beweissystem, weltliches 54 Bezirksamtmann (s´yslumajr) 174 Bezirksthinge 222 Bibel 75 Bigamie 143, 525, 541, 566 – Todesstrafe 525, 541, 566 Biltughet s. Reichsfriedlosigkeit Birk 332, s. a. Landbirke Birkarlar (Pirkkalaiset) 492, 630f, 664 – Besteuerung 492 Birkarlaskatt 631 Birkeret (Biærkerætt) 332 – Helsingborgs 330 – Lunds 330 – schonisches 330 Birkinselrecht s. Bjarkeyiar rettr, Bjärköa r. Bischof – Amtmann des (biskups armajr, bs lænsman) 142, 486 – Beweisrecht des 75 – Gastungsrecht des 79, 90 – als Richter 11, 94, 456 – Vistation des 133 Bischofsgericht (kirkiuping) 97f, 486 Bischofslohn (raija) 133 Bischofswahl 21, 23f, 26, 80f, 91 Bischofszehnt 54, 133, 636 Biskupar sögur 184 Bjarkamál 336 Bjarkeyjar réttr (no Marktrecht) 112f, 131f, 166–171, 515 Bjärköarätten (sv Stadtrecht) 391, 402f, 512–517, 526, 605 – Gütergemeinschaft 516 – Inhalt 515ff – ergänzt Landschaftsrechte 516 – Name 514f – Seelgaben 517 – Stolgebühren 516f – Testament 516 – Überlieferung 512
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Register
– Weitergabe 513 Björkö 514 Blasius Ekenbergers elucubratio 328f Blóta til árs ok frijar 120 Blutbad, Stockholmer (1520) 344 Blutschande 540 Bœargiald s. Stadtgeld Bödel s. Henker Bodenstreit 94, 97, 406 Bœjarmanna lög 113, 171 Bœjarskipan s. Stadtordnung Bol s. Steuerhof Bondafé 127 Bonde 290 Bologna, Rechtsschule 105 Borgararætter s. Schloßrechte Borgathing 17, 27, 121, 135–144, 158, 161, – als Huldigungsthing 136 – Übersetzung 137 Borgathingsbók 27f, 35, 109 – Christenrecht der 141, 143, 177, 427f Botn find s. Wrack Botulfsmesse (17. Juni) 14, 126 Brandschutz, städtischer 587f Brandstiftung 588, 682 Brauchtum 11 Brautpreis (mundr) 168 Brocardica 326 Brömsebrofrieden (1645) 505 Brückenbauer 676 Brynolfs Statut (1280) 91f Brynolfs Statut (1281) s. Kirchenprivileg Bündnisse (amicitiae) 374 Bürgermeister 330, 353f, 513f, 516, 579, 593 Bürgerrecht 354 Bürgerschaftsversammlung (byamot) 596 Burgstädte, russ. 672 Burspraken 588, 596, 598 Butterzehnt (smörskatt) 636 Bryggjusporjr s. Landungsbrücke Bryti s. Verwalter, kgl. Bürgerversammlung (byamot) 168, 173, 516 – als Stadtgericht 168f Burgrecht Hákons V. 153 Buschsohn (risungr) 121
Buße (saköre, sakko) 643, 677f – Grivna 678 – halbe 100 – und peinliche Strafe 549 Bußenstrafrecht 607 Bußenteilung 100, 141, 418 Bußsystem, neues 457 B´yfogt s. Stadtvogt Bystævnet s. Dorfversammlung Byzanz, Verträge mit Warägern 671, 674, 679 Camerarius s. Hofämter Canones Nidrosienses 20, 22f Canterbury, Erzbischof 380 Capitulare Saxonicum 36 Capitulatio de partibus Saxoniae 36 Carta partida 165 Casus s. Zufall Causae mere spirituales 29, 68, 97, 139 Causae spiritualibus adnexae 29, 68, 94, 97, 540 Christenrecht 10, 27, 32 – kirchlich gesetztes 27, 140f, 159, 177 – König Sverres 177 Christentum 4, 103 – Annahme durch Thingbeschluß 10 – als synkretistische Religion 103 Christi Himmelfahrt 75 Christian II – Landrecht 347–353 – – Almosenwesen 350 – – Erb- u. Familienrecht 352 – – Gerichtsverfahren 351f – – Humanismus 349 – – Kirchenfeindlichkeit 349f – – kein Rechtszug nach Rom 349 – – Schulwesen 352f – – Strafrecht 351 – Stadtrecht 347f, 350 – – Stadtverfassung 353f Christianisierung 10, 85 – Upplands 76 – Stufen der 10, 498 Christoph v. Bayern, Gesetzesrevision 561f Cirographum s. Urkunde Clementinae 326 Codex Deichmann 161
Sachregister Codex Esplunda 452 Codex Rantzovianus 116, 118 Codex Resenianus 128ff, 132, 134f Codex Tunsbergensis 137f, 151f Commilitones s. Gefolge Compilatio prima des Bernardus Papiensis 131 Concilium Alverniae (1095) 78 Concilium Romanum (1078) 78 Concilium Tolletano IV (633) 35 Consensus zur Straftat 73 – authoritatis 73 – consilii 73 – negligentiae 73f – cooperationis 73 Constitutio nova 13 Constitutio Tametsi 69 Constitutio Tanta 88, 441 Consuetudines canonicae 47 Corpus constitutionum Daniæ 341 Corpus iuris canonici 344, 562f Corpus iuris civilis 106, 562f Crimen laesae maiestatis s. Majestätsverbrechen Coutumier de Normandie 375 Culpa s. Fahrlässigkeit Dala hundare 479 Dalalagen 457 – und Västmannalagen 480–483 Dalarne – Bergbau 483 – Christenrecht 482 – Drittel (pripiunger) 483 – kein Rechtsbereich 481 – aus Västmanland besiedelt 481f Danaholmstraktat 397f Danehof 342f Danelag (Denelagu) 362–366 – Watling Street (Wætlinga Street) 364 Dänemark – Auslandsstudien, Verbot v. 344f – Bischöfe 45f – Bistümer 46 – Christianisierung 45 – Erbreich/Wahlreich 48ff – Gefolgschaftsrecht 288f, 335 – Land- u. Stadtrecht Christians II. 287 – Reform der Kirche 53
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– Reichsrat 347 – Stadtrechte 287f Danmarks Gamle Landskabslove 321 Danske Lov (1683) 161 Decima capitalis s. Hauptzehnt Decima sexennalis 471 Dekretisten 73 Delphine 376 Deus attendit voluntatem 73 Dictatus papae (1075) 15 De civitate dei 532 De regimine principum 532f De XII abusivis saeculi 533 Decretum Gratiani 67, 123, 326, 400, 566 Deutscher Orden 505 Dichtung und Waldgang 245 Dieb 74, 680 – ertappter 683 – Füße des getöteten Diebes 682 – Loskauf 601 – Tötung des flüchtigen (runpiuver) 74, 455, 600, 679, 682 Diebstahl 99, 120, 600, 679, 682 – der Ehefrau 574 – Selbsthilfe bei 323 – Strafe im Stadtrecht 600f Dienstadel (hærræ mæn) 324 Dienstleute, freie (Island) 44, 245 Dienstrecht 130f Digesten 15, 345 Diplomatarium – Dalekarlicum 479 – Danicum 6, 360 – Fennicum 7 – Grœnlandicum 278f – Islandicum 7, 216, 219, 255, 263 – Norvegicum 7 – Svecanum 7 Disapings dagher s. Mariae Lichtmeß Discretiores regni s. Beste Männer Distinctiones 326 Dolus s. Vorsatz Domera talj s. Richterspruch Domari s. Urteiler Domesday book 380 Dominsigle s. Urteilssiegel Domkapitel (capitulum) 20f, 80f, 233 – in Lund 303 Dómrof s. Urteilsbruch
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Register
Donatio propter nuptias s. Morgengabe Dorfmark 14, 616 – Grenze zur Allmende 14 – Neueinteilung 616 Dorfordnungen – dä 357f – sv 618f Dorfrecht, sv 616–619 Dorfschaftsrecht 94, 414 Dorftrommel (bytromme) 358 Dorfversammlung, dä (bystævnet) 357f Ältester (olderman) 358 Dorpat, Vertrag (1338) 640 Dreimarksbuße 457 Drittel (prijiungr, thrithing) 365, 499f, 662f Drittelsthing (prijjungs ping) 146, 613 Drohung mit Mord etc. 566 Drost (Dróttseti) 154, 179, 337, 538f, 542, 563, 641, s. a. Hofämter, Truchseß Druˇzina s. Gefolge Ecclesia de occultis non iudicat 73 Ecclesia non sitit sanguinem 98 Edictum regale 49 Edictum Rothari 104 Ehe – heimliche 69, 94, 96 – als Sakrament 69, 93, 143 Ehebrecher, Tötung des 164 Ehebruch 143, 525, 540 – öffentliche Anklage 525 Ehebruchskind 406 Ehefrau, echte (apalkuna) 100 Ehehindernisse 21, 69, 92 Eherecht 11, 95, 311 Ehesachen 97 Ehescheidung 20, 243 Ehrenbuße (pokkabot) 486, 499 Eichelmast 612f Eid gegen Eid (tvæsværi) 475 Eidesformel, heidnische 222, 406 Eidhelfer 75, 314, 316f, 407, 456, 474, 487, 679f – Bone fame vires 407, 456, 474, 679 – Familienangehörige 314 Eidhelferbeweis 487 Eidhelfereid 557 Eidhelferprozeß 314, 679 Eidring 502
Eidschwurbrüche 559 Eidschwurgesetze (Landfriedensgesetze, Kunungx epzsöre) 77, 399, 419, 554, 573 Eidsivathing 27, 121, 130, 141, 144–148, 158, 161 Eidsivathingsbók 27f, 35, 109, 144–148 – Christenrecht der 141, 146 Eigenkirchen 20, 23, 26, 65, 216, 456 Eigentumsverletzungen 676 Eintrittsrecht d. Nachkommen 431, 455, 544, 547, 571f, Einvirkjar 40 England – Grafschaften (shires, counties) 380 – normannische Eroberung 378f – normannisches Kirchenrecht 380 – normannisches Lehnrecht 379 Eisenprobe (iarnburj, jarnbyrp f. Männer) 26, 45, 77, 86, 132, 134, 144, 148, 168, 292f, 298, 300, 305f, 309, 315, 317, 341, 405f, 474, 496, 499, 535, 683 – Abschaffung 420 Eisenprobenverordnung Waldemars II. (ca 1216) 295, 315–318, 341, 407 Eiszeit, kleine 276 Elbgermanen 104 Engidómr 231 En tale mot biskopene 123 Erämark s. Jagdgebiet Erbbuch s. Arvebog Erbbier (erfiöl) 120, 163 s. a. Seelenbier Erben, Lösungsrecht 498 Erbenordnung 498 Erbenwartrecht 65, 70, 120 Erbfähigkeit 238 Erbgesetz Birger Jarls 71f, 420, 429, 455, 509, 535 Erbprätendentenstreit 475 Erbrecht 11 – der Enkel 547 – Gleicherbe in Småland 429ff – der Kindeskinder 544 – Männer/Frauen 70ff, 165, 429f, 455 – der Priesterkinder 78, 90, 310 – in Rußland 681 – der Verwandten 78 Erfolgstrafrecht 75 Erik Klippings VO ü. Majestätsverbrechen (1276) 342
Sachregister Erikschronik 72 Eriksgata 85, 102f, 424f, 460, 481, 532, 546, 571 Erikslegende 58 Eriksmesse (18. Mai) 556 Eriks Sjællandske Lov 286, 291, 294, 296–298, 357 – Inhalt 297f – niederdt. Lehnworte 297 – ein Rechtsbuch 296 – Überlieferung 296f Erzbischof, Reisepferde 20 Erzbistum – Hamburg/Bremen 18f, 43, 46, 59, 234, 270f – Lund 18, 43, 47f, 60f, 189, 234, 271, 303 – – Primat über Schweden 48, 61, 303 – Nidaros (Trondheim) 19, 43, 61, 176, 189, 196, 200, 211, 233f, 271 – Gamla Uppsala (bis 1164) 303 – Uppsala 48, 61, 64f, 76, 181, 462 Esels- o. Hundsbegräbnis (sepultura asinaria sive canina) 565 Eskimos (Skrælingar, Inuit) 276 Execrabilis-Verordnung 84, 91 Exkommunikation 11 – Lösung durch d. Papst 68, 95 Expeditio s. ledung Eyrathing 125 Falköpingsskeppan s. Propstabgabe Falschmünzerei 323 Farbann 272f Færingö Thinglagh 448 Fahrlässigkeit (vape, culpa) 588 Farmannalög s. Seefahrerrecht Färöer 185–192 – Allthing 187f, 190 – no Besitznahme 185–188 – Bistum 19 – Christianisierung 185, 187, 189f – Flursystem 190 – Handelsmonopol d. Königs 191 – Häuptlinge 185 – Rechtsprecher 189 – Rechtsthing 191 – Reformation 190 – als Schatzland 179, 190f, 195
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– Sippen 187 – Sklaverei 190 – lokale Thinge 188 – Urkunden 183, 192 Fartekja s. Seefrachtvertrag Fastengebote 148, 683 Fasttage 46, 49 Faxeholm (Vogtei) 493 Fehde, Beschränkung der 77, 164 Féhirjir s. Schatzmeister, kgl. Feiertage 11, 46, 49, 486 Feiertagsfrieden 97 Festiger s. Grundstücksübereignung Festigungsbrief s. Grundstücksübereignung Feuerpolizei 173 Fimtardómr 41, 227, 231f, 249 – Ernennung durch Richter 232 Finnland 621–665 – sv Besiedelung 632ff – – Konkurrenz dazu 634 – Bistümer 64, 637 – Bjärköarätt 664f – Gerichte 646, 656–660 – Gewohnheitsrecht (ius Fennonicum) 643, 647f – Handelsblockade (1221) 634 – in d. Kalmarer Union 642 – Kirchenorganisation 635ff – Landnahme d. Finnen 629–632 – Landschaften 623–628, 647 – – als Rechtsbereich 647 – Landübereignung 647–650, 656 – Ledung 633 – ländliches Recht 643–663 – schwedisches Recht 643–646, 649 – – Rechtsprechung 645f – Steuerbuch (1413) 653ff – Steuereinheiten 654 – Steuererhebung in Geld 654 – Urteilsbücher (domböcker) 657, 660f – Verwaltungsbezirke 654, 658, 661ff – Wasserrecht 650ff Firmung 133 Fischfang, unberechtigter 613 Fischwassergemeinschaft 650 Fischwerk (-zaun) (fisigardum, fiska garpa) 376, 651 Fjädrundaland
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Register
– Hundertschaften 437, 449 – Landschaftsrecht 465 Fjörbaugsgarjr s. Lebensringzaun Fjórjungsdómar s. Viertelsgericht Fjórjungsping s. Viertelsgericht Fletfahrer 295, 298 Florenzliste 18, 47, 60, 141, 423, 462, 480, 570 Focaria s. Kebse Foghet s. Vogt Folkunger 76f, 84 Folter 72, 549 Forgöra sik sielf s. Selbstmord Forsaring 501f – Bußvorschriften 502 Forum delicti comissi 231 Forum externum 73 Forum internum 73, 419 Föruneyti s. Gesinde Foster 99 Fostra 100 Frauen – Sondervermögen 680 – Strafrecht f. 547f Frauenfrieden 645 Frauenkauf 643 Freigeborene (frjálsborin) 244 Frælsgivi s. Freilasssung Freigelassene (frælsgivi) 55, 100 Freiheit, Kauf der 34 sv Freiheitsbrief 1319) 467 Freilassung von Sklaven (frælsgivi) 33, 54f, 99ff, 243, 312 – Til guds pakka 36 – in der Kirche 312 – um des Seelenheils willen 55 Freilassungsbier 33, 35, 120, 168 Freilassungssumme 34, 244 Freitagsfasten 120 Freiwurf (Fischerei) 652 Freundesgabe 100 Friedelfrau (frilla) 100 Friedensbußen 49 Friedensgebot 450, 680 Friedensgesetze 77, 85, 390, 456, 525, 535, 548f, 607f, 645, s. a. Eidschwurgesetze – dänische (vederlovene) 607 Friedenszeiten, allgemeine 455
Frijkaup, s. König, Gnadenrecht Friedloslegung 680 Friedloser (skógarmajr) 164, 168, 238 – Ferjandi 238 – Óæll (non alendus) 238 Friedlosigkeit (útlegj) 50, 241 – unbüßbare 24 Frilla s. Friedelfrau Frjálsborin s. Freigeborene Frojir menn 115 Frosta 126 Frostuthing 121f, 158f, 161 Frostuthingsbók 25–28, 33f, 36f, 109, 111, 120, 123–135, 157, 162, 164, 167, 247 – Magnustext 131 – Übersetzungen 130 Frue s. Adelsfrau Fund 120, 601, 643 – Diebstahlsverdacht 601 – Meldepflicht 601 Fürkauf (forköp) 589 Fürstenlehen 324 Fürstenspiegel 86, 150f, 530 s. a. Hirjskrá Fylke 29, 32, 112 Fyrstelen 52 Gældkære s. Schultheiß Gamli sáttmáli 218, 258, 260 Gänserichsfrevel 121 Gärd (gärdetal) 501 Gardarike 669 Gardsret s. Hofdienstrecht Gäste (gestir) 153, 155, 589, 591 – Gericht für 591 Gästeversammlung (gesta stefna) 155 Gasthaus (tafernishus) 549 Gastung 456, 475, 478 Gebrauchsdiebstahl 553, 679 – Hängen d. Täters at odömdo 553 Gefängnisstrafe 525 Gefolge (commilitones, hirjmenn) 149f, 335–340, 549 – Aufnahme in 153 – Besoldung (malæ) 335 – Bruderschaft 338 – Hominium 335 – und landständischer Adel 157 – als Majores regni 340
Sachregister – Pflichten des 153, 156, 338 – Rechte des 156 – in Rußland (druˇzina) 672, 675 – Steuerentlastung des 156, 340 – Treubruch 336f Gefolgebuße 74 Gefolgschaftsleute 154f – in Rußland (ogniscanin, tiun) 682 Gefolgschaftsprivilegien 156f Gefolgschaftsversammlung (hirjstefna) 155 Geldstrafe 675 Geleitschwur (grijamál) 234 Gengärd (procuratio) 81 Gerichtsspaltung (véfang) 41, 231f Gerichtssprengel (tingslag) 499 Gerichtsthing (rættara thing; placitum justiciarium) 553, 560 Gesamtgut 454, 585 Geschäftszeugen 75, 323, 487, 680 Geschlechtsleite (ættleping) 54, 99ff, 120, 166 Geschworener (pegna) 366 Gesetzbuch 3, 160f, 421, 443 Gesetze – Christians II. 343–356 – dänische 341ff – Definition bei Gratian 15, 86 – gerechte 533 – göttliche 327 – des Hl. Olaf 18 – bei Isidor v. Sevilla 441 – neue (nymæli) 230 – Rückwirkung 25 – und Statuten 545 – bei Thomas v. Aquino 442 – Veränderbarkeit 13, 419, 442 – Vortrag der 24 Gesetzeskammer (lögretta) 40, 122, 126f, 163, 180, 197, 227, 229, 249, 258, 264 – der Stadt 168, 173 Gesetzgebung 3, 12f, 49, 139 – dänische 316 – russische 675 Gesinde (föruneyti) 150 Gesta Danorum (Saxo) 339 Gesta stefna s. Gästeversammlung Geständnis (confessio) 599 Gewalt unter Ehegatten 567
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Gewaltgastung (vald gæstning) 399, 466, 535, 548 Gewohnheit – Derogation durch 12, 25 – gute 12 Gewohnheitsrecht 12, 51, 109, 499 – Aufzeichnung 396 – dänisches 311 – finnisches (ius finnonicum) 635 – hälsingisches 499, 502 – norwegisches 217 – ostslawischer Stämme 675f, 678 Gilden, ländliche, dä 357 Gildesatzungen, dä 341, 357 Gislalagh s. Kirchspiel Gjaldkeri s. Schultheiß Gleicherbe (MEStL) 585 Gleichheitseid (jafnajaeijr) 164 Gnadenrecht 600 Gode menn (bezstra menn; s. a. Beste Männer) 27f, 32, 51, 180 Goden (gojar, Island) 39, 42, 215, 224, 235, 241, 247 – Ernennung der Richter 224, 230 Godentümer 229 Gojorj 39 Gönguman s. Bettler Gorvargher s. Viehwolf Götar 387 Götarechte 393–434 Götizismus 564, 570 Gotland 503 – Bischofsvisitationen 509 – Christianisierung 508 – Drittel (pripiungar) 503, 509 – Handelsverträge 512, 683 – als Handelszentrum 503 – Katharinengilde, Satzung 512 – Kirchenorganisation 503, 510 – Ledungslama 508, 511 – kein Rechtsprecher 510 – Schatzland Schwedens 503, 508 – Sechstel (siettungar) 503 – Sprengel d. Bt. Linköping 506, 508 Gotländisches Waterrecht 529 Götter, heidnische 42 Gottesfrieden (treuga dei) 92, 376 Gottesurteile (skírslor) 26, 240, 246, 402, 405, 474, 643, 679
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Register
Gradualsystem 455 Graf (comes) 371 Grágás (isl.) 23, 40, 216f, 220, 234–246, 277 – Inhalt 239ff – Konungsbók 219, 234, 239, 252 – Ómaga balkr 242 – als Privatarbeit? 235 – und Rechtswirklichkeit 245, 264 – Seerecht 240 – Stajarhólsbók 219, 222, 242, 252 – Strafrecht der 245 – Überlieferung 235–238 – Übersetzungen 237 Grágás (norw.) 112, 123, 127, 133f, 162, 165f Grænd s. Nachbarschaft Grannastefnur s. Nachbarschaftskonvente Gratians Rechtslehre 25 Gref leysingr s. Hackenfreigelassener Gregorianer 27 Grenzabmarkung dä–sv 304, 427 Grenze Bt Uppsala/Åbo 493f Grenze Finnland/Rußland 493 Grenzstreit 449 Grijamál s. Geleitschwur Griechenlandfahrer 117 Grimumajr 147 Gripkuna 511 Grivna (russ. Bußmaß) 678 Grönland 267–279 – Allthing 277 – Bistum 19, 43, 270f – Christianisierung 270f – - Handelsprivileg f. Bergen 274 – Ostsiedlung (Eystribygj) 267, 274, 276 – Rechtswesen 277ff – als Schatzland 179, 195, 272ff, 278 – Westsiedlung (Vestribygj) 267, 274, 276 – Zehnt 271 Großschiff (storskip, knorr) 169 Grundstück – Allod (frælsa iorp) 552 – städtisches 586 – steuerbares Land (skatta iorp) 552 – Lastenverteilung 572 – Zubehör (Pertinenzien) 558 Grundstücksübereignung 542, 557f – Eintragung ins Stadtbuch 586
– – – –
Festiger 557f, 587, 605, 648f – Zweiteilung der 648f Festigungsbrief 542, 586 Forskilia majr (prolocutor) 558, 645f, 648f, 656 – Iorpa bref 558 – in der Kirche 649, 656 – auf dem Thing (in communi placito) 648, 656 – Übereignungsformel 558 – vor Vogt, Bürgermeister u. Rat 586 Grundstücksrecht 120, 557 – Anbietungspflicht 557, 586 Guds lög (lagh, lov) 25, 139, 253, 569 Gula (Guløy) 115 Gulathing 17, 19, 31, 109, 111, 114f, 125, 158, 160f Gulathingsbók 18, 25, 27f, 33f, 109, 114–124, 128, 139, 162, 165, 201, 221, 234, 247, 249f – Christenrecht der 177 – Drucke 119 – auf d. Färöern 188 – Magnustext 22, 24, 117f, 122 – Olafstext 116ff, 122 – Redaktionen 117ff – als Privatarbeit 118 – Übersetzungen 119 – Verfasser 116 Gullfjöjr 23, 25, 123f, 127, 131, 133 Gutalag 10f, 59, 503–512, 525, 617 – Bestätigung (1492) 507 – Datierung 508f – Ergänzungen 512 – und Gulathingsbók 510 – Inhalt 510 – Priesterkinder 506f, 509 – Rechtsbuch 5099 – und Sklaven 506 – Überlieferung 503–508 – Übersetzungen 507 – als lebender Text 505f, 511f Gutasaga 10f, 505, 508 Gutnalping (Allthing d. Gotländer) 509 Hackenfreigelassener (gref leysingr) 244 Haflijaskrá 216f, 220, 230, 277 Hafne s. Ledungsbezirk, Steuersatz Hákonarbók 26, 130 s. a. Járnsija
Sachregister Hákonar saga Hákonarsonar 37 Halbfylkesthing (holvu ping) 146 Hællægth brot s. Kirchfriedensbruch Hälsing (hals) 488 Hälsingelagen 387, 389, 439, 446, 457, 488–501 – Aufzeichnung 497 – Bogher 498 – dänischer Einfluß 498 – Druckausgabe (1609) 495 – Eisenprobe 496 – Erbenordnung 498 – in Finnland 645, 649ff, 656 – Geltungsbereich 494 – Kirchspiele 499 – Laghman 499f – Landsthing 499–502 – und Norwegen 498 – Rechtsbuch 497 – Überlieferung 495 – und Upplandslagen 497, 536 Hälsingland – Alir 490, 496, 499 – Bauernland 496 – Christianisierung 498 – Grenze 438f, 495 – Jordeböcker 500f – Laghmæn 490 – Norpstiger 500 – Pfarreien (soknar) 500 – 4 Propsteien 490, 493 – Sunded (Sundædh) 490, 496, 499, 501 – Sundedslag (liuprettr) 501 – Syslomæn 490 – Verwaltungsbezirk (skiolder, sköll) 500f – zwei Teile 490 Halttäter 74 Hamburg – Seerecht 523 – Stadtrecht 523, 526f, 586 Hamfara s. Heimsuchung Hamna (Nachbarshaft, Ruderbank, Schiffsbezirk s. a. harar) 408, 445, 469, 500f, 611 Hamnordnung 618 Handelsplatz, verbotener (Härnösand) 491 Handelsverträge Novgorod/Hanse 639, 684
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Handelszwang, bottnischer 591 Handgengnir menn 153 Handlungen, magische 13f Handschlag (med vpslaghi) 589 Handveste Erik Klippings (1282) 342 Handwerker, deutsche 175 Handzeichen (lófatak) 173 Hanse 176, 191, 261, 274f, 301, 512, 527, 664f, 684 – Kontor St. Peter in Novgorod 527, 684 – Privilegien der 176, 179 Harar s. Ruderdollen; hamna; Schiffsbezirke Hærapshöfpingi s. Hardenhauptmann Harde (härad, provincia) 302, 319, 385, 387, 449, 463, 661 Hardenausschuß (næmnd) 559, 566f, 573, 657 – als Beweisausschuß 559 – Berufung an den König 559 – als erste Instanz 559 – als Königsausschuß 560 (s. a. diesen) – Mehrheitsbeschluß 559 – Mitglieder 559 – Siegelbewahrer (pem hans dom incighle hauer) 559 – Urteilsauftrag 559 Hardenhauptmann (hærapshöfpingi, prolocutor) 408, 417ff, 533f, 558, 573, 616, 646, 656, 661f, 682 – Absetzung 419 – als Belohnung 418f, 662 – in Finnland 646, 661f – Wahl 418, 534 Hardenthing 558, 643, 661 Hærræ mæn s. Dienstadel Hásetar s. Befrachter, Seeleute Hauksbók 221 Hauptzehnt (decima capitalis) 88, 97 Hausfrieden 343 Hausladung 165 Hausmann (húskarl) 150, 153 Haussuchung 418, 618 Haustping s. Herbstthing Haustruppe, kgl. 335, s. a. Gefolge Hebriden (Sujreyar) 203, 209 Hednalagen 75, 401f Heijsær s. Eidsivathing Heimfrieden 75, 497
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Register
Heimskringla 184 Heimstatt (Steuergut, röker) 654f Heimsuchung (hamfara) 376, 682 Hemfylgp s. Aussteuer Henker (bödel) 574 Heradsfleytt 141 Herbstthinge (leijir; haustping) 38f, 224, 226f Herræ mæn s. Dienstadel Herremandsmøder 340 Herrentagung in Arboga (1440) 562 Herzog (hærtughæ) 150, 153f, 450, 460 – Aufgaben 451 – v. Södermanland 460f – v. Finnland 451, 461 Herzogtümer, schwedische 77, 451 Hestfærr 120 Hexerei 144 Hides 365 Hirj 27, 45, 49, 148f, 335 – Hæthwærthæ mænds hird 339 – Körperschaften der (löguneyti) 153 Hirdamtleute 153 Hirjbiskup 149 Hirjmenn s. Gefolge Hirjprestr 154 Hirjskrá 27f, 113, 148–158 – forna 152f – Rechtsbesserung (1274/77) 157 Hirjstefna s. Gefolgschaftsversammlung Hirjstjórar s. Befehlshaber Historia Norvegiae 114 Hjaltland s. Shetlands Hochzeiten, Luxusverbot 163, 352, 525 Hof (Kultstätte) 39, 42, 222 Hofämter 337 – Kämmerer (camerarius) 337 – Küchenmeister (dapifer, drotsed) 337, 451, 460 – Marschall (marscalcus) 337, 451, 460 – Mundschenk (pincerna) 337 – Stallmeister (stabularius) 337 Hofdienstrecht (gardsret, gårdsrætt) 343, 392, 608ff – dänisches 608 – spätmittelalterliches 609, 611 Hofgericht, kgl. dä (retterting) 341, 347, 359 Hofhaltung 153
Högmæle s. Schwerverbrechen Hólmgánga s. Zweikampf Holvu ping s. Halbfylkesthing Holzeinschlag 612f Homagium 91 Homines dominorum (herremænd, adelsmænd) 340 Homines regis (herremænd, adelsmænd) 337, 340 Hornungr s. Winkelsohn Hospital in Strängnäs 469 Hreppr s. Kreis Hreppstjórnarping 232 Hügeldorf 14 Humanismus 344f, 349 Hundertschaft (hundari, provincia) 385, 435, 438, 443f, 456, 463 – Hundarisping 460, 487 Hunderschaftsausschuß 456 – Ernennung 457 Hundertschaftshäuptling 555 Hundertschaftsmänner 473 Hundertschaftsviertel 456, 475 Hundebrief (Hundabræv) 192 Husaby 460 Huskarl s. Hausmann Huskarla-hvöt 336 Huskarlestefne 338ff Hut und Haube (Erbrecht) 71, 165, 429f Huvudlott s. Sohnesteil Hverdagsfolk s. Kirchenleute Iarnburj s. Eisenprobe Immunität 47 Immunitätsprivilegium 81f Inflation 457 Inquisitoren 72 Interdikt 233 Internet 6 Interregnum 81 – dänisches (1332–40) 302 Inuit s. Eskimos Invokavit 462 Inzest 11, 69 Iorpabref s. Grundstücksübereignung Irland 209–212 – Handelsgesellschaften 210 – stehendes Heer – Ledung 210
Sachregister – Seerecht 210 – Stadtsiedlungen 211 – Thengmota 211 Island 215–264 – Armenfürsorge 9, 242f – Bischöfe 229, 234 – Bischofsliste 43 – Bistümer 19, 216 – Christenrecht (alt) 217, 235, 237f, 241 – Christianisierung 17, 42f, 215, 234, 243 – Fastengebot ca 1178: 218, 241 – Freistaat 227, 237, 240f, 247 – Handelsgüter 261f – Jarle 260 – Klagewesen 241f – Kreisordnung (um hreppaskil) 243 – Landnahme 215 – Nordviertel 38, 218, 222, 224, 226, 258 – Ostviertel 38, 218, 220, 222, 226, 258 – Pest 262 – Privilegien 166 – Rechtsbesserungen 256 – als Schatzland 179, 195, 237, 259f, 263 – als Sonderrechtsbereich 219, 258 – Statthalter (hirjstjórar) 260f – Stellung der Gerichte 257f – Strandordnung ca 1245: 218, 241 – Südviertel 38, 218, 224f, 258 – Thinge (vor 930) 220 – Unterwerfungsvertrag (gamli sáttmáli v. 1262) 218, 246, 260, 273 – Westviertel 38, 218, 222, 225, 236, 258 – Vertrag m. Olaf d. Hl. 216, 220 Íslendingabók, Aris 215f, 220 Isländersagas (Íslendinga sögur) 8 – rechtlicher Gehalt 8 Íslenzk fornrit 8 Íslenzka Fornritafélag 8 Ius divinum positivum 311 Ius postliminii 312 Ius singulare (f. Geistliche) 178 Izgoji s. Kirchenleute Jafnajaeijr, s. Gleichheitseid Jagdgebiet (Erämark) 630f Jämtland – Diplomatarium 182 – Grenzabmarkung zu Härjedalen 182 – kirchlich zu Uppsala 494
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– politisch zu Norwegen 494 – Rechtsbuch 182 – Rechtsverhältnisse 181f Jarl 153f, 157, 450 Jarls bryti i rop bo 445 Jarltum 154 Járnsíja 44, 129f, 135, 160, 218, 226, 241, 244, 246–250, 258 – Annahme in Island 247f – Konungs umbodsman 249 – Konungs valjsmajr 249 – Norrœn erfjabálkr 248 – Lagthing 247 – Lögretta 247 – Quellen der 247 – Seerecht 250 – Überlieferung 248f Johanni (24. Juni) 14 Jönköping, Stadtrecht 604 Jónsbók 44, 219, 232, 244, 250–256, 258, 278 – Änderung durch Gerichte 219 – Aufnahme in Island 253f – Ausgaben 251 – Farmannalög 252f – Lagthing 252 – Rechtsbesserungen 254f – Lögretta 252, 254 – Überlieferung 250 – Verhälnis z. norw. Recht 252 Jóns Christenrecht 27f, 30, 37, 43, 159, 177 Jul 120 Julabgaben 116 Julianischer Kalender 38 Jungpriester (pæpplingh) 95 Juratores synodi s. Sendgeschworene Jurisdiktion über Geistliche 24 Jyske lov 13, 51, 86, 286. 291, 294, 307, 319–324, 347, 357 – Gesetzbuch 320 – Inhalt 323f – Überlieferung 321f – Übersetzungen 325, 328 – Verbreitung 322 Kaiserkrönung Ks Konrads II. 45 Kaiserrecht 89, 350, 454, 470 s. a. römisches Recht Kallari s. Stadtdiener
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Register
Kalmar, Stadtrecht 606 Kalmarer Union 614, 642 Kalumnieneid, römischer 317 Kammergericht, dä (kammerret) 350 Kammhindernis 121 Kanzler (kanceler) 154, 160, 180 Käräjät s. Thing Käräjämäki s. Thinghügel Kaufleute, deutsche 174 – in Dänemark 293, 301 – Ledungsbeitrag der 175 – Privilegien 175 Kaufleute, englische 261f, 275 Kaufmannsrecht 171 Kaufvertrag über Fahrnis 589 Kaupangr 171 Käsezehnt 124 Kebse (focaria; arinelja) 143 Kebskinder 406 Kerbholz (birkkavle, pirkkapuu) 664 Kerzenjunker (kertisvein) 154f Kesselfang (für Frauen) 134, 168, 315 Kiever Reich 669 Kinder, uneheliche 20, 486 – Erbrecht der 486 – Taufe der 20 Kindesaussetzung 42, 216, 643 Kirche 4 – Besteuerung der 82 – Bußanteile der 565 – Gerichtsbarkeit der 29, 32, 62, 140, 233, 310, 456, 539 – Gesetzgebungsrecht der 92, 140f, 159, 176 – Immunität der 83 – Landstreitigkeiten 486 – öffentliche Strafverfolgung 32 Kirchenasyl 539f, 599 Kirchenbau 10, 498 Kirchenbuße (poenitentia) 11, 74 Kirchenfeste 75 Kirchenfrieden 75, 97 Kirchengesetz, byzantinisches (Nomokanon) 675 – Jaroslavs 675 – Vladimirs 675 Kirchenleute – Hverdagsfolk 37 – Izgoji 680
Kirchenprivileg (1281) 86, 88, 421 Kirchenraub (sacrilegium reale) 97 Kirchenrecht – dänisches 315 – schonisches (1171) 293, 306, 313ff, – seeländisches 53, 291, 293, 295, 299ff – – Datierung 300 – – zwei Redaktionen 299 – – als Vertrag 299 – sörmländisches 470 – Verhältnis z. weltlichen Recht 50, 63, 65, 253 – westgötisches (VGL IV: 21) 93 Kirchentür, Klage vor 97 Kirchenversammlung in Linköping (1152) 462 Kirchenzaun 75 Kirchfriedensbruch (hællægth brot) 323, 455 Kirchspiel – dä (kirki sokæn, parochia) 357 – fi (gislalagh) 643, 650 – sv (sokn) 445, 447, 500, 618 – – Selbstverwaltungsorganisation 618 Kirchspielstatuten 618 Kirchspielversammlung 617 Kirki sokæn s. Kirchspiel Kirkiuping s. Bischofsgericht Klagerecht, Überlassung 552 Klagthing (sóknarping) 224 Knorr s. Großschiff Knut Mikkelsens Glossen 325–329 Kolbjagi s. Kylfinger Kolsätervertrag 87, 471 Kong Valdemars Jordebog (liber census Daniae) 154, 361 König – Beweisrecht 75 – Bußansprüche 49, 164 – Erbfolgerecht 21, 24, 26f, 29, 162, 680 – als Friedefürst 163 – als lebendes Gesetz 533 – Gesetzgebungsrecht 15, 21, 49ff, 85–89, 106, 122, 138, 161, 163, 178, 320, 345, 420, 441ff, 545, 608 – Gnadenrecht (frijkaup, Skogarkaup) 164, 168 – als Gottes Bevollmächtigter 16, 50, 162f, 345, 420f
Sachregister – Hüter des Gesetzes 52, 138, 178, 469, 484 – als Imago dei 150, 162f – Imperator in regno suo 15 – Krönung 546 – Lagh styrkia ok frip halda 468 – sorgt für landznaujsyniar 86, 163, 345 – Landschenkungen 83 – Macht 89 – als Miles Christi 441, 533 – Princeps legibus solutus 32, 164, 469, 534 – als höchster Richter 99, 150, 163, 173, 180, 441, 487, 533, 552, 559f – Ma sannind wtleta 557 – Schutz v. Witwen u. Waisen 92, 441 – als Stellvertreter Gottes 49 – Vorkaufsrecht 163, 592 Königsausschuß (konungs næfnd; räfsteping) 475, 554ff, 560, 659 – Gerichtstage 556 – Reduktionsgericht 556, 567 – als Urteilsausschuß 554 Königsbann 50, 52f Königsbote (konungs aræ) 498 Königseid 53, 140, 545f, 641 Königseidschwur (kunungx epzsöre) 85, 419, 456, 497, 607 Königsfrieden 88, 311, 600 Königsgericht (kunungsräfst) 31f, 50, 77, 420, 551, 560, 568, 659 – als Beitreibungsorgan 420 – mit kgl. Hardenausschüssen vereint 560f – kirchliche Teilnahme 564 – Tagungszeiten 560 Königssagas 184 Königssamen (in Ume) 492 Königsurteil 481 Königswahl – in Dänemark 49 – in Norwegen 162 – in Schweden 468, 571 –– Teilnahme Finnlands (seit 1362) 571, 641 Konkordat v. Tønsberg 1277: 29f, 139f, 162, 176, 253 Konungs aræ s. Königsbote Konungsbók s. Grágás Konungs næfnd s. Königsausschuß
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Konungs Skuggsjá (speculum regale) 27, 113, 148f, 150ff, 256, 530f, 534 Konzil (s. a. Laterankonzil) – v. Basel (1431ff) 563f, 570 – v. Braga (563) 565 – II. v. Lyon (1274) 82, 93, 139 – v. Montpellier (1215) 66 – v. Orléans (533) 565 – v. Skänninge (1248) 76, 78f, 506, 550 – v. Telge (1279) 84, 93 Kopenhagen, kgl. Bibliothek 117f, 151, 235, 328, 335, 563 – Universitätsbibliothek 426, 543 Kopfsteuer z. Unterhalt d. Priester (näbbskatt) 636 Kopfteil 94, 96 Kormˇcaja Kniga s. Steuermannsbuch Kornmangel (Norwegen) 176 Kornzehnt 636 Körperverletzung 99, 608, 676, 680, 683 Korsholm (Vogtei) 493 Kränkungsbuße (pokkabot) 86 Kratkaja Pravda (s. Pravda, kurze) Kreditbetrug 590 Kreis (hreppr) 232, 243 Kreuzzug – fünfter (1217/21) 310 – nach Finnland (1155 [ ? ]) 632f – nach Tavastland (1239) 637f – nach Karelien (1275?) 82 – nach Karelien (1293) 639ff – gegen Novgorod (1348/51) 543, 641 Kristni saga 43 Kristoffers Landslag 391, 421, 473, 481, 543, 548, 550, 557, 560–574, 641f, 660 – Bestätigung 562, 567f – Druck 569f – Inhalt 570–574 – ohne Kirchenrecht 421, 473 – kirchlicher Einfluß 563–567 – erblose Nachlässe 564f – Selbstmord 566 – Überlieferung 567–570 – Vorgeschichte 561f Kroker s. Pflugland Krongut 451 Kultplatz, heidnischer (vi) 501 Kungsätervertrag (1471) 454f Kununga styrilse 158, 530–534
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– Bureus’ Ausgabe 530 – als Fürstenspiegel 532 – Vadstena-Fragment 531 – Verfasser 531 Kunungx epzsöre s. Königseidschwur Kunungsräfst s. Königsgericht Kurialstil, lateinischer 166 Kväner (kainulaiset) als Jäger u. Händler 629f, 672 Kylfinger (kylfingar) 630, 672 Lagh s. Gesetz, Haustruppe Laghmans dom 411 Laghmans thing 556 Laghsaga s. Rechtsbereich, Landschaftsrecht Lahslit 366 Laieninvestitur 20 Land – Besitznahme von 13f – helga 13 Land skulu mæp laghum byggiæs 442, 485f Landabrigji bolkr 113 Landbirke 332, 334 Landbirkeret, Erik Klippings 334 Landesgericht in Åbo (landsrätt) 643, 659f Landesrichter (landsdomare) 533, 645, 656 Landesverrat (awg skiold) 312 Landesverweisung ullac, utlagr) 219, 376 Landfriedensgesetze 23f, 77, 85, 89, 178, 420, 456f, 607f Landherren (lendrmenn) 122, 150, 152ff, 156f, 249 Landnamabók 9, 14, 42, 215f, 220 Landpacht 165, 572 – Pächterpflichten 572f – Räumung vor Pachtzeitende 572 Landrecht (lög manna) 139 Landschaft (landskap, maakunta) 629 Landschaftsrecht (laghsaga) 4, 425, 535 – Alter 103 – Aufzeichnung des 464, 535 – Ergänzung 24 – norwegisches 4, 247 – schwedisches 387, 535 Landsleigu bolkr 113 Landsthing 10, 85, 88f, 341, 359, 387, 420, 557, 645, 657 – in Finnland 645, 657
– als Gesetzgeber 85, 87, 355, – der Ostgöten (Liongaping) 411 – als räfsteping 557, 659 – für Svethiudh (allra Svia Thing) 435 – Tagungszeiten 393 – in Viborg 343 Landstreitigkeit 456 Landungsbrücke (bryggjusporjr) 170 Langa Réttarbót (1450) 258, 261 Langobardisches Recht 103f Langschiff 169 Lappen s. Samen Lappmark, Grenze 492 Laterankonzil – I. (1123) 47, 142 – II. (1139) 80, 142, 541 – IV. (1215) 26, 65, 67, 69f, 80, 92, 94, 134, 144, 168, 292, 305, 309f, 315, 474, 487, 496, 522, 535, 679 Laudabiliter (Papstbulle 1155) 211 Lebensringzaun (fjörbaugsgarjr) 238, 241, 245, 267 Lecara rætter s. Spielmannsrecht Legifer s. Rechtsprecher Leichenweg zur Kirche 75 Ledung (lepungr, lething, leijangr expeditio) 20, 47, 81, 111, 135, 156, 163, 324, 327, 387, 448, 461, 610 – Aufgabe des Jarls 451, 460 – Friedensgebot 450 Ledungsbezirk (hafne, s. a. skiplagh) 324, 444 Ledungsflotte 444 Lepungslami s. Ledungssteuer Ledungspflicht (liggia til ha och hamnu) 29, 448f, 603 Ledungssteuer (lepungslami) 29, 156, 324, 448f, 492, 610 Legatenauftrag 310 Legem emendare 12 Leges Danorum 290f Leges Liutprandi 104 Leges Wärendie 425 Legifer decem provinciarum 423, 425 Legisterium smalenzt 423, 425 Legitimatio per matrimonium subsequens 323 Legitimitätsprinzip 27 Lehnrecht, normannisches 374ff Lehnsmänner (länsman) 75, 473, 662
Sachregister Lehnsmannssprengel (länsmansdömen) 662 Lehnswesen 324 Leibesstrafen 573 Leibgedinge 433 Leijangr s. Ledung Leijir s. Herbstthing Leis Willelme 380 Len 29 Lendrmenn 27f, 122, s. a. Landherren Lenzthing (várping) 188, 224f, 231 – Abschaffung 226 – Beginn: 4 Wochen vor Sommersende 225 Lerbäck, Eisenerzabbau 477 Lex castrensis et militaris 336 Lex curiae 336, 339f Lex dei donum est 327 Lex opus attendit 73 Lex regia 15, 345 Lex Rhodia de iactu 210, 242 Leysíngi 34f Liber Augustalis 13 Liber census Daniae s. Kong Valdemars Jordebog Liber Extra (1234) 91, 314, 326, 400, 550, 562 Liber legis Scaniae 283, 307–313, 406, 509 – Verfasser 307 – Aufbau, Inhalt 310f – wissenschaftl. Bearbeitung 311ff Liber Papiensis 104 Liber Sextus Decretalium 86, 326 Libertas ecclesiae 40, 61f, 65f, 81, 90f, 138f, 141, 158, 350, 406, 486, 564 – Aufhebung der (dä) 350 – Jón Raude und 158f Liber Censuum 45 Liber Extra 80 Liberti 35f Linköping – Bistum 58, 85, 508, 522, 525, 555f, 637 – Stadtrecht 606 – Stiftsbibliothek 608 Liuprettr 502 Lófatak s. Handzeichen Lägberg – in Thingvellir 209 – in Tynwald Hill 208f Loghbo skiplagh 448
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Lögfé 142 Lögfesta s. Benutzungsverbot Lög manna s. Landrecht Lögmanns-Annalen 261 Lögmannstóllr s. Rechtsprecherabgabe Lögmenn s. Rechtsprecher Lögrétta, s. Gesetzeskammer Løgréttumenn 188, 191 Lögsögumapr s. Rechtsprecher Lögping 30f, 109, 111, 113, 121, 125–128, 131f, 161, 171f, 191 – der Stadt 168 Löguneyti, s. Hirj Lohnarbeiter 55 Lombarda 104f, 308 Lombarda-Kommentare 104 Lübeck – Stadtrecht 174, 523, 526, 529, 586 – u. Hamburger Seerecht 523 Lumbærs alte Gesetze 396 Lund, Dombibliothek 304 Lüneburger Salz 579 Maakunta s. Landschaft Magnus Eriksson – Königstitel 470 Magnus Erikssons Landslag 71f, 89, 103, 161, 390f, 408, 426, 429, 457, 472, 475, 479, 485, 535–561 – Anwendung in Östergötland 71 – Gesetzeskommission 536–539 – Einfluß d. Kirche 539 – Inhalt 545–561 – Inkrafttreten 542f – Kirchenrecht 391, 458, 473, 539f – kirchlicher Protest 472f, 537 – Königswahlordnung 468 – Mellersta lagen 544f – Räfsteping s. Königsausschuß – Seerecht 591ff – Überarbeitung 562f – Überlieferung 543f – Verwechselung mit KrLL 568 Magnus Erikssons Schloßrecht 608 Magnus Erikssons Stadslag 112, 391, 524, 526, 575–606, 641, 664 – Änderung durch Reichsrat (1471) 579 – und Bjärköarätt 583, 604 – Drucke 580f
874 – – – – – –
Register
Entstehung 575ff Gästehandel 589 Geltungsbereich 581–584 Handelsbräuche 588 Inhalt 584–601 Ratsstubenabschnitt (radzstuffvu balkær) 391, 593 – Ratsstubengericht 595 – Skipmala balkær 391 – Überlieferung 577–581 – Übersetzungen 580f – Verhälnis zu MELL 584f Magnus Erikssons Wahlstatut 531f, 546 Magnus Ladulås, Testament 481 Magnus Lagabœters landslag 28, 31, 37, 119, 131, 135, 145, 147, 157–166, 180, 189, 198, 201, 219, 249, 252, 441 – Ausgaben 161 – kein Kirchenrecht 159 – Übersetzungen 161 Magnus Lagabœters stadslag 168, 170– 176, 192 – Ausgaben 171 – Übersetzungen 171 Magnus saga lagabœtis 163 Mainzer Reichslandfrieden (1235) 66 Majestätsverbrechen (crimen laesae maiestatis) 50, 312, 319, 339 – VO über (1252/59) 319, 339f maiores regni s. Beste Männer Man (Insel) 205, 208f – Bischof 205, 208 – Deemster 209 – the Keys 208 – Landsthing 208 – norw. Thingordnung 208 Mannbußen 134, 150 Manndrápsping 111, 232 Manngestellungspflicht 324 Mannheiligkeit 101, 120, 134, 167, 402, 617 Manntalsping 232 Mannzahl (mantal) 611 Manumissio in ecclesia 33 Mariae Geburt (8. Sept.) 131, 631 Mariae Lichtmeß (Kyndilsmæssa, Disapings dagher, 2. Febr.) 437, 556, 562 Mariae Himmelfahrt (15. August) 394 Mariengilde (Bergen) 173
Markbereich (marklag) 662 Markgraf (marchio) 371 Markland 499 Märkte, schonische 301 Marktfrieden 462 Marktfriedensordnung (modbog) 301 Marktrecht s. a. Bjarkeyjar réttr – f. Dalarnes Kupferberg 591 Marschall (stallara, marscalcus) 155, 337, 451 Martinsmesse (11. Nov.) 75 Mæth logh scal land byggæs (civitas fundaretur legibus) 320, 498 Medelpad 490f – Landsthing 499 Mehrheitsprinzip 97, 254, 317f, 407f, 474 Meineid 354, 378 Meliores regni s. Beste Männer Merkismajr s. Bannerträger Michaelsmesse (29. Sept.) 75, 556 Milites 375 Minnunga mæn 499 Mitgift s. Aussteuer Modbog (Môtbôk) s. Marktfriedensordnung Mord 11, 682 – in der Familie 11, 69 – Haftung d. russ. Gemeinde 682 Mordbrand 13 Morgengabe (donatio propter nuptias, morgongäv) 100, 433, 615 Morgengabelehen 433 Mot s. Bürgerversammlung Moth s. Thing, städtisches Mötunautar s. Speisegemeinschaften Mündigkeitsalter (15 Jahre) 535 Mundr s. Brautpreis Mundraub 245 Mundschenk (skenkjari) 154 Muntehe 143 Nachbarschaft (grænd; skiri) 408 Nachbarschaftskonvente (grannastevnur) 188 Näbbskatt s. Kopfsteuer Næfndarmenn 122, 126 Nam s. Pfandnahme, private Næmnd (næfnd) 293, 300, 306, 317, 406, 456, 474f, 487, 552 – als Beitreibungsorgan 77
Sachregister – Bildung der 317, 407f, 474, 487 – Besetzung der 99, 474, 487, 499, 660 – als Beweisausschuß 317, 407f, 487, 559 – Einstimmigkeit (lukt hærasznæmd) 407 – der Harde s. Hardenausschuß – Mehrheitsprinzip 474, 487 – als Urteilsausschuß 99, 318, 456 Næmndarmaper 408 Næmndprozeß 314 Närke – Drittel (pripiunger) 477 – Harden 477 – Landsthing in Kumbla 477 – Liber legalis 464 – Propstei 471 Närkeslagen 387, 439, 475–478, 483f Naturrecht 25 Necessitas defensionis 456 Neidingswerk (nijingsverk) 163, 249 Nestorchronik (Povest’ vremennych let) 669, 672, 675, 678f Netzfischerei (1488) 652 Nieburfrieden (1392) 684 Njáls saga 231, 242 Nomokanon s. Kirchengesetz, byzantinisches Non 127 Nora, Eisenerzabbau 475 Normandie 369–376, 381 – Bistümer 373 – Christianisierung 372 – Klöster 372f – Landnahme 371 – Staatsverfassung 374f Normannen in England 377–381, 673 Norrbotten (Norrabotten) 492 Norwegen – Bischofssitze 17ff, 141 – Christianisierung 17 – Einfluß d. englischen Kirche 18 – Huldigungseid (Treueid) 22, 50, 424, 546, 641 – Königskrönung 21 – Königswahl 29 – Konkordat 1152/53, 25 – Krönungseid 22 – Landfriedensgesetz (1164) 117 – Mitkönigtum 21 – Provinzialstatuten 26, 177
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Reichseinheit 23 Reichssynode (1164) 142, 177 Reichssynode (1189/90) 23 Reichsversammlung 28 Schenkung an Hl. Olav 22, 29 Strafgesetz v. 1164 134 Thingverbände 109 Thronfolgegesetz (1164) 21, 24, 26, 29, 117, 132f, 178 – Thronfolgegesetz (1260) 150f – Thronfolgegesetz (1273) 152f – Urkunden 183 – Zentralverwaltung 23 Notaugenschein (nöj syn) 616 Nöteborgfrieden 493, 640, 649f – Grenze Finnland/Novgorod 640 Notwehr 75, 327, 456 Notzucht 608 Novella lex Scaniae regis 293, 306 Novgorod, Niederlage (1478) 684 Novgoroder Skra 527f – sieben Fassungen 527 – Skra II: Einfluß Lübecks 528 – Skra III: Einfluß Visbys 528 Nutzungspfand 549f Nyköping, Stadtrecht 605 Nyköpings gästabud 461, 520 Nyköpings recess (1396) 556 Nymæli 25, 118, 236 Óbótamál s. unbüßbare Sachen Obsequium 35f Ójal 165f, 189, 194, 202, 241, 256 Offizial, bischöflicher (offitiæl) 80, 486 Officialis generalis s. Reichsverweser Ogniscanin s. Gefolgsleute Ökonomik, pseudoaristotelische 150 Ölfærr 120 Opfer, heidnische 10, 120, 168, 216, 222, 498 Ordale 77, 134, s. a. Eisenprobe – v. d. Kirche verboten 134, 144 Orkneyjarle 194f Orkneys 193–198, 209 – Allthing 198 – Bistum 19, 195f – Christianisierung 195ff – Gefolgschaftsversammlungen 197 – Lagthing 197
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Register
– norwegische Landnahme 193ff – Rajmenn 197 – Rechtsprecher 197 – Rechtsverfassung 197f – als Schatzland 194f – schottisches Recht 198 – Urkunden 183, 198 – Verpfändung der 179, 195 Ormynd s. Aussteuer Oslo, Universitätsbibliothek 146 Östergötland 409 – Harden 409, 411 – Propsteien 411 Ostern 75, 613 Ostfinnen 638 Östgötalagen 66, 71f, 387f, 390, 409–421, 424, 429, 456f, 475, 522f, 616 – Besonderheiten 417ff – Eherecht 417 – Eid gegen Eid (tvæsværi) 475 – Geltungsbereich 412ff – Inhalt 414 – Prozeßrecht 414 – Sprache 421 – Überlieferung 412ff – Verfasser 412 Overlagman 180 Pacta nuda 313 Page 609 Pallium 48 pæpplingh s. Jungpriester Papst – als oberster Richter 11, 55 – gibt Sündennachlaß 11, 68f Parentelprinzip 455 Parlamentum 86 Parochia s. Kirchspiel Pars capitalis s. Kopfteil Patronatsrecht – der Eigenkirchen 20, 23, 26, 95 – der Kirche 26, 36f Pest 128 – auf den Färöern 191, 275 – in Finnland 641 – auf den Hebriden 275 – in Island 275 – in Norwegen 176, 274 – auf den Orkneys 275
– in Schweden 176 – auf den Shetlands 275 Petersmesse (28. Juni) 126 Peterspfennig 20, 45, 61, 65 Pfandnahme (pignoratio) 77, 86, 420 – private (nam) 473, 486, 617 Pferd, gestohlenes 245 Pferdefleisch (Essen v.) 42, 120, 216 Pfingsten 613 Pflugland (kroker) 655 Pincerna s. Hofämter Pirkkalaiset s. Birkarlar Placitum commune 319, 500 Placitum justiciarium s. Gerichtsthing Ploughlands 365 Polizeyordnungen 349 Poenitentia s. Kirchenbuße Poenitentiale ca 1178: 240 Poppo-Wunder 45 Povest’ vremennych let s. Nestorchronik Praefectus Scaniae (Lundensis) 303 Praefectus urbis 516 Pravda, kurze (Kratkaja P.) 674ff, 678ff – akademische Hs 675 – – Drevnejsaja Pravda 676 – archäographische Hs. 675 – Buße für izgoji 680 – Prozeßvorschriften 679 – und Verträge mit Byzanz 680 – und VGL (I) 679 Pravda, ausführliche (Prostrannaja P.) 674, 676ff, 680–683 – Erbrecht 681 – Gerichtssatzung Jaroslavs 677 – Troica-Hs 676 – und VGL (I) 677, 682 Pravda, verkürzte (Sokrasˇcennaja P.) 674, 677, 683 – Rostovskij-Hs. 682 – Tolstovskij IV-Hs 677 Prellung 678, 680 prestardómr s. Priestergericht Priester 11 – und Gaben 487 – Gemeindvorschlagsrecht 95 – Gemeindewahl der 93 – Kleidung der 90 – Rangfolge der 90 – Steuerfreiheit 323
Sachregister – Testamente der 78 Priesterehe 90 Priestergericht (prestardómr) 40, 227, 233f – Berufung durch d. Bischof 233 – Bußzahlung 233 Priesterkinder, Erbrecht der 78 Priesterpferd 75 Priesterwahl 54, 67 Priesterweihe 95 Princeps legibus solutus 164 Privilegien, königliche 22, 25, 106 – für dä Städte 331 Privilegium canonis 11, 90, 95 Privilegium competentiae 90 Privilegium fori 20, 26, 46, 62f, 67f, 76, 82, 90, 94f Privilegium immunitatis 90 Procuratio s. gengärd Propstei 394 Prostrannaja Pravda s. Pravda, ausführliche Provastergipt (Falköpingsskeppan) 394 Prozeß – altschwedischer 75 – kanonischer 75 Rache 74, 164, 497, 643 – Eindämmung 419 – in Rußland 675, 677, 679, 681 – Verbot der vindicta transversa 164 Rachepflicht 120 Racherecht 486 Rachetötung 680, 682 Racheverbot 219 Rädern 11 Ráj s. Stadtrat Räfsteping (rättarping) s. a. Königsausschuß Räfstepings-Statut Erichs v. Pommern (1413) 555f, 560, 564, 659 Raija s. Bischofslohn Rans næfning s. Raubernannte Rat, königlicher 88, 316, 440, 451, 464, 467f, 537–540, 561, 563, 575 – Beteiligung d. Kirche 539f Ratsstube (radstugha) 593 Rættara thing s. Gerichtsthing Rattäter 74 Räuber 573, 598 – Strafe 598 Räuberei, Verbot der 178, 608
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Raubernannte (rans næfning) 323 Recht – finnisches (ius fennonicum) 647f – göttliches 25 – griechisches 674 – gutes altes 12f, 49 – heidnisches 120 – kanonisches (ius canonicum) 3f, 25, 53, 309, 313ff, 320, 323, 325f, 350, 414, 442, 456f, 470 – mosaisches 525 – ostnordisches 3 – römisches 72, 164, 311ff, 320, 327, 442, 454–457, 572 – schonisches 403 – Veränderbarkeit des 86 – westnordisches 3 Rechtsänderung 106 Rechtsaufzeichnungen 51, 412, 442 Rechtsbereich 4, 425, 535, 571 – Zweiteilung d. finnischen (1435) 571, 642 Rechtsbesserung (réttarbœtr) 112, 130, 139, 161, 178, 443, 457 Rechtsbuch 3, 24, 421 Rechtsbücherzeit 3, 411 Rechtsenkmäler, russische 674 Rechtshilfe 234 Rechtsprecher (lögsögumapr, laghman, legifer) 25, 31, 40, 115f, 121, 128, 163, 165, 173f, 180f, 387, 421, 440, 480f, 487, 499, 533, 545, 644, 645 – in Finnland 645f, 650, 657f – grönländischer 277 – isländischer 217, 229f, 233, 238, 249 – am Königshof 180 – Kundmachung neuer Gesetze 229 – Laghman ægher lag skilia 557 – Lögman als kgl. Beamter 249, 258, 645 – Rechtsvortrag 25, 40, 115, 121, 165, 229, 411, 421 – als Rechtsweiser (segja öllum lögmál) 41, 229, 264 – als Richter (veita órskurd) 31f, 174 – schwedischer (laghman) 387, 408, 440, 499, 545 – – Aufgaben 411 – – Döma till kunung 546 – – Königswahl 546
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Register
– als umbojsmajr d. Königs 163, 249 – Viger Spa 457 – Vorsitz in d. Lögrétta 229 – Wahl des 41, 229, 533, 539, 545 Rechtsprecherabgabe 32, 41 Rechtsprecherreihe 258 Rechtsquellen 6 – Aufzeichnung der 3 – im Internet 6 – westnordische 3 Rechtsthing 31 Rechtsverweigerung 595 Reformation 344 Regalien 13 Regesta Norvecica 7, 183 Registrum Ecclesiae Aboensis 7 Reichsfriedlosigkeit (biltughet) 418, 548, 609 – Verteilung der Habe 573 Reichsrat – dänischer 355, 614 – norwegischer 28, 614 – schwedischer 443, 533, 544, 549, 571, 579, 598, 610, 614, 641 Reichstag in Bergen – (1152) 133 – (1164) 20, 121 – (1233) 115, 127 – (1273) 139, 162 Reichsteilung – in Schweden (1357) 576 – Schweden/Norwegen 179 Reichsverweser (officialis generalis) 86, 538, 551, 560, 642 Reijumenn s. Schiffsmaate Reinigungseid mit Eidhelfern 314f, 317, 456 Reisende (skipara) 169 Rennari s. Stadtdiener Repertorium Diplomaticum Regni Danici 360 Repräsentantenthing s. Lögping Réttarbót 25, 30, 112, s. a. Rechtsbesserung Retterting s. Hofgericht, kgl. Rex imperator in terra sua 345 Rex Pacificus (1234) 88, 441, 562 Rezeption – fremden Rechts 103, 105f – römischen Rechts 329
Rezeß – Koldinger (1558) 358 – Kopenhagener (1547) 358 Richter (domare, tuomari) 646, 656 Richterregeln 256, 400 Richterringe 644 Richterspruch (domera talj) 506, 512 – Gefahren für 534 – – Freundschaft 534 – – Furcht 534 – – Geldgier 534 – – Verwandtschaft 534 Ridings 365 Riga – Ius gotorum 526 – Stadtbibliothek 519 – Stadtrecht 526f Riksarkiv – norwegisches 132, 134, 151, 161 – schwedisches 426, 611 Rikslovgivning 346 Rindbereich (nötslag, natuakunta) 663 Ringbuße (baugar) 498 Risungr s. Buschsohn Ritter (riddari) 152, 157 Röker s. Heimstatt Rôles d’Oléron 529, 593 Roparætter 446, 448ff Rops bo s. Uppsala-Gut Roslagen (Roplaghin) 388, 444–451 Roskilde, Frieden (1658) 304, 422 Ruderdollen (harar) 500 Runpiuver s. Dieb Russkaja Pravda s. Pravda Rußland 18 – skandinavisches Recht 669–684 – wikingische Tributherrschaft 672f Rußlandhandel 526 Rutenstreichen 608 Sachbeschädigung 120, 678 Sackgeld (seckia giolld) 262, 274 Sacrilegium locale 98 Sacrilegium reale 97f s. a. Kirchenraub Sacrosanctae 86 Sagabibliothek, Altnordische 8 Sagas 8 Sægnarping 99f Saktal s. Totschlagsbußen
Sachregister Sal Bajonense s. Baiensalz Sáluöl s. Seelenbier Samen (Lappen) 492, 631 – Christianisierung 492 – Handel 631 Samtalu 86 Samting s. Landsthing Sampings sunnodagh 462 Sannænd mæn s. Wahrmänner Sættardómr 30f Säumnisverfahren 354 Schafsbrief (Seyjabrævij) 188, 191f Schandwerk 120 Schanzstück für Schiffe (vígyurjill) 170 Schatzländer, norwegische 179 – Verwaltung 259 Schatzmeister (kgl., féhirjir) 155 Schiffsbezirke (skiplagh, skipnøti, hamna) 444f, 446f, 500, 611 Schiffbrüchige 347 Schiffsführer (st´yrimajr; skipdróttin) 169f, 523 Schiffsgenossenschaft 170 Schiffsgericht 170 Schiffsmaate (reijumenn) 170 Schiffsordnung (skipan) 170 Schiffsziehen (skipdráttr) 173 Schildknappe 609 Schleswiggruppe (Stadtrechte) 523f, 591 Schloßhauptmann als Richter 646, 657 Schloßlehen (slottslän) 438, 461 Schloßrechte (borgararætter, slotsrætter) 608 Schmähungen 75, 617 Schnurrbartreißen 678 Schonen – Adelsgeschlechter 303 – Landfrieden (1201) 442 – schwed. regiert (1332–40) 302 – Teil Schwedens (1658) 303 Schriftsteller, arabische 679 Schuldenthing (skuldaping; skuldamót) 38, 224, 231 Schuldhaft – (van bröke) 526 – (van scult, bysætning) 526, 596 – – Ausnahmen 597 Schuldknechtschaft 169, 683 Schuldlehre, kanonistische 73 Schuldsklaven 55
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Schultheiß (gjaldkeri, gældkære, scultus) 169, 171, 174, 303, 332, 353 s. a. praefectus Scaniae Schüsselreicher (skutilsvein) 152, 154, 157 Schütze 609 Schweden (Sverige) 385–620 – Bischöfe 58, 549 – – Wucherrechtsprechung 539 – Bischofswahl 67, 94f – Bistümer 60 – Christianisierung 57ff – englische Bischofssitze 58f – Erbreich/Wahlreich 63, 467, 533, 546 – Klostergründungen 60f, 64 – Königskrönung 1210: 63f – Königsliste 58 – Nordanskogs 385 – Reichsgesetz (1734) 550 – Reichsgesetzgebung 87 – Reichsrat 545f, 549 – Sunnanskogs 385 Schwertfasser (sverjtakarar) 153, 155ff – Anteil an der Kriegsbeute 156 Schwertzücken 678 Schwerverbrechen (högmæle) 419, 559, 565, 569 Seckia giolld s. Sackgeld Seefahrerrecht (farmannalög) 112, 167, 169, 171, 174f, 250 Seelenbier (sáluöl) 120, 163 Seeleute (hásetar) 169 Seelgabe (sialagiæf) 54, 70, 72, 79, 96, 242, 428, 431, 465, 471f, 487, 498 Seelteil 96, 681 Seeräuber 573 Seerecht – hanseatisches 523f – – Befrachter (vruchtman) 524 – – Besatzung (schipman) 524 – – Schiffer (schiphere) 524 – nordisches 523 Seefrachtvertrag (fartekja) 523 sv Seegesetz (1667) 529 Seestrafrecht (roparætter) 450 Seewurf 174, 210, 242, 592f – Verteilung des Schadens 593 Sekp s. Acht Selbstmord (forgöra sik sielf) 565f Selbstverwaltung, dörfliche
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Register
– dänische 357 – schwedische 617 Sendgerichtsbarkeit 11 Sendgeschworene (juratores synodi) 317 Sepultura asinaria sive canina s. Esels- oder Hundsbegräbnis Servi s. Sklaven Seyjabrævij s. Schafsbrief Shetlands (Hjaltland) 200ff, 209 – als Archidiakonat 200 – Jarle 200 – norwegische Besiedelung 200 – Rechtsverfassung 201 – Verpfändung 201 – als Schatzland 200 – Urkunden 183, 202 Shire 319, 364, 380 Sialanzfaræ logh 292 Siegelbewahrer 559 Siegfriedslegende 58 Siete partidas 159 Sigtuna, Stadtrecht 605 Sippenbuße (ættarbot) 293, 327, 497, 499 – Aufhebung 164 – Gesetz über (1202) 293, 306ff – Statut (v. 1283) 328 Sippengeld (ættærgæld) 448 Sitte 11 Sittlichkeitsverbrechen 92, 540 Siunættinger 99 Skálholtsbók eldri 250 Skämdemen s. Zwölferausschuß Skånelagen 10, 59, 283, 291, 293f, 298, 304–307, 330, 430, 456, 473 – Überlieferung 304f – ein Rechtsbuch 304 – als mittelalterliche summa 308 Skänninge, Stadtrecht 606 Skänningestatut (1284) 76,78ff, 86, 89, 92, 420, 443, 548, 550, 607 Skänningestatut (1335) 548ff, 553, 597 Skanør Lov 301 Skapping s. Thing, regelmäßiges Skara-Statut (1281) 397, 402, Skara-Statut (1335) 102, 425, 547f – Erhebung in Adelsstand 547 – Reform v. VGL 547 Skarjsbók 251 Skenkjari s. Mundschenk
Skeppslag (skiplagh) 435, 444, 446f, 449f, 461, 499 – in Attundaland 437, 444 – in Hälsingland 499 – in Södermanland 461 – Viertel (skeppslagfjärdingar) 500 Skiladómr 30 Skipan s. Schiffsgenossenschaft Skipara s. Reisende Skipdráttr s. Schiffsziehen Skipdróttin s. Schiffsführer Skiplagh s. skeppslag Skipnøti 446, s. a. Schiffsbezirk Skipreijuping 111, 127 Skipvist 448, 611 Skiri s. Nachbarschaft Skirslaping 111 Skírslor s. Gottesurteile Sklaven (prælar) 35, 185, 243 – Entlaufen 680 Sklaverei (prældom) – Abschaffung in Schweden 102, 506, 547 – in Dänemark 54ff – auf den Färöern 187f – in Island 44, 243ff – in Norwegen 32–37 Skogarkaup s. König, Gnadenrecht Skóggangr s. Waldgang Skógarmajr s. Waldmann Skrælingar s. Eskimos Skuldamót s. Schuldenthing Skuldaping s. Schuldenthing Skutilsvein s. Schüsselreicher) Slottslän s. Schloßlehen Småland – Bauernfrieden 424 – Christianisierung 423 – Grenzlage 424 – Handelsverbindungen 425 – Kirchenrecht 431 – als Lehen 424 Smålandslagh 387, 422ff, 426–429, 543, s. a. Tiohæræp – Frauenerbrecht 429 – Kyrkobalk 426–429 – Niederschrift 427 Smörskatt s. Butterzehnt Snækkiur 449
Sachregister Snæckolagh s. skeppslagh Sniælræ mannæ 86 Sockendomare 656 Söderköpings lagbok 392, 577, 594 – gamle Söderköpings lagbok 602f – – Kämmerer 603 – – Stadtgericht 603 – – Vogt 602 Södermanland – Bergbau 461 – Hundertschaften 461 – Klöster 463 – Landwirtschaft 461 – Landsthing in Strängnäs 462 – Propsteien 463 – Protokoll (26. X. 1325) 468 Södermannalagen 387, 389, 439, 445f, 457–475, 483, 513, 535ff, 616f – Abfassungszeit 465f, 469f – Confirmatio 466f, 470f, 537 – Kirchenrecht, Änderung 468, 561 – private Pfandnahme (nam) 473 – Prologus 470 – Überlieferung 463, 471 – Umarbeitung 467–471, 536 – Verhälnis zu UL 465f – zwölf Hundertschaften 460 Sodomie 540, 566f Sodor und Man – Bischof 205 Sohn, nicht legitimierter 165 Sohnesteil Christi (huvudlott) 62, 70,72, 85, 88, 94, 96, 428, 431 Sóknarping 38, 111 Sokrasˇcennaja Pravda s. Pravda, verkürzte Sonnenaufgang 127 Sonnenteilung 14, 499 Sonntagsheiligung 120 Speculum regale s. Konungs skuggsjá Speisegemeinschaften (mötunautar) 169 Speiseverbote 42, 120, 147f Speisezehnt 636 Spielmannsrecht (lecara rætter) 397 Stabkirchen 428 Stabreim 428 Stabularius s. Hofämter Stajarhólsbók s. Grágás Stadtbücher 588, 597
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Stadtdiener (rennari; kallari) 172, 354 Städteförderung 346 Stadtgeld (bœargiald) 175 Stadtmark (tacmörk) 170 Stadtordnung (bœjaskipan) 113, 171, 173f Stadtrat (ráj) 174, 330, 353f, 516, 579, 593f, 602 – Rechtsverweigerung 595 – sitzender Rat (sitiande radhe) 594 Stadtrecht 166, 333 – dänisches 332ff – schonisches 330ff, 430 Stadtrechtsprivileg – Stockholm (1436) 583 – Torshälla (1317) 461 Stadtschreiber (stadtzskriffvere) 354 Stadttruhe (kista) 594 Stadtvogt (b´yfogt, foghate) 174, 353, 516, 594, 602 Stadtwache 598 Stallara s. Marschall Stammsitz (ábæli) 156 Stapelrecht 174 Statut f. d. Kupferberg in Dalarna (1347) 554, 598 Statuta generalia (VGL IV: 21) 93, 399, 403, 405 Steinigung 11, 579, 643 Steuerbuch Erichs v. Pommern (skattebok) 614f Steuereintreiber, kirchlicher 656 Steuererhebung, dä 355 Steuerfreiheit f. Siedler 492 Steuerhof (bol) 655, 662 Steuermannsbuch (Kormˇcaja Kniga) 676 Steuersatz (hafne) 324 Steuerverkürzung 552 Stiklastajir, Schlacht bei 18, 336 St. Bartholomäustag (24. Aug.) 613 St. Blasiustag (3. Febr.) 613 St. Gertruds-Gilde 357 St. Heinrichstag (18. Juni) 660 St. Maria Magdalena (22. Juli) 556 Stockholm, kgl. Bibliothek 137, 152, 202, 394f, 401, 480, 482, 505, 507, 512f, 519, 529, 531, 543f, 563, 568, 578, 602 Stolgebühren 19, 137 Störe 376
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Register
Storskip s. Großschiff Strafsklaven 243 Strafrecht, öfentliches 11, 607 Strandgut 120 Strandregal 347, 353, 376, 601 Straßenverkäufe (strætisköp) 590, 603 Strohmänner 590 Strömling 652 Sturlunga saga 44, 218 Sturlungenzeit 218 Styresholm (Vogtei) 493 St´yrimajr s. Schiffsführer Suderøane s. Hebriden Sühneformel (trygja mál) 120 Svalbarjsbók 250 Sveajarl (dux Suecie) 451 Svear 385 Svenskt Diplomatarium 7 Sverker Karlssons Kirchenprivileg (1200) 62ff Sverris saga 37 Sverjtakarar s. Schwertfasser Synemæn s. Augenscheinsausschuß Synodalstatut Skara (1280) 91 Sysæl (provincia) 319 – besteht aus mehreren Harden 319 – und Kirchenorganisation 319 Sysælthing (placitum commune) 319 S´yslumajr s. Bezirksamtmann Syslumenn 28f, 122, 260 Syslur, (s. a.Verwaltungsbezirke u. len) 29, 157 Tacmörk s. Stadtmark Tafernishus s. Gasthaus Talionsprinzip 525 Täter, s. a. Halttäter, Rattäter) 74 Teilnahme an Missetaten 73f Teka hon i ketil s. Kesselfang Telgestatut (1279) 79, 84, 90f Telgestatut (1344) 541, 549 Telgestatut (1345) 403, 553ff – Recht des Adels 553 Testament (testamentum) 44, 55, 61f, 70, 72, 79, 85, 88, 94, 96, 101, 133, 352, 455, 465, 471, 487, 498, 509, 681 – ad pias causas 471ff – mündliches 70 Testierfähiger Teil d. Vermögens 70, 487
– 1/10 des ererbten Landes 70, 88, 96, 428, 455, 487, 516, 585; s. a. Soh nesteil Christi – in MEStL 585 Testierfähigkeit – fehlt Mönchen 44, 244 – fehlt Sklaven 44 Testierfreiheit 78, 88, 91, 96, 109, 456, 472, 680f – bei Erbland 472 – bei Kaufland 472 Pegna s. Geschworener Pegngildi 218, 247, 249, 273 s. a. Totschlagsbuße Pegnskaparlagníng 232 Thing (Käräjät) 643 – drei rechtsgemäße (i pri laga pingom) 487 – als städt. Gericht (moth) 331 – regelmäßiges (skapping) 224 Pingfarabálkr 109, 113, 126 Pingfarafé 127 Pingfarakaup 39f Thinghügel (käräjämäki) 643f Pinglami 448 Pinglip 336f, s. a. Gefolge Pingmannalij 210 Thingorte 225f Pingsafglapan 232 Pingskipanar bolkr 113 Pingslagh s. Lehnsmannssprengel Thords Artikel 286, 324ff – Quelle v. Rechtsbesserungen 325 Thule, Sammlung 8 Pokkabot s. Ehrenbuße Prijjungs ping s. Drittelsthing Priggja hreppa ping 232 Thronanspruch Wilhelms d. Eroberers 377f Pyrmslamenn 34 Pyrmslir 34ff Tierzehnt 636 Tingslag s. Gerichtssprengel Tiohæræp 387, 422ff, 427 Tiohæræplagh 424f, s. a. Smålandslagh Tiun s. Gefolgschaftsleute Tiundaland 438, 444 – Hundertschaften 438 – Landschaftsrecht 465 – Rechtsprecher 481, 484
Sachregister Tiundalands Roden 446 Töchter Gottes 534 Tomt ær akærs moper 499 Tröghbolagh 610–614 – Alter 612 – Bestätigung 612 – Drittel (tridiunghar) 610 Tylftar s. Zwölftel Todesstrafe 219, 548, 573, 608, 681 Tolf mæn 474 Tolf mannæ næmpd s. Zwölferausschuß Totschlag 99, 249, 267, 608, 676, 678, 680–683 – Kundmachung (víglysing) 169 – Pravda/VGL (I) 678 – Selbshilfe 574 Totschlagsbuße (saktal; pegngildi) 129, 134, 218, 247, 249, 273 TotschlagsVO Knuts VI. (1200) 49f, 305, 341 Trauung – kirchliche (benedictio sacerdotalis) 69, 92, 94 – durch Verlober 94 Præll s. Sklave Treue, ligische 374f Treueid 380, 641 s. a. Huldigungseid Treupflicht gegenüber dem König 50 Treuga dei s. Gottesfrieden Tridentinum 69 Trinken, kultisches 120 Truchseß (drótsseti) 154 Trunksucht 153 Trygjamál s. Sühneformel, Urfehdebann Tübinger Fragmente der Frostuthingsbók 129, 131ff Tuna s. Zaun 462 Turmhaft 608 Tutor suspectus 311 Tvæsværi s. Eid gegen Eid Uapa mal s. Ungefährwerk Úlfljótslög 39, 42, 111 Umbosman 52 Undærdanugh 52 Überfall 120 Überwinterer (vetrsetar) 175 Uirja laghmajer 425 Úlfjlóts lög 217, 221f, 230, 277
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Ullac s. Landesverweisung Umbosman s. Amtmann Unbüßbare Sachen (óbótamál) 254 Ungefährwerk (vapaverk) 73, 164, 419, 455 – mildere Beurteilung 164 Ungefährwerkseid (vapa eper) 419 Unionstagung in Lödöse (1441) 562 Unionsvertrag Dä/No 1450 179 Universalkirche, römische 21 Universität – Kopenhagen 344, 350 – Köln 344 Unterhalt (væzla) 498 Unterrechtsprecher (vndilaghman) 437, 538, 657 Unzuchtklage 165 Uppland, Propsteien (prosterier) 437 Upplandslagen 11, 13, 59, 71, 387f, 390, 424, 429, 435–458, 464f, 470, 473f, 481, 483, 486, 496, 499, 513, 535, 541, 543, 557f, 605, 614, 616 – Ängsö-Hs. 470, 498 – Confirmatio 439–444, 446f, 452, 454, 457, 464f – christlicher Einfluß 454f – dänischer Einfluß 498 – Esplunda-Hs. 452, 498 – Inhalt 453–457 – Kirchenrecht 543, 561, 569 – Nachwirkung 457f – Praefatio 441f, 444, 446, 448, 453, 457, 498 – Sprache 452f – Überlieferung 452f Uppsala, Universitätsbibliothek (Karolina) 335, 514. 568 Uppsala-Gut (upsala bo, rops bo) 500f, 603 Uppsala-Stadtrecht 603, 605 Uppsala-Statut (1344) 550 Med vpslaghi s. Handschlag Urfehdebann (trygjamál) 119f, 234, s. a. Sühneformel Urkunden 6, 165 – besiegelte (cirographum) 165 – dänische 360f Urminnes sedvana 431 Urteil (dom, tuomio) 643 Urteile, Sammlung dä 359 Urteiler (domari, tuomari) 440, 487, 499, 643
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Register
Urteilsausschuß in Rußland 679 Urteilsbrief (dombref) 643 Urteilsbruch (dómrof) 233 Urteilskommission, königliche 180 Urteilssiegel (dominsigle) 660 Utan warp och waku 450 Utskyld 501 Valdemar s. Waldemar Valdemars Jordebog s. Waldemars Landbuch Valdemars Sjællandske Lov s. Waldemars Vald gæstning s. Gewaltgastung Valdsmenn 260 Vápnatak s. Waffenlärm Vapentake courts 366 Västerås, Stadtrecht 606 Vapaværk s. Ungefährwerk Värend, Landrecht 422, 426 Värmland 433 – Rechtsbuch 434 Värmlandslagen 387, 433f Varping 38 Västerås, Beschlüsse (1528) 97 Västerbotten (Vesterbottnen) 490, 492 Västergötland 10, 59 – Allmenden 398 – Grenzen 398 – Harden 393 Västgötalagen 64ff, 71, 387f – Kirchenabschnitt 67f VGL I 393–402 – Aufzeichnung 396 – Ausgaben 400f – Bischofsverzeichnis 399 – Entstehung 394–397 – Erbrecht 398 – Grenzvertrag 397 – Hs. B 59 397–400 – Königsverzeichnis 399 – Rechtsprecherverzeichnis 396, 399 – Richterregeln (um domara) 398 VGL II 394, 402–409, 512f, 616 – Inhalt 404–408 – Sprache 403f – Überlieferung 402 Västmanland 478f – Hundertschaften 478f – und Fjädrundaland 480f
– Propsteien 478 – Rechtsprecher 481 – Vogteien 478 Västmannalagen 387, 390, 439, 446, 457, 475, 478–488, 514, 616 – Abfassung (1327/47) 484 – älteres 480 – als Bauenrecht 390, 486 – Besonderheiten 484 – Beweisfragen 484 – Bußhöhe 484 – und Dalalagen 480–483 – Eidhelfer 484 – jüngeres 480 – Landsthing (folklands ping) 487 – Praefatio 485f – Rechtsbuch 483 – Sippenbuße 499 – Überlieferung 479f, 485 – und Upplandslagen 482f, 486, 536 Vape s. Fahrlässigkeit Växjö, Gymnasialbibliothek 611 Væzla s. Unterhalt Veˇce s. Volksversammlungen Vederloven (Gefolgschaftsrecht) 49 Vederlovene s. Friedengesetze, dänische Véfang s. Gerichtsspaltung Veita órskurd s. Rechtsprecher Verbannung 682 Verbrennen (Strafe) 579 Vergleich v. Avaldsnes (1297) 259 Verhaftungspflicht 164 Verleumdung 120 Verlober 100, 547 – Frau als Verloberin 585 Verlöbnisbruch 69 Verlobung 97, 143 Verlobungsrecht 96 Verordnung, königliche 23 Vetrsetar s. Überwinterer Verwalter, kgl. (Bryti) 52, 324 Verwaltungsbezirke (syslur) 157 Verwandtenerbrecht – Beschränkung des 21 Verwandtschaft, geistliche 132, 142 Verwundung s. Körperverletzung Viborg – Burgprovinz als Lehen 642 – Stadtrecht 605
Sachregister Vidok s. Augenzeuge Vijreldistíund 124 Vieh, ausgebrochenes 618 Viehdiebstahl 601 Viehwolf (gorvargher) 147 Viertel 662 Viertelsausschuß s. næmnd Viertelsgericht (fjorjungsdómr) 227, 230f – als Berufungsinstanz 231 – Zuständigkeit 230f Viertelsmann (fjerdingsman, neljännesmies) 222, 663 Viertelsthinge (fjórjungsping) – Finnland 663 – Island) 38, 41, 222, 224 – Orkneys 197 Vierzigmarkbuße 457 Víglysing s. Totschlag Vígyurjill s. Schanzstück Vilia s. Vorsatz Villae forenses 113, 170 Vindicta transversa s. Rache Virnik s. Beamter, fürstlicher Visby – dä Eroberung (1361) 518 – Hafen 517 – Handel 505, 517 – Handelsverträge 521, 684 – Hanse 517f, 526 – Kampf gegen d. ländl. Gotland 518 – Klöster 518 – Privilegiensammlung 529 – Stadtbibliothek 519 – Zollfreiheit 520, 684 – zweisprachiges Stadtsiegel 519 Visby Sjörätt 528f Visby Stadslag 505, 511, 517–529 – Bestätigung d. Magnus Eriksson 520 – Fragmente 519f – Gesamtgut, ehel. 525 – und hanseatisches Recht 523ff – Inhalt 521ff – kirchlicher Einfluß 525 – Luxusverbote bei Hochzeiten 522, 525 – in Novgorod 527 – in Riga 526f – Seerecht 523f – Sprache 521 – Stadtverfassung 521
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– Strafrecht 524f – kirchl. Trauung 522, 525 – Überlieferung 519ff – Vorwort, kgl. 520 Vita Anskarii 45 Vitalienbrüder 505 Viperlagsret (Vither-) 306, 335–340 – christlicher Einfluß 337 – dänischer Text 335 – Sven Aggesens lex curiae 335–338 Viventis hereditas non est 72 Vogt (foghet) 332, 602 – kgl. 554, 559, 574, 645 Vogtei 438 Volkland 438, 440, 442f, 445, 449, 535f Volksversammlungen 77 – burgstädtische (Veˇce) 673 Volldorf 75 Vonnesse van Damme 529 Vormund (männl. Verwandte) 312 Vormundschaftsregierung f. Magnus Eriksson 439, 467f, 470f, 483, 535, 548 Vorsatz (vilia, dolus) 588 Wachen 173 Wachtdienst 337 Wachtsäumnis 609 Waffenexport nach Karelien 82 Waffenlärm (vápnatak, ags. wæpentac) 115, 122 Waffenthing 173 Waffentragen, Verbot 554f, 597f Wahlen, kirchliche 317, 407 Wahlkapitulation 179 Wahrmänner (sannænd mæn) 323 Waldemars Landbuch (Valdemars jordebog) 302, 338 Waldemars Seeländ. Recht 283, 291–298 – als Reichsrecht 291, 305 – Überlieferung 292f Waldgang (skóggangr) 238, 241, 245 Waldmann (skógarmajr) 241f, 245 – Tötung des 241 Wale 120, 376 Wantage Code 366 Wapentakes 365 Waräger (Væringjar) 669, 672f, 681 – Tributherrschaft 673 Wassergrenze 14
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Register
Wegebau 33 Wehrordnung 116, 120 Weihnachten 613 Weihnachtstage (Zahl) 138 Weichbild s. Bjarkeyjar réttr Weissagung 120 Wergeld 365, 675, 677 – als öffentliche Strafe 677 Wergeldmänner 675 Wergeldordnung 115, 121 Westfinnen 638 Wetherwisteboot 74 Wettbewerbsschutz 589 Wikingereinfälle, kontinentale 369 Wikingerzeit 244 Wildfang 166 Willenswerk (viliaværk) 455 Winkelsohn (hornungr) 121 Wintersonnenwende s. Jul Wormser Konkordat 65, 80 Wrack 323, 346f, 353, 376, 601 – versunkenes (botn find) 601 Wucherverbot 539ff, 549 – als causa spiritualibus adnexa 540 Zauberei 120, 168 Zaun (tuna) 462, 617 – halbscheidiger (halfgierpi) 617f Zaunpflicht 618 Zehnt 11, 19f, 40, 46, 65, 137, 271, 509 – Aufteilung des 19, 138, 216, 512
– in Finnland 635f – in Rußland 683 Zehntel (tionde, kymmenyskunta) 663 Zehntgesetz, isl. (1096/97) 216, 246 Zehntpflicht 117, 240, 259, 454 Zehntsachen 92, 97 Zeugen (zwei oder drei) 75, 166, 312, 323, 487f, 680 – Vereidigung 354 Zeugenbeweis (skírskota) 165 Zeugnis, falsches 525 Ziehsohn 165 Zinsverbot, kirchliches 97f, 541 Zölibat 20f, 47, 78f, 90, 142, 310, 506, 509 Zollfreiheit in Handelsverträgen 684 Zollvorschriften, dä 355 Zufall (casus) 588 Zufallszeuge s. Augenzeuge Zweikampf (hólmgánga) 75, 232, 243, 259, 401f, 406, 643 Zweischwerterlehre 15, 92 Zwölferausschuß (tolf mannæ næmpd) 441, 550, 554 – als Beitreibungsorgan 553 – Berufung gegen 554 – als Beweisausschuß 552 – Mehrheitsentscheid 552 – als skämdemen 552 – Wahl d. Mitglieder 551 Zwölfereid 54, 680 Zwölftel (tylftar) 445