KLEINE
BIBLIOTHEK
DES
WISSENS
LUX-LESEBOGEN NATUR-
UND KU LT U R K U N D L I C H E H E F T E
HERMANN
GERSTNE...
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KLEINE
BIBLIOTHEK
DES
WISSENS
LUX-LESEBOGEN NATUR-
UND KU LT U R K U N D L I C H E H E F T E
HERMANN
GERSTNER
DIE BRÜDER GRIMM IM
REICH
DER
POESIE
UND
VERLAG SEBASTIAN MURNAU- MÜNCHEN-
DER SPRACHE
LUX
INNSBRUCK-BASEL
Kinderzeit und Schuljahre HJ in Frühlingstag im Jahre 1791. Während jenseits des Rheines sich die französische Revolution austobt, fährt durch das hessische Kinzigtal friedlich eine Postkutsche. Der Weg ist gesäumt von blühenden Weißdornhecken. Im Wagen sitzen die Eltern Grimm mit ihren Kindern, von denen Jakob und Wilhelm*) die ältesten sind. Die „Brüder Grimm" haben ihre Geburtsstadt Hanau, in der sie die ersten Lebensjahre verbracht haben, ohne Abschiedsweh verlassen, denn es ist ja nicht die Fremde, wohin sie fahren. Ziel der Reise ist das Städtchen Steinau: Dort hat der Großvater jahrzehntelang als Pfarrer gewirkt, dort ist auch der Vater geboren; jetzt soll er in seiner Heimat die Stelle eines Gerichtsamtmannes übernehmen. Die Kutsche verläßt den Waldweg, die Wiesen tun sich auf, und hier liegt im Tal eine umfriedete Welt. Nur noch ein paar Augenblicke, dann wird das Gefährt an einem idyllischen Brunnen vorbei in den Hof des Amtshauses einfahren. Schon lugt es mit seinem Fachwerk und den hohen Giebeln durch das erste Grün der Kastanien. An diesem Tag und in den folgenden Jahren ihrer Kindheit ergreifen die Brüder Grimm Besitz von der neuen Heimat. Hier erfahren sie die Nestwärme der Familie. Der geachtete Vater, ein arbeitsamer, ordentlicher und liebevoller Mann, liest in der Frühe das Morgengebet, ehe er sich in seine Amtsstube begibt. Mit seiner sorgenden Art macht der gewissenhafte Jurist das Amtshaus zu einem wahren Vaterhaus für die Seinen. Während er den täglichen Pflichten nachkommt, sieht die ihm liebend ergebene Frau, die beste Mutter der wachsenden Kinderschar, im Haushalt nach dem Rechten. Die Dielen werden gescheuert, mit dem Wellholz wird der Nudelteig fürs Mittagessen ausgerollt, später werden die weißblauen Dresdner Tassen zum Kaffee aufgesetzt — so eine Mutter, die bald für *) Jakob Grimm, geb. am 4. Januar 1785, Wilhelm Grimm, geb. am 24. Februar 1786, beide in Hanau. 2
neun Köpfe den Tisch zu decken hat, kann die Hände nicht in den Schoß legen. Die Knaben werden vom Glück dieses harmonischen Familienkreises zeitlebens geprägt. Sie durchstreifen den Garten mit Reseda, Levkojen und Goldlack, mit Gemüsebeeten und Obstbäumen. Sie sammeln bubenselig im Frühjahr Maikäfer mit den Altersgefährten und basteln im Herbst Spielzeug aus Kastanienschalen. Sie schauen dem Töpfer an der Drehscheibe zu, den Frauen an den Spinnrädern oder lauschen auf das, was Nachtwächter oder Schäfer zu erzählen haben. Aber es ist kein planloses Herumschlendern durch die Gassen, durch Wiesen, Flußauen und Wälder: Schon wartet im himmelblauen Rock, mit schwarzer Hose und Weste angetan, der Stadtpräzeptor, der seine Schüler zu ausdauerndem Fleiß und genauer Aufmerksamkeit erzieht. Glückhafte Jugendjahre — jäh unterbrochen vom unvermutet frühen Tod des Vaters! Fassungslos steht Jakob, der Elfjährige und früh Gereifte, am Fenster und sieht, wie die Träger, während sie in der einen Hand Zitronen und Rosmarin halten, den schwarzen Sarg mit dem für immer verstummten Vater aus dem Haus holen. Schutzlos ist die Familie den Zeitläuften preisgegeben, als die Napoleonischen Armeen zu ihren Kriegszügen aufbrechen. Das idyllische Glück ist geborsten! Die Mutter stände mit der Sorge für die Kinderschar allein, wäre nicht eine ledige Tante da, die Bürde tragen zu helfen. Bald müssen die beiden Altesten, Jakob und Wilhelm, von Steinau Abschied nehmen, um zu ihrer weiteren Ausbildung das Lyzeum in Kassel zu besuchen. Arm wie sie sind, haben sie dort in ihrer Wohnkammer nur ein Bett. Von 1798 bis 1802 gehen sie die täglichen Schulwege gemeinsam, sechs Stunden haben sie jeden Tag im Lyzeum zu lernen, dann gibt es noch vier bis fünf Privatlehrstunden, da die Brüder bei den begrenzten Mitteln der Mutter möglichst schnell das Ziel der Schule erreichen wollen. Fast hat man ihnen zu viel aufgelastet. Aber Jakob, der sich als Primus hervortut, ist von eisernem Fleiß — und der zartere, sensible Wilhelm hält wacker mit. Er erinnert sich immer der Worte, die ihm die Mutter mit auf den Weg gegeben hat: „Du mußt anjetzo vielen Vergnügen entsagen... Du hast keinen Vater mehr, und das besagt sehr viel." 3
Als Studenten in Marburg Als Siebzehnjähriger bezieht Jakob im Jahre 1802 die Universität Marburg. Er studiert wie sein Vater die Rechtswissenschaften. Wegen einer ernsten Erkrankung folgt Wilhelm erst ein Jahr später, er belegt die gleichen Fächer wie der Bruder, mit dem er wieder zusammen wohnt. Die beiden leben, da die Mutter kaum noch einen Zuschuß leisten kann, sehr eingeschränkt. Aber sie lassen sich von ihrer Dürftigkeit nicht verbittern, die Kargheit des Daseins ist für sie vielmehr ein Ansporn zu unermüdlicher Arbeit. Am meisten verdanken sie in Marburg dem Juristen Savigny, der sie in den Methoden der Forschung unterweist und ihnen die Einsicht in den Wert der geschichtlichen Betrachtung vermittelt. So hören sie neben den Rechtsvorlesungen auch ein Kolleg über die Reichsgeschichte, sie sind emsige, aufnahmebereite Jünger der Justitia — bis ihnen eines Tages ein Erlebnis zuteil wird, das ihnen wie eine Offenbarung vorkommt und ihrem Berufsweg eine andere Richtung weist. An einem Sommertag des Jahres 1803 ist Jakob wieder einmal durch die Marburger Gäßchen und über die Treppenwege zur Höhe hinaufgestiegen, wo man über die Dächer und Blütenbäume in die Weite schauen kann und wo am Hang wie ein Nest ein Häuschen klebt, in dem der verehrte Lehrer Savigny wohnt. Jakob darf ihn seit langem in seinem Studierzimmer besuchen, das ins Gießener Tal, auf die Lahnwiesen und das Gebirge duftige Aussicht bietet. Das Zimmer ist vollgestellt mit Bücherborden. Jakob steigt auf einer Leiter hinauf, greift aus den oberen Reihen einen verstaubten, dicken Wälzer und blättert darin. Es ist Bodmers Sammlung der mittelalterlichen Minnelieder. Von der altertümlichen Sprache der Gedichte ist der Student begeistert, er liest die Verse laut vor sich hin und wird verzaubert von ihrem Klang. Wie aus den Schranken gehoben fühlt er sich. Diesmal hat er es eilig mit dem Wegkommen. Er hastet die Treppen hinunter- in die Stadt und in das Stübchen, das er mit dem Bruder bewohnt, und berichtet Wilhelm von seiner Entdeckung. In den nächsten Tagen und Wochen weilen die beiden zu jeder freien Stunde in der Studierstube Professors Savignys. Nicht einmal, zwanzigmal lesen sie die Minnelieder in der seltsamen, schwerverständlichen mittelhochdeutschen Sprache. Die Lektüre weckt in ihnen die Lust, die altdeutschen Dichter genauer 4
kennenzulernen und sich in ihre Sprache und geistige Welt zu vertiefen. Savigny hilft ihnen, er weiß von vielen mittelalterlichen Handschriften, die wie ungehobene Schätze in Bibliotheken und Archiven eingekerkert liegen und darauf warten, daß sie einer aus der dunklen Haft befreit und entziffert. Mit der sicheren Ahnung, daß diese vergessenen Kostbarkeiten der Poesie und Geschichte gehoben und zum Leben wiedererweckt werden können, kehren die Brüder an ihre Arbeit zurück. Und eines Tages stoßen sie auf ein neues, eben erst erschienenes Buch des Romantikers Ludwig Tieck, die „Minnelieder aus dem Schwäbischen Zeitalter". Eine Weile betrachten sie den Titelkupfer mit dem Blütenkranz, studieren die Vorrede Tiecks und lesen, während sie in dem schmalen Gang zwischen ihren Betten hin- und hergehen, die Strophen Wolframs von Eschenbach und Walthers von der Vogelweide. Von den einführenden Sätzen Tiecks und der Kraft der
Wilhelm und Jakob Grimm. 5
Dichtung sind sie wie von einem Zauberstab berührt und vergessen ihre bescheidene Umwelt. Sie hören die Mahnung: „Es ist an der Zeit, an die ältere deutsche Poesie zu erinnern. Viele Lieder stehen noch in den alten Manuskripten!" Bald lernen sie den gleichgestimmten Romantiker Clemens Brentano kennen, der sich in dieser Zeit bereits mit den Volksliedern beschäftigt, die er später mit Achim von Arnim im „Wunderhorn" herausgeben wird. Im Gespräch mit den Freunden erhöht sich ihre Lust, die verschollenen dichterischen Kostbarkeiten neu zu entdecken. Vom Geist der Romantik bestimmt, träumen sie davon, neben der praktischen Berufsarbeit einmal diesen altdeutschen Lieblingsstudien leben zu können.
Die Brüder beginnen ihr Werk Im Jahre 1805 schlägt der Universitätslehrer Savigny seinem Schüler Jakob Grimm vor, ungesäumt nach Paris zu kommen und ihm dort bei seinen literarischen Arbeiten zu helfen. Jakob zögert nicht, besteigt die Postkutsche und fährt über Mainz, Metz, Verdun, Epernay in die französische Metropole. Zum erstenmal kommt der Zwanzigjährige in Berührung mit der großen Welt, die vom Glanz der Napoleonischen Kaiserkrone überstrahlt ist. Wohl besucht er mit seinem Lehrerfreund die Theater, bewundert in den Kunstsammlungen die Werke von Raffael, Leonardo da Vinci und Tizian — aber seine Arbeitszeit verbringt er in den Bibliotheken. Über Bücher und mittelalterliche Handschriften gebeugt, macht er Auszüge für Savignys „Römische Rechtsgeschichte". In der Tasche trägt er einen Brief seines Bruders Wilhelm, in dem es heißt: „Ich habe daran gedacht, ob Du nicht in Paris einmal unter den Manuskripten nach alten deutschen Gedichten und Poesien suchen könntest, vielleicht fändest Du etwas, das merkwürdig und unbekannt." Daran muß Jakob denken, während er seinen Blick über die ehrwürdigen Folianten an den Wänden gleiten l ä ß t . . . Eine Anstellung in Hessen und ein Weiterforschen im deutschen literarischen Altertum und Mittelalter, das erhofft sich Jakob, als er im Herbst des Jahres 1805 nach Kassel zur Mutter und den Geschwistern zurückkommt. Kaum aber ist er Anfang 1806 beim hessischen Kriegskollegium angestellt, als sich die politischen Verhält-
nisse grundlegend ändern. Napoleon gewinnt die Schlachten von Jena und Auerstedt, Preußen büßt die Hälfte seines Gebietes ein und wird ostwärts abgedrängt. Westlich der Elbe gründet Napoleon das Königreich Westfalen, und der neue König Jerome wählt Kassel zu seiner Residenz. Jakob verliert zunächst seine Stelle, Wilhelm ist trotz des inzwischen abgelegten Universitätsexamens ebenfalls ohne Einkommen. So kummervoll dieses Jahr 1807 für die Brüder ist, das Schicksal schlägt weiter zu: Am 27. Mai 1808 stehen die sechs Geschwister Grimm am Sterbebett der erst zweiundfünfzig Jahre alten Mutter, die nicht einmal den Trost hat, ein einziges ihrer Kinder versorgt zu wissen. Dreiundzwanzig Jahre alt, muß Jakob nun die väterliche Verantwortung für die verwaisten jüngeren Geschwister übernehmen. Ein Glück, daß er wenige Wochen darauf von König Jerome zum Bibliothekar der königlichen Bücherschätze ernannt wird! Wieder gehört seine Liebe dem Studium der altdeutschen Poesie und Sprache. Auch Wilhelm, der in jenen Jahren oft von Herzbeschwerden gequält wird, vergißt trotz seiner Krankheit nie das gemeinsame Ziel. Eng befreundet mit den Dichtern Arnim und Brentano und erfüllt vom Geist dieses jungen Dichterkreises, beginnen die Brüder mit ihren eigenen Sammlungen aus dem Bereich der alten Poesie. Ihre Notizblätter füllen sich, ganze Bücher und Handschriften schreiben sie äußerst zierlich ab. Sie suchen das paradiesische Zeitalter, als Verse noch wie Offenbarungen klangen. Während Jakob in Kassel seine Dienststunden in der Bücherei erfüllt, unternimmt Wilhelm mehrere Reisen zu anderen Bibliotheken, da die wertvollen Pergamenthandschriften nur ungern ausgeliehen werden. Als er in Weimar arbeitet, lernt Wilhelm auch Goethe kennen und wird von dem Geheimen Rat in sein Haus eingeladen. In einem Kabinett, das mit Handzeichnungen und Holzschnitten geziert ist, sitzen sich die beiden, der sechzigjährige Olympier und der dreiundzwanzigjährige Wilhelm Grimm, gegenüber. Der Ältere, der den Genius des Jüngeren zu erspüren scheint, spricht vom Nibelungenlied, von der nordischen Edda und dem wilden deutschen Simplizissimus; die Weite der Weltliteratur tut sich bei den freundlichen Gesprächen auf. Das Mittagessen, zu dem Wilhelm eingeladen wird, ist ungemein splendid, es gibt Gänseleberpasteten, 7
Hasenbraten und dazu einen sehr guten roten Wein. Wilhelm Grimm ist ein beliebter Gast im Goetheschen Hause, er erhält die großzügige Erlaubnis zur Benutzung der Weimarischen Bibliothekshandschriften und ist fasziniert von dem „wunderbaren Blick" der Dichteraugen, mit denen Goethe seinen jugendlichen Besucher umfaßt. Der Umgang mit Klassikern und Romantikern bestärkt die Brüder auf ihrem Weg. Persönlich anspruchslos, suchen sie keinen äußeren Reichtum — sie haben sich in den drückenden Jahren der deutschen Zerrissenheit und der Fremdherrschaft das ideale Ziel gesetzt, die verschütteten Quellen der deutschen Literatur wiederzufinden. Sie wollen den „Goldglanz" jener Dichtungen wieder zum Leuchten bringen, die unter dem Staub der Folianten schlummern und von endgültiger Vergessenheit bedroht sind.
Die Märchenerzähler Bald schon reifen die ersten Früchte ihrer wissenschaftlichen Arbeiten. Im Jahre 1811 bringt Jakob eine Studie „über den altdeutschen Meistergesang" heraus, während Wilhelm „altdänische Heldenlieder, Balladen und Märchen" übersetzt. Gemeinsam veröffentlichen sie im Jahre darauf „die beiden ältesten deutschen Gedichte aus dem 8. Jahrhundert": das Lied von Hildebrand und Hadubrand und das Wessobrunner Gebet". Zahlreiche frühe Beiträge aus ihrer Feder finden sich auch in den von ihnen zwischen 1813 und 1816 herausgegebenen „Altdeutschen Wäldern", in denen sie die Ergebnisse ihrer jahrelangen Sammelarbeit der Öffentlichkeit vorlegen- . Neben diesen wissenschaftlichen Forschungen haben sie schon im Jahre 1806 begonnen, das dichterische Volksgut der Märchen zusammenzutragen. Wir erinnern uns: Es ist die Zeit, da Napoleon einen deutschen Staat nach dem anderen niederwirft, da die Ordnungen zerbrechen und die Brüder Grimm ohne gesicherte Existenz und ohne wirtschaftlichen Hintergrund sind: In dieser chaotischen Zeit fassen sie mit dem Mut des geistigen Menschen und dem Blick des Genies für das Wesentliche eine Aufgabe ins Auge, die wahrhaft weltfremd erscheinen muß. Sie lassen sich auch durch den störenden kriegerischen Lärm der Jahre nicht beirren. Ohne Hast, aber doch in unablässigem Bemühen sind sie den Märchen auf
der Spur. Sie wissen, daß diese uralten, von Weisheit erfüll ten-'n Geschichten, die von Großmüttern, Sternguckern und Schäfern er-i r zählt werden, morgen, in einem geänderten Zeitalter, viclleich-rit für immer vergessen und verloren sind. Dem möchten sie "vorbeii-Ugen: Sie wollen das Erbe der Märchendichtung sichern, solange esSs noch möglich ist, es festhalten und für immer bewahren. Es dauert sechs Jahre, bis sie den ersten Band ihrer „Kinder-"'und Hausmärchen" veröffentlichen können. Es ist das Jahr I812..2.
Die Märehenbrüder (Radierung ihres Bruders Ludwig Kmil Grimm aus dem Jahre 1843).
Der zweite Band erscheint 1815, der dritte, deutende 1822. Bedächtig, aber doch wie Forscher, die eine Goldader im Gestein aufspüren, treten die Brüder in diesen Jahren in die Stuben der alten Märchenfrauen, sie setzen sich abends, wenn die Kerzen die traulichen Dielen erhellen, mit Müttern, den Mägden und Kindern zusammen auf die Ofenbank, lauschen, während das Volk mit schlichten Worten die wundersamen Geschichten erzählt, und schreiben getreu nieder, was sie gehört haben: das Märchen vom Schneewittchen, vom Aschenbrödel, vom Wolf und den sieben Geißlein und all die anderen Märchen, an deren Aufzeichnung sonderbarerweise bis dahin kaum jemand gedacht hat. Sie bitten Verwandte und Freunde, bei der Sammelarbeit mitzuhelfen. Wilhelm reist mehrere Male in das westfälische Bökendorf, wo die befreundete Familie Haxthausen wohnt und die Schwestern Annette und Jenny von Droste-Hülshoff häufig zu Gast sind. Untertags klingen hier noch die Flöten und Posthörner durch die Wälder, abends zündet man im Wohnraum das gemütliche Kaminfeuer an, man singt die wiederentdeckten Volkslieder, und im Schein der flackernden Holzscheite werden abenteuerliche, verwunschene Geschichten lebendig. Daheim holen dann die Brüder ihre Notizen hervor und legen die Märchen für immer fest, so echt und ursprünglich, wie sie von ihnen erlauscht worden sind, aber doch in ihrer eigenen klaren und vollendeten Sprache. Sie treffen dabei so vollkommen den Ton, der dieser Volksdichtung eigen ist, daß es noch heute beschwingt und stimmungsvoll aufklingt, wenn einer zu erzählen beginnt: „Es war e i n m a l . . . " Wie aus den Vorreden hervorgeht, mit denen die Brüder ihre Bände in die Welt hinausschicken, sind sie sich durchaus im klaren über den Schatz, den sie da mit kundiger Hand gehoben haben. Sie wissen, daß die Märchen „aus jener ewigen Quelle kommen, die alles Leben betaut, und wenn auch nur ein einziger Tropfen, den ein kleines zusammenhaltendes Blatt gefaßt, doch in dem ersten Morgenrot schimmernd." Es ist das Morgenrot der Dichtung, wo noch nichts erkünstelt ist, wo alles gewachsen ist wie die Natur selbst. Gleichsam wie am ersten Tag der Schöpfung. Welche Herzenswärme und welcher Zauber durchschimmert diese Märchenwelt, in der Könige und Prinzen, treue Diener und ehrliche Handwerker, Fischer, Müller, Köhler, Hexen und Hirten erscheinen! Ein wunder10
sames Reich, wo Zwerge in den Bergen arbeiten, Nixen im Wasser träumen, wo Vögel, Pflanzen, Steine noch reden können, alles Zwiespältige seine Ordnung findet und alles Unrecht in ausgleichende Gerechtigkeit verwandelt wird. Gemeinsam haben die Brüder die Märchen gesucht, gemeinsam haben sie diese urtümliche Dichtung durchforscht und in beglückenden Bänden zusammengefaßt. Das Märchenwerk ist die Krone ihrer Zusammenarbeit, der Name der Brüder Grimm ist mit dieser Sammlung verbunden, solange man sich diese alten Volksdichtungen erzählt.
Zwischen Paris und Wien Nach der Völkerschlacht bei Leipzig ist Napoleons Stern im Sinken, er erlischt in den folgenden Jahren. Der kränkliche Wilhelm Grimm wird auch in dieser turbulenten Zeit in Kassel festgehalten. Das Königreich Westfalen ist beseitigt. Hessen wird wiederhergestellt, der vertriebene Kurfürst kehrt unter dem Jubel der Untertanen in seine alte Residenz zurück. Zu Anfang des Jahres 1814 erhält Wilhelm eine Bibliothekarstelle in Kassel, allerdings zu einem sehr bescheidenen Gehalt. Neben den Bibliotheksgeschäften muß nun er die Verantwortung für den jüngeren Geschwisterkreis tragen, er muß sich um eine neue Wohnung bemühen und hat auch die brüderlichen Sammlungen und literarischen Arbeiten zu betreuen. Denn Jakob ist in diesen Jahren, in denen das Napoleonische Zeitalter zu Ende geht und sich die Staatsmänner auf dem Wiener Kongreß um eine Neuordnung Europas bemühen, meist nicht zu Hause. Jakob ist nach der Rückkehr des hessischen Kurfürsten Ende 1813 zum Gesandtschaftssekretär ernannt worden und begleitet den Gesandten seines Landesherrn zunächst ins Hauptquartier der gegen Napoleon verbündeten Heere. Während er sich in den ersten Monaten des Jahres 1814 mit den Truppen langsam Paris nähert, benutzt er unterwegs jede Gelegenheit, um nachzuforschen, ob er in den Bibliotheken, die auf der Marschroute liegen, Material für seine Studien finden kann. Sein Werk steht ihm auch hier vor Augen, die alten Handschriften mit ihrem unerschlossenen Inhalt bleiben seine große Liebe. Wie freut er sich, als er unter etwa fünfhundert Klosterhandschriften in Karlsruhe die Sage von Titurel in einem
Pergamentkodex entdeckt! In Basel gräbt er ein unbekanntes altdeutsches episches Werk mit „mehr als zweiunddreißigtausend Reimen" aus! Er ist aber kein Weltfremder in dieser Kriegslandschaft. Er klagt darüber, „was der Soldat auszustehen hat," und ist bedrückt durch das Leid der Männer, die Krankheit, Spital, Gefangenschaft und den einsamen Tod zu ertragen haben. So freut er sich von Herzen, als nach dem Einzug in Paris der Krieg ein Ende hat und die Arbeiten des Friedens ungestört wieder beginnen können. Auf einem der ersten Gänge durch Paris sucht er die ihm bereits durch Savigny vertraut gewordene NationalBibliothek auf. Alsbald kann er froh gestimmt dem Bruder Wilhelm nach Kassel schreiben: „Gestern fand ich eine Handschrift des Waltharius . . . heute finde ich, rate, wovon noch keine Seele wußte, einen lateinischen Isengrinus und Reinardus (Reinhart Fuchs) in elegischen Versen." Was für eine Entdeckerfreude! Während andere ausziehen, um unbekannte Länder zu ergründen, durchforscht Jakob die unerschlossenen Landschaften des menschlichen Kulturschaffens. Auch als er im Herbst 1814 als Gesandtschaftssekretär die hessische Abordnung zum Wiener Kongreß begleiten muß, ist sein Auftrag an den Bruder Wilhelm, daß daheim in Kassel die geplanten und angefangenen Bücher vollendet werden. Er selber läßt den Wiener Kongreß tanzen und Feste feiern — zu solchem, vergnüglichen Getue hat der junge Gelehrte, der wie ein Mönch lebt, weder Lust noch Zeit. Gewissenhaft erledigt er die Geschäfte als Gesandtschaftssekretär, aber die diplomatischen Berichte schreibt er nur mit halber Seele; denn auch in Wien ist seine liebste Stätte die Bibliothek, die voll unbekannter Handschriften aus der Epoche vor der Erfindung der Buchdruckerkunst ist. Königlich freut er sich, als er einen Nibelungenkodex mit den ehrwürdigen, großartigen Versen auf den vergilbten Pergamentblättern in den Händen hält. Für einen Menschen seiner Art haben die Machtkämpfe und die verschlungenen Wege des diplomatischen Dienstes keine Anziehungskraft. Ende 1815 gelingt es ihm — wenn auch unter Schwierigkeiten —, sich aus diesem Dienst zu lösen. Glücklich kehrt er in die Haus- und Arbeitsgemeinschaft zu dem geliebten Bruder Wilhelm nach Kassel zurück. 12
Wie einst sitzen die Brüder wieder unter den Büchern und Schriften ihrer stattlich angewachsenen Privatbibliothek, in die sie einen großen Teil ihrer Einkünfte gesteckt haben. Auf einem Tischchen vor ihnen liegen die eigenen Werke, die sie den Jahren ihrer erzwungenen Trennung abgerungen haben. Jakob hat im Jahre 1815 ein Werk über „Irmenstraße und Irmensäule", ein anderes über spanische Romanzen (Silva de romances viejos) erscheinen lassen, gemeinsam haben die Brüder die ergreifende Mär des „Armen Heinrich" von Hartmann von Aue sowie die „Lieder der Edda" neu herausgegeben. Weit gespannt ist ihre innere Welt. Während sich die europäischen Völker befehdeten und in den Tod schickten, haben Jakob und Wilhelm Grimm eine europäische Geisteslandschaft aufgebaut, die von den Romanzen der spanischen Halbinsel bis zur „gewaltigen Poesie" der Edda-Lieder aus dem einsamen Island reicht... Und sie dürfen hoffen, daß nun eine lange Zeit des Friedens folgen wird, in der sie in weitere Landschaften des Geistes vordringen wollen.
Die Welt der Sagen Sie brauchen diesen Frieden für ihre neuen Pläne. Vor allem sind es die deutschen Sagen, die nun endlich zusammengefaßt und in die Welt hinausgeschickt werden sollen. In dem gleichen Jahr, in dem sie mit der Sammlung der Märchen begonnen haben, in dem dunklen Jahr 1806, haben sie ihr Augenmerk auch schon den verschollenen Volkssagen zugewandt. Zehn Jahre lang haben sie einen Teil ihrer Zeit darauf verwandt, die alten Bücher auf Sagentexte durchzusehen und das Volk zu befragen. Wie bei ihren Märchen sind sie auch hier an Verwandte und Freunde herangetreten, damit sie ihnen behilflich seien. Ein reicher Schatz an Sagen ist auf diese Weise zusammengekommen und niedergeschrieben. Den größten Teil entdeckten sie in den literarischen Quellen, in Bibliotheken und Archiven, in mittelalterlichen Handschriften, bei den Geschichtsschreibern von Tacitus an, in den Kaiserchroniken, Lebensbeschreibungen, Anekdotenbüchern, Volksbüchern und nicht zuletzt bei den ungezählten Autoren des 16. und 17. Jahrhunderts. Zehn Jahre lang! Nun türmen sich in den Regalen die vollgeschriebenen Bogen, nahezu sechshundert Sagen sind bereits ver-
zeichnet. Die Brüder machen sich daran, die gesammelten Geschichten den Themen und dem Inhalt nach zu ordnen. Der erste der vorgesehenen Bände soll jene Texte enthalten, die an bestimmte Orte gebunden sind. Der zweite Band wird die geschichtlichen Sagen aufnehmen; sie setzen ein mit dem Beginn der deutschen Geschichte und führen herauf bis in die Neuzeit. Im Abstand von zwei Jahren — 1816 und 1818 — erscheinen die zwei Bände. Einfach, klar und eindringlich in der Sprache, bewahren sie die deutschen Sagen für alle Zeiten, sie sind neben den Märchen der Brüder Grimm zu einem Hausbuch des deutschen Volkes geworden. Eine Fülle von Gestalten lebt in diesen volksnahen Geschichten: Riesen und Zwerge, Waldgeister und Wassermänner, Elfen und Kobolde, Kaiser und Ritter, Teufel und Dämonen treiben ihr Spiel. Wer kennt nicht die Sagen vom Kyffhäuser, von Rotbart, vom Rütlischwur, vom Sängerkrieg auf der Wartburg, von Siegfried und Genoveva, um nur einige von den sechshundert Beiträgen zu nennen. Da ist nichts Verstaubtes oder Gemachtes. Alles wurzelt in einem poetischen Grund, ist erfüllt von uralter Lebenserfahrung, dramatischer Bewegung und dichterischer Schönheit, und es bedurfte gleichsam nur des Zauberstabes, um das Schlummernde zu neuem Leben zu erwecken. Das Altererbt-Heimische, das sich auf seinem Weg durch die Jahrhunderte mit antiken und orientalischen Motiven verwob, ist endlich im Schrein geborgen. Mit Behutsamkeit und unvergleichlicher Kennerschaft haben die Brüder die Kostbarkeiten, die das Volk ersann, dem Volke wiedergeschenkt.
Als Bibliothekare in Kassel Nach der endgültigen Beseitigung Napoleons fordert das Volk, das die Last des Freiheitskampfes getragen hat, seinen berechtigten Anteil an der Neuordnung der Verhältnisse und die Mitbestimmung in den Staaten. In den schweren Verfassungskämpfen des neunzehnten Jahrhunderts beginnt der Kampf um die Volksrechte, der in vielen Ländern auch heute noch kein Ende gefunden hat. Die Brüder Grimm verfolgen die Auseinandersetzungen mit innerer Anteilnahme, aber sie greifen nicht selbst in die Fragen des öffentlichen Lebens ein. Sie sind dankbar, daß sie nach der Unrast und 14
Hast des Kriegszeitalters endlich in Ruhe den „altdeutschen Studien" und ihrer Berufung nachgehen können. Sie begnügen sich weiterhin mit bescheidenen äußeren Lebensverhältnissen. Im Ergebnis ihrer Arbeit, im vollendeten Werk sehen sie den Sinn ihres Daseins. Als großes Glück empfinden sie es, daß auch Jakob eine Stelle an der Kasseler Bibliothek erhält. Hier arbeiten die Brüder fortan im gleichen Amt Tag für Tag, Jahr für Jahr. Sie sitzen in einem schönen Büchersaal und sind jedem behilflich, der zu ihnen kommt, um aus den Büchern zu lernen. Kataloge sind anzulegen, neue Bücher aufzunehmen, doppelt vorhandene Werke abzusondern und Abrechnungen zu erledigen. Sind die Amtsgeschäfte getan, so erwartet sie zu Hause die friedvolle Hausgemeinschaft mit den Geschwistern. Es gibt trotz mäßigem Einkommen nie einen widrigen Disput in Geldsachen, man streckt sich nach der Decke. Die GrimmFamilie wohnt in einer halbländlichen Wohnung, pflegt Sonnenblumen, Wicken, Winden und Goldlack auf den Altanen, man blickt auf blühende Apfelbäume und betrachtet nachts den Nordstern oder den Großen Bär; denn über dem Alltag vergißt man nicht die Erhabenheit des Geschaffenen. Trotz Wilhelms erneuter körperlicher Anfälligkeit wachsen die Jahresringe ihres Lebenswerkes. Das gemeinsam Erarbeitete tritt jedoch in diesen Jahren zurück. Wohl kümmert man sich noch brüderlich um Neuauflagen und Vollendung des Märchenwerkes, wohl schafft man zusammen 1826 eine Ausgabe „Irischer Elfenmärchen"; aber mehr und mehr sinnt jeder der beiden Brüder eigenen Schöpfungen nach: Jakob entwickelt sich in dieser Zeit zum großen Grammatiker, während Wilhelm mehrere Schriften über die Runen veröffentlicht, das mittelalterliche Gedicht vom „Grafen Rudolf" neu herausgibt und sich in das große Thema der Heldensage vertieft. Jakob Grimm als Grammatiker! Man denke nicht an die grammatikalischen Paragraphen, mit denen man sich in der Schule herumschlägt. Die „Deutsche Grammatik" von Jakob Grimm, in vier Teilen zwischen 1819 und 1837 erschienen, gibt als wahrhaft monumentale Schöpfung der ganzen deutschsprachlichen Wissenschaft den festen Untergrund. In dieser historischen Grammatik will Jakob nicht 15
etwa als Gesetzgeber der Muttersprache auftreten, er durchleuchtet vielmehr wie mit Röntgenaugen den inneren Aufbau und die wunderbare Architektur der deutschen Sprache. Er spürt die Gesetzmäßigkeiten ihrer Entwicklung auf, entdeckt das grundlegende Gesetz der Lautverschiebung und die Normen für die Brechung und den Um- und Ablaut. Wie ein Naturwissenschaftler das Wachstum der Pflanze verfolgt, das unbewußt und doch nach den wunderbaren Regeln der Schöpfung sich vollzieht, so deutet Jakob Grimm die Entfaltung der Sprache, die scheinbar unbewußt und doch den Denkformen des menschlichen Geistes gemäß sich entfaltet. Ein Bewunderer der Grimmschen Grammatik sagt, daß die sprachlichen Entdeckungen Jakobs für die Deutschkunde, die Germanistik, genau so grundlegend gewesen seien, „wie etwa für die Physik die Auffindung des Gesetzes von der Schwerkraft". Oder wie ein Zeitgenosse bekennt: „Wir möchten diese Grammatik eine Naturgeschichte der Sprache nennen." Daß die Sprache ein großartig gewachsenes, vom göttlichen Geist erfülltes Kunstwerk ist, das hat Jakob Grimm in seiner „Deutschen Grammatik" als universaler Sprachforscher dargetan. Wie Jakob Grimm mit seinen bahnbrechenden Einsichten die Wissenschaft der „Germanistik" begründet hat, so hat er auch mit den im Jahre 1828 herausgegebenen „deutschen Rechtsaltertümern" für die altdeutsche Rechtskunde ein festes Fundament geschaffen. Jahrelang legte er Sammlungen über alte Rechtsgepflogenheiten an, die für Brauchtum, Sitte, Glaube und Lebensweise der Vorfahren sehr aufschlußreich sind. Die „Deutschen Rechtsaltertümer" umfassen fast tausend Seiten, ein erstaunlicher Beweis für die Arbeitskraft dieses Gelehrten, der sich immer neuen unerschlossenen Wissensgebieten zuwendet. Während Jakob mit leidenschaftlicher Hingabe den Geheimnissen des Sprachwunders auf der Spur ist, sammelt Wilhelm am benachbarten Schreibtisch ebenso unermüdlich alle literarischen Belege und Zeugnisse über die „deutsche Heldensage". Vor ihm türmen sich die Bücher, die ihm die Quellen zwischen dem 6. und 16. Jahrhundert erschließen. Ein Jahrtausend der deutschen Heldensage soll bewältigt, durchdacht und dann wissenschaftlich verarbeitet werden. Nicht so streng, nicht so grüblerisch wie der asketische Jakob, aber doch 16
genauso gewissenhaft, sucht er den poetischen Gehalt im erzählenden Dichtwerk. In einer Zeit, in der die Sprach- und Literaturforscher fast nur der Antike nachspüren, ist es ein Ereignis modernster Art, daß hier ein musisch gestimmter Gelehrter, der selbst mit dichterischer Kraft begabt ist, sich den heldischen Gesängen des eigenen Volkes zuwendet. Mit seiner „Deutschen Heldensage", die 1829 erscheint, befruchtet Wilhelm Grimm nicht nur die Forschung; unter dem Einfluß seiner Darstellung gewinnen im 19. Jahrhundert die Gestalten des Nibelungenliedes, die Sagenkreise um Siegfried, Gudrun, Ermanrich, Etzel und andere neues Leben. Dichter, Künstler und Komponisten haben aus diesem Werk vielfache Anregungen geschöpft.
Wilhelms Familienkreis Die zwanziger Jahre in Kassel bringen auch ein wichtiges persönliches Ereignis in das Leben der Brüder. Während Jakob zeitlebens Junggeselle bleibt, heiratet Wilhelm im Jahr 1825 die Apothekerstochter Dorothea Wild, Dortchen genannt. Die Vermählung Wilhelms mit dem „angenehmen, willkommenen und redlichen
Titelblatt zum Märchenbuch der Brüder Grimm, Kupferstich von Ludwig Grimm. 17
Mädchen", mit dem die Brüder von Jugend an befreundet sind, bringt keine Trennung; denn es besteht zwischen ihnen eine unverbrüchliche Übereinkunft, daß sie zusammen wohnen bleiben und wie in einer richtigen Gütergemeinschaft ihre Einkünfte „zusammenwerfen". Zeitlebens dauert diese Gemeinsamkeit Jakobs mit Wilhelm und dem verständigen Dortchen an, niemals hört man ein Wort des Zwistes in diesem beglückenden Bund, zumal Jakob am Wohlergehen und Schicksal der brüderlichen Familie aufs innigste Anteil nimmt. Sie wohnen zunächst in Kassel in der Bellevuestraße und hoffen, daß sie die Wohnung, die allen behagt, recht lange beibehalten können. Aus den Stuben bietet sich eine schöne, weite und freie Aussicht, die Umwelt ist sonnenreich und gesund wie auf dem Land. Rechts hat Wilhelm sein Arbeitszimmer, links Jakob; nach der Nordseite, dem Hofe zu, hat der Malerbruder Ludwig sein Atelier, weil er als Maler keine Sonne brauchen kann. Freilich müssen Wilhelm Grimm und seine Frau auch Schmerzliches erfahren, das Schicksal greift mit herber Gewalt in die junge Ehe: Das erste Kind, nach dem Onkel Jakob Jaköbchen genannt, stirbt wenige Monate nach seiner Geburt. Doch wird im Jahre 1828 dem Ehepaar Grimm wieder ein Sohn geschenkt, Hermann Grimm, der sich später als Kunst- und Literarhistoriker, namentlich mit dem Werk „Das Leben Goethes", einen angesehenen Namen machen wird. Die Freude des Vaters ist groß: „In der Stube am Ofen, in einem Korbbettchen liegt das kleine Ding, und hat ein rundes Gesichtchen wie ein Marzipanpüppchen. Mir gefällts an ihm, daß es artig ist, wenig schreit, aber so vor sich hin schnauben, als wenn es sich mit sich selbst bespräche, so ein armes Kind hat noch viel zu überlegen und sich über vieles zu verwundern." Auch Onkel Jakob hat den kleinen Hermann aufrichtig gern, und die Mutter Dortchen ist darüber ganz gerührt. Ja, er ist wirklich stolz, der Onkel Jakob, als er an einen Freund schreibt: „Das Kind nimmt zu und ist äußerst freundlich, nur entwickelt es sich allzu schnell: noch nicht acht Monate alt hat es schon 7 Zähnchen. Gestern sind wir mit ihm nach Wilhelmstal gefahren und haben einen der wenigen schönen Sommertage glücklich getroffen." 18
Es ist ein harmonisches Idyll in der Bellevuestraße zu Kassel, wo das Glück auf forschende Arbeit, haushälterisches Wesen und einen gemütswarmen bürgerlichen Familienkreis gegründet ist.
Professoren in Göttingen Obwohl sie sich mit geringen Einkünften begnügen mußten, hätten die Brüder Grimm niemals daran gedacht, ihre Stellen an der Bibliothek in Kassel aufzugeben, wenn man sie nicht im Jahre 1829 bei der Besetzung der freigewordenen Ersten Bibliothekarstelle in kränkender Weise übergangen hätte. Als die Brüder gegen Ende des gleichen Jahres vom Hannoverschen Universitätskuratorium einen Ruf an die Bibliothek und Universität Göttingen erhalten, nehmen sie von ihrem bisherigen Wirkungskreis, wenn auch nicht leichten Herzens, Abschied. Aber sie haben die Genugtuung, daß sie zusammen wieder am gleichen Ort, an der gleichen Stätte arbeiten dürfen und daß ihre erprobte Hausgemeinschaft erhalten bleibt. Wenn die Brüder Grimm zurückschauen, so können sie feststellen, daß sie zwar bei den Mächtigen in ihrer Heimat nicht die gebührende Anerkennung gefunden haben, aber in der poetischen und wissenschaftlichen Welt hoch geachtet sind. Akademien und gelehrte Gesellschaften zählen Jakob und Wilhelm Grimm voll Stolz zu ihren Mitgliedern. Die Göttinger Jahre beginnen vielversprechend. Die Brüder arbeiten an einer Bibliothek, die zu den berühmtesten und schönsten ganz Deutschland zählt. Jakob ist sofort als ordentlicher Professor an die Universität berufen worden, Wilhelm erhält unter Beibehaltung seines Bibliotheksamtes die Ernennung zum Professor ein Jahr später. Wilhelm liest über das Nibelungenlied, über den „Freidank" und erschließt seinen Studenten die mittelalterliche deutsche Dichtung; Jakob erklärt den Studenten die deutschen Rechtsaltertümer und hält Vorlesungen über die Grammatik, die Literaturgeschichte und die Urkundenforschung. Auch das Familienleben Wilhelms ist weiterhin glücklich: Im Jahre 1830 wird ihm und seiner Frau Dortchen ein Sohn Rudolf geboren, 1832 kommt die Tochter Auguste zur Welt. Und doch ist es ein schweres Eingewöhnen in Göttingen. Die Brüder Grimm, mehr Forschertypen als Büchereibeamte, werden 19
von den Alltagsarbeiten und ihrer Dozententätigkeit allzu stark in Anspruch genommen. Jakob beklagt in dieser Zeit, daß ihm auch durch gesellschaftliche Verpflichtungen und unnütze Gespräche viel Zeit genommen werde, die er lieber auf seine Forschung verwandt hätte. Auch muß er sich um Wilhelms Gesundheit neue Sorgen machen, das Gemüt des empfindlichen Wilhelm ist lange Zeit gefährlich verdüstert. Die Schwägerin Dortchen erkrankt, und die geliebte Schwester Lotte stirbt. Die Göttinger Jahre sind trotz kleiner Reisefreuden, die Jakob nach Süddeutschland, Wilhelm an den Rheinstrom führen, von der drückenden Last des Alltags, von Krankheit und Tod in der Familie oft monatelang verdunkelt. Trotz aller Widrigkeiten des Lebens treten die beiden Brüder auch in dieser Zeit mit neuen Werken hervor. Wilhelm hat dem ehrwürdigen Literaturdenkmal des Hildebrandliedes eine weitere Untersuchung gewidmet und fährt fort, in sorgsamen Ausgaben mittelalterliche Literaturwerke zu erschließen: 1834 erscheint sein „Freidank", 1836 das Heldengedicht „Der Rosengarten". Auch das Werk des rastlosen Jakob wächst. In einem Buch „Reinhart Fuchs" sammelt er mittelhochdeutsche, mittelniederländische und lateinische Gedichte, die sich auf die Tiersage beziehen, er ergänzt in diesen Jahren mit neuen Bänden seine „deutsche Grammatik" und v e r öffentlicht im Jahre 1835 seine „Deutsche Mythologie". Der strenge Grammatiker Jakob Grimm zeigt in diesem Buch den poetischen Reichtum der alten Sagen und Mythen, er erzielt damit, wie der Literaturgeschichtler Scherer sagt, eine „berauschende Wirkung" und regt zahlreiche Forscher zu ähnlichen Arbeiten an. Eine untergegangene Götter- und Heldenwelt mit Wodan und Donar, mit Schwanenjungfrauen, Elfen und Kobolden, Riesen und Zwergen, Hexen und Zauberern lebt in diesem Buch noch einmal auf. Jakob gibt 1835 auch die „Germania", die germanische Länder- und Stam•meskunde des Tacitus neu heraus, und auch diese Veröffentlichung beweist den großen Gesichtskreis seiner Forschung.
Die Göttinger Sieben " I m Jahre 1837 sind die Brüder in ihrem Göttinger Heim in Arbeit vergraben. Sie erleben die Freude, daß ihre Märchen nun in der dritten Auflage erscheinen und immer größere Verbreitung 20
finden. Gleichzeitig führt Jakob den vierten abschließenden Teil seines grammatikalischen Werkes der Vollendung entgegen. Da greift ein schwerwiegendes äußeres Ereignis in dieses der Arbeit ergebene Gelehrtenleben ein, es ist wie ein Blitz, der gleichsam aus heiterem Himmel ins Haus einschlägt und es vernichtet. Das Land Hannover, zu dem Göttingen gehört, hatte 1833 im Zug der Kämpfe zwischen Regierung und Volk eine Verfassung errungen, und die Brüder Grimm und die anderen Professoren hatten auf diese Verfassung den Treueid geleistet. Im Jahre 1837 wird nach dem Tode des bisherigen Herrschers die zwischen Hannover und England bestehende Personalunion gelöst, und in Hannover kommt Ernst August als König auf den Thron. Eine seiner ersten Amtsänderungen ist die Erklärung, daß das Staatsgrundge-
Die Brüder Jakob und Wilhelm (Daguerrotypie des Hamburger Photographen Bier, um 1850). 21
setz von 1833 für ihn rechtlich nicht verbindlich sei, und er beseitigt am 1. November eigenmächtig die bestehende Verfassung. Am 17. November erheben die sieben Professoren der Universität Göttingen Dahlmann, die Brüder Grimm, Gervinus, Albrecht, Ewald und Weber Protest gegen diese Maßnahme und erklären, sie hätten auf die Verfassung von 1833 einen Eid abgelegt und fühlten sich an diesen Eid gebunden. Es gehört Mannesmut zu einem solchen Protest! Die Brüder Grimm sind nun zweiundfünfzig bzw. einundfünfzig Jahre alt, sie haben schon einmal vor Jahren in Kassel ihre Laufbahn unterbrechen müssen, als ein beschränkter Fürst, der vom Walten ihres hochfliegenden Geistes keine Ahnung hatte, sie hintansetzte; jetzt sind sie wieder sieben Jahre in einem Amt, sind Bibliothekare und Professoren. Es ist nicht leicht, in diesem Alter die erreichte Lebensstellung aufs Spiel zu setzen. Wilhelm muß zudem an Frau und Kinder denken. Und trotzdem ist den Brüdern Grimm gleich ihren Göttinger Freunden ein geleisteter Eid wichtiger als die Gunst ihres Fürsten. Sie riskieren ihre Existenz; sie sind keineswegs mit Glücksgütern gesegnet und haben von dem bescheidenen Gehalt keine großen Rücklagen machen können. Aber sie haben den Bekennermut, sie fühlen sich als wahrhafte „Professoren" und wissen, daß dieses Wort von dem lateinischen „profiteor" (ich bekenne) kommt. Und so protestieren sie in einer historischen Tat, die als „Protest der Göttinger Sieben" in die Geschichte eingegangen ist. Sie haben die Öffentlichkeit und das politische Wirken nicht gesucht — aber sie bewähren sich in einem Augenblick, in dem die Entscheidung des Gewissens von ihnen gefordert wird. Der König vollzieht zu seiner Schande am 11. Dezember die förmliche Entlassung der sieben Professoren aus dem Dienst. Drei Professoren, darunter Jakob Grimm, müssen binnen drei Tagen das Land verlassen. Jakob begibt sich in die hessische Heimat, wo ein anderer seiner Brüder ihm ein Zimmer zur Verfügung stellt. Hier schreibt Jakob seine Rechtfertigungsschrift „Über die Entlassung" und wendet sich dann in Ruhe wieder seinen literarischen Arbeiten zu. Im Herbst 1838 entschließt sich Wilhelm, seinem Bruder nach Kassel zu folgen. In des Malerbruders Ludwig Haus wird eine 22
Wohnung frei. Hier zieht Jakob wieder mit Wilhelm und dessen Familie zusammen. Von der Staatsgewalt vertrieben und der Existenz beraubt, besitzen die Brüder Grimm in dieser Zeit nichts anderes als die Ehre der mannhaften Tat und das Ansehen, das ihnen ihre Bücher im geistigen Bereich gebracht haben. Trotz der völlig ungeklärten materiellen Lage bekennt Jakob in seinem Kasseler Exil: „Ich will allem, was kommen mag, mutig entgegensehen und mir das Herz so leicht machen als es nur angeht. Keinerlei äußere Not kann uns noch berühren." Und Wilhelm schreibt in ähnlicher Haltung: „Je größer die Widerwärtigkeiten, je mehr Veranlassung den Mut zu stärken und das Unabwendbare Gott zu überlassen. Ich habe mehr gesehen, daß er Wege findet, an die wir nicht denken."
Plan zum „Deutschen Wörterbuch" Kaum hat Jakob sich in seiner Schrift „Über die Entlassung" das erlittene Unrecht von der Seele geschrieben, begibt er sich mit Andreas Schmeller an die Herausgabe der „Lateinischen Gedichte des 10. und 11. Jahrhunderts", von Wilhelm erscheint im gleichen Jahre 1838 eine Ausgabe des „Rolandsliedes". Die Brüder arbeiten auch nach ihrer Vertreibung aus Göttingen mit ungebrochenem Mut. Sie wohnen Parterre, der blaue Himmel wölbt sich vor ihren Fenstern. Ihr Tag ist eingeteilt, man macht in den Mußestunden besinnliche Spaziergänge, Jakob überdenkt noch einmal die Grundgesetze seiner deutschen Grammatik, da eine Neuauflage des ersten Teiles zu liefern ist, er stellt die von ihm gefundenen Weistümer (Aufzeichnungen über alte Rechtsgewohnheiten und Rechtsbelehrungen) zusammen und zeigt in diesem Werk, das im Lauf der Jahre nach 1840 auf sechs Bände anwächst, daß er keineswegs auf seine philologischen Arbeiten beschränkt bleibt. In diesen Weistümern erschließt er wichtige Quellen für die alte deutsche Rechtsauffassung. Inzwischen ergänzt der dichterisch gestimmte Wilhelm die strenge Gelehrsamkeit des Bruders Jakob mit neuen Ausgaben mittelalterlicher Dichter: 1839 kommt der „Wernher vom Niederrhein" heraus, ein Jahr darauf wird die „Goldene Schmiede" des Konrad von Würzburg einem interessierten Leser- und Studienkreis nahegebracht. 23
Der große Plan aber, den die Brüder im Kasseler Exil fassen, ist die Schaffung des „Deutschen Wörterbuchs". Man darf sich darunter nicht ein Wörterbuch vorstellen, wie es etwa der bekannte „Duden" ist oder wie man es in der Schule beim fremdsprachigen Unterricht gebraucht. Auch mit einem Konversationslexikon, das Schlag- und Stichwörter umfaßt und dazu Erläuterungen gibt, hat die Idee der Brüder Grimm nichts zu tun. Vielmehr schwebt ihnen der Gedanke vor, nicht nur den ganzen Umfang der lebendigen hochdeutschen Wörter zu sammeln, sondern auch alle Ausdrücke des 16., 17. und 18. Jahrhunderts aufzunehmen, ob sie nun veraltet oder noch im frischen Sprachgebrauch erhalten sind. Sämtliche Wörter „von Schönheit und Kraft" von Luthers Zeiten an sollen wieder hervorgeholt und in ihrer jeweiligen Bedeutung und Anwendung festgehalten werden. Der ganze Reichtum der deutschen Sprache soll in einem umfassenden „Archiv" ein für allemal niedergelegt sein. Die Brüder Grimm wissen, daß das ein schweres, mühevolles Werk sein wird. Denn vom Beginn der Neuzeit an bis Goethe müssen alle wesentlichen Schriftsteller durchgeackert werden, alle sprachlichen Ausdrücke, die in ihren Büchern vorkommen, sind zu verzeichnen und in dem von ihnen angewandten Sinn zu bewahren. Die Wörter sind mit ihren Bedeutungen, ihren Redensarten und Sprichwörtern aus den Quellen zu belegen, damit man sofort erkennen kann, wie dieses oder jenes Wort von den einzelnen Autoren verwandt worden ist. Die lebendige Muttersprache soll vollständig erfaßt und in sämtlichen Erscheinungen festgehalten werden. Die Brüder Grimm gewinnen zahlreiche Gelehrte als Mitarbeiter. Ihre Aufgabe ist es, aus bestimmten deutschen Schriftstellern die Wörter zu sammeln und zu „verzetteln". Und zwar „in dem Zusammenhang der ganzen Phrase (der Textstelle), so daß der Sinn vollständig erkannt werde". Täglich gehen Briefe an die Mitwirkenden heraus, täglich laufen die Antworten auf zahllosen Zetteln ein. Das Material häuft sich in den Arbeitsstuben der Grimms, 1839 sind schon fünfzig bis sechzig Helfer am Werk. Je mehr Zettel hereinschneien, desto gewaltiger wird der Stoff: Jetzt erst erkennt man den Umfang einer Kultursprache, die von Millionen gesprochen wird. Untergegangene Wörter tauchen wieder auf, manche sind wie längst geprägte Münzen, andere werden kühn vom 24
Mund eines Dichters oder auch von der erfinderischen Kraft des Volkes neu geformt. Je mehr eingeht, um so deutlicher kommt es an den Tag, welch unendliches Gebiet noch zu durchwandern ist, bis man einmal anfangen kann, die Zettelkästen auszuwerten und jedes Wort in einem eigenen Artikel oder gar in einer umfangreichen Abhandlung darzustellen. Es ist ein Bemühen, dessen Ende nicht mehr abzusehen ist.
Berufung nach Berlin Der charaktervolle Protest der Göttinger Sieben hat viele Deutsche auf die Seite der Professoren geführt. Man regt Hilfsaktionen an, Universitäten verpflichten die entlassenen Dozenten. Bei den Brüdern Grimm ist eine Berufung schwierig, da sie beide am gleichen Ort arbeiten wollen. Ihr Zusammenleben ist für sie so notwendig geworden, daß sie sich eine Trennung nicht mehr vorstellen können. Es ist ein brüderlicher Bund, wie er in der Geistes- und Literaturgeschichte der Welt einmalig ist. Aber die Brüder Grimm finden einflußreiche Freunde. Ihr ehemaliger Lehrer Savigny setzt sich für sie ein und möchte ihnen die Hilfe der Berliner Akademie der Wissenschaften zukommen lassen. Um ihre Berufung nach Berlin kämpft auch die Freundin Bettina von Arnim, die Schwester Clemens Brentanos, die durch ihre eigenen Schriften berühmt ist. Sie schreibt an den einflußreichen Alexander von Humboldt"), er möchte sich um die Brüder Grimm bemühen. Humboldt wendet sich an den König, dessen Ratgeber er ist; in Preußen ist 1840 Friedrich Wilhelm IV. auf den Königsthron gekommen, der schon als Kronprinz die Grimmbrüder verehrt hat. In einer wahrhaft königlichen Entscheidung . verfügt er, daß die beiden Gelehrten in höchst ehrenvoller Weise nach Berlin berufen werden. Der preußische Kultusminister Eichhorn läßt im November 1840 die Berufung hinausgehen. Der König habe, so schreibt er, die verdienstvollen Leistungen der Brüder Grimm auf dem Gebiet der deutschen Sprachforschung, der schönen Literatur und der Geschichte seit Jahren einer vorzüglichen Aufmerksamkeit gewürdigt. Er wolle diesen Männern die Möglichkeit geben, ihre Aufgabe fortzusetzen und die Bearbeitung des deutschen Wörterbuchs in sorgen*) vgl. Lux-Lesebogen 296, „Alexander von Humboldt. 25
freier Weise durchzuführen. Jakob und Wilhelm sollen je zweitausend Taler empfangen. Als Mitglieder und Korrespondenten der Akademie der Wissenschaften sollen sie auch das Recht zu Vorlesungen an der Universität erhalten. Endlich hat die politische Verfemung ein Ende. Jakob antwortet dem Minister: „Dem Rufe des Königs folgen wir mit dankbarer freudiger Zuversicht. Nach nichts anderem trachten wir, als unsere übrigen Tage der Vollführung der Arbeiten, welche sich auf Sprache und Geschichte des geliebten Vaterlandes beziehen, zu widmen." Bis zur Übersiedlung nach Berlin setzen die Brüder in innerer Ruhe ihre Arbeit an der Grammatik, den Weistümern, einer Neuauflage der Märchen und am Wörterbuch fort. Ihr Einkommen wird großzügig auf dreitausend Taler erhöht, so daß sie nun endlich einmal ohne finanzielle Sorgen einen Lebensabschnitt beginnen können. Im Frühjahr 1841 ist es so weit; Lastwagen mit zahlreichen Bücherkisten und dem übrigen beweglichen Gut rollen aus dem Kasseler Tor hinaus, erst am 6. Tag nach der Ausreise trifft man in der preußischen Hauptstadt ein. Eine Woche lang muß die Familie im Gasthaus bleiben, bis die neue Wohnung, die sie am Tiergarten gefunden haben, eingerichtet ist. Die Arbeitszimmer der Brüder mit der Fülle ihrer Bücher sind wieder nebeneinander eingerichtet. So nahe am Tiergarten genießen sie schon beim Einzug das Frühlingsgrün der Parkanlagen. Hier herrscht noch angenehme, fast ländliche Stille — es ist eine rechte Gelehrtenstraße, in der sie wohnen, still, frei und heiter.
Geliebt und geschätzt Das Leben, das die Brüder Grimm in Berlin führen, ist nicht immer bequem. Der arbeitsame Jakob seufzt manchmal wie in Göttingen über die gesellschaftlichen Verpflichtungen, die ihm gute Stunden wegnehmen. Zuweilen bedrängen ihn Todesgedanken, und es bedrückt ihn, daß die ihm noch beschiedene Lebensfrist für die übernommenen Pflichten und die vorgesetzten Aufgaben nicht ausreichen könnte. In seinem Testament vom Anfang der vierziger Jahre schreibt er, er sehne sich „nach Auflösung in Gott". Wilhelm, der zeitlebens gesundheitlich gefährdet gewesen ist, wird erneut von 26
ernsten Erkrankungen heimgesucht, die den mitfühlenden Bruder Jakob noch mehr belasten. Aber im großen sind es doch gesegnete Jahre. Wir sehen die Brüder in der friedlichen häuslichen Gemeinschaft mit Dortchen und den Kindern Wilhelms, wir begegnen ihnen in der Zurückgezogenheit ihrer Arbeitsräume, sehen sie auf dem Katheder der Universität, wo ihnen die Herzen der Studenten entgegenschlagen, und erleben sie im Vortragssaal der Berliner Akademie der Wissenschaften. Wir begegnen ihnen auf dem Weg in ihre Häuslichkeit, wo auf dem Schreibtisch oft ein Topf mit blühenden Primeln steht und wo gewichtige Steine die Bündel der beschriebenen Blätter beschweren. Jakob ist in seine sprachlichen und rechtskundlichen Quellenstudien vertieft, Wilhelm bereitet weitere Ausgaben aus dem geliebten mittelalterlichen Schrifttum vor. Wilhelms Interesse gilt besonders den Werken des Erzählers Konrad von Würzburg, er betreut wieder eine Neuauflage der Märchen, deren Verbreitung erfreulicherweise stetig wächst. Noch umfassender ist die wissenschaftliche Arbeit des gesundheitlich festeren Jakob Grimm. Er bringt eine neue Ausgabe seiner „Deutschen Mythologie" heraus und wandelt auf neuen Spuren der alten Götterwelt. Er veröffentlicht 1848 in zwei Bänden eine „Geschichte der deutschen Sprache", die er als einen notwendigen Beitrag zur inneren Geschichte des deutschen Volkes betrachtet. Viele Stunden sitzt er auch über den Arbeiten am „Deutschen Wörterbuch". Dazu kommen die Vorlesungen: Wilhelm behandelt mit seinen Studenten Freidanks Gedicht „Bescheidenheit", das Gudrunlied, den „Erec" von Hartmann von Aue — Reichtümer aus der mittelalterlichen Literatur. Auch Jakob trägt an der Universität seine Forschungsergebnisse vor, an der Akademie glänzt er mit tiefschürfenden Reden, zum Beispiel über die grundsätzlichen Fragen von „Schule, Universität, Akademie". In diesen Jahren erfreuen gelegentlich auch Reisen die Brüder. Wilhelm begnügt sich wegen seiner Anfälligkeit mit einer Fahrt in die hessische Heimat, während Jakob mit Italien die südliche Welt, mit Schweden das einsame Nordland kennenlernt. Die beiden Gelehrten, die auch in Berlin bescheiden bleiben, wie sie es immer gewesen sind, haben die Herzen ihrer Schüler und zahlreicher Freunde gewonnen. An ihren Geburtstagen ziehen die 27
Studenten in Fackelzügen vor das Professorenhaus, bringen den Jubilaren ein Ständchen, bekunden durch Abordnungen ihre Ergebenheit und Dankbarkeit und jubeln ihr Lebehoch hinauf zum Altan — von wo zwei Männer ihnen freundlich und ergriffen zuwinken. Nach wie vor genießen die Brüder auch die Wertschätzung ihres Königs, ihrer Kollegen. Man beruft Jakob Grimm als den Begründer der Germanistik im Jahre 1846 auf den Vorschlag Ludwig Unlandsan die Spitze der ersten Germanistenversammlung. Als das „tolle Jahr" 1848 landaus landab die Unzufriedenheit des Volkes schürt, und blutige Unruhen die Staaten erschüttern, ist Jakob Grimm Deputierter im Frankfurter Parlament, wo man über die Grundrechte des deutschen Volkes und über die Schaffung der deutschen Reichseinheit verhandelt. Die Worte Jakobs klingen durch die Paulskirche: „Als ich hierher reiste und die Natur prangen sah wie noch nie, da war es natürlich zu denken, daß auch die schwellenden Knospen unserer Einheit und Freiheit bald ausbrechen möchten . .. Der Begriff von Freiheit ist ein so heiliger und wichtiger, daß es mir durchaus notwendig erscheint, ihn an die Spitze unserer Grundrechte zu stellen." Freilich, das Jahr 1848 endet mit tiefer Enttäuschung. Die Freiheit ist dem Volke nicht gegeben worden. Wilhelm Grimm schreibt zum Ausklang dieses Berliner Jahrzehnts pessimistisch: „Wir stehen vor der Zukunft wie vor einem verschlossenen Tor: es ist gut, daß wir nicht wissen, was dahintersteht, wenn es sich auftut."
Das „Deutsche Wörterbuch" erscheint Einen Weg zur Herbeiführung der deutschen Einheit und Freiheit sieht man in den fünfziger Jahren nicht mehr. Immer stärker vergraben sich die alternden Brüder Grimm in ihre persönliche Arbeit. Im Jahre 1852 zieht sich auch der kränkliche Wilhelm vom Lehrbetrieb an der Universität zurück, nachdem der ältere Jakob schon Jahre zuvor die Vorlesungen eingestellt hat. Die Brüder wollen sich in der Folge nur noch der reinen Forschung hingeben und, soweit es in ihren Kräften liegt, das Mammutunternehmen des „Deutschen Wörterbuches" weiterbringen. Tag für Tag schaffen sie in ihren nebeneinander gelegenen Arbeitszimmern. Auf ihren Schreibtischen häufen sich die Stapel der 28
Drucke und Zettel. Vierzehn Jahre sind vergangen, seitdem sie den Entschluß zur Bearbeitung des Wörterbuches gefaßt haben. Am 1. Mai 1852 erscheint die erste Lieferung des großangelegten Werkes, aber zwei weitere Jahre sind erforderlich, bis der abgeschlossene erste Band in die Welt hinausgeschickt werden kann. Oft haben die Brüder in diesen Jahren das „bleierne Gewicht" der übernommenen Arbeit empfunden, oft haben sie mit Bedauern festgestellt, daß sie andere Arbeiten zugunsten des Wörterbuches beiseiteschieben mußten — nun aber begleiten sie den ersten Band des weit in die Zukunft weisenden Unternehmens mit hoffnungsvollen Worten. In der Vorrede heißt es: „Mag das Werk, dessen Beginn auf des geliebten Vaterlandes Altar wir nun darbringen, einst vollführt gegründetere Zuversicht erwecken, daß es im Andenken der Nachwelt haften und nicht schwinden werde, so ist uns damit alles Leid vergolten . .. Über eines solchen Werkes Antritt muß, wenn es gedeihen soll, in der Höhe ein heilbringendes Gestirn schweben. Ich erkannte es im Einklang zweier Zeichen, die sonst einander abstehen, hier aber von demselben inneren Grunde getrieben sich genähert hatten, in dem Aufschwung einer deutschen Philologie und in der Empfänglichkeit des Volks für seine Muttersprache, wie sie beide bewegt wurden durch erstarkte Liebe zum Vaterland und untilgbare Begierde nach seiner festeren Einigung." Von Zettelstößen mit Wörtern und Textstellen beinahe zugedeckt, verbringen die Brüder diese Jahre. Sie begreifen, daß sie ihr Unternehmen nur beginnen, nicht aber vollenden können. Dazu reichen ihre Lebensjahre nicht. Trotzdem bleiben sie dem Werk treu. Sie wollen ein Beispiel geben. Wilhelm muß nach der Bearbeitung des zweiten Bandes die Feder aus der Hand legen. Jakob erlebt noch das Erscheinen des dritten Bandes, er arbeitet am vierten Band weiter bis zum Wort „Frucht", dann muß auch er auf eine Weiterführung verzichten. Aber das großartige Beispiel der Brüder Grimm wirkt nach. Generationen von Gelehrten und dann die Berliner Akademie der Wissenschaften nehmen sich des „Deutschen Wörterbuches" an. Ein Jahrhundert vergeht darüber — aber wir Nachgeborenen haben erleben dürfen, daß im Jahre 1961 die letzte Lieferung des Werkes ausgedruckt und ausgeliefert wurde. Es sind z'weiunddreißig Bände geworden, von denen die meisten über tausend Seiten stark 29
sind. Auf etwa 66 000 Lexikonspalten ist die deutsche Sprache von A — Z geborgen. Das Werk trägt den Namen der Brüder Grimm. Ihr Vorbild wird auch in die Zukunft hinein wirken, denn gleich nach dem Abschluß des Werkes ist man daran gegangen, eine zweite Auflage vorzubereiten und diesen gewaltigsten Schatzbehälter der deutschen Sprache auf den neuesten Stand der Forschung zu bringen. Jeder sollte sich einmal in einer unserer großen Bibliotheken dieses Wörterbuch anschauen, damit er am selbst gewählten Beispiel den Reichtum des Ganzen erfährt und begreift. Wenn wir etwa im ersten Band das Wort „Auge" aufschlagen, finden wir allein über dieses eine Wort zwölf enggedruckte, großformatige Spalten. Das Wort Auge wird mit etwa zwanzig verschiedenen Wortformen zusammenhängender Sprachen wiedergegeben, es wird die Bedeutung, der Urbegriff des Wortes herausgearbeitet, wir erfahren, in welcher Verbindung mit Eigenschafts-, Mittel- und Verhältniswörtern das Wort „Auge" vorkommt. Von Walther von der Vogelweide, Wolfram von Eschenbach, Gottfried von Straßburg an über Hans Sachs, Luther, Wieland, Lessing, Goethe und Schiller sind zahllose Literaturquellen mit genauer Quellenangabe abgedruckt, in denen das Wort „Auge" vorkommt. Da finden sich so anschauliche Redensarten wie: „einer Pfütze die Augen austreten", „der Weinstock blüht und gewinnt Augen", „eine Art von Dachfenstern nennt man Ochsenaugen", „du mußt deine Augen aufknöpfen", „die Augen im Kopf herumwälzen" (Goethe), „der Sohn ist dem Vater aus den Augen geschnitten", „das Tuch hat kein Auge" (= glänzt nicht), „das Nadelloch wird bald Nadelöhr bald Nadelauge genannt", „Auge heißt das Loch in der Türe zum Durchschauen", „er hat für die Dinge ein feines Auge". Das sind nur Beispiele, damit man sieht, daß das Grimmsche Wörterbuch nichts mit jenen Wörterbüchern zu tun hat, die man gemeinhin benutzt. Hier lebt die Sprache in ihrer farbigen Fülle. Daß es sich bei alledem um eine höchst lebendige Wissenschaft handelt, davon zeugen Dichter wie Rainer Maria Rilke und Thomas Mann, die das „Deutsche Wörterbuch" zu ihrer köstlichsten Lektüre gezählt haben. Das Wort, das Jakob Grimm in der Vorrede geschrieben hat, gilt noch immer: „Deutsche, geliebte Landsleute, welches Reiches, welches Glaubens ihr seid, tretet ein in die euch allen aufgetane Halle eurer angestammten, uralten Sprache, 3C
lernet und heiliget sie und haltet an ihr, eure Volkskraft und Dauer hängt in ihr."
Tod und Unsterblichkeit Eine Reihe von „Nebenarbeiten" begleiten in den letzten Lebensjahren der Brüder Grimm die Wörterbucharbeit. Jakob läßt den 1. und 2. Teil seiner Grammatik nachdrucken, er bringt seine „Geschichte der deutschen Sprache" in einer Neuauflage heraus, auch die „deutschen Rechtsaltertümer" erleben eine zweite Ausgabe, die „Deutsche Mythologie" erscheint in der dritten Auflage. Von neueren Arbeiten ist besonders Jakobs erhellende Akademierede „über den Ursprung der Sprache" zu nennen, während Wilhelm mit einer großen Akademieabhandlung „Zur Geschichte des Reimes" hervortritt. Eine besondere Freude macht es den Brüdern, daß von ihren Märchen eine sechste und siebte Auflage nötig wird. Am 16. Dezember 1859, wenige Wochen vor der Vollendung seines 74. Lebensjahres schließen sich Wilhelms Augen für immer. Der überlebende Jakob schreibt in seine Familienbibel: „Ich werde diesem liebsten Bruder über nicht lange nachfolgen und an seiner Seite zu liegen kommen, wie ich ihm im Leben fast immer vereint gewesen bin." Betreut von Wilhelms Frau Dortchen begibt sich Jakob in verhaltenem Schmerz wieder an die Wörterbucharbeit. Tag für Tag erfüllt er sein wissenschaftliches Pensum. Er unterbricht die Arbeit nur, um in der Akademie seinem geliebten Bruder eine ergreifende Abschiedsrede zu halten: „Von allen unseren Büchern", sagte er, „lag ihm die Märchensammlung zunächst am Herzen und er verlor sie nicht aus den Augen. Sooft ich nunmehr das Märchenbuch zur Hand nehme, rührt und bewegt es mich, denn auf allen Blättern steht vor mir sein Bild, und ich erkenne seine waltende Spur." Eine späte Frucht dieser Zeit ist Jakobs weise Rede „Über das Alter". Es ist erstaunlich, daß der Greis noch seine „Weistümer" mit einem vierten Band abzurunden sucht — seine Arbeitskraft verläßt ihn nicht. Wohl ist seine Gestalt mager und nur noch wie eine „leichte, feine Hülle, in der ein großer weitumfassender Geist lebt". Seine Augen leuchten noch hell und warm, aber wenn er besinnlich durch den Berliner Tiergarten geht, hören seine Ohren den Vogelgesang nur noch undeutlich. 31
Nach einer Erkrankung von wenigen Tagen scheidet am 20. September 1863 auch Jakob Grimm aus diesem Leben. Seine Nichte Auguste Grimm schreibt: „Er liegt so mit dem Ausdruck der Herzensgüte, die der Pulsschlag seines Lebens war, auf seinem Bett: man möchte ihn gar nicht verlassen, seine Bücher umstehen ihn wie Waisen. Er kannte uns, das sind wir sicher, bis zu den letzten Augenblicken, dann richteten sich seine Augen der neuen ewigen Heimat zu." Auf dem Matthäikirchhof in Berlin ruhen die beiden unvergeßlichen Brüder Seite an Seite. Das Andenken an sie ist nicht, wie Jakob einmal gelassen meinte, nach ihrem Tode „zugewachsen" wie eine Hecke. In dem Jahrhundert, das seit ihrem Hinscheiden vergangen ist und das so große Umstürze und Veränderungen über die Welt gebracht hat, erstrahlte der Name der Brüder Grimm mit immer hellerem Glanz. Sie gehören zu den lautersten und reinsten Erscheinungen unserer Nation, die für alle Zeit ein Beispiel hoher Gesittung und innerer Bildung gegeben haben. Im Reich der Wissenschaft rühmt man ihre wegweisende Anregung, in der Geschichte verweist man auf ihr Bekenntnis im Protest der Göttinger Sieben, auf Millionen von Märchen- und Sagenbüchern steht ihr Name, der nun auch mit dem vollendeten „Wörterbuch" immerdar verbunden bleibt. Der Lorbeerkranz schmückt die Schläfen des einmaligen Brüderpaares. LUeraturangaben über die Brüder Grimm in folgenden Veröffentlichungen von Hermann Gerstner: Die Brüder Grimm. Ihr Leben und Werk. Verlag LangewiescheBrandt 1952. — Hundert Jahre Deutsches Wörterbuch der Brüder Grimm. In: Imprimatur, Jahrbuch für Bücherfreunde. Bd. XII. 1954/55. — Jakob Grimm, Sprache/Wissenschaft/Leben. Reclam Verlag 1956. — Auf der Suche nach dem poetischen Paradies. Zum 100. Todestag von Wilhelm Grimm. In: Imprimatur. Jahrbuch für Bücherfreunde. Neue Folge. Bd. II, 1958/60. — Es war einmal. In: Gehört — gelesen. München, Dezember 1959. — Die Brüder Grimm, Deutsche Sagen. Reclam Verlag 1961. — Die Steinauer Märchenheimat der Brüder Grimm. In: Ins Land der Franken fahren. Heimatbuch 1961/62. Umschlagsgestaltung: Karlheinz Dobsky Abb. auf der 2. Umschlagseite: Frau Viehmann aus Niederzwehren, die „Viehmännin", erzählt den Brüdern die schönsten Volksmärchen. — Bilder: Historia-Photo, Ullstein-Bilderdienst, Historisches Bildarchiv Handke-Berneck. L u x - L e s e b o g e n 3 4 9 (Dichtung) H e f t p r e i s 3 0 P f g .
Aus der Sternenkunde, aus dem Leben der Erde, aus dem Leben der N a t u r berichten auch die folgenden Lesebogen, die jederzeit nachbestellt werden können (Heftpreis 25 Pfg., von N r . 333 an 30 Pfg.): Erdkunde/Sternenkunde 7 Die Sterne 16 Wasser — Wüste — Weizen 31 Arktis 33 Auf dem Mississippi
114 Wir ritten nach Lhasa
229 Korsika 237 Sternenrätsel "
126 127 130 134
239 Nomaden des Nordens
Tiefsee Grönland Suomi — Finnland Die alte Erde
39 Wüste oder Paradies
140 Die Karawane 141 Die Höhle von Pierre Saint Martin
41 Der brennende Stein
145 Orkane und Taifune
43 Der sechste Erdteil
149 150 156 157 172
37 Der gute Mond
46 Helium 60 Meteore 65 Eisbrecher erkämpfen N.O.-Passage 67 Im Reich der Höhlen 69 Japan 73 Roald
Amundsen
75 Urwald 76 Die Sonne 82 Rätsel der Osterinsel 83 Die großen Kanäle 84 Rätsel des Mars 85 Pygmäen 94 Schätze, die das Meer verschenkt 96 Grüne Hölle am Amazonas 97 Magellan segelt um die Erde 99 Island, Insel zwischen Eis und Feuer 100 Welteninseln 105 Erdöl
Im ewigen Eis Kanada Braunkohle Mount Palomar Alaska —Zukunftsland am Polarkreis
177 Kongo zwischen gestern und morgen 179 Arabien 180 Das Moor 185 Chinchon, der Wunderbaum 186 Zucker 190 Salzgitter 191 Der große Strom St. Lorenz 203 Luftkreuz Nordpol 206 Negerstaat Liberia 209 Die Weltuhr — Die Erde lebt 211 Die kleinen Vier (Besuch in den Zwergstaaten Europas) 224 Die Schildkröteninseln
245 Admiral Byrd 247 Die neun Planeten 251 Ghana — Staat an der Goldküste 256 Die Entdeckung der Erde 262 Kräfte
der Natur
265 Kapitäne 272 Mexiko 274 Der Vulkan 275 Der Nil 278 Weltumsegler 280 Station am Südpol 282 Malta 287 New York 291 Nautilus (Nordpolunterquerung) 292 James Cook 293 Vater der Ströme (Mississippi) 294 Perlen 300 Spitzbergen 305 Gold in Südafrika 309 Waldläufer und Forscher 313 Eskimos 314 In der Wüste Gobi 317 Irland 334 Ätna
Verlag Sebastian Lux, Murnau vor M ü n c h e n , Seidl-Park