Das tut so gut
Vicky Lewis Thompson
Tiffany 1022
24 – 1/02
Gescannt von Almut K.
1. KAPITEL "Suzanne, was du br...
13 downloads
822 Views
623KB Size
Report
This content was uploaded by our users and we assume good faith they have the permission to share this book. If you own the copyright to this book and it is wrongfully on our website, we offer a simple DMCA procedure to remove your content from our site. Start by pressing the button below!
Report copyright / DMCA form
Das tut so gut
Vicky Lewis Thompson
Tiffany 1022
24 – 1/02
Gescannt von Almut K.
1. KAPITEL "Suzanne, was du brauchst, ist ein guter Liebhaber." Terri Edwards nahm einen Schluck aus ihrer Wasserflasche, ohne neben Suzanne aus dem Tritt zu kommen. Sie war in fabelhafter Form. Suzanne dagegen konnte jetzt nicht einmal flüssig sprechen, ganz davon zu schweigen, dass sie ihre Wasserflasche hätte halten können. Sie konnte sich kaum auf diesem schonungslosen Foltergerät aufrecht halten. "Ein ... guter... Liebhaber?" Niemals hatte sie sich vorgestellt, was für eine Herausforderung ein Laufband darstellte oder wie schwer Gewichte sein konnten. Der Fitnessclub hatte sehr beeindruckend ausgesehen, als sie ihn betreten hatte. Er war hell erleuchtet, überall waren fröhliche Farben, und in der Luft hing ein schwaches Aroma nach Schweiß, das Menschen ausströmten, die sich in hautengen Sporttrikots hingebungsvoll ihren Übungen widmeten. Außerdem stand der niedlichste Weihnachtsbaum auf dem Empfangstisch, den man sich vorstellen konnte. Suzanne hatte keine Ahnung, woher die Miniaturgewichte und die winzigen Joggingschuhe stammten, mit denen das Bäumchen geschmückt war, doch sie war sofort davon eingenommen gewesen. Außerdem hatte in dem Augenblick auch noch ihr Lieblingsweihnachtslied "Carol of the Bells" aus dem Lautsprecher getönt. Suzanne hatte das als Zeichen genommen, und nach Terris Ermunterung hatte sie ihre Unterschrift unter den Mitgliedsvertrag gesetzt und mit ihrer Kreditkarte bezahlt. Vor einer Stunde schien das auch noch eine gute Idee gewesen zu sein. In einem gesunden Körper wohnt ein gesunder Geist, sagte man nicht so? "Ein guter Liebhaber", wiederholte Terri. „Toller Körper, keine Verpflichtungen, jemand, mit dem du dich unter normalen Umständen gar nicht verabreden würdest. Ein paar Wochen mit so einem Mann. und du bist rasch hinweg über Jared." "Ich bin ... über Jared hinweg." Suzanne stolperte und musste sich am Geländer festhalten. "Ich habe ... nur ... zu viel ... freie Zeit.“ Terri musterte sie. "Du läufst ja ganz schief. Wenn du so weitermachst, liegst du gleich auf der Nase. Streng dich besser ein bisschen an." "Richtig." Suzanne biss die Zähne zusammen und rappelte sich auf, um sich wieder dem Tempo des Laufbandes anzupassen. Diesmal ging sie allerdings zu schnell und lief Gefahr, hintenüber zu fallen. "Lass uns fünf Minuten Pause machen." Terri beugte sich vor und schaltete Suzannes Laufband ab. "Danke." Keuchend stützte Suzanne sich auf das Geländer, während aus den Lautsprechern der Song "Jingle Bell Rock" dröhnte. Die offenbar ständige
Fröhlichkeit, die hier herrschte, ging ihr allmählich auf die Nerven. "Vielen Dank. Du hast mich gerettet. " Sie warf Terri einen Blick zu. "Habe ich dir eigentlich jemals erzählt, dass ich Rolltreppen verabscheue? Und diese Laufbänder am Flughafen machen mich krank. Ich bin wohl nicht für Sport geschaffen. Das war eine hübsche Idee, aber ich denke, ich hänge mein Sporttrikot an den Nagel und fange lieber an, Briefmarken zu sammeln." "Unsinn. Heute ist dein erster Tag. Außerdem hast du bereits für ein Jahr den Mitgliedsbeitrag bezahlt. Komm schon, wir gehen jetzt an die Saftbar, und anschließend probieren wir die Stepper aus." Saftbar, das klang großartig, aber eine echte Bar wäre noch besser gewesen. Jetzt ein heißer Kaffee mit einem Schuss Whisky und Sahne, dachte Suzanne, und ich wäre die glücklichste Frau der Welt. Vorsichtig verließ sie das Laufband. Sogar der feste Boden unter ihr schien sich zu bewegen. "Du hast deine Wasserflasche und dein Handtuch vergessen." Terri hängte Suzanne das Handtuch um den Hals und drückte ihr die Wasserflasche in die Hand, bevor sie sie zu einem Hocker an der Saftbar führte. "Ich glaube, das war tatsächlich kein Witz, als du sagtest, du seist noch nie in einem Fitnessclub gewesen." Suzanne schüttelte den Kopf. "Nein, das war kein Witz." "Und wie schaffst du es dann, so schlank zu bleiben? Nein, sag's mir nicht. Du gehörst zu diesen Typen, die essen können, was sie wollen, und trotzdem nicht dicker werden und die ich hasse. Ich will nichts darüber hören." "Wahrscheinlich hast du Recht." Suzanne setzte sich vorsichtig auf den Hocker. "Ich zum Beispiel habe gestern Abend auf der Weihnachtsfeier im Büro zwei Rumkugeln gegessen, und wenn ich heute nicht zehn Minuten länger auf dem Stepper trainiere, werden sich diese Rumkugeln sofort an meinen Hüften festsetzen." Terri schwang sich auf den Hocker neben Suzanne. "Nimm den Mango-Erdbeer-Fitnessdrink. Er schmeckt einfach super." Suzanne bestellte den Mango-Erdbeer-Fitnessdrink und stellte fest, dass er nicht schlecht war, doch Kaffee mit Whisky und Sahne wäre zehn Mal besser gewesen. Sie bemühte sich, nicht an das Geld zu denken, das sie heute für die Mitgliedschaft in diesem Folterclub bezahlt hatte. Terri legte ihr die Hand auf den Arm. "Mach dir keine Sorgen. Du wirst den Bogen schon noch rauskriegen. Auch wenn du keinen Sport machen musst, um deine Figur zu halten, wirst du dich viel besser fühlen, wenn du dich mehr bewegst. Sport hilft gegen Stress und Beklemmungen, glaub mir. Schreibtischjobs sind nicht gut für unsere Gesundheit." "Bei mir erzeugt aber gerade dieser Fitnessraum mit all seinen Maschinen und Geräten Stress und Beklemmungen", entgegnete Suzanne. "Vielleicht sollte ich doch wieder Münzen sammeln. Als Kind hat mir das viel Spaß gemacht. Irgendwo auf dem Speicher müsste ich eigentlich noch ..." Terri stöhnte und ließ den Kopf auf den Tresen sinken.
"Was hast du denn? Ich spreche von einem angesehenen Hobby. Eine Menge Leute sammeln Münzen. Ich habe sogar schon angefangen, die neuen Cents beiseite zu legen, die gerade herausgekommen sind." Terri hob den Kopf und sah ihre Freundin an. "Du brauchst kein Hobby. Du brauchst einen Mann." Diese Vorstellung fand Suzanne zwar aufregend, trotzdem meinte sie zurückhaltend: "Früher oder später wird es auch wieder einen Mann in meinem Leben geben. Aber jetzt halte ich erst mal nach Cents Ausschau." "Wie willst du jemals wieder einen Mann bekommen, so wie du dich verhältst? Seit der Trennung von Jared sind bereits sechs Monate vergangen, und du läufst immer noch mit dieser Rührmich-nicht-an-Miene herum, die alle Männer in die Flucht treibt bis auf die völlig Begriffsstutzigen. Du bist viel zu misstrauisch. " Suzanne wollte etwas entgegnen, doch Terri fuhr fort: "Ich mache dir deswegen keinen Vorwurf. Jared ist nicht gerade feinfühlig gewesen, als er sich von dir trennte." "Falls du auf seine Bemerkung anspielst, ich sei eine kleinkarierte, verklemmte Eisprinzessin, dann könntest du damit Recht haben." Suzanne hatte sich angewöhnt, diese Beleidigung mit einem Lächeln zu wiederholen, um zu zeigen, dass sie darüber stand. Was natürlich nicht stimmte. "Diese Bemerkung zeugt nur von Jareds eigener Unzulänglichkeit", sagte Terri. "Ganz bestimmt." Und von meiner, dachte Suzanne im Stillen. In dem Jahr, in dem sie mit Jared zusammen gewesen war, war es ihr nie gelungen, mit ihm Schritt zu halten. Ihre Bemühungen, Jareds Erwartungen zu erfüllen, hatten Ähnlichkeit mit ihrem heutigen Versuch, auf dem Laufband klarzukommen. Jared war ebenfalls Mitglied in einem Fitnessclub wie diesem gewesen. Er hatte laute Partys geliebt, Actionfilme und Marathonsex. Eigentlich hatten sie überhaupt nicht zusammengepasst. Doch er hatte behauptet, das würden sie schon noch, sobald sie gelernt habe, ein wenig lockerer zu werden. Aber das hatte sie nie gelernt. Da war es im Grunde sogar eine Erleichterung gewesen, als er sie verlassen hatte. Sie vermisste jedoch Kleinigkeiten, wie zum Beispiel den Duft seines After Shaves im Badezimmer, sein dunkles Lachen, das gemütliche Kuscheln auf dem Sofa. Jared hatte nicht sehr oft gekuschelt, doch an ein paar verregneten Nachmittagen war er in Stimmung dazu gewesen. Gedankenvoll rührte Terri mit einem Strohhalm ihren rosafarbenen Drink um. Etwas zögernd sagte sie dann: "Hat schon mal jemand aus unserem Apartmenthaus dir gegenüber Greg erwähnt?" "Den Hausmeister? Und was meinst du mit erwähnt?" "Ich meine, nur so erwähnt." "Nun, nein." Jedes Mal, wenn Suzanne an den Hausmeister dachte, empfand sie ein erregendes Kribbeln. Ihre erste flüchtige Begegnung, kurz nachdem sie eingezogen war, hatte einen bleibenden Eindruck bei ihr hinterlassen. Nie zuvor hatte sie auf einen Mann dermaßen stark reagiert.
Seit damals schwelgte sie immer wieder in heimlichen Fantasien über ein Leben mit Greg, was noch erstaunlicher für sie war. Sogar als sie noch mit Jared zusammen gewesen war, hatte sie sich manchmal vorgestellt, er sei Greg. Mehr als ein Mal hatte sie intensiv von ihm geträumt, und in letzter Zeit waren diese Träume sogar häufiger geworden. Doch sie hatte nicht die Absicht, deswegen aktiv zu werden. Sie war nicht der Typ, der den ersten Schritt machte. "Du denkst, ich sollte mit dem Hausmeister ausgehen?" Als wenn sie jemals den Mut finden würde, ihn zu fragen. Nicht in einer Million Jahre! "Nicht unbedingt ausgehen." Terri musterte sie. Dann senkte sie verschwörerisch die Stimme. "Du musst mir versprechen, alles absolut vertraulich zu behandeln, was ich dir jetzt erzähle. Greg ist ein netter Mann, und er würde seinen Job verlieren, wenn sein Boss davon erführe." "Was denn?" Suzanne wurde jetzt richtig neugierig. Ihr letzter Traum war besonders erotisch ausgefallen. Sie waren zusammen unter der Dusche gewesen und ... „Erinnerst du dich noch, wie ich diese unschöne Trennung von Lenny durchmachte?" Offenbar ging es um etwas anderes. "Sieh mal, ich gebe ja zu, dass du dich viel schneller davon erholt hast, als ich mich von Jared erhole. Aber das ist auch nicht das Gleiche ..." „Diese rasche Genesung habe ich Greg zu verdanken", unterbrach Terri sie. "Wirklich?" Das erregende Kribbeln wurde viel stärker. Sie hatte immer angenommen, Greg habe eine Freundin. Jeder, der so gut aussah, musste einfach gebunden sein. "Sprich bitte leiser." Terri beugte sich näher zu ihr. "Jennifer von 24C hat mich in das Geheimnis eingeweiht. Wie es scheint, hat Greg sich darauf spezialisiert, die gebrochenen Herzen der Karrierefrauen aus unserem Apartmenthaus zu heilen." „Du meinst …?" Dann war er also nicht gebunden. Stattdessen war er offenbar ein Casanova, was wiederum enttäuschend wäre. Dabei schien er eigentlich mehr der Typ zu sein, der nur eine einzige Frau liebte. In ihren Träumen schwor er jedenfalls nur ihr allein Treue. "Ganz bestimmt", erklärte Terri. "Er ist großartig, Suzanne. Der perfekte Liebhaber. Er ist wunderbar, verständnisvoll, und vor allem weiß er genau, dass eine feste Beziehung mit einer der Mieterinnen wegen der enorm unterschiedlichen Lebensstile nicht infrage kommt. Das scheint ihn aber nicht zu stören." "Das ist einfach unglaublich." Natürlich würde sie niemals den Mut finden, die Situation auszunutzen, um mit Greg ins Bett zu gehen. Ein Mann mit so viel Erfahrung würde sie auch vollkommen einschüchtern. Aber von seinen außergewöhnlichen Aktivitäten zu wissen brachte einen völlig neuen Aspekt in ihre Fantasien über ihn. Er war jetzt zwar nicht mehr ihr geheimer Seelenverwandter, doch das war sowieso eine kindische Vorstellung gewesen. "Das klingt ja wie ein Roman über das Leben in der Großstadt."
"Ich weiß. In unserem Apartmenthaus gibt es eine Art Schwesternschaft. Wir haben alle geschworen, zu schweigen, um Gregs Job zu schützen. Indem ich dir davon erzähle, nehme ich dich in diese Schwesternschaft auf. Ab jetzt darfst du niemals irgendetwas darüber verlauten lassen, außer, du bist dir vollkommen sicher, dass du eine andere Frau aus unserem Gebäude vor dir hast, die Gregs Dienste brauchen könnte. Jemanden, den du als absolut vertrauenswürdig empfindest." "Ich verstehe. Danke, dass du so viel Vertrauen zu mir hast." "Das habe ich, sonst hätte ich dir nichts verraten. Aber du musst auf Greg zugehen und deutlich machen, dass du seinen Job nicht in Gefahr bringst. Verständlicherweise wird er nicht den ersten Schritt tun. Das übliche Vorgehen besteht darin, ihn zu bitten, etwas in der Wohnung zu reparieren, und während er dann da ist, fängt man an, von der Trennung zu sprechen, die man gerade hinter sich hat. Von da an übernimmt er die Regie." "Das kann ich mir einfach nicht vorstellen." "Tatsächlich nicht? Erzähl mir bloß nicht, du hättest noch nicht bemerkt, was dieser Mann für einen Körper hat." Suzanne errötete. "Nein, das meine ich nicht." In ihren Träumen hatte sie sich oft genug vorgestellt, mit weichen beträchtlichen Vorzügen er ausgestattet war. "Ich kann mir nicht vorstellen, den ersten Schritt zu tun. So etwas liegt mir überhaupt nicht, und außerdem kenne ich ihn doch kaum." "Das ist ja gerade das Schöne." Terri schob ihr leeres Glas beiseite. "Wir reden von nichts Langfristigem. Eine kleine Aufmunterung für dein angeschlagenes Selbstbewusstsein, und du gehst wieder deiner Wege." "Nein, das kann ich nicht." Das kam Suzanne alles ziemlich oberflächlich vor, auch wenn es verlockend aufregend klang. Aber sexuelle Experimente waren einfach nicht ihr Stil. Fantasien waren eine Sache, aber sie zu verwirklichen stand auf einem völlig anderen Blatt. "Du weißt ja gar nicht, was dir entgeht", sagte Terri. "Denk darüber nach. Das läuft jetzt schon seit mindestens zwei oder drei Jahren so. Greg hat inzwischen also reichlich Erfahrung darin, wie man das angeschlagene Selbstbewusstsein einer Frau wieder aufrichtet." Ganz zu schweigen von seinen vielen anderen Vorzügen, dachte Suzanne. Die Idee gefiel ihr, ob sie das nun zugeben wollte oder nicht. „Greg würde dich niemals als kleinkarierte, verklemmte Eisprinzessin bezeichnen", fuhr Terri fort. "Ich verbürge mich dafür, dass er unglaublich romantisch ist. Verglichen mit den lausigen Dingen, die Männer manchmal tun und von sich geben, weiß er wirklich was eine Frau gern hört und was sie sich wünscht." Suzanne musterte ihre Freundin mit dem kecken blonden Pferdeschwanz und dem hautengen, purpurroten Sportanzug. Terri war eine Frau, die ihr Leben selbst in die Hand nahm. Suzanne dagegen ließ die Dinge lieber auf sich zukommen. Allerdings musste sie zugeben, einiges, was auf sie zugekommen war, war nicht gerade großartig gewesen, wie zum Beispiel Jared.
Wahrscheinlich hatte er überhaupt nur deshalb eine Beziehung mit ihr angefangen, weil er so überheblich gewesen war zu glauben, er könne sie in ein Betthäschen verwandeln. "Es ist eine gute Idee, Suzanne, glaub mir." "Nun, ich kann mir schon vorstellen, dass du diese Sache durchgezogen hast, aber ich gehöre nicht gerade zum aktiven Typ." „Ich weiß, meine Liebe. Das ist ja auch mit ein Grund, warum ich dir diesen Fitnessclub vorgeschlagen habe. Beim Sport ist man niemals passiv.“ "Ich glaube nicht, dass ich mich so einfach ändern kann, Terri. Seit langer Zeit bin ich mehr der vorsichtige Typ. Deshalb bin ich auch Analystin geworden und arbeite nicht in der Vertriebsabteilung so wie du. Trotzdem danke ich dir für diese vertrauliche Information. Ich verspreche, das Geheimnis zu bewahren." „Hör zu, du solltest dein Verhaltensmuster mal durchbrechen und dich uns anschließen. Wirklich, du wirst ..." „Lass uns jetzt den Stepper ausprobieren." Das war eine radikale Maßnahme, um die Unterhaltung zu beenden, wenn man bedachte, wie sehr es Suzanne vor dem Stepper graute. Doch eine weitere Runde mit einer von Terris geliebten Kraftmaschinen war vermutlich der einzige Weg, die Diskussion über den fabelhaften Liebhaber Greg zu beenden. Suzanne überstand den Stepper und auch das Rudergerät, obwohl sie das Gefühl hatte, ihre Muskeln würden sie das noch hinreichend büßen lassen. Doch dafür brachte Terri das Gespräch erst wieder in der Eingangshalle ihres Apartmenthauses auf Greg. Früher hatte Suzanne sich immer geborgen gefühlt, sobald sie das rote Backsteingebäude betrat. Im robusten Architekturstil des Mittelwestens erbaut, wirkte es sehr solide. Es lag in der Nähe der Northwestern University, eine Gegend, die Suzanne viel reizvoller fand als die Umgebung draußen am Michigansee mit den Apartmentkomplexen aus Glas und Stahl. Hier standen echte Pflanzen in der Eingangshalle, keine künstlichen, und zu dieser Jahreszeit war ein Weihnachtsbaum aufgestellt, der den Raum mit frischem Kiefernduft erfüllte. Die Sitzmöbel erinnerten Suzanne an die Polstermöbel, die ihre Eltern besessen hatten, als sie noch ein Kind gewesen war und ihre Eltern noch nicht geschieden. Damals war ihre Welt noch in Ordnung gewesen. Suzanne hatte in diesem Haus ein Apartment gemietet, weil hier alles Sicherheit ausgestrahlt hatte. Jetzt allerdings, da sie über Greg Bescheid wusste, war dieser Eindruck der Geborgenheit verschwunden. An seine Stelle war eine beunruhigende, geheimnisvolle Atmosphäre zügelloser Leidenschaft getreten. Die Vorstellung von zügelloser Leidenschaft hatte Suzanne schon immer nervös gemacht. Sie vermutete, von dergleichen hatte ihr Vater sich leiten lassen, als er mit seiner jungen Sekretärin ein Verhältnis einging, was das Leben zerstört hatte, das sie und ihr Bruder Bill bis dahin gekannt hatten. "Hast du noch mal über das Thema nachgedacht, über das wir gesprochen haben?" fragte Terri, als sie den Fahrstuhl betraten.
"Nein", sagte Suzanne, obwohl das eine Lüge war. Jedes Mal, wenn sie im Fitnessclub nicht gerade ihren armen Körper bedauert hatte, hatte sie an Greg und sein faszinierendes Doppelleben gedacht. "Du erweist dir einen schlechten Dienst, wenn du es mit Greg nicht wenigstens auf einen Versuch ankommen lässt." "Ich werde darüber nachdenken", erwiderte Suzanne, um Terri zum Schweigen zu bringen. Sie hatte nicht die Absicht, den Ratschlag ihrer Freundin zu befolgen. Am liebsten hätte sie die ganze Sache vergessen. Doch das war wohl nicht mehr möglich, nachdem dies die fantastischste Geschichte war, die sie seit langem gehört hatte. Bevor Terri ihren Lobgesang über Greg fortsetzen konnte, hielt der Aufzug im zweiten Stock, und Suzanne nahm ihre Sporttasche und stieg aus. "Dann bis morgen früh, vorausgesetzt, ich kann morgen überhaupt noch gehen." "Du wirst dich gut fühlen. Nimm am besten ein heißes Bad." "Gute Idee." Sobald sich die Aufzugtüren geschlossen hatten, sank Suzanne förmlich in sich zusammen. Das Training war sehr hart gewesen, und sie wollte genauso wenig in zwei Tagen wieder in den Fitnessclub gehen, wie sie Lust hatte, in einem Schlauchboot um den Michigansee zu rudern. Dabei hatte sie eine Menge Geld für die Mitgliedschaft im Fitnessclub bezahlt. Was für eine Verschwendung! Trotzdem würde sie wieder hingehen. Vielleicht besaß sie nicht allzu viel Eigeninitiative, doch wenn sie etwas angefangen hatte, dann führte sie es auch zu Ende. Sie öffnete die Tür zu ihrem Apartment und verschloss sie wieder sorgfältig hinter sich. Die Wohnung war so ordentlich, wie sie sie verlassen hatte. Während ihrer Beziehung mit Jared war das selten der Fall gewesen. Abgesehen davon, dass er seine Sachen in einem heillosen Durcheinander überall hatte herumliegen lassen - was sie sich bemüht hatte zu tolerieren - hatte er sich auch noch ständig lustig gemacht über ihren ausgeprägten Ordnungssinn. Nachdem Jared nun fort war und der Einfluss seiner dominanten Art so weit verblasst war, dass sie die Dinge mit einigem Abstand betrachten konnte, war ihr klar geworden, wie sehr seine Bemerkungen sie verletzt hatten. Schließlich war das hier ihr Apartment, und sie mochte es eben, wenn sie ihre Sachen sofort fand. Jared, dessen Eltern noch immer verheiratet waren, hatte nicht verstanden, wie wichtig Ordnung für sie war. Die Scheidung ihrer Eltern war ziemlich schlimm gewesen, und es hatte viel Streit gegeben. Zehn Jahre später war ihre Mutter noch immer voller Groll. Nun war sie zwar nicht in der Lage, die Probleme zwischen ihren Eltern zu lösen, doch zumindest konnte sie sich ihre eigene und unmittelbare Umgebung friedlich gestalten. Um ihre Zweizimmerwohnung einzurichten, hatte sie hart gearbeitet, und die ganz in Weiß gehaltenen Räume wirkten nun einmal am besten, wenn sie ordentlich waren. Den einzigen Farbtupfer im Wohnzimmer bildete ein rotes Samtkissen, das diagonal in der Mitte eines elfenbeinfarbenen Sofas lag.
Auch ihre Weihnachtsdekoration war sorgfältig bedacht. Seit einigen Jahren arbeitete Suzanne daran, die Freude zurückzugewinnen, die sie als Kind in der Weihnachtszeit empfunden hatte. Bis jetzt war ihr das noch nicht ganz gelungen, doch es hatte sich schon gebessert. Ein ungefähr ein Meter hoher Weihnachtsbaum stand in einer Ecke auf einem kleinen Tisch mit einer langen Tischdecke. Suzanne hatte erst weiße Kerzen und weißen Baumschmuck verwenden wollen, sich dann aber doch für rote Kerzen und bunten Schmuck entschieden, so wie sie es aus ihrer Kindheit in Erinnerung hatte. Die handgeschnitzten Krippenfiguren waren eine Neuanschaffung. Sie hatte keine Ahnung, was mit der Krippe geschehen war, die ihre Eltern immer aufgestellt hatten. Da ihre Mutter aber jedes Mal feuchte Augen bekam, wenn Suzanne von früher sprach, vermied sie dieses Thema und hatte einfach Figuren gekauft, die denen aus ihrer Kindheit ähnelten. Während der Weihnachtsfeier im Büro hatte sie außerdem einen wundervoll blühenden Weihnachtsstern gewonnen, der nun auf ihrem Couchtisch sehr festlich aussah. Suzanne brachte ihre Sporttasche ins Schlafzimmer. Sie konnte sich nicht erinnern, sich jemals so abgekämpft gefühlt zu haben. Doch ein warmes Bad mit Kräuteröl würde vielleicht helfen, den Muskelkater zu verhindern. Sie drehte den Wasserhahn auf, zog sich aus, ging ins Bad und während Wasser in die Wanne lief, öffnete sie das Schränkchen unter dem Waschbecken, um Badesalz herauszuholen, und entdeckte dabei, dass das Gefäß in einer Wasserlache stand. Ungläubig betrachtete Suzanne die kleine Pfütze. Das konnte doch nicht wahr sein! Aber ein stetiges Tropfen aus dem Knie des Abflussrohrs belehrte sie eines Besseren. Sie nahm ein Handtuch aus dem Regal und legte es unter die tropfende Stelle. Das musste erst einmal genügen. Wenn sie das Handtuch regelmäßig wechselte, konnte sie dadurch das Unvermeidliche um ein paar Tage hinausschieben. Doch sie war kein Mensch, der sehr lange über ein tropfendes Rohr hinwegsehen konnte. Nicht heute Abend, vielleicht auch nicht morgen Abend, aber früher oder später würde sie den Hausmeister rufen müssen. Als Suzanne Talbot wegen der undichten Stelle am Abflussrohr des Waschbeckens anrief, beschleunigte sich Gregs Pulsschlag. Greg hatte eine heimliche Schwäche für die Frau aus 36C, seit er vor ungefähr achtzehn Monaten zum ersten Mal in der Eingangshalle an ihr vorbeigegangen war. Seit damals beobachtete er sie aus der Ferne. Er fand es faszinierend, wie sich ihr mahagonifarbenes Haar bereits bei leicht feuchtem Wetter zu lauter kleinen Löckchen ringelte. Normalerweise versuchte Suzanne es mit einer Spange zu bändigen. Doch ein paar Mal hatte Greg sie mit offenem Haar gesehen, und dieser Anblick hatte ihm jedes Mal den Atem geraubt. Suzanne besaß eine tolle Figur, allerdings war ihre Kleidung ziemlich konservativ. Während der Woche trug sie schlichte Kostüme und Hosenanzüge
in neutralen Farben, wobei sie Schwarz bevorzugte. An den Wochenenden hatte sie meistens superweite Pullover an oder superweite Hemden. Man könnte meinen, sie würde Ihre weiblichen Reize absichtlich verbergen. Doch das machte sie für Greg nur interessanter. Als sich schließlich eines Tages für ihn die Gelegenheit ergab, ihr in die Augen zu sehen, war es vollständig um ihn geschehen. Er hatte schon immer eine Vorliebe für blaue Augen gehabt, und Suzannes Augen waren so blau wie die Augen einer Siamkatze. Den Ausschlag gab allerdings der intelligente Ausdruck in ihnen. Der hatte ihn dazu gebracht, seine eiserne Regel, niemals mit einer der Mieterinnen auszugehen, noch einmal zu überdenken. Dann war jedoch Jared, der Börsenmakler, aufgetaucht und hatte ihn davor bewahrt, einen Fehler zu begehen. Die Realität hatte ihn eingeholt. Er konnte es sich überhaupt nicht leisten, sich um eine der Frauen, die hier wohnten, mehr zu kümmern als oberflächlich. Es handelte sich ausschließlich um Karrierefrauen mit hochbezahlten Jobs. Anders würden sie die Mieten in diesem Apartmenthaus gar nicht aufbringen können. Mit ihnen zu reden und ihnen Ratschläge zu ihrem Liebesleben zu geben war riskant genug. Doch er zog eine gewisse Befriedigung daraus, die Selbstachtung der Frauen wieder zu stärken, nachdem ihre überbezahlten, ach so gebildeten Freunde sie schlecht behandelt hatten und dann von dannen gezogen waren. Das bedeutete allerdings nicht, dass er die Absicht hatte, zu den Frauen mehr als nur eine Freundschaft aufzubauen. Er war nicht darauf aus, mit ihnen eine körperliche Beziehung einzugehen, obwohl ihm ein paar von ihnen schon eindeutige Angebote gemacht hatten. Vermutlich wollten sie nur ein bisschen Spaß haben, und er fand diese Vorstellung durchaus verführerisch. Doch er schaffte es zu widerstehen und hörte den Frauen stattdessen lieber genau zu. Er war ein guter Zuhörer. Beim Zuhören war ihm auch klar geworden, dass diese karrierebewussten Frauen sich niemals ernsthaft mit einem Hausmeister einlassen würden. Am Ende würden sie ihn entweder fallen lassen, wie Amelia das getan hatte, oder sie würden versuchen, ihn zu ändern. Doch Greg hatte nicht die geringste Lust, seinen Lebensstil zu verändern, um sich einem anderen Menschen anzupassen. Dazu fühlte er sich viel zu wohl in seiner Haut. Nicht einmal eine Frau wie Suzanne Talbot, die alles zu vereinen schien, was er sich von einer Frau wünschte, schien Anreiz genug zu sein, um seine Existenz aufzugeben, die er sich so sorgfältig aufgebaut hatte. Greg nahm seinen hölzernen Werkzeugkasten, den er von seinem Vater geerbt hatte, und stieg die Feuerleiter bis zum zweiten Stock hinauf. Er konnte Aufzüge nicht leiden. Schon allein aus diesem Grund passte er nicht auf die Managerebene eines Bürogebäudes, denn die meisten hochkarätigen Jobs befanden sich in den oberen Etagen. Von dieser Seite aus betrachtet, hatte Amelia ihm sogar einen Gefallen getan, indem sie ihn abservierte, nachdem er das College frühzeitig verlassen und seine Ersparnisse seiner verwitweten Mutter gegeben hatte. Wenn Amelia bei ihm
geblieben wäre, hätte er wahrscheinlich wie verrückt geschuftet, um immer mehr Geld zu verdienen, und seinen Collegeabschluss nachgeholt, um zu ihrer Welt zu gehören. Er würde jetzt mit Sicherheit mitten im beruflichen Wettkampf stecken. Vielleicht wäre ich dann so geworden wie Jared. Was für eine entsetzliche Vorstellung, dachte Greg - ständig ein Handy am Ohr und grenzenlos überheblich. Greg achtete eigentlich überhaupt nicht auf das Kommen und Gehen in dem Apartmentgebäude. Aber es war ihm wichtig zu wissen, was bei Suzanne los war. Ziemlich rasch hatte er deshalb gemerkt, dass sich ihr Freund, der Börsenmakler, irgendwann nicht mehr blicken ließ. Ein Typ wie dieser war schwer zu übersehen, wenn er auftauchte, und so war es entschieden ruhiger ohne ihn. Außerdem hatte es ihm gar nicht gefallen, wie Jared mit Suzanne umgegangen war. Er schien sie regelrecht einzuschüchtern. Ohne diesen anmaßenden Börsenmakler ist sie besser dran, dachte Greg. Trotzdem war sie vielleicht niedergeschlagen wegen der Trennung. Greg wusste, dass Suzanne mit Terri befreundet war, und Terri hatte vermutlich vorgeschlagen, sie solle sich mit ihm unterhalten. Das war in Ordnung. Er genoss anregende Gespräche. Auch Flirten war okay. Terri war eine der Frauen, die ihn geküsst hatte, und er hatte ihren Kuss erwidert. Niemand konnte einem Mann einen Vorwurf daraus machen, wenn er hin und wieder einen Kuss riskierte. Aber in Terris Fall, so wie bei den anderen Mieterinnen, war er immer darauf bedacht gewesen, die Sache nicht über einen Kuss hinausgehen zu lassen. Obwohl er sich bemühte, ruhig zu bleiben, erfüllte ihn jetzt prickelnde Vorfreude, als er an Suzannes Tür läutete.
2. KAPITEL Gleich im ersten Augenblick fiel Greg auf, dass Suzanne sich nach der Arbeit nichts Bequemes angezogen hatte. Sie trug noch immer Bürokleidung, ein dunkles Wildlederkostüm, und ihr mahagonifarbenes Haar wurde von einer schwarzen Samtspange im Nacken zusammengehalten. An ihrer Erscheinung war nichts Zwangloses. Sie trug sogar noch ihre schwarzen Pumps. Dabei war er überzeugt gewesen, Frauen würden Schuhe mit hohen Absätzen sofort ausziehen, sobald sie ihre Wohnung betraten. Deshalb fragte er sich nun, ob Suzanne noch eine Verabredung habe. Möglicherweise wollte sie ihm gar nicht ihr Herz ausschütten. Vielleicht war das Abflussrohr am Waschbecken tatsächlich undicht. Die Enttäuschung, die Greg bei dem Gedanken empfand, war ihm eine Warnung, dass er bei dieser Mieterin besonders vorsichtig sein musste. "Müssen
Sie bald weg?" fragte er. "Ich kann die undichte Stelle nämlich auch reparieren, wenn Sie nicht da sind." Offen lächelte er sie an, damit sich ihre besorgt gerunzelte Stirn glättete. "Sie brauchen keine Angst um Ihr Silber zu haben." "Nein, ich muss nicht mehr weg." Ohne sein Lächeln zu erwidern, trat sie einen Schritt zurück. "Kommen Sie herein." "Sie sehen so elegant aus, deshalb dachte ich, Sie wollten vielleicht noch ausgehen." "Eigentlich nicht." "Gut." Dann würden sie sich also unterhalten. Aber nur unterhalten. Suzanne zu küssen wäre viel riskanter, als es das bei Terri gewesen war. Greg betrat das Wohnzimmer und bemerkte sofort, dass die Einrichtung Weiß in Weiß gehalten war. Der Duft nach Tannennadeln lenkte seine Aufmerksamkeit auf den kleinen geschmückten Weihnachtsbaum. Die Kerzen und der Baumschmuck waren in perfekter Symmetrie angeordnet. Greg stellte sich vor, wie Suzanne einen Schritt zurückgetreten und den Baum prüfend gemustert hatte, ob sich irgendwo noch eine kahle Stelle befände, beziehungsweise ob die Farben auch überall miteinander harmonierten. "Ihr Baum gefällt mir." Erneut lächelte er sie an. „Danke." Diesmal lächelte sie zurück, doch sie machte noch immer einen nervösen Eindruck. Er war beeindruckt, dass sie überhaupt einen Baum aufgestellt hatte. Schließlich hatte sie letzte Weihnachten noch mit Freund verbracht, und jetzt war sie allein. Doch das hielt sie offenbar nicht davon ab zu feiern, worüber er froh war. Der hübsche kleine Nadelbaum wirkte wie ein Symbol dafür, sich nicht unterkriegen zu lassen. Greg hatte erwartet, dass sich Suzannes Wohnung in tadellosem Zustand befinden würde, und das war auch der Fall. Das rote Kissen in der Mitte ihres weißen Sofas stach allerdings in interessanter Weise hervor. Soviel er von Psychologie verstand, verriet dieses Kissen in all diesem jungfräulichen Weiß etwas über Suzannes Sexualität. Unter der kühlen Oberfläche könnte eine leidenschaftliche Natur verborgen sein. Aber er war nicht hier, um ihre leidenschaftliche Natur zu erforschen. Zunächst würde er die Rohrverbindung wieder festschrauben, die sie vermutlich absichtlich gelöst hatte. Anschließend würde er sich ihre Klagen über ihren Exfreund anhören. Vielleicht würde sie vorschlagen, sich vom Chinesen etwas zum Essen liefern zu lassen. Er war, bildlich gesprochen, nur eine Schulter zum Ausweinen für sie und hergebeten worden, um ihr zu versichern, dass sie viel zu gut gewesen sei für den Trottel, der sie verlassen hatte. Ihr Erscheinungsbild passte allerdings nicht in dieses Konzept. Sie sah einfach nicht aus wie eine Frau, die ihr Herz ausschütten wollte. "Das Rohr tropft schon seit drei Tagen." Sie ging zum Badezimmer voraus. "Ich bin aber erst jetzt dazu gekommen, Sie anzurufen." Auch diese Bemerkung kam unerwartet. Es passte nicht zu ihr, eine Geschichte von einem Rohr zu erfinden, das seit drei Tagen undicht war. Das klang
schlichtweg übertrieben für den Zweck, dem die Angelegenheit dienen sollte. Aber vielleicht besaß sie auch einfach mehr Fantasie als die anderen Mieterinnen, mit denen er bisher zu tun gehabt hatte. Oder sie hatte das Rohr gelockert, dann Angst vor der eigenen Courage bekommen und drei Tage gebraucht, bis sie es endlich geschafft hatte, ihn anzurufen. Wenn das der Fall war, würde es ihm eine Freude sein, ihr zu helfen, ihr mehr Selbstvertrauen zu geben. Rein platonisch natürlich. Ausschließlich platonisch. Um ins Bad zu gelangen, musste er durch ihr Schlafzimmer gehen, das ziemlich mädchenhaft eingerichtet war. Auf dem Bett lag eine Tagesdecke mit Rosenmuster. Der Bezug des Sessels und die Vorhänge waren in zarten Rottönen gehalten. In ihrem Schlafzimmer duftete es schwach nach Rosen, doch das Badezimmer schien durchtränkt von diesem Duft. Sobald er diesen Raum betrat, sah er Suzanne vor seinem inneren Auge, wie sie nackt vor dem Spiegel stand und sich an bestimmten Stellen parfümierte. Nein, so konnte er unmöglich arbeiten. Um sich von seinen erotischen Fantasien abzulenken, hockte er sich rasch vor den Schrank unter dem Waschbecken und öffnete die Holztüren. Auf dem pinkfarbenen Handtuch, das Suzanne unter das tropfende Rohr gelegt hatte, war ein Wasserfleck. An diesem Fleck war nichts Erotisches. Trotzdem leitete der Anblick dieses nassen Handtuchs ihn zu der Vorstellung von der nackten Suzanne, wie sie feucht und glänzend aus dem Wasserdampf der Dusche stieg. Er schüttelte den Kopf, um auch dieses Bild zu vertreiben. Suzanne hatte ihn gerufen, weil sie eine Schulter zum Ausweinen brauchte. Ihm war klar, dass sie schüchtern und zurückhaltend war. Es würde nicht leicht sein, ihr Vertrauen zu gewinnen. Doch schließlich besaß er das Talent, Menschen dazu zu bringen, sich zu öffnen. Allerdings begann er sich zu fragen, ob er sich selbst unter Kontrolle haben würde, wenn er dieses Geschick erfolgreich bei Suzanne einsetzte. Wenn sie erst einmal entspannt war und Vertrauen zu ihm gefasst hatte, würde er die Situation dann nicht ausnützen, ohne die Folgen zu bedenken? Zweifellos zöge das eine Menge Probleme nach sich. Doch diesmal wäre es vielleicht sogar das Risiko wert. "Ist die Sache schlimmer, als ich gedacht habe?" fragte Suzanne besorgt von der Badezimmertür aus. "Nein." Er räusperte sich. "Sieht ziemlich unbedeutend aus." Er machte sich an dem Verschluss seiner Werkzeugkiste zu schaffen. Endlich war sie offen, und er holte eine kleine Stablampe heraus. Als er damit prüfend das Rohr ableuchtete, entdeckte er den Rost, der die undichte Stelle verursachte. Ganz bestimmt hatte Suzanne das Rohr nicht rostig gemacht. So ungern er sich das eingestand, aber sie hatte ihn nicht unter einem Vorwand in ihr Apartment gelockt. Ihr Anruf war tatsächlich berechtigt gewesen. Verflixt!
In dem Moment, in dem Greg ihre Wohnung betrat, hatte Suzanne daran gedacht, eine dringende Verabredung vorzutäuschen und ihn zu bitten, das Waschbecken in ihrer Abwesenheit zu reparieren. Aber sie war einfach zu neugierig. Außerdem wollte sie nicht, dass sich jemand, den sie kaum kannte, allein in ihrer Wohnung aufhielt, besonders nicht jemand mit einem Ruf wie Greg. Zum einen konnte er ihren geheimen Vorrat an Liebesromanen finden, über den sich schon Jared lustig gemacht hatte. Immer wieder hatte er behauptet, eine Frau, die solche Romane lese, würde sich ihre Befriedigung aus zweiter Hand holen, statt sie mit einem echten Mann zu erleben. Außerdem hatte er darauf bestanden, ein echter Mann würde sich niemals so verhalten wie die Männer in diesen Büchern. In dem Punkt hatte er wahrscheinlich sogar Recht. Denn bisher hatte sie tatsächlich noch niemanden kennen gelernt, der Ähnlichkeit mit einem ihrer Romanhelden hatte. Aber sie hätte lieber riskieren sollen, dass Greg in ihrer Wohnung herumschnüffelte, denn sich mit ihm in einem Raum aufzuhalten war ein großer Fehler. Er duftete zu gut, zu männlich, nach einer Kombination aus Rasiercreme mit Zitrusnote und einem klassischen After Shave. Auch wenn sie sich das nur ungern eingestand, aber sie fühlte sich von Greg stark angezogen. Theoretisch könnte sie natürlich immer noch weggehen. Doch dazu war sie bereits viel zu sehr gefangen genommen von diesem Mann. Als er sich nun vorbeugte, um die Wasserzufuhr unter dem Waschbecken abzudrehen, spannten seine Armmuskeln sich an. Natürlich hatte sie jede Menge angespannter Armmuskeln an den beiden Abenden im Fitnessclub gesehen, die sie in der vergangenen Woche dort mit Terri verbracht hatte. Aber die Männer im Fitnessclub spannten die Muskeln bewusst an. Ein zufälliges, unabsichtliches Anspannen war jedoch viel reizvoller. "Darf ich Ihnen vielleicht irgendetwas anbieten?" fragte sie. "Wasser, Kaffee, Saft oder etwas anderes?" Ein Kondom, setzte sie in Gedanken die Aufzählung fort. "Nein, danke." Er setzte sich auf den Boden und holte einen Schraubenschlüssel aus seinem Werkzeugkasten. Die selbstverständliche Art, in der er mit dem Schraubenschlüssel hantierte, verursachte ein Kribbeln bei ihr. In ihrer Vorstellung hatte der ideale Liebhaber genau solche Hände wie Greg, mit denen er sie zielsicher, aber gleichzeitig sanft berühren würde. Ihr gefielen seine schlanken Finger und die leichte Behaarung auf dem Handrücken. Greg trug eine schlichte Armbanduhr und keine Ringe. Letzteres fand Suzanne nicht überraschend, nach allem, was Terri über ihn erzählt hatte. Er war ein Don Juan, also ein Mann, der alles so unkompliziert wie möglich haben wollte. Schmuck würde da bloß stören. Sicher wäre es irgendwie befreiend mit so einem Mann zu schlafen. Sie würde überhaupt keinen Gedanken daran verschwenden müssen, ob er einen guten Ehemann oder einen guten Vater abgäbe oder ob er einen guten Eindruck auf
ihre Mutter machen würde. Das Beste aber wäre, sie brauchte sich keine Sorgen zu machen, dass er sie verließ, weil von Anfang an keinerlei Verpflichtungen zwischen ihnen beständen. Sex mit ihm würde einfach nur auf gegenseitigem Vergnügen beruhen und auf nichts anderem. Das waren völlig neue Aussichten. Bisher hatte sie immer jeden Mann, für den sie sich interessierte, auf warnende Anzeichen hin überprüft, ob er sie eventuell so behandeln könnte wie ihr Vater ihre Mutter behandelt hatte. Kein Wunder, dass sie bisher noch bei keinem Mann richtig entspannt gewesen war und keine wirkliche sexuelle Erfüllung gefunden hatte. Zu viel hatte auf dem Spiel gestanden. Mit Greg würde überhaupt nichts auf dem Spiel stehen, und sie würde möglicherweise endlich die Erfahrungen machen, von denen sie in ihren Liebesromanen gelesen hatte. Greg sah zu ihr hoch. "Vielleicht sollten Sie sich etwas zu essen machen." Sie sah rasch weg. "Das ist schon in Ordnung. Ich habe spät zu Mittag gegessen." Offenbar hatte er ihren "hungrigen" Blick bemerkt, ihn aber falsch interpretiert. Denn Essen war das Letzte, an das sie in diesem Augenblick dachte. "Ich montiere das undichte Rohr ab und nehme es mit nach unten, um nachzusehen, ob ich ein passendes Ersatzstück habe. Ich weiß nicht genau, wie lange die Reparatur dauert. Hoffentlich ist das kein Problem für Sie." Sie konnte nicht für immer seinen Blick meiden. Das würde ja aussehen, als besäße sie überhaupt kein Selbstbewusstsein. Deshalb sah sie ihn jetzt so an wie sie einen Arbeitskollegen ansehen würde. "Nein, das ist kein Problem." Der Blick seiner grünen Augen wirkte fragend. Wahrscheinlich überlegte er, wann sie endlich persönlich werden würde. Möglicherweise zog er die Reparatur sogar in die Länge, damit sie mehr Zeit hatte, sich zu entspannen. Doch so sehr konnte sie sich gar nicht entspannen, dass sie, Suzanne Talbot, mit einem Mann ins Bett stieg, den sie kaum kannte. "Wie ist denn eigentlich Ihr Nachname?“ "Stone." Seine Miene hellte sich auf. "Danke, dass Sie gefragt haben.“ Eine leichte Röte stieg ihr ins Gesicht. "Ich weiß gar nicht, weshalb ich gefragt habe. Aber das spielt doch eigentlich auch gar keine ..." "Natürlich tut es das. Das spielt immer eine Rolle", erwiderte er und schob sich unter das Waschbecken, so dass sein Kopf und seine Schultern nicht mehr zu sehen waren. Sie war dankbar, dass er so taktvoll war, zur Hälfte zu verschwinden, damit sie ihre Fassung wiedererlangen konnte. Nachdem sie ihn nach seinem Nachnamen gefragt hatte und damit Interesse an seiner Person bekundete, dachte er wahrscheinlich, es sei jetzt bloß noch eine Frage der Zeit, bevor sie ihn einlud, die Nacht mit ihr zu verbringen. Möglicherweise erwartete er sogar, dass sie diesen Moment nutzte, um in etwas freizügigere Kleidung zu schlüpfen. Doch das würde sie nicht tun. Allerdings konnte sie ihre Neugier ein wenig stärker befriedigen, indem sie ihn musterte, solange er das nicht mitbekam.
Schließlich hatte sie nicht jeden Tag die Gelegenheit, einen geprüften und für gut befundenen Liebhaber aus der Nähe betrachten zu können. Er trug ein marineblaues T-Shirt, das im Hosenbund seiner Jeans steckte, aber keinen Gürtel. Nun, Gürtel waren auch ein Hindernis, wenn es zu einer leidenschaftlichen Situation kam, in der es galt, rasch aus seinen Sachen zu kommen. Während sie ihn beobachtete, hob er die Hüften ein wenig an und verlagerte den Schwerpunkt nach links, um besser an das Rohr zu gelangen. Dabei wurde sein T-Shirt nach oben gezogen und sein Bauchnabel entblößt. Fasziniert betrachtete sie dieses Stückchen nackte Haut und den Bauchnabel, um den einige dunkle Haare wuchsen. Greg atmete ein, und eine kleine Lücke bildete sich zwischen seinem flachen Bauch und dem Bund seiner Jeans. Eine Lücke, die gerade groß genug für eine Frau war, um die Hand hineinzuschieben, wenn sie das wollte ... Sie befeuchtete sich die Lippen. Natürlich würde sie das auf keinen Fall tun. Außerdem würde Greg das auch völlig überraschen. Wahrscheinlich würde er sich mit einem Ruck aufsetzen und sich dabei den Kopf am Abflussrohr anschlagen. Aber in Gedanken konnte sie es tun, und das reichte, um ihr einen erregenden Schauer über den Rücken zu jagen. Die Jeans war ausgebleicht, der Stoff sah weich aus. Greg verlagerte erneut das Gewicht. Dabei spannte sich die Hose am Schritt, so dass man eine ziemlich genaue Vorstellung davon bekam, was ein Stück weiter unterhalb des Bauchnabels lag. Greg sah so verboten gut aus, dass Suzanne sich nicht vorstellen konnte, jemals den Mut zu finden, überhaupt mit ihm zu flirten. Aber hatte Terri nicht behauptet, er sei verständnisvoll und sehr romantisch? In diesem Fall brauchte sie vielleicht gar nicht zu wissen, was zu tun war. Er würde feinfühlig die Zügel übernehmen, wie die Männer in ihren Liebesromanen. Und wenn sie es dann schaffte, eine Affäre mit diesem legendären Greg zu beginnen, und es würde sich herausstellen, dass sie tatsächlich eine kleinkarierte, verklemmte Eisprinzessin war, was dann? Wahrscheinlich würde sie sich dann nie wieder mit einem Mann einlassen. Ihr bliebe nichts anderes übrig, als alle ihre Energien auf ihre berufliche Karriere zu verwenden, um die beste Analystin von Chicago zu werden. Sie würde Berge von Geld anhäufen und alleine in einem prächtigen Penthouse leben, nur mit ihren neunundzwanzig Katzen. Reich, aber bemitleidenswert. Also, wenn auch nur die geringste Gefahr bestand, die Sache mit Greg zu vermasseln, wäre sie wohl besser dran, wenn sie kein Risiko einging. Doch trotz aller Bedenken und Befürchtungen konnte sie den Blick einfach nicht von seinen Hüften abwenden. Auch seine Beine gefielen ihr ausgesprochen gut. Sie waren lang und schlank. Er trug Turnschuhe einer unbekannten Marke und keine Socken. Sie fand es angenehm, dass er offenbar wenig Wert auf Kleidung legte. Besonders nachdem sie so viel Zeit mit Jared verbracht hatte, der außerordentlich modebewusst war.
Greg war es bestimmt egal, ob ihr Mineralwasser von einer bestimmten Marke war oder welches Label ihre Bettwäsche trug. Sex mit Greg würde pure Lust bedeuten - ein Mann, eine Frau und reine Leidenschaft. Nicht mehr und nicht weniger. Aber sie war sich nicht sicher, wie sie damit zurechtkommen würde. Denn nach ihrer Erfahrung war Sex viel komplizierter. Doch vielleicht konnte Greg sie ja eines Besseren belehren. Als er Anstalten machte, unter dem Waschbecken hervorzukommen, trat sie einen Schritt zurück, um ihm Platz zu machen. Nun stand sie zwar strategisch günstig im Schlafzimmer, doch selbst wenn sie sich entschließen würde, mit Greg etwas anzufangen, hatte sie keine Ahnung, was sie sagen sollte. Vielleicht: Ich habe ein paar tolle Dinge über dich gehört, Greg. Nein, das klang viel zu unecht, wie oberflächliches Partygeplapper. Wie wäre es denn damit? Ich befinde mich zurzeit zwischen zwei festen Beziehungen, Greg. Was für eine blödsinnige Idee! Das würde sich anhören, als habe sie gerade mal ein paar Minuten Zeit, um ihn einzuschieben. Besser wäre da schon, wenn sie sagte: Ich könnte einen Freund gebrauchen, Greg. Aber das wäre nicht die Wahrheit. Sie hatte Freunde. Was sie brauchte, war ein Liebhaber. Ein Liebhaber, der ihr angeschlagenes Selbstwertgefühl wieder aufrichtete. Greg kam aus dem Badezimmer. Das verrostete Rohr hatte er in einen Lappen gewickelt, den er wohl aus seinem Werkzeugkasten geholt hatte. "Kann ich mein Werkzeug hier lassen?" "Sicher." Jetzt war es an der Zeit, ihm zu sagen, dass er sich mit der Reparatur nicht zu beeilen brauche. Er könnte das Rohr weglegen und sich mit ihr beschäftigen. Suzanne ärgerte sich, dass sie Terri nicht gefragt hatte, wie sie diesen delikaten Augenblick überbrückt habe. "In Ordnung. Danke." Er ging an ihr vorbei und verließ das Schlafzimmer. Er ging tatsächlich weg! Doch ihr fiel nichts ein, damit er sich umdrehte und blieb. "Ich bin in ungefähr zehn Minuten zurück." "Sehr gut." Zehn Minuten. Zeit genug, um Terri anzurufen und um Rat zu bitten. Die Tür schloss sich hinter ihm. Die Sache war wirklich aufregend. Sie wählte Terris Nummer und wartete ungeduldig, dass ihre Freundin ans Telefon ging. Endlich nahm Terri ab. "Ich bin's, Suzanne. Greg ist hier und repariert mein Waschbecken." "Gratuliere." "Es ist wirklich undicht, Terri.“ "Sicher, sicher." Terri lachte. "Wenn du es sagst ... Entspann dich." "Er ist gerade weg, um ein Ersatzteil zu holen, kommt aber gleich zurück. Bis jetzt ist nichts passiert, und ich wollte nun wissen, wie du von der Reparatur auf mehr Persönliches zu sprechen gekommen bist."
"Ich sagte irgendetwas in der Art, dass ich Männer überhaupt nicht verstünde. Er bat mich, das deutlicher auszuführen, und von da ab ergab sich alles Weitere." "Das war sehr geschickt." Suzanne konnte sich gar nicht vorstellen, dass ihr etwas Besseres einfiel. Denn Terris Masche konnte sie ja schlecht benutzen. „Er ist sehr nett. Hab keine Angst. Fang einfach an, mit ihm zu reden." Aber sie hatte Angst. "Weißt du was, Terri? Ich werde nichts der gleichen tun. Dafür bin ich nicht geschaffen." "Das hast du auch über den Fitnessclub gesagt und nun sieh dich an." "Genau. Mir tun Muskeln an Stellen weh, von denen ich nicht einmal wusste, dass sich dort Muskeln befinden. Wenn du mir jetzt erzählst, sich auf Greg einzulassen, sei so ähnlich wie ein Besuch im Fitnessclub, dann schreckt mich das entschieden ab." Terri lachte. "Was bist du für ein Angsthase! Greg ist überhaupt nicht zu vergleichen mit einem Fitnessclub. Er ist ..." Die Türglocke läutete; unwillkürlich verkrampfte sich Suzanne. "Er ist zurück. Ciao, Terri." "Geh ran, Suzanne!" Ich werde Terris Rat nicht befolgen, entschied Suzanne, während sie an die Tür ging, um zu öffnen. Sie fühlte sich jetzt schon ganz schwach. Sie hatte einfach nicht den Mut, um sich auf ein dermaßen aufregendes Spiel einzulassen. Das war nun einmal so.
3. KAPITEL Greg hatte angenommen, Suzanne würde sich umziehen, während er unten in seiner Wohnung war. Doch nein, die trug noch immer dasselbe Kostüm wie vorhin, als sie ihm die Tür öffnete. Sie hatte weder die Spange aus ihrem Haar genommen noch die Pumps ausgezogen. Er konnte einfach nicht glauben, dass sie immer noch diese Schuhe trug. In ihrem ganzen Benehmen war absolut nichts, das den Anschein erweckte, dass sie ihm gegenüber etwas entgegenkommender werden wolle. Er war beinahe überzeugt, dass sie kein Interesse hatte, mit ihm über ihr Privatleben zu sprechen. "Glücklicherweise habe ich gefunden, was ich brauche", sagte er und hob ein Rohrstück hoch. "Großartig." Sie lächelte und trat einen Schritt zurück, damit er hereinkommen konnte. Sie wirkte nervös. Terri hatte ihr bestimmt irgendetwas erzählt. Doch offenbar wusste sie nichts mit diesen Informationen anzufangen.
"Die Reparatur sollte nicht lange dauern", sagte er, während er das helle Wohnzimmer mit dem kleinen Weihnachtsbaum und dem roten Kissen durchquerte. "Sie können das Waschbecken bald wieder benutzen." "Das ist gut." Sie folgte ihm. Er überlegte, weshalb sie ihm nachging, obwohl das eigentlich gar nicht notwendig war, und kam zu dem Schluss, dass sie doch mit ihm ins Gespräch kommen wollte. Unter Garantie war Suzanne Talbot eine eher schüchterne Frau. Doch hinter ihrer zurückhaltenden Art vermutete er eine verborgene, leidenschaftliche und sinnliche Natur. Seine Lieblingsfantasie könnte also in Erfüllung gehen. Aber da Suzanne scheu war, fand sie sicher nicht den Mut, von sich aus die Schranke zu durchbrechen, die zwischen ihnen lag. Aber das war wahrscheinlich auch besser so. Denn je länger er in Suzannes Nähe war, desto mehr wurde ihm klar, dass er diesmal ganz bestimmt große Schwierigkeiten haben würde, Abstand zu bewahren. Sie kam seinem Traumbild der idealen Frau viel zu nah. Wenn sie auch nur das geringste Interesse andeuten würde, wäre es um ihn geschehen. Dabei war sie vermutlich genau wie alle anderen. Früher oder später würde sie ihn fragen, warum er sein Studium nicht beendet habe. Wenn sie dann erfuhr, dass er kein Interesse daran gehabt hatte, würde sie entweder die Beziehung abbrechen oder ihn ständig deswegen nerven. Er hatte aber keine Lust, sich nerven zu lassen. Zumindest hatte er inzwischen genügend gelernt, um den Fehler nicht zu wiederholen, den er mit Amelia gemacht hatte. Trotzdem war er noch so verrückt zu glauben, eines Tages eine Frau zu finden, die klug und ehrgeizig war und die ihn trotzdem das Leben führen ließe, das er für sich gewählt hatte. Doch diese Hoffnung würde er nie ganz aufgeben. Suzanne blieb in der Badezimmertür stehen, während er sich niederkniete, um erneut unter das Waschbecken zu kriechen. Sie erinnerte ihn an seine Katze Matilda, die ihm vor zwei Jahren zugelaufen war. Matilda war am Anfang auch sehr scheu gewesen, doch inzwischen hatte er das Vertrauen dieses wundervollen Tieres gewonnen. Was Suzanne betraf, hatte er jedoch den Eindruck, dass er das Waschbecken noch so lange reparieren konnte, ohne mit dieser bezaubernden Frau in engeren Kontakt zu kommen. Erneut sagte er sich, das sei auch gut so. Er fühlte sich viel zu sehr von ihr angezogen. Das war gefährlich. Aber was wäre, wenn Suzanne anders war? Vielleicht war sie die Frau, nach der er suchte? Aus einem Impuls heraus brach er seine seit langer Zeit bestehende Regel und fing von sich aus ein privates Gespräch an. "Ich habe Ihren Freund schon länger nicht mehr hier gesehen." Leicht erschrocken sah sie ihn an. "Oh, er..." "Nicht, dass mich das etwas anginge." Er kroch unter das Waschbecken und verwünschte sich selbst. Er glaubte zu wissen, was in Suzanne vorging, doch er
konnte sich da auch vollkommen irren. Alles, was er wirklich wusste, war, dass das Rohr unter ihrem Badezimmerwaschbecken von allein durchgerostet war. Nein, ich weiß noch mehr, dachte er, während er Dichtungsmaterial um das Schraubgewinde des neuen Rohres wickelte. Er würde eine Million Dollar wetten, dass nicht Suzanne diejenige war, die die Beziehung zu Jared beendet hatte. Bestimmt hatte sie jetzt Selbstzweifel, das verriet ihm seine Erfahrung. Sie zweifelte an ihrer Fähigkeit, einen Mann zu fesseln und ihn zu halten. Das Selbstvertrauen von Frauen wieder aufzubauen, die sich in einer solchen Situation befanden, war seit kurzem seine Spezialität geworden, und er wusste, er beherrschte diese Aufgabe gut. Er würde auch Suzanne gern helfen. Aber das war unmöglich, wenn sie das nicht wollte. Bis jetzt hatte sie jedenfalls noch keine Andeutung gemacht, dass sie sein Mitgefühl oder seinen Rat wünschte. Er setzte das neue Rohr ein und befestigte es. Zumindest würde es unter ihrem Waschbecken nun nicht mehr tropfen. Was Ihre anderen Probleme betraf, musste sie entscheiden, ob sie seine Hilfe brauchte oder nicht. Er kroch unter dem Waschbecken hervor und blickte zur Tür, ob Suzanne immer noch dort stand. Sie war weg. Mit seiner Bemerkung über Jared hatte er sie wohl vertrieben. Geschah ihm recht, weil er so direkt gewesen war. Greg räumte sein Werkzeug auf und schloss den Werkzeugkasten. Als er Suzannes Schlafzimmer durchquerte, bemerkte er, dass sie ihre Kostümjacke sorgfältig über das Fußende des Bettes gelegt hatte. Er überlegte, ob das ein zarter Wink sei, und sein Pulsschlag beschleunigte sich. Fast im selben Moment ärgerte er sich aber über sich, weil er sicher vorschnelle Schlüsse zog. Zweifellos hatte sie beschlossen, sich Abendessen zuzubereiten und wollte das nicht in einer Kostümjacke tun. Tatsächlich fand er Suzanne in der Küche, wo sie in einem Topf mit Tomatensuppe rührte. Ohne Kostümjacke sah sie viel verführerischer aus. Die cremefarbene Bluse hatte lange Ärmel mit verdeckten Knopfleisten an den Manschetten und an der Vorderseite. Er hatte schon immer gefunden, dass eine Seidenbluse die Brüste einer Frau auf eine Art betonte, die mit nichts zu vergleichen war. Unter dem Stoff konnte er außerdem einen Hauch Spitze ausmachen. Durch den Dampf vom Kochen war das kleine Küchenfenster über der Spüle beschlagen und schien sie von der Außenwelt abzuschirmen. Wenn sie ein Liebespaar gewesen wären, hätte er seinen Werkzeugkasten abgestellt, wäre zu ihr gegangen und hätte von hinten die Arme um ihre Taille geschlungen. Dann hätte er die Hände über ihre Brüste gelegt. Allein bei der Vorstellung glaubte er, den warmen seidigen Stoff zu fühlen. Einen nach dem anderen hätte er die Blusenknöpfe geöffnet ... Er räusperte sich. "Alles ist wieder in Ordnung", sagte er. "Keine undichten Stellen mehr." Suzanne sah auf. "Ich danke Ihnen wirklich sehr."
Wenn sie ein wenig entspannter gewirkt hätte, hätte er vielleicht nach einem Grund zum Bleiben gesucht, aber sie war so unnahbar wie immer. "Dann werde ich jetzt gehen." Er wandte sich der Tür zu. "Möchten Sie …“ Er drehte sich wieder um. "Ja?" Ihre Wangen waren röter als das Rosenmuster auf ihrer Bettdecke. "Möchten Sie vielleicht etwas Suppe?" Er zögerte, weil er nicht sicher war, ob sie dieses Angebot nur aus Höflichkeit machte oder weil sie ernsthaft wollte, dass er blieb. "Es ist nur Dosensuppe, nichts Besonderes." Sie wies mit dem Kinn auf eine Käseglocke, unter der sich ein Stück Cheddarkäse und ein Käsemesser befanden. Daneben stand ein Korb mit Salzgebäck. "Suppe, Kracker und Käse, sonst nichts." Das gab den Ausschlag. Ganz bestimmt würde er ihre Suppe nicht ablehnen, um ihr nicht das Gefühl zu geben, dass es eine Rolle spielte, ob sie aus der Dose kam oder nicht - beziehungsweise, dass er auf eine vollständige Mahlzeit Wert legte. "Danke. Das wäre großartig." Er sah sich nach einem Platz um, wo er seinen Werkzeugkasten abstellen konnte. "Hier drüben, bei der Vorratskammer steht er gut." Er stellte den Werkzeugkasten ab und schob ihn so gut es ging aus dem Weg. "Ich habe noch nie einen Werkzeugkasten aus Holz gesehen", sagte Suzanne. "Sind sie nicht üblicherweise aus Metall?" "Die neueren ja“, antwortete er. "Dieser hier gehörte meinem Dad." Er konnte sich nicht erinnern, von einer der anderen Bewohnerinnen jemals auf den Werkzeugkasten angesprochen worden zu sein. Doch er freute sich, dass Suzanne es getan hatte. Der Werkzeugkasten bedeutete ihm viel, obwohl er für die meisten Leute bloß eine große hölzerne Kiste mit Tragegriffen war. "Kann ich Ihnen helfen?" Sie zuckte die Schultern. "Es gibt nicht viel zu tun, außer umrühren.“ Die Küche war ein enger Schlauch. An einer Seite standen der Herd und der Kühlschrank, auf der anderen die Spüle und die Küchenschränke. Greg wollte sich vor dem Essen gern die Hände waschen. Aber wenn er zur Spüle ging, würde er Suzanne ziemlich nah kommen. Doch nur deswegen wieder ins Badezimmer zu gehen wäre lächerlich. "Kann ich mir rasch die Hände waschen?" "Sicher." Ohne aufzusehen rührte sie emsig weiter im Topf. Die Küche bot kaum Raum für zwei Personen. Greg passte auf, Suzanne nicht anzustoßen, während er zur Spüle ging. Als er ihr unweigerlich nah war, nahm er den sanften Rosenduft ihres Parfums wahr und streifte sie versehentlich mit der Hüfte, als er sich vorbeugte, um die Hände zu waschen. "Entschuldigung", sagte er. "Macht nichts."
Greg war ein guter Beobachter und Zuhörer, deshalb hatte er das schwache Zittern in Suzannes Stimme bemerkt. "Diese Küchen wurden nicht für zwei Leute gebaut", erklärte er, obwohl er in Wirklichkeit der Meinung war, dass sich diese Küche für ein verliebtes Paar hervorragend zum Kochen eignete. „Die Suppe ist fertig. Wenn Sie so nett sind, das Gebäck und den Käse ins Wohnzimmer zu tragen, bringe ich den Rest." Er nahm den Korb mit den Kräckern und die Käseglocke und blieb dann unschlüssig an der Küchentür stehen. "Essen wir im Wohnzimmer? Auf dem weißen Sofa?" In seiner Vorstellung sah er auf dem hellen Bezug einen großen Fleck Tomatensuppe. "Das Sofa hält schon etwas aus." Sie drehte sich um und holte aus einem Küchenschrank zwei Schalen aus Steingut. Während sie das tat, verzog sie das Gesicht, als würde es ihr wehtun, die Arme zu heben. „Alles in Ordnung?" Überrascht blickte sie ihn an. "Mir geht's gut. Warum?" "Sie sahen gerade aus, als hätten Sie Schmerzen." "Oh. Ich war mit Terri im Fitnessclub, und meine Muskeln haben mir das ziemlich übel genommen." Sofort erschien in seiner Fantasie das Bild von Suzanne in einem hautengen Sporttrikot. "Ich denke nicht, dass man vom Trainieren Muskelkater bekommen sollte. Haben Sie vorher Dehnübungen gemacht?" "Das habe ich. Sie nahm den Topf vom Herd und begann die Suppe in die Schalen zu gießen. "Außerdem habe ich jedes Mal danach zu Hause sofort ein heißes Kräuterbad genommen.“ Das konnte er sich gut vorstellen. Junge, er hatte es deutlich vor sich! Sie schenkte ihm ein rasches Lächeln. "Ich bin nicht besonders in Form. Aber das wird besser werden, zumindest behauptet das Terri." "Eine Massage könnte helfen." Dieses Gespräch nahm eine Richtung, die immer heikler wurde. Jetzt sah er Suzanne im Geiste vor sich, wie sie nackt auf einer Massageliege lag, während er sie mit Öl einrieb. "Das ist eine gute Idee", sagte sie, wobei ihre Wangen so rot waren, als könne sie seine Gedanken lesen. "Bestimmt gibt es im Fitnessstudio Angestellte, die massieren können." "Bestimmt." Eigentlich wollte er aber nicht, dass sie von irgendwelchen Angestellten massiert wurde. Er wollte sich persönlich darum kümmern, und zwar am liebsten gleich. Suzanne nahm die Schalen und warf Greg einen Blick zu. "Fertig?" Suppe! dachte Suzanne, während sie Greg voraus ins Wohnzimmer ging. Wie bieder und völlig idiotisch! Vorhin schien ihr Tomatensuppe eine gute Idee für einen kalten Winterabend zu sein, und vor allem war sie rasch zuzubereiten. Aber Greg war ein kräftiger Mann, und das magere Mahl, das sie ihm anbot, war für ihn wahrscheinlich nicht mehr als eine Vorspeise. Und was war das Hauptgericht? "Soll ich den Weihnachtsstern wegstellen?" fragte er.
"O ja. Und die Zeitschriften, wenn es Ihnen nichts ausmacht. Das kann alles auf den kleinen Beistelltisch." Sie wartete, bis er den Couchtisch abgeräumt und Brot und Käse darauf gestellt hatte. Dabei fiel ihr auf, wie sorgfältig er mit ihren Sachen umging. Jared hätte alles achtlos beiseite geschoben, wobei der Weihnachtsstern mit Sicherheit ein paar Blätter eingebüßt hätte. Vorsichtig stellte sie die beiden Schalen auf den gläsernen Tisch, ohne einen Tropfen zu verschütten. Das war gar nicht so einfach. Ich habe ihn auf einen Teller Dosensuppe eingeladen, weil sie innerlich noch immer völlig durcheinander war von der Art und Weise, wie Greg sie in der Küche während des Kochens angeschaut hatte. Sie konnte sich nicht erinnern, jemals von einem Mann so anerkennend betrachtet worden zu sein. Richtig begehrenswert war sie sich vorgekommen. Sie hatte immer angenommen, solche Blicke hätten etwas Abwertendes an sich, als sei man nur ein Lustobjekt. Aber das stimmte überhaupt nicht. Ein einziger Blick von Greg, der sie angeschaut hatte, als wolle er jeden Quadratzentimeter ihrer Haut erforschen, hatte in zwei Sekunden mehr für ihr Selbstwertgefühl getan, als dieser verflixte Fitnessclub das in zwei Jahren schaffen würde. Trotzdem bedeutete das nicht, dass sie vorhatte, mit, Greg ins Bett zu gehen. Von leidenschaftlichen Blicken war es noch ein langer Weg bis zu leidenschaftlichen Berührungen. Allerdings konnte ihr niemand verübeln, dass sie Greg noch eine Weile länger um sich haben wollte. Vielleicht brauchte sie auch gar nicht die volle Behandlung. Noch ein paar dieser glühenden Blicke würden möglicherweise reichen, damit sie sich stark genug fühlte, wieder einmal mit einem Mann auszugehen. Wie wundervoll war es doch, sich begehrt zu fühlen. Einfach sagenhaft! Suzanne betrachtete den Tisch, um zu sehen, ob noch etwas fehlte. "Wir brauchen noch Servietten. Ich bin gleich zurück." Sie eilte in die Küche und wollte ein paar Papierservietten aus dem Halter ziehen. Aber dann änderte sie ihre Meinung, öffnete eine Schublade und holte zwei hellrote Stoffservietten heraus, die sie einmal gekauft hatte, weil sie in der Farbe genau zu dem Kissen auf dem Sofa passten. Als sie zurückkam, blätterte Greg eine der Zeitschriften durch, die er auf den Beistelltisch gelegt hatte. "Wie es scheint, interessieren Sie sich für Innendekoration." Sie setzte sich mit einigem Abstand neben ihm auf das Sofa und reichte ihm eine Serviette. "Ich probiere hier und da ein wenig aus." Greg legte sich die Serviette über ein Knie und warf Suzanne einen anerkennenden Blick zu. "Das merke ich." "Ich meine, was das Dekorieren betrifft", sagte sie mit einem unsicheren Lächeln. "Ich weiß, was Sie meinen." Er nahm die Suppenschale in beide Hände. "Und das sieht man auch."
Suzanne fürchtete, es sei ihr sexuelles Interesse an ihm, was man ihr ansah. Sie sollte vorsichtiger sein, damit Greg nicht auf eine falsche Idee kam und auf eines ihrer stillen Signale reagierte, die sie aussandte. Rasch griff sie nach dem Käsemesser und schnitt sich eine Scheibe Käse ab. "Es ist schwierig, in einer so kleinen Wohnung viel zu gestalten." Er blickte sie an. "Heißt das, Sie möchten irgendwann ein großes Haus haben?" Ein großes Haus mit einem großen Bett und einem nackten Mann darin, der aussieht wie Greg, dachte sie im Stillen. "Ich denke, schon." Genau genommen wünschte sie sich, eines Tages ein Heim, einen Ehemann und ein paar Kinder zu haben. Noch während sie sich Greg vorstellte, wie er nackt in einem breiten Bett lag, begann sie sich zu fragen, was er wohl für Zukunftspläne hatte. Vielleicht hatte er die Frage nach einem Haus gestellt, weil er selbst auf ein Eigenheim sparte. "Wollen Sie denn ein großes Haus?" erkundigte sie sich. Dann biss sie ein Stück von ihrem Kräcker ab, obwohl sie gar keinen Appetit hatte. "Ein Haus, vielleicht. Aber kein besonders großes. Ich mag lieber kleine, behagliche Räume." "Dann wollen Sie sich wohl einen kleinen Bungalow kaufen?" "Ja. Aber vielleicht eher ein kleines Landhaus. Wahrscheinlich werde ich immer in der Großstadt arbeiten. Doch ich hätte nichts gegen ein kleines Ferienhaus in Wisconsin einzuwenden. Am besten an einem See. Ich stelle mir eine Art komfortable Hütte mit offenem Kamin vor.“ "Das klingt wie ein schöner Traum." Diesen Mann würde niemand dazu überreden müssen, an einem regnerischen Nachmittag oder während eines Wochenendausfluges in einer Hütte in Wisconsin auf dem Sofa zu kuscheln. Sie bekam richtig Sehnsucht. Gern hätte sie jetzt auf dem Sofa geschmust. Sie sehnte sich nach jemandem, der sie im Arm hielt, streichelte und liebkoste. Und nach dem, was Terri erzählt hatte, wäre Greg genau der richtige Mann für so eine Aufgabe. Doch für sie war er praktisch noch immer ein Fremder, und sie ging nicht mit Fremden ins Bett. "Sie sagten, dieser Werkzeugkasten habe Ihrem Vater gehört", wechselte sie das Thema. "War er auch Hausmeister?" Ihre Frage schien ihn zu überraschen. "Ja, das war er." "Dann sind Sie also in seine Fußstapfen getreten?" "Zuerst nicht. Anfangs ..." Er machte eine Pause und sah auf seine Suppe. Dann blickte er wieder hoch. "Zuerst nicht", wiederholte er lächelnd. "Sie wissen bestimmt, wie das ist. Kinder wollen nie genau das tun, was ihre Eltern machen." Sie war sicher, dass er soeben entschieden hatte, mit ihr nicht über ein ihm wichtiges Thema zu sprechen. Offenbar machte es ihm nichts aus, mit ihr über seine Ferienhauspläne zu reden, aber über seinen Vater wollte er nicht mit ihr sprechen. Er war vermutlich bereit, mit ihr ins Bett zu gehen, aber er war nicht bereit, ihr seine Lebensgeschichte zu erzählen.
Wahrscheinlich war das genau die Art, wie sich ein Casanova verhielt. Sich Persönliches anzuvertrauen verband Menschen, und darauf war er nicht aus. Er wollte lediglich das Selbstbewusstsein einer Frau, was Sex betraf, wieder aufrichten und danach seiner Wege gehen. Suzanne wusste, dass sie die Spielregeln einfach akzeptieren sollte. Stattdessen überlegte sie nun, weshalb Greg diesen Lebensstil gewählt hatte und ob er sich damit schützen wollte, weil er in der Vergangenheit von jemandem verletzt worden war. "Macht Ihnen Ihre Arbeit Spaß?" "Ja, das tut sie. Die Bezahlung ist nicht besonders gut, aber ich habe eine Wohnung und bin die meiste Zeit mein eigener Boss. Dazu kommt, dass ich diese älteren Apartmentgebäude mag. Dieses Haus in gutem Zustand zu erhalten befriedigt mich sehr." "Das kann ich mir vorstellen." Und in seiner Freizeit widmete er sich in gleicher Weise den Bewohnerinnen des Hauses, verschaffte sowohl ihnen als auch sich selbst Befriedigung. Ein defekter Lichtschalter, Greg anrufen. Ein gebrochenes Herz, Greg anrufen. Doch wer war dieser Mann, der bildlich gesprochen auf einem weißen Pferd angeritten kam, den Tag rettete und anschließend wieder verschwand? Sie wollte wissen, warum Greg Stone dieses Leben führte. Welches Motiv hatte er? "Was ist mit Ihnen?" fragte er. "Mögen Sie Ihren Job?" Gekonnt führte er das Gesprächsthema von sich weg, aber das würde sie zunächst zuzulassen. "Ja, mir gefällt meine Arbeit." Er hat hübsche Ohren, dachte sie. Manche Männer genossen es, wenn eine Frau ihre Ohrmuschel mit der Zunge liebkoste. Andere nicht. Zu welchem Typ er wohl gehörte? "Was genau machen Sie eigentlich?" Seine grünen Augen waren faszinierend. Man konnte beinahe alles andere vergessen, wenn man in diese Augen sah. "Ich bin Analystin bei Apollo Mutual Funds", erklärte sie. Er nickte. "Ich dachte mir, dass Sie etwas in dieser Richtung machen." "Dann sehe ich also aus, als hätte ich Volkswirtschaft studiert?" fragte sie und lächelte dabei gezwungen. Jared hatte sie deswegen oft verspottet und behauptet, man könne sich den ganzen Tag mit Aktienkursen beschäftigen und müsse trotzdem nicht aussehen, als würde man das tun. Schließlich war ihr klar geworden, dass er lieber eine Frau wollte, die wie ein Model für Dessous aussah. "Ja, Sie sehen aus, als hätten Sie Volkswirtschaft studiert", erwiderte Greg. "Und ich finde ..." "Ich weiß. Sagen Sie nichts. Sie finden, ich sollte lockerer werden, mich weniger konservativ kleiden, mein Haar offen tragen und nicht immer so ernsthaft wirken." Solche Bemerkungen hatte sie sich von Jared gefallen lassen, doch sie musste sie sich nicht auch noch von Greg anhören. Besonders da er sich, was ihn betraf, in Schweigen hüllte. "Ich wollte gerade sagen, dass ich Ihr Aussehen irgendwie sexy finde." "Sexy?" Sie sah an ihrer cremefarbenen Seidenbluse hinunter. "Kaum. Aber es ist auch nicht meine Absicht, sexy auszusehen, wenn ich ins Büro gehe."
"Das kann schon sein. Aber das bedeutet nicht, dass Sie nicht trotzdem sexy wirken. " Sie begegnete seinem Blick, und plötzlich hatte sie keine Lust mehr zu spielen. "Vielleicht funktionieren solche Schmeicheleien bei anderen Frauen, aber bei mir nicht", erwiderte sie aufrichtig. "Ich weiß ziemlich genau, welches Outfit und welches Verhalten Männer bei Frauen sexy finden. Und dass ich dem ganz bestimmt nicht entspreche." Greg beugte sich vor und antwortete genauso ernsthaft: "Entschuldigen Sie, Ms. Talbot, aber wenn Sie eine solche Behauptung aufstellen, hört sich das so an, als würden Sie nicht den Unterschied kennen zwischen einer seriösen Tageszeitung und einem Boulevardblatt." Suzanne war erstaunt. Eigentlich hatte sie erwartet, Greg würde ihr zustimmen, statt ihr zu widersprechen. Außerdem wurde ihr allmählich bewusst, dass sein Wortschatz nicht gerade dem Bild entsprach, das man normalerweise von einem Hausmeister hatte. "Ich habe einige Erfahrung auf dem Gebiet." "Scheinbar nicht genug." "Und Sie schon?" Sie hatten genügend um den heißen Brei herumgeredet. Nun wollte sie endlich zur Sache kommen, und er sollte Farbe bekennen. "Warum erzählen Sie mir nicht einfach, was Sie zu solch einem Experten auf dem Gebiet der sexuellen Anziehung macht?" Er stellte seine Suppenschale ab. "Nun, die Gründe, weshalb Männer und Frauen sich sexuell voneinander angezogen fühlen, ist eines meiner Lieblingsthemen. Damit habe ich mich lange beschäftigt“ "Wirklich? Auf welche Weise?" Seine Augen funkelten. "Ich ziehe es vor, diese Frage nicht zu beantworten. Aber ich kann Ihnen versichern, wenn eine Frau mit einer großartigen Figur ein strenges Kostüm trägt, finden viele Männer das außerordentlich sexy. Sie sind davon überzeugt, dass sich dahinter eine überaus sinnliche Frau verbirgt. Und sie betrachten es als persönliche Herausforderung, dieser Frau die förmliche Kleidung auszuziehen, weil sie genau wissen, dass sie in neun von zehn Fällen mit ihrer Vermutung Recht haben." Suzannes Herz klopfte heftig, und sie versuchte, sich aus der Affäre zuziehen. „Aber nicht immer." "Ja, manchmal täuschen sie sich auch", gab er mit sanfter Stimme zu. "Bei mir würden sie sich bestimmt täuschen." Einen Augenblick lang musterte er sie, bevor er entgegnete: "Meinen Sie?" Suzanne schluckte. Die Situation mit Greg schien außer Kontrolle zu geraten. Sie fühlte sich hin und her gerissen. Eine innere Stimme riet ihr, es einfach geschehen zu lassen; eine andere, zu flüchten. Schließlich nahm Greg ihr die Entscheidung ab, indem er den Augenkontakt mit ihr abbrach und sich räusperte. "Ich glaube, ich sollte jetzt besser gehen." Er stand auf. "Danke für die Suppe und die Unterhaltung." "Wir könnten das jederzeit ... Ich meine, ich fand das Gespräch auch nett." Sie sollte die Situation nicht noch komplizierter machen, indem sie vorschlug, sich
erneut zu treffen. Greg war viel zu gefährlich für sie. Sie sollte sich lieber von ihm fern halten. "Ich hole nur mein Werkzeug." Er ging zur Küche. Während sie ihm nachsah, beglückwünschte sie sich zu ihrer vernünftigen Entscheidung. Sie gehörte nicht mit einem Mann ins Bett, dessen Jeans so perfekt saß. Ein Mann mit einem so geschmeidigen Gang, dass er ein Versprechen auf seine Künste als Liebhaber zu sein schien. Ein Mann, der körperliche Nähe wollte, aber nichts von sich persönlich preisgab. Außerdem wäre er von ihr enttäuscht, weil sie nicht die sinnliche Frau war, die er offenbar hoffte, hinter ihrem förmlichen Erscheinungsbild zu finden. Er wäre vielleicht zu höflich, ihr das zu sagen, aber sie würde es wissen. Eine solche Niederlage würde sie im Moment aber nicht ertragen können. Er kam mit seinem Werkzeugkasten zurück. "Falls Sie noch einmal Schwierigkeiten mit dem Abflussrohr des Waschbeckens haben sollten, rufen Sie mich an." "Das werde ich. Vielen Dank." "Kein Problem." Er sah sich im Zimmer um. "Sie haben das Apartment wirklich schön eingerichtet." Damit ging er.
4. KAPITEL Greg hatte an ihrer Tür geläutet, war hereingekommen, hatte ein Abflussrohr repariert, hatte neben ihr auf dem Sofa gesessen und ihre Leidenschaft entfacht, und dann war er wieder gegangen. Man konnte nicht erwarten, dass sich eine solche Gelegenheit noch einmal bot. Ich bin froh, dass er fort ist, dachte Suzanne, während sie die Suppenschalen nahm und in die Küche trug. Froh, froh, froh. Jetzt konnte sie den Abend damit verbringen, grünen Tee zu trinken, ihr Scheckbuch auf den neuesten Stand zu bringen, während sie klassische Musik hörte, und sie konnte ihre Nägel maniküren. Wie langweilig. Suzanne stand mitten in der Küche, eine Suppenschale in jeder Hand und war betroffen, wie leer ihr Apartment plötzlich wirkte, nachdem Greg gegangen war. Die Ruhe, die eingekehrt war, nachdem Jared gegangen war, war ganz anders gewesen. Jareds Auszug hatte bedeutet, nicht mehr seine laute Stimme zu hören, keine Rockmusik mehr in voller Lautstärke ertragen zu müssen und über sein Bedürfnis hinwegzusehen, im selben Augenblick, in dem er die Wohnung betrat, den Fernseher anzustellen. Jared hatte um sich herum immer ein Chaos von Geräuschen veranstaltet, das sie schier verrückt gemacht hatte.
Falls sie erwartet hatte, dieselbe Erleichterung nach Gregs Abgang zu fühlen, hatte sie sich getäuscht. Greg hatte zweifellos Unruhe mit sich gebracht, und sie hatte sich nicht gerade behaglich gefühlt. Aber auf Behaglichkeit kam es vielleicht gar nicht an. Gregs Gegenwart hatte die Art erregende Unruhe bedeutet, nach der sie sich sehnte, ohne es überhaupt gewusst zu haben. Doch sie hatte ihre Chance verpasst, sich auf etwas Neues einzulassen, um ein paar Dinge über sich selbst herauszufinden. Ober Greg würde sie nicht viel erfahren, das hatte er deutlich zum Ausdruck gebracht. Und sie hatte zugelassen, dass sein Bedürfnis nach Privatsphäre sie störte. Vielleicht benutzte sie seine Verschwiegenheit auch nur als Entschuldigung, weil sie sich nicht traute, sich auf ein sexuelles Risiko einzulassen. Greg hatte vermutet, sie habe nicht genug Erfahrung, um zu wissen, was Männer anziehend fanden und was nicht. Er hatte Recht. Doch es bot die beste Gelegenheit, um Erfahrungen zu sammeln. Gerade das machte ihr Angst. Doch wenn sie nicht zuließ, von Greg ein paar Dinge über sich und ihre Beziehung zu Männern zu lernen, sah sie wahrscheinlich tatsächlich einer Zukunft in einem Penthouse mit neunundzwanzig Katzen entgegen. Dabei war Greg ihr sogar wärmstens empfohlen worden. Er hatte einen wirklich guten Ruf. So betrachtet, bedeutete Greg ein wesentlich geringeres Risiko als irgendein Mann, den sie im Fitnessclub oder auf einer Party kennen lernen würde. Sie kannte ihn vielleicht nicht besonders gut, und das würde sich auch nicht ändern, aber Terri würde sie niemals in die falsche Richtung leiten. Sie hatte gelernt, Terris Rat zu vertrauen. Terri hatte ihr durch verschiedene kritische Situationen bei ihrer Arbeit geholfen, und außerdem hatte sie ihr empfohlen, in dieses Apartmentgebäude zu ziehen. Auch das Fitnessstudio war eine gute Sache, sobald sich erst ihre Muskeln daran gewöhnt hatten. Zweifellos wusste Terri in der Regel genau, wovon sie sprach. Plötzlich wurde es Suzanne bewusst, dass sie tatsächlich ernsthaft eine Affäre mit dem Hausmeister in Erwägung zog. Aber ihn zu bitten, erneut wegen des Waschbeckens in ihre Wohnung zu kommen, wäre eine wirklich lahme Ausrede. Die Gelegenheit war vorbei. Nein, wenn sie etwas in dieser Richtung unternehmen wollte, musste sie mutig sein. Sie überlegte, wann sie jemals bei einem Mann die Initiative ergriffen hatte, und ihr fiel auch nicht eine Situation ein. Wie das schlafende Dornröschen hatte sie passiv darauf gewartet, dass ein Prinz zu ihr käme. Dadurch war sie an Männer wie Jared geraten. Falls sie ihr Verhalten wirklich ändern wollte, um jemanden zu finden, der besser zu ihr passte, würde sie üben müssen, den ersten Schritt zu tun. Mit Greg konnte sie üben. Suzanne stellte die Suppenschalen auf die Anrichte, weil ihre Hände so sehr zitterten, dass sie Angst hatte, die Schalen fallen zu lassen. Dann verschränkte sie die Arme. Es war Zeit, eine Entscheidung zu treffen. Eine Frau mit einer großartigen Figur, hatte Greg gesagt. Dieses Kompliment war verpackt gewesen in der ungeheuerlichen Mitteilung, ihr die förmliche Kleidung am liebsten
auszuziehen. Greg begehrte sie also, und diese Erkenntnis sollte sie mutig genug machen für den nächsten Schritt. Genau genommen lief einem ein Mann wie Greg nicht oft über den Weg. Er würde ihr garantiertes Vergnügen bereiten, ohne ihr später Kummer zu verursachen. Er verkörperte genau das, was sie brauchte, um mit ihrer angestrebten radikalen Verhaltensänderung Erfolg zu haben. Er bot ihr Sicherheit. "Du bist schrecklich verwöhnt, Matilda." Greg gab der braun gefleckten Katze ein weiteres Stück von seinem Hühnchensandwich, das er sich zubereitet hatte, nachdem er von Suzanne zurückgekommen war. "Und wir wissen auch, wer daran schuld ist." Derselbe Mann, der auch daran schuld war, dass ihm vorhin in Suzannes Apartment die Dinge ein wenig aus der Hand geglitten waren. Suzannes Selbstbild, das dieser Idiot Jared mit Sicherheit auch noch bestärkt hatte, hatte ihn aus dem Konzept gebracht und ihn mehr sagen lassen, als er hätte sagen sollen. Eine Menge mehr. Das war ihm noch bei keiner Frau in diesem Apartmentgebäude passiert. Zum Glück war sie zusammengezuckt, als er angefangen hatte, von formellen Kostümen zu reden. Wer weiß, was sonst passiert wäre. Er war dicht davor gewesen, sie in die Arme zu nehmen und sie zu küssen, bis ihr Hören und Sehen vergangen wäre, wenn sie ihn auch nur in der winzigsten Weise dazu ermutigt hätte. Doch das hatte sie nicht getan. Stattdessen hatten seine Worte sie erschreckt, und das hatte ihn wieder zur Vernunft gebracht. Greg seufzte. Alle Frauen, denen er in diesem Gebäude mit Rat zur Seite gestanden hatte, hatten das gleiche Grundproblem gehabt. Sie waren auf einen Mann hereingefallen, der sein Ego auf ihre Kosten noch aufgebläht hatte. Nachdem der Kerl dieses Spiel dann satt gehabt hatte und sie hatte fallen lassen, waren sie davon überzeugt gewesen, einem Mann nichts zu bieten zu haben. Mehr als einmal hätte er diese Exfreunde am liebsten aufgetrieben und windelweich geprügelt wegen der Scherben, die sie zurückgelassen hatten. Wenn er daran dachte, wie Suzanne an sich hinuntergesehen und dabei verkündet hatte, an ihr sei nichts sexy, hätte er Jared gern gewürgt. Er, Greg, besaß die Fähigkeit, jede Frau zu schätzen, ob sie nun dünn oder dick, unscheinbar oder attraktiv war. Sobald er sich auf sie eingestellt hatte, sah er in jeder von ihnen die innere Schönheit. Nur bei Suzanne war das anders gelaufen. Ihre Schönheit hatte ihn vom ersten Augenblick an gefangen genommen, und er konnte nicht glauben, dass sie nicht wusste, wie wunderbar sie war. Ihr Mangel an Selbstvertrauen machte ihn richtig ungeduldig. Am liebsten hätte er sofort etwas dagegen unternommen. Unglücklicherweise lief er jedoch diesmal Gefahr, sich zu tief in die Sache zu verstricken. So gern er Suzanne helfen wollte, er musste auch an sich denken. Wenn er seinen Job verlieren würde, weil er. nicht vorsichtig gewesen war,
würde er das aushalten. Aber wenn noch einmal eine Frau auf seinen Gefühlen herumtrampelte, wie Amelia das getan hatte, dann würde er sich davon vielleicht nie mehr erholen. Matilda sah ihm neugierig zu, als er frisches Wasser in den Weihnachtsbaumständer füllte. Sein Baum war ein wenig größer als der von Suzanne, aber noch nicht geschmückt. Der Grund dafür war, dass er keinen Weihnachtsschmuck besaß. Er hatte den Baum aus einer Laune heraus gekauft, weil er den Duft nach Tannennadeln mochte. In den nächsten Tagen wollte er noch ein bisschen Schmuck und Lichterketten besorgen. Doch im Augenblick genoss er einfach nur den würzigen Duft nach Tannenwald in seinem kleinen Apartment. Jetzt, wo er darüber nachdachte, war er auch in Stimmung für Weihnachtsmusik. Er holte drei CI)s mit festlicher Musik aus seiner reichhaltigen Sammlung, lud damit den CD-Wechsler und ließ sich anschließend in seinen weich gepolsterten Lesesessel fallen. Sofort sprang Matilda mit einem wohligen Gurren auf seinen Schoß, rollte sich dort zusammen und schnurrte zufrieden. Greg kraulte sie am Hals auf genau die Art, die sie liebte. Mit der freien Hand nahm er das Buch, das neben dem Sessel auf dem Tisch lag. Seit ein paar Wochen las er ausschließlich Romane von Charles Dickens. Lesen war eine seiner Lieblingsbeschäftigungen. Heute Abend gelang es ihm allerdings kaum, sich auf "Oliver Twist" zu konzentrieren, weil er ständig daran dachte, wie wundervoll es wäre, jetzt mit Suzanne zu schmusen. Schließlich gab er auf und legte das Buch zur Seite. Dann lehnte er sich zurück, schloss die Augen und streichelte Matilda, während er von Suzanne träumte. Sie besaß einen sinnlichen Mund mit vollen Lippen, der ihm besonders gefiel, wenn sie lachte. In seiner Fantasie lächelte sie und wartete sehnsüchtig darauf, dass er sie küsste. Mit ihren ausdrucksvollen blauen Augen sah sie ihn träumerisch und voller Vorfreude auf das kommende Vergnügen an. Während er sich zu ihr beugte, öffnete sie die Lippen. Ihr Herz schlug genauso heftig wie seins. Sie legte eine Hand in seinen Nacken, ihre Lippen trafen sich mit seinen ... Als die Türglocke läutete, sprang Matilda von seinem Schoß und flüchtete ins Schlafzimmer. Er bekam nicht oft Besuch, und seine Katze schien nicht begeistert zu sein, mit den wenigen Leuten Kontakt aufzunehmen, die zu ihm kamen. Er war selbst nicht besonders erfreut über diese Störung. Seine Fantasie über Suzanne und ihn war gerade an eine sehr schöne Stelle gekommen. Aber vielleicht hatte irgendein Mieter ein dringendes Problem und war gleich persönlich gekommen. In der Regel riefen die Bewohner ihn allerdings immer an, wenn etwas zu reparieren war. Das kam ihm sehr gelegen. Das Untergeschoss war seine Zuflucht, und außerdem waren Haustiere nicht erlaubt. Je weniger Leute von Matilda wussten, desto besser. Was immer passiert war, er hoffte, es konnte bis morgen warten.
Leicht entnervt verließ er seinen gemütlichen Sessel und ging zur Tür. Sobald er sie geöffnet hatte, verschwand seine schlechte Laune schlagartig. "Hallo, Greg." Suzanne sah wunderschön aus und wirkte sehr nervös. Inzwischen hatte sie ihr Haar gelöst, das ihr nun in einer lockigen Fülle auf die Schultern fiel. Statt ihres strengen dunklen Kostüms trug sie nun einen einteiligen Hosenanzug. Ein langer Reißverschluss reichte vom Hals bis unter den Bauchnabel, und er stellte sich unwillkürlich vor, wie rasch sie dadurch entkleidet werden konnte. Ihre Brustspitzen zeichneten sich unter dem Stoff ab, und er hätte seinen kompletten Shakespeare gewettet, dass Suzanne unter dem Overall keinen BH trug. "Tropft das Rohr wieder?" fragte er, während er Überlegte, was sie zu ihm führte. "Nein, nein. Mit dem Rohr ist alles in Ordnung", erwiderte sie. Das hatte er sich schon gedacht. Er wartete darauf, dass sie den Grund ihres Kommens nannte. Bisher war noch keine der Mieterinnen auf die Idee gekommen, ihn persönlich aufzusuchen. Es schien ein ungeschriebenes Gesetz zu existieren, dass Gespräche mit ihm immer oben, in den Wohnungen der Frauen, stattzufinden hatten. Dadurch wirkten die Anlässe nicht so absichtlich herbeigeführt, und die Frauen mussten sich auch keine Blöße geben. Wahrscheinlich wollten sie nicht daran erinnert werden, dass es der Hausmeister war, der ihnen dabei half, sich wieder besser zu fühlen. Doch offenbar hielt Suzanne sich nicht an diese Regel. Und was sollte ihr verführerisches Outfit bedeuten? Wenn sie ihm einfach ihr Herz ausgeschüttet hätte, als er ihr in ihrer eigenen sicheren Umgebung die Gelegenheit dazu bot, wäre ihre Beziehung wahrscheinlich so verlaufen wie alle anderen, die er mit den Mieterinnen hatte. Doch das hatte sie ja nicht gewollt. Und was wollte sie jetzt? „Ich ... nun ... ich habe mich gefragt, ob ich wohl etwas mit Ihnen besprechen könnte." "Natürlich." Er überlegte, ob sie dieses Gespräch mit ihm an der Tür führen wollte. "Wäre es ... Darf ich hereinkommen?" Nun wurde er nervös. Mit ihr in einem Raum zu sein, wo sie vor wenigen Augenblicken noch die Hauptrolle in seinen erotischen Fantasien gespielt hatte, schien ihm riskant. Doch wenn er sie ohne triftigen Grund fortschickte, wäre das sehr unhöflich. Da ihm keine Ausrede einfiel, trat er schließlich zurück und bat sie in seine Wohnung. Suzanne duftete wundervoll, und einen Moment hatte er den albernen Sicherheitsgedanken, die Tür einen Spalt breit offen zu lassen, worauf seine Mutter immer bestanden hatte, als er noch ein Teenager gewesen war und ein Mädchen eingeladen hatte, um mit ihm Algebra zu lernen. Doch er schloss die Tür.
Überrascht betrachtete Suzanne Gregs volle Bücherregale, die vom Boden bis zur Decke reichten. "Sind das alles Ihre?" Diese Frage machte Greg misstrauisch. "Sie bilden eine gute Isolierung." Beim Umsehen und während sie lauschte, entdeckte Suzanne das aufgeschlagene Buch auf dem Tisch direkt neben einem bequemen Sessel. "Schöne Weihnachtsmusik", sagte sie. "Danke. Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?" fragte er, um weiteren Bemerkungen über seine Umgebung vorzubeugen. "Cola vielleicht, oder soll ich uns Kaffee machen?" "Haben Sie Wein?" „Nein, tut mir Leid." Suzanne drückte die Fingerspitzen aneinander. "Ich hätte eine Flasche mitbringen sollen. Aber das ist mir erst jetzt eingefallen. Hören Sie, Greg, ist es Ihnen recht, wenn wir uns duzen?" "Ich habe nichts dagegen", erwiderte er leicht verblüfft. "Nun, dann werde ich gleich zur Sache kommen." „Lass mich raten. Du willst mit mir über Jared reden?" „Über Jared?" Erstaunt sah sie ihn an. "Warum sollte ich über ihn reden wollen?" Mit Suzanne lief offenbar nichts nach dem üblichen Schema ab. Wie es schien, würde er ihr helfen müssen. "Weil es manchmal gut tut, über etwas zu sprechen, und ich ein guter Zuhörer bin." Er wies auf seinen Lesesessel, weil das die bequemste Sitzgelegenheit in seinem kleinen Apartment war, und zog für sich selbst einen Küchenstuhl heran. "Bitte setz dich. Ich koche uns rasch Kaffee, und dann können wir ..." "Vielleicht musstest du mit den anderen Frauen so umgehen, aber ich halte das für Zeitverschwendung." Sie ballte die Hände jetzt so fest zusammen, dass die Fingerknöchel weiß hervortraten. "Das hat ihnen sehr geholfen." "Möglich, aber ich glaube nicht, dass es mir hilft, wenn ich nur über Jared rede." Ihre Stimme zitterte, doch sie sprach weiter. "Deshalb würde ich die Plauderei gern überspringen und gleich zur Hauptsache kommen." Er räusperte sich. "Ich verstehe nicht ganz. Was meinst du denn mit der Hauptsache?" Sie schluckte. "Ich möchte, dass du mit mir schläfst." Im Hintergrund spielte sanfte Musik, während Greg das Gefühl hatte, jemand habe ihm mit einem Hammer auf den Kopf geschlagen. Das habe ich nun von meinen dämlichen Bemerkungen, dachte er. Sie wollte eine Demonstration dessen, worüber er bei Suppe und Kräckern gesprochen hatte. "Suzanne, das kann ich nicht tun." Sie sah aus, als habe er sie geohrfeigt. "Was meinst du damit, du kannst nicht?" Er bemühte sich, ruhig zu bleiben, obwohl es ihm bei der Mitteilung, die sie ihm gerade gemacht hatte, wirklich schwer fiel, nicht in Verzückung zu geraten. Nur die Art, wie sie es ihm mitgeteilt hatte, war grundlegend falsch. Sie schien
zu erwarten, dass er sich wie auf Kommando auf eine körperliche Beziehung mit ihr einlassen würde, als wäre er ein Zuchthengst. Doch daran war er zweifellos selbst schuld. "Nein", sagte er so ruhig er konnte. "Es tut mir Leid, wenn ich dir vorhin durch unser Gespräch einen falschen Eindruck vermittelt habe, aber das geht wirklich nicht." "Du meinst, du willst nicht?" "Also gut, ich will nicht." Wahrscheinlich war er ein Idiot, weil er die Gelegenheit nicht ergriff, mit einer Frau, von der er seit Monaten träumte, intim zu werden. Doch so, wie sie sich geäußert hatte, konnte das nur heißen, dass es sich um nicht mehr als eine rein oberflächliche Beziehung handeln würde. In seinen Fantasien von Suzanne ging es jedoch keineswegs um rein Oberflächliches. "Ich verstehe." Sie sah ihn an, und plötzlich begann ihre Unterlippe zu zittern. Himmel, gleich würde sie anfangen zu weinen. Dabei wusste er doch, wie schüchtern sie war. Wahrscheinlich hatte sie ihren ganzen Mut zusammengenommen, um diese Bitte vorzutragen, und er hatte sie einfach abgewiesen. Er hätte wenigstens ein bisschen taktvoller sein können, wenn man überlegte, dass das Missverständnis alleine seine Schuld war. "Suzanne, hör zu, was ich meine, ist, dass ich …“ "Nein, nein, ich verstehe schon." Sie blinzelte ein paar Mal, hob das Kinn und trat einen Schritt zurück. Dann räusperte sie sich. "Offensichtlich war es ein Fehler von mir, hier herunterzukommen, und nun habe ich uns in eine peinliche Lage gebracht. Wenn es dir nichts ausmacht, möchte ich gern, dass wir so tun, als hätte sich das niemals ereignet." Das würde ihm nicht schwer fallen, da ihm der ganze Vorfall sowieso wie ein verrückter Traum vorkam. Sogar jetzt, wo Suzanne direkt vor ihm stand, konnte er noch immer nicht glauben, dass sie ihm unverblümt gesagt hatte, sie wolle, dass er mit ihr schlief. Fieberhaft suchte er nach Worten, um aus dieser verzwickten Lage herauszukommen. Doch noch bevor ihm eine passende Erwiderung einfiel, kam Matilda mit erhobenem Schwanz direkt auf Suzanne zustolziert. Erstaunt sah Suzanne sie an. "Du hast eine Katze?" "Nun, irgendwie schon. Sie ..." "Ich liebe Katzen." Suzanne ging in die Hocke und streckte die Hand aus. "Hallo, du kleine Schönheit. Wie ist denn dein Name?" "Matilda. Ich versuche, es geheim zu halten, dass ich sie habe." Suzanne kniete sich auf ein Bein. "Ich weiß, Haustiere sind nicht erlaubt." Ihre Stimme klang nun ganz zärtlich, als sie die Katze lockte. "Komm her, Matilda. Ich hatte mal eine Katze, die dir ziemlich ähnlich sah. Komm her und lass dich ein wenig kraulen." Wahrscheinlich kommt sie nicht. Sie ist Fremden gegenüber sehr scheu." "Das ist schon in Ordnung", erwiderte Suzanne leise. "So bin ich auch." Trotzdem hielt sie weiterhin ihre Hand ausgestreckt.
Er konnte lediglich ahnen, wie viel Überwindung es sie gekostet hatte, zu ihm zu kommen und ihn um Sex zu bitten. Nun, nachdem er ihr diese Bitte abgeschlagen hatte, würde sie auch noch von seiner Katze zurückgewiesen werden. "Matilda war eine Streunerin", versuchte er zu erklären. „Deshalb traut sie niemandem außer ..." "Komm her, Kätzchen", sagte Suzanne, ohne auf ihn zu achten. Sie richtete ihre ganze Aufmerksamkeit auf Matilda. "Alles ist gut. Du bist wirklich wunderschön. Komm her, Mietz. " Erstaunt beobachtete er, dass Matilda sich Suzanne, zögernd näherte. Wie eine Seiltänzerin prüfte sie erst jeden Schritt, bevor sie ihn machte. Schließlich streckte sie vorsichtig den Kopf vor und berührte mit der Nase Suzannes Finger. Suzanne verhielt sich vollkommen reglos und sprach nur leise Worte, die Greg nicht verstand, obwohl er sich anstrengte. Er vermutete, dass es sich um Kosenamen und Zärtlichkeiten handelte, die Suzanne gerade in den Sinn kamen. Ihre sanfte, melodische Stimme setzte langsam, aber stetig seine innere Barriere außer Kraft - wie eine Wurzelranke, die sich einen Weg durch festen Stein bahnte. So zärtlich spricht sie wahrscheinlich auch mit ihrem Geliebten, dachte Greg voller Reue. Er hätte ihr Liebhaber werden können, wenn er klüger gewesen wäre und das angenommen hätte, was sie ihm anbot, statt mehr zu verlangen. Während er das trauliche Zwiegespräch zwischen Suzanne und seiner Katze beobachtete, wurde ihm bewusst, dass Suzanne tatsächlich Matildas Neugier geweckt hatte. Dass sie mit ihrer Stimme die Katze für sich einnahm - genau wie ihn. Möglicherweise hatte Matilda früher einer Frau gehört, deren Stimme der von Suzanne ähnelte. Seit die Katze bei ihm wohnte, hatte er keine Frau in sein Apartment eingeladen. Matilda war vor jedem davongelaufen, der vorbeigekommen war, und er hatte angenommen, sie wolle mit niemandem etwas zu tun haben außer mit ihm. Aber zu Suzanne nahm sie nicht nur Kontakt auf, sondern rieb jetzt sogar den Kopf an ihrer ausgestreckten Hand. Ganz vorsichtig begann Suzanne, sie am Hals zu kraulen, und Matilda gestattete diese Liebkosung. Neidvoll beobachtete er die Szene. Er hatte seine Chance, mit Suzanne Zärtlichkeiten auszutauschen, verpasst. "Sie schnurrt", verkündete Suzanne glücklich. Als sie zu ihm hochblickte, strahlten ihre blauen Augen, gerade so, wie er es sich vorgestellt hatte, wenn er Suzanne küssen würde. Sein Herz setzte einen Schlag lang aus, während er das Gefühl hatte, sich in ihren Augen zu verlieren. Er begehrte Suzanne so stark, dass alles in ihm danach drängte, sie in die Arme zu nehmen. Aber er wusste, am Ende würde er Reue und unendlichen Kummer empfinden, wenn sie ihn verließ, um sich jemandem zuzuwenden, der besser zu ihr passte als ein Hausmeister.
Aber vielleicht, begann er sich zu fragen, ist die Zeit mit ihr den Schmerz ja wert. Zunächst war er gegen eine rein oberflächliche Beziehung gewesen, doch jetzt war er sich da nicht mehr so sicher. Suzannes Blick wurde unsicher, als sei ihr plötzlich die peinliche Situation eingefallen, die zwischen ihnen geherrscht hatte, bevor Matilda hereingekommen war. "Ich sollte gehen." Sie stand auf. "Bleib", hörte er sich sagen.
5. KAPITEL Suzanne empfand Gregs Vorschlag, zu bleiben, als ziemlich demütigend. Seine Katze hatte ihr eine willkommene Gelegenheit geboten, ihre Gefühle wieder unter Kontrolle zu bekommen. Sie hatte gehofft, sich nun sogar einen guten Abgang verschaffen zu können. Doch während sie Matilda gestreichelt und sich an ihren eigenen kleinen Whiskers erinnert hatte, hatte sie offenbar Gregs Mitleid erregt. Sie musste ziemlich jämmerlich auf ihn wirken. Ein einsames Wesen, das an seine Tür kam und um Liebe bettelte. Eine Frau, die so verzweifelt Zuwendung brauchte, dass sie sich sogar an seine Katze wandte, nachdem er sie hatte abblitzen lassen. Sie richtete sich kerzengerade auf und sah ihm direkt in die Augen. "Ich würde lieber das ganze Erdgeschoss mit meiner Zunge säubern, als eine Minute länger in dieser Wohnung zu bleiben. Entschuld ige bitte, dass ich dich gestört habe." Sie wandte sich zur Tür. "Suzanne, warte." „Tut mir Leid, aber ich muss noch etwas Dringendes erledigen." Sie dachte daran, Terri anzurufen, um ihr gehörig die Meinung zu sagen. Doch damit würde sie zugeben, dass Greg Terri reizvoll fand und sie nicht. "Bitte, Suzanne, lass mich dir …“ „Vergiss es!" Sie drehte sich noch einmal um. Vor Wut hatte sie die Fäuste geballt. "Mir ist ganz egal, wie Leid ich dir tue, und ganz bestimmt werde ich von dir keine Almosen annehmen!" Verwundert sah er sie an. "Almosen?" "Genau. Wahrscheinlich hast du ein schlechtes Gewissen, weil du eine bedürftige Seele ausgerechnet in der Weihnachtszeit abgewiesen hast. Aber lass dir gesagt sein, so bedürftig bin ich nicht." „Aber hier geht es doch gar nicht um ein schlechtes Gewissen. Das ist nur passiert, weil …“ "Bist du auf einmal in besonders großzügiger Laune? Dann solltest du besser etwas Geld in eine Spendenbüchse der Heilsarmee stecken." Sie griff nach der Türklinke.
"Ich kann nicht zulassen, dass du so weggehst." "Dir bleibt nichts anderes übrig." "Suzanne." Er hielt sie am Handgelenk fest, als sie die Tür öffnete. Verblüfft stockte sie mitten in der Bewegung. Wie konnte er es wagen, sie zu berühren? Obwohl, irgendwie löste diese Berührung faszinierende Empfindungen in ihr aus. Sie betrachtete seine Hand. Es war noch nicht lange her, seit er mit seinen geschickten Händen das defekte Rohr unter ihrem Waschbecken repariert hatte. Ihre Fantasien, während sie ihm dabei zugesehen hatte, fielen ihr ein. Greg hielt sie fest, aber nicht zu fest. Ein Ruck, und sie hätte ihm ihre Hand entzogen. Doch seltsamerweise konnte sie sich nicht bewegen. Langsam hob sie den Kopf und sah ihm in die Augen. "Lass mich gehen", flüsterte sie. "Ich will dich nicht gehen lassen." Mit dem Daumen rieb er langsam über ihren Puls. Das und sein Blick hatten eine hypnotische Wirkung auf sie. Wenn er sie tatsächlich nicht begehrte, war er ein meisterhafter Schauspieler. "Weil ich dir Leid tue?" Ungläubig lachte er auf. "Kaum." „Aber du hast gesagt ..." "Ich weiß, was ich gesagt habe." Ohne den Blick von ihr zu lösen, löste er ihre Hand von der Klinke und schloss die Tür. "Ich war ein Narr und möchte meine Worte zurücknehmen." "Weil ich nett zu deiner Katze war?" Lächelnd schüttelte er den Kopf und zog sie sanft ins Zimmer zurück. "Warum denn dann?" Sie fühlte sich sehr zu ihm hingezogen, aber ihr war klar, dass sie nicht so einfach nachgeben sollte. Eigentlich sollte sie gehen. "Warum hast du deine Meinung geändert?" "Weil ich verrückt wäre, wenn ich die Chance verpasste, mit einer Frau wie dir zu schlafen." Langsam führte er sie vorbei an der Katze, die nun geräuschvoll Trockenfutter aus einem Napf fraß, vorbei an seinem Lesesessel und an dem duftenden, schmucklosen Tannenbaum bis zu einer offenen Tür. Suzanne spähte hinein. Die Einrichtung lag überwiegend im Dunkeln, aber das Licht aus dem Wohnzimmer ließ ein Stück einer elfenbeinfarbenen Steppdecke erkennen, die ordentlich über ein altmodisches Bett gebreitet war. Mehr brauchte Suzanne nicht zu sehen, um zu wissen, um welches Zimmer es sich handelte. Wenn sie hier einträte, gäbe es kein Zurück mehr. Angst überkam sie, und sie blieb stehen. Greg hob fragend die Augenbrauen. "Hör zu, du hattest Recht, als du vorhin meine Bitte abgeschlagen hast. Ich bin nicht die Frau, für die du mich hältst. Hinter meinem formellen Äußeren verbirgt sich kein leidenschaftliches Betthäschen. Ich bin fade und langweilig, und ich habe absolut keine Fantasie, wenn es um Sex geht." "Was veranlasst dich, so etwas zu sagen?"
Niederschmetternde Erfahrungen, dachte Suzanne, doch sie würde Greg ganz bestimmt nicht erzählen, dass Jared sich jedes Mal empört hatte, weil sie nicht bereit gewesen war, sich auf irgendwelche erotischen Spielereien mit ihm einzulassen. Schließlich war er ihrer konservativen Art und Weise überdrüssig geworden. Außerdem hatte sie vor ihm bereits zwei ernsthafte Beziehungen gehabt, und beide Männer hatten ihr ebenfalls deutlich zu verstehen gegeben, dass sie unbedingt lockerer werden müsse. Die Geschichte würde sich auch diesmal wiederholen, und sie war verrückt gewesen, etwas anderes anzunehmen. "Ich habe dir einen falschen Eindruck vermittelt, indem ich zu dir gekommen bin. Wahrscheinlich glaubst du jetzt, ich sei eine heiße Nummer. Aber das bin ich ganz bestimmt nicht." "Hast du Angst, du könntest mich enttäuschen?" Der liebevolle Ton in seiner Stimme gab ihr den Mut, ehrlich zu antworten. „Ja." Greg gab nun keine Plattheiten von sich, wie die, dass sie ihn unmöglich enttäuschen könne, und dafür war Suzanne ihm dankbar. Stattdessen schien er über eine solche Möglichkeit ernsthaft nachzudenken. "Dann wollen wir den ganzen Druck loswerden, bevor wir durch diese Tür gehen. Keiner von uns wird irgendwelche Erwartungen haben. Möglicherweise wird die nächste Stunde die miserabelste unseres Lebens sein." "Die nächste Stunde?" Amüsiert lächelte er. "Denkst du, wir werden länger als eine Stunde im Schlafzimmer bleiben?" "Nein, kürzer! Viel kürzer! Ich habe schrecklichen Muskelkater vom Fitnessclub, und außerdem kenne ich dich doch kaum!" Greg lachte leise. "Dann sollten wir vielleicht mit einem Quickie anfangen und sehen, wie es läuft." Suzanne schaffte es, kurz mitzulachen, obwohl sie völlig verunsichert war. "Siehst du, das ist genau das, was ich meine. Bei Quickies war ich noch nie gut. Irgendwie klingen die nach sportlicher Höchstleistung, und ich bin nun mal überhaupt nicht sportlich. Männern gefällt es, sich mal eben auf eine schnelle Nummer einzulassen. Aber ich kann das nicht." "Mir gefällt eine schnelle Nummer auch nicht." "So?" Sie blickte in seine wundervollen Augen, und zum ersten Mal fragte sie sich, ob dieser Mann vielleicht anders war als die Männer, die sie bisher gekannt hatte. "White Christmas" tönte aus den Lautsprechern seiner Stereoanlage. "Das habe ich mit einem Quickie auch nicht gemeint", erklärte Greg. Während er sie unverwandt ansah, bewegte er sich langsam weiter ins Schlafzimmer, und Suzanne merkte kaum, dass er sie sanft mit sich zog. "Was hast du denn dann gemeint?" "Das du dich diesmal mit nur einem Höhepunkt zufrieden geben musst.“ Erneut überfiel sie Angst, und sie blieb wieder stehen. "Ich dachte, wir wollten keine Erwartungen haben." Greg hielt nun ebenfalls inne. "Heißt das, du hast noch nie …“
"Nein, nein, das wollte ich damit nicht sagen." Bestimmt wurde sie jetzt rot, und sie war froh, dass es im Schlafzimmer so dunkel war. Nervös räusperte sie sich. "Ich hatte schon, aber ... aber ich schaffe das nicht jedes Mal." Liebe Güte, über solche Dinge hatte sie noch nie mit einem Mann gesprochen. Natürlich könnte sie einen Höhepunkt vortäuschen, wie sie das schon ein paar Mal getan hatte. Doch diesmal würde das völlig sinnlos sein. Greg war kein potenzieller fester Partner, den sie mit ihren Lustbezeugungen würde beeindrucken müssen. „Außerdem bin ich wirklich noch ganz steif vom Sport", fügte sie hinzu. "Möchtest du, dass ich dich zuerst massiere?" "Nein!" Das wäre viel zu vertraulich, was eigentlich ein unsinniger Einwand war, wenn man bedachte, weshalb sie heute Abend hierher gekommen war. Greg streichelte mit dem Daumen ihre Handfläche. "Dann gehen wir es ganz gelassen an und sehen, was sich ergibt." Allein seine kleine Berührung und dass sie fast schon bei seinem Bett angelangt waren, erregte sie bereits. Vielleicht könnten sie sich sogar die ganze Nacht lieben, und sie würde ein Dutzend Mal zum Höhepunkt kommen. Doch sie wusste ja, wie rasch sie abkühlte, wenn ein Mann sie zu irgendetwas drängte. "Ich befürchte, du erwartest etwas Bestimmtes von mir, und ich möchte dich nicht enttäuschen." Er atmete hörbar aus und murmelte etwas vor sich hin, das so ähnlich wie "Verdammte Idioten!" klang, doch sie konnte sich absolut nicht vorstellen, wen er damit meinte. "Mach dir darüber keine Gedanken", erwiderte er. "Ich habe das sichere Gefühl, dass es mit dir schön wird." Ihre Angst ließ ein wenig nach. Kein Mann hatte jemals so etwas zu ihr gesagt. Möglicherweise meinte Greg das in Wahrheit auch gar nicht und redete nur beruhigend auf sie ein, um die Zeit zu überbrücken, bevor sie zusammen im Bett landeten. Aber ihr taten diese Worte trotzdem sehr gut. Im Zimmer war es so dunkel, dass sie seinen Gesichtsausdruck nur undeutlich erkennen konnte, was vielleicht auch ganz gut war. Sie sah die Umrisse des hohen Doppelbettes und daneben einen Nachttisch, auf dem eine Lampe stand. Der Raum war so klein, dass er fast vollständig von dem Bett ausgefüllt wurde. Eine Tür an der gegenüberliegenden Wand führte wohl in ein bestimmt ebenfalls kleines Bad. Greg streckte die Hand nach dem Schalter der Nachttischlampe aus. "Nicht." Er zog den Arm zurück. "Kein Licht?" "Mir wäre lieber, das Licht bliebe aus." Sie dachte an ihren einteiligen Hosenanzug, unter dem sie nichts anhatte. "Du wirst kein Licht brauchen." Suzanne bereitete sich auf den üblichen Widerspruch vor. Nach ihrer Erfahrung wollten Männer immer alles sehen, und Licht, wenn möglich sogar Spiegel, war für sie enorm Wichtig. Sie dagegen zog geheimnisvolle Dunkelheit vor.
„Also gut. Wie du wünscht", antwortete Greg jedoch. "Dann werden wir eben alles erfühlen." Der Klang seiner dunklen Stimme sandte ihr einen erregenden Schauer über den Rücken. Mehr und mehr war sie davon überzeugt, dass Greg dies alles nicht aus reiner Gefälligkeit tat. Vielleicht anfangs, doch inzwischen war er voll und ganz bei der Sache. "Ich muss dich allerdings bitten, die Tür zu schließen, damit Matilda uns nicht stört", sagte er. "Und dann wird es hier drinnen sehr dunkel sein." "Das macht mir nichts aus." Je dunkler, desto besser. Vielleicht würde es ihr dann gelingen, so zu tun, als sei sie jemand anderes, jemand, der nicht so schüchtern war. Nachdem sie die Tür zugezogen hatte, herrschte vollkommene Dunkelheit, und die Weihnachtsmusik war nur noch gedämpft zu hören. "Schließ lieber ab", meinte Greg. "Matilda kann die Tür sonst öffnen." Sie drehte den Türknauf, bis sie das Schloss klicken hörte. "Was würde denn passieren, wenn sie hereinkäme?" Wahrscheinlich hatte Greg schon schlechte Erfahrungen mit Matilda bei einer seiner anderen Frauen gemacht. "Ich weiß es nicht." Seine Stimme war jetzt ganz nah an ihrem Ohr. "Sie könnte denken, wir spielen." Greg legte die Hände auf ihre Wangen. "Womit sie in gewisser Weise sogar Recht hätte." Ihr Herz klopfte heftig, als sie seinen warmen Atem auf ihrem Gesicht spürte. "Spielen nennst du das?" "Ich finde, es beschreibt die Sache gut", sagte er leise. "Findest du nicht?" Spielen? Sie war dabei, sich auf das größte sexuelle Abenteuer ihres Lebens einzulassen. Zum Glück würde es in völliger Dunkelheit stattfinden. Vielleicht half ihr das ja, spielerischer zu sein. Von draußen ertönte ihr Lieblingssong, "Carol of the Bells". Sie nahm das als gutes Zeichen. "Ja", antwortete sie. "Bring mir bei, zu spielen." Greg hätte jetzt gern Suzannes Augen gesehen. Dies war der Moment, von dem er so oft geträumt hatte; der Moment, in dem er sich ihr näherte, um sie dann, nach einem weiteren köstlichen Moment, zum ersten Mal zu küssen. Er fragte sich, ob ihre Augen jetzt so strahlten, wie er sich das immer vorgestellt hatte. Doch das würde er nun nie erfahren. Wenn Suzanne Dunkelheit brauchte, um sich ihm hinzugeben, dann sollte es so sein. Vielleicht ein anderes Mal ... Nein, er wollte nicht an die Zukunft denken, nicht einmal an die nächsten Stunden. Seine ganze Aufmerksamkeit sollte auf das Hier und Jetzt gerichtet sein. Auf Suzanne. Der Duft nach Rosen stieg ihm in die Nase. Ihre Haut fühlte sich glatt und warm an, während er mit den Fingern langsam die Konturen ihres Gesichts nachfuhr. Gerade weil er Suzanne nicht sehen konnte, waren seine anderen Sinne geschärft. Er hörte Suzanne eine Spur schneller atmen, als er mit den Daumen ihre Wangen streichelte und sich schließlich bis zu ihren Mundwinkeln vortastete.
An ihrem Wimpernschlag merkte er, dass sie noch immer nervös war. Die schützende Dunkelheit schien nicht auszureichen, damit sie sich entspannte. Er dachte an Matildas anfängliches Zögern, sich von ihm streicheln zu lassen, und beschloss, bei Suzanne die gleiche Taktik anzuwenden wie damals bei seiner Katze. Sanft begann er, auf Suzanne einzureden. "Während ich dich liebe, werde ich dir genau sagen, was ich als Nächstes vorhabe, damit ich dich nicht mit etwas Unerwartetem erschrecke." "Oh!" "Ich berühre also zuerst dein Gesicht, bevor ich dich küsse.“ "Warum?" "Weil es mir gefällt, dich zu streicheln, und sobald ich dich küsse, werde ich dich bestimmt auch noch an anderen Stellen berühren wollen." Der wohlige Laut, den sie jetzt ausstieß, freute ihn. Unter seinen Fingern schien sie sich allmählich zu entspannen. "Du hast wunderschönes Haar." Er fuhr mit den Fingern hindurch und massierte zärtlich ihre Kopfhaut, während er fortfuhr: "Es fühlt sich schön an, und ich mag seinen Duft." Er sprach in dem gleichen ruhigen Tonfall, der bei Matilda so gut funktioniert hatte, obwohl es ihm sehr schwer fiel, gelassen zu bleiben. Die Aussicht auf das Vergnügen, das noch vor ihm lag, steigerte seine Erregung beträchtlich. Zum Glück befanden sich in seiner Nachttischschublade Kondome, die er irgendwann einmal für alle Fälle dort hineingelegt hatte. Jetzt war er froh darüber. Denn wenn er erst auf die Suche gehen müsste, hätte das die Stimmung zerstört, und Suzanne hätte es sich vielleicht doch noch anders überlegt und wäre davongelaufen. "Schließ die Augen", forderte er sie leise auf. "Schließ die Augen und entspann dich. Mach Platz für die guten Gefühle." Sobald er spürte, dass sie ihren Kopf nach hinten sinken ließ, wusste er, dass sie bereit war für einen Kuss. "Befeuchte deine Lippen für mich." Ganz langsam näherte er sich ihrem sinnlichen Mund. Er wusste nicht, ob sie diesen Kuss sehr wollte, doch er sehnte sich mit aller Macht danach. "Ich werde dich jetzt küssen, Suzanne." Mit Bedacht sprach er ihren Namen aus, betonte jede Silbe, während er mit dem Daumen ihre feuchte Unterlippe berührte. "Öffne deine Lippen." Einen Moment zögerte er noch, und sie stieß einen ungeduldigen Seufzer aus. Jetzt war er sicher, dass auch sie diesen Kuss sehr wollte. Er ließ den Daumen auf ihrer Unterlippe ruhen, bis er mit seinen Lippen ihren Mund gefunden hatte. Im letzten Augenblick zog er den Daumen fort und bedeckte ihre zart geöffneten Lippen mit seinen. Greg hatte diesen Kuss langsam angehen wollen, doch als Suzanne die Arme um ihn schlang, drang er mit der Zunge tief in ihren Mund vor. Seinem drängenden Wunsch, den langen Reißverschluss ihres Hausanzugs aufzuziehen, gab er jedoch nicht nach, sondern schob stattdessen die Finger in
ihr wundervolles Haar. Vielleicht lag es an der Dunkelheit, dass ihm dieser Kuss so unbeschreiblich schön vorkam, vielleicht daran, dass er seit Monaten mit keiner Frau mehr zusammen gewesen war. Jedenfalls hatte er noch nie zuvor etwas Ähnliches erlebt. Er ahnte, dass Suzanne zu lieben der Höhepunkt seines bisherigen Lebens werden könnte, und er fragte sich, ob sie überhaupt eine Vorstellung davon hatte, welch unbeschreibliche Lust und wie viel Vergnügen noch vor ihnen lagen. Aber er musste behutsam vorgehen. Er gehörte nicht zu den Männern, die einen leidenschaftlichen Kuss als Garantie auf mehr betrachteten. Allmählich löste er sich von ihren Lippen und rang nach Atem. Sofort zog Suzanne ihn wieder an sich. Langsam, langsam, sagte er zu sich selbst. Bestimmt wusste sie nicht, dass er dicht davor war, die Kontrolle über sich zu verlieren. Andere Männer vergaßen sich vielleicht im Eifer des Gefechts. Doch er hatte gut zugehört, was einige Frauen ihm erzählt hatten, und wusste deshalb, dass wilde Gier eine Menge Schaden anrichten konnte, vor allem beim ersten Zusammensein. Später, wenn er und Suzanne sich besser kannten, konnte er seinem heftigen Verlangen nach ihr vielleicht rückhaltlos nachgeben, ohne dass sie zurückschreckte. Aber jetzt machte er schon wieder den Fehler, Pläne zu schmieden, die völlig unrealistisch waren. Nur die Gegenwart zählte, und er würde aus diesen kostbaren Augenblicken alles herausholen, was möglich war. Er holte tief Atem. "Das war für den Anfang." "Können wir ... können wir das noch einmal tun?" "Gleich", erwiderte er. "Nachdem ich dich hier geküsst habe." Er küsste sie aufs Kinn. "Und hier." Langsam glitt er mit den Lippen tiefer, bis er zum Reißverschluss kam. "Darf ich den jetzt öffnen?" „Ja." Ihre Stimme klang verträumt. Der Reißverschluss machte ein metallisches Geräusch, als er ihn ein Stück herunterzog. "So, nun kann ich dich auch hier berühren." Er hauchte Küsse auf ihr Schlüsselbein. "Deine Haut duftet wundervoll." Tief sog er ihren Duft ein und öffnete den Reißverschluss noch ein Stückchen weiter. Eine Hand in ihrem Nacken, schob er Suzanne sacht zum Bett, während er die zarte Haut oberhalb ihrer Brüste küsste. "Weißt du eigentlich, wie sehr ich dich begehre?" "Nein", antwortete sie leise. "Sag es mir." "Ich begehre dich so sehr, dass meine Hände zittern." Er setzte sich vor ihr auf das Bett. "Der Gedanke, deine Brüste zu umfassen, macht mich ganz verrückt." Er zog den Reißverschluss noch ein paar Zentimeter tiefer. "Ich möchte deine Brustspitzen streicheln." Nun öffnete er den Reißverschluss bis zu ihrer Taille. "Ich will deine Brüste küssen und daran saugen." Sie stöhnte leise.
Langsam schob er die Hände in ihren Hausanzug und fasste sie um die Taille. Dann zog er sie einen Schritt nach vorn, bis sie zwischen seinen Beinen stand. "Ich will dich überall berühren.“ Er wanderte mit den Händen höher. "Ich begehre dich auch." Ihre Stimme zitterte. "Ich werde mir Zeit nehmen, um keinen Zentimeter deines Körpers auszulassen." Schließlich erreichte er die Unterseite ihrer Brüste und hielt einen Moment lang inne. Dann beugte er sich vor und küsste die Brustspitzen. Suzanne atmete tief ein. "Das ist nur der Anfang." Er nahm ihre Brüste in die Hände und schloss die Augen. Wenn diese Nacht die einzige war, die er mit Suzanne verbringen konnte, dann wollte er sich jeden Augenblick fest einprägen. Es sollte eine unauslöschliche Erinnerung für ihn sein, wie wundervoll es war, Suzanne zu lieben. Als Greg ihre Brüste umfasste, geriet Suzanne in Verzückung. In den Liebesromanen, die sie so gern las, wurde die Heldin häufig von den kräftigen, von der Arbeit rauen Händen des Helden bis zur Ekstase gestreichelt. Jetzt erlebte sie endlich selbst, wie es war, von einem Mann berührt zu werden, der seinen Lebensunterhalt mit seiner Hände Arbeit verdiente. Sie hielt Gregs Kopf, bog den Rücken durch und bot ihm ihre Brüste dar. "Jetzt", bat sie, und ihre Stimme klang belegt vor Leidenschaft. Sein kurzes, triumphierendes Auflachen trieb ihr einen Schauer heftiger Erregung über den Rücken. In diesem Augenblick fühlte sie sich unbeschreiblich weiblich. Greg streichelte und massierte ihre Brüste. "Wie die Dame wünscht." Als er mit den Zähnen ihre Knospen liebkoste, stöhnte sie lustvoll auf. "Mehr." Sie konnte kaum glauben, dass diese Aufforderung von ihr kam. Es klang wie der Befehl einer Sexgespielin, dabei war sie überzeugt gewesen, so niemals sein zu können. Doch die Dunkelheit machte sie mutig. "O ja", sagte Greg erregt. "Ganz bestimmt bekommst du noch mehr." Mit der Zunge strich er über ihre aufgerichteten Knospen, und sie spürte ein drängendes Ziehen zwischen den Schenkeln. Als Greg rhythmisch an einer Brustspitze zu saugen begann, klammerte Suzanne sich an seine breiten Schultern und seufzte wohlig. Unter seinem dünnen Baumwollhemd spürte sie die Bewegungen seiner starken Muskeln. Er fasste sie um den Po und zog sie näher an sich. Sie hatte die Hände wieder um seinen Kopf gelegt und tastete nun mit den Daumen zu seinen Mundwinkeln, dorthin, wo seine Lippen sich so zärtlich über ihrer Haut hin und her bewegten. Bei Licht hätte sie sich niemals getraut, sich dermaßen intensiv ihrem Vergnügen hinzugeben, und Gregs Liebkosungen nicht so in vollen Zügen genossen. In der Dunkelheit hörte sie genau, wie erregt Greg atmete, konnte sich ganz auf die kehligen Laute konzentrieren, die er ausstieß. Ja, sie brauchte den Schutz der Dunkelheit, um ihre eigene Lust kennen zu lernen, und Greg war der erste Mann, der sich darauf einließ.
Mit Zunge und Zähnen umspielte er ihre Brustspitzen und saugte immer wieder genüsslich an ihnen. Sie hoffte, er würde Male auf ihrer Haut hinterlassen, damit sie später sicher sein konnte, nicht alles nur geträumt zu haben. Ihre Erregung wurde immer stärker, und das verlangende Ziehen zwischen ihren Schenkeln war beinahe unerträglich. Bei Licht hätte Suzanne den Reißverschluss nie ganz aufgezogen. So forsch war sie in einem solchen Moment noch nie gewesen. Aber jetzt würde niemand es sehen, niemand es wissen, außer Greg, der über diese Nacht nicht sprechen würde. Der Reißverschluss surrte unüberhörbar. Einen Moment lang hielt Greg den Atem an. Dann löste er sich langsam von ihrer Brust. Eine stumme Frage hing in der Luft. "Ich möchte ... " Suzanne zögerte. Sogar die Dunkelheit reichte möglicherweise nicht aus, um auszusprechen, was sie sich wünschte. "Was möchtest du, Suzanne?" fragte Greg mit heiserer Stimme. "Ich habe das Gefühl, ich werde gleich verrückt. Ich möchte, dass du ..." "Dass ich aufhöre?" "Nein! Bring mich zum Höhepunkt", sagte sie schnell, und ihr Gesicht glühte fast genauso wie ihr ganzer Körper. "Glaubst du, ich kann das?" "Ja!" Sie sehnte sich so sehr nach Befriedigung, dass sie ihre Verlegenheit überwand. „Tu es einfach." "Wie?" "Das ist mir ganz gleich." Suzanne glaubte ein leises Lachen zu hören. Als sie eine Hand auf seinen Mund legte, stellte sie fest, dass Greg tatsächlich lachte. "Du lachst mich aus." "Nein." Er nahm ihre Hand und küsste die Fingerspitzen. "Niemals. Ich habe vor Freude gelacht. " Seine Stimme wurde dunkler. "Es gibt nichts auf der Welt, das ich jetzt lieber täte, als dich zum Höhepunkt zu bringen." Er küsste die Mulde zwischen ihren Brüsten. Dann fasste er sie an der Taille um, drehte sie so, dass sie mit dem Rücken zu ihm stand, und zog sie zu sich hinunter, bis sie zwischen seinen gespreizten Beinen vor ihm auf dem Bett saß. "Lehn dich zurück." Eine Hand unter ihren Brüsten, streichelte er mit der anderen ihren Bauch. "Wo warst du nach dem Sport denn noch verspannt?" "Das habe ich vergessen." Dieser Mann, der rostige Wasserrohre reparierte und kaputte Scharniere austauschte, besaß die Hände eines Künstlers. Suzanne bemühte sich, nicht darüber nachzudenken, woher sein Geschick stammte und wie viele Frauen er neben seinen beruflichen Aufgaben auf diese Weise wohl schon liebkost hatte. "Gut. Oh, Suzanne, du fühlst dich so wundervoll an." Er zog immer größere Kreise auf ihrem Bauch, bis er schließlich das gelockte Haar zwischen ihren Beinen streifte. Einen Moment lang hielt er inne, dann kämmte er mit den Fingern durch die feinen Locken. "Lieber Himmel." Sein Atem kitzelte sie am Ohr. "Du bist ja völlig nackt unter diesem Einteiler.“ "Ja."
"Ich hatte keine Ahnung." "Ich dachte ..." Ihr stockte der Atem, als Greg sanft mit zwei Fingern in sie eindrang und sie liebkoste. "Das war eine großartige Idee", sagte er. "Hm." Es gefiel ihr so sehr, was er tat, dass sie sich mit aller Macht zurückhalten musste, um nicht um mehr zu flehen. Gregs Erregung wuchs, während er sich weiter vortastete. "Weißt du, was es bei einem Mann auslöst, wenn er entdeckt, dass eine Frau so für ihn bereit ist, wie du es jetzt für mich bist?" "Nein." "Er ist bereit, alles für sie zu tun." Verheißungsvoll strich er mit dem Daumen über ihren sensibelsten Punkt. "Alles, was er nur kann. Ich spüre deine Lust. Dir gefällt, was ich tue." "Bitte", entschlüpfte es ihr. "Gleich, mein Schatz. Gleich. Du musst mir aber sagen, wie es für dich am schönsten ist. So?" Ganz leicht ließ er seine Finger kreisen. Suzanne keuchte. "Ja." "Und wie ist das?" Er begann seine Finger nun rhythmisch auf und ab zu bewegen, und ein atemloses Stöhnen entrang sich ihrer Kehle. "Ich nehme das als Ja." Auch Greg atmete jetzt schneller. "Und das?" fragte er, während er sie mit dem Daumen streichelte. Suzanne konnte vor Erregung kaum sprechen. Ihr ganzer Körper war angespannt wie ein Bogen, und sie sehnte sich nur noch nach Erfüllung. "Es fühlt sich gut an", stieg sie heiser aus. "Alles, was du tust, ist wundervoll." Greg schien genau zu wissen, wo und wie er sie streicheln musste und in welchem Tempo, um sie rasend vor Verlangen zu machen. Doch jedes Mal, wenn sie kurz vor dem Höhepunkt war, verlangsamte er seine Liebkosungen. „Greg, ich kann nicht mehr", seufzte sie. Er knabberte zärtlich an ihrem Ohrläppchen. "Ist das nicht schön?" "Du machst mich völlig verrückt. Das ist genug." "Also gut." Nun streichelte er sie ohne Pause. Ihre Erregung wuchs und wuchs. „Ja!" rief sie, als die Lust sie fortriss und ein wildes Beben durch ihren Körper ging. Greg hielt sie fest in seinen Armen, bis Suzanne sich mit einem seligen Lächeln an ihn schmiegte. "Das ... das war unglaublich." Etwas Besseres fiel ihr in ihrer momentanen Benommenheit nicht ein. Bisher war sie sich ihres Lustempfindens immer unsicher gewesen. Würde sie kommen oder nicht? Konnte sie oder konnte sie nicht? Doch diesmal war alles anders gewesen. Von dem Augenblick an, als Greg sie geküsst hatte, hatte sich ihre Erregung beständig weiter aufgebaut, und die Frage, ob sie zum Höhepunkt kam oder nicht, hatte sich gar nicht mehr gestellt.
"Ich bin froh, dass es dir gefallen hat." Greg drückte seine Lippen auf die empfindliche Stelle hinter ihrem Ohr. "Ich fand es auch sehr schön." "Wirklich?" "Ganz bestimmt. Es ist aufregend, einer schönen Frau so viel Vergnügen zu bereiten, dass sie aufschreit." "Ich habe tatsächlich geschrieen, nicht wahr?" sagte Suzanne ziemlich verlegen. "Ich wollte dich nicht in Schwierigkeiten bringen. Ich hoffe, niemand..." "Niemand kann uns hören. Wir befinden uns im Untergeschoss. Ich habe außerdem die Decke doppelt isoliert, damit ich nicht höre, wenn die Leute durch die Eingangshalle laufen." Und damit niemand hört, wenn du Sex mit den Mieterinnen hast, dachte sie. Aber das durfte ihr nichts ausmachen, denn die Abgeschiedenheit seiner Wohnung und die Dunkelheit seines Schlafzimmers waren das, was sie gebraucht hatte, um sich endlich einmal gehen zu lassen. "Danke, dass du nicht das Licht angeschaltet hast." Greg hatte ihr gerade den wunderbarsten Höhepunkt ihres Lebens verschafft, aber Suzanne war viel zu schüchtern, um ihm das zu sagen. "Kein Problem. Weißt du, was ich denke, was jetzt am besten ist?" Er küsste sie auf den Nacken. "Was denn?" Hoffentlich schlug er nicht vor, das Licht anzuschalten. "Ich finde, für das erste Mal haben wir viel erreicht. Wir sollten das Glück nicht herausfordern." In Wahrheit hatte Greg einfach Angst, dass, wenn sie sich die ganze Nacht liebten, Suzanne glauben könnte, sie hätte schon alles erlebt, was er zu bieten hatte, und nicht mehr herkommen. Wenn sie jetzt aber aufhörten, war sie vielleicht neugierig darauf, was er noch alles auf Lager hatte und würde sich noch einmal mit ihm treffen wollen. Mit etwas Glück würde es ihm dann vielleicht ein weiteres Mal gelingen, ihr Befriedigung zu schenken. Das war natürlich ein riskantes Manöver, vor allem deshalb, weil er jetzt nicht ihren Gesichtsausdruck sehen konnte. So konnte er nicht abschätzen, wie sie seinen Vorschlag auffasste. Als Suzanne schwieg, vermutete er, verloren zu haben. Nach einem Moment räusperte sie sich. "Greg, wenn du mich los sein willst und dich nicht mehr mit mir treffen willst, kannst du das einfach sagen. Ich bin schon ein großes Mädchen und kann das ertragen." Ihre Reaktion verblüffte ihn. Nie im Leben hätte er sich vorgestellt, dass sie so etwas von ihm vermuten könnte, nachdem er so zärtlich zu ihr gewesen war. Er drehte sie zu sich und legte die Hände um ihren kopf. "Wenn du so ein großes Mädchen bist, dann sollte dir klar sein, dass ich in den nächsten vierundzwanzig Stunden an nichts anderes denken werde als daran, dich erneut zu küssen und zu lieben, um dich danach wieder in meinen Armen zu halten." "Oh!" "Ja, so ist das, aber wenn du schon heute Nacht alles erleben willst, dann lass ich mich sofort dazu überreden. Die Entscheidung liegt allein bei dir."
Sie zögerte. "Du willst also, dass ich morgen Abend wieder herkomme?"
"Ja.“
"Wann?"
"Wann immer du Zeit hast."
"Ich bin morgen mit Terri im Fitnessclub verabredet."
"Dann komm danach." Plötzlich hatte er eine Idee. "Hast du Lust, mir morgen
Abend beim Schmücken meines Weihnachtsbaums zu helfen?" "Ist das eine Anspielung auf eine besondere Sexvariante?" Er lachte. Sie hatte wirklich Sinn für Humor. Doch offenbar glaubte sie auch, Männer würden immer nur an das eine denken. Manchmal mochte das sogar stimmen, aber diesmal hatte er tatsächlich nicht an Sex gedacht. "Nein", antwortete er. "Ich würde mich wirklich freuen, wenn du mir hilfst, den leeren Baum draußen im Wohnzimmer zu schmücken. Allein macht das einfach keinen Spaß." "Ja, das stimmt." Ihm fiel ein, dass sie ihren Baum wahrscheinlich alleine geschmückt hatte. Ein weiterer Grund, ihm bei seinem zu helfen. Je mehr er über diese Vorstellung nachdachte, desto besser gefiel sie ihm. "Du erwartest doch nicht, dass wir den Baum nackt schmücken, oder?"
Das war eine super Idee. Doch ihm war klar, dass Suzanne für solche
ausgelassenen Spielchen noch nicht bereit war. "Nein, das war nicht mein Plan." Sie seufzte. „Aber es wäre dein Plan, wenn ich ein wenig lockerer wäre." "Hör mir zu." Er streichelte mit den Daumen ihre Wangen. "Für mich bist du locker genug. Ich hatte eine wundervolle Zeit heute Abend und freue mich schon auf morgen." "Das geht mir genauso", sagte sie leise. "Nun wird es aber Zeit, uns zu verabschieden." Er nahm sie bei den Armen und half ihr beim Aufstehen. "Diesen Reißverschluss ziehst du besser selbst hoch, damit ich dir nicht wehtue." Ein surrendes Geräusch verriet ihm, dass sie seinen Rat befolgte. "Ich werde dich zum Abschied lieber nicht küssen, weil ich im Moment zu erregt bin." "Greg, das finde ich nicht richtig. Ich sollte bleiben und ..." „Kommt nicht infrage. Das heben wir uns fürs nächste Mal auf", erklärte er zärtlich. "jetzt geh nach oben." Er vermutete, dass sie ein wenig verlegen war und es ihr lieber wäre, wenn er im Schlaf Zimmer blieb. Was ihm sehr gelegen käme, weil er jetzt kaum laufen konnte. „Also gut. Gute Nacht, Greg."
„Gute Nacht, Suzanne. Schlaf gut."
Kurze Zeit darauf hörte er sie seine Wohnungstür öffnen und wieder schließen.
6. KAPITEL
Weihnachtsmusik klingt in Gregs Wohnung viel schöner als im Fitnessstudio, dachte Suzanne, während sie mit einer der schrecklichen Kraftmaschinen kämpfte, zu der Terri sie überredet hatte. Das Ziel der Übung war, die Schenkel zu schließen, während die Maschine ihr Bestes tat, sie wieder auseinander zu drücken. Terri hatte natürlich keine Schwierigkeiten mit ihrem Gerät zur Verbesserung der Oberschenkelmuskulatur. "Kannst du mir nicht ein wenigstens ein klitzekleine bisschen mehr von dem erzählen, was du mit ihm erlebt hast?" fragte sie, während sie mit der Kraft einer Amazone ihre Schenkel zusammenpresste. Es war gar nicht nötig, dass sie näher erläuterte, von wem sie sprach. Greg war das einzige Gesprächsthema seit sie heute Morgen in den Bus zur City gestiegen waren, wo ihre Firma lag. "Ich habe dir schon alles erzählt." Unter großer Anstrengung gelang es Suzanne, ihre Schenkel noch einmal zu schließen. Die Kraftmaschine drückte sie sofort wieder auseinander. Dieses Gerät hat bestimmt ein Mann entwickelt dachte sie Ein Ingenieur, der als Nebenfach Geschichte belegt ha und eine ausführliche Arbeit über die spanische Inquisition schreiben wollte. „Du hast mir erzählt, dass Greg das Abflussrohr deines Waschbeckens repariert hat und dass du ihn mit Suppe und Kräckern gefüttert hast", sagte Terri. „Du hast mir eine Reihe von Nebensächlichkeiten aufgezählt, aber das Wesentliche hast du mir ganz bestimmt nicht geschildert." Sie nahm einen Schluck Wasser. Männer erzählen für gewöhnlich sehr langatmig. Eine Frau dagegen weiß, worauf es beim Erzählen ankommt." Suzanne biss die Zähne zusammen und schaffte es ein weiteres Mal, die Knie zu schließen. "Kann nicht reden. Muss mich konzentrieren." „Also gut. Wir unterhalten uns später weiter bei einem Drink." Eine halbe Stunde später schleppte Suzanne sich zu einem Hocker an der Saftbar. Heute hatte sie sich etwas übernommen, besonders bei dieser Kraftmaschine für die Schenkel. Doch wenn sie sich bei ihrem Training zurückgehalten hätte, hätte Terri wissen wollen, wieso. Sie wollte Terri aber auf keinen Fall noch neugieriger machen, als sie es sowieso schon war. Außerdem hatte Suzanne festgestellt, dass das Training eine beruhigende Wirkung auf sie hatte. Den ganzen Tag war sie schrecklich unkonzentriert und zerstreut bei der Arbeit gewesen. Doch zum Glück vermutete niemand außer Terri den Grund dafür. Den ganzen Tag schon löcherte Terri sie mit ihren Fragen. Doch sie hatte nicht die Absicht, ihr noch mehr zu erzählen. Terri hatte sie zwar auf Greg gebracht, doch das gab ihr nicht das Recht, Einzelheiten zu erfahren. Im Übrigen waren Einzelheiten gar nicht nötig, da Terri ja vor ihr eine Affäre mit Greg gehabt hatte. Darüber wollte Suzanne allerdings lieber nicht nachdenken.
Terri schob ihr einen Drink zu. "Eines kannst du mir aber wenigstens verraten. Findest du nicht, dass er der süßeste, aufmerksamste Mann ist, den du jemals kennen gelernt hast?" "Er ist sehr nett." Suzanne dachte an den unglaublichen Höhepunkt, den sie durch Greg erlebt hatte, und musste insgeheim zugeben, dass er wirklich äußerst aufmerksam war. "Du wirst mir also tatsächlich nicht verraten, wie es gelaufen ist?" Suzanne nahm einen Schluck Saft. Sie war Terri dankbar, eigentlich sogar mehr als dankbar. Sie stand in Terris Schuld, weil sie durch sie eine völlig neue Erfahrung gemacht hatte. Deshalb wollte sie Terri auch auf keinen Fall kränken. „Terri, ich bin wirklich froh, dass du mich überhaupt in das Geheimnis über Greg eingeweiht hast, ehrlich. Aber ich habe ein ungutes Gefühl, über etwas zu sprechen, das zwischen Greg und mir vorgefallen ist, weil du und Greg ... Nun, ihr seid doch mal zusammen gewesen und..." "Darüber muss ich dir noch etwas sagen." "Oh, bitte nicht." Suzanne befürchtete, Terri würde ihr ihre Affäre mit Greg in allen Einzelheiten schildern, was mit ein Grund war, warum sie über ihre schwieg. Denn wenn sie sich Terri anvertraute, konnte die sich dazu verpflichtet fühlen, sich ihr ebenfalls anzuvertrauen. Sie wollte aber nichts über Gregs Intimleben mit anderen Frauen hören und schon gar nicht, wenn es sich dabei auch noch um eine Freundin handelte. "Es ist aber wichtig", erklärte Terri. "Weißt du was? Lass uns doch einfach das Privatleben des anderen respektieren und nicht darüber reden, einverstanden?" "Ich habe nicht mit ihm geschlafen." Suzanne verschüttete beinahe ihren Drink. "Du hast nicht ... ?" Himmel, Terri war nicht mit Greg im Bett gewesen! Doch diese herrliche Neuigkeit warf jede Menge Fragen auf. "Was hast du denn dann gemeint, als du sagtest, er sei der perfekte Kandidat für eine heiße Affäre? Wie kann er dein Liebhaber gewesen sein, wenn du nicht mit ihm geschlafen hast?" Terri sah sie eine Weile schweigend an, bevor sie erwiderte: „Wenn du irgendjemandem auch nur ein Wort davon verrätst, werde ich persönlich in dein Apartment schleichen und eine ganze Flasche Rotwein über dein weißes Sofa schütten." Suzanne öffnete den Mund, um ein feierliches Versprechen abzugeben, doch Terri sagte: "Schon gut. Du scheinst Geheimnisse besser zu bewahren als ich. Ich hatte mir nämlich geschworen, niemals jemandem davon zu erzählen, und jetzt habe ich es ausgeplaudert. Aber ich konnte dich doch nicht in dem Glauben lassen, dass Greg und ich eine Affäre hatten, wenn dich diese Vorstellung so offenkundig gestört hat." "Eigentlich hat sie mich nicht gestört." "Doch, das hat sie." „Also gut, du hast Recht. Von den anderen Frauen kenne ich keine, aber dich kenne ich. Das macht den Unterschied."
"Du hast dir nichts vorzuwerfen. Ich hätte dir gleich die Wahrheit sagen sollen." Irgendwie hatte Suzanne den Eindruck, dass Terri etwas vor ihr verbarg. "Du brauchst nicht zu behaupten, du hättest nicht mit ihm geschlafen, nur um meine Gefühle zu schonen. Ich will bloß keine Einzelheiten hören." "Wir haben uns geküsst. Das ist alles. Der Kuss ging ausschließlich von mir aus, und das ist die Wahrheit." Suzanne bezweifelte das. Terri war eine schöne Frau, eine, die Greg bestimmt gern küsste. Sie wollte sich das nur nicht vorstellen. "He, ich gebe das wirklich nicht gern zu", fuhr Terri fort. "Glaub mir, das würde ich auch nicht, wenn ich nicht sähe, dass die Vorstellung, ich sei mit ihm ins Bett gegangen, dich völlig aus der Fassung bringt. Aber ich will nicht, dass du dich wegen nichts quälst." Suzanne wurde es langsam klar, dass sie Terri unterschätzt hatte. Die Besuche im Fitnessclub brachten nicht nur ihrer Kondition etwas, sondern sie verbesserten auch ihre Freundschaft. "Vielen Dank." Sie atmete auf. "Ich muss zugeben, ich fühle mich jetzt besser.“ "Gut." "Allerdings verstehe ich nicht, weshalb du überhaupt gewollt hast, dass ich annehme, du hättest eine Affäre mit Greg gehabt." Terri zuckte die Schultern. "Weibliche Eitelkeit. Ich wollte keine Ausnahme sein, die Einzige, mit der er nicht geschlafen hat. Als sich nichts zwischen uns abspielte, wollte ich das unbedingt für mich behalten. Soweit ich weiß, ist mir das auch gelungen." "Du hattest also keine Angst, dass Greg darüber spricht?" Der Gedanke, die anderen Mieterinnen könnten von ihren Abenteuern mit Greg erfahren, trieb Suzanne einen eiskalten Schauer über den Rücken. "Ganz bestimmt nicht. Greg ist absolut diskret. Das sind mehr Gerüchte, die sich die Frauen untereinander erzählen. Wenn du deinen Mund hältst, wird niemand erfahren, was sich wirklich zwischen euch ereignet hat oder nicht." Terri lächelte ein wenig schief. "Aus Stolz tat ich so, als hätte ich mit ihm geschlafen." Nachdenklich betrachtete sie ihr Glas. "Das Komische ist, obwohl wir keinen Sex miteinander hatten, hat er mein Selbstbewusstsein mehr gestärkt als die Männer, mit denen ich im Bett war." Suzanne nickte. "Er löst viel aus mit nur einem Blick." "Das stimmt. Er kann einen so anerkennend ansehen, dass man sich selbst plötzlich in einem völlig neuen Licht sieht." "Genau. " Terri beugte sich vor und drückte Suzannes Hand. "Ich werde dich nicht bedrängen, mir mehr zu erzählen, aber eine Sache interessiert mich doch noch. Wirst du ihn wieder sehen?" "Ja", gab Suzanne zu.
"Gut. Nach der Trennung von Jared warst du ziemlich niedergeschlagen. Dein Ego kann wirklich etwas Auftrieb gebrauchen. Greg ist dafür genau der Richtige." "Aber was ist mit seinem Ego? Ich meine, benutzen wir ihn nicht alle irgendwie?" Terri lachte. "Ich glaube, um sein Ego brauchen wir uns keine Sorgen zu machen. Ich bin überzeugt, es freut ihn, wenn er uns nach einer kaputten Beziehung wieder aufrichtet. Komm schon, welcher Mann wäre nicht gern an seiner Stelle? Schließlich hat Greg sich in gewisser Weise einen eigene n Harem in unserem Gebäude geschaffen." "Möglich." Daran wollte Suzanne aber lieber nicht denken. Im Augenblick wollte sie einfach glauben, dass sie etwas ganz Besonderes für Greg war und nicht nur eine von vielen Frauen. Greg gab ihr das Gefühl, dass er wirklich gern mit ihr zusammen war. Vielleicht war er ja gar nicht so glücklich mit seiner Rolle in ihrem Apartmentgebäude. Sie konnte sich jedenfalls des Gefühls nicht erwehren, dass er einsam war. Normalerweise schob Greg den Kauf seiner Weihnachtsgeschenke bis kurz vor Heiligabend auf. Doch an diesem Nachmittag hatte er nicht nur Christbaumschmuck und Lichterketten gekauft, sondern war in der Stimmung gewesen, auch Geschenke für seine Mutter, seine Schwester und seine beiden Brüder zu besorgen. Allmählich wurde Weihnachten mit seiner Familie wieder ein schönes Fest, und er freute sich darauf, in diesem Jahr mit allen zu Hause in Joliet zu feiern. Obwohl er seinen Vater sicher immer vermissen würde, war die Trauer über seinen Tod im Lauf der Jahre erträglicher geworden. Jetzt konnten sie zu Hause sogar Geschichten von ihm erzählen, ohne dass alle in Tränen ausbrachen. Sobald Greg in seiner Wohnung angekommen war, verstaute er die Geschenke für seine Familie im Schlafzimmerschrank. Dann stellte er die Schachteln mit dem Weihnachtsschmuck ins Wohnzimmer und brachte zwei dicke Kerzen ins Schlafzimmer, weil er hoffte, Suzanne würde erlauben, diese heute Abend anzuzünden. Zuletzt stellte er eine Flasche mit Massageöl auf seinen Nachttisch. Alle Vorbereitungen waren getroffen, nun musste er nur noch auf Suzanne warten. Hoffentlich kam sie. Die Möglichkeit, dass sie nicht kam, machte ihn so nervös, dass er anfing, ruhelos in seiner Wohnung hin und her zu laufen, was Matilda ganz verrückt machte. Ein paar Mal folgte ihm die Katze auf seinen Rundgängen. Dann hatte sie genug davon und machte es sich in seinem Lesesessel gemütlich. Die Zeit schien heute endlos langsam zu vergehen. Als schließlich die Türglocke läutete, erschrak er fast genauso wie Matilda, die wie immer sofort ins Schlafzimmer rannte. Sein Herz klopfte heftig, als er die Tür öffnete. Suzanne sah wundervoll aus. Sie trug ein rotes Twinset, einen kurzen schwarzen Rock und hohe Wildlederstiefel. Ihr herrliches Haar fiel ihr offen auf die Schultern.
Am liebsten hätte er sie in die Arme genommen und geküsst. Doch er wollte nichts überstürzen. "Hallo", sagte er deshalb nur und trat einen Schritt beiseite, um sie hereinzulassen. Suzanne sah sich um und entdeckte die Schachteln mit dem Weihnachtsschmuck. "Wie ich sehe, hast du schon alles vorbereitet." Greg folgte ihr. "Darf ich dir etwas zu trinken anbieten?" "Nein danke, im Augenblick möchte ich nichts." Er verstand nicht, weshalb sie so zurückhaltend war. Irgendetwas war mit ihr los. Vielleicht war es ihr inzwischen peinlich, dass sie sich einem Hausmeister hingegeben hatte. Bis jetzt hatte er zwar nichts Snobistisches an ihr bemerkt, doch er kannte sie ja noch nicht gut. Vielleicht würde sie ihn genau dann verletzen, wenn er anfing zu glauben, dass sie anders war als die anderen. "Wo ich herkomme, fängt man beim Baumschmücken mit den Kerzen an", sagte er, während er eine der Schachteln nahm. "So kenne ich das auch. Du musst die Lichterketten aber erst testen." "Richtig. Holst du die zweite Lichterkette aus der anderen Schachtel, dann teste ich sie auch gleich." „Natürlich." Er wickelte die Lichterkette auseinander, steckte den Stecker in die Dose, und viele kleine Lichter flammten auf. "Diese Kerzen sind in Ordnung." Er drehte sich zu Suzanne und stellte fest, dass sie ihm traurig zugesehen hatte. Sofort setzte sie eine fröhliche Miene auf und reichte ihm die zweite Lichterkette. "Findest du die bunten nicht auch am schönsten? Terri meinte, ich solle weiße Kerzen nehmen, weil sie besser zu meiner Einrichtung passen, aber ..." "Suzanne, was ist los?" Er ärgerte sich über seine Idee. Wahrscheinlich hatte Suzanne letztes Jahr den Weihnachtsbaum mit Jared geschmückt, und jetzt kamen wehmütige Erinnerungen in ihr hoch. "Was los ist? Wie kommst du denn darauf, dass etwas los ist?" "Weil du so traurig aussiehst." Er stand auf. "Wir müssen das nicht tun. Mir hätte klar sein sollen, dass du letzte Weihnachten mit Jared verbracht hast und deshalb gar keine Lust hast, jetzt mit mir diesen Baum zu schmücken. Lass uns damit aufhören, okay?" Sie blickte zu ihm hoch, und in diesem Augenblick sah sie wie ein kleines Mädchen aus. "Es ist nicht wegen Jared. Man würde zwar vermuten, dass wir den Baum zusammen geschmückt haben, aber in Wahrheit habe ich das nahezu allein gemacht, während er Football gesehen und Anweisungen gegeben hat. Das kann man nicht gerade eine romantische Erinnerung nennen." Greg fing an, sich zu fragen, ob Jared überhaupt romantische Erinnerungen mit Suzanne geschaffen hatte. "Warum bist du dann so traurig?" Suzanne senkte den Blick und strich mit dem Finger über den Rand der Pappschachtel, aus der sie die zweite Lichterkette genommen hatte. Als du vor der Steckdose in die Hocke gingst und all die kleinen Lämpchen aufleuchteten,
hat mich irgendetwas an meinen Dad erinnert, wie er die Lichterketten geprüft hat, damals, als ich noch ein Kind war." Ihre traurige Stimme versetzte ihm einen Stich, und er hoffte, dass ihrem Vater nichts zugestoßen war. "Das tut mir Leid." Sie sah wieder hoch. "Das muss es nicht. Ich verstehe meine Reaktion eigentlich gar nicht. Meine Eltern sind seit Jahren geschieden, und ich habe mich längst damit abgefunden." Zumindest lebte ihr Vater noch. Doch eine Scheidung brachte für ein Kind eine Menge Kummer mit sich. "Gefühle kann man nicht immer erklären", erwiderte er. "Sie sind häufig einfach da." Suzanne holte tief Atem. "Wir machen nicht gerade Fortschritte mit diesem Baum, oder?" „Arbeiten wir auf Zeit?" "Ich glaube, nicht." Greg blickte ihr fest in die Augen. "Ich weiß nicht, wie es bei dir ist, aber ich habe die ganze Nacht Zeit." Ihre Wangen röteten sich. "Ich schätze, ich sollte aber irgendwann heute Nacht ein wenig Schlaf bekommen. Morgen ist ein Arbeitstag und ..." Er lächelte sie an. "Willst du mir damit sagen, dass wir uns ein wenig beeilen sollen? Weißt du, wir können auch gern aufhören, diesen Baum zu schmücken." Verlegen senkte sie den Blick. "Nein, nein, lass uns den Baum schmücken." Sie reichte ihm die zweite Lichterkette. „Du testest jetzt diese, während ich anfange, die erste anzubringen." "In Ordnung", erwiderte er weiterhin lächelnd. "Du bist die Chefin." Auch wenn er es fast nicht mehr erwarten konnte, Suzanne in die Arme zu nehmen, wollte er sich gern mit ihr unterhalten, um sie besser kennen zu lernen. Greg prüfte nun die zweite Lichterkette. "Siehst du deinen Dad noch oft?" "Nein, nicht oft. Er hat wieder geheiratet und jetzt noch zwei weitere Kinder. Irgendwie ..." Als sie nicht weitersprach, sah er über die Schulter zu ihr. "Irgendwie?" Suzanne hatte schon ein paar Kerzen in den oberen Zweigen angebracht. Nun hörte sie auf und begegnete Gregs Blick. "Das ist nicht fair", erklärte sie. "Wenn ich dir von meinem Vater erzähle, musst du mir versprechen, dass du mir auch von deinem erzählst." Dass sie auf seine Familie neugierig war, überraschte Greg. Denn falls sie nur auf eine kurze Affäre mit ihm aus war, konnte er sich nicht vorstellen, weshalb Suzanne etwas über seine Familie wissen wollte. „Also gut", erwiderte er ernst. "Ich verspreche es." Er stand auf. "Was wolltest du gerade über deinem Dad sagen?" Sie zuckte die Schultern und wandte sich wieder ihrer Aufgabe zu. "Bloß, dass ich mir immer irgendwie wie eine Außenseiterin in seinem Haus vorkomme." Während sie sich nach oben streckte und eine Kerze umsteckte, schmiegte sich der weiche Pulli an ihre Brüste, und Greg konnte kaum den Blick lösen.
„Außerdem ist meine Mom noch immer nicht wirklich über die Scheidung hinweg", fuhr sie fort. "Sie hat nicht mehr geheiratet, und ich bin sicher, es trifft sie jedes Mal hart, wenn ich bei meinem Vater bin." "Das hört sich nach einer schwierigen Situation an." Man hatte ihr ihren Vater vorenthalten, sowohl durch seine neue Familie als auch durch ihre Mutter, die unterschwellig Druck auf sie ausübte. Das erklärte vielleicht auch, weshalb sie einem Idioten wie Jared erlaubt hatte, über sie zu bestimmen. Sie hatte sich einfach nach einem Mann in ihrem Leben gesehnt. "Nun, es könnte schlimmer sein." Suzanne wollte sich nicht selbst bemitleiden. "Aber jetzt bist du dran." Sie warf ihm über die Schulter einen Blick zu. "Gestern Abend, in meiner Wohnung, als ich dich gefragt habe, ob du in die Fußstapfen deines Vaters trittst, hast du mitten im Satz aufgehört." "Mein Vater lebt nicht mehr." "O Greg." Sie senkte die Arme und wandte sich zu ihm. "Kam sein Tod unerwartet?" "Ja. Mein Vater hatte einen Herzanfall. Er war erst fünfundvierzig.“ "Wie schrecklich." Mitgefühl lag in ihrem Blick. "Verglichen damit, darf ich mich über meine Situation wirklich nicht beschweren." "Ich denke, mir hatten es beide nicht einfach", sagte Greg. "Ja, das mag wohl sein", stimmte sie leise zu. Während er Suzanne betrachtete, sehnte er sich danach, sie endlich in die Arme zu nehmen und zu trösten. Es wurde wirklich Zeit, dass sie diesen Baum fertig schmückten, um zu den mächtigeren Dingen überzugehen. "Ich hätte nicht gedacht, dass es dermaßen lange dauert, einen Weihnachtsbaum zu schmücken." Er reichte ihr die zweite Lichterkette. Suzanne lachte. "Wie viele von diesen Büchern hast du eigentlich schon gelesen?" erkundigte sie sich dann mit einem Blick auf seine vollen Regale. Jetzt fängt es also an, dachte Greg mit leisem Bedauern. Suzanne würde herausfinden, wie belesen er war, und dann würde sie ihn bedrängen, seine Lebensumstände zu verbessern. Nun, bringen wir es gleich hinter uns, entschied er. "Ich habe fast alle gelesen", antwortete er. "Mit dem Band von Charles Dickens, den ich erst letzten Monat gekauft habe, bin ich noch nicht …“ "Alle?" Suzanne ging zu den Regalen und begann die Autoren zu lesen. "Emerson, Thoreau, Whitman, Dickinson. Und das sieht aus wie das Gesamtwerk von Shakespeare.“ "Das ist es auch." "Und hier sind ja mehrere Bände über den Aufstieg und Fall des Römischen Reichs und Platons Gedanken zur Republik und das Kamasutra ..." Diesen Buchrücken betrachtete sie ein wenig länger. Greg fragte sich, ob er sich rechtfertigen sollte und erklären, weshalb er dieses Buch besaß, für den Fall, dass Suzanne es gelesen hatte und Anstoß an dem etwas chauvinistischen Ton nahm. "Das Original ist vielleicht ein bisschen sexistisch, aber ich wollte auf jeden Fall einen Blick hineinwerfen. Damals, als
es geschrieben wurde, spielten die Frauen eine untergeordnete Rolle. Ich habe inzwischen aber modernisierte Fassungen gelesen, in denen die Frauen als gleichwertige Partnerinnen im Liebesspiel beschrieben werden." "Ich, ehrlich gesagt, habe noch keine einzige Fassung gelesen." Suzanne schluckte. Aber das kenne ich." Sie strich mit dem Finger über den Buchrücken von "Lady Chatterley". Greg dachte an die Story des Romans. Eine Gutsherrin hatte eine Affäre mit dem Gärtner. Hatte das nicht Ähnlichkeit mit ihrer Situation? Suzanne, die weiter seine Buchtitel studierte, betrachtete jetzt seine Sammlung an psychologischen Sachbüchern und die Bände über Politik und Wirtschaft. "Ein paar dieser Bücher habe ich an College gelesen", murmelte sie, als würde sie mit sich selbst sprechen. Hoffentlich ist das nicht der Anfang vom Ende unserer Beziehung, dachte Greg. Mehrere Frauen hatten ihn schon gedrängt, zurück aufs College zu gehen, um seine berufliche Situation zu verbessern. Doch jedes Mal hatte er ihre Vorschläge rasch beiseite geschoben. Diese Frauen hatten aber niemals seine Büchersammlung gesehen, und abgesehen von seiner Familie hatte er niemandem erzählt, dass er mit diesen Büchern praktisch im Alleingang seine Collegeausbildung nachgeholt hatte. Wahrscheinlich würde Suzanne nicht widerstehen können, zu versuchen, ihn sozusagen zu retten, wenn sie merkte, wie viel er sich angelesen hatte. Doch sosehr er sich auch danach sehnte, mit ihr zusammen zu sein, so wollte er doch auf keinen Fall einen Vortrag von ihr hören, dass er als Hausmeister seine Talente verschwende. Seine Arbeit war seine Entscheidung, und er wünschte sich, dass sie das respektierte. Nachdem sie nun das Ende der Regale erreicht hatte, drehte sie sich wieder zu ihm. "Gibt es irgendein Gebiet, das du nicht studiert hast?" "Astronomie", erwiderte er offen, "aber das habe ich mir fürs nächste Jahr vorgenommen." Als sie zu ihm zurückkam, wartete er darauf, dass sie ihn fragte, weshalb er als Hausmeister so viele Dinge wissen wolle und warum er mit all diesem Wissen nicht daran arbeite, einen angeseheneren Job zu bekommen. Suzanne sah ihn einen langen Moment an, stellte aber keine einzige Frage. Stattdessen streckte sie nach einer Weile die Hand nach der Lichterkette aus, die er noch immer hielt. "Wollen wir den Baum weiter schmücken?" "Gern." Vielleicht wartet sie noch ab, dachte Greg im Stillen. Aber er würde darauf wetten, dass sie irgendwann wissen wollte, weshalb ein Mann mit einer kleinen Bibliothek in seiner Wohnung und einem Bildungsstand, der einem Hochschulstudium gleichkam, in einem Untergeschossapartment wohnte, undichte Rohre und kaputte Lichtschalter reparierte und damit seinen Lebensunterhalt verdiente.
7. KAPITEL
Suzanne hätte gern gewusst, ob schon jemals eine andere Frau aus dem Apartmentgebäude in Gregs Wohnung gewesen war. Doch ihn nach ihren Vorgängerinnen zu fragen, wäre taktlos gewesen. Laut Terri war er absolut diskret, und das wollte sie respektieren. Vermutlich wäre auch längst darüber getuschelt worden, wenn eine von Gregs Geliebten aus dem Haus gesehen hätte, wie viele Bücher er hatte. Suzanne begann zu glauben, sie sei über ein Geheimnis gestolpert. In diesem Fall wollte sie das Geheimnis aber auch bewahren. Schließlich waren die Lichterketten am Baum angebracht, und während sie den anderen Schmuck befestigten, stellte sie Greg Fragen über seine Familie. Sie erfuhr, dass er noch zwei jüngere Brüder und eine jüngere Schwester hatte. Greg schien mit dem Schmücken des Baumes rasch vorankommen zu wollen und keine Lust zu haben, ausführliche Gespräche über seine Verwandtschaft zu führen. Doch zumindest beantwortete er alle ihre Fragen. Seine Ungeduld, mit dem Baum fertig zu werden, amüsierte Suzanne. Sie wusste genau, weshalb er sich beeilte. Doch sie wollte keinesfalls die Chance verstreichen lassen, mehr über diesen faszinierenden Mann zu erfahren. Außerdem lag es ihr nicht, irgendetwas schlampig zu erledigen. "Ich finde, das hier hängt ein wenig zu nah an dieser roten Kugel." Sie nahm einen Stern wieder ab, den Greg angebracht hatte, und hängte ihn an eine andere Stelle. "So ist es viel besser. Wie alt ist eigentlich deine kleine Schwester?" Er seufzte. "Dreiundzwanzig, und ich bin wirklich froh, dass ich nicht noch mehr Weihnachtsschmuck gekauft habe. Das dauert alles viel zu lange." "So eine Aufgabe wie das Schmücken eines Baumes darf man nicht überstürzen", sagte sie mit einem nachsichtigen Lächeln. Sie bückte sich, um eine Christbaumkugel an einen niedrigeren Ast zu hängen, und verzog leicht das Gesicht, weil ihre Muskeln dabei schmerzten. "Hast du immer noch Muskelkater?" fragte Greg sofort. Offenbar beobachtete er sie sehr genau. Dieser Gedanke erregte sie. "Ein bisschen. "Dann finde ich, wir sollten jetzt mit Schmücken aufhören. Ich könnte dir helfen, den Muskelkater zu vertreiben, wenn wir ..." „Aber wir haben doch noch gar nicht alles drangehängt, was du gekauft hast." Sie warf einen Blick auf die offenen Schachteln. "Kaum die Hälfte." "Mir ist inzwischen klar, dass ich viel zu viel gekauft habe." "Eigentlich nicht. Du willst doch, dass der Baum hübsch aussieht, oder?" "Ich will, dass er geschmückt aussieht, und das ist der Fall." „Also gut." Sie hängte einen letzten Stern auf und trat einen Schritt zurück, um ihre Arbeit zu begutachten. Die Kerzen waren in gleichmäßigen Abständen angebracht, und keine gleichfarbigen Kugeln hingen nebeneinander. "Habe ich vorhin nicht noch ein Päckchen Lametta gesehen?"
"Nein. " "Doch." Sie drehte sich genau in dem Augenblick um, als Greg etwas hinter seinem Rücken versteckte. "Komm schon, Greg. Oder hast du Sorge, Matilda könnte das Lametta erwischen?" "Das ist nicht der Grund. Es liegt an mir. Ich hasse Lametta." Sie ging zu ihm. "Warum hast du es denn dann gekauft?" Er trat einen Schritt zurück. "Aus purer Gewohnheit." „Am Baum fehlt aber irgendwie etwas ohne Lametta." Mit ausgestreckter Hand kam sie näher. "Gib es mir, dann erledige ich das für dich, wenn du keine Lust dazu hast." "Niemals." Erneut zog er sich ein Stückchen zurück. "Ich würde schwören, dass du Faden für Faden aufhängst." Mit gespieltem Entsetzen sah sie ihn an. "Du willst mir doch nicht erzählen, du hängst das Lametta büschelweise auf?" "Heute Abend würde ich das tun." Langsam machte er einen Schritt nach dem anderen rückwärts. "Heute Abend, würde ich es sogar mit einer Mistgabel auf den Baum werfen." Suzanne merkte, wohin er steuerte. Ein weiterer Schritt und er würde sich im Schlafzimmer befinden. "Greg, der Baum ist ohne Lametta nicht fertig geschmückt." Eigentlich ärgerte es sie ein wenig, dass sie das überhaupt störte. Doch es war nun einmal ihre Arte, eine Aufgabe erst zu Ende zu führen, bevor sie etwas Neues anfing. Offenbar konnte nicht einmal die Aussicht auf heißen Sex das ändern. "Also gut, ich habe eine Idee." Greg ging über die Türschwelle in sein dunkles Schlafzimmer. "Wir können den Baum morgen Abend fertig schmücken.“ Morgen Abend? Ihr Herz schlug schneller. So weit hatte sie noch gar nicht vorausgedacht. Sie hatte keine Ahnung, wie lange eine Affäre üblicherweise dauerte, da sie noch nie eine gehabt hatte. "Ich schlage einen Handel vor, Suzanne. Wenn du dieses Lametta haben willst, musst du es dir holen. Ich lege es hierhin, in die Mitte des Bettes." Ein leises Geräusch verriet, dass das Lametta gelandet war. Suzanne musste lachen. Eine Frau, die in dieses Schlafzimmer gehen und ein Päckchen Lametta holen würde, um im Wohnzimmer einen Weihnachtsbaum zu schmücken, musste eiskalt sein. Jared hatte sie eine kleinkarierte, verklemmte Eisprinzessin genannt, doch heute Abend, in diesem Schlafzimmer, würde sie beweisen, dass sie das nicht war. Der Baum würde bleiben, wie er war. Damit konnte sie leben. Außerdem hatte Greg gesagt, sie würden morgen damit weitermachen. Das würde nicht nur ihr Bedürfnis befriedigen, eine Arbeit zu Ende zu bringen, sondern auch noch weitere erotische Begegnungen mit Greg ermöglichen. Diese Aussichten gefielen ihr sehr, und sie folgte ihm in den dunklen Raum. "Okay, du hast gewonnen", erklärte sie.
In dem Augenblick, als sie das Schlafzimmer betrat, wurde sie von zwei starken Armen umfangen. Greg zog sie an sich und stieß mit dem Fuß die Tür hinter ihr zu. Nun herrschte völlige Dunkelheit. Voller Erwartung schlang sie die Arme um seinen Nacken und küsste ihn. Endlich! Greg war sehr froh, dass Suzanne nun nachgab und bereit war für die nächsten Liebesstunden mit ihm. Ganz bestimmt wollte er sich auch mit ihr unterhalten, um mehr über sie zu erfahren, und es hatte ihm Spaß gemacht, mit ihr den Baum zu schmücken. Doch genug war genug. Was allerdings die Liebesstunden anbelangte, würde er davon mit dieser Frau wohl nie genug bekommen. Sie zu küssen war wundervoll, doch er hatte zu lange gewartet, um sich jetzt ausgiebig ihrem Mund zu widmen. Sekunden, nach dem sich ihre Lippen berührt hatten, tastete er nach dem einzigen Perlknopf ihrer Weste und öffnete ihn. Rasch streifte er sie ihr ab und machte sich dann sofort daran, ihren Rock zu öffnen. Währenddessen zog Suzanne sein Hemd aus der Hose, schlüpfte mit den Händen darunter und begann seinen Rücken zu streicheln. Greg brauchte nicht viel Fantasie, um sich vorzustellen, dass sie genauso zärtlich andere Körperpartien von ihm streichelte, und ihm wurde fast schwindelig vor Erregung. Er schob ihr den weichen Wildlederrock über die Hüften, bis der Rock auf den Boden fiel. Als er nun die Hände auf ihren Po legte, entdeckte er, dass sie heute Strapse trug. Greg pfiff leise durch die Zähne, weil er eine besondere Schwäche für Frauen in Strapsen hatte. Doch vielleicht wollte Suzanne wieder kein Licht haben. Wahrscheinlich würde er sie noch mehrmals lieben müssen, bevor er hoffen durfte, dass sie ihre Schüchternheit überwand und ihm die Seite von sich offenbarte, die sie veranlasst hatte, ein rotes Kissen auf ihr weißes Sofa zu legen. Doch vielleicht würde er das auch niemals erleben - eine schreckliche Vorstellung, denn eine Frau mit Beinen wie Suzanne, die Strümpfe und Strapse trug, musste ein Anblick für die Götter sein. Langsam löste er die Lippen von ihrem Mund und fragte mit heiserer Stimme: "Welche Farbe?" "Schwarz." Sie machte eine kurze Pause. "Willst du es sehen?" "Ja. Ganz bestimmt. Darf ich?" Er wartete. "Ist deine Lampe sehr hell?" Zum Glück fielen ihm in diesem Moment die beiden Duftkerzen auf seinem Nachttisch ein. "Ich habe etwas Besseres als die Lampe. Einen Augenblick." Er ging zu seinem Nachttisch und holte Streichhölzer aus der Schublade. Doch seine Hände zitterten so, dass es eine Weile dauerte, bis er ein Zündholz entflammt hatte. Strapse. Gleich würde er Suzanne darin sehen können. Mehr noch, er würde sie dann auch nackt sehen. Schon so lange sehnte er sich danach, heute würde sich dieser Wunsch endlich erfüllen.
Hinter sich hörte er ein Rascheln. "Zieh bitte nicht deine Strapse aus. Ich..." "Keine Sorge. Das werde ich nicht." Irgendwie klang ihre Stimme anders als sonst. Während er das Streichholz an den Docht hielt, überlegte er, woran es lag, dass ihre Stimme auf einmal so sinnlich klang. So ungeduldig, wie er war, würde er es nie schaffen, auch noch die zweite Kerze anzuzünden. Schließlich brannten die Kerzen, und Greg drehte sich mit dem immer noch brennenden Streichholz um. Bei dem Anblick, der sich ihm bot, stockte ihm der Atem. Suzanne hatte sich Stiefel und Pulli ausgezogen, und er sah, dass ihr schwarzer BH zu den Strapsen passte. Doch das war noch nicht alles. Suzanne lag ausgestreckt auf dem Bett, den Kopf lässig auf eine Hand gestützt. Außerdem hatte sie das Päckchen Lametta geöffnet und die silbernen Fäden, die im Kerzenlicht glitzerten, über ihren ganzen Körper verstreut. Greg stellte sich gerade vor, wie viel Spaß es ihm machen würde, die Lamettafäden einzeln wieder einzusammeln, als er sich mit dem Streichholz die Finger verbrannte. Er stieß einen überraschten Schrei aus, schüttelte heftig die Hand und warf das Hölzchen in die kleine Schale auf dem Nachttisch, die genau zu diesem Zweck dort stand. Sich die Finger zu verbrennen, während er Suzanne betrachtete, hatte bestimmt nicht gerade cool gewirkt. Aber er hatte das Streichholz vollkommen vergessen gehabt. "Würde es deinem Finger helfen, wenn ich ihn küsse?" fragte Suzanne mit dieser sinnlichen Stimme, die ihm durch und durch ging. "Bei diesem Angebot könnte ich versucht sein, noch an andere Teile von mir Feuer zu legen, damit du es löschst." „Lass mich deinen armen Finger sehen." Sie legte sich auf das Kissen zurück und streckte einladend die Hand aus. Greg spielte mit, obwohl die Flamme seine Haut kaum berührt hatte. Er setzte sich auf den Bettrand und legte seine Hand in ihre Hände. Während sie ihm in die Augen sah, führte Suzanne seinen Finger zu ihrem Mund. „Armer Schatz." Sie küsste seine Fingerspitze und tat dann genau das, was er vermutet hatte. Sie nahm seinen Finger in den Mund und saugte daran. Ohne den Blick von seinen Augen zu lösen, umkreiste sie spielerisch mit Zunge und Lippen seinen Finger. Seine Erregung wuchs. Er musste möglichst rasch aus seinen Sachen kommen, auch wenn er dieses erotische Spiel nur ungern unterbrach. "Einen Augenblick nur." Damit stand er auf und zog sich rasch das Hemd über den Kopf. Wir haben viel zu viel Zeit damit verbracht, den Weihnachtsbaum zu schmücken, dachte Greg, während er sich Schuhe und Socken auszog. Oder vielleicht auch nicht. Vielleicht hatte Suzanne es genossen, ihn warten zu lassen. Vielleicht fing sie an, zu verstehen, welche Macht sie besaß und entdeckte ihre verborgenen Verführungskünste. Doch woran auch immer es lag, ihm gefiel, wie die Dinge sich entwickelten. Er hielt ihren Blick fest, als er seine Jeans abstreifte. „Jetzt kannst du sehen, was du mit mir angestellt hast."
Ihre Augen strahlten triumphierend, weil seine Erregung deutlich zu erkennen war. Scheinbar beiläufig ordnete sie einige der Lamettafäden, die dabei tiefer zwischen ihre Oberschenkel rutschten. "Ich habe gehört, dass Strapse auf Männer eine starke Wirkung haben", neckte sie ihn. Das Lametta zwischen ihren Beinen einzusammeln würde ihm besonderes Vergnügen bereiten. "Du hattest diese Wirkung schon lange, bevor ich wusste, dass du Strapse trägst." Er zog seinen Slip aus, und Suzanne hielt sichtlich beeindruckt kurz die Luft an. Geschmeichelt von ihrer Reaktion stützte Greg ein Knie auf die Matratze und betrachtete Suzanne. Sogar im spärlichen Licht der Kerzen konnte er erkennen, dass ihre Wangen vor Aufregung rosig überhaucht waren. Ihre Lippen waren halb geöffnet, ihre Brüste hoben und senkten sich schneller. "Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll, Liebes. Du bist ja überall mit Lametta bedeckt." "Du hast nicht zugelassen, dass ich den Baum damit schmücke, und da ... " „An dir gefällt es mir viel besser." Er nahm einige Fäden, die über ihrem tiefen Dekollete lagen, und zog sie auf ihrer nackten Haut vor und zurück. "Kitzelt das?" "Ja.“ "Gut." Er legte die Lamettafäden weg, beugte sich vor und strich nun mit der Zunge den Rand ihres spitzenbesetzten BHs entlang. "Das ... kitzelt ... auch.“ "Noch besser." Er lehnte sich kurz zurück, um sein nächstes Ziel auszuwählen. Ein paar der Lamettafäden hatten sich in ihrem BH verfangen, und Greg zog sie langsam heraus. "Sieh mal da." Er wanderte mit dem Blick zu ihrem flachen Bauch. "Noch mehr Lametta." Während er Faden für Faden entfernte, küsste er immer wieder ihre nackte Haut. "Eigentlich wollte ich mit dem Lametta bloß einen Scherz machen. Ich hatte keine Ahnung, wie sich das anfühlen wird, wenn du es wegnimmst." "Gefällt es dir?" Spielerisch tippte er mit der Zunge in ihren Nabel, während er einige Lamettafäden aus dem Gürtel ihrer Strapse sammelte. Sie atmete tief ein. "Oh, ja. Es gefällt mir sogar sehr." "Mir auch." Er nahm ein dünnes Bündel, das über einem der langen Strapse lag, und zog es über ihrem Schenkel vor und zurück. Dann wandte er seine Aufmerksamkeit dem Lametta auf ihren Beinen zu. Er entfernte es, während er ihren Schenkel durch den Seidenstrumpf hindurch küsste und sich langsam bis zum Knie vortastete. Schließlich waren alle Lamettafäden entfernt, bis auf einen. Greg drehte ihn zwischen Daumen und Zeigefinger hin und her und ließ ihn scheinbar zufällig zwischen Suzannes Schenkel fallen. "Hoppla! Ich hab ihn verloren. Am besten such ich ihn."
Suzanne stieß einen lustvollen Seufzer aus, als er die Hand zwischen ihre Schenkel schob. "Ich habe ihn fast gefunden." Er rieb mit den Fingerknöcheln sanft über ihren Slip. "Spreiz die Beine ein bisschen weiter, damit ich besser suchen kann." „Greg ..." "Komm schon", sagte er leise. "Du hast dich doch selbst mit Lametta geschmückt. Ich denke, du magst das." Suzanne gab nach und öffnete ihre Beine. Greg schob die Hand in ihren Slip. "Gefällt dir das?" fragte er mit heiserer Stimme. "Ja." Dieses kleine gehauchte Wort erregte ihn nur, noch mehr. Er drang mit zwei Fingern tief in sie ein und zog mit dem Daumen kleine Kreise um ihre lustempfindlichste Stelle. Ohne seine Liebkosung zu unterbrechen, legte er sich neben Suzanne aufs Bett. Er bemerkte, dass sie die Augen geschlossen hatte. "Suzanne, sieh mich an", bat er. Sie tat es. Ihr Blick war dunkel vor Leidenschaft. "Es ist noch viel schöner, wenn ich dabei deine Augen sehen kann." Er spürte, dass ihre Lust noch größer wurde. "Gut so?" Sie atmete heftig. "Ja." "Das ist nur der Auftakt." Er beschleunigte den Rhythmus seiner Liebkosungen. Ungläubig sah sie ihn an. „Wir haben die ganze Nacht, erinnerst du dich? Lass dich gehen, Suzanne. Für mich." Er verstärkte den Druck seines Daumens ein wenig, und sie bäumte sich auf und schrie ekstatisch auf . Während er sie fest in den Armen hielt, wurde ihm allmählich klar, dass seine Gefühle für Suzanne immer stärker wurden. Zärtlich küsste er sie auf den Nacken. "Ich liebe diese kleinen wilden Laute, die du ausstößt, wenn du kommst." "Was für Laute denn?" Er lehnte sich zurück, um ihr in die Augen zu sehen. "Weißt du das gar nicht?" Suzannes Wangen röteten sich. Die beiden Höhepunkte, die sie durch Greg erlebt hatte, waren so berauschend und intensiv gewesen, dass sie überhaupt nicht darauf geachtet hatte, ob sie irgendwelche Laute dabei von sich gab. "Es ist eine Mischung zwischen einem Schrei und einem Stöhnen. Einzigartig und sehr sexy. Hat dir das noch nie jemand gesagt?" "Nein." Jared jedenfalls ganz bestimmt nicht. Er war immer so mit seinem eigenen Vergnügen beschäftigt gewesen, dass sie sich manchmal gefragt hatte, ob er sie überhaupt richtig wahrnahm. Wenn sie jetzt darüber nachdachte, wurde ihr klar, dass ihr eigentlich noch nie ein Mann so viel Aufmerksamkeit geschenkt hatte wie Greg. Ihre früheren Freunde hatten von ihr erwartet, dass sie sich bei allen Stellungen und Orten, die sie ausprobieren wollten, nach ihnen
richtete. Sie war sich immer mehr wie ein Mittel zum Zweck vorgekommen und nicht wie eine geliebte Partnerin. "Vielleicht liegt es daran, dass du diese wilden kleinen Laute zum ersten Mal ausstößt." Diese Vorstellung schien Greg zu gefallen. "Vielleicht." "Ich möchte sie jedenfalls möglichst bald noch einmal hören." Greg legte die Hände auf ihren Po und zog Suzanne nah an sich, so dass sie deutlich seine Erregung spürte. "Ich liebe die Wäsche, die du trägst." "Das freut mich." ihr Selbstvertrauen wuchs mit jedem Kompliment, das er ihr machte. Die Dessous hatte sie gekauft, während sie noch mit Jared zusammen gewesen war. Doch dann hatte sie nie Lust gehabt, sie für ihn zu tragen. Bei Greg war das anders. Sie legte die Hände auf den Vorderverschluss ihres BHs. "Vielleicht gefällt dir das noch besser." Mit diesen Worten öffnete sie den BH und entblößte ihre Brüste. "Wie findest du das?" Fasziniert betrachtete er sie. "Ich finde dich wunderschön", flüsterte er. "Danke." "Ich glaube, das muss ich sagen." Sie umrundete mit der Fingerspitze seinen Mund. "Danke, dass du deine Meinung geändert hast und dich doch mit mir eingelassen hast." "Ich habe dich von Anfang an begehrt. Ich habe nur nicht geglaubt ..." Er zögerte. "Dass ich der Herausforderung gewachsen bin?" Ihr Selbstvertrauen drohte erneut einen enormen Dämpfer zu bekommen. "Nein!" Er umfasste ihr Kinn und sah sie eindringlich an. "Nein", wiederholte er noch einmal, diesmal sanfter. "Ich war mir nicht sicher, ob ich ihr gewachsen war." "Ich bin keine Herausforderung, Greg." "Da täuschst du dich aber." Mit einem leichten Druck seiner Hände brachte er sie dazu, sich auf den Rücken zu legen. "Du bist wahrscheinlich die größte Herausforderung meines Lebens." Bevor sie ihn fragen konnte, was er damit meinte, küsste er sie, und sie vergaß ihre Frage vollkommen. Greg massierte Suzannes Brüste und rieb ihre aufgerichteten Knospen, während er leidenschaftlich ihren Mund küsste, bis sie beide ganz außer Atem waren. "Ich wünschte, ich könnte dich gleichzeitig überall küssen." "Dann würde ich verrückt werden vor Lust.“ "Genau das will ich ja." Er verteilte kleine Küsse auf ihrem Kinn und wanderte dann mit den Lippen über ihren Hals hinunter bis zu ihrem Schlüsselbein. "Ich will dich verrückt machen vor Lust. Du sollst dich völlig fallen lassen und wieder diese kleinen wilden Laute ausstoßen." "Du bist auf dem besten Weg dazu." Er nahm eine ihrer Brustspitzen in den Mund und begann daran zu saugen. "Oh, Greg ... Das fühlt sich so unbeschreiblich gut an."
Er schlüpfte mit der Hand in ihren Slip und drang erneut mit den Fingern in sie ein. Sie bog sich ihm sehnsüchtig entgegen. Dass sie von neuem voller Verlangen war, löste wilde Freude in ihm aus. Heute Nacht würde er ihr so viel geben, wie sie es nur zuließ. Während er sie mit dem Finger liebkoste, war es fast so, als seien sie miteinander verschmolzen. Im nächsten Moment hörte er wieder diese wundervollen, lustvollen kleinen Laute von ihr und merkte, dass sie erneut zum Höhepunkt kam. Er hielt sie fest, bis ihr Körper sich allmählich entspannte und die Schauer abebbten. Als er Suzanne nun anblickte und den strahlenden Glanz in ihren Augen sah, empfand er tief in seinem Innern ein Gefühl heißer Verliebtheit. Doch wenn er sich in Suzanne verliebte und es stellte sich heraus, dass sie genau wie all die anderen Frauen war, die von ihm erwartet hatten, dass er sein Leben änderte, was sollte er dann tun? Es hatte lange gedauert, bis er über Amelia hinweggekommen war. Von einer Enttäuschung mit Suzanne würde er sich möglicherweise nie mehr erholen. "Das war ... unglaublich", sagte sie jetzt leise. Greg schob seine Ängste beiseite. Dieser Augenblick war zu schön, um ihn durch Sorgen zu verderben. "Du bist unglaublich." Er schob die Träger ihres offenen BHs über ihre Schultern und zog ihn ihr aus. "Darum wollte ich auch so gern Licht haben. Damit ich sehen kann, wie schön du nach der Liebe aussiehst." "Ich dachte ..." Plötzlich wurde sie wieder verlegen. "Ich dachte, Männer wollen deshalb bei der Liebe Licht, weil sie immer alles anstarren müssen." Weil er merkte, wie ernst ihr das war, hielt er sich davon ab, zu lachen. "Ehrlich gesagt, manchmal starre ich auch ganz gern." Er küsste sie leicht auf die Lippen. "Aber ich weiß, was du meinst. Du sprichst davon, dass einige Männer eine Frau ansehen, als sei sie ein Gegenstand, statt ein geliebter Mensch, mit dem man eine wundervolle Erfahrung teilt. " Das war ihm klar geworden, als er Frauen zugehört hatte, die sich über Männer beschwerten. Er betrachtete Suzanne, um festzustellen, ob seine Worte ihr geholfen hatten. Offenbar war das der Fall, denn ihre Augen strahlten wieder. "Das ist es", sagte sie bestätigend. "Genau das ist es. Ich fühle mich dabei so ... entblößt." "Das möchte ich nicht." Zärtlich streichelte er ihre Brüste, während er ihr weiterhin in die Augen sah. "Ich möchte, dass du dich geachtet fühlst." "Oh." Sie seufzte leise. "Bei dir tue ich das auch." Ich habe mich schon in sie verliebt, dachte Greg. Bis jetzt hatte er nur ein Mal in seinem Leben ans Heiraten gedacht. Als Amelia dann aus seinem Leben verschwunden war, hatte er zwar weiterhin heiraten wollen, aber irgendwann und ohne sich dabei eine bestimmte Frau vorzustellen. Doch jetzt hatte er dabei Suzanne und sich vor Augen. Dieser Gedanke war noch nicht voll ausgereift. Am besten verdrängte er ihn, solange das noch möglich war.
In diesem Augenblick berührte Suzanne seine lustempfindlichste Stelle, und er vergaß, worüber er sich gerade noch Sorgen gemacht hatte. Suzanne streichelte ihn zärtlich, und das war alles, was zählte. "Ich möchte, dass du dich ebenfalls geachtet fühlst", sagte sie. Jetzt bin ich an der Reihe." Sie bat ihn, sich auf den Rücken zu legen. Dann nahm sie seine Handgelenke und hielt sie fest. "Ich möchte, dass du ganz entspannt daliegst und gar nichts tust. Kannst du das?" "Ich weiß nicht." "Wenn du das nicht weißt, kann ich deine Hände nicht loslassen, und wenn ich deine Hände nicht loslasse, kann ich auch nicht …“ Sie wies mit dem Kinn nach unten. Das entschied die Sache. "Ich verspreche es." „Also gut." Sie ließ seine Handgelenke los und begann, ihn so aufreizend zu streicheln, dass er vor Vergnügen stöhnte. Als allerdings ihre Brüste verführerisch nah vor seinem Gesicht waren, fiel es ihm schwer, sein Versprechen zu halten. Ihre Brüste waren so weich, und sie schimmerten so seidig. Er musste sie einfach berühren. Schließlich hob er die Arme und umfasste ihre Brüste. "Greg, du sollst doch einfach nur daliegen und genießen." Gehorsam ließ er die Hände wieder sinken. "Ich glaube nicht, dass ich das schaffe." "Versuch es." Ihre Blicke begegneten sich, und er bemerkte ein unternehmungslustiges Funkeln in ihren Augen. Das war die Suzanne, nach der er gesucht hatte, Offenbar hatte er sie nun gefunden. Sie stützte die Hände links und rechts von seinem Kopf ab, beugte sich hinunter und kitzelte ihn mit Lippen und Zunge zärtlich am Ohr. "Magst du das?" flüsterte sie. Er liebte das! Nur wenige Frauen hatten entdeckt, dass seine Ohren eine seiner erogensten Zonen waren. „Ja." Langsam wanderte sie mit der Zunge um seine äußere Ohrmuschel und knabberte dann zart an seinem Ohrläppchen. "Und das?" Er kam sich vor wie im Paradies. "Ja." Schließlich tippte sie mit ihrer warmen Zungenspitze in sein Ohr, und er hatte Mühe, sich zu beherrschen. Nur eine einzige andere Stelle seines Körpers war ähnlich empfindlich, und er hatte das Gefühl, dass Suzanne sich ihr bald zuwenden würde. "Ich glaube, das gefällt dir wirklich." Sein Atem ging heftig. "Oh, ja." Nun widmete Suzanne sich seinem linken Ohr auf die gleiche Weise, und seine Erregung steigerte sich unablässig. Hilflos legte er die Hände auf Suzannes Po. "Nein", sagte sie, und ihr warmer Atem kitzelte ihn am Ohr. "Ich muss mich an irgendetwas festhalten." "Dann halt dich am Bettlaken fest."
Er griff mit beiden Händen in das Laken und drückte es ganz fest, während sie mit den Lippen langsam über seinen Oberkörper wanderte und seine breite Brust mit der Zunge liebkoste. Als sie bei seinem Bauchnabel anlangte, bereitete er sich innerlich auf das Finale vor. Doch Suzanne überging seine Hüften und begab sich nun zu seinen Füßen, um sich von unten hochzuarbeiten. Greg hatte gedacht, seine Ohren seien seine zweiterogenste Zone, doch als Suzanne an seinen Zehen saugte, kam er beinahe zum Höhepunkt. Ein Keuchen ertönte. Zuerst merkte er gar nicht, woher dieses Geräusch kam. Doch während Suzanne mit der Zunge über seine Kniekehlen fuhr, wurde ihm klar, dass es seine Kehle war, der sich dieses heisere Keuchen höchster Erregung entrang. Als Suzanne die Innenseiten seiner Oberschenkel küsste, durchzuckte es ihn heiß, und er konnte sich kaum noch bezähmen. Schließlich kam Suzanne an seiner empfindsamsten Stelle an. Greg hielt die Luft an und biss die Zähne zusammen, weil er noch nicht zum Höhepunkt kommen wollte. Dieses wundervolle Abenteuer sollte noch eine Weile andauern. Mit Zunge und Lippen liebkoste Suzanne ihn, bis er es nicht länger aushielt. Er zog sie hoch, griff in ihr Haar und küsste sie tief und innig. Ohne die Lippen von ihrem Mund zu lösen, rollte er Suzanne auf den Rücken und tastete mit einer Hand nach der Schublade seines Nachttisches. Denn länger konnte er nicht mehr warten. Er wollte endlich ganz zu ihr kommen, und sie sollte nichts tragen außer Strapse und Strümpfe. Sobald er ein Kondom gefunden hatte, musste er den Kuss beenden, um es überzustreifen. "Kann ich das tun?" fragte Suzanne und war genauso atemlos wie er. Er sah ihr in die vor Leidenschaft dunklen Augen. "Wenn du mich dort nur noch ein einziges Mal berührst, kann ich mich nicht mehr beherrschen. Sie lachte. Bald war Greg bereit für den nächsten Akt. Er blickte auf Suzanne, die ausgestreckt auf dem Bett lag. Dann griff er nach ihrem Slip und riss den hauchdünnen Stoff mit einem raschen Ruck entzwei. Suzanne sog scharf die Luft ein. Ein erregender Schauer rann ihr über den Rücken. "Du hast meine Unterwäsche zerrissen!" "Genau." Er legte sich zwischen ihre Beine und drang in sie ein. Der Moment war so wundervoll, wie er sich das vorgestellt hatte. Einen Moment lang bewegte er sich nicht um die Weichheit und Wärme dieser Frau voll auszukosten. Ihre Augen strahlten, als sie mit den Händen über seinen Rücken strich und sich dann an seinen Schultern festhielt. "Ich kann nicht glauben, dass du meine Unterwäsche zerrissen hast." "Das wolltest du doch", erwiderte er leise. Sie nickte. "Gibt es etwas, was du dir wünschst und ich noch nicht gemacht habe?"
"Nur das, was jetzt kommt." "Gut." Er küsste ihren Mund. "Aber zuvor möchte ich dich noch ein wenig betrachten." Er sah ihr in die Augen. "Nur ein bisschen. " Sie lächelte. "In Ordnung." Sie ließ seine Schultern los und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Greg stützte sich ab, streckte die Arme durch und genoss die aufregende Sicht auf Suzanne, die unter ihm lag. Bei jedem Atemzug hoben und senkten sich ihre prallen Brüste verführerisch. Weiter unten sah er den schwarzen Strumpfgürtel, der sich immer noch um ihre Hüften schmiegte, die schwarzen Strapse, die die glatten Seidenstrümpfe hielten und die zerrissenen Reste ihres schwarzen Slips. "Leg die Beine um mich", forderte er sie mit rauer Stimme auf. Suzanne schlang die Beine um seine Hüften, wodurch er noch ein wenig tiefer in sie eindringen konnte. Die Hände unter ihren angehobenen Po geschoben, begab er sich in eine kniende Position. Dann begann er sich langsam und rhythmisch zu bewegen. Suzanne mochte ihm vergeben, aber nun starrte er sie ganz bestimmt an. Während sie ausgestreckt unter ihm lag, hatte er das Gefühl, dass sein intensivster erotischer Traum Wirklichkeit wurde. Ja, er starrte sie an, aber das schien ihr überhaupt nichts auszumachen. Im Gegenteil, sie sah aus, als steigere sein Anblick auch ihre Lust. Ich sollte diese Position aber nicht zu lange halten, dachte er. Möglicherweise findet sie in dieser Stellung keine Befriedigung. Das klappte nicht bei jeder Frau. Doch die Vorstellung aufzuhören, gefiel ihm gar nicht. Es war so gut. So unbeschreiblich gut. Als er das Tempo steigerte, öffnete Suzanne die Lippen und hob das Kinn etwas an. Er hätte schwören können, dass sie kurz vor dem Höhepunkt war. Sie griff nach hinten und erwischte das eiserne Bettgestell hinter ihrem Kopf, an dem sie sich nun festhielt. Der Anblick wird immer besser, dachte er. Dann hob sie die Hüften noch ein wenig an und änderte leicht den Winkel, in dem sie unter ihm lag. "Jetzt“, sagte sie leise. "Ja?" "Oh, ja." Ihr Blick verschleierte sich. "Oh ... ja ..." Sie bog den Kopf nach hinten und schrie verzückt wieder und wieder auf, als Welle um Welle der Lust sie durchströmte. Das war alles, was Greg brauchte. Er ließ sich vollkommen fallen und folgte ihr zum Gipfel der Ekstase. Es dauerte eine Weile, bis er wieder klar denken konnte und ihm eine wichtige Erkenntnis kam. Suzanne hatte seine wildesten Fantasien übertroffen, und sie verkörperte außerdem alles, was er jenseits von Sex noch zu finden hoffte. Sie vereinte alle Eigenschaften, die er sich bei einer Geliebten und Lebensgefährtin wünschte. Wenn sie ihn nun noch so akzeptierte, wie er war, dann hatte er die Frau gefunden, die er heiraten wollte.
8. KAPITEL
Zeit zu gehen, beschloss Suzanne, während sie in seinem breiten Bett neben Greg lag und sich langsam von ihren leidenschaftlichen Liebesspielen erholte. Greg hatte sich nach dem Sex fest an sie gekuschelt, was sie noch bei keinem Mann erlebt hatte. Ihr gefiel das. Gerade das machte ihr jedoch schreckliche Angst. Die Stimme ihres Herzens sagte ihr, dass sie den Mann fürs Leben gefunden habe. Trotzdem wagte sie nicht, ihr zu vertrauen. Denn die Vernunft sagte ihr, sie könne sich täuschen. Erst vor kurzem hatte sie eine üble Trennung durchgemacht, und deshalb glaubte sie möglicherweise von jedem, er sei der Richtige, der ihr drei Höhepunkte in einer Nacht verschaffte. Der wichtigste Grund jedoch, weshalb sie nicht auf ihr Herz hörte, war Greg selbst. Schließlich war es sozusagen sein Hobby, Frauen nach einer schlimmen Trennung zu trösten. Mit Sicherheit genoss er diese Situation mit ihr, aber Terri hatte ihr von Anfang an gesagt, dass er sich nicht binden wolle. So wie Terri es dargestellt hatte, teilte Greg die Meinung der übrigen Mieterinnen in diesem Apartmentgebäude, dass seine Art zu leben sich nicht mit ihrem Lebensstil vereinbaren ließ. Doch sie, Suzanne, war sich da nicht so sicher. Greg besaß ganz bestimmt eine ausgezeichnete Allgemeinbildung. Wahrscheinlich fühlte er sich in der Geschäftswelt einfach nicht wohl und hätte es wahrscheinlich auch nicht gern, wenn seine Frau dort zu Hause wäre. Seine Frau! Was war ihr da bloß wieder in den Sinn gekommen? Greg hatte noch nicht einmal vorgeschlagen, mit ihr eine Beziehung zu beginnen, ganz zu schweigen davon, dass sie heiraten könnten. Sie musste aus dieser Wohnung heraus, um ihren gefährlichen Einflüssen zu entfliehen bevor sie irgendetwas sagte oder tat, das vollkommen unpassend war. Sie hatten guten Sex gehabt, von ihrem Standpunkt aus sogar großartigen. Greg war wahrscheinlich an solchen Sex gewöhnt. Bestimmt hatte er schon viel besseren erlebt. Bei dieser bedrückenden Vorstellung versuchte Suzanne sich aus seinen Armen zu lösen. "Ich glaube, ich gehe jetzt lieber in meine Wohnung zurück." Er hielt sie fest. "Geh nicht", erwiderte er leise. Seine Augen waren geschlossen, und er klang schläfrig. Aber Suzanne nahm ihm das nicht übel. Schließlich hatte er eine anstrengende Nacht hinter sich. "Wir müssen beide morgen arbeiten." "Schlaf hier." "Nein, das geht nicht. Ich möchte nicht, dass mich morgen früh jemand aus deiner Wohnung kommen sieht." Er öffnete die Augen, sagte aber nichts. Nach einer Weile des Schweigens begann Suzanne sich zu fragen, ob sie seine Gefühle verletzt hatte. "Greg, sollten wir nicht an deinen Job denken? Du
könntest deine Arbeit verlieren, wenn jemand herausfindet, dass du ein Verhältnis mit einer der Mieterinnen hast." Er sah sie an. "Ist das der Grund, weshalb du nicht bleiben willst?" "Das ist einer der Gründe", antwortete sie ehrlich. "Der andere ist, ich möchte nicht, dass über mich geredet wird." "Weil niemand erfahren soll, dass du die Nacht mit einem Hausmeister verbracht hast?" Sie stützte sich auf den Ellbogen. "Das ist ganz bestimmt kein Grund! Wie du deinen Lebensunterhalt verdienst, hat damit nicht das Geringste zu tun. Ich möchte mein Privatleben nur gern für mich behalten, das ist alles." Er blickte sie scharf an, als suche er nach irgendeinem Anzeichen, dass sie nicht die Wahrheit sagte. Jemand hatte ihn verletzt. Das wurde ihr jetzt klar. Eine Frau musste ihn wegen seiner Arbeit mit Geringschätzung behandelt haben. Suzanne überlegte, ob es sich wohl um eine Bewohnerin dieses Gebäudes handelte. Sie beugte sich zu ihm und küsste ihn zärtlich. Dann sah sie ihm fest in die Augen. "Wenn du glaubst, ich will gehen, weil ich mich schäme, dass wir uns geliebt haben, dann kennst du mich schlecht." Ein bisschen schien er sich wieder zu entspannen. "Warum willst du dann gehen?" "Ich könnte deinen Job gefährden." "Okay. Aber du hast auch gesagt, du willst nicht, dass über dich geredet wird. Und das klingt so, als seist du nicht gerade stolz darauf, mit mir zusammen zu sein." Sie streichelte seine Wange. "Du hast Recht, so klingt es. Doch in Wahrheit mache ich mir überhaupt nichts daraus, ob die Leute über mich reden. Ich habe das bloß gesagt, damit ich dir nicht den wahren Grund erzählen muss." "Und was ist der wahre Grund?" Suzanne atmete tief ein. "Ich brauche etwas Abstand. Was heute Nacht hier geschehen ist, war für mich der tollste Sex meines Lebens. Du hörst das wahrscheinlich ständig." "Nein, ich ..." Sie legte ihm einen Finger auf die Lippen. "Schon gut. Du brauchst jetzt nicht zu sagen, dass es für dich ebenfalls toll war, nur um mir eine Freude zu machen. Das ist nicht nötig." "Nicht einmal, wenn es stimmt?" Suzanne dachte daran, wie Terri Greg beschrieben hatte. Dass er genau wisse, was er sagen müsse, damit eine Frau sich geachtet fühle. Dass er immer liebenswürdig sei. Vielleicht war es ja seine Bestimmung, viele Frauen glücklich zu machen, statt nur eine. Für diese Rolle hatte er sicher Talent. Sie schaffte es zu lächeln. "Gib mir ein wenig Zeit, um mit mir ins Reine zu kommen", erwiderte sie. "Weshalb musst du mit dir ins Reine kommen?"
"Ich habe das verrückte Gefühl, dass ich dabei bin, mich in dich zu verlieben", erklärte sie. "So, das sollte reichen, um dir einen gehörigen Schrecken einzujagen." Diesmal versuchte Greg nicht, sie zurückzuhalten, als sie aus dem Bett schlüpfte. Seinem Gesichtsausdruck entnahm sie, dass er sogar sehr erschrocken war. Er schien regelrecht entsetzt zu sein. Das Herz wurde ihr schwer, während Suzanne ihre Sachen zusammenraffte und zur Tür ging. "Keine Sorge, ich verspreche, ich werde dir keine Probleme machen." Damit ging sie. Nach ihrem Geständnis erwartete sie nicht, wieder eingeladen zu werden. Stunden später, die Kerzen waren längst niedergebrannt, war Greg sich immer noch nicht sicher, was er wegen Suzanne unternehmen sollte. Obwohl ihm die Vorstellung außerordentlich gefiel, dass sie sich in ihn verliebte, schien sie davon überhaupt nicht begeistert zu sein. Für sie war das wohl kein akzeptables Ergebnis ihrer Beziehung. Aber warum nicht? Sie hatte doch gesagt, sein Job würde sie nicht im Geringsten stören. Aber vielleicht stimmte das ja gar nicht, obwohl sie bei diesen Worten sehr ernst gewirkt hatte. Natürlich konnte nach all dem heißen Sex mit ihr auch sein Urteilsvermögen beeinträchtigt sein. Konnte? Eigentlich war das sogar ziemlich sicher. Noch etwas anderes wurde ihm klar. Es war an ihm, den nächsten Schritt zu tun, und den würde er auch machen. Er musste herausfinden, ob Suzanne ein Snob war, auch wenn das Ergebnis schrecklich bitter für ihn sein könnte. Doch Suzanne war das Risiko zweifellos wert. Gestern noch hatte Greg in Erwägung gezogen, die wöchentliche Dartrunde mit seinen Freunden ausfallen zu lassen, um mehr Zeit mit Suzanne verbringen zu können. Doch jetzt wollte er wissen, ob Suzanne nach ein paar Stunden mit seinen Freunden, die überwiegend Arbeiter waren, anfangen würde, Fragen zu seinem Lebensstil zu stellen. Er hatte sich bereits bis über beide Ohren in Suzanne verliebt. Aus irgendeinem Grund hatte sie sich bei ihm sicher genug gefühlt, um ihm ihr wahres Selbst zu offenbaren, von dem er nun ganz hingerissen war. Doch sie hatten keine gemeinsame Zukunft, wenn sie ihn umgekehrt nicht ebenso mochte. Er wollte nun einmal einen einfachen Job und schlichte Freunde. Dass er gern las und sich für vieles interessierte, hieß nicht, dass er Karriere machen wollte. Falls Suzanne irgendwann anfing, an ihm herumzunörgeln und dass er etwas aus sich machen solle, statt ihn zu akzeptieren, wie er war, dann war es besser, er fand das so bald wie möglich heraus. Wider Erwarten schlief Suzanne in dieser Nacht sehr gut, was vermutlich mit den drei fantastischen Höhepunkten zu tun hatte, die sie durch Greg erlebt hatte. Als am nächsten Morgen der Wecker klingelte, kehrte jedoch die Traurigkeit zurück. Nach nur zwei Nächten in Gregs Armen war sie bereits süchtig nach
ihm. Sie konnte sich gar nicht vorstellen, wie sie ohne seine Küsse und seine himmlischen Liebkosungen auskommen sollte. Schon jetzt vermisste sie die Gespräche mit ihm, seine Zärtlichkeit, seinen Körper, ja sogar seine Katze. Warum hatte sie ihm bloß gesagt, dass sie dabei war, sich in ihn zu verlieben? Das war wirklich dumm gewesen. Doch er hatte so aufgebracht gewirkt von der Vorstellung, sie könne sich wegen seiner Arbeit schämen, dass sie ihm einfach die Wahrheit hatte sagen müssen. Höchstwahrscheinlich hatte eine andere Frau ihn wegen seiner Arbeit abgelehnt, aber sie, Suzanne, wollte auf keinen Fall, dass er sie für so oberflächlich hielt. Trotzdem hätte es bestimmt eine Menge Möglichkeiten gegeben, sich einen eleganten Abgang zu verschaffen, ohne zuzugeben, welche Richtung ihre Gefühle nahmen. Sie hätte zum Beispiel Kopfschmerzen vorschieben können oder dass sie einen Anruf ihrer Mutter erwarte. Irgendetwas, bloß nicht die Wahrheit. Eine kleine Notlüge hätte ihr den Abstand verschafft, den sie brauchte, um sich wieder in den Griff zu bekommen. Eine kleine Notlüge hätte bedeutet, sich danach noch immer mit Greg treffen zu können und mehr von seinen Zärtlichkeiten zu genießen, nach denen sie sich so sehnte. Doch, nein, sie hatte ja die Wahrheit sagen müssen. Die Reue kam jetzt zu spät. Suzanne stand auf und duschte. Nach einer Tasse Kaffee und einem Brötchen ging es ihr schon besser. Doch jedes Mal, wenn ihr Blick auf ihren kleinen Weihnachtsbaum fiel, war ihr zum Heulen zu Mute. Merkwürdig, die Trennung von Jared hatte ihre Vorfreude auf Weihnachten nicht beeinträchtigt. Doch die Aussicht, dieses Fest ohne Greg verbringen zu müssen, verdarb ihr die ganze vorweihnachtliche Stimmung. Außerdem graute ihr davor, Terri zu treffen. Schon während ihrer morgendlichen Busfahrt zur Arbeit würde Terri ihr bestimmt wieder Fragen über Greg stellen, denen sie kaum ausweichen konnte. Doch wenn sie nicht zur gewohnten Zeit in der Eingangshalle erschien, würde Terri nach oben kommen und sie abholen. Da sie ihrer Freundin also sowieso nicht aus dem Weg gehen konnte, zog Suzanne schließlich die Stiefel an, schlüpfte in ihren Mantel und nahm ihre Umhängetasche. Gerade als sie aus der Wohnung gehen wollte, entdeckte sie einen Brief auf dem Boden vor der Eingangstür. Jemand musste ihn unter der Tür durchgeschoben haben, während sie noch geschlafen hatte. Ohne den Brief gelesen zu haben, wusste sie, dass er von Greg stammte. Wahrscheinlich bedauerte er, dass er nichts mehr zu ihr gesagt hatte, bevor sie seine Wohnung verlassen hatte. Er war ein wirklich aufmerksamer Mann. Sobald er sich von seinem Schreck erholt hatte, hatte er dann etwas tun wollen, damit sie sich nicht verletzt fühlte - natürlich aus sicherer Entfernung. Am liebsten hätte sie den Brief gar nicht gelesen. Doch dann würde sie den ganzen Tag darüber nachdenken, was Greg ihr geschrieben haben könnte. Deshalb wollte sie ihn rasch lesen und danach gleich nach unten gehen, um Terri
zu treffen. Denn falls sie versucht war, Greg anzurufen, nachdem sie seinen Brief gelesen hatte, wäre das dann nicht mehr möglich. Sie hob das Blatt Papier auf, entfaltete es und las. Liebe Suzanne, verzeih mir, dass ich auf das, was Du gestern Abend gesagt hast, nicht geantwortet habe. Doch Du hast mich damit völlig überrascht. Bitte glaub nicht, dass Du für mich jemals ein Problem sein könntest. Ich bin glücklich, dass es Dich gibt. Ich möchte nicht, dass unsere gemeinsame Zeit schon zu Ende ist. Falls Du sie beenden willst, lass es mich wissen, und ich würde es verstehen. Aber wenn Du mich wieder sehen willst, würde ich Dich heute Abend gern zum Essen einladen. Nicht in ein schickes Restaurant, sondern in einen netten kleinen Pub in der Nachbarschaft, in dem ich mich regelmäßig mit ein paar Freunden treffe. Wenn ich nichts von Dir höre, werde ich Dich heute um sechs Uhr abholen. Greg Suzanne las den Brief wieder und wieder. Greg wollte sie ausführen. Sie konnte sich nicht vorstellen, weshalb, aber anscheinend wollte er sie noch immer sehen. Er wollte sie zum Essen ausführen, und sie sollte sogar seine Freunde kennen lernen. Als die Türglocke läutete, zuckte Suzanne zusammen. Das musste Terri sein. Rasch faltete sie das Blatt zusammen, schob es in die Handtasche und öffnete. Terri stand draußen und wirkte besorgt. "Alles in Ordnung mit dir?" "Ich wollte gerade gehen. Schnell, wir müssen uns beeilen, sonst verpassen wir den Bus." Dass die Zeit knapp wurde, kam Suzanne gerade recht, und in der Eile vergaß Terri sogar, Fragen zu stellen. Suzanne zog sich zum vierten Mal um. Wenn es nicht schon kurz vor sechs gewesen wäre, hätte sie es wahrscheinlich noch ein weiteres Mal getan. Sie war immer wieder ihren Kleiderschrank durchgegangen, um immer wieder festzustellen, dass sich dort einfach nichts Passendes für einen Abend in einem netten kleinen Pub befand. Sie besaß elegante Kleidung, formelle Kleidung fürs Büro und zwei Jogginganzüge. Als letzter Ausweg blieb ihr ein Pullover mit eingestrickten kleinen Skifahrern, den ihr Vater ihr vor sechs oder sieben Jahren geschenkt hatte und den sie noch nie angezogen hatte. Suzanne war noch niemals in ihrem Leben Ski gefahren, und den Pullover zu tragen wäre ihr wie das Vorspiegeln falscher Tatsachen vorgekommen. Ein Mal hatte sie den Pullover aus dem Schrank geholt und ihn Jared gezeigt. Er hatte ihn billig gefunden und gemeint, sie solle ihn in die Altkleidersammlung geben. Doch sie hatte ihn wieder ganz nach hinten in ihren Schrank gelegt.
Bekleidet mit diesem Pullover, einer schwarzen, gerade geschnittenen Hose und ihren Stiefeln betrachtete sie sich im Spiegel, als die Türglocke läutete. Suzanne holte tief Luft und bemühte sich, gelassen zu bleiben. Terri täuschte sich, wenn sie Greg für nicht ebenbürtig hielt. Doch sie hatte wahrscheinlich Recht damit, dass er sich bald schon einer anderen Frau zuwenden würde. Also war es wichtig für sie, Suzanne, gefühlsmäßigen Abstand zu wahren. Als sie jedoch die Tür öffnete und ihn draußen stehen sah, löste sich dieser Vorsatz in Luft auf. Gregs weiches Flanellhemd erinnerte sie daran, dass er eines Tages eine Hütte in Wisconsin besitzen wollte, und ein Bild erschien in ihrem Innern, wie sie und er sich dort vor dem Kamin liebten. Auch wenn es unklug war, sie begehrte diesen Mann. Sie begehrte ihn mit einer Macht, die sich nicht unterdrücken ließ. "Was für ein schöner Pullover", sagte er. Suzanne war so damit beschäftigt, Greg bewundernd zu mustern, dass sie gar nicht mehr an ihren Pullover gedacht hatte. "Er ist zumindest warm", antwortete sie, während Greg hereinkam. "Gefällt er dir nicht?" Sie zögerte kurz, bevor sie erklärte: "Mein Dad hat ihn mir geschenkt. Aber es ist ein Skipullover, und ich fahre nicht Ski." Gibt es eine Regel, die besagt, dass man so einen Pullover nicht anziehen darf, wenn man nicht Ski fährt?" "Eigentlich nicht." Suzanne fühlte sich gleich viel besser. Wie schön ist es doch, mit jemandem zusammen zu sein, der sich über solche Dinge keine Gedanken macht, sagte sie sich. Greg und Suzanne verbrachten einen wundervollen Abend, und Greg war voller Hoffnung, dass er sich in Suzanne nicht getäuscht hatte. Sogar die Busfahrt zu "Jerry's Dogs and Suds" hatte Spaß gemacht. Sie hatten einen Platz ganz hinten gefunden und sich wie ein verliebtes Pärchen aus der High School aneinander gekuschelt, während sie die draußen vorbeihuschenden Lichter betrachtet hatten. Der Pub war voller Stammgäste gewesen und hatte durch die Weihnachtsdekoration noch gemütlicher gewirkt als. sonst. Gregs Freunde hatten Suzanne herzlich und gleichzeitig mit zurückhaltender Neugier begrüßt, weil er bisher noch nie eine Freundin mitgebracht hatte. Suzanne hatte genau so reagiert, wie Greg gehofft hatte. Falls die fehlerhafte Grammatik und die schlichte Sprache der Gäste sie gestört hatten, so hatte sie das jedenfalls nicht gezeigt. Mit offensichtlichem Vergnügen hatte sie Hot Dogs gegessen und Bier getrunken. Nun, auf der Rückfahrt im Bus, war Suzanne jedoch merkwürdig schweigsam. "Was ist los?" fragte Greg. "Möchtest du mich irgendetwas fragen?" Suzanne hatte Dutzende Fragen, hatte aber Angst, sie zu stellen. Sie fragte sich, ob er auch schon eine der anderen Frauen aus dem Apartmentgebäude zu Jerry's Dogs and Suds mitgenommen hatte. Sie wollte wissen, wie begrenzt ihre gemeinsame Zeit sei und wie sie erfahren würde,
wann das Ende gekommen sei. Die Frage, die sie am meisten beschäftigte, war allerdings, ob ihre Affäre für Greg etwas Besonderes war und anders als die vielen sonstigen, die er schon gehabt hatte. Vielleicht waren für ihn berauschende Gefühle etwas ganz Alltägliches. Vielleicht bildete sie sich die Sicherheit, die sie in seinen Armen empfand und das Gefühl der Zusammengehörigkeit, die sie noch bei keinem anderen Mann erlebt hatte, bloß ein. Sie atmete tief durch und versuchte, den Mut aufzubringen, um zu sagen, was ihr auf der Seele lag. Doch wenn sie dieses Thema anschnitt und dann herausfand, dass sie Greg nicht mehr bedeutete als alle anderen, müsste sie ihre Beziehung noch heute Abend beenden. Denn mit dem Wissen, bald schon ersetzt zu werden, könnte sie sich ihm nicht noch einmal hingeben. Gefühlsmäßig war sie bereits viel zu stark betroffen. Wenn sie genauer darüber nachdachte, würde sie wahrscheinlich sogar umziehen müssen, sollte Greg vorhaben, die Affäre nun zu beenden. In dem Gebäude zu leben und zu wissen, dass Greg mit einer anderen Bewohnerin ins Bett ging, würde eine unerträgliche Qual bedeuten. "Ich merke, dass dich etwas stört", sagte Greg. "Darf ich raten, was es ist?" Nein, sie wollte dieses Gespräch jetzt nicht. Sie war egoistisch genug, sich eine weitere wundervolle Nacht mit Greg zu wünschen, bevor sie mit ihm über die Zukunft spräche. "Mich stört nichts." Suzanne lehnte sich ein wenig nach hinten, um ihm in die Augen sehen zu können, und legte die Hand auf seinen Oberschenkel. „Außer, dass die Rückfahrt mit dem Bus länger zu dauern scheint als die Hinfahrt." "Stimmt", sagte er, legte seine Hand auf ihre und drückte sie leicht. "Aber ich glaube, bevor diese endlose Fahrt zu Ende ist, müssen wir noch etwas klären." "Nein, müssen wir nicht." Sie schob ihre Hand auf seinem Schenkel etwas höher. Greg hielt ihre Hand fest. "Doch, wir müssen. Willst du nicht wissen …“ "Nein. Keine Fragen, keine Antworten. Das ist meine Devise." "Komm schon, Suzanne. Du musst doch neugierig darauf sein, weshalb ich als Hausmeister arbeite." "Wie bitte?" "Du hast meine Bücher gesehen, und ich habe zugegeben, dass ich die meisten davon schon gelesen habe. Du musst dich doch fragen, weshalb ich nicht mein Studium beende oder mir zumindest einen besseren Job suche." Verblüfft sah sie ihn an. Von allen Dingen, auf die sie neugierig war, stand das an letzter Stelle. Eigentlich empfand sie es sogar besonders anziehend, dass er so wenig Wert auf Prestige legte. Wenn er in seiner Arbeit Befriedigung fand und sie ihm genügend Freizeit ließ, um Sich mit den Themen zu beschäftigen, die ihn interessierten, dann war das doch gut. "Liege ich richtig?" fragte er ruhig. "Nein." Sie hatte allerdings seinen veränderten Gesichtsausdruck bemerkt. Offenbar war das ein Reizthema für ihn. "Nein, du bist nicht einmal in die Nähe
gekommen, aber ich habe das starke Gefühl, dass jemand, der dir viel bedeutet hat, deine Berufswahl nicht gut fand. Wer war sie?“ Zuerst war Greg zu erschrocken, um zu antworten. Dann wurde sein Blick misstrauisch. "Schon gut, du musst es mir nicht erzählen." Von allen Geheimnissen, die er so hatte - angefangen von seiner Katze, seiner umfangreichen Bibliothek und seinen außerberuflichen Aktivitäten mit den weiblichen Apartmentbewohnern -, war dieses wohl das größte. Es war unwahrscheinlich, dass er es mit ihr teilen würde, und sie wollte ihn auch nicht drängen, es ihr zu verraten. "Du brauchst mir gar nichts zu erzählen, Greg. Aber du sollst wissen, dass dein Job kein Problem für mich ist. Nicht im Mindesten." "Bist du dir da absolut sicher?" Er schien ihr noch immer nicht zu glauben. "Absolut." Sie kuschelte sich an ihn. "Wir sind gleich zu Hause." "Gehen wir zu dir oder zu mir?" "Zu dir", bestimmte Suzanne. "Ich hab keine Kondome. Aber vorher muss ich noch mal kurz in meine Wohnung." Etwas erstaunt, weshalb Suzanne noch einmal in ihr Apartment gegangen war, schloss Greg seine Wohnungstür auf. Vielleicht wollte sie nicht, dass jemand sah, wie sie mit ihm zusammen sein Apartment betrat? Wahrscheinlich wollte sie sowieso nur noch ein paar Nächte mit ihm verbringen, um dann Schluss zu machen. Das wäre schrecklich, doch ihm bliebe nichts anderes übrig, als zu nehmen, was er bekommen konnte. Die Türglocke ertönte, und er öffnete. Draußen stand Suzanne. Sie trug immer noch ihren langen Mantel und Schneestiefel. Der Mantel war nicht zugeknöpft, doch sie hielt ihn zusammen, als würde sie frieren. Im Erdgeschoss war es kühl, aber nicht kalt. Greg konnte sich nicht erklären, weshalb Suzanne ihren Mantel und die Stiefel nicht oben gelassen hatte. "Gehen wir noch mal weg?" fragte er. "Ich hoffe, nicht. Ich fühle mich nämlich ein wenig verspannt und wollte dich fragen, ob du weißt, wo ich eine gute Massage bekomme." Lächelnd öffnete sie den Mantel, unter dem sie splitternackt war. Bewundernd betrachtete Greg ihren Körper. Er räusperte sich und trat einen Schritt zurück, um sie hereinzulassen. "Ich könnte dich massieren, wenn du willst." "Gern.“ "Ich bin kein Profi, aber mein Preis ist annehmbar." "Gut zu wissen." Greg schloss die Tür hinter ihr. Als er sich zu Suzanne umdrehte, hatte sie die Stiefel ausgezogen und den Mantel fallen lassen. Sie war so schön, und jetzt endlich war sie sich dessen auch bewusst. Splitternackt stand sie lächelnd mitten in seinem Wohnzimmer. In ihrem Gesicht war keine Spur von Verlegenheit. Eher war ihr Blick herausfordernd und stolz. Ja, stolz war das richtige Wort, und diesen Ausdruck hatte er noch nie zuvor bei Suzanne wahrgenommen. Sie war stolz auf das Geschenk, das sie ihm brachte.
"Du bist großartig", sagte er leise. "Danke." Sie senkte den Blick auf die Stelle am Boden, wo ihr Mantel lag. Matilda schnupperte interessiert daran. Dann wälzte und rieb sie sich auf ihm und ließ sich schließlich darauf nieder. "Ich glaube, deine Katze mag meinen Mantel lieber als mich", sagte Suzanne und lachte. "Dumme Katze." Greg reichte ihr die Hand. "Komm, Suzanne.“ Er führte sie in sein Schlafzimmer, wo die Nachttischlampe brannte. "Kerzenlicht? Oder möchtest du ..." "Die Lampe ist prima." Sie ließ seine Hand los, schlug die Decke zurück und streckte sich auf dem Bett aus. "Dann können wir uns sehen." Voller Vorfreude knöpfte er sein Hemd auf. "Greg, ich muss mit dir reden." "Was gibt es denn?" "Mir ist wichtig, dass du dir nicht benutzt vorkommst." Er lächelte. "Benutzt zu was?" "Du weißt schon, zum Sex." Er dachte an all die wunderschönen Erlebnisse in den vergangenen Nächten mit ihr. "Ich fühle mich nicht benutzt, Suzanne. Ich fühle mich geehrt." Eine ganze Weile lang sah sie ihn still an, bevor sie erwiderte: "Du weißt immer genau, was du sagen musst." Außer, wenn es darauf ankommt, dachte er. Während der Busfahrt, als sie ihn, ohne es zu wissen, nach Amelia gefragt hatte, war er nicht in der Lage gewesen, die Schranken zu durchbrechen, die er seit Jahren aufgebaut hatte. "Ich weiß es nicht immer", gab er zu. "Aber nun schließ die Augen." Er nahm die Flasche mit Massageöl, die auf dem Nachttisch stand. "Jetzt werde ich dich von Kopf bis Fuß verwöhnen." Suzanne schloss die Augen und überließ sich Greg. Vage nahm sie wahr, dass er die Kissen aus dem Weg schob, damit er sich neben ihren Kopf auf das Bett knien konnte. Dann stieg ihr ein schwacher Duft nach Mandeln in die Nase, während Greg ihre Stirn, ihre Wangen und ihr Kinn streichelte. "Lass dich gehen, Suzanne." Er umkreiste sanft mit den Fingerspitzen ihren Mund, bis sie die Lippen öffnete. "Genau so." Nun legte er die Hände auf ihr Kinn und strich zart zu ihren Ohren, um schließlich ihre Ohrläppchen zu massieren. Als Nächstes bettete er ihren Kopf in seine Hände. "Entspann deine Nackenmuskeln, ich halte dich fest", forderte er sie leise auf. Sie tat es, und es war ein unglaubliches Gefühl, einfach dazuliegen, gehalten von seinen starken Händen. Sie seufzte wohlig. Gregs Stimme klang dunkel und samtig, als er sagte: "Es heißt, dass Liebesspiele etwas Spirituelles haben können." "Hm." Sie konnte sich gut vorstellen, dass es mit Greg so sein konnte.
"Ich habe mich immer gefragt, was damit gemeint ist." Er neigte sich weiter zu ihr und streifte mit den Lippen ihren Mund, während er ein Kissen unter ihren Kopf schob. "Ich glaube, wir werden das noch herausfinden." Das glaube ich auch, dachte Suzanne. Sie fühlte sich herrlich sinnlich und völlig frei von allen Ängsten. Unter Gregs eingeölten Händen wurden ihre eben noch steifen Schultern ganz locker. Als er seine Stellung änderte, öffnete sie die Augen und sah, dass er nun rittlings über ihr auf den Fersen hockte, offenbar darauf bedacht, sie mit seinem Gewicht nicht zu belasten. Er hob ihre Hand hoch und begann, langsam und gründlich jeden Finger zu massieren. Während Suzanne ihn anschaute, merkte sie, wie erregt er war.
"Ja, dein Masseur hat Probleme, cool zu bleiben."
"Das ist gut", sagte sie froh.
"Aber jetzt schließ wieder die Augen", bat er sanft.
Wie hypnotisiert von seiner dunklen Stimme, gehorchte sie. Als er ihre
Armmuskeln lockerte, entdeckte er erogene Zonen, die noch nie zuvor jemand gefunden hatte. Vielleicht war sie aber auch nur besonders empfindsam, weil es Greg war, der sie streichelte. Ein Tropfen Mandelöl landete auf ihrer Brust. Ein zweiter Tropfen folgte und noch einer. Dann tropfte auch auf die andere Brust Öl, und schließlich hörte Suzanne, dass Greg die Flasche schloss und zurück auf den Nachttisch stellte. Sie bebte innerlich vor Vorfreude. Mit großzügigen Strichen verteilte Greg das Öl über ihre Brüste, zog dann immer kleinere Kreise, bis er bei ihren aufgerichteten Knospen ankam. Zärtlich umrundete er sie und streifte sie spielerisch, bevor er sich wieder den vollen Rundungen widmete. Seine Liebkosungen waren gleichbleibend sanft, während er immer schneller und flacher atmete. Suzanne lächelte. "So muss es sein", sagte er leise. "Mich erregt das alles genauso wie dich.“ "Möchtest du..." Sie benetzte die Lippen mit der Zunge. "Möchtest du mich lieben ... jetzt?" "Ich liebe dich doch." Seine Stimme klang leicht amüsiert. "Ich meine …“ "Ich weiß. Noch nicht." Unwillkürlich wollte sie sich aufsetzen. "Bist du dir sicher?" "Ja." Er drückte sie sanft aufs Bett zurück. "Lieg ganz still." „Ich weiß nicht, ob ich das kann.“ „Versuch es. Versuch entspannt zu bleiben, gleichgültig, wie und wo ich dich berühre. Stell dir vor, du seist warmer Ton, den ich modelliere." "Ich komme mir aber mehr wie heiße Lava vor." "Du fühlst dich wundervoll an." Er streichelte ihren Brustkorb. Suzanne gefiel es sehr, von Greg massiert zu werden, aber sie wünschte sich seine Hände ein Stück tiefer. Ihr Körper schien sich zu erinnern, welches
Vergnügen diese Hände ihm bereiten konnten, und sehnte sich heftig nach Erfüllung. Während Greg Öl auf ihrem Bauch verteilte, stöhnte Suzanne und wünschte sich, er möge sie mit seinen geschickten Händen zwischen den Schenkeln streichen und sie in Ekstase versetzen. Stattdessen umkreiste er ihren Bauchnabel und wanderte dann zu ihren Hüften, weg von ihrer empfindlichsten Stelle. Unruhig wand Suzanne sich hin und her. "Greg . "Geduld. Lieg still." Irgendwie gelang es ihr, sich nicht weiter zu bewegen, obwohl sie meinte, vor Sehnsucht zu vergehen, während er sich nun neben ihre Füße kniete. Jeden Zeh massierte er genüsslich und steigerte ihr Verlangen noch. Egal, wo er sie streichelte, ob ihren Fußspann, ihren Knöchel oder ihre Kniekehle, sie spürte diese Berührung in ihrem intimsten, sensibelsten Punkt. Greg ließ etwas Öl auf die Innenseiten ihrer Schenkel tropfen und begann die Muskeln zu massieren, dort, wo Suzanne immer noch ein wenig Muskelkater von ihrem letzten Besuch im Fitnesscenter hatte. Aber verglichen mit der süßen Qual, die Greg ihr mit seiner Massage bereitete, war dieser Schmerz verschwindend gering. Endlich spreizte er ihre Beine, und sie spürte Öl auf das Dreieck zwischen ihren Schenkeln tropfen. Sofort begann sie zu zittern. "Entspann dich", forderte er sie auf und begann, sie aufreizend langsam zu streicheln. Sobald er sie berührte, hob sie die Hüften an. Doch er drückte sie sanft zurück auf das Bett und hielt sie mit einer Hand fest, während er sie mit der anderen noch intensiver massierte. Plötzlich kam der Höhepunkt. Wellenartig durchströmte er ihren Körper, und sie konnte nichts mehr denken. Suzanne vergaß Zeit und Raum und merkte kaum, dass Greg sie nicht länger berührte, sondern aufgestanden war. Dieses Gefühl dauerte noch an, als er wieder zu ihr kam und mit einer einzigen Bewegung in sie eindrang. "Öffne die Augen", bat er sie mit heiserer Stimme. Ihre Lider fühlten sich schwer an. Schließlich hatte sie die Augen geöffnet, und nach einer Weile konnte sie auch wieder klar sehen. Gregs Blick war voller Leidenschaft, doch noch etwas anderes nahm sie darin wahr. Etwas, das weit über körperliche Begierde hinausging. "Menschen können jahrelang Sex haben und einander doch nicht kennen", sagte Greg. "Aber ich kenne dich, Suzanne." Er drang noch tiefer in sie ein. "Ich kenne dich." „Ja." Sie legte die Hände auf seine Wangen. "Ja." "Und wenn ich in dir bin, so wie jetzt, dann ist es, als wüsste ich alles, was wichtig ist in der Welt." Sie nickte, viel zu erfüllt von diesem Moment, als dass sie jetzt hätte sprechen können. Nie zuvor hatte sie sich jemandem so nah gefühlt. Selbst mit Greg hatte sie noch nie einen so vollkommenen, so intensiven Augenblick der Lust erlebt wie diesen.
Gregs Stimme klang belegt, als er sagte: "Am liebsten würde ich mich gar nicht bewegen, so schön fühlt sich das an." "Ich weiß, was du meinst." Er empfand es genauso wie sie. Gleichgültig, was passierte, sie würde diesen Moment, in dem sie sich unendlich nah waren, nie vergessen. „Aber jetzt brauche ich ..." Er zog sich ein wenig zurück und schloss die Augen, bevor er erneut in sie eindrang. "Das." Als er die Augen wieder öffnete, war sein Blick verschleiert und sein Atem flog. Sie legte die Hände auf seine Hüften und hielt sich fest. "Ich auch." Vor Lust stöhnend begann er sich rhythmisch zu bewegen. "Gut", keuchte sie. "Mehr als gut." Er bewegte sich schneller. "Es ist das Paradies. Ja, das ist es. Komm mit mir, Suzanne." Jedes Mal, wenn Greg von neuem zu ihr kam, durchströmten Suzanne die herrlichsten Empfindungen, und sie lächelte glücklich. "Dann willst du jetzt nicht mehr, dass ich ruhig liege?" "Nein." Er hielt ihren Blick fest. "Kratz und beiß mich, wenn du willst." Sie klammerte sich an ihn, während er das Tempo beschleunigte. Als der Gipfel kam, bäumte sie sich auf, warf den Kopf in den Nacken und schrie auf. Greg drang noch einmal tief in sie ein, bevor ein mächtiges Beben durch seinen Körper lief und der Höhepunkt ihn überwältigte. Während ihr ekstatisches Stöhnen in dem kleinen Raum widerhallte und sie sich umschlungen hielten, begriff Suzanne, dass sie Greg liebte.
9. KAPITEL "Ihr Name war Amelia", begann Greg zu erzählen, als er und Suzanne in den Morgenstunden nebeneinander im Bett lagen. Sie hatten sich noch zwei mal geliebt, und Greg wusste, dass Suzanne sich schon bald nach oben in ihre Wohnung schleichen musste. Schließlich war sie nur mit einem Mantel und Schneestiefeln bekleidet zu ihm gekommen. Er verstand, weshalb sie so nicht im Treppenhaus erwischt werden wollte. Doch bevor sie ging, wollte er ihr noch von Amelia erzählen. Suzanne war sofort hellwach. "Die Frau, die es nicht gut fand, dass du Hausmeister bist?" "Damals war sie eher ein Mädchen als eine Frau." Er zog Suzanne die Bettdecke über die nackten Schultern, damit sie nicht fror. „Wir lernten uns im College kennen." "Dann warst du also auf dem College?"
"Ich hatte immer vor, aufs College zu gehen, deshalb arbeitete ich und sparte. Das war die einzige Möglichkeit für mich, zu studieren, weil meine Noten nämlich nicht für ein Stipendium reichten." "Das überrascht mich jetzt aber." Sie fuhr mit dem Finger die Linie seines Kinns nach. "So interessiert, wie du an allem bist, musst du doch gute Noten gehabt haben." Er zuckte die Schultern. "Schon das Regiment auf der High School hatte mir nicht gefallen, und ich hatte gehofft, auf dem College würde das anders sein. Aber ehrlich gesagt hatte ich auch mit der Atmosphäre, die dort herrschte, Probleme. Mir gefielen die Themen, aber ich hasste den Unterrichtsstil. Alle behaupteten, ich würde mich mit der Zeit daran gewöhnen. Doch dann starb mein Dad, und ich beschloss aufzuhören.“ Suzanne sah ihn verblüfft an. "Warum?" "Ich will nicht, dass du mich für einen Märtyrer hältst, weil ich das nicht bin. Aber mein Vater hatte keine Lebensversicherung abgeschlossen und hinterließ meine Mutter ziemlich mittellos. Deshalb gab ich ihr das Geld, das ich für das College gespart hatte." "Oh, Greg, das klingt so traurig.“ "Das ist nicht traurig. Damals kam es mir vor, als würde ich ein großes Opfer bringen, und ich fürchte, meine Mutter denkt das immer noch. Doch in Wirklichkeit gehörte ich einfach nicht auf ein College. Ich fühle mich viel wohler, wenn ich allein lerne, was mich interessiert. Mit einem Abschluss hätte ich mich außerdem verpflichtet gefühlt, einen entsprechenden Beruf zu ergreifen." Es erleichterte Greg sehr, endlich mit jemandem darüber reden zu können, der ihn verstand. "Ich bin gern Hausmeister." Suzanne musterte ihn. "Manchmal, wenn Menschen zu einer Entscheidung gezwungen werden, sagen sie später, dass es so am besten gewesen sei, obwohl ..." "So war es am besten", sagte er streng und überlegte, ob er Suzanne noch immer nicht völlig vertraute. "Du hast mich nicht ausreden lassen", erwiderte sie ruhig. "Ich wollte sagen, dass ich in deinem Fall aber glaube, dass es tatsächlich so am besten war." "Oh." Er atmete auf. "Die meisten Leute reagieren nicht so." Sie strich über sein Haar. „Aber ich bin nicht wie die meisten Leute." Er nahm ihre Hand und führte sie an seine Lippen. "Nein, das bist du ganz bestimmt nicht", sagte er und küsste jeden ihrer Finger. "Zum Beispiel bin ich nicht wie Amelia." "Nein." Nun streifte er mit den Lippen ihre Knöchel. "Du hast nicht die geringste Ähnlichkeit mit ihr." "Hast du sie sehr geliebt?" Als er Suzanne in die Augen blickte, fragte er sich, ob er vor ihr überhaupt gewusst habe, was Liebe bedeutete, Verglichen mit dem, was er für Suzanne empfand, waren die Gefühle für Amelia wie eine Skizze im Vergleich zu einem Ölbild von Rembrandt. Doch bis jetzt hatte er Suzanne noch nicht gesagt, dass
er sie liebe, und sie hatte diese Worte ihm gegenüber auch noch nicht ausgesprochen. Aber das wird bald kommen, dachte er. Sie waren beide lediglich vorsichtig, was auch vernünftig war. Gefühle, die so tief waren, erforderten große Behutsamkeit. "Ich dachte, ich würde sie lieben", erzählte er weiter. "Vielleicht tat ich das auch, so wie ein Zwanzigjähriger mit sehr wenig Erfahrung auf diesem Gebiet ein Mädchen eben liebt. Als ich das College verließ, nahm ich dort einen Job als Pförtner an, um Amelia nah zu sein. Natürlich war das für sie nicht akzeptabel. Sie wollte mit einem Studenten zusammen sein, nicht mit einem Pförtner." Suzanne berührte seine Wange. "Was für eine Närrin sie doch war.“ "Ich glaube, sie war ziemlich schlau. Sie kannte sich selbst. Außerdem tat sie mir einen Gefallen, indem sie mir den Laufpass gab. Sonst würde ich jetzt in einem Büro sitzen und eine Arbeit machen, die ich hasse, statt das zu tun, was mir gefällt." "Dir gefällt dein Job wirklich." „Ja. Ich habe mich immer gefragt, was dieser Beruf für meinen Vater bedeutete, aber jetzt weiß ich es. Jeder Tag ist anders, und ich muss keine Krawatte tragen und mich an irgendwelcher Büropolitik beteiligen. Außerdem bin ich bei der Arbeit in der Lage, über all die interessanten Dinge nachzudenken, die ich am Abend gelesen habe. Mein Vater hat ebenfalls viel gelesen. Er hat oft..." Greg hielt mitten im Satz inne, als an der Tür ein vertrautes Kratzen zu hören war. Suzanne hob den Kopf. "Matilda?" "Ja. Ich fürchte, sie fühlt sich ausgeschlossen." Armes Kätzchen. Sie liegt wohl sonst bei dir im Bett." Suzannes Blick fiel auf Gregs Wecker. "Du liebe Zeit! Ich hatte ja keine Ahnung, wie spät es schon ist. Jetzt muss ich mich aber schleunigst nach oben schleichen, wenn ich nicht den ersten Frühaufstehern in die Arme laufen will.“ Greg seufzte. "Schade, dass du gehen musst." "Ja, das finde ich auch." Sie küsste ihn auf die Stirn. "Aber ich muss jetzt weg." „Wahrscheinlich hast du Recht." Er zog sie nah an sich und blickte ihr in die Augen. „Das war die beste Nacht meines Lebens." Sie lächelte. "Meine auch. Aber jetzt lass mich los. Du weißt, was sonst passiert." Widerstrebend ließ er sie gehen. Suzanne hastete durch das Treppenhaus und wollte gerade ihre Wohnungstür aufschließen, als diese von innen geöffnet wurde. Ein vollständig angekleideter Jared mit leicht zerzausten Haaren stand vor ihr und rieb sich den Schlaf aus den Augen. Im ersten Moment fragte Suzanne sich, ob sie gerade einen Albtraum habe. Schließlich wohnte Jared schon lange nicht mehr in ihrem Apartment. Aber dann fiel ihr ein, dass er immer noch einen Schlüssel besaß. Er hatte damals in
einem heftigen Streit seine Sachen gepackt und war gegangen. Seitdem hatte sie nie wieder mit ihm gesprochen, obwohl Terri sie gedrängt hatte, ihn ein letztes Mal zu treffen, und sei es nur, um ihren Schlüssel zurückzuverlangen. Doch dazu war sie viel zu feige gewesen und hatte sich eingeredet, dass Jared den Schlüssel bestimmt weggeworfen habe. Doch offenbar war das nicht der Fall. Er sah auf die Uhr und dann auf sie. "Wo zum Teufel bist du die ganze Nacht gewesen?" Suzannes erste Reaktion war, beschämt zu erröten. Immerhin stand sie im Treppenhaus und trug nichts außer einem Mantel und Schuhen. Außerdem hatte Jared sie schon immer eingeschüchtert, und alte Gewohnheiten waren schwer abzulegen. Aber dann hob sie das Kinn und bedachte ihn mit einem eisigen Blick. Wortlos ging sie an ihm vorbei ins Wohnzimmer, in dem bereits wieder Sachen von ihm verstreut lagen, und weiter ins Schlafzimmer. Sie schloss die Tür und drehte den Schlüssel um. "Suzanne!" rief er wütend durch die Tür. "Du hast mir keine Antwort gegeben." Sie zog Mantel und Schuhe aus und betrat das Badezimmer. "Ich warte seit elf Uhr auf dich. Wirst du mir jetzt sagen, wo du gewesen bist?" "Nein." "Verdammt, öffne diese Tür!" Er rüttelte an der Winke. Suzanne beachtete ihn gar nicht. Sie stellte sich unter die Dusche und drehte den Wasserhahn auf. Aber früher oder später würde sie sich mit Jared auseinander setzen müssen, schon allein, um ihren Schlüssel zurückzubekommen. Oder sie würde Greg bitten, das Türschloss auszutauschen. Während sie sich einseifte, dachte sie an Gregs geschickte Hände und lächelte versonnen. Heute Abend würden sie vielleicht zusammen duschen und sich anschließend lieben. Sie könnte Greg zur Abwechslung einmal in ihre Wohnung einladen. Allein der Gedanke an den kommenden Abend trieb ihr erregende Schauer über den Rücken. Bei Greg fühlte sie sich sinnlich und begehrenswert und voller Leidenschaft. In seinen Armen verlor sie all ihre Hemmungen. Greg war einfach wundervoll. Doch auch wenn es sehr schön war, so ausgiebig zu duschen, in Wahrheit versteckte sie sich hier. Natürlich konnte sie so lange im Schlafzimmer bleiben, bis Jared die Geduld verlor und ging. Diese Taktik hätte sie früher angewandt, doch inzwischen hatte sie sich verändert. Nun würde sie nicht passiv bleiben, sondern handeln. Sie stellte die Dusche ab und trat auf die flauschige Fußbodenmatte. Jared wartete noch immer vor der Schlafzimmertür und hielt ihr gerade einen Vortrag über die Gefahren, die einer Frau auf den Straßen von Chicago begegnen konnten.
Suzanne zog sich eine bequeme schwarze Hose an und den Pullover, den sie am Vorabend im Pub getragen hatte und der noch ausgebreitet auf ihrem Bett lag. Dann ging sie zurück ins Badezimmer und warf einen Blick in den Spiegel. Sie wollte sich nicht für Jared hübsch machen, aber sie wollte auch nicht jung und verletzlich aussehen. Deshalb tuschte sie sich die Wimpern, legte einen Hauch Rouge auf und trug Lippenstift auf. Na bitte. Nun sah sie wie eine selbstbewusste Frau aus, die sich behaupten konnte, besonders wenn sie ihr Haar noch wild und offen auf die Schultern fallen ließ. Sie zog sich Joggingschuhe an und ging zur Tür. "Es ist offensichtlich, dass du einen Mann in deinem Leben brauchst", verkündete Jared gerade. "Man braucht dich bloß eine Weile allein zu lassen, und sofort stellst du irgendwelche verrückten Dinge an." Wundervolle Dinge, dachte Suzanne. Sie atmete tief ein und öffnete die Tür. "Und ich ... Oh, du hast endlich beschlossen, herauszukommen. Deine Haare sind übrigens eine Katastrophe, und was ist mit diesem Pullover? Ich sah ihn auf deinem Bett liegen und dachte, du hättest dich endlich entschlossen, ihn wegzugeben. Erzähl mir jetzt bloß nicht, du hättest angefangen, Ski zu fahren. Du bist nicht der Typ dazu. Eine Abfahrt, und du..." "Jared, glaubst du, du könntest für zwei Sekunden den Mund halten?" Verblüfft starrte er sie an. "Wie meinst du das?" "Ich meine, halt den Mund. Schließ die Klappe. Schluck runter, was du gerade sagen willst." Er blinzelte verwirrt und musterte sie dann erstaunt. "Du klingst anders." "Der Grund dafür ist, ich bin anders." Sie betrachtete ihn und stellte erneut fest, dass er ein gut aussehender Mann war. Doch der arrogante Ausdruck in seinen braunen Augen verdarb alle seine Vorzüge. "Erklär mir bitte, was dir das Recht gibt, um diese Uhrzeit einfach in meine Wohnung zu kommen.“ "Ich wollte dich sehen, und da du nicht da warst, habe ich ...“ "Hast du es dir gemütlich gemacht." Sie betrachtete die Zeitung, die über dem weißen Sofa verteilt lag, entdeckte das angebissene Sandwich auf einem Teller auf dem Couchtisch und die offene Colaflasche, die Ringe auf der Glasplatte hinterlassen hatte. Selbst ihr rotes Kissen. lag nicht mehr auf seinem Platz. "Du hast dich benommen, als seist du hier zu Hause", sagte sie wütend. "Hier war auch einmal mein Zuhause" erwiderte er gelassen. "Falls du es noch nicht bemerkt haben solltest, du bist hier vor sechs Monaten ausgezogen. Seitdem zahle ich die Miete allein, und stell dir vor, deshalb habe ich die verrückte Idee, dass dies hier meine Wohnung ist." "Nun, das stimmt ja auch. Natürlich stimmt das." Seine Stimme wurde weich, und er schenkte ihr ein Lächeln, das sie früher immer glücklich gemacht hatte, weil ein Mann, der so gut aussah, sie anlächelte. „Ich wollte hier nicht unbefugt eindringen. Ich hatte bloß Sehnsucht nach dir, Liebling. Da habe ich einem Impuls nachgegeben und bin hergekommen." Seine Bemerkung, er habe Sehnsucht nach ihr, musste sie erst einmal verdauen. Während ihrer Beziehung hatte er niemals so zu ihr gesprochen. Stattdessen
hatte er für gewöhnlich betont, wie sehr sie ihn brauche. "Dass du hergekommen bist, ist nicht das Problem, sondern dass du ohne Erlaubnis in meine Wohnung eingedrungen bist und hier die Nacht verbracht hast." "Ich wollte dich überraschen." "Das hast du geschafft." "Da du nie deinen Schlüssel zurückverlangt hast dachte ich außerdem, du hofftest, ich würde irgendwann zurückkommen." Suzanne hatte sich das nicht eingestehen wollen, aber es war etwas Wahres an Jareds Vermutung. Allerdings verstand sie inzwischen nicht mehr, wie sie sich insgeheim hatte wünschen können, dass er zurückkäme, wo sie doch wusste, wie laut, arrogant und schlampig er war. Dank Greg hatte sie erkannt, dass sie sich nicht mit einem Mann wie Jared zufrieden geben musste. Gerade rechtzeitig hatte sie das begriffen. Wenn sie die letzten drei Nächte nicht mit Greg verbracht hätte, hätte Jared sie möglicherweise erneut überrumpeln können. "Was meinst du, Suzanne?" Er kam einen Schritt näher. "Ich habe dich vermisst. Und weißt du was? Dein Haar sieht eigentlich ziemlich verführerisch aus, wenn du es so trägst." Sie nahm den vertrauten Duft seines After Shaves wahr, doch der erregte sie nicht mehr. "Es ist zu spät, Jared." "Das kann ich nicht glauben. Ich war ein Dummkopf, weil ich nicht gemerkt habe, wie gut wir zueinander passen. Aber jetzt ist mir das klar. Ich finde, es wird Zeit, dass wir uns über unsere Hochzeit Gedanken machen." Sie trat einen Schritt zurück, bevor er nach ihr greifen konnte. "Ich fürchte, da irrst du dich, Jared." Er runzelte die Stirn. "Gibt es einen anderen?" "Du hast es erfasst." Seine Miene wurde düster. „Wer ist er?" "Das geht dich nichts an." "Dann bist du wohl vorhin von ihm gekommen, oder?" "Ich brauche auf deine Fragen nicht zu antworten. Im Übrigen möchte ich jetzt, dass du gehst." Sie streckte die Hand aus. "Gib mir bitte meinen Schlüssel zurück." Er ignorierte das. "Wenn er dich in den Morgenstunden ganz allein hat nach Hause gehen lassen, dann würde ich mir an deiner Stelle die Sache noch einmal überlegen. Es passiert nicht jeden Tag, dass dir ein Mann wie ich einen Antrag macht." "Zweifellos bist du ein ganz besonderes Exemplar von einem Mann." Wie hatte sie nur jemals in Betracht ziehen können, mit diesem Mann ihr ganzes Leben zu verbringen? Die Vorstellung, dass sie seinen Heiratsantrag vor sechs Monaten angenommen hätte, ließ sie erschaudern. "Da hast du verdammt noch mal Recht. Also, lass uns diesen Unsinn vergessen und zur Sache kommen." "Den Schlüssel, Jared. " Erneut streckte sie die Hand aus.
Er fasste in die Jackentasche und holte den Schlüssel heraus. Aber sobald er ihn in ihre Hand gelegt hatte, packte er sie am Handgelenk und zog sie mit einem Ruck in seine Arme. „Jared, lass das!" Sie versuchte, sich zu befreien. "Komm schon, Suzanne." Er hielt sie fest. "Hast du vergessen, wie gut es zwischen uns war?“ "Da kann ich nur lachen. Es war nicht im Mindesten so gut, wie du denkst. Lass mich jetzt los." „Auf keinen Fall." Er packte sie am Kinn und beugte sich über sie. "Ich beiße dich." Er wirkte kein bisschen besorgt. "Das ist nicht dein Stil, das weißt du genau." Er presste seinen Mund auf ihren und drängte seine Zunge zwischen ihre Lippen. Suzanne machte ihre Warnung wahr, und aufschreiend ließ Jared sie los. "Du hast mich tatsächlich gebissen." Er betastete seine Zunge. "Ich blute!" "Du wolltest ja nicht hören." "Suzanne, du bist völlig durchgedreht." Die Türglocke ertönte. Seufzend ging Suzanne zur Wohnungstür. „Jetzt siehst du, was du angerichtet hast. Mit deinem Geschrei hast du einen meiner Nachbarn gestört." Sie öffnete die Tür, bereit, sich für die Störung zu entschuldigen, und stand Greg gegenüber. Während sie ihn sprachlos ansah, verblasste sein Lächeln. "Ich bin hochgekommen, um ..." "Suzanne? Wer ist das, Liebling?" Sie zuckte zusammen. Gregs Miene wurde ernst. "Ist Jared hier?" „Ja, aber ..." Jared erschien hinter ihr. "Hallo, ich kenne Sie. Sie sind doch der Hausmeister. Suzanne hat gerade geduscht. Ist in dem Apartment unter uns vielleicht Wasser durch die Decke gekommen oder dergleichen?" Suzanne stand regungslos da. Sie hielt es für keine gute Idee, Jared zu verraten, dass Greg der Mann war, mit dem sie ein Verhältnis hatte. Vielleicht wollte Greg das nicht, außerdem hatten sie bisher noch nicht über die Zukunft gesprochen. Sie glaubte zwar zu wissen, was er für sie empfand, war sich aber nicht sicher genug, um von anderen darüber zu sprechen. Besonders nicht vor Jared, vor dem sie ihre persönlichen Angelegenheiten lieber verborgen halten wollte. Doch sie wollte auch nicht, dass Greg auf falsche Gedanken kam, weil sich Jared um diese Uhrzeit in ihrer Wohnung aufhielt. Da bemerkte sie, dass Greg ihren Mund betrachtete, und ihr wurde klar, dass ihr Lippenstift bestimmt verschmiert war. Schlimmer noch, sie brauchte nicht nachzusehen, um zu wissen, dass sich an Jareds Mund mit Sicherheit ebenfalls Lippenstiftspuren befanden.
Plötzlich wirkte Greg sehr müde. „Anscheinend habe ich einen Fehler gemacht. Ich sollte heute Morgen in das Apartment 46B kommen, um einen Lichtschalter zu reparieren. Ich habe mich wohl im Stockwerk geirrt. Entschuldigen Sie die Störung." Endlich kam Suzanne eine Idee. "Hören Sie, da Sie schon einmal hier sind, das Rohr unter meinem Waschbecken macht wieder Probleme. Sobald Sie in 46B fertig sind, wäre ich sehr froh, wenn Sie vorbeikommen und nachsehen würden." "Leider kann ich das heute nicht mehr erledigen", sagte Greg. "Stellen Sie etwas darunter, um eventuelle Wassertropfen aufzufangen. Ich versuche dann, mich nächste Woche darum zu kümmern." Suzanne bekam Angst, den falschen Eindruck, den er gewonnen hatte, nicht so schnell wie möglich klären zu können. "Das Rohr ist wirklich ziemlich undicht." Greg sah ihr in die Augen. „In diesem Fall sollten Sie vielleicht Jared bitten, einen Blick darauf zu werfen." "Er versteht überhaupt nichts von solchen Dingen." Verzweifelt bemühte sie sich, Greg dazu zu bewegen, auf dem Rückweg bei ihr vorbeizuschauen. "Moment mal", schaltete Jared sich nun ein. "Ich weiß genug, um eine undichte Stelle zu erkennen. Ich werde ... " "Sehen Sie?" sagte Greg. "Sie sind in besten Händen." Mit diesen Worten drehte er sich um und ging weg. Suzanne wollte ihn zurückrufen, aber es war kein günstiger Zeitpunkt für eine Szene. Sie schloss die Tür und bemerkte, dass sie noch immer den Schlüssel in der Hand hielt. Wut stieg in ihr hoch. Sie ging zu ihrem Sofa, auf das Jared seinen Mantel geworfen hatte, packte ihn und warf ihn in Jareds Richtung. "Raus hier", sagte sie in ruhigem, aber bestimmtem Ton. "Sofort raus hier, oder ich rufe die Polizei." "Du bist tatsächlich verrückt geworden." "Zu verrückt für dich, und jetzt verschwinde, oder ich mache meine Drohung wahr." "Ich gehe" Behutsam betastete er noch einmal seine verletzte Zunge. "Du hast dich verändert, Suzanne. Du hast dich ganz bestimmt verändert. So, wie du jetzt bist, würde ich dich gar nicht haben wollen." "Wie günstig für mich." Kopfschüttelnd öffnete er die Tür, trat hinaus und zog sie hinter sich ins Schloss. Sofort lief Suzanne zur Tür, verschloss sie und eilte dann zum Telefon. Sie wählte Gregs Nummer, doch es meldete sich bloß der Anrufbeantworter. Nachdem sie um seinen Rückruf gebeten hatte, verließ sie ihre Wohnung und ging hinunter ins Untergeschoss. Dort läutete sie an Gregs Tür und wartete. Sie läutete mehrmals, aber niemand öffnete. Verflixt, offenbar hatte er das Gebäude verlassen.
Nun gut, er konnte sich ja nicht für immer vor ihr verstecken. Früher oder später würde sie ihn treffen und ihm sagen, dass die Sache mit Jared ganz bestimmt nicht so gewesen war, wie sie ausgesehen hatte. Greg wanderte durch die verschneite Innenstadt von Chicago. Anfangs war er praktisch der einzige Fußgänger, doch je weiter der Morgen dämmerte, desto mehr füllten sich die Straßen mit Menschen, die im Gegensatz zu ihm alle in fröhlicher Weihnachtsstimmung waren. In einem kleinen Laden in der Michigan Avenue kaufte er sich einen Becher schwarzen Kaffee zum Mitnehmen und trank ihn im Weitergehen. Der Kaffee schmeckte so bitter, wie er sich fühlte. Er konnte nicht glauben, dass er ein solcher Narr gewesen war, anzunehmen, Suzanne könnte sich mit einem Hausmeister zufrieden geben. Wie Jared und sie sich allerdings so rasch wieder hatten versöhnen können, nachdem sie gerade erst von ihm, Greg, gekommen war, war ihm ein Rätsel. Doch eigentlich spielte das keine Rolle. Jared war dort gewesen, und sein Gesicht war mit Suzannes Lippenstift verschmiert gewesen. Mehr hatte er nicht zu sehen brauchen. Offenbar war es Suzanne peinlich gewesen, dass er sie mit Jared erwischt hatte. Bestimmt wollte sie jetzt mit ihm darüber reden und sich irgendwie entschuldigen. Doch darauf hatte er keine Lust. Von jetzt an würde er um Frauen wie Suzanne einen großen Bogen machen. Entschlossen schob er die Erinnerung daran, wie himmlisch es zwischen Suzanne und ihm gewesen war, beiseite. Solche Erinnerungen konnte er sich nicht leisten. Sie schmerzten zu sehr. Außerdem waren sie eine Lüge. Er lief an diesem kalten Samstagmorgen weiter durch die Straßen. Suzanne in seine Wohnung zu lassen war ein Fehler gewesen. Denn jetzt war dieser Ort mit Erinnerungsbildern von ihr erfüllt. Sogar seine Katze würde ihn an sie erinnern. Trotzdem würde er noch heute zurückkehren müssen, zumindest, um nach Matilda zu sehen. Tief in seinem Innern wusste er jedoch, sein größter Fehler war nicht gewesen, Suzanne in sein Apartment zu lassen. Sein größter Fehler, der ihn für immer verfolgen würde, war, dass er sie in sein Herz gelassen hatte.
10. KAPITEL
Greg rief Suzanne während des ganzen Wochenendes nicht zurück. Deshalb ging sie am Sonntagabend zu seiner Wohnung und klingelte. Doch niemand öffnete. Sie läutete noch zwei Mal und wartete. Niemand kam an die Tür. Nachdem sie wieder in ihrer Wohnung war, rief sie bei Greg an und hinterließ
eine neue Nachricht auf dem Anrufbeantworter. Mittlerweile war sie ziemlich besorgt. Die folgende Woche hoffte sie, Greg zufällig zu begegnen. Doch so häufig das früher passiert war, nun machte er sich rar. Terri, der sie sich inzwischen anvertraut hatte, schlug ihr vorsichtig vor, sie solle Greg aufgeben. Doch das konnte sie nicht. Am dreiundzwanzigsten Dezember erreichte Suzannes Niedergeschlagenheit ihren Höhepunkt. Sie sollte am nächsten Morgen für zwei Tage zu ihrer Mutter nach Moline fahren. Doch vorher wollte sie unbedingt noch ein paar Dinge klären, wenigstens für sich selbst. Terri war zwar nicht mit Greg im Bett gewesen, doch mit anderen Mieterinnen dieses Hauses hatte er vermutlich ein Verhältnis gehabt. Suzanne wusste, dass es Jennifer gewesen war, die Terri von Gregs Vorzügen erzählt hatte. Sie musste also herausfinden, ob in Jennifers Fall genauso starke Gefühle im Spiel gewesen waren wie bei ihr. Wenn ja, dann wäre das zwar eine schreckliche Enttäuschung, doch dann hätte sie wenigstens Gewissheit und sollte alles tun, um Greg zu vergessen. Sie rief Jennifer im Büro an und verabredete sich mit ihr zum Mittagessen. Während des Gespräches, in dem Suzanne ihr ganzes diplomatisches Geschick einsetzte, erfuhr sie schließlich, dass auch Jennifer nicht mit Greg geschlafen hatte und dass Carolyn diejenige gewesen war, die ihr Greg empfohlen hatte. Am Abend stattete sie Carolyn einen Besuch ab, die zum Glück zu Hause war. Diesmal war das Gespräch viel schwieriger, aber endlich gestand auch Carolyn, dass sich zwischen ihr und Greg nichts weiter abgespielt habe. Offenbar bin ich doch etwas Besonderes für Greg gewesen, dachte Suzanne erleichtert und freute sich unendlich. Nun musste sie nur noch einen Weg finden, um Greg aus seinem Versteck zu locken. Während der beiden Tage bei ihrer Mutter würde sie bestimmt genügend Zeit finden, um einen Plan zu schmieden. Greg war Heiligabend gern zu Hause bei seiner Familie, vor allem, seitdem seine Mutter und seine Geschwister wieder gelernt hatten, fröhlich zu sein. Normalerweise verbrachte er auch den Abend des ersten Weihnachtstages zu Hause und spielte ein paar Brettspiele oder ein paar Runden Karten. Doch diesmal, als die Dämmerung anbrach, zog es ihn zurück in seine Wohnung. Er sagte sich, dass er Matilda nicht so lange alleine lassen wolle. Dabei hatte er sie für zwei Tage gut versorgt mit Futter und Wasser. Nicht Matilda zog ihn zurück nach Chicago, sondern Suzanne. Sie war viel beharrlicher gewesen, als er erwartet hatte, und das ließ ihm keine Ruhe. Er würde sich wohl noch einmal mit ihr treffen müssen. Aber erst nach Weihnachten, hatte er entschieden. Nach Weihnachten würde er sie anrufen und ein Treffen an einem neutralen Ort vorschlagen, zum Beispiel in einem Cafe, wo er nicht versucht war, irgendetwas Dummes zu tun oder zu sagen.
In seiner Wohnung angekommen, hörte er sofort den Anrufbeantworter ab und stellte enttäuscht fest, dass kein weiteres Gespräch angekommen war. Sofort ärgerte er sich über sich selbst, weil er sich wegen Suzanne immer noch Hoffnungen machte. Wenn er an diesem verhängnisvollen Morgen doch bloß nicht zu ihrem Apartment hochgegangen wäre, mit dem Vorhaben, sie zum Frühstück einzuladen. Dann hätte er sie nicht zusammen mit Jared erwischt und sehen müssen, dass sie beide verräterische Lippenstiftspuren um den Mund hatten. Ein Anblick, den er einfach nicht vergessen konnte. Als das Telefon läutete, beschleunigte sich sofort sein Pulsschlag. Trotzdem ließ er sich Zeit, um zum Apparat zu gehen. Wahrscheinlich handelte es sich um irgendeinen Mieter, der wegen eines Problems anrief, und nicht um Suzanne. Er nahm den Hörer ab. "Hallo?" "Greg!" Ein Glücksgefühl durchströmte ihm. Sie war es! Unglaublich, aber sie war es! "Ich dachte, du bist bei deiner Mutter." "Ich habe einen Zug früher genommen als geplant, zum Glück. Unter dem Waschbecken im Badezimmer ist ein riesiges Leck. Wirklich riesig, Greg. Ich habe gar nicht erwartet, dich anzutreffen, aber ich wollte es wenigstens versuchen. Wenn du nicht kommen kannst, muss ich einen Notdienst rufen, obwohl ich bezweifle, dass irgendjemand am Weihnachtsfeiertag arbeitet." "Wahrscheinlich niemand." Fieberhaft überlegte er, ob in ihrem Badezimmer tatsächlich eine undichte Stelle sei oder nicht. Wenn ja, rief sie ihn lediglich in seiner Funktion als Hausmeister an. Möglicherweise war dann der "wundervolle Jared", der Mann, der keine Ahnung von Klempnerarbeit hatte, bei ihr in der Wohnung. Falls Jared anwesend war, war die Angelegenheit mit Suzanne für ihn, Greg, für immer und ewig erledigt. "Es tut mir Leid, dich am Weihnachtstag zu belästigen, aber kannst du hochkommen und dir die Sache ansehen?" "Ja, ich kann hochkommen." Er bemühte sich, gelangweilt zu klingen, was ihm aber nicht gelang. "Großartig. Dann bis gleich." Greg machte sich so rasch auf den Weg, dass er seinen Werkzeugkasten vergaß. Auf halbem Weg fiel ihm das ein, und er musste noch einmal zurückgehen. Als er zum zweiten Mal die Feuerleiter hochstieg, überlegte er, was er tun sollte, wenn er Jared vorfände. Nun, dann würde er das verflixte Rohr reparieren und anschließend Mrs. Suzanne Talbot sagen, was er von ihr hielt. Falls Jared nicht da war, würde er ... Nun, das würde er sich überlegen, wenn es so weit war. Sein Herz schlug wie verrückt, als er an Suzannes Wohnungstür klopfte. Sie öffnete sofort, und sie sah schöner aus als je zuvor. Ihre Wangen waren leicht gerötet, das Haar fiel ihr offen auf die Schultern, sie war barfuss, und sie trug einen entzückenden Pulli mit aufgestickten Engeln. Wenn er nicht den
Werkzeugkasten in der Hand gehalten hätte, hätte er wohl nicht widerstehen können, Suzanne in die Arme zu nehmen und zu küssen. Doch so gelang es ihm, sich einigermaßen gelassen zu geben. "Ich dachte schon, du kommst nie", sagte sie. "Geht es wieder um das Waschbecken im Badezimmer?" "Ja. Eine der dünnen Leitungen, die zum Wasserhahn führen, ist gebrochen, und ich weiß nicht, wie ich das Wasser abstellen soll." "Gebrochen?" Stirnrunzelnd trat er ein und ging Richtung Badezimmer. Mit den Kupferrohren war alles in Ordnung gewesen, als er sie vor ein paar Wochen kontrolliert hatte. "Ja, gebrochen." Sie folgte ihm. Als er das Wohnzimmer durchquerte, suchte er nach Anzeichen dafür, dass Jared hier war. Immerhin war es Weihnachten, und wenn Suzanne wieder mit Jared zusammen war, hielt er sich vermutlich in ihrer Wohnung auf. Aber vielleicht befand er sich im Badezimmer und hielt die undichte Stelle heldenhaft mit dem Finger zu. In diesem Fall würde er, Greg, behaupten, er müsse noch einmal nach unten und ein bestimmtes Werkzeug holen, bevor er irgendetwas tun könne, nur damit Jared noch ein wenig länger in dieser unbequemen Position verharren musste. Doch Jared war auch nicht im Badezimmer, und Greg entdeckte sofort, dass unter dem Waschbecken Wasser hervorspritzte. Der Boden stand schon halb unter Wasser. "Siehst du? Ich habe keinen Scherz gemacht." "Richtig." Greg watete zum Waschbecken, kroch darunter und stellte den Haupthahn ab. Dann wischte er sich das Wasser aus den Augen und musterte prüfend die Leitungen. Wenn er nicht unter einer Sinnestäuschung litt, hatte jemand das Rohr mit dem Hammer bearbeitet. Langsam kam er unter dem Waschbecken hervor und trocknete sich das Gesicht ab. "Kannst du es reparieren?" fragte Suzanne. "Ja, das kann ich." "Da bin ich aber froh." "Die Frage ist, warum du diese Leitung beschädigt hast." Sie holte tief Atem und sah aus, als wolle sie die Manipulation leugnen. "Ich weiß, dass du sie beschädigt hast, Suzanne. Sag mir jetzt einfach den Grund." Langsam atmete sie aus. "Weil ich dich sehen musste, du aber offenbar beschlossen hast, mir aus dem Weg zu gehen. Deshalb bin ich heute zu meinem Dad gefahren und habe mir ein Handbuch über Installationstechnik ausgeliehen. Daraus habe ich mir dann eine Idee geholt." "Du bist zu deinem Dad gefahren? Ich dachte, du hättest Angst, das würde deine Mutter belasten." "Das stimmt, aber Mom und ich haben das geklärt."
"Gut." Er freute sich für sie. Auch wenn sie nicht dafür bestimmt waren, zusammen zu sein, wünschte er sich für sie, dass sie glücklich war. Sie lächelte. "Ja, das war wirklich gut. Ich habe Heiligabend bei meiner Mutter verbracht und den Morgen des ersten Weihnachtages bei meinem Vater und seiner Familie." Sie deutete auf ihren Pullover. "Den habe ich dort geschenkt bekommen." "Schön. Hat Jared dich zu deiner Mutter begleitet?" Sie sah ihm direkt in die Augen. "Deshalb muss ich ja mit dir sprechen. Jared kam damals ungebeten vorbei." "Wirklich. Sicher warst du froh, ihn zu sehen." "Du meinst wegen der Lippenstiftspuren?" "Ja, das meine ich, dass du geduscht hast, während er in deiner Wohnung war. Im Übrigen wirkte sein Haar auch ziemlich zerzaust, so als hättet ihr gerade ein paar wilde Spielchen gespielt." "Ich kam heim und fand ihn in meiner Wohnung und..." "Er besaß also noch einen Schlüssel?" Wie sehr er sich auch wünschte, dass alles sich aufklärte, er würde sich nicht zum Narren halten lassen. "Ja, und daran bin ich schuld. Ich hätte den Schlüssel schon vor Monaten zurückverlangen sollen. Ehrlich gesagt, bevor wir zusammengekommen sind, habe ich mir wohl insgeheim gewünscht, er würde zurückkommen." Das versetzte Greg einen heftigen Stich. "Weißt du was? Das muss ich mir nicht anhören. Du kannst ja ein paar Tage lang die Spüle in der Küche benutzen, und ich werde die Leitung reparieren, während du bei der Arbeit bist." Er griff nach seiner Werkzeugkiste. "Warte!" Suzanne hielt ihn am Arm fest. "Hast du mich nicht verstanden. Ich sagte, bevor wir zusammengekommen sind. Du hast mir die Augen geöffnet. Jared passt überhaupt nicht zu mir. Ich habe Besseres verdient." Er seufzte. Anscheinend war er zumindest für etwas gut gewesen. "Ich vermute, das hast du entdeckt, als du ihn geküsst hast." "Ich habe ihn nicht geküsst. Er hat mich geküsst, und ich habe ihn in die Zunge gebissen." "Du hast ... was?" "Ich habe ihn in die Zunge gebissen. Er hat Glück, dass ich ihn nicht auch noch getreten habe." Nun lächelte Greg, obwohl er so unglücklich war. "Gratuliere. Das klingt, als würde für dich jetzt alles gut werden. Ich freue mich, dass ich dir behilflich sein konnte." Sein Blick ging zu ihrer Hand, mit der sie ihn noch immer am Arm festhielt. "Schön, dass du mir erzählt hast, wie das alles gewesen bist. Aber jetzt kannst du mich gehen lassen." "Noch nicht." Er sah ihr in die Augen. "Suzanne, es ist besser, wenn wir …“ "Ich habe ein bisschen nachgeforscht, und nun weiß ich, dass du nicht mit all den Frauen geschlafen hast, mit denen du in diesem Apartmentgebäude zu tun hattest."
"Wovon sprichst du denn da?" fragte er total verblüfft. „Terri ließ einmal durchblicken, dass du niedergeschlagene Frauen wieder aufmunterst, indem du mit ihnen ins Bett gehst." "Was?" "Schließlich hat sie aber zugegeben, dass sie nicht mit dir geschlafen hat. Doch sie vermutete, alle anderen schon. Inzwischen kenne ich aber noch zwei Frauen, mit denen du auch nicht im Bett warst, und ..." "Ich habe mit keiner von ihnen geschlafen!" erklärte er entrüstet. "Das ist einfach unglaublich! Willst du mir damit sagen, ich hätte den Ruf, ein ... ein Gigolo zu sein?" Greg war dermaßen aufgebracht, dass er kaum Worte fand. Bisher hatte er immer geglaubt, er sei eine Art unbezahlter Lebensberater für die Mieterinnen, und da behaupteten diese verflixten Frauen, er habe mit ihnen geschlafen. Das war zu viel! "Hast du nicht?" Merkwürdigerweise strahlte Suzanne ihn nun an. "Du meinst, ich bin die Einzige?" "Natürlich bist du das." "Greg, du bist ganz rot im Gesicht. Vielleicht solltest du dich setzen.“ "Ich werde mich nicht setzen. Ich werde jeder einzelnen dieser Frauen einen Besuch abstatten und ihnen sagen, was ich von ihnen halte.“ "Das kannst du nicht." "Was soll das heißen, ich kann nicht? Ganz bestimmt kann ich das.“ "Sie haben mir das im Vertrauen erzählt. Wenn du sie damit konfrontierst, wissen sie, dass ich dir alles verraten habe." „Aber das macht doch keinen Unterschied. Immerhin bin ich derjenige, von dem behauptet wird, er hielte sich praktisch einen ganzen Harem. Anscheinend bin ich der Letzte, der das erfährt, also habe ich auch ein Recht darauf zu erfahren, weshalb sie meinen Ruf dermaßen durch den Schmutz ziehen." Suzanne verstärkte ihren Griff. "Nicht durch den Schmutz. Alle schwärmen von deinen Fähigkeiten." Sie errötete. "Ich dachte, du seist deshalb ein so toller Liebhaber, weil du so viel Erfahrung besitzt." "Das war, weil ich dich liebe." Zu spät merkte er, was er gerade gesagt hatte. Nun konnte er dieses Geständnis nicht mehr zurücknehmen. „Aber keine Sorge", sprach er rasch weiter. "Ich komme schon darüber hinweg. Ich..." „Aber ich komme darüber nicht hinweg." Ihre Stimme klang sanft, und ihr Blick war verschleiert. "Greg, das wollte ich dir schon die ganze Zeit sagen. Ich liebe dich. Sogar als ich annahm, du seist mit einer ganzen Menge anderer Frauen intim gewesen, habe ich gehofft, mit mir sei es für dich etwas Besonderes." Greg begegnete Suzannes Blick und fand darin alles, was er brauchte, um ein Leben lang glücklich zu werden. Er nahm sie in die Arme und bedeckte ihr Gesicht mit Küssen. "Du hast ja keine Ahnung, was du für mich bedeutest. Aber ich hatte Angst, dass du keinen Hausmeister für dich willst." Sie schlang die Arme um seinen Hals und küsste ihn. "Natürlich will ich einen Hausmeister. Wer repariert mir sonst das Waschbecken?"
"Ich kann alles reparieren, was nicht in Ordnung ist." "Dann kümmerst du dich am besten um mein Herz. Es schlägt irgendwie so heftig." "Das könnte chronisch werden." Greg hob sie hoch und trug sie kurzerhand zum Bett. "Ich glaube, ich sehe mir die Sache jetzt gleich einmal genauer an." Suzanne lächelte. "Ich bin sicher, dass ich regelmäßige Betreuung brauche für, sagen wir mal, für mindestens die nächsten siebzig Jahre oder so." Er legte sie aufs Bett und beugte sich über sie. "Machst du mir da etwa einen Antrag?" "Ja. Willst du mich heiraten?" Glücklich schaute er sie an. "Ganz bestimmt. Je eher, desto besser. " Er streifte mit den Lippen ihren Mund. "Fröhliche Weihnachten, Liebes." "Oh! Greg, ich habe ja gar kein Geschenk für dich." Er lachte. "Doch, das hast du." Greg schob die Hand unter ihren Pullover. "Und ich kann kaum erwarten, es auszupacken."
EPILOG Ein Jahr später Suzanne kuschelte sich auf dem Sofa an Greg, während sie zusammen in das knisternde Feuer im Kamin sahen. Im Hintergrund spielte leise Weihnachtsmusik. "Irgendwie finde ich es ein wenig selbstsüchtig von uns, dass wir Weihnachten hierher gefahren sind, statt die Feiertage mit unseren Familien zu verbringen", sagte sie. Greg zog sie ein wenig näher an sich. "Zu spät. Draußen schneit es wie verrückt, und die Straßen sind unpassierbar. Selbst wenn wir wollten, könnten wir nicht mehr fahren." "Und Matilda? Hast du kein schlechtes Gewissen, weil wir sie eine Woche lang bei unserer Nachbarin lassen?" "Nein. Ich könnte schwören, sie hat etwas damit zu tun, dass wir uns gerade diese neue Wohnung ausgesucht haben. Sie muss gewusst haben, dass dort gleich nebenan ein Kater wohnt. Ich persönlich hatte sogar das Gefühl, Matilda konnte uns nicht rasch genug loswerden." "Mrs. Tuttle verwöhnt sie total. Sie fängt an, dick zu werden." Suzanne lehnte den Kopf an Gregs Schulter und atmete den würzigen Duft seines After Shave ein. "Also gut, du hast mich überzeugt, dass es für uns gut ist, hier zu sein. Es dürfte sowieso unser letztes Weihnachtsfest zu zweit sein." Sie blickte zu ihm hoch, um zu sehen, ob er ihren Hinweis verstanden hatte. Das war aber offenbar nicht der Fall.
"Sicher nicht", erwiderte er. "Man kauft sich doch keine Hütte in Wisconsin, wenn man sie nicht benutzen will. Das wäre ja Verschwendung. Außerdem verdienen wir es, in diesem Jahr Weihnachten für uns zu sein und uns zu verwöhnen. Nächstes Jahr können wir dann wieder mit unseren Familien feiern." "Was mich anbelangt, so fühle ich mich sehr verwöhnt." Stolz sah er sie an. "Gefallen dir die Körperfarben, die dir der Weihnachtsmann gebracht hat?" "Ja, sehr. Ich denke, ich hätte vielleicht besser Kunst studieren sollen. " Er lachte. "Was hältst du davon, wenn wir sie ausprobieren, während wir nackt vor dem Kamin liegen?" "Klingt verlockend." Es war Suzanne unmöglich, das Geheimnis noch eine Weile länger für sich zu behalten. Greg sah sie an. "Du hast doch irgendetwas vor?" "Ja." Ihr war fast schwindelig vor Glück. "Erinnerst du dich noch, dass es genau zu dieser Zeit war, als ich dich vor einem Jahr angerufen habe, um in meinem Apartment die Wasserleitung zu reparieren, die ich kaputtgemacht hatte?" Er blickte auf die antike Uhr in der Ecke ihrer kleinen Hütte. "Ja, ich erinnere mich." "Gut, ich habe nämlich doch ein Geschenk für dich." Interessiert betrachtete er sie. "Gehört zu diesem Geschenk, dass du dich ausziehst? Ich liebe Geschenke, bei denen man nackt ist." "Eigentlich nicht. Das können wir ja später noch machen. Jetzt möchte ich, dass du sitzen bleibst, während ich etwas hole." Suzanne eilte ins Schlafzimmer, zog sich rasch aus und schlüpfte in das Umstandskleid, das sie vor ungefähr einer Woche gekauft hatte. Dann lief sie ins Zimmer zurück und blieb vor Greg stehen. Er wirkte leicht verwirrt. "Liebling, du siehst selbst in einem Kartoffelsack gut aus, aber ich muss dir sagen, dieses Kleid hat Ähnlichkeit mit einem Sack. Es hat eine hübsche Farbe, aber es passt dir nicht besonders gut.“ "Das wird es schon noch." Sie wartete ab, ob er nun verstand. "Das wird es noch?" Greg runzelte die Stirn. Dann, ganz langsam, glättete sich seine Stirn wieder, und ein Ausdruck der Überraschung trat in seine Augen. "Es wird noch passen?" Sie nickte. Er sprang vom Sofa hoch und umarmte sie. "Donnerwetter!" Suzanne lachte. "Dein Geschenk gefällt dir also?" Er strahlte sie an. "Ja", antwortete er. "Ich liebe mein Geschenk.“ "Das ist gut, denn du musst schließlich auf das kleine Wesen aufpassen, während ich im Büro bin." Greg streichelte ihr Haar. "Ich kann es kaum erwarten." Sanft legte er die Hand auf ihren Bauch. "Wirklich?" "Wirklich. Ich habe es fast nicht ausgehalten, zu schweigen, aber ich wollte dir dieses Geheimnis erst Weihnachten verraten. Frohe Weihnachten, Liebling."
Er legte zärtlich die Hände um ihren Kopf, und seine Stimme klang rau vor Gefühl, als er sagte: "Vor wenigen Minuten, als wir auf dem Sofa gekuschelt haben, dachte ich, mein Leben könnte nicht vollkommener sein. Ich habe mich geirrt. Jetzt ist es vollkommen.“ Suzanne schlang die Arme um ihn. "Aber es wird für lange, lange Zeit das letzte Weihnachtsfest sein, das wir alleine verbringen." "Dann wird es gut sein, wenn wir es auf die schönste Weise nutzen." Sie sah zu ihm hoch, und wie immer, wenn sie in seinen Armen war, war es ein Moment besonderen Zaubers. Und so würde es auch immer sein. Suzanne lächelte Greg an, während im Hintergrund ihr Lieblingsweihnachtslied erklang: "Carol of the Bells". Sie nahm das als Zeichen. "Liebe mich, Greg", flüsterte sie. - ENDE