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Jetzt erfüllt sich der Wunsch vieler Freunde der LUX-LESEBOGEN nach einer geschmackvoll ausgestatteten Sammelkassette für die „Kleine Bibliothek des Wissens". Bestellen Sie h e u t e noch die VORDERANSICHT
£ux-£ese&a#eHrJ(assette mit "Außenhülle und praktischer Einsteckkassette. Farbe: Karminrot und Goldetikett mit Eindruck des Jahrgangs. Größe: 15X11X^.5 cm, für 24 Lesebogen. Preis:
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80 Pfennig, portofrei in Versandkarton.
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VERLAG SEBASTIAN LUX • MURNAU vor MÜNCHEN
KLEINE B I B L I O T H E K DES W I S S E N S
LUX-LESEBOGEN NATUR-
UND
K U L T U R K U N D L I C H E
HEFTE
WILHELM PFERDEKAMP
2006 digitalisiert von Manni Hesse _ _ _ _ _ I N H A L T DES
HEFTES
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Boten einer fremden Welt — Gefangene der Götter — Sklave des „Spitzen Steins" — Dzul
Zwiegespräch zwischen Dzeuk und —
Ein verwickeltes Kalender-
system — Märchenhafte Bauten —. Die Befreiung — Geheimnisse des Waldes
VERLAG SEBASTIAN LUX • MURNAU/MÜNCHEN
Boten einer fremden W e l t Anno 1502 . . . Durch die von Stürmen aufgewühlte Karibische See jagt das kleine Geschwader des Christoph Kolumbus auf die Landenge von Nicaragua zu. Es ist die vierte Westfahrt des großen Entdeckers und sein letzter, fast verzweifelter Ansturm gegen die schier endlose Barriere, die nach seiner festen Überzeugung allein noch den Zugang zu dem Goldland Indien versperrt. Irgendwo muß ein Durchlaß sein! Der Gedemütigte, von Anfeindungen und Unbilden müde gewordene hat sich noch einmal aufgerafft, diesen Weg aller Wege, diese Sehnsuchtsstraße seines Lebens der Menschheit zu öffnen. Auf dieser beschwerlichsten und abenteuerlichsten der vier Kundfahrten, die Kolumbus 1492, 1493, 1498 und 1502 von Spanien aus unternommen hat, begegnete dem Großadmiral im Westindischen Meer noch einmal das glückverheißende Schicksal. Doch Kolumbus erkannte es nicht . . . An einem der Tage, die in Entbehrungen dahingegangen, tauchte vor dem Bug der spanischen Karavellen eine mächtige Barke auf. Sie wurde von Segeln und fünfzig Ruderern bewegt. Unter einem Zeltdach von riesigen Blättern lagerten indianische Frauen und Männer. War schon der Anblick eines seetüchtigen Eingeborenenschiffes in diesen Breiten überraschend, so erregten andere Dinge, auf die man erst nach und nach aufmerksam wurde, höchstes Aufsehen. Die Insassen des Schiffes waren nicht unbekleidet wie sonst die Wilden der westindischen Inselwelt. Sie trugen reiche und farbig gemusterte Umhänge. Mit großem Geschick manövrierten die Männer den Segler an die Seite des Admiralsschiffes. Als einige Indianer dann auf Einladung an Bord stiegen, lag in ihrem Auftreten das Selbstbewußtsein von Kulturmenschen. Von Gestalt waren sie klein 2
und stämmig, die runden, kurzen Schädel saßen auf merkwürdig niedrigen Hälsen, ihre Haut schimmerte hell, beinahe zimtfarbig, die Gesichter waren dick überschminkt. Die Frauen verhüllten das Antlitz, als sie der fremden Männer ansichtig wurden. Doch mehr als über all das waren die Spanier erstaunt über die Waren, die da an Bord gestapelt lagen: schön gefärbte Baumwolltücher, ärmellose Kittel, hübsch gemusterte Schürzen, kostbar verzierte Bronzebeile und -Schwerter, praktisches Geschirr, Schmelztiegel, Glöckchen und Schmuckstücke erlesener Art. Offenbar handelte es sich um Kauffahrer, die zu fernen Küsten unterwegs waren. Vergebens spähten die Spanier nach Goldgegenständen aus. Die Indianer taten, als ob sie nicht verständen, als sie danach gefragt wurden; stumm wiesen sie immer wieder nach Westen. Dort lag offenbar das Land, aus dem sie hergekommen waren. Sie nannten es Mayab oder auch Taya. Da die Fremden von Gold nichts zu verstehen schienen und ihr Land deshalb auch nicht das Eldorado sein konnte, nach dem Kolumbus seit zehn Jahren suchte, wandte sich das Interesse der Spanier bald von ihnen ab. Man entließ sie, und sie ruderten weiter ihres Weges. Nie ist Kolumbus seinem Ziele, ein großes Reich zu entdecken, näher gewesen als bei dieser Begegnung. Wäre er an jenem Tage der Barke gefolgt oder hätte er sich der Indianer als Lotsen bedient, so hätte er sein ruhmvolles Entdeckungswerk gekrönt mit der Auffindung des Kulturreiches der Maya, der Heimat jener Barkenleute. Aber statt nach Nordwesten, wandte sieh Kolumbus nach Süden; und diese Südfahrt wurde nichts als eine einzige große Enttäuschung.
Gefangene der Götter Wenige Jahre nach dieser merkwürdigen Begegnung trieb eben in jenem selben Gewässer ziellos ein Rettungsboot. Es waren Überlebende eines Schiffbruchs. Die Karavelle, die sie von Spanien herübergebracht hatte, war von einem wütenden Tornado in Trümmer geschlagen worden. Drei Tage lang hatte das Schiff dem Ansturm des Unwetters getrotzt. Dann war es in wenigen Minuten gesunken. Nur wenige Insassen hatten ihr Leben gerettet und irrten nun — die Tage zählten sie nicht — verzweifelten Herzens im offenen Meer. Sie waren keine Entdecker und Krieger, diese Schiffbrüchigen, sondern Beamte, Kaufleute und Siedler. Ihr Ziel war Darien gewesen, 3
die junge spanische Kolonie auf der Landenge von Panama. Doch nun führte das Schicksal sie einer dunklen Ferne entgegen. Die geringen Eß- und Trinkvorräte waren verbraucht. Fünf Männer lagen, von Hunger und Durst entkräftet, am Boden des Bootes; die anderen hielten sich mühsam aufrecht und bedienten kraftlos Ruder und Steuer. Als auch diese letzten aufgeben wollten, tauchte im Westen plötzlich Land aus dem Meer. Es gab keinen Zweifel: Die Westströmung trieb das Boot langsam einer Küste zu. Je näher sie kamen, um so schärfer traten merkwürdig regelmäßige Kontviren aus der Horizontlinie, in der das fremde Gestade verlief. „Eine Stadt! Wasser! Menschen!" Obwohl der Morgen dunstig war und das grellweiße Frühlicht sie blendete, erkannten sie nun die Umrisse zahlreicher Häuser, mehrstöckiger Gebäude und Türme. Hier in der Wildnis ein» Stadt? Fieberten die durstgeschwächten Sinne? Zwischen Furcht und Hoffnung schwankend, ruderten die Männer unter Aufbietung der letzten Kräfte der Küste zu. Das Boot stieß knirschend auf den Strand. Der jähe Aufprall rüttelte selbst die ohnmächtig Schlafenden wach. Unfähig, sich auf den Beinen zu halten, krochen sie an Land. Kaum, daß sie sich besinnen konnten, sahen sich die Schiffbrüchigen von seltsam aufgeputzten, dunkelhäutigen und mit Wurfspeeren und Lanzen bewaffneten Kriegergestalten umringt. Betäubender Lärm von Trommeln, Rasseln und fremdartigen Lauten drang auf sie ein. Mayakrieger nach einer D a s A n t l i t z d e r Krieger schien bar jedes J Tempelmalerei ° _, .. _ . menschlichen Zuges. Urelle Bemalung machte die Gesichter zu furchtbaren Fratzen. Man zerrte die Hilflosen mit sich. An Widerstand war nicht zu denken. Einen einzigen Mann, der abseits lag, hatten die indianischen Krieger übersehen. Vielleicht hatten sie ihn, der von den Strapazen am meisten mitgenommen war, für tot gehalten. Es war Geronimo de Aguilar, über dessen weiteres Schicksal uns einige zeitgenössische Zeugnisse vorliegen, ergreifende Schilderungen, aufschlußreich ebenso für seine Lebensgeschichte wie für das Land, in das er wider Willen verschlagen wurde. Im Augenblick seines Erwachens aus vielstündiger Ohnmacht bewegte Aguilar nur die Frage nach dem Verbleib seiner Gefährten.
Seine Augen suchten vergebens den Strand ab; sie entdeckten nur das halb im Wasser liegende, gestrandete Boot. Aguilar konnte sich kaum erinnern, wie er an Land gekommen war; er hatte zu jenen Schwachen gehört, die vor Entkräftung besinnungslos am Boden des Bootes gelegen hatten. Dunkel entsann er sich einer Erschütterung, die ihn für Minuten geweckt hatte. Was war geschehen? Wo hatten sich seine Gefährten hingewandt? Waren sie geflohen, und ließen sie ihn im Stich? Da entdeckte er im Ufersand zahllose Fußspuren. Er stellte fest, daß es die Abdrücke sehr viel kleinerer Füße waren als die seiner Gefährten. Den Einsamen befielen trübe Ahnungen. Aguilar war Priester, ein weltkluger, nicht mehr ganz junger Mann, der bereits mehrere Jahre unter den Indianern der vorgelegenen Inseln als Missionar gewirkt hatte. Seine Lebenserfahrung wie auch seine Kenntnis der Eingeborenensitten rieten ihm zur Vorsicht. Er richtete sich behutsam auf. Bestürzt, überrascht sah er, daß er sich in der Nähe einer Stadt befand. Im dunstfreien Licht des Nachmittags erhob sie sich zum Greifen deutlich mit weißen Häusern, Palästen und Tempeln aus grünem Gartenland. Vorsichtig nach allen Seiten Umschau haltend, stieg Aguilar die Böschung hinan. Die Sicht war nun freier. Dort drüben aus dem leuchtenden Grün der Gärten tauchten zierlich verputzte Häuser, überragt von mächtigen Bauten und stufenförmig ansteigenden Pyramiden, deren Spitzen kleinere tempeiförmige Steinhäuser trugen. Dicht vor seinem Versteck lief eine Straße vorüber. Sie war über einen Damm geführt und verschwand in den Baumgruppen der Gärten. Diese Welt übertraf alles, was Aguilar bisher auf den Inseln und an den Gestaden der neuentdeckten Länder gesehen hatte. Welches Volk hier auch leben mochte — es mußte eine Kulturstufe erreicht haben, die unter den primitiven Indianervölkern Westindiens wie ein Wunder war. Ein Stück Europa schien sich auf dieser Seite des Weltmeeres aufzutun. Auf allen Vieren kriechend, schob der Schiffbrüchige sich in den Schattenschutz des nächstgelegenen Gartens. Er verbarg sich in dem Gezweig eines rotblühenden Tulpenbaumes. Der Garten entzückte ihn, er bot Mais, Kürbisse und Früchte genug, um seinen Hunger zu stillen; die gepflegten Beete und sauberen Wege erinnerten ihn an den Park eines andalusischen Landhauses. Sinnvolle Verteilung von Nutz- und Zierpflanzen und die Schönheit der Anordnung verrieten die Hände kundiger Gärtner. Im Hintergrund des Gartens stand ein schmuckes, auf ovalem Grundriß erbautes Steinhaus mit hohem 5
Strohdach. Es hatte kein einziges Fenster, nur eine große Tür öffnete sich ins Innere, ihr Rahmen war über und über mit Bildwerk geschmückt. Ein Schwächeanfall zwang Aguilar, sich niederzulegen. Ohnmachtähnlicher Schlaf übermannte ihn. Als er jäh erwachte, war es dunkel. Er lauschte. Die warme Nacht war erfüllt vom Gezirp der Grillen und Insekten. Aber das war es nicht, was ihn'geweckt hatte. Er war sicher, einen durchdringenden Schrei gehört zu haben. Als er aufstand, sah er die Stadt an vielen Punkten hell erleuchtet. Das Licht kam von den Feuern, die auf den Spitzen der Pyramiden brannten. Da — wieder das furchtbare Schreien; ein erschütterndes, aus tiefster menschlicher Not und Angst hervorbrechendes Brüllen: der Schrei des Todes. — Aguilar wußte nicht, daß dort drüben seine Gefährten auf den Altären blutdürstender Gottheiten geopfert wurden. Die Hilferufe erstickten zuletzt im wahnsinnigen' Lärm unzähliger Trommeln. Viel später erst, als sich der Spanier selber als Gefangener in den Händen der Eingeborenen befand, erfuhr er von dem grausigen Todesgang und dem Ende seiner europäischen Freunde.
Sklave des „Spitzen S t e i n s " Seit jener Nacht hatte Aguilar nur ein Bestreben, sich vom Schauplatz des grausigen Erlebnisses so weit wie möglich zu entfernen. Er vermied sorgfältig die Berührung mit Menschen, wanderte hauptsächlich in der Nacht und verbrachte die Tagesstunden in Gartenverstecken. Aber bald mußte er die Ziellosigkeit seiner Flucht erkennen; er sah nirgendwo ein Ende der menschlichen Ansiedlungen. Es reihte sieh Garten an Garten und Haus an Haus, und überall reckten sich die unheimlichen Tempelhügel auf. Es schien, als bestehe das ganze Land nur aus einer einzigen großen Stadt. Und so geschah eines Tages, was kommen mußte: Der Weiße wurde, als er sich aus einem Dickicht hervorwagte, von zwei Männern ergriffen. Aguilar dachte nicht mehr an Flucht oder Widerstand. Das Schlimmste erwartend, aber doch in sein Schicksal ergeben, folgte er den Häschern, die ihn in einen Palasthof brachten. Auf einer Terrasse, im Schutze des Sonnensegels auf einer Bastmatte hockend, saß ein wohlbeleibter, in kostbare Gewänder gekleideter Indianer, Dzeuk, der mächtige Herr und Oberpriester der Stadt Chichimila. Aguilars Begleiter warfen sich dem Fürsten zu Füßen und berührten zum Zeichen der 6
Lage des Maya-Reiches in Mittelamerika Das Gebiet des „Alten Reiches", das vom 1. bis 8. Jh. n. Chi. bestand, ist durch senkrechte Strichelung bezeichnet, Die Maya verließen im 8, Jh. ihre Städte und siedelten nach Yukatan über, wo sie das „Neue Reich" begründeten. Die schwarzen Punkte bezeichnen die bisher bekannt gewordenen Städte und Tempelbereiche, die dicht aneinandergereiht das Millionenreich überzogen.
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Ergebenheit mit der Hand die Erde, dann die Stirn. Auch Aguilar wurde bedeutet, den Fürsten auf diese Weise zu begrüßen, er tat es, so gut er es vermochte. Als er sich erhob, sah er den Blick des indianischen Herrschers auf sich ruhen. Mißtrauische Neugierde sprach aus ihm. Dzeuk oder „Spitzer Stein", wie sein Name übersetzt lautete, begegnete hier zum ersten Male einem jener Menschenwesen, von denen er in der letzten Zeit häufig gehört hatte. Seefahrer hatten von ihnen berichtet. Sie kämen auf großen, hochbordigen Schiffen von weit her übers Meer, aus dem Lande des Sonnenaufgangs; es seien bärtige, hellhäutige Männer, deren Gesichter sich in der Sonne rotglühend verfärbten. Waren sie Söhne des Sonnengottes? Die Unterhaltung zwischen dem „Spitzen Stein" und dem Europäer beschränkte sich auf ein umständliches Gebärdenspiel. Keiner verstand des anderen Sprache. Nur eines begriff Aguilar bald: Unmittelbarer Lebensgefahr war er entronnen. Aguilar wurde dem Sklavenhaushalt des Oberpriesters zugeteilt. Von der ersten Stunde an hatte er die niedrigsten Arbeiten zu verrichten. Doch dann gab es auch menschlichere Aufgaben, Sammeln von Brennholz, Wassertragen, Feldarbeit im Maisacker. Oft war die Last, die man ihm aufbürdete, fast unerträglich. Aber Aguilar teilte sein Skjavenschicksal mit vielen, die aus dem Lande selber kamen. Wer gestohlen, wer betrogen, wer die Gesetze übertreten hatte, dem drohte das Sklavendasein. Mit jedem Tag, den Aguilar unter diesem fremdartigen Volk verbrachte, mehrte sich sein Erstaunen über die Sitten und Einrichtungen, die er an den verschiedenen Arbeitsplätzen zu beobachten Gelegenheit hatte. Wiewohl er sich längst bewußt war, daß er nicht unter Wilden lebte, verwunderte er sich immer von neuem über die Lebensart und die Leistungen dieses Volkes, das in nichts mit den bekannten Völkern der Alten Welt verglichen werden konnte. Der kluge Mönch lernte bald die Landessprache, drang tiefer in die Vorstellungswelt dieser Menschen ein und schaffte sich aus unzähligen Eindrücken ein verhältnismäßig zutreffendes Bild von ihrem Wesen und ihrer Kultur. Das Volk nannte sich selbst MAYA, und das von ihm bewohnte Land MAYAB. Das Reich dehnte sich viele Tages-' reisen weit nach Norden und Westen aus. Es gab eine Anzahl großer Städte, und alle Städte waren miteinander durch kunstvoll an-' gelegte Straßen verbunden. Aguilar kannte einige dieser Straßen von seiner Irrfahrt; sie liefen einen Meter hoch über dem Erdboden hin, waren mit Steinen eng bepflastert und von einem glatten Mörtel 8
überzogen. Mit einer Breite von vier Metern genügten sie vollauf für den Verkehr. Es gab weder Pferde noch Wagen; alle Lasten wurden von Menschen getragen, die Reisenden gingen zu Fuß. Nur die Wohlhabenden reisten in Sänften, oftmals aber auch auf dem Rücken von Trägern. Und weiter erfuhr er: Dieses Reich bestand mit seinen Städten schon viele Jahrhunderte. Und vor diesem Reich hatte es weit im Westen ein um viele Jahrhunderte älteres Reich gegeben, von dem aus die Maya herabgewandert waren ins Land Mayab. Bevor aber das Alte Reich bestanden hatte, waren die Maya „vom Himmel herabgekommen". Die Erde war für sie nichts anderes als das Spiegelbild des Nachthimmels, und die Menschen waren Sterne. Die Sonne konnte nur leuchten, solange sie sich von den Sternen nährte. So brachte man ihr von Zeit zu Zeit Menschenopfer dar. Aguilar erschauerte bei dieser Vorstellung; er mußte seiner armen Gefährten gedenken. An das seltsame körperliche Aussehen der Maya hatte er sich längst gewöhnt. Sie hatten durchweg runde, kurze Schädel. Der kurze Schädel galt als besonders schön. Es war Brauch, den Neugeborenen den Kopf gewaltsam zusammenzupressen, um ihm die gewünschte Form zu geben. Auch Schielen war ein Zeichen von Schönheit; deshalb kämmten die Mayaleute ihren Kindern eine Haarsträhne in die Gesichtsmitte, damit sich ihre Augen frühzeitig ans Schielen gewöhnten. Die Gesichter der Männer und Frauen waren in den grellsten Farbtönen geschminkt. Ihre Kleidung war ganz dem heißen Klima jenes Landstriches angepaßt. Die einfachen Männer trugen im allgemeinen nur Lendenschurze, bei kühlerem Wetter einen leichten Umhang, urid die Frauen lange, hemdartige Gewänder mit buntbesticktem Saum. Als Fußbekleidung dienten ihnen Sandalen aus Agavenfasergeflecht. Um Stirn und Kopf banden sie Tücher zum Schutz gegen die Sonnenglut. In der Haartracht liebten sie offensichtlich Abwechslung; sie trugen das Haar sowohl lang wie kurz, häufig auch in Zöpfen, bunte Federn verzierten die Frisuren. Einige schmückten ihre künstlich erweiterten Ohren und Lippen mit großen Edelsteinen. Der gewöhnliche Haushalt erschien dem Beobachter außerordentlich bescheiden. Er bemerkte weder Tische noch Stühle in den Häusern. Das wichtigste Einrichtungsstück war die Bastmatte, die als Bett, Sitzunterlage und Tisch diente. Das Küchengeschirr war aus gebranntem Ton gefertigt. Die Grundnahrung bestand aus Mais und 9
Bohnen. Sie wurden zu abwechslungsreichen Gerichten verarbeitet; der Speisezettel wies aber auch Kürhisse, süße Kartoffeln und Pfefferschoten auf. Viele Früchte, die Aguilar ebensowenig kannte wie die meisten anderen Nahrungsmittel, bereicherten die Tafel. Fleisch gehörte offenbar zu den seltenen Genüssen; es war selbst in Jagdzeiten nur auf den Speisematten der Wohlhabenden zu finden. Dagegen gab es reichlich Fisch, der in getrocknetem Zustand von den Fischern der Küste geliefert wurde. Sehr beliebt war ein braunes Getränk, das durch langes Quirlen schaumig gerührt und mit Honig versüßt wurde. Aguilars Zunge brauchte lange Zeit, bis sie sich an den Ges'chmack gewöhnte. Die Maya nannten das Getränk Kakao Was sie für ihren dringendsten Lebensunterhalt benötigten, ernteten die Leute in den Gärten. Sie bauten darin Mais, Bohnen, Kürbisse Maniok und süße Kartoffeln an, bearbeiteten den Boden sehr gründlich, düngten und bewässerten ihn. Die Bewässerung war oft sehr schwierig, denn es gab im ganzen Lande keine Flüsse. Alle Wasserläufe waren unterirdisch, man mußte in Schächten und auf Treppen hinuntersteigen, um zum Wasserspiegel zu gelangen. Das Regenwasser wurde sorgfältig in großen, fugendicht ausgemörtelten Zi Sternen aufgefangen. Am meisten war die handwerkliche Geschicklichkeit der Indianer zu bewundern. Es wTar kein Einzelfall, daß jemand Meister in fün: handwerklichen Künsten war und jedes in gleicher Vollkommenheit beherrschte. Zu den angesehensten Berufen zählten die Goldschmiede die Kupferschmiede und die Juweliere. Die Schmuckstücke, die sie anfertigten, waren von wundervoller Feinheit. Auch verstanden es die Goldschmiede, Blattgold zu walzen und hölzerne Gegenstände mit diesen Goldfolien zu überziehen. Die Juweliere kannten aucl die Herstellung von Edelsteinmosaiken. Dem Kupferschmied aber oblag neben der Herstellung von Hausrat das Formen kleiner Kupferschellen, die als Geldmünzen verwendet wurden; auch wußten sie Kupfer und Zinn zu Bronze zu verschmelzen. Andere geachtete Berufe waren die der Steinschneider, der Bildhauer, der Maler. Es gab Maler, die aus Vogelfedern farbenprächtige Bilder zusammenstellten. Die Töpfer kannten keine Töpferscheibe und keinen Ofen; ihre Tonwaren wurden von der Hand geformt und in offenen Holzkohlenfeuern gebrannt. Spinnen und Weben war die Arbeit der Frauen; sie benutzten dazu einfache Spindeln und Webrahmen. Das Material war eine Art Wolle, die auf oft baumhohen Sträuchern wuchs. Doch schien diese •10
Ballspielplatz in der Tempelstadt Chichen Itza Fast in jeder Tempelstadt des Maya-Reiches lagen langgestreckte, I-förmig angeordnete Sporthöfe, in denen vor dem versammelten Volk kultische Ballspiele ausgetragen wurden. Die Sportfeiern waren durch religiöse Zeremonien genau festgelegt. Auf das Spiel bereiteten sich die Teilnehmer in einer zwölfstündigen Nachtwache vor. Dann wurden die Schutzgötter der Stadt in das Stadion getragen, die Priester, Häuptlinge und Hofbeamten nahmen auf den steinernen Tribünen Platz, das Volk aber sammelte sich hinter den niedrigen Abschlußmauern. Strenge Vorschriften regelten das Spiel, das mit einem Ball aus Naturgummi ausgetragen wurde. Er durfte den Boden nicht berühren oder mußte geschickt durch einen Ring geworfen werden. Die Wettleidenschaft der Zuschauer war groß; oft verwetteten sie ihre Kleidung, ihre Habe, ihr Land, oder sich selber. Die Sieger im Wettspiel standen beim Volk in hohen Ehren. Baum-Wolle sehr teuer zu sein; die ärmere Bevölkerung begnügte sich m e i s t m i t e i n e m ziemlich r a u h e n Stoff, d e n sie aus d e r F a s e r e i n e r A g a v e w e b t e . A u s d e r gleichen F a s e r o d e r aus P a l m b a s t w u r d e n auch M a t t e n , T a s c h e n , T a u e u n d B i n d e g a r n e g e m a c h t . A l l e r o r t s g a b e s M ä r k t e , auf d e n e n d i e H a n d s w e r k s e r z e u g n i s s e a n g e b o t e n o d e r gegen a n d e r e G e g e n s t ä n d e e i n g e t a u s c h t w u r d e n . Bezahlt wurde mit den Kupferschellen, mit Goldplättchen oder mit einem ganz m e r k w ü r d i g e n Geld: d e r hocheingeschätzten K a k a o b o h n e . D i e R e i c h h a l t i g k e i t d e r M ä r k t e w a r e r s t a u n l i c h . V o m Schmuckstück bis z u r B a s t m a t t e g a b e s d o r t alles z u k a u f e n . Auch b e s t a n d e i n e s t r e n g e M a r k t o r d n u n g , u n d e s g a b e i g e n e R i c h t e r , die auf d e n M a r k t p l ä t z e n d i e S t r e i t i g k e i t e n schlichteten. E i n e n g r o ß e n T e i l d e r H a n d w e r k s e r z e u g n i s s e b r a c h t e n d i e K a u f l e u t e ü b e r die G r e n z e n 11
hinüber zu den benachbarten und fernwohnendeit Völkern. Mit großen Trägerkarawanen zogen die Händler aus. Monatelang, ja jahrelang 1 reisten sie auf Land- und Seewegen kaufend, verkaufend oder tauschend durch ferne Länder. Bei Landtransporten hatte jeder Träger fünfzig Pfund Last zu schleppen und täglich einen bestimmten Tagesmarsch zu bewältigen. Sie hängten die Rückenlast an Stirnbänder und verteilten dadurch das Gewicht geschickt auf Schulter und Rücken. Die Auslandskaufleute waren in einer besonderen Zunft vereint, deren Macht ihrem ganzen Stande hohes Ansehen verlieh. Aguilar, der all dieses mit lebhafter Neugier bemerkte, wurde von den Maya „Dzul", das heißt der Fremde genannt. Täglich mußte er erfahren, daß ein Dzul in den Augen der Indianer ein noch verwerflicheres Wesen war als ein einheimischer Sklave. Er stand außerhalb aller Gemeinschaft. Bei dem stark ausgeprägten Sinn der Maya für verwandtschaftliche Bindung galt ihnen der Einzelne nichts. Sie führten nicht nur ein streng abgeschlossenes Familienleben, sondern unterwarfen sich auch völlig den höheren Interessen des Familienverbandes, der Sippe. Ein aus den ältesten Sippenangehörigen gebildeter Rat trat in regelmäßigen Abständen zusammen und beriet über alle Fragen, die sowohl die Familie als auch das einzelne Familienmitglied betrafen. Keinem jungen Mann wäre es zum Beispiel eingefallen, selbständig eine Frau zu wählen. Das tat für ihn der Ältestenrat. Er entschied auch über seine Berufswahl; doch war der Beruf im allgemeinen von Kindheit an festgelegt, da die einzelnen Sippen die Hüter bestimmter Berufstraditionen waren. Zu welcher Sippe ein Mensch gehörte, war meist schon an seinem Gewerbe, häufig an seiner Kleidung, oft auch an der Lage seiner Wohnung zu erkennen; denn die Sippen wohnten in bestimmten Stadtvierteln beisammen. Auch Grund und Boden gehörten ausschließlich der Sippe. Privaten Ackerbesitz gab es nicht, das Land wurde vom Sippenrat unter die einzelnen Familien zur Nutzung verteilt. Schon im zarten Alter wurden die Kinder an Arbeit gewöhnt. Die Knaben gingen mit den Vätern auf die Jagd oder unterstützten sie bei der Garten- und Berufsarbeit. Die Mädchen halfen den Müttern beim Spinnen, Weben, Kornmahlen und im Haushalt. Die Erziehung war streng, doch erfüllt von liebevoller Sorgfalt. Zu Beginn eines jeden neuen Lebensabschnitts gaben die Eltern ihren Kindern wortreiche Ermahnungen mit auf den Weg. Die Kinder der Vornehmen erhielten eine sorgfältige Ausbildung. Die Knaben besuchten Schulen, sie wurden in Sternkunde, Lesen, Schreiben, Mathematik und 12
Geschichte unterrichtet, für die Mädchen gab es besondere Erziehungshäuser fast klösterlicher Art; sie wuchsen sorgsam behütet heran.
Zwiegespräch zwischen Dzeuk und Dznl Der Sklave Aguilar hatte in der Not seines Daseins alle Hoffnung aufgegeben, jemals wieder in die Christenwelt zurückzufinden. Er ergab sich in sein Schicksal und führte die ihm übertragenen Arbeiten mit Ernst und Hingabe aus. Gerade seine ungebrochene Haltung war es, die ihm mit der Zeit die Achtung des mächtigen Dzeuk gewann. Der Herrscher gewann Zutrauen zu seinem Gefangenen und gewöhnte sich daran, ihn in seiner Nähe zu wissen. Manchmal erlaubte er ihm sogar, auf seiner Matte Platz zu nehmen, und liebte es, Gespräche mit dem Weißen zu führen. Dzeuk war sehr wißbegierig. Aguilar mußte ihm von Spanien und der christlichen Welt erzählen, und da er im Herzen Missionar geblieben war, trug er dem indianischen Fürsten die Schöpfungsgeschichte vor und sprach von dem Leben und den Lehren des Christenglaubens. Dzeuk hörte nachdenklich zu, aber nichts konnte ihn von dem inbrünstigen Glauben der Maya, von der Welt seiner Götter entfernen, von denen er vieles zu berichten wußte. Die Erde, so sagte er, ist eine schwimmende Insel im Weltenmeer. Vier große Weltzeitalter gingen dem unsrigen voraus, jedes Zeitalter versank in einer vernichtenden Katastrophe. In der ersten wurden die Menschen in Fische verwandelt, alles übrige aber ertrank in den Wassern. In der zweiten stürzte der Himmel ein, eine große Finsternis kam über die Erde; die Menschen fielen den Jaguaren zum Opfer. In der dritten regnete es Feuer vom Himmel, und die Menschen verbrannten. In der vierten kam ein gewaltiger Wind, die Menschen wurden zu Affen und zerstreuten sich über die Wälder. Das jetzige, das fünfte Weltzeitalter aber wird durch Erdbeben und Hungersnöte zugrunde gehen. Und weiter sprach Dzeuk von den Eigenschaften und Aufgaben seiner Götter, deren es eine verwirrende Vielzahl gab, Windgötter, Regengötter, Gewittergötter, Fruchtbarkeitsgötter, Sterngötter, Nachtgötter, Kriegsgötter. Da waren grausame, blutdürstige Wesen, sie nährten sich von Menschenherzen und verlangten Frauen und Männer als Opfer, andere verabscheuten die Menschenopfer und 13
forderten Blumen oder Früchte, in einigen mischten sich seltsam Güte und erbarmungslose Grausamkeit. Für jeden Beruf, für jedes Gewerbe, für jede Kaste gab es eine besondere Gottheit; die Weber, die Töpfer, die Jäger, die Fischer, die Steinschneider, die Kaufleute, die Hebammen, sie alle hatten ihren Spezialgott, den sie verehrten. Ja, in jedem Haus und in jeder Familie wurde einem eigenen Gott oder eigenen Hausgöttern geopfert. Als Aguilar versuchte, dieser Unzahl der Maya-Götter den einen wahren Gott der Christenheit gegenüberzustellen, war Dzeuk nicht überrascht. Auch bei den Maya gebe es einen höchsten körperlosen Gott, meinte er, den gütigen Schöpfer aller Dinge, den sie aber, da er Geist sei, nicht im Bilde darstellten. Es sei Itzamna. Dzeuk flüsterte den Namen des Gottes, als scheue er es, ihn laut zu nennen. Er wechselte das Thema und begann von einem andern höchsten Wesen zu sprechen, von Kukulkan, der Gefiederten Schlange. „Sage die Wahrheit, Dzul, auch du kennst ihn!" Aguilar war verblüfft und sah seinen Herrn fragend an. Da er schwieg, sagte Dzeuk: „Vieles von dem, was du von deinem Christengott erzähltest, trifft auf Kukulkan zu. Auch Kukulkan hat gelitten und ist auferstanden und gen Osten gefahren." — Soviel Aguilar verstand, war Kukulkan ursprünglich nicht ein einheimischer Mayagott, sondern von einem aus dem Norden eingebrochenen Volk zu den Maya gebracht worden. Dzeuks Frage ist, so oft mexikanische Indianer zum ersten Male mit Europäern zusammentreffen, immer wieder gestellt worden. Kukulkan oder Quetzalcouatl, — so hieß der gleiche Gott bei den benachbarten Azteken — war der Schöpfer einer sehr milden, menschenfreundlichen Religion, die in der Tat einige Ähnlichkeiten mit dem Christentum aufwies. In manchen Teilen war die Übereinstimmung so überraschend, daß selbst Christen sich gefragt haben, ob nicht einer der zwölf Apostel in der indianischen Welt gelehrt habe. Nach einem an Christi Passion erinnernden Martyrium entschwand Kukulkan im „Meer des Ostens"; er ließ das Versprechen zurück, daß er eines Tages wiederkommen werde. In abergläubischer Furcht hatten die Indianervölker seitdem auf diese Wiederkunft gewartet. Waren die Weißen Männer, denen auch Aguilar angehörte, vielleicht Kukulkans Söhne, die aus der östlichen Welt in die Heimat ihres göttlichen Vaters zurückkehrten? 14
Ein verwickeltes K a l e n d e r s j s t e n i Dzeuk, der Herr Aguilars, war als Fürst zugleich der oberste Priester seiner Stadt. Und da im Leben der Maya auch die geringste Handlung in Beziehung zu einem der Gotter stand und für jeden Schritt im Leben genau die religiösen Regeln festgelegt waren, bildete die Priesterschaft die mächtigste Schicht. Der furchtbare Brauch der Menschenopfer legte in ihre Hand die Entscheidung über Leben und Tod. Gleichzeitig waren die Priester die Hüter der Tradition, der Kenntnisse in Kunst und Wissenschaft; sie waren die Bauherren, die Chronisten, die Sternkundigen. Das umfassende von magischem Schimmer umhüllte Wissen machte ihre Machtstellung unangreifbar. Eins der sinnfälligsten Mittel, mit denen die Priester Einfluß auf das Leben des Volkes nahmen, war, wie Aguilar beobachten konnte, das kunstvolle Kalendersystem, nach dem sich die religiösen Feiertage und Riten richteten. Der Mayakalender war uralt. Vielleicht reichte er viele Jahrtausende vor Christi zurück. Die Kalendereinteilung war wohldurchdacht und stand der christliehen Zeitrechnung an Genauigkeit keineswegs nach. Denn die Himmelskunde der Maya war hoch entwickelt, sie besaßen ein genaues Wissen von der Bewegung der Gestirne. Ihre ausgezeichneten Astronomen beobachteten systematisch den Sternhimmel (s. Abb. einer Sternwarte auf S. 24). Für den Europäer war es schwer, die verwickelte Rechnung des Maya-Kalenders zu verstehen. Es liefen drei Zählungen nebeneinander: eine mathematische, „Tzolkin" genannte Rechnung von 260 Tagen, das Sonnenjahr mit 365 Tagen und das Venusjahr mit 581 Tagen. Das Tzolkin war in 20 Abschnitte zu je 13 Tagen eingeteilt. Dieser kleinste Kalenderabschnitt der 13,Tage war also etwa die Woche der Maya. Außer seiner Zahl hatte jeder Tag auch einen Namen. Um aber zu vermeiden, daß sich Namen und Zahlen in der zweiten Woche wiederholten, gab es statt dreizehn Namen deren zwanzig, so daß die ersten sieben Tage der zweiten Woche zwar die gleichen Zahlen wie in der ersten, nicht aber die gleichen Namen hatten, und die Reihe der Namen erst Mieder mit dem achten Tag der zweiten Woche begann. So konnte es innerhalb eines TzolkinAbschnitts niemals eine Verwechslung geben, da erst nach 20 Wochen derselbe Tagesuame und dieselbe Tageszahl wieder auf einen Tag fielen. 15
Ein Maya-Kalender mit der Eintragung der 20 Monatstage. Das Band in der Mitte der Abbildung umschließt einen Tempel und zeigt mit den 20 Kreisen die Tage an. Das Kalenderblatt ist uns im Codex des Cortes, der zu Madrid aufbewahrt wird, erhalten. Die Deutung des Blattes ist noch nicht gelungen.
Wohl aber wäre eine Verwechslung möglich gewesen, w e n n man e t w a zwei gleichlautende T a g e s b e z e i c h n u n g e n aus zwei verschiedenen Tzolkin-Abläufen vor sich gehabt h ä t t e . Das jedoch verhütete die E i n b e z i e h u n g der Sonnenjahrberechnung. Ein Tagesdatum war also erst vollständig, w e n n auch seine Stellung im Sonnenjahr angegeben wurde. 16
Von der Umlaufszeit der Sonne hatten die Maya eine sehr genaue Kenntnis. Sie zählten wie wir das Jahr zu 365 Tagen und kannten ebenso die Schalttage. Die 365 Tage teilten sie jedoch in 18 Monate mit je 20 Tagen und einen Monat mit fünf Tagen ein. Diese letzten, nach ihrem System eigentlich überzähligen Tage galten den Maya als unglücksbringend, und sie hüteten sich, an ihnen ein Werk zu * beginnen. Das Jahr begann bei ihnen am 16. Juli. Wie die Tage hatten auch die achtzehn Monate des Sonnenjahrs eigene Namen. Diese Namen wurden den Tagesdaten aus dem Tzolkin zugefügt. Innerhalb eines Zeitraumes von 18 980 Sonnentagen kann niemals ein Tag dieselbe Namensbezeiehnung haben wrie ein anderer. Entsprechend den 260 Tzolkin-Tagen und den 365 Sonnentagen entspricht dieser Zeitraum genau 73 Tzolkinjahren und 52 Sonnenjahren. Den Maya bedeutete er eine sogenannte kleine Weltperiode. Da nach Ablauf dieser 18 980 Tage die Namenskombinationen wieder von vorn abzulaufen beginnen, mußte die Zählung neu anlaufen. Die Periode der 52 Sonnenjahre hatte für die Maya eine ähnliche Bedeutung wie sie für uns das Jahrhundert hat. Nun deckt sich aber die Umlaufszeit der Sonne nicht ganz genau mit der Jahresrechnung von 365 Tagen, da die Sonne einen Vierteltag mehr braucht. Darum waren die Maya gezwungen, ihren Kalender von Zeit zu Zeit zu berichtigen. Das geschah jeweils am Ende einer kleinen Weltperiode, die Sonne war dann, wie sich errechnen läßt, insgesamt um 13 Tage zurückgeblieben. Diese Tage galten ebenso wie die „überzähligen" Tage des Sonnenjahres als unheilbringend. Wenn in dieser Zeit ein Kind geboren wurde, erhielt es den Namen Unnütz. Den „Unnütz-Kindern" bedeckte man sofort nach der Geburt die Gesichter, damit sie nicht in Mäuse verwandelt würden. In den letzten Tagen der ablaufenden kleinen Weltperiode bemächtigte sich eine abgründige Furcht der Menschen: sie meinten, die Sonne würde von den Dämonen der Nacht verschlungen und müsse um ihre Wiedergeburt schwere Kämpfe bestehen. Um der Sonne in ihrer Not beizustehen, brachte man festliche Opfer dar. Den Höhepunkt der Feiern bildete eine Kulthandlung, in der die Wiedergeburt des Lichtes sinnbildlich dargestellt wurde. Am letzten Abend der alten Periode löschte man in allen Häusern und in allen Tempeln die Feuer. Um Mitternacht entzündete dann der höchste Priester auf der Brust eines Menschenopfers mit heiligen Feuerstäben das neue Feuer. In feierlichem Aufzug führten die andern Priester das Feuer in ihre Tempel und verteilten es unter das Volk. 17
Die Menschen verbrannten ihre alten Kleider, schlugen ihr Tongeschirr entzwei, strichen die Häuser neu an, säuberten die Tempel und feierten in ausgelassener Fröhlichkeit. Auch die Umlaufszeit der Venus, des Abend- und Morgensterns, war den Maya genau bekannt. Sie wußten, daß die Venus nicht auf Tag und Stunde genau wieder in dieselbe Stellung zu Sonne und Erde gelangt, ihre Laufzeit schwankt zwischen 580 bis 588 Tagen. Darum wählten sie die Mitte und zählten ein Venusjahr mit 584 Tagen. Nun stimmen aber fünf Venusumläufe fast genau mit acht Sonnenumläufen überein, oder in Kalenderzahlen ausgedrückt: 2 920 Tage sind fünfmal 584 bzw. achtmal 365 Tage. Multipliziert man diese beiden Ziffern dann noch mit der geheimnisvollen Zahl 13, so zeigt sich ein erstaunliches Ergebnis: 37 980 Tage entsprechen 65 Venusjahren oder 104 Sonnenjahren. 104 Sonnenjahre aber sind zweimal 52 Jahre oder zwei kleine Weltperioden. Dieser Zeitraum hieß darum der „Doppelreigen". Für den normalen Jahreskalender kamen jedoch die Maya mit Tzolkin und Sonnenjahr aus. Am Ende bestimmter Zeitabschnitte wurden auf steinernen Anschriftensäulen die wichtigsten Ereignisse mit ihren Daten eingemeißelt. Dabei wurde die Zeit mitgezählt, die nach Vorstellung der Maya vom Beginn der Kalenderrechnung bis zu dem verzeichneten Ereignis verflossen war, das waren mehr als dreitausend Jahre. Verhältnismäßig einfach war es für den spanischen Gefangenen, sich in das Rechensystem der Maya hineinzudenken. Die größte Einheit, mit der sie rechneten, war die Zahl 20. Sie schrieben ihre Zahlen durch Aneinanderfügung von Punkten und Strichen. Die ersten vier Zahlen wurden durch Punkte, die 5 durch einen Strich wiedergegeben, so daß die Zahlenreihe folgendermaßen aussah:
1
2
3
4
5
11
12
13
14
15
6
16 .
7
8
17
9
18
10
19
Die Zahl zwanzig wurde durch ein Abbild des Mondes bezeichnet. Bis zu 400 mußten die Zahlen durch Aneinanderreihung des Mondzeichens zuzüglich der kleineren Zahlenwerte wiedergegeben werden. 400 jedoch hatte wieder ein eigenes Zeichen; das nächste war 8000, 18
Osten
Süden
Westen Norden Sonne Mond Schriftzeichen der Maya-Hieroglyphen.
Venus
das folgende 160 000, und so fort. Es war ein übersichtliches, leicht verständliches System. Weit schwieriger war die Schrift. Es gab kein Buchstabenalphabet; die Mayaschrift bestand aus vielen hundert Zeichen, die ganze Wörter oder kleine Sätze wiedergaben. Teils waren es Bilder, deren dargestellter Gegenstand noch zu erkennen war, teils aber auch reine Zeichen ohne bildlichen Gehalt. Geschrieben wurde mit verschiedenfarbigen Tuschen auf Papier, das aus der Faser der Agave hergestellt und sehr stark war. Die Bücher der Maya waren zwei bis drei Meter lange Papierstreifen, die durch mehrfaches Knicken und Falten zu einem handlichen Format zusammengelegt wurden.
Märchenhafte Bauten Wenn Aguilar durch die Straßen von Chichimila ging, glaubte er, durch eine Traumstadt zu wandern. Paläste gab es dort, die wie auf den Kopf gestellt erschienen; sie waren oben breiter als unten. Andere wieder glichen Pyramiden, die sich stufenförmig nach oben verjüngten. Bizarre Tempeldächer waren von kunstvollem, einem riesigen Hahnenkamm ähnelndem First gekrönt. Jeder Tempel oder Palast aber stand auf einem angeschütteten Hügel, der die Form eines abgestumpften Kegels hatte. Die meisten Bauten waren einstöckig, einige wenige zwei- und dreistöckig. Man stieg zu ihnen auf steilen Treppen empor. Ihre Stufen waren so schmal, daß man sie nur auf Fußspitzen oder mit seitlicher Fußstellung ersteigen konnte. Kein Haus hatte Fenster. Licht und Luft erhielten sie allein durch die Türöffnung. Die Zimmer waren schmal und eng, ihre Seitenwände, die bis zu zwei Meter Stärke hatten, wölbten sich nach oben und trafen in der Mitte der Decke fast spitzbogig zusammen. Niemals ging eine Türe nach Sonnenuntergang; der Westen galt als die Himmelsrichtung der Nacht und der Finsternis (s. Abb. S. 20). Die große Sorgfalt verwendeten die Steinmetzen auf die Außenseiten der Bauten. Das Leben spielte sich bei den Maya, wie überall 19
in den heißen Ländern, im Freien und nicht im Innern der Häuser ab. Deshalb schmückten sie die Außenwände ihrer Gebäude mit Darstellungen der Götter, mit Sinnbildern der Gestirne, des Ackerbaus, des Krieges. Es war ein sinnverwirrendes Spiel von Formen und Linien (s. Abb. S. 29). Bis zum fernsten Horizont war das Land mit prunkenden Bauwerken übersät. Es gab Städte, die viel größer und bedeutender waren als Chichimila, Städte mit den seltsamen Namen Mayapan, Uxmal, Chichen Itza. Das waren mächtige Metropolen, Stadtstaaten, die ehemals in einem Staatenbund vereint gewesen waren und sich dann infolge innerer Zerwürfnisse entzweit hatten. Aber ihr Ruhm strahlte immer noch weithin über das ganze Mayaland. Der Zwang, sich mit dieser buntschillernden Fremdartigkeit abzufinden, wandelte mit der Zeit Aguilars Wesen. Er wurde äußerlich zum Das Steinhaus der Indianer. Die Natur tat das ihre dazu: sein Maya war ohne Fenster gebaut. Körper war von der Sonne dunkelgebräunt, das Haar wuchs üppig und lang. Er war bekleidet mit Lendenschurz und leichtem Umhang und trug auf dem Rücken ein zierlich geschnitztes Ruder, das landesübliche Zeichen des Sklaven. Niemand hätte in ihm den Weißen erkannt. In seinem Herzen aber bewahrte er das Bild der so ganz anders gearteten, melancholischen Landschaft seiner spanischen Heimat. Aber es mußte schon ein Wunder geschehen, wenn sich seine Heimkehrsehnsucht jemals erfüllen sollte.
Die Befreiung „Das Wunder und das große Geheimnis", wie ein zeitgenössischer Historiker schreibt, geschah im neunten Jahr nach Aguilars Gefangennahme. In jenem Jahre kamen Boten von der Küste, erkundeten den Aufenthaltsort des Weißen und überbrachten ihm einen spanisch geschriebenen Brief. Das Handschreiben war unterzeichnet von Ferdinand Cortes, einem Feldhauptmann, der, wie geschrieben stand, mit wenigen Schiffen an einer der Küste vorgelagerten Insel vor Anker lag. Weiter war mitgeteilt, Cortes habe durch einheimische Handelsleute von der Anwesenheit eines spanischen Gefangenen in 20
der Stadt Chichimila gehört; er fordere den Spanier auf, so rasch wie möglich zur Küste zu kommen und sich seiner Schar anzuschließen. Aguilar brach in Tränen aus, warf sich auf die Knie und dankte Gott. Dzeuk aber war nicht ohne weiteres bereit, seinen Gefangenen freizugeben, denn er verlor nur ungern seinen treuen Hauswalter, auf dessen Rat und Treue er sich so lange hatte verlassen können. Weder Aguilars Flehen noch die Angst der indianischen Hofbeamten vor Vergeltung vermochten Dzeuk umzustimmen. Die Boten reisten unverrichteter Dinge wieder ab, kehrten aber einige Tage später mit einem Schatz von Glasperlen, Falkenglöckchen und anderem billigem Geschmeide an den Hof des Mayahäuptlings zurück. Immer noch zögerte Dzeuk mit seiner Entscheidung. Es vergingen noch einige Tage der Ungewißheit, bis der Häuptlang endlich auf den Vorschlag der Fremde« einging, das Lösegeld annahm und seinen Gefangenen entließ. Cortes indessen war ungeduldig geworden. Da in der gesetzten Frist keine Nachricht gekommen war, hatte er die Hoffnung auf die Befreiung des Gefangenen aufgegeben und der Flotte befohlen weiterzusegeln; aber ein aufkommender Sturm wurde Aguilars Rettung. Der Aufbruch der Schiffe mußte bis zum Eintritt günstigen Wetters aufgeschoben werden. Eines Morgens steuerte ein indianisches Boot die Insel an, vor der die spanische Flotte vor Anker lag. Cortes befand sich an diesem Tage mit seiner Umgebung im Innern des Eilandes. Als ihm die Annäherung des Kanus gemeldet wurde, vermutete er den Besuch eines Händlers vom benachbarten Festland und schickte einen Hauptmann ans Ufer, ihn zu empfangen. Der Hauptmann sah dem Boot einen Mann entsteigen, den er nach Hautfarbe und Kleidung für einen Eingeborenen halten mußte. „Bin ich unter Christen?" fragte der Indianer in gebrochenem Spanisch. Und als seine Frage bejaht wurde, sank er, immerfort die Worte „Jesus, Maria und Sevilla" murmelnd, auf die Knie und dankte dem Himmel für seine Gnade. Auf die Nachricht, daß der Insasse des Bootes an Land gegangen sei, war auch Cortes herbeigeeilt. Er sah einen Indianer und fragte unwirsch: „Wo ist der Spanier, den Ihr gefangen habt?" „Ich bin es selber", sagte der Fremde. Cortes trat näher an ihn heran. Da begrüßte ihn der seltsame Mann auf indianische Weise, ließ sich zu Boden fallen und berührte mit der Hand erst die Erde, dann seine 21
Stirn. Als er dann aber zu reden begann, schwand Zweifel und Mißtrauen schnell. So konnte nur ein Spanier sprechen. Cortes war erschüttert; er hob Aguilar auf, umarmte ihn und bedeckte ihn mit seinem Mantel. Es währte lange, bis Aguilar die Gewohnheiten ablegte, die er in der Zeit seiner Gefangenschaft angenommen hatte und wieder zu einem Europäer wurde. Da er durch seinen langen Aufenthalt in Yukatan mehrere Mayadialekte beherrschte, wurde er auf dem Zug, den Cortes zur Eroberung Mexikos antrat, zum unentbehrlichen Unterhändler zwisehen den Spaniern und dem Volke der den Maya benachbarten Azteken. Etwa zehn Jahre nach dieser Begebenheit, im Jahre 1527, landete ein größeres spanisches Aufgebot in Yukatan, um nach der erfolgreichen Niederwerfung des aztekischen Reiches auch das Reich der Maya für die spanische Krone zu erobern. Endlose Streitigkeiten unter den einzelnen Städten erleichterten den Eroberern ihre Aufgabe, aber trotzdem waren die Maya, die das Schicksal Mexikos vor Augen hatten, fest entschlossen, sich dem Einfall der Spanier mit aller Macht zu widersetzen. Sie vermieden zunächst jede Feindseligkeit, um die Weißen in Sicherheit zu wiegen und möglichst tief in das dicht bevölkerte Land zu locken; sie hofften, die Fremden auf diese Weise leichter vernichten zu können. Die Spanier landeten an der Ostküste Yukatans und marschierten zunächst in Meeresnähe westwärts. Da sie überall freundlich aufgenommen wurden, ließen sie schon bald in ihrer Wachsamkeit nach. Als sie aber von der Küste her in das Landesinnere einbrachen, erkannten sie mit einemmale ihre gefährliche Lage. Sie sahen sieh plötzlich von Tausenden indianischer Krieger umzingelt, die sie aus dem Versteck der Wälder angriffen. Die Maya waren mit Pfeilen, Wurfspeeren, Lanzen und Keulen bewaffnet und am ganzen Körper mit furchterregenden grellen Farben bemalt, sie trugen Steinringe in Nasen und Ohren und suchten die Spanier durch das grausige Getöse ihrer Pfeifen, Rasseln, Muscheln und Schildkrötenschalen zu erschrecken. Der Anblick der Entsetzen erregenden Gestalten in solcher Riesenzahl und der markerschütternde Lärm entmutigten die spanischen Soldaten. Ihr Anführer, Francisco de Montejo, ein verwegener Haudegen und Abenteurer, der auch an dem Zuge gegen das Aztekenreich teilgenommen hatte, feuerte die Mutlosen an, indem er auf die erfochtenen Siege in jenem Lande verwies. So stellten sich 22
die Soldaten doch noch zur Schlacht. Sie zwangen zwar die Mayaindianer zum Rückzug, aber damit waren die Spanier noch lange nicht Herren der Lage. Mit jedem Sehritt vorwärts wuchs der Widerstand. Schließlich erkämpften sich die Spanier den Zugang in die große Stadt Chichen Itza. Kaum hatten sie dort ihr befestigtes Lager bezogen, da sammelten sich ringsum von neuem die Kriegermassen der Maya. Die Weißen sahen sich in wenigen Stunden von allen Seiten eingeschlossen. Es blieb für die Eroberer nur noch die Wahl, entweder zu verhungern oder den ungezählten Kriegerscharen entgegenzutreten. Sie entschieden sich für den sofortigen Kampf. Es war ein blutiges, verzweifeltes Ringen. Fast die Hälfte der Spanier kam ums Leben, die übrigen waren verwundet oder zu Tode erschöpft. Mit knapper Not retteten sich die Überlebenden zur Küste. Hier vermehrten sich ihre Leiden durch die ständigen Angriffe der Indianer, und so waren sie schließlich gezwungen, die Küsten Yukatans zu verlassen. Mit ungewöhnlicher Zähigkeit verfolgte jedoch Francisco de Montejo seinen Eroberungsplan weiter. Von seinem Sohn und einem Neffen unterstützt, erneuerte er seinen Versuch im Jahre 1537. Diesmal verschanzten sich die Spanier an zwei verschiedenen Stellen der Küste und unternahmen von hier aus Vorstöße ins Innere. Es erging ihnen nicht besser als im Jahre 1527, die Maya kämpften erbittert um ihre Freiheit. Fünf Jahre lang versuchte de Montejo vergebens, den Ring zu sprengen, der seine Truppen in Küstennähe gefesselt hielt. Aber nirgends gelang es, den entscheidenden Schritt vorwärts zu tun. Da wurde durch einen Zwist, der unter den Indianern selber ausgebrochen war, erreicht, was die Waffen nicht hatten erzwingen können. Einer der Maya-Fürsten schloß mit den Spaniern Frieden. Nun drangen die Weißen bis zu der Stadt Tihoo vor, eroberten sie und errichteten auf ihren Trümmern die erste spanische Siedlung. Sie erhielt den Namen Merida und ist bis auf den heutigen Tag die Hauptstadt des Staates Yukatan geblieben. Dem Beispiel ihres Fürsten folgend, unterwarfen sich einige benachbarte Häuptlinge. Der größere Teil der Maya dagegen raffte sich zu einem letzten gewaltigen Widerstand auf. Siebzigtausend Krieger griffen die spanische Ansiedlung von allen Seiten an. In der überaus blutigen Schlacht blieben die Spanier Sieger, da ihre Feuerwaffen stärker waren als die Macht der heimischen Götter. Yukatan wurde zur spanischen Kolonie. Doch zur Enttäuschung der Sieger barg die Halbinsel keinerlei Gold- und Silberschätze in 23
Sternwarte und Tempel der „Gefiederten Schlange" in Chidien Itza. ihrem Boden. Sie versprach den Abenteurern Europas nicht wie Mexiko oder Peru leicht zu gewinnende Reichtümer und lockte deshalb sehr wenige Einwanderer an. Die spanische Besiedlung Yukatans blieb in ihren Anfangen stecken. Niemals hat in den folgenden Jahrhunderten die Macht der Weißen weiter gereicht als bis zur Grenze des verhältnismäßig schmalen Küstenstreifens, den Francisco de Montejo erobert hatte. Der größere Teil der Halbinsel blieb in den Händen der nichtunterworfenen Mayastämme. Da aber Krieg und Seuchen die Bevölkerung stark vermindert hatten, ergriff der Urwald mehr und mehr Besitz von dem Lande. In schnellem, unaufhaltsamem Wachstum überzog dichter Dschungel mit wirrem Gestrüpp, Lianen, Schlinggewächsen und Orchideen die alten Städte, Tempel und Straßen des Mayareichs, als wolle die Natur die Märchenpracht der untergegangenen Kultur für immer den Blicken der Nachwelt entziehen. 24
Geheimnisse des Waldes Fast dreihundert Jahre lang wurde der Dornröschenschlaf der alten Mayastädte nicht gestört. Sie lagen versunken und vergessen im Schweigen eines unermeßlichen Waldes. Um das Jahr 1800 schrieb ein berühmter amerikanischer Historiker, auf dem ganzen Kontinent sei kein einziges Anzeichen einer höheren Gesittung der Ureinwohner zu entdecken. Die Erinnerung an die großen alten Indianerkulturen war ausgelöscht. Nun hatten aber bereits im Jahre 1750 einige spanische Reisende durch Zufall die Ruinen einer großen Stadt im Urwald von Süd-' mexiko entdeckt. Ihre Berichte blieben jedoch unbeachtet. Was der große Naturforscher und Weltreisende Alexander von Humboldt, der 1804 ein Jahr lang Mexiko durchwanderte, an indianischen Altertümern auffand, war Neuentdeckung. Er stellte eingehende Forschungen über Wesen und Herkunft dieser Baudenkmäler an und fand einige interessante Erklärungen. Wenn seine Deutungen heute auch überholt sind, so war Humboldt doch der erste Gelehrte, der die Welt auf die unbekannten Indianerkulturen des Mayareiches hinwies. Humboldts Hinweis regte einen jungen deutschen Bergingenieur, Friedrich von Waldeck, der in den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts im mexikanischen Silberbergbau tätig war, zu einem Vorstoß in den Urwald an. Waldeck unternahm eine mühevolle Reise nach jener geheimnisvollen Stadt, die 1750 von spanischen Reisenden entdeckt worden war. Er fand sie tief im Walde verborgen, überwachsen von Bäumen und Gestrüpp. Es war die Stadt, die man heute, ohne ihren ursprünglichen Namen zu kennen, nach der nächstgelegenen Ortschaft „Palenque" benennt. Der Ingenieur zeichnete an Ort und Stelle die Grundrisse und Umrisse der Bauten, ihre Lage im Gelände und die Einzelheiten, soweit er sie in dem überwucherten Gemäuer erkennen konnte. Seine Skizzen faßte er zu einem Bildwerk zusammen, das eine Pariser Druckerei herausbrachte. Aber das Interesse war gering, Waldecks Buch fand nur wenige Leser. Inzwischen gaben auch andere Reisende erstaunliche Berichte über Stadt- und Tempelruinen in den Wäldern Südmexikos, in Guatemala und Yukatan. Diese Nachrichten erregten das Interesse des amerikanischen Diplomaten John L. Stephens, der als Geschäftsträger der Vereinigten Staaten in Mittelamerika akkreditiert war. John L. 25
Stephens war kein Gelehrter, aber er hatte eine Vorliebe für alles Vergangene und für die Kulturen der Völker. In jungen Jahren hatte er Ägypten, Kleinasien und Griechenland bereist und über diese Reisen auch einige Bücher geschrieben. Als er von den geheimnisvollen Städten im mexikanischen Urwald hörte, war sein Entschluß schnell gefaßt. Auf eigene Faust brachte er eine Expeditionsgruppe zusammen, die in die Mayawälder eindringen sollte. Er ahnte nicht, wie sehr dieser Vorstoß ins Unbekannte das Wissen um die Vorgeschichte der Neuen Welt bereichern würde. Der unmittelbare Anlaß zu Stephens' Unternehmen war der Bericht des Obersten Galindo vom Jahre 1836, der in den Wäldern ebenfalls Reste einer uralten Baukunst ausfindig gemacht hatte. Stephens sicherte sich die archäologischen Erfahrungen eines befreundeten Zeichners, des Engländers Catherwood, und verpflichtete ihn für das Unternehmen. Im Jahre 1839 brachen die beiden Männer, von einigen indianischen Führern begleitet, zum Marsch ins Ungewisse auf. Die Schwierigkeiten waren nicht gering. Schon nach wenigen Wegstunden widersetzten sich bewaffnete Eingeborene dem Vordringen der Fremden, verweigerten ihnen Nahrungsmittel oder überfielen sie in der Nacht. Das Klima war mörderisch heiß und die Drangsal der ewigen Moskitoplage fast unerträglich. Der Wald erschien wie eine undurchdringliche grüne Mauer, jeder Meter Wegstrecke mußte mit den Buschmessern der indianischen Begleiter erkämpft werden. Die beiden Forscher verzagten bald am Erfolg ihres Unternehmens. Aber dann rafften sie sich wieder auf, ermutigten ihre Träger und drangen tiefer und tiefer in die Schweigsamkeit des Waldes ein. Eines Tages hatten sie erreicht, was sie suchten. Mitten im Dschungel ragte vor ihnen, dicht überwachsen, ein Tempel auf. Breite Treppenanlagen waren zu erkennen, die steil nach oben führten. Man sah mächtige Quadermauern, Terrassen und Säulen. Aber das Gestrüpp lag so dicht über dem Bauwerk, und die Finsternis des Waldes war so groß, daß der Zeichner Catherwood nirgendwo einen Ansatzpunkt für Messungen und Aufzeichnungen fand. So mußten Äxte, Hacken und Spaten helfen. Wochenlang hatte man mit der Freilegung und der Säuberung der Steinmassen und des Bildwerks zu tun, das zu Tage trat. Dann wandte man sich andern Mauertrümmern zu. Auch hier befreite der Spaten großartige Architekturen und Plastiken aus jahrhundertelanger Verzauberung. Man stand inmitten der Reste einer alten Stadt. Es waren, wie sich 26
später ergab, die Ruinen der Maya-Metropole Copan, einer der ältesten Ansiedlungen des Mayavolkes. Von Copan aus durchzogen Stephens und Catherwood Guatemala Chiapas und Yukatan, und überall erhoben sich ähnliche Bauwerke! Dann kehrten die beiden Männer nach den Vereinigten Staaten zurück und veröffentlichten gemeinsam ein Werk, das sofort nach seinem Erscheinen eine Sensation wurde. Hier wurde endlich ein Teil des dichten Schleiers gelüftet, der über dem ganzen Fragenkomplex der TJrbesiedlung des amerikanischen Kontinents lag. Seitdem ist die Erforschung der versunkenen Mayawelt sehr viel weitergekommen. Gelehrte aus aller Welt haben dazu beigetragen. Doch das eigentliche Wesen des Mayavolkes ist uns ein Buch mit sieben Siegeln geblieben. Es fehlt völlig die lebendige Überlieferung. Schon auf die Frage nach der Herkunft der Maya wie aller übrigen Indianervölker haben sich verschiedene Antworten ergeben. Sind sie aus Asien eingewandert? Sind sie Menschen eines versunkenen Erdteils, den man Atlantis genannt hat? Haben sie sich von der Urzeit an auf dem amerikanischen Kontinent entwickelt? Am wahrscheinlichsten ist, daß die TJr-Maya aus Asien eingewandert sind. Bereits zu Beginn unserer Zeitrechnung stand im Süden Mexikos und in ganz Mittelamerika eine außerordentlich hochstehende Kultur in Blüte, deren Schöpfer die Maya waren. Fraglos sind dieser Hochblüte, die bereits ein erstaunlich einheitliches Gepräge hatte, viele Jahrhunderte der Entwicklung vorausgegangen. Die Zeit zwischen dem ersten und achten Jahrhundert n. Chr. hat man das „Alte Reich" genannt, denn diese Zeit ist der erste für den heutigen Betrachter deutlicher erkennbare Abschnitt der MayaGeschichte. Die Menschen leben in großen Städten und betreiben Handwerk und Handel. Spinnerei, Weberei, Töpferei, Kupferschmiedekunst, Bildhauerei und Malerei sind hochentwickelt. Der Ackerbau ist zum Gartenbau geworden; Handelskarawanen mit lastentragenden Sklaven durchziehen das Land vom Norden nach dem Süden und von Osten nach Westen. Das Alte Reich erstreckte sich von der Küste des mexikanischen Golfs bis tief nach Guatemala hinein. Die vielen Reste festgefügter Kunststraßen deuten auf einen lebhaften Verkehr zwischen den Städten. Drei Epochen des Aufstiegs und Verfalls erkannte der kundige Forscher an den Kunstwerken und Bauten; zunächst eine Blütezeit baulichen und plastischen Schaffens, die einen Zeitraum 27
von fast vierhundert Jahren umfaßte. Ihr folgte eine fast zweihundertjährige Epoche des Rückfalls. Die Bauwerke wurden primitiv, die Kunst dürftig und gedankenarm. Dann aber setzte eine Wiedergeburt ein, die eine glanzvolle Belebung des gesamten Kunstschaffens brachte, jedoch die Leistungen der Frühzeit nicht wieder erreichte. Gegen Ende des achten Jahrhunderts n. Chr. zerbrechen jählings das Gefüge und die Kultur des Alten Reiches. Es muß eine erschütternde Katastrophe eingetreten sein. Niemand kennt ihre Ursache oder ihren Umfang. Es steht nur fest, daß die Städte in dem kurzen Zeitraum von etwa fünfzig Jahren von ihren Bewohnern verlassen wurden. Eine Auswanderung sehr großen Stils begann. Über die Gründe dieses ungeheuren und plötzlichen Niedergangs ist viel geforscht und geschrieben worden, aber die Meinungen gehen weit auseinander. Einige denken an Krieg oder Bürgerkrieg, andere an Seuchen, Überbevölkerung und Nahrungsmangel, wieder andere an katastrophale Klimaänderungen oder an eine Versteppung des Ackerbodens. Die Auswanderer wandten sich in mehrere Richtungen. Ein Teil des Mayavolkes ging ins Hochland von Guatemala und gründete dort eine Anzahl kleinerer Staaten. Der größte Teil aber bewegte sich nach Norden, zur Halbinsel Yukatan. Schon lange vorher war die Halbinsel nach und nach zum Kolonisationsgebiet der Maya geworden. Kleinere Ansiedlungen waren also schon vorhanden. Nun aber wälzte sieh der große Strom der Auswanderung über das Land. Die flüchtenden Stämme teilten sich auf und gründeten allerorts neue Städte. Es war der Beginn des „Neuen Reichs" der Maya, das an Glanz und Herrlichkeit dem Alten Reich kaum nachgestanden hat. Die Bodenbeschaffenheit der Halbinsel bot keineswegs einen Ersatz für die Fruchtbarkeit des verlassenen Gebiets. Yukatan ist ein trokkenes, teils felsiges Kalktafelland; seine besondere Eigentümlichkeit ist, daß es kaum nennenswerte Flüsse, sondern nur unterirdische Wasserläufe gibt. Auch das Klima ist nicht so günstig wie im Hochland, da Yukatan flach und tief gelegen ist und sich nur wenige Meter über Meereshöhe erhebt. Dem großen Mangel an Wasser begegneten die Einwanderer auf zweierlei Weise: Sie legten tiefe Schächte an, die zu den unterirdischen Wasserläufen Zugang verschafften. Diese Schächte, „dzonot" genannt, bildeten gewöhnlich den Mittelpunkt einer Niederlassung. Die kostbaren Wasserplätze wurden zu sorgsam behüteten Heilig28
Residenz eines Priesterfürsten, verbunden mit dem Kloater der Opferjungfrauen. tümern und ihre Umgebung zu Tempelbezirken. Um den Wassergott günstig zu stimmen, ertränkte man alljährlich Tempeljungfrauen in den Schächten. Die zweite Art, Wasser zu beschaffen, war der Bau kunstvoller Zisternen, gemauerter Teiche, in denen das Regenwasser gesammelt und durch Abdeckung gegen Verdunstung geschützt wurde. Noch heute sieht man die Einwohner aus vielen der von den Maya gebauten Schächten und Zisternen Wasser schöpfen. Über die erste Zeit nach der Einwanderung in Yukatan ist den Forschern nur wenig bekannt geworden. Daß die Maya ihre großen Fähigkeiten nicht verloren hatten, beweist das rasche Wiedererwachen eines geordneten Lebens und das Aufblühen von Ansiedlungen städtischen Gepräges. Wie im Alten Reich, sind auch in Yukatan die Stadtwesen unabhängige Staaten. Während sie jedoch im Alten Reich friedlich nebeneinander lebten — keine der erhaltenen Darstellungen jener Epoche weist auf kriegerische Ereignisse 29
hin — sind im Neuen Reich Zerwürfnisse zwischen den Stadtstaaten nicht selten. Bei der Unsicherheit des Lebens schlössen sich die drei großen Stadtstaaten Chichen Itza, Uxmal und Mayapan zu einem Dreibund zusammen. Die zweihundert Jahre, clie das Bündnis bestand, sind deutlich erkennbar als die Zeit der höchsten Blüte des Neuen Reichs. Viele neue Städte entstehen, ein reger Handel hebt den Wohlstand, die Baukunst ist ausgezeichnet durch größte Prachtentfaltung. Am Ende dieser Zeit aber steht ein Ereignis, wie es in ähnlicher Weise im Abendland dem Trojanischen Krieg vorausgegangen sein soll. Wie in Griechenland Paris die Helena raubte und dadurch zum Brandstifter eines „männermordenden" Krieges wurde, so entführte nach einer Sage der Maya der Fürst von Mayapan die Prinzessin Sac Niete, die Weiße Blume von Chichen Itza. Die Folge war ein verheerender Krieg, der mit der Zerstörung von Mayapan endete. Im Verlauf dieser Wirren riefen die streitenden Parteien fremde Söldner aus dem Westen zu Hilfe. Diese Söldner gehörten dem großen Volke der Tolteken an, das im Hochland von Mexiko eine ebenso großartige Kultur geschaffen hatte wie die Maya im Süden. Auch sie waren aus ihrer Heimat verdrängt. Wilde Jägervölker, als deren kühnstes die Azteken galten, waren aus dem Norden gekommen, hatten die toltekischen Städte zerstört und den größten Teil ihrer Bewohner zur Flucht nach dem Süden gezwungen. Die Vertriebenen hatten sich ins Gebiet der Maya gerettet und sich dort als friedliche Siedler niedergelassen. An den Ufern des Usumacintastroms, der Yukatan von Mexiko trennt, hatten sie die Handelsrepublik Acallan oder „Land der Wasserhäuser" gegründet. Wasserhaus war in ihrer Sprache die Bezeichnung für Schiff. Ihre Schiffe befuhren die Flüsse und die Meeresküsten, und selbst in Mittelamerika besaßen sie Faktoreien. Toltekische Handelsniederlassungen nahmen in den fremden Städten oft ganze Viertel ein. Von den kämpfenden Maya-Städten als Krieger nach Yukatan geholt, gewannen die Tolteken nach und nach einen so überragenden Einfluß, daß sie eines Tages die Macht vollends an sich reißen konnten. Auf politischem Gebiet und im kulturellen Leben wurde ihr Einfluß bestimmend. Mittelpunkt ihrer Macht wurde die Stadt Chichen Itza. Sie waren es, die den Kult der Gefiederten Schlange in Yukatan einführten. Zweihundert Jahre herrschten die toltekischen Eindringlinge über die Halbinsel. Bürgerkriege führten das Ende ihrer Herrschaft herbei. Da zur gleichen Zeit Seuchen und 30
Hungersnote das standige Gefolge des Krieges, das Land verheerten, v e r l i e ß e n die E i n w o h n e r einige ihrer größten Städte. Als die Spanier ins Land k a m e n , war das Reich der Maya in viele verfeindete Staaten zersplittert, und dieser Umstand war es auch, der den Eroberern zuletzt das Land in die H a n d gespielt hat. Das ist in kurzer Zusammenfassung die Chronik des Mayavolkes. so wie sie von den mit H i e r o g l y p h e n bedeckten Inschriftensäulen abgelesen werden kann. A b e r selbst die Forschung eines ganzen Jahrhunderts hat längst nicht alle H i e r o g l y p h e n und Schriftzeichen enträtseln k ö n n e n . Was w e r d e n sie, w e n n ihre Entzifferung eines Tages gelingen sollte, zu Tage bringen? Auch k o n n t e bisher nur ein k l e i n e r Teil der großen Städte ausgegraben w e r d e n . Wohl die m e i s t e n l i e g e n noch u n b e k a n n t in den Wäldern. Wie Dornröschens Märchenschloß sind sie von dichtem Gestrüpp überwuchert; mächtige Urwaldriesen brechen durch ihre Mauern, Orchideen und Lianen wachsen in den Steinspalten, Schlangen und Jaguare hausen in den R ä u m e n , die e h e d e m v o n Menschen b e w o h n t waren. Es liegt eine ungeheure Tragik in diesem Gegensatz von üppiger T r o p e n n a t u r und t o t e m Menschenwerk. D e m einsamen Besucher drängen sich b e i m Anblick dieser Verlassenheit unwiderstehlich G e d a n k e n um Tod und Leben auf. Wird der Urwald jemals das letzte Geheimnis preisgeben? Umschlaggestaltunig: Karlheinz Dobsky. Abb. auf S. 2: Monats- und Zahlenzeichen der Maya-Schrift. — Sämtliche Aufnahmen stammen vom Verfasser, der Yukatan mehrmals bereiste und an einer Maya-Expedition des Museo National in Mexiko teilnahm. Der Verfasser benutzte für die Darstellung der Schicksale des Spaniers Aguilar und seiner Gefährten u. a. folgende Quellen: Brief des Donoso Cortes an Kaiser Karl V. vom 10. Juli 1519 und „Verdadera Historia de la Conguiste de Mexico" von Bernal Diaz des Castillo, einem der Offiziere des Cortes. — über die Kultur des Nachbarreiches der Maya, des Aztekentums, plaudert Lux-Lesebogen Nr. 51 „Cortes — der Weiße Gott" von Otto Zierer.
L u x - L e s e b o g e n Nr. 86
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20 P f e n n i g
Natur- und kulturkundliche Hefte — Bestellungen (viertel). 6 Hefte DM 1,20) durch jede Buchhandlung und jede Postanstalt — Verlag Sebastian Lux, Murnau-München — Druck: Buchdruckerei Mühlberger Augsburg
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Aus alte* toisseHSfeßie&ek . . plaudern die .LUX-LESEBOGEN". Gesammelt ersetzen die Heile eine ganze Bibliothek moderner Forsdiung. Folgende Lesebogen sind bisher erschienen. (Die mit einem Sternchen ' bezeichneten Nummern können noch nachbestellt werdenj Kunst und Dichtung 1. Von der Panflöte zur Sphärenorgel! 2. Der junge Dürer 3. Rembrandt 12. Mozart 15. Polizeiakte Shakespeare 17. Mit Pinsel, Feder, Gänsekiel 27,/28. Kasperl 34. Film 38. Tiere d. Höhlenbilder 44. Dome der Gotik *49. Moderne Kunst •55./56. Beim Herrn Geheimrat "58. Michelangelo •61. Gemilde •72. Wilhelm Leibl '80. Formende Hände '81. J. S. Bach
'50. Pompeji '51. Cortez — Der weiße Gott '54. Im Tal der Könige '59. Jäger der Urzeit •66. Der Prozeß Sokrates "86. Das Reich derMaya Völker und Länder
•24. Kalenderheft 32. Nachtgespenster •35. Der Pilzsammler 36. Insekten-Rätsel *45. Augen aufl II '47. Das überlistete Tier •52. Tier-Riesen d. Urzeit *53. Das verwandelte Tier *57. Tiervölker wandern •62. über Wald und Heide ,64. Ringvogel 32521 •70. Tierleben (A. Brehm) *74. Hydra •78. Grimback d. Hamster
16. Wasser — Wüste — Weizen 31. Arktis 33. Auf dem Mississippi 39. Wüste oder Paradies? •43. Der sechste Erdteil P h y s i k , Technik, *65. Eisbrecher erkämpfen Sternenkunde Nordost-Passage '67. Im Reich der Höhlen 4. Verhexte Zahlen •69. Japan 7. Die Sterne *71. Das Land Sibir 20. Das multiplizierte *73. Roald Amundsen Auge '75. Urwald '77. Windhunde d. Ozeans 26. Dia gläserne Landkarte '82. Rätsel der OsterLnsel 30. Chemie keine Hexerei Geschiente •83. Die großen Kanäle 37. Der gute Mond •85. Zwergmenschen •41. Der brennende Stein im Urwald 42. Vom Tretrad zur 3. Im Goldland der Inka 5. Flucht in die Freiheit Turbine Tiere und Pflanzen 6. Der Streithansl "46. Helium — der Sonnen11. Die Briefmarke stoff 14. Columbus 8. Anguis — der Aal "48. Luftgaukler 22. Bunting — der Rat9. Gefiederte Freunde '60. Meteore tenfänger 13. Augen aufl I "63. Weltraum-Raketen •68. Triumphe der For26. Das tolle Jahr 1848 18. Hagenbeck handelt schung 29. Mit d. Drachenbooten mit Tieren •76. Dia Sonne nach Vinland 19. Robert Koch •79. Kälter als Eis 21. Wale 40. 1648: Und es ward "84. Rätsel des Mars Friede 23. Der Räuber Isegrim
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