Richard Lugner
Die Mörtel-Story von Andrea Buday
Impressum: ISBN: 978-901761-75-1 2007 echomedia verlag ges.m.b.h. A...
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Richard Lugner
Die Mörtel-Story von Andrea Buday
Impressum: ISBN: 978-901761-75-1 2007 echomedia verlag ges.m.b.h. A-1070 Wien, Schottenfeldgasse 24 Alle Rechte vorbehalten Produktion: Ilse Helmreich Autorin: Andrea Buday Layout: Elisabeth Waidhofer Lektorat: Roswitha Horak, Regina Moshammer Fotoredaktion: Christiane Budimir Repro: mPg medienProduktionsgesmbH Druck: Friedrich VDV, Linz
Inhalt 4
Richard Lugner: Ein Phänomen wird 75
6
Erinnerungen an Kindheit und Jugend
16
Vom schüchternen Mitarbeiter zum Bauherrn
26
Richard Lugner als Boss: Der Choleriker
34
Die vielen Gesichter des Richard Lugner
50
Lugner und seine Frauen
78
Seine vier Kinder
84
Der jüngere Bruder
86
Ein Held wider Willen
88
Lugner erobert die Welt
102
Der Werbeguru
110
Lugner for President
112
Der ungekrönte Ballkönig
138
Lugner als Sportskanone
146
Statements & Anekdoten von Promis, Freunden und Weggefährten
180
Im Visier des Zeichners
190
Frage und Antwort
194
Meilensteine und persönliche Eckdaten
204
Wie alles begann ...
206
Das letzte Wort hat Richard Lugner
208
Bildnachweis
Richard Lugner: Ein Phänomen wird 75 Anstatt eines Vorworts
W
arum bisher noch nie ein Buch über
hab ich so viele Facetten. Frau Buday, des da-
Richard Lugner geschrieben wurde
heben S'jo nie! Des dahebt kaner!"
Versu-
„Herr Lugner, wenn S' nicht aufhören, auf
che scheiterten, war mir schon beim ersten
mich einzureden wie auf eine kranke Kuh,
beziehungsweise
mehrere
Treffen klar. Was ich damals allerdings noch
dann spring ich mit dem Manuskript in der
nicht wusste: Folgendes Szenario würde sich
Hand vom Minarett Ihrer Moschee. Oder
mehr oder weniger bei jedem Interview wie-
noch besser: Ich stoße Sie hinab", drohte
derholen ...
ich Richard Lugner nicht nur einmal, er
„Den Film über die Hochzeit müssen S' Ihna
lachte - und wir setzten unser Gespräch fort.
anschauen und den über mein Leben a, des
Jeweils nach einer Stunde begann er wieder
Archiv müssen S' durchlesen, vor allem die
von vorne.
ganz alten Zeitungsberichte, mein Burgthea-
Nein, pardon, manchmal endete die Leier so:
terauftritt dearf owa a net fehlen, der Fami-
„Die ham olle das Handtuch gschmissen. Olle.
Ehrungen,
Sie werden's a nu schmeißen. Glauben S' mir."
die i hob, und die Moschee war a ein Kapi-
Nein, Herr Inschenör, lieber schmeiße ich es
tel. Aber des geht sich jo alles nimmer aus,
Ihnen um Ihren allerwertesten Schädel - sagte
oder? Außerdem müssen S' die Karikaturen
ich nicht, aber dachte es mehrfach.
lienstammbaum und
auch alle
eininehmen, die vom Deix ist die bekannteste,
Dass wir einander - noch bevor ein einziges
mei erste Frau möchte vielleicht a was
Interview stattfand - zu Besprechungen tref-
sagen und mei Chefsekretärin g'hört a dazu,
fen mussten, um durchzukauen, was in vielen
weil die kennt mi am besten. Harn S' schon
Telefonaten schon längst abgeklärt worden
mit dem Lammerhuber von Radio CD g'redet
war, möchte ich Ihnen hiermit ersparen. Sie
und mit meiner Schwiegermutter? Sie kennen
würden es mir sowieso nicht glauben. Wie
mich ja nur von meiner Society-Seit'n, dabei
vieles andere ebenso wenig ...
Richard Lugner: Ein Phänomen wird 75
Erinnerungen an Kindheit & Jugend Er schwärmte von süßen Speisen, fürchtete sich vor allen Russen und erinnert sich heute noch genau an den Bissen Corned Beef bei seiner Tante Mira. Wie auch an den Schmerz, als sich sein Vater von ihm verabschiedete.
ch träumte als Bub immer von einem Butter-
wo ich diese Süßspeise oft in der Auslage sah.
brot mit viel Zucker obendrauf, was heute
Aber wir hatten keine Marken und im Krieg
niemand mehr verstehen kann. Aber es gab
brauchte man ja für alles Lebensmittelkarten.
damals kaum Zucker. Und mein sehnlichster
Als ich dann endlich einmal diesen heiß
Wunsch überhaupt war ein dunkler Indianer
begehrten Indianer haben konnte, schmeckte
mit Schlag - den wollte ich im Krieg immer
er nicht so, wie ich es mir ausgemalt hatte.
essen. Ganz in der Nähe war eine Konditorei,
Ich war sehr enttäuscht. Aber das passiert ja im Leben öfter: Man wünscht sich etwas und dann folgt die bittere Erkenntnis, dass es gar nicht das Richtige ist." Selig fühlte sich Richard auch, wenn ihm ein Bekannter seines Vaters, der bei Rommel im Afrika-Korps war, Schokolade schickte. „Ich war ein absolut schlechter Esser, außer Milchreis mit etwas Kakaopulver, Haferflocken oder Würstel mit Saft schmeckte mir nichts. Aber wir mussten essen, was auf den Tisch kam. Etwas anderes hätte mein strenger Vater nicht geduldet - und ich hätte mich nicht getraut, zu widersprechen. Einmal hab ich ein bisschen gebrochen, aber auch das musste ich wieder essen. Es war ein einziges Mal, aber doch. Man hat nichts
Das allererste Foto von Richard Siegfried Lugner - „Binki", gerade mal vier Monate alt und noch etwas kamerascheuer
Erinnerungen an Kindheit und Jugend
gehabt und das wenige konnte man nicht
wegschmeißen. In meiner Kindheit bekam man auch noch in der Schule Watschen ... In der HTL hatten wir zum Beispiel einen Geometrielehrer, der holte die Schüler bei den Ohren aus der Reihe raus, stellte sie in die Ecke und meinte: ,Wennst dich umdrehst, kriegst einen Tritt in den Arsch.'" Im Herbst 1938 begann für Binki - so der Spitzname des Juniors - der Ernst des Lebens. Noch nicht einmal sechs Jahre alt musste er in die Schule in der Leopoldsgasse 3 im zweiten Wiener Gemeindebezirk. Binki, der eine starke Beziehung zum Vater hatte, erinnert sich an ein Erlebnis, das er nie vergessen sollte. „Ich war von der Schule Richtung heimwärts unterwegs, als ein wesentlich größerer Bursche auf mich zukam, mich hinten bei meiner Schultasche packte und mich herumschmiss. Auf einmal ließ er los, ich wusste erst gar nicht wieso. Jedenfalls stand mein Vater vor uns, stellte den Kerl zur Rede, gab ihm ein paar Ohrfeigen und damit war der Fall erledigt. Das Erstaunliche an der Geschichte ist, dass mein Vater mich nie zuvor von der Schule abgeholt hatte. Und es auch nie wieder tat." Ein anderes Mal half ihm sein Vater, um
Leopoldine Lugner mit ihrem Erstgeborenen, den sie gleich liebevoll „Binki" nannte. Die Bildunterschrift stammt übrigens noch von ihr selbst.
im Deutschunterricht besser abzuschneiden. Lugner senior schrieb für seinen Sohn drei Aufsätze. „Die drei Zettel hatte ich in den
der Schottenbastei war nur zehn Minuten ent-
Hosen-
aber
fernt. Es stand auch das Schottengymnasium
bei der Schularbeit traute ich mich nicht, sie
zur Auswahl. Aber ich hab mich natürlich fürs
rauszunehmen und abzuschreiben." Dennoch
Realgymnasium
bekam er eine bessere Note als üblich, denn
weil dort auch mein größtes Vorbild - mein
er erinnerte sich zumindest ein wenig an die
Vater - gewesen war." Sein jüngerer Bruder
gemeinsam durchbesprochenen Arbeiten.
Roland fühlte sich hingegen immer mehr zur
und
Hemdtaschen versteckt,
Obwohl er sehr wenig von seinem Vater,
Stubenbastei
entschieden,
Mutter hingezogen.
der in russischer Gefangenschaft starb, weiß,
Eines seiner berührendsten Erlebnisse
meint Lugner heute, dass dieser ihm wichtige
passierte zu Weihnachten 1942. Der Vater be-
Lehren fürs Leben mitgab. „Das Wesentliche war, dass ich mir aus-
saß eine Jagd in Dorfstetten im südlichen Waldviertel, wohin ihn der Junior oft begleitete. An
suchen durfte, in welche Schule ich gehen
diesem Heiligen Abend besuchte Richard mit
will. Er sprach mit mir - damals neun Jahre
seinem Vater ausnahmsweise die Christmette.
alt - über meine Zukunft. Wir wohnten ja vis-
„Wir stapften durch sehr hohen Schnee den
ä-vis vom Ringturm und das Gymnasium in
steilen Weg zur Kirche hinauf, unterm Arm
Richard und Bruder Roland (r.) verbrachten unbeschwerte Sommertage im Haus in Breitenfurt. Die sittsame Mutter duldete allerdings keine „Nackerpatzerln" in ihrem Fotoalbum - und griff zum Klebeband.
hatte der Vater eine Bibel." Eine ganz beson-
ern, bis Richard junior am eigenen Leib ver-
dere Nacht für den Buben, der seinem heiß
spürte, was Todesangst bedeutete.
geliebten Vater zum letzten Mal so nahe sein sollte. Denn auch er wurde einberufen. Sechs Monate später - der Junior ver-
„Wir wohnten in der Nähe vom Augarten und da sah man schon, wie die Rohre der Geschütze bei jedem Schuss rauf- und runter-
weilte gerade bei Tante Hilda, der Schwester
fuhren. Und man hörte den Krawall der Russen
seines Vaters am Land - kam ein Postbote
und Deutschen ja auch schon vom Neusiedler
ins Haus und teilte ihm mit, er müsste um
See. Mein Bruder und ich kriegten es ordentlich
18 Uhr auf dem Postamt sein, weil sein Vater
mit der Angst zu tun und wir überredeten die
ihn anrufen wurde. „Mein Vater sagte mir, dass
Mutter wegzufahren. Schnell rannten wir heim,
er um Mitternacht nach Russland an die Front
packten ein paar Sachen ein - u. a. schnappte
müsse und er sich verabschieden wolle. Und
ich mein Reißzeug und mein Botanik-Besteck
das war das Letzte, was ich mit ihm geredet
(sein Lehrer im KLV-Lager auf dem Semmering
habe." Wie traurig er sich damals fühlte, weiß
hatte es verstanden, Richard für Pflanzenkun-
er heute noch. Und es sollte nicht lange dau-
de zu begeistern) -, düsten zum Franz-Josefs-
Popo-Klatsch für Richard - diesmal aber nur aus Hetz für den Fotografen Im Sommer bekam Richard immer einen Hasen zum Spielen. „Und im Herbst wurde er dann geschlachtet und gegessen. So war das halt damals."
Familienausflüge - hier ins Höllental - standen regelmäßig auf dem Programm (oben rechts).
Wir fuhren mit dem letzten Zug raus aus Wien. Kurz nachdem wir die Tullner Donaubrücke passiert hatten, wurde sie auch schon gesprengt.
Bahnhof und fuhren mit dem letzten Zug raus aus Wien. Kurz nachdem wir die Tullner Donaubrücke passiert hatten, wurde sie auch schon gesprengt. Und in Krems mussten wir Eines der ganz wenigen Fotos, die Richard Lugner von seinem gestrengen Vater (Bildmitte) besitzt, denn meist stand er hinter der Kamera und fotografierte seine Familie
aussteigen. Auf dem Friedenstischtuch, das die Mutter mitgenommen hatte, schliefen wir am Boden in der Bahnhofshalle. Am nächsten Tag in der Früh gingen wir zu Fuß nach Stein - und gelangten auf holzbeladenen LKWs nach Dorfstetten, wo es ruhig war. Außerdem kannten wir dort Leute und ein Bauer nahm uns auch auf. Meine Mutter arbeitete am Feld, mein Bruder und ich hüteten Kühe. Und am Nachmittag durften wir in den Wald. Ich erinnere mich noch gut, dass auf einmal einer daherrannte und schrie: ,Der Krieg ist aus!!!' Worauf auch wir herumschrien: ,Der Krieg ist aus!' Nur standen dort nicht viele Häuser und so konnten wir die Nachricht nicht an den Mann bringen (lacht). Das war eine große Erleichterung. In diesen drei Wo-
Dieses Bild ist Richard Lugner heilig, denn es sollte sowohl für ihn als auch für seinen Vater die letzte gemeinsame Jagd sein: 1942 in Dorfstetten im südlichen Waldviertel.
chen, in denen es sehr kritisch war, schrieb ich auch eine Art Tagebuch. Vielleicht, um mit meiner Angst besser umzugehen. Wir blieben noch ein paar Tage, bis wir nach Wien zurückkehrten. Ich weiß noch, dass wir 17 km von Sarmingstein entfernt Autos stoppten, um mitzufahren. Und in Waldhausen in Oberösterreich sahen wir den ersten Russen. Na, da haben wir uns g'furchten. Da-
Richard (I.) und Roland besuchten mit ihren Eltern Venedig, wo ihn (übrigens nicht nur damals) die Tauben ein klein wenig mehr interessierten als die vielen Sehenswürdigkeiten der Stadt. Das Foto schoss wieder einmal Vater Richard. Seine Kamera besitzt der Sohn heute noch.
rum machten wir möglichst einen großen Bo-
brachten sie die Lok wieder und dann sind wir
gen, damit ja nix passiert.
nach Wien gefahren.
Mit einem Holzauto erreichten wir Per-
Warum die Russen das machten? Damit
senbeug, wo man 10 Pfennig zahlen musste,
man sich fürchtete und Respekt zeigte. Angst
um mit der Fähre nach Ybbs zu gelangen. An
hatten wir ohnehin alle, weil man so viele wil-
dem Tag mussten wir aber nichts bezahlen,
de Geschichten hörte.
weil die Fähre bummvoll war. Auf der anderen
In Wien — wir wohnten am Donaukanal -
Seite wurden einige Frauen von den Russen mit
stand vor unserem Haus ein ausgebrannter
der Hundspeitsche ausgemustert und in die
Panzer. Alle Fenster waren zersplittert und ein
Au getrieben. Meine Mutter war auch dabei.
Teil der Wohnung war ausgebombt bzw. aus-
Wir Kinder folgten. Stundenlang marschierten
geräumt. Sämtliche Gemälde und Bilder von
wird durch die Au, immer wieder trafen wir
unseren Verwandten konnte man wegwerfen.
auf Russen und alle zitterten wir ...
Wir fuhren in unser Gartenhaus nach
In Melk stiegen wir in den Zug Richtung
Breitenfurt, wo mein Vater seine Jagdgewehre
Wien, aber in St. Pölten koppelten die Rus-
aufbewahrte. Und deshalb hatten die Russen
sen die Lokomotive ab. Erst am nächsten Tag
das Haus auf den Kopf gestellt und daraus ein
Zwei Fotos einer Bilderserie, die extra angefertigt wurde, um sie dem Vater an die Front zu schicken. „Er sollte eben sehen, dass es uns gut geht und er sich um uns keine Sorgen zu machen braucht."
Gefangenenlager für die deutsche Wehrmacht
restlichen Soldaten auf ungesattelten Pferden
gemacht. Die Möbel schmissen sie in den Gar-
durch die Lobau. Die Russen, ganz junge Bur-
ten, und die Leute plünderten alles. Als wir
schen, teilten mit uns das Essen. Zu Kindern
eintrafen, packte gerade eine Nachbarin etwas
waren sie immer nett, wir verstanden uns her-
ein, um es angeblich für uns aufzuheben. Die-
vorragend mit ihnen.
se Hilflosigkeit war schlimm.
Ich erinnere mich auch noch gut an
Einmal wollte einer unseren Garten und
meine Tante Mira, die in der englischen Be-
befahl, wir sollten das Grundstück verlassen.
satzungszone wohnte, während wir im zwei-
Meine Mutter rief den Rechtsanwalt, der die
ten Bezirk in der russischen lebten. Und da
Kanzlei meines Vaters weiterführte, an und der
gab's halt nur russische Lebensmittel wie Hül-
half uns. Wir durften unseren Garten behalten.
senfrüchte usw. Bei einem meiner Besuche
Eines Tages holten die Russen meine
•durfte ich einen vollen Löffel Corned Beef
Mutter zum Schuttschaufeln und während die
haben - für mich Luxus pur. Von diesem
Frauen auf dem heutigen Gebiet der Donau-
Genuss zehrte ich wochenlang. Viel mehr
insel Schiffe freibuddelten, ritten wir mit den
konnte sie mir nicht geben, weil sonst hätte sie
Novy-Bug verantwortlich, wurde aber gefangen genommen und im Spital in Kriwoi Rog starb er vermutlich auch. Manche behaupteten im Juni 1945, andere meinten später. Es folgte eine Todeserklärung, in der stand, dass er mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit einen bestimmten Tag nicht überlebt hat." Ein schwerer Schlag auch für die seit ihrer Kindheit schwerhörige Ehefrau, die nun mit zwei Kindern alleine dastand, mit ihrem Schicksal aber nicht haderte, sondern das Beste daraus zu machen versuchte. Vor allem bei ihrem Ältesten, der immer darunter litt, dass sie sich mehr um Bruder Roland bemühte als um ihn, erkannte sie schon recht früh dessen Ehrgeiz. Ab Herbst 1945 war es wieder möglich, das Gymnasium in der Stubenbastei zu besuchen, wo Richard nur noch die fünfte Klasse absolvierte. Denn Latein sowie EngUps! Das Bild rutschte wohl zufällig durch Mutters Zensur: Richard (I.) und Roland nackt. Für ihn Freiheit pur.
lisch gehörten nicht zu seinen Stärken. Und Französisch - das neue Unterrichtsfach ab der Oberstufe - schon gar nicht. Richard Lugner wechselte die Schule - und legte damit den Grundstein für seine spätere Karriere.
ja fast nix mehr gehabt. Am besten erging es jenen in der amerikanischen Zone." Für Leopoldine Lugner hieß es damals
Die Kriegsjahre und vor allem die Not der Nachkriegsjahre prägten Lugner, der seit frühester Kindheit ans Sparen gewohnt war.
nur, den Alltag zu meistern und die Söhne zu versorgen. Ob ihr Ehegatte noch lebte, wusste sie nicht. Dass er (unter falschem Namen - Richard Weber -, um seine Identität als Offizier zu schützen) in russische Gefangenschaft geriet, mit bloßen Füßen bei minus 20 Grad drei Tage lang durch den Schnee getrieben wurde und daraufhin im Spital verstarb, erfuhr die Familie erst viel später. „Meine Mutter wartete sehr lange auf seine Rückkehr, denn die letzten Gefangenen kamen erst 1955 heim. Auch ich saß ständig neben dem Radio, um zu erfahren, wer im nächsten Zug aus Russland saß. Wir hofften halt alle ... Er war für die Verteidigung von
Richard inspizierte Vaters Cabrio (ein Hanomag Sturm), mit dem die Familie viele Reisen unternahm. Dass es damals eine mehr oder weniger verkehrsfreie Autobahn gab, beeindruckt ihn erst heute.
Den jugendlichen Übermut, Geld auf den Schädel zu hauen, kannte ich nie, weil wir einfach keines hatten.
mehr, wofür ich es brauchte, aber ich weiß genau, dass sie sehr böse auf mich war, weil sie mich ja ganz anders erzogen hatte. Es kam auch nie wieder vor. Später dann gab ich ihr von meinem Lohn jeden Monat 3 0 0 Schilling HaushaltsAuch dieses Foto gehörte zur Bilderserie, die für den Vater gemacht wurde: Richard (I.) und Bruder Roland - beide keine Vorzugsschüler - erledigten brav ihre Hausaufgaben.
geld und sie führte streng Buch. Alles wurde gegenverrechnet. Meine Mutter war eine sehr gewissenhafte Frau. Ich verdiente 1.042 Schilling netto, das waren 1.170 brutto. Sie achtete immer auf Ordnung, ich
Und es auch später nie mochte, mit Geld um sich zu werfen.
musste auch am Abend alles wegräumen. Ausreden wurden nicht geduldet. Sie erzog mich
„Den jugendlichen Übermut, Geld auf
zu Ordnung und Ehrlichkeit. Und das rechne
den Schädel zu hauen, kannte ich nie, weil
ich ihr hoch an. Meine Mutter war eine sehr
wir einfach keines hatten. Darum wohnte ich
anständige Frau, die nach dem Tod des Vaters
ja auch länger als andere zu Hause bei meiner
nie mehr geheiratet hat und nur für ihre Söhne
Mutter, obwohl das alles andere als luxuriös
lebte.
war.
Mir wurde erst später bewusst, was sie Meine Mutter musste von einer geringen
alles geleistet hat. Als kleines Dankeschön
Hinterbliebenenrente leben, von der Rechtsan-
ließ ich in meinem Kino eine Schwerhörigen-
waltskammer bekam sie auch einen Zuschuss
Anlage einbauen. Was allerdings den Nachteil
und vielleicht hatte sie noch ein bisserl Geld
hat, dass diese Anlage für die Piraterie gera-
von meinem Vater, das weiß ich aber nicht.
dezu ideal ist, weil man den Ton ohne Neben-
Viel war es jedenfalls nicht. Mir ging es immer
geräusche kriegt, und die Lugner Kino City
auf die Nerven, wenn sie sagte: ,Ich bin eine
daher auch die meisten Piraterie-Fälle zu ver-
arme Kriegshinterbliebenenwitwe und muss
zeichnen hat. Jetzt schalten wir bei der Pre-
meine Kinder großziehen.' Sie wollte damit
miere immer drei Tage die deutschsprachige
halt was erreichen, aber mir taugte das über-
Schwerhörigen-Anlage aus, weil es den Raub-
haupt nicht."
kopierern nur darum geht, möglichst rasch
So streng Richard auch erzogen war, ein-
zu agieren. In Deutschland darf man zum Teil
mal ertappte sie ihren Ältesten, als er heimlich
ja mittlerweile nicht einmal das Handy zur
etwas Geld von ihr nahm. „Ich weiß nicht
Premiere ins Kino mitnehmen."
Auch diese Bildunterschrift ist von Mutter Leopoldine Lugner, die ihren 25. Hochzeitstag (ihr Gatte kehrte nie aus dem Krieg zurück) beging. Roland in Lederjacke, Richard im Doppelreiher.
Silvester in der Wohnung Lugner. Richard mit seiner Mutter Leopoldine, die sich für ihre Söhne aufopferte und auf ein eigenes Leben verzichtete. „Erst heute weiß ich, was sie alles für uns getan hat."
Vom schüchternen Mitarbeiter zum Bauherrn Eigentlich war es Leopoldine Lugner, die den Grundstein für die Karriere ihres Ältesten legte, denn als Richard ein Plakat der Bundesgewerbeschule für Maschinenbau, Elektrotechnik, Hoch- und Tiefbau sah, bat er die Mutter, dort für ihn vorzusprechen.
m nächsten Tag kam ich heim und bis
A
diente 1.130 Schilling brutto (etwa 1 . 0 7 0 -
am Abend redete sie kein Wort mit mir.
netto). Dennoch: Er freute sich auf seinen
Und dann fragte ich sie halt, ob sie schon
ersten Arbeitstag.
dort war. Ja freilich, ich hab dich auch schon
„Ich fuhr mit dem Fahrrad hin, trug kur-
einschreiben lassen', meinte sie. ,In Hochbau.'"
ze Lederhosen und dort arbeitete ein Homo-
Für Richard eine mittlere Katastrophe, weil er
sexueller, der mich gleich vernaschen wollte.
dachte, das nie zu schaffen. Die Mutter hatte
Ich hatte keine Ahnung, was der von mir woll-
hingegen keinerlei Bedenken. Darüber hin-
te, und erzählte am Abend alles meiner Mut-
aus hegte sie den Gedanken, ihren Sohn nach
ter. Daraufhin klärte sie mich zum ersten Mal
Schulabschluss bei einem befreundeten Nach-
auf - mit 21 Jahren. Auch etwas, das heute
barn - Baumeister Tscherfinger - unterzubrin-
unvorstellbar erscheint, oder!?"
gen. Oder zumindest auf dessen Empfehlung zu vertrauen, die dieser ihm auch gab.
Als sein Chef drei Mitarbeiter entlassen musste, erweiterte sich Richards Aufgaben-
Richard Lugner bestand die Aufnahms-
gebiet enorm - von Sekretariatsarbeiten bis
prüfung (1948) und maturierte am 13. Juni
hin zu Abrechnungen, was ihm später von
1953. Zwei Tage später nahm er seinen ersten
großem Nutzen sein sollte.
Job an, bei der Baufirma Lorenz, wo er bereits alljährlich als Ferialpraktikant gejobbt hatte. Dass er gleich eine Arbeitsstelle fand, galt
Von einer 48-Stunden-Woche konnte er nur träumen. Und von Bezahlung der Überstunden ebenso. „Ich begann um sieben in der
inmitten ärgster Rezession als kleine Sensati-
Früh und kam nie vor halb acht am Abend
on, wenngleich sein Gehalt nicht unbedingt
heim. Auch an den Samstagen war ich regel-
seinen Vorstellungen entsprach. Lugner ver-
mäßig in der Firma. Man machte damals alles,
nur um seine Stelle nicht zu verlieren. Außerdem arbeitete ich sehr gern." Lugner, von Fleiß und Ehrgeiz angespornt, machte den Führerschein (auch den für LKWs) und erwies sich in der Baufirma als unentbehrlich. Nach Ausscheiden des Bauleiters rückte Lugner auf und wurde Bauleiter. 1955, das Jahr des Staatsvertrags, kurbelte auch die Wirtschaft enorm an, und wegen der beginnenden Motorisierung vor allem die Auto- und Mineralölbranche. Als zwei Kollegen die Baufirma verließen und aufgrund besserer Entlohnung zu Shell bzw. Esso wechselten, spitzte auch Lugner seine Ohren. Und Socony Mobil Oil Company (die spätere Mobil
Multimilliardär Karl Kahane, Finanzminister Hannes Androsch, Richard Lugner und Baupolizist Kurt Brazdovics bei der Eröffnung der Elsässischen Bank (v. I. n. r.)
Oil) suchte einen Bautechniker. Der 23-Jährige bewarb sich, mit Lebenslauf und Referenzen. „Ich weiß noch, dass ich gefragt wurde, ob ich jemanden im Haus kenne. Ja, den Herrn Direktor Kratochwil, für den wir gerade die Wohnung umbauen." Der Name des Verkaufsdirektors verfehlte seine Wirkung nicht. Lugner wurde aufgenommen, bekam 1.800 Schilling und das Versprechen einer Gehaltserhöhung am Jahresende. Wenige Monate später kassierte der fleißige junge Mann schon 2.200 Schilling. Das motivierte zusätzlich. Bald galt er als der Tanklagerbau-Spezialist. „Wichtig für Verhandlungen war, sich bei der Mineralölverordnung bestens auszuken-
Eröffnung Bawag, Wien 4: Lugner, Bundeswirtschaftskammer-Präsident Rudolf Sallinger, Susanne Lugner, Gewerkschaftsbund-Präsident Anton Benya und Bawag-Boss Walter Flöttl (v. I. n. r.)
nen und dieses Wissen eignete ich mir an. Alle Paragrafen lernte ich auswendig, was mir nicht schwerfiel. Diese Fähigkeit bzw. dieses Talent
seine Jugendliebe (und spätere Ehefrau) Chris-
habe ich sicher von meinem Vater."
tine überzeugte ihn von der eigenen Firma.
Nach fünf Jahren wagte er erstmals den
Im Frühjahr 1962 traf Lugner seine wich-
Sprung in die Selbstständigkeit - gemeinsam
tigste Entscheidung. Er gründete seine Bau-
mit einem ehemaligen Schulkollegen, der
firma. Mit 3 0 0 . 0 0 0 Schilling, die er zum Teil
vom An- und Verkauf von Grundstücken und
gespart hatte bzw. die aus cleverem Aktienkauf
Häusern schnelles Geld erwartete. Als Junior-
und -verkauf stammten.
partner erkannte Lugner bald, dass sein Kom-
„Ein Teil der Summe war Erspartes, weil
pagnon mehr Ausgaben denn Einnahmen zu
ich keine eigene Wohnung zu bezahlen hatte,
verbuchen hatte. Nach über einem Jahr dachte
der Großteil des Geldes stammte allerdings
er daran, zurück zu Mobil Oil zu gehen. Doch
aus Aktien. Der damalige Bundespräsident
Für sein großes Vorbild - Billa-Gründer Karl Wlaschek - baute Lugner sehr viel. Eine Zeit lang waren die beiden Unternehmer auch befreundet.
Nicht nur mit Gattin Nr. 1 unternahm Lugner viele berufliche wie private Reisen. Geburtstagsfeier einer Arbeitskollegin in seinem Häuschen in Breitenfurt im August 1960. Schon als Angestellter bei Mobil schenkte Richard Lugner allen kräftig ein (r.).
Mit einem Maurer und einem Hilfsarbeiter startete er seine Baufirma. Wenig später kam der erste Auftrag.
Schärf gab regelmäßig in der Bank seine Aktienwünsche bekannt - und diese pflegte natürlich dessen Kurse in die Höhe. Und beim Börsendirektor sowie dem Oberprokuristen, gute Bekannte seiner Tante Anna, erkundigte sich Lugner - bei regelmäßig stattfindenden Essen - immer nach Schärfs Aktien und kaufte dieselben. „Am Montag wurde bestellt, am Donnerstag der übernächsten Woche verkauft. Immer mit schönem Gewinn. Im besten Jahr verdiente ich 100.000 Schilling. Sehr viel Geld für damalige Zeiten." (Derlei war damals noch erlaubt.) Mit einem Maurer und einem Hilfsarbeiter startete Lugner seine Baufirma. Ein ehemaliger Geschäftspartner vermittelte ihm seinen ersten Auftrag: den Umbau eines Stundenhotels. „Mir war das insofern unangenehm,
Bei seinem 50er schnitt ihm Karl Wlaschek die Hosenbeine ab. „Solche Spaße machte er gern. Am nächsten Tag kriegte ich aber einen neuen Maßanzug."
weil ich der Besitzerin des Hotels als erfolgreicher junger Baumeister empfohlen wurde und dabei hatte ich ja noch überhaupt keine
allem, seine Leute möglichst lange zu beschäf-
Erfahrung. Schon gar nicht mit Kalkulation,
tigen - und zögerte den Umbau ein wenig
aber ich erstellte ein Offert und sie fragte, ob
hinaus. „Wir bauten langsam, weil ich keinen
ich gleich am nächsten Tag mit dem Einbau
zweiten Auftrag hatte und die Leute beschäfti-
der Badezimmer anfangen könnte." Weil er
gen wollte. Wäre ich schneller gewesen, hätte
aber noch einiges zu besorgen hatte - wie un-
ich gleich wieder keine Arbeit mehr gehabt."
ter anderem einen Pritschenwagen, Schaufeln,
Doch er hatte Glück und ein Auftrag
Krampen und Arbeiter - „eröffnete" er einige
von Mobil Oil flatterte ins Haus. Er sollte
Tage später (am 5. Dezember 1962) seine erste
einen Kessel in Brunn am Gebirge - bei einer
Baustelle - mit handgeschriebenem Firmen-
Tankstelle, die aufgelassen wurde - ausbauen.
schild. Damals noch Schwarz auf Weiß, was
„Als wir begannen, meinte die Nachbarin, ihr
ein Jahr später geändert wurde.
Haus würde zusammenfallen. Sie holte sogar
Trotz aller anfänglichen Schwierigkeiten verlief alles nach Plan. Lugner versuchte vor
die Gendarmerie, obwohl wir eine Baubewilligung hatten."
Eröffnung der Moschee, 1979: Baumeister Richie und Gattin Conny freuten sich, auch Bundeskanzler Bruno Kreisky begrüßen zu können.
Auch der damalige Wissenschaftsminister Heinz Fischer ließ sich in der Lugner City das würzige Mörtel-Bier munden.
So leicht ließ sich Lugner nicht entmu-
ne Arbeit. Und ich sagte, ich weiß gar nicht,
tigen, er rief einen Anwalt an, um neue Arbeit an
wo wir am Montag anfangen werden, aber wir
Land zu ziehen. „Ich bat ihn, mir den Auftrag
haben viele Sachen. In Wahrheit hatte ich gar
zum Umbau seines Hauses zu geben. Über die
nix. Außer starke Nerven. Jetzt auch, sonst
Konditionen würden wir uns später unterhal-
tat ich momentan mit Ihnen nicht so Schmäh
ten. Und noch am Telefon willigte er ein. Jetzt
führen (das Gespräch fand im Juli 2 0 0 7 statt,
konnte ich die Leute von der Kessel-Baustelle
in der Phase, in der gerade das Privatleben der
abziehen und begann mit der Renovierung des
Lugners in den Medien stark „durchleuchtet"
Mietshauses in der Pelzgasse 8. Ein Job, der
wurde; Anmerkung der Autorin).
2 5 0 . 0 0 0 Schilling brachte.
Jedenfalls rief mich um halb acht in der
Im Mai endete der Umbau. Wir hatten
Früh ein Schulfreund an und erzählte mir von
schon drei Leute - einer von ihnen war Johann
einem Bekannten, der sein Haus renovieren
Piribauer, ein Burgenländer aus St. Martin, der
lassen wollte. Um zehn Uhr war ich bereits
eines Tages vor mir im Büro stand, um vorstel-
dort, hab alles ausgemessen, ganz exakt und
lig zu werden, weil er schon einiges von meiner
um 14 Uhr legte ich ihm das Offert vor. Der
Firma gehört hatte. Ich nahm ihn auf - und er
war so perplex, weil er dachte, das dauert zwei
ging erst vor ein paar Jahren in Pension.
Wochen. Die Baumeister arbeiteten damals
Dazwischen bauten wir eine Tankstelle in
nämlich sehr langsam, weil zu viel Arbeit am
Langenlois um - und inzwischen beschäftigte
Markt war. Um viertel drei steckte der Auftrag
ich fünf Männer, hatte aber wieder einmal kei-
in meiner Tasche.
So eng wie am Anfang ging es nicht wei-
es kein Orthodoxer sein sollen, aber da gab es
ter. Aber man musste schon sehr dahinter sein.
ohnehin keine Baumeister. Auch wenn ich aus
Ich schmiss in solchen Situationen jedoch nie
der Kirche ausgetreten gewesen wäre, hätte ich
das Handtuch, sondern mobilisierte alle mei-
den Auftrag nicht gekriegt ...
ne Kräfte und Kontakte. Und hatte Erfolg.
Eine Moschee muss nach Mekka ausge-
Ich achtete auch darauf, dass alles rasch und
richtet sein und egal, wo ich mich erkundigte,
pünktlich fertig wurde, weil ich wusste, dass
jeder gab mir eine andere Mekka-Richtung an.
gute Referenzen weitere Aufträge bringen."
Selbst das Bundesamt für Vermessungswesen.
1976 gelang ihm sein bisher größter
Also kaufte ich eine Weltkugel und nahm mit
Wurf. „Schauen Sie, das war so. Ich saß an
einem Kompass und Winkelmesser selbst
einem
verregneten
Samstagnachmittag
im
Maß. Später bekam ich einen Mekkakompass
November daheim, als mich eine Nachbarin,
und stellte fest, dass ich richtig lag. Es gibt
die vollbusige Frau Cornelia, anrief und mir
viele Moscheen, bei denen die Mekkarichtung
von ihrem Freund berichtete, der bei der Sau-
falsch ist!"
di-Arabischen Botschaft angestellt war und mit
Monatelang verriet Lugner nichts. Erst
mir über eine Moschee plaudern wollte. Noch
nach der Vertragsunterzeichnung 1977 orga-
am selben Tag traf ich ihn. Alleine der Pla-
nisierte er seine erste Pressekonferenz und
nungspreis war schon so, dass ich mich hätte
sprach über diesen außergewöhnlichen Bau.
dumm und dämlich verdienen können.
„Viele reden zuerst laut über ihre Vorhaben und
Anfangs reagierte ich aber nicht begeis-
dann kriegen s' den Auftrag nicht, weil die Kon-
tert, weil ich mich zu wenig auskannte." Und
kurrenz ständig wächst und womöglich bessere
Neubauten gehörten zudem (noch) nicht zu
Angebote unterbreitet. Auch heute noch sage
seinem Spezialgebiet. Lugner ließ sich aller-
ich nie, was ich gerade plane. Interessant ist es
dings
ja nur in der ersten Phase, wenn ein paar Bau-
zu
einer
Neukalkulation überreden,
die fast um die Hälfte geringer ausfiel als das
meister um einen Auftrag kämpfen ..."
bereits vorliegende Angebot. Der Botschafter
Aber nach der Unterzeichnung verlief
Scheich al-Basrawi zeigte sich begeistert. Und
vieles nicht nach Wunsch. Zum einen fehlten
nicht nur er, auch König Faisal.
Unterschriften, dann Geld und dazwischen
Lugner hüllte sich in Stillschweigen. Denn er wollte nicht, dass ihm ein anderer zuvorkam. „Ein Konkurrent ließ sich sogar beschneiden und konvertierte zum islamischen Glauben, weil er den Auftrag wollte. Der Botschafter berichtete dem König davon. Und der meinte: ,Mir ist ein Christ, der zu seinem Glauben steht, lieber als ein Muslim, der wegen einem Bauauftrag diesen gewechselt hat.' An den Namen kann ich mich nicht mehr erinnern. Aber es ist eine wahre Geschichte. Und die Auflage war, dass die Moschee nur von einem Mann gebaut werden durfte, der einem monotheistischen Glauben samt Buch angehörte. Wie eben die Christen, die Juden und die Muslime. Bei den Juden hätte
Mutter Leopoldine war mit ihrem Erstgeborenen nicht immer einer Meinung und „redete" ihm oft ins Gewissen. „Schulden mochte sie überhaupt nicht. Sie war eben eine sehr vorsichtige Frau."
Dass Promis Kunden in die Lugner City locken, wusste der Shopping-Center-Besitzer gleich bei der Eröffnung für sich zu nutzen. Zur 5-Jahres-Feier posierte er mit Dolly Buster. Zum Opernball lud er sie allerdings nie ein.
stieß man bei Aushubarbeiten auf eine alte
versetzt wurde und sein Nachfolger - Scheich
Mülldeponie, die Pfähle als Fundament not-
AI Khayal - nun für den Weiterbau zuständig
wendig machte.
war. Und sich nach Meinung des Bauherrn zu
„Für die Baubewilligung brauchten wir die Stellungnahme der MA 19, zuständig für
sehr einmischte. Aber
Lugner verfolgte
seine
eigenen
die Stadtgestaltung. Und der Abteilungsleiter
Ideen - die Moschee sollte ein Glanzstück wer-
verweigerte die Unterschrift am Plan, weil
den. So wollte er u.a. ein höheres Minarett,
dieser von einem Baumeister und nicht von
doch der Botschafter lehnte aus Kostengründen
einem Architekten sei. Daraufhin kontaktierte
ab. Also beschloss er, dieses selbst zu finanzie-
ich den Botschafter und der rief Bürgermeister
ren und erhöhte das Wahrzeichen von 21 auf
Gratz an und als ich ins Büro zurückkam, lag
32 Meter, damit es von Weitem sichtbar war.
der unterschriebene Plan am Schreibtisch." Neue Schwierigkeiten tauchten auf, als
Der Bau verschlang immer mehr - und Einfallsreichtum war gefragt.
der bisherige Botschafter (mit dem sich Lug-
„Während eines Skiurlaubs am Arlberg
ner hervorragend verstand) in die Schweiz
stand plötzlich Hannes Androsch am Lift
neben mir. .Herr Finanzminister, ich bau grad
heftig kritisiert. In der kaufkraftschwächsten
die Moschee und der Bund könnte auch was
Gegend errichtet man doch kein Einkaufszen-
dazuzahlen. Die Gemeinde Wien hat 3 0 0 . 0 0 0
trum, wurde er gewarnt.
Schilling gespendet.' ,Na gut, das spende ich
„Ich war aber davon überzeugt, dass
auch', meinte er. Und mit dieser Summe wur-
nicht der Ort, sondern das Center-Mana-
de die Ausstattung der Moschee finanziert."
gement bzw. die Auswahl der Geschäfte be-
Dass der Botschafter anstatt wunder-
stimmen, ob es funktioniert." Und er sollte
schöner, marokkanischer Luster (die er eben-
recht behalten. Denn während das Haas-Haus
falls selbst erbettelt hatte) weniger glanzvolle,
(eröffnete im selben Jahr wie die Lugner City)
wesentlich kleinere Gablonzer-Leuchten mon-
auf dem stark frequentierten Stephansplatz
tieren ließ, wurmt ihn heute noch ein wenig.
mit schlechten Umsätzen zu kämpfen hatte,
„Weil die anderen besser gepasst hätten."
expandierte Lugner.
Bei der Eröffnung am 2 0 . November 1979 waren jedoch alle vorangegangenen Querelen vergessen. Das Geschäft lief bestens, Lugner gehörte zu den Top-Unternehmern des Landes und es dauerte nicht lange, bis der nächste Mega-Auftrag folgte. Die Revitalisierung des Deutschmeisterpalais bzw. OPEC-Funds am Ring. Im August 1981 war der Vertrag besiegelt. Dass er zum Zug kam, lag nicht zuletzt an der Tatsache, dass er seinen Urlaub extra abgebrochen hatte und nach Wien zurückreiste. Was andere Bauherren nicht für notwendig hielten. Wenig später durfte sich Lugner auch rühmen, die griechisch-orientalische Kirche am Wiener Fleischmarkt, den ganzen Häuserblock für die Wiener Freimaurer sowie die
Minister Wolfgang Schüssel und Richard Lugner, der als Radio-CDHauptaktionär stolz seinen Privatsender präsentierte - nicht ahnend, dass ihn dieser „Ausflug" viel Geld kosten würde.
Synagoge renoviert zu haben. Es erfüllt ihn heute mit Freude und Stolz, durch Wien zu spazieren und „seine" Bauten zu bestaunen. „In zwei Gebäuden - in der griechisch-orientalischen Kirche und der Moschee - bin ich sogar auf der Gedenktafel verewigt." Ein richtiges Denkmal setzte sich der Wiener mit dem Bau seiner Lugner City. Allen Prognosen und Gutachten zum Trotz bekam er die Baubewilligung und realisierte seinen großen Traum. Just in einer Zeit, als der große Boom der Shopping-Tempel-Ära von Experten bereits als am Ende bezeichnet wurde. Vor allem der Standort - im 15. Wiener Gemeindebezirk nahe am Gürtel - wurde
Richie Rieh verbindet mit Dominic Heinzl (damals noch für 03 als Moderator im Einsatz) nicht nur eine lange berufliche Freundschaft, sondern auch ein Faible für schnittige Frisuren.
mals auch fest, dass etwa ein Mosaik oder ein Bild am Gang die Leute in andere Richtungen drängt, nämlich dorthin, wo Auslagen sind. Untertags besuchten wir - Mitarbeiter und ich - Einkaufszentren und am Abend wurden die Beobachtungen analysiert. Man lernt am meisten aus der Praxis. Es gab ein Gutachten über die Lugner City, das besagte, dass ein dreigeschoßiges Einkaufszentrum in Österreich nicht funktioniert. Das war eben 1987 die vorherrschende Meinung. Die SCS gab's schon, aber die war alt und finster, also dunkle Gänge Berauschende Seligkeit: Bischof Kurt Krenn stieß mit Lugner auf seinen Mörtel-Wein an, der es mittlerweile vom „Sauerampfer" zum durchaus trinkbaren Tischwein geschafft hat.
und helle Auslagen, die dem Besucher in die Augen stechen sollten. Diese Philosophie änderte sich aber immer wieder. Die tollsten Shoppingzentren befinden sich übrigens in Istanbul. In Dubai gibt's einige gute, aber Istanbul schlägt alles. Eine der wichtigsten Fragen damals war, wie bringe ich die Leute hinauf? Alles kein Problem, sie müssen nur einmal oben sein. Darum führt in der Lugner City eine Rolltreppe nur hinauf und auch die Lifte gehen nur ins Obergeschoß. Der linke Lift hält in jedem Stock, die anderen zwei fahren durch. Und oben werden sie quasi rausgespuckt und sie gehen durchs Zentrum. Die Kundenführung ist das Wichtigste im Einkaufszentrum." Experten behaupteten damals allerdings
Glanzvoller Besuch in der bescheidenen „Hütte": Finanzstadtrat und Vizebürgermeister Hans Mayr und Bundeskanzler Franz Vranitzky beehrten die neu eröffnete Lugner City.
noch, dass man die Kundschaft nicht in die oberen Etagen bringen würde. „Dabei stellte das Obergeschoß nie ein Problem dar, sondern der mittlere Stock, wo ich H & M und C & A und viele andere Texti-
„Als es dann losging, flogen wir übers
lianer ansiedelte und dann lief alles wie am
Wochenende nach Kanada, nach Amerika und
Schnürchen. Jetzt ist das mittlere Geschoß
trampten dort herum, um Shopping-Mails zu
das beste. Und mittlerweile ist das Erdge-
studieren. Wie sind die Geschäfte angeordnet,
schoß das umsatzschwächste." Daher wird
welche Läden braucht ein Center, wie breit ist
auch heute noch regelmäßig modernisiert,
der Gang, vier Meter oder drei usw. Wenn vie-
•um- und ausgebaut.
le Leute im Haus sind, muss man noch gehen
Trotz seiner Erfolge war es ihm immer
können und wenn wenige da sind, dürfen sie
ein Gräuel, Geld zu verpulvern. „Eines mei-
sich nicht verloren fühlen. Wir stellten da-
ner Vorbilder, Karl Wlaschek, ist ein sparsa-
mer Mensch. Als ich sein Haus baute, rief er
um die Lugner City und das angeschlossene
mich an und sagte: ,Ich rufe vom Hotel an und
Kino, das 2 0 0 5 eröffnet wurde. Als weitere
darum fasse dich kurz. Wennst mit mir länger
Attraktion für sein Center, denn je umfangrei-
reden willst, dann geh ich aufs Postamt und
cher das Angebot, umso mehr Kunden strö-
ruf dich von dort an.'
men ins Haus.
Das war so. Zu dem steht er auch. Er
„Ich organisiere viele Filmpremieren mit
wäre nicht so weit gekommen, wenn er nicht
Showeinlagen, hole nach wie vor Prominente
sparsam gewesen wäre. Außerdem gehört er
und überlasse nichts dem Zufall." Auch wenn
zu jenen Menschen, die absolut klar denken
die Lugner City längst bestens läuft, weiß der
können. Eine echte Unternehmerfigur, die ihre
Namensgeber, dass sich alles schnell ändern
Ziele konsequent verfolgt. Ich habe viel von
kann. Man müsse immer dahinter sein. Zu
ihm gelernt. Aber man muss in der Lage sein,
gut erinnert er sich nämlich noch an das Jahr
die Betriebsblindheit abzulegen und in ein
2 0 0 3 , als er von den Medien in der Luft zer-
Thema einzusteigen, wie man es anders ma-
rissen wurde.
chen könnte. Es ging mir nie um Geld. Meine
„Drei Monate Trommelfeuer und dane-
Motivation hieß von Anfang an: Nur der Erfolg
ben die Verhandlungen mit den Banken zu
zählt. Das Geld kommt automatisch."
führen ... das alles durchzustehen war nicht
Die Not und Armut erlebte Lugner in sei-
leicht und bedeutete schlaflose Nächte. Ich
ner Kindheit am eigenen Leib, aber dennoch
verlor auch viel Geld - insgesamt 3 0 0 Millio-
brauchte er nie Statussymbole, obwohl er oft
nen Schilling. Wenn mir die Österreichischen
als Neureicher beschimpft wurde. Einmal leis-
Volksbanken
tete er sich ein Luxusobjekt, aber auch nur,
kredit für die Baufirma gegeben hätten, wäre
weil er für einen Juwelier tätig war.
es schiefgegangen."
nicht
einen
Überbrückungs-
„Ich baute das Geschäft vom Juwelier Hübner am Graben um und der meinte, ich brauchte eine neue Uhr. Na gut, kaufte ich mir halt einen goldenen, aber relativ dezenten Zeitmesser um 130.000 Schilling. Während eines Urlaubs in der Karibik, auf den Virgin Islands, sah ich wenig später dieselbe Uhr um die Hälfte des Preises. Jedenfalls bekam ich sie in Wien auch etwas billiger. Ich glaube, um 110.000 Schilling. Das war aber das einzige Mal, dass ich mir derartigen Luxus leistete. Mir bedeuteten diese Dinge nie etwas. Meinen 7er BMW - ein gutes, aber nicht angeberisches Auto - beispielsweise fuhr ich sehr lange. Wissen Sie, wenn man die Kriegs- bzw. Nachkriegsjahre miterlebte, neigt man weniger zu extremen Höhenflügen." Nachdem es ihm 2 0 0 3 mit Hilfe der Volksbanken in allerletzter Minute gelungen war, den Konkurs der Baufirma - als Eigentümer haftete er mit seinem Privatvermögen abzuwenden, kümmert er sich heute nur mehr
Feierliche Eröffnung der Lugner Kino City am 31. August 2005 mit viel Prominenz: Bürgermeister Michael Häupl durchschnitt das rote Band, Dompfarrer Toni Faber segnete das Haus.
Richard Lugner als Boss: Der Choleriker Eva Müller, seine ehemalige Chefsekretärin - und laut Lugner persönlich der Mensch, der ihn am besten kennt.
I
ch war 33 Jahre für ihn tätig, die längste
konnte Geschehenes nicht wiedergutmachen.
Zeit als persönliche Chefsekretärin, aber
Auch Lob auszusprechen gehörte nicht zu sei-
zwischendurch auch als Garagen- und Ge-
nen Angewohnheiten. Dafür war er im Kriti-
bäudeverwalterin. In dieser Zeit hab ich drei-
sieren grandios.
mal gekündigt, aber trotz vieler Probleme bin
Ein einziges Mal - bei einer Weihnachts-
ich zurückgekehrt und schließlich in seinem
feier vor rund zehn Jahren, als ich gemeinsam
Unternehmen in Pension gegangen. Nur aus einer Laune heraus flippte er
mit allen Kolleginnen als Showeinlage „Sister Act" auf die Beine gestellt hatte - kamen ihm
nie aus. Jedoch kam man oft unschuldig zum
lobende Worte über die Lippen. Mitten auf der
Handkuss, weil er seinen Ärger „gleich" los-
Bühne und vor allen anderen. Unser Auftritt
werden musste. Er stürzte aus seinem Zimmer
muss ihn wirklich sehr beeindruckt haben!
und der Erste - damals meistens ich - hörte: „Des kann jo net so schwer sein."
Warum sind Sie eigentlich immer wieder in die Firma zurückgekehrt?
Allerdings war für ihn nach dem Abre-
Einerseits wegen der Mitarbeiterinnen und
agieren die Geschichte erledigt. Nachtragend
Mitarbeiter und andererseits ließ ich mich
war er nie. Ich hatte damit jedoch meist länger
immer wieder überreden - eine seiner beson-
zu kämpfen. Hat er sich jemals entschuldigt, wenn er
deren Gaben ist, genau zu wissen, wie er einen behandeln muss -, und - ich lernte sehr
laut wurde?
viel bei ihm. Denn meine Tätigkeiten waren
Nein, nie. In all den 33 Jahren kein einziges
nicht nur auf Sekretariatsarbeiten beschränkt.
Mal. Er meinte zwischendurch immer: „Na ja,
Manchmal nervte das zwar, aber ich mochte
Sie wissen ja eh, wie ich bin." Aber gekränkt
diese Vielseitigkeit meines Berufs sehr. Ich
fühlte ich mich schon. Dieser Standardsatz
kümmerte mich um die Garagen, lernte viel
Feiern beim „Fuhrgassl-Huber" (v. I. n. r.): Unternehmer und Kunde der Baufirma Lugner Gustav Nevsimal, Chefsekretärin Eva Müller, Ana Müllersen und Baumeister Lucky Lu
über Gebäudeverwaltung, daneben vermie-
letzt gewartet hatte. Wahrscheinlich verbrachte
tete ich Büros und organisierte Firmenfeste
ich mehr Zeit mit ihm, im Büro wohlgemerkt,
wie Betriebsausflüge, auf denen ich im Notfall
als seine jeweilige Ehefrau. In den letzten
auch oft als Reiseleiterin einsprang. Es gab fast
Jahren bestand ich allerdings auf geregelten
nichts, was ich nicht machte. Lugner erwartete
Arbeitszeiten. Er kam um neun Uhr ins Büro
sich das auch von allen seinen Mitarbeitern,
und ging als Letzter heim, sofern er nicht zu
Arbeitsemsatz in mehreren Bereichen.
einer Veranstaltung musste. Und in der Früh
Auch er hebt heute noch - bei seinem
bog sich mein Tisch vor lauter Arbeit, die er
Rundgang durch die Lugner City - selbst jedes „Papierl" auf. Sein Beruf ist nicht nur sein Hobby, sondern sein Leben. Sie werden keinen Einkaufszentrum-Besitzer sehen, der sich so für sein Haus engagiert wie er. Er forderte wirklich von jedem vollsten Einsatz. Aber das war gut, denn man wächst mit der Herausforderung. Mussten Sie auch an den Wochenenden arbeiten? Nein, und es gab auch keine Anrufe. Aber dass es während der Woche abends oft später wurde, vor allem vor meiner Ehe, war klar. Einmal ordnete ich sogar mit 40 Grad Fieber daheim Belege für eine Schlichtungsverhandlung am nächsten Tag, weil man wieder einmal bis zu-
Diesen Abend wird Eva Müller nie vergessen. Nach der „Sister Act"Showeinlage (gemeinsam mit anderen Mitarbeitern der Firma) lobte der Chef sie zum ersten und einzigen Mal.
oft bis in die Nacht hinein vorbereitet oder erledigt hatte. Daher kam ich stets früher ins Büro, um vieles schon zu erledigen, bevor der normale Tagesablauf begann. Mein Mann scherzte auch oft und meinte: „Daheim sind wir zu dritt. Der Lugner sitzt bei uns am Tisch." (Sie lacht.) Ein Chef, der einen sehr vereinnahmt? Er wollte oft, dass man sein eigenes Privatleben hintanstellte und mehr für Lugner da war. Viele von uns haben das auch gemacht, zumindest kurzfristig. Darum „verbrauchte" er auch wahnsinnig viele Sekretärinnen. Eine begann ihren neuen Job in der Früh, zu Mittag meinte Probesitzen im Rennwagen: der Unternehmer und Eva Müller 1977 bei der Eröffnung der österreichischen Alfa-Romeo-Zentrale in der Breitenfurter Straße 144, die Richard Lugner gebaut hat
sie „Mahlzeit" und wurde nie mehr gesehen! Das war der extremste Fall. Andere verließen die Firma oft schon nach einem Jahr ... Mir tut es aber trotzdem nicht leid, so lange für ihn gearbeitet zu haben, ich konnte selbstständig entscheiden und hatte organisatorisch viele Freiheiten. Dennoch, abends daheim gelang es mir selten abzuschalten. War er ein ungeduldiger Chef? Ja, immer musste alles sofort und gleich erledigt werden. Da war es oft notwendig, alles liegen zu lassen, ganz egal, woran man gerade gearbeitet hat. Auch wenn die Zeit noch so kurz war, geschafft haben wir es immer. Dabei halfen sein umfangreiches Wissen, sein Hausverstand und seine Ideen. Man muss es ihm lassen: Er besitzt das Talent, die richtigen Leute auszusuchen, mit Leuten gut umgehen zu können und mit
Kurz stieg Lugner ins Filmbusiness ein und erwarb 50 % der WDS-Film. Aus diesem Anlass wurde in seiner Wohnung (Kaiserstraße 45) mit Schauspielern wie Albert Fortell (I.) und seinem Vater Bert Fortell groß gefeiert.
Argumenten zu überzeugen. Und er ist pedantisch. Wehe die LUGNER-FARBE wich nur einen Hauch vom Original - RAL 3 0 1 1 - ab. Diese Farbe ist in meinem Gehirn verankert. Selbst mitten in der Nacht - würde man mich wecken - wüsste ich sie aus dem Stand. Sein Briefpapier hat heute nicht mehr exakt die Farbe. Das wäre früher unmöglich gewesen! Völlig undenkbar. Man konnte also nie perfekt genug sein?
Je enger man mit ihm zusammenarbeitete, umso höher waren seine Erwartungen.
damit er seine alten Witze loswerden konnte - und das gefiel ihm. Tut es Ihnen leid, dass ihn manche für einen Kasperl
halten?
Ja. Mir ist es nahezu körperlich unangenehm. Für mich ist es insofern schlimm, weil ich Nein, er hat von uns allen den Einsatz erwar-
mich früher damit rühmte, für Richard Lugner
tet, den auch er zeigte. Je enger man mit ihm
zu arbeiten. Aber nach so einer Sendung auf
zusammenarbeitete, desto höher waren seine
ATV ...
Erwartungen. Unser Standardsatz war: „Wir kennen ihn ja eh." Das Arbeitsklima war trotz allem gut?
Er fragt mich auch nie, wie es mir gefallen hat, weil er meine Meinung kennt. Und ich würde sie ihm auch ehrlich sagen. Andererseits
Ja, sehr gut. Wir waren alle ungefähr gleich alt.
bewundern ihn die Leute, weil er sich alles
Als Chef achtete er darauf, seine Mitarbeiter
zutraut. Diese Aktion als Flammenmann zum
im Unternehmen zu halten. Es musste schon
Beispiel hätte ich zu meiner Zeit nie befürwor-
etwas Gravierendes vorgefallen sein, wenn j e -
tet. Solche Einlagen hat er nicht notwendig.
mand gekündigt wurde, denn er trennte sich
Kann man ihm glauben, wenn er sagt, es
nicht schnell und nicht gern von seinen Mit-
sei ihm egal, was andere über ihn denken?
arbeitern.
Ja. Es ist ihm tatsächlich gleichgültig.
Und wenn jemand von sich aus gehen
Hat ihn der drohende Konkurs der Baufir-
wollte oder eine Angestellte weinend auf die
ma
Toilette lief, bat er damals meist seine erste
Ziemlich. Sein Lebenswerk war zerstört, das
Frau schlichtend einzugreifen. Und es half in
größte gewerbliche Bauunternehmen Wiens;
vielen Fällen. Sein „Medieninteresse" begann Ihrer Meinung nach mit dem Bau der Moschee?
geknickt?
die roten Lugner-Baustellentafeln waren doch jahrelang in ganz Wien und Umgebung zu sehen.
Ja. Dabei war damals die Firma noch viel
Woher nahm er eigentlich stets seine Kraft
kleiner, er hatte 15 Angestellte - neben den
und Energie?
Arbeitern. Während dieser Zeit kam er sozu-
Weil er nichts raucht und so viel Knoblauch
sagen auf den Geschmack. Cleverness und
lsst, meint er. Und auch wegen seiner jährli-
Geschäftstüchtigkeit zählten seit jeher zu sei-
chen Mayr-Kur. Ich bewundere ihn dafür, dass
nen Stärken, aber der Erfolg mit dem Bau der
er sich drei Wochen so kasteien kann und die
Moschee machte ihn selbstbewusster. Hat er Ihnen je gefallen?
Kur konsequent durchzieht. Auch den Aderlass z.B. machte er regelmäßig.
Nein, er ist nicht mein Typ, aber er besitzt einen bubenhaften Charme - wenn er nicht
Wie ging
er mit privaten
Rückschlagen
um?
zum tausendsten Mal seine Witze zum Besten
Es arbeitete in ihm und man merkte es, weil er
gab. Er kam oft aus seinem Büro raus und er-
niedergeschlagen reagierte oder schlecht auf-
zählte einen Witz, den er gerade gehört hatte.
gelegt war. Aber „ein Lugner steht das durch".
Heute noch trägt er kleine Zettelchen mit sich
Sie besprachen viel Privates, schafften es
herum, auf denen er sich stichwortartig die
aber dennoch,
Gags notiert.
Ja. Eine gewisse Distanz war wichtig. Man
Bei den Firmenfeiern setzten wir oft die neuen Mitarbeiter zu ihm an den Tisch, auch
Distanz zu wahren?
musste ja am nächsten Tag wieder gemeinsam arbeiten.
Als Sie zum ersten Mal von seiner Präsidentschaftskandidatur
hörten,
was
dachten
Sie? Das gibt's nicht! Das kann nicht sein (sie lacht). Er meinte, es für den Souverän besser umsetzen zu können. Und er hatte gute Ideen, sowohl für die Kandidatur zum BP als auch später, mit seiner eigenen Partei. Meine Aufgabe war unter anderem ein Wahlhelfer-Team von zehn Mädchen und Burschen auszusuchen. Im weißen Maurergewand und mit roten Kapperln zogen sie mit ihm
Stets im Börsel dabei: Kleine Stichwortzettel helfen Mörtel bei seinen Witzen auf die Sprünge. Auch seine Angestellten wurden „beglückt"
durch die Lande. Ganz so, wie es früher im Wahlkampf üblich war - von einem Ort zum nächsten. Ich selbst war unter anderem bei einem Wahlkampfauftakt in Innsbruck dabei.
Haben Sie ihn bewundert? Bewundert ob der Arbeit, die er sich antat.
Das Interesse an ihm war stets groß. Man
Er übergab die Baufirma seinen Söhnen, er
bewunderte ihn. Er gilt als Mann, der alles
konnte sich während der Wahlkampfzeiten
erreicht hat. Er verwirklichte seine Ideen und
aus Zeitmangel nicht mehr kümmern.
der Erfolg gab ihm recht. Bestes Beispiel dafür ist die Errichtung und Vermietung der Lugner City und des angeschlossenen Kinocenters. Er ist ein Visionär. Es ist bestimmt auch sein stetiger Ehrgeiz, es allen zeigen zu wollen. Haben Sie ihn gewählt?
Er sehr gern,
kostümierte
sich
auch früher
schon
oder?
Ja, sehr. Ich erinnere mich noch an einen Life Ball, für den er sich als Frau verkleidete. Wir stöberten beim Kostümverleiher Lambert Hofer und er probierte alle möglichen Gewän-
Ich war damals nicht wählen - soweit ich mich
der, weil er gut aussehen wollte. Letztendlich
erinnere (sie lacht).
entschied er sich für das Peter-Alexander-Kostüm aus dem Film „Charleys Tante". Wie viele Feste organisierten Sie pro fahr? Viele. Weihnachtsfeier, Betriebsausflug, Faschingsparty und für langjährige Mitarbeiter gab's alle fünf Jahre eine Ehrung. Das gemütlichste Fest war immer das Büro-Terrassenfest im Sommer für die Mitarbeiter, das wir jährlich, seit der Übersiedlung in die Lugner City veranstaltet haben. Auch bei privaten Festen, die ich oft organisieren durfte, ließ er mir freie Hand, selbst beim Budget. Ich konnte meine Ideen stets verwirklichen. Der 30er von Christina Lugner • wurde im Tiergarten Schönbrunn gefeiert und war ein voller Erfolg.
Auch Publikumslieblinge wie Fritz Eckhardt und Harald Serafin (r.) fühlten sich auf der Party des Bauherrn und Neo-Filmproduzenten sichtlich wohl.
Richard Lugner ist ein sehr geselliger Mensch.
Er liebte es, die Geschäftsleute der Lugner City zu besuchen, dazwischen ein Eis zu essen oder einen Kaffee zu trinken und dann um halb fünf, wenn er wusste, die Müller geht heim, diktierte er mir noch schnell drei ganz wichtige Briefe. Auch eine seiner Spezialitäten: Die wichtigen Dinge wurden oft erst im letzten Moment erledigt, weil er wieder einmal zwei Stunden im Einkaufszentrum herumspazierte. Es passierte nicht einmal, dass in letzter Sekunde ein Vertrag geschrieben oder eine Klage abgewandt wurde. „Das Unwichtigste zuerst" - scherzte ich oft. Er verzettelte sich gern. Es gab schon viele Momente, in denen ich dachte, jetzt wird es mir zu viel. Vor allem während der stressigen Opernballzeit weinte ich mich gern bei Kollegen aus, danach ging's mir wieder besser. Als alle
Vertrauensperson
kannten
Sie
auch
Opernballgäste?
Ja, und wir berieten mit Frau Lugner gemeinsam. Meist standen auf einer Liste fünf Namen, die diskutiert wurden. Monica Lewinsky etwa redete ich ihm aus, weil ich sie als unpassend empfand. Was hätte sie erzählen oder signieren sollen? Aber ich hätte auch Paris Hilton abgelehnt und hier hat ihm seine Intuition wieder einmal recht gegeben.
Bei seiner Lieblingsbeschäftigung: Zeitungen lesen - und vorzugsweise Artikel über Richard Lugner. Für Bücher hat er so gut wie nie Zeit.
Ich war natürlich zu Stillschweigen verpflichtet. Rund um den Opernball wurde er noch anstrengender? Ja, vor allem durch seine Information an die Medien. Er ist ja auch derjenige, der alle informiert. In diesen Tagen wuchs ihm bildlich gesprochen fast der Hörer am Ohr an, weil jeder erfahren wollte, welches Kleid, welche Schuhe, welche Frisur, was isst sie, was nicht usw. Besonders mühsam gestaltete sich beispielsweise Jacqueline Bisset - zuerst nein, dann ja, dann wieder nein und dann erschien sie doch. Und auf einmal stand Lugner mit Naddel und mit Bisset da. Aber das gefiel ihm. Je mehr, desto besser.
Wegen einer Gehaltserhöhung brauchte man erst gar nicht vorzusprechen. Da ging man schneller wieder hinaus als man hineinkam.
Ihm wurde ja auch ein Faible für schöne Frauen
nachgesagt...
Ja. Aber ein Playboy war er nie. Junge Frauen und Missen um ihn herum, das gefällt ihm. Hatten Sie Kontakt zu den Star-Gästen? Nein, persönlich hatte ich nichts mit ihnen zu tun, zumal auch meine Fremdsprachenkenntnisse nicht ausreichend waren und mich Glamour nie beeindruckte. Ich agierte lieber im Hintergrund. War er ein großzügiger Chef? Ja und nein. Wegen einer Gehaltserhöhung brauchte man erst gar nicht vorzusprechen. Da ging man schneller wieder hinaus als man hineinkam. Das Gehalt wurde einmal jährlich Ein ganzer Raum voller Presseordner. Seit Anfang der 60er Jahre sammelt Richard Lugner jede Meldung, selbst die, in denen nur sein Name vorkommt. Auch alle Kalender werden aufgehoben. „Damit ich weiß, wann ich wo war."
für alle Mitarbeiter erhöht ... Aber es gab andere „Zuckerln" für uns Mitarbeiter, wie etwa die diversen Feste, Jubiläen, Seminare (auch im Ausland), die Betriebsausflüge ... Auch bei Kleinigkeiten war er sparsam. Auf der Rückseite alter Rechnungen oder Prospekte schrieb er am Abend diverse Geschäftsbriefe vor. Händisch wohlgemerkt. Hatte er noch andere Spleens? Wenn jemand mit dem Kugelschreiber klickt bzw. diesen permanent aus- und einschaltet, das erträgt er bis heute nicht. Und: Sobald er bei mir stand, einen Brief diktierte, durfte weder das Telefon läuten, noch einer bei der Tür reinkommen. Oje, nur keine Unterbrechungen! Er verlangte die ganze Aufmerksamkeit, aber dafür waren es Briefe, die ein Rechtsanwalt nicht besser hätte formulieren können. Was Richard
Hoher Besuch in der Lugner City 1992: Der Hausherr führte Bundespräsident Thomas Klestil und Margot Löffler natürlich höchstpersönlich durch seinen Shopping-Tempel in Wien-Rudolfsheim-Fünfhaus. „Dreimal war er bei mir."
bewunderten
Sie
am
meisten
an
Lugner?
Dass er einfach alles kann. Theoretisch hätte er auch keinen Anwalt gebraucht, er erarbeitete früher sogar die Verträge selbst. In seinem Chaos am Schreibtisch wusste er immer, wo was liegt. Er besitzt einfach ein Gespür für gewisse Themen, wie z.B. Finanzen, buchhalterisches Wissen, rechtliche Belangeund das neben all seinem Baumeistergeschäft. Er ist eindeutig eine Führungspersönlichkeit.
Das Resultat nach Mitarbeiter-Seminaren
Auch ein Erlebnis war Rhodos, wo Lug-
lautete zwar immer, dass sein Stil nicht opti-
ner und ich vor ca. 100 leeren Zimmern stan-
mal war, aber dennoch blieben alle ewig lang
den, weil die Flugzeuge wegen schlechtem
bei ihm.
Wetter nicht landen konnten. Ein Flugzeug
Er kann auch sehr gut frei reden. Schrift-
hing in Athen und ein zweites in Wien. Eine
liche Konzepte verwendete er bei Vorträgen
wilde Geschichte, aber im Nachhinein lustig,
fast nie. Wichtige Punkte demonstrierte er
weil wir mehr oder weniger allein in dem gro-
meist anhand von Folien. So schnell kamen
ßen Hotel waren. Wir zwei haben eine Nacht
wir oftmals gar nicht mit dem Auflegen der
lang nur gewartet. Am nächsten Tag trudelten
passenden Unterlagen nach.
dann alle ziemlich aufgelöst ein und es wurde
Man wusste auch immer, woran man bei ihm ist. Er sagte alles offen heraus. Meist nicht diplomatisch, aber geradlinig.
noch ein sehr schöner Betriebsausflug. Waren dermaßen
die ins
ehemaligen
Society-Leben
Ehefrauen
auch
involviert?
Neigte er zur Besserwisserei?
Nein. In seiner Anfangszeit war er mehr als
Ja schon, aber sobald er etwas fest be-
Baumeister in den Medien und weniger auf
hauptete, dann stimmte es auch immer. Sein Zahlengedächtnis leistete Großartiges. Namen
den Gesellschaftsseiten. Hat er sich in den vergangenen Jahren we-
merkte er sich nicht gut, aber sein Detailwis-
sentlich
sen ist enorm.
Nein. Vielleicht ist er etwas ruhiger geworden,
Hatte er Feinde?
verändert?
aber mit dem gleichen Tatendrang.
Er polarisierte. Wie heute noch. Aber er war nie ein Geschäftsmann, der über Leichen ging. Er klagte auch selten, nicht einmal dann, wenn ein Kunde Geld schuldete. Vielmehr suchte er das Gespräch, bot Ratenzahlungen oder eine Frist an. Er vertritt die Meinung, dass jahrelanges Prozessführen nur den Anwälten etwas bringt. Was ist denn Ihrer Meinung nach seine größte
Stärke?
Handschlagqualität. Und es funktionierte. In heutigen Zeiten oft undenkbar. Erinnern Sie sich an eine Anekdote? Lustige Geschichten erlebten wir meist bei den Betriebsausflügen. Am größten Betriebsausflug - nach London - nahmen 2 6 0 Leute teil: aufgeteilt auf vier Flugzeuge, vor Ort fünf Busse und zwei Hotels. Er führte seine Mitarbeiter meist selbst zu den Sehenswürdigkeiten, wie z. B. auch in Rom, da teilten wir alle Mitreisenden in zwei Gruppen auf und Richard Lugner und ich führten je eine Gruppe durch den gesamten Petersdom. Wir waren zwei „Reiseleiter", die erst kurz vorher alles Wissenswerte gelernt hatten.
Eva Müller heute. Nach wie vor ruft ihr ExChef an, weil er wieder mal ihre Hilfe braucht.
Die vielen Gesichter des Richard Lugner Seit jeher liebt Mörtel es, sich zu verkleiden - und er schreckt vor nichts zurück. Ob als Charleys Tante für den Life Ball, Osterhase für eine Striezel-Aktion oder als Kätzchen für eine Body-PaintingShow ... Humor und Mut kann man eben nicht kaufen.
Dieses Riesengemälde eines Tiroler Malers hängt im Wohnsalon seiner Wiener Villa. „Ein Geschenk, über das ich mich sehr freute. Den Namen des Künstlers weiß ich aber nimmer."
Der Baumeister begrüßt Waschmittel-König Kurt Rajer, dessen Gattin Birgit Sarata als Stargast von Lugners Operettensoiree (am 24. Juni 1981) brillierte. Diese Musikgattung liebte Mörtel immer schon.
Billy, the Kid alias Richard Lugner und seine zweite Ehefrau Conny bei einem der alljährlich stattfindenden Faschingsfeste der Baufirma. Meist wurde beim Wiener Nobelheurigen „Fuhrgasslhuber" gefeiert.
Seine Faschingsfeste galten nicht nur aufgrund der sehr honorigen Gästeliste als legendär (v.l.): Conny Lugner mit Gundi und Charly Blecha, Gastgeber Richard Lugner und Heribert Steinbauer auf dem Chinatrip
Lugner mit „Krone"-Adabei Roman Schliesser, der wenig später jeglichen Kontakt abbrach
Jossas: Die dunkelhaarige Schönheit neben dem blonden Richie Rieh ist Birgit Sarata.
Einladung zur Puszta-Nacht in der „Hauerkuchl", 1988: Susanne, Gattin Nr. 3, als liebliche Ungarnmaid mit ihrem Richard, der als heißblütiger Edel-Zigeuner gute Figur machte
Jeannine und Friedrich Schiller, Richard Lugner als quietschfideler Sepp Löwinger samt Begleitung beim Faschingsfest; Heuriger „Fuhrgasslhuber", 1989
Oben: Der Herr Bauherr mit Gerlinde und beinahe angsteinflößendem Vollbart Rechts: Scherzkeks und Kürschnermeister Franz Fritz, Richard Lugner und Ehefrau Nr. 3 Susanne im kessen Charleston-Outfit
Unabhängig davon, wo Lugner gerade urlaubt, dreht oder arbeitet, sein Handy ist immer dabei. Selbst am Strand auf den Malediven musste er sich erkundigen, ob in der Firma alles in Ordnung sei.
Autsch. Der Helm engt ganz schön ein, gell!? Aber wer an einem Gokart-Rennen teilnimmt und rasant die Kurven schneidet, muss sich an die Sicherheitsvorschriften halten. Hier in Linz-Pasching, 2007.
Gnadenlos authentisch und perfekt bis in die Zehen (Jänner 1981): Beim „Sultan von Fünfhaus" fehlte weder der passende Schmuck noch die Schärpe. Und bitte schön, was wäre ein orientalischer Prinz ohne Wohlstandsbaucherl!? Na, eben.
Hätten Sie ihn erkannt? Richard Lugner als Andreas Hofer 2001 in der Wiener Volksoper.
Heurigenwirtin Britta Reinprecht, „Almreserl" Lugner und ein sehr erstaunter Herr
Für Benefiz-Events (Kostümversteigerung 1997) lässt er sich schon mal „Hörner aufsetzen".
Heiße Häschen: Für eine Anker-Brot-Aktion mutierte Lugner samt Assistent zum Hoppeltier. Mut zu Hut und Maske: Lugner mit seiner heiß geliebten Tochter Jacqueline auf Teneriffa, 1996
Promi-Figaro Erich Joham mit Mörtel und Mausi 1997 bei der Kostümversteigerung „Opera on stage" im Theater an der Wien
Na, bumm! Kein Draufgänger, aber doch gern Hahn im Korb barbusiger Models
Vor King Richard schmiss sich selbst Schlagersänger Jürgen Drews auf die Knie. Und der wollte das royale Dress gar nimmer ausziehen!
Auch für ihre wenigen Life-BallBesuche ließen sich Mausi und Mörtel stets Originelles einfallen (I.).
Na, servas Kaiser! „Mausi" Christina als Sisi und Richard als Kaiser Franz Joseph „Nach meinem Auftritt im Burgtheater stürzte der Ensemblesprecher zu mir in die Garderobe und beschimpfte mich: „Was glauben Sie eigentlich, wer Sie sind!? Sie sind ein Nichts und haben auf dieser Bühne nichts verloren!" Gleich danach kam Direktor Claus Peymann und meinte: „Bravo, Herr Lugner, Sie waren sensationell, ganz grandios." Mit Peymann bin ich heute noch in Kontakt. Erst vor kurzem rief er mich an, weil er einen Kran für eine Aufführung brauchte. Aber einen Kran von Wien nach Berlin zu liefern, ist unsinnig."
Mausi & Mörtel als Harlekin-Pärchen beim 40er von Gery Keszler auf Burg Liechtenstein 2003
Ein seltenes Foto: Richard „twistete" mit Christina im bunten Flower-Power-Outfit übers Parkett.
Gefährliche Krallen: Dschungel-Erforscher „Lucky Lu" mit Tropenhelm und zwei seiner schärfsten Raubkatzerln, Ehefrau Nr. 4 Christina und deren Busenfreundin Jeannine Schiller (r.)
Was für ein markantes Knie! Weil Gesundheitsministerin Christa Krammer nur Damen an ihrem VIP-Tisch auf dem Life Ball 1995 wollte, borgte sich Lugner Peter Alexanders „Charleys Tante"Filmkostüm - und wurde von vielen erst gar nicht erkannt.
Die Rolle als Gänsehäufel-Bademeister für die ATVSerie „Die Lugners" gefiel ihm weniger.
Bevor er sich in Shanghai den Unterarm brach, war er noch ausgelassen und zu Späßchen aufgelegt.
Ein Bild für Götter, oder?! Ein Mann von 75 Jahren (!) flippte beim Spritzen mit Wasserpistolen - im Rahmen der „Transformers"-Kinopremiere - dermaßen aus, dass er zum Schluss pitschnass war.
Lugner und seine Frauen Wie sagte sein Jugendfreund Herbert Baumgarten doch so treffend: „Vom Geschäft versteht er sehr viel, von Frauen überhaupt nichts." Eine Gemeinsamkeit, die Lugner mit seinem großen Vorbild Billa-Gründer Karl Wlaschek - teilt, dessen legendärster Spruch ganz ähnlich lautet...
N
a gut, Richard Siegfried Lugner galt nie als Don Juan, dennoch gab es Phasen in seinem Leben, in denen er gern die
Freundinnen wechselte. „Aber natürlich nur dann, wenn ich gerade geschieden war." Manchmal zu oft. Eine Tatsache, die er mittlerweile
vor allem wegen seiner Söhne nicht mehr als gut befinden kann.
Richard fand Gefallen an dem Mädchen aus
Nicht Leidenschaft oder unstillbare Lust
dem Nachbarhaus. Er war 19, als er die ersten
waren die Triebfedern, sondern vielmehr der
Blicke wagte, sie erst 13. Als sie nach einem Jahr
Wunsch nach Zweisamkeit und Familie. Denn
aus Leoben, wo sie die Schule besuchte, zurück-
allein sein wollte Mörtel nie. Er sehnte sich im-
kehrte, geriet sein Blut in Wallung. Ein wenig
mer nach einer Partnerin an seiner Seite. Am
zumindest, denn Richard war kein Draufgän-
besten rund um die Uhr. Sein Hauptaugen-
ger, sondern vielmehr sehr schüchtern.
merk galt allerdings stets dem Unternehmen,
Sobald sie das Haus verließ - meist in
denn er wollte seine Liebsten versorgt wissen.
Begleitung der Eltern -, radelte er hinterher.
Dass dabei vier Ehen auf der Strecke blieben,
Nur um ein wenig in der Nähe seiner Ange-
liegt mehr oder weniger auf der Hand.
beteten zu sein. „Stundenlang saß ich am
Denn wer täglich bis spätnachts im Büro
Fenster, nur um sie einmal kurz zu sehen. Das
sitzt und stets den Erfolg über alles stellt, darf
macht man, wenn man jung und verliebt ist",
sich nicht wundern, wenn sich die Gattinnen
erinnert sich Lugner heute noch.
vernachlässigt fühlen. Und das Weite suchen.
1955 kaufte er (bereits Angestellter der
Im Winter 1955 verbrachte das Paar seine erste gemeinsame Nacht alleine - im Lügnerischen Sommerhaus in Breitenfurt. In kuscheliger Kälte. Und sie beschlossen, den nächsten Sommerurlaub nur zu zweit anzutreten. Doch Christines Vater stellte eine Bedingung: Richard musste eine Erklärung unterschreiben, dass er im Falle einer Schwangerschaft das Mädchen heirate. Kein Problem für den jungen Ehrenmann. „Natürlich unterschrieb ich, ich hatte ja jahrelang auf diese Frau gewartet." Die Reise führte nach Caorle, Jesolo und Rimini. Dass es durchs Faltdach reinregnete und der Fiat Topolino am Stilfserjoch seinen Geist aufgab, konnte das Glück nicht trüben. Nicht lange danach erwarb Richard sein erstes nagelneues Auto - einen rubinroten VW Käfer. „Eigentlich wollte ich einen fjordblauen, aber der rote war sofort verfügbar - und das war gut so. Denn das war die Geburtsstunde des Lugner-Rots." Wenig später trat das Paar Christine und Richard feierten Silvester 1957/58, wenig später verlobten sich die Frischverliebten.
seine zweite große Reise an: Gemeinsam mit Mutter Lugner fuhren sie zur Weltausstellung nach Brüssel. Von dort ging's nach Paris weiter - alleine. Leopoldine Lugner fuhr indes mit dem Zug nach Wien und das junge Paar
Firma Lorenz) sein erstes Auto, einen rosti-
schwelgte in Glückseligkeit.
gen Fiat Topolino, Baujahr 1937, mit dem er
Als Richard seiner Mutter seine Heirats-
Christine jeden Samstag von der Schule abhol-
absichten mitteilte, gab es Einwände, da seine
te. Und nicht nur mächtig Eindruck auf deren Mitschülerinnen machte. Als Vater Gmeiner ihn einlud, mit der Familie auf den Präbichl in die Leobener Hütte mitzufahren, überschlug sich sein Herz. Richard musste allerdings das Matratzenlager mit Christines zwei Schwestern teilen, während sie selbst bei den Eltern schlief. Dennoch gelang es den Frischverliebten, zumindest gelegentlich ein wenig alleine zu sein. Nach einer Woche hieß es dann aber für Richard wieder heimzufahren. Denn Vater Gmeiner hatte ihn nur für diese Zeit geduldet und wollte den Rest der Ferien mit seiner Familie alleine Urlauben. Schweren Herzens zischte er ab.
Sehr verliebt. Richard und seine sechs Jahre jüngere Verlobte Christine heirateten 1961.
Angebetete nur von der Zweier-Stiege käme,
bei der Großmutter im Zimmer. Alles andere
die Lugners aber von der Einser-Stiege. „Das
als luxuriös, aber auf diese Weise konnten wir
bedeutete, dass wir das Klo in der Wohnung
Geld sparen. Meine ehemaligen Schulkollegen
hatten, während sich die Toiletten auf der Zwei-
und Freunde besaßen alle bereits ein eigenes
er-Stiege am Gang befanden. Dabei wohnten
Heim, aber dafür hatte ich Geld am Konto."
wir selbst anfangs nur auf der Zweier-Stiege ...
Als Bruder Roland 1962 heiratete, be-
Meine Mutter verstand sich dann aber mit
sorgte Richard ihm eine Wohnung, und für
meiner damaligen Frau hervorragend und als
Gattin Christine war endlich Platz in der Obe-
es zur Scheidung kam, litt sie am meisten."
ren Donaustraße 53.
Zuerst fand die standesamtliche Trauung
Worüber sich das Paar damals noch mehr
(am 2 9 . April am Brigittaplatz) statt, dann die
freute, war die Baumeisterkonzession, die Lug-
kirchliche (am 6. Mai 1961 in der Hofburgka-
ner am 2 6 . April erhielt. Mit 3 0 0 . 0 0 0 Schilling
pelle). Die Hochzeitsreise führte über Laibach,
startete er.
Zagreb, Belgrad und Sofia nach Istanbul. Mit
Es ging aufwärts, langsam aber doch. Und
dem Auto! Abenteuerlich, aber lehrreich. Denn
als im Jänner 1963 Sohn Alexander zur Welt
die intensive Besichtigung der Moscheen sollte
kam, wurde die elterliche Wohnung etwas
dem jungen Mann später noch sehr hilfreich
umgebaut. Bis zum Dezember 1965 blieb das
sein. Danach ging der dreiwöchige Urlaub
Haus in der Oberen Donaustraße das Heim
(eine derart lange Pause gönnte er sich später
der Lugners. Am Heiligen Abend übersiedelte
nie mehr wieder) weiter nach Griechenland. Das junge Ehepaar lebte nach der Hochzeit vorerst noch getrennt bzw.
die junge Familie dann in ihre erste Wohnung. Christine, damals hochschwanger, brachte we-
nächtigte
nige Wochen später Andreas zur Welt. Was ein
gelegentlich gemeinsam im kleinen Kabinett
neues Problem aufwarf: Richard Lugner bot
der mütterlichen Wohnung. „Auf einem ein-
seiner Frau entweder eine Sekretärin an, die
fachen Bett und eineinhalb Matratzen im Ka-
ihre Aufgaben in der Firma erledigen sollte,
binett, das so klein war, dass nicht einmal ein
oder ein Kindermädchen für die Buben. Und
Doppelbett reinpasste. Und als Alexander,
Christine entschied sich, Prokuristin im Bau-
unser erster Sohn, zur Welt kam, schlief er
unternehmen zu werden. Eine ungewöhnliche Entscheidung für damalige Zeiten, aber ein großer Gewinn für die Firma. Denn die Frau Chefin akquirierte Neukunden, übernahm die Lohnverrechnung, fuhr zu Kunden kassieren und kümmerte sich mehr oder weniger um alles. „Sie war am Erfolg maßgeblich beteiligt, weil sie weniger schüchtern war. Ich traute mich am Anfang zu manchen Kunden gar nicht hin, sie schon. Ich rückte dann erst als Techniker nach." Doch während das Geschäft immer besser lief, lebte sich das Paar auseinander. 1978 •war die Ehe zu Ende. Der Scheidungsgrund war blond, Christine Lugner blieb allerdings
Hochzeitsfoto: Für den 29-jährigen Richard ging ein großer Wunsch in Erfüllung.
auch weiterhin als Prokuristin bei ihrem ExGatten. Und ihm freundschaftlich verbunden.
Mir gelang es, ihn zu überzeugen, sich selbstständig zu machen und eine Baufirma zu gründen.
Sohn Andreas lebte ab nun bei der Mutter, Alexander beim Vater. Christine Lugner, Ehefrau Nr. 1 und Mutter der beiden Söhne Alexander und Andreas, arbeitete bis vor drei Jahren als Prokuristin in der Firma, die sie gemeinsam mit ihrem Ex-Gatten aufgebaut hatte. Bisher hat Christine Lugner noch niemals ein Interview gegeben. Für das Buch zu seinem 75er machte sie jedoch eine Ausnahme. Eine einzige. Sie
kennen Richard Lugner seit frühester
fugend. Waren Sie sofort verliebt in ihn? Das hat sich ergeben. Das kann ich jetzt gar nicht mehr so beantworten (sie lacht), unsere Beziehung ist gewachsen. Wir hatten anfangs ein sehr gutes kameradschaftliches Verhält-
Eleganter Auftritt im Jänner 1956: Richard und Christine, süße 18 Jahre alt, besuchten einen Ball.
nis, und daraus entwickelte sich dann eben mehr. Freunde sind wir nach wie vor. Keiner legt dem anderen einen Stein in den Weg. So
mal probieren konnte. Sollte es nicht klappen,
wie manche das nach einer Scheidung tun.
sperren wir halt wieder zu.
Wir kennen einander seit der Kindheit,
Die Baufirma war also Ihre Idee?
weil wir Nachbarn waren ... Er arbeitete da-
Ja, ich war die treibende Kraft. Er wollte damals
mals bei Mobil, wo er einen schönen Posten
wieder zurück zu Mobil und er schickte mich
hatte. Ein Schulfreund überredete ihn aber
sogar vor, um zu fragen, ob sie ihn wieder neh-
wegzugehen, um sich mit ihm selbstständig
men würden. Was durchaus möglich gewesen
zu machen und ein Eigentumshaus in der
wäre, weil er immer sehr tüchtig war, aber sei-
Neustiftgasse zu errichten. Eine gute Idee.
ne Aufstiegschancen wären wieder gemindert
Allerdings ging es bei der Abrechnung nicht
gewesen. Denn: Eine kleine Strafe musste sein.
fair zu, woraufhin sich Richard mit seinem
Einen kleinen Dämpfer wollten sie ihm schon
Schulfreund zerstritt - und zurück in seine
geben. Ich riet ihm daher zur Selbstständig-
alte Firma wollte. Mir gelang es aber, ihn zu überzeugen, im
keit. Damals waren wir allerdings noch nicht verheiratet, aber schon liiert.
Alleingang ein Unternehmen zu gründen. Er
Ich musste, ich kann mich genau erin-
fragte mich: „Hast du überhaupt eine Ahnung,
nern, den Einkauf übernehmen, hatte aber
was es bedeutet, eine Baufirma zu leiten?" Ich
keinerlei Ahnung von dem Ganzen, wie etwa
war jedenfalls der Meinung, dass man es alle-
Pfosten besorgen, Mischmaschine bestellen
Zuerst hatten wir nur zwei Leute, aber es dauerte nicht allzu lange und es waren 30.
dies für ein gutes Zeichen. Außerdem fiel die Farbe auf. Die Schrift dazu entwarf Richard. Mit wie vielen Arbeitern starteten Sie? Zuerst hatten wir nur zwei Leute, aber es dauerte nicht allzu lange und es waren 30. Ich Christine Lugner mit Alexander, dem rubinroten Käfer und dem ersten Pritschenwagen 1963 in der Oberen Donaustraße
kümmerte mich um sehr viel - unter anderem eben auch um die Lohnverrechnung, die ich immer Donnerstagnacht machte, denn Freitag früh war Zahltag. Und damals war es üblich, seine Arbeiter bar auszuzahlen. Das war insofern scheußlich, weil aufgrund des Frühschlusses alles bis zwei oder drei Uhr nachmittags erledigt sein musste. Die Leute kamen ja meist aus dem Waldviertel oder Burgenland. Ich fuhr mit den Lohnsackerln auf die einzelnen Baustellen und teilte sie aus. Unser erster Auftrag war der Umbau eines Stundenhotels im zweiten Bezirk, und da ich gerade hochschwanger war, bat ich die Krankenkasse,
die Abrechnung ein oder zwei
Wochen später erledigen zu dürfen, weil ich wusste, dass es sich terminlich nicht ausgehen Christine Lugner mit ihren Söhnen Alexander und Andreas im Haus in Breitenfurt im August 1967
konnte. Aber das haben sie nicht gestattetund das wurmt mich heute noch. Ich bekam wegen der verspäteten Abrechnung sogar einen Zuschlag aufgebrummt, einen geringen zwar,
etc. Eine völlig neue Materie, aber wir waren ehrgeizig und lernten schnell.
aber doch. Es ging jedenfalls gut bergauf. Gab's
keinerlei
Bedenken
oder Ängste?
Zum Glück hatte ich bereits ein Jahr
Nein, ich hatte auch den Lagerplatz über, die
zuvor - da gab's schon einmal Gespräche über
Voreinteilung und den Einkauf und begann
eine eigene Firma - einen Lohnverrechnungs-
um halb sieben zu arbeiten. Ich war damals
kurs absolviert.
sehr jung, aber ich hab mir das alles zugetraut.
Auch die Farbe für die Firmentafeln war
Ich traue mir auch heute einiges zu. Obwohl
meine Idee. Wir hatten einen roten VW Käfer
ich nicht mehr so jung bin. Jetzt bin ich Haus-
und nachdem dieses Auto unfallfrei b l i e b -
verwalterin, hab auch einen Hausverwalterkurs
und ich etwas abergläubisch bin -, hielt ich
gemacht, weil man sich sonst ja nicht auskennt.
Jedes Jahr wurde die Firma kurz vor Weihnachten bis Anfang Jänner geschlossen, damit sowohl die Mitarbeiter als auch die Lugners selbst Zeit für die Familie hatten. Während dieser Wochen verreisten Christine, Richard, Alexander und Andreas. Dieses Bild entstand bei einer Silvesterparty auf einem Schiff.
Die Firma wuchs rasch ...
war schon anstrengend ... aber ich hatte fünf
Ja, weil wir gute Bauleiter hatten und er sich
Jahre bei einem recht geschäftstüchtigen Juwe-
sehr engagiert hat, das muss man sagen. Jeder
lier gelernt, der mich drillte.
Auftrag wurde termingerecht eingehalten und
Wichtig war uns auch ein gutes Betriebs-
auch die Kosten wurden nie überschritten ...
klima. Neben den Weihnachtsferien - vom
Am Anfang gehörte auch das Geldeintreiben zu
23. Dezember bis 6. Jänner - organisierten
meinen Aufgaben. Das war immer ein Zirkus.
wir stets schöne Ausflüge. Zuerst Busfahrten
Ich hab zum Beispiel bei Karl Wlaschek - ja,
in die Wachau, nach München, Budapest oder
bei ihm höchstpersönlich - kassiert. Das war
Kroatien, später Flüge nach Berlin, Sizilien,
ein Wahnsinn. Ich musste oft nach Wiener
Rhodos, Kairo, Tunesien, Paris usw. Die Fir-
Neudorf. Wir brauchten ja unbedingt das Geld
ma übernahm die Kosten der Mitarbeiter und
für die Löhne und Gehälter und da musste er
gegen einen kleinen Betrag durften Begleit-
ein Einsehen haben. Und er sagte: „Na, also
personen mitreisen. Für damalige Zeiten eine
kommen S' um drei. Aber pünktlich!" Ein bis-
Innovation, die sich auf das Unternehmen sehr
serl eine schnoddrige Art. Ich war pünktlichst
positiv auswirkte.
dort und hatte den Scheck. Wir bauten viel für ihn. Sogar bei Palmers kassierte ich noch
Wir sind auch privat viel gereist, wir beide kennen die ganze Welt ...
selbst. Ich war bei vielen Kunden, wenn ich die
Unsere allererste Urlaubsreise machten
alle aufzähle, sitzen wir morgen noch da. Es
wir mit einem Topolino, der auf einmal einen
Motorschaden hatte. Außerdem war das Fet-
Es gab dort keinen Komfort, weder Geschirr-
zendach kaputt und wir wurden waschelnass.
spüler noch Waschmaschine, aber die Leute
Richard ließ sich nicht aus der Ruhe bringen,
fühlten sich sehr wohl. Ich war auch keine
organisierte alles und einen Tag später ging's
Star-Köchin, aber man musste sich bemühen,
weiter. Das war alles sehr abenteuerlich, aber
damit man etwas auf den Tisch brachte. Und
wir kamen gut nach Hause.
die Leute dankten es, indem sie uns nach und
Fiel Ihnen der Wechsel in die Baubranche
nach Aufträge gaben. Als der Name Lugner
leicht?
allmählich immer bekannter wurde, flatter-
Ob Edelstaub oder Ziegelstaub - das war für
ten die Aufträge von alleine ins Haus. Leicht
mich einerlei. Außerdem konnte ich Schmuck
waren die Anfänge jedenfalls nicht.
nie etwas abgewinnen.
Gab's
Sie haben die Latte als erste, sehr tüchtige
zu
Ihrer
Zeit
auch
glanzvolle
Events ?
Ehefrau enorm hoch gelegt ...
Wir besuchten schon ein paar Mal den Opern-
Nein, das möchte ich nicht sagen.
ball, aber wir hatten weder einen Tisch noch
Kennen Sie alle seine Ehefrauen?
einen Sessel. Allerdings waren wir beide jung
Ja. Conny treffe ich gelegentlich bei diversen
und glücklich. Jetzt hat er eine Loge und ist
Festivitäten. Sie lebt außerhalb von Wien und
alt. Das ist der Unterschied oder der Preis,
arbeitet in einer Bank. Und die Nr. 3 war auch
wenn man so will (sie lacht).
sehr nett. Sie führte zwei Schuhgeschäfte und
Die Öffentlichkeit bzw.
Bekanntheit brau-
lud mich zur Eröffnung einer ihrer Läden ein.
chen Sie nicht, oder?
Leider starb sie ... Ich bin schon eine Vertraute
Nein, das muss ich nicht haben. Wissen Sie,
von Richard, aber auch mit seinen „Gespielin-
es ist angenehm, nicht erkannt zu werden. An-
nen" hab ich mich ganz gut verstanden. Er ruft
fragen für Interviews gab es von etlichen Zeit-
mich oft an und erzählt mir einiges ... aber das
schriften, aber darauf lege ich keinen Wert -
behalte ich für mich.
und lebe so sehr angenehm.
Reden Sie gern mit ihm?
Stimmt es, dass der Bau der Moschee und
Manchmal ist es schon belastend, weil ja die
das
Probleme oft tiefgründig sind, und dann weiß
se eine Art Knackpunkt im Leben von Richard
ich nicht, was ich dazu sagen soll.
damit
Lugner
Hört er auf Sie?
zusammenhängende
Medieninteres-
darstellten?
Ja, ich denke, das hat ihm schon gut gefallen.
Ein bisschen schon, es wäre anmaßend zu sa-
Als die Baufirma dann nach und nach Fuß fasste
gen, er würde meine Ratschläge hundertprozen-
und er sehr wichtige Aufträge bekam, wuchs er
tig befolgen, das nicht ... Er schätzt meine Mei-
auch mehr und mehr in seiner Persönlichkeit.
nung, aber ich bin eher sehr zurückhaltend. Haben Sie nochmals geheiratet?
Tendiert er dazu, seine Ehefrauen zu unterdrücken?
Nein, aber ich lebe in einer Beziehung und bin
Ja, ein bisschen neigte er dazu, supermänn-
zufrieden mit meinem Leben.
lich sein zu wollen und es auf diese Weise zu
Wie
war
Richard
Lugner
als
junger
Mann?
dokumentieren. Aber ich bin nicht der Typ, der sich unterdrücken ließ und lässt. Nein.
Er war ein sehr schüchterner Mensch. Die ers-
Meine Unabhängigkeit war mir immer sehr
ten Aufträge zog sozusagen ich an Land. Von
wichtig. Auch heute, obwohl er aufgrund der
Montag bis Freitag hieß es arbeiten und am
Schuldig-Scheidung für mich sorgen müsste,
Wochenende luden wir Kunden und Freun-
sollte es einmal finanziell eng werden - sofern
de in unser Sommerhaus nach Breitenfurt.
er bei Kasse ist.
Schuldig-Scheidung? Wenn der Gatte schuldig geschieden wurde, besteht Anspruch auf Unterhalt. Aber Gott sei Dank, ich bin unabhängig. Das ist das Beste im Leben. Die Mutter war zuerst nicht für die Eheschließung? Ja, aber das änderte sich bald und zuletzt hat sie mich sehr geschätzt. Und hat mich sehr unterstützt. Sie war ein sehr angenehmer Mensch in weiterer Folge, was ich am Anfang gar nicht so realisierte. Hatte er ein gutes Verhältnis zu seiner Mutter?
Mutter Leopoldine und Schwiegertochter Christine verstanden sich rasch sehr gut. Auch nach der Scheidung trafen sie einander regelmäßig.
Sie besaß eine eigene Art. Im Garten in Breitenfurt zum Beispiel schnitt sie jedes Mal die Äste ab, was dann an den Wochenenden meis-
ich sie besonders bewunderte, weil sie keine
tens einen Zirkus verursachte. Sie wollte den
Ahnung vom Tapezieren hatte.
Bäumen Luft geben, er wollte alles dicht zu-
Auch alle Geburtstagsfeiern zu Hause
wachsen lassen. Es waren immer kleine Dis-
organisierte und arrangierte sie, weil ihr ein
krepanzen.
Restaurantbesuch zu teuer gewesen wäre. Und
Er erzählte mir, dass er mit seiner Mutter
sie machte das alles sehr schön und gut. Eine
über vieles nicht geredet hat...
recht praktische, zielstrebige, tatkräftige und
Seine Mutter war eher in sich gekehrt, sie gehör-
geschickte Frau, die vielleicht aufgrund ihres
te noch einer Generation an, die wenig sprach.
schlechten Gehörs nach einer Kinderkrankheit
Aber sie war ein sehr fürsorglicher Mensch. Und
ein bisschen introvertiert war.
hat es auf andere Weise wieder wettgemacht.
War sie ein herzlicher Mensch?
Ich kann nichts Negatives über sie sagen.
Sie war versteckt herzlich, nach außen hin
Eigentlich erkenne ich erst jetzt, wie fürsorglich
wirkte sie kühl, aber in Wirklichkeit war sie
sie war, nachdem sie nicht mehr ist.
sehr fürsorglich. Ich kam sehr gut mit ihr aus.
Haben
Sie Ihre Schwiegermutter oft ge-
War Ihr Ex-Gatte ein heikler Esser?
troffen?
Er hatte von seiner Mutter zwei oder drei Lieb-
Ich lud sie immer zum Wochenende ein.
lingsgerichte aus dem Sudetenland, wie etwa
Eigentlich wollte mein Mann sie nicht so oft
die Egerländer Knödel. Das sind besondere
sehen, weil es dann doch die eine oder ande-
Kartoffelknödel - halb roh und halb gekocht.
re kleinere Auseinandersetzung gab. Aber mir
Von mir bekam er andere Knödel, die ihm
tat sie leid, weil sie ein bisschen abgeschoben
auch schmeckten. Auch Mutters Schwam-
wurde. Oder sich zumindest so vorkam.
merlsoße behielt er bestens in Erinnerung.
Gibt's
charakterliche
Ähnlichkeiten
mit
der Mutter?
Vielleicht
wurden
seine
Lieblingsgerichte
deshalb so hochgehalten, weil es sie so sel-
Schon. Sie war sehr tüchtig und stark, obwohl
ten gab (sie lacht). Ich weiß es nicht ... Aber
sie nach dem Krieg - ihr Mann war ja Rechts-
auch Hummer aß er mit Vorliebe. Nicht weil
anwalt - alles verloren hatte, auch die Häuser.
es schick war, sondern weil es ihm schmeckte.
Sie überzog sogar Sitzgarnituren selbst, wofür
Und Austern! Bei der Taufe der Enkelkinder
Sie trotzdem
haben
die Firma
mitaufgebaut
und
immer gespart?
Als wir geschieden wurden, hatten wir 8 5 0 Leute. Das war die echte Blütezeit des Unternehmens. Aber Geld habe ich nie rausgeworfen. Ich komme so wie Richard aus einer Generation, die noch sparen musste. Mein Vater war ein Feinmechaniker, meine Mutter war zu Hause bei den vier Kindern. Und mein Vater war im Krieg gefangen, für uns eine schwierige Zeit. Dadurch lernt man Bescheidenheit kennen, selbst dann, wenn es einem besser geht. Eine Generation, die am Aussterben ist, die es nicht selbstverständlich findet, dass es einem gut geht. Er hat mir oft von den Kalamitäten wegen des Geldes erzählt ... Ein goldener Kinderwagen, über den alle Zeitungen groß berichteten, diente nicht unbedingt dem Wohl der Firma. Ihm war's aber auch nicht recht, denn „Ich war mit allen meinen Ehefrauen am Opernball." Hier mit Christine 1977.
Protzen liegt ihm wirklich nicht. Er ist eher bescheiden. Sicher gewöhnt man sich an einen gewissen Lebensstil, aber darüber hinaus ist er eigentlich ganz normal geblieben.
besorgte ich extra Austern und weil es so heiß war, brauchten wir Berge von Eis. Wie oft treffen Sie Ihren Ex-Mann noch?
Welche Aufgaben hatten Sie denn in der Firma
inne?
Ich war für die komplette Verrechnung der
Ich muss sagen, ich hab mich in letzter Zeit
Lieferanten zuständig und als alleinige Zeich-
eher rar gemacht. Er lädt mich oft ins Kino ein,
nungsberechtigte durfte ich alles unterschrei-
aber ich hab mein eigenes Leben und möchte
ben, auch seine Privatkonten. Seine letzte
nicht in ein anderes hineingezogen werden ...
Ehefrau brauchte für einen Scheck zwei Unter-
Ich will bei dem ganzen Zirkus nicht mit-
schriften, was ihr immer ein Dorn im Auge war.
machen. Früher haben wir die Familienfeste
Und ganz am Anfang errechnete ich - ohne
wie Weihnachten trotz der Scheidung immer
Hilfe eines Computers, weil den gab's damals
gemeinsam gefeiert, das war immer sehr nett.
noch nicht - auch die Nachkalkulationen der
Und er kam stets mit seinen aktuellen Frau-
einzelnen Baustellen. Eine Menge Arbeit.
en. Ja, das war okay. Er ist schon ein friedfer-
Die Trennung zwischen Privatem und Be-
tiger Familienmensch, der am liebsten alle
ruflichem
unter einem Dach hätte. Auch Mausi war einige
Ja, weil uns eine sehr gute Freundschaft ver-
Male bei mir und sie bewunderte stets, wie toll
band. Schon vor unserer Ehe. Man kann mit
alles hergerichtet sei. Auch ich war bei ihr ein-
ihm als Frau sehr gut befreundet sein. Und
war möglich?
geladen, nur sie hatte das Essen von Do & Co
er erzählt mir auch immer: „Stell dir vor, wie
und ich hab's halt selber gemacht. Weil's mir
viele Briefe ich von Verehrerinnen kriege ..."
zu teuer gewesen wäre.
Er sagt's halt, weil er stolz darauf ist. So bis-
Bis zu einem gewissen Grad kann man sagen, dass Geld den Charakter verdirbt... Ihn hat das Geld zwar nicht verdorben, aber sicherlich verändert.
serl wie ein Gockelhahn. Früher war er etwas
Würden Sie ihn als harmoniebedürftig be-
bescheidener. Bis zu einem gewissen Grad
schreiben?
kann man sagen, dass Geld den Charakter
Streiten mag er nicht, er hat gern Frieden.
verdirbt. Es stimmt schon, sobald Leute Geld
Aber alles geht halt auch nicht nach seinem
riechen, kriegen sie nicht genug. Das ist kein
Willen. Andererseits war er immer für logische
schöner Zug von der Menschheit ...Ihn hat
Argumente aufgeschlossen.
das Geld zwar nicht verdorben, aber sicher-
Im Büro neigte - und neigt - er aber zu
lich verändert. Er ist wesentlich selbstbewuss-
cholerischen
ter geworden, er weiß, wo's langgeht.
Ja, sehr und oft sehr laut. Ich musste einiges
Er meint, große Risiken sei er beruflich nie eingegangen
...
Ausbrüchen?
ausbügeln, ich war sozusagen der ruhende Pol.
Na ja, ganz dieser Meinung bin ich nicht, weil
Und zu Hause? Wurde er da auch laut?
mit der Lugner City hat er sich schon einen
Nein. Wir hatten ja fast keine Zeit zum Strei-
großen Brocken aufgehalst, der auch die Bau-
ten, weil wir ununterbrochen ausgegangen
firma belastete.
sind - zu Gleichenfeiern, Festen mit Kunden
Aber die Rechnung ging doch auf, oder?
usw. Und samstags sowie sonntags war auch
Er muss noch lange zurückzahlen, dann erst.
meistens etwas los. Das war der Fluch des
So ein großes Projekt kann man nicht so ein-
Selbstständigseins.
fach aus dem Boden stampfen. Und dann der Präsidentschaftswahlkampf und
die
Partei-
gründung. Haben Sie ihn gewählt?
Hat es Ihnen leid getan, dass Sie nicht bei den Kindern zu Hause blieben? Nein, diese Entscheidung würde ich heute wieder treffen. Denn ich konnte ja viel zum
Oh ja! Wenn er schon so viel Geld ausgab,
Unternehmen beitragen und das gefiel mir
dann sollte er meine Stimme auch kriegen.
gut. Bis jetzt.
Hab aber nicht geglaubt, dass er Chancen hat. Er selbst hat es geglaubt. Er war fast ein bis-
Haben Sie sich in der Ehe geborgen gefühlt?
serl größenwahnsinnig. Jedenfalls kostete das
Ja, schon, auch wenn ich nicht der Typ bin,
alles eine Menge. Erstaunlicherweise bekam er
der unbedingt eine starke Schulter zum An-
ja - für einen Nobody - verhältnismäßig viele
lehnen braucht. Bin ein Fisch mit Aszendent
Stimmen.
Jungfrau, und die ist eher selbstständig. Ich
War er ein großzügiger Ehemann? Zu mir war er es vielleicht insofern nicht, weil ich nicht der Typ bin, der ununterbrochen
spüre auch, wie Menschen denken; bin intuitiv. Ein bisschen, zu viel wäre eingebildet. Wie war er als Vater?
etwas wollte. Mittlerweile ist er es, weil er auf-
Er war streng und darauf bedacht, dass die
gestachelt wurde.
Söhne ehrgeizig werden, aber er hatte wenig
Zeit und konnte sich daher nicht so kümmern.
schimpfen alle, schauen sich die Serie aber an,
Zuerst waren es der Beruf und die Firma, dann
weil sie sonst nicht mitreden könnten.
die Medien, die ihn in Anspruch nahmen.
Tut Ihnen das weh?
Alexander lebte nach der Scheidung bei ihm
Manchmal ärgert es mich schon, weil er oftmals
bzw. phasenweise auch bei mir und Andreas.
gar so runtergemacht wird. Außerdem finde ich
In Erziehungsfragen gab es nie Meinungsver-
es anmaßend, wenn ihn manche Zeitungen bzw.
schiedenheiten, wir lösten vielmehr alles sehr
Journalisten so verblöden und in „Poliersprache"
liberal. Unsere Söhne absolvierten beide die
zitieren. So spricht er ja gar nicht. Die Bericht-
HTL (Hochbau). Alexander spezialisierte sich
erstattung ist manchmal alles andere als fair.
u. a. auf Tankstellenbau und arbeitete sehr er-
Er sagt immer, es sei ihm total egal ...
folgreich für alle Mineralölfirmen. Zuletzt bau-
Das weiß ich nicht, ob ihm das wirklich so
te er Hermes und Armani in der Wiener Innen-
gleichgültig ist. Ich finde es unangenehm, und
stadt um. Und Andreas war für Renovierungen
das ist auch der Grund, warum ich nie Inter-
und Trägerauswechslungen zuständig. Nicht
views gegeben hab. Seit 30 Jahren versucht er,
minder erfolgreich - er war für den Umbau
mich zu irgendeinem Interview zu überreden.
vom Meinl am Graben oder des Kaufhauses
Aber die Journalisten verdrehen immer alles, das
Steffi, um nur zwei zu nennen, verantwortlich.
brauche ich nicht. Ich hoffe nur, Sie sind fair!
Dass letztendlich nach der Übernahme der
Man muss ein Mensch bleiben. Einer, der
Baufirma nicht alles glatt verlief, hatte mehrere
sich in den Spiegel schauen kann und nicht we-
Ursachen. Auf seine Söhne darf er aber ruhig
gen einer Schlagzeile oder einem guten Zeilen-
stolz sein.
honorar unanständig agiert. Wegen Ihnen hat er
Um Jacky sorgt er sich wesentlich mehr,
mich fünfmal angerufen. Schrecklich (sie lacht).
weil er eben sieht, wie schnell die Zeit vergeht
Lesen
Sie die
Gesellschaftsseiten?
und was ihm alles durch den Aufbau entgan-
Er schickt mir immer Kopien vom Observer.
gen ist. Alles kann man nicht machen, und
Man geht in der Flut unter. Entweder per Fax
keiner ist perfekt. Und wie ist er als Großvater? Seine drei Enkelkinder scheinen ihn nicht zu
oder er kopiens und sobald ich ins Büro gehe, krieg ich ein Kuvert mit allen Berichten. Da schau, das musst du lesen (sie lacht).
interessieren. Hin und wieder vielleicht. Großvater ist er nicht so gern, weil er eitel ist. Wenn
Lesen Sie's dann? Notgedrungen, weil er mich hinterher fragt.
ein Enkel laut in der Lugner City Opa schreien
Grundsätzlich interessiere ich mich für Tratsch
würde, weiß ich nicht, ob er sich umdrehen
weniger, mehr fürs Weltgeschehen. Darum
würde. Dabei sind alle Enkel Vorzugsschüler,
sehe ich auch meistens ZDF oder ARD, weil es
die gute Schulen besuchen.
weltumspannender ist.
Reden Sie auch über seine ATV-Einlagen,
Er gratuliert Ihnen heute noch immer zum
wie etwa über den Auftritt als lebende Fackel?
Namenstag?
Eigentlich nicht, weil ich diese Sachen nicht
Jaja, gleich dreimal hintereinander. Erst heu-
will. Ich persönlich schotte mich da ab. Gele-
te hab ich wieder etwas gekriegt, ich glaube
gentlich erzählt er mir davon, aber er weiß, ich
Gutscheine fürs Kino, aber ich habe noch
liebe diese großen „Demonstrationen" nicht. Wissen Sie, es ist so, in der Lugner City sagt jeder ,Ja" zu ihm, aber außerhalb gibt
nicht nachgeschaut (sie lacht). Er ist schon ein Unternehmer, der vor allem auf sein Geschäft schaut. Aber trotzdem, es ist sehr nett.
es auch viele, die sagen: „Den Lugner kann man sich nicht anschauen." Interessanterweise
Denken Jahre
zurück?
Sie gerne
an
die gemeinsamen
Ja, aber ich denke nicht mit Wehmut zurück. Ich bin zufrieden so wie es ist. Wir haben viel gemeinsam erreicht ... Den Wunsch, es noch einmal miteinander zu versuchen, gab es nicht? Zumindest von meiner Seite aus nicht. Ich bin zwar nicht unbedingt sehr willensstark - aber doch konsequent. Wie würden Sie ihn jetzt beschreiben? Er ist ein sehr kameradschaftlicher Typ, der unbedingt Wort hält, wie ich auch, das zeichnet uns beide aus. Viele Leute halten heute nicht mehr Wort. Sie sind wie Chamäleons. Das ist er nicht. Was er sagt, ist felsenfest in Ordnung. Zudem ist er sehr zielstrebig und fleißig. Er besucht regelmäßig Premieren. tatsächlich
dermaßen
Ist er
kulturinteressiert?
Ja, er hat gern Operetten. Opern weniger, bei einer ist er sogar mal eingeschlafen, aber nur, weil er so übermüdet war. Operetten mag er wirklich. Ich bekam viele Schallplatten geschenkt. Allein „Wiener Blut" musste ich mir
„Er ist ein kameradschaftlicher Typ, der unbedingt Wort hält, wie ich auch. Das zeichnet uns beide aus", so Christine Lugner, Ehefrau Nr. 1, beim Interview.
gleich mehrfach, also mit verschiedenen Orchestern und Dirigenten, anhören. Anscheinend braucht
er wenig Schlaf...
drei Unterschriften, ich nur eine. Ich war
Ja, er kommt mit wenig aus, aber jetzt müsste
zufrieden. Außerdem: Ich war und bleibe die
er sich wieder ein bisserl zurücknehmen und
Ehefrau Nr. 1.
mehr schlafen, denn er wirkt müde. Zuerst
Haben Sie ihn nie gefragt, warum er spä-
arbeiten, dann ausgehen, das strengt an. ... Er
ter nur viel jüngere Frauen geheiratet hat?
ist schon sehr fleißig, das muss ich sagen, aber
Warum hätte er sich eine Ältere nehmen sol-
das bin ich auch.
len? Dafür hab ich Verständnis, denn ich würde
Verbindet Sie mit Ihrem Ex-Gatten Seelenverwandtschaft
eine
auch keinen Uralten als Freund akzeptieren.
?
Kam die Scheidung von Gattin Nr. 4 für
Ja, schon ... Wir sind beide aus dem gleichen
Sie
Holz geschnitzt.
Gestritten haben sie ja immer schon, auch vor
Tat es Ihnen leid, dass es nach 17 Jahren zur Scheidung
kam?
überraschend?
fremden Leuten, und daher dachte ich, sie streiten sich sozusagen zusammen und es wür-
Es hat mir eigentlich nie leid getan. Er war oft
de so weitergehen. Warum die Trennung derart
sehr polternd in der Firma und das wollte ich
plötzlich über die Bühne ging, weiß ich nicht.
mir nicht antun. Ich habe nach wie vor bei
Ob er noch ein fünftes Mal heiraten wird? Da
ihm weitergearbeitet und hatte immer als Ein-
müssten wir das Orakel von Delphi befragen.
zige die Einzelprokuratur. Seine nachfolgen-
Aber alleine bleibt Richard mit Sicherheit nicht.
den Ehefrauen brauchten immer zwei oder
Welcher Mann lebt denn schon gern allein?
Als er Cornelia kennenlernte, flammte sein
das Paar an die Cöte d'Azur und beim Rück-
Herz gerade noch für eine andere. Doch die
flug beschlossen die beiden, zu heiraten. Cor-
Beziehung verlief bald nicht mehr so harmo-
nelia verstand sich gut mit den beiden Söhnen
nisch, wie Lugner es sich wünschte. Er unter-
aus erster Ehe - und Familienmensch Richard
nahm eine längere Reise, um in Ruhe über al-
Lugner nahm nach nur wenigen Monaten be-
les nachzudenken. Als er zurückkehrte, folgte
reits Ehe Nr. 2 in Angriff. Er fühlte sich wieder
er einer Einladung ins Restaurant „Kupfer-
wohl und genoss sein neues Leben an der Seite
pfandl" - und begegnete dort Cornelia. Und
seiner jungen Frau. Doch das Glück währte
weil er die Blondine höchst sympathisch fand,
nicht lange, denn Anfang der 80er Jahre starte-
traf man einander wieder. Der Altersunter-
ten die Verhandlungen für das OPEC-Projekt,
schied von 23 Jahren gab Lugner zwar zu den-
das ebenso sein Privatleben komplett verän-
ken, doch die Zuneigung siegte. Mitte Juni flog
dern sollte ...
Das frischvermählte Paar auf Urlaub in Kenia. Conny seifte ihren Richard ordentlich ein und der genoss es sichtlich, so fürsorglich umsorgt zu werden.
Juni 1979. Verliebt und selig. „Er war ein sehr dynamischer Mann und gefiel mir sofort. Erfolg macht ja auch sexy."
Romantische Trachtenhochzeit nach nur drei Monaten in Schloss Mirabell in Salzburg 1979 Seine Winterurlaube waren dem Baumeister, dem leidenschaftlichen Skifahrer, seit jeher fast heilig. Mit Conny am Arlberg.
„Er verwöhnte mich vor allem am Anfang mit riesigen Rosensträußen, was mich sehr beeindruckte", erinnert sich Conny.
Nach der Scheidung. Anstatt üppiger Sträuße gab's nur noch zwei Stück. „Obwohl ich es war, die die Scheidung einreichte, weinte ich sehr", gesteht Conny.
Die überaus attraktive Cornelia gefiel Richard Lugner sofort. Aber auch sie fand ihn sehr anziehend.
Lange trauerte Lugner jedenfalls nicht, denn kurz nach der Trennung von Ehefrau Nr. 2 lernte Lugner die attraktive Schauspielerin Sonja Jeannine kennen - und lieben. Im Mai 1984 schenkte sie ihm eine Tochter. „Ich hab sie nur viermal in meinem Leben gesehen. Zum ersten Mal einen Tag nach ihrer Geburt, dann noch im August und an einem meiner Geburtstage. Wir trafen uns in der Konditorei Aida in der Kaiserstraße. Und zuletzt vor drei Jahren in
Nach seiner Scheidung lernte er Sonja kennen. Dass er sie nicht geheiratet hat, lag vor allem am unterschiedlichen Lebensrhythmus.
Las Vegas, wo sie mir erklärte, dass sie von mir nie wieder was hören bzw. sehen will. Weil sie nicht versteht, dass ich ihre Mutter nicht geheiratet habe. Ich hätte ihr den Grund erzählen können, ließ es aber bleiben, denn es hätte ohnehin nichts mehr geändert." Dass er die Josefstadt-Schauspielerin, die später bei der Löwinger Bühne in frechen Rollen brillierte, nicht ehelichte, lag unter anderem am unterschiedlichen Lebensrhythmus, der zu Spannungen führen musste. Zwischen einem Baumeister, der früh am Morgen zu arbeiten beginnt, und einer Aktrice, die abends sowie an den Wochenenden auftrat, musste es unweigerlich krachen. „Sie war auch eine besonders fesche Person." Sonja heiratete einen schwerreichen Autohändler und übersiedelte samt ihrer Tochter Nadine nach Amerika, wo sie heute noch lebt.
1983: Geburtstagsfest von Richard Lugner mit der Schauspielerin und „Löwinger Bühne"-Beauty Sonja Jeannine, die ihm eine Tochter schenkte.
Aller guten Dinge sind drei: Kürschner Franz Fritz als Trauzeuge, Susanne und Richard Lugner im Gemeinderatssitzungssaal im Alten Rathaus in Wien
Freunde und Bekannte wollten Lugner verkuppeln - und eines Abends wurde ihm auch Susanne Dietrich vorgestellt. Ebenfalls 23 Jahre jünger als er selbst. Damals lebte der Baumeister allerdings noch mit Sonja Jeannine zusammen. Es kriselte, Lugner beendete
die
Beziehung und urlaubte
mit
Susanne in Acapulco. Im September 1 9 8 4 legalisierten die beiden ihre Liebe und heirateten
im
Gemeinderatssitzungssaal
des
Alten Rathauses in Wien. Obwohl knapp fünf Jahre später die Scheidung folgte, lebte das Paar weiterhin zusammen. Bis zu dem Tag, der Susannes Schicksal besiegeln sollte: der 2 2 . Juni 1989. Am Vorabend des ursprünglichen Termins für Susannes Nasenkorrektur ( 1 9 . Juni) Opernball 1985: Sohn Alexander mit seiner ersten Ehefrau Karin, Susanne und Richard Lugner, der sich immer schon glänzend auf dem Staatsgewalze amüsierte
war das Paar noch beim Heurigen Welser in Grinzmg, wo sie so gut wie nichts aß und trank, um für den Eingriff nüchtern zu sein. Am nächsen Tag war sie nervös, hatte ein ungutes Gefühl, bat daher ihren Ex-Gatten weinend, alles zu stornieren und sie von der Klinik abzuholen. Doch anscheinend war sie von ihrem Vorhaben trotzdem nicht abzubringen - und bekam als Ersatztermin den 2 2 . Juni. Richard Lugner fuhr sie in die Klinik. Es war das letzte Mal, dass er seine dritte Frau bei Bewusstsein sah. Denn sie sollte nach der Operation nie mehr aufwachen.
Weil sie ein ungutes Gefühl hatte, sagte Susanne den ersten Termin für ihre Nasenkorrektur ab. Drei Tage später fuhr Richard Lugner seine Ex-Frau dann doch in die Klinik. Es sollte das letzte Mal sein, dass er sie bei Bewusstsein sah.
Lugner wurde am Telefon informiert, dass es einen „kleineren" Zwischenfall gegeben hätte und seine Ex-Frau als Vorsichtsmaßnahme ins AKH überführt worden wäre. Der besorgte Lugner kontaktierte weitere Ärzte, um sich Gewissheit zu verschaffen, doch er wurde mehr oder weniger von allen nur beruhigt. Einzig der Chef der Intensivstation teilte ihm schließlich offen mit, dass das Leben eines Menschen, der nicht innerhalb von vier Minuten wiederbelebt werden konnte, mehr oder weniger vorbei wäre. Susanne wurde nach der OP nicht wie üblich in ein Aufwachzimmer (mit besseren Beobachtungs-
und
Behandlungsmöglichkeiten)
gebracht, sondern gleich in ihr Privatzimmer, weil sie angeblich ansprechbar gewesen war. „Doch schon auf dem Weg dorthin kam es zum Herzstillstand, der nicht gleich bemerkt wurde." Es dauerte - laut Lugner - letztendlich viel zu lange (angeblich 25 Minuten), bis sie wiederbelebt wurde. Da bei der Operation sehr vieles schiefgelaufen war, erstattete Lugner bei der Staatsanwaltschaft Anzeige. Sowohl der Primär als auch die Anästhesistin wurden im Frühjahr 2 0 0 5 zu hohen Geldstrafen verurteilt. 1993 wurde seine dritte Ehefrau erlöst, sie starb am 2 2 . Dezember nach viereinhalb Jahren im Koma.
Wieder einmal mit Schnauzbärtchen: Richard und Susanne während eines Erholungsurlaubs in Ägypten
Es funkte schnell, als Lugner die 33 Jahre jüngere Christina Haidinger im Juli 1990 kennenlernte. Sie gingen aus, verbrachten ein gemeinsames Wochenende in Monte Carlo und eine Woche danach zog seine neue Herzdame Die vierte Ehe: Christina Haidinger und Richard Lugner legalisierten ihre Liebe am 13. Juli 1991 um 13.13 Uhr im Wiener Rathaus. Denn 13 ist seine Glückszahl.
bei ihm ein. In die Villa mitten im Grünen im Wiener Nobelbezirk Döbling. Ein halbes Jahr später (am 13. Jänner) verlobte sich das Paar vor laufender Kamera in der ORF-Sendung „Live am Samstag" (Kostenpunkt übrigens: 300.000 Schilling). Am 13. Juli um 13.13 Uhr ließen sie sich trauen. Mit viel Trara und Medienrummel. Lugner veröffentlichte in einer Tageszeitung sogar eine ganzseitige Anzeige, die den reißerischen Titel „Schaut, die Braut!" trug und zudem Sonderangebote diverser Geschäfte anbot. Die junge Braut, die ein wenig an eine orientalische Prinzessin erinnerte, musste sogar vor der Zeremonie noch eigenhändig die Firmentafel montieren, um sich als zukünftige Gattin eines Baumeisters als fähig zu erweisen. „Es sollte alles sehr festlich sein. Da-
Luxusurlaub pur. Die Lugners fütterten u.a. auf der winzigen Privatinsel Nookie Nookie Island, auf der sie vermeintlich ganz alleine weilten. „Darum schwammen wir nackt. Bis wir Voyeure hinter Felsen entdeckten."
her haben wir im Wappensaal des Rathauses geheiratet und im Palais Ferstel mit 3 0 0 Leuten gefeiert. Vorher musste sie am Hauptplatz der Lugner City noch eine Aufnahmsprüfung machen. Die Bauarbeiter prüften, ob sie einen Nagel einschlagen kann ... Sie fuhr dann mit einer Kutsche ms Rathaus, ich mit den restlichen Festgästen in Autos, in lauter Oldtimern. Als Trauzeugen fungierten meine beiden Söhne. Und der Standesbeamte bemühte sich sehr und erzählte meine ganze Lebensgeschichte. Den Film darüber müssen Sie sich anschauen und anhorchen."
Die glanzvolle Taufe 1994: der stolze Papa mit seinen zwei Lieblingsdamen, Gattin Christina und Jacqueline. Sie wurde wie eine kleine Prinzessin im goldenen Kinderwagen zur Taufe geschoben.
Christina mutierte an der Seite von Mör-
dieses ständige Im-Rampenlicht-Stehen ohne
tel zum „Mausi" der Nation, jobbte als Proku-
geringsten Raum für Privates zerstörten die
ristin, blendete mit Riesenkarätern an Hand
Ehe. Zumindest Christina hielt es nicht mehr
und Hals und schenkte ihrem Göttergatten
aus, sagte sie in späteren Interviews.
eine Tochter: Jacqueline Christine Lugner kam am 12. Dezember 1993 zur Welt. Als attraktives wie sexy Mausi spielte
Das Fass zum Überlaufen brachte die Gratis-Zeitung „Heute", die am 28. Juni PaparazziFotos veröffentlichte, auf denen Mausi ihren
sie ihre Rolle in der ATV-Serie „Die Lugners"
Porsche in der Einfahrt des Hauses des Jour-
hervorragend: ein bisschen zickig, ziemlich
nalisten Christoph Hrabala parkte, in dem sie
streitlustig, zu hysterischen Anfällen neigend,
mehrere Stunden verbrachte. Zeit gleich erschien
extrem gesundheitsbewusst und ihren Ehe-
in „News" ein Foto der beiden. Und auch ATV-
mann immer zum guten Ton mahnend - wie
Society-Reporter Dominic Heinzl bzw. Marion
etwa: „Du stellst mich dauernd als Trottel hin.
Hauser war Mausis Begleiter schon mehrfach
Wenn du nicht sofort damit aufhörst, fahre ich
ins Auge - und in die Kamera - gesprungen.
heim."
Gerüchte über einen Seitensprung wur-
Für die Zuseher meist ein köstlich-amü-
den dementiert, Hrabala sei ein guter Freund
santes Abenteuer, für die Betroffenen - wie
und zudem Autor ihres neuen Buchs. Wenig
man seit der Scheidung Anfang August 2 0 0 7
später geriet Mörtel ins Visier der Medien -
weiß - selten. Denn das öffentliche Leben,
zwei Damen „outeten" sich via „News" als Ex-
Gespielinnen. Und dann kam noch Schwiegermutter Martha Haidinger ins Spiel, die sich im Interview für das „Seitenblicke Magazin" auf Mörtels Seite schlug. Was danach folgte, war vor allem für Sommerloch-gebeutelte Reporter ein gefundenes Fressen. Vier Wochen lang verging nahezu kein Tag, an dem nicht über die Lugners berichtet wurde - und fast jeder wollte wissen, ob eine Scheidung ins Haus stünde. Wie es ausging, ist bekannt. Beide Ehegatten begehren über die einvernehmliche Scheidung und die gegenständliche Vereinbarung Stillschweigen zu bewahren. Und somit ist dieses Kapitel erledigt. Christina „Mausi" Lugner beginnt ein neues Leben: als Christina Lugner, die dem Shopping-Tempel in Fünfhaus als PR-Beraterin erhalten bleibt, sich auch für notleidende Kinder engagieren will und vor allem ein ruhiges Leben mit ihrer Tochter führen möchte abseits aller Kameras. Daher stieg sie auch aus der ATV-Doku-Soap aus. Richard Lugner, der nie lange fackelt, machte sich indes für die weiteren Folgen auf die Suche nach neuen TV-Heldinnen: „Begleitung gesucht, Liebe ausgeschlossen" hieß es und 6 0 0 Damen meldeten sich für die Reise nach Sri Lanka. Mörtel entschied sich für die Schwestern Verena und Alexandra. Für seine nächste Reise (Anfang September nach Prag), erwählte er u.a. Isabella - und angeblich funkte es zwischen den beiden. Bombastischer Auftritt: Mausi Lugner als Marilyn Monroe beim Geburtstagsfest ihres Ehegatten 1992. „Das Beste war, dass er mich anfangs gar nicht erkannte!"
An Heirat denkt er derzeit (noch) nicht, auch weil es eine finanzielle Frage ist. Was ihn seine Ehen bzw. Scheidungen bisher gekostet haben, lässt sich der Wiener natürlich nicht entlocken. Denn es gibt doch einiges, über das er nie sprechen würde. Zumindest nicht öffentlich. „Ich habe noch nie über eine meiner ExFrauen etwas Schlechtes gesagt und mache das auch jetzt nicht. Außerdem gibt es eine schriftliche Vereinbarung und wir waren 17 Jahre zusammen."
Christina „Mausi" Lugner, Society-Lady,
Zigeunerlokal im 16. Bezirk, im „Balkangrill".
sagte ihr Interview nicht ab, obwohl der-Ter-
Wir aßen sehr viel Knoblauch, womit gleich
min (zufälligerweise) genau an dem Tag statt-
mit dem Aberglauben aufgeräumt wird, dass
fand, als in der Gratis-Tageszeitung „Heute" die
Knoblauch unerotisch ist oder nicht aphro-
Fotos von ihrem nachmittäglichen Besuch bei
disierend. Absolut falsch. Bei uns hat's voll
Christoph Hrabala auftauchten und für Wirbel
gewirkt. Viel Knoblauch, ein bissei Rotwein
sorgten: am 28. Juni 2 0 0 7 . Sie kam zwar zwei
und 100 rote Rosen vom Rosenverkäufer.
Stunden zu spät, aber sie kam. Und sprudelte
Eine Woche später verabredeten wir uns in
gleich los:
Perchtoldsdorf. Und auf einmal kam dersel-
„Seine spontane Lausbubenhaftigkeit hat
be Rosenverkäufer bei der Tür rein - wieder
mir sofort gefallen, darum kann man sagen: Ja,
mit genau 100 Stück. Das war für mich wie
es war Liebe auf den ersten Blick. Er war da-
ein Zeichen - und ich war sehr beeindruckt.
mals einfach total unkonventionell und lustig.
Wie auch von seiner Einladung nach Monaco.
Kennengelernt haben wir einander bei
Plötzlich zog er zwei Flugtickets raus. Und es
einem wirtschaftlichen Event, der völlig lang-
kam, wie es kommen musste: Richard hatte
weilig war. Ich jobbte noch als Zentraleinkäu-
keine zwei Zimmer gebucht, sondern nur eine
ferin bei der Metro und war zufälligerweise
geräumige Suite. Naja, und am Montag darauf
gerade in Wien, weil ich ja viel im Ausland zu
zog ich bei ihm ein.
tun hatte. Als er mich fragte, ob er mich mal
Ein halbes Jahr später haben wir uns
zum Essen einladen darf, dachte ich: „Wow,
verlobt - in der Sendung von Barbara Stöckl,
der führt mich jetzt in ein supertolles Lokal."
die „Live am Samstag" hieß. An einem 12.,
(Sie lacht.) Dann saßen wir allerdings in einem
wobei wir uns um Mitternacht verlobt haben,
Einer der seltenen Silvester in Wien: Richard und Christina brachten noch Jacky ins Bett, dann ging's zur „Fledermaus" in die Oper.
Was für eine freche Pose: Richard Lugner wirkte direkt ein bisserl gschamig, als ihn sein temperamentvolles Weib so umgarnte.
Beide Ehegatten begehren über die einvernehmliche Scheidung und die gegenständliche Vereinbarung Stillschweigen. Eine Trennung, die für viele überraschend kam.
weil er sich an einem 13. - seine Glückszahl verloben wollte. Der Altersunterschied von 33 Jahren hat mich nie gestört, da auch mein Vater 21 Jahre älter war als meine Mutter. Du warst gerade Single zu der Zeit? Als ich Richard traf, war ich 24 und führte eine Wochenendbeziehung mit dem Ex-Schwiegersohn vom bauMax-Essl. Meine Eltern zeigten sich jedenfalls heilfroh, dass ich doch noch jemanden gefunden hab - und ausgezogen bin (sie lacht). Denn damals wohnte ich noch daheim. Und 1991 haben wir geheiratet. Anfangs war es für mich nicht leicht, weil mich die Gesellschaft total ablehnte - einfach aufgrund des Altersunterschieds. Jeannine Schiller war die Einzige, die mich mit offenen Armen aufgenommen und mir wirklich sehr, sehr geholfen hat. Wie unsicher ich damals noch war, merkt man auch daran, dass ich mich irrsinnig stark geschminkt hab. Hast du heute auch noch den Eindruck, dass es Menschen gibt, die dich nicht akzepEin Mausi fürs Mausi: fidele Geburtstagsfeier von Christina Lugner im Einkaufstempel ihres Ehemanns. Höhepunkte des Abends waren die Karaoke-Auftritte der prominenten Freundesschar.
tieren? Ja, bitte, genug! Aber inzwischen ist es mir vollkommen egal, was die Medien über mich berichten. Ich weiß, ich polarisiere sehr stark, aber damit lebe ich halt. Vielleicht weil manche meinen, du hast die Lugner'sche
Medienpräsenz
vorangetrieben?
Nein, das stimmt nicht (isst genüsslich ein Müsli mit Banane). Wir sind ein Paar voller
Urlaub und da wollte Richard doch glatt seine Buchautorin mitnehmen (lacht). Und was machen die Lugners, wenn sie einmal ganz privat sind - also ohne Kameras? Dann liegen wir im Liegestuhl, gehen gemeinsam essen, reden und unterhalten uns und leben wie alle anderen Leute auch. Oder wir machen Unsinn oder spielen zu dritt Jolly, wir haben immer Spielkarten mit. Was magst du an ihm überhaupt nicht? Er ist sehr pedantisch, in diesem Punkt sind wir auch sehr kontrovers. Er ist unglaublich ordnungsliebend und ich bin eine totale Chaotin. Unsere Büros sprechen für sich. Bei mir herrscht Chaos und bei ihm ist alles geordnet. Er zuckt noch immer aus, wenn ich die Zahnpastatube nicht zuschraube - seit 17 Jahren. Und ich zucke jedes Mal aus, wenn er auszuckt (lacht). Ja, es ist spannend, langweilig wird uns nie. Sehr wandlungsfähig: Christina Lugner - mit glatt geföhnten Haaren - im Juli 2003 beim Bowling im „Joy & Fun"-Center
Und was magst du an ihm besonders? Dass er ein sehr umgänglicher Mensch ist und vor allem seine Intuition, sein Bauchgefühl. Er handelt und entscheidet sehr stark intuitiv, während ich versuche, immer ein bisserl akade-
Gegensätze, aber andererseits ergänzen wir
mischer an die Dinge heranzugehen. Aber er hat
uns gut. Sonst würde es ja nicht seit 17 Jahren
immer Erfolg. Und das muss ich zugeben: Ich
funktionieren. Garantie gibt es sowieso nicht.
wäre mit einigen Sachen total eingefahren, wäh-
Keiner weiß, was im nächsten Jahr ist. Man
rend er stets auf das richtige Pferd gesetzt hat.
entwickelt sich auch weiter. Man muss sich ja
Ein Mann, zu dem du aufschaust?
nicht in die gleiche Richtung entwickeln. Was
Ja, absolut. Von ihm kann man Wesent-
kommt, weiß ja keiner. Natürlich haben ihn auch die Lebens-
liches lernen. Trotz aller Ups und Downs, was macht
umstände ein bisserl verändert. Mit den Le-
eine gute Partnerschaft aus?
bensumständen meine ich die wirtschaftliche
Ich denke - und auch hierbei sind wir kon-
Krise, auf die ich jetzt im Speziellen nicht ein-
troverser Meinung -, dass man alles ausdisku-
gehen will. Weil ich Richard nicht verletzen
tieren muss. Nichts in sich hineinfressen darf,
möchte. Außerdem stand es ja ohnehin in al-
sondern darüber reden muss. Und dieses Aus-
len Medien. Aber natürlich prägte ihn das und
tragen findet bei uns halt an jedem Ort statt.
machte ihn ernsthafter. Seine Leichtigkeit bzw.
Ich kann nicht einfach einen schwelenden
Sorglosigkeit von 1990 hat er verloren, das ist
Konflikt mit nach Hause nehmen und dann
überhaupt keine Frage.
dort ruhig und sachlich darüber diskutieren.
Gibt es ein privates Leben der Lugners ? Ja, aber jetzt stell dir vor, wir haben eine Woche
Ich bewundere jeden Menschen, der das kann. Ich schaffe es nicht. Weil ich sehr emotional
Seid ihr bei der Erziehung eurer Tochter immer einer Meinung? Nein, absolut no. Ich bin die Strengere. Er nicht. Er ist der, der sie sehr verwöhnt, auch weil er sie nicht so oft sieht. Und da zucke ich jedes Mal aus. Weil so etwas einfach nicht notwendig ist. Sie spielt uns aber nicht gegeneinander aus. Nein, das würde sie nie tun. Sie ist ein sehr korrekter, anständiger Mensch. Diesbezüglich haben wir in der Erziehung sehr viel richtig gemacht. Wer hat dabei das letzte Wort? Wir diskutieren lautstark und versuchen auch Jacqueline miteinzubeziehen. Und manchmal Richie, Jacky und Christina als Benefizengerln am Punschstand in der Wiener City. Obwohl Lugners komplizierter Unterarmbruch (nach dem Sturz in Shanghai) arg schmerzte, lächelte er.
kommen wir auf einen grünen Zweig, oder es wird ad acta gelegt. Hast du daheim die Hosen an? Nein, das ist ein falscher Eindruck (lacht). Wenn er etwas nicht will, dann fährt die Eisen-
bin, wir sind beide sehr emotional. Wobei
bahn drüber. Mit zunehmendem Alter wird's
bei ihm noch dazukommt, dass er der große
immer schwieriger. Wenn er eine vorgefasste
Choleriker ist. Emotionalität verbunden mit
Meinung hat, dann ist es schwierig, diese zu
einem cholerischen Temperament ist eine arge
ändern.
Mischung. Ich gebe allerdings zu, ich kann
Wie verhält es sich mit Freundschaften?
auch leicht unangenehm werden. Auch kein
Im
guter Charakterzug, ich weiß, aber das ist halt
Ich pflege - im Gegensatz zu Richard - Freund-
so. Das kann halt passieren.
Speziellen
mit Jeannine Schiller?
schaften, Jeannine, Isabella Meus und vor allem
Es ist uns auch gleichgültig, ob die Ka-
Artur Worseg - er ist ein Lebensmensch für
mera dabei ist oder nicht. Nicht jeder Streit vor
mich. Auch Irmgard Forstinger. Früher gingen
der Kamera ist ein inszenierter (isst noch im-
wir auch häufig mit Schillers oder Birgit Sarata
mer) bzw. ein dramaturgisch gewollter.
essen, dann kam es aber zum Zerwürfnis zwi-
Eine Sendung, die im Vorspann einen
schen Jeannine und Birgit. Und auf einmal gab's
schwelenden Konflikt zeigt, kann man leich-
diese Ausgehabende nicht mehr. Was wir früher
ter verkaufen. 11 % Marktanteil bei der letzten
auch machten: einmal pro Woche ein Dinner zu
Sendung, das ist schon beachtlich.
zweit. Aber mit zunehmendem Arbeitskonvolut
Ich weiß nicht, wies weitergeht. Ich will
hat sich das aufgehört. Jetzt unternehmen wir
einfach nicht mehr. Wir müssen den ganzen
nur noch einmal im Monat etwas. Was ich be-
Sommer durchdrehen und ich hab wirklich
daure, weil ich diese Zweisamkeit sehr schätzte.
keine Lust mehr dazu. Auch wegen Jacqueline,
Darum möchte ich jetzt ein Dinner im Steirer-
die die Dreharbeiten überhaupt nicht mag. Ich
eck - zu zweit. Mir ist das wichtiger als ihm.
hab immer gesagt, Jacqueline bitte rauslassen
Weil wir einander ja ohnehin dauernd bei den
bzw. was sie machen will, macht sie. Was sie
Events sehen, sagt er (sie lacht).
nicht will, macht sie eben nicht. Eine faire Vereinbarung, die auch klappte.
Übertreibt er seinen Einsatz für die Lugner City deiner Meinung nach?
Zum 40er kniete sich Mörtel vor sein Mausi - als Zeichen seiner Liebe. Wenige Wochen zuvor sorgte das Paar aufgrund seiner „leidenschaftlichen Beziehung" wieder mal für Schlagzeilen. Auch über Scheidung wurde 2005 bereits spekuliert.
Schon. Er macht immer alles selber. Sogar in der Lugner City kontrolliert er, ob genügend Toilettenpapier vorhanden ist und gegebenenfalls bestellt er es auch selber. Es geht nichts raus, was nicht seine Unterschrift hat. Wie ist Richard Lugner als Chef? Immer-
Wir gehen nicht mehr zu zweit aus. Weil wir einander ohnehin immer bei den Veranstaltungen am Abend sehen, sagt er.
hin bist du Prokuristin der Firma. Na ja, das ist ein Problem, dass ich nie in einem privaten Familienkonzem gearbeitet hab. Ich war Zentraleinkäuferin bei bauMax,
Seine cholerischen Anfälle. Er müsste eine
dann Zentraleinkäuferin bei BIPA und bei der
Therapie machen, das riet ihm auch sein Arzt
Metro. Das waren zwar große Konzerne, aber
in Dellach. Sogar der Bluthochdruck zum Bei-
man hatte nichts mit den Eigentümern zu tun.
spiel wird vom Menschen selber gesteuert.
Es galt, sein Aufgabengebiet zu erfüllen. Und
Hat er sich bei dir je entschuldigt?
es gab einen Vorstand, dem man berichts-
Nein, entschuldigen tut er sich nicht. Das wür-
pflichtig war. Und jetzt bei Richard verhält es
de er nie machen.
sich so, dass die Letztentscheidung bei ihm
Aber er ist doch ein großzügiger Ehemann,
liegt. Man kann viel diskutieren, aber es ge-
oder nicht?
schieht schlussendlich, was er will. Er ist sehr
Ja, das ist er schon. Aber Richard ist nicht der
dickköpfig. Ja, sehr starrsinnig. Aber er besitzt
Typ Mann, der spontan mit Blumen nach Hau-
eine tolle Intuition und er ist immer am richti-
se kommt.
gen Weg. Was würdest du an ihm ändern?
Würdest du Richard nochmals heiraten!? Natürlich, keine Frage. Nein, ich bereue absolut nichts. Was heißt bereuen?! Ein bescheuertes Wort! Nein, nein. Was ich gern hätte, wäre eine Glaskugel, in die ich reinschauen könnte, um zu erfahren, was die Zukunft noch bringen wird. Ich weiß nicht, ob es gescheit ist, das zu tun, aber es würde mich doch interessieren. Hast du dir das Leben an seiner Seite so vorgestellt?! Nein, natürlich nicht. Wie man sieht, nicht einmal mit dem Auto kannst du wo hinfahren (Anspielung auf die Fotos in „Heute" vom 28. Juni). Ich habe damals nicht darüber nachgedacht. Außerdem war ich - wie bereits erwähnt - beruflich viel im Ausland, kriegte daher vieles gar nicht mit und die Gesellschaftsspalten las ich nie. Ich verliebte mich ganz einfach in ihn.
Was sich liebt, das neckt sich. Und was sich noch mehr liebt, das schlägt sich. Mörtel ging bei Mausis Rechter lieber gleich in Deckung.
Weiß
dein Ehemann
dem Buch steht, Hrabala
eigentlich,
an dem du mit
was
in
Christoph
arbeitest?
Nein, keine Ahnung. Er interessiert sich ja auch nicht dafür.
Auch Dany wollte mit Mörtel verreisen - und begleitete ihn nach München.
Jürgen Drews mit Cinzia und Simona (r.), die Richard Lugner auf Mallorca kennenlernte
Bild o. I.: Mit Manuela und Barbara (r.) düste er für die ATV-Serie nach Budapest. Mit Manuela und Isabella (r.) machte er Prag unsicher. Links: Und Hamburg besuchte Mörtel mit den zwei Auserwählten Bettina und Lydia (r.).
Seine vier Kinder
die Haushälterin Katharina Unterstab (deren Vater ein Maurer war). Und mit der zeugte er - damals auch schon 67 - meinen Groß„Meine Frau bekam die Wehen
vater.
und ich brachte sie ms Spital
Als ich in der Früh ins Büro kam, sag-
Hera. Es schneite sehr und darum dauerte es,
te meine Sekretärin, dass ich Vater von einem
bis ich das Krankenhaus endlich gefunden
Sohn geworden war.
hatte. Dort erklärte mir allerdings der Portier,
Damals wusste man das noch nicht vor-
wenn ich keine Anzahlung geben würde, dann
her. Ich rief gleich die Druckerei an und noch
könne sie hier nicht gebären. ,Ich hab das alles bereits vor einem Mo-
am selben Tag wurden Karten mit der frohen Botschaft weggeschickt."
nat geregelt und darum bleibt sie jetzt da. Ich denke gar nicht daran, meine Frau wieder mitzunehmen', antwortete ich, fuhr nach Hause und legte mich ins Bett. In der Früh hatte ich dann zwei Mädchennamen und zwei Bubennamen: Richard
„Kurz bevor unser zweites Kind
Alexander - nach mir und meinem Vater und
geboren wurde, fuhr ich mit
meinem Urgroßvater Alexander, dem Tüch-
•Alexander, damals drei Jahre
tigsten in der Familie der Lugners. Er stamm-
alt, nach Davos, weil er unbedingt Ski fahren
te aus Tachau im Sudetenland und hatte drei
wollte, es aber nicht wirklich konnte. Und im
Fabriken und als seine Frau starb, heiratete er
selben Hotel war eine Mädchenklasse und ein
Oben links: Mit Alexander in New York, der sich die Schuhe putzen ließ Oben rechts: Christine Lugner mit ihren zwei Sprösslingen Alexander und Andreas Weihnachten 1966 in ihrer Wohnung in der Neustiftgasse
Weihnachten gilt für Richard Lugner als das schönste Fest im Jahr. „Darum wurde und wird stets sehr traditionell gefeiert. Besonders als die Kinder noch ans Christkind glaubten und das Glöckchen läutete, fand ich es sehr beeindruckend."
älteres Kindermädchen, eine Omi sozusagen, vom Hotel erzählte mir, dass eine Prinzessin im Haus wohne. Es handelte sich um Prinzessin Anne, die mit ihrer Schulklasse dort Silvester feierte. An dem Abend, als meine erste Frau ins Spital kam, blieb ich mit meinem Sohn extra auf. Wir hatten aber nur ein Zimmer mit Etagenbad, also Bad am Gang. Und da wir in der Badewanne saßen, als man uns die wichtige Mitteilung überbringen wollte, fand uns niemand. Plötzlich läutete um zwei Uhr nachts Der stolze Herr Papa mit seinen Söhnen Alexander und Andreas (r.). „Na, bei so einem Vater können die Buben ja nur gut aussehen, oder was meinen Sie?!"
das Telefon und meine Frau teilte mir mit, dass wieder ein Sohn zur Welt gekommen sei. Alexander freute sich irrsinnig, als wir den Kleinen vom Spital abholten. Die Schwester meiner Mutter, Tante Mira, hatte ihn am Arm. Weil sie als Taufpatin darauf bestand, ihn über die Schwelle zu tragen. Erst dann hielt ihn Alexander, der schwer enttäuscht war und meinte: „Ich wollte mit ihm Eisenbahn spielen, aber der liegt ja immer nur im Bett und rührt sich überhaupt nicht."
„Das Mädchen wurde im Goldenen Kreuz mit Das einzige Foto mit seiner ledigen Tochter, das im August 1984 gemacht wurde. Nur viermal im Leben sah er Nadine. Zuletzt vor einigen Jahren in Las Vegas.
Kaiserschnitt entbunden. Ich war gerade in Budapest auf einer Baustelle. Erst am nächsten Tag wurde ich verständigt und fuhr ins Spital. Handy gab's damals noch keines. Das Foto mit meiner ersten Tochter entstand im August 1984 in Sonjas Wohnung in Wien-Hütteldorf. Nur viermal in meinem Leben hab ich Nadine gesehen. Das Problem war, dass meine aktuelle Frau nicht wollte, dass ich sie besuche. Und die Mutter meiner Tochter wollte ihrerseits ebenso wenig, dass eine fremde Frau mitkommt. Und nachdem die Meinungen sich nicht unter einen Hut bringen ließen, war es nicht mehr möglich, weiterhin Besuche abzustatten.
Das dritte Mal traf ich sie an meinem 52. Geburtstag, am 11. Oktober 1984, in-der Konditorei Aida in der Kaiserstraße. Danach schlief der Kontakt völlig ein, weil ihre Mutter nach Amerika geheiratet hatte. Erst vor ein paar Jahren schickte sie mir bzw. dem Zentrumsleiter, Herrn Friede, eine E-Mail, weil sie Kontakt aufnehmen wollte. Ich rief sie an und sagte ihr, dass ich mit einem TV-Team nach Amerika komme. Nach unserer Ankunft erreichten wir sie aber nicht, wir warteten tagelang in Las Vegas, erwischten sie aber nie. Am letzten Tag klappte es dann, aber sie verweigerte die Kameras. Und daher gab's den ATV-Film über mein Leben auch ohne meine Tochter. Jedenfalls war es so, dass mich ihre Mutter mit dem Auto abholte, während das Kamera-Team im Hotel zurückblieb. In einer Pizzeria ziemlich am Ende von Las Vegas lud mich Nadine ein - und sie zahlte wirklich alles - und erklärte mir nach einer Viertelstunde, dass sie es nicht versteht, eine Frau mit Kind, die man liebt, nicht zu heiraten. Und weil ich ihre Mutter nicht geehelicht hab, wolle sie von mir nie wieder was hören und sehen. Seither legt die
Großer Auftritt einer kleinen Dame. Der goldene Kinderwagen für Jacquelines Taufe schlug 1994 mediale Wellen. „Den Wagen haben wir noch daheim stehen."
Mutter, wenn ich sie anrufe, auch auf. Und die Tochter ebenso. Ein paar Mal rief ich noch in Las Vegas an, jetzt nicht mehr."
ins Rudolfinerhaus, fuhr dazwischen heim, Nachthemd usw. holen und zurück zu meiner Frau ... Am Anfang war ein Stück vom Kopf zu sehen, ein wenig später die Ohren und dann rutschte das Baby ganz schnell heraus. Jacky - sie wog nur 1,98 Kilo - wurde auf die
Nur ein einziges Mal erlebte Richard Lugner
nackte Brust der Mutter gelegt. Die Nabel-
das Wunder der Geburt live mit. Ein unver-
schnur schnitt ich nicht durch, nein, aber es
gesslicher Moment für den Mann, der kein
war ein schönes Erlebnis. Es hätten ja Zwillin-
Blut sehen kann, ohne umzukippen. Und mit
ge werden sollen, aber Jacky war die Stärkere
über 60 noch einmal Vater wurde. Ursprüng-
und verdrängte die andere ... Früher war es
lich sogar von Zwillingen, aber eines der Babys
nicht üblich, dass Männer im Kreißsaal dabei
war zu schwach und ging bereits im Mai ab.
sind. Aber bei Jacky wollte ich dabei sein.
„Wir spazierten gerade über den Christ-
Getauft wurde unsere Tochter in der Curhaus-
kindlmarkt am Rathausplatz, als meiner Frau
kapelle von St. Stephan. Ihr goldener Kinder-
die Fruchtblase platzte. Ich brachte sie sofort
wagen steht noch immer zu Hause.
Meine Tochter Jacqueline ist genauso sparsam wie der Papi. Darum kaufen wir auch vieles im Outlet-Center ein.
einem Gespräch mitbekam, nahm sie zwei Jahre lang kein Taschengeld. Sie steckte es mir jedes Mal wieder in den Hosensack. Und Mit Jacky planschend im Pool. An und für sich fühlt sich Lugner im Wasser nicht sehr wohl, aber seiner Tochter zuliebe schmiss er sich ins kühle Nass. 1999 auf den Malediven.
heute nimmt Jacky auch nur immer zehn Euro pro Woche. Früher als sie noch kleiner war, bummelten wir oft am Wochenende durch den Prater, die Mama und die Oma blieben daheim. Und heute begleitet sie mich halt gern. Nach der Scheidung weinte sie viel und in Kärnten lebte sie auf, weil sie abgelenkt war. Glauben Sie mir, ich will nur das Beste für meine Tochter, denn ich liebe sie heiß. Und ich weiß, was ihr guttut. Ich würde gern mehr mir ihr unternehmen, aber ich habe ja einen Beruf, den ich nicht aufgeben kann. Tagsüber ist sie daher bei meiner Frau. Wir haben bei der Scheidung ausgemacht, dass sie die Hälfte der Zeit bei mir verbringt und die andere bei ihr. Für mich stand immer der Beruf an ers-
Familienidylle: Anfang Juli 2007 posierte die gesamte Familie Lugner samt Schäferhündin Venus bei der Beachvolleyball-Party in Bad Radkersburg noch gemeinsam vor der Kamera.
ter Stelle. Ich hatte ja Verantwortung für meine Mitarbeiter, war ein sicherer Arbeitgeber. Ich habe nicht viel falsch gemacht in meinem Leben. In der Liebe war ich vielleicht nicht so perfekt, aber grundsätzlich bin ich
Und mittlerweile richtet mir Jacky jeden
zufrieden.
Abend meine Kleidung her und ich folge.
Für meine Söhne hatte ich weniger Zeit,
Die Valentino-Schuhe und das Versace-Hemd
weil ich damals oft die Freundinnen wechsel-
kauften wir im Outlet-Center, die Hugo-Boss-
te. Die versprachen mir zwar, sich um Alex-
Socken im Bazar in Istanbul. Meine Tochter
ander zu kümmern, taten es aber nicht. Es
ist so sparsam wie der Papi. Als die Baufir-
war eine Bedingung für mich, aber dann saß
ma ins Wanken geriet und sie das zufällig bei
er doch alleine zu Hause."
Der jüngere Bruder Roland Sigurd war Mamas Nesthäkchen und Liebling, worunter Richard stets ein wenig litt. Denn die ersten drei Jahre galt ihre eanze Liebe nur ihm.
M
ein Bruder war ein Muttersöhnchen
Roland Lugner, dem Wunsch des Vaters gerecht
und meine Mutter hat immer das ge-
zu werden - und als Landwirt zu arbeiten. Die
macht, was er wollte. Und er wollte halt
Mutter besuchte ihn schon nach wenigen Tagen
einfach ganz anders leben als ich - und dadurch
und als sie sah, dass er in einem Kammerl mit
haben wir uns unterschiedlich entwickelt.
zerbrochenem Fenster schlafen musste, war sie
Wenn sie mit ihm in die Bibliothek ging,
ganz unglücklich. „Nach einer Woche fuhr er
borgte er sich Karl-May-Geschichten aus und
wieder heim, weil er meinte, das sei alles nix
mir brachte sie Biografien von erfolgreichen
für ihn. Und dann begann er eine kaufmän-
Unternehmern mit - wie etwa von Thomas
nische Lehre bei einem Greißler. Letztendlich
Alva Edison, Werner von Siemens, John D.
taugte ihm das auch nicht ... Er hat halt im-
Rockefeiler und Friedrich Krupp.
mer wieder neue Berufe ergriffen. 1956, als ich
Einen einzigen Karl May hab ich beses-
Angestellter bei einer Baufirma war, holte ich
sen, sonst nur Bücher über große Männer. Aber
ihn zu mir, damit er mir bei den Abrechnungen
ich lernte viel daraus. Dass man eben die brei-
hilft. Weil aber grad Not am Mann war, kam er
te Masse ansprechen muss, sich auf Nischen
auf die Baustelle als Ersatzmann und das gefiel
zu spezialisieren hat, wie man Umsätze luk-
ihm besser, als bei mir im Büro zu sitzen. Letzt-
riert und welche Charaktereigenschaften zum
endlich stieg er zum Polier auf.
Erfolg führen.
Ich wechselte zu Mobil, er blieb bei der
Mein Vater wollte ja immer, dass einer sei-
Baufirma. Die letzten 20 Jahre, also bis zu
ner Söhne Anwalt wird und der andere Land-
seiner Pensionierung, arbeitete er in meiner
wirt. Mit seiner Lebensversicherung plante er,
Baufirma. Ebenfalls als Polier. Sein Hobby ist
irgendwo einen Gutshof zu kaufen. Darum war
übrigens die Zucht von hochwertigen Gemüse-
ich auch jedes Jahr im Sommer auf einem Bau-
sorten in Hügelbeeten."
ernhof bei Verwandten - sowohl mütterlicherseits als auch väterlicherseits." Jahre später versuchte der jüngere Sohn
Kontakt haben die Brüder heute so gut wie keinen mehr. Nur zu den Geburtstagen und zu Weihnachten telefonieren sie miteinander.
Ein Foto mit Seltenheitswert (4. Adventsonntag 1994): Lugner mit Sohn Andreas (I.), Schwiegertochter Birgit (sitzend I.), Schwägerin Eva und Enkel Andreas, Mutter Leopoldine, Bruder Roland Sigurd und Alexander (r.)
Weil sich Roland Lugner einen Schirm wünschte, brachte ihm das Christkind gleich zwei.
Ein Bild sagt mehr als viele Worte: Mutter Leopoldine mit ihren Söhnen Roland und Richard (r.).
Ein Held wider Willen Die Weihnachtsferien verbrachten Christine und Richard Lugner samt den Söhnen gern im Ausland. Diesmal unternahmen sie eine Reise nach Kanada, zu der Familie, bei der ihr Ältester - damals sechs - im Sommer zuvor zu Gast war, um Englisch zu lernen.
Ich
hatte die Wohnung immer oberhalb des
„Nach dem üppigen Mittagessen hieß es
Büros und nach der Bescherung am Heiligen
schnell zum Airport, denn das eigentliche Ziel
Abend ging ich wieder zurück ins Büro und
war San Francisco.
erledigte bis drei Uhr früh das Wichtigste."
„Wir kamen fast zu spät und fanden nur
Tags darauf flog die Familie morgens von
mit Müh und Not in der ersten Klasse Platz,
Wien nach Genf, dann weiter nach Quebec
wo ich sofort einschlief. Auf einmal weckte
und Toronto. Nicht nur das Abendessen sollte
mich meine Frau und meinte, ein Gast beläs-
Lugner auf dieser Reise lebhaft im Gedächtnis
tige die Stewardessen.
bleiben. „Die
,Na j o , die werden ihm halt gefallen.' Hausfrau
konnte
zwar Patronen
Ich wollte nur meine Ruhe haben, weil
herstellen, Motorräder reparieren und Auto-
ich komplett fertig war. Auch vom vielen def-
reifen wechseln, aber kochen gehörte nicht zu
tigen Essen.
ihren Fähigkeiten. An den Truthahn kann ich
In Chicago bei der Zwischenlandung
mich noch negativ erinnern. Jedenfalls war ich
sekkierte mich meine Frau wieder: ,Du, da
schon hundemüde und durch den Flug wurde
vorne ist was nicht in Ordnung. Schau doch
ja auch der Tag um sechs Stunden länger. Ich
nach.' Und nach dem dritten Mal rannte ich
wollte jedenfalls nur mehr zu Bett und schla-
vor Richtung Cockpit und dachte mir, mit so
fen." Doch lange sollte die Nachtruhe nicht
einem Besoffenen werde ich schon fertig, weil
dauern, denn die Lugners mussten bereits am
ich das ja von den Baustellen kannte. In dem
frühen Morgen raus - um mit der Gastfamilie
Moment hielt mir ein Mann eine Pistole di-
Santa Claus zu feiern. Und hinterher fein zu
rekt unter die Nase. Und ich im Schlaftaumel
lunchen.
haute ihm reflexartig auf die Hand, die Pistole
Christine und Richard Lugner unternahmen viele Flugreisen. Und einmal wurde er sogar unfreiwillig zum Helden. Als er nämlich - in völlig schlaftrunkenem Zustand - einem Mann die Pistole aus der Hand schlug.
fiel runter und gleich darauf stürmte einer aus
Stellen Sie sich vor, die ließen sich doch
dem Cockpit raus und half mir, den Kerl zu
glatt von mir sagen, was zu geschehen hatte
überwältigen. Zu dritt - unter den Passagie-
(er lacht).
ren befand sich auch ein Soldat, der uns un-
Ich zitterte am ganzen Körper, Stunden
terstützte - hielten wir ihn fest. Irgendwo am
später noch, als mir klar wurde, was da alles
Boden sah ich noch ein Messer liegen.
passieren hätte können.
In der Aufregung konnte ich überhaupt
In der Lounge im Flughafengebäude wur-
nimmer Englisch - und während ich ihn noch
den dann sämtliche Passagiere interviewt, aber
am Fuß festhielt, kamen zwei weitere Fluggäs-
ich verweigerte, weil ich fix und fertig war.
te und in dem Gerangel lagen wir plötzlich alle
Und nur heim wollte. Ja, auch das kommt vor,
am Boden. Ich weiß noch, dass Männergür-
dass ich einmal kein Interview gebe.
tel eingesammelt wurden und wir den Mann damit fesselten. Die Maschine machte in Salt Lake City
Später bei der Verhandlung, zu der ich geladen wurde, ließ ich mich entschuldigen. Was letztendlich rauskam, weiß ich nicht,
eine Notlandung, wo sofort ein Zivilauto mit
aber es kümmerte mich auch nicht mehr.
einem Polizisten kam: FBI, sie wollen den
Von diesem Schock hab ich mich lange nicht
Randalierer abholen.
erfangen. Vermutlich hatte er einfach zu viel
,No, you must come with the police car und you must have an uniform', kriegte ich
getrunken. Aber er trug eine Pistole und ein Messer.
noch irgendwie raus. Und die fuhren wirklich
Wenn ich gewusst hätte, dass da ein
weg und fünf Minuten später tauchten schon
Bewaffneter steht, wäre ich niemals vorgelau-
Uniformierte samt Blaulicht auf.
fen. Ich bin ja nicht lebensmüde."
Lugner erobert die Welt Schon als Bub kam Richard Siegfried Lugner viel herum. Wirklich große Reisen trat er aber erst ab 1964 an. Und es bereitet ihm bis heute Freude, neue Länder zu entdecken. Nur in Indien war er noch nie.
Vater Richard zeigte seinem Ältesten den Monte Cristallo in Südtirol, wo er im Ersten Weltkrieg gekämpft hatte.
So klein, und schon in der großen weiten Welt. Richard Siegfried - gerade sechs - reiste mit seinen Eltern auch nach München.
Radipartie mit Herbert Baumgarten nach Italien, 1952. Nur die beiden erreichten das Ziel, die anderen zwei Burschen kehrten wegen Schlechtwetter um.
Oben: Maturareise nach Salzburg, 1953. Der Blondschopf (4. v.l.) ist übrigens Hans Hollein. Richard Lugner in New York. Sein ältester Sohn Alexander schoss das Bild auf der Fähre, bevor sich einige Tage später die Wege trennten. Denn der Vater brachte seinen Junior zu einer Gastfamilie nach Toronto, um dort Englisch zu lernen.
Kandy-Hochzeit auf Sri Lanka von Kürschner Franz Fritz und Lisi. Richard und Susanne Lugner in landestypischen Gewändern. „Die tollste Zeremonie, die ich je erlebte. Einer der Gäste wäre fast vom Elefanten gefallen."
Hochzeitsreise mit Ehefrau Nr. 1 Christine, 1961. „Wir campierten südlich von Athen. Und neben unserem Zeltplatz war ein Schlangennest."
Drei knusprige „Strandläufer": Richard Lugner als Schoko-Feschak, Minister Karl Blecha mit gesunder Bräune und Stadtrat Johann Hatzi in einem vornehmen Blasston
Mit seinerfrisch angetrauten Ehefrau Nr. 2 Conny beim ersten gemeinsamen Betriebsausflug auf der Akropolis
Lugner verfolgte die Kandy-Hochzeit seines Freundes Franz Fritz in Original-Kostümen auf Sri Lanka. „Ich musste einen Dolch tragen und den Bauch ausstopfen, weil das zur Aufmachung gehörte ... Ein unvergessliches Erlebnis."
Einst eine Mischung aus Action-Star Jean-Paul Belmondo und „Rambo" Sylvester Stallone. „Das war sicher im Urlaub, weil ich ziemlich gelangweilt ausschau'. Aber wo ich da war, weiß ich nicht mehr."
Inmitten von Wüstenschiffen und Beduinen: Christina, Richard und Jacqueline gondelten über die goldenen Sanddünen und entdeckten Jordanien. Besonders das Tal der Könige faszinierte den Bauherrn.
Jaja, stets das Ruder fest in der Hand. Oder hielt er sich hier in Venedig einfach nur fest?
Das waren noch traumhafte Zeiten! Mit Schampus und Mausi auf den Fidschi-Inseln.
Schon als Kind spielte er in Venedig mit den Tauben, aber damals machte es ihm mehr Spaß ...
... denn dieses Mal verscheuchte er das Federviecherl relativ bald von seinem Kopf.
Immer zu Späßchen aufgelegt: Lugner kitzelte in der Türkei einen Wachsoldaten. „Jö, da trag' ich ja noch meine goldene Uhr."
Mausi, Mörtel und Jacky in New York. Er brillierte bei der Sightseeing-Tour als Reiseführer, als „Big Spender" versagte er kläglich, denn Christina konnte sich die sündteuren Manolo-Blahnik-Stiefeletten mehr oder weniger aufzeichnen.
Beduinenfürst Mörtel schwitzte unter orientalischer Sonne schon sehr oft. Sobald er in der Wüste war hier zum zweiten Mal in Jordanien - hüllte er daher sein Haupt in Tücher. Manchmal ein wenig zu viel des Guten.
Die chinesische Unternehmerin Jie Li (rechts neben Lugner und Mieterin in seiner Lugner City) organisierte in Shanghai ihm z Ehren ein tolles Fest. „Mit bunten Drachen und allem, was dazugehört. Auch die schönen Seidengewänder besorgte sie uns.'
Ausgerechnet in Shanghai im Herbst 2006 passierte das Malheur: Lugner stürzte in einem Restaurant auf dem Weg zur Toilette, brach sich den Unterarm (sein erster Bruch überhaupt!) und musste operiert werden. Mausi kümmerte sich rührend um ihren geschwächten Mann. Der bald wieder zu Kräften kam und die Dreharbeiten fortsetzte. „Dabei begann die Reise so phantastisch. Wir sind sogar mit einer Riesenlimousine inklusive Blaulicht vom Flughafen abgeholt worden."
In Saint-Tropez erregte ein barbusiges Kunstwerk seine Aufmerksamkeit.
Hätten Sie ihn erkannt? Er sich selbst auch erst beim zweiten Hinschauen.
2003, Malediven. Ein derart eifriger Fotograf wie einst sein Vater ist er nicht, aber „große Momente" hält er im Bild fest.
Plantagenbesitzer, Reederkönig, cooler City-Cowboy oder ein Tourist aus Texas? Weder noch. Lugner schmiss sich fürs Dinner an der Cöte d'Azur in blütenreinste Schale, während Jacky noch „schäumte".
Jossas: An der Cöte d'Azur wollte er sich doch glatt ein weißes Transparenthemdehen kaufen, oder?!
„Wir besuchten Christiaan Barnard in Südafrika, der uns ,sein' Groote Schuur Hospital zeigen wollte. Aber der Portier ließ uns zunächst nicht rein, weil er den Professor nicht erkannte. Stellen Sie sich das vor!"
Lugner liebt weiße Sandstrände und kristallklares Meer - wie hier auf Nookie Nookie Island.
Na, so was! ATV-Reisebegleiterin Alexandra neckte den erschöpften Lugner auf Sri Lanka, 2007.
So lässt es sich leben. Malediven, 2003. Zuerst in den Fluten planschen, dazwischen mit der Seele baumeln und dann Dinner am Strand. Die Dreharbeiten für die eigene ATV-Serie boten auch großartige Abwechslung.
„Ich bin der Boss." Selbst im Urlaub. Obwohl das Sonnenhütchen seine Autorität doch etwas untergräbt.
Tauchen auf den Malediven - für viele ein Traum. „Ich kann's, aber im Wasser bin ich nicht sehr gern, unter Wasser noch weniger."
Der Werbeguru Richard Lugners Marketingstrategie startete, als er die damals noch üblichen weiß-schwarzen Werbetafeln durch rote mit weißer Schrift ersetzte. Simpel, aber genial, denn diese völlig neuen Schilder fielen auf und prägten sich ein.
ch war auf einem Diplomatenempfang und
Und Richard Lugner nahm gern einmal
als mein Name fiel, wusste keiner was damit
einen kleineren (oder gelegentlich einen größe-
anzufangen. Spätestens als der südkoreani-
ren) Verlust in Kauf, wenn er dafür erstklassige
sche Botschafter meine dunkelrote Visitenkar-
Adressen an Land ziehen konnte. Der Umbau
te mit dem weißen Schriftzug sah, erinnerte er
der Erste Bank in der Kärntner Straße gehör-
sich, und ich bekam den Auftrag, die Botschaft
te zu jenen Projekten, die er unbedingt haben
umzubauen ... Außerdem stellten Experten
wollte. Denn: An diesem Standort schwirrten
später fest, dass die doch eher dezente Farbe
täglich Massen (auch eventuell potenzielle zu-
Seriosität und Verlässlichkeit vermittelt. Das
künftige Kunden) vorbei, sahen seine dunkel-
bestätigte mir u.a. auch der Textilindustrielle
rote Tafel mit weißer Schrift - und merkten
Walter Palmers, für den ich ebenfalls sehr oft
sich seinen Namen.
tätig war."
Seinen größten Coup landete der Bau-
Der gewiefte Unternehmer suchte sich
meister mit der Errichtung der Moschee. Und
auch seine Baustellen nach eigenen Marke-
Lugner erkannte erstmals die Macht der Medi-
ting-Maßstäben aus. Mit Vorliebe errichtete
en. „Ich hab damals aus jeder Kleinigkeit eine
er Tankstellen an stark frequentierten Stand-
Pressemitteilung gemacht - und dafür gesorgt,
orten, um von den vielen Autofahrern gesehen
dauernd in den Zeitungen zu stehen." Die
zu werden. Und weil er nie etwas dem Zu-
Eröffnung des Wiener Islamischen Zentrums
fall überließ, wurden die Lugner-Schilder so
selbst (am ersten Tag des Moharram 1400 FL,
angebracht, dass sie auch allen gut ins Auge
der dem 20. November 1979 entsprach)
stachen, nämlich quer zur Fahrtrichtung. Viel
durch Bundespräsident Rudolf Kirchschläger,
Wissenswertes lernte er während seiner Tätig-
Bundeskanzler Bruno Kreisky, Bürgermeister
keit bei Mobil Oil.
Leopold Gratz und den Unterrichtsminister
„Es gab irrsinnig viele strenge Auflagen
von Saudi-Arabien Abdul-Aziz Al-Khuwaiter,
von den Amerikanern, die die Eigentümer
als Vertreter des Königreichs Saudi-Arabien,
des Mineralölkonzerns waren, und deswegen
war ohnehin das Thema in allen Medien. Lan-
wusste ich einfach, worauf es bei Werbung in
ge Zeit später warb er noch mit dem Slogan:
erster Linie ankam."
„Wir bauen nicht nur Moscheen."
Als der Baumeister beschloss, ausgerechnet in Wiens kaufkraftschwächster Gegend, im 15. Gemeindebezirk, ein Einkaufscenter zu eröffnen, begann ein steiniger Weg. Denn ein erstes Gutachten machte den Bau fast unmöglich. Doch von seinen Zielen ließ sich Lugner
Nicht die Lage eines Einkaufszentrums ist wichtig, sondern ein möglichst vielfältiges Angebot.
selten abbringen, und er schaffte, was andere nicht für möglich hielten: zum einen, die Lugner City tatsächlich zu errichten, indem er sich ein neues Gutachten besorgte, und zum anderen, den Shopping-Tempel zu einem höchst
Wände sind schlecht. In einer Shoppingmall
florierenden Unternehmen aufzubauen. Nicht
in Newcastle beobachtete ich, dass alle Leu-
zuletzt aufgrund der (damals, 1991, sehr revo-
te in Richtung der Auslagen steuerten, wäh-
lutionären) Idee, einen eigenen langen Sams-
rend sie das architektonische Kunstwerk auf
tag - den Lugner-Samstag - einzuführen. Mit
der gegenüberliegenden Seite ignorierten. Wir
zündendem Erfolg.
fotografierten oder filmten alles und am Abend
„Im November 1990 bekam ich einen
wurde es analysiert. Aus der Praxis, durch
Brief von der Wiener Handelskammer. Sie
Beobachtungen lernt man immer am meisten."
würden empfehlen, den ersten langen Samstag
Eine Frage quälte ihn besonders, nämlich:
am 5. Jänner 1991 zu verschieben, weil die
Wie bekommt man die Kunden in die oberen
Ferien bis 6. Jänner dauern und die Leute noch
Geschoße? Mit Lugners logischem Verstand
weg seien. Für den 12. Jänner planten wir eine
war dieses Problem schnell gelöst: Zwei sei-
ORF-Fernsehaufzeichnung und darum wählte
ner drei Lifte führen automatisch (unabhängig
ich den 19. - und die Leute strömten in Scha-
davon, welche Etage man drückt) ganz hinauf.
ren herbei. Allerdings plagte mich Tage zuvor
Und auch die Rolltreppe rollt nur gen dritten
schon arges Bauchweh, weil auch manche gro-
Stock. Zudem wusste er starke Firmen zu kö-
ßen Mieter zweifelten und mir ins Gewissen
dern. „Mein Einkaufszentrum war das erste,
redeten. Darum schaltete ich Werbung um eine
das den Elektromarkt oben ansiedelte. Ich ver-
Million Schilling. Nur für diesen einen langen
rechnete weniger Miete, hatte aber dafür einen
Samstag."
Magnet-Mieter im Obergeschoß - und gute
Auch die Initiative, längere Öffnungs-
Verhandlungsargumente für andere Interessen-
zeiten (donnerstags und freitags) anzubieten,
ten. Und vom Start weg hatte die obere Etage
schlug wie eine Bombe ein. In seinem Shop-
die meisten Quadratmeter-Umsätze.
ping-Tempel gibt es auch nach wie vor keine Mittagspausen oder Urlaubssperren. „Ich kannte mich ja anfangs mit der Materie überhaupt nicht aus, flog daher im-
Ganz wichtig sind auch Toiletten. Denn dorthin muss jeder einmal. Darum plant man sie am besten dort, wohin man die Leute locken will. So wie auch eine Trafik."
mer wieder nach Amerika bzw. Kanada und
Lugner, mittlerweile ein alter Fuchs in
studierte dort die unterschiedlichsten Ein-
Sachen Medien, scheute sich auch nicht, selbst
kaufszentren. Wie breit muss ein Gang sein,
bei Journalisten anzurufen, sobald er einen
damit er bei weniger Frequenz nicht leer wirkt
Artikel über das Haas-Haus oder das Einkaufs-
bzw. an starken Tagen noch einigermaßen
center Galleria - die im selben Jahr gebaut
begehbar ist. Im ,Q19' zum Beispiel sind die
wurden - las. Höflich, aber bestimmt infor-
Gänge so breit, dass man verloren wirkt. Auch
mierte er die Damen und Herren der Presse,
Bürgermeister Helmut Zilk erklärte sich bereit, auf der Bühne der Lugner City Modell zu sitzen, um von Volkshochschülern gezeichnet bzw. gemalt zu werden. „Solche Einfälle kamen immer sehr gut an."
dass es noch einen weiteren Shopping-Tempel
Mieter, Marktführer, die die Leute ins Haus
gebe. „Und beim nächsten Mal schrieben sie
ziehen. Nicht die Lage zählt, sondern das An-
dann auch über die Lugner City. Jeder Artikel
gebot. Darum ist er stets bemüht, seinen Tem-
war eine gute Reklame."
pel regelmäßig zu modernisieren - und seinen
Der City-Eigner bezog auch auserwählte
Kunden stets neue Attraktionen zu bieten.
Mitarbeiterinnen in sein Projekt mit ein und
Dass auch Prominente ein wichtiger Ma-
fragte sie, welche Läden wünschenswert wä-
gnet sind, registrierte er schnell. Nicht zuletzt,
ren. „Weil sich eben Frauen beim Shoppen
weil er auf diese Weise die Society-Reporter
besser auskennen und sie es ja auch sind, die
erreichte. Und in den Tratsch-und-Klatsch-
großteils einkaufen gehen." Nützliche Infor-
Spalten zu glänzen, brachte PR-mäßig mehr
mationen holt man sich eben bei Profis.
als nur im Wirtschaftsteil aufzuscheinen. Da-
Außerdem war für ihn immer klar: Ein
rum krallte Lugner sich kurz nach der Eröff-
Einkaufszentrum braucht in erster Linie gute
nung 1990 auch gleich ein riesiges Kaliber:
TV-Moderator Thomas Gottschalk. „Ich hab
ter Michael Häupl und Dompfarrer Toni Faber
zwar g'schluckt, wie ich g'hört hab, was-der
übernahmen den offiziellen Teil, gefolgt von
kostet, aber ich hab ihn geholt. Und es zahlte
einer VIP-Gala-Premiere, und die Zeitungen
sich aus."
wussten viel zu berichten. Regelmäßige Pre-
Inzwischen beehrten Hollywood-Diven,
mieren, Shows etc. sorgen dafür, dass es auch
Sexbomben, Alpenjodler, Ski-Stars, Popmusi-
so bleibt. Denn letztendlich zählt nur kontinu-
ker, Zauberer, Starlets und viele andere den
ierliche PR-Arbeit, die Mörtel spielend schafft.
Einkaufstempel am Wiener Gürtel. Und sie
Wenngleich auch nicht immer beabsichtigt,
hielten, was sie versprachen. Ob Tony Curtis,
insbesondere dann, wenn es sich um seine
Sophia Loren, Claudia Cardinale, Faye Duna-
Söhne oder seine vierte Ehe handelte. Dass von
way Geri Halliwell, Hermann Maier, Lolo Fer-
einigen hinter der Ehekrise, die vier Wochen
rari, DJ Ötzi, Melanie C, Felix Gottwald,
lang täglich mediale Auftritte bewirkte, eine
Melrose, Tamee Harrison, Marc Pircher, Kurt
ausgefeilte Marketingstrategie vermutet wur-
Krenn, Jazz Gitti, Carmen Electra, Mark
de, verwunderte Mörtel nicht.
Medlock, Paris Hilton oder gar höchst hono-
„Das war sicher meine Schuld, weil ich
rige Ehrengäste wie Kardinal Christoph Schön-
den Journalisten vom Umsatzplus in der Lug-
b o m - für jeden war etwas dabei.
ner City berichtet habe."
Doch Lugner verlor trotz aller PR- und
Zuletzt landete er jedenfalls mit einer
Promi-Besessenheit niemals das Geschäft aus
50 %-Rabatt-Aktion einen Hit. „Erst wollten
den Augen. Denn die Umsätze müssen stim-
einige nicht mitmachen, aber ich konnte sie
men, sonst nützt die ganze Werbung nichts.
überzeugen. Mit der Hälfte der Mieter hab ich
Bis heute erhält er einmal pro Woche einen
geredet, mit den anderen mein Zentrumsleiter
(von ihm selbst ausgearbeiteten) Plan mit allen
Herr Friede. Mit dem Resultat, dass die Gastro-
Zahlen, Fakten - und den Vorjahresergebnis-
nomie trotz der 50 %-Aktion den doppelten
sen als Vergleich. Sogar das Wetter (ob sehr
Umsatz machte, was bedeutet, sie hatten ei-
heiß oder regnerisch) findet auf dieser Liste
gentlich den vierfachen Umsatz. Unterm Strich
Erwähnung.
hat's also gepasst. Aber ich wusste, dass es
„Das hab ich mir von Karl Wlaschek ab-
klappt. Ich hatte am selben Tag Mark Medlock
geschaut. Der meinte immer, die Umsatzlisten seien spannender als jeder Krimi. Und ich gebe ihm recht." Anhand dieser Protokolle lässt sich sogar erkennen, dass selbst negative Berichterstattung - wie unter anderem im Juli 2 0 0 7 über die Gerüchte um einige Ex-Gspusis - den Geschäftsgang ankurbelt. Mehr als der Besuch von Paris Hilton im Februar. Eine erstaunliche Tatsache, die der Meister schon seit vielen Jahren für sich zu nutzen weiß - oder besser formuliert: darin auch den Vorteil zu finden weiß. Doch Lugner verwirklichte noch eine seiner Visionen: die Lugner Kino City, die am 3 1 . August 2 0 0 5 eröffnet wurde. Ebenfalls mit viel Trara und ehrwürdigen Gästen: Bürgermeis-
Ausgehen, auch um Kontakte zu pflegen: Lugner und NÖ-Landeshauptmann Erwin Pröll bei der Romy-Gala 2004 in der Kongresshalle Messezentrum Wien
Um eine seiner Kinopremieren medial gut zu vermarkten, ließ er sich socar anzünden. Als Werbebotschafter für Wiens Backguru Kurt Mann im Einsatz
und die Premiere .Stirb langsam 4' samt Stuntshow. Darüber hinaus warb ich in großen Tageszeitungen und im Radio. Auf große Risiken lasse ich mich nicht ein." Oder nur manchmal. Denn um den Kinostart auch im Rahmen seiner eigenen ATVDoku-Soap zu promoten, sprang er zwei Wochen zuvor beim Erzbergrodeo in Eisenerz als lebende Fackel durchs Gelände. „Quasi als Einstieg zur Stuntshow in Wien. Wenn man alle Sicherheitsvorschriften beachtet, könne gar nix passieren, sagten alle. Ob ich mich nochmals anzünden lassen würde? Naja, nicht länger als eine Minute. Denn sonst wird einem sehr warm." Dank seiner
Redegabe
bzw.
Überre-
dungskunst gelingen ihm immer wieder neue Frauen-Job-Info-Tage in der Lugner City 04 mit Vize-Landesparteisekretärin Martina Ludwig und Gemeinderätin Laura Rudas (r.). „Wir versuchen, eine breite Palette von Events im Einkaufscenter anzubieten."
Geniestreiche. „Gute Einfälle sind nur dann etwas wert, wenn sie umsetzbar sind. Wie zum Beispiel 27 Firmen dazu zu bewegen, dass sie alle am selben Tag 1 5 % Nachlass gewähren. Wir sind das einzige Einkaufszentrum, das das schafft. Und das zweimal in der Woche Öffnungszeiten bis 21 Uhr bietet." Was viele vielleicht noch nicht wissen: Auch der Chef des Hauses gilt als Zugpferd, denn Lugner einmal persönlich zu treffen - was gar nicht so schwierig ist, spaziert er doch leidenschaftlich gern und oft durch seine City -, scheint für viele so interessant, dass sie dafür sogar aus den Bundesländern anreisen. Und, so unglaubwürdig es klingen mag, er nimmt •sich Zeit für seine „Fans", schüttelt Hände,
Februar 2006: Doppel-Olympiasieger Felix Gottwald - neben dem Hausherrn und Skisprung-Ass Thomas Morgenstern (r.) - präsentierte seine Trophäen in der Lugner City.
schreibt freudig Autogramme, verteilt Gutscheine und macht sie - ganz Geschäftsmann auf Angebote in diversen Shops aufmerksam.
ins Geschehen involviert, indem er fragt, was sie im Einkaufscenter erleben möchten, welche Läden sie interessieren usw. Als „richtig gefinkelt" könnte man auch seine Inseratenplanung bezeichnen. „Denn bei österreichweiten Zeitungen wie ,Krone' und ,Kurier' wird nur die Wien-Ausgabe bezahlt. Bleibt aber etwa in Tirol oder der Steiermark der Platz frei, dann erscheint meine Werbung auch in den Bundesländern." Doch eines weiß Lugner ebenso: „Tüchtig zu sein, konsequent zu arbeiten sowie ständig die Werbetrommel zu rühren, sind wichtige Grundvoraussetzungen für den Erfolg, aber ohne das nötige Quäntchen Glück geht gar nichts. Und das hatte ich Gott sei Dank Regelmäßig hält Lugner auch Marketingvorträge vor Studenten. Ohne Zeichnen geht bei ihm gar nichts. „Ich bin halt ein Techniker."
recht oft." Der Name Lugner besitzt inzwischen allein im Zusammenhang mit dem Opernball einen Werbewert von 15 Millionen Euro. Ein Schätzwert, den er selbst errechnete, indem er
„Wir boten Reisebüros aus Wels, Schär-
die 750 (rein österreichischen!) Medienberichte
ding, Braunau und anderen Städten in Ober-
über Paris Hiltons Wien-Stippvisite mit einem
österreich sowie rund um Amstetten eine
durchschnittlichen Euro-Betrag fixierte. Der
Promotionfahrt nach Wien an - inklusive Gra-
Anteil der ausländischen Medien wurde dazu-
tis-Kaffee und -Kuchen in der Lugner City. Die-
geschätzt. „Und gekostet hat mich der heurige
se Aktion lief im April, weil man bis März Ski
Opernball 150.000 Euro, also ein Prozent."
fährt und ab Mai schon wieder ins Grüne will. Bis zu vier Busse pro Tag kamen. Und seither fahren viele Autobusse zwei Stunden früher nach Wien und lassen die Leute in die Lugner City gehen. Außerdem mögen die Menschen den persönlichen Kontakt." Dass er an starken Tagen auch persönlich als Einweiser in der Garage einspringt, versteht sich für ihn fast von selbst. Denselben Einsatz erwartet er sich auch von seinen Mitarbeitern, die dafür nach wie vor mit Firmenfeiern, Seminaren, Ausflügen und Geschenken zu diversen Jubiläen belohnt werden. Lugner hält auch regelmäßig Vorträge über die hohe Schule des Marketings - meist vor Studenten an Unis oder im kleineren Kreis, manchmal auch vor Kindern, die er geschickt
Das neue Konzept der ATV-Serie - ohne Christina „Mausi" Lugner
R
ichard Lugner beschloss 1997, für das
bekam, änderte nichts daran, dass er am Tag
Amt des Bundespräsidenten zu kan-
der Entscheidung (am 19. April 1998) sehr
didieren, was mehr oder weniger ganz
enttäuscht reagierte und im ORF-Interview mit
Österreich in extremes Staunen versetzte. Die
ernster Miene erklärte: „Ich habe derzeit keine
Baufirma übergab er den Söhnen, während er
Ideen, was ich damit machen soll. Ich bin als
zu neuen Ufern aufbrechen wollte.
Bundespräsidentschaftskandidat
„Ich dachte mir, ich geh in die Politik, denn dann haben meine Söhne nicht nur eine
angetreten,
das hab ich nicht geschafft und damit - glaube ich - ist die Sache erledigt."
Baufirma, sondern auch einen Vater, auf den
„Im Nachhinein betrachtet bin ich froh,
sie richtig stolz sein können. Zudem wollte
dass nichts daraus geworden ist. Auch was
ich im Land selbst etwas verändern und ein
die Nationalratswahlen - ein Jahr später -
bürgernaher Präsident sein, einer, mit dem
betrifft. Vielleicht hätte ich mehr kämpfen
jeder
sollen, aber diese ganze Streiterei um Positi-
kommunizieren
kann.
Bei
meinen
Wahlkampfauftritten in den Bundesländern
onsbeziehung und Versprechen abzugeben,
hatte ich stets riesige Zuschauermengen. Mei-
um die Stimmen zu maximieren - das war nie
ne Frau und ich waren beliebt, weil man mit
mein Ding. Als Unternehmer war ich der Mei-
uns reden konnte."
nung, das ist der richtige Weg und den gehe
Mit seiner Gattin tingelte er quer durch Österreich; besonders in Wien und Tirol
. ich; als politische Partei muss man das sagen, was Stimmen bringt.
punktete das Paar gewaltig. Dass er als Quer-
Insgesamt kosteten mich meine beiden
einsteiger letztendlich fast 1 0 % der Stimmen
Ausflüge in die Politik 40 Millionen Schilling."
Der ungekrönte Ballkönig Seine Leidenschaft für das Staatsgewalze entdeckte Richard Lugner nicht erst mit seinen Leasing-Stars bzw. seinen Ehefrauen, sondern bereits viel früher. Nämlich 1956, beim ersten Opernball nach dem Krieg. Er saß zu Hause an seinem Schreibtisch und lauschte gespannt dem Radiobeitrag.
D
gebaut
„Em Waage-Mensch wie ich liebt das
Generaldirektor
Schöne und neben Frauen war der Opernball
Nordhoff kam mit einem Auto, auf
immer schon faszinierend für mich. Daher
amals und
hat der
VW
nur
legendäre
Käfer
dem ein 6 0 x 6 0 cm großes VW-Schild be-
war ich auch mit jeder meiner Ehefrauen dort.
festigt war, und das wurde bei der Übertra-
Einmal hat sogar mein Sohn Andreas den Ball
gung eigens erwähnt. Und ich war stolz dar-
eröffnet, gemeinsam mit Birgit Dobretsberger,
auf, dass wir es geschafft haben, so ein
der Tochter des PSK-Generals, in die er sehr
Ereignis
verliebt war."
zu
veranstalten.
Seither
ist
der
Opernball für mich auch ein Symbol für den Wiederaufbau."
1991 wollte Mörtel mit dem Idol seiner Jugend, Gina Lollobngida, auf dem Opernball
Ein unvergessliches Erlebnis für den 24-
punkten, aber als die Opernball-Lady Lotte
Jährigen, der noch etwas warten musste, bis er
Tobisch den Event wegen des Golfkriegs absag-
endlich selbst den Ball der Bälle beehren durf-
te, kriegte auch Gina einen Korb. „Seither ist sie
te. Anfangs als „unauffälliger" Gast, der sich
böse auf mich, weil sie das Abendkleid bereits
gemeinsam mit Minister Karl Lütgendorf eine
hatte, der Vertrag war allerdings noch nicht un-
Loge mietete, ab 1992 als Gastgeber interna-
terschrieben." Zum Glück für den Gastgeber,
tionaler Stars. Mit eigener Loge.
der sonst hätte vermutlich zahlen müssen.
hatte eine Freundin in Wien. „Wir sind ein bisserl in der Oper herumgegangen und kurz danach wollte er weg." Kaum vor dem Haupteingang, düste eine Mercedes-Limousine samt Chauffeur vor - und da drin saß auch Belafontes Flamme. Zumindest für ihn ein höchst gelungener Abend.
Joan Collins, 1993 Serien-Biest (kolportierte Gage: eine Million Schilling)
Christina, Harry Belafonte, Minister Werner Fasslabend mit Gattin Martina und Richard Lugner beim Champagnisieren (v. l.n.r.)
Als Lugner sie vom Flughafen Schwechat mit seinem BMW 750 abholte, wunderte sie sich über sein „kleines Auto". Sie fahre selten in
Harry Belafonte, 1992
solch kleinen Wagen. Wie auch immer, die
Sänger (angebliche Gage: 100.000 Schilling)
Stretchlimousine folgte erst später.
Mit ihm eröffnete Richard Lugner den Star-Gast-
Zement-King unbedingt haben wollte, denn
Reigen und -Rummel. Damals noch ohne Pres-
Ex-Gattin Susanne war ein Fan und sämtliche
Sie gehörte zu jenen Gästen, die der
sekonferenz, Autogrammstunde und mit wenig
„Denver-Clan"-Folgen lagerten daheim auf
medialer Aufmerksamkeit. Selbst der Vertrag
Videos. Doch Collins lehrte Lugner, was es
mit dem Entertainer sei nebenbei und zufällig
heißt, das „Denver-Biest" einzuladen. Denn sie
zustande gekommen. „Damals gab's im ORF
hatte nicht nur tolle Roben im Gepäck, son-
die Sendung Jubel, Trubel, Heiterkeit' und für
dern ebenso eine endlose Liste von Sonder-
ihren Gast fiel der Sponsor aus. Daraufhin rief
wünschen.
man mich an, weil ich ja kurz zuvor mit Thomas Gottschalk die Lugner City eröffnet hatte.
„Sie war wirklich ein Biest, sehr professionell und eiskalt, aber durch sie habe ich viel
„Wollen S' nicht den Belafonte haben.
gelernt. Weil sie immer nur im Mini auftrat,
Zahlen S' den Flug; Sie könnten ja auch mit
musste die Bühne der Lugner City verklei-
ihm am Opernball gehen."
det werden, damit ihr keiner unter den Rock
„Guat, moch i."
schauen konnte. Paris Hilton ist da bekanntlich
Vor dem großen Auftritt schnabulierte
ja weniger heikel ... Darüber hinaus bestand
man in Reinhard Gerers „Korso" Trüffelsup-
sie auf ungeöffneten Mineralwasserflaschen.
pe, Meeresfrüchte, Kaviar, Schokoparfait usw.
Und auch für die Autogrammstunde war alles
(um noble 2.700 Schilling) - gemeinsam mit
durchdacht. Der richtige Filzstift musste her,
Minister Werner Fasslabend, Wencke Myhre,
nicht zu dick und nicht zu dünn, und sie sig-
PR-Lady Eva Walderdorff und Miss Vienna
nierte nur ihre Bücher. Beinhart. Weder ein
Nelly Sperl.
Foto noch sonst was, nur ihre Bücher. Dass sie
Was Lugner nicht wusste, war, dass Bela-
6 5 0 Stück in eineinhalb Stunden verkaufte, lag
fonte seine eigenen Pläne verfolgte, denn er
auch daran, dass es drei Tische gab: Beim ers-
Professionell, aber eiskalt: Das Denver-Biest Joan Collins schaffte es trotz Verschlafen, innerhalb von zehn Minuten fertig zu sein. „Die trug sicher eine Perücke, oder?! Bei der Frisur kann ich mir das nicht anders erklären." Wir denken auch so, Herr Lugner.
ten wurde bezahlt, beim zweiten gab's das Buch
Auch auf dem Ball stellte sie sich dann
und beim dritten sagte man seine Autogramm-
als mühsamer, weil sehr anspruchsvoller Gast
wunsche."
heraus. Aber: Bei Bundespräsident Klestil tau-
Auch wusste die Aktrice, wie man allzu
te sie auf und schwärmte von den schönen,
neugierige Reporter austrickst. Während die
elegant tanzenden Menschen. Das Opernball-
Presse-Meute bei der Stretchlimousine vor
Frühstück bei ihrem alten Freund Regie-Dino
dem Haupteingang auf sie wartete, bestellte
Franz Antel ließ sie allerdings sausen, sie ver-
sie Lugners Privatauto samt Chauffeur zum
drückte sich um 1.15 Uhr Richtung Hotel.
Hintereingang und fuhr nach Schönbrunn.
Fragt man Lugner heute nach dem Biest,
„Als sie zurückkam, legte sie sich nieder.
dann fällt ihm spontan ein: „In puncto Ma-
Irgendwann um halb acht rief ich sie dann
nagement und Versteckspiel agierte sie per-
an, weil wir schon längst zum Abendessen ins
fekt." Auch ein Eindruck.
Bristol wollten. Na, was ist passiert? Sie hatte
Dass sie ihm am Flughafen - kurz vor
verschlafen, tauchte aber wirklich zehn Minu-
ihrer Abreise - angeblich höchst widerwillig
ten später fix und fertig auf. Da war ich baff.
und ruppig noch schnell ein Autogramm auf
Aber sie trug sicher eine Perücke, weil die Fri-
ein Ballfoto kritzelte, kann (oder will) Lugner
sur kriegst so schnell nicht hin, oder?"
heute nicht mehr bestätigen.
Sightseeing-Tour, Dinner im „Korso" mit Minister Fasslabend und strahlender Auftritt auf der Feststiege. Die vielen Fotografen und Kameramänner nervten Trump, die an der Seite ihres Lovers Riccardo Mazzuchelli erschien - und mit ihm auch walzte. Königlich lächelnd. „Narrisch is ma wurn. Wie kaun jemand narrisch werd'n, weil zu viele Knipser und Schreiber do san?", sollte Mörtel in derselben Nacht noch Michael Jeannee alias Adabei erzählen. Dennoch verharrte sie bis zwei Uhr früh und versprach sogar, wiederzukommen, um ihre Tochter als Debütantin auf dem Opernball zu sehen. Wozu es allerdings nie kam.
Sophia Loren, 1995 Filmdiva (angeblich 1,2 Millionen Schilling Gage)
Bewundernde Blicke für unseren ungekrönten Ballkönig: Milliardärsgattin Ivana Trump fühlte sich eben auch nach ihrer Scheidung noch sehr zu Bauunternehmern hingezogen.
Mit der Filmdiva und Oscar-Preisträgerin gelang Mörtel sein bislang größter Wurf. Denn „die Loren" als Begleitung ließ selbst giftigste Neider verstummen. Ein Weltstar bei Lugner. Und eines der größten Sexsymbole, das selbst
Ivana Trump, 1994
mit (damals) 60 die Phantasie der Männer
Ex-Milliardärsgattin
belebte. Die „Kronen Zeitung" würdigte dieses
(kolportierte Gage: 500.000 Schilling)
Ereignis auf besondere Weise: Ein Foto von Loren und Lugner zierte österreichweit die
Die Blondine mit legendärer Turmfrisur lan-
Plakatserie „Wie wird ein Baulöwe zum Party-
dete in Wien bei strahlendem Sonnenschein.
tiger?"
Lugner stürzte auf die Gangway, um seinen
„Sie war ein Idol meiner Jugend - und
Gast zu begrüßen, während die anderen Pas-
sieht ja nach wie vor blendend aus. Mit großem
sagiere zurückgehalten wurden. „Ich durfte sie
Dekollete. Die ganze Lugner City hat gejubelt,
sogar oben empfangen. Selbst bei Staatsbesu-
als sie von der Brüstung herabwinkte. Und
chen muss man ansonsten unten warten."
dann erst in der Oper. Sie sagte, sie fühle sich
Mit Ivana Trump verlief fast alles wie am
wie 20. Weil so viele Reporter und Fotografen
Schnürchen. Keine Exzesse, keine Extrawürst-
hätten sich schon lange nicht mehr so um sie
chen - nix. Im Gegenteil. „Sie hat mich sogar
gerissen. Ob's stimmte, weiß ich nicht, aber sie
zu einer Party in ihre Villa eingeladen, aber wir
hat's gesagt. Selbst beim Abendessen im Imperial
waren nicht dort."
haben s' ihr in den Ausschnitt reinfotografiert."
Artig verdiente sich die Society-Lady ihre Gage:
zuerst Signierstunde (ihres Romans
„Leben für die Liebe") in der Lugner City, dann
Ankerbrot-Chef Helmut Schuster fiel vor ihr sogar auf die Knie, während er ihre Hand küsste.
Über ihr Dekollete bzw. ihre hautenge Robe sprach ganz Wien. „Das Kleid war als Mieder gearbeitet. Und die Loren hat sich quasi einnähen lassen, damit der Busen vor Freude quillt. Sie brauchte daher auch keine Unterwäsche. Jedenfalls ließ sich meine Frau einige Jahre später ein ähnliches Kleid schneidern. Weil's eben so besonders schön war." An diesem 2 3 . Februar beehrte auch Hollywood-Star Shirley MacLaine das Staatsgewalze - die größte Aufmerksamkeit gehörte allerdings der Loren. Auf dem Weg zum Bundespräsidenten passierte dann ein kleines Missgeschick: Ihr Saum wurde heruntergerissen und die Loren reagierte richtig verärgert. Und verschwand noch vor Mitternacht. Der Walzer mit ihrem
Na, bumm! Angesichts dieser Werbekampagne pumperte sein Herz vermutlich gleich noch viel mehr für die rassige Loren.
Gastgeber, dem sie angeblich 1,2 Millionen Schilling wert war, fiel ins Wasser. „Letztendlich hat es ihr aber gefallen, denn ich telefonie-
der Fleischeslust. „Wir san vorne g'sessen und
re heute noch'gelegentlich mit ihr. Einmal rief
hab'n alles mitg'kriegt. Der Vorhang woar aber
sie mich an, weil ihr Sohn in Wien studierte
zum Glück eh zua. Und lange dauert hat's
und sie was wissen wollte."
auch nie.
Grace Jones, 1996
des net. Und dann wollt' sie nu in eine Un-
Sängerin, Aktrice und Model
derground-Disco gehen. Jetzt hob i herum-
I hob in den Logen scho vü erlebt, owa
recherchiert, an der Hotelrezeption angerufen Sie war mit Abstand der wildeste Gast auf
und daun samma ins U4 zum Rosenball. Sie
dem Opernball. Nicht nur, dass sie mit ihrem
is nu ins Hotel zum Umziehen und wie s' den
Lover dauernd Sex hatte, die schräge Disco-
Freund mitnehmen wollt, hab ich g'sagt: ,Na,
Queen verbrachte auch Stunden mit ihrem
auf keinen Fall' Weil sonst hätt ma wieder a
Styling.
Stund warten können. Jedenfalls san wir dort
„Blöderweise kam sie mit ihrem Freund, und weil die Liebe halt noch so jung war,
herumg'sprungen bei so an abgehacktem Licht und erst um halb drei heim."
konnte ich sie immer nur mit Müh und Not
Grace Jones kratzte auch sonst sehr am
von ihm losreißen. Im Imperial z. B. hab ich
Nervengeäst ihres Gastgebers. Und „schin-
vor ihrer Suite auf sie gewartet - und man
dete" somit unvergessliche Eindrücke. „Egal,
konnte hören, was die so trieben. In letzter
wohin sie musste, sie blieb immer eine Vier-
Sekunde schafften wir es, dass wir noch recht-
telstunde im Auto oder sonst wo und hat sich
zeitig auf der Feststiege waren. Und in der
geschminkt. Vor der Autogrammstunde, vorm
Loge ging's dann weiter." Ein Leibwächter hielt vor der Tür Wa-
Opernball, vor den Interviews, in der Loge ... Das war echt anstrengend."
che. Sie selbst zog sich mit ihrem Begleiter in
Selbst ihre Ankunft auf dem Airport
den hinteren Teil der Loge zurück und frönte
erzeugte dadurch bereits Chaos. Anstatt aus
Grace Jones raubte ihrem
Hindernis: Er fand einen Weg. „Wh lösten
Gastgeber fast den Verstand.
das Problem so, dass Fasslabend mit seiner
Zuerst musste sie sich dauernd
blieb er dann stehen. Und die Fördschi stellte
schminken, dann wollte sie
sich für die Fotografen neben ihn hin." Später
ständig Sex.
doch einigen Ärger bekommen hatte.
Frau vor uns die Feststiege raufging und oben
erzählte der Minister, dass er wegen dieser List „Sie war eine der wenigen, deren Augen richtig geleuchtet haben", weiß Lugner über seinen Leasing-Gast, der erst gar nicht kommen wollte, wurde sie doch in britischen Medien als
dem Flugzeug auszusteigen, verschanzte sich
Miet-Herzogin „geprügelt". Doch Fergie hatte
Grace Jones fast eine halbe Stunde hinter
schon viel überstanden (man erinnere sich nur
ihrem Beautycase, um sich für ein Interview
an die Zehenlutsch-Affäre) und zudem saß sie
mit Alfons Haider (das ohnehin nicht statt-
angeblich auf einem hohen Schuldenberg.
fand, weil dieses erst später beim offiziellen
Sarah Ferguson - die übrigens völlig
Pressetermin genehmigt wurde) frisch zu ma-
ohne Leibwächter antanzte - überraschte -
chen. Währenddessen wurden ihre Koffer irr-
und besuchte vor dem großen Ereignis in der
tümlich wieder nach Brüssel zurückgeschickt.
Staatsoper noch den „kleinen Opernball" im
„Ich sah die Koffer noch am Rollfeld liegen
Rathaus. Eine spontane Zusage, denn Fergie
und bat einen vom Flughafen, das Gepäck zu
hatte bisher alles verweigert. Lugner schwitzte
holen. Und als gleich einer kam, dachte ich
ziemlich, weil weder Presse noch Veranstal-
noch: Hui, die sind schnell."
ter -
Bezirksvorsteher-Stellvertreter Heribert
Jones reagierte sauer - und musste bis
Steinbauer - informiert waren. „Ich hatte kei-
zum Abend auf ihre zehn Koffer warten. „Zum
ne Möglichkeit mehr, den Medien Bescheid
Glück war ihr Manager schon mit der Hälfte
zu geben, und jetzt hab ich halt alle zu-
des Gepäcks im Hotel Imperial."
sammengesammelt, die ich noch erwischte. Fördschi schickte ich vor und zum Chauffeur
Sarah Ferguson, 1997 Ex-Schwiegertochter von Königin Elizabeth und Herzogin von York (kolportierte Gage: 500.000 Schilling)
Weil „Fördschi" offiziell begrüßt werden wollte, rief Lugner beim britischen Botschafter an. Dieser teilte ihm jedoch mit, dass sie nach der Scheidung von Prinz Andrew kein Mitglied des Königshauses mehr sei und er dies laut Protokoll daher nicht dürfe. Außerdem zog sich der Diplomat geschickt aus der Affäre, indem er sich in den Skiurlaub vertschüsste. Nun trat Minister Werner Fasslabend auf den Plan, dem es allerdings verboten wurde, da die Herzogin kein Gast der Regierung war. Für Lugner kein
Die Herzogin von York, Sarah Ferguson, in der Lugner-Loge. Sie hatte zu dem Zeitpunkt schon ein Megaprogramm absolviert.
vom Rolls-Royce sagte ich, er soll recht langsam fahren." Lugner selbst musste nämlich noch telefonieren. Doch Steinbauer erreichte er nicht. „Mir haben S' nur lauter Leute ans Telefon gebracht, die meinten: ,1s scho guat, kommen
Sarah Ferguson vertschüsste sich kurz vor Mitternacht und eilte zum Dinner mit Niki Lauda ins Do k Co.
S' halt mit Ihrer Fergte.'" Die frohe Botschaft erreichte letztendlich den Veranstalter. Denn kaum angekommen, riss man ihm Fergie aus der Hand und führte sie zum Empfang vor dem feierlichen Einzug
ziehen konnte. Die Herzogin war übrigens erst
der Ehrengäste. „Ich ging an der Spitze des
am Tag des Balls (um 12.30 Uhr) angereist!
Ehrenzugs mit der Botschafterin von Mexiko
Und gleich nach ihrer Ankunft in die Lugner
in den Festsaal und Fördschi zuletzt mit Stein-
City zur Autogrammstunde für ihre Biografie
bauer und Bundespräsident Klestil, glaub ich.
„My Story" gedüst.
Dort standen dann Sesseln und ich fragte, wo
In nachtblauer Galliano-Robe stellte sie
ich sitzen dürfe. Vier Sitze links von Bundes-
sich um halb zehn den Fotografen (während die
präsident Klestil ist ein Sessel frei, hieß es. Was
Lugners zu Abend aßen), wühlte sich kurz vor
nicht stimmte und ich musste aufstehen."
22 Uhr mit ihrem Sponsor durch die Menge auf
Das Ganze wiederholte sich mehrfach.
der Feststiege, posierte - wie bereits erwähnt
Dann reichte es Lugner und er nahm in der
mit Minister Fasslabend -, gewährte um halb
zweiten Reihe Platz. „Vorne saß der Präsident, daneben Fergie
zwölf dem ORF in der Mittelloge ein Interview, verweigerte jegliches Tänzchen und verabschie-
und Steinbauer. Vertrieben wurde ich zwar nim-
dete sich kurz vor Mitternacht. Um zum Din-
mer, aber sie postierten einen Mann vor mich,
ner mit dem befreundeten Niki Lauda zu eilen.
damit mich die Fotografen nicht sehen. ,Sie
Zum Do & Co am Stephansplatz.
verstellen mir die Sicht. Wieso stehen Sie da?'
Dass manche britische Blätter empört
Weil das eben seine Aufgabe sei, mir die Sicht
über den Besuch Fergies waren und ihr unter-
zu nehmen. Ich sagte ihm, er solle endlich ver-
stellten, für Geld alles zu machen, dürfte die
schwinden und dann ist er auch gegangen."
Herzogin nicht zuletzt aufgrund ihrer finan-
Nach der Zeremonie stürmten alle zu
ziellen Lage ziemlich kalt gelassen haben.
Klestil, um ihn zu begrüßen. „Rundherum waren lauter Leute, die ihn abgeschirmt ha-
Raquel Welch, 1998
ben, damit ich nicht hinkomme und ihm die
Hollywood-Diva
Hand schütteln kann. Warum, weiß ich heute
(angebliche Kosten: 600.000 Schilling)
nicht mehr ... Der BundespräsidentschaftsWahlkampf, bei dem ich verschiedene Dinge
„Sie war eine Schönheit, eine von einem Meis-
über ihn gesagt hab, begann ja erst später."
ter wie Artur Worseg gestylte Person. Alles was
Die Pensionisten schlössen Fergie in ihr
sichtbar war - Gesicht und Dekollete - schien
Herz, nicht zuletzt deswegen, weil sie eine kur-
makellos glatt. Nur im Auto, wenn gefilmt
ze Begrüßung in Deutsch hielt. Darüber hinaus
wurde und man ihr sehr nahe war, sah man
schüttelte sie viele Händchen. Danach brachte
manchmal ein kleines Fältchen - durch die
Lugner Ferguson ins Hotel Imperial, damit sie
Spannung der Haut. Aber sonst, perfekt. Sie
sich fürs Abendessen bzw. den Opernball um-
gehörte auch zu jenen, die nichts dem Zufall
Auch Jörg Haider ließ sich den Besuch in der Lugner-Loge nicht entgehen, um die ehemalige Sex-Ikone Raquel Welch zu begrüßen. Und der Politiker staunte nicht schlecht.
überließen. Für die TV-Interviews im Hotel-
aber in der Loge - und turtelte mit ihrem Be-
zimmer musste extra ein Monitor am Boden
gleiter. Armer Lugner, schon wieder ein Korb.
aufgestellt werden, damit sie sich selbst sehen
Sie wollte angeblich nicht, dass man ihr auf
konnte. Und alle Scheinwerfer mussten mit
die Schleppe steigt.
zwei Lagen Styropor verdeckt sein, damit sie
„1001 Nacht" lautete das Motto des
bestens ausgeleuchtet war, keine Schatten ent-
4 2 . Opernballs, der auch Lady Raine Spen-
standen oder irgendein Fältchen sichtbar wur-
cer - Stiefmutter der verunglückten Prinzessin
de. Raquel Welch war äußerst strikt. Keine
Diana - nach Wien lockte - was fast ein we-
Ausnahmen."
nig unterging. Wie vieles andere auch, denn
Welch wurde auch dem Ruf einer Diva
alle wollten Raquel aus der Nähe sehen. Und:
gerecht: Sie reiste (übrigens bereits drei Tage
Selbst größte Giftschlangen mussten gestehen:
früher) mit eigener Kammerzofe, 17 Schrank-
Sie sah gnadenlos umwerfend aus (die Autorin
koffern - 3 0 0 Kilo Gepäck (um sich dann
dieses Buches beäugte sie selbst!).
für eine Robe des New Yorker Designers Fer-
Als sie von Mausi Lugner aufs stille Ört-
nando Sänchez zu entscheiden) - und ihrem
chen begleitet wurde, bedrängten sie Reporter
Lover Richard Palmer an. Während sie in der
und Fotografen dermaßen, dass sie hinterher
Lugner City noch verkündete, auf dem Ball
die Loge nicht mehr verlassen wollte. Kurz nach
ihr Tanzbein zu schwingen, blieb sie dann
Mitternacht floh die ehemalige Sex-Ikone -
Oh, what a Faye! Dunaway dachte zuerst, sie besuche eine Opernaufführung.
Faye Dunaway, 1999 Oscar-Preisträgerin (kolportierte Gage: 600.000 Schilling)
„Wer ist Richard Lugner? Ich kenne ihn nicht. Alles wurde über meine Agentur ICM in die Wege geleitet", so Faye Dunaway im Interview mit Evie Sullivan für News (Ausgabe 5/99). Und dann fragte sie noch, welche Oper an dem Abend gesungen würde. Sie wollte sich nämlich für ihren neuen Film vorbereiten. Oje. Für Mörtels war's ein schwieriger Auftritt, denn Porno-Queen Dolly Buster versuchte, die Show zu stehlen. Und mit ihrem Monsterausschnitt
-
während
die
Holly-
wood-Aktrice im züchtigen SeidenduchesseOutfit samt Cartier-Gehänge glänzte - gelang ihr das auch. Jedoch nur zum Teil. Denn der An der Seite von Faye Dunaway blühte Lugner richtig auf (siehe auch Kapitel Promi-Statements, in dem „Seitenblicke"-Reporter Christian Reichhold eine sehr amüsante Anekdote zu erzählen weiß).
Herr Ingenieur holte noch ein Ass aus dem Ärmel:
Herzchirurgen Christiaan Barnard.
Na, wer sagt's denn!? Und spätestens als Lugner mit seinem Star-Gast übers Parkett fegte, galt alles Interes-
nach TV-Interviews und Begrüßung durch
se diesem Paar. Denn die 58-Jährige - ob tat-
Kanzler Viktor Klima - raus aus der Oper.
sächlich oder gespielt - versprühte Lebenslust
Obwohl sie nie zu den herausragendsten
pur. Und schien das Gehopse zu genießen. Sie
Schauspielerinnen Hollywoods gehörte und
lachte ausgelassen und ließ sich vom Bauherrn
damals bereits 57 war - es gab so gut wie kei-
quasi herumwirbeln, dass es eine Freud war.
nen Opernball-Medienbericht, in dem nicht
Dass er kurz daran gedacht hatte, Clinton-Ver-
ein Foto von ihr abgebildet war. An der Seite
hängnis Monica Lewinsky als „Ball-Aufputz"
des
Möchtegern-Bundespräsidenten
Lugner
einzuladen, muss ihm in diesem Moment wie
(der stellte sich bekanntlich im selben Jahr
ein schlechter Scherz vorgekommen sein. Nie
dem Wahlkamp f).
zuvor wirkte Mörtel seliger.
allem mit Naddel, denn Bisset schien ziem-
Jacqueline Bisset und
lich erschöpft.
Nadja Abd El Farrag, 2000
„Sie war auch total kaputt, weil sie die
Aktrice, „peep"-Moderatorin
ganze Nacht im Flieger saß und gleich vom
(kolportierte Gage für beide: 700.000 Schilling)
Flughafen zur Autogrammstunde in die City musste. Naddel war jedenfalls lustiger drauf."
Ein schlimmes Jahr für Mörtel, dem aufgrund
Sein erster und einziger Star-Gast aus Deutsch-
der FPÖ-ÖVP-Regierungsbildung seine Lea-
land begleitete ihn auch noch nach dem Ball in
sing-Stars
nahezu
scharenweise
davonlie-
fen. Claudia Cardmale sagte genauso ab wie Catherine Deneuve. Auch Jacqueline Bisset zierte sich bis zuletzt, kehrte mehrmals um,
die Hummerbar, wo Lugners Leidenschaft für Austern mit Ketchup „aufgedeckt" wurde. Eine „Köstlichkeit", die der Baumeister übrigens in Amerika kennenlernte.
kam aber dann doch. „Sie war schon am Flughafen und auf einmal hieß es wieder, nein, sie
Farrah Fawcett, 2001
will doch nicht. Wirklich nervenzerfetzend."
(kolportierte Gage: 500.000 Schilling)
Um auf Nummer sicher zu gehen, holte
US-Aktrice
Lugner „peep"-Moderatorin Nadja Abd El Farrag alias Naddel, die sich sofort bereit erklärte
Der Ex-„Charly-Engel" (der kurzfristig wegen
und von einigen Medien gar als Opernball-
privater Probleme den Ball sausen lassen woll-
Boykott-Brecherin tituliert wurde.
te) beehrte schlussendlich doch Wien - samt
„Ich fragte auch Dieter Bohlen, ob er mit-
16-jährigem Sohn, der Lugner enervierte.
kommt, aber der wollte Geld und als ich ab-
Der Bursche - gerade in einem schwierigen
lehnte, meinte er: ,Dann können S' die Naddel
Alter und angeblich mit argen Problemen
für sich alleine haben.' Auch gut."
(u.a. Drogen) kämpfend - ließ sich trotz Kin-
In diesem Jahr stach ihm ebenso Verona
dermädchen und Leibwächter nicht bändigen.
Feldbusch ins Auge. „Sie war' eh gekommen,
Heimlich schlich er ohne Karte in die Oper
aber sie drehte grad eine Spinat-Werbung und
und stand plötzlich in der Loge. „Es war dann
hatte daher keine Zeit." Jedenfalls stand Mörtel auf einmal mit zwei Star-Gästen da, denn in letzter Sekunde tauchte doch noch Bisset auf. „Die Agentur setzte sie unter Druck und sie hätte sonst alles zurückzahlen müssen - plus Schadenersatz, und dann setzte sie sich halt ins Flugzeug." Lugner
holte
sich
Verstärkung
und
lud Musical-Feschak Mark Janicello als Begleiter für den Leinwand-Star. Dieses Mal musste sich der Ballkönig mit seinen MietStars - aufgrund der Massendemonstrationen am Ring - durch einen Seiteneingang in die Staatsoper drängen. Der Abend gestaltete sich einigermaßen nach Mörtels Gusto: stundenlanges Blitzlichtgewitter und massenweise Interviews - vor
Zuerst sagte sie ab, dann zu, dann wieder ab und letztendlich stand Richie Rieh mit zwei Damen da: Jacqueline Bisset (I.) und „peep"Moderatorin Naddel alias Nadja Abd El Farrag.
Oje. So klein und schon ein Star: Mit gestrecktem Kopf schielte Fawcett über die Brüstung der Loge, und weil der Herr Baumeister ein Gentleman ist, bekam er in der zweiten Reihe auch nur einen Teil der Eröffnung mit.
eh alles okay, aber g'schwitzt hob ich schon
folgten die meisten Pressevertreter bereits die
ein bissl." Als „Dank" verdrückte sich dann
feierliche Eröffnung des Balls.
Fawcett für längere Zeit auf die Damentoilette,
Sie selbst wäre eh sehr nett gewesen -
bevor sie mit Mörtel walzte. Vom Ball zeigte
abgesehen davon, dass sie mehrmals aufs stille
sich selbst der Ex-Serien-Engel begeistert, von
Örtchen verschwand und mit Pünktlichkeit so
Lugners Tanzkünsten weniger. Sie müsse füh-
gut wie nichts am Hut hatte. Ihr Manager Marc
ren, verriet sie so ganz nebenbei.
Burg brachte Lugner allerdings fast zum Ver-
Zumindest auf dem Parkett genoss Lug-
zweifeln, denn er entpuppte sich als äußerst
ner die ganze Medienaufmerksamkeit, die ihm
kompliziert, ließ Autogrammjäger im Hotel
auf der Feststiege nicht ganz beschieden war.
•verjagen, beklagte sich über drängelnde Foto-
Denn Madame musste die Nackenträger ihres
grafen, soll einigen sogar die Kameras aus den
Kleides noch mittels Sicherheitsnadeln befesti-
Händen gerissen haben - und verlangte für
gen - und als sie damit endlich fertig war, ver-
jeden öffentlichen Auftritt zusätzlich Geld. Ein
Cocktailempfang vor dem Ball wurde aus die-
und meinte, ich soll sie mal besuchen. Bisher
sem Grund auch abgesagt. Bei einem .RTL-
hab ich noch nicht angerufen, aber ich kann's
Interview hielt er seine Hand vor das Objek-
ja immer noch machen. Sofern ich die Num-
tiv. „Er wollte einfach ein Zusatzhonorar von
mer wiederfinde."
150.000 Schilling, das ich ihm auch gezahlt habe. Dadurch sind seine Begehrungsneurosen
Pamela Anderson, 2003
aber noch größer geworden. Auch beim Tan-
Ex-„Baywatch"-Star und Model
zen meinte er, wir sollen jetzt aufhören", so Lugner im „News"-Interview (Ausgabe 09/01).
Die
amerikanische
Rettungsschwimmerin
sorgte für mächtiges Rauschen im Blätterwald.
Claudia Cardinale, 2002
„Ich würde sagen, sie ist - nach Paris Hilton -
Aktrice (angebliche Gage: 36.000 Euro)
die Nummer 2, was den Medienwirbel anbelangt. Denn auch ihre PR-Arbeit war perfekt.
An sie erinnert sich Mörtel gern, weil sie ein
Die Bämäla erreichte, dass vier Wochen vorm
äußerst problemloser, fast bescheidener Gast
Ball in allen wichtigen Zeitschriften Artikel
war, der meinte: „Ich mache, was Sie vorschla-
platziert waren und kurz davor liefen im
gen." Und außerdem eine Ikone seiner Jugend.
Fernsehen von ihr Filme. Das war sicher kein
Über ihre kleinen „Macken" sah man gern hin-
Zufall, sondern professionelle Medienarbeit."
weg: Zum einen war sie Kettenraucherin (die
Zuerst hieß es, dass der US-Serien-Star
sich auch während der Autogrammstunde in
nur von Dan Mathews begleitet wird. Lugner
der Lugner City blauen Dunst gönnte), zum
wusste nicht viel über den PETA-Vizepräsi-
anderen Diätmeisterin (ab 14 Uhr aß sie für
denten und erkundigte sich bei Freund und
gewöhnlich nichts mehr) und Langschläferin.
Pelzzar Ferry Mossboek. „Der meinte, du der
„Ihr Kommen war sozusagen eine Entschä-
is sicher harmlos. Also rief ich Robert Liska
digung für ihre Absage zwei Jahre vorher. Wegen
an und der hat gleich g'sagt: ,Sind Sie wahn-
dem Haider." Am Abend ihrer Ankunft wurde
sinnig, Herr Lugner, der hat in Mailand tote
die Schauspielerin mit Abendessen samt Zigeu-
Hasen auf die Damen in Pelz geschmissen.'"
nermusik - „Teufelsgeiger" Gergely Szücs spielte
Da läuteten bei Mörtel zumindest ein wenig
auf - überrascht. In kleinem Rahmen in ihrer Suite im Hilton. Selbstverständlich der größten, die das Haus zu bieten hatte. Und sie war die Einzige, die diese private Einladung dankend annahm. „Sie ist zerflossen, so gut gefiel ihr die Musik. Und sie klatschte mit und freute sich. Diesen Abend werde ich nie vergessen." Auch der Opernball selbst verlief beängstigend problemlos. Cardinale winkte auf der Stiege ausgelassen den Fotografen zu, zupfte
ungeniert
am
Armani-Bustierkleid,
versprühte italienisches Temperament und fegte letztendlich auch noch mit ihrem Gastgeber übers Parkett. „Cardinale fühlte sich so wohl, dass sie mir sogar ihre Telefonnummer in Paris gab
Problemlos charmant: La Cardinale fand ihren Gastgeber so sympathisch, dass sie ihm sogar ihre Telefonnummer aufschrieb.
Ein ganzer Tross begleitete Pamela Anderson. Und dann trabte auch noch Herzbubi Sc Schwiegermutterschreck Kid Rock an!
schierten - obwohl von Lugner bestens instruiert - durch die falsche Tür in die Staatsoper. „Wir sind rechts vom Haupteingang rein und mussten uns durch die Menschenmasse drängen. Und dort stand ein mir persönlich sehr bekannter Herr und der schimpfte auf mich los, das können Sie sich nicht vorstellen. Und was stand am nächsten Tag in den Zeitungen? Der Kid Rock hat allen Fotografen die Kameras aus der Hand gehauen, was gar nicht stimmte." Pams Leibwächter lieferten noch ein Meisterstückerl, denn sie ließen u. a. nicht mal Vizekanzlerin Susanne Riess-Passer in die
die Alarmglockerln. „Bei der Pressekonferenz
Loge - weil sie sie nicht erkannten.
war er sehr glücklich und nett, aber auf ein-
Die Sex-Ikone fühlte sich jedenfalls wohl,
mal wollte er 20 Karten. Der will sicher Leute
bestaunte das Geschehen von oben, während
einschleußen, damit die tote Viecher durch
ihr Kid fleißig Bier in sich hineinkippte und
die Gegend schleudern, hab ich mir sofort ge-
einem der Lugner-Söhne erzählte, dass er mit
dacht." Woraufhin Mörtel bei Opernball-Lady
seiner Musik mehr verdiene als Pam mit ihren
Elisabeth Gürtler anrief und sie warnte. „Er
Filmen.
hatte dann aber eh keine Karte."
„Am nächsten Tag besuchte ich sie dann
Doch Pam Anderson sollte noch für Über-
im Hotel. Sie saß im Türkensitz und war völlig
raschungen sorgen. Am Tag vor dem großen
ungeschminkt. Eine schöne Frau, ja, aber man
Ereignis hieß es nämlich plötzlich, dass auch
merkte den Unterschied." Anscheinend so ge-
Kid Rock käme. Zusätzlich zu ihrem Tross,
waltig, dass Lugner heute noch davon spricht.
der ohnehin schon aus Schneiderin, Sekretärin, Bodyguards und Schminkmeister bestand.
Andie MacDowell, 2004
Noch zu erwähnen: Die sexy Maid jettete mit
Hollywood-Star (kolportierte Gage: 70.000 Euro)
acht (!) Roben im Gepäck an, für die sie ein Extrazimmer forderte, um sie dort großzügig auflegen zu können.
Was wäre ein Opernball ohne Eklats im Vorfeld? Diesmal allerdings war es weniger der
„Und kaum war er da, hatte sie für nix
„sehr seriöse" (böse Zungen meinten, sie wäre
mehr Zeit, weil sie ihn ja schon so lange nim-
zu brav gewesen) Star-Gast, der für Wirbel
mer gesehen hatte." Zum Abendessen bzw. zur
sorgte, sondern Prinz Frederic von Anhalt,
Pressekonferenz im Grand Hotel erschien die
Ehemann von- Zsa Zsa Gabor, dem es unter
Silikon-Beauty zwar, aber als ihr der Busen aus
anderem sauer aufstieß, dass Lugner ihm
dem viel zu engen Kleid hüpfte, musste die
einen Logenplatz verwehrte. Der Playboy-Prinz
Badenixe wieder rauf in ihre Suite. Wo zufällig
kündigte daraufhin an, ihm mit Paris Hilton
auch ihr Skandal-Rocker wartete. „Der Platz
(Gattin Zsa Zsa sei einst mit deren Urgroßvater
rechts neben mir war leer ... Die Sehnsucht
Conrad Hilton verheiratet gewesen und daher
packte sie halt."
kenne er sie sehr gut) die Show zu stehlen.
Einigermaßen
pünktlich
trudelte
die
Und was meinte der Herr Baumeister damals
Truppe bei der Oper ein - und dort gab's wie-
keck? Das sei doch nur ein Partyluder, das ein
der ein kleines Malheur. Die Leibwächter mar-
Pornovideo gedreht habe. MacDowell hinge -
Kurz reagierte die Aktrice etwas verschnupft, weil der Herr Ingenieur zu offenherzig ihre „naturbelassene" Oberweite erwähnte.
riesig auf das Ballereignis des Jahres. Gemeinsam mit ihrer Schwester Julia gondelte sie bereits drei Tage früher durch Wien (um sich Schönbrunn und die Spanische Hofreitschule in Ruhe anzusehen) - ohne dass die Presse davon Wind bekam. „Wir haben sie Sonntag am Flughafen abgeholt und gemeinsam im Grand Hotel zu Abend gegessen. Japanisch. Jedenfalls wollte sie sich in aller Ruhe Wien anschauen. Natürlich rief ich den Chauffeur regelmäßig an, um zu erfahren, ob eh alles in Ordnung sei und was sie gerade mache." Sogar das Chorherrenstift in Klosterneuburg ließ sich die Schauspielerin von Prälat Bernhard Backovsky zeigen. „Wann wird man schon wie eine Königin behandelt", freute sich Andie MacDowell (I.) - und Lugner lief zur Höchstform auf.
Eine Tageszeitung erfuhr zufällig davon und stellte die Geschichte online. „Die Tauzher hat's rausgefunden und dann war die Schnegdar böse, weil sie glaubte, ich hätte es verraten.
gen habe Stil und Klasse. Der Skandal blieb
Aber ich hab noch nie was vor der Pressekon-
damals aus, Paris kam nicht, sondern bekannt-
ferenz gesagt. Niemandem."
lich erst drei Jahre später - als Lugners Gast. Meinungen lassen sich eben ändern, gell!? Dass die Aktrice kurz verschnupft war,
Jedenfalls stellte sich die HollywoodAktrice am Donnerstag der Presse und strahlte scheinbar wirklich selig: „Das ist ein Erlebnis,
weil der Gastgeber zu offen ihre „naturbelasse-
das man nur einmal im Leben hat - wann wird
ne Oberweite" erwähnte, vergaß die Leinwand-
man schon behandelt wie eine Königin." Und
schönheit offensichtlich ganz schnell wieder.
spätestens bei der Autogrammstunde muss-
Selbst Kritiken rund um seinen Konkurs
te man sie lieben. Denn MacDowell schwang
im Vorjahr wusste Lugner auszubügeln. Der
für ein paar Minuten ausgelassen-fröhlich als
Gast würde aus dem Werbeetat der Lugner
Dirigentin der Deutschmeister-Kapelle
City gesponsert werden.
Taktstock.
Jedenfalls entpuppte sich Andie Mac-
den
Auch der Abend verlief reibungslos.
Dowell auch als eine der liebenswertesten
MacDowell verzichtete zwar aufs gemeinsame
„Ballspenden", denn sie zickte nicht herum,
Abendessen, weil sie abends generell nichts
stellte keine Sonderansprüche und freute sich
isst, erfüllte aber sonst den Vertrag - posier-
Christina mit ihrer Mutter Martha Haidinger ([.), Mörtel und sein eigensinnigster Fang: Ex-Spice-Girl Geri Halliwell, die bei diesem Foto nahezu verzückt dreinschaute - um kurz darauf für längere Zeit auf der Toilette unterzutauchen. „Kaum sah sie Fotografen, versteckte sie sich."
te beim Shooting im Grand Hotel, schwebte
generell nicht. „Man kann net wen einladen
über die Feststiege, knipste die Eröffnung des
und daun schimpfen." Nur über die Manage-
Staatsgewalzes für ihr Familienalbum, talkte
rin weiß er einiges zu berichten. Die erwähn-
mit Vizekanzler Hubert Gorbach, gab Inter-
te nämlich in einem fort, dass Geri Halliwell
views und tanzte noch mit ihrem Sponsor.
als ehemaliges Spiee Girl schon so berühmt
Geri Halliwell, 2005
brauche.
sei und daher keine Werbung oder Interviews Ex-Spice-Girl
Die Sängerin wohnte im Imperial, wo auch - wie immer vor dem Opernball - di-
Ganz unscheinbar schaute sie aus, als Lugner
niert wurde. „Ich weiß noch, dass die Gärri
das Ex-Spice-Girl in Schwechat abholte. Um
durch die Küche kam und sich hinter einer
endlich mal „was Jüngeres" zum Ball zu brin-
Säule versteckte, weil ein paar Reporter dabei
gen. Nur einen kleinen Trolley hatte sie dabei,
waren. Erst wenn die verschwinden, würde
sonst nix. Dass sie die ganze Zeit Faxen machte
sie zum Tisch kommen, richtete mir die Ma-
und eher widerwillig ihre Auftritte absolvierte,
nagerin aus." Man kam der Bitte nach und
daran will sich Mörtel nicht erinnern. Denn:
weil sie sich so prächtig amüsierte, zeich-
Über die Qualität seiner Gäste äußere er sich
nete Halliwell auch den ganzen Abend lang.
„Sie hot Büdeln g'mocht von mir und meiner
Carmen Electra, 2006
Frau. Irgendwo hob i de sicher nu, aber fin-
Ex-„Baywatch"-Beauty
den werde i sie nimmer ... Sie war eigentlich recht nett und hat auch geredet, aber sobald
„Eine ganz Brave, völlig problemlos, wunder-
Kameras auftauchten, war's aus. Meistens hat
schön und sehr nett. Sie war ja schon einmal
sie sich versteckt."
als Gast geplant, weil sie allerdings ein wenig
Auch auf der Toilette. Nicht einmal die
freizügiger war, wollte ich sie dann doch nicht.
Leibwächter bemerkten es, als die Blondine aus
Aber Jeannee meinte immer: ,Brmgen S' einmal
der Loge schlich, um sich - wie Lugner meint -
Jüngere, wir wollen frisches Blut.' Daraufhin
frisch zu machen fürs Interview in der Mittel-
hab ich dann halt junge Damen geholt." Doch
loge. „Ursprünglich war halb zwölf ausgemacht,
das Busenwunder bereitete dem Gastgeber
aber der ORF bat mich, schon kurz nach elf zu
gleich Wochen vor ihrem Auftritt Ärger, denn
kommen. Was aber die Halliwell net wusste."
sie wusste nichts Besseres, als ihren Opernball-
Jedenfalls wartete Mörtel vor der Damentoilet-
Besuch auf ihrer Homepage kundzutun. Aber
te - vergebens. Als er sie dann endlich zu fassen
damit nicht genug: Die ehemalige Badenixe
kriegte, war's zu spät - das Interview war ge-
zierte sich auf einmal, weil unser Richie in US-
platzt. Das war die Sternstunde von ATY denn
Medien als Playboy tituliert wurde. Erst eine
das Team verharrte geduldig vor Lugners Loge
eidesstattliche
und wurde Zeuge eines Eklats: ein lautstarker
Georg Zanger) beruhigte - ausgerechnet jene
Streit mit Jeannine Schiller, die mit Hormon-
Frau, die im Männermagazin „Loaded" verriet,
spezialist Peter Frigo die Loge beehrte. Worauf
alle acht Sekunden an Sex zu denken.
Erklärung
(von
Top-Anwalt
Lugner ausrastete - und den beiden nicht gera-
Am Dienstagabend landete die Bademaus
de höflich mitteilte, dass bei ihm kein Platz sei.
dann doch, verwehrte Lugner aber ein Treffen.
„Die wollte unbedingt rein, wir war'n aber
Em Chauffeur brachte sie ins Grand Hotel, wo
voll. Früher ist die Schiller erst um halb zwölf
sie verschwand.
kommen oder überhaupt erst, wenn die Stars
Doch es sollte noch einige Aufregungen
weg waren. Und dann, sie popscht sich immer
rund um die zierliche Göttin geben. Bei der
neben mei Frau, will fotografiert werden usw.
Ankunft in der Staatsoper sorgte Lugner für
So sehr ich sie sonst liebe, aber am Opernball
einen Tumult auf der Feststiege. Da ihm nach
geht des net, schon gar net bei der Eröffnung.
eigenen Angaben der Weg über die Haupt-
Ich kenn ja genügend namhafte Leute, die
stiege nicht rechtzeitig freigegeben worden
ihren Mantel bei mir reinhängen wollen, aber
war, huschte er mit seinem Gaststar Carmen
ich bin ja keine Garderobe. Und wenn wir
Electra durch einen Hintereingang in die
Gäste haben, darf auch niemand rein. Meine
Oper. Er tauchte genau in dem Moment vorm
Frau muss sich um den Gast kümmern, aber
Eingang zur Mittelloge auf der Stiege auf, als
net um die Schiller. Ich hab ja genügend zu
auch Bundespräsident Heinz Fischer eintraf.
tun, mit all den Reportern usw."
Die verwirrten Fotografen wussten nicht, wen
Als Geri Halliwell den Ball verließ, sprang
sie zuerst ablichten sollten, und daher folgten
sie in die Limousine und während sich Lugner
tumultartige Szenen. Staatsoperndirektor Ioan
noch von ihr verabschieden wollte, knallte die
Holender beendete schlussendlich das Chaos.
Britin die Autotür zu - um wenig später ihre
„Mozart ist mein Lieblingskomponist",
Hände über ihrem Gesicht zusammenzuschla-
flötete Carmen, die auf dem Opernball das
gen. Dass sie dabei fast Mörtel eingezwickt
Tanzparkett mied wie der Teufel das Weih-
hätte, kriegte die „Lady" gar nicht mit.
wasser. Weil ihr Kleid eben zu lang sei. Dafür
Carmen machte ein bissi Ärger: Erst verriet sie den OpernballBesuch auf ihrer Homepage, dann wollte sie eine eidesstattliche Erklärung und zuletzt gab es für Mörtel noch einen Korb. amüsierte sie sich bestens mit ihrem Char-
Auch die Idee mit den Spalier stehenden
ter-Boss Lugner, der auch noch einen weite-
Gardesoldaten ging etwas in die Hose. „Bei
ren Gast in seiner Loge „beherbergte": Said
einer Weihnachtsgala lernte ich den Vizeleut-
Gaddafi, den Sohn des libyschen Staatschefs,
nant der Fasangarten-Kaserne kennen und den
mit dem die US-Aktrice auf gar keinen Fall
rief ich an. Da wir aber viel zu spät ins Kino
abgelichtet werden wollte. „Ich musste den
kamen, gab's mittlerweile schon ein ordentli-
ganzen Abend aufpassen, dass es zu keinem
ches Durcheinander. Von Spalierstehen keine
gemeinsamen Foto kam." Der Skandal blieb
Rede mehr. Jedenfalls freute sich Carmen über
zum Glück aus. Als die sexy Carmen tags darauf in der Lugner Kino City ihren neuesten Film - „Im
so viele junge Männer, die sich alle freiwillig gemeldet hatten." Und wer hätte das gedacht:
Carmen
Dutzend billiger 2" promoten wollte, schien
Electra gehörte zu den wenigen Star-Gästen,
das Medieninteresse schon ziemlich abge-
die aus dem Hotel auscheckten und alle Extras
schwächt. „Das war nix mehr. Drei Tage ist zu
selbst bezahlten. Hut ab, diese gute Kinderstu-
lange. Es interessierte niemanden mehr. "
be hätten ihr wohl viele nicht zugetraut.
„Please, lovely Carmen Electra, nur einen einzigen Walzer." „Aber Richard, you know, ich darf auf keinen Fall schwitzen und außerdem bin ich ja eine Bade-, aber keine Tanzmaus." Oder so ähnlich könnte der Dialog gelautet haben.
Paris Hilten, 2007 Hotelerbin und Party-Prinzessin
Ob Mörtel mit einem Star-Gast noch je so einen Wirbel erzeugt, ist fraglich. Das Skandal-Girlie war jedenfalls sein Geld wert. 750 (nur in Öster-
Ein ganzes Stockwerk im Hilton reichte nicht aus, um das Party-Girl samt Entourage unterzubringen.
reich erschienene!) Medienberichte brachte ihm Party-Girl Paris Hilton - und sogar laut Freunden Erwähnungen in indischen und chinesischen Medien. Und das tagelang. Denn als ab
Paris Hilton waren vorerst nur eine Suite und
Mitte Jänner erste Gerüchte auftauchten, die
drei Extrazimmer vorgesehen, dann reichte
Hotelerbin könnte Lugner zum Opernball be-
nicht mal mehr ein ganzes Stockwerk für all
gleiten, sorgte sie täglich für Schlagzeilen. Dann
die Bodyguards, ihren persönlichen Manager,
bestätigte der Zement-King Paris als diesjähri-
die PR-Berater, die Eltern usw.
gen Opernball-Gast, wenig später wirbelte der Werbevertrag für Dosen-Prosecco Staub auf.
Allein die Gästeliste beim Abendessen umfasste 14 Personen. „So viele hatten wir nie."
Dazwischen lehnte die Hotelerbin ein
Doch dank Paris lernte Mörtel auch das
Angebot einer Künstlergruppe ab, ihren Po als
Wiener Nachtleben von einer anderen Seite
Kunstwerk eingipsen zu lassen. Und natürlich
kennen. Günther Aloys, der Paris erstmals nach
kam wieder mal ein Sexvideo zum Vorschein -
Österreich geholt hatte, lud ihn am Abend vor
aus einem angeblich vergessenen Umzugskar-
dem Opernball zur Welcome-Party ins „Mot-
ton. Oder warens Aktfotos? Egal, jedenfalls
to". Zuerst wollte man ihn nicht hineinlassen,
verging kein Tag ohne die nötige Dosis Paris
dann musste er zwei Stunden warten, weil das
Hilton, die dann auch noch mit abgelaufenem
Party-Girl anstatt um elf erst um eins aufkreuz-
Pass nach Europa reiste. Ob man wollte oder
te, und dazwischen erlebte Lugner allerhand.
nicht: An ihr kam keiner vorbei. Weder in
„Zuerst hab ich in dem Gedränge mein Handy
Buxtehude noch in Mailand.
mit allen Telefonnummern verloren und dann
Kein Wunder also, dass selbst ein routi-
kamen am Klo aus einer Toilette gleich zwei
nierter Leasing-Star-Experte wie Richie Lugner
Männer raus. Da hab ich schön g'schaut." Um
bei der blonden Hotelerbin ordentlich ins Tru-
halb zwei schlich sich Lugner nach Hause, leg-
deln kam. Und neben ihr fast wie ein Anfänger
te sich ins Bett und hoffte, fit für die Nacht
wirkte. Denn das Glamour-Girl - übrigens auf
aller Nächte zu sein.
Wunsch von Lugners Tochter Jacqueline einge-
Alles
bisher
Dagewesene
wurde
am
laden - zeigte dem Herrn Inschenör nicht nur,
15. Februar 2007 ab 21.45 Uhr mit Eintreffen
was geniale Publicity ist, sondern auch, wie ein
Lugners und seines Star-Gasts in den Schatten
wirkliches Luxusweibchen lebt. Allein die Ex-
gestellt. Keine TV-Kamera und kein Fotograf
tras der Hotelrechnung betrugen 14.000 Euro.
konnte diesen beängstigenden Ansturm so fest-
Shopping in den Ringstrassen Galerien, bei
halten, wie er tatsächlich über die Bühne ging.
Humanic, Zimmerservice, Minibar und, und,
Es sprengte jeden Rahmen, denn nicht nur die
und - all das zahlte der Gastgeber. Zumindest
Presseleute stürzten auf Hilton los, auch „nor-
die Hälfte. Den Rest übernahm Günther Aloys,
male" Ballgäste drängten sich extrem an sie her-
Ischgl-Hotelier und Rich-Prosecco-Produzent.
an. Vielleicht um einmal eine millionenschwere
Von den vielen sonstigen Zusatzkosten
Skandal-Ikone zu berühren, sie anzusprechen
ganz zu schweigen. Denn für den Besuch von
oder mit ihr aufs Foto zu kommen. Was immer
Ausnahmslos „glückselige" Gesichterln: Mama Kathy Hilton quatschte mit Mausi, während Party-Prinzessin Paris Hilton offensichtlich sehr begeistert die Eröffnungszeremonie verfolgte - und Lugner eine SMS las.
diese Hysterie auch auslöste, es war jedenfalls
ein Riesengedränge war und die Gänge bei den
katastrophal. Kollegen wurden von Leibwäch-
Logen sind ja nicht breit. Nur zum Bundesprä-
tern an die Wand gedrückt bzw. von Schaulus-
sidenten hamma's g'schafft."
tigen fast niedergetrampelt, Fotografen hatten
Doch Miss Hilton hatte in Wien nicht nur
Mühe, brauchbare Bilder zu schießen, und mir
Fans. Bei der Autogrammstunde in der Lugner
selbst wurde die kleine Schleppe meines Rocks
City prasselten am Nachmittag Plastikbecher,
förmlich runtergetreten.
Flugzettel (von Abtreibungsgegnern) und Ziga-
Auch Lugner selbst bekam einiges zu
rettenschachteln auf sie nieder. „So arg war's
spüren. Zum einen war es unmöglich, die
gar nicht, aber die Signierstunde wurde ab-
Feststiege
gebrochen." Und Paris mit Bodyguards samt
hinaufzuschreiten,
zum
anderen
die Loge zu verlassen. „Direktor Holender hatte wieder einmal
aufgespannten Regenschirmen in Sicherheit gebracht.
schon vor meinem Eintreffen die Stiege frei-
Sein bisher erfolgreichster Opernball:
gegeben und daher war kein Weiterkommen
Denn mit 7 5 0 Artikeln nur in österreichischen
möglich. Ich ging drei Meter vor Bärris, hab
Druckmedien
dann oben auf sie gewartet und erst kurz vor
tung entzieht sich bedauerlicherweise Lugners
der Eröffnung waren wir in der Loge. Und dort
„Beobachtungsdiensten", für die er ohnehin
(die weltweite
Berichterstat-
ging's so arg weiter. Darum war mein Geheim-
keinen Platz mehr in seinem Pressearchiv hät-
plan für den Besuch bei US-Botschafterin Su-
te) stellte Paris Hilton alles bisher Dagewesene
san McCaw, durch die Mittelloge zu gehen und
in den Schatten. Auf Platz 2 der Medienecho-
so die Presse abzuhängen. Was funktioniert
Hitliste landete Pamela Anderson, dicht gefolgt
hätte, aber wir kamen nicht weit, weil überall
von Grande Dame Sophia Loren.
Ein Bild aus vergangenen Tagen. Mörtel busselte sein Mausi, das 1999 in goldener Robe blendete. „Das Kleid von Sophia Loren gefiel ihr so gut, dass sie einige Jahre später ein ähnliches anfertigen ließ."
Zum einen bedeutet der Opernball alljährlich Stress pur, zum anderen steht dieser Abend ganz im Zeichen von Richard Lugner, der nach 17 Star-Gästen noch lange nicht ans Aufhören denkt.
„Eine wirkliche Dame", schwärmt Lugner noch heute. Filmdiva Sophia Loren schnupperte allerdings nicht an seinem Finger, sondern wurde einfach „Opfer" eines witzigen Schnappschusses.
Na, da schau her! Richie Rieh herzte Pamela Anderson zärtlich und mit geschlossenen Augen. Und der kalifornischen Sexgöttin schien es richtig zu gefallen ...
Mit Paris Hilton erreichte er einen rekordverdächtigen Medienrummel. Sein Lieblingsgast bleibt aber die italienische Filmdiva Sophia Loren.
Ein Herz und eine Seele, oder?! Für Richard Lugner begann sich alles zu drehen, als er mit dem Serien-Engel Farrah Fawcett walzte. Und für sie anscheinend auch.
Ihr Gebiss wirkte doch bedrohlich: Grace Jones samt Lover und den Lugners (oben). Ja, so stellte man sich eine Herzogin vor: unnahbar und hoch erhobenen Hauptes.
Lugner als Sportskanone Mit sechs stand Richie erstmals auf Brettln und lernte auf der Pötzleinsdorfer Höhe Ski fahren. Eine Leidenschaft, die bis heute anhält. „Ich war auch nur mit skifahrenden Frauen verheiratet."
Rank und schlank mit 20. An Wettrennen nimmt er heute eher seltener teil.
Pistenzauber anno dazumal. Mit Karohemd und loser Hose 1955 im Salzburger Land.
Kaum war er geschieden, startete ATV einen Aufruf: „Begleitung nach Sri Lanka gesucht." Und diese zwei Beautys • Verena und Alexandra - suchte sich Mörtel aus 600 (!) Kandidatinnen aus. Dass vor Ort nicht alles nach Lugners Vorstellungen verlief, war eine andere Geschichte. August 2007.
Ganz oben: Jetski-Fahrt mit Tochter Jacqueline während der ATV-Dreharbeiten auf Sri Lanka Oben: „Früher konnte ich auch mit einem Monoski fahren, aber das traue ich mich nicht mehr. Ich bin eher eine Land-, denn eine Wasserratte."
Rechts: Na, bumm: Beim Tretboot-Rennen in Bad Radkersburg hängte Richard sein Mausi ganz schön ab.
Nicht dicke, aber dafür umso dünnere Luft: Die Dreharbeiten für die ATV-Doku-Soap entführten die Lugners auch in eisig kalte Regionen. Mörtel mit Jacky und Christina und sicheren Helmen hoch oben auf dem Berg.
Eislaufen mit Christina und Jacky. Na, zumindest hatten die drei Lugners eine Mordshetz.
Hui! Benefiz-Rennen auf dem Semmering. „Schnell war ich nicht, aber dafür sicher im Ziel."
„Da hab ich ja einen dicken Bauch! Müssen wir das Foto nehmen?! Na gut. Aber schön ist es nicht."
Wieder mal als Benefiz-Beachvolleyballer. „Es war lustig, aber bei der Hitze auch anstrengend."
Yoga auf Sri Lanka, 2007. „Ich machte halt mit, aber mit diesen Übungen hab ich eigentlich nichts am Hut." Neben ihm bogen sich übrigens seine ATV-Begleiterinnen Verena und Alexandra.
Gokart-Rennen in der Plus City in Linz-Pasching. Alle Jahre wieder schmeißt sich Lugner bei diesem PromiWettbewerb wagemutigst in die Kurven. Dabei fährt er privat keinen Sportwagen, sondern einen Lexus.
Ja, Richard Lugner kann auch Hula-Hoop-Reifen schwingen. Und machte keine schlechte Figur.
Mörtel ließ sich von ORF-„Dancing Star" Edi Finger jr. ein paar raffinierte Drehungen beibringen.
Statements & Anekdoten von Promis, Freunden und Weggefährten Dominic Heinzl, ATV-Society-Reporter und -Schreck:
Lugner ist für einen Gesellschaftsreporter das Wahre. Im Unterschied zu Fiona Swarovski zum Beispiel, die man ganz schwer ans Telefon bekommt, ist er einfach immer erreichbar oder viel besser noch: Man muss ihn nicht anrufen, er ruft dich an. Und er fährt einem auch nach. Nicht einmal war ich bei Veranstaltungen, bei denen ich ihn am Hörer hatte und er fragte, ob wir eh kommen. Und weilte ich auf einer anderen Party, kam er mir halt einfach nach. Tatsache ist: Er sucht die Kamera. Und Lugner muss man interviewen, weil er ja zu allem was zu sagen hat und immer für eine Wuchtel gut ist. Oder sich irgendetwas einfallen lässt. Dominic Heinzl: „Ich mag sein schlitzohriges Gfrastsackl-Gesicht, das im Fernsehen gut
Wir machen ja die dankbarste Erfahrung bei unserer Serie „Die Lugners", in der er auch
quasi die Rolle des Regisseurs übernimmt.
Christian Reichhold,
Weil er sagt: „Nur dort hingehen, ist nix, da
Seitenblicker und Galerist:
muss uns schon noch was einfallen, was man tun könnte." Oder er bietet von sich aus an,
Wir waren am Morgen des Opemballs im
dass wir nach Shanghai fliegen oder nach Los
Grand Hotel, um ein Interview mit Faye Duna-
Angeles, wo er seine Tochter besucht. Uns hät-
way für „Seitenblicke" zu drehen. Pünktlich
te schon Los Angeles gereicht, aber der Herr
um neun. Weit und breit keine Spur von nie-
Baumeister will noch eins draufsetzen und
mandem. PR-Chefin Silvia Kahler versorgte uns
sagt: „Do hob i ane, die is mei Tochter und die
freundlich mit Frühstück und tröstete uns.
könntet man besuchen. Ich hab die Frau zwar
Inzwischen musste der anwesende Coif-
20 Jahre nimmer g'sehen, aber wir läuten dort
feur einem anderen weichen, weil er offen-
an." Das ist der Lugner, wie er leibt und lebt.
sichtlich den Anforderungen des Stars nicht
Was ich an ihm sympathisch finde, ist
entsprach und etwa gegen zehn Uhr eilte
sein schlitzohriges Gfrastsackl-Gesicht, das im
Richard Lugner herbei. So richtig schön den
Fernsehen auch sehr gut rüberkommt. Gleich-
Hotelgang entlang. Der Kameramann begann
zeitig vermittelt er doch auch die Seriosität
zu drehen. Herr Lugner war zu diesem Zeit-
eines älteren Herrn. Und diese Kombination
punkt ja durchaus ein Mann, der wusste, was
macht eine sympathische Symbiose aus.
eine Kamera bedeutet, wer wir sind und was
Was ich auch glaube: Er ist kein guter
rotes Licht verheißt.
Liebhaber, sonst würde er viel mehr darüber
Und all das wissend stürzte er - kopf-
erzählen (er lacht herzhaft). Das unterstelle
schüttelnd und sich mit der Hand die Stirn
ich ihm jetzt mal wertfrei. Aber dass niemand gern über sein Sexualleben Auskunft gibt, ist verständlich. Aber vieles andere ist schon verwunderlich: Wir durften sogar bei der MagenDarm-Spiegelung dabei sein. Er hat sich vor unserer Kamera sogar schon die falschen Zähne rausgenommen. Er hat unten einen Eckzahn und der fällt ihm oft raus. Ja, wirklich. Vor unserer Kamera ließ er sich den von der Zahnärztin wieder reinzementieren. Er wollte zuerst einen Uhu nehmen, aber die Ärztin riet ihm am Telefon dringend davon ab und sie kam dann mit einem Zement. Viel privater kann man eigentlich nimmer sein, oder?! Ich kenne Richard Lugner seit 1986. Das weiß ich deshalb so genau, weil es mein erstes Jahr bei 03 war. Und im Vergleich zu damals ist er heute noch leutseliger. Was mir auch auffällt: Er verträgt immer weniger Alkohol. Er braucht nur noch am Wein riechen, ist er schon betrunken. Und die Leute glauben, der sauft so viel. Dabei sauft er gar nichts. Er vertragt nix, was viel schlimmer ist.
Christian Reichhoid, Seitenblicker und Galerist: „Seine Selbstironie verlangt einem doch gewissen Respekt ab."
Ich fragte ihn, ob es ihn nicht störe, wenn er als Kasperl gilt. Wenn er die Umsatzzahlen sehe, dann lache er, war seine Antwort.
lächelte dabei und in diesem Moment verdiente sie für mich wirklich den Oscar, den sie für „Network" bekommen hatte. Sie schaffte es, Richard Lugner richtig gut aussehen zu lassen. Das war eine tolle Leistung, sie merkte, so läuft das Spiel, also Showtime. An ihr hätten sich so manche anderen Gäste wie etwa Joan Collins Maria Lahr, Malerin: „Er schenkte mir einmal einen Busenzwicker... Sein Sinn für Humor ist nahezu unschlagbar."
viel abschauen können. Später einmal fragte ich ihn, ob ihn das nicht störe, wenn er den Kasperl gibt und sich am Einkaufssamstag mit Frack und Zylinder vor die Garage der Lugner City stellt und sei-
streichend - auf uns zu und sagte: „Was ich mir
nen Diener macht. ,Jaja, ich weiß schon, dass
da mitmach'. Kompliment Herr Redakteur, na
die Leute lachen, aber sobald ich die Umsatz-
aber, was die gestern alles zusammengegessen
zahlen vom vergangenen Monat kriege, dann
hat und dann hat s' die ganze Nacht g'spieben
lache ich."
und jetzt müssen wir auf sie warten."
Wie immer man sonst zu ihm stehen
Ich winkte ihm noch, um ihm das Rotlicht
mag, aber diese Selbstironie und dieser Ab-
der aufnehmenden Kamera zu zeigen, aber das
stand zu sich selbst - was in Österreich selten
war ihm völlig egal. Wir haben es dann auch
genug zu finden ist -, das fordert einem ein
genauso und ungeschnitten gesendet.
gewisses Quantum Respekt ab.
Mit
unendlicher
Verspätung
erschien
dann Faye. Ihre Qualitäten bewies sie erst-
Maria Lahr,
mals, indem sie uns mit ihrem Charme und
Malerin:
ihrer Präsenz sofort jegliches Warten vergessen ließ. Einfach grandios. Auch in der Lugner
Anlässlich der Eröffnung des Sexladens in sei-
City bei der Autogramm-Chose - spätestens
nem Einkaufszentrum schenkte Richard Lug-
dort musste sie erkannt haben, worauf sie sich
ner mir einen Busenzwicker: zwei Klammern
da eingelassen hatte - machte sie alles freudig
mit kleineren Gewichten daran baumelnd. Ich
mit. Und wirklich schwer beeindruckt war
hab dieses eigenartige Spielzeug zwar bis heu-
ich am Abend des Opernballs. Sie sah aus wie
te nicht benützt, aber ich finde es nach wie vor
Faye Dunaway - da haben die Maskenbildner
höchst witzig. Sein Sinn für Humor bzw. aus-
Großes geleistet -, sie bewegte sich toll, sie
gefallene Ideen ist nahezu unschlagbar.
Schaukel bei Weitem mehr Geltung verschaffte als der genauso selbstverliebte, aber erheblich überheblichere „Hausherr". Fest steht, dass er, jedenfalls im gesamten deutschsprachigen Raum, zum Markenzeichen wurde. Mag sein, zum Markenzeichen für die durchaus sehr österreichische „leistungsfreie" Berühmtheit, eine „Disziplin", in der das jüngste Logenluder Lugners, Paris Hilton, gar globale Geltung gewann. Beide haben ja weder was entdeckt noch haben sie was erfunden außer sich selbst in Film, Funk und Fernsehen. Als künstliches Naturereignis. „Richard Lugner" ist ein Beruf geworden, so wie Paris Hilton einer wurde. Mit den lustvollen Live-Übertragungen aller seelischen Befindlichkeiten. Unser täglich Brötchen gib uns heute. Dieter Chmelar: „Fest steht, dass er, jedenfalls im gesamten deutschsprachigen Raum, zum Markenzeichen wurde."
Lugner hat sich immer - frei nach Erich Kästner - von dem Kakao ernährt, durch den man ihn zog. Und er hielt das auch noch für seine Schokoladenseite. In so einen Lebensentwurf passt nicht zwingend die zärtliche
Dieter Chmelar,
Zuneigung zu zweit (oder zu dritt), allein aus
„Österreich"-Kolumriist, Autor, Moderator
Zeitmangel. Nach der Komödie des durchchoreo-
und Ex-Seitenblicker:
grafierten Aufbaus nun also die schwach, Immer dann, wenn man ansteht, sagt man
weil eben nicht inszenierte, sondern passierte
gern „Phänomen". Das heißt übrigens „merk-
Tragödie des Einsturzes. Der Baumeister als
würdige Erscheinung".
Abbruchspezialist.
Mindestens in dieser Hinsicht ist Richard
Das Ende einer veröffentlichten Ehe.
Lugner zweifellos ein Phänomen. Sven Gäch-
In seiner jahrzehntelangen Berufskarriere
ter vom „profil" nannte ihn „die Rache des
hat sich's der Lugner mit fast allen Weltreligio-
kleinen Mannes an der Society". Ja, er wur-
nen „gerichtet".
de weidlich ausgeweidet, leidenschaftlich lä-
Er hat eine Moschee gebaut, eine bud-
cherlich gemacht und pikiert punziert: Eitler
dhistische Stupa, einen Anbau zum Erzbi-
Maurer (als Abschiedsgruß vom gesellschafts-
schöflichen Palais und er hat die Synagoge
müden Ur-Adabei Roman Schliesser), Rigips-
der Israelitischen Kultusgemeinde in Wien
Danilo (als Kopfstück vom seligen Meister
saniert.
der Miniatur, Herbert Hufnagl), Mörtel (als
Jetzt steht er privat vor dem MAUS(i)oleum.
kokette
Etikette
vom
anschmeißerischen
Spötter Jeannee).
Die Liebe, so es denn eine war und nicht „nur" die komplizenhaft geteilte Abhängigkeit
Fest steht, dass er dem Opernball mit sei-
von der stärksten bekannten Droge der Welt
nen Leasing-Cinderellas von der Hollywood-
(dem Ansehen durch Aufsehen), die Liebe
Promi war er schon. Genug für zwei Leben und tausend Storys. Das kann nicht alles gewesen sein. So wie es „nebenberuflich" den Hoch- und den Tiefbau gab für ihn, könnte er nun hauptamtlich zum Hochglanz den Tiefgang entdecken. Die Oper etwa stünde nicht nur an einem Abend im Jahr offen. Und als persönlicher, unvermarktbarer, weil unbezahlbarer Stargast empfiehlt sich, nahe liegend, ein neues junges Fräulein an seiner Seite. Jacqueline.
Heinz Busch, Architekt:
Als Baumeister konnte man ihn nur empfehlen. Ob unser Dachausbau, Villensanierungen oder zuletzt der Umbau der Nobel-Boutique Hermes Aktrice Edith Leyrer und ihr Ehemann Heinz Busch: „Vor 25 Jahren lernten wir einander bei einem von Richards legendären Faschingsfesten kennen. Privat ist er ein völlig unprätentiöser Mensch, ebenso Christina."
am Graben - alles klappte pünktlich, kostengetreu und verlässlich. Auch seine Bauleiter waren bestens geschult und verantwortungsvolle Leute. Und er selbst galt stets als ein sehr gern gesehener Gast in unserer Wohnung.
der Lugners wurde von genau jener Welle
Darüber hinaus verdanke ich ihm sozu-
der speichelflussanregenden Aufmerksamkeit
sagen mein Eheglück, denn bei einem sei-
hinweggespült, in der sie 17 Jahre lang so
ner legendären Faschingsfeste lernte ich vor
ungeniert und unbekleidet herumtollte. „Aus
25 Jahren meine spätere Frau - Edith Leyrer -
Rücksicht auf die (übrigens zu Recht verstört
kennen. So liebenswürdig und angenehm er
wirkende) Tochter" wollen die nunmehr ein-
privat ist, in der Öffentlichkeit präsentiert er
vernehmlich
keinen
sich leider komplett anders. Zwei Seelen woh-
Kommentar zur Trennung abgeben - warum
nen halt in seiner Brust. Aber ich freue mich
Dahin-Geschiedenen
erst jetzt? Jetzt, wo alles vorbei ist? Warum
immer, wenn ich ihn treffe - und wenn's nur
gab es nicht schon davor EINMAL diese
für ein „Hallo, wie geht's dir?" reicht.
30 Minuten verständnisvollen Auseinandersetzens durch Zusammensetzen, wie es beim
Edith Leyrer,
behördlichen Besiegeln der Scheidung plötz-
Schauspielerin:
lich möglich war? Nun: Nix is leichter als über das Schick-
Richard Lugner ist ein tüchtiger, geschickter,
sal anderer zu philosophieren. Der Lugner
schlauer und total verlässlicher Geschäftsmann.
trägt selber den Berufstitel „Technischer Rat"
Auch privat tritt er völlig unprätentiös, fast
und braucht daher von mir keinen techni-
bescheiden und absolut frei von Allüren auf,
schen Rat. Unverlangt noch dazu.
ebenso Christina. Daher dinierten wir auch oft-
Aber vielleicht einen Denkanstoß: Es ist nie zu spät für eine Karriere ... als MENSCH.
mals bei ihm zu Hause bzw. luden ihn gern zu uns ein. Darüber hinaus bewundere ich seine
genommen - etwa das „Hype yourself" oder die „Prominenzierung durch öffentliche Privatheit". So gesehen stellt die Scheidung kurz vor dem 75. Geburtstag eine logische Klimax dar: Schlagzeilen auf den Titelseiten der Tagespresse, Meldungen in allen deutschen Zeitungen, mediale Aufmerksamkeit bis hin zum Teletext, zur ZIB2 und zu US-Nachrichtenagenturen.
Martha Haidinger, Ex-Schwiegermutter:
Einmal im Skiurlaub am Arlberg meldete er mich bei einem Wettbewerb an, bei dem man mit Riesentableaus den Hang runterrutschen musste. Ich verweigerte natürlich zuerst, weil ich für solchen Unfug generell nicht zu haben bin und es zudem für zu gefährlich hielt. Er Karin Schnegdar, „Kronen Zeitung"-Adabei: „Er wurde prominent, weil er sich selbst als prominent definierte."
bestand aber darauf und ließ nicht locker. Also flitzte ich tapfer die Piste runter, obwohl es tatsächlich riskant war. Einer der Teilnehmer wurde sogar schwer verletzt, weil er mit einem anderen in der Talstation zusammenstieß und
Vitalität und Energie, die bei ihm fast ungebro-
die Skischuhe auf dessen Kopf knallten.
chen anhält. Ein anderer Mensch in seinem Alter wäre schon längst aus den Patschen gekippt.
Karin Schnegdar, „Kronen Zeitung'-Adabei:
Richard Lugner verkörpert idealtypisch das Prinzip der Prominenzierung aus sich selbst. Er wurde prominent, weil er sich selbst als prominent definierte, und das konsequent viele Jahre lang. Irgendwann begannen die Zeitungen über den merkwürdigen Baumeister zu schreiben, der stets auftauchte, wenn die Kameras klickten. Bald war er überall bekannt als der Mann, der überall bekannt sein möchte. Die Medien machten sich lustig darüber, dass Lugner in die Medien drängte. Viele Phänomene, mit denen sich die Kommunikationstheorie erst jetzt auseinanderzusetzen beginnt, hat er als Pionier vorweg-
Martha Haidinger, Ex-Schwiegermutter: „Richard ist einer, der auch in heiklen Situationen kühlen Kopf bewahren und klar denken kann."
uns." Daher lud er mich immer zu den Familienurlauben ein. Er ist auch einer, der in heiklen Situationen kühlen Kopf bewahren und klar denken kann. Als damals mein Gatte einen Herzinfarkt erlitt und wenig später unser Haus ausgeräumt wurde - just von jenem Mann, der zuerst seine Hilfe anbot -, war er sofort da, ließ die Schlösser austauschen, beruhigte mich und erledigte alles Nötige. Dass wir einander gut verstehen, liegt vermutlich auch daran, dass wir derselben Generation angehören. Sämtliche Unterstellungen oder Gerüchte, ich würde mich zu sehr für ihn interessieren, finde ich mittlerweile zum Lachen. Darf man denn mit seinem Schwiegersohn bzw. Ex-Schwiegersohn nicht gut auskommen? Er bleibt auf jeden Nikolaus Schrefl: „Er mag alle Erdenbewohner. Wenn du allerdings eine Kamera in der Hand hältst, dann liebt er dich sofort."
und darum tut es mir auch so leid, dass die
Jedenfalls amüsierte er sich köstlich,
Eventguru und Ex-Society-Chef „Seitenblicke Magazin":
Fall der Vater meines einzigen Enkelkindes Ehe auseinanderging.
Nikolaus Schrefl, sprach den ganzen Abend von meinem Mut und hatte seine Hetz - auf meine Kosten.
Was ich an Richie wirklich schätze: Er mag fast
Ein anderes Mal urlaubten wir in Kitz-
alle Erdenbewohner. Ein richtiger Philantrop.
bühel. Nach einem abendlichen Besuch beim
Er mag gewissermaßen alle gleich gern. Wenn
Stanglwirt entschied er - schon etwas angehei-
du allerdings eine Kamera in der Hand hast,
tert -, dass ich nun fahren müsste. Während
dann liebt er dich vom ersten Moment an. Sein
er bereits - bei minus 28 Grad - im Auto saß,
Blitzlicht-Fetischismus ist enorm entwickelt.
kämpfte ich mit der vereisten Autotür. Anstatt
Ein obskures Objekt der Begierde.
auszusteigen, gab er mir nur immer wieder
Und Richie ist sehr gewissenhaft. Ich
Tipps, was ich zu tun hätte. Irgendwann gelang
hab ihn vor langer Zeit mal gefragt, ob er für
es mir die Tür zu öffnen, aber da sie derma-
mich eine Wohnung wüsste. Seither hat er mir
ßen vereist war, ließ sie sich nicht schließen
mindestens 20 Wohnungen gezeigt und ruft
und ich musste während der ganzen Fahrt von
mich nach wie vor an, wenn er etwas anzu-
Going nach Kitzbühel mit der linken Hand die
bieten hat. Ungeachtet der Tatsache, dass ich
Autotür halten. Und er saß daneben und lach-
schon längst eine habe. Außerdem ist er ein
te herzlich. Sehr abenteuerlich!
unglaublich optischer Typ: Der Bourgeoisie,
Dennoch: Richard ist der beste Schwie-
•die ihn verachtet, ist er der ideale Spiegel. Ein
gersohn, den man sich wünschen kann, er
Jahrhundert-Gesellschaftsspalten-Bewohner.
ist humorvoll, fürsorglich und ein familiärer
Da können selbst Guerilla-Krieger dieser Ter-
Mensch, der stets sagte: „Die Omi gehört zu
rains wie etwa die Sarata kaum mithalten.
Die Deutschen haben Jürgen Drews. Die Briten Ozzy Osbourne und wir haben Richard Lugner. Ich denke, wir haben wirklich großes Glück gehabt.
Christiane Tauzher, „News"-Society-Chefin:
Für uns Gesellschaftsredakteure ist Richard Lugner ein Geschenk. Ein modemer Clown, ein Hofnarr im besten Sinne. Eben einer, der gerne im Rampenlicht steht und das, ohne herausragende Fähigkeiten oder Talente vorweisen zu können. Lugner ist in erster Linie Geschäftsmann, sagt er.
Christiane Tauzher: „Richard Lugner ist für uns Gesellschaftsredakteure ein Geschenk. Ein Hofnarr im besten Sinne."
Die Litfaßsäule, auf der er Werbung macht, ist er selber. Einfach, aber genial. Ganz Österreich kennt den Baumeister, dem nichts
ist das zweite Stichwort, im wahrsten Sinne
zu peinlich ist, der die „Bämela" und die „Fört-
des Wortes, seine Haut zu Markte trägt. Und
schi" zum Opernball mitnahm und der Aus-
wenn man sich da nicht eine zweite, dickere
tern mit Ketchup isst.
Haut zulegt, dann hält man dies auf Dauer
Richard Lugner kann eine Nervensäge
nicht aus. Warum Kunstfigur? Um eben in der
sein, er trinkt manchmal zu viel, dann macht
Öffentlichkeit als diese aufzutreten. Er ist ja
er platte Witze und beleidigt Jeannine Schiller.
nicht unintelligent, und alle, die ihn kennen,
Er hat eine feuchte Aussprache und gibt sehr
wissen ja, dass er nicht der Kasperl ist, als der
feuchte Handküsse. Aber er tut niemandem
er sich zum Teil präsentiert.
weh. Er ist einfach Richard Lugner. Die Deut-
Es kann durchaus sein, dass sogar er
schen haben Jürgen Drews, die Briten Ozzy
zu sich selbst keinen Zugang hat. Aufgrund
Osbourne und wir haben Richard Lugner. Ich
dieses Abschottens nimmt er seine eigenen
finde, wir haben großes Glück gehabt.
Bedürfnisse und seine eigenen Ängste nicht
Peter Vitouch,
verspürt. Was natürlich gefährlich ist, weil
Medienpsychologe:
es unter anderem Herzinfarkt verursachen
mehr wahr. Auch nicht den Druck, den er
kann - ohne das jetzt auf ihn projizieren zu Richard Lugner hat sich selbst zu einer Kunst-
wollen. Menschen, die sich ihres eigenen Kör-
figur stilisiert, was bedeutet, dass er sich na-
pers nicht mehr bewusst sind, können auch
türlich von seinen tatsächlichen Gefühlen und
nicht mehr abschalten und überfordern sich
seiner Umwelt abschottet. Weil er ja, und das
daher. Psychisch wie physisch.
lm Grunde genommen macht Donald Trump in Amerika genau das Gleiche. Nur halt um eine lOer-Potenz höher.
Rampenlicht-Stehen ist ja sowohl physisch als auch psychisch belastend. Im Grunde genommen macht Donald Trump in Amerika genau das Gleiche, nur halt um eine 1 Oer-Potenz höher. Ich glaube nicht, dass alles an ihm abprallt. Denn so einfach lässt es sich nicht wegstecken, wenn einen die Leute dauernd häkerln und als blöd hinstellen. Das kostet Energie. Er ist sich Peter Vitouch: „Richard Lugner hat sich selbst zu einer Kunstfigur stilisiert."
dessen bewusst, aber er riskiert oder akzeptiert es. Das ist Teil seiner Rolle, die Haut zu Markte zu tragen. Der Preis dafür ist sehr hoch.
Hinter
diesem
Öffentlichkeitsdrang
steckt ein großes Bedürfnis nach Bestätigung
Michael Häupl, Bürgermeister von Wien:
und Aufmerksamkeit. Natürlich ist es einerseits eine PR-Leistung für die Firma, aber
Dass Wien mit seiner gebauten Geschichte so
auch das Ego wird bedient. Zwischendurch
sorgsam umgehen konnte, ist auch ein Ver-
geht er sogar so weit, den Clown zu machen.
dienst von Bauunternehmen wie der Firma
Darum kriegt die Öffentlichkeit scheinbar
Lugner, die in den 70er und 80er Jahren ihren
nicht genug. Die Zuseher lachen und sagen:
Schwerpunkt auf die zahllosen kleinen Bau-
„Was der da am Hals hat, möchte ich nicht
stellen im Rahmen der Althaussanierung gelegt
am Hals haben usw." Würde er nur den „beau-
haben. Denn es ist nicht so selbstverständlich,
tiful guy" spielen, dann wären die Leute eher
sich dem schwierigen und aufwendigen Fach
neidisch.
der Renovierung zu widmen. Lugner hätte ja
Lugner ist eine Projektionsfläche, auf die man seine eigenen Misserfolge und privaten
einfach nur neue Häuser bauen können. Das ist zweifellos leichter.
Schwierigkeiten richtet und erkennt: „Ah, dem geht's auch nicht besser." Er wirft sich mit all seinen Fasern und all
Ad Opernball:
Die Rentabüitätsrechnung von Richard Lugner
seiner Energie in den Job, der einerseits seine
mit einem gekauften Opernball-Stargast ist
Firma ist und andererseits seine Darstellung in
jedes Mal voll aufgegangen. Einen amerika-
der Öffentlichkeit. Auch eine Form von Sucht
nischen Star zu holen war sicher billiger, als
und Selbstverzehrung. Mich wundert nur, dass
diese Publicity über Inseraten-Schaltungen zu
er das durchhält. Denn dieses permanente Im-
erreichen.
Michael Häupl: „Dass Wien mit seiner gebauten Geschichte so sorgsam umgehen konnte, ist auch ein Verdienst von Unternehmen wie der Firma Lugner."
Thang de Hoo, Designer: „Vor 20 Jahren kannte man ihn als Unternehmer-Persönlichkeit, heute glänzt er vor allem als Partylöwe."
Ad Präsidentschaftskandidatur:
gen verloren und das ist schade, weil es ein
Es gibt einen Haufen Menschen, die glauben,
falsches Licht auf ihn wirft. Bei mancher sei-
dass Politik der einzige Job ist, wofür man
ner Aktionen empfinde ich stellvertretend für
nichts gelernt haben muss. Das ist ein ver-
ihn Schamgefühl. Vor 20 Jahren war Lugner
hängnisvoller Irrtum. Da kann man nur sagen:
als imposanter Unternehmer bekannt, heute
Schuster bleib bei deinem Leisten. Und diese
gilt er als Partylöwe. Andererseits weiß man
Erfahrung hat auch Richard Lugner machen
bei ihm nie, ob es nicht auch Teil seiner gigan-
müssen. Denn sein Auftritt als Politiker war
tischen PR-Maschinerie ist.
zweifelsohne nicht der erfolgreichste.
Auch vor der Kamera die Fassung zu verlieren und zu schimpfen, weil er eben unter
Thang de Hoo,
Stress steht oder etwas getrunken hat, ist sei-
Top-Designer:
ner nicht würdig.
Ich würde Richard Lugner einen Berater emp-
Jeannine Schiller,
fehlen, der ihm hilft, seine Auftritte besser
Charity-Diva:
auszuwählen. Oder ihm abrät, sich anzünden zu lassen. Schon aus gesundheitlichen Grün-
Na, was soll ich sagen? Ich kannte Richard
den halte ich das für Wahnsinn. Im Laufe der
schon, da war er noch keineswegs der Mörtel.
Jahre ging ihm irgendwann das Urteilsvermö-
Er war und ist einerseits ein irrsinnig tüchtiger
Mensch, der enorme Kräfte besitzt und von acht Uhr morgens bis Mitternacht arbeitet. Andererseits ist er ein sehr geltungssüchtiger Mann, der nur seine Tochter liebt. Auf Freunde legt er keinen Wert. Das war früher schon so und das hat sich nicht geändert.
Kurz vorm Opernball beginnt er immer auf mich hinzubeißen. Ansonsten komme ich mit ihm sehr gut aus.
Vielleicht auch deshalb, weil es sehr schwer ist, sich mit ihm zu unterhalten. Am liebsten spricht er nämlich von sich selbst. Wie's ande-
nichts. Auch nicht mit Christina, weil ich mir
ren geht, interessiert ihn nicht. Grundsätzlich
von einer Freundin eine andere Reaktion
komme ich mit ihm sehr gut aus - bis auf ein
erwartet hätte. Es war ja auch imageschädi-
paar Wochen vor dem Opernball. Da beginnt
gend, wenn es hieß, die Schiller wurde aus der
er immer auf mich hinzubeißen. Jedes Jahr.
Loge hinauskomplimentiert.
Am ärgsten war es 2 0 0 5 . Peter Frigo und
Ein halbes Jahr später ließ ich mich wie-
ich waren auf der Tanzfläche, als Christina uns
der weich klopfen, weil ich dachte, dass sie
in die Loge bat. Auf einmal stürzte Richard rein,
mich brauchen. Eine Zeit lang fungierte ich ja
war wütend wegen Geri Halliwell, die sich auf
als Vermittlerin. Beim kleinsten Problem rief
der Toilette versteckt hatte - und wir muss-
er mich an. Darum sagte ich am Opernball ja
ten es ausbaden. Alle Kamerateams, die auf
auch, dass er mich nie mehr anrufen solle.
den Star gewartet hatten, filmten das natür-
Manchmal benimmt er sich wie ein Kind
lich und es wirkte, als hätte er mich raus-
und sagt alles heraus, ohne darüber nach-
gehaut. Ich sprach Monate lang mit beiden
zudenken, ob er damit andere kränkt oder beleidigt. Jeder Mensch besitzt ein Taktgefühl, er nicht. Und sozial engagiert ist er ebenso wenig. Überhaupt nicht. Der wenigst sozial Engagierte, den ich überhaupt kenne. Ich bekam noch nie einen Euro für eine meiner CharityVeranstaltungen. Nicht einen einzigen Euro. An eine lustige Geschichte erinnere ich mich. Wir waren in Seefeld in Kärnten auf Urlaub und unsere Ehemänner haben debattiert was sie ganz gut können, wenn sie nicht gerade streiten -, während Christina und ich uns an der Bar mit zwei jungen Männern unterhielten. Auf einmal sprang Richard nach vom und schrie: „Wenn ich mir das erlauben würde, was ihr hier tut!" Jedenfalls hat er einen Riesenzirkus gemacht, Christina ging aufs Zimmer, sperrte sich ein und er trat die Tür ein. Dazu muss aber erwähnt werden, dass • Christina früher auch recht eifersüchtig war. Und ich war oft bei Eifersuchtsszenen dabei,
Jeannine Schiller: „Ein irrsinnig tüchtiger Mann, aber ebenso sehr geltungssüchtig."
wo sie fuchsteufelswild reagierte, weil er mit jemandem etwas länger sprach.
überhaupt keinen Wert. Ich würde sagen, er zählt eher zu den schlechter gekleideten Männern Wiens. Noch dazu, wenn ein Mann nicht gerade von Natur aus ein Adonis ist, oder!? Früher war seine Medienpräsenz in einer normalen Dosierung. Inzwischen steigerte sich das sehr. Ähnlich wie bei Drogensüchtigen. Zuerst kommt man mit einem kleinen Schnupferl aus, dann braucht man mehr. Bezeichnend ist auch, dass man sich mit ihm zum Beispiel über Wirtschaft ganz gut unterhalten kann, aber sobald ein Reporter vom Mistelbacher Boten auftaucht, bricht er natürlich mitten im Satz ab und rennt zu dem hin. Und fragt ihn, ob er ihn nicht fotografieren will. Also, das ist Richard Lugner.
Artur Worseg, Friedrich Schiller: „Kaum kommt ein Reporter vom Mistelbacher Boten, springt er auf und rennt zu ihm hin."
Schönheits-Chirurg:
Er ist ein volksverbundener Mensch, was mir gefällt. Faszinierend finde ich auch, dass er - unabhängig davon, was er gerade macht -
Fritz Schiller, Society-Gentleman:
Das Einzige, das ihn wirklich interessiert, sind die Medien. Ich kann es nicht nachvollziehen, dass ein Mann mit 75 nur so seine wahre Freude findet. In einer Scheinbefnedigung, nicht? Aber man muss ihm auch zugute halten, dass er ein sehr fleißiger Unternehmer mit unglaublichen Kräften ist. Wir waren beim Ferrari-Treffen in Velden - in der Früh düste er bei größter Hitze schnell nach Wien, zog sich um, fuhr zum Poloturnier nach Ebreichsdorf und am selben Tag noch nach Laxenburg zu irgendeiner Freilichtaufführung. Das alles an einem Tag! Also ich meine, das schaff ich in drei Wochen nicht. Und das Erstaunlichste daran ist, dass er es gern tut. Also für mich wäre das Schwerarbeit. Zudem bewundere ich, dass er ein uneitler Mensch ist. Einerseits steht er gerne im Mittelpunkt, andererseits legt er auf seine Kleidung
Artur Worseg: „Seine Grundidee war, Lugner als Marke zu kreieren."
an den letzten Opernball. Lugner beschimpfte Schneider La Hong wie einen Waschbären, so richtig aus dem Herzen heraus, weil der ihn aufgrund seiner hektischen Herumfuchtelei mit Wein anschüttete. Und La Hong erkannte den Ernst der Lage und rannte ganz schnell davon. Darüber amüsiere ich mich heute noch. Die Grundidee der ganzen Selbstvermarktung war, Lugner als Marke zu kreieren. Das glückte nicht einmal Frank Stronach. Dank seiner Lugner City ist er weit über Wien hinaus bekannt. Und ich lebe nicht von der Schickimicki-Gesellschaft, ich lebe von der Klientel, die dort verkehrt.
Verena Auersperg-Rotterdam, Malerin:
Verena Auersperg-Rotterdam: „Richard Lugner hat meine größte Bewunderung. Er ist intelligent, bodenständig und belesen."
Richard Lugner hat meine größte Bewunderung. Er ist ein höchst intelligenter, bodenständiger und auch belesener Mensch. Darüber hinaus halte ich ihn für sehr menschenfreundlich, er liebt die Menschen und sucht den
stets genau weiß, wann er was zu tun hat. Dass
Kontakt zu ihnen. Sonst könnte er sich auch
manche bei seinem Namen das Naserl rümp-
gar nicht in die Lugner City hinstellen und am
fen, weiß ich nur allzu gut, weil ich täglich
Muttertag Blumen verteilen oder am Vatertag
damit konfrontiert bin. Mindestens dreimal am
Schokolade. Er redet mit der Klofrau in der
Tag fällt in meiner Ordination sein Name und
Lugner City genauso wie mit dem General-
es heißt, wie peinlich er sei. Ich muss dann
direktor. Und da sieht man, dass er wirklich
immer lachen, wenn die Leute erzählen, dass
Anstand wie Benehmen hat.
sie nur zufällig beim Zappen bei „Die Lugners"
Was aber nur die wissen, die ihn kennen.
auf ATV hängen geblieben sind. Das Interesse
Nahezu beneidenswert ist auch, dass er
durchs Schlüsselloch zu schauen, ist jedenfalls
selbst negative Berichterstattung als Promo-
größer als man meinen könnte. Privat sind sowohl Richard als auch
tion betrachtet - ähnlich wie Paris Hilton. Aber dazu braucht man eine sehr dicke Haut.
Christina Lugner ganz liebenswerte Leute, die
Richard putzt sich ab und sagt: „Hauptsache
mir sehr geholfen haben. In dem Moment, in
Werbung."
dem ein Journalist in der Nähe ist, klicken S' jedoch aus und benehmen sich anders. Lugner erwartet sich trotz seiner „Blödelart" einen gewissen Respekt; gleichzeitig weiß
Teddy Podgorski, Ex-ORF-Intendant und Erfinder der „Seitenblicke"-Sendung:
er genau, wer ihm gegenübersteht bzw. wo die Grenzen sind. Und er lässt sich nichts gefal-
Ich gebe zu, ich bin ein Fan der Serie „Die Lug-
len, sagt, was er sich denkt. Ich erinnere mich
ners", nicht zuletzt weil sie außergewöhnlich
Lugner hat die Selbstvermarktung neu definiert. Mir tut's ja auch leid, dass er nicht Bundespräsident wurde.
er. Lugner zeigt jedes Mal, was der Opernball wirklich ist, nämlich ein Jahrmarkt der Eitelkeit. Er bringt es auf ein Niveau, das aufzeigt, worum es bei dieser Veranstaltung geht. Schon dafür gebührt ihm großer Dank. Ich selbst war einmal dort und wurde gleich von der Polizei abgeführt, weil ich einen Film machen sollte. Man bat mich, Frau Underberg zu interviewen, was ich aber nicht Teddy Podgorski, Erfinder der „Seitenblicke"Sendung: „Am Lugner wäre selbst Thomas Bernhard zerschellt."
wollte. Ich habe sie dann halt gefragt, warum sie fünf Logen am Opernball gekauft hat. Und sie antwortete: ,Ja weil der Preis von drei Logen dem Kinderdorf zugute kommt." Woraufhin ich meinte: „Dann genügt es ja, wenn
lehrreich ist. Und auch bis zu einem gewissen
sie zwei Logen kaufen und die restlichen drei
Grad unterhaltend. Es ist die reine Trivialität
gleich spenden." Daraufsprang der zuständige
und Trivialität ist ja in der Kunst z.B. schwer
Sektionschef vor die Kamera, hielt das Objek-
darstellbar. Die Trivialität macht aber 90 Pro-
tiv zu und meinte, ich solle sofort das Haus
zent unseres Lebens aus und Lugner reprä-
verlassen. Was ich verweigerte. Daraufhin ließ
sentiert sie in Reinkultur. Schaut man sich die
er mich dann abführen.
Serie an, fragt man sich nach dem Sinn des Lebens. Und irgendwie lässt sich das hinter-
Kennen Sie Lugner persönlich? Nein, aber nachdem ich mein Statement für
her noch schwieriger beantworten als vorher.
den Lugner-Film „Die Story seines Lebens"
Denn es erschreckt, wie sinnentleert das Leben
abgegeben hatte - mit dem O-Ton, dass die
ist. Die Frage ist dabei natürlich, ob wir nicht
Serie g'schissen ist -, war ich beim Geburts-
alle so leben wie Lugner.
tagsfest von Otto Pammer im Lugner Kino.
Selbst die Dialoge sind von einer unglaub-
Und als der Hausherr auf mich zusteuerte,
lichen Grässlichkeit. Keinem Dichter würde
sagte ich zu meiner Frau: „Na, jetzt kann ich
das einfallen. Unmöglich. Thomas Bernhard
mich auf was gefasst machen!" Aber er gab
war schon um Trivialität bemüht. Am Lugner
mir die Hand und sagte nur: „Ich danke Ihnen
wäre selbst er zerschellt.
für Ihre netten Worte." Nicht einmal ironisch,
Zudem hat er eine wesentliche Aufgabe
sondern ganz ernst.
erfüllt: Er nahm sämtlichen Protestierern die
Sie sind ein Fan der ATV-Serie „Die Lug-
Arbeit ab, indem er sich für den Opernball
ners",
engagierte. Was denen nicht gelang, schaffte
schissen"?
beurteilten
Sie
aber
dennoch
als
„be-
Weil vieles weggeschnitten wurde. Nicht die Serie ist beschissen, sondern die ganze Performance, diese Botschaft. Es ist nur heiße Luft. Und bezeichnend für unsere Zeit, dass solche Figuren plötzlich eine Wertigkeit kriegen. Obwohl man Lugner zugute halten muss, dass er einmal einer der erfolgreichsten Baumeister war und das Einkaufszentrum errichtete, in dem er auch etwas bewegt. Aber grundsätzlich reicht es den Menschen, jemanden zu treffen, den sie aus dem Fernsehen kennen. Erinnern Sie sich noch an die Anfänge der „Seitenblicke"? Ja, sicher. Am Anfang reagierte ja die ganze Gesellschaft entsetzt. Und Lugner war neben Antel und Sarata einer der Ersten, der zur Stammkundschaft gehörte. Ich freute mich, ehrlich gesagt, dass es ihn gab. Alle anderen, wie etwa Elisabeth Gürtler oder Andre Heller, zierten sich. Die Einzige, die das bis heute
Erich Joham: „Ich hab ihn damals gewählt, als er Präsident werden wollte."
durchgehalten hat, ist Erika Pluhar. Ist er Ihnen sympathisch? Er ist nicht unsympathisch - seine Witze gehen
lieh nie. Aber nicht, weil ich so ein unheimlich
mir zwar auf die Nerven, aber er ist als Phäno-
niveauvoller Mensch wäre, mich nervte es viel-
men durchaus wahrzunehmen. Das steht au-
mehr. Auch diese blöden Fragen von manchen
ßer Frage. Als Kasperl sehe ich ihn nicht, weil
Reportern! Jeder erwartet, dass man geistreich
der ist lustiger. Auf mich wirkt er traurig und
antwortet. Das wäre überhaupt ein Riesenge-
wenn man genau schaut, sieht man seine ganz
schäft: Man stellt eine Kamera auf und ver-
traurigen Augen. Sogar wenn er Witze reißt,
kauft Sendezeit, für all jene, die sonst nicht im
sind seine Augen melancholisch. Warum er sich das alles antut? Es ist Gel-
TV vorkommen. Da könnte man einen eigenen Kanal machen.
tungsbedürfnis! Die Liste derjenigen, die so
Einzigartig bei Lugner ist ebenso, dass er
ununterbrochen im Fernsehen präsent sein
die Selbstvermarktung neu definiert hat. Ohne
wollen, ist endlos lang. Das ist ein Trieb und
dass er es wusste. Mir tut's ja leid, dass er nicht
letztendlich bringt diese Omnipräsenz auch
Bundespräsident geworden ist. Dass er sich
etwas. Durch Bekanntheit entsteht ein Markt-
damals Chancen ausgerechnet hat, glaube ich
wert. Weil ja immer nur der etwas gilt, der
nicht, aber er wusste, wenn er kandidiert, hat er
dauernd im Fernsehen auftaucht, und wenn
sofort wieder Publicity Und dafür tut er alles.
man dauernd im Fernsehen ist, dann ist man wer. Früher schrien die Leute: „Gestern hab ich sie g'sehen." Sonst kein Kommentar, nur
Erich Joham, . Promi-Figaro:
dass sie mich gesehen hatten, reichte ihnen. Mich wundert nur, dass es ihm mit der
Er war zwar noch nie bei mir Haare schneiden,
Zeit nicht zu blöd wird. Ich wollte das eigent-
aber ich achte ihn dennoch. Ich hab ihn sogar
Alles was er erreichte, hat er aus eigener Kraft geschafft. Seine Karriere ist jedenfalls einmalig, wie immer man das auch sehen mag. Er hat sich schon zu Lebzeiten ein Denkmal gesetzt - die Lugner City. und dass wir wegen der Bombenangriffe, unter denen man in Wien zu leiden hatte, so wie die Schüler fast aller Wiener Mittelschulen, in ein sogenanntes Kinderlandverschickungslager („KLV-Lager") am Semmering abgeschoben wurden und dort bis April 1945 blieben. Soweit ich mich erinnnere, wurde Richard von seiner Mutter etwas früher abgeholt. Ich ging zu Fuß vom Semmering - noch vor dem EinCharly Blecha, ehemaliger Schulkollege: „Er war ein sehr schlanker Bub, der in der Klasse nicht sehr auffällig war."
treffen der Russen - nach Wien, die anderen kamen im Zuge dieser Transferierung der Kinder ins KLV-Lager aus dem österreichischen Gebiet nach Bayern und kehrten erst ein Jahr später zurück.
gewählt, als er als Präsidentschaftskandidat
Er war ein sehr schlanker Bub, der in der
angetreten ist. Diese Aktion war unglaublich!
Klasse nicht sehr auffällig war und - soweit ich
Aber der Mann hat auch als Bub im Leiterwa-
mich erinnere - ein wohlgesitteter Schulkame-
gen Ziegeln eingesammelt und die Trümmer-
rad. Wir zwei verloren uns dann eher aus den
frauen unterstützt. Und alles, was er erreichte,
Augen, weil ich nach dem Krieg bzw. nach der
hat er aus eigener Kraft geschafft. Seine Kar-
Rückkehr nach Wien in Währing wohnte. Erst
riere ist jedenfalls einmalig, wie immer man
viel später trafen wir einander wieder.
das auch sehen mag. Er hat sich schon zu Leb-
Er ist ein treuer Freund und ein Mensch,
zeiten ein Denkmal gesetzt - die Lugner City
auf den man sich verlassen kann. Und der
Und jetzt erscheint auch noch ein Buch, das
auch den Kontakt zu mir pflegte, als ich nicht
zwar irgendwann auf einem Pfarrflohmarkt
mehr Minister war.
landet, aber immerhin. Es wird Zeit, dass ich zumindest ein Joham-Village errichte.
Eva Deissen, Edelfeder und Ex-Society-Reporterin
Karl „Charly" Blecha,
(bei „täglich Alles"):
Präsident des Pensionistenverbandes Österreichs und Ex-Innenminister:
Einzementiert Es gibt Fotos, die Richard Lugner in trauter
Ich kann nichts anderes erzählen, als dass ich
Geselligkeit mit dem seinerzeit einzigartigen
mit Richard in die erste Klasse der Oberschule
Adabei Roman Schliesser zeigen. Das war
für Jungen, 1. Bezirk, Stubenbastei 6 - 8 , eintrat
die Zeit vor dem großen Zerwürfnis. Lugner
Im ersten Jahr - Harry Belafonte stand staunend in der LugnerLoge und im Blitzlichtgewitter - gelang dem Adabei das Kunststück, über den Opernball zu berichten und Lugner nicht zu erwähnen.
Das Publikum staunt, wenn Weltstars wie Sophia Loren, Claudia Cardinale oder Raquel Welch den Baumeister beehren. Wie macht er das bloß? Ist er mit den Reichen und Berühmten dieser Welt wirklich so pitschi-patschi? Er macht das, indem er in einer Art Versandhauskatalog blättert, der von einer speziellen Agentur zusammengestellt wird und in dem man Schauspielerinnen und Schauspieler, die mehr oder weniger den Zenit ihrer Karriere erlebt haben, buchen kann. Rent a Star. Sei es für die Eröffnung eines neuen Supermarkts, sei es für den Opernball. Und das zu relativ moderaten Preisen. Ein prominentes Gesicht bringt den Gastgeber automatisch mit auf die nach dem Event erscheinenden Fotos und soEva Deissen: „Als die ,Seitenblicke' ein Jubiläum feierten, saß der Erfinder, Teddy Podgorski, im ,Gutruf'. Die TV-Kameras waren in der Lugner City."
mit in alle Medien. PR pur. Im ersten Jahr - Harry Belafonte stand mehr oder weniger staunend in der LugnerLoge und im Blitzlichtgewitter - gelang dem Adabei das Kunststück, über den Opernball zu berichten und Lugner nicht zu erwähnen.
wurde hie und da in der Gesellschaftskolum-
Aber das ging im Rauschen der riesigen Welle
ne erwähnt, aber prominent war er deswegen
an Selbstvermarktung, die der Baumeister in
noch lange nicht. Dann gab es einen Knatsch,
Bewegung gesetzt hatte, beinah unter. Es soll-
und der Adabei setzte den Baumeister auf sei-
ten ein nicht enden wollender Opernball-Hype
ne persönliche schwarze Liste.
und auch das ganze Jahr über fiebrige Lug-
Dann kam das Jahr 1992 und Lugner
neritis folgen. Trotz wutschäumender Opern-
auf die Idee, einen Stargast, der sämtliche
ball-Gastgeberinnen stahl Lugner Jahr für Jahr
Blicke, vor allem aber sämtliche Objektive
verlässlich allen anderen echten und Möchte-
von Fotografen und Fernsehkameras auf sich
gern-Promis die Show. Als die „Seitenblicke"
ziehen würde, in seine Opernball-Loge ein-
ein Jubiläum feierten, saß der Erfinder dieser
zuladen.
TV-Erfolgsgeschichte, Thaddäus Podgorski, im
Katrin Lampe, ATV-Bauernverkupplerin und -Häuslbauerin:
So richtig hatte ich noch nie das Vergnügen mit Baumeister Lugner ins Gespräch zu kommen, bis zu dem Tag, an dem Mausi und Mörtel dem „Traumhaus"-Dreh einen Besuch abstatteten. Immer in Begleitung des eigenen Kamerateams und eines hilflos wirkenden Redakteurs wurde ich unfreiwillig freiwillig „Gast" in der ATVSerie. Wie gesagt, bislang schaffte ich es nie, mit ihnen zu plaudern. Was daran liegt, dass weder Herr noch Frau Lugner einen zu Wort kommen lassen und das ist bei mir wirklich eine Kunst. Erstaunlich ist, dass die beiden auch einander nicht zuhören. Bisher war ich stets der Meinung, „Die Lugners" auf ATV wären schon ein wenig inszeniert. Aber nein! Die sind ja tatsächlich so! Eines kann man Richard Alfred Dorfer, Kabarettist: „Die Lugners wurden Kult, quasi als Clowns in der Manege des Seitenblicke-Circus."
allerdings auf keinen Fall vorwerfen: mangelnde Authentizität. Ob man's mag oder nicht,
kleinen „Gutruf" und stieß darauf mit seinen Freunden Otto Schenk und Helmuth Lohner an. Die TV-Kameras jedoch hielten zur selben Zeit in der riesigen Lugner City auf Prominenz wie Ferry Mossboek, Jeannine Schiller und Mausi Lugner. Als ich dieses Szenario sah, wusste ich: Lugner, jetzt hast du gewonnen. Hast dich selber so richtig einzementiert.
Alfred Dorfer, Kabarettist:
Wenn man die Peinlichkeit nicht in seinem Repertoire hat im Sinne der Scham, dann sprechen wir von
der hohen
Kunst
der
Clownerie. Die Lugners wurden aus diesem Grunde Kult, quasi als Clowns in der Manege des Seitenblicke-Circus. Jener Circus, dessen sonstige Attraktionen aus dem Tierreich kommen oder wo die hohlen Phrasen als Hochseilakt zelebriert werden.
Katrin Lampe: „Eines kann man Richard Lugner allerdings auf keinen Fall vorwerfen: mangelnde Authentizität."
muss jeder selber entscheiden. Paris Hilton hat's gefallen und ich persönlich fühle mich am Rande der Peinlichkeit gelegentlich wohler, als in so mancher „wohlerzogenen" Society.
Karl Hohenlohe, Seitenblicker und „Kurier"-Kolumnist:
Ich schätzte Herrn Ingenieur Lugner als PRAgent provocateur in eigener Sache. Nunmehr geht die Sache aber schon ein ganz klein wenig lange und es machen sich auf beiden Seiten enorme Ermüdungserscheinungen breit. Ich weiß nicht, ob ich den frommen Wunsch: „Bleib, wie du bist" vollinhaltlich teilen kann.
Peppino Teuschler, Promi-Schneider:
Kürzlich bei einem Schneiderkongress in Bel-
Karl Hohenlohe, „Kurier"-Kolumnist: „Ich schätze Herrn Ingenieur Lugner als PRAgent provocateur in eigener Sache."
gien wurde ich gefragt: „Na und was glauben Sie, welchen Opernballgast wird der Lugner beim nächsten Mal bringen?" Das muss man sich ja mal vorstellen, ein belgischer Schneider kennt ihn nicht nur, nein, er erkundigt sich auch noch nach ihm! Mit klassischer Werbung hätte
er diese
Bekanntheit nie
erreicht. So viel Unternehmergeist ist schon beachtlich. Mich stört nur, dass er nicht sehr gut angezogen ist. Ein Mann wie er könnte durchaus besser auftreten. Was ich auch nicht mag ist, dass er einem bei der Begrüßung bzw. beim Händeschütteln nicht in die Augen schaut. Vermutlich, weil er mit seinen Gedanken schon wieder woanders weilt.
Nelly Baumann, Ex-Miss und Modellagentur-Chefin:
Ich verdanke ihm meinen ersten OpernballBesuch. Es war 1 9 9 2 , ich wurde als 17-Jährige in der Lugner City zur Miss Vienna ge-
Kürzlich bei einem Schneiderkongress in Belgien wurde ich gefragt, wer Lugners nächster Opernballgast sein werde. Das muss man sich einmal vorstellen. Sogar dort kennt man ihn!
Peppino Teuschler, Promi-Schneider: „Als Unternehmer bewundere ich ihn. Aber mich stört, dass er nicht sehr gut angezogen ist."
Nelly Baumann: „Ich verdanke ihm meinen ersten Opernball und einen unvergesslichen Abend im Bristol."
wählt und durfte seinen ersten Stargast zum
zuerst die Lugners ein, dann DJ Ötzi und auch
Opernball begleiten. Bevor es in die Oper
Hannes Kartnig kam in die engere Wahl.
ging, wurde Harry Belafonte im Bristol zum
Unser Glück war, dass gleich mit der
Dinner empfangen. Mit dabei waren auch
ersten Sendung - damals noch ein kurzer Bei-
Wencke Myhre und Minister Werner Fassl-
trag im Rahmen einer Boulevardsendung - ein
abend. Richtig arg wurde es dann in der
ziemlicher Reißer gelang. Wir holten die ganze
Oper: Unzählige Fotografen stürzten sich auf
Familie am Flughafen ab - als Einstieg in den
der Feststiege auf Belafonte und mich, seine
Alltag sozusagen - und auf einmal stahl einer
Begleiterin. Ich war überhaupt nicht auf die-
die Handtasche der Schwiegermutter, rannte
ses „Blitzlichtgewitter" vorbereitet.
weg und wir filmten das alles. Letztendlich hat
Belafonte blieb circa eine Stunde und wir
sich herausgestellt, dass es eine fünfköpfige
plauderten über alles Mögliche. Ich habe ihn
rumänische Bande war. Das Filmmaterial wur-
als sehr sympathischen Mann in Erinnerung.
de ein halbes Jahr nach der Ausstrahlung auch
Woran ich mich auch noch erinnern kann: an
von der Polizei beschlagnahmt. Auf alle Fälle
einen Walzer mit Lugner.
war das ein sehr glücklicher Zufall.
Thomas Gauss,
Richard Lugner etwas zuwider gewesen wäre.
Erfinder der Serie „Die Lugners":
Umso erstaunlicher empfand ich es daher,
In all den Jahren hab ich nie erlebt, dass
dass er bei der ATV-Aktion „Rent the Lugners" Die Idee war, ein österreichisches Pendant zu
meinte: Zu jeder Hochzeit von einer Schuhver-
den Osbournes zu finden und da fielen mir
käuferin oder zu einem faden Gartenfest von
irgendwelchen Typen renne er nicht, weil er
kam noch Lugner zum Whirlpool und unter-
sei immerhin ein Baumeister und habe einen
stellte seiner Frau ein lesbisches Verhältnis mit
Ruf zu verlieren. Bei ihm weiß man aber nie,
Isabella Meus. Das würde so schnell auch kei-
ob er etwas ernst meint. Denn schlussendlich
nem Drehbuchautor einfallen, oder?!
waren wir doch bei einer Grillparty, wo er sich
Wahrscheinlich kommt er auch deshalb
sichtlich wohlfühlte. Und sich mit der Freun-
gut an, weil seine Mentalität die eines jung
din vom Gastgeber bestens unterhielt, sagen
gebliebenen Lausbuben ist, mit einer unbän-
wir es mal so.
digen Freude daran, wenn sich andere über
Das Erfolgsrezept der Soap? Ein Primarius, der sich als Kenner der Serie outete, erklärte
ihn mokieren. Ich glaube, sein richtiges, wahres Wesen wird man nie ergründen.
mir: „Man fühlt sich so erhaben, wenn man
Er liebt zwar die Kamera, aber eine so-
das sieht." Und irgendwie, glaub ich, ist das
genannte Rampensau ist er nicht. Wenn man
zumindest ein kleiner Teil des Geheimnisses.
genau hinsieht, merkt man, dass er sich etwa
Es gibt auch keine dramaturgischen Vorgaben. Wenn's zu fad wurde, dann reizte Christina ihn. Aber so gestritten wie früher - wie zum
als Redner auf einer Bühne gar nicht so wohlfühlt. Er wird sogar irrsinnig unsicher. Was ihn auszeichnet, ist seine Hartnä-
Beispiel bei Escada oder am Bauernhof, wo es
ckigkeit. Wenn er etwas erreichen will, dann
ordentlich knallte - wurde dann nicht mehr.
bombardiert er dich mit Anrufen und Gesprä-
Außerdem hätte ich mich nie im Leben
chen, er klopft dich weich, bist irgendwann
getraut, Mausi anzuordnen: „Du rennst jetzt
nachgibst. Aber grundsätzlich ist es angenehm,
halb nackt zum Pool und plauderst mit Jürgen
mit ihm zu arbeiten, weil er zu seinem Wort
Drews über Sex und Silikontitten." Und dann
steht. Er macht dann auch Drehs, die ihm
Thomas Gauss, Erfinder der ATV-Serie „Die Lugners": „Ich glaube, sein wahres Ich wird man nie ergründen."
Gerhard Bocek, „Marchfelderhof"-Wirt: „Als Gast benahm er sich immer vorbildlich und nie daneben."
weniger taugen wie etwa der in Mariazell. Schwierig zu drehen sind alljährlich die Opernbälle, weil er in dieser Phase ziemlich ausrastet. Da kennt er weder Freund noch Feind und reagiert wie ein Schnellkochtopf. Und je näher der Opernball rückt, umso explosiver ist er. Darum sind wir im Grunde auch immer erleichtert, wenn der Ball vorbei ist. Heuer mit Paris Hüton erlebten wir den reinsten Wahnsinn. Jedes Jahr würde ich das nicht aushalten.
Gerhard Bocek, „Marchfelderhof'-Wirt:
Richard Lugner ist irgendwie undurchschaubar. Als Gast benimmt er sich vorbildlich und nie daneben. Sein Weg, sich zu promoten, ist zweifelsfrei ein recht lauter. Er ist insofern für mich ein abenteuerlicher Typ, weil er sogar sein Pri-
Reini Buchacher: „Ich mag ihn, weil er alle Karikaturen liebt, außer die vom Deix."
vatleben für Werbezwecke nutzt. Geschäftstüchtig bin ich zwar auch, aber am Altar der Eitelkeit würde ich mein Privatleben nicht opfern. Einmal war er ja auch böse auf mich, weil ich vielleicht unabsichtlich zu viel verraten
ICH MAG IHN NICHT: Weil er seine Frau wie einen Hund behandelt: „Mausi sitz!" (O-Ton).
habe. Einer der Gäste meinte nämlich: „Setz
ICH MAG IHN NICHT: Weil er als Kava-
die Lugners auf einen schönen Platz, aber
lier völlig emanzipiert ist: „Mausi, hol dir an
nicht zwingend neben mich." Das bekam ein
Sessl und setz di zu uns!" (O-Ton).
Journalist mit, fragte mich, was da los wäre, ich erzählte es ihm halt frei von der Leber weg - ganz ohne böse Absicht. Und tags darauf Stands in der Zeitung.
ICH MAG IHN: Weil er alle Karikaturen liebt, außer die vom Deix! DIE MORAL VON DER GESCHICHT? LUGNER
MUSS
MAN
MÖGEN,
ODER
NICHT!
Reini Buchacher, Karikaturist:
Birgit Sarata, Society-Diva:
ICH MAG IHN: Wegen seiner kompromisslosen Art, wenn's ums Geschäft geht: „Schnacksln S'
Natürlich brillierte er schon viel früher als
net so vü, zeichnen S' ma lieber wos!" (O-Ton).
Partytiger, aber in exklusiverem Rahmen. Bei
ICH MAG IHN: Weil er frei von der Leber
seinen Operettenkonzerten beispielsweise traf
weg redet, auch wenn's der größte Blödsinn ist.
sich die beste Wiener Gesellschaft. Heute ver-
ICH MAG IHN NICHT: Weil sein Beneh-
anstaltet er lieber riesengroße Feste in seinem
men grässlich ist. Er greift, ohne zu fragen, mit
Shopping-Center. Und dazwischen entdeckte
den Fingern in meinen Teller.
er irgendwann die Seitenblicke. Er rief mich
Einmal fragte ich ihn, ob er nicht etwas für den Verein „Künstler helfen Künstlern" tun wolle. „Das bringt ja nix", lautete seine Antwort. Er sagt geradeheraus, was er sich denkt.
Lotte Tobisch-Labotyn, Ex-Opernball-Organisatorin und Präsidentin des Vereins „Künstler helfen Künstlern":
Er ist ein einfacher Mensch, der eine gewisse Schüchternheit besitzt und gleichzeitig diesen Trieb hat, sich unentwegt in den Zeitungen sehen zu wollen. Die ganze Aufregung rund um Lugner habe ich nie verstanden, weil einen Wurschtel verträgt der Opernball, der gar nicht so nobel ist, wie viele meinen. Am Opernball sind 5.000 Gäste, aber 5.000 feine Leute gibt's auf der ganzen Welt nicht. Und außerdem ist es auch kein exklusiver Ball, wie etwa das Techniker-Cercle oder der Philharmonikerball, wo nicht jeder hingehen und sich Karten kaufen kann. Theoretisch kann man das beim Philharmonikerball auch, aber letztendlich muss man eine Einladung haben, man wird verständigt und das wird Birgit Sarata: „Bei seinen traditionellen Operettensoirees traf sich die beste Wiener Gesellschaft. Heute veranstaltet er lieber Riesenfeste in der Lugner City."
man beim Opernball nicht. Außerdem: Seine Gäste - bis auf Grace Jones - waren ja alle in Ordnung. Die Frage ist vielmehr, was aus dem Opernball wird, wenn Lugner einmal nicht
an und fragte mich, ob wir - mein Mann
mehr ist.
Kurt Rajer und ich - zum Trüffelessen nach
Einmal fragte ich ihn, ob er nicht was für
Perchtoldsdorf kommen, weil eine neue ORF-
den Verein „Künstler helfen Künstlern" tun
Sendung - damals wusste ja keiner genau, was
wolle. „Das bringt ja nix", lautete seine ehr-
das ist - mitdrehen möchte. Und ich antwor-
liche Antwort. Ich kenne andere, wesentlich
tete, dass ich meinen Mann fragen müsse, ob
reichere Menschen, die reden herum oder
er überhaupt so viel Geld für das Essen ausge-
halten einen hin, aber er sagt gleich, was er
ben wolle. Und das hat ihm unheimlich impo-
sich denkt. Insofern ist er authentisch und ich
niert. Es kam mir damals fürchterlich protzig
hatte mein Leben lang ein gewisses Faible für
vor, so viel für ein Dinner zu bezahlen.
authentische Menschen.
Lotte Tobisch-Labotyn: „Die Frage ist eigentlich, was wird aus dem Opernball, wenn Lugner einmal nicht mehr ist."
Michael Jeannee,
Michael Jeannee: „Lugner ist in seinem Nichtgenierer einzigartig. Der Nestroy hätte seine Freude an ihm gehabt."
Auch sonst war er immer für eine Story
Ex-Adabei der „Kronen Zeitung":
gut. Ich hab ihn reden lassen. Wenn der Lugner
Den Lugner kann man nicht erfinden. Der ist
nicht einmal recherchieren, nur zuhören - dan-
in seinem „Nichtgenierer" einzigartig. Nichts
ke Lugner -, Schreibmaschine und gemma.
erzählt, dann hast ja schon die Story. Brauchst
ist ihm zu banal. Er ist so mittelmäßig, dass
Die Geschichte mit der geplatzten Frucht-
er schon wieder fast genial ist. Ihm geht auch
blase ist ja altbekannt. Aber sie ist so skurril,
nichts unter die Haut, denn andernfalls würde
dass es kaum zu glauben ist. Die Fruchtblase
er den Rummel um seine Person nicht aushal-
seiner Frau zerplatzte und anstatt mit ihr gleich
ten. Das ist halt sein Charakter bzw. „Nichtcha-
ins Spital zu fahren, rief er zuerst mich an: „Ob
rakter". Ein Unikat, ohne auch nur den Hauch
mi des interessiert?!" „Nein, Herr Lugner. Brin-
eines Genierers. Das Wort „peinlich" kennt er
gen S' Ihre Frau ins Krankenhaus." „Nau dann
gar nicht, das gibt's für ihn nicht. Und daher
net. I hob jo nur g'froagt."
ist er wiederum in seiner Art originell. Der
Anfangs hab ich ihn ja „Zuwedrucka"
Lugner ist ein Exhibitionist reinsten Wassers.
genannt. Besonders in Salzburg bei den Fest-
Der Nestroy hätt' seine Freud' mit ihm g'habt.
spielen hat er sich immer zu Prominenten
In den zehn Jahren, in denen ich als
gestellt, also zuwedruckt. Aber nicht zu irgend-
Society-Reporter tätig war, hat man sich über
welchen, nein, immer zu den namhaftesten.
Geschichten keine Gedanken machen müssen,
Oder gleich zum Bundespräsidenten.
weil dank ihm war immer was los. Nicht nur
muss man sich ja einmal trauen! Und dann
am Opernball.
fiel mir der Beiname Mörtel ein und ein mir
Das
nicht sehr wohlgesinnter Kollege riet ihm: „Lassen Sie sich des nicht gefallen, klagen S' den Jeannee." Und Lugner antwortete: „Na, i bin jo net deppert und säg mir den Ast ab, auf dem i sitz. Weil vorher war ich nur der Herr Lugner, jetzt bin ich der Mörtel der Nation." Bezüglich Opernball kann man ihm einiges vorwerfen, aber er hat ihn nicht heruntergewirtschaftet, er hat ihn halt auf seine Art und Weise verproletarisiert. Auf der anderen Seite hat er auch Glanz und Glamour gebracht. Nie zuvor waren so viele Journalisten am Opernball. Um sich in Szene zu setzen, holt er Weltstars nach Wien. Eine Königsidee, die ihn zu dem machte, was er heute ist. Sonst wäre er ein lokaler Wurschtel. Aber nein, sie kommen aus der ganzen Welt und interviewen ihn. Eine Zeit lang war's ja wirklich fad. Nachdem Richard Burton und Curd Jürgens weggestorben waren, kamen nur mehr Wirt-
Marika Lichter: „Richard war immer ein netter, umgänglicher Mann, der sich gerne gesellig unterhielt."
schaftskapitäne, für die sich keiner interessiert. Lugner brachte wieder Internationalität und Stars. Und wenn er dann so in die Kamera
Marika Lichter,
schreit „Die is Lulu machen", das ist halt wie-
Dancing-Qyeen, Musical-Lady und „Österreich"-Ko-
der typisch er (er lacht). Unfassbar, oder!?
lumnistin (diese Kolumne erschien am 26. Juli 2007):
Und dann all seine Anrufe! Ob mich das interessiert, er fährt jetzt nach Dubai oder
„'s ist nun mal im Leben so, andern geht es
dorthin. Manchmal passte es mir nicht in den
ebenso ..." An diesen Satz aus dem Lied von
Kram: „Lassen S' mich in Ruhe, Herr Lugner."
Edmund Eysler muss ich denken, wenn ich
Und er meinte dann nur: „I wollt Ihna jo nur
über die „Causa Lugner" lese. Da besingt der
Bescheid geben." J a j a , des nächste Mal rufen
alte Kaiser Franz Joseph draußen im Schön-
S' mich an und verraten S' mir Ihren Stargast."
brunner Park sorgenschwer
„Na, des kann i leider ned." Da war er kon-
keit. So kommt mir Richard Lugner vor,
sequent.
nachdem es nun mit der Scheidung, die ja
Lugner ist auch ein hervorragender Geschäftsmann. Und als Baumeister hat er Hand-
seine Einsam-
schon länger im Raum stand, ernst zu werden scheint.
schlagqualität. Man wird kaum jemanden fin-
Ich kenne Richard seit mehr als dreißig
den, der sagt: „Der Lugner ist nicht nur ein
Jahren. Er war ein Klassenkamerad meines
Wurschtel, sondern auch ein Gauner."
wirklich guten und wahren Freundes Karl
Das ist ja der krasse Widerspruch. Auf
Blecha und daher oft in seiner Gesellschaft, in
der einen Seite macht er sich zum Kasperl der
der auch ich sein durfte. Ich kannte Richards
Nation und auf der anderen Seite ist er ein
zwei Frauen, mit denen er vor Christina ver-
Mann mit Handschlagqualität.
heiratet war, die eine, die ihn wegen eines
Ich hatte oft den Eindruck, zwei Kinder zu erziehen. Daheim meine Tochter und bei den Dreharbeiten Richard Lugner. Sehr anstrengend.
Elisabeth Hamernik, „Die Lugners"-Chefredakteurin und -Regisseurin:
Er weiß, wer er ist und er steht über allem. Elisabeth Hamernik: „Dass er ein echter Gentleman sein kann, wenn es um Abmachungen geht, schätze ich an ihm am meisten."
Aber: Es gibt bei ihm einen speziellen Kern, zu dem niemand vordringt, und ich glaube, nicht einmal seine Ehefrauen. An und für sich macht die Zusammenarbeit mit ihm Spaß, selbst wenn er gelegent-
anderen Mannes verließ, und jene, die nach
lich auszuckt. Zum Ausrasten brachte ihn vor
einer verunglückten Schönheitsoperation so
allem Christina, wenn sie unvernünftig oder
tragisch verstarb. Jedenfalls war Richard im-
unlogisch agierte. Damit kam er nicht zurecht.
mer ein netter, umgänglicher Mann, der sich
Und die Spannungen zwischen den beiden
gerne gesellig unterhielt und auch gegen Pres-
waren manchmal sehr ernst.
se nichts einzuwenden hatte.
Eine meiner Lieblingsgeschichten mit
Aber in der Art, wie er sich in den letz-
Lugner geschah zu Weihnachten 2 0 0 4 . Es war
ten Jahren mit seiner Gattin der Öffentlich-
kurz vor der Bescherung, ich zündete grad die
keit präsentierte, war er vor seiner Zeit mit
Kerzen an, da läutete das Handy.
Christina nie erschienen.
Mittlerweile ist
„Herr Lugner, jetzt bitte nicht, mein Kind
nicht mehr klar erkennbar, wer von den bei-
steht vor der Tür und wartet aufs Glockerl
den den Verlockungen der Yellow Press mehr
vom Christkind."
erlegen ist, jedenfalls wäre nun der Punkt
„Ah so, wir haben scho gefeiert."
gekommen, wo eigentlich nur die bedau-
„Herr Lugner, bitte lassen S' uns morgen
ernswerte Tochter, die seit ihrer Geburt in die
telefonieren." Fünf Minuten später rief er wie-
Öffentlichkeit gezerrt wurde, Priorität haben
der an. „Frau Hamernik, wir müssen aber noch
sollte und ihr Wohlbefinden und der mög-
was Wichtiges besprechen, dauert eh net lang."
lichst geringste Schaden für sie den Eltern
Also insgesamt rief er in kurzer Folge
in ihrem Kampf um Hab und Gut vorrangig
fünfmal an. Am Heiligen Abend! Aber so ist er
sein sollten. Aber irgendwie tut mir Richard
nun mal: Wenn er etwas will, dann muss es in
dennoch leid.
der Sekunde passieren.
Finanzielle bezieht, aber er kennt nichts anderes. Denn sein Vater starb sehr früh, ihm fehlte die männliche Hand und als ältester Sohn schlüpfte er vermutlich sehr bald in die Rolle des Beschützers bzw. Versorgers.
Isabella Großschopf, „Seitenblicke-Magazin"-Redakteurin und Lugner-Spezialistin:
Als Society-Redakteurin lernt man schnell, dass es bei den heimischen VIPs furchtbar schick ist, Lugner „peinlich" zu finden. (In Deutschland, wohlgemerkt, findet man ihn „lustig"!) Dabei besteht der Unterschied zu vielen anderen sogenannten Prominenten nur darin, Isabella Großschopf: „Ich mag Richard Lugner. Ja. Genauso wie ich Paris Hilton genial finde. Oder auch Verona Pooth, ehemals Feldbusch. Denn alle drei sind perfekt in der hohen Kunst der Selbstinszenierung."
dass Richie Rieh erstens eine eigene Fernsehsendung hat, und zweitens zu seinen Unzulänglichkeiten steht. Ja, er steht dazu, dass er edle Austern mit ordinärem Ketchup mixt („Na und? Mir schmeckt des hoit . . . " ) . Oder
Ich hatte oft den Eindruck, zwei kleine
den anwesenden Damen auf einer Veranstal-
Kinder zu erziehen. Daheim meine Tochter
tung ungeniert ins Dekollete lug(ner)t. („Na
und bei den Drehs Richard Lugner. Sehr an-
und? I bin a einfacher Maurer.")
strengend.
Ich mag Lugner. Ja. Genauso wie ich Paris
Er ist zwar ein mediengeiler Hund, aber
Hilton genial finde. Oder auch Verona Pooth,
auf sein Äußeres legt er keinen Wert. Vor kur-
ehemals Feldbusch. Denn alle drei sind perfekt
zem schlug ich ihm vor, sein durchschwitztes
in der hohen Kunst der Selbstinszenierung.
Hemd vor der nächsten Aufnahme zu wech-
Und - mag eine Geschichte über Richard
seln. Nein. Und damit war der Fall erledigt. Aber strahlend erwähnte er, dass Jacque-
Lugner noch so bissig geschrieben sein: Ich habe ihn noch nie sauer erlebt. Eine Erholung
line ihm neues Gewand gekauft hatte und sie
für jeden Gesellschaftsjournalisten! Da, wo
jeden Abend die Kleidung für den nächsten
andere schon längst mit Anwalt drohen, weil
Tag aussucht. Am meisten freute ihn dabei,
ihnen zwei Sätze in einem Artikel unpassend
dass die Sachen alle um 70 Prozent reduziert
erscheinen, lächelt ER immer noch glücklich.
waren. Daraufwar er richtig stolz.
Denn: „Egal, was man über mich sagt oder
Dass er ein echter Gentleman sein kann,
schreibt", grinste er unlängst übers ganze
wenn es um Abmachungen geht, schätze ich
Gesicht, „es macht mich nur noch bekannter!"
an ihm am meisten. Man kann sich auf sein
Gut, mit so einer Attitüde muss man geboren
Wort verlassen. In jeder Hinsicht.
sein. Es darf einem halt nix zu blöd sein.
Auffallend ist sein Bestreben - fast schon
Ich persönlich halte es ja für eine reine
eine Panik - seine Kinder abzusichern. Und
Schlamperei, dass man Richard Lugner nicht
das gilt ganz besonders für Jacqueline. Er sieht
längst schon an der Uni Seminare leiten lässt.
sich als Versorger, was sich bei ihm nur aufs
Thema: Eigen-PR! Aber dafür hätte der um-
triebigste 75-Jährige, den das heimische Society-Parkett zu bieten hat, wahrscheinlich ohnehin keine Zeit mehr. Bei der Anzahl von Stunden, die der Baumeister, hart arbeitend, tagtäglich und wohlgemerkt NEBEN seinen PR-Auftritten, absolviert. 80 Stunden pro Woche werden's schon sein. Respekt! In diesem Sinne: Ein Hoch auf Richard Lugner!
Ro Raftl, „profir-Kolumnistin und Ex-„Kurier"-Gesellschaftslady:
Lugner hat zu meiner Zeit als Klatschtante gehört. Diese Zeit ist Over. Somit auch er.
Herbert Baumgarten, Vorstandsdirektor a.D., Jugendfreund und Trauzeuge bei der zweiten Hochzeit:
Anfang der 50er Jahre fuhren wir zu viert mit
Ro Raftl, Ex-„Kurier"-Gesellschaftsredakteurin: „Meine Zeit als Klatschtante ist over und somit auch Richard Lugner."
dem Rad nach Venedig. Unser erstes Abenteuer passierte in Maria Wörth, wo er verhaftet wurde.
Einem reichen Düsseldorfer wurde
eine Leica gestohlen und Richard besaß eine alte, leider kaputte Leica seines Vaters. Und in einem Fotogeschäft - wo er sie reparieren lassen wollte - nahm man ihn fest. Wir mussten warten, bis seine Mutter die Kaufbestätigung geschickt hatte. Währenddessen wurden uns allen die Pässe abgenommen und wir durften am Campingplatz bleiben. Nach einigen Tagen radelten wir weiter nach Caorle - damals noch ein schönes Fischerdorf mit wenigen Leuten. Und danach ging's nach Venedig, wo Richard eine Kiste Pfirsiche kaufte, die er seiner Mutter schicken wollte, was allerdings noch nicht möglich war. Also setzte er sich hin und verkaufte kiloweise die Früchte, damit er keinen finanziellen Schaden erlitt. Geschäftstüchtig war er damals schon. Und durchhaltefähig. Denn zwei Burschen kehrten wegen dem schlechten Wetter früher um. Richard und ich nicht.
Herbert Baumgarten, Jugendfreund und Trauzeuge: „Geschäftstüchtig war Richard schon als junger Mann."
Er war auch schon seit frühester Jugend sehr ehrgeizig. Am Skikurs zum Beispiel war er stolz, dass seine Klebefelle für die Skier echte Seehundfelle waren. Nur geklebt haben sie nicht ordentlich. Früher musste man noch zu Fuß bergauf marschieren, Lifte gab's nämlich keine. Und damit man nicht rutschte, klebte man Felle auf die Skier. Er hatte allerdings Probleme, blieb also hinter uns allen mit seinen
Ein selbstbewusster Mann, der teilweise zum Größenwahn neigt. Was ihm überhaupt nicht passte, war, als Christina es schaffte, auch ohne ihn anerkannt zu werden.
Seehundfellen auf den Brettln zurück, aber er gab nicht auf. Mittlerweile treffen wir einander sehr selten. Wir haben verschiedene Interessen. Außerdem ist Richard ein Mensch, der gar kei-
ein Pfau. In jeder Beziehung. Wenn ich ihn
ne Freunde braucht - im klassischen Sinn. Er
einlud, fragte er gleich: „Hast du andere Pro-
kennt unheimlich viele Leute und das reicht
minente eingeladen?" Es freute ihn schon
ihm. Mein Eindruck ist, dass er seit der Wahl
nicht,
ein anderer ist. Vor allem nach den National-
musste. Man kann mit ihm nicht mehr pri-
ratswahlen veränderte er sich immer mehr.
vat reden. Sich mit ihm gemütlich ins Cafe zu
wenn
er sich normal unterhalten
Als ich ihn kennenlernte, war er ein un-
setzen, ist nicht möglich. Wenn er sich aus-
scheinbarer Mensch, er war ja nicht einmal ein
sprechen will, dann ruft er seine ehemaligen
besonders schöner Mann. Heute ist er ja wie
Frauen an. Mit ihnen telefoniert er unaufhörlich. Vor allem mit Gattin Nr. 1. Was ihm überhaupt nicht passte, war, als Christina es schaffte, auch ohne ihn anerkannt zu werden. Vorher galt sie als sein Anhängsel, auf einmal glänzte sie als Mausi Lugner. Es störte ihn auch, dass ich einmal groß in der Zeitschrift „News" - aus einem Grund, den ich jetzt nicht erzähle - abgebildet war. Was ich denn getan hätte, dass ich ganzseitig abgelichtet sei, wollte er wissen (er lacht). Galt er als brillanter Gastgeber? Ja. Früher ließ er bei seinen Festen auch Nackte bzw. Teilnackte auftreten, was natürlich zu Eifersüchteleien führte, wenn die Mädchen den Herren zu sehr gefielen. Als er erkannte, dass solche Auftritte seinen Ruf gefährden, verzichtete er darauf. Richard war aber nie ein Playboy, er ist eher monogam veranlagt. Zumindest solange er gut verheiratet war. Darum glaube ich auch
Silvia Baumgarten: „Typisch für ihn ist, dass er nicht schnell beleidigt ist und auch über sich selbst lachen kann."
die Geschichten von diversen Liebschaften, die in Magazinen kolportiert wurden, nicht.
Er scheint aber kein Glück mit den Frauen zu haben ... Geschäftlich kennt er sich aus, bei Frauen überhaupt nicht. Alle sind ihm davongelaufen. Bei Christina schaffte er allerdings nicht, was er bei allen seinen drei Ehefrauen vorher geschafft hatte, nämlich sie zu unterdrücken und in der Firma stets um sich zu haben.
Kamerateam in Amerika. Auch dass er seine Söhne oder Ehefrauen coram publico maßregelte und beschimpfte, zeugte keinesfalls von Feingefühl. Einmal biss ihm eine seiner Ex vor allen Leuten in einem Lokal in die Wange. Warum? Na, weil er sie dermaßen gereizt und genervt hat.
Nr. 2 durfte während der Arbeitszeit nicht einmal zum Friseur, zur Kosmetikerin oder ihre
Silvia Baumgarten,
Mutter besuchen. Er gab ihnen keine Freihei-
Gattin von Lugners Jugendfreund:
ten, weil er alles kontrollieren wollte. Was halten Sie von der ATV-Serie? An der Grenze der Peinlichkeit. Einmal durf-
Fest steht, Richard kann nicht alleine sein. Er brauchte immer eine 24-Stunden-Frau, was
ten wir ja selbst Gast der Serie sein, allerdings
auf Dauer niemand aushält. Zudem ist sein Be-
ohne es zu wissen. Er lud uns zu einem Fest -
dürfnis, geliebt zu werden, unheimlich groß -
eine arabische Nacht - ein. Von Kameras oder
und daher fühlt er sich schnell ungeliebt.
Fotografen war nicht die Rede. Ein lustiger
Grundsätzlich ist er ein eher bescheide-
Abend, aber komplett anders, als wir ihn uns
ner Mensch, der aber seine Ziele genau vor
vorgestellt hatten.
Augen hat und nicht davon ablässt. Selbstbe-
Ich erzähle Ihnen eine Geschichte, damit
wusst trat er immer nur vor anderen auf, war
Sie sehen, wozu er fähig ist: In jungen Jahren
man mit ihm alleine, spürte man oft Unsicher-
besuchten wir mal seine Sauna und als wir uns
heit. In seiner Seele blieb er schüchtern, des-
im Pool abkühlen wollten, legte sich meine
wegen kann er sich auch nicht so öffnen oder
Frau wegen leichter Kreislaufprobleme kurz
seine Gefühle mitteilen. Früher konnte man
auf eine Bank. Das fiel ihm bei der arabischen
mit ihm auch tief gehende Gespräche führen.
Nacht plötzlich wieder ein und er sagte laut
Einmal im Urlaub in Kärnten - seine vierte
ins Mikro: „Sie wurde einst ohnmächtig, als sie
Frau zog sich ins Hotel zurück und wir blie-
mich nackt sah." Zum Glück wurde das her-
ben am Strand - unterhielten wir uns stunden-
ausgeschnitten.
lang. Aber kaum kam jemand, dann musste er
Wie würden Sie ihn charakterisieren?
immer rauskehren, wer er ist.
Ein selbstbewusster Mann, der teilweise zum
Typisch für ihn ist ebenso, dass er nicht
Größenwahn neigt. Als er als Bundespräsi-
schnell beleidigt ist. Eines Abends hatten wir
dentschaftskandidat antrat, hielt ich es nicht
wieder einmal etliche Gäste geladen - un-
für möglich, dass er es tatsächlich durchzieht.
ter anderem Richard, seine Frau sowie einen
Aber natürlich war er sehr traurig, dass ihm
Reisebürobesitzer, der auf einmal von einem
Gertraud Knoll einen Strich durch die Rech-
wahnsinnigen Baumeister zu erzählen be-
nung machte und er nicht in die Stichwahl
gann - offensichtlich hatte er beim Vorstellen
kam. Was ich allerdings überhaupt nicht gut-
Richards Namen nicht verstanden - und sei-
heißen konnte, war die Nationalratswahl ...
nem Tick, nur mit Christbaum zu verreisen.
Bedauerlicherweise fehlt ihm Feinge-
Egal wohin er zu Weihnachten flog, immer
fühl. Stellen Sie sich vor, 22 Jahre kümmerte
müsse ein Baum mit an Bord. Da sagte Richard
er sich nicht um seine ledige Tochter Nadine
ganz locker und keineswegs angerührt: „Der
und dann besuchte er sie gleich mit einem
Wahnsinnige bin ich." Und alle lachten.
Ich kenne auch einen anderen Richard Lugner. Besonnen, altersklug und zurückhaltend charmant.
ne, verträgt aber nicht viel. Die Wienerstadt leuchtete zu unseren Füßen in der Herbstsonne. Lugner gab Zoten aus seiner wenig glamourösen Jugend zum Besten. Durchaus kurzweilig. Mit Witz und Ironie. „Seine Stadt" dabei immer im Auge. Ich könnte von Begegnungen mit Richard Lugner berichten, da er an besucherstarken Tagen persönlich die Autos in die Tiefgarage Manfred Ainedter: „Ein Selbstdarstellungsgenie und ein Selbstvermarkter der Sonderklasse."
seines Einkaufszentrums einweist. Oder als er an der Abendkassa des Wiener Metropols energisch darauf bestand,
Premierentickets
auf eigene Kosten und nicht auf Einladung des Hauses zu erwerben. Dennoch ist das
Manfred Ainedter,
Gespräch auf der Hollywoodschaukel meine
VIP-Anwalt:
liebste Lugner-Episode, da sie offenbarte, dass es das oft gerühmte „goldene Wiener Herz"
Ein Selbstdarstellungsgenie und ein Selbstver-
tatsächlich noch gibt. Ein heiliger Moment -
markter der Sonderklasse, was natürlich den
der jäh verpuffte, als sich uns ein Kamerateam
Nachteil mit sich bringt, dass sich vieles in
näherte.
seinem Leben öffentlich abspielt. Fest steht: An ihm kommt man nicht vorbei, ob man will
Lisa Trompisch,
oder nicht.
„Heute"-Society-Reporterin und „Aufdeckerin der Mausi-Buch-Affäre":
Alfred Strauch, „Österreich"-Leute-Redakteur:
Wenn's drauf ankommt, glänzt er auf sehr charmante Art und Weise. Klar, Journalisten
Ich kenne einen anderen Richard Lugner.
kann er manchmal zur Weißglut bringen,
Besonnen,
zurückhaltend
vor allem, wenn er sich nicht mehr daran
charmant. Vor gar nicht allzu langer Zeit saß
erinnern kann oder möchte, wem er welche
ich mit dem öffentlichkeitsvernarrten Wiener
Geschichte versprochen hat. Aber das Kopferl
altersklug
und
Baumeister auf einer Hollywoodschaukel im
erhaben leicht zur Seite geneigt, hochgezoge-
Garten seines Grinzmger Anwesens. Wir lie-
ne Augenbrauen, ein Blick, unschuldig wie
ßen uns vom Wind treiben und nippten an
der eines Neugeborenen und ein liebenswer-
kleinen Pfiffs, denn Herr Lugner trinkt ger-
tes „Schaun Sie, das war folgendermaßen ..."
Alfred Strauch: „Ich könnte von einem Lugner berichten, der an der Kassa des Metropols darauf bestand, die Premierentickets zu bezahlen."
Lisa Trompisch: „Einmal hatte es sich der Herr Baumeister in den Kopf gesetzt, mich mit Dominic Heinzl zu verkuppeln. Gott war das peinlich!"
bringt auch die mediale Welt schnell wieder
te es sich der Herr Baumeister in den Kopf
in Ordnung. Ebenso seine herrlich bezau-
gesetzt, mich verkuppeln zu wollen:
bernde Naivität führte zu der einen oder an-
ATV-Hi-Society-Guru Dominic Heinzl, der in
mit
deren unvergesslichen Anekdote: wie etwa
diesem Moment einfach zur falschen Zeit am
beim Beachvolleyball 2 0 0 7 am Wörthersee.
falschen Ort in das lugnersche Visier geriet.
Frohen Mutes begab ich mich auf die Suche
Jetzt sei aber angemerkt, dass auch hier die
nach Herrn Lugner, um die, sagen wir mal,
Wogen mehr als stürmisch waren. Ein paar
etwas stürmischen Wogen unserer Promi-
meiner Geschichterln lösten nicht wirklich
Journalisten-Beziehung
Nach
Wohlwollen bei Dominic aus. Dem Herrn
dem „bösen" Aufdecken der „Mausi-Buch-
Lugner war das aber gleichgültig, und so hat
zu
glätten.
Affäre" und weiteren Scheidungs-Geschich-
er munter fast schon annoncenverdächtig die
ten in meiner „Heute"-Kolumne war unser
Vorzüge des einen dem anderen wortreich
Verhältnis nicht mehr ganz so ungetrübt.
präsentiert. Gott war das peinlich! Dominic
Aber, gottlob seiner oben angesprochenen
spielte brav mit und ließ den Wortschwall
„Vergesslichkeit", zeigte sich der Mörtel-King
völlig
(trotz Michael Jeannees schriftlich-spitzzün-
(da hätte auch wirklich niemand die Chan-
giger Aberkennung dieses Titels wird er bei
ce gehabt, überhaupt ansatzweise zu Wort
mir nach wie vor so heißen) mehr als bereit,
zu kommen), um dann im richtigen Mo-
ungezwungen ein bisschen über seine neue
ment geschickt von der brisanten Thematik
Single-Situation zu plaudern. Auf einmal hat-
abzulenken. Und siehe da, das ganze Szenario
unkommentiert
über
sich
ergehen
Hut ab, Herr Lugner! Sogar mitten in einem verschlafenen Tiroler Bergdorf erkundigte man sich nach ihnen!
Ich denke nicht. Aber ich kann mich irren. Darum erlaube ich mir, Sie nächstes Mal persönlich zu fragen, wie Sie darüber denken. Vorerst wünsche ich Ihnen alles Gute zum Geburtstag! Rosemarie Liermann mit ihrer Coco: „Ein Herr Doktor aus Deutschland fragte, ob Ihre Tochter den Rummel verkrafte."
Andrea Buday, Society-Redakteurin und Autorin:
Sich selbst zu beschreiben verweigert Richard Lugner,
weil
nämlich
„Eigenlob
stinkt",
bewirkte zumindest, dass Dominic und ich
Selbstkritik riecht vermutlich auch nicht viel
seither wieder kollegial miteinander umge-
angenehmer - und außerdem scheint es ihm
hen können. Und zum Abschluss noch eines:
ohnehin lieber zu sein, wenn sich andere
„Lieber Herr Lugner, glauben S' mir, ich bin
über ihn das Kopferl zerbrechen und anhand
nicht so schnell vermittelbar!"
einzelner Puzzle-Teilchen (oder Anekdoten) dem Phänomen Mörtel etwas auf den Leib
Rosemarie Liermann, Journalistin und „Die Lugners"-Fan:
rücken. Voilä, hier sind ein paar leckere Kostproben:
Lieber Herr Lugner!
Eines der ersten Interviews mit Richard
Wien, am 21. August 2007
Lugner für dieses Buch fand auf der Terrasse
Hut ab, sogar mitten in der Sauna eines ver-
seines Büros in der Lugner City statt. Kurz
schlafenen Tiroler Bergdorfs spricht man von
war ich ob seiner Fürsorglichkeit richtig
Ihnen. Ein netter Herr Doktor aus Deutsch-
gerührt, als er eine Sitzunterlage für meinen
land packte dort nämlich die Gelegenheit
Plastikgartensessel forderte. Doch es ging
beim Schopf, uns - Edith Leyrer und meiner
ihm weniger bzw. überhaupt nicht um meine
Wenigkeit - mitzuteilen, dass er Sie kennt,
Bequemlichkeit, als vielmehr um die Optik.
auch das Mausi, Sie beide sogar einmal per-
„Des schaut jo auf die Fotos net guat aus,
sönlich getroffen hat. Aber er sorgte sich auch
wenn nur a Dackerl draufliegt. Sollt'n ma net
um Ihre scheue Tochter und fragte, ob denn
auf alle Sessel wos legen?" Das nennt man
die Jacky den Rummel überhaupt verkrafte.
wohl Professionalität, oder!?
Ein anderes Mal traf ich frühmorgens zum Interview im Büro des Baumeisters', ein und erlebte erneut ein nettes Anekdötchen: „Wollen S' an Kaffee? Na, wissen S' was, trink ma später einen, ich hab nämlich gerade an Caffe latte g'habt." „Darf ich mir dennoch einen bestellen, weil ich hatte noch keinen, Herr Lugner?", fragte ich doch etwas erstaunt. „Na, guat. Frau Eibel, bestellen S' zwei Caffe latte." „Nein, für mich bitte einen großen Braunen. Danke." „Also, an Caffe latte und an großen Braunen. Bitte schön." Als ich noch als Society-Redakteurin bei der Tageszeitung „Heute" jobbte, rief er mich wesentlich öfter an, um mir brandaktuelle Neuigkeiten mitzuteilen. Einmal meinte er: „Wir
ham
grad
junge
Meerschweinderln
g'kriegt. Sind S' interessiert?" „An einem Meerschweinderl?"
Andrea Buday: „Einmal bot er mir Kaffee an und meinte im selben Atemzug: ,Na, trink man später, weil ich hab nämlich grad einen g'habt.'"
„Mehrere." „Herr Lugner, und was bitte soll ich denn mit den Viecherln tun?"
Tschanghai im Spital. Und ich lieg in einer
„Na, ich meine Fotos. Wir haben ein paar
Supersuite. Die ham nämlich Angst, dass ich
gemacht und die könnte ich Ihnen schicken.
alle verklage. Mach i owa net. Sind ja lauter
War des net a G'schicht? Jetzt im Sommer tut
liebe Leut'. Aber Englisch kennen s' net. Nu
sich eh nix, oder?!"
weniger wie ich."
„Ja, bitte", sagte ich - und warte noch heute auf die Bilder.
Und noch eine Erinnerung an Mister Zementking: Bei einer „Heute"-Weihnachts-
Richard Lugner ist immer erreichbar.
aktion wünschte sich eine Leserin für ihren
Sogar als er nach einem schweren Sturz in
behinderten Sohn samt seinen Betreuern und
Shanghai operiert werden musste, hob er ab -
Kollegen (insgesamt circa 15 Leute) eine Einla-
um zwei Uhr in der Früh! Was ich nämlich
dung zum Schnitzelessen. Während sich ande-
bei meinem Anruf um 19 Uhr nicht bedachte,
re noch etwas Bedenkzeit ausbaten, erkundigte
war die Zeitverschiebung von sieben Stunden.
sich Lugner sofort und ohne mit der Wimper
„Danke, mir geht's eh so weit ganz gut. Ich bin
zu zucken: „Wann wollen S' denn kommen?"
grad im Aufwachzimmer, weil i Nägel in die
Dann saß er an einem Sonntagmittag mit den
Hand g'kriegt hob."
Burschen und Mädchen - obwohl er anfangs
„Herr Lugner, geben Sie's doch zu, Sie
meinte, gar keine Zeit zu haben - etwa eine
sind gar nicht in China, sondern in der Lugner
Stunde im Schnitzelland, plauderte mit ihnen,
City. Die Verbindung ist ja sensationell ..."
gab Autogramme und ließ sich von seinen
„Nein, bitte glauben S' mir, i bin in
Fans fotografieren.
Im Visier des Zeichners Lugner gilt für Spitzfedern nicht nur wegen seines markanten Riechkolbens als Objekt der Begierde. Neben Manfred Deix und Erich Sokol beschäftigte sich vor allem Karikaturist Reini Buchacher mit ihm...
So sah Mörtels Einladung zum 40er von seinem Mausi aus - und die war anfangs nicht allzu begeistert. Das Burzeltagsfest im Wiener Buddha Club verlief jedenfalls gemütlich.
Reini Buchachers Sicht der Dinge: Zur Gala-Eröffnung der Lugner Kino City zeichnete er Jeannine Schiller mit extremem Ausschnitt, Christina süffisant lächelnd und Mörtel, der wieder mal Schabernack treibt - und Mausis Busenfreundin Wein ins Dekollete schüttet. Und die reagierte anfangs etwas verschnupft über diesen Gag.
Meilensteine und persönliche Eckdaten 1938: Eintritt in die Volksschule Leopoldsgassse 3 im zweiten Wiener Bezirk 1942: Eintritt ins Realgymnasium Stubenbastei, die Schule, die einst auch sein Vater besucht hat 1942: Zu Weihnachten sieht Richard seinen Vater das letzte Mal
werbeschule Wien-Schellinggasse in Hochbau; zwei Tage später tritt er seinen ersten Job in der Baufirma Lorenz an 1955: Wechsel zur Socony Mobil Oil Company (Mobil Oil); Kauf des ersten Autos, eines Fiat Topolino, Baujahr 1937 1958: Richard Siegfried Lugner erwirbt
1943: Im Juni ruft ihn Vater Richard an - er
sein erstes nagelneues Auto, einen VW Käfer
sollte nie mehr etwas von ihm hören, denn Lug-
in Rubinrot - die Geburtsstunde des Lugner-
ner senior stirbt in russischer Gefangenschaft 1953: 13. Juni Matura in der Bundesge-
Rots; Verlobung mit Christine Gmeiner, seiner Jugendliebe 1961: Heirat mit Christine, Wiener Hofburgkapelle; Lugner macht sich mit einem ehemaligen Schulkollegen erstmals selbstständig 1962: Am 24. April Erteilung der Baumeisterkonzession und Gründung der Baufirma Lugner 1963: Errichtung der Mobil-Tankstelle und Servicestation St. Pölten, Mariazeller Straße; Werksumbau G. Rümpel, Wien 23; am 8. Jänner kommt Richard Alexander Lugner der erste Sohn - zur Welt 1964: Nach der Renovierung Eröffnung der Diplomatischen Akademie im Theresianum durch Bundespräsident Adolf Schärf und Außenminister Bruno Kreisky; Lugner schaltet
Lugners erstes Auto 1955: ein uralter Fiat Topolino, mit dem er bis nach Italien düst, bevor der Wagen komplett eingeht
sein erstes Inserat - in „Die Presse"
1968:
Renovierung
der
Wohnhäuser
Erdbergstraße 4 3 - 4 5 , Wien 3; Bau Total-Tankstelle Himberg; Shell-Tankstelle Wien-Heiligenstadt; Filialenbau Palmers, Kent und Hammerbrot, Wien 2 1 ; Erweiterung Flaga Propan, Wien 2 1 . 1969: Eröffnung eines der ersten Bürohäuser und der Tiefgarage in der Halbgasse 3 - 5 , Wien 7 1970: Umbau Palais Todesco in der Kärntner Straße 51 für die Bundesländer-Versicherungsanstalt 1971: Billa-Konzernzentrale, Palais Schottenfeldgasse 8, Wien 7; Totalumbau Hotel Christine Gmeiner wird 1958 Richard Lugners Verlobte. Und drei Jahre später seine Ehefrau.
Vienna, Wien 2; Adaptierung Wien-Kredit, Wien 1 1972: Umbau des Kassensaals der Erste österreichischen Spar-Casse am Graben 2 1 ;
1965:
Totalumbau
WÖK
(Wigast),
Schwarzenbergplatz; Umbau Casala Rubens, Wien 17; die erste gemeinsame Wohnung wird bezogen 1966: Umbau Wäscherei Excelsior in
Standardumrüstung
des
Tankstellennetzes
Texaco Austria; Humanic-Filialumbau, Wien 3 1973: Mayr-Melnhof Dachgeschoßausbau & Umbau am Brahmsplatz 6, Wien 4; Totalumbau Pension Brillantengrund, Wien 7
Wien 15; Sohn Andreas wird am 5. Jänner
1974: Nevsimal Bürohausneubau; Bau
geboren; Protokollierung als Einzelfirma im
der Tankstelle in der Ameisgasse, Wien 14;
Handelsregister (am 2 5 . August)
Umbau Kahlenberghotel in Wien 19; Kaindl-
1967: Wiederaufbau Wäscherei Habsburg nach Großbrand
Filialumbau und Neubau Einfamilienhaus in Klosterneuburg
Sein Fuhrpark anno dazumal: Die dunkelroten Firmenwagen fallen genauso auf wie die Werbeschilder für sein Bauunternehmen. „Das ist Reklame, für die überhaupt kein Werbeetat angegriffen werden muss."
Lugner belebt 1979 nicht nur den alten Brauch des Maibaumaufstellens, er eröffnet auch seine Moschee.
am Stephansplatz 2; Eröffnung „Vienna Islamic Center" (am 20. November) durch Bundespräsident Rudolf Kirchschläger, Bundeskanzler Bruno Kreisky, Bürgermeister Leopold Gratz und Saudi-Arabiens Unterrichtsminister Abdul-Aziz Al-Khuwaiter; Lugner belebt den alten Brauch des Maibaumsetzens (anlässlich der Fertigstellung eines Bürohauses); Heirat mit Cornelia in Schloss Mirabell (am 4. August) 1980: Feierliche Eröffnung der Moschee 1979: Bundespräsident Rudolf Kirchschläger und SaudiArabiens Minister Abdul-Aziz Al-Khuwaiter
Cafe-Restaurant
Schwarzenberg,
Wien 1; Panzerproduktionshalle Steyr-Daimler Puch AG in Wien 11; Bawag-Cafe in WienHietzing sowie Herausgabe des Buchs „Lugner: Kalkulationen im Hochbau" 1981: Renovierung des Cafes Landtmann
1975: Totalrevitalisiemng der Spanischen
am Karl-Lueger-Ring 4, Wien 1, und der Galerie Habarta im Palais Auersperg, Wien 8;
Botschaft in Ungarn 1975: Umbau Eduscho-Zentrale, Wien 11
Totalumbau Autohaus Woltron, Wien 12; Fas-
1976: Renovierung der Saudi-Arabischen
sade Cafe Landtmann
Botschaftsresidenz in der Formanekgasse 38,
1982: Verleihung des Staatswappens (am
Wien 19; Neubau Bürohaus in der Camülo-
26. April) durch Handelsminister Staribacher;
Sitte-Gasse 6, Wien 15; Umbau Esso Austria,
Eröffnung
Wien 22
meisterpalast) am Parkring 8, Wien 1, durch
1977:
Neubau
der
Alfa-Romeo-Öster-
reich-Zentrale in der Breitenfurter Straße 144,
Bundespräsident
(ehemals
Deutsch-
Rudolf Kirchschläger
und
Bundeskanzler Bruno Kreisky; Revitalisierung Naglergasse 13 und 19 in Wien-Innere Stadt
Wien 23 1978: Neubau Bürohaus in der Kaiserstraße 4 5 , Wien 7; Umbau Bawag-Zentrale, Wien 1; Scheidung von Christine, Ehefrau
und Renovierung Hildebrandthaus für Palmers in der Sonnenfelsgasse 3, Wien 1 1983:
Revitalisierung
Heuriger
Diem
in der Kahlenberger Straße 1, Wien 19, und
Nr. 1 1979:
Gleichenfeier
Moschee
„Vienna
Islamic Center" am 26. April in Wien 22; Generalrenovierung Wien
OPEC-Fund
9;
ehemaliges
Totalrenovierung
Zentralsparkasse-Filiale Graz; Scheidung von Cornelia
Orpheum,
1984: Renovierung Griechisch-Orientali-
Zentralsparkasse
sche Kirche am Fleischmarkt 13, Wien 1; Neu-
bau Hotel Mercur in Wien-Innere Stadt und Aufstockung der Ersten österreichischen -SparCasse am Graben 2 1 ; Änderung der Firmenfarbe Rubinrot in die RAL-Farbe Nr. 3 0 1 1 ; Nadine, Lugners uneheliche Tochter mit Schauspielerin Sonja Jeannine, kommt zur Welt (am 13. Mai); Heirat mit Susanne (am 22. September) 1985: Revitalisierung Historischer Kassensaal Creditanstalt-Bankverein in der Schottengasse 6, Wien 1; Grundsteinlegung für die Erweiterung der Neuen Wiener Privatklinik, Wien 9 1986:
Revitalisierung Palais
Caprara -
ÖRAG in der Wallnerstraße 8, Wien 1; Reno-
1982: Eröffnung des OPEC-Funds (ehemals Deutschmeisterpalast) am Parkring in der Wiener Innenstadt. Ein Millionenauftrag.
vierung des ganzen Häuserblocks für die Wiener Freimaurerloge in der Rauhensteingasse 3, Wien 1; Revitalisierung Dorfensemble Ober St. Veit, Wien 13 (Stadterneuerungspreis); Totalumbau der Neuen Wiener Privatklinik 1987: Totalumbau des Theaterhotels in der Josefstädter Straße 2 2 , Wien 8; Revitalisierung Schloss Flamhof bei Graz; Verleihung des Titels „Technischer Rat" (am 6. November) durch Bautenminister Robert Graf; Verhandlungen wegen Stabilisierung des „Schiefen Turms" von Pisa mit dem Unterfangsystem „Lugner-Wölzl" (wurde 1970 übernommen) 1988:
Mayr-Melnhof-Villenrevitalisie-
rung in Graz; Apotheke „Schwarzer Adler" in Graz; Eröffnung Wiener Stadttempel in der
Die Verleihung des Berufstitels „Technischer Rat" durch Bautenminister Graf am 6. November 1987 macht Richard Lugner stolz.
Seitenstettengasse 2 - 4 , Wien 1, nach Generalrenovierung durch
Bundeskanzler Franz
Vranitzky und Bürgermeister Helmut Zilk; Bau Esso-Tankstelle in der Breitenfurter Straße 2 1 5 ; Präsentation Projekt „Lugner City" für Vizebürgermeister Mayr; Fassadenrenovierung und Dachausbau Zürich Kosmos Versicherungen AG, Wien 3; Tankstellenerweiterung Agip, Spital am Semmering 1989: Dachausbau und Fassadenrenovierung von Zürich Kosmos in Wien-Landstraße; Eröffnung Bürohaus-Neubau auf der Linken Wienzeile 120; Scheidung von Gattin Nr. 3 (im Februar), die wenig später (am 22. Juni) nach
1988: Eröffnung des Wiener Stadttempels mit Bürgermeister Zilk (I.), Präsident Gross und Bundeskanzler Vranitzky (r.)
einer Schönheitsoperation ins Koma fällt, aus dem sie nie mehr erwachen sollte 1990: Eröffnung der Lugner City (am 27. September) in der Gablenzgasse 5 - 1 3 mit Bürgermeister-Gattin Dagmar Koller, Ex-Justizminister Harald Ofner und Vizebürgermeister Hans Mayr;
Fassadenrekonstruierung Erste
Wiener Wach- und Schließgesellschaft in der Kolingasse 4, Wien 9; Umbau der Total-Tankstelle in Ebenthal bei Klagenfurt; Filialumbau der CA, Döblinger Hauptstraße 73 A, Wien 19; Lugner lernt Christina Haidinger kennen (am 26. Juli) 1991: Umbau KunstHausWien, Untere Weißgerberstraße 13, Wien 3; Fassadenrenovierung Hotel Bristol, Kärntner Ring 1, Wien 1; Suitenausbau im Hotel Imperial; Agip-Tankstelle Schnellstraße 6 in St. Marein/Mur; Heirat mit Christina (am 13. Juli um 13.13 Uhr) im Wiener Rathaus Misswahlen sollen bereits im Jahr 1990 Kunden in die Lugner City holen. Im selben Jahr lernt er Christina Haidinger kennen und lieben.
1992: Renovierung und Revitalisierung der Koreanischen Botschaftsresidenz in der Gregor-Mendel-Straße 25; neuer Kassensaal der Ersten österreichischen Spar-Casse am Graben 2 1 ; Shell-Tankstellenumbau in der Triester Straße 6 - 8 , Wien 10; Fassadeninstandsetzung Restaurant „Eurasia" in Wien 2 1 ; Totalumbau Agip-Tankstelle in Wien 16; Fassadeninstandsetzung Kriegsinvalidenstiftung Bundesbaudirektion in Wien-Hietzing; Neubau Hotel Arkadenhof, Wien 9; Aral-Tankstellen-Umbau in Kapfenberg; Umbau und Dachgeschoßausbau Pension Karoline in der Gudrunstraße 138, Wien 10; Umbau der Disco „Nachtwerk" in Wien 23; Harry Belafonte als erster Opern-
Aufsehenerregend: Lugner baut auch viele Villen, wie u.a. dieses Einfamilienhaus - „Der Würfel" - in Graz 1994
ball-Gast; Überreichung des Silbernen Ehrenzeichens für Verdienste um das Land Wien; 30-Jahre-Jubiläum der Baufirma Lugner Wien 1993: Lugner verursacht einen Skandal, weil er Grünen-Klubchefin Madeleine Petrovic von einem Mitarbeiter beobachten lässt (als „Vorbereitung" für ein ORF-„Sommergespräch"); Jacqueline kommt zur Welt (am 12. Dezember); „Denver"-Biest Joan Collins
Im Dezember 1993 kommt Jacqueline zur Welt. Zehn Tage später stirbt seine Ex-Frau Susanne.
auf dem Opernball; Lugner steigt als Großaktionär bei Radio CD ein; seine Ex-Frau Susanne stirbt nach viereinhalb Jahren im Koma (am 22. Dezember) 1994: Neubau Lehrbauhof Ost Guntramsdorf für die Wiener Bauinnung; Bau der EssoTankstelle in Wien 2 2 ; Aida-Umbau in der Thaliastraße 4 2 ; Umbau des Do & Co-Restaurants im Schloss Schönbrunn; Geschäftserrichtung Optiker Türk, Operngasse 12; Bürozubau Fir-
Hausumbau für Malerfürst Wolfgang Hutter in Wien-Döbling 1996
ma Katzenberger in Gerasdorf; Umbau „Mantelkönig" in der Thaliastraße 52; Umbau der Giro Credit, Mariahilfer Straße 124; „Der Wür-
hü gel; Geschäftserrichtung von H & M in der
fel"-Villenneubau in Graz; Radio CD sendet ab
Mariahilfer Straße 5 3 ; Errichtung Agip-Tank-
Dezember aus der Lugner City; Milliardärsgat-
stelle in Graz; Umbau des Alten Affenhauses
tin Ivana Trump Star-Gast auf dem Opernball;
im Tiergarten Schönbrunn; Fassadeninstand-
Taufe von Jacqueline Christine Lugner am
setzung und Filialumbau der Ersten öster-
13. März in der Curhauskapelle St. Stephan;
reichischen Spar-Casse in Wien 9; Bawag-
Festakt für Alt-Bürgermeister Helmut Zilk, Ex-
Filialumbau in der Schönbrunner Straße 2 7 3 ;
Vize Hans Mayr und Neo-Stadtchef Michael
Bau der Shell-Tankstelle in Zobern sowie der
Häupl in der Lugner City (im November)
Aral-Tankstelle in Graz; Hausumbau für Prof.
1995: Stadterneuerungspreis für das Pro-
Wolfgang Hutter in Wien 19; Filialumbau Cre-
jekt Schlossgasse 15 in Wien 5 sowie weitere
ditanstalt, Babenbergerstraße 9; Umbau Hotel
Preise für das Projekt Hietzinger Hauptstraße
am Stephansplatz; die sogenannte Grapscher-
1 4 3 - 1 4 5 , Wien 13, und das Objekt Roosevelt-
Affäre sorgt für Coverstorys: O . W Fischer soll
platz 5, Wien 9; Lugners Schwiegervater Alfred
Mausi ans Knie gefasst haben; Disco-Queen
Haidinger (74) stirbt an den Folgen eines
Grace Jones ist Star-Gast auf dem Opernball
Herzinfarkts; das Mörtel-Bier wird präsentiert;
1997: Bauteil II der Lugner City wird
Filmdiva & Oscar-Preisträgerin Sophia Loren
eröffnet; am 16. Oktober übernehmen die
Star-Gast auf dem Opernball
Söhne Alexander und Andreas Wiens größtes
1996: Neubau der Johanniter-Zentrale in
gewerbliches Bauunternehmen als Geschäfts-
Wien 18; Umbau der Filmstadt Wien - Rosen-
führer, Richard Lugner bleibt jedoch Eigen-
19. April 9 , 9 1 % der Stimmen; Geschäftsumbau Cafe-Konditorei Aida, Mariahilfer Straße 101; Neubau Villa Wien-Döbling; Sex-Ikone Raquel Welch als Star-Gast auf dem Opernball 1999: Generalsanierung des Meinl am Graben; Neubau der Marina Wien, Handelskai, Wien 2; Geschäftsumbau Hypo Bank Vorarlberg in Wien 1; Generalsanierung samt Dachgeschoßausbau Wohnhaus Prinz-EugenStraße 4 8 , Wien 4; Lugners Burgtheater-Auftritt als Kaiser Franz Joseph sorgt für Schlagzeilen; Gründung der Partei „Die Unabhängigen" und Nationalratswahlkampf - mit dem Auch diese Prachtvilla im Wiener Nobelbezirk Döbling wird von der Baufirma Lugner errichtet - 1998. Architekt ist Ernst Huss.
Ergebnis 1,02%; Aktrice Faye Dunaway und Top-Herzchirurg Christiaan Barnard sind Lugners Star-Gäste auf dem Opernball
2000: tümer; Umbau der Niederländischen Botschaft in Wien
Eröffnung des dritten Bauteils der
Lugner City mit weiteren Parkplätzen und des
1; Geschäftsumbau Intersport in
Mausi-Markts - das Einkaufszentrum umfasst
Wien-Landstraße; Umbau der Mandrillanlage
nun 25.437 m sowie über der Lugner City
2
im Tiergarten Schönbrunn; Filialumbau Raiff-
Büros, Wohnungen, ein Hotel und ein Ärzte-
eisenbank in der Schottengasse; Neubau Villa
zentrum mit zusammen 11.449 m ; Neubau
mit Schwimmbadzubau in Wien 18; Neu-
von R. Peciks Haus in Klosterneuburg; Um-
gestaltung des Foyers der Tanzschule Elmayer,
bau der Zürich-Kosmos-Zentrale am Schwar-
2
Wien 1; Fassadeninstandsetzung Wohnhaus
zenbergplatz;
in der Halbgasse 16; Kurzauftritt im „Weißen
Wien 20; Geschäftsumbau Schöps Graben 10,
Zubau
für
Sigmapharma
in
Rössl" im Metropol; Start der ORF-Sendung
Wien 1; Geschäftsumbau Van Laack Austria,
„Seitenblicke" und erste Auftritte des zukünf-
Graben 16, Wien 1; Fassadeninstandsetzung
tigen „Seitenblicke"-Königs; Lugner beschließt,
Grazer
Wechselseitige
Versicherungs
AG,
für das Amt des Bundespräsidenten zu kandi-
Stubenring 2 4 , Wien 1; Naddel und Aktrice
dieren; Sarah Ferguson, die Ex-Frau von Prinz
Jacqueline Bisset Star-Gäste auf dem Opernball
Andrew, ist Star-Gast auf dem Opernball
2001: Erpresser-Brief schockt die Lug-
1998: Umbau Kaufhaus Stafa-Eurocen-
ners: Verurteilung des 30-jährigen (geistig
ter, Mariahilfer Straße 120; Generalsanierung,
behinderten) Jürgen W, weil er Jacqueline ent-
Aufstockung und Zubau Kaufhaus Steffi in
führen wollte; Renovierung der Schratt-Villa in
der Kärntner Straße; Dachgeschoß-Ausbau
Wien 13; Vienna International School; AIV am
und Fassadeninstandsetzung der Zürich Kos-
Rooseveltplatz 4 - 5 ; Hollywood-Engel Farah
mos AG in Wien 6; Umbau des Bankhau-
Fawcett begleitet Lugner zum Opernball
ses Schellhammer & Schattera in Wien 1;
2002:
Dachgeschoßausbau der Bawag
Geschäftsumbau Pizza Hut in der Opernpas-
Versicherung am Stubenring 2, Cuubuus-Auf-
sage; Generalsanierung und Aufstockung der
stockung in der Werdertorgasse 17; Generalsa-
Erste Bank in der Börsegasse 14; Umbau des
nierung der Vienna Christian School in Wien
Bermuda-Bräus am Rabensteig 6;
Lugner
22; Filialumbau und Fassadeninstandsetzung
erhält bei der Bundespräsidentenwahl am
Erste Bank in Wien 2; Dachgeschoßausbau
Gumpendorfer Straße 11; Renovierung der Zimmer im Hotel Sacher samt Cafe-Neubau, Wien-City; Hollywood-Beauty Andie MacDowell glänzt als Stargast auf dem Opernball
2005:
VIP-Eröffnung der Lugner Kino
City (am 3 1 . August) durch Bürgermeister Michael Häupl, Dompfarrer Toni Faber; ATVFilm „Richard Lugner: Die Story seines Lebens" wird gedreht; Ex-Spice-Girl Geri Halliwell als Star-Gast auf dem Opernball
2006:
Eröffnung der Lugner Kino City
3., 4. Stock und Dachgeschoß; Sexbomberl Carmen Electra bringt frischen Wind nach Wien - und zum Staatsgewalze
2007:
Eröffnung Lugner City Baustufe 5
in der Wurzbachgassse 15 (inkl. Lagergebäude und Zubau zum Hotel); Weihbischof Laun 1998: Knoll, Klestil, Schmidt, Lugner & Nowak kämpfen um das Amt des Bundespräsidenten.
fordert Exkommunikation aufgrund der Eröffnung eines sexualmedizinischen Zentrums in der Lugner City; Hotelerbin Paris Hilton sorgt als Star-Gast auf dem Opernball für mediale
Der Anker Allg. Versicherungs-AG, Wien 6;
Mehrfachrekorde; Scheidung (am 2. August)
Fassadeninstandsetzung AXA Nordstern Co-
von Christina, seiner vierten Ehefrau nach
lonia Versicherungs-AG, Wien 1; Neubau Res-
16 Jahren Ehe; 45-Jahre-Jubiläum der Bau-
taurant Fabios, Wien 1; ATV startet mit „Mör-
firma Lugner; Start des neuen ÄTV-Formats
tel, Mausi und Moneten" als Vorläufer zu „Die
„Die Lugners - Mörtel sucht das Glück" und
Lugners" (am 23. September); Lugners Opern-
75. Geburtstag von Österreichs berühmtestem
ballgast ist Aktrice Claudia Cardinale
Baumeister (am 11. Oktober).
2003:
Umbau von Naturkost Feigl in
der Seidengasse 39; Dachgeschoßwohnungen für die AIV am Rooseveltplatz 4 - 5 ; Geschäftsumbau Mango, Mariahilfer Straße 8 6 ; Umbau Schauspielhaus, Wien 9;
Fassadeninstand-
setzung Novak Immobilienverwaltung, Wien 17; Generalsanierung & Dachgeschoßausbau MHA Reinhard Müller Handels-GmbH & Co. KG, Mariahilfer Straße 97; Konkurs kann in letzter Sekunde abgewendet werden;
„Die
Lugners" gehen als 45-minütige Doku-Soap auf ATV on air (am 9. September); „Baywatcherin" Pamela Anderson wirbelt in der Oper mächtig Staub auf
2004: Dachgeschoßumbau für Wertinvest Immobilienverwaltungs AG - Cafe Sperl in der
1999: Neubau der Marina Wien mit Yachtclub, Restaurant, Bootstankstelle usw. am Handelskai im zweiten Wiener Gemeindebezirk
Der Bau, der Lugner berühmt macht: Das Vienna Islamic Center am Hubertusdamm im 21. Bezirk wird am 20. November 1979 feierlich eröffnet - u.a. mit Bundespräsident Kirchschläger und Bundeskanzler Kreisky.
1992: Anlässlich des 30-Jahre-Jubiläums der Baufirma überreicht Bezirksvorsteher Friedrich Krammer Richard Lugner das Silberne Ehrenzeichen der Stadt Wien. Eine große Ehre wie Freude für den Unternehmer.
Ganz oben: Herzchirurg Christiaan Barnard war gemeinsam mit Faye Dunaway Gast auf dem Opernball. Am Nachmittag traf man einander in der Lobby.
Oben: Mutter Leopoldine Lugner erholt sich inmitten ihres Blumengartens - ihr ganzer Stolz - in Breitenfurt. 1995 starb sie mit 90.
Rechts: Star-Karikaturist Erich Sokol suchte sich aus einem Stapel Bilder ein OpernballFoto aus - als Vorlage für die Mörtelbier-Tafel.
Wie alles begann... Am 11. Oktober 1932 erblickt Richard Siegfried (sein Vater ist ein großer Wagner-Fan) Lugner im Allgemeinen Krankenhaus in Wien das Licht der Welt. Ein gesunder Bub, der von Mutter Leopoldine bald liebevoll „Binki" genannt wird. Knapp drei Jahre später (am 29. Juli 1935) übernimmt Bruder Roland die Rolle von Muttis Liebling.
ein Vater Richard ist ein angesehener
S
1962 startet er sein eigenes Unterneh-
Anwalt, dennoch lebt man in der Oberen
men, das nach schwierigen Anfangsphasen
Donaustraße 53 im zweiten Wiener Ge-
bald erfolgreich wirtschaftet. Denn Lugner
meindebezirk eher bescheiden. In einer Zim-
spezialisiert sich sowohl auf die Revitalisierung
mer-Kuchl-Kabinett-Wohnung. Anfangs sogar
alter Gebäude (die sogenannte Kiefelmauerei)
noch mit Klo am Gang. Die Weltwirtschafts-
als auch auf die Errichtung von Tankstellen so-
krise und später die Kriegsjahre bedeuten
wie Service-Stationen. Seine Umsätze wachsen
Entbehrung. Aber auch ständige Angst und
von anfänglichen 4 0 0 . 0 0 0 Schilling auf stolze
Unsicherheit. Die Idylle zerbricht, als Lugner
2 1 0 Millionen (1986), bei 330 Mitarbeitern.
senior im Juni 1943 an die Front muss - und nie mehr heimkehren sollte.
Wie alles begann.
Mit dem Bau der Moschee (das Vienna Islamic Center samt Koranschule, Bibliothek
Leopoldine Lugner flüchtet 1945 mit
und Festsaal) am Hubertusdamm in Wien-
ihren Söhnen nach Dorfstetten im südlichen
Floridsdorf 1979 sorgt er erstmals für Schlag-
Waldviertel, wo ihr Gatte eine Jagd besitzt und
zeilen, 1984 folgt die Renovierung der grie-
die Familie das Kriegsende erlebt. Wieder in
chisch-orientalischen Kirche am Fleischmarkt
Wien, beginnt für Richard der schulische Ernst
und wenig später die des Stadttempels der
des Lebens: Vom Gymnasium Stubenbastei
jüdischen Kultusgemeinde. Zuvor übernimmt
wechselt er aufgrund sprachlicher Schwächen
er noch Adaptierungsarbeiten am Freimaurer-
in die Bundesgewerbeschule Schellinggasse.
Tempel in der Wiener Innenstadt. In den eher
Nach der Matura beginnt Richard in der Bau-
mageren Auftragsjahren spezialisiert er sich auf
firma Herbert Lorenz, nimmt ein Angebot bei
den Bau von Bürohäusern samt angeschlosse-
Mobil Oü an und macht sich 1961 erstmals
nen Tiefgaragen. Sein Imperium wächst auf
selbstständig: als Juniorpartner eines ehemali-
6 0 0 Mitarbeiter und Lugner gehört zu den
gen Schulfreundes.
führenden Unternehmern des Landes.
Ab 1982 betreibt Lugner auch einen Filial-
Konkurs abzuwenden. Die Lugner City wird
betrieb in Graz - ebenso mit Schwerpunkt Tank-
mit Hilfe der Österreichischen Volksbanken-
stellenbau und Innenstadtrevitalisierung. 1990
AG zum Leasing-Konstrukt, die nach Abzah-
eröffnet der 58-jährige Baumeister - allen Exper-
lung der Raten der Lugner-Söhne-Privatstif-
tisen zum Trotz - seine Lugner City, damals das
tung gehört.
siebentgrößte Einkaufszentrum in Österreich.
Trotz allem verwirklicht der umtriebige
Sein Geniestreich, jeden zweiten Samstag im
Bauherr seine nächste Vision (2005) und einen
Monat länger geöffnet zu halten, bringt massen-
neuen Magnet für die Geschäfte im Haus: die
weise Kundschaft in sein Shoppingcenter. Und
Lugner Kino City (11 Säle, 1.840 Sitzplätze),
auch seine Star-Gäste für diverse Show-Auftrit-
der er nun seine ganze Aufmerksamkeit wid-
te (wie 1991 Thomas Gottschalk) kurbeln die
met. Die Lugner City umfasst inzwischen
Geschäfte an. Die Werbemillionen (insgesamt
106 Geschäfte.
15 Mio. Schilling) machen sich bezahlt.
Gerade als er wieder durchatmen kann,
Doch der geschäftstüchtige Anwaltssohn
droht der Salzburger Weihbischof Andreas
strebt nach noch Höherem und kandidiert
Laun - nach der Eröffnung eines sexual-
1998 bei der Bundespräsidentenwahl, bei der er
medizinischen Zentrums in Lugners Shop-
9,91 % der Stimmen erhält (im Vergleich: Heide
pingtempel - im Februar dieses Jahres mit
Schmidt kriegt 1 1 , 1 4 % ) . Ein Jahr später nimmt
Exkommunizierung. Doch es kommt - wie
er mit seiner Partei „Die Unabhängigen" an der
bekannt - noch schlimmer. Opernball-Gast
Nationalratswahl teil - mit mattem Ergebnis:
Paris Hilton zerrt an seinen Nerven, Ende Juni
1,02 %. Das Kapitel Politik ist ad acta gelegt.
wirbeln Paparazzi-Fotos privaten Staub auf, es
Die Baufirma gerät währenddessen im-
folgt ein Monat medialer Schlammschlacht -
mer mehr in „Schieflage", und obwohl es nicht
und im August lässt sich Lugner scheiden.
mehr danach aussieht, gelingt es Lugner, den
Einvernehmlich.
Das letzte Wort hat Richard Lugner
S
eit etwa 15 Jahren gibt es immer wieder
Lugner, den Bundespräsidentschaftskandida-
Leute, die ein Buch über mich schreiben
ten, den vierfach verheirateten Ehemann so-
wollen. Zwei haben es versucht und nach
wie den Familienvater. Eine Unmenge von Bildern und eine
einigen Wochen aufgegeben. Dann kam Andrea Buday und meinte: „Im Juli 2 0 0 7 nehme
Sammlung von Zeitungsartikeln mussten bear-
ich mir einen Monat frei und dann ist das Buch
beitet sowie eine Vielzahl von Personen befragt
fertig." Und erscheint rechtzeitig zu meinem
werden. Andrea Buday ist eine, die nicht auf-
75. Geburtstag.
gibt. Sie begann im Juni, hängte den August
Sie dachte, der Lugner und seine Opern-
dran und Mitte September erreichte sie das Ziel.
ballgäste sowie ein wenig über den Gesell-
Und aus dem einen Monat wurden drei, aber
schaftslöwen, das wär's. Aber nach einiger Zeit
jetzt ist das Buch fertig - und Andrea Buday
stöhnte sie bereits merkbar wegen des vielen
auch.
zu sichtenden Materials.
Ich lasse mich vom Inhalt überraschen,
Meine Person hat eben viele Gesichter,
aber nach den vielen Gesprächen, die ich
über die man berichten muss - wie die Kind-
mit ihr führte, glaube ich, dass sie mir einen
heit, die Schulzeit, den Bauunternehmer, den
Spiegel vorhält, aus dem man meine Person
Moscheenbauer, Burgtheaterspieler, Tankstel-
mit allen ihren Facetten klar erkennen kann,
len- und Innenstadtbaumeister, den Einkaufs-
und dass das ganze Werk spannend zu lesen
zentrumsbetreiber, den werbe- und PR-aktiven
sein wird.
Bildnachweis ATV: S. 3 + 9 5 , 3 + 52, 4 0 , 4 3 , 4 5 , 4 9 , 67, 77 (2), 91 (2), 94 (6), 101 (5), 109, 111, 1 4 1 , 142 (2), 143
ATV/Gauss: S. 3 + 9 7 , 3+49+Rückseite, 9 6 , 97 (3), 98 (6), 9 9 , 140, 141 Buchacher Reini: S. 180, 181, 182 (2), 183, 184 (2), 185, 186, 187, 188, 189 Buday Andrea: S. 30, 6 1 , 109 Cityfoto.at/Schenk: S. 46 DeSt: S. 4 9 , 161, 162 Egenbauer Thomas: S. 3 + 4 0 , 93 (2), 95 (2) Haslinger Willi Fotostudio: S. 19, 65 Jobst Christian: S. 108, 171 Österreich Zeitungsverlag: S. 177 Privat: S. 3 + 6 3 , 27, 28, 39, 62, 63, 64 (2), 77, 166 Privat/Colorphoto Arlberghaus Zürs: S. 63 Privat/Fotostudio P. Nikolaus: S. 174 Privat/Photo Moro: S. 27 Privat/Veitsch-Radex AG: S. 173 Privatarchiv Richard Lugner: S. 3 + 4 1 , 6, 7, 8 (2), 9 (3), 9+Rückseite, 10 (2), 11, 12 (2), 13 (2), 14, 15, 15+Rückseite, 17 (2), 18 (2), 2 1 , 3 2 , 36+Rückseite, 37, 39, 4 2 , 4 3 , 4 6 , 4 8 , 51 (2), 53, 54 (2), 56, 57, 64, 66, 67, 68, 69, 70, 71 (2), 77 (2), 79 (4), 80 (2), 82, 83, 85 (3), 87, 88 (2), 89 (3), 9 0 , 91 (2), 92+Rückseite, 93 (2), 99 (2), 100, 114, 116, 138 (2), 139, 194, 195 (2), 197 (3), 198 (2), 199, 2 0 0 , 2 0 1 , 202 (2), 203 Privatarchiv Richard Lugner/Danninger Günther: S. 28, 30 Privatarchiv Richard Lugner/Der Mann - EFB: S. 108 Privatarchiv Richard Lugner/Foto Othmar: S. 58, 65 Privatarchiv Richard Lugner/Fotozentrum Reiberger: S. 24, 38, 39+Rückseite, 44, 68, 105 Privatarchiv Richard Lugner/Gerard: S. 20, 23 (2), 35, 45, 103, 106, 110 Privatarchiv Richard Lugner/Hermann Erwin: S. 111 Privatarchiv Richard Lugner/Percze Lajos: S. 196 Privatarchiv Richard Lugner/Photoatelier Gerlach: S. 20 Privatarchiv Richard Lugner/Puttner Bates - Archiv Kronen Zeitung: S. 117 Privatarchiv Richard Lugner/Studio C: S. 3 + 3 6 , 37 (2), 66 Privatarchiv Richard Lugner/Wiedemann-Wolfan: S. 18 Profil: S. 201 Schedl Ludwig: S. 3 + 2 0 6 , 32, 33, 34, 203 (2) Starpix: Cover, S. 4 2 , 43 (2), 46, 75, 76, 78, 8 1 , 82, 113, 118, 119, 136, 137, 141, 142, 143 (2), 145 (2) Toppress: S. 3 + 4 2 , 3 + 1 4 5 , 5, 22, 24, 25, 3 1 , 45, 47, 72, 73, 74, 78, 105, 107, 108, 121, 122, 123, 124, 125, 126, 128, 131, 133, 134, 135 (2), 137, 142, 146, 147, 148, 149, 150, 151 (2), 152, 153, 155 (2), 156, 157 (2), 158, 159, 160, 163 (2), 164, 165 (2), 166, 167, 168, 169 (2), 170, 172, 173, 176, 178, 192, 203 Viennapress: S. 3+40, 136 Viennapress/Tischler: S. 179+Flappe hinten Viennareport: S. 111 (2), 115, 129, 137, 144 Zinner Johannes: S. 154