REN DHARK Heft Nr.: 82
Die Heimat im Nichts Ihr Ziel liegt in fernen Tiefen, aber eine einsame Sonne hält sie auf.
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REN DHARK Heft Nr.: 82
Die Heimat im Nichts Ihr Ziel liegt in fernen Tiefen, aber eine einsame Sonne hält sie auf.
STAFF CAINE
Während Ren Dhark von der siebten Sonne der Sternenbrücke aus den Sprung ins Ungewisse noch ERRON3 gewagt hat, kämpft die Rasse der Nogks um Ihre Existenz. Die strahlungsabhängigen Nogks sehen ihre einzige Überlebenschance in der Auswanderung zur Nachbargalaxis Andromeda. Die unheimlichen schwarzen Schiffe geheimnisvoller Intelligenzen bringen ihnen erschreckende Verluste bei, und nur durch den Einsatz der Ringraumergruppe Janos Szardaks kommen die Nogks an einer vollständigen Vernichtung ihrer Rasse vorbei. Sie forcieren ihre Vorbereitungen für den Sprung zur Andromeda, um den Kämpfen um ihr Dasein und den galaktischen Strahlungsorkanen endgültig zu entfliehen.
Personenverzeichnis: Charaua einer der Führer des Nogk'schen Imperiums Colonel Huxley Kommandant der FO I und Mitglied des Rates des Nogk'schen Imperiums Janos Szardak Kommandant einer Ringraumergruppe Bernd Eylers Chef der GSO (Galaktische Sicherheits-Organisation) Marschall Bulton stellvertretender Chef der Terranischen Flotte Clint und Tanja Derek Agenten der GSO
Bulton richtete sich ruckartig von den beiden Karten auf, die, auf leuchtende Platten gespannt, einen beträchtlichen Teil seines Arbeitszimmers einnahmen. Die beiden Karten stellten Projektionen der nördlichen und südlichen Erdhalbkugel dar, von den Polen ausgehend bis zum Äquator hinabreichend. Jede der Projektionen wurde quer über die Längengrade von einer spiralförmigen Linie umlaufen, auf der in regelmäßigen Abständen verschiedene Punkte markiert waren. Die Stirn des Marschalls furchte sich mehr und mehr, während vor seinem geistigen Auge abermals jene Bilder vorüberzogen, die sich ihm bei seinem letzten Inspektionsflug mit Colonel Huxley unauslöschlich eingeprägt hatten. Soweit der Blick reichte, überall auf der Erde gelandete oder schwebende Nogkraumer. überall die gleiche rastlose Tätigkeit dieser unheimlichen Wesen, die keine Pausen kannten und Tag und Nacht mit ihrem gewaltigen technischen Potential die Installationen ihres Globalen Schutzschirmes für Terra vorantrieben, das des Marschalls Begriffsvermögen bei Weitem überstieg. Auf den Polen der Erde wuchsen zwei gigantische Kegel aus der gleichen glasartigen Substanz empor, wie der Marschall sie bereits bei den sechs Totenkegeln auf dem Illampu-Massiv in den Kordilleren kennen gelernt hatte, geschützt durch jene Prallschirme, von denen behauptet wurde, sie seien sogar für das Intervallum der POINT OF oder ihrer Flash völlig undurchdringlich. An den auf den Karten markierten Punkten hingegen schufen die Nogks zusammen mit terranischen Technikern aus dem gleichen Material kugelförmige Kavernen tief im Erdinnern, die in ihrer Einrichtung stark an die Zentralen nogkscher Kampfschiffe erinnerten. Marschall Bulton riß sich gewaltsam aus seinen Gedanken und ging mit raschen Schritten zu Colonel Huxley hinüber, der damit beschäftigt war, Stapel von Detailplänen durchzusehen
und zu überprüfen. "Huxley", unterbrach ihn der Marschall und fuhr sich gleichzeitig mit dem Handrücken über seine schweißnasse Stirn, "ich weiß dieses kostbare und in all seinen Konsequenzen noch gar nicht zu übersehende Geschenk unserer Freunde bestimmt zu schätzen, aber..." Ein helles Singen, das mühelos die starke Panzerplastikscheibe und sämtliche Schallisolierungen seines Arbeitszimmers durchdrang, unterbrach ihn. Der Marschall warf unwillkürlich einen Blick durch das ovale Fenster zum Raumhafen hinüber. Eine Gruppe von Nogkraumern setzte gerade zur Landung an. Eiförmige, sechs bis siebenhundert Meter lange Schiffe, die von einem äußerst eigentümlich wirkenden Ellipsenraumer begleitet wurden. Der Marschall kannte dieses Schiff. Aufmerksam verfolgte er das Landungsmanöver der Nogkraumer. Als klar wurde, daß auch jener Ellipsenraumer landen würde, wandte er sich abermals dem hageren, hochgewachsenen Colonel zu. Seine Züge nahmen einen besorgten Ausdruck an. "Die CHARR landet, Huxley. Charaua wird zu uns wollen. Hoffentlich hat es keine unerwarteten Schwierigkeiten gegeben!" Der Colonel schüttelte den Kopf. "Sicher nicht, Marschall, die Nogks haben gelernt, Schwierigkeiten zu meistern! Aber Sie wollten doch eben etwas sagen! Wenn ich Sie recht verstanden habe, bereitet Ihnen irgend etwas an dem Projekt noch Kummer, oder?" Marschall Bulton nickte. "Sie haben recht. Und ich glaube, ich sollte es Ihnen sagen, solange wir noch allein sind. Immerhin könnte Charaua mich mißverstehen!" Er winkte Huxley zu sich heran und beugte sich abermals über die beiden Karten. "Sehen Sie hier, Huxley. Nach der Anlage der beiden
Pyramiden und der auf den Spirallinien verteilten Sphären wird der alt vierte Schutzschirm den gesamten Erdball einhüllen, oder sehe ich das falsch?" "Genau, Marschall! Der Schutzschirm wird um Terra eine hermetische Sphäre aufbauen, die sowohl vor den Magnetorkanen schützt als auch vor Angreifern jeder uns bisher bekannten Art. Mit Ausnahme der Schatten, solange der Schirm lediglich als Schutzschirm und nicht als Waffe eingesetzt wird!" Der Marschall ruckte herum und starrte Huxley aus schmalen Augen an. "Bei dem Schirm, Huxley, handelt es sich doch unter anderm um die neue, ultimative Waffe der Nogks! Diese Waffe, so jedenfalls habe ich Sie bei Ihrem Vortrag verstanden, baut um einen Angreifer, sobald er in die Tasterfrequenzen ihrer Energienetze gerät, eine sogenannte Antisphäre auf, die vom Normalkontinuum als Fremdkörper sofort abgestoßen wird. Ausgeschleudert, Huxley. In irgendeinen Raum, einen Bereich, einen Kontinuum, von dem wir nichts wissen. Ist das so?" Huxley nickte bestätigend. Er hatte es beim Angriff der schwarzen Schiffe jener unheimlichen Fremden auf der anderen Seite der Milchstraße selbst miterlebt. "Gut! Wenn sich also die Erde innerhalb einer solchen Sphäre befindet, wenn der Schirm sich im Fall eines Angriffs in eine Waffe verwandelt, wer garantiert uns dann dafür, Huxley, das unser Normalkontinuum diese Terra umgebende Sphäre, nicht mitsamt ihrem Inhalt ausschleudert?" Huxley schüttelte den Kopf. "Ich hatte anfangs ähnliche Bedenken, Marschall. Deswegen habe ich mich mit Charaua und seinen Meegs, die ja nicht nur als Ärzte fungieren, sondern ein Sammelbegriff für alle technischen und wissenschaftlichen Disziplinen darstellen, über dieses Problem unterhalten. Wird der Schirm im Fall eines Angriffs zur Waffe, dann steuern die auf der Erde nach
genauem System verteilten Schaltsphären jeweils nur so viele Angreifer an, wie gefahrlos für die Erde Antisphären errichtet werden können. Diesen Schaltungen liegen exakte Messungen und Berechnungen zugrunde. Es ist dabei natürlich durchaus möglich, daß ein von allen Seiten zugleich angreifender Feind durchbricht, weil die Steuersphären das Maximum von möglichen Antisphären nicht überschreiten. Unter keinen Umständen." Marschall Bulton atmete auf. "Seit wann steht das endgültig fest, Huxley?" "Seit etwa vierundzwanzig Stunden, Marschall. Ich kenne die Nogks, auf sie ist hundertprozentiger Verlaß!" Der Marschall nickte. "Noch etwas, Huxley. Für mich wie für alle anderen auf Terra sind diese ganzen Dinge ziemlich neu. Es ist auch für geschulte Leute unmöglich, sich mit dieser Rasse und ihren Eigenarten so schnell vertraut zu machen. Was für sie selbstverständlich ist, ist für uns immer noch recht dubios. Sie verstehen, oder?" Huxley verstand den Marschall nur zu gut. Wenn er allein überdachte, welcher hanebüchene Unsinn in der letzten Zeit von den Presseagenturen und den Televisionsanstalten unter die Leute gebracht worden war... "Huxley, wenn dieser Schirm gegen die Magnetorkane zuverlässig schützt", fuhr der Marschall fort, "warum schützen die Nogks dann nicht ihr eigenes System auf die gleiche Weise, anstatt das gewaltige Potential ihrer Technik auf die bevorstehende Auswanderung zur Andromeda zu konzentrieren? Ein Unternehmen, von dem niemand weiß, wie es ausgeht?" Colonel Huxleys Züge verdunkelten sich. Sein hageres Gesicht schien sich plötzlich zu spannen. "Der Schirm wird für uns Menschen genügend jener Magnetstrahlungen absorbieren, reflektieren. Nicht aber für die
Nogks, Marschall. Die Nogks sind strahlungsabhängige Mutanten. Sie sind biologisch auf einen ungestörten, gleichmäßigen Strahlungsverlauf innerhalb Ihres Lebensraumes angewiesen. Dieser seit Jahrmilliarden bestehende Rhythmus ist aus uns immer noch unbekannter Ursache gestört! Für die Nogks auf die Dauer tödlicher Vorfall! Wie gesagt, Marschall: Was für unsere verhältnismäßig unempfindliche Struktur noch ausreicht, bleibt für die Nogks tödlich, gefährdet zumindest den Fortbestand ihrer Rasse! Ich weiß das auch erst seit meinem letzten Aufenthalt bei ihnen, Marschall!" Bulton nickte abermals. "Noch eine letzte Frage, Huxley. Was geschieht mit wiederkehrenden oder startenden Schiffen der TF, wenn eines von ihnen in den Schutzschirm gerät? Wird er dann nicht automatisch zur Waffe?" "Im Normalfall ja, Marschall!" erwiderte Huxley nach einigem Zögern. "Aber die Nogks haben eine Lösung dieses Problems vorbereitet. Eine endgültige Entscheidung ist jedoch noch nicht getroffen. Charaua steht auf dem Standpunkt, daß wir das selbst entscheiden müssen. Es besteht die Möglichkeit, die Schiffe der TF mit einer Schlüsselfrequenz auszurüsten, die im Moment des Einfluges den Schirm über den Schaltsphären neutralisiert. Allerdings birgt eine solche Frequenz immer die Gefahr, daß sie durch Spionage auch in andere Schiffen eingebaut werden kann! Aber vielleicht", Huxley warf einen Blick aus dem Fenster auf die Piste hinab, "kommt Charaua gerade deswegen jetzt hierher. Er ist von mir darüber unterrichtet worden, daß Sie Trawisheim heute abend einen umfassenden Vortrag halten werden! Ich nehme sogar an, daß er Ihnen einen Teil der Arbeit abnehmen wird, Marschall!" Huxley und Bulton sahen den hochgewachsenen mehr als zwei Meter großen Nogk. Seine goldene, enganliegende Uniform, von deren Schultern breite Silberstreifen hinabliefen bis zu den Handgelenken, leuchtete in der bellen
Vormittagssonne. "Seltsam!" knurrte der Marschall, "diese Nogks müssen wirklich eine Laune der Natur gewesen sein. Libellenkopf, humanoider Körperbau, der trotzdem etwas Reptilhaftes an sich hat. Vielleicht durch die lederartige, gepunktete Haut!" Kopfschüttelnd betrachtete er Charaua, der sich auf merkwürdig gleitende, unheimlich schnelle Art auf das Portal der Kommandozentrale zubewegte. Die beiden Trooper der Wache salutierten, als er an ihnen vorbeiglitt, und der Nogk dankte, indem er nach der Art seiner Rasse die Hände bis in Brusthöhe hob und dort für einen winzigen Moment mit den Innenflächen aneinanderlegte. Minuten später hatte der Lift ihn bis ins Stockwerk befördert, und er trat ein. * Zur gleichen Stunde saßen Clint Derek in einem der Erfrischungsräume der Wohnkugel 3. Sie genossen den Blick aus den geräumigen Rundsichtkuppeln, die in Form großer Aussichtsterrassen aus dem Stahlkörper der Wohnkugel herausragten und einen geradezu faszinierenden Blick über langsam dahinwandernde Wolken, gelbe Wüstenformationen und das gewaltige Areal des Raumhafens freigaben. Clint Derek und seine junge Frau wohnten genau wie Colonel Huxley für die Dauer ihres Aufenthaltes auf der Erde in einem Regierungsappartement in einem jener Stielbauten, wie man die Wohnkugeln wegen ihres hohen, bis über die Wolken reichenden und achtzig Meter im Querschnitt messenden Schaftes nannte. Fast die gesamte Bevölkerung Alamo Gordos wurde von diesen gigantischen Wohnkugeln aufgenommen, die in ihrem Innern über alles verfügten, was ein Mensch sich wünschen konnte. Von den Geschäftsstraßen bis zum großen Hangar im oberen Teil der Kugel, in denen kleinere Schweber
neben großen Langstreckenjets standen. Der Verkehr zwischen den einzelnen Wohnkugeln wurde von helikopterähnlichen Lufttaxis besorgt, die jedermann unentgeltlich zur Verfügung standen. "Clint!" Tanja sah ihren Mann an und strich ihm behutsam über den sonnengebräunten Handrücken. Der ehemalige Jäger wandte sich ihr zu. "Ja, Tanja?" Forschend betrachtete er sie. Er kannte Tanja seit vielen Jahren. Gemeinsam waren sie damals miteinander durch die Wälder Alaskas vor den Giants geflohen, gemeinsam hatten sie die schwere Zeit bis zur Befreiung unter dem gefallenen General Martell in der Station T-XXX durchgestanden. Clint Derek und Tanja liebten sich, wie sich nur Menschen zu lieben vermögen, die ein gemeinsames Schicksal auf solche Weise miteinander verbunden hat. "Clint, wann kehren wir nach Orth zu Ole Bigman und seinen Freunden zurück? Die Erde ist schön, Clint, das habe ich jetzt eben wieder gespürt. Aber trotzdem habe ich Sehnsucht nach Orth und nach unserem freien Leben dort." Der Jäger nickte. Ihm ging es genauso. Wie Tanja liebte er diesen Planeten und seine Menschen, das Pfahlbaudorf am Ufer jenes Binnenmeeres und die roten Berge jenseits des Wassers. Auf Orth lebte eine Gruppe von Auswanderern ohne die Errungenschaften der Zivilisation, führte ein reines Jägerdasein. Nur dem Zufall hatten sie es zu verdanken, daß sie lange nach der in Invasion der Giants wiederentdeckt worden waren. Dieser Gruppe hatten er und Tanja sich freiwillig angeschlossen. Lediglich ein Auftrag Ole Bigmans hatte sie vorübergehend zurück zur Erde und in die Kordilleren geführt, wo sie außer mit Schürfungen auch noch mit der Anwerbung neuer Siedler für Orth unter den dortigen Hochlandindianern beschäftigt gewesen waren. Als sie dann jedoch auf den notgelandeten Nogkraumer stießen, nahmen die Dinge eine von ihnen nicht gewollte Entwicklung. Sie wurden nicht nur in die
Ereignisse hineingezogen, sondern von Marschall Bulton persönlich zu einem Kommando verpflichtet, dem in wenigen Tagen ein weiteres, wahrscheinlich noch weitaus gefährlicheres, folgen sollte. Clint Derek, immer noch Beamter der GSO, hatte nicht ablehnen können. Weit mehr noch, die Geschehnisse hatten ihn zum Geheimnisträger ersten Grades gemacht. Ihn und seine Frau Tanja. Deshalb zuckte er jetzt bedauernd die Schultern. "Ich weiß es nicht", murmelte er, den Druck ihrer schmalen Hand erwidernd. "Aber nach unserem nächsten Kommando spreche ich mit Bulton. Dann wird er uns nach Orth entlassen müssen, ob er nun will oder nicht." Tanja nickte. "Clint", sagte sie dann plötzlich und zog sein Gesicht ganz zu sich heran, "ich möchte, daß unser Kind auf Orth geboren wird! Es soll mit den andern Kindern..." Clint Derek war aufgesprungen. Ungestüm riß er seine junge Frau in die Arme. "Unser Kind, Tanja? Du sagst unser Kind?" Er wirbelte sie übermütig und ausgelassen herum. "Und das sagst du mir erst jetzt? Wie lange weißt du es denn schon?" Er hielt Tanja einen Moment lang von sich weg und sah sie genau an. In ihren grauen Augen saß der Schalk. "Ach, ihr Männer seid doch alle gleich dumm! Aber genau, Darling, genau weiß ich es erst seit heute morgen. Ich war nämlich bei unserm guten Doc Sarano!" Clint zog sie mit sich zu ihrem Tisch zurück. Ihn störten die neugierigen Blicke der anderen Gäste des Panorama-Views in diesem Moment überhaupt nicht. Doch dann wurde er plötzlich ernst. Das Lachen aus seinen Augen verschwand nun schlagartig. "Tanja, unter diesen Umstanden kommt es natürlich gar nicht in Frage, daß du die geplante Aktion Andromeda noch mitmachst. Ich werde..."
Tanja legte ihm die Finger ihrer Rechten auf die Lippen. "Nichts wirst du, Clint, gar nichts, hörst du? Natürlich komme ich mit. Ich bin doch eine halbe Wilde, in meinen Adern rollt Eskimoblut! Uns Nomaden macht so etwas doch gar nichts aus. Aber", sie zog sein Gesicht abermals ganz nah an das ihre heran, "ich könnte nicht irgendwo sitzen, Lieber, und auf dich warten. Das würde mich und auch unser Kind ganz krank machen!" Clint Derek schüttelte in komischer Verzweiflung den Kopf. "Nun gut, meine Wilde, aber dein großer Häuptling wird gut auf dich aufpassen! Vielleicht ist es wirklich besser, wir trennen uns nicht, denn auch ich würde keine ruhige Minute mehr haben!" Er beugte sich zu ihr hinüber. "Und jetzt, Liebe, wird gefeiert! Da muß sogar der alte Bulton ein wenig warten!" Clint Derek wählte auf der Tastatur, die auf der verbreiterten Armlehne seines drehbaren Sessels angebracht war, eine Buchstabenkombination. Sekunden später erfolgte die Zahlungsaufforderung über eine Kunststoffolie, und abermals Sekunden später wuchs aus dem kreisrunden Geber in der Tischplatte eine Flasche Sekt nebst den dazugehörigen Gläsern empor. Clint Derek lächelte Tanja zu. "Auf unsere Neuigkeit, Darling! Und darauf, daß er oder sie so wird wie seine Mutter!" Clint hob sein Glas, um Tanja zuzuprosten – und erstarrte mitten in der Bewegung. "Ich hoffe Mr. Derek, Sie haben nichts dagegen, wenn wir an Ihrer kleinen Feier ein wenig teilnehmen, oder? Jedenfalls wäre das für Sie und Ihre Frau das Allergesündeste. Sie legen doch gerade jetzt allergrößten Wert darauf, daß Ihre Frau keine unnötigen Aufregungen hat, oder?" Clint Derek saß starr. Von einer Sekunde zur andern wurde
er wieder zu jenem Jäger, der mehr als ein Jahr den Giants getrotzt hatte, der über ein Reaktionsvermögen verfügte, das seine Gegner mehr fürchteten als seine Waffen. Ganz langsam drehte er den Kopf zur Seite, während Tanja, die alles andere als ängstlich war, noch immer das schon erhobene Sektglas in der Hand hielt. "Nicht bewegen, Derek. Wir kennen Sie, wir wissen, daß Sie ein höchst gefährlicher Bursche sind! Ich habe einen Strahler, mein Freund, ich drücke sofort ab. Auch wenn Sie mir tot nichts mehr nützen." "Was wollen Sie? Kommen Sie endlich zur Sache!" "Sehr vernünftig! Aber erlauben Sie meinem Freund und mir, daß wir uns setzen. Es ist zu auffällig, hier herumzustehen! Und Aufsehen hasse ich!" Einer der Sessel wurde zur Seite gerückt. Clint erkannte allein schon an der Art, wie die beiden das machten, daß er es nicht mit Anfängern zu tun hatte. Er warf Tanja einen verstohlenen Blick zu. Durch ein winziges, für Uneingeweihte bei aller Aufmerksamkeit nicht zu registrierendes Augenzucken bedeutete sie ihm, daß er sich ruhig verhalten sollte. Die beiden Fremden setzten sich so, daß es für die übrigen Gäste aussehen mußte, als seien sie gute Bekannte, die einander zufällig begegnet waren. "Mr. Derek", begann der ältere von ihnen, "hier ist nicht der richtige Ort für unsere Unterhaltung. Trinken Sie jetzt mit Ihrer Frau den Sekt, und dann gehen wir gemeinsam zu unserem Jet im Hangar. Glauben Sie nicht, daß Sie in der Plussphäre eine Chance haben. Wir werden dort erwartet, mein Freund. Seien Sie vernünftig, Derek. Es würde mir um Sie und besonders im Ihre Frau wirklich leid tun!" Clint Derek blickte in die kalten, völlig gefühllosen Augen des Fremden. Dieser Mann war kein Schwätzer. Er würde seine Drohung wahrmachen, ohne mit der Wimper zu zucken.
Der Jäger spürte, wie eine rasende Wut von ihm Besitz ergriff. Tanja und er hatten in den letzten Wochen kaum Zeit füreinander gefunden. Und ausgerechnet in einer solchen Stunde, in einem Augenblick, in dem Tanja ihm anvertraut hatte, daß er bald Vater sein würde, in diesem Augenblick störten diese Kerle ihn auf eine solche Weise. Clint Derek wußte, daß er zum Jähzorn neigte. Aber er wußte auch, daß er sich jetzt einfach beherrschen mußte. "Sie denken darüber nach, Derek, wie Sie uns an den Kragen können, nicht wahr?" drang die verhaßte Stimme des Fremden in seine Gedanken. "Geben Sie sich keine Mühe, wir passen gut auf uns auf! Und nun trinken Sie endlich Ihren Sekt! Wir können hier nicht anwachsen. Übrigens, damit wir nachher nicht zu lange brauchen: Überlegen Sie sich inzwischen, was Sie mir über den Nogk-Raumer und seine Besatzung sagen können, die immer noch im Tiefschlaf liegt. Außerdem möchten wir gern Einzelheiten über die Waffe der Nogks erfahren und auch darüber, was auf der anderen Seite der Milchstraße geschehen ist. Ebenfalls über die neuen Ellipsenraumer der Nogks hätten wir von Ihnen gern einige Informationen! Wir werden sie von Ihnen bekommen, Derek. Als GSO-Agent wissen Sie schließlich mit den einschlägigen Methoden Bescheid!" "Eine ziemlich lange Liste, die Sie da haben, Mister! Wenn ich Ihnen einen Rat geben darf, dann wenden Sie sich an Colonel Huxley. Er ist Mitglied des Rates des Nogkschen Imperiums. Er kann Ihnen auf Ihre Fragen erschöpfende Auskunft geben. Immer vorausgesetzt allerdings, daß Sie ihn dazu bewegen!" Clint Derek grinste die beiden höhnisch an. Er wollte sie reizen, sie zu irgendeiner Unbedachtsamkeit hinreißen. Der ältere von den beiden, der auch bisher das Wort geführt hatte, beugte sich vor. In seinen Zügen stand plötzlich unverhohlene Wut.
"Stehen Sie auf, Derek. Wir gehen jetzt. Und keine Mätzchen. Ihr Spott wird Ihnen schon verdammt bald vergehen. Sie..." Weiter kam er nicht. Er hatte Tanja für einen winzigen Moment aus den Augen verloren, und auch sein Spießgeselle hatte nicht aufgepaßt. Ein randvolles Sektglas zersplitterte an seiner Stirn. Die Flüssigkeit drang ihm in die Augen. Zwar riß der Fremde augenblicklich seine bis dahin unter der Kleidung verborgene Waffe hoch, aber Clint Derek war schneller. Er hechtete über den Tisch, riß den Fremden zu Boden und versetzte ihm im gleichen Moment einen Handkantenschlag auf die Halsschlagader. Tanja war ebenfalls nicht untätig gewesen. Sie hatte blitzartig nach der Sektflasche gegriffen und sie dem zurückspringenden, ebenfalls seine Waffe herausreißenden zweiten Fremden ins Gesicht geschleudert. Gleich darauf lag wie durch Zauberei ein Schocker in ihrer schmalen Hand. Tanja drückte sofort ab. Sie wußte, daß sie dem Fremden keinerlei Chancen lassen durfte. Als sich ihr Mann gerade wieder aufrichtete, wies sie auf den Boden. Doch dann weiteten sich ihre Augen. Der Fremde, der eben noch dort gelegen hatte, war verschwunden! Und der andere ebenfalls. "Cyborgs, Tanja! Deckung!" Clint riß seine Frau zu Boden. Die anderen Gäste des Panorama-Views sprangen auf. Gleich darauf zuckte ein blauweißer Strahl durch den Raum. Seine Energie zerschmolz innerhalb von Sekunden eine der großen Scheiben der Aussichtskuppel. Donnernd zersplitterte die Dezimeter starke, bis zum Boden reichende Sicherheitsscheibe aus Panzerplastik. Ein Windstoß fuhr durch die Aussichtskuppel und fegte im Handumdrehen alles von den Tischen herab. Die Gäste stoben schreiend davon. Die sich sofort einschaltende Alarmanlage
vergrößerte das Chaos nur noch, anstatt zu nutzen. Clint Derek und Tanja sprangen auf. "Tanja, hast du sie auch gesehen?" fragte der Jäger nach einer Weile. "Sie haben auf ihr zweites System geschaltet. Gott sei Dank um den Bruchteil einer Sekunde zu spät. Dein Wurf hat sie überrascht, weil sie auf Aktionen von meiner Seite warteten. Und dann verschwanden sie wie Schatten. Kaum noch zu sehen. Nur Schemen, der reinste Spuk." Sein Atem ging noch schnell vor Erregung. "Wir werden uns in Zukunft keine Schocker mehr, sondern Blaster einstecken. Gegen Cyborgs nützen Schocker so wenig wie Handkantenschläge. Mich wundert, daß dieser Kerl mich nicht doch noch erledigt hat. Irgend etwas stimmt da nicht. Oder sie wollen uns lebend, weil sie unser Wissen wollen. Tanja, für uns heißt es jetzt höllisch aufpassen. Komm!" Clint Derek zog seine Frau mit sich fort. Er kannte die gebogenen Korridore, die Geschäftsstraßen und Transportbänder, die wiederum zu den einzelnen Plus- und Minussphären der verschiedenen Antigravschächte führten wie kaum ein anderer. * Die beiden Cyborgs trieben in der Plus-Sphäre der Wohnkugel nach oben. Das Gesicht des älteren wirkte grau und verfallen. Nur über sein zweites System hielt er sich noch aufrecht. Trotzdem funktionierte sein Gehirn einwandfrei. Er wußte genau, das Clint Derek und seine Frau sie niemals mehr einzuholen vermochten. Die Antigravschächte beschleunigten oder verzögerten jeden Körper oder Gegenstand gleich schnell. Clint und Tanja hätten schon eine Rückstoßpistole zur Hand haben müssen, um daran etwas zu ändern. Er gab seinem Körper eine leichte Drehung, bis er den dicht
hinter ihm treibenden Gefährten sehen konnte. "Dieser verfluchte Derek hat mit einer Wucht zugeschlagen, die einen Ochsen getötet hätte. Wäre es mir im letzten Moment nicht noch gelungen, umzuschalten, dann hätte der Bursche mich gehabt. Was dann passiert wäre, das weißt du ja!" Der andere wandte ihm seine blutige, von einer klaffenden Wunde entstellte Stirn zu. "Wir müssen fort, Dordig. Wir haben die beiden unterschätzt, sind einfach zu leichtsinnig gewesen. Diese verdammte Katze war so fix, daß mich sogar noch ein Teil des Schockerstrahls erwischt hat. Ich existiere zur Zelt nur noch als Cyborg, alles andere ist wahrscheinlich schwer angeschlagen. Ich wage nicht, das durch einen Versuch festzustellen. Wir haben jämmerlich versagt, Dordig. Außerdem hat dieser Derek erkannt, daß wir Cyborgs sind. Man wird eine ganz hübsche Jagd auf uns machen." Sie erreichten das Ende der Plussphäre. Eilig verließen sie den Schacht und hetzten zu ihrem Jett hinüber. Niemand behinderte sie, der riesige Hangar war um diese Zeit menschenleer, die Hälfte seiner Kuppel jedoch geöffnet. Als Clint und Tanja Minuten später im Hangar erschienen, sahen sie nur noch einen winzigen silbernen Punkt, der unter einem Winkel von nahezu neunzig Grad in den tiefblauen Himmel stieß. Der Jäger blickte der Maschine mir gerunzelter Stirn hinterher. "Zu spät, Tanja! Wenn es wirklich Cyborgs waren, dann müssen wir alle beide schwer angeschlagen haben, ehe sie auf ihr zweites System umschalten konnten. Sonst wären sie unter keinen Umständen einfach geflohen." Er überlegte fieberhaft. "Verstehst du, Tanja, warum sie uns nicht un Schutz ihrer Unsichtbarkeit einfach abgefangen haben? Wir wären ihnen doch völlig hilflos ausgeliefert gewesen, oder?"
"Es könnte sein, Clint", erwiderte Tanja nach einer Weile, "daß sie diese Tarnkappe, wie ich es mal so nenne, nur in Fällen äußerster Not anwenden dürfen. Vielleicht soll diese Sache noch nicht bekannt werden." Clint Derek nickte. Dann legte er plötzlich seinen Arm zärtlich um ihre Schultern. "Tut mir leid, Liebes, aber dieser Tag ist zum Teufel. Wir müssen sofort zu Bernd Eylers und ihn von dem Vorfall unterrichten. Ich denke, auch Huxley und Bulton und sogar die Nogks sollten Bescheid wissen!" Tanja fuhr ihm durch sein dichtes, fast schwarzes Haar. "Das ist doch ganz selbstverständlich, Clint! Hauptsache, wir sind ihnen entwischt. Denn du glaubst doch nicht im Ernst, daß sie uns am Leben gelassen hätten?" "Vielleicht nicht, vielleicht auch doch, Tanja. Auf jeden Fall aber wären wir beide von der Bildfläche ziemlich spurlos verschwunden. Komm!" Sie gingen die wenigen Schritte bis zum Parkfeld ihres MiniJets, der ihnen von Bernd Eylers für die Dauer ihres Aufenthaltes in Alamo Gordo und Cent Field zur Verfügung gestellt worden war. Der Name dieser winzigen Maschinen, die im Höchstfall vier Personen Platz boten, täuschte nur allzuleicht über ihre wirklichen Eigenschaften hinweg: Mini-Jets waren – jedenfalls soweit sie aus den Beständen der GSO stammten – mit äußerst starken Triebwerken versehen, die den winzigen Maschinen einen geradezu erstaunlichen Aktionsradius verliehen. Ihr Hauptvorteil lag jedoch in ihrer unübertrefflichen Wendigkeit, ihrer mit allen Raffinessen ausgestatteten Passagierzelle, die sich innerhalb einer durch automatische Sonnenfilter geschützten Sichtkuppel befand, und ihrer geradezu narrensicheren Automatik. *
Eine knappe halbe Stunde später hörte Bernd Eylers dem Bericht seines Agenten aufmerksam zu. Seine grünen Augen zogen sich zusammen, als Clint Derek von den Fragen sprach, die der Fremde ihm gestellt hatte. "Ich habe mit so etwas gerechnet, seit der Nogk-Raumer auf Cent Field lag und Sie und Tanja die Wache im Schiff übernommen haben, Derek. Als dann aber der Ellipsenraumer Charauas zusammen mit den Ringraumern der Gruppen Szardak und Larsen von der anderen Seite der Milchstraße zurückkam, war ich mir sicher. Die Installation des globalen Schutzschirmes jedoch mußte die Gegenseite zu Aktionen zwingen, Derek. Ich gebe heute offen zu, daß ich sogar damit gerechnet habe, daß man sich an Sie oder Huxley heranmachen würde. Ich habe vor allem auf Huxley getippt und ihn abgeschirmt, das wäre beinahe mein Fehler gewesen." Bernd Eylers wanderte erregt in seinem Büro auf und ab. Schließlich blieb er ruckartig vor Clint und Tanja stehen. "Ich habe bereits mit Marschall Bulton und Huxley über meine Vermutungen gesprochen. Wir befinden uns in einer scheußlichen Situation. Wir müßten die Nogks warnen, aber wir können es nicht! Selbst Huxley, den sie doch wie einen der ihren behandeln, ist der Meinung, daß wir den Nogks unter keinen Umständen von diesen etwas sagen dürfen. Im Gegensatz zu uns kennen die Nogks Begriffe wie Verrat, Sabotage, Spionage nicht! Ja, sogar egozentrisches Denken nur insoweit, als es ihre Rasse als Ganzes betrifft. Die Nogks würden nach Huxleys Ansicht – und wer von uns allen könnte in dieser Angelegenheit ein fundierteres Urteil abgeben – nie begreifen, aus welchen Gründen eine Sache wie der globale Schutzschirm Terras von uns selbst, von Wesen unserer eigenen Rasse, sabotiert werden könnte, wo er doch zum Schutze aller, zum Schutze des Ganzen dient! Die Nogks sind trotz ihrer hohen Intelligenz einfach nicht in der Lage, menschliche Differenziertheit im Denken, Fühlen und Handeln zu begreifen.
Sie können es nicht, weil ihr Imperium, ihre Rasse eine soziale Struktur aufweist, wie wir Menschen sie auf unserem Planeten in wesentlich primitiverer Form höchstens bei den Termitenoder Ameisenstaaten kennen." Eylers wischte sich mit der Hand den Schweiß von der Stirn. "Aber wir müssen etwas tun! Ich wage gar nicht darüber nachzudenken, was geschehen könnte, wenn auch nur ein einziger Meeg der Nogks getötet oder gar entführt und gefoltert werden sollte! Verstehen Sie beide das?" Clint Derek und Tanja starrten den GSO-Chef überrascht an. Von dieser höchst problematischen und bedrohlichen Seite her hatten sie die Dinge noch gar nicht betrachtet. "Überlegen Sie sich einmal", fuhr Eylers fort, "wie viele Nogks, wie viele kampfkräftige Einheiten sich im Zuge der Installationsarbeiten auf Terra befinden. Es darf zu keinerlei Zwischenfällen kommen, denn von Huxley weiß ich, daß Treuebruch bei den Nogks als eines der schwersten überhaupt denkbaren Verbrechen gilt. Ganz davon abgesehen ist es in der viele Jahrtausende alten Geschichte ihrer Rasse das erstemal, daß die Nogks überhaupt Freundschaft mit anderen Intelligenzen schlossen. Nein, es ist nicht auszudenken, welche Folgen Stör- und Sabotageaktionen der Gegenseite nach sich ziehen könnten." Eylers trat dicht an Clint und Tanja heran. "Derek, Sie und Ihre Frau machen sich sofort auf den Weg und informieren Huxley. Huxley befindet sich in der gleichen Gefahr wie Sie selbst. Trotz meiner Abschirmung durch GSOBeamte. Aber achten Sie darauf, daß sich kein Nogk in Huxleys Nähe befindet! Ich werde mit Bulton reden. Dann müssen wir zusammen überlegen, was wir tun können. Im Augenblick habe ich noch nicht die geringste Vorstellung." Bernd Eylers reichte den beiden Dereks die Hand und begleitete sie dann bis zur Tür.
* Bernd Eylers war ein vorsichtiger Mann. Er wußte zwar nicht, daß zur Zeit seines Anrufes bei Marschall Bulton eine Besprechung zwischen Bulton, Colonel Huxley und Charaua stattfand, aber er rechnete von vornherein mit einer solchen Möglichkeit. Bernd Eylers hatte sich zudem in seiner Eigenart als Sicherheitschef mit den Nogks beschäftigt. Er hatte über diese Rasse an Material gesammelt, was immer er bekommen konnte. Angefangen bei den ersten Begegnungen der Terraner mit den Nogks auf Hope. Eylers wußte von den scharfen, für menschliche Vorstellungen überempfindlichen Sinnen der Nogks. Wenn sie auch nicht die Fähigkeit besaßen, Gedanken zu lesen, so registrierten ihre für menschliche Begriffe unglaublich scharfen Sinne eben doch noch Dinge, die weit außerhalb jeder Wahrnehmungsfähigkeit eines menschlichen Gehirns lagen. Eylers dachte in diesem Zusammenhang an die erstaunliche Fähigkeit der Nogks, sich völlig lautlos in Form von gestochen scharfen, nahezu holographisch anmutenden Bildern mitzuteilen, die ohne jeden Umweg direkt im Gehirn entstanden. Eylers dachte an die bei Dhark, Huxley und anderen durchgeführten Detektorbefragungen der Nogks. Alles in allem war er sich nicht recht sicher, ob diese Rasse am Ende nicht doch noch über einige Fähigkeiten verfügte, die sie den Menschen verheimlicht hatte. Vielleicht aus Gründen der Freundschaft, vielleicht auch, um dennoch über alle Gefühle und Emotionen der Terraner eine gewisse Kontrolle zu behalten. Denn die Nogks waren eine militante Rasse, eine Lebensform, die Jahrtausende und länger gegen andere Rassen gekämpft und um ihre Existenz zwischen den Sternen bitter gerungen hatte. Die Freundschaft mit Terra war seit Jahrtausenden ihr erster Versuch... Bernd Eylers' Hand lag noch immer auf der Ein-Taste des Viphos. Er war im Begriff gewesen, Marschall Bulton
anzurufen. Jetzt, am Ende seiner Überlegungen, schüttelte er jedoch den Kopf. "Lieber nicht!" murmelte er. "Ein solcher Anruf könnte höchst unerwünschte Folgen haben, zumal der Marschall nicht der Mann ist, derartige Nachrichten ohne jegliches äußeres Anzeichen von Sorge oder Unruhe in sich zu verschließen." Bernd Eylers richtete sich aus seiner gebeugten Haltung ruckartig auf. Es würde am besten sein, wenn er selbst zu Bulton flog. Minuten später hob sein Jet von der kleinen Piste vor dem GSO-Gebäude ab. * Die Maschine ließ die Kugelbauten Alamo Gordos hinter sich zurück und nahm Kurs auf das riesige Areal des Raumhafens. Eylers registrierte neben Nogk- und Ringraumergruppen auch ein Geschwader von 600-MeterKugelraumern, ein paar Einheiten der Hunter-Klasse und einige Sternschnuppen, die sich um eines der riesigen Bergungsschiffe gruppierten, von denen ständig zwei oder drei auf Abruf bereit lagen. Der GSO-Chef griff schon zum Vipho, um sich beim Cent Field Tower anzumelden, als sich plötzlich die Mündung einer Waffe in seinen Rücken bohrte. "Lassen Sie die Hände vom Vipho, Eylers. Gehen Sie auf Kurs Nord. Unterlassen Sie alles, was mich nervös machen könnte." Der Druck der Waffe in seinem Rücken verstärkte sich. Eylers, der sonst gewiß nicht zu langsam reagierte, brauchte diesmal doch eine ganze Weile, ehe er seinen Schreck überwunden hatte. Während er die Maschine zögernd auf Nordkurs brachte, überlegte er fieberhaft, wie es seinen Gegnern überhaupt gelungen sein konnte, sich seines Jets zu bemächtigen, ohne daß die Alarmanlagen der Maschine sofort
angeschlagen hatten. Es war selbstverständlich, daß Eylers für sich und seine Mitarbeiter alle nur erdenklichen Sicherheitsvorkehrungen getroffen hatte, auch wenn es in den vergangenen Jahren zumindest auf Terra recht ruhig geblieben war. Niemand wußte besser als er, daß es immer noch genug Kräfte auf der Erde gab, die im geheimen gegen Dhark und seine Mannen arbeiteten, daß auch die Konflikte mit den Robonen noch lange nicht ausgestanden waren. Der GSO-Chef gab sich einen Ruck. "Okay, für den Moment haben Sie gewonnen. Und was jetzt?" "Automatik einschalten, Maschine bleibt auf Nordkurs. Und nochmals, Eylers: Versuchen Sie ja keine Tricks. Schon der erste Versuch würde Ihnen verdammt leid tun." Bernd Eylers zuckte die Schultern. "Ich fürchte, mein Freund, daß Ihnen noch manches sehr leid tun wird. Es ist schon so eine Sache, sich für Kidnapping ausgerechnet den GSO-Chef auszusuchen! Aber lassen wir das, das hat Zeit bis später." Eylers schaltete die Automatik seines Jets ein. Irgendwie überkam ihn plötzlich wieder diese eiskalte Gleichgültigkeit, wie er sie aus früheren Jahren kannte. Möglicherweise würde er jetzt endlich erfahren, von wo eigentlich wieder Gefahr drohte. Flüchtig dachte er an die Zwischenfälle im Industrie-Dom. Eylers war allerdings nicht naiv genug, anzunehmen, daß man ihn irgendwo verhören und dann laufen lassen würde. Das konnten sich jene Dunkelmänner einfach nicht leisten. Er mußte seine Augen offenhalten und jede sich nur irgendwie bietende Chance wahrnehmen. "Aufstehen, Eylers." Kalt und erbarmungslos unterbrach die Stimme des Fremden in seinem Rücken seine Gedanken. "Sie werden für die nächste Stunde nicht mehr gebraucht, Eylers. Danach wird sich das dann allerdings ändern, sehr
ändern sogar." Hohn schwang in der Stimme des Mannes in seinem Rücken. Eylers glitt langsam aus seinem Pilotensessel. Er wartete jede Sekunde auf das zischende Geräusch eines sich entladenden Schockers oder auf das kurze Sausen eines heimtückischen Schlages von hinten. Aber nichts dergleichen erfolgte. "Umdrehen, nach hinten gehen!" befahl statt dessen die eiskalte Stimme. Bernd Eylers drehte sich um und – starrte in die maskierten Gesichter dreier völlig in schwarzglänzende Metallicanzüge gekleidete Männer, neben denen, deutlich erkennbar an den Konturen ihrer Brust, eine Frau stand. "Darf ich um Ihre Hände bitten, Eylers?" fragte die Frau und hielt ihm zwei Stahlfesseln entgegen. "Nur eine kleine Sicherheitsmaßnahme. Sie als GSO-Chef werden dafür doch Verständnis haben, oder?" Eylers zögerte, aber die unmißverständlich auf ihn gerichteten Mündungen der Waffen ließen ihn resignieren. "Bitte!" Er streckte die Hände hin. Sekunden später schnappten die Fesseln über seinem rechten Handgelenk und der Prothese zusammen. "Sie sind viel vernünftiger, als ich dachte, Eylers. Aber vielleicht gehören Sie tatsächlich zu den Männern, die wissen, wann sie verloren haben. Solche Männer sind meist gefährliche Burschen, Eylers. Denn sie nutzen jede sich ihnen bietende Chance, auch wenn sie noch so klein ist. Wir werden sehr gut auf Sie aufpassen." Derjenige der drei Männer, der auch bisher den Sprecher gemacht hatte, trat auf ihn zu. "Kommen Sie, Eylers, wir gehen jetzt ein wenig nach nebenan. Dort wartet bereits jemand auf Sie. Denn freiwillig würden Sie doch nicht reden, oder?" Der GSO-Chef erschrak. Er konnte es nicht vermeiden, daß
er zusammenzuckte. Eylers war lange genug GSO-Mann, um zu wissen, was der Fremde mir ihm vorhatte. Es gab Mittel, die aus einem Gefangenen auch das letzte Quentchen an Wissen herauspreßten, die das Opfer eines solchen Verhörs förmlich umkrempelten. Nur die wenigsten überlebten solche Verhöre. Die Drogen waren zu stark. Wer aber überlebte, der wurde meist nie wieder ein normaler Mensch. Bernd Eylers verfluchte sich in diesem Moment, daß er nicht schon beim allerersten Wort des Fremden die Maschine einfach auf den Kopf gestellt hatte. Das wäre zwar sein Ende gewesen, aber auch das jener erbarmungslosen Kreaturen, denen er in die Hände gefallen war. Der Maskierte hatte den GSO-Chef nicht aus den Augen gelassen. "Es hilft Ihnen nichts, Eylers. Wir brauchen einige Informationen. Ein Verhör würde nicht genügen. Sie würden nicht die Wahrheit sagen. Wir brauchen Sicherheit. Das bedeutet, daß wir Ihren Willen ausschalten müssen. Derek und seine Frau haben Glück gehabt, deshalb sind Sie jetzt dran, Eylers. Unser Plan sah eine solche Lösung vor. Und jetzt kommen Sie, wir haben keine Zeit!" Aber Eylers ging noch nicht. Wenn nicht ein Wunder geschah, dann kam für ihn jede Hilfe ohnehin zu spät. "Hören Sie, ich weiß genau, was jetzt mit mir passieren wird. Aber ich möchte noch gern etwas wissen, bevor wir nach nebenan gehen. Einverstanden?" Der Maskierte warf seinen Kumpanen und dem Mädchen einen fragenden Blick zu. Dann nickte er. "In Ordnung, Eylers. Ausgenommen Sie fragen uns, wer wir sind und was wir wollen. Das wird nicht beantwortet." Eylers sah den Fremden an. "Wie sind Sie in den Besitz meiner Maschine gekommen, warum hat keine der Alarmeinrichtungen angeschlagen?" Eylers sah, wie die Lippen des Fremden sich unter der
Maske zu einem Lächeln verzogen. "Es ist nicht Ihre Maschine, Eylers. Dieser Jet ist ein Double. Sie werden das sofort erkennen, wenn wir gleich nach nebenan gehen. Ihre Maschine befindet sich zur Zeit auf Ihre eigene Anordnung hin unterwegs nach Europa. Sie hätten ein wenig besser auf Ihre eigenen Leute aufpassen müssen, Eylers, genügt Ihnen diese Antwort?" Der GSO-Chef nickte. Die Antwort genügte nicht nur vollständig, sie erklärte zugleich manches, was ihm in letzter Zeit einfach unerklärlich geblieben war. "Wenn ich Sie richtig verstanden habe, Fremder, dann ist meine Maschine auf meinen Befehl hin zur Durchführung eines Sonderauftrages gestartet, wurde dann irgendwo über dem Atlantik vernichtet, wo man keinerlei Trümmer mehr findet oder beseitigen muß, und Sie kehrten mit dem Double zurück und legten sich auf die Lauer. Nachdem Derek Ihren beiden Cyborgs entkommen war, stand für Sie ohnehin fest, daß ich mich schon sehr bald nach Cent Field aufmachen würde, um mit Huxley und Bulton zu beraten. So war es doch, oder?" In Bernd Eylers' blaßgrünen Augen stand ein gefährliches Licht. Der Fremde nickte. "So war es, Eylers. Sie kombinieren gut. Wir wußten allerdings nicht, daß die Dereks unsere beiden Leute als Cyborgs erkannt hatten. Das ist übel, Eylers, sehr übel sogar." Der GSO-Chef nickte. Er dachte flüchtig an die in die Prothese seines linken Unterarmes eingebaute Gaswaffe. Sie hätte ihm jetzt helfen können. Er hatte sie jedoch wegen eines Defektes schon vor längerer Zeit ausbauen und in einer der GSO-Werkstätten überprüfen lassen. Durch die dann auf ihn einstürmenden Arbeiten war die ganze Angelegenheit schließlich in Vergessenheit geraten. In Vergessenheit? Eylers zuckte in jäher Erkenntnis zusammen. Er hatte die
Reparatur zwar vergessen, die Werkstatt hingegen hätte sich unbedingt melden müssen! Eylers begriff in diesen Sekunden, daß die trügerische Ruhe auf der Erde auch ihn nachlässig und unvorsichtig gemacht, ihn eingeschläfert hatte. So etwas wäre ihm auf Hope niemals passiert. Er sah den Fremden an. Plötzlich glaubte er zu wissen, wer dieser Fremde war. "Scholf!" sagte er langsam. "Scholf, nehmen Sie ruhig Ihre Maske ab. Mir ist eben eine Menge klargeworden. Sie wollen Ihre Niederlage im Llano Estacado wettmachen, das ist es doch, nicht wahr?" Eylers hatte den Maskierten nicht aus den Augen gelassen. Er sah, wie der Mann bei jedem seiner Worte wie unter einem Schlag zusammenzuckte. Und dann fiel der Blick des GSO-Mannes plötzlich durch die Kanzel nach draußen. Er brauchte alle seine Willenskraft, um sich nicht ebenfalls durch ein jähes Zusammenzucken zu verraten. Ich muß jetzt Zeit gewinnen, dachte er. Unbedingt Zeit gewinnen. Ich muß diesen Scholf und seine Spießgesellen noch eine Weile hinhalten, dann habe ich eine Chance. Scholf tat ihm den Gefallen. Langsam zog er seine Maske vom Gesicht. Er bemerkte nicht, daß Eylers sich absichtlich so drehte, daß die Blicke der Robonen unwillkürlich in den rückwärtigen Teil des Druckkörpers gerichtet waren. "Ich habe Sie trotz aller Vorsicht immer noch unterschätzt, Eylers. Dadurch, daß Sie mich erkannt haben, haben Sie zugleich Ihr Todesurteil gesprochen. Sie werden reden und sterben, Eylers." Er machte mit seiner Waffe eine unmißverständliche Bewegung. In diesem Moment traf den Jet ein sehr schwerer Stoß. Scholf, Eylers, das Mädchen und die anderen Robonen flogen
durch die Innenzelle. Das Tageslicht, das eben noch durch die großen Scheiben der Kanzel gefallen war, verdunkelte sich. Bernd Eylers nutzte seine Zeit. Instinktiv hatte er sich noch im Fall zusammengerollt. Als Judospezialist verstand er sich auf diese Kunst geradezu meisterhaft. Die Robonen hatten ihm die Hände nicht auf den Rücken, sondern vor den Leib gefesselt. Bei einem Gegner wie Eylers ein unverzeihlicher Fehler. Eylers schnellte sofort wieder empor und hechtete mit einem gewaltigen Satz durch das offene Trennschott in den Nebenraum, von dem Scholf gesprochen hatte. Er sah den Mann im schwarzglänzenden Metallicanzug, der sich krampfhaft an dem Operationstisch in der Mitte des Raumes festklammerte, um nicht durch die heftigen Bewegungen des Jets gegen die Wände geschleudert zu werden. Eylers stieß sich mit beiden Füßen ab. Sein Körper streifte den Operationstisch. Instrumente und Schalen flogen zur Seite, ein dickes Kabel wurde aus seiner Anschlußbuchse gerissen und knallte irgendwo gegen die Wand. Dann hatte Eylers den Mann auch schon gepackt, zu Boden gerissen und mit einem einzigen Hieb seiner Stahlfesseln betäubt. Er nahm sich nicht die Zeit, nach dem niedergeschlagenen Gegner zu sehen. Er kannte die Wirkung solcher Hiebe auch so. Statt dessen hechtete er abermals zum Schott zurück, griff mit der durch die Fessel nur schwach behinderten Rechten zu und schloß das Schott mit einem einzigen Ruck. Eylers wußte, daß Scholf das Schott vom Instrumentenpult her leicht wieder öffnen konnte. Er wußte aber auch, daß Scholf damit rechnen mußte, von Eylers geschockt oder zerstrahlt zu werden, sobald er auch nur den Versuch machte, in den Operationsraum des Jets einzudringen. Der GSO-Chef bückte sich zu dem Fremden. Er fand sofort, wonach er suchte. Mit dem Fuß warf er den Bewußtlosen herum und riß den schweren Blaster aus dem Halfter an seiner
Hüfte. Dann hetzte er quer durch den Operationsraum und verschwand in dem engen, leicht gebogenen Gang, der zum Notausstieg führte. Eylers spürte, wie Blut über sein Gesicht lief. Wahrscheinlich hatte er sich Kopf und Schulter bei seinen verzweifelten Sprüngen aufgeschlagen. Aber das alles zählte jetzt nicht. Eylers wußte nur eins: daß er verschwinden mußte, so schnell wie möglich aus dem Jet heraus. Scholf war nicht der Mann, der sich gefangennehmen lassen würde. Dieser Bursche würde seine Vorkehrungen getroffen haben. Eylers erreichte den Notausstieg und griff keuchend nach den Verriegelungen. Dann passierte es... * Einige Zeit bevor Scholf mit seinen Kumpanen den Überfall auf den GSO-Chef durchführen konnte, blickten Colonel Huxley und Marschall Bulton die beiden Dereks aus schmalen Augen an. "Das ist eine üble Sache, Derek!" äußerte sich der Colonel schließlich. "Eylers hatte vollständig recht, wenn er unter allen Umständen vermeiden wollte, daß Charaua oder irgendeiner der Nogks von diesen Dingen Kenntnis erhält. Zwar sähe ich auch bei einem Sabotageakt oder sonstigen Zwischenfällen nicht ganz so schwarz wie unser Freund Eylers, aber angenehm wäre die Sache keineswegs. Schlimm würde es allerdings, wenn einer der Nogks von diesen Brüdern getötet oder gar entführt und gefoltert würde." Huxley überlegte. Nachdenklich blickte er aus dem Fenster zu dem Nogkraumer hinüber, dessen Besatzung nun jeden Augenblick aus ihrem Tiefschlaf erwachen mußte. Deshalb hatte Charaua dem Marschall und ihm auch gerade nur die allernotwendigsten Informationen über den Stand der Arbeiten am globalen Schutzschirm gegeben, bevor er zu den bereits
wartenden Meegs in die Tiefschlafzelle hinabgestiegen war. Huxley wußte, daß Charaua jetzt für etliche Stunden nicht gestört werden wollte und auch nicht gestört werden durfte. Die Meegs hatten an Bord des Kampfschiffes alles für eine Detektorbefragung der gesamten Besatzung vorbereitet. Die Nogks wollten nun endlich ergründen, durch welche Einwirkungen jenes Kampfschiff in den Kordilleren notgelandet war, warum es erst mit derartiger Verspätung an sein Ziel, die Erde, gelangt war. Und vor allen Dingen hatte Charaua eine strenge Untersuchung darüber angeordnet, auf welche Weise sechs Besatzungsmitglieder jenes Raumers getötet worden waren. Unter ihnen der Gesandte des Rates ihres Imperiums, dem auch Charaua und Colonel Huxley angehörten, und der Kommandant des Kampfschiffes. Huxley wandte sich Bulton und den beiden Dereks zu. "Vielleicht erfahren wir noch im Laufe des heutigen Tages von Charaua mehr über die Hintergründe. Vielleicht sind es bedrohliche Neuigkeiten. Auf jeden Fall wird mit dem heutigen Tag auch klar, wann die Aktion Andromeda steigt. Deshalb haben sich Charaua und seine Nogks auch so beeilt. In den nächsten vierundzwanzig Stunden sind die Installationsarbeiten der Nogks am Schutzschirm abgeschlossen. Dann kehrt das Gros der Schiffe ins System Tantal zurück. Eine Gruppe von hundert Werkstattschiffen bleibt mit seinen Besatzungen hier. Sie werden unseren eigenen Technikern bei den noch verbleibenden Arbeiten helfen und dann die Bedienungsmannschaften der einzelnen Schaltsphären mittels Detektor-Schulungen praktisch wie theoretisch in ihre Arbeit einweisen. Ebenfalls die beiden Bereitschaften nebst Ablösungen für die Impulskegel auf den Polen. Die Werkstattschiffe der Nogks und ihre Besatzungen verlassen die Erde erst, wenn die Gewähr gegeben ist, daß jegliche Pannen absolut ausgeschlossen sind. Die einzige Schwierigkeit wird sein, zurückkehrende Ringraumer der Dhark-Gruppe
abzufangen und zu informieren. Die vorhandenen Schiffe werden von den Nogks und später von unseren eigenen Technikern schnellstens mit dem Impulsator für die schützende Schlüsselfrequenz ausgerüstet. Das gilt auch für die bereits wieder in den Raum Tantal verlegte Ringraumergruppe Szardak." Marschall Bulton nickte. "Es ist gut, daß Sie das alles noch einmal präzise zusammengefaßt haben, Huxley. Offen gestanden habe ich Charaua vorhin manchmal nicht recht folgen können. Er teilte sich zu schnell, zu eilig mit. Ich bin an diese vertrackte Bildersprache noch nicht gewöhnt. Außerdem scheint Charaua bisweilen mit einer Schnelligkeit zu denken, an die man sich erst noch gewöhnen muß!" Huxley grinste. Er verstand den Marschall nur zu gut. Bei ihm und seiner Crew hatte es auch eine ganze Weile gedauert, bis sie völlig firm waren und die Nogks hundertprozentig in jedem Tempo verstanden. Hinzu kam noch, daß seine Mannschaft und er im Gegensatz zu Bulton auf dem Weg der Detektorschulung mit vielen Begriffen der nogkschen Denkungsart vertraut gemacht worden waren. "Es wäre nicht falsch, Marschall, wenn unser Freund Dhark unserer guten alten Erde mal wieder einen Besuch abstatten würde. Es sind doch inzwischen eine ganze Menge Entscheidungen zu treffen, für die meiner Ansicht nach auch Trawisheim nicht kompetent ist. Ich selbst werde ja..." Der Marschall unterbrach ihn. "Auch darüber muß ich noch mit Ihnen sprechen, Huxley. Die Aktion Andromeda ist ein gewagtes Unternehmen. Sagen Sie einmal ganz ehrlich Huxley: welche Chancen rechnen Sie sich und Ihren Männern aus, zur Erde zurückzukehren? Sind Sie der Ansicht, daß der Einsatz der Gruppe Szardak wirklich verantwortet werden kann? Niemand von uns kennt diese Räume außerhalb des Halos unserer Milchstraße."
Der Marschall biß voller Erregung auf seiner Unterlippe herum. "Sie müssen mich verstehen, Huxley. Ich will mir mit dieser Frage kein Hintertürchen offenhalten, ich bin nicht zu feige, eine notwendige Entscheidung zu treffen. Aber was ich entscheide, muß ich nicht nur vor mir, sondern auch vor Dhark verantworten können! Das ist es, Huxley! Außerdem können wir nicht einfach das Leben unserer Besatzungen sinnlos aufs Spiel setzten. Männer wie Janos Szardak sind für die Erde einfach unersetzlich!" "Niemand kennt den Ausgang der Aktion Andromeda, Marschall! So wie niemand damals den Ausgang der Reise der alten GALAXIS unter Sam Dhark voraussagen konnte. Aber es wird eben immer einfach Dinge geben, die wir tun und wagen müssen, Marschall. Mir scheint, die Freundschaft der Nogks ist jedes Risiko wert. Ganz abgesehen davon, daß meine Männer und ich ohnehin schon durch unser Wort gebunden sind. Szardak und seine Besatzungen werden zur Zeit im System Tantal einem harten Training unterworfen, es wird alles von seiten der Nogks getan, ihnen soviel Sicherheit wie möglich zu geben. Die Ringraumer Szardaks sind aber eine derartig wertvolle, ja geradezu unerläßliche Ergänzung der Nogkflotte, daß ich unbedingt für den Einsatz dieser Schiffe plädiere. Im übrigen ist Szardak durchaus der Mann, der auf sich selbst aufpassen kann. Jeder Raumschiffverband, gleich welcher Rasse, kann sich nur beglückwünschen, wenn er Männer wie Szardaks Besatzungen zur Unterstützung hat." Er sah Bulton an und legte dem Marschall unwillkürlich beschwörend seine Rechte auf die Schultern. "Es geht bei der Aktion Andromeda um Sein oder Nichtsein einer ganzen Rasse, Marschall. Es geht darum, erstmalig den Bannkreis unserer Galaxis mir einem Riesenverband von Schiffen zu verlassen!" Marschall Bulton gab sich einen Ruck.
"Gut, Huxley. Ich werde heute abend die Sache vor Trawisheim vertreten. Ich glaube nicht, daß er irgendwelche Einwände hat. Und wenn, dann werden wir sehr gut daran tun, ihm sehr genau zuzuhören, denn Trawisheim ist der einzige geistige Cyborg der Erde." Huxley nickte. Er wollte schon seinen Mund zu einer Entgegnung öffnen, als er plötzlich wie unter einem Peitschenschlag zusammenzuckte. "Derek, kommen Sie doch mal, rasch." Der Jäger, der der Unterhaltung bisher mit Tanja schweigend gefolgt war, stand mit einem einzigen Sprung neben dem Colonel. Er kannte Huxley gut genug, um zu wissen, daß Huxley einen ganz schwerwiegenden Grund haben mußte, ihn auf diese Art anzurufen. Tanja folgte ihrem Mann unwillkürlich. "Dort, Derek, das ist doch Eylers' Dienstjet! Ich erkenne die Maschine an ihren gelbroten Zeichen! Da, sehen Sie, was zum Teufel soll das?" Huxley, Derek, Tanja und der eilig hinzutretende Marschall spähten angestrengt zu dem blitzenden Druckkörper des Jets hinüber, der bereits zum Anflug auf Cent Field angesetzt hatte und jetzt sekundenlang wie unschlüssig hin und her taumelte, um dann mit einem plötzlichen Ruck auf Nordkurs zu gehen. "Verdammt, ich erkenne Eylers unter der Panoramakuppel! Er trägt nie einen Helm. Aber hinter ihm steht noch irgend jemand! Eine dunkel gekleidete Gestalt." Huxley fuhr herum. Er starrte den Jäger aus zusammengekniffenen Augen an. "Derek, ich habe schon verdammt gute Augen, täuschen Sie sich auch wirklich auf keinen Fall?" Derek schüttelte heftig den Kopf. "Nein, Huxley! Ich habe den Mann hinter Eylers gesehen, deutlich gesehen!" Huxley begriff in Sekundenschnelle.
"Marschall'" wirbelte er herum. "Welcher der Bergungsraumer hat Bereitschaft, welches der Schiffe ist startklar?" Marschall Bulton spürte, wie ihm der Schweiß ausbrach. So hatte er Huxley noch nie erlebt. "Die JAPETUS unter Major Crook. Piste sieben, aber was..." Huxley hörte schon gar nicht mehr hin. Er sprang zum Vipho, wählte die Codenummer der JAPETUS und hatte bereits Sekunden später den Wachhabenden auf der Mattscheibe. "Starten, geben Sie sofort Startbefehl! Alarmstufe eins! Verständigen Sie Major Crook! Und schicken Sie unverzüglich ein Beiboot. Es soll mich und einen weiteren Mann sofort vor dem Kommandogebäude der Sektion VII abholen! Ende." Huxley kümmerte sich nicht um das bestürzte Gesicht des Wachhabenden, sondern ließ sich sofort mit Cent Field Tower, der Raumerleitstelle, verbinden. "Colonel Huxley an Cent Field Tower. Über der Piste ist eben ein GSO-Jet auf Kurs Nord gegangen. Nummer der Maschine GSO-03 E. Sind Flug und Kursänderung gemeldet?" "Nicht gemeldet, Flugerlaubnis liegt nicht vor." "Lassen Sie den Kurs der Maschine überwachen, teilen Sie die Ergebnisse ab sofort laufend an die JAPETUS mit, das Schiff startet auf persönlichen Befehl Marschall Bultons sofort! Ende." Der Marschall trat mit einem schnellen Schritt auf Huxley zu. "Huxley, was zum Teufel soll das? Wollen Sie nicht endlich..." "Es geht um Bernd Eylers, Marschall. Die Burschen haben ihn auf irgendeine Weise..." Der Rest ging bereits im Singen der Triebwerke der JAPETUS unter. "Kommen Sie, Derek, schnell. Das Beiboot löst sich bereits aus der Schleuse der JAPETUS. Bei einem Mann wie Crook
fast eine Selbstverständlichkeit!" fügte er noch hinzu und zog Clint Derek mit sich fort. Zurück blieb ein immer noch reichlich perplexer Marschall Bulton und Tanja. Bulton erinnerte sich in diesem Augenblick schlagartig an die Rettungsaktion der JAPETUS unter dem Kommandanten Major Crook, der damals Colonel Huxley und seine Besatzung in todesmutigem Einsatz buchstäblich in letzter Sekunde aus den Fängen der unberechenbaren, veränderlichen Mira Ceti gerissen hatte. Er rannte zum Fenster seines Arbeitszimmers hinüber und sah gerade noch, wie Huxley und Derek auf die Piste hinaustraten und von dem bereits wartenden Beiboot aufgenommen wurden. Gleich darauf hob das kugelförmige Boot auch schon wieder ab und folgte der startenden JAPETUS. Undeutlich beobachteten der Marschall und Tanja, wie es schließlich durch eine der Schleusen im Bootsdeck des mattgrauen 400-MeterRaumers verschwand. Tanja ging zu Bulton hinüber und stellte sich neben ihn. "Hoffen wir, Marschall, daß Huxley und Clint es noch schaffen. Hoffen wir, daß sie Bernd Eylers' Maschine noch rechtzeitig erwischen, oder wir sehen Eylers nie wieder." Der Marschall fuhr herum. Er hatte inzwischen ebenfalls begriffen, was sich da vor seinen Augen abspielte. Zwei steile, tiefe Falten gruben sich über seiner Nasenwurzel ein. "Es ist einfach unglaublich, Tanja!" stieß er schließlich hervor, "was diese Burschen sich erlauben. Erst Sie und Ihren Mann in Alamo Gordo, jetzt Bernd Eylers, den Chef der GSO." Er schüttelte voller Erregung den Kopf. "Tanja, ich hoffe, Huxley und ihr Mann haben sich geirrt, und es stellt sich alles als ein harmloser Irrtum heraus. Sonst..." Marschall Bulton sprach nicht aus, was er dachte. Aber Tanja wußte es auch so.
* Unterdessen beschleunigte die JAPETUS bereits. Ihr riesiger Kugelrumpf schoß durch die Atmosphäre. Er hinterließ auf seinem Weg orkanartige Böen, die heulend über die Wüstenlandschaft fuhren und kilometerweit sichtbare Staubfahnen emporwirbelten. Erschrocken drehten die Gäste der Panorama-Views in den Stielbauten Alamo Gordos ihre Köpfe zu den gebogenen Panzerplastikscheiben herum und starrten dem grauen Ungetüm nach, das vor ihren Augen in den tiefblauen Himmel hineinjagte. Die JAPETUS unterschied sich grundsätzlich von anderen Kugelraumern. Sie glich einer gigantischen, flugfähigen Werft. Statt der üblichen Aufteilung des Schiffskörpers verfügte sie über mehrere große Montagehallen. Über die Unterseite ihres Kugelrumpfes verteilten sich spezielle Sichtkuppeln mit allen nötigen Bedienungselementen, die zum Einsatz der zwölf ringförmig um das Schiff verteilten Kombigreifer erforderlich waren. Eine eigene Zentrale, oberhalb einer der Montagehallen im Zentrum des Schiffes gelegen, sorgte für die wirksame Koordination der gewaltigen Hydraulikarme, deren Enden mit verschiedenartigstem Werkzeug versehen werden konnten. Die Maschinensätze der JAPETUS vermochten bei Vollast die dreifache Leistung der anderen Kugelraumer zu entwickeln. Das verlieh dem Schiff eine Beschleunigung, die weit über das Normale hinausging. Und genau darauf baute Huxley seinen Plan. Zusammen mit Clint Derek und Major Crook, einem nicht mehr ganz jungen Offizier, der genau wie Ren Dhark, Janos Szardak und Huxley aus der berüchtigten Kallisto-Akademie hervorgegangen war, hockte Colonel Huxley in einer der Greiferkuppeln. Ständig liefen die Ortungsergebnisse ein. Auf den Bildschirmen, die Crook durch ein ausgeklügeltes System
in einer Konferenzschaltung mit denen des Leitstandes gekoppelt hatte, tauchte ein winziger, blitzender Punkt auf. Major Crook beobachtete den Kurs eine Weile zwischen den Koordinaten der Ortungsschirme. "Sie sind es, Frederik, wir werden sie in wenigen Minuten erreichen. Hoffentlich bemerken sie uns nicht zu früh, das könnte für Eylers böse Folgen haben, wenn deine Vermutungen stimmen!" Huxley nickte. Crook war einer der wenigen Offiziere, mit denen er sich seit seinen Kadettentagen noch duzte. "Wir packen sie mit dem Greifer, Roger. Wie ich Eylers kenne, wird er den plötzlichen Stoß nutzen. Schärfe deinen Männern ein, daß sie auf die Ausstiege des Jets achten." Der Hydraulikarm des Greifers schwenkte aus. In rasender Schnelligkeit näherte sich die JAPETUS dem immer noch genau mit Nordkurs dahinjagenden Jet. Der Greifer spreizte seine mächtige Zange. Crook gab die letzten Kommandos an die Bedienungsmannschaft. Dann packte der Greifer zu. Huxley bewunderte im stillen die meisterhafte Exaktheit, mit der die JAPETUS dieses schwierige Manöver ausführte. Der Druckkörper des Jets platzte auf, noch während der Greifer den Jet durch das weit geöffnete Schott einer der Montagehallen schob. Dann gab es plötzlich eine Detonation. Huxley, der genau wie die übrigen Männer erschrocken zurückprallte, sah noch, wie drei schwarze Körper aus dem Rumpf des zerberstenden Jets herauswirbelten. So rasch, daß seine Blicke ihnen kaum folgen konnten. Sie verschwanden den Bruchteil einer Sekunde später unter der Masse des immer noch dahinjagenden Schiffes, und Huxley verlor sie aus den Augen. Er hatte auch keine Zeit, sich um sie zu kümmern, denn die Explosion hatte Bug und Kanzel des Jets abgerissen. Er hing nur noch mit einigen sich rasch unter dem Gewicht der Triebwerke verformenden Metallplatten.
Ohnmächtiger Zorn erfaßte ihn. Er gab für das Leben Bernd Eylers' in diesem Augenblick keinen Pfifferling mehr. Major Crook gab die notwendigen Befehle, während Huxley und Derek bereits aus der Kuppel in den mächtigen A-GravSchacht stürzten. Doch so schnell sie auch waren, sie kamen zu spät. Huxley und Derek sahen gerade noch, wie der restliche Rumpf des Jets endgültig aus dem sich langsam senkenden Greifer rutschte. Mit einem dumpfen Laut prallte er auf den Boden der Montagehalle, rollte auf die Seite und blieb dann rauchend liegen. Wahre Fluten aus den vollautomatisch ansprechenden Schaumlöschern hüllten es im Nu ein, so daß Huxley mit einem Fluch zurückspringen mußte. Aus schmalen Augen starrte er auf die höllische Szenerie. * Als Bernd Eylers wieder zu sich kam, begriff er sofort, daß ihn nur das massive Schott zwischen Kanzel und Heckraum gerettet hatte. Er hustete gequält und registrierte gleichzeitig die immer dichter werdenden Rauchschwaden im Gang vor dem Notausstieg. Dunkel erinnerte er sich an das Werkstattschiff, das er als letztes vor seiner Flucht aus der Kanzel noch registriert hatte. Der GSO-Chef stemmte seinen zerschundenen Körper hoch. Er spürte die brennenden Schmerzen, die bei jeder Bewegung durch seine rechte Schulter fuhren. Aber er wußte, daß er jetzt nicht nachgeben durfte, wenn er überleben wollte. Mit aller Macht zerrte er an der Verriegelung des Notausstiegs. Langsam gab sie nach, und dann wurde ihm das ovale Schott plötzlich aus der Hand gerissen. Wie durch eine Nebelwand erkannte Eylers die scharfen Züge von Colonel Huxley, der fast bis zu den Hüften im Feuerlöschschaum stand.
"Derek, Eylers lebt! Er hat sich bis zum Notschott durchgeschlagen, los, packen Sie zu!" Eylers spürte, wie ihn die beiden Männer ins Freie zerrten. Als nächstes drang das Wummern mächtiger Triebwerke in sein Bewußtsein. Eylers merkte, wie seine Knie plötzlich nachgaben. Gewaltsam riß er sich zusammen. Er klammerte sich an Huxley und den Jäger und ließ sich durch den dichten Schaum zerren. Nach und nach bekam er seine Glieder wieder in die Gewalt. Sein eisenharter Wille zwang den zerschundenen Körper zu gehorchen. "Mindestens ein Mann liegt noch im Jet, Huxley! Im Operationsraum!" keuchte er. "Die andern..." Er überlegte krampfhaft, was mit den andern geschehen sein konnte, während Derek und Huxley wie auf Kommando stehenblieben. "Operationsraum?" Huxley starrte den GSO-Chef fragend an. Eylers klärte ihn mühsam auf. "Verdammt, Eylers, das wäre ja..." Huxley gab Derek einen Wink und stapfte durch den immer noch dichten Schaum abermals in Richtung auf das Jetwrack zu. Ohne zu zögern folgte der GSO-Chef ihm, gestützt von Clint Derek. Huxley ließ seinen Handscheinwerfer aufflammen, als sie sich durch den verzogenen und zusammengepreßten Gang bis zu dem Operationsraum durchgekämpft hatten. Eylers mußte sich eine Weile gegen die deformierte Wandung der Druckzelle lehnen, ehe er wieder genügend Kraft besaß, um zu Huxley hinüberzugehen. Doch so sehr sie auch suchten, sie fanden nichts. Weder den Mann noch das geringste Stück seines schwarz-glänzenden Metalicanzuges. "Weg, wie zerstäubt, Eylers. Nicht die geringste Spur! Wir
sollten das Wrack Ihrem Labor überstellen, vielleicht finden wir dann die Lösung des Rätsels, oder?" Er berichtete Bernd Eylers von seinen Beobachtungen kurz nach der Explosion des Jets. Eylers nickte müde. "Ich werde alles veranlassen, Huxley. Ich fürchte, diese Burschen werden uns noch schwer zu schaffen machen. Offenbar haben sie Wind von dem installierten Schutzschirm bekommen und versuchen nun mit allen Mitteln, hinter sein Geheimnis zu kommen. Demnach handelt es sich bei den Initiatoren auch um extraterranische Interessengruppen. Der Anführer dieser Gruppe war Scholf, ein Robone. Sie kennen ihn auch, Huxley. Denken Sie an unsere Schlappe in der Wohnkugel 3, wo die Burschen uns auf den Leim geführt haben." Huxley nickte grimmig. "Und ob ich mich erinnere, Eylers. Unser Freund Derek ganz sicher auch, denn es war ja schließlich seine Tanja, die damals gekidnappt werden sollte." Er starrte den Jäger nachdenklich an und wandte sich dann mit einem Ruck erneut an Eylers. "Aber glauben Sie denn im Ernst, Eylers, daß hinter diesen Aktionen die Robonen stecken?" Statt Eylers antwortete Clint Derek. "Ich glaube nicht, Huxley, daß die Lösung dieses Rätsels so simpel ist. Scholf und seine Männer..." "Es war eine Frau dabei, Derek!" unterbrach ihn der CSOChef, "und sie schien innerhalb dieser Gruppe absolut keine unbedeutende Rolle zu spielen." Huxley und der Jäger horchten auf. "Eine Frau, hm...", murmelte Huxley. "Reden Sie weiter, Derek, ich glaube, ich weiß oder ahne, worauf Sie hinaus wollen." "Scholf und seine Männer gehörten früher zweifelsohne zu
den Robonen. Vielleicht zählen sie sich auch zu Ihnen. Ich fürchte jedoch, daß Männer wie Scholf oder die beiden Cyborgs, die meine Frau und mich entführen wollten, nur recht unbedeutende Werkzeuge innerhalb einer weit mächtigeren Interessengruppe sind. Diese nervöse Hast, diese hohen Risiken in ihren Unternehmungen, sie deuten darauf hin, daß sie den Auftrag haben, unter allen Umständen zu erfahren, was auf Terra geschieht, welcher Art die Hilfe ist, die die Nogks Terra zuteil werden lassen. Nicht allein das: sie jagen mit einer solch verzweifelten Hast hinter der neuen Waffe der Nogks und allem, was damit zusammenhängt, her, daß sie allen Grund haben müssen, diese Waffe zu fürchten. Das wiederum brauchen sie nur, wenn sie gegen Terra etwas im Schilde führen. Wenn jene neue Waffe, mit ihr der globale Schutzschirm, eine Bedrohung, ein Hindernis für ihre weiteren Pläne ist'" Huxley und Eylers warfen dem Jäger einen anerkennenden Blick zu. "Ich glaube, Huxley, unser Freund Derek hat recht!" stimmte der GSO-Chef den Ausführungen des Jägers zu. "Ich werde mich jetzt erst ein wenig verarzten lassen, dann wird dieses Wrack untersucht. Mal sehen, was dabei herauskommt." Die drei Männer verließen im Schein von Huxleys Lampe das Wrack. In der Montagehalle wartete bereits Major Crook auf sie. Huxley berichtete ihm alles Notwendige auf dem Weg zum Leitstand. Anschließend ging die JAPETUS auf Kurs nach Cent Field. * Im Gebiet des Pelado Peak, eines schroffen. dreieinhalbtausend Meter hohen Berges nordwestlich der früheren Stadt Santa Fe, gingen die Körper von Scholf und dem Mädchen nieder.
Das Mädchen sah sich um, ehe es die beiden Notfallschirme einrollte. Dann erst kümmerte sie sich um den mit geschlossenen Augen daliegenden Scholf. Sie nestelte aus einer der Taschen ihres Metallicanzuges eine Plastikphiole hervor, brach die Spitze ab und zwang dem Bewußtlosen mit erstaunlicher Kraft die Kiefer auseinander. Langsam ließ sie eine grünliche Flüssigkeit zwischen seine Lippen laufen. Ihre Augen nahmen dabei einen eigentümlich harten Glanz an. Etwas wie Verachtung und Geringschätzigkeit trat in ihre Züge. Als Scholf endlich die Augen öffnete und sich dann fast übergangslos ruckartig aufrichtete, beobachtete sie ihn scharf. Scholf ließ ihr keine Zeit für Fragen. "Was ist mit Delta und Gamma? Wo ist Beta?" Das Mädchen erhob sich geschmeidig und trat an den Rand einer tiefen Schlucht, die quer durch die Felsen lief. Sie deutete in die Tiefe. "Tot!" sagte sie nur. "Sie gerieten in die Schlucht, weil sie genauso bewußtlos waren wie du! Dich konnte ich gerade noch retten, die andern nicht!" Sie funkelte ihn aus ihren eigentümlich kalten grünen Augen an. "Ihr hättet auf mich hören sollen! Das ganze Unternehmen war Irrsinn! Man kann nicht den Chef der GSO aus dem größten und stärksten überwachten Raumhafen Terras entführen." Scholf machte eine unwillige Bewegung, aber das Mädchen sprang auf ihn zu, noch ehe er etwas zu erwidern vermochte. "Du bist genauso ein Narr wie die andern! Du hättest aus eurer damaligen Niederlage lernen sollen!" fauchte sie Scholf an. "Hättet ihr getan, was ich euch riet, dann hätten wir Derek und seine Frau bekommen. Dann wüßten wir bereits, was wir wissen müssen." Scholf antwortete nicht. Statt dessen streckte er dem Mädchen seine Rechte hin.
"Halt fest!" Er beugte sich weit über die Schlucht und sah hinab. Tief unten, gerade noch erkennbar, entdeckte er die Leichen seiner Gefährten und ihre ineinander verschlungenen Fallschirme. "Wir müssen sie beseitigen. Niemand darf sie jemals hier finden! Es ist durchaus möglich, daß man nach uns suchen wird." Er trat vom Rand der Schlucht zurück. Langsam streifte er seinen Metallicanzug ab und löste von seinem Körper eine bläulich schimmernde Spirale, die Brust und Rippenpartien geschmeidig umgab und mit dem Gewebe seiner Kombination an einigen Stellen durch hauchdünne, golden schimmernde Drähte verbunden war. Behutsam löste er die Drähte und hockte sich anschließend wortlos zwischen die Felsen. Mit geübten Griffen verstellte er am oberen Ende der Spirale einige drehbare Ringe, auf denen winzige Markierungen eingraviert waren. Sorgfältig, so als arbeite er am Zünder einer scharfen Bombe, überprüfte er ständig von neuem die verschiedenen Einstellungen. Danach schlüpfte er unter den fragenden Blicken des Mädchens wieder in seine Metallic-Kombination und ging abermals zur Schlucht hinüber. Er suchte sich eine für sein Vorhaben geeignete Stelle und ließ die Spirale fallen. Innerhalb weniger Sekunden war sie verschwunden. Scholf sprang auf. Er griff nach dem Mädchen und riß es mit sich fort. Hastig suchte er Deckung hinter einem mächtigen Felsblock. Sekunden später stach aus der Schlucht in gespenstischer Lautlosigkeit eine grellweiße Lichtzunge hervor. Wie ein leuchtendes Fanal stand sie für einige Augenblicke zwischen den düsteren Felsen des Pelado Peak. Dann fiel sie lautlos wieder in sich zusammen, wie sie entstanden war. Um Scholfs Lippen zuckte ein böses Lachen. "Komm", sagte er rauh zu dem Mädchen. "Jetzt können sie
suchen, so lange sie wollen. Auch mit ihren besten Geräten werden sie nichts mehr von den Toten finden." Die beiden schwarzglänzenden Gestalten kletterten langsam durch die Felsen. Scholf trieb das Mädchen zur Eile an. Sie mußten erst ein gutes Stück fort sein, ehe er weitere Schritte zu ihrer Rettung unternehmen konnte. * Am Abend dieses ereignisreichen Tages verließen genau bei Sonnenuntergang vier Männer das am Rande des gewaltigen Raumhafens gelegene Kommandogebäude der Sektion VII. Bernd Eylers, Marschall Bulton und Colonel Huxley begleiteten den Stellvertreter Ren Dharks, Henner Trawisheim, zum ellipsenförmigen Beiboot, das sie an Bord der CHARR bringen sollte. Vorher hatte Marschall Bulton Trawisheim umfassenden Bericht erstattet, den der Stellvertreter Dharks mit Ausnahme weniger Zwischenfragen völlig schweigend angehört hatte. Jetzt blickte er zu dem eigentümlich geformten, 100 Meter langen Rumpf der CHARR hinüber. "Ich weiß nicht, Huxley", wandte er sich an den Colonel zu seiner linken. "Sooft ich dieses Schiff der Nogks ansehe, habe ich irgendwie das Gefühl, als verberge sich zwischen den Wandungen seines Druckkörpers eine uns fremde Dimension. Ist natürlich völliger Unsinn, aber ich kann mir einfach nicht helfen, ich empfinde so, ob ich nun will oder nicht!" Huxley sah den Stellvertreter Dharks überrascht an. In seinen Zügen zuckte es. "Ich habe oft genau dasselbe empfunden, Trawisheim. Dabei kenne ich dieses Schiff seit unserm Kampf gegen die Schatten auf der anderen Seite unserer Milchstraße genau. Ich verstehe eine ganze Menge von Raumschiffen, aber ich begreife einfach nicht, wie die Nogks diesen aus allen Perspektiven einwandfrei
als raumumschließende Ellipse wirkenden Druckkörper geschaffen haben." Er spähte aus zusammengekniffenen Augen zur CHARR hinüber, deren spiegelnde Außenhaut in den letzten Strahlen der blutroten Sonne wie flüssiges Feuer wirkte. "Dabei ist diese Form Vorausbedingung ihrer technischen Funktion!" fuhr der grauhaarige Colonel nach einer Weile fort. "Die Ellipsen der Innenzelle mußten mit mathematischer Genauigkeit geschaffen werden, denn in ihren beiden Brennpunkten haben die Nogks jene beiden künstlichen Sonnen installiert, die das ganze Schiff durch genau berechnete transparente Wandungen diffus und völlig schattenlos erhellen. Je nach Bedarf können die beiden Sonnen von einer Zentrale unabhängig voneinander gesteuert werden. Beispielsweise kann die eine jene Strahlung erzeugen, ohne die die Nogks auf die Dauer nicht lebensfähig sind, während die andere gleichzeitig den Teil der Besatzung versorgt, der sich gerade in der Schlafperiode befindet. Wobei das Schlafgewölbe ähnlich wie in den alten Kampfschiffen über ein besonderes Mentalsystem versorgt wird. Jeder Schläfer wird also ganz individuell über detektorgesteuerte Abstrahloptiken in seiner Schlafnische regeneriert. Andere Detektorgruppen überwachen ständig den Gesundheitszustand der Besatzung. Erkrankungen werden automatisch den Meegs gemeldet, die dann bei dem Betreffenden sofort alle notwendigen Maßnahmen ergreifen. Diese Kontrolleinheiten, die sich in jeder Abteilung des Schiffes befinden und direkte Verbindung zu den riesigen Mentalspeichern haben, sind sogar so raffiniert konstruiert, daß ebenfalls fremde Entitäten, Gäste oder Gefangene mühelos überwacht werden können. Sofern der Speicher über die notwendigen Informationen verfügt! Ich habe das erlebt, als Janos Szardak schwerverletzt geborgen und an Bord der CHARR gebracht wurde. Die Meegs arbeiten über eine Detektorengruppe mit einer geradezu unheimlichen Perfektion."
Huxley hatte sich in Eifer geredet, und Trawisheim hörte ihm mit der ihm eigenen Konzentration zu. Er wußte, daß Huxley auf diesem Gebiet über ein immenses Wissen verfügte. Raumschiffe waren Huxleys Hobby. Der grauhaarige Colonel sah Trawisheim an. "Um auf den Ausgangspunkt meiner Erklärungen zurückzukommen, Trawisheim: Diese eigentümliche 4-D-Form, wenn ich das einmal so nennen darf, war die Voraussetzung für die eben erwähnten Eigenschaften der CHARR. Schon eine geringe Verformung ihres Druckkörpers muß außerhalb des Halos unserer Milchstraße entsetzliche, wenn nicht tödliche Folgen für die gesamte Besatzung haben. Denn dann lassen sich die beiden künstlichen Sonnen, die über Eigenreflexion gesteuert werden, in ihrer Zusammensetzung ihrer jeweils erforderlichen Strahlung nicht mehr genügend dosieren. Die Detektoren würden dann nicht mehr richtig arbeiten, sie würden falsche Werte geben. Mein Freund Charaua kennt diese Schwäche der neuen Schiffe. Die Nogks arbeiten daran, eine Lösung dieses Problems zu finden, hatten jedoch bisher keinen Erfolg." Unterdessen hatten sie das wartende Beiboot erreicht. Ein Nogkoffizier empfing sie und geleitete sie in die Allsichtzentrale, wo sie in bequemen, jeder nur erdenklichen Körperform anpaßbaren Konturensitzen Platz nahmen. "Ihre Ausführungen waren für mich von größtem Interesse, Huxley. Unter diesen Umständen muß ich Marschall Bulton völlig recht geben, wenn er darauf besteht, daß die Ringraumergruppe Szardaks Sie und die Nogks begleitet! Ich selbst werde mich zusammen mit Eylers sofort um die mysteriösen Vorgänge der letzten Stunden kümmern. Es muß uns in gemeinsamer Arbeit gelingen, ein Abwehrsystem aufzubauen, das den Werkstattschiffen der Nogks, den Besatzungen und nicht zuletzt auch dem Projekt des globalen Schutzschirms bis zu seiner Vollendung und darüber hinaus
ausreichende Sicherheit bietet! Ich bin gespannt, was Charaua uns nun mitzuteilen hat. Ich nehme an, daß sich bei der Befragung der inzwischen erwachten Besatzung des notgelandeten Kampfschiffes schwerwiegende Neuigkeiten ergeben haben!" Bulton, Eylers und Huxley nickten zustimmend. Besonders der Colonel hatte in diesem Punkt seine eigenen Vermutungen, aber er schwieg vorläufig. * Im Leitstand der CHARR empfing Charaua die vier Terraner. Seine dunklen Facettenaugen ruhten sekundenlang auf Huxley und glitten dann auch zu Bulton, Eylers und Trawisheim hinüber. Mit einer Geste bat er sie, Platz zu nehmen, und gab dann einem der Nogks ein Zeichen. Sofort verdunkelte sich der Raum, und die Koordinaten des Allsichtschirms glommen auf. Zwischen ihnen schwebte blaugrün leuchtend das Bild der Erde, neben dem sogleich die vom Pol aus gesehenen Projektionen ihrer Oberfläche entstanden. Ähnlich den Karten, die der Marschall in seinem Arbeitszimmer hatte. Henner Trawisheim sah sich verstohlen um. Es war das erstemal, daß er sich an Bord eines Nogkraumers befand. Er gewöhnte sich nur allmählich an die unheimliche Illusion, die die verschiedenen Sektoren des Allsichtschirmes der Zentrale vermittelten. Boden und Decken des kreisrunden Raumes verschwanden, die Konturensitze und die schwach beleuchteten Steuerpulte des Raumers schienen irgendwo im All zwischen den Sternen zu schweben. Er fand jedoch keine Zeit, seinen Gedanken nachzuhängen. In die Projektionen zwischen den Koordinaten des Allsichtschirmes kam Leben. Gleichzeitig drangen die Impulse Charauas in Form von exakt überlagernden, gestochen scharfen,
und in ihrer tiefe holographisch anmutenden Bildern in sein Bewußtsein. Trawisheim und seine Begleiter vermochten nicht zu unterscheiden, ob auf den Projektionen des Allsichtschirmes etwas geschah oder ob direkt in ihren Gehirnen zusätzliche Informationen entstanden. "Jeder der Kreise bedeutet eine der Schaltsphären!" registrierten sie Charauas Impulse. Flüchtig, aber wieder in jener unheimlichen Schärfe und Präzision huschte gedankenschnell eine der Schaltsphären durch ihr Bewußtsein. Eine grünlich schimmernde Kugel, deren kuppelförmige Decke genau wie der Leitstand der CHARR ein einziger gigantischer Bildschirm war. Jede der Sphären hatte einen Durchmesser von gut hundert Metern. In ihren doppelten Wänden lagen die Wohn- und Schlafkabinen der Bedienungsmannschaften, unter der ebenfalls glatten Bodenfläche die Versorgungsaggregate. "Bei jeder der Sphären haben wir eines unserer Werkstattschiffe stationiert. Es verfügt über alle technischen Einrichtungen, um gemeinsam mit den Technikern eurer Rasse die letzten Arbeiten zu erledigen. Gleichzeitig ist jedes Schiff darauf eingerichtet, mögliche Störungen sofort zu beheben. Gruppenweise werden eure Techniker durch unsere Meegs einer Detektor-Schulung unterzogen. Sie werden schon in wenigen Tagen alles Wissen besitzen, was zur Bedienung und Wartung jener Sphären notwendig ist." Das Bild zwischen den grünlich schimmernden Koordinaten wechselte. Statt der beiden Projektionen neben der Erdkugel entstanden riesige Bilder der beiden Polregionen Terras. Einen Moment lang hatten die vier Männer das Gefühl, mit unheimlicher Geschwindigkeit den jagenden Wolken und den kalt glitzernden Eiswüsten der Arktis und Antarktis entgegenzustürzen. Sogar der erfahrene Huxley verspürte ein leichtes Ziehen in seiner Magengegend. Dann jedoch wuchsen ihnen aus der Eintönigkeit des ewigen Eises zwei gigantische Kegel entgegen. Wie grünes Glas standen sie in der
Trostlosigkeit der Polregionen, weit über tausend Meter hoch, von deutlich sichtbaren Spiralmustern umlaufen, in denen eigenartige, unheimliche Lichter pulsierten. Von den Spitzen der beiden Kegel ragten zu beiden Seiten die Konstruktionen langer, teleskopartiger Antennen hervor. "Jeder der Impulsgeber deckt sich genau mit einem der Längengrade eures Planeten", teilte sich Charaua ihnen mit. "Im Fall einer Gefahr bauen die Antennen sofort ein dichtes energetisches Netz rund um eure Welt auf, das dann von den einzelnen Schaltsphären immer genau dort verstärkt oder sogar zu Antisphären umgewandelt werden wird, wo es gerade notwendig ist. Die Energiebahnen verlaufen immer von Norden nach Süden Die beiden Kegel übernehmen dabei die Funktion des Abstrahl- und Auffangpols. Eine direkte Verbindung beider Kegel besteht in gerader Linie durch das Innere Terras. Die Energiebrücke, die bei Errichtung des Schirmes wie eine Achse durch eure Welt hindurchgeht, schafft den Ausgleich zwischen den beiden energetischen Potentialen der beiden Kegel. Die Kegel selbst besitzen genau wie die einzelnen Sphären einen Schutzschirm, der für alle uns bisher bekannten Waffen, Schiffe oder Felder völlig undurchdringlich ist. Eure Schiffe werden von uns eine Schlüsselfrequenz erhalten, die ihnen auch bei aktiviertem Schirm ein gefahrloses Durchdringen ermöglicht. Weitere Fragen werden von unseren Meegs jederzeit beantwortet, sie bleiben auf Terra, bis die Gewähr gegeben ist, daß jede Störung auch von euch beseitigt werden kann." Die Projektion des Allsichtschirms erlosch. Für einen Augenblick leuchteten nur die grünlich schimmernden Linien der Koordinaten durch die Dunkelheit. Doch dann entstand jäh ein anderes, erschreckendes Bild. Es zeigte einen der älteren Nogkraumer, deutlich erkennbar an seiner Eiform, der von schwarzen, nur verschwommen auszumachenden Schiffen angegriffen wurde. Huxley pfiff leise durch die Zähne. Er begriff sofort, daß es
sich um jenes Kampfschiff handelte, das Clint Derek und seine Frau Tanja in den Kordilleren im Illampu-Massiv entdeckt hatten. Der Nogkraumer wehrte sich mit allen zu Gebote stehenden Waffen. Unablässig verschossen seine Waffenzentren jene tödlichen Miniatursonnen, die sofort zu golden schimmernden, flirrenden Energienetzen zerbarsten und zwischen dem Nogkraumer und den unheimlichen Angreifern mit unvorstellbarer Geschwindigkeit energetische Barrieren errichteten. Aber das nützte den Nogks nichts. Die schwarzen Schiffe zögerten nur einen winzigen Moment, dann baute sich plötzlich jenes entsetzliche, lichtlose Leuchten um ihre kaum erkennbaren Gitterkörper auf, das Huxley nur zu gut von seinem letzten Zusammenstoß mit diesen Invasoren her kannte. Schwarze rotierende Strahlen, von denen niemand zu sagen vermochte, wieso sie sich überhaupt vom tiefschwarzen Hintergrund des Raumes abhoben, durchbrachen die Energienetze. Sie griffen nach dem sich verzweifelt wehrenden Nogkraumer, der nun versuchte, seinen Unsichtbarkeitsschirm aufzubauen. Es gelang ihm nicht oder es half ihm gegen diese Gegner nicht. Die schwarzen Strahlen zerrissen unbarmherzig die Deflektorfelder. Sie umliefen das gewaltige Kampfschiff, hüllten es sekundenlang in lodernde schwarze Feuer, die Huxley und seinen Gefährten eiskalte Schauer des Entsetzens über den Rücken jagten. Dann sahen sie, wie der Nogkraumer sich plötzlich aufzulösen schien. Die Konturen des Schiffes verschwammen, zuckende Eruptionen umgaben seinen Druckkörper. Irgendeine unvorstellbare Kraft griff nach dem Kampfschiff und schleuderte es in einen Ball gleißender Schwärze. Danach nichts. Lediglich einige verzerrte Impulse, steile, scharf gezackte Kurven liefen durch die Koordinaten des Allsichtschirms. "Die Schatten griffen unser Schiff an, als es mit einer Botschaft unseres Herrschers zu euch unterwegs war, und
schleuderten es in ein fremdes Raumgefüge. Im Moment der Ausschleuderung starben der Gesandte unseres Imperiums, der Kommandant des Schiffes und vier unserer Krieger. Niemand von uns weiß bisher, woran und warum nur diese sechs. Auch unsere Meegs vermochten es bei ihren Detektorbefragungen nicht zu ergründen." Charaua unterbrach sich und sah die vier Menschen an. Seine dunklen Facetten glitzerten zu ihnen hinüber. Auf seiner goldenen Uniform spiegelten sich die Lichter der Armaturenbeleuchtungen in den Skalen der Schaltpulte. "Wir sind zu der Annahme gekommen, daß diese Invasoren über eine Waffe verfügen, die uns noch nicht bekannt ist. Vielleicht geschah die Ausschleuderung unseres Raumers zu schnell, um jene Waffe noch voll wirksam werden zu lassen. Denn auch unser Kommandant hatte gerade Befehl zur Nottransition gegeben. Es können also gut zwei verschiedene energetische Abläufe aufeinandergeprallt sein." Huxley schaltete sich ein. "Du könntest recht haben, Charaua. Aber warum haben die Schatten dann nicht jene Waffe eingesetzt, als wir mit einer Gruppe ihrer Schiffe zusammenstießen und später ihre Transmitterstation vernichteten?" "Vielleicht waren sie über unsere Antisphären erschrocken, vielleicht verwirrte sie die Unangreifbarkeit der Intervallfelder eurer Ringraumer! Wir sollten uns aber davor hüten, unseren damaligen Sieg als endgültig zu werten, denn die Schatten kamen wieder, Huxley! Vielleicht prüfen sie erst alle Geschehnisse, die zu ihrer Niederlage führten. Wir Nogks wären genauso vorgegangen!" "Kamen wieder, Charaua? Soll das heißen...?" Charaua gab abermals ein Zeichen. Wieder entstanden zwischen den Koordinaten des Allsichtschirmes fremdartige Szenerien. Weite Wüstenflächen füllten den Schirm. Die Ruinen gewaltiger Ringstädte glitten ins Bild. Ihre Mauern
schimmerten glasig im Licht einer heißen blaugrünen Sonne. "Nogk II!" stieß Huxley betroffen hervor. Seine scharfen Augen erkannten sofort die Veränderungen, die seit seinem letzten Aufenthalt auf Nogk II mit diesem Planeten vor sich gegangen waren. Schon damals, als er in der zerfallenen Ringstadt erstmalig auf die Schatten stieß, sah es auf Nogk II schon schlimm genug aus. Doch dann verschwamm das Bild für einen winzigen Moment. Als es wieder klar wurde, zuckte Huxley wie unter einem Peitschenschlag zusammen. Die Wüstenflächen waren bedeckt mit den Trümmern abgestürzter Nogkraumer. Von links schob sich die Silhouette eines spindelförmigen, schlanken Raumers ins Bild. Unwillkürlich sprang Huxley auf. "Meine FO I! Was zur Hölle..." Die FO I glitt vollständig ins Bild. Das Schiff setzte zur Landung an, und gleich darauf öffneten sich die Bootsdecks. Silberne, spindelförmige Körper lösten sich aus den Schleusen und schwärmten aus. Einer der Sektoren verfolgte eines der Boote und holte es in Großprojektion herein. Deutlich erkannte Huxley trotz der semipermeablen Scheiben der Kanzel seinen Ersten Offizier Lee Prewitt. Prewitt deutete auf eines der Wracks und landete anschließend unmittelbar neben dem Koloß. Dann überstürzten sich die Ereignisse. Wie aus dem Nichts fielen die schwarzen Schiffe der Schatten. Schwarzgraue, verzerrte Gebilde, deren Umrisse auch nach etlichen Sekunden nicht deutlicher wurden. Die FO I verlor keine Sekunde. Sie hob sofort ab und flog ihnen entgegen, während sich ihre Beiboote ebenfalls mit ungeahnter Schnelligkeit formierten und den schwarzen Schiffen entgegenjagten. Aus dem Rumpf der FO I lösten sich gleißende, goldfarbene Bälle, bauten im Nu flirrende Energienetze auf, die sich trotz blitzartiger Ausweichmanöver der Gegner um einige der schwarzen Schiffe zu kugelförmigen Sphären schlossen. Sie
verfärbten sich, gewaltige Entladungen zuckten durch den glasgrünen Himmel von Nogk II. Dann brach die Hölle los. Die Sphären verschwanden samt den von ihnen eingeschlossenen Schiffen blitzartig. Für den Bruchteil einer Sekunde öffnete sich den atemlos die unheimlichen Vorgänge verfolgenden Menschen ein fremdes Universum. Unbekannte Strukturen, jagende Bilder, deren Sinn niemand begriff, unzählige schemenhafte Arme, die wie die Fänge eines riesigen Kraken durch das Universum griffen und den Raum zusammenzukrümmen schienen, zuckten durch ihre Hirne. Wie grelle Blitze, die noch im Verlöschen ihre Silhouetten hinterlassen und deren Wirkung sich das geistige Auge erst nach und nach zu entziehen vermag. Die unversehrten schwarzen Schiffe der Schatten wichen diesmal jedoch nicht. Sie nahmen den Kampf gegen die FO I auf. Huxley spürte, wie ihm der Schweiß unter den Achseln hervor über die Rippen rann. Wie Hornissen stießen nun auch die Beiboote auf den Gegner zu. Aus ihren Druckkörpern lösten sich ebenfalls jene goldfarbenen Bälle. Einer von ihnen geriet durch einen der sofort auf die Angreifer zustoßenden schwarzen Strahl aus der Kontrolle und prallte gegen die Ringmauer der unter den Kämpfenden liegenden ehemaligen Stadt der Nogks. Voller Entsetzen sah Huxley, wie sich die Antisphäre über der Stadt blitzartig aufbaute. Augenblicke später zerbarst die Stadt vor seinen Augen. Was sich innerhalb der Antisphäre befunden hatte, verschwand unter entsetzlichen Entladungen. Die anderen Teile wirbelten davon, rollten gegen die Schutzschirme der schwarzen Schiffe, ließen für Momente ihre scheußlichen, von einem bizarren Röhrensystem umgebenen Druckkörper erkennen und schlugen schließlich in den zu wahren Fontänen aufwirbelnden Sand der Wüste von Nogk II. Die FO I und ihre Beiboote feuerten unterdessen pausenlos aus allen Rohren. Die grellen Bahnen schwerer und schwerster
Strahler belasteten die Schutzschirme der schwarzen Schiffe mehr und mehr. Die Antisphären wüteten unter ihnen und dezimierten sie in immer schnellerer Reihenfolge. Erst als die FO I, die genau wie ihre Beiboote von einer hellstrahlenden und für die schwarzlodernden Strahlen der Fremden offenbar unangreifbaren Schutzsphäre umgeben war, gut die Hälfte der Angreifer vernichtet hatte, ließen die Schatten von ihr ab. Sie verschwammen zwischen den Koordinaten des Allsichtschirmes im Leitstand der CHARR. Sie lösten sich in grauschwarze Nebel auf und waren plötzlich verschwunden. Colonel Huxley atmete schwer, und auch Eylers brauchte all seine Willenskraft, um den Schock dieser Vorgänge zu überwinden. "Das ist inzwischen im System Tantal geschehen, Terraner!" durchbrach Charaua das Schweigen. "Daß wir die Schatten abermals abschlagen konnten und sie nicht dazu kamen, auch den innersten Planeten unserer Sonne anzugreifen, verdanken wir der Besatzung deines Schiffes und ihrem Ersten Ingenieur, Huxley." Huxley ruckte herum. "Chief Erkinsson? Wieso, Charaua?" Die starren Züge des Nogks schienen sich zu verdüstern. "Er machte unsere Meegs auf die Möglichkeit aufmerksam, unsere neue Waffe zu verbessern. Neben der Antisphäre baut sie nun auch noch einen Prallschirm auf, der vorläufig die Energien der schwarzen Strahlen der Schattenraumer auf dem Weg einer Totalreflektion abstößt und sie damit vorläufig unwirksam macht. Nur", Charaua machte eine Pause, Huxley und seine Gefährten spürten fast körperlich in seinen Impulsen die nur mühsam unterdrückte Erregung des Nogk, "nur wußten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht, daß die durch jenen Prallschirm errichteten Energiefelder für uns selber tödlich sind. Du hast die abgestürzten Schiffe gesehen, Huxley. Die Besatzungen wurden getötet, als wir die neue Waffe erprobten.
Ein Unglück, für das es keinen Schuldigen gibt. Aber wir gerieten damit in eine schlimme Lage, denn als die Schatten unser System kurz darauf wieder angriffen, vermochten wir keines unserer Schiffe gegen sie einzusetzen. Unsere Meegs arbeiten in den Zentren des inneren Planeten daran, den Fehler zu finden und den neuen Prallschirm auch für unsere Struktur zu neutralisieren. Während dieser ganzen Zeit, Huxley, haben die Männer deiner FO I den Schutz Tantals und unserer Rasse übernommen. Nach jedem Einsatz wurde dein Schiff weiter verbessert und gründlich überprüft. Die FO I ist zur Zeit das stärkste Schiff in unserem System. Erst als jener Terraner, den ihr Janos Szardak nennt, mit seinen Ringraumern eintraf, blieben die Schatten fort!" Charauas vier Fühler pendelten voller Erregung hin und her. "Wir müssen die Galaxis verlassen, Terraner. Dabei sind wir auf eure Hilfe angewiesen. Morgen mit Sonnenaufgang sammeln sich alle Schiffe unserer Flotte, die wir nach Terra entsandt hatten. Ausgenommen die hundert Werkstattschiffe, die zu eurer Unterstützung hierbleiben und deren Besatzungen wir bei Eintritt der Schlafperiode gegen andere austauschen werden. Wir dürfen keine Zeit mehr verlieren, wir müssen das System Tantal verlassen, ehe die Schatten oder die Magnetstürme unsere Rasse vernichten." Der Allsichtschirm verlosch endgültig. Charaua kam zu den vier Menschen hinüber. Seine dunklen Facetten richteten sich auf Henner Trawisheim. "Mögen unsere Rassen immer jene Freundschaft verbinden, die die Nogks für euch empfinden. Zusammen werden wir stark sein, auch wenn unsere Heimat noch im ungewissen liegt. Aber unsere Meegs haben auch daran bereits gedacht. Wir werden Möglichkeiten finden, die Verbindung zwischen unseren beiden Rassen aufrechtzuerhalten!" Nacheinander reichte der Nogk, terranischer Sitte folgend, erst Trawisheim, dann Marschall Bulton und schließlich noch Bernd Eylers seine lederhäutige
Hand. Huxley hingegen legte er seine Hände auf die Schultern. "Wir sehen uns morgen, Huxley. Bei Sonnenaufgang wird dich ein Beiboot meines Schiffes abholen!" Charaua verneigte sich kurz und verließ dann den Leitstand der CHARR. Auf ihn wartete noch eine Menge Arbeit. Trawisheim, Bulton, Eylers und Huxley blieben hingegen noch geraume Weile an Bord des Ellipsenraumers. Sie diskutierten das Gesehene gründlich, und diesmal stellte Henner Trawisheim eine ganze Reihe von Fragen. Sein Cyborggehirn registrierte dabei jede Kleinigkeit. Anschließend versank er für längere Zeit in angestrengtes Nachdenken. Schließlich sah er seine Gefährten an. "Sie, Marschall, und Sie Eylers begleiten mich jetzt. Sie, Huxley, werde ich im Laufe der Nacht oder einige Stunden vor Sonnenaufgang noch zu mir bitten lassen. Ich werde für Sie und Szardak eine Order vorbereiten, die Sie aber nur im Fall akuter Gefahr öffnen werden. Führen Sie uns jetzt bitte wieder aus diesem Schiff heraus, Huxley. Ich glaube kaum, daß ich mich in all den Schächten und Gleitfeldern dieses Raumers zurechtfinden würde." Die vier Männer verließen kurz darauf ebenfalls den Leitstand der CHARR. Einem sofort herbeieilenden Nogk bedeutete Huxley höflich, daß er keine Hilfe benötigte. Der Nogk verneigte sich und blieb zurück. * An diesem Tag fand Colonel Huxley nicht ins Bett. So kam es, daß er noch nach Mitternacht mit Clint Derek und Tanja in einem der Panorama-Views zusammensaß. Huxley, während des Dienstes völlig abstinent in bezug auf Alkohol, bestellte in dieser Nacht über die Geberautomatik bereits die dritte Flasche Sekt. Clint Derek und Tanja sahen sich an. Sie mochten den
grauhaarigen Colonel sehr gern, und seit dem Tod von Art Hooker und seiner Frau hatte Huxley ebenfalls die Gesellschaft dieser beiden jungen Leute gesucht, sooft es seine knappe Zeit zuließ. Über die Züge Tanjas huschte ein feines Lächeln, während sie ihrem Mann kaum merklich zunickte. Dabei konnte sie nicht verhindern, daß eine leichte Röte ihr beinahe noch mädchenhaftes Gesicht überzog. Huxley setzte sein volles Glas, mit dem er den beiden eben zuprosten wollte, mit einem Ruck wieder ab, als der Jäger ihm Tanjas und seine große Neuigkeit mitteilte. "Ein Kind!" murmelte er. Über seine hageren, von vielen Strapazen und Entbehrungen gezeichneten Züge legte sich für Augenblicke ein weicher, träumerischer Zug. Dann sprang er auf und war mit wenigen Schritten bei Tanjas Sessel. Er zog die nur schwach widerstrebende junge Frau empor und schloß sie in seine Arme. "Das ist die beste Nachricht, die ich seit langem bekommen habe, Tanja! Wenn euer Kind je einen guten alten Onkel braucht, dann könnt ihr auf Frederik Huxley zählen! Tanja, Goldkind, laß dich beglückwünschen." Er ließ sie frei und zog sodann den Jäger kurzerhand an seine Brust. Clint Derek wußte gar nicht, wie ihm geschah. Er hatte den hageren, verwitterten Colonel noch nie von dieser Seite kennengelernt. Instinktiv spürte er, daß es auch im Leben dieses Mannes irgendwann einmal eine Frau, eine Zeit des Glücks gegeben haben mußte. Doch dann wurde Huxley wieder ernst. Seine Züge verdüsterten sich. Er sah die beiden Dereks an. "Clint ist doch der Gruppe Szardak zugeteilt nicht wahr? Und du, Tanja, was wird inzwischen aus dir?" "Ich begleite meinen Mann, Frederik, das ist doch selbstverständlich." Huxley fuhr wie abwehrend mit der Hand durch die Luft, als
wollte er irgend etwas fortwischen. "Kommt gar nicht in Frage!" erwiderte er mit einer bei ihm überaus seltenen Heftigkeit. "Ihr beide habt doch für Ole Bigman in den Kordilleren Indianer als Siedler für Orth angeworben, stimmt doch, nicht wahr? Der Marschall hat mir kürzlich davon erzählt! Außerdem solltet ihr den Hookerschen Flugdozer nach Orth verladen!" Der Colonel überlegte. Dann trat er dicht an den Jäger heran. "Clint, du weißt genau, zu welcher Art Unternehmung die Aktion Andromeda gehört. Niemand von uns kann sagen, wie sie endet. Auch unsere Freunde, die Nogks, wissen es nicht. In solch ein Unternehmen gehört einfach keine junge Frau, die ein Kind erwartet. Und der Vater auch nicht. Es kommt auf einen von uns mehr oder weniger absolut nicht an!" Er winkte energisch ab, als Clint widersprechen wollte. "Ich werde jetzt augenblicklich mit Eylers und Bulton reden. Ihr beide kennt mich: Im Dienst gibt es bei mir kein Pardon, aber ihr gehört nach Orth zurück, je schneller, desto besser! Ihr sollt nicht die ganze Flucht vor diesen verdammten Giants durchgemacht haben, sollt nicht all die Monate bei Martell in TXXX gesessen haben, um jetzt bei einem solchen Himmelfahrtskommando einfach draufzugehen. Es wäre sinnlos, Clint, hörst du? Es wäre Mord an eurem noch ungeborenen Kind, an eurer Ehe, an eurem Glück! Es wäre ein bitterer Verlust für Ole Bigman und seine Gefährten, denn Männer wie du werden auf Orth gebraucht. Frauen wie Tanja sind die Zukunft dieser gottlob noch friedlichen Welt, die auch ich näher kennengelernt habe! Denkt daran: Leben ist das höchste Gut im Universum!" Der Colonel hastete davon, ohne eine Erwiderung abzuwarten. Die beiden Dereks starrten ihm völlig perplex hinterher, so hatten sie Huxley noch nie erlebt! Huxley erreichte den Marschall und Eylers bei Trawisheim. Mit gerunzelten Brauen hörte Bulton sich sein Anliegen an.
Dann aber willigte er ein, weil er dem Colonel recht geben mußte. "Huxley, wenn Sie es nicht wären, der dieses Ansinnen an mich stellt, ich würde es prinzipiell und rundweg ablehnen!" polterte er. "Was sollte aus der Disziplin meiner Trooper werden, wenn jeder werdende Vater sofort aus dem Einsatz gezogen werden müßte! Aber Derek ist ja ganz offenbar auf Orth wirklich wesentlich nötiger als bei der Aktion Andromeda! Weiß der Teufel, wie ich überhaupt auf den Gedanken gekommen bin, ihn zur Gruppe Szardak zu überstellen. Wenn auch mit Einwilligung von Eylers!" fügte der Marschall grollend und mit einem scheelen Seitenblick auf den Genannten hinzu. Aber Eylers grinste ihn nur so unverfroren an, daß Bulton die Lust zu weiteren Tiraden sofort verging. "Also okay, Huxley. Übermitteln Sie den beiden Dereks die Order, daß sie noch morgen den Flugdozer verladen und dann mit Major Crook und den geworbenen Indianern unverzüglich nach Orth abreisen. Mit der JAPETUS deshalb, weil ich bei Crook am wenigsten irgendwelche Pannen auf dem immerhin nicht gerade kurzen Flug befürchten muß! Wünsche Ihnen noch einen netten Abend, Huxley." Der Colonel schaltete das Vipho ab. So war der alte Bulton. Ein Poltrian, aber im Grunde seiner Seele nicht nur herzensgut, sondern auch butterweich! Er kehrte zu den beiden Dereks zurück und teilte Ihnen die Entscheidung des Marschalls mit. "Und jetzt kein Wort mehr darüber, junge Leute, oder ihr lernt den alten Huxley von seiner übelsten Seite kennen!" Seine Hände griffen bereits nach der Tastatur seines Sessels, noch ehe er saß. Sekunden später schob der Geber die vierte Flasche Sekt aus dem quadratischen Feld in der Mitte des flachen Tisches empor. Der Mond stand hinter den riesigen Fenstern des PanoramaViews und warf sein bleiches Licht über Alamo Gordo, als
Tanja und Clint dem grauhaarigen Colonel zuprosteten... * Am nächsten Morgen erlebte die Erde ein Schauspiel, wie es ihr nicht alle Tage geboten wurde. Kurz nach Sonnenaufgang starteten dreitausend Nogk-Kampfschiffe. Die Atmosphäre Terras vibrierte vom Singen ihrer Triebwerke. Die gewaltigen Druckkörper leuchteten in den ersten Strahlen der aufgehenden Sonne. Die Nogkschiffe formierten sich im tiefblauen Himmel des amerikanischen Kontinents zu einzelnen Formationen. Colonel Huxley saß neben seinem Freund Charaua im Leitstand der CHARR. Er warf einen letzten Blick auf die grünen gelben und blauen Flächen der Kontinente und Meere. Niemand von ihnen wußte, ob sie diesen Planeten jemals wiedersehen würden. In kürzester Frist schon würden nicht nur die Erde und das Solsystem zu einem unsichtbaren, unbedeutenden Bestandteil ihrer Milchstraße werden, sondern sogar die gesamte Galaxis vor ihren Augen zusammenschrumpfen, bis sie nichts mehr war, als eine der vielen Millionen Sonneninseln im All, die innerhalb ihrer Halos dem Leben in der Unendlichkeit des Universums Zuflucht und Heimat gewährten. Colonel Huxley war kein Mann, der zur Rührseligkeit oder Sentimentalität neigte, aber in diesem Moment, da die Schiffe der Nogks sich formierten und die ersten Verbände die Atmosphäre Terras verließen, wurde ihm bewußt, in welche Abgründe zwischen den Sternen ihn sein Weg nun führen würde. Viele Menschen wandten um diese Stunde ihre Gesichter dem Himmel zu, als die Armada der Nogkraumer sich anschickte, den Bannkreis ihres Planeten zu verlassen. Die gewaltigen Triebwerke der Schiffe dröhnten, Signale blitzten auf und verloschen wieder. Dann verblaßten die blitzenden
Punkte der Raumer von einer Minute zur andern in den Tiefen des Alls. Scholf und das Mädchen, das ihn auf seinem Marsch durch die Berge begleitete, lachte böse. "Sie sind weg, Sigma! Jetzt werden sie ihr Geheimnis nicht mehr zu hüten vermögen. Wir müssen es wissen, und wir werden es erfahren! Ich weiß auch schon, auf welche Weise! Komm, wir müssen pünktlich am ausgemachten Treffpunkt sein! Alpha wartet nicht." Er warf noch einen Blick auf seine Uhr und setzte den unterbrochenen Marsch dann eilig fort. Scholf wußte zu diesem Zeitpunkt noch nicht, welchen verhängnisvollen Fehler er damit beging. Hätte er auch nur im geringsten geahnt, auf welche entsetzliche Weise er einige Zeit später das Geheimnis des globalen Schutzschirms erfahren sollte, er wäre umgekehrt und hätte sich für den Rest seines Lebens in den düsteren Felsen der Berge verborgen. * Von allen diesen Vorgängen wußten die Männer tief im Innern des Industriedoms auf dem Inselkontinent Deluge des Planeten Hope im System der beiden Col-Sonnen nichts. Und wenn sie es gewußt hätten, sie würden keine Notiz davon genommen haben, denn sie hatten ihre eigenen Probleme. Brandheiße Probleme sogar. Ivo Marcus wischte sich mit der Hand den Schweiß von der schwarzen Stirn. Der große, breitschultrige Neger konnte Hitze normalerweise sehr gut vertragen, aber was zuviel war, war eben einfach zuviel! Er warf abermals einen abschätzenden Blick auf den Abschnitt der gewaltigen Ringröhre im Industriedom, an dem er seit mehreren Stunden arbeitete. Ivo Marcus war genau wie sein Kollege Raoul Pelletier, mit dem er über ein auf seiner
Schweberplatte montiertes Standvipho ständig in Verbindung stand, M-Techniker und M-Mathematiker. Ausgebildet durch die damalige Anja Field und jetzige Mrs. Riker. Argwöhnisch ließ er seine Blicke an den saphirblau leuchtenden Sektoren der mehrere Meter dicken und gut hundert Meter im Durchmesser zählenden Ringröhre entlangwandern. Anschließend musterte er bestimmt zum hundertstenmal die drei orangefarbenen Stellen der Röhre, die genau um einhundertzwanzig Grad gegeneinander versetzt waren. Sie bildeten die einzigen Stellen dieser unheimlichen Konstruktion, an denen man sich ihr nähern konnte, ohne sofort von ihren Schutzfeldern wieder abgewiesen zu werden. Die orangeroten Stellen existierten noch nicht lange. Sie waren erst im Zug der letzten Ereignisse im Industriedom entstanden, und alles deutete darauf hin, daß auch die Ringröhre im Industriedom eine völlig andere Rolle spielte, als man zunächst einmal angenommen hatte. Schon nach seinen ersten Untersuchungen war Ivo Marcus felsenfest davon überzeugt, daß die Röhre keinesfalls nur zur Beleuchtung des kreisrunden Platzes zwischen den Mammuts diente. Nach wie vor schwebte sie unverrückbar in einer Höhe von genau hundert Metern über dem Boden. Nirgends wies der Ringkörper auch nur die geringste Verbindung zur Decke, zum Boden oder zu den Aggregaten auf. Sie schwebte völlig frei, wahrscheinlich schon seit Jahrtausenden oder gar Jahrmillionen. Das war das zweite, was Ivo Marcus keine Ruhe ließ: Auch nicht die raffiniertesten Verfahren modernster Techniken waren imstande, irgend etwas über das Alter der Ringröhre auszusagen. Vorsichtig dirigierte er seine Schwebeplatte an eine der orangeroten Stellen. Dabei achtete er mit peinlicher Sorgfalt darauf, daß er den blaustrahlenden Sektoren auf keinen Fall und an keiner Stelle je zu nahe kam. Böse Erfahrungen, die ihn schon fast das Leben gekostet hatten, ließen ihn nur mit
allergrößter Behutsamkeit zu Werke gehen. Er manövrierte seine Schwebeplatte an die vor ihm liegende orangefarbene Stelle der Ringröhre heran. Mit einem leisen Seufzer griff er nach seinen Meßwerkzeugen. Wahrscheinlich würde er auch an diesem Sektor wieder nichts Neues herausfinden können, und dann war er mit seiner Wissenschaft am Ende. Über Vipho rief er seinen Kollegen Pelletier. Das schmale, fein geschnittene Gesicht des Franzosen erschien auf dem Bildschirm. "Ich fange jetzt mit meiner Arbeit am letzten der drei Orangesektoren an, Raoul!" ließ er ihn wissen. "Ich rechne nicht damit, daß sich irgend etwas Neues ergibt. Aber hab' bitte ein Auge auf die Transmitterantenne, Raoul! Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, daß sie und diese verflixte Röhre zusammenhängen!" Pelletier stutzte. "Wie kommst du denn plötzlich darauf, Ivo? Ich denke, die Ringröhre ist lediglich..." "Dachte ich auch, Raoul, aber gestern abend habe ich mich noch einmal hingesetzt und alle Geschehnisse der letzten Zeit genau überprüft. Dabei bin ich darauf gestoßen, daß die Verfärbung der drei Sektoren der Ringröhre zeitlich mit dem Aufglühen der Mammuts zusammengefallen sein muß. Nur daß es von uns eben niemand bemerkt hat, weil wir uns ausschließlich mit dem Phänomen und der Explosionsgefahr der Mammuts befaßt haben!" Pelletier schüttelte zweifelnd den Kopf. "Ich weiß nicht, Ivo, aber deine Behauptung kommt mir doch etwas reichlich gewagt vor. Denn bisher hat sich die Ringröhre doch noch nie von irgendwelchen anderen Aggregaten..." Raoul Pelletier unterbrach sich abrupt. Über den Schirm seines Viphos beobachtete er seinen Kollegen Ivo Marcus, der
plötzlich ganz entgeistert zur über ihm schwebenden Ringröhre emporstarrte. "Was ist los, Ivo? Warum hörst du mir eigentlich gar nicht zu, ich..." Weiter kam er nicht, denn Ivo Marcus veränderte mit einem Griff die Stellung seines Standviphos, so daß Pelletier plötzlich nicht mehr seinen Kollegen, sondern jenen Abschnitt der Ringröhre sah, der bis dahin noch orangerot geleuchtet hatte. Die Augen des M-Technikers weiteten sich. Deutlich konnte er beobachten, wie sich der vor ihm liegende Teil der Röhre verfärbte. Das eben noch satte Orangerot verblich zusehends. Im Laufe weniger Minuten nahm es eine milchig-weiße Farbe an, die dann ganz allmählich in gläserne Transparenz überging. Ivo Marcus und Raoul Pelletier starrten verblüfft auf dieses Phänomen. Immerhin besaß Marcus noch soviel Geistesgegenwart, eine der ebenfalls auf seiner Schwebeplatte montierten automatischen Kameras einzuschalten und den ganzen mysteriösen Vorgang auf diese Weise festzuhalten, ohne sich deswegen auch nur eine Sekunde lang ablenken zu lassen. Durch den transparenten Sektor der Röhre schienen wolkenartige Gebilde zu ziehen, die aber im Laufe der folgenden Minuten mehr und mehr feste Formen annahmen. Manchmal glaubte Ivo Marcus, in die Landschaft einer ihm völlig unbekannten Welt zu blicken, Gegenstände und Bauten wahrzunehmen, deren Zweck er weder begreifen noch zu erraten vermochte. Doch dann änderte sich das Bild in der Röhre schlagartig. Die Landschaften und Bauten verblichen, wurden überlagert von einer unheimlichen Masse ineinander verschachtelter Materialien und Gegenstände, deren Formen im einzelnen nicht zu erkennen waren. Ivo Marcus hatte von Sekunde zu Sekunde mehr das Gefühl, als schöbe sich etwas Unheimliches, Erdrückendes genau auf ihn zu. Er spürte ein leichtes Ziehen im
Kopf, dann ein Brennen und Kribbeln in seinen Gliedern. Mit weit aufgerissenen Augen starrte er auf den unendlichen Strom, der da durch die Ringröhre zog. Bizarre Formen, kristalline Muster, die einander überlagerten. Lichter, die blitzartig entflammten und wieder erloschen, während mehr und mehr jener undefinierbaren, unentwirrbaren Masse auf ihn einquoll. Ivo Marcus hatte plötzlich die Wahnvorstellung, sich innerhalb der Ringröhre zu befinden, sich mitten im Strom dieser gespenstischen, geisterhaften Formen zu bewegen, die da unablässig an ihm vorüberzogen und sich schmerzhaft in sein Bewußtsein drängten. Erst der überlaute Schrei seines Kollegen Pelletier riß ihn jäh in die Wirklichkeit zurück. Ivo Marcus ruckte herum und sah gerade noch, wie Pelletier ebenfalls mit einer blitzartigen Bewegung seine automatische Kamera einstellte. "Was ist los, Raoul, warum..." "Der Transmitterraum öffnet sich, Ivo! An beiden Seiten, und da... Jetzt..." Seine Stimme ging unter im Dröhnen und Vibrieren für Ivo unsichtbarer Energien. Raoul Pelletier starrte unterdessen entgeistert auf die riesige Transmitterantenne des Großtransmitterraumes. Die Antenne verfärbte sich. Innerhalb weniger Sekunden wurde ihr vorher stumpfgrauer Ringbügel dunkelrot. Dann vernahm er ein Summen, das sich rasch zu einem tiefen, alles durchdringenden Brummen veränderte. Raoul Pelletier zog seine Schwebeplatte instinktiv nach oben. Willig folgte das Gerät seinen Einstellungen, bis es in ungefähr hundert Meter Höhe mitten im Großtransmitterraum stand, unweit der dunkelrot glühenden Antenne. Doch dann blieb ihm fast vor Schreck und Entsetzen das Herz stehen. Zwischen den Lücken der einzelnen Wolkenkratzer-Aggregate schossen flammende Energiestraßen hervor, die im Nu unter heftig pulsierenden
Leuchterscheinungen quer durch den Großtransmitterraum schwangen und schließlich in den blaustrahlenden Unitallwänden der gegenüberliegenden Mammuts endeten. Ihr grelles Licht, ihre gleißenden Flammenbogen, die sich wie flüssige, unheimlich lodernde Feuer quer durch den Raum spannten, verwandelten den Transmitterraum in eine wahre Höllenszenerie. Raoul Pelletier schlug Alarm. Er wußte nicht, was in den nächsten Minuten geschehen würde, hatte keine Vorstellung, ob er den Transmitterraum schleunigst verlassen sollte oder ob er auf seiner Schwebeplatte im Moment am sichersten aufgehoben war. Vielleicht dachte er an all diese Dinge auch nur ganz am Rande, ganz im Unterbewußtsein, denn er war einfach nicht imstande, seine Blicke auch nur für einen winzigen Moment von dem grandiosen Schauspiel tief unter ihm zu lösen. Er merkte nicht einmal, daß seine Schwebeplatte durch die Einwirkung fremder Energiefelder ständig ihren Ort wechselte. * Der Astrophysiker Spence Bentheim, durch die schrillenden Alarmanlagen von seinen Untersuchungen aufgeschreckt, jagte sofort zur großen Kontrolltafel hinüber, die ihm genau anzeigte, in welchem Sektor des Industriedoms Alarm gegeben worden war. "Großtransmitterraum, Raoul Pelletier!" murmelte der Gelehrte. In diesem Augenblick meldete sich auch Ivo Marcus. Genau wie Pelletier beobachtete er die Vorgänge im Transmitterraum. Er konnte das, ohne seinen Beobachtungsposten an der Ringröhre aufzugeben, weil sich die Seitenwände, die den Transmitter zur Hohlstraße hin abtrennten, geöffnet hatten. Durch den transparenten Teil der Röhre zuckten jetzt
ebenfalls in rascher Reihenfolge flammende Entladungen, die immer wieder mit undefinierbaren, sich blitzschnell aufbauenden und wieder zerfallenden Mustern wechselten. Die Leuchterscheinungen tauchten seine Schwebeplatte abwechselnd in wahre Kaskaden farbigen Lichts, das die ganze Breite des Spektrums durchlief. "Bentheim, kommen Sie schnell!" keuchte Ivo Marcus. "Im Großtransmitterraum ist die Hölle los. Flammende Energiestraßen, die Antenne glüht dunkelrot, und Raoul Pelletier treibt mit seiner Schwebeplatte in irgendwelchen Energiefeldern hin und her. Ich habe die Verbindung zu ihm verloren, er reagiert im Augenblick auf keinen meiner Anrufe." Bentheim verlor keine Zeit. "Geben Sie nochmals Alarm! Trommeln Sie zusammen, was Sie an Leuten kriegen können. Halten Sie die Augen offen, ich komme." Der Astrophysiker rannte los. Er lief zu seiner Schwebeplatte, die für ihn so eine Art Universalgerät zur Fortbewegung im Industriedom war. Die Schwebeplatten hatten sich als äußerst zuverlässig und auch hinreichend schnell erwiesen. Vor allen Dingen hatten sie für ihre Benutzer den großen Vorteil, daß man mit ihnen überall hinkam. Schließlich hatten die größten der Mammuts eine Höhe von rund 900 Metern und eine Länge bis zu eineinhalb Kilometern. Bentheim kam gerade noch rechtzeitig, um zusammen mit den von überall her heranjagenden Wissenschaftlern die neue Hiobsbotschaft zu vernehmen. Sie kam vom andern Ende des Industriedoms, an das dann hinter dem gigantischen Portal die Maschinenhöhle anschloß. Ein noch junger Techniker meldete sich über Vipho. Seine Züge waren verzerrt. Schweiß bedeckte in dicken Tropfen seine Stirn und das übrige Gesicht. "Bei uns öffnen sieben Mammuts ihre Unitallverkleidung. In ihrem Innern scheinen gewaltige Feuer zu lodern. Genaueres
können wir von hier aus nicht erkennen. Aber es traut sich keiner von uns näher an die Mammuts heran, was sollen wir tun?" Spence Bentheim kam gar nicht mehr dazu, dem Techniker zu antworten, denn in diesem Moment ließ ihn ein lauter Schrei von Ivo Marcus auf seiner Schwebeplatte herumfahren. "Da Bentheim, sehen Sie nur! Die Antenne!" Bentheim blickte in die ihm gewiesene Richtung, er traute anfangs seinen Augen nicht, glaubte an eine Halluzination. Aber je länger er hinsah, desto weniger vermochte er noch an dem zu zweifeln, was er dort deutlich sah. Die riesige Transmitterantenne veränderte ihre Stellung. Sie neigte sich zusehends aus der Senkrechten nach vorn. Bentheim schätzte ihre Neigung, als sie wieder zur Ruhe kam, auf etwas über dreißig Grad. Sofort von den anderen Wissenschaftlern des Deluge-Teams durchgeführte Messungen bestätigten die Richtigkeit seiner Schätzung. "32 Grad!" meldete einer der Wissenschaftler. Im gleichen Augenblick schaltete sich abermals der junge Techniker vom anderen Ende des Industrie-Komplexes in das Gespräch ein. "Die Mammuts stoßen über A-Grav-Bahnen Fertigprodukte aus!" schrie er aufgeregt. "Mein Gott, es muß etwas unternommen werden, die Höhle reicht nicht aus, um diese Produktion aufzunehmen! Wenn das so weitergeht, werden die Mammuts sich nicht wieder schließen können. Und dann gnade uns der Himmel." Spence Bentheim und die andern hörten die Panik in der Stimme des jungen Mannes. Der Astrophysiker starrte den Techniker verständnislos an. "Fertigprodukte? Was ist los mit Ihnen, Graham? Sie..." "Wenn Sie mir nicht glauben, Bentheim, dann überzeugen Sie sich doch selbst! Aber unternehmen Sie etwas, stoppen Sie diese Lieferungen, oder es gibt eine Katastrophe!" Graham
schrie den Gelehrten außer sich vor Erregung an. Durch das Vipho vernahmen Bentheim und die andern jetzt deutlich das überlaute Poltern. "Drehen Sie das Vipho, Graham, dann kann ich etwas sehen, ohne hier fort zu müssen." Spence Bentheim hatte in diesem Moment seine Ruhe wiedergewonnen. Er überlegte mit der Präzision eines Computers. Dann sah er es. Der Techniker vollführte mit seinem Vipho eine langsame Schwenkung. Deutlich erkannten Bentheim und die anderen Männer, mit welcher geradezu unheimlichen Geschwindigkeit die sieben Maschinensätze kleinere Teile und vorgeformte Unitallplatten ausstießen. Über die A-GravBahnen schwebten sie quer durch die Höhle und wurden von unsichtbaren Kräften dort fein säuberlich übereinandergestapelt. "Ringraumerzubehör! Ohne jeden Zweifel Ringraumerzubehör!" Spence Bentheim starrte aus zusammengekniffenen Augen auf die unheimliche Szenerie. "Danke, Graham, das genügt. Beobachten Sie die Sache weiter, ich schicke Ihnen zur Verstärkung einige Techniker hinüber. Verlassen Sie Ihren Standort aber sofort, wenn Gefahr droht! Achten Sie vor allen Dingen auf die Mammuts und darauf, ob sie wieder anfangen zu glühen." Bentheim gab rasch an einige der Techniker die notwendigen Anweisungen. Dabei schossen ihm gleichzeitig tausend Fragen durch den Kopf. Was sollte das nun wieder bedeuten? Wie sollte man diese Dinge je aus dem Industriedom hinaustransportieren und zur Erde schaffen? Die Ringraumer waren für derartige Transporte völlig ungeeignet. Sie verfügten einfach nicht über den notwendigen Raum, die Sachen unterzubringen. Ganz abgesehen davon waren die Hauptschotts der Schiffe viel zu klein, um auch nur eines der Aggregate durchzulassen. Trotzdem kam als Transportmittel nichts
anderes in Frage, denn nur die Ringraumer vermochten mittels ihrer Intervallfelder in den Industriedom einzufliegen. Flüchtig dachte Bentheim in diesem Augenblick auch an das komplette Ringraumertriebwerk, das immer noch in einem Gewölbe des Industriedoms lag und nicht von der Stelle zu bewegen war. Gewaltsam riß er sich aus seinen Gedanken. Er beschleunigte seine Schwebeplatte und dirigierte sie in den Transmitterraum hinüber. Er winkte Ivo Marcus, sich ihm anzuschließen. Zu seinem Erstaunen wurde seine Schwebeplatte nicht durch Sperrfelder aufgehalten, nur vor dem Ringbügel der immer noch dunkelrot leuchtenden Antenne bog sie sich zur Seite. Fasziniert blickten Bentheim und Ivo Marcus auf die flammenden Energiestraßen unter ihren Schwebeplatten. Nach wenigen Minuten entdeckten sie Raoul Pelletier zwischen den zuckenden und tanzenden Lichtern, der in eigentümlich verkrümmter Haltung auf seiner nur noch knapp zwanzig Meter über dem Boden des Großtransmitterraumes schwebenden Platte hockte und angestrengt zu einer der Schaltwände an einem Mammut hinabstarrte. "Pelletier, was ist? Haben Sie etwas entdeckt, was uns aus der Klemme helfen könnte? Oder wissen Sie noch gar nicht, was hinten im Industrie-Komplex geschieht?" Der junge Techniker und angehende Transmitter-Experte sah hoch. "Doch, ich weiß Bescheid! Wir müssen zu der Schaltwand hinab. Dort haben sich einige der Schalter verstellt, als sich die Antenne neigte. Man müßte sie wieder in ihre alte Lage bringen, vielleicht hört der ganze Spuk dann wieder auf!" Er blickte zu Ivo Marcus hinüber. "Traust du dich, Ivo? Ich weiß nur nicht, ob diese verflixten Schalter sich von uns überhaupt bewegen lassen werden! Denn wenn es klappt, wozu dann diese ganze Automatik? Und wodurch wurde sie bewegt?"
"Versuchen wir es, Raoul!" entschied Ivo Marcus. "Es wäre vielleicht gut, Bentheim, wenn Sie mit Ihrer Platte weiter oben blieben und aufpassen würden, ob sich irgend etwas Bedrohliches ereignet, während wir an der Schaltwand arbeiten. Sie haben ohnehin nicht das nötige Werkzeug bei sich." Bentheim nickte nur zustimmend. Gleich darauf sanken Pelletier und Ivo Marcus auf den Boden des Raumes hinab. Sie griffen nach ihrem Werkzeug und verließen die Schwebeplatten. "Welche Schalter waren es, Raoul?" Pelletier deutete auf eine Schaltergruppe direkt vor ihnen, die in einem durch feine Linien abgetrennten Quadrat saß. "Diese hier! Drei von ihnen drehten sich nach rechts, die andern beiden nach links." Die beiden Techniker brauchten keine Lampe. Die lodernden Energiebahnen, die sich von ihrem Standort aus deutlich erkennbar in einem leichten Bogen bis zu den gegenüberliegenden Mammuts hinüberspannten, gaben genug Licht. Raoul Pelletier griff nach einigen Werkzeugen seiner Ausrüstung. Behutsam setzte er eine seiner Spezialzangen an den Schalter an und versuchte ihn nach rechts zu drehen. Doch so sehr er sich auch bemühte, der Schalter gab nicht nach. "Verdammt, das habe ich mir gedacht!" keuchte er. "Diese verdammten Dinger rühren sich überhaupt nicht. Weiß der Teufel, durch welche Sperren sie arretiert werden!" Aber er gab nicht auf. Er setzte die Zange an den nächsten Schalter, während Ivo Marcus sich die beiden andern vornahm. Ein scharfes Klicken ließ Pelletier herumfahren. Seinem Kollegen Marcus war es gelungen, einen der Schalter zu bewegen. Mit voller Kraft, setzte er die Zange abermals an und warf sie mit der Wucht seines schweren Körpers herum. Der Schalter gab nach. Gleichzeitig flogen auch die
restlichen Schalter der Gruppe herum. So blitzartig, so überaus heftig, daß Pelletier die Zange aus der Hand gerissen wurde und in hohem Bogen davonflog. Mit einer Verwünschung ging der M-Techniker zu Boden. Bereits als er sich wieder erhob, kam schon die erste Meldung aus dem anderen Teil des Industrie-Komplexes. "Was habt ihr denn bloß angestellt? Die sieben Mammuts sind wieder zu, die A-Grav-Bahnen während des Transportes einiger schwerer Maschinensätze zusammengebrochen. Die Maschinen liegen mitten im Gewölbe! Jeder weitere Transport hat aufgehört." Raoul Pelletier und Ivo Marcus hörten die gellende Stimme aus dem Vipho ihrer Schwebeplatten dringen. Keuchend sahen sie sich um. Langsam wanderten ihre Blicke zu der Transmitterantenne hinüber. Sie sahen, wie die Antenne in ihre Normallage zurückglitt und der Ringbügel seine dunkelrote Färbung verlor. Aber weiterhin drang ihr Summen deutlich an ihre Ohren, und auch die flammenden Energiestraßen blieben bestehen. Sie veränderten sich auch nicht, als Ivo Marcus und Raoul Pelletier längst wieder auf ihren Schwebeplatten saßen und gemeinsam mit dem Astrophysiker Bentheim durch den Großtransmitterraum glitten. Der Astrophysiker schüttelte den Kopf. "Irgend etwas stimmt immer noch nicht. Wir dürfen den Großtransmitterraum unter keinen Umständen unbeobachtet lassen. Ich habe kein gutes Gefühl bei dieser Sache." Aber auch während der nächsten Stunden veränderte sich nichts. Nach wie vor spannten sich die Flammenbahnen der Energiestraßen zu den blauleuchtenden Unitallwänden der Mammuts hinüber. Bentheim wartete abermals zwölf Stunden. Als sich dann immer noch nichts geändert hatte, faßte er seinen Entschluß. "Ich werde mit der DOG nach Terra fliegen und Trawisheim Bericht erstatten", teilte er mit. "Vielleicht findet Trawisheim
eine Möglichkeit, sich mit Ren Dhark in Verbindung zu setzen. Auch möchte ich nicht die Entscheidung darüber treffen, was mit dem Deluge-Team von Technikern und Wissenschaftlern geschehen soll!" Er sah die um sich versammelten Gefährten an. "Irgend etwas in der Steuerung oder der Schaltung des Industriedoms ist durcheinander geraten, stimmt nicht mehr. Schon die Lieferung der Maschinensätze und Ringraumerteile wirkt auf mich unkoordiniert, unlogisch. Niemand von uns weiß, was die nächste Stunde dem Industriedom bringen kann. Seien Sie wachsam, meine Herren. Achten Sie auf die geringsten Veränderungen oder Anzeichen! Wenn nötig, retten Sie sich per Transmitter auf den vierten Kontinent!" Zwei Stunden später startete die vor dem Höhlensystem stationierte DOG mit Bentheim an Bord in Richtung Terra. Erst weit jenseits der beiden Col-Sonnen ging der Kugelraumer in Transition. * Als die blaugrüne Sonne Tantal auf den Schirmen der CHARR nach der letzten Transition des gewaltigen Raumerverbandes von 3000 Schiffen sichtbar wurde, befand Colonel Huxley sich in seiner Kabine. Er lag in seinem verstellbaren Konturenbett, das eigens für ihn und seine Männer der FO I von den Nogks entwickelt worden war. Huxley hatte viele Stunden hintereinander geschlafen. Als er erwachte, löste sogleich eine durch die transparenten Wände dringende Helligkeit die tiefe Dunkelheit ab, in der er sich bis jetzt befunden hatte. Er fühlte sich wieder völlig frisch. Ganz ruhig überlegte er noch einmal die Ereignisse der vergangenen Wochen. Da war zunächst die Rückkehr zur Erde nach der Vernichtung der Transmitterstation der Schatten. Danach die Ankunft der von Charaua angekündigten Transportflotte mit
dem Material und den Aggregaten für den globalen Schutzschirm. Der Beginn der Arbeiten und das ungeheure Aufsehen, das der Besuch der Nogks und ihr Geschenk unter der Bevölkerung Terras verursacht hatte. Die Fernsehanstalten und die Presse sprachen von einer neuen Ära der Verständigung und des Friedens. Die Vorträge, Sendungen und Publikationen überboten sich gegenseitig an blühendem Unsinn. Dann kam der Tag, an dem der zweite Ellipsenraumer mit einem Teil der Nogks und der gesamten FO I-Crew wieder mit Kurs auf Tantal startete. Nur schweren Herzens gab Huxley damals zu diesem Start seine Einwilligung, denn im Grunde genommen hatten seine Männer einen erholsamen Aufenthalt auf Terra mehr als reichlich verdient. Doch Charauas Argumente waren zwingend, zu zwingend, um die Bitte des Freundes dennoch abzuschlagen. Charaua hatte recht behalten, das war durch den Vortrag auf der CHARR mit den Projektionen der Ereignisse im System Tantal mehr als bewiesen. Wieder einige Tage später erfolgte der Start der Ringraumergruppe Szardak. Die Schiffe sollten zum Training für die bevorstehende Aktion Andromeda im System Tantal stationiert werden. Gleichzeitig stellten sie eine unüberwindliche, für die schwarzen Schiffe der Schatten kaum zu durchbrechende Barriere um die Planeten der Sonne dar, so daß die Nogks sich mit ganzer Kraft der Fertigstellung ihrer neuen intergalaktischen Raumer widmen konnten. Huxley setzte sich ruckartig auf. Er war gespannt, wieviele Schiffe die Nogks inzwischen fertiggestellt haben würden. Charaua hatte nur ausweichende Antworten gegeben, als er ihn einmal danach gefragt hatte. Nicht aus Geheimniskrämerei, dafür kannte Huxley den Nogk viel zu gut. Man wollte ihn offenbar überraschen. Huxley warf einen Blick durch die Direktsichtscheibe seiner geräumigen, behaglich eingerichteten Kabine. Deutlich erkannte er den hellstrahlenden Punkt neben der blaugrünen Sonne, der fast noch von ihrer Corona überstrahlt wurde und
wahrscheinlich mit dem bloßen Auge nur durch die hervorragenden vollautomatischen Filter der CHARR sichtbar blieb. Huxley warf die leichte Thermodecke endgültig ab und ging in den Duschraum hinüber. Eine Einrichtung, die die Nogks erst auf der Erde mit Rücksicht auf die völlig andere Beschaffenheit seines Körpers in ihr Schiff eingebaut hatten. Das auslaufende Wasser wurde natürlich keineswegs vergeudet, sondern wieder aufgefangen, in eine Sterilisationsanlage gepumpt und dann mit frischen Zusätzen versehen abermals in den Kreislauf gebracht. Auf diese Weise war selbst bei einem täglichen Duschbad der Wasserverbrauch nur ganz minimal. Die Nogks hatten in ihren neuen Schiffen vorsorglich jeweils einen separaten Trakt im Wohndeck geschaffen, der den Bedürfnissen ihrer terranischen Freunde in jeder Beziehung völlig gerecht wurde. Unter anderen Umständen wäre für Huxley und seine Männer eine Beteiligung an einem Unternehmen wie dem Flug zur benachbarten Galaxis Andromeda völlig ausgeschlossen gewesen. Andromeda! Colonel Huxley schaltete die pneumatisch arbeitende Dusche ab und drehte seinen Körper unter dem Ultraschalltrockner hin und her, bis er vollständig trocken war. Dann kehrte er in seine Kabine zurück und schlüpfte in seine schmucklose Uniform. Andromeda! Huxley beugte sich weit gegen die gebogene Fläche der Direktsichtscheibe vor. Im stillen hoffte er, jenen feinen, fahlweißen Fleck zwischen den Sternen zu entdecken, aber es glückte ihm nicht. Er setzte sich und stützte seinen Kopf für eine Weile in die Hände. 2,6 Millionen Lichtjahre! Eine geradezu ungeheuerliche Entfernung! Kein Schiff hatte bisher auch annähernd eine solche Entfernung zurückgelegt. Jedenfalls kein Schiff einer
dem Menschen oder Nogks bekannten Rasse. Hinzu kam, daß niemand die Verhältnisse im Raum außerhalb der Kraftfelder der eigenen Milchstraße kannte. Niemand wußte, was jenseits der Halos von Galaxien im Raum vor sich ging. Huxley versuchte sein Wissen über die Andromeda-Galaxis zu repetieren. Nach neueren Messungen der von den Nogks weit draußen, fast am Rande der Kraftfelder der Milchstraße stationierten Forschungseinheiten betrug der Durchmesser, die sogenannte große Achse der Andromeda 100.000 Lichtjahre. Außerdem ballten sich in diesem Spiralarm nach überschlägigen Berechnungen der Bordgehirne etwa einhundertmilliarden Sonnen zusammen. Hinzu kamen noch die beiden die Andromeda begleitenden Zwerggalaxien, von denen die größere das vorgesehene Ziel der Nogks war. Colonel Huxley versuchte sich vorzustellen, wie der Himmel eines Sonnensystems am Rande jener Zwerggalaxie aussehen mochte. Riesengroß, von Horizont zu Horizont reichend, würde sich das flammende, funkelnde Band der Andromeda spannen. Schon die Nähe dieser gewaltigen Galaxie garantierte den Nogks einen gleichmäßigen Strahlungsablauf. Zumal die beiden sie begleitenden Zwerggalaxien sich noch innerhalb des mächtigen Halos der Andromeda befinden mußten. Auf den Planeten eines dort gelegenen Sonnensystems würde es niemals ganz Nacht werden können. Denn im Gegensatz zur Erde, die selbst in einem der Spiralarme am Rand ihrer eigenen Milchstraße lag und nur einen Bruchteil der Strahlung ihrer Sonnen einfing, stand die Andromeda in ihrer ganzen majestätischen Größe am Himmel jener hypothetischen künftigen Heimat der Nogks. Huxley riß sich gewaltsam aus seinen Gedanken. Denn wieder beschlich ihn dieses unheimliche, warnende Gefühl, das ihn neben den starken Reizen eines solch grandiosen Abenteuers in den letzten Tagen immer häufiger befiel, sobald er an die Aktion Andromeda dachte.
Er erhob sich und strich seine Uniform glatt. "Wir werden ja sehen!" murmelte er, während er auf den Gang hinaustrat und zum Gleitfeld hinüberging, das ihn gleich darauf durch den Zentralschacht in seinem milden grünpulsierenden Licht zum Bug des Ellipsenraumers hinübertrug, in dem sich der Leitstand der CHARR befand. Als er den im Leitstand einmündenden Zentralschacht verließ, blieb er ruckartig stehen. Zwischen den schwach leuchtenden Koordinaten des aktivierten Allsichtschirms stand ein gewaltiger Verband golden leuchtender Ellipsenraumer. Huxley versuchte die Zahl der Schiffe zu schätzen. Es mußten weit über zweitausend sein. Kleinere und größere. Die kleineren 100 Meter lang, die größeren 900 Meter. Huxley war zwar von den Nogks allerhand gewohnt, er kannte die ungeheure Schnelligkeit, mir der sie arbeiteten, besser als jeder andere Terraner. Aber dies war schon fast Hexerei. Charaua trat neben ihn. Er wies auf den golden schimmernden Verband der Raumschiffe. "Deshalb habe ich deine Frage damals nicht beantwortet, Huxley! Wir wollten dich überraschen. Unsere Meegs haben gearbeitet, wie noch nie zuvor in der Geschichte unseres Imperiums. Nach eurer Rechnung sind das 2300 Raumer des neuen Typs. Sie sind imstande, drei Viertel unserer Rasse aufzunehmen. Der restliche Teil bleibt bis zur Vollendung der noch fehlenden Schiffe auf dem innersten Planeten der Sonne Tantal. Wir haben unsere Werkstätten inzwischen tiefer in den Planeten verlegt. Auch die Schatten werden uns dort nicht mehr angreifen können!" Charaua blickte aus .seinen dunklen Facettenaugen zu den Ellipsenraumern hinüber. "Ohne eure Hilfe wäre das alles nicht möglich gewesen. Wir wären den Schatten im Vertrauen auf unsere neue Waffe zum Opfer gefallen, Terraner."
Der grauhaarige Colonel schüttelte den Kopf. "Trotzdem, Charaua, ich begreife immer noch nicht, wie ihr innerhalb so kurzer Zeit diese große Zahl von Raumern fertigstellen konntet! Das will mir einfach nicht in den Kopf." Der Nogk starrte einen Moment lang vor sich hin. "Du weißt noch so vieles von meiner Rasse nicht, Huxley!" teilte er sich dann mit. "Als uns klar wurde, daß uns zu der geplanten Expedition mit einem unserer großen neuen Schiffe keine Zeit mehr bleiben würde, haben wir das gesamte Potential an Fertigungsmaschinen und Robotaggregaten eingesetzt. Sofort nach unserem Start zum Kampf gegen die Schatten und ihre 4000 Lichtjahre von Tantal entfernte Station begannen unsere Meegs mir der Arbeit. Ich kann es dir schlecht erklären, Terraner: Unsere Rasse arbeitet nach ganz anderen Methoden als ihr. Auch unsere Fertigung ist nach völlig anderen Systemen aufgebaut. Wir konnten viele Teile unserer früheren Raumer übernehmen, viele der neuen Schiffe lagen auch bereits im Rohbau auf tief im Inneren Nogk IIs gelegenen Werften." "Auf Nogk II?" Charaua nickte. Im Laufe seines Zusammenseins mit den Menschen hatte er viele ihrer Gewohnheiten und Gesten angenommen. "Als du damals in der zerstörten Ringstadt auf die ersten Schatten gestoßen bist, ist dir da denn nicht aufgefallen, daß die Energieversorgung der Ringstadt noch in Ordnung war? Hast du dir denn nie die Frage gestellt, warum die Schatten immer wieder versuchten, sich ausgerechnet dieser Stadt zu bemächtigen, ohne sie indessen völlig zu zerstören?" Huxley starrte den Nogk in jäher Erkenntnis an. "Vielleicht bin ich durch die Ereignisse damals nicht recht zum Überlegen gekommen, Charaua. Aber jetzt erinnere ich mich deutlich daran. Doch, du hast recht, Maxwell und mir ist wohl aufgefallen, daß die Gänge dieser Stadt noch beleuchtet waren! Warum habt ihr uns das bis jetzt verschwiegen,
Charaua?" Der Nogk zögerte. "Es war kein Mißtrauen, Terraner. Du gehörst zum Rat unseres Imperiums, du hättest sogar Anspruch darauf gehabt, es zu wissen. Ich habe dagegen gestimmt, Terraner. Ich allein! Denn unter jener Ringstadt befindet sich außer den Werkstätten noch ein weiteres Gewölbe. Es ist für unsere Rasse noch wichtiger, als jene Schiffe es je sein können. In diesem Gewölbe, von dem ich eben sprach, liegt unsere Brut, jene Generationen von Nogks, die einst unser Imperium weiterführen sollen!" Huxley schüttelte den Kopf. Er begriff nicht, worauf der Nogk hinaus wollte. "Auch das hättest du mir anvertrauen können, Charaua! So gut mußtest doch gerade du mich kennen!" Der Nogk legte ihm plötzlich seine Hände auf die Schultern. "Ich hatte recht, Terraner, daß ich meine Stimme dagegen erhob. Denn noch immer begreifst du den Grund nicht, warum ich so handeln mußte! Ich will es dir sagen: Ihr seid anders als wir. Einen Nogk kann keine Rasse gegen seinen Willen verhören, versucht man es mit Gewalt, so tötet er sich. Auch wenn er gefesselt ist oder unter dem Einfluß irgendwelcher fremder Drogen steht. Vergiß nicht, Huxley: Wir sind Mutanten und als solche völlig anders als ihr, obwohl ihr unsere einzigen Freunde seid, die wir haben! Es wäre doch immerhin möglich gewesen, daß du in die Hände der Schatten gefallen wärst. Oder einer deiner Gefährten! Eure Gehirne halten Verhören nicht stand, wir wissen das von unseren Detektorbefragungen her, die wir an dir, euerm Herrscher Ren Dhark und einigen anderen durchführten. Das war der einzige Grund, Huxley." Der Colonel sah den Nogk an. "Du hattest recht, Charaua! Vergiß meine Fragen!" Ein hinzutretender Nogkoffizier unterbrach ihr Gespräch. Seine Fühler schwangen einige Sekunden lang hin und her.
Auch Charauas Fühler zuckten ein paarmal. "Wir werden jetzt landen, Huxley!" teilte er sich anschließend dem Colonel mit. "Der Herrscher und der Rat des Imperiums erwarten uns. Eure Gefährten aus den Ringraumern und auch die Männer deiner FO I befinden sich ebenfalls im Ratsgewölbe. Wir werden nun die letzten Einzelheiten unserer gemeinsamen Aktion festlegen. Für die Dauer unserer Beratung wachen unsere neuen Schiffe über unsere Sicherheit!" Huxley trat zusammen mit Charaua vor den Bugsektor des Allsichtschirms. Staunend registrierte er, wie diszipliniert und gekonnt sich die 3000 Eiraumer, die mit der CHARR zusammen von Terra gestartet waren, in Gruppen auflösten und sich sodann auf die verschiedenen Basen des Planeten verteilten. "Was geschieht mit diesen Schiffen?" fragte Huxley nach einer Weile. "Sie werden hierbleiben, Terraner! Unsere Meegs haben alles zu ihrer Konservierung vorbereitet. Vielleicht überdauern sie uns sogar, wenn nicht Fremde sie vorher in ihren Hallen unter der Oberfläche von Nogk I und Nogk II finden! Ihre Triebwerke eignen sich nicht zu dem großen Sprung zu unserer neuen Heimat. Aber wir mögen sie nicht sinnlos zerstören, Huxley, sie haben uns lange gedient." Colonel Huxley nickte. Er spürte plötzlich eine große Erleichterung. Es war gut zu wissen, daß die Planeten dieser blaugrünen Sonne in Zukunft in ihrem Innern ein Geheimnis bergen würden. Zeugen der Macht und Größe eines einstigen Imperiums dieser Galaxis. "Ich hätte es genauso gemacht, Charaua, wenn die Entscheidung darüber bei mir gelegen hätte! Sinnlose Zerstörung ist Frevel! Immer und überall!" Die Facettenaugen des Nogk glitzerten, als er Huxley nach seinen letzten Worten ansah. "Es ist gut, Huxley, daß du empfindest wie ich! Um diesen
Beschluß ist im Rat unseres Imperiums schwer gerungen worden. Seit einiger Zeit gibt es auch in unseren Reihen verschiedene Auffassungen über viele Dinge. Es wird Zeit, daß unsere Rasse endlich wieder zur Ruhe kommt, daß die ewigen heißen Kämpfe ein Ende haben!" Charaua glitt in seinen Konturensitz. Im nächsten Augenblick gab er schon seine Befehle, und das gewaltige Schiff fiel der Oberfläche von Nogk I entgegen. Genau wie damals die FO I schwebte es auf den imitierten Krater zu und sank dann schließlich durch die energetische Kuppel, die durch genau berechnete Reflektionseigenschaften von der übrigen Oberfläche des Planeten nicht zu unterscheiden war. * Zwei Tage später sammelten sich die Nogkraumer im Orbit um die beiden inneren Planeten ihrer blaugrünen Sonne. Huxley und Janos Szardak beobachteten die Manöver der Schiffe auf dem riesigen Bildschirm des Ratsgewölbes, zwischen dessen Koordinaten noch vor kurzem ihr Ziel, die Andromeda-Galaxis geschwebt hatte. Der Herrscher der Nogks trat mit Charaua zu ihnen. Seine hochgewachsene, sehr schlanke Gestalt, die im milden Licht der transparenten Wände des Gewölbes noch imponierender wirkte als sonst, hob sich scharf gegen den blaßgrünen Himmel des Kugelschirms ab. "Es ist soweit, Terraner! Die letzten Ellipsenraumer unserer Flotte starten aus ihren Depots. Zwischen uns ist alles besprochen. Du, Huxley, bleibst mit deinen Gefährten und Charaua an Bord der CHARR. Die restlichen Mitglieder des Rates unseres Imperiums verteilen sich auf die Großraumer unserer Flotte. Es wäre nicht gut, sie alle in einem einzigen Schiff unterzubringen. Ich selbst werde mich jetzt an Bord der
NOGK begeben!" Er wechselte mit Charaua einige gedankenschnelle Impulse. Dann wandte er sich erneut an Huxley. "Wir haben dein Schiff, die FO I, in einem der Hangars der CHARR untergebracht, Huxley. Um das tun zu können, waren umfangreiche Änderungen am Druckkörper der CHARR notwendig. Der Rat des Imperiums hat daher in deiner Anwesenheit beschlossen, daß die CHARR mit dem Start zur Aktion Andromeda dein Eigentum wird, Huxley. Deine FO I wird ihr fortan neben den normalen Beibooten als nicht zu unterschätzende Verstärkung dienen. Ich habe angeordnet, daß zwischen der CHARR und allen anderen Schiffen unserer Flotte ständig Verbindung besteht. Als einziger von allen Raumern hat sie deswegen von unseren Meegs eine besonders ausgerüstete Zentrale erhalten, die dir und deiner Rasse auch später noch von Nutzen sein wird." Er streckte Huxley und Szardak seine lederhäutige, von gelben Punkten übersäte Hand hin. Danach verließ er mit den raschen, eigentümlich gleitenden Bewegungen seiner Rasse in Begleitung Charauas das Gewölbe, ohne Huxley oder Szardak Zeit zu einer Erwiderung zu lassen. Janos Szardak starrte den grauhaarigen Colonel fassungslos und kopfschüttelnd an. "Seit ich bei den Nogks stationiert bin, Huxley, wundere ich mich allmählich über gar nichts mehr. Wenn mir Charaua oder der Herrscher unserer Freunde morgen mitteilen würde, unsere Aktion sei überflüssig geworden, weil sie inzwischen die Andromeda nach hier verlegt hätten, dann würde ich das nach meinen bisherigen Erfahrungen vielleicht noch nicht einmal für unmöglich halten." Er schüttelte abermals den Kopf. "Spaß beiseite, Huxley: Was ist das nur für eine eigentümliche Rasse? Ich habe noch niemals in meinem Leben eine solch mustergültige
Organisation, eine solch rationelle Zeiteinteilung kennengelernt, wie bei den Nogks. Diese seltsamen Wesen vollbringen in für uns unvorstellbar kurzen Zeitspannen Leistungen, für die wir Wochen oder gar Monate benötigen würden! Überlegen Sie doch nur einmal, welch eine unerhörte Arbeit es gewesen sein muß, der CHARR in ihren Druckkörper eine Schleuse von über zweihundert Metern Länge einzubauen! So lang muß sie schließlich sein, wenn Ihre FO I imstande sein soll, den Ellipsenraumer während des Fluges wie ein Beiboot zu verlassen! Und nicht genug damit, sie installieren außerdem noch eine spezielle Zentrale, die, wenn ich den Herrscher der Nogks richtig verstanden habe, in der Lage ist, mit 2300 Schiffen zugleich ständig in Verbindung zu bleiben! Und dann, nachdem alles dies geschehen ist, schenkt man Ihnen und ihrer Besatzung dieses Schiff! Huxley, Sie sind einfach ein Glückspilz! Falls mir so etwas überhaupt läge, würde ich Sie beneiden." Es war äußerst ungewöhnlich und kam auch nur sehr selten vor, daß Colonel Szardak derartig lange Reden hielt. Daß er es tat, bewies, wie erregt er war. Huxley ging es nicht anders. Obwohl an Überraschungen durch die Nogks gewöhnt, war er diesmal eben doch vollständig perplex. "Kommen Sie, Szardak, sehen wir uns die CHARR einmal an!" erwiderte er nach einer Weile heiser. "Eines meiner Beiboote kann Sie später an Bord Ihres Ringraumers bringen, bis dahin mag sich der I. O. um alles kümmern." Huxley zog Szardak mit sich fort. Szardak wußte nur zu gut, welch ein Raumschiffnarr Huxley war. Raumschiffe bedeuteten ihm seit ihren gemeinsamen Tagen auf der Kallisto-Akademie beinahe alles. Schon damals hatten sie ihn damit oft genug gefoppt. Ein solches Geschenk mußte diesen Mann fast um seinen Verstand bringen. Denn wohl gemerkt: Die CHARR
gehörte Huxley und nicht der TF! Die Vorstellungen der beiden Männer wurden noch bei weitem übertroffen. Im Hangar des Ellipsenraumers erwarteten sie die Männer der FO I. In Reih und Glied standen sie in diesem riesigen Hangar, der sich im Mittelteil ihres Rumpfes unter seiner Oberseite zwischen den beiden Bootsdecks befand. Die Außenhaut des Druckkörpers der CHARR war an dieser Stelle so weit zurückzufahren, daß die FO I jederzeit bequem von ihren Bettungen abheben und sofort in den Raum hinausstoßen konnte. Die FO I war von Grund auf überholt, ihr gesamter spindelförmiger Rumpf mit der gleichen goldenen Legierung eines unbekannten Metalls überzogen, wie die riesige CHARR. Huxleys I. O., Lee Prewitt, trat auf die beiden Offiziere zu. "Melde gehorsamst, die Besatzung der FO I und ihres Mutterschiffs CHARR vollzählig angetreten. Besatzung und Offiziere wünschen Ihnen und Ihrem neuen Schiff viel Glück, Colonel, und bitten an Bord bleiben zu dürfen!" Bei den letzten Worten konnten die Männer der FO I ein Grinsen nicht länger unterdrücken. Auf ein Zeichen von ihrem Zweiten Offizier Maxwell stürmten sie plötzlich los und hoben Huxley und Szardak auf ihre Schultern. Im Triumphzug trugen sie die beiden durch den ganzen Hangar des Ellipsenraumers bis zu den Mündungen der geräumigen Transport-Schächte. Huxley und Szardak ließen die Männer gewähren. Mochte es immerhin eine Disziplinlosigkeit sein, Huxley war nicht der Mann, der in dieser Hinsicht nicht mal ein Auge zudrücken konnte. Bevor er mit Szardak im Gleitfeld verschwand, drückte er Prewitt, Maxwell und dem übers ganze Gesicht strahlenden Chief Erkinsson die Hand. "Ich danke euch, Männer!" rief er mit lauter Stimme. "Möge die CHARR für uns alle ein genauso glückhaftes Schiff werden, wie es unsere gute alte FO I immer war und bleiben wird! Und
jetzt: Auf die Stationen, klar bei Manöver." Er winkte seinen Männern abermals zu und ließ sich dann von den grünlichen Lichtern des Gleitfeldes durch den Zentralschacht der CHARR in den Leitstand tragen. "Eine ganz verdammte Bande, was?" wandte er sich an den grinsenden, sonst wegen seiner Strenge und Kompromißlosigkeit so gefürchteten Szardak. "Aber die Jungens sind in Ordnung, Szardak!" fügte er hinzu. "Jeder einzelne von ihnen. Mit dieser Crew könnte ich den Teufel persönlich aus der Hölle holen!" * Das System Tantals blieb hinter dem Mammutverband von Raumern zurück. Mehr und mehr verblaßten auch die letzten Sterne dieses einsamen Sektors ganz am Rande der Milchstraße. Szardak bildete mit seiner Gruppe von zwölf Ringraumern die Spitze des Verbandes. Bläulich schimmerten die Unitalldruckkörper seiner Schiffe durch die Schwärze des Alls. Gemessen an den ihnen folgenden 2300 Schiffen der Nogks war die Gruppe der Ringraumer nur klein. Aber durch ihre Intervallfelder und die mit ihnen verbundenen Möglichkeiten stellten sie eine gar nicht zu überschätzende Kampfkraft dar. Janos Szardak rechnete mit einem Angriff der Schatten. Er glaubte nicht daran, daß ein derartiger Verband von Raumern unbemerkt und ungeschoren von ihnen seinen Weg von Transition zu Transition fortsetzen konnte. Zwar verfügten die Nogks auch über eine ultimative Waffe, aber ihre Anwendung verbot sich solange von selbst, wie die in Verbandsformation fliegenden Schiffe noch dicht beieinander standen. Es war Janos Szardaks Aufgabe, den allerersten Schlag der Schatten sofort abzuwehren, wenn er erfolgen sollte. Dadurch gewannen die Nogks die notwendige Zeit, ihre Schiffe
auseinanderzuziehen und selber aktiv in den Kampf einzugreifen. Daß die einzelnen Schiffe überhaupt in so geringen Abständen voneinander dahin jagten, hatte seinen Grund in den gegenseitigen Transitionskopplungen der Schiffe, die mit absoluter Sicherheit verhinderten, daß eines von ihnen durch irgendwelche Schäden oder Fehlsteuerungen zurückblieb oder gar an einer falschen Stelle wieder in das Normalkontinuum eintrat. Nach welcher Richtung Szardak diesen Exodus der Nogks auch überdachte, er mußte zugeben, daß die Meegs dieser Rasse äußerst gründlich zu Werke gegangen waren, daß sie nicht die geringste Kleinigkeit bei der Planung der Aktion Andromeda vergessen hatten. Szardak warf einen Blick auf sein Bordchronometer. "Position?" fragte er den Ortungsoffizier seiner B-301. "Gelb, 21:7,08! Beginn der Beschleunigung auf Normallicht für die anschließende Transition in genau sechskommafünf Minuten! Erwarte jeden Augenblick Nullzeitvergleich der CHARR!" Szardak nickte. Indem er seinen früheren Funkoffizier, Jonny Malone, für diese Reise zu seinem I. O. ernannt hatte, war ihm kein Fehler unterlaufen. Der Junge reagierte und arbeitete schnell und sicher. Zudem war es Szardaks Prinzip, gerade jüngere Offiziere auf verantwortungsvolle Positionen zu stellen, nur so konnte die TF ihren dringenden Bedarf an fähigen Offizieren nach und nach decken. Er musterte die Schirme der Zentrale. Im Gegensatz zur POINT OF verfügten die von den Mysterious erbeuteten Ringraumer nicht über Bildkugeln wie das Schiff Ren Dharks. Er entdeckte die CHARR, kenntlich durch das auf ihren Ellipsenrumpf weithin sichtbar aufgetragene taktische Zeichen als kommandoführendes Schiff im Verband der Nogkraumer, achteraus an Steuerbord. Abermals warf Szardak einen Blick auf das
Bordchronometer. "Achtung, Nullzeitvergleich!" unterbrach die Stimme seines I. O. die in der Zentrale der B-301 herrschende Stille. "CHARR an B-301. 10:05:37. Ich wiederhole: 10:05:37." Der I. O. wartete, bis die Bestätigungen der anderen Ringraumer einliefen. Das war überhaupt die einzige Schwierigkeit bei diesem gemischten Verband. Die Ringraumer mußten zur Transition jeweils Normallicht erreichen und im Augenblick des Raumsprunges überschreiten. Sie brauchten daher eine wesentlich längere Vorbereitungszeit als die Schiffe der Nogks. In langen Versuchen hatte Szardak über die Suprasensoren seiner Schiffe genaue Tabellen erstellt, die es den Nogkraumern ermöglichten, dennoch genau zur gleichen Zeit mit den Ringraumern aus der Transition ins Normalkontinuum zurückzukehren. Von allergrößter Wichtigkeit dabei war der sogenannte Nullzeitvergleich. Nur wenn die Uhren der Schiffe die gleiche Zeit anzeigten, vermochten die Speicher der Nogkraumer für die eigene Transition die richtigen Werte zu errechnen. Huxley meldete sich. "Viel Glück, Szardak! Unsere Kopplungen stimmen mit Ihren Werten überein. Wiedereintrittspunkt Koordinate Gelb, 100:40,7, Ende!" Von Bord der CHARR aus verfolgten Huxley und Charaua, wie die Ringraumer zur angegebenen Zeit schlagartig beschleunigten. Innerhalb weniger Sekunden waren ihre Unitallkörper bereits zu winzigen Punkten zusammengeschrumpft. "Jetzt sind wir dran!" knurrte Huxley und gab an die Allround-Zentrale seines Schiffes die notwendigen Anweisungen. Von der CHARR über Impulse aktiviert, liefen auf allen 2300 Nogkraumern die Sprungaggregate gleichzeitig an. Überall in den Leitständen und Zentralen der Ellipsenraumer beobachteten die Meegs sorgfältig die
Kontrollen der Kopplungsfelder, die sich über ihre vollautomatischen Detektoren rasch auf die Gesamtmasse der Schiffe des Verbandes einpegelten. Danach verloschen plötzlich die Bildschirme. Weiter bemerkten die Besatzungen der Nogkraumer von der erfolgenden Transition nichts. Kein Schmerz, kein Unbehagen, keine Aktionsunfähigkeit – absolut gar nichts. Als die Schiffe in geschlossener Formation wieder ins Normalkontinuum zurückkehrten, tauchten gleichzeitig mit ihnen die Ringraumer Szardaks wieder auf. Die zwölf terranischen Schiffe nahmen die gleiche Position ein, wie vorher. Colonel Huxley atmete auf. Er hatte diesen Augenblick insgeheim gefürchtet. Ein winziger Fehler in den Berechnungen der Suprasensoren der Ringraumer oder eine noch so geringe Abweichung in ermittelten Ausgleichungswerten der Transitionstaster der Nogkraumer, und die beiden Raumergruppen fanden sich so schnell nicht wieder. Das konnte jedoch der Aktion Andromeda sehr leicht zum Verhängnis werden. Denn Huxley rechnete im stillen fest damit, daß die Schatten, wenn überhaupt, spätestens auf diese Armada von Raumern durch die erste Transition und die dabei unvermeidlichen Strukturerschütterungen aufmerksam werden mußten. Er vermutete, daß wahrscheinlich bereits der zweite Sprung in dieser Hinsicht unangenehme Überraschungen bereithalten konnte. Zudem wußte ja Huxley, daß gerade die Ellipsenraumer den schwarzen Schiffen der Schatten gegenüber gefährdet waren, sobald diese sie am Wiedereintrittspunkt ins Normalkontinuum erwarteten und sie unter Beschuß ihrer schwarzen Strahler nahmen, noch ehe die Schutzschirme wieder standen. "Geschafft, Charaua!" stieß Huxley nach einer ganzen Weile befriedigt hervor, als der Verband in sauberer Formation wieder
ruhig seine Bahn durch die Tiefen des Alls zog. Huxley zog mehrere Plastikfolien zu sich heran. "In einer Stunde erfolgt der nächste Sprung, Charaua! Er wird über 30.000 Lichtjahre gehen. Wenn die Berechnungen stimmen, müssen sich vom dritten Spring an die Entfernungen bei gleichem Energieaufwand verdoppeln. Danach wieder und so fort, bis wir die grauen Zonen zwischen den beiden Galaxien überwunden haben. Anschließend müßten sich dann die Sprungdistanzen wieder annähernd normalisieren, je nach Stärke und Dichte des Halos der Andromeda!" Charaua nickte bestätigend. "So sagten die Meegs, Huxley! Bisher irrten sie in dergleichen Dingen nicht." Dann erhob er sich plötzlich mit der ihm eigenen Schnelligkeit. "Du kommst nun ohne mich aus, Terraner. Wenn du mich brauchst, dann erreichst du mich bei den Meegs in der Steuerzentrale unserer beiden künstlichen Sonnen. Ich muß jetzt zusammen mit ihnen die Strahlungswerte in unseren Schiffen kontrollieren. Die geringste Abweichung, kleine Fehler in ihrer Intensität oder Zusammensetzung können schlimme Folgen für uns haben. Die Sonnen müssen sich nun bald zum erstenmal wirklich bewähren, sobald wir das Halo unserer Milchstraße verlassen." Huxley horchte auf. Irgend etwas in den Impulsen Charauas machte ihn stutzig. "Stimmt etwas nicht, Charaua? Ich habe das Gefühl, daß du irgendwie unruhig bist, besorgt." Der Nogk blieb an der Einmündung des Zentralschachtes ruckartig stehen. "Du hast richtig vermutet, Huxley! Ich spüre, daß die Strahlung im Innern der CHARR schon nach dem ersten Sprung stark nachgelassen hat. Das ist nicht sehr schlimm, denn die Detektoren, die jeden einzelnen von uns überwachen, haben
inzwischen die notwendigen Impulse an die Meegs in der Zentrale und die automatische Steuerung der Sonnen gegeben. Was mich beunruhigt, ist, daß ein solch starker Strahlungsabfall den Berechnungen unserer Speicher zufolge frühestens nach dem dritten Sprung eintreten durfte! Sobald wir die Ursache dieses Fehlers in unseren Berechnungen gefunden haben, gebe ich dir Bescheid." Der Nogk nickte kurz und verschwand in der Mündung des Schachtes. Wieder beschlich Huxley jenes ungute, warnende Gefühl, das ihn noch nie getrogen hatte. "Es wird Schwierigkeiten geben, sehr bald schon!" Er wandte sich Prewitt und Maxwell zu, die sich zusammen mit ihm im Leitstand der CHARR befanden. "Überprüfen Sie nochmals die Daten für den nächsten Sprung. Stellen Sie unsere genaue Entfernung von Tantal fest. Die Impulssender der zurückgebliebenen Nogks müßten uns noch erreichen!" Erneut wandte er sich den Kontrollen zu, während Prewitt und Maxwell sich sogleich an die nicht ganz einfache Arbeit machten, die Huxley ihnen aufgetragen hatte. * Als der Verband aus der zweiten Transition ins Normalkontinuum zurückkehrte, war von den Schatten immer noch nichts zu sehen. Die Entfernung der Schiffe vom Rand der heimatlichen Milchstraße betrug nunmehr 50.000 Lichtjahre. Das entsprach etwa der halben Länge ihrer großen Achse. Immer noch füllten Milliarden Sonnen der Milchstraße den Raum hinter den knapp unterhalb der Lichtgeschwindigkeit dahinjagenden Schiffe. Lediglich einige der am weitesten in den Raum hinausgreifenden Spiralarme begannen sich in ihrer Struktur von dem Gros der Sonnen abzuheben.
Huxley und Szardak konnten sich in den Zentralen ihrer Schiffe beide eine ganze Weile von dem faszinierenden Anblick nicht losreißen. Sie wußten, daß die Milchstraße nun mit jedem weiteren Sprung hinter ihren Verbänden zusammenschrumpfen mußte. Bis zur Bedeutungslosigkeit eines milchigen, dem unbewaffneten Auge gerade noch erkennbaren Nebelflecks. Beide Männer stellten sich in diesen Minuten die bange Frage, was ihre Schiffe wohl in der Adromeda erwarten würde. Denn es war für sie selbstverständlich, daß auch die im Universum benachbarte Galaxis tausende, ja millionfache Formen intelligenten Lebens in sich bergen würde. Unerbittlich rückten die Zeiger der Uhren weiter. Es wurde Zeit, sich auf die nächste Transition vorzubereiten. Da schlugen plötzlich die Alarmanlagen der Schiffe an. "Achtung, Huxley, da sind sie! Ein Verband von Schatten nähert sich mit hoher Geschwindigkeit von Backbord! Weiß der Teufel, warum ich die Schiffe ohne weiteres ausmachen kann, bei unserem letzten Zusammenstoß war das noch nicht der Fall." Huxley wirbelte mit seinem Sitz herum. Szardak hatte recht. Normalerweise hätte er die Schattenraumer viel früher ausmachen müssen als Szardak. Die Taster der Nogkraumer arbeiteten empfindlicher als die Ortungen der Ringraumer. Ein Verdacht sprang in ihm auf, denn auch er erkannte nun die anfliegenden Verbände jener Schiffe. Da steckte doch etwas dahinter? Und dann kam ihm die Erleuchtung, von einer Sekunde zur andern. "Achtung, Szardak, aufgepaßt, das ist nur ein Täuschungsmanöver! Ziehen Sie Ihre Schiffe auseinander, rasch!" Szardak, der erfahrene alte Haudegen, zögerte keine Sekunde. Zusammen mit den Nogkraumern stob sein Verband sternförmig auseinander. Das war sein Glück. Denn dort, wo
sich eben noch seine Ringraumer befunden hatten, materialisierten Hunderte von jenen schwarzen Schiffen, für den Bruchteil einer Sekunde, dabei ihre monströse, bösartighäßliche Form preisgebend. Eine Konstruktion dicker, gitterartig angeordneter Rohre umgab einen nur schemenhaft zu erkennenden Innenkörper, der wie der Hinterleib einer ins Gigantische vergrößerten Spinne zwischen den zu ihm hinüberlaufenden Verstrebungen hing. Charaua sprang mit einem gewaltigen Satz aus dem Zentralschacht in den Leitstand der CHARR. Huxley und er verstanden einander sofort. "Maxwell, Prewitt! Besatzung der FO I alarmieren, wir starten sofort." Der Colonel jagte davon. Es hätte des Befehls an seine Männer gar nicht bedurft. Sie stießen bereits auf dem Weg zum Hangar zwischen den Bootsdecks aus den verschiedensten Abteilungen der CHARR zu ihm. Ihre Körper schossen nur so aus den im Alarmzustand schnell transportierenden Gleitfeldern der Nebenschächte in den Zentralschacht hinaus, der die CHARR genau in der Mitte ihres Rumpfes vom Bug bis zum Heck durchlief. Minuten später verschwanden Huxley und seine Männer im offenen Schott der Steuerbordschleuse der FO I. Als abermals Minuten später die Klarmeldungen der einzelnen Stationen und Waffensteuerungen bei Huxley einliefen, löste Chief Erkinsson den Impuls zum öffnen des Druckkörpers aus. Sofort glitt die Außenhaut zurück. Puffend, einer silbernen Blase gleich, entwich die Luft des Hangars, denn Huxley hatte sich nicht die Zeit genommen, ihn über die Vakuumpumpen zu entleeren. Er wußte, daß jede vergeudete Sekunde von nun an über Sieg oder Niederlage entscheiden konnte. Die FO I hob von ihren Bettungen ab. Einen Moment lang sah es für die Besatzungen der anderen Raumer aus, als ob die
CHARR sich plötzlich aufblähen würde. Dann löste sich der schlanke, spindelförmige Raumer aus ihrem Druckkörper heraus und jagte sofort unter hoher Beschleunigung zu den bereits in schwere Kämpfe verwickelten Ringraumern hinüber. Huxley aktivierte den Deflektorschirm seines Schiffes und wurde damit augenblicklich genau wie die Ellipsenraumer für Szardak und die Schatten völlig unsichtbar. Huxley rief Szardak an. Der Colonel meldete sich sofort. "Es ist gut, daß Sie kommen, Huxley! Eines meiner Schiffe haben die Burschen gleich am Anfang unter so konzentrierten Beschuß genommen, daß es nun schwer angeschlagen ist und von uns mit allen Kräften gedeckt werden muß. Es handelt sich um die B-309 unter einem noch ziemlich jungen Kommandanten. Er war eine Spur langsamer als wir andern, deshalb haben diese verfluchten Schatten ihn dann auch gleich voll erwischt." "Okay, Szardak, ich werde tun, was ich kann! Aber solange die Schatten sich auf dieses eine Schiff konzentrieren, können weder die Nogks noch ich unsere Antisphäre anwenden. Es bestünde die Gefahr, daß die B-309 ebenfalls ausgeschleudert, wenn auch, durch ihr Intervall geschützt, wahrscheinlich nicht zerstört werden würde. Versuchen Sie, die Schatten von dem Schiff abzudrängen." Szardak nickte. Seine grauen Augen zogen sich zu Schlitzen zusammen, während er die nötigen Befehle gab. Dann aber brach die Hölle los. Sechs Ringraumer rasten plötzlich auf das Gros der Schattenraumer zu, deren schwarzlodernde Strahlen unablässig in die Intervallfelder der die B-309 deckenden Schiffe fuhren und sie unter dem Ansturm ihrer fremden Energien zu zuckenden Entladungen trieben, die mit jeder Sekunde heftiger, fürchterlicher wurden. Die Ringraumer erreichten die unablässig schießenden Schattenraumer so schnell, daß ihnen keine Möglichkeit mehr zu einem Ausweichmanöver blieb. Geschützt durch ihr
Intervall, rissen die sechs Ringraumer die Schutzschirme der unheimlichen, heimtückischen Gegner auf. Sie drangen unter entsetzlichen Entladungen schwarzlodernder Energien in sie ein und flogen durch sie hindurch, so, als seien sie überhaupt nicht existent, sondern ein wahnwitziger Spuk. Sie waren entsetzliche Wirklichkeit. Kaum hatten die Ringraumer einige von ihnen durchflogen, als die betreffenden düsteren Schattenraumer auch schon in einer einzigen, entsetzlichen Explosion vergingen. Ein wirbelnder, schwarzlodernder Ball stand sekundenlang zwischen den kämpfenden Schiffen. Was er berührte, fegte er fort. Auch die B-309 wurde wie von Zyklopenfäusten gepackt und zusammen mit drei anderen Ringraumern und der FO I Colonel Huxleys in den Raum hinausgeschleudert. Verzweifelt versuchten die Männer sich irgendwo festzuklammern, hingen halb bewußtlos in den Verriegelungen ihrer Konturensitze und kamen erst halbwegs wieder zu sich, als die Stabilisatoren die Schiffe schließlich wieder in ihre Normallage zurückbrachten. Die Instrumente der FO I zeigten heftige Strukturerschütterungen an. Genau dort, wo sich das Gros der Nogkraumer befinden mußte. Von den Schatten jedoch war keine Spur mehr zu erblicken. Die Invasoren, von denen bisher niemand zu sagen vermochte, woher sie kamen und warum sie ohne jede Vorwarnung über ihnen völlig unbekannte Schiffe herfielen, waren verschwunden. Verschluckt von den Abgründen des Universums. Es vergingen Stunden, bis sich die durch den Angriff der Schatten versprengten Schiffe wieder zusammenfanden und zunächst zu lockeren, weit auseinandergezogenen Verbänden formierten. Von den Ringraumern fehlte keiner. Szardaks Besatzungen hatten keinerlei Verluste zu beklagen. Die B-309 war allerdings sehr schwer angeschlagen, daß sie nach den notwendigen
Reparaturen sofort unter dem Geleitschutz der B-310 und der B-311 mit Kurs auf Terra aus dem Verband herausglitt. Die Nogks hingegen waren nicht so gut davongekommen. Die NOGK, das Schiff, auf dem sich der Herrscher ihres Imperiums befunden hatte, war verschwunden. Erst nach stundenlanger Suche fand man einige der Besatzungsmitglieder, später Teile des. völlig zerborstenen Druckkörpers. Sonst nichts. Von den übrigen Mitgliedern seiner vieltausendköpfigen Besatzung, von den Beibooten und gewaltigen Maschinensätzen keine Spur. Trauer kehrte in den Decks der übrigen Nogkraumer ein. Huxley und Szardak suchten Stunde um Stunde weiter, begleitet von der CHARR und zwei weiteren Schiffen der 500Meter-Klasse. Es war und blieb jedoch völlig vergeblich. Als die gewaltige Flotte sich schließlich wieder sammelte, stand fest, daß der Herrscher der Nogks tot war. Mit ihm alle, die sich an Bord seines unglücklichen Schiffes befunden hatten. Die gespenstischen Invasoren aus den Tiefen des Universums hatten genau den Moment abgepaßt, an dem die Aufmerksamkeit der Besatzung des Raumerverbands bereits nachließ, weil sich die Schiffe auf die dritte Transition vorbereiteten. Keiner der Nogkraumer war auch nur dazu gekommen, ein einziges Mal die neue ultimative Waffe einzusetzen. Auch Huxley nicht. Szardak, der sich als einziger mit seiner Ringraumergruppe erfolgreicher geschlagen hatte, wiegte zweifelnd den Kopf. "Die Antisphären sind zwar eine ungeheuerliche Waffe, Huxley, aber sie nützen nichts in so einem großen, zwangsläufig dicht aufgeschlossen fliegenden Verband. Im Gegenteil, dort gefährden sie sogar die eigenen Schiffe! Wir sollten jetzt machen, daß wir weiterkommen. Ich schlage sogar vor, den nächsten Sprung unter einer gehörigen Kursabweichung durchzuführen. Für den Fall, daß die Schatten abermals versuchen sollten, uns so eine Falle zu bauen, wie
eben. Und das Schlimmste von allem: Auch Ihre Ortungssysteme haben völlig versagt, Huxley! Entweder haben die Burschen seit ihrer letzten Niederlage dazugelernt, und zwar nicht wenig, oder wir haben allesamt geschlafen." "Sie haben recht, Szardak! Machen wir, daß wir hier wegkommen! Da ist nur noch ein Problem, Szardak: Der Herrscher der Nogks ist tot. Die Mitglieder des Rates befinden sich zur Zeit an Bord meines Schiffes und halten eine Beratung ab. Sie wurden von den Besatzungen der einzelnen Nogkraumer dazu auf Grund der außergewöhnlichen Lage ermächtigt. Normalerweise kann ein neuer Herrscher nicht einfach vom Rat des Imperiums gewählt werden. Man hatte mich auch zu dieser Sitzung gebeten, aber ich habe abgelehnt. Ich bin der Meinung, daß ich in dieser Sache trotz meiner Mitgliedschaft im Rat des Imperiums als Terraner, und damit immerhin doch als fremdes Wesen, nichts zu sagen habe. Ich glaube, daß meine Entscheidung von den Nogks gut aufgenommen worden ist. Warten wir mit unserer nächsten Transition also so lange, bis die Nogks mit ihrer Beratung zu Ende sind." Er sah, wie Szardak nur zögernd einwilligte. "Sie wissen nicht, welch ein Schlag das für die Nogks ist, Szardak!" fügte er deshalb noch hinzu. "Sie verloren bereits ihren vorigen Herrscher durch einen tragischen Irrtum der Synties im Col-System, und jetzt dies." "Gut, Huxley! Sie kennen sich in dieser Beziehung besser aus! Wir werden also unsere fünf Sinne hübsch anstrengen! Falls die Schatten denkende Wesen sind – und alles spricht dafür –werden sie uns sowieso nicht mehr hier vermuten. Auch glaube ich, daß bei ihnen ebenfalls erheblich etwas schief gegangen ist. Dieser schwarze Ball, der Zusammenstoß unserer Intervallfelder mit ihren Schiffen, irgendwie hat sie das wieder schockiert, wenn nicht gar schwerer angeschlagen als wir vermuten. Ich habe geahnt, daß unsere Intervalle sich nicht mit ihren Schutzschirmen vertragen, daher habe ich letztesmal
diesen Versuch auch nicht gewagt! Wären wir nur eine Idee langsamer gewesen, Huxley, dann könnte ich mit Ihnen jetzt bestimmt nicht mehr sprechen und es gäbe mindestens sechs Ringraumer weniger in der TF!" Die Beratung der Nogks dauerte nicht allzu lange. Der Rat des Imperiums wählte einstimmig Charaua zum neuen Herrscher ihrer Rasse. Stumm nahm Charaua die Glückwünsche der Terraner entgegen. Seine großen Facettenaugen blickten Huxley an, als er ihm die Hand drückte. "Seit wir unser altes System verlassen mußten, Huxley, begann für unser Imperium der Niedergang. Auch jetzt, da ich selber der Herrscher eines Imperiums bin, das doch gar nicht mehr existiert, spüre ich, daß dies noch nicht das Ende unseres Unglücks ist. Ich werde für meine Rasse alles tun, was in meinen Kräften steht. Aber wieviel wird das sein?" Charaua wandte sich ab und starrte auf die Koordinaten der Bildschirme. Huxley erwiderte nichts. Auch er mußte die Ereignisse der vergangenen Stunden erst in sich verarbeiten. Später, kurz vor der dritten Transition, ging er noch einmal zu dem immer noch völlig regungslos dasitzenden Nogk hinüber. "Hör mir zu, Charaua! Ich will dir jetzt etwas sagen, worüber ich bisher noch niemals gesprochen habe. In meiner Rasse gibt es einige Wesen, die manchmal die Zukunft anderer erkennen können. Ich gehöre zu ihnen. Bisher geschah es dreimal in meinem Leben, daß ich Dinge sah, die dann auch später eintrafen. Zuletzt bei einem sehr guten Freund von mir, der im Kampf gegen die Giants fiel. Ich wollte ihn retten, aber ich kam zu spät." Der grauhaarige Colonel stockte. "Das viertemal, daß ich die Zukunft eines Freundes sah, geschah vor einigen Tagen auf Terra. Du, Charaua, bist jetzt der
neue Herrscher deiner Rasse. Du wirst lange über die Nogks herrschen, du wirst ein neues, starkes Imperium aufbauen im Raum einer roten Riesensonne. Ich weiß nicht, wo sie sich befindet, aber ich glaube nicht, daß ihr sie dort findet, wo ihr jetzt glaubt, sie suchen zu müssen! Frage mich nichts, Charaua, denn mehr könnte ich dir nicht dazu sagen, ohne dich zu belügen. Bisher hat mich mein zweites Gesicht noch nie getrogen. Vertraue auf deine Zukunft und die deiner Rasse, und warte ab, ob ich auch diesmal recht behalte." Huxley wandte sich abrupt von Charaua ab. Er wußte selbst nicht, was ihn veranlaßt hatte, sein bisher sorgfältig gehütetes Geheimnis zu lüften. Aber er bedauerte es auch nicht. Gleich darauf nahmen ihn die Vorbereitungen zur dritten Transition voll in Anspruch. So sah er nicht, wie die dunklen Facettenaugen Charauas jede seiner Bewegungen verfolgten, ihn förmlich zu sezieren schienen, bis endlich ein weicher, freundlicher Zug die scharfen Linien seiner lippenlosen Kiefer überlief. Stumm, ohne jede Erwiderung verließ der Nogk kurz vor der Transition den Leitstand der CHARR. * Die vier nächsten Transitionen verliefen ohne Zwischenfälle. Die künstlichen Sonnen der Nogkraumer arbeiteten einwandfrei, von den Schatten zeigte sich keine Spur mehr. Als der Verband die Vorbereitungen zum siebten Raumsprung traf, lag die Milchstraße bereits rund 180.000 Lichtjahre hinter ihnen. Aus dieser Entfernung wirkte sie schon wie ein großer Spiralnebel, während sich das Bild der Andromeda in den Bugsektoren der Schirme noch nicht allzuviel geändert hatte. Nur daß sie inzwischen wesentlich heller strahlte als vorher. Doch obwohl es keine Zwischenfälle mehr gegeben hatte,
warfen sowohl die Nogks als auch die Terraner immer häufiger einen Blick auf die mehr und mehr zusammenschrumpfende Heimatgalaxis, in deren Kraftfeld sie in diese Welt eingetreten waren. Sogar die raumgewohnten Männer Huxleys versuchten hin und wieder sich vorzustellen, wo jene Sonne lag, um die seit Jahrmilliarden Terra seine Bahn zog. Ihnen wurde mit einemmal bewußt, welch ein gewaltiger Abgrund die beiden einander benachbarten Galaxien voneinander trennte. Selbst der keineswegs leicht aus der Ruhe zu bringende Chief Erkinsson, der sich zusammen mit den Meegs in den Triebwerksräumen der CHARR aufhielt und sich von ihnen in ihre Technik einweisen ließ, legte schließlich nach einem abermaligen Blick an der Rückwand der Maschinenhalle seine Werkzeuge aus der Hand. Er spürte plötzlich eine nur noch mit äußerster Willensanstrengung niederzukämpfende Übelkeit in sich hochsteigen. "Vielleicht irren wir alle uns!" flüsterte er mit tonloser Stimme. "Vielleicht ist es unmöglich, eine Reise über solche Abgründe zu überstehen. 2,6 Millionen Lichtjahre sind es bis zur Andromeda. 180.000 davon haben wir erst zurückgelegt und fangen bereits an, durchzudrehen!" Seine Stirn furchte sich. Er wollte über irgend etwas nachdenken, vermochte es aber nicht mehr. Er konnte sich plötzlich nicht mehr erinnern, worüber er eigentlich hatte nachgrübeln wollen. Einer der Meegs trat zu ihm. Seine dunklen Augen musterten ihn. Nach einer Weile zuckten seine Fühler ein paarmal hin und her. Minuten später erschienen andere Meegs. Im Gegensatz zu den grünen Uniformen der Techniker trugen sie die gelben der Bewahrer des Lebens, wie die Nogks ihre Ärzte nannten. Sie nahmen Chief Erkinsson kurzerhand zwischen sich und verschwanden mit ihm in einem der Gleitfelder. Es dauerte eine knappe Stunde, dann kehrte der Chief in den
Maschinenraum zurück. Aber die Meegs waren gewarnt. Noch sorgfältiger als bisher beobachteten sie die Kontrollen der Überwachungsdetektoren. Chief Erkinsson war der erste Terraner, der kurz davor gestanden hatte, einen Raumkoller zu bekommen. Mochten die Überanstrengungen der letzten Zeit eine Rolle dabei spielen: auf den andern Schiffen, gleich ob auf denen der Terraner oder denen der Nogks, gab es bereits ähnliche Erscheinungen. Nach der siebten Transition spürte jedermann an Bord der Ringraumer und der CHARR, daß irgend etwas nicht mehr ganz stimmte. Die Ortungen aller Schiffe stießen ins Leere, keiner der vor dem siebten Sprung noch zu hörenden Sender kam mehr durch. In allen Schiffen des Verbandes herrschte mit Ausnahme der geführten Gespräche absolute Stille. Tatenlos saßen die Bedienungsmannschaften der Funk-Zentralen herum. Was sie auch versuchten, ihre Empfänger blieben stumm. Janos Szardak hockte in der Zentrale seiner B-301 und grübelte. Es mußte für dieses Phänomen doch eine Erklärung geben? Wenn es nicht zu zeitraubend und wegen der Schatten zu gefährlich gewesen wäre, er hätte den Sprung zurück riskiert, um festzustellen, ob diese entscheidenden Veränderungen ursächlich nur auf die um abermals 30.000 Lichtjahre vergrößerte Distanz zur Milchstraße zurückzuführen waren! Doch so sehr ihn dieser Versuch lockte, er widerstand eisern. Statt dessen erhob er sich schließlich und blieb dann noch einen Augenblick, in Gedanken versunken neben seinem I. O. Malone stehen. "Malone!" sagte er dann plötzlich und legte dem jungen Mann seine Hand schwer auf die Schulter. "Sie verstehen als ehemaliger Funkoffizier doch eine ganze Menge von Wellenbereichen, von Sendeund Empfangsfrequenzen."
"Jawohl Sir, selbstverständlich!" beeilte sich Malone zu antworten. "Gut, dann kommen Sie mal mit! Osborn!" wandte er sich an seinen Zweiten Offizier, der oben auf der Galerie mir Auswertungsarbeiten beschäftigt war. "Sie kümmern sich um alles für die Zeit meiner Abwesenheit! Malone und ich gehen zur Funk-Z!« "Aye, aye, Sir!" vernahm Szardak noch die Erwiderung seines II. O., dann befand er sich mit Malone auch schon auf dem Weg zur Funk-Z. Der Funkoffizier und seine drei Mann flitzten von ihren Sitzen empor, als Szardak so plötzlich und völlig unangemeldet eintrat. Der Leutnant wollte melden, aber sein Kommandant winkte ab. "Irgend etwas Neues, Shears?" "Nein, Sir, wir haben alles versucht. Kein Empfang, gar nichts!" "Gut – das heißt miserabel!" verbesserte sich Szardak sofort und grinste die Männer an. Er spürte, daß sie eine kleine Aufmunterung vertragen konnten. "Wir werden jetzt einen kleinen Versuch machen. Sie, Shears, schalten die Anlage mit allem was sie hat auf Senden. Sergeant Masterson klemmt die Ausgänge so, daß er jederzeit an den Instrumenten die ausgehenden Energien überwachen kann. In genau 15 Minuten beginnen Sie zu senden, klar?" Er wandte sich an seinen I. O.! "Sie, Malone, bewaffnen sich mit geeigneten Instrumenten, mit denen wir draußen auf dem Druckkörper die abgehende Energie ebenfalls messen können. Ich verfüge mich inzwischen schon zur Hauptschleuse an Backbord und überprüfe die Raumanzüge. Kommen Sie dann sofort dorthin, Malone." Knapp zehn Minuten später stiegen Szardak und sein I. O. mit den Haftsohlen ihrer Spezialanzüge über den
blauschimmernden Unitalldruckkörper der B-301. Ab und zu blieb Szardak stehen und warf einen prüfenden Blick auf den samtschwarzen Abgrund, der ihn von allen Seiten umgab. Außer den Sonnen der Milchstraße, den Kugelsternhaufen an ihren Randzonen und dem bleich und kalt schimmernden Nebelfleck der noch immer unendlich weit entfernten Andromeda flammten nur noch ganz vereinzelt einsame Sonnen in den unermeßlichen Räumen. Szardak behielt ein Auge auf seinen I. O. Er paßte auf, daß der Junge hier draußen, außerhalb der schützenden Hülle des Druckkörpers, nicht plötzlich vom Raumkoller befallen wurde. Er wäre nicht der erste gewesen, den Szardak auf seine Weise sehr schnell wieder zur Räson gebracht hätte. Aber Malone blieb ruhig. Geschickt klemmte er die Kabel der Meßinstrumente an. Dann gab er Szardak mit der Hand ein Zeichen. Verblüfft nahm Szardak das zur Kenntnis. Er drehte am Regler des Empfängers seines Raumhelms, der normalerweise über viele Kilometer eine einwandfreie Sprechverbindung gewährleistete. "Was ist denn los, Malone, hören Sie mich denn nicht?" fragte er. Er sah, wie sein I. O. ebenfalls am Regler seiner Sprechfunkanlage drehte und dabei die Lippen bewegte. Aber alles blieb stumm. Nur seine eigenen Worte dröhnten Szardak in den Ohren. Er schüttelte verständnislos den Kopf. Dann trat er ganz dicht an Malone heran, so daß die beiden Scheiben ihrer Helme einander berührten. "Los, anfangen!" Szardak sah auf die Uhr. Seit genau zwanzig Sekunden mußte Shears zu Senden begonnen haben. Gespannt blickte er auf die Skalen der Meßinstrumente. Die Zeiger, die eigentlich fast bis zum Ende der Skala ausschlagen mußten, ruckten einmal ein wenig hin und her, um dann auf einem ganz
minimalen Wert zitternd stehenzubleiben. Malone untersuchte nochmals die Anschlüsse, klemmte um. Es blieb dabei. Zittern der Zeiger, sonst nichts. Szardak bedeutete ihm, abzuklemmen und dann wieder zur Schleuse zurückzugehen. Er nahm ihm einen Teil der Geräte ab, dann machten die beiden Männer sich auf den Weg. Szardaks Gedanken arbeiteten fieberhaft. Aber er fand einfach keine Antwort auf die Frage, was da eben vor seinen Augen geschehen, oder besser gesagt, nicht geschehen war! Eine Nachfrage in der Funk-Z ergab, daß die Geräte eingangsseitig einwandfrei gearbeitet hatten. Shears traute seinen Ohren nicht, als er den kurzen Bericht Szardaks hörte. "Was ist mit den Vipho-Verbindungen zu den andern Raumern?" fragte Szardak einer plötzlichen Eingebung folgend in der Zentrale seines Schiffes nach. Das bleiche Gesicht Osborns erschien auf dem Schirm. "Nichts, Sir! Keine Verbindung zu bekommen! Auch nicht zur CHARR, dabei steht das Schiff fast neben uns!" Szardak warf einen Blick auf den großen Schirm. Osborn hatte recht. Der Ellipsenraumer befand sich steuerbord seiner B-301, nur wenige hundert Meter von seinem Intervallum entfernt. Szardak entschloß sich schnell. "Lichtspruch an CHARR und alle anderen Schiffe. Genauen Bericht über unseren Versuch durchgeben. Sie machen das, Malone, aber sofort. Intervall abschalten, ich schieße mich zur CHARR hinüber, muß mit Huxley und Charaua über dieses Phänomen beraten. Aber aufpassen, meine Herren! Denken Sie an die schwarzen Schiffe!" Im Innern glaubte Szardak allerdings keineswegs daran, daß sie auf ihrer Reise zur Andromeda nochmals auftauchen würden. Warum er nicht daran glaubte, das hätte er sich in diesem Moment gar nicht beantworten können. Aber er wußte es eben einfach!
* Huxleys Miene wurde ernst, als er Szardak zuhörte. "Ich dachte anfangs auch nur an eine Störung, Szardak. Als ich Sie dann mit Malone auf Ihrem Schiff herumkrabbeln sah, wollte ich mich erkundigen, ob irgend etwas nicht in Ordnung sei. Nun, den Ausgang meiner Bemühungen kennen Sie!" Als Charaua ebenfalls in den Leitstand der CHARR kam und sogleich einige seiner Meegs herbeibefahl, berieten sie noch lange hin und her. Aber zu einem Ergebnis kamen sie nicht. Schließlich wies Huxley auf den Zeitgeber seiner Zentrale, der neben der nogkschen Zeit auch die solare anzeigte. "Wir müssen in die nächste Transition! Sonst kommen wir nie zur Andromeda." Szardak schoß mit seinem umgeschnallten Rückstoßaggregat wieder zu seiner B-301 hinüber. Charaua und die Meegs blieben jedoch diesmal im Leitstand. Huxley meinte bei ihnen eine gewisse Unruhe zu erkennen, die immer stärker wurde, je näher der Zeitpunkt der Transition rückte. * Der nächste Sprung verlief glatt. Auch der auf ihn folgende. Die Schiffe hatten damit eine Entfernung von 245.000 Lichtjahren von der Milchstraße erreicht. Jegliche Funkverbindung blieb jedoch nach wie vor tot. Erst nach dem nächsten Sprung, der sie laut Berechnung der Meegs ihrem Ziel nun nicht mehr um 30.000 weitere Lichtjahre, sondern um 70.000 bis 80.000 näherbringen sollte, geschah es. Die Transition verlief wieder völlig normal. Bis die CHARR im Normalkontinuum rematerialisierte. In diesem Augenblick leuchteten in den Steuerpulten die Warnmarken der Antriebe
jäh auf. Die mit ihnen gekoppelten akustischen Signale traten in Tätigkeit. Wie der Blitz waren Huxley und Charaua aus ihren Konturensitzen und jagten zu den Armaturen hinüber. Sie sahen gerade noch, wie die Warnmarken wieder verloschen und auch die Signale verstummten. "Was zum Teufel war das, Charaua?" Der Nogk griff bereits nach dem Schalter, der die Übertrager aktivierte. Unruhig zuckten seine Fühler hin und her. Fast körperlich spürte Huxley, wie die Antworten auf den Detektorgruppen über ihn zurückkamen. So schnell, so voller Erregung, daß nicht einmal er den Impulsen zu folgen vermochte. Zumal die Nogks sich untereinander nicht der den Terranern und anderen Rassen verständlichen Bildersprache bedienten. Charaua sah ihn an. In seinen Facetten lag Ratlosigkeit. Es geschah sehr selten, daß die starren Züge der Nogks ihre Empfindungen widerspiegelten. Sie hatten sich fast immer eisern in der Gewalt. Aber dieses war so ein Moment. "Die Meegs stehen vor einem Rätsel, Huxley! Die Transitionsaggregate waren total überlastet!" teilte sich Charaua dem Colonel mit. Sie haben sogar die Energie-Speicher angezapft, ein Vorgang, der überhaupt nicht zu begreifen ist!" Huxley blickte Charaua erschrocken an. In der weichen, diffusen Helligkeit, mit der die beiden künstlichen Sonnen das ganze Schiff über raffiniert erdachte Systeme erfüllten, konnte er den Freund genau beobachten. Die Bestürzung Charauas nahm von Minute zu Minute zu. Je mehr der Nogk über die rätselhaften Vorgänge nachdachte. Huxley schaltete die Sichtsprechverbindung ein. Auf einem der Sektoren des Allsichtschirms erschien das noch immer etwas blasse Gesicht des Chiefs Erkinsson. "Erkinsson, teilen Sie die Ansicht der Meegs?" fragte er. Der Chief nickte.
"Von Ansicht kann hier gar keine Rede sein, Sir. Was die Meegs Charaua mitteilten, sind absolute, nicht zu bestreitende Fakten! Wir dachten schon, daß uns jeden Augenblick die Energiespeicher um die Köpfe fliegen würden. Weiß der Satan, was da eben los war, denn es ist nicht der geringste Anlaß zu erkennen, aus dem heraus eine derartige Überlastung der Sprungaggregate entstanden sein könnte." "Danke, Erkinsson, geben Sie sofort Bescheid, wenn Sie etwas entdecken sollten!" Huxley schaltete ab. Wie zufällig fiel sein Blick auf die Hecksektoren des Allsichtschirms. Er stieß einen Laut der Überraschung aus. Charaua wirbelte ebenfalls herum, und begriff sofort, was Huxley meinte. Statt irgendeiner Antwort eilte er unter den verblüfften Blicken Prewitts und Maxwells zu einem der kleineren Steuerpulte. Seine sehnigen langen Finger vollzogen einige Einstellungen. Über die inzwischen deutlich zur Spirale gewordenen Milchstraße schob sich ein Meßfeld. Winzige Teilstriche, feinste Raster, die ihre Meßergebnisse sofort an die Speicher der CHARR weiterleiteten, sorgten für eine genaue Vermessung des Bildes, und den anschließenden Vergleich bei den vorigen Sprungpositionen. Charauas Fühler spielten unruhig hin und her, während sie schweigend warteten. Dann kam das Ergebnis. Die winzigen, kugelförmigen Übersetzungsgeräte, die überall im Schiff in Decken und Wänden eingebaut waren, transformierten die nogkschen Angaben sofort in Terranisch, so daß Huxley nicht erst gezwungen war, umzurechnen. Charaua glitt auf ihn zu. "Nach den Angaben unserer Meegs müßte der letzte Sprung uns unserem Ziel um etwa 80.000 Lichtjahre nähergebracht haben, Huxley. Das ist aber nicht geschehen. Der letzte Sprung hat uns nur noch um knapp 10.000 Lichtjahre vorwärts
gebracht! Trotz dieser geringen zurückgelegten Entfernung haben die Transitionsmeiler, die normalerweise genügend Energien enthalten, um ein Schiff in dieser Größe quer durch unsere Galaxis bringen zu können, sie nicht ausreichend versorgt." Huxleys Gedanken drohten sich zu überschlagen. "Ich fürchte, Charaua, es besteht ein Zusammenhang zwischen dem Versagen unserer Sender und dem hohen Energieverbrauch der Sprungaggregate! Wir müssen sofort die anderen Schiffe über Lichtspruch befragen, ob sie ähnliche Schwierigkeiten haben!" Doch Huxley und Charaua kamen gar nicht mehr dazu, einen Lichtspruch abzusetzen. Von den umliegenden Nogkraumern schossen ellipsenförmige Beiboote auf die CHARR zu. Selbst die Ringraumer der Gruppe Szardak hatten ihre Boote ausgeschleust und kamen ebenfalls zur CHARR hinüber. Ganz nebenbei registrierte Huxley noch, daß sich der ganze Verband der Schilfe von Minute zu Minute dichter zusammenschob. Er spürte, wie ihm der Schweiß ausbrach. "Sie haben alle die gleichen Schwierigkeiten, Charaua! Sogar unsere Ringraumer, sonst würden sie nicht genau wie deine Rassegefährten zu uns kommen. Irgend etwas geht vor in diesen Räumen zwischen den Galaxien, was keiner von uns wußte, von dem weder eure Meegs noch unsere Wissenschaftler die geringste Ahnung hatten." Charaua lehnte sich gegen eines der Pulte. Es war das erstemal, solange Huxley ihn kannte, daß er sich irgendwie stützen mußte. "Wir werden es gleich hören, Huxley" erwiderte er matt, und seine dunklen Facettenaugen starrten auf den Schirm, auf dem sich die herannahenden Beiboote immer deutlicher und schärfer in ihren Einzelheiten abhoben. *
Der Leitstand der CHARR bot nicht genügend Raum, um die durch die Schleusen ins Innere des Raumers drängenden Kommandanten der Nogk- und Ringraumer alle aufzunehmen. Charaua und Huxley wiesen ihre Besucher daher in den großen Hangar der beiden künstlichen Sonnen im Mittelteil des Schiffes. Dieser streng ellipsoidisch geformte Raum war gleichzeitig dafür vorgesehen, jenen Mitgliedern der Besatzung als Schlafgewölbe zu dienen, die während einer Reise der CHARR ihre Schlafperiode antreten mußten. Die glatten, transparenten Wände wurden von dem milden Licht der beiden Sonnenkörper durchflutet, so daß eine angenehme, wenn auch völlig schattenlose Helligkeit entstand. Als Charaua mit Huxley und Szardak den Hangar betrat, erhoben sich alle Anwesenden von ihren Schalensitzen. Charaua und Huxley redeten nicht lange um die Sache herum. Sie schilderten in knappen Worten und Bildern, was sich seit der letzten Transition an Bord der CHARR und der Ringraumer der Gruppe Szardak ereignet hatte. Die folgenden Berichte der anderen Raumerkommandanten, gleich ob Nogk oder Terraner, bestätigten ihre eigenen Erfahrungen. Eine Weile herrschte im Sonnenhangar tiefe Stille. Alle Anwesenden wurden sich darüber klar, daß sich der Auswanderung der Nogks zur Andromeda Hindernisse in den Weg stellten, mit denen niemand gerechnet hatte, die niemand in seine Überlegungen und Planungen hatte einbeziehen können, weil sie in keiner Weise vorhersehbar gewesen waren. Einer der Nogk-Kommandanten erhob sich. Er verneigte sich vor seinem neuen Herrscher, ehe er sich mitzuteilen begann. "Was sollen wir nun tun, Charaua?" fragte er. "Selbst wenn es uns gelänge, ins System der Sonne Tantal zurückzukehren, so wäre unsere Rasse dennoch zum Tod verurteilt. Unsere Brut gedeiht dort nicht, es wird keine neuen Generationen von Nogks mehr geben, die unser Imperium fortführen könnten.
Außerdem werden wir dort ständig gegen irgendwelche Eindringlinge kämpfen müssen. Jeder hier im Sonnenhangar dieses Schiffes weiß auch, daß wir Nogks den Kampf nicht fürchten. Aber jeder weiß auch, daß wir dabei nicht zu leben vermögen, jedenfalls nicht auf die Dauer! Woran es liegt, daß seit einiger Zeit immer wieder fremde Invasoren in die Räume unserer Galaxis einbrechen, wir wissen es nicht, und unsere Freunde, die Terraner, wissen es auch nicht! Was können wir also tun, um diesen Abgrund zwischen den beiden Galaxien dennoch zu überwinden?" Der Kommandant blickte sich um, aber keiner war da, der ihm eine Antwort hätte geben können. Auch Charaua nicht. Der erste, der das nun folgende Schweigen durchbrach, war Janos Szardak. "Vielleicht gibt es dennoch einen Weg!" sagte er plötzlich und registrierte, wie die Nogks zusammenzuckten und ihm ihre so dunklen, streng und unnahbar wirkenden Libellenköpfe zuwandten. "Wir müssen die Ursache des Energieverlustes unserer Schiffe finden. Erst dann können wir weitere Entscheidungen treffen. Ich schlage vor, daß der ganze Verband unserer Schiffe vorerst einmal in diesem Raum verbleibt. Eine weitere Transition können wir nicht riskieren, weil wir gar nicht wissen, ob unsere Schiffe der Belastung einer abermaligen Rückkehr ins Normaluniversum standhalten. Das gilt in ganz besonderem Maße für die Ellipsenraumer unserer Freunde, der Nogks. Unsere Ringschiffe sind etwas besser dran, weil das sie umgebende Minikontinuum, das wir auch Intervallfeld nennen, sie weitgehend vor fremden Einflüssen schützt, sie abschirmt. Trotzdem mußten auch wir erfahren, daß unser Energieverbrauch Ausmaße annahm, die auch die Aggregate unserer Raumer auf die Dauer nicht zu verkraften vermögen." Szardak fuhr sich mit der Hand über die Stirn und wischte sich den Schweiß ab.
"Wir sollten folgendes tun: Die besten Experten Terras und die besten Experten der Nogks kommen auf mein Schiff. Wir werden zwei Transitionen durchführen, bei denen wir versuchen, hinter das Geheimnis des Energieverlustes zu kommen. Eine in Richtung der Andromeda, eine andere in Richtung unserer eigenen Galaxis. Zwischen diesen beiden Sprüngen müssen sich Meßwerte ergeben, mit denen die Suprasensoren oder die Speicher der Ellipsenraumer etwas anzufangen vermögen. Es ist ein Versuch, aber es ist auch zugleich unsere einzige Möglichkeit, uns aus dieser scheußlichen Lage, in die wir durch unser mangelndes Wissen geraten sind, wieder zu befreien." Szardak setzte sich. Er registrierte, wie unter den Nogks zustimmende Impulse aufkamen. Auch Huxley beugte sich zu ihm herüber und raunte ihm zu: "Ausgezeichnete Idee, Szardak! Ich denke, die Nogks werden diese Aktion mit einer Reihe hochempfindlicher Meßinstrumente unterstützen. Aber wir sollten keine Zeit mehr verlieren!" Er wechselte einige Gedankenimpulse mit dem neben ihm sitzenden Charaua. Dann erhob er sich. Die Nogks verstummten sofort, ihre Fühler richteten sich erwartungsvoll empor. "Ich bin für den Vorschlag Colonel Szardaks! Ich selbst werde mich dieser Expedition anschließen. Auch euer Herrscher, Charaua, ist dafür. Aber gegen seinen Willen stimme ich dafür, daß er sich der Gefahr nicht aussetzt, sondern an Bord der CHARR verbleibt. Das Imperium der Nogks hat nun innerhalb weniger Jahre zwei seiner Herrscher verloren, es soll nicht auch noch einen dritten verlieren! Wählt nun die Experten unter euren Meegs aus! Ich werde unterdessen mit meinem Freund Szardak alles Notwendige an Bord seines Schiffes veranlassen." Die Nogks sprangen auf. Zustimmende Impulse brandeten durch den Sonnenhangar, bis Charaua Ruhe gebot.
"Unsere Freunde, die Terraner, haben uns in letzter Zeit schon oft geholfen. Wir stehen tief in ihrer Schuld. Aber wir nehmen ihren Vorschlag an, denn er ist gut! Auch ich werde mich den Wünschen Huxleys fügen, weil seine Gründe vernünftig und nicht zu widerlegen sind. Jeder überdenke jetzt intensiv und für sich allein die bevorstehende Aktion. Wer Vorschläge hat, teile sie mir mit." Während die Nogks der Aufforderung ihres neuen Herrschers mit der ihnen eigenen Disziplin augenblicklich nachkamen, verließen Huxley, Szardak und die anderen terranischen Kommandanten den Sonnenhangar. Szardak gab an seine Kommandanten letzte Anweisungen und flog dann zusammen mit Huxley zu seiner B-301 hinüber. Als terranischer Experte begleitete sie auf Wunsch Huxleys Chief Erkinsson. Das Kommando über die CHARR und die wieder in ihrem Hangar liegende FO I übernahmen unterdessen Prewitt und Maxwell, soweit nicht Charaua selber Anordnungen traf. * Als die B-301 sich Stunden später aus dem Verband der antriebslos dahintreibenden Schiffe löste, befanden sich außer Huxley und Chief Erkinsson noch drei der besten NogkExperten an Bord, die pausenlos damit beschäftigt waren, zwei verhältnismäßig kleine Meßpulte im Leitstand des Ringraumers, und zwar auf der die Zentrale umlaufenden Galerie, zu installieren. Chief Erkinsson half ihnen dabei, so gut er konnte. Szardak wartete mit der Beschleunigung auf Überlicht, bis sie fertig waren und sich durch etliche Versuche vom einwandfreien Funktionieren ihrer Instrumente überzeugt hatten.
* Colonel Huxley entschied sich nach einigen Überlegungen trotz des damit verbundenen Risikos doch, zuerst die Transition in Richtung Andromeda vorzunehmen. Er konnte nicht wissen, daß seine alte Draufgängernatur, die ähnlich wie die Szardaks nicht anders konnte, als buchstäblich immer und immer wieder den Stier so schnell wie möglich bei den Hörnern zu packen, ihm in diesem Fall einen unschätzbaren Dienst erweisen sollte. Und nicht nur ihm. Huxley und Szardak beobachteten die drei Nogks, die zusammen mit Chief Erkinsson vor ihren Instrumentenpulten hockten. Sie saßen dort wie Statuen, kein Muskel an ihrem Körper zuckte. Nur in ihren Fühlern dokumentierte sich ihre gespannte Aufmerksamkeit. Unbeweglich und starr aufgerichtet ragten sie aus ihren Libellenköpfen hervor. Szardak und Huxley beobachteten die Instrumente. "Normallicht!" Nur dieses eine Wort sagte Szardak, aber jeder wußte, was es zu bedeuten hatte. "Überlicht!" Szardak leitete den Transitionsvorgang ein. Die Sterne verwischten sich für einen kaum meßbaren Zeitraum auf den Bildschirmen der B-301, dann schüttelte sich der Raumer plötzlich unter heftigen Vibrationen. Die Warnfelder in den Skalen glommen auf, die Aggregate tief im Innern des Rumpfes dröhnten. Szardak schaltete instinktiv von Sternensog auf SLE. Und dann passierte etwas Unheimliches: Noch während der Ringraumer wieder ins Normalkontinuum zurücksank, beschleunigte er, ohne daß Schalthebel auch nur berührt wurden. Das Dröhnen erstarb und wurde zum tiefen Brummen, das sich nach und nach in ein leises, kaum hörbares Summen verwandelte. Szardak und Huxley ließen die Instrumente nicht eine Sekunde aus den Augen. Sie merkten, wie der eben noch weit
in den roten Feldern stehende Energieverbrauch plötzlich sank. Die B-301 benahm sich seit jener letzten verhängnisvollen Transition endlich wieder so, wie Szardak es von seinen anderen Flügen her kannte. Alle Abläufe normalisierten sich. Vorsichtig versuchte Janos Szardak den Kurs des Raumers zu verändern. Das Schiff gehorchte augenblicklich. "Huxley, zum Teufel, verstehen Sie das denn?" Er starrte den grauhaarigen Colonel aus schmalen Augen an. Aber dann zuckte er plötzlich zusammen. Huxley hielt eine der automatisch vom Suprasensor ausgeworfenen Plastikfolien in der Hand, und sein Blick bohrte sich förmlich in die winzigen Zeichen. "Auf welche Entfernung, Szardak, hatten Sie den Sprung berechnet?" "Auf etwa 10.000 Lichtjahre, warum, stimmt etwa wieder etwas nicht?" "Das kann man wohl sagen, Szardak. Aber sehen Sie selbst! Wenn der Suprasensor keine falschen Werte ausgeworfen hat – woran ich persönlich nicht glaube –, dann ist unser Sprung diesmal über 50.000 Lichtjahre gegangen! Verstehen Sie, Szardak? Über 50.000 Lichtjahre! Ich begreife jetzt endgültig nichts mehr." Szardak starrte Huxley an, als sei er ein Gespenst. Zufällig fiel sein Blick dabei auf die Bildschirme vor sich. Und dann stieß er vor Überraschung einen Schrei aus. "Da, sehen Sie, Huxley! Eine Sonne! Allem Anschein nach ein roter Riese!" Huxley fuhr herum, als sei er von der Tarantel gestochen. Aber an der Tatsache, daß dort vor ihnen im Raum eine rote Riesensonne stand, ließ sich nichts rütteln! Blitzartig addierte er noch einmal die einzelnen Sprungintervalle, die die Schiffe der Terraner und die der Nogks hinter sich gebracht hatten. "Meiner Rechnung nach, den letzten Sprung Ihrer B-301
einbegriffen, müßten wir uns jetzt in einem Abstand von 300.000 Lichtjahren von unserer Milchstraße befinden. Das würde bedeuten, daß da vor uns im Raum zwischen den beiden Galaxien eine Sonne mit oder ohne Planeten ihre Bahn zieht. Da sie sich aber weit näher an unserer Galaxis befindet als an der Andromeda, würde das bedeuten, daß sie wahrscheinlich auf irgendeine Weise auch an den Bewegungen unserer Milchstraße teilhat, ohne ihr aber jemals zu nahe zu kommen, daß sie von ihr aufgesogen werden könnte." Szardak nickte. "Das waren genau meine Gedanken, lieber Huxley! Wir müssen feststellen, ob diese Sonne Planeten besitzt oder nicht, und wie sie beschaffen sind. Wir müssen dichter an sie heran!" Er überlegte und warf abermals einen Blick auf die Kontrollen. "CHARR!" murmelte er plötzlich und drehte sich dann ruckartig zu Huxley herum. "Ist das nicht der Name jener Sonne, in deren System die Nogks lebten, als Sie ihnen mit Ihrer FO I zum ersten Male begegneten?" Huxley nickte. "Und war jene Sonne CHARR nicht auch so ein roter Riese, nur daß sie plötzlich instabil wurde und die Nogks zur Flucht aus ihrem System zwang?" "CHARR war eine sehr alte, sterbende Sonne, Szardak. Diese da ist jung, aber trotzdem..." Plötzlich begriff er, was Szardak meinte. "Sie denken, daß die Nogks dort eventuell ihr neues Imperium errichten könnten? Hier draußen, in der grauen Zone zwischen den Galaxien?" Und dann war Huxley plötzlich Feuer und Flamme. "Natürlich, Szardak! Hier draußen finden sie Ruhe, hier draußen wird sie so leicht niemand angreifen, denn es ist mehr als wahrscheinlich, daß nicht nur unsere Schiffe mit Transitionsschwierigkeiten zu kämpfen haben. Wenn ich nur
wüßte, ob..." Er unterbrach sich, denn eben kamen die drei Meegs und Erkinsson von der Galerie herab und traten zu Huxley. Sie verneigten sich und sahen gleich darauf den Chief an. "Rede du, dann versteht der Terraner, den ihr Szardak nennt, auch alles." Huxley und Szardak blickten den Chief fragend an. Gleichzeitig deuteten sie auf die rote Sonne, auf die der Ringraumer mit Lichtgeschwindigkeit zujagte. Auch die Nogks hatten inzwischen die rote Riesensonne entdeckt. Für einen Augenblick standen sie starr und steif, dann begannen ihre Fühler plötzlich in höchster Erregung zu schwirren. Szardak beobachtete sie. "Wissen Sie, um was es bei ilmen geht, Huxley? Sie haben wesentlich leistungsfähigere Sehwerkzeuge als wir, wahrscheinlich sehen sie mehr als wir, oder?" Huxley schien sich wie gebannt auf etwas zu konzentrieren, denn er winkte Szardak, sich ruhig zu verhalten. Dann erhob er sich und trat auf einen der Meegs zu. Der Meeg unterbrach die Diskussion mit seinem Rassegefährten sofort. Er entschuldigte sich bei Huxley mit einigen Impulsen für sein undiszipliniertes Benehmen. Doch der Colonel winkte sofort ab. "Das ist jetzt gar nicht so wichtig. Ich an eurer Stelle hätte mich wahrscheinlich auch nicht anders verhalten, denn dort vor uns liegt wahrscheinlich die Rettung für eure Rasse. Aber jetzt möchte ich trotzdem wissen, was habt ihr herausgefunden?" Chief Erkinsson ergriff das Wort. "Wenn es Ihnen recht ist, Sir?" Huxley nickte. "Also los, was ist das mit den Halos, über die die Meegs sich eben unterhalten haben?" Erkinsson zog eine hauchdünne Metallfolie aus seiner
Uniform hervor. "Sehen Sie, Sir, dies hier sind die Aufzeichnungen der Gravotaster, die die Nogks dort oben neben anderen Geräten installiert haben. Wenn Sie sich diese Folien genau betrachten, Sie kennen die nogkschen Symbole ja mindestens ebensogut wie ich, dann finden Sie dort den Verlauf mehrerer Spannungskurven aufgetragen. Als die B-301 vorhin aus der Transition in den Normalraum zurückkehrte, geschah etwas völlig Unerwartetes: Das Schiff, das eben noch an seine Umgebung über das Intervall unkontrollierbare Mengen an Energie abgab und deshalb alle Energie erzeugenden Aggregate über seine Suprasensoren automatisch auf höchste Leistung geschaltet hatte, konnte plötzlich die vorher irgendwo abgestoßenen Energien wieder nutzen. Es erfolgte, eine zweite Transition, ohne daß Sie und Szardak etwas davon bemerken konnten. Denn beim ersten Sprung hatte die B-301 statt der programmierten 10.000 Lichtjahre nicht etwa die von ihnen vermuteten 50.000 zurückgelegt, sondern nur knapp 500. Und der Ringraumer hätte auch keinen weiteren Sprung in Richtung Andromeda mehr unternehmen können, ohne sich selbst zu zerstören." Huxley und Szardak warfen sich einen schnellen Blick zu. "Aber warum, Erkinsson, warum ist das so? Wieso gibt nicht nur die B-301 sogar noch durch das Intervallum unkontrollierbarie an den Raum ab, sondern in weit schlimmerem Maß noch die Raumer der Nogks?" "Gerade das wollte ich eben erklären, wobei ich mich natürlich auf die Messungen und Hypothesen der drei Meegs verlassen muß!" Er rollte die Folie ein Stück auf. "Daß wir das Halo unserer Milchstraße verlassen mußten, wenn wir zur Andromeda wollten, das war uns allen klar. Nur gingen wir dabei von der irrigen Voraussetzung aus, daß sich das Expekt, das Spannungsfeld einer Galaxis, genauso
verhalten würde, wie die Gravitationsfelder einer Sonne, daß sie sich langsam schwächer und schwächer werdend bis in eine Nullzone hinüberziehen würden, wo dann das Expekt der anderen Galaxis beginnt. Das aber war falsch, Sir, so jedenfalls behaupten die Nogks, und mir persönlich leuchtet das auch ein. Das Spannungsfeld einer Galaxis ist ähnlich wie ihr Halo eine in sich zurückgekrümmte Sphäre. Es hört nicht allmählich auf, sondern besitzt eine scharfgezogene Grenze. Verläßt ein Schiff nun das Expekt, dann befindet es sich plötzlich in einem Raum, in dem die alten Gesetze energetischer Wechselbeziehungen nicht mehr gelten. Mit andern Worten: Die Antriebe eines Schiffes, das eine Transition innerhalb eines Spannungsfeldes beginnt und sie außerhalb des Expekts beendet, gehen durch. Wahrscheinlich werden die abgegebenen Energien der Triebwerke einfach aufgesogen, weil der ausgleichende Gegenpol fehlt!" Janos Szardak und Huxley hatten Erkinsson nicht unterbrochen, obwohl sich Fragen über Fragen vor ihnen auftürmten. Sie spürten, daß der Chief auch erst begann, diese komplizierten Vorgänge zu verstehen. Trotzdem fand plötzlich vieles, worauf sie sich vorher überhaupt keinen Vers machen konnten, eine Erklärung. "Wahrscheinlich ist es so, Szardak", ließ sich Huxley schließlich vernehmen, "daß die drei Meegs zunächst einmal eine brauchbare Arbeitshypothese aufgestellt haben, nach der die andern Wissenschaftler nun an dieses Problem herangehen können!" Er blickte abermals auf die bereits zur Scheibe angewachsene Sonne. "Eines allerdings dürfte wohl unwiderruflich feststehen, Szardak: Wenn die Hypothese der Meegs stimmen sollte, dann gibt es für kein von uns bisher bekanntes Raumschiff eine Möglichkeit, den Leerraum zwischen zwei Galaxien zu überwinden. Die Energie seiner Triebwerke und Speicher wäre
lange verpufft, noch ehe es jemals die Hälfte der Entfernung zurückgelegt hätte. Und ich glaube auch nicht, daß dabei die Größe oder Ausdehnung einer Galaxis auch nur die geringste Rolle spielt." Huxley beendete seinen Monolog, weil sie sich nun rapide der roten Riesensonne näherten. "Kommandant an Labor. Sonnentyp feststellen und auf eventuell vorhandene Planeten achten. Ergebnisse sofort an mich! Ende." Szardak wandte sich Huxley und den drei Meegs zu, die ebenfalls kein Auge mehr von der näher und näher rückenden Sonne ließen. "Selbst wenn dieses Sonnensystem unseren Freunden Lebensmöglichkeiten böte, wie kommen Sie denn mit ihren Schiffen dahin? Reichen die Energien noch aus, um diesen Sprung über weitere 50.000 Lichtjahre zu schaffen?" Fragend richteten sich seine grauen Augen auf die drei Meegs. Er spürte, wie sie überlegten, wie sie nach einem Ausweg suchten. Dann zuckte der eine unter ihnen plötzlich zusammen. "Doch, Terraner, es ist möglich!" vernahmen Szardak, Huxley und Erkinsson gleich darauf seine Impulse. "Die Energien unserer Schiffe reichen für den Sprung noch aus. Wir müssen nur sehr genau die Position dieses einsam zwischen den Galaxien dahinziehenden Sonnensystems festlegen. Der eigentliche Energieverlust tritt unseren Messungen zufolge immer erst in dem Moment auf, in dem ein Schiff aus dem Sprung wieder in das Normalkontinuum zurückkehrt. Wenn wir die erforderliche Transition unserer Raumer jedoch so bemessen, daß sie erst wieder innerhalb des Spannungsfeldes dieser gewaltigen Sonne rematerialisieren, dann besteht keine Gefahr! Versteht ihr, wie ich das meine?" "Nur zu gut, mein Freund!" knurrte Szardak plötzlich. "Aber wenn du recht hast, wenn deine Theorie über das Expekt richtig
ist, wie kommen wir dann eigentlich wieder zum Verband unserer Schiffe zurück? Dann müssen wir nämlich von einem Spannungsfeld in einen Leerraum springen!" Betroffenes Schweigen herrschte nach dieser Frage im Leitstand der B-301. In die Stille hinein meldete sich das Labor des Ringraumers. "Die Sonne ist ein roter Überriese, vergleichbar in etwa der uns bekannten Beteigeuze im Orion. Sie gehört zum Spektraltyp M, hat einen Durchmesser von 360 Millionen Kilometern. Eine bemerkenswerte Abweichung wurde registriert: Die Oberflächentemperatur beträgt nicht wie bei Beteigeuze um 3500 Grad, sondern liegt um tausend Grad höher. Das läßt darauf schließen, daß wir es hier mit einer noch jungen, in ihrem Energiehaushalt äußerst stabilen Sonne zu tun haben. Genauere Aufschlüsse könnten allerdings erst eingehendere Untersuchungen bringen. Planetenanzahl der Sonne liegt wahrscheinlich zwischen 15 und 20. Bewohnbarkeit unter Umständen gegeben vom dritten bis zum zehnten, aber hierbei handelt es sich lediglich um eine grobe Schätzung." Die Männer im Leitstand starrten sich an. Und selbst die sonst so zurückhaltenden Meegs rutschten vor Erregung in den für ihre Körpermaße zu kleinen Konturensitzen unruhig hin und her. "Wir sollten umkehren, Terraner!" teilte sich dann plötzlich der eine von ihnen mit. "Wir Nogks haben keine andere Wahl, wir müssen in dieses System! Unsere Schiffe können es untersuchen, dann werden wir alles wissen, was wir jetzt nur unter großen Zeitverlusten und vielleicht sogar Gefahren zu erkennen vermögen. Denn wer sagt uns, daß dieses System unbewohnt ist?" Huxley und Szardak stimmten den Argumenten des Nogk zu. Nochmals wurde die genaue Position der roten Riesensonne genommen, dann zog Szardak seine B-301 herum und schaltete
den Sternensog ein. Mit einer erstklassigen Präzision wurden von den Suprasensoren die Rücksprungdaten errechnet, und dann war es soweit: wieder überschritt der Ringraumer Normallicht und Szardak leitete die Transition ein. Bange Augenblicke in der Zentrale verstrichen. Aber nichts geschah. Der Ringraumer kehrte ohne die geringsten Kriterien in den Normalraum zurück. Huxley saß mit gefurchter Stirn vor den Instrumenten. "Es muß da noch etwas geben!" sagte er nachdenklich. "In Richtung unserer eigenen Milchstraße gibt es nicht die geringsten Schwierigkeiten, in Richtung Andromeda wird jeder Sprung ins Leere sofort zum Spiel mir dem Tode." Huxley schüttelte den Kopf. "Es muß da noch etwas anderes geben. Irgendeine energetische Strömung, vielleicht auch ein Spannungsgefälle, das wir nicht kennen, das wir uns überhaupt nicht vorstellen können!" Er sah die Nogks an. "Behaltet das im Auge, Meegs! Eure Theorie ist gut, aber sie hat noch erhebliche Lücken." * Die Nachricht von der zwischen den beiden Galaxien entdeckten Sonne schlug bei den Nogks und Terranern wie eine Bombe ein. Charaua hatte alle Mühe, seine sonst so disziplinierten Nogks zu zügeln. Er bestand darauf, daß die vom astrophysikalischen Labor gemachten Aufnahmen jener Sonne zunächst vorgeführt und ausgewertet wurden, ehe sich die Armada der Nogks aufs Neue in Bewegung setzte. Die Ergebnisse der Auswertung waren jedoch sehr günstig. Da zögerte der Herrscher der Nogks nicht länger. Unter Führung von Janos Szardaks Ringraumer nahm der riesige
Verband erneut Fahrt auf. Charaua und seine Meegs überprüften die errechneten Transitionsdaten mit allen in ihren Schiffen zu Gebote stehenden Mitteln. Es zeigte sich jedoch, daß die Berechnungen der Suprasensoren der B-301 absolut richtig und bis ins Letzte hundertprozentig genau waren. Als sie nach diesem letzten Sprung wieder in den Normalraum zurückkehrten, leuchtete die rote Sonne zwischen den Koordinaten ihrer Allsichtschirme. Charaua stand neben Huxley im Leitstand der CHARR, während das Schiff an dem äußersten Planeten vorbei in das fremde System einflog. Fasziniert blickten seine dunklen Facetten in den roten Sonnenball. Bei der kleinsten Bewegung, die er machte, brach sich ihr Licht in Hunderten und Aberhunderten von Reflexen auf seiner goldenen Uniform, die statt der silbernen nun die glutroten Streifen des Herrschers zierten. "Wir werden sie CORR nennen, Terraner, die Lebensspenderin! Deine Prophezeiung ist eingetroffen, Huxley! Jetzt glaube ich wieder an das Fortbestehen unserer Rasse, unseres Imperiums! Ich habe noch nicht viel gesehen von den siebzehn Planeten, die diese Sonne umkreisen, aber ich spüre es, Huxley! Hier werden wir Nogks bleiben, hier werden wir unsere neue und endgültige Heimat finden!" Die Nogkraumer schwangen herum. Die Beobachtungskuppeln der Meegs hatten herausgefunden, daß der sechste Planet ihren Lebensbedingungen in nahezu idealer Weise entsprach. Es war eine heiße, trockene Wüstenwelt, auf der es nur in den Polregionen noch kleine Meere gab. Sonst nichts. Kaum Berge, nur wenige Pflanzen, aber ganze Kontinente voll heißen, hellbraunen Sandes. Die ersten Schiffe landeten, unter ihnen die CHARR und der Ringraumer B-301. Nach und nach senkten sich auch die übrigen Schilfe herab. Ihre goldenen, ellipsenförmigen Druckkörper glühten unter den Strahlen der roten Riesensonne
wie Feuer. Die Nogks verließen ihre Schiffe. In Gruppen oder auch einzeln standen sie herum, und Charaua ließ sie gewähren. Er wußte, welches Übermaß an Arbeit die nächsten Tage bringen würden, wenn sie begannen, die restlichen Planeten der Sonne zu untersuchcn. Falls sie irgendwo intelligente Lebensformen antrafen, so würden sie deren Lebensraum respektieren, solange sie keine direkte Bedrohung für die Nogks wurden. Unverrückbar fest stand für Charaua eins: In dieser Stunde, mit der Landung ihrer Raumer, hatten sie dieses Sonnensystem in Besitz genommen, uns sie würden es nie wieder hergeben. Charaua wußte, das ihn eine schwere Aufgabe erwartete, aber er war entschlossen, sie zu meistern. * Etliche Zeit später, als längst die Arbeiten auf dem neuen Wohnplaneten der Nogks begonnen hatten und bereits die ersten Ringmauern ihrer neuen Städte in einem für menschliche Begriffe unglaublichen Tempo emporwuchsen, rüsteten die Terraner zum Aufbruch. Charaua begleitete Huxley bis zu seinem Schiff, der CHARR. "Komm wieder, Huxley, damit du siehst, damit du dich davon überzeugen kannst, was wir aus unserer neuen Heimat machen. Du und deine Gefährten, ihr werdet uns Nogks immer willkommen sein! Unser Imperium wird wieder erstarken. Wir werden die Schläge und die schweren Verluste der Vergangenheit überwinden. Aber wir werden nie vergessen, daß uns die schlimmste Epoche unserer Jahrtausende alten Geschichte die Freundschaft eurer Rasse schenkte." Er streckte dem grauhaarigen Colonel seine gepunktete Hand hin. "Leb wohl, Charaua! Viel Glück dir und deinem Volk! Wir
sehen uns wieder, vielleicht schon bald." Huxley erwiderte den Händedruck Charauas und ging anschließend mit schnellen Schritten zum offenen Steuerbordschott der CHARR hinüber. Wenige Augenblicke später hob der Ellipsenraumer zusammen mit den neun Ringraumern Janos Szardaks von der braunen, von Horizont zu Horizont reichenden Wüstenfläche ab. Charaua sah den so verschiedenen Schiffen nach, bis sie der violette Himmel des sechsten Planeten verschluckte. * Unter den im System Tantal zurückgebliebenen Nogks löste die Botschaft der Terraner Freude aus. Huxley versprach ihnen, daß eine Gruppe von Ringraumern auch sie in jenes System zwischen den Galaxien begleiten würde, wenn sie eines nicht mehr fernen Tages selber dorthin aufbrechen würden. Als Huxley und Janos Szardak wiederum einige Zeit später Henner Trawisheim, Marschall Bulton, Bernd Eylers und einem kleinen Kreis geladener Gäste an Bord der CHARR mittels Rückprojektion Bericht erstatteten, erhob sich ein Raunen im Sonnenhangar des Ellipsenraumers. Henner Trawisheim beugte sich zu Marschall Bulton, Bernd Eylers, Colonel Huxley und Janos Szardak hinüber. "Wir werden unsere freundschaftlichen Beziehungen zu dieser Rasse sehr pflegen, meine Herren! Aufrichtige, treue Freunde sind in solchen Zeiten von unschätzbarem Wert. Es ist gut zu wissen, daß wir uns auf die Nogks in jeder Beziehung hundertprozentig verlassen können. Denn weiß der Himmel, es sieht sehr danach aus, als ob wir auch für die Zukunft solche Freunde dringend nötig hätten!" –ENDE–
REN DHARK Die Nogks haben ihre neue Heimat zwischen den Galaxien gefunden und bauen mit unheimlicher Geschwindigkeit an ihrem neuen Imperium. Ren Dhark steht inzwischen staunend vor einer unheimlichen, rätselvollen Welt, die ihn und seine Männer erschreckt. Befinden sie sich in der Heimat der Mysterious? Sind sie in ein anderes Kontinuum gesprungen, aus dem es kein Zurück gibt? Fragen über Fragen türmen sich vor der Besatzung der POINT OF auf, und wieder taucht die Befürchtung auf, daß die Mysterious mit den brutalen Grakos identisch sind. Doch so dicht vor dem Ziel will der Commander der Planeten nicht aufstecken. Der Wunsch, endlich einem lebenden Mysterious gegenüberzustehen, ist größer als die Furcht vor dem Ungewissen.
Transmitter-Straßen von Kurt Brand Lesen Sie in 14 Tagen diesen Ren Dhark-Roman, der voller dynamischer Handlung und dramatischer Spannung ist. Sie erhalten ihn bei ihrem Zeitschriften- und Bahnhofsbuchhändler zum Preis von 80 Pf. _