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WOLFGANG BLÜMEL
Die aiolischen Dialekte Phonologie und Morphologie der inschriftlichen Texte aus generativer Sicht
V~N D E
H OEC K & RU PR EC HT IN GÖ ITI NG E N
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Ergänzungshefte zur Zeitschrift für vergleichend e Sprachfo rschung
Nr. 30 Herausgegeben von Claus Haebler und Günter Neumann
Bayerische Staatabib\iothek
Mond\en
Cl J>- Kun tttelau(nahme der Deutschett Bibliothek 8/üme/, Wol(gang: Die aiolische Dialekte : Phonologie u. Morphologu~ d. m>Chnftl. Texte aus generJuver Steht I Wolfgang Blume!.- Conmgcn : Vandc:nhocck und Ruprecht, 1982. ( Ergänzungshc:fte zur Zenschrift fiir vergletchende Spr3chrorschung ; Nr. 30)
ISBN 3·525·26218·3 NE: Zenschrift fiir vergletchendc Sprachforschung nuf dem Gcbtct der tndogcrmanischcn Sprache I Ergänzungshefte
Als Habllitationsschrift auf Empfehlung der Philosophischen Fakultät der Universität zu Köln gedruckt mit Untersrünungder Deutschen Forschungsgemeinschaft ~
Vandenhoeck & Ruprecht in Görringen 1982 - Primt-d in GermanyOhne ausdrücklid1e Genehmigung des Verlages ist es nicht gestartet, das Buch oder T eile daraus auf foro· oder akusromechanischem Wege zu vervielfältigen. - Druck : Huberr & Co., Görtingen •
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VORWORT Im Herbst 1976 wurde von der Philosophischen Falrultät der Universität zu Köln eine frühere Version des vorliegenden Buches als Habilitationsschrift angenommen. Die damalige Fassung bestand aus einem analytischen Teil, der Phonologie, Mor· phologie und Wortschatz der inschriftlichen Oberlieferung der aiolischen Dialekte enthielt, und einem Materialteil, in dem die bis in Jüngste Zeit publizierten Inschriften der aiolischen Dialekte gesammelt und durch Glossare und Konkordanzen erschlossen waren . Von einer Veröffentlichung des Inschriftenkorpus habe ich Abstand genommen, teils aus Kostengründen, teils weil sich mir keine Möglichkeit bot, die Verläßlichkeit der publizierten Lesungen durch eine Autopsie zu überprüfen, nicht zuletzt aber auch, weil von Berufeneren , Epigraphikern des Ln- und Auslands, Sammlungen der Inschriften ftir Teilbereiche der aiolischen Dialekte angelegt und kontinuierlich durch Neufunde, Revision früherer Lesungen und Diskussion unsicherer Lesungen ausgebaut werden. Das Fehlen einer umfassenden Neuedition der aiolischen Dialektinschriften kann allerdings durch bibliographische Hinweise auf verbesserte Lesungen von in den lnscriptiones Graecae publizierten Inschriften und eine Liste der in dem vorliegenden Buch zitierten, nicht in den Inscriptiones Graecae enthaltenen Inschriften, wie ich sie im Registerteil beigefügt habe, nur unvollkommen kompensiert werden. Die Glossare Forschung, sollen demjedoch, ein wichtiges Arbeitsinstrument flir die weitere , nächst an anderer Stelle veröffentlicht werden . Aus dem analytischen Teil der älteren Fassung habe ich die Untersuchung des Wortschatzes der aiolischen Inschriften herausgenommen ; sie soll unter Einbeziehung auch der literarischen und der lexikographischen Überlieferung zu einem späteren Zeitpunkt publiziert werden. Hier wird nunmehr das Kernstück meiner ~ Untersuchungen, die Laut- und Formenlehre der aiolischen Dialektinschriften , der Öffentlichkeit vorgelegt. Die Drucklegung hat sich durch mancherlei Ums~n de, auf die ich teilweise keinen Einfluß hatte, stark verzögert, aber ich nahm die Gelegenheit wahr, das Manuskript einer eingehenden Überarbeitung zu unterziehen, bei der die bis Ende 1979 erschienene Literatur zu den hier zur Diskussion stehenden sachlichen Problemen eingearbeitet werden konnte. Unverändert blieb lediglich das in der Einleitung erläuterte methodisch-theoretische Konzept, das in seinem Entwurf auf das Jahr 1975 zurückgeht. Jüngel'e Strömungen der Phonologie, etwa in der Abstraktheitsdebatte, Gegenströmungen wie die "natural phonology" und Strömungen außerhalb des Modells der gene rativen Grammatik, auch im Bereich der Morphologie, konnten nicht mehr beriiicksichtigt werden. Für Ratschläge und fördernde Kritik in verschiedenem Stadien der Entstehung dieses Buches habe ich meinem Lehrer, Jürgen Untermann, ferne r Marga Reis, 5
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Reinhold Merkelbach, Hansjakob Seiler und Heinz Vater zu danken. In besonderem Maße flihle ich mich verpflichtet Anna Morpurgo-Davies (Oxford), die m eine Fülle wertvoller Hinweise und Anregungen zuteil kommen ließ, und Bruno Helly (CNRS), der mir eine eingehende Konsultation der von ihm und C. Wolters und V. von Graeve erstellten Dokumentation der thessalischen Inschriften ermöglichte und mich auf zahlreiche revidierte Lesungen und eine Reihe unver· öffentlichter Inschriften aufmerksam machte. Alle Informationen, die ich diesem Dossier verdanke,• sind durch die Abkürzung GHW kenntlich gemacht. Die genannten Kolleginnen und Kollegen haben mich vor manchem Irrtum bewahrt aber es ist überflüssig zu betonen, daß ich für alle verbleibenden Mängel, Versäumnisse und Fehlinterpretationen allein die Verantwortung trage. •
Ich möchte nicht versäumen, an dieser Stelle auch der Deutschen Forschungsgemeinschaft, die mir Jahre unbeschwerter Forschungstätigkeit durch ein Stiper dium ermöglichte und die Drucklegung dieses Buches durch einen Zuschuß unt• stützte, meinen Dank auszusprechen. Köln, im Dezember 1980
W. Blümel
PS. Es ist mir eine angenehme Pflicht, einen weiteren Dank auszusprechen: an.läßlich eines Besuches im Institut Femand-Courby, Lyon, im Frühjahr 1982 zeigte sich Paul Roesch so großzügig, mir das Manuskript seines kurz vor der Veröffentlichung stehenden Buches "Etudes beotiennes" sowie weitere Ergebnisse seiner Fo schungen über boiotische Inschriften zugänglich zu machen. Noch während der Drucklegung dieses Buches konnte ich dadurch eine Anzahl von falschen Lesun· gen eliminieren und revidierte Lesungen berücksichtigen.
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INHALTSVERZEICHNIS A. EINLEITUNG 1.
Gegenstand und Ziel der Untersuchung . . . . . . . . . . . . . . . . . .
17
§ 1. Forschungsgeschichte. Neuer Ansatz. § 2. Materialbasis. § 3. Beschränkung auf Phonologie und Morphologie.
2.
Methode . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
19
2.1
Theoretischer Rahmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
19
§ 4. Vorzüge der generativen Grammatik.
2.2!
Das Problem der Abstraktheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
20
§ 5. Abstraktheilsdebatte (Kiparsky). § 6. Beispiel aus dem Sanskrit. § 7. Überlegenheit der abstrakten Analyse. § 8. Historische Evidenz.
2.31
Synchrone und diachrone Regelfolge . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
22
§ 9. Beziehungen zwischen Geschichte und synchroner Grammatik. § 10. Regelordnung und Geschichte. § 11. Regelordnung und neue Regeln.
2.4
Historische Evidenz und synchrone Grammatik . . . . . . . . . . . .
23
§ 12. Verwendung historischer Evidenz als hewistisches Prinzip. § 13. Rechtfertigung.
2.5
Phonologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
25
§ 14. Repräsentationsebenen. § 15. Reihenfolge der (Anwendung der) phonologischen Regeln. § 16. Generative Phonologie und Dialekto logie. § 17. Kritik. § 18. Neuansatz. § 19. Schwächen.§ 20. Anwendung auf die Beschreibung der aiolischen Dialekte.
2.6
Morphologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
29
§ 21. Generative Morphologie.
B. PHONOLOGISCHER TEIL
3.
Phonemsystem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
31
3.1
Matrix der distinktiven Merkmale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 § 22. Vokale und Gleitlaute. § 23. Konsonanten.
3.2
Probleme der graphischen Repräsentation . . . . . . . . . . . . . . . .
32
§ 24. Archaisches und ionisches Alphabet. Zeit der Einführung. § 25. Spu· ren des archaischen Alphabets in Thessalien im 4. Jhdt . § 26. Schreibung von Vokalen. Schreibung rt/ w statt et/ou in Thessalien. § 27. Schreibung
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von Diphthongen. § 28. Schreibung von Konsonantenfolgen: /ks/ , /ps/. § 29. s vor Konsonant im Thessalischen. § 30. s vor Konsonant im Boiotischen. § 31. Schreibung flir /zd/. § 32. Schreibung von geminierten Gleitlauten. § 33. Schreibung von geminierten Konsonanten. § 34. t und u statt 'Y und fJ im Boiotischen.
4.
Phonologische Regeln : Vokale . . . . . . . . . . . . . . .
4.1
Hebung von Vokalen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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§ 35. Hebung von Vokalen im Boiotischen und Thessalischen .
4 .1.1
Hebung von Vokalen im Boiotischen . . . . . . . . . . . . . .
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§ 36. Hebung /e:/-+ (~ : )im Boiotischen. § 37. Vokalsystem mit vier Graden von Vokalhöhe. § 38. Phonologische Regel. § 39. Unsicherheiten der Orthographie: et und 1'1· § 40. Hebung /~ :/ -+ (i: ). § 41. Hebung /e/ -+ 1~1 = t vor Vokal. § 42. Schreibung e statt , im Südwesten Boiotiens. § 4 3. Beurteilung der graphischen Inkonsequenzen.
4 .1.2
Hebung von Vokalen im Thessalischen . . . . . . . . . . . . . . . . . .
43
§ 44. Hebung /e:/ -+ (~: ) , /o:/-+ (
4.1.3
Hebungstendenzen im Lesbischen . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
44
§ 46. Tendenzen zur Hebung /e:/ -+ [«?:) = et. Sekundäres («?:)= inschr. et. handschr. 1'1· § 47. Schreibung u statt o im Lesbischen.
4.2
Divergierende Vokalqualitäten
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§ 48. Wandel (i > e) nach (r) im Thes.salischen der Pelasgiotis. § 49. Wechsel e/a nach (r) im Boiotischen. § 50. Kiarion/Kierion. § 51. Frontierung (o > e) im Thessalischen der Histiaiotis. § 52. Gleitlauteinschub im Boiot ischen: cou statt ou. § 53. Wechsel u/o: ä.m.i, 'YiiiV!Aat, ÖIIV!J.a . § 54. Wechsel u/o im Boiotischen von Lebadeia. § 55. Wechsel e/a: ''A.pre!Atr;., iep
4 .3
Kürzung von Langvokalen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
53
4.3. 1
Kürzung vor Sonorant + Obstruent . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
53
§ 60. Kürzung von Langvokalen vor Sonorant + Obstruent (Osthoffs Ge-
setz). § 61. Anwendungsbeispiele.
4 .3.2
Kürzung vor einem Gleitlaut am Wortende . . . . . . . . . . . . . . .
54
§ 62. Kürzung von Langvokalen vor einem Gleitlaut am Wortende im Boiotischen.
4 .4
Devokaljsierung von /i/ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . § 63. Devokalisierung von /i/ im Thesaalischen: Beschreibung. § 64. Obersicht über die Beleglage im Thessalischen. § 65. Devokalisierung von / i/ im Lesbischen. § 66. Vermeintliche Zeugnisse flir eine Devokalisierung von /i/ im Lesbischen. § 66. Vermeintliche Zeugnisse flir eine Oevokalisierung von /i/ im Boiotischen. § 67. Zusammenfassung: Verbreitung der Devokalisierung von /i/ in den aiolischen Dialekten.
8
55
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4.5
Tilgung von kurzen Vokalen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
59
§ 68. Verschiedene Tilgungen kurzer Vokale im Thessalischen.
4.6
Kontraktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
59
4.6.1
Kontraktion gleicher Vokale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
59
§ 69. Kontraktion gleicher Vokale.
4.6.2
Kontraktion ungleicher Vokale
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60
§ 70. Kontraktion /a:o :/, /a :o/ - (a: ) im Lesbischen und Thessalischen. § 71. Unregelmäßigkeiten der Kontraktion von /a:o :/, /a:o/. § 72. Ungleiche Vokale bleiben sonst unkontrahiert.
4.7
Monophthongierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
63
§ 73. Übersicht über Monophthongierungsprozesse in den aiolischen Dialekten.
4.7 .1
Monophthongierung im Boiotischen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
63
§ 74. Monophthongierung /ey/ - (~ : )- [i: ). § 75. Monophthongierung /ow/ - [u:1. § 76. Monophthongierung /oy/ - (ü:l. Delabialisiemng (ü: I -t. (i: I in Lebadeia und Khaironeia. § 77. Monophthongierung /ay/
... I~: I· .
4.7.2
.
Monophthongierung im Thessalischen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . § 78. Monophthongierung /ey/ -
4.7.3
(~ : ),
67
/ow/ ... (q : ).
Fehlen von Monophthongierung im Lesbischen . . . . . . . . . . .
..
69
Diphthongreduktion im Lesbischen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
69
§ 79. Fehlen von Monophthongierung im Lesbischen.
4.8
§ 80. Reduktion von i-Diphthongen vor /y/. § 81. Anwendungsbeispiele /ey/ ... (~ : ). § 82. Anwendungsbeispiele /ay/ - (a: I· § 83. Anwendungs· beispiele /oy/ - (o: I·
4.9
Bildung neuer Diphthonge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
73
§ 84. Entstehung neuer Diphthonge durch phonologische und morphologische Prozesse. § 85. i-Epenthese im Lesbischen. § 86. Fälschliehe Schreibung vo n i-Diphthongen im literarischen Lesbisch. § 87. i-Diphthonge vor 1 + Obstruent.
4.10
Metathese . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
76
§ 88. Metathese: Beschreibung. § 89. Diskussion.
5.
Phonologische Regeln: Gleitlaute . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
78
5.1
Gleitlautassimilation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
78
§ 90. Assimilation von /h/ . § 91. Assimilation von /w/. § 92. Anwendungsbeispiele.
5.2
Gleitlauttilgung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
80
5.2.1
/w/ arn Wortanfang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80 f 93. Befund der lesbischen Inschriften. § 94. Befund der lesbischen 9
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Lyrik. § 95. Entwicklung von /w/ am Wortanfang im Thessalischen und Boiotischen. § 96. Reflex von /hw/ im Boiotischen.
5.2.2
IwI im Wortinnem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85 § 97. Tilgung von /w/ im Wortinnem.
5.2.3
IYI im Wortinnern
...............................
86
§ 98. Tilgung von /y/ zwischen Vokalen.
5.2.4
IYI am Wortende . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
87
§ 99. Tilgung von /y/ nach einem langen Vokal am Wortende im Les. bischen und Thessalischen.
5.2.5
/hl am Wortanfang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88 § 100. Uneinheitlicher Befund für /h / am Wortanfang im Thessalischen. § 101. Fehlen von /h/ am Wortanfang im Lesbischen. § 102. Existenz von / h/ am Wortanfang im Boiotischen.
5.2.6
/hl im Wortinnem
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92
§ 103. Tilgung von /h/ zwischen Vokalen.
5.2.7
Anwendungsbeispiele flir Gleitlauttilgung
0
0
92
§ 104. Anwendungsbeispiele flir Gleitlauttilgung.
6.
Phonologische Regeln: Sonanten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
93
6.1
Sonant plus ly I . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
93
6.1.1
Palatalisierung und Gerninierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . § 105. Palatalisierung und Geminierung von Konsonanten durch fyf.
93
6.1.2
Depalatalisierung im Lesbischen und Boiotischen ......... .
94
§ 106. Aufhebung der Opposition zwischen palatalisierten Nasalen. § 107.
Depalatalisierung von /11/. § 108. Kontextbedingte Depalatalisierung palatalisierter Sonanten. § 109. Anwendungsbeispiele. § 110. Anwendungsbeispiele aus dem literarischen Lesbisch. § 111. Spuren flir geminierte Sonanten nach /a/ und /o/ im Lesbischen.
6.1.3
Palatalisierte Geminaten im Thessalischen . . . . . . . . . . . . . . . .
98
§ 112. Palatalisierte geminierte Sonanten nach /e/, /i/, /u/ im Thessalischen. § 113. Palatalisierte geminierte Sonanten nach /a/, /o/ im Thessalischen (zumindest) der Pelasgiotis.
6.2
Sonant plus lsl
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101
6.2.1
Zugrundeliegende Folgen im Wortinnem . . . . . . . . . . . . . . . . . 101 § 114. Beschreibung der Regeln flir die Ableitung von zugrundeliegenden Folgen von Sonant und /s/ im Wortinnem . § 115. Anwendungsbeispiele. § 116. Erhaltene Folgen von Sonant und fs/ in Reliktformen.
6.2.2
Zugrundeliegendes
lnsl am Wortende und abgeleitetes lnsl . . . . 104
§ 117. Befund: Beschreibung der Vorkommensfalle von zugrundeliegendem /ns/ am Wortende und der Entstehung von sekundärem /ns/. § 11 8.
10
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Bisherige Erklärungsversuche. § 119. Neuansatz. § 120. Anwendungsbeispiele. § 121. Diskussion des Lösungsversuchs.
6.3
/s/ plus Sonant . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109 § 122. Entwicklung der zugrundeliegenden Folge von /s/ und Sonant.
6.4
Lexikalisierte Resultate aus Assimilationsprozessen . . . . . . . . . . 110 § 123. Belege flir die Opposition lesb.thess. ,geminierter Sonant' : boiot. ,Langvokal + Sonant' als Resultat von Assimilationsprozessen.
7.
Phonologische Regeln : Obstruenten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111
7.1
Obstruent plus
7 .1.1
Palatalisierung und Geminierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111 § 124. Palatalisierung und Geminierung von Obstruenten dwch fyf.
7 .1.2
DeiJalatalisierung im Lesbischen und Boiotischen . . . . . . . . . . . 112
/yI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
111
§ 125. Depalatalisierung palatalisierter Labiale. § 126. Neutralisierung, Transformation und Depalatalisierung palatalisierter Velare und Dentale. § 127. Schreibung t flir die Fortsetzung von /dy/, /gy/ auf lesbischen lnschrüten. § 128. Schreibung a6 flir /zd/ und die Fortsetzung von /dy/, /gyI in der Oberlieferung der literarischen Texte des Lesbischen. § 129. Interpretation des Befundes: lesb. t = (zd) im Wortinnern, [dz) am Wortanfang. § 130. Anwendungsbeispiele.
7.1.3 •
Palatalisierte Geminaten im Thessalischen
•
• • • • • • • • • • • • • • •
118
§ 131. Diskussion der Beleglage. § 132. Indirekte Argumente flir die Frage der Fortsetzung palatalisierter Verschlußlaute im Thessalischen. § 133. Zw Palatalliierung von /th/: der Name der Thessaler. § 134. Palatalis.ierte Sibilanten. § 135 . Zusammenfassung.
7.2
Assibilation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 126 § 136. Assibilation im Lesbischen. § 13 7. Dialektologische Interpretation . § 13 8. Anwendungsbeispiele. § 139. Assibilatio n vor /u/ .
7.3
Entwicklung von /s/ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 128 § 140. Sonorisation. § 141. Abschwächung. § 142. Anwendungsbeispiele.
7.4
Assimilationsprozesse
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 130
j 143. Stimmassimilation zwischen Obstruenten. § 144. Hauchassimilation . § 145. Assimilation zwischen Verschlußlaut + Verschlußlaut. ~ 146. Assimilation zwischen dentalem Verschlußlaut und dentalem Dauerlaut § 147. Assimilation (st -+ tt) im Boiotischen? § 148. Assimih tion zwischen Verschlußlaut + Nasal.
7.5
Dissimilationsprozesse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 134
7.5.1
Hauchdissimilation . . . . . . . . . . . . . .. ..... . . . ........ 134 l 149. Hauchdissimilation : Beschreibung. § 150. Datierung. § 151. Anvendungsbeispiele.
11
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7.5.2
Dissimilation von dentalen Verschlußlauten ..... . ......... .11 37 § 152. Dissimilation von dentalen Verschlußlauten.
7.6
Tilgungsprozesse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .J.3 8 § 153. Tilgung in Konsonantengruppen: /Cts .... Cs/. § 154. Tilgung in sonstigen Konsonantengruppen. § 155. Tilgung an der Wortgrenze: Verschlußlaute am Wartende. § 156. Tilgung an der Wortgrenze: Geminaten. § 157. Tilgung an der Wortgrenze: Sonant + /s/.
8.
Akzentregel: Akzentverschiebung im Lesbischen . . . . . . . . . . . 139 § 158. Akzentverschiebung im Lesbischen.
C. MORPHOLOGISCHER TEIL 9.
Methodische Vorbemerkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 141
9.1
Morphologische Kategorien und ihre Merkmale . . . . . . . . . . . . 141 § 159. Aufstellung der für die Beschreibung der aiolischen Dialekte relevanten morphologischen Kategorien. Kategorie Dual nur im Boiotischen belegt.
9.2
Morphologische Klassen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 142 § 160. Verbalklassen. § 161. Nominalklassen.
10.
Flexion des Verbums . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 143
10.1
Morphologische Regeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 143
10.1.1
Tempusstämme
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143
§ 162. Lexikalisch definierte Tempusstämme. § 163. Morphologische Prozesse bei der Bildung der Tempusstämme: Reduplikation. Augmentation. Themavo kal. § 164. Bildung von Tempusstämmen durch Suff1Xe.
10.1.2
Bildung der Modusstämme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14e § 165. Bildung der Modusstämme. § 166. Der Ausgang der 3. Sg.Konj. Kurzvokalische Konjunktive des s-Aorists im Lesbischen. § 167. Der "aiolische" Optativ.
10.1.3
Genus . ............. .. ........................ l SJ § 168. Charakterisierung von Aktiv, Medium-Passiv und Passiv.
10.1.4
Endungen .................................... . 15: § 169. Endungsreihen. § 170. Bemerkungen zu einzelnen Endungen. § 171. Aspiriertes " in den Endungen der 3. PI. im Thessalischen und Boiotischen: Hauchversetzung. § 172. Deaspirierte Endungen. § 173. Kritik der Erklärung durch Hauchversetzung. Neuer Erklärungsversuch. § 174. -et, -ew statt -at in Verbalendungen im Thessalischen von Larisa: Monophthongierung. § 175. Andere Erklärungsversuche. § 176. Offene Fragen.§ 177. Imperativendungen der 3. PI. Befund.§ 178. Erklärungsversuch und Kritik.
12
00046245
10.2
.. Prasens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 163
10.2.1
Verbalklasse I: Thematische Verben
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
0
•
•
•
•
•
•
•
0
163
§ 17 9. Beispiele flir die Ableitung einzelner Formen. § 180. Belege.
10.2.2
Verbalklasse II : Athematische Verben mit Stammauslaut -e, ·ä, -ö . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 167 § 181. Flexionstypen. § 182. Ableitungen: Flexionstyp opiATI~'· § 183. Divergierende Formen. § 184. Flexionstyp Mcx?]w. § 185. Flexionstyp op~ew im Boiotischen. § 186. Diskussion. Schwierigkeiten der Beurteilung indirekter Zeugnisse über athematische Flexion im Boiotischen. § 187 . Belege: Athematische Flexionstypen: opiA11~1.. § 188. Athema· tische Flexionstypen: T4t.ä~t. § 189. Athematische Flexionstypen : aTe· opO.vw~ § 190. Thematische Flexionstypen: a6cx1]w. § 191. Thematische Flexionstypen: op~ew, TIJ.law, aTeopa.vow.
10.2.3
Verbalklasse lll: Athematische Verben mit Präsensreduplikation . 178 § 192. Stammbildung. § 193. Ableitungen. § 194. Belege.
10.2.4
Verbalklasse IV: Sonstige athematische Verben
•
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0
•
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0
•
•
•
•
182
§ 195. opä~J.r.. § 196. Übrige Verben.
10.2.5
Verbalklasse V: Verbum substantivum . . . . . . . . . . . . . . . . . . 183 § 197. Belege.
10.3
Imperfekt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 185
10.3.1
Verbalklasse I . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 185 § 198. Belege.
10.3.2
Verbalklasse ll .................................. 185 § 199. Belege.
10.3.3
Verbalklasse V ...... ....... .. .. ................. 186
t 200.
Belege.
10.4
Aorist . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 186
10.4.1
Aorist 1: Verbalklassen 1- Il (s·Aorist) ... .. . ............ 186 i 201. Beschreibung. Morphophonematische Prozesse bei konsonantisch tuslautenden Verbalstämmen der Verbalklasse I. § 202. Aorist de.r Ve.r ba ruf -66w im Boiotischen. § 203. Aorist der entsprechenden Verba im Thessalischen. § 204. Aorist der Verba auf -tw im Lesbischen . § 205. Aorist der Verba auf lesb. -aaw, boiot. -TTw. § 206. Zusammenfassung. ! 207. Verbalklasse 11. Aoristbildungen mit /ss/ im Lesbischen und Boimischen . § 208. Belege.
10.4.2
Aorist 1: Verbalklasse lU {k- und s-Aorist) . . . . . . . . . . . . . . . 194 § 209. Stammbildung, Ablaut, SufflXe. § 210. Herausbildung der athemat:schen Sekundärendung /en/ im Thessalischen: Ausga.ng -aev/-ar.ev. § 211. Belege.
13
00046245
10.4.3
Aorist 1: SufflXloser, "alphathematischer" Aorist . . . . . . . . . . . 200 § 212. Belege.
10 .4 .4
Aorist II . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 200 § 2 13. Athematische und thematische Aoriststämme. § 214. Belege für Formen des thematischen Aorists.
10 .4 .5
Aorist Passiv . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 202 § 215. Stammbildung. § 216. Ableitungen. § 217. Belege.
10.5
Futur .......... : . . . : . ... . .. ·................ _ . 205
10.5.1
Verbalklassen 1- 111
• •
•
•
•
•
•
•
•
•
•
0
•
•
•
•
•
0
0
•
•
0
•
0
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•
•
0
•
•
•
205
•
§ 218. Belege.
10. 5.2
Verbalklasse V . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 207 § 219. Belege.
10.5.3
Futur Passiv ...... .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 207 § 220. Belege.
10.6
Perfekt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 207 § 221. Belege.
10.7
Plusquamperfekt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 208 § 222. Belege.
10.8
Infinite Formen ... ...... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 208
10 .8. 1
Infmitiv . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ..... 208 § 223. Infmitivendungen. Befund in den aiolischen Dialekten. § 224. Verteilung der Endungen im Thessalischen. § 225. Endungen im literarischen Boiotischen. § 226. Belege: Präsens. § 227. Aorist I. § 228. Aorist U. § 229. Aorist Passiv. § 230. Futur. § 231. Futur Passiv. § 232. Perfekt.
10.8.2
.. PartlZlp . . .
0
0
•
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0
0
0
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•
•
•
2 16
§ 233. Stammbildung. Ableitung von Formen des Nom.Sg. § 234. Divergenzen: Thematisch gebildete Partizipien von Verben mit Stammauslaut -i im Thessalischen der Thessaliotis. Erhaltung von stammauslautendem /e:/ in einigen Formen im Lesbischen und Thessalischen. Stämm e des Partizips des Verbum substantivum. § 235. Diskussion: Thess. orpaTa· -yeowrot:;, KowarJelvTovrJ, e'lvreoot.. § 236. Belege: Präsens. § 237. Aorist I. § 238. Aorist ll. § 239. Aorist Passiv. § 240. Futur. § 241. Futur Passiv. § 242. Perfekt.
11 .
Flexion des Nomens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 229
11 .1
Morphologische Regeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 229 § 243. Endungen der Nominalklasse I (Vokalische Stämme). § 244. Endun· gen der Nominalklasse U (Nicht-vokalische Stämme).
11.2 14
Nominalklasse I: Vokalische Stämme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 230
00046245
11.2. 1
a-·Stä"mme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 230 § 245. Stammbildung. § 246. Analyse der Formen und Belege. § 247. Diskussion: Nom.Sg. der mask. ä-Stämme. § 248. Gen.Sg. der mask. ä -Stämme. § 249. Gen.Pl. der ä-Stämme.
11 .2.2
o -Stämme. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 238 § 250. Analyse der Formen und Belege. § 251. Herleitung des Ausgangs des Gen.Sg. § 252. Verteilung der Ausgänge /-oyyo/ und /-o:/ im Thessalischen. § 253. Der Ausgang des Dat.Sg.-§ 254. Der Ausgang des Dat.Pl.
11 .3
Nominalklasse II : Nicht-vokalische Stämme . . . . . . . . . . . . . . . 24 8
11.3.1
Stämme auf Verschlußlaut . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 248 § 255. Analyse der Formen und Belege
11.3.2
Stämme auf /s/
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. .... 251
§ 256. Regeln zur Ableitung der Oberflächenformen. § 257. Neutrale s-Stämme I Substantive. § 258. Adjektive.
11.3 .3
Stämme auf Sonant . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 252
11.3.3.1 Stämme auf /r/ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 252 § 259. Stämme mit langem Sufflxvokal. § 260. Stämme mit kurzem Suffocvokal.
11.3.3.2 Stämme auf /n/ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 254 § 261. Stämme mit langem Suffocvokal. § 262. Stämme mit kurzem Suffocvokal.
11.3.4
Stämme auf /e: w/ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 255 § 263. Analyse der Formen und Belege. § 264. Wechsel zwischen langem und kurzem Suffocvokal.
11 .3.5 11.3.5.1
/i/ und /u/ .... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ... .. Stämme auf /i/ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Stämme auf
258 258
§ 265. Analyse der Formen und Belege. § 266. Bemerkungen.
11.3.5.2 Stämme auf / u/ (Substantive und Adjektive) . . . . . . . . . . . . . . 259 § 267. Analyse der Formen und Belege. § 268. Stamm auf /u:/.
11 .3.6
Stamm auf /o:/ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .... . 260 § 269. Analyse der Formen und Belege.
11.3.7
Die Endung des Dat .Pl . der nicht-vokalischen Stämme ....... 260 § 270. Formen auf -a~o § 27 1. Indirekte Zeugnisse ftlr die vorhistorische Endung /si/. Der Ausgang des Dat.Pl. der s-Stämme.
12.
Flexion des Pronomens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 264
12.1
Demonstrativpronomen
12.1.1
Pronomen
od
•
0
•
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•
0
•
•
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•
•
•
•
•
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•
•
•
•
264
ro . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 264
§ 272. Lesbisch. § 273. Thes.salisch. § 274. oder Dat.Sg.? § 275. Boiotisch.
T ot
in Pharsalos: Nom.Pl.
15
00046245
12.1.2
Sonstige Demonstrativpronomina . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 266 § 276. Lesbisch. § 277. Thessalisch. § 278. Boiotisch.
12.2
Personalpronomina
o
a
•
o
o
o
o
o
o
o
o
o
o
o
o
o
o
o
o
o
o
o
o
o
o
o
o
o
0
•
267
o
§ 279. Belege.
12.3
Reflexivpronomina . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 267 § 280. Lesbisch . § 281. Thessalisch. § 282. Boiotisch.
12.4
Possessivpronomina . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 268 § 283. Belege.
12.5
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 268
Interrogativ- und lndefl.nitpronomina
§ 284. Lesbisch. § 285. Thessalisch. § 286. Boiotisch.
12.6
Relativpronomen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 270 § 287. Lesbisch und Thessalisch. § 288. Boiotisch.
13.
Numeralia
13.1
Kardinalia
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•
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•
0
0
271 271
§ 289. Belege.
13.2
Ordinalia . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 274 § 290. Belege.
D. REGISTER
I.
Textmaterial
1.1
Verbesserte Lesungen und Re-editionen von IG-Inschriften . . . . 276
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 276
1.1.1 Lesbische Inschriften. 1.1.2 Thessalische Inschriften. 1.1. 3 Boiotische Inschr iften.
1.2
Nach den IG publizierte Inschriften
•
•
•
•
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•
•
•
•
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•
0
•
•
0
•
0
•
•
281
1.2. 1 Lesbische Inschriften. 1.2.2 Thessalische Inschriften. 1.2.3 Boiotische Inschriften.
1.3
Verzeichnis der Abkürzungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 290 1.3.1 Inschriftliche Texte. 1.3.2 Literarische Texte.
II.
Sekundärliteratur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 292 Verzeichnis der Sekundärliteratur und ihrer Abkürzungen.
Ill.
Indices . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 302
111.1
Verzeichnis der diskutierten Textstellen . . . . . . . . . . . . . . . . . 302
111.2
Verzeichnis der zitierten Wortformen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 304
16
00046245
A. EINLEITUNG I. Gegenstand und Ziel der Untersuchung § l. Altgriechische Dialekte sind in der Neuzeit bereits seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts Gegenstand zahlreicher und umfangreicher Untersuchungen gewesen. Die Beschreibung dieser Dialekte, wie sie sich etwa in den Standardwerken von Bechtel und Thumb-Scherer niederschlägt, hat sich jedoch stets darauf beschränkt, die charakteristischen Merkmale eines jeden Dialekts aufzuzählen und auf Grund von historischen, geographischen, sprachvergleichenden und sprachhistorischen Oberlegungen eine Gliederung in drei oder vier Hauptgruppen zu versuchen. Bei dem Vergleich der altgriechischen Dialekte untereinander mit dem Ziel, ihre Gemeinsamkeiten und Unterschiede festzustellen, hat man jeweils einzelne, flir besonders charakteristisch gehaltene Erscheinungen (Vorkommen und Entwicklung einzelner Laute oder Lautgruppen, Vorhandensein oder Fehlen morpho· logischer Elemente, Verbreitung lexikalischer Einheiten) gegenübergestellt und ihre Verteilung oder Entwicklung zum Kriterium der Klassifikation gemacht. Auch die jüngeren, an sprachgeographischen Methoden orientierten Arbeiten sind noch nicht so weit fortgeschritten, daß sie in größerem Stil diese auf isolierte Merkmale ausgericMete Betrachtungsweise verlassen und sich die Erkenntnisse der strukturalistischen Sprachwis.senschaft zu eigen gemacht haben, die ,Sprache' als ein in sich geschlossenes System defmiert und den Vergleich isolierter Eie· mente aus verschiedenen sprachlichen Systemen ohne Berücksichtigung der Stel· lung dieser Elemente in dem zugehörigen System als methodisch unzulässig verwirft. Nun trifft es ohne Zweifel zu, daß die mangelhafte Überlieferung der grie· chischen Dialekte ihrer vollständigen und systematischen Beschreibung beträchtliche Hindernisse in den Weg legt, aber es erscheint doch der Versuch legitim, zwei oder mehr Dialekte so umfassend wie möglich zu beschreiben und anschließend zu vergleichen, indem den Elementen des einen Systems die entsprechen· den Elemente des anderen Systems gegenübergestellt werden. Erst dadurch wird es möglich, die die Dialektforschung interessierenden Fragen, wie z.B. die nach dem Umfang der Gemeinsamkeiten, dem Ausmaß und der Natur der Divergenzen zwischen verwandten Dialekten oder die nach dem Grad der Verstehbarkeit von Dialekten untereinander, zu beantworten. In der vorliegenden Untersuchung soll nun erneut versucht werden, die Gruppe der aiolischen Dialekte grammatisch zu beschreiben und die übereinstimmungen und Unterschiede zwischen den Einzeldialekten festzustellen. Im Rahmen dieser Zielsetzung wurden hinsichtlich des zu berücksichtigenden Materials und des Um2 Bliimel, Die aiolischen Dialekte
17
00046245
fangs der grammatischen Beschreibung bestimmte Einschränkungen getroffen , die im folgenden näher begründet werden sollen.
§ 2. Das sprachliche Material, das die Grundlage flir die vorliegende Untersuchung bildet, bleibt in der Regel auf die durch Inschriften überlieferten Texte beschränk weil unter den Quellen, die flir eine Untersuchung der altgriechischen Dialekte in Betracht kommen, die epigraphischen Dokumente noch am ehesten verläßliche In· formation bieten. Der Wert nicht-epigraphischen Materials (literarische Texte, Kompendien antiker Grammatiker, Glossare, Zitate und Anspielungen antiker Dichter) wird durch verschiedene Faktoren - Probleme der Überlieferung, Zweifel an der Authentizität, Schwierigkeiten der chronologischen Einordnung - beträchtlich gemindert. Daher kann nur nach einer gründlichen Untersuchung der inschriftlichen Texte und einer umfassenden Beschreibung des sprachlichen Materials, das sie bieten, beurteilt werden, ob bestimmte grammatische oder lexikalische Erscheinungen, die an literarischen Texten beobachtet werden, einem Dialekt zugewiesen werden können oder nicht. Das Interesse gilt hier also vornehmlich den Inschriften, andere Quellen werden nur zur Ergänzung herangezogen. lm Sinne dieser Einschränkung wird nicht der Anspruch erhoben, die Standardwerke der griechischen Dialektologie in Bezug auf das Aiolische entbehrlich gemacht zu haben; nach wie vor sind aus ihnen vor allem ftir die Diskussion um die historische Einordnung einzelner lexikalischer Einheiten aus der nicht-epigraphischen Oberlieferung aufschlußreiche Informationen zu gewinnen. Die Relevanz der hier vorgenommenen grammatischen Darstellung wird jedoch von dem nicht-berücksichtigten Material nicht beeinträchtigt. Unter den aiolischen Dialekten werden, in Obereinstimmung mit der bereits auf die Antike zurückgehenden Tradition und als Arbeitshypothese, die Dialekte Lesbisch, Thessalisch und Boiotisch verstanden. Inschriften dieser Dialekte sind überliefert flir das Lesbische auf den Inseln Lesbos, Nasos und Tenedos, in der kleinasiatischen Aiolis sowie in einigen Städten Kleinasiens außerhalb der Aiolis, flir das Thessalische in Thessalien in den Gebieten Pelasgiotis, Perrhaibia, Thessaliotis, Histiaiotis, Tetras Phthiotis, Magnesia und - in geringer Anzahl - Achaia Phthiotis, für das Boiotische in Boiotien und in Oropos. Die geographische und die chronologische Einordnung dieser Inschriften stützt sich zunächst auf extralinguistische (epigraphische, archäologische, historische, kunsthistorische) Evidenz ; gegebenenfalls werden linguistische Argumente in die Diskussion eingebracht. § 3. Die sprachwissenschaftliche Arbeit an einer toten Sprache unterscheidet sich insofern von der Arbeit an einer lebenden Sprache, als das zur VerfUgung stehende Korpus beschränkt, mit Überlieferungsproblemen belastet und hinsichtlich sainer Grammatikalität unbewertet ist. Die Problematik, die sich aus dieser besonderen Situation für den Linguisten ergibt, ist bereits von verschiedener Seite diskutiert und beurteilt worden 1 ; im vorliegenden Fall wird die Schwierigkeit, eine vdJstän1 Cf. Seiler (1971 : 89), Lakoff (1968 : 2ff.), lsenberg (1965 : 160ff.), Egli (1973: 2lf.).
18
00046245
dige Grammatik zu erstellen, noch dadurch vergrößert, daß das Korpus aus einer rel;ativ kleinen Anzahl von Texten teilweise geringen Umfangs besteht, die darübcer hinaus auch noch von häufig wiederkehrenden, formelhaften Satzmustern geprägt sind. Im Hinblick auf diese besondere Situation habe ich mich entschlossen, die Beschreibung der aiolischen Dialekte auf den phonologischen und morph10logischen Bereich zu beschränken und den syntaktischen Teil vorläufig auszuklammern.
2. Methode 2.1 Theoretischer Rahmen
§ 4. Für die grammatische Beschreibung der aiolischen Dialekte wird die Theorie der generativen Grammatik zugrunde gelegt, die die Ansprüche, die heute vor allem innerhalb der deskriptiv-synchronen Sprachwissenschaft an eine linguistische Theorie gestellt werden, am adäquatesten erflillt. Gegenüber der sogenannten tra· ditionellen Grammatik liegen die Vorzüge der generativen Grammatik nicht etwa in einer neuen Technik der Beschreibung sprachlicher Fakten, sondern vielmehr in ihrer Fähigkeit, die innere Struktur einer Sprache und ihr Funktionieren explizit zu machen. Ausgehend von einer breiten theoretischen Basis ist sie in der Lage, sprachliche Phänomene zutreffend und umfassend zu beschreiben und zu erklären . Durch die formalisierte Darstellungsweise wird ein höherer Grad an Klarheit und Präzision erreicht. Unter diesem Gesichtspunkt erscheint eine neue Darstellung von zum Teil wohlbekannten Fakten gerechtfertigt.
Der Anspruch der generativen Grarnmatiktheorie, herkömmlichen Sprachtheorien wissenschaftstheoretisch und methodisch überlegen zu sein, ist von verschiedener Seite diskutiert und begründet worden und soll hier nicht weiter theoretisch ausgefUhrt werden ; vielmehr soll versucht werden, durch praktische Erprobung eine Rechtfertigung zu liefern. Die vorliegende Untersuchung versteht sich nicht als Exemplifizierung der generativen Grarnmatiktheorie, vielmehr dient ihr das Modell der generativen Grammatik als Instrument zur Beschreibung eines gegebenen sprachlichen Materials. Damit soll nicht ausgeschlossen werden, daß gewisse sprachliche Fakten, die hier erörtert werden , ihre Rückwirkung auf die Theorie haben können, aber das primäre Interesse gilt der Erstellung einer Grammatik, nicht der Darstellung der ihr zugrunde liegenden Theorie. Daher will ich mich im folgenden darauf beschränken, zunächst zwei Fragenkomplexe aus dem Bereich der generativen Phonologie zu diskutieren, die für die vorliegende Arbeit von besonderer Bedeutung sind, nämlich das Problem der Abstraktheit zugrundeliegender Repräsentationen und das Verhältnis zwischen synchroner und diachroner Regelfolge, und dann das methodische Konzept der generativen Grammatik in den hier relevanten Teilbereichen der Sprachbeschreibung (Phonologie und Morphologie) skizzieren. 19
00046245
2.2 Das Problem der Abstraktheit
§ S. P. Kiparsky hat 1968 zum ersten Mal die Frage gestellt, wie abstrakt zugrundeliegende phonologische Repräsentationen sein dürfen, und damit eine Diskussion innerhalb der generativen Linguistik 2 in Gang gesetzt, die bis heute ruoch nicht abgeschlossen ist. Das entscheidende Problem, zu dem immer wieder ne ue Argumente und Gegenargumente vorgebracht werden, ist die Frage nach der Natur der abstrakten phonologischen Einheiten und der Art der Beziehungen zwischen der Ebene der systematischen phonologischen Repräsentation und der Ebene der systematischen phonetischen Repräsentation. Es ist ein fester Bestandteil der sprachwissenschaftlichen Methodik und braucht hier nicht weiter ausgeführt zu werden, daß im Falle einer regelmäßigen, d.h. durch Regeln bestimmten, Alternation in der Oberflächenebene die Alternanten auf einer abstrakter.en Ebene der Analyse als verschiedene Realisierungen eines systematischen Segments angesehen und durch eine zugrundeliegende Form repräsentiert werden, von der sie durch phonologische Regeln abgeleitet werden. Auf diese Weise werden die Bedingungen für die Alternation explizit gemacht und bestimmte Phänomene, die in der Oberflächenebene als irregulär und anomal erscheinen, dadurch einer Erklärung zugeführt, daß ihre Regelmäßigkeit auf einer abstrakteren Ebene aufgezeigt wird . Bei der Bestimmung der abstrakten zugrundeliegenden Repräsentation sind allein Einfachheits- und Plausibilitätsüberlegungen entscheidend, d.h. es muß die Form als zugrundeliegend ausgezeichnet werden, die eine einfache und plausible Ableitung der Alternanten ermöglicht. Wenn das erreicht wird, ist die Wahl eines bestimmten, genau defmierten abstrakten Segments nicht willkürlich und trickreich, sondern durch die Wirkungen, die es in der abgeleiteten Repräsentation, also der Oberflächenebene, zeigt, hinreichend motiviert. In den meisten Fällen wird die Analyse ergeben, daß eine solche Form als zugrundeliegend ausgewählt wird, die sich nicht von einer der Alternanten unterscheidet. Ob es jedoch methodisch auch zulässig ist, die Alternanten von einer zugrundeliegenden Form abzuleiten, die mit keiner von ihnen identisch ist oder kein phonetisches Äquivalent auf der Oberflächenebene hat, ist in den letzten Jahren ausführlich diskutiert worden, ohne daß ein Konsensus erreicht worden wäre. Die Positionen, die von den verschiedenen Linguisten eingenommen werden, unterscheiden sich nach dem Grad der als zulässig erachteten Abstraktheit, also der Abweichung der abstrakten zugrundeliegenden Repräsentation von der korrespondierenden phonetischen. Während auf der einen Seite die Möglichkeit offengelassen wird, bei einer grammatischen Beschreibung in der zugrundeliegenden Repräsentation phonologische Elemente anzusetzen , die in keiner direkten Weise auf der phonetischen Ebene realisiert werden, wird auf der anderen Seite 2 Kiparsky (1968b, 1971, 1973b), Kisseberth (1969), Hyman (1970), Brame (1972), Vago (1973), Schane (197 3: 78ff.), Mayerthaler (197 4: 5 3ff., 78ff.).
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eine solche Annahme als unnötig und durch die Theorie der generativen Grammatik nicht zu rechtfertigen kritisiert und daher verworfen. Ein vielzitiertes Beispiel aus dem Sanskrit mag die Kontroverse verdeutlichen.
§ 6. Von einem synchronischen Standpunkt aus gesehen wird im Sanskrit [k] vor einigen [ a1zu [~1 palatalisiert, vor anderen nicht. Eine mögliche und plausible Lösung, die der [k] "' [c] Alternation Rechnung trägt, bestünde darin, zugrundeliegendes /e/ anzusetzen und durch eine phonologische Regel zugrundeliegendes /k/ vor /e/ in [c] überzuführen. Durch eine spätere Regel würden sämtliche /e/ unabhängig vom Kontext in [a) verwandelt, da phonetisches [e] im Sanskrit nicht vorkommt {abstrakte Lösung). Kiparsky lehnt die Möglichkeit einer solchen absoluten Neutralisation ab und schlägt stattdessen vor, fli.r alle phonetischen [a] zugrundeliegendes /a/ anzusetzen. Er stellt dann eine allgemeine Regel auf, durch die [k) vor [a] zu ( c] palatalisiert wird, und weist allen (k], die nicht palatalisiert werden, ein diakritisches Merkmal zu, das sie als Ausnahme von der Palatalisations-Regel kennzeichnet (konkrete Lösung). ln der Beurteilung dieser beiden in Bezug auf ihre deskriptive Adäquatheit gleichwertigen Analysen ist die konkrete Lösung Kiparskys jedoch deshalb geringer zu bewerten als die abstrakte, ( 1) weil sie unnatürlich ist: Palatalisierung vor [a) ist kein natürlicher Prozeß ; (2) weil sie ad hoc und arbiträr ist; es ist keine eindeutige Entscheidung darüber zu erzielen, ob die lexikalischen Einheiten mit einem Merkmal zu versehen sind, die die Palatalisations-Regel durchlaufen, oder eher die, die von ihrer Anwendung ausgeschlossen bleiben sollen; (3) weil sie nicht so einfach wie möglich ist: zur Ableitung der Oberflächenformen sind mehr Regeln erforderlich als bei der abstrakten Lösung; (4) weil sie explanativ inadäquat ist : sie versäumt es, die Bedingungen, unter denen es zu einer Oberflächenalternation kommt, explizit zu machen.
§ 7. In der Diskussion um die Abstraktheil der zugrundeliegenden Repräsentation hat man sich jedoch nicht darauf beschränkt, die Unzulänglichkeit konkreter Lösungen zu kritisieren, sondern auch neue Beispiele herangezogen, die eine abstrakte Analyse rechtfertigen und ihre Überlegenheit deutlich machen 3 . So hat z.B. Brame ( 1972) in einer Untersuchung des Maltesischen gezeigt, daß erst durch die Aufstellung eines abstrakten Segments in der zugrundeliegenden Repräsentation eine Erklärung verschiedener Ausnahmeerscheinungen in der Oberflächenebene möglich wird . Darüber hinaus ist es ihm gelungen, die lautlichen Merkmale dieses abstrakten Segments, das in der Oberflächenebene keine phonetische Entsprechung hat, exakt zu bestimmen und damit den Nachweis dafür zu erbringen, daß abstrakte Segmente nicht lediglich den Status von arbiträren, diakritischen Symbolen haben, sondern in ihren phonologischen Eigenschaften genau definier3 Cf. u.a. Kisseberth (1969), Hyman (1970), Schane (1973).
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bar sind. Die Argumentation gipfelt in der Forderung, daß abstrakte, d.h. sich in der Oberflächenebene nicht manifestierende, Segmente und absolute Neutralisierung in die Theorie der generativen Grammatik mit einbezogen werden müssen, weil nur dann bestimmte Lösungen der Forderung nach Natürlichkeit, Plausibili· tät, Erklärungsadäquatheit und psychischer Realität gerecht werden können.
§ 8. Ein weiterer Gesichtspunkt der Abstraktheilsdebatte gewinnt für die vorliegende Untersuchung besondere Bedeutung. Brame hat darauf hingewiesen, daß alle Argumente für die Auffmdung und nähere Bestimmung seines abstrakten Segments "X" sich auf synchrone phonetische Daten stützen, aber nachträglich aus der Geschichte des Maltesischen zusätzliche Unterstützung gewinnen. Es fallt nämlich sofort auf, daß "X" in einem Element aus einem chronologisch früheren Stadium der Sprache sein direktes Korrelat fmdet. Eine solche Beobachtung ist weder überraschend - wenn man bedenkt, daß synchrone Alternationen in einer Sprache häufig Spuren historischer konditionierter Lautwandel sind - noch neu, aber je mehr diese Korrespondenzbeziehung zwischen synchroner und diachroner Evidenz durch Beispiele belegt wird, desto häufiger wird sie als weiteres Argu· ment für die höhere Bewertung und schließlich auch flir die Realität der abstrakten Lösung herangezogen.
2.3 Synchrone und diachrone Regelfolge § 9. Die Grundanschauungen der generativen Grammatik über die Art der Beziehungen zwischen der Geschichte einer Sprache und ihrer synchronen Grammatik sind schon in Halles grundlegendem Aufsatz formulie rt worden : ..It has been proposed here that the prirruzry mecltanism of phonological change is the addition o[ ru/es to the grammar with specißl (a/though not exclusive) preference for the addition of single ru/es at the ends of different SUbdivisions of the grammar. Jf we now assume that ru/es are added always singly and always at a given spot in the grammar, then it follows that the synchronic order of the rules will reflect the relative chronology of their appearance in the longuage. Moreover, under this condition the proposed simplicity criterlon can be used as a tool for inferrlng the history of the longuage, for it al/ows us to reconstruct various stages of a language even in the absence of external evidence such as is provided by written records or by bo"owings in or from other languages." (HaUe 1962: 347).
§ 10. Diese Annahme ist seitdem von verschiedenen Seiten 4 modiftZiert und präzisiert worden, aber auch heute noch von einer sicheren Fundierung weit entfernt. Bislang scheint festzustehen, daß die Regeln in der synchronen Grammatik einer Sprache dann die relative Chronologie historischer Prozesse in dieser Sprache rekapitulieren, wenn sie geordnet sind und wenn keine Veränderungen des Regelumfangs, der Regelordnung (durch Umordnung), der Anzahl der Regeln (durch Zusammenfall oder Verlust von Regeln) oder der zugrundeliegenden Repräsen4 Cf. Kiparsky (1965 , 1968a, 1970, 1971 ), Schane (1973: 83, 9lf.), King (1969).
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tation (durch Restrukturierung) eingetreten sind. Die hinzugefügten neuen Regeln werden in der Grammatik nämlich nur so lange beibehalten, wie eine synchrone Notwendigkeit für sie besteht, denn andernfalls würde eine Grammatik durch die Anhäufung neuer Regeln immer umfangreicher und komplizierter und die betreffende Sprache immer weniger für die Kornmunikation geeignet werden. Sobald eine Regel keine synchrone Motivation mehr hat, führt sie zu einer Restruk· turierung, indem entweder die Veränd erungen, die sie bewirkt, in die zugrundeliegende Repräsentation inkorporiert werden und die Regel verschwindet oder in· dem die Regel mit anderen Regeln zusammenfallt und die Grammatik dadurch vereinfacht wird 5 . § 11. Wie staik die Diskussion in diesem Bereich aber noch zwischen extremen Positionen schwankt, wird daian deutlich, daß auch eines der wesentlichen Konzepte der generativen Grammatik, durch das der Isomorphismus zwischen der chronologischen Abfolge von Lautwandeln und der sequentiellen Ordnung von Regeln der Grammatik gestört werden konnte, in Zweifel gezogen worden ist. Während man früher davon ausgegangen war, daß im Falle einer sprachlichen Veränderung die neue Regel prinzipiell an jeder Stelle der Grammatik, also auch vor bereits bestehende Regeln , eingefUgt werden konnte, hat King (1973) zu zeigen versucht, daß sämtliche Beispiele, die bisher für einen Regeleinschub in der Mitte der Grammatik herangezogen wurden, u.a. auf falschen Analysen beruhen und von falschen Annahmen über die Prinzipien, die die Richtung von Regelumordnungen bestimmen, ausgehen. Er kommt zu dem Schluß, daß neue phonologische Regeln nur an einer Stelle der Grammatik hinzugefügt werden können : am Ende der Folge der phonologischen Regeln, aber vor den phonetischen Regeln.
2.4 Historische Evidenz und synchrone Grammatik § 12. In der Diskussion über das Problem der Abstraktheil der systematischen phonologischen Repräsentation und die Ordnung von phonologischen Regeln in einer generativen Grammatik hat sich in zunehmendem Maße gezeigt, daß historische Evidenz als Prüfstein für die Natürlichkeit und Plausibilität aufgestellter Regeln und Regelfolgen, als Kriterium für die Entscheidung zwischen alternativen Beschreibungen synchroner Fakten und als Maßstab für die Bewertung der psychischen Realität und Adäquatheil einer Grammatik herangezogen wird und damit zum Bestandteil des heuristischen Verfahrens der deskriptiv-synchronen Sprachwissenschaft geworden ist 6 • Unter historischer Evidenz werden dabei Da5 Es ist zu beachten, daß Restrukturierung sich insofern von einer Vereinfachung der Spra· ehe unterscheidet, daß sie keine Veränderung der Sprache involviert, sonde.m lediglich die Substitution einer unnötig komplizierten Grammatik durch eine einfachere, die dieselbe Sprache erzeugt. 6 Cf. Kiparsky (1968n, 1970), Hock (1974), Andersen (1969), Dressler-Grosu (1972: 21), Wurzel (1975 : 261f.).
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ten verstanden, die der Grammatik eines früheren Stadiums der Sprache entnommen sind 7, sei es, daß diese Grammatik auf direkten Zeugnissen basiert, sei es, daß sie durch Rekonstruktion erschlossen ist. Zwar scheint die Verwendung historischer Evidenz in einer synchronen Grammatik mit der Forderung nach methodischer Konsistenz nicht vereinbar zu sein, aber wenn es vorkommt, daß Regeln, Regelordnung und Repräsentationsebenen einer strikt nach synchronen Prinzipien aufgestellten Grammatik historische Prozesse, die chronologische Abfolge dieser Prozesse und die Elemente, die an diesen Prozessen beteiligt sind, mit einer Genauigkeit reflektieren, die nicht mehr nur auf Zufall beruhen kann, dann erscheint es legitim, in einer Umkehrung des von Halle vorgeschlagenen Einfachheitskriteriums historische Daten als heuristisches Prinzip bei der synchronen Beschreibung toter und unvollständig überlieferter Sprachen zu verwenden , für die kein native speaker als Infonnant zur Verfugung steht. In diesem Sinne werden in der vorliegenden Untersuchung Konstrukte der historisch-vergleichenden Sprach wissenschaft, nämlich systematisch-phonologische Segmente und Merkmale der rekonstruierten indogennanischen Grundsprache, als Kriterium ftir die Angemessenheit der systematisch erschlossenen Fonnen und für die Bewertung alternativer Möglichkeiten der Beschreibung, schließlich auch als zusätzliche lnfonnation bei mangelnder synchroner Evidenz herangezogen. Sie ennöglichen damit im Hinblick auf eine möglichst umfassende Grammatik der aiolischen Dialekte Generalisierungen und Einsichten in Regularitäten, die ohne sie auf Grund des unvollständigen Materials nicht zu erzielen gewesen wären.
§ 13. Die Verwendung von Forschungsergebnissen der historisch-vergleichenden (indogennanischen) Sprachwissenschaft in einer Untersuchung, in der die Theorie der generativen Grammatik zugrunde gelegt werden soll, mag den Einwand hervorrufen, es würden verschiedene Methoden und Ziele der Sprachbeschreibung in unzulässiger Weise vennengt. Aber die Diskussion über das Problem der Abstraktheit von phonologischen Repräsentationen und den häufig beobachteten Parallelismus zwischen synchroner und diachroner Regelordnung hat die engen Beziehungen zwischen der Geschichte einer Sprache und ihrer synchronen Grammatik zu einem gegebenen Zeitpunkt deutlich hervortreten lassen . Die Zusammenhänge zwischen Grammatik und Sprachveränderung, zwischen der logisch7 Eine solche Präzisierung ist gegenüber Einwänden wichtig, wie sie z.B. Mayerthaler (I 974 : 56) vorgebracht hat : eine Identität von historisch belegten und zugrundeliegenden Formen dürfe schon aus methodischen Gründen nicht gefordert werden, denn historisch belegte Formen stellten grundsätzlich Oberflächenformen dar, zugrundeliegende Formen aber abstrakte Einheiten der phonologischen Tiefenstruktur. Aber erstens wird eine solche Identitätsforderung überhaupt nicht erhoben, sondern es werden lediglich Übereinstimmungen festgestellt, und zweitens werden diese Übereinstimmungen nicht zwischen historisch belegten und zugrundeliegenden Formen, sondern zwischen den phonologischtn Repräsentationen historisch belegter Formen und zugrundeliegenden Formen festgeste[t. Die fllr die Gegenüberstellung herangezogenen Elemente haben also denselben Grad an ,\bstraktheit.
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strukturellen und der historischen Seite des Sprachsystems hat z.B. Wurzel {1975 : 26 2) folgendermaßen formuliert : ,.Jede stattfindende Sprach veränderung setzt eine ganz bestimmte Konstellation von syn· chron·grammatischen Regularitäten voraus, so dilß man von einer eingetretenen Veränderung auf eine ganz bestimmte Form dieser Regularitäten vor der Veränderung schließen kann. Diese Form der Regularitäten ist durch ein unabhängiges Kriterium, den Verlauf der Sprach· geschichte, als die Form ausgewiesen, in der die Grammatiken der SprecherjHörer, in denen sich ja die Sprachveränderungsprozesse vollziehen, tatsächlich gespeichert sind. Die so er· mirreiten grammatischen Regular/täten haben also ,.psychologische Realität". Andere mögliche Formen der Regularitäten, bei deren Voraussetzung die eingetretenen Sprachverände· run.gen nicht erk/iirbar sind, werden ®mit ausgeschlossen. "
2.5 Phonologie § 14. In der vollständigen generativen Grammatik einer gegebenen Sprache ist es Aufgabe der phonologischen Komponente, den in der syntaktischen Komponente erzeugten Oberflächenstrukturen eine phonetische Repräsentation zuzuweisen. Zwischen diesen beiden Komponenten liegt die morphologische Komponente, in der, wie weiter unten ausführlicher erläutert wird, den Wörtern eines Satzes die richtige Flexionsform zugewiesen wird.
Der Aufbau der phonologischen Komponente und die mit der phonologischen Analyse verknüpften Probleme sind von anderer Seite (z.B. Schane 1973, Mayerthaler 1974, Hyman 1975) ausführlich dargestellt worden und sollen hier nicht rekapituliert werden. Im Hinblick auf die Ziele, die in der vorliegenden Unter· suchung verfolgt werden, soll nur fUr drei Fragenkomplexe eine Standortbestimmung vorgenommen werden : die Aufstellung zugrundeliegender Repräsentationen, die Ordnung der phonologischen Regeln und die Anwendung der generativen Phonologie auf die Dialektologie. Zugrundeliegende phonologische Repräsentationen sind eine Abstraktion aus synchron beobachtbaren, regelmäßigen phonologischen Alternationen auf der Oberflächenebene (cf. § Sff.). Falls keine Alternation vorliegt, ist die zugrundeliegende Repräsentation mit ihrer Oberflächenform identisch. Für die Erstellung der zugrundetiegenden Repräsentation gelten die Kriterien der Einfachheit und der explanativen Stärke: es wird jeweils die Form als zugrundeliegend ausgezeichnet, die eine Erklärung der auf der Oberflächenebene alternierenden Formen durch Regularitäten auf der abstrakten Ebene, eine einfache Ableitung der alternierenden Formen durch phonologische Regeln und die Beschreibung signiflkanter Prozesse durch diese Regeln ermöglicht. Als zusätzliches Hilfsmittel werden mit gewissen Einschränkungen (cf. § 12ff.) auch diachrone Evidenzen herangezogen. § lS. Die phonologischen Regeln, durch die die Oberflächenformen von ihrer zugrundeliegenden Repräsentation abgeleitet werden, sind in der Reihenfolge ihrer Beschreibung im phonologischen Teil dieser Arbeit geordnet nach dem Typ
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der involvierten phonologischen Prozesse. Hinsichtlich der Reihenf
proper inclusion precedence: .,For any representation R, which meets the structural descriptions of each of two rules A and B, A takes applicational precedence over B with respect to R if and only if the struc· tural description of A properly includes the structural descriprion of B. "
§ 16. Die Prinzipien für die Anwendung der generativen Phonologie auf die Dialektologie wurden im wesentlichen bereits von Halle (I 962: 343) bestimmt : .,Since grammars consist of ordered sets of Statements, differences among grammars are due to one or both of the fo/lowing: (a) different grammars may contain different rules; (b) dif ferent grammors may have differently ordered rules. "
Seitdem haben sich zwei verschiedene Methoden der Erforschung von Dialekten herausgebildet:
(I) Man geht davon aus, daß die Grammatiken der zu beschreibenden Dialekte dieselben zugrundeliegenden Formen haben. Die Grammatik ein es Dialekts wird als Ausgangspunkt genommen, um die Grammatik eines verwandten Dialekts durch Hinzuftigung, Tilgung oder Umordnung einer im Verhältnis zur Gesamtgrammatik kleinen Anzahl von Regeln zu beschreiben. Der Grad der Verschiedenheit von Dialekten stellt sich dar in der Anzahl u nd der Art solcher Regelveränderungen (Saporta 1965, Vasiliu 1966, Saltarelli 1966, Kiparsky 1971). (2) Für jeden Dialekt werden unabhängig vollständige Grammatiken aufgestellt und erst anschließend einem Vergleich im Hinblick auf Gemeinsamkeiten und Unterschiede unterzogen. Gemeinsamkeiten sind daran erkennbar, daß die verglichenen Grammatiken einige Regeln gemeinsam haben; Unterschiede manifestieren sich darin, daß die verglichenen Grammatiken dieselben Regeln in verschiedener Ordnung haben, daß eine Grammatik zusätzlich e Regeln hat oder daß beide Grammatiken völlig verschiedene Regeln haben (Becker 1967, King 1969).
§ 17. Beide Methoden sind fli.r eine adäquate Beschreibung von Dialekten unzulänglich: die erste, weil sie in unzulässiger Weise voraussetzt, daß Dialekte sich nicht in den zugrundeliegenden Formen unterscheiden , und nicht nur ausschließt, äaß in einem der Dialekte gegenüber dem anderen eine Restrukturierung der zugrundeliegenden Repräsentation eintritt, sondern offensichtlich auch, daß ein Dialekt allein nicht ohne Rekurs auf einen anderen beschrieben werden kann, die zweite, weil es innerhalb der gegenwärtigen Theorie der generativen Grammatik 26
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keine Basis gibt, die es ermöglichte, unabhängig voneinander aufgestellte Grammatiken verschiedener Dialekte zu vergleichen . Weiterhin wurde mehrfach (Campbell 1971 , Campbell 1972, Markey 1973, Green 1974, Luelsdorff 1975) gezeigt, daß in den frühen Arbeiten zur generativen Dialektologie die Mannigfaltigkeit der dialektalen Variation und der ihr zugrundeliegenden generativen Prozesse weit unterschätzt wird. Mit dem engen formalen Rahmen von einheitlichen zugrundeliegenden Repräsentationen und bestimmten wenigen Typen von Veränderungen gemeinsamer Regeln kann eine ganze Reihe von dialektologischen Erscheinungen nicht adäquat beschrieben werden. Die Kritik an den Konzepten der sechziger Jahre hat aber zunächst nur auf die Problematik der Untersuchungen von sprachlicher Variation und ihre theoretischen lmplikationen aufmerksam gemacht, aber noch keine Methodik flir praktische Untersuchungen bereitgestellt. 1m Rahmen der noch nicht abgeschlossenen Diskussion will ich im folgenden die Position darlegen, auf Grund deren ich die Beschreibung der aiolischen Dialekte vornehmen will. ln einer Reihe von entscheidenden Punkten befmde ich mich dabei in Obereinstimmung mit dem Deskriptionsmodell, das Newton {1972) seiner Untersuchung neugriechischer Dialekte zugrunde gelegt hat; weitere Hinweise habe ich Saltarelli (1966), Thomas {1967) und Green (1974) entnommen.
§ 18. Dialektvielfalt entsteht durch die ungleichmäßige räumliche Ausbreitung von sprachlichen Veränderungen in einem ursprünglich mehr oder weniger einheitlichen Sprachgebiet. Ziel einer Untersuchung dieser Dialektvielfalt zu einem bestimmten Zeitpunkt ist darm nach der Feststellung der aus der ursprünglichen Einheitlichkeit verbliebenen Gemeinsamkeiten die Rekonstruktion des Ausgangspunkts der Veränderung und die Beschreibung der Veränderungen selbst. Die Rekonstruktion geschieht auf Grund von intradialektalen und interdialektalen Evidenzen und kann nur so weit gehen, wie es diese Evidenzen zulassen und wie es zur Beschreibung dieser Evidenzen notwendig ist. Der rekonstruierte Ausgangspunkt - im vorliegenden Fall das "Proto-Aiolische" - wird als die zugrundeliegende Repräsentation bezeichnet. Sie ist den untersuchten Dialekten gemeinsam, sofern nicht in einem oder mehreren Dialekten Restrukturierungen eingetreten sind. Der Verlauf der Veränderungen, die zu der dialektalen Variation geführt haben, wird durch phonologische und morphologische Regeln spezifiZiert, die auf der zugrundeliegenden Repräsentation operieren und sie in dialektspezifische Oberflächenformen überfUhren. Innerhalb einer Ableitung von einer einheitlichen zugrundeliegenden Repräsentation sind die beteiligten Regeln den einzelnen Dialekten gemeinsam, bis ein Punkt erreicht ist, an dem eine Verzweigung in dialektspezifische Regeln eintritt. Art und Umfang der Gemeinsamkeiten der Dialekte sind auf diese Weise an dem gemeinsamen Regelsystem vor der Verzweigung erkennbar; die divergierenden Eigenschaften einzelner Dialekte und ihre Richtung werden durch die Regeln nach der Verzweigung beschrieben. Gleichzeitig wird der Grad der Verwandtschaft durch die Position der Verzweigung in der Ableitungsgeschichte definiert. Ein höherer Grad an Divergenz wird entweder 27
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dadurch bestimmt, daß die phonetische Gestalt eines gemeinsamen lexikalischen Eintrags in einzelnen Dialekten durch eine verschiedene oder eine größere oder geringere Anzahl unterschiedlicher Regeln abgeleitet wird, oder dadurch, daß identische oder verschiedene Regeln auf dialektspezifischen zugrundeliegenden Repräsentationen operieren.
§ 19. Im Hinblick auf die erwähnten theoretischen Schwierigkeiten ist es offen-
kundig, daß dieses Verfahren Schwächen hat und eine Reihe von Fragen offenläßt. Die Interpretation von Dialektvielfalt als Resultat von Veränderungen einer ursprünglich einheitlichen Sprache ist eine historische Interpretation, die zwar intuitiven Annahmen über die Natur von Dialekten entspricht, aber von metho· disch anfechtbaren Voraussetzungen ausgeht. Die Annahme, daß die Grammatiken aller Dialekte einer Sprache dieselben oder fast dieselben zugrundeliegenden Repräsentationen gemeinsam haben, ermöglicht zwar ihre Vergleichung, gerät abe1 im Falle von Restrukturierungen in Widerspruch zu der Forderung nach Einfachheit und psychologischer Realität. Das umgekehrte Verfahren, unabhängige, in sich geschlossene Grammatiken mit eigenen zugrundeliegenden Formen und einem eigenen Regelsystem für jeden der Dialekte aufzustellen, entspricht den Kriterien der Einfachheit und psychologischen Realität, ist aber nicht mehr in der Lage, eine adäquate Beschreibung der Beziehungen zwischen den Dialekten zu geben. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt gibt es in der generativen Grammatiktheorie kei· nen Weg, der aus diesem Dilemma zwischen Vergleichbarkeit und Systemimmanenz, zwischen Vergleichung und methodisch konsistenter Beschreibung herausfUhrt. Es fehlt an einem Formalismus, der in die Lage versetzt, Regelkonfigurationen aus verschiedenen Grammatiken hinsichtlich der Art ihrer Beziehungen und Unterschiede zu vergleichen und die Vergleichbarkeit in Form von d.iskreten Einheiten und Strukturen zu beschreiben. Wenn ein solcher Formalismus, der von einigen Forschern auch als Metagrammatik bezeichnet wird , einmal gegeben ist, werden unabhängig aufgestellte Grammatiken mit psychologisch realen zugrundeliegenden Formen vergleichbar sein in Termen rekurrenter Korrespondenzen zwischen semantisch verwandten lexikalischen Einheiten und anderen Einheiten der Grammatik. Die Adäquatheil der Sprachbeschreibung ist gewährleistet unabhängig von der Vergleichung und die Vergleichung findet ihre Basis in einer expliziten Formalisierung. In einen solchen Rahmen sind dann auch Begriffe wie Verwandtschaft, gegenseitige Verstehbarkeil oder Natur und Ausbreitung von Lautprozessen einzuordnen. § 20. Abschließend sollen einige Aspekte des hier zugrundegelegten Verfahrens, die die praktische Anwendung auf die aiolischen Dialekte betreffen, kurz gestreift werden. Die Forderung, die Grundlage und den Bereich der Rekonstruktion der zugrundeliegenden Repräsentatio n auf dialektinterne Evidenzen zu beschränken, bringt es mit sich , daß nur Eigenschaften beschrieben werden, die den aiolischen Dialekten zukommen oder die sich in Unterschieden innerhalb der a.iolischen Dia·
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lekte manifestieren. Merkmale, die flir die aiolischen Dialekte als spezifisch und charakteristisch angesehen werden, sich aber nur auf Grund von Vergleichung mit anderen griechischen Dialekten oder indogermanischen Sprachen spezifizieren lassen, können nicht berücksichtigt werden. So lassen sich auf der Basis des Aiolischen allein keine Argumente fli.r die Erschließung von Sonantischen Liquiden und Nasalen oder von Labiovelaren im Proto-Aiolischen gewinnen. Auch eine Reihe von lexikalischen Einheiten, denen das Prädikat aiolisch auf Grund externer Evidenz (Aiolismen bei Horner, Grammatikerberichte, literarische Belege) zugewiesen wird, ist hier nicht behandelt. Auf der anderen Seite jedoch kann eine erschöpfende Beschreibung von Dialekten nicht auf die Feststellung der Gemeinsamkeiten dieser Dialekte verzichten. Dazu gehören dann auch Erscheinungen wie die Hauchrnetathese, die Vokalkünung nach Osthoffs Gesetz oder morphologische Prozesse wie die Reduplikation, auch wenn sich ihre Verbreitung nicht auf die aiolischen Dialekte beschränkt. 2.6 Morphologie § 21. Bei der Beschreibung der Morphologie einer Sprache wird unterschieden zwischen der Wortbildungsmorphologie, die Regeln flir die Kornposition und Derivation neuer Wörter enthält, und der Flexionsrnorphologie, die den Wörtern eines Satzes die richtige Flexionsform zuweist und sie fli.r die phonologische Interpretation vorbereitet. Die Darstellung beschränkt sich im folgenden auf die Fle~onsrnorphologie; die Diskussion der semantischen und syntaktischen Probleme, ohne deren Klärung eine umfassende Beschreibung der Wortbildungsmorphologie einer gegebenen Sprache nicht möglich ist, soll einer späteren Untersuchung vorbehalten bleiben.
Die Regeln der morphologischen Komponente operieren auf voll spezifizierten syntaktischen Strukturen; ihre Resultate dienen als Eingabe zu den phonologischen Regeln. Daraus ergibt sich, daß die morphologische Komponente einer Grammatik im Prinzip nur im Zusammenhang mit der syntaktischen und phonologischen Komponente adäquat beschrieben werden kann. Soweit mir bekannt ist, ist die syntaktische Komponente weder für die aiolischen Dialekte noch überhaupt flir das Standard-Altgriechische bisher umfassend beschrieben worden. Dieses Versäumnis soll auch an dieser Stelle nicht behoben werden ; ich gehe im folgenden von der Voraussetzung aus, daß eine syntaktische Oberflächenstruktur vorliegt, die die lexikalischen Einheiten in Form von phonologischen Merkmalmatrizen und sämtliche für die Satzstruktur und damit auch für die korrekte morphologische Form ' der Wörter relevanten Informationen in Form von nicht-phonologischen Merkmalspezifikationen enthält. In diesen Merkmalspezifikationen sind verschiedene Typen von Merkmalen für die Kennzeichnung der grammatischen Kategorien vertreten : (1) Basisregeln inhärente Merkmale für Numerus der Nomina oder Tempus und Modus der Verben, (2)
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durch Kasuszuweisungs- und Kongruenztransformationen eingeführte Merkmale für Kasus bei Nomina und Adjektiven, Numerus bei Verben und Adjektiven, Genus bei Adjektiven oder Person bei Verben, (3) lexikalisch-inhärente Merkmale fiir die Zugehörigkeit eines Verbums oder Nomens zu einer bestimmten Flexionsklasse, das grammatische Genus eines Nomens oder die Diathese eines Verbums. Merkmale der ersten beiden Typen ergeben sich aus der semantisch-syntaktischen Struktur, in der das betreffende Wort erscheint, während Merkmale des Typs (3) im Lexikon spezifiziert werden. In der morphologischen Komponente werden nun die Merkmale aus den Merkmalbündeln in der syntaktischen Oberflächenstruktur extrahiert und durch morph logische Regeln in Suffixe oder Endungen überführt. Die morphologischen Regeln sind zu Regelgruppen mit disjunktiv geordneten Subregeln zusammengefaßt, und zwar in der Verbalflexion nach Kategoriemerkmalen, in der Nominalflexion jedoch nach Flexionsklassenmerk.malen. Diesem Prinzip wurde in der Nominalflexion deshalb Priorität vor der Gruppierung nach Kategoriemerkmalen gegeben, weil, wie unten näher ausgeführt wird, Wechselbeziehungen und Ausgleichstendenzen innerhalb einer Flexionsklasse und innerhalb von bestinunten Flexionsklassen eine größere Rolle spielen als Vereinfachungsprozesse innerhalb bestimmter Kategorien. Jede morphologische Regel wird innerhalb der Ableitung einer Flexionsform nur einmal angewendet. Hinsichtlich der Reihenfolge der Anwendung gelten folgende Bedingungen: die Ordnung zwischen den morphologischen Regeln flir die einzelnen Wortarten (Nomina und Verben) und Flexionsklassen ist arbiträr; unter den Regeln flir die einzelnen Kategorien gilt, entsprechend dem Links-Rechts-Prinzip beim Aufbau morphologischer Formen, die Reihenfolge Stammbildungsregeln, Tempusregeln, Modusregeln, Endungsregeln. Diese summarische und auf den Rahmen der vorliegenden Arbeit zugeschnittene Darstellung soll lediglich die hier eingenommene Position verdeutlichen und enthält sich der Stellungnahme zu offenen oder strittigen Problemen. Für eine eingehende Erörterung und Diskussion der mit dem Aufbau der morphologischen Komponente in einer generativen Grammatik verknüpften Fragen sei auf folgende Arbeiten verwiesen: Bierwisch (1967), Wurzel (1970), Wurzel (1975), Kastovsky (1972), Kastovsky (1973), Kiefer (1973), Kiefer (1975b).
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B. PHONOLOGISCHER TEIL 3. Phonemsystem 3.1 Matrix der distinktiven Merkmale § 22. Vokale und Gleitlaute
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silbisch konsonantisch sonantisch lang hoch tief hinten rund nasal aspiriert
Vokale . I: e e: a a: 0 o: u u:
+ + + - - + + + - + + + - - -
+ + - - + - - - - +
+ + + - - + + + + - + - - + - + + + - - - - - - + + - - - - - - - -
silb kons son lang hoch tief hint rund nas asp
+ + +
+ + +
Gleitl. y w h
- - - - -
+ -
+ + +
+ + + - - + +- - - + - + - + - - - +
- + + + + - -
§ 23. Konsonanten
Sonanten
Obstruenten
1 r mn p b ph
silbisch konsonantisch sonantisch hoch tief hinten rund nasal koronal anterior lateral stimmhaft dauernd aspiriert
silb kons son hoch tief hint rund nas kor ant lat
sth dau asp
-
-
- - - - -
+ + + + + + + + + - - - - - - - - - - - - - - - - - - + + + + - + + - + + + + - - - + + + + + + - - - - - - -
+ +
-
-
+ + - + -
- - +
t d th -
- -
+ + + - - -
- - -
-
-
- - - - - - + + + + + +
- - - + - - - - +
k g kh
s z
+ + + -
+ -
-
-
+ + +
-
+ + + -
- - - - - - - + -
-
- -
-
+
+ + -
+ -
-
+ -
-
+ + + + -
Die Spezifikation der distinktiven Merkmale in obiger Matrix entspricht der Standardtheorie (Chomsky-Halle 1968). Spezifische Probleme, die sich aus der phonologischen Strukt ur des Altgriechischen ergeben, sind bei Sommerstein (1973) und Aitchison (1976) diskutiert.
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3.2 Probleme der graphischen Repräsentation
§ 24. Inschriften der aiolischen Dialekte sind in zwei verschiedenen Schriftsystemen aufgezeichnet, einem älteren einheimischen - im folgenden archaisch genannten - Alphabet und dem jüngeren ionischen Alphabet. Der Zeitpunkt ftir die Einflihrung des ionischen Alphabets ist bisher nur ftir Boiotien mit einiger Sicherheit bestimmt worden: 395/4 v .Chr. (Taillardat-Roesch 1966 an Hand der Inschrift SEG 24 :36 1 aus Khorsiai) ; flir Thessalien, Lesbos und die kleinasiatische Aiolis stehen genaue Untersuchungen noch aus. Es ist aber damit zu rechnen, daß zumindest in Thessalien das ionische Alphabet früher als in Boiotien, bereits in der zweiten Hälfte des 5 . Jahrhunderts, das epichorische Alphabet abzulösen beginnt.
§ 25. In Randgebieten Thessaliens hat das archaische Alphabet sich jedoch noch weit in das 4. Jahrhundert hinein behauptet. So werden in der Inschrift Helly 1979b aus Olosson (Perrhaibia) ftir [e :] und [ o: ) Schriftzeichen des archaischen (€ resp. o) und des ionischen Alphabets (et resp . w) verwendet: [e :] 'EA.XavoKpciT€\ Z. 6/7 , AaJ,loa{)€ve\ Z . 8/ 9 gegenüber 'Efet{)iO[a)\ Z. 13/ 14, 'Ep€U<W€LWV Z. 12 8 [o:) row€iöv Z. 16,
aA.avvaiöv Z. 6 (o unsicher) gegenüber MvA.aiwv Z. 9, ßapJ.!Evwv Z. 10 etc.
In ähnlicher Weise treten in Pharsalos (Tetras Phthiotis) im 4. Jhdt. flir (e :] und [o: ] noch e und o des archaischen Alphabets neben rt/et und w /ov des ionischen Alphabets auf: le :] vU
Im folgenden werden nunmehr einige Probleme der graphischen Repräsentation, die sich aus dem Verhältnis zwischen archaischem u nd ionischem Alphabet und aus der Schreibung bestimmter Lautverbindungen ergeben, diskutiert.
§ 26. Schreibung von Vokalen /e :/ Thess.: arch . Alph. e, ion. Alph. et (§ 44) Lesb .: arch. Alph . € , ion. Alph. rt 10 Boiot.: arch. Alph. e, ion. Alph. €L 11 ( § 36) 8 Die Gen.PI.-Formen ' EpetKwelwv und r ovvelöv Z. 16 werden von Helly (1979 b: 175 ) zu einem hypothetischen Nom. auf ·ew~ ('Epeudvew~ resp. rovvew~ ) gestellt, können aber auch zu einem Stamm auf -eu ~ gehören (§ 263), wi.e er von Helly selbst al.s belegt zitiert wird : ' Epeucwru.; resp. r ovvn k . 9 Auffallend ist jedoch ny ephe/kystikon in avt""'KEV. 10 Zu et vgl. § 46. 11 Zu Tl = I ~: I < Iay ) vgl. § 77, zu zwischen et und Tl schwankenden S"chreibungen vgl. § 39.
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fo :f Thess.: arch. Alph . o, ion. Alph. ou (§ 44) Lesb. : arch. Alph. o, ion. Alph. w Boiot.: arch. Alph . o, ion. Alph. w /u/ .fu: I Thess.: arch. Alph. u, ion. Alph. u Lesb.: arch. Alph. u, ion . Alph. u Boiot.: arch. Alph. u, ion. Alph. u, im 4. Jhdt. durch ou ersetzt 12 (wäh· rend u ftir [ü:] < [oy) verwendet wird). Die Schreibung u seit Ende des 3. Jhdt.s ist auf den Einfluß der Koine zurückzuführen. In Thessalien sind die Digraphe et und ou des ionischen Alphabets in den Gebieten Pelasgiotis, Perrhaibia, Histiaiotis, Thessaliotis und Tetras Phthiotis (Pharsalos) vertreten. In der Magnesia - wo allerdings die Hauptmasse der überlieferten Texte aus archaischen und hellenistischen Inschriften besteht - sind et und ou in der Umgebung von Demetrias (ovei}euce, AwKXew, 'AI/Ieuöouva IG 9,2: 1127, Mt"Atxioo SEG 27:197) neben w in Meliboia ( no-reiöwvt AE 1932 Xpov. 19 Nr. 3) nachweisbar; in der Achaia Phthiotis wird thessalische Orthographie nur auf zwei Inschriften des 5. Jhdt.s verwendet: IG 9,2: 199 Me~iora<: n ti}ouvetO\ 'f\1TAOUVL Eretria IG 9,2: 151 'Av~poU?TuXa 8e[X]o[uveia?] 13 Thebai Phthiotidos. Abweichend von dieser Verteilung weisen aber einige Dialektinschriften des 5.- 2. Jhdt.s die Schreibung 'Yl und w statt et und ou auf: IG 9,2: 1346 (Larisa, 4./3. Jhdt.)
trrcmoe Der Text der Weihung ist authentisch ([.)et>..e. npollaxie(wc;J ove~tKe); die Signatur des Künstlers ist in Sprachcharakter ('A1roXXo6 ( • • ·)) und Orthographie (e1ro'1ue) nicht· thessalisch. 0
0
McD 330 (Larisa, 1. H. 2. Jhdt.) JJ.Tt Z. 12. 1m übrigen ist regelmäßig et geschrieben. McD 347 (Larisa, Anf. 2. Jhdt.) EÖfl Z. 27 ,33. lm übrigen ist regelmäßig et geschrieben. McD 357 (Larisa, Anf. 4. Jhdt.)
nQTeiöwvt Kpavaiwt nuXaiwt McD 1179 (Museum Larisa, Fundort unbekannt, Ende 2. Jhdt.) EOfl Z. 44, öucaoritpwv Z. 46. Im übrigen ist regelmäßig et geschrieben. AD 1960 Xpov . I 82 (Krannon)
Ati Noriwt McD 311 (Krannon , 2. H. 3. Jhdt.)
rop-ywt
~L}J.OU
cf>apoaAiWt Z. 2/3
Der Text, ein Proxenie-Dekret, ist in Orthographie und Sprachcharakter (pelasgiotisch·) thessalisch, lediglich der Name des Proxenos weist die orthographischen und grammati· sehen Merkmale seiner Heimatstadt Pharsalos auf. 12 In IG 7:2418 (Thebai, Mitte 4. Jhdt.) und IG 7 : 3055 ( Lebadeia, 4. Jhdt.) schwankt die Schreibung noch zwischen u und oo (cf. § 75). 13 Lesung nach Lejeune (1941 : 58ff.). 3 Bilmel, Oie alolischen Dialekte
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McD 1177 (gefunden in Peiraieus, aber wohl aus der Pelasgiotis; 4. Jhdt.) eöwKruev, ®rwt, rrpoararev6vrwv etc. SEG 2:264 (gefunden in Delphoi, aber wohl aus der Pelasgiotis; 1. H. 3. Jhdt.) 'A-yr]aavö[, aber et in €ßöeJ,J.eiKovra, 'Avrt-y€vetc; etc. GHW 4545 (Atrax, Ende 4./Anf. 3. Jhdt.) 'J\rrXwvt 'EröoJ,J.aiw
GHW 4784 (Atrax, 3. Jhdt.) 14 Lli Tptrooiw IG 9,2:426a (Pherai, 3. V. 5. Jhdt.)
cJ>paat.p:flöac; Möglicherweise stammt die Inschrift - wie die Stele selbst (Jeffery 1961 :98) - von einen nicht-thessalischen Künstler und scheidet d.a nn für die vorliegende Problemstellung aus.
McD 213 (Pherai, 4. Jhdt.) €5wKa~v. E>flßalwt, 'Axaiwt
Unter den Inschriften aus Pherai, die von Bequignon (1964: 400ff.) publiziert worden sind, finden sich zahlreiche Belege ftir Tl und w, aber die hier zitierte Inschrift Nr. 8 ist die einzige im ionischen Alphabet , die keine dem Thessa.lischen fremde grammatische Merkmale aufweist.
IG 9,2:417 (Pherai, 3. Jhdt.) ÖWpOV, TfKVWV etc. (aber €t in IG 9,2:405 (Anf. 4. Jhdt.)
OVf~tK€)
'A~PtJov€rw Mavtx€w Diese Inschrift wurde in der Nähe von Skotussa (Pelasgiotis) gefunden, wird aber von Lejeuc (1941 : 63ff.) wegen des Genetivausgangs /'{):/ und der Schreibung w Pharsalos zugeschrie· ben.
IG 9,2:234 (Pharsalos, 3. Jhdt.) Nucr]parewc; Z. 18, · l aJJ.1]Via.wc; Z. 57, ·HpaKA.eiöac; Z. 72. Im übrigen wird regelmäßig et, ou geschrieben. IG 9,2:240 (Pharsalos) avet'J1]Ke, 'AaKA1]1rtWt
IG 9,2:244 (Pharsalos, 4. Jhdt.) cJ>opJ,J.iwv (aber €t in ovetJelKaev) McD 167 (Pharsalos, Anf. 4. Jhdt.) Lrpw[t'A.oc;] (aber et in [ovetJ]eiKaev) McD 168 (Pharsalos, Mitte 4. Jhdt.) äpxwv, avet'J1]K€V (neben f, Cf. § 25) IG 9,2:1228 (Phalanna, 3. Jhdt.) ITapJ,J.evlwv OapJJ.evlwvoc; Z. 2 (aber OapJ,J.evioov Z. 87), ' HpaKXewaiat Z. 10. Im übrigen wird regelmäßig et, ou geschrieben. Helly 1979b (Olosson, 1. H. 4. Jhdt.) flapJ,J.evwv etc. (aber et für [e:]), § 25 DGE 607a (K.hyretiai, 5. Jhdt.) G.vt1t'h7K11 etc. (mit Ausnahme von f/rroliae durchweg 11 ftir [e] und [e: D 14 Die beiden Belege aus Atrax verdanke ich dem freundlichen Hinweis von B. Helly.
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Aus diesem Material ergibt sich folgendes Bild: in verschiedenen Städten der Pelas· giotis und der Perrhaibia treten seit dem 5. Jhdt. bis zum Ende der Aufzeichnung von Inschriften im Dialekt sporadisch die Schreibungen Tl und w statt et und ov für [e :] und [o :] auf. Eine signifikante Häufigkeit dieser Schreibungen ist nur in Pharsalos (Phthiotis) zu verzeichnen; ein lndiz dafür, daß die Häufigkeit nicht auf den Zufällen der Überlieferung beruht, kann darin gesehen werden, daß wie bereits oben an Hand von McD 311 angedeutet - für die Schreibung des Na· rnens eines Bürgers aus Pharsalos diese Konvention auch in der Pelasgiotis berück· sichtigt wird.
§ 27. Schreibung von Diphthongen Im Boiotischen tritt seit dem Ende des 6. Jhdt.s die Schreibung ae statt
/ks/ Thess.: arch. Alphabet. +,X (Xei) in iUtaro IG 9,2:575 (Larisa), noAvtevaia IG 9,2:663 (Larisa), €rev~e McD 1023.3 (Methone, Magnesia) in i!~tOt McD 326.4,9 (Argura), €~~cwCU<M€v IG 9,2:257.8/9 (Thetonion) X ·~ in [11ap )~~oi IG 9,2:1202.3 (Korope , Magnesia) 9 in 'JAq~ivö McD 318 (Krannon) Z (samekh) in []tAo~evö McD 722.4/5 (Pelion, Magnesia), tJYY~[aro] IG 9,2:602 (Larisa) (vgl. § 203) Thess.: ion. Alphabet : Z Boiot. : arch. Alphabet 'f~ in favax~ DGE 538.4, [f]EIMxc; IG 7:1690, [e]l)xo
++ +
/ps/ Boiot.: arch. Alphabet ~ in K6KKV~p<; IG 7: 1888.a 12, (!?TEJ.IIPOCW DGE 538.2 ßoiot. : ion. Alphabet : ~ Zur Interpretation der Schreibungen H, ~o vgl. § 30. 15 Zu TJ für (e) vgl.
91)0S6po~
IKyme IOta.
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§ 29. s vor Konsonant im Thessalischen
Im Thessalischen wird s vor einem Konsonanten gelegentlich durch aa bezeichnet : Ka'A'Aiaarparo<: IG 9,2:234.20 (Pharsalos), 'AaaK'AamiJ.l>a<: ibid. Z. 26, ?Tou:iaaaa~a[t] McD 310.24 (Krannon), "Aaarapxo<: McD 325.8 (Atrax), e?TLa· aKEVdv McD 330.12 (Larisa), faaarov IG 9,2: 1226.3 (Phalanna), fa'A[l]aaKira[t. ibid. Z. 4/ 5, eEJ.LWan IG 9,2:1236 (Phalanna). § 30. s vor Konsonant im Boiotischen Häufiger als im Thessalischen (aber auch nicht durchgehend) begegnet aa für s vor einem Konsonanten im Boiotischen: aaa!p(i"'Au:w IG 7:283.4 , 'E1rapp6aarw IG 7:393.2, ooaarepw IG 7:522 .2, 'Aptaaro~oevo<: IG 7:585 .a7, Mtaa~löa<: IG. 7:585.b2, 1rpoaarardwv IG 7: 1739.8, 4>pvviaaKO<: IG 7: 1888.f2, 'Exeaa~evi<: IG 7: 1888.f8, ö(3e'AiaaKWV SEG 24 :361.5/6 (öße'AiaKWII z. 26), eeaamewv ibid. Z. 2/3, Te'Aeaacp<)pö IG 7:2452, eaarpor€Va~ IG 7:3 179.6, 'Apwarooixät IG 7:3228. Die Doppelschreibung von s vor (aaK, aCTT) oder nach (~~ . ~a. § 28) einem Konsonanten im Thessalischen und Boiotischen wird so erklärt, daß zwischen [s] und dem Konsonanten eine Silbengrenze liege und [s] auf das Ende der einen und den Anfang der nächsten Silbe verteilt werde (Schwyzer 1959: 237f., Buck 1968: 75). In 9€o1rui~ E. 80:25.2 (Orkhomenos, Anf. 5 . Jhdt., arch. Alph.) ist das erste Sigma sechsstrichig, das zweite vierstrichig. Falls die singuläre Schreibung von Bedeutung ist und in Beziehung zu der Schreibung uu (vgl. 8euu1rl€wv) gesetzt werden kann, wird man sich fragen müssen , ob sie nicht auch als Bezeichnung einer Stellungsvariante von /s/ interpretiert werden kann.
§ 31. Schreibung für jzdj
Lesb. : ~ (in der handschriftlichen Überlieferung auch ao) § 127ff. Thess.: ~ in der Pelasgiotis, po in Pharsalos (und Matropolis?, vgl . Anm. 16): 8€~dr€LO<: IG 9,2:5 17.7 1 (Larisa), 9eo~6row IG 9,2:4 59. 12, McD 3 11.1 (K.rannon), 9wt6rot IG 9,2:414.a10 (Pherai); SfopMrew<: IG 9,2:234.9~ [9]eopooro<: McD 167.4 (Pharsalos) 16• Boiot.: ao, at. t: E>ewa&no<: IG 7:2733 (7./6. Jhdt.), 8eoatoro<: IG 7:1072, Bvatavrwt IG 7:2418.20 neben Bvtdvrwt Z. 9 (4 . Jhdt.), Atdator[o<:] IG 7:538.2 1 (4./3. Jhdt.), Awtoro<: IG 7:2718.8, 9wtoro<: IG 7:27 17. 14 etc. 9dJu6oTo~/ tlt.du6crro~
und 9€66crro~ (im Thess. IG 9,2:5 17.52, McD 330.5/6, im Bolot. JG 7: 1755.33 etc.) sind zwei verschiedene Bildungen . Im Lesbischen ist nur 9€66oTo~ belegt: eeo66Tew~ IG 12,2:96.8. Nach Solmsen (1904: 498ff.) sind nur die Komposita ohne -s· aiolisch, die mit -s- hingegen ein westgriechisches Element im Boiotischen und Thessalischen.
-16 ln -IG-9,2:28 1.9 (Matropolis) interpretiert Kern OPOPAOTTO als (9t)op60T(et)o(( ). 36
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§ 32. Schreibung von geminierten Gleitlauten
ln der Folge ,Diphthong + Vokal' ist der Gleitlaut, der das zweite Element des Diphthongs bildet, geminiert ([-VyyV-], [-VwwV-D. Als Indiz daflir können vereinzelte Schreibungen im Thessalischen und Boiotischen gewertet werden, in denen der antevokalische Gleitlaut [y] durch' und der antevokalische Gleitlaut [w] durch f bezeichnet werden. Belege flir f im Thessalischen reichen vom 6. Jahrhundert bis zum Ende der '/ erwendung dieses Buchstabens im 4. Jahrhundert.
Thess.
8U
Boiot.
SEG 25:667 {Atrax, 5. Jhdt.) gegenüber 'AA.rua~ SEG 25 : 664.B28 (Pherai, Ende 3. Jhdt.) 'Eff11~Wat DGE 607a {Khyretiai, 5. Jhdt.), 'Efet~w(a]\ Helly 1979b ~) Z. 13/ 14 (Olosson, 1. H. 4. Jhdt:) gegenüber EV77~ic5a IG 9,2:216.20 (Thaumakoi, 3. Jhdt.) eifep"(hav IG 9,2:257.5 (Thetonion, 5. Jhdt.) gegenüber eiEp"fETat McD 1177. 1 (Pelasgiotis, 4. Jhdt.) Evfcipxa E. 76:64 (Gefäß, 6. Jhdt.) Evfa"(öv Ptoion 1971 Nr. 240 (6. Jhdt.) • Evfaev[e]Ta IG 7:3510 (arch. Alph.) KA.evfE(8pa\] SEG 22:432.12 (Kopai, 2. Jhdt.) neben KA.ev€8(pa~] z. 10 nTwiwL IG 7:4157.1 JJ.a~~Tdtav IG 7:4157.2, IG 7:3207.2 01POT€00WII E. 78: 12.9
§ 33. Schreibung von geminierten Konsonanten
1m Thessali~hen werden geminierte stimmhafte Verschlußlau~e gelegentlich graphisch durch die Folge ,stimmloser + stimmhafter Verschlußlaut' repräsentiert. Nach Lejeune {1972: 71) wird dadurch der .,caractere fort ... de l'implosion" bezeichnet.
lrc5UlP McD 310.17 (aber 'tUtav IG 9,2:46l.bl3 , U>[c5)tav McD 337.36/37) (§ 132) 'E II1T€76wu~~<X IG 9,2:51 1.12, 'EJJTTET8WVII<X McD 311.9/ 10 {§ 132) erc5EJJelKoiiTa SEG 26:672.34 {§ 145) K07Tßi&uo~ IG 9,2: 517.59 K.aTTßoA.aia McD 347. 19 TTOK"fpal/laJJEVOL~ IG 9,2: 1228.18 (§ 145) Gleichfalls aus dem Thessalischen liegen einige Belege flir die Genlinierung von [m) sowohl nach langen wie nach kurzen Vokalen vor. Schwyzer (1959: 237f.) 17 Aber ö.pwuti611 auf der poetischen Inschrift IG 9,2:270 (5. Jhdt.).
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sieht darin einen Reflex der Tendenz zur Bildung geschlossener Silben im Tnessalischen. Ao.II.J'aTepa<; McD 347. 16, tlfli1Jl6..Tept IG 9,2: 1235. 1, McD 346.2 , McD 361.4, Clflii.JlaTpeiac; IG 9,2: 572.3 IJJJOilJLEjov IG 9,2 :427.3 (Jwä.pa McD 318, SEG 25:667, V/-LÖ4Ja ZPE 1974 :28 im archaischen Alphabet 18) Oav<4l.J,Lot IG 9 ,2: 517 .1 0 [XP]Ei/-L/-LaTa McD 330.13 (aber XP€4J.0..Tovv McD 310.31/32, XP€4J.CLT€00t IG • 912:5 13.6; X[P]€1-LaTa IG 9,2: 1226.6/7 im arch . Alphabet) ~AMv IG 9,2:1229.20 (gegenüber boiot. oßeMv IG 7:1739.8) KaTt'U/-L/-LEV IG 9,2:517.44 (aber KaT~E/-LEV Z. 21) § 34. t und v statt -y und ß im Boiotischen Im Boiotischen wird seit Beginn der Oberlieferung vereinzelt
t
an Stelle von -y
und v an Stelle von ß geschrieben: iw(v) in iwv-ya Kodnna PMG 664 a2, lwvet PMG 664 b 1
AeiLc; DGE 445 B (4. Jhdt.) 19 ~VAAEiö Ptoion 1971 Nr. 252 Z. 1 (5. Jhdt.) ~OOOJ.I-OV IG 7:3170.17, aber: eßOo/-Lov DGE 485.23, SEG 23:273.3 ; tßOo!-LeiKoVTa S~G 3:356.4, SEG 3:357.3 20, IG 7: 3055. 19. In DGE ad 538 ist mit Heuheck (1979: 120) ä~o~ot(Pdv) , nicht ä~o~oc.F{dv), zu lesen.
Man hat in diesen Belegen frühe Spuren der {im Neugriechischen abgeschlossenen) Spirantisierung von Verschlußlauten G-s > .& > y] , [b > b > w)) sehen wollen (Teyssier 1940, Lejeune 1972: 54ff.). Die geringe Zahl der Zeugnisse läßt eine solche Schlußfolgerung voreilig erscheinen; solange nicht umfangreicheres Belegmaterial zur VerfUgung steht, wird man eher mit orthographischen Inkonsequenzen rechnen müssen (Chadwick 1972: 32ff.), zumal auch umgekehrt Schreibungen mit ß an Stelle von f nachweisbar sind:
Bpav[l]öac; IG 7: 3068.8 (3. Jhdt.) Bpdi-tcc; IG 7: 1888.a1 (5. Jhdt.).
4. Phonologische Regeln: Vokale 4.1 Hebung von Vokalen § 35. lm Boiotischen und Thessalischen ist eine Hebung von Vokalen zu beobachten, die - mit Bartonek ( 1961, 1962, 1966) - nicht auf gemeinsamer Ent18 Ln Peek 1974 Nr. 16 segmentiert Peek (~o~vä )s.l~o~a Fao6vöp, Helly (1978: 127f.) lr..eU.~ cf. Teyssier (1940 : 136). 20 Hier hat der Steinmetz zunächst ev geschrieben, unkorrigiert gelassen und von neuem begonnen: {eu} ~IJOO~o~elKDvra.
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wic klung beruht, sondern in jedem der beiden Dialekte unabhängig und aus verschiedenen Gründen eingetreten ist. Bartonek fUhrt u.a. folgende Argumente an : (1) die betroffenen Phoneme haben eine verschiedene Herkunft und eine verschiedene Stellung im Vokalsystem des jeweiligen Dialekts; (2) Ursachen und Dauer der Vokalhebungsprozesse in beiden Dialekten sind verschieden ; (3) im Thessalischen unterliegen die mittleren (langen) Vokale /e :/ und Hebungsprozeß, im Boiotischen nur /e:/.
fo:f dem
4.1.1 Hebung von Vokalen im Boiotischen § 36. Zugrundeliegendes /e:/ und /e :/ als Resultat der h-Assimilation (sog. Ersatzdehnung, § 90) und der Kontraktion (§ 69) werden nach der Einführung des ionischen Alphabets zu Beginn des 4. Jhdt.s nach einer kurzen Periode des Schwankens (cf. IG 7:2418, Mitte 4. Jhdt.) et geschrieben: rrpuryeü:c; IG 7:2418.18 (neben rrpuryiec; Z . 6) aewoc; IG 7:3287.2 {ci.€110\ IG 7:1751.8 im archaischen Alph.) &~wv IG 7: 2405 . 14 (9€ßaüx{c;} DGE 440,11 im archaischen Alph.) p.ewoc; IG 7:505.1 rrapJJ.eivavra IG 7:3083. 10 eaaeiJJ.ev DGE 462.a18
Die neue Orthographie weist auf eine Hebung
/e:/ -+ [<::], deren erste Anzeichen bereits zwei Jahrhunderte früher durch die Schreibung Istatt e ('A-y ~ J.f.OvOa\ IG 7 :2456) greifbar sind.
§ 37. Im Verlauf der Vokalhebungs- und Monophthongierungs-Prozesse (§ 74ff.) sind im Boiotischen - und Thessalischen - lange Vokale mit Höhenmerkmalen entstanden, die in dem zugrundeliegenden System noch nicht vertreten waren : [~ : )aus /e:/ und /ey/, [~ : ]aus /ay/, [q:) aus fo:/ und [ü:] aus /oy/ , so daß für einen begrenzten Zeitraum vier Grade von Vokalhöhe auf der lautlichen Ebene unterschieden und in der Schrift auch bezeichnet wurden. Mit dem binären Merkmalsystem des Standardmodells der generativen Phonologie, das die Höhengrade von Vokalen durch zwei phonologische Merkmale {[ahoch). [atief]), unterscheidet , kö nnen aber nicht mehr als drei Vokalhöhen spezifiziert werden. Mit Aitchison ( 1976) soll dieser Schwierigkeit durch Einführung eines zusätzlichen Merkmals [amitt] begegnet werden ; ein Vokalsystem, in dem mehrere Vokalhöhen unterschieden werden, stellt sich dann folgendennaßen dar : 39
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. . I
hoch tief mitt hint rund lang
I:
+ +
~:
a a:
0
+ +
-
-
- -
-
+ + + +
- -
~:
-
+ +
+
e e:
o:
~
~
- - - +
+ +
u u:
u u:
+ +
+ +
+ +
+ +
- -
- -
- -
+ + + + + + +
+ + + + + + - +
+ + +
o: •
0•
+
+
- + + + + - +
+ + +
§ 38. PR (1) Vokalhebung im Boiotischen
+silb -hoch -tief +mitt -hint +lang
/e:/
-+-
(+hoch]
-+- (~ :)
= EL
Im Gegensatz zum Thessalischen bleibt zugrundeliegendes und aus phonologischen Prozessen entstandenes /o: / = w unverändert. § 39. Seit dem Abschluß der Vokalhebung (Mitte 4. Jhdt.) werden im Boiotischen zwei e-Qualitäten unterschieden,[~:] aus /e:/ (§ 36) und[~:] aus / ay/ (§ 77), die in der Orthographie durch EL resp. Ti bezeichnet werden. Auf einer Reihe von Inschriften ist eine Vertauschung dieser Schreibungen zu beobachten, die von Buttenwieser (1911 : 31) und Thumb-Scherer ( 1959: 21) attischem oder hellenistischem Einfluß zugeschrieben wird. Diese Interpretation muß sich aber mit den Einwänden auseinandersetzen, daß der früheste Beleg, r1J.LEV SEG 25:553. 6,8, bereits in das 4. Jhdt. datiert wird und daß in einer Reihe von Fällen schwankende Schreibungen auf jeweils derselben Inschrift bezeugt sind; es trifft allerdings zu, daß die Hauptmasse der Belege aus der 2. Hälfte des 3. Jhdt.s stammt. Ti statt €L fiJ.Lev SEG 25:553.6,8, IG 7:523.3 statt ELJ.I.EV IG 7:523.6
tfl DGE 462.a30 statt tEL Z. a1 5 VJflvr(t11 DGE 462.a 10 statt rpT,vetTTl Z. a22 KO.TaaKevaa.Jel.,., DGE 462.a8/9 statt KaraaK.evaa!Jeiet Z. a 17/18 rroral)LKftTW SEG ! :358.15 statt rroral)LKeirw ne~~avria SEG 25:553.4/5 statt ne~Xaveia ä.~v~e IG 7:1737.12 statt ä.rreiv~e (eiv~av JG 7:2418.24) ötare~il IG 7:2383.17 statt 5tare~ei (vgl. ötare[~]i IG 7:280.2) 40
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eL statt f1 eipeßevra<: IG 7:1719.9, BCH 1936 :177ff. Z. 31/32 statt flpeßevra<: (cf. flpeßet DGE 462.a38, flpeßdUTl Z. alO, flpeße'iaav Z. a13, 7ipeow IG 7:2383.11) Secl3e'iv Kabirenheiligtum 1940 Nr. 4.1 statt 9etßilu (9etß1iwv IG 7:2405.14) 1TpOTetvi E. 78:12.9 statt 1TP01T1Vl IG 7:1739.14 Twa-ypelwv IG 7:522.10/11 statt Tava-ypfiwv IG 7:519.5
§ 40. Im Rahmen einer erneuten Hebung wird um die Mitte des 3. Jhdt.s das aus /e:/ entstandene[«::](§ 36) (wie bereits in der I. Hälfte des 4. Jhdt.s («: :) aus /ey/, § 73) zu [i:].
PR (2) Vokalhebung im Boiotischen +silb +hoch ~ief
+mitt - hint +lang
[c::] Belege:
-+ [-mitt]
-+
[i:)=t
• 1Tapt<; 1Tape'i<: DGE 485.40 NwJ,.Letviw IG 7:3081.1 : NwJ,.Lwiw avn-1TOL€'i1'T/ IG 7:3080.4 : €K·1Touwvßt d-ytp€J.L€V A.etrwp-yip.ev
ibid. z. 48 ibid. Z. 1 DGE 462.a24 IG 7:4136.4 IG 7:3083.24
§ 41. Parallel zu der Hebung von je:/ zu [«::] ist in Boiotien auch eine Hebung von kurzem /e/ zu (~]oder [i] vor Vokal zu beobachten: im archaischen Alphabet wird an Stelle von € häufig €L oder r, im ionischen Alphabet überwiegend L geschrieben (cf. Thumb-Scherer 1959: 19f.). Archaisches Alphabet: ßew'i<: E. 75:63 (Gefaß), 9ewa6oro<; IG 7:2733 (Akraiphia), &~€<: SEG 24:368 (Thebai), 9eW')'ira IG 7:2565 (Thebai) ave"eLW Ptoion 1971 Nr. 245, Nr. 249, Ptoion 1943 Nr. 5, IG 7:1671 (Plataiai), AD 1930/31 :106 (Thebai), BCH 1926 :390 Nr. 4 (Thespiai) (gegenüber aveßeav IG 7:2455 Thebai, Ptoion 1943 Nr. 1) 'Ap~LK'Ar€<: IG 7: 1888.a5 (Thespiai), OpoK'Ar€<: ibid. Z. f7 Ionisches Alphabet: ßw<: IG 7:552.4 (Tanagra) ave"LW IG 7:2723.1, 4158 (Akraiphia), IG 7:3087.1 (Lebadeia) €will IG 7:3193.5 (Orkhomenos) 41
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f€rw.
:rx;E 462.a12 (Tanagra) VWJ.l.EWifl IG 7:505.1 (Tanagra) Me"'lvpwl SEG 22:416.2 (Thebai) 1Taperrtf>Q,J.l.lt..Jv IG 7:2849.4 (Haliartos) ~w.re'Aiwv~L IG 7:2405.13 (Thebai) bro'A€J.!.Wv IG 7:2418.23 (Thebai) lWv AD 1916:220f. Z. 67 (Koroneia) lWoa<; IG 7:504.4 (Tanagra), IG 7:3172.56 (Orkhomenos) ftwnoc; IG 7:3170.3 (Orkhomenos)
*
§ 42. Im Südwesten Boiotiens (Thespiai, Khorsiai, Thisbai und Plataiai) wird im Gegensatz zu den übrigen Städten Boiotiens - e und nicht L geschrieben (cf. Buttenwieser 1911: 4ff.): ~€Üc;
BCH 1926:396 Nr. 16.14 (Thespiai) ave~eav IG 7: 1831 .2 (Thespiai) ewea IG 7: 1737.5 (Thespiai) f€rea FS Navarre 1935 :353 Z. 16 (Thespiai) V€OJ..I.[€]Wl17 BCH 1937:2 17ff. Z. 1 (Thespiai) Me'Jvpe6c; DGE 485 .46 (Thespiai) arxpewrewv IG 7:2383.16 (Khorsiai) ewv IG 7:2383.3 (Khorsiai) ewoac: IG 7:2224.7 (Thisbai), IG 7:1664.5 (Plataiai) Eine Zwischenstellung hinsichtlich der Notierung von [~]nimmt die nördlich von Thespiai gelegene Stadt Onkhestos ein, in der beide Schreibungen, e und t , verwendet werden: ßoc.wrapxeoVTwv SEG 25:5 53.13/14: i.apapxioVToc: E. 76:26.4, [1To'AeJ..Lap ]XWVTwv SEG 3:361.3 [~]e6c; BCH 1946: 478f. Z. 1: ~u:k E. 76:24.1 FU
§ 43. Da aber bereits auf Inschriften im archaischen Alphabet auch in Thespiai €L und r '(= [tt]) an Stelle von e geschrieben werden(§ 41 ) und auf Inschriften im ionischen Alphabet schwankende Schreibungen festzustellen sind:
e statt
L
-&upeOJ.p(Jpwc; IG 7:27 16.6 statt ~upi1J.A(Jdpwc: (Akraiphia) ave~eUJ,JJ IG 7:2724 .2 statt ave~w.v (so IG 7:2723.1) (Akraiphia) ave~eav IG 7:2463 .1 statt t.we~LaV (Thebai) L
statt e
vw.vloKwc: Roesch 197 1 Z. 13 statt veavioKwc; (cf. veavloKwv Z. 18,2 1) (Thespiai: i.a€rw SEG 22:407 .2 1 statt €a€rw (Thisbai),
42
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wird man - gegen Buttenwiesec - annehmen müssen, daß die Verteilung der Schreibungen e und L eher verschiedene graphische Konventionen als die unvollständige Ausbreitung eines Lautwandels reflektiert: das im gesamten Boiotischen durch die Hebung von /e/ vor Vokal entstandene[~]. flir das im ionischen Alphabet kein eigenes Zeichen vorhanden war, wird in der Regel im Südwesten durch e, in den übrigen Gebieten durch L bezeichnet. Die Hebung /e/ --+ [ ~] in Teilbereichen des Thessalischen (§ 45) stellt nicht eine boiotisch-thessalische Gemeinsamkeit dar, sondern beruht auf unabhängiger Entwicklung. 4.1.2 Hebung von Vokalen im Thessalischen § 44. Zugrundeliegende und aus Kontraktion (§ 69) resultierende /e:/ und /o:/ nehmen im Thessalischen eine hohe Qualität an. Dieser Wandel wird durch die Verwendung der Digraphe et, ou im ionischen Alphabet (§ 26) indirekt erwiesen und hinsichtlich des tenninus ante quem (spätestens Wende des 5. zum 4. Jhdt.) bestimmt. Vereinzelte Zeugnisse mit der Schreibung oo im archaischen Alphabet legen jedoch die Vermutung nahe, daß die Hebung von fo:f (und - wegen der neuen Verwendung der bislang [ow] repräsentierenden Schreibung ou - die Monophthongierung von /ow/ zu [<;>:]) bereits im 7. Jhdt. eingesetzt hat (Lejeune 1941 : 58ff., 1945, 1972: 237; cf. auch Morpurgo Davies 1965: 242ff.): 'Arr"'Aoov auf einer in Italien gefundenen, von einem thessalischen Künstler bemalten protokorinthischen Vase aus der 1. Hälfte des 7. Jhdt.s, ':Arr"'Aouvt IG 9,2:199 aus Eretria (Achaia Phthiotis, Anf. 5. Jhdt.), ferner ':Arr"'Aouvt McD 638 aus Tempe (Pelasgiotis, 5. Jhdt.).
PR (3) Vokalhebung im Thessalischen +silb -hoch -tief +mitt +lang
--+
fe:f
--+
/o:/
--+
[+hoch]
= eL [<;> :] = oo [~:]
Belege: arch. Alphabet fa"'A[i]ooK€ra[t] IG 9,2:1 226.4/ 5 öve!Jei<.e IG 9,2:1236 erroiioe DGE 607a 5LKaoropa.Jföv McD 1023.2 ':ArrAövt IG 9,2:1027 1:öo[avJopö IG 9,2: 241.2/3
ion. Alphabet IG 9,2:517.20 IG 9,2:1234.3 erroteioaro McD 337.19 tx,ouv McD 337.3& ':Arr"'Aoovt IG 9,2: 1034.1 1:ouativ5pew<: IG 9,2:517.81 /82
{3€"'A"'AetreL öve!JeLKe
43
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§ 4S. Wie im Boiotischen (§ 4lff.) wird auch im Thessalischen durch die gelegentliche Schreibung' für e eine Hebung von [e] zu[~] vor nicht-hohem Vokal belegt. Diese Aussprachevariante , deren früheste Belege bis in das 4. Jahrhundert reichen, bleibt auf die Histiaiotis, Kierion und den gebirgigen Teil der Pelasgiotis beschränkt.
Beispiele: ~t.Oc: IG 9,2:458.1 (Krannon, 3. Jhdt.), BCH 1970: 16lff. Z. 1 (Matropolis, 3. Jhdt.), aber ~eoi IG 9,2:1229.37 (Pha1anna), ~eoic: IG 9,2:581 (Larisa), E>eO"(eivet IG 9,2:504.6 (Larisa) "f€11Wvll BCH 1970: 161ff. Z. 3 (Matropolis), "f€11Wt ibid. Z. 4/5, aber "f€11eäc: DGE 606.3 (Mopsion, Pelasgiotis) Ntwra IG 9,2:461.15 (Krannon), Arovreim IG 9,2:414.a9 (Pherai) 'Epax'N.o<: IG 9,2: 258.12 (Kierion), K'Aiavöpec: BCH 1970: 16lff. Z. 11 (Matropolis), Kf..w11[11lO]awc: IG 9,2:281.12/ 13 (Matropolis), Kf..WJ.Laxoc: IG 9,2:416.1 (Pherai)
4.1.3 Hebungstendenzen im Lesbischen § 44. Im Lesbischen werden die Zeichen 11 und w des ionischen Alphabets für zugrundeliegende und aus Kontraktion entstandene /e:/ und /o: / verwendet. Da die Zeichen et und ou in der Regel den Diphthongen /ey/ und' /ow/ vorbehalten bleiben, haben die langen Vokale wahrscheinlich eine mittlere Qualität gehabt. Abweichungen sind im 3. Jhdt. in Formen von ew-Stämmen (ßaat'Aetec: IG 12,2: 646.a45 neben af..l71i', "fllc1tJr1i' auf der gleichen Inschrift, § 263) und in einigen Formen von e-Verben mit eL statt 11 im kleinasiatischen Aiolisch (rroeiJ.L€110<;' IErythrai 121.8 statt '[rOLilJ.L€110<: IErythrai 122.28, KaA.ew~at IG 12,2 S:140.13 statt KaA.71a~at 1G 12,2:645.a35) zu beobachten und weisen auf eine Tendenz zur Hebung /e:/ ~ [~:] (cf. Bechtel 1909:29f., 4lf., 192 1:9, Hoffmann 1893 : 424).
Durch die Dehnung von /e/ bei der Diphthongreduktion entstandenes[~ : ] wird in der literarischen Überlieferung 71, in der inschriftlichen Überlieferung meist et (neben 71, 11L) geschrieben (vgl. § 80f.): Patronymika: lit. -110<: (lle11~lA.71o<:), inschr. -ewc:l -11o<: ('AvrwvtJJ,Lewc: , Tepi{>€LOc:/ T EP'{1110<:) Feminina: lit. -11a ("fAVK11a) , inschr. -Eta (Lpeta) e-Verben: lit. .lfJW (reMw), inschr. -eLW (reA.elw , §§ 184,190) Durch Kontraktion (§ 69) entstandenes [e:] wird 11 geschrieben (z.B. li:yrw, § 226). § 47. Auf den Inschriften und in der literarischen Überlieferung des Lesbischen
schwankt die Schreibung für [o] vor [m] am Wortanfang zwischen o und u: 44
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Inschriftliche Belege: OJ.LO"Acrrflp.eva IG 12,2:6.35 (4. Jhdt.) OJ.LO[Xo-yewwt] ibid. z. 32/33 blJ..L]a. IG 12,2:526.b3 1 (4. Jhdt.) op.Ovoc.cw IG 12,2 S: 136.b33 (Delos 2. Jhdt.) VJ.LOAO"'tia<:: DGE 644.13/14 (Aigai Mitte 3. Jhdt.) iJJ.,ta IG 12,2:32.11 (archais.) iJJ..t[a] IG 12,2:29.10 (archais.) VIJI)iw<: IG 12,2:69.a6 (archais.) Literarische Belege: OJ..ta'YlJ[ Alk 115.al4 OJ..Ltr\A.H Alk 117 .b29 (cf. ÖJ..Lt'AA.o<: Etym.m. 658.55) VJ..LaALK[ Sa 30.7, Sa 103.8 VIJIJt Sa 94.13 ÜJ.,tw<: Sa 58.21 VJ..LW[ Alk 1.14 ÜJ.LOt BalbiUa (Memnon Nr. 31.3) Nach Bechtel (1921: 27) gehört "die Verdumpfung des o vor J..t" ,,zu den sicher bezeugten Tatsachen der Lautgeschichte". In der Alexanderzeit sei o noch erhalten und vom 3. Jhdt. an zu v geworden; in den Handschriften und Papyri der Lyriker habe die Aussprache des Alexandrinischen Zeitalters ihren Niederschlag gefunden. Die sichere Bezeugung eines manifesten Lautwandels [o] ~ [u] vor [m] am Wortanfang wird jedoch in Frage gestellt (1) durch die literarischen Belege OJ..La'YtJ[ , oJ.,ti'AA.et, die Bechtel noch nicht bekannt sein konnten: (2) durch den Beleg OJ..LOVOtav im 2. Jhdt., an dessen Stelle nach Bechtel VJ..LOVOc.cw zu erwarten wäre; (3) durch den Umstand, daß v an Stelle von obislang überhaupt nur in Formen, Ableitungen oder Komposita von ÖJ.LO<:: belegt ist. Möglicherweise verbirgt sich hinter der schwankenden Schreibung lediglich eine Hebung [o] -+ [ 9 ], ftir die verschiedene graphische Repräsentationen gewählt wurden, wenn nicht überhaupt der größte Teil der Schreibungen mit v auf den Einfluß von Grammatikerberichten über "aiolisches" v statt o zurückgeht : für die archaisierenden inschriftlichen Belege iJJ.,ta, iJJ.,toiw<: und flir den Balbilla-Beleg ist ein solcher Einfluß sehr wahrscheinlich, und flir die literarischen Belege (die sämtlich der Papyrus-Oberliefe rung entstammen) zumindest in die Oberlegungen einzubeziehen.21 Zu bedenken ist schließlich noch, daß der einzige inschriftliche Beleg, der auf Grund seines Alters eine Entscheidung über die Glaubwürdigkeit der Gram21 Wie hoch der Einfluß der Lehrmeinung antiker Grammatiker auf die Oberlieferung veranschlagt werden muß, hat Niekau (1974) an Hand von 1Ja6o~ (1Ja6wv Sa 2.5, lla6w Sa lOS .al codd. , 1Ja6wt L- P, V.) statt Öa6oc; gezeigt .
45
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mati.kerberichte über lesb . [u] flir [ o] herbeifUhren könnte, OfJOAO'Yiac; aus Aigai, von einer Inschrift stammt, die neben (kleinasiatisch-)aiolischen auch dialektfremde Merkmale (iJK.oaoov, Dat.Pl. -OL\) enthält. 4.2 Divergierende Vokalqualitäten
§ 48. Wandel [i
> e] nach [r] im
Thessalischen der Pelasgiotis
Im Thessalischen der Pelasgiotis ist seit dem Ende des 3. Jhdt.s eine Senkung von [i] zu [e] nach [r] zu beobachten: K.p€WEJ.l.€V IG 9,2:517.14 (Larisa, Ende 3. Jhdt.), KPEOL\ SEG 27:226.9 (Pelasgiotis, 2. H. 2. Jhdt.) gegenüber lesb. Kpi.ww (§ 109) rrerpoerec.p€00. McD 346.21 (Larisa, 1. Jhdt.), aber häufiger 7T€TPO€T€L{)l&. ibid. 'Tßpeorac; IG 9,2:517.71, IG 9,2:934.a1 (Larisa, 3. Jhdt.), aber ]vßplora ZPE 1974:28 (Atrax, 6. Jhdt.), 'Tßpiorac; IG 9,2:234.96 (Pharsalos) arreA.evt'fepeo~ec;, arreA.ev~epeo~€voa IG 9,2:414 passim {Pherai, 2. Jhdt.). Nach geläuf~ger Auffassung (vgl. u.a. Bechtell921: 148) ist auch in rraTpoveav IG 9,2:234.4 aus Pharsalos (iJ nach (rJ über (o:J hinweg zu (e) gesenkt.
§ 49. Wechselefanach [r] im Boiotischen rp€rre5f>a.L SEG 24:36 1.24 (K.horsiai 4. Jhdt .) Tp€1T€Mac; IG 7:3172.38 (Orkhomenos 3. Jhdt .) rparreö5ac; ibid. z. 170 rperreö5irac; IG 7:2420.34 (Thebai 3. Jhdt.) '{XlP€Tpt1'T/ SEG 3:354.2 (Koroneia 3. Jhdt.) !fJO.P€TPLTawv BCH 1926: 396 Nr. 16.11 (Thespiai 3. Jhdt.), IG 7:27 14.2 (Akraiphia 3. Jhdt.) lfJO.P€Tpl1'T/c; SEG 23:27 1.25 {Thespiai 3. Jhdt.) '{Xlparp'i1'T/ DGE 463,3.5 (Tanagra 2. Jhdt.) Wegen der Hesychglosse Tplrreta· rrw Tpcirretav. BotW1'0i geht man im allgemeinen davon aus, daß im Boiotischen - wie im Thessalischen - (i) nach (r) zu (e) gesenkt worden sei (rplrreta TJ)erre66a). Diese Hypothese hat mehrere Schwächen: (1) sie läßt den Wechsel ej a unberücksichtigt; (2) sie erklärt nicht, warum Tpt- in Tp{To<; (§ 290) und in verschiedenen Komposita (rpurAdcu SEG 24:361.17, Tplrro6a IG 7:2724 .2, IG 7:3207.1, IG 7:4157.2, rplxaAKDV IG 7 : 2420.9 etc.) erhalten geblieben ist; (3) sie operiert mit einer Etymologie des Wortes filr "Tisch" , die auf schwachen Füßen steht (cf. Frisk GEW s.v. rpcirreta); (4) sie geht nicht auf das Verhältnis zwischen -t- der Glosse und -66- im Boiotischen ein.
§ SO. KiarionfKierion Kiarion lautet der Name der Stadt auf lokalen Inschriften des 2. Jhdt.s {ältere Belege fehlen):
Kw.pioL IG 9,2:258.2 Kw.p,[ IG 9,2:260.b 1 46
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gegenüber Kierion andernorts (Kc.epioo IG 9,2:528.7, Kc.epc.ak IG 9,2:66.bl,3). Weitere Belege für einen mutmaßlichen Wandel [e > a] (vor [r]?) in der Thessaliotis liegen nicht vor. 22
§ S1. Frontierung [o -+ e] im Thessalischen der Histiaiotis
Im Thessalischen der Histiaiotis wird [o1 in Endsilben an vordere Laute assimiliert (cf. Helly 1970b): nach [i), [y], [~] . [t), [n] und [r] tritt eine Frontierung (Vorverlagerung) [o-+ e], [<;>:-+ ~:), [oy-+ ey] ein.23 [o -+ e 1
o-Stämme: Nom.Sg. K'AiaJJopec: BCH 1970: 161ff. Z. 11 (Matropolis, 2. H. 3. Jhdt.), [lle1ooiac.ec: ibid. Z. 16, ['Aa]TOKp: -+ ~:1 o-Stamm Dat.Sg. rei Helly i.V. Z. 2, )(POV€L ibid. Z. 2025 [oy-+ ey1 o-Stämme Dat.Pl. rei<: BCH 1970: 161 ff. Z. 2, wrei<: ibid. Z. 4, n5rec.c: ibid. Z. 8, OLKaareippec.c: Helly i.V. Z. 12, reic: lU}reic: ibid. Z. 13. 22 Thumb-Scherer (1959: 52) halten " das a d es Stadtnamens" flir westgriechisch. 23 A. Morpurgo Davies (197 6: 191 A31 ) deutet an, daß sie diesen Wandel erörtern wird und argumentieren wird, "that -e· is simply a spelliog for a schwa.lilce vowel in unstressed position". 24 Sympolitie zwischen Go mphoi und Tha.miai (Fundort Philia), Ende 3. Jhdt. 25 HeUy (i.V.) nimmt an, daß d er aitolische Dativausgang 1-<>YI wie in Kierion (§ 253) auch in die Histiaiotis eingedrungen sei und dort - parallel zu I -oys -+ -eysl - zu 1-eYI geworden sei. Das Digraph -et in Te'i, XPO~' läßt sich aber auch als Sclueibung für I~: I auf· fassen, das - wie Ie 1 aus [o 1 - aus ( ~: 1, de m regulären Dativausgang in der Histiaiotis, hergeleitet werden kann.
47
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In Matropolis kann zugrundeliegendes oder durch Frontierung entstandenes [ e j nach [Vyy) getilgt werden:
öoi.v (aus öo'iev) BCH 1970 : 161ff. Z. 7 'E1TU<pariöru.c; ibid . z. 11 , [napJ..Lovl}5ru.c; ibid.
z. 18. 26
Die Inschriften, die die Belege flir die Frontierung von [o ) liefern , sind in die 2. Hälfte des 3. Jahrhunderts und in das 2. Jahrhundert zu datieren. Auf einer älte· ren Inschrift ist [ o] noch erhalten : [~)aJ..Lru.v€rewc; ,
EVKAe[iö)awc;, [Mti)wwc; IG 9,2:281 (Matropolis, 4./3. Jhdt.)
PR (4) Frontierung im Thessalischen der Histiaiotis +silb -hoch +hint
-+ [- hint)
I [-hint)
(C)
##
[o] -+ [e) nach vorderen Segmenten (nur in Endsilben)
Die BelegJage für die Spezifikation [-hint) der Umgebung, in der Frontierung ein tritt, ist nicht frei von Inkonsequenzen: (1) nach[~:) ist Frontierung in 'Ovaaeu: eingetreten, aber in ~wc; BCH 1970: 161ff. Z. 1 (wo L für[~] steht, § 45) unterblieben ; (2) nach [t) iSt Frontierung in 1TfTPLT€11 Helly i.V. Z. 10 eingetreten, abe in €wtCWro[v] ibid. Z. 9 unterblieben ; (3) das Merkmal [-hint) hat auch [m] , abe in vOJ..LOL<: Helly i.V. Z. 12 ist [oy] erhalten ; (4) für eine Frontierung nach [1), nach Labialen oder nach [s) liegen bislang keine Belege vor.
In der Umgebung [+hint) bleibt [o] erhalten : a1T6Aaoc; BCH 1970: 16lff. Z. 8 , ['A)aroAaoc; ibid . Z. 17.
§ 52. Gleitlauteinschub im Boiotischen: wv statt oo Seit der Mitte des 3. Jhdt.s wird auf boiotischen Inschriften an Stelle von oo nach den dentalen Verschlußlauten , [s] , (I) und [n] auch too geschrieben:
owtlo IG 7:3172.63 , SEG 3:356.7, owvvarov E. 78:06.14/ 15, faöwuAd-yw IG 7:2788.3/4 {cf. [a]Ot.IAo-yo, Sa 73a.4) rwvxa SEG 22: 432.1 , IG 7:2809.1 , avnrwvvxa11011Tec; IG 7:3080.6, faaTWVAA€L IG 7:3 180.54 9wuiw AD 19 16: 2 18f. Z. 23 , avem~wt.lvwc; BCH 1895 : 157ff. Z. b8, Eu~wv J,.Liöac; IG 7:3 179.27, ni~LOOA0Voc; IG 7:2820.10
--26
-a,~
aus -c.u~ (cf. (fle)c56lau~) aus -awc: (cf. Gen. fle66 ,a.lou). 'E1rU<parl6a'~ und napIJ()Vl6atc: sind patronymische Adjektive zu 'EmKparl6ac: Z. 11 / 12 und nap1Jovl6a~ Z. 18. A. Morpurgo Davies macht mich (brieflich) darauf aufmerksam, daß die Matropolls-lnschrift im großen und ganzen Genitive des Vate.rsnamens an SteUe von patronymischen Adjektiven hat. Soweit das dürftige Material Beobachtungen zuläßt, könnte die Verteilung von Genitiv und Adjektiv aber auch morphologisch bedingt sein: Genitive sind von (}- und n-Stämmen belegt, patronymische Adjektive von ä- und s-Stärnmen (('Ao)mKparetec:).
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:Ewtlveat~
IG 7: 1390 Al.oUawv IG 7 :2820.9, 'O'AwVIJ1TLX<X IG 7:2786.13, erx.{'AJ.OOoc; BCH 1936 : 27ff. z. b31, no'AwvaTpOTW IG 7:557.4 vuiiv DGE 462.a5, livWVIJO. lG 7:3352.4, ~twvwvaaa7'71 IG 7:686.3 Einmal ist auch wv statt ov arn Wortanfang belegt: wuu,;i IG 7:3377.6. Die zwar nicht konsistente, aber häufige neue Schreibweise läßt darauf schließen, daß sich zwischen koronalen Konsonanten {[-hoch], [-hint]) und [u] ((+hoch], (+hint]) der palatale Gleitlaut [y] ([+hoch], (- hint]) als Obergangslaut gebildet hat (vgl. auch § 139). PR (5) Gleitlauteinschub im Boiotischen
0
~
0
~
-silb -kons +hoch -hint -rund
I
+kons -hoch -hint +kor +ant
-
+silb +hoch +hint +rund
[y] zwischen koronalen Kons. und [u]
Buck (1968:24) zieht, wohl mit Recht, als Parallele die Aussprache von engl. u in cube heran {obgleich ein Beispiel wie duke angemessener wäre). Abzulehnen ist die Interpretation von wv als (ü] (Shipp 1965: 308f., Ruipchez 1972: 161); für die Schreibung von [ü) wird im Boiotischen bereits seit dem 4. Jhdt. der Buchstabe v verwendet.
§ 53. Wechsel ujo (1) aml: Thess.
Lesb.
Boiot.
Sofern nicht die apokopierte Form ä.1T verwendet wird, lautet die Präposition im Thessalischen der Pelasgiotis Q.mj (aw IG 9,2:594.2,3. Jhdt., Ö.1TVaT{>\'Aavro~ IG 9,2 :517.23, Ende 3. Jhdt.); im 2. Jhdt. ist a1Tv durch amS ersetzt (IG 9,2:414 passim, Pherai). Im literarischen Lesbisch wird ausnahmslos ä.mj verwendet (vgl. Index bei Voigt). Auf der ältesten Prosainschrift steht Q.mj (ä.~L IG 12,2: 1.15, 5. Jhdt.) ; im 4. Jhdt. wird aw noch in ä.1TVMIJ€llat IG 12,2: 6.45 verwendet, ist aber in IG 12,2:526 (Eresos) bereits durch ä.1To ersetzt (a1Toß
4 Bl:lmel, Die aiollschen Dialekte
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(2) -y{IIVJ.lCU: Thess.
Lesb. Boiot.
'YWvJ.lCU. in -yWtletret IG 9 ,2: 517.22/ 23, SEG 27:202.26/ 27 (Ende 3. Jhd1 -yWtlet(r}€t IG 9,2 :5 15.12 (2. Jhdt.), 'YUIIJJ.lEvaviG 9,2: 51 7.45 (Ende 3. Jhdt .) (alle aus Larisa), 'YUIIJJ.lEvat BCH 1970 : 161 ff. Z. 5 (Matropolis, 3. Jhdt.),jünger -yivoJ.lcu. in ['Ytlvetret IG 9,2:5 12.20/2 1 (2. Jhdt.), McD 337.32 (1. H. 2. Jhdt.), 1TQ{J'YWOJ.lEVOt\ ibid. z. 35/36, OVJ.l1TOfYW€tTet27 ibid. Z. 36, 'YWOJ.lEVO\ IG 9,2:553 passim (1. Jhdt.). -ylvoJJru. in -ywe[r]a[t] Alk 117b.29, -yliiTJTCU. IG 12,2:528.6 -yivovJ.lTI in z.B. -yivovarh} BCH 1936: 177ff. Z. 29, -yiwrr] IG 7: 1737.5, rrap-yWtlwvrh} IG 7:207. 11 / 12, 'YWwVJ.l€VOV (§ 52) IG 7:3303.6 28.
(3) ÖWJ.la: Thess.
Lesb.
Boiot.
iWvJ.La (OvtiJ.laTa IG 9,2:517.21, BCH 1970: 16lff. Z. 10, 'OvtiJJapxcx: IG 9,2:234.30) und ÖVOJ.la in 'OvoJJax'Ae"ir; AD 1973/74 Xpov. 571 Z . lC (Larisa, 2. H. 3. Jhdt.). Im literarischen Lesbisch ÖIIVJ.la (cf. WvVJ,laoa[a]v Alk 129.8, errwvVJ.LaO· aav Alk 129.5). Auf den Inschriften ÖVOJ.la (OvOJ.laror; IG 12,2:15.30, Ende 3 . Jhdt.) und ÖWJ.la (IG 12,2 :68.7, rrpoaowJJao6eatJcu. IKyme 19.7, beide nachchristlich). ÖVOVJ.la (ohne Ausnahme).
§ S4. Wechsel ujo im Boiotischen von Lebadeia
lm Boiotischen von Lebadeia wird vereinzelt o statt u, ou geschrieben : ho1r1?p BCH 1940/41 :42 Z. 4 (4. Jhdt.) gegenüber urrep IG 7:3055.9 (4. Jhdt.j örrepfnxwvtJw IG 7:3081.5 (2. Jhdt.) gegenüber oorrep6U
§ SS. Wechsel efa
( 1) "ApT€J.lt\ : Thess. Lesb. Boiot.
"ApreJ.lt\ vorherrschend; 'Aprdp.wt in IG 9,2:239.2/3 (Pharsalos), lG 9,2:417.2 (Pherai) "ApreJ.lt\, kein Beleg fdr "Aprap.tr; 'ÄpTllJ.lt\, kein Beleg fdr ''ApreJ.lt\.
27 Oie Form ist entweder fwch gelesen oder verschrieben; zu erwarten wäre uu1JnortlwTtl (Lejeune 1941 : 79). 28 Zur Bildung vgL auch M660UIJTJ (ou1roM66oU11"'1 SEG 1:132.12, M66ouu~ IG 7: 3054.6).
50
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(2) i.Epck Thess. iep6<:, ißp- nur in ißpOV'Toic: IG 9,2:46l.b25 (Krannon, 2. Jhdt.) Lesb. lpoc; Boiot. lapoc; durch zahlreiche Belege bereits seit Beginn der Überlieferung vertreten ; die Formen mit iep-29 können aber nicht ausschließlich dem Einfluß der Koine zugeschrieben werden (wie es bei Buttenwieser 1911 : 33 und Buck 1968: 24 geschieht). In Bezug auf die älteren wird man sich fragen müssen, ob sie als Entlehnungen (aus dem Attisch-Ionischen?) oder als Relikte der thessalisch-boiotischen Gemeinsamkeit aufgefaßt werden müssen. § 56. Wechsel ofa: Oll/dlla
Pelasgiotis: Qll 30 Perrhaibia: in Phalanna auf Grund des Einflusses aus der Pelasgiotis Oll (z.B. Olle~eKe IG 9,2:1236, Olle~eu<ew IG 9,2: 1233) neben ava (z.B. twe~eU<e DGE 616a), in IG 9,2:1229 auf der gleichen Inschrift wechselnd (oryprupdll Z. 40/41, oryp(J){)€1l Z. 31, aber all'Te~ei Z. 32); in Mylai Olle~eix.aell Biesantz (1965: 32) Nr. 56; in Khyretiai ä.vil~ICTl DGE 607a. Histiaiotis: nur ein Beleg: t.we~KEil IG 9,2:299 (4. Jhdt.) Thessaliotis : twa (ayypal/Jat IG 9,2:258.11, ä[lla-yp ]a(cp€ijuev IG 9,2: 260.a3) Phthiotis (Pharsalos: Oll (olle!JeiKaell IG 9,2:244.4) neben dvd (z.B. tweIJeiKaell IG 9,2:237.1, dv€1J(e]Kav IG 9,2:241.1/2) Magnesia: Oll (61l€19eKe IG 9,2: 1098 Alifak/ar, OlleiJeU<e IG 9,2: 1127 Demetrias 31) neben ava (~e~[ IG 9,2:1203 Korope) Lesb. Im literarischen Lesbisch Oll; auf älteren Inschriften Oll (0-yK
Thess.
29 h(,)~pov BCH 1926:387 Nr. 2 (Thespiai, 5. Jhdt.), hupa SEG 24:361.2 (Khorsiai, Anf. 4. Jhdt.), !Epapxcu DGE 482.1 (Thespiai, um 300); an Stelle von le(P)apxlovro~ in BCH 1926:401 Nr. 18.1 ist la(p)-zu lesen (Hinweis von P. Roesch), Lepew~ IG 7:352.1 (Oropos) ist keine boiotische Form. Die Herkunft der Votivstatuette AJA 1962:381 mit hupc5, Ko.IJ~/p6' (6./5. Jhdt.) ist nicht bekannt, ihre Zuweisung zum Boiotischen daher nicht zwingend. 30 IG 9,2:575 (Larisa, 5. Jhdt.) mit llve~iK~ kann wegen ro6e statt TOllE von der poetischen Sprache beeinflußt sein; in IG 9,2 :5 97 (Larisa, 3. Jhdt.) ist llve""'Ke" wegen ny ephelkysti· kon nicht authentisch; in IG 9,2 :598 (Larisa, 3. Jhdt.) steht llve""'K~ neben der thessaüschen Form ove "~'Ke. 31 In dem Gebiet um Demetrias ist der Verlauf der Grenze zwischen der Pelasgiotis und Magnesia umstritten ; eine eindeutige Zuweisung von lJ.ve~iKe der Inschrift AAA 1974:74 fli.r die als Fundort Pagasai angegeben wird - ist daher nicht möglich.
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§ 51. Wechsel ofa: Zahlwörter 32
Lesb. Thess.
Thopn<;
: Lesb. rerpanx trETpc>-(·ETEf.PE5a) : Thess. trerpa{-Kovra, ·'YOU~) Boiot. trETpa{-KaTIOL, ·Jl€~)
Thess. ~~OJlEWVO<; 33 Lesb. €voro<; Lesb. Thess. 5€KOTO<; Lesb. Thess. Lesb. Lesb.
ELKOOt
ixoar6<: • €1XOLOTO<; ·KOaWt
: ßoiot. flla.TO<; : Lesb. Thess. 5€Ka (vgl. § 289) ßoiot. 5€Ka, 5eKaTO<; : Thess. ücan, Boiot. fixan Boiot. fu
: Thess. Boiot. -Karwt
§ 58. Wechsel ejo: €trl/ Ö1T
Thess.
Lesb. Boiot.
Neben zahlreichen Belegen flir Etr(i), etrell}ei auch tmei34 McD 337.26,43 (Larisa, 1. H. 2. Jhdt.), otrewei ibid. Z. 12,34, SEG 27:202.8, AD 1973/74:57 1 Z. 10 (La.risa, Ende 3. Jhdt.). €tri, kei, EtrE~ (ausschließlich) €tri, €tri < etrei, etrewei I f.trll}ei. An Stelle von otr SEG 25:556.12 ist ev zu lesen (Hinweis von P. Roesch).
§ 59. Zusammenfassung und Beurteilung
In den vorangehenden Paragraphen sind Phänomene sehr disparater Natur zusammengefaßt: phonetische Schreibungen flir lokal begrenzte Aussprachevarianten, Lautwandel in Teilbereichen der aiolischen Dialekte und Differenzierungen, die sich zwar teilweise als Resultate divergierender historischer Entwicklungen erklären lassen, aber flir die durch Texte belegte Periode der aiolischen Dialekte lexikalisch defmiert werden müssen. Eine Senkung (in der traditionellen Tenninologie: Öffnung) von Vokalen in der Umgebung von [r] tritt im Bereich der aiolischen Dialekte sporadisch auf (cf. Schwyzer 1959: 274f.), wird aber erst seit dem 3. Jhdt. und nur in der Pelasgiotis mit einer gewissen Häufigkeit belegt. Selbst wenn man noch [a] aus [e] in den beiden Beispielen aus dem Boiotischen und möglicherweise die Lautform "Kiarion" als eine durch [r] hervorgerufene Senkung betrachtet, wird man hierin noch kein signifikantes Merkmal des Aiolischen sehen können. Als einen regulären Lautwandel wird man die Frontierung [o ~ e] nach vorderen Lauten im Thessalischen der Histiaiotis interpretieren können . GleichfalJs nach 32 Belege sind, wenn nicht anders angegeben , in §§ 289- 290 aufgeführt. 33 ~to~o~e, [ vll)()v IG 9,2 :506.4, ~(o~o~~o~etl)()ll ibid . Z. 5 gegenüber gemeingr. ~(cil-'111)()~. 34 Cf. Lejeune (1941 : 79).
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vorderen Lauten - aber nur nach Konsonanten - wird etwa zur gleichen Zeit im Boiotischen vor [u) der Gleitlaut [y] eingefügt. Beide Prozesse weisen in eini· gen Aspekten Oberemstimmungen auf, aber es erscheint fraglich, ob eine Bezie· hung im Sinne einer Gemeinsamkeit hergestellt werden kann. Entgegen der herkömmlichen Meinung werden durch die übrigen Wechsel von Vokalqualitäten keine Lautwandel [o > u), [a > o) , [e > o) dokumentiert: (1) ami (im Thessalischen und im älteren Lesbischen) und cl1TO sind zwei verschiedene Lexeme (vgl. zuletzt Garcia-Ram6n 1975: 50 mit weiterer Literatur, gegen Panagl 1975: 425ff.). Das gleiche gilt ftir öv neben ava und 01r neben €1ri. (2) -yiJJUJ.I.CU. im Thessalischen und Boiotischen gegenüber -yivoJ.I.CU. im Lesbischen ist eine Neubildung nach bekannten Mustern (Schwyzer 1959: 698). (3) ÖJJUJ.I.a neben ÖJJOJJ.a beruht nicht auf einer inneraiolischen Entwicklung, sondern geht auf eine im Griechischen weiter verbreitete (aber unerklärte: Lejeune 1972: 190 Anrn . 3), voreinzelsprachliche Bildung zurück. (4) "ApTap.Lc:, ia.poc: im Boiotischen und vereinzelt im Thessalischen beruhen auf westgriechischem Einfluß. ( 5) Der Wechsel zwischen [o] und [a] in Zahlwörtern reflektiert verschiedene Varianten teils der Vertretung idg. silbischer Sonanten, teils bestimmter Kompositionstypen; die Einzelheiten der Abgrenzung zwischen phonologi· sehen und morphologischen Ursachen sind noch nicht übereinstimmend geklärt. 4.3 Kürzung von Langvokalen
4.3.1 Kürzung vor Sanorant + Obstruent § 60. Lange Vokale vor einem Sonoranten (= Sonant oder Gleitlaut) werden ge-
kürzt, wenn ein Obstruent folgt. PR (6) Kürzung von Langvokalen vor einem Sonoranten [+silb ]
~
[-lang)
I _ [ ~~~] [: : s]
Die Regel Kürzung von Langvokalen vor einem Sonoranten ist nach den Regeln für die Entwicklung von Sonant plus s (§ 114f.) anzuordnen: /me:nsos/ wird im Lesbischen als [me:nnos] realisiert ; der lange Vokal vor der Folge von Sonant und Sonant bleibt erhalten. Auf den älteren Inschriften des Lesbischen {IG 12,2: 1, 2. H. 5. Jhdt. ; IG 12,2: 645, 4. Jhdt.) ist in Formen der 3. Pl.Konj. ein langer Vokal vor der Folge von Sonorant und Obstruent erhalten (-ypiJJpwwL § 166). Dieser Tatsache kann durch eine - morphologisch detenninierte - Ausnahrnebedingung, der zufolge lange Vokale als Kennzeichen des Konjunktivs auf Grund ihrer morphologischen Be· 53
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lastung von der Anwendung der Kürzungsregel ausgenommen sind, oder durch Regelordnung Rechnung getragen werden: die Regelfolge, durch die lesb. /-o:nti/ in /-o:ysi/ überfUhrt wird (vgl. §§ 117ff., 179), ist nach der Kürzungsregel anzuordnen . In der Folge von einem langen Vokal und einem Gleitlaut vor der Wortgrenze wird im Lesbischen und Thessalischen der Gleitlaut getilgt (§ 99), im Boiotischer: der lange Vokal gekürzt (§ 62). § 61 . Anwendungsbeispiele
( 1) Part. Präs. der e-Verben /phile:+nt+/ -+ /philent+/ lesb. aiep"(erevreaat IG 12,2: 527.40 thess. KaroiXevreaat IG 9,2:5 17.14 (2) 3. Pl.Med. der e-Verben /phile:+ntay/ -+ (philentay] lesb. 1Tw'Aevr·at Alk 130.b18 thess. elj>(i.vype~ew IG 9,2:5 17.4 1 Zu Formen des Part.Präs. und der 3. Pl.Med. der e-Verben mit langem Vokal vor der Folge von Sonant und Obstruent (lesb. 6ivvr)~~Tt~;, KaTotKT!~~Twv, thess. KOwavtl~~Touv {?), lesb. ~PfiiiTCll , 11poil0f!IITC11 etc.) vgl. § 234.
(3) Imp.Pl. der e-Verben /kale :+nton/ -+ (kalenton] lesb. KaA.evrov (§ 187) (4) Akk.Pl. der ä-Stämme (§ 246) / tukha:+ns/ -+ / tukhans/ (5) 2. Sg. und 3. Sg. der e-Verben (§ 182) / phile:ys/ -+ /phileys/ /phile:yt/ -+ /phileyt/ (6) Dat.Pl. der ä- und o-Stärnme /tuk.ha :ys/ -+ / tukhays/ (§ 246) /nomo:ys/ -+ / nomoys/ (§ 250) (7) Nom .Sg. der ew-Stämme (§ 263) / basile: ws/ -+ (basilews] (8) /a:wso:s/ -+ /awso :s/ (§ 92)
4.3.2 Kürzung vor einem Gleitlaut am Wortende § 62. Im Boiotischen werden lange Vokale vor dem Gleitlaut /y/ arn Wortende
gekürzt, wenn zwischen dem langen Vokal und dem Gleitlaut keine Silbengrenze liegt. PR (7) Kürzung von Langvokalen vor /y/ am Wortende im Boiot. (+siJb)
-+
[-lang] I
_
-silb -kons +hoch -hint
54
##
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Anwendungsbeispiele: Dat .Sg. der vokalischen Stämme / tukha:y/ --? boiot. / tukhayl (§ 246) / nomo:y/ --? boiot. /nomoyl (§ 253) Im Dat.Sg. des Stammes auf /o:/ (§ 269) bleibt der lange Vokal erhalten, weil zwischen Stammauslaut und Endung eine Silbengrenze liegt; vgl. [e)lpwl' nTwlot DGE 541.1. Zum Ausgang der 3. Sg.Konj. vgl. § 166.
Da im Ausgang des Dat.Sg. der o-Stämme auch nach der Einführung des ionischen Alphabets zu Beginn des 4. Jhdt.s noch gelegentlich -w' geschrieben wird (§ 253), muß der KUrzungsprozeß etwa in diese Zeit oder frühestens in die 2. Hälfte des 5. Jhdt.s datiert werden. Damit ergibt sich zwischen dem Boiotischen einerseits und dem Thessalischen und Lesbischen andererseits eine zwar nicht inhaltliche, aber doch chronologische Obereinstimmung der Prozesse, durch die auslautende Langdiphthonge eliminiert werden.
4.4 Devokalisierung von lil § 63. Im Thessalischen verliert /il zwischen einem Konsonanten und einem Vokal seine vokalische (und damit auch seine silbenbildende) Qualität und wird zum Gleitlaut IYI. PR (8) i-Devokalisierung im Thessalischen
+silb -kons +hoch -hint
lil
I [+kons] _ [+silb]
--?
(-silb]
--?
lyl IC_V
Dieser Wandel ist vor allem wegen der palatalisierenden Wirkung, die /y/ auf den vorangehenden Konsonanten ausübt, von Bedeutung und wird im Zusammenhang mit der Palatalisierung durch zugrundeliegendes fyl (§§ 112f., 13lff.) durch Bei· spiele belegt. Im folgenden sollen lediglich die prägnantesten Beispiele aus dem Thessalischen referiert, einige bisher verkannte Fälle von Palatalisierung im Thessalischen behandelt und die Spuren einer i-Devokalisierung im Lesbischen und Boiotischen diskutiert werden. § 64. Im Thessalischen wird du rch sekundäres (durch i-Devokalisierung abgeleitetes) /yl jeder vorangehende Konsonant palatalisiert und geminiert. Zwischen Vokalen bleiben palatalisierte Geminaten erhalten.
( 1) /-VRyV-/
--?
/-VRRV-/ (R = Sonant) rrpo~eww.,
Tr€pp- (§ 112) Oavaciww.w~, 1ro'A'Aw~, 1rpooppa (§ 113)
errayye'A'Aw., KiJppcx;,
55
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{2) /-VTyV-/ -. /-vttv~; (T = Obstruent) ~ . t~eCKarrux (§ 132) EK.KAe{oow., )'I}J.LVaaoov ( § 134) Nach einem Konsonanten werden palatalisierte Geminaten vereinfacht. (3) /-TRyV-/ -. /-TRV-/ rpa {aus rpia) SEG 26:675.9, rptu<; SEG 26:676 passim; ~ajtparpeia<:: IG 9,2:572.3 neben ~aJI.Jtarpteiac: IG 9,2:553.33; ~altl'firpewc: IG 9,2:517.79 neben ~ap. par(p]teiot IG 9,2:553.11/12; "Atppot McD 337.32 neben 'Atppiou IG 9,2:452 Durch eine Erweiterung der oben formulierten Regel kann auch vor /s/ in der Folge /-Vri-/ Devokalisierung von /i/ eintreten. Nach der Palatalisierung / -Vri-/ -. 1-Vfi-/ wird der Sonant an /s/ assimiliert (Aaaoaitx;) oder getilgt(§ 154). {4) /-Vrys-/ -. /-Vtfs-/ -. / -Vss-/, /-Vs-/ vor Konsonant Aaaoaioc: aus 1\apt..oaüx; (1\aaoaiot.. McD 310.3, mit Einfachschreibung 1\aoaiotc: IG 9,2:517.19, Koine-Form A.apwaiwv ibid. Z. 3/4, 26); vgl. Aaoav · niv Aapwav Hesych . 'Aoro- aus 'Apwro- in Personennamen ('Aooropaxoc: IG 9,2: 234.13 Pharsalos, 'Aorovoeiov IG 9,2:237.6 Pharsalos, 'Aoropaxoc: IG 9,2:28 1.3 Matropolis, 'AoroK'Aet..aio[t..) IG 9,2:414.a5 Pherai, 'Aorooap.eiot McD 310.9 Krannon) neben 'Apwro- (cf. Leumann 1930) 1reoravrac: McD 310.11 aus trepwravrac: aorepäc: McD 347.27 neben apwrepäc: Z. 20. Der Schwund von (i) nach (r) ist teils durch die besonderen Bedingungen einer " SchneU sprechform" (Leumann 1930), teils als Synkope auf Grund einer starken exspiratorische Betonung (Fränkel 1956: 82ff.) erklärt worden, aber bereits Vendryes (1936) hatte den Zusammenhang mit der "Schwächung" von (i) zu (y) und den dadurch ausgelösten Prozessen herausgestellt.
§ 6S. Der Befund flir eine Devokalisierung von /i/ im Lesbischen ist uneinheitlich und widersprüchlich. Aus dem literarischen Lesbisch können als Belege herangezogen werden (§ 110): tr€pp, ew vor Vokal gegenüber trepi, evi vor Konsonant n€ppap.o<:; neben npiap.o<:;. Sonst ist [ri] vor Vokal erhalten: fitepiac;, trOT'I'ipwv etc. (cf. Harnrn 1957: 25f.). In anderen Fällen wird i nach r nicht geschrieben: trdpt.pVpoc; (mehrere Belege) neben troptpvpto<:: , llpyvpoc; statt *ap"(vpto<:;, und es gibt keine Möglichkeit zu entscheiden, ob [i) hier spurlos geschwunden ist oder devokalisiert wurde, und, falls letzteres zutrifft, ob eine Palatalisierung und Geminierung (wie etwa in ä"(KUppa Alk., thess. ap"fvppoc) eingetreten ist und wodurch dann die augenscheinliche Depalatalisierung und Degeminierung bedingt ist. Verschiedene Aspekte einer Erklärung aus metrischen Gegebenheiten werden von Harnrn ( l.c.) diskutiert ; 56
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Garcia-Ram6n {1978b: 413) hegt zwar keinen Zweifel, daß in rrop..pvpo<;, äp-yupo<; palatalisierte (geminierte) Sonanten vorliegen, läßt aber die Frage, wann die Vereinfachung (zu -p-) eingetreten ist, offen. An Stelle der Lautfolge [di-] am Wortanfang steht im literarischen Lesbisch einige Male [dz-] (~a, ~aA.e~cu etc., § 128) gegenüber 8t.tiJJ.etrrrov, St.tix17TCU etc. Auch hier werden metrische Erfordernisse eine Rolle gespielt haben; der Erklärungsversuch Hamms (1957: 26), daß 8t- erhalten sei, wo das -a von 8td elidiert wurde, kommt nicht ohne die Annahme von unmotivierten Ausnahmen aus und bleibt daher unbefriedigend. Aus der inschriftlichen Oberlieferung des Lesbischen stehen nur zwei Belege zur Verfligung: 'A-yeppavwr; und rrepp aürwv (§ 110). Für zwei weitere Beispiele aus hellenistischer Zeit, die Hooker (1977: 87f.) im Anschluß an Bechtel (1909: 31) wieder in die Diskussion gebracht hat, ..üwvuoo<; statt ..üwvt5oto<; aus Myrina und b.p-yvpa statt b.p-yvpw. aus Aigai, stellen sich die gleichen - ungelösten - Probleme wie flir rropcpupor;, l:J.p-yupor; bei den Lyrikern.35 § 66. Aus dem Boiotischen werden gewöhnlich (Bechtel 1921: 234, ThumbScherer 1959: 20) ..üaJJ.arpor; IG 7:890, 'A!ppoöioa IG 7:854, (K)a.pioa DGE 462.a68 etc. als Belege fUr eine Devokalisierung von /i/ (und anschließenden Schwund von /y/) herangezogen. Dagegen hat sich bereits Salmsen ( 1904: 491f.) skeptisch geäußert: ..ÜaJJ.arpor; und Ka.pioa können mit den Suffixen -o-, -ä- aus den zugehörigen Götternamen gebildet sein, und 'A!ppoöloa kann entweder auf einen Fehler des Steinmetzen oder den Einfluß der Koine zurückgehen. 'A!ppoöloa und die häufiger belegte Form 'A!ppoöwia gegenüber 'A!ppoötrla IG 7:3303.3 sind auch schon auf Grund der Assibilation nicht echt boiotisch. § 67. Als Fazit dieser Übersicht ergibt sich, daß die Devokalisierung von /i/ zwischen einem Konsonanten und einem Vokal im Thessalischen regelmäßig durchgeführt ist, im Lesbischen nur in einigen Fällen und nur nach einem Sonanten auftritt und im Boiotischen fehlt. Die Beurteilung dieses Befundes bereitet Schwierigkeiten. Man wird sich fragen müssen, (1) ob eine den aiolischen Dialekten ursprünglich gemeinsame i-Devokalisierungsregel aufgestellt werden kann, (2) wie deren Anwendungsbereich zu definieren ist und (3) wie die Befunde in den bezeugten Stadien der aiolischen Dialekte zu beurteilen sind: hat der Anwendungsbereich eine Extension im Thessalischen oder eine Restriktion im Lesbischen erfahren? Garcia-Ram6n (1975: 81f.) tendiert im Rahmen seiner historischen Untersuchung zu der Auffassung, daß erst nach der Ab.wanderung der zukünftigen Boioter im Thessalo-Lesbischen sekundäres /y/ zunächst nur nach /r/ und /d/ eine Palatalisierung bewirkt habe und daß nach der Ausgliederung des späteren Lesbischen aus dem Thessalo-Lesbischen im Thessalischen neue palatalisierte 35 Zu einer Diskussion dieser Formen vgl. auch Morpurgo Davies (1978b).
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Geminaten aus /yI nach /1, n, s, t/ entstanden seien. Soweit es das Boiotische betrifft, wird man sich dieser Beurteilung anschließen können. In der Grammatik des Boiotischen hat es eine i-Devokalisierungsregel nicht gegeben. Gegen die Annahme einer Palatalisierung nur von /r/ und /d/ durch sekundäres /y/ im Thessalo Lesbischen sprechen aber folgende Argumente : {1) Die Beispiele für die Devokalisierung von /i/ nach /d/ am Wortanfang im Lesbischen entstammen der Sprache der Lyrik und sind vermutlich metrisch bedingt. Die Bedingungen für das Auftreten von i-Devokalisierung nach einem Sonanten (nicht nur nach /r/) sind noch nicht erforscht; möglicherweise trifft zu, daß die Lyriker "von der Reduzierung des - L- in der lebendigen Sprache gelegentlich aus metrischen Rücksichten Gebrauch (machen)" (Hamm 1957: 26). In der durch Inschriften belegten Periode des Lesbischen aber hat die i-Devokalisierungsregel wahrscheinlich nicht mehr bestanden: der Monatsname 'A-yeppavt.O<; kann eine Reliktform sein, und das hellenistische rr€pp aiJrwv ist in Anbetracht von rrepi 'ArpoJ.Jilrw IG 12,2 S:2. 19 (Mytilena, Ende 4. Jhdt.) wohl eine archaisierende Bildung.
(2) Falls es zutrifft, daß im älteren Lesbischen durch Devokalisierung /y/ nach einem Sonanten entsteht, wird man doch die Unterschiede in der Palatalisierung durch sekundäres /y/ zwischen dem Thessalischen und Lesbischen nicht übersehen können. Im Thessalischen wird die Folge /TRyV/ in /TRV/ überführt, während im Lesbischen zwischen dem Konsonanten und dem Sonanten /e/ eingefügt wird: thess. rpia > rpa gegenüber lesb. IIpla- > IIeppa-. In ähnlicher Weise divergiert die Realisierung der zugrundeliegenden Folge /-trya/: dem thess. -rappa (Aaiio]rappa § 113) steht lesb. -reppa (Mreppa) gegenüber.36 {3) Die Phoneme / r/ und /d/ bilden keine natürliche Klasse. Es ist daher schwer zu rechtfertigen, daß die Palatalisierung in beiden Dialekten ursprünglich auf diese beiden Konsonanten beschränkt geblieben sein soll. 0
Dieser Befund läßt neben der geradlinigen und vereinfachenden Deutung GarciaRam6ns weitere Interpretationen zu: die Entstehung von sekundärem /y/ und die anschließende Palatalisierung kann ( 1) im Thessalischen und Lesbischen unabhängig voneinander ("einzeldialektisch" Schwyzer 1959: 274) erfolgt sein oder {2) in der Periode der thessalo-lesbischen Gemeinsamkeit bereits in gewissem Umfang eingetreten sein und nach der Trennung der beiden Dialekte im Thessalischen ausgedehnt, im Lesbischen - wie im Falle der Assibilation / {i/ -+ /si/ (§ 136f.) oder im Falle der Entwicklung palatalisierter geminierter Sonanten (/mofta/ -+ /moyra/, § 111) - durch Transformation und Depalatalisierung zum Abschluß gebracht worden sein. 36 HeUy (1970a: 263 A3) versucht, thess. --ro.ppo. aus ·reppa herzuleiten. Ein Wandelfe ist innerhalb des Thessalischen aber nur für Kierion (§ 50) bezeugt.
58
> a)
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4.5 Tilgung von kurzen Vokalen § 68. lm Thessalischen sind - unter noch nicht hinreichend geklärten Bedingungen - /e/ und /o/ getilgt
(1) im Ausgang des Gen.Sg. der o-Stämme (1-oy/ aus /-oyyo/, § 251); (2) sporadisch in unbetonten Silben im Thessalischen der Histiaiotis: -ru.~ < ·
(3) möglicherweise in dem Götternamen "A:rr'Aovv. 'J\1T'Aovv (Belege § 261) wird häufig im Anschluß an Fränkel (1956: 82ff.) als Beispiel flir Synkope im Thessalischen angeflihrt. Bislang ist aber völlig unklar, warum in dem Namen Apollons - und nur diesem - überhaupt eine Synkope eingetreten sein soll, welcher Vokal, /e/ oder /o/ (cf. dor. 'A1Te'A'Awv, kypr. 'A1reO..wv, myk. [a-]pe-rorl)~ (apeiio:ney) 3) ,synkopiert sei und warum die mutmaßliche Synkope nicht dem geläufigen Schema (cf. Schwyzer 1959: 269) entspricht, nach dem der zweite von gleichen Vokalen beiderseits einer Liquida getilgt wird. Vorläufig scheint es angebracht einzugestehen, daß mit dem heutigen Forschungsstand das Verhältnis von thess. ':.c\1T'Aovv zu sonstigem 'A1T€'A'A.wv/ 'A1To'A'Awv (oder umgekehrt?) nicht zu erklären ist. 4.6 Kontraktion 4.6.1 Kontraktion gleicher Vokale § 69. Qualitativ gleiche Vokale werden zu dem entsprechenden langen Vokal kontrahiert.
PR (9) Kontraktion gleicher Vokale +silb
+silb ahoch ßtief -yhint
a.hoch ßtief -yhint
~rund
~rund
1
2
[
1
~ +lang]
Anwendungsbeispiele: lnf.Präs.Akt. im Lesbischen (§§ 223, 226} /ag+e+en/ ~ /age:n/ li:yrw /kaJe:+en/ -+ /ble:n/ Ka'Arw Präs.Med. 3. Sg.Konj. der e-Verben /phile:+e:+tay/ ~ /phile:tay/ im Lesbischen(§ 187) 37 Vgl. Heubeck (1979a: 246 mit weiterer Literatur). . •
59
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Aor.Pass. 3. Sg.Konj. /ti:ma:+the:+e:+/
-+
/ ti :ma:the::tf im Lesbischen, Thessalischen (nicht im Boiotischen), § 217
Gen.Sg. /nomoo/ -+ /nomo: / im Lesbischen, Boiotischen Dat. Sg. /poli+i/ -+ /poli: / im Lesbischen, Thessalischen, Boiotischen 4.6.2 Kontraktion ungleicher Vokale § 70. In der Folge von /a:/ und jo:f oder /o/ in zugrundeliegenden oder (duJch Gleitlauttilgung) abgeleiteten Formen tritt im Lesbischen und Thessalischen aber nicht im Boiotischen - meist Kontraktion zu [a:] ein.
PR (10) Kontraktion von /a:o:/, /a:o/ im Lesb. und Thess. +silb +tief +hint +lang
+silb -hoch -tief +hint
1
2
fa:f ja:/
/o: / /.o/
-+ [ 1]
-+ [ a:] -+ [ a:]
Die deutlichsten Belege ftir die Kontraktion /a:o:/, fa:of -+ lesb. thess. [a:] stammen aus der Flexion der ä-Stämme (§ 245ff.): Gen .Pl. /poli:ta:+o: n/ -+ lesb.thess. [poli:ta :n] lesb. rroA..irw IG 12,2: 15.30, tl1ess. rro'A.Lräv McD 337.36 gegenüber boiot. 1TOALrd.wv IG 7:3 169.7 Gen.Sg.mask. /tamia:+o/ -+ lesb.thess. [tamia:] lesb. rap.ia IG 12,2 5:115. 18, thess. 'AA.etla IG 9,2:517.2 gegenüber boiot. rapiao IG 7:3 172.25. Im Boiotischen tritt in den Folgen /a:o:/, fa:of keine Kontraktion ein. Vgl. Nom.Dual. [tukha:o :], ferner rrepiaaor; (-a BCH 1936: 18lff. Z. 22, -wv SEG 15:332. 1), la.Ovrvr; DGE 462.a5 , KaA..A..tlp
(1) A..äor; bleibt als Appellativum und als zweites Kompositionsglied in Eigennamen unkontrahiert, als erstes Kompositionsglied wird es im Laufe der durch Belege überschaubaren Zeit kontrahiert.
60
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lesb.
"Aäov Alk 364.2; Kptr6"Aao~ IG 12,2:553.1, 1\.aoKpeovro~
llpa~tMw
IG 12,2:554.1/2 ibid. Z. c5 1, 1\.civth]~ (aus l\.a-
IG 12,2:646.c49, 1\.doK~ civ~17~) lAssos 9 thess. 'A-yeXci€w~ (zu 'A-y€Xao~) IG 9,2:234.152, Nuw"Adot IG 9,2:515.1, Kptro"Aciewdzu Kptr6Xao~) IG 9,2:517.75, K"Aeo"Adot IG 9,2:1228.9 1\.aKpartTTTTelot IG 9,2:1228.8, l\.a.,..Le56vrew~ IG 9,2:517.76, 1\.ao{Uvet~ ibid. z. 52 boiot. 'kyewiXao~ IG 7:3 180.40, 'Apwr6Xao~ BCH 1926: 396 Nr. 16.9, 1.06"Aao~ SEG 3:353.9, Tt~-L6"Aao~ IG 7:3 180.5 1 (aber auch 'Apwor6Aa~ ibid. Z. 55, 9wöe~i"Aa~ IG 7:3206.11/12) l\.af6oofo~ BCH 1908: 445ff. Z. l , 1\.aovixw~ IG 7:3206. 15, i\aK6wv BCH 1901: 359ff. Z. 20, l\.av6JJ.w IG 7:2724c.S (2) In dem Namen des Gottes Poseidon ist die Folge /a:o/ im Lesbischen (nooeiMv Alk. 334.1) zu [a:] kontrahiert und im Boiotischen (llorec.Odoi« AE_1899: 64, ~orec.Oaovt_IG 7:24§5, E. 76}5 , n~wdovt E. ]6:26) erhalten. Nach der Kontraktionsregel und nach dem Vorbild des Lesbischen wären im Thessalischen Formen auf -Oäv zu erwarten. Der älteste Beleg für den Namen des Gottes Poseidon in Thessalien lautet tatsächlich llorc.Oäv (llortoävt ä.v€1J€Ke ... AAA 1974:74, Fundort Pagasai, 6./5. Jhdt.), aber wegen ä.v- in ä.v€1J€Ke (cf. § 56) wird man die Sprache dieser Inschrift schwerlich als repräsentativ flir den thessalischen Dialekt der Pelasgiotis anerkennen können. Die Form noreiOouv auf Inschriften aus Thessalien (lloreiMvt McD 193, McD 195, lloreiOovvt IG 9,2:585.4/5, IG 9,2:586) wird in der Forschung teils als Kurzform zu *llorewäöv 38 , teils als nicht echt thessalisch 39 beurteilt. Der Name des Gottes Hermes lautet im Lesbischen "EpJJ.ä~ (Gen. "EpJJ.a IG 12,2:73.4, IG 12,2:96.3, Dat. "EpJJ.at IG 12,2:97.2). Aus dem Thessalischen liegen zahlreiche Belege für einen Dativ 'EpJJ. X{)ovlou zu ergänzen. - Die Annahme einer Form ,.thess. Ep~auo~" (Hoffmann 1893: 587, Lejeune 1972: 182) stützt sich lediglich auf IG 9,2:716, wo Lolling und Hoffmann (NI. 36) 'Ep~atiou lesen, Kern hingegen ' Ep~alou , und IG 9,2:695 'Ep~dou (Kern), EPMAIOT = · Ep~a(u)ou (Hoffmann Nr. 35). Sonst ist die Form ' Ep~dou durch eine Vielzahl von Belegen gesichert. - hep~a IG 9,2 :356 stammt, wie mir B. Helly (GHW 4076) freundlicherweise mitteilt, wohl nicht aus Amphanai in der Pelasgiotis, sondern aus Pagasai, und bleibt fli.r eine Beurteilung des Thessalischen der Pelasgiotis außer Betracht. Zu prüfen wäre auch, ob es sich dabei um eine vollständige Wortform handelt: in McD 194 ist Ar· vanitopoulos' Vorschlag einer Ergänzung in · Ep~d[ ou (lies: hewd(61) X"ovlou) zitie.r t.
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lieh auf einem Nominativ ''EpJ.LäcK weist, wie er auch flir das Boiotische 41 vorausgesetzt werden muß 42• (3) Die Entsprechung von ..~ewp6c;" ist ftir keinen der aiolischen Dialekte aus dem Gebiet und der Zeit des jeweiligen Dialekts nachweisbar. Aus Magnesia am Maiandros werden die Formen ~ewpot, ~ewpowt, ~ewpotc; IG 12,2 S: 138 = IMagnesia 52 dem Lesbischen zugerechnet, ~eovp6c;, ~eovpo'ic;, ~eovpa ö6K.ov IMagnesia 26 dem Thessalischen und ~14P~ !Magnesia 25. 1 (9IBP[ der Stein, cf. Feyel 1942: 9f.) dem Boiotischen. Hinzu kommen ~ewp- in etrtre~ewpilK.rW IKyme 19.18/ 19 {röm. Zeit) flir das Lesbische, möglicherweise auch tMapot IPergamon 4.1 (von Hoffmann 1893 Nr. 146 unter den lesbischen Inschriften abgedruckt), und schließlich ~w.wp6c;, vorausgesetzt durch !Jw.wpl.av SEG 1:115.6 (Oropos, um 200 v.Chr.) flir das Boiotische.
Bader (1972: 226) zieht für die Rekonstruktion einer aiolischen Grundform *t)f4fwpd nur boiot. {Jw.wplav, thess. t)foupc:k und lesb. frrtrft)fwP.fJ~
(4) Als Entsprechung von boiot. oav-, wie es - neben einmaligem oao- - häufig in Personennamen auftritt (Thumb-Scherer 1959: 27), ist auf lesbischen Inschriften ow-, auf thessalischen nur oov- belegt: owrilpw., OWTTlPI.av, ow~ev roc; IG 12,2:645 (Ende 4. Jhdt.), OWT'flpl.av IG 12,2: 15.37, OWT'flpa lG 12,2 202.2, r.woi5~oc; IG 12,2:532.2 etc. neben einmaligem oav- in l;avMw IG 12,2 S:125.5,14 (Eresos, 2. Jhdt .) und der Kunstform oawT'flpla auf archaisierenden Inschriften aus der Zeit nach Christi Geburt (IG 12,2:67.12, IG 12,2 S:124.12) im Bereich des Lesbischen, oovreipac; IG 9,2:515.5 (2. Jhdt.), r.ovreipt IG 9,2:237.2 (3. Jhdt.), l;ovoU<paret IG 9,2: 628.3 (3. Jhdt.
41 Personennamen wie 'Ep~o~awc; IG 7:3180.60, ' Ep~o~dtxoc: ('Ep~o~alxw IG 7:3207. 11 ) legen den Schluß nahe, daß im Boiotischen der Name des Gottes wie im Thessalischen gelautet hat: "Ep~o~aoc: (Bechtel 1921 : 266). Erst in jüngerer Zeit (seit dem 3. Jhdt.) ist auf boiotischen Inschriften die Form 'EpJJä.c: anzutreffen: Gen. ' EpJJdo BCH 1936: 177ff. Z. 36, Dat. 'EpJJTJ IG 7:3093, DGE 488.5, BCH 1926: 421f. Nr. 40. Die Inschrift BCH 1926: 421 Nr. 39 weist zwar die Form hp~o~ai mit der in Boiotien häufiger anzutreffende! Schreibung H für (he} (§ 102) auf, enthält aber auch dialektfremde Merkmale (loldrf!p, lwe~~<e). Bei Korinna ist ' Ep~o~ä.c: (PMG 654a i.24, ill.18, 666.1) einer literarischen Tradition entlehnt und nicht dialektecht (Page 1953: 49). 1n der gleichen Weise könnte auch die inschrütliche Form 'EpJJä.c: entlehnt sein und damit als Zeugnis für eine Kontraktion ausfallen. Wie der Dativ hew.a ( IG 7: 1793.3 (5. Jhdt.) zu ergänzen ist, muß offen bleiben üblicherweise wird in hepJJä(t) (zu ' EpJJä.c:) vervollständigt, aber hepJJd(otl (zu "E.o~aoc;) wäre auch denkbar. 42 Als Ursache für das Unterbleiben der Kontraktion in thess.-boiot. " EpJJa.oc: könnte eine Rolle gespielt haben, daß eine Umbildung aus der - auf Grund von myk. e-ma-a 1 erschlossenen - Grundform • ' Ep~o~cihäc; vorliegt (Hinweis von A. Morpurgo Davies).
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(5)
(6)
(7)
(8)
etc. im Bereich des Thessalischen. Im Boiotischen beruht ow- wie etwa in I'-wrepL IG 7:3206.3 (2. H. 4 . Jhdt.), I'.worp&rw IG 7:2716.23 (um 300 v.Chr.) etc. nach Thumb-Scherer auf fremdem Einfluß. In thess. -yaop-yei.p.ev IG 9,2:1229.16 (Phalanna, 2. Jhdt.) ist die Kontraktion unterblieben, weil - worauf auch die Erhaltung von f in boiot. "(afep-yeioL (§ 97) hindeutet - zwischen [a:] und [o] eine Morphemgrenze liegt. Im Boiotischen zeigt cl~ "bis" IG 7: 1780.9, IG 7:3314.3 und öfter 43 (cf. Jesb. a<: Sa 9.6 ; gegen Sechtel 1921 : 23 unsicher in IKyme 11.10) aus /ha:wos/ Kontraktion und erweist sich dadurch nach Thumb-Scherer (1959: 27) als dorisches oder hellenistisches Lehnwort. Die Alternanz [o:]: [a:) in lesb.rrpW7o<: (rrpW,w IPergamon 159.4), thess. 1rpoüro<: (rrpoorov McD 310.36): boiot. 1rpär~ (rrpärov IG 7:3 179.6) resultiert nicht aus verschiedenen Kontraktionen von /oa/ einer mutmaßlichen Grundform *rrp6-ar~ (cf. Frisk GEW s.v. rrpwr~). sondern muß lexikalisch defmiert werden. Möglicherweise auf Grund von Proklise (Thumb-Scherer 1959: 27) ist in der Artikelform Gen.Pl. boiot. räv (gegenüber demonstrativem r ar.Jv bei Korinna, § 27 5) Kontraktion eingetreten.
§ 72. Im übrigen bleiben aufeinanderfolgende Vokale in der Regel getrennt. Es lassen sich zwar aus allen drei Dialekten vereinzelte Fälle anführen, die als Beispiele für eine Kontraktion reklamiert werden können (Bechtel 192I : 19ff., 142ff., 235ff.), aber ihr sporadischer und inkonsistenter Charakter erlaubt es nicht, Regelmäßigkeiten oder auch nur Tendenzen herauszustellen. 4.7 Monophthongierung
§ 73. Innerhalb der aiolischen Dialekte werden nur im Boiotischen sämtliche Diphthonge der Monophthongierung unterzogen. Im Thessalisthen werden nur /ey/ und /ow/ monophthongiert; im Lesbischen werden Diphthonge vor /y/ reduziert, bleiben aber in anderen Umgehungen erhalten.
4. 7.1 Monophthongierung im Boiotischen § 74. /ey/-+ [~: ] -+ [i :] (arch.Alph.) eL-+ f--+ (ion.Alph.)
L
Im Laufe des 5. Jahrhunderts begegnen auf Inschriften drei verschiedene Schreibungen ftir zugrundeliegendes /ey/: EL [
'A )J.tewoKXeiäe •
n eu?övöa<: ~ T f- oq.teve~ t 'AJ..LWOKXU<:
nlt9apxo<:
IG 7: 590 IG 7: 1941 IG 7: 1888.b9 (Thespiai) IG 7: 585.c8 IG 7: 585 .a13
43 Die hybride Form llw~; ist aus boiot. d~; und att.-ion. ew~; kontaminiert.
63
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Aus diesen Belegen läßt sich entnehmen, daß /ey/ seit dem 5. Jahrhundert über (~ : 1 , das durch die Schreibung t- im archaischen Alphabet repräsentiert wird , zu [i:1 monophthongiert wurde. Dieser Prozeß ist in der 1. Hälfte des 4. Jhdt.s ab· geschlossen (cf. 'AJ.«pa&lo, ('Apt)arortrdv~ IG 7: 2427); Schreibungen mit et an Stelle von t nach dieser Zeit sind nicht mehr phonetisch: ~a-ypO.!JJet
FS Navarre 1935 : 353 Z. 11 statt ea-ypaljlt IG 7: 1739.11 ~J.lßd.aet ibid. Z. 10 statt €J.lß
~
(u: J (ov - oo)
Die Monophthongierung von /ow/ wird nur durch indirekte Evidenz erwiesen: da auf Inschriften im ionischen Alphabet die Schreibung ov fiir zugrundeliegendes /ow/ und für zugrundeliegende /u:/ und /u/ verwendet wird, muß vor dem Zusammenfall der Schreibungen /ow/ zu [u:] monophthongiert worden sein. Der früheste Beleg fur oo = (u:) oder [u1 stammt von der Inschrift SEG 24:361 , die in der Zeit des Überganges vom archaischen zum ionischen Alphabet aufgezeichnet wurde. Die Inschriften IG 7: 2418 und lG 7:3055 dokumentieren, daß sich die Schreibung oo erst im Laufe des 4. Jhdt.s durchsetzte. 1Tovpav1J.a SEG 24:361.19 neben v in 6vo Z. 19, u6pia.t Z. 8 etc.
[fl1ovtJiw IG 7:2418.7 x.povaiw ibid. Z. 9 neben x.pvawv Z. 12 flovtJovU<~ IG 7:3055.26 neben flvtJovU<~ Z. 25. Schreibungen mit v für [u] vom Ende des 3. Jahrhunderts und aus dem 2. Jahrhundert sind dem Einfluß der Koine zuzuschreiben. PR {11) Monophthongierung von /ey/, fow/ im Boiotischen +silb -hoch - tief ahint
2 /ey/ /ow/
1
§ 76. /oy/
-silb -kons +hoch ahint
~
1
+hoch ahint
+lang ~ ~
[i:] [u:1
[ü: ) {ot ~ v)
Zugrundeliegendes und aus /o:y/ abgeleitetes (§ 62) /oy/ wird vor Konsonanten und vor der Wortgrenze zu [ü:) monophthongiert. 64
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In der Stellung vor Vokal bleibt /oy/ erhalten (cf. BotwTo~, 1rOUDjltva IG 7: 3337.10) oder wird reduziert (e1roltaf E. 76:63 neben e1rolaf IG 7:1873, 1rouwallfVO~ IG 7:2849.5 neben hoEwf BCH 1926: 428 Nr. 54.4).
Der Monophthongierungsprozeß hat sich über einen Zeitraum von fast zwei Jahrhunderten erstreckt. Parallel zu der Schreibung ae für / ay/ und /a:y/ (§ 77) ist seit dem Beginn des 5. Jhdt.s flir /oy/ und /o:y/ die Schreibung oe (neben ot), die wohl eine offenere Aussprache des zweiten Elements des Diphthongs bezeichnen soll, nachweisbar. Belege sind besonders häufig in Tanagra, treten abe..r auch in allen übrigen Städten, aus denen Inschriften im archaischen Alphabet überliefert sind, auf:
'Apwaro{)oevoc:. IG 7:585 .a7 (Tanagra, 5. Jhdt.) Koepavoc:. ibid. Z. dl ßwvuaöe
röe Kaßipöt Kaßipöe ßaJ.Uleveröe
röe ßrö[tit]
IG 7 :550 (Tanagra, 5. Jhdt.) IG 7:3917 (Thebai, 5. Jhdt.) IG 7:3962 (Thebai, 5. Jhdt.) IG 7: 1689 (Plataiai, 5. Jhdt.) Ptoion 197 1 Nr. 246 (Akraiphia, Anf. 5. Jhdt.)
Die häufigere Schreibung ot bleibt auch im ionischen Alphabet vorerst noch bestehen ; daneben tritt gelegentlich die Schreibung v = [ü:] auf (z.B. IG 7: 552, 4. Jhdt.), die in der 2. Hälfte des 3. Jahrhunderts zur Regel wird (Bechtel 1921 : 223). Im Ausgang des Dat.Sg. der o-Stämme ist -v für -ot (= [-oy] aus [-o:y] -wt, § 253) nach einer Periode des Schwankens (cf. IG 7:3172, IG 7 :4136, DGE 485 mit Schreibung -ot/· v nebeneinander) erst zu Beginn des 2. Jahrhunderts regelmäßig durchgeflihrt. PR (12) Monophthongierung von /oy/ im Boiotischen +silb -hoch -tief +mitt +hint
-silb -ko ns +hoch -hint
1
2
1 +hoch e+konsJl -mitt I _ ## -hint +lang
/oy/ -+ [ü:]
J
vor Konsonant oder Wortgrenze
Im Gegensatz zur vorherrschenden Meinung (zuletzt Rix 1976: 47) interpretiert Buck (1968: 32) die Schreibung v als [ ö: ).
Anwendungsbeispiele: ßwJJtlaöe IG 7: 550 (arch.Alph.)-+ ßtwvtiawt BCH 1974 : 175ff. Z. 4 (ion.Alph., Ende 4. Jhdt.)-+ ßtwvooaot BCH 1974 : 180ff. Z. 2 (Mitte 3. Jhdt.) -+ ßtwvat5av BCH 1974: 189f. Z. 3 (2. H. 3. Jhdt.) Kaßlpöt IG 7:2457 -+ Kaßlpöe IG 7: 3962 -+ Kaß{pv IG 7:3583.1/2 S Blümel, Die aiolischen Dialekle
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fou
~ ~ ~ ~
fuKia.c; IG 7: 1727.7/8 ~wc; SEG 25:540.2 ÜOL BCH 1936: 181ff. Z. 27 KUVW IG 7:393.5
ut in ruic; SEG 1:104.7, aiJru{ IMagnesia 25.4 , uixutrara ibid. Z. 18 läßt sich als hyperkorrekte Schreibung für u aus ot interpretieren (vgl. auch f1L statt Tl aus at § 77).
ln den boiotischen Städten Lebadeia und K.haironeia ist im 2. Jhdt. eine - in der Schreibung nicht regelmäßig durchgeflihrte - Delabialisierung des aus /oy/ entstandenen [ü:] ([ü:] ~ [i:] u ~ et) zu beobachten:
avrei IG 7:3080.3, li'A'Aet IG 7:3080.3, IG 3081.4 TpecpwvleLIG 7:3080 .2 (aber Tpe[~P]wviu IG 7:3081.2), ~vapxet IG 7:3081.6, 1TOWVJ.Levet IG 7:3352.7, 1TOLWJ.Levet E. 78:03.7/8 aiJreic; IG 7:3315 .5, IG 7:3352.5/6 (aber UA'Auc; IG 7:3287.9) eioL IG 7:3083.14 (gegenüber iJoL in Thespiai, s.o.)
Weiterhin ist auch in Koroneia eL statt u aus ot belegt in [fjeuchav AD 1916: 220f. Z. 57/58, AD 1916: 222f. Z. 19, rei ßeLMJ.Levet ibid. Z. 3 1/ 32. PR ( 13) Delabialisierung von [ü:) +silb +hoch -tief -mitt -hint +rund +lang [ü:)
§ 77. /ay/
~
[-rund)
~
[i:]
~ [~:]
(at
~
ae
~
17)
Zugrundeliegendes und aus /a:y/ abgeleitetes(§ 62) /ay/ wird zu [((:]monophthongiert. Im Gegensatz zu der Monophthongierung von /oy/ (§ 76) unterliegt dieser Wandel keinen Restriktionen. Die Schreibung
aL
für /ay/ und /a:y/ liegt z.B. vor in:
IG 7:3467.1 /2 (5. Jhdt.) heoUü E. 77:60 (6. Jhdt.) 'Apworoolxä.J. IG 7:3228 BaKelifcü IG 7:3229.1
-yuvauc{
Seit dem Ende des 6. Jhdt.s tritt - parallel zu oe fur /oy/ und /o:y/- die Schrei bung ae für /ay/ und /a:y/ auf. Damit wird der Beginn der Monophthongierung erwiesen; wann allerdings /a:y/ zu [ay) gekürzt (und dann wie /ay/ zu [~ :] mo66
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nophthongiert) wurde, läßt sich nicht feststellen, weil die Quantitäten von a graphisch rticht unterschieden werden . • Ataxpövf>a~
IG 7:550.1 (Tanagra, 5. Jhdt.) 'Aßacooopo<: IG 7:612 (Tanagra, 5. Jhdt.) Maqvrata DGE 440,2 (Tanagra, 6. Jhdt.) ['A}#.t€WOKA€iä€ IG 7:590 (Tanagra, 5. Jhdt.) räc ~dp.arpL IG 7:1671 (Plataiai, 6./ 5. Jhdt.) Eine Münzaufschrift aus dem letzten Viertel des 5. Jahrhunderts mit Ti= ( ~:) für älteres at (9EBH(ON) ftir älteres 9EBAION) liefert den frühesten Beleg ftir das Resultat der Monophthongierung von /ay/ (und gleichzeitig den Beleg ftir die Verwendung des Buchstabens H ftir [ ~ : ) bereits einige Zeit vor der Einführung der anderen Buchstaben des ionischen Alphabets, cf. Head 1891 : 37). Im 4. Jhdt. ist noch ein Schwanken der Schreibung zu beobachten ([T)eXeoTij<><; IG 7:2427.5, 1. H. 4. Jhdt.; IG 7:2418: 'AXu~ijOt Z. 5, aber 'AXu~alwv Z. 18, Mitte 4. Jhdt.), aber man wird davon ausgehen können, daß die Monophthongierung von /ay/ - auch am Wortende: Me-yaXfl BCH 1940/41 :42 Z. 2, Mitte 4. Jhdt. abgeschlossen war und konservative Schreibungen mit at wie in lepapxat DGE 482.1 (4./3. Jhdt.), roep-yerat<: IG 7:4261.12 neben a>ep-yeTfl~ IG 7:4260.11 (beide 2. H. 3. Jhdt.) nicht mehr den aktuellen Lautstand wiedergeben. in Kfll SEG 1: 104.7, eV€P'YETfiL~ IG 7:4259.14/ 15 stellt - wie VL statt v aus Ot (§ 76) - einen Kompromiß zwischen den Schreibungen Tl und at dar. fiL
PR (\4) Monophthongierung von /ay/ im Boiotischen +silb -hoch +tief -mitt +hint
--silb -kons +hoch -hint
1
2
/ay/
1 +mitt -hint +lang
-+ [ ~ :
l
4. 7.2 Monophthongierung im Th essalischen § 78. /ey/ /ow/
-+ -+
[c:: ] (arch.Alph.) €L [<;>:) (arch.Alph.) oo
-+
e -+
-+
(ion.Alph.) €L (ion.Alph.) oo
Vereinzelte Zeugnisse legen die Vermutung nahe, daß im Thessalischen die Hebung von /o:/ zu [q:1 = oo bereits im 7. Jahrhundert eingesetzt hat(§ 44). Wenn man nicht die wenig wahrscheinliche Möglichkeit in Betracht zieht, daß von dieser Zeit an der Diphthong [ow1von dem langen Vokal [Q: 1graphisch nicht geschieden wurde, muß der Eintritt der Monophthongierung /ow/ -+ [ <;> :) gleichfalls in das 7. Jahrhundert datiert werden. 67
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Spätestens für das 5. Jahrhundert 44 ist auch der Beginn einer Monophthongierur /eyI -+ [ ~:] durch die Schreibung E statt E' im archaischen Alphabet nachweisbar: ' McD 1048 (Phalanna, 5. Jhdt.) l[ .]E[PO'Y]Ev€a MvXioeCK IG 9,2:250 (Pharsalos, 5. Jhdt.) ' [n]E[,]t9öv€CK IG 9,2: 1240 (Phalanna, 5. Jhdt.)
Auf der im archaischen Alphabet aufgezeichneten Inschrift IG 9,2:1202 (6./5. Jhdt.) aus Korope (Magnesia) begegnen folgende Schreibungen: E für [e:] in 1TEVTEqovra, J.tE, 0Ap€XETCU, t9EXE E für [ey] oder [e' ] in [1rap ]~~GE t für [ey] in a1TÜ1CU?
•
Schwyzer (DGE 603) ergänzt [1ra.p ]~~GE des Steins in [1ra.p ]~~GE(c.} und stellt damit eine Endung /-ey/ wieder her, wie sie ursprünglich auch zu erwarten ist; da aber [e:] konsequent E geschrieben ist, besteht kein zwingender Anlaß, in [1rap]~~GE (falls hier tatsächlich die 3. Sg.Fut. von ,,€xw" vorliegt 4 5) eine Korrek tur vorzunehmen. Die Schreibung E kann vielmehr als Beleg für die Monophthon gierung /ey/ -+ [~: ]herangezogen werden. a1Ti:Gcu (cf. a1TEtGCU McD 326.11, Argura 6. Jhdt.) ist nach Kern (ad IG 9,2: 1202) möglicherweise schon auf dem Stein in a1T[ E]iGcu korrigiert 46• Seit der Einführung des ionischen Alphabets wird nicht mehr zwischen [e:] und [ey] und zwischen [o:] und [ow] unterschieden . Der fehlenden Differenzierung in der neuen Orthographie muß also der Abschluß der Monophthongierungspro. zesse vorangegangen sem. PR (15) Monophthongierung von /ey/, /ow/ im Thessalischen +silb -hoch -tief ahint 1
-silb -kons '+hoch ahint 2 /ey/ /Qw/
1 +hoch ahint +lang -+ -+
[~:] [q:]
44 Cf. Morpurgo Davies (1965 : 242ff., 1968a: 100), dort auch über Zeugnisse, die eine noch frühere Datieru.ng als möglich erscheinen lassen. 45 A. Morpurgo Davies weist mich (brieflich) darauf hin, daß man aus Gründen des syntaktischen Parallelismus einen Infinitiv erwarten müßte, in Anbetracht von -aa.t in chioat elti Ausgang -ae aber doch sonderbar wäre. Jeffery (1961 : 402) liest ohne nähere Diskussion · · · Iex~ t. 46 Die bislang publizae.r ten Abbildungen der Inschrift lassen eine unzweüelhafte Beurteilung des epigraphischen Befundes nicht zu. Falls Kerns Beobachtung nicht zutrüft, könnte eiJ! Vorschlag vo n A. Morpurgo Davies in Betracht kommen, wonach t monophthongiertes (ey) in einer Zeit wiedergibt, in der die Schreibung noch nicht festgelegt war und der Zu sammenfall mit zugrundeliegendem /e:/ noch nicht eingetreten war.
68
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4. 7.3 Fehlen von Monophthongierung im Lesbischen § 79. Im Lesbischen sind mit einiger Wahrscheinlichkeit Diphthonge im wesentlichen erhalten geblieben, zumindest kommt eine Monophthongierung in der Orthographie nicht zum Ausdruck (zur Diphthongreduktion vgl. § 80ff.). Eine schlüssige, durch Belege gesicherte Beweisflihrung ist zwar weder fur die Annahme einer Erhaltung von Diphthongen noch für die eines Wandels zu erbringen 47, aber bestimmte Argumente, die sich aus einer strukturellen Typologie der Monophthongierung und Ersatzdehnung in griechischen Dialekten gewinnen lassen 48, legen den Schluß nahe, daß Diphthonge im Lesbischen bewahrt geblieben sind.49
4.8 Diphthongreduktion im Lesbischen § 80. Im Lesbischen werden i-Diphthonge vor dem Gleitlaut /y/ so reduziert, daß das vokalische Element des Diphthongs gedehnt und das zweite Element getilgt wird. Im Unterschied zur Monophthongierung bleibt bei der Diphthongreduktion das vok.alische Element des Diphthongs in seiner Qualität unverändert.
PR (16) Diphthongreduktion im Lesbischen +silb -hoch -lang
-silb +son +hoch -rund ·
1
2
/ey/ /ay/ /~y/
~ ~ ~ ~
[ +l:ng]
[~: ] [a:] [o:]
I-
-silb +son +hoch -hint
vor [y] .
Das durch die Dehnung von /e/ ent stand ene [~:] wird auf den Inschriften et geschrieben (im Gegensatz zu zugrundeliegendem /e: / und durch Kontraktion entstandenem [e:] = 17), in den Handschriften der literarischen Texte jedoch 11· 50 Die Diphthongreduktion tritt vornehmlich auf in Molionsfeminina und in Adjektiven, die mit dem Sufftx -{i)yo-f-(i)ya:- abgeleitet sind: /bollayyos/ zu /bolla: /, /mu tile: nayyos/ zu / mutile:na: /, /glukewya/ zu /glukus/, etc. In diesen Adjektiven wird die zugrundeliegende oder durch phonologische Prozesse (Gleitlautassimila47 Der isolierte Beleg <1>e6lö DGE 637 (5 . J hdt .) aus der kleinasiati.schen Aiolis reicht nicht aus, eine genereUe Monophthongierung fey/ - (e: 1zu beweisen. 48 Ba.rtonek (1961 : 138, 1966: 82f.) ruhrt folgende Argumente an : (i) Fehlen von Ersatzdeh· nung auf Grund phonologischer Prozesse, (ü) Fehlen einer Schließung langer Vokale, (üi) Entstehung neuer Diphthonge durch phonologische Prozesse. 49 Zu (a~l und Io~ 1 in der kleinasiatischen Aiolis vgl. § 27 . 50 Zu "(evelw Alk 298.10 (aber "'ftlll')ov Alk 120.9) aus /genewyon/ vgl. zuletzt Slings (1979 passim).
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tion) abgeleitete Lautfolge /-VyyV-/ durch die Diphthongreduktion zunächst in /-V:yV-/ und anschließend durch die Gleitlauttilgung (§ 98) in [-V:V-] überführt. An wend u ngsbeisp iele: § 81. /ey/ ~ [~ :)
Die Beispiele aus der literarischen Oberlieferung des Lesbischen hat Forssman (1975) zusammengestellt und diskutiert; eine Auswahl repräsentativer Belege soll hier zitiert werden . Patronymika: /penthileyyos/ (zu /penthilos/) _. /penthile:yos/ ~ (penthile :os] ITe~t'Xn~ (ITevt?tMäv Sa 71.3) Fernin.ine Adjektive zu u-Stämmen /ewrewya/ _. /ewreyya/ (§ 91f.) _. /ewre :ya/ ~ [ewre:a] eilf)17a (eiiP'Tlav Alk 34.5) /glukewya/ ~ (gluke:a) 'YAVK71a Sa 102.1 /o:kewya/ _. [o:ke:a] wKna (wK'fiatot Alk 7.10) /genewyon/ _. [gene:on) -yevnov Alk 120.9 Feminine Adjektive zu s-Stämmen /genesya/ ~ /geneyya/ (§ 92) ~ /gene:ya/ ~ (gene:a) --y€vJ?a (KlJ1Tpo'Y€v'fia~ Alk 380) Nach Forssman steht der Befund der Inschriften in Widerspruch zu dem der altlesbischen Lyrik: für das aus /ey/ vor Sonant entstandene [e:], das in den Texten der Lyriker 11 geschrieben wird, finde sich als Entsprechung in den älteren Inschriften so gut wie regelmäßig et, das offensichtlich flir [ey] stehe. Die Schreibung der mehrere Jahrhunderte jüngeren Inschriften gebe offenbar eine geschieht· lieh ältere, die der Lyriker eine geschichtlich jüngere Lautung wieder ; daher müss( • die Lautung [e:] auf einen kleinen Kreis (eben den der Dichter Sappho und Al· kaios) beschränkt gewesen und bei der nächsten sozialen Umschichtung zugrunde gegangen sein. 51 Demgegenüber hat aber Hodot ( 1977) gezeigt, daß auf lnschrifteJ im lesbischen Dialekt aus der Troas bereits vor der allgemeinen Einführung des ionischen Alphabets -EO- (aus /-eyyo-/) im Ausgang des patronymischen Adjektivs geschrieben wird: in 'A1ToAMvW
'11r1TOKAEÖt
Diesen Belegen wäre hinzuzufügen 'Epp.~a~ DGE 639.2 (Neandreia, Anf. 5. Jhdt.). Damit ist der Nachweis erbracht, daß et in der Schreibung des Ausgangs der Patronymika im ionischen Alphabet (-e~) keinen Diphthong repräsentiert, son5 1 Jm Anschluß an Forssman interpretiert auch Hooker (1977: 5lf.) "'TJ· statt "ft· - das eine in der Geschichte der griechischen Dialekte völlig anomale lautliche Entwicklung darstelle - als Element einer künstlichen LiteratW'sprache, das von den ,Normen' des Griechi· sehen, soweit sie aus den Inschriften deutlich würden, zu trennen sei.
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dem einen Monophthong, dessen genaue Bestimmung Hodot allerdings offengelassen hat. Sechtel ( 1909: 5, 16f., 1921: 18) hatte die unterschiedliche Schreibung von Patronymika von ä-Stämmen (-ao~ aus /-ayyos/) und o-Stämmen (-eco~ aus /-eyyos/ auf älteren Inschriften) so interpretiert, daß ·ft· der Reduktion länger widerstanden habe als -cu-. Forssmans Untersuchungen haben jedoch ergeben, daß auch /ey/ schon zur Zeit der lesbischen Lyriker zu (e . ) reduziert worden war.
Belege aus den Inschriften: /-esya/ ~ [-e:a] in Abstrakta aus s-Stärnrnen ar€}\ec.a: aeßec.a: a>aeßeW.c: IG 12,2:527.31 (Eresos, 3. Jhdt.) aaiUvec.a: aaJJeveL(W lG 12,2 S:692.5 (Eresos, 2. Jhdt.) ä.acp
= 11
~
[-e:o-] in Patronymika (cf. lit. -170 -: nevJJt'AT/OC:) 'A}I.e~av5peicuc; IG 12,2:15.36 'AIITWIIUJJ.€10<; IG 12,2:74.b21 Marpoowpewv IG 12,2:646.c37
/-eyyo-/
Ein weiteres Indiz daftir, daß et den Lautwert [~:](und nicht [eyD repräsentiert, ist darin zu sehen, daß vereinzelt im 4. und 3. Jhdt., häufig in hellenistischer Zeit 17 und fl' an Stelle von et geschrieben wird: Schreibung 17 li.p1117a<: (Q.pVJia5ec: DGE 644.15/ 16, ap1117Mwv Z. 18, Aigai 3. Jhdt.) (Motionsfernininum zu äp1117oc;) äocpa}l.~a IG 12,2:59.16 ar€Af1W IG 12,2 S: l25.10, ae~ac; IG 12,2 S:62.2, a>ae~a IG 12,2:59.15 1TOAt~ac; I Lesbos 6.b 12 1rpea~av IG 12,2 S:692.14 EUKTLJJ.fllT/a IG 12,2 S:24.1 [T]€pcp77oc; IG 12,2:3 5.bl5 ([Te]pcpelw{t} IG 12,2 S: 138.38) l}yt~ac; IG 12,2 S:36.3
52 Ande.rs Ruijgh (1977: 257): nicht aus /-e:wya/ , sondern mit dem (nicht-idg.) Suffix f-eyyo-1 gebildet.
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Schreibung 'lL brq..te>..nta~
IG 12,2:243.5 JJO:yetPflta~ IG 12,2 S:125.10/ ll olK1iLW~ IG 12,2 S:3.15, olK17Wra~ IG 12,2:15.25 (Ende 3. Jhdt.) 1Tpo7avTJWV IG 12,2:527.37 (3. Jhdt.) ICaV!?ta IG 12,2:13.1 ip1)wv IG 12,2:73.5, lp11ta IG 12,2:645.b6 § 82. /ay/
~
[a:]
Die Schreibung ist nicht einheitlich: gelegentlich fmdet sich
at
statt a geschrieber
/-ayyos/ ~ [-a:os] 53 {36A.>..ao~: ßoA.M.av IG 12,2:208. 1/2, ßoA.Mm~ IG 12,2:68.8 (aber ßoA.A.aiw, ßoA.A.aia Hoffmann 1893 Nr. 152) 6lx~: öuca~ IG 12,2:645.a44, öucao[ IG 12,2:23.a5 ߀ßa,cx: ߀ßaov IG 12,2:30.9 "vp~ : "vpaoL[~] IG 12,2: 14.3 'A.,avao~: 'A.,avaov IG 12,2:18.12 MvnM~: Mvn>..nvaoL IG 12,2:1.18/19 (5. Jhdt.), IG 12,2:12.3 (3. Jhdt.), Mvn'A17VwKa (durch Kontraktion aus wKaa < wKaia): wKa.t IG 12,2:1.9 JWä (durch Kontraktion aus ,uvaa): ,uväv IErythrai 122.28 Al-ydev<; : Al-yaiwv lAssos 10, Al-yaieaat DGE 644.12 /aywi/ ~ /ayyi/ (§ 92) ~ [a:i] lit. IG 12,2:18. 15, IG 12,2 S:114.18, IG 12,2: 500. 19 (vgl. auch thess. [a:in] liw IG 9,2:461.b13 aus /aywin/ § 92 gegenüber boiot. fll DGE 462.a25 mit [ ~:]aus [ay]) ' €Mat~ Alk 296.b2 /elaywa:/ ~ [e1a:a: ] (§ 92) €Xäa: § 83. /oy/ ~ (o: ]
Gen.Sg. der o-Stämme: /tosyo/ ~ / tohyo/ ~ Jesb.thess. / toyyo/ (§ 92) Jesb . / to :yo/ ~ / to:o/ (§ 98) ~ [to:] rw
~
In oTww. IG 12,2: 14 passim gegenüber att. oToLa, oToa ist /o:/ nach Frisk (GEW s.v. oToa mit weiterer Literatur), Lejeune (1972: 249) ursprünglich.
Die Reduktion des Diphthongs /ay/ war bereits von Bechtel ( 1921: 17f.) festgestellt worden , die Reduktion von /ey/ ist von Forssman-Hodot genauer unter53 Literarische Belege: dpxaw{ Alk 67 .5 , tiiJJ}vaov Sa 111.2, dll'l'(aov Alk 129.5, Alk 401 Ba, " Tppaov Alk 129.13.
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"A~Ka.O~
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sucht worden. Hier wird erstmals auch eine Reduktion von /oy/ in der Entwicklung des Ausgangs des Gen.Sg. der o-Stämme im Lesbischen vorausgesetzt. Ohne Zweifel würde umfangreicheres Belegmaterial dieser Hypothese mehr Gewicht verleihen; da aber auch keine Gegenbeispiele vorliegen, wird - wie in § 251 ausführlicher gezeigt wird- flir die Entwicklung /-oyyo/ ~ [-o:] eine neue Erklärungsmöglichkeit eröffnet. 4.9 Bildung neuer Diphthonge § 84. Neue Diphthonge entstehen, ( 1) wenn auf Grund phonologischer oder morphologischer Prozesse /i/ oder /u/ in postvokalische Position gelangen und dann automatisch zum entsprechenden Gleitlaut werden; (2) wenn auf Grund phonologischer Prozesse geminierte Gleitlaute entstehen (der erste bildet dann automatisch mit dem vorangehenden Vokal einen Diphthong).
Beispiele: /arkh+e+ti/ -+ / arkheyt/ (Metathese, § 88f.) /arkh+o+i:+en/ -+ / arkhoyen/ (Optativ, § 165) /tukha:+i/ -+ /tukha:y/ (Dat.Sg. der ä-Stämme, § 246) /naswos/ ~ /nawwos/ -+ [nawos] vaüoc; § 92 § 85. Im Lesbischen entstehen neue Diphthonge als Resultat verschiedener Palatalisierungsprozesse (§§ 108, ll7). Darüber hinaus wird an Stelle von a = [a:] und w = [ o:] in einer Reihe von Fällen vor /s/ oder /m/ der entsprechende iDiphthong (at resp. ot) geschrieben, wenn auf /s/ bzw. /m/ ein /i/ folgt (cf. Schulze 1897: 904f., Lobel 1927: xlii, Braun 1950, Schwyzer 1959: 185, 274). Folgende Belege kommen flir eine solche i-Epenthese in Betracht:
(1) aip.t- in a1JJ.LOU~ (a4J,w€wv IG 12,2: 1.9,11 , Mytilena 5., spätestens Anf. 4 Jhdt.) und seinen Komposita (a[l]JJ.L~aLOL Sa 96.21 , al.p.t!?Ewv Alk 42.13, ai.p.Wvot~ Sa 44.14, al.p.trlißwv 54 Sa 119) gegenüber thess.boi~t. elp.t· = [he:rni·] (§ 139). Gleichgeartet ist "aiol." AioiOOo~ (Herodian . II 521.8, Etym.m. 452.37) flir ' HolD· oo~ (= boiot. Elat- in Mwoc:iwv Eiotooeiwv IG 7: 1785, 2. Jhdt.). (2) 1. Sg. ~L neben I(JÖ.p.L, 3. Sg. r.päuJL neben lpÖ.OL (§ 195); lpäot ist auch auf einer Inschrift des 5. Jhdt.s (IG 12,2:268) bezeugt. (3) Für die 1. Sg. von ä- und ö-Verben werden Formen wie -y{Aatp.L und ooK.{p.OIIJ.l. von Grammatikern bezeugt (§ 182). In Anbetracht der uneinheitlichen Beleglage könnte man geneigt sein, das gesamte Phänomen der i-Epenthese als ein Problem der Textüberlieferung und der Glaubwürdigkeit antiker Grammatiker zu betrachten, wenn ihm nicht der Beleg ai.p.Loewv von einer der ältesten lesbischen Inschriften eine gewisse Authentizität verliehe. Die Lautform von alp.to~ (sofern at tatsächlich einen Diphthong be· •
54 coni:
f!~Jmjßwv
cod.
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zeichnet) stellt aber selbst ein Problem dar: erstens wird die Relevanz von a(JJ.t· in Mytilena durch ilJ.U· in Assos (il~I.IJ.El>I.IJ.VOL, il~ieKra, fl~ixoov lAssos 3, 4 ./3. Jhdt.) und Aigai (rpt17~ta[ DGE 644.7, 3. Jhdt.) 55 in Frage gestellt, und zwei· tens setzt die Annahme einer Diphthongierung von [(h)e:mi-1 zu [aymi· 1 einen Wandel [e: > a: 1 voraus, der im Lesbischen ohne Parallele ist (vielmehr bleibt f,at ,sagt' Sa 109 erhalten). Die Vermutung Schulzes (1897: 904f.), daß [e:1 am Wortanfang zu [a:1 geöffnet wurde oder auf Grund seiner offenen Artikulation mit [a: 1 zusammenfiel, bleibt unbeweisbar. Somit läßt sich auch über Alai· OOO<; kein sicheres Urteil fallen: der gemeingr. Name 'HaiOOO<; könnte im Lesbi· sehen zu Aiolo&x geworden sein und die Grammatiker könnten ihre Kenntnis von der Form AlaiOOo~ aus - uns verlorenen - Texten der lesbischen Lyriker gewonnen haben, aber alp.t· ist nur in Mytilena bezeugt, während flir die klein· asiatische Aiolis, woher auch der Vater des prominentesten Vertreters dieses Namens stammt, wohl n~t· angenommen werden muß.56 Für die übrigen Beispiele aus der Konjugation athematischer Verben wird man eine Erklärung durch paradigmatischen Ausgleich ('y€'Ant.~J.t statt -ye'AäJ..Lt nach 2. Sg. 'YfAat~, 3. Sg. -y€'Aat etc.) nicht ausschließen können. Falls man nun - trotz alledem - nach einer Erklärung der i·Epenthese durch einen manifesten Laut· wandel sucht, wird man Zusammenhänge mit Palatalisierungsprozessen nicht übersehen können. Auffallend ist nämlich, daß i-Epenthese nur bei den hinteren Vokalen /a/ und /o/ auftritt, nicht aber bei /e/: KUA€1./J.t kommt nicht nicht vor. Andererseits bietet die indirekte Oberlieferung der literarischen Texte -'TlJ..I.J..I.' statt -'TlJ..I.' (KdA17J..I.J..I.L, tp/.'A17J..I.J..I.t § 187 Anm. 168); somit spiegeln die - von der Norm abweichenden - Ausgänge der 1. Sg. athematischer Verben "'17J..I.J..I.L, -ai.IJ.t, ·OI.IJ.t exakt die Verteilung Gemination/ Diphthongierung als Resultat der Depalatali· sierung palatalisierter Sonanten(§ 108) wider (vgl. auch§ 121). § 86. Ober die in § 85 aufgeftihrten Fälle von i·Epenthese hinaus wird in den Papyri der literarischen Texte und von den Grammatikern at statt ä (und 17 ?) überliefert (cf. Braun 1950, Page 1955: 23f., 84f., Hamm 1957: 24f.) (1) im Nom.Sg. mask. ä-Stämme , z.B. Alo'Aooat~ Alk 38a.5, Kpovil>at~ Alk 38a.9, 'Arpeibat~ Herodian. I 239, (2) in Formen des s-Aorists, z.B. E.rr€patoe Alk 38a.8, liJ..LVatOat Sa 94.10.
Da in diesen Fällen die Schreibung at statt ä weder regelmäßig bezeugt wird (cf. E.rrr6äoev Sa 31.6 cod. , E.rrroataev pap. und E.rrrdata'e Sa 22. 14 pap.) noch 55 Vgl. auch fillvuv IKyme 11 .5 (3. Jhdt.) mit einer (flir das Ionische charakteristischen) Assimilation t-v > v-v. 56 Abzulehnen ist Hoffmanns (1893: 420f.) Vermutung, daß nach der Übersiedlung der Familie Hesiods von dem aiolischen Kyme nach Boiotien am Anfang des 7. Jhdt.s aus der aiol. Lautform Al<JlOOo~; nach boiotischem Lautgesetz "Holoöoc; und durch Volks· etymologie 'HulOOoc; geworden sei. Im Boiotischen ist der Eintritt der Monophthongie· rung von /ay/ erst seit dem Ende des 6. J hdt.s nachweisbar (§ 77).
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sich durch phonologische Prozesse und insch.riftliche Evidenz rechtfertigen läßt, ist sie von verschiedenen Forschern (Buck 1915, Braun, Hamm, Hooker 1977: 30ff.) mit Recht als auf einer falschen grammatischen Tradition beruhend erkannt worden. Die Beobachtung gerechtfertigter Entsprechungen zwischen lesb. -cu- und Koine -ä- wurde fälschlich so verallgemeinert, daß die Aioler immer -cu- flir -ä- hätten. Wie A. Braun nachgewiesen hat, gehen die Schreibungen mit -cu- auch nicht weiter zurück als bis zum 1. Jhdt. n.Ch.r. und können so als postalexandrinische Neuerung in den Texten der lesbischen Lyriker interpretiert werden. In diesen Texten fand schließlich auch Balbilla die Vorbilder für ih.re Formen KaJ.IßVocu<: Memnon Nr. 29.8, -yevercu<: ibid. Z. 15. (Vgl. auch § 121).
§ 87. Nach geläufiger Auffassung (Thumb-Scherer 1959: 33, 96, Schwyzer 1959: 276, Lejeune 1972: 227 Anm.) entstehen in den aiolischen Dialekten i-Diphthonge vor der Folge ,s + Obstruent'. Folgende Belege kommen in Betracht: Lesb.: rraA.aiora: [rra"A]aiora[v]lG 12,2:14.2 -K.OWTO<: in Ordinalzahlen (§ 290) Thess.: rrpewßeia: rrpeto{3eia<: IG 9,2:517.12 (Larisa Ende 3. Jhdt.) Boiot.: rrpw-yai<;: Nom.Pl. rrpto-yee<: IG 7:2418.6, -eie<: ibid. Z. 18, rrpw-yei[e<:) BCH 1901 : 135ff. Z. 5 , Akk.Pl. rrpto-yeia<: SEG 1:132.5, SEG 25: 556.3/4, rrpto-yet[ IG 7:1720.6; vgl. auch trpw-yovrepv<: SEG 23:271.30 alorea BCH 1900: 70ff. Z. 16 1T€1TOWJJT€WOL DGE 485.7 . 9u).p€tOTO<; IG 7:3172.167/168, 169 Keiner dieser Belege ist geeignet, eine auch nur sporadische Diphthongierung eines Vokals vor der Folge von s und Obstruenten in den aiolischen Dialekten plausibel zu machen. rra'Aalara (falls richtig ergänzt) aus dem 3. Jhdt. braucht keine lesbische Entwicklung zu sein; -cu- ist auch andernorts und literarisch bezeugt (cf. LSJ, Frisk GEW s.v. rraA.aom). In der literarischen Überlieferung des Lesbischen bieten die Codices rraA.aorav und rraA.cuorav (Alk 350.6); eine eindeutige Klärung der Frage, welche von beiden Formen die authentische ist und welche durch den Einfluß einer fal schen Grammatikerdoktrin in die Oberlieferung eingedrungen ist, steht noch aus. -K.owro<; in lesbischen Ordinalzahlen ist nicht restlos geklärt. Nach einer plausiblen und weithin akzeptierten Hypothese geht -K.owro<: auf *-K.ovoro<: , eine Umbildung von - zu erwartendem - -K.ooro<: nach -Kovra, zurück (Buck 1968: 96f., Lejeune 1972: 139). rrpew{3eia (Ende 3. Jhdt.) stehen zwei Belege mit rrpeo- gegenüber (rrpeo{3eiovv IG 9,2:506.22 2. Jhdt., rrpeoßevrav McD 1179.47 Ende 2. Jhdt.), und es ist schwer zu entscheiden, welche von beiden Schreibungen die authentische ist. Für rrpeo- spricht allenfalls die größere Häufigkeit - was in Anbetracht der geringen
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Zahl an Belegen nicht stark ins Gewicht fällt - und das Argument, daß die Sehre: bung 1TP€La- durch -EL- der folgenden Silbe beeinflußt sein könnte. Im übrigen ist die Etymologie der Sippe von "1Tpeaßuc;/1Tp€aßaic;" und das Verhältnis der in den griechischen Dialekten bezeugten Formen zueinander noch nicht in allen Einzelheiten geklärt und daher auch keine definitive Entscheidung über die Quant tät von L in boiot. 1TPW"feVC: möglich. Wahrscheinlicher aber als die Hypothese einer Entstehung von sekundärem [ey] vor ,s + Obstruent' im Thessalischen und Boiotischen (auf lesbischen Inschriften ist ausnahmslos 1Tpeaßeuc; belegt) ist d ie Annahme von zugrundeliegendem /ey/ (wie im Dorischen und Nordwestgriechischen) zumindest für das Boiotische (so Buck 1968: 73, Lejeune l.c.); sämtliche Belege sind jünger als die Monophtho ngierung /ey/ ~ [i:]. Falls man auch für das Thessalische einen zugrundeliegenden Diphthong annehmen will, böte sich die Möglichkeit, 1TP€La- = [pr~:s-) als authentisch anzuerkennen und die jüngere Form 1rpea- als von der Koine beeinflußt zu interpretieren. Olarea stammt von einer poetischen, nicht im Dialekt abgefaßten Inschrift . Im Boiotischen steht faar- (fciarwc; IG 7:3170 .3, faarouK.plrw IG 7:2246 , faariac; * AD 1966: 145f.). 1T€1ToWVT€WOL neben 1T€1TLT€U6VTeaat in der gleichen Zeile ist entweder Schreibfehler oder enthält die Schreibung et flir [~ J(so Bechtel1 921: 2 17, Buck 1968: 22). ~Laroc;: neben ...pEwroc; steht auf der gleichen Inschrift (Z. 27 , 36/37) ~earoc;
ferner -I{!Tlar oc; in E>t.&rnlaroc; SEG 3:361.9 und llrwt.&rnlaroc; ibid. Z. 17 und -I{J€OT· in E>t[o]I{J€ar[i0ac;] IG 7:3192.4 3 u nd ~eariao IG 7: 1752.5 . Wie auch immer der Wechsel der Quantitäten (et/fl - e) bedingt sein mag, ftir eine Interpretation von Et als Diphthong [ey] bleibt kein Raum.
4.10 Metathese § 88. In zugrundeliegenden Formen wird eine Folge von Dental und /i/ vor der Wortgrenze umgekehrt. Die Entdeckung dieser Regel geht auf Kiparsky (1966) zurück : ,.I ... propose that an early sound change took place in Greek whose effect was to invert word-final i with preceding dental consonants (which were presumably palatalized in this position." {p. 1 12). - Eine Andeutung in dieser Richtung hatte offensichtlich auch schon W. Schulze gemacht (Schwyzer 1959: 842 ad661).
Mit der Umstellung wird / i/ devokalisiert und bildet mit dem Vokal der vorletz· ten Silbe einen Diphthong(§ 84 ). PR (17) Metathese strukturelle Beschreibung:
76
[+silb]
+kons +ant +kor
+silb +hoch -hint
##
1
2
3
4
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struktureller Wandel: 1 2 3 4
~
I 324
/Vti/ ~ /Vyt/ / Vsi/ ~ /Vys/ Innerhalb der aiolischen Dialekte sind von der Anwendung der Metathesenregel ausgenommen (I ) die 2. und 3. Sg. der athematischen Verben mit Präsensreduplikation (Typ rli!etn) im Boiotischen (§ 193); (2) die 2. und 3. Sg. des Paradigmas athematischer einsilbiger Stämme (z.B. I{Jä-, § 195) im Lesbischen; (3) die 2. Sg. des Verbum substantivum (/esi/) im Boiotischen (§ 197). A. Morpurgo-Davies weist per litteras darauf hin, daß die Rechtfertigung der Metathesenregel durch die Existenz von Ausnahmen ihrer Anwendung erheblich in Frage gestellt wird. Man wird diesem Einwand nur begegnen können, indem man die Bedingungen fl.ir die Nichtanwendung zu präzisieren sucht. Im Falle der e insilbigen athematischen Stämme !pd· und eo- könnte man argumentieren, daß Wurzelsilben - im gesamten Aiolischen - von der Meta· these ausgenommen waren, und zur Unterstützung dieser Hypothese darauf verweisen, daß gerade die Bildung neuer Formen (eool neben el, .pa.io"a neben .pä.t, §§ 195 , 197 ) aus der Tendenz zur eindeutigen Charakterisierung in diesen Paradigmen resultiert. Was das Fehlen der Metathese in der Flexion athematischer reduplizierter Stämme im Boiotischen angeht, wird man möglicherweise einen Zusammenhang mit dem Fehlen oder dem Verlust der athematischen Flexion der sog. verba contracta (§ 186) herstellen können: falls die athematische Flexionsweise im Boiotischen - als dem einzigen der aiolischen Dialekte - in ihrem Anwendungsbereich eingeengt wurde, könnte die Metathesenregel bei der Restrukturierung verloren gegangen sein.
Im Dat.Sg. von Konsonantstämmen (Typ if;ro.piaf.Jan) wird die Metathesenregel
nicht angewendet, um die Einheitlichkeit des Paradigmas zu erhalten. § 89. Gegen die Metathesenregel könnte eingewendet werden, daß sie nicht plausibel sei und ein umstrittenes Problem der griechischen Morphologie auf mechanische Weise durch ein ad hoc formuliertes Lautgesetz zu lösen versuche. Solchen Einwänden könnten folgende Argumente entgegengehalten werden:
(I) Metathesen sind in der griechischen Lautgeschichte relativ häufig (cf. Schwyzer 1959: 265ff., Lejeune 1972 passim). (2) Ein Indiz flir die prinzipielle Möglichkeit einer Erscheinung wie der oben formulierten Metathese ist die I-Epenthese, durch die möglicherweise vor einem /i/ der Folgesilbe ein I-Diphthong geschaffen wird (§ 85). (3) Kiparsky erklärt durch die Metathesenregel nicht nur die Entwicklung pri· märer Personalendungen in thematischen und athematischen Paradigmen, sondern auch den Ausgang des Dat.Pl. der ä-Stärnrne, die Akzentuierung des Typs Lok.Sg. oücot vs. Nom.Pl. olKOL und Kai aus Kari. (4) Kiparsky deutet an , daß die Metathese möglicherweise in Zusammenhang mit Palatalisierungsprozessen gesehen werden müsse: eine Form wie legeti könne die Satzsandhi-Alternanten legeti##C und legety##V gehabt haben. 77
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Auf legety könne dann die gleiche Regel operiert haben wie auf m orya, banyo: etc. und Metathese zu /egeyt hervorgerufen haben. Einer der wesentlichen Vorzüge der Metathesenregelliegt darin, daß sich mit ihrer Hilfe die Endungen der 2. und 3. Sg. Präsens nicht nur der thematischen , sondern auch der athematischen Verben (sog. aiolische Flexion) unter Verzicht auf fragwürdige Zusatzhypothesen auf einfache Weise ableiten lassen (§ 182ff.): them. /leg+e+ti/ _.. /legeyt/ (--.. [legey]) athem. /phile:+ti/ _.. /phile:yt/ [philey])
c-..
Es soll jedoch nicht bestritten werden, daß es ftir diese Regel keine direkten Belege gibt. Die zugrundeliegenden Formen, die ihr als Eingabe dienen, sind durchaus plausibel, lassen sich aber nicht aus dem überlieferten Material erschließen. Solange keine unabhängige Evidenz hinzukommt, erfilllt die Metathesenregel nicht den von Kiparsky erhobenen Anspruch, einen realen historischen Prozeß zu beschreiben, sondern bleibt abstrakt.
5. Phonologische Regeln: Gleitlaute S.l Gleitlautassimilation § 90. Assimilation von /h/
Der Hauchlaut /h/ wird an einen folgenden oder vorangehenden Sonoranten (Gleitlaut oder Sonanten) so assimiliert , daß im Lesbischen und Thessalischen - durch regressive Assimilation - geminierte Sonoranten entstehen und im Boiatischen - durch progressive Assimilation - der vorangehende Vokal gedehnt wird . PR ( 18) h- Assimilation strukturelle Beschreibung: -silb -kons [+silb] [+son] +son +asp 1 2 3 struktureller Wandel:
23 3}2
~
[I1 31 3] 3
Lesb. Thess. Boiot.
/ Vhy/ _.. lesb. thess. /Vyy/, boiot. /V:y/ / Vyh/ _.. lesb. thess. /Vyy/, boiot. / V:y/ /Vhw/ -+ lesb. thess. /Vww/, boiot. fV:w/ /Vwh/ -+ lesb. thess. /Vww/, boiot. / V:w/ /VhR/ -+ lesb. thess. /VRR/, boiot. /V: R/ /VRh/ _.. lesb. thess. /VRR/, boiot. /V:R/
78
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Der Tatsache, daß die Assimilation zwischen /h/ und einem Sonoranten unabhängig von der Reihenfolge dieser Segmente im Lesbischen und Thessalischen immer in einer Gemination des Sonoranten (und im Boiotischen in einer Dehnung des vorangehenden Vokals} resultiert, wird bei Dressler-Grosu (1972: 27) durch Formulierung einer Spiegelbildregel Rechnung getragen. Lejeune (1972: 129) und Kiparsky (1967) setzen eine Metathese (/Rh/ -+ /h R/ etc.) ·vor· aus, so daß die Assimilation im Lesbischen und Thessalischen immer regressiv, im Solotischen immer progressiv verläuft.
§ 9 1. Assimilation von fwf
Der Gleitlaut /w/ wird an folgendes oder vorangehendes / y/ so assimiliert, daß im Lesbischen und Thessalischen geminiertes /yy/ entsteht und im Boiotischen der vorangehende Vokal gedehnt wird. PR (19) w-Assimilation strukturelle Beschreibung: -silb -silb +kons - kons [+silb ] +son +son +hoch +hoch +rund - rund 1 2 3 struktureller Wandel:
g~
~} ~ [~ ~
/Vwy/
~
/Vyw/
~
;]
~~:~.Thess.
lesb. thess. /Vyy/, boiot. /V:y/ lesb. thess. /Vyy/, boiot. /V:y/
Eine Palatalisierung von /w/ (wie etwa eine Palatalisierung eines Sonanten durch fy/, § 105) ist phonetisch nicht möglich (Brixhe 1978: 71).
§ 92. Anwendungsbeispiele:
(1) /Vhy/ ~ / Vyy/ /genesya/ ~ /genehya/ (§ 140f.) ~ /geneyya/ ~ lesb. [gene:a] (§ 81) /telesyo: / ~ lesb. [tele:o: ] re"Aei.w/re"AT,w (§ 81) /tosyo/ ~ / tohyo/ ~ /toyyo/ (§ 83, 251) Die Assimilation /o hy/ ... foyyf wurde begünstigt durch die Existenz von palatalisierten geminierten Sonanten auch nach /o/ im Thessalo·Lesbischen (lesb. !JOppa § 111 , thess. Kdppo~ § 11 3}.
(2) /Vhw/ ~ / Vww/ /naswos/ ~ / nahwos/ (§ 140f.) ~ lesb. / nawwos/ ~ [nawo s] (§ 97) vaüoc; (vai;ov IG 12,2 S: 126.15, Hoffmann 1893 Nr. 153.13)57 ~ boiot. /na:wos/ ~ [na:o:s] (§ 97) vcuk DGE 462.a18 57 VgJ. auch NATrON (= vaiifov) auf dem Ostrakon (3. Jhdt.) Sa 2.1 mit Sctueibung des Obergangslauts an der Silbengrenze (§ 32). - Im Thessa.lischen wäre gleichfalls va.vO~ zu erwarten; vaov IG 9,2:517.44 (Larisa , Ende 3. Jhdt.) ist daher keine authentische Form.
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(3) / Vwh/ -+ /Vww/ /a:wso:s/ -+ /awso:s/ (§ 60) -+ /awho:s/ (§ 140f.) -+ 1esb. fawwo :s/ -+ [awo:s] aiJwc; Sa 103.10 /dewso: / -+ /dewho: / -+ 1esb. thess. /dewwo: / -+ [dewo:] 5Etlw (lesb. öalet IG 12,2:526.a19, €v5am IG 12,2:6.37, 5ah?Ta.tiG 12,2:18.16 etc.; thess. 5EI.let McD 337.27 ,43) -+ boiot. /de:wo :/ -+ [de:o:] 5el.w (5ei.et DGE 462.a36 IG 7: 1739.16, 5eliJ.LEV SEG 1: 132.12 etc.) /parawsa: / 58 -+ aiol. [parawa:] rrapa.Ua Herodian. II 563.25, Theokr. 30.4 (rrapa.va[tc;] pap., rrapa.v'A.atc: cod.); vgl. auch [J.LaX]o1T(ipa.ve inc. auct. 35.5.59 ( 4) / VhR/
/ager+yo:/ /es+men/
-+ -+
-+
(5) /VRh/ /stel+s+a+/
/VRR/ /agehro:/
lesb. [agerro:] a:yeppw (§ 109) -+ boiot. [age: ro : 1a:yeipw /ehmen/ -+ lesb. theSS. (emmen) lesb. #JJi..L€VaL, theSS. eJ.I+l€V (§ 12 -+ boiot. [e:men) e[J.Lev
-+
/VRR/
-+
/stelha+/
-+
-+ -+
(6) /Vwy/
lesb. thess. /stella+/ (§ 114f.) boiot. /ste:la+/
/Vyy/ /glukewya/ -+ lesb. /glukeyya/ -+ [gluke:a] (§ 81 mit weiteren Beisp.) /i:re:wya/ -+ lesb. /i:re:yya: -+ /i:reyya/ -+ [i:re :a] (§ 81) -+
(7) /Vyw/ -+ /Vyy/ /elaywa: / -+ lesb. /elayya: / -+ [ela:a:) (§ 82) /aywi(n)/ -+ 1esb. thess. /ayyi(n)/ -+ [a:i(n)] (§ 82)
5.2 Gleitlauttilgung 5.2.1
fwf am
Wortanfang
§ 93. Aus der inschriftlichen Oberlieferung des Lesbischen , die mit einigen spär-
lichen Fragmenten bis in das 6. Jahrhundert v.Chr. zuriickreicht, lassen sich keim Argumente fll.r die Entwicklung von /w/ am Wortanfang gewinnen: auf lnschrifte: im archaischen Alphabet sind Belege weder flir die Schreibung noch fUr die Vernachlässigung von [w] = f nachweisbar und auf Inschriften im ionischen Alphabet kommt f (oder ein Ersatz flir f) nicht vor (f ist aber auch im ionischen Alphabet nicht vorgesehen). Die Inkonsequenzen in Schreibung und prosodischer 58 /parawsa:/ Kiparsky (1967: 623f.), Ruiperez (1972: 159), nicht mit Frisk (GEW s.v. rrapewl) / parawsya/ , denn f-y-1 hätte Spuren hinterlassen müssen. 59 e'xwa (belegt in den Formen e'xeu'e Sa 96.27, xeuarw Alk 362.3) ist, wie Hettrich (1976 gegen Kiparsky (1967 : 627ff.) nachgewiesen hat, nicht ein s-Aorist (aus • je-khew+s+/}, sondern ein alter Wurzelaorist.
80
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Ausnutzung in den Texten der lesbischen Lyriker lassen die Vermutung zu, daß [w1 auch schon im 7. Jhdt. kein lebendiger Laut mehr gewesen ist (Thumb-Scherer 1959: 92f., Buck 1968: 46). § 94. Wie die Untersuchungen von Parry (1932: 30ff., 1934: 140ff.) und Hooker
(1973, 1977: 23ff.) ergeben haben, muß aber in der Sprache der lesbischen Lyri· ker die Kenntnis von historischem, in der lebenden Sprache ihrer Zeit bereits geschwundenem [w] noch vorhanden gewesen sein. Sowohl Sappho als auch Alkaios nutzen die prosodischen Eigenschaften von anlautendem [w] (Hiatvermeidung, Po· sitionsbildung) entsprechend den metrischen Erfordernissen aus: 31 Fällen der Vernachlässigung von Digamma stehen nur 5 Fälle von Digamma-Wirkung gegenüber. Die lesbischen Dichter verwenden hierbei, wie Homer, Elemente einer mündlichen - Tradition poetischer Diktion, in der bestimmte Formeln und Phrasen noch die Spur des historischen Digamma bewahrten. Die genauen Vorbilder lassen sich jedoch nicht nachweisen, nicht nur weil zu wenige Texte der lesbischen Lyriker erhalten sind, sondern auch weil sie einer von der Homers unabhängigen poetischen Tradition entstammen können. In den Papyri und Codices der lesbischen Lyriker werden - authentische und
erfundene - Spuren von historischem [w1 graphisch auf verschiedene Weise bezeichnet: (1) ß vor [ r1 am Wortanfang
Oie Schreibung ß für historisches [w) vor [r) am Wortanfang (z.B. in ßpooov, ßpaowo<:, ßp
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und seine graphischen Stellvertreter in die Texte von Sappho und Alkaios 61 eingefUhrt wurden , aber nur in verschwindend geringem Umfang in die Homers, bedarf einer eigenen Untersuchung. (2) f
Die Schreibung f fmdet sich in Formen des Personalpronomens und des Possessivadjektivs der 3. Person (f€, fUJev, foi, foiat, fov). Die meisten Belege stammen aus einem Traktat des Grammatikers Apollonios Dyskolos (vgl. dazu auch Gallavotti 1942), die übrigen (Sa 5.6, Alk 358.5; rot und re mit der Schreibung r fti.r f bei Balbilla, Memnon Nr. 28) sind von ihm beeinflußt (Parry). Weiterhin wird von dem Grammatiker Tryphon fPit~e'' fti.r Alkaios bezeugt (cf. Alk 410 Voigt, zu der Schreibung ~oupf1~e'' der Handschriften Morocho Gayo 1979:
(3) V Nach einem Vokal wird, nach dem Vorbild von (auch inschriftlich belegtem) OaJW aus /dewso:/, VaV~ aus /naswos/ (§ 92), V geschrieben: avara (nicht a.Uarc Alk 70 .12 (cf. Hiersehe 1978), ropfl~€ (Pap., €ÜPf/~€ V.) Alk 179.2, EVtO€ Balbill: (Merrmon Nr. 28. 11 ) 62• (4) 0
Außer in Formen des Personalpronomens ist in den Fällen, für die nach Parry Digamma-Wirkung angenommen werden muß, Digamma am Wortanfang vor einer Vokal nicht geschrieben. 1TA.€VfJ.Ova
(f)olvwt Alk 347.1 V7ro (f)Ep-yov Alk 140.15 rA.waaa {f)E(f)are Sa 31.9 (dazu auch Hiersehe 1966).
§ 95. In den aiolischen Dialekten des Mutterlands läßt sich die Entwicklung von
/w/ im Anlaut vor Vokal noch auf den Inschriften verfolgen. Im Thessalischen wird f bis zum 4. Jhdt. ohne Ausnahme 63 geschrieben: faaruclu feKe&lp~
IG 9 ,2: 575 .3 (Larisa) IG 9 ,2 :662 {Larisa)
61 Auffallend ist allerdings die Tatsache, daß in den erhaltenen Texten für Sappho fast ausschließlich (Jp- überliefert wird (a bweichend nur das - auch vo n Grammatikern als aioliscl bezeichnete - pe~oc; Sa 22.3, cf. Frisk GEW s.v., Voigt ad Sa 22 mit weiterer Literatur), bei Alkaios hingegen p- auch in Wörtern geschrieben wird , die historisch (w) im Anlaut haben: p&nac; Alk 141.4, pf)a Alk 34.7 (al>er ßpü. Herodian. 11 2 14 , (Jpail>lw~ Alk 129. 22). 62 Probleme bereitet allerdings der Name Evpual'Aao~ IG 12,2:526d passim (Eresos 4. Jhd t.) gegenüber boiot. I'Ep )u(a )l'Aaoc; IG 7:2560. 1. Liegt in dem (nicht nur im Lesbischen belegten) Element eupv- eine Umbildung nach evpvc;, eine Metathese aus fepu- oder eine Fortsetzung von - durch Prothese entstandenem - e-fpu- vor? (Cf. Frisk GEW s.v. epu~Ja Bader 1978, bes. p. 170). • 63 Zu iP'Ya~aro cf. § 203.
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faot.wöp (?)64 faoroKppew<: fpa.f>ta[ 65 r aoorov fa)..[ l ]ooK€ra['] faowf>poo[ aLa] faoif>ap.o<; faowv raoLKpareL<:
Peek 1974 Nr. 16 Z. 1 (Larisa) Peek 1974 Nr. 15 Z. 1 (bei Larisa) SEG 27: 183.4 (Atrax) McD 326.11 (Argura) McD 260 (Pherai) GHW 4443 (Museum Larisa) IG 9,2:1226.3 (Phalanna) ibid. Z. 4/5 IG 9,2:1227.10 (Phalanna) 1G 9,2: 1240.2 (Phalanna) Helly 1979b Z. 18 (Oiosson) AD 1961/62 Xpov . 178 66 (Homolion) fOU
-
-
.
PR (20) G1eitlauttilgung: /w/ am Wortanfang im Lesbischen und Thessalischen -silb -kons _. 0 / ##_ +rund /w/ _. 0 am Wortanfang. § 96. lm Boiotischen wechselt bei einigen lexikalischen Einheiten die Schreibung am Wortanfang zwischen f h, f, h und 0 im archaischen Alphabet und zwischen f und 0 im ionischen Alphabet: feKa-: arch. Alph. f heKaMJ.tö€ lG 7:593 (vgl. thess. feKef>~e<: IG 9,2;662, 5. Jhdt.); feKaß6AötDGE ad 538 Z. 1, heKaßO[Aöt] Ptoion 1971 Nr. 255 ion. Alph. feKaorw FS Navarre 1935: 357 Z. 6, feKaoorw FS Navarre 1935: 354 Z. 5/6, (Ka~) ~Kaorov AD 1916: 224 Z. b8 68
.. 64 (j,ivö.IJJ"'a faoall6p (6p)"6o(e Peek, (TciliJ "'' IJ.faoav lip"öo( Helly (1978: 127). 65 Auf diesen Beleg hat mich freundlicherweise B. Helly aufmerksam gemacht.
66 Die Lesung Theocharis' ist von B. Helly (GHW 1449) korrigiert. 67 Eine umfangreiche Belegsammlung für die inschrütlichen Zeugnisse findet sich bei Arena (1971: 43ff.) 68 Weitere Belege für boiot. ~KaOTo~ : IG 7 :1739.6, SEG 22:407.12, DGE 462.a30.
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fal>-: lit. fdoo[J.l17] Korinna PMG 654. iv7, fli&vY, iv23 69 ion. Alph. fal>wv!.lryw IG 7:2788.3/4 , faöwvoc; IG 7:2781.6 (vgl. thess. faai&lp.oc; IG 9,2: 1240.2 etc., § 95) fEA.txwv: arch. Alph. EA.tqöv[iö] BCH 1926: 385 Nr. 1 lit. fEA.t[K]wv Korinna PMG 654.i30 ion. Alph. 'EA.txwvuroEaat IG 7: 1788.6/7 fil>Loc;: lit. fww[ Korinna PMG 655 .1.10 ion. Alph . überwiegend fwwc; (IG 7:3083.7, 3200.7, 3302.3, 3348.3, SEG 3:356.14), einmal auch iOwc; (ßorwv w{wv SEG 22:432.17), vgl. thess. '{M)wc; (Kai? r&Stav IG 9 ,2:461.b1 3, McD 31 0.16/ 17, McD 337.36/37). Für das Zahlwort "sechs" ist im Boiotischen nicht (w] , sondern nur (h) im Anlaut bezeugt: ~ SEG 24:361.11 (Anf. 4. Jhdt.), cf. flKaTt et IG 7:3 193.4. Die Etymologie des Wortes fiir " Herd" ist umstritten (Frisk GEW s.v. taTla); es erscheint daher fraglich, ob hwanal6ac; IG 7 :585.c14 für diese Betrachtung herangezogen werden kann.
Die historisch-vergleichende Grammatik hat längst für die - meisten der - oben zitierten lexikalischen Einheiten die Folge */sw/ im Anlaut rekonstruiert ; /s/ vor dem Gleitlaut wurde dann über /z/ zu /h/ (§ 140f.). Noch nicht eindeutig geklärt ist allerdings die Frage, wie die weitere Entwicklung von /hw/ verlaufen sei. Die bündige Regel Teyssiers ( 1940: 141 f.) , daß altes af- im archaischen Alphabet durch f h , f oder h (für "f sourd" ), im ionischen Alphabet durch einfache Aspiration bezeichnet werde, geht nicht auf: im archaischen Alphabet ist auch EA.tqöv[iö] bezeugt, im ionischen Alphabet stehen fEKaaroc; und EKaaroc;, fi.Owc; und iOwc; nebeneinander. Daher sind auch Erklärungsversuche , die einen Schwund von /w/ nach /h/ (Rix 1976: 62 , 76) oder eine Transposition /hw/ > /wh/ (mit stimmlosem /w/) und - durch Nachlassen der Artikulation - eine Entwicklung zu einem stimmlosen Hauchlaut (Lejeune 1972: 133f.) annehmen, für das Boiatische revisionsbedürftig. Wenn zugrundeliegendes /w/ arn Wortanfang im Boiotischen erhalten bleibt und regelmäßig f geschrieben wird, die Schreibung flir den Reflex von /hw/ im ionischen Alphabet aber zwischen f und 0 schwankt, kann daraus nicht mit Thumb-Scherer (1959: 29) oder Buck ( 1968 : 48) der Schluß gezogen werden, daß aspinertes f durch h abgelöst worden sei oder früher als anderes f geschwunden sei, sondern lediglich, daß ein mit zugrundeliegendem /w/ nicht identischer, aber vergleichbarer Laut entstanden ist. Dieser Laut läßt sich, wie es bereits von Schwyzer {1959 : 226f.) und Buck mit dem Hinweis auf engl. which angedeutet wurde, als gerundetes oder labialisiertes (h] ([h]) beschreiw ben. Die Frage allerdings, ob die Schreibungen in den beiden Alphabeten (fh, f, h, 0 bis zum 5. Jhdt ., f , 0 seit dem 4. Jhdt.) als Zeugnisse der Entwicklungsstufen [hw] und [h] interpretiert werden müssen, läßt sich nicht mit Bestimmtw
heit beantworten ; es ist nicht auszuschließen, daß der Lautstand Beginn der Oberlieferu ng erreicht war.
[ßj
69 Für fa6elav PMG 654.iv24 ist die Lesung nicht gesichert (Page 1953 : 47).
84
bereits zu
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5.2.2 j wj im Wortinnern § 97 . Im Wortinnern wird /w/ in allen drei aiolischen Dialekten - zu verschiede· nen Zeiten - ohne kompensatorische Veränderungen getilgt, wenn davor eine Silbengrenze liegt; /w/ als Bestandteil eines Diphthongs bleibt erhalten (zur Formulierung der Regel vgl . § 103). Das Wort ftir " Mädchen" lautet auf boio tischen Inschriften stets 1<6pa (IG 7:587 arch. Alph., IG 7:7 10- 7 12 ion. Alph., und öfter) 70 • Daher kann Kwpa im Korinnatext (PMG 654.a i49, iii2 1, cf. aber auch KOPTJ PMG 692 (2)a1 ) nicht authentisch sein, sondern ist entweder in der Oberlieferung ftir Ktlpfo. eingesetzt (so Nachrnanson 1910: 143ff., Bechtel 1921: 229f.) oder einer literarischen Tradition entlehnt (so Page 195 3: 49). Lesb . 7 1 eveKO. geht wegen myk. e-ne-ka nicht auf •evfeKa zurück; die Schreibungen evveKa in literarischen (z.B. Sa 67 .a5, aber eveK( o.l AIJc 306 i col. ll.22) und inschriftlichen (z.B. IG 12,2 S:7.8 neben häuf~gerem eveKa, z.B. IG 12 ,2 :645.a38) Texten des Lesbischen sind dahe.r keine Spuren der Erhaltung von -vf- (wie Bechtel1921 :14f. vorschlägt), sondern Hyperaiolismen nach metrisch gedehntem hom. eÜieKo. (Lejeune 1972: 159 A3). ln der gleichen Weise ist Looo- (looo ~owt IKyme 19.15 , 1. Jhdt. n.Chr.) aus /wiswo+/ (cf. boiot. fwfOli LQo<; DGE 440,12A) eine aiolisierende Bildufl8 nach dem Vorbild von hom. wo<; (Le· jeune 1972: 136 A2). Im Lesbischen ist sonst nur !oo- belegt: tow<; IErythrai 122.35, !oo1Tv&ov IG 12,2 S: 138. 14, 'loo<; Sa 31.1, toav Sa 68.a3 (roo<; Sa 111.5 aus metrischen Gründen, cf. Hooker 1977: 46). ln AIJc 283.5 erfordert das Metrum ftir t(e .lvo.1TaTo. Länge der ersten Silbe (Hinweis von A. Morpurgo-Davies). Weitere Belege liegen weder aus der literarischen noch der inschriftlichen Überlieferung vor (et evtoe IG 12,2:528.13, tevlo"eu v IErythrai 122.7, tevto. IG 12,2 S: 138 .33 können nicht als maßgeblich angesehen werden), so daß nicht zu entscheiden ist, ob auf dem Papyrus tevv- oder tew- geschrieben war. Solange überzeugende Belege für kompensatorische Wandel auf Grund der TilguiJ8 von /w/ ausstehen, wird man auf die Erkläruf18 durch metrische DehnUIJ8 zurückgreifen müssen. Oie einzige Ausnahme bildet , wenn die Herleitung von HeUy (1973: I 61ff.) zutrifft, im Thessalischen der Ortsname Gonnos/ Gonnoi ("Je mamelon, les mamelons" ) aus •rovfo<;; r ovvo<; ist im 5. Jhdt. bei Herodotos (VII, 128 , 173) und seit dem 4. Jhdt. auf Inschriften belegt (vgl. auch rouvev<; < • r ovf(!l)<; im homerischen Schiffskatalog, (1 7 48). Es erscheint problematisch, angesichts von lesb. 'Yovo. AIJc 347.5 und der Vielzahl sonstiger widerspre· ehender Belege (cf. Sechtel 1921 : 14f., 138f., 228f., Lejeune 1972: 158f., 222f.) eine aiollsche Entwicklung " -vf- > -w -" auf diese eine Etymologie zu stützen.
Auf lesbischen Inschriften kommt f im Wortinnem nicht 72 und auf thessalischen nur selten ('Afi.Oa.v McD 375.2, 6dföv IG 9,2 :236. 1, 5. Jhdt.) vor; auf boioti70 Vgl. auch Kopin <; IG 7 :3643 (5. Jhdt.) und öfter, ll.w oKOp{iJ(U) IG 7: 3193.10 und öfter (weitere Belege bei Thumb-Scherer 1959:30). ll.t.DoKOupU TJ <; IG 7: 2444.[b10, ll.woKOup l6a<; IG 7 : 3525 sind nicht authentisch, aUein schon weil ersatzgedehntes 1o:] im Boioti· sehen w geschrieben werden müßte. - ln dem in Thebai gefundenen Epigramm IG 7: 2533 aus der 2. Hälfte des 4. Jhdt .s ist nach Ebert (1972 : 147ff.) in Z. 4 Kop{Jt U o.<; • (nicht Kop feUo.<; ) geschrieben. Da der Text keine Merkmale des boiotiscben Dialekts aufweist und aus älterer Zeit auf boiot ischen lnschrüten keine Form oder Ableitung von • K6pfa nachweisbar ist, kann Kopße{l!a<; nur als Fortsetzung einer dialektfremden Form Kop fe{l!o.<; interpretiert werden. 7 1 Aus thessalischen und boiotischen Dialektinschriften liegt kein Beleg vor. 72 Arena (1971 : 47) zitiert aus Caskey-Beazley (1954: li 15) die Inschrift " Af6<; eines in Smyrna gefundenen ,.ostgriechischen (aioUschen)" Geflißes aus dem 6. Jhdt. als Beleg
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sehen lnschriften wird es im 7. und 6. Jahrhundert regelmäßig (Käp11K€flö DGE 440,10, Tirötift DGE 538.3, Ka'Afov ibid. Z. 1' xapifETTOJJ DGE ad 538, eTroif€ IG 7:2729.3), im 5. Jahrhundert nur noch sporadisch 73, danach - wohl nach de1 Vorbild von f am Wortanfang - nur noch in der Kompositionsfuge (rrpofaoril>a.• DGE 462.a7, ftKanf€T~e~ IG 7:3068.2, 9eoftprw IG 7:1739.4, rafepreiot BCl 1936: 18lff. Z. 11 , fefuKOVOJJ.€WVTwv IG 7:3172.24, fefu[Ket]oVTwv DGE 485. 2/3) geschrieben. Zur Schreibung von f zwischen einem u-Diphthong und einem Vokal vgl. § 32. 5.2.3
fyf im
Wortinnem
§ 98. Im Wortionern wird /y/ zu / h/, wenn es nach einer Silbengrenze steht (d.h. wenn es nicht mit einem homosyllabischen Vokal einen Diphthong bildet). Der Wandel von fyf zu /h/ am Silbenanfang läßt sich mit dem in vorhistorischer Zeit - unte: gewissen Bedingungen - erfolgten Wandel von fy/ zu /h/ am Wortanfang vergleichen.
PR (21) y-Abschwächung -silb -kons +hoch -rund
~
[-hoch] nach einer Silbengrenze
fy/
~
/h/
/h/ aus /y/ unterliegt der Tilgungsregel § 103. Die meisten Eingaben für Abschwächung und Tilgung von /y/ nach einer Silbengrenze liefern die Monophthongierungs- und Diphthongreduktionsregeln: eine zugrundeliegende Folge /-VyyV-/ (mit einer Silbengrenze zwischen den beiden Gleit· lauten) wird im Thessalischen und Boiotischen durch Monophthongierung, im Lesbischen durch Diphthongreduktion in die Folge /-V:yV-/ überfUhrt , auf die die y-Abschwächungsregel angewendet wird. Thess. /-eyyos/ Boiot. /-ayyos/ /-oyyo/
~ / ~:yos/ ~
[ -~ : os )
arch. Alph. -€o<: ion. Alph. -ew~
~ /~ : yos/ ~ [~ : os ) ' loJJ.ewtil~ ~ /-o:yo/ ~ /-o:o/ § 251
(Mu'AiSEo~
§ 78),
IG 7:2430.8
Im Boiotischen ftndet sich, auch auf archaischen Inschriften, fUr patronymische Adjektive und Adjektive der Zugehörigkeit der Ausgang -co(. Für die Annahme, daß auch im Solotischen ein ,,Ableitungselement" ~w~ existiert und sich durch Monophthongierung zu -io( entwickelt habe (Bechtel 1921 : 221), steht der Nachweis von Belegen noch aus (vgl. auch Morpurgo·Davies l968a: 93 Anm. 4).
fUr Dlgamrruz im Lesbischen. ln den Addenda (1963 : 111 92) nehmen Caskey-Beazley jedoch eine Korrektur vor: das Gefaß ist korinthisch. 73 Auf der Inschrift IG 7 : 1888 (424 v.Chr.) wird F im Anlaut geschrieben, im Inlaut jedoch nicht mehr.
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Lesb. /-eyyos/ -+ /-~ : yos/ -+ [~ : os] arch. Alph. -€0<:, ion. Alph. -ew~ § 81 /-ayyos/ -+ /-a:yos/ -+ [-a:os] § 82 /-oyyo/ -+ /-o:yo/ -+ /-o:o/ § 83 Im Lesbischen ist in Ausgängen von Flexionsformen d~s Optativs wie 3 . PI. [-oyyen] in €J,JJJ.evO«:v IG 12,2:6.19 die Anwendung der Diphthongreduktions-
regel durch die funktional e Belastung {/oy/ als Kennzeichen des Optativs) blokkiert. Im Nominativ des Zahlworts "drei" ist als zugrundeliegende Form / trey+es/ anzusetzen. Da im Lesbischen die Oberflächenform [tre:s] rpei.~ (Belege § 289) mit
dem Digraph e' ftir [c:: :] geschrieben wird, kann die Ableitung nicht durch Tilgung von /y/ zwischen Vokalen erfolgt sein - weil die entstehende Lautfolge /ee/ zu [e:] hätte kontrahiert und dieses [e:] mit dem Buchstaben Tl hätte geschrieben werden müssen - , sondern nur durch Diphthongreduktion von /ey/ -+ [c:: :]. sei es in /treyes/, sei es in / treyyes/ mit einer sekundären Gemination von /y/. In der handschriftlichen Oberlieferung von Grammatikerberichten (Herodian. ll 416.9, Choirob. An. Ox. ll 267.10) wird die Schreibung rpii~ verwendet (vgl. § 80). Die entsprechenden Formen im Thessalischen (rp€i.~) und im Boiotischen (rpi.~) lassen sich durch Monophthongierung ableiten: thess. /ey/ -+ [c:::] (§ 78), boiot. /ey/ -+ [~ : ] -+ [i:] (§ 74).
5. 2.4
fyf am
Wortende
§ 99. Am Wortende wird /y/ nach einem langen Vokal im Lesbischen und Thessalischen getilgt (im Boiotischen wird der lange Vokal vor /y/ am Wortende gekürzt, § 62).
PR (22) Gleitlauttilgung: /y/ am Wortende im Lesb. und Thess. -silb - kons +hoch - rund
-+ 0
I [+silb]
+lang -
##
/y/ -+ 0 nach einem langen Vokal am Wortende Die frühesten Belege flir die Wirkung dieser Regel sind im 5. Jhdt. in den Dativausgängen der vokalischen Stämme, sowohl in Formen des Nomens wie in solchen des Artikels, und in Konjunktivausgängen der 3. Person Singular nachweisbar. Am Ende des 4. Jhdt.s sind alle auslautenden Langdiphthonge reduziert"'; von dieser Zeit an geben Schreibungen mit _, nicht mehr den aktuellen Lautstand wieder. 74 Auf den lesbischen Inschriften IG 12,2:1 (2 . Hälfte des 5. Jhdt.s) und IG 12,2:645 (4. Jhd t.) stehen noch ungekürzte und gekii.rzte Formen nebeneinander.
87
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In dem lesbischen Ausgang der 3. Pl.Präs.Konj . war durch die Entwicklung von /ns/ sekundär die Folge von einem langen Vokal und einem Gleitlaut entstanden {1-o:+nti/ ~ /-o:nsi/ ~ [-o:ysi]), die entweder auf Grund der morphologischen Belastung {lange Vokale als charakteristisches Merkmal des Konjunktivs) oder auf Grund der Regelordnung nicht die Vokalkürzungsregel (§ 60) durchlief, wodurch der Konjunktivausgang mit dem des Indikativs identisch geworden wäre, sondern durch die in ihrem Anwendungsbereich auf das Wortinnere erweiterte Gleitlauttilgungsregel reduziert wurde ([-o:ysi] ~ [-o:si] § 166). Eine weitere Anwendung der Gleitlauttilgungsregel an Stelle der Vokalkürzungsregel wird bei der Behandlung von Formen der 2. und 3. Sg. der e-Verben im Lesbischen dis· kutiert (§ 183).
5.2.5 /h/ am Wortanfang § 100. Im Bereich des Thessalischen sind folgende Belege für die Schreibung von h am Wortanfang zu verzeichnen :
h= h6\
B IG 9,2:270.1 (Kierion)
h= H he[.]' 5
IG 9,2:250.2 (Pharsalos) hviCK, hvA.öpeovro\ IG 9,2:257 (Thetonion) • }upeva\ McD 204.7 (Pherai) hepJ.La(? IG 9,2:356 (Pagasai) • hiJ.LLOOv, h€J,Lt.eKra.u.8wv IG 9,2: 1222 (Magnesia) ha.t'q[a]o, heJ,tep[a] McD 72 1 (Magnesia) HeV6uco~
IG 9,2:271 {vgl. EU{6)uco~ {?) SEG 27 :184.7 , Atrax 6./5. Jhdt.) hat mit Kierion nichts zu tun; der Fundort, Khoirinokastro , liegt lm Pindos.
Alle Belege sind in das 5. Jahrhundert zu datieren. Damit scheint der Nachweis erbracht, daß im archaischen Alphabet des Thessa· üschen der Hauchlaut am Wortanfang noch bezeichnet wurde, aber die meisten der zitierten Belege werfen Probleme auf: neben he[.] enthält IG 9,2:250, eine Inschrift im epischen Dialekt, auch die Form o ohne h (s.u.); h6\ entstammt einer poetischen Inschrift ; das Verhältnis von hepJ,La[? aus Pagasai zu den viel häufigeren Formen 'EpJ,Lciov aus der Pelasgiotis, Histiaiotis und Perrhaibia ist nicht geklärt (§ 71 Anm. 40); hvtO\ als Vatersangabe statt des Patronymikons ist im Thessalischen ungewöhnlich, hvA.öp€ovro\ ist wegen der thematischen Bildung • fragwürdig(§ 235); an Stelle von ·O· in h€J,LLOOV wäre im Thessalischen ·T1 · zu erwarten (§ 139); in ha.t'§[a]o ist sowohl der Ausgang -ao statt -a (§ 248) wie • die Form selbst (cf. 'Afil>av McD 375.2 aus Argura) auffallend; htPEVa\ mit [e:] hat zwar in ipeiva IG 9,2:513.5 aus Larisa (gegenüber ipciv[a\] IG 9,2:511.5, 75 Die gängige Lesung heci ist nicht gerechtfertigt; ein A ist nicht erkennbar (GHW 738).
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McD 311.8) eine Parallele, entstammt aber einer Inschrift im Mischdialekt (§ 251 ). Somit sind diese Belege nicht geeignet, eindeutig nachzuweisen, daß im Thessalischen - oder zumindest im Kerngebiet des Thessalischen - [h) arn Wortanfang auch in der Schrift bezeichnet wurde. Dieser Befund wäre in Anbetracht der geringen Zahl überlieferter archaischer Inschriften nicht bemerkenswert, gäbe es nicht auch Belege für das Fehlen der Schreibung h auf Inschriften im archaischen Alphabet:
o
IG 9,2:250.1 (Pharsalos); SEG 25:661.2 (Pelasgiotis); IG 9,2: 1098.4, McD 1023.3 (Magnesia) SEG 27:183.2, 3 (Pelasgiotis) KOt 76 IG 9,2: 1027 .a2 (Pelasgiotis) -EpaKX€i" SEG 25:661.1 (Pelasgiotis) ApJ.J.OViat McD 356 (Pelasgiotis) Ot • DGE 607a.2 (Perrhaibia) DGE 605.2 (Magnesia) a
-
Wenn man auch Texte, die durchweg von literarischer Tradition geprägt und daher nicht unbedingt repräsentativ fllr den thessalischen Dialekt sind, in die Betrachtung einbezöge, wäre die Liste um u.a. IG 9,2:255 (a, 01'', ooa, oa'), McD 1121 (eßac;, tK.OJJav, T11epavopoc;), McD 722 (o[a)c;) zu erweitern. Der Stein, der die lnschrüt ZPE 1974: 28 (Atrax, 6. Jhdt.) trägt, ist vor T von TBPll:TA abgebrochen. Ob die Ergänzung Peeks zu [h)ußplCTTa gerechtfertigt ist, läßt sich nicht mit Sicherheit entscheiden.
Die Existenz von [h] am Wortanfang, erkennbar an dem Eintreten von Assimila· tionsprozessen, wird erst seit dem Ende des 3. Jahrhunderts durch Belege nachgew1esen: 0
li:yypel.f.J.t: ecp
evro,:
1r[o]~
IMw': oV<;:
K
oc56,:
evrci.' McD 337.17/ 18
IG 9,2:46l.b13, McD 310.16/ 17, McD 337.36/37 Ka~ov' McD 310.34 1TO~Oc5ov[v] IG 9,2:460.9, IG 9,2:517.46, IG 9,2:1229.41
Keines dieser Wörter ist auf einer Inschrift im archaischen Alphabet belegt. Ein eindeutiges Fazit aus dieser Obersicht über die Schreibung von h im Thessalischen zu ziehen ist nicht möglich, vielmehr kommen verschiedene Interpretationen in Betracht: (1) Im Thessalischen existierte der Hauchlaut am Wortanfang, wurde aber im archaischen Alphabet nicht regelmäßig geschrieben (aber dagegen spricht er'- an Stelle von e!J' - €ßa.' in McD 1121). (2) Der Hauchlaut fehlte nur in Formen des Demonstrativpronomens (o, a, ol, ai., vgl. auchKOtIG 9,2:458.6 , 3. Jhdt.). In DGE 607a aus Khyretiai kann
..
76 Auf dem Stein ist K.OI geschrieben. Der Punkt deutet darauf hin, daß hier Elision (KoL) und nicht Krasi.s vorliegt.
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das Fehlen der Schreibung von [h] darin begründet sein, daß der Buchstabe H zur Bezeichnung von [e) und [e:) diente (§ 26), aber die Erklärung für das Fehlen von h in Epax:\Et und Ap1Jovicu bleibt im Rahmen dieser Hypothese offen. (3) Alle Inschriften mit der Schreibung von h sind nicht thessalisch im engeren Sinne, sondern stammen aus Randgebieten oder zeigen dialektfremde Einflüsse. Die Nichtbezeichnung des Hauchlautes auf Dialektinschriften aus der Pelasgiotis und der Perrhaibia ist (a) rein graphischer Natur oder (b) der Nachweis dafür, daß [h1 am Wortanfang - wie im Lesbischen - nicht existierte (die Belege fti.r Assimilationsprozesse durch [h-1 müssen dann dem Einfluß der Koine zugeschrieben werden). § 101. Im Lesbischen wird der Hauchlaut am Wortanfang nicht bezeichnet, wie es auf einer Inschrift im archaischen Alphabet deutlich wird Ep1Jea~
DGE 639.2 (Anf. 5. Jhdt.) Ö-yEiJdX( €1.0\ 1 ibid. Z. 3 und auf Inschriften im ionischen Alphabet durch die Schreibung mit Tenuis an Stelle der Aspirata in der Kompositionsfuge erkennbar ist: IG 12,2:18.15/ 16 (nicht authentisch 15.24) KarEarax6VTwv IG 12,2:645.a21 (Ende 4. Jhdt.) /JET . Hpax:\Eirw ibid. Z. a45/46 KarEtpwaw~ IKyme 19.16 (um Christi Geburt) KarwpvaEt ibid. z. 7
Kana[ra11Jevcuc;
KailtaTaiJEVat~
IG 12,2:
Obwohl die Belege auf drei Inschriften beschränkt bleiben und eine Erklärung als rein graphische Konvention nicht auszuschließen ist, scheint mir die Nicht· Bezeichnung der Aspiration flir eine Tilgung von / h/ arn Wortanfang im Lesbischen zu sprechen. PR (23) Gleitlauttilgung: /h/ arn Wortanfang im Lesbischen -silb -kons +asp /h/
-+
0 I ## _
-+
0 arn Wortanfang
Die Auffassung, daß der Hauchlaut im Lesbischen arn Wortanfang nicht gesprochen wurde (sogenannte Psilose) 77 fmdet Rückhalt in dem übereinstimmenden Zeugnis antiker Grammatiker und in der Papyrusüberlieferung und alexandrini77 Ein weiteres Argument fllr die Psilose tlihrt Paton ad IG 12,2:82 an: "~KMov propter psilosin Aeolicam per E non H redditur" (vgJ. auch Schmitt 1977 : 82). Es sei angemerkt, daß das Zahlwort fllr ,hundert' auf lesbischen Inschriften nur als lKarov auf einer Inschrift des 2. Jhdt.s aus Miletos belegt ist (§ 289).
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sehen Redaktion der Texte der lesbischen Lyriker; inwieweit jedoch inschrift· liehe Belege, die nur bis in das 5. Jhdt. zuriickreichen, die Nachrichten der Gram· rnatiker und die Editionspraxis der Alexandriner Rückschlüsse auf die Sprache der lesbischen Lyriker selbst zulassen 78 , kann an dieser Stelle nicht untersucht werden. § 102. Im Boiotischen wird (h] am Wortanfang bis in die 1. Hälfte des 4. Jahr-
hunderts in der Regel bezeichnet. h
=§
ruapov
DGE 440,12A (1. V. 7. Jhdt.?)
8
h= hw.pov
he(? he[PJ.L ]ia.~ ht1Tapxa htOJ.Lflliöt
hw.po' h€aiä.t. ho
IX;E 440,10 (4. V. 7. Jhdt.) IG 7:605 IG 7:626 IG 7:635 IG 7:2455 (6./5. Jhdt.) IG 7:3585, 3942, 3944, 4014ff. 79 E. 77:60 (6. Jhdt.) IG 7:2731, Ptoion 1971 Nr. 232 (2. H. 6. Jhdt.)
h=H hm1rapxia •
hlPLXO~
•
ha')'eawöpo~ •
Mpöt
hepiJ.ala htpJ.Löv htpciva
ruepa, h
IG 7:636 IG 7:1888.g6 (2. H. 5. Jhdt.) IG 7:2547 IG 7:2734 IG 7:2889 IG 7: 3233 Wilhelm Urkunden 246 SEG 24:361 (Anf. 4. Jhdt.) BCH 1940/41 :42 Z. 4 (Mitte 4. Jhdt.)
Weitere Belege sind bei Sechtel ( 1921 : 225) zitiert. Der Buchstabe H wird im ionischen Alphabet zur Bezeichnung von [he] und [he:] am Wortanfang beibehalten und bis zum Ende des 3. Jhdt.s in von Göt· ternamen abgelei teten Personennamen (cf. Knoepfler 1974: 243f.) weiterverwendet ht hvöeKa hp/).!li
hJ,Itrra hpOK:>.iOao
SEG 24:361 (Anf. 4. Jhdt.) BCH 1926:421 Nr. 39 SEG 24:36 1.15/ 16 IG 7:2468 (1. H. 4. Jhdt.)
78 VgJ. zu dieser Frage zuletzt Hooker (1977 : 13ff.). 79 Sämtliche Belege stammen aus dem Kabirenheiligtum bei Thebai. Die Schreibung flir (h) wechselt zwischen 8 und H.
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hpax>..ewao hpoowpw
IG 7:2429 IG 7:2724b (Ende 4 . Jhdt.) BCH 1946: 476f. Z. 13 (Mitte 3. Jhdt.) BCH 1974 : 193 Z. 3 AD 1916: 218f. Z. 13, 74 (ca. 200 v.Chr.) BCH 1905: 102 Nr. 3 E. 77:59.1
hpOOOTO~ 80
hpaxAi&.JJ hpax>..eio~
hpwt hpax >..wa~
Nach Sechtel (1921: 225) konnte der Hauch in der Elision und in der Krasis ignoriert werden : err' 'A"'(eo{fa IG 7:2883, err ' ' A"'(lTopl~L IG 7 :2884. Die lnscluift SEG 24:361 enthält mehrere Belege für die Sclueibung H (s.o.), aber in VÖPUlL Z. 8 ist wider Erwarten der Hauchlaut nicht bezeichnet. Sollte die Erklärung darin zu suchen sein, daß nicht (hu-), sondern (yu-) (cf. wvU:, § 52) gesprochen wurde?
5.2.6 /h/ im Wortinnern
§ 103. Im Wortionern wird
/hl zwischen Vokalen getilgt.
PR (24) Gleitlauttilgung: Gleitlaute im Wortionern [
~ons
ilb ] ... 0
lwl -+ 0 lhl ... 0
I [+son L [+silb] zwischen einem Vokal , Gleitlaut oder Sonanten und einem Vokal
Die Kontext bedingung "nach einer Silbengrenze" ist mit den Notationskonventionen der generativen Phonologie nicht formalisierbar.
Oie Tilgungsregel flir Gleitlaute im Wortionern ist nach der h-Assimilationsregel (§ 90) anzuordnen . 5.2. 7 Anwendungsbeispiele für Gleitlauttilgung
§ 104. (1)
lwoyk-1
lwl am Wortanfang
-+ -+
lesb. [oyk-J oixflocxat IG 12,2:6.29 (4 . Jhdt.) thess. [woyk-] foucuiTat~ IG 9,2:257.314 (5. Jhdt.) [oyk-] oiKovoJ.J.eia!Jew McD 337.28 (2. Jhdt.) boiot. [woyk-] foucia~ IG 7:2409.4 (3 . Jhdt.)
(2) IwI im Wortionern lkalwosl -+ lesb. [kalos) Ka>..o~ IG 12,2:268.2 (5. Jhdt.) -+ thess. [kalos) KaAOÜ McD 337.21 boiot. (kalwos] Ka>..fov DGE 538.1 - [kalos) KaMv IG 7:3598 80 Für diesen Namen schwanken die Schreibungen im ionischen Alphabet zwischen hp66o· TO~ und Elp660To~ (cf. IG 7 Index s.v.).
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lesb. [poye:-] rroi17o~at IG 12,2 S: 114.17 81 --+ thess. [poye:-] erroteioaro McD 337.19 boiot. [poywe:-] €rroif€ae IG 7:2729.3 --+ [po(y)e:-] €rr6€ae IG 7:1873 avappflOtC: ( avappflOW IG 12,2:500.11 , Mathymna Anf. 2. Jhdt.) und Kara ppuatov IG 12,2:15.19 (Mytilena, Ende 3. Jhdt.) sind hellenistisch. Im Lesbischen wäre einfaches [ r] aus lwrl zu erwarten.
/poywe:-1
(3)
-+
lyl im Wortinnern
Anwendungsbeispiele werden in § 98 diskutiert. (4)
lyl am Wortende
l tukha:yl (5)
--+
lesb. thess. [tukha:y)
-+
[tukha:]
lhl am Wortanfang
/hekastosl
--+
lesb. (ekastos) KaT eKaarav lKyme 12.14 (cf. boiot.
Ka~ eKaoTOV
AD 1916: 224 Z. b8) (6)
lhl im Wortinnern
/genehosl
--+
[geneos] (§ 256)
6. Phonologische Regeln: Sonanten 6.1 Sonant plus
lyI
6.1.1 Pa/atalisierung und Geminierung § 105. In einer Folge von einem Sonanten und dem Gleitlaut
ly/ wird der So-
nant palatalisiert und geminiert 82, wobei der Gleitlaut schwindet. Die Entwicklung von Folgen aus einem Sonanten und lyl stimmt in ihrem ersten Schritt (Palatalisierung und Geminierung) mit der von Folgen aus einem Obstruenten und lyl (§ 124) überein und wird in einer Regel zusammengefaßt. PR (25) Palatalisierung und Geminierung [+kons]
-silb - kons +hoch -hint
I
2
/Cl
lyl
1
1
+hoch -hint
+hoch -hint
;cc1
81 In dem Fragment ~11'0TJ[ IKyme lOlb (Larisa, 7. Jhdt.) ist OTJ Schreibung fli.r einen Diphthong (§ 27), so daß aus diesem Beleg kein Aufschluß über Schreibung oder Fehlen von Digami7Ul zu gewinnen ist. 82 Geminierung kann auch mit Brixhe (1978: 66f.) als der graphische Ausdruck fli.r durch die Palatalisierung entstehende Länge des Phonems interpretiert werden.
93
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Die Entwicklung von Konsonanten- und Gleitlautverbindungen mit fyf und /s/ gehört zu den meistdiskutierten Problemen der griechischen Phonologie (vgl. an neuerer Literatur u.a. Allen 1957/58, Diver 1958, Hamp 1959, Kiparsky 1967, Hart 1968, Cowgill1969, Nagy 1970: 101ff., Ruiperez 1972, Adams 1972, Lejeune 1972: 79f., lOOff., 155f., L6pez Eire 1977, Brixhe 1978, Risch 1979). Es würde über den Rahmen der vorliegenden Arbeit hinausgehen, sämtliche - teils nur geringfligig divergierende, teils kontroverse - Standpunkte zu diskutieren. Die folgende Analyse deckt sich in Teilbereichen mit bereits bekannten Lösungsversuchen, auch wenn dies nicht eigens vermerkt ist; im übrigen wird versucht, die einzelnen Phasen der Entwiclc.lung zu begründen und ihren Zusammenhang mit anderen, weniger umstrittenen Prozessen aufzuzeigen.
Die Beschreibung der weiteren Entwicklung von palatalisierten Konsonantengruppen im Thessalischen wirft auf Grund einer vom Lesbischen und Boiotischen abweichenden Regelordnung und auf Grund der umstrittenen Beleglage besondere Probleme auf und wird getrennt behandelt. 6.1.2 Depalata/isierung im Lesbischen und Boiotischen
§ 106. Die Opposition zwischen dem palatalisierten labialen Nasal und dem palatalisierten dentalen Nasal wird aufgehoben.
PR {26)
+kons +son +hoch -hint +nas - kor
+kons +son +hoch -hint +nas -kor
1
2
_.
[+~orJ [_h~ch]
_. /nnt
/inin/
Die Regel hat eine Parallele in der Aufhebung der Opposition zwischen palatalisierten velaren Okklusiven und palatalisierten dentalen Okklusiven: in beiden Fällen wird die Opposition zugunsten der palatalisierten Dentale ([+kor]) aufgehoben. § I 07. Der palatalisierte geminierte Lateral {/ü/) wird von dem nichtpalatalisierten Lateral graphisch nicht geschieden, aber es ist zu vermuten, daß eine Depalatalisierung (ohne kompensatorische Veränderungen) eingetreten ist:
PR (27)
+kons +son +hoch -hint +lat
+kons +son +hoch -hint +lat
1
2
/ü/ 94
/ 11 /
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§ I 08. Die übrigen palatalisierten geminierten Sonanten werden depalatalisiert, in· dem das erste Element seine konsonantische Qualität verliert und zum Gleitlaut wird und das zweite Element seine palatale Qualität verliert. Die Art des entste· henden Gleitlauts ist abhängig von der Qualität des vorangehenden Vokals: nach den Vokalen /a/ und /o/ entsteht der Gleitlaut /y/, nach den Vokalen /i/, /e/ und / u/ der Gleitlaut /h/.83
PR (28) 1
-silb +kons +son +hoch -hint +kor -lat
-silb +kons +son +hoch -hint +kor -lat
1
2
laff/
~
/off/ /iff/
-+
/ayr/ /oyr/
-+
/ihr/
fett/
-+
/uff/
-+
/ehr/ /uhr/
-silb -kons +hoch -hint
I
1 -silb -kons -hoch
/aMt/ /onit/ /inft/ /eftlt/ /unn/
-+
/ayn/ /oyn/
-+
/ihn/
-+
/ehn/
-+
/uhn/
-+
+silb -hoch +hint
[-h~h]
Die Depalatalisierung von palatalisierten Sonanten stellt somit eine progressive Dissimilation dar: nach den Vokalen /i/, /e/, /u/ wird der durch die Depalatali· sierung entstandene Gleitlaut zu einem nicht-palatalen Segment (das im folgen· den an benachbarte Segmente assimiliert wird), nach den Vokalen /a/, /o/ behält der Gleitlaut das palatale Merkmal (und bildet mit dem vorangehenden Vokal einen Diphthong). Die Merkmalstheorie der generativen Phonologie bietet aller· dingskeine Möglichkeit, diesen Sachverhalt adäquat zu beschreiben: /i/ ((+hoch] [-hint ]), /e/ ([-hoch] [-hint]) und /u/ ([+hoch] [ +hint]) bilden keine natürliche Klasse, obwohl sie, wie /y/ ([+hoch) [-hint]), palatalisierende Wirkung haben84• Der durch die Depalatalisierung entstandene Gleitlaut /h/ assimiliert im Lesbi· sehen an den folgenden Sonanten (Geminierung), im Boiotischen an den vorangehenden Vokal (Ersatzdehnung) (§ 90). 83 Zur Annahme eines Zwischenstadiums / h/ in der Entwiclclung von Sonantengruppen mit Jy/ cf. Kiparsky (1967), zu ParaUelen aus der historischen Phonologie des Griechischen Lejeune (1972: 168). 84 /i/ palat.alisiert einen vorangehenden Dental (§ 136ff.), / u/ palatalisiert einen vorangehen· den Dental im Lesbischen (§ 139) und möglicherweise auch im Bo iotischen (§ 52), die palatalisierende Wirkung von /e/ spielt bei der Eliminierung der Labiovelare eine RoUe (Lejeune 1972: 47ff.).
95
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h-Assimilation /ihr/ -+ lesb. /irr/ /ehr/ -+ /err/ /uhr/ -+ /urr/
/ihn/
-+
/ehn/ /uhn/
-+ -+
boiot. /i:r/ /e:r/ /u: r/
/inn/ /enn/ /unn/
/i: n/ /e :n/ /u:n/
§ 109. Anwendungsbeispiele:
(1} zugrundeliegende Repr. /alyos/ Pala talisierung /aüos/ Depalatalisierung [ allos] Oberflächenform lesb. äA.A.oc; (äXA.ov Sa 129.b} boiot. äA.A.oc; (äA.A.T/ BCH 1936: 177ff. Z. 13) (2) zugrundeliegende Repr. /krin+yo: / Palatalisierung /krifrfl o :I Depalatalisierung / krihno: / h-Assimilation lesb. [krinno:] boiot. [kri:no:] Oberflächenform lesb. KpiPvw (KPWVOJ.l€Vat Alk 130.b 17) • boiot. Kpivw (kein Beleg) Formen mit einfachem -v- von lesbischen Inschriften (oWJ<.pLVOJ.l€VOt IErythrai 122. 15, EKpwov IG 12,2: 19 .3) sind nicht authentisch. (3) zugrundeliegende Repr. /ager+yo: / Pa1atalisierung /ageifo: / I agehro :I Depalatalisierung h-Assimilation lesb. [agerro:] boiot. [age:ro:] Oberflächenform lesb. a:yeppw (a:yeppw Etym . m. 8. 13} boiot. a:yeipw (a:yEipw Korinna PMG 654a iii. 25, a:y"tpEJ.l€V IG 7: 4136.4, § 40) (4} zugrundeliegende Repr. /phan+yo: / Palatalisierung / phaMto: / Depalatalisierung [phayno: ] Oberflächenform lesb. I{Xlivw (I{XliVflrat IG 12,2 S:l38.22) boiot. I{Xlivw ('Pf1v€tTf/ DGE 462.a22, § 77) § 110. Im literarischen Lesbisch ferne r mit geminierten Sonanten aus Sonant plus zugrundeliegendem /y/
96
•
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äi.ppeL Alk 363.2, f:yepprw Alk 48.12, ip.eppeL Sa 1.27, KAwvo[ Alk 117b.40a, Mre(p )pav Alk 298.23, J.I.Ereppa inc. auct. 2 85 , Xeppwvoc; Alk 42.9
und mit geminierten Sonanten aus Sonant plus sekundärem /y/ (§ 64ff.) lleppaJJ.w(L) Alk 42 .2, flepaJJ.OW Sa 44. 16 (metrisch gekürzt nach West 1973) gegenüber flpL
e
Die Realisierung von Sonant plus zugrundeliegendem /yI nach [ u] ist in der literarischen Überlieferung des Lesbischen nicht einheitlich (inschriftliche Belege fehlen), aber die Gemination überwiegt 86: a-yKuppa( Alk 297.2 (pap.; li-yKupat Alk 208.9 cod.), 6rpuvv[ Alk 149.3, J.I.E'YaMweo inc. auct. 5.1 (-uvveo L-P, -uveo Voigt), ~üvov Alk 129.3, Karatax.vvwp.ev Alk 6.13, o}I.Olpllppw Herodian. li 949.2. Von O.ßupw (O.ßupet Alk 70.3) ist die Etymologie nicht gesichert.
§ 111. Die Realisierung von zugrundeliegendem /aRy/ und /oRy/ als [ayR] resp. [oyR] ist durch die literarische Oberlieferung des Lesbischen gut gesichert, cf. u.a. ßaivw: €tr( €)ßa.we Sa 44.14 eratpa: eratpat Sa 142; eraipatc; Sa 160.1 J,l.atVOJ.I.aL: (J.I. )aWOJ.1.€VOV Alk 10.6 JJ.
aber vereinzelte Belege widersprechen: JJ.6ppav Sa S 261 A fr. 2 i. 10 (in einem Zitat aus Sappho innerhalb eines
Sapphokommentars, cf. Gronewald 1974). Die Bedeutung dieses Beleges wird durch die Tatsache unterstrichen, daß JJ.Oipa bisher nur für Alkaios sicher bezeugt ist. 87 avv-88 in avva-y6pa IKyme 66.3 (gegenüber gemeingr. awa-yo-yac;), avvo1JeJ.I..(Öcx; IErythrai 81.15, 20 l.c49, 418. 85 Cavallini (197 5/77: 6lf.) verteidigt die Lesung lltTeppo. gegen Voigt, die wegen )lleTPta.Ko.( Sa 29a.2 die u.a. in Etym.m. 587,12ff. überlieferte Form lltTeppo. flir pseudoaiolisch hält. 86 Lejeune (1972: 155f.), Rix (1976: 61 ), gegen Arena (1965 ), Ruiperez (1972: 151). 87 In Sa 64.14 kann /-«lt[ in 1-Wiloo. oder 1-WilPo. ergänzt werden, und )1-«lipo.v S 276(2) col. i. 45 stammt wohl aus einem Kommentar zu Sappho. 88 Gegen Bechtel (1921: 37), Thumb-Scherer (1959 : 95) zu trennen von ~o.tvVT}~.
a.
97
7 Blümd, Oie aiolischen Dialekte
Bayorlsche Staatsbibliothek München
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Wie in § 131 gezeigt wird, besteht einige Wahrscheinlichkeit, daß im Kerngebiet des Thessalischen keine Depalatalisierung eingetreten ist. Die Formen llOPPa und ~a.vv- im Lesbischen können dann als Relikte aus der Zeit vor Eintritt der Depalatalisierung aufgefaßt werden.
6.1.3 Palatalisierte Geminaten im Thessalischen § 112. Im Thessalischen werden palatalisierte Sonanten nach /i/, /e/, /u/ wie im Lesbischen graphisch durch Geminaten repräsentiert. Folgen von Sonant und zugrundeliegendem /y/: /krin+yo: /: Kpiww > Kpeww (§ 48), Kpevv€JJev IG 9.2:5 17.14 {Larisa) /perya:+/: rreppareL IG 9,2:512.15 (Larisa), erreppa~ete[v] SEG 27:226.6 {vgl. auch rreppa, aiol. nach Choirob. An. Ox. 2.252) Folgen von Sonant und sekundärem /y/ (§ 64): €rrayy€XXta\ McD 310.32 (K.rannon) rreppotKoo[ Oll€4JE ]vov McD 347.26/27 (Larisa), rreppeaKarrerEVIlE[ v ]ov ibid. Z. 18, ßeppavSpov BCH 1970: 161ff. Z. 16 (Matropolis), lleppa, IG 9,2: 234.151 {Pharsalos) StKaareippeL\ Helly i.V. Z. 12 (Thamiai) rrpo~€vvtw IG 9,2:258.9 {Kierion), McD 225.2 {Pherai) €Wta1JTO(v) Helly i.V. Z. 9 {Tharniai) KÜppov IG 9,2:517.20 ,4689 (ap]'yvppo' DGE 617,1 Z. 2 (Mondaia)90
§ 113. Im Gegensatz zum Lesbischen (und Boiotischen) stehen aber im Thessalischen auch nach /a/, /o/ flir palatalisierte Sonanten nicht Diphthonge und einfache Sonanten, sondern gleichfalls Geminaten.91 Die Belege reichen hinauf bis in das 6. Jhdt., als noch das archaische Alphabet verwendet wurde. Folgen von Sonant und zugrundeliegendem /y/: Xaf[a]rappa 92 McD 347 .10/ 11 (Larisa) enthält die feminine Form des Suffixes des nomen agentis, gebildet aus der - im Femininum zu erwartenden Schwundstufe (·tx·) und dem Motionssufflx -ya: /+t'[la/ -+ / +tarya/ -+ /+taifa/. 89ln IG 9,2 :514.5 gibt Kern in der Majuskel-Abschrift KTPION an und korrigiert in Kiip{p)o In McD 337 stehen sich #CVpwv Z. 29 und KVPf!'! Z. 45 gegenüber. SEG 27:202.22 schließlich bietet #CVpwv, IG 9,2 :512.5 (K)upwv. Alle Belege stammen aus Larisa und sind in das ausgehende 3. und das 2. Jahrhundert zu datieren. 90 Die Inschrift wurde iu Dodona gefunden, stammt aber wohl aus Mondaia: e1ftKO(var a.t Mov(6Ja.ta.räv ro KOwdv ... . Mondaia war im 3. Jahrhundert vermutlich noch eine perrhaibische Stadt (Helly l979b: 179ff.). 91 Vgl. jetzt auch Heubeck (1978b). 92 Xai·( o Jrappa Salviat-Vatln (1971 : 26,33), Xa'Y( el )rappa Helly (1970a).
98
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oovppavra McD 310.22 (Krannon) läßt sich als Part.Präs. eines denaminativen Verbums /do:r+ya:+/ -+ / do:ffa:+/ erklären. 93 Koppo~ (Koppov SEG 27: 183.3, Atrax 6./ 5. Jhdt., cf. Kopp4Jd.XOt IG 9,2: 513.13 Larisa, Gen. MeveK6ppov McD 174.1 Pharsalos 4. Jhdt., NtK6ppa~ IG 9,2:517.62 Larisa)94 gegenüber boiot. Kotpa- in Koipavo~ IG 7:639, Kotpard.OaolG 7:537.a2 (aber Koppwaoa[<;) IG 7:1793. 1) ist aus /koryos/ abzuleiten. 95 Xoppwvve~ IG 9,2:234.69 (Pharsalos) setzt, wie Heuheck (1978b : 97) gezeigt hat, einen Personennamen *Xoppiovv, dieser ein Appellativum *xoppo~ aus /khoryos/ voraus. McD 347.38 (Larisa) interpretiert Helly (l970a: 279) als Dat.Sg. eines Femininums auf (Nom.) -ww ([-r]oü t.ti -roii CS>ovlou Ka.l -rä 'Apxa.vvou "pour Zeus Phonios et pour Archann6"); ein Nomen auf -vwv > -vvov (Dat. -vvou) sei aber in gleicher Weise möglich. Salviat- Vatin (1971: 9- 34) lesen (. )ou t.cl -roii CS>ovlou Kci-r -rci 'Apxcivvou und übersetzen: "a Zeus Phonios, le long du doTTUZine d 'Archannos"; der Gen.Sg. eines o.Stamrnes kann aber in Larisa nicht den Ausgang -ou haben. Für den Deutungsversuch, dem Helly den Vorzug gibt, ließe sich möglicherweise auch thess. a ö.vvw (A.kk. avvwv IG 9,2:877.2 Larisa) heranziehen. 'Apxawou
SEG 27 :183.4, Atrax 6./5. Jhdt.) ist wohl eher zu dem (ausschließlich) in Thessalien und Boiotien vorkommenden Namenselement fapvo- (boiot. (f)apvelac; IG 7: 4199, fapvwv IG 7:3171.14) zu stellen als zu Alvelac; , Alvlac;. favve lac; (favvelav
Folgen von Sonant und sekundärem /y/ (§ 64): IIavacivvw.w~ IG 9,2: 580.12 (Larisa), IIavaavvtcio[t] IG 9,2:414.a7 (Pherai) Kpavovvvo~ (zu Kpavvovv): Kpavovvvovv 96 IG 9,2:458 .2/3, [Kp ]avvovvwt ibid. Z. 7, Kpavvovvwvv IG 9,2:460.11 , Kpavovvvwt~ IG 9,2:46l.a7, Kpavvovvwt lG 9,2: 517.48, Kpavovvwvv McD 311.2 _..:._
__
•
93 Durch die Gleichsetzung von 6wpaw mit 6wpew (Buck 1968: 125f.) wird -pp-nicht erklärt; die Form eines Aorists /do:r+s+/, die ebenfalls vorgeschlagen wurde (Fränkel 195 6: 91f.), paßt nicht in den Kontext. Falls 6ouppav -ra zu lesen und 6ooppav sei es als Infinitiv zu interpretieren ist (was höchst zweifelhaft erscheint, weil als Form des Infinitivs 6ovppa}lev zu erwarten wäre), sei es als Nomen 6wpeav .,Geschenk", bleibt die Möglichkeit einer Herleitung von -pp- aus fryf u.nberührt . Zur Erklärung von 6ovppaJ.Ct vgl. im übrigen Lejeune (1941 : 74f.). 94 Den von Solmsen (1909: 76 Al ) unter Vorbehalten zitierten Beleg Koipoc; aus Larisa habe ich nicht verifizieren können. 95 Heuheck (1978b) zieht wegen NtKoppac;, Kolpavoc; , Ko1"0a-ra6ac; und außerhalb des Boiotischen und Thessalischen belegter Namen mit dem Element Koppa· einen Ansatz •kor!a als Form des Appellativums für ,Heer' im Urgriechischen vor; zu dem Gen. Mevei
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1T6AAW\ McD 310.14/15 (Krannon), IG 9,2:258.13 (Kierion), flo;\.;\.uiOt McD 326.12 (Argura, 6. Jhdt.), ro;\.;\.tapxevrovv McD 311.15/16 (Krannon) Derd;\.AtaW\ SEG 25:664.B25 (Pherai), Dera;\.;\.taia McD 234.1 (Pherai) 1rpovppa Ntr. Pl. Helly i.V. Z. 3 (Thamiai)
Die Belege flir geminierte Sonanten nach /a/, /o/ aus einer Folge von einem Sonanten und zugrundeliegendem oder sekundärem /y/ konzentrieren sich im wesentlichen auf die Pelasgiotis; vereinzelte Fälle liegen aus Pharsalos, Kierion und der Histiaiotis vor. In Phalanna scheint vor t keine Gemination eingetreten zu sein, vgl. Davoaviaw\ IG 9,2:1233.7, 1228.7 gegenüber Davoavvtata\ in der Pelasgiotis, Do;\.uiOt, rro;\.iapxot IG 9,2:1233 gegenüber Do;\.;\.td&, ro;\.;\.tapxevrovv in der
Pelasgiotis.
Dieser Befund läßt zwar klassische Fälle wie die Entsprechung von xaipw, cpaivw, J.Wipa etc. im Thessalischen vermissen, aber da auch gesicherte Gegenbeispiele 97 fehlen, läßt sich die Vermutung nicht ausschließen, daß im Thessalischen (zumin· dest) der Pelasgiotis keine Depalatalisierung von durch zugrundeliegendes /y/ palatalisierten und geminierten Sonanten eingetreten ist. Die Erhaltung von palatalisierten geminierten Sonanten ist zwar unter den - in Alphabetschrift bezeugten - griechischen Dialekten singulär, könnte aber durch das Aufkommen neuer (durch sekundäres /y/ palatalisierter) geminierter Sonanten begünstigt worden sein. Diese Annahme würde erklären: (1) warum im Thessalischen keine kompensatorischen Veränderungen auf Grund einer möglichen Depalatalisierung (Diphthongierung oder Vokaldehnung) nachweisbar sind; (2) warum im Thessalischen nach durch - vornehmlich sekundäre - Palatalisierung geminierten Sonanten häufig L geschrieben wird. Die alternative Annahme, daß das Thessalische eine Depalatalisierungsregel wie das Lesbische und Boiotische, aber ohne Kontextbedingung, gehabt habe, ist weniger wahrscheinlich: in keinem anderen griechischen Dialekt werden nach Brixhe (1978) palatalisierte Sonanten ohne kompensatorische Veränderungen depalatalisiert.
Wenn man die Erhaltung von palatalisierten Sonanten flir das Thessalische anerkennt, kann die Depalatalisierung im Lesbischen erst nach der Trennung vom Thessalischen eingetreten sein. Die in § 111 diskutierten lesbischen Formen IJ/Jppa und ct>avv- ließen sich dann als Relikte aus der gemeinsamen Periode vor dieser Trennung interpretieren. 97
ist im Thessalischen gut vertreten (in Larisa z.B. McD 337.36, in Krannon z.B. McD 310.14, in Phalanna z.B. IG 9,2 :1226.6, in der Histiaiotis Helly i.V. Z. 9,12), aber die Herleitung aus *komyos ist nicht unbestritten (Lejeune 1972: 156, Frisk GEW lll s.v.). KOwO~
100
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6.2 Sonant plus /s/ 6.2.1 Zugrundeliegende Folgen im Wortinnem
§ 114. Ln zugrundeliegenden Folgen von einem Sonanten und /s/ zwischen Vokalen wird, wenn eine der folgenden Silben den Wortakzent trägt und wenn kei· ne Morphemgrenze zwischen dem Sonanten und /s/ liegt, /s/ sonorisiert und so assimiliert, daß im Lesbischen und Thessalischen der Sonant geminiert wird und im Boiotischen der vorangehende Vokal gedehnt wird . Die Morphemgrenzen· und die Akzentsitzbedingung sind für Formen des s-Aorists aufgehoben (für das s-Fu· tur liegen keine Belege vor). Diese Beschreibung repräsentiert in ihren Grundzügen den jüngsten Forschungsstand (soweit er das Aiolische betrifft), wie ihn Miller (1976) - für Liquide plus / s/ - dargestellt hat. Nach einer kritischen Diskussion der Forschungsgeschichte kommt Miller zu dem Ergebnis, daß die bereits 1888 von Wackernagel und Solmsen erkannten Lösungen im wesentlichen richtig waren.
s-Sonorisation (§ 140) ~ /z/ zwischen einem Sonanten und einem Vokal In der generativen Phonologie stehen bislang keine Notationskonventionen für Morphemgrenzen· und Akzentsitzbedingungen und für morphologisch bedingte Ausnahmen von diesen Bedingungen zur Verfügung.
/s/
z-Abschwächung (§ 141)
/z/
~
/h/
h-Assimilation (§ 90) /VRh/ -+ lesb. thess. /VRR/, boiot. / V:R/ Die Assimilationsregel ist im Lesbischen vor der Akzentverschiebungsregel (§ 158) anzuwenden. § 115. Anwendungsbeispiele: (1) zugrundeliegende Repr.
/stel+s+a+/ (Aorist)
s-Sonorisation
/stelza+/
z-Abschwächung
/stelha+/
h-Assimilation
lesb. /stella+/ thess. /stella+/ boiot. /ste :la+/
lesb. GT€AAa· Oberflächenform thess. GT€AAa· boiot. GT€t'Aa-
ä:rr€ar€>..>..w IErythrai 122.22 tta1r€ar€'A'A€ McD 1179.49 [a.]7r€0"T€{AC11J€V IG 7: 1737.16 101
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vgl. ferner /angel+s+a+/ (Ao rist)
-+
lesb. dyyeAAaOberflächenform thess. ayyeAAaboiot. ayyetAa{2) zugrundeliegende Repr. s-Sonorisation z-Abschwächung h-Assimilation Akzentregel
lesb. thess. /angella+/ , boiot. / ange:Ba+/ €travyeAAa[~.u:vo~)
IG 12,2:528.16 €tra"("(€AA
/orsan6s/ 98 /orzan6s/
/orhan6s/ lesb. /o rran6s/ thess. /orran6s/ boiot. / o :ran6s/ lesb.
/6rranos/
lesb. öppavo~ 99 Oberflächenfo rm thess. öppavo~ boiot. wpavo~ wpw[6)v Korinna PMG 654a üi40 vgl. ferner /aer+s+a+/ (Aorist) Oberflächenfo nn lesb. (3) zugrundeliegende Repr. s-Sonorisation
-+
lesb. /aerra+/
aeppa-
aeppare Sa 111.3 100
/me :ns+6s/ (Gen.Sg.) /me :nz6s/
98 Vgl. ferner lesb. et{XJa Sa 96.12, Sa 73.a9. Eine Grundform /worsanos/ (Frisk GEW s.v. oopa.&JO~ : •(f)op aa&JO~) läßt sich aus dem aiolischen Material nicht erschließen. auf dem Ostrakon (Sa 2.la) nach Alk 42.2, 6 wxeli.ID1~ Alk 69.2 neben inschr. xeli.X- (xeli.Moru<; IG 12,2: 498.9). Umstritten ist allerdings die Erklärung von wpa.vo.; : die Hypothese Wackernagels (1916: 136), daß wp· nur irrtümliche Schreibung für opp· sei, um die Länge de.r ersten Silbe zu bezeichnen, hat weithin Anerkennung gefunden, enthält aber, worauf Hooker (1977 : 84ff.) mit Recht aufmerksam gemacht hat, eine ent scheidende Schwierigkeit : gemi· nierte Sonanten sind in der antiken Tradition immer als so typisch aiolisch angesehen worden, daß sie gelegentlich sogar eingeführt wurden, wo sie nicht gerechtfertigt waren; der umgekehrte Fall jedoch, daß sie durch einen langen Vokal und einfachen Sonanten ersetzt wurden, ist bisla.ng nicht bekannt. Eine überzeugende Erklärung für wpa.vo<: steht also noch aus; ob nämlich der Vorschlag Hookers, wpavo~ könne eine aus dem Solotischen entlehnte Form sein, das Richtige trifft, mag dahingestellt bleiben. 100 O.elpne (ex -are), b.e/ptrra,, O.e{pan, Mpare codd., Lobet-Page und Voigt lesen aeppere. O.eppa1e wohl versehentlich bei Rix (1976: 79).
102
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z-Abschwächung
/me :nh6s/
h- Assimilation
lesb. /me :nn6s/ thess. [me :nn6s] boiot. [me:n6s]
Akzentregel
lesb.
[m~:nnos]
lesb. SJ11WO<; Oberflächenform thess. SJ€(])vo c: boiot. SJ€WOC:
vgl. ferner / men+s+a+/ (Aorist)
-+
lesb. f.l€WaOberflächenform thess. SJ€VVaboiot. SJ€Wa-
IG 12,2:6.39 101 IG 9,2:258.5 IG 7:524.1 lesb. thess. /menna+/, boiot. /me:na+/ (kein Beleg) IG 9,2: 517.15 1Tap}.Lewd:rw E. 78:04.13 OVVSJ€1)1J(i.JJTOUV
Schwierig zu beurteilen ist boiot. evvexvpov (FS Navarre 1935: 353 Z. 7, BCH 1936: 181ff. 16 Thespiai), ein Kompositum aus ev und t)(IJPO~ zu exw aus /~kh+/; mangels weiterer einschlägiger Evidenz im Boiotischen wird man sich schwerlich dazu entschließen können , darin ein Zeugnis fli.r die aiollsche Entwicklung von Konsonantenfolgen von einem Sonanten und /s/ zu geminierten Sonanten zu sehen. Eher wird m~tn eine Gemination in der Kompositionsfuge wie etwa in oovll€wwvt>vdVTwv IG 7:3386. 16/ 18 (auf Grund der Tendenz zur Bildung geschlossener Silben, § 33) in Betracht ziehen müssen.
z.
(4) Ein Beispiel flir die Realisierung der zugrundeliegenden Folge /ms/ ist nur bei einem Grammatiker belegt: €v€SJS.taro lo. Gramm. II. 10. § 116. Entgegen der s-Sonorisationsregel sind im Bereich der aiolischen Dialekte Belege zu verzeichnen, in denen die Folge Sonant plus s erhalten geblieben ist. Es handelt sich dabei um Reliktformen, deren historisch rekonstruierbare Vorformen nicht die Akzent- und Morphemgrenzenbedingungen der s-Sonorisationsregel erfiillten und damit die Anwendung der Regel blockierten, und um Eigennamen, die teils von solchen Appellativen gebildet sind, teils Trägem nicht-aiollscher Herkunft angehören . lesb. xepot (Dat.Pl.) Sa 96.29 li"Aooc: (li"Aooc: Sa 2.2) Upoa (Upoa<; Sa 73.a9) €p017v (€poev IG 12,2:73.6) Mpooc: (!Jtpaoc; Alk 206.2, Bepo- in PN: 8epot1T1TOC: IG 12,2:645) tJvpooc: (tJupoOL IG 12,2:499.14) K6poa (Kopoat Alk 338.7) Mupot"Xoc: (Mvpot"Xoc: Alk 332.2) xepooc; (xepaw Sa 20.1 0)
101 Weitere Belege: lG 12,2:500.1, IG 12,2:527.27 (daneben ~o~fjJ)()~ Z. 44), IPergamon S.l S, IKyme 5.18 (cf. auch Dat.Sg. ~o~flvv(tl i G 12,2 5 :114.22, Dat . Pl~o~nvvt>o(o>t IG 12,2 : 1.12/ 13). Formen mit einfachem ·v- (z.B. ~o~iiJ)()~ IG 12,2 :502.1 ,12) gehen auf den Einfluß der Koine zurück.
103
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thess. 'Apail>w. McD 347.5 8epa- in PN: 8epa€ac; IG 9,2:5 17.60, 8€pavoc; McD 347.24, 8 €paotJv IG 9,2:517.55, SEG 25:664.A27, [8]epaouvi8ao SEG 2:264.3, 8epaoMxewc; IG 9,2:7 12.2 MapaOO.c; IG 9,2:460.12 'Opaia.c; IG 9,2:244.1 lf.>epaei/)Ova (lf.>epaei/)Ovac; IG 9,2: 1229.33/34, GHW 1342) boiot. E>epa- in PN: [E>e]paixa IG 7:229 1, 9epaav8pixw IG 7:3207.7 'Opa- in PN: 'Opa€'A.aoc; 1cn IG 7:2062, IG 7:2063, 'Opai'A.oxoc; BCH 1905 102 Nr. 1, 'Opae'A.aia. BCH 1926: 414 Nr. 27.2 Xepa- in PN: X€pawv IG 7: 3149, Xep awap.O<; IG 7:1957 E>upaoc; IG 7: 1099 Mupawvoc; IG 7:2435.12
6.2.2 Zugrundeliegendes fnsf am Wortende und abgeleitetes fnsf § 117. Zugrundeliegendes /ns/ arn Wortende in
(I) dem Ausgang des Akk.Pl. der vokalischen Stämme / nomo+ns/, / tukha :+ns/, (2) dem Nom.Sg. der Wörter für " Monat" /me:ns+s/, "schwarz" /melan+s/ und "eins" /en+s/, (3) der - nur im Lesbischen in dieser Form vertretenen - Präposit ion /ens/
und die durch (4) die Tilgung von / t/ in Konsonantengruppen (§ 153) in dem Nom.Sg.Mask. von nt-Stämmen (z.B. /pants/ -+- /pans/ , /arksants/ -+- /arksans/), (5) die Ableitung von /nsa/ aus /ntya/ (s.u.) in den femininen nt-Stämmen (/pantya/ -+- / pansa/), (6) die Assibilation (§ 136) in der primären Endung der 3. Pl.Akt. im Lesbischen entstehenden sekundären Folgen von /ns/ werden in den aiolischen Dialekten abweichend von der Entwicklung von zugrundeliegendem /ns/ im Wortionern folgendermaßen fortgesetzt: im Thessalischen durch Erhaltung von / ns/ ; im Lesbischen durch Diphthongierung des vorangehenden Vokals (/Vns/ -+- / Vys/); im Boiotischen durch Tilgung von /n/ und Dehnung des vorangehenden Vokals (/Vns/ -+- /V:s/).
Der Bewahrung von / ns/ im Thessalischen steht also im Lesbischen und Boiotischen die Beseitigung von /ns/ gegenüber, allerdings mit einem markanten Unter102 In dem boiot. Namen 'Opae>..ao~: ist das erst e Ko mpositionselement Aoriststamm (op-a-) zu ÖPIIUil' (Schwyzer 1959: 442) und wurde, als erstarrtes Relikt mit verlorengegangener Beziehung zum Verbalsystem, von der s-Sonorisatio nsregel nicht erfaßt (vgl. auch Miller 1976: 167 ).
104
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schied in den kompensatorischen Veränderungen: Ersatzdehnung wie im Boiotischen ist unter den griechischen Dialekten eine geläufige Erscheinung, während eine Diphthongierung wie im Lesbischen nur noch in dem dorischen Dialekt von Kyrene, in der Chorlyrik und als literarische Entlehnung aus dem Lesbischen in der gelehrten Dichtung der alexandrinischen Epoche (Kallirnachos, Theokritos)Hl3 begegnet.
§ 118. Die herkömmliche Erklärung geht davon aus, daß sowohl die Diphthongierung im Lesbischen wie auch die Ersatzdehnung im Boiotischen verschiedene Ausprägungen der Spirantisierung von /n/ (Lejeune 1972: 129, ähnlich Meillet 1899) oder der Nasalierung des vorangehenden Vokals (Schwyzer 1959: 287f.) seien. Diese Erklärungen, vor allem die sogenannte " Vokalisierung von v zu , .. (Schwyzer), und die Parallelen aus anderen Sprachen, die für den als ungewöhnlich erachteten lesbischen Wandel [n > y] herangezogen werden, sind jedoch höchst unbefriedigend . Unter einem ganz anderen Gesichtspunkt hat Safarewicz (1939) - und in ähnlicher Weise auch Ruiperez (1968) - das Problem der Entwicklung von lesb. /ns/ diskutiert: Es sind zwei verschiedene Fälle zu unterscheiden, /ns/ im Wortinnem und /ns/ arn Wortende . Mit dieser Unterscheidung geht Hand in Hand die Herkunft von /s/: im Wortionern resultiert /s/ aus der Assibilation von / t/ vor /y/ und / i/ und ist folglich höchstwahrscheinlich palatal (/§/), am Wortende (z.B. in der Endung des Akk.Pl. uhd im Nom.Sg. maskuliner Partizipien) ist es ursprünglich. Der dem .palatalen /§/ vorangehende Nasal wurde gleichfalls palatalisiert; dadurch entstand eine Opposition /-M/ : / ns/, die im Lesbischen durch Generalisierung der palatalen Dublette (und in allen anderen Dialekten durch Generalisierung der nicht-palatalen Dublette) beseitigt wurde. Schließlich verlor /n/ seine konsonantische Qualität und wurde zum Gleitlaut / y/, der mit dem vorangehen. den Vokal einen Diphthong bildete (/pa-Ma/ -+ / paysa/ wie /phafrito:/ -+ /phayno :/).
§ 119. Auf der Grundlage dieses Erklärungsversuchs läßt sich die Entwicklung von abgeleitetem und wortschließendem /ns/ in den aiolischen Dialekten folgendermaßen beschreiben: (1) Im Boiotischen wird /n/ durch den Verlust der Okklusion vor /s/ und /§/ +fty/ zum Gleitlaut /h/ (cf. (4}}, der an den vorangehenden Vokal assimiliert (§ 90); /§/ wird depalatalisiert (§ 126). (2) Im Thessalischen und Lesbischen wird /n/ vor
/§/
+-
/ty/
palatalisiert.
103 Cf. Braun (1932), Lejeune (1933a), Pavese (1967), speziell zur Verteilung und Oberlieferung dieser Aiolismen bei Pindar: Verdier (1972).
105
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PR (29) Palatalitätsassimilation im Lesb. und Thess. [+kons]
-+
+h h] [ _.;ct. I _ n
+kons +hoch 4Unt
(3) Die Opposition zwischen /ns/ im Wortinnern und / ns/ am Wortende wird neutralisiert, indem /ns/ palatalisiert wird. (4) In der Fortsetzung von /ns/ divergieren Thessalisch und Lesbisch: Im Thessalischen bleibt /ns/ - wie durch lyl palatalisierte Konsonanten - erhalten ; die Palatalität dieser Folge wird graphisch nicht bezeichnet. Auf die Erhaltung der Palatalität von /fts/ weist möglicherweise die Schreibung oo statt vo in dem Part.Aor.Fem. hrtveßeuoaooa GHW 4742 (Atrax). Eine Assimilation (ns > ss) wäre im Griechischen ohne Parallele, während eine Int erpretation von oo als (s(s)) als Resultat einer Assimilation oder Tilgung von (nj in der palatalen Folge (ns) plausibler erscheint.
In /ns/ vor der Wortgrenze wird
lfl/ getilgt (§ 157).
Im Lesbischen wird / fl/ durch den Verlust der Okklusion vor /s/ zum Gleitlaut /yI und /SI wird depalatalisiert. Abweichend von der Depalatalisierung palatalisierter geminierter Sonanten (§ 108) wird aber hier der Gleitlaut nicht gegen den vorangehenden Vokal dissimiliert, sondern bildet, auch mit le/, einen Diphthong (Jens/ -+ /eys/ gegenüber /enfl/ -+ /enn/).
PR (30) n-Abschwächung +kons +son ahoch 4Unt +nas +kor
/ft/ /n/
+kons -kons ahoch -nas
... ...
~on
I -
ahoch +kor +ant +dau
ly/ vor ls/ im Lesbischen /h/ vor ls/ im Boiotischen
§ 120. Anwendungsbeispie/e:
( 1) Fern. der nt-Stämme Fern. zu /pant+l: zugrundeliegende Repräsentation
/pant+ya/
Palatalisierung
/paniia/
Transformation § 126
/panl~/
Tilgung § 153
/pansa/
106
•
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Assimilation
lesb. /paM.a/ thess. [paMa)
n-Abschwächung
lesb. /pay§a/ boiot. /pahSa./
h-Assimilation
boiot. /pa:Sa./
Depalatalisierung
lesb. [paysa) boiot. [pa:sa)
Oberflächenform
lesb. 1Tatua muuav IG 12,2:498.6 thess. mivua mivua~ McD 337.37 boiot. 1räua 11'äuav IG 7:4136.5
Part.Präs.Fem.
/arkhont+ya/ -+ lesb. /arkhoysa/ iipxOt.ua, thess. /arkhonSa./ iipxovoa, boiot. /arkho:sa/ iipxwua § 233 Part.Aor .Fern. /arksant+ya/ -+ lesb. /arksaysa/ /ip~a.t.oa, thess. /arksaßSa./ /ip~avoa, boiot. /arksa:sa/ /ip~aua Nom.Sg. "Muse" /mont+ya/ -+ lesb. /moysa/ Moioa (Sa 127), thess. /moߧa/ Movua (kein Beleg), boiot. /mo:sa/ Mwoa (Mwoawv BCH 1936: 181ff. z. 14) (2) Nom.Sg.Mask. der nt-Stämme Mask. zu /pant+/: zugrundeliegende Repräsentation /pant+s/ Tilgung § 153
/pans/
Neutralisierung
lesb. /paM/ thess. /pan§/
n-Abschwächung
lesb. /pay§/ boiot. /pahs/
Tilgung § 157
thess. /pa§/
Depalatalisierung
lesb. [pays] thess. [pas)
h-Assimilation
boiot. [pa:s)
Oberflächenform
lesb. thess. boiot.
Part.Aor.Mask.
rrai~
1rd~ rrä~
(Sa 2.6) (kein Beleg) (kein Beleg)
/arksant+s/ -+ lesb. /arksays/ boiot. /arksa:s/ /ip~a~
/ip~cu~.
thess. /arksas/
/ip~a~ .
(3) Akk.PI. der vokalischen Stämme zugrundeliegende Repräsentation
/nomo+ns/ 107
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/nomon~/
Neu tralisierung
lesb. thess.
n-Abschwächung
lesb. /nomoy~/ boiot. /nomohs/
Tilgung
thess.
Depalatalisierung
lesb. [nomoys] thess. [nomos]
h·Assimilation
boiot. [nomo:s]
Oberflächenform
lesb . VOJ.lOL' thess. VOJ.laf; boiot. vOJ.lW'
/nomon~/
/nomo~/
§ 250
(4) Endung der 3. Pl.Akt. zugrundeliegende Repräsentation Assibilation lesb. Transformation lesb. Assimilation lesb. n-Abschwächung lesb. Depala talisierung lesb. Oberflächenform lesb.
/arkho+nti/ /arkhonfi/ /arkhonsi/ /arkho!Hi/ /arkhoy~i/
[arkhoysi] ti.pxowt
Zur Frage einer möglichen Assibilation im Thessalischen und Boiotischen vgl § 17 3.
§ 121. Einige Punkte dieses Lösungsversuchs bedürfen der Diskussion.
In einer umfangreichen Untersuchung postuliert Garcia-Ram6n {1978b) flir das Thessalo-Lesbische ein eigenständiges Phonem /fl./. Mit einiger Wahrscheinlichkeit ist seine Analyse in diesem Punkt zutreffend (zur weiteren Diskussion vgl. § 235); die Regel für die Palatalitätsassimilation wäre somit entbehrlich.
In der Papyrusüberlieferung literarischer Texte des Lesbischen wird 1rawa aus /pantya/ einmal mit Zirkumflex (11aiaa Alk 357 .2), aber zweimal mit Akut (1T<4aa Sa 60.2, 1rdw · Alk 303A c 13) notiert. Falls die Akzentuierungspraxis in den Papy1 Vertrauen verdient, wird man sich fragen müssen , ob · at· in 1rawa wirklich einen Diphthong [ay) bezeichnet oder ob nicht eher ·LU· Schreibung für palatalisiertes s ([~]) ist. {West 1970: 196, der auf diesen Befund aufmerksam gemacht hat, vermutet, daß " the w in what was written 1rawa retained the consonantal character of the VT! that generated it".) Diese Frage stellt sich natürlich nicht nur für at in 1Tataa, sondern fur sämtliche "unechten" i-Diphthonge (aus /ns/ am Wortende, durch i-Epenthese § 85 und in at statt ä § 86) im Lesbischen. Möglicherweise wird eine eingehende Untersuchung der Papyrustexte zu einer Aufhellung dieses Problems führen ; aber während man bisher davon ausgegangen war, daß die Schreibung t vor der Fortsetzung palatalisierter Konsonanten im Lesbischen eine 108
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Diphthongieru ng als Resultat der Depalatalisierung bezeichne, scheint es nunmehr nicht ausgeschlossen , daß im Gegenteil durch die Schreibung t die (Erhaltung der) Palatalität markiert werden soll. Unter der noch weitergehenden Hypothese, daß [s] arn Wortende gleichfalls palatal war, würde dann auch die Annahme einer Neutralisierung der Opposition /nM : /ns/ überflüssig.
6.3
/s/ plus Sonant
§ 122. In Formen des Verbalstammes /es+/ "sein" liegt in der zugrundeliegenden Repräsentation eine Folge von /s/ und Sonant vor:
Präs. l.Sg. /es+rni/
-+
Präs. lnf. /es+men(ay}/
lesb. [emrni] EWJ.t DGE 638 thess. [emmi] €WJ.i IG 9,2:663 boiot. [e:mi] fiJ.i IG 7:593, 595, 599, DGE 440,2-4 etc. 104 -+
lesb. [emmenay] EWJ.€Vat IG 12,2: 1.11 thess. [emmen] EWJ.€V McD 310.15 boiot. [e:men] eip.ev IG 7:504.2
Diese Formen sind die einzigen, in denen sich durch synchrone Analyse die interdialektale Alternanz [VRR] :[V:R) in der Oberflächenstruktur auf die zugrundeliegende Folge von /s/ und Sonant zurückfuhren läßt: zugrundeliegende Repräsentation
/es+mi/
s-Sonorisation § 140
/ezrni/
z-Abschwächung § 141
/ehmi/
h-Assimilation § 90
lesb. [emmi] thess. [emmi] boiot. [e:rni]
In einer Reihe von weiteren Belegen ist die Alternanz lesb. thess. [VRR] : boiot. [V: R] nur durch komparative Rekonstruktion (indogermanische Etymologie) oder innere Rekonstruktion (Segmentierung von nicht mehr produktiven Derivationstypen) auf eine zugrundeliegende Folge von /s/ und Sonant zurückführbar (§ 123}. Der Anwendungsbereich der Regelfolge, durch die zugrundeliegendes /s/ plus Sonant assimiliert wird, ist somit in dem Zeitraum der aiolischen Dialekte, der durch Oberlieferung belegt wird , auf Repräsentationen beschränkt, die durch morphologische Regeln erzeugt werden ; alle anderen Formen, auf die sich ihr Anwendungsbereich in einem früheren Zeitraum erstreckte, sind lexikalisiert. 104 Die Form e4Jl auf Inschriften aus Bo iotien (IG 7:3969 arch. Alphabet; IG P :402- 403 - cf. Jeffery 1961 : 91 , 94 Nr. 3c - , ein auf der Athener Akropolis gefundener boiot. Lebes vom Ende des 7. Jhdt.s) mit et = (eyJ ist ungeklärt.
109
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6.4 Lexikalisierte Resultate aus Assimilationsprozeaen
§ 123. Die Resultate aus den Assimilationsprozessen Sonant plus s und s plus Sonant im Wortionern werden durch den Kontrast ,Kurzvokal plus geminierter Sonant' im Lesbischen und Thessalischen und ,Langvokal plus Sonant' im Boioti· sehen gekennzeichnet. Für eine Reihe von lexikalischen Einheiten läßt sich ein ebensolcher Kontrast konstatieren, ohne daß es möglich wäre, synchron eine gemeinsame zugrundeliegende Repräsentation anzusetzen. Nur durch historisch· vergleichende Analyse lassen sich einige dieser lexikalischen Einheiten auf eine ursprüngliche Folge ,/s/ plus Sonant' zurückführen (Beispiele 1- 5); für die übrigen hat man verschiedene Folgen von einem Sonanten und einem weiteren Element /ln/, /ls/. /sn/) zu rekonstruieren versucht, ist aber noch zu keinem abschließen· den, allgemein anerkannten Ergebnis gelangt.
(1) *ghesl- ,.tausend" lesb. xeXX- in xeXMar~ IG 12,2:498.9, cf. xtXXwt Herodian. II 604.31 , 605.8 105 thess. xeXXwt (xeXXia~ IG 9,2: 1229.29) 105 boiot. xeO...wt (xeiXL17 IG 7 :3172.74) (2) •asmes ,.wir" lesb. liJJJJe~ Sa 24 .a3 • boiot. äJ,J.e~ (aJJ.ewv IG 7:2383.9) (3) *ghesr-106 Hand" lesb. xepp a Alk 58.21 107 thess. xeppo~ McD 347.17 boiot. xetpt·1Teöa~ IG 7:2420 .28 (4) •wosnä (cf. ai. vasna-, lat. venum) 108 ,.Kaur• lesb. l>vva (övvat~ lG 12,2 S:136.bl7) boiot. wva (ev-wvdv IG 7:3287.7, VOJ,J.C.:.>Vav IG 7: 3171.43, f1TWVWV FS Navarre 1935: 353 Z. 8) (5) *phawes-no· (zu *phawos, lesb. boiot. ~ " Licht") "leuchtend" lesb. ~wo~ (~vvov Sa 34.2) boiot. cpd.ec.vo~ (4>divo~ BCH 1946: 476f. Z. 11 , IG 7: 1751.8, aec.v~ IG 7:3287.2, SEG 23:271.17)
.
105 TfHUXlAW4~ IG 12,2 :526.a10 (4. Jhdt.) aus dem lesbischen Eresos und (rp)aKwxiA.a SEG 26:672.27 (2. Jhd t.) aus dem thes~lischen Larisa sind keine authentischen Formtn des jeweiligen Dialekts. Zu (xe )A.lo'~ Alk 63.7, 6wxe>Jo,~ Alk 69.2 vgl. Hamm (1957:20,42). 106 Cf. Rix (1976:78). 107 Cf. ferner xep;>eo{ Sa 90a c:ol. 11.21 , x~oiJaiCfpa Sa 101.1; sämtliche inschriftlitten Belege (z. B. xe{pwJJO~ IG 12,2 S: 139.11/ 12, xelPOTOVTJV IG 12,2 S: 136.b7, (x )eqo· rov{a~; IG 12,2:526.b25 Eresos, 4. Jhdt.) sind keine authentischen Formen des Oll· lekts. 108 Cf. Lejeune ( 1972 : 123); Zweifel am Anlaut / w/ bei Chadwick (1972 : 29).
110
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(6) "Säule" lesb. or
7. Phonologische Regeln: Obstruenten 7.1 Obstruent plus
/y/
7.1. 1 Palatalisierung und Geminierung
§ 124. In einer. Folge von einem Obstruenten und dem Gleitlaut /y/ wird der Obstruent palatalisiert und geminiert, wobei der Gleitlaut schwindet. ZugrundeHegende aspirierte Okklusive werden vor Eintritt der Palatalisierung deaspiriert (§ 144). Zur Formulierung der Regel und weiteren Diskussion vgl. § 105.
109 In aTciAa. DGE 605.2 (5. Jhdt.) im archaischen Alphabet kann Einfachschreibung der Doppelkonsonanz vorliegen. 110 Kein direkter Beleg aus dem Thessalischen. Slings (1975: !Off.) hält wegen (JouA· in Auro(Jot.IAew~ IG 9,2:234.101 (3. Jhdt.) und IG 9,2:536.1 (1. J hdt.), BouAI.Otlvew~ IG 9,2:517.60 (3. Jhdt.), A!Yrd(JouAo~ IG 9,2:517.73 einen Wandel von •[In) nach [o) zu [o:l) für möglich. Solange aber die Entsprechu.ng von lesb. {JoAAa, boiot. {JwM im Thessalischen nicht belegt ist, vermag die Annahme eines solchen, durch keine unabhängige Evidenz gestützten Wandels nicht zu überzeugen.
111
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Die Palatalisierungsregel ist nach den Regeln flir die Entwicklung von /s/ anzuwenden: /s/ wird vor /y/ über /z/ zu /h/ (§ 140f.) und unterliegt nicht der Palatalisierung. Die Entwicklung von palatalisierten Obstruenten im Thessalischen wird wegen der besonderen Problematik der Beleglage getrennt behandelt (§ 13lff.). 7.1.2 Depalatalisierung im Lesbischen und Boiotischen § 125. Palatalisierte stimmlose Labiale (für palatalisierte stimmhafte Labiale liegen keine Belege vor) werden zu [pt1depalatalisiert. Brixhe (1978: 67f.) und Risch (1979: 268) bestreiten die Möglichkeit einer Palatalisierung von Labialen; Brixhe sieht in der Entwicklung /py/ > (pt) mit Lejeune .,un renforcement de Ia serni-voyelle en position appuyee", während Risch die Entwicklung von /py 1 mit Hilfe der Einfügung eines consonne d'appui beschreibt: / py/ > / pty/ > /pt/ > [pt).
PR (3 1) Depalatalisierung (Labiale) +kons -son +hoch -hint - kor +ant +sth 1
+kons -son +hoch -hint -kor +ant +sth 2
/pp/
-+
-+
[-h!ch]
2 -hoch +kor
[pt1
§ 126. Die Opposition zwischen palatalisierten Velaren und palatalisierten Dentalen wird aufgehoben.
PR (32) Neutralisierung +kons -son +hoch -hint -kor - ant 1
+kons -son +hoch -hint -kor
1 +kor +ant
2 +kor +ant
-ant
2
lW
-+
;dd;
/kk/
-+
/H/
Palatalisierte stimmlose Dentale werden zu /H/, palatalisierte stimmhafte Dentale zu /dz/ transformiert. 111 111 Zum Konzept der Transformation in PaJatalisierungsprozessen vgJ. Risch (1979).
112
• •
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PR (33) Transfonnation +kons
+kons
-son
~n
+hoch ..-hint +kor +ant asth -dau
+hoch 4lint +kor +ant asth -dau
1
2
/dd/ lffl
~ ~
/dt/ lU!
Eine alternative Lösuna. die ohne die Annahme einer Transformation im Boiotischen lU' kommt, wird in I 135 diskutiert.
Palatalisierte (Folgen von) Obstruenten werden depalatalisiert. PR {34) Depalatalisierung +kons -son
+hoch
-+
[4loch] •
-hint
ldt/ /H/
~ /dz/ ~ /ts/
Die durch die Depalatalisierung entstandenen Konsonantenfolgen /dz/ und /ts/ werden im Lesbischen regressiv, im Boiotischen progreuiv assimiliert (§ 146):
/dz/ /ts/
-+ -+
lesb. /zz/, boiot. [dd) lesb. [ss ), boiot. [ tt)
§ 127. Auf den im authentischen lesbischen Dialekt abgefaßten Inschriften wird das Resultat der Palatalisierung von /dy/, /gy/ regelmäßig und unabhingig von der Umgebung durch den Buchstaben t bezeichnet: ·
IG 6uuitovn IG [rp)a11"ftwo-'w IG t~wo-'w IG tWw<1L IG ätOJIW'
12,2: 1.18 (5. Jhdt.) 12,2:526.a27 (4. Jhdt.) 12,2:72.2 (3 . Jhdt.) 12,2:1.14/ 15 (5. Jhdt.) 12,2:498.18 (3 . Jhdt.) •
Eine einzige Variante ist bislang zu verzeichnen: 6piotowL Belleten 1966: S2Sff. Z. 8 (Aigai 4./3. Jhdt.). Andere Verwendungen des Buchstabens t - etwa für [zd) aus der Assimilation von /s/ an / d/ (§ 31, § 143, Typ 9f6tor<X) wie im Thessalischen und Boiotischen - sind auf lesbischen Inschriften nicht belegt. I llllnwl. D1t aloluchcn Daalcktc
113
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§ 128. Nach dem Zeugnis antiker Grammatiker (vgl . Meister 1882: 129f.) wurde im Aiolischen o6 = [zd I gesprochen . ln Obereinstimmung mit dieser Lehre wird in der Oberlieferung der literarischen Texte des Lesbischen o6 für die - historisch als ursprünglich rekonstruierte - Folge /zd/ in öo6oc: (geschrieben iJo6oc: in Sa 2.5, vgl § 4 7 Anm. 21) und ioM.vet (Sa 31 .3 , vgl. auch Kano6C.We[ t I Sa 43 .7, ETTio60JIOv Alk 75.8) sowie für das Resultat der Palatalisierung von / dy/, /gy/ geschrieben: VOIJi00€1 Sa 58.23, !ppovrio6rw Sa 130.4; daneben tritt aber auch tauf: E1TUrAatovra Sa 37.2, imoteu~aoa Sa 1.9 (cod ., imao6e[u~cuoa] pap.), t1rratcw inc. auct. 10.1. 112 In den Textausgaben sind überlieferte Schreibungen mit t in o6 konjiziert, wie etwa in
r
Sa 31.3 loMvet L-P, V.: tavH, itwet cod. Sa 111.7 1Jio6wv V. : IJEtwv L-P, IJEitwv cod. Alk 72.5 TTa..pAtio6et L-P, V.: TTa..pMtet pap. sscr. o6 Alk 347.6 li..o6et L-P, V.: ätet cod. Alk 374 KW1Jtio6ovra L-P, V. : KWIJtitovra cod. Von der Lehre der Grammatiker oder dem Vorbild zeitgenössischer Textausgaben der lesbischen Lyriker beeinflußt wird auch auf aiolisierenden Inschriften o6 geschrieben: 1TpooOIIVSJtio6eo!Jcu IKyme 19.7/8 (Kaiserzeit) neben äoSJEJJttoioa Z. 20 u.ö.
t in VOIJitwv z. 17/ 18,
aoTTtio6e( 0I Memnon Nr. 29.5 (Balbilla) x!Jio6ov Memnon Nr. 30.1 Am Wortanfang hingegen wird - entgegen der Lehre der Grammatiker, die als Beispiele nur die Formen 1;6eü~, o6tiyov, o6&yoc: anführen - regelmäßig t ge· schrieben: Zeü~
Alk 200. 10 , Zeü Alk 69.1 ZE!pUPWt Alk 327.3 tW<w Alk 130b.2, tw11v Alk 148.7. Ferner tritt - ausschließlich in den literarischen Texten - t· für 6t- auf, wem (i] zwischen (d] am Wortanfang 113 und einem Vokal aus metrischen Gründel seine silbische Qualität verlier~ ; der entstehende Gleitlaut [y I führt - wie zugrundeliegendes /y/ - zu einer Palatalisierung:
ta Sa 63.4 , Alk 45.3 tdßcu[ ~] Alk 38.a3 112 Das Zahlenverhältnis zwischen d iesen beiden Schreibußien wild gelegentlich (ThunbScherer 1959: 96, Hoffmann 1893: Sll) !0 angedeutet, daß t gegenüber o6 häufger sei, aber genaue Untersuchungen liegen nicht vor. 113 Zu 6' im Wortinnern vgl. Au6u:w • )lu:dya:nJ Sa 132.3 (Paae 19SS : 132 Anm. 2) In Alk 333 oli'O( -yap bl)pc.:nro'( 61D1r-rpo" lesen L-P und V. b~pw"w (Jegen Bechtll 1921 : 16: b~W1f
114
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tcUe~(U
Sa 27.6 ZOwooo<W Alk 129.9.
•
Die - naturgemäß nicht metrisch gebundenen - Prosatexte der lnsc:hriften schrei· ben, soweit sie im authentischen Dialekt abgefaßt sind, durchweg 114 6t· und nicht t·; erst in römischer Zeit finden sich auf aiolisierenden Inschriften tti IG 12,2: 484.3, Zovvtiow IG 12,2:69.a5. Für sekundäres t- aus 6t- wird die Schreibung o6 auch von den Grammatikern nicht bezeugt.
§ 129. Die bisherige Forschung hat diesen Befund häufig ( vgl. z.B. Schwyzer 1959: 331, Lejeune 1972: 113) so interpretiert, daß durch die Palatalisierung von /dy/, /gy/ im Lesbischen eine Folge /dz/ entstanden sei, die durch Metathese zu [zd] geworden und so mit ursprünglichem /zd/ zusammengefaU.!n sei. 115 Diese Hypothese ist anfechtbar, weil sie mit einem Lautwandel operiert, der eigens ftir diese Hypothese postuliert wird , aber sonst keine Parallele hat (/ts/ wird zu ( tt) oder [ss] assimiliert, fällt aber nie mit [st] zusammen). Ein anderer Lösungsversuch scheint daher gerechtfertigt : im Lesbischen wird / dz/ aus /dy/, /gy/ - durch regressive Assimilation wie in / ts/ ~ [ss] - in /zz/ überführt. An der Silbengrenze wird ein Verschluß gebildet , so daß /zz/ im Wortionern als [zd) (mit einer Silbengrenze zwischen (z] und (d]), am Wortanfang als (dz] (mit einer Silbengrenze vor [d]) realisiert wird . Für beide Varianten wird als graphische Repräsentation t auf den Inschriften (t- und -of>-/- t· in der später als die Inschriften entstandenen handschriftlichen Überlieferung) verwendet. Man mag gegen diese Interpretation einwenden , daß bei einer biphonematischen Analyse des Graphems t ein breiteres Spektrum graphischer Variatio n auch auf den Inschriften - wie etwa of> pf> ot im Thessalischen und Boiotischen - zu erwarten wäre. Aus dem Lesbischen sind aber nur wenige Inschriften im archaischen Alphabet oder aus der Zeit kurz nach der Einführung des ionischen Alpha· bets überliefert, so daß das Fehlen von orthographischen Varianten auch in dem geringen Umfang des zur VerfUgung stehenden Korpus begründet sein kann . Auf der anderen Seite hat diese Interpretation folgende Vorzüge : 114 Trotz des häuf~gen Vorkommens von 6w.(·), AID· fuhren Hoffmann (1893 : 514) und Schwyzer (1959 : 330) Zcu"wlltiD( IG 12.2:96.5 (4., möglicherweise auch 3. Jhdt., cl. • Hodot 1976: 32 Anm. 5S) als Beleg flir t- aus 6,- auf den Inschriften an. ZIDw(aiD() DGE 70S (ca. SOO v.Chr.) aus dem ionischen Phokai.a flihrt Garcla-Ram6n (197S : 89) auf aiolisches Substrat zurück. liS Teodorssons (1979) Vorschlag, daß im Proto<Jriechischen der Reflex der Palatalisie· rur~g von /dy/ , /gy/ und di.e ursprür~gliche Folge /zd/ zu der Zeit der EinfUhrurig des Alphabets vorübergehend in ein clusttr J3d3) = t zusammengefallen seien und eine di· vergierende Entwicklung zu Jd : ), Jdz J und (zdJ in den versch.iedenen Dialekten eiligetreten sei, versucht zwischen den verschiedenen Positionen zu vermitteln, berücksichtist aber weder die besondere Problematik von t am Wortanfar~g im Lesbischen noch die Tatsache, daß [zdJ Im Thessalischen und Boiotischen nicht mit [ddJ zusammer~gefallen ist(§ 31).
115 •
•
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( 1) Sie vermeidet die Schwierigkei t - die Sechtel ( 192 1: 34f.) nicht beseitigen konnte - ,daß (dz) aus zugrundeliegendem /dy/ bereits zu [zd ) oder [z) geworden sei, als unter bestimmten metrischen Bedingungen in der poetischen Sprache von neuem (dz] durch die Devokalisierung von (i] zwischen (d] und Vokal entstand. Beide Palatalisierungen liegen vor Beginn der Überlieferung, so daß eine chronologische Trennung hypothetisch bleibt. Wie ferner das Thessalische lehrt, ist es nicht zwingend anzunehmen, daß die primären und die sekundären Palatalisierungen zu verschiedenen Resultaten fUhren . (2) Sie vermeidet die Ungereimtheit, die bereits Hoffmann (1 893: 512) kritisierte, neuerdings aber wieder Hooker (1977: 18) in Kauf nimmt, daß die Graphemkombination o6 den Laut [z], das Graphem t aber die Lautfolge (dz) bezeichne. {3) Sie steht im wesentlichen mit der Lehre der Grammatiker in Einklang, die einen Anlaß sahen, den Unterschied zwischen dem Lautwert von t im Lesbischen und dem in allen anderen griechischen Dialekten hervorzuheben. Lediglich zu den Nachrichten der Grammatiker über o6 am Wortanfang steht sie in Widerspruch, aber da diese Leh.re auch in den Texten der Lyriker weder Bestätigung noch Resonanz findet, steht zu vermuten, daß sie nicht mehr als eine falsche Verallgemeinerung von Beobachtungen über o6 im Wortionern darstellt. § 130. Anwendungsbeispie/e: {1) zugrundeliegende Repräsentation
/megyo:n/
Palatalisierung
/megt,o:n/
Neutralisierung
/meddo:n/
Transformation
/medto:n/
Depalatalisierung
/medzo:n/
••
Assimilation
lesb. /mezzo:n/ boiot. [meddo:n]
Dissimilation
lesb.
Oberflächenform
lesb. J.!Etwv (J.'Etovwv IG 12,2 S:692.16) boiot. 1-1€Mwv (J.I€66ovCK BCH 1936: 27ff. Z. a21)
•
(2) lesb. /psa:phing+yo:/ boiot. / psa: phid+yo:/
-+ -+
[mezdo: n]
(psa:phizdo: ] 116 t/IOA{>itw [psa:phiddo:) 117 t/la.tpiMw (t1ret/16.Apc.Ue IG. 7 504. 1)
116 Zum Nominalstamm / psa:phing+/ vgl. Dat. Sg. .Pd.ptnt IG 12,2:526.a16. /n/ der Suffix· silbe muß in der Entwicklungsstufe /·inzd·/ geschwunden sein. 117 Fllr einen Nominalstamm / psa:phins+/ wie im Lesbischen gibt es im Boiotischen l~inen Anhaltspunkt; der Schwund von / n/ wäre auch im Boiotischen - wo es keine Entvicltlunautufe /-invJ-/ gibt - schwer zu rechtfertißen.
116
• •
-
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( 3) zugrundeliesende Repr. /pra:k+yo :/ Palatalisieruna
/pra:llo:/
Neu tralisieruna
/pra:Ho:/
Transformation
/pra:Ho:/
Depala talisierung
/pra: tso:/ lesb. (pra:sso:] boiot. [pra: tto: ]
Assimilation
lesb. rrpdoow (rrpdnoeL IG 12,2:645.&28) Oberflächenform boiot. rrpdrrw (rrpdrrwoa SEG 25:556.13) ( 4) zugrundeliegende Repr.
/dye :ws/
Palatalisierung
/dde :ws/
Transformation
/dte :ws/
Depalatalisierung
/dze:ws/
Assimilation
lesb. /zze:ws/ boiot. /dde :ws/
Dissimilation
lesb. /dze:ws/
Degeminierung § 156
boiot. /de :ws/
Vokalkürzung § 60
'1esb. [dzews) boiot. [dews)
Oberflächenform
lesb. Zeik Alk 112.14 boiot. Aetk Korinna PMG 645a. iii. 13
Die Divergenz lesb. [dz.] : boiot. [d-] und lesb. [-zd-] : boiot. {-dd-] liest ferner vor in: tww/f>ww : lesb. twwoL IG 12,2:498.18, boiot. f>Wet AD 1916: 218f. Z. 30 ta~Jia/f>ap.io.. : 1esb. tap.icw IG 12,2:646.a35, boiot. 6Q~Jio.. Ptoion 1971 Nr. 252 tv'Y·/f>vy-: lesb. roo6(&y)w11 Alk 34.9,1P{ep]eo6vyoll Alk 249.3, boiot. rrep~ 6vya.DGE 462.b54, vgl . ferner 61}yaorp011 SEG 24:361.23, 6vyiX Choirob. in Theod. 2.390 ta-/f>a- : 1esb. tat)e[ Alk 306a.c5 (weitere Belege aus dem literarischen Les· bisch bei Hamm 1957: 26), boiot. f>at)w[ Korinna PMG 654.il3 ..tdt)e~..
(5) /ped+yo+s/ (6) /yot+yo+s/
-+
lesb. (pezdos] rreo&x ('rrio6w11 Sa 16.1) boiot. [peddos) rreMO~ (rreMu BCH 1926: 396 Nr. 16.13)
-+
lesb.
-+
/hossos/ -+ [ossos) liooa<: (liooa IG 12,2:6.32, DGE 644.11/ 12, öoo(o]~ Alk 119.10, iJooo11 Sa 30.8; aus metrischen Gründen auch öoa<:) 117
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~
(7) /khari+wet+ya/
boiot. (hottos) örro<: (kein Beleg, vgJ. aber 6-1TOrr<X in t:rm&r· ro11 DGE 462.a28 aus /pot+yo+s/) ~ ~
lesb. /khariwessa/ ~ [khariessa) x_ap~ooa Sa 108 boiot. [khariwetta] x_apiffrra (x.apiff1To.P DGE ad 538 z. 3)
(8) zugrundeliegende Repr. /meth+yo+s/ Deaspiration
/metyos/
Palatalisierung
/meHos/
Transformation
/meHos/
Depalatalisierung
/metsos/
Assimilation
lesb. [messos) boiot. [mettos)
lesb. J.Liooo<: (Mioow IG 12,2 S: 136.a5) Oberflächenform boiot. J.Lirro<: (J.lirrw IG 7:2420.20) Im Lesbischen ferner M€ooo11 IG 12,2 S: 139.c79, J.Lioocw Sa 96.20, JJEOOW Sa 1.12 (aus metrischen Gründen auch J..lfO<X). (9) zugrundeliegende Repr. / kop+yo:/ Palatalisierung
/koppo :/
Depalatalisierung
[kopto:)
Oberflächenform lesb.
K01TTW (K01TT171J IG 12,2: 1.19)
7.1.3 Palatalisierte Geminaten im Thessalischen § 131. In den Handbüchern werden im allgemeinen Formen wie öoo<X (vgl . lesb. ooo<X, boiot. örro<: § 130) und 1rpaoow {vgJ. lesb. 1rpaoow, boiot. 1rparrw §
130) als Belege dafür angefllhrt , daß palatalisierte Verschlußlaute im Thessalischen auf die gleiche Weise depalatalisiert worden seien wie im Lesbischen (/ty/, / ky/ ~ Iss/; /dy/, /gy/ ~ /dz/). Die BelegJage ist jedoch keineswegs unproblematisch und verdient genauere Betrachtung. (1) Formen von öooo<: und 1rpaoow als Repräsentan ten der Fortsetzung von /ty/ und / ky/ im Thessalischen sind auf einer Inschrift vom Ende des 3. Jhdt.s (IG 9,2: 517) belegt, die einen in Koine abgefaßten Brief des Königs Phitipp V. von Makedonien und eine Dialektversion dieses Briefes enthält. Bei der Übertragung des Koine-Textes in das Thessalische haben sich Inkorrektheilen eingeschlichen: rrorfÖÜro 12/ 13 statt der im Thessalischen zu erwartenden Form 1TOrt:öftiero 111,
z.
118
118
Rui~rez
(1972b) wendet sich nach einer Diskussion der frllheren Forschung gegen die Auffassung, tron6trro sei nur eine ,,thessalisierte" (Fränkel) Version der KoiM·Form wpoa~6flTO . Vielmehr enthalte der Brief des Königs Phllipp die Form (Präs.) f(poa6ti·
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1rvrEWTECJI Z. 16 statt 1rE1rEio!)eCJI (§ 172}. Daher ist die Möglichkeit nicht au• zuschließen, daß auch -oo- in tiooa1rep Z. 19, tiooovv Z. 41 und 1rpaoot~J& Z.
17 nicht authentisch fUr den thessalischen Dialekt ist 119• Alle übrigen Belege für &ocx sind jünger oder nicht dialektecht 120• Von anderen Korrespondenzen wie lesb. Kapvoow (tryKapuooerw JG 12,2:64S.a37) : boiot. Kapoorrw (cf. Kapovt
Thessaliotis
eU(W(ll(a6iv IG 9,2:257.8/9 (arch. Alph., S. Jhdt.) Tc:u; die Tatsache, daß bei du Umsetzung in den thessalischen Dialekt das tmperfectum ob/iquum in der indirekten Rede verwendet werde, gewährleiste die Authentizitit von JtOT'f6ÜTo als syntaktisches Merkmal des Thessalischen. Das Auftreten von parallelen Konstruktionen in der Sprache Homers sei somit als .,Aiolismus" zu Interpretieren. Aber wie sind die lautlichen Probleme zu lösen? Ruiperez bestreitet, daß im Thessalischen entsprechend einer ,,aiolischen·· Lautentwicklung •~ron6ttl~To zu erwarten sei, da man als Zeugnis aus d em Thessalischen nur über Personennamen ('A~~ua~. K~~ua~) verfl)ge. Et verweist dabei auf Thumb·Scherer (1959 : 59), geht aber nicht darauf ein, daß dort auch 6w~t als fllr das Thessalische wie fllr das Lesbische bezeugt zitiert wird. Zur Ab· leitung von 6etlet dur ch eine für das Thessalische und Lesbische gemeinsame Gleitlautassimilation - wodurch •~roTe6~ti~o als die lautlich authentische Form wahrscheinlich gemacht wird - vgl. im übrigen § 90ff. - Hock (1971 : 23Sff.) hii.lt •or~6Ü'J'o wegen des Fehlens der Kontraktion fllr sekundäl. Neben einem Stamm 6ev- wie in 6ttlt, habe lieh ein Stamm 6t· herausgebildet, JO daß eine Thcssalisierung von 11pooe6~iro einfach •~rort6~iro ergeben haben müßte. Der Stamm 6t· k ö nne auch vorliegen in 6ev,.a~110~ McD 310.21 (Akk.PI.), faUs tv aus to entstanden sei. Hock beruft sich dabeiauf Thumb· Scherer (1959 : SS ), wo Formen wie K~~v~ra.,.pav, K~~v6 a,.atla etc. aus K>.~o- zitiert werden, es aber fllr zweifelhaft gehalten wird, ob 6~ti,.atll0~ dazu gehörig sei. Für die Erklälung von 6tu,.a~vo~ (statt ·6~oo,.a~110~) geeigneter scheint eine andere Parallele zu sein : wie im Thessalischen zum Stamm 6tv- ein Partizip 6ev,.atll0~, wird im Boiotischen zum entsprechenden Stamm 6,,. ein Partizip 6tiJJ1110~ gebildet. Diese Obereinstimmung legt auch eine Oberprüfung der herkömmlichen Auffassung nahe, boiot. 6~ij,tll0~ sei nach dem Muster nordwestgriechischer Partizipien von vtrba contracta (Typ ~eCl>.,ij,ta.oo() acbildet (vgl § 181). 119 Auf der mit IG 9 ,2 :517 etwa gleichzeitigen Inschrift SEG 27 :202 ist Jtpaoovv z. 14 schon wegen des einfachen ·o· verdächtig. Von weiteren dialektfremden Formen die· ser Inschrift ließen sich a.nfllhren 6t6oor~w Z. 16 statt 6t6oo"tw, ICilpwv Z. 22 statt rtiJppov, ord~av >.' "lC111 Z. 24/ 25 statt o'J'd>.~Clll N."iwlv. UO öooa IG 9 ,2: 258. 10, IG 9,2 :460.5, McD 337.26, alle 2. Jhdt. Die Inschrift McD 209 mit öoo( a~ J Z. 6 wird zwar in das 4. Jhdt. datiert , ist aber n icht im reinen (ost·)the.. allsdien Dialekt abgefaßt (XPfl,.aaow statt XP~~cinoot, ffpo(~vicw statt "PO(tllllr.Clll).
119
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Histiaiotis OU
Helly i.V . Z . 14 (Ende 3. Jhdt.) 1T€~0Ü ibid. z. 7 Zu dem Imperfekt iv€t.pa.vioooEv (dem ivE~Vt~ov Z . 5 des in Koine abgefaßten Paralleltextes entspricht) müßte ein Präsensstamm •c(XJJ'wo- gehören, der sich aber nur als sekundäre Neubildung rechtfertigen läßt 121 ; gleichfalls eine Neubil dung - nach dem thessalischen Aoristausgang -aEv ( § 21 0) - ist der Ausgang ·O€V, über dessen Authentizität vorläufig kein sicheres Urteil möglich ist, so daß mindestens ein Indiz darauf hinweist, daß ivE.pa.vioooEv, wie andere Formen dieser Inschrift (s.o.), keine authentische Form des thessalischen Dialekts ist. Durch i~~avaxaMv wird - unter der Voraussetzung der Einfachschreibung von Doppelkonsonanz im archaischen Alphabet wie im Boiotischen als Entsprechung der "-~w"- Verben zumindest für den thessalischen Dialekt der Thessaliotis belegt. In Anbetracht der zahlreichen nicht-( ost)thessalischen Elemente in • der Sotairos-Inschrift (c'wyupta statt l:ipyuppa, x.p€paow statt X,Piparwot, Gen . Sg. -ö statt -ow, lnf. -iv in i~~avaxdMv statt ·EPEV, nc: statt KtC:, raüra statt r
oo
oo
to
121 Bechtel ( 1921 : 189) und Buck (1968 : 72) ziehen eine Wechselbeziehung thess. iJA.po.llio· ow = att. tJA.pavltw in Betracht, wie sie auch in att. o.pdrrw = boiot . oopci66\.o1 (PMG 690. 3), boiot. oppcirrw (Gramm., cf. PMG 687) = att. oppcitw, kret. rrpti66w = rrpcioaw/ rrptirrw vorliege. Auch auf boiot. rcirrw (lrarrov Korinna PMG 654a i20) neben rti66w (rti66eo"f) Roesch 1971 Z. 15 , lrrtra66ÖJAella E. 78 :06.13/ 14) wäre in diesem Zusam· menhang hinzuweisen. Ausgangspunkt flir die Neubildung der Präsensstimme waren Aoriste auf -t·, die aber im Thessalischen gleichfalls nicht authentisch sind (§ 203). Der von Bechtel fUr die Rechtfertigung von .pavl.oow geforderte Aorist i".,dV&tG4 ist f\ir das Thessalische somit ebensowenig beweiskräftig wie I~Mtd~~TW IG 12,2 S: 120.17 (Eresos, 2. Jhdt.) fUr das Lesbische.
120
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§ l3l. Entgegen der herkömmlichen Meinung deuten verschiedene indirekte Ar· gumente darauf hin, daß das Thessalische hinsichtlich der Fortsetzung palatalisierter Vorschlußlaute eher mit dem Boiotischen übereinstimmt als mit dem Lesbischen. (I) Im Thessalischen und Boiotischen wird - im Gegensatz zum Lesbischen - vor /i/ palatalisiertes / t/ nicht zu /s/ transformiert (§ 136). (2) Im Thessalischen und Boiotischen wird - im Gegensatz zum Lesbischen - das Resultat der Palatalisierung in der zugrundeliegenden Folge /tw/ nicht durch [ss], sondern durch [tt] rept:äsentiert (1rhrape<: § 139).
(3) Von Grammatikern wird mit den Beispielen ~d.Aarra, 1rirra etc. ·TT· flir das Thessalische bezeugt (vgl. Meister 1882: 265 Al)m. Das Wort flir .,Meer" ist auf thessalischen Inschriften nicht vertreten (IG 9,2:60 aus Lamia und IG 9,2: 107 aus Halos mit ~d.Aaooa können nicht dem Thessalischen zugerechnet werden); aus dem Boiotischen liegen mehrere Belege flir ~d.Aarra (z.B. IG 7:504.4, IG 7:1721.9, DGE 546.13,1G 7:3166.7) gegenüber ~d.Aaooa im Lesbischen {IG 12,2:202.7) vor. (4) Im Thessalischen - vornehmlich der Pelasgiotis - werden dentale Verschluß. laute vor sekundärem /y/ (§ 63) palatalisiert und geminiert:
CUtall
IG 9,2: 46l.b13, w[<5]WP McD 337.36/37 'EJ.mir<5tauvO<: McD 311.9/ 10, 'EV1fir6tauVO<: IG 9,2:511.12 (§ 33) ' ApJJ.6015teUK SEG 25:664.A66 neMtetk SEG 25:664.A29 neMtaiou BCH 1970: 161ff. Z. 15 ' EmKP
Die Schreibung tur durch sekundäres /y/ palatalisierte Verschlußlaute ist nicht einheitlich (vgl. auch SeheHer 195 1: I 08ff., Morpurgo Davies 1968a: 103): in den meisten Fällen steht ein geminierter Konsonant und ' als Zeichen der Palatalität zur Unterscheidung von nicht-palatalisierten Geminaten; gelegentlich ist aber auch ' weggelassen. Da t nicht flir einen silbenbildenden Vokal steht, hat es ~einen Einfluß auf die P1azierung des Wortakzents; es ist also z.B. «><5taP und nitht iMiav zu lesen (Nagy 1970: 11 0). § 133. Zur Palatalisierung von j th j: der Name der Theualer •
Dtr Name der Thessaler ist auf Dialektinschriften der Pe1asgiotis und Thessaliotis in der Form Oer~aAoi (z.B. IG 9,2:258.1, IG 9,2:461.14, IG 9,2:517.14/15, 122 Zu weiteren Zeugnissen fUr thess. "aeaenllber aa anderswo vgl. Schulze (1897: 900ff.).
121
•
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McD 11 77 .2), in nicht zu Thessalien - im engeren Sinne - gehorigen Gebietern als SfooaXoi (9eooaXöv McD 156, Angeia 5. Jhdt.) bezeugt; im Boiotischen lautet er <1>€rraXoi (hraX~ IG 7:2430.8) und im Lesbischen 8€ooaXot (IG 12,2 S:3 passim, Mytilena Anf. 2. Jhdt.). Außerhalb des Aiolischen sind die Formen 8€rraXoi (att.) und 9€ooaXoi (ion .) vertreten. Auf Münzen des 5. Jahrhunderts aus der südl.ichen Pelasgiotis sind die Legenden E- TA, E- 9A, nE- 9A belegt; Franke (1970), der diese Münzen zuletzt besprochen hat, hat darin die boiotische Dialektform des Stammesnamens der Thessaler (E(T)TA[AO'l'N], "graphische Variante": E(T)8A[i\O'l'N]) gesehen, muß aber eingestehen, daß "es überrascht, daß gerade diese Schreibweise als offiZielle auf den ersten Münzen der Thessaler verwendet wird und nicht das oft inschriftlich bezeugte, gleichfalls aiolische n ETE>AAflN der thessalischen Einwanderer" (89). Die geläufige Erklärung des Namens der Thessaler geht davon aus, daß thess. nHt'JaX€rraM~ entstanden sei. Dieser Erklärungsversuch läßt jedoch die Frage offen, warum die - dem Thessalischen und Boiotischen gemeinsame - Hauchversetzung nur im Thessalischen eingetreten sein soll und nicht auch im Boiotischen. Eine einfachere Lösung des Problems liegt auf der Hand : die Münzaufschrift E- 9A repräsentiert eine ältere Form des Namens der Thessaler, €rt'JaXoi, aus der n€rt'JaXoi - in der 2. Hälfte des 5. Jhdt.s (§ 150) - dissimiliert ist. Im Boiotischen (-rr-) und in den anderen Dialekten (-rr-/-oo-) waren die Voraussetzungen flir die Hauchdissimilation nicht gegeben. Die Beobachtung der Korrespondenzen n Ht'Ja Xoi - <1>€rraXoi - 9€rraXoi SfooaXoi hat noch nicht zu einer gesicherten Herleitung des Namens der Thessaler geflihrt: wenn man von der bisher nicht durch Argumente abgesicherten Hypothese absieht, daß die verschiedenen Vertretungen dieses Namens in den einzelnen griechischen Dialekten eine sukzessive Umbildung aus der boiot. Lautform frroXoi sind (Schwyzer 1959: 90 Al , Szemer~nyi 1966: SOff.), läßt sich die Alternation aiol. Labial : nicht-aiol. Dental im Anlaut nur durch einen historisch zugrundeliegenden Labiovelar erklären , und die Alternation aiol. [tth/ tt) : nicht-aiol. [tt/ss ) am einfachsten durch eine zugrundeliegende Folge von einem stimmlosen Dental und einem weiteren Element. Eine Erklärungsmöglichkeit, die nicht nur der Alternation boiot. [tt) : lesb. (ss}, sondern auch der geminierten Aspirata 123 123 Arena {1969 : 12f.) nimmt an, daß die archaische Schreibunge der Münzlegende ~E-eA einen von lt h) verschiedenen Laut repräsentiere. Die Hauchdissimilation könne dann, nachdem drr unprungliche Lautwert nicht mehr bewußt gewesen sei, dwch falsche Interpretation der Schreibung entstanden sein. Es fallt schwer, sich vorzustellen, daß es fUr den Stammesnamen der Thessaler im Thessalischen selbst keine ltontinu.ierlic:he Tradition gegeben haben sollte und daß ein Lautwandel auf Grund eines Mißverständnisses der Orthographie eingeueten sei.
122
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thess. (tth] Rechnung trägt; besteht in dem Ansatz einer zugrundeliegenden Folge /thy/, die sich im Thessalischen unter Beibehaltung der Aspiration zu der Geminata [tth), in den übrigen Dialekten einschließlich des Boiotischen zunächst unter
Verlust der Aspiration zu /ty/ und weiter zu boiot. [tt], lesb. ion. [ss] entwickelte. Die Hypothese, daß die Aspirata /th/ im Thessalischen noch - wie im Mykenischen (Lejeune 1969} - weniger empfanglieh für eine Palatalisierung gewesen sei, findet zwar weder in den beiden anderen aiolischen Dialekten (/meth+yo+s/ -+ boiot. [ mettos ], lesb. [ messos] § 130}, noch in einem anderen griechischen Dialekt des I. Jahrtausends eine Parallele, ermöglicht aber eine einfache Ablei· tung der belegten Formen:
...
zugrundeliegende Repr .tl4 Deaspiration Palatalis./Geminierung Transformation Depalatalisierung Assimilation Hauchdissimilation Oberflächenform
thess. /phethyalos/ /phetthalos/
boiot. /phethyalos/ /phetyalos/ /pheffalos/ /phefSalos/ /phetsalos/ /phettalos/
lesb. u.a. / thethyalos/ /thetyalos/ /thetfalos/ /thefSalos/ / thetsalos/ / thessalos/
/petthalos/ llert?aM~
4>erraM~
8eaaaM~
Die Hauchdissimilationsregel ist nach der Palatalisierungsregel anzuordnen, vgl. l:i1rrw aus /haph+yo:/ (§ 1S 1}. Der hier vorgetragene Erklärungsversuch mag insbesondere in bezug auf die Zusatzhypothete, daß trotz der Palatalisierung die Aspiration in thess. (tthJ erhalten geblieben sei, anfechtbar sein. Einen ganz anderen Weg zur Deutung des Namens der Thessaler hat jUngst Heubeck (1980) eingeschlagen: da die reguläre Entwicklung der - aus • -k(h)y·, • ·t(h)y·, •·tw· - ent· standeneo Affrik.ata ·ts- im Thessalischen zu ·JS· führe, könne die des öfteren vermutete Rüclt· fiihrung vo n 4>ena·, e~oaa- auf ein vorurgr. •gwhedhya- nicht aufrechterhalten werden; vielmehr sei von urgr. •qwhetth· auszugehen, das im Thessalischen regelgerecht zu 4>n"· und dann durch Hauchdissimilation zu n~T" ·· im Boiotischen - durch eine andere Form der Hauchdissimilation - zu 4>en · geworden sei. Das Wort sei noch in der Form mit erhaltenem Labiovelar durch die Boioter den Attikern bekannt geworden und durch diese wiederum den Ioniern, die nach bekannten Mustern att. · TT· durch ·oo- ersetzten. Eine Herleitung des VN aus •qwhet (h)yalo· sei lautlich geradezu unmöglich, ganz abgesehen davon, daß eine nominale -y· bzw. -yalo·Ableitung von einer Verbalwurzel (hier •gwhedh-) völlig singulär da· stilnde. Hingegen wäre eine •alo·Ableitung von verbalem •gWhedh· > •qwheth· mit einer bei Eigennamen geläufigen Geminieru ng (hier ·th· > ·tth· ) durchaus denkbar. Heuhecks Einwände gegen frühere Hypot hesen und sein eigener l ösungsversuch - soweit es den lautlichen und morphologischen Komplex angeht - erscheinen jedoch auch nicht ganz unproblema· 124 Es wird schon seit langem vermutet (Hoffmann 1893: 499, Sechtel 1921 : 154f., van der Velde 1924:67), daß neT.,aAo(' und seine Entsprechungen in anderen Dialekten möglicherweise zu der Wurzel idg. •gWhedh· zu stellen ist, die im Boiotischen durch ~oTot; (in euloptoTo<;, § 87 ) aus /pheth+to+/, sonst im Griechischen durch "foo~o"0-4 (Hesych.) aus /theth+ye+/, ~ooao"a' (Hesiod. u.a.) aus /theth+sa+/ vertreten ist (an· ders Cuny 1910/ 11). Zum SuffiX ·alo· vgl. Schwyzer (1959 : 483), Arena (1969 : 13), Sechtel (1921 : 154), Risch (1974 : llO).
123
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tisch: (1) Für die von der regelgerechten Entwicklung ·ts· > ·ss· im Thessalischen abweichten· den Belege verweist Heubeck auf Garela-Ramon (1975 : 83), wo · rr- in 1rirrapH, als analo•· gisch zu 1fETPOtntp ll; a , 1fETp a-youvou erklärt wird und Eigennamen wie Barrapaxtw , Ko~ . ~aVTTot nicht in Betracht gezogen werden, weil itue Etymologie unklar sei. Eine Ersetzurng von ·oo · in der für das Thessalischc postulierten Form •1ftooaptt durch -rr- in Analogie zu 1rnpo- leuchtet aber nicht unmittelbar ein. (2) Die Begründung, warum die Hauchdissimilation im Boiotischen in anderer Form verlaufen sei, bleibt offen. (3) Eine nominale -yalo·Ableitung von einer Verbalwurzel wäre singulär, aber eine nominale -alo·Ableitung von einem mit -y- suffigierten Verbalstamm fände möglicherweise in ll'aaaaMt zu lMSaaw (?, WJI. Chaotraine 1979: 245) eine Parallele.
§ 134. Palatalisierte Sibilanten Sibilanten vor sekundärem /y/ werden wie Verschlußlaute palatalisiert und geminiert. IG 9,2:234 .36 • "YlJJJ.VaooapxetoCWTa IG 9,2:620.3 '}'VJJ.Vd.OOOL McD 330.9 €KK X.eiootat McD 310.21 NtKooraooeiOL IG 9,2:513.11 netooape(TOV] IG 9 ,2:258.1 ~WVvVOO€W\ SEG 25:664.850 Somit ist bei Sibilanten zwischen primärer und sekundärer Palatalisierung zu unterscheiden: in der zugrundeliegenden Folge /sy/ unterliegt /s/ der Sonorisation und Abschwächung(§ § 140- 141), so daß die Palatalisierungsregel keine Anwendung findet. § I 3S. Zusammenfassung
Die herkömmliche Au ffassung, daß im Thessalischen palatalisierte Verschlußlaute wie im Lesbischen durch [ss] bzw. [zd] vertreten seien, ist .nicht haltbar. Wenn man davon ausgeht , daß bei anderen Palatalisierungsprozessen wie der Assibilation oder der Entwicklung von /tw/ im Thessalischen die Okklusivität der betroffenen Verschlußlaute bewahrt bleibt und daß durch sekundäre Palatalisierung palatalisierte Verschlußlaute entstehen, ist es konsequent anzunehmen, daß auch durch zugrundeliegendes /y/ palatalisierte Verschlußlaute im Thessalischen (zwischen Vokalen) erhalten geblieben sind. Formen, die eine Transformation zu Sibilanten und Depalatalisierung aufweisen , müssen dann als rezent oder nicht authentisch interpretiert werden : tiooo<:, rrpdoow und '(XJJ'ioow auf der mit Koine-Elementen durchsetzten Inschrift IG 9 ,2:517, weil gerade in der Pelasgiotis sekundäre Palatalisierung stark ausgeprägt ist , und auch rr€~0Ü , c5tKa~€rov, weil in der Histiaiotis auch /tw/ -. /tt/ in rr€rrap€\ und sekundäre Palatalisierung in n€c50ca.ioo vertreten sind. Für die Perrhaibia, wo keine Assibilation zu verzeichnen ist, die Thessaliotis, wo €~~av(JJ(d6iv belegt ist, und die Tetras Phthiotia, wo se124
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iJcundäre Palatalisierung nachweisbar ist, kann prinzipiell der gleiche Befund wie in der Pelasgiotis vorausgesetzt werden; denkbar wäre allerdings auch, daß in An· betracht des Fehlens von sekundärer Palatalisierung (vgl. Ö.fYYvpc.a statt liiY'{Vppa) auf der Sotairos-Inschrift aus Thetonion (Südrand der Thessaliotis) -cS(cS} in E~~avaxaötv bereits flir die depalatalisierte Geminata [dd] wie im Boiotischen steht. Die für die Ableitung einer zugrundeliegenden Folge von Obstruent und /y/ erforderlichen Regeln und ihre Verteilung unter den aiolischen Dialekten sollen an dem Beispiel von / ty/ demonstriert werden: zugrundeliegende Repräsentation: / ty/ Palatalisierung Transformation Depalatalisierung Assimilation
thess.
boiot.
lesb.
/ff/
!ff/ !Hf
/tf/
lU!
/ts/ /tt/
/ ts/ /ss/
-
Gegen diese Analyse können die Einwände erhoben werden, daß (1) auch im Thessalischen nach / n/ eine Transformation von /ft/ zu /H/ ein· tritt, (2) es flir das Boiotische einfacher wäre, flir die Ableitung von palatalisierten Verschlußlauten zwischen Vokalen auf die Transformations- und die Assi· milationsregel zu verzichten und eine direkte Depalatalisierung /H/ ~ /tt/ anzunehmen (vgl. Risch 1979: 270).
Zwar wird die Assimilationsregel /ts/ -+ /tt/ im Boiotischen auch für die Ab· Ieitung von Aoristformen benötigt (§ 146) und ist dadurch unabhängig moti· viert, aber da - wie in der Diskussion über die Assibiliation in / nti/ (§ 173) ge· zeigt wird - nach / n/ eine stärkere Palatalisierung als zwischen Vokalen ange· nommen werden kann, ist es deskriptiv ökonomischer, in der Ableitung pala· talisierter Verschlußlaute zwischen diesen beiden Positionen zu unterscheiden: nur nach /n/ tritt im Thessalischen und Boiotischen wie im Lesbischen eine Transformation /ff/ ~ /H/ ein (vgl. § 120), zwischen Vokalen bleibt /ff/ im Thessalischen erhalten und wird im Boiotischen, ohne die Transformationsregel zu durchlaufen, zu /tt/ depalatalisiert. Die Ableitungen in §§ 120, 130, 133 sind dann entsprechend zu modiftzieren. zugrundeliegende Repräsentation: /ty/ Palatalisierung Transformation Depalatalisierung Assimilation
thess.
boiot.
/ff/
/H!
-
-
/tt/
-
lesb. f{{J
!H! /ts/ /ss/ 125
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7.2 Assibilation § 136. Im Lesbischen wird ein auf einen Vokal oder einen Sonanten folgendes /t/ vor /i/ palatalisiert, zu /§/ transformiert und als [s1realisiert. ·
PR {35) Palatalisierung von /t/ vor /i/ +kons -hoch +silb --hint -+ {+hoch1I [ +son] _ +hoch +kor -hint +ant -sth /t/ -+ /f/ zwischen Vokal oder Sonant und /i/ PR (36) Transformation (cf. PR 33) im Lesbischen +kons +hoch -hint +kor +ant -sth -
/f/
-+ [ +dau]
-+
/SI
Depalatalisierung (PR 34) /§/ -+ [s]
Im Dativ Singular der nt-und !-Stämme steht (t] unassibiliert vor (i] (cf. lesb. 61Xd~ovn lG 12,2:526.a27 , 1/JCl.o(Jia}Jan IG 12,2 S: l38.20). Die Wirkung der Assibilationsregeln ist hier entweder durch analogjsche Prozesse wieder rückgängig gemacht worden (das den Stamm charakterisierende /t/ ist in Analogie zu den übrigen Formen des Paradigmas wiedereingeflihrt worden), oder die Anwendung der Assibilationsregeln ist blockiert, wenn zwischen / t/ und /i/ eine Morphemgrenze liegt: /psa:phismat+i/ -+ [psa:phismati). Als SufflX der femin inen nomina actionis wird auch im Thessalischen und Boiotischen /si/ verwendet {thess. tiyypEOL~ McD 337.40, 6dat~ McD 310.31 ; boiot. ijpEOL~ IG 7:2383. 11, tiviJEOL~ E. 78:04.9, €vKo'Aal/lt~ BCH 1936: 177ff. Z. 32); /si/ ist hier jedoch nicht aus älterem /ti/ entwickelt (cf. boiot. EihpELTL~ in EVrp{rLip(!wrö IG 7:3467 , 5. Jhdt., EV1pELTLh~iE~ BCH 1904: 430 Nr. I , 2. Jhdt.), sondern beruht möglicherweise - vor allem in weitverbreiteten Termini der Wirtschafts- und Rechtssprache (cf. ti'Atxn~ IG 7:2420.21, ä.'Aoowv DGE 462.bS 1, ä.tr66oot~ IG 7:3172.5, ä-yopaoot~ DGE 462.a21) - auf Substrateinfluß (Ruijgh 1977: 261f.). 126
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§ 137. Du Eintreten der Palatalisierung von /t/ vor /i/ und die Beschränkung innerhalb der aiolischen Dialekte auf das Lesbische werden häufig (zuletzt Rix 1976: 89) als Einfluß des Ionischen erklärt, aber die Parallelen zu den Resul· taten anderer Palatalisierungsprozesse müssen in die Überlegungen einbezogen werden: die Fortsetzung von / ty/ und / tw/ bzw. /tu/ unterliegt im Lesbischen einer Transformation und Assimilation zu einem (geminierten) Sibilanten, wäh· rend im Thessalischen und Boiotischen die Okklusivität erhalten bleibt (§ 135, 139). Vor / i/ palatalisiertes /t/ müßte also im Thessalischen als [f], im Boiotischen mit Depalatalisierung als [ t] repräsentiert werden, so daß die Palatalisierung selbst als eine allen aiolischen Dialekten gemeinsame Erscheinung aufgefaßt werden kann und das Lesbische nur in der Transformation eine von den beiden anderen Dialekten abweichende Entwicklung eingeschlagen hat. § 138. Anwendungsbeispiele (zum Vergleich werden den assibilierten lesbischen Formen entsprechende boiotische und thessalische Formen gegenübergestellt):
/pla:tion/
-+
/kati+/
-+
/pha:ti/
-+
(pla:sion] lesb . thess. • boiot. (kasi· ] lesb . thess. (pha:si] lesb .
nM.oc.ov Sa 17.1 n'Aariov McD 347.21 BCH 1895 : 379ff. z. 20 Kaot-yvilrwv IG 12,2: S26.d19 Kari-yv(etroc;JlG 9,2:894.3 ..piiot (§ 195) [n]Xar~
Nach /s/ ist /ti/ auch im Lesbischen erhalten: /es+ti/ lation _in dem Ausgang der 3. Pl.Akt. vgl. § 179.
-+
[esti] tori. Zur Assibi·
Weiterhin wird die Opposition lesb. [si] : thess. boiot. [ ti] in einer Reihe von lexikalischen Einheiten deutlich, z.B. in: lesb. e'CKoot : thess. ücan, boiot. Fi.Kan (§ 289) lesb. f~W
/he :mitu+/ /petur+/
-+ -+
Jesb. /he :misu+/ c$tov<: (zu ai· statt f/· vgl . § 85) lesb . /pesur+/ neovpe<; .
Dem lesb. alp.tov<: entspricht im Boiotischen efsurr~ (e!J,ur[rov] BCH 1936: 181ff. Z. 13, hp.trra mit h für [he:] SEG 24:361.15/ 16), das Äquivalent im Thessalischen ist nicht belegt. hllüOoll IG 9,2: 1222. 1/ 2 (es wäre zu prüfen, ob die Ergänzuns Kerns in h"wfa)ov Ober· halpt gerecht fertigt Ist ) von der geographisch Magnesia zugerechneten Insel Tri.keron kann in Anbeu acht der Divergenze n zwischen dem Dialekt vo n Magnesia und dem Thessalischen nicht als zweifelsfreies Zeugnis für das Thessalische (und eine Entwicklung / tw/ - fss) im 'Th:ssalischen) herangezogen werden. •
127
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Dem lesb. rr€oupt:<: (rreoupa Memnon Nr. 31.7 Balbilla) entspricht im Boiottsch.en und Thessalischen rrer-rap€<: (Belege§ 289). Die Opposition (s] : (tt] in a"ip.tav<:/ €tJ.ltTTO<:, rreoupt:<:/rrirrap€<: resultiert aus verschiedenen phonologischen Prozessen, die auf verschiedenen zugrundeliegenden Repräsentationen operieren: im Lesbischen wird der zugrundeliegende Konsonant / t/ vor /u/ zu [s] assibiliert, während im Thessalischen und Boiotischen die zugrundeliegende Konsonantenfolge / tw/ in dem geminierten Konsonanten (tt] überführt wird 115 : lesb. /he:mitu+/ -+ /he :misu+/ thess. boiot. /he: mitwo+/ -+ /he:mitto+/ ' Jesb. /petur+/ -+ /pesur+/ thess . boiot. /petwar+/ -+ /pettar+/ 126 Abweichend von dieser Analyse wird von manchen Forschern 127 für das Lesbische eine Form rr€oaup€<: 128 angenommen , die sich jedoch auf keine direkten Zeugnisse stützen kann : in IG 12,2:82.3 ist in der Lücke vor ]upt:<: nicht genügend Raum für vier Buchstaben (Bechtel 1921: 72, gegen Wyatt 1975: 255), so daß in Obereinstimmung mit dem Beleg aus dem Balbilla-Epigramm [ rr€a Jupt:<: zu lesen ist. Das in einer Hesych-Glosse als aiolisch bezeichnete rr€aaupt:<: ließe sich dann als eine Form interpretieren , die in Analogie zu gemeingr. r€aoap€<; aus dem ursprünglichen lesb . rreaup€<; gebildet wurde. Mit der Assibilation von /t/ vor /u/ hat das Lesbische einen Prozeß fortgesetzt, der im Boiotischen in späterer Zeit durch den Gleitlauteinschub (§ 52) nur eingeleitet wurde. Es läßt sich allerdings nicht entscheiden, ob im Boiotischen die Schreibung t zwischen einem koronalen Konsonanten und [u] wie etwa in rc00xa den Gleitlaut [y) selbst bezeichnet ([ tyu-]) oder die Palatalisierung des Konsonanten ([fu-) aus (tYu-], vgl. thess. rn für [H]). 7.3 Entwic.klung von /s/
§ 140. Sonorisation Zugrundeliegendes /s/ wird stimmhaft (1) am Wortanfang vor Vokalen , Sonanten und Gleitlauten 125 PerpiHou (1974: 400) bestreitet die Möglichkeit einer Assibilation von /t / vor / u/; in rrioupe<; liege nicht notwendigerweise eine SiJbe TU, sondern eine Form mit einer voydl~ d'oppui •111Tf 0 pH vor, und in tiJ.11ou~ sei der Einfluß der thematischen Dublette ~J.I'" Tfo· entscheidend gewesen. Diese Analyse erklärt aber nicht die Opposition zwischen dem einfachen Sibilanten im Lesbischen und dem geminierten Verschlußlaut im Thessa· fischen und Boiotischen. 126 Eine historisch-vergleichende Analyse, die über den aus den aiolischen Dialekten erschließ.. baren Befund hinausgeht, zeigt, daß die Oppositionen zwischen dem Lesbischen einer· seits und dem Thessalischen und Boiotischen andererseits auf verschiedenen Weiterbildungen und Ablautstufen gemeinsamer Vorformen zurückgehen: •semitu·/ semit'!o-, Nom. •k ~etur·/ Akk. •k~etllf·· 127 Wathelet (1970: 69f., 97), Seelees (1973 : 388, mit weiterer Literatw). 128 rrtooaptt; ist nirgends belegt.
128
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(2) (3) (4) (5) (6)
zwischen Vokalen zwischen einem Vokal und einem Gleitlaut zwischen einem Gleitlaut und einem Vokal(§ 92) zwischen einem Vokal und einem Sonanten(§ 122) zwischen einem Sonanten und einem Vokal , wenn zwischen dem Sonanten und /s/ keine Morphemgrenze liegt und wenn die akzenttragende Silbe folgt (§ 114).
PR (37) s-Sonorisation +kons +kor +ant +dau L-sth
/s/ ... /z/ § 141. Abschwächung
Zwischen einem Vokal und einem Vokal , Gleitlaut oder Sonanten und am Wortanfang vor einem Vokal , Gleitlaut oder Sonanten wird /z/ zum Hauchlaut /h/. PR (38) z-Abschwächung -kons +son +tief -kor
+kons -son - tief +kor +ant +sth +dau - asp
/z/
-ant
I
{[;~b]}
_ [+son]
-sth -
...
/h/
In der Formalliierung mit dem Me.rkmalsystem der generativen Phonologie erscheint de.r Wandel von (z) zu (h) a.ls ein außerordentlich komplexer - und daher unnatürlicher - Prozeß. Wenn (h] statt als Gleitlaut als ein Konsonant spezifiziert würde (cf. § 149), ergäbe sich eine beträchtliche Vereinfachung (Sommerstein 1973: 95 , Aitchison 1976 : 186, 190).
1Jlgung
Zwischen Vokalen wird /h/ getilgt. Gleitlauttilgung § 103 /h/ ... 0 I [+silb ]_ [+silb] 9 Blümel, Die aiolischen Dialekte
129
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§ 142. Anwendungsbeispiele:
/s/ zwischen Vokalen (1) zugrundeliegende Repr. Gen. Sg. s-Sonorisation z-Abschwächung Gleitlauttilgung Oberflächenform
/genes+os/ § 256 /genezos/ /genehos/ [geneos] lesb. 'Yfll€0~ 1G 12,2: 102.2 (2) zugrundeliegende Repr. Imp. Med. 2. Sg. /erkll+e+so/ s-Sonorisation /erkhezo/ z-Abschwächung /erklleho/ [erklleo] Gleitlauttilgung Oberflächenform lesb. €px€o Sa 94.7 /s/ am Wortanfang (3) zugrundeliegende Repr. s-Sonorisation z-Abschwächung
/sekll+/ /zekh+/ /hekh+/
/s/ vor einem Gleitlaut (4) Gen . Sg. der o-Stämme: / tosyo/ ,.. /tozyo/ ,.. / tohyo/ § 92
Die Fälle, in denen entgegen den oben genannten Regeln [s] zwischen Vokalen auftritt, sind durch analogische morphologische Prozesse und durch Regelordnun! zu erklären: (I) Suffucanlautendes [s] ist in Kontexten, in denen ihm eine morphologisch relevante Funktion zukam - so z.B. in den s-Tempora (Aorist und Futur) der Verben mit vokalischem Stammauslaut - , wiedereingeführt worden (vgl. auch Risch 1956). (2) Oie Assibilationsregeln § 136 sind nach den Regeln für die Entwicklung von zugrundeliegendem /s/ anzuordnen.
7.4 Assimilationsprozesse
§ 143. Stimmassimilation zwischen Obstruenten
Obstruenten assimilieren hinsichtlich des Stimmwertes an den folgenden Konsonanten. PR (39) Stimmassimilation
r+konsl ,.. [asth] I l~on
J
130
-
[+kons] asth
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Anwendungsbeispiele: /e-leg+sa+/ --. [eleksa-] thess. X€~avro<: IG 9,2:512.24 boiot. €f...e~av DGE 546.3 /theos#dotos/ --. [theozdotos] (§ 31) lesb. thess. 9eo~6row IG 9,2:459.12 boiot. E>w~6rw IG 7:2718.7 /e-komid+sa+/ --. /ekomitsa+/ § 146
§ 144. Hauchassimilation Aspirierte Verschlußlaute werden vor Nicht-Aspiraten deaspiriert, nicht-aspirierte Verschlußlaute werden vor aspirierten Verschlußlauten und /h/ aspiriert. PR ( 40) Hauchassimilation
[::~:s]
--. [aasp]
I_ [:~:]
Anwendungsbeispiele: /e-graph+sa+/ --. [egrapsa·] lesb. €-ypalJ!e IG 12,2:15.37 thess. €-ypalJ!e IG 9,2:517.18 boiot. €-ypal/lav IG 7:3172.38 /ge-graph+tay/ --. [gegraptay] lesb. -y€-ypa1rrru. IG 12,2 S: 138.35 boiot. -y€-ypa1TTfl IG 7:529.5 /e-ag+the:+/ --. [a:khthe:-] lesb. 81.€~
§ 145. Assimilation zwischen Verschlußlaut + Verschlußlaut
Im Thessalischen unterliegen Folgen von Verschlußlauten einer optionalen Assimilation ; die Assimilation verläuft im Vorkommensfall regressiv. [pt -+ tt] Thess. ol rroXiapxOf. IG 9,2:1233.1, dpxtrroXtapx€vro<: ibid. Z. 2, roXXwpxevrovv McD 3 11.15/ 16, e1ri TrvXixva<: BCH 1970: 161ff. Z. 2 1, €rrci SEG 26:672.10, 1\errivaw<: IG 9,2:5 17.79, /\€1'Tiva<: SEG 27:205.4 129, er TOV IG 9,2:512.7, är räv JG 9,2: 460.9 [phth ... tth] Thess. 'Ar~6vetro<: IG 9,2:517.89, ' AT~ovetTeia IG 9,2:581 (gegenüber boiot. 'Atp~ovetro<: IG 7:27 16.11), -yXVT~oii McD 347.6 129 In den Namen von Fremden ist (pt) erhalten: 'Apxa.pera 1\emwala. Ka.hu6ou11la. IG 9,2:458.3/5, 1\e!I'[Tllla.)~ 'A(XKl]#U>U ' T1ra.ra.io~ IG 9,2:6.6.
131
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[bd ~ dd] Thess. €r~€J.L€ixovra (§ 33) SEG 26:672.34 neben
€~€J.L€ixovra
SEG 2:264.77
[tk ~ kk] Thess. tr6KKt130 IG 9,2:5 17.12 Vgl. boiot. trOK Kar6trra~ DGE 485.10
[dg -+ gg] Thess. UVJ.Ltroyyiv€LT€t McD 337.36, n-owypal/IUJ.L€vot~ (§ 33) IG 9,2: 1228. 18 Vgl. boiot. Ka -yäv IG 7:524.7 (mit Einfachschreibung der Geminata) [tp ~ pp] Thess. Katr n-avr6~ IG 9 ,2:5 17.20 {mit Einfachschreibung 29)
Katravr6~
McD 337.
[kt ~ tt] Thess. OTTov SEG 26:672.13 Vgl.lesb. ÖTn 131 IG 12,2: 1.16
(gd ~ dd] Thess. oMOa. GHW 5346 [kp -+ pp] Vgl. lesb. Ö1rtrw~ IG 12,2:67.4, ö1ma IG 12,2:645.ä47, Ö1rtrat IG 12,2 S:2.30, Ö1rtrOL IG 12,2: 14.11
§ 146. A ssimilation zwischen dentalem Verschluß laut +dentalem Dauerlaut
Durch die Stimrnassirnilations· (§ 143) und die Transformations· und Depalatali· sierungsregel (§ 126) abgeleitete Folgen von einem dentalen Verschlußlaut und einem dentalen Dauerlaut werden zwischen Vokalen und am Wortanfang im Les· bischen regressiv, im Boiotischen progressiv assimiliert. PR (41) Assimilation ,dent. Verschlußlaut + dent. Dauerlaut' +kons +kor +ant -
+kons +kor +ant +dau asth /ts/ /dz/
[+dau] 1
~
-+
im Lesb.
2
[-d~u]
lesb. boiot.
[ss] [tt]
lesb . boiot.
/zz/
I
[;~b]_ [+silb] im Boiot.
[dd]
130 lfO'T·~« aus lfOÖ·~« nach § 143, zu lfo6 vgl. JJio-rroo-t IG 9,2 :5 17.13. 131 •ot·kwi > •ok-kwi > •ok·ti > otti (Ruijgh 1977 : 261 gegen Lejeune 1972: 31 1).
132
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Anwendungsbeispiele: (1) s-Aorist (§ 201ff.) zugrundeliegende Repräsentation
/komid+sa+/
Stimmassimilation
/komitsa+/
Assimilation
lesb. boiot.
Oberflächenform
lesb. boiot.
[komissa-] [komitta-] KO~-ttCJaa- (-a~aL KO~-ttrra-
IG 12,2:29.9) (-~-tevot IG 7:2405.12)
(2) Depalatalisierung (§ 130) / pra:k+yo :/ -+ / pra:tso:/ -+ lesb. [pra:sso: ], boiot. [pra:tto:] /ped+yo+s/ -+ /pedzos/ -+ lesb. [pezdos], boiot. [peddos] Wenn man darauf verzichtet, im Boiotischen eine Transformation /H! -+ /ts/, /dd/ -+ /di/ anzunehmen (§ 135), we.rden durch die Depalatalisierung keine Eingaben flir die Assimilationsregel erzeugt.
Aus dem Thessalischen liegen keine sicheren Belege für Assimilation von /ts/, fdz/ vor (zu Aoristformen vgl. § 203, zu l:Jaao<:, rrpaaaw, cpavlaaw vgl. § 13lff.). § 147. Assimilation [st -+ tt] im Boiotischen?
Für eine regressive Assimilation [st Schwyzer (1959: 216) die Formen €rre lrrw ömr~ortA.a
'At-yl(~)~ow
-+
tt} im Boiotischen werden u.a. von
IG 7:3054.7, IG 7:3170.13, AD 1916: 218f. Z. 32 Aristoph. Ach. 911, Platon Phaidon 62a Strattis Phoinissai 3 IG 7:2852 (nach Perpillou 1974: 400)
angefUhrt. Sämtliche Belege sind problematisch. Was €rre (Präposition und Konjunktion) angeht, ist eine Herleitung aus •eva-re > •ea-re keineswegs gesichert (Frisk GEW s.v. lare) - zumal auch nicht *e~X: > ei<:, sondern ev, im Boiotischen vertreten ist; auf jeden Fall müßte €rrav Ka IG 7:3172.49, E. 77:04.20/21 und erri. Ka IG 7: 1778.4, DGE 462.a11, AD 1916: 220f. Z. 43, E. 77: 04.8 etc. in die Überlegungen einbezogen werden. lrrw aus • fw-rw wird durch die inschriftliche Überlieferung nicht bestätigt, aber auch nicht widerlegt: das aus dem gleichen Stamm gebildete nomen agentis flarwp (flarwp JG 7:3 172.64, fiarope<: IG 7:1779.7, AD 1916: 218f. Z. 48) ist nicht echt boiotisch, sondern ein aus dem Ionischen stammendes Kulturwort (ThumbScherer 1959: 29 gegen Bechtel 1921 : 306). Im Gegensatz zu Ö1Ttr~onf...a aus dem Komikerfragment ist -a~- in Karoma~e SEG 22:404, ·oa~O..o<: IG 7:1880.4 erhalten, und 'At-yl.~ow steht in einer poetischen, nicht im boiotischen Dialekt abgefaßten Grabinschrift. Gegen die Annahme einer Assimilation [st -+ tt] im Boiotischen spricht auch die Erhaltung von [zd:] 9eoaoor
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§ 148. Assimilation zwischen Verschlußlaut +Nasal
[bm ~ mm] ([bm] durch Hauch· und Stimmassimilation aus / phm/, /pm/) Lesb. "fE"fpaJJ1..1.€vw lKyme 12.7, ["fE"fpa)lll..t€vwv IG 12,2:6.16 Boiot. "fE"fPa!J.IJ.€vov IG 7:3083.16, XäJJI..I.a DGE 462.a23 Für das Lesbische wird eine progressive Assimilation Uphm/ ~) /pm/ ~ (pJP] (vor Anwendung der Stirnmassirnilationsregel) belegt durch &maTa Sa 112.3, ä.rra1r1r€va Alk 298.10, "fE"fparr[ trEV· ]? Alk 129.27 etc. in der lesbischen Lyrik, "fp6rmaTa Mernnon Nr. 28.11 bei Balbilla und li.Xtrrrra Etym. m. 64.40 bei den Grammatikern. Slings ( 1979), der diesem Material jüngst eine ausfuhrliehe Un tersuchung gewidmet hat, sieht progressive Assimilation als typisch für alle aiolischen Dialekte an; die seit dem letzten Viertel des 4. Jhdt.s auf den Inschrift en des Lesbischen nachweisbare regressive Assimilation ('YE"fP
7.5 Dissimilationsprozesse
Z5.1 Hauchdissimilation § 149. Innerhalb eines Wortes werden zwei durch das Merkmal [+asp] spezifi· zierte Segmente {d.h. die aspirierten Verschlußlaute /ph/, /th/, /kh/ und der Gleit laut /h/) dergestalt dissimiliert, daß das erste seine Aspiration verliert (der Verlust der Aspiration ist bei /h/ gleichbedeutend mit Schwund) und das zweite unverändert bestehen bleibt. Die umständliche Formulierung .,durch das Merkmal (+asp) spezifizierte Segmente" rührt daher, daß in dem Merkmalsystem der generativen Phonologie aspirierte Verschlußlaute und der Gleitlaut [h) nicht unter einer Merkmalspezifikation zusammengefaßt werden können. Als weitere Schwierigkeit kommt hinzu, daß Deaspirierung eines Verschlußlauts lediglich Verlust eines Merkmals bedeutet, Deaspirierung des Gleitlauts (h) aber mit seiner Tilgung gleichzusetzen ist. Die Merkmalstheorie müßte also so erweitert werden, daß der offenkun· dige Zusammenhang zwischen diesen beiden Deaspirierungsprozessen auch in der formalen Darstellung zum Ausdruck kommt und sie dadurch vereinfacht (vgl. auch Lightner 197 3, Miller 1974: 217 ); Aitchison (1976) schlägt daher eine SpezifiZierung von (h) als Konso· nanten ([+kons), [+dau), [+asp)) vor.
Dabei müssen folgende Bedingungen gegeben sein: (1) Die Aspiraten dürfen durch nur ein syllabisches Segment voneinander ge· trennt sein. Eine adäquate Behandlung dieser Kontextbedingung müßte mit dem Begriff der Silbe arbeiten ("die Aspiraten müssen in aufeinanderfo lgenden Silben stehen"). Dieser Be· griff ist aber in der generativen Phonologie bisher nicht eingeflihrt und mit ihren Notationskonventionen nicht darstellbar.
134
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(2) Die Aspiraten müssen dem Wortstamm angehören; Aspiraten in Flexiven und Kompositionsmorphemen haben keine di~imilatorische Wirkung auf Aspira· ten im Stamm. Miller (197 4) hat unter Hinwei.s auf das Postulat von Cho msky-Halle (1968: 364) (.,processes operating within formatives normally also apply across a formative bound· ary " ) die theoretischen Implikationen einer Restringierung von Regeln auf bestimmte Formative diskutiert, aber auf eine Formalisierung verzichtet. Die unten verwendete Spezifikation mag als ein Versuch betrachtet werden, die Tatsache, daß die Dissimila· tio nsregel nicht über die Gre nzen einer Wurzel (Grenzsymbol +)oder eines Stammes (Gre nzsymbol =) hinaus operiert, formal darzustellen und steht zur Diskussion, bis in der Theorie de.r generativen Pho nologie eine Einigung in dieser umstrittenen Frage erzielt ist. Zuletzt hat Dressler (1976) die Probleme diskutiert, die sich aus der Frage der Relevanz von Morphemgrenzen flir phonologische Prozesse und der m öglichen Kon· sequenzen flir die Notationskonventionen der generativen Phonologie ergeben.
PR ( 42) Hauchdissimilation PR (42.1) Deaspirierung von Verschlußlauten [+kons]
-+
[- asp] I+
_
+kons] {+) CoV1Co (+) [+asp X = J
PR ( 42.2) Schwund von /h/ durch Dissimilation -silb -kons +asp
-+
0 I _ V1 [+asp]
Miller (1974) hat den Anwend ungsbereich der Hauchdissimilationsregel auf Wurzeln beschränkt m, wobei er Reduplikationssilben in gewissem Sinn als Teil der Wurzel be· trachtet, und den Dissimilationen in Formen des Aorists Passiv durch eine Spiegelbild· lieh operierende Ausnahmeregel Rechnung getragen, in der zwei Bedingungen gestellt werden: d ie beiden Aspiraten müssen Dentale sein und dürfen nur durch ein syllabisches Segment voneinander getrennt sein. Ich habe mich dieser Lösung nicht anschließen kön· nen, weil in ihr lesb. uKe..,rw 133 (/skh+e+the+en/ zur Wurzel / sekh+/ ) nicht berücksich· tigt wird und dissimilierte Formen des Imperat ivs Aorist Passiv (Typ ).u..,rm / lu:+the:+ thi/ ) sich leichter durch paradigmatischen Ausgleich erklären lassen : ·n statt • ..,, in Analogie zu 3. Sg. ""Tw, 2. PI. ""Te (cf. Lejeune 1972: 58). Ein weiterer Vorzug de.r Ein· schränkung des Anwendungsbereichs auf Stämme statt Wurzeln kann darin gesehen werden, daß die Schwierigkeit umgangen wird, Reduplika tionssilben als Teil der Wurzel betrachten zu müssen und nur flir den Imperativ Aorist Passiv eine progressive Dissimila· tio n im Gegensatz zu der sonst regressiven annehmen zu müssen.
Die in synchron isolierten Reliktformen wie €Kf'X.Etpia (lesb. fKfX.Etplav IG 12,2 S: 138.13, boiot. EKflXEtplav IMagnesia 25.11) aus /ekhe#khe:ria/ und 0+1.1Tf'X.· (boiot. [ä.}Jmey_6vwv DGE 462.b 11 gegenüber ~i~wupov IG 7:2876.9/ 10) aus 132 So auch Anderson (1970) und Kiparsky (1973a) mit Einführung des ad hoe>Symbols (+ROOTI in der Me.r kmalspezifücation. 13 3 (ülrroud..,.,.," IG 12,2:526.a40, cf. CJKI..,oiiT'tC: Alk 129.10, napeuu~ ·e Alk 119.3, un· sicher KaTtC11C{e
135
00046245
/amphi~kh+/
eingetretene Dissimilation weist nach, daß die Anwendung der Hauchdissimilationsregel ursprünglich nicht durch Wort- oder Morphemgrenze:n blockiert war. Der Bereich der Regel ist synchron eingeengt, und Formen, düe die frühere, kontextfreie Dissimilationsregel durchlaufen haben, sind lexikalisüert {Miller 1974, 1977: 148). § 1SO. Die Hauchdissirnilationsrege1 wurde in historischer Zeit in die Gramm:atik der aiolischen Dialekte aufgenommen. Eine Reihe boiotischer und thessalischler Belege mit noch nicht dissimilierten Aspiraten aus dem 6. und 5. Jahrhundert weisen auf eine Datierung in die zweite Hälfte des 5. Jahrhunderts (cf. auch Miller 1977: 144):
boiot. it9öv IG 7:3682, IG 7: 195 1, IG 7:665 tt9döa~ D(}E 440,9 it9e Glotta 1930: 1ff. tt9[ AD 1970: 137 Nr. 17 • 9p~v6a~ SEG 2: 192 dp..pöv IG 7:3584, IG 7:3679, IG 7:3680 ]hexe[ Ptoion 1971 Nr. 50a !p€r.pvA.axao DGE 538.4 Xtxwat IG 12 :401 thess.
t9et9plJ~
McD 326.1 <1>E-9A (Abkürzung flir ET9AAON, § 133) dvt9et9[ IG 9,2: 1203
Die entgegengesetzte Auffassung, daß nämlich Belege wie l)el)~o<: eine ,,Aufhebung" der Hauchdissimilationsregel dokumentierten (Garcla-Ram6n 197 5 : 30), beinhaltet die - abwegige - Voraussetzung, daß sämtliche oben zitierten lexikalischen Einheiten mit zwei Aspiraten erst nach dem Verlust der Dissirnilationsregel in die Grammatik des Thessalischen und Boiotischen aufgenommen worden seien.
Aus dem Lesbischen liegt ausreichendes Inschriftenmaterial aus so früher Zeit nicht vor, so daß eine Bestimmung des Zeitraumes, in dem die Hauchdissirnilation eingetreten ist, nicht möglich ist. § 1S l. A nwendungsbeispiele:
( I) Präsensstamm zu der Wurzel zugrundeliegende Repr.
/thi-the :+/
Hauchdissimilation
/ tithe:+/
Oberflächenfonn
lesb. boiot.
(2) Aorist Passiv zu der Wurzel zugrundeliegende Repr. 136
/ the:+/
[tithe:-] rit9et (§ 193) [tithe :-] rit9em (§ 193) / the :+/ / the+the:+/
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Oberflächenform
thess.
Hauchdissimilation Oberflächen form
[thethe :-] dVI?et)[ [tethe :-]
lesb. thess. boiot.
re~- (war€~
IErythrai 122.54) ret)e,- (dVTet)ei IG 9,2: 1229 .32) ret)e,- (ret)€VTo<; IG 7: 3172.36)
(3) Perfekt zugrundeliegende Repr. Hauchdissimilation Oberflächenform boiot.
'/khe-khre:+/ [kekhre:-] K€Xfl€'· (tc€XPE'[J.l]€11ci.WII SEG 22:432.10)
(4) Präsens der Wurzel /sekh+/ zugrundeliegende Repr.
/sekh+/
s-Sonorisation
/zekh+/
z-Abschwächung
/hekh+/
Oberflächenform
boiot.
Hauchdissimilation Oberflächenform
[hekh-) hexe[ [ekh-]
lesb. thess. boiot.
tx· (exe' IErythrai 122.32) tx· (exouv McD 337 .38) ex· (EX' IG 7:3 172.58)
(5) Wurzel /haph+/ zugrundeliegende Repr.
/haph+/
Hauchdissimilation
[aph+)
Oberflächenform
boiot.
dcp- in
dv(€]rr~v
IG 7: 1778.7/8
Die PalataHsierung geht der Hauchdissimilation voraus: / haph+yo:/ to:) €cpci.1Treot)[17) BCH 1970: 157ff. Z. 14
~
[hap-
7.5.2 Dissimilation von dentalen Verschlußlauten § 152. Ein dentaler Verschlußlaut wird vor einem dentalen Verschlußlaut zum Dauerlaut dissimiliert.
PR (43) Dissimilation von dentalen Verschlußlauten +kons -son ~-kor
+ant
~
+kons -son [+dau] /_ +kor +ant -dau 137
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Die Regel flir die Dissimilation von dentalen Verschlußlauten ist vor den Assi- · milationsregeln anzuwenden: durch die Assimilation / ts/ --. [tt] (§ 146) und die Verschlußlautassimilation (§ 145) abgeleitetes [tt] bleibt erhalten. Anwendungsbeispiele: le-dikad+the:+/ /de-dikad+tayl /e-psa:phid+tayl /ke-kornid+tay I
--. [edikasthe:-] lesb €8cxciaiht IG 12,2:526.a30 __. [dedikastay] lesb. 8ta8e8ixaarat IG 12,2 S: 139.20 --. [epsa:phiste:] thess . €1/J~aret IG 9,2:517.17 --. [kekorniste: ] boiot. K€KO/J.LOTT/ IG 7:3171.29
7.6 Tilgungsprozesse
§ 153. Tilgung in Konsonantengruppen: fCts __. Csf
In der Folge lts/ wird nach einem Konsonanten lt/ getilgt.
/nts --. nsl /phile:+nt+sl __. /philentsl --. /philensl (§ 120, 235) /pant+s/ --. lpansl (§ 120) lphile:+nt+ya/ --. lphilenf§al --. /philen§al (§ 120, 235) /kts --. ksl /wanakt+sl --. [wanaks] boiot. fcivax' (§ 28) DGE 538.4 § 154. Tilgung in sonstigen Konsonantengruppen
lkskl --. lesb. [kk], thess. boiot. [sk] lesb. eKKaWEKOTO' IG 12,2:82.7 thess. eaKru.OeK&ra SEG 27:202.6/7 boiot. eaKT/8€KaTOV DGE 485.37
/Rst/ --. [st] thess. öarpo.{Xi McD 337.20,23, boiot. clarpecpeTT/ IG 7:2849.7 thess. 1TearciVTa,, clarepä,, 'Aaro- (§ 64) § 155. Tilgung an der Wortgrenze: Verschlußlaute am Wortende
Verschlußlaute am Wortende werden getilgt. PR (44) Verschlußlauttilgung am Wortende
+kons -son -dau
__. 0 I
##
Präpositionen und die Negation ovK sind, wie es durch das Eintreten von Assimilationsprozessen deutlich wird , von dem folgenden Wort nicht durch eine Pause 138
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getrennt und bleiben daher von der Anwendung der Verschlußlauttilgungsregel ausgeschlossen. Anwendungsbeispiele: Nom. Sg.
/psa:phismat+0/ -+ [psa:phisma] lesb. 1/Jdcpc.opa IG 12,2: 15.32 thess. 1/Jdcpc.opa IG 9,2:258.11 boiot. 1/JCI.Apwpa DGE 462.a 11
Präs. 1nd. 3. Sg.
/ark.h+e+ti/ -+ /arkheyt/ -+ [arkhey] (§ 179) 1esb. ti,pxet IG 12,2:1.19 thess. mrapxet McD 310.10 boiot. lipxt IG 7:317 1.40
Impf. 3. Sg.
/e-ekh+e+t/ -+ [e:khe] lesb. ilxe IG 12,2:529.13 thess. ELXE McD 337.40 boiot. ELXE
Nom. Sg. Part. Ntr. /ekh+o+nt+0/ -+ [ekhon] (§ 234) lesb. exov lAssos 3.7 thess. exov boiot. exov IG 7:2421.4
..
§ 156. Tilgung an der Wortgrenze: Geminaten
Geminaten an der Wortgrenze werden vereinfacht. /me:ns+s/ -+ /me:ns/(§ 11 7) /dye:ws/ -+ boiot. /dde:ws/ -+ [dews] (§ 130) /ptoli+/ -+ thess. /ttoü+/ -+ / toli+/ ro'A'Ampxevrow (aber wegen fehlender Pause zwischen Artikel und Nomen oi no'Aiapxot) (§ 145) § 157. Tilgung an der Wortgrenze: Sonant + fs/
Im Thessalischen wird in einer Folge von einem Sonanten und /s/ am Wortende der Sonant getilgt. Akk. PI. /nomo+ns/ -+ thess. [nomos] (§ 120) Part. /philents/ -+ / philens/ (§ 153) -+ thess. [philes] (§ 235)
8. Akzentregel: Akzentverschiebung im Lesbischen § 158. Inschriftliche Texte sind nicht mit Akzentzeichen versehen und können daher keinen Aufschluß über den Wortakzent der gesprochenen Sprache geben. Nach der übereinstimmenden Aussage antiker Grammatiker wurde aber im ,,Aioü139 •
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sehen" in allen Wörtern außer den Präpositionen und Konjunktionen der Wortakzent so weit wie möglich vom Wortende zurückgezogen, nämlich auf die vorletzte Silbe, wenn die letzte lang war, sonst auf die drittletzte (Barytonese). Der größte Teil der Papyrusüberlieferung literarischer Texte steht in Einklang mit dieser Doktrin, während die ältesten, von den Granunatikern noch nicht beeinflußten Dokumente der Überlieferung, das Ostrakon aus dem 3. Jahrhundert v.Chr. (Sa 2) und der P. Haun. 301 (Sa 98a) keine Akzentzeichen tragen. 134 Wie in der Frage der Beurteilung der lesbischen Psilose liegen also auch hinsichtlich der lesbischen Barytonese keine direkten Zeugnisse vor, die die Nachrichten der antiken Grammatiker bestätigen könnten. Es gibt jedoch ein phonologisches Argument, das ftir die Beurteilung der Akzentverhältnisse in den aiolischen Dialekten und damit auch im Lesbischen herangezogen werden kann: zugrundeliegendes /s/ wird zwischen einem Sonanten und einem Vokal stimmhaft, wenn die akzenttragende Silbe folgt (§ 140). Formen wie lesb. JJ.rwvoc; aus zugrundeliegendem /me:ns+6s/ setzen voraus, daß der Akzent nicht vom Wortende zurückgezogen war, weil sonst die s-Sonorisations-Regel nicht hätte angewendet werden können. Wenn es also im Lesbischen eine Regel gegeben hat, durch die der Akzen zum Wortanfang hin verlagert wurde, kann sie nur eine low-leve/ rule gewesen sein, die nach den phonologischen Regeln angewendet wurde. Unter diesem Vorbehalt wird hier - entsprechend der weithin üblichen Praxis in der Edition lesbischer Texte - in der Lesung lesbischer Wörter Barytonese durchgeflihrt und daftir folgende Akzentverschiebungsregel aufgestellt 135 : Akzentverschiebung im Lesbischen V
-+- [ +akzent)
I (1) _ Co { ~! C 1 V} Co # (2)
# C0 _ X#
134 Zu dem gesamten Komplex der Barytonese im Lesbischen vgl. Hamm (1957 : 42ff.), West (1970), Hooker (1977 : 18ff.). 135 Die Formalisierung der Regel ist vo n Voyles (1974 : 70 ) übernommen.
140 0
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C. MORPHOLOGISCHER TEIL
...
9. Methodische Vorbemerkungen 9.1 Morphologische Kategorien und ihre Merkmale § 159. Der morphologische Aufbau eines flektierten Wortes in den aiolischen Dialekten läßt sich schematisch darstellen als
Stamm + (Sekundärsuffix +) Flexionssuffix Eine noch weitergehende Segmentierung des Stammes in eine Wurzel und Affixe (Präfixe , Infixe, Primärsufftxe) gehört in den Bereich der Wortbildungsmorphologie und bleibt hier außer Betracht. In der Flexion des Verbums bringen Sekundärsufftxe die Kategorien Tempus und Modus zum Ausdruck, das FlexionssuffiX die Kategorien Diathese, Numerus und Person. In der Flexion des Nomens wer· den die Kategorien Kasus, Genus und Numerus im FlexionssuffiX ausgedrückt. In den einleitenden Kapiteln wurde bereits dargelegt, daß grammatische Kategorien bei der Aufstellung morphologischer Regeln durch Merkmale repräsentiert werden. Die Frage der Markiertheit der Merkmale wirft weitreichende, zum Teil noch nicht befriedigend gelöste Probleme auf. Für die Kategorien Numerus und Genus der Nomina sind hier, dem Konsensus verschiedener Autoren folgend, binäre Merkmale benutzt. Eine adäquate Markierung der Kategorien Kasus, Tem· pus, Modus und Diathese müßte sich auf eine eingehende Erörterung der syn· taktischen bzw. semantischen Motivierung der Markiertheit stützen; im Hinblick auf die Formulierung morphologischer Regeln genügt es jedoch, für jedes der Elemente in den genannten Kategorien je ein Merkmal zu benutzen und anzunehmen, daß Redundanzregeln die Formative für verschiedene Merkmale negativ spezifizieren. Im folgenden sollen nun die flir die Beschreibung der aiolischen Dialekte relevanten Kategorien und die ihren Elementen zugeordneten Merkmale aufgefti.hrt werden.
Kategorie Tempus:
Präsens Futur Imperfekt Aorist Perfekt
Kategorie Modus:
Indikativ Konjunktiv Optativ Imperativ
[+Präs] (+Fut] (+Impf] (+Aor] (+Perf] [- Konj] [+Konj] (+Opt] (+lmp] 141
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Kategorie Diathese:
Aktiv Medium Passiv
(+Akt ) (+Med) [+Pass]
Kategorie Numerus:
Singular Plural Dual
[-PI] [+Pl] [+Dual)
Kategorie Person:
1. Person 2. Person 3. Person
(+ 1. Pers] (+2. Pers] [+3. Pers]
Kategorie Kasus:
Nominativ Genitiv Dativ Akkusativ
[+Nom] (+Gen] [+Dat] [+Akk)
Kategorie Genus:
Maskulinum Femininum Neutrum
[+Mask] [+Fern] [- Mask] - Fern
Die Kategorie Dual ist in der Zeit, die durch inschriftliche Texte dokumentiert wird, innerhalb der aiolischen Dialekte sicher nur im Boiotischen belegt: €rroiaaTäv (§ 208) 5. Jhdt., ave~eTäv (§ 2 11) 5.- 3. Jhdt., 5apX)J.Ctw, OKrupCLW (§ 246) 4. Jhdt., Se{3ai6, fa-yavw , AwaKopow (§ 250) 5.-4. Jhdt., 'A€{3€-r€, xopa-yeiaaVT€ (§ 255) 4.- 3. Jhdt. Nach Hoffmann (1893 : 537) sollen auch auf einer fragmentarischen Inschrift des 6. Jhdt.s aus Neandreia Dualformen belegt sein (§ 246) wogegen sich Bechtel ( 1921 : 65) skeptisch äußert - und damit den Fortbestand des Duals in der kleinasiatischen Aiolis nachweisen.
9.2 Morphologische Klassen § 160. Verbalklassen
Verben werden nach der Art ihrer Flexion unterteilt in thematische und athematische. Thematische Verben sind dadurch gekennzeichnet, daß in ihren Indikativ-, Infinitiv-, Partizipial- und Imperativformen des Präsens ein vokalisches Segment, der sogenannte Themavokal, zwischen Stamm und Endung eingeführt wird . Sie sind mit dem inhärenten Merkmal (+them] versehen und bilden die Verbalklasse I. Verbalklasse I:
V1 Thematische Verben
In der Gruppe der athemat ischen Verben ([-them]) sind vertreten Verben mit langvokalischem Stammauslaut (-e, -ä, -ö), Verben mit Präsensreduplikation, athematische Verben, die keiner dieser beiden Klassen angehören, und das verbum SUbstantivum. 142
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Verbalklasse Verbalklasse Verbalklasse Verbalklasse
ri : fll: IV: V:
V11 Athematische Verben mit langvokalischem Stammauslaut Vm Athematische Verben mit Präsensreduplikation VIV sonstige athematische Verben Vv verbum substantivum
§ 161. Nominalklassen
Nomina werden nach Flexionsmerkmalen in zwei Klassen unterteilt: Nominalklasse I: Vokalische Stämme Nominalklasse 11: Nicht-vokalische Stämme Nominalklasse I umfaßt (1) die femininen und die (weniger häufigen) maskulinen Nomina mit Stammauslaut fa: / und die mit dem stammbildenden Suffix /ya/ abgeleiteten Nomina, (2) die maskulinen und neutralen Nomina mit Stammauslaut /o/.
Die Zusammenfassung von ä- und o-Stämmen in eine Klasse wird durch die weitgehende - teilweise auch durch analogische Prozesse bedingte - Identität der Endungen gerechtfertigt. Nominalklasse 11 umfaßt Nomina aller drei Genera, die mit einem einheitlichen, von dem in Nominalklasse I verschiedenen Satz von Endungen flektiert werden. Nach der Art ihres Stammauslauts werden sie unterteilt in (1) (2) (3) (4) (S) (6)
Stämme auf Verschlußlaut Stämme auf /s/ Stämme auf Sonant Stämme auf /e:w/ Stämme auf /i/ und fu/ Stamm auf /o: /
Die Zugehörigkeit der Stämme auf /i/ und /u/ zu der Klasse der ,Nicht-vokalischen Stämme' läßt sich n'lr mit Hilfe der historischen Grammatik begründen: in einer vorgeschichtlichen Periode des Griechischen endete der Stamm auf Grund des Ablautwechsels /ey/i/, /ew/u/ an einigen Pandigmastellen auf einen Gleitlaut.
10. Flexion des Verbums 10.1 Motphologische Regeln 10.1.1 Tenpusstämme
§ 162. Dif Mehrzahl der Verben verwendet zur Bildung der Tempusstämme einen einzigen S'
143
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Futur, Sn für Aorist I, Sm flir Aorist U, SIV für Aorist Passiv und Sy für Per fekt Das Verhältnis zwischen diesen Stämmen ist meist phonologisch oder morpho logisch bestimmbar, zum großen Teil jedoch nur unter Heranziehung diachrone r oder komparativer Evidenzen; in einigen Fällen ergänzen sich Stämme ohne erkennbare Beziehung zueinander zu einem Paradigma (Suppletivismus). Da die vorliegende Darstellung auf das Material , das in den aiolischen Dialekten belegt ist, beschränkt bleibt, wird wegen der Unvollständigkeit der vorliegenden Quellen auf eine Analyse, die über die lexikalische Auflistung der einzelnen Stämme hinausgeht, verzichtet. § 163. Morphologische Prozesse bei der Bildung der Tempusstämme Reduplikation ist ein Prozeß zur Bildung von - einigen (§ 192} - Präsens- und fast allen - Perfektstämmen, der bei mit einem einfachen Konsonanten anlautenden Stämmen angewendet wird. Dabei tritt der stammanlautende Konsonant plus einem vokalischen Element vor den Stamm. Das vokalische Element lautet bei de Präsensreduplikation /i/, bei der Perfektreduplikation Iei. Bei stammanlautenden Aspiraten unterliegt das Resultat der Reduplikation der Hauchdissimilation (§§ 149- 151).
MR ( 1) Reduplikation SB ## [+kons] [+siJb] X SV 1
2
3
4
-+
1 2 [iJ 2 3 4 e
I [ [+Präs Jl [+Perf]j
Der Stamm des lmperfekt, Aorist, nicht-reduplizierten Perfekt und Plusquamperfekt Indikativs besteht aus dem jeweiligen Tempusstamm und einem präfigierten Element, dem Augment ([Aug]). Das Augment wird bei konsonantisch anlautenden Stämmen durch Iei, bei vokalisch anlautenden Stämmen durch Dehnung des Vokals lexikalisiert. MR (2} Augmentation [Aug]
-+ [[ +l:ng]]
I [- [+kons ]] [+silb]
In bestimmten Formen des Präsens von Verben der Verbalklasse I in allen drei Dialekten und von den Verben der Verbalklasse II im Boiotischen tritt ein vokalisches Segment, der Th emavokal , zwischen Stamm und Endung. Diese Eigenschaft wird im Lexikon durch das inhärente Merkmal [+them] bezeichnet. Weiterhin fmdet sich der Themavokal zwischen dem charakterisierten Stamm und der Endung in bestimmten Formen des lmperfekts, Futurs, Aorists und Perfe kts von Verben aller Verbalklassen.
Folgende Formen werden mit Themavokal ("thematisch"} gebildet: im Prä>ens, Futur und Aorist II der Indikativ, lmperativ und - soweit vertreten - der Opta144
00046245
tiv sowie die infmiten Formen, im Imperfekt der Indikativ und im Perfekt die infmiten Formen. Der Themavokallautet Iei in der 2. Sg., 3. Sg., 2. Pl. und im Infmitiv, sonst lol. MR (3) Themavokal e
(+3 . Pers.] [- Pl] (+2.Pers.] (+lnf]
I
(+them] -+ 0
§ 164. Bildung von Tempusstämmen durch Suffzxe ( 1} Präsens Das Präsens wird durch Abwesenheit eines Tempuskennzeichens charakterisiert. MR (4} Präsensbildung [+Präs] -+ 0
I _]81
(2} Futur Das Futur wird durch das Sufftx l s/ repräsentiert, das bei Verben der Verbalklassen I, Ilund V an den Stamm S 1, bei Verben der Verbalklassen 111 und IV an den Stamm Sm antritt. MR (5} Futurbildung (+Fut] -+ s
I _]8
(3} Imperfekt Das Imperfekt wird durch das Augment gekennzeichnet, das dem Stamm S1 präfigiert wird. MR (6} Imperfektbildung [+Impf] -+ [ Aug)
I
s1 [ _
(4} Aorist Im Aorist sind mehrere, sich größtenteils gegenseitig ausschließende , lexikalisch determinierte Bildungsmöglichkeiten zu unterscheiden: Verben der Verbalklassen 1, 11 und IV, die über keinen besonderen Stamm S111 verfügen, bilden den Aorist aus dem Stamm S1 oder S11 und dem SuffiX lsl (Aorist I oder s-Aorist). Verben, die einen Stamm s111 haben, bilden den Aorist aus diesem Stamm, der mit dem inhärenten Merkmal [+them) versehen ist (Aorist 11 oder starker Aorist). Verben der Verbalklasse Ill verwenden zur Bildung des Aorists drei MöglichkeiI 0 Blhnel, Die aiolischen Dialekte
145
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ten: (1) den Stamm Sm und das TemporalsuffiX lkl, (2) den Stamm Sm und das TemporalsuffiX lsl, (3) den Stamm Sm ohne TemporalsufflX. Die TemporalsuffiXe lsl und lkl werden in den Formen des Indikativs, des Imperativs, des Optativs Medium und im Partizipialstamm um ein vokalisches Element, Iai, erweitert. 136 Die Formen des Aorist Indikativs sind mit dem Augment(§ 163) versehen. MR (7) Aoristbildung MR (7 .1)
Aorist der Verbalklassen I, ll und IV s I _)
[+Aor)
-+
[Aug) ... 0
MR (7 .2)
g!I}
I __ ) Sm
Aorist der Verbalklasse lii
[+Aor)
~
(Aug} .. .
{~}
I _ )Sm
(S) Perfekt
Verben, die über keinen besonderen Perfektstamm (Sy) verfügen, bilden das Perfekt aus dem Stamm S1, der im Aktiv um das SufflX lkl erweitert wird, wenn der Stamm nicht auf einen Obstruenten auslautet. Im Boiotischen sind Formen des Partizips Aktiv, teilweise auch fmite Formen, unsuffigiert. Das SufflX lkl wird - wie im Aorist - um das vokalische Element Iai erweitert. Finite und infinite Formen des Perfektstammes sind durch Reduplikation oder Augmentation charakterisiert. MR (8) Perfektbildung [+Perf)
-+
...
u~~:n {~}
I _ [- Med)
10.1.2 Bildung der Modusstämme § 165. (I) Indikativ
Der Indikativ wird formal nicht bezeichnet. MR (9) Indikativbildung
[-Konj)
-+
0
136 Mit /a/ ve.rsehene Stämme werden auch als ,,alphathernatisch" bezeichnet (~l. Rix 1976: 207).
146
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(2) Konjunktiv Dei Konjunktiv wird in der 2. Sg., 3. Sg. und 2. Pl. durch das Sufftx anderen Personen durch das Sufftx lo:l repräsentiert.
le:l, in allen
MR ( 10) Konjunktivbildung e: o:
[+Konj] _.
I {[+3. Pers.] [-Pl]} [+2. Pers.]
Im Lesbischen stehen sich im Konjunktiv des s-Aorists Bildungen mit langvokalischen und kurzvokalischen SufflXen gegenüber, ohne daß sich eine in einer Regel faßba re Verteilung erkennen ließe (vgl. § 166). (3) Optativ Der Optativ wird bei athematischen Stämmen durch das ablautende Sufftx lye:li:l (/ye:l im Singular Aktiv, li:l im Plural Aktiv und im gesamten Medium), bei thematischen Stämmen durch die (schwundstufige) Altemante li:l repräsentiert. Die Optativsufftxe bilden mit einem vorangehenden Vokal (bei athematischen Stämmen dem stammauslautenden Vokal, bei thematischen Stämmen dem Themavokal, der hier in allen Personen lol lautet) einen Diphthong; in Formen mit vokalisch anlautender Endung unterliegt lyl nicht der Gleitlauttilgung {cf. § 98). MR ( 11) Optativbildung [+Opt] -.
{
~e: I
[- Pl][+Akt]} I [-them]
t:
§ 166. Die Formen der 3. Sg. Konjunktiv in den einzelnen Dialekten und die
mit kurzen Vokalen gebildete Konjunktive im Lesbischen werfen besondere Probleme auf, die im folgenden genauer untersucht werden sollen. Kiparsky ( 1966) hat zu zeigen versucht , daß bei den thematischen Verben der Ausgang der 3. Sg. Konjunktiv im Aiolischen le:yl (und nach Eintritt der Glei~ lauttilgung § 99 le:l) laute und sich durch die Metathesenregel (§ 88) von zugrundeliegendem l+e:+ti/ ableiten lasse.
1m Lesbischen ist der Ausgang /e:y/ möglicherweise in der literarischen Oberlieferung ( .?t;>.:ru[ Alk 98.2), sicher aber auf den Inschriften IG 12,2: 1 und IG 12,2: 4, die aus der zweiten Hälfte des 5. und der ersten Hälfte des 4. Jhdt.s stammen und damit zu den ältesten lesbischen lnschriften gehören, nachweisbar: Konj. Präs. 8Erit IG 12,2:4.11 , !?t''Artt ibid. Z. 15, Konj. Aor. li €~€'A~t IG 12,2: 1.12, a~t ibid. Z. 15. Von der zweiten Hälfte des 4 . Jhdt.s an tritt gemäß der Gleitlauttilgungsregel an seine Stelle der Ausgang /e:/: .?€'Art IG 12,2:73.2, €J.II.L€V77 IG 12,2:6.3, KaTci'YTf lG 12,2: 526.a2 1, der durch die Hauptmasse der Belege nachgewiesen wird. Der regelgerechten Entwicklung des Aus147
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gangsder 3. Sg., /e:y/ __. /e./ , läuft die des Ausgangs der 3. Pl. parallel: in früher Zeit entspricht der 3. Sg. /e:y/ im Plural /o:ysi/ : rPd.tpwLOL lG 12,2: 1.3, [ tKKoXa?T]rwwt ibid. Z. 3/4 , rwwoKWWL IG 12,2:645.a39 (vgl. auch dvardJ€ww t lPergamon 159 .6). Nach dem Eintritt der Gleitlauttilgung lautet der Ausgang der 3. PI. /o:si/ : dvarpa'(J€wot IG 12,2 S: 121.22, avaropEut1€wot IErythrai 122.53, ?Totiwot IG 12,2:529. 15, €wot IErythrai 122.20, €1Tan€XXwot IG 12,2 S: 138 .36, rwwot IG 12,2:498.18. Nach der Vokalkürzungsregel (§ 60) hätte der Ausgang /o:ysi/ in /oysi/ überführt werden können, wäre dann aber von dem Ausgang der 3. PI. Indikativ nicht mehr zu unterscheiden gewesen. Um die Opposition· Indikativ: Konjunktiv zu bewahren, wurde /o:ysi/ zu /o:si/ wie fe:y/ zu /e: / gekürzt (§ 99).
Im Thessalischen sind in der 3. Sg. Konjunktiv thematischer Stämme ausschließlich Formen auf /e: / belegt: t1€X€ IG 9,2:1202.4/ 5 (6./5. Jhdt.), EXEL SEG 27: 202 .12/ 13 (Ende 3. Jhdt.), KaTEVEKEL McD 337:27,43 ( I. H. 2. Jhdt.), KaTE1Tfi-yEL McD 330.10 (Anf. 2. Jhdt.). In der Zeit, in die der Beleg tJ€M datiert wird , sind in Flexionsausgängen des Nomens (Dat. Sg. der ä- und o-Stämme) Langdiphthonge in der Regel noch erhalten. Wenn man also zur Erklärung der Konjunktivausgänge den Beginn der Gleitlauttilgung nicht - wie Kiparsky es tut - wesentlich früher ansetzen will , als er in den Dativausgängen der vokalischen Stämme belegt wird, muß man im Thessalischen auf eine Herleitung des Ausgangs /e: / aus /e:y/ verzichten. Im Boiotischen endet die 3. Sg. Konjunktiv durchweg auf /e:f, geschrieben -€t (ä"fEL SEG 22:407.1 7, OWEL AD 1916: 218f. Z. 30) und -17 (z.T. auf derselben Inschrift neben -€t: KaraoKEuaot1€i17 DGE 462.a8/9, KaraOKEvaotJEiEL Z. a17/ 18, vgl . § 39) 137• Für eine Anwendung der Gleitlauttilgungsregel gibt es- was Kiparsk) übersehen hat - im Boiotischen keine Belege, vielmehr werden Langdiphthonge am Wortende gekürzt(§ 62). Das bedeutet, daß /e :/ nicht aus / e:y/ abgeleitet werden kann. Als weitere Schwierigkeit kommt hiilzu , daß bereits im 5. Jhdt. ein Konjunktiv auf /e:/ belegt ist: ?Ti€ lG 7: 3467.4. Es spricht somit alle Wahrscheinlichkeit daftir, daß in den aiolischen Dialekten in der ältesten durch inschriftliche Texte belegten Zeit zwei verschiedene Ausgänge in der 3 . Sg. Konj. existiert haben , /e :y/ im Lesbischen und fe: / im Thessalischen und Boiotischen . Der thessalisch-boiotische Ausgang der 3. Sg. Konj. läßt sich nur auf eine zugrundeliegende Form /+e :+t/ (Konjunktivzeichen + Sekundärendung) zurückführen 138 und steht damit in Gegensatz zu der entsprechenden Form im Lesbischen (l+e: +ti/, Konjunktivzeichen + Prirnärendung). In der 3. PI. wird der Konjunktiv in •
137 In IG 7:3172.145 (Z. 45 der Nummerierung in IG) aus Orkhomenos (Ende 3. J hd t.) liest Dittenbezger (so auch Bechtel 1921: 224) liOK!Sld6bl-. P. Roesch gibt nach einer Oberprüfung des Steins (cf. E. 76:85) die Lesung lioK!Sl
148
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allen dtei Dialekten mit der Primärendung gebildet: /+o :+nti/ (lesb. -yp{hpwwt, thess. KaTOU<€iOUVth IG 9,2:514.3, boiot. exwv-&t IG 7:3169.6/7). Nach Hamm (1957: 166) ist in der Papyrusüberlieferung literarischer Texte des Lesbischen ., von..,..,,, dem Ausgang der 3. Sg. Konj., mehrfach getilgt (z.B. in Elx11 Alk 5.6, Alk 249.7, MI!TI Alk 6.10); ..,.., sei als die alte Form mit Sekundärendung zu interpretieren. "Die For· ~n mit .,.. (nämlich auf den Inschriften) ,,müßten also, falls das ..,.., der Pap.-Oberlieferung nicht nur auf d ie Schreiber zwückgeht, Angleichung an den allgemeinen Sprachgebrauch darstellen." In der Tat hat der älteste Papyrus, Pap. Haun. 301 (3./2. Jhdt. v.Chr.), -TJ ohne Tilgung des ., (exfl Sa 98.a3). Falls die Papyri hier ein authentisches Merkmal des lesbischen Dialekts der Zeit der Lyriker überliefern, könnte die Bildung der 3. Sg. Konj . mit Sekundärendung als eine Eigenschaft aller aiolischen Dialekte interpretiert werden; im Lesbischen müßte dann in der Zeit zwischen den Lyrikern und der Niederschrift der ältesten überlieferten Inschriften (5.- 4. Jhdt.) eine Restrukturierung eingetreten sein.
Bei athematischen Stämmen wird im Thessalischen und Boiotischen der Konjunktiv durch /e:/ in der 3. Sg. gekennzeichnet: ' McD 326.2 (6. Jhdt.), ouv
Die thessalischen Belege äm~, 6lliot:, 6uvat:T(a)t stammen von Inschriften im archaischen Alphabet, das Vokalquantitäten nicht unterscheidet; in der Inschrift McD 168 wird (e: ) in b.ve\}rjKt:ll durch 1), in vtKaue aber durch e bezeichnet. Wenn die Form -ywtietut gegenüber -yivetut (Belege § 53) athematisch gebildet ist und in ihrer Authentizität wegen der späten Bezeugung nicht angezweifelt wird, gibt es keinen triftigen Gru.nd, nicht auch das Konjunktivzeichen E des archaischen Alphabets als (e:) zu interpretieren. In !Magnesia 26.24 ergibt dann die Korrektur von t1rwTeaTat des Steins in t1rwTdeTat noch immer keine grammatische Form.
Im Lesbischen wird die 3. Sg. Konj. Akt. der e-Verben mit dem Suffix /e:/ gebildet (vgl. Ind . TTOEL : Konj. 1T0'71 § 187), im Medium ist in der 3. Sg. die Fonn des Konjunktivs mit der des Indikativs auf Grund der Kontraktion /e: e:/ -+ / e:/ identisch (Ind. ß6P11Tat : Konj . cl:mTat § 187). Bei den ä-Verben stimmen die Form der 3. Sg. lnd. und Konj. im Medium gleichfalls überein (lnd. ci.J..IIptTTOTäTat : Konj . epärat § 188). Abweichend vom Thessalischen (vgl. ouvd€T(a]t) wird bei anderen athematischen Verben mit Stammauslaut /-a: / die Opposition zwischen Indikativ und Konjunktiv durch die Opposition der Vokalquantität bezeichnet (lnd. OtivaTat : • Konj. ouvärat § 196), und die Pluralfo nnen ow
Im Konjunktiv des s-Aorists stehen im Lesbischen zwei verschiedene Bildungen nebeneinander, ohne daß sich eine chronologische oder morphologische Verteilung erkennen ließe: 139 rJNTEIEI lapis, 'YIWet[T)Et Kern.
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(1) langvokalisch 3. Sg. /+e :+ti/ V1TciP~11t IErythrai 122.38 (2) kurzvokalisch 3 . Sg. /+e+ti/ KwAiiaet IG 12,2:4.10, ci7T01Tepciaaet lK.yme 5. 13/ 14, ci7TOTeiaet IKyme 11.10,
§ 167. Der von antiken Grammatikern (Choirob. in Theod 87.30ff. , 265 .22ff. , Greg. Cor. 1repi AloAi.öo' 26) als aioUsch bezeichnete und bei Homer gut bezeugte Optativ des s-Aorists auf / ·ey·/ ist innerhal.b der aiolischen Dialekte nur im Lesbi· sehen und nur mit wenigen Formen belegt: 140 In Z. 9 dieser Inschrift liest Moretti (1966 : 293) [~r)w110w' und interpretiert diese Form als 3. PI. eines Konjunktivs zu ~rwvw .,trinken". Als 3. PI. eines Konj.Präs. wäre jedoch •rrwvww1/~rwvwa' zu e.r warten ; im Aorist ist - wie aus aV#-1-rrw-& Alle 40lb hervorgeht - ein athematischer Wurzelaorist •e-rrw·v anzusetzen, zu dem die 3. PI. eines kunvoka· Uschen Konjunktivs *rrwou11 lauten müßte (falls nicht überhaupt der Stamm rr1-o· ver· wendet wurde, cf. Frisk GEW s.v. nwvw).
150
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3. Sg. 3. PI.
[ö ]LCU5€~€te
IG 12,2: 527.57 {3. Jhdt.) [rE]A.€a€te Sa 76.2 [KaA.eaa]EWJJ IG 12,2 S: 114.26 {3./2. Jhdt.)
Das Problem der Herleitung dieser Formen ist seit langem umstritten und kann auch heute noch nicht als gelöst betrachtet werden.141 Wahrscheinlich ist von einem mit /s/ suffigierten Stamm auszugehen, der - analog zu /-oy-/ der thematischen Stämme - um ein Optativsufft.x /-ey-/ erweitert ist und mit sekundären Personalendungen versehen wird, die den gleichen Umformungs· und Ausgleichs· prozessen unterliegen wie im Aorist Indikativ (3. Sg. Opt. /deyksey-t/ ersetzt durch /deyksey-e/ wie lnd . /edeyks·t/ durch /edeyks-e/). Im übrigen sind im Optativ des s-Aorists lediglich belegt ßo'A'A€Vaatro auf einer relativ jungen Inschrift aus Milet (IG 12,2 S:139.9) und €~-t[~-t]Evat auf einer Inschrift des 3. Ihdt.s aus Matropolis (BCH 1970: 161 ff. Z. 8). ßo'A'AEvaatro könn· te , da mit dem sog. aiolischen Optativ nur Aktivformen gebildet werden, dem lesbischen Dialekt zugerechnet werden , aber solange keine eindeutigen Belege vorliegen, ist nicht auszuschließen, daß es sich um eine Koine-Form handelt. €~-t[~-t]E· Vat wird von Helly (1970b : 170f., 174) als eine Form der 3. Sg. Opt. Aor. (mit Geminatenvereinfachung für *€IJI..I.€ vvat) interpretiert, aber man wird sich dann mit der Frage auseinandersetzen müssen , ob Bildungen auf /-s-ey-/ wie die gleich· falls im 3. Jhdt. belegte lesb. 3. Sg. öLCU5€~€t€ im Thessalischen nicht oder nicht mehr vertreten waren. •
10. 1.3 Genus
§ 168. Die Kategorie Genus wird formal durch je zwei verschiedene Reihen von
Personalendungen für Aktiv und Medium-Passiv zum Ausdruck gebracht. Medium und Passiv werden nur in den Tempora Ao rist und Futur differenziert: im Aorist wird das Passiv entweder durch das Sufftx / the :/ , das an den Stamm S1 tritt, oder durch die Verwendung des Stammes $yv charakterisiert, im Futur tritt an den charakterisierten Passivstamm das Futursufftx /s/ . Die Verteilung von je zwei Personalendungsreihen für Aktiv und Medium-Passiv wird in zwei Fällen durchbrochen : die Formen des Aorists Passiv haben aktive Endungen, die Futurformen des verbum substantivum haben mediale Endungen. MR ( 12) Passivbildung
[+Pass] -. {
~/-1 Stv}
I [+Aor]
141 Eine Übersicht über die umfangreiche Literatur bis 1966 enthält der Forschungsbericht von CaJboli (1966 : 190- 196) (wo Thomas 1961 nachzutragen ist). An seitdem erschienenen Stellungnahmen sind zu nennen Taillardat (1967}, der ·Hy·e als DesiderativsuffJx (dessen Nullstufe in ai. · S·Y -D vorliege) deutet , Wathelet (1970: 310f.) und Rix (1976: 233).
151
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I 0.1. 4 Endungen § 169. Personalendungen werden hinsichtlich ihrer Verwendung in den einzelnen Tempus-, Genus- und Moduskategorien in verschiedene, sich überschneidende Gru pen unterteilt: Primärendungen werden im Indikativ des Präsens, im Futur und Perfekt und im Konjunktiv 142 aller Tempora verwendet, Sekundärendungen im lr dikativ des Imperfekts und Aorists und im Optativ. Thematische und athematisct Bildungen unterscheiden sich nur in der primären Endung der 1. Sg. In der Kategorie Genus stehen sich jeweils primäre und sekundäre Endungsreihen ftir Aktiv und Medium-Passiv gegenüber.
MR (13) Primäre Personalendungen des Aktivs
r
mi
If [+them]} [-them] I [+ 1. Pers.]
f(stha) I [- them]\ I [ p ] 2 l Si J + . ers. I [-PI]
0
-+-
{eti I [+Perf]} I [+3 . p ers.]
I
men I (+1. Pers. ] te
I [+2. Pers.]
+Akt +Präs +Fut +Perf -Opt
I [+PI]
{nti enti} I (+3. Pers.]
MR (14) Sekundäre Personalendungen des Aktivs
n I [+1 . Pers.]
{~a I _] Yv} I [+2. Pers.]
{; I[+Aor]} 0
-+-
I [-P1]
I [+3. Pers.]
men I [+ 1. Pers. ]
I [+2. Pers.] nt I [+3. Pers.] ta :n I [+3. Pers.] te
I [+Pl]
+Akt ( +lrnpf +Aor +Opt
I (+Dual)
142 Zur Frage der Verwendung der Sekundärendung in der 3. Sg.Konj. im ThessalisClen, Boiotischen (und Lesbischen?) vgl. § 166.
152
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MR {15) Primäre Personalendungen des Medium-Passivs
I [+ 1. Pers.] say I [+2. Pers.] I [-PI] tay I [+3. Pers.] I metha I [ +1. Pers.] sthe I [ +2. Pers.] I [+PI] ntay I [ +3. Pers.] may
0
-+
- Akt +Präs +Fut +Perf -Opt
MR ( 16) Sekundäre Personalendungen des Medium-Passivs
rna:n I [+1. Pers.]
I to I metha I sthe I
so
nto
[+2. Pers.] I [-PI] [+3. Pers.}
I
[+ 1. Pers.] [+2. Pers.} I [+PP]
- Akt +lmpf +Aor +Opt
I [ +3. Pers.}
MR ( 17) Imperativendungen des Aktivs
thi {0
I [+Aor 11}\.1 I [+2 . Pers.l
to:
I [+3 . Pers.}
lesb. nton 1 boiot. { nto: f
I [-PI]
[ +Akt ] I +lmp
I (+3. Pers.] I [+PI]
MR ( 18) Imperativendungen des Medium-Passivs so
I [+2. Pers.}
I [-PI]
- Akt
sthon I [+3. Pers.] I [+PI]
MR {19) Infinitivendungen thess. boiot. lesb. {thess.) 0
-+
Iesb.
men en I [+them]
[+Präs ] I +Aor II
rn } I [- them] menay ay sthay
I (+Akt]
I (+lnf]
I [+Aor I] I [- Akt] 153
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§ 170. Bemerkungen zu
ei~e/nen
Endungen:
( 1) Im Thessalischen und im Boiotischen wird an Stelle von r = / t/ in den Endungen /nti/ , /ntay/, /nto/, / nto:/ die Aspirata tJ geschrieben: -v!Jt, -v!Jat, -v!Jo, -v&J (§ § 171- 173). (2) Im Boiotischen unterliegen die auf /ay I ausgehenden Endungen der Monophthon gierung (§ 77): /may/ ~ /m~ :/ ·J.L17, /tay/ -+ /t~ :/ -r17, /ntay/ ~ /nt~ :/ -v~11. /ay/ -+ /t;:/ -17, /sthay/ ~ /sth~ : / - o~. Im Thessalischen von Larisa steht in Verbalendungen -et(v) an Stelle von -at (§§ 174- 176). (3) In der 1. PI. Akt. ist die Endung / men/ belegt im Lesbischen auf einer Inschrift der 1. Hälfte des 3. Jhdt.s aus Mathymna (ovvreMoJ.Lev IG 12,2 S: 115.6) und bei den Lyrikern (Belege bei Hamm 1957 : 16lff.), im Boiotischen auf zwei hn Dialekt abgefaßten Inschriften vom Ende des 3. Jhdt.s aus Thespiai ([ d ]veypa1/laJ.Lev, d1r€6oJ.Lev IG 7 :1737, eXd.ßoJ.L[ev] IG 7: 1738), im Thessalischen nur auf der mit nicht authentischen Formen durchsetzten Inschrift IG 9 ,2:5 17 (e1TtVO€ioouJ,Lev Z. 13) und der Inschrift McD 347 aus Larisa vom Anfang des 2. Jhdt.s (eiJpaJ,Lev 143 Z. 29). Die Endung /men/ kann somit flir das Lesbische und wohl auch für das Boiotische als hinreichend gesichert gelten ; flir das Thessalische steht ein eindeutiger Beleg noch aus. {4) Die Primärendung der 3.PL Akt. lautet in der Regel /nti/, lediglich im Präsens des verbum substantivum wird die Variante /enti/ verwendet. (5) Die Sekundärendung der 3.Pl. Akt. unterliegt der Verschlußlauttilgung (§ 155) /nt/ -+ /n/ . Die Endung /n/ wird in verschiedenen Tc;mpuskategorien um ein vokalisches Element erweitert : zu /an/ (nach dem Vorbild der alphathematischen Vergangenheitstempora) im Boiotischen im 1mperfekt des verbum Substantivum und in sufftxJosen Aoristformen der Verbalklasse Ill; zu /on/ (nach dem Vorbild der thematischen Vergangenheitstempora) im Lesbischen im Imperfekt des verbum substantivum. In allen drei Dialekten hat sich im Optativ, im Thessalischen (der Pelasgiotis. der Phthiotis und teilweise der südlichen Perrhaibia) nach dem Vorbild des Optativs im Indikativ Aorist(§ 210) /en/ als Sekundärendung der 3 . PI . herausgebildet.
Im Lesbischen wird in suffooosen Aoristformen der Verbalklasse lii die (vom s-Aorist abgeleitete) Endung /san/ verwendet. Sonstige Formen mit /san/ (r}oav Sa 142, 6teMx~oav IG 12,2 S: 138.19 Magnesia; e6wKaoav DGE 4 62 .a42 Tanagra, evlxwoav IG 7:3195.4 Orkhomenos, dveorp€1{>€taav SEC 1: 132.7 Thrspiai) sirld nicht dialektspezifisch: bei Sappho sind sie durch homerische Vorbilder bedingt (Schulze 1897 : 89 1) , in den inschriftlichen Texten gehen sie auf KoineEinfluß zurück. 143 Wegen des FehJens des Augments und der Umbildung zu einem alphathematischer. Aorist muß die Form der Koine entstammen und kann nicht dem authentischen thessalischen Dialekt zugerechnet werden.
154
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(6) lm Boiotischen ist die postkonsonantische Variante /atay/ (~ /at~ :/ -a~) von / ntay/, der primären Endung der 3.Pl. Med. , im Perfekt auch bei vokalisch auslautenden Stämmen eingeführt (neben €rrU<€KOJ.Liöat}f1 auch eorporevat}fl, J.L€J.Lt· at}Wa.~, § 221). (7) In der 3.Sg. Aor. wäre auf Grund des allgemeinen Bildungsschemas (sekundäre Endungen in den Vergangenheitstempora) die Endung / t/ zu erwarten und hätte folgende Ausgänge ergeben: / +s+a+t/, /+k+a+t/ . Nach§ 155 muß jedoch der auslautende Verschlußlaut und damit das Personenkennzeichen getilgt werden; zur eindeutigen Charakterisierung wird daher der "Themavokal" /a/ durch /e/ ersetzt. ....
§ 171. Aspiriertes
I}
in den Endungen der 3.Pl.
lm Boiotischen sind die zugrundeliegenden Endungen der 3.Pl., /nti/, /ntay/, /nto/, /nto:/ , in der Oberflächenrepräsentation durch -vt},, -~. -vt1o, -vt}w vertreten (zu -vn, -vro vgl. § 172). lm Thessalischen sind folgende Endungen belegt: -vt}, in V1rapxovt}, McD 337.42 (Larisa 1. H. 2. Jhdt.), KarOU<eiouvt}, IG 9,2: 514.3 (Larisa), evt}i McD 347.22,40 (Larisa, Anf. 2. Jhdt.) -vrt in cpaoouvn, evotKOOOJ.Leioouvr[t] IG 9,2:1229 (Phalanna, 2. Jhdt.), lipxovn
McD 209.7 (Pherai, 4. Jhdt.), einer Inschrift mit dialektfremden Merkmalen 144 -vot in uTr
=
144 XP~11aaw, Gen.Pl. -wv (vgl. § 131 Anm. 120). 145 Lejeune (1941: 69,7 1) mißtraut, bis zum Beweis des Gegenteils, der Lesung uncipxovot u.nd diskutiert verschiedene Möglichkeiten der Interpretation: U1rcipxo(v)ot (?), utrcip· xov( ")' (?), u1rcipxovo(a) (!?). 146 Wenn durch e~KOII"a' die Endung ·ll"a' als charakteristisch flir Krannon belegt wird , muß in IG 9,2 :459.3 ~Mvv(.,at l (nicht e'Mw(Tat)) ergänzt werden.
155
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Die Endungen -vn, -vat, -li'To werden am Ende von § 173 diskutiert. Was ctie Endungen -v"t, -v"w.f-v"ew, -v"o angeht, so hat der Erklärungsversuch Schulzes (1933: 399), die Aspiration(" statt r) in den boiotischen und thessalischen Endungen der 3. PI. sei in Analogie zu der 3. Pl. des verbum substantivum, €v"i147, eingeftihrt worden, Eingang in die verschiedenen Handbücher gefunden. €v"i selbst sei durch eine Hauchversetzung aus /henti/ 148 abzuleiten; die entsprechende Regel muß, da sichere Parallelen außerhalb des Paradigmas des verbum substantivum fehlen , ad hoc formuliert werden: Hauchversetzung im Thessalischen und Boiotischen: -silb ## - kons V +asp 1
2
C
3 4
+kons +kor +ant -dau -sth 5
5
V-+134[+asp]
6
6
/hen ti/ -+ [en thi 1
Im Thessalischen und Boiotischen muß dann eine Restrukturierung eingetreten sein: [-nth- 1der abgeleiteten Form [enthi] wurde zum charakteristischen Merkma aller Endungen der 3. Person Plural und ersetzte /nt/ der zugrundeliegenden Formen. Schmidt (1968 : 2f. , 1975: 4lf.) fuhrt Belege an, die darauf hinzuweisen scheinen, daß im Thessalischen Hauchversetzung in umgekehrter Richtung (vom Wortionern zum Wortanfang) ver laufen ist : ha~ (a)o McD 72 1 (Magnesia, 5. Jhdt.) und rrpovpdr: .. 'I'Poup&r: aus *rrpohopo~ (mit Bader 1972 gegen Schmidt nicht aus *rrpo- fopo~. sondern aus *rrpo-aopd~ ). hawao als eine authentische Form des thessalischen Dialekts anzuerkennen weckt jedoch Bedenken, (1) weil der Beleg nicht aus dem eigentlichen Thessalien stammt, sondern aus Magnesia, (2) weiJ im Thessalischen der Ausga.ng des Gen. Sg. de.r mask. ä-5tämme -a, nicht -ao, (§ 248) lautet, (3) weiJ im Kerngebiet des Thessalischen h vermutlich nicht geschrieben wird (§ 100). Der Name "Hades" hat wahrscheinlich im Thessalischen, wie die gleichzeitig belegte Form 'A f~av McD 375 .2 aus Argura zeigt, übe.r haupt keine Hauchversetzung erfahren. Die Belege flir npovp&~ und Verwandte sind älter - und daher eher dem authentischen Thessalischen zuzurechnen - als die flir .ppovpd~ : im 3. Jhdt. oö~rrpovpoc, ö.pxcwpovpel· oa~ IG 9,2: 1058a, ö.pxlrrpovpor:, npovpo{ DGE 600, im 2. und 1. Jhdt . .ppovpol, oo~.ppovpoc, ö.px~~.ppovp eloa~ IG 9,2 :1059, 1060, 1061 , 1064, McD 559 , 652 .
§ 172. Die seit dem 3. Jhdt. vereinzelt auftretenden Endungen -vn, -IITO statt -vt9t, -vt9o im Boiotischen, z.B. in twrit9eli'Tt IG 7: 3198.3,11 (Orkhomenos), AD 1916 : 220f. Z. 28 (Koroneia), IG 7:3352.3 (aber -v"t E. 78:03.3, cf. § 194 Anm. 193) (Khaironeia) 147 Diese Form war von Schulze zunächst nur vermutet worden, ist aber inzwischen im Thessalischen (s.o.) und Boiotischen (PMG 692 (rr. 3,4.9) tatsächlich belegt. 148 Zugrundeliegende Form /s+enti/ - /zenti/ -+ / henti/ (§ 140 - 14 1).
156
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~mre"Aeoowvn
IG 7:2410.8 (Thespiai) nra\?wvn E. 78:04.10 (Khaironeia) e'TTaw..uo\?woovn BCH 1936 : 18 1ff. Z. 22 (aber -vt?t BCH 1937: 2 17ff. Z. 16) (Thespiai) Ö.1T€'""fpatjlaJJTo IG 7:3068.2 (Lebadeia), IG 7:2781.2 (aber -vt?o IG 7:2786.8) (Kopai) EIJLO\? woavro DGE 485 .15 (aber -vt?o Z. 14) (Thespiai) und die gleichfalls seit dem 3. Jhdt. belegte Endung ·OTfl statt -o\?fl im Boiotischen (nur in Orkhomenos), z.B . in ecpd.1TT€0Tfl IG 7:3 198.5 (aber €cpci1Tr€o\?[fl) BCH 1970: 157ff. Z. 14) Ö.'TTo"AcryirraoTfl IG 7:3172.39 (aber -ot?ri DGE 462.a23)
sowie die Endung -orew statt -ot?etv in drei Belegen aus dem Thessalischen (nur in Larisa) e"Aeorew IG 9,2: 513.7 (aber e'CA.ovt?o Z. 8) 11€1r€t0T€W IG 9 ,2:517.16 (neben eooeo\?ew in der gleichen Zeile) oe060T€W SEG 27:202.16
sind nicht durch Hauchdissimilation bedingt, (I) weil Hauchdissimilation auf den Wortstamm begrenzt ist und daher Endungen nicht deaspiriert werden, (2) weil nicht in allen Formen mit deaspirierter Endung eine Aspirata im Wortstamm steht, (3) weil das Auftreten von deaspirierten Endungen nicht regelmäßig ist. Eher wird man mit fremdem Einfluß - sei es eines benachbarten nicht-aiolischen Dialekts, sei es der Koine - rechnen müssen (Schulze 1897: 895 , Buttenwiesec 191 1: 33, Schwyzer 1959: 809, Garcia-Ram6n 1975: 95).
§ 173. Die Erklärung von t? (statt r) in den Endungen der 3. Pl. des Aktivs und des Mediums aller Verben als Aspirata, die auf Grund einer analogischen Ausbreitung von der - durch Hauchversetzung entstandenen - Form der 3. PI. des verbum sobstantivum ihren Ausgang genommen habe, enthält eine gravierende Schwäche: anlautendes /h/ (aus der ursprünglichen Wurzelgestalt *s·) in verschie· denen Formen des verbum substantivum wird sonst im Griechischen getilgt, hier aber zur Grundlage eines Lautwandels gemacht, dessen Wirkung in keinem weiteren Fall sicher nachgewiesen werden kann. So hat auch Garcia-Ram6n ( 1975: 65 mit Anm. 4) an den mit dieser Hypothese verbundenen Schwierigkeiten Anstoß genommen und -vt?at, -vt?o, -vt?t "selon toute vraisemblance" als Analogiebildungen zu ·IJ€\?a, -o\?e erklärt. Aber auch wenn man von dem Manko absieht, daß ·IJ€~a und -o~e für das Thessalische zwar mit einiger Zuversicht postuliert werden können , aber nicht tatsächlich belegt sind, wird nicht deutlich, nach wel· chem Muster die Aktivendung -v~L gebildet ist; das prinzipielle Problem, mit wie hoher Wahrscheinlichkeit eine Analogiewirkung der Endungen der 1. und 2. Per· son Plural auf die der 3. Person Plural im Aiolischen - als der einzigen unter den altgriechischen Dialektgruppen - angenommen werden kann, wird überhaupt 157
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nicht diskutiert. Da somit die bisherigen Erklärungen unbefriedigend bleiben, erscheint es gerechtfertigt, einen neuen Lösungsversuch zur Diskussion zu stellen. Im Thessalischen und Boiotischen wird / t/ vor /y/ und wahrscheinlich auch vor /i/ palatalisiert (§ 135, 137); lediglich nach / n/ tritt eine Transformation /f/ _. /s/ ein. Diese Beobachtung legt den Schluß nahe, daß /f/ nach / n/ im Bereich der aiolischen Dialekte einer stärkeren Palatalisierung unterliegt, sei es, weil / n/ durch Palatalitätsassimilation selbst palatalisiert wurde(§ 119), sei es, weil ein autc nomes Phonem /0/ existierte (§ 121 , 235). Es erscheint daher nicht ausgeschlossen, daß /t/ vor /i/ in der Endung /nti/ palatal wird 149 und dieses [!} - wegen der phonetischen Ähnlichkeit mit [th} - {)geschrieben wird. Weitere Beispie. für eine Palatalisierung von /t/ zwischen /n/ und /i/ könnten vorliegen in Me}..dv{)w<: IG 9,2:5 17.69, IG 9,2 :580.11 etc. gegenüber MeA
§ 174. -et, -ew statt -at in Verbalendungen im Thessalischen Im Thessalischen (ausschließlich) von Larisa wird in Verbalendungen -et, -etv an Stelle von -at geschrieben 150 • Die frühesten Belege stammen vom Ende des 3. Jhdt.s; aus älterer Zeit liegt keine Evidenz (auch nicht ftir andere Schreibungen) vor:
Med. 3. Sg.
IG 9,2:517.20, 'YwVELTEL SEG 27:202.26/27 etc., gegenüber fa}..[l}ooK€Ta(t} lG 9,2: 1226.4/5 (Phalanna), dAp€Mrat 1G 9,2: 1202.1 (Magnesia), (3€AAetrat GHW 3363 (Skotussa) Med. 3. Pl. ßlXXouv{)ew IG 9,2: 513.7/8, ti{Xivypev{)ew IG 9,2: 51 7.41 , gegenüber €Mov{)at McD 310.12 (Krannon), 1TPOKM€öv{)at McO 326.6 (Argura) lnf. Aor. Akt. €1raweiaew IG 9,2: 504.5, McD 337.39, ovypd!Jiew IG 9,2:517.21 , gegenüber €1raweioat McD 310.26 (K.rannon),
149 Mit der Möglichkeit einer Assibilation - allerdings zu •agont 5i - in thess. boioL "~~"' rechnet auch Risch (1979: 274 A24). 150 Die einzige Ausnahme in der geographischen Verteilung von -et bildet fJ~>.:A.etTet NcD 310.22 aus Kiannon (die Lesung ist laut Auskunft von B. Helly gesichert); ·at ist aber auch auf dieser Inschrift mehrfach durch Formen der 3. PI. auf -v"a' und des ln!. auf -a"a' verueten.
158
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oiKOVOJ.LEiot'Jew McD 337.28, oeMot'Jew IG 9,2:517.18, gegenüber erra-y-y{A."'A.aot'Jat McD 310.20 (Krannon), oeMot'Jat IG 9,2:46l.a5 (Krannon), IG 9,2:258.9 (K.ierion) (weitere Belege § 226ff.)
Inf. Med.
Unter der Annahme, daß der Dialekt von Matropolis (Histiaiotis) auch die meisten der Merkmale des Thessalischen aufweise, interpretiert Helly (1970b) die Form 1roSetauTa BCH 1970 : 161ff. Z. 5/6 als lnf. Aor. Med. "1rpoulietac"a'" und bringt den Ausgang -uTa in Zusammenhang mit -u-re' in Larisa: die Schreibung -a repräsentiere (lÖ ); flir den Übergang von [~ ) = et, wie es in Larisa belegt sei, in [re) = a biete die Negation Jla in Matropolis eine Parallele. In Larisa ist die reguläre Form der Endung des lnf. Med. -u"ew, aus der Histiaiotis liegen keine Belege vor. Problematisch bleibt daher, ob flir Matropolis überhaupt eine der larisäischen vergleichbare Endung vorausgesetzt werden kann, und wenn ja, ob diese Endu.ng nicht auch um -v erweitert war. Weiterhin müßte flir --r- statt -\)- wie in Larisa (e>..euu w etc., § 172) fremder Einfluß vorausgesetzt werden. Eine gewisse Schwierigkeit ist schließlich auch darin zu sehen, daß -s- in 1roSetauTa statt -ss- als Einfachschreibung der Geminata interpretiert werden muß.
Es läßt sich zwar nicht mit letzter Sicherheit bestimmen, wie at in thessalischen Gebieten außerhalb Larisas gesprochen wurde, aber es gibt auch keine Veranlassung, an dem Lautwert [ay] zu zweifeln. Wenn nun in Larisa ausschließlich in Verbalendungen, aber nicht in Nominalendungen (cf. Fern. Pl. 1TeA.et'Jpaiat McD 347.7, x.UJ..Lai. ibid. Z. 22) regelmäßiget statt at geschrieben wird und dieser Schreibung in anderen Fällen der Lautwert [~:]entspricht, bleibt flir eine andere Interpretation als die einer Entwicklung [ay] ~ [~:] in einem morphologisch begrenzten Kontext wenig Raum. Bechtel (1921: 135) sieht in dem Namenelement e1,.tovv in E~ovvew(~) IG 9,2:517.54, "Avpliflp.ovv ibid. Z. 64 den ,.thessalischen Nachkommen des homerischen ai'Jlwv (kundig)"; an dem Wandel (ai) zu (ei) sei daher auch die Wurzelsilbe beteiligt. Solange nicht umfangreicheres Belegmaterial vorliegt, bleibt diese Behauptung ohne gesicherte Stütze.
Monophthongierung von [ay] im Thessalischen von Larisa ·1 +silb +hoch -silb -hoch - tief -kons +tief +hoch +mitt - mitt -hint -hint +hint +lang 1
[a]
2
[y]
~
(~: ]
in Verbalendungen
Eire solche Regel ist jedoch wegen der Kontextbeschränkung und der Anzahl der an fhr beteiligten Merkmale höchst unnatürlich; Zweifel an ihrer Rechtfertigung sind also angebracht. Es hat daher nicht an Versuchen gefehlt, andere Wege zur Erklärung einzuschlagen. § 175. Buck (1968: 21) sieht einen Zusammenhang zwischen - €t = -at und dem War;del von a zu e am Wortende in thess. oti = oui. Die Präposition oti ist aber
159
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wohl in der gesamten Pelasgiotis und in Phalanna vertreten (cf. ~Ii McD 310. 10/ 11 Krannon, IG 517.12 Larisa, McD 330.12 Larisa, ~c.er€XEt IG 9,2:46l.a4 Krannon, 5c.eoOJpEip.Eva IG 9,2: 122?.38/39 Phalanna) ; weder die geographische Be· schränkung von EL statt at (auf Larisa) noch die morphologische (auf Verbale ndungen) finden durch die Annahme eines thessalischen Lautwandels (a > e] eine hinreichende Erklärung. Nach Thumb-Scherer {1959:7 1) ist in Larisa der lnf. Aor. Akt . auf ·Oat und der mediale lnfmitiv auf -ol'Jat nach dem Infmitiv auf -Ew in -oEw bzw. ·OiJEw um· gestaltet worden ; der thematische Ausgang ·EW müsse daher auch in der· Petasgioti: einmal vorhanden gewesen sein. Diese Hypothese trägt weder der Beschränkung von EL auf Larisa noch dem Auftreten von ELin nicht-infmitivischen Endungen Rechnung; sie wird auch dadurch nicht wahrscheinlicher, daß sie mit einer Form als Muster des analogischen Wandels operiert, flir die nicht die geringste Evidenz angeflihrt werden kann (§ 223). Schwyzer {1959), der p. 194 EI an Stelle von at vor J.1. und in einigen Verbal· endungen noch als unerk.lärt bezeichnet, trägt p. 809 Anm. 2 folgende Erklärung vo r: Ausgangspunkt sei kaum ein alter Dativ *-(o)l'JEt gewesen, sondern wo hl der nicht belegte Inf. Aor. Pass. auf *·(o)iJEw = -sth f n {vgl. lesb. -l'J1w); danach sei analog -oiJEw in den medialen Infinitiven, -OEW im Inf. Aor. Akt, -viJEw und ·TEL im Ind . Präs. Med . eingeflihrt worden. Diese Erklärung setze voraus, daß -
§ 176. Solange nicht neues Material oder neue Gesichtspunkte in der Beurteilung des vorliegenden Materials beigebracht werden kö nnen, ist wohl kein Fortsdlritt in der Lösung des Problems möglich . Vorläufig ist völlig unklar, (1) ob den larisäischen Endungen die gleichen Vorformen zugrundeliegen wie den entsprechenden Endungen in anderen Teilen Thessaliens oder ob die D.ver· genz bereits in der zugrundeliegenden Repräsentation vorausgesetzt weiden muß; {2) falls identische zugrundeliegende Formen angenommen werden können, wie alt der Wandel ist, der hinter der Schreibung €t an Stelle von at vermu:et werden kann ; 160
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(3} ob dieser Wandel tatsächlich auf Larisa beschränkt ist (aus der Histiaiotis und der Phthiotis liegen keine Belege vor); (4} in welchem chronologischen und/oder ursächlichen Zusammenhang die Erweiterung der Plural- und Infinitivendungen um -v mit dem vermuteten Wandel steht: ob in diesen Endungen -at durch -ew ersetzt ist oder ob die AnfUgung von -v unabhängig von dem Wandel des vorangehenden Diphthongs erfolgte, und , wenn letzteres der Fall sein sollte - obwohl ny ephelkystikon dem Thessalischen fremd ist - , ob die Anfügung von -v vor dem vokalischen Wandel erfolgte (und ihn möglicherweise auslöste) oder danach ; (S) aus welchen Gründen die Erweiterung um -v überhaupt erfolgte und, damit verknüpft, ob diese Erweiterung von einer der Endungen ihren Ausgang genommen hat und wie die analogische Ausbreitung verlaufen ist. § 177. Imperativendungen der 3. PI.
Folgende Imperativendungen der 3. Person Plural sind in den aiolischen Dialekten belegt: Akt . -VTov im Lesbischen -v{Jw im Boiotischen Med . -a{Jov im Lesbischen Aus dem Thessalischen liegen keine Belege vor. Die Endung "'Twoav, die seit ca. 300 v.Ctu. im Lesbischen (ä.va-y-ye>..>..eTwoav IG 12,2:527.29, l-eoociTwoav IG 12,2 5:139.15/ 16), später auch im Thessalischen (eoTouoav IG 9,2:1229.43) - und Boiotischen (ä.1ro6oTWOU1' IG 7: 3172.100) nachweisbar ist, ist dem Einfluß der Koine zuzuschreiben (Schwyzer 1959: 802).
Oie aktive Endung -v{Jw des Boiotischen läßt sich als eine Pluralisierung von 3. Sg. -rw erldären:
-n : -v{J,
= ·TW :
X
x = -v{Jw Noch nicht endgültig geldärt ist, wie die entsprechende mediale Endung im Boiotischen gelautet hat. Möglicherweise wurde die aktive Endung auch im Medium verwendet; eine neue Inschrift aus Koroneia (3. Jhdt.} weist folgende Formen auf: ..o-yi66oJJrt müßte in Koroneia mit + .nicht "'TT·, gebildet sein (§ 202). II BlUme! , Oie a.iolischen Dialeieie
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von -rw durch-v-zu -vrw (wie im Boiotischen) und einer Ersetzung des Ausgangs -w durch -ov vorliegt, und daß flir -a~ov eine einfache Pluralisiemng durch letztere der beiden Verfahrensweisen angenommen werden kann. Die Begründung fiir die unterschiedliche Behandlung der beiden Endungen und die Ersetzung von -w durch -ov bleiben dabei offen.
§ 178. Den jüngsten Versuch, Ursprung und Chronologie der zur Diskussion stehenden Endungen zu klären, hat Garcia-Ram6n (1978a) unternommen. . . Nach . . einer kritischen Diskussion einiger frühere r Lösungsversuche rekonstruiert er die Entstehung von -vrov, -a~ov folgendermaßen : die proto-aioüschen Endungen -vrw, -va~w, die zu den Singularendungen ·TW , -a!Jw neugebildet sind, werden, bedingt durch den Iautgesetzlichen Schwund des Pluralmorphems - v- in der Medialendung -va~w, in einer zweiten, äußeren n-Erweiterung zu -vrwv, -a~wv umgeformt. Diese Neuerung ist nach der (räumlichen) Trennung des Boiotischen von Aiolischen eingetreten, also dem Thessalischen und Lesbischen gemeinsam oder - da Belege aus dem Thessalischen fehlen - vielleicht nur flir das Lesbische charakteristisch. Im Sandhi treten flir die neugeschaffenen Endungen zwei Varianten auf, -vrwv, -a~wv vor Vokal, -vrov, -a~ov vor Konsonant nach Osthoffs Gesetz, von denen nach einem Zeitraum der Koexistenz im Lesbischen die Formen mit kurzem Vokal verallgemeinert werden . Einige Aspekte dieses Erklärungsversuchs bedürfen der Diskussion .
(1) Aus der Akzentuierung der Formen Imp. 3. Pl. ~a'AA.eu6vrov Alk. 5.10 (L- P), a:yovrov Alk 30.3 (L-P) in der Papyrusüberlieferung zieht West (1970: 195) den Schluß, daß die Endung -vrov im Lesbischen gebildet wurde, als die BarytoneseRegel (§ 158) nicht mehr wirksam war. Das Alter und die genaue Lokalisierung der Zurückziehung des Akzents im Aiolischen, von der antike Grammatiker beriet ten, sind bislang umstritten, aber wenn es sich dabei um ein Merkmal des Lesbischen handeln sollte - woflir manche Argumente sprechen - , wäre auch -vrov eine spezifisch lesbische Bildung. Diese Interpretation empfiehlt sich ohnehin so lange, wie der thessalische Befund nicht bekannt ist.
(2) Nach Garcia-Ram6ns Analyse wäre im Boiotischen die Endung 3. PI. Med. *-a~w < *-va~w zu erwarten. An ihrer Stelle ist die - formal mit der entsprechenden aktiven übereinstimmende - Endung
-v~w
belegt (s.o .).
(3) Der Themavokal in lesb. 3. PI. Med. -e · a~ov bereitet Schwierigkeiten. Wenn -a~ov auf eine Pluralisierung von 3. Sg. - a~w zurückgeht, wäre, analog zu Akt. -E·Tw : -o-vrov, als Themavokal -o- zu erwarten (·e-a~w : *-o-{v)a~ov).
162
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10.2 Präsens 10.2.1 Verbalklasse 1: Thematische Verben
§ 179. Folgende Ableitungen sollen die geläufigsten Formen verdeutlichen: (1) Ind. Akt. 3. Sg. zugrundeliegende Repräsentation
lesb. thess. /arkh+e+ti/ boiot.
Metathese
/arkheyt/
Verschlußlauttilgung
/arkhey/
Monophthongierung
thess. . t /arkhe:/ b010 •
Vokalhebung
boiot. /arkhi:/
Oberflächenform
lesb. li.pxet thess. li.pxet boiot. li.pxt
(2) Ind. Akt. 3. PI .
zugrundeliegende Repräsentation
lesb. thess. /arkh+o+nti/ boiot.
Assibilation(§ 120, 171ff.)
/arkhonÜ/ /arkhon~i/
Transformation
lesb.
Assimilation
lesb. /arkhon§i/
n-Abschwächung
lesb.
Depalatalisierung
lesb. /arkhoysi/
Oberflächenform
lesb. li.pxowt thess. li.pxov~' boiot. ll.pxovih
/a rkhoy~i/
(3) Lnd. Med . 3. Sg. zugrundeliegende Repräsentation
lesb. thess. /arkh+e+tay/ boiot.
Monophthongierung
boiot. /arkhet~ :/
Oberflächenform
lesb. li.pxerat thess. li.pxerat boiot. li.pxeTfl
Zu -Tet im Thessalischen von Larisa vgl . § 174- 176. 163
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(4) lnd. Med. 3. PI. zugrundeliegende Repräsentation
lesb. /arkh+o+ntay/
Oberflächenform
lesb. äpxov-rat
zugrundeliegende Repräsentation
thess. . t /arkh+o+nfay/ (§ 17lff.) b010 0
Monophthongierung
boiot. /arkhonf~ :/
Oberflächenform
thess. äpxov.Jat boiot. äpxovt'h]
Zu -v.Jt:w im Thessalischen von Larisa vgl. § 174- 176. {5) Konj . Akt. 3. Sg. zugrundeliegende Repräsentation
lesb . /arkh+e :+ti/
Metathese
/arkhe:yt/
Verschlußlauttilgung
/arkhe :y/
Oberflächenform
lesb. liPXf/L
Gleitlauttilgung
[arkhe: ]
Oberflächenform
lesb. äpxfi
zugrundeliegende Repräsentation
tbh~ss. /arkh+e :+t/ (§ 166) OlOt.
Verschlußlau ttilgung Oberflächenform
/arkhe :/ thess. liPXEL boiot. liPXEL
{6) Konj . Akt. 3. PI.
Assibilation
lesb. thess. /arkh+o :+ntil boiot. larkho:nfil
Transformation
lesb. larkho :n§il
Assimilation
lesb. I arkho: ft§il
n-Abschwächung
lesb. I arkho: y§i/
Depalatalisierung
lesb. / arkho :ysi/
zugrundeliegende Repräsentation
Oberflächenform Gleitlauttilgung (§ 166) Oberflächen form 164
lesb. thess. boiot. lesb. lesb.
liPXWLOL äpxouv.Jt äpxwv.Jt
[arkho:si] lipxwat
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§ 180. Belege:
lnd . Akt. 3. Sg.
/+e+ti/ ~ lesb. thess. boiot. /+ey/ ~ thess. boiot. /+e:/ -+ boiot. /+i :/ lipxet IG 12,2:1. 19 lesb. /ey/ thess. /e:/ 5evet McD 337.27, €7TßdaKet McD 347.8, imapxet McD 310.10 boiot. /i:/ lipxt IG 7:3171.40, EXL DGE 462 .b39, tJ,.petN. IG 7:1738.4
lnd . Akt. 3. Pl.
/ +o+nti/ ~ lesb. / +oysi/, thess. boiot. /+onfi/ lesb . /oysi/ [d]7Tayy€XXotat IG 12,2:15.15, €xotat ibid . z. 22 thess. / onfi/ imapxovt'Jt McD 337.42 boiot. /onfi/ [li]Pxovt'Jt BCH 1937:217ff. Z. 34, [dva· J.LCJ.LVci]aKovt'Jt IG 7:2405 .9
Ind . Med. 3. Sg. /+e+tay/-+ lesb. /+etay/, boiot. /+etrr:/ lesb. /etay/ d7Tcrypf1perat IG 12,2:74 .b7, [d7T]Oip(liverat SEG 17 :540.23 boiot. /etrr:/ tJ,.peiXert1 IG 7:3171.33 Konj . Akt. 3. Sg. /+e:+ti/ ~ lesb. /+e:y/ ~ f+e:f lesb. /e: y/ t'JeA.rtt IG 12,2: 4.15 /e:/ t'J €Xrt IG 12,2:645.a49, t'JU,., IG 12,2: 72.8, e~J.J..L€"17 IG 12,2:6.3 /+e:+t/ ~ thess. boiot. /+e:/ thess. /e:/ t'J€X€ IG 9,2: 1202 .4/5, Ex_et SEG 27:202. 12/ 13 boiot. /e:/ li-yet SEG 22: 407. 17, lipxet BCH 1936: 18lff. Z. 12, 5eiet DGE 462.a36, 5weL IG 7: 1778. 1 Konj . Akt. 3. PI. / +o:+nti/ -+ lesb. / +o:ysi/, boiot. / +o :nfi/ ~ lesb . / +o:si/ 1esb. / o:ysi/ -ywwaKwtat IG 12,2:645 .a39, 'YP~WL IG 12,2:1.3 /o:si/ [d]7Toar€XXwaL IG 12,2 S: 136.b50, e7Tayy€A.Xwat IG 12,2 S: 138.36 boiot. /o:nfi/ €xwvt'JL IG 7:3 169.6/7 , 5wwvt'JL IG 7:2228.5, 0.J.L~7TWVt'JL E. 78:06.18/ 19 Konj. Med. 3. Sg. /+e:+tay/ ~ lesb. thess. /+e :tay/, boiot . / +e:trr:/ lesb. /e :tay/ 5eliqrat IG 12,2: 18.16, li"(T1rat IG 12,2:4.9 165
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thess. /e: tay/
boiot. /e:tt; :/
f..>..etrat GHW 3363 ߀>..>..etret IG 9,2: 51 7.20, [-yi]vetret nc 9,2:512.20/21 Larisa (§ 174) ßd"A€t111 DGE 485.2, €1/1(17TT€LT'f1 IG 7:3200.9, 1/)'flvetrTl DGE 462.a22
Konj . Med. 3. PI. /+o:+ntay/ ~ lesb. /+o :ntay/ lesb. /o: ntay/ c5euwVTat IG 12,2: 15.26 /+o:+nfay/ ~ thess. boiot . /+o:n{ay/ ~ boiot. /+o:nft;: / thess. ߀A>..ouv.,ew IG 9,2:513.7/8 Larisa (§ 174) boiot. /o:nft; :/ ße{XwvtJ17 E. 78: 06 .25 Opt. Akt. 3. Sg.152 /+o+i :+t/ ~ thess. boiot. /+oy/ thess . /oy/ 7Tapßaivot IG 9,2:257 .7 boiot . /oy/ c5ai~o' IG 7:207.12 Opt. Akt. 3. Pl.
/ +o+i :+en/ ~ lesb . /+oyen/ lesb. /oyen/ EIJI.lEIIOt€11 IG 12,2:6.19
Opt. Med. 3. Sg. /+o+i :+to/ ~ lesb . /+oyto/ lesb. /oyto/ [7Tpo]aa-yotro IG 12,2:29.5 lmp. Akt . 3. Sg. / +e+to:/ ~ lesb. thess. boiot. /+eto:/ 1esb. /eto:/ ßo>..Aeuer w IG 12,2: 6.34, "uerw IG 12,2:73.4, tr(KapiJOOfTW IG 12,2: 645 .a37 thess. /eto: / imapxerov IG 9,2: 1229.44 a1rorpexerw BCH 1901 : 359ff. z. 15, boiot. /eto:/ E7Tti<WAIJETW SEG 22:407.25
/ +o+nton/ ~ lesb. /+onton/ 1esb. /onton/ [a]TeixoVTov IG 12,2:6.6, I{)U"AaaaovTOII IG 12,2 S: 136.b8 lmp. Med. 2. Sg. / +e+so/ ~ boiot . /+o:/ boiot . /o :/ ~u>..>..ew Ptoion 197 1 Nr. 252 Z. 1 (§ 34) lmp . Akt. 3. Pl.
lmp. Med. 3. Sg. / +e+stho:/ ~ lesb. boiot. / +estho: / lesb. / estho:/ J~~ea"w IG 12,2:6.4 153 boiot. /estho:/ aTTo-ypOA{>€a"w IG 7:3 17 1.47 152 t'xuH auf einer Inschrift vom Ende des 3. Jhdt.s aus der Histiaiotis (Helly i.V. Z. 4) ist eine aus dem Stamm, dem Themavokal und einer Optativendung -ot gebildete Koine· Form (~~o' > ~wt, vgl. auch tfot in Gonnoi, § 197 Anm. 208) und kann nicht dem thessalischen Dialekt zugerechnet werden. 153 Alle Herausgeber lesen (#oplttio<Jw, obwohl das vermutete Verbum E'to~o~at im Lesbi· sehen kein (h) im Anlaut hat (vgl. auch mTw6cillt(t) Sa 43.7). Problematisch ist auch die Ergänzung von IG 12,2: 645.b54/ 55 tll( .. )toTw in ~ ~~~ ex )eoTw (Schwyzer DGE 634): als Endung der 3. Sg.lmp.Med. wäre -o<Jw zu erwarten.
166
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lmp. Med . 3. PI. /+e+sthon/ -+ lesb . /+esthon/ €tr4J.€'Aea{jov IG 12,2: 6.23 lesb. /esthon/
10.2.2 Verbalklasse 11: Athematische Verben mit Stammauslaut -e, -ä, -ö § 181. Verben der Verbalklasse U, die sog. verba contracta, zeigen in den aioli· schen Dialekten folgende Flexionstypen : (1) mit langem stammauslautendem Vokal und athematischer Flexion, Typ I(X.ATf·J.I.L, r{J.Lä·f.J.L , arfcpaVW·J.LL ;
(2) mit langem stammauslautendem Vokal und thematischer Flexion, Typ
dOIXilw; (3) mit kurzem stammauslautendem Vokal und thematischer Flexion, Typ '{)LAE-W,
TIJ.I.a·W, OTft(XJJIO·W.
Im literarischen Lesbisch flektieren die Verben der Verbalklasse II in der Regel nach dem Typ (I); daneben treten vereinzelte Spuren des Typs (2) und - in den von der Sprache des Epos beeinflußten Gedichten und in der indirekten Oberlieferung - des Typs (3} auf. Im Lesbischen der Inschriften überwiegt in älterer Zeit die athematische Flexion; seit dem Ende des 4 . Jhdt.s sind auch thematische Bildungen nachweisbar, die sämtlich dem Einfluß der Koine zuzuschreiben sind. Im Bereich des Thessalischen werden Verben der Verbalklasse II in der Pelasgiotis und der Perrhaibia ausschließlich athematisch flektiert. In den edierten In· schriften der Histiaiotis liegt bislang nur die Form KOUJaJJfWrOVIJ (§ 234) vor, durch die - unabhängig von der Frage der Interpretation der Schreibung fL athematische Flexionsweise wahrscheinlich gemacht wird. In der J'hessaliotis sind nur thematische Bildungen belegt (hu'Aöpeovr~ IG 9,2:257.1 in Thetonion und [arparar]eot.VTO\ IG 9,2:258.1 in Kierion). Zu welchem Flexionstyp Verben der Verbalklasse 11 in der Tetras Phthiotis (Pharsalos) gehören, läßt sich mangels einschlägiger Evidenz vorläufig nicht entscheiden. Ausgehend von den Belegen auf den ältesten Inschriften , huMpeovro~ (5. Jhdt.) und wpoKaAeov.)a( McD 326.6 (6. Jhdt., im archaischen Alphabet) aus Argura (Pelasgiotis) 15• argu· mentiert Hock (1971) (poce van der Velde 1924: 114), daß in den beiden großen Dialekt· gebieten des Thessalischen die thematische Flexion der verba Contraeta (oder zumindest der e-Verben) die ursprüngliche sei und zwischen dem 5. und dem 3. J hdt. in der Pelasgiotis und der Perrhaibia durch die athematische "aiolische" Flexion ersetzt worden seL Diese Hypothese wird durch folgende Einwände entscheidend geschwächt : Die Ersetzung der thematischen durch die aiolische Flexion zwischen dem 5. und dem 3. Jhdt. läuft dem auch von Hock anerkann ten allgemeinen Trend zur thematischen Flexion in den griechi· sehen Dialekten (spätestens) des l. Jahrtausends entgegen. Von der Inschrift McD 326 ist nur ein Bruchteil erhalten; in diesem Bruchteil ist etwa die Hälfte der Textmasse entschlüs· seit. Grammatische Aussagen Uber Buchstabenfolgen, die als Wörter abgetrennt werden können, sind vorläufig spekulativ. Hock Interprethut wpoKaAeov.)a, als Lndilcativ, ohne die 154 Die Lesung des Belegs und korrigiert.
Oatieru~
und Lokalisierung der Inschrift sind von B. HeUy
167
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Möglichkeit in Betracht zu ziehen, daß auch eine Form des langvokalischen Konjunktivs (wie KClTOtK~:iov""') vorliegen kö nnte. Ein Indiz kö nnte zugunsten einer Interpretation als Konjunktivform angeführt werden: in einem arebaisehen Gesetzestext wäre eine Folge von Ko nditionalsätzen durchaus zu erwarten. Die syntaktische Struktur könnte dann aus Konjunktiven in den Nebensätzen und Infinitiven in den Hau ptsätzen bestanden haben. Eine Konjunktivform liegt in 6wÜ Z. 2 vor, Infinitivformen treten mehrfach auf: f !J.IJ.EII Z. 2, 3, 7, 13, a'll'e'Wat Z. 11. Wenn somit wahrscheinlich gemacht werden kann (oder sich bestätigen sollte), daß 'll'poKa')...eov-'a' qua Konjunktiv nicht no twendigerweise thematisch gebildet ist, entfaJlt Hocks einziger Beleg flir thematische Flexion der i-Verben und damit auch ftir den sekundären Ursprung de.r athematischen Flexion im Thessalischen der Pelasgiotis.
Im Boiotischen der inschriftlichen Überlieferung werden die Entsprechungen der lesbischen und thessalischen athematischen Verben mit Stammauslaut -e, -ä, -ö thematisch nach Typ (3) flektiert ; athematische Flexion ist nicht sicher nachweis> bar . Nach Garcia-Ram6n (1975 : 71) können die Partizipien auf -EliJ.EIIO~ im Boiotischen entweder der Kontraktion aus -e·€1J.EIIO~ wie in den nordwestgriechischen Dialekten oder der Bewahrung des ursprünglichen athematischen Typs ·e!J.el/0~ wie im Thessalischen ode.r Lesbischen zugeschrieben werden. ,,Die Partizipien auf -EI-,.,.evo~ im Boiotischen" sind zwei Formen: ö.6 uce~ei/OtC: Aristoph. Ach. 9 14 und 6 e~ell0 t<; lG 7:2858.3/4 (Koroneia, 3. Jhdt.). Das Zeugnis des Aristophanes flir das Boiotische ist kaum beweiskräftig; in Anbetracht der zahlreichen Belege flir thematische F lexion von 6elw (6 ~:l~:t IG 1: 1739. 16, DGE 462.a36, BCH 1936: 18lff. Z. 26, ( 6 J~: lTJ DGE 462.a26, ö ~:( lTJ J ibid. Z. a21 , 6~:li1J.€" SEG 1: 132.12, 6~:w11Twc: ibid. Z. 15) bleibt die Annahme, daß allein das Partizip 6~:/JJevoc: ein Relikt der athemat ischen Flexionsweise, die das Boiotische einst auch gekannt haben müsse, repräsentiere, mit dem Vorwurf der Spekulation behaftet. Nach der communis opinio (Bechtel 192 1: 283, Thumb-Scherer 1959: 18, Buck 1968: 124) liegt Einfluß des ftir die nordwestgriechischen Dialek1e charakteristischen medialen Partizips auf -~:/JJ~:vo~ (delph. Ka')...~:/JJevoc:) vor (vgl. aber § 131 Anm. 11 8 zu thess. 6€UIJ.€1/0C: ) ; Hock (197 1: 188f.) hingegen hält eine besondere Entwicklung • -eo- > • -e- in offenen Silben hier ftir wahrscheinlicher. ln öo11ele' (3. Sg. Konj.) gegenüber gleichzeitigem 6oKlet, öoKet ist die Länge des stammauslautenden Vokals singulär(§ 191 Anm. 185).
§ 182. Zur Verdeutlichung der athematischen Flexionsweise der sog. verba concracta im Aiolischen sollen die Ableitungen der wichtigsten Formen des Präsens Indikativ Aktivs vorgestellt werden.
Flexionstyp
vx.t..ru.u: Präs. lnd . Akt.
zugrundeliegende Repr. Metathese § 88 Vokalkürzung § 60 Verschlußlau ttilgung Monophthongierung thess. Vokalhebung thess. lesb. Oberflächenform thess. 168
1. Sg.
2. Sg.
3. Sg.
/phile: +mi/
/phile:+si/ /phile:ys/ /phileys/
/phile: +ti/ /phile:yt/ /phileyt/ /philey/ / phile:/
'{XATUJ.L
/phile:s/ /phil<;~ :s/ vxf...etc:
!(Jt.AEL
f{X.A €t+J.L
f{X.A €LC:
f{XAEL
/philtpni/
/phil~ :/
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zugrundeliegende Repr. Vokalkürzung Assi bilation Tra:nsformation lesb. Asslimila tion lesb. n-A bschwächung lesb. Depalatalisierung lesb. lesb. Oberflächenform thess.
3.Pl. /phile :+nti/ /philenti/ /philen{i/ /philen§i/ /phileMi/ /philey§i/ /phileysi/ I{JC.A€WL
(cf. § 120, 173)
I{JC.A€V~L
Die Paradigmen der ä- und ö-Verben werden durch dieselben Regeln abgeleitet. Präs. lnd. Akt. lesb. lesb. lesb.
1. Sg. I{JC.A17J.H
2. Sg. I{JC.AEtc;
3. Sg. I{JC.AH
3. Pl. I{JC.A€LOL
TiJ,J.Ü/J.L
riJ,J.atc;
T{IID.t
TiJ,J.atOL
OTEI{J(iVWJ.I.L
OTE!p(iVOtc;
OTE
OT€!p(iVOWL
Diese Paradigmen werden auch von antiken Grammatikern 155 den schrieben: 1T617JJ..L -y€ AatJ,I.L157 OOKiJ,J.WJ,J.L
158
1TO€tc;
1TO€L 156
-y€A.atc;
-y€A.at
OOKiJ,J.OLc;
ÖOK{pot 159.
Alo'Aeic;
zuge-
§ 183. Vereinzelte Formen im Lesbischen wie
2. Sg.
M1mc;
Sa 3.4; 1r6~ Alk 306A.bl9, Theokr. 30.12; SJ.CiT17c; Theokr.
29.15 3. Sg.l.p(Jp17 Theokr. 29.29 160; tip17 Theokr. 30.12 161 werden durch Anwendung der Gleitlauttilgungsregel (§ 99) an Stelle der Vokalkürzungsregel (§ 60) erzeugt: 3. Sg. 2. Sg. /poye:+ti/ zugrundeliegende Repr. /poye:+si/ /poye:yt/ Metathese / poye:ys/ /poye:t/ Gleitlauttilgung /poye:s/ /poye:/ Verschlußlauttilgung • 1TOL11 Oberflächenform 155 Belege fUr die Paradigmen von ä- und ö-Verben bei Grammatikern sind zitiert bei Meister (1882: 175ff.), Hoffma.n n (1893: 574ff.), Lobe! (1927: xxviü und xlli). 15 6 P. Bouriant 8 IV.22 {cf. Lobe! 1932), möglicherweise aus einer Grammatik der griechischen Dialekte, mit mehreren Zitaten aus Sappho und Alkaios. 157 ~~und -o~t {vgl. Anm. 158) durch i-Epenthese (§ 85 ). 158 6oK/slw~Jt He.rodian. II 825.4 und ö fter (cf. auch Sa 52), Memnon Nr. 29.11 (Balbilla); 159 cf. P. Oxy. 469 12ff. [ 6oK~ I#It Sa 56.1 cod. , 6oKillw~Jt Voigt (coni. Letronne). 160 opOPfl pap., .p&pet Gow; .pdpet Theok.r. 30.32. 161 nolf! in IErythrai 122.21 ist nach Boüüaert (1954: 365 A3) eine ,quasihaplographie' flir noif!(Tat>. Eine Medialform hatte auch schon Sechtel (1909: 9 ) gefordert.
169
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Diese Ableitung setzt voraus, daß der Anwendungsbereich der Gleitlauttilgungsregel auf das Wortinnere erweitert wird. Eine Parallele flir die Möglichkeit einer solchen Generalisierung dieser Regel liefert die Ableitung von Formen der 3. Pl. Konj . thematischer Verben (cf. § 99, 166), ist dort aber durch funktionale Belastung motiviert. Eine Alternativlösung für die Ableitung von Formen des Typs 1r0i17 bestünde darin, einen optionalen Verlust der Vokalkürzungsregel anzunehmen. Die durch die Verschlußlauttilgung erzeugten Formen unterliegen dann der - nicht modifiZierten - Gleitlauttilgungsregel: zugrundeliegende Repr. Metathese Verschlußlauttilgung Gleitlauttilgung Oberflächenform
I poye :+ti/ /poye:yt/ /poye:y/ /poye:/
1roi17
Ein optionaler Verlust der Vokalkürzungsregel muß auch flir Formen wie v617VTa~., ÖllLat1prwrat (§ 234) vorausgesetzt werden.
1Tpo-
§ 184. Der im Lesbischen vertretene Flexionstyp äöucf7w beruht auf einer analogischen Übertragung, die von lit. •reMw inschr. re"Aeiw 162 ihren Ausgang genommen haben muß 163 : in •re"Af7w ist der Ausgang [-e:e/o-] lautgesetzlich aus /-es+ye-/-es+yo-/ entstanden Uteles+yo-/ -+ /telehyo-/ -+ / teleyyo-/ -+ / tele :yo-/ (§ 80f.) -+ /tele:o-1) und zum Muster flir - soweit aus der Oberlieferung bekannt ist - Ka"Af7w/K.a.Aeiw 164, äöuc7iw, 1rot}qw geworden . Eine Stütze für diese Erklärung ist in der Tatsache zu sehen, daß der Stamm te/es- auch im Aorist als Vorbild flir analogische Neubildungen gedient hat (Kd"Aeaaa,, f1TalV€UUal. nach re"Aeaaa' 165, cf. § 207). Garcla-Ram6n (1975 : 7lf.) sieht in thess. KarolKelouvl'), und boiot. 6Cllo&lWeJJev, irrtare.pavwe· ,uv Belege für den thematischen Flexlonstyp, der somit gemein- (und proto-)aiolisch sei. Thess. Karoucelouvl'), kann aber auch als athematische Bildung mit Konjunktivzeiche.n jo: f aufgefaßt werden (kurzvokalische Konjunktive sind im Thessalischen nicht belegt), so daß e.in wichtiges Bindeglied für die Annahme eines den aiolischen Dialekten gemeinsamen Bil· dungstyps entfällt und die herkömmliche Erklärung der boiotlschen Formen mit langvokalischem Stammauslaut durch Einfluß der aitolischen Kanzleisprache (§ 191 ) nicht erschüttert wird.
§ 185. Wie bereits in § 181 erläutert wurde, fmdet sich in den inschriftlich überlieferten Zeugnissen des Boiotischen bei den e-Verben ausschließlich der Flexionstyp .pi>..ew; erttsprechend weisen die spärlich belegten ä- und ö-Verben kur162 Zur Schreibung von (e: ) (Ut. 1'!. inschr. et) vgl. § 46. 163 So auch Bechtel (1909: 62f., 1921 : 89), Forssman (1975 : 22f.). 164 Forssmans (1975 : 23) Zweifel an der Echtheit der vo n antiken Grammatikern über· lieferten Form l«lA~w sind unbegründet : auf den Inschriften finden sieb mehrere, die Oberlieferung der Grammatiker bestätigende Belege (§ 190). 165 Als lnf.Aor. von ~~w wäre demnach nicht mit Forssman (1975 : 23) die von Jo. Gramm. m. 6 überlieferte Form ~waat zu erwarten, sondern ~luaaat.
170
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zen Stammvokal und thematische Flexion auf. Die Ableitung der wichtigsten Formen wird im folgenden beschrieben. Flexionstyp cp.:Aew im Boiotischen: Präs. Akt. 3. Sg. zugrundeliegende Repr. Metathese Verschlußlauttilgung Kontraktion Vokalkürzung § 62 Monophthongierung § 74 Vokalhebung Oberflächenform Vokalhebung Oberflächenform
Ind. /kale+e+ti/ /kaleeyt/ /kaleey/ /kale:y/ /kaley/ /kale:/ /kale• :/ KaA€t /kali:/
Konj . /kale+e:+t/ /kalee:/ /kale: /
/kale• :/ m'Ae'i /kali :/ KaAt
In der 3. Sg. Präs. der e-Verben ist also die Opposition zwischen Indikativ und Konjunktiv durch mehrere Lautwandel und Kontraktionen zu der Zeit, aus der die Belege stammen (Ende 3. und 2. Jhdt.), aufgehoben, bei den thematischen Verben und im Aorist Passiv jedoch erhalten geblieben (them. Verben Präs. 3. Sg. lnd. (-i:] : Konj. [-e:], Aor. Pass. 3. Sg. Ind. [-e:] : Konj . [-e:e:]). § 186. Die Flexion der sog. verba contracta im Aiolischen stellt ein seit langem umstrittenes Problem dar. Die hier vorgeschlagene Lösung, die mit Hilfe der Metathesenregel, die von Kiparsky ( 1966) aufgestellt, aber weder von ihm selbst noch von Hock ( 1971) auf diesen Bereich angewendet wurde, die aiolische Flexion als eine athematische Bildung mit Primärendungen erklärt, scheint mir den gesamten Komplex am einfachsten und umfassendsten zu beschreiben. Ihr besonderer Vorzug liegt darin , daß sie ohne Zusatzhypothesen auskommt, wie z.B. die Annahme von Kontraktionen , deren Fehlen oder Eintreten im Lesbischen noch weitgehend unklar ist (Hamrn 1957: 29ff.), oder die Annahme von sekundären Endungen (Maniet 1969), die im Griechischen nicht zur Bildung von Formen des Präsens Indikativ herangezogen werden.
Einige Fragen bleiben allerdings noch offen. So ist nicht mit Sicherheit zu entscheiden, ob es im Boiotischen - als einem der drei aiolischen Dialekte - die für das Aiolische charakteristische athematische Flexion der sog. verba contracta vor Beginn der inschriftlichen Oberlieferung gegeben hat oder nicht. Die Beurteilung von Spuren athematischer Flexion in den Texten boiotischer Dichter (Hesiodos, Korinna) 166 ist schwierig, weil nicht klar ist, ob Boiotismen - Entlehnungen aus dem gesprochenen Dialekt - oder Aiolismen - Entlehnungen aus einer literarischen Kunstsprache mit aiolischen Elementen - vorliegen. Ebenso problematisch 166 Vgl dazu Hock (1971: 163ff.).
171
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ist das Zeugnis antiker Grammatiker 167, die auch dem Boiotischen athematische Fo rmen (rapßEf.l.lt, 1TOl€t!Jt, cp(A€4Jt, OÜCEvn, cp(A€VTt) zuschreiben, weil eine siclhere Basis zur Prüfung seines Wahrheitsgehalts fehlt. Wenn man sich - vomehmlicih aus dialektologischen Erwägungen - dazu entschließt, ftir ein vorhistorisches Stadium des Boiotischen athematische " aiolische" Flexion anzunehmen, muß man auch eine Erklärung daftir fmden , warum dieses Merkmal wesentlich frülher als in den beiden anderen aiolischen Dialekten verlorenging.
§ 187. Belege In den zugrundeliegenden Repräsentationen sind der Stammauslaut und die jeweiligen Suffixe angegeben. Athematische F/exionstypen: CfJtAT//Jt
Ind. Akt. l. Sg.
2. Sg.
/-e:+mi/ -+ lesb. /-e:mi/ lesb . /-e: mi/ KciAT//Jt Sa 60.4 , OLKT/!Jt Alk 130.b l6 , ..p(AT//JIJ:, 168 Sa 58.25 /-e:+si/ -+ lesb. /-eys/ lesb. /-eys/ kein direkter Beleg /-e:+si/ -+ lesb . /-e:s/ (§ 183) lesb . /-e:s/ AV1TT/<: 169 Sa 3.4, rrO.,.,c: Alk 306A.b19 /-e: +stha/ -+ lesb. /-e:stha/ lesb. /-e:stha/ cptAT/O~a 170 Sa 129 b
167 Zitate bei Meister (1882: 276f.), Hoffmann (1893: 468, 574). 168 Die Papyrus-Texte bieten in der Regel ·!Jt (in Alk 302c.1 ist rd.pßfl!J' auf dem Papyrus vo n einer secunda manus in r d.pßfl!JIJ' korrigiert), in der Codex-Oberlieferung kommt nur bei i-Verben - auch die Endung ·IJIJ' vor : Kd.AfJIJIJ' Sa 1.16, lipfliJIJ 't Sa 31.11. Weitere Beispiele für ·IJIJ· sind ~1rOfliJIJ.ev Sa 24.a4 (Pap.), rrerrOT)iJ!Jtvcw; Sa 94.1 7 L- P, rrerrOT)iJtvatc; Voigt (Pap.) gegenüber zahlreichen Belegen für -,.,.evo.; (rro~,.,_evo.; Alk 11 7b. 21). In einem Beleg für die Endung der 1. Pl.Med. Uest Voigt tpOpf!!Je ~a Alk 208.a4, L- P tpOPiliJ.!Je~a (= Alk 326.4). Thumb-Scherer (1959 : 8lf.) interpret ieren ·ll!J· in Verbalendungen (und abgeleiteten Nomina wie lidJ)IJIJa, XPiliJ!Ja) als HyperaioUsmus: ,.So galt "'"' rur "' anderer Dialekte (f·,.,.,.,.,, lill~JH) als ,a.ioUsch' und wurde deswegen nach langem Vokal geschrieben, wo es metrisch nicht st örte." Damit wird aber die Beschränkung von ·IJIJ.· auf Verben und ihre Ableitungen nicht erklärt; eine Hypothese, die die phonologischen Bedingungen für das Auftreten von ·IJ!Jt statt ·!Jt nach [e:) berücksichtigt, wird in Zusammenhang mit der i-Epent hese (§ 85) erörtert. 169 AVll'fJ<; auf dem Papyrus, von L- P >..tlrrfJt<; gelesen. Die Einsetzung von langen i-Diphthongen in den Endungen der 2. Sg.Ind. ("'Jt<; , ·flw~a. ·at<;, ·wt<;) geht auf Lobet (1927 : xxviii) zurück, der auf Grund des übertieferlen e'l(f)t<; (in den Codices lx ·fJt <;, 2x · fJ <;, 1x ·et <;) Sa 112.2 die Form AVll'fJ<; in AVll'fJt<; und die übrigen Belege entsprechend gegen die OberUeferu ng verbesserte. Aull'fJ<; kann aber, wie oben gezeigt wurde, zu einem eigenständigen Paradigma gehören; eine Korrektur der belegten analogen Formen ist nicht erforderUch. 170 vXAflta"a L- P; cf. auch rrdf)o~a P. Bouriant 8.7 3.
e·
172
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3. Sg.
3. PI.
/-e:+ti/ -+ lesb. /-ey/, thess. /-e:/ lesb. /-ey/ tp~.?\€t Sa 1.23, Kci.Aet Sa 164, ti:ypet Sa 31. 14, 1TO€t Sa 44A.b6, ÖLCLrEA€t IG 12,2: 18.6, OVVTEA€t 171 1G 12,2 S:139.87 thess. /-e:/ ötereAet IG 9,2:46l.a4, McD 337.38 172 /-e:+nti/ -+ lesb. /-eysi/ lesb. /-eysi/ e?Ttpp6JJ.ßewt 173 Sa 31. 11, l{lt?l.tot {flir •vn?l.ewt) Memnon Nr. 28. 12
lndl. Med . 3. Sg. /-e:+tay/ -+ lesb. /-e:tay/ lesb. /-e:tay/ ßOprrrw. Sa 96.17, ä-yprrrat IPergamon 245.68 174 ••• 1. PI. /-e:+metha/ -+ lesb. /-e:metha/ lesb. /-e:metha/ I{IOPilP.efJa Alk 208.a4 3. PI. /-e:+ntay/-+ lesb. /-entay/, thess. /-enfay/ 1esb. /-entay/ 1TWAevr'at Alk 130.b18 175 , ?Tpovorwrat IErythrai 122.19, [öt]aocicprrvrat IPergamon 245.50 (cf. § 234) thess. etp
/-e:+ye:+n/ -+ lesb. /-eye:n/ lesb. I-eye: n/ 1TO€L'f1V Sa 58. 17
17 1 1TapKal..et IErythrai 121.5 ist keine lesbische Form der 3. Sg.Präs., sondern eine hellenistische Form der 3. Sg.Futur (§ 166). 172 Zur Präposition thess. 61i vgl. § 17 5. 17 3 t1TtpOSJ/Jeiol cod., emppOSJ/JeWl L- P. Page (1955: 25 ), e1TI/3POJJ~Wt ci. Voigt. 17 4 li'YPflTa,, ohne Kontext, kann eine Form des Indikativs oder des Konjunktivs sein. 175 1rw>..~VTat ist der einzige literarische Beleg für die 3. PI.Präs.lnd.Med. Das thematisch gebildete 1rofioVTcu Alk 322 ist eine Entlehnung aus Homer: das Lesbische kennt sonst nur 1TOTaSJa' in dSJ.pt1fOTaTa' Sa 22.12, tK1Tt1fOTap.ella Sa 55.4 (cf. Lobe11927 : li f.). In Sa 130.4 , wo die Oberlieferung 1TOT1), 1TOTt bietet, lesen Lobel-Page (= 131.2) 1TOTO.t, Voigt aUerdings 1TOTfl(u unter Hinweis auf rroreoVTa' und 1TOTTlJJtlla Theok.r. 29.30.
173
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Imp. Akt. 2. Sg. /-e:+0/ -+ lesb. /-e: / lesb . /-e:/ Kivr] Sa 145 3. Sg. /-e: +to:/ -+ lesb. /-e:to:/ w!Jirrw Alk 346.6, XELPOTOvr'Jrw IG 12,2 lesb. /-e:to:/ S: 138.37 3. PI. /-e:+nton/ -+ lesb. /-enton/ Ka'A.Evrov IG 12,2 :529.13/ 14, Kara:ypEvrov lesb . /-enton/ IG 12,2: 6 .15 Imp . Med. 3. Sg. /-e:+stho:/ -+ lesb. /-e:stho :/ lesb. /-e: stho: / €11'~EA:77a[t9]w IG 12,2:499.9, 1TOtitat9w IKyme 13.9 3. PI. /-e:+sthon/ -+ lesb. /-e :sthon/ lesb. /-e:sthon/ 1TC)'T]Ot9ov IG 12,2 S: 136.b28
§ 188. Athenuztische Flexionstypen: r{J.IiiiJ.L Ind. Akt. 2. Sg. 3. Sg.
3. PI.
/-a:+si/ -+ lesb. /-ays/ 176 /-a:+ti/ -+ lesb . /-ay/ 177 lesb. /-ay/ ril:t[at] IG 12,2 :645.a41 178 /-a:+nti/ -+ lesb. /-aysi/ lesb . /-aysi/ xoA.rum Alk 208.a9 179, 5il/lata't Alk 347.2, a~iatat IG 12,2 8:121.31
lnd. Med. l. Sg.
/-a:+may/ -+ lesb. /-a:may/ äpaiJ.a[t] Sa 22.17 lesb . /-a:may/ 3. Sg. /-a:+tay/ -+ lesb. thess. /-a:tay/ 1T(A.]avarat Sa 21.15, UIJ.'{X1T6rarat Sa 22.12 lesb . /-a:tay/ thess. /-a:tay/ E1TLKoivarat DGE 617,1.2 180 1TepparEL IG 9,2:512.15 (Larisa)
Konj. Med. 3. Sg. /-a:+tay/ -+ lesb . /-a:tay/ epäraL Sa 16.4 (§ 166) lesb. /-a:tay/ Opt. Akt. 3. Sg. /-a:+ye :+t/ -+ lesb . /-aye:/ lesb. /-aye: / t9ftpaiTJ IKyme 35.7 176 Keine sicheren Belege überliefert: Ö1rTQ4<; Sa 38, opo{T0.4<; Alk 143.11 , ovdpTa.t<; Alk 58.21 können auch Partizipien sein. 177 Zu thess. (?) epoU1'a4 vgl. § 191 Arun. 188. 178 ln der Majuskel-Abschrift ist nur Tll.. erkennbar. In Z. 44liest Boüüaert (1954: 369 A3), syntaktisch korrekt, r{J.lara,. Aus der literarischen Oberlieferung liegt kein Beleg vor: ~aopolraw ' = ~aopolraw'a Sa 96.15 ist Partizip (Page 1955 : 9lf.). 179 xo>..aw' L- P mit der Überlieferung, xci>..aw' Voigt. 180 Die in Dodona gefundene Bleitafel stammt wohl aus Mondaia (Perrhaibia), vgJ. § 112 Anm. 90.
174
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Opt. Med. 2. Sg. /-a:+i:+so/ -+ lesb . /-ayo/ lesb. /-ayo/ äaaw Sa 3.7 Imp. Akt. 3. Sg. /-a:+to: / ~ lesb. thess. /-a:to:/ lesb . /-a:to:/ Tf.IJ.drw IG 12,2: 1.16 thess. /-a:to:/ tdrov IG 9,2:1229.26/27
§ 189. Athematische Flexionstypen: are..p{wwJ.lt /-o:+rni/ ~ lesb. /-o:mi/ lesb. /-o:mi/ öoK{JJ.WJ.LL Memnon Nr. 29.11 (§ 182) 2. Sg. /-o:+si/ -+ lesb . /-oys/ xavVOL\ 181 Alk 359.4, ÖOK[J.LOL\ 182 Alk lesb. /-oys/ 303.5 3. Sg. /-o:+ti/ -+ lesb . /-oy/ lesb. /-oy/ are'{Xivo' IG 12,2: 18.11, öoK{JJ.o' Theokr. 30.25 3. PI. /-o:+nti/ -+ lesb . /-oysi/ lesb. /-oysi/ a~iotaL IG 12,2 S: 138.31 Opt. Med. 3. PI. /-o :+i:+nto/ -+ lesb . / -oynto/ lesb. /-oynto/ are!p(ivowro IG 12,2 S: 114.13
lnd. Akt. 1. Sg.
Imp. Akt. 3. Sg. /-o:+to:/ ~ lesb. /-o:to:/ lesb. /-o:to:/ [are]cpa.vwrw IG 12,2:645.a36 Imp. Med. 3. Sg. /-o:+stho: / -+ lesb. /-o:stho :/ lesb. /-o :stho:/ ~Q.J.LtwatJw IG 12,2:1.1 4/ 15, [rp]a1Te~WatJw IG 12,2:72.2
§ 190. Thematische Flexionstypen: döLKi/w /-e:+o+o/ ~ lesb . /-e:o:/ 1TO!Ji/w Sa 36, Ka.Mw Gramm. (Herodian. lesb. /-e:o:/ fi 332.2, Etyrn. m. 485.45) 3. Sg. /-e :+e+ti/ -+ lesb. /-e:ey/ lesb. /-e :ey/ döLKi/EL 183 Sa 1.20 3. Pl. /-e :+o+nti/ -+ lesb. / -e:oysi/ 1Tapa.Ka"Aeiow' 184 IG 12,2 S: 138.16, lesb. /-e:oysi/ ömre"Aeiocm IG 12,2 S:3.21 Weitc:re Formen dieses Flexionstyps sind belegt im Impf. (ötere"Aete, ötere"Aewv, § 199), Inf. Akt. (avvre"Aeirw, § 226), Part. Med. (avvre"Aeu5J.L€VO\, § 236).
lnd. Akt. 1. Sg.
cod., xativwt( L- P, xativw~ Voigt; aciw( Alk 313 ka.nn wie op{Xf)<; (statt .p{Xet<;) gebildet sein (§ 183). 182 Kein sicherer Beleg: 6oK4,wt.; kann auch Akk.PI. von 66'"J.Io<; sein. 183 aooo'let L- P, Page (1974: 158), Forssman (1975 : 22f.) mit der Überlieferung; aoiKf)at Meillet {19 31: 200), Voigt. 184 Zur Schreibung von (e:] {lit. !'), inschr. et) vgl. § 46.
181
XcWI.'Ot~
175
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§ 191. Thematische F/exionstypen:
<.p~."A..ew,
np.dw, arecpavow
Flexionstyp
1. Pl. 3. Pl.
/-e+e+ti/ -+ boiot. /-i:/ otare["A..]i" IG 7:280.2 (otan:"A..ii § 39), ICa"A..i boiot. /-i: / IG 7:207.4 /·e+o+men/ -+ 1esb . /-eomen/ 1esb. /-eomen/ [avv]re"A..eoJ,.Lev IG 12,2 S: 115.6 /·e+o+nti/ -+ 1esb . /-eoysi/, boiot. /-eonfi/ 1esb. /-eoysi/ KaAiow[t] IG 12,2:528.35 Ka"A..eov!Jt IG 7:207 .7 boiot. /-eonfi/
Ko nj. Akt. 3. Sg. /·e+e:+ti/ -+ 1esb. /·ee:y/ -+ /·ee:/ 1esb. /·ee:y/ auvre"A..e'T]L IG 12,2 S:l40.15 1esb . /-ee: / avvre"A..e'T] lG 12,2:498.14 /·e+e:+t/ -+ boiot. /-ee:f -+ /-ie: /, /-e:/ -+ /-i: / 185 boiot . /-ie: / ooKiEL /'-e:I ooKei, ciSLKi 1. Pl. /-e+o:+men/ -+ 1esb. /-eo:men/ /-eo:men/ Ka"A..ewJ,.Lev IG 12,2 S: 139.88 1esb. 3. PI. /-e+o:+nti/ -+ lesb. /-eo:si/, boiot. /-io:nfi/ /-eo:si/ 1TOLEWCJL IG 12,2:529 .15, [oJ..LO'Yv]wJ..LovewaL 1esb. IG 12,2 S: 136.b40 otare"A..iwv!JL IG 7:2405. 13, EKTToLiwv!JL DGl boiot. /-io:nfi/ 462.a24 Konj . Med. 3. Sg. /-e+e:+tay/ -+ lesb . /-e:tay/ , boiot. /-e:ttr: / lesb. /-e:tay/ TTapaKdAT1TaL 186 IG 12,2: 528.7 civrt1ToteiTT1 1G 7:3080.4, E1TLTe"A..ieLT'Tl boiot. /-e : t~: / E. 77 :04 .6 185 Folgende Formen sind belegt: IG 7: 3169.11 ~OKIEIKAAJ\JI:TO( Orkhomenos 3. Jhdt. BCH 1937 : 217ff. z. 6 tirrov Ka 60Kt'l ev KaAAWTOt els.iev Thespiai 3. Jhdt. E. 77:04. 11 ~Te Ka 6oKelet Koroneia 3. Jhdt. IG 7:3081.5 eL 6t Ka n~ ö.vnrroteiTTI .•• ef . .. ö.6tKi Lebadeia 2. J hdt. In der Inschrift aus Orkhomenos hatte Meister (1882 : 278) 6oKlH abgetrennt; ThumbScherer (1959: 23,40) und Buck (1968 : 39f.) fUhren ohne Referenz eine solche Form als boiot. 3. Sg.Konj. an. Dittenberger (1G) jedoch restitutiert , indem er I vor K in N • korrigie.rt, die Formel [el Ka ) 6oKi e(vJ KaAAW70[t d #lt'll ), obgleich eine Form 6oKlet (mit (i) aus (e), § 41 ) durchaus denkbar wäre (vgl. auch Konj.Med. errtTfAletTTI und tet § 197). In Thespiai (6oKei) ist (e J nk ht zu (i) gehoben, sondern mit dem folgenden (e: ) kontrahiert. In der Inschrift des 2. Jhdt.s aus Lebadeia (M lKi) ist (e: J weite.r zu [i: ) ge· worden. Rätselhaft ist die Länge des Stammauslauts in 6oKel et , analog zu errtre>..letTTI Z. 6 wäre 6oKlet zu erwarten. 186 Diese Form muß, obwohl sie auch auf eine athematische Bildung zurückgeflihrt werden könnte, wegen Ka >..towt auf der gleichen Inschrift {Z. 35 ) als thematisch interpre· tiert werden .
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3. PI. /-e+o:+ntay/ ~ lesb . /-eo:ntay/, boiot. /-io: nff(:/ lesb. /-eo:ntay/ avvre"AewVTat IG 12,2:499.12 boiot. /-io:nk / cMU
Flexionstyp rtJ.ltiw lnd . Akt. 3. Sg.
/-a+e+ti/ ~ /-a:y/ thess. /-a:y/
f.povrat (?) DGE 617,2.a1 188
Imp. Akt. 3. Sg. /-a+e+to :/ ~ boiot. /-aeto:/ boiot. /-aeto:/ iabw SEG 22:407.21 Von ä-Verben sind im Boiotischen belegt die Formen ia€rw und laOVTv<: (§ 236), beide 3. Jhdt. 189 Aus Inschriften des 2. und 1. Jhdt.s liegen die Formen aov"Aei.rw AD 1916: 218f. Z. 11 , aov"Ad.rwv AD 1916: 220f. Z. 39, aov"Awv.,Jw IG 7:3198.14, aov"Awaa AD 1916: 218f. Z. 79, AD 1916: 220f. Z. 9 etc., aov"AwVTec: IG 7:3198.6, IG 7:3200.13 etc., aovAELJ.lEV BCH 1895 : 157ff. z. b7 TI.J.lwaa SEG 1: 132.16, ri.J.l€waa IG 7:2383.18 VU<WVreaat IG 7:2410.6, vU<wVTa E. 77:56, f.viKwv IG 7:3197.1, f.viKwaav (§ 170) IG 7:3195.4 187 Thematisch wie ~ea>..ewJ,~ev Z. 88 . 188 Die in Dodona gefundene Bleitafel unbekannter Herkunft (Zeit : etwa 3. Jhdt.) wird für thessalisch gehalten (1) wegen der zweimaligen Schreibung ou für [o:) (aber zweimal ist auch w geschrieben), (2) wegen der Apokope in rrep (die aber auch in einer Reihe anderer griechischer Dialekte belegt ist) und (3) wegen der eingetretenen Kontraktion in tpouTat (das Eintreten von Kontraktionen im Thessalischen könnte aber erst durch die Interpretation von Formen wie epouTat bewiesen werden). Wegen des Dativs auf foyf (in a&roi) stamme die Inscluüt aus Kierion. Wenn man sich auf den Standpunkt stellt, die Sprache dieser Inschrift sei trotz der Inkonsequenzen thessalisch, so bestehen zwei Möglichkeiten, epouTat zu analysieren: entweder man setzt eine thematische Bildung /ero:ta+e+ti/ voraus und nimmt für die weitere Ableitung eine Kontraktion an: /ero:ta+e+ti/-. /ero:taeyt/-+ /ero:ta:y/ epoUTät, oder man geht von einer athematischen Bildung aus: /ero:ta :+ti/ --+ /ero:ta:yt/-+ fero:tayt/ .... /ero:tay/ epooTat. Die bisherigen Kenntnisse vom Thessalischen sprechen eher für die erste Lösung: thematische Bildungen von Verben der Verbalklasse 11 sind in Kierion (Tbessaliotis) tatsächlich belegt (§ 181 ). 189 In IG 7:1670.3 (Plataiai, Ende 6. Jhdt.) ist nunmehr zu lesen [e)wop
177
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vor, die als kontrahiert den oben zitierten unkontrahierten teils kommentarlos (Bechtel 1921: 236), teils als nicht dialektal (Thumb - Scherer 1959: 41) gegenübergestellt werden. Hock ( 1971 : 190ff.) hingegen hält es für sicher, daß das Boiotische eine thematische kontrahierende ä-Flexion gehabt habe; Kontraktion sei in den abseits gelegenen Bergdialekten (Thisbai, Tanagra, Plataiai mit OPAON TI, lairw, ia6V"Tv~) noch nicht eingetreten. Dem ist entgegenzuhalten, daß diese Interpretation (I) die chronologischen Verhaltnisse auf den Kopf stellt (unkontrahierte Formen sind früher belegt als die kontrahierten), (2) das regelmäßige Fehlen von Kontraktion in Nominalendungen (-a.o, -awv § 70) nicht berücksichtigt, (3) das Auftreten junger Entwicklungen (Schreibung ' statt e in iaerw, ia.iwrv~. Endung -v~ statt -ot~ in ia6V"Tv~) in den vermeintlich abseits gelegenen Bergdialekten nicht in Betracht zieht . Für das vorliegende Belegmaterial ist die Auffassung, daß die kontrahierten Formen nicht authentisch seien, mit geringeren Schwierigkeiten behaftet.
Flexionstyp arei(XLvow Imp. Akt. 3. Sg. / -o+e+to: / -+ boiot. f-oeto:/ K~apohw E. 78:12.24 boiot. /-oeto:/ Formen mit langem Stanunauslaut
oa{. uwvi}w IG 7:3198.7 (auf der gleichen Inschrift neben oa,.uwovre~ , oai.LtweJl€V),
OQ.[JtWoVT€~ IG 7:3200.14 etc.,
OQ.[J.tWEJl€V
BCH 1895: 157ff. Z. b7
DGE 491.8/9 Kaiftapw[aif11] E. 77:04.1 ETfWT€1(XLVWEJl€V
sind nicht authentisch, sondern gehen auf den Einfluß der aitolischen Kanzleisprache zurück (Bechtel 192 1: 281, Thumb - Scherer 1959: 40).
10.2.3 Verbalklasse 111: Athematische Verben mit Präsensreduplikation § 192. Stammbildung Verben der Verbalklasse III haben als Stanun s1 flir Präsens und Imperfekt den reduplizierten Stamm Sm (zur Reduplikation vgl. § 163).
Sm
s.
/the:+/ -+ / thithe:+/-+ / tithe:+/ /do :+/ -+ / dido:+/ /sta:+/ -+ /sista:+/ -+ /hista:+/ Aus der historischen Grammatik des Griechischen ist bekannt, daß die beiden Stämme Sm und S1 ursprünglich Ablaut zeigten, dessen Fortsetzung sich in einem Kontrast der Quantität des Stanunvokals manifestiert: Länge in den Flexionsformen des Aktiv Singular Indikativs und des Konjunktivs, Kürze in den 178
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Rexionsformen des Aktiv Plural Indikativs und des Mediums. Diese Abstufungsverhältnisse sind möglicherweise bewahrt in Präs. 3. Sg. [tithe:ti] : 3 . PI. [tithenti] - der Stammvokal kann jedoch auch nach § 60 gekürzt sein - , sonst aber in den einzelnen Dialekten in der Zeit, aus der die inschriftlichen Belege stammen, in verschiedenem Ausmaß ausgeglichen und nicht mehr in einer Regel faßbar: l:>oiot. [didomen] , aber thess. (dido :men], lesb . (dido :n] boiot. [didosthay] , aber lesb. [dido:sthay].
§ 193. Folgende in entsprechender Weise für alle Verben dieser Klasse geltenden Ableitungen sollen einige Formen verdeutlichen:
(1) Ind . Akt. 3. Sg. zugrundeliegende Repräsentation Hauchdissimilation Oberflächenform boiot.
/thithe :+ti/ /tithe :ti/ ri~em
Bei der Ableitung der Form / tithe : ti/ aus zugrundeliegendem / thithe :ti/ wird die Metathesenregel § 88 im Boiotischen nicht angewendet. Um dieser Ausnahme Rechnung zu tragen, stellt Kiparsky ( 1966) eine modifizierte Metathesenregel auf, in der der auslautende Vokal erhalten bleibt: zugrundeliegende Repräsentation Hauchdissimilation modiftZierte Metathese Vokalkürzung
/ thithe :+ti/ /tithe :ti/ /tithe :yti/ /titheyti/
Dieser Lösungsvorschlag ist unbefriedigend, weil die modifizierte Metathese nur zur Ableitung von Formen der 3. Sg. athematischer Verben im Boiotischen benötigt wird und sich sonst in der Grammatik der aiolischen Dialekte nicht rechtfertigen läßt. Im Lesbischen nämlich (aus dem Thessalischen liegen keine Belege vo r) läßt sich die zu erwartende Form *ri~et 190 (vgl . let in trpoiet Alk 74 .7) analog zu den (gleichfalls athematisch gebildeten) Formen der Verbalklasse D (§ 182) und ohne Zusatzhypothesen ableiten : zugrundeliegende Repräsentation Metathese Vokalkürzung Verschlußlau ttilgung Hauchdissimilation
/ thithe :+ti/ / thithe:yt/ / thitheyt/ / thitheyI /ti they I
Die Annahme von lesb. *ri~et wird durch eine weitere Parallele zu der Verbalklasse li unterstützt: von einem Grarnrnatiker (Herodian. 11 832.37) wird für das Lesbische eine Form ri~ bezeugt, die sich zu *ri~et verhält wie troin zu dem häufigeren Typus cpl"Aet (§ 183): 190 Tl~aw Alk 58.23 ist wegen des ny ephelkystikon keine Dialektform.
179
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zugrundeliegende Repräsentation Metathese Gleitlauttilgung Verschlußlauttilgung Hauchdissimilation
/ thithe:+ti/ / thithe:yt/ /thithe:t/ / thithe: / /tithe: /
Damit ergeben sich analog zu Verbalklasse II flir das Lesbische zwei Paradignnen:
1. Sg. 2. Sg. 3. Sg. 3. Pl.
111 rißrl#J.t (vgl. tTJIJ.t) rit9et<; (vgl . iet) rit9et rit9ewt (belegt)
ll r.plf..11#).t r.pt.'A.e'c; 'Pf.A€t r.ptA€LO'
lll rißrl#J.t rißrlc; rit911
II
(vgl. (TJ<;)
(2) lnd. Akt. 3. PI. zugrundeliegende Repräsentation (Vokalkürzung) Assibilation Transformation Assimilation n-Abschwächung Depalatalisierung Hauchdissimilation Oberflächenform
/thithe+nti/ (oder /thithe:+nti/, § 19 /thithenti/ /thithenfi/ lesb. lesb. lesb. lesb. lesb. boiot. lesb. boiot.
/thithen~i/
/thitherHi/ /thithey~i/
/thitheysi/ /titheysi/ /tithenfi/
rit9etat rißevt9t
§ 194. Belege lnd. Akt. 1. Sg. 2 . Sg.
3. Sg.
/ie:+rni/ .-. lesb. /ie:rni/ avviTJIJ.[t Sa 3 .11 , ÖiöoiJ.ft Grarnm. 191 lesb. /mi/ / ie :+si/ .-. lesb. / ie:s/ e~iTJ<; Sa 94.23 , tmiTJ<; Alk 11 7b.6 lesb. / s/ /dido :+si/ .-. lesb . /didoys/ öiöotc; Grarrun. (Herodian. II 1 11.18) lesb. / thithe :+stha/ -. Jesb. / tithe:stha/ rit9TJat9a Alk 58.28 lesb. /stha/ / thithe :+ti/ .-. boiot. / tithe:ti/ boiot. /ti/ avrit9etn IG 7:3200.6 192, öiöön JG 7: 3467, 4iem DGE 491.2
191 Herodian. [I 111.1 7; zw Bildung vgl. 6o~LJJt § 182. 192 Weitere Belege (jeweils ein Beleg ausjedem der Fundorte) : AD 1916: 218f. Z. 24 (Koroneia), IG 7:3083.6 (Lebadeia), IG 7:3203.4 (Orkhomenos), IG 7:3303.2 (K.hairo·
180
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/ ie: +ti/ -+ lesb. / ieyI lesb . rrpo{€L Alk 74 .7 Ind . Akt. 3. Pl.
/ thithe+nti/ -+ Jesb. / titheysi/, boiot. / tithenfi/ lesb. rrpori!J€LOL IG 12,2: 15.13, L€LOL Sa 42 .2 boiot. /nfi/ avr{IJ€VIJL 193 E. 78:03.3, avr{IJ€VTL (§ 172)
lnd . Med. 3. Sg.
/dido+tay/ -+ Jesb. /didotay/ Swor~ IG 12,2:528.40 lesb. / tay/
Konj. Akt. 3. Sg. /dido :+e:+t/ -+ thess. boiot. / dido:e: / 194 • thess. /e: / öwö€ McD 326.6 boiot. fe:/ Ka!JwTci€L IG 7 : 1739.10, BCH 1936: 18lff. z. 17
lmp. Akt. 2. Sg. boiot. 8i00t DGE 538 , DGE ad 538 Z. 2 195 3. Pl. / thithe+nton/ -+ Jesb. /tithenton/ Jesb. /nton/ [e]KTi!J€VTov IG 12,2 S:l36.b12, SwovTov ibid. Z. b36 / hista+nto:/ -+ boiot. / histanfo:/ boiot . /nto: / rrpotaniv!Jw IG 7:3080.5 lmp. Med. 3. Pl. / thithe:+sthon/ -+ lesb . / tithe:sthon/ Jesb. /sthon/ rrpoaTit'h/a!Jov IG 12,2:6.1,9/ 10 neia) (alle Belege aus dem 3. oder 2. Jhdt.). c'J.VTi"e'Tfl IG 7: 3082.3 (Lebadeia, 2. Jhdt.) ist wohl eher Verschreibung (flir c'J.VTl.,etn) als eine Form der 3. Sg.Präs.Med., weil Med ialformen sonst in diesem Kontext in den stereotypen Formeln der Freilassungsurkunden nicht belegt sind und weil die 3. Sg.Med. möglicherweise wie im Lesb. und Thess. (cf. 6l6o1'aL) mit kurzem Stammvokal (• c'J.VT{!)eTfl) gebildet wwde. Das letzte Argument allein ist jedoch nicht ausschlaggebend : einerseits ist die Verteilung d er VokaJquantitäten in der Stammsilbe von athematischen Verben mit Präsensreduplikation nicht regelmäßig (cf. § 192), andererseits kannetauch flir kurzes (e) stehen (cf. a~ "eWJI statt c'J.ve.,ea.v, O. vel'jmv, § 43). 193 In der Erstpublikation (ZPE 1978: 125f.) und in E. 78:03.3 ist versehentlich Ö.VTMe'"' gedruckt. Auf dem beigefUgten Photo (Tafel VII) ist N vor 91 deutlich zu erkennen. 194 Die Formen des Konj.A.kt. 3. Sg. 6l6w lG 12,2 S: 136.b22 und ö.va1'i"" IG 12,2 S: 139.99 (beide Belege aus der 1. Hälfte des 2 . Jhdt.s) gehören d er Koine an und sind fUr die Betrachtung des Lesbischen nicht relevant. 195 Beide Belege stammen von archaischen Weihinschriften aus dem 7./6. Jhdt. Nach Strunk (1961) enthalten diese Weiltinschriften alte poetische Formeln, die wohl eher einer vom Aiolischen beeinflußten Tradition als dem bodenständigen Boiotischen entstammen. Damit erklärt sich auch die - aus dem Boiotischen selbst nicht verständliche - Bildung der Form 6l6ot: entsprechend einem gut nachweisbaren Must er ist die 2. Sg.Imp. 6l6ot zu der 2. Sg. Indikativ 6l6ot~ hinzligebildet, die für das Lesbische anzunehmen ist und auch von Grammatikern (Herodian. 11 111.18) als aiolisch au!gewiesen wird. Damit verwirft Strunk eine auf Brugrnann zurückgehende, auch heute noch (zuletzt Bader 1976: 66ff.) vertretene Erklärung, nach der 6l6ot als 6L6o+t (Stamm + deiktische Partikel) zu analysieren ist .
181
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10.2.4 Verbalklasse IV: Sonstige athematische Verben
§ 195. cpii~L lnd . Akt. l. Sg.
2. Sg. 3. Sg. 3. Pl.
/pha:+mi/ ~ lesb. /pha:mi/ cpii~' Sa 147 196, cpiitp.'t 197 (§ 85) Sa 88.17 /pha:+si/ ~ lesb. /pha:hi/ 198 ~ /pha:y/ cpiiL Alk 340 199 /pha :+ti/ ~ lesb . /pha:si/ 198 cpiiot IG 12,2:268.3 (5. Jhdt.), cpiito 't 197 (§ 85) Alk 73.5 / pha+nti/ ~ lesb . /phaysi/ 'P(liot Sa 166.1 , 'P(lio't Sa 16.2
§ 196. Übrige Verben
lnd. Akt. 3. Sg.
lesb.
*Mpvcu 200 Alk 364 .2, ]rrepvcu (?) lAssos 6.7
Ind. Med. l. Sg. 2. Sg. 3. Sg.
lesb. lesb . lesb. boiot. lesb. boiot.
MvaJ.Lat Sa 102 .I
3. PI.
Konj. Akt. 3. Sg. thess.
Mvcu 201 Alk 119.8 m'AvaTat Sa 44A.al1 [~.i-y]vOUT11 PMG 692 fr. 9.2 VrrOK€WTa[t] IG 12,2:8.4202 oorroAd05ovvl9n SEG 1: 132.12
tirri€ IG 9,2: 1222.3 (§ 166)
196 '(XJ.IJ' cod., '(XJ.'IJ' Lobel-Page, .po.IJ' Voigt. 197 Alczentuierung mit der Papyrusüberlieferung gegen Lobel-Page und Voigt. 198 Die Metathesenregel wird n icht angewendet (vgl. § 88). 199 Cf. Schwyzer (1930, 1959: 659), Rix (1976: 250). Nach Schwyzer ist .pat enklitisch, Lobel-Page lesen .peiL<~>. Parallel zu Formen des Dat.Sg. der ä- und o-Stämme oder der 3. Sg.Konj. wäre im Lesbischen - gegen Schwyzer - f'lir / pha:y/ eher eine Kürzung zu / pha:/ (§ 99) ab zu / phay/ zu erwarten . .parol)'a Alk 50.6 setzt eine - sekundär gebildete - 2. Sg. •.par~ voraus. 200 6ci.IJVa' L- P, 66.J.wa Voigt. In den Codices überliefert ist MIJV110L, dessen ·fl· im Lesbischen aber keine Berechtigung hat : es gibt im Griechischen nur -V. 221 ist dementsprechend als eine aiolische athematische Bildung M IJIIaL aufzufassen (cf. Chaotraine DELG s.v. in Widerspruch zu 1958: 30lf.); Heubeck 1978a: 74f. hat diese Möglichkeit nicht in Betracht gezogen, obwohl sie sich nahtlos in seine Analyse vermeintlicher Langdiphthonge bei Ho mer einfligt. 201 6011a' kann Indikativ Uduoa+say/) oder Konjunktiv Ud una:+say/) sein. 202 Wenn die fragmentarische lnscluüt IG 12,2:8 jung ist und Einflüsse der Koine zeigt 8 statt oraAAall), wird durch KervraL die .,äol." (Schwyzer 1959 : (vgl. (or)dAall 671,679, Rix 1976: 255) Form Ktarat nicht widerlegt. Zur weiteren Diskussion um lesb. dar' Alk 383.2 vgl. Hoffmann (1893: 570), Wackernagel (19 16: 96ff.), Lobet (1927: lv), Hamm (1957: 167).
z.
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Konj. Med. 1. Sg. lesb. öUvä~Lat. Sa 4.3 3. Sg. lesb. öUvärcu Alk 249.7, rrpiärcu IK.yme 5.12 (§ 166) thess. c5uva€rcu IG 9,2:1226.9, -ytvUetT€t IG 9,2:517.23 (§ 166) 1. Pl. 1esb. cSvvtitpeiJ'a 203 Alk 69.3 3. Pl. lesb. cSuvä[vrcu] lG 12,2:526.b33 204 boiot. -yc.vouwv~ E. 77:04.4, rrap-yc.vvwv~ IG 7:207. 11 / 12 lmp. Akt. 2. Sg. lesb.
3. Sg. thess.
MLJWa Sa 1.3
arrirov IG 9,2:1229.22
10.2.5 Verbalklasse V: Verbum substantivum § 197. lnd. 1. Sg.
2. Sg. 3. Sg.
3. PI.
/es+mi/ -+ lesb. thess. /emmi/, boiot. /e:mi/ (§ 122) lesb. enuru €J.I.P.t DGE 638, Sa 31 .15 thess. emmi €J.I+I.i IG 9,2:663 • boiot. e:mi €JJ], IG 7:593 /esi/ 205 -+ boiot. /ey/ el IG 7:4122 (arch.Alph.) boiot. ey /es+ti/ -+ lesb. thess. boiot. /esti/ lesb. esti €on IG 12,2 5:2.23, Sa 132.1 thess. esti eori IG 9,2:1229.35 eori IG 7:207.2, Roesch 1971 Z. 10 boiot. esti /s+enti/ -+ thess. boiot. /enfi/ (§ 171) lesb.206 thess. en{i ev!Ji McD 347.22 ev!Ji PMG 692 frr. 3,4.9 boiot. en{i
203 6wci~~o~e ß' Pap., 6uval11eß'a Voigt , 6uv~eßa L- P. Der Kontext erfordert einen Konjunktiv. Die Schreibung a' statt a {für (a : J) kann nicht durch /-Epenthese (§ 8S) bedingt sein; man wird wohl eher - wie es auch durch die Akzentuierung auf dem Papyrus nahegelegt wird - einen Zusammenhang mit der falschliehen Schreibung von IDiphthongen (§ 86) suchen müssen. 204 Cf. Bechtel {1921: 93); zur Beurteilung der Chronologie vgl. aber Rix (1976: 231). 20S Die überlieferte Fprm boiot. el kann nur aus /esi/ abgeleitet werden, nicht aus der systematisch zu erschließenden Form /es+si/ (Verbalstarnm /es/ + Endung /si/); flir eine lautliche Entwicklung, durch die /essi/ in /esi/ überfUhrt werden könnte, gibt es im Aiolischen keinen Anhaltspunkt {zu einer Dbkussion der indogermanischen Vorgegeschichtevon /esi/ und ihrem Verhältnis zu /essi/ vgl. zuletzt Bader 1976: 62ff., 84ff.). Die bei Homer (z.B. A 176) vorkommende und als Aiolismus interpretierte (Chantraine 1958: 286) Form lool ist im Aiolischen nicht belegt. 206 In der gesamten Oberlieferung des Lesbischen, sowohl in der inschriftlichen wie in der literarischen, fmdet sich kein Beleg flir eine eigene Form der 3. Pl. des verbum substantivum. An ihrer Stelle steht in inschriftlichen Belegen seit dem Ende des 4. J hdt.s die Form der 3. Sg., ron {d . auch 6w.l>e6lxaoTat al-6b
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Konj. 3. Sg.
3. Pl.
Opt. 1. Sg.
3. Sg.
Imp. 3. Sg. •
3. Pl.
/es+e:+ti/ -+ lesb. /ee:y/ -+ /e:y/ -+ /e:/ lesb. e:y 'lit IErythrai 122.27 lesb. e: 'Ii IG 12,2:500.7, Sa 4.5 , Alk 39.a9 /es+e:+ti/ -+ lesb. /ee:y/ -+ /ee: / en IKyme 11.7 lesb. ee: /es+e:+t/ -+ boiot. /ee: / -+ / ie :/ (§ 41) boiot. ie: tct DGE462.a 15 /es+e:+t/ -+ thess. /ee:/ -+ /e: f 207 thess. e: d McD 310.27, IG 9,2:1229.36 /es+o:+nti/ -+ lesb. /eo :ysi/ -+ /eo:si/ -+ boiot. /eo:n{if-+ / io :nfi/ • lesb. eo :'si ewat IErythrai 122.20 boiot. io :nfi fwvt?t DGE 485.9 /es+ye:+n/ -+ lesb. /eye:n/ dnv Sa S 279.7 lesb. eye:n /es+ye:+t/ -+ lesb. /eye: / lesb. eye: Etfl Alk 58.20 thess?08 /es+to :/-+ lesb. thess. boiot. /esto: / lesb. esto: earw lG1 2,2:1.4 thess. esto: €arov BCH 1970: 16lff. Z. 5 boiot. esto: €arw IG 7:3200. 12 /ento:/ -+ boiot. /enfo: / 209 boiot. enfo: evt?w lG 7:3172.165
menden Inschrift IG 12,2 S:l38.10/ ll (= !Magnesia 52.10/ 11) aus dem 2. Jhdt. ist evn wohl für ean verschrieben (Bechtel 1909: 62, Boüüaert 1954: 372 A2) und in IT)Ct uuueci eC1C1L lAssos 3.1 ist gleichfalls Verschreibung für eun anzunehmen (Bechtel 1909:8, Boüüaert 1954: 373 A4; anders Hoffmann 1893: 475,5 69 : traut mit Formenausgleichung an ~u-at, ~a-n, ea-p.ev, ea--re angelehnt). Als ursprüngliche Form de.r 3. PL ist im Lesbischen, analog zum Thessalischen und Boiotischen, eine Ableitung aus /s+enti/ zu erwarten: /s+enti/ - /henti/ -+ jenii/ -+ /ensi/ - fey si/ (cf. auch Strunk 1959); der verbale Synkretismus, der sich in der Verwendung der Form der 3. Sg. für die 3. PI. manifestiert, geht auf den Einfluß der Koine zurück (vgl. auch Morpurgo-Davies 1964: 144 mit weiterer Literatur). 207 Im Lesbischen stehen somit kontrahierte und unkontrahlerte Formen nebeneinander; im Thessalischen sind nur kontrahierte, im Boiotischen nur unkontrahierte Formen belegt. 208 etot McD 450.11 und ewwav McD 419 .20 (Gonnoi, 2. Jhdt.) sind Koine-Formen (Sommer 1977: 18lf.: Umformung aus el11uav mit der der späteren Koine angehörenden thematis.chen 3. Pl.Opt. auf -owav) und bleiben für die Betrachtung des thessalischen Dialekts außer Betracht. 209 Zur Bildung von ev~w vgl. § 177. Daneben ist auch eine thematische Form belegt: l.c:l(v)~w BCH 1970: 157ff. Z. 18/ 19 (Orkhomenos, 2_ Jhdt.).
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10.3 Imperfekt
10.3. 1 Verbalklasse I § 198.
lnd . Akt. 3. Sg.
3. PI.
Ind. Med. 3. Sg.
/+e+t/ -+ lesb. thess . boiot. /+e/ (§ 155) 17xe IG 12,2:529.13, eoixa~e IG 12,2 S: lesb. /e/ 143.14 thess. /e/ eixe McD 337.40, erreßaXXe ibid. Z. 20 boiot. /e/ €rre"Pc1pc.Ooe IG 7 :504. 1, w.pe,xe SEG 3: 356.2 /+o+n/ -+ lesb . /+on/ 210 lesb. /on/ eoixa~ov IG 12,2 S: 139.34, #rrpa(a)aov IG 12,2: 15.3 1 /+e+to/ -+ lesb . / +eto/ €Xai~er[o ] IG 12,2:526 .a4, Kar[e]"Pevoero lesb. /eto/ ibid. Z. a14/15
10.3.2 Verbalklasse 11 § 199. Athematische Flexionstypen
lnd . Akt. 3. Sg.
1. Pl. 3. PI.
/+t/ -+ lesb . / +0/ lesb. /0 /
€K
eßa~OT]
IG 12,2:645.a2 1,
fKUKa Alk 298 .27 / +men/ -+ lesb. /+men/ ~rr61]p.p.ev Sa 24.a4 (§ 187 Anm. 168) lesb. /men/ /+n/ -+ lesb. / +n/ -yeAav Alk 349c lesb. /n/
Thematische Flexionstypen lnd . Akt. 3. Sg.
3. Pt.
/ -e :+e+t/ -+ lesb . /-e :e/ oter€Aete IG 12,2:529. 11 lesb. /-e :e/ / -e+e+t/-+ boiot. /-e:/ -+ /-i:/ boiot. /-i :/ oter€Xt SEG 25:540.3 /-e:+o+n/ -+ lesb. /-e:on/ /-e:on/ oter€Aewv IG 12,2 $:3. 15 lesb. /-e+o+n/ -+ boiot. / -eon/ -+ / -ion/ erroXe~IWV lG 7:2418.23 2 11 boiot. / -ion/
210 Zu thess. evttpa.V{oooev vgl § 131, 210. 211 Zu boiot. evll<wv, lvll<woav vgl. § 191.
185
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10.3.3 Verbalklasse V § 200.
Ind. 3. Sg.
3.Pl.
/e-es+t/ -+ lesb. boiot. fe:s/ -+ boiot. /i:s/ lesb. e:s r}c; Sa 44.28, Alk 67.1 boiot. e:s rrapeic; IG 7:3 198.8, IG 7:3379.11, DGE 485.40,43 ,45 (aber -ic; Z. 48) , elc; Korinna PMG 654 IV 40212 lesb. eon €ov DGE 644.12213 /e-es+an/ -+ boiot. /e:an/ boiot. e:an rrape'iav IG 7: 3173.4/5, DGE 485.22
10.4 Aorist 10.4.1 A orist/: Verbalklassen 1- 11 (s-Aorist}
§ 201. Verben der Verbalklassen I und li bilden den Aorist mit dem Suffix /s+a/ Bei konsonantisch auslautenden Stämmen der Verbalklasse I unterliegen die aus der Suffigierung von /s+a/ resultierenden Konsonantenfolgen Assimilationsprozessen, die im Phonologischen Teil dieser Arbeit beschrieben sind:
Stämme auf Sonant (§ 114- 115) /e-stel+s+a+/ -+ lesb. thess. /estella+/, boiot. /este :la+/ /e-men+s+a+/ -+ lesb. thess. /emenna+/ , boiot. /eme:na+/ Stämme auf Verschlußlaut /e-leg+s+a+/ -+ lesb. thess. boiot. /eleksa+/ (§ 143) /e-graph+s+a+/ -+ lesb. thess. boiot. /egrapsa+/ (§ 144) Zur Schreibung der Konsonantenfolgen [ks ], [ps] im archaischen Alphabet vgl. § 28. Besondere Probleme wirft die Klasse der Verba auf lesb. -tw, boiot. (und thess.?) -ööw auf, in der primäre yo-Ableitungen von Nominalstämmen auf /g/ und /d/ (von denen in den aiolischen Dialekten nur wenige Beispiele zu finden sind) und zahlreiche sekundäre analogische Bildungen vereinigt sind. Zu den nach ihrer Herkunft verschiedenen Stämmen sind Aoriste auf [-ks-] (Präs. /harpag+yo+/, Aor. /ha:rpag+sa+/ -+ / ha:rpaksa+/) und [-ss-/-tt-] (Präs. /elpid+yo+/, Aor. /e:lpid+sa+/ 212 Nach Maoon (1978 : 125); vgl. aber auch fjoo)a Korinna PMG 657. 213 Nach Morpurgo-Oavies (1964: 142f.) kann die Form eov DGE 644.12 aus Aigai (Mitte 3. Jhdt.) nicht als sicherer Beleg flir die 3. PI. des verbum substantivum im Lesbischen gewertet werden, (1) weil die Sprache der Inschrift ionische Einflüsse zeigt, (2) weil das Subjekt vo n eov, eine Form im Neutrum Plural, auch eine Interpretation der Verbform als 3. Sg. zuläßt und (3) weil eov sich auch als analoge Neubildung nach dem Must er anderer Imperfekta erklären läßt. Für das ä.lte.re Aiolisch (Sapphos und Alkaios') sei eine Form fiv in Betracht zu ziehen. Zweifel an der Authentizität der literarischen Belege für eov (Sa 63.7 , Alk 405) erhebt auch Sommer (1977: 226ff.). Die Form f)oav in einem de.r .,abnormal" (Lobel) Gedichte Sapphos (Sa 142) ist eine Entlehnung aus der Sprache des Epos (vgl. § 170).
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~ /e:1pitsa+/ ~ lesb. /e:lpissa+/, boiot. /e: lpitta+/) zu erwarten, aber wegen der
Ambiguität des Stammauslauts -~-/.fJö- im Präsens und begünstigt durch sekundäre analogische Bildungen ist das Nebeneinander dieser verschiedenen Aoristbildungen in allen griechischen Dialekten in der einen oder anderen Richtung vereinheitlicht worden.
§ 202. Im Boiotischen bilden die Verben auf .fJöw den Aorist auf [-tt-] (zur Assimilation /-ds-/ ~ /-ts-1 ~ [-tt-] vgl. §§ 143, 146, zu den Belegen § 208). Abweichend davon treten im Südwesten Boiotiens (Thespiai und Koroneia) Aoriste auf [-ks-] auf, vgl .:
(!1roXcryirraolhl DGE 462.a23 (Tanagra), IG 7:3 172.39 (Orkhomenos) : a:rroXcry~aolhl SEG 1:132.22 (Thespiai)114
iapwirraoa BCH 1940/41 :41 Z. 2 (Lebadeia) : iape~aoa IG 7:2876.3/4 (Koroneia), IG 7: 1816.2 (Thespiai) KaraoKeu
IG 7:3054.8 (Lebadeia) : lji~Cij.t[ €]vw E. 78: 18.8 (Thespiai?)
Abweichend von dieser Verteilung bietet die Inschrift E. 77:04 aus Koroneia ö:rro'NYytr· raii"W z. 15 und e>..M-ytrr
Die Aoriste auf [-ks-] in einem Teilgebiet Boiotiens sind dem Einfluß benachbarter - westgriechischer - Dialekte zuzuschreiben .
§ 203. Im Thessalischen läßt sich der Stammauslaut der Entsprechungen von lesb. -~w/boiot. .fJöw nicht mit Sicherheit bestimmen (§ 135). Folgende Aoristformen sind belegt: cppovrioat McD 310.29/ 30 (Kran non, 2. Jhdt.), cppo111loew McD 337.28 (Larisa, 2. Jhdt.)liS ln~[aro] IG 9,2:602 (Larisa, 5. Jhdt.), lp-ya~aro IG 9 ,2: 1027b (aus Atrax?, 5. Jhdt.)l l6 ljl~~a,.,.€vac; IG 9 ,2:517.9 (Larisa, Ende 3. Jhdt.), ljla[cp] l~aot?et[v] ibid. Z.14 214 IJ.tro>..o"(loa!)J1 DGE 485.10 (Thespiai, 3. Jhdt.) ist eine künstliche Bildung aus einem Koine-Stamm auf -o- und einer boiotischen Endung. 21 5 Nach dem Ausweis dieser Formen ist in der etwa gleichzeitigen Inschrift IG 9 ,2 :512.12 wohl auch .ppo11(rl )oew zu lesen; für .ppo11(rlo)oew (Bechtel1921 : 154,190, ThumbScherer 1959 : 70, Lejeune 1972: 103) bietet d ie Lücke auf dem Stein auch nicht geaügend Platz. 216 Lesung und Lokalisierung dieser Inschrift sind von B. Helly (GHW 4154) korrigiert.
187 •
"
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Alle Formen stammen aus der Pelasgiotis, aus anderen Gebieten liegen keine Belege vor. Neben den Aoristen auf (ks] und [s] sind Formen des Aorist, Futur und Perfekt Passivs belegt, in denen der Stammauslaut vor einem mit Dental anlautenden Suffix zu [s] assimiliert ist. Diese Assimilation läßt zwar auf einen dentalen Stammauslaut schließen, aber eine genauere Bestimmung dieses Dentals ist nicht möglich. O.:rre'AeutJepeotJ€voa IG 9,2:414 passim (Pherai, 2. Jhdt.) 5oKq..LaotJ€vreoot IG 9,2:1228.19 {Phalanna, 3. Jhdt.) e~ep-yaotJdoeotJew IG 9,2:5 17. 17 (Larisa, Ende 3. Jhdt.) €1jlc1pt.oret ibid. z. 17, SEG 27:20 2. 15/ 16 Nach vorherrschender Auffassung bilden die Verben auf "- ~w" im Thessalischen - wie in den westgriechischen Dialekten - den Aorist auf-~- (van der Velde 1924: 116, Thumb-Scherer 1959: 70, Buck 1968: 115f.). Die schon zu Beginn der Oberlieferung nachweisbare Form {p-ya~aro scheint diese These zu unterstützen , aber die mit beiden Belegen verbundenen Schriftprobleme sind bisher nicht ausreichend gewürdigt worden : •
(1) In €p-ya~aro ist f nicht geschrieben, obwohl dieser Buchstabe noch bis in das 4 . Jhdt. in Thessalien verwendet wurde . Es erscheint problematisch, mit u.a. Hock (197 1: 235) eine Tilgung von [w) in der Lautfolge Iewe) und Kontraktion von Iee 1 zu (e: 1 anzunehmen. Im Thessalischen ist F zwischen Vokalen bis zum 5. Jhdt. (§ 97), im Anlaut bis zum 4. J hdt. (§ 95), als Bestandteil eines Diphthongs vor einem Vokal der Folgesilbe (vgl. evfwyhav IG 9,2:257.5, 5. Jhdt.) gleichfalls bis zum 4. Jhdt. (§ 32) erhalten.
(2) In ep-ya.~aro wird flir die Schreibung von [ks] das Zeichen :::: (sämekh) verwendet, obwohl sonst auf Inschriften der Pelasgiotis im archaischen Alphabet andere Zeichen oder Zeichenkombinationen verwendet wurden (§ 28). B. Helly hält es - gegen J effery (1961: 98) - nach einer Überprüfung an Hand einer neuen Photographie für wahrscheinlich, daß in IG 9,2: 1027b das Zeichen xei und nicht das Zeichen sömekh geschrieben war. Damit wäre flir einen der beiden Belege eines der beiden Argumente hinfällig.
Die Verwendung des Zeichens sämekh läßt drei Hypothesen zu:
( 1) Das Zeichen :::: (sämekh) wurde schon ein halbes Jahrhundert vor der generellen Obernahme des ionischen Alphabets in der Pelasgiotis für den Lautwert [ks] eingeführt (so Jeffery 1961: 98). (2) Das Zeichen :::: steht nicht flir [ks], sondern flir eine andere, noch zu bestimmende Lautfolge.
(3) Die Form ep-y~aro ist wegen ihrer graphischen Besonderheiten nicht thessalisch. Die erste Hypothese ist anfechtbar, weil sie die Singularität der Verwendung von sämekh unter einer Reihe andersartiger Belege nicht in Betracht zieht und sich da-
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mit der Notwendigkeit entledigt, Gründe für das Auftreten der Ausnahme aufzuzeigen. Für die zweite Hypothese gibt es nur vereinzelte Parallelen in Inschriften aus Korinth, Thera und Kreta, wo ::: statt I meist für die Fortsetzung von /dy/ in /dyews/ verwendet wird (Guarducci 1967: 78,92). Die größte Wahrscheinlichkeit hat Hypothese (3) für sich: in beiden Fällen ist F in /e-werg-/ nicht berücksichtigt, und zumindest in einem der beiden Fälle hat ein nichtthessalischer Künstler in seiner Signatur ein in Thessallen zu jener Zeit noch nicht geläufiges Zeichen für [ks] benutzt. Beide Belege sind somit mit solch starken Zweifeln an ihrer Authentizität behaftet, daß sie als Dokumente des Thessalischen nicht verwertbar sind.2 17 Die verbleibenden relativ spät bezeugten Formen sind gleichfalls für das Thessalische nicht repräsentativ : 1/la;p~- im Aorist neben 1/la;pw- (statt 1/ICllpU(-) im Perfekt kann auf den (rezenten) Einfluß nordwestgriechischer Dialekte zurückgehen (Bechtel 1921: 190). Die Formen von !ppovna- mit einfachem a entstammen wohl der Koine, kommen aber der Lautgestalt, die für das Thessallsche vermutet werden kann, am nächsten: unabhängig davon, wie der Stammauslaut ' ' der Verben auf "-~w" im Präsens beschaffen war ([dd], [dd] oder [zd]), müßte die für das Thessalische charakteristische regressive Assimilation mit /s/ - wie im Lesbischen - [ss] ergeben.
§ 204. lm Lesbischen der inschriftlichen Überlieferung bilden die Verben auf -~w den Aorist regelmäßig auf [ss] 218 : eoi.Kaaae IG 12,2 S:143.12, eoi.Kaoaav IG 12,2 S:139.32, Kareoi.Kaaaav IG 12,2:526.a3l/32, OU<.aaaavra IG 12,2 S: 143.24 , [o]U<.aaaaa~at IPergamon
245.80, [Ko]J.tiaaaa~at IG 12,2:29 .9, €Ko[v]~PtaG€ IG 12,2:645.a13/ 14, VOJ.lta· adln-eaat IG 12,2 S:138.9, KareaKevaaae IG 12,2:645.a19, 1/IQA{)iaafiTat Chiron 1979: 73ff. Z. 15. Belege mit einfachem a e-yA.VKtae IG 12,2:528.28, [€]oi.Kaae IErythrai 121.11 , €oi.K[a]aav IG 12,2 8:121.29, OtK
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§ 205. Die von Nominalstämmen auf /k/ (von Stämmen auf /t/ liegen keine Be-
lege vor) abgeleiteten Verben auf lesb. -aaw, boiot. -nw (Kapvaaw/Kaporirrw , rrpdaaw/rrparrw, cpvXaaow/!/)OVMrrw)220 bilden entsprechend ihrer Derivationsgeschichte den Aorist ausnahmslos auf [-ks-]: lesb. &yKdpv~cu. IG 12,2 S:2.6, Kapv~d.vrwv IG 12,2:646.a46 , boiot. Kapov~dv~w BCH 1892: 458ff. Z. 5 (Akrai· phia); lesb. €rrp~e IG 12,2:645 .al4, boiot. €rrp~e IG 7:2420.36 (Thebai); lesb. cpvX~11 lG 12,2:59.9. Auf Grund sekundärer analogischer Prozesse gehört auch lesb. rdoaw (/tag+yo+/ hätte zu / tazdo+/ werden mlissen), boiot. rdMw/rdrrw 2: mit dem Aorist lesb. Kardr~cu. IG 12,2: 529 .8, boiot. rrorera~e lG 7:3083 . I 3 (Lebadeia) (cf. auch thess. €rd~atv 222 IG 9,2:1229.19 Phalanna, 2. Jhdt.) in die Klasse der Verben mit lautgesetzlichem -oow/-rrw. § 206. Zusammenfassend ergibt sich somit folgendes Bild: Verben mit Präsensstamm auf (dd] im Boiotischen, [zd] im Lesbischen bilden den Sigmatischen Aorist - unabhängig von der Ableitungsgeschichte von [dd ]/Lzd] - den Lautgesetzen entsprechend auf [tt] im Boiotischen, [ss] im Lesbischen (nur in einem Teilgebiet des Solotischen auf Grund fremden Einflusses auf [ks ]). Diese Verteilung entspricht der Verteilung der Resultate aus der Dentalassimilation (§ 146) im Thessalischen, wo die bisher vorliegenden Zeugnisse starken Zweifeln an ihrer Authentizität unterliegen, ist - unter der Voraussetzung, daß die Assimilation regelmäßig regressiv verläuft - der gleiche Befu nd wie im Lesbischen zu erwarten . Verben mit Präsensstamm auf (tt] im Boiotischen, [ss] im Lesbischen bilden - soweit das beschränkte Material die Feststellung von Regelmäßigkelten zuläßt - den sigmatischen Aorist entsprechend ihrer Ableitungsgeschichte in beiden Dialekten auf [ks ); flir das Thessalische ist der gleiche Befund zu erwarten . § 207. Im Aorist weisen Verben der Verbalklasse 11 auch im Boiotischen Länge des stammauslautenden Vokals auf.
Abweichend von dem regulären Schema der Aoristbildung haben lesb. rtXm.u/ boiot. reX€w und lesb. Ka"Am.tt/boiot. Ka"Aew im Aorist - und im Futur - /ss/ und kurzen Stammvokal. Es wird allgemein angenommen, daß das Doppel-s in einer Aoristbildung / teles+s+a+/ statt / tele:+s+a+/ von einem Stamm / teles+/ der synchron als Verbalstamm nicht mehr nachweisbar ist, sondern sich nur noch als Nominalstamm in Komposita (cf. boiot. T eXeoa.pOpö IG 7:2452) und Ableitungen erschließen läßt - seinen Ausgang genommen hat und von dort analogisch auf K6..A11J.U./KaXew übertragen worden ist. 223 220 Im Thessalischen ist nur die Form rrpaooiJJev belegt, an deren Authentizität schon oben (§ 131 ) Bedenken erhoben wurden. § 131 Anm. 121. 221 222 Die Inschrift IG 9,2:487 (Phayttos, 3./2. Jhdt.) mit eniTaootv Z. 39 (von van der Velde 1924: 69 als Beleg angefUhrt) ist nicht im thessalischen Dialekt verfaßt. 223 0'. zuletzt Risch (1956).
cr.
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Belege : lesb.
reA.eaaatc: IG 12,2:134.8, e1rereA.eaae IG 12,2:69.b4, IG 12,2:528.22, emreA.€aaavra IG 12,2:242.9, OVV€TEA€00€ IG 12,2 S:17.3,.QlJIJT€AEOaavra IG 12,2 :498.22, IG 12,2:500.14224 225 226 T€AE001'/ Alk 36 1 , r€A.eaaat Sa 1.26, eKreA.eaaavrec: Sa 17.5 boiot. emreA.€aawvn IG 7:2410.8, TeA.eaaiar[poroc:] IG 7:2378 .
lesb.
elae{e}KaA.eaae !Lesbos 11 8.5/6 (5. Jhdt.), 1rapaKaA.€aaet IG 12,2 S: 140.18, 1rapaKaA.eaaat IKyme 13.16 227; KaA.eaaat Alk 368.1 boiot. aovvKaMaaavrec: DGE 462.a15/16228
Aoristbildungen mit /ss/ haben sich im Anschluß an das Muster reA.eaaat -+ KaA.eaaat im Lesbischen und Boiotischen, aber nicht im Thessalischen, auf Verbalstämme mit kurzem auslautendem Vokal ausgedehnt und konstituieren eine charakteristische Neuerung dieser Dialekte 229: a:yaaive€pvA.oe· 6JlO·
boiot. lesb. lesb. lesb. lesb. boiot.
'A-yaaat"'(irovoc: IG 7:2718.1, 'A"'(aaatf>
9,2: 1229.25) 224 Aber (avvre]>.eaavra IG 12,2 5:115 .9/10. ere>.eaev IG 12,2 5:692.14 ist nicht diar lektecht. 225 re>.eaaTJ cod., re>-eae~ L- P, re>.eaTJ Voigt. 226 rfAeaov Sa 1.27 ist metrisch bedingt. Die Fragmente ]>.eaeu Sa 76.2 und ]>.eaov Sa 60.3 können für die Argumentation nicht herangezogen werden. Morpurgo Davies (1976) interpretiert das Schwanken zwischen -ss- und -s- im Rahmen eines auch für die Dative auf -essi/-esi (§ 270f.) postulierten protoaiolischen Lautwandels -ss- > -smit einer späteren Wiederherstellung von Formen mit -ss-. 227 Ka>.eaaarwaav IPergamon 245.86, IG 12,2 S:139.15/16,100 (neben trapatca>.eae~ Z. 51) ist eine hybride Form mit der hellenistischen Endung -rw-aav (§ 177). 228 lai>.eaat IErythrai 122.46, TrapaKa>.eaat IKyme 12.2, (uv)veKa>.eae IG 12,2 S:17.1 und rraped>.eaav ]Magnesia 25.10 sind nicht authentisch für den jeweiligen Dialekt. 229 Schulze (1 933: 355) konnte den boiotischen Beleg eaaw~o~o(a )aav noch nicht kennen und hat wohl deshalb den Aoristtyp mit Doppel-s für "eine auf asiatischem Boden vollzogene Neuerung der ausgewanderten Äoler" gehalten. Dagegen hat zwar Bechtel (1921: 91) betont, daß dieses Merkmal "der Zeit vor der Besiedlung der kleinasiatischen Küste durch die Äoler" angehört, aber die Frage offengelassen, warum das Thessalische daran keinen Anteil hat. 230 So mit Sechtel (1921: 285), Thumb-Scherer (1959: 42). 2j1 Aber e1raiveaat IG Ü,2: 18.7, lErythrai 122.34; Fut. etraweaow[t) LAssos 4.2. Lesb. l traiVTJaat IG 12,2:15.21, IG 12,2:529.9, IErythrai 122.31, boiot. lm'jvewav SEG 1:132.11 können regelge.recht aus dem Stamm mit langem auslautendem Vokal und dem Aoristkennzeichen /s/ gebildet sein. 232 Dagegen b:rrw~o~Dae Sa 44A.a4. 233 Da auf der gleichen Inschrüt auch (ss) in eaao~o~evav Z. 39/40 vorkommt, gibt es keinen Grund anzunehmen, daß nicht auch •o,.WaaaVTe~ geschrieben worden wäre, wenn es
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rrepa- lesb. xaA.a- lesb.
arrotrepaooet IKyme 5. 13 I 14 xaM.ooop.ev Alk 70.10
§ 208. Belege lnd. Akt . 2. Sg. 3. Sg.
1. PI.
3. PI.
/+sa+s/ ~ lesb. /+sas/ lesb. /sas/ (II) err617oa<: Sa 48. 1 /+s+e/ ~ lesb . thess. boiot . / +se/ lesb. /se/ (I) eoixaooe IG 12,2 S: 143.1 2, erreKptJJve IG 12,2:6.28, arrerrep.l/Je IG 12,2:526.a35, o[v]'yKareKavoe ibid. Z. a13 (ll) f7T€T€A€00€ IG 12,2:528.22, exetpOT6Il'J70€ IG 12,2 . S: 125.20, otWtK170€ IG 12,2: 645 .a24 thess. /se/ (I) €-ypal/Je IG 9,2:5 17.1 8, €oo~e McD 310. 14, e~arreoreA.A.e McD 1179.49 (li) flrroieoe DGE 607a.3 boiot. /se/ (I) €'A.e~e IG 7:283.1 , evefjaae DGE 4 85. 12 avci.ryetA.e IG 7: 41 36.2, am]vt~e (§ 39) IG 7: 1737. 12 (II) erroieoe E. 76:63, err6ewe BCH 1926: 428 Nr. 54 .4, a~iwoe SEG 22:407.3 /+sa+men/ ~ boiot. /+samen/ boiot. /samen/ (I) [a]rreor et'A.ap.ev IG 7: 1737.16, [a ]ve-ypa 1/Ja.p.ev ibid. Z. 19 / +sa+n/ ~ lesb. thess. boiot. /+san/ lesb. /san/ (I) Kareoixaooav IG 12,2:526.a31 /32, a?Te"Avoav ibid. Z .a3 1, a(p]~av IG 12,2 S: 114. 12, avci.A.woav IG 12,2: 15.35 (II) rrapexwp'J7oav IG 12,2:6.5 (II) erroi€oav IG 9,2:257.5/6 (Thessaliotis) thess. /san/ (I) eypal/Jav IG 7:3 172.38, e~aljlav IG 7: boiot. /san/ 685.2/3, wptnav SEG 23:297.3, eiv~av IG 7:241 8.24 (II) em'wewav SEG 1: 132.11 , ETLIJO.Oall ibid. Z . 11, ep.io~woav BCH 1937: 2 17ff.
Z.3 diese Form im Thessalischen einmal gegeben hätte (Schulze 1933: 352ff.). Demgegenüber Jassen sich Vermutungen wie die Strunks (,,Daß das Thessalische als einzige äolisch Mundart -aa· niemals besessen haben soll, wird man angesichts der Belege im LesbischBöotischen nicht gern glauben wollen" 1957 : 109) oder Garcia-Ram6ns (,.11 peut ... s'agir de deux developpements independants, du beotien d 'un cöte et du lesbien de l'autre, mais l'origine proto-thessalienne de l'innovation est plus VTaisemblable" 1975: 68) nicht durch Belege stützen.
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/+sa+enl ~ thess. l+sayenl {Pelasgiotis) ~ / +saynl (§ 2 10) thess. lsayenl (I) St.a.Kouoatev SEG 27 :226.8 lsaynl (1) €Td~aw IG 9 ,2: 1229 .19 3. Dual l +sa+ta :nl ~ boiot. /+sata:n/ boiot. lsata: n/ (11) €rro€odTäv DGE 443.4
lndl . Med. 3. Sg. l+sa+tol ~ lesb. thess. boiot. / +sato/ (I) av€Se~aTO IG 12,2:528.2 1' EV€S€il;aTO lesb. /satol IG 12,2:529 .1 2 (11) €rron7oaTo IG 12,2:498.7 (I) €iJ~aTo IG 9,2:575.2, [€]rr€J,LI/IaTo McD thess. lsatol 1179 .46 (li) €rrol.€ioaTo McD 337. 19 (I) aveypal/laTO IG 7: 1737.6, ETr€1/!a;piTTaTO boiot. lsatol IG 7:3 172.11112 (11) EJ.Lt·o~woaTo BCH 1936: I8lff. Z. 29 1. Pl. l+sa+methal ~ lesb. boiot. l +samethal lesb. Isamethai (I) J.L€T€Tr€J.LI/Id.J.LE~a IG 12,2 S: 139.2 1 boiot. Isamethai (I) €KOJ.L~dJ.L€~[a] IG 7: 1737.23 (Thespiai), drr€A€t.a.VdJl€~a ibid. Z. 11 3. Pl. /+sa+nto/ ~ lesb . l+santol, thess. boiot . /+san{o/ (11) errod}oavTo IG 12,2 S:114. 11 , l'AVTpWlesb . lsanto/ oavTo IG 12,2:15.31 thess. lsan{ol (II) [errot]€ioaVTo SEG 27:226 .13 (vgl. § 171) (I) arreypal/lav~o IG 7 :2786.8, [errav]'yElboiot. lsanfol A.[a]v~o SEG 3:358.5 (li) erro€ioav~o IG 7 :3172.5 , €J,LtoiJwoaVTo DGE 485.15 Konj . Akt. 3. Sg. /+s+e:+ti/ ~ lesb. / +se :yl ~ l+se:l 1esb. lse:yf (I) inrap~17' IErythrai 122.38 /se:l (I) ö6~17 IG 12,2:527.20 ( II) T€ A€VTa017 lKyme 13 .11 I +s+e+til ~ lesb. IseyI ( § 166) (I) arra-y-y€AA€L IKyme 11.8, KWAUO€L IG 1esb. lseyl 12,2:4.10, arroT€LO€L IKyme 11.10 / +s+e:+tl -+ thess. boiot . /+se:l (§ 166) (I) KaTaorraOEL IG 9,2: 1229.27 thess. /se:l (II) vucaolf McD 168.4 (I) Sw.-ypai/I€L IG 7 :3173.2, Sw.p.€iV€L SEG boiot. lse:l 25:556.12 (li) -y€vvao€' IG 7 :3377. 11 / 12, [T]€A€1J1'ao€t IG 7: 1778.5, ETrLXELPOTOVELOEL E. 77:04.23 13 BIUmel, Die 1.iolischen Dia.lekte
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1. PI. / +s+o :+men/ -+ thess. / +so :men/ thess. /so:men/ {II) E1TIPoeiaov#JeV IG 9,2:517 .13
3. PI. / +s+o :+nti/-+ lesb. lesb. /so:si/ thess. /so:nfi/ boiot. /so:nfi/
/+so:si/, thess. boiot. / +so:nfi/ (I) 'YPd.l/lwat IG 12,2:59.6 (11) fiiOU(OOOSJeiaovvr[t] IG 9,2:1229.11 (§ (I) ava>..waw~L DGE 485.10, fVKOVOJJ.ei· awvilt E. 77:04.13/14
Konj. Med. 3. Sg. / +s+e :+tay/ -+ lesb. /+se :tay/, boiot. /+se:t~;: / lesb . /se: tay/ {I) la1Tp~rrrat IG 12,2:67.9, 1/ID.I{>iaarrrat Chiron 1979 : 73ff. Z. 15 boiot. /se : t~: / {I) €mfO..>..ovvilat McD 310.35 Opt. Med. 3. Sg. / +s+ay+to/ -+ lesb. /+sayto/ (§ 167) lesb . /sayto/ (I) ßo>..>..evaatro IG 12,2 S: 139.9 Imp . Akt. 3. Sg. /+sa+to:/-+ lesb . thess. boiot. /+sato:/ lesb. /sato: I (I) [a]lla"f"feAMrw lAssos 4 .12 {II) arer.pavwaarw IKyme 13.5 thess. /sato: / (I) d.1T1Tetad.rov IG 9,2:1229.28 boiot. /sato:/ (I) 1TapJ,Leuxirw AD 1916: 218f. Z. 31, a1romaarw SEG 22:407.33 3. PI. /+sa+nto :/ -+ boiot. /+sanfo:/ boiot. /sanfo: / {I) arypal/lwe?w IG 7:207. 15, ilal/Jav!?[w] AD 1916: 224 Z. b5, Kapov~avilw BCH 1892 : 458ff. 5 {II) 1Tap#J€TP€Ww!?w E. 77:04.17
z.
10.4.2 Aorist/: Verbalklasse //1 (k· und s-Aorist) § 209 . Verben der Verbalklasse IIJ zeigen in den Flexionsformen des Aorists wie in denen des Präsens (§ 192) - kontrastierende Quantitäten des Stamm· vokals: im Aktiv Singular Indikativ und im Konjunktiv erscheint Länge des Stammvokals, sonst Kürze : boiot. Sg. Ind. ~ÖWK.€ : PI. €5oSJeV.
Aus der Geschichte des Griechischen ist bekannt, daß die Verben ri"""SJL, OWW#JL und 'l77SJL im Aorist ursprünglich nur in den Formen des Sg. Ind. Akt. das SuffiX /k+a/ aufwiesen ; in boiot. Sg. €1?€K.e : PI. €t?eav (5. Jhdt.), lesb . ~5wK.e : €ooaav {4 . Jhdt.) könnte diese Verteilung repräsentiert sein.234 Im Boiotischen sind jedoch etwa zur gleichen Zeit und arn gleichen Ort auch zwei Belege flir eine 3. Sg. 234 Eine andere Interpretation von boiot. ten.
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~6ea.v
wird von Sommer (1977: 26lff.) vertre·
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€.J€ (dve.J€ IG 7:3682, AD 1917 : 367 Z . 4 Thebai) überliefert, die als eine ohne SufflX gebildete Form /e-the:+t/
-+
/ethe:/ interpretiert werden kann.l 35
Das Muster der Stammbildung im Singular Aktiv (langer Stammvokal + SufflX /k+a/) ist auf die Form der 3. Pl. übertragen worden; soweit die vorliegenden Belege Rückschlüsse ermöglichen, muß diese Neubildung im Thessalischen bereits bei Beginn der Überlieferung vertreten gewesen sein (s.u.). Im Lesbischen sind bereits bei den Lyrikern und auf einer Inschrift des 6 . Jhdt.s k-Formen anzutreffen (~t'h/Kav Alk 129.4, ~öwKw Alk 69.3 ; [o)v€1J€Ka[v] Hoffmann 1893 Nr. 179), daneben aber auch noch Formen ohne /k/: eöoow Alk 50.4, €ooow IG 12,2:3.2 ( 4. Jhdt.). Im Boiotischen schließlich sind Formen der 3. P\. Aor. von Verben der Verbalklasse III ohne k-SufflX (Typ tive!J€av) vom 6 . bis zum 3. Jhdt. - im gesamten Gebiet des Boiotischen - nachweisbar, k-Formen hingegen (Typ dv€1J€ucav) nur zweimal in archaischen Weihinschriften aus dem Ptoion (Akraiphia), danach erst wieder seit dem 3. Jhdt. und nur in Orkhomenos (Belege hierzu § 211). Es hat den Anschein, daß diese Verteilung nicht lediglich auf den Zuflillen der Überlieferung beruht, sondern daß eher die beiden archaischen Belege als nicht repräsentativ anzusehen sind und somit die Übertragung des k-Sufflxes auf die Form der 3. Pl. im Boiotischen erst relativ spät und in einem lokal begrenzten Raum erfolgte. tweß{Kcw ist belegt auf der Inschrift Ptoion 1971 Nr. 261 (A)vel)l~ec:w T ..A"dvcu (hO)~ i6ae oo.pio.v wapci wa(Tpo~). die wegen des FehJens der Apokope in wapci und der poetischen Diktion nicht authentisch zu sein braucht , und in E. 80:02 ... Ot jJf avei){KCW 1'{---J, der
Inschrift einer Vase. In den gleichzeitigen Weihungen von Einheimischen wird sonst immer die Form lJ.vel)eav verwendet (z.B. Ptoion 1971 Nr.260 ·AKP
Das vierte der Verben der Verbalklasse 111, 'iora.p.t, bildet den Aorist ausschließlich mit dem SuffiX /s/.
§ 210. Als Endung der 3. Pl. wird im Lesbischen bei denk-losen Formen / san/, bei den k-Formen /an/ verwendet, im Boiotischen bei beiden Bildungstypen /an/ . Die Verhältnisse im Thessalischen bedürfen einer ausführlicheren Erörterung. Folgende Formen sind belegt: ( 1) Pelasgiotis ov€t'UKev öveth:ixaev
SEG 27:183 .2 (Atrax, ca. 500 v.Chr.) McD 325.2 (Atrax 236, 4. Jhdt.)
235 So mit Schwyzer (1921 : 78, 1959: 741), Thumb-Scherer (1959: 41), Rix (1976: 201). Dagegen verwirft Fonsman (1968) nach einer ausfUhrliehen Diskussion die Möglichkeit, in der - im gesamten Griechischen singulären - Form ANE9E eine dem ai. tidhit entsprechende, nicht mit dem Suffix k gebildete Aoristform zu sehen, und spricht sich für eine Erklärung als fehlerhafte Schreibu03 (Silben-Haplographie für ANE9EKE) aus. Eine fehlerhafte Schreibu03 für avUU~ee ist belegt : ANE9KE IG 7 :3575,3576 = K.abirenheiligtum 1980 Nr. 203, Nr. 341. 236 Oie Herkunft dieser Inschrift ist umstritten: aus Atrax nach dem Herausgeber und zuletzt Helly (1979: 243f.), aus Krannon nach u.a. Robert Bull. 1972. 233.
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643.3 (Mopsion 237, 4. Jhdt.) [€]c5ö[K)atev McD 205.1/2 (Pherai, 2. H. 5. Jhdt.) €8wKcuev McD 2 13.3 (Pherai238, 4. Jhdt.) €8WKcuev McD 1177 .2 239 (4. Jhdt.) eoraoru.ev McD 347.32 (Larisa, Anf. 2. Jhdt.) eooraoaev GHW 4546 (Atrax) ove~eu
Endungen dieser Art sind wahrscheinlich zu ergänzen in: ove~eu
ä.?Te8ouKa[
McD 322 (Krannon) IG 9,2:506.25 (Larisa, 2. Jhdt .)
(2) Perrhaibia ove~eiKaev ove~et.Kav
Biesantz ( 1965 :32) Nr. 56240 (Mylai, 2. H. 4. Jhdt.) IG 9,2:1233.1 / 2 (Phalanna, 3. Jhdt .241 )
(3) Phthiotis (Pharsalos) ove~dKaev IG 9 ,2:244.4 (4. Jhdt.) [ove~]eiKaev McD 167.1 (4. Jhdt.) ä.ve~eiKaev 242 IG 9,2:237.1 (3 . Jhdt.) €8ouKaeJ.L 243 IG 9 ,2:234.3 (3. Jhdt.) ave~[€]Kav IG 9 ,2: 241.1 / 2 (4. Jhdt.) (4) Thessaliotis IG 9,2:257.2 (Thetonion, 5. Jhdt.) Aus dieser Aufstellung geht hervor, daß der Ausgang der 3. PI. Aor. bei den Verben der Verbalklasse 111 in der Pelasgiotis in dem frühesten Zeugnis (um die Wende des 6. zum 5. Jhdt.) -ev, seit dem 5. Jhdt . - mit einiger Wahrscheinlichkeit regelmäßig - -a-ev/-atev lautete. Ln Pharsalos ist mehrfach -a-ev vertreten ; mit ä.v€~[ {]Kav ist ein Gegenbeispiel zu verzeichnen, dessen Gewicht aber durch weitere Besonderheiten der Inschrift IG 9,2:241 (&hreibung ö/w § 25, rot Dat. Sg. oder Nom. P1.? § 274) gemildert wird. In der Perrhaibia treten zwei verschiedene Ausgänge, -a-ev und -a.-v, auf. In der Thessaliotis lautet der Ausgang -a-v, über die Histiaiotis ist mangels Belegen keine Aussage möglich.
237 Aus einem Grab am Nordabhang des Ossa, abe.r noch innerhalb der Pelasgiotis. 238 Formen wie ~6wKav oder ~6ooav aus Pherai (McD 208.3, McD 210.2, McD 214.1) stam men von Inschriften, die n.icht im thessalischen Dialekt abgefaßt sind (Verwendung von v!dc; an Stelle des Patronymikons, Dat.PI. XP~S'ClOI(v) statt XPE'IJ.areool, Gen.Sg. -ö/-ov statt -o' etc.). Die Herkunft von McD 206, eines Proxeniedelaets der Pheraier für Bürger aus Opus, ist unbekannt; die Sprache der Inschrift ist nicht eindeutig thessalisch. Die Form ~6wKaS~ Z. 4/ 5 (mit Assimilation vor $epawc;) wird daher hier nicht berücksichtigt. 239 Proxeniedekret der Thessaler, in Peiraieus gefunden, aber wohl aus der Pelasgiotis. 240 Die Lesung dieser Form ist durch GHW 4581 korrigiert. 241 Eine Datierung in das 3. Jhdt. wird von Schwyzer (DGE 613) angegeben; nach Sommer (1977: 259) ist die Inschrift älter. 242 Vgl. IG 9,2 Add. p. XU. 243 ·S~ durch Assimilation vor S~d..
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Die ausflihrlichste und die gesamte ältere Forschung berücksichtigende Untersuchung des problematischen und viel diskutierten Ausgangs -a-e11/-a.u:11 hat A. Morpurgo-Davies (1965) vorgelegt. Ihr Erklärungsversuch läßt sich folgenderrnaßen zusammenfassen: nach Abschluß der Entwicklung /ey/-+ [e:) hat sich möglicherweise unabhängig voneinander in verschiedenen Städten Thessaliens aus Korrespondenzen zwischen Aorist-Indikativ- und Aorist-Optativ-Paradigmen /en/ als die normale athematische Sekundärendung für die 3. PI. herausgebildet und ist an die Stelle von /n/ in dem vorauszusetzenden Ausgang /-a-n/ getreten. Wiederum auf Grund von Korrespondenzen zwischen Optativ- und IndikativParadigmen konnte, begünstigt durch die geringe Häufigkeit der Folge / ae/ und das Bedürfnis, sie durch eine geläufigere Folge von Vokalen zu ersetzen, /-ayen/ an die Stelle von /-aen/ treten. Dieser in seiner Grundannahme überzeugende Erklärungsversuch läßt sich auf Grund des seit dem Erscheinen der Untersuchung von A. Morpurgo-Davies bekanntgewordenen Belegmaterials teils bestätigen, teils weiter ausbauen 244: die Endung /en/ wird durch öveiJeK€11 bereits ftir die Zeit um 500 v.Chr. belegt. Die Herausbildung von /en/läßt sich, da die Monophthongierung /ey/-+ [e:) zu dieser Zeit bereits begonnen hat (§ 78), innerhalb des Modells von A. Morpurgo-Davies nach dem Vorbild der Optativ-Endungen erklären. Neben €1J€K€11 muß aber auch eine Form *eiJ€Ka.JJ existiert haben, die wie #!JeK€11 mit dem Sufftx / k/ nach dem Vorbild des Singulars, aber mit dem "Themavokal" / a/ und einer Endung / n/ gebildet ist 245 . Das Nebeneinander zweier Aoristausgänge wurde durch Generalisierung der alphathematischen Bildung und der Endung /en/ (/+a+n/ -+ / +a+en/) beseitigt. Diese Umgestaltung ist in der Pelasgiotis und in Pharsalos eingetreten und hat sich wohl auch in der südlichen Perrhaibia durchgesetzt. Bereits in früher Zeit wurde in der Pelasgiotis nach dem Muster des Optativausgangs auch /-ayen/ zu /-aen/ hinzugebildet. Die Entstehung und Entwicklung der athematischen Sekundärendung /en/ wurde an Hand (vornehmlich) des k-Aorists von Verben der VerbalJdasse IIl erörtert, weil von Verben anderer Verbalklassen Formen des Aor. lnd. aus dem gleichen Zeitraum in der Pelasgiotis, Perrhaibia oder Phthiotis nicht belegt sind. Erst auf Inschriften jüngeren Datums wird deutlich, daß der Ausgang -G.€11/-
197
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(2) als Muster auf thematische Präteritalbildungen übertragen wurde: evecpcwiaaoev IG 9,2: 51 7. 12 (Larisa, Ende 3. Jhdt .). Für €'A'Adßoc.ev SEG 2:264.6 (Pelasgiotis, 1. H. 3. Jhdt.) liegt eine Interpretation als Optativ (§ 2 14) zu dem Kompositum ev-'Aaß- nahe. Es ist aber nicht auszuschließen, daß wie ~.a€Kav -+ e.a€KQ.t€11 der Indikativ des thematischen Wurzelaorists •rua.ßov zu e'AM.ßoc.ev umgebildet wurde (zu -'A'A- in präfigierten Formen von 'Aaß- vgl . äv-rc>..'Aaßea.acu. McD 31 0.17). Die Endung /en/ ist schließlich auch, wie es nach dem von A. Morpurgo-Davies entworfenen Modell analogischer Neubildungen zu erwarten war, im Indikativ des the-Aorists vertreten: €1Teppa.aet~[v] SEG 27:226.6, und man wird sich fragen müssen, ob ]ou.aetev SEG 2:264.5 (auf der gleichen Inschrift wie €A.Mßot,ev} nicht auch in der gleichen Weise interpretierbar ist. § 211. Belege
ln Anbetracht der divergierenden Bildungen werden die Belege ftir die einzelnen Dialekte getrennt aufgeführt.
Lesbisch: rit'htJJ.t, öif>wJ,J.t lnd . Akt. 3. Sg. 3. Pl.
/ +k+e/ -+ / +ke/ ov€-a€Ke DGE 639.1/2, EÖWKE IG 12,2:645.a19 /+k+a+n/ -+ / +kan/ av€t'htKav IG 12,2:96.3, ~ÖwKall IG 12,2:12.3
/+san/ €öoaav IG 12,2:3.2
lnd. Med. 3. PI.
/+nto/ €1TfÖOIITO lKyme 5.9
Konj . Akt. 3. Sg. /+e:+ti/ -+ /+e:/ 1Tp6t'ht IG 12,2: 526.a21 (Kontraktion)
Thessalisch: TilJetJ,J.t, öif>ouJ,J.t lnd . Akt. 3. Sg.
3. PI.
lnd . Med . 3. PI.
/+k+e/ -+ /+ke/ ov€-a€Ke IG 9,2: l027 .a2, ove.aetKe IG 9,2:585.3, ~ÖOUKE IG 9,2:458.3, IG 9,2:1056.4, IG 9,2: 1228.13/1 4 /+k+en/ -+ /+ken/ ovet'J€KEII SEG 27: 183 .2 / +k+a+en/ -+ / +kaen/ ove.aeixaev, eöovKaev (§ 210) Pelasgiotis, Pharsalos /+k+a+n/ -+ / +kan/ ~ÖÖKav (§ 21 0) Thessaliotis / +nto/ e~et'JeVTo
198
SEG 27 :226.8 (§§ 17 1, 173)
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Thessalisch : lorQ.JJt Ind. Akt. 3. Sg. 3. PI.
/ +s+e/
~
/+se/ f1TEOTM€ IG 9,2 :250.1 /+s+a+en/ ~ /+saen/ eooraoaev, eorciOQ.L€11 (§ 210)
Konj. Akt . 3. Sg. /+s+e:+t/ ~ / +se: / orcioet Helly i.V. Z. 3 Opt . Akt. 3. PI.
/+i:+en/ ~ /+ien/ oow 247 BCH 1970 : 161ff. Z . 7
Boiotisch : ri!Jeq.u, oif>wiJ.L, letJ.lt /+t/ ~ /+0/ ave!J€ IG 7:3682, AD 1917: 367 Z. 4 /+k+e/ ~ /+ke/ dv€.,j€K€ IG 7:3575, ave!JeU<e BCH 1936: 177ff. Z . 24, €oÖI<e IG 7:3468, EOWK€ SEG 3:356.12, lilpeÜ<€ IG 7:2383.14 1. PI. /+men/ d7T€OOJ.l€11 IG 7: 1737.14 3. Pl. /+an/ ave!Jea.v IG 7 :2455 , ave!JtaV, dve.,jetaJ.I (§§ 41-43) /+k+an/ ave!JeU
lnd. Akt. 3. Sg.
Konj. Akt. 3. Sg. /+e :+t/ ~ / +e:/ d1ToOW€t IG 7:3172.154 lmp. Akt. 3. Sg. /+to:/ d1To66rw
IG 7:31 72.152/ 153
Boiotisch: lorQ.JJt lnd . Akt. 3. Sg.
/+s+e/ ~ / +se/ mreoraoe IG 7:2383.7
KonJ. Akt. 3. Sg. /+s+e :+t/ ~ /+se :/ Karaordoet FS Navarre 1935 : 353 Z . 6 247 Die Lautfolge (oyen) in de.r zu erwartenden Form 6oüv entwiclcelte sich in Matropolis Histiaiotis) zu (oyn) wie (ayos) über (ayes) zu (ays) (§ 51 , 68). 248 An Stelle der 3. Dual. wird aber auch die 3. PI. verwendet : lwHtav IG 7 : 2455 (um 500 v.Chr.).
199
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Imp. Akt. 3. Pl.
/+s+a+nto:/ --. / +san{o: / araaav"w DGE 462.a16
I 0.4.3 Aorist 1: Suffzxloser, "alphathematischer" Aorist
§ 212.
Ind. Akt. 3. Sg. 3. Pl.
/+e/ lesb. /e/ /+a+n/ --. /+an/ lesb. /an/
e[1TelG12,2 S:l14.1 t1vtKaviG 12,2: 15.15
Konj. Akt. 3. Sg. /+e:+ti/ -.lesb. /+e:y/ -+ /+e: / ea[ev]iK17 IG 12,2:645.b43/44, el1r17 ibid. lesb. /e: / Z. b41 Die sufflxlose, "alphathematische" Bildung der lesb. Aoriststämme elrr·a· und evtK-{1.· tritt in den lnfinitivformen e[1Tat, [e]aevi.Kat (§ 227) deutlich zutage. Falls die thessalische Form Karev€Ket McD 337.27 (Larisa, 2. Jhdt.) aus einem mit lesb. €vi.K· verwandten Stamm gebildet ist, läßt sich nicht entscheiden, ob der lndikativ nach dem alphathematischen Aorist I oder nach dem thematischen Aorist li gebildet war. Im Boiotischen wird der entsprechende Stamm sigrnatisch gebildet (eiv~av § 208). Der Stamm evpa- in ei}paJ.J.ev auf einer Inschrift vom Anfang des 2. Jhdt.s aus Larisa (McD 347.29) ist eine Umbildung aus dem Stamm des thematischen ("starken") Aorists evp·o- und eher der Koine als dem authentischen thessali· sehen Dialekt zuzurechnen (vgl. auch § 170 Anm. 143). 10.4.4 Aorist II
§ 213. Der Aorist II wird aus dem - nicht mit dem Präsensstamm identischen - Stamm Sm gebildet (zum Verhältnis zwischen Aorist- und Präsensstamm vgl . § 162). Es sind zwei Stämme zu unterscheiden: athematische und thematische . Von athematischen Stämmen sind auf Inschriften der aiolischen Dialekte ledig· lieh belegt: -yvw- in lesb. €-yvw IG 12,2:526.a33, IErythrai 122.1, Kara-yvw IG 12,2:526.
ßä·
c18 in boiot. eveßa DGE 485.29 249 .
In der folgenden Aufstellung der Belege sind nur noch thematische Stämme be· rücksichtigt. 249 Neben dem Aoriststamm /Jd· tritt im Boiotischen auch ein sigmatischer Stamm ßa·u· auf: ev€ßauf Z. 12 der gleichen Inschrift wie eveßa, Fut. eJJ.ßO.ut IG 7: 17 39.1 0.
200
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§ 2ll4. Belege lnd .. Akt. 3. Sg.
/+e+t/ -+ lesb. thess. boiot. /+e/ avva:ya-ye IG 12,2:526.d24, T}A"e IG lesb . /e/ 12,2 : 18.2, Memnon Nr. 28. 11 thess. /e/ IG 9,2:270.3 boiot. Je/ Kareßa,Ae IG 7:3303.5, ef...aße IG 7: 24 20.35, WcpA€ SEG 22:407.5, Karl>u:rre DGE 491. 18
e"ave
evwe
1. Pl.
/+o+men/ -+ boiot . /+omen/ boiot. /omen/ €Acißo#.L[ e11] IG 7: 1738.3
3 . Pl.
/+o+n/ -+ lesb. boiot. /+on/ €rrf1A"OJ.I IG 12,2 S: 114.8, rrapeAa,ßov lesb. /on/ IG 12,2: 645.a6 8tE~a-ya-yov SEG 1:132.9 , eoo€A.,ov BCH boio t . /o n/ 1946 : 4 7 6f. Z. 1 , arreif....,ov AE 1936: 38
z. 2 Ind .. Med. 3 . Sg.
3. PI.
/+e+to/ lesb. thess. boiot.
-+ lesb. thess. boiot. /+eto/ /eto/ [ rrap ]'liAero IG 12,2: 526.b 1 eO..ero IG 9 ,2:458.9 /eto/ /eto/ rro.,etf...ero IG 7:3172.2 1
/+o+nto/ -+ thess. boiot. /+onfo/ thess. /onfo/ eO..ov.,o IG 9,2 :513.8, e-yevo""o lG 9,2 : 517.12 [ov]lleßd,Aov.,o IG 7:3 191.2 boiot. /onfo/
Koruj. Akt. 3. Sg. /+e :+ti/ -+ lesb. /+e :y/-+ /+e :/ lesb. /e :y/ e~eA~t IG 12,2: 1. 12, amJ~pvyflt ibid. z. 15 je:/ [€o]a-yd'Yf1 IG 12,2:645 .b42, €-yAirr11 IG 12,2 S:24.6 /+e :+t/ -+ boiot. / +e :/ rrii IG 7:3467 .4, 8[t]eoo€A.,et BCH 1936: boiot. /e :/ 18 1ff. Z. 25 , Kara(JdAet ibid. Z. 12, rrd.,et IG 7: 1780.10, eöpet IG 7: 1739. 14 3. PI. /+o+nti/ -+ lesb . / +oysi/ r€Kotot DGE 644.17 (§ 166) lesb. /oysi/ /+o:+nti/ -+ lesb. / +o :si/, boiot. / +o :nfi/ lesb. /o:si/ roxwot IErythrai 122.25 M,ßwv"t E.78: 12.29, rra.,WVTt E.78: boiot. /o :nfi/ 04. 10 (§ 172) 201
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Konj. Med. 3. Sg. /+e:+tay/ -. lesb. thess. /+e:tay/, boiot. /+e:tt;:/ lesb. /e:tay/ -yivrrrat IG 12,2:498.10, Xdßrlrat IPergamon 245.54 thess. /e:tay/ tbp€X€rat IG 9,2:1202. 1 boiot. /e:tt; :/ -yevetTTI DGE 462.a17 3. Pl. /+o:+ntay/ -.lesb. /+o:ntay/, thess. /+o:n{ay/ lesb. /o:ntay/ [-y]evwvra[t] IPergamon 245.87 thess. /o:nfay/ f'Xovv[t'Jat] IG 9,2:459.3 (§ 171 Anm. 146) Opt. Akt. 3. PI.
/+o+i:+en/ -+ thess. /+oyen/ eMcißotev SEG 2:264.5 (?, vgl. § 210) thess. /oyen/
Imp. Akt. 3. Sg. /+e+to: / -. thess. /+eto: / thess. /eto:/ o.pXerov BCH 1970: I6Iff. Z. 10 Imp. Med. 3. Sg. /+e+stho :/ -. thess. /+estho:/ -yeviot'Jov IG 9,2 :1229.29 thess. /estho:/ 10.4.5 Aorist Passiv § 21S. Eigene Formen für die Kategorie Passiv werden nur im Aorist und inn Futur (§ 220) von einem besonderen Stamm gebildet, der sich in der Regel ;aus dem Präsensstamm und dem Suffix / the :/ oder /e:/ zusammensetzt. Die nacln der Suffigierung von /the :/ eintretenden Assimilations- und Dissimilationsprmzesse sind in § § 143- 144 beschrieben. Einige Verben haben zur Bildung des; Passivs einen eigenen , vom Präsensstamm abweichenden Stamm Stv. § 216. Folgende Ableitungen sollen die wichtigsten Formen verdeutlichen:
(1) Indikativ 3. Sg.
zugrundeliegende Repräsentation
/e-ti:ma:+the: +t/
Verschlußlau ttilgung
/eti:ma:the :/
Oberflächenform
lesb. thess. boiot.
er(J.IIJ.~ tr~J.Lat'Jet er~J.Ltit'Jet
(2) Indikativ 3. Pl. zugrundeliegende Repräsentation
/e-ti:ma: +the: +nt/
Vokalkürzung § 60
/eti:ma:thent/
Verschlußlau ttilgung
/eti:ma:then/
Oberflächenform 202
lesb. thess. boiot.
er(JJat'Jev
(s.u.) enp.at'Jev
00046245
Die historische Grammatik des Griechischen lehrt, daß die SuffiXe / tbe:/ und /e:/ ursprünglich Ablaut zeigten. Die Küne des SuffiXvokals in dem Ausgang der 3. PI. Ind. kann auch durch den - diachron rekonstruierten - Ablaut bedingt sein; die Aufstellung einer - synchronen - Ablautregelläßt sich aber aus dem vorliegenden Korpus nicht rechtfertigen. Andererseits ist jedoch nicht auszuschließen, daß die Länge des Suffixvokals im Indikativ Plural analogisch wiedereingeflihrt wurde; die jüngst publizierte thessalische Form €1reppa-'eL~[v] SEG 27:226.6 aus einem unbekannten Ort der Pelasgiotis (2. H. 2. Jhdt.) ist eine Neubildung mit dem Aoristsuffix /the :/ und der Sekundärendung /en/ (§ 210). (3) Konjunktiv 3. Sg. zugrundeliegende Repräsentation
/ti:ma:+the: +e :+ti/
Metathese
/ti:ma:the:e:yt/
Kontraktion
/ti :ma:the:yt /
Verschlußlauttilgung
/ti:ma:tbe:y/
Oberflächen[orm
lesb.
rf.I.Ui~t
Gleitlauttilgung
lesb.
/ ti :ma:the:/
Oberflächenform
lesb.
rcp.d~
zugrundeliegende Repräsentation
/ti:ma:+the :+e:+t/
Kontraktion
thess.
/ti :ma:the :t/
Verschlußlau ttilgung
thess. boiot.
/ti:ma:the :/ /ti :ma:the :e:/
Oberflächenform
thess. boiot.
rcp.d.-'e' rcp.a-'eiet
Die Divergenz zwischen Lesbisch und Thessalisch einerseits und Boiotisch andererseits hinsichtlich der Kontraktion zwischen SuffiXvokal und Konjunktivzeichen ist auffallend. Mehreren Belegen für das Ausbleiben der Kontraktion (vgl. § 217) steht allerdings im Boiotischen zur gleichen Zeit der Beleg evevtx-'ei IG 7:3172. 49 {die Lesung wurde von Roesch in E. 76:85 als richtig bestätigt) gegenüber, und es gJbt keine Möglichkeit zu entscheiden, ob eine Verschreibung (Haplographie) fiir fvevtx-'ei(et} anzunehmen ist oder ob durch evevtx-'ei die zwischen gleichen Vokalen zu erwartende Kontraktion belegt wird und in den übrigen Belegen auf ·-'fiet eine Recharakterisierung der Konjunktivform vorliegt. (4) Konjunktiv 3. PI. zugr..mdeliegende Repräsentation
/ti:ma :+the:+o: +nti/
Assibilation
/ti:ma:the :o:n{i/ 203
00046245
Transformation
lesb.
/ti:ma : the :o: n~i/
Assimilation
lesb.
/ti:ma : the :o:n~i/
n· Abschwächung
lesb.
/ti:ma:the:o : y~i/
Depalatalisierung
lesb.
/ti :ma: the: o :ysi/
Kürzung
lesb.
/ti: ma: theo :ysi/
Oberflächenform
lesb. thess. boiot.
TLJJ.alJEWLOL TLJJ.at9e iouvt9' TLJJ.at9 eiwvt9 t
Gleitlauttilgung § 99
lesb.
/ ti:ma:theo:si/
Oberflächenform
lesb.
TLJ.I.at9€wot
Die Kürzung des Sufftx.vokals {/+the:o:ysi/ -+- /+theo:ysi/) im Lesbischen läßt sich als Kürzung im Hiat erklären und fmdet in dem kurzvokalischen Flexions· typ der Stämme auf /e:w/ eine Parallele (§ 264). § 217. Belege
Ind. 3. Sg.
3. PI.
Konj . 3. Sg.
/+the:+t/ -+- lesb. thess. boiot. /+the:/ lesb. /the :/ hevilih? lKyme 30.6, €ou((iot9Tl IG 12,2: 526.a30 öveJ,LerpeitJe[t] McD 347.34, €-yeveit9et thess. /the :I SEG 27 :226.11 flp€t9et DGE 462.a38, €Koupwt9et E.78: boiot. /the:/ 05.9 /+the:+nt/ -+- lesb. boiot. /+then/ €[~€)7T€J.Lcpt9ev lG 12,2: 15.31/32 lesb. / then/ boiot. /then/ tooe-ypr1pev IG 7:2390.3 , €oorporevt9ev E.78: 12.31 /+the:+en/ -+- thess. /+the:en/ thess. /the :en/ €1Teppdt9et~[v] SEG 27:226.6 (§ 216)250 /+the:+e:+ti/ -+- 1esb. /+the:y/ -+- / +the:/ lesb. /the:y/ Kara-y[p)€ih7t IG 12,2: 1.1 3 /the:/
250 Vgl. auch )ov"euv SEG 2:264.5 (§ 210).
204
00046245
KaraoKei.XWlJet€L DGE 462.a17 / 18251 , KOtr pwtJ€iet ibid. Z. all , errt.p.e"AettJeiet IG 7: 4136.7 , 5tarrw"AettJeiet E. 77:04.21 (evevtxtJei § 216) /+the:+o:+nti/ -+ lesb. /+theo:ysi/, boiot. /+the :o:nfi/ -+ lesb. /+theo:si/ 252 lesb. /theo:ysi/ ä.vare.Jewwt IPergarnon 159.6 / theo :si/ 5te~axtJ€wot IErythrai 122.43/44, ä.va-ypa;p€wot IG 12,2 5: 121.22, ä.va-yopev!Jewot IErythrai 122.53 boiot. /the:o:nfi/ [orp]oreu.Jeiwv!Jt E.78: 12.24
boiot.
3. PI.
Opt. 3. 5g.
3. Pl.
lmp. 3. PI.
/the:e :/
/+the:+ye :+t/ -+ lesb. /+theye :/ lesb. / theye :I €rrawetJei17 IErythrai 122.4, d.vare!Jei17 IG 12,2 5:114.20, 5o.Jei17 IG 12,2 5: 139.65 /+the:+i:+en/-+ lesb. /+theyen/ lesb. /theyen/ ouvreMo!Jetev IG 12,2:498.8/9, ~evio !Jetev IErythrai 122.7, €rratv€!J€t€11 ibid . z. 6253 /+the:+nton/ -+ lesb. / +thenton/ lesb. /thenton/ €(1Tt.p.E"A7i].Jevrov IG 12,2:5.49/ 50
10.5 Futur 10.5.1 Verbalklassen 1- J// § 218. Akt. l. 5g.
3. 5g.
/+s+o+o/ -+ lesb . / +so:/ lesb. /so:/ (1) 5tKaoow lG 12,2:526.c12 (II) rt.p.a(o]w lG 12,2:526.cl7/18, rro7iow IG 12,2: 526.c19 /+s+e+ti/ -+ lesb. thess. boiot. /+sey/ -+ thess. /+se: /, boiot. /+si :/ lesb . /sey / (1) Karwpvoet IKyme 19.7 (11) d~tcioet IErythrai 121.5, rrapaKaAEO· O€t 254 lG 12,2 5:1 40.1 8
251 Zu KO.To.o~eeuo.o.,eirr vgl. § 39. 252 b.vo.KOI'W.,wot IG 12,2 S: 139. 13 und ouXXti .,wo~ IErythrai 122.24/25 sind Koine-Formen. 253 In IG 12,2 S:139.64 ist b.rroKo.To.oT
205
•
00046245
(III) d:rroowoet IG 12,2 S: 143.33, d.PafH/OEL IG 12,2: 14. 11 / 12
thess. /se:/ boiot . /si:/
(I) (1rap ]~~o€ IG 9,2:1202.2 (§ 78) (I) eo-ypatjJL IG 7: 1739.11 ' €s.tßdot ibid . z. 10, OtOL BCH 1937: 2 17ff. z. 13, K.ara'Aitjlt BCH 1936: 18 lff. Z. 27 (11) €1TO/l/1LOßWOL BCH 1936: 18 1ff. z. 18, -yafep-ye{ot ibid . Z. 11 (III) owot BCH 1936: 181 ff. Z. 17, 1<.arao1 OL ibid. Z. 15
Akt. 3. PI.
/ +s+o+nti/ _. lesb. / +soysi/, boiot. / +sonfi/ (1)255 [v]?r[a]p~otat IPergamon 245 .73 lesb. /soysi/ (11) oixflaotat IG 12,2:6.29 , ara'AwaOt.m IPergamon 245.74 (I) oiaovßt IG 7: 1739.15, ea-ypatjlovrh boiot. /sonfi/ BCH 1936: 18 lff. Z. 23, owd~ovßt Roesch 197 1 Z. 12 (11) 1rol"aovßt E.78:06.21 , [€7ra}l.ts.tta[ß]waovßt256 BCH 1937: 217ff. Z. 16
Med. 3. Sg.
/ +s+e+tay/ -.Iesb. /+setay/ , boiot. /+setty:/ lesb. /setay/ (II) VTr71PEri!aerat IG 12,2 S:2 .15 boiot. /setty:/ (I) iJaeT77 IG 7:4136.8, Xdtjler77257 IG 7:3054.10, d(1r]iaET77 BCH 1936: 18lff. 25 / +s+o+ntay/ _. lesb. /+sontay/ (I) ßoXXeuaoVTat IG 12,2 S: 136.b29, xapia lesb. /sontay/ aovrat 2 ss IErythrai 122.55
z.
3. PI.
255 Die Futura von lll"w, 6Ullltvtt IG 12,2 :15.26 undlllllt"towt IG 12,2 :6.29, sind keine dia.lektspezifuchen Bildungen, sondern folgen einem im Gemeingriechischen weit verbreiteten Typ der Futurbildung auf ~w (Schwyzer 1959:784f., Chaotraine 1967:248ff.) Vgl. auch rraPilt"i auf einer Inschrift aus Boiotien (IG 7: 3083.17/ 18 Lebadeia). 256 Zu hallllW.,waovn vgl. § 172. 257 Vgl. lesb. xd{~!} tVtTat Aßt 36.9 mit in der Oberlieferung eingedrungenem Nasal (Hamm 1957: 131 ); aus den Inschriften sind die nicht mehr dialektspezifuchen Formen 6 ta~~ illfl IKyme 19.28 (Anf. 1. Jhdt. n.Chr.), (ü)woA
206
00046245
10.5.2 Verbalklasse V § 219. In allen drei Dialekten wird das Futurparadigma von /es+/ mit Medial· endungen gebildet. lnd. 1. Sg. 2. Sg.
3. Sg.
3. Pl.
lmp. 2. Sg.
/es+s+o+may/ -+ lesb. /essomay/ eooOIJCU Sa 44A.a5 lesb. /es+s+e+say/ -+ lesb. /esse:y/ eooflt 259 Alk 396 lesb. /es+s+e+tay/-+ lesb. /essetay/, boiot. /esset~: / lesb . eooercu Sa 98 b2 260 boiot. eoo€T1l DGE 462.a5 /es+s+o+ntay/-+ lesb. /essontay/ , boiot. /essonff( :/ lesb . eooovrcu IG 12,2:6.27 boiot. eooov~ Korinna PMG 654 a iü24 /es+s+so/ -+ lesb . /esso/ lesb. eooo Sa 1.28
10.5.3 Futur Passiv
§ 220. Das Futur Passiv wird aus dem Passivstamm (§ 215), dem Tempuskenn· zeichen /s/, dem Themavokal und medialen Primärendungen gebildet. lnd. 3. Sg.
3. Pl.
/+the :+s+e+tay/-+ lesb. /+the:setay/, boiot. /+the:set~ :/ lesb. /the:setay/ [äv]a-yparpfloercu IG 12,2:5.50/5 1 eo-ypQA(J€loeTfl BCH 1936: 181ff. Z. 19 boiot. /the:sett; :/ /+the:+s+o+ntay/-+ lesb. /+the :sontay/, boiot. /+the :son{~ :/ lesb . /the :sontay/ öta'Aul}floovrat. IG 12,2:6.27 boiot. /the: son{e:/ eo-yprup€{OOV~ BCH 1936: 177ff. z. 9
10.6 Perfekt
§ 221 . Belege
'
lnd. Akt. 3. Sg. /( +k)+e/ -+ lesb. boiot. /+(k)e/ €'}'8eöiJwxe IKyme 1.3, evep-yeTflK€ IG lesb. /(k)e/ 12,2: 18.3, T€TfA€K€ IG 12,2 S:692.13, -ye-yove IG 12,2:64S .a9 259 eoof'l, i!of) codd.; Lobet-Page und Voigt lesen tfaaf)l. Die in den Codices überlieferte Form kann auch durch die Gleitlauttilgungsregel § 99 aus toof)l abgeleitet sein. 260 Auf den lnschrüten ist einrnall!a-rcu überliefert (IG 12,2:15.27, 3. Jhdt.); Hodot (1976: 22) ergänzt ea[TCU) in IG 12,2:6.23/24. Ob beide Formen, eooeTal und i!aTCU, als authentische Formen des Dialekts anzusehen sind und sich gegebenenfalls auch in ihrer Funktion unterscheiden lassen (im Sinne von Sommer 1977: 154ff.), kann nach dem dürftigen Material nicht beurteilt werden.
207
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boiot. /{k}e/
3. PI.
oteaaet'AlJeU<e DGE 485.2 , 1rapKEKA€LK€ IG 7:2405.16, -yf.-yprupe BCH 1901: 359ff. Z. 8, OJ.LWJ.LOK€ ibid. Z. 12, dvritJeLX.
IG 7:3055.5 /{+k)+a+nti/ ~ lesb . /+{k)aysi/ , boiot. /+{k)anfi/ lesb . /{k)aysi/ aTTeaniN
•
lnd. Med. 3. Sg. /+tay/ ~ lesb. thess. {?) / +tay/, boiot. /+tf( :/ lesb. /tay/ -yf.-ypa1rrat IG 12,2 S: 138.35, ow.OeoiKaora IG 12,2 S: 139.20, [1T]e1Tobrrat IG 12,2 S:115.1 thess. €1/lc1ptaret IG 9,2:517.17, SEG 27 :202. 15/ 16 boiot. / tf(:/ -yf.-ypa1Tr1'/ IG 7:529.5, K€KOJ.LLOTT/ IG 7: 3171.29, 1T€1TO€tTT/ BCH 1936: 177ff. Z. 30, -ye-yf.vetTT/ E.77 :04.8/9 3. PI. / +atay/ ~ boiot. /+ak / (§ 170) boiot. /aff(:/ E1TIX€[K]OJ.Lwa~ SEG 22:432.18, €orpor€Va~ IG 7:3174.27, J.L€J.LtalJWalJfl DGE 485.6
Imp. Med . 2. Sg. /+so/ boiot. /so/
I(J€cpv'A.axoo DGE 538.4 (§ 28, 150)
10.7 Plusquamperfekt § 222. Die einzige belegte Form des Plusquamperfekts, lesb . €1Tilara~<e IKyrne 5.16/ 17, lKyme 7.9 , ist gebildet aus dem mit dem Augment versehenen Perfektstamm (€-eorä-K-) und der Sekundärendung (-€, wie im Perfekt) (vgl. Schwyzer 1959: 650, 777).
10.8 Infinite Formen 10.8.1 lnfiniiiv § 223. Die Infinitivendungen in den aiolischen Dialekten lauten
im Aktiv /men/
im Thessalischen und Boiotischen bei thematischen und athematischen Stämmen
261 Schreibung Tl statt et-
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/,e n/
im Lesbischen bei thematischen und athematischen Stämmen 262, mit
/ay/
Ausnahme der einsilbigen athematischen Stämme mit kurzem Stammvokal, bei denen die Endung / menay/ verwendet wird in allen drei Dialekten im s-Aorist
im Medium
/sthay I in allen drei Dialekten, 1m Boiotischen unterliegt /ay/ in /ay/ und /sthay/ der Monophthongierung (§ 77, 170), im Thessalischen von Larisa wird -ew, -a~ew an S'telle von -at, -a~at geschrieben(§ 174- 176). Im Lesbischen geht die Endung /en/ mit dem Themavokal und /e:/ im Stammauslaut der e-Verben und des Aorist-PassivStammes Kontraktion ein: /ag+e+en/-+ /age:n/, /kale:+en/-+ /kale:n/, /+the:+ en/ -+ /+the:n/. Da Kontraktionen nur für Vokale gleicher Qualität sicher nachweisbar sind, werden die Infinitive athematischer Stämme mit anderen Vokalen als /e:/ im Stammauslaut wohl nicht mit /en/ (*rq.J.ä-ev, *l>t8o-ev, *Kepva-ev, so Taillardat 1960), sondern eher mit einer aus der Proportion kale: mi : kale: n sekundär abgeleiteten und analogisch übertragenen Endung /n/ gebildet: ri#Jä-J.LL : ri.IJä-v, oww-J,lt: oww-v, KEpvä-J,lt : Kepvä-v (Schwyzer 1959: 807f., gegen Garcia -Ram6n 1977: 185).
§ 224. Im Bereich des Thessalischen ist in der Pelasgiotis und der Perrhaibia ausschließlich 263 die Endung /men/ vertreten. In der Thessaliotis zeigen die einzigen Belege für Infinitivformen den Ausgang /e:n/: tpe1Ty€v IG 9,2:270.2 (Kierion, 5. Jhdt.), e~~avaKaO€v IG 9,2:257.8/9
(Thetonion, 5. Jhdt.). Beide Belege stammen von Inschriften, die nicht oder nicht einheitlich im thessalischen Dialekt abgefaßt sind: das Grabgedicht aus Kierion ist von poetischer Diktion geprägt und die im Kanzleistil abgefaßte Sotairos-lnschrift enthält, wie schon mehrfach gezeigt wurde, eine Reihe von nicht-thessalischen Elementen. In der Phthiotis ist gleichfalls nur ein Beleg nachweisbar: exew IG 9,2:234.4 (Pharsalos, 3. Jhdt.). Aus der Histiaiotis lag bislang kein Beleg vor. Auf dem in Philia gefundenen, überwiegend im Dialekt der Histiaiotis abgefaßten Sympolitie-Vertrag zwischen Gomphoi und Thamiai vom Ende des 3. Jhdt.s (Helly i.V.) sind aber nunmehr zwei Infinitivformen zu tage getreten: e[vat Z. 2 und J,lia-ye[ ']v Z. 6264. ewat wird man ohne Zweifel fremdem Einfluß zuschreiben können, aber man wird 262 Die Lesung -y[11W)11a' IG 12,2:526.d21 /22 (ebenso DGE 632) mit einer im Lesbischen sonst nicht belegten Infinitivendung -11a4 bedarf einer Überprüfung. Hoffmann (1893 Nr. 119) liest K statt 'Y und restituiert eine grammatisch korrekte Form K(pl)11w (cf. Kp[lla(L) Z. alS, (K)p{waL Z. b15). 263 rrpoo1.6e11 DGE 607a auf einem Grabgedicht des 5. Jhdt.s aus Khyretiai ist schon wegen ~rp6~ statt 1rcwl nicht thessalisch. 264 Nach Auskunft von B. Helly ist eine Ergänzung in ~w')'c!(~.e)11 schwierig. 14 Blilmel, Oie aiolischen Dialekte
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sich fragen müssen, ob durch ~-tia-ye[t]v der Infinitivausgang /e:n/ für die Histiaiotis bezeugt wird oder ob diese Form gleichfalls auf dialektfremden Einfluß wrückgeflihrt werden muß. Ein einhelliges Fazit zu ziehen ist nicht möglich. Sicher ist nur, daß in der Pelasgiotis und in der Perrhaibia (zumindest in Phalanna) /men/ als Infinitivendung der athematischen und der thematischen Stämme verwendet wurde. In Pharsalos ist die Endung /en/ bei einem thematischen Stamm gesichert; in den übrigen Gebieten Thessaliens läßt sich die Authentizität der belegten Formen mit Argumenten verschiedener Art in Frage stellen , aber es ist auch nicht auszuschließen, daß die thematische Endung /en/ ein weiteres der Merkmale konstituiert, durch die sich die Dialekte der Gebiete Thessaliotis, Histiaiotis und Pharsalos von dem der Pelasgiotis und Perrhaibia unterscheiden . In den griechischen Dialekten sind die Endungen / men/ und /en/ größtenteils auf athematische resp. thematische Stämme verteilt, so daß die Ausdehnung der Endung /men/ auch auf thematische Stämme als eine fll.r die aiolischen Dialekte charakteristische Neuerung angesehen wird. lm lesbischen Zweig des Aiolischen könnte dann die ursprünglich gemeinsame Endung /men/ nach der Trennung vom Festland unter ionischem Einfluß zu /hen/ (aus /sen/) umgestaltet und zu /en/ weiterentwickelt (Garcia-Ram6n 197 5: 67, 1977: 184f.) lediglich bei den athematischen Stämmen mit kurzem Stammvokal beibehalten und zu /men ay/ erweitert worden sein.
§ 225. In der literarischen Oberlieferung des Boiotischen sind folgende Infmitivformen belegt: cpepeJ.Lfv Korinna PMG 654 i20, evbretv ibid. iü34, fwew PMG 655 l.b20. Nachmansan (1910: 139ff.) hat in evbreLV und Aristoph. Ach. 947 -JepiMew einen möglichen Beweis daflir sehen wollen, daß im Boiotischen die Endungen / men/ und /en/ nebeneinander existierten, wobei die Vielheit der lnfinitivbildungen den ursprünglichen Zustand des Aiolischen reflektiere. Dagegen hat Page {1953: 56f.) mit Recht geltend gemacht, daß Aristophanes' Boiotisch genügend Attizismen enthalte, die sein Zeugnis grundsätzlich in Frage stellten, und daß evbrew eine aus einem literarischen Dialekt entlehnte Form sei und nicht Korinnas Muttersprache angehöre. Somit wird auch fwew als nicht-boiotisch anzusehen sein. § 226. Belege:
Präsens Verbalklasse /: Thematische Verben lnf. Akt.
210
/+e+en/ -+ lesb. /+e :n/ lesb. /e:n/ ti:yrw IG 12,2: 4.6, ~th?v IG 12,2:73.2, Korrrw IG 12,2: 1.19 /+e+men/ -+ thess. boiot. / +emen/ thess. /emen/ KP€VVEJ.L€V lG 9,2:5 17.1 4, J.J.EVEJ.LEV IG 9,2 1229. 27, imapx€~-tev IG 9 ,2:46 l.b20
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boiot. Inf. Med.
fernen/
a:ytpeJJ.€11 IG 7:4136.4, apxeJJ.€11 SEG 22:407.19, -ypebpiJJ.€11 IG 7:3055.6/7
/+e+sthay/ -+ 1esb. /+esthay/, boiot. /+estht;:/ lesb. /esthay/ ep-ya[neo~a.t DGE 644.10/11, ava-ywwoK€0~0-t IKyme 12.14 titr[o)'Yp6Apeo~17 lG 7:3171.41 /42, 5€Ke0~17 DGE boiot. /esthr::/ 462 .a7, €ip(itrreo~[17] BCH 1970: 157ff. Z. 14, ~veo~11 BCH 1936: 177ff. Z. 26
Verbalklasse 11: Athematische Verben mit Stammauslaut -e, -ä, -ö Stammauslaut
-e: Flexionstyp I{J01.17Jl.t (athematisch)
Inf. Akt.
/-e:+en/ -+ lesb . /-e:n/ Ka"A1711 Alk 7 1.1; Ka"A1711 IKyme 19.29, ßovtjliT1711 lesb. /e:n/ IG 12,2:7.9/ 10, I{JWil1'/ll Memnon Nr. 28.2 /-e:+men/-+ thess. /-e:men/ -yaop-yeiJJ.€11 IG 9,2: 1229.16, AELJJ.€11 ibid. Z. 10 thess. /e:men/
Inf. Med.
/-e:+sthay/ -+ lesb. thess. /-e:sthay/ lesb . /e:sthay/ 116r7o~a.t Alk 48.16, tr617o~a.t Sa 5.9; etrai1117o.Ja.t II..esbos 6.b6, Ka"A11o~a.t IG 12,2:645.a35 (Ka"Aew~
Stammauslaut Inf. Akt.
-e: Flexionstyp
ti5tKflw (thematisch)
/-e:+e+en/ -+ lesb. /-e:e:n/ ;e·:e:n/ ovvre"Ael1711 IG 12,2 S:I38.11 lesb.
Stammauslaut -e: Flexionstyp I{Jt'Aew {thematisch) Inf. Akt.
/-e+e+men/ -+ boiot. /-e:men/ -+ /-i:men/ trpoorareip.ell IG 7:1780.15 (oov"AeiJJ.€11 § 191) boiot. /e: men/ ti5tKip.€11 IG 7:4136.4, "Aetrwp-yip.€11 IG 7:3083 .24 /i:men/
lnf. Med.
/-e+e+sthay/ -+ boiot. /-e:sth~ :/ -+ /-i:sth~ :/ boiot. /e : sth~: / XP€teto~ IG 7:3 169.8 /i : sth~ :/ otrw11'io~ E.77:04.2
Stammauslaut -ä: Flexionstyp lnf. Akt.
r{Jw~u
(athematisch)
/-a :+n/ -+ lesb . /-a:nt lesb. /a:n/ I(JOiTall Alk 143.7, €av IKyme 5.8
211
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Inf. Med.
/-a:+sthay/ -+ lesb. /-a:sthay/ 1esb. /a:sthay/ ci7T
Stammauslaut -ö: Flexionstyp orei{XivwJJ.L (athematisch) Inf. Akt.
/-o:+n/ -+ lesb. /-o:n/ lesb. /o:n/ orei{Xivwv IKyme 19.29
Inf. Med.
/-o:+sthay/-+ lesb. /-o:sthay/ lesb. /o:sthay/ [orecp]civwo~at IG 12,2:5.8/9
•
Stammauslaut -o: Flexionstyp orecpcw6w (thematisch) Zu boiot. 8aJJ.LWEJ.I.€V, €morecpcww€JJ.ev, Ka~tapw[ 0~11] vgl. § 191.
Verbalklasse 111: Athematische Verben mit Präsensreduplikation Inf. Akt.
/dido:+n/ -+ lesb. /dido:n/ lesb. /n/ owwv IG 12,2: 498.15 /dido:+men/ -+ thess. /dido:men/ thess. /men/ [ci?Toot]ooüJJ.ev 265 IG 9,2:512.16 /dido+men/ -+ boiot. /didomen/ boiot. /men/ 8L86JJ.ev DGE 462.a25
Inf. Med.
/dido:+sthay/-+ lesb. /dido:sthay/ 1esb. /sthay/ owwo~
Verbalklasse IV: sonstige athematische Verben lnf. Akt.
/+n/ lesb.
/n/
Kepvav IG 12,2: 1.13/14, ÖJJ.vvv IG 12,2:526.
c9/10 /+men/ thess. /men/ Inf. Med.
€oKLXPEJ.I.EV DGE 617,1.4266
/+sthay/ -+ boiot. /+sth~: / boiot. /sth~ :/ A.ci88ovo~11 IG 7:3054.6, 7:2383.10
ci?Tooi[K]vovo~
IG
265 Die Form ( luroli,)lioü~-'~" wirft Probleme auf. Wenn Lesung und Ergänzung gesichert sind könnte die Länge des Stammvokals durch Ausgleichsprozesse nach der Aufgabe des histt rischen Ablauts bedingt sein (§ 192) (im Lesbischen ist die Länge des Stammvokals gleichfalls Resultat einer analogischen Neubildung, § 223), fmdet aber Gegenbeispiele in thess. ~aK,XPeiJev (s.u.) und boiot. 6tli61Jev. 266 Vgl. Schwyzer (1959: 689).
212
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Verbalklasse V: Verbum substantivum lnf.
/es+menayl --+- 1esb. lemmenay/ 1esb. emmenay EWJEVaL IG 12,2: 1.11 , Sa 98.a5 les+menl --+- thess. lemrnenl, boiot. le:menl €WJEV IG 9,2:5 12.17, McD 310. 15, McD 326.7 thess. emmen boiot. e:men eiiJEV IG 7:504.2
§ 227. A orist I Verbalklassen 1- 11 (s·Aorist) Inf. Akt.
/+s+ay/ -+-1esb. thess. l+say/, boiot. /+st; :/ 1esb. lsayl (I) dva-yopevaat IG 12,2 S: 121.30, [K}pivvat 267 IG 12,2:526.b15, dva-ypal/lat IG 12,2:645.a44/ 45 ( II) €rraivrlaat 268 1G 12,2:15.21, rtjJaaa[L] lEryth.rai 121.12, OTEcptWWOaL lG 12,2: 15.29 (I) dnpcil/lat IG 9,2:258.11 thess. /say I (II) errawe'iaat McD 310.26, Kara-yopeiaat SEG 2:264.7 (0 ov-ypcil/lew lG 9,2:5 17.2 1 thess. (II) errawe'iaew IG 9,2:504.5 (Larisa) boiot. lst;:l (I) dv-ypcii/ITl DGE 462.a29, KaraaKevciTT'fl ibid . Z. al3, drroareiA11 SEG 1:132.6, rrapJJ.E'ivrl E.78: 04.11 (II) dOLKE'iO'fl IG 7:2228.718, OLTWVtO'fl E.77: 04.9, JJ.LOt'JWOf'l DGE 485 .5
lnf. Med.
l+s+a+sthayl --+- 1esb . thess. /+sasthay/ , boiot. /+sastht;:/ lesb. lsasthayl (I) [<5 ]LK6.aaaat'JaL IPergarnon 245 .80 (II) rrm?aaat'Jat IG 12,2:526.al9 lhess. lsasthay I (I) erra-y-y{'A.'A.aat'Jat McD 3 10.20 (II) rroLeiaaaat'Ja[L] McD 310.24 (I) 1/la(cp]~aat'Jet(v] IG 9,2:517.14 (Larisa) thess. boiot. /sasth~ :/ (I) -ypdl/laat911 IG 7:3 172. 143, irravyei'A.aat'J11 DGE 462 .a19
267 Auf der gleichen Inschrift auch mit einfachem -v- geschrieben: ~epwa['J Z. alS , ~eplva& d 11. 268 Zu twalveooa& vgl. § 207.
z.
2 13
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Verbalklasse 111 lnf. Akt.
l+menayI lesb. lmenayl
!J€J.l€Va.t IG 12,2: 15.33, ö0JJ€Va.t ibid . Z. 34135
l+nl lesb.
lnl
rrpoarä.vu9 1Erythrai 122.35
lmenl l menl
!J€J.l€V IG 9,2 :512.19, ö6J.l€V ibid.
l+menl thess. boiot.
lnf. Med .
z. 21 l'70
av!J€J.l€V IG 7: 4136.2, ö6J.l€V IG 7: 3 172.4 7, DGE 462 .a19
l +sthayl --. lesb . l+sthayl, boiot. l+stht;:l lesb. lsthayl U7ro!J€a!Ja[t] IG 12,2:529.415 boiot. lstht; :/ IJ€a~J1? IG 7:3172. 146, drroooa~J17 SEG 2 5: 556.16
Suffixloser ,.alphathematischer" Aorist lnf. Akt.
l+ay I lesb.
layl
[e]aevtKa.t IG 12,2:645.b39 , E[rra.t ibid.
z. b37
§ 228. Aorist Il lnf. Akt.
l+e+enl --. lesb . l+e:nl 1esb. le: nl drro!Jdvrw IG 12,2:526 .a19120, dp.ßporrw IG 12,2: 1.15116, rrd!J17v ibid. Z. 17 l+e+menl --. thess. l+e:nenl thess. lemenl d"fa"{€J.l€V SEG 27:226.7
lnf. Med. l +e+sthay I --. 1esb. thess. l+esthayI, boiot. l+estht;:l lesb. lesthayl "{eVEa!Ja.t IG 12,2: 6.41 , "X.dßEa!Ja.t IG 12,2: 526. b27 thess. lesthayl avn"X."X.aßea!Ja.t McD 3 10.17 "f€V€a!J[€t}v McD 330. 11 (Larisa) (€"X.€ar€UJ thess. § 172) boiot. lestht; :l e"X.ea~J1? DGE 462 .a1 1 269 Daneben auch sigmatisch oTciocu IG 12,2:645.a31 , IG 12,2 S:121.37; ebenso im Thessa· lischen (oTcioat IG 9,2 :258.12) und Boiotischen (oTdOTJ BCH 1937: 217ff. Z. 6). 270 In 6146u,u~o~ IG 9 ,2: 1202.4 (Korope, 6./ 5. Jhdt.) liegt nach Schwy7.er (DGE ad 603) und Thumb· Scherer (1959: 57 ) eine Ersetzung von o durch u (wie in ÖIIIJJJa, cf. § 53, 59) vor.
2 14
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§ 229. Aorist Passiv lnf.
/+the:+en/ -+ lesb. /+the:n/ voJ.Lio{hw IG 12,2:30.8, [v]nooKe~v IG 12,2: lesb. /the:n/ 526.a40 (§ 149 Anrn. 133), "f€vft~v IKyme 1 9.l 1 ,0T€cpavW~V ibid. Z. 46 , ovre~v ibid. Z. 8, t:iot:vex~v ibid. z. 49 / +the :+men/ -+ thess. boiot. / +the:men/ thess. / the :men/ oot'Jt:ip.t:v McD 337.40, orat'Jt:ip.t:v McD 310.38, OV"fPQ.IIJ€iJ.L€V ibid. z. 32 boiot. / the:men/ orport:vt'Jei~J,ev E.78 : 12.15
§ 230. Futur
Verbalklassen 1- Il/ Inf. Akt.
/+s+e+en/ -+ lesb. /+se :n/ lesb. /se:n/ (11) xpvoworw Hoffmann ( 1893) Nr. 153.5/6 (III) avt'Jflorw 211 Hoffmann ( 1893) Nr. 153.6
Verbalklasse V Inf.
/es+s+e+sthay/ -+ lesb . /essesthay/ lesb. essesthay €ooeot'Jru. Sa 56.2 eooeot'Jew IG 9,2:517.16 (Larisa) thess.
§ 231. Futur Passiv lnf.
/+the : +s+e+sthay I thess.
€~t:p"faot'Jeioeot'Jetv
IG 9,2: 517.1 7 (Larisa)
§ 232. Perfekt Der Infmitiv Perfekt Aktiv wird im Lesbischen und Thessalischen thematisch gebildet, aus dem Boiotischen liegt kein Beleg vor. ln f. Akt.
/+k+e+en/ -+ lesb. / +ke :n/ lesb. /ke:n/ re[t'J]vd.Krw IG 12,2: 526.d15, emret'JewpflKrW IKyme 19.18/ 19 /+k+e+men/ -+ thess. / +kernen/ thess. /kernen/ et aXovKEIJ.€V McD 337.24
27 1 Hoffmann liest auf dem Abklatsch KAI N8Hl;HN und schwankt in seiner Interpretation zwischen dv~crrw und K~vM!OTJv . Boüila.e rt (1954: 372 A4) schlägt die Lesung Kai <6>vl)tiu11" vor. Gegen die Interpretation Hoffmanns spricht, daß 4v6. als Präftx vor einem Konsonanten nicht apokopiert auftritt, also *Ava.M!OTJv zu erwarten wäre, und der Vorschlag BoUilaerts muß sich mit dem Einwand auseinandersetzen, daß die - nicht dialektechte - Variante c\vci statt lfv auf der gleichen Inschrift durch 4v~""'l«lll in Z. 11 belegt ist.
215
00046245
Inf. Med.
/+sthay/ ~ lesb. thess. /+sthay/ , boiot. /+sth~ : / lesb. /sthay/ €1/Jdcpwl}Q.{. IG 12,2:498.13, ~w.MA.uolJat DGE 644.14/ 15, ~€~oxlJQ.{. IG 12,2: 15.20 , ~€öoo1Jcu. IG 12,2:645 .a29 , [tr]brpaolJQ.{. IG 12,2: 526.d1 7 thess. /sthay/ ~eMolJat IG 9 ,2:46l.a5 thess. tretroteiolJEw IG 9,2:5 17.7/8, ~eMolJcw IG 9,2:517 .18 (Larisa) ~cMxlJri IG 7:504 .2, [tr]rnol"olJ[17] IG 7:4145.7 boiot. /sth~: /
10.8.2 Partizip § 233. Der Stamm des aktiven Partizips besteht aus dem charakterisierten Tem· pusstamm und dem Suffix / nt+/ , der Stamm der medialen und passiven Parti· zipien aus dem charakterisierten Tempusstamm und dem Suffix /meno+/ . In den aiolischen Dialekten werden infinite Formen des Perfekts (zum Infrnitiv vgl. § 232) aus dem mit dem Themavokal versehenen Perfektstamm gebildet ; im Gegensatz zu den übrigen griechischen Dialekten wird das Suffix /nt+/ auch zur Bildung des aktiven Partizips Perfekt verwendet. 272 Bei Partizipien werden wie bei Adjektiven drei grammatische Genera unterschieden; Formen mit maskulinem und neutralem Genus werden durch verschiedene Reihen von Endungen charakterisiert , Formen mit femininem Genus zusätzlich durch SuffiXe: Stämme auf / nt+/ werden durch /ya+/ erweitert, in Stämmen auf /meno+/ wird der Stammauslaut durch /a: / ersetzt. Die Deklination der Partizipialstämme stimmt mit der der Nominalstämme überein und wird in den ent· sprechenden Kapiteln der Nominalflexion behandelt ; lediglich die Ableitung von aktiven Formen des Nominativs Singular soll hier veranschaulicht werden.
Thematische Stämme Part.Präs.Mask. Nom.Sg. zugrundeliegende Repräsentation
/arkh+o:+nt/ (§ 244)
Verschlußlauttilgung
/arkho:n/
Oberflächenform
lesb . thess . boiot.
ti.pxwv tipxouv tipxwv
Part.Präs.Fem. Nom .Sg. zugrundeliegende Repräsentation
/arkh+o+nt+ya/ (§ 120)
272 Für das Aiolische in Kleinasien bringt Lehmann (1977: 27) diese Eigentümlichke:t mit Sprachbund-Einflüssen durch anatolische Sprachen in Verbindung, ohne auf ihre \{eitere Verbreitung auf Lesbos und dem griechischen Festland einzugehen.
216
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Palatalisierung
/arkhonffa/
Transformation
/arkhonHa/
Tilgung Assimilation
lesb. thess.
/arkhon§a/ /arkhonsa/ /arkhonsa/
n-Abschwächung
lesb. boiot.
/arkhoy§a/ /arkhoh§a/
h- Assimilation
boiot.
/arkho :§a/
Depalatalisierung
lesb. boiot.
/arkhoysa/ /arkho:sa/
Oberflächenform
lesb. thess. boiot.
äpxowa äpxovoa äpxw'oa
Part.Präs.Ntr. Nom.Sg. zugrundeliegende Repräsentation
/arkh+o+nt+0/
Verschlußlauttilgung
/arkhon/
Oberflächenform
lesb. thess. boiot.
äpxov li.pxov äpxov
Athematische Stämme
Part.Präs.Mask. Nom .Sg. zugrundeliegende Repräsentation / phile:+nt+s/ (vgl. § 170) Vokalkürzung
/philents/
Tilgung
/philens/
Neutralisierung
/philetH/
n-Abschwächung
lesb.
/philey§/
Tilgung
thess.
/phile§/
Depalatalisierung
lesb. thess.
/phileys/ /philes/
Oberflächenform
lesb. thess.
'{XAetc:
'{XA€C:
Part.Präs.Fem. Nom.Sg. zugrundeliegende Repräsentation
/phile:+nt+ya/
Vokalkürzung
/philentya/ 217
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Palatalisierung
/philenHa/
Transformation
/philenf~/
Tilgung Assimilation
/philen~a/
/philetHa/
n-Abschwächung
lesb.
/philey~a/
Depalatalisierung
lesb.
/phileysa/
Oberflächenform
lesb. thess.
cpc./..etaa cpc./..evaa
Part.Präs.Ntr. Nom.Sg. zugrundeliegende Repräsentation
/phile:+nt+0/
Vokalkürzung
/philent/
Verschlußlau ttilgung
/philen/ lesb. thess.
Oberflächenform
I{)LAEV
cpc./..ev
§ 234. Das Partizip Präsens von Verben der Verbalklasse II mit Stammauslaut /e:/ wird im Thessalischen der Thessaliotis (im Gegensatz zum Thessalischen der Pelasgiotis, Perrhaibia und Histiaiotis) thematisch gebildet: huA.öpeovro<" IG 9,2:257.1 (Thetonion, 5. Jhdt.), [arpara-y]eowro<" IG 9,2:258.1 (Kierion, 2. Jhdt.). Zur Diskussion von ' vor
VT
in [orp ara-yJeotVTo~ vgl. § 235.
Im Lesbischen und Thessalischen ist bei einigen Partizipien von Verben der Verballelasse li Länge des stammauslautenden Vokals vor der Folge von Sonant und Obstruent erhalten :
lesb. Karoudwrwv IG 12,2:15 .18 (Mytilena, 4. V. 3. Jhdt.), -yuJ.Lvaatdpxrwra IKyme 102.3 gegenüber KaTOIXeVTT w ]v IG 12,2 S:692.23 (Eresos, 2. Jhdt.) (o)J.Lov6eVTe<" IG 12,2:6.30 (4. V. 4. Jhdt.), ßat'J6evn IG 12,2:526.a27, c2/3 (Ende 4. Jhdt.), evep-yer€VTeaat IG 12,2:527.40 l>ivii'T/VT€<" Sa 1.11 , [t'Jeoa ]!i~TWT<;t Alk 298.5 gegenüber cp6pev[ T]e<" Alk 41.1 (1Teal>oJ.L]axevra<" Sa 16.20, )er€VTwv Alk 302.a8 273 thess. KatvavdVTovv BCH 1970: 16lff. Z. 3/4 (Matropolis, 3. Jhdt.) Eine abweichende Interpretation dieser Form wird in § 235 diskutiert.
Gleichfalls Vokallänge vor der zugrundeliegenden Folge von Sonant und Obstrueli zeigen die finiten Formen 27 3 Die literarischen Belege, ihre Oberlieferung und die Editionspraxis in den Standardausgaben wurden jüngst ausführlich von Slings (1979 : 263ff.) diskutiert.
218
00046245
lesb.
1Tpov6rwrat IErythrai 122.19 (2. Jhdt.),
[c5t]aoa~wrat
IPergamon 245.50
(2. Jhdt.) ~Pf6)PT1vr<:u
Alk 208.a15, Impf. iJp.vrw Sa 44.34, "(e"Aav Alk 349c (? a in
anceps) und ein Beleg fl.ir das Partizip Präsens des Verbum substantivum aus dem Thessalischen der Histiaiotis thess. eivreoat BCH 1970: 16lff. Z. 2 (Matropolis, 3. Jhdt.) gegenüber sonstigem eovr- (belegt in Larisa, § 236). Die langvokalischen Formen der Verbalklasse IIlassen sich am einfachsten durch eine - sich im Laufe der sprachlichen Entwicklung immer weiter ausbreitende Tendenz erklären, durch Tilgung der Vokalkürzungsregel (§ 60) die im Paradigma vorherrschende Länge des stammauslautenden Vokals zu erhalten . Die Form elvreoot steht, wie A. Morpurgo-Davies (1978a) argumentiert hat, am Ende einer Reihe von analogischen Neuerungen: zu dem u.rsprünglichen (und auch mehrfach belegten) Partizip e6vrec; wu.rde im Thessalischen analog zu der 3. Pl. evri - entsprechend einem in griechischen Dialekten geläufigen Parallelismus zwischen Formen der 3 . Pl. und dem zugehörigen Präsenspartizip - ein neues Partizip *€vrec; gebildet. In einem weiteren Schritt entstand, nunmehr in Ana· logie zu den neugeschaffenen Partizipien mit langem Stammvokal (wie KowaveiPrec; in der Matropolis-Inschrift), eine weitere Form elvrec; (die gleichfalls auf dt:r Matropolis-Inschrift belegt ist) . Das Partizip Präsens des Verbum substantivum wird in allen drei aiolischen Dialekten mit dem Suffix /ont+/ gebildet: mask. /es+ont+/, fern. /es+ont+ya+/ 274• Ferner ist im Thessalischen - wie A. Morpurgo-Davies gezeigt hat (s.o.) - ein analogisch gebildeter Stamm /ent+/ vertreten, der durch die langvokalische Form e(vreoot vorausgesetzt wird und eine Parallele in dem fern. Stamm /ent+ ya+/ -t- /ensa+/ fmdet. § 235. Garcia-Ram6n (1978b) interpretiert die Schreibung t vor vr in
[orpara'Y]€otvroc; IG 9,2:258.1 (Kierion, 2. Jhdt.) Kowaveivrovv BCH 1970: 161ff. Z. 3/4, eCvreoot ibid . Z. 2 als phonetische Schreibung: t bezeichne den palatalen Charakter von / n/, otvr, ewr stehe also fl.ir [oflt ), [eflt]. 275 Die orthographischen {nicht-palatalen) Schreibungen ONT, ENT seien im übrigen zwar in der Überzahl, aber da auch bei den eindeutig palatalen (oder palatalisierten) Sonanten - aus zugrundeliegendem /ny/- die Schreibungen zwischen NNl und NN, N (in der Stellung zwischen Vokalen, nach einem Konsonanten und am Wortanfang) schwankten, dokumen274 Die Ablautgestalt /o nt/ des Suffixes im fern. Partizip ist in Analogie zum mask. Partizip eingeflihrt und ersetzt die (historisch zugrundeliegende) schwundstufage Form des Suffaxes (*es-nt-ya-). 0 275 Zu diesem Schluß war auch schon Arena (1965 : 441 A4) gelangt.
219
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tierten sie lediglich eine Konvention, die die Palatalität von Sonanten oder Konsonanten graphisch nicht zum Ausdruck bringe. Eine Palatalisierung von / n/ vor / t/ sei nach allgemeinen phonetischen Erwägungen nicht möglich, daher müsse [6] in der Folge [VntV] als authentisches palatales Phonem /6./ interpr etiert werden. Die Existenz eines Phonems /ß/ im Thessalischen habe ihre Paral· lele im Lesbischen, wo sie bereits von Ruiperez auf Grund von z.B. rraiaa < paftsa < pantya nachgewiesen sei (cf. § 118); die Übereinstimmung könne als gemeinsame Neuerung des Thessalo-Lesbischen in die Zeit vor der Trennung der beiden Dialekte zurückverlegt werden. Damit stehen sich im Hinblick auf die beiden (einzigen bisher belegten) irregulären Partizipien im Thessalischen, Kowaveivrovv und elvreoot, zwei Deutungen gegenüber: die eine (A. Morpurgo-Davies), die et - wie es zunächst auch nahe· liegt- als Schreibung ftir [~:]interpretiert und den langen Vokal als Resultat analogischer Prozesse rechtfertigt, die im Lesbischen gesicherte Parallelen haben, und die andere (Garcia-Rarn6n), die L von et unter Heranziehung einer fragmentarisch überlieferten Form ([orpara1]€ot.VToc;-) als Zeichen für Palatalität interpretiert. Garcia- Ram6n verteidigt seine Position gegen A. MorpurgoDavies, sieht sich aber selbst gravierenden Einwänden ausgesetzt :
(l) Garcia-Ram6n diskutiert und interpretiert die auf thessalischen Inschriften belegten Schreibungen flir palatalisierte Sonanten in verschiedenen Umgehungen (zwischen Vokalen, nach einem Konsonanten und am Wortanfang), geht aber auf die Frage, die im vorliegenden Zusammenhang im Vordergrund steht, nicht ein: welche Schreibung wäre ftir einen palatalisierten oder palatalen Sonanten in der Stellung vor einem Konsonanten anzunehmen? Es ist nämlich nicht zu übersehen, daß im Thessalischen L als Zeichen der Palatalität - wenn es geschrieben wird - immer nach dem palatalisierten Sonanten gesetzt wird, aber niemals da· vor (wohingegen im Lesbischen für Schreibungen von L vor einem Sonanten oder s eine Interpretation als Zeichen ftir Palatalität nicht auszuschließen ist, vgl. § 12 1). (2) Garcia-Ram6n rechtfertigt das Fehlen weiterer Belege für die Schreibung OINT, EINT mit dem Hinweis auf die Variationsbreite der Schreibung palatalisierter Sonanten im (gesamten) Thessalischen. Es verdient aber hervorgehoben zu werden, daß weitere Belege nicht nur auf den diskutierten Inschriften fehlen (vgl . ra-yev6vrovv, V'Trapxovn, rrpo.,€vrow, rrdvra in IG 9 ,2 :258 , rrdvra, rdA.avrev in BCH 1970: 16lff.), sondern auch ausnahmslos in der beträchtlichen Anzahl von Belegen ftir Partizipien athematischer und thematischer Verben aus der Pelasgiotis, der Perrhaibia und der Phthiotis. Falls man Garcia-Ram6ns Hypothese , daß die Schreibung OINT, EINT auf die Existenz von /ft/ weise, zu akzeptieren bereit ist, wird man die Verbreitung seiner graphischen Repräsentation auf die Thessaliotis und die Histiaiotis beschränken müssen . (3) Es ist schwer nachzuvollziehen, warum Garcia-Ram6n lN als Schreibung ftir ein authentisches Phonem /ft/ interpretiert, das Fehlen der Schreibung IN aber 220
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dort, wo mit viel höherer Wahrscheinlichkeit palatales oder palatalisiertes /ft/ angenommen werden kann - wie etwa in /paflsa/ 1Hivoa - nicht überraschend findet. (4) Garcia·Ram6n unterschätzt die Häufigkeit, mit der im Lesbischen ein langer Vokal vor / nt/ - nicht nur in Partizipien, sondern auch in finiten Formen belegt ist. Fassen wir zusammen. In Anbetracht des Fehlens hinreichenden Belegmaterials fur die Schreibung von IN für /ft/ im Thessalischen und in Anbetracht eindeutiger Parallelen im Lesbischen ist EI der Zeichenfolge EINT in KOCJia.veivrovv und elvreoot als [ ~:] zu interpretieren. Die Existenz von /ft/ im Thessalischen ist sehr wahrscheinlich ; die graphischen Repräsentationen NN, NNI für intervokalisches [ful] und N für nicht-intervokalisches [6.] sind ohne Gegenbeispiel in der Pelasgiotis, der Histiaiotis, der Phthiotis und (nur für primäres [fl}) in der Perrhaibia. Der fragmentarische Beleg [ orpara"( ]€owr~ aus Kierion steht vorläufig isoliert; möglicherweise trifft zu, daß - falls die Lesung als gesichert gelten kann - [n ] vor einem Konsonanten nur in Kierion und nur sporadisch durch IN bezeichnet werden konnte . § 236. Belege
Präsens Verbalklasse I Part. Akt. mask. /+o+nt+/ -+ / +ont+/ lesb . /ont-/ -&€Xwv IG 12,2: 1.14, ötardaowv IG 12,2 S:6.4 ÖtKaoropevföv McD 1023.2, Xetropeliovv thess. / ont-/ McD 651.2, Xetropeoovro~ IG 9,2:1228.3/4 exwv SEG 25:540.2, 'YPaJ.I.I.lardxwroc; IG boiot. /ont-/ 7:3207.13 Part. Akt. fern . /+o+nt+ya+/ -+ lesb . /+oysa+/, thess. /+onsa+/, boiot. / +o:sa+/ lesb. /oysa-/ V1rapxowa IG 12,2: 15 .25, apJJ.CJtoioatc; IG 12,2: 14.7/8 thess. /onsa-/ l€petr€Vovoa DGE 616a.3, Xetropeoovoa McD 346.6 exwoa.v IG 7:2420.19 boiot. /o:sa-/ Part. Akt. ntr.
/+o+nt+/ -+ /+ont+/ lesb. /ont-/ fx.ov lAssos 3. 7 boiot. /ont-/ #xov IG 7:2421.4
Pa.rl Med. mask. /+o+meno+/ -+ / +omeno+/ boiot. /omeno-/ ßeU...oJ,J.ev~ AD 1916: 2 18f. Z. 47/48 221
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Verbalklasse 1/ Stammauslaut
-e: Flexionstyp I()(Af/J.I.L (athematisch)
Part. Akt. mask. /-e:+nt+/ ~ /-ent+/ lesb. /-ent-/ olKet' Alk 328, 1TPOOJ.t.€rpw; lKyme 19.13/ 14, [1Tea8oJ.t.]axevra' Sa 16.20, [ o ]J.t.ovoevre' IG 12,2:6.30, evKaXev[ re<\ ] IG 12,2 S: 136.b34, €V€P"'f€TEVT€00L IG 12,2:527.40 thess. evep"'(erec; IG 9,2 :46l.b 10, "'(VJ.t.VaOtap/-ent-/ xevr~ IG 9,2:517 .2, KaTOLKEVT€00L ibiid. z. 14 Part. Akt. fern.
/-e: +nt+ya+/ ~ lesb. /-eysa+/ lesb. /-eysa-/ KaraKoXoth~etaa IK.yme 13.60
Part. Med . mask. /-e:+meno+/ ~ /-e :meno+/ lesb. /-e:meno-/ 1TOLi1J.t.evoc; IErythrai 122.28, €-yKaAfiJ.I.EVwv IG 12,2:526.a40 thess. / -e :meno-/ KaAeLJ.t.evov McD 347.21 Part. Med. fern. /-e:+mena:+/ ~ /-e:mena:+/ thess. /-e:mena:·/ Cb.pcwypeLJ.t.€vav McD 347.14 Part. Med. ntr.
Stammauslaut
/-e:+meno+/ ~ / ·e:meno+/ lesb. /·e: meno·/ OJ.t.OACY'fi1J.t.eva IG 12,2 :6.35 thess. /-e: meno·/ l>teaal()eiJ.t.eva IG 9,2 :1229.38/ 39
-e: Flexionstyp
d:OLKilw (thematisch)
Part. Med. mask. /-e:+o+meno+/ ~ /-e:omeno+/ lesb. /-e: omeno·/ avvreXewJ.t.[€]vw IPergamon 159.4 Stammauslaut -e: Flexionstyp I()LAEW (thematisch) Part. Akt. mask. /·e+o+nt+/ ~ lesb . boiot . /-eont+/ -+ boiot. /·iont+/ lesb. /-eont·/ ovKaXeovrec; Sa 44.33 276 , E1TLTeX€wv IG 12,2 8 :692.24, [l>ta~<]oveovrec; IG 12,2 : 499.4 boiot. /·eont·/ eiJx[p)ewrewv IG 7: 2383 . 16 /·iont·/ trape1Ttlia,.tiwv IG 7 :2849.4, auXiovro' IG 7:3210.3 276 Das Gedicht Sa 44 enthält epische Elemente (Page 1955 : 65ff.); die Form ÖIIKa:>o.eo"n~ braucht daher nicht authentisch lesbisch zu sein. Die Codexüberlieferung bietet zwei weitere thematisch gebildete Partizipien: t1ra.weo11Te~ Alk 348.3, llOX "EoiiT'e~ (llox l'Je üllre~ , JJI)"feOIITe~ codd.) Alk 208.a5, die von den Herausgebern (Lobel-Page, Voigt) in athematische Formen (twa.llleiiTe~ , ,.Wxl'JeiJTe ~) korrigiert werden.
222
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Part. Akt. fern .
/·e+o+nt+ya+/ -+ boiot. /-eo:sa+/ boiot. /-eo:sa·/ rcp.ewaa 277 IG 7:2383.18
Part . Med. mask. /-e+o+meno+/ -+ lesb. boiot. /-eomeno+/ -+ boiot. /·iomeno+/ lesb. /·eomeno·/ a:ypeOJ.L€VOt lAssos 5.6 boiot. /·eomeno·/ a:yeoJ.Levoc; BCH 1926: 396 Nr. 16.2 /-iomeno-/ a')'WJ.I.EVWV E. 78: 12.4 Stammauslaut -ä: Flexionstyp r{J.tap.t (athematisch) Part. Akt. mask. /-a:+nt+/ -+ lesb. thess. / ·ant+/ lesb. /·ant·/ avvdvratc; lErythrai 122.28, cpoiravrec; Alk 150.6278 thess. /·ant-/ f>ovppavra McD 310.22 (§ 113) Part. Akt. fern.
/-a:+nt+ya+/ -+ lesb. /-aysa+/ lesb. /·aysa·/ ')'et..aiaac; Sa 31.5, cpwvaiaac; Sa 31.3 279
Part. Med . mask. /-a:+meno+/ -+ lesb . /-a:meno+/ /-a:meno·/ airtdJ.Levoc; Alk 358.5, öpJ.LdJ.Levoc; IG 12,2: lesb . 15.19, reyyap.evw IG 12,2:6.10 Stammauslaut -a: Flexionstyp rcp.dw (thematisch) Part. Akt. mask . /-a+o+nt+/ -+ boiot. /-aont+/ 281:) boiot. /-aont·/ ia6vrvc; DGE 462.a5 Stammauslaut -ö: Flexionstyp arecpdvwJ.Lt (athematisch) Part. Akt. fern .
/-o :+nt+ya+/ -+ lesb . /-oysa+/ lesb. /·oysa·/ arecpdvotaav IKyme 13 .3
Part. Med. mask. /·o:+meno+/ -+ lesb . /-o: meno+/ /-o :meno·/ arecpc.wwJ.Levot[ Alk 296 .b8 lesb. Part. Med. fe rn. /-o:+mena:+/-+ lesb. /-o :mena:+/ lesb. /-o :mena :-/ arecpc.wwJ.Levac; IKyme 13.69 Part. Med. ntr. /·o:+meno+/ -+ thess. /-o:meno+/ thess. /-o :meno·/ ~[t]ovJ.Leva IG 9,2: 506.45 277 Falls in npewoa. keine Verschreibung vorliegt - wie sie etwa durch das vorausgebende ~ woa. hervorgerufen sein könnte - ist wohl eher ein (auch in anderen griechischen Dia· lekten geläufrger) Übergang vom Flexionstyp -a.w (cf. eT~O.OO.II SEG 1:132.11) in -ew utZunebmen (Buck 1968: 125, Chaotraine 1967: 239) als ein lautlicher Prozeß ((a > e) vor (o), Bechtel 1921: 231 , Schwyzer 1959: 728 Al ), fUr den es keine Parallele gibt. Die kontrahierten Formen npwoa., oouXwoa., oouXwVTel; sind nicht authentisch (§ 191). 278 Zu lhrTO.ll; , .polTa.tl;, övdpTa.tl; cf. § 188 Anm. 176. 279 So mit Forssman (1966: 81); Lobel-Page und Voigt lesen tpwveloa.l;. 280 Vgl. § 191, dort auch zu der kontrahierten Form "'KwVTeoo,.
223
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Verbalklasse Ill
Part. Akt. rnask. /+nt+/ lesb.
/nt-/
boiot.
/nt-/
Part. Akt. fern.
Alk 338.5, öiOOl.~ Alk 70.13 , e~iet~ Alk 7.11, LOTQ.(.~ Alk 206.3, UVV€1T~WCX~ IG 12,2 5:692.12, cirroöiOoJJT€~ IG 12,2 5:138.15 ÖApl,eVTa IG 7: 1780.23
/dido+nt+ya+/ _. lesb. /didoysa+/ lesb. [ö]wotoa IG 12,2 5:2. 18
Part. Med. rnask. /+meno+/ boiot. /rneno-/ Part. Med. fern.
ri!Jet~
/+rnena:+/ lesb. /rnena :-/
inrap.ivw IG 7:507.1 Kano[ra]s.tevat~
IG 12,2:18. 15/ 16
Verbalklasse IV
Part. Akt. mask. lesb. thess.
rraparripva.t~
IG 12,2 S: 125.7 eiOJJTouv McD 347.20
Verbalklasse V
Part. mask.
/es+ont+/ _. lesb. thess. boiot. /eont+/ ...., boiot. /iont+/ lesb . eontewv IG 12,2:645.a6, 5a 121.1, €ovn IG 12,2:6.10 thess. eont€otiv 5EG 27:202 .10, €oJJTo~ IG 9,2:506.6 boiot. eontewv IG 7:2383.3, iwv AD 1916: 220f. Z. 67 (§ 41 , 42) /ent+/ thess. entetJJTeoot BCH 1970: 161ff. Z. 2 (§ 234)
Part. fern.
/es+ont+ya+/ _. lesb. /eoysa+/ , thess. /eonsa+/, boiot. /eo:sa+/ _. boiot. /io:sa+/ lesb . eoysaeoioa~ IG 12,2:27 .4, (Ol.oav Sa 29.h6 thess. eonsa€6voa~ McD 335.9, AD 1973/74 Xpov . 571 Z. 8 boiot. eo:sa· twoa IG 7:2383.18, iwoa~ IG 7 :3172.56 /entya+/ ...., thess. /ensa+/ (§ 234) thess. ensa· (€]voa\ IG 9,2:512.22, IG 9,2:515.3,7
224
00046245
§ 2.37. Aorist I
Aorist /: s-Aorist Partt . Akt. mask. /+sa+nt+/ __. lesb . thess. boiot. /+sant+/ lesb . /sant-/ (I) 'YPcil/latc: IG 12,2:268.4, d.Kouaruc; IG 12,2 :526.d23, €m.Oe~ruc; IG 12,2 S:122. 21 (II} 1Tot-r?aruc; IG 12,2 S: 122.23/24 (Ill) (a]1ToKaraoraaruc; IG 12,2:29.3 thess. /sant-/ (I) ov-ypal/lwrac; IG 9,2:512.29, OVVJ.l€VIlWTOVV IG 9,2:517. 15, d1TVOT€AAaJITOC: ibid. z. 23 (II) 1TapemÖC1.JJ.ei{a]ac; McD 337.13/ 14281 , oiKovoJJ.eiaav[ r ]ec; IG 9,2: 1229.37/38 boiot. /sant-/ (I) tip~ac; IG 7 :3215. 1, ap~avrwv DGE 541.1, 1TapC1.JJ.eivaJITac; IG 7:3314.3 (111} Karaaraaac; FS Navarre 1935: 353 z. 12 Part . Akt. fern.
/+sa+nt+ya+/ __. lesb. /+saysa+/, thess. /+sansa+/ , boiot. /+sa:sa+/ lesb . /saysa-/ (111) a1TOKaraar~}OatOQJI IG 12,2:222.4/5 thess. /sansa-/ (I) äp~waa McD 346.11 , A.etropet)aavaa IG 9 ,2 : 1035.3, veßevaavaac; 282 McD 360.2
Part . Med. mask. /+sa+meno+/ __. lesb. thess. boiot. / +sameno+/ lesb . /sameno-/ (li) avnr[t]JJ.aoaJJ.[e]vw IG 12,2:526.a17 (lll) avvaraaaJJ.€vwv IG 12,2 S:7 .6 thess. /sameno-/ (I) €1Ta')'')'€AACl.J.l.€vouv McD 310.30 (II} 1TotewaJJ.€vovv McD 330.7 /8 boiot. /sameno-/ (II} 1TotetaciJJ.evoc; IG 7 :2849.5, JJ.W"waaJJ.€Voc; BCH 1937: 217ff. Z. 11
Aorist/: Verbalklasse 1// Part. Akt . mask. /+nt+/ lesb.
/nt-/
öv"evra IKyme 19.39, dvciöotc; IG 12,2 5 : 139.95 , ö6vrec; IG 12,2 S: 136.b8, 1Tpoarcivrwv IE.rythrai 122.30
281 ln Z. 37 der gleichen lnschrüt ist 7I'Otaa[ a~l verscluieben oder falsch gelesen; zu erwarten ist 7I'Oeia[ a~ J. 282 Zu e7rweßeuuauua vgl. § 119. 15 Blilmel, Die aioUschen Dialekte
225
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fern .
thess.
/nt-/
boiot.
/nt-/
rrpotUvrovv IG 9,2:258.6 , Mvrec: IG 9.,2: 1229.41 , rrearavrac; McD 310.11 civat'Uvroc: IG 7:1786.4/5, oovrac; SEG 3:
358.5 /+nt+ya+/ -+ lesb. /-ysa+/, boiot. /-:sa+/ 8oiacu. Sa 32.2 lesb. /-ysa-/ ovvt?eoa283 FS Navarre 1935: 353 Z. 11 boiot. / -:sa-/
Part. Med. mask. /+meno+/ -+ lesb. thess. boiot. /+rneno+/ rrept?€J..Levov Sa 54 lesb. /meno-/ t?€J.Levot IG 9 ,2: 1229.42 thess. /rneno-/ emt?EJ.LEVW IG 7:2405 .5 boiot. /meno-/ Aorist 1: SufFzxloser "alphathematischer" Aorist
Part. Med. mask. /+a+rneno+/ -+ lesb. /+ameno+/ lesb. /ameno-/ €~e[vtK]ciJ.Levoc; IG 12,2 :526.a5
§ 238. Aorist II Part. Akt. mask. /+o+nt+/ -+ lesb. thess. boiot. /+ont+/ lesb. /ont-/ av'A'Atißwv IG 12,2:526.a9, €rr€'At?wv SEG 17:540.27, [Kar]e'At?ovreaat IG 12,2:6.24 'Aa(Jovv IG 9,2: 1229.22, t?av6vrt SEG 25: thess. /ont-/ 667 boiot. /ont-/ 'Aaßwv BCH 1936: 181ff. Z. 25, [8t)eooe'At?ovroc: BCH 1937: 217ff. Z. 26, mt?ovrwv IG 7:2383.14 fern. /+o+nt+ya+/ -+ lesb. /+oysa+/ , boiot. /+o:sa+/ 'A.axoiaav IG 12,2 S:136.b42 lesb. /oysa-/ ftcSwoa SEG 18: 166.4, 'A.aßwoav DGE boiot. /o:sa-/ 462.a20 Part. Med. mask. /+o+meno+/ -+ lesb . thess. boiot. / +omeno+/ lesb . /omeno-/ rrapeMJ.Levoc; IG 12,2:526.a7 , rrapaaxoJ.L[evoc:] IG 12,2:528.10 thess. /omeno-/ -yevOJ.LEvov IG 9,2:517.43, €'AoJ.L€VOtC: ibid. z. 19/20 boiot. /omeno-/ civeMJ.Levoc; IG 7:317 1.6 fern. /+o+mena:+/ -+ 1esb. / +omena:+/ lesb. /omena:-/ 'YEVOJ.Levav IG 12,2 S:24.5 283 Für ovv1)eioa; e statt et auch in KC11)wTde , at wXPeeac; auf der gleichen Inschrift.
226
•
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§ 239. Aorist Passiv Part . mask.
/+the:+nt+/ -+ lesb . thess. boiot. /+thent+/ l5eix!Jetc: IG 12,2:498.5, ÖAp€1Jetc: IG 12,2 lesb. /thent-/ S: 143 .14, dtroaraXevrec: IG 12,2: 15.14, trpoavaXw!Je(vrwv] IG 12,2:5.5 thess. /thent-/ dtreXeU1'Jepeo!J€c: IG 9,2:414.a 10284, €~atro oraX€vr[ec:] SEG 27: 226.4 285, ovvre Xeo!Jevroc: IG 9,2:517.15 dtrooretXevrec; SEG 1: 132.7, ei.pe!Jevrac; boiot. /thent-/ (§ 39) IG 7: 1719.9, re!Jevroc; IG 7:3172. 36
Part. fern.
/+the :+nt+ya+/-+ Jesb . /+theysa+/ , thess. /+thensa+/ , boiot. /+the :sa+/ /theysa-/ övara!Jeioac: IG 12,2:255.8, dtro-ypa...peioav 1esb. IG 12,2 S: 136.b41 /thensa-/ dtreXev!Jepea!Jevoa IG 9,2:414.all thess. T,pe!Jeiaav DGE 462.a13, re!Jeioac; IG 7: boiot. / the :sa-/ 3171.31, ora!Jeioa IG 7:3170. 11 €KKOTreioav BCH 1895: 157ff. Z. a2
Part. ntr.
/+the:+nt+/ -+ lesb. thess. boiot. /+thent+/ Stcirax~Jev IG 12,2:527.53 I ava"(pa...pev lesb. /thent-/ IG 12,2 8:139.98/99 öryp(J){J€v IG 9 12: 1229.31 thess. /thent-/ oovvxwpet!Jev IG 7:3 172.174/ 1751 re!Jev boiot. /thent-/ ibid. z. 27
§ 240. Futur
Verbalklassen 1- l/1 Part. Akt. mask. /+s+o+nt+/ -+ thess. boiot. / +sont+/ (II) KarotJ<eto6vrovv IG 9 12:5 17. 13 thess. /sont-/ boiot. /sont-/ ~ovoovra E.78: 18.9
n:
Verbalklasse V Part. mask. fern .
/es+s+o+meno+/ -+ 1esb. /essomeno+/ 13.11/ 12 lesb. essomeno- eooop.evoc: IKvme • /es+s+o+mena:+/ -+ thess. /essomena:+/ thess. essomena:- eaaop.e(v]av IG 9 12: 1229.39/40
284 lure'heu.,epou.,el<: IG 9,2:594 (Larisa, 3. Jhdt.) ist wegen Stammbildung und --'El<: statt ·"e<: keine authentische Form des Dialekts. 285 Daneben mit o-Vokalismus uwanooTo'ht<: ibid. Z. 9.
227
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§ 241. Futur Passiv Part. rnask.
/+the:+s+o+meno+/ -+ lesb. /+the :sorneno+/ lesb. /the :sorneno-/ öetx~ooiJ.evwv IG 12,2 S: 114.24 eioax~ooiJ.evwv IG 12,2 S: 136.b32
§ 242. Perfekt Part. Akt. mask. /{ +k)+o+nt+/ -+ lesb. thess. boiot. /+{k)ont+/ /{k)ont-/ TTETrcn?Kwv IG 12,2: 134.11 , €mrereX€Kovra lesb. IG 12,2:484.6, eveoreuwvra 286 IG 12 ,2: 527.34, -yq6vovra IG 12,2 :527.38, KareA11M~ovro<: IG 12,2 :6.9 . thess. /{k)ont-/ evotKOÖOiJ.EtKOvreoot IG 9,2: 1229.45/46, 1TEip€f.PdKOVT€<; IG 9,2:536.4/ 5, E1T€0TtiKOVTa IG 9,2:257.8 boiot . /ont-/287 Tremrev6vreoot DGE 485 .7, dTretX~eiovre<: BCH 1946: 477ff. Z. 2/3, evKaraßeßtiwv IG 7:3055.5 , TreTrowvretaot (§ 87) DGE 485.7 , fefuKovoiJ.eu)vrwv IG 7:3172 .24, dvre~eovre<: BCH 1936: 177ff. Z. 33, dvre~ewvra E.77:04.13 Part. Akt. fern.
/{+k)+o+nt+ya+/ -+ lesb. / +{k)oysa+/, boiot. /+o :sa+/ lesb . /{k)oysa-/ €V€P'Y€TflKOtOav IG 12,2:516.2, eordKotaaiJ IKyrne 13 .70, [re)r6Kotaav IG 12,2 S:126. Ka[ra(3e)(3Xetwoa<; SEG 22:407.30/3 1, öeöe boiot. /o:sa-/ woa DGE 462.a30, dcpetwoa<: SEG 22:43; 12
Part. Med. mask . /+meno+/ lesb. /rneno-/
€1/la.ptOiJ.EVWIJ IG 12,2 S:3.1l , 'Y€/'PQiliJ.fVC.. IKyme 12.7, öeöei-yiJ.eVot IG 12,2 S: 136.b I 1TpOO€V€1J11V€'YiJ.EVWIJ IG 12,2 S: 139 .23 , tivare~€1./J.EVW
boiot.
/rneno-/
Part. Med. fern. /+rnena :+/ thess. /rnena:-/
IKyme 13.71 €Travye>..p€vot SEG 3:3 57.1 /2, TTOTt&ÖOiJ.E· vov IG 7 :3 17 1.36/37
-ye-yeve(./J.eva.<: IG 9,2:515 .10
286 h'euTciKOT(otJIKyme 12.17/ 18 ist keine authentische Dialektform. 287 Im Boiotischen wird das Partizip Perfekt ohne das SufflX /k/ gebildet (vgl. § 164 (5)).
228
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Partt. Med. ntr.
/+meno+/ lesb. /meno-/ boiot. /meno-/
WOIIOIJ.fliJ.€Va ffirythrai 122.51 'Yf'YPOIIIJ.evov IG 7:3083.16, 1Tpoßeßw'AevIJ.fiJOII SEG 1: 115 .2, Ka~tapw1J.eJJOv SEG
23:271.33
II. Flexion des Nomens ll .l
Morphologische Regeln
§ 243. MR {20) Endungen der Nominalklasse I (Vokalische Stämme)
s /[+mask] 0 /[+fern] /[+Nom] n /[+ntr] syo t{[ +mask ]} l+ntr1
/(+Gen]
s 1 [+fern] . :1 I [+Dat]
0
-+
/ (-PI]
n /[+Akk]
i /[+mask ]} { a /[+ntr] / (+Nom] o: n/[+Gen]
:~s) t{[+mask)}/(+Dat]
{ SI
J
(+ntr]
/[+PI]
[+maskJl a
I [+ntr]
: I [+mask] I [+Nom] ( in I [ +mask] I [ +Dat]
} /[+Dual] 229
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§ 244. MR (21) Endungen der Nominalklasse 11 (Nicht-vokalische Stämme)
{~} ~n:~:n
1 (+Nom]
I (+ntr] os I (+Gen] i I (+Dat] 0
n 0 0 -+
I{[[+fern] +mask]}
I [- PI] I [+Akk1
I [+ntr]
~n:~:~l}
es a I (+ntr]
I [+Nom]
o:n I [+Gen]
I [+PI]
essi I [+Dat 1
n:~~~1}
ns I a I [+ntr]
I [+Akk1
e I [+Nom]
I [+Dual]
Die Stämme auf lontl (darunter besonders die thematisch gebildeten Partizipien, z.B. larkh+o+nt+l), die Stämme auf Sonant (z.B. l pater+/) und die nicht-neutralen Stämme auf lsl (z.B. l ateles+l, ldiogenes+l) haben im Nominativ Singular Maskulinum an Stelle einer Endung als Flexionsmerkmal Länge des SuffiXvokals Uarkho :ntl -+ [arkho:n], [pate:r], [atele:s], [diogene:s]). Die Endungen lnl und lnsl im Akkusativ Singular und Plural werden nach Konsonant oder Gleitlaut als Iai resp. lasl realisiert.
11.2 Nominalklasse 1: Vokalische Stämme
11. 2.1 ä-Stämme
§ 245. Die mit dem SufflX lyal abgeleiteten Stämme (aktive feminine Partizipien, feminine Adjektive und Abstrakta zu s-Stämmen) haben nur im Nom.Sg. und Ak.k.Sg. den Stammauslaut Iai, in den übrigen Paradigmastellen la:l.
Im Nom . PI. wird der Ausgang in Analogie zu der entsprechenden Form der oStämme durch layl ersetzt. Im Dat. PI. sind die Ausgänge laysl und laysil analogisch zu den entsprechenden Ausgängen der o-Stämme gebildet (§ 254). 230
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§ 2W6. Analyse der Formen und Belege
Norm. Sg.
/ tukha :+0/ -+ [tukha:) lesb. lipxa IG 12,2:6.12 thess. K6pa IG 9,2:1035.2, -&eiKa IG 9,2:426b boiot. cipxd. IG 7:1739.7, rotixa IG 7:3083.1 / tamia:+s/ -+ [tamia:s) (§ 247) raj.J.iaC: IG 12,2:5.17 lesb. thess. evep-yerac: SEG 27:202.11 , Kwed.Sac: Peek 1974 Nr. 15 Z. 3 boiot. raj.J.iac: SEG 23:27 1.32
Gern. Sg.
/tukha:+s/ -+ [tukha:s) lesb. ß6A.A.ac: IG 12,2:96.2 thess. K6pac; McD 322 boiot. dj.J.epac: IG 7: 3080.3 / tarnia:+o/ -+ lesb. thess. [tamia:), boiot. [tamia:o) (§ 248) lesb. Taj.J.{a IG 12,2 S: 115.18 thess. 'AA.eVa. IG 9,2:5 17.2 • boiot. raJJ.iao IG 7:3172.25, iapd.pxao IG 7:3377.4
Dat.. Sg.
/ tukha:+:i/ -+ / tukha :y/ -+ lesb. thess. [tukha:] -+ boiot. [tukhay) (§ 62) -+ [tukh~: ) (§ 77)
Im Lesbischen und Thessalischen sind im 5. Jhdt. erste Anzeichen der Gleitlauttilgung (§ 99) [a:y) -+ [a:) (cf. thess. 'A'P{po]{)ircu rä ... IG 9,2:236, ra-yä neben ciTa-yicu JG 9,2:257.6) nachweisbar. Dieser Prozeß ist am Ende des 4. Jhdt.s abgescWossen; seit dieser Zeit stehen -a und -at mit nur in der Orthographie beibehaltenem _, nebeneinander. Wie in § 25 3 gezeigt wird, hat es im Boiotischen bei den o-Stämmen im Dat. Sg. einmal den Ausgang jo:yj gegeben. Damit ertibrigt sich die Annahme (Rix 1976: 133), bei den i-Stärnrnen sei, analog zu den oStämmen, als Dat. Sg. die Form des idg. Lok. Sg., jay/, verwendet worden.
lesb. thess. boiot.
Akk. Sg.
ß6AA.cu JG 12,2:6.38, äpxa IG 12,2: 528.26, rtixa
IG 12,2: 73. 1 faonKät. IG 9,2:575.3, oorpo-.pii McD 337.23, rtixa IG 9,2: 1228.3 'I rövU:ü E.79:03 (6. Jhdt.), [ 'A]J.I.ewoK'Aeiä€ IG 7:590 (5 . Jhdt.), apxft DGE 462.a10 (3 . Jhdt.), r tix11 IG 7: 3287.1
/tukha :+n/ -+ [tukha :n] äpxav IG 12,2 5:114.12 lesb. thess. roxav IG 9,2:458.1 , €rran€X'Aw.v McD 3 10.24 boiot. rovxav IG 7:3 166.1, rcp.d.v SEG 22: 404 231
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Nom. PI.
/ tukhay/
~
lesb. thess. boiot. [tukhay]
~
boiot.
[tukh~:]
(§ 77)
lesb. thess. boiot.
l?tiaw.t IG 12,2:498.8 l?eiKcu. IG 9,2:428.4 rpbre08cu. SEG 24:361.24, rrpo~evin iG 7:513.1 •
Gen. PI.
/ tukha:+o:n/ ~ lesb. thess. [tukha:n], boiot. [tukha:o:n] (§ 249 lesb. l?uaiav IG 12,2 S: 138.18 thess. oLKäv SEG 27:226.6, rroll.träv McD 337.36 boiot. a,.tepawv BCH 1936: 181ff. Z. 16, arporeuawv E. 78:12.9, tpaperptrawv BCH 1926: 396 Nr. 16.11
Dat. PI.
/tukhaysi/ / tukha:ys/
~
lesb. [tukhaysi] (zum Ausgang [-ays] vgl. § 254) ~ thess. boiot. [tukhays] (§ 60) ~ boiot. [tukh~:s]
(§ 77)
Im Lesbischen kann -ataL seit dem 4. Jhdt. um -v erweitert werden. Der Ausgang -at' in inschriftlichen Texten (z.B. in evep"(hcu.' IKyme 13.14) ist hellenistisch. lesb. rroll.ircu.at IG 12,2:645.a22 thess. rroll.iratc: McD 310.16, vVJJtpaLC: McD 645.2 boiot. K6pcu.' SEG 22 :404, aJJePfl' DGE 462.a20
Akk. PI.
/tukha:+ns/ ~ lesb. thess. boiot. /tukhans/ (§ 60) ~ lesb. [tukhays], thess. [tukhas], boiot. [tukha:s] (§ I17ff.) lesb. äpxatc: IG 12,2: 1.8, dJJepcu.' IG 12,2:645 .a42 thess. €rra"("(eii.II.La' McD 310.32, m)/...ac: McD 34 7.11 boiot. rLJJac: IG 7:1719.6, f{ll.ac: E.78:12.26
Nom . Dual.
/tukha:+o: / ~ boiot. [tukha:o:] boiot. oapXJJaw SEG 24:361.28 {Khorsiai, 4. Jhdt.) aKQJ(Xiw E.76:46.5 (Thespiai, 1. H. 4. Jhdt.) Die Endung /o:/ im Nom . Dual. ist von dem entsprechenden Ausgang bei den crStämmen übernommen .
In der fragmentarisch erhaltenen Inschrift Hoffmann Nr. 179 (Neandieia, 6. Jhdt.) (O)N E E>EKANT O Enii:TATAOKAIK EM EN-- - interpretiert Hoffmann (1893 : 537) n.:, imwr(ha als Formen des Duals (ablehnend Bechtel 1921 :65 ). Falls die Lesung als gesichert gelten kann und falls man mit Hoffmann von der Annahme ausgehen kann, daß der Dual in de.r Umgangssprache der kleinasiatischen Aiolis fortbestand (wofür keine weitere Evidenz • vorliegt), wäre zu fragen, ob nach Ausweis der boiotischen Formen auf -a w nicht eher n 'J ewW T (lTM abzutrennen ist.
§ 247. Nom . Sg. der mask. ä-Stämme
Im Nom. Sg. wurde bei den maskulinen ä-Stämmen die Endung /s/ in Analogie
zum Nom. Sg. der - gleichfalls maskulinen - o-Stämme eingeführt. 232
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lm Boiotischen sind - neben zahlreichen Formen mit NominativsuffiX /s/ - fast ausschließlich bei Eigennamen auch endungslose Formen vertreten. Die Belege reichen bis zum Beginn der Überlieferung hinauf; vgl. z.B. rrv~wvixa IG 7: 1888.b9 (5. Jhdt.? 88 l:a')'V~wiöa
IG 7:585.d3, BvAia ibid . Z. d15 Mo-yea IG 7:3467 .I (6./5. Jhdt.) KaAAEa IG 7: 1889.9 QAiOa IG 7: 41 24 NeariOa IG 7:4209 E!Yytroviöa IG 7: 3508 289 Die Interpretation dieses Befundes ist umstritten: nach Rix (1976: 130) stellt der Ausgang /a: / der mask. ä-Stämme im Boiotischen ein Relikt des ursprünglichen Flexionstyps dar; Solmsen (1904: 494ff.) - vgl. auch Szemerenyi (1956: 196) - sieht in den endungslosen Formen entlehnte oder bewahrte Spuren des nicht-aiolischen (nordwestgriechischen) Elements; Sechtel ( 192 1: 268) schließt sich dem Urteil seiner Vorgänger an, daß der Verzicht auf das Nominativzeichen in Eigennamen mit dem Charakter der Namen als Kosenamen in Verbindung stehe. Aber eine Deutung als Archaismus erscheint wenig plausibel, weil Parallelen aus dem Thessalischen 290 und Lesbischen fehlen; im Nordwestgriechischen sind Nominative auf -a weniger häufig und weiter verstreut als im Boiotischen291 , so daß die Annahme eines Sub- oder Superstrats kaum glaubWÜrdig ist, und die Hypothese der Entstehung von endungslosen Nominativen in Kosenamen muß eine wenig wahrscheinliche analogische Ausbreitung auf Vollnamen und Appellativa einräumen. Mit dem Hinweis auf gleichfalls sufftxlose Eigennamen auf -€, -et 292 allerdings hat Sechtel eine seitdem wenig beachtete Parallele aufgezeigt; solange für die asigmatischen Nominative des Boiotischen nicht der überzeugende Nachweis der Bewahrung einer altertümlichen Flexion oder der Entlehnung erbracht werden kann, bleibt nur die Möglichkeit, sie als Neuerung zu konstatie· ren . § 248. Gen. Sg. der mask. ii-Stämme
Im Gen. Sg. wurde bei den maskulinen ä-Stämmen die Endung /s/ nach dem Vorbild des entsprechenden Ausgangs bei den o-Stämmen in allen drei aiolischen Dialekten durch /o/ ersetzt. Dadurch wurde der ursprüngliche , einsilbige Aus288 11lKa in Kpir611 vlKa E. 7 8: 13 ist Imperativ (Hinweis von P. Roesch). 289 Eine ausflihrlichere Aufstellung der Belege findet sich bei Morpurgo (1961 : 105f.). 290 l:qcSrra DGE 359 stammt aus Halai in Lokris und kann nicht, wie es gelegentlich (Szemerenyi 1956: 195 , Schwyzer 1959: 560) geschieht, dem Thessalischen zugerechnet werden. Kwc!a in Kwc!a Kai Cl>paoijl~6a~ IG 9,2:426a (Pherai, 5 . Jhdt.), der Grabinschrift eines Mannes und einer Frau, ist Genitiv. 291 Vgl. die Aufstellung bei Morpurgo (1961 : 156). 292 Sechtel (1921 : 268). Weitere - z.T. unedierte - Belege werden von Maffre ( 1975 : 423) zitiert.
233
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gang /-a:s/ zu zweisilbigem /-a:o/ umgeformt ; die Umformung muß also zu eimer Zeit eingetreten sein, in der der Ausgang bei den o-Stämmen noch in allen dr-ei aiolischen Dialekten einheitlich und zweisilbig war. Man wird daher in der ur sprünglichen Form /-osyo/ das Muster der Veränderung sehen müssen 293: nomos : nomosyo
= tarnia:
:X X = tamia:yo
Oie Beleglage für den Ausgang des Gen. Sg. der mask. ä-Stämme ist nur im Lesbischen einheitlich: /-a:o/ ist regelmäßig zu /-a:/ kontrahiert. 294 lm Thessalischen ist gleichfalls Kontraktion eingetreten, während im Boiotischen /-a:o/ in der Regel erhalten bleibt (zur Kontraktion vgl. § 70). Folgende Belege liegen aus dem Thessalischen vor: Ausgang -a: Pelasgiotis
Perrhaibia
]vßpiara 295 ZPE 1974: 28 {Atrax, 6. Jhdt.) Kwea IG 9,2:426a {Pherai, 5. Jhdt.) {cf. § 247 Anm. 290) AivewacMa IG 9,2:513.12 {Larisa, 3. Jhdt.) 'Ap"'(ea IG 9,2:515.2/3 {Larisa, 2. Jhdt.) 'AA.e~ia Z. 2, 'AA.eoo Z. 2, Tcp.ouviöa Z. 25 IG 9,2:517 (Larisa, Ende 3. Jhdt.) 'AA.eoo AD 1973/74 Xpov. 571 Z. 4 {Larisa, Ende 3. Jhdt.) Aap.o{ra McD 330.6 (Larisa, Anf. 2. Jhdt.) KA.evp.axwa Z. 1, noA.U
293 Vgl. Morpurgo-Davies (1968b: 17 mit Anrn. 1); anders Szemerenyi (1956). 294 Vgl z.B. I:11wt)lva IG 12,2:6.36, "Ep11a IG 12,2 :73.4, 'Ep11a-yopa IG 12,2:74.b l5, I:f.#,IIJ.Wa IG 12,2 S:l14.8, 'Apxla IG 12,2 :498.4, ' Hpw~a IG 12,2 :526.a37, 'A1ro>..>o.wv~a IG 12,2: 646.a23, ~awla IKyme 32.2/ 3, 1rpeo{Jewa IG 12,2 S: 143.38, [xopoJoTa'l'a IG 12,2:528.33/34. 295 Die Inschrift ZPE 1974:28 JTBPII:TA. EM1NMAMA weist zwischen A von TBPII:T A und E von EMI einen senkrechten Strich auf. Die Deutung von TBPII:TA als Gen.Sg. kann nur aufrechterhalten werden, wenn die Interpretation Peeks (1974: 28) (,,Da der Dativ neben elp.l in einer Grabschrift schlechterdings unglaubhaft ist, wird die Senkrecht! zwischen Alpha und Epsilon Trennur~gszeichen sein, obwohl daflir aus Thessalien nur : und i •.. bekannt zu sein scheinen .... ") zutrifft.
234
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gegen ist einzuwenden, daß Parallelen rur asigmatische Nominative im Thessalischen bisher nicht nachweisbar sind. Hock (197 1: 214) interpretiert OPEI: TA~A gleichfalls als Gen. Sg.; es könne aber eher eine Elision von 0 vor ON Ee E K E (wie in nupu:tc5a} vorliegen als eine frühe Kontraktion.
Thessaliotis
llvpcaöa IG 9,2:270.1 (Kierion, 5. Jhdt.) Nach Solrnsen (1903: 601) muß nupu:tc5a in n upu:tc5a(o) ergänzt werden, um die fti.r einen vollständigen Hexameter erforderliche Silbenzahl zu erhalten.
Mvc:iooa Z. 3/4 , Maxara Z. 4, rew
Histiaiotis
kein Beleg für eine Form des Gen. Sg. der mask. ä·Stämme
Phthiotis
EvJ,LetAlöa IG 9,2:234.5 (Pharsalos, 3. Jhdt.)
Ausgang -a.o: Pelasgiotis
91.(Jpovvihac McD 325.3 (Krannon/ Atrax, 4. Jhdt.} MeveTTiao McD 3 11.20 (Krannon, 3. Jhdt.) MapoUeu> IG 9,2 :511 .10 (Larisa, 3. Jhdt.) J\VKihac Z . 1, (9)epoovvihac Z . 3 SEG 2:264 (unbekannter Ort der Pelasgiotis, 1. H. 3. Jhdt.) tovihac, 'AoroKMac GHW 3363 (Skotussa)
Perrhaibia
Das Fragment ]oac in )0<19 'A-yeAaeiot IG 9,2: 1229 .5 (Phalanna, 2. Jhdt.} ist als Beleg für den Ausgang des Gen. Sg. der mask. ä· Stämme nicht verwertbar, weil 0 nicht sicher gelesen ist.
Thessaliotis
'Opeorac IG 9,2:257.11 (Thetonion, 5. Jhdt.)
Magnesia
ha.t9 [a ]o McD 72 1 (Demetrias, 5. Jhd t.)
In IG 9,2:5 11.11 ist n etßo>..ao eine Form von ne tßo>..ao~ (cf. netßo>..ao~ IG 9,2:472.9, n etßo>..ciot IG 9,2: 1228.70), nicht von net ßo>..a~. wie Wackernagel (1916: 161 Anm.) und Bechtel (1921: 144) vermuten : -M~ ist im Thessalischen - im Gegensatz zum Boiotischen - nicht belegt. Wahrscheinlich liegt eine Verschreibung (Silbenhaplographie) flir n tttßo· >.. (gegen van der Velde 1924: 50 mit der Endung -ow wie in Z. 5 rro>..i~J,ow , Z. 12/ 13 Mv( ao4J Jaxeiow, Z. 16 )>..ateww) vor; Hock (1971: 212) zieht eine haplographische Schreibung fti.r n etßo>..
Ausgang -aoc;: Phthiotis
]viac<; BALxavelov Z . 4, ]KA€acc; 'Aorovoewv Z. 6 IG 9,2:237 (Pharsalos, 3. Jhdt.)
Szemerenyi (1956: 196) und Garcia·Ram6n (1975 : 28) führen NtKla~ als (einzigen) Beleg fti.r einen Gen. Sg. der mask. ä.Stämme auf /-a:s/ fti.r das Thessalische an. In IG 9,2 :1228 (Phalanna, 3. oder 2. Jhdt.) mit NtKla~ Z. 10 sind jedoch zahlreiche Nominativformen an Stelle von Genitiv· und Dativformen gesetzt (cf. Schwyzer DGE ad 612, Morpurgo 1961: 99f., Masson 1965: 228). Die Deutung von Nudo.~ als Genitiv und die damit verbundenen weitreichenden Schlußfolgerungen erscheinen daher höchst zweifelhaft.
235
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In der Pelasgiotis wird auf den ältesten Inschriften aus dem 6. und 5. Jhdt. (durch )ußp{ara - falls nicht )ußp{arat zu lesen ist - und Kwea - falls die Inschrift tatsächlich thessalisch ist, cf. § 26 - ) der Ausgang /-a:/ belegt. Im 4 . und 3. Jhdt. bestehen die Ausgänge / -a:o/ und / -a:/ nebeneinander, wobei ein leichtes Obergewicht flir /-a:o/ zu verzeichnen ist. Seit dem 2. Jhdt. ist nur noch der Ausgang /-a: / nachweisbar. Die Verteilung von / -a:o/ und /-a:/ stimmt mit der Verteilung von /-oyyo/ und /-oy/, den Varianten des Ausgangs des Gen. Sg. der o -Stämme, überein: der Ausgang /-a:o/ kommt nur auf Inschriften vor, die auch /-oyyo/ haben, und umgekehrt tritt /-a:/ in Inschriften auf, die /-oy/ haben . Da, wie Lejeune gezeigt hat (§ 252), die Verwendung des Ausgangs /-oyyo/ an Stelle von /-oy/ ein Merkmal des gehobenen Stils ist , bleibt fUr das Verhältnis von /-a:o/ zu /-a:/ nur eine Erklärung: der nach dem Muster von /-osyo/ neugebildete Ausgang /-a:yo/ ~ /-a:o/ ist im Thessalischen bereits vor Beginn der Oberlieferung zu /-a:/ kontrahiert worden. In der Pelasgiotis ist in der Zeit, in der in einer bestimmten Sprachebene an Stelle des apokopierten Ausgangs /-oy/ der ältere Ausgang /-oyyo/ weiterverwendet wird ( 4 .- 3. Jhdt .), auch eine Recharakterisierung des Ausgangs /-a: / zu /-a:o/ zu beobachten. Als Stütze für diese Analyse kann angeftihrt werden, (I) daß auch im älteren - literarischen - Lesbischen die Kontraktion /-a:o/ ~ /-a:/ bereits vollzogen ist, {2) daß auch in Pharsalos eine Neubildung des Ausgangs /-a:/ zu verzeichnen ist (s.u.), (3) daß auch im Gen. PI. der ä-Stämme Kontraktion eingetreten ist. Diesem Erklärungsversuch könnte eine alternative Lösung gegenübergestellt werden : der Ausgang /-a :o/ ist bis in historische Zeit erhalten geblieben. Die Wechselbeziehung zwischen den Ausgängen des Gen . Sg. der ä- und o-Stämme ist lebendig geblieben und hat die Anwendung der Kontraktionsregel /-a:o/ ~ /-a: / bis zum 3. Jhdt. dann verhindert , wenn auch die Apokope von /-o/ in /-oyyo/ nicht durchgeführt war. Diese Hypothese ist aber mit den ältesten Belegen auf /-a:/ schwer in Einklang zu bringen. Man müßte sich auf das argumenrum ex si/entio zurückziehen, daß neben /-a: / auch / -a:o/ existierte, eben nur nicht belegt sei. Auch ßupc.aOa liefert keinen stichhaltigen Beweis: im 5. Jhdt. ist die Apokope in /-oyyo/ bereits vollzogen; die Möglichkeit der optionalen Recharakterisierung von /-a:/, wie sie von Solmsen gefordert wird, war also bereits gegeben. Weiterhin wird durch die Hypothese der Erhaltung vo n /-a:o/ impliziert, daß die formale Parallelitä t zwischen dem Ausgang des Gen. Sg. der äund dem der o-Stämme bis in historische Zeit erhalten bl.ieb ; wie aber das Mykenische mit den Ausgängen -a-o und -o-jo zeigt, war diese Parallelität bereits in früher Zeit durchbrachen. Wenn man die These einer frühen Kontraktion von /-a:o/ im (Ost)Thessalischen akzeptiert, muß man einräumen, daß 'Opeardöa in der Perrhaibia ohne Schwierigkeiten als Gen. Sg. interpretiert werden kann, aber Formen auf -ao aus Gebieten , in denen der Ausgang /-oyyo/ nicht vertreten war und damH kein Muster 236
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fur die Neubildung von /-a:o/ bot , nicht authentisch sind. Diese Deutung wird auch durch unabhängige Argumente nahegelegt: 'Opeorao ist mit den bekannten Problemen der Interpretation der Sotairos-lnschrift belastet und möglicherweise keine authentische Form des (thessalischen) Dialekts der Thessaliotis ; h~[aJo kann Element einer poetischen Sprache sein.
ln Pharsalos ist der kontrahierte Ausgang / -a: / vertreten ; daneben ist auch ein Ausgang /-a:os/ belegt, der aus /-a :/ und /-os/ , der Genitivendung der nicht-vokalischen Stämme, neugebildet ist. Für eine Wechselbeziehung zwischen den Gen. Sg.-Formen der ä- und o-Stämme war in Pharsalos, wo der entsprechende Ausgang der o-Stämme / -o: / lautete , die Grundlage nicht gegeben. lm Boiotischen ist keine Kontraktion eingetreten. Neben dem regulären und häufig belegten Ausgang / -a:o/ (z.B. in "fPOILSlanorä.o E.76: 13.7, 'APXE'Aail>ao IG 7 :290.2/3, 'Ap.ovviao IG 7 :504.2, NUa IG 7:2787.4 (Kopai, 3. Jhdt .), Qu'Aoaria DGE 440,13A (Tanagra, 6. Jhdt.).
§ 249. Gen. PI. der ä-Stämme lm Lesbischen und Thessalischen wird / -a:o:n/ zu / -a:n/ kontrahie-rt, im Lesbischen unter Zurückziehung des Akzents : /poli:tci:o:n/ -+ [poli: ta :n] 296• Lesb. llOtoawv Sa S 261A fr. 2il0 (cf. Gronewald 1974) und - wahrscheinlich - Sa 187 ist Gen . PI. zu lloi.oaoc; (aus llOloawc;) , nicht zu llOioa. Im ThessaJischen wird der kontrahierte Ausgang /-a:n/ belegt durch räv Kowäv 7Tol?Oöou[v] IG 9,2 :460.9 (Krannon, 2. Jhdt.) Täv Kowäv 1T01?6öovv IG 9,2 :5 17.46 (Larisa, Ende 3. Jhdt .) Toüv 1TOAträv McD 337.36 (Larisa, 1. H. 2. Jhdt.) Toüv 1TOAträv IG 9,2 : 1229.7,24/25,46 (Phalanna, 2. Jhdt .) Täv Kowäv 1Tol?OöouJi ibid . 41
z.
ötKäv SEG 27: 226 .6 (Pelasgiotis, 2 . H. 2 . Jhdt.) Mar p01TOAtTW ibid. Z. 5 Mov[ö)ataräv DGE 617 ,1.2 (Mondaia?, 3. Jhdt.) a'Aawatäv IG 9,2:1228.17 (Phalanna, 3. Jhdt.), Ma'A'AotaTäv Helly 1979b Z. 13 (01osson , l. H. 4 . Jhdt.) Daneben tritt - offensichtlich nur in Krannon - der Ausgang /-a:o: n/ auf T[äv) Kow
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der - wie Gen. Sg. /-a:o/ neben /-a:/ - als Neubildung aus dem Stammauslaut und dem Ausgang /-o:n/ der o-Stämme interpretiert werden kann. I;ou!6a.ou11 IG 9,2:580. 1 (Larisa, 4. Jhdt.) ist nicht sicher überüefe.r t (9TI~AOTN Kern IG , I;OTI~AOTN
Lolling, E9TI ~AO TN oder -~~OTN oder -~AOTN Dürrbach, cf. Hoffmann 1893:29) und bleibt hier außer Betracht. Auf einem in Peiraieus gefundenen Proxeniedekretder fiET"a>-o l aus dem 4. Jhdt. ist bezeugt I;opo,KIÖ
In den Formen auf -oÜII (rrpo~EIIIIWÜII IG 9,2:258.6, ro#J.4()tTOÜII zu Nom. Sg. roJ.LcP{ra<; auf Münzen des 3. Jhdt.s aus Gomphoi und Baaaiöou11 BCH 1970: 16lff. z. 2 zu Nom. PI. Baoai&u} ist nicht eine Kontraktion /a:o:/-+ /o: / zu verzeichnen, sondern eine Substitution des in der Koine üblichen Ausgangs -w11 durch thess. -oü11 (Buck 1909, 1968: 39}; diese Formen bleiben für die Betrachtung des thessalischen Dialekts außer Betracht. lm Boiotischen bleibt /-a:o:n/ beim Nomen und in Formen des Artikels in demonstrativer Funktion (§ 275} unkontrahiert: MuXXtxtcSdöll IG 7:547 (5. Jhdt.). 11.2.2 o-Stämme
§ 250. Im Dat. PI. sind zwei Stammausgänge, /-o-/ und /-oy-/, vertreten (§ 254}. lm Nom./Akk. PI. Ntr. wird der stammauslautende Vokal durch die Endung ersetzt.
Nom. Sg.
/nomo+s/ -+ [ nomos] lesb. öäJ,Jo<: IG 12,2:6.44 thess. IIOJJO<: IG 9,2:1226.1 boiot. öä.p.o<: SEG 25:540.1 Der Ausgang -e<: im Thessalischen der Histia.iotis ist in § 51 behandelt.
Gen. Sg.
/nomo+syo/ -+ /nomosyo/ -+ lesb. / nomoyyo/ -+ / nomo:yo/ -+ [nomo:] h [nomoyyo] -+ [nomoy] (Pelasgiotis, Perrha.ibia) -+ t ess. /nomo:yo/ -+ [nomo:] {Hist., Thess., Phthiotis} -+ boiot./nomo:yo/-+ [nomo:) Zur Herleitung und Verteilung der Ausgänge vgl. §§ 251 - 252. lesb. MJ,Jw IG 12,2 S: 121.18 thess. rroXeJ,Jow IG 9,2:511.5, XPOIIOL IG 9,2:512.18, "eoi IG 9,2: 1229.14 (Pelasgiotis, Perrha.ibia) AuKov IG 9,2:234.5, neöötaiou BCH 1970: 161ff. Z. 15, EV<wöpeiov IG 9,2:258.4 (Phthiotis, Hist., Thess.} boiot. öaJ,Jw IG 7:3 172.7
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Datt. Sg.
/nomo+:i/-+ [nomo:y]-+ lesb. thess. [nomo:], boiot. [nomoy] ~ boiot. [nomü:]-+ [nomi:] (§ 76) Zur Herleitung und Verteilung der Ausgänge vgl. § 253. lesb. öc4J,wt IG 12,2:4.8, öc4J,w IG 12,2:5.24 (beide 4. Jhdt.) thess. [~]~ciröt IG 9,2 :1209.1/2, 1TOAEJlOV IG 9 ,2: 513.4/5 (Larisa), €Kaarov IG 9,2:234 .4 (Pha.rsalos), 1re~ü HeUy i.V. Z. 7 (Histiaiotis) boiot. öc4J,ot IG 7:505.3, öc4J,v IG 7: 504.2, ä'AA.et IG 7:3080.3
Aklk. Sg.
/nomo+n/ -+ [nomon] lesb. öäpov IG 12,2:4.5 thess. OO,p.ov IG 9,2: 504.12 boiot. öäJJov SEG 25:556 .3 Der Ausgang -ev im Thessalischen der Histiaio tis ist in § 51 behandelt.
Norm. PI.
/nomo+i/-+ lesb. thess. boiot. [nomoy]-+ boiot. [nomü:]-+ [nomi:] (§ 76) lesb. öt~
Gen .. PI.
/ nomo+o:n/ -+ [nomo: n] lesb. ~ewv IG 12,2:498.2 thess. faaoröv IG 9,2 :1226.3, VOJJOW McD 337.27 boiot. oßo'Awv SEG 3:359.10
Dat. Pl .
/nomoy+si/-+ lesb. [nomoysi] (zum Ausgang [-oys] vgl. § 254) /nomo+ :is/ -+ thess. boiot. /nomo :ys/-+ [nomoys] -+ boiot. [nomü:s] -+ [nomi:s] (§ 76) lesb. €Ky6vowt IG 12,2:5.25 thess. ra-yoic; McD 326.8, €o-y6110t<; IG 9,2: 504.14 boiot. JJeoic; IG 7:2471, JJeik BCH 1926: 396 Nr. 16.14, aureic; IG 7:33 15.5 Im Lesbischen kann -<>tat seit dem 4. Jhdt. um -v erweitert werden. Der Ausgang -€t<; im Thessalischen der Histiaiotis. ist in § 51 behandelt.
Akk. PI.
/nomo+ns/-+ lesb. thess. boiot. /nomons/-+ lesb. [nomoys], thess. [nomos], boiot . [nomo :s] (§ 117ff.) ÖtKaaK01Totc; IG 12,2:6. 14 lesb. thess. ra-yo<; IG 9,2:5 17.3, 1TOA€JJO<: McD 3 10.11 boiot. JJewc; BCH 1901: 3 59ff. z. 9 239
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Nom. Dual.
/ nomo+ :/ __. boiot. [nomo:] boiot. 9€ßa.iö DGE 443 .4 (Fundort Delphoi, 5. Jhdt.), fa-ycivw SEG 24:361.19 (Khorsiai, 4 . Jhdt.)
Dat. Dual.
/nomo+in/ __. boiot. [ nomoyn) boiot. AwaKopow IG 7: 1792 {Thespiai , arch. Alph .)
§ 251. Herleitung des Ausgangs des Gen. Sg. Im Ausgang des Genitivs Singular der o-Stämme lautet die den aiolischen Dialekten gemeinsam zugrundeliegende Form /-osyo/ , die im Rahmen der Entwicklung von / s/ vor Gleitlauten (§ 140f.) zu / -ohyo/ und durch Gleitlautassimilation (§ 90, 92) zu / -oyyo/ wird. ln §§ 111 , 113 wurde gezeigt, daß im Thessalischen (der Pelasgiotis und Perrhaibia) und wahrscheinlich auch in dem Vorläufer des späteren Lesbischen keine kontextabhängige Depalatalisierung (Entstehung von i-Diphthongen in der Umgebung von /a/ und /o/) wie in den übrigen griechischen Dialekten des ersten Jahrtausends eingetreten ist. Nur so ist zu erklären, daß im Thessalischen und Lesbischen auch nach /o/ eine palatale Geminata erhalten bleibt, im Boiotischen jedoch /-o: yo/ entsteht. Im Thessalischen wird [-oyyo) = -ow bis in historische Zeit fortgesetzt; im Lesbischen ergibt sich durch die - fl.ir das Lesbische spezifische - Diphthongreduktion (/oy/ vor / y/ -+ /o:/, §§ 80, 83) zunächst / -o:yo/, das sich wie das auf anderem Wege entstandene boiot . /-o:yo/ durch Gleitlautschwund (__. /-o:o/) und Kontraktion zu [-o:) entwickelt. Schematisch läßt sich somit die Entwicklung von / -osyo/ in den aiolischen Dialekten wie folgt darstellen: aiol. tosyo aiol. tolyo lesb. thess. toyyo
I
thess. toyyo/ toy
I thess. toy
boiot.
to:yo
lesb.
to:yo
I lesb . boiot. to:
Diese Lösung ist in Teilbereichen bereits von K.iparsky (1967) vorgetragen worden, steHt aber insofern einen Fortschritt dar, als sie erstmals die Beschränkung der Assimilation von /-ohyo/ zu /-oyyo/ auf das Thessalische und Lesbische begründet und die Entstehung von /-o :/ im Lesbischen als eigenständige lautgesetzliche Entwicklung (und nicht als Entlehnung aus dem Ionischen) erklärt. Damit enthebt sie auch der Notwendigk eit, sämtliche Genitive auf -oco in der lesbischen Lyrik als Entlehnungen aus Homer zu interpretieren und erö ffnet die Möglichkeit, sie als Reliktformen aus einer älteren Stufe des Lesbischen
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oder als Elemente einer aiolischen, von Homer unabhängigen literarischen TradiHon aufzufa.ssen. Gegenüber anderen Lösungen hat die hier vorgeschlagene den Vorzug, daß sie nicht - wie etwa die von Rix (1976: 138f.) - mit zwei verschiedenen zugrundeliegenden Endun· gen (jsyo/ und / so/ ) innerhalb des Griechischen rechnen muß (was auch deshalb wenig überzeugend ist, weil in keiner indogermanischen Sprache beide Endungen, / syo/ und /so/, nebeneinander vertreten sind) oder - wie etwa die von Schwyzer (1959: 555) oder Chan· traine (1967: 39) - in der Entwicklung einer einzigen Grundform eine Spaltung (j-osyo/-+ /-oyyo/ und /-oyo/) annehmen muß, ohne in der Lage zu sein, die Bedingungen f\ir die Spaltung zu spezifiZieren. Ein weiteres Argument f\ir die Annahme einer den aiolischen Dialekten gemeinsamen Endung kann darin gesehen werden, daß die Ersetzung des Aus· gangs /-a:s/ im Genitiv Singular der maskulinen ä.Stämme durch /·a:o/ nach dem Vorbild des entsprechenden Ausgangs der o.Stämme die Gemeinsamkeit und übereinstimmende Struktur eben dieses Vorbilds voraussetzt.
Gegen eine solche Analyse, die mit der von Kiparsky ( 1967) aufgestellten Gleit· Iautassimilations-Regel arbeitet , hat Ruip~rez mehrmals ( 1972: 1S2ff., 1979, vgl. auch Garcia-Ram6n 1975: 70, 100) Einwände erhoben. Lm Mykenischen sei der Ausgang -o-jo des thematischen Genitivs Singular durch mehr als hundert Belege in Appellativen, Eigennamen , Adjektiven und Partizipien vertreten; bei Pronomina jedoch sei die Möglichkeit nicht auszuschließen, daß neben -o-jo auch -o-o als Genitivausgang interpretiert werden könne. Ein ähnlicher Ausgang fmde sich bei Homer und im Ostthessalischen in der Form -ow und sei auf idg. *-osyo zurückzuflihren . Parallel zu der Entwicklung einer grundsprachlichen Folge von /s/ und einem anderen Sonanten sei auch für die Fortsetzung von /sy/ eine Geminata, /yy/ , in einem prähistorischen Stadium des gesamten Griechischen zu erwarten. Damit erhebe sich die Frage, wie die Schreibung -o-jo im Mykenischen lautlich zu interpretieren sei. Unter den prinzipiellen Möglichkeiten /-oyo/, 1-oyyo/ und /-ohyo/ scheide / -ohyo/ aus graphischen Gründen aus, so daß nur noch zwischen /-oyo/ und /-oyyo/ eine Entscheidung zu treffen sei' In diesem Zusammenhang sei hervorzuheben, daß als Resultat der Entwicklung von */sy/, im Gegensatz zu dem der Entwicklung der Folge von / s/ und einem anderen Sonanten, keine Ersatzdehnung auftritt. Die Erklärung für diese Divergenz liege in der relativen Chronol~gie: in /yy/ aus /sy/ zwischen Vokalen sei das zweite y durch die bereits in mykenischer Zeit abgeschlossene Tilgung von /y/ zwischen Vokalen geschwunden (während andere Geminaten aus /s/ + Sonant noch erhal· ten waren), / -oyyo/ somit in mykenischer Zeit zu / -oy-o/ geworden. Die Schreibung -o-jo könne daher entweder als historische Schreibung flir /-oyyo/ oder als lautgerechte Schreibung flir /-oy-o/ interpretiert werden. Neben dem Ausgang 1-oy-o/ habe ein Ausgang / -oyo/ (mit der Silbengrenze /-o-yo/) existiert, der pace Lopez Eire durch eine vor allem in unbetonten Wörtern zu beobachtende Vereinfachung von geminierten Sonanten in bestimmten Pronomina einschließlich dem Artikel aus / -oyyo/ entstanden sei und durch die Tilgung von /y/ zwischen Vokalen in /-oo/ überfUhrt worden sei. Eine Scheidung in eine nominale Flexion U-oyo/) und eine pronominale Flexion (1-oo/ ) sei, wie statistische Untersuchungen zeigten, noch deutlich ausgeprägt in dem homerischen Korpus und , wie es eine Inschrift des S. Jhdt .s aus Pherai (McD 204) mit Kevo neben tro"Aep.ow be16 Blümel, Oie aiotischen Dialekte
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lege, im Ostthessalischen, während alle übrigen griechischen Dialekte des 1. Jahrtausends die pronominale Flexion generalisiert hätten. Das Mykenische schließlich könne, wenn sich die unsicheren Formen auf -o-o tatsächlich als Pronomina erweisen sollten, gleichfalls zu dem ursprünglichen Typus mit nominaler und pronominaler Flexion gehören. Dieser Erklärungsversuch wird, insbesondere im Hinblick auf seine Implikationen für das (Ost)Thessalische , durch folgende Argumente entscheidend geschwächt : (1) In /-oyyo/ befindet sich das zweite /y/ in einer Position nicht zwischen zwei Vokalen, sondern zwischen einem Gleitlaut und einem Vokal. Die Regel für die Tilgung von intervokalischem /yI ist daher nicht anwendbar. (2) Als Beispiele für das Fehlen von Ersatzdehnung in der Entwicklung von */sy, führt Ruip~rez Formen wie vaiw (nicht *väw) < *vaayw, a.WoW<; (nicht aH>~ JJU"ia etc. an. Insbesondere Ableitungen von s-Stämmen zeichnen sich aber durch einen Wechsel zwischen i-Diphthong und einfachem Vokal (vaiw/vaw, re'Aeiw/ re'Aew, Kepaiw/Kepaw, JJUia/J.lixl) und zwischen i-Diphthong + i und i·Diphthong ('ye'Aou:o<:/'ye'Ao'io<;) aus, den u .a. Chaotraine (1958: 165ff.) mit den Suffixvarianten /·iyo-/-yo-/ in Zusammenhang bringt. Es wäre zu untersuchen, ob nicht der Wechsel 1-Vy-/-V-/-Vyi·/ in der präsuffLXalen Silbe Grundformen mit verschiede· nen Sufflxen (/y/i/iy/) fortsetzt. (3) Pronomina sind nicht unbetont (der Artikel war in archaischer Zeit noch nicht ausgeprägt); die Annahme einer Sonderentwicklung /-oyyo/ -+ /·oyo/ ist daher nicht gerechtfertigt. (4) Im Thessalischen der Pelasgiotis ist der Pronominalausgang / -o:/ singulär. Ruiperez versucht zwar, roi (aus roio) in roi öc4J.ow dadurch zu rechtfertigen, daß der Artikel als proklitisches Wort die Endung des Nomens angenommen ha· be, aber andere Wörter der Pronominalklasse haben nicht, wie Ruip ~rez behauptet, ihre alte Flexion auf /-o: / bewahrt, sondern zeigen gleichfalls /·oy/ :
ecwroi IG 9,2: 46l.b1 2 (K.rannon) euroi IG 9,2:504.4 (Larisa) roiveoc: IG 9,2:5 17. 15 (Larisa) Schließlich kann auch bezweifelt werden, ob die Inschrift McD 204 repräsenta· tiv für den (ost)thessalischen Dialekt ist. Keivoc: ist sonst nicht belegt, in Proxe· nieformein steht nicht xcwrot Kat ro(l.}c; Kevo, sondern Kai a.Vroü Kai €o-yOJIO(.C:, nicht htp€vac:, sondern ipavac: (vgl. IG 9,2:511, McD 3 11 ; § 100).
§ 252. Verteilung der Ausgänge j-oyyof und f-o:f im Thessalischen Die Ausgänge /·oyyo/ und / -o:/ im Thessalischen zeigen folgende geographische Verteilung und chronologische Entwicklung (cf. Lejeune 1941 : 176ff.):
ln der Pelasgiotis und der Pe rrhaibia lautet der Ausgang /·oyyo/ . Diese Form ist zwischen dem 6. Jhdt. (MJJOW McD 326.1) und dem 3. Jhdt. in verschiedenen 242
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Städten der Pelasgiotis 297 und einmal auch in der Perrhaibia 298 bezeugt. Daneben steht der Ausgang /-oy/, der schon im 5. Jhdt. (t.Aop.porot DGE 607 Argura) und in den folgenden drei Jahrhunderten auch in der Perrhaibia durch zahlreiche Belege nachweisbar ist. Der Ausgang /-oy/ ist aus /-oyyo/ verkürzt. Diese Entwicklung ist zuerst beim Artikel eingetreten, wie sich aus {Je{}. J)iK roi M.~ow McD 326.1 (6. Jhdt.) ablesen läßt, und über das Adjektiv (IAa:ypow Meveoraiot IG 9,2 :1036.3, Gyrton Anf. 3. Jhdt.) bis zum Nomen fortgeschritten. Noch etwa zwei Jahrhunderte bestanden die Ausgänge /-oyyo/ und / -oy/ nebeneinander, wobei jedoch /-oyyo/ nur in der gehobenen Sprache erhalten blieb und im 3. Jhdt. völlig aufgegeben wurde. ln den übrigen Gebieten Thessaliens lautet der Ausgang seit der Zeit der frühesten Belege /-o:/ Thessaliotis Histiaiotis Tetras Phthlotis Magnesia
tAoviKö IG 9,2:257.1 (5. Jhdt.)
ne&Sta.iou BCH 1970: 161ff. Z. 15 (2. H. 3. Jhdt.) !:öo[civ]opö 'Aoav5pö IG 9,2:241.2/3 (4. Jhdt.) MtAtxiou SEG 27:197 (3. Jhdt.)
lm 4. Jhdt. wird [o:] durch die Vokalhebung (§ 44) zu [q:] = ou (9avAiou DGE 566,3 Pharsalos, Ende 4. Jhdt.). Durch ' IXqtivö McD 318 (Fundort Krannon, 2. H. 5 . Jhdt.) und 'A'/)<Jovirw Mav1xiw IG 9,2:405 (Fundort Skotussa, 4. Jhdt.) wird die oben skizzierte Verteilung nicht in Frage ge-stellt. Für die Ilxinos-Stele ist die Herkunft nicht gesichert; nach Biesantz (1965: 146) gehört sie einer krannonisch-ostthessalischen Gruppe an, die durch Reliefs aus Krannon und aus Peirasia am Ostrand der Thessaliotis gebildet wird. Die Grabinschrift IG 9 ,2:405 wird von Lejeune - auch mit graphischen Argumenten - Pharsalos zugeschrieben (§ 26) . •
§ 253. Der Ausgang des Dat. Sg.
Im Lesbischen wird /-o:y/ nach der Gleitlauttilgungsregel (§ 99) zu 1-o:/ gekürzt. Diese Entwicklung ist erstmals im 5. Jhdt. und zwar zuerst beim Artikel (rö Nuw:z.iöt DGE 638) nachweisbar und ist im 4. Jhdt. abgeschlossen ; spätere Schreibungen mit -wt entsprechen nicht mehr der aktuellen Sprachforrn. lm Thessalischen ist folgende Entwicklung zu beobachten (vgl. Lejeune 1941 : 191ff.): 297 Lejeunes Aufstellung der Inschriften, die einen Genitiv auf -ow aufweisen OG 9,2 :458, 459, 511, 1036, McD 238, 325) ist nunmehr wie folgt zu erweitern: McD 204 JroXtJUJw (Pherai, 5. Jhdt., neben dialektfremden Merkmalen in teiv6, XCWTÖt, tuplvat), McD 213 rroXEIJ.OW (Pherai, 4. Jhdt.), McD 244 Jooow , EU6uctlow, ' AIJ'Pialow (Pherai), McD 311 ;oAtiJ.OW etc. (Krannon, 3. Jhdt.), SEG 2:264 )o1rr1rtlow (3. Jhdt.), SEG 25 :664 'AXetciv6pow (Pherai, Ende 3. Jhdt.), AD 1960 Xpov. 182 roi npoupvlow (Krannon), GHW 3363 ::.evoopb.vrow etc. (Skotussa), unsicher in McD 347 .3 )1010 (Larisa, Anf. 2. Jhdt., neben ·"' in t:J.e'Npo.lo, Z. 13, l1rffapxt.o.. Z. 26 etc.). 298 l!ielow McD 588.2 (Gonnoi, 1. H. 3. Jhdt.).
243
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Auf archaischen Inschriften im einheimischen Alphabet entspricht die Schreibung -01 dem Ausgang /-o:y/ : [X]cißßöt SEG 25:667, [~]~a:röt IG 9,2:1209. 1/2 299; A~[op)öt IG 9,2: 1240.2/3, eh DGE 607a, [<Wr)öt McD 205.5. Durch die im 5. Jhdt. einsetzende Gleitlauttilgung (§ 99) wird /-o:y/ zu /-o:/ (ßwvuaö Kaprriö McD 355 ~ gekürzt. Diese Entwicklung ist am Ende des 4. Jhdt.s abgeschlossen; nach dem Eintreten der Vokalhebung (§ 44) wird [9:] im ionischen Alphabet mit ou bezeichnet. Damit fallt die Dativendung in der Thessaliotis und der Histiaiotis mit der Genitivendung zusammen (in der Pelasgiotis und der Perrhaibia lautet der Genitivausgang /-oyyo/·oy/). Seit dem Ende des 3. Jhdt.s dringt der aitolische Ausgang /-oy/ im Südwesten der Thessaliotis (Kierion) 301 ein (Ktapiat IG 9,2:258.2) und schafft eine neue Differenzierung zum Genitiv auf /-o: / in diesem Gebiet. Ln Pharsalos und in der Histiaiotis bleibt die Identität der Ausgänge flir Gen . Sg. und Dat. Sg. bestehen. Die Dative auf -01 aus Thetonion ('I;OTatpot rot Koptv~Wt IG 9,2:257.2/3) lassen eine zweifache Deutung zu: entweder man interpretiert -01 als /-o:y/ und postuliert damit eine einheitliche Endung flir das gesamte Thessalisch oder man sieht in -01 einen Vorläufer des seit dem 3. Jhdt. in der Thessaliotis auftretenden Ausgangs /-oy/ und damit ein weiteres Indiz flir die auch in anderen Punkten zu beobachtende mangelnde Einheitlichkeit des Thessalischen schon in früher Zeit. Im Boiotischen wird der Ausgang des Dativs Singular im einheimischen Alphabet - in dem Quantitäten nicht unterschieden werden - ·01 (Km)A.ot IG 7:579, rrA.aruroxaot SEG 22: 404, hta1J€viot IG 7:2455), im ionischen Alphabet - das zu Beginn des 4. Jhdt.s eingeflihrt wurde - und in der literarischen Überlieferung -ot geschrieben. Man hat diesen Sachverhalt lange Zeit übereinstimmend so interpretiert, daß das Boiotische einen zugrundeliegenden Ausgang /-oy/ habe und sich darin vom thessalischen und lesbischen I·O:y I unterscheide?02 Es lassen sich je· doch einige Belege anführen , die zeigen, daß auch im Boiotischen ursprünglich ein Ausgang /-o:y/ anzusetzen ist (vgl. Latte 1956: 61 Anm. 1, Knoepfler 1974):
cWTWt IG 7:2408.11 (Thebai, 4. Jhdt.) (neben a&ro'i Z. 5, ro'i Z. 1) ßtwvuawt BCH 1974: 175ff. Z. 4 (Orkhomenos, 4./3. Jhdt.) h€paiwt SEG 24:36 1.4 (Khorsiai, 4. Jhdt.) 299 Zur Lesung vgl. Jeffery (1961 : 97). 300 Mögliche.rweise ist auch in Moxa[l)61G 9,2 :1027a (Pelasgiotis, 5. J hdt.) ein früher Beleg flir die Gleitlauttilgung zu sehen; für -1, das die Herausgeber übereinstimmend ergänzen, wäre auf dem Stein noch Platz gewesen. 301 HeUy (1970a: 257 ) glaubt auch in dem ohne eindeutigen Kontext überlieferten ionanot McD 347.2 (Larisa, Anf. 2. Jhdt.) einen Dativ auf /-oy/ sehen zu kö nnen. 302 Lejeune (1933b), Schwyzer (1959: 556), Thumb-Scherer (1959: 35), Chantnine (1967 : 39), Garcia-Ram6n (1975 : 73), Rix (1976: 139).
a.
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Kapa[i]wt SEG 25:556.8 (Haliartos, 3. Jhdt.) (neben a.Vrü Z. 2) 7TOAEJ.l.Wt SEG 25:553. 10 (Onkhestos, 4. Jhdt.) (neben Katvoi Z. 2) Tp(E]cpwviwt IG 7:3055.13 (Lebadeia, 4. Jhdt.) Oie Belege für Appellativa auf -wt stammen aus der Zeit des Obergangs vom einheimischen zum ionischen Alphabet; in Götternamen oder Beinamen von Göttern ist -wt im Rahmen eines flir das Boiotische typischen Konservativismus in religiösen Dingen vereinzelt auch noch in späterer Zeit anzutreffen. Im Gegensatz zum Lesbischen und Thessalischen wird in boiot. /o:y/ nicht der auslautende Gleitlaut getilgt, sondern der lange Vokal gekünt (§ 62). In der weiteren Entwicklung wird /oy/ zu /ü:/ monophthongiert (§ 76); seit dem 3 . Jhdt. ist in Lebadeia und Khaironeia auch / i:/ (geschrieben Et) aus /ü:/ nachweisbar.
§ 254. Der Ausgang des Dar. PI. Im Dativ Plural der o-Stämme sind in der zugrundeliegenden Repräsentation zwei Stammausgänge vorauszusetzen, /-o-/ und /-oy-/ . Nach Antritt der Endungen /: is/ und /si/ ergeben sich die Flexionsausgänge /-o:ys/ und /-oysi/, deren Muster analogisch auf die ä-Stämme übertragen wird : Nom. PI. /-oy/ : Dat. PI. /-oysi/ = Nom. PI. /-ay/ : Dat. PI. x, x = /-aysi/ Nom. PI. /-oy/: Dat. PI. /-o:ys/ = Nom. PI. /-ay/ : Dat. PI. x, x = /-a:ys/ Oie Ausgänge /-o:ys/ und /-a:ys/ werden nach § 60 zu /-oys/ und /-ays/ gekürzt. In einigen griechischen Dialekten ist im Dat . PI. der ä.Stämme ein (auf den idg. Lokativ zurückgehender) Ausgang /-a:si/ vertreten. Manche Forscher ziehen es vor, als Vo rläufer des historisch bezeugte n Ausgangs -
Das Nebeneinander von kurzen (1-oys/, /-ays/) und langen (1-oysi/, / -aysi/) Ausgängen und ihre Verteilung in den aiolischen Dialekten soll im folgenden näher untersucht werden. Der Dativ Plural der o- und ä-Stämme hat auf den Inschriften seit Beginn der Oberlieferung im Boiotischen und Thessalischen die Ausgänge / -oys/, /-ays/ (boiot. Kopatc: SEG 22:404, Thespiai 5. Jhdt., SE1xuc: AJA 1942: 180, Thebai 5. Jhdt., und Ptoion 197 1 Nr. 124 , 6. Jhdt. - in lokativischer Funktion - , !9Ewic: E. 76: 63 , Gefäß 6. Jhdt. ; thess. ra-yoic: McD 326.8, Argura 6. Jhdt. , 245 •
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'A-yvtd.rat~
McD 168.2, Pharsalos 4 . Jhdt.), im Lesbischen /-oysi/, /-aysi/ (i.Otwratot IG 12,2 :4.13, Mytilena 4 . Jhdt. , EK')'OVOLOL IG 12,2 :5.25 , Mytilena 4. Jludt.) mit Ausnahme von [Mvr1tA77vaiot~ IG 12,2 :3.1/2 (Mytilena 4 . Jhdt.) und OA.UJ..I· m1vot~ DGE 644.12/ 13 (Aigai, Mitte 3. Jhdt.) 303• Die literarische Oberlieferung bietet kein so einheitliches Bild wie die inschri!ftliche. Bei der boiotischen Dichterio Korinna, deren Sprache als sehr einfach rund dialektgetreu gilt (Meillet 1910/ 11:46, Nachmanson 19 10: 13lf.), kommen sowohl Formen mit langem (·170L, -üot) wie auch solche mit kurzem (-17~ . -lk) Ausgang vor: orEcp[a 1vvatv
[Ao1V7r17at . . . [xa>.Err 111ow [a1~ava~
J.IOU[ ..1MEOOL 304 Aa.ü~ T ava-ypwEaat AE[ vKorr€rr >.u~ 1 >.c-youpOKw[ ri]Au[ ~ €11011'7)~ 1 cp{A17~ a-yKUA'f10' €AEO~
PMG 654 i 26 PMG 654 i 29/30 PMG 654 üi 44 PMG 654 i 34 PMG 655 1.3 (-ot~ codd.) PMG 655 1.5 (·Aat~ €1101Tai~ codd.) PMG 660
ln der Sprache der lesbischen Lyriker lauten die Ausgänge im Dativ Plural der nominalen o- und ä-Stämme /-oysi/, /-aysi/ (-oLOt/atot, -OLow/-a.ww und -ow' / -ata' vor Vokal). Neben diesen durch eine Vielzahl von Belegen gesicherten Ausgängen fmden sich in den Handschriften auch Formen auf -ot~/-at~: XPUOEat~ ev KUALKEOOIJI cpi>.ot~
Sa 2. 14 (Ostrakon, XPUOLatOIJI ev LP., V.)
Sa 44.12
rai~ KaAat~ iJJ.l.I.U.
Sa 41
(rai~ KCÜI.ataw ÜJ.IJ.lt
LP. ,
rai~ KaAato ' iJJ.IJ.IW
V.)
l)KEAOL ~EOt( ~ Sa 44.21 €parat~ cp6ßcumv Sa 81.4 (€parot~ Aide. PI. LP., V.) eraipat~ rai~ eJ.lat~ Sa 160 rravroM1rat~ J.IEJ.IELXJ.IEVa XPOio.tow Sa 152 ( rravroMrratat LP., 1Tavroc5a1Tato V.) Acißpot~ Aaaaic<~ Sa 100 (5'ä(3pota' ... >.aaiow' LP., V.) KEi~ 'Awa MJJot~ Sa 55.3 (Kav 'A{lja MJJwt LP., V.) tw~w1TOL~ Alk 333 (tw~pwrrw LP., V.) rrAEiorot~ . .. Aaot~ Alk 356 (1TAEiorow ' ... >.a.ata' LP., V.) 303 Die Inschriften IG J 2,2 S: 143 (Lampsakos, Ende 3. Jhdt.) (mJt e<Wrot~ Z. 34, (ot)ovvulot~ Z. 34/ 35) und lErytluai 122 (2. Jhdt.) (mit owvuolot~ Z. 4 aber owvuulotut Z. 11, XP
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KOp~a·
fiJ aihcu.t:: Alk 308.2 (KOpiJip(ÜUIJI a-yvait:;, KOpV4pÖ.aiJI aUyait:: COdd.) awOöowi p. ' aiJrcu.t:: Alk 130.b15
ln der Forschung 305 und in der Editionspraxis der Texte der lesbischen Lyriker
überwiegt die MeLiung, daß diese Formen an den meisten Belegstellen ohne Schwierigkeit zu emendieren seien und im übrigen dort, wo sie durch die Oberlieferung gesichert sind, als episch aufzufassen (VJtAOtt::, ~eott::), durch Analogiewirkung zu erklären (-att:: vom Artikel auf das Pronominaladjektiv aörat:: übertragen) oder in ihrem Vorkommen genau abzugrenzen seien (wie bei Korinna nur am Versende und nur zusammen mit Nomina auf -owt/-cu.m). Aber das letzte Argument ist eine Beschreibung, keine Erklärung, und die beiden anderen Argumente sind nicht stichhaltig: in der epischen Sprache stellen Formen auf -ott::/-att:: eine sich immer weiter ausbreitende Neuerung dar (Chantraine 1958: 194ff., West 1971: 176f.) - was eher dafür spricht, kurze Formen als Neuerungen auch in der lesbischen Lyrik als echt anzuerkennen. Die Auffassung, kurze Formen seien vom Artikel auf Pronominaladjektive übertragen, läßt die Frage offen, warum nicht auch andere Adjektive an diesem Prozeß teilhatten. Da somit die Erklärungen für Formen auf -Of.t::/-att::, die sich nicht hinwegdiskutieren lassen, versagen, muß auch bezweifelt werden, daß sich das unbekümmerte Emendieren der übrigen Belege rechtfertigen läßt. Grundsätzlich läßt die Verwendung von langen und kurzen Formen in den literarischen Texten der aiolischen Dialekte zwei verschiedene Interpretationen zu: (1) die auf den Inschriften überlieferten Prosatexte sind als Zeugnis flir den Dialekt höher einzustufen als die möglicherweise einer poetischen Tradition verpflichteten und in der Oberlieferung verfalschten literarischen Texte ; daher sind nur die durch inschriftliche Belege gesicherten Formen als echt für den jeweiligen Dialekt anzusehen (so Page 1953: 5lf.). (2) der dichterische Sprachgebrauch weicht zwar durch seine größere Freiheit im Gebrauch alternativer Formen von der durch inschriftliche Zeugnisse überlieferten Umgangssprache ab, reflektiert aber darin einen früheren, in der Umgangssprache bereits aufgegebenen Sprachzustand, in dem beide Formen nebeneinander existierten (so Meillet 1910/ 11: 48ff.). Die erste Hypothese läßt offen, wie es zu der innerhalb des Aiolischen ungewöhnlichen Gruppierung in Boiotisch-Thessalisch mit -<Xt::/ -att:: einerseits und Lesb1sch mit -otat/ -cu.at andererseits kommt, und ist gezwungen, die abweichenden literarischen Belege als unecht zu verwerfen, während die zweite Hypothese diese Fragen plausibel beantworten kann und ohne Zusatzannahmen auskommt: das Aiolische besaß ursprünglich zur Bezeichnung der Funktionen des Dativs und anderer Kasus zwei Ausgänge, -otat/-atat und -ott::/-att::.306 Die langen For305 Hoffmann ( 1893: 536, 539f.), Sechtel (1921 : 65f.), Lobet (1925: 38ff.), Page (1955: 67, 208), Hamm (1957: 147f., 149). 306 Zur Vorgeschichte und ursprünglichen Funktion diese.r Ausgänge cf. Rix (197 6: 134, 140f.).
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men gaben das Vorbild flir die Bildung der Endung /essi/ in Nominalklasse Il ab und werden im Sprachgebrauch Korinnas als bodenständiges (nicht von einer allgemeinen Dichtersprache übernommenes) Element fortgesetzt. Mit der Vereinfachung des Kasussystems wurde, wie in anderen griechischen Dialektgruppen, einer der beiden Ausgänge eliminiert, der andere zur Bezeichnung des Dativs, in dem sich die ursprünglich auch formal unterschiedenen Kasusfunktionen vereinigten, bewahrt: im Boiotischen und Thessalischen -otr::/-atr::, im Lesbischen -atat/-atat, um die Unterscheidung vom Ausgang des Akkusativs Plural (-<Xc:/-cuc:) aufrechtzuerhalten. In Verbindungen, in denen die Gefahr einer syntaktischen Ambiguität ausgeschlossen war und somit keine Notwendigkeit zur Differenzierung von den Akkusativformen bestand, setzten sich die auch im Boiotischen und Thessalischen üblichen kurzen Formen durch: so beim Artikel307, der immer eng mit einem eindeutig gekennzeichneten Nomen verbunden ist, und in gewissem Maße auch beim attributiven Adjektiv (vornehmlich bei den Lyrikern, selten auf den Inschriften ~- Am Versende, einer der Stellen, an denen besonders häufig Abweichungen von der sprachlichen Norm - seien es Archaismen oder Neuerungen - anzutreffen sind , werden sogar Nomina mit kurzen Ausgängen zugelassen. Damit brauchen die Formen des Artikels im Lesbischen nicht (nach Rix 1976: 141) als aus den langen Formen gekürzt und die Formen des Nomens nicht (nach Lazzeroni 1968) als Neuerungen unter dem Einfluß des benachbarten Ionischen aufgefaßt zu werden ; sie sind vielmehr durch innersprachliche Gegebenheiten bedingt.
11.3 Nominalklasse 0 : Nicht-vokalische Stämme
11.3.1 Stämme auf Verschlußlaut § 255.
Nom. Sg.
/payd+s/ -.. /payts/ (§ 143)..., / payss/ ..., [pays] /khre :mat+0/ -.. [khre:ma] (§ 155) lesb. 1r<Ü~ Sa 27.4 1/l(icpta[J.t)a IG 12,2:5.52
307 Formen des Artikels haben immer den kurzen Ausgang -ot<;/ -o.t<;, während die vom glei· chen Stamm gebildeten Formen in Funktion von Demonstrativpronomina den langen Ausgang zeigen: T(ot]aw Alk 67.5 , Taiat Sa 42.1, 62.5 (cf. auch liTotot Sa 5.11 ). Diese Verteilung (Toit;/ Tai<; fdr Formen in Verbindung mit durch lange Ausgänge geke~tn· zeichneten Nomina, TOÜ11/Taiot fUr isoliert gebrauchte Formen) bestätigt die Anllahme Wathelets (1970: 243ff.), daß in den Formen des Artikels archaische Bildungen mit ursprünglich kurzen Ausgängen bewahrt sind. 308 Vgl. TOit; TrPWTOtt; Tropwa'!?TJOOIJtvOtot auf einer Inschrift des 2. Jhdt.s aus Kyme (IKyme 12 .3) und ev Toi<; TrpwTot<; t.wvvalowt Chiton 1979 : 73ff. Z. 9 (Kyme 1. Jhdt.)
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thess.
rraic; SEG 25:66 1.2 1/JcLpc.oiJ.a IG 9,2: 517.9
boiot.
rrci.i.~
lG 7:690 1/JcLpc.oiJ.a DGE 462.a 11
Gen. Sg.
/payd+os/ -+ [paydos] lesb. rrawoc; DGE 639 1/JatpioiJ.aTO<; IG 12,2:6.37 thess. rra.t06<; IG 9,2:553.31 boiot. rrc:ii:c5o<; DGE 491.5 a:yEi~J.aro<; SEG 23:271.20
Dat. Sg.
/payd+i/ -+ [paydi) lesb. rraiOt IG 12,2 S:122.12, oapKt IG 12,2:498.21 1/JCllpioiJ.an IG 12,2 S:138.20 thess. 9€1J.toon IG 9,2: 1236 1/JCllpioiJ.an IG 9,2:1229.38 boiot. rrc:ii:& IG 7:3583, FavaKn DGE 538
Akk. Sg.
/payd+a/ -+ [payda] /khre :mat+0/ -+ [khre:ma] lesb. öpvu?a IG 12,2:73.7, ocipKa IG 12,2:498.16 1/JcLpc.op.a IG 12,2: 15.32 thess. 11'ETPOETEtp€8a McD 346.2 1 (§ 48) 1/JcLpc.op.a IG 9,2:517.20 boiot. rrEpi.Mvya DGE 462.b54 1/JcLpc.op.a IG 7:207 .15
Stämme auf /-id-/ haben in hellenistischer Zeit im Lesbischen in Analogie zu den Stämmen auf /i/ auch die Endung / n/, die an die Stelle des zu erwartenden Ausgangs I-da/ tritt : 11'6~L<;
: rrarptc;
= 1r6~LV
:
X
x
= rrcirptv {ftir rrcirpwa)
Belege: rrdrpw IG 12,2:242.1 4, EVEP"fETW IG 12,2:255.3, rrc:iw IG 12,2:244.6 , rravvvxw IG 12,2:499.8, "AprEJJ.LV IG 12,2 S:l38.8. 309 Nom. PI.
/payd+es/ -+ [paydes] / khre:mat+a/-+ (khre:mata] lesb. rraiOEc; IG 12,2:3. 1 rr68E<; McD 34 7.8 thess. [XP ]EiiJ.IJ.ara McD 330.13 boiot. rrc:iWEc; DGE 485.3 1, ~€~r€c; SEG 24 :361.4 1/JCllpiop.ara DGE 462.al
309 Der früheste Beleg, Trcivvuxw, wird in das Ende des 3. Jhdt.s datiert. Die späte Bezeugung schwächt Schwyzers (1959 : 464) Vermutung, daß es sich hierbei vielleicht um einen Rest der i-Flexion handeln könne.
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Gen. PI.
/payd+o :n/ ~ [paydo :n] lesb . rrai!Jwv lG 12,2 S: 141.1 7 XPf/JJO:rwv lG 12,2:5.4 thess. XPEt.J.uirouv McD 310.3 1/32 boiot. rrai!Jwv Roesch 1971 Z. 17 XPTJJJcirwv DGE 426.a26
Dat. PI.
/payd+essi/ ~ [paydessi] lesb. rrai!Jeaot lKyme 4.2 [XPTJ]JJcireaat IG 12,2 :645 .a22, oixTJJJcireaot IG 12,2: ll4 .6 thess. Xapi.reoot McD 347.11, 11'ai.[6]eoot McD 205.5/6 XPEtJJcireoot IG 9,2: 513.6 boiot. 'EAuc(...>JJIOOeoot IG 7: 1788.6/7
Im Boiotischen tritt seit dem Ende des 3. Jhdt.s der Ausgang der o-Stämme, /ü:s/ (aus /oys/), an Stelle von /essi/ auf: fr'riJc; la.Ovrvc; JJETOJpEPOVTIJ\ txovrvc; -yovlvc;
IG 7 :3 171.39 (Orkhomenos, 3. Jhdt.) DGE 462.a5 (Tanagra, 3. Jhdt.) ibid. Z. a6 IG 7:2383.16 (Khorsiai, 2. Jhdt.) IG 7:3348.5 (Khaironeia, 2. Jhdt.)
Die Ersetzung von /essi/ durch /oys/ ist im Rahmen einer Tendenz zu sehen, die sich in dieser Zeit in allen nordwestgriechischen Dialekten ausbreitete (cf. auch Aivtcivotc;, Aapwo€01.c; in Hypata, evrv-yxavovrotc; , rrcivrotc; in Larnia). /payd+as/ ~ [paydas1 /khre:mat+a/-+ [khre:mata] -yuvaucac; IG 12,2 :526.b4 lesb. XPftJJara IG 12,2:645 .a10 thess. V;a.piaJJara IG 9,2:517.43 boiot. 71'
von r-Stämmen ci11'orcioof1v ... Mo orciTTJpEc; IG 12,2: 527.47/48 von i-Stämmen reA€ooatc; . .. Kai rci~tec; Kai €Kl5uci.a.t.c; IG 12,2: 134.8/ 9 Nom. Dual.
250
/payd+e/ ~ [payde1 boio t. Alßlre SEG 24 :361.27 (Khorsiai, 4 . Jhdt.), xopa"'(eioavre BCH 1974: 175ff. z. 3 (Orkhomenos, 4 ./3. Jhdt.).
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11.3.2 Stämme auf fs/ § 256. In allen Formen des Paradigmas außer dem Nom./Akk.Sg. werden folgende Regeln auf die zugrundeliegenden Formen angewendet:
Beispiel: Gen. Sg. zugrundeliegende Repräsentation s-Sonorisation § 140 z-Abschwächung § 141 Gleitlauttilgung § 103
/genes+os/ /genezos/ /genehos/ /geneos/
§ 257. Neutrale s-StämmefSubstantive
Bei den neutralen s-Stämmen tritt das stammbildende Suffix in zwei Varianten auf: /-os-/ im Nom./Akk. Sg., /-es-/ in den übrigen Formen des Paradigmas. Nom. Sg.
/genos+0/ ~ [genos] lesb. J.LÖ.Ko<; IG 12,2:14.10
Gen. Sg.
/genes+os/ ~ [geneos] -y€veoc: IG 12,2: 102.2, Kaoeoc: IG 12,2 S: 126.2 lesb. boiot. Ti"Aeo<: SEG 3:354.3, 1/leooeo<; BCH 1936: 181ff. Z. 19
Dat. Sg.
/genes+i/ ~ [geney] lesb . €t)veL IG 12,2 S:3.19 thess. -y€veL IG 9.,2:257 .3
Akk. Sg.
/genos+0/ ~ [genos] lesb. -yiroc; IG 12,2:526.a23, iJI/Io<: IG 12,2:14.5 thess. TT"Aeit)oc; McD 310.37 boiot. Te"Aoc: BCH 1936: 181 ff. Z. 26
Nom. PI.
/genes+a/ ~ [genea] lesb. Krftvea IG 12,2 S:126.21 , OKeVea lAssos 3.1 boiot. fhea FS Navarre 1935 :353 Z. 16
Gen . PI.
/genes+o:n/ ~ [geneo:n] thess. -yeviovv BCH 1970: 161ff. Z. 3 (§ 45) boiot. feTi wv DGE 485.4
Dat. PI.
/genessi/ (§ 271)
Akk. PI.
/genes+a/
~
[genea]
§ 258. Adjektive
Nom Sg. mask. /atele:s/ ntr. /ateles+0/ ~ (ateles] lesb . eTTip.eA.ec: IG 12,2:500.18, eTTcivaVKec; IG 12,2:67.8 thess. ETT~J.t€"A€c; IG 9,2: 1229.29, (]t)IJ.I(XIJ'EC: ibid. Z. 35/36 251
00046245
/ateles+a/ ~ [atelea] 1esb. imepßdpea IKyme 19.15, 1raVT€"Xea ibid. Z. 22 ntr. /ateles+0/ ~ [ateles] boiot. 'TI'epUtAOKP-.ee<: DGE 644.16, ovyyevee<: IG 12,2 S:l39.30 boiot. ftKdnfhee<: BCH 1970: 146ff. Z. 3 ntr. /ate1es+a/ ~ [ate1ea] lesb . ar€A.ea DGE 644. 19 Aldc Sg. fern.
Gen. PI.
/ate1es+o:n/ ~ [ate1eo:n) thess. [ovrr]eviouv BCH 1970: 16lff. Z. 11
Dat. PI.
/atelessi/ (§ 27 1) thess. ovyyev€oot BCH 1970: 161ff. Z. 10
Akk. Pl. mask.
/ate1es+as/ ~ (ateleas) lesb. a.Uihr€>-.ea<: IKyme 1.4, ovyy€vea<: IG 12,2 S: 139.52 boiot. a~wXPet.fa<: BCH 1936: 18lff. Z. 15
11.3.3 Stämme auf Sonant 11.3.3.1 Stämme auf jrj § 259. Stämme mit kmgem Suf)zxvokal
Nom. Sg.
/state :r/ 3 11
310 Die abgeleitet e Form [atelees) müßte eigentlich zu (atele:s) kontrahiert werden (§ 69). Da jedoch in den übrigen Formen des Paradigmas die Endungen deutlich vom Stamm getrennt bleiben (und auch die Singularform bereits auf [e:s) endet ), wird die Kontraktionsregel nicht angewendet, um die einh eitliche Struktur des Paradigmas zu erhalten. 311 'AelTopa<: BCH 1970: 16lff. Z. 20, GHW 1754 (Mus.Larisa), GHW 4519 (Pherai, 3. Jhdt mit dem Ausgang -a<: an Stelle von *XelToup, das durch die Ableitung 'AetTop·ev · ('Aet· TopeuoVTo<: lG 9,2:591.2) vorausgesetzt wird, belegt bereits im 3. Jhdt. im Thessllischen einen Ansatz zur neugriechischen Deklinationsweise.
252
•
00046245
Dat. Sg.
/state:r+i/ ~ [state :ri] lesb. ar
Akk. Sg.
/state: r+a/ ~ [state:ra] l lesb. awrflpa IG 12,2:202.2
Nom. Pl.
/state:r-tes/ ~ [state:res] araT17pec; IG 12,2:527.48 (§ 255) lesb. boiot. K'Awrepec; SEG 24:361 .22
Aide. Pl.
/state:r+as/ ~ [state :ras] lesb. ar
§ 260. Stämme mit kurzem SufFzxvokal
Im Lesbischen und Thessalischen ist im SufflX die Vollstufe des Vokals in allen Formen des Paradigmas durchgefti.hrt; im Boiotischen lösen die e-stufigen Bildungen (tlaJ,Jltrept) erst gegen Ende des 3. Jhdt.s die null-stufigen (tiaJ,J.arpt) ab.
Nöm. Sg.
/pate:r/ lesb. 1Tcl1T/P Memnon Nr. 29.16; ,bfrrw(p] IG 12,2:645.b40 ' SEG 25:667 , 1rareip IG 9,2:427.1, J,J.dretp McD thess. 1rar€p 376.4 boiot. rrareip BCH 1926: 428 Nr. 54.1 , J,J.dretp IG 7:2471.1 , ,Jvyaretp DGE 485.42, flarwp DGE 491.18/ 19
Gen. Sg.
/pater+os/ ~ [pateros] rrarepoc; Mernnon Nr. 29. 16 lesb. thess. rra[r]€poc; IG 9,2:475.3/4, J,J.arepoc; IG 9,2:1030.2, tiQ.J.J.wirepoc; McD 34 7 .16 boiot. Marepoc; BCH 1970 : 157ff. Z. 10/ 11, tidJ,J.arpoc; DGE 462.a4
Dat. Sg.
/pater+i/ ~ (pateri] lesb . J,J.cirept Sa 104.a2; p(.q]ropt IG 12,2:645.b37 thess. J.J.arept IG 9,2:250.2, tial'pcirept McD 346.2 boiot. Mar€pt IG 7: 1811 , tiQ.J,J.cirept IG 7:3213.1 Marpi BCH 1940/41:41 Z. 2, AdJ.J.arpt IG 7:167 1
Akk. Sg.
/pater+a/ ~ (patera] lesb . ,Jvydrepa IG 12,2:547.2 boiot. rrarepa IG 7:4177.1, J,J.arepa IG 7:3083. 11 , ,Jwrryarepa E.78:04.15 253
00046245
Nom. Pl.
/pater+es/ -+ [pateres] boiot. fioTopEc; IG 7: 1779.7
Gen . Pl.
/pater+o:n/ -+ [patero:n] lesb. 1TaT€pw[v] Alk 6.17 boiot. 1TaT€pwv Korinna PMG 655: 1b9
Akk. Pl.
/pater+as/ -+ [pateras] lesb. "lrfaTEpac; IG 12,2:526.a9
11.3.3.2 Stämme auf /n/ § 261. Stämme mit langem Suffrxvoka/
Nom. Sg.
/ago:n/ lesb. 'A1TOAAWV SEG 17:540.22 thess. 'A1TAOVv (§ 44 ; Plat. Krat. 405c) boiot. 'A1TCSnwv DGE 462.a6/7
Gen. Sg.
/ago:n+os/ -+ [ago:nos] lesb. 'A1TOAAwvoc; IG 12,2:484.19, alwvoc; IKyme 102.7 thess. 'A1TAovvoc; IG 9,2:512.31 , IG 9,2:517.22 ' boiot. 'A1TOAAwvoc; BCH 1892: 458ff. Z. 4
Dat. Sg.
/ago :n+i/-+ [ago:ni] lesb. 'A1T6AAwvt Belleten 1966: 525f. Z. 3, lJ:ywv, IG 12,2: 645.a37 thess. 'A1TAOVVL IG 9,2:1034.1, ßowüvt McD 347.2i boiot. 'A1TOAAWVt IG 7:2723. 1,
Akk. Sg.
/ago:n+a/ -+ [ago:na] lesb. li.')'wva IG 12,2 S: 138.14, alwva IG 12,2:208.4 thess. Kpavvoüva McD 347.20 boiot.
Dat. Pl.
/ago:n+essi/ -+ [ago:nessi] lesb.
§ 262. Stämme mit kurzem Suffzxvoka/
Nom. Sg.
/lime:n/ thess. Kiovv McD 347.3
Gen. Sg.
/limen+os/ -+ [limenos] lesb. EÜ
254
00046245
Dat. Sg.
/limen+i/ __.. [limeni] lesb. 1\iiJ.EVl IG 12,2 S: 124.22, eücovt IG 12,2:500.16 thess. ALIJEVl Helly i.V. Z. 2 boiot. llO'TetM.ovt IG 7:2465.2
Aide Sg.
/limen+a/ __.. [limena] lesb. eücova IG 12,2:645.a31 thess. ALIJ.EVa IG 9,2:517.42, Klova312 IG 9,2:258.12 boiot. owMva IG 7:2421.7
Nom. Pl.
/limen+es/ __.. [limenes] thess. Kiovec; McD 34 7.22 boiot. [a]'YEIJ.OVEc; SEG 23:271.21 /limen+o:n/ __.. [limeno:n] lesb. elK.ovwv IKyme 13.68
Gen. PI. Dat. PI.
/limen+essi/ __.. [limenessi) thess. 1T'Aewveoot McD 310.10 boiot. AUL~J.6veoot DGE 482.3
Aide PI.
/limen+as/ __.. [limenas) lesb. a-y[i]/J.ovac; IG 12,2:67.3/4 thess. Kiovac; IG 9,2: 515 .1 0, 1TA.eiovac; McD 31 0.12 boiot. 1\L!J.evac; IG 7:2405.13
11.3.4 Stämme auf fe: wf
§ 263. In zugrundeliegenden Formen mit vokalisch anlautendem SuffiX wird die Gleitlauttilgungsregel (§ 97) angewendet (z.B. /basile:w+os/ __.. (basile:os]), in zugrundeliegenden Fonnen mit konsonantisch anlautendem SuffiX die Vokalkürzungsreget (§ 60) (/basile: w+s/ __.. [basilews]).
Nom. Sg.
/basile:w+s/ __.. (basilews) lesb. ßao{/l..evc; IG 12,2:6.28, -yvc1peuc; IG 12,2:646.a11 , '[peuc; IG 12,2: 102.1, 1rp€oßevc; SEG 17:540.27 thess. ßaoL/I..euc; IG 9,2:517.17/18, Aio/l..ct.lc; McD 337.35 boiot. ßam/l..evc; BCH 1895 : 379ff. Z. 2, -ypall!J.arevc; IG 7:3172. 77, lapeuc; BCH 1936: 177ff. Z. 23
Gen. Sg.
/basile:w+os/ __.. [basile:os] lesb. ßaoO..floc; Alk 387 (inscbr. Belege fehlen) thess. ßaot'A.eioc; IG 9,2:517.2, avn-ypa..peüx IG 9,2:506.6 boiot. Baot/l..eioc; IG 7:4136.7 , llrölioc; IG 7:2735, -ypa/lJlareüx IG 7:3 172.33
312 Abweichend davon ist im 2. Jhdt. im Thessalischen die auch in der Koine weit verbreitete Endung /an/ statt /a/ im Akk.Sg. belegt: KLovav IG 9,2 :1229.32,40 (Phalanna).
255
•
00046245
Dat. Sg.
/basile:w+i/ ~ [basile:i) lesb. rra#J(3a.m'A17t Alk 308.4, dAi17t IG 12,2 :646.a40 boiot. Baot.Xeit IG 7:4136.2, [nrö)fu1ft Ptoion 1971 Nr. 50a, nrötet Ptoion 1971 Nr. 258
Akk. Sg.
/basile:w+a/ ~ [basile:a) lesb. ßaoi'A:qa IG 12,2:6.45 boiot. iapeia IG 7:3392.4, XaNeia IG 7:393.6
Nom. PI.
/basile:w+es/ ~ [basile:es] Jesb . ßaotAfl€~ IG 12,2:6.9, ipfle~ Memnon Nr. 29.4 boiot. rrpto-yee~ IG 7:2418.6 (·eie~ Z. 18}, iapeie~ IG 7:3080.5, 'Al
Gen. PI.
/basile:w+o:n/ ~ [basile:o:n) lesb. {3aot'Aflwv IG 12,2:645.a27, I'vpvflwv DGE ad 647 3 13 (Münze) thess. rrpeoßeiouv IG 9,2:506.22, tva-you-yelouv McD 1179.45 boiot. 9ewmeiwv IG 7:1726.3, 'AKpfl!()teiwv SEG 15 :33 1.1
Oat. PI.
/basile:w+essi/ ~ [basile:essi] lesb. [ßao)tAfleoot IG 12,2:645.a7 thess. Aio'Aeieoot McD 337.19 boiot. t'X€Tf1P€ieoot IG 7: 1790.6
Akk. PI.
/basile:w+as/ ~ [basile:as) lesb. {3aot'A17ac; IG 12,2:645.al 3, lp17ac; IG 12,2:6.42 boiot. rrpw-ye'ia~ SEG 25:556.3/4, Xopoteiac; IG 7:2383. 11
Im Lesbischen kommt auch die Schreibung et statt 17 vor: Akk. Sg. rrp€oßeta IG 12,2 8:143.31 (Lampsakos 3. Jhdt.}, Nom. PI. ßaot'Aetec; IG 12,2:646.a45 (Nasos}314. Wahrscheinlich geht die abweichende Orthographie auf eine Hebung /e:/ ~ [~ : ) (§ 46) zurück. Von einer Änderung der Aussprache berichten auch Herodian. ll. 647.5 und Choirob. in Theod. 213,25 mit dem Beispiel ßaat'Aewc; . § 264. In der lesbischen Deklination der Stämme auf /e:w/ sind zwei Paradigmen zu beobachten: (1) mit langem Sufflxvokal bei Appellativen im literarischen Lesbisch und auf
den älteren Inschriften; (2) mit kurzem SuffiXvokal bei Eigennamen im literarischen Lesbisch und bei Appellativen und Eigennamen auf den jüngeren Inschriften {älteste Belege auf IG 12,2:526, Ende 4. Jhdt.). 313 Fälschlich rpvlll)wv bei Sechtel (1909: 46, 1921 : 68). 314 Sechtel (1909 : 46) beurteilt rPTNEEll; auf einer staik verstümmelten Inschrift aus Gryneion (SGDl 315.4) als Verschreibung flir rpuvl!te~ .
256
00046245
Belege fUr Formen mit kurzem SuffiXvokal aus den Inschriften: Gen. Sg.
[ß]aolA.eo' IG 12,2:526.b18, TepCfJ€o' IKyme 5. 18
Dat. Sg.
ßao[Aet IG 12,2 S: 122. 11
Aide Sg.
ßao{Aea IG 12,2 S: 122.8, "'(pap.p.O.rea IErythrai 122.39, IG 12,2 S: 141.14, 1rp€oßea SEG 17:540.21
Nom. PI.
ßao{A.ee' !Lesbos 122.3, 1rp€oßee' IG 12,2:526.a33
Gen . PI.
ßaotA.ewv IG 12,2:526.d33, Ai"'(a€wv lAssos 10, Opwrewv IG
12,2:498.4, «<>WKEWIJ IG 12,2:503.2 Dat. PI.
Ai"'(aieoot DGE 644.12, rpal)avopieoot IG 12,2: 74.b7
Akk. PI.
ßao{A.ea' IG 12,2 S:3.23
Kontrahierte ([ee >~:])Formen könnten vorliegen in 1Tpeoßet' IG 12,2:15. 14 (ebenso Akk. PI. ·€t' Z. 28) (Mytilena, 3. Jhdt.), ßaoO..et' IG 12,2 S: 139.100 (Miletos, 2. Jhdt.). Im Thessalischen sind kurzvokalische Formen nur belegt durch AioA.€a McD 337.22 (Larisa, 1. H. 2. Jhdt.) (falls die Lesung verläßlich ist, vgl. AioA.eleoot ibid. Z. 19) und durch einige Formen auf einer noch unveröffentlichten Inschrift (Helly i.V.) vom Ende des 3. Jhd t.s im Dialekt der Histiaiotis: Dat. Sg. 'YPOJ{J€'i, Akk. Sg. E>ap.ta€a, Kaotia (vgl. auch Helly 1971). 1rp€oßeuc: wird im Boiotischen (1TPtO"f€Lt<:) und Thessalischen mit langem SuffiXvokal flektiert, im Lesbischen überwiegend mit kurzem Vokal (abweichend nur 1rpeoßeta aus Lampsakos). Eine geläufige Auffassung (vgl. z.B. Schulze 1897: 892, Sechtel 1921: 67f.) besagt, daß eine urgriechische, auch bei Homer zu beobachtende Scheidung der Nomina auf -€~ in eine Flexion mit langem Vokal bei Appellativen und eine Flexion mit kurzem Vokal bei Eigennamen im Lesbischen (der literarischen Texte und der älteren Inschriften) erhalten sei. Aber in dem literarischen Korpus findet sich auch bei einem Eigennamen die Form mit langem Vokal (N17(p]170' Alk 42.7), und in den inschriftlichen Texten sind die mit kurzem Vokal gebildeten Formen von Eigennamen ebenso jung wie die von Appellativen. Damit entfallt jede Berechtigung, von einer lexikalisch bedingten Scheidung bei der Flexion der Nomina auf -eu' zu sprechen. Formen von Eigennamen mit kurzem Vokal im literarischen Lesbisch (017A.eo' Alk 42.11 im gleichen Gedicht wie N17[P]170, , 'Ax{A.A.ea Alk 387) können aus dem homerischen Epos entlehnt sein (Hamrn 1957: 159) - wo sie metrisch bedingt sind, aber nicht einen morphologischen Archaismus repräsentieren (Perpillou 1973: 57, 65) - ; der im Lesbischen seit Ende des 4. Jhdt.s und im Thessalischen seit Ende des 3. Jhdt.s (aber nicht im Boiotischen) auf den Inschriften nachweisbare kurzvokalische Flexionstyp bei Appellativen und Eigennamen ist auch in anderen griechischen Dialekten gut vertreten und ist durch phonologische (Kürzung im Hiat) oder analogische Prozesse erklärbar. 17 Bblmcl, Oie aioUschen Dialekte
257
00046245
11.3.5 Stämme auf /i/ und fuf 11.3.5.1 Stämme auf fi/ § 265. Nom. Sg.
/poli+s/ ~ [polis] lesb. 1r6A.t<; IG 12,2 :1. 17 thess. 1r6A.tc; McO 310.28, Mate; ibid. Z. 31 boiot. 1r6A.tc; IG 7:2383.17, p.la-&watc; DGE 485 .1
Gen. Sg.
/poli+os/ ~ lesb. thess. boiot. [polios] ~ thess. [polyos] (§ 64·) ~ [pol '1' os] (§ 113) lesb. 1r6A.wc; IG 12,2:6.4, Kpi.awc; IG 12,2:527.7 thess. 1r6A.A.wc; IG 9,2:258.13, arypeawc; IG 9,2:504.4 boiot. 1r6A.wc; IG 7:3 172.32, p.ta-&wawc; BCH 1936: 177ff. Z. 17
Dat. Sg.
/poli+i/ lesb. thess. boiot.
Akk. Sg.
/poli+n/ lesb . thess. boiot.
Nom. Pl.
/poli+es/ ~ [polies] lesb. 'WPt€<; Memnon Nr. 29 .4 boiot. p.w-&wat€<; BCH 1936: 177ff. Z. 17
Gen. PI.
/poli+o:n/ ~ [polio:n] lesb . 1roA.iwv IErythrai 122.40, IG 12,2 S: 141.2 KpEqj,ouv SEG 27 :226.8 thess. boiot . 1roA.iwv IG 7 :2383.5
Dat. PI.
/poli+essi/ ~ [poliessi] lesb. 1TOAi €OOL IG 12,2 : 1.6, owA.uai€00L IG 12,2:6.28 1TOA.i€aat McD 337.17 thess.
Akk. PI.
/poli+ns/ ~ lesb . boiot. [poli:s], thess. [polis] lesb . owMat<; IG 12,2 :6.3 1, Kpiat<; IG 12,2 S:692 .1 8 thess. €7Tw€~t<; McD 33 7. 14, Kpeat<; SEG 27: 226 .9 boiot. 1f0At<; Roesch 197 1 Z. 11, €JJnpci~t<; IG 7 :3 172 .55/ 56
~
[poli :] 7TOAt IG 12 ,2:6 .2 ä.Kp01r6A.t IG 12,2:526.a10 1TOAL McD 310.21 , ayypeat McD 337.40 1r6A.t IG 7 :207 .2, p.w-&wat BCH 1936: 181ff. Z. 2 1 ~
[polin] 1r6A.w IG 12,2:4.7 , oui.A.uaw IG 12,2:6.41 1r6A.w IG 9 ,2:5 17.3 , €VTaaw IG 9,2:458.5/6 1r6A.w SEG 25 :540.3 , p.ia-&waw BCH 1936: 181ff. Z . 12
§ 266. Bemerkungen
Dat. Sg. Formen auf -€t (7TOA€t IG 7 :31 73 .5, Orlchomenos 3. Jhdt., 1Tpopp€iO€L DGE 4 85.2, Thespiai 3 . Jhdt., 7TP()O.{.{JEO€t IG 12,2 S: 122.7, Eresos Ende 3. Jhdt., 258
00046245
1TOA€t IG 12,2: 134.3/4, Mytilena,
IG 12,2:547 .4 , Eresos, öw.A.c4tl/lct lKyme 19.28, röm. Zeit) gehören der Koine an; im Boiotischen können sie auch gleichfalls durch Koine-Einfluß hervorgerufene - graphische Varianten für -L sein (Bu ttenwieser 1911 : 3 5). !pVO€L
Nom. Pl. Im Lesbischen sind die aus dem 2. Jhdt. belegten Formen auf -€tC: (11'6A.ctC: IG 12,2 S: 136.b 19, 1rpvrtivctC: lErythrai 122.46) auf Koine-Einfluß zurückzuführen. Die Form 1TOA.tc; IG 12,2: 1.2 (Mytilena, 5. Jhdt.) mit vermutlich lan· gern L kann nicht von /poli+es/ abgeleitet werden. Unter den verschiedenen Lö· sungsversuchen (Verschreibung flir ·LcC:, Kontraktion aus [ie], schwundstufige Endung -s, Rest eines ererbten ,)angen" i-Stammes vom Typ ai. devi~) ist die Deutung Strunks (1971: 191ff.) mit den geringsten Schwierigkeiten belastet: der Nominativausgang /·i:s/ ist analogisch nach dem Ausgang des Akk. Pl. /-i:s/ +/·ins/ gebildet. Vergleichbare Analogiebildungen liegen in Akk. Sg. 1TOAÜI Alk 298.1 1 mit übertragungvon [i:] aus dem Akk. Pl. und Akk. Sg. raiv SEG 17:540.23,26 mitübertragungvon [ay] aus dem Ausgang des Akk. Pl. 315 vor.
Akk. Pl. rti~LfC: IG 12,2:134 .9, öw.rd~tfC: IG 12,2:59.15 belegen den in der Koine häufigen Obergang von Endungen des Nom. Pl. auf den Akk. Pl. (cf. Schwyzer 1959: 563f.; § 255). Krilatac: lKyme 19.41 mit der Endung der nicht-vokalischen Stämme ist gleichfalls eine Koine-Form. 11.3.5.2 Stämme auf j uf (Substantive und Adjektive)
§ 267. Im Gegensatz zu den i-Stärnmen - wo der Suffixvokal /i/ im gesamten Paradigma durchgeflihrt ist -zeigen die u-Stämme auch Ablaut des Suffixvokals (/u/ew/). Nom. Sg.
/gluku+s/ -+ [glukus] lesb. 'YAVKVC: Sa 63.3 boiot. Aeppvc: IG 7:579
Gen. Sg.
/glukew+os/ -+ [glukeos] 'YAVK€~ IG 12,2:68.10 lesb . boiot. 1rA.areoc; Feyel 1942: 125 All. 11 , ftianoc; IG 7:3170.3 (§ 41)
315 Die Wahrscheinlichkeit, daß pace Strunk -Clt- in TC1W aus einer Übertragung vom Akk.PL, wo der sekundäre Diphthong ·Clt· lautgeschichtlich normal ist, in den Akk.Sg. verstanden werden kann, wird aber durch das Auftreten von ·Clt· auch im Gen.Sg. auf de.r gleichen Inschrift (cnroo6at~ Ka' !p(N>Tt~{Clt~ e[AXebrwu) z. 29 ; vgl. [e7r~e)Xela~ oo6ell fA• Xe{1TW[11 ) IG 12,2:500.6, (IP')AoT~{C1~ ov6ell eXXel7TOIITe~ IG 12,2 S:138.21) in Frage gestellt. Drei weitere Erklärungsmöglichkeiten bieten sich an: (1) In allen Fällen liegt Verschreibung vor. (2) Der nicht-lesbische Schreiber - die Inschrift wurde in Kalkhadon gefunden - hat, wie es auch in der Oberlieferung der literarischen Texte vorkommt (§ 86), lesb. a ,. [a: ) durch at ersetzt. (3) Der nicht-lesbische Schreiber bezeichnet durch t vor wortschließendem /s/ oder / n/ die - seinem eigenen Idiom fremde - PaJatalität dieser Konsonanten (vgl. § 121).
oo"ell
259
00046245
/gluku+os/ ~ [glukuos] thess. ..,Ep(Jl)or:; McD 347.24 boiot. €-yx€Xwuor:; BCH 1936: 27ff. Z. b31 (§ 52) /gluku+i/ ~ [glukui] boiot. l:l.EPJ.1.W)316 IG 7:579, Kpei(Jl)t SEG 24 :361.2i
Dat. Sg.
Akk. Sg. Ntr. /gluku+0/ -+ [gluku] l~sb . "i1Xu IG 12,2:73.6 Nom. Pl.
/glukew+es/ ~ [gluke~s ] boiot. 11"€AEK€€\ SEG 24:36 1.14
Gen. Pl.
/glukew+o:n/ -+ [glukeo:n) lesb. aiJ.J.wewv IG 12,2: 1.9
§ 268. Ein Stamm auf /u: / liegt vor in lesb. xeXMa-rur::: Nom. Sg. xc-XMorwr:: IG 12,2:489.9, Gen. Sg. xe"A)..:f/OTUO\ ibid. Z. 13, Akk. Sg. XEAM0Tl1) IG 12.,2: 504.4.
11.3.6 Stamm auf jo:j § 269.
Gen. Sg.
/he:ro:+os/ -+ [he:ro:os] boiot. hipwor:: AD 1970 Xpov. 229
Dat. Sg.
/he : ro:+i/ -+ [he: ro: i] thess. etpom McD 347.25, McD 652 ' boiot. hepöt Ptoion 1943 Nr. 1, [e]lpwt DGE 541.1 , hpwt (§ 102} BCH 1905: 102 Nr. 3
Dat. PI.
/he:ro:+essi/ -+ [he:ro:essi] thess. eipoueoot McD 347.39
11.3. 7 Die Endung des Dat. PI. der nicht-vokalischen Stämme
§ 270. Im Dativ Plural der nicht-vokalischen Stämme ist die Endung /essi/ in den aiol. Dialekten durch eine Vielzahl von inschriftlichen und literarischen Belegen gesichert. Daneben sind auch Formen auf -at überl.iefert, die als Relikte einer ursprünglichen Endung /si/ in einem vorhistorischen Zustand des Aiolischen angesehen werden . Als Belege kommen in Frage 317 :
thess.
V'Trapxovot cpvyaow
Iapis. Iota am Ende von ~EPMT ist nicht geschrieben, obwohl auf dem Stein noch Platz gewesen wäre. 317 Sechtel (1921 : 180), Thumb-Scherer (1959 : 66), Strunk (1957: 75ff.). 316
260
~ EPMT
IG 9,2:506.38 (Larisa, 2. Jhdt.) IG 9,2:238.4 (Pharsalos)
00046245
lesb .
&pvaw vauaw 1r6aat ' r.pp€at xepat 1Taia[t)
IG 9,2:257.4 {Thetonion, 5. Jhdt.) McD 208.6 (Pherai, 5 ./4. Jhdt.), McD 209 .5 (Pherai, 4. Jhdt.), McD 2 10.6 {Pherai, 4 . Jhdt.) Sa 47.2 Sa 44.7 Sa 105.b2, 1T99W Alk 34A.7,1T6aw Alk 129.22 Alk.39.a9 Sa 96.29, x€paw Sa 81.5 Alk 42.2
Die restituie.r ten Formen xep(ol) AUe 45.6, 6aK[PVOl)V AUe 117.b35, [Ö).ppVOl AUe 298.24 können ftir die Argumentation nicht herangezogen werden.
Es läßt sich zeigen, daß diese Formen auf -at/-aw nicht die Existenz einer Endung /si/ neben /essi/ beweisen, sondern auf fremde Einflüsse zurückzuführen sind . Die aus Thessalien stammenden Formen XPitJ.Laaw und r.pvyaaw sind auf Inschriften belegt, deren sprachlicher Duktus erheblich vom thessalischen Dialekt abweicht oder von der Koine stark beeinflußt ist 318, und bei V1rapxovat auf einer stark beschädigten Inschrift ist völlig unsicher, ob es überhaupt als Dativ Plural aufzufassen ist, weil jeglicher Kontext fehlt 319• So bleibt , als einzig ernstzuneh• mender Beleg, nur XP€J.Laatv von der Sotairos-lnschrift. In der Thessaliotis ist zwar die Endung des Dativ Plural der nicht-vokalischen Stämme erst im 3. und 2. Jhdt. - und zwar durch /essi/ - belegt, so daß es nicht möglich ist, die Authentizität einer Endung /si/ durch weitere Belege zu beweisen oder zu widerlegen, aber die Annahme, daß unter den auffallenden nicht-{ost)thessalischen Elementen dieser Inschrift 320 durch die Form XPlJ.LaaW ein archaisches Merkmal des Thessalischen bewiesen werden kann, hat wenig Oberzeugungskraft Mit Le• jeune ( 1941 : 7 1) ist daher XP€J.Laatv nicht als eine authentische Form des Dialekts, sondern als eine literarische, vom Ionisch-Attischen beeinflußte Form anzusehen, womit sowohl die Endung -at als auch das ny ephelkystikon eine plausible Erklärung finden. Auch die bei den lesbischen Lyrikern belegten Formen auf -at{v) gehen auf fremden Einfluß zurück: die Annahme einer Entlehnung aus dem homerischen Epos ist für die Formen auf -aw wahrscheinlich 321 , flir die Formen auf -at zumindest nicht auszuschließen. Darüber hinaus spricht gegen die Annahme eines "Nebeneinanders" der Endungen /si/ und /essi/ in der Grammatik des Lesbi318 319 320 321
Vgl. § 131 Anm. 120, § 171 Anm. 144, § 210 Anm. 238. Eine lnterpretation von öwapxo"o' als 3. Pl.lnd.Präs. wird in § 171 dislcutiert. Vgl. § 100, 131. Cf. Wathelet (1970: 275). A. Morpurgo Davies (1976 : 184 A12) ist von dem Argument, ny ephelkystikon weise auf ionischen Einfluß, nicht Uberzeugt, aber bereits Bechtel (1921: 46) hat argumentiert, daß das "bewegliche v" dem lesbischen Dialekt ursprünglich fremd ist.
261
00046245
sehen auch die Tatsache, daß Formen auf /si/ bislang sicher nur von Monosyllaba belegt sind, bei mehrsilbigen Stämmen aber fehlen 322• § 271. Nachdem gezeigt worden ist, daß die direkten Zeugnisse ftir eine mutmaßliche, aus vorhistorischer Zeit erhaltene Endung /si/ im Dativ Plural der Nominalklasse II mit starken Zweifeln an ihrer Authentizität behaftet sind, sollen die indirekten Zeugnisse kurz besprochen werden. In den Personennamen lesb. ncuat-Kp€wv (ficuaLKpeovr<X" IG 12,2:646.al5 3~ und cl.>pa.ot-at'J€V'Tl~ (pamat'J€vew~ ibid. Z. a37), typologisch alten Komposita mit Kasusform als Vorderglied, sind Formen eines Dativs Plural auf /si/ von den Stämmen /pant+/ und /phren+/ 324 enthalten. Die einzig plausible Erklärung ist, daß diese Formen historisch älter sind als die nach den Regeln der aiolischen Grammatik gebildeten Formen rrcivreaat - was inschriftlich und literarisch gut bezeugt ist - und *4pp€vwat und als Relikte in Eigennamen erhalten geblieben sind.
Von s-Stämmen sind folgende Formen des Dativs Plural belegt: thess.
otrryeveoot
BCH 1970: 16lff. Z. 10 (Matropolis 3. Jhdt.)
lesb.
errupaveeaat r{Xll>avopüaat
lKyme 13.65 (2. Jhdt.) IG 12,2 :74 .b7 (Mytilena, 3. Jhdt.) Hoffmann 1893 Nr. 161 Z. 5 Sa 2.10 Alk 36.6 Sa 31.6, Sa 126, Sa 158; Alk 10.5, Alk 283.3 Sa 105 .b l
€-r[ €€ ]oot livt'Jeaw öveweaw orl!t'Jeaw wpeat
A. Morpurgo-Davies (1976) hat die Belege aus den lesbischen Lyrikern im Anschluß an Lobel (1925) so interpretiert, daß die s-Stämme im Gegensatz zu den übrigen nicht-vokalischen Stämmen ausschließlich den Ausgang -eat hätten, und argumentiert, daß in einem frühen Stadium im gesamten Aiolischen vor der Bildung und Ausbreitung der Endung /essi/ der geminierte Sibilant /ss/ im ursprünglichen Ausgang des Dat. Pl. der s-Stämme zu /s/ vereinfacht wurde ('yeveaat > -y€veat)325• Aber unter den acht in Frage kommenden literarischen Belegen ist 322 Umgekehrt haben Monosyllaba aber auch die Endung /essi/: vd~oot Alk 385 (gegenüber vcuiow), ~roll~oow inc.auct. 16.1 (gegenüber ~rooot) , wdvr€oot( Sa 70. 13. 323 ncwt· in boiotischen Eigennamen wie ncwl·ß
•pa·
262
00046245
-eot bzw. -eow an sechs Stellen metrisch gesichert - und das heißt auch: metrisch bedingt - , an den beiden übrigen (Sa 126, Sa 158) schwankt die Oberlieferung zwischen -ww und -eoot(v)326. Damit stehen die lesbischen Lyriker in Einklang mit der auch sonst in der griechischen Literatur seit Homer zu beobachtenden Praxis, die häufig metrisch unbequemen oder mit dem Metrum überhaupt nicht zu vereinbarenden Formen auf -eoot von s-Stämmen zu meiden und sie durch Formen auf -ot oder -eot zu ersetzen (Witte 1914, Chantraine 1958: 206). Aus diesem Grund scheinen mir diese Formen eher einer literarischen Tradition verpflichtet und daher als Zeugnisse flir den aiolischen Dialekt nicht verwertbar.327 Der aiolische Ausgang im Dativ Plural der s-Stämme lautet also -eoot - wie er in thess. omeveoot belegt ist 328 - und ist zu segmentieren in Stamm· ausgang /es/ und Endung /si/ . Die Formen auf -eeoot sind sekundäre Neubildungen aus dem re-analysierten Stamm auf /-e/ und der Endung /essi/. Aus den Reliktformen rraiot und !ppdot in Eigennamen und dem Ausgang /-es-si/ der s-Stämme läßt sich schließen, daß es im Aiolischen vor der Zeit der Oberlieferung eine Endung /si/ für den Dativ Plural in der Klasse der nicht-vokalischen Stämme gegeben haben muß. Nach einer weithin akzeptierten, auf Wackernagel ( 1903) zurückgehenden Hypothese ist die in historischer Zeit als einzige belegte, allen drei aiolischen Dialekten gemeinsame Endung /essi/ gemäß der Proportion -oy : -oysi = -es : -essi gebildet aus der Endung /es/ des Nominativs Plural mask. fern. und der Endung /si/ des Dativs Plural 329. Gegen diesen Erklärungsversuch ist eingewendet worden, daß ~in Glied der Proportion, -oysi, im Thessalischen und Boiotischen nicht vertreten sei. Wie jedoch in § 254 gezeigt wurde, muß im gesamten Aiolischen der Ausgang / oysi/ neben / oys/ einmal existiert haben.
326 Cf. auch Page (1974: 158) ad Sa 126. 327 Weitere Argumente gegen die Dialektechtheit der Formen auf -Eot(ll) sind in dem Auf· treten des ny epllellcystikon und der Dehnung in wp~OL zu sehen. 328 Die archaisierende Form e/.po11ewoow IG 12,2:68.11 (Mytilena, röm. Zeit) zu Nom. Sg. e/.pollelKa<; = ipoviKa<: ist gleichfalls nach diesem Muster gebildet. 329 Nach einem anderen Erklärungsversuch soll -eoot aus dem Dativ Plural der s-Stämme ab&ettennt und auf die anderen Stammklassen übertragen worden sein. Aber in einem Paradigma e1rea - t1ftWII - t1feoot - e1rea wäre eher · oot und njcht ·eoot segmentiert JVorden.
263
00046245
12. F lexion des Pronomens 12. I Demonstrativpronomen 12.1.1 Pronomen 0 a TO § 272. Lesbisch:
Sg.
0
TW TW TOV
a
Pl.
TO TW TW TO'
-
rac; rarav
ai
ol TWV TOte; • TOte;
ra TWV rcxc; ra
rav rate; ' rate;
-
Einzelheiten der chronologischen Verteilung sind in den entsprechenden Kapiteln der Nominalflexion diskutiert. In IG 12,2:18.18/ 19 ist roiarpora[')'otc;] (Akk. Pl.) zu lesen (cf. IG 12,2 Supp.). Nach Hodot (1976: 23) ist auf dem Stein zwischen rot und arpora- noch genügend Platz ftir ein Sigma, so daß in roi[ c;] arpO'Ta- zu ergänzen wäre ; zur Ein· fachschreibu ngvon ~ in syntaktisch eng zusammengehörigen Verbindungen kann aber auch auf roiarpara')'otc; = roic; arpar..>..av = €ic; ara>..>..av IG 12,2:15.33, IG 12,2 S: 121.37 verwiesen werden. Damit werden ThumbScherers (1959: 100) und Garcia-Ram6ns (1975: 56) Interpretation von rot als Nom . Pl. und die daraus abgeleiteten chronologischen und dialektalogischen Konsequenzen gegenstandslos. In der Regel werden Formen des Artikels durch die Partikel ..0€ (im Gegensatz zu thess. ·11€, boiot. ·Vt, -t) verstärkt. Problematisch ist die Interpretation von . TWVOf.LOU, TOIIIIOf.LOU
rr[p ]iv rawop.ou
lß
IKyme 5.9 rrpiv rovvop.[ ou IKyme 6.2 Sollten hier etwa durch Partikeln erweiterte Formen des Artikels vorliegen? Die Deutung des sich daran anschließenden Komplexes und der syntaktische Kon· text sind jedoch völlig unklar. ')'EII€a!Jat
§ 273. Thessalisch:
Sg.
0 roi./roü TOUTOll
a
-
rac; ra' rav
TO roi/roü TOU TO
-
Pl.
OL• TOUV TOLC: roc;
•
aL
rav rate; ' rac;
ra' TOUV TOLC: ra•
Einzelheiten der chronologischen und geographischen Verteilung sind in den entsprechenden Kapiteln der Nominalflexion diskutiert. Vokalisch anlautende Formen (o a oi ai) werden auch im archaischen Alphabet ohne ein Zeichen für den Hauchlaut geschrieben (§ 100). Möglicherweise handelt es sich dabei nur um eine graphische Konvention . 264
00046245
In der Pelasgiotis und der Perrhaibia sind Formen des Artikels in demonstrativer Funktion mit der Partikel -ve erweitert:
Ntr. Sg. TOV€ IG 9,2:517.20, IG 9,2:1229.3 1 Akk. Sg. Fern . rave 330 IG 9,2:517.23,45, SEG 27:202.27 331 Ntr . PI. r ave McD 347.8 Dat. PI. rciave McD 244.5 In der Kategorie "belebt" können die verstärkten Formen noch zusätzlich um die entsprechende Endung der Konsonantstämme erweitert werden: Gen. Sg. Mask. Gen. PI. Mask.
roiveo<; IG 9,2:517.15 rouweovv IG 9,2:5 17.17, McD 347.36
Zur Erweiterung um die Partikel -ve vgl. auch lJooa ouwe IG 9,2:460.5. Im Boiotischen wird die Partikel ·Vt verwendet: 11porrwi IG 7:1739. 14, IG 7:2405. 10, DGE 485.2 (aus 11po rcu-vi sc. ö.p.epcu). Formen mit der Partikel -öe kommen nur in poetischen und in von der Koine beeinflußten Texten vor und sind nicht authentisch . § 274. Die Form TOt in TOt 'A-yutaTCU av€1?[17]Kav IG 9,2:241.1 (4. Jhdt.) wird gemeinhin als Beleg dafür angesehen, daß der Nom. PI. des Artikels in Pharsalos roi gelautet habe. Im Gegensatz zum Ost-Thessalischen (der Pelasgiotis und Perrhaibia) sei somit im Dialekt der (Tetras) Phthiotis - wie im Westgriechischen und Boiotischen - die ursprüngliche Form bewahrt geblieben (so zuletzt GarciaRam6n 197 5: 56f.). Zweifel sind jedoch angebracht. Unter Hinweis auf T pox'i· A.o<; av€th'/K€1J ... TO'i<; 'ArvuiTcu<; McD 168 (Pharsalos, 4. Jhdt.) hat Mastrokostas ( 1964: 307 A2) darauf aufmerksam gemacht , daß in dem Text von IG 9,2: 241 der Name der Weihenden fehle ; es sei sehr wahrscheinlich, daß der Oberteil der Stele mit deren Namen verlorengegangen sei. Trotz der von verschiedenen Forschern herangezogenen Hesychglosse arvtiircu. KWJ.I.flTcu, -yeirovec; sei mit Kern TÖL 'A-yuL
Sg.
6 •
TW TÖt -+ TO'i -+ TV • TOV
-
TO
-
rac; rät -+ ra'i -+ rfl
TW TÖt -+ TOL -+ rii
TW
TO
330 rdvt ist Akk.Sg.Fem. (nicht Ntr.PI.) mit Schulze (1897 : 883). 331 Möglicherweise ist auch TANNE McD 11 79.52 (in einem fragmentarischen Kontext) hierherzusteUen.
265
00046245
TOt' -+ TV' TWV
Pl.
Tat' -+ 7'11' rav
-
-
Toi~ -+ rv~
rat~
' TW~
-+
-
1'11~
I
Ta~
ra' TWV roi~-+ rii~ ra'
Bemerkungen: Nom. Sg.: Anlautender Hauchlaut ist belegt in ho Ptoion 1971 Nr. 23:, IG 71: 2731. Nom. Pl.: Toi Tai im Boiotischen steht im Gegensatz zu ol ai im Thesstlischem und Lesbischen. Gen. PI. Fern.: Im Gegensatz zu dem entsprechenden Ausgang des Nomens (-awv) lautet die Form des Artikels immer Täv (zu demonstrativem Taww bei Korinna vgl. Page 1953: 54). In Lebadeia und Khaironeia entwickelt sich [ü:) zu [i:) (§ 76): Dat. Nom. PI. Tei, Dat. Pl. Tei~.
~· Tei,.
Weitere Einzellleiten der chronologischen Verteilung sind in den entsprechemden Kapiteln der Nominalflexion diskutiert. Formen des Artikels in demonstrativer Funktion sind um die Partikel-t erwteitert: TWi
Tou
lG 7:1739.5 SEG 25:504.a2, BCH 1936: 177ff. Z. 36, Tvi DGE 485.14.
Formen mit der Partikel -Oe (z.B. Täaoe IG 7:3080.3) sind nicht autt:entisch.
12.1. 2 Sonstige Demonstrativpronomina
§ 276. Lesbisch:
olrr~ y
Nom. Sg. Mask. OVTO~ Ntr. TOVTO
-
IKyme 11.15 IG 12,2: 15.32, IG 12,2:5.52
Dat. Sg. Ntr.
' TOV1'Wt
IG 12,2:6.20
Akk. Sg. Fern.
rauTav
IKyme 30.5
Gen. Pl. Mask. Fern. Ntr.
TOUrWV ' TavTw TOUrWV
IKyme 5.14 IG 12,2: 526.a31 IG 12,2:526.a29
Dat. PI. Ntr.
TOUrotat
IG 12,2 S: 122.22
Akk. Pl. Ntr.
Tavra
IG 12,2:6.6
Aus einem anderen Paradigma: [v)w IG 12,2: 527.57. 266
00046245
§ 277. Thessalisch: In der Pelasgiotis und Perrhaibia werden Formen des Paradigmas von lJII€ (§ 273) als Demonstrativum verwendet, in der Thessaliotis und der Histiaiotis jedoch der Stamm Ntr. rovro-: rofrro IG 9,2:260.a3, rairra ibid. Z. a4, r&rovv BCH 1970:
16lff. Z. 5,
TlYT€L~
§ 278. Boiotisch :
ibid. Z. 8. oV'To~
Der Stamm ovro- ist im gesamten Paradigma des Mask. und Ntr. durchgeführt. Nom./Akk. Sg. Ntr.
oV7o
IG 7:1737.5
Gen. Sg.
oihw
IG 7:1738.6
Akk. Sg. Mask.
OOTOV
IG 7:685.2
Nom./ Akk. PI. Ntr.
oVTa
DGE 462.a20
Gen. PI.
OVTWV
DGE 462.a37
Akk. PI. Mask.
oifrw~
IG 7:4136.4
..
12.2 Personalpronomina § 279.
1. Pers. Sg. A.kk.:
thess. boiot.
J.l(e) IG 9,2:575.1 €p.€ E.79:02, €p. ' DGE 440,8
2. Pers. Sg. Nom.: boiot. Dat. : lesb. thess.
DGE 538, DGE ad 538, rovet DGE 445 rot Memnon Nr. 30.5 TOt IG 9,2:1098.2
1. Pers. PI. A.kk .:
Qp.p.€ IG 9,2:517.13 Qp.p.ewv IG 12,2 S: 139.29 (aber llp.p.wv Qp.p.eovv IG 9,2:517.12 ii.p.ewv IG 7:2383.9
Gen.:
Dat.:
thess. lesb. thess. boiot. lesb.
n}
Z. 61)
lip.p.t IG 12,2 S:141.5, IG 12,2 S:143.8, IG 12,2 S:139.30 (llp.p.w Z. 48)
12.3 Reflexivpronomina § 280. Lesbisch:
eavro~
Gen. Sg. Mask .
ea.Vrw A.kk. Sg. Mask. eavrov
IG 12,2 S:63.7 IG 12,2:134.13
A.kk. Sg. Fern.
ea.Vrav
IG 12,2:516.4
Gen. PI. Mask.
ea.Vrwv
IG 12,2 S:ll4.14
Reflexivum der 3. Pers.: Dat.
fOL
Memnon Nr. 28.4, A.kk . fe ibid. Z. 12 267
00046245
§ 281. Thessalisch: ecwro~ in Krannon, €vr6~ in Larisa 332
Krannon
€cwro'i IG 9,2:46 l.b12 €cwrav McD 310.28 (aber a.VraZ. 11 ?)
Larisa
€vro'i
IG 9,2:504.4 IG 9,2:517.16 McD 337.18
fVTOÜ
€vra~
§ 282. Boiotisch: a.Vroaavro~. a.Vaavro~. aacwr6~ 333
Gen. Sg. Mask. Fern. Dat. Sg. Mask.
.
cwroaavrwa.Vacwra~
atiacwrü
BCH 1936: 18 lff. Z. 17, BCH 1937: 217ff. Z. 1. SEG 15:331.3 AD 19 16: 218f. Z. 29,
Gen. PI. Mask.
SEG 1:132.9
Dat. PI. Mask.
E.78:04.8
Reflexivum der 3. Pers.: Dat. [f)ot IG 7:2407.6, ol SEG 25:553.8334 12.4 Possessivpronomina § 283. 1. Pl.:
Refl.:
Gen. Sg. Fern. ä,.,.,.,.a~ IG 12,2 S:139.35. Mernnon Nr. 29.15 boiot. fo~ foü BCH 1936: 177ff. Z. 29 Poetische Formen liegen vor in he[ .) IG 9,2:250.2 (Pharsalos, 5. Jhdt., cf. § 100) und €föt BCH 1908: 445ff. (aus Delphoi, dem Boiotischen zugerechnet, 6. Jhdt.). lesb.
äiJ.IJ.O~
12.5 Interrogativ· und lndefmitpronomina § 284. Lesbisch:
n~
Nom. Sg. Mask. n<: Ntr. n
IG 12,2:526.a21 IG 12,2:4.11
Gen. Sg. Ntr.
IG 12,2:15.26
TWO<;
332 Die Herk unft der Inschrift SEG 27:226 mit tiWTOV
z. ll, eavroüv z. 13 ist nicht ge-
klärt. 333 Nach Kretschmer ( 1913) liegt in auavro~ eine Dissimilation von av - av zu a - au vor. 334 In beiden Belegen ist der auslautende Sonant des vorangehenden Wortes verdoppelt, was vo n den Herausgebern in verschiedener Weise interpretiert wird: EIMENNOI = el~ev (f)ot Dittenberger IG 7:2407.7, HMENNOI = fj~ev{v} ol Toulopa AD 198 1964 : 200f. = SEC 25:553. Für eine Assimilation von (n) und der Fortsetzung von •sw zu lnn) im Boio tischen fehlen aber sch.lagende Para Uelen.
268
00046245
Akk. Sg. Mask. nva
IG 12,2:526.a19,21
Gen. PI. Mask.
TWWV
IG 12,2:645.a26
Akk. PI. Mask.
rwa~
IG 12,2: 15.30
Lesbisch:
öan~
IG 12,2 S:l41.19, IErythrai 121.10, IG 12,2 S:143.32 IG 12,2: 1.16, IG 12,2:73.5
Nom. Sg. Mask. öan~ Ntr. ÖTTt Nom. PI. Mask.
&rn[
IG 12,2:73.8
olrwE[~]
IG 12,2:526.b29
lm Gegensatz zum literarischen Lesbisch, wo nach geläufiger Auffassu ng der Stamm OTT- im gesamten Paradigma durchgeftihrt ist, werden im inschriftlichen Lesbisch beide Glieder flektiert {vgl. olrwE~ aus dem 4. Jhdt.). Daher erscheint die Ergänzung von 6TTt[ IG 12,2:73.8 in ÖTn[ va] problematisch; die Belege für öan~ können trotz ihrer späten Bezeugung (3.-2. Jhdt.) und trotz (ö]rn~ Alk 117 .b37 (örn~ konjiziert in Sa 31.2) als repräsentativ anerkannt werden. Zur Assimilation in örn vgl. § 145. § 285. Thessalisch:
KL~
Nom. Sg. Mask. Fern.
KL~
Nom. Sg. Ntr.
KL
Nom . PI. Mask.
KWE~
IG 9,2: 1226.4 McD 337.31, IG 9,2:5 15.12, IG 9,2:517.22
Kt~
SEG 27:202.12 und in otlKL {IG 9,2:5 17. 11 , IG 9,2: 1229.36, McD 330.9/10) und 1TOKKt (IG 9,2:517.12) aus rroo-Kt § 14 5. IG 9,2:517.41 in der Thessaliotis und der Histiaiotis
TL~
Nom. Sg. Mask.
§ 286. Boiotisch:
in der Pelasgiotis und Perrhaibia
IG 9,2:257.7 {Thetonion), BCH 1970: 16lff. Z. 8 (Matropolis)
TL~
TL~
Nom. Sg. Mask.
TL~
IG 7:3080.4
Nom./ Akk . Sg. Ntr.
TL
IG 7:3080.4
Gen. Sg. Nom. PI. Fern.
nvo~
DGE 462.a14 E.78:12.23
rwe~
Boiotisch: ÖaTL~ Nom. Sg. Mask.
öon~
FS Navarre 1935 : 357 Z. 10
Gen . Sg. Fern.
ä.urwo~
E.77 :04.23 269
00046245
Aldc. Sg. Mask. övnva
IG 7:3080.5
Nom. Pl. Mask. o'l.rwec;
Roesch 1971 Z. 12
Akk. PI. Mask.
worwac; IG 7: 1739.7
12.6 Relativpronomen § 287. Im Lesbischen wird bis zum 3. Jhdt. das Pronomen auch in relativer Funktion verwendet:
Nom. Sg. Mask. ö
IG 12,2:72.6, IG 12,2:73.2
Nom. Sg. Ntr.
r6
IG 12,2: 15.35 (daneben wv)
Gen. Pl. Ntr.
TWV
Akk. PI. Fern.
' IG 12,2:6.28 rat\
Akk. Pl. Ntr.
ra'
-
o a r6 (§ 272)
IG 12,2:6.5, IG 12,2:645.a51 IG 12,2:6.44, IG 12,2:15.31
Im 3. Jhdt. wird unter dem Einfluß der Koine das eigentliche Relativum öc; ä ö335 eingeführt: Akk. Sg. Mask.
öv
IG 12,2 S: 122.8
Akk. Sg. Fern.
äv
IG 12,2 S: 122.7
Gen. PI. Ntr.
wv
IG 12,2:15.13
Dat. Pl.
otOL
IG 12,2:528.7, IG 12,2 S:692.ll
Akk. PI. Mask.
o'l.c;
IG 12,2 S: 122.22, IG 12,2 S:692.20
Akk. PI. Fern.
a1c;
IG 12,2: 67.8
•
Im Thessalischen wird ausschließlich 336 das Pronomen oa r6 als Relativum gebraucht (vgl. €v roü McD 337.27 ,43, rä. ibid. z. 40, ra in Karrarrep IG 9,2: 234.2, IG 9,2: 46l.a6, SEG 27:202.20). § 288. Unter den aiolischen Dialekten hat nur das Boiotische seit Beginn der Oberlieferung ein eigenes Relativpronomen:
Sg.
öc; w• ol-+v
öv
ä dc; al-+ äv
ö ~
ol-+ ö
PI.
v
o'l.
a1
li
wv
dv
wv
olc; -+ vc; wc;
alc; -+ 7}c; äc;
olc; -+ Vc; ä
335 Die Aspiration ist gesichert durch eop' otf; und Ka~ci 336 Die Grabinschrüt IG 9,2:270 (Kierion 5. Jhdt.) mit hck ist von poetischer Diktion geprägt. Aspirierte Formen auf Inschrüten des 3. und 2. Jhdt.s (z.B. !Je~· Ii McD 347 .29) sind dem Einfluß der Koine zuzuschreiben.
270
00046245
13. Numeralia 13. 1 Kardinalia
§ 289. " 1" lesb.
mask. fem.
€t' (§ 117) in [€]WKCU€iKOtOTO' IG 12,2:82.17 ia: tav Sa 56.1; vgl. J..1.~€La IG 12,2:6. 12 ~lac;
IPergamon 245.60 ist keine authentische Form des lesbischen Dialekts.
thess. boiot.
fern. ntr. mask. fem. ntr.
ia: lav IG 9,2:517.22 ev: ev SEG 26:672.50 €k: €va. DGE 485 .43 ia: lä' SEG 3:359.10 ev: €v<.S' AD 1916: 218f. Z. 34 Mit einer aiolischen Form ta .,avec une aspiration analogique" rechnet Garcia-Ram6n (1975: 65).
" 2" lesb. thess.
fem. ntr.
boiot.
"3" lesb.
Mo IG 12,2:74.a4, IG 12,2:499.9 Ma' {Ak.k.) SEG 26:672.28, IG 9,2:517.21 (Ende 3.2. Jhdt.) Ma SEG 26:672.10, McD 347.8 {2. Jhdt.) Nom./Akk. BCH 1936: 177ff. Z. 31, BCH 1936: 181ff. Z. 17, (§52), öwu IG 7:3193.1,5, SEG 3:356.4, M' IG 7:2420 .9, Dat. 5uoiv IG 7:1739.7 rp€i' (Nom.) {§ 98) IG 12,2:74.b2 , IG 12,2:526.a30, lAssos 3.3 , [rp)ioot (Dat.) IPergamon 245.80
oooo
owoo
ooo
Analog zu 11oXleacn (cf. Akk. 110Xtc; (§ 265) : Tpic;) wäre Tpleaat zu erwarten.
rpi' {Akk.) IG 12,2:645 .a42, IG 12,2: 14.2 (in rpw-
Ka.tÖ€Ka1Tax€a[']) Seit dem 2. Jhdt. wird auch die Form des Nominativs, Tpeic;, im Akkusativ verwendet (IG 12,2:500.23, IG 12,2 S: 126.4).
thess.
ntr. boiot.
ntr. "4" lesb.
ntr. thess.
ntr.
rp€i' (§ 98) SEG 26:672.48 -rpa (§ 64) SEG 26:675.9 rpi' (Nom.) (§ 98) IG 7:3193.3, rptwv BCH 1936: 18lff. Z. 16, rpwi.v IG 7:3172 .104, rpi' {Akk.) DGE 485.4 -rpi.a BCH 1937: 217ff. Z. 30 rreovp€' (§ 139) in [1f€0 ]UP€0Ka.tÖfKOTO' IG 12,2:82. 3/4 1r€ovpa Mernnon Nr. 31.7 rrhrap€' (§ 139): SEG 26:675.5 , -ouv BCH 1970: 16lff. z. 2/3 1T€-rrapa SEG 26:676.8
-a'
271
00046245
boiot.
nerrapec; (§ 139): -ec; IG 7:3 193 . 1, DGE 462.b52, -a.c; IG 7: 1738.5 nhrapa IG 7:3 171.38
ntr. "5" Jesb.
1TEJ.L1T€
in
1TEJ,L1TWV
Alk 350.7
Auf lesbischen Inschriften ist nw rrivre belegt: IG 12,2: 14.5, IG 12!,2: 74.b2, IG 12,2 :646.a39 (vg1. auch die Komposita 1ft:vr!lKDvra IKymte 13.73/74 und rrevrciJJ.va(t}o~ lAssos 3.9, IG 12,2:498. 16/ 17,2 1/ 22). In IG 12,2:82.5 ist der Buchstabe nach nE teilweise, der darauf fangende vollständig zerstört, so daß fraglich ist, ob in "Elf[" )e~
thess. boiot. "6" lesb. thess.
n€J,tne IG 9 ,2:1014.6, SEG 26:672. 19 n€vre DGE 462.a19 , BCH 1937 : 2 17ff. Z. 24 , SEG 24 :361.7 €~
IG 12,2: 1.12 e~e SEG 26:676. 10 (2 . Jhdt.) nt: ist eine junge Form (vgl. neugr. e( t:), die wohl nicht :nehr rep-rä-
sentativ flir den thessalischen Dialekt ist.
boiot. 7" lesb. " thess. boiot. 8" lesb.
"
€~ DGE 462.b30 , h~
enr a IG 12,2:526.a3 1 er ra (§ 145) SEG 26:672.10 €nrd DGE 462 .b 18 ÖKro in OKTOK.aw€Koroc; I G 12,2: 82 .11 OICTWKa.16eKcira
thess.
(§ 102) SEG 24:36 1. 11
IG 12,2 S:138.38 ist nicht authentisch.
örrov (§ 14 5) SEG 26:6 72.13 In Anbetracht der späten Bezeugung (Anf. 2. Jhdt.} erscheint es fraglich, ob thess. [-o: ) gegenüber lesb. boiot. [-o ) authentisch ist.
"
boiot. 9" 1esb. " thess. boio t. 10" Jesb.
bK.r6 IG 7:3 193.2 ewea lAssos 3.4 €wea SEG 26:672 .25 twea IG 7:1737.5, twia (§ 41 f.) IG 7:3193.5, IG 7:24 20.37 OEK.a IG 12,2:6.2 1, IG 12,2 S: 126.5 ist auf einer der ältesten Inschriften, die überhaupt ftir das Lesbische vorliegen, belegt (IG 12,2 :6 aus dem 4. Jhdt.). Nach Rix (1976: 66) und Slings (1979: 259 ASS} sollte, wenn 6eKOTO~ mit o ver treten ist, auch 6bw vorausgesetzt werden können, ist aber nicht sicher nachweisbar (eine Spur von 6eKO glaubt Slings in 6 1:~<'w(rnovaoav = 6tKOj(errovaoav Sa 110 .3 annehmen zu können). Die Opposition a im Kardinale gegenüber o im Ordinale ist auch im Thessalischen durch 'lKan : 1Kooro~ belegt.
6tKa
thess. boiot. 11 " thess. " boiot.
6€Ka SEG 26 :672 .17 6€Ka 1G 7: 3193. 10 8eK.aiv SEG 26:676.13 €v6eKa SEG 22:40 7.11 , IG 7: 3 193.2 , hv6eKa (§ 102) SEG 24 :36 1.8/9
" 12" lesb . thess.
ow.5[€K]a IG 12,2: 14.6 /7
272
oe~
SEG 26 :672.52
00046245
boiot.
"13" 1esb. "15" thess. boiot. " 16" thess. boiot. "19" thess. 20" 1esb. " thess. boiot.
l5oW5eKa SEG 24:361.8, l5voK1]l)e[ Ka] IG 7:2405.19 6owoeKa (Anf. 4. Jhdt.) neben dreimaligem 6tlo auf der gleichen Inschrift (Z. 19, 27, 28) statt * 6woeKa oder *6ud6eKa (vgl. 6vo6eKaroo;) bleibt rätselhaft. Taillardat-Roesch (1966: 72) nehmen umgekehrte Schreibung (o statt v) an, aber auch *6vw6eKa ist keine authentische boiotische Form. rptaKail5eKa (Akk.) in rptaKa.WeKarraxea[c;-] IG 12,2:14 .2 l5eKa1TEJ.L1TE IG 9,2:5 53.15 l5eKarr€vre IG 7:3055.14/15, rrevreKailJeKa SEG 24:361.13/14 l5eKa€~e
SEG 26:672.12 l5eKa€~ IG 7:2418.11 l5eKaEvvea SEG 26:672.39 €LKOOL (§ 138) IG 12,2:6.21 iKan in i.Kanew€a IG 9,2:1014.4 fixan DGE 462.a20 Lesb. t:tK- (eyk-J aus ist ungeklärt.
30" 1esb. " thess. boiot. "40" thess. boiot. ."50" 1esb. thess.
e-fU<-
(ewi:k-J gegenüber thess. boiot.
fU<-
(wi:k-)
rptciKovra IKyme 11.9 rpciKovra (§ 64) SEG 26:672. 10 rptciKovra IG 7:3193.6, SEG 3:356.11 rrerpaKovra in rrerpaKovraerra SEG 26:672.31 rrerrapciKovra IG 7:3 193 .7, BCH 1936: 177ff. Z. 37 rrevrnKovra IKyme 13.73/74 rre~-trreiKovra SEG 26:672.6 1revr~ovra (11't:vreqovre Iapis) IG 9,2: 1202.5 aus Korope (Magnesia)
ist wahrscheinlich Lehnwort: die Mengenangabe "50" kann sich nicht auf thessal.ische Währungseinheiten beziehen, da es zu dieser Zeit noch kein Münzgeld in Thessalien gab (Jeffery 1961: 97) .
boiot. "60" 1esb. thess. boiot. 70" thess.
"
" "
"
80"
90" "100"
200"
boiot. lesb. boiot. thess. lesb. thess. boiot. lesb. thess. boiot.
•
rrevreiKovra SEG 3:356.15, rrevr€Kovra SEG 24:361.22/23 e~?iKOVTa
IG 12,2:7.6/7 e~euwvra IG 9,2:234.4, IG 9,2:1229.25 e~eixcwra SEG 3:359.9 erl5e~-teiKovra (§§ 33, 145) SEG 26:672 .34, eßöeJ.LeiKovra SEG 2:264 .7 tßöo~-teiKovra (§ 34) SEG 3:356.4, IG 7:3055.19 &yl5oT,Kovra IG 12,2:526.a30 &yl5oeiKovra SEG 22:407.13 eveveiKovra SEG 26:672.27/28 €Karov IG 12,2 S:I39.14 €Kar6v SEG 26:672.4 €Kar6v SEG 3:359.12/ 13 l5ta.K6awt: -Ot\ IG 12,2: 526.a I 0 l5LetKcirwt: -a SEG 26:672.5 ota.Karwt: -wv SEG 22:432. 17, -awv SEG 3:359.9, -11\ IG 7: 3 171.38/ 39, -wc;- IG 7:2419.16
18 Bliimel, Die aiolischen Dialekte
273
00046245
300" lesb. " boiot. 400" boiot. " 500" boiot. " "600" lesb. thess.
rpUJ.K6awt: -a.t~ IG 12,2:15 .36 rpUJ.KO.rwt: -a~ SEG 22:407.13 1TE1PaKcirwt: 1TETPaK[aria<:] IG 7: 173 7.20 1T€VTClKciTWt: ·fllG 7:3172.67, -a~ IG 7:2383. 15 €~aK6awt: -wv IG 12,2 S:136.b5 €~eU
(§ 132) SEG 2:264.4
Auffallend ist eteucan SEG 26:672.27.
boiot. "700" boiot. "800" 1esb. boiot. " 1000" 1esb. thess.
€~aKcirwt:
-awv 3:356.3 e1TTaKcirwt: -a~ IG 7:4137.4 6Kra.K6awt: -ot IG 12,2:526.a30 OKTClKcirWt: -a<; SEG 3:356.10 xe>.>.wt (123)
xe>.>.wt:
-a~
IG 9,2: 1229.29
Formen aus dem Stamm xc.A- auf lesbischen und thessalischen lnsc:hriften sind nicht authenti.sch (§ 123 Anrn. 105).
boiot.
xei>.wt: -f/ IG 7:3172.74 , -a~ SEG 22: 407. 13
13.2 Ordinalia § 290. Zum Wechsel o/a vgl. § 57. " 1." lesb. 1Tpi:Yro~: -w IPergamon 159.4, -ot~ IG 12,2$:141.17 1TpoÜTo~: -ov McD 310.36, -av IG 9,2:506.4 thess. boiot. 1Tpäro~: -ov DGE 485 .15, -av E.78:12.16 Zur Opposition lesb. thess.
" 2." lesb.
thess. boiot. " 3 ." 1esb. boiot. " 4 ." lesb.
rrpW'ror; :
boiot. " 5." Jesb . thess. boiot. " 6 ." Jesb. thess. boiot. 274
rrpäTor;
vgl. § 71.
8elirepo~: -o~
IG 12,2:82.19, -av IG 12,2:526.a 18 8evrepo<:: -a. McD 310.1, -av IG 9,2:506.5 8elirepo<;: -ov DGE 485.16, -w E.78:06.3/4 rpiro~: -0<: IG 12,2:82.21 rpiro<:: -ov DGE 485.17, -w DGE 462.a1 • rerapro<:: -a IG 12,2:500.2 (Mathymna, Anf. 2. Jhd t.), IG 12,2:527.27 (Eresos, 3. Jhdt.), -ov IKyme 102.3. VgL auch Teropn<: ([T ]hoprw IG 12,2:502.15), rer6praw<: Theokr. 30.2, Teni[prewv] lAssos 4.3/4 Eine nach rriuuper; und thess. Anlaut ist nicht belegt.
thess.
boiot.
rreTp-
zu erwartende Form mit /p/ im
1T€Tp-: vgl. 1Terpa-yovvov McD 347 .4, 1T€TPMO<: GHW 5346 (Larisa, 2. Jhdt.), 1Terpoeretp€6a McD 346 passim, 1TETPtrev
Helly i.V. Z. 10 1T€Tparo~: -ov DGE 485. 18, -av E.78:12.22 1TEJ.L1TTO~: -av lAssos 6. 2 1TEJ.L1TTO~: -a~ McD 337.8 1TEJ.L1TTO<: : -a~ BCH 1936: 181 ff. z. 15' 1TEV1TTOV DGE 485 .19 EKTO~: -a IG 12,2:527.46 fKTO~: -a IG 9 ,2: 517.10 €Kra<:: -ov DGE 485.20 , -17 IG 7: 3172.8
00046245
,. 7." lesb. thess.
€ßOoJ.!.OC:: [€ß]c5oJJ.[oc;] IG 12,2:83 .1 , €ß06JJ.[a ] IG 12,2:527.44 kein direkter Beleg; €rÖOJ.!.OC: zu erschließen aus ('i\rrAWVt) 'ErÖOJJ.aiw GHW 4545 {Atrax, Ende 4./Anf. 3. Jhdt .), daneben ETÖ€J.!.OC: zu erschließen aus erÖeJJ.elKovra § 289 (Larisa,
boiot . " 8 ." lesb. thess. boiot. " 9" . lesb. "10."
"1 1." " 12." " 13." " 14."
boiot. lesb . thess. boiot. boio t . boiot. boiot. lesb.
Anf. 2. Jhdt.). €ßOoJ.I.OC: (§ 34): -ov DGE 485.23, SEG 23:273.3 • ö-yöooc;: ö-yöo[oc:] IG 12,2:83.2 oooooc: (§ 145): -a. GHW 5346 (2. Jhdt.) ö-yöooc;: -ov DGE 485.25, ·Tt IG 7:507. 1 €voroc;: €vo[roc:] IG 12,2:83.3, €v6r[a] IKyme 7.10
evara IKy me 5.18 ist nicht authentisch.
€varoc:: -ov DGE 485.27
ö€Koroc;: IG 12,2:82 passim öeKoroc: in eaKaWEKOTOC:, erraxatöeKoroc: (s.u.) 6e1<aroc:: -ov DGE 485.28 evöe1<aroc:: -ov DGE 485.29 öuoöe~<aroc:: ·11 IG 7:519.1, 6twöeKciTT/ IG 7:520 .1 TPWK TtÖEKaroc:: -ov DGE 485 .3 1 rreavpea~
(§ 139) boiot. ,.15." lesb.
rrenapeUKT/ÖEKaroc;: -ov DGE 485.33 1r€VT€KaWEKOTOC: (Cf. § 289 S. V. 1rfJ.I.1r€): 11"€!'(T]€KaWeKOTOC:
IG 12,2: 82.5 boiot. " 16." lesb. thess. boiot.
7r€VT€KT/ÖEKaroc;: -ov DGE 485.34 EKKaWfKOTOC:: ·OC: IG 12,2: 82 .7 ea~
" 17." lesb. thess. boiot. " 18." lesb. boiot. "19." lesb. boiot. "20." lesb. thess. boiot . "30." lesb. "60." lesb. " 100." thess.
E1rTaKaWEKOTOC:: ·OC: IG 12 ,2: 82.9 erraxatöeKoroc:: -a. AD 1973/74 Xpov. 57 1 Z. 7 errraxT/ÖEKaroc:: -ov DGE 485.38 OKTOKaWEKOTOc;: ·OC: IG 12,2:82. 11 OKTOKT/ÖEKaroc:: -ov DGE 485.39 evveaxatöEKOTOC:: -oc: IG 12,2:82.13 evaxTtÖEKaroc:: -ov DGE 485.4 1, ·Tt IG 7:3 172.172 €Uc0LUTOC: (§ 87): ·OC: IG 12,2: 82.20, -a.t IG 12,2:6.39 ixoar6c:: -ä.c; IG 9,2:506 .47 ft~
275
00046245
D. REGISTER I. Textmaterial 1.1 Verbesserte Lesungen und Re-editionen von IG-Inschriften Das folgende Verzeichnis enthält bibliographische Hinweise auf verbesserte Lesungen utnd Re-editionen von in den ln.scriptiones Graecae publizierten Dialektinschriften (soweit cdiese in der vorliegenden Untersuchung zitiert werden). 1.1.1 Lesbische lnsc.hriften IG 12,2:
276
1 DGE 619; Pleket (1964) Nr. 6; Buck (1968) Nr. 25 ; Charitonidis (1968 :: 2); Hodot (1976: 19f.); SEG 26 :873 4 Charitonidis (1968: 2); Hodot (1976: 20f.); SEG 26:874 5 Charitonidis (1968: 3); Hodot (1976 : 2lf.); SEG 26:875 6 DGE 620; Buck (1968) Nr. 26 ; Chariton.idis (1968:3); Hodot (1976: 22.); SEG 26:876 7 Charitonidis (1968: 3); Hodot (1976: 23); SEG 26 :877 14 Charitonidis (1968: 3) ; Hodot (1976: 23); SEG 26 :878 15 DGE 622; Charitonidis (1968: 3) 18 Charitonidis (1968: 3); Hodot (1976 : 23); SEG 26 :879 19 Hodot (1976 : 24); SEG 26:880 23 Charitonidis (1968: 6) 27 Hodot (1976: 25) 28 Charitonidis (1968: 8) 30 Charitonidis (1968: 8); Hodot (1976 : 25); SEG 26:882 59 Charitonidis (1968: 12); Hodot (1976: 26) 67 DGE 627 ; Charitonidis (1968: 13); Hodot (1976 : 26) 68 Charitonidis (1968: 13); Hodot (1976 : 27f.); SEG 26:885 69 Sechtel (1909: 14f.); Charitonidis (1968: 13) 72 Charitonidis (1968 : 13); Sokolowski (1969) Nr. 125; Hodot (1 976 : 28) 73 DGE 624 ; Charitonidis (1968: 13); Sokolowski (1969) Nr. 126; Hodot (1976: 28) 74 DGE 621 ; SEG 14:516; SEG 16:464 ; Charitonidis (1968 : 13) ; Hodot (1976 : 29); SEG 26:886 96 Charitonidis (1968: 22); Hodot (1976 : 3lf.) 134 Derenne AC 1933: 69f. ; Robert REA 1960: 297 A3 ; Chariton.idis (196 8 : 30) 202 DGE 626 208 Robe.rt REA 1960: 289; Chariton.idis (1968 : 46) 222 Charitonidis (1968 : 47); Hodot (1976 : 36) 242 Charitonid.is (1968: 49); Hodot (1976 : 37) 243 Charitonidis (1968 : 49); Hodot (1976 : 37); SEG 26:895 268 DGE 618 484 DGE 628; Charitonidis (1968 : 77) 498 DGE 630; Charitonidis (1 968: 80)
00046245
IG 12,2: 499 500 503 504 526 528 645
Charitonidis (1968: 81); Sokolowski (1969) Nr. 127 Charitonidis (1968: 81); Buchholz (1975: 74) Charitonidis (1968: 81); Hodot (1976: 44f.); SEG 26: 905 Charitonidis (1968 : 81); Hodot (1976: 45f.); SEG 26 :906 DGE 632; Charitonidis (1968: 83); Hodot (1976: 46) Charitonidis (1968: 84); Hodot (1976: 46f.); SEG 26:907 DGE 634 ; Buck (1968) Nr. 27
IG 12,2 S:2 3 6 7 63 114 115 121 122 124 125 126 135 136 137 139 142 143 147
Charitonidis (1968: 3); Hodot (1976: 48ff.); SEG 26:909 Charitonidis (1968: 3) Charitonidis (1968: 5); Hodot (1976: 52) Robert REA 1960: 309f.; Charitonidis (1968: 6) Charitonidis (1968: 49); Hodot (1976: 54); SEG 26:911 Charitonidis (1968: 80); Hodot (1976 : 57); SEG 26:916 Charitonidis (1968: 80); Hodot (1976: 57f.); SEG 26:917 Charitonidis (1968: 84) ; Hodot (1976 : 58) Charitonidis (1968: 84); Hodo t (1976: 59) Charitonidis (1968: 84); SEG 27:485 Charitonidis (1968 : 84); Hodot (1976 : 59); SEG 26 :918 DGE 633 ; Hodot (1976 : 59); Sokolowski (1969) Nr. 124 lAssos 5 Hodot (1976 : 65) DGE 623 ; IErythrai 122 DGE 631; Hodot (1976: 66) lPergamon 245; Hodot (1976: 66) DGE 648; Hodot (1976: 66); ILampsakos 34 DGE 636; IErythrai 121
•
•
1.1.2 Thessalische Inschriften IG 9,2: 151 199 234 236 237 241 244 250 255 257 258 270 271 281 299 307 405 41 7 426 427 428
Lejeune REG 1941: 58ff. DGE 55 1,5 DGE 567; Buck (1968) Nr. 36; Moretti (1976) Nr. 96 • DGE 563 • DGE 568 DGE 566,1; SEG 1:249; SEG 3:474 ; SEG 23:409 DGE 566,2 DGE 564 DGE 565 ; SEG 15:369 DGE 557; Sordi RFIC 1958: 59ff.; Jeffery (196 1: 98, 99 Nr. 10); Buck (1968) Nr. 35; SEG 25:647 DGE 558 DGE 561; Jeffery (196 1: 98, 99 Nr. 4); Lorenz (1976: 39ff.) DGE 562 DGE 569 DGE 571 DGE 572 DGE 573, 1; Lejeune REG 1941 : 63ff. DGE 574,3 DGE 575 ,1; Biesantz (1965: 18f.) Nr. 30; Jeffe.ry (1961 : 98, 99 Nr. 14) DGE 575,2; Lorenz (1976: 136) DGE 575 ,3
277
00046245
IG 9,2:458 459 460 461 475 511 5 12 513 515 5 17 524 536 553 575 580 581 591 597 598 662 663 934 1014 1027 1034 1035 1036 1098 1202 1209 1222 1226 1227 1228 1229 1233 1234 1235 1236 1240
DGE 577 REA 1964: 314 A4 ; Helly (1977: 539) Meister IF 1909: 314f. DGE 578; Bequignon BCH 1935: 60, Buck (1968) Nr. 34 DGE 579 DGE 588; Lejeune REG 1941: 179f. Lej eune REG 1941: 68 DGE 589 Bequignon BCH 1935 : 58; Lejeune REG 1941: 78 DGE 590; SEG 3:480; SEG 13: 389; SEG 15:375 ; Buck (1968) Nr. 32 DGE 587 DGE 596 DGE 595 DGE 583 DGE 586 DGE 591,2 DGE 594 DGE 592 DGE 593 DGE 584 ,2; Jeffery (1961 : 98, 99 Nr. 9); Biesantz (1965: 16f.) Nr. 26; Buck (1968) Nr. 29b DGE 584 ,1; Jeffery ( 1961: 98, 99 Nr. 7); Biesantz (1965: 17) Nr. 27; Bluck (1968) Nr. 29a DGE 584,28 Habicht (1976a: 159f. C); SEG 26:674 DGE 597 ; Buck (1968) Nr. 30; Jeffery (1961 : 98, 99 Nr. 11) DGE 599,1 DGE 599,2 ; Daux BCH 1968: 625ff.; SEG 25 :675 DGE 598 DGE 601 DGE 603; Jeffery (1961: 97, 98 Nr. 1) Jeffery (1961 : 97 , 99 Nr. 3); Pfohl (1967) Nr. 135 DGE 604 DGE 608; Buck (1968) Nr. 31 DGE 611 DGE 612; SEG 23 :461 ; Moretti (1976) Nr. 108 DGE 614 DGE 613 DGE 6 16 DGE 615 DGE 609 DGE 6 10; Biesantz (1965 : 11, 64) Nr. 14
Ll.3 Boiotische Inschriften IG 7: 207 35 2 505 507 518 522 547
278
DGE 450 SEG 1: 124 DGE 459,1 DGE 459,3 DGE 460,2 DGE 461 DGE 444
00046245
IG 7:
550 55? 579 585 590 593 612 630 665 685 686 854 1072 1390 1670 1671 1689 1690 1727 1728 1737 1738 1739 1751 1779 1785 1786 1788 1790 1793 1816 1831 1888 1951 2062 2228 2246 2383 2389 2390 2405 2407 2408 2410 2418 2419 2420 2430 2452 2455
DGE 453 DGE 457 DGE 455 ; SEG 22:374; Veneneie BCH 1960: 608ff.; Jeffery (1961: 92, 94 Nr. 8) DGE 451 ; Veneneie BCH 1960: 6llff. ; Jeffery (1961 : 95 Nr. 19b) DGE 45 2,2 DGE 452,5; Buek (1968) Nr. 38,3 DGE 452,12 DGE 45 2,22 DGE 452,36 DGE 463,1 DGE 463,2; SEG 17:211 DGE 456,20 DGE 456,46 DGE 456,84 E . 80:45 DGE 475 DGE 476,1 DGE 476,2 DGE 486 DGE 487; Keramopoullos AE 1936 par. 41 Nr. 215 Feyel (\942: 24ff.) Feyel (1942: 24ff.) P1assart FS Navarre 1935: 343; Roeseh (1965: 188) DGE 484 DGE 492 DGE 489 DGE 490; Plassart BCH 1926: 391ff. Fraser REA 1952: 233f. Nr.1 ; SEG 15:317 Fraser REA 195 2: 234 Nr. 2; SEG 15:318 DCE 477 DGE 493 DCE 481; SEG 18: 165 DGE 478; Jeffery (1961 : 95 Nr. 19a) DCE 479,18 DGE 480, 10 DCE 497 DCE 495 Roeseh RPh 1965: 256ff.; SEG 25:5 15; Moretti (1967) Nr. 66 DCE 498,1 DCE 498,2 Feyel (1942: 19ff.) SEG 23:277 SEG 2:252; SEG 23:277 Jamot BCH 1895: 326 ; Robert BCH 1935: 209; Feyel (1942: lOOff.) DCE 467 ; Buek (1968) Nr. 40 Holleaux REG 1895: 7ff. DGE 474; Kabirenheiligtum (1940) Nr. 2 DGE 469 DGE 466,1 DGE 464
279
00046245
IG 7: 2456 2457 2465 247 1 2716 2718 2723 2724 2729 2731 2733 2735 2781 2786 2787 2788 2809 2820 2849 2852 2858 2876 3055 3068 3080 3081 3083 3087 3166 3169 3170 3171 3172 3 173 3179 3 180 3193 3195 3198 3200 3206 3207 3210 3228 3229 3287 3303 3352 3377 3467 3468 3508
280
DGE 465 Kabirenhelligtum (1940) Nr. 19 ; Kabirenheiligtum (1980) Nr. 342 DGE 470 DGE 471 DGE 542 DGE 54 3 DGE 446; Buck (1968) Nr. 41 DGE 447 DGE 539,1; Ptoion (1971) Nr. 46; Jeffery (1961: 92, 94 Nr. 4) DGE 539,3; Ptoion (1971) Nr. 259 DGE 539,5 DGE 539,6 ; Ptoion (197 1) Nr. 272 DGE 535 DGE 536, 1 DGE 536,2 DGE 536,3 DGE 530; Etienne-Knoepfler (1976: 82f.) DGE 532; Etienne-Knoepfler (1976: 97f.) DGE 501; SEG 3:364 ; Feyel (1942: 41 Al); Roesch (1965: 231 A8) DGE 499 DGE 503 DGE 504 Sokolowski (1969) Nr. 74 ; Salviat-Vatin (1971: 8lff.); Ellis JHS 197 1: 116f. DGE 506 DGE 512; Buck (1968) Nr. 45 DGE 51 1 DGE 509 ; Buck (1968) Nr. 44 DGE 508 DGE 525 Sokolowski (1969) Nr. 75 Roesch (1965: 186); SEG 23:298 DGE 526 DGE 523; SEG 3:341 ; SEG 23 :299 ; E. 76:85; Buck (1968) Nr. 43 SEG 23:300 DGE 521 DGE 522 DGE 524 DGE 529 Wilhelm (1 911) IV : 18ff. DGE 528 DGE 520 DGE 448 DGE 5 19,1; Amandry-Spyropou1os BCH 1974: 187ff. Nr. 6 DGE 518,1 DGE 518,2 DGE 514 DGE 5 16, 1; Buck (1968) Nr. 46 DGE 517 ; Buck (1968) Nr. 47 DGE 515 DGE 441 ; Jeffery (1961 : 95 Nr. 18); Buck (1968) Nr. 38,5; E. 76:81 DGE 442 DGE 452,20
00046245
IG 7: 3575 3576 3583 3584 3586 3598 3643 3682 3962 3969 407 1 4122 4124 4136 4145 4177 4199 4209 4259
DGE 4 72A, 1; Kabirenheiligtum (1940) Nr. 17 ; Kabirenheiligtum (1980) Nr. 203 Kabirenheiligtum (1940) Nr. 18; Kabirenheiligtum (1980) Nr. 341 DGE 472A,6; Kabirenheiligtum (1940) Nr. 47; Kabirenheiligtum (1980) Nr. 354 DGE 472A,7; Kabirenheiligtum (1940) Nr. 22; Kabirenheiligtum (1980) Nr. 246 Kabirenheiligtum (1940) Nr. 32; Kabirenheiligtum (1980) Nr. 304 Kabirenheiligtum (1940) Nr. 356 Kabirenheiligtum (1940) Nr. 110 DGE 4728, 14; Kabirenheiligtum (1940) Nr. 70 Kabirenheiligtum (1940) Nr. 83 Kabirenheiligtum (1940) Nr. 304 Kabirenheiligtum (1940) Nr. 346 DGE 4728,16; Kabirenheiligtum (1940) Nr. 56 DGE 4728, 17 DGE 545; Sokolowski (1969) Nr. 73 Feyel (1942: 47ff.) DGE 550 DGE 548,6 DGE 548,8 DGE 449; SEG 1:1 29
1.2 Nach den IG publizierte Inschriften In der folgenden Liste werden sämtliche nach den lnscriptiones Graecae publizierten Dialektinschriften - gegebenenfalls mit Hinweisen auf verbesserte Lesungen und Re-editionen aufgeflihrt, die in der vorliegenden Untersuchung zitiert sind. 1.2. 1 Lesbische Inschriften 8eUeten 1966: S2Sff.
Aigai
4./3. Jhdt.
Chiron 1979: 7 3ff.
Kyme
2. Jhdt.
DGE 637 638
Thymbre Kehren
Mitte S. Jhdt. Anf. 5. Jhdt.
Neand.reia Aigai
Anf. 5. Jhdt. Mitte 3. Jhdt.
Myrina Aigai Aigai loc. ign. Naukratis Neandreia
6 . Jhdt. 6 . Jhdt.
639 644
Jeffcry (1961 : 360, 362 Nr. 12) 8uck (1968) Nr. 24; Jeffery (1961 : 360, 362 Nr. 11) Jeffery (1 961 : 360, 362 Nr. 9) Moretti RFIC 1966: 290ff.; Robert HeUenica 10 (1955) 179ff.
Hoffmann (1893) Nr. 151 152 15 3 161 164 179 Jeffery (1961 : 360, 361 Nr. 8)
281
00046245
lAssos 3 4
5
(= IG 12,2 S:135); Hodot (1976: 65)
6 6a
9 10 lErythrai
81 121 122 201 418
IKyme
(= IG 12,2 S:147 ; DGE 636) (= IG 12,2 S: 137 ; DGE 623)
1 4
5 6 7
(= DGE 646)
11
12
1-3 (= DGE 647): SEG 27 :79J
19 30 32 35
66 101 102
Jeffery (1961 : 359, 361 Nr. 1)
ILesbos 6 19
Hodot Hodot Hodot Hodot
118 122
(1976: (1976: (1976: ( 1976:
67f.); SEG 26:924 68); SEG 26:928 7 1); SEG 26:935 72f.); SEG 26:937
IPergamon 4
5 159 245
Robert REG 1927 : 214ff. (= IG 12,2 S: 142)
Assos Assos Asso s Assos Assos Assos Assos
2./ 1. Jhdt. Anf. 1. Jhdt. 1. H. 2. Jhdt. 1. H. 2. Jhdt. l. H. 3. Jhdt.
Kyme Kyme Kyme Kyme Kyme Kyme Kyme Kyme Kyme Kyme Neon Teichos Kyme Kyme Larisa Larisa
Ende 4 . Jhdt. Mitte 3. Jhdt. 2. Jhdt.
Mytilena Mytilena Pyrrha Eresos
5. Jhdt.
Pergarno n Pergarnon Pe rgarnon Pergarno n (Balbilla) (Balbilla) (Balbilla) (BalbiUa)
Myrina Nr. 5
Myrina IKalchedon 5
3./2. Jhdt. 4. Jhd t.
Erythral Erythrai Erythrai Erythrai Erythrai
Me mnon Nr. 28 29 West ZPE 25 1977 : 120 30 31
SEG 17:540 27: 793 795
4 ./3. Jhdt.
2. H. 3. Jhd t. 3. Jhdt. 2. Jhdt. 2. H. 2. Jhdt. um Chr. Ge b. 2. Jhdt.
3. J hdt. 7 ./6. Jhdt.
5 . Jhdt.
Anf. 3. Jhdt.
130 130 130 130
n.Ou. n.Chr. n.Chr. n.Chr.
3. Jhdt.
Te nedos Troas Troas
5. Jhdt. 2. H. 6./5. Jhdt.
AAA 1974: 74
Pagasal
6./5 . J hd t.
AD 1960 Xpov . 182 1961 /6 2 Xpov. 178
Krannon Ho molio n
4 . J hd t.
Jeffery (1961 : 378)
1.2.2 Thessalische Inschriften
282
00046245
1973/74 AE 1932
Xpov.
Xpov.
571 584
19 Nr. 3
Larisa Atrax
2. H. 3. Jhdt. Ende 4./3. Jhdt.
Meüboia
BCH 1970: 161ff. Moretti (1976) Nr. 97 1973: 341
Matropolis Pelinna
2. H. 3. Jhdt. 2. Jhdt.
Biesantz. (1965 : 32) Nr. 56
Mylai
2. H. 4. Jhdt.
DGE 555
Ach. Phth.
Ende 3. Jhdt.
Pha.rsalos Pherai Gonnoi Meüboia Mopsion Argura
Ende 4. Jhdt. 3. Jhdt. Mitte 3. Jhdt. 50 Jhdt. 3./ 2. Jhdt. 5. Jhdt.
Khyretiai
5. Jhdt.
Phalanna Mondaia ? Kierion ?
3. Jhdt. 3. Jhdt.
Helly 1979b (= La Thessalie, Lyon 1979, 165- 200) Helly i.V.
Olosson Histiaiotis
1. H. 4. Jhdt. Ende 3. Jhdt.
IMagnesia 26
Magnesia
566,3 574,2 600 605 606 607
607a
616a 617 ,1 617 ,2
McD 156 167 168 170 174 193 195 204 205 206 208 209 210 213 214 225
IG 9,2 p. XI; Bousquet BCH 1958: 67ff.; FD lll,4:351 McD 170 McD 233 McD 554; Helly (1973) Nr. 147 McD 681 McD 646; Lejeune REG 1941: 69 McD 1049; McDevitt Glotta 1967: 161f.; Heubeck Glotta 1970: 67ff.; SEG 24:405; Helly ZPE 35 1979: 25lff. McD 1167; Biesantz. (1965 : 6) Nr. 1; Lorenz. (1976: 105ff.); Jeffery (1961 : 98, 99 Nr. 13) McD 1046
Giannopoulos MDAI (A) 1914: 316ff.) Arvanitopoulos RPh 1911: 30lff. Nr. 50) Mastrokostas REA 1964: 307ff. Nr. 1) DGE 566,3) (= Hiller von Gaertringen BPhW 1911: 62) (= Giannopoulos AE 1932 Xpov. 27 Nr. 12) (= Giannopoulos AE 193 3 Xpov. 4 Nr. 12) (= Bequignon BCH 1964: 400f. Nr. I ; SEG 23:415) (= Bequignon BCH 1964: 402f. Nr. 3; SEG 23:416) (= Peek MDAl (A) 1934 : 56f. Nr. 14) (= Bequignon BCH 1964: 402 Nr. 2; SEG 23: 41 7) ("' Bequignon BCH 1964: 404f. Nr. 4; SEG 23:418) (= Bequignon BCH 1964: 405 Nr. 5; SEG 23 :419) (= Bequignon BCH 1964: 407f. Nr. 8, SEG 23 :422) (= Bequignon BCH 1964: 408 Nr. 9; SEG 23 :423) (= Bequignon 19 37: 87 Nr. 51 ) (= (= ('= (=
Angeia Pharsalos Pharsa1os
5. Jhdt. Anf . 4. Jhdt. Mitte 4. Jhdt.
Pharsalos Arnphanai Pagasai Pherai
4. Jhdt. 5. Jhdt. 50 Jhdt. 2. H. 5. Jhdt.
Pherai
2. H. 5. Jhdt.
Pelasgiotis ? Pherai
Anf. 4. Jhdt. 5./4. Jhdt.
Pherai
4. Jhdt.
Pherai
4. Jhdt.
Pherai
4. Jhdt.
Pherai
4. Jhdt.
Pherai
283
00046245
McD 233 234 238 244 260 310 311 318 322 325
326
330
335 337 339 340 346 347
355 356 357 360 361 375
376 419 450 554 559
284
DGE 574 ,2) Bequignon 1937: 96 Nr. 78) Bequignon 1937: 87 Nr. 52) B6quignon 1937 : 82 Nr. 21) Bequignon 1937 : 90 Nr. 59) Bequignon BCH 1935: 37ff.), Lejeune REG 1941 : 73ff.; Moretti (1976) Nr. 99 (= Mastrokostas REA 1964: 312ff.), SEG 23:437 (= Theocharis AD 1960: 181), Biesantz (1965: 14) Nr. 20a (= Giannopoulos AE 1930: 103 Nr. 1) (= Giannopoulos AE 1932: 17ff. Nr. 1), Giannopoulos AE 1933 Xpov. 1 ; HeUy ZPE 35 1979: 243 (= Giannopou1os AE 1934/35 : 140ff.), HeUy ZPE 35 1979: 252ff.; Jeffery (1961 : 98, 99 Nr. 6) (-= Axenides Plato n 1950: 52ff. Nr. li, SEG 13: 390), Kramolisch ZPE 9 1972: 31ff.; Moretti (1976) Nr. 102 (= Axenides 'H nf>..aa-yi~ ll.d.pwa ..., Athen 1947/49, II : 48ff., BuiJ. 1952. 68) (= Bequignon BCH 1935: 55ff.), Lejeune REG 1941 : 77ff.; Buck (1968) Nr. 33 (= SEG 26:676) (= SEG 26:675) (= Oil
(= (= (= (= (= (=
Pherai Pherai Pherai Pherai Krannon
3. Jhdt .
Krannon
2. H. 3. Jhdt.
Krannon
2. H. 5. Jhdt.
Krannon Atrax
4. Jhdt.
Argura
6. Jhdt.
Larisa
l. H. 2. Jhdt.
Larisa
Anf. 2. Jhdt.
Larisa
1. H. 2. Jhdt.
Larisa
2. V. 2. Jhdt.
•
1. Jhdt.
Larisa
Anf. 2. Jhdt.
Larisa Larisa Larisa
Ende 5. Jhdt. Ende 5. Jhdt. Anf. 4 . Jhdt.
Larisa Larisa Argura
2. Jhdt. 1. Jhdt. 5. Jhdt.
Larisa
4 . Jhdt.
Gonnoi
1. H. 2. Jhdt.
Gonnoi
1. H. 2. J hdt.
Gonnoi
1. H. 2. Jhdt.
00046245
Ma:D 588 (= Arvanitopoulos AE 1914: 13 Nr. 206), Hclly (1973) Nr. 217 616 (= Arvanitopoulos AE 1914: 12 Nr. 203), Helly (1973) Nr. 243 636 (= Arvanitopoulos AE 1915: 26 Nr. 267), Helly (1973) Nr. 268 638 (= Daux BCH 1958: 754) 643 (= Wacc-Thompson BSA 1908/09: 244 Nr. 1) 645 (= Wace-Thompson BSA 1908/09: 245 Nr. 3) 646 (= DGE 606) 651 (=. Woodward Liverpool Annals 1910: 157 Nr. 9) 652 (= Franke RhM 1958: 337f. Nr. 2; SEG 17:299), Franke AA 1956: 183ff. 681 (= DGE 605) 72 1 (= Arvanitopoulos Polemon 1934/ 38: 47ff. Nr. 7; SEG 15:381), Jeffery (1961: 97f., 99 Nr. 8) 722 (= Arvanitopoulos Polemon 1929/ 30: 37f. Nr. 42 1), Jeffery (1961 : 98, 99 Nr. 12) 1023 (=Arvanitopoulos Polemon 1929/30: 216ff. Nr. 426; SEG 17:287), Jeffery (1961: 97, 99 Nr. 2); Masson BCH 1968: 97ff. ; Guarducci RALinc 1970: 62ff.; Gallavotti Helikon 1975/76: 107ff.; SEG 24:402 1046 (= DGE 616a) 1048 (= Arvanitopoulos AE 1916: 19ff. Nr. 273) , McDevitt Glotta 1967: 162 ; SEG 24 :406; Biesantz (1965: 10) Nr. 10 1049 (= DGE 607) 1121 (= Hatzfeld BCH 1911 : 239 Nr. 8), Buck FS Wackernagel 1923: 132ff. ; Pfohl (1967) Nr. 139; Peek GV 942 11 67 (= DGE 607a) 11 77 (= Peek MDAl (A) 1934: 57 Nr. 15} 11 79 (= Bequignon BCH 1935: 64ff. Nr. 3)
Gonnoi
1. H. 3. Jhdt.
Gonnoi Gonnoi
3./ 2. Jhdt.
Tempe Mopsion Mopsion
5. Jhdt.
Mopsion
2. Jhdt.
Mopsion
2./ 1. Jhdt.
Demetrias
6 ./5 . Jhdt.
Petion
2. H. 5. Jhdt.
Methone
6. Jhdt.
PhaJanna
Mitte 5. Jhdt.
Olosson
Anf. 5. Jhdt.
Pelasgiotis Pelasgiotis
4. Jhdt. Ende 2. Jhdt.
Pee;k (1974) Nr. 15 HeUy RPh 1978 : 126f. 16 Helly RPh 1978: 127f.
Larisa Larisa
5. Jhdt. 5. Jhdt.
RA 197 1: 15
Kierion
1. H. 2. Jhd t.
SEC 2:264 Daux BCH 1942/ 4 3: 141ff. 25:661 Peek (1974) Nr. 26 ; HeUy RPh 1978: 13 1 664 Habicht (1976b); HeiJy-te Riele-van Rossum La Thessalie, Lyon 1979, 220- 255; SEG 26 :686 667 Peek ZPE 1974: 25f.; Lorenz (1976: 11 3ff.) 26:672 Habicht (1976a: 157ff. A) 674 (lG 9,2: 1014), Habicht (1976a: 159f. C)
Pelasgiotis Skotussa
1. H. 3. Jhdt. 5. Jhdt.
Phera.i
Ende 3. Jhdt.
Atrax
Anf. 5. Jhdt.
Larisa Larisa
Anf. 2. Jhdt. Anf. 2. Jhdt.
t
4 . Jhdt. 3./ 2. Jhdt.
285
00046245
SEG 26: 675 (McD 340; SEG 13:395 ; Salviat-Vatin BCH 1974: 249ff.), Habicht (1976a: 160 D) 676 (McD 339, SEG 13:394, Salviat-Vatin BCH 1974: 249ff.), Habicht (1976a: 161 EF) 27:183 184 197 202 205 226
Larisa
Anf. 2. Jhdt.
Larisa
Anf. 2. Jhdt.
Atrax Atrax Demetrias Larisa Larisa Pelasgiotis
6./5. Jhdt. 6./5. Jhdt. 3. Jhdt. Ende 3. Jhdt. Mitte 3. J hdt. 2. H. 2. Jhdt.
ZPE 1974: 28
Atrax
6. Jhdt.
UNVERÖFFENTLICHTE INSCHRIFTEN GHW 1342 1754 3363 3579 4443 4519 4545 4546 4742 4784 5346
Olosson (Mus. Larisa) Skotussa (Mus. Larisa) (Mus. Larisa) Pherai Atrax Atrax Atrax Atrax Larisa
4. Jhdt. 3. Jhdt. 4./3. Jhdt.
3. Jhdt. 2. H. 2. Jhdt.
1.2.3 Boiotische Inschriften AD 1916: 218f. 220f. 222f. 224 191 7: 367 1930/3 1: 106 1966: 145f. 1970: 137 Nr. 17
(cf. DGE S03a)
AE 1899: 64 1936: 38 Nr. 209
Koroneia Koroneia Koroneia Koroneia Thebai Thebai Thebai Thebai
3./2. Jhdt.
Mitte 5. Jhdt. Mitte 4. Jhdt. 5. Jhdt.
?
•
Onkhestos
AJA 1942: 180 1962: 381
Jeffery (1961 : 95 NI. 16)
Thebai 7
1. H. 5. Jhdt. 6./5. Jhdt.
BCH 1892: 458ff. 1895 : 157ff.
Feyel (1942: 47ff.) Preuner AM 1924: 13 l f.; Roesch (1965: 197 f.) HoUeaux REG 1897: 26ff.
Akiaiphia Orkhomenos
2. V. 2. Jhd t. 2. H. 3. Jhdt.
Thespiai
Ende 3. Jhdt.
(Delphoi) Thespiai Eutretis Thebai
Mitte 3. Jhdt. 2. Jhdt. 2. Jhdt.
379ff. 1900: 70ff. 190 1: 135ff. 359ff. 1904: 430 Nr. 1 43lf. Nr. 2
286
00046245
BCIH 1905: 102 Nr. 1 102 Nr. 3 1908: 445ff.
Haliartos Thespiai (Delphoi)
1926: 385 Nr. I 387 Nr. 2 388 Nr. 3 390 Nr. 4 396 Nr. 16 401 Nr. 18 414 Nr. 27 421 Nr. 39 42lf. Nr. 40 428 Nr. 54 1936: 27ff. 177ff. 18lff. 1937: 217ff. 1940/41 : 41 42 1946: 476f. 477f. 478f. 1970: 146ff. 157ff. 1974: 175ff. 180ff. 189f. 193f.
DGE 440,2 440,8 440,9 440,10 440,11 440,12A 440,13A 443
445
462 463 ,3 482
Nr. Nr. Nr. Nr.
1 3 7 9
BCH 1909: 440f.; Buck FS Wackernagel (1923: 133 Anm. 1) ; Jeffery (1961 : 92, 94 Nr. 9) Jeffery (1961 : 91 , 94 Nr. 6) Thespiai Thespiai Thespiai Thespiai Thespiai Thespiai Thespiai Thespiai Thespiai Thespiai Salviat-Vatin (1971 : 95ff.); Akraiphia Roesch ZPE 1974: Sff. SEG 22: 376 Thespiai SEG 22:376; Buck (1968) Thespiai Nr. 42; Pleket (1964) Nr. 45 Tbespiai BCH 1946: 262 Lebadeia BCH 1946: 262 Lebadeia Thespiai Onkhestos Onkhestos Onkhestos Orkhomenos Orkhomenos Orkhomenos Orkhomenos Orkhomenos
Tanagra
Mitte 6. Jhdt.
4 . V. 7. Jhdt. 5. Jhdt. 5. Jhdt. 3. Jhdt. 3. Jhdt.
4. V. 3. Jhdt. 2. H. 3. Jhdt. 2. H. 3. Jhdt. 2. H.• 3. Jhdt. Mitte 4 . Jhdt. Mitte 4. Jhdt. Mitte 3. Jhdt. Mitte 3. Jhdt. 2. H. 3. Jhdt. 2. H. 3. Jhdt. 2. H. 2. Jhdt. 4 ./3. Jhdt. Mitte 3. Jhdt. 2. H. 3. Jhdt.
6. Jhdt.
?•
? Jeffery (1961 : 92, 94 Nr. 5); Tanagra Buck ( 1968) Nr. 38,1 Jeffery ( 1961: 92 , 94 Nr. 7) Tanagra Jeffery (1961: 91 , 94 Nr. Thebai 2b); Buck (1968) Nr. 38,2 Tanagra Jeffery (1961: 95 Nr. 17) (Delphoi) ?. Kretschmer Glotta 1909: 82ff.; Teyssier RPh 1940: 136ff. Sokolowski (1969) Nr. 72 Tanagra Tanagra Thespiai
4 . V. 7. Jhdt. 7./1. H. 6. Jhdt. 1. V. 7. Jhdt. 6. J hdt. I . H. 5. Jhdt. 4. Jhdt.
3./2. Jhdt. 2. Jhdt. 4 ./3. Jhdt.
287
00046245
DGE 485
488 491 538
ad 538
541 545 546
E.
76:13 14 17 24 25 26 46 63 64 84 77:04 56 57
59 60 78:03 04
05 06 12 13 18
288
SEG 13:343; Plassart FS Thespiai Navarre (1935: 342 Anm. 2); F eyel BCH 1936: 175ff. ; Roesch (1965: 191) Fraser REA 1952: 234f. Thespiai Nr. 3 Thespiai Jeffery (1961 : 92, 95 Nr. Akraiphia 10); Buck (1968) Nr. 37; Ptoion (1971) Nr. 262 Jeffery (1961:90, 94 Nr. 1); Thebai (?) Guarducci (1967 : 145); Heuheck (1979: 120) Akraiphia Akraiphia Akraiphia (- te Riete BCH 1975: 77ff.) (= te R iete BCH 1975: 83ff.) (= Spyropoulos AAA 1973 : 391) (= Spyropoulos AAA 1973: 381), SEG 27:60 (= Spyropoulos AAA 1973: 381), SEG 27 : 61 (= Spyropoulos AAA 1973: 381), SEG 27:62 (= Michaud BCH 1974: 645 Nr. 1) ('= Maffre BCH 1975: 415ff.) (= Maffre BCH 1975: 467ff.) (= SEG 15:324; Vocotopoulou BCH 1975: 749 Nr. 8) (= loannidou-Karetsou AD 1972 Xpov. 322f.), SEG 27 :54 (= Lauffer Chiron 1976: 34 Nr. 31), SEG 26:590 (= Lauffer Chiron 1976: 35 Nr. 35), SEG 26:584 (= Lauffer Chiron 1976: 36 Nr. 37), SEG 26:574 (= Lauffer Chiron 1976: 37 Nr. 38), SEG 26:592 (= Roesch-Fossey ZPE 29 1978: 125 Nr. 3) (= Roesch-Fossey ZPE 29 1978: 126 Nr. 4) (= Roesch-Fossey ZPE 29 197 8: 127 Nr. 5) (= Roesch-Fossey ZPE 29 1978: 129 Nr. 6) (= Etienne-Roesch BCH 1978: 359ff.) (= CVA Deutschland 39 1975 : 4lf.) (= Lalonde Hesperia 1977: 268ff.)
Ende 3. Jhdt.
2. Jhdt. 2. Jhdt. 2 . H. 6. Jhd t.
1. H. 7. Jhdt.
4. Jhdt. 3./2. Jhdt. Anf. 2. Jhdt.
Kopai Kopai Koroneia Onkhestos
Mitte 3. Jhdt. 2. H. 3. Jhdt. 5. Jhdt. 2. H. 4. Jhdt.
Onkhestos
6./5. Jhdt.
Onkhestos
Anf. 4 . Jhdt.
Thespiai ?. (Epeiros)
l. H. 2. H. Ende 1. H.
Koroneia
3. Jhd t.
?
•
4 J hdt. 6. Jhdt. 6. Jhdt. 5. Jhdt.
Orkhomenos Orkhomenos
5. Jhdt.
Orkhomenos
Anf. 4 . Jhdt.
Orkhomenos
6. Jhdt.
Kha,ironeia Khaironeia Khaironeia Khaironcia Orkhomenos Tanagra Thespiai (?)
I. H. 3. Jhdt. ca. 500 v.Chr.
00046245
E.
79 :02 03 80:02
25
(= (= (= (=
Maffre BCH 1978: 264ff. Nr. 1) Maffre BCH 1978: 268ff. Nr. 2) Jacquemin BCH 1980: 78f. Nr. 14) Lauffer Chiron 1980: 176f. Nr. 25)
? ? A.kraiphia Ortehornenos
6. Jhdt. 6./5. Jhdt. Anf. 5. Jhdt.
FS Navane 1935: 353 354 357
Thespiai Thespiai Thespiai
Glotta 1930: lff.
Thebai
6. Jhdt.
Magnesia
Ende 3. Jhdt.
Thebai
Mitte 3. Jhdt.
IMagnesia 25
Feyel (1942: 5ff.)
Kabirenheiligtum 1940 Nr. 4 Ptoion 1943 Nr.
1 5 197 1 Nr. 50a 124 232 238 240 245 246 248 249 252
255 258 260 261
Jeffery (1961: 93,95 Nt. 13) A.kraiphia A.kraiphia A.kraiphia A.kraiphia E. 80:39 A.kraiphia Peek ZPE 1974: 264 ; A.kraiphia E.80:48 A.kraiphia Aklaiphia Akra.iphia E.80:40 A.kraiphia A.kraiphia A.kraiphia A.kraiphla A.kraiphia Akraiphia Akraiphia
Roesch 1971 SEG
I : 104 115 132 2: 192 3: 349 353 354 356
357 358 359
36 1 15: 33 1 332 18: 166 22:404 407
Feyel (1942 : 38ff.)
Feye1 (1942: 63ff.) SEG 22:423; Ple ke t (1964) Nr. 30; Nouveau Choix ( 1971) Nr. 24A
SEG 22:424 ; Pleket (1964) Nr. 31 ; Nouveau Choix (197 1) Nr. 24B; E.80:49
SEG 25 :513 ; More tti (1967) Nr. 65 ; E.80:50
19 BUmel, Oie aiolischcn Dialekte
Ende 6. Jhdt. 2. 2. 2. 2.
H. H. H. H.
7. 6. 6. 6.
Jhdt. Jhdt. Jhdt. Jhdt.
6. Jhdt. Ende 6. Jhdt. Anf. 5. Jhdt.
5. Jhdt. 1. H. 6. Jhdt. 6. Jhdt. 6. Jhdt.
Thespiai
Mitte 3. Jhdt.
Oropos Oropos Thespiai Potniai Thisbai Thisbai Koroneia Akraiphla
Ende 3. Jhdt. Ende 3. Jhdt. 2. H. 3. Jhdt. 6. Jhdt. 3. Jhdt. 3. Jhdt. 3. Jhdt. 2. H. 3. Jhdt.
A.kraiphia A.kraiphia Akraiphia
3. Jhdt. 3. Jhdt. 2. H. 3. Jhdt.
Onkhestos A.kraiphia A.kraiphia Thespiai Thespiai Thisbai
3. Jhdt. 1. H. 2. Jhdt. Mitte 2. Jhdt. 4./3. Jhdt . 1. H. 5. Jhdt. 3. Jhdt.
289
00046245
SEG 22: 416 432 23:271 273 297 24:361 368 25:504
Pleket (1964) Nr. 32
540 553 556 Wilhelm Urkunden 246
Thebai Kopai Thespiai Thespiai Lebadeia Khorsiai Thebai Tanagra Onkhestos Ha.ü artos
4./3. Jhdt. Anf. 2. Jhdt. Ende 3. Jhd t. Anf. 2. Jhdt. 4./3. Jhdt. Anf. 4. Jhd t_ Mitte 5. Jhd t . 2. Jhdt. 2. Jhdt. Mitte 4. Jhdt. Ende 3. Jhdt.
Thebai
5. Jhdt.
~nkhestos
1.3 Verzeichnis der Abkürzungen 1.3.1 Inschriftliche Texte
Ancient Macedonia II = Ancient Macedonia II. Papers read at the second international symposium held in Thessaloniki, 19-24 August 1973. Thessaloniki 1977. Sechtel 1909 = Bechtel, F.: Aeotica. Bemerkungen zur Kritik und Sprache der aeolischen Inschriften. Halle 1909. Belleten = Türk Tarih Kurumu, Belleten. Ankara. Biesantz 1965 = Biesantz, H. : Die thessaüschen Grabreliefs. Studien zur nordgriechischen Kunst. Mainz 1965 . Buchholz 1975 = Buchholz, H.-G.: Methymna. Archäologische Beiträge zur Topographie und Geschichte von Nordlesbos. Mit einem Beitrag über die methymnäischen Münzen von P. R. Franke. Mainz 1975. Buck 1968 = Buck, C. D.: The Greek dialects. Grammar, sclccted inscriptions, glossary. Chicago 1968 4 • DGE =Schwyzer, E.: Dialectorum Graecarum exempla epigraphica potiora. Leipzig 1923 (= Hildesheim 1960). E. = Teiresias. A review and continuing bibliography of Boiotian studies, Montrea!. AppendiJc Epigraphica. Etienne-Knoepfler 1976 =Etienne, R . - Knoepfler, D. : Hyettos de Beotie et Ia chronologie des archontes federaux entre 250 et 171 avant J .-c. BCH Suppl. III, 1976. Feyel 1942 = Feyel, M.: Contribution ä l'epigraphie beotienne. Le Puy 1942. FS Navarre = Melanges offerts a M. Octave Navarre ... Toulouse 1935. GHW = von Graeve, V. - Helly, B. - Wolters, C.: Documentation thessaJienne. Guarducci 1967 = Guarduc<:i, M.: Epigrafia greca. I. Caratteri e storia della disciplina. La scrittura greca dalle origini all' eta imperiale. Roma 1967. Habicht 1976a = Habicht, Chr.: Eine hellenistische Urkunde aus Larisa. in: Die deutschen archäologischen Forschungen in Thessalien. Demetrias I. Veröffentlicht von V. Mi.lojcic und D. Theocharis. Bonn 1976, pp. 157 - 173. Habicht 1976b = Habicht, Chr.: Hellenistische Gymnasiarchenüste aus Pherai. in: Demetrias I, pp. 181 - 197. Helly 1973 = Helly, 8 .: Gonnoi. l. La cite et son histoire. IJ. Les inscriptions. Amsterdam 1973. HeUy 1977 = Helly, 8.: Politarques, poüarques et politophylaques. in: Ancient Macedonia II, pp. 531 - 544.
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ID. Indices lli.l Verzeichnis der diskutierten Textstellen (Die Zahlen verweisen auf Paragraphen) Lesbische Inschriften 99 A74 180 A1 53 272 284 101 A77 139 289 223 A262 99 A74 188 A178 188Al78 180 A153
IG 12,2:1 6.4 18.18 73.8 82 82.3 82.5 S26.d21 645 645.a41 645.a44 645.b54 IG 12,2 S: 143 DGE 644.9 Hoffmann Nr. 179 IErythrai 122 122.21 IKyme 101
•
254 A303 166 A140 246 254 A303 183 A161 27, 104 A81
Thessalische Inschriften IG 9,2:151 234 241 241.1 244 250 255 257 258. 10 270 270.1 271 281.9 356 405
302
26 A1 3 26 25, 210 274 26 100 100 100, 131 171 32 Al 7, 100 248 100 31 A16 71 A40, 100 26, 252
417 426a 458.2 459.3 47 1 506.38 511.11 512.1 2 575 580.1 597 598 695 716 1027 .a2 1027.b 1202 1202.5 1209 1222. 1/ 2 1228 1229.5 1233 1236 1346 AAA 1974: 74
26 26, 247 A290, 2448 113 A96 171 A146 71 A40 171 248 203 A215 56 A30 249 56 A30 56 A30 71 A40 71 A40 100 A76, 253 A:300 203 A216 78 289 253 A299 139 26, 248 248 210 A241 248 26, 203 A21 7 56 A31
AD 1961 / 2 Xpov.178 95 A66 BCH 1970: 16lff.
5 1 A26
Biesantz (1965: 32) Nr. 56
210 A240
DGE 607a 617 ,1 617 ,2
26, 100 11 2 A90 191 A188
Helly 1979b McD 167 168
25 , 26 26 25, 26, 166
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204 206 208 209 210 213 214 310.22 311 318 325 326 330 337.36 337.37 347 347.10/ 11 643 722 11 21 1177 1179 Peek 1974 Nr. 16 SEG 2:264 ZPE 1974: 28 GHW 3579
100, 251, 252 A297 210 A238 210 A238 131 A120, 171 Al44 210 A238 26 210 A238 174 AlSO 26 252 210 A236 181 A154 26 53 A27 237 A281 26 113 A92 210 A237 100 100 26, 210 A239, 249 26 33 AlS, 95 A64 26 100, 248 A295 71 A40
Boiotische Inschriften IG7: 1793 1888 241 8 3055 AJ A 1962: 381 DGE 445 ad 538 E. 77: 04 I Magnesia 25.1 SEG 3:357.3
7 1 A41 97 A73 26 Al 2 26 Al2 55 A29 34 Al 9 34 202 71 34 A20
Literarische Texte Alk 69.3 70.12 72.5 73.5
196 + A203 94 128 195 + Al97
130.b15 179.2 208.a5 208.a9 283.5 308.2 313 333 347.6 348.3 350.6 356 359.4 361 364.2 374 410 Sa 1.20 2.1 2.la 2.14 3.4 31.3 31.6 31.11 41 44 44.12 44.21 55.3 56.1 81.4 88.17 94.17 100 105.al 111. 3 111.5 111. 7 112.2 130.4 147 152 160 208.4 S 261 A fr. 2 i. J.O
254 94 236 A276 188 Al79 97 254 71 254 128 236 A276 87 254 189 207 A225 196 + A200 128 94 190 A183 92 115 254 187 Al69 128 86 187 Al 73 254 236 A276 254 254 254 182 Al58 254 195 Al 97 187 Al68 254 47 A21 115 AlOO 97 128 187 Al69 187 Al75 195 A196 254 254 187 Al68 111
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