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Die einzigartige britische Fernsehserie jetzt als Goldmann Taschenbuch! Der phantastische Dr. WHO mit seinem unmöglichen Raumschiff auf Abenteuersuche im Weltall! Auf seiner Verfolgungsjagd nach den Daleks landet der Doktor zusammen mit seiner Freundin Jo auf dem Planeten Spiridon, inmitten eines tropischen Jungels. Doch nicht nur die Daleks erwarten ihn auf dem Planeten, sondern auch hinterhältige, spuckende Giftpflanzen, unsichtbare Ureinwohner, eine kleine Thalexpedition – und eine riesige Armee tiefgefrorener Daleks, die jeden Moment aus ihrem Kälteschlaf erwachen kann, um die Galaxie zu erobern … DEUTSCHE ERSTAUSGABE
Aus der Reihe Dr. WHO sind im Goldmann Verlag erschienen: Dr. WHO und die Invasion der Daleks David Whitaker • 23611 Dr. WHO und das Komplott der Daleks Terrance Dicks • 23612 Dr. WHO und der Planet der Daleks Terrance Dicks • 23622
TERRANCE DICKS
UND DER PLANET DER DALEKS
GOLDMANN VERLAG
Deutsche Erstausgabe Aus dem Englischen übertragen von Bettina Zeller Originaltitel: Dr. WHO And The Planet Of The Daleks erschienen bei Target Books, W. H. Allen & Co
Der Goldmann Verlag ist ein Unternehmen der Verlagsgruppe Bertelsmann Made in Germany 12/89 1. Auflage © des Fernsehdrehbuchs 1973 by Terry Nation © des Romans 1976 by Terrance Dicks © der Serie »Dr. WHO« 1963, 1964, 1977 by British Broadcasting Company © der deutschsprachigen Ausgabe 1989 by Wilhelm Goldmann Verlag, München Umschlaggestaltung: Design Team München Satz: Fotosatz Glücker, Würzburg Druck: Eisnerdruck, Berlin Verlagsnummer: 23622 Lektorat: Christoph Göhler Herstellung: Peter Papenbrok ISBN 3-442-23622-6
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Jo – auf sich selbst gestellt Der große, weißhaarige Mann lag so still, als wäre er tot. Das Mädchen, das sich über ihn beugte, konnte keinen Puls fühlen. Anscheinend schlug keines der beiden Herzen. Seine Haut fühlte sich eiskalt an. Sie hockte sich in die Ecke des Sofas und legte das Gesicht in die Hände. Um sie herum türmten sich die Maschinen eines geheimnisvollen Raumschiffs, das den Raum und die Zeit in alle Richtungen überwinden konnte und Tardis genannt wurde. Das Schiff summte leise und gleichmäßig, als ob das Schicksal seines Besitzers seine Tätigkeit nicht beeinflussen könnte. Die Säule in der vieleckigen Hauptkonsole stieg und fiel. Die Tardis flog jetzt durch einen Raum- und Zeitstrudel. Das Mädchen war sehr zierlich und außerordentlich hübsch. Sie rieb sich die Augen und stand wieder auf. Sie öffnete ein Schließfach unter der Hauptkonsole und nahm eine kleine schwarze Schachtel heraus. Diese glich einem Kassettenrecorder, wie er im zwanzigsten Jahrhundert auf der Erde weit verbreitet gewesen war, doch ihre Energiequelle war unermeßlich und ihre Aufnahmekapazität unbegrenzt. Sie war das ›Logbuch‹ der Tardis, das nur in Notfällen benutzt wurde. Das Mädchen schaltete sie ein und begann zu sprechen. »Mein Name ist Jo Grant. Ich bin eine Zeitlang die Assistentin des Doktors in der Unit gewesen – der Informationssondereinheit der Vereinten Nationen. Vor einigen Wochen hat der Doktor mich auf eine Reise in der Tardis mitgenommen. Wir sind weit in die Zukunft gereist und wurden in eine Verschwörung verwickelt, mit deren Hilfe ein Krieg im Weltraum angezettelt werden sollte. Der Doktor entdeckte, daß sein alter Feind, der Meister, an der Verschwörung beteiligt war – und hinter dem Meister standen 7
die Daleks. Obwohl es dem Doktor gelang, den Meister zu besiegen und den Krieg zu verhindern, wurde er in einem Hinterhalt der Daleks schwer verwundet. Es ist mir gelungen, ihn in die Tardis zu schaffen.« Jos Stimme stockte, als sie sich an die Gefahren erinnerte, die sie hinter sich gelassen hatten. Sie beruhigte sich und fuhr fort: »Der Doktor hatte eine schlimme Kopfwunde… er war kaum mehr bei Bewußtsein. Er schaffte es noch, die Tardis zu starten. Dann benutzte er etwas, das er telepathische Leitung nannte, um seinem eigenen Volk, den Herren der Zeit, eine Nachricht zu übermitteln. Daraufhin fiel er langsam ins Koma. Er sagte, daß er wahrscheinlich sehr lange schlafen würde. Er bat mich darum, daß ich das, was passiert ist, in diesem Logbuch aufzeichne.« Jo schaltete das Logbuch aus und untersuchte den Doktor noch mal. Als sie damit fertig war, nahm sie wieder die Maschine in die Hand. »Der Doktor scheint nicht mehr zu atmen. Man kann keinen Puls oder Herzschlag fühlen, und seine Haut ist eiskalt.« Jo Grant machte eine Pause und atmete tief durch. Sie wußte ganz genau, daß diese Symptome bei einem menschlichen Lebewesen nur eines bedeuten konnten – Tod. Aber das Wissen, daß der Doktor nicht menschlich war, ließ sie hoffen. Sie hatte ihn in diesem Zustand, dem Koma, schon zuvor erlebt. Das gehörte zu jenem geheimnisvollen Prozeß, durch den sein Körper sich selbst nach außerordentlicher Beschädigung und Streß heilte. Diese Fähigkeit besaßen alle Herren der Zeit. Jo hoffte, daß genau das jetzt passierte. Die Alternative, nämlich, daß der Doktor tot war oder im Sterben lag, war viel zu scheußlich, um sie in Erwägung zu ziehen. Plötzlich bemerkte sie, daß etwas geschah. Die Geräusche der Tardis hatten sich verändert. Die Mittelsäule wurde langsamer. Die Lampen auf dem Betriebspult flackerten, die Schalter und Hebel bewegten sich von selbst. Sie schaltete den 8
Recorder ein. »Die Tardis landet anscheinend – die Herren der Zeit müssen sie per Fernsteuerung lenken. Ich hoffe, daß sie uns an einen Ort gebracht haben, wo man dem Doktor helfen kann.« Sie warf wieder einen Blick auf den Doktor und rannte dann erschrocken zu ihm hinüber. Sein Gesicht war über und über mit glitzernd weißem Frost überzogen. Jo wischte die Kristalle vorsichtig mit dem Taschentuch ab. Einen Augenblick lang fürchtete sie, daß der Doktor wirklich tot war. Dann öffnete er die Augen. Sie starrten Jo einen Moment lang an, ohne etwas wahrzunehmen, und schlossen sich dann wieder. Jo atmete erleichtert auf. »Doktor… o Doktor, Sie sind am Leben!« Der Doktor gab nicht zu erkennen, ob er sie gehört hatte. Es schien so, als wäre er wieder in das Koma gefallen. Jetzt hörte Jo ein glucksendes, klatschendes Geräusch. Es drang von außen in die Tardis herein. Sie ging zum Betriebspult hinüber, und nach längerem Herumfummeln fand sie den Scannerschalter. Ganz langsam formte sich ein Bild auf dem kleinen Bildschirm. Man konnte ein Stück dichten Dschungel sehen, Rebengewächse, Bäume, Lianen und seltsam geformte Pflanzen, die um Platz und Raum wetteiferten. Sie wußte sofort, daß sie nicht auf der Erde war. Die Vegetation war fremdartig und von einer unheimlichen, fleischigen Beschaffenheit, als ob dieser Dschungel in Wirklichkeit ein enormes Raubtier wäre. Jo spähte durch einen winzigen Spalt im Laubwerk und konnte ein Teilstück einer zerbröckelnden Ruine erkennen, die ausgewaschen und überwuchert war. Irgend etwas tropfte auf den Bildschirm. Das mittlerweile bekannte Glucksen war immer noch zu hören. Dann war ein Tropfen zu sehen und noch einer. Jo schaute genau hin. Regen? Nein, etwas Dickflüssigeres – und Lebendigeres. Jo schaltete den Scanner aus und dachte nach. Es sah nicht so aus, als würden draußen angenehme Lebensbedingungen herrschen. Es 9
schien Nacht zu sein, und wahrscheinlich war es auch kalt. Sie ging zu einem Wandkleiderschrank hinüber und nahm einen langärmeligen Mantel mit Kapuze und ein Paar dicke Handschuhe heraus. Während sie sich anzog, ging sie wieder zum Doktor. »Ich weiß nicht, ob Sie mich hören können, Doktor. Ich gehe los und suche Hilfe. Ich werde so schnell es geht zurück sein.« Sie warf einen letzten Blick auf die stille Gestalt, die auf der Couch lag. Dann ließ sie den kleinen Recorder in die Tasche gleiten, betätigte den Türmechanismus und trat in den Dschungel hinaus. Die Tür der Tardis schloß sich hinter ihr. Der Doktor, der ausgestreckt auf dem Sofa ruhte, war so kalt und still wie ein Steinbildnis auf dem Grabstein eines Kreuzritters. Das Licht außerhalb der Tardis war dunkelgrün. Die Luft war frisch. Jo war froh, daß sie ihren warmen Mantel anhatte. Die Tardis war inmitten eines Dickichts aus lockeren, fleischigen Pflanzen gelandet, die einen unheimlichen Zischlaut von sich zu geben schienen. Die Telefonzelle, denn so sah die Tardis aus, war über und über mit den Tropfen einer dickflüssigen weißen Substanz bedeckt. Während Jo noch hinschaute, schaukelte eine der nachgiebigen Pflanzen nach vorn und ›spuckte‹ einen weiteren Tropfen auf die Seitenwand der Tardis. Es war, als hätte die Ankunft der Telefonzelle einen Verteidigungsmechanismus ausgelöst. Die Pflanzen attackierten blindwütig den neuen Feind. Jo hatte oft gehört, wie der Doktor sagte, daß die Tardis nicht zerstörbar war, wenn sie von außen angegriffen wurde. Nachdem sie sich zu dem Entschluß durchgerungen hatte, daß ein paar dreckige Pflanzen wohl keinen Schaden an dem Raumschiff anrichten würden, drehte sie sich um und ging los.
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Sobald sie sich bewegte, traf etwas ihre Schulter. Eine der Pflanzen hatte sie als Feind registriert und spritzte einen Strahl der ekligen Flüssigkeit auf sie. Mit ihrer behandschuhten Hand wischte Jo den Fleck weg. Sie beeilte sich, aus der Reichweite der Schwammpflanzen zu fliehen, und kämpfte sich durch den Dschungel zu der Ruine, die sie durch den Scanner gesehen hatte. Als sie dort ankam, gab es nicht viel zu sehen. Zerbröckelnde Steinsäulen, kaputte Wände, eine Steinplatte, die wahrscheinlich als Altar gedient hatte… Jo vermutete, daß sie vor den Ruinen eines alten Tempels stand. Der Beweis dafür, daß es auf diesem seltsamen Planeten früher einmal intelligentes Leben gegeben hatte. Aber es war möglich, daß dieses Leben schon vor Tausenden von Jahren ausgestorben war. Auf der anderen Seite, reflektierte Jo, konnte man wahrscheinlich genauso eine Ruine im Dschungel von Brasilien finden – nur ein paar Meilen entfernt von einer riesigen, modernen Stadt. Dieser Gedankengang besserte ihre Laune auf, und sie marschierte weiter. Sie war sehr erleichtert, daß der Dschungel durchlässiger wurde und in einen Sandboden überging, auf dem die Pflanzen sparsamer wuchsen. Außerdem bemerkte sie die Veränderung in der Lichtqualität. Das dumpfe, dunkle Grün verwandelte sich in ein gelbes, grelles Licht. Die Temperatur stieg drastisch an. Der Morgen dämmerte so schnell, als hätte jemand das Licht angeschaltet. Eine große gelbe Sonne brannte vom Himmel herunter, und Jo fand es in ihrem Kapuzenmantel unerträglich heiß. Sie zog ihn aus und stellte dann angeekelt fest, daß der Spritzer von den Schwammpflanzen sich in einen dicken grünen Wackelpeter verwandelt hatte, der sich anscheinend immer weiter auf dem Mantel ausbreitete. Sie warf das Kleidungsstück auf die Seite und ging unbeirrt weiter. 11
Zwischen den anderen Pflanzen wuchsen vereinzelt größere, schilfrohrartige Gewächse, an deren Spitze eine kleine, runde und mit Blättern bewachsene Hülse saß. Mitten in der Hülse war eine Öffnung, die an ein menschliches Auge erinnerte. Als Jo an einer Gruppe dieser Pflanzen vorbeiging, war sie überrascht zu sehen, wie die Stiele sich ihr schwankend näherten. Und die Augen der Pflanzen waren weit aufgerissen, als ob sie erstaunt wären. Aber ihre Überraschung verschwand schon bald. Sie hörte ein seltsames Rascheln und unheimliche Schreie aus dem dichten Dschungel hinter ihr. Jo eilte weiter. Sie war nicht in der Lage, das unheimliche Gefühl abzuschütteln, daß ihr irgend etwas folgte… Der Doktor öffnete die Augen. Er erhob sich. »Jo?« rief er. »Jo, wo sind Sie?« Er horchte. Er hörte nur ein kontinuierliches Schlagen als ob etwas auf die Außenhülle der Tardis spritzen würde. Der Doktor schnupperte. Auch etwas anderes stimmte nicht, er ging zur Konsole. Die Instrumente zeigten an, daß man draußen atmen konnte – die Tardis hätte sich diesen Umstand zunutze machen sollen, um Frischluft anzusaugen. Diese hätte zuerst von allen unerwünschten Elementen befreit werden müssen. Aber statt dessen lag ein leicht abgestandener Geruch in der Luft. Die Tardis benutzte ihre automatische Luftversorgung. Aus irgendeinem Grund drang keine Luft von draußen in die Tardis. Auf der Konsole begann eine Warnlampe aufzublinken. Der Doktor schaute hin. Auf einem winzigen Bildschirm blinkte eine Nachricht. ›AUTOMATISCHE SAUERSTOFFVERSORGUNG ERSCHÖPFT.‹ Der Doktor schüttelte den Kopf. Er fühlte sich immer noch benommen und durcheinander. Alles schien schiefzulaufen. »Werde einfach die Notversorgung benutzen müssen«, murmelte er. Er berührte einen Schalter, und eine 12
Wandschalttafel glitt zurück. Dadurch wurden drei riesige Sauerstoffzylinder freigelegt. Über jedem hing eine Glasskala. Der Doktor schaltete den ersten ein. Ein kurzes, beruhigendes, durch den Sauerstoff verursachtes Zischen war zu hören dann herrschte Stille. Der Doktor stierte die kleine Skala an – die Nadel zeigte auf ›LEER‹. Er versuchte es mit dem zweiten Zylinder. Das Ergebnis war dasselbe. Der Doktor wandte sich dem dritten Zylinder zu, und dieses Mal zischte es gleichmäßig und kontinuierlich. Erleichtert seufzte er auf und betrachtete dann die Anzeige. Die Nadel stand nicht auf LEER, aber sie war dem Schriftzug schon gefährlich nah. »Der Vorrat wird kaum eine Stunde ausreichen«, überlegte der Doktor nachdenklich. Er wußte, daß er ausschließlich sich selbst die Schuld geben konnte. Es war schon schlimm genug, ein Hilfssystem ausfallen zu lassen, aber zwei… Im Geiste schwor er sich, alle Sauerstoffsysteme der Tardis sobald als möglich aufzufüllen. Da keine Luft hereinkam, beschloß der Doktor, daß er hinausgehen mußte. Er nahm einen Umhang aus dem Wandschrank und betätigte den Türkontrollmechanismus. Nichts geschah. Der Doktor runzelte die Stirn, überprüfte die Kontrollstromkreise und versuchte es dann noch einmal. Immer noch nichts. Er war in der Tardis gefangen. In der Stille konnte der Doktor die regelmäßigen Schläge draußen hören. Das Zischen des Sauerstoffzylinders wurde immer leiser, die Nadel auf der Anzeige rückte der Leermarke konsequent näher. Wenn der Sauerstoff verbraucht war, dann würde er sterben…
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Die unsichtbare Bedrohung Jo eilte weiter. Jetzt, da der Dschungel weniger dicht war, kam sie besser voran. Zu ihren Füßen entdeckte sie etwas und kniete sich hin. Der Sand war weich, und sie erblickte den klar umrissenen Abdruck eines Fußes. Ein Stück weiter weg konnte sie einen weiteren Fußabdruck sehen und dahinter noch einen… Sie zog den Handschuh aus, um den Boden abzutasten, und sie fragte sich, ob der Fußabdruck frisch oder schon sehr alt war. Mit den Fingern zerkrümelte sie den Sand. Jo bemerkte nicht, wie nah sie an eine Schwammpflanze gekommen war. Plötzlich bespuckte die Pflanze sie mit einer milchigen Flüssigkeit. Jo sprang zurück, aber ein paar Tropfen der Flüssigkeit landeten auf ihrem Handrücken. Sie zog ihr Taschentuch heraus und wischte das Zeug ab. Als sie damit fertig war, warf sie das Taschentuch weg. Während sie den Fußabdrücken nachging, zog sie den Handschuh wieder an. Die Spuren führten sie durch eine Gegend, wo der Dschungel wieder dichter war, und dann auf eine Lichtung. Mitten auf der Lichtung stand das Wrack eines kleinen Raumschiffs, dessen Schiffskörper wegen seiner Farben Blau und Gold hervorstach. Vorsichtig bewegte Jo sich darauf zu. Das Raumschiff war schmal und gedrungen. Es glich in etwa der Form einer Zigarre. Der Schiffskörper und die Stabilisierungsflächen waren stark beschädigt, und die Tür stand offen. Ein feines Netzwerk aus Rebengewächsen überwucherte schon die Öffnung. Was aber trotzdem nicht unbedingt heißen mußte, daß das Raumschiff nicht erst vor kurzer Zeit gelandet war, dachte Jo. In einem Dschungel wie diesem wuchs wahrscheinlich alles mit beängstigender Geschwindigkeit. Jo rief durch die Tür: »Hallo, ist jemand da?« 14
Keine Antwort. Sie riß ihren ganzen Mut zusammen und kletterte hinein. Drinnen war es eng und düster. Das grüne Licht, das von dem Dschungel draußen hereinströmte, erhellte das Schiff nur schwach. In der Raketenspitze entdeckte Jo ein winziges Cockpit. Eine Gestalt in einem Raumanzug saß im Pilotensessel. Jo ging darauf zu. Das Wesen gab nicht zu erkennen, ob es ihre Gegenwart bemerkte. Schüchtern klopfte sie ihm auf die Schulter. Der Drehstuhl fuhr quietschend herum, und der Körper des Piloten glitt sanft auf den Boden. Das Gesicht hinter dem Helmvisier war festgefroren und tot. Jo schrie auf, sprang zurück… und eine Hand packte mit eisernem Griff ihre Schulter. Zwei Männer standen hinter ihr und schauten sie an. Beide waren groß und hatten helles Haar; sie trugen einfache Arbeitsuniformen, die zweckdienlich aussahen. Um ihre Taillen waren breite Gurtbänder geschnürt, an denen eine Ansammlung von Werkzeugen und Waffen hing. Außerdem hatten sie kleine Rucksäcke geschultert. Der Mann, der sie festhielt, war sehr groß und hatte ein längliches, knochiges Gesicht, das freundlich und streng zugleich wirkte. Der Mann, der hinter ihm stand, war kleiner, jünger und hatte ein schmales Gesicht, auf dem sich ein grimmiger und wütender Ausdruck zeigte. Er hatte einen Blaster in der Hand, mit dem er auf Jo zielte. Jo schaute die beiden verängstigt an. »Wer sind Sie?« »Mein Name ist Taron«, sagte der große Mann. »Das hier ist Vaber.« Vaber steckte seine Waffe in den Pistolenhalfter. Es war klar, daß er sie nicht als sehr gefährlich einstufte. »Woher kommen Sie?« fragte er. »Von welchem Planeten?« »Ich komme von der Erde.« Jos einfache Erklärung löste eine überraschende Reaktion aus. Beide Männer starrten sie skeptisch an. »Die Erde gibt es
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nicht«, sagte Vaber hart. »Das ist nur ein Name aus den alten Legenden.« »Wie sind Sie hierhergekommen?« fragte Taron. »In der Tardis. Das ist eine Art Raumschiff.« Jo war erleichtert, als sie sah, daß diese Antwort ohne Nachfrage akzeptiert wurde. »Ein Freund ist bei mir«, fuhr sie fort. »Er ist sehr krank, es ist sogar möglich, daß er stirbt. Bitte, können Sie mir helfen?« »Sehen Sie, wir haben keine Zeit, um –«, setzte Vaber mit harter Stimme an, aber Taron unterbrach ihn. »Ich habe eine qualifizierte Ausbildung in Raummedizin. Ich werde für Ihren Freund tun, was in meiner Macht steht. Wo ist diese Tardis?« »Weiter hinten, durch den Dschungel, in der Nähe einer Art Tempelruine.« Taron nickte. »Ich denke, ich kenne die Stelle.« Ein dritter Mann kam in das Raumschiff gerannt. Wie die anderen trug auch er eine Uniform und hatte blonde Haare. Er war sehr groß und dünn, und seine Angst trat offener als bei seinen beiden Begleitern zutage. »Patrouille nähert sich«, keuchte er. »Drei oder vier.« Taron übernahm sofort das Kommando. »In Ordnung, Codal, wir werden abziehen.« Er wandte sich Jo zu. »Sie bleiben hier und verstecken sich. Wenn wir versuchen, Sie mitzunehmen, werden Sie unseren Rückzug nur verzögern. Wir werden sie im Dschungel abschütteln und dann zurückkommen, um Sie zu holen, wenn es uns möglich ist.« Bevor Jo protestieren konnte, hatten alle drei das Raumschiff fluchtartig verlassen und ließen sie mit unzähligen unbeantworteten Fragen zurück. Wer war diese unbekannte ›Patrouille‹, die solch einen Alarm auslöste? Sie ging zur Tür und schaute hinaus, aber die drei Männer waren schon verschwunden. Plötzlich hörte Jo ein Rascheln, das von einer Stelle am Rand der Lichtung, wo der Dschungel 16
sehr dicht war, herüberdrang. Irgend etwas kämpfte sich da durch, und es kam auf sie zu… Jo zog sich in das Raumschiff zurück und schaute sich schnell nach einem Versteck um. Sie fand einen hohen Kleiderschrank, in dem Ersatzuniformen und Raumanzüge aufbewahrt wurden. Jo schlüpfte hinein, kauerte sich hinter ein Regal mit Kleidungsstücken und zog die Tür zu. In der Tür waren Ventilationsschlitze, durch die sie nach draußen schauen konnte. Das Raumschiff vibrierte ein bißchen, und die Klettergewächse über der Tür wurden beiseite geschoben. Jo spähte durch die Schlitze und sah – nichts! Dennoch war es ganz offensichtlich, daß jemand die Kabine betreten hatte. Sie konnte ein heiseres Atmen und verhaltene, gepolsterte Tritte wahrnehmen. Ein Plastikbecherglas hob sich wie von selbst in die Luft und fiel dann zu Boden. Ein Füllfederhalter, ein Notizbuch aus Plastik und verschiedene Navigationsinstrumente, die auf dem Cockpit lagen, erhoben sich und fielen auf die gleiche schaurige Weise wieder herunter. Schubladen öffneten und schlossen sich, ihr Inhalt flog durch die Luft und fiel zu Boden, als ob ein unsichtbarer Sucher sie fallen ließe. Das Schnaufen und die Schritte kamen näher. Jo hielt die Schranktür von innen fest zu. Und dennoch spürte sie einige Minuten später das unsichtbare Etwas auf der anderen Seite der Tür. Es versuchte den Griff zu drehen. Verzweifelt drückte sie dagegen an. Nach einem kurzen Augenblick ließ das Zerren nach, und das heisere Atmen entfernte sich. Jo spähte hinaus. In der Nähe der Tür sprang ein Plastikkarton herum, als hätte ihn jemand zur Seite gekickt. Das kleine Schiff neigte sich, die Kletterpflanzen über der Tür wurden von unsichtbarer Hand zur Seite geschoben, das Raumschiff ruckelte und kam dann wieder in seine frühere Position. Jo kroch aus ihrem 17
Versteck, ging zur Tür hinüber und warf einen Blick durch den Vorhang aus Kletterpflanzen. Auf dem sumpfigen Boden vor dem Raumschiff erschien eine Reihe von Fußabdrücken, Fußabdrücke, deren Form vollkommen ungewöhnlich war. Sie führten zum Rand der Lichtung, die Pflanzen raschelten und bewegten sich, und dann war der unsichtbare Eindringling verschwunden. Der Doktor überprüfte alle Türstromleitungen und stellte fest, daß sie ausnahmslos in Ordnung waren. Er entfernte sich vom Betriebspult und versuchte die Türen von Hand zu öffnen. Eine Zeitlang mühte er sich erfolglos ab. Die Türen wurden von außen mit einem Griff zusammengehalten, der zwar gummiartig war, aber dennoch fest saß. Die Türen gaben ein wenig nach, aber man konnte sie nicht öffnen. Das Zischen des Sauerstoffzylinders wurde leiser und erstarb dann. Eine Warnlampe blinkte auf der Mittelkonsole auf. Lustlos taumelte der Doktor zu ihr hinüber. Dieses Mal lautete die Meldung auf dem Bildschirm: ›ATMOSPHÄRE IN KABINE BALD NICHT MEHR GEEIGNET, LEBEN AUFRECHTZUERHALTEN.‹ Der Doktor kehrte zur Tür zurück und fuhr mit seinen verzweifelten Bemühungen fort. Doch schon sehr bald bemerkte er, daß er langsam das Bewußtsein verlor. Vaber und Codal kauerten in einem dichten Dschungelbusch, die Blaster in der Hand. Als sie ein sich näherndes Geräusch vernahmen, wirbelten sie herum. Es war Taron. »Ich glaube, wir haben sie abgeschüttelt. Es waren nur ein paar Kundschafter, und sie entfernen sich vom Schiff. Dem Mädchen geht es bestimmt gut. Wir sollten lieber versuchen, ihren Freund zu finden.«
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Vaber warf ihm einen skeptischen Blick zu. »Das kann doch nicht dein Ernst sein? Warum sollten wir wegen eines Fremden Zeit vergeuden?« »Weil er krank ist. Ich bin immer noch Arzt, Vaber. Selbst hier.« Taron marschierte in den Dschungel, ohne eine Antwort abzuwarten, und die anderen folgten ihm. Als sie die Tempelruine erreicht hatten, brauchten sie noch ziemlich lange, bis sie die Tardis fanden. Sie suchten zuerst nach einem konventionellen Raumschiff, aber dann erkannten sie, daß die hohe, rechteckige Kiste das ›Raumschiff‹ war, das sie suchten. Die Tatsache, daß die Tardis mit dem gummiähnlichen Pilz überzogen war, den die Schwammpflanzen ausspuckten, machte die Sache auch nicht gerade leichter. Taron kratzte sich am Kopf. »Nun, was auch immer es ist, es ist das einzig Neue hier und deshalb muß es das sein, was wir suchen!« Er zog ein winziges quadratisches, transparentes Plastikstück aus seiner Gürteltasche, das, wenn man es auseinanderfaltete, einen kompletten Schutzanzug darstellte – Umhang, Kapuze und Panzerhandschuhe in einem. Aus seinem Rucksack holte er ein Spray, das das gummiähnliche Pflanzensekret von der Tardis ablöste. Als ein Teilstück freigelegt war, begann Taron, den Pilz mit seinen behandschuhten Händen abzuziehen. Die anderen schlossen sich ihm an; die Schwammsporen spritzten auf ihre Schutzkleidung, ohne etwas auszurichten. Als sie den Bereich um die Tür freigelegt hatten, flog diese plötzlich auf, und der Doktor purzelte heraus. Sie packten ihn und zogen ihn ins Freie. Die Tardis-Tür knallte hinter ihm ins Schloß, und die Schwämme gingen wieder ihrer sinnlosen Betätigung nach. Der Doktor atmete tief durch, bis er sicher war, daß auch der letzte Winkel seiner Lungen mit Sauerstoff gefüllt war. Sobald 19
er sprechen konnte, keuchte er: »Ich danke Ihnen… ich danke Ihnen wirklich sehr. Wie haben Sie mich gefunden?« Taron berichtete ihm kurz und knapp von ihrem Treffen mit Jo, das in ihrem kaputten Raumschiff stattgefunden hatte. Als der Doktor das hörte, war er erleichtert. Das bedeutete, daß es Jo bis vor kurzem also noch gutgegangen war. Taron wandte sich Codal zu. »Es ist besser, wenn du das Gebiet abwanderst und nachsiehst, ob es noch irgendwo Patrouillen gibt.« Als Codal wegschlich, bemerkte Taron, daß der Doktor ihn intensiv anstarrte. »Nun, was ist?« fragte er brüsk. Der Doktor antwortete: »Vergeben Sie mir. Es ist nur so, daß ich Sie zu kennen scheine – Sie alle! Oder, besser gesagt, Ihr Volk.« »Das ist kaum möglich.« »Oh, man kann nie wissen«, entgegnete der Doktor blasiert. »Ich komme schon ein bißchen in der Welt herum. Woher kommen Sie?« »Von einem Planeten, der viele Sternsysteme von hier entfernt ist. Er heißt –« »Skaro!« ergänzte der Doktor triumphierend und beantwortete so seine Frage selbst. »Natürlich Sie sind Thals.« Taron starrte ihn an. »Das können Sie doch unmöglich wissen!« »Ich bin auf Skaro gewesen. Zur Zeit des ersten Dalekkrieges.« Taron musterte die hohe Form der Tardis. Jetzt verwirrte ihn die gummiähnliche Spucke der Schwammpflanzen wieder. »In unseren Legenden gibt es ein Wesen von einem anderen Planeten, das nach Skaro kam, als die Gefahr am größten war. Es reiste in etwas mit dem Namen –« »Tardis«, bestätigte der Doktor. »Das ist das da drüben.« »Es hatte drei Begleiter«, fuhr Taron langsam fort. Der Doktor half mit den fehlenden Namen aus. »Barbara, Ian und Susan.« 20
»Versuchen Sie uns weiszumachen, daß Sie der Doktor sind?« fragte Vaber. »So ist es, alter Freund.« »Das ist nicht möglich. Der erste Dalekkrieg fand vor vielen Generationen statt, lange bevor einer von uns geboren war. So lange lebt niemand.« »Ah, aber ich bin kein Thal. Außerdem, berichten Ihre Legenden nicht davon, daß die Tardis auch durch die Zeit reisen konnte?« Vaber kam näher. Seine Hand lag auf dem Blaster an seinem Gürtel. »Und jetzt tauchen Sie hier auf – ausgerechnet auf diesem Planeten, wo es in der Galaxie so viele gibt. Nun, ich glaube Ihnen nicht. Sie sind gekommen, um uns auszuspionieren. Wer sind Sie? Was machen Sie wirklich hier?« Der Doktor blickte ihn ruhig an. Er versuchte die Tatsache zu berücksichtigen, daß Vaber offensichtlich Angst hatte und erschöpft war. Insofern war er wahrscheinlich bereit, auf jedes sich bietende Ziel loszugehen. »Nun, sehen Sie, junger Mann«, erklärte er milde, »Sie haben geholfen, mein Leben zu retten, und ich bin Ihnen dafür sehr dankbar, aber das gibt Ihnen noch lange nicht das Recht, mich zu verhören.« Taron unterbrach sie. Er zog noch eine Spraydose aus seiner Gürteltasche und besprühte die Wange des Doktors. Der Doktor sprang zurück. »Was fällt Ihnen denn ein?« »Ein Tropfen dieser weißen Flüssigkeit war auf Ihrem Gesicht. Sie enthält die Wachstumssporen der Schwammpflanzen. Der Pilz wächst sehr schnell. Ohne Behandlung hätte er sich über Ihren ganzen Körper ausgebreitet.« Der Doktor schauderte. »Anscheinend muß ich Ihnen danken, weil Sie mir zum zweiten Mal das Leben gerettet haben.«
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Jo wurde es langweilig, während sie darauf wartete, daß die Thals zurückkehrten, aber sie wagte es nicht, das Raumschiff zu verlassen. Sie durchstöberte die kleine Kabine und kramte eine Plastikschachtel mit Nahrungskonzentraten hervor, gummiähnliche Kuben in unterschiedlichen Farben. Sie aß ein paar und fand, daß sie einen seltsamen Geschmack hatten, den Hunger aber stillten. In einer Nische entdeckte sie ein Waschbecken. Nachdem sie eine Zeitlang mit den Hähnen herumgespielt hatte, gelang es ihr zuerst, Trinkwasser sprudeln zu lassen und dann einen Schwall Seifenwasser, das in das kleine Becken lief. Jo beschloß, sich schnell zu waschen. Nicht nur, daß sie sich danach besser fühlen würde, nein, es würde ihr auch helfen, die Zeit zu überbrücken, bis die anderen zurückkamen. Sie zog die Handschuhe aus und rollte sich die Ärmel hoch. Dann hielt sie mitten in der Bewegung inne und starrte erschrocken auf ihren rechten Handrücken. Er war vollkommen bedeckt, der Pilz hatte ihn total überwuchert… Der Doktor hörte zu, wie sich seine Retter untereinander stritten. Es drehte sich anscheinend um die Frage, ob sie sofort losziehen oder auf Codals Rückkehr warten sollten. Schließlich wurde beschlossen zu warten. Der Doktor fand, daß er die Zeit genausogut nutzen konnte, indem er ein paar Informationen über seine neue Umgebung sammelte. »Wie heißt dieser Planet?« fragte er. Vaber antwortete. Er sprach mit der harten Bitterkeit, die ihm anscheinend zur Gewohnheit geworden war. »Spiridon – eines der gräßlichsten Stücke planetarischen Abfalls in dieser Galaxie.« Der Doktor hob eine Augenbraue. »In der Tat! Wird er bewohnt?«
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»O ja! Von einer Vegetation, die die scheußlichsten Eigenschaften der Tierwelt aufweist. Von Tieren, die alles verzehren, was sich bewegt, und sich auch noch gegenseitig auffressen. Und am Tag ist es tropisch heiß, während es nachts friert.« »Irgendwelche intelligenten Lebensformen?« »Nur die Spiridons. Sie hatten mal eine Zivilisation, aber die liegt jetztt ;p en, t eljljljljljm• SjljlttnÖes :e hatt ¤ép ét
sagte er. »Wir hätten ganz schön zu tun, wenn wir ohne die hier wieder in die Tardis gewollt hätten.« Doch Jo hörte ihm nicht zu. Sie zeigte auf das Blockhaus, das am Eingang der Dalekstadt stand. Der Oberste Dalek und seine beiden Gehilfen kamen dort heraus. »O Gott«, sagte der Doktor. »Sie werden nicht allzu glücklich sein, daß die Thals ihr Raumschiff genommen haben.« »Nein.« Jo lächelte. »Das glaube ich auch nicht.« Jo und der Doktor drehten sich um und rannten los. Die Sprengladung einer Dalekwaffe entflammte den Dschungel neben ihnen. Während sie durch das Unterholz eilten, hörten sie die wütende Stimme des Obersten Dalek: »Außerirdische! Verfolgen und exterminieren!« Es war ein Glück für Jo und den Doktor, daß der Oberste Dalek und seine Gehilfen auf Spiridon fremd waren und über den Planeten weitaus weniger gut Bescheid wußten als sie selbst. Es dauerte nicht lange, bis sie sie im dichten Dschungel abgeschüttelt hatten. Danach mußten sie nur noch eine lange Wegstrecke zurücklegen, bis sie die Stelle erreichten, wo die Tardis zu Anfang gelandet war. Als sie bei dem alten Tempel angekommen waren, brauchten sie einen Augenblick lang, bis sie die Tardis entdeckten. Die Schwammpflanzen hatten sie nicht essen können, aber sie hatten sie mit einem dicken Pilzmantel überzogen, so daß sie beinahe wie ein großer, quadratischer Schwamm aussah. Der Doktor und Jo zogen ihre Schutzkleidung aus Plastik an, und der Doktor besprühte die Tardis, bis er die Tür fand. Als er sie erst einmal ausgemacht hatte, konzentrierte er sich darauf, den Pilz mit dem Spray zu bearbeiten, damit er dann die Tür öffnen konnte. Jo hielt Ausschau, während er daran arbeitete. Die Schwammpflanzen, die durch ihre Anwesenheit aufgeweckt worden waren, bespuckten sie wütend. Jo schauderte, als sie sah, wie die weißen Tropfen auf dem Plastikmantel des Doktors landeten. 124
Sie erinnerte sich an ihre Infektion, bevor sie von Wester geheilt worden war. Armer Wester, dachte sie. Der Doktor hatte ihr von seiner Selbstaufopferung berichtet…. Plötzlich bemerkte Jo drei glänzende Gestalten, die durch den Dschungel auf sie zukamen. Mit unglaublicher Hartnäckigkeit hatten die Daleks sie wieder gefunden. Sie tippte dem Doktor auf die Schulter und meldete es ihm. Der Doktor arbeitete gelassen weiter. »Fast fertig, Jo. Das Schloß ist voll von diesem Zeug, und der Schlüssel wird sich nicht drehen.« Der Doktor setzte seine Arbeit ohne Hetze fort. Die Daleks kamen immer näher. »Beeilen Sie sich, Doktor«, drängte Jo. »Sie werden uns jede Minute entdecken.« Und sie hatte recht. Sekunden später registrierte der erste Dalek die Gestalten, die bei der Tardis standen. Er feuerte sofort, und der Schuß löste einen Pilzflecken von der Wand der Tardis. Aber jetzt war es dem Doktor gelungen, die Tür zu öffnen. »Beeilen Sie sich, Jo«, brüllte er. Jo rannte durch die spuckenden Schwämme und stürzte hinein. Der Doktor warf die Tür hinter ihnen zu. Jetzt kamen alle drei Daleks auf die Tardis zu. Ihre Waffen feuerten. Aber sie kamen zu spät. Die Tardis konnte durch einen Angriff von außen nicht beschädigt werden. Die Daleks sahen hilflos zu, wie die Tardis sich dematerialisierte. Pilzstückchen fielen zu Boden. Ihr größter Feind hatte ihre Pläne vereitelt und war ihrer Rache wieder entkommen. Der Oberste Dalek drehte sich arrogant seinen Gehilfen zu. Der Tag war voller Katastrophen gewesen. Die Armee war begraben, die Expedition nach Spiridon mißglückt, die Stadt zerstört. Jede andere Lebensform wäre verzweifelt und am Boden zerstört. Aber Daleks akzeptieren eine Niederlage nicht. Sie ignorieren sie und gehen den selbstgewählten Weg der Eroberung und Zerstörung weiter. 125
In der Stimme des Obersten Dalek lag unverbesserliches Vertrauen. »Die Oberste Kommandantur wird ein Rettungsschiff schicken. Gleich nach der Ankunft werden wir mit den Vorbereitungen beginnen, die Armee aus dem Eis zu befreien. Wir sind aufgehalten, aber nicht geschlagen worden.« Die rauhe Stimme war voller Triumph. »Die Daleks geben sich nie geschlagen.« Jo stopfte die Schutzanzüge in den Müllschlucker. »Spiridon ist ein Planet, den ich nie wiedersehen möchte«, sagte sie. Der Doktor beendete die Überprüfung während des Fluges und trat an eine Monitorleinwand. Er betätigte die Kontrollen, bis sich die Leinwand mit Sternen füllte, dann rückte er einen bestimmten Planeten in den Blickwinkel. »Was ist mit dem hier, Jo?« fragte er spitzbübisch. »Das ist Skaro. Bereuen Sie es?« Jo lächelte ein bißchen traurig, als sie an Lateps ernstgemeinte Bitte dachte. Aber sie schüttelte den Kopf. »Nein, Doktor. Skaro ist nichts für mich.« Wieder betätigte der Doktor die Schalter. Eine andere Galaxie tauchte auf dem Bildschirm auf und dann auch ein anderer Planet. »Was ist mit dieser kleinen Welt?« Jo betrachtete den Planeten, der friedlich im Weltraum trieb. »Das ist die Erde, nicht wahr?« Der Doktor nickte. »Dann ist es das, was ich sehen möchte«, sagte Jo bestimmt. »Bitte nach Hause, Doktor!« Der Doktor grinste. »Sehr gut, Jo. Nach Hause, so soll es sein.« Er beugte sich über das Schaltpult und gab die Koordinaten der Erde ein.
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