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~
KSEROKS
Peter Furlan
DAS GELBE RECHENBUCH 2 für Ingenieure, Naturwissenschaftler und Mathematiker
Integralrechnung Mehrdimensionale Differentialrechnung Mehrdimensionale Integralrechnung
Rechenverfahren der Höheren Mathematik in Einzelschritten erklärt Mit vielen ausführlich gerechneten Beispielen
Obwohl sich Autor und Verlag um eine möglichst korrekte Darstellung bemüht haben, kann dennoch keinerlei Garantie übernommen werden. Eine Haftung von Autor und Verlag und deren Beauftragten für Personen-, Sach-, Vermögens- oder andere Schäden ist daher ausgeschlossen.
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Das Jahr des Drucks ist die letzte Zahl: 2012 11 10 09 08 07
ISB N 3 931645 01 0
Inhaltsverzeichnis 1
3 Integration 3.1
2
Grundlagen
5
Weitere Beispiele
3.2
Integration rationaler Funktionen Weitere Beispiele
3.3
• • • •
10
0
13
Spezielle Substitutionen Untersuchung auf gerade und ungerade
15
Übersichtsplan für Substitutionen
16
Weitere Beispiele ...
29
Bestimmte Integrale .
37
Bestimmte Integrale . .
37
Differentiation von Integralen
42
Flächenberechnung
44
Weitere Beispiele
44 49
4 Differentialrechnung im !Rn
4.1
Schreibweisen
49
Grundregel . .
50 51
Topalogische Grundbegriffe Norm, Abstand und Konvergenz
4.2
13
.......
Übersicht der Typen
3.4
9
51
offen und abgeschlossen .
52
Limes und Stetigkeit
54
Rechenverfahren . .
54
Stetigkeitskriterien:
56
Weitere Beispiele
57
Differenzierbarkeit
59 1
INHALTSVERZEICHNIS
2
4o3
4o4
Zusammenhang der Begriffe und geometrische Interpretation
Gl
Partielle Ableitungen
62
0
0
totale Differenzierbarkeit
63
Richtungsableitungen
65
Weitere Beispiele
65
Ableitungsregeln
69
Rechenregeln
70
Rechenregeln für Vektorfunktionen
72
Ableitung der Umkehrfunktion
73
0
Ableitung impliziter Funktionen
74
Fehlerrechnung
78
0
0
Weitere Beispiele
78
Taylorentwicklung
83
Berechnung im Fall n
=2
84
0
......
allgemeiner Fall
Vektorwertige Funktionen Analytische Funktionen
86 87
0
88
0
Weitere Beispiele ....
4.5
88
Extrema differenzierbarer Funktionen Untersuchung der Hessematrix
92
Höhenlinienmethoden
98
0
0
0
Funktionswerte auf Kurven Weitere Beispiele
4o6
• • • • •
0
99
0
100
0
Extrema mit Nebenbedingungen
lOG
Hinreichende Bedingungen für Extrema
108
Weitere Beispiele
0
115
0
Kurven und Flächen
119
0
0
0
0
0
0
0
119
0
2 Kurven im JR3 , Raumkurven Flächen
0
112
0
Kurven im JR2 , ebene Kurven
0
Weitere Beispiele
4.8
105
0
Bestimmung von Kandidaten für Extrema
Gemischte Probleme
4.7
91
Vektoranalysis 1. Rechenregeln, Nahla-Kalkül
0
122 124 127 129 130
INHALTSVERZEICHNIS
3
Potential . . . .
134
Vektorpotential
138
Bestimmung eines Vektorfelds mit gegebener Divergenz
139
Weitere Beispiele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
140
5
Mehrdimensionale Integration
145
5.1
Koordinatensysteme . . .
145
Koordinatensysteme im IR2
145
Koordinatensysteme im IR3
148
Parametrisierung von Gebieten .
154
Weitere Beispiele ..
159
Mehrfache Integrale
163
5.2
5.3
5.4
Berechnung iterierter Integrale
164
Rechenregeln . . . . . . . . . .
165
Transformationsformel, Substitutionsregel
166
Drehkörper . . . . . . . . . . . . . . . . . .
168
Masse, Schwerpunkt und Trägheitsmoment
169
Weitere Beispiele
170
Kurvenintegrale
173
Parametrisierung von Kurven
175
Nicht orientierte Kurvenintegrale
176
Parametrisierung nach der Bogenlänge
177
Kurvenschwerpunkt . . . . .
178
Orientierte Kurvenintegrale .
179
Umrechnung orientiert - nicht orientiert
181
Flußintegrale . . .
183
Weitere Beispiele
183
Flächenintegrale
185
Parametrisierung von Flächen
186
nicht orientierte Flächenintegrale
189
Rechenregeln . . . . . . . . . . .
189
Flächeninhalt und -Schwerpunkt
190
orientierte Flächenintegrale .
191
Rechenregeln .
192
Umrechnung .
193
Weitere Beispiele
194
INHALTSVERZEICHNIS
4 5.5
Integralsätze
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
Übersichtstabelle über Integralsätze im
198
Übersichtstabelle über Integralsätze im
R2
199
Integralsätze in
R2
Integralsätze in R 3
200
0
205
0
213
Weitere Beispiele 5.6
197
R3
Übersicht
0
0
0
0
219
0
Verzeichnis der parametrisierten Objekte im R2 und R3
219
Beschreibung von Flächen
220
0
0
0
0
0
Übersicht über Koordinatensysteme
221
Kapitel 3 Integration In Abschnitt 1 werden grundlegende Integrationstechniken vorgestellt. Die Abschnitte 2 und 3 behandeln dann die Integration (gebrochen) rationaler Funktionen und darauf zurückgehende Methoden für Klassen von Funktionen, die Wurzeln, Exponentialfunktionen oder trigonometrische Terme enthalten. Der vierte Abschnitt enthält Rechenmethoden zur Bestimmung bestimmter Integrale und zur Flächenberechnung. Weiter werden uneigentliche Integrale und Differentiation von Integralen besprochen. Trotz großer Bedenken habe ich mich entschlossen, Stammfunktionen ohne Integrationskonstante zu schreiben. Die "Gleichung" J f(x) dx = F(x) besagt nur, daß f die Ableitung von Fist. Wenn man alle Stammfunktionen erhalten will, muß manjeweils F(x)+C statt F(x) schreiben. Hier wird diese Schreibweise nur dann benutzt, wenn sich bei Umformungen konstante Terme ergeben, die nicht explizit aufgeführt werden.
Schreibweise
In den nächsten drei Abschnitten werden zu vielen Funktionen Stammfunktionen bestimmt. Es gibt auch relativ einfach gebaute Funktionen, deren Stammfunktion sich nicht als Zusammensetzung elementarer Funktionen schreiben läßt. Wichtige Beispiele:
I I dx
si:x dx
lnx
I --dx I xdx I -dx I X
ex
X
lnsinx dx
sinx lnx
I dx 1 lnxdx ex2
ex
Weiter gehören dazu alle Funktionen, die dadurch entstehen, daß in der obigen Tabelle Sinus durch Cosinus ersetzt wird. Integrale von rationalen Funktionen in x und .../ax4 + bx3 + cx 2 + dx + e nennt man elliptische Integrale. Sie lassen sich auf gewisse Standardformen bringen, deren Stammfunktionen in Tabellen und mathematischen Programmen zu finden sind, vgl. [Du3]. 1
Funktionen ohne elementare Stammfunktion
2
3.1
KAPITEL 3. INTEGRATION
Grundlagen
11. Definitionen I Stammfunktion
Ist F eine auf einem Intervall differenzierbare Funktion und F'(x) heißt F Stammfunktion zu f.
I
f(x), so
I
Schreibweise: f(x) dx = F(x), also F'(x) dx = F(x). Je zwei Stammfunktionen unterscheiden sich durch eine Konstante.
12. Berechnung I Auch bei Verwendung einer Integraltafel muß man die Integrale in der Regel umformen, bis sich die einzelnen Teile in der Tabelle finden lassen. Die wichtigste Regel:
I (af(x) + ßg(x)) dx = a I f(x) dx + ß I g(x) dx I
I
IPartielle Integration I partielle Integration
I f'(x)g(x) dx
= f(x)g(x)-
I f(x)g'(x) dx
Andere Bezeichnung: Produktintegration, unvollständige Integration Partielle Integration ist die Umkehrung der Produktregel des Differenzierens. Anwendungen sind Integrale von Produkten, wobei von einem Faktor die Stammfunktion bekannt ist und man die Hoffnung hat, daß durch die Ableitung des anderen Faktors das Integral einfacher wird. Anwendungen findet man bei Integralen der Form J R'(x)f(x) dx, wobei R'(x) die Ableitung einer rationalen Funktion in x ist undfeine Ableitung hat, die zur Klasse der in Abschnitt 3 beschriebenen Funktionen gehört, z.B. f(x) = arcsinx oder f(x) = arsinh x. Trick
Trick: Manchmal schreibt man künstlich den Faktor 1 als Beispiel 7.
f' in das Integral, siehe
ISubstitutionsregel I Substitutionsregel
j F'(g(x))g'(x)dx = F(g(x)) Die Substitutionsregel ist die Umkehrung der KettenregeL Sie ermöglicht es, die Integrationsvariable x durch eine neue Variable u zu ersetzen.
3.1. GRUNDLAGEN
3
u = g(x) u
X
x
= h(u)
Für die praktische Durchführung der Substitution gibt es zwei Möglichkeiten:
IL Methode: I Im Integral wird die neue Variableu = g(x) eingeführt, d.h. ein bestimmter Ausdruck in x wird zur neuen Variablen. Das ist die häufigere Anwendung der SubstitutionsregeL Sie wird z.B. bei Integranden, die Wurzelausdrücke enthalten oder nur aus Exponentialfunktionen bestehen, benutzt (vgl. 3.3, Typ 1 bis 4).
CD
Für die neue Variableu = g(x) bildet man
du '( X ) -=g dx
du= g'(x) dx
du Ersetze also g(x) = u und dx = - (-). g' X Wenn noch x übrig sind, ist ein Zwischenschritt nötig: Löse u = g(x) durch x = h(u) nach x auf und ersetze die restlichen x.
@ Berechne das Integral in 1L @ Ersetze im Ergebnis u durch g(x).
Wie im dritten Abschnitt besprochen wird, ist es günstig, die Wurzel zu substituieren: u = g(x) = vx + 1
CD1
du '( ) 1 dx = g x = 2/x + 1
vx + 1
3
1
2u
wird durch u 3 und dx durch d/u = 2u du ersetzt. 1 2u
Im Integral sind jetzt die Wurzel und dx ersetzt. Da noch ein x übrigbleibt, löst man nach x auf: x + 1 = u 2 , also x = u 2 - 1.
@ Jetzt werden alle Teile eingesetzt und es bleibt ein Integral eines Polynoms in 1L zu berechnen (allgemein entsteht bei diesen Substitutionen ein Integral einer gebrochen rationalen Funktion).
f xvx+
13 dx = j(u 2 -1)u 3 2udu = 2 J(u 6
-
u 4 )du =
~u 7 - ~u 5
KAPITEL 3. INTEGRATION
4
®
Rücksubstituieren und sortieren: 2
c-:-17
2
c-:-15
-vx+1 --vx+1 5 7
JX+1 (~(x + 1?- ~(x + 1) 2 ) 2 2 3 35 JX+1 (5x + 8x + x- 2).
12. Methode: I Im Integral wird x durch eine Funktion h(u) ersetzt. Diese Substitution wird seltener gebraucht, da man vorher schon erkennen muß, welche Terme sich vereinfachen. Ein Anwendungsbereich ist die (zweistufige) Reduktion von Integralen mit Wurzeln aus quadratischen Tennen auf die Integration gebrochen rationaler Funktionen, vgl. Abschnitt 3, Typ 5 bis 7. Wähle eine Funktion h mit x = h(u).
CD
Bilde dx du
® ®
Berechne das Integral in u.
= h'(u) und ersetze alle x durch h(u) und dx durch h'(u) du.
Ersetze im Ergebnis h(u) durch x. Wenn noch u übrig sind, ist ein weiterer Schritt nötig: Löse x = h(u) als u = g(x) auf und ersetze die restlichen u.
Beispiel 2:
I Vf=X2 dx.
Nach den Verfahren aus Abschnitt 3 substituiert man hier x = h(u) = sin u.
CD
Einfach ableiten:
~~
~ wird durch
=I
=
cos u.
v1 - sin u = cos u und dx durch cos u du ersetzt. 2
®
I
®
sin u läßt sich durch x ersetzen und cos u =
Vf=X2dx
cos 2 udu =
~(sinu cosu+u)
v1 - sin u durch ~. 2
Da noch ein u übrig ist, muß man x = sin u nach u auflösen: u = aresirr x, also Vf=X2 dx = ~(xVf=X2 + arcsinx)
I
5
3.1. GRUNDLAGEN
Weitere Substitutionen für sin, cos, Exponentialfunktionen und einige Wurzeln findet man im übernächsten Abschnitt. Aus der Substitutionsregellassen sich diese "einfachen Regeln" ableiten: mit f(x) dx = F(x) gilt
j
j f(a+x)dx ® j f(-x)dx ® j g'(x) dx CD
g(x)
=
F(a + x)
@
-F(-x)
@
®
lnlg(x)l
j f(a- x) dx j f(ax) dx j g(x)g'(x) dx
-F(a- x)
1 -F(ax) 0!
1 2g(x?
Einige Grundintegrale findet man im TabellenteiL
13. Beispiele I
Das ist ein typisches Beispiel für wiederholte partielle Integration: der ex-Teil wird jeweils als f' und der xk- Teil als g genommen. Im entstehenden neuen Integral ist dann die Potenz von x um eins niedriger. Das wird solange gemacht, bis dieser Teil verschwunden ist.
nochmal partiell
]Udx
j'g
Beispiel 4:
j(1 + 2x + cosx) dx
Der Integrand wird in einzelne direkt integrierbare Teile zerlegt:
j (1 + 2x + cos x) dx
j 1 dx + 2 j x dx + j cos x dx x
+ 2~x 2 + sin x
= x
+ x 2 + sin x
Einfache Regeln
KAPITEL 3. INTEGRATION
6
I
I :X
Beispiel 5:
dx
Zu Integration ist es günstig, die Wurzel in Exponentialschreibweise umzuformen:
I Beispiel 6:
I
_1_ dx ~
=
I
x-1/3 dx
= ~x2/3 2
sin x cos x dx
Lösung durch partielle Integration: Machmal ist es möglich, nach ein- oder zweimaliger partieller Integration dasselbe Integral mit einem Vorfaktor wieder zu erhalten. Dann kann man danach auflösen.
I
sin x cos x dx = - cos x cos x f' 9 f 9 - cos 2 x -
I
I (-
cos x )(- sin x) dx f 91
sin x cos x dx.
Auflösen gibt also 2
I sin
x cos x dx = - cos 2 x
=>
I sin
x cos x dx = -
~ cos 2 .
Lösung nach "einfacher Regel 6": Der Integrand hat die Form 9(x) · 9'(x) mit 9(x) = sinx. Demnach ist das Integral! sin 2 x. Ersetzt man sin 2 x durch 1-cos2 x, so erhält man das Ergebnis (bis auf eine Integrationskonstante) in der obigen Form zurück.
I
Beispiel 7:
I In
x dx
Hier wird der Trick verwendet, eine 1 als Faktor ins Integral zu schreiben und dann partiell zu integrieren:
I In
x dx =
I 1 · In f'
x dx = x In x 9 f 9
I
x 1/ x dx = x In x - x f 91
Auch hier kann man substituieren: (2.Möglichkeit) u=9(x)=lnx,
x=h(u)=e",
h'(u)=e"
Einsetzen gibt
I In
x dx =
I
u · e" du= ue"- e" = x In x- x.
7
3.1. GRUNDLAGEN
Dabei wurde für das Integral über ueu die partielle Integration aus Beispiel 3 benutzt.
I Beispiel 8: I sin4x dx Direkt aus "einfacher Regel" 4 folgt
I sin Beispiel 9:
In
~ (- cos 4x) = - ~ cos 4x.
4x dx =
dx
1- x 2
Der Integrand hat mit g(u) = .fü und f(x) = 1-x2 "fast" die Form g'(f(x))f'(x), da das x im Zähler bis auf einen Faktor -2 die Ableitung des Terms unter der Wurzel ist. Mit etwas Übung erkennt man also, daß eine Stammfunktion so wie Cv'f'=X2 aussehen muß. Leitet man diesen Ausdruck ab, erhält man C-21 h ( - 2 x ) = -C Für C = -1 stimmt das mit dem Integran1- x 2 1- x 2 den überein und es ist
n·
I v'f'=X2 x
dx =
-v'1 -
x 2.
Alternative: der Trick aus Beispiel 10.
IBeispiel 10: I
x {/ 4 - x2 dx
Hier kann man einen Trick verwenden: der Integrand hat die Form Solche Integrale werden durch die Substitution u = x 2 vereinfacht:
CD
u
= g(x) = x 2,
du= g'(x) dx
= 2xdx
Jetzt wird x 2 durch u und x dx durch 1/2 du ersetzt:
®und@ Dabei wurde die Regel für
1 -3 (4-u )4/3 = - 3 (4-x) 2 4/3 =-24
J f(a-
x) dx benutzt.
Alternative: wie in Beispiel 9 verfahren.
8
J xf(x2) dx.
Trick
KAPITEL 3. INTEGRATION
8
IBeispiel 11: I
ex sin 3x dx
Standardmethode: zweimalige partielle Integration. Bei beiden Integrationen übernimmt der ex-Teil die Rolle von f'(x) und der Sinus- bzw. Cosinusfaktor die von g(x). 1 ex sin3xdx = =
=> => Trick
10
I I
ex sin3x- 31 ex cos 3x dx ex sin3x- 3ex cos 3x + 31 ex( -3 sin 3x) dx
ex sin 3x dx
ex(sin 3x- 3 cos 3x)
ex sin3xdx =
1 10 ex(sin3x- 3cos3x)
Trick: komplexe Rechnung. Hier wird ausgenutzt, daß die Exponentialfunktion auch für komplexe Argumente erklärt und genauso wie im Reellen differenzierbar ist und daß man Real- und Imaginärteil einer Funktion separat ableiten und integrieren darf. Ein weiteres Hilfsmittel ist die Euler-Formel
e(a+bi)x = eax (cos bx + i sin bx) eax cos bx = Re e(a+ib)x,
I
ex sin 3x dx
eax sin bx = Im e(a+ib)x
=
I Im e(l+ai)x
=
Im _1_e(l+3i)x 1 + 3i 1 - 3i X( cos 3x Im ----yo-e
dx
• 3x ) + z•sm
1 Im 10 ex((cos 3x + 3 sin 3x) + i(sin3x- 3 cos3x))
1 10 ex(sin3x- 3 cos3x)
I Beispiel 12: I tan x dx Das ist ein Integral von der Form
I~
"einfache Regel 5" angewandt:
I
tanxdx =
sin x I cosx
--dx =-
(wenn man genau hinguckt). Also wird
I -cosx sin x
- - d x = -lnlcosxl.
3.2. INTEGRATION RATIONALER FUNKTIONEN
3.2
IL
Integration rationaler Funktionen
Definitionen I
Rationale Funktionen sind Funktionen der Form f(x) =
~~~~,
wobei P und Q
Polynome sind. Schreibt man mit Hilfe der Polynomdivision f als R(x) + ~~:~, ist
R der ganzrationale und
~~:~
der echt gebrochen rationale Anteil. Wichtigstes
Hilfsmittel ist die Partialbruchzerlegung (PBZ). Die dazu notwendigen Techniken sind im Kapitel 1.1 beschrieben.
12. Berechnung I CD
Polynomdivision, falls Grad P 2: Grad Q.
@ Reelle Partialbruchzerlegung des echt gebrochen rationalen Anteils.
@ Integration der Partialbrüche und des ganzrationalen Anteils. Die dabei in@ entstehenden Terme haben folgende Integrale:
I 1-
xkdx
1-dx x-a
I (x-
1
I (x- a)2 + I (x- a)2 + 1
I
a)k
dx
d b2 x
..,---x---:---::-a----,,..". dx b2 1
((x- a)2
+ b2)k
d
x
1 k+l k+1x
In lx-1
ai 1
x---,--,-a-..,..,....,. dx b
k=/:1
k - 1 (x - a)k-I 1 x-a -arctan-b b 1
2In I(x - a? + b2 l x-a 2(k- 1)b2((x- a)2 2k- 3
I __ ((x- a)2 + 2)k
rationale Funktion
I
(k > 1)
+ b2)k-I dx
+ 2(k- 1)b2 ((x- a)2 + b2)k-I -1 1 2(k- 1) ((x- a)2 + b2)k-I
(k > 1)
Partialbruchzerlegung, PBZ
KAPITEL 3. INTEGRATION
10
Bei Nennern mit quadratischen Termen führt man sinnvollerweise erst folgende Umformungen durch: x (x- a) 2 + c
-:----:'7"-=
x ((x- a)2 + c)k
-:-:------:-::----:'7'
=
x-a a +-:---...,-;:-(x- a)2 + c (x- a)2 + c
x-a ((x- a) 2 + c)k
a
+ -:-:------:-::----:'7' ((x- a) 2 + c)k
Dann lassen sich die Stammfunktionen obiger Tabelle entnehmen.
IUngerade Integranden I ungerade Integranden
Ist der gebrochen rationale Teil des Integranden ungerade, d.h. läßt er sich nach Ausklammern der Integrationsvariablen x so umschreiben, daß nur gerade Potenzen von x iibrigbleiben, so macht man die Substitution
lt=x
2,
2xdx=dt.l
13. Beispiele I . . 11 B eiSple :
CD
I
x7
-
x 5 + 9x 4 - 5x 3 - 2x 2 x 5 -x4 -x+ 1
-
5x + 7 d
X
Am Integranden wird in Kapitel 1 die Polynomdivision erklärt: x7
-
x 5 + 9x 4 - 5x3 - 2x 2 x5 - x 4 - x + 1
-
5x + 7
------=---:------,------ = x 2 + x
®
-
2x 2
-
6x + 7
Die in Kapitel 1 durchgeführte Partialbruchzerlegung des echt gebrochen rationalen Teils ergibt 9x 4 - 4x 3 - 2x 2 - 6x + 7 2 ---:;-----;-----,---- = - - + x5 - x 4
®
9x 4 - 4x 3
+ ---=---:-----x5 - x4 - x + 1
-
X+ 1
X- 1
1 3 4x + 5 + -- + -(X - 1)2 X + 1 x 2 + 1 .
Integration der einzelnen Teile:
I I(
x 5 + 9x 4 - 5x3 - 2x 2 - 5x + 7 dx x 5 -x4 -x+1 2 1 3 4x + 5) 2 X +X+ X- 1 + (x- 1)2 + X+ 1 + x 2 + 1 dx
x7
-
x 3 x2 1 -3 + 2- +2lnlx-11---+3lnlx+ll+2lnlx 2 +ll x-1 +5arctanx
...
3.2. INTEGRATION RATIONALER FUNKTIONEN
B . . 12 eispie :
CD
11
j (x2 +2x1)(x2 + 3x + 2 d - 2x + 2) x 3
entfällt, da der Grad des Nenners größer als der des Zählers ist.
@ Nach Beispiel 5 in Kapitel 1.1 ist die reelle Zerlegung des Integranden
+
+
+
x x 2 2x3 3x 2 -,--:,-----:-.,.......".----:-=--+-:---(x2 + 1)(x2 - 2x + 2)
®
x2 + 1
x 2 - 2x + 2·
Der Nenner des zweiten Bruchs wird mit quadratischer Ergänzung umgeschrieben: x 2 - 2x + 2 = (x- 1) 2 + 1. Jetzt lassen sich die einzelnen Teile integrieren:
J(x 2 +2x1)(x+ 23x- +2x2+ 2) dx j (x 2x+ 1 + (x-x 1)+ 22+ 1) dx _ + x- 1 + 3 ) dx J(_x x2 + 1 (x- 1) 2 + 1 (x- 1)2 + 1 3
=
=
B . . 13 eispie :
CD
1
2ln lx 2 + 11
j
(x2
1
+ 2ln l(x- 1? + 11 + 3 arctan(x- 1)
x+ 10
+ 4x + 13)3
d x
entfällt, da der Grad des Nenners größer als der des Zählers ist.
@ Zu zerlegen ist nichts mehr. Der Nenner wird umgeschrieben: (x 2 + 4x + 13) 3
=
((x + 2) 2 + 9) 3
J__+ 2)2 + 32) j
x+2
x_+_1_o_.. _
((x
®
3
-
= ((x + 2) 2 + 32)3 • Zu berechnen ist also
((x
dx +
+ 2) 2 + 32 ) 3
j
8 ((x
dx
+ 2)2 + 32)3
Nach der Tabelle ist
J((x +x2)+ 2+ 32) dx _ 2
3
-
-1 1 2 · 2 ((x + 2)2 + 32) 2 ·
Für den anderen Summanden verwendet man die Rekursionsformel der Tabelle. Dabei ist a = -2, b = 3 und zunächst (wie beim ersten Summanden) k = 3 und im zweiten Schritt k = 2.
KAPITEL 3. INTEGRATION
12
I ((x + 2)2 + 32)3 8
d
x
I
dx 8·3 8(x + 2) + ---2·2·9 ((x+2) 2 +9)2 2·2·9((x+2)2+9)2 ) dx 1 x+ 2 2( 1 2(x + 2) 9((x + 2)2 + 9) 2 + 3 2 · 9 (x + 2) 2 + 32 + 2 · 9 (x + 2) 2 + 32 X + 2 1 1 X+ 2 1 2(x + 2) 9((x + 2)2 + 9)2 + 27 (x + 2)2 + 32 + 27 3 arctan--3-
~~~--~~~
I
Die einzelnen Teile werden addiert: d x+lO (x 2 + 4x + 13) 3 x x+ 2 1 x+2 1 7 + 8x 1 + -arctan-+2 2 3 81 27 x + 4x + 13 36 (x2 + 4x + 13)
I
Beispiel 4:
I ( +4~~ X
2
X
2
+1
)
dx
Da der Integrand ungerade ist, läßt sich die Substitution t = x 2 anwenden:
I
4x dx = (x 2 + 4)(x 2 + 1)
I
2
(x2 + 4)(x 2 + 1)
2x dx =
I
2 (t + 4)(t + 1)
dt.
Partialbruchzerlegung des Integranden:
2( 1
2
1)
(t+4)(t+1)=3 t+1-t+4
Damit läßt sich das Integral berechnen als 2 2 2 2 2 3 (ln(t + 1) -ln(t + 4)) = 3 ln(x + 1)- 3 ln(x + 4).
I--:-+ 3
Beispiel 5:
X
1
dx
Hier kann man zweimal die Substitution für ungerade Integranden benutzen:
I xBx~
1 dx =
1
2
I
t
t4
+ 1 dt
s2
1 ds
11 1+
4 1
4 arctans 1
4arctanx
4
.
3.3. SPEZIELLE SUBSTITUTIONEN
3.3
IL
13
Spezielle Substitutionen
Definitionen I
Ein Polynom in zwei Variablen ist ein Ausdruck mit endlich vielen Gliedern der Form P(u, v) = ao + awu + aotV + a2ou 2 + auuv + ao2v 2 + · · · + anmunvm. Das bedeutet, daß ein Polynom in zwei Variablen u und v eine beliebige Zusammensetzung aus u, v und Konstanten mit den Verknüpfungen Addition, Subtraktion und Multiplikation ist. Beispiel: P(sinx,cosx) = 4+5sin2 xcosx ist ein Polynom in u v = cos x, nämlich P(u, v) = 4 + 5u 2 v. oo
Beispiel: ex
=
L;
Polynom in zwei Variablen
= sinx und
n
ist kein Polynom, da es sich aus unendlich vielen Sumn. manden zusammensetzt, x + "fij ist kein Polynom in x und y, da eine Wurzel vorkommt (wohl aber ein Polynom in x und Vfj). Ein Polynom P(u, v) in den Variablen u und v ist gerade in u, falls nur gerade Potenzen von u vorkommen. Ein Polynom P( 1t, v) ist ungerade in u, falls nur ungerade Potenzen von 1t vorkommen. Das bedeutet insbesondere, daß in einem in u ungeraden Polynom kein Glied ohne u vorkommt. Alternativ: Ein Polynom ist ungerade in u, falls man u ausklammern kann und danach ein in u gerades Polynom iibrigbleibt. Bei einer (gebrochen) rationalen F\mktion kommt zu den Verknüpfungen noch die Division hinzu. Eine solche F\mktion läßt sich stets als Quotientzweier Polynome schreiben. n=O
gerades Polynom ungerades Polynom
rationale Funktion
~
1+ ist eine gebrochen rationale F\mktion x + 3 1 + x2 in u =X und V= v1 + x 2 , nämlich R(u, v) = 1 +V u+3v Für eine F\mktion R( u, v) in den zwei Variablen u und v definiert man Beispiel:R(x, J1 + x 2 ) =
R(u, v)
= R( -u, v)
R(u, v) = -R( -u, v) R(u, v) = R( -u, -v)
R gerade in u Rungerade in u {:} Rist punktsymmetrisch (zum Ursprung)
{:}
{:}
Ist Rein Polynom, so stimmen diese Definitionen mit den oben gegebenen überein.
gerade ungerade punktsymmetrisch
12. Berechnung! IUntersuchung auf gerade
und ungerade I
Dies wird an der wichtigsten Anwendung, an den rationalen F\mktionen in sin x und cos x, erklärt.
Untersuchung auf gerade und ungerade
KAPITEL 3. INTEGRATION
14
Gegeben sei also ein gebrochen rationaler Ausdruck R(sinx,cosx).
CD
Ersetzen von sin x durch u und cos x durch v.
@ Ist R( -u, v)
= R(u, v), so ist R in u gerade.
@ Ist R( -u, v) = -R(u, v), so ist R in u ungerade. @ Ist R( u, -v) = R( u, v), so ist R in v gerade. @ Ist R(u, -v)
=
-R(u, v), so ist R in v ungerade.
@ Ist R( -u, -v) = R(u, v), so ist R punktsymmetrisch. (J) Ist R in u und v gerade oder in u und v ungerade, so ist R punktsymmetrisch. Achtung! Dieser Fall schließt nicht alle Möglichkeiten für "punktsymmetrisch" ein, vgl. das Beispiel iii) auf der nächsten Seite. Für gebrochen rationale F\mktionen R kann man auch so vorgehen:
CD
Ersetzen von sin x durch u und cos x durch v.
@ Der Ausdruck wird so umgeformt, daß er mit Polynomen (in u und v) P, Sund T die Form R(u, v) = P(u, v)
+ ~~~: ~~
hat.
@ In Gliedern ohne u bzw. v wird u 0 bzw. v 0 ergänzt.
@ R( u, v) ist gerade in u
{:} R läßt sich so schreiben, daß nur gerade Potenzen von u vorkommen.
@ R( u, v) ist ungerade in u
{:} Aus R läßt sich u ausklammern und der Rest ist gerade in u.
IEinige Beispiele: I i) P(sin x, cos x)
= 4 + 5 sin 2 x cos x
P ist ein in sin x gerades Polynom: in P( u, v) = 4u0 v 0 + 5u 2 v kommen für u = sin x nur die geraden Exponenten null und 2 vor. In cos x ist P weder gerade noch ungerade, da der Exponent null und im anderen Summanden der Exponent eins vorkommen.
3.3. SPEZIELLE SUBSTITUTIONEN
15
Kontrolle mit der alternativen Definition: P(u, v) = 4 + 5u 2 v, P( -u, v) = 4 + 5( -u)2v = 4 + 5u 2 v = P(u, v), P(u, -v) = 4 + 5u 2 ( -v) = 4- 5u 2 v f:. P(1t, v) und P(u, v) f:. -P(u, v).
ii)
COS X
sin 2 x cos x
+
1
= COS X + .
sin6 x cos 3 x 4
2
. G
2
1 + sin2 X+ --.-------::-Sill X COS X+ Sill X COS X+ 1 sin 4 x cos 2 x ist eine in sin x gerade und in cos x ungerade gebrochen rationale Funktion.
iii) sin x cos x+sin 2 x cos 2 x ist weder in sin x noch in cos x gerade oder ungerade, erfüllt aber R(u, v) = uv + u 2 v 2 = R( -u, -v) und ist damit punktsymmetrisch.
ISubstitutionen I Im folgenden werden sieben Typen von Integralen angegeben, die sich durch geeignete Substitutionen auf rationale Integrale zurückführen und mit den Methoden aus Abschnitt 2 geschlossen integrieren lassen. Da es hier nur auf das Auffinden einer geeigneten Substitution ankommt, sind die Rechnungen in den Beispielen kurz gehalten, und es wetden einige Zwischenergebnisse weggelassen.
IÜbersicht der Typen I R ist jeweils eine (gebrochen) rationale Funktion. Typ 1: Typ 2: Typ 3: Typ 4: Typ 5-7: Typ 5: Typ 6: Typ 7:
I R(x, ~ax+b)dx
Integrale mit n-ten Wurzeln aus linearen Termen
I R(x, ( cx+d ax b) dx I cosx) dx I R(ex) dx I R(x, vax2 I R(x,~)dx I R(x, Vx 2 - dx I R(x,Jx2+ 1)dx +
Pf.)
Integrale mit q-ten Wurzeln aus gebrochen linearen Tennen
Integrale mit Sinus und Cosinus
R(sinx,
Integrale mit Exponentialfunktionen
1)
+ bx + c) dx
Integrale mit Wurzeln aus quadratischen Termen
Typenübersicht
16
KAPITEL 3. INTEGRATION
IÜbersichtsplan für Substitutionen I Typ 1: I R(x,
~) dx
t = \lax+ b X= dx
f
a
Typ 2: I R(x, (ax+b)"''' cx + d ) dx
Reduktion auf Standardform
u = sint ~=cost t = arcsin u du= cost dt
Typ 6: IR( u,
t = ( ax + b) '/., cx+d b- dtg X=--a- ctg _ ad- bc g-i dx-q( a- ctg )2t dt
~)du
Typ 5: I R(u,
Ju2=!) du
u=~(s+D -7
a ~tn-i dt
R(x, vax 2 + bx + c) dx
-
-7
=
~(t"- b)
Ju2=1=~(s-D s=u+Ju2=! s2 - 1 du= 2s2ds
-
-
-
-
-
-
-
I
~
I
Typ 3: I R(sinx,cosx)dx
2t
I
1- t 2
sinx = 1 + t 2, cosx = 1 +t2 t-
X
tan -2
2 - -dx1 + t 2 dt
-!t
Sonderfälle beachten!
Integral einer rationalen Funktion
Typ 7: I R(u, )u 2 + 1) du
u=~(s-D ~
H+l=~(s+D s=u+H+l s2
t
+1
du= - - d s 2s 2
Die gestrichelten Linien beschreiben weniger günstige Möglichkeiten.
17
3.3. SPEZIELLE SUBSTITUTIONEN
ITyp 1: j
R(x,
v'äX+b) dx I Typ 1
n ist dabei eine natürliche Zahlmit n 2': 2. Die Substitution ist
x=~W-b),
dx
a
Beispiel 1:
= ~tn-i dt I
JR(x, (
ax +
= t, x = t 3 und dx = 3t2 dt ergibt sich
b) Pf. ) dx
~
Dabei sind p und q ganze Zahlen mit q 2': 2 und p =1- 0. Für a = 0 oder c = 0 hat man als Spezialfall ein Integral vom Typ 1, für ad- bc = 0 kann man den Bruch kürzen und hat ein rationales Integral. Die Substitution ist
t
= ( ax + b) lf. cx+d
Beispiel 2:
Mit p
=
+b
j (x + 2) ~ dx
Mit der Substitution ~
Typ 2:
V'ax
1, q
J
~
b- dtq x= - - a- ctq
2y 1 + ~ dx
= 2,
=
J
und
/x+1
2y --;--x- dx
_ ad- bc q-l dx- q (a- ctq )2 t dt
=
2
J(X+ 1) ---;-
1
/2 dx
a= b = c= 1 und d = 0 ist die Transfonnation t = Jx + 1 . X
-1 dx wird ersetzt durch 2 ( )2 t dt und man erhält 1- t 2
Der Ansatz bei der Partialbruchzerlegung ist
-4t 2 A B (t2- 1)2 = t- 1 + (t- 1)2
C
D
+ t + 1 + (t + 1) 2.
Typ 2 ax + (
b) ' /•
cx+d
KAPITEL 3. INTEGRATION
18
Nach Multiplikation mit dem Hauptnenner (t 2 - 1) 2 erhält man durch Einsetzen von t = 1und t = -1 B = -1 und D = -1. Ein Vergleich der t 3 -Glieder und der konstanten Terme liefert A = -1 und C = 1. Damit folgt für das Integral in t
I
-4t2
(t 2
_
1)2 dt
= - ln It -
1 1 11 + t _ 1+ ln It + 11 + t + 1 =
Zusammenfassen und Einsetzen von
Jx ;
It + 11l + t 2t 1·
ln t _
2 _
1 für t ergibt
1 ~+11 + 2~1
ln ~ ill-1
tl! X-
X
vfx+T+vxl + 2X AI+1 -l vfx+TVx X 2 2ln lv'X+l + vxl + 2Vx + x.
1n
Im letzten Schritt wurde dabei der Bruch mit dem Zähler erweitert.
ITyp 3: I R(sinx,cosx)dxl Typ 3
sinx, cosx
sinx COSX • Dieser Typ umfaßt wegen tan x = - - und cot x = - . - auch Integrale nut COSX Slll X Tangens und Cotangens. In diesem Abschnitt werden nur Integrale in sin x und cos x angegeben. Kommen Ausdrücke von vielfachen Winkeln vor, etwa sin3x, so wird • entweder t = 3x substituiert (das empfiehlt sich, wenn keine anderen Winkel vor kommen) • oder Sinus/Cosinus von mehrfachen Winkeln in Potenzen von Sinus und Cosinus verwandelt: sin 2x = 2 sin x cos x sin 3x = 3 sin x cos 2 x - sin3 x sin4x = 4 sin x cos3 x - 4 sin3 x cos x
cos 2x = cos 2 x- sin 2 x cos 3x = cos 3 x - 3 sin 2 x cos x cos 4x = cos 4 x - 6 sin 2 x cos 2 x
sin nx = n sin x cosn-l x - ( ~) sin3 x cosn- 3 x cosnx = cosn x- (;) sin 2 xcosn- 2 x
+ sin4 x
+ ( ~) sin5 x cosn-s x -
···
+ (~) sin4 xcosn- 4 x- · · ·
Es gibt eine Substitution für den allgemeinen Fall und drei Spezialfälle, die sich dann oft viel einfacher berechnen lassen.
3.3. SPEZIELLE SUBSTITUTIONEN
19
Übersicht
Übersicht
Die Auswahl der geeigneten Methode richtet sich nach den Eigenschaften der rationalen Funktion R:
Typ 3.1:
allgemeiner Fall
Typ 3.2:
R ist in sin x ungerade
Typ 3.3:
R ist in cos x ungerade
Typ 3.4:
R ist punktsymmetrisch in sin x und cos x
Typ 3.5:
R ist ein Polynom in sin x und cos x
Die folgenden vier Substitutionen werden nur auf den echt gebrochen rationalen Teil des Integranden angewandt. Der Polynomanteil wird mit dem Verfahren aus 3.5 integriert.
Typ 3.1:
t
I
R(sin x, cos x) dx, allgemeiner Fall
X
1- t 2
2t
.
= tan 2, sm x = 1 + t2 ,
COSX
Typ 3.1 sin x, cos x allgemeiner Fall
2
dx = - - d t
= 1 + tZ,
1 + t2
Bei der Rücksubstitution kann man zur "Verschönerung" des Ergebnisses diese Formeln verwenden: 1- COSX sin x
sin x x tan 2 = 1 + cos x
. "1 3: B CISpie
I
-.,..---=
1- cosx 1 + cosx
±
dx
5 + 3cosx
Der Integrand ist weder in sin x noch in cos x ungerade (J (u, v) Substitution hat man
I
dx 5 + 3cosx -
=
1J. Mit der
5 3
1 - - dt -2- dt = J-2- dt = / 1 J-----:---";t +4 2t + 8 1+t 5+3 2
1 - 12
J+t2
t
1
2
2
(1
1 - aretau - = - aretau - tau 2 2 2 2 2
Dabei wurde im letzten Schritt tan Schreibweisen ersetzt.
~
X )
1
1-
COS X
= - aretau - - - -
2
2 sin x
durch die zweite der oben angegebenen
KAPITEL 3. INTEGRATION
20 Typ 3.2: Typ 3.2 sinx, cosx ungerade in sinx
I
R(sinx, cosx) dx, Rist in sinx ungerade
CD
Im Integranden wird sin x ausgeklammert, der Rest ist dann in sin x gerade.
®
Alle noch vorkommenden Sinusanteile werden mit sin 2 x = 1 - cos 2 x in Cosinus verwandelt.
@ Substitution t = cos x und sin x dx = -dt.
. "1 4: B e1Sp1e
I3 .
dx . 3 smx+sm x
1
CD
1
----....- sin x 3 sinx + sin3 x - 3 sin 2 x + sin4 x 1
.
. . . = 31-cos ( 2x ) + (1-cos2 x )2 sm x
® =
I I
-1 t4 - 5t2 + 4 dt
dt 3{1- t2) + {1- t 2)2
1 ( -2 2 1 1 ) 12 t + 1 + t - 1 - t - 2 + t + 2 dt 1 1 6 {- ln Icos x + 11 + ln Icos x - 11) + 12 {ln Icos x + 21 - ln Icos x - 21)
Typ 3.3: Typ 3.3 Sinx, COSX ungerade in cosx
I I =
dx 3sinx + sin3 x -
I
R(sinx, cosx) dx, Rist in cos ungerade
CD
Im Integranden wird cos x ausgeklammert, der Rest ist dann in cos x gerade.
®
Alle noch vorkommenden Cosinusanteile werden mit cos 2 x = 1 - sin 2 x in Sinus verwandelt.
@ Substitution t = sin x und cos x dx
Beispiel 5:
I
2 . 2 dx cosxsm x
= dt.
3.3. SPEZIELLE SUBSTITUTIONEN
CD
2
21
2
cos x sin 2 x = cos 2 x sin 2 x cos x ··· =
2 (1- sin 2 x) sin 2 x
COSX
®
I
2 COS X
I (1 - 2t2)t2 = I (~ + ~ 1- ~ 1)
. dx sm 2 X
dt
t
t
dt
2
-t +In lt + 11-ln lt- 11 = - __;_ + In Isin x + 11 - In Isin x - 11 Sill X
Typ 3.4:
I
R(sinx, cosx) dx, R punktsymmetrisch Typ 3.4 sin x, cosx
Hier verwendet man die Substitution
punkt-
dx-~~ - t2 + 1
It = tanx,
symmetrisch
Alle Sinus- und Cosinusterme lassen sich ersetzen mit
t2
sin 2 x = - 2- - , t +1
2 COS X=
1
.
t 2 + 1,
Sill X COS X
= -2-t t
Un
+1
d
sinx
--=t COSX
"161 dx : sin x cos x + 2 sin x cos x
. B eiSpie
2
2
Der Integrand ist punktsymmetrisch.
I
sin x cos x +d; sin 2 x cos 2 x
=
I
t2 + 1 d t 3 + 2t 2 + t t 1
= In ltl =
+ 2t + 1
In Itan x I +
2 tanx + 1
=
=
I --+2...,....,..--:- ~
I (t1
t t2 + 1
2
1
(t 2
t2 t2 + 1)2
1 ) d (t + 1)2 t
1
KAPITEL 3. INTEGRATION
22 Typ 3.5:
Typ 3.5 sinx, cosx Polynom
CD
j
P(sinx,cosx)dx, ?Polynom
In Summanden, die eine ungerade Potenz des Cosinus enthalten, wird ein Cosinus ausgeklammert. Die restlichen Cosinusteile werden mit der Formel cos 2 x = 1 - sin 2 x in Sinus verwandelt. Die entstehenden Teile behandelt man mit
j sink o:x cos o:x dx = (k: 1)o: sink+
.-----------------~----------·
I
o:x.
@ In Summanden, die eine ungerade Potenz des Sinus enthalten, wird ein Sinus ausgeklammert. Die restlichen Sinusteile werden mit der Formel sin 2 x = 1 - cos 2 x in Cosinus verwandelt. Die entstehenden Teile behandelt man mit
Jcosk o:x
sin o:x dx = -
(k:
1 1)o: cosk+ o:x.
@ Terme, die in Sinus und Cosinus gerade sind, werden mit sin 2 x =
~(1- cos2x)
und
1
2(1 + cos 2x)
cos 2 x =
CD
bis @ auf die in der Ordnung reduziert. Danach kann man erneut Ausdrücke anwenden. Im Ergebnis kann man wieder Potenzen von Sinus und Cosinus statt mehrfacher Winkel erhalten: sin2x = 2sinxcosx, cos 2x = cos 2 x- sin 2 x = 1 - 2 sin 2 x = -1 + 2 cos 2 x.
Alternative zu @ : Man verwendet Reduktionsformeln:
j sinn x cosm x dx
j
n- 1 sinn- 2 x cosm x dx n+m n+m m - 1 sinn+! x cosm-l x - - - - - - - + - - sinnxcosm- 2 xdx. n+m n+m
-
sinn-! x cosm+l x
+ ---
j
Beispiel 7:
j (sin
3
x cos x
+ sin 2 x cos3 x + sin2 x cos2 x) dx
Der erste Term des Integranden ist ungerade in cos x und hat die Stammfunktion
23
3.3. SPEZIELLE SUBSTITUTIONEN
t sin4 x, beim zweiten verwendet man sin 2 x cos3 x = sin2 x(1 - sin 2 x) cos x und erhält die Stammfunktion ksin3 x- ksin5 x. Der dritte Term wird umgeformt: 1 1 1 1 1 . sm 2 x cos 2 x = 4(1 - cos 2x )( 1 + cos 2x) = 4 - 4 cos 2 2x = 4 - B(1 + cos 4x). Eine Stammfunktion davon ist dann X - -
8
=
I
) Sll1 2X COS 2X = -X - -1(.
1. Sill 4X 32
-
8
1G
~- ~ sin xcosx(cos 2 x- sin 2 x) (sin 3 x cos x
~(x- sinx cos3 x + sin3 x cos x).
=
+ sin 2 x cos3 x + sin2 x cos 2 x) dx
1. 4 Sll1 X 4
= -
1. 3
+ - Slll3 X
1. 5 - Sill X
-
5
x
1. 8
1. 8
+ - - - Sill X COS3 X + - Sill 3 X COS X. 8
ITyp 4: I R(ex) dx I Typ 4 ex, sinh x,
Dazu gehören auch Integrale mit Hyperbelfunktionen:
coshx ex- e-x , 2 ex- e-x , tanhx = ex + e-x
sinhx =
coshx =
ex
+ e-x
2 ex + e-x cothx= - - ·ex - e-x
Die Substitution in diesem Fall ist __e_x-,----~-=--e___x__u_n_d__d_x_=__~--d~t~ 'lt_= Falls man die Stammfunktion in sinh x und cosh x ausdrücken will, man
Iex = cosh x + sinh x, Beispiel 8:
I
e -x = cosh x - sinh x
vcrw~ndet
I
2e2x dx e x + 3ex- 4 2
Beim Ersetzen von enx benutzt man enx = (ext. Damit wird e 2x durch t2 substituiert. 2t 1 2t2 2e 2x dt = dx = 2 2 t + 3t - 4 dt t + 3t - 4 t e2x + 3ex - 4
I
1
1
KAPITEL 3. INTEGRATION
24
Dieses Integral wurde bereits in Beispiel 1 berechnet. Eine Stammfunktion ist 1
S(2ln Jt- 1J + 8ln Jt + 4J). Damit ist
Je
2e 2x 2
x
+ 3ex- 4
dx
=
1 -(2lnJex -1J +8lnJex +4J). 5
ITyp 5-7: Integrale mit Wurzeln aus quadratischen Ausdrücken I Typ 5-7
Reduktion auf Standardform
IReduktion auf Standardform I Es handelt sich hier um Integrale rationaler Funktionen in x und
v'W mit
W := ax 2 + bx + c
Standardformen
Zunächst wird festgestellt, zu welchen der Typen 5 bis 7 das Integral gehört. Dabei darf man a =f. 0 annehmen, da das Integral sonst zu Typ 1 gehört. Der Ausdruck unter der Wurzel wird durch Umformurigen und eine Substitution auf eine der drei Standardformen gebracht: ~
Jf=U2 (Typ 5),
4ac- b2 < 0 u= x
=
(Typ 6)
a>O
Typ 5:
Typ 6:
2ax+ b v'b 2 - 4ac
1 2a ( u v'b 2 - 4ac - b)
-4a
4ac- b2 > 0
v'u 2 + 1 (Typ 7).
a
rw = Jb2- 4ac v'1- u2 dx
oder
1 2a
= -v'b2 -
4acdu
2ax+ b v'b 2 - 4ac
U= x
1
= 2a
( u v'b2 - 4ac - b)
Vw= Jb 2 -4ac~ 4a 1 dx = -v'b2 - 4acdu 2a
W ist immer negativ
Typ 7:
U= x
=
2ax+ b v'4ac- b2
1 2a ( u v'4ac - b2 - b)
rw = J4acb2 v'u2 + 1 4a dx
1 2a
= -v'4ac- b2 du
3.3. SPEZIELLE SUBSTITUTIONEN
CD
25
Feststellen der Vorzeichens von a und von 4ac - b2 •
(ID Ist 4ac- b2 = 0, so steht unter der Wurzel ein vollständiges Quadrat und man kann die Wurzel ziehen. Achtung: .fX2 = JxJ ! (vgl. Beispiel15) Ist 4ac - b2 =f. 0, so wird die Substitution gemäß der obigen Tabelle vorgenommen.
Beispiel 9:
CD
I xv2x
2 -
6x - 3 dx soll auf Standardform gebracht werden.
Mit a = 2, b = -6 und c = -3 ist a > 0 und 4ac- b2
= -24-36 = -60.
(ID Das Integral ist damit vom Typ 6. Die einzelnen Ersetzungen werden der Tabelle entnommen:
4x- 6 x =
v2x 2 - 6x- 3 = dx
2x- 3
V6Q=Vf5
u=
1
1
4(Vß0u + 6) = 2(v'I5u + 3) {60 Vi5 VBJu2 - 1 = v'2 Ju2 - 1
= ~VßO du = Vf5 du 4
2
Alles einsetzen:
1xv2x
2 -
6x- 3dx
Vi5 Vi5 -1-du 1-(v'I5u+3)-../u 2 V2 2 I v'I5u + 3)Vu du 1
15../2 - 8 -(
Das ist wie gewünscht ein rationales Integral in
2
2 -
1
u und ../u2 -
1.
IAuswahl des Verfahrens I Bei jeder der drei folgenden Substitutionen gibt es zwei Möglichkeiten: bei der ersten Methode ist das Ergebnis direkt ein rationales Integral. Bei der zweiten wird in ein Integral mit Hyperbelfunktionen (Typen 6 und 7) oder trigonometrischen F\mktionen (Typ 5) umgewandelt. Diese Integrale gehören den Typen 4 und 3 an und können mit den dort angegebenen Substitutionen weiter bearbeitet werden. Bei Typ 5 ist die zweite Methode von Vorteil, da man dann eventuell spezielle Substitutionen in den entstehenden Integralen mit Sinus und Cosinus anwenden
Auswahl des Verfahrens
KAPITEL 3. INTEGRATION
26
kann. Bei den Typen 6 und 7 ist es in der Regel einfacher, mit der ersten Methode zu rechnen. Danun werden nur die Substitutionen angegeben, das Verfahren mit der zweiten Methode aber nicht im einzelnen besprochen. Häufig lassen sich die Ergebnisse noch vereinfachen. Oft gebraucht ist dabei bei At~sdrücken mit Wurzeln die Erweiterung eines Bruchs und die Benutzung der dritten binomischen Formel: 1
a- Jlj
a- Jlj
1 a- Jlj
a + Jlj Umformung von Brüchen mit Wurzeln
a+Vb a2 - b
Das Ergebnis hat dann die Wurzeln nur noch im Zähler. Beispiel:
.jU2-=ll = 21 Iu + .jU2-=ll .jU2-=1 = I I(u + .jU2"-=-I)21 (u2- 1) u 1) I= -2ln Iu- v'u In Iu + .jU2-=ll =in I u (u 11 u - .jU2-=1 (u - .jU2"-=-I)2 I Iu + n u-
n
u22
Alternativen
a+Vb a2 - Jlj2 -
-
n
2
2 -
-
IAlternativen I Statt zunächst die Wurzelausdrücke auf Standardform zu bringen und dann eine weitere Subtitution vorzunehmen, läßt sich alles auch in einem Schritt macheiL Ich halte dieses in [Ma3] beschriebene Verfahren allerdings für zu unübersichtlich. Es gibt außerdem die Eulerschen Substitutionen (vgl. [Ma3]), die mit Ansätzen arbeiten. Auch in den Typen 5-7 sind andere Substitutionen möglich: in Typ 5 läßt sich genausogut mit u = cos t arbeiten. In Typ 6 kann man auch mit u = -.-1- = sec t Sll1
t
und in Typ 7 mit u = tan t arbeiten. Das Ergebnis ist dann jeweils ein Integral einer in sin t und cos t rationalen Funktion, also vom Typ 3.
ITyp 5:
j R(u,~)dul
Typ 5
v'1- u 2
Hier wird nach beiden Methoden gerechnet.
IL Methode I 1 - s2
U=--
1 + s2
-4s
du= (l
+ 82 )2 ds
3.3. SPEZIELLE SUBSTITUTIONEN
27
12. Methode I t = arcsinu du= costdt
u = sint ..,/1- u2 = cost
u du I ~eispiel 10: ~~
11. Methode I d 1 1 !:2 -4s d I -8s2 d I~ u u = ~~:~ {1 + s 2)2 = {1 - s 2)(1 + s 2) 2 8
8
Jetzt wird eine PBZ vorgenommen. Dabei kann man einen Trick anwenden: Da nur gerade Potenzen von s auftreten, setzt man v = s 2 und erhält -8v 2 2 4 {1- v){1 + v)2 = v- 1 - v + 1 + (v + 1) 2· Wird wieder v durch s 2 ersetzt, wird mit
I ! (s 2
l) 2 ds =
82 2~ 1 +I 82 ~ 1 ds
2-+ 4 - -2-)ds l ~du=l(u s 2 - 1 {s2 + 1)2 s 2 + 1 2s =In ls -11-ln ls + 11 +--=In s 2 +1
~-u --- 1 l+u
-In
~ + 1 + v'l- u 2 • u
I 2. Methode I Das im ersten Schritt entstehende Integral ist in sin t ungerade. Daher wird im zweiten Schritt w = cos t, dw = - sin t dt substituiert.
I
v'l - u 2 u du =
=
I~ dw w2 - 1
I
I
cos t sin t cos t dt =
I
cos 2t . 1 _ cos2t sm t dt
= 11 + - 2 1- dw = w +~In I w- 1 1 w - 1 2 w+1
= cos t + _21ln cos t - ~I = ..,/1 - u2 + _21ln I~- 11 cost+ 1-u +1 Durch Erweitern des Bruches läßt sich das Ergebnis auch als ..,/1- u 2 -In lul +In 11- ..,/1- u 2 1 schreiben. Natürlich kann man durch fleissiges Umformen auch das Ergebnis nach der 1. Methode auf diese Form bringen.
KAPITEL 3. INTEGRATION
28
ITyp 6: I R(u, JU2=1) du I Typ 6
VU 2 -
1
li. Methode I
u=~(s+D
s = u+ Ju 2 -1 v'u2- 1 =
s 2 --1 ds ds = du = -1 ( 1 - -1) 2 2
~ (s- ~)
2s
s
2
12. Methode I Da die Wurzel für die Intervalle]- oo, -1]und [1, oo[ definiert ist, muß man zwei Fälle unterscheiden: für u ~ 1 hat man
t = arcosh u = ln(u + v'u 2 - 1)
u = cosht v'u2 -1 = sinht
Für den Bereich u
~
du= sinhtdt
-1 ist die Substitution
t = arcosh ( -u) = In( -u + du = - sinh t dt
u =- cosht v'u2- 1 = sinht
JU2=1)
Im folgenden Beispiel wird nur nach Methode 1 gerechnet.
I Beispielll: I u+ ~du u 2 -1
I ~
2 du u + Ju 2 - 1
I
!(1- _!._) ds = s2 s
I I!-
~(s +
s
1
= lnlu+ Ju 2 -11 + "2(u+ ~
= In Iu + vu~- 1l +
1 (1- _!._) ds s2
2
1/s) + t{s- 1/s) 2
_!._ds = In lsl + !_!._ 2 s2 s3 1
~)2
(u- v'u 2 - 1) 2
= In Iu + v'u2 - 11 + u 2
2 -
uv'u 2 - 1 +
~2
Natürlich hätte man im Nenner auch gleich u+vu 2 -1 durchs ersetzen können.
3.3. SPEZIELLE SUBSTITUTIONEN
!Typ 7:
29
I R(u,vfu2+i)dul Typ 7
11. Methode I
s
Ju 2 + 1
u=~(s-~) du = ~ ( 1 + 8~)
= u + Ju 2 + 1
Ju2+1=~(s+D
ds =
8 ~; 1 ds
12. Methode I
u = sinh t Ju2 + 1 = cosht
t = arsinh u = ln(u + Ju2 + 1)
du= cosh tdt
I Beispiel12: I 5 ~ du u + 1- 4u 2
Auch hier wird nur nach der ersten Methode gerechnet.
9 I 2 s +-; -9 2(s- -;) ~+1 I -...;-===---du ds 5 + 12s2 = I _9_s2 + 1 ds = I 9(s2 + 1) ds s+ s2 s(s 2 + 9) = I - + - 2ds = In lsl + 4ln ls 2 + 91 + u2
4u
=
5(
1)
4
1
~
1 8s s s 9 = lnlu+Vu 2 +11+4lnl(u+Vu 2 +1?+91
13. Beispiele I
n
IBeispiel 13: J
du
Beim erstem Hinsehen ist dies ein Typ-6-Integral. Da aber die innere Ableitung des Ausdrucks unter der Wurzel bis auf den Faktor 2 auf dem Bruchstrich steht, benutzt man besser die Substitution w = 1 - u 2 und erhält als Stammfunktion -~.
KAPITEL 3. INTEGRATION
30
Beispiel14:
I (ffi{) + 3
x-1 x 2
-2
dx =
IC
21
x-1 -,a + 2) dx
Es handelt sich um ein Integral vom Typ 2 mit a = c = 1, b = -1, d = 2, q = 3 1
und p man
x-1) = -2. Mit t = ( - /a , ad- bc = 3 und dx = ( x+2
I
(
1)-2fa x+2 dx
X-
9 )2 t 2 dt subst1tmert • • 1-t3
=I
-2
t
9t2
(1- t3)2 dt =
I (t3-9 1)2 dt.
Der Rest der Rechnung ist eher unerfreulich: mit
ist der Ansatz für die PBZ 9
A
B
C + Dt .
E
+ Ft
(1- t3)2 = t- 1 + (t- 1)2 + t 2 + t + 1 + (t 2 + t + 1)2. Multiplikation mit dem Hauptnenner ergibt Gleichung(*):
Durch Einsetzen von t = 1 erhält man B = 1. Um nach der Ableitemethode den Wert von A zu ermitteln, wird ausmultipliziert und einmal abgeleitet: 0
= A(5t 4 +4t3 +3t2 -2t-1)+B(4t3 +6t2+6t+2) +D(5t4
-
4t3 - 2 + 1) + E(2t- 2) + F(3t 2 - 4t + 1)
Mit B = 1 erhält man durch Einsetzen von t = 1 zunächst A = -2 und dann durch Koeffizientenvergleich bei t 4 , t 3 , t 2 und t der Reihe nach D = 2, C = 3, F = 3 und E = 3. Zu berechnen bleibt das Integral von
__ 2_ + 1 + 2t + 3 + 3 t + 1 = t-1 (t-1)2 t 2 +t+1 (t2+t+1)2 2 1 2t + 1 2 3 2t + 1 3 1 - t- 1 + (t- 1)2 + t 2 + t + 1 + t 2 + t + 1 + 2(t 2 + t + 1) 2 + 2(t2 + t + 1) 2. Beim letzten Term läßt sich eine Stammfunktion mit Hilfe der Rekursionsformel aus Abschnitt 2 bestimmen. Mit k = 2, a = - ~ und b == hat man
Yf
3 (
2
t + 1/2 3/4(t2 + t + 1) +
1
2. 1· 3/4 t + 1/2 2 2(t + 1/2) t2 + t + 1 + ..j3 arctan ..j3 2 ·1·
I t2 + 1t + 1 dt)
31
3.3. SPEZIELLE SUBSTITUTIONEN Insgesamt hat man für das gesuchte Integral in t - 2ln It - ll - - 1 - + ln It 2 + t + 11 + 2 ~ arctan 2 (t +F>1h) v3 v3 t-1 2(t + 1/2) 2 t + 1/2 1 3 + - arctan --'-----=,.:........:.. .....,...---- + y'3 2 t 2 + t + 1 t 2 + t + 1 y'3 2t + 1 t -3-3 - - 2ln lt- 11 +In 1t2 + t + 11 + 2v'3arctan ~
v3
t -1
Das ursprüngliche Integral erhält man nun, indem man im letzten Ausdruck alle x-1)% ersetzt. t durch ( x + 2
IBeispiel15: I x + .../x + 2x + 1 dx 2
Bei der Reduktion auf Standardform stellt man fest, daß mit a = c = 1 und b = 2 die Zahl 4ac- b2 den Wert Null hat. Daher läßt sich die Wurzel vereinfachen: Vx 2 + 2x + 1 =
V(x + 1)
2
= lx + ll =
{
x+1 für f.. x2::-1 · -x- 1 ur x <- 1
Daher hat der Integrand f(x) für x 2:: -1 den Wert 2x + 1 und für x < -1 den Wert -1. Entsprechen haben alle Stammfunktionen die Form F(x) = x 2 +x+C1 bzw. F(x) =-X+ c2. Da der Integrand stetig ist, existieren auf ganz IR difY F ferenzierbare Stammfunktioncn. Die Hälften müssen natürlich an der Nahtstelle x = -1 zusammenpassen: x 2+X+ cll:z:=-1
=>
f
- - - - .J -1
Graphen von (für C = 0)
I Beispiel 16:
f
c1
= 1+
c2
=-X+ C2l:z:=-l
=>
c2 = c1 -
1.
Die allgemeine Stammfunktion ist also -X - 1 + C für X < -1 mit CE IR. F(x) - { 2 x + x + C für x 2:: -1 -
und F
I -.-
1- dx
Sll1 X
Da der Integrand in sinx ungerade ist, ist das Integral vom Typ 3.2. Die Substitution ist damit t = cos x
1-
1-dx sin x
=
=I
~ In 1-t--11 2
t+1
=
1 sinxdx = 1 - cos 2 x
! In 1-co_s_x_-_11 2
COS X
+1
1 -dt ~--1 - t2
KAPITEL 3. INTEGRATION
32
I Beispiel 17: I
3
sin x COSX
+ COS3 X
dx
Schreibt man den Integranden mit u = sin x und v = cos x als Funktion von u 3
und v, so erhält man R(u, v) = ~·Dieser Ausdruck ist in u und v ungerade, v+v so daß man jede der Substitutionen 3.1 bis 3.4 verwenden kann.
ITyp
3.1: allgemeiner FaHl
I
sin3 x d cosx + cos3 x x
I I I
(
!.=!.: l+t2
2t ) 3
i2+l
+ ( l+t2 l-t
2 )
3
- 2- dt 1 + t2
16t3 1 ~-~-~~~~~~--(1- t 2 )(1 + t 2 )2 + (1- t 2 )3 t 2 + 1 2 (t 6
-
-16t3 t4 + t 2
d t
_1_ dt -
1) t 2 + 1
Mit der Zerlegung t6 - t 4 + t 2 - 1 = (t 4 + 1)(t2 - 1) und der anschließenden Substitution t 2 = s, 2tdt = ds (der Integrand ist ungerade!) erhält man -4s (s 2 + 1)(s _ 1)(s + 1) ds. Partialbruchzerlegung des Integranden:
I
-4s -:-(s-=-2 -+-1-,--)("__s---1....,..).,--(s----=-1)
1
1
= - -s---1 - -s-+-1 +
2s -s2_+_1 ·
Jetzt lassen sich die Partialbrüche integrieren:
I
sin3 x
----::3 -dx COSX COS X
+
lt4 + 1 1
= -In ls -11-ln ls + 11 +In ls 2 + 11
I -4--=n I =n
t - 1
(l-cosx) l+cosx (1-cosx) l+cosx
2
2
+1 _
1
= In 11 .,..- 2 cos x + cos 2 x + 1 + 2 cos x + cos 2 x
1 - 2 cos x + cos 2 x - 1 - 2 cos x - cos 2 x
I
= lnl1+cos2xi+C = lnl-1-+cosxi+C COSX
Dabei wurde t = tau ~ durch mit übernommen.
COSX
1- COS X
1
1 + cosx ersetzt und In -2 in die Konstante C
3.3. SPEZIELLE SUBSTITUTIONEN
ITyp
33
3.2: mit sinx = tl
Ein Cosinus wird ausgeklammert und dann die restlichen Cosinus in Sinus 'umgewandelt. Nach der ersten Substitution wird wieder s = t 2 gesetzt. sin x I cos2sinx + x cos x dx dx = I -----=-cos x + cos x cos x 3
3
3
=I
4
p
(1- t2) + (1- t 2)2
&=I
p
(t 2 - 1)2- (t 2 - 1)
=
I (t2 - 1t3)(t2 - 2) dt = 211 (s - 1)s(s - 2) ds
=
~I (-2-- _1_) 2
s- 2
s- 1
~In I(s- 2)21
ds =
2
=
s- 1
& (s = t 2, 2t dt = ds)
~in I(sin2 x- 2)21 2
sin 2 x- 1
2 = In 1- cos x - 11 = in Icos x + -1- I cosx COSX 1
Typ 3.3: mit cosx
=t
1
Nach Ausklammern von sin x werden die restlichen Sinusterme in Cosinus verwandelt. • 3 1 2 1 t2 Slll X dX = I - cos X S!n • d I -- - dt X X = I cos x + cos 3 x cos x + cos3 x t + t3
= l(-1+_22t) dt t
=
t +1
= -lnltl+lnlt2+11 = lnlcos2x+11 COS X
in lcosx + - 1-l cosx
ITyp 3.4: mit t = tanx I . sinx Da im Integranden ungerade Potenzen vorkommen, wud zunächst tan x = - cosx ausgeklammert. Die restlichen (geraden) Potenzen werden mit der angegebenen Substitution ersetzt. Bei der Rücksubstitution verwendet man tan 2 x+ 1 = • 3
= I
I cos xsm x 3 dx + cos x =
I (t2+
t3
• 2
1)(t2+ 2 )dt=
=I~ (-2- __1_) 2 s+ 2
s+ 1
•
sm x smx dx 1 + cos 2 x cos x
11
ds =
= I
t2 1 t2+l t - - dt 1 + t2 ~ 1 t2 + 1
s
2(s+ 1)(s+ 2 )ds
mits=t2,2tdt=ds
~in/ (s + 2) 21 = ~In/ (tan2 x + 2
s+ 1
2
2)21 tan 2 x + 1
= ~ln/(1/cos2x+1)21 = ln/l/cos2x+11 = lnlcosx+-1-1· 2
1/cos2 x
1/cos x
~· COS X
COS X
KAPITEL 3. INTEGRATION
34
I Beispiel 18: I u ~du u -1 2
= u + .../u2 -
Dies ist ein Integral vom Typ 6. Mit s .../u2 -1 = l(sl) und du= 8228- 21 : 2 8
1 ersetzt man u
= Hs + ~),
I (s + lf8h(s- /s) I -..;===du u u I ds I ds = 1ds = s + 2
4
=
s2 -
1
1
2
s2 - 1 s2
1
4(s2- 1) s4 - 1
=
4
4arctans 1 4 arctan( u + .../u2 - 1) 2
=
1/82
1 s 2 -1 - - ds 2 s2
2
=
1
2 -
Dieser Ausdruck ist in 2 arccos.! umformbar und taucht in dieser Form z.B. in u [Br] auf.
I Beispiel19: I u ~du 1- u 2
Dies ist ein Integral vom Typ 5 und wird nach beiden Methoden berechnet.
11. Methode: I d _
Mit s
= /fi!i
ersetzt man u
= ~~:~,
.../1 - u2
-48d8 .
= 1!:2
und
U - (1+ 8 2)2 •
I
1 u.../1 _
du u2
-
I
1 1-s2 28 1+82 1+82
-4s ds (1 + s2)2
= 1__2_ds = l 2-2-ds 1- s 2 s - 1
= ln ls- 11 -In ls + 11 =
In
~- 1
12. Methode: I
Mit u = sin t wird .../1- u2 = cos t und du = cos t dt. Man erhält diesmal nach der Substitution ein Integral, das in sin t ungerade ist und nach Typ 3.2 berechnet wird. Diese Rechnung ist im Beispiel16 vorgenommen worden.
I -=
1= = du = 1 . 1 cos t dt = 1 -.1- dt u.../1- u2 smtcost smt
= =
I = _!In 1.../1- u 2 .../1.! In I(1- ...;r='U2)21 _! ln cos t- 11 2 cos t + 1
1- u 2 + 1 = In 11 - .../1 - u 21- In Iu I 2
2
u2
-
11
+1
3.3. SPEZIELLE SUBSTITUTIONEN
35
Man erhält hier ein wesentlich "schöneres" Ergebnis als bei der ersten Methode. Natürlich kann man die beiden Formen ineinander umrechnen.
I B ~ISpie · ·I 20: ju+R+Td ~ u u-vu +1 2
Hierbei handelt es sich um ein Typ-7-Integral. Mit s = u + )u 2 + 1 ersetzt man u = l(sl) )u2 + 1 = l(s + l) und du= 822s+2 1 ds: 2 s ' 2 s
IB·
e1sp1e "I 21:
j
dx (x- 2)v'-4x2
+ 16x- 15
Als erstes wird W = -4x 2 + 16x- 15 bearbeitet:
CD
Mit a = -4, b = 16 und c = -15 ist a < 0 und 4ac - b2 = 240 - 256 = -16 < 0. Damit ist das Integral vom Typ 5.
®
Die Standardform wird erreicht mit
u = -8x + 16 = -2x + 4 4 ,
-1 u x = -(4u16) = -8 2
dx
=
1
--4du 8
+ 2, du 2
= --.
Damit erhält man
J(x- 2)v-4xdx + 16x- 15 = j 2
1
-u/2)1- u 2
(- ~) du
2
=j
du uv'f"=UZ·
Nach dem vorletzten Beispiel ist eine Stammfunktion gegeben durch In 11- vfl=U21 -In lul
=
In 11- J1- ( -2x + 4)21-ln I - 2x + 41.
36
KAPITEL 3. INTEGRATION
I Beispiel 22: j 2cos11 ~ x+ 2 dx Bei diesem Typ-4- Integral benutzt man zunächst cosh x = Hex+ e-x) und dann die Substitution t = ex, dx = 4f.
J2cosh2x1 + 2
j J + + + Jt + 2tt + 1 J(t +t 1)
d x
1 e-2x
e2x 4
2
dx _ -
dt =
2
t2
2
1 t-2 2
+2
dt t
dt
1 1 2 t2 + 1 -1 2e 2x + 2
-1 2(1
I Beispiel 23: j
+ sinh 2x + cosh 2x)
~ dx
x+3 x+4
In diesem Typ-1-Integral ist n = 2. Mit der Substitution t = Jx
+ 4,
x = t 2 - 4 und
dx = 2t dt
ergibt sich
J
1
x+3vx+4
d X
J
1
t2 - 4 + 3t 2t dt =
~ ( 2 In It -
11
1/
2
8
5 (t - 1 + t + 4) dt
+ 8ln It + 41)
~ ( 2ln IJ x + 4 -
11
+ 8ln IJ x + 4 + 41).
37
3.4. BESTIMMTE INTEGRALE
Bestimmte Integrale
3.4
In diesem Abschnitt werden alle Funktionen als hinreichend glatt (zumindest stückweise stetig) vorausgesetzt.
11. + 2. Definitionen und Berechnung! 11. Bestimmte Integrale I Ist
J f(x) dx = F(x), so ist das bestimmte Integral von a bis b definiert als
1a f(x) dx b
bestimmtes Integral
= F(b)- F(a) = F(x) lba = [F(x)Jab
Im Fallmehrerer Variabler oder bei Substitutionen schreibt man auch zur Verdeutlichung
~x::b f(x) dx = ~x:a j(x) dx =
F(x)[:.
IRechenregeln I
Rechenregeln
Die ersten beiden Regeln sind Spezialfälle der Rechenregeln für orientierte Kurvenirrtegrale aus Kapitel 5.
ib
j(x) dx + [ f(x) dx { (af(x)
= { f(x) dx,
+ ßg(x)) dx =
{ f(x) dx
= -1a f(x) dx
a { f(x) dx + ß { g(x) dx
Ipartielle Integration I Diese Regel sieht bei bestimmten Integralen so aus:
1 j'(x)g(x) dx = f(x)g(x)la- 1b f(x)g'(x) dx a
Beispiel 1:
ie
b
b
a
lnx dx (analog Beispiel 7 in Abschnitt 1) 1 le Je x-dx Je1·lnxda;=xlnxI
e- 0-
I
I
xl: = e- (e- 1) = 1
X
partielle Integration
KAPITEL 3. INTEGRATION
38
ISubstitutionsregel I Substitutionsregel
Auch bei der Substitutionsregel kann man die Grenzen in die Formel einbauen. Zur Verdeutlichung werden die ersten beiden Beispiele aus Abschnitt 1 (Seite 3 und 4) mit Grenzen versehen.
J1. Methode: J
l CD
F'(g(x))i(x) dx
Für die neue Variableu
= F(g(b))- F(g(a))
= g(x) bildet man
du '( X ) -=g dx
du= g'(x) dx
du g' X Wenn noch x übrig sind, ist ein Zwischenschritt nötig: Löse u = g(x) durch x = h(u) nach x auf und ersetze die restlichen x.
Ersetze also g(x)
= u und dx
= - (-).
@ Ersetze die Grenzen durch g(a) und g(b). @ Berechne das Integral in u.
Wertet man die Stammfunktion von Seite 3 an den Grenzen aus, erhält man
fo
2
xv'X+13 dx = [325 v'X+1 (5x 3 + 8x 2 + x- 2) ]~
(V3(40 + 32 + 2- 2)- 1( -2)) = 144 V3 + _! 35 35 35 Werden die Grenzen mittransformiert, erhält wie oben _3__
CD
u
= g(x) = Vx+T, dx = 2udu und x = u 2 - 1.
@ Neue Grenzen: g(O) = 1 und g(2)
®
10
2
3
xv'x+T dx = 2
=
J3
1.,13 (u 6 1
2
u 4 ) du = -u 7 7
2 2 2 2 = (-. 27V3- -. 9V3) - (- - -) 7 5 7 5
-
2
.,13
5
1
-u 5 j
144 4 -V3 +35 35
39
3.4. BESTIMMTE INTEGRALE
12. Methode I Ist die Funktion h bijektiv mit Umkehrfunktion h- 1 (z.B. falls h stetig differenzierbar und h' =/: 0 ist), so lautet die Substitutionsregel für x = h( u) b
r Ja
f(x) dx
=
h- 1 (b)
r Jh-l(a)
f(h(u))h'(u) du
Für die praktische Durchführung bedeutet das:
CD
Bilde
~: =
h'(u) und ersetze alle x durch h(u) und dx durch h'(u) du.
@ Löse x = h(u) für x = a und x = b auf und ersetze die Grenzen a durch h- 1(a) und b durch h- 1 (b).
@ Berechne das Integral in u.
Beispiel 3:
l
V1- x 2 dx, x
= h(u) = sin u
Wertet man die errechnete Stammfunktion an den Grenzen aus, erhält man
l
v1- x 2 dx =
[~(xv1- x 2 + arcsinx)t ~(0 + arcsin 1)- ~(0 + arcsin 0)
Will man die Grenzen mitsubstituieren, hat man die Bedingung, daß h(u) = sin u bijektiv sein soll. Natürlich ist der Sinus als Funktion von IR nach IR weder injektiv noch surjektiv, aber bijektiv als Funktion von [0, "/2] auf das Integrationsintervall
[0, 1].
CD
Wie in Abschnitt 1 ist v1 - x 2 = cos u und dx = cos u du.
@ Die Auflösung von sin u = 0 und sin u = 1 ist u = 0 und u = "/2.
® lo{1 v1-x2 dx = lo["h cos2 udu =
[12(sinucosu+u)]"h = 4' 1f
0
Hier hat man natürlich mehrere Möglichkeiten, die Grenzen zu ersetzen. Beispielsweise kann man auch für u das Intervall [27r, ~1r] oder das Intervall ["/2, 1r] verwenden. Wichtig ist nur, daß sin u auf diesem Intervall bijektiv ist. Löst man die Gleichungen sin a = 0 und sin ß = 1 durch a = 0 und ß = ~'Tf auf, so arbeitet man auf dem Intervall [0, ~1r], auf dem der Sinus nicht mehr injektiv (und damit auch nicht bijektiv) ist, und erhält das falsche Ergebnis 5"/4.
KAPITEL 3. INTEGRATION
40
Tips
Rechentips: Ist das Integrationsintervall symmetrisch zu 0, so läßt sich das zur Vereinfachung der Integration von geraden und ungeraden Funktionen benutzen.
f gerade
f(x) = f( -x)
f ungerade
f(x) = - f( -x)
j_aa f(x) dx = 2 ha f(x) dx j_aa f(x) dx = 0
12. U neigentliche Integrale I uneigentliche Integrale
Unter uneigentlichen Integralen versteht man Integrale, in denen entweder das Integrationsintervall nach einer oder beiden Seiten unbeschränkt ist oder ein unbeschränkter Integrand vorkommt. Man unterscheidet zwei Grundtypen:
ITyp 1: Das Integrationsintervall ist an einer Seite unbeschränkt.! Typ 1
Hier ist oo oder -oo die Singularität. Beispiele:
1
00
1
1 ~-3 -1 - -2 dx oder x- 2 dx. +X -oo
ITyp 2: Der Integrand ist an einem Intervallende unbeschränkt.! Typ 2
Das entsprechende Intervallende ist die singuläre Stelle. Beispiele:
1 0
1 . r-:: dx oder
-1 y-X
lne In x dx. 0
IAndere Typen I Ist das Integrationsintervall an beiden Seiten unbeschränkt oder ist der Integrand an mehreren Stellen unbeschränkt, so zerlegt man das Integrationsintervall so, daß in jedem Teilnur jeweils eine Singularität auftritt. Das Integral existiert, falls alle Teile existieren.
j_:
f(x) dx = j_~ f(x) dx + loo f(x) dx. Der Wert des Integrals hängt von der Stelle a nicht ab, oft nimmt man a = 0. Beispiele:
fooo e-x In x dx ist bei Null vom Typ 2 und bei oo vom Typ 1: fooo e-"'lnxdx = fa 1 e-"'lnxdx+ 1 e-"'lnxdx. 00
41
3.4. BESTIMMTE INTEGRALE
Die Existenz des Integrals bedeutet, daß sich das Integral als Grenzwert auffassen läßt, wobei sich eine Intervallgrenze der kritischen Stelle bzw. unendlich nähert. Daher sagt man, daß das Integral konvergiert. Konvergiert sogar das Integral über lf(x)l, spricht man von absoluter Konvergenz. Das Integral habe bei b E IR U {oo} eine singuläre Stelle.
t {::}
konvergentes Integral
f(x) dx existiert
lim
r f(x) dx existiert
z-+b-0 Ja
{::} f
ist über [a, b[ integrierbar
<=? das uneigentliche Integral konvergiert .
Der Wert des Integrals ist natürlich der Limes in der zweiten Zeile. Existiert dieser grenzwert nicht, so spricht man von einem divergenten Integral. Liegt eine singuläre Stelle bei der unteren Integrationsgrenze, so ist die Definition analog.
t {::}
absolut konvergentes Integral
lf(x)l dx existiert
lim
divergentes Integral
rz lf(x)l dx existiert
z-+b-0 Ja
<=? fistüber [a, b[ absolut integrierbar <=? das uneigentliche Integral konvergiert absolut.
Genauso wie bei Reihen gilt: ::::}
absolute Konvergenz {::::. Konvergenz Vergleichskriterium für die Existenz eines uneigentlichen Integrals:
Ist in [a, b] lf(x)l integrierbar.
~
g(x) und existiert
1b g(x) dx, so ist f
(sogar absolut)
Vergleichskriterium
KAPITEL 3. INTEGRATION
42 Wichtige Vergleichsfunktionen:
1
00
x 0 dx existiert
foc X
0
dx existiert
{::}
a < -1
{::}
a > -1
(a E ~. c > 0) Damit existieren z.B. die Integrale
ln
2
0
dx d - un
jo
X
1 1
oo dxr,;: und XyX
fn2 0
dx r,;:· Die Integrale
yX
1
00
1
dx -, X
dx . . .h . r-;; ex1st1eren mc t.
-3 Xy-X
I Beispiel4: fooo e-"'lnxdx Am einfachsten wäre es natürlich, wenn man eine Stammfunktion zur Verfügung hätte. Wie zu Beginn des Kapitels vermerkt, läßt sich diese aber nicht durch elementare Funktionen ausdrücken. Das Integral wird bei x = 1 aufgespalten. Dann wird sowohl bei Null, wo der Integrand unbeschränkt ist, wie auch bei oo das Vergleichskriterium benutzt. Im Intervall (0, 1] ist Ie-x lnxl existiert: =
~
llnxl = -lnx. Jetzt wird gezeigt, daß llnxdx
lim1 1 lnxdx=lim(x(lnx-1)J!
a--+0 a
a--+0
-1-0 = -1
wegen
Nach dem Vergleichskriterium existiert auch Bei der Grenze x = oo benutzt man llnxl
~
limxlnx = 0
:v--+0
fo 1 e-"'lnxdx. x für x
~
1:
roo xe-x dx = lim {b xe-x dx = lim [( -x- 1)e-"'Jt = 2e-l
J1 Da
1
00
b--+oo } 1
b--+oo
xe-x dx konvergiert, konvergiert wegen llnxe-"'1
Teilintegral
1
00
~ xe-x
auch das zweite
e-"'lnxdx (sogar absolut).
Da beide Teile des Integrals existieren, existiert auch das Ausgangsintegral.
13. Differentiation von Integralen! Parameterintegral
Ein Integral, daß außer der Integrationsvariablen (hier t) noch eine weitere Unbekannte (einen Parameter, hier x) enthält, nennt man Parameterintegral.
3.4. BESTIMMTE INTEGRALE
43
Sei f(x, t), a und b nach x stetig differenzierbar. Dann gilt die Leibniz'sche Regel Leibnizsche Regel
d 1b(:z:) -d f(x, t) dt a(:z:)
X
=
b'(x)f(x, b(x))- a'(x)f(x, a(x)) +
1b(:z:) d -d f(x, t) dt a(:z:)
X
Als Spezialfälle erhält man die Differentiation eines Integrals mit festen Grenzen, die sogenannte Differentiation unter dem Integralzeichen, und den Hauptsatz der Infinitesimalrechnung
d1b 1bd dx a f(x, t) dt = a dxf(x, t) dt
d dx
1x j(t) dt a
=
f(x)
Ein uneigentliches Parameterintegral ist bei x 0 nach x differenzierbar, wenn das formal abgeleitete Integral in einer Umgebung von x 0 gleichmäßig (in der Variablen x) konvergiert. Das ist der Fall, wenn für ein e > 0 gilt
= o.
1 roo fx(x. t) dt! lim max b--+oo :z:E[:z:o-•,:z:o+•] Jb
Ein einfacheres Kriterium: Das Integral
1
00
f(x, t) dt ist bei x0 nach x differenzierbar mit der Ableitung
roo d
lc dxf(x, t) dt,
falls gilt: Es gibt eine Funktion g(t) i)
1 g(t) dt 00
~
0 und e > 0 mit
existiert
ii) für x E [xo- e, Xo
+ e] ist l:xf(x, t)l ~ g(t).
Beispiel 5: Berechne die Ableitung von F(x) = f 1 sin(xt) dt.
lo
t
Wie zu Anfang des Kapitels bemerkt wurde, läßt sich die Stammfunktion des Integranden nicht als Kombination elementarer Funktionen schreiben. Die Ableitung des Integrals nach dem Parameter x wird daher nach der Leibniz'schen Regel vorgenommen:
d F(x) -d X
=
fnl tcos(xt) . ll = sinx - - dt = fnl cos(xt) dt = -1 sm(xt) . 0
t
0
Für x = 0 ist dieser Wert durch 1 stetig ergänzbar.
X
0
Hauptsatz
X
gleichmäßig konvergente Integrale
KAPITEL 3. INTEGRATION
44
14. Flächenberechnung I Flächenberechnung
Die Fläche unter dem Graphen der Funktion definiert durch
= a und x = b ist
Lb lf(x)l dx und daher stets positiv. Allgemeiner ist die Fläche
zwischen den Graphen der Funktionen
t
f zwischen x
f und g im Intervall [a, b] definiert als
lf(x)- g(x)l dx.
Zur Berechnung zerlegt man bei Bedarf das Intervall in geeignete Teile, so daß dort f(x) bzw. f(x)- g(x) stets das gleiche Vorzeichen hat.
13. Beispiele I Beispiel 6: Die Fläche zwischen den Graphen von sin x und cos x zwischen x = -7r/2 und 1r/2. y
Die Skizze zeigt, daß es nötig ist, den Bereich bei x = 1rj4 zu teilen. In / 1 = [-7r/2, 1rj4] ist cosx ~ sinx, in /2 = [1rj4, 1rh] ist sin x ~ cos x. Die Fläche ist also
F=
/ ~/4 (cos x -
[sinx + cosx]"!!12
-~h
sin x) dx
+ ~~h (sin x ~h
cos x) dx
+ [- cosx- sinx]~~
= 2vl2. + -..;2) - (-1) ) + ( -1 + -..;2 + -..;2 ( -..;2 2 2 2 2 {21'0 Beispiel 7: Zeigen Sie lo sinm x cosn x dx = 0, falls mindestens eine der Zahlen m oder n ungerade ist.
Das Integral ist vom Typ 3.5. Sei etwa n ungerade. Nach den in Abschnitt 3 angegebenen Verfahren substituiert man t = sinx. Dazu wird ein Cosinus ausgeklammert und der Rest cosn-l x in ein Polynom in Sinus verwandelt (das geht, da dann n- 1 gerade ist). Substitution:
j sinmxcosnxdx = j P(sinx)cosxdx = j P(t)dt = Q(t) = Q(sinx) Als Stammfunktion erhält man also ein Polynom Q in der Variablen sin x. Beim Auswerten an den Grenzen erhält man jedesmal denselben Wert Q(sin 0) Q(sin27r), die Differenz ist also wie behauptet Null. Ist m ungerade, folgt die Behauptung analog mit der Substitution t
= cos x.
3.4. BESTIMMTE INTEGRALE
I Beispiel 8:
1:
45
(4x- 2)v'4x- 4x2 dx
Zunächst wird der Wurzelausdruck auf Standardform gebracht.
CD
Mit a = -4, b = 4 und c = 0 wird 4ac- b2 = -16. Es handelt sich also um ein Integral vom Typ 5.
®
Mit ../b2 - 4ac = 4 ersetzt man u = - 2x + 1 und damit -1 1 x = B(4u- 4) = 2(1- u), ../4x- x 2 = v'1- u2 und dx
1
= - 2 du. Transformation der Grenzen: x = ~ {::} u = 0, x = 1 {::} u = -1.
Alles einsetzen und Grenzen umdrehen: 1 /
112
r- 1 (2(1- u)- 2)../1- u 2-21 du
(4x- 2)../4x- 4x 2 dx = =
lo
-1° uv'1 - u du. 2
-1
Dieses Integral berechnet man wie in den Beispielen 9 und 10 von Abschnitt 1: man rät die Stammfunktion C(1- u 2 )lh und bestimmt d~rch Ableiten C =
-!·
/
1
lf2
(4x-2)v4x-4x 2 dx=-
• . 1 9: B e1sp1e
10 uv1-u du=- (--(1-u 1 )V I0 = -1 3 3 2 3 2)
2
-1
-1
1oo sinx -d
X
1
X
Trick: partielle Integration mit f'(x) {
00
J1
sin X dx = (- COS X X
= sin x und g(x) = ~· ~) 1 X 1
00
-
{
J1
00
(-
COS X) (- ]:__) x2
Trick
dx
Wichtig: die letzte Zeile ist eine Kurzschreibweise für
bsinx
lim 1 --dx = lim(-cosx-) - lim b-too 1 X b-too X 1 b-too 1 lb
1b(-cosx)(- 21 )dx 1
X
Auch in dieser Zeile darf man den Limes nur deswegen über die beiden Summanden verteilen, weil beide einzelnen Limiten existieren: wegen JcosxJ :::; 1 geht der erste Term für x ~ oo gegen Null. Das Integral existiert nach dem Vergleichskri. da 1oo dx konverg1ert. . termm, 1
2
X
Damit ist das gegebene uneigentliche Integral konvergent.
I Beispiel 10: [oo x sin x
3
dx
Hier ist sowohl das Intervall am rechten Ende wie auch der Integrand unbeschränkt. Trotzdem existiert das Integral:
KAPITEL 3. INTEGRATION
46
Als erstes wird das Integral durch die Substitution u = g(x) = x 3 vereinfacht. Dann ist x = u 1h, g'(x) = 3x 2 = 3u2fl und x = 1 {:::> u = 1, x-+ oo {:::> u-+ oo.
f oo x sin x dx 3
=
I
Joo u I
1/: 3
du sin u ~!: 3u 3
1 3
= -
Joo u _ sin u du 1/: 3
I
Das weitere Vorgehen ist genau wie beim letzten Beispiel: partielle Integration mit f'(u) = sinu und g(u) = u- 1/3.
! 00
! 00
1 -lJ:3 cosu) 100 - -1 1 -4!:3 (-cosu)du -1 u -lf:3 sinudu=(--u (--)u 31 3 I 31 3
und genau wie oben konvergieren die einzelnen Teile. Beispiel 11: Für eine stetige Funktion g sei /(x)
=lax (x-t)g(t) dt. Berechnen
Sie I"(x). Nach der Leibniz'schen Regel erhält man mit a(x) = a'(x) = 0, b(x) = x, b'(x) = 1 d und f(x, t) = (x- t)g(t), dxf(x, t) = g(t) d dx I(x)
= 1·
(x- x)g(x)
rx rx + lo g(t) dt = lo g(t) dt
und dann nach dem Hauptsatz
d2
dx2I(x) = g(x). . . l { 00 arctanx d 12: lo I B e1sp1e x x Dieses Integral ist, da der Integrand für x 0 nicht definiert ist, sowohl bei x = 0 als auch bei oo uneigentlich. Zur Konvergenzuntersuchung wird es daher bei x = 1 aufgespalten:
laoo = fo + Joo. 1
Beim ersten Teil beachtet man, daß der Integrand für x -+ 0 nach der Regel von !'Hospital einen Grenzwert besitzt: lim arctanx l'H. lim x-->0
X
x-->0
l_;x2 = 1 1
Daher ist der Integrand durch den Wert eins für x = 0 stetig fortsetzbar und das Integral existiert als Integral einer stetigen Funktion über dem abgeschlossenen Intervall [0, 1]. Für x E [1, oo[ ist arctanx monoton steigend. Daher gilt arctan x
> - aretau 1 = ~ 4
=>
arctanx
1r
1
--->--. x - 4x
3.4. BESTIMMTE INTEGRALE
47
1 Da- über [1, oo[ nicht integrierbar ist, konvergiert nach dem Vergleichskriterium X arctanx . auch das Integral von mcht. X
Da der zweite Teil des Integrals nicht konvergiert, existiert auch das Ausgangsintegral nicht. Beispiel 13:
1
oo
J
-oo
- -2 dx und 1+ X
Joo -oo
2x 1+ X
- -2 dx
Eine Stammfunktion für das erste Integral ist arctanx, für das zweite ln(x 2 + 1) (ausnahmweise ohne Betragstriche, da das Argument des Logarithmus stets positiv ist). Da die Integrale an beiden Enden uneigentlich sind, werden sie bei x = 0 aufgetrennt. Zunächst wird das erste Integral untersucht. Dabei wird lim arctan x = ±~ und aretau 0 = 0 benutzt. x-t±oo 2 00 1 o 1 looo 1 --dx -1--2 dx + -1--2 dx -oo 1 + x 2 -oo +X 0 +X lim (0- arctan a) + lim (arctan b- 0) = ~ + ~ = 1r
!
J
a-t-oo
2
b-J.oo
Damit existiert das erste Integral und hat den Wert
2
1r.
Beim zweiten Integral ist
J -+- d x J --dx+ + 2x
oo
1
-oo
o
x2
2x 1 x2 0- lim ln(a 2 -oo
a-J.-oo
looo
2x
--dx 1 + x2 + 1) + lim lnW + 1)- 0. o
b-too
Dieses Integral existiert nicht, da die einzelnen Limiten unabhängig voneinander existieren müssen. Auch die Regel "Integral einer ungeraden Funktion über ein symmetrisches Intervall gibt Null" darf man nur anwenden, wenn das Integral insgesamt existiert. Im Gegensatz zum Integral in der Aufgabe existiert aber lim
N-too
JN-N ~ dx = 1 +X 2
lim (ln(N 2 + 1) -ln(N 2 + 1) = 0.
N-J.oo
Dieser Cauchysche Hauptwert ist mit dem Wert des Integrals identisch, falls es existiert, kann aber auch existieren, wenn das Integral nicht konvergiert. Schreibweisen: (H) /_:oder (PV) /_:. PV bedeutet "principal value". Beispiel 14:
fooo
00
r J0
cos x dx b
.
r cosxdx = b-too lim[sinx]g = lim sinb. b-J.oo } 0 b-J.oo
cosxdx = lim
Da dieser Limes nicht existiert, existiert das Integral nicht.
Ca uchyscher Hauptwert
KAPITEL 3. INTEGRATION
48
Beispiel 15: Die Fläche zwischen x-Achse und dem Graphen von y = 2x- 1 zwischen x = 0 und x = 1. Zu berechnen ist also l12x- 11 dx. Da 2x- 1 negativ ist für 0
~
x
~~
und
positiv für ~ ~ x ~ 1, ist die Fläche F gegeben durch y
X
1
Bei Flächenberechnungen ist es wichtig, nicht die Ausdrücke f lf(x)l dx und If f(x) dxl zu verwechseln. Nimmt man den (falschen) zweiten Ausdruck, so erhält man in diesem Beispielll (2x- 1) dxl = I[x 2 - xJ:I = 0. Beispiel16: Bestimmung von F(t) = f~ e-"' 2 cosxtdx (Cosinustransformation von e-"' 2 , vgl. Kapitel 8.3) Zum Abschluß des Kapitels erfolgt noch eine Trickrechnung. Das gesuchte Integral wird bestimmt, indem erst nachtdifferenziert und dann nach x partiell integriert wird. Benutzt wird außerdem, daß xe-"' 2 die Stammfunktion -~e-"' 2 hat und damit das Integral
fooo xe-"'
2
dx existiert.
d dt F(t)
=
rco 2 lo (-xe-"' sin xt) dx
Die Ableitung darf so gebildet werden, da I - xe-"' 2 sin xtl ~ xe-"' 2 sogar für alle t E IR gilt und diese Funktion integrierbar ist. Bei der folgenden partiellen Integration übernimmt -xe-"' 2 die Rolle der Ableitung:
:tF(t)
= [~e-"' 2 sinxt]~- fooo ~e-"' 2 tcosxtdx = -~F(t). =0
Damit ist F(t) Lösung der linearen homogenen Differentialgleichung
F'(t) = Nach Kapitel 6.1 erhält man F(t)
C Damit ist F(t) =
= F(O) =
.;:;r
2
_,2
e""T""".
-~F(t). ,2
= ce-T
mit C
1 e-"' dx = -.;:;r 00
0
2
2
= F(O).
Bestimmung von C:
vgl. Kapitel 8.3
Kapitel 4 Differentialrechnung im IR.n I Schreibweisen I In diesem Kapitel geht es um Funktionen, die auf Teilmengen des !Rn definiert sind und ihre Werte in einem !Rm annehmen. Zur Verdeutlichung werden alle Punkte und Funktionen, die in mehreren Komponenten (d.h. als Vektor) geschrieben werden, mit einem Vektorpfeil versehen. Eine reellwertige Funktion f von n Variablen wird "also mit f(x 1 , x 2 , ..• , Xn) bezeichnet, eine 1Rm-wertige Funktion wird entsprechend als f(x 1 , x 2 , •.• , Xn) geschrieben.
f:
Die Schreibweise M ~ !Rn --t !Rm bedeutet: M ist eine Teilmenge des !Rn und f ist eine auf M definierte Funktion mit Werten in !Rm.
f:
Die Funktion M --t !Rm läßt sich also als Vektor schreiben, worin die Komponenten aus den m skalaren (d.h. reellwertigen) Funktionen h bis fm bestehen:
In der Regel sind alle vorkommenden Vektoren Spaltenvektoren, d.h. die Komponenten stehen untereinander. Ausnahmen: der Gradient (siehe Abschnitt 2) ist ein Zeilenvektor, die Komponenten stehen also nebeneinander. Eine Funktion von n Variablen x 1 bis Xn läßt sich auch auffassen als Funktion des Vektors mit den Komponenten x 1 bis Xn· Hier wird in aller Regel aus typographiechen G•ünden die Soh<eibwei'"
f (x., x,, ... , x.) etatt f ( (
~:) )
benutzt. Wenn
betont werden soll, daß die Zahlen x 1 bis Xn zu einem Vektor zusammengeiaßt sind, wird die Schreibweise (x 1 , •.• , Xn) Tbenutzt.
49
KAPITEL 4. DIFFERENTIALRECHNUNG IM JRN
50
xT
Erinnerung:
xT ist der transponierte Vektor zu x:
Schreibweise für Vektoren: grundsätzlich sind alle Vektoren Spaltenvektoren, d.h. die Komponenten stehen untereinander. Das hat seinen Grund darin, daß man viele auftretende Produkte als "Matrix mal Matrix" oder "Matrix mal Vektor"-Produkte lesen kann und so eine zusätzliche Kontrolle hat, ob das Produkt überhaupt sinnvoll zu bilden ist. Bei Vektoren im IR2 und IR3 wird auch (mit Bauchschmerzen des Autors) die Schreibweise x = (x, y)T bzw. x = (x, y, z)T statt (x 1 , x2)T und (xi, x2, x3)T verwendet. Dabei muß man beachten, daß x und x als erste Komponente von x nicht verwechselt werden. Bei Kurven und Flächen im IR2 und IR3 wird der Ortsvektor stets mit r = (x, y) T bzw. r = (x, y, z) T bezeichnet. Diese Schreibweise wird auch bei den mehrdimensionalen Integralen im 5. Kapitel beibehalten. Andere Schreibweisen: Oft werden die Symbole i, j, k statt der Einheitskoordinatenvektoren el, e2 und e3 verwendet, d.h. X= (x, y, z) T= xi + yj + zk = Xe!
+ ye2 + Ze3.
IGrundregel I Grundregel
Für viele Eigenschaften (wie Stetigkeit, Differenzierbarkeit, Beschränktheit, Integrierbarkeit) gilt die Grundregel: Die Vektorfunktion /hat eine bestimmte Eigenschaft, wenn jede einzelne Komponentenfunktion !I bis fm sie hat. Daher reicht es oft, skalarwertige Funktionen zu betrachten. Die beim Übergang von der eindimensionalen Analysis hinzukommenden Schwierigkeiten liegen also nicht im mehrdimensionalen Wertebereich der Funktionen, sondern darin, daß statt einer jetzt mehrere Variablen auftreten, d.h. daß der Definitionsbereich mehrdimensional ist. Genauso gelten viele Aussagen auch für Funktionen, die komplexe statt reelle Werte annehmen. Differenzierbare Funktionen von komplexen Variablen haben ein völlig anderes Verhalten, vgl. Kapitel 7.
51
4.1. TOPOLOGISCHE GRUNDBEGRIFFE
4.1
Topalogische Grundbegriffe
Dieser Abschnitt besteht fast nur aus Definitionen.
IL
Definitionen I
Der Grundraum bei allen nun folgenden Definitionen ist der IR".
11. Norm, Abstand und Konvergenz I Eine Norm auf dem IR" ist eine Funktion 11.11 : IR" --+ IR mit den drei Eigenschaften i) Für alle ii) Für
x E IR" ist llxll ~ 0 und
x E IR" und>. E IR ist
iii) Für alle
x, y ist IIX + YJI
llxll
= 0 <=? x = Ö (Definitheit)
11>-xll = 1>-lllxll (positive Homogenität)
~ llxll
+ IIYII
(Dreiecksungleichung)
Dieselben drei Eigenschaften definieren auch den Begriff Norm auf allgemeinen reellen oder komplexen Vektorräumen. Eine Norm mißt den Abstand eines Punktes x zum Nullpunkt, llx- YJI ist der Abstand der Punkte x und Y. Die drei wichtigsten Beispiele für die Norm eines Vektors mit den Komponenten x 1 bis Xn sind
x
• llxllr = lxrl
Norm
+ lxzl + · · · + lxnl
Abstand
(sprich: "Eins-Norm")
Jxr
• llxllz = + x~ + · · · + x~ (sprich: "Zwei-Norm"), euklidische Norm. Das entspricht unserem "natürlichen" Abstandsbegriff. Daher wird auch die Bezeiclmung lxl verwendet, d.h. diese Norm ist der Betrag des Vektors.
Betrag
• llxlloo = max{lxd, lxzl, · · ·, lxnl} (sprich: "Unendlich-Norm"). Diese Norm heißt auch Supremumsnorm oder Maximumsnorm Mit welcher Norm man arbeitet, ist im folgenden fast immer egal, da die Begriffe "offen", "abgeschlossen", "Konvergenz" usw. im !Rn von der gewählten Norm unabhängig sind. Ab jetzt wird stets die euklidische Norm benutzt; cl.h. llxll = lxl. Die Konvergenz von Folgen ist genau wie im Reellen erklärt, wenn man nur den Betrag durch die Norm ersetzt: lim n-+oo iin
= ä {::}
ä" --+ ä
<=?
'v' f > 0 3 no E N 'v' n ~ no : Iän - äl <
f
Konvergenz
KAPITEL 4. DIFFERENTIALRECHNUNG IM JRN
52
12. offen und abgeschlossen I • Eine offene 6-Kugel um den Punkt i1 besteht aus allen Punkten, deren Abstand zu i1 kleiner als 6 ist: K 0 (a) = {X' E IRnjlx- iil < 6}. Andere Bezeichnung: 6-Umgebung. Bei der abgeschlossenen 6-Kugel ist der Abstand
offene, abgeschlossene 6-Kugel 6-Umgebung
6 auch noch zugelassen: Ka(ii) ={X' E IRnjlx- iil • U heißt Umgebung von
Umgebung
::; 6}.
a, falls U eine 6-Umgebung von i1 enthält.
• Die Menge M heißt offen, wenn jeder Punkt i1 von M eine 6-Umgebung hat, die ganz im M liegt. Dabei ist die Größe von 6 natürlich vom Punkt i1 abhängig. M heißt abgeschlossen, wenn das Komplement IRn\M offen ist.
offen abgeschlossen
0
Inneres
• M, das Innere von M, besteht aus allen Punkte von M, um die es eine 5-Umgebung gibt, die ganz in M liegt (innere Punkte von M).
Abschluß
• aliegt im Abschluß von M, i1 E M, wenn in jeder Umgebung von i1 immer ein Punkt von M liegt. Das ist natürlich insbesondere immer dann der Fall, wenn i1 selbst in M liegt.
Rand
• ßM, der Rand der Menge M, besteht aus allen Punkten des !Rn, die in jeder Umgebung mindestens einen Punkt vonMundeinen von IRn\M enthalten. Alternative Charakterisierung: ßM =Mn (JRn \ M) oder zu i1 E ßM gibt es eine Folge (an) mit iin E M, iin -+ i1 und eine Folge (bn) mit bn E !Rn\ M, bn-+ a.
IEigenschaften offener und abgeschlossener Mengen I In der folgenden Aufstellung werden die Eigenschaften "offen" und "abgeschlossen" auf verschiedene Arten charakterisiert. In Skizzen kann man häufig mit der dritten Zeile (Zusammenhang mit dem Rand) die Eigenschaften der Menge gut erkennen.
IM
IM
offen
abgeschlossen
0
M = M, M ist sein Inneres
M = M, Mist sein Abschluß
IRn\M ist abgeschlossen
!Rn \ M
Mn8M=0
ßM~M
kein Randpunkt gehört zu M
jeder Randpunkt gehört zu M
iin -+ i1 E M => für n 2': no ist iin E M
iin -+ i1 und iin E M => i1 E M
ist offen
• Offene Kugeln sind offen, abgeschlossene Kugeln sind abgeschlossen. • In
IR sind offene [abgeschlossene]
Kugeln offene [abgeschlossene] Intervalle.
4.1. TOPOLOGISCHE GRUNDBEGRIFFE 0
53
-
• Mist immer offen, Mist immer abgeschlossen. • Es gibt Mengen, die weder offen noch abgeschlossen sind. • Die leere Menge und ganz !Rn sind die einzigen Mengen, die offen und abgeschlossen sind. • ßM = ß(IRn\M), der Rand einer Menge ist auch der Rand des Komplements.
• Ränder von Mengen sind immer abgeschlossen.
IWeitere Eigenschaften von Mengen I • Ein Punkt x E M heißt isolierter Punkt, wenn es eine Umgebung von x gibt, die keine weiteren Punkte der Menge enthält. Ein isolierter Punkt ist immer ein Randpunkt der Menge.
isolierter Punkt
• Eine Menge M heißt beschränkt, wenn es eine Zahl C gibt, so daß für alle x E M ixi ~ C ist. Das bedeutet, daß sich M in eine Kugel vom Radius C um den Ursprung einschließen läßt. Alternativ kann man nach der Grundregel definieren: M ist beschränkt, wenn jede Komponente der Vektoren in M beschränkt ist.
beschränkt
• M
~
Rn heißt kompakt, wenn M abgeschlossen und beschränkt ist.
kompakt
• M heißt konvex, wenn mit je zwei Punkten aus M auch die ganze Verbindungsstrecke in M verläuft.
konvex
• M heißt sternförmig bzgl. a E M, wenn die Verbindungsstrecke zwischen jedem beliebigen Punkt b E M und aganz in M verläuft.
sternförmig
Eine Menge ist dann konvex, wenn sie bzgl. jedes ihrer Punkte sternförmig ist. • Ein schwierigerer Begriff: eine offene Menge M heißt einfach zusammenhängend, wenn man jede in M verlaufende geschlossene Kurve "stetig" auf einen Punkt zusammenziehen kann, ohne M zu verlassen. Im IR2 bedeutet das, daß M keine "Löcher" hat. konvex => sternförmig => einfach zusammenhängend
I
I
(einfach) zusammenhängend
• Eine offene Menge heißt zusammenhängend, wenn man je zwei Punkte von M durch einen ganz in M verlaufenden Streckenzug verbinden kann. • Eine offene zusammenhängende Menge heißt Gebiet.
Gebiet
KAPITEL 4. DIFFERENTIALRECHNUNG IM JR.N
54
13. Limes und Stetigkeit I Limes
f :M
~
IR.n
-t
IR. hat in ä E M den Limes b E IR., falls
für jede Folge (xn) mit Xn =/:- ä gilt: Xn
{::} v stetig
f
> o 3 o> o :
o < lx- äl < o =>
-t
ä => f(xn)
-t
b
lf(x) - bl < f.
f ist stetig in ä, falls lim f(x) = f(ä)
:i!--+ä
<=?
(xn
-t
ii=> f(xn)
-t
f(ä)).
<=? Mit t: und {J heißt das
Vt: > 0 38 > 0:
IX'- äl < 8 =>
lf(X)- f(ä)l < t:.
Eine Funktion mit Werten im IR.n ist stetig, falls jede Komponente stetig ist (Grundregel). In den Formulierungen oben muß man dazu nur f durch f ersetzen und die Beträge als Normen lesen. getrennt stetig, partiell stetig
Ein Funktion f : M -t IR. heißt getrennt stetig oder partiell stetig in (a1, ... , an), wenn f in jeder einzelnen Variablen stetig ist, wenn man die anderen festhält, d.h. die Funktionen
für jedes i stetig sind. Stetige Funktionen sind partiell stetig, die Umkehrung gilt nicht, siehe Beispiel 6. Verdeutlichung im IR.2 : eine Funktion f ist in (x0 , y0 ) stetig, wenn die Funktionswerte f(x, y) sich dem Wert f(xo, Yo) nähern, wenn sich (x, y) dem Punkt (x 0 , y0 ) irgendwie nähert. Bei partieller Stetigkeit ist nur gefordert, daß die Funktionswerte bei Annäherung parallel zu den Koordinatenachsen gegen f(x 0 , y0 ) konvergieren.
12. Berechnung I 11. Konvergenz I Für die Konvergenz von Folgen gilt die Grundregel: Eine Folge (iin) konvergiert im IR.n gegen ä, wenn jede einzelne Komponente von (än) gegen die entsprechende Komponente von ii konvergiert. Die Rechenregeln für konvergente Folgen und Grenzwerte von Funktionen gelten wie bei der eindimensionalen Rechnung im Kapitel 2.7 und 2.9.
55
4.1. TOPOLOGISCHE GRUNDBEGRIFFE
j2.
offen und abgeschlossen
I
• Beispiele abgeschlossener Mengen sind abgeschlossene Intervalle in lR und Mengen der Form M = {{xt, ... , Xn) Xt E Mt, ... , Xn E Mn}, wobei die M; abgeschlossene Mengen in lR sind (Kreuzprodukt abgeschlossener Mengen).
I
• Ist f: M ~ lR stetig, so sind Mengen der Form {X'I f(X) = a}, {X'I f(x) 2: a} und {X'I f(x) ~ a} abgeschlossen. Insbesondere sind Nullstellenmengen stetiger Funktionen abgeschlossen. • Der Durchschnitt beliebig vieler abgeschlossener Mengen ist abgeschlossen. Die Vereinigung endlich vieler abgeschlossener Mengen ist abgeschlossen. • Beispiele offener Mengen sind offene Intervalle in lR und Mengen der Form M = {{xt, ... , Xn)l Xt E Mt, ... , Xn E Mn}, wobei die M; offene Mengen in lR sind (Kreuzprodukt offener Mengen) . • Ist
I : M ~ lR stetig, so sind {xl f(x) < a}
und {xl f(X) > a} offen.
• Der Durchschnitt endlich vieler offener Mengen ist offeiL Die Vereinigung beliebig vieler offener Mengen ist offen.
Beispiel 1: M = {(x, y, z)l x 2 + y 2 + z 2 = 4, x + sin y- 2z = 1} Mist Durchschnitt der beiden Mengen Mt= {(x,y,z)lx 2 +y 2 +z2 -4 = 0} und M 2 = {(x, y, z)l x+siny- 2z-1 = 0}, die als Nullstellenmengen stetiger Funktionen abgeschlossen sind. Damit ist M abgeschlossen. Da Mt als Kugeloberfläche auch beschränkt ist, ist auch M beschränkt und damit kompakt.
j3.
Limes und Stetigkeit I
Beispiele stetiger Funktionen sind Polynome, rationale Funktionen, trigonometrische und Hyperbelfunktionen und ihre Umkehrfunktionen, Exponential- und Logarithmusfunktionen, Betrags- und Wurzelfunktionen und alle daraus durch Grundrechenarten und Komposition zusammengesetzte Funktionen.
Die Funktion ist auf ganz JR2 stetig, da sich jede Komponente aus stetigen Funktionen zusammensetzt.
Wichtiges Kriterium
KAPITEL 4. DIFFERENTIALRECHNUNG IM JRN
56
IStetigkeitskriterien: I Stetigkeitskriterien
f :M
~
N ist stetig
<=? Für jede offene Menge V~ N ist
f- 1 (V)
<=? Für jede abgeschlossene Menge U ~ N ist <=? Ist
Xn
~
x, so ist f(xn)
~
offen.
f- 1 (U)
abgeschlossen.
f(x).
Die Bilder offener bzw. abgeschlossener Mengen haben i.a. nicht diese Eigenschaft. Es gilt aber: Das stetige Bild einer kompakten Menge ist wieder kompakt und damit beschränkt und abgeschlossen. Polarkoordinaten
Bei der Untersuchung von Grenzwerten im IR2 lassen sich oft Polarkoordinaten verwenden, wenn Terme mit x 2 + y2 auftreten. Hier wird das Kriterium nur für den Fall formuliert, daß die kritische Stelle der Nullpunkt ist: Gibt es eine stetige (oder beschränkte) Funktion
(cp) und eine Funktion R(r), so daß gilt lf(rcoscp, rsincp)- f(O, O)l ~ R(r)(cp) und ist lim R(r) = 0, so ist f im Nullpunkt stetig. r-tO Ist nicht die Nullfunktion und gilt
lf(r cos cp, r sin cp) - f(O, O)l = R(r)( cp) und existiert lim R(r) nicht oder ist lim R(r) =f. 0, so ist f im Nullpunkt unstetig. r-tO r-tO
x2y Beispiel 3: Stetigkeit von f(x, y) = { x2
+ y2 0
(x, y) =1- (O, O) (x,y)=(O,O)
Außerhalb des Nullpunkts ist f als Zusammensetzung stetiger Funktionen stetig. Es werden Polarkoordinaten x = r cos cp und y = r sin cp eingesetzt: . r 2 cos 2 cp r sin cp r 3 cos 2 cp sin cp 2 . f(rcoscp,rsmcp) = 2 2 . 2 ( . ) = rcos cpsmcp. 2 2 r cos cp + r sm cp r cos2 cp + sm2 cp lf(r cos cp, r sin cp) - f(O, 0)1 = Ir II cos2 cp sin cpj. Da die Funktion (cp) =I cos 2 cpsincpj beschränkt ist, und limR(r) = lim lrl = 0 r-tO r-tO ist, ist f im Nullpunkt stetig.
Alternative: Verwendung der Ungleichung jxyj
~ ~(x 2 + y2).
Es ist
lf(x, y)- f(O, O)l = lf(x, y)j = ~ = lxl ·lxyj < llxl(x2 + y2) = x2
für (x, y)
~
(0, 0).
+ y2
x2
+ y2
- 2
x2
+ y2
Ei2 ~ 0
57
4.1. TOPOLOGISCHE GRUNDBEGRIFFE
Nützlich bei der Untersuchung von Extremwerten ist der Satz von Weierstraß, vgl. Abschnitt 6: Ist f auf M ~ !Rn stetig und M kompakt, so nimmt sein Maximum an.
f
auf M sein Minimum und
!3. Beispiele I Beispiel 4: Zusammenhang und Konvexität
M 1 ist sternförmig bzgl. a, aber nicht konvex, da die Verbindungsstrecke der Punkte b und c nicht ganz in der Menge veläuft. M2 ist konvex, M3 ist bezüglich keines Punktes sternförmig. M 1 , M2 und M3 sind jeweils einfach zusammenhängend.
Die Vereinigung M 2 U M 3 ist nicht zusammenhängend, da man Punkte in verschiedenen Teilen nicht durch einen ganz in der Vereinigungsmenge verlaufenden Streckenzug verbinden kann. Beispiel 5: M = {(x, y)l x = 2br V y = (2m+ 1)1!', mit k, m E Z} Die Menge ist ein Gitter aus zwei Scharen sich schneidender Geraden. Ihr Inneres ist 31!" leer, da kein Punkt der Menge eine Umgebung in der Menge besitzt: Legt man 1l" um einen beliebigen Punkt einen Kreis, so enthält der immer Punkte, die nicht -21!" -1!" 21!" X zur Menge gehören. Das bedeutet, daß die Menge nur aus Randpunkten besteht. M -31!' ist abgeschlossen, denn jeder Grenzwert einer Folge in M liegt wieder in M. Daher ist M = 8M = M. Da M unbeschränkt ist, ist M nicht kompakt. Man sieht auch, daß M bezüglich keines seiner Punkte sternförmig ist und damit auch nicht konvex. y
Die Abgeschlossenheit von M kann man auch erhalten, indem man M als Vereinigung von Nullstellenmengen stetiger Funktionen beschreibt: für ganze Zahlen
Satz von Weierstraß
KAPITEL 4. DIFFERENTIALRECHNUNG IM JRN
58 k und m ist cos x
M
= 1 <=? x = 2k7r und cos y = -1
<=? y
= (2m+ 1)7r. Daher ist
= M 1 U M 2 = {(x,y)l cosx -1 = 0} U {(x,y)l cosy + 1 = 0}
abgeschlossen als Vereinigung zweier abgeschlossener Teilmengen.
Dei,piel 6' Stetigkeit von f(x,y)
Tip bei Unstetigkeit
~{
(x, y) -::J (0, 0) (x, y)
= (0, 0)
Wenn man den Verdacht hat, daß eine Funktion dieser Bauart unstetig bei null ist, versucht man eine Nullfolge (xn, Yn) anzugeben, für die die Funktionswerte nicht gegen j(O, 0) gehen. Ein guter Versuch ist es dabei, Xn und Yn so zu wählen, daß die beiden Summanden im Nenner die gleiche Größenordnung haben. Das kann man z.B. dadurch erreichen, daß man Yn = ~ und Xn = ; 2 wählt. Jetzt berechnet man die Funktionswerte:
Da die Funktionswerte nicht gegen f(O, 0) = 0 konvergieren, ist f im Nullpunkt unstetig.
f ist allerdings überall getrennt stetig: außerhalb des Nullpunkts ist f aus stetigen Teilen zusammengesetzt und damit stetig, also erst recht getrennt stetig. Im Nullpunkt müssen die Grenzwerte von f(x, 0) und f(O, y) untersucht werden. Wegen j(x, 0) = 0 ist auch der Grenzwert dieses Ausdrucks für x ~ 0 null. Analog ist j(O, y) = 0 und somit f(x, 0) ~ 0 = f(O, 0) und f(O, y) ~ 0 = f(O, 0). 2
Beispiel 7: Konvergenz von Xn = (e-n, ~)T 1+n Eine Folge im 1R2 konvergiert, wenn jede Komponente konvergiert. Da die erste Komponente den Grenzwert 0 und die zweite den Grenzwert 1 hat, konvergiert die Folge gegen (0, 1)T. Beispiel 8: Die Menge M = {xn}, Xn aus Beispiel 7 Jeder Punkt der Folge ist isolierter Punkt und daher Randpunkt. Da die Menge Randpunkte enthält, kann M nicht offen sein. Die Menge ist auch nicht abgeschlossen, da der Punkt (0, 1)T Grenzwert einer Folge in Mist, aber nicht zur Menge gehört. Es ist also M = 8M = M U {(0, 1)T}.
59
4.2. DIFFERENZIERBARKElT
Differenzierbarkeit
4.2
11. Definitionen
J
Hier hat man stets diese Situation: M C !Rn und ä E M ist innerer Punkt; d.h. ä hat eine Umgebung, die ganz zu M gehört. f ist eine auf M definierte reellwertige oder 1Rm-wertige Funktion.
!1. Partielle Differenzierbarkeit I f : M ~ IR ist in ä = (a 1 x;, wenn die Funktion
in
a;
•.• ,
an) partiell differenzierbar nach der i-ten Variablen
partiell differenzierbar
nachtdifferenzierbar ist.
Die Ableitung wird mit 0°! oder Dd oder fx, bezeichnet. Verwendet man die X; üblichen Variablennamen x, y und z, werden die partiellen Ableitungen mit fx, f.u bzw. fz bezeichnet. Ist eine Variable t, so verwendet man statt ft auch j. Der Zeilen-Vektor aller partieller Ableitungen wird Gradient von grad f = Ux, jy, fz, .. .).
fx,
j
f genannt: Gradient
Wird eine partielle Ableitung noch einmal nach einer Variablen differenziert, erhält man eine zweite partielle Ableitung. Entsprechend werden höhere partielle Ableitungen gebildet. Schreibweise für zweite Ableitungen:
a of
o2f
8 = fx;x; D;Dif = -8 -8 = - 8 X;
Xj
X; Xj
Die Funktion f(x, y, z) hat also die (ersten) partiellen Ableitungen fx, jy und fz, die zweiten partiellen Ableitungen fxx, fxy, fxz, fyx, jyy, !yz, fzx, fzy und fzz, die dritten partiellen Ableitungen fxxx 1 fxxy usw. Nach dem Satz v. Schwarz darf man bei n-maliger stetiger Differenzierbarkeit die Reihenfolge der partiellen Ableitungen vertauschen, s. S. 62.
1
1
ist partiell Ist eine vektorwertige Funktion, tritt die Grundregel in Kraft: ist der Ableitung partielle die und ist es Komponente jede wenn differenzierbar, zusammensetzt. Komponenten der Ableitungen partiellen den aus sich der Vektor,
12. (Totale) Differenzierbarkeit I Eine Funktion f : M ~ IR ist (total oder vollständig) differenzierbar in ä mit der Ableitung D f(ä), falls es einen (Zeilen-) Vektor D f gibt mit f(x)
= f(ä) + Dj · (x- ä) + o(ix- äl)
(total) differenzierbar
KAPITEL 4. DIFFERENTIALRECHNUNG IM JRN
60
Eine Schreibweise ohne Landausysmbol erhält man, wenn o(lx- äi) ersetzt wird durch f(.i) IX'- äl und lill! E(x) = 0. i-+a
Fll! -1~ 1
Alternative Formulierung: Ist
x-+a X-
~I [f(x)-
a
f(ä)- D f · (x- ä)] = 0.
I!' = D f = grad rl
f differenzierbar, so ist
Analog gilt für eine vektorwertige Funktion [: M ~ !Rm: [heißt differenzierbar in ä, falls es eine Matrix A E Mm,n (m Zeilen und n Spalten) gibt mit
[(x) = [(ä)
+ A · (x- ä) + o(lx- äi).
A ist dann die Ableitung von [in ä und wird mit [' (ä) oder D [( ä) bezeichnet. Differenzierbarkeit bedeutet, daß jede Komponente von [differenzierbar ist. D wird dargestellt durch die Matrix der partiellen Ableitungen der Komponenten von und heißt auch Jacobimatrix oder Funktionalmatrix:
f
Jacobimatrix Funktionalmatrix
f
f'=J[=Df=
8!J 8x1 8!2 8x1
o!J 8x2 8!2 8x2
8fm
8fm 8x2
OXl
oft
-
grad!J-
OXn
8!2
- gradh-
OXn
8fm
- gradfm-
OXn
13. Richtungableitungen I Richtungsableitung
Für einen Vektor v E !Rn ist die Richtungsableitung von Punkt ä E !Rn definiert durch
~~(ä)
:=
uV
f in Richtung
v im
= lim f(ä + tV)- f(ä) Dvf(ä) := dd f(ä + tV)I t t-+0 t=O t
Es gibt drei verschiedene Konventionen:
(A) Man läßt nur Vektoren
v mit lVI =
(B) Man läßt nur Vektoren
v =1- Özu und ersetzt in der Definition v durch ~~.
~~(ä) = uV
( C)
1 zu.
Dvf(ä) = dd f(ä + tl~l V t
)I
= lim f(ä + tii!Jvl)- f(ä) t=O
t-+0
t
v darf ein beliebiger Vektor des !Rn sein. Im diesem Fall gibt es einige Rechenregeln mehr.
Ist v = e; der i-te Koordinateneinheitsvektor, so ist die Richtungsableitung nach v die i-te partielle Ableitung.
Gl
4.2. DIFFERENZIERBARKElT
4. Zusammenhang der Begriffe und geometrische Interpretation
(xo, Yo, l(xo, Yo)) Der Einfachheit halber wird der Fall betrachtet, daß f : M ~ IR2 -+ IR ist. Dann läßt sich der Graph der Funktion f als Fläche über der xy-Ebene darstellen: über dem Punkt (x, y) wird in z-Richtung der Funktionswert aufgetragen. Eine Punkt des Graphen von f hat dann die Form (x,y,f(x,y)).
z
Eingezeichnet ist eine Tangente an die Fläche, deren x- und y-Komponenten die Richtung v haben. Die Richtungsableitung von f in Richtung v ist die Steigung dieser Tangenten. Eigenschaften einer Funktion f an einer Stelle Xo
CD
~ f "otig dit'b~ bei Xo
I
r ,
difl'bT bei ""
CD ®
u
von x 0 existieren und I stetig bei xo in dieser Umgebung stetig sind.
_",.
®
gilt, falls fx und
JY in einer Umgebung
t
von x 0 existieren und bei x 0 stetig sind.
Dvl(xo) ex.
partiell diff'bar bei
gilt, falls fx und
jy in einer Umgebung
Dvl(xo) = gradl(io) · v
I
= (xo, y0 ):
xo~
I
partiell stetig bei x 0
Kein Pfeil dieser Übersicht läßt sich umkehren. Die Richtungsableitungen sind nach A oder C berechnet. Im Punkt Xo = (xo, Yo) gilt:
• f ist stetig differenzierbar In einer Umgebung des Punktes (x 0 , y0 ) existiert für alle (x, y) eine Tangentialebene in (x,y,f(x,y)) an den Graphen vonfundder Normalenvektor der Ebene hängt stetig von der Stelle (x,y) ab.
• f ist differenzierbar In (xo, Yo, f(xo, y0 )) existiert eine Tangentialebene an den Graphen von f.
KAPITEL 4. DIFFERENTIALRECHNUNG IM JRN
62
• Alle Richtungsableitungen existieren und Dvf = grad f · v Im Punkt (x 0, y0, f(x 0, y0)) existiert in jeder Richtung eine Tangente an den Graphen von f in und alle diese Tangenten liegen in einer Ebene. • Alle Richtungsableitungen existieren . In jeder Richtung existiert in (x 0, y0, f(x 0, y0)) eine Tangente.
• f ist partiell diff'bar. In (x 0, y0, f(x 0, y0)) gibt es Tangenten in Richtung der Koordinatenachsen. Für Funktionen mit Werten im !Rm mit m > 1 kann man die Grundregel verwenden. Ist f eine Funktion von mehr als zwei Variablen, muß man dementsprechend partielle Ableitungen nach mehr Variablen und höherdimensionale Tangentialräume betrachten.
j2.
Berechnung I
11. Partielle Ableitungen I Eine Funktion f wird nach einer Variablen partiell differenziert, indem man alle anderen Variablen als Konstanten behandelt und die Rechenregeln für Funktionen einer Variablen anwendet.
Satz von Schwarz
Für höhere partielle Ableitungen gilt der Satz von Schwarz: Ist f nach x und y zweimal partiell differenzierbar und sind die gemischten partiellen Ableitungen fxy und fyx stetig, so ist fxy = fyx· Es kommt dann auf die Reihenfolge beim Ableiten nicht an. Das ist insbesondere der Fall, falls f zweimal (oder öfter) stetig differenzierbar ist. Dann braucht man im Beispiel zu Anfang des Abschnitts nur noch die zweiten partiellen Ableitungen fxx, JYY> fzz, fxy, fxz und fyz zu unterscheiden. Diese Situation tritt also fast immer ein, z.B. bei der Taylorentwicklung im übernächsten Abschnitt. Beispiel 1: Der Gradient und die partiellen Ableitungen bis zur zweiten Ordnung von f(x, y) = exy + x 2 - y2. fx wird berechnet, indem f nach x abgeleitet wird und dabei y wie eine Konstante behandelt wird: im exy_ Term steht y als innere Ableitung vorne, der y 2-Term fällt weg. Also ist fx = yexy + 2x, jy = xexy - 2y und grad f = (yexy + 2x, xexy - 2y). Weiter ist fxx = y 2exy + 2, fxy = fyx = (1 + xy)exy und jyy = x 2exy- 2. Da f als Komposition unendlich oft differenzierbarer Teile selbst diese Eigenschaft hat, ist f natürlich erst recht zweimal stetig partiell differenzierbar. Daher ist nach dem Satz von Schwarz fxy = fyx·
63
4.2. DIFFERENZIERBARKElT
12. (totale) Differenzierbarkeit I Beispiele differenzierbarer Funktionen sind Polynome, rationale Funktionen, trigonometrische und Hyperbelfunktionen und ihre Umkehrfunktionen, Exponential- und Logarithmusfunktionen und Wurzelfunktionen auf JR+ in offenen Teilmengen ihres Definitionsbereichs und alle daraus durch Grundrechenarten zusammengesetzte Funktionen.
Beispiele differenzierbarer Funktionen
Die Komposition differenzierbarer Funktionen ist differenzierbar. Beispiel 2: Die totale Ableitung von f(x, y) = ( x 2 y ) . · xcosy
f hat als Zusammensetzung unendlich oft diff'barer Funktionen auch diese Eigenschaft. Mit ft(x,y) = x 2 y und h(x,y) = xcosy erhält man die Jacobimatrix
nf-- (grad(xcosy)grad(x 2 y) ) -
(2xy x2 ) cosy -xsiny ·
Wichtiger Satz: Ist f in einer Umgebung des Punktes ä nach allen Variablen partiell diff'bar und sind die partiellen Ableitungen stetig bei ä, so ist f bei ä differenzierbar.
I
Beispiel 3: f(x,y) = x 7 sinexy
Wegen fx = 7x 6 sin exy + x 7 cos exy · yexy und jy = x 7 cos exy · xexy sind fx und /y stetig. Daher ist f stetig differenzierbar. Das läßt sich natürlich einfacher damit begründen, daß f Komposition (beliebig oft) differenzierbarer Funktionen ist. In Fällen, in denen man die Differenzierbarkeit "von Hand" untersuchen muß, geht man so vor: Die Funktion
CD
f : M -+ IR soll im Punkt ä untersucht werden.
Untersuchung von f auf partielle Differenzierbarkeit bei ä. Ist tiell diff'bar, dann ist f auch nicht diff'bar.
f nicht par-
@ Ist f (total) diff'bar, so ist die Ableitung der Gradient von f. f ist daher genau dann diff'bar bei ä, wenn gilt: lill! -1~ 1
x-+a X-
~I [f(x) -
a
f(ä) - grad f(ä) · (x- ä)) =
o
f
diffbar?
64
KAPITEL 4. DIFFERENTIALRECHNUNG IM JRN
x2y2 Beispiel 4: f(x, y) = { x2 + y2 0
(x, y) =f. (0, 0) . (x,y)=(O,O)
Außerhalb des Ursprungs ist f aus unendlich oft differenzierbaren F\mktionen zusammengesetzt und ist daher selbst auch unendlich oft differenzierbar. Es bleibt also der Punkt (0, 0) zu untersuchen. 1. Möglichkeit: Untersuchung der partiellen Ableitungen.
Wegen der Symmetrie in x und y reicht es sicher, nur fx zu untersuchen. Außerhalb von (0, 0) ist
fx
=
2xy 2(x 2 + y 2 ) - x 2y 2 · 2x (x2 + y2)2
=
2xy 4 (x2 + y2)2
Um fx(O, 0) zu berechnen, muß man f auf die x-Achse einschränken. Für (x, y) =f. (0, 0) ist f(x, 0) = 0. Für x = y = 0 ist auch der Funktionswert null. Da f auf der x-Achse die Nullfunktion ist, ist auch fx(O, 0) = 0. Es ist nun die Stetigkeit der Funktion fx im Nullpunkt zu untersuchen:
fx(x, y)
={
(x22:y~2)2
(x, y) =f. (0, 0) . (x,y) = (0,0)
0
Das geschieht am besten mit Hilfe des Polarkoordinatenkriteriums von Seite 56:
2xy4 I lfx(x, y)- fx(O, O)l = I(x 2 + y2)2 =
l2r
5 cos
r4
I = 2r ·~ . 4 --t r-+0 0. $1
2. Möglichkeit: Benutzung der Definition.
CD
Wie oben berechnet man die partiellen Ableitungen im Ursprung: fx(O, 0) = fy(O, 0) = 0. Wenn f differenzierbar ist, ist also die Ableitung grad f = D f(O, 0) = (0, 0).
@ Es ist nachzurechnen : 1 [f(x) - f(O) - - grad f(O) - · (x- O) -] = liJ1!--::;---::;lx- Ol
x-+O
o,
also
0) ) = 0 lim - 1- [~ - 0 - (0 0) · (x,y)-+(0,0) l(x,y)l x2+y2 ' y-0
(x -
Wegen l(x, y)l =
Jx
2
+ y2
2 2
bleibt zu zeigen:
x
lim ( y ) / = 0. Das (x,y)-+(0,0) X2 + y 2 3 2
geht wieder mit Polarkoordinaten:
. x2y2 . r 4 cos 2
f im Nullpunkt differenzierbar.
65
4.2. DIFFERENZIERBARKElT
13. Richtungsableitungen I Ist f differenzierbar, so kann man Richtungsableitungen mit Hilfe der (totalen) Ableitung berechnen: Ist
f in a diff'bar, so ist
8 ~(a)
8
(A) und (C)
=
V
D J(a) · v.
~~(a) = D J(a).
(B)
: 1
1
.
Aus dieser Darstellung kann man sich mit Hilfe der Rechenregeln aus Abschnitt 3 weitere Regeln herleiten. Nimmt man Definition (C), so hat man auch diese Regeln:
Dv+v.;f = Dvf + D,nf,
Beispiel 5: Die Richtungsableitungen von f(x, y)
=
x 2 y2
Gerechnet wird nach (A) oder (C). Da f diff'bar ist, berechnen man zunächst so ist
f' = grad f =
(2xy 2 , 2x 2 y). Ist
v=
(~),
13. Beispiele I Beispiel 6: Die partiellen Ableitungen von
[(x, y)
). x2 y smx- xcosy
= ( .
Die partielle Ableitung wird nach der Grundregel komponentenweise vorgenommen: x2 ) ( .... ) 2xy ( .... jy = xsiny · fx = cosx- cosy '
Beispiel 7: Die Ableitungen von ]; (t)
= ( ~:t) und h(x, y, z) = x + 3y 2 z.
]; ist eine vektorwertige Funktion, die nach der Grundregel differenziert wird, die Ableitung von h ist der Gradient:
..
!J'(t) =
(2ezt) 2t ,
f~ = (1,6yz,3y 2 ).
66
KAPITEL 4. DIFFERENTIALRECHNUNG IM JRN
Die Matrixfunktion wird komponentenweise abgeleitet:
, A (t)
(
(t + 2)et )
et
= -2e-t . 2(1 - t)e-t ·
x3
Beispiel 9: Untersuchung von f(x, y)
=
{
x2 +O y2
(x, y) =F (O, O) (x, y) = (0, 0)
IBild des Graphen I Das Bild links zeigt den Graphen der Funktion. Dabei sind die Werte auf Geraden durch den Nullpunkt un<~: auf Kreisen um den Nullpunkt hervorgehoben. Man erkennt daran, daß sich die Fläche aus Geraden durch den Punkt (0, 0, 0) zusammensetzt, die aber nicht in einer Ebene liegen. Dies spiegelt die Tatsache wieder, daß im Nullpunkt alle Richtungsableitungen existieren, f aber nicht differenzierbar ist, siehe unten.
IUntersuchung der Funktion außerhalb des Nullpunkts I Außerhalb des Nullpunkts ist f als Komposition unendlich oft diff'barer Funktionen auch unendlich oft diff'bar. Für (x, y) =j; (0, 0) ist
Damit ist
4.2. DIFFERENZIERBARKElT
67
Die Richtungsableitung in Richtung des Vektors
v=
( vv21) (nach Definition A
oder C) ist also ßj - x 4 + 3x2y2 - 2x3 y _(x,y)=gradf·v=( ) v1+( 2 2 2 2 )2v2= 2 av X +y X +y
Vt ( x 4
+ 3x2y2 ) ( 2 X
+y 2
2v2x3 y
)2
·
Es bleibt der Punkt (0, 0) gesondert zu untersuchen.
IStetigkeit im Nullpunkt I Mit Polarkoordinaten In Polarkoordinaten lautet die Funktionsgleichung f(rcos
r 3 cos 3
2 . 2
2
r cos
=
rcos 3
Wegen if(r cos
I 2x X
2
+y2
1
~~~ = lxl·l~l ~ ixi-+ Ofür (x,y)-+ {0,0). +y +y X
X
~ 1, da der Zähler immer kleiner als der Nenner ist.
Ipartielle Ableitungen im Nullpunkt I f ist in {0, 0) partiell differenzierbar:
~~,;:, :: :il{d?: ~·,.m; :::,:::~::: :::~:,;;~::·::.::.:: 0
x=O
ist fx(O, 0) = 1. Zur Bildung von jy betrachtet man f(O, y) und sieht, daß stets f(O, y) Daher ist auch jy(O, 0) = 0.
IRichtungsableitungen im Nullpunkt I Es wird nach Definition A oder C gerechnet. Sei
af
a v-
. 1
= hmo t-+
-t (J(tV) - f(O, 0))
.
= hmo t-+
v=
( v1 , v 2 ) T.
1 (tvt) 3 -t t2 v12 + t2 v 22
vr = v21 +
v22
= 0 ist.
KAPITEL 4. DIFFERENTIALRECHNUNG IM JRN
68
Hier braucht man nicht einmal den Limes bilden. Das liegt daran, daß sich der Graph der Funktion aus Geraden durch den Nullpunkt zusammensetzt und jede dieser Geraden eine konstante Steigung in z-Richtung hat. Man kann auch hier bereits erkennen, daß ist. Sonst müßte gelten:
f im Nullpunkt nicht differenzierbar
j'(O, 0) = gradf(O, 0) = Ux(O, 0), jy(O, 0)) = (1, 0) und
~;(0,0) =
j'(O,O)
·v= (1,0) · (~:)
=
VJ.
Das widerspricht der oben berechneten Richtungsableitung.
IDifferenzierbarkeit im Nullpunkt I CD
f ist in ä = (0, 0) partiell diff'bar und es ist grad f(O, 0) = (1, 0).
@ f ist in (0, 0) diff'bar, falls !iiJ! -1~ 1
x--+a
X-
~I [f(x) -
a
f(ä) - grad f(ä) · (x- ä)] =
o
1( y)- f(O, 0)- (1, 0) · (x)] lim -X,[ Y y )[ [f(x, (x,y)--+(0,0) lim (x,y)--+(O,o) .Jx2
1
x3
-x] + y2 [x2-+- y2 x3
1
(x,y\~o,o) .Jx2 + y2 [
-
x3
x2
-
xy 2 ]
+ y2
2
] -xy (x,y)--+(0,0) (x 2 + y2) 3h . l Im
[
Jetzt verwendet man das Kriterium mit Polarkoordinaten aus Abschnitt 1: . -r cos
r3
- lim cos
Da dieser Limes nicht existiert (er hängt ja vom Wert von
f nicht
69
4.3. ABLEITUNGSREGELN
4.3
Ableitungsregeln
11. Definitionen I j1.
Das Differential!
Ist f : IR.n --+ IR eine differenzierbare Funktion, so ist das Differential df von f der Ausdruck _. 8! 8f 8! df = -8 dx1 + -8 dx2 ·· · -8 dxn = gradf · dx. Xn X2 X! Interpretation: Der Funktionswert von f an der Stelle ä = ( a1, a2, ... , an) T sei bekannt. Eine Näherung für den Wert von j(a1 + D.a 1, a2 + D.a 2, ... , an+ D-an) wird dann so gegeben:
f(ä + D.ä)
Differential
(ä)D.an ~ f(ä) + 881X1 (ä)D.a! + 881X2 (ä)D.a2 + ... + 881 Xn
ISatz über inverse Funktionen, Umkehrsatz I Ist f : M ~ IR.n --+ IR.n eine Funktion, so nennt man f an der Stelle ä E U lokal invertierbar, falls es Umgehungen U mit ä E U ~ M und V mit /(ä) E V ~ IR.n gibt, so daß die Einschränkung von feine bijektive Abbildung von U nach V ist. Satz über inverse Funktionen Ist f: M ~ IR.n --+ IR.n stetig diff'bar und ist an der Stelle ä E M die Jacobimatrix von f regulär, so ist /bei ä lokal invertierbar. Die Umkehrfunktion /- 1 ist ebenfalls differenzierbar, und für die Ableitung gilt
(/-1)'(/(x)) = (/'(x)rl Das bedeutet, daß die Jacobimatrizen von
f und /- 1 zueinander invers sind.
ISatz über implizite Funktionen I Gegeben sei ein System von n Gleichungen (*)
F;(x~,
... ,Xp,Y!, ... ,yn)=O für
i=l, ... ,n.
Bekannt sei die Lösung a= (x~, ... , xv, fh, ... , fin), d.h. am Punkt mit den Koordinaten (x 1, . .. , Xp, ii1, . .. , iin) sind die Gleichungen F;(X!, ... , Xp, ih, ... , Yn) = 0 für i = 1, ... , n erfüllt. Das Gleichungssystem heißt bei a lokal auflösbar nach y1 bis Yn, wenn es Funktionen y1(x 1 , ... , Xp) bis Yn(x 1, ... , Xp) gibt, so daß für alle x = (x 1, ... , xp) in einer Umgebung von (x 1 , ••• , xv) gilt
F;(XJ, ... ,xv,YI(XJ, ... ,xp), ... ,yn(x!, ... ,xp)) = 0 für i = l, ... ,n.
lokal invertierbar Satz über inverse Funktionen
KAPITEL 4. DIFFERENTIALRECHNUNG IM JRN
70 Satz über implizite Funktionen
Satz über implizite Funktionen Sind die Funktionen F; in allen Variablen in einer offenen Umgebung des Punktes astetig differenzierbar und ist dien X n-Jacobimatrix der Ableitungen der F; nach den y; regulär, d. h. ist
det Fg( a) = det
m.(a) 8yl
m.(a) 8y2
ffi(a) 8yn
~(a) 8yl
~(a) 8y2
~(a)
~(a)
~(a)
~(a) 8yn
8yl
8yn
8y2
=.F 0,
so läßt sich das Gleichungssystem (*) lokal nach Y1 bis Yn auflösen. Die Auflösungen y 1 bis Yn sind differenzierbar nach x 1 bis -1
und es gilt
~ 8x1
~ 8x2
~ 8xp
ffi
ffi
ffi
ffi 8x1
ffi
ffi
8yn
!1111.
!1111.
!1111.
~
~
~
~
~
~
~ 8x1
~ 8x2
~ 8xp
~
~
~
~
~
~
8x1
Eselsbrücke
Xp
8x2
8yl
8xp
8yl
8yl
8y2 8y2
8y2
8x1
8yn
8yn
8x1
8x2
8x2
8x2
8xp 8xp
8xp
Eselsbrücke, um sich die Formel zu merken: Man differenziert wie im ersten Spezialfall auf Seite 74 die Gleichung F(x, y(x)) = Önach x und erhält
Fx + Fgfk = Ö => Yx = -(Fg)- 1 Fx Die drei wichtigsten Spezialfälle dieses schwierigen Satzes sind im Punkt Berechnung formuliert.
12. Berechnung! 11. Rechenregeln I Rechenregeln, die mit dem Nablaoperator '\1 formuliert sind, findet man in Abschnitt 8. (f
Sind
+ g)' = !' + g'
(af)' = af'
f und g reellwertige Funktionen, so ist auch (fg)' = f'g
+ fg'
bzw. grad (fg) = g grad f
+f
gradg
Das heißt, daß die Regeln für Summen und Vielfache wie bei einer Variablen gelten.
71
4.3. ABLEITUNGSREGELN
Kettenregel
Die Kettenregel sieht formal aus wie im Reellen: /o§
l
§
-
ä
Ist Rn
L
Rm
L Rk,
so ist
§(ä)
f(g(ä))
(l o §)' (ä) =
/'(§(ä)) · §'(ä).
Der Punkt im rechten Term ist dabei die Matrizenmultiplikation. Die Kettenregel besagt, daß man die Jacobimatrix (oder Funktionalmatrix) einer zusammengesetzten Abbildung o §berechnet, indem man die Jacobimatrizen von und§ miteinander multipliziert.
l
l
Ein wichtiger Spezialfall: Ist § : I ~ R ---+ Rn und f : Rn ---+ R, so ist die zusammengesetzte Funktion h = f o § : I ~ R ---+ R. Bezeichnet man die Koordinaten im Rn mit u 1 bis un, und ist §(x) = (9 1(x), ... , 9n(x)) ~ so ist
dh dx
= grad
f . §'
=
8 f 091 + 8 f 092 + ... + 8 f 09n aul ßx 8u2 ßx OUn ßx
Die eindimensionale Kettenregel sieht aus wie formales Erweitern mit der Variablen des mittleren Raumes. Im Gegensatz dazu muß man hier alle Variablen des mittleren Raumes dazwischenschieben und diese Terme addieren. Beispiel 1: Berechnung von h' mit h
= jo9, f(x, y) = ex+ ~' §(x) =
c~/:)
Um mehr Klarheit zu haben, werden als erstes die Variablen passend umbenannt: Setze (
~)
= §(x) =
(~~~~~) X
mit u 9
= lnx, v = (u,v)
~
und y
= f(u, v) = eu + ~·
f
R2 h = jo9 Jetzt wird auf drei Arten die Ableitung von h =
f o §berechnet:
IDirekte Rechnung Iist hier am einfachsten: h(x) = f(§(x)) = elnx
+ 1~x = x + 2x = 3x
=>
y'(x) = h' = 3.
72
KAPITEL 4. DIFFERENTIALRECHNUNG IM JRN
IAnwendung der
Kettenregel: I
~'() _ (g;(x)) _ ( 1 g x - g~(x) - -lfx2 '
/x)
Jetzt muß man in der Ableitung von
f die Werte für u und v einsetzen:
f'(§(x)) = (elnx,- ul)2) = (x, -2x2). Berechnung des Matrixprodukts von f'(§(x)) und §'(x): h'
= f'(§(x)) · §'(x) = (x, -2x 2) · ( _'(fx 2 ) = 1 + 2 = 3.
IAnwendung der
Spezialfallregel: I
dy ayag, ayag2 dx OU OX OV OX Jetzt werden wieder u und v ersetzt:
u1 X
-2-1 v x2
- = - - + - - = e - + 2- -
= e1nx.!_ + -~-r_!_ = x.!. + 2x 2_!_ = 1 + 2 = 3. X
('/x) x 2
x
x2
12. Rechenregeln für Vektorfunktionen I Rechenregeln für Vektorfunktionen
Die folgenden Regeln betreffen den Fall vektorwertiger Funktionen einer reellen Variablen. Die Produktregel gilt auch für Skalar- und Kreuzprodukte und Produkte von Vektoren und Matrizen untereinander und mit reellwertigen Funktionen. Dabei werden nach der Grundregel Vektoren und Matrizen abgeleitet, indem jede Komponente abgeleitet wird. Für (reelle) Funktionen a(t), Vektorfunktionen f{t),§(t) E !Rn und Matrixfunktionen A(t) und B(t) passender Größe gilt:
(af)' = a'f + o]', (f~ ·g~)I =
~~I
(aA)' = a'A + aA',
·g~ + ~~ ·g~I
(!X g)' =!'X g+ 1 Xg' (Al)'= A'f + Af',
Skalarprodukt Kreuzprodukt
(AB)'= A'B +AB',
(A- 1 )' = -A- 1 A'A- 1
In der letzten Regel muß A natürlich eine invertierbare Matrix sein. Beispiel 2: Ableitung von Vektor- und Matrixfunktionen
73
4.3. ABLEITUNGSREGELN 13. Ableitung der Umkehrfunktion I
Ableitung der Umkehrfunktion
Hierbei benutzt man das Kriterium det
f' {a) =/:- 0 => l: U ~ lRn --+ lRn ist bei a E U lokal invertierbar. (/(i))- 1
(j\l-1(YJ)) -1
und
® @
@
Bei® bedeutet der Exponent -1 die Umkehrfunktion, bei@ die inverse Matrix. Beispiel3: Die Umkehrfunktion von /(x,y)
=~
(~~ =~~), x,y > 0.
Hier läßt sich die Inverse explizit bestimmen. Dazu führt man die Bezeichnung
(u)v ein, also u
~
f(x, y) =
x2
+ y2
= -2-
und v =
x2 _ y2
2
. Daraus berechnet man
x = .../u + v und y = .../u - v und damit
l-
1
(u,v) =
(~~=~)
und
~
(! - 1 )'(u, v) =
1
2
1
(
Vu+v 1
\Jü'=V
~)· ~
Ableitung der inversen Abbildung mit dem Umkehrsatz Y ) . J' berechnet: /'{x, y) = (x -y Wegen detf'(x,y) = -2xy ist J' invertierbar, wenn weder x noch y gleich 0 ist, also überall im Definitionsgebiet. Daher ist l dort überalllokal invertierbar. Achtung: betrachtet man l als Funktion auf dem ganzen lR so ist l außerhalb
Zunächst wird
X
2,
der Achsen lokal invertierbar, aber nicht (global) invertierbar: wegen l{±x, ±y) hat jeder Bildpunkt i.a. vier Urbilder. Die Inverse von
J'
/(x, y)
=
berechnet man am besten nach der Cramerschen Regel, die
für 2 x 2-Matrizen sagt: ( 1
~ ~) -
(f(x,y)r = _;xy
1
(=;
=
ad ~ bc (!c ~b). Hier erhält man
~Y) = ~ (~j: ~~~J
und damit
1 ( 1/x 1/x ) { 1 ~-1 )(fx,y))=2 1/y -1/y.
(f
Anwendung: der Punkt {1, 1) wird nach {1, 0) abgebildet, also /{1, 1) = {1, 0). Die Ableitung der inversen Abbildung an der Stelle {1, 0) ist daher
(/-1)'{1, 0)
= {f')-1(1, 1) = ~
c
!1).
74
KAPITEL 4. DIFFERENTIALRECHNUNG IM JRN
Das läßt sich bestimmen, ohne die inverse Abbildung selbst zu kennen. Allgemein erhält man die Ableitung der Umkehrfunktion j-·- 1 , indem man in der Gleichung (j''- 1 )'(Y'J = f'(/- 1 (Y'J)- 1 den Ausdruck /- 1 (Y'J mit Hilfe der zu Anfang berechneten Umkehrfunktion ersetzt: mit iJ = (:) wird
k) -1
y'u- v
Ableitung impliziter Funktionen
14. Ableitung impliziter Funktionen I Hier werden nur die Rechenmethoden für die drei wichtigsten Fälle angegeben. Für den allgemeinen Fall, daß man eine Gleichung für n + 1 Variablen hat, kann man völlig analog zu den Punkten 4.1 und 4.2 unten vorgehen.
14.1. Eine Gleichung mit zwei Variablen I Eine Gleichung, zwei Variablen
So eine Gleichung definiert in der Regel eine Kurve im IR2 • Gegeben ist eine stetig differenzierbare Funktion F der zwei Variablen x und y. Ist F(x 0 , y0 ) = 0 und Fy(x 0 , y0 ) -:/:- 0, so ist die Gleichung F(x, y) = 0 bei (xo, Yo) lokal nach y auflösbar, d.h. y läßt sich so als Funktion von x schreiben, daß die Gleichung F(x, y(x)) = 0 für alle x in einer Umgebung von x 0 erfüllt ist. Analog gilt: Ist F(x 0 , y0 ) = 0 und Fx(xo, Yo)-:/:- 0, so ist die Gleichung F(x, y) = 0 bei (x 0 , y0 ) lokal nach x auflösbar, d.h. x läßt sich so als Funktion von y schreiben, daß die Gleichung F(x(y), y) = 0 für alle y in einer Umgebung von y0 erfüllt ist.
F(x 0 , y0 ) Berechnung der Ableitungen
=0
und
Fy(x 0 , xo) -:/:- 0 => F(x, y)
= 0 lokal nach y auflösbar
Berechnung der Ableitungen Die Gleichung F(x, y(x)) = 0 wird nach der Kettenregel abgeleitet. Dabei kommt bei der Ableitung von F nach der zweiten Variablen jedesmal ein Faktor y' dazu.
F(x, y(x)) = 0 => Fx(x, y(x)) + Fy(x, y(x))y'(x) = 0 => y'(x) = - ~:~:: ~~:~~
Höhere Ableitungen
Höhere Ableitungen werden berechnet, indem die mittlere Gleichung des Kastens weiter abgeleitet wird. Ab jetzt wird beim Aufschreiben das Argument von y weggelassen.
75
4.3. ABLEITUNGSREGELN
=?
Fx(x, y) + Fy(x, y)y' = 0 Fxx(x, y) + Fxy(x, y)y' + (Fyx(x, y) + Fyy(x, y)y')y' + Fy(x, y)y" = 0
y" erhält man jetzt durch Auflösen dieser Gleichung. Wenn man will, kann man auch noch die 1/-Terme ersetzen:
Höhere Ableitungen ermittelt man durch Weiterdifferenzieren der Gleichung des vorletzten Kastens. Alternativ ist es auch möglich (aber rechnerisch etwas schwieriger), die Gleichungen nach der Quotientenregel weiterzubehandeln. Benutzt man die Ableitungen, um Extrema einer implizit definierten Funktion zu ermitteln, so hat man in einem kritischen Punkt mit y' = 0 die einfachere Form y" =- F:z::z:
Fy
falls
y' = 0.
Beispiel4: F(x,y) = y 3 + y- x 3 + x = 0 y
In diesem Beispiel sieht man, daß sich Extrema implizit definierter Funktionen bestimmen lassen, ohne die F\mktionswerte zu berechnen. Die F\mktion y --t y 3 + y ist als F\mktion von IR nach IR surjektiv und streng monoton steigend (die Ableitung ist 3y 2 + 1 > 0) und daher bijektiv. Deshalb gibt es zu jedem x E IR genau ein y E IR mit y 3 + y = x3 - x und die implizite Gleichung F(x, y) = y 3 + y - x 3 + x = 0 definiert eine F\mktion auf IR.
Der Satz über implizite Funktionen garantiert wegen Fy = 3y 2 + 1 "I 0, daß die Auflösung y = y(x) an jeder Stelle differenzierbar ist mit
y'(x) = _ Fx(x, y) = _ -3x2 + 1. Fy(x, y) 3y 2 + 1 y hat höchstens dann ExtRema, wenn y' = 0 ist. Das ist für x Für diese x-Werte wird die zweite Ableitung berechnet:
=
wegen y' = 0.
±~
der Fall.
76
KAPITEL 4. DIFFERENTIALRECHNUNG IM JRN
Damit ist y" (
~) =
y3
-
~ 6+x 1 IX=../3 > 0 und man hat bei x = ~ V~ 1
3y
ein Minimum.
Analog erhält man bei x =-~ein Maximum.
14.2. Eine Gleichung, drei Variablen
Eine Gleichung mit drei Variablen I
So eine Gleichung definiert in der Regel eine Fläche im IR3 . Die Rechenverfahren sind denen von Fall 4.1 analog: Gegeben ist eine stetig differenzierbare Funktion F der drei Variablen x, y und z. Ist F(x 0 , y0 , z0 ) = 0 und Fz(x 0 , y0 , z0 ) =/; 0, so ist die Gleichung F(x, y, z) = 0 am Punkt (x 0 , y0 , z0 ) lokal nach z auflösbar, d.h. z läßt sich so als Funktion von x und y schreiben, daß die Gleichung F(x,y,z(x,y)) = 0 für alle (x,y) in einer Umgebung von (x 0 , y0 ) erfüllt ist. Analoges gilt für die Auflösbarkeit nach den anderen Variablen.
F(xo, Yo, zo) = 0 und Fz(xo, yo, zo) =/; 0::} F(x, y, z) = 0 lokal nach z auflösbar Berechnung der Ableitungen Man differenziert nach den voneinander unabhängigen Variablen x und y:
Höhere Ableitungen erhält man wie oben durch Weiterdifferenzieren.
14.3. Zwei Gleichungen, drei Variablen
Zwei Gleichungen mit drei Variablen
I
So ein Gleichungspaar definiert in der Regel eine Kurve im IR3 . z y
X
Die Skizze nebenan zeigt eine durch zwei Gleichungen definierte Menge: der dick gezeichnete Kreis ist durch die beiden Gleichungen x 2 + y 2 + z 2 = 4 (Kugel) -y + z = 2 (Ebene)
definiert.
4.3. ABLEITUNGSREGELN
77
Gegeben sind zwei stetig differenzierbare FunktionenFund G der drei Variablen x, y und z. Sind die Gleichungen F(xo, Yo, zo) = 0 und G(xo, Yo, zo) = 0 erfüllt und ist die Determinate
I %:
%: I
an der Stelle (xo, Yo, zo) ungleich null, so sind
die Gleichungen bei (xo, Yo, zo) nach y und z lokal auflösbar, d.h. y und z lassen sich so als Funktionen von x schreiben, daß die Gleichungen F(x, y(x), z(x)) = 0 und G(x, y(x), z(x)) = 0 in einer Umgebung von x 0 erfüllt sind.
{ F(xo, Yo, zo) = 0 } G(xo, Yo, zo) = 0 '
I Fy(Xo, Yo, zo)
Fz(xo, Yo, zo) Gy(xo, Yo, zo) Gz(xo, Yo, zo)
I-:f; 0
F und G nach
=> (y, z)
auflösbar
Berechnung der Ableitungen: Die beiden Gleichungen F(x, y, z) = 0 und G(x, y, z) = 0 werden nach x differenziert. Aus dem entstehenden Gleichungssystem werden Y:c und Z:c mit der Gramersehen Regel berechnet.
Höhere Ableitungen werden berechnet, indem die Gleichungen weiter differenziert werden und mit Hilfe der Gramersehen Regel nach der gesuchten Ableitung aufgelöst wird. Dabei werden schon berechnete Ableitungen niedrigerer Ordnung eingesetzt. Beispiel 5: Auflösung nach (y, z) im Bild oben Mit F(x, y, z)
= x 2 + y2 + z 2 -
I GyFy
Fz Gz
4 und G(x, y, z)
I= I -12y
2z1
= -y + z- 2 berechnet man
.1 =2(y + z ) .
Man hat also nur dann keine lokale Auflösbarkeit nach y und z, falls y = -z ist. Setzt man das in-G(x,y,z) 0 ein, erhält man z 1 und y -1. Die Gleichung F(x, y, z) = 0 ergibt dann x = ±v'2.
=
=
=
Außerhalb der Punkte (±v'2, -1, 1) ist damit das Gleichungssystem lokal nach y und z auflösbar. Die X-Ableitungen der Auflösungen sind
78
KAPITEL 4. DIFFERENTIALRECHNUNG IM
ffi.N
15. Fehlerrechnung I Fehlerrechnung
Diese Methode beruht auf der Formel f(ä + dx)
~
f(ä)
+ df.
Beispiel 6: Eine Pyramide mit quadratischer Grundfläche der Kantenlänge l = lm und Höhe h =3m hat ein Volumen von V(l, h) = ~l 2 h = 1m3 . Gesucht ist eine Näherung für das Volumen einer Pyramide mit den Daten l = 1.03m und h = 3.06m.
. ßV ßV 2 1 Es 1st V(l + t::.l, h + t::.h) ~ V(l, h) + ßtt::.l + ßh t::.h = V(l, h) + 3th t::.l + 3t 2 t::.h Mit l = lm, h = 3m und t::.l = 0.03m, t::.h = 0.06m wird
2 1 V ~ 1m3 + 3 · lm ·3m· 0.03m + 31m2 · 0.06m = 1m3 + 0.06m3 + 0.02m3 = 1.08m3 . Der exakte Wert ist 1.082118m3 .
13. Beispiele I . . I 7 : (A-1)'(0) f"ur A( t ) = (t3t3 + B msp1e + t24 1cos + t2t) Zunächst wird mit der Cramerschen Regel A- 1 berechnet.
A -1 _
1
- (t 3 + t 2)(1 + t 2)- (t3 + 4) cos t
(
1 + t2
- cos
t)
-(t3 + 4) t 3 + t 2
Man erkennt, daß die Determinante im Nenner für t = 0 den Wert -4 hat. Damit existiert A- 1 fürtinder Nähe von 0. Statt A- 1 abzuleiten, ist es hier günstiger, die Regel (A- 1)' = -A- 1A'A- 1 von S. 72 zu verwenden: wegen
Diese Regel ist von Vorteil, wenn A- 1 schlecht abzuleiten ist oder die Ableitung nur an einer festen Stelle benötigt wird. Beispiel 8: Punkte, an denen implizite Gleichungen nicht auflösbar sind. Der Satz über implizite Funktionen sagt aus, daß die Gleichung F(x, y) = 0 unter der Voraussetzung Fy =f. 0 nach y lokal eindeutig auflösbar ist und daß die Auslösungsfunktion y(x) differenzierbar ist. Die folgenden vier kleinen Beispiele haben gemeinsam, daß für (x, y) = (0, 0) Fy = 0 ist.
79
4.3. ABLEITUNGSREGELN
Im ersten und dritten Bild ist die Auflösung im Ursprung nicht eindeutig, d.h. hier schneiden oder verzweigen sich verschiedene Auflösungskurven. Im zweiten Bild ist die Auflösung nach y zwar eindeutig, aber nicht differenzierbar. Im vierten Bild ist die Auflösung als y = x beschreibbar und somit sogar beliebig oft differenzierbar, obwohl Fy = 0 ist. Im Beispiel F{x, y) = x 2 + y 2 = 0 besteht die gesamte Lösungsmenge nur aus dem Punkt {0, 0) und die Gleichung ist in keiner Umgebung nach y auflösbar. Beispiel 9: Die Ableitung vongofmit f(x,y) = e"'+ ~und §(x) = C1x). Der Definitionsbereich von f sei etwa JR+ x JR+. f und g sind die Abbildungen aus Beispiel 1 in der anderen Reihenfolge. Zunächst macht man eine Skizze und führt dabei neue Variablenbezeichnungen ein:
(~)
z g
f
JR2
IR h = gof
+
Man verwendet also z = f(x,y) = e"'
Direkte Rechnung ergibt (
und damit (g o J)' =
(Ux Vx
~)
Uy )
Vy
tund(~)=
= g(f(x, y)) =
=
-e
g(z) = C1z).
z) = (In ( e"'/
l
-~+ ~
e"' e"' + ~y
[
C1
t
e"'
y
2
X
;r
e"'
t))
+ ~y
(e"' + ~)2 (e"' +'~)2 Mit der Kettenregel ist es hier einfacher, da man "unangenehme" Ableitungen nur einmal berechnen muß:
g'(f(x,y))
~
g'(z)lz
~
f(x,y)
~
(
~ ( _~ ,) '
}_!_) z2 z
=
f(x,y))
(e"' + ~)
KAPITEL 4. DIFFERENTIALRECHNUNG IM JRN
80
f'(x,y) = (ex,- : 2) Für (g o f)'(x) = g'(f(x, y)) · f'(x, y) (Matrizenprodukt einer 2 x 1 und einer 1 x 2-Matrix) erhält man wieder das obige Ergebnis.
I Beispiel 10: grad f in Polarkoordinaten Die Umrechnung geschieht mit Hilfe der KettenregeL Ist die Funktion larkoordinaten gegeben, so hat man so eine Situation: g j
(;)
f in Po-
f(r,cp)
f Wenn als Argument von f Polarkoordinaten eingesetzt werden, wird statt f die Bezeichnung j verwendet. Diese Unterscheidung zwischen f und j muß man treffen, da man sonst bei einem Ausdruck wie f(1, 1r) nicht unterscheiden könnte, ob der Funktionswert bei x = 1 und y = 1r oder bei r = 1 und cp = 1r, also bei (x, y) = ( -1, 0) gemeint ist. Es ist f(x,y) = j(r,cp) = j(g(x,y)). Die Kettenregel besagt
ßj ßcp ßj ßr af ßj ßcp ßj ßr af -=--+--und-=--+-ßr ßy ßcp ßy ßy ßr ßx ßcp ßx ßx oder kurz
fx = jr r x + j"' 'Px und fy = jr r y + j"' 'Py Es müssen also die partiellen Ableitungen von r und cp nach x und y bestimmt werden. 1. Möglichkeit: direkte Rechnung
Aus r =
Jx
rx=
2
+ y 2 und cp = arctan !!._ + k1r erhält man X
r cos cp x =--=coscp ' r yx2+y2
'Px =
ry =
. r sin cp y = - - = sm cp r yx2 + y2
sin cp -r sin cp -y -y = - -r= --- = r2 x2 + y2 x2
1
--2 · -
1 + 1L.. x2
x _ _ rcoscp _ coscp _ _1_. I_ ___ r r2 cpy - 1 + JC. x - x2 + y2 x2
Dabei ist nicht beachtet worden, daß die Darstellung von cp auf der y-Achse so nicht richtig ist (vgl. die Regeln für Polarkoordinaten in Kapitel 2.5).
4.3. ABLEITUNGSREGELN
81
2. Möglichkeit: über die Ableitung der Umkehrfunktion Im ersten Teil wurden die partiellen Ableitungen von g direkt berechnet. Viel einfacher ist es, die Ableitungen von g- 1 zu bestimmen und daraus mit der Regel über die Ableitung der Umkehrfunktion die von g zu berechnen: in Komponenten lautet die Funktion g- 1 : x=rcoscp und y=rsincp. Es ist (rx ry) = (Xr x"')- 1 = (c?scp -rsincp)- 1 = ~ (rc~scp rsincp) lpx
r
r
Diesmal stimmen die Berechnungen allerdings für alle Punkte außerhalb des Ursprungs und man braucht auf den Achsen keine Fallunterscheidungen zu treffen. Ergebnis Es ist
- sincp - coscp) grad f = ( fr cos cp- f"'-r-, fr sin cp + f"'-r- ·
Höhere Ableitungen: Will man z.B. fxx berechnen, kann man die Ersetzungsregel für die Ableitung nach x auf fx anwenden: a ( a 8r ax 1x = 8r8x
fxx =
a (-
a 8cp) ( - sin cp) fr coscp-f"'-r-
+ 8cp8x
-
a (-
sincp) fr COS cp - t -- •COS cp + - fr ßr "' r 8cp sin cp sin cp) ( frrCOS
-
COS
cp -
sincp) -sincp t-"' -· --r r
- sin cp - cos cp) (- sin cp) + ( f<prcoscp+ fr(-sincp)- f"'"'_r_- f"'-r- --r-
- sin cp cos cp 1- sin2 cp i sin2 cp 2 i sin cp cos cp 2 = f,rr COS
2
frr = 2 cos cp,
j"' =
-
.
fr
- 2r2 sin cp cos cp,
J"'"' =
-
2
fr = 2r cos cp,
2r 2 ( sin2 cp - cos 2 cp) und
fxx = 2 cos4 cp + 8 sin 2 cp cos 2 cp + 2 sin2 cp cos 2 cp +2{sin4 cp- sin 2 cpcos 2 cp)- 4sin2 cpcos 2 cp 2{cos~ cp + 2 cos 2 cpsin 2 cp + sin 4 cp) = 2(coscp 2 + sin2 cp) 2 = 2. In kartesischen Koordinaten ist f (x, y) = x 2 •
KAPITEL 4. DIFFERENTIALRECHNUNG IM
82
Beispiel 12: Die größte Nullstelle von x 3 + 2(>. 2 + 1)x + 2Jß>. = 0,
ffi.N
>. E IR
Für jedes feste >. E IR hat das Polynom dritten Grades x 3 + 2(>. 2 + 1)x + 2Jß>. genau eine Nnilstelle in IR: Leitet man für festes >. die Funktion y(x, >.) = x 3 + 2(>. 2 + 1)x + 2Jß>. nach x ab, erhält man y'(x, >.) = 3x 2 + 2(>. 2 + 1) > 0. Daher ist die Funktion streng monoton steigend. Da es sich um ein Polynom dritten Grades handelt, hat andererseits das Polynom mindestens eine Nullstelle. Damit hat die Gleichung y(x, >.) = 0 für jedes >. E IR genau eine Lösung x(>.). Um zu bestimmen, für welchen Wert von >. x(>.) am größten wird, wird der Satz über implizite Funktionen verwendet. Wegen Yx = 3x 2 + 2(>. 2+ 1) ist die Gleichung y(x, >.) = 0 überall nach x auflösbar, d.h. es gibt eine Funktion x(>.), so daß y(x(>.), >.) = 0 ist. Wenn es lokale Extrema gibt, muß x' (>.) = 0 sein. Wegen x' (>.) = - y>. berechnet man Yx Y>. = 0 {:} 4x.A + 2Jß = 0 {:} >. =
-Vf~-
Die Division durch x ist erlaubt, da für x = 0 sicher kein kritischer Punkt vorliegt. Das Ergebnis wird nun in Gleichung y(x, >.) = 0 eingesetzt:
~!__)=0 x3 +2(~__!_+1)x+2v'6(V2x 2x 2 {:}
x 4 +2x 2 -3=0
{:}
{:}
x 3 +~+2x-Q=0 x x
(x 2 +3)(x 2 -1)=0
{:}
x=1Vx=-l.
Die zugehörigen >.-Werte sind >. 1,2 = =f ~Jetzt wird der Typ der Extrema bestimmt. Dazu wird verwendet, daß an kritischen Punkten (Y>. = 0) gilt x" (>.) = - Y>.>.. Yx
x"(>.) = _Y>.>. = _ Yx
4x 3x 2 + 2(>. 2 + 1) ·
Für >.1 =-~und x = 1 ist x"(.At) < 0 (Maximum), für >. 2 =~und x = -1 ist x"(.A2) > 0 (Minimum). Mit etwas zusätzlicher Überlegung erhält man sogar, daß es sich um absolute Extrema handelt: für >. > 0 muß x(>.) < 0, für >. < 0 muß x(.A) > 0 sein. Die Werte der Funktion -2 -4 4 >. r-t x(>.) sind für >. < 0 positiv und steigen bis>.= >. 1 auf den Wert 1 (Max.). Dann fallen sie bis zum Minimum bei >. = >. 2 und danach wieder, bleiben aber negativ. steigen -1 Damit hat y(x,>.) wirklich x = -1 als kleinSkizze von >. r-t x(>.) ste und x = 1 als größte Nullstelle.
83
4.4. TAYLORENTWICKLUNG
4.4
IL
Taylorentwicklung
Definitionen
I
f sei eine reellwertige m + 1-mal stetig differenzierbare Funktion der n Variablen x 1 bis Xn auf einem Gebiet M C JRi.n. Die Verbindungsgerade der Punkte ä und ä + h liege ganz in M. Dann gilt die Taylorformel
Taylorformel
f(ä + h) = Tmf(h) + Rmf(h)
=
'to ~!
( (\7 · h)k f) (ä)
+ (m ~ 1)! ( (\7 · h)m+l f) (ä + 1Jh),
{} E]O, 1[.
Wie in Kapitel 2.10 heißt Tmf (m-tes) Taylorpolynom (in denn Variablen h 1 bis hn) und Rmf m-tes Restglied. Das Taylorpolynom enthält die Werte von f und den partiellen Ableitungen bis zur m-ten Ordnung am Entwicklungspunkt ä, das Restglied die Werte der m + 1sten partiellen Ableitungen an einer Zwischenstelle ä + {}h, {} E]O, 1[. Dabei ist \7 der Nabla-Operator \7
= ( 88. , 88. , ... , 88 ) Xn X2 X1
und
h der
Vektor
(h 1 , h 2 , ..• , hn)T. \7 · h ist das (Matrix-)Produkt dieser beiden Vektoren, also
(\7 · h)k
Taylorpolynom Restglied
NablaOperator \7
= (_!__h1 + · · · + ~hnt
8xn 8x1 wegen des Satzes von Schwarz es kommt Ausdrucks dieses Ausmultiplizieren Beim an. In konkreten Fällen vernicht Ableitungsoperatoren der Reihenfolge auf die y usw. x, oft Xn bis x statt Variablennamen als man wendet 1
Andere übliche Schreibweise der Taylorformel: wenn man h = x - ä und man hat
x = ä + h setzt,
ist
Bei dieser Schreibweise muß man unbedingt beachten, daß der Nablaoperator in der Klammer nur auf f und nicht auf den Vektor x wirkt! Für den Entwicklungspunkt x = Ölautet die Formel
Achtung!
84
KAPITEL 4. DIFFERENTIALRECHNUNG IM JRN
12. Berechnung I Fall
n=
IBerechnung im Fall n = 2j 2 Hier verwenden wir die Variablen x und y. Es ist \7 =
(!,
:y) und h = (h 1 , h 2 ) T.
... ... ß ß ... k Damit hat das Produkt \7 · h die Form \7 · h = ßx h 1 + ßy h 2 und die Potenz (V'· h)
läßt sich mit Hilfe der binomischen Formel auswerten: ... k
k
(k)
ßk
. k
.
(\i'·h) f(x,y)=L, . 0 .0 k_.f(x,y)h{h 2 - 1 • i=O J xJ Y J
Die Taylorformel hat also die Gestalt
fJ liegt wie immer zwischen Null und Eins. Daraus ergibt sich folgendes praktische Verfahren, daß beispielhaft für den Fall m = 2 (d.h. Taylorentwicklung bis zur zweiten Ordnung, das Restglied enthält
die dritten Ableitungen) aufgeschrieben ist:
CD
Man schreibt alle partiellen Ableitungen bis zur Ordnung m Schema auf, das wie das Pascalsehe Dreieck aufgebaut ist.
f
1. Dreieck
fx fv fxx fxy fvv fxxx fxxy fxyy jyyy
@
+-+-+-+--
+ 1 in einem
0. Zeile 1. Zeile m-te Zeile, hier 2. Zeile m + 1-ste, hier 3. Zeile
• In der ersten bis zur m-ten Zeile werden die Werte der Funktion und Ableitungen an der Entwicklungsstelle (a, b) notiert • in der letzten, also der m + 1-sten Zeile die Werte an einer Zwischenstelle (ii, b) mit ii = a + fJh 1 und b = b + fJh 2 :
2. Dreieck
f(a, b) fx(a, b) fv(a, b) fxx(a,b) fxy(a,b) jyy(a,b) fxxx(ii, b) fxxy(ii, b) fxyy(ii, b) jyyy(ii, b)
+-+-+-+--
0. Zeile 1. Zeile m-te Zeile m + 1-ste Zeile
4.4. TAYLORENTWICKLUNG
85
Darunter {oder daneben, wenn der Platz reicht), schreibt man in einem Pascalsehen Dreieck die Terme auf, die bei der Binomialentwicklung von (h 1 + h 2)k entstehen und daneben die Kehrwerte von k! 1 hl
h2
h21 2hlh2 h~
®
3h~h2
h22
3hlh~
h32
1
f-
0. Zeile
1 1 1 = m! 2 1 1 = 6 (m+ 1)!
f-
1. Zeile
f-
m-te Zeile
f-
m + 1-ste Zeile
Jeder Term des zweiten Dreiecks {das die Werte an der Entwicklungs- bzw. Zwischenstelle enthält) wird mit dem entsprechenden Term des dritten Dreiecks (mit den Teilen von {h 1+h 2)k) und mit dem in der entsprechenden Zeile stehenden Kehrwert von k! multipliziert. Alle diese Werte werden addiert.
In der Entwicklung bis zur zweiten Ordnung bedeutet das
0. Zeile 1. Zeile
+
2. Zeile
+
j(a+h1,b+h2) f(a, b) · 1 · 1 fx(a, b) · h1 · 1 + /y(a, b) · h2 · 1 21 () 1 21 fxx ( a,) b · h1 · 2 + fxy a, b · 2h1h2 · 2 + /yy 'h2 ' 2
3. Zeile
+
31 21 fxxx (a + iJhl, b + i)h2 ) . hl. 6 + fxxy (a + iJhl, b + iJh2). 3hlh2. 6
+
fxyy(a + iJhl! b + iJh2) · 3hlh~ · ~ + /yyy(a + iJh1, b + iJh2) · h~ · ~
Beispiel!: Taylorentwicklung bis zur zweiten Ordnung von f(x, y) = ::_ am y Punkt {a, b) = {2, 1). X
1
CD
y
-x
y
Alle Ableitungen bis zur dritten Ordnung: 0 0
y2 -1
0
-;;:2 y3
2x y3
-6x
7
3. Dreieck
86
KAPITEL 4. DIFFERENTIALRECHNUNG IM JRN
® In den Zeilen 0 bis 2 des linken Dreiecks stehen die Werte für x = 2 und y = 1. In der dritten {der letzten) Zeile stehen die Werte der dritten Ableitungen an der Stelle ä = 2+'!9h1 und b = 1+'!9h2. Daneben stehen die Teile von {h1+h2)k und die Kehrwerte der Fakultäten. 2 1
-1
0 0
®
1 -2
0
hl h21
4 -6ä
2 b3
b4
h31
1
1
h2
3h~h2
1
h22
2h1h2
3h1h~
2 h32
1
6
Damit sieht die gesuchte Taylorentwicklung so aus:
{2·1·1) + {l·h1·1-2·h2·1) +
{-1·2h1h2·~+4·h~·~) 2 2
+
2 -6{2 + Dh1) 3 1 2 1 {1 + '!9h2)3 . 3h1h2 . 6 + {1 + '!9h2)4 . h2 . 6
=
2 + h1 - 2h2- h1h2 + 2h~ + R2(h~, h2) mit h1h~
{1 + '!9h2)3
{2 + Dhi)h~ {1 + '!9h2) 4
IAllgemeiner Fall (drei und mehr Variable) I allgemeiner Fall
Im allgemeinen geht man bei einer Taylorentwicklung bis zur m-ten Ordnung so vor:
CD
Der Ausdruck {V'· h)k = (!:'18 h 1 vX1
+ ·· · +
f'lf)
vXn
hn)k wird für k
= 2 bis
k = m ausmultipliziert. Wenn man auch das Restglied benötigt, muß man auch die m + 1-ste Potenz bilde11.
® ®
Die nötigen partiellen Ableitungen von
f
werden gebildet.
Das Taylorpolynom wird mit Hilfe der Ableitungswerteam Entwicklungspunkt ä aufgebaut, das Restglied mit Werten an einer Zwischenstelle
ä+Dh.
87
4.4. TAYLORENTWICKLUNG
Beispiel 2: Zweites Taylorpolynom von f(x, y, z) = e2x+yz im Nullpunkt.
®
Die ersten partielle Ableitungen sind fx ye2x+yz.
= 2e2x+yz,
/y
= ze 2x+yz
und fz
=
Es gibt 6 zweite partielle Ableitungen:
fxy
®
= 2ze 2x+yz,
fxz
= 2ye2x+yz,
/yz
= (1 + yz)e 2x+yz
Die Werte der Ableitungen am Entwicklungspunkt x
= y = z = 0 sind
f(O, 0,0) = 1
= fz(O, 0, 0) = 0 fxx(O, 0, 0) = 4, /yz(O, 0, 0) = 1 /yy(O, 0, 0) = fzz(O, 0, 0) = /xy(O, 0, 0) = fxz(O, 0, 0) = 0 fx(O, 0, 0)
= 2,
/y(O, 0, 0)
Damit hat das zweite Taylorpolynom die Form Td(ht. h2, ha)
= 1 + 2 · ht + ~ : 4hi + ~ · 2 · h2ha = 1 + 2ht + 2hi + h2ha.
Wenn man will, kann manjetzt auch h 1 , h 2 und h3 durch x, y und zersetzen: Td(x, y, z) = 1 + 2x + 2x2 + yz.
IVektorwertige Funktionen I Die oben angegeben Formel dient der Taylorentwicklung reellwertiger Funktionen. Ist 1eine JRk-wertige Funktion, so geht man nach der "Grundregel" aufS. 50 vor. Wichtig: Bei der Bestimmung des Restglieds muß man in jeder Komponente eine eigene Zwischenstelle nehmen. Das erste Restglied Rt}'(h 1 , h2 ) bei der Taylorentwicklung von
1 = (~~~~: ~0
an der Stelle (a, b) = (0, 0) ist 1 (ftxx(ßthl, iJ1h2)h~ hxx(iJ2hl, iJ2h2)h~
2
mit iJ 1 E]O, 1[ und iJ2 E]O, 1[.
+ 2/txy(ßlhl, iJ1h2)h1h2 + /tyy(ßlhl, iJ1h2)h~) + 2/2xy(iJ2hl, iJ2h2)h1h2 + /2yy(iJ2hl, iJ2h2)h~
Vektorwertige Funktionen
KAPITEL 4. DIFFERENTIALRECHNUNG IM JRN
88
Analytische Funktionen
IAnalytische Funktionen I Analog zu Kapitel 2.12 heißt eine auf einem Gebiet G ~ !Rn definierte Funktion f analytisch, wenn man sie um jeden Punkt von G in eine konvergente Potenzreihe in den Variablen x 1 bis Xn entwickeln kann. Eigenschaften: • Alle Funktionen, die sich aus (eindimensionalen) analytischen Funktionen zusammensetzen, sind in ihrem Definitionsbereich analytisch. • Analytische Funktionen lassen sich stets in Taylorreihen entwickeln. Die Taylorreihe konvergiert in einer Umgebung des Entwicklungspunkts gegen die Funktion. • Das Taylorpolynom erhält man als den entsprechenden Abschnitt der Potenzreihe der Funktion. • Bei der Ermittlung der Potenzreihen darf man Reihen ineinander einsetzen und miteinander multiplizieren.
13. Beispiele I Beispiel 3: Taylorentwicklung von f(x, y)
=~bis zur zweiten Ordnung
1-y um (0, 0), Angabe des Restglieds.
CD
Da auch das Restglied berechnet wird, müssen alle Ableitungen bis zur dritten Ordnung berechnet werden:
e" e" 1-y
e" 1-y
e" 1-y
®
1-y
e"
e" (1- y)2
e" (1- y)2
2e" (1- y)3
(1- y)2
2e" (1- y)3
6e" (1- y)4
In Funktion, erster und zweiter Ableitung werden die Werteam Entwicklungspunkt (0, 0) aufgeschrieben, bei der dritten Ableitung die Werte an einer Stelle (ä, b) = (ßx, ßy) mit 'IJ E]O, 1[. Daneben stehen dieBinomialkoeffizienten und die Kehrwerte der Fakultäten. 1 1 1
eä 1-b
h1 h~
2
1
eä
1/1 1/1 1/2
1 1
2eä
6eä (1- b} 2 (1- b) 3 (1 - b) 4
h31
h2 h~
2h1h2 3h~h2
3h1h~
h~
1/6
4.4. TAYLORENTWICKLUNG
89
@ Damit wird das Taylorpolynom und das Restglied aufgebaut:
Jetzt kann man h 1 und h 2 durch x und y ersetzen:
1+x
f(x,y)
e{!x (
+ 6
x2
+ y + 2 + xy + y 2 1
3
1-ßyx
3
+ (1-ßy)2x
6
2
2
y+ (1-ßy)3xy
6
+ (1-19y)4y
3)
19 E]0,1[
f
Wird die gesamte Taylorreihe von
gesucht, kann man so vorgehen:
Da f sich aus analytischen Funktionen zusammensetzt und daher auch analytisch ist, ist die Taylorreihe mit der Potenzreihe identisch. Diese erhält man, wenn man die Potenzreihen der Faktoren miteinander multipliziert: 1
oo
1
oo
oo
1- Y
n=O
n!
m=O
n,m=O
ex
--=ex--=2:-xn LYm= L 1- Y
1
-xnym n!
Das zweite Taylorpolynom kann man aus dieser Darstellung erhalten, wenn man alle Glieder heraussucht, in denen n + m :S 2 ist. Damit erhält man natürlich wieder dasselbe Polynom wie oben:
Td(x, y) =
1 ............
+
n=m=O
Alle Ableitungen von
3(x
f
.___,
~
n+m=2
= (x + 2y) 3 um (a, b) = (-1, 1)
bis zur dritten Ordnung:
+ 2y)2
6(x + 2y) 6
+ y + 2 + xy + Y2
n+m=l
Beispiel 4: Entwicklung von f(x, y)
CD
x2
x
(x + 2y) 3 6(x
+ 2y) 2
12(x + 2y) 12
Alle weiteren Ableitungen sind Null.
24
24(x + 2y) 48
KAPITEL 4. DIFFERENTIALRECHNUNG IM !RN
90
@ Jetzt werden die Werteam Entwicklungspunkt x
= -1, y = 1 aufgeschrieben. Daneben stehen die Binomialkoeffizienten und die Kehrwerte der Fakultäten.
1
1
3 6
6
6 12
12
ht
24 24
hf
48
hy
h2 h~
2hth2
3hth~
3hfh2
h~
@ Da alle höheren Ableitungen Null sind, sind auch die entsprechenden Restglieder Null und die Funktion stimmt mit dem Taylorpolynom überein:
f(-1+ht,1+h2)
= 1 + 3ht + 6h2 + 3hr + 12h1h2 + 12h~ + hr + 6hrh2 + 12h1h~ + sh~
Ersetzt man h 1 durch x + 1 und h 2 durch y- 1, so erhält man f( -1 + ht, 1 + h2) = f(x, y) = (x + 2y) 3 (x
+ 2y) 3
1 + 3(x+1)+6(y-1) + 3(x + 1) 2 + 12(x + 1)(y- 1) + 12(y- 1) 2 + (x + 1) 3 + 6(x + 1?(Y- 1) + 12(x + 1)(y- 1) 2 + 8(y- 1) 3
Alternative: In (x + 2y )3 ersetzt man x durch -1 + h 1 und y durch 1- h 2 • Dann multipliziert man die dritte Potenz aus und ersetzt h 1 wieder durch x + 1 und h 2 durch y- 1. Beispiel 5: Die Taylorreihe von sin(x + y)
Da die Funktion analytisch ist, stimmen Taylor- und Potenzreihe überein. Die Potenzreihe erhält man durch Einsetzen von x + y in die Sinusreihe: sin(x + y) =
oo (- 1 )n oo L I (x + y)2n+l = L n=O (2n + 1).
n=O
Ml' t (2n + 1) m
+ 1)! = m.1( 2(2n _ )I n+ 1 m. sin(x + y) =
(-1)n 2n+l (2n + I (2n + 1). m=O m
L
.. erhalt man
Loo 2n-l L
n=O m=O
( -1)n
m!(2n +1-m)!
xmy2n+l-m.
1)
xmy2n+l-m.
4.5. EXTREMA DIFFERENZIERBARER FUNKTIONEN
4.5
!)1
Extrema differenzierbarer Funktionen
In diesem Abschnitt beschäftigen wir uns ausschließlich mit Extrema von Funktionen, die auf offenen Mengen definiert sind. Extrema auf Rändern oder auf Mengen mit Rand werden im nächsten Abschnitt behandelt. Alle Funktionen seien zweimal stetig partiell differenzierbar, so daß die gemischten Ableitungen gleich sind, z.B. fxy = fyx·
11. Definitionen I Eine auf einer offenen Teilmenge M C !Rn definierte Funktion f hat in ii E M ein relatives Maximum, falls für alle x in einer Umgebung U von ii gilt: f(x) ~ f(ii). Gilt in U sogar f(x) < f(ii), so spricht man von einem strikten relativen Maximum. Der Begriff (striktes) relatives Minimum ist analog definiert.
relatives Maximum relatives Minimum
Gibt es in jeder Umgebung von ii Punkte mit kleinerem und Punkte mit größerem F\mktionswert, so liegt kein relatives Extremum vor (Sattelpunkt).
Sattelpunkt
ii heißt kritischer Punkt, wenn grad f(ii) = 0 ist. Für eine zweimal stetig differenzierbare F\mktion f ist die Hessematrix Hf die Matrix aller zweiten partiellen Ableitungen
kritischer Punkt Hessematrix
H j = ( Jij) i,j=l, ... ,n
Für eine F\mktion von zwei bzw. drei Variablen hat die Hessematrix die Gestalt
Hf= (fxx fxy) fxy jyy
bzw.
fxx fxy fxz) Hf= ( fxy jyy fyz fxz Jyz fzz
Unter den oben gemachten Differenzierbarkeitsvoraussetzungen an die Funktion
f ist die Hessematrix symmetrisch.
12. Berechnung! CD
Bilde grad f und bestimme alle Punkte ii mit grad j(ii) = 0 (kritische Punkte). Dies ist eine notwendige Bedingung fiir Extrema.
®
Um den Typ eines kritischen Punktes ii zu bestimmen, verwendet man der Reihe nach eines der folgenden Kriterien: 1. Untersuchung mit Hilfe der Hessematrix. (Standardmethode)
2. Höhenlinienmethoden 3. Untersuchung der Funktion auf Kurven dmch den kritischen Punkt.
KAPITEL 4. DIFFERENTIALRECHNUNG IM ~N
92
11. Untersuchung der Hessematrix I Zunächst wird der Spezialfall einer Funktion f von zwei Veränderlichen diskutiert. Der allgemeine Fall mit beliebig vielen Variablen ist im Anschluß daran aufgeführt. !1.1 Sonderfall n
Sonderfall n=2
= 21
Hat man eine Funktion in zwei Variablen x und y, so kann man nach folgendem Schema vorgehen: Sind alle zweiten partiellen Ableitungen null, so hat man hier keine Aussage und kann man das Kriterium auf Seite 94 oder die Methoden von S. 98 und 99 verwenden.
D
<0 ja~nein
j~nein
~--M--in__~l
ax__ __ M
L I_ _ _
~
Sattelpunkt
IMin oder SP I IMax oder SP I
"SP" bedeutet "Sattelpunkt". Beispiel 1: ft (x, y) = x 2 + y 2, h(x, y) = x 2 - y 2, h(x, y) = x3 - y2, fs(x, y) = xy, vgl. Beispiel 2
Alle vier Funktionen haben als einzigen kritischen Punkt Ux = 0 und jy = 0) den Ursprung.
Hft(O,O) =
(~ ~)
Hh(O,O) =
(~ ~2 )
Hh(O,O) =
(~ ~2 )
Hfs(O,O) =
(~ ~)
Bei ft ist D > 0 und fxx > 0 =? Minimum.
h Bei h Bei
f 5 ist D < 0 =? Sattelpunkte. ist D = 0 und jyy < 0 =? Sattelpunkt oder Maximum. und
4.5. EXTREMA DIFFERENZIERBARER FUNKTIONEN
93
11.2 Allgemeine Definition der Definitheit I Definitheit Als erstes wird an einem kritischen Punkt die Hessematrix auf Definitheit untersucht. Die folgende Tabelle stellt die Definitheitsbegriffe für quadratische symmetrische Matrizen zusammen. xTAx ist dabei das Skalarprodukt des Vektors x mit dem Produkt der Matrix A mit x. Für Eigenwert wird die Abkürzung EW benutzt. Eine symmetrische Matrix A ist positiv definit
{:::}
alle EW >. > 0 {:::}
für alle
x =/:- 0 ist xTAx > 0
positiv semidefinit
{:::}
alle EW >. 2:: 0 {:::}
für alle
x =/:- 0 ist xTAx 2:: 0
negativ definit
{:::}
alle EW >. < 0 {:::}
für alle
x =/:- 0 ist xTAx < 0
negativ semidefinit {:::}
alle EW >. ~ 0 {:::}
für alle
x =1- 0 ist xTAx ~ 0
definit, semidefinit, indefinit
indefinit, wenn es sowohl positive wie auch negative Eigenwerte gibt bzw. wenn es x und y gibt mit xTAx > 0 und yTAy < 0. A ist genau dann positiv (semi-)definit, wenn-Anegativ (semi-)definit ist.
Für eine positiv definite (semidefinite) Matrix A wird auch die Schreibweise A > 0 (A 2:: 0) benutzt. Analog bedeutet A < 0 (A ~ 0) negative (Semi-) Definitheit.
11.3 Definitheit der Hessematrix und der Typ des kritischen Punktes I Aus der Definitheit der Hessematrix läßt sich der Typ des kritischen Punktes bestimmen: Ist ä kritischer Punkt von
f, so gilt:
• H f(ä) positiv definit => f hat Minimum bei ä. • Hj(ä) negativ definit=> f hat Maximum bei ä. • H f(ä) indefinit => f hat Sattelpunkt bei ä. • f hat Minimum bei ä => Hf(ä) positiv semidefinit. • f hat Maximum bei ä => Hf(ä) negativ semidefinit. Man beachte, daß z.B. aus "positiv semidefinit" nur folgt, daß kein Maximum vorliegt; d.h. es handelt sich um ein Minimum oder einen Sattelpunkt.
A > 0, A 2:: 0, A < 0, A ~0
Definitheit der Hessematrix und der Typ des kritischen Punktes
KAPITEL 4. DIFFERENTIALRECHNUNG IM JRN
94
r-----------------------------~------------------------------------~
0
0 0
0 0
l
positiv definit
negativ definit
' o 0
0 0 0
0
0
i Minima 0
~-----------
llositiv
---------------
0
~
negativ
Maxima
: 0
---------------- ------------------1
semidefinit
semidefinit
indefinit
Sattelpunkte
Die Nullmatrix, die als einzige Matrix gleichzeitig positiv und negativ semidefinit ist, ist in dieser Übersicht nicht erfaßt.
Hessematrix = Nullmatrix
Ist die Hessematrix an einem kritischen Punkt die Nullmatrix, ist dieses Kriterium hilfreich: Ist ä kritischer Punkt, Hf(ä) = 0, also die Hessematrix die Nullmatrix und irgendeine dritte Ableitung von f an der Stelle ä von Null verschieden, so liegt ein Sattelpunkt vor. Kann man mit keinem dieser Kriterien eine endgültige Entscheidung über den Typ des kritischen Punktes herbeiführen, muß man auf die Methoden unter Punkt 2 und 3 (S. 98 und S. 99) zurückgreifen.
Einfache Definitheitskriterien
11.4 Einfache Definitheitskriterien I Im einfachsten Fall ist die Hessematrix eine Diagonalmatrix (d.h. nur in der Hauptdiagonale stehen von Null verschiedene Einträge). In diesem Fall geht man auf das bei der Definition angegebene Kriterium zurück, da in der Hauptdiagonale dann genau die Eigenwerte der Matrix stehen. Im allgemeinen ist es viel zu aufwendig, die Eigenwerte der Hessematrix zu bestimmen, insbesondere, weil ja nicht die Eigenwerte selbst, sondern nur ihre Vorzeichen interessieren. • Ahatauf der Hauptdiagonalen nur Nullen, aber A ist nicht die Nullmatrix =? A indefinit
• A hat auf der Hq,uptdiagonalen zwei Einträge mit verschiedenen Vorzeichen ::} A indefinit. • Ist A eine Diagonalmatrix, so ist sie positiv (semi- )definit, wenn alle Diagonalelemente a;; > 0 (a;; 2: 0) sind und negativ (semi-)definit, wenn alle a;; < 0 (a;; :::; 0) sind.
4.5. EXTREMA DIFFERENZIERBARER FUNKTIONEN
Beispiel 2: ft(x, y) = x 2 + y2 , h(x, y) = x 2 - y2 , !4(x,y)=x3 -y3, fs(x,y)=xy
95
fa(x, y) = x 3
-
y2 ,
Alle fünf Funktionen haben (0, 0) als einzigen kritischen Punkt. HJI(O,O) =
(~ ~)
Hh(O,O) =
Hj4(0, 0) =
(~ ~2 )
(~ ~)
H/3(0,0) =
Hfs(O, 0) =
(~ ~2 )
(~ ~)
Die ersten vier Hessematrizen sind Diagonalmatrizen und haben in der Hauptdiagonale die Eigenwerte stehen. Daher ist • H h ist positiv definit
=> Minimum bei (0, 0)
• H h hat in der Hauptdiagonale Einträge mit verschiedenen Vorzeichen H h ist indefinit => Sattelpunkt bei (0, 0)
=>
• H h ist negativ semidefinit => bei (0, 0) liegt ein Maximum oder ein Sattelpunkt vor. Dieses Beispiel wird mit Höhenlinienmethoden auf S. 98 weiteruntersucht.
• H f 4 ist die Nullmatrix. Weil fxxx = 6 oben ein Sattelpunkt vor.
=f
0 ist, liegt nach dem Kriterium
• Da auf der Hauptdiagonale bei H fs nur Nullen stehen, H f 5 aber nicht die Nullmatrix ist, ist H f 5 indefinit und es liegt ein Sattelpunkt vor.
j1.5 Hurwitz-Kriterium I I
Ist A eine symmetrische n x n-Matrix, so bildet man von der linken oberen Ecke ausgehend quadratische Teilmatrizen der Größe 1, 2, ... n. Die Determinanten dieser Teilmatrizen heißen D 1 bis Dn. Es ist also D1 = au, D2 = au a22 - a12a21· Dn ist schließlich die Determinante der Matrix A. Dann gilt:
~a12
a1a
· ··ain
'
a21 a22 a2a a31
a32
a33
\
I
i) D 1 > 0, D 2 > 0, D 3 > 0, D4 > 0 usw. {:} A pos. definit.
(Dk > 0)
ii) D 1 < 0, D 2 > 0, D 3 < 0, D4 > 0 usw. {:} A neg. definit.
((-l)kDk > 0)
iii) A pos. semidefinit => D 1 ~ 0, D2
~
0, D 3 ~ 0, D4 ~ 0 usw.
iv) A neg. semidefinit => D 1 ::::; 0, D2 ~ 0, D 3
::::;
0, D4 ~ 0 usw.(( -l)k Dk ~ 0)
v) falls weder iii) noch iv) zu trifft, ist A indefinit.
HurwitzKriterium
KAPITEL 4. DIFFERENTIALRECHNUNG IM JRN
96
Insbesondere ist A indefinit, falls für eine gerade Zahl k Dk < 0 ist; Man beachte, daß A indefinit sein kann, auch wenn immer Dk 2: 0 oder immer ( -1)k Dk 2: 0 ist. Dann muß allerdings mindestens ein Dk = 0 sein. Wer das Kriterium für negative Definitheit zu schwierig findet, kann natürlich auch - A auf positive Definitheit untersuchen. r----------------------------------T----------------------------------~
'
'
Minima alle Dk > 0
'
'
Maxima
'
:
'
" =0 alle Dk ~----------------------------------·----------------------------------~
' ' ' '
'
weder stets Dk 2: 0 noch stets ( -1)k Dk 2: 0
Sattelpunkte "Alle Dk 2: 0" bedeutet dabei, daß mindestens für ein k die Zahl Dk > 0 ist (sonst müsste man auch den mittleren Fall nehmen); (-1)kDk 2:0 analog. Die Reihenfolge der Variablen ist willkürlich. Man kann daher die Variablen in beliebiger Reihenfolge anordnen. Für die Hessematrix bedeutet das, daß man Zeilen und Spalten gleichzeitig vertauschen darf, z.B. darf man die dritte Zeile und Spalte gegen die fünfte Zeile und Spalte austauschen. Einfachere Variante: die Dk werden nicht von der oberen linken Ecke, sondern von der unteren rechten Ecke ausgehend gebildet.
Beispiel für n = 6.
Für At ist Dt = -1 und D 2 = -11. Daher ist At indefinit. Für A2 ist Dt = -1 und D 2 = 0. Daher ist A 2 negativ semidefinit. Für A3 ist Dt = -1 und D 2 = 1. Daher ist A 3 negativ definit. Falls At bis A 3 Hessematrizen in einem kritischen Punkt sind, hat man im ersten Fall einen Sattelpunkt, im zweiten einen Sattelpunkt oder ein Maximum und im dritten ein Maxitmim.
4.5. EXTREMA DIFFERENZIERBARER FUNKTIONEN
97
11.6 Quadratische Ergänzung I Diese Methode der Feststellung der Definitheit beruht auf der Definition. Für einen Vektor x mit allgemeinen Komponenten wird der Ausdruck xTAx berechnet und durch quadratische Ergänzung als eine Summe von Quadraten geschrieben. Dann gilt:
• A ist positiv definit {::} es ergeben sich n Quadrate mit positiven Vorzeichen • A ist positiv semidefinit {::} es ergeben sich weniger als n Quadrate, die aber alle positives Vorzeichen haben. • A ist negativ definit {::} es ergeben sich n Quadrate mit negativen Vorzeichen • A ist negativ semidefinit {::} es ergeben sich weniger als n Quadrate, die aber alle negatives Vorzeichen haben. • A ist indefinit {::} es gibt Quadrate mit positiven und mit negativen Vorzeichen oder das Verfahren bricht ab, weil nur noch gemischte Terme da sind.
Hilfsmittel ist stets die Formel
I(a + b + c + · · ·?
CD
= a2
+ b2 + c2 + · · · + 2ab + 2ac + · · · + 2bc + · ·
·I
xTAx wird gebildet. Mit X= (xi, X2, .•• 'Xn) und A = (a;j) n erhält man xTAx als I: a;;x; + I: 2a;jXiXj. Die Elemente auf der DiagoDas Produkt
i>j i=I nale geben also die Koeffizienten der Quadrate, die anderen (wegen der Symmetrie doppelt vorkommenden) die Vorfaktoren der gemischten Glieder.
®
Eine Variable, die als Quadrat vorkommt, wird ausgewählt (etwa XI). Dann werden alle Terme mit XI zusammengestellt und zu einem vollständigen Quadrat ergänzt.
@ Durch Ausmultiplizieren wird festgestellt, welche Terme wieder abgezogen werden müssen.
@ Mit dem Rest des Ausdrucks wird das Verfahren wiederholt. @ Das Verfahren bricht ab, wenn entweder alle Terme verarbeitet worden sind oder nur noch gemischte Terme übrigbleiben.
Quadratische Ergänzung
KAPITEL 4. DIFFERENTIALRECHNUNG IM JRN
98
@ Soll das Verfahren mit den gemischten Termen noch fortgesetzt werden, müssen neue Variablen eingeführt werden. Dazu wählt man einen der gemischte Terme aus, etwa x 1 x 2 • Es werden u und v gewählt mit x1 = u + v, x 2 = u - v. Nun werden alle x 1 und x 2 ersetzt und das Verfahren geht weiter.
~ ~)
Beispiel 4: A = (; 0 3 1
CD
Es wird mit X = (x, y, z) gerechnet. Dann ist xTAx 4xy
wird ausgewählt. xTAx = (x 2 + 4xy)
X
@
= (x
+ 2y) 2 -
4y 2
+ 4y 2 + z 2 + Gyz
+ 4y 2 + z2 + Gyz =
= (x
@ Jetzt wird das Verfahren wiederholt und (z 2 + Gyz) = (x + 2y) 2 + (z
Höhenlinienmethoden
lx 2
+ 4y 2 + lz 2 +
+ Gyz.
@
®
=
+ 3y) 2 -
(x
+ 2y) 2 + .. ·.
+ 2y) 2 + z 2 + Gyz. z ausgewählt .... = (x + 2y)2 +
9y 2 .
Das Verfahren bricht ab, da alle Terme verarbeitet sind. Da zwei positive und ein negatives Vorzeichen vorkommen, ist die Matrix indefinit.
12. Höhenlinienmethoden I Gegeben ist eine Funktion
CD
f mit einem kritischen Punkt ä.
Untersuche das Vorzeichen von f(x) - f(ä) in einer Umgebung von ä. Oft ist es dabei sinnvoll, den Ausdruck zu faktorisieren und das Vorzeichen der einzelnen Faktoren zu bestimmen.
@ Ist der Ausdruck stets positiv (negativ), liegt ein Minimum (Maximum) vor. Hat der Ausdruck in jeder Umgebung von ä verschiedene Vorzeichen, hat man einen Sattelpunkt.
®
Wenn der Ausclmck in der Nähe von ä keine weiteren Nullstellen hat, hat man ein striktes Extremum vorliegen.
Beispiel 5: h(x, y) Zunächst wird
h
= x3 -
untersucht.
y2 ,
f 6 (x, y) = 4 + x 4 + y4
4.5. EXTREMA DIFFERENZIERBARER FUNKTIONEN
CD
99
Kritischer Punkt ist ä = (0, 0). Betrachtet wird also !J(x, y) - !J(O, 0) = xa _ y2.
@ Alle Punkte mit !J(x, y)- !J(O, 0)
= 0 liegen also auf der Kurve y = ±x% (Neil'sche Parabel). Es ist !J(x, y)- !J(O, 0) ist negativ, falls y 2 größer ist als x3 , d.h. oberhalb des oberen und unterhalb des unteren Kurventeils (vgl. Skizze). Jetzt sieht man, daß in jeder Umgebung von (0, 0) Punkte mit positivem und Punkte mit negativem Funktionswert liegm1. Man hat also einen Sattelpunkt.
y
X
Beim zweiten Beispiel f 6 (x, y) = 4 + x 4 + y 4 ist (0, 0) einziger kritischer Punkt. Alle zweiten und dritten Ableitungen sind Null.
@ und @ Der Ausdruck f 6(x, y) - f 6(0, 0) = 4 + x4 + y 4 - 4 = x4 + y 4 hat außerhalb von (0, 0) keine weiteren Nullstellen und ist immer positiv. Daher hat die F\mktion hier ein striktes Minimum.
13. Funktionswerte auf Kurven I Als letztes Mittel betrachtet man die Funktionswerte auf Kurven durch den kritischen Punkt, oft zunächst auf achsenparallelen Geraden. Hat die F\mktion auf einer Kurve durch den kritischen Punkt einen Sattelpunkt, so liegt auch insgesamt ein Sattelpunkt vor. Achtung: damit läßt sich nur nachweisen, daß kein Extremum vorliegt.
Beispiel 6: !J(x, y)
= x3 -
y 2, h(x, y)
= x4 -
y4
Von h ist bereits bekannt, daß ein Sattelpunkt oder ein Maximum vorliegt. Betrachtet man nun die F\mktionwerte auf der x-Achse, also f(x, 0) = x 3 , so erkennt man, daß für x = 0 ein Sattelpunkt vorliegt (die Funktion hat ja für positive x positive und für negative x negative Werte). Damit hat !J auch insgesamt einen Sattelpunkt. Bei h sind alle Ableitungen bis zur dritten Ordnung Null. Die Werte längs der x-Achse sind f(x, 0) = x 4 • Damit hat f längs der x-Achse ein Minimum in (0, 0). Betrachtet man die Werte längs der y-Achse, so hat man f(O, y) = -y 4 , also ein Maximum im Ursprung. Damit liegt ein Sattelpunkt vor, da bei einer F\mktion mit einem Extrenuun auch jede Einschränkung auf eine Kurve durch den kritischen Punkt ein gleichartiges Extremmn vorliegen muß.
Funktionswerte auf Kurven
KAPITEL 4. DIFFERENTIALRECHNUNG IM JRN
100
13. Beispiele I.
J
Beispiel7:f(x,y)=
CD
x
1 + x2
+ y2
Zur Bestimmung der kritischen Punkte werden die partiellen Ableitungen von f gebildet.
(1 fx
=
+ x 2 + y 2)- x · 2x (1 + x2 + y2)2
1- x 2 + y 2 = (1 + x2 + y2)2'
-2xy JY
= (1
+ x2 + y2)2
Kritische Punkte treten also genau dann auf, wenn die beiden Bedingungen und
2xy
=0
gleichzeitig erfüllt ist. Die zweite Bedingung ergibt x = 0 oder y = 0. Der Fall x = 0 ergibt in der ersten Gleichung 1 + y 2 = 0, also keine Lösung. Aus y = 0 erhält man 1 - x 2 = 0, also x = ±1. Damit hat man bei (1,0) und (-1,0) kritische Punkte.
@ Jetzt wird in den kritischen Punkten die Hessematrix bestimmt. Trick bei Brüchen
Da es sich um Brüche handelt, die abgeleitet werden müssen, kann man einen Trick benutzen: die partiellen Ableitungen haben die Gestalt mit einer Zählerfunktion Z, die an der kritischen Stelle a den Wert null hat. Leitet man diesen Ausdruck z.B. nach x ab, so erhält man unter Berücksichtigung von Z(x 0 , Yo) = 0
fl
ZNx Zx(xo, Yo) ( Z) (Xo,Yo) = ZxNN2 (xo,Yo) = N( )· N X ~>~
Man beachte, daß diese Formel nur an kritischen Stellen gilt. Allerdings wird man die Hessematrix auch nur dort berechnen. Hier erhält man
f xx (±1 ' 0) --
-2x (1 + x2 + y2)2
fxy(±1, 0)
f (±1 YY
0) '
-
I
2y
= (1 + x2 + y2)2
(1
-2x
+ x 2 + y 2 )2
- =f24 --
x=±1,y=O-
I
I
x=±1,y=O
-
x=±1,y=O -
~
T2'
= 0,
=f2 -
~
4 - T2
Damit hat die Hessematrix in den kritischen Punkten die Gestalt
Hf(1,0) =
( -1/2 0
_ 01/2 )
und
Hf(-1,0) =
0)
( 1/2 0 1/2
Hf ist bei (1,0) negativ und bei (-1,0) positiv definit. Damit liegt bei ( 1, 0) ein Maximum und bei ( -1, 0) ein Minimum vor.
101
4.5. EXTREMA DIFFERENZIERBARER FUNKTIONEN
Beispiel 8: Die relativen Extrema von f(x, y) = e"y 3 + 3xy2
CD
fx = e"y 3 + 3y 2 = y 2 (e"y + 3),
/y
= e" · 3y 2 + 6xy = 3y(e"y + 2x)
Zunächst wird fx = 0 ausgewertet und das Ergebnis dann in
/y
= 0 eingesetzt.
y = -3e-x
y=O
0·(0+2x)=0
x bel. y=O
®
X=
Berechnung der Hessematrix:
Für den Punkt x =
3/2, y =
3/2
y = -3e-lh
2))
3y(ye" + e"y 3 Hf(x,y)= ( 3y(ye"+2) 6(e"y+x)
-3e- 3h erhält man
Wegendet Hf= (27 · 9- 9 · 9)e- 3 > 0 und fxx < 0 liegt ein Maximum vor. An den Punkten (x, 0) (der x- Achse) ist Hf (x, 0) = ( ~
6~) . Diese Diagonalma-
trix ist positiv semidefinit für x > 0 und negativ semidefinit für x < 0. Daher hat man auf der positive x-Achse Minima oder Sattelpunkte und auf der negativen x-Achse Maxima oder Sattelpunkte. Der Funktionswert ist immer f(x, 0) = 0. Um den Typ dieser Punkte genauer zu bestimmen, skizziert man die Menge {(x, y)if(x, y) = 0}. Dazu zerlegt man f(x, y) = e"y 3 + 3xy 2 = y 2 (e"y + 3x). Dieser Ausdruck ist null, falls y = 0 ist (x-Achse) oder wenn y = -3xe-x ist. Oberhalb dieser Kurve sind die Funktionswerte positiv, darunter negativ. Der Skizze entnimmt man, daß man auf der positiven x-Achse Minima (allerdings keine strikten Minima) hat. Auf der negativen x-Achse hat man Maxima. Da in jeder Umgebung des Nullpunkts positive und negative Funktionswerte vorkommen und f(O, 0) = 0 ist, hat man im Nullpunkt einen Sattelpunkt.
KAPITEL 4. DIFFERENTIALRECHNUNG IM JRN
102
Beispiel 9: f(x, y) = x 4
2x 2 + (2x 2 - 1)y 2
-
CD
Zunächst werden die kritischen Punkte von f bestimmt. fx
4x + 4xy 2
= 4x3 -
JY =
= 4x(x 2 -
2y(2x 2
-
1 + y2 )
1)
Wenn man sichergehen will, daß man bei der Bestimmung der gemeinsamen Nullstellen von fx und jy keine Punkte vergißt, empfiehlt es sich, die Lösung dieses nichtlinearen Gleichungssystems als Verzweigungsdiagramm aufzuschreiben. Dazu beginnt man mit der Gleichung, die sich am leichtesten in Fälle unterteilen läßt, hier jy = 0. Dann schreibt man die andere Gleichung {!" = 0) für jeden Einzelfall auf, wobei die bekannten Werte schon eingesetzt sind. Schließlich faßt man für jede Möglichkeit die x- und y- Werte zusammen. In der folgenden Skizze benutzt. wird die Abkürzung w =
jf
2y(2x 2 - 1) = 0
fx = 0 l4x(x 2
-
4w(y 2 - ~) = 0
1) = 0
-4w(y 2
-
~) = 0
~ x=O y=O
x=1
X= -1
X=W
y=O
y=O
y=w
X
=
W
X
y = -w
=
-W
y= w
X
=
-W
y = -w
Man hat also sieben kritische Punkte. Hf(x
,y
) = (12x 2
4 + 4y 2 8xy ) 8xy 4x 2 - 2
-
Für jeden kritischen Punkt wird nun die Hessematrix auf Definitheit untersucht. Dabei werden einige Fälle zusammengefaßt. H f(O, 0)
= ( ~4
Hf(±1, 0) =
~2 )
(~ ~)
ist negativ definit ist positiv definit
4.5. EXTREMA DIFFERENZIERBARER FUNKTIONEN Hf(w,w) = Hf(-w,-w) =
(!
103
~)ist wegen detHJ < 0 indefinit.
selben Grund sind auch Hj(w, -w)
= Hf(w, -w) = ( ~4
~4 )
Aus dem-
indefinit.
Damit hat man bei (0, 0) ein Maximum, bei (±1, 0) Minima und vier Sattelpunkte bei (±ji, ±ji).
Beispiel 10: Definitheit von A 1
=
(~ ~ ~)
und von A 2
0 1 2
=
(~ ~ ~) 2 0 0
Für A 1 liefert das Hurwitz-Kriterium D 1 = D 2 = D 3 = 0, also keine Aussage. Nimmt man die Variante, daß man die Determinanten von unten rechts ausgehend bildet, erhält man D 1 = 2, D2 = 1 und D3 = 0. Damit ist A 1 positiv semidcfinit oder indefinit. Genaueren Aufschluß erhält man z.B. durch die Berechnung des charakteristischen Polynoms von A 1 : es ist
p(>.)
=
->.
0
0
1->.
0
1
0 1 2->.
= ->.(>. 2 - 3>. + 1)
Da die Nullstellen von >. 2 - 3>. + 1 beide positiv sind (>. 1,2 = ~ ± J~- 1 = 3 ±20) und der dritte Eigenwert Null ist, ist A 1 positiv semidefinit. Bei A 2 liefert das Hurwitzkriterium D 1 semidefinit oder indefinit.
=
1, D 2
=
D3
=
1. Alternative: Die zugehörige quadratische Form ist mit
0. A 2 ist also positiv
x = (x, y, z) T
Daher ist A 2 indefinit. 2. Alternative: Das charakteristische Polynom von A 2 wird durch Entwicklung nach der zweiten Zeile bestimmt:
p(>.) =
1->. 0 2 0 ->. 0 2 0 ->.
= ->.(>.2- >.- 4) = ->.(>.- 1 + v'U)(>.2
1- v'U). 2
Da A 2 sowohl positive wie auch negative Eigenwerte hat, ist A 2 indefinit. 3. Alternative: Die zweite und dritte Zeile und Spalte werden vertauscht. Dann untersucht man Ä2
=
(~ ~ ~) 0 0 0
ist.
und erhält wegen D 2
=
-4, daß A2 indefinit
KAPITEL 4. DIFFERENTIALRECHNUNG IM JRN
104
Beispiel 11: Die relativen Extrema von f(x, y)
CD
= -8x3 -12x2 +3xy 2 +y 3 +3y 2
Zunächst werden die partiellen Ableitungen bestimmt und faktorisiert: -24x 2
fx fv
=
-
24x + 3y 2
6xy + 3y 2 + 6y
= 3( -8x 2 - 8x + y 2 )
= 3y(2x +
y + 2)
Hier beginnt man am besten mit fv:
3y(y + 2x + 2) = 0 y
=
3( -8x 2
-2x- 2 -
8x + 4x 2 + 8x + 4) -12(x 2 - 1) = 0
-------------
x=1 y = -4
X=
-1
y=O
=0
- 8x) = 0 -24x(x + 1) = 0
3(-8x 2
-------------
-1 y=O
x=O y=O
X=
Es gibt also drei kritische Punkte. fCI\ I6J
. Hf( x, y ) . 1st D"1e Hessematnx
H f(O, 0) = ( -; 4
~)
24 ) 6y = (-48x6y 6x+6y+6 ·
ist indefinit, da auf der Haupdiagonale zwei verschiedene
Vorzeichen auftreten. Man hat also in (0, 0) einen Sattelpunkt.
H f(1, -4) 24 · 24
= ( =;~ =i~)
ist negativ definit wegen det H f(1, -4)
= 122 (6- 4) > 0 und fxx < 0.
Hf(-1,0) =
e ~) 4 0
= 72 · 12-
Daher ist in (1, -4) ein Maximum.
ist positiv semidefinit. Da man wenig Hoffnung hat, den
Ausdruck f(x, y)- f( -1, 0) = f(x, y)- 4 faktorisieren zu können, versucht man, eine Kurve durch den Punkt ( -1, 0) zu legen und die Funktionswerte darauf zu untersuchen. Längs der x-Achse hat man ein lokales Minimum (es ist ja fx = 0 und fxx > 0). Man legt nun eine Parallele zur y-Achse durch ( -1, 0) und betrachtet die Funktionswerte hierauf. Eine Parametrisierung ist (x(t), y(t)) = (-1, t). Einsetzen liefert
Das ist eine reellwertige Funktion der reellen Variablen t. Da diese Funktion für t = 0 keinExtremumhat (es ist ja für a > 0 g(-a) < g(O) = 4 < g(a)), kann auch f kein Extremumhaben und man erhält einen zweiten Sattelpunkt bei ( -1, 0).
4.6. EXTREMA MIT NEBENBEDINGUNGEN
4.6
105
Extrema mit Nebenbedingungen
11. Definitionen! Alle Funktionen in diesem Abschnitt seien hinreichend oft differenzierbar. f hat im Punkt ä E U ~ !Rn ein lokales Maximum (Minimum) unter den k Nebenbedingungen (NB) 91 (x)
= o, ... ,9k(x) = o,
wenn für alle x in einer Umgebung von ä, die die NB erfüllen, f(x) ~ f(ä) (f(x) ;::: f(ä)) ist. Sei ä ein Punkt, der die Nebenbedingungen erfüllt. Die Rangbedingung bei ä ist erfüllt, wenn die Gradienten von 91 bis 9k im Punkt ä linear unabhängig sind. Bei einer Nebenbedingungsfunktion 9 bedeutet das, daß 9 und der Gradient von 9 keine gemeinsamen Nullstellen haben. Ist die Rangbedingung erfüllt, gibt es an jeder Stelle der durch die Nebenbedingungen definierten Menge k Variablen, nach denen sich die Nebenbedingungsgleichungen lokal auflösen lassen. In der Sprache der Mathematik: die durch die NB definierte Menge ist einen- k-dimensionale differenzierbare Mannigfaltigkeit.
Extremum mit Nebenbedingungen
Rangbedingung
12. Berechnung! Wenn es möglich ist, führt man das Problem auf eine Extremwertaufgabe ohne Nebenbedingungen (Abschnitt 5) zurück. Dabei darfman in den NB "verborgene" Einschränkungen des Definitionsbereichs nicht vergessen, vgl. Beispiel 9.
CD
Durch Einsetzen oder Auflösen der Nebenbedingung(en) werden Variablen eliminiert, bis ein Extremwertproblem ohne NB übrigbleibt.
®
Dieses Problem wird gelöst.
@ Die restlichen Variablen werden nach
Beispiel 1: Die Extrema von f(x, y, z)
9(x, y, z) = z- 1 - y 2 = 0.
CD
CD
bestimmt.
1 +X+ y 2 - Z unter der NB x 2 +z
Einsetzen der NB als z = 1 + y 2 führt auf j(x, y) =
® j
~
1+x +y 2
= Extr!
hat in (1, 0) ein Maximum und in ( -1, 0) ein Minimum, vgl. S. 100
@ Die z- Werte berechnen sich durch z = 1 + y 2 • Damit erhält man für f ein Maximum in (1, 0, 1) und ein Minimum in ( -1, 0, 1).
Einsetzen der Nebenbedingungen
KAPITEL 4. DIFFERENTIALRECHNUNG IM !RN
106
Extrema I
11.1 Bestimmung von Kandidaten für Bestimmung von
Kandidaten für Extrema
Lagrangesche Multiplikatoren
Wenn man eine NB weniger als Variablen hat {also eine NB im IR2 , zwei NB im IR3 usw.), nimmt man das weiter unten beschriebene Verfahren mit der Determinante. Die Standardmethode benutzt eine Hilfsfunktion h. Dazu schreibt man die NB in der Form 9 1 = 0 bis 9k = 0 und subtrahiert von der Funktion f die mit zunächst unbestimmten Faktoren ..\ 1 bis Ak {den Lagrangeschen Multiplikatoren) multiplizierten Funktionen 91 bis 9k:
CD
Überprüfung der Rangbedingung: Punkte, für die gleichzeitig rg ( -
grad91 - ) : grad9k-
und 9 1 = 0, . . . , 9k
=0
gilt, erfüllen die Rangbedingung nicht und kommen als Extrema in Frage.
®
Bilde die Hilfsfunktion
Mögliche Extrema sind Lösungen des Gleichungssystems grad h
= Ö,
9;=0, i=l, .. ·,k
Die Ableitungen von h nach x 1 bis
af OX)
Xn
ergeben dabei n Gleichungen
091
a9k
OXt
OX)
At-+ .. ·.Ak-
91
=
0
und
af ax,.
091 ax,.
a9k ax,.
At-+ .. ·.Ak-
9k
0
Eselsbrücke: man bildet die Ableitung von h nicht nur nach x 1 bis x,., sondern auch nach A1 bis Ak. Dabei ergeben sich noch einmal die Gleichungen 9; = 0. Kontrolle: es ergeben sich n x 1 bis x,. und A1 bis Ak.
@
+k
Gleichungen für die n
+k
Unbekannten
Alle möglichen Extrema sind unter folgenden Punkten zu finden:
CD , die die Rangbedingung nicht erfüllen Lösungen des Gleichungssystems ®
• Die Punkte aus •
Bei zwei und drei Variablen verwendet man statt x 1, x 2 , A1 , A2 usw. die Bezeichnungen :~:, y, .A, p. 11sw.
4.6. EXTREMA MIT NEBENBEDINGUNGEN
107
Das folgende Beispiel zeigt, daß man die Rangbedingungung nicht vergessen darf. Mit den Lagrange-Multiplikatoren in @ allein erhält man keine Lösung. Beispiel 2: Die Extrema von f(x,y) = x unter der NB 9(x, y) = y 2 - x 3 = 0 y
CD x
Überprüfung der Rangbedingung: rg ( -3x 2 , 2y) < 1 ist genau dann der Fall, wenn diese Matrix die Nullmatrix ist, also für x = y = 0. Da dieser Punkt die NB erfüllt, kommt er für Extrema in Frage.
@ h(x, y, >.) = x- >.(y 2
x 3 ). Kandidaten für Extrema müssen folgende drei
-
Gleichungen erfüllen:
1 + 3>.x 2 -2>.y y2- x3
0
0 0
Auswertung der zweiten Gleichung gibt die Fälle >. = 0 oder y = 0 und damit nach der dritten Gleichung x = 0. In beiden Fällen erhält man in der ersten Gleichung einen Widerspruch.
@ Hier erhält man als einzig möglichen kritischen Punkt (0, 0). j1.2 Sonderfall k = n- 1, Determinantenbedingung I Hat man die NB 91 = 0 bis 9n- 1 = 0, so findet man alle Kandidaten für Extrema als Lösungen von det
(= :::~~ =) .
-
= 0,
grad9n-1 -
die gleichzeitig die NB 91 (x1, . .. , Xn) = 0 bis 9n-1 (x1, .. . , Xn) Das ergibt n Gleichungen für dien Unbekannten x 1 bis Xn·
= 0 erfüllen.
Beispiel 3: Die Extrema von f(x, y) = x unter der NB 9(x, y) = y 2 - x 3 = 0 Bei dieser Rechenweise erhält man kritische Punkte, wenn
~-~x2
2oy
I=
o
und
ist. Auswertung der Determinante gibt y = 0 und damit den Punkt (x, y) als einzigen Kandidaten für ein Extremum.
= (0, 0)
Determ inanten bed ingu ng
KAPITEL 4. DIFFERENTIALRECHNUNG IM JRN
108
12. Hinreichende Bedingungen für Extrema I Hinreichende Bedingungen für Extrema
Bis hierher hat man lediglich notwendige Bedingungen für Extrema, d.h. man weiß, an welchen Stellen Extrema vorkommen können, aber nicht, ob tatsächlich Extrema vorliegen, bzw. ob es sich um Minima oder Maxima handelt. Die nachfolgenden Bedingungen können darüber Aufschluß geben.
12.1 Kompakte Mannigfaltigkeiten, Satz v. Weierstraß I Kompakte Mannigfaltigkeiten Satz v. Weierstraß
Sind die die NB definierenden Funktionen g; stetig und ist die Menge der Punkte, die die NB erfüllen, beschränkt, so hat die (stetige) Funktion f mindestens ein Maximum und mindestens ein Minimum unter den NB. Der Punkt mit dem größten Funktionswert ist das absolute Maximum, der mit dem kleinsten Funktionswert das absolute Minimum. Das folgt aus dem Satz von Weierstraß (Abschnitt 1), da die Nebenbedingungsmenge dann kompakt ist. Gibt es insbesondere nur zwei Kandidaten, so sind dies Minimum und Maximum. In der Regel sind die Funktionen g; differenzierbar und damit auch stetig. Beispiel 4: Die Extrema von f(x, y) = x
+ y unter der
NB 4x 2 + y 2 = 20.
Da es sich um zwei Variable und eine NB handelt, kann man die Determinantenbedingung zur Bestimmung der kritischen Punkte verwenden. 1 2y
I=
0
y= 4x.
Einsetzen in die NB liefert
4x 2 + (4x) 2 = 20
<=?
x = ±1 => (x, y) = (1, 4) oder (x, y) = (-1, -4)
Die Funktionswerte sind f(1, 4)
= 5 und
f( -1, -4)
= -5.
Die Funktion g(x, y) = 4x 2 + y 2 - 20 ist stetig. Da die NB eine Ellipse beschreibt und diese Menge beschränkt ist, nimmt die stetige Funktion f ihr Minimum und ihr Maximum auf der Menge an. Da es nur zwei kritische Punkte gibt, hat f sein absolutes Minimum unter der NB x 2 + 4y 2 = 20 im Punkt (-1, -4) mit dem Funktionswert f( -1, -4) = -5 und sein absolutes Maximum in (1, 4) mit dem Funktionswert f(1, 4) = 5.
Kriterien mit der Hessematrix
12.2 Kriterien mit der Hessematrix I
Diese Kriterien lassen sich nur auf Punkte ä anwenden, in denen die Rangbedingung crfiillt ist.
109
4.6. EXTREMA MIT NEBENBEDINGUNGEN
Hierbei interessiert nicht die Hessematrix von J, sondern die der HUfsfunktion h, wobei für die >. die Lösungen des Gleichungssystems ® eingesetzt sind. Wenn man mit der Determinantenbedingung gerechnet hat, muß man nun das Gleichungssystem aus ® aufstellen und für den zu untersuchenden Punkt die >.; berechnen. Dabei werden für die x; die Koordinaten des zu untersuchenden Punktes eingesetzt. Sind die >.; nicht oder nicht eindeutig bestimmbar, ist an diesem Punkt die Rangbedingung verletzt und man kann die folgenden Kriterien nicht anwenden.
@ Falls nötig: Bestimmung der >.;
CD
Berechnung der Funktion h mit den zu ä gehörenden Werten >.; und der Hessematrix Hh(ä) von h im Punkt ä.
®
Untersuchung der Hessematrix Hh(ä) wie in Abschnitt 5. Ist Hh(ä) (positiv oder negativ) definit, so liegt ein Extremum vor, und zwar (wie gewohnt) bei positiver Definitheit ein Minimum und bei negativer ein Maximum.
Achtung! Auch bei indefiniter Hessematrix kann ein Extremtun vorliegen. Einen Sattelpunkt kann man höchstens mit den Kriterien aus dem Punkt 2.3 (s.n.) nachweisen. Beispiel 5: Der kritische Punkt {1, 4) aus Beispiel 4.
@ Die F\mktion h ist h(x, y)
= x+y- >.(4x2 +y 2 - 20). Das Gleichungssystem
zur Bestimmung der kritischen Punkte hat die Gestalt 1 - >.(Bx) 1- >.(2y) = Einsetzen von x = 1 und y
CD
0 0.
= 4 ergibt >. = I/s.
Für den zu untersuchenden Punkt {1, 4) ist h(x, y) = x+y- H4x 2 +y 2 -20). Die Hessematrix von h ist konstant:
Da diese Matrix negativ definit ist, liegt ein Maximum vor.
KAPITEL 4. DIFFERENTIALRECHNUNG IM JRN
110
12.3 Weitere Untersuchungen mit Weitere Untersuchungen mit der Hessematrix
der Hessematrix
I
Ist der Typ der kritischen Stelle mit dem Kriterium aus 2.2 nicht zu bestimmen, kann man die Definitheit der Einschränkung der Hessematrix auf den Tangentialraum der durch die NB definierten Mannigfaltigkeit untersuchen.
®
Der Tangentialraum im Punkt ä der durch die NB beschriebenen Mannigfaltigkeit besteht aus den zu allen grad 9i(ä) senkrechten Vektoren. Man bestimmt also für den kritischen Punkt ä die Werte grad g1 ( ä) bis grad 9k(ä).
@ Um die Vektoren zu bestimmen, die auf allen Gradienten senkrecht stehen, kann man den Gauß-Algorithmus verwenden: Man bildet ein homogenes Gleichungssystem mit k Gleichungen und n Unbekannten, wobei die Zeilen der Matrix aus den Gradientenvektoren bestehen. Dieses Gleichungssystem hat n - k linear unabhängige Lösungen. Ist iJ1 bis Vn-k ein solches System von Lösungen, ist die allgemeine Lösung iJ = O:t Vt + · · · O:n-kVn-k· Bei zwei oder drei Variablen läßt sich oft direkt der allgemeine Tangentialvektor aus der Bedingung bestimmen, daß er auf den Gradienten senkrecht stehen soll. Er enthält stets n- k freie Parameter. Bei drei Variablen und zwei NB verwendet man das Kreuzprodukt.
®
Sonderfall
n=2 geränderte Matrix
Der Ausdruck F(iJ) = iJTAiJ wird berechnet. F ist quadratische Form in den Variablen o: 1 bis O:n-k· Mit quadratischer Ergänzung wird (S. 97) die Definitheit von F bestimmt. Bei positiv (negativ) definitem F liegt ein Minimum (Maximum) vor, bei indefinitem F ein Sattelpunkt, d.h. kein relatives Extremum.
ISonderfall n =
21
Bei zwei Variablen läßt sich das auch so bestimmen: Sei f(x, y) die zu untersuchende Funktion, g(x, y) = 0 die Nebenbedingung, ä der kritische Punkt und· >. E JR, so daß gradh(ä) = grad(f- >.g)(ä) = 0 ist. Berechne die Determinante der geränderten Matrix
0 9x 9y) D := det ( 9x hxx hxy (ä) 9y hxy hyy Bei D < 0 liegt ein Minimum vor, bei D > 0 ein Maximum und für D = 0 hat man keine Aussage.
4.6. EXTREMA MIT NEBENBEDINGUNGEN
111
Achtung! Die Vorzeichenregel nicht mit den Kriterien für Definitheit und Extrema aus Abschnitt 5 verwechseln! Analoge Kriterien gibt es auch für den Fall dreier oder mehrerer Variablen. Da man dabei relativ große Determinanten berechnen muß, sind sie hier nicht weiter aufgeführt. Beispiel 6: Die Extrema von f(x, y) = 2y unter der Nebenbedingung g(x, y) = y 2 - x 2 - 1 = 0 Diese Aufgabe läßt sich auch durch Auflösen der NB nach y lösen. Hier sollen aber die Methoden dieses Abschnitts angewandt werden. Y Zunächst läßt sich mit der Deteminantenbedingung arbeiten:
X
Auswertung der NB gibt dann die kritischen Punkte
ä1 = (0, 1) mit dem Funktionswert f(a"i.) = 2 und ä2 = (0, -1) mit dem Funktionswert f(ä 2 ) = -2. Da die durch g(x, y) = 0 definierte Menge nicht beschränkt ist, kann man den Satz von Weierstraß nicht verwenden, um ä 1 als Maximal- und ä2 als Minimalstelle zu identifizieren. Es wird sich im Gegensatz dazu im Lauf der Rechnung herausstellen, daß bei ä 1 ein lokales Minimum und bei ä2 ein lokales Maximum vorliegt. Skizze der Hyperbeln y2 = x2 + 1
Der nächste Schritt ist die Untersuchung der Hessematrix von f - >.g. Diese Untersuchung wird zunächst für den Punkt ä 1 = (0, 1) durchgeführt.
@ Es ist h(x, y)
= 2y- >.(y 2 - x2 -1). Das Gleichungssystem zur Bestimmung
von >. ist 2>.x 2- 2>.y
0 0
Daraus erhält man mit x = 0 und y = 1 den Wert >. = 1.
CD
Damit ist in ä 1 h(x, y) = 2y- (y 2
®
Die Hessematrix ist indefinit und muß daher weiter untersucht werden.
-
x2
-
1) und die Hessematrix ist
KAPITEL 4. DIFFERENTIALRECHNUNG IM JRN
112
@ Da es sich um den Fall n = 2 handelt, kann man mit der geränderten Matrix und ihrer Determinante arbeiten: mit gradg(O, 1) = ( -2x, 2y)(O, 1) = (0, 2) erhält man 0 0
D := det ( 0 2
2 )
0 2 0 -2
= -8
Damit liegt ein lokales Minimum im Punkt (0, 1) vor.
Wenn man das Standardverfahren benutzt, geht das so vor sich:
@ und @ Mit gradg(ä)
= (0, 2) sucht man einen Vektor ii1 , der auf (0, 2) senkrecht steht. Dazu wählt man z.B. ii1 = (~) und erhält ii = (~)
®
Es ist
Die quadratische Form F ist damit positiv definit und es liegt ein Minimum vor. Mit denselben Methoden erhält man in ä2 = (0, -1) ein relatives Maximum.
J3. Gemischte Probleme J Gemischte Probleme
Bei gemischten Problemen handelt es sich um das Auffinden von Extrema auf Mengen, die ihren Rand (oder Teile davon) enthalten. Wesentliches Hilfsmittel ist das Zerlegen der Menge in Teile verschiedener Dimension. Z.B. zerlegt man den durch lxl :::; 1, IYI :::; 1 und lzl :::; 1 definierten Würfel in das dreidimensionale Innere, die sechs Flächen der Dimension 2, 12 eindimensionale Kanten und 8 nulldimensionale Eckpunkte. Mit der folgenden Methode findet man relative Extrema im Inneren und bei kompakten Mengen die nach dem Satz von Weierstraß vorhandenen absoluten Extrema. Das Bestimmen des Typs von kritischen Punkte auf dem Rand ist in der Regel schwierig.
CD
Die zu untersuchende Menge wird in das offene Innere (das soviele Dilnensionen hat wie der umgebende Raum) und den Rand zerlegt.
113
4.6. EXTREMA MIT NEBENBEDINGUNGEN
®
Im Inneren werden lokale Extrema mit den Methoden aus Abschnitt 5 gesucht. Dabei entstehen zwei Klassen von kritischen Punkten: Klasse 1: kritische Punkte in Inneren der Menge. • Ein so gewonnenes Extrem um ist auch ein Extremmn für das gemischte Problem. • Ein so gewonnener Sattelpunkt ist auch für das gemischte Problem ein Sattelpunkt. Klasse II: die Rechnung liefert einen kritischen Punkt auf dem Rand der Menge. • Wenn man so ein Extremum erhält, liegt auch für das gemischte Problem ein Extremum vor. • Erhält man einen Sattelpunkt, hat das gemischte Problem einen Sattelpunkt oder ein Extremum.
@ Auf dem Rand werden Extrema mit den Methoden aus diesem Abschnitt gesucht. Das sind die kritischen Punkte der Klasse 111. • Erhält man ein Extremum auf dem Rand, so hat das gemischte Problem ein (gleichartiges) Extremum oder einen Sattelpunkt. • Erhält man einen Sattelpunkt auf dem Rand, liegt sicher auch insgesamt ein Sattelpunkt vor. Einzelne Punkte (Endpunkte von Randkurven) sind Extremader Klasse III. Man hat also in folgenden zwei Fällen bei Randpunkten keine Information: bei nach Abschnitt 5 gewonnenen Sattelpunkten und bei nach den Methoden aus diesem Abschnitt gewonnenen Extrema. Typ Methode
Klasse I
Klasse II
grad f = Öund Hessematrix Inneres der Menge
Extr. SP
Klasse III Lagrangemultiplikatoren Rand der Menge
Extr.
Extr.
Extr. oder SP
SP
SP oder Extr.
SP
Dabei steht "grad f = Öund Hessematrix" stellvertretend für die Methoden aus Abschnitt 5 und "Lagrangemultiplikatoren" für die Verfahren aus diesem Abschnitt. Das bedeutet, daß z.B. ein Extremmn der Klasse III insgesamt ein Extremmn oder ein Sattelpunkt ist, ein Sattelpunkt der Klasse 111 auch insgesamt ein Sattelpunkt.
KAPITEL 4. DIFFERENTIALRECHNUNG IM
114
~N
Beispiel 7: Die relativen und absoluten Extrema von f(x, y) = (x- 1) 2 + y 2 auf der Menge M = {(x, y)l x 2 + y 2 ::=; 4}. y
f
ist das Quadrat des Abstandes zum Punkt (1, 0).
CD
M besteht aus dem Inneren {(x, y)l x 2 + y 2 < 4} (das Inne-
M=
ren eines Kreises mit Radius 2 um den Nullpunkt) und der Randkurve C. f(x, y) < /(2, 0)
@ Untersuchung im Inneren:
grad f = (2(x- 1), 2y) hat nur in (1, 0) eine Nullstelle.
®
Aus
Hf=(~ ~)erhält man ein Minimum in (1,0) mit /(1,0) = 0.
Man hat also in (1, 0) ein Minimum der Klasse I.
@ Zum Auffinden von Extrema auf der Randkurve C wird die Determinantenmethode verwendet: mit g(x, y) = x 2 + y 2 1
2 (x : 1) 2
;~
-
4 ist die Bedingung
I= 0 <=> 4(x- 1)y- 4xy = 0 <=> y = 0.
Aus der NB erhält man die kritischen Punkte der Klasse III (±2, 0) mit den Funktionswerten f(2, 0) = 1 und f( -2, 0) = 9. Man hat also insgesamt drei kritische Punkte. Da M abgeschlossen und beschränkt ist, gibt es nach dem Satz von Weierstraß Extrema. Damit stehen (1, 0) und ( -2, 0) als die Stellen mit den absoluten Extremwerten fest. Zur Untersuchung von (2, 0) verwendet man zunächst das Kriterium mit der Hessematrix.
@ Mit h(x, y) = (x- 1) 2 + y 2 - >.(x 2 + y 2 - 4) erhält man für grad h = Ö 2(x- 1) - 2>.x = 0 und
2y- 2>.y = 0.
Setzt man x = 2 und y = 0 ein, erhält man aus der ersten Gleichung>.=
CD
!·
An der Stelle (2, 0) ist h also h(x, y) = (x- 1) 2 + y 2
@ Da Hh = ( ~
1
-
2(x 2 + y2 -
4)
x2
y2
= 2 - 2x + 2 + 3.
~) positiv definit ist, liegt ein Minimum oder ein Satt~lpunkt
vor. Eine endgültige Entscheidung kann man hier z.B. mit der Höhenlinienmethode herbeiführen. Wegen !(2,0) = 1 skizziert man die Menge {(x,y)if(x,y) = 1} (ein Kreis mit Radius 1 um (1, 0)) und erkennt, daß ein Sattelpunkt vorliegt.
4.6. EXTREMA MIT NEBENBEDINGUNGEN
115
13. Beispiele I Beispiel 8: Die Extrema von f(x,y,z) = x 2 + 4y 2 + 25z 2 unter der Nebenbedingung g(x, y, z) = x 2 + y 2 + z 2 = 100 Ermittlung der kritischen Punkte
CD
@
Zur Überprüfung der Rangbedingung bildet man grad g = (2x, 2y, 2z). Die Gleichung gradg = (0, 0, 0) ist nur für x = y = z = 0 erfüllt. Da dieser Punkt nicht auf der durch die NB beschriebenen Menge (einer Kugel um den Ursprung mit Radius 10) liegt, ist die Rangbedingung erfüllt. Ableiten von h(x, y, z) = x 2 + 4y 2 + 25z 2 zusammen mit der NB vier Gleichungen:
>.(x2
-
+ y2 + z 2 -
2x- 2.-\x = 0
{::}
8y- 2.-\y = 0
{::}
y(4->.)=0
50z- 2.-\z = 0
{::}
z(25- >.) = 0
x2
100) ergibt
x(1->.)=0
+ y2 + z2 =
100
Dieses Gleichungssystem wird gelöst, indem jeweils die erste Gleichung in Fälle unterschieden wird und dann die restlichen Gleichungen für diesen Fall hingeschrieben werden. x(1 - >.)
y(4->.)=0) ( z(25- >.) = 0 y 2 + z 2 = 100
=0
(
3y = 0 ) 24z = 0 x 2 + y 2 + z 2 = 100
~ ( z(25 - >.) = 0) z 2 = 100
( 2 21z2= 0 ) y + z = 100
I
I
y-00 )
X-
X= (
z = ±10 >. = 25
(
0 )
y = ±10
z=O >-=4
Man erhält damit sechs kritische Punkte.
X= ±10) (
y=O z=O >. = 1
KAPITEL 4. DIFFERENTIALRECHNUNG IM !RN
116
@ Da die Rangbedingung stets erfüllt ist, kommen keine weiteren Punkte dazu. Man hat also die Punkte (±10, 0, 0) mit dem Funktionswert 100, (0, ±10, 0) mit dem Wert 400 und (0, 0, ±10) mit den Wert 2500. Ermittlung des Typs der kritischen Punkte Da die Kugel eine beschränkte Menge ist, läßt sich der Satz von Weierstraß anwenden: in (±10, 0, 0) liegen absolute Minima, in (0, 0, ±10) absolute Maxima vor. Die Punkte (0, ±10, 0) müssen noch untersucht werden. Aus Symmetriegründen (f(x, y, z) = j(±x, ±y, ±z)) wird nur der Punkt (0, 10, 0) betrachtet
CD
Einsetzen der Werte in die Hilfsfunktion liefert
@ Die Hessematrix von h ist Hj(O, 10, 0) =
(~6 ~ ~). Da diese Matrix
0 0 42 indefinit ist, hat man immer noch keine Entscheidung.
Man muß also weitere Untersuchungen mit der Hessematrix anstellen {2.3).
@ Der Gradient von
g ist an der kritischen Stelle (0. 20, 0).
@ Alle Vektoren, die auf gradg(O, 10,0) senkrecht stehen, sind iJ = (a,O,ß)T mit a, ß E IR.
®
(-6 0 0) (Q'ß) =
0 0 0 0 -Ga 2 + 42ß 2 . Da dieser Ausdruck 0 0 42 indefinit ist, liegt bei {0, ±10, 0) ein Sattelpunkt vor. F(v)
=
(a, 0, ß)
Deispiel 9: Der kleinste und größte Abstand des Punktes (1, 0, 0) zur Menge M := {(x, y, z) Ix 2 + z 2 - 4 = 0 und x 2 - y 2 = 0}.
Berechnung von
Abständen
Der Abstand d ist durch d := J(x- 1) 2 + y 2 + z 2 gegeben. Statt der Extrema von d berechnet man besser die Extrema von f = d 2 , da man so die ·wurzeln vemeiclet. Es sind also die Extrema von f(x, y, z) = (:r - 1) 2 + y 2 + z 2 unter den NB !]l(x, y, z) = x 2 + z 2 - 4 = 0 und g2 (x, y, z) = :r 2 - y 2 = 0 zu bestimmen.
117
4.6. EXTREMA MIT NEBENBEDINGUNGEN
IBestimmung der kritischen Punkte I Da es drei Variablen und zwei NB gibt, läßt sich die Determinantenmethode verwenden: det (
2z) = 8xyz- 8xyz + 8(x- 1)yz = 8(x- 1)yz
2(x- 1) 2y 2z 0 2x 0 -2y 2x
Es gibt damit drei Möglichkeiten für kritische Punkte: i) x = 1, ii) y = 0 und iii) z = 0. In jedem dieser Fälle werden nun die NB untersucht:
i) Aus x 2 - y 2 bis P4). ii) Mit y
= 0 folgt y = ±x = ±1, aus
= 0 ist wegen
92
= 0 auch
x
9I
= 0 erhält man z = ±J3 (PI
= 0. Aus
9I
= 0 erhält man
z
= ±2
(P5,6)· iii) Aus z
= 0 erhält man
x
= ±2 und damit y = ±2
(P7 bis P 10 ).
Insgesamt erhält man folgende kritischen Punkte und Funktionswerte:
X
y z f(x,y,z)
PI
p2
p3
p4
p5
p6
p7
Ps
Pg
Ho
1 1
1 -1
1 1
1 -1
-v'3 -v'3
y'3
4
4
0 0 2 5
0 0 -2 5
2 2 0 5
2 -2 0 5
-2 2 0 13
-2 -2 0 13
y'3 4
4
IBestimmung der absoluten Extrema I Hier kann man den Satz von Weierstraß verwenden: Aus x 2 + z 2 = 4 folgt, daß die x- und z- Werte beschränkt sind. Wegen x 2 - y 2 = 0 <=? Jxl = IYI sind dann auch die y- Werte beschränkt und M ist eine beschränkte Menge. Als Nullsteilenmenge stetiger Funktionen ist 1\1 auch abgeschlossen. Damit nimmt die stetige Funktion f ihr absolutes Minimum und absolutes Maximum auf der Menge 1\1 an. Der Tabelle oben entnimmt man, daß der Minimalwert f(1, ±1, ±J3) = 4 und der Maximalwert f( -2, ±2, 0) = 13 ist. Die gesuchten extremen Abstände sind daher dmin = 2 und dmax = JI3.
KAPITEL 4. DIFFERENTIALRECHNUNG IM IR.N
118
IAlternative: Parametrisieren I Die Gleichung x 2 + z 2 = 4 beschreibt einen Zylinder mit Radius 2 um die yAchse, der sich mit Hilfe des Winkels t beschreiben läßt (vgl. Kapitel 5.3): x = 2cost,
z = 2sint,
y = y.
Die zweite Gleichung x 2 - y2 = 0 läßt sich als y = ±x lesen. Das sind zwei Ebenen durch die z-Achse, die aus dem Zylinder zwei kreisförmige Kurven ausschneiden. Daher ist M = M 1 U M2 mit den Parametrisierungen
x=2cost, y=2cost, z=2.sint
und
x=2cost, y=-2cost, z=2sint
In zwei getrennten Rechnungen werden nun die Extrema von M 1 erhält man
j(t) =
(;~~:!) -(~)0 2smt
und
f
ausgerechnet. Für
2
= (2cost- 1) 2 + (2cost? + (2sint?.
j'(t) = -8 sin tcos t + 4 sin t = 4 sin t(1- 2 cos t).
Damit erhält man kritische Punkte für sin t = 0, also t = 0 oder t = 1r (P1 und Pw) und fürcost = ~, alsot = ±~ (P1 und P 3 ). Aus 8(sin2 t-cos 2 t)+4cost erhält man Maxima in P1 und P10 und Minima in P 1 und P 3 .
i"=
Bei der Untersuchung von M2 erhält man dieselbe Funktion die Maxima in P8 und P9 und Minima in P2 und P4 •
j wie bei M1 und so
Die Punkte P5 und P6 tauchen hier gar nicht auf. Das liegt daran, daß in diesen Punkten lediglich die Rangbedingung nicht erfüllt ist: in P5 ,6 schneiden sich die beiden Kurven M 1 und M 2 und dort sind die Gleichungen 91 = 0, 92 = 0 nicht lokal eindeutig auflösbar.
IGefährliche Alternative: Einsetzen I Fehler!
Löst man die Gleichungen x 2 + z 2 - 4 = 0 nach z 2 und x 2 - y 2 = 0 nach y 2 auf und setzt das in f(x, y, z) = (x- 1) 2 + y 2 + z 2 ein, erhält man
f(x, y, z) = (x- 1? + (x 2 ) + (4- x 2 ) = x 2 Diese Funktion hat nur für x = 1 (z =
±J3 und y =
-
2x + 5.
±1) Extrema (Pl,2,3,4)·
Der Fehler liegt darin, daß die Gleichung x 2 + z 2 - 4 = 0 auch einen maximalen Definitionsbereich x E [-2, 2] enthält. Die Untersuchung der Randpunktex = ±2 ergibt die fehlenden vier Punkte P7 bis P 10 •
119
4.7. KURVEN UND FLÄCHEN
4.7
Kurven und Flächen
lt+2.
Definitionen und Berechnung!
Eine Ck-Kurve C im !Rn wird durch eine k-mal stetig differenzierbare Abbildung 4J (Parametrisierung) eines reellen Intervalls I= [a, b] in den Rn gegeben.
C = {f'E IRnl
r= i(t), a ~ t ~ b}.
Die Kurve C "erbt" von der Anordnung im Parameterbereich ihren Durchlaufsinn: i(a) heißt Anfangs- und i(b) Endpunkt von C. Wird die Kurve in umgekehrter Richtung durchlaufen, spricht man von der negativen Kurve -C. Ist C 1 eine zweite Kurve, deren Anfangspunkt mit dem Endpunkt von C zusammenfällt, so bilden C und C 1 zusammen die Summenkurve C + C 1 .
n r
Kurve Parametrisierung
Anfangs-, Endpunkt negative Kurve Summenkurve
-C
~ Eine C 1-Kurve heißt regulär, falls stets r'(t) =/:- Öist (dann hat die Kurve keine "Knicke", d.h. in der Skizze oben ist C + C 1 sicher nicht regulär.) Im folgenden werden nur reguläre Kurven betrachtet.
reguläre Kurve
~I
In Regularitätspunkten einer Kurve gibt es den Tangentialvektor
t=
I~' I, der
nicht von der gewählten Parametrisierung (wohl aber von der Durchlaufrichtung!) abhängt. Eine Kurve heißt nach der Bogenlänge parametrisiert oder normal, falls stets lf''l = 1 ist, vgl. Kapitel 5.3, wo auch das Rechenverfahren dazu zu finden ist. Dieser Begriff ist eher für theoretische Untersuchungen von Kurveneigenschaften nützlich.
11. Kurven im IR
2,
ebene Kurven
Tangentialvektor Normalenvektor nach der Bogenlänge parametrisiert normal
I
n,
Der Normalenvektor der senkrecht auf dem Tangentialvektor steht, ist wie in Kapitel 1.2 als orthogonales Komplement des Tangentialvektors definiert.
Achtung! Hier hat der Normalenvektor die entgegengesetzte Richtung wie der in Kapitel 5 betrachtete "äußere" Normalenvektor eines Gebiets, das von einer Kurve berandet wird!
Kurven im IR2 , ebene Kurven Normalenvektor
120 Darstellung von Kurven
KAPITEL 4. DIFFERENTIALRECHNUNG IM JRN
Kurven im JR2 lassen sich auf verschiedene Weisen darstellen: • in parametrisierter Form wie oben. • Als Graph einer Funktion f: IR -t IR: C = {(x, y)l y = f(x), a ~ x ~ b}. Dies entspricht einer Parametrisierung mit x(t) = t, y(t) = j(t). Vorteil: Ableitungen lassen sich einfach berechnen. Nachteil: Weder dürfen für einen x-Wert mehrere y- Werte auftreten, noch sind senkrechte Tangenten zugelassen. • Implizite Darstellung: F(x, y) = 0 mit einer stetig differenzierbaren Funktion F. Der Satz über implizite Funktionen sagt aus, daß in Punkten mit F(x,y) = 0 und gradF(x,y) =f Öin einer Umgebung eine differenzierbare Kurve definiert wird. Übersicht: Tangenten- und Normalengleichungen, Krümmung
Tangentenund Normalengleichungen
Die Tabelle stellt die Tangenten und Normalengleichungen im Punkt (x0 , y0 ) (entsprechend dem Parameterwert t 0 ) zusammen. Die Tangenten- und Normalengleichungen im Punkt f'o
f= f'o + >.~
+ f'(xo)(x- xo)
bzw.
y = f(xo)
bzw.
Y = f(xo) - - - ( x - xo)
= (x 0 , y0 ) haben die Form (Tangentengleichung)
1
f'(xo)
(Normalengleichung)
Im folgenden sind stets die Tangenten- und Normaleneinheitsvektoren angegeben. ßei der Aufstellung der Tangenten- und Normalengleichungen kann der normierende Vorfaktor natürlich weggelassen werden.
Gleichung
Tangentenvektor
f= (x(t)) ~ y(t)
y = f(x)
(x') t = Vx'2 + y'2 y' 1
C)
~ 1 t = v1 + y'2 y'
Nonnalenvektor
~
( -y') n = Vx'2 + y'2 x'
~
1
( -y') n = V1 + y'2 1 1
Krümmung K-=
",-
x'y"- x"y' (x'2 + y'2) 3f2
- (1
y"
+ y'2)3f2
Kurven, die in der Form F(x, y) = 0 gegeben sind, haben keine ausgezeichnete Richtung. Daher gibt es zwei Möglichkeiten für Tangenten- und Normalenvektoren. Z.ß kann man wählen
4.7. KURVEN UND FLÄCHEN
Für die Krümmung erhält man
121
1
n,
= (Fx 2 + Fl) 312
Der Mittelpunkt des Krümmungskreises ist
M = f'o + pii.
Dabei ist p (oder R)
1 der Krümmungsradius im Kurvenpunkt. Er ist durch p = - für K
> 0: linksgekrümmt,
n,
=J 0 definiert.
"'
(oder K) ist die Krümmung im Kurvenpunkt. K.
K
< 0: rechtsgekriimmt.
Der geometrische Ort der Krümmungsmittelpunkte
Krümmungskreis Krümmungsradius Krümmung
M heißt Evolute der Kurve.
Evolute
IFrenetsche Gleichungen: I f' = w~
Mit w = lf'l gilt
t' = wn,i'i,
i'i' = -wn,t
Ist die Kurve nach der Bogenlänge parametrisiert, hat man w
Beispiel 1: Für die Kurve f =
(~m)
Frenetsche Gleichungen
=
1.
mit x(t) = cosh t und y"(t) = sinh t
werden Tangente, Normale, Krümmung und Evolute berechnet Mit Hilfe der Beziehung y
cosh 2 t
X
sieht man, daß es sich bei der Kurve tun den Teil der Hyperbel y 2 = x 2 - 1 mit positiven x-Werten handelt. Man berechnet
Krünunungskreis
r=
= sinh 2 t + 1
x'(t)
= sinht,
y'(t)
= cosht
x"(t)
= cosht,
y"(t)
= sinht.
t)
1 (sinh Vsinh 2 t + cosh 2 t cosh t '
1 (- cosht) i'i = --;:.====== Jsiuh 2 t + cosh 2 t sinht
Bei der Tangenten- und Normalengleichung kann man die (normierenden) Vorfaktoren von t und ii weglassen. Die Tangente (T) und Normale (N) im Punkt f(t 0 ) haben die Gleichungen
i"" = (c?sh t0 ) smh t 0
+ A (sinh t 0 ) cosh t 0
(T)
und
r=
(c?shto) +A smh t 0
0) (-~osht smh t 0
(N)
KAPITEL 4. DIFFERENTIALRECHNUNG IM JRN
122
-1 sinh 2 t- cosh 2 t x'y"- x"y' 2 2 3 2 2 - (x' 2 + y' ) h - (sinh t + cosh t) 3f2 - (sinh t + cosh 2 t) 3h
K,-
Mit p = ..!:. läßt sich der Mittelpunkt
M des Krümmungskreises bestimmen:
fi,
t) - (Sill. 1
. ( cosh sillh t
1
2t
+ COS h 2
t)
t) .
( cosh . t Sill11
- (Sillh2 t + cosh 2 t)
3f2
(- .cosh 1 Sillh t (sinh 2 t + cosh 2 t) 1h
t)
t) t) _( t -
.cosht Sill11
(-
t + (cosh 2 t- 1 + cosh 2 t) cosh ( cosh sinh t- (sinh2 t + 1 + sinh 2 t) sinh
2 cosh 3 t ) -2 sinh3 t
Hier läßt sich der Parameter t eliminieren und man erhält die Evolute als ( ~) 2/J = ( ~) % + 1.
12. Kurven im JR
3,
Kurven im JR3 , Raumkurven
Tangenteneinheitsvektor Hauptnormalenvektor Binormalenvektor begleitendes Dreibein Krümmung Krümmungsradius Windung, Torsion Darboux'scher Vektor
Raumkurven
I
Bei Raumkurven setzt man zunächst voraus, daß die Kurve nach der Bogenlänge parametrisiert ist und f' =f. 0. Dann definiert man • Der Tangenteneinheitsvektor ist
t = r' ...,
• Der Hauptnormalenvektor ist ii = _;_
it 'I
• Der Binarmalenvektor ist
b= t x ii
• Das begleitende Dreibein besteht aus ~ ii und b. Es handelt sich um ein Orthonormalsystem von Vektoren, d.h. die Vektoren haben die Länge eins und stehen paarweise senkrecht aufeinander. 1
• Die Krümmung"' ist "' = lf'l, der Krümmungsradius p ist durch p = /'\, definiert. Im Gegensatz zu ebenen Kurven ist hier die Krümmung immer positiv! • Die Windung
T
oder Torsion ist definiert durch
• Der Darboux'sche Vektor ist
T
=
b' · ii
d = T t + "'b.
Die Bezeichnungen sind uneinheitlich. Die Torsion wird gelegentlich mit ~ bezeichnet (statt wie hier mit T), manchmal mit T.
123
4. 7. KURVEN UND FLÄCHEN Im Kurvenpunkt f'0 seien lenvektor
fo, ii0
• Tangente im Kurvenpunkt • Normale in Kurvenpunkt
und
b0 Tangenten-,
f'o: r = f'o + .Afo
Tangente
f'o: r = f'o + .Aiio
• Die Normalebene wird aufgespannt von (r- ro) t~ = o.
Normale
ii
und
• Die rektifizierende Ebene wird aufgespannt von chung (f'- 1"'0) ii0 = 0. • Die Schmiegebene wird aufgespannt von
(r- f'o)
Haupt- und Binarma-
t
b und t
hat die Gleichung
b und
und
hat die Glei-
rektifizierende Ebene
und i'i und hat die Gleichung
Schmiegebene
bo = o. ii = b x t
b = i' x ii
und
Es gelten die Freuetsehen Formeln:
und mit dem Darboux'schen Vektor
t'=lx~
Frenetschen Formeln
b' = -7ii
ii' = -K,t+ 7b,
i''="'ii,
l = 7t+ "'b die Gleichungen
ii'=lxii,
b'=lxb
Ist stets "' = 0, so ist die Kurve eine Gerade. Ist stets 7 = 0, so liegt die Kurve in einer Ebene. Berechnung der Größen bei allgemeiner Parametrisierung: Wenn die Kurve nicht nach der Bogenlänge parametrisiert ist, berechnet man
-
_,
-
r
t = lf''l
-
ii=bxt=
1r-'12-// r - (-' r ·r_")_' r 1-'11-' r r x r-"1
(f'' x r") x r' l(f''
X
r")
X
det(f'', f'", f''") 7
1 + cos
Beispiel 2: Die Kurve f'(t)
=
t+ sin t)
= ( 2 + cos t- sin t 3 + sint
Zunächst werden die Ableitungen von
r'
Normalebene
- sin
t+- cos t) cos t ,
= ( - sin t
cos t
r"
r berechnet: - cos t - sin
t) ,
= ( - cos t .+ sin t
-smt
1-1·' x r" - 12
f''l
KAPITEL 4. DIFFERENTIALRECHNUNG IM ~N
124 lf''l
= J(cos t- sin t)2 +
(cos t + sin t)2 + cos 2 t
= -./2 + cos2 t
Damit erhält man
~
(-s~nt+cost)
r'
1
lf''l
.../2 + cos 2 t
t=-=
-smt-cost cos t
K,-
-
(r' X r") X r' =
lf'' x r"l lf"'l 3
~
b=
'
r~1 x r~11 lf'' X r"l
=; ,
1 ( 1 )
= v'6
und
v'6
-
{2 + cos 2 t) 3/2
-
-3cost- 2sint) ( -3cost + 2sint :::} fi = -2sint
(-3cost- 2sint) -3cost + 2sint V12 +ßcos t -2sint 1
2
Wegen r 111 = -r' ist die Determinante det(r', r 11 ,T111 ) = 0 und damit T = 0. Das bedeutet, daß die Kurve in einer Ebene liegt, was man auch an der Darstellung
r=
1+cost+sint) (1) (1) (1) ( 2 + cos t .- sin t = 2 + cos t 1 + sin t -1 3+smt 3 0 1
direkt erkennen kann. Jetzt werden für t = 0 Normalebene, rektifizierende Ebene und Schmiegebene berechnet: Es ist für t = 0
t= ~ v'3
(~1) 1 ,
Damit erhält man die Ebenengleichungen
(T(T-
m) (~I) ~
m)(~:) ~ m)(~~) ~
(T-
0
0
Normalebene
rektili7ie<ende Ebene
0
Schmiegebenc
Die Schmiegeheue ist die Ebene, in der die Kurve verläuft.
Flächen Flächennormalenvektor
13. Flächen! Eigenschaften von Flächen, die mit Integration zusammenhängen, werden in Kapitel5.4 besprochen. Dort findet man auch Vorgehensweisen zur Parametrisierung gegebener Flächenstücke und weitere Beispiele. Der Flächennormalenvektor ii steht senkrecht auf der Tangentialebene der Fläche.
125
4. 7. KURVEN UND FLÄCHEN
IDarstellung von Flächenstücken I x(u, v)) ;j(u, v) = ( y(u, v) gegez(u,v) ben. u und v laufen dabei in einem Parametergebiet G in der u-v-Ebene. Die Vektoren iu und }v sp!Lnnen die Tangentialebene auf. Der Flächennormalenvektor ist ii = iflu X iflv. Die erste F\mdamentalform der Fläche hat die Gestalt
• Die Fläche ist durch eine Parametrisienmg
I(u, v) = E du 2 + 2F du dv
r=
+ G dv 2
mit
Darstellung von Flächenstücken
erste Fundamentalform E,F,G
Zur Berechnung von nichtorientierten Flächenintegralen kann man liil J EG - F 2 benutzen. Ist eine Kurve C auf der Fläche dadurch beschrieben, daß die Parameterwerte u und v in der Form u(t) und v(t) gegeben x(u(t), v(t))) sind, (dann hat die Kurve die Gestalt ( y(u(t), v(t)) ), so läßt sich die z(u(t), v(t)) Kurvenlänge durch folgendes Integral berechnen:
f Vl(u,v) = f c
12
L=
2 E ( dd~ ) +2F dd~ dd~ +G ( dd~ ) dt 2
tl
• Spezialfall: Die Fläche ist als Graph einer F\mktion gegeben: z = f(x, y) mit einer hinreichend oft differenzierbaren Funktion f. In diesem Fall hat die Parametrisierung die Form ;j = (
~
f(x,y)
) und es ist ii = (
=~:) . 1
F = fx fv
• Die Fläche ist implizit in der Form F(x, y, z) = 0 gegeben. Punkte, an denen gleichzeitig grad F "I Öist, heißen reguläre Flächen punkte. In diesen Punkten läßt sich der Normalenvektor als i7 = grad F bereclmen. Eine Klassifizierung der singulären Punkte, d.h. der Punkte mit grad F findet man z.B. in [Ha2] oder [BHW4]. Ist ro ein Punkt der Fläche und die Tangentialebene die Gestalt
ii0
=
Ö
der Normalenvektor in diesem Punkt, so hat
(r-ro)iio=O.
Tangentialebene
KAPITEL 4. DIFFERENTIALRECHNUNG IM JRN
126 J
Beispiel 3: Das Paraboloid z
x 2 + y2
=
Das Paraboloid wird auf drei verschiedene Weisen parametrisiert.
11. Parametrisierung als Drehfläche I r
COS!p)
Aus f'= (i(r,!p) = ( rs~~!{J
erhält man
!fJ)
- 2r 22 cos ii = if>r x if>'P = ( - 2r rsin !p ~
Die Tangentialebene in
ro cos !{Jo)
( f'- ( ro s~~ !{Jo
~
f'o in Parameter- und Normalenform:
( -2r5 cos !{Jo) )·
=0
- 2r5r:in !{Jo
12. Parametrisierung als Graph I Aus der Darstellung z = f(x, y) = x 2 + y 2 erhält man
E = 1 + 4x 2,
F = 4xy,
G = 1 + 4y 2,
Tangentialebene: f' = (
2
Xo
(r-
xo Yo
( x6
+ Y5
) ) ·
(-2xo) -2yo 1
~:
2
+ Yo
= 0
)
liil = + ..\ (
JEG- F 2 = J1 + 4x2 + 4y2
~)+
f..L (
2xo bzw. f'.
(-2x -2yo
0)
1
~
)
bzw.
2yo =
-x6- Y6
4. 7. KURVEN UND FLÄCHEN
127
j3. Implizite Beschreibung j Aus der Darstellung F(x, y, z) = x 2 + y 2 - z = 0 erhält man in einem Punkt = (x 0 , y0 , z0 ), der die Gleichung erfüllt, den Normalenvektor und die Tangentialebene:
f'o
13. Beispiele I Beispiel 4: Die größte Krümmung des Graphen von y = e"'. Die Krümmung "' berechnet sich als
'' '
''
''
Zur Berechnung von Extremaschreibt man das in der Form
''
Ii= X
1
und berechnet den größten Wert von
Damit erhält man als einzig mögliche Extremstelle x 0 = In
Die Krümmung "' ist an dieser Stelle Krümmungsradius p Kurvenpunkt ist ii =
=~
=
K
erhält man p
~ (-r) 1+e
1/2
(1 + 1/2) 3 =
= ~·
J
x=xo
=
1
1 ../2 mit y(x 0 ) = ..;2·
2 .. y/4 27 = 3 y'3. Fur den
Der Normaleneinheitsvektor im
0
1+
1/2
(-Y-12)
Damit ist der Krümmungskreismittelpunkt
1/-12) + ~J3. _1y'3 (-1) 1/-12 2 V2
M = (In
ii 2 •
~
(-1.846) 2.828
=
~ (-r.->
V3
1 2 )· V~
KAPITEL 4. DIFFERENTIALRECHNUNG IM JRN
128
Beispie~ 5:
Die Raumkurve
r=
t)
cosh ( si~h t
Berechnung der Ableitungen:
r' =
sinh t) ( co~h t '
cosh t) ( si~l t und
r" =
Bei der Berechnung der Beträge wird sinh 2 t
+1=
lf''l = V'sinh t 2 + cosh t 2 + 1 = v'2 cosh t
f''
X
T"
~ ca:~1~
') '
Jetzt läßt sich fi aus fi =
(f'' x
r") x r'
Ii'' X f'"l
r
111
(sinh t) co~h t
=
cosh 2 t verwendet. 1
t= J22cosh t
=}
~ v'2 oosh t '*
~
b=
t)
(sinh cosht 1
1
v'2 cosht
(-sinht) cosh t _1
bx tberechnen. 2 cosh t
)
o
= (
, I(f'' X r")
X
f''l = 2 cosh 2 t
-2 sinh t cosh t
~ n
=
(f'' X f'") X f'' [(f'' x r") x f''[
1
(
1
= cosh t
_
s~nh t
)
Aus den Daten werden nun noch die Krümmung"' und die Windung T berechnet:
"' =
1 v'2 cosh t x f'"[ = (v'2 cosh t)3 = ----."-2 cosh 2 t [f''[3
lf''
det( f'', r", r'") = (r' x
r")f'
Die Tangente im Kurvenpunkt
111
f'o
=
1
det(f'',i"",i"'") [f'' X r"[ 2 -
T-
cosh t 0 )
= r(t 0 ) = ( si~~ t 0
cosh t0 )
r = f'o + .>. t(to) = ( si~~ to + .>.
-
-
1 2 cosh 2 t
----,,...-
hat die Gleichung
(sinh to) cos; to
129
4.8. VEKTORANALYSIS
4.8
Vektoranalysis
Die folgenden Verfahren zur Bestimmung von (Vektor)- Potentialen gelten auf sternförmigen GebietenG ~!Rn, insbesondere also, wenn alle (Vektor)Funktionen auf dem ganzen Raum definiert sind und alle Bedingungen überall gelten. Ab jetzt wird der Einfachheit halber davon ausgegangen, daß dieser Fall eintritt und alle auftretenden Funktionen mindestens zweimal stetig differenzierbar sind. Im folgenden werden die Begriffe "Gradient", "Rotation", "Divergenz" usw. für Funktionen und Vektorfelder im IR3 erklärt, obwohl alle Begriffe bis auf "Rotation" auch in anderen Dimensionen sinnvoll sind. Ein Grund dafür ist, daß es wegen der Existenz des Kreuzprodukts im IR3 mehr Rechenregeln gibt.
11. Definitionen I v: !Rn -+ !Rn, die jedem Punkt f' des !Rn einen Vektor v(f') zuordnet. Ein Vektorfeld im IR2 hat also die Form v(f') = ( ~~:: ~~), Ein Vektorfeld ist eine Abbildung
im IR3 die Form v(f') =
Vektorfeld
P(x, y, z)) ( Q(x, y, z) . R(x, y, z)
In diesem Zusammenhang ist für eine Funktion Skalarfeld gebräuchlich.
f : !Rn -+ IR die Bezeichnung Skalarfeld
Ist f: !Rn-+ IR eine Funktion, so ist der Gradient von f der (Zeilen-)Vektor
~
V
Gradient
(of of of) = grad f = Ux, fv, fz) = ox' oy' oz
f heißt dann Potential oder Stammfunktion zu v. Ein Vektorfeld v mit v = grad f heißt Gradientenfeld oder Potentialfeld. In Anwendungen gibt es hierfür auch die Bezeichnung konservatives Kraftfeld.
Potential Gradientenfeld Potentialfeld
v
Ist ein Vektorfeld im IR3 , so ist die Rotation (auch Rotor oder Wirbelstärke) von v = ( P, Q, R) T das Vektorfeld
Ry-
w= rot v = ( Pz -
Qz)
Rx Qx- Py
Ein Vektorfeld
e1 e2 e3 =
Bx p
oy
Bz
Q R
v heißt Vektorpotential zu w, falls w= rot v ist. 0,
Ist v ein Vektorfeld mit rot v =
Rotor Rotation
so nennt man v wirbelfrei.
"\
Achtung! Die Begriffe "Rotation" und "Vektorpotential" sind nur im dreidimensionalen Raum sinnvoll.
Vektorpotential wirbelfrei
KAPITEL 4. DIFFERENTIALRECHNUNG IM JRN
130
Divergenz
Ist v = (P,Q,R)T bzw. v = (P,Q)T ein Vektorfeld im IR3 bzw. IR2 , so ist die Divergenz oder Quellenstärke von v definiert als
. _ oP oQ d1vv =Eh+ ay quellenfrei
Ist
{)R
+ 8z =
P.,
+ Qy + R"
. _ {)P oQ bzw. d1vv =Eh+ ay = P., + Qy
v ein Vektorfeld mit div v = 0, so nennt man v quellenfrei.
Der Nablaoperator V ist ein (Zeilen-)Vektor, der partielle Differentialoperatoren enthält und mit dem man wie mit einem "normalen" Vektor rechnen kann. Viele Rechenregeln der Vektoranalysis lassen sich damit in kurzer Form aufschreiben und merken. V= LaplaceOperator Potentialfunktion harmonische Funktionen
(a.,, oy, oz) =
/). = ::2
(fx, ~' :Z)
+ ::2 + ::2
im JR3 und V=
(a.,, oy) =
(fx, ~) im IR
2
heißt Laplace-Operator. Im IR2 fehlt natürlich wieder die
z-Ableitung. FUnktionen mit der Eigenschaft /).j = 0 heißen harmonische FUnktionen oder Potentialfunktionen. Mehr dazu findet man in Kapitel 7 {im Zusammenhang mit holomorphen, d.h. komplex differenzierbaren FUnktionen) und im Kapitel 9 {Lösungen der partiellen Dgl. /).j = g, Laplacegleichung).
12. Berechnung! Differentialoperatoren im Nablaschreibweise
11. Rechenregeln, Nahla-Kalkül f ist eine FUnktion und v ein Vektorfeld. (Vektor mal Skalar) grad f = V f
v divv=V·v rotv=V x
{Kreuzprodukt) {Skalarprodukt) (Skalarprodukt)
Hier wird (im Gegensatz zum Rest des Kapitels) mit gradf wie mit einem Spaltenvektor gerechnet. Der Vorteil des Nablakalküls liegt darin, daß man mit V wie mit einem Vektor rechnen kann und dabei die Rechenregeln für Skalar- und Kreuzprodukte aus Kapitel 1 benutzen kann. Aufpassen muß man allerdings bei der Anwendung auf Produkte: man muß bei der Produktregel beachten, auf welchen Faktor die Differentiation wirkt. Nachteilig ist, daß in der üblichen Schreibweise beim Gradienten nicht zwischen Spalten- und Zeilenvektor unterschieden wird, so daß die Nablaschreibweise mehr als Gedächnisstiitze als zur Herleitung von Regeln brauchbar ist.
4.8. VEKTORANALYSIS
131
Eine mathematisch saubere Zusammenfassung der Regeln ist mit Hilfe von Differentialformen möglich, vgl. [BHW 4]. Rechenregeln für Summen und Vielfache:
® ® ©
grad(a f + ßg)=agradf + ßgradg
Rechenregeln für Summen und Vielfache
\l(a f + ßg)=a \1 f + ß\lg
div(av+ ßw)=adivv + ßdivw
\1· (av+ ßw)=a\1· v+ ß\1· w
rot (av + ßw)=arotv + ßrotw
\1
X
(av+ßw)=a\1
X
v+ß\1
X
W
Für Hintereinanderausführungen hat man diese Regeln:
® ® ® ®
®
divrotv=O
\1 . (\1 x v) =
rotgradf=Ö
\1
X
o
(\1 /) =0
\1· \lf=ßJ
divgradJ=ßJ rot rot v = grad div v- ßv \1
Rechenregeln für Hintereinanderausführung
(\1
X
grad div v = ßv +rot rot v
X
V)=\1(\l·V)- ßv
\1(\1 . v) = ßv + \1 x (\1 x V)
Dabei ist ßv komponentenweise zu verstehen, d.h. ßv = (ßv1 , ßv2 , ßv3 )"':
Rechenregeln für Produkte
Rechenregeln für Produkte einer skalaren und einer Vektorfunktion:
® ® 0
grad (fg)
=f
gradg + g grad f
\l(fg)=f\lg+g\lf
div {!V)= fdiv v + v · grad f
\l(JV) = 1 \lv + v · (\1 f)
rot (!V) =/rot v + grad f x v \1
X
(!V)
=f
(\1
X
V) + (\1 f)
X
V
Die Rechenregeln für Vektorprodukte lassen sich nur im IR3 benutzen:
® © ® ® © ® v'
grad(v· w) =v X rotw +w
X
rotv+ V1W+w'v
div(vx w)=w·rotv-v·rotw rot (v X w) = (divw) V- (divV) w + V1W- w'v
\l(v. w) = v x (\1 x w) + w x (\1 x iJ) + v'w + w'v \1. (v x w) = w. (\1 x v) - v. (\1 x w) \1 x (v x w) = (\1· w) v- (\1· v) w + v'w- w'v
und w' sind die Jacobimatrizen der durch v und w definierten Abbildungen JR3 ~ JR3 . v' w ist dann das Produkt der Matrix v' mit dem Vektor w.
KAPITEL 4. DIFFERENTIALRECHNUNG IM JRN
132
rot (V-
-) = (d'lV W-)(d'lV V;1\JW-+ V_,V W -
X W
2
2
yz) -0 · (xy2 ) + (0z 0z xy) (xy2 ) = 2(x + y + z) · ( xz xy z2 y x 0 z2
-
_,_
W V
(2x 0 0 2y 0
0
2xyz + 2y 2 z + 2yz2 + y2 z + yz 2 - 2xyz) = ( 2xyz + 2xz2 + 2x2 z + x 2 z + xz 2 - 2xyz = 3 2xyz + 2x2y + 2xy2 + xy 2 + x 2 y- 2xyz
IAndere Koordinatensysteme I Differentialoperatoren in Polar-, Zylinder- und Kugelkoordinaten
In diesem Unterabschnitt werden die Formeln für partielle Ableitungen (woraus man Gradient, Rotation und Divergenz zusammensetzen kann) und den Laplaceoperator in den wichtigsten anderen Koordinatensystemen angegeben. Diese sind in Kapitel 5.1 ausführlich beschrieben. Das Rechenverfahren zur Herleitung der Formeln ist die KettenregeL In Beispiel 10 in Abschnitt 3 ist der Gradient in Polarkoordinaten berechnet worden. Im folgenden hat man es mit der Funktion f(x, y, z) zu tun, die in den neuen Koordinaten z.B. die Gestalt J(r, cp, '!?) = f(x, y, z) hat. Die Unterscheidung zwischen f und j muß gemacht werden, da z.B. bei f(1, 2, 0) sonst nicht klar ist, ob die Funktionswerte am Punkt x = 2, y = 2 und z = 0 oder am Punkt mit den Koordinaten r = 1, cp = 2 und'!?= 0 gemeint sind. Hier werden in Polar- und Kugelkoordinaten gegebene Funktionen nach den Variablen x, y und z abgeleitet. Das sollte nicht mit den z.B. in [BHW4] oder [Br] beschriebenen Rechnungen für Vektorfelder in orthogonalen Koordinaten verwechselt werden. Achtung! Die Differentialoperatoren grad, div, rot und ß beziehen sich immer auf kartesische (x-, y-, z-) Koordinaten! Das bedeutet, daß man z.B. bei einer in Polarkoordinaten gegebenen Funktion j = rcoscp den Gradienten nicht als
) = (coscp, -rsincp) angeben kann, sondern ihn nach der Formel unten berechnet als
J", =
sin cp - sin cp fr coscp- !"'-- = cos 2 cp- (-rsincp)-- = cos 2 cp + sin 2 cp = 1
r
r
;coscp . ( . )coscp f y= f-. rSmcp+Jv>--=smcpcoscp+ -rsmcp - - = 0.
r r Wegen f(x,y) = J(r,cp) = rcoscp = x ist das das erwartete Ergebnis: gradf = (1, 0).
133
4.8. VEKTORANALYSIS
• Zylinder- oder Polarkoordinaten: x = r cos t.p, y = r sin t.p, z = z. Will man mit Polarkoordinaten im IR2 rechnen, läßt man die Ableitungen nach z einfach weg.
- cos t.p
- .
- sin t.p
-
lz ly =Ir smt.p + 1"'--, lx =Ir cost.p- 1"'--, r r 1-
-
lz
-
1-
-
=
Irr+ 2r 1'1' 1' + lzz D.l = -Ir+ r • Kugelkoordinaten 1: x = r cos t.p cos '!9, y = r sin t.p cos '!9, z = r sin {} . cos t.p sin '!9 1sin t.p i •a i 11 cost.pcosvJr- - - J , r r cos '!9 "' _ - cos t.p i sin t.p sin {} 1. 11 smt.pcosv01r + --_aJ'Pr r cos·u cos'!9 sin '!9 Ir + --111 r ()2 j 1 {}{)j) {) ( 1 1 {) ( 2{)j) r 2 8r r 8r + r 2 cos {} {){} cos {){} + r 2 cos 2 {} 8t.p 1 sin '!9 1 2 2 {} 1'1' 1' 2 + l11 ~ /rJ11 2 + Irr+ -Ir r cos r cos v r r
lx
D.l
• Kugelkoordinaten II: x
= rcost.psin'19, y = rsint.psin'19, z = rcos'!9.
cos t.p cos '!9 sin t.p . l11 t.p sm '!9 Ir- --:--;J'P + r r smv sin t.p cos {} cos t.p . .
lx
COS
IY
smt.psm'!91r
lz =
COS
+ + ---.ai'P r s111 v
r
l11
sin {} -
-
{}Ir - --111 T
28 j)+-1 -~(sin'l9 8 j)+ 1 {) 2 j _.!_~(r r 2 sin 2 {} 8t.p {){} r 2 sin {} {){} 8r r 2 ar
D.l
-
2-
Irr+-r Ir+
Beispiel 2: divv für
v=
1 2r /rJ11
cos {} -
1
-
• 2 {} 1'1' 1' + 2-;--:ö./11 r smv + r 2 sm
1
Jx2 + y2 + z 2
(!!.x) 1
v1 bis v 3 werden in Kugelkoordinaten II aufgeschrieben:
v1
· .a · t.p Slll'll, · .a = Slll · t.p Slll = -1r Sill
r
lt
v2
· v.a = 1 cos t.p s111 = - -r
r
· .a v, cos t.p sm
1
V3
= -.
r
KAPITEL 4. DIFFERENTIALRECHNUNG IM JRN
134 Die Divergenz von
v ist div v =
(vi).,
+ (v2)y + (v3)z =
sin cp cos r.p cos {) . (0 - - . - cos r.p sin {) + sm r.p cos tJ) r sm {) r
cos r.p •
•
+ (0 + -.-{) sm r.p sm {) r sm
sin r.p cos {) -1 cos {) cosr.pcostJ) + (costJ+ 0) = - -2r r2 r Wenn man das wieder in kartesische Koordinaten zuriickverwandelt, erweitert man am besten mit r, um im Zähler z zu erhalten: -
Beispiel 3: 6.f für f(x, y, z) = Jx2
+ y2 + z2.
In Kugelkoordinaten (I oder II) ist ](r, r.p, tJ) ßj =
Potential
frr
2-
1 -
+-r fr + 2,f.tHJr
sin {) 2 {)ftJ rcos
=r 1
und daher -
2
+ rcos 2 2 {)j'P'P =- = r
2 ,jx2 + y2
+ z2"
I Ein Vektorfeld v ist ein Gradientenfeld einer zweimal stetig diff'baren Funktion,
j2. Potential
. t : -8Vi . Int egrab"l"t••t wenn d1e 11 a sb ed"mgung erf""llt u 1s 8 Xj
. • = 1 .. .n. = -88Vj , z,J X;
Ein Potential erhält man, wenn man für einen festen Anfangspunkt fo und einen variablen Endpunkt r das orientierte Kurvenintegral v(T') dr' berechnet (wie
I
c
in Kapitel 5.3 beschrieben). Dabei ist C irgendeine Kurve von Methode 2 unten.
I
Potential im JR2
nach
r,
vgl.
Bestimmung eines Potentials im IR2 1
Die Integrabilitätsbedingung lautet hier:
v hat (auf einer sternförmigen Menge) ein Potential j, falls Py = Hinguckmethode
r0
Q., ist.
IMethode 1: Hinguckmethode I f muß einerseits die Form J P(x, y) dx und andererseits J Q(x, y) dy haben. Man schreibt beide Ausdrücke hin, streicht doppelt vorkommende Terme einmal heraus und addiert beide Ausdrücke. Hier ist unbedingt eine Probe erforderlich!
4.8. VEKTORANALYSIS
135
IMethode 2: Mehrfache Integration I CD
f(x, y) =
Mehrfache Integration
J P(x, y) dx + C(y)
@ Diese Gleichung wird nach y abgeleitet und mit fv = Q(x, y) kombiniert. Daraus wird C' (y) bestimmt.
@ C(y) wird bestimmt und in
CD
eingesetzt.
Diese Methode hat die Variante, daß die Rollen von x und y vertauscht werden: zunächst wird Q nach y integriert und man erhält f bis auf eine von x abhängende Konstante.
IMethode 3: Berechnung durch Kurvenintegrale I
®
f(x, y) =
®
f(x, y) =
©
f(x, y) =
rx P(t, Yo) dt + }yo[Y Q(x, t) dt rx P(t, y) dt + lvo[Y Q(xo, t) dt lxo
lxo
l
+ t(x- xo), Yo + t(y- Yo)) (x- xo) + Q(xo + t(x- xo), Yo + t(y- Yo)) (y- Yo)] dt P(xo + t(x- xo), Yo + t(y- Yo)) dt (x- xo) [P(xo
l
+ (y- Yo)
l
Q(xo + t(x- xo), Yo + t(y- Yo)) dt
Dabei entsprechen die drei Varianten jeweils einem Kurvenintegral:
®
von (xo,Yo) über (x,y0 ) nach (x,y),
@ von (x 0 ,y0 ) über (x 0 ,y) nach (x,y),
©
von (xo, Yo) direkt nach (x, y).
Ist ein Potential f mit f(x 0 , y 0 ) = 0 gesucht, so liefert diese Methode sofort die Lösung. Sonst wählt man den Startpunkt (x 0 , y 0 ) möglichst günstig, d.h. so, daß in einem Integral möglichst viele Terme wegfallen. Oft ist (x 0 , y 0 ) = (0, 0) eine gute Wahl. Falls man sich entschließt, mit allgemeinem x 0 und y 0 zu rechnen, läßt sich die Stammfunktion so zusammenfassen, daß sich eine Summe von zwei Termen ergibt, von denen der eine nur x und y und der andere nur x 0 und y 0 enthält.
Kurvenintegrale
KAPITEL 4. DIFFERENTIALRECHNUNG IM JRN
136 I
Potential im JR3
Bestimmung eines Potentials im IR3 1
Integrabilitätsbedingung (auf sternförmigen Mengen):
v ist wirbelfrei, d.h.
v hat ein Potential j, falls rotv = 0 bzw. Py = Qx, Pz = Rx und Qz = Ry ist. Die Methoden zur Bestimmung eines Potentials entsprechen denen im IR2 : Hinguckmethode
IMethode 1: Hinguckmethode I J P(x, y, z) dx und andererseits J Q(x, y, z) dy und haben. Man schreibt die Ausdrücke hin, streicht mehrfach vorkommende Terme bis auf einen heraus und addiert die Ausdrücke. Hier ist unbedingt eine Probe erforderlich! f muß einerseits die Form
J R(x, y, z) dz
Mehrfache Integration
IMethode 2:
Mehrfache Integration I
CD
f(x, y, z) = J P(x, y, z) dx
®
Diese Gleichung wird nach y abgeleitet und mit fv niert. Daraus wird Cy(y, z) bestimmt.
+ C(y, z) Q(x, y, z) kombi-
@ Durch Integration nach y wird C(y, z) bis auf eine von z abhängende zweite Konstante D(z) bestimmt und in
@
CD
eingesetzt.
CD wird nach z abgeleitet und mit fz =
R(x, y, z) kombiniert. Daraus wird
Dz bestimmt.
@ Durch Integration nach z wird aus Dz die Funktion D bestimmt (bis auf eine reelle Konstante) und in CD eingesetzt. Damit ist f bestimmt. Kontrolle
Als Kontrolle verwendet man, daß sich C und D als nur von y und z bzw. nur von y abhängende Funktionen bestimmen lassen. Geht das nicht, ist entweder das Vektorfeld kein Potentialfeld oder man hat sich verrechnet. Diese Methode hat die Variante, daß die Rollen von x, y und z vertauscht werden und die Konstanten in anderer Reihenfolge bestimmt werden.
Kurvenintegrale
IMethode 3: Berechnung durch Kurvenintegrale I Hier wird nur eine Möglichkeit angegeben. Genau wie im IR2 kann man über irgendeine Kurve von f'o = (x 0 , y0 , z0 f nach f = (x, y, z) T integrieren.
f(x, y, z) =
r P(t, Yo, zo) dt + fw[Y Q(x, t, zo) dt + J~{z R(x, y, t) dt
ho
4.8. VEKTORANALYSIS
137
Vergleich der Methoden
I
Vergleich der Methoden
I Nachteil
Vorteil
Methode 1
Schnellste Methode bei einfach gebauten Vektorfeldern
Fehleranfällig bei komplizierteren Rechnungen
Methode 2
einfache Universalmethode
manchmal viel zu schreiben
Methode 3
liefert Potential mit vorgegebener Nullstelle
unnötig komplizierte Rechnungen durch Mitführen des Anfangspunkts
Beispiel 4: Ein Potential zu v(T) = (sin(yz) + y- z, xz cos(yz) Es ist P(x, y, z) = sin(yz) xy cos(yz) - 2z- x.
+ x, xy cos(yz) -
+ y - z, Q(x, y, z) = xz cos(yz) + x
2z- x) T
und R(x, y, z) =
Methode 1: Hinguckmethode Man schreibt die Integrale von P nach x, von Q nach y und von R nach z auf und vergleicht:
xsin(yz)+xy-xz} xsin(yz) + xy xsin(yz)- z 2 - xz
=>
f(x, y, z) = x sin(yz) + xy- z 2
-
xz
Die Probe geht auf. Methode 2: Mehrfache Integration
CD
Es ist f(x, y, z) =
f P(x, y, z) dx
= x sin(yz)
+ xy- xz + C(y, z).
<]) Vergleich von jy mit Q: xzcos(yz) + x + Cy(y, z)
=
xz cos(yz) + x.
@ Aus Cy(y, z) = 0 folgt C(y, z) = D(z) und f = x sin(yz) + xy- xz + D(z). @ Vergleich von fz mit R: xycos(yz) -x+Dz(z) = xycos(yz) -x-2z ergibt Dz = -2z.
@ Einsetzen von D(z) = -z 2 in f ergibt das Endergebnis f(x, y, z) = x sin(yz) + xy- z 2 - xz. Methode 3: Berechnung durch Kurvenintegrale Meist ist x 0 = y0 = z0 = 0 eine gute Wahl.
f(x, y, z) =
r
J~
P(t, Yo, zo) dt
+
[Y Q(x, t, zo) dt + {z R(x, y, t) dt J~
lw
KAPITEL 4. DIFFERENTIALRECHNUNG IM JRN
138
Y
X
Z
jodt+ j(O+x)dt+ j(xycos(yt)-2t-x)dt 0
0
0
0 + xy + xsin(yz)- z 2
-
zx
13. Vektorpotentiall Vektorpotential
v
w, falls die Integrabilitätsbedingung div v =
hat ein Vektorpotential ist.
0 erfüllt
Es werden zwei Methoden zur Bestimmung eines Vektorpotentials zu einem Vektorfeld v = (P, Q, R) T angegeben. Beidesmal braucht man einen festen Punkt ro = (x 0 , y0 , z 0 ) E IR3 . Dann erhält man ein Vektorpotential wmit 1. Methode
z Wr
=J zo
z
y
Q(x, y, t) dt- J R(x, t, z0 ) dt, w 2 = - J P(x, y, t) dt und w3
=0
zo
YO
2. Methode: hier muß ein vektorwertiges Integralnach der Grundregel komponentenweise berechnet werden. I
w(r)= Jtv(ro+t(T-ro))dtx(r-ro ) oder 0 1
w(r) =
f
tv(tTJ dt
X
T für fo
= 0.
0
Mit der ersten Methode erhält man ein Vektorpotential mit z-Komponente Null, mit beiden eines, das am Punkt fo Null ist.
IAlle Vektorpotentiale erhält man als w+ grad f Beispiel 5: Ein Vektorpotential zu v
= (x 2 y -
mit
f
z, -xy 2 , x)
Da die Divergenz des Vektorfelds div v = 2xy - 2xy VektorpotentiaL Methode 1: Mit fo = 0 und Q(x, y, t) = -xy 2 , R(x, t, 0) = x und P(x, y, t) z
wr
=J 0
0
+0
=J 0
= 0 ist, gibt es ein
x 2 y- t erhält man
z
y
Q(x, y, t) dt- J R(x, t, 0) dt
=
beliebig.
y
( -xy 2 ) dt- J x dt 0
= -xy 2 z- xy,
4.8. VEKTORANALYSIS
-I
139
=I z
z
w2 =
P(x, y, t) dt
0
0
Damit ist ein Vektorpotential berechnet: Methode 2: mit
f'o
=
2
x 2y- t dt = -x2yz + ~
w=
-xy 2z- xy ) ( -x 2 yz + l/2z 2 . 0
Öerhält man
tz) dtx -t3xy2 I't (fx'ytx
w=
o
C'~'y/sxy'"z) - 1
2
x
/3x
1
m
n y z
'f,xy ) (•/3x-'/~y'z+ •/3z tj 2 2 5x 2yz - •/3yz + 2fsx2y2
=
4. Bestimmung eines Vektorfelds mit gegebener Divergenz Will man ein Vektorfeld v mit der Divergenz f(r) bestimmen, kann man z.B. in der ersten Komponente eine beliebige Stammfunktion bezüglich x nehmen und die restlichen Null setzen:
v= (I f(x,y, ... )dx, 0, 0 ... ) Natürlich kann man das auch mit den anderen Komponenten machen oder zunächst alle bis auf eine beliebig wählen und dann diese geeignet festlegen. Alle Vektorfelder mit gegebener Divergenz im IR3 erhält man, indem man zu einem solchen Vektorfeld eine beliebige Rotation eines Vektorfelds addiert. Sucht man zur Volumenberechnung in IR2 oder JR3 Vektorfelder mit divv = 1, so sind = (x,O)T bzw. = (x,O,O)T oder = Hx,y)T bzw. = Hx,y,z)T gebräuchlich. Beispiel 6: Vektorfelder 3
sind z.B.
v= (~
v
v
v
v
v im JR
3
mit div
v = x + 2y + z
+ 2xy + xz 2, 0,0) oder v=
2
2
(o, x 2y + y2 + yz 2, o).
Vektorfelds mit gegebener Divergenz
KAPITEL 4. DIFFERENTIALRE CHNUNG IM JR.N
140
j3.
Beispiele I
® für
Beispiel 7: Anwendung der Rechenregeln@ bis
f(x, y, z) = exv,
(x) x2 _ y2) g(x,y,z)=x+y 2 +z 3,v= ( y2 -z 2 undw= y . z z2- x2 Durch Ableiten erhält man: divv=2x+2y+2z ,
rotv=
ßy (Ox)
x
Oz
diVW = 3,
rOtW = Ö,
(x
2
2
- y2 ) = z y2 2 z - x2
(2z) 2x, 2y
gradf = (yexy, XeXY, 0).
@ div rotV = 0 sieht man direkt. Bei der Berechnung von rot grad f (Regel braucht nur bei der letzten Komponente gerechnet werden: rot grad f =
) ~ x (;:::) = ( (~:) (1 + xy)exy- (1 + xy)exy 0 Oz
Berechnung von D.f = div grad f nach Regel
®)
= Ö.
®:
D.f = div (yexv, xexv, 0) = (y 2 + x 2)exY. Zur Bestätigung von @ (rot rot v = grad div v- D.iJ) berechnet man
rot(rotV)
®
~
m' ~adilivU~ m
und
M~
(ED ~ m.
ist im wesentlichen die Produktregel: mit fg = (x + y2 + z 3)exv hat man
grad (Jg) = exy (
2~) + (x + y2 + za) (;:::) = exy (2~: ~f: ::/:;:a) .
3z2
0
3z 2
141
4.8. VEKTORANALYSIS Für
®
und
®
berechnet man die Ableitungen von
v und w:
2x
v' =
®:
(
-2y 0 ) 2y -2z -2x 2z 0
o
und
w' =
1 0 0) (0 1 0 0 0 1
rotw+w X rotv+v'w+w'v=
grad(v·w) = VX
2 2y - 02z ) (x) (x) (2z) ( 2x x2- y ) y 0 -2y ( y 2 - z 2 x 0+ y x 2x + - 2x 2y z z 2z 0 z2 - x2
-) . (dIV V X W
= W- · ro t V- -
- (~: =~:) ·0 ( ~) · (;~) 2y z2
z
-
V- •
01 0) 0 0 0 1
+ ( 01
(x2y - zy2) 2 -
2
z 2 - x2
ro t W- =
= 2(xz + xy
+ yz)
x2
®: Hier werden die Produkte von ® gleich eingesetzt: rot (v X w) = (divw) V- (divV) w+ v'w- w'v =
Beispiel 8: 6.f, f ist durch ](r, cp) = r 2 + cp in Polarkoordinaten gegeben.
1 berechnet man D.f = -r · 2r + 2 + 0 = 4. Mit der Formel 6.f = !r fr + frr + ~~"'"' r In kartesischen Koordinaten ist die Funktion f(x, y) = x 2 + y 2 + arctan 1j; (jedenfalls für x > 0) und die Rechnung ist schwieriger. Beispiel 9: Für einen festen Vektor ä und r = (x, y, z)T sollen grad (ä · berechnet werden. und rot (a X div (a X
n
n
Es ist div ä = 0, rot ä = 0 und ä' die Nullmatrix. Es ist div r = 3, rot r = 0 und f'' die 3 X 3-Einheitsmatrix E3. Damit wird grad(a· div (a X rot (a X
n n n
rotf'+ TX rota+ a'f'+f''a= 0+ 0 + 0 + a= a r · rot a - a · rot T = 0 - 0 = 0 div na - (div a)f' + a1T- T 1a = 3a - 0- 0- a = 2a a
(
X
n,
KAPITEL 4. DIFFERENTIALRECHNUNG IM JRN
142
Beispiel 10: Zentralsymmetrische harmonische Funktionen zentralsymmetrisch
Eine Funktion f heißt zentralsymmetrisch, wenn ihr Wert nur vom Abstand vom Ursprung abhängt. Im JR3 heißt das, daß man die F\mktionswerte in Kugelkoordinaten als Funktion von r allein beschreiben kann. Da die partiellen Ableitungen nach
-
b..j = frr
2-
+ - Jr r
= 0.
Das ist eine gewöhnliche Dgl. zweiter Ordnung für ](1·). Zur Lösung kann man z.B. g = fr ersetzen. Die entstehende Dgl. 9r = - ~r g hat als Spezialfall 2 aus Kapitel6.1 die Lösung g(r) = ar- 2 • Damit erhält man alle zentralsymmetrischen harmonischen F\mktionen als ](r,
..;x2
-a
+ y2 + z2
+ ß,
a, ß E R
Im IR2 erhält man genauso (unter Verwendung von Polarkoordinaten) f(x,y)=a1nJx 2 +y 2 +ß
Beispiel 11: Potential und Vektorpotential zu
Es ist P =VI= 3x 2
-
a,ßEIR.
v=
(
3y 2 + 6xz) -6xy 3x 2 - 3z 2
3x 2
-
3y 2 + 6xz, Q = v 2 = -6xy und R = v 3 = 3x 2
-
3z 2 •
Bestimmung eines Potentials: Zunächst kann mau nachrechnen, daß es überhaupt ein Potential notwendige Bedingung rot u= Öist erfiillt:
_= (D.'.') Dy
rotv
x (3x
D:
2
f gibt: die
2 0-0 ) 3y + 6xz) -6xy = Ö. = ( 6x- 6x 3x 2 - 3z 2 -6y + 6y -
Da der Definitionsbereich der ganze !R3 ist, ist diese Bedingung auch hinreichend, es gibt also ein Potential, das auf drei Arten berechnet wird. Mit der Hinguckmethode erhält man
Die Probe gracl f =
v geht auf.
4.8. VEKTORANALYSIS
143
Mit mehrfacher Integration geht es so:
CD ®
f ist das Integral von v1 nach x: f(x, y, z) 3y + 6xz dx + C(y, z) = x3 - 3xy 2 + 3x 2 z + C(y, z).
Die "erste Näherung" für
I 3x
2 -
2
Ableiten nach y und mit v2 vergleichen: -6xy + Cy(y, z)
= -6xy
@ Aus Cy(y, z)
= 0 folgt C(y, z) = D(z), d.h. die Konstante ist von y unabhängig und f(x, y, z) = x 3 - 3xy 2 + 3x 2 z + D(z).
@ Ableiten nach z und Vergleich mit v3 : 3x 2 + Dz(z) = 3x 2
-
3z 2 • Daraus
erhält man Dz(z) = -3z 2 •
@ Aus D(z) = -z 3 + E erhält man f(x, y, z) = x 3 - 3xy 2 + 3x 2 z- z3 + E mit einer reellen Konstanten E. Bei der Berechnung durch Kurvenintegrale wird wendet:
fo = (xo, Yo, zo)T = Ö ver-
Alle Potentiale erhält man wieder durch Addition einer beliebigen Konstanten. Bestimmung eines Vektorpotentials
w:
Zunächst sieht man natürlich nach, ob es ein Vektorpotential gibt: wegen div iJ = Px+Qv+Rz = 6x+6z-6x-6z = 0 ist die Bedingung erfüllt. Ein Vektorpotential wird nun mit beiden Methoden berechnet. Dabei wird jeweils 1"'0 = (x 0 , y0 , z0 ) T = Överwendet. 1. Methode w 1 = foz Q(x, y, t) dt- foy R(x, t, 0) dt = foz ( -6xy) dt- foy 3x 2 dt = -6xyz-3x 2 y,
w2
= -
Damit ist
foz P(x, y, t) dt = - foz (3x 2
w=
-
3y 2 + 6xt) dt = -3x 2 z + 3y 2 z- 3xz 2
-6xyz- 3x 2 y ) ( -3x 2z + 3t z - 3xz 2 ein Vektorpotential zu iJ.
2. Methode
w
fn 0
r= I t 1
1
tiJ(tT) dt x
o
3(ty)2 + 6(tx)(tz)) -6(tx)(ty) dt x 3(tx) 2 - 3(tz) 2
(3(tx) 2
-
r
KAPITEL 4. DIFFERENTIALRECHNUNG IM JRN
144
11 t3 (3x2 - !i;y+ 6xz) dt x 0 3x 2 - 3z 2
= 11 t3 dt 0
1 (
= -
3x 3
4
1(
4:
(~) z
(3x2 - !i;y+ 6xz) x 3x 2 - 3z 2
(~) z
-6xyz- 3x 2y + 3yz 2 ) 3xz 2 - 3x 2z + 3y 2z- 6xz 2 3x 2y- 3y3 + 6xyz + 6x 2y -
-6xyz- 3x 2y + 3yz 2 ) 3x3 - 9xz 2 - 3x 2z + 3y 2z 9x 2y- 3y 3 + 6xyz
Die beiden hier errechneten Vektorpotentiale unterscheiden sich um grad g für g(x, y, z)
= Hxyz 2 + x 3 y + 3x 2yz- y 3 z).
Die Tatsache, daß außer dem Potential auch ein Vektorpotential existiert, bedeutet, daß jedes Potential f zu v eine harmonische Funktion ist: es ist wegen divv= o D.f = divgradf = divv= 0. Beispiel 12: Für welche Funktionen f(x, y, z) hat das Vektorfeld
v=
z))
f(x, y, ( x 2 + yz 2 y2z
ein Potential oder ein Vektorpotential?
Die Bedingung für ein Potentiallautet rot v = f(x, y,
0:
z)) = (
rot ( x 2 + yz 2 y 2z
0 ) fz . 2x-fv
Es gibt also ein Potential, falls fz = 0 ist, d.h. wenn f nicht von z abhängt, und wenn /y = 2x ist. Das bedingt f(x, y, z) = 2xy + ft (x) mit einer beliebigen (diff'baren) Funktion ft. Ist F1 eine Stammfunktion zu
ft (d.h F{ = ft), so ist ein Potential g zu v
g(x, y, z) = x 2 y
122 + F1 (x) + 2y z .
Die Bedingung für die Existenz eines Vektorpotentials lautet divv = 0. Aus divv = fx + z 2 + y 2 = 0 erhält man f(x, y, z) = -x(y 2 + z 2) + h(y, z) mit einer beliebigen (diff'baren) Funktion h. Mit einer Funktion F2(y, z) mit (F2)z = h(y, z) erhält man nach der ersten Methode ein Vektorpotential
w= (x 2z + ~yz 3 , xy 2z + ~xz 3 - F2(y, z) + F2(y, 0), 0) ~
Kapitel 5 Mehrdimensionale Integration Dieses Kapitel enthält die mehrdimensionale Integralrechnung nur im JR2 und JR3 • Genau wie im vierten Kapitel werden die Elemente des IRn als Vektoren betrachtet und in der Regel durch einen Pfeil gekennzeichnet. Als Bezeichnung für den Ortsvektor wurde r gewählt, da die Verwechselungsgefahr mit dem r der Polar-, Zylinder- und Kugelkoordinaten geringer ist als bei der Bezeichnung x, was leicht mit der X-Komponente des Vektors verwechselt werden kann. Alternative Schreibweisen sind
5.1
Schreibweisen
Koordinatensysteme
Der Abschnitt 5.1 enthält eine Übersicht über die wichtigsten Koordinatensysteme. Der Aufbau dieses Abschnitts weicht vom allgemeinen Schema ab: im ersten Teil werden oft gebrauchte Koordinatensysteme im IR2 und IR3 besprochen und einfache Beispiele aufgeführt. Der zweite Teil enthält Techniken und schwierigere Beispiele zur Parametrisierung von Gebieten. Er ist Grundlage für die im nächsten Abschnitt besprochene mehrdimensionale Integration. Der dritte Teil enthält wie immer (schwierigere) Beispiele.
Aufbau des Abschnitts
Parametrisierungen von Kurven und Flächen finden sich in den Abschnitten 5.3 und 5.4.
11.1.
Koordinatensysteme im 1R2 I
Unter Koordinatenlinien versteht man die Kurven im IR2 , auf denen eine der heiden Koordinaten konstant ist. 145
KoordinatenIinien
KAPITEL 5. MEHRDIMENSIONALE INTEGRATION
146
\L Kartesische Koordinaten\ In kartesischen Koordinaten wird die Position eines Punktes durch seinen x- und y- Wert angegeben. Das ist das Standardkoordinatensystem.
Quadranten
Die x-Achse (y = 0) und die y-Achse (x = 0) teilen die Ebene in vier Quadranten ein, die mit römischen Zahlen im Gegenuhrzeigersinn durchnummeriert sind. Koordinatenlinien sind achsenparallele Geraden x = const. bzw. y = const.
y
Yo II
(xo, Yo)
y
-------- _."
= const
I
I
:I
x
I I
= const
X
xo III
y
IV
Kartesische Koordinaten
X
Koordinatenlinien
Beispiel 1: Rechteck im IR2 Rechteck
Das Rechteck hat in kartesischen Koordinaten die Darstellung a ::; x ::; b, c ::; y ::; d a
b
X
2. (ebene) Polarkoordinaten I Polarkoordinaten
Polarkoordinaten werden häufig in Fällen benutzt, in denen punktsymmetrische Gebiete auftreten oder Funktionen vorkommen, deren Werte nur vom Abstand zu einem festen Punkt (meist dem Ursprung) abhängen.
y
strecke zwischen Ursprung und dem Punkt, r ist die Länge dieser Strecke. Der Urspung ist durch r = 0 beschrieben und hat keinen (oder jeden)
y
X
Polarkoordinaten
Umrechnung der Koordinaten ineinander: Umrechnung
x = rcos
r;:::o 0 ::;
(x, y)
< 271"
X
147
5.1. KOORDINATENSYSTEME aretau ~ X
1f
2 aretau ~ X 31f
+ 1r
2 aretau ~
+ 21f
X
x > 0, y
~
x = 0, y
> 0 positive y-Achse
0 I. Quadrant
II. und III. Quadrant
X< 0,
x = 0, y < 0 negative y-Achse
x > 0, y < 0 IV. Quadrant
Alternative: Die Gleichung ~ = tan
Alternative
Wird für
X> O,y ~ 0
X
1f
y 2 aretauX y aretau-
X= O,y
> 0 positive y-Achse
+ 1r
X< O,y ~ 0
-1r
X< O,y
< 0 III. Quadrant
X= O,y
< 0 negative y-Achse
X> O,y
< 0 IV. Quadrant
X
1f
I. Quadrant
2 aretau ~ X
II. Quadrant
Die Koordinatenlinien sind Kreise mit Radius r um den Ursprung für r = const und Strahlen mit der Steigung tan
r
= const X
Koordinatenlinien Beispiel 2: Teil eines Kreisrings Die Skizze zeigt den Teil eines Kreisrings mit den Radien 1 und 2, wobei der Winkel zwischen 45° und 225° liegt. Dem entspricht
y
1 -2
X
~
r ~ 2,
~<
< 51f
4_1/)_ 4"
Hier ist es günstig, den Winkel im Bereich von 0 bis 21f zu wählen. Wenn das Stück des Kreisrings über die positive x-Achse reicht (und über die negative nicht), kann es besser sein, den Winkelbereich von -1r bis 1r zu nehmen.
Koordinatenlinien
KAPITEL 5. MEHRDIMENSIONALE INTEGRATION
148
13. Elliptische Koordinaten I elliptische Koordinaten
Elliptische Koordinaten sind abgewandelte Polarkoordinaten, bei denen für xund y-Achse verschiedene Streckungsfaktoren stehen.
x- racoscp y = rbsincp x2 y2 r= a2 + b2
y b
cp berechnet sich wie bei Polarkoordinaten,
a x
wobei alle Ausdrücke '#.. durch y/jb zu erset-
Elliptische Koordinaten x x a zen sind. Die Bereiche für r und cp sind wie bei Polarkoordinaten. Für a = b = 1 werden aus den elliptischen Koordinaten Polarkoordinaten. Warnung
Achtung: cp ist nicht der Winkel {) in der Skizze und r ist nicht die Länge der Strecke s!
KoordinatenIinien
Koordinatenlinien sind für r = const Ellipsen mit Halbachsen ra in x-Richtung und rb in y-Richtung, für cp = const Strahlen vom Ursprung aus mit der Steigung b/a tancp. 2
Beispiel 3: Teil einer Ellipse ~
'' '
+ y2 =
1
Die Skizze zeigt den Teil einer Ellipse mit den Halbachsen a = 2 in x-Richtung und b = 1 in y-Richtung. Den zum Winkel {)0 gehörenden Parameterwert cp0 ermittelt man aus der
'\ I
Gleichung tancpo 1
2
X
Yo/1 r.; = -/: = v3 als cpo = xo 2
i·
Damit erhält man die Parametrisierung des Ellipsenteils
x = 2rcoscp,
1r
1r
< r< 1 und -3< cp -2 < -. Y = r sin cp mit 0 -
j1.2 Koordinatensysteme im JR3 j Koordinatenflächen
Punkte im JR3 werden durch drei Koordinatenangaben beschrieben. Die Flächen, auf denen eine der drei Koordinaten konstant ist, heißen Koordinatenflächen.
149
5.1. KOORDINATENSYSTEME
IKartesische Koordinaten I In kartesischen Koordinaten wird die Position eines Punktes durch seinen x-, yund z- Wert angegeben. Es ist wieder das Standardkoordinatensystem. Der IR3 wird durch die x-y-Ebene (z = 0), die x-z-Ebene(y = 0) und die y-z-Ebene (x = 0) in acht Teile geteilt (Oktanten), in denen die x-, y- und z- Werte jeweils festes Vorzeichen haben. Die Koordinatenflächen sind Parallelflächen zu diesen Koordinatenebenen, also Flächen, deren Normalenvektor parallel zu einer Achse ist.
z
(x, y, z)
z
I
, ,
Kartesische Koordinaten kartesische Koordinaten
I
,'
I
I I
I,
X
X
•
X
XQ
Koordinatenfläche
Kartesische Koordinaten
X= XQ
Beispiel 4: Der Einheitswürfel im IR3 Würfel Der Einheitswürfel im IR3 wird durch 0
~X~
1, 0
~
y
~
1, 0
~ Z ~
1
beschrieben. Jede Menge der Form
Quader
I
,,'L. ____ _
,
y
beschreibt einen (achsenparallelen) Quader.
X
IZylinderkoordinaten I Bei Zylinderkoordinaten werden die x- und y-Werte in Polarkoordinaten ausgedrückt und die z-Komponente beibehalten.
z
= r cos cp = r sin cp
0~r 0 ~ cp < 21r zEIR z=z rund cp werden genau wie bei Polarkoordinaten aus x und y bestimmt. x y
Zylinderkoordinaten
(x, y, z) I I I I
I
IZ
Umrechnung X
Zylinderkoordinaten
z ist der z- Wert und cp ist der Winkel zwischen x- Achse und der in die x-y- Ebene projezierten Verbindung zwischen Ursprung und dem Punkt, d.h. der Strecke zwischen Ursprung und (x, y, 0). r ist der Abstand des Punktes zur z-Achse, das ist die Länge dieser Strecke.
KAPITEL 5. MEHRDIMENSIONALE INTEGRATION
150
Koordinatenflächen
Die Koordinatenflächen sind für • r = const ein Zylinder mit Mittelachse z-Achse und Radius r •
• z
=
const Ebenen parallel zu x-y-Ebene.
.. -......
z
z
I I
"------------;,
,'' zo
I
y
X
:
't.po
,''
"-"------- ___ ,' y
,I ........ I I
X
Zylinder r
= r0
Halbebene t.p
X
= t.po
Ebene z
= zo
Natürlich lassen sich auch andere Mittelachsen als die z-Achse wählen. Die Variablen müssen dann entsprechend vertauscht werden.
elliptische Zylinderkoordinaten
Genau wie man bei Kugel- oder (ebenen) Polarkoordinaten durch eine veränderte Achsenskalierung zu elliptischen Koordinaten kommt, kann man elliptische Zylinderkoordinaten verwenden:
x
= arcos
y
= brsin
z
=z
Bei der Berechnung werden x-und y-Koordinate wie bei den ebenen elliptischen Koordinaten behandelt, die z-Koordinate ist wie bei den Zylinderkoordinaten abgekoppelt. Beispiel 5: Der Teil eines Zylinder mit Radius 2 Zylinder Die Skizze zeigt den Teil eines Zylinders mit Mittelachse z-Achse und Radius 2, der im 1. Quadranten liegt und dessen z- Werte zwischen 0 und 3 liegen. Die Parametrisierung ergibt sich aus der Parametrisierung des Kreisviertels und der Angabe der z- Werte:
rcos
mit 0 :::; r :::; 2, 0 :::;
7r
"2
und 0 :::; z :::; 3.
151
5.1. KOORDINATENSYSTEME
13. Kugelkoordinaten I - (Räumliche) Polarkoordinaten I Mit Kugelkoordinaten werden alle Punkte außerhalb der z-Achse durch den Abstand r vom Ursprung und zwei Winkel eindeutig beschrieben. (x, y, z)
= rcoscpcos{) y = r sin
0
z = rsin {)
-~ < {) < ~
Kugelkoordinaten
r~O
x
~
2
< 211' - 2 X
Der "Raumwinkel" {) ist der Winkel zwischen der x-y-Ebene und der Verbindungsstrecke zwischen Ursprung und dem Punkt, r ist die Länge dieser Strecke.
IUmrechnung I Umrechnung
V
r = x2 + y2 + z2 . z z z {) = arcsm - = arctan = arctan r Jx2 +y2 r' und {) = ~ auf der positiven und {) = -~ auf der negativen z-Achse. Für Punkte außerhalb der z-Achse (r' f. 0) gilt:
Koordinatenflächen
KAPITEL 5. MEHRDIMENSIONALE INTEGRATION
152 • für {) ßen.
= const Kegelflächen, die mit der x-y-Ebene den Winkel {) einschlie-
z
z
.,. ,
y
'' ''
y
ro x
z
..............: _,:
- ·cpo , ... .,. ...
I
X
Kugelschaler
Halbebene
= ro
cp = cpo
Kegel {)
= tJo
Beispiel 6: Teil einer Kugel mit Radius 2 im ersten Oktanten (x, y, z
> 0)
Kugel
Die Skizze zeigt den Teil einer Kugel mit Mittelpunkt (0, 0, 0) und Radius 1, der im 1. Oktanten liegt. Die Parametrisierung ist
f =
x) (y z
1
0
X
~
r
~
(r cos cp cos {)) =
r sin Cf! cos {) r sm {)
mit
0< 111 < ~ und 0 < < ~. -'t'-2 - {) -2
1,
14. Kugelkoordinaten II - (Räumliche) Polarkoordinaten I Der Unterschied zu Kugelkoordinaten I besteht darin, daß der Raumwinkel {) zwischen der positiven z-Achse und der Verbindungsstrecke vom Ursprung zum Punkt (x, y, z) gemessen wird. (x, y, z)
x Umrechnung
= r cos cp sin {)
y = r sin cp sin {) z = r cos{)
r~O
0
~
cp < 21!'
0~{)~1!'
{) X
Kugelkoordinaten II
r und cp werden gerrau wie bei Kugelkoordinaten I bestimmt. 0 auf der positiven z-Achse z z z { {) = arccos- = arccot = arccot für (x, y) =1- (0, 0)
r
1l'
..Jx2 + y 2
r'
auf der negativen z-Achse
Die Koordinatenflächen sind die gleichen wie bei Kugelkoordinaten I.
153
5.1. KOORDINATENSYSTEME
ls. Elliptische Koordinaten I Analog zu den Kugelkoordinaten gibt es auch hier zwei Versionen. Der Einfachheit halber wird nur das Analogon zu Kugelkoordinaten I aufgeschrieben. Die andere Variante erhält man durch Vertauschen von cos {) und sin {) und Abändern des Bereichs für{) zu [0, 1r]. z x = arcosr.pcos{) y = br sin r.p cos {) z =er sin {)
elliptische Koordinaten
r;:::o < 21!" 1l" --2 < {) <- 2
0 ~
a x
x:
r
z: r
+ yb: + = 2 beschrieben. Für festes wird die Oberfläche des Ellipsoids c a Dieser Körper hat die Halbachsen a, b und c in x-, y- und z-Richtung.
Ellipsoid
Für die Umkehrung gilt:
Umrechnung
Die Koordinatenflächen sind für r = const Ellipsoide mit Mittelpunkt im Ursprung. Die anderen Koordinatenflächen entsprechen denen bei Kugelkoordinaten. 2
Beispiel 7: Der Teil des Ellipsoids ~ + y 2 + z 2 ~ 1 mit 0 ~ x ~ y und z 2:: 0 Die Skizze zeigt den Teil eines Ellipsoids mit Mittelpunkt (0, 0, 0) und Halbachsen 2 in x-Richtung und 1 in y- und z-Richtung. Der Gleichung entnimmt man 0 ~ r ~ 1 und 0 ~ {) ~ "h (wegen z 2:: 0). Den Wertebereich für
z
2 X
y=x
2r cos
=>
Damit ist die Parametrisierung des Ellipsoidenteils 2r ~OS
1l"
1l"
< -. 0 -< {) -2 mit 0 <_ r <_ 1, arctan2 <"'<-und _.,.._2
Koordinatenflächen
KAPITEL 5. MEHRDIMENSIONALE INTEGRATION
154
12. Parametrisierung von Gebieten! Bei der Parametrisierung von Gebieten des !Rn gibt es leider keine festen Regeln. Daher wird das Verfahren an Beispielen erklärt.
Parametrisierungen im JR2
Zunächst wird beschrieben, wie man Gebiete im IR2 in kartesischen Koordinaten parametrisiert. Das Beispielsgebiet G ist das von der positiven x-Achse, von der positiven y-Achse und dem Parabelbogen y = 4 - x 2 begrenzte Gebiet.
CD y 4
Zunächst macht man eine Skizze.
@ Eine Variable, z.B. x, wird ausgewählt. Dann bey
= 4-
stimmt man den kleinsten und größten im Gebiet G vorkommenden x-Wert und erhält 0 ::; x ::; 2.
x2
®
G
2 X
X
x wird jetzt als Konstante betrachtet. Nun werden für diesen x-Wert die vorkommenden y- Werte bestimmt. In der Skizze findet man diese Werte auf dem Teil einer Parallelen zur y-Achse, der in dem Gebiet G liegt. Die y- Werte hängen i.a. natürlich von x ab. Hier erhält man 0 ::; y ::; 4 - x 2 • Wichtig ist dabei, den xWert möglichst allgemein zu wählen, also nicht gerade auf der y-Achse oder in der unteren rechten Ecke.
Man erhält hier die Parametrisierung von G als x-y-Normalgebiet (vgl. S. 163): G = { (x, y) E IR2 1 0 ::; x ::; 2, 0 ::; y ::; 4 - x 2 } Natürlich kann man auch als erstes die Variable y auswählen:
CD
y 4
y
= 4- x 2
Zunächst macht man eine Skizze.
@ Jetzt wird y ausgewählt und der kleinste und größte vorkommende y- Wert bestimmt: 0 ::; y ::; 4.
G
®
2
X
y wird jetzt als Konstante betrachtet, und die für diesen y- Wert vorkommenden x-Werte werden bestimmt. Dazu muß man die Gleichung der begrenzenden Kurve nach x auflösen: y = 4-x 2 {::} x = ~· Die gesuchten x-Werte liegen auf einer Parallele zur x-Achse zwischen x = 0 und x = ~·
Diesmal erhält man die Parametrisierung von G als y-x-Normalgebiet:
5.1. KOORDINATENSYSTEME
155
y 4 +------,
Häufiger Fehler: Man hat zunächst x ausgewählt und 0 ~ x ~ 2 erhalten. Dann bestimmt man den kleinsten und größten überhaupt vorkommenden y- Wert: 0 ~ y ~ 4. Die Parametrisierung, die man dann erhält, beschreibt aber nicht die Fläche unter dem Parabelbogen, sondern ein Rechteck. Falsche Parametrisierung: 0 ~ x ~ 2, 0 ~ y ~ 4 2
X
Im nächsten Beispiel wird ein Kegel mit Spitze im Nullpunkt und Mittelachse z-Achse beschrieben. -z
CD
Kegel
Am leichtesten kommt man an die Grenzen für z, da diese direkt in der Beschreibung der Menge angegeben sind: 0 ~ z ~ 1.
X
Ist z = z0 einmal gewählt, hat man für x und y noch die Bedingung x 2 +y 2 ~ Das ist ein Kreis mit Radius z0 , der wie unten erklärt, in kartesischen Koordinaten durch
z5.
-Zo
~X~
-V
Zo,
z20 - x2 < -
< -
y
V
z20 - x2
beschrieben werden kann. In Polarkoordinaten hat man (einfacher)
0
~
r
~
zo,
0
~
cp
~
21r.
Insgesamt erhält man die beiden Parametrisierungen
f
~ G)
mit 0
~ z ~ I, -z ~ x ~ z und
r~ G) ~ (~~~~)
mit 0
-
-./z' -
x'
Parametrisierungen im
JR3
Die Gleichung des Kegels ist
1. Möglichkeit:
®
Häufiger Fehler
~ y ~ J z'- x'
~ z ~I, 0 ~ r ~ z und 0 ~ ~ 2n
2. Möglichkeit Der Kegel hat stets einen kreisförmigen Querschnitt mit Radien zwischen r = 0 im Ursprung und r = 1 auf dem Deckel oben. Daher kann man ihn in Zylinderkoordinaten auch so beschreiben:
KAPITEL 5. MEHRDIMENSIONALE INTEGRATION
156
CD
Für die Radien gilt 0 ~ r ~ 1.
®
Für jeden Radius ist der Querschnitt ein Kreis und damit 0 ~
z
271".
Hier benutzt man ein wichtiges Hilfsmittel beim Umgang mit Zylinderkoordinaten: für cp = 0 hat man wegen sinO = 0 und cosO = 1, daß y = 0 und x = r für positive x-Werte ist. Das bedeutet, daß man die positiven x-Werte in der x-zEbene mit den r- Werten identifizieren kann und so· eine r-z-Parametrisierung vornehmen kann, vgl. S. 158
z=l
® r
cp ~
1 X
Hier hat man für y = 0 die Gleichung z 2 und r ~ 0 die Beziehung z = r.
= x 2 , also z 2 =
r 2 und wegen z ~ 0
Wie man nun der Skizze entnimmt, kommen für festes r Werte für z zwischen z = r und z = 1 vor. In diesem Fall erhält man die Parametrisierung
r=
(;x) = (rr cos cpcp) s~n
mit 0 ~ r ~ 1, 0 ~ cp ~ 271" und r ~ z ~ 1.
IWeitere Beispiele für Parametrisierungen I Kreis
•
Kreisfläche mit dem Mittelpunkt (x 0 , y0 ) und Radius R
> 0.
aus der impliziten Beschreibung (x-x 0 } 2 +(y-y0 ) 2 ~ R 2 erhält man: Xo - R ~ x ~ Xo + R,
VR
Yo X
2 -
J
(x - xo)2 ~ Y ~ Yo + R 2 - (x - xo)2
Liegt der Mittelpunkt im Ursprung, kann man gut mit Polarkoordinaten arbeiten: co_s cp) r.. __ (x)y __ (rrsmcp
Dreieck
• y
Dreieck mit den Ecken ä,
mit 0
mit 0
r
~
R,
bund c: r=
X
~
~
s
~
(:~::!D =a+s(b-ä)+t(c-a) 1 und 0
~
t
~
1 - s.
157
5.1. KOORDINATENSYSTEME y
Insbesondere hat das Dreieck in der Skizze mit den Ecken Ursprung und den Punkten x = a auf der x-Achse und y = b auf der y-Achse die Parametrisierung
b
a x
•
Zylinder
Zylinder Dieser Zylinder hat z- Werte zwischen z = a und z = b und in der x-y-Ebene den Grundkreis mit der Gleichung
x2
+ y2
~
r6.
Eine Parametrisierung in Zylinderkoordinaten ist
c~s rp) (x) (rrsmrp
r= y •
mit a
~
~
z
b, 0
~
r
~
r 0 und 0
~
rp ~ 211"
z
z
Kugel
Kugel
Kugelausschnitt Kugelkappe oder -abschnitt und Kugelschicht Kugeln und Kugelteile lassen sich sowohl in kartesischen Koordinaten wie auch in Kugel- und Zylinderkoordinaten parametrisieren. Dabei haben Kugelkoordinaten Vorteile, wenn man Kugelausschnitte oder Kugelschalen beschreiben will, also Teile der Kugel, die über den Raumwinkel {)oder den Radius r definiert sind. Bei Kugelschichten bzw. Kugelkappen sind Zylinderkoordinaten meist einfacher. Parametrisierung der Vollkugel mit Radius R Kugelkoordinaten I:
=
17
(x)y = (r cos rp cos {)) mit rsin~cosfJ
r sm {)
z 0
~
r
~
Zylinderkoordinaten :
R, 0
~
rp ~ 211" und
7r
2 ~ {)
~
7r
2
(x) (rr cos rprp) mit
r= ; =
0 ~ r ~ R, 0 ~
-
rp ~ 211" und
s~n
-
J R2 -
r2 ~ z ~
J R2 -
r2
KAPITEL 5. MEHRDIMENSIONALE INTEGRATION
158
Kartesische Koordinaten: i'
- J R2 allgemeiner Drehkörper
•
x2 ~ y ~
J R2 -
~ ( ~) mit - R :5 x :5 R,
x 2 und - J R2 - x 2 - y 2 ~ z ~ J R 2 - x 2 - y 2
allgemeiner Drehkörper z z b
a
y
X
X
Hier wird die Parametrisierung nur für Körper mit der z-Achse als Mittelachse vorgenommen. In der Skizze sieht man einen allgemeinen Drehkörper und seinen Schnitt in der x-z-Ebene. Bei der Parametrisierung verwendet man zweckmäßigerweise Zylinderkoordinaten. Dabei gibt es einen wichtigen Trick:
r=
(rcoscp, rsincp, z)T für Wegen cosO = 1 und sinO = 0 hat der Ortsvektor cp = 0 die Form {r,O,z)T. Daher fallen die r-Werte aus den Zylinderkoordinaten und die positiven x-Werte in der x-z-Ebene zusammen. Daraus ergibt sich folgendes Vorgehen:
r=
wichtiger Trick
CD
Man setzt y = 0 und parametrisiert für positive x-Werte die Schnittmenge M in der x-z-Ebene; z.B. als z-x-Normalgebiet (S. 163)
(x,z) E M, z.B.
®
a ~
z
~
b,
f(z)
~
x
~
g(z).
Ersetzen von x durch r gibt eine Beschreibung in Zylinderkoordinaten
r=
rcos cp) ( rs~cp
mit {r,z) E M (z.B. a ~ z ~ b, f(z) ~ r ~ g(z)) und 0 ~
cp ~
21r.
Wenn man kartesische Koordinaten haben will, kann man den r-cp-Anteil der Zylinderkoordinatenbeschreibung umwandeln. Das ist nur im Spezialfall f(z) = 0 einfach:
r~ G)
mit a
:5 z" b, -g(z) :5 X :5 g(z)
-J(g(z)) 2 - x2 ~ y ~ V(g(z))2- x2.
und
5.1. KOORDINATENSYSTEME
159
Beispiele für allgemeine Drehkörper sind Kugelschichten, -abschnitte und -anschnitte, Zylinder und der Kegel auf Seite 155. •
allgemeiner Kegel z (xo, Yo, zo)
Die Skizze zeigt einen allgemeinen Kegel mit der Grundfläche G' in der x-y-Ebene und der Spitze (xo, Yo, zo) mit z0 ;j; 0. Die Parametrisierung geht von einer Parametrisierung der Grundfläche G' aus:
G' y
X
( ;X)
(Xo) t ;~ + zo
(i;-~z~oXo) fj
mit 0 :::; t :::; zo und (x, y) E G'
Dem Boden des Kegels entspricht dabei der Wert t = z0 , der Spitze der Wert t
= 0.
13. Beispiele I Weitere Beispiele sind in den folgenden Abschnitten dieses Kapitels Beispiel 8: Dreieck in Polarkoordinaten Dreieck
y b
(a, y)
Beschrieben werden soll das Dreieck mit den Ecken Ursprung, (a,O) und (a,b), a,b > 0. Der Skizze entnimmt man den Bereich für cp: b 0 :::; cp :::; arctan a
cp a x Die Werte für r liegen zwischen null und dem maximalen Wert r 0 , den man aus dem rechtwinkligen Dreieck (0, 0), (a, 0) und (a, y) abliest: aus a = r 0 cos cp erhält man die Parametrisierung
r=
(x)y (rrsmcp c~s cp) =
b a mit 0 :::; cp :::; arctan - und 0 :::; r :::; - - . a cos cp
KAPITEL 5. MEHRDIMENSIONALE INTEGRATION
160
Beispiel 9: Kreis um (1, 0) mit Radius 1 Kreis Wie oben beschrieben, erhält man mit den Mittelpunktskoordinaten (x 0 , y 0 ) = (1, 0) die Beschreibung in kartesischen Koordinaten
y
2
0::; x::; 2,
X
-J1- (x- 1) 2
::;
y::; J1- (x- 1)2.
Obwohl der Mittelpunkt nicht im Ursprung liegt, läßt sich dieser Kreis auch gut in Polarkoordinaten beschreiben. Da nur positive x-Werte auftreten, wählt man den Winkelbereich von -7r bis 1r. Geometrische Möglichkeit: wie man in der Skizze sieht, kommen Winkelwerte von -"/2 (negative y-Achse) bis "/2 (positive y-Achse) vor. Jetzt müssen für festes
r=
(X) y
= (r
C~S
mit -
r Sill
~2 -<
Rechnerische Möglichkeit: Hier setzt man in der Beschreibung (x-1) 2 +y 2 ein: (r cos r.p - 1) 2 + (r sin
::;
1
{:::}
::;
1 für x und y Polarkoordinaten
r 2 cos 2
Jetzt verwendet man sin 2 r.p+cos 2 r.p = 1 und klammert raus. Außerhalb des Nullpunkts darf man durch r dividieren. Wegen r > 0 bleibt das Ungleichheitszeichen bestehen. r 2 - 2r cos r.p ::; 0 => r ::; 2 cos r.p Weil r immer positiv ist, können nur solche Winkelwerte auftreten, in denen cos r.p positiv ist. Damit erhält man dieselbe Parametrisierung wie oben. Natürlich Jassen sich diese beiden "extremen" Wege auch mischen, z.B. kann man den Winkelbereich der Skizze entnehmen und den Bereich fürraus der Rechnung. Torus
I Beispiel 10: Torus z
X
Torus
Schnittbild in der x-z-Ebene für x
>0
161
5.1. KOORDINATENSYSTEME
Ein Torus ("Fahrradschlauch") wird als Drehkörper parametrisiert. Der Schnitt in der x-z-Ebene ist ein Kreis mit Radius r 0 , dessen Mittelpunkt im Punkt (R, 0) liegt. Dabei muß natürlich r 0 < R sein. Dieser Kreis wird in verschobenen Polarkoordinaten beschrieben:
. _ (x)z = (R +rsmr. cos{)) m1t {)
r=
0< - 21f. - {) < - r0 und 0 < - r <
Damit erhält man nach den Regeln über die Parametrisierung von Drehkörpern
(x)
r= y
((R+rcosfJ)coscp) =
z
(R+rc~sfJ)sincp
mit 0 ~ r ~ r 0 , 0 ~
cp ~
21r und 0 ~ {) ~ 21r.
r sm {)
Beispiel 11: Pyramide mit rechteckiger Grundfläche
Pyramide Die Grundfläche G' der Pyramide P ist das Rechteck 0 ~ x ~ 3, 0 ~ y ~ 2, die Spitze liegt im Punkt (1, 1, 4). Bei der Pyramide handelt es sich um einen allgemeinen Kegel. Aus der oben angegebenen Parametrisierung der Grundfläche G' erhält man nach dem aus S. 159 angegebenen Rezept
f=
(;x)
(1)! + 4t (x-~/1) fj
mit 0
~
t
~
4, 0
~
x ~ 3 und 0 ~ fj ~ 2.
Beispiel 12: Kreisring mit den Radien r 1 und r2.
Kreisring y
In Polarkoordinaten ist die Parametrisierung einfach:
cp) .t - (x) (rr cos sm cp 1n1
r=
y
=
.
Will man den Kreisring in kartesischen Koordinaten beschreiben, muß man ihn bis @ einteilen. in die vier Gebiete
CD
KAPITEL 5. MEHRDIMENSIONALE INTEGRATION
162
Dazu benötigt man die Auflösungen der Gleichungen der Kreisbögen nach y: y = ±VT12 - x 2 {innen) bzw. y = ±VT2 2 - x 2 außen.
Damit erhält man eine abschnittsweise Beschreibung des Kreisrings:
Paraboloid
CD ® ®
-T2 ::::; X ::::; -Tl -T~:::;x:::;Tl
-VT2 2 -x 2 :::;y:::;-.../Tl 2 -x 2
@
TI ::::; X ::::; T2
-VT2 2 - x 2 ::::; Y ::::; VT2 2 - x 2
-Tl ::::;
X ::::;
T1
-VT2 2 - x 2 ::::; y ::::; VT2 2 - x 2 VT1 2 - x2 ::::; Y ::::; VT2 2 - X 2
l Beispiel 13: Paraboloid
Paraboloid
a x Schnittbild in der x-z-Ebene
Das Paraboloid ist ein Drehkörper, der die Fläche über {oder unter) einer Parabel in der x-z-Ebene als Schnittfläche hat. Für die Parametrisierung muß die Gleichung der Parabel nach x bzw. Taufgelöst werden: x = .jZ bzw. T =
vz.
cos tp) x) = (TTS~ntp
r= (~
Eine andere Möglichkeit: cos tp) x) = (TTS~ntp
r= (~
mit 0 ::::; z ::::; a2 , 0 ::::;
T ::::;
..[i und 0 ::::;
tp : : ; 211".
163
5.2. MEHRFACHE INTEGRALE
5. 2
11.
Mehrfache Integrale
Definitionen I
Eine Menge N ~ JRn heißt (n-dimensionale) Nullmenge, wenn es möglich ist, zu einem vorgegebenen f > 0 Quader Q 1 , Q2 , usw. zu finden, daß einerseits N ~ Ub 1 Q; ist und andererseits 2::Vol (Q;) < e: bleibt. Wichtige Beispiele für Nullmengen:
Nullmenge
• endliche Mengen • Bilder stetig diff'barer Funktionen mit Definitionsbereich im IRm mit m < n. • Stetig diff'bare Kurven im IR2 und IR3 und Flächen im JR3 • Ränder von Normalgebieten, die durch stetig diff'bare Funktionen beschrieben werden. Anlaß für diese Definition ist der Satz: Das (n-dimensionale) Integral über eine Nullmenge ist stets Null. Konsequenz ist, daß es egal ist, ob man nur über das Innere eines Gebiets integriert oder ob man den Rand mit hinzu nimmt.
INormalgebiete I Normalgebiet Eine Menge M ~ IR2 heißt x-y-Normalgebiet, falls es stetige Funktionen gibt, so daß G eine Parametrisierung folgender Form hat:
G
= {(x, y)l a:::;
f
und g
x:::; b, f(x):::; y:::; g(x)}
Entsprechend spricht man von einem y-x-Normalgebiet, falls G eine Parametrisierung dieser Form hat:
G = {(x,y)i a:::; y:::; b, f(y):::; x:::; g(y)} y
y y
= g(x)
X
a
b
x-y- Narmalgebiet
= f(y)
::Ox~g(y)
X
X
y-x-Normalgebiet
Genauso gibt es im IR3 x-y-z-Normalgebiete und außerdem x-z-y-, y-x-z-, y-zx-, z-y-x- und z-x-y-Normalgebiete. Hier wird nur die Beschreibung von x-y-zNormalgebieten angegeben, die anderen Fälle erhält man analog.
KAPITEL 5. MEHRDIMENSIONALE INTEGRATION
164
ISchreibweisen I Die Schreibweisen für Integrale über mehrdimensionale Gebiete sind sehr uneinheitlich. Hier wird z.B. für ein Integral über ein Gebiet G im R3 die Notation j f(x, y, z) d(x, y, z) G
benutzt. Andere häufig anzutreffende Schreibweisen sind jjjf(x,y,z)dxdydz= jf= jdxjdyjdzf(x,y,z)= jfd>.. G
G
G
12. Berechnung I Das Verfahren wird für Integrale der Form j f(x, y, z) d(x, y, z) erklärt. Für Inte-
c grale im R2 läßt man einfach eine Variable und ein Integral weg. Die Berechnung des Integrals geht in drei Schritten vor sich:
CD
Parametrisierung des Gebiets G als Normalgebiet oder als Vereinigung von Normalgebieten. Dazu gehört es natürlich, die "richtigen" Koordinaten zu wähle11. Danach ist G z.B. in kartesischen Koordinaten als x-y-z-Normalgebiet beschrieben:
r~
(D
m;t a
~X~ b,
g(x)
~ y ~ h(x) und j(x,y) ~ z ~ k(x,y)
@ Aufstellen des Integrals als iteriertes Integral b
j f(x, y, z) d(x, y, z) G
=
j
h(x)
j
k(x,y)
j
f(x, y, z) dz dy dx
x=a y=g(x) z=j(x,y)
Dabei ist zu beachten, daß die Differentiale dx, dy und dz in der umgekehrten Reihenfolge stehen wie die Integrationsvariablen vorne.
®
Ausrechnen des Integrals von innen nach außen
.L CI CZ:
f(x, Y, z) dz ) dy ) dx
165
5.2. MEHRFACHE INTEGRALE
Das Integral wird von innen nach außen berechnet. Dabei werden jeweils die anderen Variablen als Konstanten behandelt: in der Form oben ist x bei der Integration nach z und y konstant, y bei der Integration nach z. Als Kontrolle kann man verwenden, daß nach jeder Integration eine Variable verschwunden sein muß, d.h. nach der ersten Integration darf der Ausdruck kein z mehr enthalten.
I
Beispiel 1: Volumen des Kegels
Berechnet wird das Volumen des auf Seite 155 beschriebenen Kegels I<, das durch Vol (I<) =
I
1 d(x, y, z) gegeben ist.
K
CD
0 ::; z ::; 1, - z ::; x ::; z und - J
y ::; J z2 - x2
~
z
I
Vol (I<)= I
z 2 - x2 ::;
I
I
z=O x=-z
1dydxdz
y=-~
@ Berechnung von innen nach außen: z
I
Vol (I<)
I
2Jz 2 -
I
x 2 dx dz
z=Ox=-z 1
[xJz 2
I
-
x 2 + z 2 arcsin
~[=-z dz
z=O I
I
(0 + z 2 arcsin1- 0- z 2 arcsin( -1)) dz
z=O I
Iz
1r
2
dz
z=O 1r
3 Dabei wurde arcsin 1 = - arcsin( -1) =
"/2 benutzt.
IRechenregeln I Rechenregeln
l(af+ßg)d(x,y,z)=a.f fd(x,y,z)+ß I gd(x,y,z) G
G
G
Ist G = G1 u G2 mit G1 n G2 = 0, so ist I fd(x,y,z) =I fd(x,y,z) +I fd(x,y,z) G
G,
G2
166
KAPITEL 5. MEHRDIMENSIONALE INTEGRATION
Hilfreich bei Integralen mit trigonometrischen Funktionen ist diese Regel:
I
271"
sinm x cosn x dx = 0, falls mindestens eine der Zahlen m oder n ungerade ist.
0
m und n sind dabei aus N0 • Besonders einfach sind Integrale über Rechtecke oder Quader berechenbar, wenn der Integrand ein Produkt aus Funktionen ist, wobei in jedem Faktor nur jeweils eine Variable vorkommt:
.Ll Beispiel 2:
f(x) g(y) d(x, y)
I x cosy d(x, y), 2
~
Li.
f(x)
dx)
Cl
g(y) dy)
wobei G das Rechteck lxl :::; 1, 0:::; y:::;
~ ist
G
Eine Parametrisierung entnimmt man direkt aus der Beschreibung von G: 1
fax 2
cosyd(x,y)=
Wh
II x=-1 y=O
ubstitutionsregel Transformationsformel
"h
1
I
x 2 cosydydx=
x 2 dx
·I
2
cosydy=a·1=
2
3.
y=O
x=-1
ITransformationsformel, Substitutionsregel I Die Transformationsformel ist die Grundlage für die Verwendung neuer Koordinatensysteme. y
u
Der Zusammenhang zwischen den alten und neuen Koordinaten ist so gegeben: das Integrationsgebiet G ~ R3 ist das Bild eines Gebiets G' im u-v-w-Raum unter einer Parametrisierungsabbildung ($:
V
p= (u,v)
X
r= ~(P) = (x,y)T
Der Transformationssatz sagt dann
I G
f(T)d(x,y,z)=
I
J({j(p))ldet{$'jd(u,v,w)
G'
Beschreibt man G' als u-v-w-Normalgebiet, so kann man die Transformationsformel in Koordinaten ausschreiben.
167
5.2. MEHRFACHE INTEGRALE
Bei der Transformation wird aus
I f(x, y, z) d(x, y, z)
folgendes Integral:
G
In f(x, y, z) werden für x, y und z die neuen Koordinaten eingesetzt
I I I
u=b h(u)
Betrag der Funktionaldeterminante
k(u,v)
f(x(u,v,w),y(u,v,w),z(u,v,w))
I I( ( )) I :(::~:~)
=·=·<·l~ Neue Koordinaten in derselben Reihenfolge wie bei der Beschreibung von G'
I
dwdvdu
u, v und w in umgekehrter Reihenfolge wie vorne
Eselsbrücke
Eselsbrücke für die Determinante: Wie in eindimensionalen Integralen wird d(x,y,z) mit d(u,v,w) "erweitert". Alternative: Man kann bei der Berechnung der Determinante der Jacobimatrix diese Konsequenz der Umkehrformel verwenden: det (ß(x,y,z)) = (det (ß(u,v,w)))-1 ß(x, y, z) ß(u, v, w) Der Term I det;;'l dudvdw ist nur von der Koordinatentransformation abhängig und heißt Volumenelement bzw. Flächenelement. In der Zusammenfassung in Abschnitt 5.6 sind für die wichtigsten Transformationen die Volumenelemente zusammengestellt. Beispiel 3: Fläche des Halbkreisrings R: 1 < x 2 + y 2 y
1
r= (rc?scp) rsmcp
2
X
< 4, y > 0.
Der Halbkreisring wird in Polarkoordinaten beschrieben: da die Gleichung eines Kreises mit Radius r um den Nullpunkt x 2 + y 2 = r 2 ist, wird die erste Bedingung zu 1 ~ r ~ 2. y ~ 0 ist für die Winkel zwischen Null und 1r erfüllt. Daher ist eine Parametrisierung gegeben durch
mit (r,cp) ER'= {(r,cp)l1
~r~2
und 0
~ cp ~ 1r}.
Volumenelement Flächenelement
KAPITEL 5. MEHRDIMENSIONALE INTEGRATION
168
R' ist ein Rechteck in der r-cp-Ebene. Jetzt wird das Flächenelement in Polarkoordinaten berechnet. Das geschieht hier lediglich zur Verdeutlichung des Verfahrens, da man normalerweise die Tabelle in Abschnitt 5.6 zur Hilfe nimmt.
(x) = ;(r,cp) = (rc~scp)· Zu berechnen ist also der Betrag der rsmcp y Determinante der Ableitung von;':
Es ist
r=
--I Yr
x"'
0 ist lrl
=r
;:, det 'I' Wegen r r dr dcp.
~
Xr
Y"'
1--1 co.smcps cp
-r sin cp rcoscp
I= r (cos cp + sm cp • 2
2
)
= r.
und damit ist das Flächenelement in Polarkoordinaten ·
Der Flächeninhalt des HalbkreisringsRist damit Vol (R)
=I
d(x,y)
=I
1
7T
rdcpdr =
3
'2 [r 2 ]~ [cp]~ = 21r.
r=l
R'
R
II 2
.
rdrdcp =
IDrehkörper I Drehkörper Wenn man Drehkörper mit Zylinderkoordinaten beschreibt (vgl. S. 158), erhält man einfache Formeln für Volumina. Ist K ein Drehkörper, dessen Schnitt mit der x-z-Ebene für positive x durch
a::::; z ::::; b und 0 ::::; f(z) ::::; x ::::; g(z) heschrieben wird, so gilt
I (g(z)?- (f(z)? dz. b
Vol (K) =
1r
z=a
Guldinsche Regel
Bei geometrisch einfachen Körpern ist die Guldinsche Regel hilfreich: Volumen des Körpers
= Schnittflächeninhalt x Weg des Schwerpunkts
Beispiel 4: Der Torus T, vgl. S. 160
Aus der Skizze auf Seite 160 entnimmt man die Parametrisierung der Schnittfläche. Der Kreis hat die Gleichung (x- R) 2 + z 2 = r~. Daraus erhält man
-ro ::::; z ::::; ro, f(z)
= R- Jr~ -
z 2 und g(z)
= R + Jr~ -
z2
169 5.2. MEHRFACHE INTEGRALE und damit Vol (T)
7r
l-ro l(R + Jrfi- z2f- (R- Jrfi- z2f1 ro4RVr2o - z2 dz = 21r R rlzJrö ro
1r /
21r
dz
z 2 + r~ arcsin !_1ro ro
-ro
= 27r 2R7o.2
2 -1r)
27rR(O+r0 - -0-r0 2 2
Einfacher geht es mit der Guldinschen Regel: Der Schwerpunkt des. Kreis~s ~~egt in (R, 0), der Weg beim Drehen um die z- Achse ist daher 21r R. D1e Kre1sfiache ist
1rrfi. Daraus erhält man wie oben 1rr6 · 21r R =
Vol (T) =
21r 2
Rr6.
Masse, Schwerpunkt und Trägheitsmoment
Ma~
Vorgegeben ist eine Massendichte p(T) im Körper K (normalerweise p = 1). Dann ist die Gesamtmasse des Körpers K gegeben durch M
=I
p(T) d(x, y, z)
K
Die-Schwerpunktkoordinaten
S. x
=
S = (Sx, Sy, Sz)
berechnen sich durch
_!_I xp(r)d(x,y,z), ~
fKxp(f')d(x,y,z) _ JKP (o:)d( 1 x,y,z ) - M
Sy und Sz analog
K
Eine kurze Formel erhält man, wenn man das Ganze vektorwertig aufschreit nach der Grundregel koordinatenweise berechnet:
S=
Jgrp(f')d(x,y,z) _ 1 ~~ ~ JK p(f') d(x, y, z) - M r p(r) d(x, y, z) K
Schwerpunkte und Massen in anderen Dimensionen werden analog b Das Trägheitsmoment des Körpers K bezüglich einer Dreh h · ~~
~
T
=I
r 2 (T) p(T)
d(x, y, z)
K
Dabei ist r(f') der Abstand des Punktes r zur Drehachse.
Sc'
170
KA PIT EL 5. ME HR DIM EN SIO NA LE INT EG RA TIO N
Bei spi el 5: Schwerpunkt des Halbk reis . nng . s R aus Beispiel 3
Da keine Masse . nd"lCht e vorgegeben ist, nim mt man p(x, y) = 1. ~us Sym me tne grü nde n liegt der Schw Ist nur noch die y-Koordin . . ate zu be erp unk t Slch erhc h auf der übe rnim mt chse. Daher . rechnen. Aus der Rechnung y-A von Beispiel 3 ma n dte Parametrisierung und M = Vol (R) = ~7r.
Sy
2 = 37r
I R
yd( x,y )
II
= 327r
2
"
r=l~=O
Sy=~[coscp)" 37r 0
[r
3
3
Der Schwerpunkt hat die Koord inaten S x
2 ]
1
rsincp rdcpdr und dam it
=~37r· 2 ·~3 = 28
97r.
= 0 un d sy_- g7r. 28
\3. Be isp iel e\ Bei spi el 6: Fläche eines Viereck s
y 1
92
Gesucht ist die Fläche des dick gezeichneten Vierecks V. Gegeben sind dabei Geraden 91 und 92 mit den Gleichungen
und Geraden h1 und h2 mit den Gleichungen Dabei ist 0 < b1 < b2 und 0 < a1 < a2. Wenn ma n diese Rechnung in kartesischen Koordinaten durchf ührt, muß ma n Fallunterscheidungen nach der Lage der Sch nitt pun kte der Ger ade n machen. Hier wird die Rechnung durch Einfüh rung neuer Koordinaten vorgen ommen. Die Par am ete r sind die Steigunge n der Geraden: 1- y y u = - und v= -· X X
Dan n hat das Viereck V in den neuen Koordinaten die Beschreibu ng
5.2. MEHRFACHE INTEGRALE
171
Zu berechnen bleibt der Betrag der Funktionaldeterminante. Dazu müssen x und y als Funktion von u und v geschrieben werden. Setzt man y = vx in die Gleichung für u ein und löst nach x auf, erhält man V 1 1- VX u = - - - => x = - - und y = vx = - - . u+v u+v x berechnen: Jetzt kann man die Funktionaldeterminante -1 -1 -1 -u- v (u+v)2 (u+v)2 u -v (u + v) 4 (u + v) 3 (u+v)2 (u+v)2
Der Betrag ist (u F
+ v)- 3 .
Damit läßt sich die Fläche F von V berechnen:
=
Beispiel 7: Volumen der Kugelkappe x 2 + y2 + z 2 :::; R 2, 0 :::; z0 Das Volumen wird auf vier Arten berechnet. z
z
Ro x
Ro x
x
-~
< z < R.
Beschreibung als x-y-z-Normalgebiet Dazu muß zunächst der Grundkreis beschrieben und parametrisiert werden: für z = z0 ist mit der Abkürzung R0 := R 2 - z6
J
x2 Also hat man -R0
-JR2 -
:::;
x:::; R0 ,
z6 :::; x :::;
+ y2 = I#, = R2 -VR6- x 2 :::;
JR 2 - z6,
z6.
y:::; VRfi- x 2 oder
- JR 2 - z6 -
x 2 :::; y :::;
JR 2 -
z6 -
x 2.
Die z-Werte für eine so beschriebenes (x, y)-Paar liegen zwischen dem ·wert z0 auf der unteren Kreisfläche und dem Wert auf der Kugeloberfläche, der sich durch Auflösen der beschreibenden Gleichung x 2 + y2 + z 2 = R 2 ergibt:
zo :::; z :::;
JR2 -
x2 - y2.
KAPITEL 5. MEHRDIMENSION ALE INTEGRATION
172
Beschreibung in Zylinderkoordinat en Zylinderkoordinaten unterscheiden sich von kartesischen Koordinaten dadurch, daß die x- und y- Werte mit r und
Beschreibung als Drehkörper Der Skizze entnimmt man die Beschreibung der Schnittfläche in der x-z-Ebene für x:::; 0: zo :::; z :::; R, 0 :::; x :::; ..jR2 - z2. Daraus ergibt sich nach der Regel über Drehkörper die Parametrisierung
r=
r COS
mit z0 :::;z:::;R, o:::;r:::;..JR 2 -z 2 und O:::;cp:::;21r.
Die Integrale zur Berechnung des Volumens sind der Reihe nach (kartesische und Zylinderkoordinaten , Beschreibung als Drehkörper) JR~-x2
Ro
..jR2-x2-y2
j
JRo _ · J
Vol (K)
X=-
0
..jR2- z~ =
j
r=O
1 dz dy dx (kaum berechenbar!)
z=zo
2 Y--ylfi_2-:::22 n -x-
"fii.'CTT
21f
j j
rdzdcpdr
z=zo
R~2".
J J Jrdcpdrdz (3 R 3- R 2zo + 3z3) =
z=zo
r=O
2
1
0
1r
Berechnung mit der Regel für Drehkörper auf S. 168 Hier ist die Rechnung besonders einfach: Mit f(z) R
Vol (K) = 1r
j (R 2 - z 2) dz = zo
= 0 und g(z) = ..jR2- z2
(~R3 - R 2z0 + ~zg)1r
ist
173
5.3. KURVENINTEGRALE
5.3
Kurvenintegrale
11. Definitionen I lt. Kurven! Eine Ck-Kurve C im !Rn wird durch eine k-mal stetig differenzierbare Abbildung ~ (Parametrisierung) eines reellen Intervalls I= [a, b] in den !Rn gegeben.
C = {fE !Rnlf= ~(t), a ~ t ~ b}. Die Kurve C "erbt" von der Anordnung im Parameterbereich ihren Durchlaufsinn: ~(a) heißt Anfangs- und ~(b) Endpunkt von C. Wird die Kurve in umgekehrter Richtung durchlaufen, spricht man von der negativen Kurve -C. Ist C 1 eine zweite Kurve, deren Anfangspunkt mit dem Endpunkt von C zusammenfällt, so bilden C und C1 zusammen die Summenkurve C + C1 •
Kurve Parametrisierung
Anfangs-, Endpunkt negative Kurve
-C
~ Eine C 1-Kurve heißt regulär, falls stets f' = ~t(t) =F Öist und stückweise regulär, wenn es eine Parametrisierung folgender Form gibt: Es ist a = t0 < t 1 < · · · < tn = b, ~(t) ist stetig auf [a, b] und regulär auf allen Intervallen .(ti-b t;) für i = 1 .. . n. In Regularitätspunkten einer Kurve gibt es den Tangentialvektor t und bei einer ebenen Kurve den (äußeren) Normalenvektor n, die nicht von der gewählten Parametrisierung (wohl aber von der Durchlaufrichtung!) abhängen.
i'(t) =
~(t)
l4>t(t)l
und n(t) =
_J:_ ( ~2.(t) I
Tangentialvektor Normalenvektor
) -1/>l(t) .
Der Punkt bedeutet hier die Ableitung nach dem Parameter t. Der so konstruierte Normalenvektor hat die Eigenschaft, daß er aus dem Gebiet G herauszeigt, wenn C die mathematisch positiv durchlaufene Randkurve von G ist, d.h. wenn G stets links der Durchlaufrichtung liegt, siehe S. 175.
12. Kurvenintegrale I Es gibt zwei Grundtypen von Kurvenintegralen oder Linienintegralen: • Nicht orientierte Kurvenintegrale, Kurvenintegrale erster Art
Jf(f) G
Der Integrand ist eine auf der Kurve definierte reellwertige Funktion. Anwendungen sind z.B. Kurvenlänge und -Schwerpunkt.
Linienintegral ds
nicht orientierte Kurvenintegrale
KAPITEL .5. MEHRDIMENSIONALE INTEGRATION
174
• Orientierte Kurvenintegrale, Kurvenintegrale zweiter Art
orientierte Kurvenintegrale
Ic
il(f') di".
Hierbei ist der Integrand iJ ein Vektorfeld, d.h. eine auf der Kurve erklärte vektorwertige Funktion. Ist die Kurve geschlossen, nennt man das Integral auch die Zirkulation des Vektorfelds längs C. Eine Variante ist der Fluß eines Vektorfelds durch die Kurve, wie sie im Satz von Gauß im IR2 vorkommt, s.u. Anwendungen findet dieser Typ bei den Integralsätzen (z.B. Flächenberechnung durch ein Randintegral) und bei Arbeitsintegralen. In beiden Fällen ist der Wert des Integrals eine reelle Zahl! j3. Schreibweisen für Kurvenintegrale I
Schreibweisen Für Kurvenintegrale gibt es eine Unzahl verschiedener Schreibweisen: Nicht orientierte Kurvenintegrale: I f(f) ds = I f(x) ds =I f ds = I f(a) da
c
c
c
c
Orientierte Kurvenintegrale: I il(f) dr= I il(x) dx =I il(x) dx =I v(x) dx =I iJ · tds
c
c
c
c
c
Der Sinn der letzten Schreibweise wird im Punkt 4 (Umrechnung) in der Berecllnungsabteilung erklärt. Hat das Vektorfeld die Gestalt il(x, y) =
(~((~, y)))
(im JR2 ) oder il(x, y, z) =
(~~~: ~: ~~)
(im JR3 ),
R(x,y,z)
,y
so ist auch diese Schreibweise üblich: man schreibt den Vektor drin Komponenten als dr = ( ~;) und multipliziert das Skalarprodukt mit iJ aus. I il(f)dr= I Pdx+Qdy= I P(x,y)dx+Q(x,y)dy.
c
c
c
I il(f)dr= I Pdx+Qdy+Rdz =I P(x,y,z)dx+Q(x,y,z)dy+R(x,y,z)dz.
c
c
c
Ist das Kurvenintegral wegunabhängig und geht die Kurve von ä nach auch die Schreibweise
b, gibt es
b
I v(r) dr. ä
Ist C eine geschlossene Kurve, d.h. sind Anfangs- und Endpunkt gleich, verwendet man auch das Symbol
f statt I·
175
5.3. KURVENINTEGRALE
12. Berechnung I 11. Parametrisierung von Kurven I Die Hauptarbeit beim Berechnen von Kurvenintegralen steckt in der Regel im Parametrisieren der Kurve. Oft ist dabei eine Skizze hilfreich.
Parametrisierung
• Wenn die Kurve in der Form
gegeben ist, ist das natürlich schon eine Parametrisierung. Die Durchlaufrichtung ist durch die steigenden t-Werte festgelegt. Die negative Kurve -C erhält man, wenn man übergeht zu Rand eines • Ist C eine Kurve im IR 2 , die ein Gebiet G berandet, so soll C immer so orientiert sein, daß das Gebiet G beim Durchlaufen der Kurve links liegt. Man merkt sich das am einfachsten, daß die Randkurve durchlaufen werden muß wie der Rand des Einheitskreises im IR 2 , nämlich im Gegenuhrzeigersinn. Eselsbrücke: Mathematiker gehen nicht mit der Zeit.
Gebi~ts
Eselsbrücke
['
Die Randkurve des Gebiets G besteht aus zwei Teilen C1 und C2 • C2 wird dabei rechtsherum durchlaufen, damit G stets links liegt. Man beachte den Unterschied in der Richtung des Normalenvektors zu Kapitel 4.7!
• Parametrisierung der Strecke von ä nach
{j(t)
= ä + t(b- ä),
0::; t::; 1,
b:
($t(t)
Strecke =
b- ä,
i<$t(t)l
=
lb- äl.
• Parametrisierung eines Kreises mit Mittelpunkt (x 0 , y 0 ) und Radius r:
<$(t)
Kreis
= (x 0 +rc~st) y0 + r sm t '
Für einen Vollkreis nimmt man 0 ::; t ::; 21f, für Kreisteile schränkt man den Parameterbereich entsprechend ein. • Parametrisierung des Graphen der Funktion f(x) für x zwischen a und b:
Graph einer Funktion
KAPITEL 5. MEHRDIMENSIONALE INTEGRATION
176
12. Nicht orientierte Kurvenintegrale I Nicht orientierte Kurvenintegrale
Die Berechnung geht in drei Schritten vor sich:
CD
Parametrisierung der Kurve
I
®
c als c = {f' E JRnl r = {$(t), a ~ t ~ b}. b
f(r) ds
C
=I J (
f$(t)) ir$t(t)l dt.
a
Das zu berechnende Integral enthält also das Produkt der FUnktion f, worin für die Variablen x, y, ... die Komponenten von($ eingesetzt wurden, mit dem Betrag der Ableitung von ($ nach t. Diese reelle FUnktion wird über das Intervall [a, b] integriert.
@ Ausrechnen des Integrals. Rechenregeln
Rechenregeln:
I(!+ I
g)(r) ds =
c
J(r) ds =
~+~
Kurvenlänge
I I
J(r) ds
c
~
+I +I
g(r) ds,
J(r) ds
I af(r) ds a cI f(f') ds =
c
c
I
f(r) ds,
~
f(r) ds =
-C
I
f(r) ds
C
IKurvenlänge I Die Kurvenlänge der Kurve C zwischen den Punkten ($(a) und ($(b) erhält man, wenn man die FUnktion f(r) = 1 integriert:
rb . .
L[a,bj(C) =Ja 1>t(t)l dt Beispiel 1: Die Länge des Graphen von ln x zwischen x = 1 und x = 2.
CD
Eine Parametrisierung ist durch ($( t) = ( 1: t) , 1 ~ t
®
Mit ir$t(t)1 = Jl + (1/tP erhält man L =
1 2
~ 2 gegeben.
)1 + 1/t2 dt.
@ Bei der Berechnung des Integrals nimmt man entweder eine Integraltafel zu Hilfe oder verwendet die Methoden zur Berechnung eines Typ-7-Integrals aus Kapitel 3.3.
5.3. KURVENINTEGRALE
L
177
=
1 ~ dt=
=
J5- In -1+vts 2 - - v'2 + ln{1 + ../2)
~
1.22
2
(v't2+1-ln
1 +~)~~
IParametrisierung nach der Bogenlänge I Eine Kurve nennt man nach der Bogenlänge parametrisiert, wenn für alle t gilt J4}'t(t)J = 1. Dann gilt für [a',b'] ~ [a,b] die Formel L[a',b'j(C) = b'- a'. Will man eine gegebene Kurve C = {f' E lRnJ f' = 4}'(t), a $ t $ b} nach der Bogenlänge parametrisieren, führt man eine neue Parametrisierung ein. t
CD
Berechne s(t) =
Jl4>'w(w)J dw a
{die Kurvenlänge zwischen den Parameterwerten a und t)
@ Löse diese Beziehung nach tinder Formt= w(s) auf. @ Eine Parametrisierung nach der Bogenlänge ist gegeben durch
wobei L die in
CD
berechnete Kurvenlänge L = s(b) ist.
Beispiel 2: Der Astraidenteil im ersten Quadranten, ( x(t)) y(t) 0$ t$
"'/2.
. - (-3
Es 1st rPt(t) =
CD
14>'t(t) I
2 sin cos . 2 t tCOS t 3 Sill
t) und
y 1
3 ( cos 4 t sin 2 t + sin4 t cos 2 t) 1/2 = 3 ( (cos 2 t + sin 2 t) sin 2 t cos 2 t) 1f2 3 sintcost
1
X
Parametrisierung nach der Bogenlänge
KAPITEL 5. MEHRDIMENSIONALE INTEGRATION
178
Beim Wurzelziehen in der letzten Umformung entsteht eigentlich der Betrag des Ausdrucks. Da in diesem Bereich Sinus und Cosinus positiv sind, dürfen die Betragsstriche weggelassen werden.
3 3 =j3sinucosudu =-sin ul = 2 sin t. 2 t
s(t)
u=t
2
2
u=O
0
t = 'l!(s) = arcsin
lfs
@ Die Astroide wird nach der Bogenlänge parametrisiert durch (
~) 33 ) ( sin arcsin f2j;;)
( cosarcsin
__
((1-
?
2/3s 3f2 )
(2/3s)
32 I
Ü:::; 8:::; 3/2.
IKurvenschwerpunkt I Kurvenschwerpunkt
Vorgegeben ist eine Massendichte p(f') auf der Kurve C (normalerweise p = 1). Dann lassen sich die Koordinaten des Schwerpunkts § = ( Sx, Sy, ... ) T berechnen durch
Sx
=fcxp(f')ds (= _L1 [xds) fc p(f) ds
für p
=1
Die anderen Koordinaten werden analog berechnet, indem x durch die anderen Variablen ersetzt wird. Eine kurze Formel für den Schwerpunkt erhält man, wenn man das Ganze vektorwertig schreibt. In der folgenden Formel ist das zweite Integral vektorwertig und muß nach der Grundregel komponentenweise berechnet werden.
~
S=
1 J pds
I fpds
c
c
Achtung! Diese Formeln stimmen nur in kartesischen Koordinaten! Beispiel 3: Der Schwerpunkt des Astroidenbogens im ersten Quadranten Aus Symmetriegründen gilt sicher Sx = Sy. Wegen der Massendichte 1 kann die Berechnung der Bogenlänge aus dem vorgehenden Beispiel übernommen werden:
5.3. KURVENINTEGRALE
179
Für das verbleibende Integral wird x = cos 3 t eingesetzt:
I
rh cos t·3sintcostdt=--3cos t 3 5-l; =s· 5
lo
xds=
3
Für den Schwerpunkt folgt damit Sx = Sy =
:'!:
~ ~ = ~-
13. Orientierte Kurvenintegrale I CD
Parametrisierung der Kurve C als C = {f'E !Rnlr= {j(t), a ~ t ~ b}.
I
®
Orientierte Kurvenintegrale
b
v(f') dr =
C
I
v ( <$(t)) .
a
Das zu berechnende Integral enthält also das Skalarprodukt des Vektorfeldes v, worin für die Variablen x, y, ... die Komponenten von (j eingesetzt wurden, mit der Ableitung von (j nach t. Diese reelle Funktion wird über das Intervall [a, b] integriert.
@ Ausrechnen des Integrals.
I
P dx + Q dy mit Funktionen P und Q gegeben, c kann man auch die Parametrisierung direkt einsetzen:
Ist das Integral in der Form
Ist {j(t) =
(~~!D, a ~ t ~ b eine Parametrisierung von C, so ist
I
=I b
P dx
+ Q dy
C
[P (x(t), y(t)) :i:(t) + Q (x(t), y(t)) y(t)] dt.
a
Bei Integralen im JR3 kommt jeweils noch z(t) und eine dritte Komponente R(x(t),y(t),z(t)) hinzu. Rechenregeln: Rechen rege In
I
(v + w)(r) dr =
c
1
v(r) dr +
c
I ~+~
v(i") dr =
I ~
v(i") dr +
1
w(f') di",
c
1
v( r) dr,
~
1 I
1 -1
av(f') dr = a
c
v(f') dr =
-C
v(i") di"
c
v(i") di"
C
KAPITEL 5. MEHRDIMENSIONALE INTEGRATION
180
Gradientenfeld
Wenn das Vektorfeld vein Gradientenfeld ist, d.h. wenn es eine Funktion F : 0 -+ lR gibt mit v = grad F (Potential), so läßt sich das orientierte Kurvenintegral mit Hilfe dieses Potentials auswerten: Ist iJ Gradientenfeld, so gilt: Ist C Kurve von ä nach b, so ist v(T) dr = F(b)- F(ä).
I
c
Ist c eine geschlossene Kurve, so ist
I v(T) dr c
= 0.
Andererseits läßt sich das Potential durch spezielle Kurvenintegrale berechnen, vgl. Kapitel 4.8. Beispiel 4: Die Zirkulation des Vektorfelds v(T) = (
!_x) längs der Rand-
kurve C des durch y = x 2 und y = x begrenzten Gebiets. In einer anderen Schreibweise ist dies das Integral
I
y dx - x dy.
c Zunächst macht man natürlich eine Skizze: Die Graphen der beiden Funktionen schneiden sich in den Punkte (0, 0) und (1, 1). Die Randkurve C besteht aus zwei Teilen C 1 und C2. Die Integrale über C 1 und C2 werden einzeln berechnet und dann addiert.
y 1
1
X
Integral über C 1 :
CD
Die Parametrisierung von C 1 ist gegeben durch
@und@
Mit i(t) =
(~~~~)
=
(t;)
erhält man it(t) =
(~t)
und damit
Integral über C 2 :
CD
Für
c2 nimmt man die Formel zur Parametrisierung von Strecken:
181
5.3. KURVENINTEGRALE
@ und
®
x(t)
= y(t) = 1- t wird in die Formel eingesetzt:
Insgesamt ergibt sich I v(r) dr=
-~ + 0 = -~.
c
14. Umrechnung! Iorientiert --+ nicht orientiert I Man zerlegt den df'-Anteil in tds {mit Tangentialvektor t). Diesen Tangentialvektor kann man aus der Parametrisierung berechnen oder aus geometrischen Überlegungen ermitteln.
orientiert --+ nicht orientiert
I v(r)dr= l(v(r) ·f)ds
c
c
Inicht orientiert --+ orientiert I Diese Umwandlung gestattet es, auch bei nicht orientierten Integralen über geschlossene Kurven Integralsätze anzuwenden. Der Integrand wird dazu mit dem Tangenteneinheitsvektor f = ~ multipliziert. Auch hier müssen f bzw. ii aus einer Parametrisierung oder geometrischen Überlegungen bestimmt werden.
I f(r) ds c
=
I f(r)
(t· f)
ds =
C
j f(~(t))
a
j
a
(
~~(t)
l4>t(t)1
f({f(t)) (
~(t) ~(t)
· ) ICft(t)l dt I1Pt{t)l 11/>t{t)l
. Cft(t)) dt =I (i(f') ·
f) dr
C
Völlig analog kann man das Integral im IR2 auch in ein Flußintegral verwandeln.
nicht orientiert --+ orientiert
KAPITEL 5. MEHRDIMENSIONALE INTEGRATION
182
Jf(f) ds = cJ(f(f) · f) dr = cJ(!U
1) •
n) dn
c
Beispiel 5: Integral von f(x, y) = x 2y 2 über die Kurve x 2 + y 2 = 4. y
Die Kurve ist der Rand eines Kreises um den Nullpunkt mit Radius 2. Da es sich um ein nicht orientiertes Integral handelt, kann man die Kurve orientieren, wie man will. Hier ist die mathematisch positive Orientierung gewählt. Eine Parametrisie-
X
rung erhält man durch 0
~
r
=
f$(t) =
n~~~n
mit
t ~ 27r.
Der Skizze entnimmt man, daß der Tangentialvektor f senkrecht auf dem Ortsvektor r = (x,y)T steht und daher die Form f = a(-y,x)T haben muß. Ein scharfer Blick ergibt a =
1/2
~ ( ~y), da für (x, y) T = (2, 0) T der
und damit f =
Tangentialvektor f den Wert (0, 1)T hat. · Berec1mung von t:... m1t . 'l't ;; = (- 2cos sint Al ternat1ve 2 ... 1... t = lfitlr/>t
1.
= v'4sin 2 t+4cos2t
(-2sint) (-sint) 1(-y) 2cost = cost = 2 x ·
Jetzt läßt sich das nichtorientierte Integral von wandeln:
j
c
fds=
t) wn·. d
f in ein orientiertes Integral ver-
j x2 y 2 ~ (~Y) dr= J~ (~~:~3 ) 4r= ~~(-x2 y3dx+x2 y 3 dy)
c
c
c
Umgekehrt läßt sich auch das orientierte Kurvenintegral in ein nicht orientiertes zurückverwandeln:
Jc 21 (-x2y3) x3y2 dr..
=
j
2 3) 1 ·2
1 (-x 2 x3y2y
(-y) x ds
c
=
j c
1 2y 4 + x 4 y2) ds.
4(x
.
Daß das dasselbe wie das Ausgangsintegral ist, erkennt man, wenn man benutzt, daß auf der Kurve C immer x 2 + y 2 = 4 ist: x 2y4 + x 4 y 2 = x 2y2(y 2 + x 2) = 4x 2y 2. Übrigencis läßt sich das Integral nicht nur umformen, sonder auch berechnen: wie oben hat man il$1(t)l = 2 und damit 2~
2~
j x 2y2ds = j (2 cos t?(2 sin t? 2 dt = 8 j sin2 2t dt = (4t- sin4t)l:~ = 81r. c
0
0
5.3. KURVENINTEGRALE
183
IFlußintegrale I Flußintegrale Im IR2 läßt sich das Integral des Flusses durch eine Kurve auch als Integral eines Vektorfelds längs der Kurve schreiben und umgekehrt: ist eine Parametrisierung von C durch ifJ(t)
= (:~g)
gegeben, so ist der Normalenvektor ii
= ( !J~~))
y(t))) . ( y(t) ) dt l (P(x(t), Q(x(t), y(t)) -:i;(t) b
a
b
I (-P~;(g~~(~W) ·(~gj) =I ( dt
a
I (~)
dii =
c
-PQ) dr, also
C
I(
-PQ) dr =
c
I (-
Q dx + P dy)
c
1 (p dx + Q dy) 1 (~) dr 1 (-~) dii c c c =
=
Beispiel 6: Umschreiben des Integrals von Beispiel 5 in ein Flußintegral
1c 1
--11
-2 (-x2y3) 3 2 dr xy
j3. Beispiele
c
-2 (x3y2) 2 3 dn_ xy
I
Weitere Beispiele zu orientierten Kurvenintegralen in Abschnitt 5 Beispiel 7: Parametrisierung nach der Bogenlänge der Neilschen Parabel 8x3 = 27y 2 y
Eine einfache Parametrisierung erhält man, wenn man y X
mit
- = (2t2) r= if;(t) t
folgt Neilsche Parabel
= t 3 setzt. Dann ergibt sich x = ~t2 und da23
lit(t)l =
3Vt2
und if;-1(t)
+ t4
=
(3t) 3t 2 • Daraus .
= 3tVf+t2.
KAPITEL 5. MEHRDIMENSIONALE INTEGRATION
184
t
CD
I
s(t) =
3uv'1 + u 2 du= ( 1 + u 2 )
%1: =
(1 + t 2 ) 3f2 - 1.
0
@
=
Die Umkehrfunktion ist t
J(s + 1) /3 2
1.
@ Die Parametrisierung nach der Bogenlänge ist damit
Beispiel 8: Schwerpunkt eines Teils der Schraubenkurve
z ---
Eine Schraubenkurve hat die Parametrisierung r cos f' = <$(t) = ( r ~; t mit h =f 0. Die x-und y-
t)
',I
Schraubenkurve
Koordinaten beschreiben also einen Kreis mit Radius r, während die z-Koordinate gleichmäßig steigt.
y X
Kurvenschwerpunkt für r
= 1 und 0
~ t ~ 1r
Dieser Kurventeil ist durchgezogen gezeichnet und hat den Anfangspunkt (1, 0, 0) und den Endpunkt (-1,0,h7r). Mit i<$t(t)i = v'sin 2 t+cos 2 t+h 2 = v'1+h 2 berechnet man 1r
L=
I
v'1 + h 2 dt
= v'1 + h2 7r.
0
Aus Symmetriegründen ist sicher die X-Komponente des Schwerpunkts Sx und die z-Komponente Sz = h2"'. Zu berechnen bleibt Sy:
1
Sy =
Vf+h22 1+ h
lsin 1r
7r
0
2 1 tv'1 + h 2 dt = - [- cos t]~ = -. 7r 7r
= 0
5.4. FLÄCHENINTEGRALE
5.4
185
Flächenintegrale
lt. Definitionen I 11. Flächen I Ein Flächenstück F im IR3 wird beschrieben durch eine stetig differenzierbare Funktion ($: G -+ IR3 (Parametrisierung) über einem Parametergebiet G ~ IR2 .
Ein Flächenstück heißt regulär, falls stets
. der von F 1st
u
k tor n~ =
ve
(jt
x
=/=
0 ist.
Die Flächennormale
Js X {jt . ~
11/Js X
Flächenstück Parametrisierung
~
Eine Fläche setzt sich aus regulären Flächenstücken zusammen. Die umgekehrt orientierte Fläche - F zu F erhält man, wenn man die Orientierung herumdreht. Dazu muß man in der Berechnung von ii die Reihenfolge der Parameter s und t vertauschen oder einfach ii durch -ii ersetzen.
Flächennormale Fläche
12. Flächenintegrale I Es gibt zwei Grundtypen von Flächenintegralen: • Nicht orientierte Flächenintegrale,
I f(T)
do
F
Der Integrand ist eine auf der Fläche definierte reellwertige Funktion. Anwendungen sind Flächeninhalte und -Schwerpunkte. • Orientierte Flächenintegrale,
I v( f')
dö
F
Der Integrand ist ein auf der Fläche definiertes Vektorfeld, d.i. eine auf der Fläche definierte vektorwertige Funktion. Dieses Integral berechnet den Fluß des Vektorfeldes durch die Fläche F.
nicht orientiertes Flächenintegral orientiertes Flächenintegral
v
Anwendungen finden sich bei den Integralsätzen von Gauß und Stokes. In vielen Fällen hat man halbreguläre Flächenstücke: die Forderung l
halbreguläres Flächenstück
KAPITEL 5. MEHRDIMENSIONALE INTEGRATION
186
Beispiel 1: Die Kugel mit Kugelkoordinaten I
1~19 x ~'I' I= r 2 cos19 ist auf dem Nord- und Südpol der KugelnulL Da das nur auf dem Rand des Parameterbereichs (cp,19) E [0,2w] x [-rr/2, rr/2] der Fall ist, kann man Flächenintegrale ohne Einschränkung berechnen.
13. Schreibweisen I
geschlossene Fläche
Für Flächenintegrale (oder Oberflächenintegrale) gibt es einen Unzahl verschiedener Schreibweisen: oft schreibt man statt eines Integralzeichens zwei, manchmal steht der Name der Fläche FinKlammern darunter. Ist die Fläche F geschlossen, d.h. F berandet einen dreidimensionalen Körper und hat keine eigene Randkurve, üblich. statt so auch
f
j
Nicht orientierte Flächenintegrale:
j f(f) do = j f(x) do = j f dF = j f(a) da F
F
F
F
Der Integrand ist eine auf der Fläche definierte reelle Funktion. Orientierte Flächenintegrale:
JiJ(f) da= JiJ(x) dO = JiJ(f") ii da= Jv dw = j iJ(f') dF F
Integral einer 2-Form
F
F
F
Hat das Vektorfeld iJ die drei Komponenten P(x, y, z), Q(x, y, z) und R(x, y, z), so schreibt man das Flächenintegral auch als Integral einer 2-Form:
j [P dy dz + Q dz dx + R dx dy]
=
j [P dy /1. dz + Q dz /1. dx + R dx /1. dy] F
F
Vektorfeld
F
Der Integrand ist ein auf der Fläche definiertes Vektorfeld.
j2. Berechnungj
11. Parametrisierung von Flächen I Wichtig: Bei der Beschreibung kommt es auf die Reihenfolge der Parameter s und t an! Wenn mau s und t vertauscht, kehrt sich die Orientierung der Fläche, d.h. die Richtung der Flächennormalen um. • Ist die Fläche F schon in der Form
gegeben, so hat man bereits eine Parametrisierung. Für die konkrete Bereclmung muß man allerdings noch das Parametergebiet G ~ JR.2 nach den in Abschnitt 2 beschriebenen Methoden beschreiben.
187
5.4. FLÄCHENINTEGRALE
• Ist die Fläche der Graph einer FUnktion z = f(x, y) über dem Gebiet G in der x-y-Ebene, so verwendet man
Graph
: ) , ~(x,y)= ( f(x,y)
• z
z Z2
Drehflächen oder Rotationsflächen um die z-Achse lassen sich gut in Zylinderkoordinaten beschreiben:
\
T= (rcoscp,rsincp,z)T
\
ZJ
Dazu verwendet man, daß für cp = 0 die r- Werte genau die positiven xWerte sind. Man ersetzt also im Schnittbild die positiven x-Werte durch r und hat zwei Möglichkeiten: X
TJ
r2
T
- Man drückt die r- Werte durch z aus. Dann hat die Parametrisierung r(z) coscp) ~(cp,z) = ( r(z);incp , 0 ~ cp ~ 27r, ZJ ~ z ~ Z2· die Gestalt
r=
Das vektorielle Flächenelement ist dann
~"' x ~z
=
r(z) coscp) ( r(z)sincp mit I~"' x ~zl -r(z)r'(z)
=
r(z)Jl + (r'(z))2.
- Man drückt die z-Werte durch r bzw. x aus und hat die Paramctrisierung
r
=
~(r,cp) = (~~~::)
mit
z(r)
T1
~ r ~ r2, 0 ~ cp ~ 27r. Das
vektorielle Flächenelement ist dann
~r x ~"'
=
-rz'(r) cos cp) ( -rz'(~sincp mit
Diese Möglichkeit funktioniert allerdings nur dann, wenn es zu jedem r- Wert nur einen z- Wert gibt, also z.B. nicht bei einer Kugel. In diesem Fall muß man daher die Kugel in zwei Halbkugeln zerlegen. Die Reihenfolge der Parameter r, cp und z beachten!
Drehfläche, Rotationsfläche
KAPITEL 5. MEHRDIMENSIONALE INTEGRATION
188 Ebene
• Die Ebene durch die drei Punkte ä, die Parametrisierung
f' =
J(S, t) = a+ SÜ + tV, Js X Jt = Ü X V,
iJs x Jti = lü x VI = Dreieck Kugelteile
bund chat mit ü = b- ä und v = c- ä
( (ü · ü)(v · v)- (ü · v) 2 ) 'h
Die zwischen diesen drei Punkten liegende Dreiecksfläche wird durch den Parameterbereich 0 :::; s :::; 1, 0 :::; t :::; 1- s beschrieben. • Für die Parametrisierung von Kugeln und Teilen davon bieten sich Kugel(oberfiächen)koordinaten an. Man erhält sie, indem man in den Kugelkoordinaten die Variable r auf den festen Wert R setzt.
r= J(
R cos
Bei Verwendung von Kugelkoordinaten li erhält man entsprechend
f' = J({},
=
R cos
JtJ x J'P = R 2 (~~~: ::~:
!)
cos {} sin {}
= R sin {} r, ·
Die Reihenfolge von {} und
• Berandet die Fläche ein dreidimensionales Volumen (also einen Körper), so wird die Fläche in der Regel so orientiert, daß die Flächennormale nach außen zeigt (äußere Flächennormale). In jedem Fall erhält man den Flächennormalenvektor
n durch n = Js X Jt iJs X Jti.
Zeigt die Flächennormale in die falsche Richtung, gibt es zwei Möglichkeiten:
• entweder vertauscht man die Reihenfolge der Parameter bei der Beschreibung der Fläche. Dann dreht sich wegen des Kreuzprodukts die Richtung der Flächennormalen um. • oder man integriert über die falsch orientierte Fläche. Bei nicht orientierten Flächenintegralen ändert das nichts, bei orientierten verwendet man die Regel J_F dö = - fF dö.
v
v
5.4. FLÄCHENINTEGRALE
189 nicht orientierte Flächenintegrale
12. nicht orientierte Flächenintegrale I Die Berechnung geht in drei Schritten vor sich:
CD
Parametrisierung der Fläche F als
®
I f(f')do
= II f(($(s,t)) 1($. x ($tldsdt
F
G
Das zu berechnende Integral enthält also das Produkt der Funktion f, worin für die Variablen x, y und z die Komponenten von ($ eingesetzt wurden, mit dem Betrag des Kreuzprodukts der Ableitungen von ($ nach s und t. Diese reelle Funktion wird über das Gebiet G integriert.
®
Ausrechnen des Integrals
lä x bl 2 = (ä · ä)(b · b)
Wegen der Lagrangeschen Identität man die Abkürzungen
E = ($. · ($.,
F = ($. · ;jt und G =
- (ä · b) 2 verwendet
Lagrangesche Identität
;jt • ;jt
Man ersetzt die Berechnung des Kreuzprodukts durch die von Skalarprodukten, wobei man sich in der Regel nicht so leicht verrechnet. Eine andere Schreibweise erhält man, wenn man de(nx~s~t:)a)g des Kreuzprodukts ausschreibt und dabei die Bezeichnungen ($(s, t) =
y(s, t) z(s, t)
verwendet:
I f(f')do= II J({$(s,t))VEG-F 2 dsdt F
G
=I f(x(s, t), y(s, t), z(s, t)) \
I
xy..
G
Xt Yt
12
+I
Xs Zs
Xt Zt
12
+I
Ys Zs
Yt Zt
12 ds dt
IRechenregeln I Rechenregeln
I f(f) do = I f(f) do, F
-F
I
f(f) do =I f(f) do +I f(f) do
~+~
~
~
I (f(f) + g(f)) do =I f(f') do +I g(f) do,
I af(f) do = a I f(f) do
F
F
F
F
F
KAPITEL 5. MEHRDIMENSIONALE INTEGRATION
190
IFlächeninhalt und -schwerpunkt I Flächeninhalt, Schwerpunkt
Der Flächeninhalt der Fläche F ist gegeben durch
Voh(F) = JL(F) = I(F)
=I
1 do
F
Vorgegeben ist eine Massendichte p(f') auf der Fläche F (normalerweise p = 1). Dann lassen sich die Koordinaten des Schwerpunkts§= (Sz, Sy, Sz)T berechnen durch
Sx =
JL(~)
f
x do für p = 1
Die anderen Koordinaten werden analog berechnet, indem x durch die anderen Variablen ersetzt wird. Eine kurze Formel für den Schwerpunkt erhält man, wenn man das Ganze vektorwertig schreibt. In der folgenden Formel ist das zweite Integral vektorwertig und muß nach der Grundregel komponentenweise berechnet werden.
§ = - 1- lrpdo
f
F
pdo
F
Achtung! Diese Schwerpunktformeln stimmen nur in kartesischen Koordinaten! Guldinsche Regel
Es gilt die Guldinsche Regel:
IInhalt einer Drehfläche = Kurvenlänge x Weg des Schwerpunkts. Für den Inhalt von Rotationsflächen gilt: Ist die Randkurve in der Form r = r(z) für z 1 Flächeninhalt
~
z
~
z2 gegeben, so ist der
I r(z)Jl + (r'(z))2 dz. Z2
JL(F) = 21r
Zl
Beispiel 2: Fläche und Schwerpunkt der Achtelkugeloberfläche A x 2 + y 2 + z 2 = 1, x, y, z ~ 0 In Kugelkoordinaten hat die Achtelkugel A mit Radius r = 1 die Darstellung ;f(cp, iJ)
( ~~~~~~::) sm i)
Mit
X
mit 0
~ cp ~ "'/2, 0 ~ iJ ~ "'/2.
I;f.., x iPul = cos iJ erhält man
191
5.4. FLÄCHENINTEGRALE
Bei der Berechnung des Schwerpunkts S = (Sx, Sy, Sz) gilt aus Symmetriegründen sicher Sx = Sy = Sz. Da beim Einsetzen von z kein cp dazukommt, ist die Berechnung von Sz am einfachsten:
Die Achtelkugeloberfläche A hat also die Schwerpunktskoordinaten ( ~,
~, ~) .
j3. orientierte Flächenintegrale I orientiertes Flächenintegral
Die Berechnung geht in drei Schritten vor sich:
CD
Parametrisierung der Fläche F als
I v(f')do= II v(C$(s,t)) ·(Ci. x Cit) dsdt F
G
Das zu berechnende Integral enthält also das Skalarprodukt des Vektorfeldes v, worin für die Variablen x, y und z die Komponenten von($ eingesetzt wurden, mit dem Kreuzprodukt der Ableitungen von($ nach s und t. Diese reelle Funktion wird über das Gebiet G integriert.
@ Ausrechnen des Integrals Eine andere Schreibweise erhält man, wenn man das Kreuzprodukts ausschreibt
t)) (x(s, y(s, t)
v=
(P(x, y, z))
Q(x, y, z) verz(s, t) R(x, y, z) wendet. Das ist wirklich nur eine andere Schreibweise und keine andere Art der Berechnung. und dabei die Bezeichnungen {i(s, t) =
I v(r) do I (PI =
F
G
xy.. xt Yt
I+ Q I
x. Zs
und
;: I) dsdt
KAPITEL 5. MEHRDIMENSIONALE INTEGRATION
192
IRechenregeln I Rechenregeln
I v(T) da=- I v(T) dO I (v(T) + w(f')) da= I v(T) da+ I w(T) da, I o:v(r) da= 1v(T) da -F
F
o:
F
F
F
Bei,piel 3, De' Fluß d"' Vektorleldc' fl
F
F
~(
':f)
dmch den Zylindermantel
Z = {x 2 + y 2 = 4, 0 ~ z ~ 2}.
z
CD
Die Fläche ist der Mantel eines Zylinders um die z-Achse mit Radius 2. Da es sich um eine Drehfläche handelt, ist die Parametrisierung einfach: es ist für alle z-Werte r(z) = 2. Man entnimmt der Zusammenstellung auf Seite 187
(]) Jetzt wird die Parametrisierung eingesetzt:-
I (2:;) da= f j (4z :i2~ cp)cp · (; ~~: :) dzdcp 2rr 2 I I cp + cp) dz dcp
Z
X
(2z 2 cos
4 COS
0
8z sin 2
®
Beim Ausrechnen verwendet man die Regel von S. 166 und kann den ersten Summanden weglassen.
1 2
=8
"
sin 2 cpdcp
1 2
z=O
1y- 1 sin2cp ) 12rr . z 212 =8·7r·2=167r. zdz=8· ( 2 0 20 4
5.4. FLÄCHENINTEGRALE
193
14. Umrechnung I orientiert --+ nicht orientiert Man zerlegt den iJ mit ii:
d~Anteil
in ii do und bildet das Skalarprodukt des Vektorfeldes
orientiert --+ nicht orientiert
1iJ( n dö 1(iJ( n .n) do =
F
F
nicht orientiert --+ orientiert Der Integrand wird mit dem Flächennormalenvektor ii multipliziert:
I fdo F
n·n=l I (J ii) · (Cfs x Cft) ds dt = I f ii dö G
F
1J(f') do = 1(J(f') . F
n) dö
F
Beispiel 4: Umwandlung des Integrals aus Beispiel 3 Der Flächennormalenvektor läßt sich der Skizze entnehmen oder durch Normierung von
($.
x Cft berechnen: ii = ( cos
I iJdö= I z z
(x)t .Damit ist
(2~y) ·~ (~)0 do =Iz ~(xz2 + 2y z) do. x 2
2
Will man dieses Integral (das in Beispiel 5 noch einmal ausgewertet wird) zurückverwandeln, erhält man
nicht orientiert --+ orientiert
KAPITEL 5. MEHRDIMENSIONALE INTEGRATION
194
Das ist nicht das Ausgangsintegral, da aus v beim zweimaligen Ersetzen des Integranden (vii)ii wurde, also die Projektion von v auf ii, vgl. KapitelLS. Nimmt man wieder die Parametrisierung wie in Beispiel 3, erhält man unter Benutzung der Regel auf Seite 166
[ ~ (~:;,y~':) 1
=4
j j 2rr
2
1
=
2rr
dO
(4z 2 cos 2 cp + 16z cos cp sin 2 cp) (2 cos cp) 4z 2 cos cp sin cp + 16z sin3 cp · 2 sin cp dz dcp 0 0
2
4 j j (8z
2
cos 3 cp + 32z cos 2 cp sin 2 cp + 8z 2 cos cp sin 2 cp + 32z sin 4 cp) dz dcp
=8
2
j (cos cp+sin cp)sin cpdcp j zdz=8·rr·2= 16rr. 2
2
2
z=O
13. Beispiele I Weitere Beispiele zu orientierten Flächenintegralen in Abschnitt 5 Beispiel 5: Das Integral aus Beispiel 4:
j ~(xz 2 + 2y z) do 2
z Aus der Rechnung bei Beispiel 3 liest man ab
j 21 (xz
2rr
2
2
j j (2coscp·z
+2y 2 z)do=
Z
1;.., x ;zl = 2. Damit wird 2
+2·4sin2 cp·z)dzdcp
j
2
2sin 2 cpdcp·
j
4zdz=2rr·8=16rr.
z=O
Beispiel 6: Oberfläche der Kugelkappe K Die Oberfläche der Kugelkappe wird auf drei Arten berechnet. z z R z zo
x = v'R2- z2
R
zo Ro x
Ro x
195
5.4. FLÄCHENINTEGRALE
Bei der Beschreibung der Oberfläche (damit ist hier der Teil der Oberfläche auf der Kugel gemeint, also ohne die Kreisfläche an der Unterseite) wird auf die Beschreibung des Volumens in Beispiel 7 in Abschnitt 2 zurückgegriffen.
Berechnung als Drehfläche Der Skizze entnimmt man die Parametrisierung der Schnittkurve der Kugelkappe mit der x-z-Ebene für positive x: x = .../R 2 - z 2 für z0 :::; z :::; R. Daraus erhält man eine Parametrisierung in Zylinderkoordinaten: mit r(z) = .../R2 - z 2 wird
Damit ist 21r
J.L(K)
=
R
II
Rdzdcp
= R · 21r(R- z0 ) = 21rR(R- z0 ).
Berechnung in Kugeloberflächenkoordinaten Bei den vorne beschriebenen Kugelkoordinaten muß man den Bereich des Winkels iJ bestimmen. Aus der Skizze entnimmt man den minimalen Wert von iJ aus dem rechtwinkige Dreieck mit den Ecken Ursprung, (Ro, 0) und (Ro, z0 ): es ist z0 = R sin iJ 0 . Damit hat man die Beschreibung der Kugelkappe
r= ~(cp,iJ) =
R cos cp cos iJ) ( Rsinv:cosiJ
mit 0:::; cp:::; 21r und arcsin
~:::; iJ:::; ~·
RsmiJ Der Übersicht zu Beginn des Abschnitts entnimmt man 1~'1' x ~.?I = R 2 cos iJ. Damit wird die Oberfläche berechnet:
J.L( K)
"h
I I 211"
R 2 cos {} diJ dcp •ofR
Berechnung in kartesischen Koordinaten Zur Abkürzung wird Ro =
JR
2 -
zZ
gesetzt.
Aus Beispiel 7 in Abschnitt 2 übernimmt man die Beschreibung des Grundkreises:
KAPITEL 5. MEHRDIMENSIONALE INTEGRATION
196
Der z- Wert auf der Oberfläche ist der maximale Wert des oben bestimmten Bereichs z0 ::; z ::; R 2 - x 2 - y 2, also z = f (x, y) = R 2 - x 2 - y 2.
J
J
Der Übersicht zu Anfang dieses Abschnitts entnimmt man, daß das Flächenelement bei einer Darstellung der Fläche als Graph gegeben ist durch 14>'x x 1>'YI = · /1 + J'; + J2. Y Aus fx V schließlich
~
IrPx
X
=
-x
.jR2 _ x2 _ y2 und fx
x2 I ~ r/;y I = ~ 1 + R2 _ x2 _ y2
+ fl2
_
=
-y
man · .jR2 _ x2 _ y2 erhält
y2 x2 _ y2
=
R .jR2 _ x2 _ y2 ·
Damit berechnet sich die Oberfläche als
R
J.L(K)
.jR~-x2
= / x=-Ro
I
.jR2
y=JR~-x2
-~2- y2 dydx
Auf den Rest der unerfreulichen Rechnung wird hier verzichtet.
Beispiel 7: Flächeninhalt eines Paraboloids z = x 2 + y 2, 0 < x 2 + y 2 < 1 z
X
Paraboloid
Schnittbild
Eine Parametrisierung dieser Drehfläche läßt sich wieder aus der Schnittkurve mit der x-z-Ebene für x :2: 0 herleiten. Diesmal wird die Rechnung einfacher, wenn man die zweite Möglichkeit nimmt: man drückt z durch x bzw. raus: z = r 2 • Das kann man direkt aus der Definition ablesen, wenn man y = 0 und r = .jx2 + y2 setzt. Genauso erhält man den Bereich für z als 0 < z ::; 1 und damit auch 0 ::; r ::; 1. Eine Parametrisierung des Paraboloids ist damit
r~ ,P(r,
mit 0
~ r ~ 1 uud 0 ~
Der Übersicht vorn auf Seite 187 entnimmt man weiter, daß das Flächenelement durch rJl + (z'(r)) 2 = rvl + 4r 2 gegeben ist. Damit ist die Oberfläche
11 1
0=
27r
r=O
1
rv1+4r 2 dcpdr=27r· 112 [v1+4r 23 L=~(s%-1).
197
5.5. INTEGRALSÄTZE
5.5
Integralsätze
Zu Beginn dieses Abschnitts wird eine Übersicht über die Integralsätze gegeben. Dazu werden zunächst die Voraussetzungen der Sätze aufgeführt. Alle diese Voraussetzungen sind bei beschränkten Gebieten in der Praxis stets erfüllt. Im zweiten Teil werden die einzelnen Sätze und ihre Anwendungen beschrieben.
11. Definitionen I Ist G ein Gebiet im !Rn, also eine offene zusammenhängende Menge, so besteht G, der Abschluß von G, aus G und seinem Rand 80. Ein Gebiet G ~ JR2 liegt schlicht über der x-Achse, wenn G eine Parametrisierung folgender Form hat:
G = {(x, y)J a::; x::; b, f(x) ::; y::; 9(x)},
schlicht über einer Achse
f und 9 stetig
Der Begiff "schlicht über der y-Achse" ist analog definiert. Liegt G schlicht über einer Achse, spricht man auch von einem Normalgebiet.
Normalgebiet
G ~ JR3 liegt schlicht über der x-y-Ebene, wenn es ein Gebiet G' im JR2 mit stückweise regulärer Randkurve und auf G' stetige Funktionen f und 9 gibt mit
schlicht über einer Ebene
G = {(x, y, z)l (x, y) I
E
G', f(x, y) ::; z::; 9(x, y)}.
Voraussetzungen für ·Sätze im ~R2 1
Bei den Sätzen von Gauß und Green benötigt man diese Situation:
G läßt sich in endlich viele Teilgebiete zerlegen, die schlicht über beiden Achsen liegen. Die Randkurve von G besteht auf endlich vielen stückweise regulären Kurven. I
Voraussetzungen für Sätze im ~R3 1
Analog zum zweidimensionalen Fall benötigt man für den Satz von Gauß: G läßt sich in endlich viele Teilgebiete zerlegen, die schlicht über allen drei Koordinatenebenen liegen. Der Rand von G besteht aus endlich vielen regulären Flächenstücken. Die Voraussetzungen für den Satz von Stokes beziehen sich auf eine Parametrisierung: es gibt ein Gebiet G ~ IR2 , das die Voraussetzungen des Satzes von Gauß (im li2 ) erfüllt, ($: G -+ IR2 ist die Parametrisierung einer Fläche F mit ($. x =f. Ö. Den Rand der Fläche F erhält man dann als Bild des Randes 8G.
it
Der Satz von Stokes läßt sich auch noch anwenden, wenn das Flächenstück halbregulär parametrisiert ist; d.h. wenn die Bedingung ($. x =f. Ö für (s, t)Werte auf dem Rand von G nicht erfüllt ist. (Wohl aber überall im Inneren!)
it
198
KAPITEL 5. MEHRDIMENSIONALE INTEGRATION
Die folgenden beiden Tabellen geben eine Übersicht über die Anwendungsmöglichkeiten der Integralsätze. Diese wandeln verschiedene Typen von Integralen ineinander um. Damit man einen Integralssatz anwenden kann, muß eine Bedingung erfüllt sein. In der Richtung von oben nach unten ist es jeweils eine Bedingung an das Integrationsgebiet (es muß "geschlossen" sein bzw. darf keinen Rand haben), von unten nach oben hat man eine Integrabilitätsbedingung an den Integranden. Übersichtstabelle über Integralsätze im ~3 Integralsätze im ~3
CD
J(b)- J(a)
Differenz von Funktionswerten Hauptsatz
I grad f di"
=
J(b) - f(a)
c
I iJ(f)
Integral eines Vektorfelds über Kurve
di"
c
I rot iJ dö I iJ di"
Satz von Stokes
=
F
®
8F
Fluß eines Vektorfelds durch Fläche, Flächenintegral
Satz von Gauß
I
div wd(x, y, z) =
a Volumenintegral
Iw
dö
aa
I b(x,
y, z) d(x, y, z)
G
U mwandlungsmöglichkeiten:
CD
-+ @geht immer, man verbindet a und und integriert grad f über C.
b durch
eine beliebige Kurve C
@ -+ @falls die Kurve C geschlossen ist und damit eine Fläche F berandet.
®
-+ @falls die Fläche F geschlossen ist und damit ein (dreidimensionales) Gebiet oder Volumen G berandet.
@ -+ @geht immer, z.B. mit iJ = (J b(x, y, z) dx, 0, 0) T. Alternative: Satz v. Green bzw. Greensehe Formel, siehe S. 208.
®
-+ @ falls es ein Vektorpotential zu falls divw
@ -+
w gibt. Auf sternförmigen Gebieten:
= 0 ist.
CD Falls es zu iJ ein Potential gibt, d.h falls iJ ein Gradientenfeld ist. Auf sternförmigen Gebieten: falls rot iJ = Öist.
5.5. INTEGRALSÄTZE
199
IBeispiel zur Benutzung der Tabelle I Hat man z.B. ein Integral eines Vektorfelds v über eine Kurve C gegeben, so kann man • den Hauptsatz anwenden, falls das Vektorfeld ein Gradientenfeld ist. Auf sternförmigen Gebieten reicht dazu die Integrabilitätsbedingung rot = Ö aus.
v
• den Satz von Stokes anwenden, wenn die Kurve C eine geschlossene Kurve ist. Dann kann man die Rotation des Vektorfelds über eine Fläche F integrieren, die die gegebene Kurve C als Randkurve hat (C = 8F). Trifft keine der Bedingungen zu, kann man das Integral nur direkt ausrechnen.
Übersichtstabelle über Integralsätze im IR2 Differenz von Funktionswerten Hauptsatz
J(b)- f(ä)
j grad f dr = J(b) -
f(ä)
c Integral eines Vektorfelds über Kurve
Jv(T) dr
c Satz von Gauß/Green
j(Qx- Py)d(x,y) = j vdr c
ac
j b(x, y) d(x, y)
Gebietsintegral
G
U mwandlungsmöglichkeiten: geht immer (wie im JR3 ). falls die Kurve C geschlossen ist und damit ein Gebiet G berandet. geht immer, z.B. mit dem Vektorfeld v = (P, Q) T mit P = 0 und Q = J b(x, y) dx. Alternative: Greensehe Formel, S. 204.
v
v
Falls es ein Potential zu gibt; d.h. falls ein Gradientenfeld ist. Auf sternförmigen Gebieten reicht für = (P, Q) T das Kriterium = Py aus.
Qx
v
Integralsätze im IR2
KAPITEL 5. MEHRDIMENSIONALE INTEGRATION
200
j2. J
Berechnung
J
Integralsätze in JR2 j
IHauptsatz für
Kurvenintegrale I
Hauptsatz für Kurvenintegrale
''
, -'
Ist C eine Kurve mit Anfangspunkt a und Endpunkt b und f eine stetig differenzierbare Funktion, so ist
C'
I
grad f(f') dr = J(b) - f(a).
c
a wegunabhängig
Gradientenfeld I ntegra bi Iitätsbedingung
grad f (f') kann man natürlich durch f' (f') ersetzen.
Ist C' eine zweite Kurve mit gleichem Anfangspunkt a und Endpunkt b, so ist grad f(r) dr, das Kurvenintegral ist also wegunabhängig. grad f(f') dr =
I
I
C
C'
Ein Kriterium dafür, daß ein gegebenes Vektorfeld iJ ein Gradientenfeld oder Potentialfeld ist, d.h. daß es ein Potential f gibt mit iJ = grad J, ist Integrabilitätsbedingung: Ist G sternförmiges Gebiet und gilt für das Vektorfeld iJ = (P, Q) T die Bedingung Py = Qx, so gibt es ein Potential J, das nach den Methoden von Kapitel 4.8 berechnet werden kann. Ist insbesondere iJ ein Potentialfeld und C eine geschlossene Kurve, ist
Beispiel I:
Ic (x22~Yy2 )
drmit der Kurve C = {(sint,t)IO:::;
f iJ di" = 0.
c
t:::; 21r}
Die Integrabilitätsbedingung ist erfüllt: mit P = 2xy und Q = x 2 - y 2 ist Py = 2x = Qx. Damit gibt es ein Potential f. Mit der Hinguckmethode aus Kapitel4.8 erkennt man, daß f(x,y) = x 2 y- ein Potential ist. Die Kurve C hat den Anfangspunkt (0, 0) und den Endpunkt (0, 21r). Damit ist
u;
I c
v(r) di" = J(o, 21r)- f(O, o) =
-~1r 3 .
Alternativ läßt sich das auch mit Hilfe der Wegunabhängigkeit des Integrals berechnen: statt über die komplizierte Kurve C zu integrieren, berechnet man das Integral über C' = { (0, t) I 0 :::; t :::; 21f}, also über das Stück der y-Achse zwischen
201
5.5. INTEGRALSÄTZE Anfangs- und Endpunkt. Aus
~(t) = (~), 0 ~ t ~ 211' und ~t =(~)folgt
I(Erster) Satz von Gauß, Divergenzsatz I Sei G ~ R2 ein Gebiet mit Randkurve C und äußerem Normalenvektor ii. v sei ein Vektorfeld.
1
1
C
G
v(f') ·fids =
divvd(x,y).
Eine andere Schreibweise für das Integral auf der linken Seite ist Abschnitt 3. Die Divergenz von
v = ( ~~)
ist div v =
fc v(f) dii, vgl.
:X v1 + gy v2 =
v 1.,
+ v2y.
In Anwendungen wird die Divergenz als Quellenstärke des Vektorfeldes betrachtet. Dann hat der Gaußsehe Satz die Interpretation Der Fluß des Vektorfelds durch die Randkurve des Gebiets ist gleich dem Integral der Quellstärke im Inneren. Ist insbesondere die Divergenz des Vektorfelds null, verschwindet das Integral über jede geschlossene Kurve.
3 Beispiel 2: Der Fluß von v(x, y) = ( ~ ) durch den Rand des Kreises mit Radius 2 um den Ursprung. y
Der Normalenvektor, der senkrecht auf der Kreislinie steht, hat dieselbe Richtung wie der Ortsvektor X
r = (~). Da dieser Vektor den Betrag zwei hat,
erhält man ii =
(Erster) Satz von Gauß Divergenzsatz
~ (~).
Den Kreis parametrisiert man natürlich wie in 5.3 mit ~(t)
t) und
( 22 cos sin t
Divergenz
KAPITEL 5. MEHRDIMENSIONALE INTEGRATION
202
ic;btl
= 2. Dann wird mit fcos 4 tdt = ~t+ ~sin2t+ f2-sin4t
Mit dem Gaußsehen Satz berechnet man div iJ = 3x 2 + 0 = 3x 2 und damit j v dfi = j 3x 2 d(x, y). Unter Verwendung von Polarkoordinaten ist dieses Inte-
c
K
gral
Satz von Green (Zweiter) Satz von Gauß
ISatz von Green oder
Zweiter Satz von Gauß
I
Sei G ~ IR2 ein Gebiet mit Randkurve C, P(x, y) und Q(x, y) seien stetig differenzierbare Funktionen. Dann ist jPdx+Qdy= j(Qx-Py)d(x,y). G
C
Mitv=
(~)
(~~) schreibtmandas auchals
=
j iJ(T)df'= j(v2x-v 1y)d(x,y). G
C
Beispiel 3: j (ex - y) dx + (sin y + x) dy. Dabei ist G das Gebiet zwischen 80
= 4.
den Graphen von y = x 2 und y
Die Randkurve C besteht aus den beiden Teilen C 1 und C 2 . Der Teil C 1 läßt sich parametrisieren
y=4
mit c;b(t)
=
(t;)
mit -2
~ t ~ 2.
Statt mit C2 läßt sich einfacher mit der Kurve -C2 arbeiten: c;b(t)
-2
=
(!)
mit -2
~ t ~ 2.
Beim Berechnen des entsprechenden Kurvenintegrals wird die Regel f = - f angewandt.
2
-C
C
Das Kurvenintegral berechnet sich nun als j Pdx C
+ Qdy =
j(Pdx + Qdy) C1
j (Pdx -C2
+ Qdy)
203
5.5. INTEGRALSÄTZE 2
2
1
[(et _ t 2 ) ·1
1
+ (sint2 + t)(2t)J dt-
-2
[(et- 4) ·1 + (sin4 + t). oJ dt
-2
I
2
(et- t 2 + 2t sin t 2 + 2t2 - et
t3
2
+ 4) dt = [3 -
cos t 2 + 4t] _2
-2
16
+ 16 =
3
64
3
Mit dem zweiten Satz von Gauß erhält man Py = -1 und Qx = 1 und damit I Pdx+Qdy
I(Qx-Py)d(x,y)= 1(1-(-1))d(x,y)
c
G
G 2
I
4
2
I
2 dy dx
= I
x=-2 y=x2
8 - 2x 2 dx
x=-2
[sx- ~x3)~2 = 32- 332 = 634. ISektorformell
Sektorformel
Im Spezialfall Q = ~ und P = -~ erhält man Qx- Py = 1. Damit läßt sich die Fläche des Gebiets als Integral über die Randkurve berechnen: Vol (G) =
1
.
2I
xdy- ydx.
c
Natürlich kann man auch andere Vektorfelder mit dieser Eigenschaft verwenden, z.B. Q = x und P = 0 oder Q = 0 und P = -y. Beispiel 4: Der Flächeninhalt des Gebiets G aus Beispiel 3. Mit den oben angegebenen Parametrisierungen erhält man 2Vol (G)
=
l(xdy- ydx) G,
I (xdy- ydx) -G2
1[(t. 2t- e. 1)- (-4. 1)] dt 2
-2 2
I e+
-2
und damit Vol (G) = 332 .
4 dt
t3
2
64
= [+ 4t] -2 = -. 3 3
KAPITEL 5. MEHRDIMENSIONALE INTEGRATION
204
ISatz von Green, Greensehe Formell Greensehe Formel Satz von Green
Sei G ~ JR2 ein Gebiet mit Randkurve C und äußerem Normalenvektor fi, g und h seien zweimal stetig differenzierbare Funktionen. Dann ist
j (g ~~ - h ~~) ds = j (g !lh- h !lg) d(x, y). C
G
Dabei ist ß der Laplaccoperator, !lf =
f:~;x + jyy und 88n~ die Richtungsableitung
. R"lC11tung n, ~ a1SO 889~ = grad g · n. ~ von g lll n
Es ist
Ia ~~
ds der Fluß des Vektorfeldes gradg durch die Kurve C, also
J~~
ds =
c Spezialfälle
Jgradgdfi.
c
Zwei Spezialfälle: Für h(x, y)
=1 ist J~~
J!lg d(x, y).
ds =
C
G
Ist g eine harmonische F\mktion, also !lg = 0, so ist
J~~ ds
= 0.
c Beispiel 5: Das Integral von 9 = x2
~~ über den Rand R des Einheitskreises [(für
+ y2.
Genau wie in Beispiel2 ist der Normalenvektor im Punkt (x, y) des Einheitskreises
x 2 + y2
= 1 wieder fi = ( ~) . Daraus folgt
;~ = gradg · fi = (2x, 2y) (~) Damit ist
J;~ R
ds
=
J2
ds
= 2x2 + 2y 2 = 2.
= 2 · 27r = 47r.
R
Andererseits ist !lg = 2 + 2 = 4 und
J!lgd(x,y) = 4Vol (I<)= 47r. K
5.5. INTEGRALSÄTZE
205
IIntegralsätze in R3 l IHauptsatz für Kurvenintegrale I Dieser Satz lautet wörtlich gleich wie im JR2 • Ist C eine Kurve mit Anfangspunkt ä und Endpunkt bund f eine stetig differenzierbare Funktion von JR3 nach IR, so ist
Hauptsatz für Kurvenintegrale
I gradf(f')dr= f(b)- f(ä).
I
I I I
c
Statt gradf(T) kann man auch f'(r) schreiben. Ist C' eine zweite Kurve mit gleichem Anfangspunkt ä und Endpunkt b, so ist grad f (f' ) dr = grad f (r ) dr, das Kurvenintegral ist also wegunabhängig.
I
I
C
C'
Ein Kriterium dafür, daß ein gegebenes Vektorfeld Potentialfeld ist, d.h. daß es ein Potential f gibt mit
v ein Gradientenfeld v = grad f, ist
oder
Integrabilitätsbedingung: Ist G sternförmiges Gebiet und hat das Vektorfeld R., und Q., = Py, so gibt es ein Potential J, das nach den Methoden von Kapitel 4.8 berechnet werden kann.
v= (P,Q,R)T die Eigenschaft rotv= Ö, d.h. Ry = Qz, Pz =
Ist insbesondere v ein Potentialfeld und C eine geschlossene Kurve, ist
Jvdr =
c
0.
Das folgt auch aus dem Satz von Stokes, da sich das Integral über die Kurve als das Integral der Rotation über irgendeine in diese Kurve eingespannte Fläche schreiben läßt, mit rot grad f = Ö. Beispiel 6:
I vdr
C ist dabei die Strecke vom Ursprung nach (1, 1, 1r) und
c
vdas Vektorfeld
v= (yzsinxyz, xzsinxyz, xysinxyz)T
Es ist rotv = Ö:
rotv
v= (:") gY fz
(p) Q =
(!)
(yzsinxyz) xzs~nxyz R gz xysmxyz 2 (x sinxyz + x yz cosxyz) - (x sin xyz + x 2yz cos xyz)) ( (y sinxyz + xy 2z cosxyz) - (y sin xyz + xy 2z cos xyz) (zsinxyz + xyz 2 cosxyz)- (zsinxyz + xyz 2 cosxyz)
'\1 x
x
gY
x
=0
lntegrabilitätsbedingung
KAPITEL 5. MEHRDIMENSIONALE INTEGRATION
206
Daher gibt es ein Potential zu v. Nach der Hinguckmethode findet man eine Stammfunktion f(x, y, z) = - cos xyz. Damit berechnet man das Integral als
I v(f') G
ISatz von
dr =
I
grad f(f') dr = !(1, 1, 7r) - f(O, 0, 0) = - cos 1T + 1 = 2.
G
Gauß, Divergenzsatz [
Satz von Gauß Divergenzsatz
Sei G c JR3 ein Gebiet mit Randfläche F und äußeren Flächennormalenvektor ii. v sei ein Vektorfeld. Dann ist
I v(f') F
Zu den Sätzen von Gauß und Green. Das Gebiet G ist hier das Innere des Ellipsoids, die Fläche F die sichtbare Oberfläche.
dö =
I
div V d(x, y, z).
G
Das Integral auf der linken Seite läßt sich v(f') · ii do schreiben. Die Diverauch als
Ir,
genz von v = (P, Q, R) T ist div v = Px +Qy+
Rz.
Wie im zweidimensionalen Fall läßt auch hier die Divergenz eine Interpretation als Quellstärke zu. Dann lautet der Gaußsehe Satz Der Fluß des Vektorfelds durch die Randfläche des Gebiets ist gleich dem Integral der Quellstärke im Inneren. Ist insbesondere die Divergenz des Vektorfelds null, verschwindet das Integral über jede geschlossene Oberfläche. Alternativ läßt sich das aus dem Satz von Stokes folgern, da ein Vektorfeld mit Divergenz null ein Vektorpotential hat. Das bedeutet, daß sich das Vektorfeld v in der Form v = rot w schreiben läßt. Der Satz von Stokes sagt dann, daß sich das Oberflächenintegral von in ein Integral von w über die Randkurve umformen läßt. Da es keine Randkurve gibt, ist das Integral null.
v
Es gilt das Analogon zur Sektorformel im IR2 : Volumenberechnung
Das Vohunen eines Gebiets läßt sich durch den Fluß eines Vektorfelds mit Divergenzeinsdurch die Oberfläche bestimmen, z.B. = k(x, z) T oder = (x, 0, 0) T usw.
v
Vol (G)
y,
~ ~! G) dO ~ ! (~) dO
v
5.5. INTEGRALSÄTZE
Beispiel 7,
n.,
207
Fluß des Vektodclds f1
~ ( 2~y) dmch die Obccfiäche des
Einheitswürfels 0 ::; x, y, z ::; 1.
Die Oberfläche F des Würfels W besteht aus den sechs Flächen F 1 bis F6 • Da sich die Flächennormalen geometrisch gut ermitteln lassen, berechnet man hier das Flußintegral in der Form J ii do. Am übersichtlichsten schreibt man das Ganze als Tabelle auf:
v·
v
Fläche
Parametrisierung
F1
0 ::; X :S 1, 0 :S y :S 1, Z = 0
(0,0,-1)T
F2
0 ::; X ::; 1, 0::; y ::; 1, Z = 1
(0,0,1)T
F3
0::; X::; 1, 0::;
Z::;
0, y = 0
F4
0 :S X ::; 1, 0 :S
Z ::;
ii
v·n
(x 2 , 2xy, 0) T
0
(x 2 ,
2xy, 1) T
1
(0,-1,0)T
(x 2 ,0,z)T
0
0, y = 1
(0, 1,0)T
(x 2 ,2x,z)T
2x
Fs
0::; y::; 1, 0::; z::; 1,x = 0
(-1,0,0)T
(O,O,z)T
0
F6
0 ::; y :S 1, 0 ::;
(1,0,0)T
(1,2y,z)T
1
Z ::;
1, X= 1
Es bleiben also noch drei Integrale zu berechnen:
I
v ii do +
F2
I
v ii do +
F4
1
1
1
1 1 1 dy dx + 1 x=Oy=O
=
1+
I
v ii do
F6
1
1 2x dz dx
x=Oz=O
1
+
1
1 1 1 dz dy y=Oz=O
[x J: + 1 = 3. 2
Will man den Satz von Gauß anwenden, berechnet man die Divergenz von . -- 8{)xx 2 +ay {) 2xy+azz{) - 2x+ 2x+ 1 -- 4x+. 1 d1vv1
lvdö= ldivvd(x,y,z)= F
W
1
JI
1
1(4x+1)dzdydx=[2x2 +x]:=3.
x=O y=O z=O
v:
KAPITEL 5. MEHRDIMENSIONALE INTEGRATION
208 J
Satz von Green, Greensehe Formel
Satz von Green, Greensehe Formell
Sei G
~
!Ra ein Gebiet mit Randfläche F und äußerem Flächennormalenvektor
ii, 9 und h seien zweimal stetig differenzierbare Funktionen. Dann ist
I
(9:~- h;~) do= I(9D.h- hD.9)d(x,y,z). G
F
Dabei ist D. der Laplaceoperator, D.f = fxx ableitung von 9 in Richtung ii, also Spezialfälle
+ /yy + fzz
und
;~
die Richtungs-
;~ = grad9 · ii.
Wie im IR2 erhält man die Spezialfälle Für h(x,y,z)
= 1 ist
I grad9do= I
;~do =I D.9d(x,y,z) G
F
F
Ist 9 eine harmonische Funktion, also D.9 = 0, so ist I grad 9 do = I
Beispiel 8: Das Integral I
;~ do mit 9(x, y, z) =
;~ do =
0.
F
F
2xay und dem Würfel W
aw
aus dem vorigen Beispiel. Eine direkte Rechnung mit grad9 = (6x 2 y, 2x3 , 0) und der Parametrisierung von oben ergibt, daß das Produkt grad9 · ii auf F6 den Wert 6y, auf Fa -2xa und auf F4 2xa ergibt. Da sich die Integrale über Fa und F4 gegenseitig aufheben (es handelt sich um nichtorientierte Integrale über denselben x-z-Bereich), bleibt zu berechnen
Mit dem Satz von Green berechnet man D.9 = 12xy + 0 + 0 = 12xy
und damit 1
8
1
a~do= 1
F
W
D.9d(x,y,z)=
1
1
11112xydzdydx=3[x 2 J~ [y 2 J~=3. x=Oy=Oz=O
209
5.5. INTEGRALSÄTZE
ISatz von Stokes I Der Satz von Stokes wandelt ein Flächenintegral JF rot vdö und ein Kurvenintegral fc v dr ineinander um. C ist dabei der (orientierte) Rand der (orientierten) Fläche F.
L
rot vdö =
Satz von Stokes
fc vdi"
Das Flächenintegral und das Kurvenintegral (beide orientiert) können in den verschiedenen in 5.3 und 5.4 aufgeführten Schreibweisen geschrieben werden. Umgangssprachlich formuliert bedeutet der Satz von Stokes Der Fluß der Rotation des Vektorfelds durch die Fläche ist gleich der Zirkulation des Vektorfelds längs der Randkurve. • Ist ein Oberflächenintegral
J wdö gegeben,
so läßt es sich in ein Integral
F
über die Randkurve umschreiben, falls es ein Vektorpotential v zu wgibt, d.h. ein Vektorfeld v mit rot v = w. Das ist auf sternfönnigen Gebieten dann der Fall, wenn die Integrabilitätsbedingung div w= 0 erfüllt ist, vgl. Kapitel 4.8. • Ist im Randkurvenintegral v ein Potentialfeld, d.h. v = grad f, so ist wegen rot grad f = 0 auch rot v = 0 und damit sind beide Integrale null. Alternative Begründung in einfach zusammenhängenden oder sternfönnigen Gebieten: Das Integral eines Gradienten über eine geschlossene Kurve ist null. • Ist die Fläche F Randfläche eines Volumens G (dann ist es eine geschlossene Fläche und es gibt keine Randkurve), so ist das Kurvenintegral null und damit das Flächenintegral natürlich auch. Alternative Begründung: Nach dem Satz von Gauß läßt sich das Flächenintegral in das Volumenintegral fadivrotvd(x,y,z) umschreiben und wegen div rot v = 0 ist das VolumenintegralnulL • Ist F' eine andere Fläche mit derselben Randkurve C, so ist
r rotvdö= }pr rotvdö JF' d.h. es ist egal, über welche Fläche integriert wird, solange die Randkurve gleich bleibt. Das ist analog zur Wegunabhängigkeit von Integralen von Potentialfeldern.
Integrabilitäts-
bedingung
KAPITEL 5. MEHRDIMENSIONALE INTEGRATION
210
• Liegt die Fläche ganz in der x-y-Ebene und zeigt der Flächennormalenvektor in Richtung der positiven z-Achse, so geht der Satz von Stokes in den zweiten Satz von Gauß (oder Satz von Green) über.
IOrientierung von Fläche und Randkurve I Orientierung von Fläche und Randkurve
Da sowohl das Oberflächenintegral wie auch das Integral über die Randkurve orientiert sind, muß man die Orientiernagen der beiden Integrale aneinander· anpassen. Dazu gibt es 3 Möglichkeiten: • geometrisch: Zeigt der Flächennormalenvektor auf den Betrachter, so muß der Rand linksherum durchlaufen werden, also soherum, daß die Fläche in Durchlaufrichtung auf der linken Seite liegt. :sKJ,zZJlenGen Paraboloid soll der Flächennormalenvektor ii nach außen zeigen. Dann blickt man "von oben" auf das Flächenstück am Rand und sieht, daß der Durchlaufsinn wie in der Skizze gewählt werden muß.
'" <
Man kann sich das so merken: wenn eine Fläche im IR2 liegt, ist es klar, wie ihre Randkurve durchlaufen werden muß, nämlich so, daß die Fläche stets links liegt. Dabei betrachtet man die Fläche "von oben", d.h. aus der Richtung der positiven z-Achse, und da das Kreuzprodukt der ersten beiden Koordinateneinheitsvektoren den dritten ergibt (el X e2 = e3), zeigt auch der Flächennormalenvektor auf den Betrachter. 3-Finger-Regel
• 3-Finger-Regel: M
Zeigt der Daumen der linken Hand in Richtung der Flächennormalen, der Zeigefinger den Rand in der richtigen Orientierung entlang, so. liegt der Mittelfinger in der Tangentialebene der Fläche und zeigt aus der Fläche heraus.
Vorsicht! Verletzungsgefahr! Natürlich läßt sich diese Regel auch für die rechte Hand formulieren und abändern, indem man die Reihenfolge der Finger zyklisch vertauscht, z.B. für die rechte Hand: Daumen aus der Fläche nach außen, Zeigefinger den Rand entlang und Mittelfinger in Richtung der Flächennormalen. Welche der Regeln man verwendet, ist eine Frage des Geschmacks und der Beweglichkeit des Handgelenks.
211
5.5. INTEGRALSÄTZE • aus der Parametrisierung
I
I
I
- - - r - - - r - - -,- - -
---T---I---,--I
I
I
- - - -'- - - .1 - - - L I I I
D s
Die betrachtete Fläche (oder das Flächenstiick) F hat eine Parametrisierung über einem Gebiet G ~ 1~.2, also eine Darstellung r = i(s, t), (s, t) E G. wobei s und t x Die Flächennormale ii hat dann die Richtung von in dieser Reihenfolge genommen werden. Die Randkurve C von F ist dann das Bild der Randkurve D von G in der ( s, t )-Ebene unter (oder ein Teil davon) und "erbt" so die Orientierung von D, die G so umläuft, daß G stets links liegt.
i. it, i
Beispiel 9:
j (~;)
dr, wobei C die Randkurve des durch z = x 2
+ y2,
c
3z 0 ::::; z ::::; 1 beschriebenen Paraboloids P ist. Die Flächennormale zeigt von der z-Achse weg.
r
1
t.p
r cos
Eine Parametrisierung ist
i( cp, r) = ( r s~~ cp
mit 0 ::::;
Der Flächennormalenvektor hat dann die Richtung von
cp : : ; 27r und
icp x ir =
0 ::::; r ::::; 1.
2r 2 cos cp) ( 2r 2~~n cp
.
Daß dieser Vektor wie gefordert nach außen zeigt, sieht man daran, daß die x-und y-Koordinaten positive Vielfache von x bzw. y sind und somit von der z-Achse wegzeigen. Andere Argumentation: die z-Komponente ist - wie in der Skizze negativ.
KAPITEL 5. MEHRDIMENSIONALE INTEGRATION
212
Der Rand des Parametergebiets G besteht aus D 1 bis D4 und wird wie in der Skizze durchlaufen. Um die Kur~en C 1 bis C4 zu erhalten, bildet man die Kurven D1 bis D 4 mit ~ab: • Auf D1 ist r = 0 und das Bild C 1 von D1 besteht nur aus dem Nullpunkt. • Auf D 2 ist von D 2 :
(
tp
= 211" und r steigt von null nach 1. Aus der Parametrisierung
~g?)
=
e;)
mit 0 ::::; t ::::; 1 erhält man durch Einsetzen in
eine Parametrisierung von C2: r(t)
= ~(tp(t), r(t)) =
cos 211") ( t) (ttsi~ 211" = ~
• D 3 hat die Parametrisierung ( ~g?) =
mit t E [0, 1)
e1r 1- t) mit tE [0, 27r]. Daher hat
C3 die Parametrisierung cos(27r- t))
~(tp(t),r(t))= ( sin(2~-t)
• D 4 hat die Parametrisierung (
~f:?)
=
( cos t ) -s;nt mit t E [0, 21r].
= (1
~ t)
mit
t E [0, 1]. Daher hat
C4 die Parametrisierung (1-t)cosO) ( 1-t) r(t) = ~(
vdr =
-j-C v dr anwenden. Eine Parametrisierung von -C erhält man über eine 4
von -D4: mit (
~g?)
=
tcosO)
~(tp(t), r(t)) = ( ts;~o
(~)
=
(
und t E [0, 1] hat man für -C4
t) und sieht, daß -C = C ist.
~
4
2
Natürlich braucht man über C1 nicht zu integrieren, da wegen ~t = Ödas Ergebnis auf alle Fälle null ist. Der Skizze entnimmt man, daß C2 = -C4 ist. Daher darf man auch diese beiden Integrale weglassen, da es sich um orientierte Integrale handelt. "In Wirklichkeit" besteht der Rand des Paraboloids nur aus 0 3 und man braucht nicht die Parametrisierungen der anderen Kurven berechnen. Falls man aber keine Anschauung über das Aussehen der Fläche hat, kann man mit dieser Methode auf alle Fälle das Integral über die Randkurve berechnen.
5.5. INTEGRALSÄTZE
J(yz) z dr = J
2" ( -
sin
o
3
2
c
3z
213
1
t) (- cos sin t) t dt = j (sin t- cos t) dt = 27T
.
2
-
0
1r.
0
Nach dem Satz von Stokes läßt sich das Integral über die Randkurve C in ein Integral über die Fläche P verwandeln: es ist v dr = rot v do. Dazu wird
v
j
j
c
p
zunächst die Rotation von bestimmt. Eine Parametrisierung von P und das vektorielle Oberflächenelement ist oben bereits berechnet worde11.
Damit läßt sich der Fluß von rot
[
~
v durch die Fläche P berechnen:
LL ('~~~) ·(;~:~~:;) dcd~ 21r
I
j j (-4r cos
3
sin 2
cp=Or=O
=
2"
j (- 54 cos
cp=O 7r
=
7r
0+2+2=7r.
13. Beispiele I Beispiel 10: Die Zirkulation des Vektorfelds v(T) = ( kurve C des durch y
= x2
und y
=x
Dieses Kurvenintegral wurde in Beispiel 4 in Abschnitt 3 bereits berechnet. Um den zweiten Satz von Gauß anwenden zu können, schreibt man das Integral in der Form y dx-x dy. Jetzt sieht man,
!!_x)
längs der Rand-
begrenzten Gebiets. y 1
j
c
daß es sich bis auf den Faktor -2 um die Sektorformel handelt.
1 X
KAPITEL 5. MEHRDIMENSIONALE INTEGRATION
214 Man hat also
Beispiel 11: Das Integral von
g(x,y) = excosy.
~[}__
un
über den Rand R des Einheitskreises K für
Der Normalenvektor im Punkt (x, y) des Einbei tskreises x 2 + y 2 = 1 ist ii = (
~) .
Es ist !:!.g = a+~ = ex cosy+ex(- cosy) = 0. Das bedeutet, daß g harmonisch ist (kein Wunder, g ist der Realteil der holomorphen Funktion ez, vgl. Kapitel 7). Damit ist J !:l.g d(x, y) = 0. K
Zur Berechnung des Randintegrals verwendet man die Standardparametrisierung des Kreises {j(t) = (
I ~~ ds = I
~~~
n
mit 0
~ t ~ 21!'. Dann ist mit l
27T
R
ecos t( cos
t cos(sin t) - sin t sin(sin t)) dt
= [ecos t sin(sin t)] ~" = 0.
0
Dabei wurde die Stammfunktion durch die Methode "geniales Raten" bestimmt. Beispiel 12: Anwendung des Satzes von Stokes Von der nebenstehenden Fläche F sei lediglich bekannt, daß ihre Randkurve C der Kreis x 2 + y 2 = R 2 in der
,)· i::: :~egral
:;~~:.::·~'t( 3:.~::h~' st
des Vektorfelds
x1
F sei so orientiert, daß der Normalenvektor nach außen zeigt, d.h. für den obersten Punkt in Richtung der positiven z-Achse zeigt. Diese Aufgabe läßt sich mit dem Satz von Stokes so lösen:
CD
Wie man direkt sieht, ist div w= 0 und daher existiert ein Vektorpotential iJ zu w, also ein Vektorfeld iJ mit rot iJ = w.
, 215
5.5. INTEGRALSÄTZE
@ Nach dem Satz von Stokes wird das Flächenintegral in ein Integral über die Randkurve C umgewandelt. C ist dann so orientiert wie ein Kreis in der xy-Ebene, d.h. C wird linksherum durchlaufen, wenn man aus der positiven z-Richtung auf die x-y-Ebene blickt.
I
wdö=
F
®
I
I
rotvdö=
F
vdr
C
Die Randkurve C berandet auch die Kreisfläche/(: x 2 + y 2 ~ R 2 , z = 0. Daher läßt sich noch einmal der Satz von Stokes anwenden:
I ii = I dr
C
rot iJ dö =
K
I
w dö
K
Die Orientierung der Kreisfläche ist dann so, daß der Normalenvektor der Einheitsvektor in positive z-Richtung ist. Die Orientierung kann man auch so erhalten, daß man sich die Fläche F als eine in die Randkurve C eingespannte Gummifläche vorstellt und dann das Gummi mitsamt dem Normalenvektor so verformt, daß man die Kreisfläche /( erhält.
@ Eine Pammetdsiemng von K ist f' und 0
~
cp
~
~ ;f(r,
21r. Berechnung des vektoriellen Flächenelements:
;j,
X
;f,
~ (:~~)
X
(
~:~~~) ~
m
Das Kreuzprodukt zeigt in die richtige Richtung. Damit berechnet man das Integral von w über /(:
1
1
F
K
w dö =
w dö =
11 r R
z,.. (
7
r=O cp=O
** ) 7 COS
•
(0)o r
cp
R
dcp dr
=
2rr
II
r 8 cos 7 cp dcp
r=O cp=O
Dieses Integral ist null, da der Cosinus in einer ungeraden Potenz auftritt (vgl. S. 166). Ein * bedeutet, daß es nicht darauf ankommt, was au dieser Stelle steht, da der Ausdruck im Skalarprodukt ohnehin verschwindet. Grundlage für diese Rechnung war die Existenz eines Vektorpotentials zu Beispiel 13: Anwendung des Satzes von Stokes
Zu bffitimmen ist d"' Integcal des Vektodelds iJ
r= ;j(cp, {))
=
(~~~~~~:~) sm {)
mit 0
~ ( ~y) iibe< die dmch
~ cp ~ 1r und 0 ~ {) ~ ~
w.
KAPITEL 5. MEHRDIMENSIONALE INTEGRATION
216
gegebene Fläche F. Die Parametrisierung beschreibt das Viertel der Einheitskugel mit y ~ 0 und z ~ 0. z ~ ~ +-------------~ I
'
'
--- _,_- -·--,
G
1
I
I
'\
,
".
_:(.,.
I
I ,'
\
1
-----~---~---~----'
X
I,'
I
,'I I
y
Direkte Rechnung Da es sich um Kugelkoordinaten handelt, kann man das vektorielle Oberflächenelement aus der Tabelle in Abschnitt 6 entnehmen und erhält
j
l (- sin.~cosfJ) sm {)
;o=O t9=0
·
~) d{) dcp (~~::~~:: sm {) cos {)
Wh
I I( 1 7r
cos cp cos 2 {)
-
sin 2 cp cos3 {)
+ sin 2 {) cos {)) d{) dcp
1r1r ( - COS cp
4
7r
1 2.2 - - Slll cp + -) dcp 3
3
7r
0-3 + 3 = 0. Rechnung mit dem Satz von Stokes
w
Bei der Anwendung des Satzes von Stokes muß zunächst ein Vektorpotential zu bestimmt werden. Daß das überhaupt geht, folgt aus div = 0 - 1 + 1 = 0. Nach Kapitel 4.8 erhält man ein Vektorpotential = (w 1 , w2 , w3)T (mit f'o = Ö) durch
v
w
z
w1
= j(-y) dt0
z
y
I
v
Odt
= -yz,
w2
=-I
1 dt = -z und
0
0
Nach dem Satz von Stokes ist
Ivdo =I wdr, F
C
wobei C die Randkurve der Fläche F ist. Jetzt kann man wie in der Erläuterung vor Beispiel 9 ein Parametrisierung von C ermitteln und erhält die in der Skizze angegebenen Kurven C 1 bis C4 , wobei C3 wieder eine nur aus einem Punkt bestehende "entartete" Kurve ist.
217
5.5. INTEGRALSÄTZE Einfacher ist es, die
C1 ist durch
r=
Kurve(nc~:~)Skizze zu entnehmen: eine Parametrisierung von si~ t
~( t) =
mit 0 ~ t ~
1r
gegeben. Daß C1 den richtigen
Durchlaufsinn hat, entnimmt man entweder mit geometrischen Methoden oder rechte-Hand-Regelnder Skizze oder man sieht aus der Parametrisierung, daß C1 das Bild der Kurve D 1 im Parametergebiet ist und der Anfangspunkt der Punkt {1,0,0) und der Endpunkt der Punkt {-1,0,0) ist. Statt C2 bis C4 einzeln zu
parame(tr~~~e;)en, definiert man 6
r= ~(t) =
der Parametrisierung
mit 0 ~ t ~
_o
1r.
= -C2 - C3 - C4 mit
Dann ist
smt
(-yz) -z dr -J -z dr I (-yz) c
Ct
]
=
t=O
0
0
(-~nt) dt=O. (~) ·~tdt-] (-~nt): t 0 0
COS
t=O
Beispiel 14: Anwendung des Satzes von Gauß z
Gesucht ist Fluß des Vektorfelds
v=
(xy2) x~y
durch die
Oberfläche F des Zylinders Z mit Mittelachse z-Achse und Radius 4, der durch die Ebenen z = 0 und z = 3 begrenzt ist. Direkte Rechnung
v
Da in die z-Komponente null ist, ist der Fluß durch Deckel und Boden auch null {dort ist ja im Normalenvektor nur die z-Komponente ungleich null). Wie in Beispiel 3 in Abschnitt 4 parametrisiert man den Zylindermantel als
r~ ;$(
mit 0$
Das vektorielle Flächenelement ist laut Tabelle
do =
4coscp) ( 4 s~n cp dcp dz. Damit
erhält man
lvdo F
II 3
2.".
z=O cp=O
(64 sin2 cp cos cp) (4 cos cp) 64 sin cp cos 2 cp · 4 sin cp dcp dz 0
0
0$ z $3.
218
KAPITEL 5. MEHRDIMENSIONALE INTEGRATION 2"-
=
3. 512.
I
sin2
8
o
Mit dem Satz von Gauß Nach dem Satz von Gauß ist
1
1
F
Z
vdö=
divvd(x,y,z).
Mit div v = x 2 + y2 sieht man, daß hier das Trägheitsmoment des Zylinders bei Rotation um die z-Achse berechnet wird. Die Parametrisierung des Zylinders wird natürlich in Zylinderkoordinaten vorgenommen:
T = ;f(r,
r C~S
mit 0 ~ r ~ 4, 0 ~
z Damit erhält man 4
l(x 2
+ y2 ) d(x,y, z) =
2.-
4
3
III
r 2 • rdzd
~ ~~ · 21r · 3 =
38471".
r=O
Z
Beispiel 15: Anwendung des Satzes von Green Gegeben ist die Kurve
y
C = {(x,y)jx
= cost, y = sintcost}
t < ~mit-~< 2- - 2
Gesucht ist der Flächeninhalt des von der Kurve umschlossenen Gebiets G. Zunächst überzeugt man sich, daß die Randkurve positiv orientiert ist. Dazu skizziert man sich die Graphen von
X
!I (t)
= cos t
und h(t) = sin t cos t =
~ sin 2t
im Parameterbereich. Nun erkennt man, daß die X-Komponente von null nach eins steigt und -2 wieder zurückfällt, während die y-Komponente h(t) = cos(t) sin(t) erst negativ und dann positiv ist. Zur Flächenberechnung verwendet man die folgende Variante der Sektorformel: !IX 2
7r
tt(G) =
I c
"h
"h
xdy=
I
x(t)y(t)dt=
I cost (cos t-sin t)dt 2
-"h
-"h
t
t]
sin3 "h sin3 . [ sm t - -- - -3 -"h 3
2 = -.
3
2
5.6. ÜBERSICHT
5.6
219
Übersicht
In diesem Kapitel wurde versucht, die mehrdimensionale Integration in der nötigen Ausführlichkeit zu erklären. Da sich Ausführlichkeit und Übersichtlichkeit manchmal ausschließen, folgt hier eine tabellarische Zuammenfassung über die Methoden zur Beschreibung von Objekten des JR2 und JR3 •
Verzeichnis der parametrisierten Objekte im JR2 und JR 3 Objekt Allgemeiner Kegel Astroide Drehfläche Drehkörper Dreieck Ebene Ellipse Gebiet zwischen Graphen Kegel Kreis Kreisring Kugel Kugelabschnitt Kugelausschnitt Kugelkappe Kugelschicht Kurve Neilsche Parabel Normalgebiet Paraboloid Pyramide Quader Randfläche Randkurve Rechteck Schraubenkurve Strecke Torus Würfel Zylinder
Seiten 159 177, 178 187 158, 168 156, 188, 188 148 154, 176, 155, 165 156, 160, 147, 161, 152, 157, 157 157 157, 171, 157 200 183 154, 163 162, 211 161 149 188 175 146, 166 184 175 160, 168 149, 207 150, 157,
159
180, 175, 202, 187 175, 182, 201, 204 167, 170 186, 188, 190
194
192
KAPITEL 5. MEHRDIMENSIONALE INTEGRATION
220
IBeschreibung von Flächen I z
z
X
X
X
Kugeloberflächenkoordinaten II
K ugelo berflächenkoordinaten I
Drehfläche mit Schnittkurve in der x-z-Ebene für x ~ 0
Drehfläche aufS. 187
r=~(cp,z)=
r(z)coscp) ( r(z):incp
r(z) coscp) ( dö= ~cp x ~zdcpdz = r(z)sincp dcpdz -r(z)r'(z) do
=
r(z)jl +r'(z)2dcpdz
Drehfläche aufS. 187
r=
~(r, (::~::) cp) =
dö= ~r
X
-rz'(r) coscp) ( ~cpdrdcp = -rz'(;sincp drdcp
z(r) T1 :::; T :::; T2,
0 :::; cp :::; 27r
Kugeloberfläche aus S. 188 R cos cp cos iJ)
do = rJl + (z'(r)) 2dr dcp Kugelkoordinaten I mit r = R ....
....
2
cos cp cos 2
1J)
r= ~(cp,iJ) = ( RsincpcosiJ
M=~x~~~=R ( ~cpoo~iJ
Rsin 1J 7r 7r << {) -2 Ul < 27r , -0< 2_.,.._
do = R 2cos 1J dcp diJ
Kugeloberfläche aufS. 188
Kugelkoordinaten II mit r = R
f
= ~(iJ, cp) =
R cos cp sin iJ) ( Rsincp sin 1J
sin 1J cos'!?
cos cp sin 2
1J)
M=~X~~~=~ ( ~cp~iJ
RcosiJ 0 :::; {) :::; 7r, 0 :::; cp :::; 211"
~~
cos 1J sin 1J
do = R 2sin 1J diJ dcp
~~
5.6. ÜBERSICHT
221
Übersicht über Koordinatensysteme
IKoordinaten im JR3 j (x,y,z)
Z
I I
(x,y,z)
Z
z
I
I
(x,y,z)
z I
r
I
:z (x,y,O) X
X
CD
CD @
--rp
X
X
X
@und@ (Elliptische) Zylinderkoordinaten
Kartesische Koordinaten
®und@ Kugelkoordinaten I Elliptische Koord.
@ Kugelkoordinaten II
I Seite I
Definition
Bereiche
Volumenelement
149
r~ G)
xElR y E lR z E lR
dxdydz
(rcoo ~) r= rs~n
r;::::o
149
0 :::;
r dr d
z E lR
®
@
151
152
(rcoo ~coo ß) r = sin cos {) r
r=
0 :::;
rsm {)
-"/2:::; {):::; "/2
r cos {)
® ®
153
150
r=
r;::::o
~
(rcoo ~,;n ß) sin r
I
:z y : r'_:
( ra CO'~ CO'
ß)
r;::::o
0 :::;
r 2 sin {) dr d
o::;fJ::;w r;::::o
rbsin~cos{)
0 :::;
rcsm {)
-"/2:::; {):::; "/2
r= (raoo'~) rbs~n
r 2 cos {) dr dcp d{)
a b c r 2 cos {) dr d
r;::::o
0 :::;
a br dr d
KAPITEL 5. MEHRDIMENSIONALE INTEGRATION
222 I
Koordinaten im R2 1 Name
Definition
Bereiche
:)
xEIR
r= (
Kartesisch
146
Polarkoordinaten
146
r= I rc~s
0 ~
Elliptisch
148
r= I racos
0
y
Yo
Seite
y E IR r~O
r~O
r drd
(x,y)
I I I
b
I
Kartesische Koordinaten
< 211"
dxdy
y
(xo, Yo) Y ---------, y
Xo
~
Volumenelement
X
X
Polarkoordinaten
X
a x Elliptische Koordinaten
Bei elliptischen Koordinaten ist zu beachten, daß i.a. s =f; r und
Symbol- und Sachverz eichnis Ka(ä), 52 M, 52 8M, 52 Ka(ä), 52 o-Umgebung, 52
JL(F), 190 §, 174, 186
abgeschlossen, 52 abgeschlossene o-Kugel, 52 Ableitung, 60 Abschluß, 52 absolute Konvergenz, 41 Abstand, 51 allgemeiner Drehkörper, 158 allgemeiner Kegel, 159 analytisch, 88
0
M, 52
II j I, 51 II x II, 51 II X 111, 51 II X 112, 51 II X Jloo, 51 I X I, 51 K,
121
begleitendes Dreibein, 122 beschränkt, 53 bestimmtes Integral, 37 Betrag, 51 Binormalenvektor, 122 Bogenlänge, 177
p, 121, 122 T, 122 E, 125 F, 125 G, 125
~,59
Cauchyscher Hauptwert, 47
D;, 59
j, 59 grad f, 59 grad, 129 df, 69 fx, 59 fx,, 59 Hf, 91 I(F), 190 J Pdx + Qdy, 174
Darboux'scher Vektor, 122 Definitheit, 51 Determinantenbedingung, 107 Differential, 69 differenzierbar, 60 divergentes Integral, 41 Divergenz, 130 Divergenzsatz, 201, 206 Drehfläche, 187 Drehkörper, 158 Dreieck, 156, 159 Dreiecksungleichung, 51
c
J v(r)f(a) dr, J f(r)ds, 174
c
174
c
J[Pdyl\dz+Qdzl\dx +Rdxl\dy], 186
Ebene, 188 einfach zusammenhängend, 53 einfache Integrationsregeln, 5 Einheitswürfel, 149 Ellipsoid, 153 elliptische Integrale, 1
F
J v(r) dö, 186 F J J(r) do, 186 F
[F(x)J!, 37 Vol2(F), 190
223
224 elliptische Koordinaten, 148, 153 elliptische Zylinderkoordinaten, 150 Entwicklungspunkt, 83 erste Fundamentalform, 125 euklidische Norm, 51 Evolute, 121 Fehlerrechnung, 78 Fläche, 44, 185 Flächenberechnung, 44 Flächenelement, 167 Flächeninhalt, 190 Flächennormale, 185 Flächennormalenvektor, 124 Flächenstück, 185 Fluß eines Vektorfelds, 174, 185 Flußintegral, 183 Frenetsche Gleichungen, 121 Freuetsehen Formeln, 123 Fundamentalform, erste, 125 Funktionalmatrix, 60 Gebiet, 53 geränderte Matrix, 110 gerades Polynom, 13 geschlossene Fläche, 186 getrennt stetig, 54 gleichmäßig konvergente Integrale, 43 Gradient, 59, 129 Gradientenfeld, 129, 180 Greensehe Formel, 204, 208 Grundregel, 50 Guldinsche Regel, 168, 190 Höhenlinienmethoden, 98 halbreguläres Flächenstück, 185 harmonische Funktionen, 130 Hauptnormalenvektor, 122 Hauptsatz der Infinitesimalrechnung, 43 Hauptsatz für Kurvenintegrale, 200, 205 Hessematrix, 91 Hinguckmethode, 134, 136 Homogenität, 51 Hurwitz-Kriterium, 95 Inneres einer Menge, 52 Integrabilitätsbedingung, 200 isolierter Punkt, 53 Jacobimatrix, 60
SYMBOL- UND SACHVERZEICHNIS kartesische Koordinaten, 146, 149 Kegel, 155, 159 Kettenregel, 71 kompakt, 53 konservatives Kraftfeld, 129 konvergentes Integral, 41 Konvergenz, 51 konvex, 53 Koordinatenflächen, 148, 150 Koordinatenlinien, 145 Krümmung, 121, 122 Krümmungskreis, 121 Krümmungsradius, 121, ~22 Kreis, 156, 160 Kreisring, 161 Kugel, 152, 157 Kugelabschnitt, 157 Kugelausschnitt, 157 Kugelkappe, 157 Kugelkoordinaten, 151, 152 Kugelschicht, 157 Kurve, 119, 173 Kurve, normale, 119 Kurvenintegral, 173 Kurvenlänge, 176 Kurvenschwerpunkt, 178 Lagrangesche Identität, 189 Lagrangescher Multiplikator, 106 Laplace-Operator, 130 Leibniz'sche Regel, 43 Limes, 54 Linienintegral, 173 lokal invertierbar, 69 Masse, 169 Maximumsnorm, 51 Nahla-Operator , 83 negative Kurve, 175 Norm, 51 normale Kurve, 119 Normalebene, 123 Normalenvektor, 119, 173 Normalgebiet, 163, 197 Nullmenge, 163 Oberflächenintegral, 186 offen, 52
225
SYMBOL- UND SACHVERZEICHNIS offene o-Kugel, 52 Oktant, 149 Paraboloid, 162 Parameterintegra l, 42 Parametrisierung, 119, 173 partiell differenzierbar, 59 partiell stetig, 54 partielle Integration, 2, 37 Polarkoordinaten, 146, 161 Polynom in zwei Variablen, 13 Potential, 129, 180 Potentialfunktion, 130 Potentialfeld, 129 Produktintegrati on, 2 punktsymmetrisch, 13 Pyramide, 161 Quader, 149 Quadranten, 146 Quadratische Ergänzung, 97 quellenfrei, 130 Quellenstärke, 130 Rand, 52 Randkurve, 175 rationale Funktion, 13 Rechteck, 146 reguläre Kurve, 119, 173 rektifizierende Ebene, 123 Restglied, 83 Richtungsableitung, 60 Rotation, 129 Rotationsfläche, 187 Rotor, 129 Satz über implizite Funktionen, 70 Satz über inverse Funktionen, 69 Satz von Gauß, 201, 202, 206 Satz von Green, 202, 204, 208 Satz von Schwarz, 62 Satz von Stokes, 209 Satz von Weierstraß, 57 schlicht über einer Achse, 197 schlicht über einer Ebene, 197 Schmiegebene, 123 Schraubenkurve, 184 Schwarz, Satz von, 62 Schwerpunkt, 169
Sektorformel, 203 singulär, 40 · Singularität, 40 Skalarfeld, 129 stückweise reguläre Kurve, 173 Stammfunktion, 2, 129 sternförmig, 53 stetig, 54 Substitutionsregel, 2, 38, 166 Supremumsnorm, 51 Tangenteneinheitsvektor, 12 2 Tangentialebene, 125 Tangentialvektor, 119, 173 Taylorformel, 83 Taylorpolynom, 83 Torsion, 122 Torus, 160 total differenzierbar, 60 Trägheitsmoment, 169 Transformationsformel, 166 Umgebung, 52 Umkehrsatz, 69 uneigentliches Integral, 40 ungerades Polynom, 13 unvollständige Integration, 2 Vektorfeld, 129, 174, 186 Vektorpotential, 129 Vergleichskriterium, 41 verschobene Polarkoordinaten, 161 vollständig differenzierbar, 59 Volumenelement, 167 wegunabhängig, 200 Weierstraß, Satz von , 57 Windung, 122 wirbelfrei, 129, 136 Wirbelstärke, 129 zentralsymmetrisch, 142 Zirkulation, 174 zusammenhängend, 53 Zylinder, 150, 157 Zylinderkoordinaten, 149
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